Gesammelte Werke: BAND 20 Briefwechsel IV (1853-1861)
 9783050067995, 9783050019550

Table of contents :
Vorbemerkung
1853–1855
1856–1858
1859–1860
1861
Untersuchungen und Erläuterungen
Literaturverzeichnis
Namenverzeichnis
Sachverzeichnis
Korrespondenzverzeichnis

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LUDWIG FEUERBACH Gesammelte Werke 20

LUDWIG FEUERBACH GESAMMELTE W E R K E

HERAUSGEGEBEN VON DER

BERLIN-BRANDENBURGISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN DURCH

WERNER SCHUFFENHAUER

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LUDWIG FEUERBACH

Briefwechsel IV (1853-1861)

BEARBEITET VON

WERNER SCHUFFENHAUER EDITH VOIGT (f) • MANUELA KÖPPE

AKADEMIE VERLAG

Dieser Band wurde durch die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung im Akademienprogramm mit M i t teln des Bundes (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie) und des Landes Berlin (Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur) gefördert. BERLIN-BRANDENBURGISCHE A K A D E M I E DER W I S S E N S C H A F T E N LUDWIG FEUERBACH GESAMMELTE W E R K E Begründet von Werner Schuffenhauer K O M M I S S I O N F Ü R DIE FEUERBACH-GESAMTAUSGABE Herfried Münkler (Vorsitzender) Alfred Schmidt • Erich Thies Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Feuerbach, Ludwig: Gesammelte Werke / Ludwig Feuerbach. Hrsg. von Werner Schuffenhauer. - Berlin : Akad. Verl. ISBN 3-05-000251-4 NE: Schuffenhauer, Werner [Hrsg.]; Feuerbach, Ludwig: [Sammlung] 20. Briefwechsel. - 4. (1853-1861) / [bearb. von Werner Schuffenhauer . . . ] . - 1996 ISBN 3-05-001955-7 © Akademie Verlag G m b H , Berlin 1996 Der Akademie Verlag ist ein Unternehmen der VCH-Verlagsgruppe. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier. Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form - durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren - reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. Druck: G A M Media G m b H , Berlin Bindung: Verlagsbuchbinderei Mikolai G m b H , Berlin Printed in the Federal Republic of Germany

Briefwechsel IV

Vorbemerkung

In den Bänden 17 bis 21 der Gesammelten Werke Ludwig Feuerbachs wird der Briefwechsel des Philosophen veröffentlicht. Unsere Edition erfaßt chronologisch nach der jeweiligen Datierung sämtliche bislang aufgefundenen Korrespondenzen von und an Feuerbach, einschließlich der im Auftrag erfolgten; sie werden in ungekürztem Wortlaut nach der handschriftlichen Überlieferung bzw., wo eine solche nicht nachweisbar war, nach dem jeweils zuverlässigsten Druck wiedergegeben. Zur Editionsgeschichte des Briefwechsels und zu den allgemeinen Prinzipien unserer Edition sei auf unser Vorwort zu den Gesammelten Werken Ludwig Feuerbachs (im folgenden: GW) in Band 1 unserer Ausgabe, S. XXXVI-XXXVÜI und S. XLVII f., verwiesen. Band 17 (Briefwechsel I) bietet die Korrespondenzen der Jahre 1817-1839, Band 18 (Briefwechsel II) umfaßt den Zeitraum von 1840-1844 und Band 19 (Briefwechsel III) von 1845 bis zum Ausgang der bürgerlich-demokratischen Revolution in Deutschland 1848-1852. Der vorliegende Band setzt mit 1853 ein und überspannt das Jahrzehnt bis Ende 1861; er korrespondiert hinsichtlich der Publikationstätigkeit Feuerbachs mit Band 7 („Theogonie nach den Quellen des klassischen, hebräischen und christlichen Altertums") und Band 11 (Kleinere Schriften IV: 1851-1866). Die Korrespondenzen des vorliegenden Bandes gehören dem ersten Jahrzehnt eines sehr widerspruchsvollen und in den einzelnen deutschen Ländern unterschiedlich verlaufenden Umbruchs an. Die zunächst vorherrschende offene Restauration und Repression unmittelbar nach der gescheiterten bürgerlich-demokratischen Revolution wurde mehr und mehr durch einen Scheinkonstitutionalismus abgelöst, der - mit Legitimitätsanspruch und nicht weniger rigoros - die Interessen der Herrschenden und Privilegierten bediente und durch Verfolgung aller kritischen und aufbegehrenden VII

Regungen das öffentliche Leben normierte. Anderseits vollzog sich in diesem Jahrzehnt in weiten Bereichen Deutschlands, besonders in Preußen, ein mächtiger industrieller und wirtschaftlicher Aufschwung, einschließlich der Kapitalisierung der Landwirtschaft, darunter des Großgrundbesitzes in den ostelbischen Gebieten. Die 1857 von den Vereinigten Staaten ausgehende erste Weltwirtschaftskrise, die über England vor allem nach Norddeutschland hineinwirkte, vermochte diese Aufwärtsentwicklung nur kurzzeitig abzubremsen. Die von der industriellen Prosperität und einem Aufschwung des Handels ausgehenden Änderungsimpulse bewirkten ein Erstarken des Liberalismus und das Wiederaufkommen nationaler Bestrebungen. Wandlungen in der Innenpolitik Preußens, Bayerns und Badens verhießen schließlich den Anbruch einer liberalen, einer „Neuen Ära". Die Veränderung der traditionellen Mächtekonstellationen unter den europäischen Großmächten im Ergebnis bonapartistischer Machtexpansion, Rußlands Niederlage im Krimkrieg 1856 und der Schwächung Österreichs durch den oberitalienischen Krieg von 1859 - die ihrerseits den Sieg der italienischen Nationalbewegung forderte - , begünstigten diese Tendenzen. Die Gründung des „Deutschen Nationalvereins" im Herbst 1859 signalisierte das gewachsene Bedürfnis nach der Schaffung eines einheitlichen deutschen Nationalstaats, nachdem vor allem Preußen den Zollverein zur Beförderung der wirtschaftlichen Entwicklung und ökonomischer Stärkung zu nutzen gewußt hatte; zugleich artikulierte sich die zunehmende Polarisierung der Interessengegensätze in dieser historisch anstehenden Frage. In bezug auf Feuerbachs Wirksamkeit kann man den Zeitabschnitt von 1853 bis 1861 fuglich als das Jahrzehnt der „Theogonie" bezeichnen. Bereits nach der Veröffentlichung der 1848/49 in Heidelberg gehaltenen „Vorlesungen über das Wesen der Religion" trug sich Feuerbach mit einer abschließenden Gesamtdarstellung seiner Religionsauffassung, die nun aber gegenüber dem „Wesen des Christentums" (1841 - vgl. GW 5) und den „Vorlesungen über das Wesen der Religion" (1852 - vgl. GW 6 ) ausschließlich an religionsgeschichtlichem Material der griechischen Antike, des alten Orients und des frühen Christentums orientiert sein sollte. Dieser Rückzug auf Geschichte und Mythologie resultierte aus seinen Erfahrungen der Revolutionsniederlage und dem Abscheu der politischen Gegenwart gegenüber, die zunächst ein Bild der Revanche und Repression, eines restaurierten bürokratiVIII

sehen, halbfeudalen Obrigkeitsregimes und neuerlicher Verkirchlichung des öffentlichen Lebens bot. Nachdem alle Aussichten und Hoffnungen auf eine Anstellung und gesicherte Lebensstellung aufgegeben werden mußten, war Feuerbach wieder ganz auf Bruckberg, seinen geliebten und vielgerühmten dörflich-herrschaftlichen „Musensitz", verwiesen. Durch Eigentumsanteil der Gattin hatte seine Familie hier wenigstens freie Wohnung. Doch die Bruckberger Idylle erwies sich zunehmend als trügerisch. Während allmählich die obrigkeitliche Observation des Briefwechsels und von Besuchen im abgelegenen Dorfe nachließen (Brief 758), bereiteten die familiären Bindungen an die dem Schloß Bruckberg zugehörende Porzellanmanufaktur in wachsendem Maße Beunruhigung und Sorge um die zukünftige Existenz. Im Gefolge partieller wirtschaftlicher Depression, einseitiger Abhängigkeit vom damals noch Habsburg zugehörigen Triest als nächsterreichbarem Zugang zum Orient-Handel und einer vom Ertrag unabhängigen hohen Zinslast in Gestalt eines Leibrentenvertrags für einen mitbesitzenden Bankier, hielt sich das Bruckberger Unternehmen fortan nur noch am Rande wirtschaftlichem Ruins, und mehrmals mußten die spärlichen eigenen Finanzmittel für den Fortbestand der Fabrik bereitgestellt werden. Das Jahr 1853 begann für Feuerbach mit einer herben Enttäuschung: Die unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Bruckberg geleistete aufopferungsvolle Arbeit zur Herausgabe des väterlichen Nachlasses - „Anselm Ritter von Feuerbach's Leben und Wirken aus seinen ungedruckten Briefen und Tagebüchern, Vorträgen und Denkschriften veröffentlicht von seinem Sohne Ludwig Feuerbach. Zwei Bände, Leipzig 1852" (vgl. GW 12) - trug keinerlei Gewinn ein; auch eine erweiterte zweite Auflage (1853) erwies sich als Mißerfolg. Mit um so größerer Energie stürzte er sich in die Arbeit an einer neuen religionsphilosophischen Abhandlung. Diese forderte ihm aber - entgegen ursprünglichen Vorstellungen - eine sehr intensive philologisch-philosophische Kleinarbeit ab; ihre Vollendung verzögerte sich über Jahre, wobei vor allem die ständige Büchernot (vgl. Briefe 801, 825 und 830) und die Abgelegenheit Bruckbergs von großen wissenschaftlichen Bibliotheken immer wieder zu Unterbrechungen führte. Erst Ende März/Anfang April 1857 konnte Feuerbach seinem Verleger das vollendete Manuskript des neuen Werkes übersenden (vgl. Brief 834). Knapp ein Vierteljahr später erschien es als Band 9 seiner

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„Sämmtlichen Werke" unter dem Titel „Theogonie nach den Quellen des classischen, hebräischen und christlichen Alterthums" (vgl. GW 7). Die „Theogonie" nannte Feuerbach, ungeachtet des immensen Aufwands an philologischer Gelehrsamkeit, seine „einfachste, vollendetste, reifste Schrift". In ihr habe er sein ganzes geistiges Leben von Anfang bis Ende reproduziert. Aber, anstelle früherer ausgedehnter philosophischer Reflexion habe er hier das Resultat seiner religionsgeschichtlichen und -philosophischen Untersuchungen, frei von allem Schulzwang, „in der Form unmittelbarer, in sich seliger Gewißheit" ausgeprochen (Brief 912). Die in früheren Werken herausgearbeiteten Elemente seiner Religionsphilosophie, die Deutung religiöser Phänomene als psychischgeistige Transsubstantiation von Gattungseigenschaften und Bedürfhissen in einer den Menschen vom Menschen entfremdenden Welt, werden hier folgerichtig zu der allgemeinsten und zugleich radikalsten Aussage erweitert und fortentwickelt: „Der Wunsch ist die Urerscheinung der Götter." „In jedem Wunsch steckt ein Gott, aber auch in und hinter jedem Gott nur ein Wunsch." „Der Wunsch ist der Ursprung der Götter, der Wunsch der Ursprung, das Grundwesen, das Prinzip der Religion." (Vgl. GW 7, S. 28, 33, 77.) Das dritte große religionsphilosophische Hauptwerk Feuerbachs fand unter den Zeitgenossen kaum Beachtung. Für ehemalige Mitstreiter aus der junghegelschen Schule und vormärzlichen Oppositionsbewegung, wie A. Rüge oder M. Heß, die zur „Theogonie" Stellung bezogen, war das Werk eher Anlaß zur Selbstdarstellung und -rechtfertigung als zu einer substantiellen Würdigung. In einer Stellungnahme zu Feuerbachs Schrift im Rahmen einer Artikelserie „Der deutsche Humanismus" in der Hamburger Zeitschrift „Das Jahrhundert" (No. 44: „2. Ludwig Feuerbach: Theogonie.") würdigte M. Heß Feuerbachs besondere Bedeutung für die Entwicklung einer humanistischen, sozialistisch-kommunistischen Theorie oder des später von M. Heß und anderen vertretenen „wahren Sozialismus" und kleinbürgerlichen Humanismus. Er nannte Feuerbach einen großen Humanisten, einen zweiten Luther, der „aus einer alten in eine neue Welt- und Lebensanschauung" geführt habe. Zur „Theogonie" führte er aus: „Seit Strauß hat kein deutscher Denker sich's so sauer werden lassen wie Feuerbach, seiner gediegenen und gereiften Lebensanschauung Geltung zu verschaffen. Mehr als in irgend einer seiner früheren

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Schriften finden sich in diesem neuesten Werke Feuerbachs ausgedehnte Gelehrsamkeit, scharfsinnige Exegese und feine psychologische Bemerkungen verbunden mit der einfachsten und eindringlichsten Sprache." Heß machte sich die Grundaussage der „Theogonie" zu eigen: Der Wunsch ist „das Urphänomen der Religion" (vgl. GW 7, S. 31) und verwies insbesondere auf von Feuerbach beleuchtete rechts- und sozial-philosophische Aspekte dieser Auffassung. Dennoch glaubte er in gewisser doktrinärer Manier, Feuerbach ein Abstrahieren von den jeweiligen natürlichen und sozialen Beziehungen der Menschen, die das religiöse Phänomen prägen, vorwerfen zu müssen: „Das Gesetz der Gegenseitigkeit und Solidarität der menschlichen Schicksale ... wird bei Feuerbach auf den dunklen Herzenstrieb der Selbstliebe reduziert." In summa: „Der deutsche Humanismus ist der Übergang aus der philosophischen Spekulation ins Leben, in die positive Wissenschaft der natürlichen und sozialen Ökonomie." Der Feuerbachsche Humanismus vermochte so nur der „'Anfangswunsch' des erwachten Deutschlands" zu sein. In dem von R. Prutz in Leipzig herausgegebenen „Deutschen Museum" hatte der junge Feuerbach-Anhänger H. Benecke das Erscheinen des Werkes signalisiert; endlich habe der Philosoph von Bruckberg sein jahrelanges Schweigen gebrochen, nachdem vor nicht langer Zeit in verschiedenen Blättern schon die Mitteilung kursierte, er sei längst „von einem höhern Richter" abberufen worden (vgl. Briefe 821, 822). Zehn Monate später nahm A. Rüge in diesem Organ das Erscheinen der „Theogonie" zum Anlaß einer allgemeiner gehaltenen Stellungnahme in „Briefen über Ludwig Feuerbach und seine Theogonie" (Juni bis August 1858). Dabei widmete er dem Werke selbst weniger Aufmerksamkeit als der Vorgeschichte und den ersten Ausbildungen der Feuerbachschen Religionsphilosophie. In Ruges Verständnis bestand Feuerbachs theologiekritische und religionsphilosophische Leistung, die an die bedeutenden Leistungen der Aufklärungsphilosophie anknüpfte und über Hegel und D. F. Strauß hinausführte, vor allem in der im „Wesen des Christentums" entwikkelten Methode einer „phänomenologischen", rein empirischen, unparteiisch-objektiven Betrachtung des Religiösen. Bereits im „Wesen des Christentums" fand er das Fazit der neuen Schrift Feuerbachs ausgesprochen: „Gott ist die Liebe, die unsere Wünsche, unsere Gemüthsbedürfnisse befriedigt. Er ist der realisierte Wunsch des Herzens, der zur Gewißheit seiner Erfüllung, seiner

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Realität, zur zweifellosen Gewißheit, vor der kein Widerspruch des Verstandes, kein Einwand der Erfahrung, der Außenwelt besteht, gesteigerte Wunsch." (Vgl. GW 5, S. 219.) Danach stand für Rüge fest, worin sich eine Verkennung der eigenständigen, fortentwickelten religionsphilosophischen Position der „Theogonie" ausdrückte: „Dieser Satz ist das Thema der Theogonie. Die Theogonie gibt die Variationen zu diesem Thema und sehr schöne Variationen sind es, die an alle die vorzüglichsten Erinnerungen aus dem Alterthum anknüpfen und einen Sinn hineinbringen, der jeden erfreuen muß, dem die Lust des Denkens nicht verloren gegangen ist." (A. Rüge, a. a. O., Dritter Brief, S. 246.) Im Kontext solcher Betrachtungen versagte es sich Rüge nicht, sich belehrend über das - nach seiner Ansicht - überzogen kritische Verhältnis Feuerbachs zur Hegeischen Philosophie und zum deutschen Idealismus überhaupt zu verbreiten, über die vermeintliche Distanz des Philosophen gegenüber Politik und Geschichte und sein angebliches Verharren in bloßen konstitutionellen Vorstellungen während der 48er Bewegung. Auch konnte sich Rüge nicht enthalten, Feuerbach seine Voten für den philosophischen Materialismus und seine gelegentlichen Sympathieerklärungen für den Sozialismus und Kommunismus in den vierziger Jahren vorzuhalten. In diesen Fragen bestand seit Mitte der vierziger Jahre, nach dem Abschwenken Ruges von radikalen, revolutionärdemokratischen Positionen, eine prinzipielle Differenz zwischen Rüge und Feuerbach, die hier öffentlich gemacht wurde. In diese z. T. abschätzige, nach Feuerbachs Worten, ihn und sein Werk „gänzlich verkennende" Beurteilung (Brief 898, vgl. auch Brief 912), mag Ruges Enttäuschung mit eingeflossen sein, daß Feuerbach die ihm angetragene Mitwirkung an einer Fortsetzung der im vormärzlichen Deutschland stark beachteten „Deutschen Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst", die er von London aus betrieb, abschlägig beschieden hatte (vgl. Briefe 832, 834). W. Bolin, der spätere Feuerbach-Biograph und -Herausgeber, der als Jüngling zur Zeit des Erscheinens der „Theogonie" Feuerbachs Bekanntschaft suchte (Brief 844) und fortan einer der regsten Briefpartner Feuerbachs war, hat in späteren Jahren die „Theogonie" in einer dem Werke wahrhaft gerecht werdenden Weise charakterisiert: „Theogonie bedeutet Götterentstehung. Es handelt sich um die Erklärung der Vorstellungsgebilde, welche den Kern aller Religionen bilden. Alle Religion als solche hat zunächst praktische Bedeutung, bezieht sich auf die unmittelbare, XII

das menschliche Wohl und Wehe in sich begreifende Wirklichkeit, welche als von höheren Mächten bedingt und geleitet angenommen wird. Was liegt diesen allen Religionen gemeinsamen Vorstellungsgebilden zu Grunde? ist, bleibt damit unerklärt.... Der Wunsch in dem... Sinne des unbedingte Befriedigung heischenden Glückseligkeitstriebes, der das eigene beschränkte Können durch ihm geneigt vorgestellte Allmachtsgestalten ergänzt, ist der Schlüssel, mit dem das Räthsel der Religion, in welcher Gestalt es sich auch zeige, welches Gebiet menschlicher Beziehungen es auch betreffe, unfehlbar löst. Im Glauben, im Gebet wie im Wunder, in der Noth wie bei Furcht und Hoffen, in der Liebe wie im Haß und Zorn, beim Eid und beim Fluch, bei der Berufung auf das Gewissen wie bei Recht und Strafe, beim Cultus wie bei den dazu gehörigen Bräuchen und Symbolen, allüberall ist es das Wünschen, welches als Ausdruck menschlicher Selbstbejahung allen entgegenstehenden Hindernissen gegenüber behauptet. Der ganze Inhalt der religiösen Vorstellungen, möge er als wissenschaftlich fixirter für heidnische Mythe, als obligatorischer Glaube für höchste Wahrheit gelten, bezieht sich immerdar auf die menschliche Glückseligkeit, zu deren Verwirklichung ebenso die Göttervielheit als die eine Gottheit mit ihren himmlichen Heerschaaren und Heiligen als daseiend angenommen werden. Gebilde der Phantasie sind jene wie diese, aber einer Phantasietätigkeit, die in der Natur des Wünschens selbst wurzelt, da jeder Wunsch als solcher, jedes Wollen bei eventuellem oder dem Einzelnen unüberwindlichen Nichtkönnen, die Form eines Phantasieverlaufs annimmt. Bei gebildeten, die Dinge und ihre Zusammenhänge möglichst genau und sachgemäß auffassenden Gemüthern ist jene Phantasietätigkeit des Wünschens durch die betreffenden Einsichten gezügelt und gebunden; wo aber diese Beschränkung, wie in den Anfangen der Cultur, welche mit den Anfingen der Religion zusammenfallen, noch nicht vorhanden, da zeugt die dem ungebundenen Glückseligkeitswunsch gehorchende Phantasie die zahllosen Vorstellungen von übermenschlichen Wesen und übernatürlichen Hilfsmitteln, welche das peinliche Gefühl der Wunschohnmacht wenigstens im augenblicklichen Bewußtsein aufzuheben bestimmt sind. ... Vorwiegend die Denkmäler der classischen Dichtung heranziehend, entzückt das Buch besonders durch den dabei entwickelten poetischen Tact und die Feinheit und Richtigkeit der psychologischen Analyse. Überdies bietet es, neben einem indirekt kritischen Verhalten zur zünftlerischen Theologie und Speculation

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und einer damit zusammenhängenden Würdigung der hier beliebten Sisyphosarbeit mit gewissen auf diesem Standpunkt unlösbaren Problemen, auch lehrreiche Ausblicke auf wichtige Culturerscheinungen und enthält ferner die Ansätze einer anthropologischen auf wirkliches Menschenwohl abzielenden Ethik." (W. Bolin, in: Bw I, S. 147-150.) Feuerbachs „Theogonie" blieb nahezu unbeachtet; ihre Verbreitung wurde durch Konfiskation aller Exemplare in Österreich und Rußland zusätzlich behindert, wie sein Verleger berichtete, der darüber hinaus feststellen mußte: „in Deutschland ignoriert man Ihre Schriften mit Vorsatz" (vgl. Brief 855). Doch, Feuerbach ließ sich nicht entmutigen. Wenn auch mit Verbitterung und Resignation, versenkte er sich wieder in die Arbeit, vor allem mit dem Ziel, sich in einem größeren Beitrag der „Streitfrage des Idealismus und Materialismus" zu stellen (Brief 919). Die Arbeit ging jedoch, durch mannigfaltige äußere Ereignisse behindert - vor allem durch die alsbald erzwungene Aufgabe seiner Bruckberger Existenz - , nur schleppend voran. Erst mit dem letzten Bande der „Sämmtlichen Werke", der 1866 erschien, konnte der Ertrag der Jahre nach der „Theogonie" an die Öffentlichkeit gelangen, darunter vor allem die Abhandlung „Über Spiritualismus und Materialismus in Beziehung auf die Willensfreiheit" (vgl. GW 11). Zunächst widmete sich Feuerbach der Ehrenpflicht, des Todes seines Freundes, Hausarztes und Verwandten W. Heidenreich, der zugleich ein Anhänger seiner streng empiristischen Anschauungsweise im Bereiche der Naturwissenschaften war, mit dem Nachruf zu gedenken: „Dr. Friedrich Wilhelm Heidenreich, praktischer Arzt, geboren 1789, gestorben 6. Dezember 1857" (vgl. GW 11, S. 17-25). Eine weitere Veröffentlichung resultierte aus der Zuschrift des hochbegabten jungen Juristen L. Knapp (Brief 833), der den Versuch eines auf Prinzipien der Feuerbachschen Philosophie und des naturwissenschaftlichen Materialismus basierenden „Systems der Rechtsphilosophie" Feuerbach zur Beurteilung zugesandt hatte - ein Buch, das zu dieser Zeit in der Augsburger „Allgemeinen Zeitung" als Ausfluß eines vulgären Materialismus angeprangert worden war. In seiner spontanen Stellungnahme rechtfertigte Feuerbach das Herangehen des Verfassers und betonte insbesondere die Gewichtigkeit der sinnlichen Erkenntnis im Recht (erschienen 1858 im „Jahrhundert" unter dem Titel „Spiritualismus und Sensualismus. 'System der XIV

Rechtsphilosophie' von Ludwig Knapp, Erlangen 1857" - vgl. GW 11, S. 11-16). Neben der Fortführung des brieflichen Gedankenaustauschs mit seinem Leipziger Verleger, mit langjährigen Freunden und Bekannten, zu denen sich nach verständlichen Vorsichtsmaßregeln in den ersten Jahren der Restauration allmählich auch wieder zahlreiche, in der 48er Bewegung besonders engagierte und ins Ausland verschlagene Freunde hinzugesellten - es sei hier nur auf F. Kapp und die Herweghs verwiesen - , ergaben sich durch Zuschriften und Besuche im gastfreundlichen Hause des Philosophen auch zahlreiche neue Beziehungen zu zumeist wesentlich jüngeren Partnern. Unter ihnen sind vor allem F. Dorguth, H. Benecke und W. Bolin zu nennen. Dorguth und Bolin, beide auf Feuerbach während ihrer Studienzeit aufmerksam geworden, traten in einen fruchtbaren philosophischen Gedankenaustausch mit Feuerbach; H. Benecke vermittelte Feuerbach Hinweise auf literarische Erscheinungen und vermittelte ihm vor allem aus Berlin Einsichten in Wandlungen und Tendenzen der preußischen Politik (vgl. z. B. Brief 894). So war der Ertrag der von Feuerbachs Seite mit jüngeren philosophisch Interessierten sehr gewissenhaft und einfühlsam geführten Korrespondenz keineswegs einseitig. Feuerbach verdankte diesem Briefwechsel selbst, neben der Mitteilung von interessanten Begebenheiten aus dem philosophischen Leben, manche Anregung für seine eigenen Studien und Arbeiten, mitunter sogar zu Exkursen in seinen weiteren Publikationen. Weit über die Themen seiner Korrespondenz etwa mit J. Moleschott hinausgehend, konfrontierte ihn dieser Briefwechsel auch mit jenen, ins öffentliche Bewußtsein gelangten Problemen, die sich aus den beachtlichen Fortschritten der Naturwissenschaften ergaben und sich vor allem mit dem von der Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte ausgehenden Materialismus-Streit (1854) verbanden. Dies betraf vor allem das Verhältnis von Naturwissenschaften und Philosophie, von Psychologie und Philosophie, von Determinismus und Indeterminismus oder gar von „Köhlerglaube und Wissenschaft". Der diesbezügliche Briefwechsel überzeugte Feuerbach auch von der Unabweisbarkeit, selbst in diesen Debatten Position zu beziehen. Noch im Vorfeld der Schopenhauer-Renaissance und des aufkommenden Neukantianismus wurde Feuerbach ebenfalls zuerst durch jüngere Anhänger auf die noch ausstehende nähere Charakterisierung seines Verhältnisses zur Philosophie Kants und zu Schopen-

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hauer (Brief 950) und auf das Interesse seiner Anhänger an einer Ethik auf der Basis seiner Philosophie aufmerksam gemacht. In der Korrespondenz jener Jahre zeichnete sich auch eine stärkere Auseinandersetzung Feuerbachs mit den Fragen der Gegenwart und Zukunft der Nation ab, wobei sich hier unterschiedlichste Einflüsse begegneten. Die wieder zustande gekommene Verbindung zu K. Vogt ließ ihn insbesondere zu dessen Bestrebung, auf die Politik Napoleons III. zu Gunsten der deutsche Frage zu setzen, eine gegenteilige Position geltend machen (vgl. Briefe 886, 887 und 899). Über die Kontakte zu O. Urning, der sich in der deutschen linksliberalen Fortschrittsbewegung besonders engagierte, gewann er eine zunehmend realistische Beurteilung der Möglichkeiten und Chancen der Schaffung eines einheitlichen Nationalstaats, wobei er aber einer Lösung im Ergebnis der Volksbewegung den Vorrang vor einer Lösung durch Dynasten, preußische Minister und Junker gab (vgl. Briefe 896, 920, 921, 945 und 963). Über die freundschaftlichen Beziehungen zu den Herweghs wurde Feuerbach näher mit den Ereignissen und Gestalten der italienischen Einigungsbestrebungen und -kämpfe vertraut gemacht (vgl. Briefe 806, 896). Durch die frühe Verlobung seiner Tochter Eleonore mit Otto Kapp, der seinem älteren Bruder Friedrich in die Vereinigten Staaten von Amerika folgen wollte, wurde Feuerbach erneut mit der Frage eines Amerikabesuchs in Begleitung der Tochter oder gar einer Übersiedlung mit der Familie konfrontiert, zumal ihm ein nach den USA verschlagener Jugendfreund Siedlungsland überlassen wollte (vgl. Erl. zu Brief 867 und Brief 888). Die Einsicht in die Aussichtslosigkeit, im bereits fortgeschrittenen Alter und in seinem Berufe in Amerika sein Glück zu machen, und die alsbald erfolgende Auflösung des Verlöbnisses (vgl. Brief 883) verdrängten die heimliche Sehnsucht Feuerbachs. 1859 geriet die Bruckberger Porzellanmanufaktur in Bankrott; Bruckberg mußte zum Verkauf ausgeschrieben werden. Feuerbach mußte Bruckberg verlassen und übersiedelte an den Stadtrand Nürnbergs, wo die Familie ein Bauernhaus zur Miete am Fuße des Rechenbergs bezog (Brief 912). Zahlreiche Freunde und Verehrer Feuerbachs, insbesondere durch K. Vogts und O. Lünings intensive Bemühung auf die besondere Notlage des Philosophen aufmerksam gemacht (Briefe 913, 914), ermöglichten ihm durch eine „Ehrengabe" die Übersiedelung nach Nürnberg.

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Redaktionelle Bemerkungen Im vorliegenden Band werden insgesamt 213 Briefe bzw. Briefentwürfe (in 215 Stücken) aus dem Zeitraum von 1853 bis 1861 veröffentlicht. Die bisher umfassendste Briefwechselausgabe von W. Bolin bietet in der erweiterten Neuauflage von 1964 für diesen Zeitabschnitt lediglich 56 Stücke. Der von uns erfaßte Briefbestand teilt sich auf in 96 Briefe von Feuerbach an 25 (26, da zwei Schwestern gemeinsam angeschrieben wurden) Adressaten und 117 Briefe an Feuerbach von 35 (37, da Brief 819 drei Absender hat) Korrespondenten. Im Ergebnis unserer Recherchen, die überall bereitwillige Unterstützung fanden, ist es gelungen, auch für diesen Band in weitem Umfange - bis auf 21 Stücke, für die der Verbleib der Originale nicht nachgewiesen werden konnte - , die Handschriftenbasis zu erschließen und der Edition zugrunde zu legen. Unser Band bietet 105 Erstveröffentlichungen. Für zahlreiche weitere, bislang nur in gekürzter Form bekanntgewordene Briefe konnte der vollständige Wortlaut auf Grund der Handschriften mitgeteilt werden; ebenso konnten durch Autopsie zahlreiche Textverbesserungen gegenüber früheren Editionen erfolgen. Die Briefe werden nach den Gestaltungsprinzipien unserer Ausgabe in chronologischer Reihenfolge veröffentlicht. Steht die Datierung eines Briefes nicht eindeutig fest, so werden die entsprechenden Angaben im Briefkopf in eckigen Klammern gegeben. Der Text folgt getreu der jeweiligen Textgrundlage; Orthographie und Interpunktion wurden, soweit vertretbar, modernisiert. Der Lautstand sowie Eigenheiten der Interpunktion blieben weitgehend erhalten. Eindeutige Schreibfehler wurden stillschweigend korrigiert, notwendige Textrevisionen im Apparat der Untersuchungen und Erläuterungen ausgewiesen. Allgemein übliche Abkürzungen (Münzangaben etc.) wurden beibehalten, alle anderen im Original abgekürzten Wörter wurden in eckigen Klammern zum vollen Wortlaut ergänzt. Unterstreichungen im Original werden kursiv wiedergegeben. Zitate und Titelangaben werden in Anführungszeichen gesetzt. Fremdsprachigen Textstellen sowie heute unüblichen Fremdwörtern wird bei ihrem ersten Vorkommen im Text eine deutsche Übersetzung in eckigen Klammern nachgestellt. Textergänzungen über der Zeile bzw. am Rande wurden in den Text eingefügt, wenn die Zuordnung durch den Autor entsprechend gekennXVII

zeichnet wurde. Selbständige, nicht eindeutig zuzuordnende Randbemerkungen werden in den zugehörigen Untersuchungen und Erläuterungen wiedergegeben. Im übrigen bedeuten: Text in eckigen Klammern - redaktionelle Ergänzung, [...] - unleserliche bzw. verderbte Textstellen in der Handschrift, [?] - unsichere Transkription, / - Beginn bzw. Ende einer handschriftlichen Briefseite. Die „Untersuchungen und Erläuterungen" bieten den Wortlaut textlich nicht eindeutig zuzuordnender Randbemerkungen in den Korrespondenzen, Angaben zum Standort der Originalhandschrift, zum Charakter des Textes (abgesandter Brief, Fragment, Briefentwurf oder Abschrift), zur Datierung (wenn erforderlich), zum Absendeort, zu Textverlusten bei beschädigten Autographen. Es erfolgt hier weiter der Nachweis der Erstveröffentlichung und ein Textvergleich zum Erstdruck. Der Bezug zum Text wird dabei über den Zeilenzähler hergestellt. Im Textvergleich werden nachgewiesen: Abweichungen (einschließlich Umstellungen soweit solche von inhaltlicher Bedeutung sind), Auslassungen, Einfügungen. Bei Abweichungen trennt ein Kolon den Text unserer Ausgabe von dem des Erstdrucks, bei Auslassungen folgt dem ausgelassenen Wort der Bearbeitungsvermerk Fehlt in und das Sigle des Erstdrucks, bei Einfügungen folgt dem Bezugswort zum Text der Bearbeitervermerk In (Sigle) folgt Zusatz: und das eingefügte Wort. Die verwendeten Siglen bedeuten: Archiv C. De Pascale/A. Savorelli, Sechzehn Briefe von L. Feuerbach an J. Moleschott. In: Archiv für Geschichte der Philosophie, hrsg. von R. Specht, Bd. 70, H. 1, Berlin - New York 1988, S. 46-77. BJ Biblioteca Jagiellonska, Krakow. Aus den Beständen der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek, Sammlung Autographa. Bolin WuZ W. Bolin, Ludwig Feuerbach. Sein Wirken und seine Zeitgenossen. Mit Benutzung ungedruckten Materials, Stuttgart 1891. Bw Ausgewählte Briefe von und an Ludwig Feuerbach. Zum Säkulargedächtnis seiner Geburt, hrsg. und biogr. eingel. von W. Bolin, 2 Bde., Leipzig 1904 (Ludwig Feuerbach, Sämtliche Werke. Neu hrsg. von W. Bolin und F. Jodl, XVIII

neu hrsg. und erw. von H.-M. Sass, Bde. 12/13: Ausgewählte Briefe von und an Ludwig Feuerbach, Stuttgart - Bad Cannstatt 1964). BwN K. Grün, Ludwig Feuerbach in seinem Briefwechsel und Nachlaß sowie in seiner Philosophischen Charakterentwicklung, 2 Bde., Leipzig - Heidelberg 1874. BwRecl Ludwig Feuerbach. Briefwechsel, hrsg. von W. Schuffenhauer, Leipzig 1963 (Reclams Universalbibliothek, Bd. 105). Deutsche Warte Acht Briefe von Ludwig Feuerbach. Mitgetheilt von Dr. Julius Duboc. In: Deutsche Warte. Umschau über das Leben und Schaffen der Gegenwart, 4. Bd., H. 10, Leipzig 1873, S. 582-589. Lenel E. Lenel, Friedrich Kapp. 1824-1884. Ein Lebensbild aus den deutschen und den nordamerikanischen Einheitskämpfen, Leipzigl935. Menschheitsziele A. Rau, Meine persönlichen und wissenschaftlichen Beziehungen zu Ludwig Feuerbach und zu seiner Philosophie. In: Menschheitsziele. Monatsrundschau. H. 1 und 2, Ludwig Feuerbach-Nummer, Leipzig 1908, S. 5-14. Nord und Süd M. Herwegh und V. Fleury, Briefwechsel Georg und Emma Herweghs mit Ludwig Feuerbach. In: Nord und Süd. Eine deutsche Monatsschrift. 33. Jg., Bd. 128, H. 382-384, Berlin 1909, S. 3 7 - 4 7 , S. 260-275 und S. 489-493. RZ Moskau Russisches Zentrum zur Bewahrung und Erforschung von Dokumenten der neusten Geschichte, Moskau. Rüge Bw Arnold Ruges Briefwechsel und Tagebuchblätter aus den Jahren 1825 bis 1880, hrsg. von P. Nerrlich, 2 Bde., Berlin 1886. UB Universitätsbibliothek. Erläuterungen zu den Texten werden, soweit erforderlich, unter Angabe von Bezugswörtem und Textstellen den textgeschichtlichen bzw. -kritischen Hinweisen nachgestellt; sie sind so abgefaßt, daß sie - unter Beachtung der Vorbemerkung und der XIX

Register (Namen-, Literatur- und Sachverzeichnis) - notwendige Aufschlüsse vermitteln. An dieser Stelle sei - neben den im Vorwort zu den Gesammelten Werken (GW 1, S. LI) genannten Persönlichkeiten - allen im Überlieferungsnachweis der einzelnen Stücke angeführten Persönlichkeiten, Institutionen, Bibliotheken und Archiven für die gewährte Unterstützung unser Dank ausgesprochen, ebenso für wertvolle Auskünfte zu Sachverhalten dieses Bandes dem Staatsarchiv Hamburg, den Stadtarchiven Ansbach, Gütersloh und Nürnberg und dem Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig. Herrn H. D. Braun, Berlin, gilt unser besonderer Dank für die Vermittlung der hier erstmals veröffentlichten Briefe an Katharina Michel (Briefe 816, 827). Die Übernahme der Gesammelten Werke Ludwig Feuerbachs in das Editionsprogramm der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften dient der weiteren Förderung und Absicherung der alsbaldigen Vollendung der Ausgabe. Vorliegender Band wurde einschließlich seiner Druckvorlage unter Nutzung der elektronischen Datenverarbeitung erarbeitet. Herrn W. Leonhard, Berlin, danken wir für sachkundige Beratung und Unterstützung bei der Lösung spezieller Fragen der Anwendung der EDV auf editorischem Gebiet. Frau Dr. B. Behrens, Berlin, danken wir für Unterstützung bei Literaturrecherchen und der Erarbeitung des Literaturverzeichnisses. Inmitten des Prozesses der Fertigstellung der Textgrundlage und der Erarbeitung der Apparate zum Text des vorliegenden Bandes, woran sie ungeachtet schwerster Erkrankung noch hingebungsvoll mitwirkte, hatten wir den Verlust unserer langjährigen, verdienstvollen Mitarbeiterin Edith Voigt (gest. 29. März 1994) zu beklagen. Wir gedenken ihrer mit Dank und Anerkennung.

Manuela Köppe, Werner Schuffenhauer

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755 Von Otto Wigand 19. Januar 1853 / Leipzig, 19. Januar 1853 Lieber Freund! Wenn ich Ihnen die Mitteilung machte, daß das Werk „Leben und Wirken" einen über alle Erwartungen schlechten Erfolg gehabt hätte, so wollte ich weder dem Buche noch Ihnen damit einen Vorwurf machen; aber sagen mußte ich's Ihnen, da mich ein solcher Erfolg doppelt schmerzen mußte. An einem solchen Werke eine Summe von 2000 Rtlr. einbüßen zu müssen, ist wahrhaft furchtbar und rein unbegreiflich. Weber habe ich bereits erklärt, daß ich ihn aus der Compagnie entlasse, indem ich's nicht ertragen kann, jemand ein lukratives Geschäft in Aussicht gestellt zu haben und so getäuscht zu werden. - / / Nun, meine Hoffnung ist auf Ihre Geschichte der Religionen gerichtet, die mir tausendmal einbringen soll, was ich hier verbüße. Ihre Rechnung ist ziemlich richtig. Ihrem Wunsche gemäß sende ich Ihnen 300 fl. und eine Quittung über den Druck etc. der Broschüre. Am Schlüsse Ihres Briefes sagen Sie: „Sollten Sie für den Absatz und für die Verbreitung des Werkes 'Leben und Wirken' irgend etwas zweckdienlich erachten, etwa eine genaue und gründliche Analyse d[es] Charakt[ers]."/ / Gewiß, mein Freund, glaube, hoffe und wünsche ich das! Es gibt kein Mittel, soll das Buch nicht total untergehen, als so ein[en] Versuch. Ich lege Ihre eigene Idee an Ihr Herz. Bleiben Sie gesund und frisch und gut Ihrem getreuen Otto Wigand N[ota]b[ene]. Die Rechnung beträgt 19 Taler 23 1/2 Ngr. /

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756 An Friedrich Kapp 27./28. Januar 1853

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/ Lieber, teurer Freund! Ich würde Dir auf Deinen Brief vom 10. Dez[ember] 52, den ich noch im alten Jahr erhielt, auf der Stelle geschrieben haben, wenn ich nicht erst noch eine für mich höchst wichtige pekuniäre Entscheidung hätte abwarten wollen. Sie ist unterdessen auch wirklich erfolgt, nicht so, wie ich befürchtet hatte, aber auch nicht so, wie ich es gewünscht. Mein Verleger O. Wigand, um sogleich Dir ein Beispiel zu geben von unserer deutschen Misere, weil es vollkommen zur Sache, d. h. zum hauptsächlichen Inhalt dieses Briefs gehört - hat, wie ich, auf das „Leben und Wirken" meines Vaters große Kosten auf dasselbe verwandt, es aufs splendideste ausgestattet, es in allen bedeutenden Zeitungen ankündigen lassen - gleichwohl mit ihm die schlechtesten Geschäfte, wenigstens bis jetzt, gemacht, so daß ich im Vertrauen auf seine Berichte - und ich habe keinen Grund, dieses ihm zu versagen, denn gegen mich hat er sich stets ehrlich und redlich, wenn auch nicht gerade splendide, was ihm seine Verhältnisse nicht erlauben, bewiesen - auf einen Teil meines Honorars verzichtete, wenigstens bis auf bessere Zeiten hinausschob. Was der Grund, wenn auch nicht der einzige, denn schon der hohe Preis bei der allgemeinen Geldnot ist auch ein Grund dieses schlechten Erfolgs, davon will ich Dir noch ein Beispiel anführen. Das Appellationsgericht von Eichstätt, ursprünglich das Ansbacher, dessen Vorstand mein Vater war, hat kein Exemplar gekauft, wie mir mein Buchhändler in Ansbach selbst im Vertrauen sagte - dieser versorgt nämlich auch die Eichstätter mit Büchern - , weil ich der Herausgeber, ich, der verruchte revolutionäre Atheist. Doch der Grund dieser Misere ist gleichgültig hier, nicht aber der Effekt, denn er ist mit ein Grund, daß ich auf Deine freundschaftliche, höchst verführerische Einladung, nach New York zu Dir zu kommen, wenigstens vorderhand mit Nein antworten muß. Ich habe die letzten Jahre, namentlich das letztverfloßne, zum Zweck meiner // Arbeit für alte und neue Bücher so enorme Summen ausgegeben, nicht minder bedeutende Summen der hiesigen Fabrik vorgestreckt, ohne Aussicht, sie wiederzubekommen, wenn nicht der Tod ihres pekuniä4

ren Vampirs sie endlich aus ihrem Todeskampfe erlöst, überdem gerade zu der Zeit, wo die Lebensmittel bei uns einen ungewöhnlich hohen Preis hatten, über ein Jahr lang einen riesengroßen Hofmeister, der sich übrigens in diesem Sommer - auch ein Beispiel von unsern löblichen Zuständen - einer der ersten und freisten Köpfe der Süddeutschen, [ein] nach Emanzipation von der Kirche strebender Schullehrer - auf eine schauderhafte Weise in unsrer Nähe um das Leben gebracht hat, zu ernähren gehabt; ich habe endlich für meine fast schon zur Jungfrau herangewachsne Tochter, welche sich gegenwärtig mit meiner Frau in Nürnberg befindet und dort, außer Englisch und andern Stunden - horribile dictu [schrecklich zu sagen]! - Konfirmationsunterricht - auch wieder ein Beispiel von der deutschen Freiheit in religiösen Dingen - für schweres Geld empfängt, weil ich nun sie so bald als möglich, d. h. schon in Ostern, den Teufelskrallen des christlichen Pfaffentums entreißen und sie als die für jetzt für mich verlorne Tochter wieder an mein Herz drücken zu können, ihr Extraprivatstunden geben lassen muß - ich habe, sage ich, dieses Jahr für meine Tochter so große Ausgaben, daß ich auf die Befriedigung der kleinsten, bescheidensten Wünsche, wieviel mehr meines höchsten Wunsches, Amerika aus eigner Anschauung kennenzulernen, Verzicht leisten muß, wenigstens so lange, als meine Finanzen sich nicht verbessern! Und leider ist bei der gegenwärtigen Lage der Dinge, bei dem gegenwärtigen Geist wenige Aussicht auf ihre Verbesserung. Wenige nur lesen meine Schriften. Was ist da zu erwarten? Aber gleichwohl werde ich bis zu meinem letzten Atemzug das // antitheistische, antipfäffische und antichristliche Prinzip in unermüdlicher Weise der Welt einbleuen. Dies könnte ich vielleicht auch in Amerika, vielleicht dort mit freierem, heiterem Sinn - denn ich muß gestehen, daß der Druck der Zeit mit Zentnerschwere wie ein Grabstein stets auf meinem Herzen liegt - , aber doch nur, wenn ich dort hätte, was ich hier auch nicht habe - money. Die glücklichen Amerikaner, bei denen time money ist! Wie zeitgeizig bin ich, und doch habe ich es zu nichts gebracht! Kein Wunder freilich, da nach dem deutschen Idealismus, der uns noch tief im Fleische steckt, die Zeit ja nichts Reelles ist. Doch für heute genug!

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Die „glücklichen Amerikaner]" - so schrieb ich gestern, und 75 Du wirst lachen über dieses wenn auch selbst nur ironisch gemeinte Beiwort. Glaube mir, lieber Kapp, ich mache mir keine Illusionen über A[merika], höchstens über das physische, aber 5

nicht das moralische, das menschliche. Und hätte ich Illusionen 80 - wahrlich, Ihr in Euren „Atlantischen Studien", die ich unterdessen erhalten und mit dem größten Vergnügen und Interesse größtenteils bereits gelesen habe - empfange daher für sie meinen herzlichsten Dank! - könntet und würdet sie mir vollends austreiben. Aber eines steht fest - und dieses ist das punctum saliens 85 und movens [der springende und treibende Punkt] der Auswanderung - die immer mehr bei uns sowohl qualitativ als quantitativ zunehmende materielle Not. In Am[erika] ist das Elend die Schuld der Menschen, ihrer Unfähigkeit, Einseitigkeit, Dummheit etc. - namentlich der Deutschen - bei uns der Verhältnisse, des 90 Terrains, der räumlichen Schranken, in welche die Menschen wie Heringe aufeinandergepreßt sind. A[merika] hat wenigstens unbedingt und unmittelbar eine physische Zukunft vor sich liegen; unsere Zukunft ist aber selbst in betreff der notwendigsten Lebensbedingungen, wenn wir auch nicht an ihr verzweifeln wollen, 95 wenigstens eine problematische, dubiöse, von unzähligen, noch nicht gegebnen Vorbedingungen abhängige. Aber soviel ist gewiß: Unsre nächste Zukunft, sie falle nun rot oder anders aus, vermehrt nur unser Elend. Der Gedanke an dieses uns bevorstehende Elend ist es auch, der mich oft ganz unwillkürlich er100 greift und gewaltsam trotz aller Gegengründe über den Ozean hinüberzieht. Drum, wer weiß, was noch geschieht. Ich halte es wenigstens für besser, an einem akuten Übel in A[merika] zu enden als an einem chronischen Leiden in // Deutschland zu verschmachten, um etwa aus Patriotismus einem zukünftigen Gervi105 nus Stoff zu Expektorationen [Ergüssen] über das Schicksal der freien, selbständigen Geister in Deutschland] zu liefern. Voriges Jahr war es schon nahe daran, daß ich mit Wigand nach A[merika] gekommen wäre. Wie der Zeitpunkt [nahte], war meine Differenz mit W[igand], und daran scheiterte zuletzt auch sein 110 Verhalten, denn er wollte A[merika] zugleich benutzen, um einer Gefängnisstrafe, die sich aber später in eine Geldstrafe verwandelte, auszuweichen. Ich war durch meinen Willen gebunden, vor Beendigung meiner Arbeit, wenigstens des Zentralpunkts derselben, nicht vom Platz zu weichen. Zu diesem geistigen Banns de, das noch besteht, hat sich nun unterdessen auch die Fessel der schon erwähnten Finanznot gesellt. Und so stelle ich Dir denn das Bild eines vollkommnen Deutschen oder selbst Europäers vor die Augen: Er will immer weiter und bleibt doch immer auf dem alten Fleck. Nur aus Mangel an Tatkraft? Vielleicht, doch auch

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aus festem, beharrlichem, endlich, wenn auch in weiter Ferne, seines Erfolges gewissem Willen. Ich verzweifle nicht an einer, wenn auch späten, bessern Zukunft Deutschlands] und Europas, aber ebensowenig verzweifle ich an der auch moralisch bessern Zukunft A[merika]s. Ich müßte sonst an dem Prinzip der Freiheit zweifeln. Doch ich will dies Thema lassen. Es steht mir nicht an, Dir, dem Amerikaner gegenüber, über Afmerika] mich zu expektorieren [auszulassen] oder gar in apriorische Konstruktionen mich einlassen zu wollen, von denen ich selbst kein Freund bin, am wenigsten bei einem Gegenstande wie Amerika, der so wenige oder vielleicht gar keine Analogien in der Vergangenheit hat. Die Nachrichten über Dich selbst, über die Vermehrung Deiner Familie, über das Gedeihen Deiner Kinder, nach deren Namen sich mein Lorchen, das bei Empfang Deines Briefs noch hier war und sich noch Deiner erinnert, wiewohl die Erinnerung nur noch an einem - wenn auch nicht singulären, sondern kollektiven blonden - Haare hängt, sich angelegentlichst erkundigt hat, über Dein persönliches Wohlbefinden und bürgerliches Emporkommen haben mich herzlich gefreut. Ich werde noch dieser Tage Deine Karriere in A[merika], wenn sie auch nur eine Ausnahme // von der Regel sein sollte, kein Muster zur Nachahmung, dem alten Herder mitteilen, der in Verzweiflung, was er mit seinem Sohne, einem Juristen, anfangen soll, ihn nach A[merika] schicken will, durch mich aber, der ich sonst nicht von A[merika] abzuraten pflege, vielleicht in seinem Entschluß sich hat irremachen lassen. Sein Sohn, dessen Bekanntschaft Du vielleicht in den Jahren 48-49 gemacht, war nämlich wegen Beteiligung an den Unruhen jener Jahre in Untersuchung, wurde aber freigesprochen, studierte hierauf wieder und absolvierte als Jurist; als er nun aber bei einem Landgerichte praktizieren wollte, da kam an alle Landgerichte ein ministerielles Schreiben, daß man ihn zum Praktizieren nicht zulassen solle, weil er keine Beweise seiner veränderten Gesinnung gegeben habe. Gewiß, auch ein köstliches Exempel! Ich habe ihm nun abgeraten, weil sein Sohn nur Jurist, die für A[merika] am wenigsten geeignete Qualität, und der gegenwärtige Zustand Europas unmöglich ein langdauemder sein könne, da der kleine Napoleon notwendig zu imperialistischen, die reaktionären Regierungen ins Bockshorn treibenden Übergriffen nolens volens [wohl oder übel] alsbald greifen müsse. Ich werde ihm nun nicht nur Deine „Atlantischen Studien", sondern auch atlantische Fata mitteilen. Zieht er auch daraus keine Konsequenzen für sei-

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nen Sohn - es freut und erhebt doch immer einen gebeugten Mann, wenn er hört, daß einmal ein armer verfolgter Deutscher es auf einen grünen Zweig gebracht hat. - Der Johanna schreibe ich nur noch selten. Sowie ich ihr aber wieder schreibe, werde ich Deine Grüße nicht vergessen. Die arme Tante Bella in Neustadt ist, wie Du vielleicht wissen wirst, sehr leidend. Die Erinnerung an sie und ihr Schloß ist mir eine ungetrübte. Daß Du Deine Schuld in Heidelberg bezahlt und so Dich und mich, Deinen cidevant [ehemaligen] Advokaten in dieser an sich so geringfügigen Affare so glänzend gerechtfertigt hast, freut mich, jedoch nur in dem Maße, in dem überhaupt jene Vergangenheit für meinen rastlos arbeitenden, nur auf seine geistige Aufgabe konzentrierten Geist noch existiert. Obgleich jetzt auch die Frau meines in Freiburg verstorbnen Bruders in Heidelberg ist, so stehe ich doch mit diesem Orte nur noch durch Moleschott in Verbindung - einem ausgezeichneten, prinzipiell freien Naturforscher und wissenschaftlichen] Freund von mir. Das ist das einzige Erfreuliche bei uns: Es gibt noch // einen Kern von Geist und Gesinnung, der unverändert, unwandelbar, unerschüttert im stillen fortwirkt. Zu diesem Kern gehören auch mehrere Häupter der „Freien Gemeinden". - Dein Verleger drückte den Wunsch aus, in einer mir zu Gebote stehenden Zeitung die „Atlantischen] Studien" anzuempfehlen. Ich werde in einer Nürnberger Zeitung eine Anzeige davon machen oder doch veranlassen, im Falle ich, der ich so schwer zum Schreiben, namentlich ex abrupto [plötzlich], komme, nicht dazu kommen sollte. Die den Dir empfohlnen jungen Mann betreffenden Stellen werde ich meinen Schwestern in Nürnberg bei meiner nächsten Hineinkunft mitteilen - einstweilen habe ich ihnen nur das Resultat sagen lassen - und mich nach demselben erkundigen. Möge Deine Teilnahme keinem Unwürdigen gegolten haben! - Auch in diesem verfloßnen Jahr ereignete sich ein Todesfall in unsrer Familie. Meine gute, treue Mutter starb in einem Alter von nicht ganz 79 Jahren, aber einen Tod, wie ihn nur der Mensch sich und seinen Lieben wünschen kann, einen gänzlich schmerz- und kampflosen Tod, und zwar ohne vorausgegangne Krankheiten und Altersbeschwerden. - So viel ich über A[merika] gelesen und mir angeschafft habe - so halte ich mir z. B. d[as] „Westland" - , so weiß ich doch am wenigsten über die dortigen sogen[annten] Universitäten. Wie sieht es denn da für Deutsche aus? Du sprichst in Deinem Briefe von Vorlesungen. Du meinst wahrscheinlich Vorles[ungen] für Deut-

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s e h e . Solche z u halten w ä r e ich n u n allerdings nicht abgeneigt. A n S t o f f fehlte es m i r nicht, n a m e n t l i c h n a c h d e n in d e n letzten J a h r e n n a c h allen Seiten hin a u f g e h ä u f t e n Materialien. W a s m i r in Heidelberg so sehr das Vorlesen verleidete, war, außer anderm, h a u p t s ä c h l i c h d a s S t u d e n t e n p u b l i k u m , d e m g e g e n ü b e r ich m i c h unwillkürlich in das alte D o z e n t e n w e s e n versetzt fühlte. S o viel ist gewiß: W e n n ich mit m e i n e r Arbeit fertig sein w e r d e , w e n n a u c h n u r m i t e i n e m Teile - d e n n u m sie g a n z a u s z u f u h r e n , d a z u fehlen mir Mittel, große Bibliotheken, günstige äußere Bedingungen - , so wird, w e n n u n t e r d e s s e n nicht eine zeitliche V e r ä n d e r u n g v o r g e g a n g e n sein sollte, eine g r o ß e L o k a l v e r ä n d e r u n g m i r z u r Selbsterhaltung n o t w e n d i g sein. U n d z u einer s o l c h e n ist in d e m j e t z t u n i f o r m e n u n d m o n o t o n e n E u r o p a , z u m a l f ü r ein so v e r r u f n e s u n d n u r toleriertes S u b j e k t w i e ich, keine Gelegenheit. - Die M i c h e l hat u n l ä n g s t m e i n e r F r a u ge-//schrieben. Jegel w a r z w e i m a l bei Dir, o h n e D i c h zu treffen. Solltest D u ihn sehen, so bitte ich, ihn zu g r ü ß e n m i t der B e m e r k u n g , d a ß ich seinen B r i e f erhalten u n d später einmal b e a n t w o r t e n w e r d e , d e s g l e i c h e n d e n K a u f m a n n u n d Fröbel, w e n n dieser seine H a u t heil n a c h N [ e w ] Y[ork] zurückbringen sollte. - D u schriebst m i r einmal v o n einer Schrift des r u s s i s c h e n ] B a r o n H e r z e n . A u s z ü g e d a v o n las i c h in e i n e r Zeitschrift. Ü b e r d a s Verhältnis H e r w e g h s zu d i e s e m u n d s[einer] Frau sollen scheußliche S k a n d a l e selbst gedruckt im Pub l i k u m grassieren. M a n hat sogar sich erzählt, H e r w e g h stünde in r u s s i s c h e m Sold. Ich w e i ß n i c h t s seit J a h r e n v o n H [ e r w e g h ] , als d a ß er mir einmal zu A n f a n g d e s v o r i g e n J a h r e s a u s d e r S c h w e i z geschrieben, u n d glaube nichts, als w a s ich weiß. D o c h w i e k o m m e ich auf einmal ins Patschen hinein. E s ist Zeit d a r u m , d a ß ich schließe. N u n e m p f a n g e n o c h d e n D a n k f ü r D e i n e E i n l a d u n g , die m i r ein h ö c h s t wohltätiges Z e i c h e n treuer F r e u n d s c h a f t , u n d die V e r s i c h e r u n g , d a ß ich a n D e i n e m u n d D e i n e r F a m i l i e W o h l e r g e h e n d e n innigsten Anteil n e h m e u n d d i e s e n D i r d o c h vielleicht n o c h auch persönlich b e z e u g e n zu k ö n n e n hoffe. Mit dieser Hoffnung Dein L. F e u e r b a c h

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Bruckberg bei Ansbach, 28. Jan[uar] 1853 Laß wieder von Dir hören. 240 Weil noch Raum, noch dies. Der Auswanderungstrieb ist bei uns nicht im Abnehmen; im Gegenteil! Selbst die jungen Bauernbuben wollen schon hinüberfliegen, ehe sie flügge sind. Ein benachbarter gescheuter Bauer will alle seine fünf Söhne, sowie sie größer sind, nach Am[erika] schicken. Das einzige Gespräch in 245 den abgelegensten Bauernwinkeln ist A[merika], das einzige Buch, das du zu deiner Verwunderung in einem Wirtshaus in der Hand eines Bauernknechts oder Herrn siehst - ein Buch über A[merika]. Ich selbst habe kein anderes Erziehungsprinzip als Atmerika], weil ich in E[uropa] für Mädchen nur d[as] Bordell, für Bu250 ben nur d[ie] Kaserne als Unterkunftsort in Aussicht habe. // Ich bitte Dich, lieber Freund, die Lektüre in der Mitte mit Nro. 3 zu beginnen. Das extra für Amerika gekaufte, durch den Hiehertransport überdem verkrüppelte Papier ist so dünn und zart wie eine europäische Konstitution, die nur eine Sache für diplomatische Federn ist; ich führe aber bekanntlich keine solche. /

757 Von Otto Wigand 31. Januar 1853 / Leipzig, 31. Jän[ner] 1853 Liebster Freund! 5 Ich bin seit einigen Tagen im Besitz Ihres Schreibens vom 25. d[es] Mfonats], Ich teile durchaus nicht die Ansicht, daß Ihr Name, in bezug auf Ihr Renommee als Atheist, Schuld trägt am Mißlingen des fraglichen] Werkes. Es liegt - um es rein herauszusagen - an dem lan10 gen Zeitraum zwischen dem Tode Ihres Vaters und der Erscheinung. Ferner sind doch wohl zu wenig interessante] und wichtige wissenschaftliche Aufsätze im Nachlasse selbst. Auf das „Memoire über K. H[auser]" haben wir zu großes Gewicht gelegt. Es interessiert die gegenwärtige Welt weder der K. H[auser] noch über15 haupt ein Dynast etc. etc. Sie werden und müssen mit mir endlich darin übereinstimmen, daß wir dem Publikum zu wenig geboten; man hatte und machte größere Ansprüche! Wie wäre sonst ein 10

solcher Erfolg denkbar? Denken Sie, mein Freund, der wirkliche Absatz besteht aus 123 Ex[emplaren] in Summa! // Ein so unerhört schlechter Erfolg, verbunden mit so großem Verlust, bei dieser enorm geschäftlosen Zeit, ist in der Tat so schmerzlich, daß man es schwer verwinden kann. Da wir uns nun einmal darüber unsern Kummer mitteilen und uns besprechen und beraten, was wohl zu tun sei, um der Schlappe ein milderes Ansehen zu geben, so weiß ich nur zwei Wege, entweder man gibt das Exemplar] für 1 Rtlr. weg und tröstet sich, oder man macht einen Appendix, der gratis mit den 2 B[än]den geliefert oder angehängt wird. Natürlich müßte dieser wichtig, d. h. wissenschaftlich und juristisch und der Zeit noch angehörend sein. Ob nun im Nachlasse Ihres Vaters noch solche wichtige Arbeiten sich befinden und ob das überhaupt ratsam und tunlich ist, muß ich Ihnen überlassen. Endlich müßte man einen vernünftigen und reizenden Artikel] über das Buch in einigen Zeitungen bringen. Schaffen Sie den Aufsatz oder [die] Kritik über // das Werk, und ich werde [i]hn verbreiten. Würden Sie einen Art[ikel] in die Augsburger „[Allgemeine] Z[ei]t[un]g" bringen können, dann müßte wohl dieser Ort der erfolgreichste sein. Überlegen Sie sich mal diese Angelegenheit gründlich, und ist schließlich kein Remedium [Heilmittel], dann wollen wir auch diese Täuschungen in den Schrein legen und uns mit stoischer Geduld fassen und - lächeln! Moleschott hat wohl nichts von sich hören lassen? Auf das Bittere nun etwas Süßes: Ich habe s[einer]z[eit] die Lebkuchen richtig erhalten und alle unter meinen 10 Kindern sie waren am Weihnachtsabend alle um meinen Tisch - verteilt. Wir gedachten Ihrer und Ihrer Familie mit Liebe und alter, treuer Anhänglichkeit. Ich lebe sonst still und einsam Tag für Tag gleich - ein reines Bücherleben: „Der Adler fliegt allein, der Rabe schaarenweise; Gesellschaft braucht der Thor und Einsamkeit der Weise." N[ota]b[ene]. Das gilt für Sie, alter Ludwig! - Was sagen Sie zu Gervinus? Haben Sie sein Büchlein gelesen. Oh! Gothaner! Ihr kriecht zu Kreuze. Handschlag und Brudergruß vom Alten vom Berge O. W . / 11

758 An Jacob Moleschott 1. Februar 1853 / Br[uck]berg, 1. Febr[uar] 53 Verehrter Freund! Je weniger ich in meinem Lebens- und Gedankenlauf durch Abund Einschnitte von außen unterbrochen werde oder wenigstens mich unterbrechen lasse, desto schwieriger komme ich auch zu freiwilligen Gedanken-Interstitien [Zwischenzeiten der Besinnung], Und ein solches Interstitium ist doch immer ein Brief, sei er auch an eine Person gerichtet, deren Wesen in das Gebiet des eignen Denkens und Wesens fällt. So sind denn auch, wie ich eben bemerkte, über Ihrem Briefe bereits mehr als zwei volle Monate verflossen, ohne daß ich auch nur mit einem Ja oder Nein auf Ihre freundschaftliche] Einladung geantwortet habe. Leider! muß ich sie verneinen, und zwar aus denselben Gründen, die auch Ihnen, was ich aus Ihrem Briefe zu meinem größten Befremden und Bedauern vernommen, so manche unerfreuliche Verneinung auferlegen. Ich habe in den letzten Jahren so enorme Summen für Bücher, alte und neue, ausgegeben, überdem in dem allgemeinen Jammer der Zeit so beträchtliche Verluste erlitten, gegenwärtig noch dazu die Kosten für ein doppeltes Hauswesen zu bestreiten, da meine Frau und Tochter, letztere, horribile dictu [schrecklich zu sagen]! zum Zweck der Konfirmation, zum Trost meiner Seele, jedoch auch zugleich zum Zweck andern nützlichen Unterrichts, sich in Nürnberg aufhalten, daß auch ich mich auf das äußerste beschränken muß, mich nicht von hier entfernen [kann], // wenigstens für jetzt und die nächste Zukunft, so notwendig auch für mich und meine Studien ein Ort, wo mir öffentliche Bibliotheken zu Gebote stehen, da meine eignen Mittel trotz der aufgewendeten Kosten natürlich nicht zur Deckung meiner geistigen Bedürfnisse hinreichen und ich daher gerade immer an den wichtigsten und interessantesten Punkten meine Forschungen und Unternehmungen abbrechen muß. Ich gebe jedoch die Hoffnung nicht auf, Sie noch hier zu sehen, wenn auch erst im Herbst, der aber gerade vielleicht für uns und [die] beiderseitigen gegenwärtigen Arbeiten der geeignetste Zeitpunkt ist, wenn ich Ihnen die Vorteile zwischen hier und dort, zwischen Land und Stadt auseinandersetze.

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Sie können hier mit Familie Wochen, ja Monate lang leben, ohne daß Sie mich und meine Familie, die bis dahin wieder hier sein wird, im geringsten genieren. Zwei Stuben stehen zu Ihrer Disposition; die Lebensmittel sind in Bayern überhaupt wohlfeiler als in Baden, auf dem Lande, wenigstens die vom Lande in die Stadt kommen, wohlfeiler als in der Stadt. Diesen Punkt dürfen Sie also gar nicht, weder auf Ihrer, noch meiner Seite in Anschlag bringen. Auf dem Lande ist man ohnedem stets gerüstet auf seßhafte Gäste, auf korpulente, nahrungsbedürftige Wesen; auf dem Lande herrscht auch bei uns noch die patriar-//chalische Sitte der Gastfreundschaft, nicht die Mode der flatterhaften Visite. Auf dem Lande schätzt man mehr die Menschen - freilich auch nur die schätzbaren - als in der Stadt, wo die Menge die Qualität ersetzt; dort gibt man gern Wein und Brot für einen Menschen hin, während man in der Stadt Menschen für Wein und Brot hingibt. Hier endlich können wir ganz ungestört miteinander konvenieren [uns unterhalten] - die frühere lächerliche politische Spioniererei hat hier aufgehört - , aber nicht in Heidelberg, wo man mir meine Vorlesungen von 1848 gewiß noch nicht vergessen hat, ja mich vielleicht gar nicht dulden würde. Doch über dieses herbstliche Projekt können wir ja später noch uns besprechen. Für jetzt wollte ich nur schreiben, daß ich aus den angeführten Gründen nicht nach Hfeidelberg] kann. - Dem Otto Wigand habe ich aus Ihrem Briefe mitgeteilt, was sich zur Mitteilung eignete. Der „Nürnberger] Kurier", das beste bayerische Oppositionsblatt (nicht zu verwechseln mit dem früher einmal erwähnten Blatt) enthielt erst vor kurzem einen Auszug aus Ihrer Schrift über die Nahrung zum Besten des allgemeinen Publikums. - Leben Sie wohl und seien Sie nicht zu fleißig! Ihr L. Feuerbach /

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759 An Eleonore Feuerbach [1853] / Mein liebes Lorchen! Mache nur, daß Du mit den Pfarrern fertig wirst, dann kannst Du mit eignen Augen sehen, was der Kanarienvogel, die Meerschweinchen und Dein Vater macht. Ich bin übrigens ganz glücklich in meiner Arbeit, weil sie vorwärtsgeht, wenn sie gleich noch lange nicht fertig ist, was aber auch gar nicht Eile hat, und mir fehlt nichts als Bücher. Hoffentlich wird nun doch Dein Katarrh / / vorüber sein! Statt daß Du immer an mir treibst, daß ich kommen soll, kehre ich es um und sage: Komme nur Du so bald als möglich hieher. Mit Bedauern habe ich vom Unwohlsein Deiner Tante Lore gehört, hoffe aber, daß es auch ihr wieder besser geht. Grüße sie, auch Mama, Elise und Fritz und komme bald gesund, frei und erlöst von dem Kirchenzwang zu Deinem dann gleichfalls sich frei und glücklich fühlenden Vater / 760 An Eleonore Feuerbach [1853] / Sonntagnachmitt[ag] Liebes Lorchen! So sehr mich die mitgeteilte Nachricht erfreut hat, daß der Herr Pf[arrer] Seiler mit Dir zufrieden ist und Deiner Konfirmation in Ostern also keine Hindernisse im Wege stehen, so sehr hat mich der übrige Inhalt Deines Briefes betrübt. Was kümmern Dich jetzt die Wetterfahnen und kahlen Mauer [n]? Jetzt singen und zirpen auch hier keine Vögel und ist der Blick auf die kahlen Felder auch nichts weniger als erfreulich. Was anders ist die Zeit des Frühjahrs, und da werdet Ihr hoffentlich ein ander Quartier haben, das Euch besser gefallt, wenn ich auch es nicht mit Euch bewohne, 14

außer höchstens auf einige Wochen, denn auf länger oder gar auf den ganzen Sommer komme ich schlechterdings nicht nach Nürnberg. Wenn ich ein Meerschwein wäre, dessen Leben nur im Fressen besteht, so käme ich nach N[ürnberg]; da aber unser geteiltes Hauswesen sich nur auf das Essen bezieht, mein Quartier mir hier nichts kostet, so bleibe ich da, wo ich am besten studieren kann. Meinetwegen brauchst Du Dich nicht, wie ich Dir schon geschrieben habe, abzukümmern. Allerdings tut es mir, nament-/ /lieh mittags und abends bei meinen Spaziergängen recht ahnd nach Dir, aber was ist und sein muß, das muß man sich eben auch gefallen lassen, und über vernünftigem und notwendigem Tun muß man das Ahndtun vergessen. Das laß auch Dir, liebes Lorchen!, gesagt sein. In der Brückleinsleite, nach der Du Dich erkundigt, sieht es noch gerade so aus, wie bei Eurem Abgang. Die schöne Buche steht noch, die nebenstehenden Buchen aber sind auch gefallen. Elischen habe ich seitdem nur zweimal, zum zweiten Male eben jetzt vor einigen Augenblicken gesehen. Gearbeitet, d. h. geschrieben, habe ich leider! zeither noch wenig. Ich wollte, Deine Besorgnis hätte in diesem Falle recht, nämlich, daß ich zuviel arbeite, d. h. schreibe. Zeit ist Geld, sagt der Amerikaner. Schrift ist Geld, heißt es bei mir. Und um Geld kann man nicht genug arbeiten, denn „Geld regiert die Welt". Wann ich nach Nürnberg komme, kann ich auch jetzt noch nicht bestimmt sagen, nur soviel, so bald als möglich, jedoch nur auf einen Tag, jedoch Sonntag, damit Du frei bist. Nun leb wohl, mein liebes Lorchen! Dein auch Dich herzlich liebender Vater / 761

Von Joseph Schibich 6. März 1853 / Ich kam auf meiner Rückreise aus Ungarn in Wien an. Nachdem ich mich von dem Reiseschmutz gereinigt und umgekleidet hatte, mietete ich mir am Kohlmarkt gegenüber vom „Mandarin" einen Comfortable und trat so eine Entdeckungsreise an. Zuerst begab ich mich in die „Akademie der bildenden Künste" und fragte dort nach der Adresse des Herrn Professor Rahl und erhielt 15

zum Unglück, wie sich bald ergab, eine falsche und wieder eine falsche und so fort, bis ich nach zweistündigem Herumfahren vor einem schönen Hause in der Feldgasse halten ließ. Dort erfuhr ich von einem kleinen Manne mit ungeheuer langem Bart - dem Famulus Rahls, daß letzerer nicht bei Hause sei und erst spät abends kommen dürfte. Meine Betrübnis war grenzenlos! Ich ersuchte den Diener, mir ein Stück Papier zu geben, worauf ich einige Zeilen - die Ursache meines Kommens und das Leid bei meinem Gehen enthaltend - an Rahl schrieb, und während ich den offenen Zettel dem Diener übergab, verdolmetschte ich ihm einen dort gebrauchten Ausdruck: „mein teurer, lieber, guter Ludwig" // mit dem, daß ich sagte, es betreffe dies den größten Philosophen, Feuerbach. „Also Fauerbach] wollen Sie sehen? Ich werde Ihnen das Porträt zeigen." Ich bat ihn aber schnell, mich Fauerbach] selbst suchen zu lassen; ich habe ihn zwar weder einmal im Bilde noch in Wirklichkeit gesehen, aber ich werde ihn an seinem Kopf erkennen. Wir traten in den großen Saal des Ateliers; es waren nebst anderen Stücken 30 bis 40 Porträts da. - „Der ist's nicht", sagte ich, „der auch nicht". „Ach, entschuldigen Sie, eben erinnere ich mich, daß ihn drüben die Schule kopiert." - So war auch dieser Reiz, dieses Seelenvergnügen des Selberfindens verloren! Famulus trat bald mit dem Heiligtume ein (das Wort kommt aus dem Innersten meines Herzens; wenn's ein Heiligtum gibt, so ist's mir ein solches!) und stellte es auf eine Staffelei. Mein Feuerbach! Wenn ich ein Wort weitersagen könnte über das, was in diesem Augenblicke in mir war, so wäre dies ein Zeichen, daß ich doch noch Besinnung hatte - aber ich hatte keine! Nur von den ersten Eindrücken ist mir soviel erinner//lich: Die Augen zeigen Spuren eines unendlichen, aber schon überlebten Schmerzes; ich las es denselben ab, daß sie schon Spott, Hohn, Unterdrückung, Verfolgung getroffen, daß sie die finsteren Labyrinthe der Menschengeschichte durchwandelt, daß sie das Elend des Menschenlebens geschaut! Ob sie, ob diese Augen wohl auch schon eine Träne netzte?! - Der ganze Ausdruck des Gesichtes hatte nichts, was man geheimnisvoll nennen könnte, alles ist klar, alles offen - alles licht! Ich verließ das Haus, sprang in meinen Wagen und fuhr in meine Wohnung, ins Hotel „London" (dasselbe, wo Blum wohnte und gefangengenommen wurde). Ich war ganz erschöpft; die steirischen Gebirge hingen mir einen Schnupfen an mit seiner ganzen Suite, das Wetter in Wien war trübe und regnerisch, Typhus16

kranke in jedem Hause; ich war zu sehr aufgeregt von dem Besuch bei Rahl, mir war unheimlich. Ich ließ warm heizen, las Zeitungen, um Feuerbach und Typhus zu vergessen, aß ein Kotelett und trank eine kleine Bouteille Rotwein auf meinem Zimmer und ging zu Bette. Am folgenden Tage // trat ich die Reise nach Znaim an. Von Znaim kam ich hieher nach Lechwiz und hoffte eine Antwort auf meinen Brief aus der letzten Hälfte des Dezember hier zu finden. - Ich fand sie nicht, ward traurig - und schrieb diese Zeilen! Küsse Sie und die Ihrigen herzlichst Rostockius 6. März 53 / 762 Von Julius Duboc 21. März 1853 / Hamburg, d[en] 21. März 53 Geehrter Herr! Verzeihen Sie, wenn ein Ihnen gänzlich unbekannter und unbedeutender Mensch sich die Freiheit nimmt, Sie mit einer Bitte zu belästigen, auf deren Erfüllung er trotzdem sicher rechnet. - Diese Bitte besteht in nichts mehr und nichts weniger, als in einem Ihrer Werke einige Worte von Ihrer eignen Hand zu besitzen. - Ich komme mir selbst sonderbar vor, indem ich dies schreibe - eine solche Bitte, ein solches halb sentimentales Sammeln persönlicher Erinnerungsblätter paßt scheinbar schlecht zu unserer Zeit, deren vulkanische Tätigkeit fortwährend in einem plötzlichen Feuerausbruch die großen wie die kleinen, die allgemeinen wie die persönlichen Verhältnisse und Beziehungen zu verschütten und zu begraben droht. Aber wie die Weinbauern am Rande des Vesuvs sind wir unsere Lage gewohnt und leben unbekümmert allen unseren kleinen Sorgen und Interessen - was wäre auch das Leben ohne diese glückliche Fähigkeit. Wer wie ich, mein Herr, mit Ihnen in einem steten geistigen Verkehr lebt - wie ich seine größten und besten Erhebungen aus Ihnen schöpft - wen, wie mich, in einem Leben voll zweck- und zügelloser Frivolität, Ihre Worte, „Nicht der Wille als solcher, 17

nicht das vage Wissen - nur die Zwecktätigkeit, welche die Einheit der theoretischen und praktischen Tätigkeit ist, gibt dem Menschen einen sittlichen Gnind und Halt, d. h. Charakter" usw., gestärkt und zurechtgewiesen haben - wem Sie, wie mir, nachdem ich jahrelang mutlos und nur instinktartig negiert hatte, Wissenschaft [liehe] // Verneinung und damit wieder einen positiven Geistesakt gegeben haben, in dem darf wirklich wohl allmählich ein unabweisbares Verlangen entstehen nach einem Erinnerungszeichen an den, dem er für alle Zeiten Unvergeßliches verdankt. Ich möchte besonders verhüten, geehrter Herr, daß diese meine Bitte nicht als verblümte Bettelei gedeutet werde. Deshalb ersuche ich Sie dringend und nachdrücklich, den Betrag für das zu schickende Buch durch Postvorschuß zu entnehmen und mir das Beschämende eines erbetenen Geschenkes zu sparen. - Welches Ihrer Werke Sie schicken wollen, bleibt mir, wenn Sie „Das Wesen d[er] Religion" und „Das Wesen d[es] Christentums" ausnehmen, die ich schon besitze, gleich, am liebsten würden mir die „Ergänzungen und Erläuterungen] zum 'Wesen d[es] Christent u m s ] ' " sein, da ich an diese zunächst gehen werde. Ich wage kaum, mein Herr, hieran noch die Bitte zu knüpfen, mir über einige Materien, die mir besonders wichtig und unklar sind, schriftliche Auskunft zu geben, zumal ich gewiß bin, in dem allmählichen Studium Ihrer Schriften auch über diese Licht zu erhalten. Es mag deshalb auch als unausgesprochen gelten. Indem ich, geehrter Herr, nochmals um Nachsicht für meine Dreistigkeit bitte, verbleibe ich mit der aufrichtigsten Verehrung ergebenst C. J. Duboc Adresse: Vorstadt St. Georg, Kirchenallee No. 42 /

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763 An Joseph Schibich 22. März 1853 / Br[uck]berg, 22. März 53 Mein lieber Schibich! Es ist sehr unrecht von Ihnen, daß Sie darüber verstimmt waren, bei Ihrer Rückkehr von Wien keinen Brief von mir vorzufinden. Sie haben mich ein ganzes volles Jahr warten lassen und ich Sie nur ein Vierteljahr. Sie sind durch praktische Angelegenheiten, Geschäfte, abgehalten worden und ich durch theoretische. Ich glaube aber, daß man viel leichter von der Praxis aus einen Weg zum Briefschreiben findet, als von der Theorie, denn der Praktiker lebt in der Zeit, aber der Theoretiker in der Ewigkeit, jener mit den Lebenden, dieser mit den Toten, aber es gibt wohl einen Übergang vom Leben zum Tode, aber keinen vom Tode zum Leben. Die Praxis ist schnell, pfiffig, resolut, schlagfertig, aber die Theorie langweilig, saumselig, nachdenklich; die Praxis auf- und anregend, weil buntscheckig, aber „Grau, [teurer] Freund!, ist alle Theorie". Sind auch ihre Gegenstände noch so viele und noch so verschiedne, es ist doch immer eine und dieselbe Farbe, nicht die Farbe des Lebens, nicht die des Todes, sondern eben dieses Grau, diese trübselige Mischung von diesen beiden Farben, in welchem alle Gegenstände erscheinen. - Totes Leben, lebendiger Tod - das ist das Geheimnis, das Wesen aller Theorie. Entschuldigen Sie sich also nur nicht mit Ihrer Praxis! Der Praktiker kann keine Bücher schreiben, aber Briefe - nur Praktiker sind daher auch gute Briefsteller - der Theoretiker kann dagegen Bücher schreiben, aber keine Briefe. Nun gehöre aber ich bekanntlich zu den Theoretikern - wenigstens habe ich meine Force [Stärke] und Sache stets nur im Kopfe, nicht in der Faust gehabt und gesucht - also bin ich mit logischer Notwendigkeit ein sehr schlechter Briefschreiber, obwohl deswegen keineswegs auch ein guter Bücherschreiber. Kurz, ich bin, um es mit // einem Worte abzutun, so zum Bücherwurm geworden, daß ich wie besessen bin, wenn ich einmal in den Schmetterling eines Briefs mich verwandeln soll. Ich bin nämlich endlich doch dazu gekommen, einige Kardinalpunkte religionsgeschichtlich durchzufuhren - wenigstens diese Durchfuhrung zu versuchen und so weit zu treiben, als es meine leider!

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höchst beschränkten pekuniären [finanziellen] und literarischen Mittel erlauben. Diese Arbeit erfordert aber nicht nur philosophische, sondern auch philologische Tätigkeit. Übersetzungen reichen schlechterdings nicht aus; man muß das Original selbst lesen und zu diesem Zwecke es nicht verschmähen, sein Leben von vornen, d. h. von der Schule - Leben und Lernen ist ja bei uns eins - wieder anzufangen. „Du bist Erde und soll[st] zu Erde werden", heißt der Fluch des Alten Testaments, du bist Bücher- oder Schulstaub und sollst wieder zu Schulstaub werden, heißt der Fluch des Neuen Testaments, der sich auch an mir vollständig bewährt. Doch ich tröste mich damit, daß ich mit diesem Staube nur den Boden dünge, aus dem einst Blumen und Früchte des Lebens sprießen. Gegenwärtig bin ich über der Homerschen Theologie (ist venia verbo [man verzeihe den Ausdruck]!), um zu beweisen, daß schon der blinde Homer vollständig, nur poetisch es ausgesprochen hat, daß das Geheimnis der Theologie die Anthropologie. In dieser meiner Rückkehr zur Kindheit der Menschheit und meiner eignen haben Sie einen zureichenden Grund von meiner Brieffaulheit und zugleich ein Bild von mir, vielleicht ein richtigeres, als Sie von Wien mitgenommen haben; denn in den Urstätten der Anthropologie, der „Iliade" und „Odyssee", sieht man nicht nur Blut, sondern auch Tränen fließen, hört man nicht nur den polemischen Ares brüllen, sondern auch Helden schluchzen und seufzen. Gleichwohl kann ich Ihnen // nicht die fleischliche Ansicht von mir erlassen, wenn Sie es zu einer richtigen Einsicht in mich und meine Philosophie bringen wollen, denn erst dann werden Sie sich überzeugen, welch ein unendlicher Unterschied ist zwischen dem gemalten oder gedachten und dem wirklichen Ffeuerbach], aber zugleich auch überzeugen, daß an mir nichts zu sehen ist, was nicht an jedem andern, wenn man ihn nur seiner sei's nun weltlichen oder geistlichen Montur und Dressur entkleidet. Aus meiner Beschäftigung und Arbeit werden Sie selbst ersehen, wie weit ich an der Literatur der Gegenwart Anteil nehme, nämlich nur so weit, als sie eben unmittelbar die Gegenstände derselben, und zwar geschichtlich, beleuchtet. Eine literarische Zeitung lese ich nicht - Sie müßten denn die Beilagen zur Augsb[urger] „Allgemeinen] Zeit[ung]", die ich übrigens auch nur deswegen lese, um den mundus qui vult decipi [die Welt, die betrogen sein will], nicht aus den Augen zu verlieren, als eine solche ansehen. Von der sogen[annten] philosophischen] Literatur nehme ich gar keine Notiz. Was mir von dieser noch

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unter die Hände gekommen, ist unter dem Luder. Von Daumer weiß ich gar nichts, von Vischer auch nichts, von Bayrhoffer nur, daß er in Wisconsin Farmer und neulich das Malheur gehabt hat, daß ihm seine Kühe davongelaufen, von meinem Bruder, daß er sich mit den Sprüchwörtern, hauptsächlich Europas, beschäftigt, was er übrigens schon seit mehreren Jahren treibt. Sie sehen, ich weiß nicht viel mehr als Sie, ob ich gleich Theoretiker und Sie Praktiker sind. Lassen Sie sich deswegen auch nicht ein graues Härchen über Ihrer Praxis wachsen. Sind Sie einmal vollständig Ihrer Geschäfte Herr und Meister, so bleibt immer noch Ihnen so viel Zeit übrig, um an dem Wissenswürdigen teilzunehmen. Freilich, Sie wollen sich auch aktiv beteiligen, und ich wünschte, Sie könnten es. Aber lohnt es sich der Mühe, jetzt wenigstens, auch nur noch ein vernünftiges Wort zu sprechen? Ist es nicht Weisheit, zu schweigen, wo die Torheit, wenn auch im Gewände jesuitischer Verschmitztheit, das große Wort ftihrt? Lassen Sie getrost der Zeit den Glauben, daß nun auf einmal auf allerhöchsten // Befehl der menschliche Geist stillsteht; lassen Sie nur darüber nicht Ihre eigne Mühle ins Stocken geraten. Leben Sie wohl! F./ 764 An Friedrich Kapp 31. März/1. April 1853 / Bruckberg, 31. März 1853 Lieber Kapp! Die Abreise eines mir befreundeten Nachbars, des Hferrn] v. Mussinan von Rügland, nach Amerika ist eine zu verführerische Gelegenheit für mich, als daß ich sie vorübergehen lassen sollte, ohne ihm einige Zeilen an Dich mitzugeben. Denke aber ja nicht, daß ich diese verführerische Gelegenheit nur vorschütze, um Dir abermals einen rat- und hülfsbedürftigen Fremdling auf den Hals zu laden. Nein, dieser junge Mann reist nur über New York, um Farmer zu werden, ausgerüstet mit allen Mitteln, die zu diesem Stande und Leben befähigen und berechtigen, mit Geld, mit ökonomischen und Sprachkenntnissen, mit Körperkraft, mit Liebe 21

zum Land- und Naturleben, mit demokratischer, polizeiwidriger Gesinnung und begleitet zugleich von einem Deutschamerikaner aus Baltimore, dem Dr. Panetti von Rügland. Aber allerdings wird ihm bei seinem Eintritt in A[merika] und während seines Aufenthalts in New York ein Deutscher von Deiner Gesinnung, Bildung und Erfahrung eine höchst willkommne und wohltätige Erscheinung sein. Und warum sollte ich ihm diese Freude versagen, da sie für Dich mit keinen Unannehmlichkeiten verknüpft ist und mir zugleich die Gelegenheit gibt, Dir zu schreiben, wenn auch nur einige Zeilen? - Die Fortsetzung von Eurer Zeitung / / über A[merika] habe ich leider! noch nicht gelesen. Da ich das „Westland" nicht abbestellt, so war es für mich allein zu kostspielig, zwei Blätter über A[merika] zu halten. Wie es scheint, ist aber jenes eingegangen, denn ich habe in diesem Jahre noch kein neues Heft erhalten; ist dieses der Fall, worüber ich mir nächstens, sowie ich nach Ansbach komme, Gewißheit verschaffen werde, so kann ich mein Gelüste nach den „Atlantischen Studien" befriedigen, ohne Verweise und Vorwürfe von meinem Gewissen, d. h. meinem Beutel darüber befurchten zu müssen. Die Augsb[urger] „ Allgemeine] Zeitung" hat unterdes auch ihren Schleim in einem lächerlich hyperpolitischen Artikel, in dem sie die Notwendigkeit der Sonntagsfeier, der Bibelgläubigkeit, der Geistlichkeit für die demokratische Freiheit A[merika]s bewies, über Eure „Studien" ausgegossen und den Auszügen aus den amerikanischen Zeitungen Nachlässigkeit in der Übersetzung, den selbständigen Artikeln, mit Ausnahme der Deinigen, namentlich des über den amerikanischen] Humbug, Mangel an gutem Stil vorgeworfen. Ich habe aber davon nichts gemerkt; freilich ist mein Gusto ein ganz andrer als der der „ Allgemeinen]" mit ihren blasierten Hautgout-Stilisten. Mir ist nichts aufgefallen als Deine Vergleichung Amerikas und Europas in puncto puncti [in dem empfindlichen Punkte] des Geistes, d. h. der Religion. Daß es so ist in Afmerika], wie Du es schilderst, finde ich natürlich, denn die materiellen Interessen gehen den geistigen der Zeit nach voraus, daß es aber so bei uns ist, wie es ist, finde ich unnatürlich; denn was ist unnatürlicher als ein freier Geist in einem Sklavenkörper? Daß // freie Schriften bei uns in Hülle und Fülle erscheinen oder wenigstens erschienen sind, gereicht allerdings unserem Geiste, aber nichts weniger als unsren Regierungen und Zuständen zur Ehre. Wir haben eine selbständige Bücherwelt, um die sich unsre despotischen Regierungen so lange nicht kümmern, als

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etwas nur auf dem Papier bleibt. Ist Strauß in Europa, ja selbst in dem deutschredenden und -denkenden Schweizerland nicht vom Katheder heruntergepöpelt worden? Darf man bei uns lehren, was man schreibt? Sind nicht alle radikalen Freidenker obskure Privatleute? Und wie sah es nicht trotz seiner Lessing, Herder, Lichtenberg noch vor 60, 70 Jahren in Deutschland aus? Da konnte man, wenn man nur eine Stelle im A[lten] T[estament] anders erklärte und übersetzte als die Orthodoxie, sogar ins Gefängnis kommen, wie es einem Gelehrten in Mainz widerfuhr. Und wahrlich! Auch jetzt noch gibt es genug Märtyrer der deutschen Schreibefreiheit. Ich glaube, Du bist in dieser Beziehung ungerecht gegen Am[erika], stellst Forderungen an dasselbe, die jetzt noch vorzeitig sind, Forderungen, die zu erfüllen vielleicht eben die Aufgabe der deutschen Emigration ist. Doch so ist es: Ihr in A[merika] fühlt die Schattenseite A[merikas] und seht nur die Lichtseiten Europas, wir umgekehrt. Doch ich will Dich nicht mit „deutscher Philosophie" länger belästigen! Lebe wohl! Herzlich Dein L. Feuerbach / / lten April Ich habe gestern nicht meinem 2 Stunden von hier entfernten Nachbar diese Zeilen überbringen können, kann es auch heute nicht. So habe ich noch Zeit für den leeren Raum. Von Johanna erhielt ich dieser Tage nach langer Zeit einen Brief. Deine Grüße habe ich noch nicht ausgerichtet. Sie schrieb mir daher von Dir, was ich von Dir selbst erfahren habe - auch von Deiner Schwester, daß sie von dieser für ihr zweites Knäblein zur Gevatterin gebeten worden sei. Sie ist noch fortwährend ausschließlich mit der Malerei beschäftigt, malt aber nicht mehr Landschaften, sondern Menschen. Sie erkundigte sich bei dieser Gelegenheit auch nach einem Verleger für eine Schrift ihres Onkels. Behalte dieses für Dich. Dieser ist nämlich - Du kennst ihn ja - wegen seiner zu großen Freiständigkeit - stehen Dir nicht die Haare zu Berge vor erschrecklicher Lächerlichkeit? - bei uns pensioniert worden, und zum Präsidenten des Oberkonsistoriums, zu dem sonst stets Juristen erwählt wurden, einst auch mein Vater sogar bestimmt war, ein Theologe, und zwar von der widerlichsten obskursten Sorte, von der Erlanger Schule oder Pfütze, ein gewisser Harleß, ernannt worden. So was bringt natürlich auch einen politischen und religiösen Gothaner in revolutionäres Fieber und Feuer. So sieht es bei uns aus. Wahrlich, wenn es so fortgeht, dann ist nicht

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nur Amerika, wie jener Schneider zu Dir sagte, dann ist die ganze Menschheit, die ganze Geschichte der Vernunft und Wissenschaft selbst nur ein Humbug - des Teufels. Preise Dich glücklich, daß Du in A[merika] bist. Was sind die amerikanischen] Klopfgeister gegen die Geister, die bei uns nicht auf Tische und Bänke, sondern Katheder, Präsidentenstühle und Königsthrone pochen? Nochmals: Leb wohl mit Weib und Kindern. /

765 Von Otto Wigand 5. April 1853 / L[eipzig], 5. April 1853 Lieber Freund! Gestern empfing ich Ihr Briefchen vom 1. d[es] Mfonats]. An Härtung habe ich sofort persönlich Ihre beiden Bestellungen abgegeben. Am vergangenen Sonntag wurde meine Thekla, die dritte Tochter, konfirmiert. Sie sind nicht der einzige Sünder! Auch ich rufe: Mea culpa [es ist meine Schuld] und dennoch extra culpam [bin ich außer Schuld]. Ich drucke von Daumer ein Buch in 3 Teilen: „Frauenbilder und Huldigungen". Darin befindet sich gar wunderbares und höchst verliebtes Zeug. Wie stehen Sie mit Daumer? Ich muß ihn besuchen, Wagner und Rehlen, meine alten Freunde, ebenfalls. Wollen Sie da nach Nürnberg kommen? Ich kann, ich mag nicht daheimbleiben, denn es brennt unter den Füßen und im Kopfe. - / / Moleschott hat wohl wegen der Anthropologie nichts weiter hören lassen? oder haben Sie ihm deshalb nichts geschrieben? Ich frage, weil Sie nie wieder ein Wort deshalb erwähnten! Klopfen Sie doch bei diesem Bösewicht mal an sein demokratisches Gewissen. Heute teile ich Ihnen mit, daß sowohl Weber als ich der Überzeugung geworden, daß es nur eine Möglichkeit gibt, mit [Paul Johann] A. v. F[euerbach]s Nachlaß noch einen Versuch zu machen, um aus der Patsche zu kommen, und dieser besteht einzig und allein darin, es wird das Werk als zweite, wohlfeilere Auflage 24

für 2 - 2 1/2 Rtlr. versandt. Um dieses mit Ehren tun zu können, ist es nötig, wir geben, wenn es irgend möglich ist, beiden Bänden noch einige Zusätze aus dem Nachlasse. Könnte man // dem 1. Bd. nichts mehr anhängen, so müßte man sich auf den 2ten beschränken. Weber will dann das Werk mit 500 Rtlr. Nachlaß von meiner Seite allein übernehmen. So käme ich mit der Hälfte Verlust davon. Wollen Sie nun sofort die M[anu]s[kripte] Ihres Vaters durchsehen, so geschieht mir eine Wohltat, und Weber ist jetzt voll Hoffnung. Drum müßte es gleich geschehen], damit ich noch vor meiner Reise die Sache ins reine bringen könnte! „Mein Geißchen! Winterlang ist es uns schlecht ergangen; Stirb nicht! der Frühling kommt, da grünen alle Rangen." „Der Teufel hat die Welt verlassen, weil er weiß, Die Menschen machen selbst die Holl' einander heiß." „Verzage nicht, mein Herz! das Ei kann Federn kriegen, Und aus der engen Schaal' empor zum Himmel fliegen." Somit schließe ich und bleibe wie immer der alte, treue Freund Otto Wigand / 766 An Otto Wigand 10./11. April 1853 / Bruckberg], Sonnt[ag], 10. Apr[il] 53 Lieber Freund! Ob ich gleich anfangs nicht wußte, was ich denken und sagen sollte, als ich las, daß Sie eine zweite Auflage vom „Leben" veranstalten, d. h. ein altes Loch durch ein neues Loch zumachen wollten, so habe ich doch endlich mich in Ihre Gedanken gefunden, ja sogleich nach Empfang Ihres Briefes - ich erhielt ihn Freitag abends - mich über die Papiere meines Vaters gemacht, um durch den guten Willen meinem verblüfften Verstände zuvorzu25

kommen. Da ich aber teils durch meine eignen Arbeiten, teils durch den Erfolg des „Lebens" bestimmt, die Papiere meines Vaters ad acta [beiseite] gelegt habe, so konnte ich in dieser kurzen Zeit nichts zum Druck Geeignetes vorfinden und herrichten als die hier mitgeteilte „Idee oder Notwendigkeit einer Universal [juris] prudenz" - eine Idee, die heute noch nur Idee und die ich ungern so // für sich hinausgebe, losgerissen von den Bruchstücken ihrer Ausfuhrung, die jedoch noch viel Zeit und Arbeit und Bücher von meiner Seite erforderten, um auch nur als Bruchstücke gedruckt werden zu können. Übrigens entspricht das hier Mitgeteilte vollkommen Ihrem Zwecke. Wollten Sie noch mehr drucken, so müßten Sie sich ja auch nur noch mehr Kosten machen. An den ersten Band ließe sich so nichts, ohne den Zusammenhang der Briefe zu unterbrechen, anfügen. Sorgen Sie aber dafür, daß die Anmerkung von meiner Hand nicht wegfällt, wie weiland die Anm[erkung] unter der Kritik des Polizeikodex, und daß die letzte Partie des Manuskripts mir mit dem Korrekturbogen zur Durchsicht mitgeschickt werde, weil sonst bei der kleinen und feinen Handschrift meines Vaters sonst zu viele Druckfehler sich ein-//schleichen könnten. So angenehm mir Ihr Wiedersehen wäre, so komme ich doch nicht deswegen expreß nach N[ürn]b[erg]. Es ist mir bis in den Tod zuwider, in diesen abgeguckten und abgetretnen, für mich in jeder Beziehung abgelebten Städten ohne bestimmte Aufgabe mich herumzutreiben und herumzukneipen. Allerdings will ich auch nächstens hinein, um die Meinigen zu besuchen und nach Büchern zu suchen, jedoch nur auf einen, höchstens zwei Tage. Ob aber gerade der für mich gelegne Moment in den Zeitpunkt Ihres dortigen Aufenthalts fallt, das ist die Frage. Mit Daumer bin ich schon seit vielen Jahren außer aller sowohl geistigen als leiblichen Konnexion [Verbindung]. Von Moleschott habe ich Ihnen in den letzten Briefen nichts geschrieben, weil ich ja schon in dem ersten Briefe über ihn, wenigstens für die nächste Zeit, d. h. so lange, als seine Anthropologie noch nicht einmal existiert, alles gesagt habe, was zu sagen war. Indem ich Ihnen schließlich für Härtung danke Ihr L. F. /

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/Montag [11. April 1853] Das Paket war schon zugemacht, als ich doch noch in aller Eile der Vollständigkeit wegen eine kleine Probe von der Ausfuhrungsweise jener „Idee" abschrieb und beilegte. Daß aber ja meine Anmerkung richtig und vollständig gedruckt werde! Sonst steht ja die „Idee" wie die „Probe" sinnlos da. / 767 Von Julius Duboc 20. April [1853] / Hamburg, d[en] 20. April Geehrter Herr! Ihr freundlicher Brief vom 12. d[es Monats?] hat mich um so mehr gefreut, als die seit dem Abgang meines ersten Schreibens verstrichene Pause mich hatte befurchten lassen, Sie möchten die darin enthaltene Bitte als eine Kinderei unbeachtet beiseite gelegt haben. Im Grunde hätte mich das nicht gewundert - , es gehört viel Gemütlichkeit zum Gegenteil, eine Eigenschaft, die man bei einem Philosophen nicht gerade sucht, wenn sie auch in dem Bilde nicht fehlte, das ich mir unwillkürlich beim Lesen Ihrer Werke von Ihnen entworfen. Ihr Widerraten der „Ergänzungen und Erläuterungen zum 'Wesen d[es] Chr[i]st[en]t[ums]'" kam zu spät, ich hatte es schon bestellt, und es liegt jetzt schon seit einigen Tagen bei mir zu Hause. Wenn es allerdings lauter antiquierte und auch dem Standpunkt nach wesentlich von Ihrer jetzigen Betrachtimgsweise abweichende Aufsätze enthält, so möchte mir die Lektüre vielleicht mehr Verwirrung wie Nutzen bringen, und ist es mir in diesem Fall leid, nicht statt dessen den „Pierre Bayle" oder „Gedanken über Tod und Unsterblichkeit]" genommen zu haben. Das „Wesen der Religion", dessen Unbekanntschaft Sie bei mir voraussetzten, war vielmehr das erste Werk, das ich auf Anraten des leider zu früh ver-//storbenen Theodor Althaus las. Von diesem Werk ging ich, wie ich denn immer die vielleicht schlechte Gewohnheit habe, vom Allgemeinen aufs Besondere zu kommen statt umgekehrt, auf das „Wesen d[es] Christentums]" über. Beide Werke haben mich ungemein angezogen und mir Genuß 27

verschafft, ich glaube ihren wesentlichen Inhalt wenigstens verstanden und in mir aufgenommen zu haben, einzelne Differenzpunkte müssen beim wiederholten Lesen mir erst selbst klarer werden oder sich als auf Täuschung beruhend herausstellen. - Ich bitte Sie, da ich diesen Sommer einigermaßen Zeit übrig haben werde, mich mit einigen Fingerzeigen in bezug auf Auswahl von Lektüre zu versehen und benutze jetzt die am Schluß Ihres Briefes mir erteilte Erlaubnis, um auf einige Fragen zu kommen in betreff deren ein rabenschwarzes Dunkel in mir herrscht und höchstens „das Bewußtsein dessen, was ich nicht will". Nicht wahr, von Freiheit, im Sinn einer vollkommen unabhängigen Selbstbestimmung kann bei uns überall nicht die Rede sein. Auch in den Momenten, wo wir scheinbar vollkommen freie Wahl nach 2 Seiten haben, ist, selbst vorausgesetzt, daß äußere influierende [beeinflussende] Umstände momentan nicht bestimmend einwirkten, unser Entschluß doch nur das notwendige Ergebnis unseres dermaligen geistigen Zustandes, dieser selbst aber bedingt und hervorgegangen aus einer endlosen Reihe von Ursachen und Wirkungen, deren letzte rein zufällig, jedenfalls ganz dem Bereich unseres eignen Wollens und Bestimmens entrückt sind. Freiheit des Willens in diesem Sinn also - Willkür - ist Täuschung, eine Täuschung, die wir aber trotzdem niemals abstreifen können, denn wer fühlte und glaubte sich nicht in solchen Momenten der Entscheidung, falls das materiell Zwingende fehlt, // frei und unabhängig in seiner Wahl. Althaus verglich dies mit dem Faktum, daß wir die Umdrehung der Erde wissen aber nie fühlen können, so wissen wir uns unfrei und fühlen uns frei aber so schlagend mir diese Analogie scheint, so erklärt sie, wie jedes Gleichnis, doch nichts zum Wesen der Sache - , weshalb können wir denn dies nicht fühlen? Inwiefern liegt in unserem Wesen die Notwendigkeit zum Gegenteil? Was ist denn Freiheit? Dies vorausgesetzt, was ist denn Schuld und Verbrechen? Was ist sittlich? Ist Sittlichkeit nicht ein temporärer, lokaler, klimatischer Begriff? Kann ich nicht subjektiv sittlich handeln, indem ich objektiv Unsittliches tue? Ich bedauere sehr, daß die unter Nummer 2 der „Zusätze" zum „Wesen d[er] Religion" enthaltenen Erörterungen bis jetzt nur Fragmente geblieben sind. Sie berühren manche von diesen Fragen, konnten aber, in dieser unausgeführten Kürze, mir nicht die Aufklärung geben, nach der ich seit langem, ich kann wohl sagen, schmachte. 28

Ich habe jetzt so viele Fragen aufgeworfen, daß ich Ihren nächsten Brief erst abwarten will, um weiter einzugehen. Vielleicht werden Sie es für anmaßend halten, daß ich Ihre bereitwillige Humanität gleich dermaßen in Anspruch nehme, glauben Sie wenigstens, daß Sie sich keinen Undankbaren verpflichten und daß Sie einen Menschen zurechtweisen, über den klare Erkenntnis eine unumschränkte Macht hat und der auf sehr falschem Wege war. - Ich verbleibe mit aufrichtiger Verehrung C. J. Duboc Meine Adresse ist jetzt: Abzugeb[en] in der Buchhandl[un]g v[on] Meißner & Schirges, Kleine Johannisstraße. Wenn es nicht undelikat erscheint, so möchte ich Sie recht sehr bitten, Ihren B[rie]f nicht wieder zu frankieren. Da der Genuß und Nutzen von diesem Schreiben mein ist, so muß ich doch auch diese unbedeutende Ausgabe selbst tragen]. / 768 Von Otto Wigand 4. Mai 1853 / Leipzig, den 4. Mai 1853 Lieber Freund! Mit dem größten Widerwillen schreibe ich heute noch einmal in der Angelegenheit des Werkes Ihres Vaters an Sie. Allein mir bleibt kein Ausweg, und ich muß in dieser zerfahrenen Buchgeschichte Sie noch einmal inkommodieren, was mich wahrhaft unglücklich macht. Weber will die Übernahme nur dann vornehmen, wenn Ihre alte Vorrede zessiert [weggelassen] und eine neue gedruckt wird. Er behauptet, von 2 bedeutenden Männern gehört zu haben, daß das Buch darum nicht gegangen sei, weil diese Vorrede dabei sei. Jetzt wäre eine Gelegenheit, diese zu zessieren und eine neue von Ihnen zu verlangen. Weber und Schellwitz meinten, Sie würden gern alles beitragen, um die großen Verluste // mildern zu helfen. Ich bin in Verzweiflung darüber, da ich am 14. Mai von hier abreisen will und diese Angelegenheit gern ins reine gebracht hätte. Schreiben mußte ich Ihnen 29

diesen Vorfall und überlasse es Ihnen, den Willen des W[eber] zu tun oder nicht. Ich behalte dann das Werk - lege es auf den Boden und trage den Verlust mit Resignation. Einen Ausweg gibt es noch, wenn Sie die Vorrede nicht schreiben wollen, dann zu gestatten, daß Schellwitz eine solche schreibt?! Die beiden Aufsätze sollen dann mitgedruckt werden, und zwar hinten am 2ten Bd. Machen Sie mir keine Vorwürfe, denn ich bin betrübt und unglücklich bis über die Maßen! Ihr O. W./ 769 Von Julius Duboc [vordem 18. Mai] 1853 / Hamburg, Mai 53 Geehrter Herr! Nachdem ich jetzt fast 4 Wochen vergeblich eine Antwort auf meinen falsch adressierten Brief erwartet habe, glaube ich annehmen zu dürfen, daß derselbe, obwohl er nicht hierher zurückgekommen ist, doch auch nicht zu Ihnen gelangt ist. Ich würde nicht anstehen, Ihrem Stillschweigen einen anderen Grund zu supponieren [unterstellen], wenn nicht Ihre freundliche Antwort auf meinen ersten Brief mir Grund gäbe zu vertrauen, daß Sie auch meinen zweiten nicht weniger human behandeln werden; trotzdem fühle ich sehr wohl, daß in meinem Benehmen etwas Zudringliches liegt, und es ist eben gut, daß ich diesen Punkt, in betreff dessen ich im persönlichen Umgang sehr schwierig bin, hier nur brieflich zu überwinden habe - übrigens, je weiter ich in Ihren Werken lese, je länger ich mich an dem einfachen, schlagenden und geistvollen Gedankengang erbaue, desto mehr wird es mir Bedürfiiis zu danken, und wenn ich weiter nichts mit diesen Briefen bezwecken sollte, so wird es mir stets eine wahre Genugtuung gewesen sein, Ihnen meine Bewunderung und Ehrfurcht ausgedrückt zu haben. Vorläufig bezwecke ich allerdings noch manches andere nebenbei, hauptsächlich von den Prinzipien der Moral einen Begriff zu erlangen. Ich finde darüber in Ihren Werken nichts, und auch in 30

den mir unbekannten, B[ä]nd[en] 2, 3, 4, 5, 6 (ich meine immer Ihre Gesamtausgabe), vermute ich, nach dem Inhaltsverzeichnis, kaum etwas. Einzelnes // hierauf Bezügliche ist in der Anmerkung 2 zum „Wesen d[er] Religion" (das „Wesen d[er] Religion", Wigand, 1851, nach den in Heidelberg gehaltenen Vorlesungen, ist mir nicht, wie Sie voraussetzten, unbekannt, sondern war das erste Buch von Ihnen, das ich las) enthalten, Bd. I Ihrer „S[ämmtlichen] W[erke]", pag. 283 sagen Sie: „Wenn daher der oberste Grundsatz der christlichen Moral lautet: 'Thue das Gute um Gottes willen', der oberste Grundsatz der philosophischen Moral: 'Thue das Gute um des Guten willen', so lautet dagegen der oberste Grundsatz der auf den Menschen gegründeten Moral: 'Thue das Gute um des Menschen willen'" und ebendaselbst: „Was dem Menschen im Sinne der Gattung gut ist, das ist an sich selbst gut." Aber das alles genügt mir nicht, ich kann mich nicht daraus vernehmen. Was ist gut, was ist böse? Kann man überhaupt noch von gut und böse sprechen, wenn es keine sittliche Freiheit gibt? Und existiert sittliche Freiheit, wenn all mein Tun und Treiben, selbst da, wo ich die willkürlichste Entscheidung zu treffen glaube, notwendig bedingt ist durch das, was ich einmal bin, geworden bin ohne mein Zutun, und dann noch beeinflußt durch alle möglichen äußeren Umstände. Dieses Netz ist ja unentrinnbar, nirgends tue ich was selbst, nirgends ist eine generatio aequivoca [Urzeugung] meines Willens. Und weshalb dabei die unentrinnbare Illusion unseres Bewußtseins, daß wir selbständig, frei handeln - diese Illusion, die, um einen passenden Vergleich von Althaus zu wiederholen, ganz analog der ist, in der wir in bezug auf die Umdrehung der Erde befangen sind, welcher Tatsache, obgleich wir sie wissen, ewig von unserem Gefühl widersprochen werden wird. - Ich sehe eben beim Blättern im „Wesen der Religion", daß Sie auf Seite 210 und 211 dies Thema berühren und, nachdem Sie erst ähnliches gesagt, dann hinzufugen: „Dadurch wird übrigens // keineswegs die Freiheit [de]s Menschen aufgehoben, wenigstens die vernünftige, die in der Natur begründete" usw. - Aber wie soll ich dann Freiheit definieren? Ich habe hiermit ziemlich das nämliche, dem Sinne nach, wiederholt, was ich in meinem verlorenen Brief behandelt hatte; hoffentlich wird diesen ein besseres Schicksal treffen. - Sie hatten mir in Ihrem B[rie]f v[om] 12ten vforigen] M[onats] von den ,,Erläuter[un]g[en] und Ergänz[ungen] zum 'Wesen d[es] Christentums]'" abgeraten, ich habe sie trotzdem zur Hälfte ungefähr

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gelesen und habe mich im ganzen doch sehr befriedigt gefühlt. Schon in der Vorrede und in allen anderen Aufsätzen mit Ausnahme des ersten, „Über das Wunder", 1839, lernt man viel; sind die meisten antiquiert und von einem von Ihrem jetzigen wesentlich verschiedenen Standpunkt geschrieben, um so schlimmer für mein Unterscheidungsvermögen. - Ich möchte Sie fragen, ob Sie zum zweit[en] Bd. „Philosophische Kritiken und Grundsätze" raten oder ob ich etwas Besseres, i. e. Zeitgemäßeres lesen kann. - Ich muß mich diesen Sommer etwas dran halten, weil es wahrscheinlich die letzte freie Zeit ist, die ich wenigstens in größerem Maßstabe diesen einzig meiner Neigung und vielleicht Befähigung entsprechenden Studien widmen kann, da mich ein körperliches Leiden leider zwingt, eine andere Beschäftigung zu ergreifen, denn, und da ich doch viel aus Ihnen zitiere, so kann ich auch hier mit einem Zitat schließen: „Was hilft [aber] alle Klarheit und Gesundheit des Kopfes und Herzens, wenn der Magen krank, wenn die Grundlage der menschlichen Existenz verdorben ist?" (Bd. I, XV). Ich verbleibe, geehrter Herr, mit der aufrichtigen Verehrung C. J. Duboc Adresse: Buchhandlung von Meißner & Schirges. / 770 An Julius Duboc 20. Mai 1853 [Briefentwurf:] / Verehrter Herr! Der Gegenstand, den Sie in Ihrem mir trotz seiner irrigen Ortsangabe richtig und rechtzeitig zugekommnen Briefe zur Sprache bringen - ein Gegenstand, der mir nicht nur als Denker und Mensch überhaupt, sondern noch insbesondre als Sohn eines Hauptkriminalisten, dessen sämtlicher gedruckter und schriftlicher Nachlaß in meinen Händen ist, unendlich nahe liegt - würde längst von mir zum Gegenstand einer eignen Schrift gemacht worden sein, wenn ich Zeit und Raum dafür gefunden hätte. Aber 32

seit mehreren Jahren beschäftigt mich, wenn auch nicht gerade eine förmliche Religionsgeschichte, doch eine religionsgeschichtliche Darstellung und Durchfuhrung der im Wesen der christlichen] und natürlichen Religion ausgesprochnen Grundgedanken, welche alle meine Zeit und Kraft in Anspruch nimmt, so daß ich alles andre, was sich nicht unmittelbar auf diese Arbeit bezieht, nicht nur äußerlich, sondern auch in meinem Kopfe beiseite schieben muß. Gleichwohl ist aber dieser Gegenstand nicht nur indirekt und implizite, sondern auch gelegentlich ausdrücklich, wie Sie selbst finden, von mir bedacht und besprochen worden, außer der Schriften, die Sie kennen, besonders, obwohl kurz, in meinen „Gedanken über Tod und Unsterblichk [eit]" in der letzten Abhandlung vom Jahre 1846. Hier fasse ich aber die Frage nach der Freiheit von dem Gesichtspunkt: Wie verhält sich das, was die // Menschen Freiheit oder Wille nennen, zu den Trieben und Begierden? Ich sage nun dort (und erlaube mir diese Stelle herzusetzen, weil ich diesen Augenblick nichts Besseres zu sagen weiß): „Der Wille, das Idol des moralischen Supranatur[alismus] verhält sich zu den sinnlichen Trieben und Neigungen so, wie die Vernunft, die ja seine Voraussetzung ist, sich zu den Sinnen verhält - also wie die Gattung zu den Arten oder den einzelnen Individuen. Ein Beispiel: Wer, wie der Wilde, ohne an die Folgen zu denken, so lange fort ißt, bis alles rein aufgefressen, ist ein Sklave der Freßbegierde. Wer durch die Vorstellung der Zukunft das Maß des gegenwärtigen Genusses bestimmt, ißt mit Freiheit und Vernunft. Aber so wenig die Vernunft etwas der Gattung nach oder an sich Übersinnliches, obwohl sie über diesem sinnlichen Augenblick schwebt und für mich nur ein Objekt des Denkens ist, so wenig ist es der Wille, durch den ich mich über diese sinnliche Begierde erhebe; ich mache im Willen nur mein sinnliches Wesen überhaupt oder im Ganzen gegen eine bestimmte Art der Sinnlichkeit, die sich zu meinem absoluten Wesen aufwerfen will, geltend. Wenn ich im Trinken mich beschränke, um mich nicht zu betrinken, ist diese Selbstbeschränkung und Selbstbestimmung ein Beweis einer übersinnlichen Kraft? Nein! Denn ich beweise nur dadurch, daß ich außer und über der Gurgel auch noch einen Kopf habe, dessen normale, mein // Ich selbst begründende Tätigkeit ich nicht durch die Einflüsse meiner Gurgel aufgehoben wissen will." Freiheit ist nichts andres also als die Harmonie, das Maß in unsern Neigungen und Trieben oder die Unterordnung der partikulären Triebe unter den Grundtrieb der Selbsterhaltung und

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Selbstbehauptung. Spielen und Trinken ist nicht unfrei, nicht unmenschlich, nicht unsittlich; wer aber so töricht und unsinnig und leidenschaftlich ist, daß er wie unsre Altvordern seine Freiheit ich meine die bürgerliche, im Gegensatz des Sklaven - verspielt oder vertrinkt, wer also einen untergeordneten, partikulären Trieb, einen Grundtrieb, den Trieb der Freiheit, aufopfert, wer für einen augenblicklichen Genuß ein höheres und bleibendes Gut hingibt, dessen Verlust er später bitter bereut, wer so handelt, ist unfrei und - vom Standpunkt des glücklichen organisierten oder höher gebildeten Menschen - unsittlich. So ungefähr, glaube ich, muß die Frage nach der Freiheit aufgefaßt und behandelt werden. Die Frage dagegen, die Sie so sehr beschäftigt, scheint mir von ganz untergeordneter Bedeutung für dieses Thema. Unfrei fühlt sich der Mensch nur da, wo er entweder von außen gezwungen wird zu einer Handlung, die er nicht von selbst getan haben würde, oder eine Neigung, ein Verlangen, einen Wunsch nicht befriedigen kann. Wenn ich zum Essen gerufen werden gerade in dem Momente, wo ich im Schreiben begriffen bin, so komme ich in eine // augenblickliche Kollision zwischen der Hausordnung oder spezieller, dem Kochlöffel und meiner Feder. Was soll ich tun? Fortschreiben oder zu Tische gehen, meinem Kopfe folgen oder meinem Magen, der um diese Zeit gefüttert wird? Es fesselt mich hier der Schreibtisch, und dorthin zieht mich der Eßtisch. / [Abgesandter Brief:] Bruckberg, den 20. Mai 1853 Verehrter Herr! Der Gegenstand, den Sie in Ihrem mir trotz seiner irrigen Ortsbezeichnung richtig und rechtzeitig zugekommenen Briefe zur Sprache bringen - ein Gegenstand, der mir nicht nur als Denker und Mensch überhaupt, sondern auch insbesondere als Sohn eines Hauptkriminalisten, dessen sämtlicher gedruckter und schriftlicher Nachlaß in meinen Händen ist, unendlich naheliegt - würde längst von mir zum Gegenstande einer selbständigen Abhandlung gemacht worden sein, wenn ich Zeit und Raum dafür gefunden hätte. Aber seit mehreren Jahren beschäftigt mich, wenn auch nicht gerade eine formliche Religionsgeschichte, doch eine religionsgeschichtliche Darstellung und Durchführung einiger im Wesen der natürlichen und christlichen Religion ausgesprochenen Gedanken, welche alle meine Zeit und Kraft in Anspruch nimmt, 34

so daß ich alles andere, was sich nicht unmittelbar auf diese Arbeit bezieht, nicht nur äußerlich, sondern auch in meinem Kopfe beiseite legen muß. Gleichwohl ist aber dieser Gegenstand nicht nur indirekt und implizite, sondern auch ausdrücklich bei verschiedenen Gelegenheiten von mir bedacht und besprochen worden, außer in den Schriften, die Sie kennen, besonders, obwohl kurz, in meinen „Gedanken über Tod und Unsterblichkeit" in der letzten Abhandlung vom Jahre 1846. Desgleichen, wenn auch nicht namentlich, doch dem Wesen nach, in meinen Aphorismen wider den Dualismus des Leibes und der Seele im II. Bande meiner Gesamtschriften. Der Punkt, den Sie in dieser Frage besonders hervorheben, scheint mir übrigens erhebliche Schwierigkeiten nicht darzubieten. Ich erinnere an ein berühmtes Beispiel aus der Geschichte der Philosophie, nämlich an den Magnet, der, wenn er Bewußtsein oder Gefühl hätte, auch glauben würde, daß er von selbst oder mit Freiheit sich stets nach dem Norden richte, weil diese Richtung eben seiner Natur entspricht, er keine derselben entgegengesetzte Richtung oder Neigung habe, also sich nicht genötigt oder gezwungen fühle. Der Mensch fühlt sich frei, weil jede Bestimmung, die ihn zu dieser oder jener Handlung, dieser oder jener Unterlassung bewegt, selbst eine durch seine individuelle Natur bestimmte ist. Der letzte Punkt in der Reihe der auf mich einwirkenden Ursachen ist doch offenbar der Punkt meiner Erzeugung und Geburt. Ich bin dieser Mensch nur als erzeugt von diesen Eltern, in dieser Zeit, an diesem Orte usw. Ich wäre ein ganz anderer, von anderen Eltern, unter anderen Umständen usw. erzeugt. Ich bin mit Notwendigkeit so, wie und der ich eben bin. Aber diese Notwendigkeit ist ja eins mit mir selbst, meiner Individualität, meinem Wesen, folglich für mein Gefühl Freiheit, denn nur das von mir Unterschiedene, vielmehr das mir Widersprechende, das mich Beeinträchtigende gibt mir das Gefühl der Unfreiheit. So fühlen wir uns unfrei in einer Gesellschaft, die unserem Wesen, unseren Neigungen, Gewohnheiten usw. widerspricht, in der wir uns in einem fremdartigen Elemente befinden, in der uns folglich nicht wohl ist. Freiheit ist die Heimat des Menschen, oder richtiger umgekehrt: die Heimat des Menschen ist seine Freiheit; da, wo ich zu Hause bin, eigentlich und bildlich, da bin und fühle ich mich frei. Nun sind aber die Bestimmungen oder Antriebe zu meinen Handlungen, selbst wenn sie in äußeren Ursachen ihren Grund haben, heimische - es ist kein fremdes, anderes Wesen in

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und bei mir zu Gaste, der Treiber und der Getriebene sind nicht zwei verschiedene Wesen - wie sollte ich mich also unfrei fühlen? Wenn ich in der Wahl oder Kollision zwischen zwei Dingen mich befinde, ich zuerst schwanke, welches von beiden ich ergreifen soll, so werde ich mich schließlich doch immer flir das entscheiden, was meinen vorherrschenden Neigungen, meinen charakteristischen, mein individuelles Wesen ausmachenden Eigenschaften am meisten entspricht, und folglich mich frei fühlen, obgleich (oder vielmehr vielleicht gerade deswegen weil) ich notwendig mich so entscheide. Hinterdrein (vielleicht selbst im Moment der Entscheidung) kann ich mir freilich auch einbilden, daß ich anders handeln kann oder anders hätte handeln können, als ich gehandelt habe, und diese Einbildung, diese Vorstellung, daß man das Gegenteil von dem tun könne, was man wirklich und notwendig tut, ist es auch, worin die gewöhnliche Vorstellung der Freiheit und das mit ihr verwechselte, eingebildete Gefühl der Freiheit wurzelt. Das wirkliche Gefühl der Freiheit ist nichts anderes als das Gefühl der Gesundheit, des Wohlseins, d. h. der Harmonie irgendeiner Bestimmung, Handlung, Entscheidung oder Zustandes mit meinem individuellen Wesen. Bei der Freiheitsfrage muß man vor allem nicht von dem einseitigen Gesichtspunkte der Moralität oder moralischen Freiheit ausgehen und ebensowenig die Notwendigkeit auf eine mechanische, gleichförmige, abstrakte reduzieren. Die äußeren Ursachen, denen ich mein Leben und Wesen verdanke, sind meiner Individualität entsprechende; es haben mich nicht andere Menschen überhaupt, sondern diese Menschen, die ich eben deswegen als meine Eltern von anderen unterscheide und bevorzuge, gezeugt; es hat mich nicht die Sonne oder Natur überhaupt, nicht die afrikanische Sonne, sondern die in Deutschland scheinende Sonne, die in Deutschland herrschende Natur vom ersten Punkte meiner Existenz an umfangen, es sind also nicht despotische, fremdartige, gegen mich feindselige, sondern vertraute, meiner Individualität zusagende, ja mit ihr identische Wesen oder Mächte, die auf mich einwirken. Kurz, das Gefühl der Freiheit, dessen Gegenstand nicht die phantastische Schimäre des Allestunkönnens, sondern etwas Wirkliches ist, ist nichts anderes als das Gefühl der Harmonie des Menschen mit der Natur, des Menschen mit dem Menschen, des Menschen mit sich selbst. Frei fühlt sich und ist der Mensch nur da, wo er gern ist und in dem, was er gern tut. Dieses Tun, dieses Sein ist freies, 36

weil mit meinem Wesen harmonisches, deswegen aber auch innerlich notwendiges. Nichts ist trüglicher und willkürlicher als die Auslegung der Menschen von ihren Gefühlen! Und wie vieles bilden sie sich ein zu fühlen, was sie nicht fühlen, gar nicht fühlen können. Wer die Unsterblichkeit glaubt, fühlt sie. Aber wer kann wirklich fühlen, was gar nicht oder wenigstens noch nicht ist. - Entschuldigen Sie diese wenigen und ungenügenden Zeilen mit meiner Arbeit. Ergebenst Ihr L. Feuerbach / 771 Von Julius Duboc 25. Mai [1853] / Hamburg, 25. Mai Geehrter Herr! Meinen schuldigen Dank zuvörderst für die Mühe, die Sie sich genommen haben, meine Begriffe über Freiheit aufzuklären vielleicht wäre es der beste Dank, wenn ich, den Andeutungen folgend, die Sie in betreff Ihrer Arbeit mir gegeben, Sie nicht weiter belästigte; ich gebe zu, daß nicht bloß die vulgäre Höflichkeit dies fordert, sondern daß ich selbst eine achtungsvolle Scheu empfinden sollte, Ihre einem bedeutenden Werk gewidmete Muße zu unterbrechen. Lassen Sie mich aber trotzdem immerhin meine Skrupel und Bedenken vor Ihnen aussprechen, vielleicht finden Sie eine müßige Stunde, sie zu beantworten, wenn nicht, so gewinne ich auch beim bloßen Niederschreiben schon, da selbst dies mich gewöhnlich etwas klarer über den Gegenstand macht. Sie schlagen vor, ich solle am Schluß des ganzen Briefes ein Fragezeichen setzen. Ich bin nicht gewohnt, hinter längeren Ausführungen aus Ihrer Feder Fragezeichen zu setzen, sondern höchstens Gedankenstriche zum Zeichen, daß diese Materie noch nicht ganz assimiliert ist, oder approbierende Ausrufungszeichen - bei einzelnen Stellen finden sich von meiner Hand allerdings auch Fragezeichen in Ihren Werken, z. B. bei Bd. VIII, p. 366: „Wovon der Mensch wahrhaft überzeugt ist, das scheut er sich nicht nur nicht, sondern das muß er auch öffentlich aussprechen" usw. / 37

/ oder Bd. VIII, [S.] 396: „Ich nenne vor allem das Ehrgefühl, das Gefühl, das sich scheut, geheim zu tun, was man sich schämt, vor anderen zu tun - das Gefühl, das nicht andere belügen will, demzufolge der Mensch auch sein will, wofür er anderen gilt." oder Bd. VII, [S.] 362: „Heilig ist das Eigentum" und so wohl noch hier und da, aber hinter Ihrem letzten Schreiben hatte ich es nicht nötig zu setzen. Ich adoptiere vielmehr Ihre Definitionen der betreffenden Punkte, sie sind mir vollkommen deutlich und einleuchtend, aber wenn aus diesen hervorgeht, wie der Mensch alles mit Notwendigkeit tut und trotzdem oder vielmehr eben weil diese Notwendigkeit die Notwendigkeit seiner eignen Natur ist, sich frei fühlt und fühlen muß, so geht mir daraus nicht hervor, weshalb der Mensch sich denn auch zuweilen im Handeln unfrei fühlt - , vorausgesetzt natürlich, daß nicht die brutale äußere Notwendigkeit ihn zwingt, wodurch denn das Gefühl der Unfreiheit allerdings gleich erklärt wäre. - Der Säufer z. B., der nach Besiegung von Vernunftgründen seiner Leidenschaft frönt, müßte er sich nicht frei fühlen, weil er jedenfalls den Entscheid getroffen hat, der „seinen vorherrschenden Neigungen, seinen charakteristischen, sein individuelles Wesen ausmachenden Eigenschaften am meisten entspricht". Statt dessen wird er sich vielleicht als Sklave seiner Leidenschaft fühlen. Ich brauche nur auf mich selbst // zu sehen. Wenn ich viel mehr geistig arbeite, als meine leider schwache Gesundheit verträgt, so entspreche ich gewiß meinem innersten Bedürfiiis, aber zugleich fühle ich lebhaft die Unfreiheit, daß ich mich nicht darüber zu erheben vermag und dem wichtigeren körperlichen Wohlsein den Tribut gebe, der ihm zukommt. Worin hat dies seinen Grund? Worin liegt nur die Möglichkeit dazu, wenn Freiheit das ist, wie Sie es vorher festgestellt haben. Ich wollte Ihnen eigentlich noch sagen, wie sehr mich Ihre Polemik gegen Max Stirners „Der Einzige und sein Eigenthum" erbaut hat, (Ister Bd. d[er] ges[amten] W[erke], p. 342), namentlich das, was Sie über die Gattung, das Verhältnis des Du zum Ich etc. sagen. Wollte ich meine Bücher ruinieren, so möchte ich hier jede Zeile unterstreichen. Man kann das nicht besser sagen, das sind lauter äna^Xeyofieva [einmalige Aussprüche]. - Aus dem erwähnten Buch, das ich sonst weiter nicht kenne, las mir einer der größten Verehrer Stirners, Dr. Fuks von hier, einmal einen Passus vor, eine Philippika gegen die Wahrheit, eine Apotheose des „Mutes zur Lüge", die mir, ich scheue mich nicht, es zu sagen, sehr gut gefiel. Darauf beziehen sich denn auch meine 38

Fragezeichen bei den beiden Stellen oben, wo Sie das Gegenteil hervorheben zu wollen scheinen. Sollte wirklich die Wahrheit á tout prix [um jeden Preis] eine Tugend sein? Bei dem gänzlichen Mangel // an Begriffen, woraus ich Moral mir ableiten und worauf ich sie gründen sollte, dachte ich mir bisher: Sittlich handelt, wer nach reifer Überlegung das tut, was ihm nach bestem Wissen als seine Pflicht erscheint. Das ist wahrscheinlich sehr ungenügend, aber ich weiß nichts anderes; auch gewinne ich damit gerade für das Wichtigste, das objektiv Sittliche, keinen Standpunkt, nach dem ich auch eben noch vergebens suche. Wenn z. B. Orígenes, wie es heißt, sich selbst kastrierte, so handelte er, meiner Idee nach, gewiß sittlich, während und indem er Unsittliches tat. Ich habe eine Mutter, die sehr alt, sehr fromm und sehr liebevoll gegen mich ist; würde es sittlich sein, ihr den größten Schmerz, den sie vielleicht je ertragen hätte, am Ende ihres Lebens zu machen, indem ich die Ansichten, die ich aus Ihnen geschöpft und von denen ich wahrhaft überzeugt bin, öffentlich ausspräche (p. 366). - Nein, ich belüge sie absichtlich, ich gelte und suche als etwas anderes zu gelten, als der ich bin (p. 396), und ich glaube recht zu tun, ich glaube, nicht bloß sittlich, d. h. meiner Überzeugung gemäß, sondern auch etwas Sittliches zu tun. Indem ich es Ihrem Ermessen anheimgebe, geehrter Herr, ob und wie weit Sie auf meine schwachen Gedanken eingehen wollen, verbleibe ich mit der aufrichtigen Verehrung ergebenst C. J. Duboc Adresse: Buchhandlung] von Meißner & Schirges. /

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772 An Emil Ernst Gottfried von Herder 1. Juni 1853 /Nürnberg, 1. Juni 1853 Teurer Freund! Du wirst Dich wundem, von hier aus einen Brief von mir zu empfangen. Allein der Katarrh meines Lorchens stellte sich leider! nicht als ein gewöhnlicher heraus, sondern als der Begleiter eines zwar an sich oder scheinbar unbedeutenden, aber in seinen Nachwirkungen oft höchst gefährlichen Übels - der Flecken. Natürlich verging mir nur der Gedanke an Bruckberg. Ich wollte wenigstens den nächsten Verlauf abwarten. Da dieser bis jetzt aber ein ganz regelmäßiger war, der Arzt uns erklärte, daß wir außer aller Besorgnis sein dürften, wenn nur später in der Rekonvaleszenzperiode keine diätetischen Fehler begangen würden, so wäre ich doch schon nach Hause gereist, wenn nicht auch mich wieder ein Katarrh überfallen hätte. Ich hoffte gestern, heute vielleicht imstande zu sein, nach Erlangen zu fahren, um Deinen siebenzigjährigen Geburtstag in Person mitzufeiern. // Allein meine Hoffnung erfüllte sich nicht. Mein Katarrh ist im Gegenteil nur noch schlimmer geworden, so daß ich heute gar nicht ausgehn will. So sehe ich mich denn genötigt, Dir, statt aus einem fröhlichen und geselligen Glas Wein, aus dem tristen, misanthropischen Tintenfaß meine Glückwünsche darzubringen. Sowie sich mein Katarrh gebessert, gehe ich nach Bruckberg, doch nur auf einige Tage, um mein Lorchen in der Periode der Wiedergenesung und Auferstehung vom Bette mit überwachen zu können. Bei meiner Rückkunft hoffe ich Dich hier oder in Erlangen wiederzusehen. Dann werde ich Dir auch die „Geschichte des englischen Deismus" zurückgeben, die ich bereits hier durchgelesen und als ein sehr gutes und interessantes Buch befunden habe, für dessen Bekanntmachung und Mitteilung ich Dir innigst verbunden bin. Mit der Bitte, mich Deiner verehrten Fräulein Schwägerin, Fräulein Adele und Don Fernando freundlichst zu empfehlen, von Herzen Dein L. Feuerbach /

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775 Von Johann Jakob Weber 9. Juni 1853 / Herrn Ludwig Feuerbach in Bruckberg Leipzig, 9. Juni 1853 Verehrter Herr! Ich beehre mich, Ihnen die ergebene Anzeige zu machen, daß ich den Verlag von „Feuerbachs Leben und Wirken", welcher bis jetzt zwischen Herrn Otto Wigand und mir geteilt gewesen ist, von nun ab ausschließlich übernommen habe. Ich bin dadurch veranlaßt, die Umschläge etc. neu zu drucken, und wünsche bei dieser Gelegenheit, den Titel „Leben und Wirken" durch einen andern, und zwar sachgemäßeren, ersetzt zu sehen, um dadurch auch die zahlreichen Besitzer der andern Feuerbachschen Schriften mehr zum Ankauf zu bestimmen, am geeignetsten dürfte wohl gesagt sein[:] „Nachgelassene Schriften", aber bei Vieweg & Sohn in Braunschweig sind auch „Nachgelassene Schriften" von Anselm Feuerbach - wohl ein anderer Ihrer Anverwandten? - angekündigt, und eine solche Titel-Kollision möchte ich gerne vermeiden. / / Ich erlaube mir demgemäß, Ihnen diesen Wunsch mit der Bitte auszusprechen, mir, wenn möglich, in gefälliger Bälde einige andere Titel-Vorschläge zukommen zu lassen, und empfehle mich Ihnen. Mit besonderer Hochachtung ganz ergebenst J. J. Weber Ihrem ausdrücklichen Wunsche zufolge erleidet das Vorwort keinerlei Abänderung, wohl aber werden dem 1. Bande die eingesandten beiden Aufsätze „Idee einer Universaljurisprudenz" und „Begriff der Ehe" noch hinzugefugt, um so die Bezeichnung einer zweiten, vermehrten Ausgabe einigermaßen zu rechtfertigen. Sollten Sie dem Titel „Nachgelassene Schriften" vor jedem andern den Vorzug einräumen, so möchte zur Zeit ein Kollisionsbedenken weniger zu berücksichtigen sein, weil der anderweitig angekündigte Nachlaß noch nicht erschienen ist. 41

Wohl selbstverständlich kann der 4. [Paragraph] Ihres Kontraktes mit Herrn Otto Wigand, die Stipulationen [Übereinkünfte] über eine 2te Auflage betreffend, in dem vorliegenden Falle keine Anwendung finden, und nur der nötigen Ordnung wegen erlaube ich mir, dies nicht unerwähnt zu lassen. Ganz ergebenst d[er] Obige/ 774 Von Jacob Moleschott 19. Juni 1853 / Mein hochverehrter Freund! Die Gelegenheit, welche mir von Ihrer vortrefflichen Frau Schwägerin so freundlich geboten ward, kann ich unmöglich vorübergehen lassen, ohne Ihnen ein Wort des Grußes zuzurufen. Ich kann es um so weniger, da ich mich trotz des unbedingten Vertrauens, das ich zu Ihnen in einer Freundschaft hege, welche auf dem freien geistigen Grunde ruht, leiser Bedenken nicht erwehren kann in betreff meiner vielleicht allzu freimütigen Bitte. Hat Ihnen dieselbe mißfallen, so betrachten Sie meine Anfrage als ungeschehen. In dem rückhaltlosen Vertrauen, des [ich] mich nicht begeben kann, wenn ich an Ihre freie Menschlichkeit denke, erkläre ich mir Ihr Stillschweigen einzig und allein dadurch, daß Sie meine Bitte nicht erfüllen können. Bitte, schreiben Sie mir gelegentlich ein Wort darüber. Zu den Fortschritten Ihres liebenswürdigen Neffen glaube ich Ihnen aufrichtig Glück wünschen zu dürfen. Wenn ich an seiner genialen Natur nie gezweifelt habe, so gibt er jetzt den Beweis, daß er sich // auch die Eigenschaften anzueignen weiß, die auch beim begabtesten Künstler nur die Frucht von Fleiß und Anstrengung sein können. Er hat den Umbreit gemalt, und das ist bei aller Treue des Porträts ein so vortrefflicher Charakterkopf geworden, daß man mit lebhafter Freude den schalkhaften Anselm darüber scherzen hört, mit wie leichter Mühe er den „würdigen protestantischen Herrn" durch eine Kutte in einen alten Mönch verwandeln könnte. Ich bin den Sommer nichts weniger als produktiv. Der ungünstige Frühling hat mir einen Stockschnupfen gebracht, der mir 42

so oft die Kraft und Stimmung raubte, daß ich nur gerade den allerdings sehr angestrengten Arbeiten für meine Vorlesungen genügen konnte. Was mir noch übrig blieb, wurde von der zweiten Auflage meiner „Nahrungsmittel" vollends verzehrt. Jetzt bin ich indes beinahe fertig mit der Besorgung meiner Korrekturen. Es soll nun wieder fleißig ans Forschen und an die Anthropologie gedacht werden. Meine //jetzigen Experimentalarbeiten beziehen sich hauptsächlich auf den Einfluß der Leber auf die Respiration und auf die Wirkungen des Lichts auf den Organismus. Beide Aufgaben erweisen sich vorläufig als sehr dankbar. Ist es nicht stark, daß man über den Einfluß des Lichts auch nicht eine einzige Tatsache stofflich zergliedern kann? daß bisher niemand daran dachte, eine solche Zergliederung auch nur zu versuchen? Lesen Sie z. B. in der letzten Lieferung von Henles bekanntem Hypothesenbuch, was d[er ge]wesene Forscher darüber mitzuteilen hat. Fischer hat sich nun glücklich zum Schleiermacher bekannt und Sie und Ihren Einfluß auf die jämmerlichste Weise vom Katheder herunter abgeschworen. Mich freut's nur, daß so ein Spekulativer nicht einmal Charakter haben kann. Wohlverstanden, ich meine den hiesigen Kuno Fischer; ihm und einer verblendeten, richtigen unerfahrenen Studentenschar wäre es recht heilsam, wenn Sie ihm gelegentlich eine literarische Ohrfeige versetzten. Freilich verlohnt es sich kaum der // Mühe. Hettner arbeitet fleißig an einer Geschichte der Aufklärung im vorigen Jahrhundert. Meine gute Frau hat mir vor 3 Wochen ein gesundes Töchterchen geboren; ich kann jetzt stolz von meinen Kindern reden, ich habe Sohn und Tochter. In treuester Verehrung Ihr Jac. Moleschott Heidelberg, 19. Juni 1853 /

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775 An Jacob Moleschott 23. Juni 1853 / Nürnberg, 23. Juni 53 Verehrter Freund! Der in Ihrem letzten Briefe ausgesprochne Wunsch hat mich im geringsten nicht befremdet, aus eigner Erfahrung nur zu wohl mit derartigen Wünschen und Bedürfnissen bekannt. Bedauert habe ich nur, daß Sie Ihren Wunsch mir nicht früher ausgesprochen haben, da ich die überflüssigen Exemplare gelegentlich oft ohne Not und Kritik verschenkt habe und Ihnen daher jetzt nur meine eignen, mir selbst aber entbehrlichen, gebrauchten, weil ausgeliehnen, zum Teil jetzt noch in fremden Händen befindlichen Exemplare überschicken kann. Längst würde ich dieses Ihnen geschrieben haben, wenn nicht Unterbrechungen verschiedner Art, Besuche, Ortsentfernungen infolge der Erkrankung meiner Tochter an den Flecken, die jedoch jetzt bereits zu meiner großen Beruhigung wieder soweit hergestellt, daß sie in einigen Tagen ins Freie darf, neulich eignes körperliches und geistiges Mißbehagen mich vom Briefschreiben abgehalten hätte. Die fehlenden Bände meiner ,,Sämmtl[ichen] Werke" werde ich Ihnen schicken, // sowie ich zwei noch ausgeliehne Bände wieder zurückerhalten und von Ansbach aus, in dessen Nähe ich nächstens wieder sein werde, eine passende Transportgelegenheit gefunden haben werde. Während meines hiesigen Aufenthalts war ich auch ein paarmal auf einigen Stunden in Erlangen und mit dortigen Ärzten der neuen materialistischen Schule namentlich meinem Liebling, dem Dr. Herz, in höchst angenehmem Verkehr. Natürlich kam dabei auch die Schrift unsres neusten Erlanger Gegners, natürlich nur so, wie es ein solch dummdreister theologischer Angriff verdient, d. h. joci causa [spaßeshalber], zur Sprache. Leider aber vergaß ich zur Vervollständigung des Jokus, namentlich für Sie, mich nach der Wahrheit einer unsere philosophischen] canes domini [Hunde des Herrn] betreffenden Anekdote oder vielmehr nur nach der Bestätigung ihrer Wahrheit, denn sie ist zu charakteristisch, zu bezeichnend für den Asketismus und Somnambulismus eines „christlichen] Philosophen", zu erkundigen. Ein mit allen Verhältnissen und Personen Erlangens wohlbekannter, vielseitig ge44

bildeter ehemaliger Rechtspraktikant erzählte mir nämlich, und zwar aus dem Munde eines Manns, dem der Herr Professor selbst in einer // schwachen Stunde dieses Geheimnis anvertraute, daß er 15 Jahre lang in christlicher Ehe gelebt, d. h. das Gelübde der Keuschheit beobachtet, seine Frau nie anders als mit dem Kusse der christlichen] Bruder- und Schwesterliebe berührt habe. Endlich aber hatte doch einmal der christliche] Philosoph eine Anwandlung von heidnischem Materialismus und verirrte sich in die tiefern Regionen des weiblichen Körpers. Und nun prophezeite der blinde Seher siegestrunken selbst bis auf Tag und Stunde die Ankunft natürlich keines Mädchens, denn durch das Weib kam die Sünde des Materialismus in die Welt, sondern eines Knaben. Aber siehe da! es kam weder Knab' noch Mädchen, es kam nur eine mola carnea [ein Fleischklumpen] zum Vorschein. Ist diese Geschichte nicht köstlich, nicht höchst bezeichnend? Was anders kann noch der christliche] Supranaturalismus und Somnambulismus produzieren, seinen Gegnern entgegensetzen, als eine mola spiritualis [einen geistlichen Mühlstein]? Indem ich mit freudigem Dank die zweite Auflage Ihrer „Nahrungslehre" und Ihren „Forster" begrüße, herzlich Ihr L. Feuerbach / 776 An Julius Duboc 23. Juni/5. Juli 1853 Bruckberg, 23. Juni 1853 Verehrter Herr! Unangenehme Vorfalle haben mich 14 Tage lang nicht nur von meiner Arbeit, sondern auch von meiner hiesigen Wohnstätte entfernt gehalten und nötigen mich, nächstens wieder auf einige Tage mich von hier zu entfernen, so daß ich erst bei meiner Rückkehr meine Arbeit wieder vornehmen kann und mittlerweile Zeit zur Fortsetzung des mit Ihnen begonnenen Themas habe. - Die Notwendigkeit der menschlichen Handlungen erstreckt sich keineswegs auf alles ohne Unterschied. Die Notwendigkeit erstreckt sich nur auf das Notwendige, Wesentliche, Hauptsächliche, nicht 45

auf das Gleichgültige, Unwesentliche, Zufallige. Ich wähle zum Beispiel die niedrigste, alltäglichste Notwendigkeit, die Notwendigkeit der Nahrung. Diese Notwendigkeit erstreckt sich nur auf die Speise überhaupt, aber nicht gerade diese oder jene Speise, solange ich wenigstens gesund bin, aber die Gesundheit ist doch offenbar der normale Gesichtspunkt, von dem man überall ausgehen muß. Ob diese oder jene Speise, ist mir gleichgültig, ich verlange nichts weiter als die generelle Eigenschaft, daß sie für den Gaumen und Magen eines Kulturmenschen genießbar ist. Wenn mir in einer Restauration die Speisekarte gereicht wird, so werde ich mir allerdings die Speise auswählen, die mir am liebsten ist; ist diese aber bereits vergriffen, so werde ich mir über diesen Verlust kein graues Haar wachsen lassen, sondern irgendein anderes Gericht auswählen. Wer sich so zur Speise verhält, ist frei, wenigstens in dieser Beziehung. Wer aber nur auf gewisse ausgesuchte Speisen versessen ist, wer außer sich und unglücklich ist, wenn er diese nicht hat, wer dieser einseitigen Richtung und Neigung sein Vermögen, seine Gesundheit, seinen Verstand usw. aufopfert, der ist unfrei, aber fühlt sich unfrei, nur solange noch andere Neigungen und Interessen in ihm rege sind und, wenn auch erfolglos, gegen die Herrschsucht seines Leckermaules sich auflehnen. Wenn aber wirklich der Freß- oder Sauflrieb zur „charakteristischen, sein individuelles Wesen ausmachenden Eigenschaft" eines Menschen geworden ist, dann zweifle ich, daß er sich als „Sklave" seiner Leidenschaft „fühlt", dann behaupte ich vielmehr, daß er sich nur frei fühlt, wenn er frißt und säuft, unfrei und unglücklich, wenn er nichts zum Fressen und Saufen hat. Ein Mensch, dessen Wesen wirklich im Saufen aufgeht, dessen wesentliches Prädikat: der Säufer ist, hat auch längst seine Vernunft versoffen - er ist bei sich, bei Geist, bei Kraft und Leben nur beim Trunk - er kann nicht sein, ohne zu trinken - er ist „toujours [immer] besoffen". So gestand ein Wüstling und Liebling Karls II. von England auf seinem Totenbette, daß er fünf Jahre lang toujours besoffen gewesen sei. Es ist nicht selten, daß Menschen eine mit ihrem übrigen Wesen gar nicht zusammenstimmende Neigung zu einem Laster haben, von der sie sich eben deswegen als Sklaven fühlen, weil sie sich mit ihrem sonstigen Wesen, ihren anderen Neigungen und Trieben im Widerspruche fühlen. Solche sind aber auch, wenn auch nicht von Grund aus zu heilen, doch zu mäßigen, wenn zur gehörigen Zeit die richtigen Heilmittel angewendet werden, denn die Lehre von der menschlichen Freiheit

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gehört zur Arzneimittellehre. Der wahre Sklave dagegen fühlt sich nicht als Sklave, wie im Politischen, so im Moralischen. 5. Juli Diese schon vor einigen Tagen hingeworfenen, aber durch meine abermalige Entfernung unterbrochenen, dann aus Mißfallen an dem Niedergeschriebenen und der Überzeugung, daß solche Gegenstände sich nicht für Briefe eignen, ad acta gelegten Zeilen schicke ich Ihnen nun doch, um Ihnen wenigstens meinen guten Willen zu zeigen. Ich füge denselben nur noch den Satz bei: Wer sich als Sklave fühlt, fühlt sich unglücklich, ärgert, empört sich über seine Herrschaft, bestrebt sich, das lästige Joch abzuschütteln und beweist eben durch diesen Widerwillen, dieses revolutionäre Bestreben, daß diese oder jene Neigung oder Leidenschaft nicht seine charakteristische oder wesentliche, mit ihm in Eins verschmolzene Eigenschaft ist. Und überlasse die Folgerungen daraus und Ergänzungen, vielleicht auch Berichtigungen dazu Ihrem eigenen Verstände. Ergebenst Ihr L. Feuerbach / 777 Von Maximilian Droßbach 4. Juli 1853 / Sr. Wohlgeboren Herrn Ludwig Feuerbach in Bruckberg bei Ansbach Schönberg in Mähren, den 4. Juli 1853 Verehrter Herr! Vor drei Jahren hatten Sie die Güte, mich mit einer Zuschrift zu beachten, worin Sie auf mein Bitten meine Schrift: „Wiedergeburt oder Lösung der Unsterblichkeitsfrage nach den bekannten Naturgesetzen etc." einiger beurteilender Worte würdigten. Ich bin stolz auf diese Zuschrift, und sie bleibt als ein Erbstück in meiner Familie heilig aufbewahrt, denn die Zukunft wird ihren und des Schreibers Wert erst zu würdigen wissen. - Daß ich die Wahrheit Ihrer Prinzipien mit voller Überzeugung anerkenne, ist schon aus der genannten Schrift ersichtlich, aber ich glaube, daß 47

gerade durch diese Ihre Prinzipien die individuelle Unsterblichkeit auf das schönste und einfachste dargeboten werden kann, während Sie das Gegenteil daraus folgern. Hier liegt der Streitpunkt, über den ich gerne mit Ihnen ins reine kommen möchte. Zur besseren Darlegung meiner Ansicht habe ich eine kleine Schrift: „Die individuelle Unsterblichkeit vom monadistischen, metaphysischen Standpunkt aus betrachtet" verfaßt, welche ich mir erlaube, Ihnen unter Kreuzband zu überschicken und um deren Durchlesung ich Sie angelegentlichst bitten // möchte. Sie finden darin den Nachweis (wie ich wenigstens hoffe), daß es in der Natur Unteilbares gibt, was zugleich raumeinnehmend ist raumeinnehmende Einheiten - und darauf steife ich mich am meisten, obgleich es auf den ersten Blick wie Widerspruch aussieht. Ihr Urteil hierüber zu vernehmen, wäre nun natürlich für mich von höchstem Wert. Ich bitte Sie daher sehr angelegentlich um die gütige Mitteilung desselben, indem ich Sie versichere, daß Sie mir dadurch einen großen Dienst erweisen und mich zu stetem Dank verbinden. Mit wahrer Verehrung zeichnet Ihr ergebenster M. Droßbach / 778 Von Julius Duboc 12. Juli 1853 / Hamburg, 12. Juli 53 Geehrter Herr! Wenn Sie nicht zuerst so inhuman sind, nicht zu antworten, so wird unser Briefwechsel erst im Herbst endigen, da ich dann vielleicht Deutschland und Europa verlasse, denn ich, meinesteils, muß doch jedesmal für Ihren letzten Brief danken, das ist einzusehen. Sie sagen freilich, ich solle mich um meine Gesundheit und nicht um Ihre Werke und Bilder bekümmern - , das ist leicht gesagt und schwer getan. Ihr Bild, das gebe ich zu, ist eine Sache der Gefühlsliebhaberei, der ich leicht entsagen kann, und wenn ich auch gerne über mein Pult ein ebenso gutes Bild von Ihnen 48

aufgehängt hätte, als das von Beethoven ist, welches über meinem Klaviere hängt, so ist dagegen eine schlechte und ungetreue Lithographie etwas Wertloses, die eher stört, als erfreut; aber mit Ihren Werken ist das anders. Ich will nicht sagen, daß die Gesundheit bloß so viel Wert für mich hat, als sie mir gestattet, ungehinderter diesen Studien obliegen zu können, das wäre übertrieben und auch ein testimonium paupertatis [Armutszeugnis]; das Leben hat, zumal in der Jugend, noch viele andere Reize, die ich anerkenne, aber trotzdem, lieber wollte ich tot, wenn auch nicht gerade krank sein, als auf das verzichten, was über das Gewöhnliche hinaushebt und dem Leben Inhalt verleiht. Übrigens halte ich, glaube ich, immer die Grenze inne und tue das Unerläßliche. Sie schreiben, geehrter Herr, daß solche Gegenstände sich für Briefe nicht eignen; ich bescheide mich da gern oder ungern, denn wenn ich auch bisher Nutzen davon gehabt habe, so möchte ich denselben doch nicht auf eine Ihnen nicht zusagende Weise erzielen. Lassen Sie uns also nur noch diese Materie fertig abhandeln, damit etwas vollständig ist und lassen Sie mich // demnach Ihnen die „Folgerungen, Ergänzungen und Berichtigungen" vortragen, die Sie meinem armen, beschränkten Untertanenverstande überlassen haben. Zu diesem Behuf rekapituliere ich kurz, wie ich das aufgefaßt habe, was Sie in Ihrem 2ten Brief über Freiheit mir schrieben und womit ich die Bemerkungen Ihres letzten Briefes teilweise nicht übereinstimmend finde. Notwendig ist nicht allein das „Wesentliche, Hauptsächliche", notwendig ist alles, was wir tun, d. h. alles, was wir tun, mußten wir tun und konnten nicht anders als tun. Für jede Tat, die wir verrichten, und sei es auch die kleinste, unbedeutendste, z. B. des Speisewählens, gibt es doch nur die beiden ursächlichen Momente, unser innerer Zustand und äußere Umstände - , auf den vorliegenden Fall angewandt, die Restauration, in die ich gerate, und die Speisen, die auf der Karte stehen. Scheinbar kann ich nun allerdings zwischen Braten, Fisch etc. wählen, schließlich aber entscheide ich mich doch mit Notwendigkeit für das, wofür ich mich entscheide und was eben das unvermeidliche Resultat der verschiedenen, in mir und auf mich einwirkenden Momente bildet. Ich entscheide mich möglicherweise gegen meinen Geschmack, aus Gesundheitsrücksichten vielleicht, also weil die Vernunft in mir überwiegt, aber dann doch wieder mit Notwendigkeit, meinem inneren vernünftigen Zustand gemäß. Dies alles, mein Herr, glaubte ich zu meiner großen Befriedigung aus Ihrem 49

zweiten geehrten Brief gelesen zu haben, ich führe nur den Satz an: „Wenn ich in der Wahl zwischen 2 Dingen mich befinde und zuerst schwanke, welches von beiden ich ergreifen soll, so werde ich doch zuletzt immer für das mich entscheiden, was eben meinen vorherrschenden Neigungen entspricht und folglich mich frei fühlen, obgleich ich (oder vielmehr grade weil ich) notwendig mich so entscheide." Daraus folgt nun doch, wie dies auch das angeführte Beispiel mit dem Magneten beweist, daß die Notwendigkeit das Gesetz unseres Tuns und Lassens ist und daß das, was man im gewöhnlichen Leben unter „Freiheit" versteht, die absolute Wahlwillkür (z. B. Rickards Volkswirts[chaftliche] Vorträge: „Aber die Frage ist einmal nicht gelöst," die Frage, „auf die uns die Krankheiten des gesellschaftlichen wie des einzelnen Körpers führen, [...] wo-/ /zu ist das Uebel in der Welt? Der Mensch, der Factor der Gesellschaft, ist frei; wählt er das Uebel, so hat er mit Leiden zu büßen.") Eine Täuschung ist, von der sich das Gefühl uns allerdings bei jeder Entscheidung psychologisch notwendig aufdrängt. - Ihr letzter Brief nun beginnt damit: „Die Notwendigkeit der menschlichen Handlungen erstreckt sich keineswegs auf alles ohne Unterschied, vielmehr nur auf das Wesentliche, Hauptsächliche, nicht auf das Gleichgültige, Unwesentliche, Zufällige." - Ein Satz, wie gesagt, der mir nach dem Vorhergehenden nicht einleuchtet. Erläuternd fügen Sie hinzu, die Notwendigkeit erstreckt sich z. B. nur auf das Essen überhaupt, nicht auf diese oder jene Speise. Aber mir scheint vielmehr, nicht daß ich überhaupt esse, ist die Notwendigkeit, die in mir, als diesem bestimmten Menschen liegt, sondern daß ich dies und jenes esse - , das andere ist ja nur die davon abstrahierte, verallgemeinerte Beziehung auf den Menschen überhaupt. Als ich die Frage aufwarf, wie ein Säufer, der doch im Saufen seinem innersten Wesen genügt, sich nach dem, was wir schon festgestellt, unfrei fühlen könne, schwebte mir vor, was ich mal las: „Fr[ei]h[ei]t ist subjektiv, Einheit des Willens mit sich selbst (?), objektiv Einheit des Willens mit der Vernunft." Eine Bestimmung, die ich nicht verstand, weil ich nicht weiß, was die Vernunft ist, aber die hierher zu passen schien, weil ich dann sagen konnte, Saufen ist nicht vernünftig, daher fühlt der Mensch sich unfrei (wobei ich dann allerdings stillschweigend voraussetze, daß Vernunft gleich Verständigkeit ist). Sie sagen nun in Ihrem letzten B[rie]f: „Ein Mensch, der wirklich Säufer, dessen charakte50

ristische, sein individuelles Wesen ausmachende Eigenschaft der Sauftrieb ist, fühlt sich nicht als Sklave seiner Leidenschaft, wer das tut, ist eben noch kein kompletter Säufer." Verzeihen Sie, wenn mir das etwas kasuistisch vorkommt. Was haben wir am Ende als Kriterium einer charakteristischen Eigenschaft eines Menschen anderes, als daß sie so mächtig ist, daß sie alles andere im Menschen überwiegt. Wer dem Sauftrieb so unterlegen ist, daß er Vermögen, Gesundheit, Lebensglück trotz der Remonstrationen [Einwände] seines Inneren vertrinkt, sollte der kein Säufer sein? Auch wenn er noch nicht bis auf die letzte Stufe des // „toujours [immer]-besoffen-Seins" degradiert ist. Und nun erlauben Sie mir einen Versuch zu machen, meine Frage selbst zu beantworten. Säufer ist sprachgemäß und strenggenommen der Mensch nur so lange, als er säuft. Nur uneigentlich übertragen wir diese Bedeutung auf den ganzen Menschen, dessen hauptsächliche Beschäftigung es ist. - Im Actus des Saufens aber, als Säufer also, wird sich auch der Säufer, wie ich ihn fasse und den Sie nicht gelten lassen wollen, frei fühlen, weil er dem überwiegenden Grundtrieb genügt - in der Reflexion darüber, wenn der Trieb, befriedigt, zeitweilig zurücktritt, also wenn er vorläufig kein Säufer, sondern ernüchterter Familienvater ist, wird er sich [als] Sklave fühlen, in dem Bewußtsein daß er einem Trieb gehorcht hat und wieder gehorchen wird, der ihm wie eine äußere Macht vorkommt, weil er ihn im Augenblick nicht in sich fühlt. Damit löst sich, glaub' ich, was ich widersprechend fand, und ich möchte jetzt nur noch fragen, ob die oben gegebene Definition der Fr[ei]h[ei]t einen Sinn hat und welchen (Einheit des Willens mit etc. s. o.). Ich schließe, mein Herr, diesen B[rie]f und wage bei Ihrer Abneigung gegen diese Art brieflicher Untersuchung nichts Neues vorzubringen; auch liegt für den Fall, daß Sie trotzdem mir Ihre Unterstützung nicht entziehen wollen, noch Stoff genug in meinen letzten B[rie]fen, namentlich in betreff der Moralprinzipien, wie das Sittliche zu fassen ist etc. Wie dem auch sein mag und wenn Sie sich auch veranlaßt sehen, diese Beschäftigung mit Ihrerseits längst erledigten Gegenständen abzubrechen, stets werde ich für die liebenswürdige Bereitwilligkeit dankbar bleiben, mit der Sie einem Unbekannten entgegengekommen sind. Für Ihre Auskunft in betreff der Schrift, an der Sie arbeiten, meinen Dank. Ich glaubte indessen keinen Vorschlag zu machen, der inhuman gegen Sie, sondern höchstens der inhuman gegen 51

Herrn Otto Wigand lautete. Wenn Sie sich später entschieden haben sollten, werden Sie die Herrn Meißner & Schirges jederzeit bereit finden, auf Ihre etwaigen Propositionen [Vorschläge] einzugehen. Noch eine Frage erlaube ich mir. Ich schlage mich eben mit dem Ilten Bd. Ihrer Werke „Philosophische Kritiken und Grundsätze" herum, aus dem mir „Wider den Dualismus etc." sehr gut gefallen hat, der mir aber sonst genug zu schaffen macht. Denn Kritiken über Hegel etc. zu lesen, ohne Hegel etc. selbst zu kennen, ist ein Kunststück. Können Sie mir nicht irgendein Buch empfehlen, das mich mit der neueren Philosophie, dem Wesentlichen nach, bekanntmacht, ich meine mit Hegel, Kant, Schelling, Fichte, oder läßt sich dies nicht ohne Kenntnis der älteren, die Sie behandelt haben, [machen] oder bringt Ihre neue Schrift etwas darüber? Und endlich noch etwas. Es wäre möglich, daß mich eine Reise durch Nürnberg führte. Darf man Sie in Bruckberg besuchen, ohne Sie zu sehr zu stören? Ist Bruckberg logier- und wirtshausfahig und wie weit liegt es von Ansbach? Genehmigen Sie, geehrter Herr, die Versicherung inniger Verehrung, mit der [ich] verbleibe ergebenst C. J. Duboc / 779 An Julius Duboc 22. Juli 1853 Bruckberg, 22. Juli 53 Verehrter Herr! Erst gestern und nach langen und verschiedenartigen Unterbrechungen zum Gegenstande meiner Arbeit zurückgekehrt und von der bei mir so äußerst seltenen und schnell vergehenden Lust zur eigentlichen schriftstellerischen Behandlung eines Themas ergriffen, beschränke ich mich, um diesen günstigen Moment nicht zu verlieren und doch zugleich Sie nicht lange warten zu lassen, auf eine kurze Erwiderung der Hauptpunkte Ihres Briefes. Ich bemerke zunächst, daß Ihre Ausstellung an dem von mir gebrauchten Beispiele mit dem Säufer richtig ist, daß ich dasselbe nicht unver52

krüppelt und unbeschädigt aus dem Kopfe aufs Papier gebracht habe, daß aber meine Beschränkung der Notwendigkeit auf das Wesentliche keineswegs im Widerspruche mit meinem früheren Briefe steht, weil, wenn wir auch alles aus Notwendigkeit tun, wir doch nicht alles mit gleicher Notwendigkeit tun, daß wir verschiedene Grade der Notwendigkeit zu unterscheiden haben Notwendigkeit hängt ja mit Not, Bedürfnis, Verlangen zusammen, und Not bricht Eisen - daß gegen die dringendere Not, das mehr Notwendige, das minder Notwendige verschwindet, daß selbst in der äußeren Natur schon die niedere Notwendigkeit von der stärkeren aufgehoben wird, z. B. von der chemischen Wahlverwandtschaft, von der Adhäsion z. B. des Wassers am Glas, die Notwendigkeit, mit der es außerdem mit sich zusammenhängt und sich im Gleichgewichte erhält, daß aber eben in der Unterordnung des im minderen Grade Notwendigen unter das Notwendigere und Notwendigste die Gesundheit, Weisheit und Freiheit des Menschen besteht. Doch betrachten Sie diese flüchtige Bemerkung als ungeschrieben oder doch, da sie nun einmal doch geschrieben ist, als nicht nennens- und denkenswert. Von der eigentlichen philosophischen Literatur der Gegenwart, nach der Sie sich erkundigen, nehme ich nur sehr wenig Notiz, weil ich nur Bücher lese, aus denen ich etwas lerne oder für meine Arbeiten brauche, zu diesen Büchern aber nicht die unserer jetzigen „Philosophen" gehören. Das Beste, was jedoch noch in dieser Literatur jetzt geleistet wird, betrifft die Geschichte der Philosophie. Hierüber, namentlich über die Philosophie seit Kant, sind mehrere Schriften erschienen, so von Chalybäus in Kiel, Fortlage in Jena (erst dieses Jahr, glaub' ich), Schaller (Geschichte der Naturphilosophie, II. Band, worin natürlich aber auch auf das ganze System eines Philosophen Rücksicht genommen wird). Nun zu Ihrer zweiten Frage. Wenn Sie nach Nürnberg kommen sollten, so brauchen Sie nicht, um hierher zu kommen, bis nach Ansbach zu reisen, sondern nur bis Kloster Heilsbronn, wohin täglich zweimal von Nürnberg aus anständige Fahrgelegenheit ist und von wo Sie bis hier nur ungefähr 11/2 Stunden zum Gehen haben, eine Strecke Weges, die Sie freilich nicht ohne Führer machen können. Bruckberg hat allerdings Wirtshäuser, aber das für Sie geeignete Wirtshaus ist allein mein Wohnhaus, wo Sie mir und meiner kleinen, aus meiner Frau und einer 14jährigen Tochter bestehenden Familie herzlich willkommen sein werden. Ergebenst L. Feuerbach / 53

780 Von Julius Duboc [Ende Juli 1853] / Geehrter Herr! Ihrer freundlichen Einladung, für die ich Ihnen recht sehr Dank sage, nicht sogleich entsprechen zu können, gereicht mir zur großen Betrübnis. Mein Arzt besteht aber darauf, daß ich ein Bad besuche, und da ich ihm weniger Gründe als Wünsche entgegenzusetzen habe und „in der Unterordnung des minder Notwendigen unter dem Notwendigsten die Gesundheit, Weisheit und Freiheit des Menschen besteht", so will ich mich lieber dem Unvermeidlichen fügen. Ich hoffe aber, in 4 Wochen ungefähr doch noch eine Tour nach Nürnb[er]g ermöglichen zu können und werde dann von Ihrem gütigen Anerbieten Gebrauch machen, falls Sie sich bis dahin nicht anders besonnen haben. Ich las eben ein kleines Schriftchen v[on] Dr. Frauenstädt „Über das wahre Verhältnis der Vernunft zur Offenbarung" ([18]48), als Quintessenz der Schopenhauerschen Ansichten, und habe mich darüber gefreut, weil es mir gegnerischerseits wieder vorführte, wie unendlich viel tiefer alles ist, was Sie über diese Gegenstände sagen. - Wie gänzlich stubenmäßig, nur das „metaphysische Bedürfniß des Menschen" zum gemeinschaftlichen Ursprung der Religion und Philosophie zu machen und, wie sonderbar, pag. 21, zu sagen: „Diese Quelle (der religiösen Begriffe) kann, nachdem wir Vernunft und Erfahrung ausgeschlossen haben, keine andere sein, als der Wille; nicht, wie Feuerbach meint, Phantasie und Gemüth." Als ob der Wille nicht auch im Gemüt wurzelte. Aber ich hatte mir fest vorgenommen, diesmal Sie nicht // zu stören in Ihrer schrift[stelle]rischen Tätigkeit, der ich einen recht guten Fortgang wünsche [und] auf deren Resultat gewiß niemand so gespannt ist wie ich. Ich sage Ihnen noch Dank für Ihre gef [ällige] Auskunft in betreff der Lektüre - , die „Grundsätze d[er] Philosophie der Zukunft", so sehr sie mich angezogen haben, sind für einen Laien ohne derartige Hülfsmittel doch ein schweres Pensum - , wenigstens ihre gänzliche Würdigung. Ein B[rie]f von Ihnen, auf den ich aber, wie Sie wissen, keinen Anspruch mache, wird mich immer unter der bisherigen Adresse treffen. 54

Genehmigen Sie, geehrter Herr, den Ausdruck freundschaftlicher Gesinnung, mit der ich zu zeichnen die Ehre habe treu ergebenst C. J. Duboc / 781 An Jacob Moleschott 23. August 1853 / Bruckberg, 23. Aug[ust] 53 Verehrter Freund! Sie würden mich eines großen, innigen Vergnügens berauben, wenn Sie darauf verzichten wollten, die Ihnen fehlenden Bände meiner Schriften aus meinen Händen zu empfangen. Ich würde sie Ihnen daher auch bereits geschickt haben, wenn nicht die ausgeliehenen Bände, die ich seit ungefähr 14 Tagen zurückerhalten, durch ihr schmutziges Aussehn einen so niederschlagenden Eindruck auf mich gemacht hätten, daß ich wirklich Anstand nahm, sie in solcher Gestalt Ihnen zu überschicken. Glücklicherweise sind jedoch gerade die nächsten Bände in der Reihe der Ihnen fehlenden, der III. und IV., namentlich der III., der nie aus meinen Händen gekommen, von solcher Beschaffenheit, daß ich kein Bedenken trage, sie Ihnen zu // übersenden. Gerne hätte ich sie zwar noch vorher neu broschieren lassen, aber da auf dem Lande so etwas stets mit Umständen und Zeitverlust verbunden ist, ich aber Sie nicht länger will warten lassen, so werden Sie dieses Versäumnis entschuldigen. Machen Sie sich aber um Himmels oder vielmehr um Ihret- und meinetwillen kein Gewissen daraus, meine eignen Exemplare zu besitzen und [zu] gebrauchen. Ich vermisse sie nicht und werde sie mir gelegentlich schon wieder von meinem Verleger, sowie ich einmal wieder mit ihm etwas zu tun haben werde, verschaffen. Ich würde Ihnen auch, jetzt kann ich es ja sagen, sogleich nachdem ich Ihren Wunsch erfahren, die fehlenden Bände durch meinen Verleger habe schicken lassen, wenn ich nicht im vorigen Jahre einem mir ganz unbekannten armen Prediger einer Freien Gemeinde // bereits ein vollständiges Exemplar meiner sämtlichen] Schriften auf meine Kosten durch denselben hätte schicken lassen und die großen Verluste und Ausgaben der 55

letzten Zeit mich nicht zu einem pekuniären Reaktionär gemacht hätten. Ich werde Ihnen jedoch die übrigen 4 Bände so bald als möglich nachsenden. Von den jetzt übersendeten bitte ich Sie jedoch, von dem III. nur die Knittelverse und satirischen Xenien und die „Unsterblichkeitsfrage von dem Standpunkt der Anthropologie", von dem IV. nur die jedesmaligen Schlußbemerkungen zu den behandelten Philosophen zu lesen, das übrige als Veraltetes zu überschlagen. Die Hitze ist heute so exzessiv, daß ich kaum diese wenigen armseligen Zeilen zustande brachte. Sie ist so // unerträglich und voraussichtlich auch morgen wieder ebenso, wo nicht noch unausstehlicher, daß ich gar nicht weiß, ob ich morgen noch einmal meine liebenswürdige Schwägerin sehen werde - weil mir morgen die Gelegenheit zu fahren fehlt - , nicht daher auch weiß, ob ich durch sie oder durch die Post diese Bücher an Sie befördere. Es bleibt mir daher nur noch der trockne Dank für die Übersendung Ihres „Forsters" und der zweiten Auflage der „Nahrungslehre" übrig. Aber glücklicherweise ist das Wort nicht der Maßstab der Empfindung, mit der ich Ihr neues Buch empfing, Ihren „Forster" las und mit der ich Sie verehre und hochachte. L. Feuerbach / 782 Von Ferdinand Kampe 31. August 1853 /Mainz, 31. August 1853 Mein hochverehrter, lieber Freund! Meinen Brief werden Sie wohl erhalten haben. Hierbei erlaube ich mir, Ihnen einige Sachen zu schicken, mit der Bitte, sie freundlich aufzunehmen. Mit der Praxis hier ist nichts. Die Leute haben Bretter am Kopf, und unsre Anschauung läßt sich heutzutage nicht in Bauerndeutsch breittreten. Beiläufig melde ich Ihnen, daß meine ehemalige Braut zu Hamburg nächstens einen östreichischen Leutnant im aktiven Dienste heiraten wird. Zur Charakteristik. Sonst weiß ich auch gar nichts zu erzählen, als daß ich so glücklich bin, in allem aufs Hoffen angewiesen zu sein. Die „Geschich56

te" gedenke ich in 1 1/4 Jahr zu vollenden. Wie es Ihnen und den Ihrigen geht, das zu wissen trage ich großes Verlangen. Wenn Sie in die „Geschichte" (auf II soll nun III und IV noch folgen) gesehen haben werden, dann // vergessen Sie mich wohl nicht und schreiben mir dann ein paar Zeilen. Nicht wahr? Hieße ich Rothschild, so würde ich den Mut fassen, Sie wieder einmal zu besuchen. Von Tatsachen weiß ich nichts zu erzählen, als daß ich u. a. auch mit viel Mainzer Lumpenpack, das sich D[eu]tschk[atholiken] nennt, zu tun hatte, dummen, herrschsüchtigen Bourgeois, verkäuflichen Proletariern, aber auch mit braven, tüchtigen, kernfesten Deutschkatholiken. Tausend Grüße an Sie und die Ihrigen Ihr Ferdinand Kampe / 783 Von Jacob Moleschott 9. Oktober 1853 / Verehrtester Freund! Schon hundertmal habe ich Ihnen aus vollem Herzen gedankt für Ihr wertvolles Geschenk, das mich seitdem bereits so oft erbaut hat. Und ich entschuldige mich weiter nicht, daß ich diesem Dankgefuhl nicht früher mit der Feder Worte lieh, weil meine Empfindungen und Gedanken Ihnen in diesem Punkt so bekannt sind, daß es keiner Worte bedarf. Nur das eine kann ich nicht unterdrücken, daß es mich mit rührendem Stolz erfüllt, aus Ihrem Exemplar lernen zu dürfen, und ich spreche das mit freiem Gemüte aus, weil ich mich fest darauf verlasse, daß Sie sich für den Augenblick keine Verlegenheit durch Ihre Freigebigkeit bereitet haben. Mit großer Freude haben wir in jüngster Zeit die Erscheinung des Nachlasses Ihres Bruders begrüßt. Ich habe sein Leben meiner Frau vorgelesen. So innig und von reichstem Verständnis milde begeistert und so wahr zugleich wird selten eine Frau das Leben ihres Mannes geschrieben haben oder // schreiben. Wie schön ist die Stelle von der „trotzenden Kraft" und dem „begehrenden Selbstbewußtsein" (S. 2). In den „Italienischen Briefen" habe ich 57

geschwelgt in der künstlerischen Fülle, mit der sich ein edles Gemüt entfaltet. Warum müssen wir anderen von ihm so viel, und warum mußte er selbst verhältnismäßig so wenig genießen! Ich habe die Ferien hier in gedeihlichem Fleiße verlebt, in der Mikroskopie viel Neues gelernt, über Menschenrassen studiert und mich in der Mathematik möglichst geübt. Wegen des letzteren Faches muß ich es oft beklagen, daß ich nicht in der Schule die Einsicht besaß, die ich jetzt habe. Indes verzweifle ich nicht, wenn ich beharrlich fortfahre, das Ziel zu erreichen, das ich für unerläßlich halte. Ich muß eben mit den Stunden geizen. Viel Freude macht mir meine Untersuchung über den Einfluß des Lichts auf den tierischen Organismus, indem sich aus den jetzt vor mir liegenden Zahlen // deutlich herausstellt, daß der Einfluß des Lichts die Menge der ausgeschiedenen Kohlensäure vermehrt. Wie gern würde ich einmal in Ihre Werkstatt schauen. Aber auch daran verzweifle ich nicht, wenn auch die nächste Zeit dazu noch so wenig Aussicht bietet. Es wer[den] sich doch einmal die Verhältnisse so gestalten lassen, daß ich eine freie Reise machen kann, und dann geht es auf einmal zu Ihnen, zu Hettner, zu meinem Schwager Ule, und meine Frau bringe ich dann mit, die sich gewiß mit der Ihrigen und Ihrer Tochter ebenso leicht verständigen wird, als sie sich mit Ihrem Wesen bereits verständigt hat. Kennen Sie eine Familie Sattler auf der Mainburg bei Schweinfurt? Dort lebt eine Frau, die über 60 Jahre alt ist und selbst auf dem Krankenlager Trost aus Ihren Schriften schöpft. Eine solche Frau läßt auf ihren Mann schließen. Mit herzlichster Verehrung Ihr Jac. Moleschott Heidelberg, 9. Okt[ober] 1853 / 784 Von Friedrich Kapp 15. Oktober 1853 [...] Weder meine Mitarbeiter noch ich beabsichtigen etwas Abgeschlossenes, Ganzes zu schreiben; denn das vermöchten wir ... nicht wegen unserer Stellung inmitten dieser sich täglich neu 58

gestaltenden und umformenden amerikanischen Entwicklung. [...] die ganze Welt [ist] ja schon längst voll von Gemeinplätzen über die Lichtseiten. Warum also diese Dinge nochmals breittreten ...? ... Es scheint mir vielmehr für einen Menschen, der sich der hohen Bildung seines Volkes würdig zeigen will, eine unerläßliche Aufgabe, in diesem Chaos von Unklarheit und arrogantem Dünkel die Gesamtsumme des europäischen Lebens in die Waagschale zu legen gegen die amerikanische Routine und von diesem Standpunkte aus die hiesigen Zustände zu kritisieren. Was Amerika in Zukunft sein oder nicht sein, leisten oder nicht leisten wird, kommt dabei gar nicht in Betracht; denn wir haben es nur mit der Gegenwart zu tun, und alle diese zahlreichen Phantasien über die Zukunft des Landes sind nichts als bodenlose Kartenhäuser oder unklare Produkte der jeweiligen guten oder schlechten Verdauung. Washington, Jefferson, Franklin u. a. haben doch gewiß das Amerika ihrer Zeit gekannt, und wie wenig haben sie sich das gegenwärtige träumen lassen. Wie der Dampf und die Baumwolle einen Strich durch ihre Rechnung machten, so liegen in der Zukunft ebensogut noch hundert neue Faktoren, welche die heutigen Berechnungen über den Haufen werfen können. Der Deutsche namentlich hat von Amerika die Unabhängigkeitserklärung und die Konstitution, dabei einige revolutionäre Namen von gutem Klange im Kopf, und daraus bildet er sich seine Ansicht über die Vereinigten Staaten. Es scheint mir darum eine besonders für Deutschland wichtige Aufgabe zu sein, durch eine nüchterne Darstellung der wirklichen Verhältnisse, wie sie sich im Leben den äußeren Formen gegenüber bilden, dem leeren Formalismus und impotenten Pessimismus zu steuern, der sich jetzt überall in Europa breitmacht und es als ausgemachte Tatsache annimmt, daß Europa zu alt und schwach zum Handeln sei.... Noch einmal, es scheint mir mehr auf die Erfassung der Totalität des hiesigen Lebens in seinen verschiedenen geistigen und materiellen Richtungen anzukommen. Zu dieser Erkenntnis fehlte bisher fast jeder Anfang. Die „Atlantischen Studien" sind der erste Schritt dazu, wenn auch mit allen Mängeln und Fehlern eines solchen Erstlingsproduktes behaftet. [...]

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785 An Friedrich Feuerbach 27. November 1853 / Sonnt[ag], 27. Nov[ember] 53 Lieber Fritz! In der Voraussetzung, daß es Dir nicht absolut widerlich ist, auf d[ie] N[ürn]b[erger] Bibliothek zu gehen, mache ich von Deinem Anerbieten Gebrauch und überschicke ich Dir auf beiliegendem Zettel einige meiner Wünsche. In Heerdegens Verzeichnis] habe ich auf S. 14 die erwünschten bezeichnet, von denen ich nur nicht begreifen kann, daß Grotefends lateinische] Gramm[atik] nur 27 Kr. kosten sollte. Bei der Übersetzung v[on] Horaz // v[on] Voß siehe aber nach, ob auch die Episteln und Satiren dabei sind, außerdem bedarf ich sie nicht. Von Anselm schicke ich Dir die archäologischen] Abhandl[ungen], von denen ich selbst erst zwei gelesen. Die vortreffliche Geschichte der plastfischen] Kunst, die ich Dir schon früher aus freien Stücken schicken sollte, hat jetzt von den Schwestern Klett. Kapp in Amerika hat mir ausdrücklich be-//sondere Grüße an Dich aufgetragen. Er läßt mir regelmäßig s[eine] „ Atlantischen] Studien" durch steinen] Buchhändl[er] überschicken. Sie stehen Dir zu Gebote, wenn Du sie lesen willst. Sie heben zwar nur die Nachtseite A[merika]s hervor, sind aber doch oder eben deswegen sehr interessant. Meine mit momentaner Taubheit verbundene Betäubung war nur ein revolutionärer Heilprozeß in meinem Kopfe, durch den ich zu meiner größten // Verwunderung und Freude mein über ein Jahr lang ununterbrochnes Ohrensausen auf der linken Seite verloren habe. Ob diese Freiheit im Gehör von Dauer freilich sein wird, ist noch die Frage. Aber die buona cura [gute Pflege, Behandlung] vernachlässige ich keineswegs. Daß die Schwester wieder in ihrem alten Hause, ist auch mir ganz heimisch wieder zumute. Wir sind hier alle bis jetzt ganz wohl, mir insbesondere fehlt nichts als Bücher oder vielmehr Geld. Möge es bei Dir und den Schwestern auch so sein, aber ohne den letzten Fehler. Dein L./

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786 An Ferdinand Kampe 29. November 1853 / Bruckberg, 29. Nov[ember] 53 Verehrter Freund! Endlich, d. h. erst gestern abends habe ich aus einer Zeitungsnotiz, Ihren Ruf nach Berlin und dessen Ausschlagung betreffend, die Gewißheit erhalten, daß Sie noch in Mainz sind. Aus diesem Grunde erhalten Sie erst jetzt von mir die Anzeige, daß ich Ihre Sendung über Nürnberg - jedoch erst nach mehren Monaten - richtig empfangen habe, und meinen nicht nur schuldigen, sondern auch freudigen Dank. Die kleinere Schrift habe ich augenblicklich durchgelesen, um Sie in Ihrer neuen mündlichen Wirkungsweise kennenzulernen, von Ihrer größeren, Ihrer gründlichen, gediegenen „Geschichte" jedoch erst nur einige Partien, namentlich Biographien herausgenascht. Ich bin nämlich immer noch über meinem alten, Ihnen bekannten Thema, immer noch über dem heidnischen Altertum, so daß mir kaum Augenblicke // für die christliche und unchristliche Gegenwart übrig bleiben, immer aber noch über dem Studieren, Kolligieren, Kritisieren, Exzerpieren, nicht beim Schreiben. Doch bin ich nun ernstlich daran, meiner unersättlichen und infiniten Studiersucht endlich Halt zu gebieten und die gesammelten antiquarischen Schätze in gangbare Münze umzuschmelzen. Wie soll es mich freuen, wenn ich einmal imstand bin, Ihnen für ihre vielen Büchergeschenke nicht mit einem Worte, sondern Werke zu danken! Freilich kann sich dieser Moment noch lange verziehen. Meine Verachtung gegen den größten Teil unsrer gegenwärtigen Welt und Literatur ist so groß, meine Meinung von dem Publikum und dem Nutzen der Schriftstellerei so gering, daß es mir oft gar nicht mehr der Mühe wert erscheint, auch nur noch eine Zeile zu schreiben, daß die Stunden, die ich dem Schreiben, d. h. dem leichtsinnigen und kritiklosen // Publikum schenke, mir als purer Verlust erscheinen, während die Stunden einsamen Studiums für mich ein unschätzbares Glück und Gewinn sind. Von mir kann ich daher auch nichts weiter schreiben, als daß ich fortwährend nur in Studien lebe, höchstens nur, daß ich diesen Winter so glücklich bin, meine nun endlich aus den Pfaffenkrallen entrissene Tochter bei mir zu haben

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und daß die Meinigen, wie auch ich, bis jetzt sich der Gesundheit erfreuen. Wissen werden Sie schon aus andern Quellen, daß Bayer nun förmlicher Bruckberger geworden, hier in dem Schloß sich häuslich und ehelich niedergelassen, nachdem er viele Widerwärtigkeiten und Schwierigkeiten durchgemacht. Ich habe ihn jedoch bis jetzt erst zweimal gesehen und gesprochen. Lassen Sie einmal wieder von sich hören und vollenden Sie glücklich Ihre „Geschichte"! Ihr L. Feuerbach / 787 An Jacob Moleschott 22. Dezember 1853 / Bruckberg, 22. Dez[ember] 53 Hochverehrter Freund! Ich bin so ganz und gar antiquiert, nicht nur von außen, von der jetzigen schönen Welt und Literatur, sondern auch von mir selbst, so ganz verrömert und vergriecht, daß ich kaum mehr Zeit und Wort zu einem deutschen Briefe finde. Nur einige Sätzchen von mir wollte ich zur Probe der Richtigkeit und Allgemeingültigkeit meiner Grundsätze historisch nachweisen, und zwar der Konzentration wegen nur an einigen kultur- und religionsgeschichtlichen Hauptgestalten, was ich allerdings auch jetzt noch festhalte, aber diese einigen hängen doch mit vielen andern zusammen oder vielmehr diese mit jenen, so daß [man] von den einigen zuletzt auf alle zusammen kommt. Nach meiner voijährigen Rechnung sollte ich längstens diesen Winter fertig sein, // und ich bin jetzt, einige schon voriges Jahr niedergeschriebne Partien abgerechnet, noch nicht am Anfang. Freilich ist mein Schriftstellerfeuer längst unter Null herunter und meine Verachtung gegen die Gegenwart und ihre Literatur, einzig die Naturwissenschaft ausgenommen, der ich nur als Schüler angehöre, so groß, daß mir das Schriftstellerhandwerk oft als das nichtsnutzigste und nichtswürdigste, ehrund trostloseste Handwerk unter der Sonne erscheint. Doch je weniger ich schreibe, desto mehr lerne ich und studiere ich. Aber wie jede Passion, so hat auch die des Studierens, wenngleich 62

keine „noble", kein Maß und Ziel. Dies der innere Grund, daß ich Ihre seit vielen Monaten bereits liegenden Briefe erst jetzt beantworte. Es gesellt sich jedoch zu diesem innem auch noch der äußere, daß // ich Ihnen zugleich die Fortsetzung meiner Schriften mitschicken wollte und diese erst von außen her requirieren mußte, weil sie ausgeliehen waren, was auf dem Lande immer ein langweiliger und langwieriger Prozeß ist. In dem „Wesen des Christentums" fand ich leider!, wie ich zum Zwecke der Versendung hineinsah, einen häßlichen Flecken, aber ich weiß nicht, ob er ein ursprünglicher oder erst von andern hineingekommener, nur soviel kann ich Ihnen sagen, daß er nicht von mir stammt und daß ich ihn erst jetzt entdeckte. Beide Schriften schicke ich Ihnen ohne das Gefühl des Wohlgefallens oder auch nur der Zufriedenheit mit ihnen. Bei den „Vorlesungen" bitte ich namentlich nicht zu vergessen, daß sie mit großem Widerstreben von mir gehalten worden sind, nicht weil ich // an und für sich gegen diese Mitteilungsweise eingenommen bin, sondern weil ich gerade damals von dem tumultarischen Frankf [urt a. M.] her die tiefste Sehnsucht nach stillschweigender Sammlung und Selbstbelehrung hatte. Übrigens hatte sich im Laufe der Vorlesungen] der erste unselige Widerwille verloren, und so ist denn auch die zweite Hälfte besser ausgefallen. Ich bedaure, daß ich Ihnen nicht gleich auch „Bayle" und „Leibniz" mitschicken kann. Wegen der Anmerkungen zu denselben, sowohl der ältern als neuem, namentlich] zu ,,Leib[niz]" wünsche ich sie in Ihren Händen. Ich bin etwas mit Wigand gespannt, sonst würde ich sie mir schon von ihm verschrieben haben. - Sie berühren in Ihren Briefen einen Mangel, den auch ich schon oft oder vielmehr stets bis zu dieser Stunde als einen schweren Vorwurf empfunden habe, den Mangel an Mathematik. Schon im Jahr [18]39 war ich ernstlich darüber, mich bis zu ihren höhern Regionen natürlich nur zum Zwecke der Naturwissenschaft hineinzuarbeiten, aber auch darum hat mich das „Wesen des Christentums]" gebracht. Doch habe ich dieses Studium nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Sehr begierig bin ich auf Ihre Lichtexperimente, ob ich gleich Ihnen und der Naturwissenschaft gegenüber gegenwärtig kein gutes Gewissen habe. Ich habe dieses Jahr nur 6 oder 8, jedoch ungeteilte, Wochen ihr schenken können. Wie viel hab' ich vergessen! Leben Sie wohl! Feuerbach /

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788 Von Otto Meißner 2. Januar tl 854] / Geehrter Herr! Von Herrn J. Duboc, der inzwischen nach Australien gegangen, sich Ihnen bestens empfehlen und für die freundliche Aufnahme vielmals danken läßt, wurde mir die höchst erfreuliche Mitteilung gemacht, daß Sie sich nicht abgeneigt gezeigt hätten, mir Ihr nächstes Werk in Verlag zu geben. Es wäre mir lieb, dies von Ihnen selbst bestätigt zu sehen und erlaube ich mir deshalb, Sie freundlich zu bitten, mir Ihren Entschluß gütigst mitteilen zu wollen. Abgesehen davon, daß ich in geschäftlicher Beziehung es als einen Ehrenpunkt betrachte, von Ihnen ein Werk im Verlage zu haben, dürfen Sie fest versichert sein, daß ich mich der ausgedehntesten Verbreitung desselben mit ganzer Liebe und Kraft hingeben werde. Vor allen Dingen soll die Ausstattung schön und der Preis billiger als Ihre übrigen Werke werden. Ich enthalte mich aller weiteren Versprechungen und bitte Sie nur, überzeugt sein zu wollen, daß ich dem Vertrauen, das Sie durch Übergabe Ihres Werkes in meine Hände in mich setzen, in jeder Beziehung und dankbar entsprechen werde. Haben Sie die Güte, mir Ihre Antwort zukommen zu lassen und mich mit den Bedingungen in betreff des Honorars // und der Auflage, auf die ich, nach dem, was mir Herr Duboc davon mitgeteilt, unbedingt und gern eingehe, näher bekannt zu machen. Auch möchte ich gern, wenn auch nur annähernd, über die Zeit des Erscheinens von Ihnen hören. Schließlich ersuche ich Sie, da es hier noch einen Buchhändler meines Namens gibt, meinen Vornamen auf die Adresse zu setzen. Mit besonderer Verehrung Ihr ergebener Otto Meißner Hamburg, 2. Januar 1854 /

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789 An Emil Ernst Gottfried von Herder 13. Januar 1854 / Bruckberg, 13. Jan[uar] 1854 Mein lieber, hochverehrter Freund! Endlich komme ich doch einmal wieder dazu, wenn auch nicht meine Gedanken, denn die sind oft bei Dir, doch meine Feder an Dich zu richten. Es ist unverzeihlich von mir, daß es nicht längst geschah, daß ich nicht gleich auf den Brief, wo Du meine Einladung ausgeschlagen und mich dagegen zu Dir eingeladen hattest, geantwortet und wenigstens die Gründe meines Nichtkommens angegeben habe, aber ich war fortwährend, bin es noch jetzt, so sehr in meine Studien verloren, daß ich nicht einmal die Zeit oder vielmehr die Freiheit und Muße auch nur zu einem Briefe fand. Nur dieses Buch, dachte ich bei mir, mußt du noch fertig machen, dann kannst du mit gutem Gewissen und gutem Mute an deinen Herder schreiben, aber auf dieses Buch folgte sogleich wieder ein anderes und dieses, auf das zweite ein // drittes und so unaufhörlich fort bis in die „schlechte" Hegeische „Unendlichkeit". Noch bin ich mitten in dieser schlechten Unendlichkeit oder, wenn Du lieber willst, unendlichen Schlechtigkeit darin, aber es regt sich nun doch bei mir ein ganz anderes Gewissen als das scientifische [wissenschaftliche] oder literärsche - das Gewissen des Menschen, des Freundes, das stärker drückt als die Last unentleerter Folianten und so denn auch jetzt mich mit Gewalt von meinen Büchern losreißt, um Dir einen herzlichen Gruß und Wunsch zum neuen Jahre, wenigstens doch noch in der zweiten Woche desselben, darzubringen. Es ist zwar an sich oder vom astronomischen Standpunkt kein Unterschied zwischen dem alten und neuen Jahre, aber auf unserm armen menschlichen und bürgerlichen Standpunkt ist es doch ein gewaltiger Unterschied, ob Nro. 53 oder 54 auf unsrer Stirn geschrieben steht, na-//mentlich, wenn man bereits so weit vorgerückt ist wie Du, verehrter Freund! Ich „gratuliere" niemandem zum neuen Jahre, es würde mir bei jedem andern als eine leere Formel erscheinen, aber Dir gegenüber drängt sich mir bei dem Gedanken an ein neues Jahr unwillkürlich und herzlich der Wunsch auf, daß es auch Dein, und zwar unverkümmertes Eigentum werden möge. Namentlich wün-

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sehe ich Dir, daß Dir die Trennung von Deinen Kindern durch erfreuliche Nachrichten von ihrer Seite erleichtert, die Anwesenheit und Gesellschaft aber Deiner verehrten Schwägerin Dir und ihr nicht durch körperliche Leiden verbittert werde. Vor Ostern werde ich Dich schwerlich sehen. Seit Juli, wo ich meine Frau abholte, war ich nicht in Nürn[berg], Außer meinen Spaziergängen komme ich fast nirgends mehr hin, auch nach Ansbach sehr selten, nur wenn ich muß, befinde mich aber so am besten. Lebe wohl! Herzlich Dein L. Feuerbach / 790 An Otto Meißner 17. Januar 1854 /17. Jan[uar] 54 Verehrter Herr! Indem ich Ihnen für die Abschiedsgrüße des H[erm] Duboc danke und ihn nicht erwähnen kann, ohne ihm in Gedanken meine Glückwünsche auf seine weite Reise nachzusenden, bestätige ich zugleich seine Ihnen gemachte Mitteilung, daß ich gesonnen bin, meine nächste Schrift Ihrem Verlage zu übergeben. Aber ich muß auch sogleich d[ie] Ihnen wahrscheinlich unangenehme Nachricht mitteilen, daß so viele Jahre ich auch schon über den Studien zu dieser Schrift bin, und so viel ich auch schon niedergeschrieben habe, so bin ich doch immer noch über das Ganze und die Art und Weise der Ausfuhrung mit mir nicht im reinen und auch immer noch in Studien begriffen, so daß ich Ihnen jetzt noch gar nichts Bestimmtes über den Zeitpunkt ihrer Vollendung sagen kann. Freilich ist Studieren und Schreiben etwas ganz andres, jenes Sache des Fleißes, des Willens, dieses Sache des Geistes, der glücklichen Inspiration, und so kann ich vielleicht, wenn es zur endlichen Krisis kommt, früher fertig werden, als ich jetzt denke. Aber ich will lieber ins Unbestimmte hinausschieben als Versprechungen machen, die ich nicht erfülle. Ich enthalte mich daher jetzt auch, meine Forderungen näher zu bestimmen, nur sage ich Ihnen soviel voraus, daß sie billig sein werden, wohl ent-

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sprechend den enormen geistigen und pekuniären Opfer [n], die ich auf diese Schrift verwandt, aber hoffentlich] auch entsprechend Ihrer eigenen Erwartung und Hoffnungen, die Sie trotz d[er] tiefen Gesunkenheit und Niedergeschlagenheit d[er] gegenwärtigen Zeit auf diese Schrift w[erden] gründen können. Verehrungsvoll L. Feuerbach / 791 V o n Emil Ernst Gottfried von Herder 25. Januar 1854 / Erlangen, 25. Jan[uar] 1854 Mein geliebter, teurer Freund! Daß Du in Deinem lieben Briefe v[om] 13. d[ieses Monats] 2 volle Seiten mit Neujahrswunschphrasen und Entschuldigungen im ältesten Rokokostile angefüllt hast, nimmt mich nicht mehr wunder als Dein letztzeitiges Schweigen, da dieses eine mir längst bekannte, auch von mir dankbar erwiderte Sache ist und weder das erste war, noch das letzte sein wird. Haben wir doch zeither (wer zweifelt daran?), wenn auch schweigend, treulich nebeneinander gelebt und fahren fort, in treuer Liebe, wenn auch voneinander leiblich entfernt, miteinander zu leben. Aber unseres Wiedersehens bedarf es, und namentlich ist der Rokoko-Introitus [die Rokoko-Einleitung] Deines Briefes // ein sprechender Beweis, daß es Dir hoch nottue, Dich einmal aus der Atmosphäre Deiner ausschließlich schweinsledernen Büchergesellschaft zu reißen und unter Menschen zu gehen. Nimm also das halbe Versprechen, mich an Ostern zu besuchen, nicht auf die leichte Achsel und wolle nicht das Wunder abwarten, daß der Berg zum Propheten gehe. Ich bin, und zwar von Gottes und Rechts wegen, nicht mehr so fußläufig wie Du, besonders seit 8 Tagen, wo mich seit 4 Jahren das erste Mal wieder die Gicht, und zwar an der Hüfte, gepackt hat, ohne daß ich im Traume mit einem Engel gerungen hatte. Der Anfall ist gottlob nicht besonders heftig, doch nötigt er mich, noch den größten Teil des Tages auf dem Sofa zuzubringen und bleibt immerhin ein fatales Moment für einen 71jährigen Mann. /

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/ Daß Du Deinerseits mit Deiner l[ieben] Familie wohl bist, habe ich mit Freude aus Deinem Briefe ersehen. Von meiner Familie kann ich Dir gottlob ähnliches berichten; meine Schwägerin, die sich Euch schönstens empfiehlt, hält sich Gott sei Dank bei guter Gesundheit; meine Tochter in Pirmasens lebt und schreibt glücklich und heiter und ist guter Hoffnung, und Ferdinand schreibt ebenfalls aus Zürich zufriedene Briefe, wo er vielfachen Genuß und geistige Anregung findet. Was mich in Deinem Brief besonders wunder genommen, ist, daß Du darin unseres Freundes Nagel nicht erwähnest und nicht einmal zu wissen scheinst, daß sich derselbe zur Zeit in Ansbach als Konzipient bei dem Advokaten Greiner befindet. Habe die Güte, dafür zu sorgen, daß die Beilage ihm sicher zukomme. Vielleicht // sprichst Du selbst ihn bei dieser Gelegenheit und erfahrst von ihm auch unter andern von dem säubern Stückchen, welches die hiesige Polizei wenige Tage vor Ferdinands Abreise nach Zürich nicht bloß diesem, sondern auch mir gespielt hat. Nagel wird ohnzweifel Dir auch von dem literarischen Unternehmen sprechen, dazu er mich um Bücher gebeten hat. Kannst Du es übernehmen, diese Bücher durch Dich gehen zu lassen, so schiene mir dies das sicherste und angenehmste. Übrigens bin ich mit diesem seinen literarischen Plan gar nicht einverstanden und begreife nicht, wie sich dieser gescheite junge Mann noch mit dergleichen altem Quark befassen mag. Lebe wohl, lieber Feuerbach, und laß bald wieder etwas von Dir hören oder noch besser, komme selbst und suche selbst die Bücher für Nagel aus und nimm sie mit Dir. Treulich Dein Herder /

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792 Von Jacob Moleschott 19. März 1854 /Mainz, 19. März 1854 Mein hochverehrter Freund! Seit vier Tagen bin ich mit Frau und Kindern in Mainz bei meinen Schwiegereltern, um mich von den übermäßigen Anstrengungen des Semesters zu erholen. Jetzt endlich komme ich dazu, den in meinem Herzen niemals veraltenden und deshalb, wie ich hoffe, auch in Ihren Augen nicht verspäteten Dank für Ihr wertvolles Geschenk abzustatten. Wenn ich Ihre Schriften lese und wieder lese, dann beherrscht mich auch der Gedanke, wie all das philosophische Geschwätz der Nachkömmlinge einer durch Sie überwundenen Periode so jämmerlich ist, daß man gar keine Lanze mehr dagegen brechen mag. Was ich davon höre und sehe, nötigt mir immer ein unbehagliches Achselzucken ab. Nach meiner Meinung kann es sich nur noch um geschichtliche Aufgaben handeln, wenn von reiner Philosophie die Rede ist. Am empfindlichsten entbehre ich eine vergleichende Geschichte der Religionen und Philosophien, die sich nicht bloß in den Grenzen unserer Kultur bewegt, // sondern die Entwicklung aller Rassen umfaßt. Eine solche Arbeit wird notwendig gefordert durch den anthropologischen Standpunkt, auf den Sie unser Jahrhundert zu vollem Bewußtsein hingeführt haben. Hätten wir nur viele Reisende wie Georg Forster gehabt, die mit so viel Tiefe als Unbefangenheit das Menschliche, wie es sich in den allgemeinsten Anschauungen und doch so konkret entfaltet, aufzufassen vermochten; nachher würden die von Ihnen geöffneten Augen nicht fehlen, um in den reinen Baustoffen die gewaltige und doch so einfach fortschreitende Entwicklung zu erblicken, die wir jetzt nur ahnen können. Mir scheint es, daß die Anthropologie nicht zu ihrem Abschluß gelangen wird, solange nicht die vergleichende Religionsgeschichte, vergleichende Sprachwissenschaft, vergleichende Ethik usf. uns von all den engherzigen Vorstellungen befreien werden, in denen wir gefangen sind, wenn wir jenseits des Ganges, Ägyptens und des Atlantischen Meeres keine geschichtlich merkwürdige // Menschheit mehr sehen wollen. Wir brauchen aber wohl noch hundert Forster und hundert Roth, um dieses Ziel zu erreichen. Einstwei-

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len bleibt es belohnend genug, die zerstreuten Tatsachen, die wir kennen, zu einem Bild zu gestalten, dessen Züge für sich selbst sprechen. Ich bin dem Engländer Prichard zu dem wärmsten Dank verpflichtet für die nüchterne Zusammenstellung des Materials, aus dem sich schon so wichtige Gesetze herauslesen lassen; allein zur Erkenntnis solcher Gesetze hat sich der [rücksichtsvolle Engländer fast nie he[raus]gearbeitet. Wissen Sie, daß eine englische Übersetzung Ihrer Werke angekündigt ist? Ich sah es nämlich in dem „Westminster Review". Ich baue gute Hoffnungen darauf, denn ich weiß aus Erfahrung, daß es Engländer gibt, die Sie verstehen. - Auf Ihre neue Arbeit bin ich außerordentlich gespannt, und ich hadere mit dem Schicksal, das mir nicht erlaubt, mit Ihnen mündlich zu verkehren. Ich furchte, das dauert so lange, bis meine Anthropologie in der Welt ist. Dann muß es möglich gemacht werden, und ich trete dann gelehrig vor die Schranken // Ihres Gerichts. Noch einmal sage ich Ihnen den herzlichsten Dank Ihres Moleschott Ich bleibe bis zum 18. April in Mainz bei meinem Schwiegervater Dr. G. Strecker. / 793 Von Emil Ernst Gottfried von Herder 15. Mai 1854 / Erlangen, 15. Mai 54 Mein lieber, teurer Feuerbach! Nun meine ich, daß Du wieder lang genug geschwiegen hättest, und wenn ich es meine, so kannst Du es wohl glauben, denn ich selbst bin bekanntlich im Schweigen eine Autorität. Daß Du meiner Einladung für Ostern nicht gefolgt bist, darüber hat das Wetter und der Umstand, daß Du Dittrich, der auf einer Reise nach Paris abwesend war, nicht getroffen hättest, Dich sattsam entschuldigt. Aber gegenwärtig kannst Du meine Einladung, die ich hiemit freundlichst erneuere, nicht füglich abweisen, da Dittrich zurückgekehrt, der schönste Frühling erblüht und es Dir gewiß sehr heilsam ist, Dich einmal wieder auf einige Zeit aus Deiner egoisti73

sehen, alles in sich hineinfressenden Existenz in Deinem einsamen Bruckberg mit Gewalt herauszureißen. Ein weiterer nicht unerheblicher Bestimmungsgrund für uns beide ist, daß ich gegenwärtig, auf ein paar Monate, ein sogenannter Strohwitwer, in meiner großen Wohnung einsam lebe, indem meine Schwägerin seit Anfang dieses Monats nach Pirmasens zu meiner Tochter gereiset ist, die im Monat Juni ihrer ersten Mutterfreude entgegensieht; auch Freund Schröder als // Assistenzarzt Dittrichs ins Spital gezogen ist. Ferdinands vormaliges Wohnzimmer ist infolgedessen zu einem freundlichen Gastzimmer eingerichtet; Du kannst darin ungestört arbeiten, und in ihm, wie in meinem anstoßenden Bibliothekzimmer, steht Dir der größere Teil meiner Büchersammlung zu Gebote. Du kannst hier ganz nach Deinem Penchant [Deiner Neigung] leben; kannst entweder im „Walfisch" mit Dittrich oder auch bei mir an meinem einsamen Tische speisen, und von Deinen freien Stunden kannst Du mir so wenig oder so viel, als Du magst, schenken. Ich denke, daß wir unter diesen Umständen, als einzelne Freiherrn ein gar ergötzliches Leben nebenund miteinander führen könnten. Entschließe Dich also kurz und gut und überlege nicht weiter. Denn wer überlegt (sagt bekanntlich AI Hafi), der sucht Bewegungsgründe, nicht zu können, und das wäre schade. Setze Dich also flugs nieder und melde mir mit ein paar Zeilen den Tag Deiner Ankunft. Es jährt sich bald, daß Du im vorigen Jahre mich mit Deinem Besuch erfreutest; gewähre mir auch heuer diese Freude und denke daran, daß ich alter Mann mit der Zeit geizen muß. Mit den herzlichsten Grüßen an Deine liebe Frau und Tochter sowie an Deine übrigen lieben Verwandten in Bruckberg umarmt Dich treulichst Dein Herder /

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794 Von Emil Ernst Gottfried von Herder 21. Mai 1854 / Erlangen, 21. Mai 54 Lieber, teurer Feuerbach! Auf Deine liebe Antwort vom 19. d[ieses Monats] kann ich nicht umhin, Dir, mein hochwerter Freund, gleich mit umgehender Post zuzurufen: Bleibe dabei, Dich noch vor Pfingsten hieher auf den Weg zu machen, um mir die große Freude Deines Besuchs zu gewähren, aber, was Du auch außerdem beschlossen habest oder vielmehr im voraus beschließen zu müssen glauben solltest - (welche schöne echt deutsche Floskel!) - unterlasse nicht, Dich auch auf die Möglichkeit vorzubereiten, daß Dich hier die Lust anwandeln könnte, auf meiner einsamen Burg und beim Genuß des langentbehrten Umgangs Deiner hiesigen Freunde die Ausarbeitung Deines großen Werkes, zu der der Himmel seinen Segen geben möge, zu beginnen. Der vernünftige Mensch soll sich ja stets auf alle vernunftgemäßen Eventualitäten gefaßt machen, und welche wäre vernunftgemäßer als diese? Dazu // hast Du wohl zu bedenken: 1. daß Deine liebe Frau Dich während des weiblichen Besuchs, den sie für Pfingsten erwartet, am leichtesten wird entbehren, Du also auch während Pfingsten von Bruckberg füglich wirst wegbleiben können und 2. daß nicht der mindeste Grund abzusehen ist, aus welchem Du den hiesigen Pfingstbacchanalien ausweichen müßtest. Wir beide sind doch wohl Manns genug, um uns vor keinem Teufel, geschweige vor dem hiesigen, in seiner Brutalität gewöhnlich nur gutmütig lallenden Pfingst-Bier-Teufel furchten zu dürfen, uns seiner erwehren zu können. Meine Wohnung liegt mitten in der Stadt, weit ab vom Saufgelage, am Altstädter Berg, und wird von dessen Trubeln nicht inkommodiert, und meinerseits bin ich zu alt, Deinerseits bist Du das einsiedlerische Leben zu gewöhnt, um an diesem lauten Vieh-Spektakel noch ein Vergnügen finden zu können. / / Lasse Dich also von diesen unwidersprechlichen Betrachtungen willig leiten und fasse darauf unabänderlich den naturgemäßesten Beschluß, nämlich den: hieher zu reisen so bald als möglich und hier zu bleiben so lang als möglich. 75

Sobald Du den Tag Deines Hier-Eintreffens bestimmter angeben kannst, so sei so gut und schreibe es Deinem sich innig auf Dich freuenden Herder / 795 An Emil Ernst Gottfried von Herder 30. Mai/2. Juni 1854 / Bruckberg, 30. Mai 54 Lieber, hochverehrter Herder! Meine Abneigung gegen Erlangen, dessen Gesamteindruck auf mich in der Erinnerung immer nur der einer geistigen Charité ist, ist wenigstens von hier aus, meinem ländlichen Musensitz, so groß, daß ich nur Dir zuliebe dieselbe überwinde und dahin komme. Aber gleichwohl kann ich Deinem Wunsche, Dir den Tag meiner Ankunft genau zu bestimmen, auch jetzt noch nur mit einem Entweder-Oder entsprechen: nämlich am Samstag abends dieser Woche oder erst am Dienstag abends kommender Woche. Die Gründe dieser Verzögerung und Unbestimmtheit sind zu prosaischer Natur, um niedergeschrieben zu werden. Auch wird es ja Dir eins sein, ob ich an diesem oder einem andern Tage komme. Du bist ja immer gerade // um die Zeit, wo ich ankomme, zu Hause, und was zu meinem Empfange nötig, hast Du im Keller oder doch in der Nähe. Mache Dich aber nur auf einen höchst flüchtigen Besuch von mir gefaßt. Ich darf schlechterdings nicht länger mehr das Schreiben verschieben, aber, wenn ich gleich lesen und studieren überall kann, folglich auch selbst im Erlanger Spital, schreiben kann ich nur hier. Bücher kann man ebensowenig als Kinder in jeder beliebigen Lage machen. Doch hierüber wie anderes mündlich. F. 2. Juni Vorstehende Zeilen schicke ich Dir nur, verehrter Freund!, zum Zeichen, daß ich nicht aus Faulheit oder Nachlässigkeit Dich so lange in Ungewißheit in betreff meiner Ankunft gelassen. Mich befiel plötzlich wie durch Hexerei ein Katanrh und Rheumatismus 76

in meinem rechten Arm. Solange ich nun diese unerwarteten Gäste im Hause hatte, konnte ich mich natürlich nicht Dir als Gast ankündigen. Noch bin ich sie nicht ganz los, noch wenigstens unrüstig und unfähig zu einer Ortsveränderung. Doch so viel ist gewiß, daß das eine Glied der Disjunktion [der sich wechselseitig ausschließenden Bestimmungen], der Samstag, wegfällt. Wo möglich komme ich daher am Dienstag, denn die Spektakeltage Sonntag und Montag fliehe ich wie die Pest. /

796 An Emil Ernst Gottfried von Herder 16. Juni 1854 /16. Juni 1854 Mein lieber, hochverehrter Herder! Erschrick nicht, wenn Du diese Hand erblickst, im Gedanken, daß auch die übrigen zu ihr gehörigen Körperteile, die Füße, die Gurgel, der Kopf, kurz, der ganze Kerl schon wieder zu Dir in das Haus komme. Ich will nur ein wenig aus der Ferne mich darnach umsehen, ob die Wunden, die ich Deinem ruhegewöhnten Herzen und Hause geschlagen, die Lücken, die ich in Deinen Weinkeller gebracht, die Lache, die ich in meiner Schlafstube durch das Verschütten ich weiß selbst nicht, ob des Wasserglases oder gar des Nachttopfs verursacht, kurz, ob alle die unsaubern Bier- und Weingeister, die ein sensualistischer, blasphemischer Philosoph in einem germanisch-christlichen Hause als Andenken zurückläßt, bereits exorziert [ausgetrieben] und verschwunden sind. Ich fürchte: Du selbst bist diesmal endlich zum Kreuz gekrochen; ich furchte, das erste und letzte Kreuz, // das Du in Deinem Leben gemacht, hat mir gegolten, als ich diesmal zum Hause hinaus war. In der Tat: Ich verließ Bruckberg in der größten körperlichen und geistigen Verstimmung, in einer fieberartigen Aufregung. Und es war mir auch während meiner ganzen Abwesenheit nie recht wohl. Ich hätte daher gar nicht von hier fortgesollt, ich ging auch mit Widerstreben, mit Bangigkeit, wie mir es gehen würde. Aber so ist es, wenigstens bei mir, vielleicht auch bei andern, wenn sie sich beobachten können oder mögen: Ist einmal ein Gedanke gefaßt, der Mensch ist nicht mehr frei, er muß ihn ausfuhren, mögen

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die äußern Umstände und innern Bedingungen zur Ausfuhrung noch so ungünstig sein. Aber gleichwohl ist mir die Partie trotz oder vielmehr vielleicht eben wegen ihrer krassen Widersprüche mit meinen Lebensgewohnheiten vortrefflich bekommen, ich bin wieder ganz wohl. Ist die Partie, soweit sie sich auf Dich erstreckt, auch Dir bekommen, denn durch mich bist Du doch // auch aus dem gewohnten Maß gerissen worden, so bin ich zufrieden. Denke Dir, weil ich gerade bei Erlangen stehe und wir auch von Wigand sprachen, gestern erhielt ich von ihm ganz unerwartet, nach gegenseitigem Schweigen von einem vollen Jahre, einen Brief aus Kissingen mit der freundschaftlichen Anfrage, ob ich Lust hätte, ihn wieder zu sehen und [zu] sprechen, und zwar in Erlangen an einem noch zu bestimmenden Tage. Wüßte ich, daß ich noch Geld aus ihm herausschlagen könnte, so würde ich die Frage bejahen, da ich dann mit einem Schlage zwei Mücken treffen würde, da der Mensch oder Gesellschafter Wigand mir stets angenehm war, da aber ein Mensch, der zugleich Buchhändler ist, ohne den Buchhändler doch ein höchst einseitiges Geschöpf ist, namentlich für einen armen Schriftsteller, ich aber kein Mittel weiß, auch den Buchhändler zugleich mit dem Menschen zu genießen, so werde ich mit „Nein" antworten. Die Meinigen traf ich hier wohl an. Mögest // Du auch von den Deinigen, vor allem von Deiner jungen Kindbetterin und ihrem Kleinen Großvaterfreuden-Nachrichten empfangen. Für Deinen Lukrez bin ich Dir schon jetzt, wo ich außer der Einleitung nur einige hunderte Verse gelesen, höchst dankbar. Es ist dies eine Übersetzung sans pareille [ohnegleichen]. Der Text ist aber nicht von Creech, den ich in Nürnberg gekauft, sondern ein späterer, weit kritischerer, wie ich bei dem wenigen Gelesnen mich schon überzeugt habe, von Wakefield. Empfiehl mich dem treuen Gefährten Dr. Schröder und vergiß nicht, daß ich nur Dir zuliebe oder richtiger nur zu Dir, zu Deiner Studierstube als einer heiligen Kapelle aus der alten, guten Zeit der deutschen Literatur nach Erlangen gewallfahrtet bin, vergiß also nicht über dem Erlanger Feuerb[ach] Deinen Bruckberger L. Feuerbach /

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797 Von August Hermann Ewerbeck 5. November 1854 / Passy près Paris, Nro. 10, rue Basse, 54, den 5. Novem[ber] Geehrter Herr Feuerbach! Ich komme soeben aus Nordamerika, wo ich mich ein Jahr lang herumlangweilte; das ist ein infames Land, in jeder Hinsicht. Jetzt will ich Auguste Comtes „Cours de philosophie positive" ins Deutsche bringen, sechs Bände. Die Engländer haben auf Englisch sich einen Auszug in 2 Bänden (von Miss Martineau) machen lassen, doch Deutschland besitzt noch keine Übersetzung. Darf ich Sie um Rat bitten? Würde Brockhaus oder Cotta darauf eingehen? Bekanntlich ist Comte der französische Hegel und auch fur Deutschland sehr wichtig. Um baldige Antwort bittend und mich bestens empfehlend verbleibe ich ganz der Ihrige A. H. Ewerbeck / 798 Von Jacob Moleschott 20. November 1854 / Mein hochverehrter Freund! Von ganzem Herzen freue ich mich, daß meine Arbeit über „Forster" mir eine bestimmte Veranlassung gibt, Ihnen zu sagen, mit wie dankbarem Herzen ich Ihrer gedenke, und noch inniger würde ich mich freuen, wenn ich Sie dadurch bewegen könnte, mir wieder einmal Nachricht von sich zu geben. Wenn Sie wüßten, wie jeder Strich Ihrer Feder, jeder Gedanke Ihres Hirns, jeder Schritt Ihres Lebens mich interessiert, dann würden Sie mich vielleicht etwas weniger karg halten. Mir geht es gut, sehr gut. Zwar kann ich nicht leugnen, daß der Abschied von meiner Lehrtätigkeit und von einigen guten Schü79

lern anfangs mit großer Aufregung für mich verbunden war, da ich dem Lehren mit Leib und Seele anhing. Allein der Abschiedsschmerz wurde bald überwunden von der Freude über die Ablösung von einem so feigen, charakterlosen, geistesträgen Lehrkörper, wie sie jetzt an unseren Hochschulen ein im Zimmer eingesperrtes Pflanzenleben fuhren. Man kann aus einer solchen Scheidung nur geläutert hervorgehen. - Ich werde vorderhand hier bleiben, in meinem Laboratorium fortarbeiten, meine Untersuchungen veröffentlichen, meine // Anthropologie schreiben und vor allen Dingen viel zu lernen suchen. Bin ich in etwa drei Jahren mit meinen nächsten Aufgaben fertig, dann widme ich mich nicht mehr ausschließlich der Wissenschaft, sondern dem werktätigen Berufe des Arztes, den ich schon früher mit Liebe pflegte, vor Jahren aber aufgab, weil ich mich nicht genug erstarkt fühlte, um in beiden Richtungen selbständig zu arbeiten. Jetzt hoffe ich es zwingen zu können, zumal in einer großen Stadt. Gegen das Universitätsleben hatte ich schon lange einen großen Ekel, und für jetzt sogar einen unüberwindlichen. Ich bin indes durch Erfahrung genug gewitzigt, um zu wissen, daß man deshalb nicht gut für sich sagen kann, daß man nie wieder dazu zurückkehrt, und ich kann mir eine Umgestaltung unserer Hochschulen denken, nach der es wieder wünschenswert wird, auch innerhalb der Marken des Staates ein Lehramt zu bekleiden. Jetzt preise ich mich glücklich, wie Sie, der charakterlosen Kaste nicht mehr anzugehören. Die Darstellung meines „Förster", desjenigen Schriftstellers, bei dem ich seit dem Jahre 1845 am meisten Anregung, Trost und Erbauung gesucht habe, bildete einen sehr wohltätigen Übergang zu meinem neuen Leben. Ich bin fest überzeugt, daß Sie meine Vorliebe // für diesen Mann teilen. Ihr aufrichtiges Urteil darüber, ob Sie finden, daß ich ihn richtig gefaßt habe oder nicht, wird für mich den allerhöchsten Wert haben, das wissen Sie. Schreiben Sie mir's gelegentlich. Aber vor allen Dingen, liebster Freund, sagen Sie mir, wie Sie leben, was Sie arbeiten? In herzlichster Verehrung Ihr getreuer Jac. Moleschott Heidelberg, 20. November 1854 /

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799 An Jacob Moleschott 5. Dezember 1854 / Bruckberg, 5. Dez[ember] 54 Verehrter Freund! Unter mehreren, mir von unbekannter Freundeshand zugesandten Blättern des „New York Herald", die ich dieser Tage erhielt, befand sich auch beiliegender mikroskopischer Austernzettel für Sie. Es freut mich, daß ich mein langweiliges kontinentales Stillschweigen durch eine solche ozeanische Zelebrität der Gastronomie unterbrechen kann. Wie lange ist es, daß ich Ihnen schreiben wollte, und wie lange würde es vielleicht noch gedauert haben, bis ich diesen ledernen Willen zu Papier gebracht hätte, wenn ich nicht diesen Puff aus New Y[ork] erhalten! Was hätte ich Ihnen aber auch von dem Plattland aus schreiben können? So erbärmlich und kleinlich das Benehmen der Heidelberger Universität gegen Sie war, so hat es mich doch gar nicht in Verwunderung gesetzt. Das nil mirari [sich über nichts wundern] habe ich längst, aber nicht aus dem Horaz, sondern aus einer besseren Autorität, aus der Geschichte, insbesondere der Jahre seit 1848 gelernt. Nur Ihrer äußern Existenz wegen hat mich der Skandal betroffen; doch // ich lebe der Hoffnung, daß Sie gewiß noch auswärtigen Ruf, vielleicht in die Schweiz, erhalten werden. Wenn nur in Amerika was Geistiges zu schaffen wäre, ein geistiger Zentralpunkt! Aber die deutsche Einheit bedeutet ja auch dort nur Uneinigkeit. Von mir aus diesem lettigen und sandigen Keuperboden, wo nur der monotone flehten- und tannendüstre Charakter der Notwendigkeit waltet, was hätte ich Ihnen mitteilen sollen? Ich bin zwar endlich einmal wieder und zwar zum ersten Mal in meinem Leben, daß ich im Sommer eine Schrift angefangen, zum Schriftstellern gekommen, aber was für das Buch, gehört nicht für den Brief. Leider! geht es freilich auch infolge der Masse von Studien, die ich immer noch dazwischen machen muß, langsam vorwärts und meine Hoffnung daher, den nächsten Sommer mich an der Naturwissenschaft zu erfrischen, schwerlich in Erfüllung. Sie haben mir in Ihrem letzten Briefe von einer englischen Übersetzung von mir geschrieben. Sollten Sie einmal hierüber gelegentlich nähere Erkundigungen mir mitteilen können, so würde ich Ihnen dafür

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sehr verbunden sein. Desgleichen ersuche ich Sie, wenn Sie vielleicht nächster Zeit zu meiner Schwägerin kommen sollten, ihr zu sagen, daß ich wegen des „Apollo" auch das Meine zur Aufklärung der Sache beitragen werde, aber schwerlich vor Neujahr. Von Herzen Ihr L. Feuerbach / 800 An Jacob Moleschott 29. Dezember 1854 / Bruckberg, 29. Dez[ember] 54 Hochverehrter Freund! Ihr schönes Weihnachtsgeschenk hat mich - ich finde keinen andern Ausdruck - kindlich erfreut. Schon der schöne Kopf hat mich ganz glücklich gemacht, mich mit einer neuen, wertvollen Anschauung bereichert, und wie hat mich erst Ihr eignes meisterhaftes Bild von diesem grundfreien, allseitigen, gesunden, sinngeistigen, geistsinnlichen Menschen entzückt und begeistert! Es war längst mein heißer Wunsch, Georg Forster näher und allseitiger kennenzulernen. Haben und Kennen ist leider! bei mir so ziemlich eins, leider! sage ich, weil mein Haben so beschränkt ist. Und so kenne ich denn auch von dem herrlichen Forster nur, was ich habe: seine „Ansichten v[om] Niederrhein", 1791. Bei Herders in Erl[angen], wo, wie Sie wissen werden, seine würdige Tochter lebt, hätte ich allerdings längst diesen Mangel ausfüllen können, aber aus gewissen, leicht errätlichen Gründen wollte ich dort dieses Defizit nicht kundgeben. Sie werden es daher begreifen, wie herzlich willkommen mir Ihr Buch, noch dazu als Geschenk, war. Unglücklicherweise traf es mich gerade in der Beschäftigung mit einem höchst widersprechenden Gegenstande. Ich habe nämlich den Schluß meiner Schrift, wo ich noch einmal, aber zum letzten Mal, // in meinem Leben, auf das „Wesen des Christentums" zu sprechen komme, einstweilen antizipiert, und so konnte ich, bei der strengen Diät, die ich in einem geistigen Kindbett, namentlich dieser Art, beobachten muß, nicht mit vollen Zügen, wie sich gehört, sondern nur in homöopathischen Tropfen Ihre Schrift genießen. Deswegen kommt auch mein Dank

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so spät, ganz im Widerspruch mit der zur Äußerung drängenden Freude, die sie mir bereitet hat. Wie glücklich wäre ich, wenn ich diese Freude und Dankbarkeit mit einer Gegenschrift erwidern könnte! Aber damit wird es wohl noch gute Weile haben, obwohl ich mir erst neuerdings infolge der widerwärtigen Eindrücke, welche der eben erwähnte Gegenstand des Schlusses auf mich gemacht, fest vorgenommen habe, so rasch als möglich zum Ziele zu schreiten, um zu andern Dingen endlich einmal übergehen zu können. Meine Schrift ist übrigens teilweise eine ebenso mühevolle als geistlose Arbeit. Ich will ihr daher auch absichtlich, wofern nicht das Interesse des Buchhändlers diese Absicht vereitelt, den geistlosen Titel geben: „Belegstellen zum 'Wesen der Religion'". Sie ist jedoch nichts weniger als eine bloße Sammlung, sondern vielmehr eine Schöpfung aus den Quellen, besonders des klassischen Altertums zur Erforschung und Beleuchtung der Urelemente des sogenannten „Gottes-Rechts- und Sittlichkeitsbewußtseins", eine durch und durch empirische oder gelehrte und zugleich durch und durch philosophische, versteht sich, in meinem Sinne philosophische Schrift. // Ich beginne mit Homer, den ich als den Vater der Anthropologie preise und von diesem Standpunkte aus beleuchte, knüpfe aber dann die übrige griechische und römische Literatur an ihn an, natürlich nur in der Weise einer Blumenlese. Der Satz, von dem alles aus- und auf den alles wieder zurückgeht, ist der einfache: „Die Götter der Menschen sind die Wünsche der M[enschen]" - ein Satz, der der längst und oft schon von mir ausgesprochene Sinn vom Wesen der Religion und des Christentums] ist, nur mit dem Unterschied, daß, was dort der Schlußsatz, hier der Ausgangspunkt ist, was dort den Schein einer unberechtigten Generalisation einiger zufälliger und untergeordneter Erscheinungen oder Äußerungen des menschlichen] Wesens an sich trägt, hier auf eine durchgreifende, wie ich glaube, keinen Zweifel mehr übrig lassende, unwidersprechliche Weise historisch und philosophisch durchgeführt und bewiesen wird. Doch was schwatze ich aus der Schule? Ich will lieber schweigen und schaffen, daß ich meine Schrift, die hoffentlich wenigstens beweisen wird, daß ich noch bei Leben und Verstand, wenn auch sehr wenig bei der Feder bin, Ihnen fertig überreichen kann. Der theoretische Mensch geht bei mir, wie Sie sehen werden, ganz in den praktischen, das Wesen des Menschen, das Wesen der Vernunft ganz in das Wesen des Verlangens, des Wunsches auf. Daher hat es mich sehr erfreut, von Ihnen zu ver-

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nehmen, daß Sie im Gegensatz zu dem jämmerlichen Heidelberger Fakultätsunwesen einen so sichern praktischen Rückhalt haben. Ihr dankbarer L. Feuerbach /

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801 A n Emil Ernst Gottfried v o n Herder 3. Januar 1855 / Bruckberg, 3. Jan[uar] 55 Hochverehrter Freund! Nachdem monatelang meine, übrigens durch Deine eignen Äußerungen verführte, Einbildungskraft Dich zu den Deinigen nach Rheinbayern versetzt, mir Deinen Aufenthaltsort in diesem schönen Lande mit den reizendsten Farben ausgemalt, endlich im Spätherbst mich mit der Hoffnung benebelt hatte: Du würdest mit einem Seitensprung nach Bruckberg Deine Reise beschließen, bin ich vor einigen Wochen durch einen Brief der Frau von Seutter an meine [Frau] aus diesem Lande schöner, wenn auch nicht gerade transzendenter, doch wenigstens transrhenanischer Träume zu meiner größten Enttäuschung und Entrüstung in die dürre, trostlose Prosa des Erlanger Sandes versetzt worden. Wäre kein Unterschied zwischen Hirn und Papier, zwischen Denken und Schreiben, so würde sogleich ein Schrei des Entsetzens über diese Deine Versunkenheit in den Erlanger Sand zu Dir gedrungen sein. Aber leider! ist bei mir wenigstens zwischen dem natürlichen und künstlichen Organ der Gedanken und Gedankenmitteilungen ein ungeheurer Unter-//schied, ja Gegensatz, den nur der Humor oder besser und deutlicher gesagt, nur die gute Laune überwinden kann. Daher komme ich denn auch erst jetzt dazu, mein Befremden über Deine Anhänglichkeit an den Erlanger Boden auszudrükken, zugleich aber auch mich aus freundschaftlichster Teilnahme nach Deinem und der Deinigen Befinden zu erkundigen. Seit ich das letzte Mal bei Dir war, habe ich, mit Ausnahme des schon erwähnten, vor einigen Wochen hier angelangten Briefes der Frau v[on] S[eutter] auch nicht ein Wörtchen mehr von Dir gehört. Ich selbst bin seit dieser Zeit, unvermeidliche Gänge nach Ansbach abgerechnet, nicht von hier fortgekommen, stets beschäftigt mit meiner neuen Schrift, die gleichwohl nichts wesentlich Neues bringen wird, sondern nur Beweise, ausfuhrliche, historisch und philosophisch erörterte Beweise des längst in Jugendfrische Gesagten. Aber was anderes könnte man der jetzigen abergläubischen und aberwitzigen Menschheit bringen wollen? Gegen die Geistlosigkeit, die sich als Geist, als Geist der Wahrheit und

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Menschheit gebärdet, kann dieser Geist nur in der Form // anspruchloser Geistlosigkeit zu Felde ziehen. Büchernot treibt mich nun aber doch bald vielleicht von hier fort, und dann werde ich nicht unterlassen, mich persönlich nach Dir umzuschauen. Ein Sporn zu diesem für einen Landmann ritterlichen Unternehmen ist mir auch Moleschotts treffliche Schrift: „Georg Forster". Ich will seine würdige Tochter, ich will Dich, den Geistes- und Blutsverwandten unsrer ehrwürdigen Menschen, nicht Kirchen-Väter wiedersehen. In der Hoffnung, daß Du und die Deinigen sich wohl befinden Dein L. Feuerbach / 802 Von Emil Ernst Gottfried von Herder 10. Januar 1855 /Erlangen, 10. Jan[uar] 1855 Habe Dank, mein lieber, teurer Freund, daß Du mich mit dem Eimer Deines lieben Freundesbriefes aus dem tiefen Schweigebrunnen, in den ich immer mehr versinke, gezogen hast. Auf Deinen lieben, humoristischen Brief, den Du mir nach Deiner Rückkehr von hier geschrieben und der mich ungemein ergötzt hatte, wollte ich Dir sogleich antworten, kam aber leider nicht dazu, und wenn man einmal auf die verdammte schiefe Ebene des Aufschiebens sich gesetzt hat, da ist man verloren; man rutscht nolens volens [mit oder wider Willen] und endlich selbst gemütlich immer weiter hinab in die Tiefe. Aus meiner Reise in die Pfalz, die ich im Sommer vorhatte, ist leider nichts geworden, und ich habe mein erstes Enkelkind, einen Knaben mit Namen Wilhelm, noch nicht mit meinem großväterlichen Blicke einweihen können. Mein Flechtenübel, das anfangs so unbeachtenswert auftrat, machte mir den Spuk, sich plötzlich bedenklicher auszubreiten. Ich brauchte 8 Wochen lang den Marienbader Kreuzbrunnen als Kur, sonst keine weitere Arznei. Dittrich riet mir, bei fortgesetzter höchst mäßiger Diät das Übel seinen ruhigen Verlauf nehmen zu lassen. Es ist zwar noch immer fortbestehend, hat sich aber nach und nach sehr // gemindert und 88

ist ganz erträglich geworden, besonders seitdem ich darauf gekommen bin, lederne Handschuhe und Unterbeinkleider zu tragen, deren Effekt mich auf den von den Ärzten noch fast ganz unerkannten, weil unerforschten, großen Wert der ledernen Haut aufmerksam gemacht hat und mich die Ursache ahnen läßt, aus welcher der Schöpfer seine lebendigen Geschöpfe mit einer ledernen Haut überkleidet. Sie ist ein wesentliches Vehikel der Konservation und das heilsamste Schutzmittel gegen alle bösen äußern Influenzen [Einflüsse]. Auch für das psychische Leben gibt es eine moralische Haut des Gleichmuts, und wenn dergleichen Häute zu kaufen wären, könnte man Dir, lieber feuriger Feuerbach, nichts besseres raten, als Dir eine solche anzuschaffen. Neben diesen Leiden und Erfahrungen habe ich übrigens die ganze Zeit her wie Du mit Arbeiten zugebracht und, noch mehr wie Du, bar alles andern Umgangs. Selbst der junge D[r.] Schröder hat seit Monaten aufgehört, mich zu besuchen, und da ich mir keine äußere Veranlassung dazu denken kann, so muß ich leider den Grund davon in die Schwäche seines Charakters setzen. Das ficht mich übrigens nicht an; an den Mangel eines männlichen Umgangs bin ich seit Jahren schon so gewohnt, daß ich nicht das mindeste Bedürfiiis danach fühle, zumal der Umgang mit meiner vortrefflichen Schwägerin Therese Forster und die guten Nachrichten, die von meinen Kindern einlaufen, mir den vollständigsten Ersatz gewähren. Therese hatte jüngst eine große Freude an Moleschotts trefflicher Schrift über ihren Vater, davon Moleschott selbst ihr ein Exemplar mit einem gar // lieben, zartgefühlten Brief zugeschickt hatte. Diese schöne Schrift, die ich selbst noch nicht ganz gelesen habe, kommt gegenwärtig auch in den Betracht, um so mehr ä propos [zur rechten Zeit], um den elenden Roman- und Komödienschreibem - die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den edeln Georg Forster und sein häusliches Leben als ein Hautgout-Braten [Wild-Braten], mit ihrer übelriechenden Sauce präpariert, an den Pranger zu stellen - das Handwerk zu legen. Zu der Beendigung Deines neuen Werkes gratuliere ich Dir von Herzen und bin sehr begierig darauf. Sobald es erschienen ist, bitte ich Dich, mir sogleich ein Exemplar davon zukommen zu lassen: Ich verlange es nicht schenkungsweise, sondern nur borgweise zum Lesen. Deinem versprochenen lieben Besuch sehe ich mit großem Verlangen entgegen, um so mehr, als ich in mehrern Stücken Deines 89

Rats bedarf und Du mich auch vielleicht tätig mit Deiner Freundschaft unterstützen kannst. Es hat sich nämlich für mich die Aussicht zu einem anderweitigen Domizil geöffnet. Mein Schwiegersohn Kuby ist endlich aus der tiefverarmten, mit dem Hungertyphus behafteten Hungergegend von Pirmasens, wo er auch mit dem angestrengtesten Fleiße das nötige Einkommen nicht finden konnte, glücklich erlöset und hat eine Anstellung als praktischer Arzt in einer der wohlhabendsten und freundlichsten Landgegenden in der Pfalz - in Albisheim, eine Stunde von Kirchheimbolanden und 3 - 4 Stunden von Worms - gefunden. Meine Kinder haben sich bereits im Dezember dahin übergesiedelt, haben überall die freundlichste Aufnahme gefunden, und meine Tochter // fühlt sich sehr glücklich in diesem schönen Gartenland und hat keinen höhern Wunsch, als daß wir zu ihnen ziehen möchten, was auch (nach dem neuem Sprachgebrauch „selbstverständlich") unser natürlichster Trieb ist. Bereits hat sich auch ein sehr wohnliches Haus gefunden, darin wir mietweise beisammen wohnen können, und es wird demnächst zu einer Ausscheidung der nötigen Möbel geschritten werden, welche von hier dahin wandern sollen, damit wir im Frühjahr wenigstens ein à peu près [annähernd] eingerichtetes home vorerst zu einem mehrmonatlichen Aufenthalt daselbst finden. Denn von einem alsbaldigen definitiven Wegzuge von hier und einem bleibenden Domizil in Albisheim kann bei der bestehenden großen Unsicherheit, ob die Pfalz bayrisch bleibt, zur Zeit nicht die Rede sein, da ich in meinem Gehaltsbezuge nicht so gut gebettet bin, als Dein vorsorglicher Vater Dich gebettet hat, indem ich, wenn ich mit hoher Erlaubnis mein Domizil in einem andern Lande nähme, den dritten Teil meines Gehalts einbüßen müßte. Es müßten also die bestimmenden Zeitumstände vorerst noch abgewartet, auch muß alle erforderliche Vorbereitung des Wegzuges getroffen werden; dazu namentlich gehört, des großen Ballastes meiner Büchersammlung, so weit mir diese entbehrlich, loszuwerden. Hierüber möchte ich Deinen Rat, und da Du mit mehrern Antiquaren bekannt bist, kannst Du vielleicht mir den einen oder andern dazu empfehlen und den einen oder andern auf diesen Fang aufmerksam machen. - Komme also, lieber Feuerbach, sobald Du kannst und magst. Leider aber kann ich Dir kein Logis diesmal anbieten, denn Dein Zimmer habe ich der armen, braven Frau Fick, meiner bisherigen Haushälterin, nebst ihren Kindern eingeräumt, da die von ihrem ehemaligen Manne geerbte Tuberkulose bereits in das

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rapide Stadium getreten ist, dabei sich ihr Leben kaum noch wenige Monate fristen wird. Schließlich die schönsten Grüße von Therese an Dich und die lieben Deinigen, denen ich meinerseits das beste Neujahr wünsche Dein Herder / 803 An Emma Herwegh 19. Januar 1855 / Bruckberg, 19. Jan[uar] 55 Liebe Emma! Dein freundlicher Gruß aus Nürnb[erg] überraschte mich wie ein Blitz - aber nicht aus heiterm Himmel, sondern aus ägyptischer Finsternis, die seit Jahren auf unsern Köpfen lastet, alles in undurchdringliches Dunkel hüllend, so daß man kaum mehr sich selbst, geschweige seine Bekannten erkennt, nicht mehr zwischen weiß und schwarz, Leben und Tod, Vernunft und Unvernunft zu unterscheiden weiß - wie ein Blitz, weil er mir eine schöne Vergangenheit plötzlich vor die Augen zauberte, aber auch sogleich wieder der ägyptischen Finsternis der Gegenwart Platz machte, da er mir erst zukam, nachdem Deine Nähe bereits in die Ferne verschwunden war. Zwar war mir Deine Anwesenheit in N[ürnberg] keineswegs absolut unbegreiflich und unerwartet; als ich Dein köstliches Signalement [Steckbrief] in der ,,Augsb[urger] Zeitung" - der einzigen Zeitung, aus der ich erfahre, was außer mir vorgeht - gelesen hatte, äußerte ich sogar zu den Meinigen den kühnen Einfall, daß Du auf der Rückreise vielleicht uns besuchen würdest. Aber kaum geäußert, nahm ich ihn auch wieder zurück und sagte: // Nein! zu uns kommt die Herwegh nicht, aber sicherlich wird sie die Jette in Heidelb[erg] sehen. Und richtig, so war es auch: Wenige Stunden vor Deinem Briefe hatte ich Deinen Gruß aus Heidjelberg] durch Jette erhalten. Ich richte meinen Gegengruß unmittelbar an Dich, weil ich meine schwerfallige und widerspenstige Feder nur dadurch überall in Bewegung bringen kann, daß ich mich an die nächste Veranlassung anstemme und weil, was Dir, ja auch zugleich Deinem lieben Manne gilt. Nur mit dem Unterschiede, daß ich Dich begrüße, weil Du mir bereits ein

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Lebenszeichen gegeben hast, Deinen Mann aber, damit er wieder als einen „Lebendigen" sich zeige, wenn auch nicht in der alten Lebensform. Ich habe zwar scheinbar wenig Recht und Beruf, andere zum Leben erwecken zu wollen, um so weniger, als ich an keine wunderbaren Erweckungen glaube; denn auch ich habe seit Jahren kein Lebenszeichen mehr von mir gegeben; aber ich bin nur scheinbar tot, nur tot, um gekräftigter, gesammelter, gereifter wieder aufzustehen. Zwar kostet es auch // mir eine entsetzliche Überwindung, meine glückliche Verborgenheit mit dem gleißnerischen Schimmer der Öffentlichkeit wieder zu vertauschen, aber es wird doch noch geschehen, wenn es sich auch noch eine Weile verzieht. Es fehlt nicht an Zeug, es fehlt nur noch an der Stimmung, die nicht von uns, sondern von der Gunst des Augenblicks, des Wetters und anderer Umstände abhängt. Und so bin ich, dem wahrlich auch kein glänzendes oder nur günstiges Los zuteil geworden, allerdings berechtigt, andern, so auch Dir, lieber Georg, zuzurufen: Wachet und schaffet! Laßt den alten Balg fahren, aber bewahrt das Wesen, das in dem Balg gesteckt! Zeigt der Niederträchtigkeit der Zeit, daß sie Euch nicht vernichtet, sondern nur geläutert hat, daß Eure Feinde Euch nur Eure Fehler, Schwächen und Irrtümer genommen haben, um Eure Tugenden und Wahrheiten um so heller ins Licht zu setzen! Soviel Dir, dem Manne! Und Dir, dem Weibe Herwegh, nur noch die Versicherung, daß meine Frau und meine fast schon jungfräuliche Tochter Dich grüßen und herzlich gern hier gesehen und bedienet hätten. L. Feuerbach / 804 An Emil Ernst Gottfried von Herder 20. Februar 1855 / Bruckberg, 20. Feb[ruar] 55 Hochverehrter Freund! Nach der Rechnung, die ich beim Schreiben meines letzten Briefes an Dich in meinem Kopfe gemacht, hätte ich schon längst meine Tour nach Nürnb[erg] und Erlangen machen sollen; aber der unbarmherzige und unnachlässige Winter hat mir einen groben Strich durch die Rechnung gemacht, mir solche Schneemas92

sen zwischen die Beine geworfen und mein Blut durch seine Rigorosität in solche Starrheit versetzt, daß ich mit meiner Lokomotion [Ortsveränderung] warten will, wenigstens so lange, bis Mutter Erde wieder den Schneepuder abgeschüttelt; was hoffentlich doch im März geschieht. Gewiß wird der strenge Winter auch Deinen Reiseplan noch weiter hinausgeschoben haben, als Du anfangs gedacht, und so hoffe ich nicht zu spät zu kommen, um Dir in Deiner Bücherangelegenheit behülflich zu sein. Ich weiß für jetzt auch // kein andres Mittel, Dich Deiner überflüssigen Bücher zu entledigen, als sie einem Antiquar anzubieten, aber es ist dies ein wahrhaft desperates [hoffnungsloses] Mittel, denn Du bekommst einen wahren Spottpreis, wenn es nicht alte, seltene Drucke, wertvolle Ausgaben von Klassikern, alte Reisebeschreibungen (aus dem 15. und 16. Jahrh[undert]) und andere gerade gesuchte Artikel sind. Ich habe zwar selbst noch keinem Antiquar Bücher zum Verkaufen angeboten, ob ich gleich auch überflüssige habe, namentlich eine Menge Freiexemplare von den Werken meines Vaters, sondern nur immer eingekauft, aber ich schließe aus den ungeheuer wohlfeilen Preisen, um die man noch vor kurzem sehr teure Bücher bekommt, auf den Spottpreis, um den sie solche Bücher erstehen müssen. Am wenigsten würde ich zu einem Nürnberger Antiquar raten, am ersten noch zum Beck in Nördlingen, denn es ist doch immer [besser], einen nahegelegnen zu nehmen als einen entfernten, da dieser auch gleich die Transportkosten mit in Anschlag bringt. Doch ich hoffe, daß ich // noch zur rechten Zeit zu Dir kommen werde, um alles mündlich und tätlich mit Dir abzumachen. Freilich werde ich mich nicht länger als einen, aber allein Dir gehörigen Tag in Erl[angen] aufhalten, denn ich bin noch keineswegs so weit mit meiner Arbeit, als Du voraussetzest, aber wenigstens so weit in meinem Wille[n], daß ihre endliche, und zwar heurige Vollendung eine absolute Notwendigkeit, eine Frage auf Tod und Leben, auf „To be, or not to be" [„Sein oder Nichtsein"] ist. Aber eben deswegen ist mir auch die Zeit meiner Entfernung von hier aufs knappste zugemessen. Dein Entschluß, sich zu den Deinigen nach Rheinb[ayern] zu begeben, hat ganz meinen Beifall; so sehr ich es bedauern werde, Dich nicht mehr in meiner Nähe zu wissen, so sehr wird es mich doch freuen, wenn ich aus Deiner Erl[anger] Einöde Dich in eine freundliche, menschliche Umgebung versetzt weiß. Dein Bedenken, diesen Entschluß gleich radicaliter zu verwirklichen, ist mir jedoch unerklärlich geblieben. Doch davon mündlich. Mit der

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Bitte, mich Deiner verehrungswürdigen Schwägerin als einen Verehrer von ihr und ihrem Vater zu empfehlen Dein Freund L. Feuerbach / 805 Von Jakob Herz 27. Februar 1855 / Hochgeehrtester Herr! Herr Emil Gottfried von Herder ist gestern früh 7 1/4 Uhr gestorben. Die kranke Fräulein Forster hat mich beauftragt, Ihnen im Namen der noch nicht anwesenden Kinder diese Trauernachricht mitzuteilen. Der Verstorbene alterte im letzten Jahre merklich, war auch von einem anhaltenden Flechtenausschlag an Kopf und Händen mehrfach affiziert [angegriffen]. Vor einigen Wochen entwickelten sich Blutschwären am Kopfe, die in den letzten Tagen einen bösartigen Verlauf nahmen, brandig wurden und ein rasches Ende herbeiführten. Die Sektion ergab weit vorgeschrittene Altersveränderungen, besonders in den Arterien, fettige Entartung der Herzsubstanz beides schon länger bestehende Abweichungen - , sodann mit der letzten Krankheit im Zusammenhange, // außer den Resten dieser am Kopfe, allgemeine Zersetzung des Blutes und bedeutende entzündliche Ablagerung am Herzbeutel. Schon im Leben konnte man überzeugt sein, daß die Krankheit mit dem Tode enden mußte; die Sektion hat das sehr evident ergeben. Herr von Herder litt auffallend wenig, eigentlich gar nicht; selbst das örtliche Leiden verursachte ihm merkwürdigerweise fast gar keine Schmerzen. Zwei Tage vor seinem Tode setzte er sich an seinen Arbeitstisch und rauchte an einer Zigarre. Ich ward vom Hausarzte am Tage vor seinem Tode zugezogen und von da an ließ ich es mir, in der Nähe wohnend und wegen der Erkrankung der Fräulein Forster, angelegen sein, für die Euthanasie zu sorgen - einen andern und bessern Dienst konnte man ihm nicht erweisen. Ich habe selten jemanden so leicht krank sein und sterben sehen als ihn. 94

Ich glaubte, daß diese kurzen Notizen über die letzten Tage, besonders über die Schmerzlosigkeit der Krankheit und den leichten Eintritt des Todes der Trauemachricht jedenfalls beigefugt werden sollten. Mit vollster Hochachtung Ihr ergebenster Dr. Herz Erlangen, den 27. Febr[uar] 1855 / 806 An Friedrich Kapp 6. Mai 1855 / Bruckberg, 6. Mai 1855 Lieber Kapp! Jahre sind es, seitdem ich Dir nicht mehr geschrieben, nicht einmal gedankt habe für das wertvolle Geschenk, das Du mir mit einem vollständigen Jahrgang Deiner so interessanten „Atlantischen Studien" und „Sklavenftage" gemacht hast, und doch erhalte ich schon wieder einen neuen, unverdienten Beweis Deiner alten freundschaftlichen Gesinnung, indem Du mir die englische Übersetzung von meinem „Wesen d[es] Ch[risten]t[ums]" übersandtest. Schon vor einigen Monaten hatte ich zwar gehört, daß etwas von mir ins Englische übersetzt worden sei, aber nichts weiter, nicht was, wo, wie? Nun bin ich zwar nichts weniger als ein in seine Schriften verliebter Autor, aber doch interessierte mich gerade des Englischen wegen diese Übersetzung in hohem Grade. Wie lange würde es aber gedauert haben, bis diese Neugierde befriedigt worden wäre, wie leicht wäre mir in meiner Abgeschiedenheit von Gott und Welt wohl gar diese Befriedigung nie zuteil geworden, wenn Du nicht in dem fernen Amerika meiner gedacht hättest! Wie innig bin ich Dir daher für Deine Aufmerksamkeit verbunden! Wie hat sie mich gefreut, ja - ich schäme mich dieses Wortes nicht - gerührt! Ich habe bereits mehrere Kapitel gelesen und, soviel ich als Autor mit freilich sehr geringer Kenntnis der englischen] Sprache beurteilen kann, die Übersetzung trefflich gefunden. Offen gestanden, ist mir aber das Original, so sehr ich seine Wahrheit und Bedeutung für seine Zeit noch anerkenne, so fremd und zuwider ge-

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worden, daß ich es einer Übersetzung gar nicht für würdig halte, wenngleich die Amerikaner und Engländer selbst geistig unendlich tief unter dem Standpunkt dieser Schrift stehen. Daher kann auch der rasche Erfolg der Übersetzung // in A[merika] nur auf einer Täuschung beruhen, die entweder nur von dem unschuldigen Titel herkommt oder daher, daß die A[meri]kaner nicht zwischen dem Für und Wider unterscheiden, nicht wissen, was ich will, und daher das Ganze als einen religionsphilos[ophischen] Humbug ansehen. Meine neuste, auf dem möglichst allgemeinen weltbürgerlichen Standpunkt verfaßte, von den scholastischen Ausdrücken, wie z. B. der unseligen „Subjektivität", von allen speziellen Beziehungen auf die deutsche Schulphilosophie freie, wenn auch wesentlich gegen den transzendenten philosophischen], religiösen, politischen und selbst juridischen Absolutismus der Deutschen gerichtete, durch und durch aus den Quellen des klassischen hebräischen und christlichen Altertums geschöpfte Darstellung vom Wesen der Religion wird mehr Ansprüche haben, wenn auch nicht auf eine Einwanderung in A[merika], doch wenigstens in die englische Sprache. In dieser neusten Darstellung v[om] W[esen] d[er] R[eligion] hast Du zugleich auch eine getreue Darstellung von dem Grund und Wesen meines jahrelangen Stumm- und Verstocktseins. Die Studien zu dieser Schrift wurden mir immer zum Selbstzweck, fesselten mich so gewaltig an sich, führten mich auf solche Abwege, daß ich nicht nur diese Schrift, sondern auch alles sonstige Schreiben und Treiben darüber aus den Augen verlor. Endlich ist sie so weit, daß sie wohl noch dieses Jahr sich produzieren könnte. Leider habe ich nur gar keinen Drang, mich dem löblichen Publikum zu produzieren, so groß auch die Satisfaktion, die ich mir durch diese Schrift der Erbärmlichkeit der Zeit gegenüber verschaffe. Eine Freude wird es für mich aber sein, Dir ein Exemplar wenn auch nicht nach A[merika] selbst zu überbringen, wozu mir der nervus rerum gerend[arum] [die Haupttriebfeder, d. h. das Geld] fehlt, doch zu überschicken. Ich habe Dir nur von meiner Studierstube geschrieben. Wovon sollte ich aber sonst schreiben? Wie es auf dem Kriegs- und Friedenstheater Europas aussieht, weißt Du aus Zeitungen. Wie es in den Wohnzimmern der Meinigen aussieht, das sagt ein Wort, das aber in die Ferne alles sagt: Sie sind gesund. Ich wünschte, daß Du mir dasselbe von Dir und den Deinigen sagen könn[t]est. Dein dankbarer L. Feuerbach 96

Grüße mir Kaufmann. Seine malerische Gottesgeschichte ist mir leider! noch nicht zu Gesicht gekommen, ob sie gleich einmal bei einem Antiquar angekündigt war. - Ist denn der Riedel, dessen Du Dich noch aus Frankfurt a. M.] traurigen Andenkens erinnern wirst, wirklich nach A[merika] gekommen? 807 An Otto Wigand 8. Mai 1855 / Bruckberg, 8. Mai 55 Lieber Wigand! Der Mai ist da. Bei Heidenreich habe ich Sie bereits angekündigt. Wir essen dort zu Mittag. Aber notwendig müssen Sie vorher nach Bruckberg und hier zum allerwenigsten einen Tag weilen. Ein und derselbe Weg fuhrt Sie hieher und nach Ansbach, wenigstens bis Kloster Heil[s]bronn, wo Herkules am Scheideweg ist. Von Nürnberg fahrt täglich über Kloster nach A[nsbach] ein gemeiner und ein Postomnibus. Dieser fahrt aber erst um 7 Uhr abends von Nürnb[erg] ab und kömmt zwischen 9 - 1 0 Uhr nachts in Kloster an. Die dortige Post ist übrigens ein gutes, anständiges Gasthaus, im Fall Sie nicht Lust hätten, so spät noch - so spät für Sie, aber nicht für uns - hieher zu wandeln. Zu wandeln, sage ich, denn zum Fahren ist der Weg zu schlecht. Es ist jedoch nur eine Strecke Wegs von 1 und einer halben Stunde. Der Fremde bedarf natürlich eines Führers. Schreiben Sie mir so genau als möglich die Zeit Ihrer Ankunft und [Ihres] Aufenthalts in Nürnb[erg]. Doch ich will Sie nicht binden. Solche Vorausbestimmungen sind lästig. Aber eine nähere ungefähre Zeitbestimmung erwarte ich doch noch von Ihnen. Sollten Sie jedoch früher als „Ende Mai's" nach Nürnb[erg] kommen, so treffen Sie dort meine Frau nebst Tochter, welche bei meinen Schwestern (Kaufmann Jünginger am Schönen Brunnen) bis zum 24sten Mai auf Besuch ist. Beide würde es sehr freuen, wenn Sie eins oder lieber gleich ein paar Ihrer Töchterchen mit hieher brächten. Ihr L. Feuerbach /

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808 Von Otto Wigand 11. Mai 1855 / Leipzig, 11. Mai 1855. Abends. Mein lieber Freund! Soeben empfange ich Ihr freundliches Schreiben vom 8. d[es] M[onats], Ich danke Ihnen für Ihre freundliche Einladung und sage Ihnen vorläufig: Gegen Ende d[es] M[onats] gedenke ich nach Bruckberg zu kommen. Ich reise früh hier ab und schlafe abends in Kloster Heil[s]bronn. Am andern Morgen gehe ich zu Fuß nach Bruckberg, bleibe 1 Tag und 1 Nacht bei Ihnen; dann reisen wir zusammen nach Ansbach, speisen bei Heidenreich und gehen unsre Wege. Den Tag will ich Ihnen später anzeigen! - Wie immer die Würfel fallen, werde ich - da mir in Nürnberg keine Zeit bleibt - bei Madame Jünginger anfragen, ob Frau Feuerbach noch da sei. Hier schicke ich Ihnen das neueste Heft meiner // „Jahrbücher", in welchem ich den Bonzen Brunner in Wien abgefertigt habe. 1 Ex[emplar] „Luther", mit neuem Titel, liegt bei. Es bildet den Verstand und die richtige Anschauimg von Staat und Welt nichts so sehr als Geschichtswerke. Soeben ist bei mir Daru „Venedig" fertig geworden, und ich schicke Ihrer Tochter 1 Ex[emplar] mit der gehorsamen Bitte, daß Sie gestatten, das zu dürfen. Grüßen Sie herzlich die Ihrigen. Ihr getreuer Otto Wigand Wenn Sie die „Memoiren eines Magens" lesen, so werden Sie eine heitere Stunde genießen. - /

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809 Von Joseph Dietzgen 24. Juni 1855 / An Herrn Ludwig Feuerbach! Nur die Voraussetzung, daß Ihnen die gedeihliche Aufnahme Ihrer Lehre überall Gefallen bringen wird, macht mich so dreist, dieses Schreiben als Geleit eines Heftchens an Sie zu senden, welches meinen Versuch enthält, den Spuk der Moral ans helle Tageslicht zu ziehen. Ein mehljähriges, eifriges Studium Ihrer Schriften hat in mir das Bedürfnis rege gemacht, dieser Aufgabe Herr zu werden; daher kommt mir nun nach vollbrachtem Werke der verzeihliche Wunsch der Mitteilung an den Mann, welchem ich den Samen meiner Zucht verdanke. Und wenn Sie mich nun recht bald bei der Rücksendung mit Ihrem Urteil beschenkten und dieses mir sagen könnte, mein Thema sei gründlich behandelt, so wäre mir das der teuerste Lohn für meine Arbeit. Sie werden es der Schrift ansehn, daß ihr Verfasser kein Gelehrter von Profession; daß aber unsere Gelehrten so viel Ungelehrtes [schreiben], entschuldigt wohl auch, wenn der // Ungelehrte Gelehrtes schreibt. Mängel der Sprache oder Schreibart nehme ich hier für unwesentliche Fehler. Der Zweck meiner Abhandlung ist erreicht, wenn sie dem Vorurteilsfreien die Natur der Moral deutlich zu erhellen vermag. Mein Urteil reicht nicht hin, mir zu dem entschiedenen Bewußtsein zu helfen, ob ich diese meine Aufgabe glücklich löste. Meine Umgebung oder Bekanntschaft ist arm an andern, die geneigt und fähig wären, meinen Gedanken in das erwählte Revier zu folgen. So bitte ich meine Freiheit zu entschuldigen und mein Gesuch zu gewähren. Ich zeichne achtungsvoll Jos. Dietzgen Winterscheid im Siegkreise, Rheinpreußen, den 24ten Juni 55 /

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810 Von Otto Wigand 6. Juli 1855 / Leipzig, am 6. Juli 1855 Mein lieber Freund! Ich bin seit 2 Tagen heimgekehrt. Meine Retourreise ging über Württemberg und Hannover. Gern wäre ich noch einmal auf 1 Tag nach Bruckberg gekommen, allein die Furcht, Sie von Ihren Arbeiten abzuhalten, unterdrückte den lebhaften Wunsch meines Herzens, und ich glaube, Ihnen damit für jetzt einen Gefallen getan zu haben! Heute sende ich Ihnen die gewünschten Bücher. Ich würde mehr Werke beigelegt haben, allein ich mag das Paket nicht zu groß machen. Nächstens folgt ein zweiter Transport. Von der „Weltgeschichte" lege ich 2 ExfemplareJ bei; 1 Ex[emplar] gehört Ihrer Nichte. Für Sie lege ich diesem Briefe noch 200 fl. bei! Unsere Geschäftssache ist soweit im reinen, // daß ich nur folgenden Vorschlag und [folgende] Bitte an Sie stelle. Ich habe Ihren Wunsch, 6 Karolin per Bogen nach Berechnung Ihrer Werke, bewilligt. Nun habe ich eine ernsthafte Berechnung angestellt und gefunden, daß ich und gar kein Buchhändler bei einer Auflage von eintausend Ex[emplaren] bestehen können. Eine größere Auflage mag und will ich nicht drucken, und da die Bücherpreise nach der Bogenzahl und nicht nach dem Satze berechnet werden, so geht meine Bitte - die Ihnen keinen Kreuzer kostet - dahin, Ihr M[anu]s[kript] und Ihr Honorar fest zu berechnen und mir dann den Satz zu überlassen. Ich will nämlich größere Schrift und doppelten Durchschuß nehmen, damit ich einige Bogen mehr herauskriege und so statt 15-16 Bogen 18-20 daraus mache. Sie bekommen somit Ihre vollen 6 Karolin per Bogen Honorar nach dem üblichen // Schriftsatz und überlassen mir bloß typographische Einrichtung. Sein Sie daher so freundlich, mir bei Übersendung Ihres M[anu]s[kripts] zu sagen, für wieviel Bogen ich Ihnen 6 Karolin zu bez[ahlen] habe, und diese verspreche ich hiemit ungesäumt einzusenden. Einstweilen habe ich nun 300 fl. im ganzen a conto bez[ahlt]. Wollen Sie in diesem Monat noch 200 fl. haben, so erwarte ich einfach Ihre Bestimmung. 100

Grüßen Sie herzlich Ihre Frau und Tochter und alle Freunde, Freundinnen und Gönner von Bruckberg. Unverändert Ihr getreuer Otto Wigand Ich lege für Ihre Tochter ein englisches] Buch „Dunallan" bei. Eine interessante], schöne Geschichte, die sehr passend zum Lesen und zum Lernen des Englischen ist. - Die Technologie sollen Sie studieren. - / 811 Von Otto Wigand 19. Juli 1855 /Leipzig, 19. Juli 1855 Lieber Freund! Als ich Ihren Brief vom 13. d[es] M[onats] empfing und gelesen hatte, bekam ich große Lust, nach Bruckberg zu reisen und Ihnen auf Ihrer „ kleinen Wiese " die Wahrheit zu sagen. Pfui, alter Freund und Bandit, mir eine Hypothek anzubieten! Das kam nicht aus dem Herzen des alten, braven Ludwig Feuerbach! Ich muß freilich Geld haben oder schaffen, wenn Autoren oder Papierfabrikanten von mir zu fordern haben; allein so weit sollten Sie mich doch kennen, daß ich vollständig den Mammon verachte. Und wenn Sie Ihr Buch nie schreiben und 3 [00] oder 600 fl. nie zurückgeben können, würde ich je ein Wort verlieren? So weit reicht meine Freundschaft, daß ich mit Ludwig // Feuerbach meinen letzten Taler teile, wo es nötig ist, und noch ist der letzte Taler nicht angekommen. Daß ich nun nicht mehr nach Bruckberg gekommen bin, sind Sie einzig schuld: Ihre Frau lud mich noch in A[nsbach] ein, ja nach B[ruckberg] zu kommen, Sie aber sagten kein Wort, daß ich wiederkommen möchte, und somit zog ich düster meines Weges! Ach, Ihr alle seid um eine schöne Reisebeschreibung ärmer, denn ich hätte Euch viel Abenteuer, auf dem Säntis und in Appenzell etc. erlebt, mitteilen können. Ja, Ludwig, ich bin aus reiner Be101

sorgnis, Störung zu veranlassen, um Bruckberg herummarschiert und so um eine Freude, ein Glück ärmer. Nu, wir können uns ja noch finden und singen und jubeln!, und wer weiß endlich, ob es nicht dennoch sein Gutes hatte, daß Sie ruhig fort gearbeitet haben?/ / Heute erhalten Sie mein neuestes Heft der „Jahrbücher". Es wird Ihnen sicher einiges Vergnügen machen. Dann lege ich 1 Exfemplar] von Daumers „Frauenbildern" bei, mit der Bitte, dieses Ex[emplar] der Frau Dr. Heidenreich zu überreichen und dieser seltenen und liebenswürdigen Gattin und Mutter meine herzlichsten Grüße zu sagen und dieses schalkhafte Büchlein, als ein kleines Andenken von mir, gütigst anzunehmen. Dem Dr. Heidenreich schicke ich zugleich 1 Exfemplar] meiner „Jahrbücher", 3 B[än]de: 9 Hefte; Sie sind so gefällig und überreichen es gleichfalls. Ich erinnere mich mit großer Freude beider Gatten und wünsche, sie möchten sich meiner auch manchmal erinnern. Ihrer geliebten // Tochter lege ich einige gute und nützliche Bücher bei. Grüßen Sie herzlich Ihre Frau, Tochter und alle Freunde in Bruckberg; auch den Gefangenen! Ich meine den Rehbock. Übereilen Sie sich nicht und genießen Sie die schönen Tage. Unveränderlich Ihr treuer Freund Otto Wigand / 812 Von Ferdinand Kampe [25. Juli 1855] / Mit dieser Kundgebung einer großen Feigheit in Form kindischen Trotzes hat die Sache also hier ihr Ende gefunden. Rohe Gewalt und Geistlosigkeit, fas est in armis [es ist Kriegsrecht] etc., haben diese einst so schöne Gemeinde an die Grube gebracht. Etwas erschöpft von der Ausarbeitung meines III., unlustig gestimmt durch die Erfahrung betreffs des W[i]g[an]d, werde ich mich erst den Winter wieder über meine schriftliche] Arbeit machen und studiere seit längerm wieder aus der Philosophie, namentlich] Relig[ions]phil[osophie], die nun einmal neben der 102

Psychologie mein liebstes Fach ist. Legt das Schicksal seine tappige Faust nicht zu bald an meinen Magen, so hoffe ich, auch einmal in diesen Sachen was Ordentliches mitzumachen. Geistigen Verkehr habe ich hier, wie Sie zu vermuten schienen, wenig, zu wenig, wenn ich eine Familie gebildeter Damen // und den einen der Redakteure der „Oderzeitung" abrechne. Kränklich seit einigen Wochen, Hämorrhoiden und Nervenabspannung, werde ich mich in einigen Tagen auf 2 Wochen ins Gebirge machen. Gesetzt, Sie hätten Lust und Zeit, mir dorthin zu schreiben (was ich keineswegs beanspruche, lieber Freund), so ist, bis zum 12. August etwa, meine Adresse: „Herischdorf bei Warmbrunn, im Friedrichgut (Schlesien)". - Ich hoffe, daß mein Brief meiner Berechnung gemäß am Sonnabend in Bruckberg eintrifft. Ich habe mir diesen bedeutungsvollen Tag auf meinem Kalender angestrichen und wünsche Ihnen, mein verehrter, lieber Freund, eine frische, muntere Laune, einen kalifornischen Schatz und eine große, stärkende, erfrischende Reise in der großen, weiten Welt. Dies habe ich für Sie ausgesucht, und wenn die Götter Griechenlands mir als einem Heiden günstig sind, so tun sich die betreffenden Genien zusammen, gehn nach Bruckberg und benehmen sich dort so splendid, als es Göttern zukommt! Lesen Sie hieraus wenigstens meine stets dauernde feste, anhängliche Gesinnung an Ihre Person, von den Bedürfnissen meines Kopfes abgesehen! Etliche Tage nach dem 28. Juli trete ich in das 4. Jahrzehnt, d. i. ich werde 30 Jahr. - Kommt bald Ihr Neuestes? - Noch einmal, mit herzlichem Gruß und herzlichsten Glückwünschen Ihr Ferdinand Kampe / 813

An Otto Wigand 30. Juli 1855 Bruckberg, 30. Juli 55 Lieber Freund! Ich benutze die Absendung der musikalischen Werke meines Freundes Maier in Ansbach an Sie, um meine mündliche Empfehlung desselben schriftlich zu erneuen, um Sie um Ihre Verwendimg für ein Ihrer Verwendung vollkommen würdiges musika103

lisches Talent oder, vornehmer gesprochen, Genie zu ersuchen. Sie tun mit der Erfüllung dieser Bitte nicht nur ein Freundeswerk, sondern zugleich auch ein christliches, biblisches Werk. Es heißt ja in der Schrift, Ihr sollt das Licht nicht unter den Scheffel stellen. Maier ist aber ein unter den Scheffel gestelltes, an einen obskuren Ort versetztes Licht, ein Mensch, der ebensowenig nach Ansbach gehört als Musiker, als ich nach Bruckberg als Denker. Machen Sie also, mein lieber Wigand, daß dieses Licht auf den Scheffel einer Leipziger Buch- und Musikalienhandlung gestellt werde und so aller Welt in die Augen leuchte, in die Herzen brenne. Maier ist ein Schüler Spohrs, ein Bekannter Liszts, ein Mann von dem reinsten, un-//verdorbensten musikalischen Geschmack, inniger Verehrer der alten klassischen Meister, namentlich Mozarts, gleichwohl kein Nachahmer derselben, sondern durchdrungen von der Notwendigkeit einer Neugestaltung der Musik aus eigner, nur durch die alten Meister gebildeten Brust und Kehle. Ich benutze aber zugleich diese Gelegenheit, um Ihnen abermals in meinem und der Meinigen Namen meinen übrigens höchst be- und verschämten Dank für die vielen Luxusgeschenke auszudrücken. Meine Tochter ist Ihnen insbesondere zu innigstem Dank verbunden für den englischen Roman, den sie mit großer Freude schon bis zur Hälfte durchgelesen. Meine Frau ist aber trotz aller dieser glänzenden Freigebigkeit darüber böse, daß Sie das ihr gegebne Versprechen, wiederzukommen, nicht erfüllt und so wenig Gewicht auf ihre Einladung gelegt haben, daß Sie dieser nicht Folge geben zu müssen geglaubt, ohne auch von mir ausdrücklich noch aufgefordert zu werden. In dieser letztren Beziehung hat sie recht. Einladungen] sind Sache der Frauen, das Weib ist hierin der Mund des wortkargen Mannes. Gestehen Sie nur ein: Sie haben gefehlt. Sie hätten mich nicht gestört oder ja, Sie hätten mich gestört, aber diese Störung wäre vielleicht sehr gut gewesen, denn eben mein // ungestörtes, durch keine Reisen aufgerütteltes, in fortwährendes Studieren vergrabnes Leben ist der größte Feind der schriftstellerischen Geselligkeit und Redseligkeit. Ihres Auftrags, die bezeichneten Bücher Heidenreichs zu überschicken, habe ich mich bereits mit Vergnügen entledigt. Sie haben der Frau Heidenr[eich] gewiß eine sehr große Freude gemacht, und eben deswegen war es mir auch eine Freude, ihr das Buch mit ein paar Zeilen zu übersenden. Doch eines großen Bockes bekenne ich mich schuldig: Ich habe dem Rehbock noch nicht Ihren Freundschaftsgruß ausgerichtet. Ich werde aber ihm

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diesen noch heute abend unter der Gestalt eines Salats oder Klees zu Herzen oder was hier eins ist, zu Magen bringen. Vorgestern war mein ein-und-50ster Geburtstag. Ich wurde reich beschenkt: Ich erhielt von Künstlerhänden eine schöne Tiroler Landschaft. Schließlich noch meinen herzlichen Dank für Ihre freundschaftliche Gesinnung in betreff meines Anerbietens. Ihr L. Feuerbach In dem letzten Aphorismus von mir in Ihrer Zeitschrift habe ich zum Schrecken der gelehrten Pedanten einen Erinnerungsbock erkannt. Es war nicht Penelope, sondern die Eurykleia, die Haushälterin, die den Ulysses an der Narbe erkannte. Wählen Sie einmal aus meinen „Xenien" einige bittere Pillen aus, wenn diese anders die Polizei passieren. / 814 Von Reinhard Neuhaus 7. November 1855 / Herrn D[r], Ludwig Feuerbach in Bruckberg Geehrter Herr! Das Studium Ihrer Schriften hat lange Zeit meine ganze Tätigkeit in den mir sehr sparsam zugemessenen Mußestunden in Anspruch genommen und meinen religiösen und philosophischen Ansichten Ruhe und Festigkeit gegeben, so daß ich Ihnen zu großem Danke verpflichtet bin. Ich möchte Ihnen deshalb gern ein Zeichen meiner Liebe und Dankbarkeit zukommen lassen, weshalb ich mir erlaube, Ihnen meine vor kurzem bei Otto Wigand erschienenen Gedichte hierbei zu übersenden. Sie werden den Einfluß, den Sie auf mich ausgeübt haben, gewiß in vielen Gedichten (z. B. Sonette: „Was soll die Rose mehr, als duftend blüh'n?", „So steh' ich da") wiederfinden. Ich habe mich bemüht, den Boden der Wirklichkeit nicht zu verlassen, den Menschen auf sich selbst zurückzuführen, in allen Gefühlen stets wahr und menschlich zu bleiben, um zu zeigen, daß man sich bis zum Atheismus durchkämpfen II kann und doch, was unsere Gegner so oft verneinen, ein tiefes und warmes Gemüt besitzen kann. Ob mir dieses teilweise gelungen, weiß ich nicht; viel105

leicht sind Sie so freundlich, mich zu belehren und mir, wenn es Ihnen Ihre Zeit erlaubt, ein aufrichtiges Urteil zu geben. Sie sollen einen dankbaren, aufmerksamen und - folgsamen Schüler finden. Genehmigen Sie, geehrter Herr, die Versicherung meiner aufrichtigen Hochachtung. Gruß Reinh. Neuhaus Barmen, den 7. Novjember] 1855 / 815 An Elise und Leonore Feuerbach 27. Dezember 1855 / Liebe Schwestern! Ihr habt auch diese Weihnachten wieder eine so verschwenderische Freigebigkeit nach allen Seiten hin ausgekramt, daß ich, wie sonst, mehr zum Zanken als Danken gestimmt bin. Gleichwohl sind die Gegenstände, die auf meinen Teil gefallen sind, namentlich die, wie ich mit Rührung vernommen, von Lores eigner Hand gestrickten wollnen Socken, so wohltätig erwärmender Natur, daß ich nicht umhin kann, Euch für Eure schwesterliche Güte und Sorgfalt den wärmsten Dank eigenhändig auszudrücken. Auch Fritzens wohlriechende, von demselben brüderlichen Wohlwollen zeugenden Zigarren sind, obwohl an sich Luxusartikel, doch, sparsam genossen, auch so wohltätig für mich, daß sie mich zu demselben Gefühl und Ausdruck stimmen. Aufrichtig bedauere ich nur, daß ich meinen Dank nur mit Worten, nicht mit entsprechenden Gegengeschenken // erwidern kann. Das einzige oder wenigstens beste Gut, das ich besitze - die Gesundheit, ist ein solches, das man andern nicht schenken, sondern nur wünschen kann. Und so wünsche ich denn Euch, namentlich der leider! schon wieder leidenden Lore, von Herzen zum Weihnachts- und Neujahrsgeschenk: Gesundheit; sollte sie aber nicht von selbst sich einstellen, den Entschluß, so bald als möglich hieher oder sonst einen zusagenden Ort Euch zu begeben, denn habt Ihr Gesundheit, so fehlt Euch nichts, was zu einem bescheiden glücklichen Leben gehört. Mit diesem herzlichen Wunsche Euer dankbarer Bruder Ludwig Bruckberg], 27. Dez[ember] 55 / 106

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An Katharina Michel 9. Mai 1856 / Hochverehrte Freundin! Mein Bamberger Aufenthalt hat trotz seiner winterlichen Schattenseiten, trotz seiner Zeit- und Gesetzwidrigkeit doch so angenehme Eindrücke in mir zurückgelassen, daß ich nicht umhin kann, Ihnen als meiner und der Meinigen freundliche Wirtin und Freund Heger als gestrengen Hausherrn, zugleich aber auch als gefalligen Gurken-, Salat- und Radieschen-Lieferanten von hier aus schriftlich zu danken, d. h. Ihnen zu sagen, daß ich die in Bamberg verlebten Tage, ob sie gleich meiner Arbeit entgingen, nicht als verlorne betrachte, nicht bereue, denn worin anders kann unter vernünftigen Menschen der Dank bestehen als in der Versicherung, daß das Geleistete oder Gewährte in der Erinnerung noch mit wohltätigen Eindrücken fortdauert? Die Meinigen leben jetzt mit Ihnen unter einem Dache oder vielmehr unter Ihrem Dache, was ich daher ihnen schreiben will, schreibe ich auch unter Ihrer Adresse und Firma. Ich bin vorgestern // von Wintersdorf aus, bis wohin ich von meinem Bruder Fritz zu Wagen begleitet worden bin, zu Fuß gesund, wiewohl ermüdet, bei schöner Abendbeleuchtung unter dem Gesänge der Amseln und Drosseln hier angekommen und habe Menschen, Steine, Bäume, Felder und Wiesen in demselben Zustande getroffen, in welchem ich sie verlassen. Gestern hatten wir aber einen kostbaren, wohltätigen, anhaltenden, eindringlichen, warmen Regen, der nun die zurückgehaltne Vegetation mit Riesenschritten auf- und vorwärts und die auch bei uns wieder sehr hinaufgeschraubten Getreidepreise mit derselben Rapidität rück- und abwärts bringen wird. Auch das große alte Fruchtstück, das Schachtel herrlich restauriert hat und dessen Transport hieher so viel Sorgen und Kopf[zerjbrechen uns gekostet hat, ist gestern glücklich durch die Rüffelmacher trotz des gewaltigen Regens angekommen. Auch von O. Wigand ist ein Brief bereits eingelaufen, aber mit der Nachricht, daß er erst kommen will und wird, wenn ich mit meinem Werke ganz fertig bin. Für Lorchen ist kein Brief von Heidelberg] da. Heute ist für Bruckberg] ein wichtiger und glücklicher Tag. Dr. Bayer gibt einen auf 50 // Personen sich er109

streckenden Abendschmaus und -trunk beim Trem[m]el zum Abschiedsfest. Auch ich bin eingeladen, aber erscheine erst später, nach dem Essen. Der Bertha rate ich, den Gedanken mit Erlangen, wenn sie ihn anders noch hat, aufzugeben, weil ein Koffer auf der Eisenbahn bei solchem Zwischen-Anhalten Plackerei macht, und zur Abfahrt nach Nümb[erg] einen Tag zu wählen, wo nicht die Menschen in zu großen Massen nach Erl[angen] strömen. Weiter weiß ich für jetzt nichts zu schreiben, als nur noch mein Bedauern auszudrücken, daß zu Lust- und Freudenpartien noch immer kein günstiges Wetter. Wärme ist nun wohl da, aber es fehlt die andre notwendige Hälfte: das Licht. In der Hoffnung, die Meinigen und bald darauf auch Sie, hochverehrte Freundin, gesund und heiter hier zu begrüßen, bin ich verehrungsvoll Ihr L. Feuerbach Bruckberg, 9. Mai 56 / 817 Von Ferdinand Kampe 30. Juni 1856 /Breslau, 30. Juni 1856 (abgesandt Juli) Hochgeehrter, lieber Freund! Sie haben mir durch Ihren letzten Brief einen rechten Spaß und eine rechte Erquickung bereitet, und das war so liebenswürdig, wie Sie das gemacht haben. Jetzt zwingt mich nun das Erscheinen dieses IE. - schwere Zangengeburt! - Ihrem Geburtstage um einige Tage zuvorzukommen, was mich indes nicht hindert, Ihnen zu diesem feierlichen Termine mit meinem grauen Filze tausend herzliche Grüße zuzuwinken und -zuschwenken. Interessante Skribenten und Autoren fürs Studieren; treffliche Laune beim Philosophieren, ein Magazin von herrlichen Weinen und Bieren und einen höllisch dicken Sack voll von Honorar-Gebühren. Ich wünsche Ihnen mit gleicher Inbrunst ein jedes von den vieren! Und mir tät sich's arrivieren [zutragen], daß einige Freunde der leidigen und mir schon verleideten Schwarte sich anboten, für 110

gegenwärtigen III. Bd. die Druckkosten zusammenzutun. Das Einzelne kann Sie nun langweilen, genug, es gelang // mir mit einigen Schwierigkeiten, einen Kommissionär aufzufinden. Nun aber das Buch, weiß der Geier, wie das kam, mir um einige Bogen (4, 5) dünner zu werden schien, so hatte ich doch noch einiges selber zuzuschießen. Möchte es Ihnen nicht mißfallen! Und über die Fortsetzung erbitte ich ein günstiges Gestirn. Wigand angehend, so ersuchte ich ihn, mir für meinen Kom[missionär] die Kontinuationslisten übergeben zu wollen. Brutaler als brutal wies er dies zurück, indem er, dieser Gauner, mich mit verschiedenen Schimpfwörtern, als da sind „eitel" - , o[h] lispelnder Klang geckiger alter Hamburger Weiber! - „hitzig" etc. belegte. Diese Prädikate wollte er in Leipzig gesammelt haben. Dieser Rabe von einem Buchhändler usw.! Außerdem setzte er die Angabe des Absatzes gegen frühre, wiederholte Angaben um die Hälfte herab! Und nun ein freundlicheres Bild. Gestern war Synode (die 7. schles[ische]) in Freiburg (südwestlich von Breslau, an der Eisenbahn). Mit einem Mandate von Brieg ausgerüstet, „Glied des Ganzen", überschaute ich ein gegen // das voijährige frischeres und regeres, man kann sagen: mehr wieder selbstvertrauendes Leben, arbeitete - da die Provinzialstatuten zu Ende sind, d. h. ihre Exe[mplare] - in einer Kommission an der Umgestaltung der allgemeinen] Sätze über Lehre etc., brachte ohne Schwierigkeit überall das christliche Wesen in den Ausdrücken heraus, Schlagwörter wie „Religion der Humanität" und dergleichen], „unser religiöses] Bewußtsein ist wesentlich ein sittliches und praktisches" und dergl [eichen] hinein, genug, das Ganze auf Ausdrücke, welche unserer Anschauungs- und Denkweise so viel [als] möglich entsprechen, so rein als möglich sind. Auch wurden die Ansprüche an künftige Prediger wieder geschärft, betreffs der Prüfungen. Dies und vieles andere wurde betrieben, ohne Redseligkeit, wie oft bei solchen Gelegenheiten zu finden, Entwicklungen Schlag auf Schlag. Gegen Ende machte man mich (und es kam mir sehr unerwartet) zum Mitgliede des schles[ischen] Provinzial-Vorstandes, und Prüfer für Kandidaten im N[euen] Test[ament], Dogmengesch[ichte] und Rel[igions]phil[osophie] bin ich geblieben, aber bis dato ohne Exerzitium [Ausübung]. Gleich-//zeitig [wurde] beschlossen, ein Individuum, welches sich zum Examen gemeldet hatte, zurückzuweisen.

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Weiter weiß ich jetzt nichts zu referieren, nur noch, daß ich wieder ins schles[ische] Gebirge möchte, denn ich bin höllisch affiziert [angegriffen] und reizbarlich in den Nerven und brauche frische Luft, Bummelei und einen Schluck guten Gebirgsbieres, das man in Hirschberg und Stonsdorf hat. Leider habe ich nur in Schlesien jenen Sinn für Weingenüsse, den ich als sechsten am Rheine wachsen spürte, gründlich wieder exstirpieren [ausrotten] müssen. Und nun, mein hochverehrter Freund, freue ich [mich] wieder darauf, gelegentlich einmal wieder zu hören, wie es Ihnen geht, wie das Opus, danach ich dürste, von der Stelle rückt, und ob Sie noch alle so beisammen sind, wie ich Sie anno [18]51 beisammen sah. Für diesen und die beiden nächsten Monate ist meine Adresse sicher: „Herischdorf bei Warmbrunn (Schlesien) beim Pfarrer Friedrich"; für später diese allgemeine: Breslau, Friedrichstraße. Grüßen Sie die Ihrigen und behalten Sie für mich ein freundschaftliches Angedenken. Danach verlange ich, sans phrase [kurz und bündig], mit meinem ganzen Egoismus. Ihr Ferdinand Kampe / 818

An Jacob Moleschott 11. Juli 1856 /Bruckberg, 11. Juli 56 Verehrter Freund! Es hat mich sehr gefreut, daß ich endlich einmal wieder ein Lebenszeichen von Ihnen erhielt, und zwar so erfreulichen Inhalts. Ich hatte wohl aus den Zeitungen erfahren, daß Sie nach Zürich berufen seien, aber doch, da ich gleichzeitig von dem Widerstand gehört, der sich diesem Ruf selbst von ganz unerwarteten Seiten entgegengesetzt, an der Verwirklichung desselben gezweifelt, bis plötzlich Ihre Antrittsrede über das Licht das Düster meiner Zweifel auf ebenso sinnige als überraschende Weise in das Licht froher Gewißheit auflöste. Empfangen Sie meine herzlichsten Glückwünsche zu Ihrem neuen, wie ich hoffe, gesicherten Wirkungskreis. Es ist der schönste, würdigste, gehaltvollste Sieg über 112

Ihre speziellen örtlichen und „allgemeinen" Feinde. Was ist der schriftliche Beweis, dessen Kraft und Wirkung // zuletzt immer nur von dem guten Willen des Lesers abhängen, gegen den Beweis der Tatsache, daß man in einem der Wahrheit, seiner Sache gewidmeten Berufe glücklich und unbeirrt ist und wirkt? Obgleich ich mich an dem neusten Streit wider und für den Materialismus nicht schriftlich beteiligt habe, so hat mich doch die Art und Weise, wie namentlich die Augsburger [„Allgemeine] Zeitung["] gegen den Materialismus aufgetreten ist, aufs tiefste empört, und ich teile daher mit Ihnen die innigste Verehrung für den Vorsitzenden des Zürcher Erziehungsrates. Möge Sie das Wohlwollen dieses würdigen Mannes für das Übelwollen Ihrer Kollegen entschädigen! Meine alte Schrift werde ich schwerlich noch dieses Jahr dem Drucke übergeben, hoffentlich aber zu Anfang des nächsten. Bin ich mit diesem Gegenstand fertig, dann werde ich mir vielleicht erlauben, ob ich gleich schon längst bekanntlich widerlegt bin, auch ein Wörtchen über den Materialismus mitzusprechen. Leider! ist nur mein Leben oder wenigstens mein Kopf die spinozistische Substanz, in die „alles hinein, aber aus der nichts heraus", wenigstens nur in homöopathischen Tropfen herauskommt. Mit Freude der Ihrige L. Feuerbach / 819 Von J. Schachtel, J. Roth und August Goldberg [Vor dem 28. Juli 1856] / Verehrter Herr Doktor! Verzeihen Sie, wenn an diesem Tag, der Sie der Welt schenkte, sich in den stillen Kreis Ihrer freudig erregten, werten Familie auch die drei lustigen Hammerschmiedsg'seilen drängen, um Ihnen in ungekünstelten Worten ihren Glückwunsch und ihre Huldigung mit gebührendem Ernst darzubringen. Wir glauben zwar nicht, daß es ein Glück ist, erinnert zu werden, daß man nun wieder ein Jahr älter geworden, aber das wissen die drei Hammerschmiedsg'seilen aus der tiefsten Überzeugung, daß dieser Tag verdiente, durch alle deutsche Gaue, wenn er mit seiner gold113

nen Morgensonne heraufleuchtet, mit mehr als einhunderteinen Kanonenschüssen begrüßt zu werden, denn er gab seinem Jahrhundert einen Geistesfursten, dessen Name weder auf Marmor gegraben, noch durch Prachtgebäude verewigt zu werden braucht, sondern leben und nie erlöschen wird, solange es eine deutsche Wissenschaft gibt. Dies, verehrter Herr Doktor, fühlen selbst wir lustigen Hammerschmiedsg'seilen, die außerdem gerade nicht viel von großen Gedanken geplagt werden. Lieber Herr Doktor! Wir wünschen, daß Sie noch lange den ehernen, gewichtigen Hammer Ihres Geistes schwingen und auf den Amboß einer blasierten Zeit schlagen, daß die Funken sprühen durch die Nacht einer verfeinerten, von rohem Materialismus durchfressenen Menschheit, die, wie ihre Väter, die Amulette der Vorurteile und Verkehrtheiten an sich trägt. Wir wünschen Ihnen die Kraft durch viele Jahre und das hohe, reine Glück im Schöße Ihrer lieben Familie, der heiligen Natur, die Sie umgibt. / / Wir wünschen Ihnen frohe Stunden im Kreise von solchen Hammerschmiedsg'sellen, wie wir sind, die heute an diesem Tag aus vollen Herzen singen und Sie hoch leben lassen, als einen tüchtigen Hammerschmiedsg'sellen, der seiner Zunft alle Ehre macht und der uns und der Menschheit noch lange erhalten bleibe. Mit herzlichen Wünschen und Grüßen an alle zeichnen sich die drei lustigen Brüder J. Schachtel J. Roth August Goldberg / 820 Von Friedrich Kapp Herbst [1856] ... Für die freundliche Übersendung der Biographie Deines Vaters sage ich Dir meinen verbindlichsten Dank. Außer dem Mann selbst hat mich besonders die Art der Behandlung des Gegenstandes angezogen, und ich muß dankbar bekennen, daß ich schon viel daraus gelernt habe. Es beweist übrigens, welch gebildetes Publikum der Deutsche ist, daß er diese Art der Lebensbeschreibung richtig würdigt und anerkennt. Hier würde man sich den abgeschmacktesten 114

Vorwürfen aussetzen und nicht einmal mit seinen Einwendungen gehört werden, wenn man das Leben eines Mannes mit seinen eigenen Worten schildern wollte. Ich habe über diesen Gegenstand, durch Dein Vorwort angeregt, um so mehr nachgedacht, als ich augenblicklich selbst mit einer Biographie beschäftigt bin, derjenigen eines verdienten Deutschen, des Generals von Steuben, der die amerik[anischen] Revolutionstruppen organisierte und disziplinierte. Diese Arbeit, die ich hier gegen Ende des Jahres englisch zu veröffentlichen gedenke, ist in mir durch die Reaktion gegen das Knownothingtum [Unwissenheit, Ignoranz] allmählich gereift. Ich stelle mich als foreigner [Ausländer] dem bornierten Amerikaner gegenüber und suche ihm durch Tatsachen, nicht durch Raisonnement [Vernunftgründe, Vernünftelei] zu beweisen, was er den damned foreigners und dutchmen [verdammten Ausländern und Deutschen] schuldig ist. Ich habe in der hiesigen Historischen Gesellschaft sehr gute Quellen gefunden, die bisher so gut als noch gar nicht benutzt sind, weil die weisen amerikanischen] Gelehrten, die sie unter Händen hatten, kein Französisch und Deutsch lesen konnten. So wenig berechtigt hier auch das bedientenhafte deutsche Element ist, so wenig es eine Geschichte hat und so sehr ich die Deutschen hier als would-be-[Möchtegern-]Gesamtheit und -Nationalität verachte, so sehr ist es doch gerade jetzt am Platze, die Aufmerksamkeit, nicht der hiesigen Deutschen - denn für die schreibt kein anständiger Mensch sondern der Amerikaner (also auch in ihrer Sprache) auf die wenigen Männer zu lenken, welche sich bleibende Verdienste um die Republik erworben haben. Ich werde mich bemühen, den Amerikanern ein Buch zu schreiben, das sie nicht ignorieren können, und sollte es mich $ 500 kosten. Das große Unglück für jeden, der nicht genug unabhängig ist, besteht darin, daß man so wenig Zeit und Geld zum Buchschreiben hat. Es ist eben reiner Luxusartikel. Will man Quellen haben, so muß man sie kaufen; die öffentlichen Bibliotheken sind sehr schlecht und nur am Tage während der Geschäftsstunden geöffnet, wo ich Geld zu verdienen suchen muß. Ich habe mir jetzt z. B. den ganzen Schlözer (Staatsanzeigen und Briefwechsel, etwa 120 Bände) kommen lassen müssen, weil ich ihn hier nicht auftreiben konnte. Ehe ich nur die Materialien für ,,St[euben]" ganz zusammen habe, muß ich für Abschreibegebühren und Bücher wenigstens Pfd. 120-200 dranwenden. Ich habe bis jetzt für mein bißchen Schriftstellerei nicht allein nichts verdient, sondern noch dazubezahlt. Ich betrachte diese 115

Ausgaben als zu meinem Privatvergnügen verwandt, als wenn ich mir z. B. ein Pferd hielte. Außer dieser Arbeit über Steuben und einer für Frühjahr 1857 beabsichtigten zweiten, verbesserten und vermehrten Auflage meiner „Sklavenfrage" werde ich noch eine kleine Schrift fertig machen, zu der mir die Materialien im Kopfe bereits herumgehen, dann habe ich alles gesagt, was ich dem deutschen Publikum sagen kann über Amerika; ich habe das Vergnügen gehabt, mich auszusprechen nun mögen andere dann fortfahren, ihre Muße und ihr Geld für derartigen Luxus zu verschwenden ... Wenn es Dir nicht unangenehm ist, will ich Dir die zweite Auflage der „Sklavenfrage" dedizieren. Der Grund, der mich zu diesem Wunsche bestimmt, ist mehr ein sachlicher als ein persönlicher. Ich möchte nämlich in dem Eingange, an Dich anknüpfend, meinen Standpunkt der hiesigen Politik gegenüber auf die Anschauungs- und Behandlungsweise zurückfuhren, die sich zuerst durch Deine Schriften in der deutschen philosophischen Literatur zur Geltung gebracht hat. Wer jetzt überhaupt etwas Verständiges auf historischem und politischem Gebiete sagen will, kann nicht anders als in Deine Fußstapfen treten und Zeugnis von Deiner Bedeutung ablegen. Ob dieses Zeugnis im Sinne und zur Zufriedenheit des Meisters ausfällt, ist freilich eine andere Frage, aber sei dem, wie ihm wolle, es scheint mir nicht überflüssig, den innigen Zusammenhang oder besser Ausfluß einer historischen Arbeit mit und aus der philosophischen Weltanschauung zu konstatieren und herzuleiten, welche der literarischen und überhaupt gebildeten Welt den jetzigen Ausdruck verliehen hat. Sklaverei und Freiheit sind hier dieselben Gegensätze wie drüben Christentum und Philosophie, Köhlerglauben und Wissenschaft, Romanen- und Germanentum, Despotismus und Republik. Es gehört sich aber meines Erachtens, diese innere Verwandtschaft dem Publikum gehörig unter die Nase zu reiben und ihm zu zeigen, daß nur die Form des Kampfes eine andere ist, während er seinem Wesen nach unter allen zivilisierten Völkern derselbe ist. Ich schreibe diese Zeilen, alle drei Minuten unterbrochen, auf meiner Geschäftsstube und kann mich deshalb nicht besser explizieren [erklären]. Es ist genug, wenn man den Kopf nur oben behält...

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821 Von Heinrich Benecke 11. November 1856 / Hochgeehrter Herr Doktor! Gönnen Sie mir nur das Vergnügen, für dies Mal meinen Brief direkt an Sie zu richten, und wenn ich Sie mit meinem wertlosen Geschwätz auch immerhin auf Augenblicke störe, so soll mich dies doch weniger bekümmern, als wenn ich Sie überhaupt nicht mehr stören könnte. Ich bin ja der böse Mensch, der Sie totsagte; doch glauben Sie nur, geehrter Herr Doktor, daß ich Sie mit Freuden wieder unter den Lebendigen begrüße. Nach dem Erfolg beurteilt, erscheine ich natürlich als ein grenzenloser Narr, aber Sie sollen selbst entscheiden, ob ich, wie jeder andere, der die Nummer 129 der „Literatur des Auslandes" gelesen, zu einem anderen als dem bewußten Resultat kommen konnte. Ein Franzose, St. René Taillandier, hat ein Buch geschrieben über die Geschichte der deutschen Literatur der Gegenwart; in diesem sagt er, auf die neueste Philosophie kommend: Ludwig „Feuerbach hat sich zurückgezogen." Hierauf bezieht sich dann eine Anmerkung des Redakteurs J. Lehmann in Berlin: „Herr T[aillandier] scheint nicht zu wissen, daß Ludwig Feuerbach vom Schauplatzfe] dieser Welt durch einen höheren Richter abberufen worden." Läßt diese Redeweise auch nur den geringsten Zweifel über die Mitteilung zu? Überdies ist mir von Berlin her bekannt, wie wohlunterrichtet sonst dieses Journal ist; auch kenne ich Julius Lehmann persönlich als einen durchaus vorsichtigen und ernsten Mann. - Daraufhin schrieb ich nach Bruckberg, und, weil an Bruckberg durch große Lebenserinnerungen gefesselt, so war die lebhafteste wie herzlichste Teilnahme ganz natürlich. - Hinzu kommt außerdem, daß ich, nach Hinterpommern verschlagen, von der lauten und intelligenten Welt weitab liege; ich mußte glauben, eher für einen Nachzügler als für einen falschen Propheten gehalten zu werden. / / Sie, hochgeehrter Herr Doktor, vielleicht auch nur einen Augenblick lang, Ihre Frau Gemahlin und Fräulein Lorchen aber möglichenfalls recht empfindlich beunruhigt zu haben, tut mir von Herzen leid; mag ein ferner glückliches und ungestörtes Leben nicht bloß die Erinnerung an die neuliche Episode verwischen, 117

sondern Sie noch recht lange Ihrer Familie erhalten. Ich für meine Person werde Sie von jetzt ab für durchaus unsterblich ansehen! Ich bitte ergebenst um einen recht schönen Gruß an Bruckberg. Hochachtungsvoll Heinrich Benecke Varzin, den 11. November 1856 / 822 An Heinrich Benecke 28. November 1856 / Bruckberg, 28. Nov[ember] 56 Verehrter Herr! Es ist kein Wunder, daß ich bereits zu den Toten gerechnet werde. Ich bin ja schon längst von den deutschen Theologen und Philosophen „widerlegt" - d. h. auf deutsch: geistig totgeschlagen; nun hängt aber bekanntlich in Deutschland das Leben, die Physik samt allen ihren Kräften und Stoffen nur vom Geiste, scil[icet] [versteht sich] der deutschen Kanzel- und KathederGelehrten, ab; also bin ich natürlich oder vielmehr logisch notwendig auch physisch tot. Tot nennen die Menschen den, der kein Lebenszeichen mehr von sich gibt - die gemeinen Menschen den, der nichts mehr von sich sehen und hören läßt, den sie nicht mehr handeln sehen, sprechen hören, die Gelehrten, namentlich in Deutschland, wo der Sensualismus eine Schimäre, den, der nichts mehr schreibt, den sie sich folglich nicht mehr mit der Feder tätig denken können. Nun habe ich aber seit vielen Jahren nichts mehr geschrieben; ein Mensch, der aber keinen Tropfen Tinte mehr versprützt, der hat auch // keinen Tropfen Blut mehr für Gott, König und Vaterland zu versprützen also - oder anders und spekulativer ausgedrückt: „Die Identität von Denken und Sein ist das innerste und höchste Wesen der deutschen Philosophie, des deutschen Geistes überhaupt." Was das Gebet der Gerechten nicht vermag, das vermag der Gedanke des Philosophen. Die deutschen Frommen haben mich längst „tot gebetet", leider! ohne Erfolg, nun haben aber die spekulativen Philosophen mich tot gedacht, ergo bin ich auch tot. Sie sehen, daß ich die Notwendigkeit meines Todes selbst a priori deduziere und daß ich daher über Ihren

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Nekrolog nicht im geringsten mich verwundern oder gar entsetzen konnte. Wie wünschte ich auch andern Toten, daß sie so noch nach ihrem Tode lebten, wie ich, so noch über die Teilnahme der ihnen nachfühlenden Überlebenden sich erfreuten, so noch an den Blättern und Blumen ihrer Gräber sich ergötzten! Wie gern würden sie für solchen Tod das Leben hingeben, das ihnen einst von der Kanzel vorgepredigt, vom Katheder vordemonstriert worden ist! - / / Meine Frau und Tochter grüßen Sie durch mich freundlichst und wünschen nebst den übrigen Schloßbewohnern, Sie einmal wieder hier persönlich begrüßen zu können. Auch ich schließe mich diesem Wunsche an und bezeuge Ihnen zugleich unter der Versicherung meiner Verehrung mit dem einzigen in Deutschland privilegierten und authentischen Lebensorgan und Lebenszeichen, der Feder, daß ich mich noch schreibe: L. Feuerbach *) *) Ein deutscher Gelehrter kann selbst nicht seinen Namen unterzeichnen, ohne eine Anmerkung darunter zu setzen. Ich bemerke daher, daß ich noch nie mit solchem Schwünge meinen Namen geschrieben habe. Aber es galt ja auch nicht mein Todes-, sondern mein Lebensurteil zu unterzeichnen. / 823 Von Otto Wigand 6. Dezember 1856 / Leipzig, den 6. Dez[ember] 1856 Lieber Freund! Es ist wahr, daß sie mir den Verlag Ihrer neuen Schrift nur dann zugesagt haben, wenn ich das von Ihnen festzustellende Honorar bewillige. Ich habe Ihnen darauf gesagt und 2mal geschrieben, Sie möchten das Honorar für eine Auflage ohne Bogenberechnung fixieren, damit wir eben ins reine kommen. Daraufhaben Sie in 3 Raten Akonto-Zahlungen empfangen, und nach diesen geleisteten Akonto-Zahlungen vergingen 18 Monate\ Statt endlich das M[anu]s[kript] zu schicken, schreiben Sie mir: „wenn wir uns überhaupt noch einigen". - Wenn Männer wie wir, die wir die Wahr119

heit, das Recht, die Ehre und die Freiheit repräsentieren, so verfahren, dann hole der Teufel den Kampf und alle Plage. Ich habe Ihnen nie eine Wunde versetzt wie Sie mir. Ich bin nicht Ihr Verleger oder Ihr Freund aus Hab- und Gewinnsucht, denn Ihre 8 Bände [der] ,,Sämmtl[ichen] Werke" kosten mich sehr viel Geld. Ich habe // Ihre Bücher gedruckt, weil ich's für ein Verdienst hielt und weil ich glaubte, daß eine Zeit kommen würde, wenn ich auch längst verfault sein würde, wo Ludwig Feuerbachs Werke von einer dankbaren Nachwelt verstanden und gewürdigt werden würden. - Das Lausegold hat auch Sie schon 2mal geblendet; Sie hatten sich beidemal getäuscht: 1.) beim Nachlaß Ihres Vaters. Brockhaus schlug Ihnen dann den Verlag ab; ich vermittelte dann den Druck mit Weber a conto metà [auf Rechnung zur Hälfte, d. h. auf gleichen Gewinn und Verlust], und wir beide verloren an 2000 Rtlr. Sehen Sie sich noch heute diesen Nachlaß an, und wir müssen bei einiger Unparteilichkeit sagen, daß ein solches Werk, was aus 2/3 Briefen an Recke und Tiedge besteht, unmöglich Glück machen konnte — . Ich habe mich nicht beklagt und von Ihnen durchaus keine Nachsicht verlangt. Als Ihre „Theogonie" ins Leben treten sollte, schrieben Sie mir in klaren Worten, daß Sie dieses Werk einem andern Verleger zugesagt, der gern 60 fl. per Bogen Honorar bezahlen] wolle usw. // Ich habe später in Bruckberg auch diese Sache vermittelt und, beim ewigen Himmel und meiner Ehre, nicht aus dem Grunde, weil ich meinte, Geld zu erwerben, nein doch das sei genug, um Ihnen eine Andeutung zu geben, daß ich als Freund und als Mann von Ehre vom Verlage Ihrer neuen Schrift zurücktreten müßte! - Ich erwarte, daß Sie sich jetzt mit Meißner in Hamburg einigen, und geht es nicht, dann kommen Sie zu mir, nicht als Autor zum Buchhändler, sondern als Freund zum Freunde. Es ist eine so ekelhafte Welt, und ich habe so viel Gram und Kummer und werde so grausam geelendet, daß ich Sie bitte, unsre Sache jetzt ruhen zu lassen. Ich schwöre Ihnen, daß ich Ihnen derselbe bleibe, es mag Ihre Schrift verlegen, wer will. Wenn Sie ein Dagueireotyp von sich selbst besitzen, so bitte ich auf 8 Tage darum. Addio. Ihr treuer Otto Wigand /

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824 Von Friedrich Kapp 10. Dezember 1856 ... An der hiesigen Politik habe ich mich während der letzten Präsidenten-Wahl zum ersten Mal aktiv beteiligt. Die zur Entscheidung kommende Frage hatte ebensogut ihre europäische als amerikanische Seite. Zugleich war es mir darum zu tun, mir einige Routine in der politischen Praxis zu erwerben und einen tieferen Blick in den Partei-Mechanismus zu tun, als es einem „Outsider" möglich ist. Diese Zwecke habe ich völlig erreicht, und darum bedaure ich auch die Zeit nicht, die ich darauf verwandte. Es war diese letzte Wahl insofern von Bedeutung für die Stellung der Deutschen zur amerikanischen Politik, als wenigstens die Hälfte davon der sogenannten] demokratischen Partei den Rücken kehrte und sich an die Republikaner anschloß. Die moderne Immigration von 1848/49 brachte diesen Umschwung zustande. Hecker, Struve, Fröbel, BayrhofFer, Brentano, Heinzen etc. und wie alle Größen jener Zeit heißen mögen, traten zu den Republikanern. Ich war Präsident des hiesigen Deutsch-Republikanischen Zentralkomitees und kam als solcher mit allen amerikanischen Parteiführern in Berührung; sie suchten mich alle auf und poussierten mich [schmeichelten mir], weil sie einen Einfluß bei mir voraussetzten, den ich in Wirklichkeit gar nicht besaß. Als Hecker hier im Oktober eine Rede hielt, fand unsere Versammlung im glänzendsten Opernhause der Stadt statt; es waren an zehntausend Menschen anwesend. Ich hatte dort zu präsidieren und schrie mich selbstredend lahm und heiser. Es war bei dieser Bewegung unter den Deutschen mir besonders interessant zu beobachten, wie alle verhaltenen Winde der mißglückten Revolution von 1848/49 hier losbrachen, trotzdem daß Verhältnisse und Boden ganz andere waren. Übrigens bestärkt mich diese persönliche Erfahrung nur in der Überzeugung, daß ein gebildeter Deutscher hier nie Wurzel fassen kann. Das selbstgefällige, heuchlerische, aus einer spezifisch christlichen Weltanschauung hervorgehende Wesen des Amerikaners steht in direktem Gegensatz zu jedem gesunden Menschen, ganz abgesehen davon, daß unsereinen eine zweite und noch blamablere Auflage des passiven Widerstandes anekelt (wie er hier in Sachen Kansas aufgeführt wird), nachdem wir drüben

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schon eine gehörige Dosis davon genossen haben. Ich freue mich immer, wenn sich ein fremdes Volk blamiert, das die Deutschen als Modell zu betrachten gewohnt waren; es ist dies der einzige Weg, unsere lieben Landsleute ad absurdum zu führen und sie zur Erkenntnis zu bringen, daß sie endlich einmal auf sich selbst vertrauen lernen und an die Arbeit gehen, ohne die Parole von außen her zu erwarten. Nach den deutschen Zeitungen zu schließen, hat die amerikanische Entwicklung der letzten sechs Jahre mit den dortigen Vorurteilen aufgeräumt... Meine Privatarbeiten sind verhältnismäßig nur langsam vorgeschritten. Ich habe aber sehr viel interessantes Material für meine Biographie Steubens hier, in Philadelphia und Washington gefunden, so daß sich mir der Stoff bedeutend erweitert hat. Mich zieht in der amerikanischen Geschichte nur ihre europäische Seite an; um sie aber verdientermaßen in den Vordergrund zu stellen, muß ich die Geschichte der Vereinigten Staaten gründlicher studieren, als es die Eingeborenen zu tun gewohnt sind. Hätte ich die gehörige Muße, so würde ich meinen ursprünglichen Plan auf eine Darstellung der europäisch-amerikanischen Wahlverwandtschaften und Wechselbeziehungen im amerikanischen Revolutionszeitalter ausdehnen. Die hiesige Revolution war nichts als die politische Konsequenz der Reformation; der Kampf selbst nichts als der Abschluß des Reformationszeitalters. Eine Monographie über dies Thema existiert nicht. Ich würde mir zutrauen, sie, wenn auch mit weniger gelehrtem Apparat, doch besser zu schreiben als ein deutscher Historiker, weil ich aus eigener Anschauimg Land und Leute hier kenne, weil ich hier auf durchaus realem Boden stehe und mich deshalb nicht ins Luftreich hohler Hypothesen zu verlieren brauche ... Der hiesige Verleger Deines „Essence of Christianity" hat gut damit „gemacht". Er sagt, die Pfaffen kaufen es auch, aber er dürfe es nie in die vordere Reihe stellen, da niemand es sehen darf. Ist das nicht charakteristisch? Der Unterschied zwischen hüben und drüben ist der: Hier gilt eine derartige Literatur für unanständig oder höchstens geduldet; in Deutschland hat sie nicht allein volles Bürgerrecht, sondern übt auch ihren großen kontrollierenden Einfluß... Solltest Du bei einer gelegentlichen Wanderung durch einen Nürnberger Antiquariatsladen einmal ein Reisebuch von einem Dr. med. Schöpf finden, der Arzt bei den von Ansbach hierher verkauften deutschen Truppen war und seine Reise 1788 bei Palm 122

in Erlangen veröffentlicht hat, so sei so gut, es für mich zu kaufen. Der Mann hat gut beobachtet; ich würde 3 - 4 fl. zahlen. Sind in dortiger Gegend keine Aktenstücke mehr über den Truppenverkauf zu finden? Hat das Ansbacher Schloß seine Archive aus jener Zeit behalten oder abgegeben? ... 825

An Otto Wigand 12. Dezember 1856 / Bruckberg], 12. Dez[ember] 56 Lieber Wigand! Sie müssen wenigstens das noch einmal hören, daß ich für meine neue Schrift keinen andern Verleger als Sie im Munde und in petto [im Sinn] gehabt habe. Was die Honorarforderung betrifft, so warten Sie, bis die Stunde der Entscheidung gekommen, denn es ist ein selbst in meinen Schriften, ich glaub', im „Curricfulum] vitae" ausgesprochner Grundsatz und mehr Charakterzug von mir, daß ich mich nicht eher über etwas entscheide, als bis der Zeitpunkt und mit ihm die Notwendigkeit der Entscheidung gekommen ist. Daß diese Stunde aber auch nach „18 Monaten" noch nicht gekommen, ist kein Wunder, wenn Sie meine Isoliertheit und verzweifelte Büchemot bedenken, bedenken, daß ich z. B. die zur gründlichen sprachlichen Kenntnis Homers unerläßlichen sogenannten] Venetianischen Scholien horribile dictu [schrecklich zu sagen] erst dieses Frühjahr, wie ich, glaube ich, Ihnen selbst schon geschrieben, erhalten habe, nicht zu er-//wähnen, daß mir viele andre Hülfsmittel, wie z. B. die Anmerkungen Nitschs zur „Odyssee", 3 B[ände], auf dem Antiquarien-Wege - leider! muß ich die wohlfeilsten, aber langsamsten Wege aufsuchen - erst diesen Sommer und Herbst in die Hände gekommen sind. Ist das nicht zum Desperatwerden [Verzweifeln], muß man nicht alle Lust verlieren, wenn alle Augenblicke bloß aus Mangel an Brennmaterial die Maschine stillstehen muß? Doch die Stunde der Entscheidung naht, d. h. die Stunde der Vollendung. Also warten Sie noch so lange, ehe Sie nichts mehr von meiner Schrift hören wollen. Ich sage nur soviel im voraus. Mein Freund Moleschott hat für seinen „Kreislauf" pr[o] B[ogen] 80 fl. erhalten, ich habe für

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den Bogen das Ganze auf wenige Bogen reduziert und darnach gerechnet, als Minimum 60 fl. angesetzt; ich habe aber in meinem Kopfe für das Ganze nie mehr als die Hälfte vom Ganzen v[on] Molesch [ott] gerechnet, nie mehr verlangt als die Kosten für die Bücherauslagen der 6 auf meine Schrift verwandten Jahre, um die Kosten für eine ebenso viele Jahre entbehrte Reise herauszuschlagen. Gewiß eine sehr bescheidne Rechnung! Doch wie gesagt, ich kann und mag nicht eher rechnen und fordern in endgültiger Weise, als bis ich ans Ende, ans letzte Punktum meiner Schrift gekommen. Ihre Bitte kann ich - leider! - nicht erfüllen, da ich weder Daguerreotyp noch eine Photographie von mir besitze. /

826 An Elise und Leonore Feuerbach 28. Dezember 1856 / Bruckberg, 28. Dez[ember] 56 Liebe Schwestern! Es war mein Wunsch und Vorsatz, diesmal das neue Jahr in Nürnberg bei Euch zu begrüßen, aber ein Katarrh, den ich wenigstens noch einige Tage pflegen muß, und meine noch nicht vollendete Schrift haben diesen Vorsatz vereitelt. Ich ergreife daher die langweilige Feder, um Euch meine herzlichen Glückwünsche und meinen wenn auch gleich herzlichen, doch abermals durch Euren übermäßigen Kostenaufwand verbitterten Dank für die Weihnachtsgeschenke darzubringen. Ich komme übrigens sobald nach N[ümberg], als ich mit meiner Arbeit fertig bin, was ich hoffentlich in einigen Wochen bin. In der Hoffnung, Euch bald, und zwar gesund und heiter wiederzusehen, bin ich Eurer und Fritzens dankbarer und treuer Bruder Ludwig /

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827 An Katharina Michel 28. Dezember 1856 / Bruckberg, 28. Dez[ember] 56 Hochverehrte Freundin! Nach der gemeinen Vorstellung und Sprache kommt der Dank, wenigstens der empfundne, nicht bloß gesagte, aus der Brust, aus dem Herzen, nach der Physiologie aber kommt er aus dem Kopfe. Aber es gibt auch hier Ausnahmsfalle, und einen solchen mache auch ich jetzt. Allerdings, wenn ich Ihnen neulich mit meiner Frau geschrieben hätte, so würde mein Dank nur aus dem Kopfe gekommen sein, nichts andres ausgedrückt haben als die Bewunderung, als den Eindruck, den Ihr Kunstprodukt auf mein Auge gemacht. Nun aber, nachdem ich endlich, durch einen hartnäckigen Katarrh gedemütigt, in dieses Netz weiblicher Kunstfertigkeit und Sorgfalt hineingeraten bin, nachdem ich also seine wohltätigen Wirkungen bereits an mir erfahren habe, nun kommt - allen Physiologen zum Trotz - mein Dank nicht nur von dem kalten Kopf, // sondern auch von der warmen Brust. Leider! kann ich der Physiologie nur in diesem besondern Fall widersprechen, denn außerdem kommt alles, was ich andern sein und leisten kann, bei mir nur aus dem Kopf, um wieder zu Kopf zu gehen. Und so habe ich denn auch für meinen Dank nur Worte und Wünsche, deren Erfüllung ich gleichfalls nur wünschen, aber nicht bewirken kann. Von der durch Ihre Güte mir mitgeteilten politischen Wochenschrift sind noch zwei Nummern, ich weiß nicht wie, hier liegengeblieben. Ich werde sie gelegentlich Ihnen nach Nürnberg schikken. Ich habe übrigens für das neue Jahr mir selbst ein Exemplar verschrieben. Darf ich Sie bitten, Ihren Herrn Hausherrn, Freund Heger nebst Gemahlin und Freunden, von mir zu grüßen? Mit dem gewöhnlichen, aber nichts destoweniger sich beim Abschluß eines Jahrs von selbst aufdringenden Wunsche eines glücklichen neuen Jahrs für Sie und die Ihrigen Ihr Freund L. Feuerbach /

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828 Von Georg Friedrich Kolb 28. Dezember 1856 / Zürich, den 28. Dezemb[er] 1856 Hochverehrtester Herr! Wir leben seit 8 Tagen hier in einer Spannung und Aufregung, die durch fort und fort neu ankommende telegr[aphische] Nachrichten unterhalten und gesteigert beinahe keinen Gedanken aufkommen läßt, der nicht mit der Tagesfrage - , dem bevorstehenden Verzweiflungskampf eines des Selbstbewußtseins sich erfreuenden kleinen Völkchens gegen die ungeheuerste feindliche] Übermacht - in unmittelbarster Beziehung steht. Und doch drängt es mich - inmitten eines Zustandes, der sich nicht beschreiben läßt - Ihnen, hochverehrter und längst geschätzter Herr, meinen besten Dank zu sagen für die freundlichen Zeilen, mit denen Sie mich zu erfreuen die Güte hatten. In der Kasp[ar-]Hauserschen Sache haben Zeit und Tätigkeit der Beteiligten allerdings die Spuren ungemein verwischt. Es wird sich keinenfalls des Neuen vieles auffinden lassen. Geht der jetzige Sturm vorüber, so will ich indessen doch auch nach andern Richtungen hin untersuchen, ob nicht doch noch einige Indizien zu ermitteln sind. Wäre dies, dann würde ich es als die Hauptaufgabe betrachten, das frühere Material zu sammeln, zu ordnen und so weit // eben etwa heute noch möglich, die vorhandenen Lücken zu ergänzen. Die Denkschrift Ihres Herrn Vaters ist weitaus das Bedeutendste dabei. Dieselbe erhält aber eine merkwürdig bezeichnende Unterstützung durch diejenigen Tatsachen, welche gelegentlich] der Untersuchung wegen Ermordung des Studenten und preußischen] Spions Lessing hier, zu Zürich, gerichtlich] konstatiert wurden, wodurch nämlich der Genosse und Günstling des Großherzogs Ludwig von Baden, Major Hennehofer, überführt ward, durch einen Flüchtling Sailer die Verbreitung der ihn als Haupttäter und dabei den Großh[erzog] angreifenden Broschüren in einer Weise hintertrieben zu haben, der sich ein Schuldloser sicherlich] nicht bedienen wird. Anderes reiht sich daran. Der Tod Ihres Herrn Vaters schien mir schon nach Ihren gedruckten Mitteilungen aller Wahrscheinlichkeit zufolge ein ganz natürlicher gewesen zu sein. Indessen wünschte ich doch zu wis126

sen, ob Sie nicht viell [eicht] ein oder das andere Indizium der Veröffentlichung entzogen hätten. Nunmehr besteht für mich in dieser Beziehung kein Zweifel mehr. Aber was Hauser betrefft], glaube ich, daß bei vollständiger Sammlung des noch vorhandenen Materials (besonders wenn nur noch hie oder dahin ein einziger Luftstrahl zu bringen ist) - eine volle moralische Überzeugung sich begründen läßt. Sollte ich aber auch gar nichts in dieser // Sache tun können, so wird es mir doch immer äußerst erfreulich sein, daß ich dieser Nachforschung es zu verdanken habe, mit einem Manne in persönl[iche] Beziehung gekommen zu sein, den ich schon so lange als einen der wackersten Förderer des menschlichen Fortschreitens aufs schönste verehre. Ihr ganz ergebener G. F. Kolb Seefeldstraße, Neuhof /

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829 An Ferdinand Kampe [1. Januar 1857] / Sie waren, lieber Kampe, so freundlich, zum Ziel und Ausgangspunkt Ihres letzten Briefes an mich meinen Geburtstag zu wählen; ich wähle für meine Antwort darauf den Geburtstag des neuen Jahres, um ihre späte Ankunft durch die Würze des Tages doch etwas pikant zu machen. Ich will Sie daher auch nicht langweilen mit den Ihnen längst bekannten Gründen meiner Langweiligkeit und Schreibsaumseligkeit! Nein! vergessen Sie mit dem alten Jahre auch die alte Langweiligkeit und Erbärmlichkeit. Es beginne mit dem neuen Jahre auch ein neues Leben in uns! Was kümmert uns die Niederträchtigkeit in Staat und Kirche? Was vermögen schwache Fürsten im Bunde mit dummen und boshaften Pfaffen gegen geschichtlich begründete unaufhaltsame Notwendigkeiten und Wahrheiten? Was sind Millionen Menschen, über die der Pfaffe im Bunde mit der Polizei und Soldateska gebietet, gegen einen, über den nur die Wahrheit im Bunde mit der Tugend gebietet? /

830 An Otto Wigand 28. Februar 1857 / Bruckberg], 28. Febr[uar] 57 Der Eindruck Ihres Briefes v[om] 6. Dez[ember] 56, welchen ich in meiner flüchtigen Antwort darauf, damals in die Vollendung meiner Arbeit versenkt, gänzlich ignoriert habe, war, nachdem ich mit derselben fertig, nun meinen Geist auch auf andere Dinge fixieren konnte, ein so abstoßender, ja momentan empörender, daß ich vier volle Wochen brauchte, bis ich ihn verdaute. Sie machen mir quasi Vorwürfe darüber, daß ich „das Honorar nicht ohne Bogenberechnung fixiert", daß ich nach „Empfang von 3 Raten Akonto-Zahlungen" nach „Verlauf v[on] 18 Monaten" nicht das Manuskript geschickt, statt dessen schreibe: „wenn wir 131

uns überhaupt noch einigen" und schließen dann mit dem Passus: „wenn solche Männer so verfahren". Wie konnte ich denn aber anders verfahren? wie ein Honorar für das Ganze fixieren, wo ich noch nicht mit dem Ganzen fertig war, wo das Finis coronat opus [das Ende krönt das Werk], das allein erst den Maßstab zur Wertbestimmung gibt, noch fehlte? wie // aber früher fertig werden, wenn die Mittel zum Fertigmachen fehlen oder erst in langweiliger Allmählichkeit einem zukommen? Wissen Sie denn nichts von der Leidensgeschichte meiner Schrift? von meiner Geld- und Büchernot? nichts mehr davon, daß mir z. B. Scholien zu Homer vor noch nicht 12 Monaten zugekommen sind, Werke, zu deren gründlicher Lektüre man selbst wieder wenigstens zwei Monate auch beim größten Fleiße braucht? Habe ich das Geld nicht von Ihnen als „einem befreundeten Bankier" als Darlehen zur sorgenlosen Ausarbeitung meiner Schrift und notwendigen Anschaffung der unter der Hand mir zukommenden Bücher, also nicht auf meine Schrift als ein bereits buchhändl[erisches] Objekt aufgenommen? Wie konnte ich also d[as] Manuskript früher schicken? Und habe ich Sie nicht im vorigen Sommer gebeten, mein Manuskript anzusehen, und zwar nicht nur wegen seines Quantums, sondern auch wegen seiner Qualität, ob Ihnen überhaupt die Sache gefallt? Wenn ich daher gesagt habe: „wenn wir uns einigen", so habe ich // ebenso Ihre Freiheit als die meinige bedacht, dasselbe gesagt, was ich mit dem Wunsch aussprach, mein Manuskript, soweit es einmal fertig war, zu beaugenscheinigen. Doch lassen wir das. Sie haben sich, obwohl ich nicht weiß, warum, „beleidigt, verwundert" gefühlt, und die Leidenschaft ist ungerecht und unwahr. Nur in dieser Erwägung und in der Erinnerung an unsre vieljährigen freundschaftlichen Beziehungen kann ich den Eindruck Ihres Briefes vergessen und Ihnen meine nun endlich zum Druck bereite Schrift meinem Vorhaben gemäß zum Verlag anbieten, unter der Bedingung, daß Sie mir zu den bereits vorgestreckten 400 Gulden noch 800 fl., schreibe achthundert Gulden Honorar geben. Es ist diese Forderung in meinen Augen eine zum Lachen oder Weinen geringe, denn diese Summe deckt kaum die Kosten, die ich nur für Anschaffung // von Büchern für meine Schrift gehabt, wie ich durch meine Buchhändler- und Antiquaren-Rechnungen nachweisen kann. Ich füge aber, dieser Bedingung deswegen sogleich die zwei zu, 1) daß Sie keine große Auflage machen, daß ich bei einer zweiten dieselbe Summe, 1200 fl., erhalte, 2) daß ich 12 Freiexemplare 132

bekomme. Ich mache aber die Zusage von der Einsicht m[eines] Manus[kripts] abhäng[ig], welches ich nur desw[egen] nicht jetzt sogleich abschicke, weil ich nicht weiß, ob nicht schon im voraus diese in m[einen] Augen höchst geringe Forderung in Ihren Augen eine zu große ist und ob Sie eben so noch Lust zum Verlag m[einer] Schr[ift] h[aben]. Nehmen Sie d[ie] Schrift nicht in Verlag, so erhalten Sie im Mai von mir die 400 fl. zurück, versteht sich, mit Zinsen, die ich schon beim Empfang derselben] hinzugedacht, wenn auch nicht als selbstverständlich ausgesprochen h[abe]. D[ie] Quantität] meiner Schrift schlag' ich nicht höher als 21-23 Bogen an. Den Anmerk[ungen], d[ie] sich auf 68 Nummern belaufen, können aber noch viele und große beigefügt w[erden]. Einer baldigen Antwort entgegensehend Ihr L. Feuerbach / 831 Von Otto Wigand 4. März 1857 / Leipzig, den 4. März 1857 Lieber Feuerbach! Gestern erhielt ich Ihr Schreiben vom 1. d[es] M[onats]. Was Sie mir auch immer über den Eindruck meines Briefes vom 6. Dez[ember] v[origen] J[ahres] sagen, Sie haben gegen mich so gehandelt, daß ich nicht anders handeln konnte. Es wäre in der Tat das Miserabelste und Verwerflichste von allem was da lebte, wenn unter Männern, die für Wahrheit, Recht und Freiheit stritten und litten, nicht gleiches Recht, gleiche Waffen gelten sollten! Und wenn Sie auch ein ungeheuer gelehrter Mann sind, so halte ich mich nicht für einen Deut geringer. Sie leben auf einem Dorfe, isoliert, und sind nur auf sich und Ihre Bücher angewiesen; ich in gleicher Lage, nur mit dem Unterschiede, daß ich in einer lebhaften Stadt, mitten unter 70000 Manschen] allein dastehe. Wenn wir beide diesen Zustand unerträglich fanden und wollten mit der Niederträchtigkeit, mit den Genüssen usw. gehen, wer hinderte uns? Würde man uns nicht 133

mit Freuden totfuttern und mit Champagner übergießen? Dafür tragen wir den Gott, // den andere in den Wolken suchen, in unserer Brust. Aus Ihrer Phrase „wenn wir uns überhaupt noch einigen" konnte und kann ich keinen andern Schluß ziehen! Sie hatten mir vor 2 Jahren gesagt, daß Sie Ihre Schrift einem andern Verleger, O. Meißner in H[amburg], geben wollten. Darauf wurden wir einig. Ich bat Sie nur, Ihr M[anu]s[kript] nach Bogen zu berechnen und von mir nach unserer Übereinkunft in Summa das Honorar auszusprechen. Es war keine Kondition! Nur eine Bitte! Warum tat ich diese? Ich wollte große Lettern nehmen, damit ich einige Bogen mehr machen könne, um bei einem Absätze von höchstens 1500 Ex[emplaren] gedeckt zu sein! Bei 6 Karolin per Bogen muß man über 2 Gul[den] nehmen, will man bei 1500 ExfemplarenJ auf seine Kosten kommen. Ich wollte also nur die Möglichkeit, nicht ganz umsonst gearbeitet zu haben, ohne Ihre Forderung zu verkümmern. Es ist eine ganz andere Frage, ob 800-1200 oder 12000 Ex[emplare] ein Äquivalent // für Ihre Geistesarbeit ist! Ich meine, daß kein Mensch auf Erden eine Geistesarbeit, die uns die besten Jahre des Lebens gekostet und noch mehr, bezahlen kann. Für mich ist der Verlag Ihrer Werke Ehrensache gewesen, und einen andern Gewinn habe ich auch wahrlich nicht gehabt. Ihre Forderung von 1200 fl. für die erste Aufl[age] akzeptiere ich. Ich proponiere [schlage vor] Ihnen 400 fl. nach Empfang des M a nuskripts] und 400 fl. nach Beendigung des Druckes? Oder 800 fl. Wechsel auf Nürnberg, im Mai zahlbar, 12 Freiexemplare] sage ich hiemit hiezu. Überlassen Sie mir die Korrektur, oder soll die 3. Korrektur von jedem Bogen nach Bruckberg gehen? Wenn Sie über die Anmerkungen noch nichts bestimmt haben, so schlage ich aus typographischen Rücksichten vor, dieselben alle am Schlüsse des Werkes zu drucken! Geht's aber nicht, so mag es sein! Wenn Sie mir das M[anu]s[kript] schicken, bitte ich mir definitive Bestimmungen aus. Adieu! Ihr Otto Wigand/

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832 Von Arnold Rüge [nach dem 8. März] 1857 Brighton, England, Frühjahr 1857 Lieber Freund! Verschiedene jüngere Leute tragen sich schon seit 48 mit dem Plane einer Revue. Sie sollte erst in Berlin mit der „Reform" vereinigt werden. Die Ereignisse vom November 1848 vereitelten dies. Dann ist es unterblieben, weil die Urheber des Planes zu sehr an die Zuschauerrolle gewöhnt sind. So hab' ich es endlich selbst unternommen und hoffe, daß die Sache gelingt. Wahrscheinlich lesen Sie wenig von dem elenden Zeuge, welches die Tagespresse zuwege bringt. Wenn man es aber auch gelegentlich liest, so spürt man einen empfindlichen Ärger, daß man ein Zeitgenosse dieser Menschen ist. Wir brauchen unsere eigene Zeit, unsere eigene Erscheinung und müssen die wahre Aristokratie gegen diese Lumperei geltend machen; sonst scheint es, daß sie uns begraben hat, wie sie es denn fortdauernd unternimmt zu tun. Ich habe seit 48 nichts von Ihnen gehört oder gesehen. Hier ist man leicht zum Anachoreten [Einsiedler] gemacht, wenn man nicht besondere Ausgaben für die Teilnahme an dem Treiben der Deutschen machen will. Erst in der letzten Zeit hab' ich dies getan, und dies hat mich zu dem Entschlüsse gebracht, den ich Ihnen hier mitteile. Lassen Sie mich bald von sich hören. Hoffentlich sind Sie und die Ihrigen wohlauf! Empfehlen Sie mich allen freundlich! Sie haben hier einen Verehrer in Prof. Long, der Ihre Bücher in London gefunden und sie mit dem größten Enthusiasmus gelesen hat. Er ist ein gelehrter Philologe und nicht leicht zu befriedigen, da er gleich strenge gegen den Inhalt und gegen die Form ist. Ich habe sehr bei ihm gewonnen, daß ich Sie kenne, und ihm einen Brief an Sie versprochen, wenn er mal des Weges käme. Von ganzem Herzen der Ihrige Arnold Rüge

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833 Von Ludwig Knapp 31. März 1857 / Hochgeehrtester Herr! Aus reiner und inniger Achtung Ihres Strebens und Ihrer Wirksamkeit geschieht es, daß ich dem vielleicht unbescheidenen Drange nicht widerstehen kann, Ihnen das beiliegende Buch zur Kenntnisnahme zuzuschicken. Daß Sie vom Blättern zum Lesen kommen oder gar eine öffentliche Beurteilung übernehmen, wird es sich selbst verdienen müssen; ich wage daher in dieser Rücksicht kein bittendes, kaum ein hoffendes Wort. Doch glaube ich, daß der Ernst der Arbeit, die langjährige naturwissenschaftliche Vorstudien [verjschlang, sie der Aufmerksamkeit, die Sie ihr etwa schenken werden, nicht ganz unwert macht. In aufrichtiger Hochachtung Dr. L. Knapp Heidelberg, 31. März 1857/ 834 An Arnold Rüge 10. April 1857 / A n Rüge, 10. Apr[il] 57 Lieber Freund! Ihr Rundschreiben traf hier gerade an demselben Tage ein, an dem ich das Manuskript eines neuen Werkes, betitelt: „Theogonie, nach den Quellen des klassischen, hebräischen und christlichen] Altertums", die Frucht sechsjähriger Studien, dem Wigand zum Verlag und Druck überschickt hatte. In diesem seligen Momente des Fertig- und Ledigseins von einer vieljährigen Gewissenslast, erfreut zugleich, daß meiner auch noch in der Ferne als eines Lebenden gedacht wird, sagte ich in Gedanken Ihrer Einladung unbedenklich zu; nachdem aber an die Stelle dieses seligen Freiheitsgefühles das Gefühl jener Leere und Unbestimmtheit getreten war, die man nach Beendigung einer konzentrierenden 136

Arbeit empfindet, war ich lange unentschlossen, was ich tun, ob ich mit Ja oder Nein auf Ihre Anfrage antworten sollte. Endlich bin ich, um Sie nicht länger warten zu lassen, entschlossen, und zwar zu einem, wenigstens provisorischen, Nein. Ich sage: provisorischen, // weil ich zu einer Sache, die noch nicht ist, die ich nicht vor Augen habe, weder Nein noch Ja entschieden sagen kann. Von jeher war ich überdem zwar ein sehr fleißiger und immerwährender Student, aber ein sehr fauler und nur momentaner Skribent [Schreiber], bin es aber jetzt, aus sehr begreiflichen Gründen, in bei weitem höhern Grade, so daß nur die Freude an den Leistungen anderer mich zur entsprechenden Tätigkeit verleiten könnte etc., zu tätiger Teilnahme bestimmen kann. Kurz: Ich kann mich an k[eine] Zeitschrift] versprechen, ehe ich sie gesehen und lieb gewonnen habe. Homo s[um] [Ich bin Mensch], sensualistischer M[ensch]. Von der Differenz zwischen uns erwähnte ich nichts, weil sie ohne Einfluß auf mein provisorisches] Nein, da wir, wenn auch in den Wegen und Ausgangspunkten] verschieden - ich gehe wesentlich] v[on] d[er] Naturwissenschaft aus - , doch in Ziel und Zweck unsres Lebens und Strebens einig sind. /

835 An Elise und Leonore Feuerbach [Ende Mai 1857] / Liebe Schwestern! Hier erhaltet Ihr einen ausfuhrlichen Reisebericht aus Heidelberg] - den Fund von dem Portemonnaie mit 4 fl. habe ich bereits meiner Frau nach Mainz gemeldet. - Den Brief nach Mainz, der beiliegt, besorgt, bitte ich, so bald als möglich, damit er noch abends dortselbst eintrifft. - Macht // es möglich, hieher zu kommen, wann die jetzt Abwesenden wieder da sind. - Den Brief v[on] K[app] schickt mir gelegentlich wieder. - Lebt wohl. Ludwig /

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836 An Friedrich Feuerbach 8. Juni 1857 / Lieber Fritz! Deinem Wunsche gemäß schicke ich Dir hier das Manuskript], nachdem ich nähere Einsicht von demselben genommen und die Überzeugung gewonnen habe, daß dasselbe ohne Schwierigkeit Liebhaber und Verleger finden werde. Daher ich bedauere, daß Du es mir abgefordert hast, weil ich es gern dem O. W[igand] gezeigt hätte. Freilich genügt auch eine bloße gelegentliche Anfrage an ihn und brauchen wir überhaupt ihn nicht. Wärest Du hier, so hätten wir gemeinschaftlich Jagd auf Verleger machen können, unter andern oder vor andern auf Otto Meißner in Hamburg. Doch warte wenigstens so lange noch, bis W[igand] dagewesen ist. Den Schwestern meine Grüße von Deinem Ludwig B[ruckberg], 8. Juni 57 / 837 An Eleonore Feuerbach 23. Juni 1857 / Bruckberg, 23. Juni 57 In größter Eile. Mein liebes Lorchen! Diesen Augenblick, 1/2 6 Uhr abends, erhielt ich Deinen und Ottos Brief durch einen Expressen [Boten], der sogleich wieder nach Ansb[ach] zurückkehrt und daher von mir fiir Dich nichts mitbringen kann als das nackte Resultat meiner Entscheidung, damit ich euch nicht länger warten und zweiflen lasse. Dieses Resultat ist: Ich billige vollkommen Deinen Entschluß, weil ich mich nun überzeugt habe, daß es Dein eigner, freier Wille ist, zu bleiben. Du bist zwar noch jung, aber doch reif genug, um zu wissen, was Dir notwendig und wohltätig ist. Es ist Dein // Wille: er geschehe! Ich dachte nur, Otto tue Dir, natürlich aus bester Ab138

sieht, aus übertriebner Ängstlichkeit, aus Liebe also, einen Zwang an. Nun diese Befürchtung beseitigt ist durch Deine eigne Hand, so fallt auch meinerseits jedes Hindernis weg. Dein Wille ist mein Wille, nicht umgekehrt. Ich wünsche nur von Herzen, daß der Erfolg Deinen Entschlüssen und Erwartungen entspreche. Ich hole Dich ab, wenn Du von mir abgeholt sein willst. Die gute liebe Mama wird es mir nicht verübeln, daß ich sie nicht abhole. Auf der Eisenbahn ist [sie] ja sicher und bald zu Hause. Deinen Verwandten die freundlichsten Grüße und Entschuldigungen wegen der Störungen, die meine Briefe in Eurem Hause gemacht haben mögen. Ein andermal mehr. Lebe wohl! Dein Dich herzlich liebender Vater Ludwig F. / 838 An Eleonore Feuerbach 25. Juni 1857 / Bruckberg, 25. Juni 57. Vor Tisch. Mein liebes Herzenskind! Gestern abends nach 8 Uhr saß ich gerade am Wirtsbändchen, beschäftigt mit kummervollen Gedanken an Dich und im Kampfe mit Ottos Schatten, als plötzlich zu meiner größten Überraschung dieser selbst leibhaftig mit der lieben Mama angefahren kam. Meine ersten Fragen, unsre ersten Gespräche drehten sich natürlich nur um Dich und Dein Befinden. Ich kann Dir nicht beschreiben, wie glücklich ich war, als ich hörte und mich überzeugte, daß es Dir gut geht, daß Du in den besten Händen, daß Du so innig mit der trefflichen Ida stehst, daß Du so gut, ja bei Deinem gegenwärtigen, ärztliche Aufsicht bedürftigen Zustande besser in dem Hause dieser edlen Menschen, als in Deinem eignen aufgehoben bist. Es fehlt mir jetzt nur noch eines, um vollkommen beruhigt zu sein, die Gewißheit, daß nicht nur Dein Verstand, // sondern auch Dein Herz mit Deiner zeitweiligen Trennung von Deiner Heimat einverstanden ist, daß Du dieselbe nicht als eine traurige Notwendigkeit, sondern als eine freudige Gelegenheit ansiehst, das Leben außer dem Hause der Eltern, das Leben in andrer Natur und mit andern Menschen kennen und einüben zu lernen. Sollte 139

Dich ja die Sehnsucht nach den Deinigen anwandeln, so denke, wie kurz der Zeitraum der Trennung, wie bald und wie schnell Dein Vater leibhaftig vor Dir stehen kann, er, der geistig stets bei Dir ist, stets mit seinen Wünschen und Gedanken Dich umschwebt. Leider! habe ich aus Ottos Munde, dem ich im Geiste oft seit seinem Dein Nichtkommensollen anmeldenden Brief gezürnt, aber mit dem ich mich innigst wieder ausgesöhnt habe, erfahren, daß Du selbst Deinem Vater Dein hiesiges Unwohlsein verschwiegen hast. Welche törichte Verschlossenheit! Sei stets wahr und offen gegen mich und Otto, sonst glaube ich Deinen Worten und Briefen nicht. Die bitterste Wahrheit ist besser, wenn auch nicht für den Augenblick, doch für die Dauer und Folge, als eine aus falscher Rücksicht und Schonung das Übel verbergende Schweigsamkeit. Doch ich bin durch den Gedanken an Deine Verschlossenheit abgekommen von der Versicherung, wie glücklich mich der gestrige Abend, wie glücklich mich auch der Besitz Deines lieben, teuern Bildes, das ich sehr gut und treu finde und auch erst gestern erhielt, gemacht hat. Schreibe bald wieder. Dein treuer Vater L. F. / / Nach Tisch. Soeben komme ich 3/4 auf 2 Uhr v[om] Tisch, nachdem ich mit Otto eine Flasche des Dir so wohlbekannten Hochheimer im Gespräche über Hammsche Angelegenheiten, über Deine Essenszeit, Deine Wohnung usw. geleert hatte. Doch ehe ich die Feder ergriff, angekommen auf meiner Studierstube, blickte ich wieder auf Dein liebes Bild, um mich abermals zu überzeugen, ob es Dein gutes Gesicht treu mir versinnlichte. Aber ich habe mich nicht getäuscht. Du bist es wirklich, wenn auch nur als Lichtbild. O mache nur, mein liebes Kind, daß dieses Bild bald wieder Leben, aber gesundes, frisches Leben für uns werde. Denke darum nur an Dich, nur an Deine Gesundheit, sie allein, nicht Bruckberg, nicht Deine Eltern und hiesigen Verwandten sei der Gegenstand Deiner Sehnsucht, das Ziel Deiner Wünsche und Gedanken! Welch ein Glück, daß Du in einem Hause wohnst, wo aufrichtige Menschen- und Verwandtenliebe im Vereine mit ärztlicher Kunst und Wissenschaft über Deinem Wohle wacht! Wo wäre ein besserer, mehr geeigneter Platz und Boden für Dich? Wie freue ich mich auf den Zeitpunkt, wo ich Dich als hoffentlich gesunde Westfälin umarmen werde! Der Ida meine herzlichsten Grüße und 140

Ihrem verehrten Manne, Deinem Arzte, einstweilen durch Dich meinen freudigsten Dank für seine Schriften und seine Pflanze, die Mama mir wohlbehalten überbracht hat. Sie steht bereits auf dem Fenster, wo ihre trauernde Verwandte. Nun lebe wohl! Glückliche Reise! Neue Menschen, neues Leben! / 839 An Eleonore Feuerbach 5. Juli 1857 / Br[uck]b[erg], 5. Jul[i] 57 Mein liebes Lorchen! Was hast Du nicht alles schon in diesem Jahre in kurzer Zeit gesehen und erlebt? Nun bist Du gar aus einem Landmädchen eine Wasserjungfer, aus einer Binnenländerin eine Insulanerin geworden! Noch vor kurzem eingeschlossen und umfangen von den Bruckberger Wäldern und Bergen, jetzt „meerumschlungen", umschlungen von einem Arm des Atlantischen Ozeans, der Nordsee! Welche Revolutionen bewirkt nicht die Liebe! Möge Dir nur dieser große Gegensatz zu Deinem bisherigen Leben wohl bekommen! möge die Seeluft Dir neues Leben einhauchen, das Seewasser Dich reinwaschen von allem Krankheitsstoff und ländlichem Unrat! Wie jeder Mensch seine Fehler, so hat ja auch jedes Leben, so auch das von mir selbst so sehr geliebte Landleben, jeder Ort seine Mängel und Schattenseiten, von deren nachteiligen Wirkungen man nur frei wird in der Anschauung und im Genuß der Lichtseiten und Vorzüge anderer Orte. Darum stimme ich dem Otto allerdings darin bei, daß Du Dich sozusagen emanzipierst, d. h. freimachst von Bruckberg, Dich daran gewöhnst, auch anderwärts einheimisch zu werden, auch anderwärts // glücklich leben zu können. Dies ist ja eine Notwendigkeit für Dich, wenn Du dem Otto bis nach Amerika folgen willst. Nur darin stimme ich ihm nicht bei, daß Du schon jetzt, so plötzlich, so ohne alle Vorbereitung, so mir nichts, Dir nichts Bruckberg] im Stiche lassen sollst. Du hast ja auch hier noch, namentlich von mir, manches zu lernen; wir sind noch nicht ans Ende unsres Lehrkursus gekommen, sind ja selbst in der deutschen Sprache und Schreibkunst in der Mitte steckengeblieben. Was ist aber ein

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in der Mitte ab- und entzweigebrochnes Leben und Lernen? Doch ich überlasse alles Dir selbst und Deinem Willen, d. h. Herzen. Tue, was Dein Herz Dir gebietet, meide, was es Dir verbietet, was Du als unerträglich, als schädlich für Dich fühlst und erkennst. Darum sei offen und wahr ebenso gegen andre als gegen Dich selbst. Einstweilen verdirb Dir nur nicht durch trübselige Gedanken die Wirkungen des Bades. Kommt Zeit, kommt Rat. - Dem Otto habe ich in Nümb[erg] für Dich vorläufig 50 fl. gegeben. An Deinem nicht „reduzierten" sondern retouchierten (vom franz. retoucher: wieder von neuem toucher, berühren, angreifen, verbessern, überarbeiten, übermalen) Bilde mißfällt mir nur das Übermalte, aber es blickt doch durch die menschliche Pfuscherei das reine Lichtbild der Natur durch. Nun lebe wohl! Ich wünsche Dir und Ida gutes Wetter, gute Laune, gute Badewirkungen. Dein treuer Vater L. F. / 840 An Eleonore Feuerbach 16./17. Juli 1857 / Bruckberg], 16. Juli 57,1. Liebes Lorchen! Dein Brief hat mich tief betrübt, ob er gleich mir nichts sagte, was ich nicht selbst mir längst im stillen gesagt; aber nicht vor Dir ausgesprochen habe, weil ich alles Deinem eignen Gefühl, Willen und Urteil überlassen wollte. Jetzt, wo Du aber von freien Stücken Deinen Seelenzustand, so wie ich mir längst ihn dachte und mit Dir, obwohl entfernt, mitfühlte, mir geoffenbart hast, ist es mein entschiedner Wille, daß Du wieder, und zwar nicht auf flüchtigen Besuch, nach Bruckberg zurückkehrst, damit Du hier wieder zu Dir selbst kommst und den verlornen Seelenfrieden wiederfindest. Du hast zwar noch viele Mängel und Fehler, aber keine solchen, daß Du darüber Dich grämen oder gar verzweifeln solltest, denn sie haben ihren Grund größtenteils nur in Deiner Jugend, in Deinem Mangel an Jahren und dem damit notwendig verbundnen Mangel an Erfahrung, an Reife, an Selbständigkeit und Sicherheit des Benehmens - lauter Eigenschaften, die man erst in der Schule 142

des Lebens mit der Zeit gewinnt. Du bist und weißt, was Du bei Deinen Jahren und bei den Verhältnissen und Umgebungen, unter denen Du geworden bist, wissen und sein kannst, wissen und sein sollst. Dies ist für jetzt genug. Was noch fehlt, bringt die Zeit mit dem ernsten Bestreben, die bewußten Mängel zu ergänzen. Und am Streben fehlt es Dir ja nicht. // Am wenigsten hast Du Ursache, das Landleben zu verfluchen. Du könntest es ja gar nicht verfluchen, ohne Deinen Vater und Dich selbst zu verfluchen. Wie kann aber aus einem Fluch, und noch dazu einem solchen, Glück entspringen? Nein! Du kehrst entweder zu Deinen Eltern zurück, um ganz bei ihnen zu bleiben, oder Du scheidest in Frieden, versöhnt, von Bruckberg, Deiner leiblichen und geistigen Geburtsstätte, deren Eindrücken Du doch nimmer entfliehen kannst, denn sie bestimmen zeitlebens Deinen Charakter. Und Du hast Dich dessen nicht zu schämen, denn der Ort, wo Du geboren, ist auch der Ort, wo das „Wesen der Religion" und die „Grundsätze der Philosophie der Zukunft" das Licht der Welt erblickt haben. Doch es ist keine Zeit zum Philosophieren. Ich hole Dich von Hamm ab, nachdem Du ein paar Wochen von der Badekur Dich erholt hast oder wann Du willst. Dem Otto, der mir von Mainz aus geschrieben, in diesem Brief aber Deine Zurückkunft nach Bruckberg] als gewiß vorausgesetzt und mich seiner Liebe zu Br[uck]b[erg] versichert hatte, habe ich nicht geantwortet, weil ich in eifrigster Lektüre begriffen war, werde aber schreiben und meinen väterlichen Willen fest, aber, wie sich von selbst versteht, wohlwollend erklären, sowie ich seinen längern Aufenthaltsort weiß. - Preußische Taler sowohl in Papier als Silber habe ich mir schon für Dich v[on] meiner Reise von Nürnb[erg] verschreiben lassen. Soll ich vielleicht noch nach Norderney Geld schicken? Verbittre Dir nur nicht durch traurige Gedanken und Empfindungen Deinen Aufenthalt in Norderney] und Deine Badekur! Lebe in der frohen Hoffnung, daß alles zu Deinem Besten sich fugen wird und muß. Dein Glück, Dein Wohl ist es ja allein, das Otto sowohl als ich im Auge haben, nur irrt er in der Wahl der Mittel. Dein Vater / /II. 17. Juli Es war gestern hier eine so unerträgliche, peinliche Hitze, die aber heute nacht durch ein Gewitter abgekühlt wurde, daß ich kaum den Brief an Dich zustande brachte. Wie herrlich muß es an solchen Tagen am Strande des kühlenden Meeres sein! Oh, genieße 143

nur recht, was Dir alles Dein gegenwärtiger Aufenthaltsort zum Genüsse darbietet. Laß Dir von der erquickenden Seeluft alle traurigen Vorstellungen verscheuchen! Bedenke, daß die Wendung, die so plötzlich wider Erwarten Dein Leben genommen, doch das Gute gehabt hat, daß sie Dich an die erhebende und wohltätige Nähe des Meeres gebracht, und daß auch ferner sie nur nach und zu Deinem Besten sich richten wird und richten muß. Vor allem aber verscheuche die lächerlichen Grillen über Deine Fehler und Unvollkommenheit. Welcher Mensch ist vollkommen, welcher ohne Fehler? Wer den Menschen nicht mit und trotz seiner Fehler liebt, der liebt ihn nicht. // Wer Dich nicht will, so wie Du geworden, so wie Du bist, der lasse Dich. Wie trügerisch, wie verschieden sind die Urteile der Menschen über das, was Fehlen, was Tugend. Wie oft ist, was in den Augen der Tadelsucht Fehler, in den Augen der Erkenntnis Tugend! Doch genug von diesem Thema. Nur noch einmal den Rat und Wunsch, daß Du mit ungestörter Heiterkeit den gegenwärtigen so schönen Moment Deines Lebens genießen mögest. Versäume darum auch nicht, Dir Muscheln und Seepflanzen zu sammeln. Du brauchst mir nicht von Hamm aus über Norderney] zu schreiben, schreibe nur alles auf, Du kannst dann hier mir es ja zu lesen geben. Von Nord[emey] aus schreibe entweder gar nicht mehr oder nur mit ein paar Zeilen über Dein Befinden. In fünf Wochen bin ich bei Dir unabänderlich und bringe Dich hieher, wenn es sein muß, selbst auf meinem Rücken. In Hamm, in Westf [alen] überhaupt halte ich mich nur ein paar Tage auf. Grüße herzlich Ida. In der Hoffnung baldigen frohen Wiedersehens Dein treuer Vater L. F . / 841 Von Ferdinand Kampe 25. Juli 1857 / Herischdorf bei Warmbrunn in Schlesien], 25. Juli 1857 Mein hochverehrter, lieber Freund! Danke tausend Mal! Eine Oase in der Wüste philosophischer Literatur. Ich komme leider erst in etwa 3 Wochen daran, das Ganze uno tenore [zusammenhängend] zu studieren. Bis jetzt habe 144

ich das Äußerliche besorgt, binden, d. h. eine Uniform machen lassen, und da die Gewänder der übrigen Bände z. T. ein Dezennium durchlebt haben, so habe ich ihnen frische Kaftans gekauft. Bd. III, ein verschnittenes Exemplar, d. h. ein durch grobes Beschneiden ruiniertes Ex[emplar], werde ich neu ersetzen, nachdem ich den gegenwärtigen Mann des Glieds zu Weihnachten an gewisser Stelle angebracht haben werde. Die Überschriften der Kapitel in Bd. IX habe ich erforscht, um einen flüchtigen Überblick zu gewinnen, und hie und da eine Seite vorweggekostet. Ich habe nämlich wieder ein großes Stück in einem Krame auf die Seite gearbeitet und mich seitdem wieder in die Speisekammer gestürzt. Ich griff zunächst nach Prellers „Griechischer] Mythologie]" (Leipzig, Weidmannsche Buchh[an]dlung, 2 Bde., 1854, 2 T[ei]le), von welcher ich manches Rühmliche gehört hatte. Aber ich bin außerordentlich befriedigt worden und überzeugt, daß diese Literatur mit Pr[eller] einen epochemachenden // Schritt getan. Ich kenne keine griechische] Mythologie], welche - auch Heffter nicht - mit Pr[eller] zu vergleichen wäre. Allerdings ein ermüdendes Studium, wegen übergroßen Stoffreichtums, aber reichlich lohnend. Sollte Ihnen dies Buch nicht zu Gesicht gekommen sein, so wird es Ihnen gewiß Interesse machen, es kennenzulernen. Zuvor hatte ich - in Mußestunden - Hesiod und „Ilias" repetiert und mir über letztere ein, wie ich glaube, vollständiges mythologisches] Register angefertigt. Jetzt kommt Bd. II der Otfr[ied] Müller-Wieselerschen „Denkmäler der alten Kunst" an die Reihe (i. e. ,,Kunstmythol[ogie]"), zur Seite der Otfr[ied] Müllerschen „ Archäol[ogie] der Kunst". Was paßte nun vortrefflicher, wenn ich damit zu Ende sein werde, als die „ Theogonie " etc. - , wenn doch alle meine Studien um die Religions-Philosophie immer nur einen Kreismarsch gemacht haben, wie die 7 Dreschochsen, Septem triones (eine Reminiszenz aus Preller), um den Polarstern? Also tausend Mal Dank; ich hoffe mich mit Bd. IX wieder aufzufrischen. Bin ich im nächsten Winter mit m[einer] Arbeit zu Ende, d. h. mit dem Entwürfe im groben, so wird auch Bd. VII noch einmal daran kommen, aus einigen dringlichen Gründen. Die Ihnen zugesandte „Lebensordnung", von mir auf Bestellung gefertigt, sollte ein Referat über Breslauer deutschkathol[isches] Leben vertreten. // Unfähig, ein den Leuten konvenables [annehmbares] Bekenntnis zu liefern, habe ich dasjenige der gegenwärtigen Gemeinde Rupps zu Königsberg exzerpiert. - Ende Juni fand die 8. schles[ische] Syn[ode] zu Freiburg statt. Wir hatten in diesem 145

Jahre auch Gelegenheit, einen Kandidaten durchfallen zu lassen. Ich erhielt den Auftrag, die Themen der schriftlichen] Arbeiten, d. h. dem Examinandus ein Bein zu stellen. Die philosophische Aufgabe verlangte, das Wesen der Religion und seinen Unterschied von der Moral zu beschreiben. Da der Bursche spaßhaften Unsinn ans Licht forderte, so war die Verdonnerung eine einstimmige. Im Jan[uar] c[urrentis] [des laufenden Jahres] schlug mir eine heftige Erkältung auf die Eustachischen Röhren. Vielleicht haben Sie von diesem Leiden gehört. Heftiges Rauschen, Verstopfung der Röhren, i. e. Taubheit, nervöse Zerrissenheit. Seit dem April scharfes, spitzes Zischen, penetrant und perpetuierlich; seit 4 Wochen erträglicher. Seit Jan[uar] fabelhafte Transpirationskuren, Jodkali, Schwefelkali, Kampfer, Aloe. Die Aufgabe ist diese, den Rest der Entzündung bis zur rauhen Herbstluft vollends zu töten. Natürlich bin ich in meinen Arbeiten ein ziemliches Stück zurückgeblieben und erst im Juni da angekommen, wo ich im April zu sein hoffte. Ich weiß wahrlich nicht, womit ich die Nemesis gereizt hätte. / / Gütigst erneuerter Einladung zufolge befinde ich mich gegenwärtig „im Gebirge", d. h. im Angesichte des Riesengebirges, welches sich - 2 Stunden von hier - in ungeschlachter Gutmütigkeit] ausrekelt. Hier weht frische Luft, es gibt Milch, Buttermilch und Käse, Heidelbeeren und Kirschen. Das Wetter ist miserabel und scheint eine mittelmäßige Kur zu versprechen. Drei Stadien südwestlich liegt Warmbrunn mit seinem Schwefelbade, gen Osten Hirschberg. In c[a]. 3 Wochen kehre ich heim; meine Adresse wird „Friedrichstr." immer die sichere sein. Der 28. Juli ist richtig. Diesmal gebe ich Ihnen carte blanche [Blankett - ein weißes, nur unterzeichnetes Vollmachtsblatt], darauf Sie Ihre Wünsche setzen. Ich nun unterzeichne und stempele und bekräftige alle diese Wünsche, mein lieber Freund! mit ganzer Energie und Inbrunst! Nur nehme ich mir die Freiheit, ein Wünschchen auch zu meinen Gunsten hineinzuschmuggeln, dieses nämlich, daß Sie für das neue Jahr bisweilen freundlich gedenken mögen Ihres Ferdinand Kampe /

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842 An Eleonore Feuerbach 24. August 1857 / Bruckberg, 24. Aug[ust] 57 Liebes Lorchen! Es sollte mir sehr leid tun, wenn meine letzten Briefe Konfusion in Dein Haus und Deine Seele gebracht haben sollten. Hoffentlich wirst Du aber mit richtigem Blick gleich die Stellen herausgefischt haben, die sich für Dein längeres Bleiben erklärten, wenn wirklich das jetzt bestimmte Ziel, der 1. Oktober, zuverlässig, unabänderlich das letzte ist. Da Du jetzt, wie ich von Dir erfahren, ernstlich Küchenstudien treibst, so billige ich es sogar vollkommen, daß Du nicht eher fortwillst, als bis Du diese Studien absolviert hast. Nur hat Dein fester Entschluß meinen ersten Entschluß, an Deinem Geburtstag in Hamm zu erscheinen, wankend gemacht, weil mir die Zeit vom 6. Sept[ember] bis zum 1. Okt[ober] zu lang erscheint, ich nicht weiß, wo und wie ich diese hinbringen soll, auch keine Lust zu großen Geldausgaben habe, die Zeit aber auf Reisen höchst kostspielig ist. Dieser Punkt unterliegt also noch näherer Prüfung und Beratung. Nur soviel steht fest: Der 1. Oktober] ist das Ziel Deines Bleibens, wo nicht, so tritt alles ein, was und wie ich es in meinem letzten Briefe ausgesprochen habe. Deine Photographie aus Münster - namentlich die eine, die ich mir angeeignet habe - ist allerliebst; nur das erste Mal erschienst Du mir // zu dick, bei näherer und öfterer Betrachtung schwand dieser Vorwurf. Über Otto war auch ich schon im höchsten Grade aufgebracht, aber ich habe ihn zugleich innig bedauert, denn seine Verfahrungsweise gegen Dich stammt großenteils aus irrigen Vorstellungen, aus jugendlicher Unbesonnenheit, Heftigkeit und Ängstlichkeit. Doch ich habe heute keine Zeit und Stimmung, über diese herzergreifende Angelegenheit mich auszusprechen. Ich habe ihm noch nicht geschrieben, weil es mir leid tut, ihm bittere Wahrheiten sagen zu müssen. Doch sprich Du nur gegen ihn Dich offen und rücksichtslos aus, so, wie Du empfindest. - Das ist die Hauptsache. Das Wahre ist zuletzt auch immer das Gute. Es ist merkwürdig, wie wir zwei, ohne Verabredung, in weiter Entfernung voneinander, selbst bis aufs Wort übereinstimmen. Du hast 147

Dich mehrmals gerade so ausgesprochen, wie ich es selbst gedacht habe und dem Otto in einem Brief, den ich noch nach Mainz schreiben wollte, um ihm einen wohlgemeinten Rat und Wink zu geben, voraussagen wollte. Doch hoffen wir, daß dieser Kampf nicht noch feindselig endigen werde, denn bei alledem ist Otto ein trefflicher Mensch, aber er muß erst die Schule der Liebe durchmachen, ehe er den Herrn und Meister auch auf diesem Gebiete spielen will. - Zwei Deiner Briefe aus Norderney haben mich hocherfreut: Sie waren mit Geist, und zwar wahren, naturgetreuen Geist geschrieben; sie waren mir Beweis, daß Du nicht nur meine leibliche, sondern auch geistige Tochter bist. Wer ist denn Herr Rössel? Ich interessiere mich für ihn, weil er solches Interesse an Dir nimmt. „Frisch, fröhlich, frei!" Dein treuer Vater / 843 An Eleonore Feuerbach 3. September 1857 / Bruckberg, 3. Sept[em]b[er] 57 Liebes Lorchen! Statt in Person komme ich in Papier zu Deinem Geburtstag. Ein trauriger Wechsel, sowohl für Dich als mich, der ich so gern Dir die Freude gemacht hätte, mich an diesem Familienfeiertag wiederzusehen, und es daher auch aufs tiefste bedauert habe und noch jetzt bedauere, daß ich Dir eine Hoffnung machte, die ich gleich darauf wieder selbst zerstörte. Aber wie ich Dir diese Hoffnung nur machte aus Liebe, nur um Dir eine Freude zu bereiten, so habe ich sie auch nur aus Liebe zu Dir wieder zerstört, um Dir statt der frühzeitigen, aber vorübergehenden Freude meines Wiedersehns die spätere, aber dafür dauernde und beständige Freude der Heimkehr zu verschaffen. Meine Erscheinung an Deinem Geburtstag wäre freilich sehr schön und sinnvoll gewesen, aber gleichwohl wäre sie wieder zu einer sinnlosen geworden, wenn ich mich wieder von Dir entfernt und mit dieser Entfernung sich auch Deine Rückkehr von Neuem in die Ferne hinausgeschoben / / hätte, wie ja wirklich schon in den vorletzten Briefen von Euch die Rede davon war, daß Ida vielleicht statt meiner Dich nach 148

Frankf [urt a. M.] begleiten, ich also ohne Dich, d. h. ohne Kopf wieder heimreisen könnte. Nein! das ist nichts. Meine Erscheinung in Hamm hat nur Sinn und Verstand, wenn mit ihr unmittelbar Deine Heimkehr verbunden ist, wenn - außer höchstens ein paar flüchtiger Tage - nichts Trennendes, nichts Hemmendes zwischen jene und diese sich einschiebt, wenn ich also komme, nicht nur, um Dich wiederzusehen, sondern auch, um Dich - wenigstens eine Zeitlang - wieder zu haben. Da dies nun aber an Deinem Geburtstag nicht sein kann oder soll, so ist es viel besser und weiser, die Freude des Wiedersehns bis zu dem Zeitpunkt aufzuschieben, wo sich zu ihr zugleich die Freude der Wiederkehr in die Heimat gesellt. Und wie nahe ist dieser Zeitpunkt! Noch im Laufe dieses Monats sehn wir uns. Vom ersten Sonntag desselben, der Dein Geburtstag, angerechnet, sind es nach meiner jetzigen Bestimmung nur noch zwei Sonntage, die Du ohne mich in Hamm verlebst, denn am dritten, den 27. Sfeptember], will ich daselbst an-//kommen, um am 1. Okt[ober] - zufolge meiner, wie ich in dem letzten Briefe an Ida es aussprach, unwiderruflichen Erklärung - Dich heimzuführen. Gleichwohl ist dieser an sich so kurze Zeitraum lang genug, um dem Wunsche Idas, daß Du noch einige Zeit bleibst, und Deinem eignen, früher ausgesprochnen Willen vollständig Genüge zu leisten. Du kehrst dann um so freudiger heim, denn Du hast dann Dir wegen Willensschwäche keine Vorwürfe zu machen, Du hast vielmehr das freudige Bewußtsein, daß Du lange genug ausgehalten, lange genug Dein Eigentum, das Du nun hier hast, entbehrt, daß Du Dir durch Deine tapfere Beharrlichkeit in der Fremde das Recht der Heimkehr erworben hast. Darum, liebes Lorchen, keine Trauer, sondern Freude über mein heutiges Nichtdasein! Denn mein heutiges Nichtkommen gibt Dir die Bürgschaft, die Gewißheit Deines baldigen Heimkommens. Diese Zeilen sind daher auch die letzten, die Du von hier aus von mir empfängst. In Hamm werde ich in dem Gasthause, wo Kapp, der Vater, zu Mittag speist, absteigen und für die paar Tage [...] // aber an Deinem Geburtstag feierlichst versicherten Rückkehr händige ich Dir zugleich 60, schreibe sechzig preußische] Taler in Banknoten ein. Du kannst einstweilen davon Deine Schulden an Ida bezahlen. Was übrigbleibt - wenn anders was übrigbleibt - hebst Du für die Heimreise oder andern nützlichen Gebrauch auf. Hoffentlich wirst Du diese unansehnlichen, aber teuern Papiere zu schätzen wissen und Dir überhaupt angelegen sein lassen, nicht nur mit

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dem Kochlöffel, der Nadel und Faden, sondern auch mit dem Gelde umgehn zu lernen, hoffentlich also auch ein Rechenbuch, ein Buch über Deine Ausgaben und Einnahmen halten. Ob ich an Deinem Geburtstag, der zugleich der Kirchweihtag ist, hier sein werde, weiß ich noch nicht. Ohne Dich ist mir dieser Tag höchst widerlich. Ich habe daher auch niemanden eingeladen. Bleibe ich, so bleibe ich nur aus Bequemlichkeit. Auf jeden Fall leere ich aber am Sonntag ein gutes Glas Wein auf Deine Gesundheit und Rückkehr, für die ohnedem kostbarer ungarischer roter Wein (von Holzinger in A[nsbach]) bereits im Keller bereit daliegt. [...Wenn Dir Otto in dem ersten oder auch in den ersten Briefen von hier aus geschrieben hat, daß ich mit allem (Damaligen) einverstanden sei, so hat er recht gehabt, denn damals war meines Wissens nicht die Rede davon, daß Du länger ausbleiben würdest, als ich gleich anfangs zugesagt hatte, und wenn ja von 6 - 8 Monaten die Rede war, so setzte ich natürlich voraus, daß Du selbst von Herzen gern, aus eignem Willen so lange bleiben wolltest. Ich bin übrigens dem Otto nicht böse, wenn ich mich in seinen Standpunkt hineindenke, von dem aus er vollkommen recht hat, freilich haben auch wir, Du und ich, von unserm Standpunkt aus ebenso vollkommnes Recht.] /

844 Von Wilhelm Bolin 11. September 1857 / Frankfurt a. M., Freitag d[en] 11. Sept[ember] 57 Mein lieber väterlicher Freund! Zu vieles bindet mich seit Jahren an Sie, als daß ich dieser vertrauten Anrede durch eine höfliche Entschuldigung einen Weg zur Berechtigung bahnen sollte. Sie haben mich selbst dazu ermuntert durch die freundschaftliche Aufnahme, die Sie mir in Ihrem Hause angedeihn ließen. Vor allem eile ich, Ihnen schriftlich meinen herzlichen Dank zu wiederholen für jene unvergeßlich schönen Stunden. Ich spreche es in einfachen Worten aus, denn wozu bedarf es einer weitschweifigen, hochtrabenden Beredsamkeit, da ich die Zuversicht hege, daß Sie keinen Augenblick an der Wahreit und Innigkeit meines Dankes zweifeln können. 150

Einliegend erhalten Sie das Manuskript von Richard Löwenherz. Ich nehme mir die Freiheit, es Ihnen zuzustellen, da Sie die Güte hatten, sich zur Durchsicht desselben zu erbieten. Ich folge diesem Vorschlag um so lieber, da Sie mit dem referierten Plane zufrieden waren und die Dichtung jetzt doch nur meinen Koffer füllen würde. // Wie Sie oben ersehn, bin ich noch immer in Fr[ank]f [ur]t [a. M.] - und einzig durch die Mißgeschicke der Einlage. Es scheint ein Fluch darauf zu lasten, seit Bdm. [?] es in Händen hatte und sein mißliebiges Votum darüber aussprach. - Möge Ihr liebes Auge, Ihre treue Hand dem armen Ding wieder zu Glück verhelfen. Dienstag, (d[en] 8.) Nachmittag hier eintreffend, begab ich mich sogleich zu M[ei]d[in]g[e]r - Er war noch verreist, wurde aber zum Abend heimerwartet - und ich somit auf den folgenden Tag beschieden. Ich traf ihn erst gestern (Donnerstag, d[en] 10.), da er erst in der Nacht heimgekehrt. - Für meine echtgermanische Geduld erhielt ich beim Überreichen des Schriftchens den kurzen Bescheid - es habe zwei Fehler: Poesie - und nicht lang genug zu sein, um das Exemplar einen Taler kosten zu können. Herr M[eidinger] sah es also gar nicht weiter an, da er nur wissenschaftliche und größre belletristische Sachen drucke und wies mich an die Literarische Anstalt von Jos. Rütten hieselbst (Verleger von Strauß, Vogt usf.). Dort hatte ich das Unglück, zu spät zu kommen, es sei unermeßlich viel in Arbeit und könne vor Januar nichts Neues angenommen werden. Die Herren Verleger scheinen aber um guten Rat nicht so verlegen wie Prof. Bdm. zu sein - und so wendete Herr Rütten meine Nase nach Nordnordost - d. h. zu Hoffmann & Campe in Hamburg, und versprach mir natürlich aus der Gegend alles Heil. Versteht sich, hat // auch er nur das Titelblatt gelesen - wie Bdm. und M[ei]d[in]g[er], - Ich eile nun nach Paris, reise morgen früh und bitte Sie, mir dorthin Adr[esse] Lemaitre & Bergmann, porte St. Martin, rue Bondy, 32, womöglich den Empfang der heutigen Sendung zu bestätigen. Die Kürze der Zeit erlaubte mir nicht, Ihnen eine saubre Abschrift zu senden, doch habe ich der Deutlichkeit wegen die korrigierten wichtigeren Stellen auf besondre Blätter nebst Angabe der Seitenzahl und des Verses geschrieben und eingeschaltet. In Paris bleibe ich wohl 4 Wochen, bitte Sie aber, wenn es Ihnen möglich, mich mit dem ehesten über den Empfang des Manuskripts aufzuklären. Indem ich mich Ihrer werten Familie empfehle, drücke ich Ihnen recht herzlich die Hand. Bleiben Sie gesund! Wilhelm Bolin/ 151

845 Von Wilhelm Bolin 25. September 1857 / Paris, Freitag, d[en] 25. Sept[embe]r 57 Mein geschätzter väterlicher Freund! Aller Wahrscheinlichkeit nach kommen diese Zeilen zu rechter Zeit, um Ihnen ein herzliches „Willkommen daheim" entgegenzurufen. Sie verargen es mir nicht, wenn ich mich hiemit in Gedanken der Zahl Ihrer lieben Hausgenossen anschließe und deren Empfindungen teile. Sodann möchte ich Ihnen für Ihre lieben Zeilen vom 18. dieses [Monats] danken. Sie haben meine Stimmung verstanden, und das tat mir unendlich wohl. Hier bleibe ich bis etwa d[en] 12. Oktober, dann reise ich direkte nach Berlin, wo die Herren Müller & Petsch so gefallig sein werden, Briefe für mich in Empfang zu nehmen. Das M[anu]sk[ri]pt bitte ich Sie bis auf weitres zu behalten. Von Ihrem Urteil hängt es ab, ob ich mich noch nach H [a]mb[urg] zu wenden wage oder was überhaupt zu tun ist. Alles das hätte ich Ihnen schon in meinem Vorigen sagen können und Ihnen so die Mühe er-//sparen, abermals durch einen Brief von mir belästigt zu werden. Doch fehlte mir damals die nötige Sammlung, weiter als in die unmittelbare Gegenwart zu blicken. Zudem ist es mir eine so große Freude, Ihrer zu gedenken und Ihnen es durch einen schriftlichen Verkehr zu beweisen, daß Sie hoffentlich diesem Egoismus gern etwas nachsehen ... Ohne Franzosenfresser zu sein, habe ich mich bis jetzt nicht zu deren Anpreisern neigen können. Börne nannte diese Stadt einmal „das Zifferblatt Europas" - er mag nicht unrecht haben. Durch die fast unbegreifliche Konzentration ist so manches - für ihn das Wichtigste vielleicht - zu einer auffallenden Steigerung geschraubt. Wenn man diesem Treiben tiefer nachgeht, wird man von manchem schweren Gedanken heimgesucht. Mehr als irgendwo spürt man den Ernst der Geschichte. Das kann einen jetzt nicht erhebend stimmen. Zudem sind hier leider nun Ferien: Allenthalben wird gestaubt, gekratzt, gefegt und geflickt. Keine der Sammlungen oder sonstigen Sehenswürdigkeiten sind vollständig zu sehn, was bei den wissenschaftlichen um so mehr leid tut, da sie ganz 152

vorzüglich sind. - Im Gebiete der Kunst bin ich hier nicht durch viele neue Erfahrungen bereichert, so mannigfaltig die Sammlungen hier sein mögen. Natür-//lich die spezifisch französische Kunst ausgenommen. Auch muß ich die antike Plastik dazu zählen. Im ganzen aber bin ich schon in Deutschland, namentlich in Bayern, der Kunst völlig von Angesicht zu Angesicht getreten. Sie ist hier nicht mit der Sorgfalt der Beleuchtung, Würde der Ausschmückung und Gediegenheit der Aufstellung wie in München behandelt. Trotzdem ist's ein interessanter Aufenthalt, doch ist mir Deutschland lieber, weil es einfacher und gemütlicher. Und dieses Landes gedenkend und ihm einen stillen Gruß sendend, wende ich mich an Sie, der Sie mir der Inbegriff desselben sind, und drücke Ihnen die Hand. Wilhelm Bolin / 846 An Wilhelm Bolin 16. Oktober 1857 /Bruckberg, 16. Oktfober] 57 Mein lieber junger Freund! Es ist nichts schwieriger, als ein Gedicht zu beurteilen, namentlich ein komisches, launiges, denn hier hängt alles von der Stimmung des Lesers ab. Ist diese gerade eine traurige oder ernste, so wird ihm auch das beste komische Gedicht mißfallen, der zugleich freisinnige Leser aber offen eingestehen, daß er nicht wisse oder zu entscheiden wage, ob die Schuld dieses Mißfallens an ihm selbst oder an dem Dichter liege. Es wird aber diese Schwierigkeit noch bei weitem größer, wenn ein Gedicht dem Leser in einem Manuskript vorliegt, das durch die Unannehmlichkeiten und Schwierigkeiten der körperlichen Lektüre den Genuß der geistigen verbittert. In dieser schwierigen Lage befinde ich mich gegenwärtig Ihnen gegenüber, da ich nicht zu entscheiden wage, ob mein Urteil ein unparteiisches, objektives oder ob vielleicht nur der störende Eindruck des Manuskripts es zu verantworten hat, wenn ich das komische Götterpoem, in dieser Gestalt wenigstens, in der es meinen Augen vorlag, für nicht zum Drucke geeignet 153

halte. Es ist zwar mit unverkennbarem poetischen Talent, // mit ergötzlicher Laune und sprachlicher Leichtfertigkeit (sit venia verbo [man verzeihe den Ausdruck]!), im Ganzen wenigstens, geschrieben, aber gleichwohl macht es den Eindruck nur eines glücklichen jugendlichen Einfalls, dem die harmonische Ausführung und Vollendung gebricht. Die Fabula selbst, die Zusammenkunft Jehovahs mit den olympischen Göttern, seine olympische Verliebung und Vermenschlichung ist als solche ebenso poetisch schön und reich als richtig gedacht, aber die Art und Weise dieser Ausfuhrung, namentlich von dem Moment an, wo Sie den mystischen Mythus von der Beschattung im Geiste zu Hülfe nehmen, statt durch freie dichterische Erfindung diesen allerdings höchst delikaten Punkt zu bemänteln, hat mir nicht zugesagt, mich nicht befriedigt, so viel einzelnes Schönes und Gutes auch in diesen letzten Gesängen vorkommt. Ich wiederhole jedoch, daß es mir, dem zeither mit herzergreifenden Angelegenheiten Beschäftigten gänzlich an der zur wahren Beurteilung und Würdigung eines solchen Gedichtes nötigen Stimmung gefehlt und der ungünstige Eindruck der stellenweise unleserlichen oder den Blick verwirrenden Handschrift mir den Eindruck des Inhalts verdorben hat. Nur soviel kann ich // mit Bestimmtheit aussprechen, daß Sie die strengste Kritik noch gegen sich selbst ausüben müssen, selbst auch in sprachlicher Beziehung, (denn es finden sich auch hier manche, wenngleich nur Übereilungsfehler oder wenigstens Ausdrücke und Wendungen, die durch poetischere zu ersetzen wären, wie z. B. der Ausdruck: „Ausgeblichen ist Jehov[ah]", der wenigstens mir nicht gefallt), ehe Sie Ihr Poem der Öffentlichkeit übergeben. Nirgends sind ja die Leute verwöhnter, nirgends Kleinigkeiten größere Wichtigkeiten als in Gedichten, vollends aber in einem Gedichte, wo der Dichter die furchtbare Gewalt der Ideenassoziation gegen sich hat. Diese Macht der Gewohnheit, die sich, wenigstens in einem großen Teil der Leser, dagegen sträubt, mit den alten Göttern, namentlich dem Jehovah, die Vorstellung des Lächerlichen zu verknüpfen, ist es auch, welche die Erscheinung dieser Götterkomödie in dem gegenwärtigen Augenblick als nicht ratsam erscheinen läßt. Mit diesem freundschaftlichen Rate L. Feuerbach /

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847 An Friedrich Christian Georg Kapp 24. Oktober 1857 / Bruckberg, 24. Okt[ober] 1857 Verehrter Freund! "Q fioi eyd> SeiAos [ Weh mir, ich elender Mann]! Wie groß ist bei mir die Kluft zwischen Denken und Schreiben! Schwieriger als Odysseus seinen Leib aus der Meerflut ans Land, bringe ich aus dem Innern meine Gedanken aufs Papier. Wie oft und wie innig habe ich seit meiner Rückkunft von Hamm an Dich, an Ida und Deine Enkel - um bloß die Personen zu nennen, die meiner Sinne Gegenstand wurden - gedacht! Wie treu jeden Zug Deiner aufopfernden liebenswürdigen Gastfreundlichkeit, jedes interessante Gespräch, jede Spazierfahrt, jedes Glas köstlichen Weines in dankbarer Erinnerung mir vergegenwärtigt! Und wie ausführlich diese Erinnerung in Worte gefaßt! Aber leider! nur immer in meinem Kopfe, nur immer in mir für mich selbst, nicht für Dich. Und doch ist es mit den Gedanken, namentlich brieflichen, wie mit gewissen Speisen; sie müssen, wenn sie nicht ihren Wert und Geschmack verlieren // sollen, auf der Stelle genossen werden, d. h. an den Ort ihrer Bestimmung kommen, sowie sie an dem Ort ihrer Zubereitung fertig sind. Dies gilt auch von den Briefen, die ich Dir längst in Gedanken geschrieben, und zwar um so mehr, als die angenehmen Eindrücke, auf die sie sich bezogen, gänzlich verdrängt worden sind durch die letzten traurigen Nachrichten aus Hamm, so daß ich jetzt die Feder ergreife, um statt freudigen Dankes nun mein tiefstes Bedauern über den jammervollen Zustand Deines verehrten Schwiegersohnes auszudrücken und Dir so zu bezeugen, daß ich nicht nur im Guten und Angenehmen Dein mitgenießender, sondern auch im Schlimmen und Traurigen bin Dein mitleidender Freund und Bruder L. Feuerbach Schließlich bitte ich Dich, Deine liebenswürdige Tochter Ida und Deine liebenswürdigen beiderseitigen Enkel herzlich von mir zu grüßen und wiederhole schriftlich das Bedauern, daß es mir nicht vergönnt war, Herrn und Frau von der Leyen persönlich kennenzulernen. / 155

848 Von Wilhelm Bolin 24. Oktober 1857 / Berlin, Sonnabend d[en] 24. Okt[o]b[er] 57 Mein teurer väterlicher Freund! Ihr Letztes vom 16. dieses erhielt ich am Montag. Wie soll ich Ihnen danken? Sie haben so viel Liebe und Nachsicht und beweisen dadurch, welches Zutrauen Sie zu meiner Verehrung hegen. Wie von meinem Dasein bin ich überzeugt, daß das Erfreuliche wie das Verwerfende in Ihrem Briefe volle Wahrheit ist, von jeder höflichen Schonung fern. Dafür bürgt mir vor allem Ihre Person, sodann aber zum Teil auch ein gewisses Selbstvertrauen, dessen ich nicht entbehren kann - ; andrerseits eine Strenge, die ich stets an mir ausübte. Ein andrer als Sie würde vielleicht unsre Angelegenheit als beseitigt erachten und darob froh sein - ; auf Ihr Schreiben gebührt aber nächst einem Dank ein Wort der Verständigung. Sie räumen mir „unverkennbar poetisches Talent" ein; Sie wissen, wie einem Dichter zumute ist, wie er an seinen mit Liebe geschaffnen Produkten hängt, obwohl er häufig mit Ekel daran krittelt und mäkelt und sie nie gut genug be-//kommen kann. Sie wissen, wie schwer es ist, allein über den Wert seiner ersten Erzeugnisse zu entscheiden und wie sehr es einem um ein gediegnes Urteil zu tun. - Als ich Ihnen den Plan referierte, billigten Sie denselben. Auch nun machen Sie mir sehr erfreuliche Zugeständnisse, und Ihre Einwendungen benahmen mir weder Mut noch Ausdauer. Darf ich, soll ich mich darauf verlassen? - Entscheiden Sie, ob es der Mühe wert, eine größre Sorgfalt auf die Dichtung zu verwenden und die unvermeidlichen Gegner möglichst zu entwaffnen - oder bin ich verblendet? Ich leugne meine Mängel nicht, doch kann ich trotzdem nicht die Überzeugung gewinnen, daß die Dichtung total mißlungen und als solche beiseite getan werden muß. Ich habe sie zu sehr aus innerer Notwendigkeit in unnennbarer Begeistrung geschaffen, und daher konnte ich im verfloßnen Sommer an eine gründliche Umarbeitung schreiten und scheue auch jetzt nicht davor zurück, so peinlich ein solches Vorhaben sein mag. - Es ist mir gewiß nicht darum zu tun, es so bald als möglich im Druck zu sehn, und 156

wenn ich damit dennoch zu eilen schien, so war es mehr, um durch diesen Beitrag rascher in die Reihe der Kämpfer für Wahrheit zu treten und so den ersten Schritt hinter mir zu haben. Denn ich weiß, daß jenes Poem seinem Gegenstande nach nicht wenig im Zeitbewußtsein wurzelt, wenn // es auch in einem minder gesuchten und geduldeten Gewände auftritt. Verdient der Gegenstand, eine gründliche Überarbeitung vorausgesetzt, an die Öffentlichkeit zu treten? Das möchte ich von Ihnen wissen. Bis jetzt raten Sie mir weder zu noch ab. Es wäre mir lieb, Ihre Ansicht bald zu hören, obwohl ich nichts zu übereilen wünsche. Meine etwaigen Eingebungen werde ich schwerlich unterdrücken können. Obwohl ich Sie bitte, das Manuskript bis zu unsrem künftigen Wiedersehn zu behalten - (um unnütze Kosten und Mühen zu vermeiden) - möchte ich doch die Sache selbst nicht bis dahin vertagt wissen. Mit tausend Grüßen Wilhelm B. / 849 An Wilhelm Bolin 16. November 1857 [Briefentwurf:] / Mein lieber jugendlicher Freund! Sie haben einen wesentlichen Punkt in meinem Urteil übersehen, Sie erwähnen wenigstens in Ihrem Briefe aus Berlin nichts davon. Er ist auch an und für sich ein höchst gleichgültiger, aber doch für den Leser höchst wichtiger und einflußreicher Punkt. Ich meine die Beschaffenheit Ihres Manuskripts, die mir, wie ich ausdrücklich bemerkte, durch die prosaischen Schwierigkeiten des Lesens den poetischen Genuß verdorben und dadurch die zu einem zuverlässigen Urteil erforderliche freie, von keinen Nebeneindrücken eingenommene Stimmung genommen hat. Es war und ist noch jetzt diese Bemerkung kein Vorwand von mir - wie unwürdig wäre ein solcher! - sondern volle Wahrheit. Ich bin, was Handschrift betrifft, ebensowohl fremde als eigne, sehr empfindlicher Natur; was meinen Beifall erhalten soll, das muß ich auch 157

beifällig, wenn auch nicht schön, doch deutlich und korrekt niederschreiben; was mein Auge, beleidigt auch meinen Sinn; was ich erst mühselig zusammenlesen, zusammenstoppeln muß, ehe es in meinen Kopf eingeht, das hat auch schon mein Kopf aus Ärger über diese mechanischen Hemmnisse, diese geistlosen Erschwernisse des Geistes ver-//urteilt. Mein Kopf, der schon so viel sich angestrengt, sich stets mit den schwierigsten Problemen des menschlichen Geistes und Herzens beschäftigt hat, versteht sich eben deswegen nur auf wesentliche und unvermeidliche Schwierigkeiten, aber nicht auf die Schwierigkeiten der menschlichen Willkür, der menschlichen Hand; soll ich daher über ein Werk, das mir im Manuskript vorliegt, ein in meinen eignen Augen gültiges Urteil fallen, so darf zwischen meinem Kopf und dem Kopf des andern nicht die Hand desselben störend eingreifen, um nicht über der Hand den Kopf zu verlieren. Ich kann daher der Wahrheit gemäß mich auch jetzt nicht anders aussprechen, als ich es schon getan habe. Nur dieses füge ich bei: Wollen Sie ein bestimmteres Urteil von mir, so müssen Sie mir Ihr Poem in einem neuen, durchaus korrekten, druckreifen, gedankenläufigen, augenfälligen Manuskript vorlegen. Aber warum wollen Sie denn gerade von mir ein Urteil? noch dazu ein entscheidendes, maßgebendes? Ich bin wohl Meister und Herr über den Gegenstand des Gedichts, aber nur als Gegenstand der Erkenntnis, der Forschung, der Erklärung, nicht der Dichtung, ja gerade deswegen vielleicht am wenigsten befähigt, über eine gänzlich verschiedne Behandlungsart dieses Gegenstands ein unparteiisches Urteil zu fällen. / [Abgesandter Brief:] / Bruckberg, 16. Nov[ember] 57 Mein lieber jugendlicher Freund! Sie wollen von mir wissen, ob der bewußte „Gegenstand, eine gründliche Überarbeitung voraussetzt, an die Öffentlichkeit] zu treten verdiene". Unter Gegenstand kann ich nichts anderes verstehen und werden auch Sie nichts andres verstehen als die fabula, den sozusagen geschichtlichen oder mythischen, in dürren Worten erzählbaren Inhalt. Die griechischen Götter versammeln sich zu einem Diner, invitieren [laden ein] dazu den Jehovah; dieser erscheint, verliebt sich etc. Mir gefällt nun aber der Gegenstand, wie ich schon in meinem letzten Briefe andeutete, nur bis zu 158

diesem Punkte, wo Jehfovah] mit der Venus in Berührung kommt - die Sache lediglich vom poetischen Gesichtspunkt aus betrachtet. Dieser Bund des abstrakten Denkwesens mit dem Geschlechtswesen ist der eigentliche Knoten des Stücks, aber gerade die Lösung, // die Entwicklung dieses Knotens stellt mir für mein Gefühl nur einen Konflikt der Poesie und Historie dar. Statt frei poetisch diesen Knoten zu lösen, nehmen Sie zu der dogmatischen Finte der Beschattung im Geiste Ihre Zuflucht und lassen neben der Macht der Liebe zugleich die Macht des Ehrgeizes, des monotheistischen Autokratismus, bestimmt von historischen Reminiszenzen, eine Rolle in Jeh[ovah] spielen, während Jehfovah] schon aufgehört hat, Jehfovah] zu sein, nachdem ihn der „Venusschmatz" gebrandmarkt hat. Ein Franzose, wie z. B. Pamy, der bekanntlich in s [einer] „Guerre des Dieux" die Maria in eine ähnliche Berührung mit Apollo, wenn ich mich recht erinnere - es sind vielleicht 28 Jahre her, daß ich diese Schrift gelesen - gebracht hat, würde den Knoten auf obszöne Weise gelöst haben. Sie haben diese Klippe vermieden, sind aber dafür auf eine andere geraten. Kurz, der Gegenstand, von dem bezeichneten Wendepunkt an, gefallt mir // nicht und erscheint mir daher nicht für die Veröffentlichung geeignet. Ich spreche aber dieses Urteil nur als ein subjektives aus, und zwar aus den schon in meinem früheren Brief ausgesprochnen Gründen. Ich wiederhole aber den einen, damit Sie ihn in Zukunft nicht außer acht lassen, obgleich er an sich ein höchst gleichgültiger, nichtsdestoweniger für den Leser und Kritiker erheblicher Punkt ist. Ich meine die Beschaffenheit Ihres Manuskripts, das durch die prosaischen Schwierigkeiten des Lesens oder vielmehr Zusammenlesens der einzelnen Worte und Verse dem Leser den poetischen Genuß verbittert. Ein Werk, namentlich ein poetisches, muß aber schon äußerlich den Stempel der letzten Hand, der Vollendung an sich tragen, wenn es nicht verstimmen soll. Sollte aber mein Urteil nicht nur ein subjektives sein, sondern auf objektive Gültigkeit Anspruch machen, // so werden Sie sich hoffentlich deswegen nicht ein graues Haar wachsen lassen. Die ersten Äußerungen unsrer Talente sind stets zugleich nur die Entäußerungen unsrer Fehler. Wer nicht den Mut hat, seine Fehler zu erkennen, und nicht die Kraft, über sie sich zu ärgern und betrüben, der hat auch kein Recht und keine Aussicht, sich über seine einstigen Tugenden zu freuen. Wer sich namentlich als Jüngling nicht Nichts sein kann, der wird sicherlich als Mann nie andern Etwas sein. Und wer nicht über dem,

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was er erst noch zu machen hat, das, was er bereits gemacht hat, mit leichtem und frohem Sinn vergißt, der gehört in eine Petrefaktensammlung, aber nicht ins Reich der lebendigen Wesen. Darum vorwärts, nicht rückwärts geschaut! Zum Teufel mit der Vergangenheit, zum Himmel mit der Zukunft! „Ich werde sein, der ich sein werde." Jawohl: Ich werde sein, was ich sein will, zu sein wünsche - dieser hoffnungsreiche Wunsch „ist der einzige ewige Gott der Menschheit", sagt p. 86 der neuesten „Theogonie" Verfasser / 850 Von Wilhelm Bolin 30. November 1857 / Berlin, Montag, d[en] 30. N[ovem]ber 57 Mein inniggeliebter Freund und Meister! Wie seine Vorgänger war auch das letzte Ihrer Schreiben ein untrügliches Zeichen von Ihrer Liebe und Teilnahme für mich. Es ist mir eine teure Pflicht, Ihnen hiemit meinen herzlichsten Dank für alles zuteil Gewordene auszusprechen. - Unser Begegnen war kein zufalliges, unser Briefwechsel hat sich vermehrt, und mit gespannter Freude sehe ich seiner ferneren Entspinnung entgegen. Ich sage dies nicht ohne Grund. Die eigentliche Frage unsres bisherigen schriftlichen Verkehrs ist vorläufig so gut wie erledigt. Ich würde also in dieser Antwort einer Anstandspflicht nachkommen - und so wären wir geschiedne Leute, bis ich etwa Gelegenheit habe, Ihrer freundschaftlichen Aufforderung Folge zu leisten und meinen Besuch bei Ihnen zu wiederholen. Mein sehnlichster Wunsch war von jeher, Ihnen persönlich verhältnismäßig ebenso nahe zu stehen, wie ich's schon seit lange Ihrem Geiste und Ihrem Streben durch Ihre Schriften bin. Darf ich also auf die Freude rechnen, dann und wann - so wenig selten als möglich - Nachrichten von Ihnen zu erhalten? Darf ich es hoffen, wenn diese Zumutung kein Mißbrauch Ihrer teuren Zeit? Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, mit welchem Eifer ich Ihnen stets meine dankerfüllte Erwiderung abstatten werde. Ihr letzter Brief ist so reich an kräftigen, tröstenden Worten. In meinem jetzigen Vorbereitungszustande bedarf ich dessen mehr 160

als je, und von Ihrem lieben Herzen tut es mir doppelt wohl und hat einen unermeßlichen vielseitigen Wert. Wie haben Sie so tief in mein Gemüt geblickt: Ich bin mir selbst in der Tat // nie etwas gewesen. Hier in der Einsamkeit - denn was bedeuten Bekannte? fern von Freunden, mit denen man eine inhaltsreiche Vergangenheit verlebte, getrennt von der Mutter, die einen zu jeder Stunde, durch einen Blick, einen Seufzer versteht - , hier in der Einsamkeit ist dieses „Sich-nichts-sein-Können" schwer, sehr schwer zu tragen; selbst wenn man die Hoffnung und Zuversicht hegt, im Mannesalter solches mit einem freudigem Gegenteil vertauscht zu sehn. Rechnen Sie hiezu die Wahrnehmung der traurigen Zustände unsrer Gesellschaftlichkeit, die der furchtbaren Schwierigkeiten, eine günstigere Umgestaltung zu erzielen und so meine Ideale einer freien Menschenerziehung im Lichte der Ausführbarkeit darstellen zu können - und Sie werden unschwer begreifen, welche Wonne, welche Befriedigung für mich das Bewußtsein ist, in Ihnen ein väterliches, wohlwollendes Herz in ziemlicher Nähe zu haben. Unser erstes Zusammentreffen war zu kurz, um mich mit Ihnen über meine Pläne genauer auszusprechen. Ich konnte Ihnen nur in allgemeinsten Umrissen sagen, daß sie die praktische Verwirklichung Ihrer Grundsätze anstrebten. Ich habe erkannt, daß die Menschen in der Erziehung das entscheidende Gepräge ihrer spätem Entwicklung erhalten, daß ihnen in der Jugend die Fesseln angelegt werden, die ihnen mit der Zeit gewohnt, sogar lieb werden und die sie fast ohne Ausnahme hartnäckig beibehalten wollen. Meine Arbeit betrifft das Erziehn überhaupt als auch andrerseits das Leben der Gegenwart (nebst einem Rückblick auf die Vergangenheit in historischer Entwicklung), in welchem letztren noch mehr als in dem mit Absicht betriebnen Erziehn ein wichtiger Einfluß auf die Gestaltung der jungen // heranwachsenden Gemüter vorhanden ist. In allem diesem gehe ich den Menschen an ihre Trägheit, an ihre tierische, selbstgewollte Unfreiheit zu Leibe; denn im Grunde, namentlich in unsrem eigensüchtigen Zeitalter, verlangen sie kaum mehr als die Sicherstellung ihrer mittelbar und unmittelbar körperlichen Bedürfnisse. Mit einem Worte: Das verkannte bessre Selbst, die verdrängte, unterdrückte Liebe gilt es zur Tatsache zu erheben. Die Liebe ist der Kern Ihrer Lehre. Das wollte ich nur bemerken, um den Zusammenhang zwischen Ihren Leistungen und meinen Planen zu zeigen. Bis wir uns wiedersehn, worauf ich mich von Herzen freue, hoffe ich

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Ihnen mehr sagen zu können, wenigstens bin ich dann wohl reicher an Erfahrung. Vorläufig bin ich zu aufgeregt, zerstreut und habe mich noch immer nicht sammeln können. Auf meiner Reise habe ich zu vielen Zwecken nachgehn müssen, um die Gelegenheit zu nutzen, daher bin ich von meinen Entwürfen, Skizzen und Bemerkungen über diesen Gegenstand ganz abgekommen und werde solche erst nach Weihnacht wieder vornehmen können. Ich möchte diese Zeilen nicht schließen, ohne auch meines Gedichts zu erwähnen. Ich habe es nie überschätzt und bin häufig mit einer solchen Strenge daran gegangen, daß ich selbst die mir von Ihnen gemachten Zugeständnisse nicht anerkennen wollte. Seien Sie versichert, daß ich keinen Augenblick zögre, mein Gedicht beiseite zu legen, sobald ich's verfehlt finde. Allein da ich stets offen gegen Sie sein will, halte ich's für meine Pflicht, Ihnen meine Ansicht und [mein] Vorhaben mitzuteilen. Ein mißlungner Versuch schreckt mich nicht ab von Verbeßrungen, ein vereiteltes Werk hindert mich nicht, ein neues, beßres zu beginnen und energisch fortzufuhren. Vorläufig // handelt es sich nicht um Veröffentlichimg, sondern ich möchte selbst über mein Werk ins klare kommen, da es mir noch immer sehr am Herzen liegt. Daher halte ich's nicht für einen Zeitverlust, mich mit demselben zu befassen, Fehlern nachzuspüren und mit frischem Mut zu feilen und zu modeln. - Wunderbar genug verwerfen Sie am Gedicht gerade das, was dessen ursprünglicher Vorwurf, dessen Kern ist. Es entstand aus der Gewißheit: Der Mythus von der wunderbaren Zeugung ist eine schwache, verspätete Nachahmung ähnlicher Situationen in der klassischen Mythologie. Die Berührung zwischen beiden Sagenkreisen (dem hellenorömischen und jüdischchristlichen) gestaltete sich mir zu einem launigen Vorspiel, die Handlung selbst wurde in das Innre des „seine Brüder widersprechend überlebenden Jehovah" (Vischers „Ästhetik", II, 2) verlegt. Es wurde eine Satire gegen die Dogmatik, zunächst gegen jede, alsdann gegen die zu allen Zeiten und zumal bei uns in Europa verbreitete Sorte von Glaubensartikelfabrikanten, die immer auf „das Ursprüngliche" zuriickgehn wollen und aller Entwicklung Hohn sprechen. Ich ging in dieser Ursprünglichkeit so weit zurück als diese Herren selbst: auf den juristischen, kalten, herzlosen Gott des Moses. Ich könnte Ihnen beweisen - wenn Sie das Gedicht genauer kennten und nicht durch Stimmung, Undeutlichkeit der Handschrift usf. einen getrübten Eindruck davon hätten - , daß die Widersprüche und Absonderlichkeiten darin

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nicht in meiner Auffassung, sondern in der Dogmatik selbst liegen. Freilich ist's eine Satire, ein fast unpoetisches Gebiet, und uo daher mußte der Dichter, der Humorist, sich manche Freiheiten gestatten. Bei Gelegenheit lese ich's Ihnen vor, wenn Sie es erlauben, und dann vielleicht in veränderter Gestalt. Wilhelm B. /

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851 Von Léon de Tilliard 12. Januar 1858 / Heidelberg, le 12 janvier 1858 Monsieur, J'ai des excuses à vous faire, d'avoir attendu si longtemps, pour vous remercier de l'envoi gracieux que vous m'avez fait de votre livre. Heureusement, les hommes de votre trempe unissent toujours l'indulgence et la bonté dans les rapports aux nobles qualités de l'esprit qui les distinguent. Soyez assuré, cependant, que j'ai senti tout le prix de votre don et que ce volume qui vous a coûté un long et pénible travail m'est devenu doublement précieux. Mon temps a été pris par les premières publications de la „Revue germanique", vous savez mieux que personne de combien de soins il faut entourer ces nouveaux-nés de la pensée. C'est la première fois d'ailleurs que votre Allemagne se trouve en posses-sion d'un organe public en France, et, à la honte de mon pays, je suis obligé de dire que nous sommes condamnés, nous les fonda-teurs, à une foule de réserves et de ménagements. La terre de Voltaire, de Diderot, de Jean-Jacques [Rousseau], n'est plus le pays de la vraie liberté. La pensée, la littérature, la philosophie y sont devenues esclaves aussi bien que les moeurs et les institutions. Ce qu'il y a de fière hardiesse dans le génie allemand lui semble étrange et lui fait peur. / / Il nous faut atténuer avec prudence l'éclat de l'intelligence de liant, de Fichte, de Hegel, et pourquoi vous le dissimuler, de la vôtre surtout, Monsieur, pour que les yeux de nos Argus n'en soient point offensés. Là où la parole devrait suffire, il est nécessaire de recourir avec précautions, au savoir-faire, à la ruse même. C'est une douleur pour moi d'avoir à employer vis-à-vis de vous des excuses de ce genre; mais vous les comprendrez. Je vous remercie donc avec une effusion plus vive encore, maintenant que vous savez les causes de mon retard. Je ferai mes efforts pour conserver dans mon appréciation, le caractère que vous avez donné à votre oeuvre. La critique, seule digne de ce nom, est celle qui sait maintenir son indépendance, sa sincérité et sa justice. Elle ne doit prêter attention ni aux petits usages, ni aux mesquines hypocrisies, ni aux pauvres convenances que notre 167

société aime tant à respecter. La vérité et l'art, voilà ses uniques préoccupations. Appelée à surveiller les oeuvres de l'esprit humain, elle doit remplir sa mission en philosophe, en artiste, en soldat et, s'il en est besoin, en martyr, et supposé qu'une divergence d'opinion vienne nous séparer à certains moments, je suis convaincu que sous ce rapport nous resterons toujours unis. J'ai le bonheur de voir souvent Mme. votre belle-soeur, et nous parlons de vous. Il est des // personnes inconnues qui intéressent davantage que bien des gens de connaissance, et quand il existe une sympathie d'intelligence, on ressent un charme réel à s'entretenir d'elles. Je me trouve dans cette position à votre égard, Monsieur, et, si je dois à ma bonne fortune de vous rencontrer quelque jour j'espère vous convaincre de la vérité de mes paroles. Adieu, Monsieur, et merci de nouveau. Puissiez-vous vivre heureux comme je vous le souhaite. Croyez aux sentimens de haute considération de L. Tilliard / [Heidelberg, den 12. Januar 1858 Sehr geehrter Herr! Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen, mit meinem Dank für die freundliche Zusendung Ihres Buches so lange gewartet zu haben. Glücklicherweise vereinen Männer Ihres Schlages immer Nachsicht und Güte in den Beziehungen mit edlen Eigenschaften des Geistes, die sie auszeichnen. Seien Sie jedoch versichert, daß ich den Wert Ihres Geschenks ganz und gar empfunden habe und daß dieser Band, der Sie lange und mühevolle Arbeit gekostet hat, mir doppelt kostbar geworden ist. Meine Zeit war von den ersten Veröffentlichungen der „Revue germanique" in Anspruch genommen, Sie wissen besser als irgendjemand, wieviel Sorgfalt man diesen Neugeborenen des Geistes zuwenden muß. Es ist übrigens das erste Mal, daß Ihr Deutschland ein öffentliches Organ in Frankreich besitzt, und ich muß zur Schande meines Landes sagen, daß wir Gründer zu einer Fülle von Einschränkungen und Rücksichten gezwungen sind. Das Land von Voltaire, Diderot, Jean-Jacques [Rousseau] ist nicht mehr das Land der wirklichen Freiheit. Der Gedanke, die Literatur, die Philosophie sind dort Sklaven geworden, ebenso wie die Sitten und die Institute. Was es an stolzer Kühnheit im deutschen Genie gibt, scheint ihm fremd und macht ihm angst. 168

Wir müssen mit Bedacht die geistige Ausstrahlung von Kant, Fichte, Hegel und - warum soll ich es Ihnen verbergen - von Ihnen besonders, geehrter Herr, mildern, damit die Augen unseres Argus nicht beleidigt werden. Dort, wo das Wort genügen müßte, ist es nötig, zu Vorsichtsmaßregeln, Gewandtheit, ja selbst zur List Zuflucht zu nehmen. Es ist mir schmerzlich, Ihnen gegenüber Entschuldigungen dieser Art zu gebrauchen, aber Sie werden sie verstehen. Ich danke Ihnen also aus vollem Herzen, jetzt, da Sie die Gründe meiner Verspätung kennen. Ich werde alles daransetzen, um in meiner Einschätzung den Charakter, den Sie Ihrem Werk gegeben haben, zu bewahren. Die Kritik, die allein dieses Namens würdig ist, ist diejenige, die ihre Unabhängigkeit, Aufrichtigkeit und Billigkeit zu erhalten weiß. Sie darf weder den kleinen Bräuchen, noch den kleinlichen Heucheleien, noch den armseligen Rücksichten Aufmerksamkeit schenken, die zu wahren unsere Gesellschaft so liebt. Die Wahrheit und die Kunst - das sind ihre einzigen Gedanken. Aufgerufen, die Werke des menschlichen Geistes zu hüten, muß sie ihre Aufgabe als Philosoph, als Künstler, als Soldat und, wenn es sein muß, als Märtyrer erfüllen, und, sollte eine Meinungsverschiedenheit uns in gewissen Momenten trennen, bin ich überzeugt, daß wir in dieser Beziehung immer vereint sein werden. Ich habe das Glück, öfters Ihre Frau Schwägerin zu sehen, und wir sprechen von Ihnen. Es gibt unbekannte Personen, die uns mehr interessieren als bekannte Leute, und wo eine Geistesverwandtschaft besteht, verspürt man einen wirklichen Reiz, sich über sie zu unterhalten. Hinsichtlich Ihrer Person, geehrter Herr, befinde ich mich in dieser Lage, und wenn das Glück mir eines Tages ein Zusammentreffen mit Ihnen beschert, hoffe ich Sie von der Wahrheit meiner Worte zu überzeugen. Leben Sie wohl, geehrter Herr, und noch einmal vielen Dank. Mögen Sie so glücklich leben, wie ich es Ihnen wünsche. Glauben Sie an die hohe Wertschätzung Ihres L. Tilliard]

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852 An Wilhelm Bolin 9. Februar 1858 / Bruckberg, 9. Febr[uar] 58 Mein lieber Herr Bolin! Man hat mir oft vorgeworfen, daß ich ein aphoristischer Schriftsteller sei; mag sein, aber ich bin wenigstens kein aphoristischer Mensch, Denker und Studierer. Im Gegenteil: Ich treibe und studiere alles in absatzlosem, ununterbrochnem Zusammenhang; ich kann nichts Neues anfangen, als bis ich das Alte - wenn auch nur bis zu einer mir vorgesetzten Grenze - vollendet habe. Zu dieser Eigenschaft gesellt sich nun noch als Bundesgenossin die Einförmigkeit des Landlebens, das keinen Wechsel kennt als den des Wetters und der Jahreszeiten. Kein Wunder daher, daß ich so äußerst schwer zum Schreiben, namentlich aber zum Briefschreiben komme, denn was sind Briefe anders als aus dem Zusammenhange des Lebens und Denkens herausgerißne Aphorismen? Nun gibt es freilich kein Leben, sei es auch ein noch so abgeschiednes und uniformes, wo nicht der Mensch gewaltsam aus seinen // Planen, Studien und Gedanken herausgerissen wird, aber diese Risse sind die unvermeidliche Folge von der Kette der Notwendigkeit, die eines mit dem andern verbindet, und mit der Notwendigkeit kämpfen selbst nicht die Götter, wieviel weniger die Menschen. Und so ist denn auch bei mir eigentlich nur das Band der Notwendigkeit das Band meiner Korrespondenzen. Ich schreibe nur, wo und wann ich schreiben muß, daher habe ich auch Ihre frühern Briefe gleich beantwortet, weil hier Antwort Notwendigkeit war, wenn auch nur moralische, nicht aber Ihren letzten, obgleich so innigen und anziehenden Brief, weil kein bestimmtes Objekt zur Antwort nötigte. Allerdings anerkenne und befolge ich, auch im Briefschreiben, die Empfindung als eine Notwendigkeit, und diese drängte mich zur Beantwortung desselben, aber sie wurde durch eine stärkere Empfindung verdrängt. In derselben Woche nämlich, in welcher ich Ihren Brief erhalten, verlor ich durch den Tod meinen besten und ältesten Freund, den als Arzt, Naturforscher und Mensch gleich ausgezeichneten Dr. Heidenreich in Ansbach. Seit seinem Tode habe ich mich // nur mit seinem Geiste, seinen medizinischen und naturwissenschaftlichen Schriften nebst den

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hiezu erforderlichen Studien beschäftigt und so über dem Toten die Lebendigen vergessen. Auch jetzt ergreife ich nur die Feder, um Ihnen zu sagen, warum ich so lange nicht geschrieben, warum ich so wenig schreibe, damit Sie meinem längern Stillschweigen nicht falsche Gründe unterlegen. Hoffentlich treffen Sie diese Zeilen noch an Ort und Stelle. Wenn Sie mir wieder einmal schreiben, so bitte ich Sie, nur schlecht und recht ohne weitere Prädikate auf der Adresse meinen Namen zu setzen. Mit dem Wunsche, daß Ihre Pläne und Entwürfe gedeihen mögen, Ihr L. Feuerbach / 853 Von Wilhelm Bolin 15. Februar 1858 / Berlin, Montag, d[en] 15. F[e]br[uar] 58 Mein lieber, hochgeschätzter Freund! Mit unendlicher Sehnsucht blickte ich Ihrer teuren Zuschrift entgegen, mit ebensolcher Freude bin ich nun dabei, Ihnen meinen herzlichsten Dank zu erstatten. Ihr langes Schweigen konnte ich mir nur aus zwei Gründen erklären; der eine schien mir eine triftige Abhaltung - womit ich den Sachbestand erraten - , der andre, daß Sie nicht in Besitz meines Letzten gelangt seien. Dieser zweite Grund, obwohl eine Illusion, lastete bleischwer auf meinem Bewußtsein. Um alles in der Welt hätte ich Sie nicht ohne Antwort auf Ihre liebevollen Zeilen vom No[vem]b[er] wissen mögen. Wenn ich mir auch die Zuversicht erlauben darf, daß Sie mich getrost von jeglicher Eitelkeit freisprechen und mir nicht zumuten, durch Ihre wohlgemeinten Ratschläge irgend empfindlich geworden zu sein, so wäre mir's unlieb, auch nur den schwächsten Schein davon gegen mich zu haben. Wiederholt beabsichtigte ich daher in der Zwischenzeit, mich abermals an Sie zu wenden, mußte jedoch stets die etwaigen Briefzurüstungen beiseite legen, da mir der erste der erwognen Gründe als der richtigere einleuchtete. Es war ein Kampf mit meiner Neigung, doch haben Geduld und Notwendigkeit den Sieg davongetragen.

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Nochmals danke ich Ihnen herzlich für Ihren Brief, dem ich einen großen Teil wiedererstatteter Ruhe verdanke. Überhaupt verdanke ich Ihnen Ruhe nicht nur in dieser persönlichen Beziehung allein, ich danke sie auch dem Schriftsteller, mit dem ich mich fast ausnahmslos beschäftigte, während der Mensch mir durch Trennung und Schweigen so ferne gerückt war. Meine Umblicke in der Pädagogik veranlaßten mich zu einem speziellem Studium der Psychologie, in der die gediegensten Leistungen nicht frei von Widersprüchen sind. Nichts ist aber einem jungen Gemüt schwieriger, als mit der einen Hand bauen, mit der andren kämpfen, wie es der aus dem Babylonischen Exil heimgekehrten Juden Los war, die nie mehr zur ehemaligen Unabhängigkeit gelangten. Anfangs wollte ich mich brieflich an Sie wenden, um mir Rat bei Ihnen zu holen; eine ruhige Überlegung führte mich zu Ihren Schriften. Seit ich Ihre betreffenden Ansichten im 2ten Bande Ihrer Werke mir wiederholt zu Bewußtsein brachte, kann ich gelaßner jene Schriften von Beneke, Fort-//lage, Röse u. a. lesen, hinter allen denen noch ein Stückchen Fichte spukt. So bedeutend ist das Notwendigkeitsgesetz der Geschichte! Alle diese Herren schließen sich unmittelbar an Kant, der ihnen mit seiner Sinnentäuschung das A und Q philosophischer Grundanschauung ist und den fortzusetzen, ohne auf die „Verirrungen" seiner Nachfolger zu stoßen, ihnen ein gar lobenswertes Bemühen dünkt. Sie bilden sich ein, Fichten vermieden zu haben, wenn sie das Resultat ihrer Forschungen nicht „Ich" nennen, wozu sie nicht selten bei Leibnizen borgen müssen. Und was haben sie zutage gebracht? - Ein Geschöpf wie Eduard[s] und Charlottens Kind in Goethes „Wahlverwandtschaften", das keinem der Eltern gleicht, sondern von oben gesehn an Ottilie, von unten an Otto erinnert. Ihren Bemühungen trachten sie eine höhere geschichtliche Bedeutung zu verleihen, indem sie Kants Nachfolger der Verirrungen beschuldigen, die nur durch sie ungeschehen gemacht sein sollen. Als ob die Weltgeschichte jemals solche reumütige Rückschritte getan?! - Jener Weg von Kant zu Fichte scheint mir so notwendig wie der vom Katholizismus zum Protestantismus. Jede aus dem Katholizismus hervorgegangne Sekte hat protestantisches Gepräge, wenn sie sich auch keiner der bekannten Konfessionen beigezählt und wie die neu- oder deutschkatholische durch diese letzte Bezeichnung vom Protestantismus wesentlich unterschieden wissen will. In den Bemühungen jener Männer, so sehr sie vergangne Typen reproduzieren, finde ich die

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geschichtliche Notwendigkeit, daß auch die bisher vernachlässigte Psychologie den ihr vorangeschrittenen Wissenszweigen auf dem nämlichen Wege folgen muß, bis sie des gleichen Entwicklungsgrades mit ihnen teilhaftig wird. Daher die Wiederkehr des verkappten „Ich" in den neuen Fortsetzungen Kants. Für die Erziehung und, wie ich denke, für die wahrhafte Menschenkunde hat Psychologie die Bedeutung, in der wir sie an den Leistungen Shak[e]spear[e]s, Goethes, Raffaels, Corregios usf. bewundern. Aber was soll uns jene logische Anatomie des total abstrahierten Gemüts? Bei diesen der Aphoristik nicht beschuldigten Schriftstellern finde ich mich in der peinlichen Lage, fortwährend so viel auszuschneiden, daß ich mir wie das Aschenbrödel vorkomme, dem die böse Stiefmutter die Linsen von dazwischengeschütteten Saukörnern zu lesen gab. Ich bin durch Sie, mein teurer Meister, verwöhnt, über das Bekannte, Selbstverständliche hinwegzusetzen und die von Ihnen nur kurz angedeutete // Ergänzung rasch auszufüllen. Dadurch verbleibe ich bei Ihrem Gegenstande mit unermüdetem Geiste, woraus für diesen ein unabsehbarer Nutzen erwächst. Wenn ich die Leute Sie der Aphoristik beschuldigen höre, ist's mir's, als verständen dieselben kein selbsttätiges Lesen, da sie durch das viele Halbe und Flache in der Literatur gewöhnt sind, die gebratnen Tauben tüchtig kleingehackt in den offnen Rachen zu bekommen. Mich spannt das ab, ich kann die Weisheit nicht wie Grütze mit dem Löffel essen - ich habe meine gesunden Zähne und einen ebenso zuverlässigen Magen. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, weshalb ich Ihre Schriften vornehme und welches Heil sie ausübten. Die Widersprüche der isolierenden, einseitigen Spekulation öffnen sich mir wie die Türen vor dem „Sesam" der Tausendundeinen Nacht. Nun bin ich also dabei, eine lebendige, wirkliche Gemütskunde oder Psychologie zusammenzustellen. Fürs erste nur für mich allein, flüchtig und mit leichten Umrissen im verjüngten Maßstabe, so viel, als es sich bei der weniger anmutenden Existenz eines in der Fremde vor Anker liegenden Touristen tun läßt. Vorläufig ruht die Poetenfeder, weil mir selbst die Ruhe gebricht, mich in die Leidenschaft der Schöpfung oder nur Überarbeitung zu versetzen. Hier gedenke ich bis Ende März, Anfang April zu verbleiben und trete sodann mit den Zugvögeln meine Wanderschaft an. Mein Weg geht über Hannover, Bremen, Holland, Belgien, den Rhein hinauf in die Schweiz und Tirol. Von München trete ich 173

Ende Juli, Anfang August den Heimweg an. Vorläufig hege ich aber die Hoffnung, noch hier von Ihnen zu hören, alsdann werde ich mir die Freiheit nehmen, Ihnen die Hauptpunkte meines Kreuz-! und Querzuges hinsichtlich der Zeit anzugeben, damit Sie sowohl wissen, als nach Bequemlichkeit verfugen können, wann es uns beiden am gelegensten ist, Sie laut Ihrer freundschaftlichen Auffordrung nochmals zu besuchen. Herzliche Grüße an die lieben Ihrigen, auch bitte ich um meine Empfehlung an Herrn Wigand, wenn Sie ihm demnächst schreiben. Gedenken Sie Ihres Wilhelm Bolin/ 854 Von Heinrich Benecke 26. Februar 1858 /... Schließlich noch etwas, das Sie interessieren wird, weil es den Professor Anselm Feuerbach betrifft, dessen im Cottaschen „Morgenblatt" von einem „Ungenannten" gedacht wird. Ich bilde mir ein, daß Sie dieses Blatt nicht lesen, für diesen Fall dieses Exzerpt: „... Feuerbachs Gattin Henriette hat seinen 1853 erschienenen nachgelassenen Schriften das Motto vorangestellt: 'Des Menschen Schicksal ist sein Gemüth.' Feuerbach war, was in dem Lebensabriß von ihm gesagt wird, 'eine Dichternatur, in ihrem Glänze, ihrer Lieblichkeit, und in ihrem unabwendbaren, unheilbaren Unglück'. Mit seinem hohen, herrlichen Geist und seinem reichen, tiefen Wissen, mit all seiner glühenden Begeisterung für Wissenschaft, Kunst und Poesie war er eben doch nicht dazu geschaffen, auf irgendeinem Flecke der Erde lange glücklich zu sein. Frau von Dobeneck, seine geistreiche Schwester, warf einmal zu Nürnberg im Gespräch mit Paganini über Tisch die Äußerung hin: 'Die Feuerbäche sind feurige Bäche.' Ich habe oft an dieses Wort denken müssen, auch dann, wenn ich meinen geliebten Lehrer, mit dem ich noch lange nach meinen Schuljahren freundschaftlich verkehren durfte, in seinen stillsten und heitersten Stun-//den sah. Im tiefsten Grunde seiner Seele schien immer ein tiefes, ungestilltes Sehnen und Verlangen zu liegen, wenn ihn auch 174

die äußere, ich möchte sagen, klassische Ruhe nie verließ und nie ein Wort über seine Lippen ging, welches das schöne Ebenmaß seines Wesens hätte beeinträchtigen können, das wir alle an ihm so sehr bewunderten. Vor allem war es die Sehnsucht nach einem andern, angemessenen Wirkungskreise, die an ihm zehrte, und doch glaube ich, er würde sich in keinem befriedigt und so recht glücklich gefühlt haben. In dem biographischen Abrisse lese ich die Klagen, um nicht zu sagen, Verwünschungen, die er in Briefen über Speyer und seinen dortigen Aufenthalt laut werden ließ. 'Speyer', sagt er einmal, 'das Ufer ist verflucht für mich, hier blüht kein Segen mehr!' Freilich hat er dort das Härteste erlebt, was ihm widerfahren konnte, den Verlust seiner im besten Sinne des Worts wahrhaft idealen ersten Gattin, und nun war ihm der Aufenthalt in jener Stadt noch mehr verleidet. Allerdings war die Stellung eines Gymnasialprofessors in einer Provinzialstadt, die er von 1825-36 einnahm, nicht die geeignete für diesen strebsamen Geist, aber wenn er sich in derselben so wenig glücklich fühlte, so lag das doch mehr an ihm selbst als in dem // Lebenskreise, in den er nun einmal gestellt war. Hat ihn doch später in Freiburg dieselbe Sehnsucht, dasselbe Mißbehagen gefoltert, hat doch das Fehlschlagen des Wunsches, nach Heidelberg zu kommen, seine Gesundheit im tiefsten Grunde so erschüttert, daß er ausrief: 'In Speyer haben sie meinen Geist begraben, hier könnt Ihr nun den Leib verscharren.' Ich möchte sagen: Es gibt ein Glück, allein wir kennen's nicht; Wir kennen's wohl, und wissen's nicht zu schätzen. Es muß ihm in Freiburg ein ähnlicher Gedanke durch den Kopf gegangen sein. Sagt er doch in einem Gedichtchen zu Weihnachten 1837: 'Die Weihnachtskerzen leuchten helle, Doch seh' ich stumm dich fragend an, War es von mir, war es auch wohlgethan, Daß ich verließ die heimathliche Stelle?' Ich bin überzeugt, daß F. das nirgend wieder gefunden haben würde, was er an wahrem Glück in Speyer besessen und, wenn er nur gewollt hätte, in reicherem Maße noch hätte besitzen können. Im Herbst 1827 schrieb er an // seinen Vater: 'Ich bin so glücklich, so unaussprechlich glücklich, wie ich nie glaubte werden zu können. Von meinen Schülern fast angebetet, von meinen Vorge175

setzten geachtet etc. etc.' Ja, so war es. Ich hatte oft das Glück, bei ihm in jenem niedlichen Häuschen in der Allerheiligengasse nahe der Stadtmauer zu sein, Zeuge seines häuslichen Glücks und seiner Verehrung, die er genoß. Nach dritthalb Jahren freilich verklangen Amaliens Harfen- und Sangestöne, das nette Häuschen wurde mit einer andern Wohnung vertauscht, die beiden Kinder, darunter der jetzige Maler Anselm Feuerbach, waren fort in Ansbach. Es war eine trübe Zeit bis zu seiner neuen Verlobung im Herbst 1833. Was er aber in seiner amtlichen und sonstigen Lebensstellung in Speyer so greifend hervorgehoben, daran hat sich in keinem Augenblick ein Jota geändert. Er war und blieb der Glanz und Stolz der Anstalt, nach wie vor von seinen Schülern aufs innigste verehrt. Unter all den vielen, die im Laufe von 11 Jahren zu seinen Füßen gesessen, ist kein einziger, der nicht // heute noch schwärmte für den geistreichen Lehrer, der bei der tiefsten Gründlichkeit, mit der er jeden Gegenstand des Unterrichts behandelte, auch dem scheinbar trockensten Geist und Leben einzuhauchen wußte. Wo sich heute noch ein paar seiner Schüler zusammenfinden, reden sie mit der innigsten Liebe und Begeisterung von ihm; sie hören ihn heute noch seinen lieben Homer aus der Fülle seiner poetischen Natur heraus erklären; sie freuen sich heute noch darüber, wie er ihnen den Geist der alten Geschichte aufgeschlossen, wie er sie im geographischen Unterricht auf den Trümmern der alten Städte umhergeführt und neues Leben in die versunkenen Ruinen gezaubert hat. Einen fruchtbareren Boden, als er dort in Speyer gefunden, konnte ihm kaum eine Universität bieten, wo die Zahl der Hörer für seine Fächer meist verhältnismäßig eine sehr geringe zu sein pflegt. - Und ist denn das nichts, daß er gerade in dem stillen Speyer den Plan zu seinem 'Apollo' entwarf und dort ihn vollendete? Dem 'Apollo von Belvedere', der sich kühn neben Lessings 'Laokoon' stellen darf?/ / Mehr und mehr erkannte F., wie hoch man ihn in Speyer schätzte und welch reiches Arbeitsfeld ihm dort geboten war. Doch: 'Des Menschen Schicksal ist sein Gemüth.' Nicht Speyer, sondern dieses bei allem Reichtum doch so wenig glückliche Gemüt, das allerdings durch eine krankhafte körperliche Organisation mit bedingt war, trägt die Schuld daran, daß wir über die früh gebrochene Kraft dieses herrlichen Geistes trauern müssen. So wenigstens verstehe ich das doppeldeutige Motto seiner Biographie. - Und noch eine Frage: Was ist aus so vielen seiner Ge176

dichte geworden? Ich finde ihrer nur siebzehn in den nachgelassenen Schriften, und doch weiß ich, daß er an poetischen Produktionen ungleich reicher war. Ich erinnere mich einer Reinschrift von ziemlich bedeutendem Umfange, die er durch einen Schreiber hatte fertigen lassen. Auch die trefflichen Übersetzungen französischer Poesien, darunter namentlich solcher von Beranger, deren er mir manche selbst vorgelesen, vermisse ich ganz. Darf ich dem trauen, was nach mehr als 2 Jahrzehnten mir davon noch in der Erinnerung geblieben, dann // möchte ich bedauern, daß man mit den Mitteilungen aus dem poetischen Nachlasse des reichen Mannes so karg gewesen. - " So weit das „Morgenblatt"; der Verfasser reflektiert auf dem Kirchhof in Freiburg am Grabe Feuerbachs. Er findet dort einen einfachen Stein mit antiker Verdachung, darauf ein kameenartig gehaltenes [erhaben geschnittenes] Relief, eine weibliche Figur mit einem Kranz im Haar, auf Felsstück gelehnt und in die Ferne schauend, eine Elpis vermutlich. Darunter die Inschrift: Anseimus Feuerbach, Phil. Dr. philologiae in Academia Friburgensi Brisg. P. O. P. Magno Duci Badd. a Consiliis anticis, nat. IX. Sept. a MDCCXCVIII, ob. VII. Sept. a MDCCCLI [Anselm Feuerbach, Dr. phil., Ordentlicher Professor der Philologie an der Universität Freiburg i. Br., Großherzoglich-badischer Hofrat, geb. 9. Sept. 1798, gest. 7. Sept. 1851], Den Brief an den Vater, von Speyer aus geschrieben, wird der Verfasser Ihrem Buche über Ans[elm] v[on] Fauerbach] entnommen haben, weshalb ich ihn nur andeutete. Noch einmal: möglich, daß Ihnen der Aufsatz bekannt ist, alsdann meine Zettelchen ins Feuer! Was habe ich heut' alles zusammengeschrieben! Ich bitte tausendmal um Verzeihung. Leben Sie recht wohl; ich ersuche Sie, mich Ihrer Frau Gemahlin wie allen den Herren und Damen in Bruckberg zu empfehlen. Beehren Sie auch ferner mit Ihrem Wohlwollen Ihren Sie hoch verehrenden Heinr. Benecke Varzin, 26. Febr[uar] 58 /

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855 Von Otto Wigand 13. März 1858 / Lieber Freund! Ihr Brief vom 4. d[es] M[onats] rüttelt mich auf und mahnt mich zugleich, Ihnen zu schreiben. Seit dem Tode meiner teuren, einzigen Gefahrtin haben mich so viel Schicksalsschläge getroffen, daß ich ganz elend geworden und aus der Welt gehen möchte. Nehmen Sie, lieber Feuerbach, dazu die gegenwärtigen Verhältnisse, so schwindet jeder Humor und alle Lebenslust. Beinahe wird man versucht zu glauben, daß die Welt, d. h. die Menschen, schlimmer und toller werden, je weiter wir in der Kultur, Kunst und Wissenschaft vorschreiten. Es ist ein Jammer zu sehen, daß gerade diejenigen, welche oben sind, am gesinnungslosesten werden. - / / Benecke hat an mich geschrieben. Ich bin außerstande, ihn zu plazieren und ging persönlich zu Brockhaus, dem ich denselben sehr empfohlen. Unsern jungen Freund, den Setzer, schicken Sie nur, er findet bei uns Arbeit. Wann heiratet Ihre liebe Tochter? und wann gehen Sie nach Amerika? Gehen Sie ja nicht fort, ohne es mir zu melden. Sie fragen mich, wie es mit der „Theogonie" steht und geht. Es war dieses Buch und sein Erfolg ein Grund, warum ich Ihnen nicht geschrieben. Ich wollte Ihnen keinen Kummer machen und keine Klagen schreiben. Das Buch hat bisher einen // tragischen Erfolg gehabt. In Ostreich und Rußland sind mir alle Exemplare] konfisziert w[orden], in Deutschland ignoriert man Ihre Schriften mit Vorsatz! Ich teilte Ihnen mal mündlich mit, daß mir einige Ihrer Anhänger sagten, ich möchte mal von den „Gedanken über [Tod und] Unsterblichkeit" und dem „Wesen d[es] Christentum[s]" eine kleine, billige Ausgabe veranstalten, damit Ihre Schriften in andere Schichten drängen, aber Sie haben mir Ihre bestimmte Meinung nicht gesagt. Auch weiß ich selbst nicht, ob das was hilft! Aber eine Probe wäre doch zu machen? Man müßte dann alle Anmerkungen etc. weglassen und den Versuch im kleinen machen. Eine Frage an die Menschheit. / / Unser wackerer Freund Heidenreich ist auch gestorben, was mir wahrhaft weh getan. Sie schrieben mir kein Wort deshalb! Wie geht es der Witwe? 178

Lesen Sie beifügenden] Prospekt und fordern Sie Ihre Freunde zur Subskription auf. Grüßen Sie Ihre Frau und Tochter; auch Stadler. Fröbel läßt Sie grüßen; er lebt in Frankfurt [a. M.] und will Ende d[es] M[onats] hier durchreisen. Haben Sie sein Buch: „Aus Amerika" gelesen? Er hat eine Gräfin geheuratet und lebt glücklich. Rüge ist der alte, ewige Politiker und Schriftsteller. Ihr treuer Otto Wigand L[eipzig], 13. III. 1858 / 856 An Wilhelm Bolin 26. März 1858 / Bruckberg], 26. März 58 Mein lieber Herr Bolin! Ihr letzter Brief war Wasser auf meine Mühle, denn er dreht sich um einen Gegenstand, um den sich jetzt die gesamte Kleinwelt oder Kleinstadt der gegenwärtigen deutschen Philosophie sit venia verbo [man verzeihe den Ausdruck] dreht, aber nicht wie diese philosophischen Petit-Maîtres [Kleingeister], nämlich wie jenes bekannte „Thier auf dürrer Heide", sondern wie ein junges Pferd, das von der dürren Heide weg seine gesunden Glieder und Sinne der „schönen grünen Weide" zustreckt. Sie haben vollkommen recht, wenn Sie die Halbheit verwerfen, die das idealistische Genie Fichtes meistern und der Verirrung zeihen will. Die Kantische Philosophie fuhrt mit unvermeidlicher Notwendigkeit auf den Fichteschen Idealismus oder - so sonderbar es auf den ersten Blick scheint, aber die Kantsche Philosophie] ist ein Widerspruch - auf den Sensualismus. Die erste Konsequenz gehört der Vergangenheit, der Historie an - aber die meisten Gelehrten und / / Philosophen haben nur vergangne Gedanken im Kopf - ; die zweite Konsequenz gehört der Gegenwart und Zukunft an, wenn wir anders, wie wir nun einmal in allen Stücken gewohnt sind, an eine historische Erscheinung, die nicht nur aus der Tinte und Schule, woraus die gelehrten Schulmeister alles erklären und ableiten, sondern auch aus der Natur, dem Leben, dem Blute stam179

mende Entwicklung der Geister anknüpfen wollen. Und allerdings ist Kant vor allen dieser Ehre würdig, denn Hegel und Schelling sind zuletzt doch nur mystifizierte, durch den Absolutismus der Idee des einseitigen Idealism[us] scheinbar entkleidete Kantianer. Ich nannte Ihren Brief aber auch deswegen Wasser auf meine Mühle, weil ich im Spätherbst des verfloßnen Jahres selbst mit dem Gedanken einer Schrift über Kant mich beschäftigte und deswegen diese alte Bekanntschaft meiner Jugend und Mannheit erneuerte. Ich wurde aber in diesem Gedanken unterbrochen, teils durch den erwähnten Tod meines Freundes H [eidenreich], teils durch das Studium der neusten physiologischen Werke über die Sinne. Ob ich von da wieder // zu Kant zurückkehren werde wahrlich ein großer Rückschritt - steht noch dahin. So sehr mich aber Ihr Brief interessiert und erfreut hat, so hätte ich doch beinahe wieder - aus den bekannten, obgleich noch lange nicht genug bekannten und entwickelten antiepistolarischen Gründen - mit meiner Antwort den rechten Zeitpunkt versäumt und Sie von Berlin abreisen lassen, ohne Ihnen Glück auf Ihre Reise zu wünschen und als die wohl für beide Teile schicklichste und sicherste Zeit Ihrer Hieherkunft die Zeit Ihrer Rückkehr zu bestimmen. Doch alle Vorausbestimmungen aus weiter Ferne sind im menschlichen Leben gewagt und unsicher, namentlich für einen Reisenden wie Sie. Ich überlasse daher die nähern Bestimmungen Ihnen. Leben Sie wohl! L. Feuerbach / 857 Von Wilhelm Bolin 8. April 1858 / Berlin, Donnerstag, d[en] 8. April 58 Mein hochgeschätzter Freund! Empfangen Sie zuvörderst meinen innigsten Dank für Ihre freundliche Zuschrift vom 26. März. Länger als sonst habe ich Sie diesmal auf Antwort warten lassen; ich bin im Begriff, Berlin zu verlassen, weiß aber noch nicht, wann und wohin ich zunächst reise. Kurz vor Eintreffen Ihres Briefs erhielt ich von Hause die Nachricht, daß meine Mutter und Schwestern zum Sommer nach 180

Deutschland kommen und sich einige Zeit im Bade aufhalten werden. Alles das wurde nun eben so problematisch nie hier ausgesprochen, und vergebens wartete ich bisher auf genauen Bescheid. Gescheiter wäre es daher gewesen, Ihren Brief sogleich bei Empfang, wie es meine Gewohnheit, zu beantworten. Meine Reise muß ich nun so einrichten, daß mir das noch zu bezeichnende Bad im Wege bleibt, um zu rechter Zeit für Wohnung sorgen und ferner die Richtung einschlagen, die Meinen am festgesetzten Termin in Stettin oder Lübeck empfangen zu können. Ich muß mich also diesmal begnügen, Sie nicht länger mit meinem Danke hinzuhalten und Ihnen zugleich die Erkenntlichkeit auszusprechen, daß Sie die nähere Bestimmung für meinen ersehnten Besuch auf Bruckberg mir selbst anheimstellen. Bis dahin müßte ich somit beinahe auf alle ferneren Nachrichten von Ihnen verzichten, wenn nicht Aussichten vorhanden wären, Sie schon eher als vermutet, nach etwa 1 1 /2 bis 2 Monaten, zu sehn. Das Bad für die Meinen könnte Brückenau oder Kissingen werden, und wenn ich als Fourier [Quartiermacher] mich dorthin begebe, bin ich ganz in Ihrer Nähe. Jedenfalls können Sie sich nach Verlauf von 4 bis 5 Wochen auf frische Nachrichten von mir gefaßt machen. Darauf werde ich mir einige flüchtige Lebenszeichen an einen dann zu bezeichnenden Orte ausbitten, in der Überzeugung, daß Sie mir's gern gewähren, wenn Sie bedenken, mit welcher Liebe ich an Ihnen hänge. Bis dahin will ich mich mit meinen Wünschen für Ihr Wohlergehen begnügen. - Sie werden es mir später nicht minder gern bestätigen. / / Ich möchte diesmal nicht Abschied von Ihnen nehmen, ohne die bescheidne Bitte zu wagen: Sie möchten das beabsichtigte Werk über Kant ja nicht beiseite setzen. Sie sind der einzige, welcher der durch so vielfache Übergangszustände verwirrten Gegenwart die Augen zu öffnen gesucht und es noch mehr tun kann. Allerdings enthalten Ihre bisherigen Schriften implizite schon das, was Sie in der fraglichen über Kant genauer auseinandersetzen werden - absichtlich sage ich nicht, würden - , denn aus den Andeutungen Ihrer werten Zuschrift erkenne ich sehr wohl die Berührungspunkte. Durch ein gründliches Studium Kants und Ihrer Schriften ließe sich wohl der von Ihnen zu liefernde Beweis feststellen, aber wenn Sie es selbst tun, geschieht es gewiß auf kürzerem Wege und daher mit mehr Klarheit. An Ihren historischen, mit „Leibniz" schließenden Werken habe ich in der Tat eine genaure Besprechung der neuren Philosophie vermißt. Ich 181

weiß, wie sehr Ihnen Wahrheit am Herzen liegt und daß Sie noch stark und jung genug sind, ein neues Werk zu unternehmen. Bei Ihnen ist der Schritt von physiologischen Studien zu Kant durchaus nicht so groß. Wie viel arbeitet man sich überhaupt am Kant ab. - Ihre Arbeit wäre in jeder Beziehung zeit-, natur- und geschichtsgemäß. Ich hoffe daher zuversichtlich, daß Sie den Leuten beweisen werden, noch lange nicht daran zu denken, tot zu sein. Nicht nur müßige Zeitungen, nicht nur Bekannte, die - wie Sie mir erzählten - Blumen für Ihr Grab sendeten, haben Sie einst für leiblich tot ausgegeben, nein: Deutsche, darunter recht verdienstliche Schriftsteller, haben Sie dem philosophischen Tode anheimgegeben, darunter in erster Reihe Kuno Fischer, z. Zt. Professor der Phil[osophie] in Jena. In Wigands „Epigonen" ( z w i schen] 1846-49) hat man Sie gegen die „Sophisten", Stirner usf., in Schutz genommen. 1852 gibt er eine „Logik" heraus, wo er Sie erst als „Apostaten der Philosophie" brandmarkt, dann als „tragischen Helden" betrauert. Er achtet Sie durchaus als „eminentes Talent" (gewesen - wie er dabei im stillen denkt oder laut durch war ausdrückt!), als „gründlichen Kenner der philosophischen Literatur" - aber Ihren Kampf gegen die vielseitige Spekulation kann er Ihnen nicht verzeihen, wenn er auch in seiner unparteiischen Großmut und historischen Gerechtigkeitsliebe als „das Schicksal" einer „pathologischen // Gemütsbewegung" ihn begreifen will. Dieses Buch hat mich jetzt längre Zeit hindurch beschäftigt. Nicht etwa als fühlte ich ein besondres Verlangen, daß mir „der Geist wohl dressiert". In spanische Stiefeln eingeschnürt - werde es, was K. Fischer ganz perfekt leisten könnte - , sondern nur aus besondrer Lust an diesem Verfahren, das „alles aus sich selbst zu entwickeln" vorzieht und den „reinen Wein", den es einschenkt, durchaus nicht da bezogen zu haben meint, wo Bartel Most holt. „Die unbefleckte Jungfrau Logik" ist dem Fluche nicht entgangen, welchen der mutwillige Shak[e]speare in „Ende gut - alles gut" der Jungfrauschaft ausstellt; sie ist sehr ledern und zusammengeschrumpft. Nichtsdestoweniger zählt diese Dulzinea mehr als einen Don Quixote als Beschützer. Wenn diese Schwärmer dennoch recht haben zu behaupten, daß ohne Logik, Metaphysik, Wissenschaftslehre keine Wissenschaft möglich - so muß die Logik ihre Unsterblichkeit wie ein Phönix durch Wiedergeburt beweisen. - Es geht ins Maßlose, wie sehr bis jetzt darin Natur, Wirklichkeit, Sinnlichkeit ignoriert sind. Wenn man nicht aus Erfahrung wüßte, daß 182

Menschen die widersprechendsten Gedanken in trefflichsten Zusammenhang zu bringen wissen - man könnte solche Widersprüchigkeit, wie sie der Verfasser dieser „Logik" bietet, nicht begreifen. Vor 2 - 3 Jahren eröffnete Fischer seine bisher unvollendete „Geschichte der neuren Philosophie"; in der 2. Abt. des ersten Bandes (Spinoza) wird auch Ihrer, aber mit sehr wenig Respekt, gedacht, ja, das theatralische Mitgefühl aus der „Logik" ist geschwunden und hat einer gewissen Erbitterung gegen den Sachwalter der „erhitzten Sinnlichkeit" Platz gemacht. Aber Fischer ist ein Stern am philosophischen Horizont - wenn auch nur der Abendstern, der den Glanz des jüngstvergangnen Tages in Erinnrung bringt. Fischer ist Historiker und ein tüchtiger dazu, als solcher bewährt er sich auch durch zahlreiche Winke in seiner „Logik"; aber als Historiker ist er ein „rückwärtsgewandter Prophet", bemüht, die Wahrheit in der Vergangenheit zu ergründen, hat er sich gewöhnt, dieselbe nur in der Vergangenheit zu finden, und daher steht er in der ersten Reihe deijenigen, welche - wie Sie so treffend sagen - nur vergangne Gedanken im Kopfe haben. Was soll ich von den dii minorum gentium [niederen, kleinen Göttern] sagen, von den Stemlein und -schnuppen? - Daß diese / / alle tüchtig auf Sie loshacken - versteht sich, die Gerechtesten, d. h. die am wenigsten Impertinenten meinen, daß Sie den notwendigen Zwiespalt von Idealität und Realität verkennen und gegenwärtig Ihr quasi-Nachfolger in Erlangen, Herr Dr. d[er] Philosophie] „Schmidt aus Schwarzenberg" hat sogar ein „System des organischen Dualismus" aufgestellt. - Sie sehn, mein teurer Meister, daß man vor Ihnen Respekt hat, und obwohl jeder überzeugt ist, daß Sie der alleinseligmachenden Philosophie abtrünnig geworden, somit philosophisch tot sind - so wird keiner müde, es wiederholt zu versichern. Ein Werk von Ihnen über Kant, also auf dem Gebiete der Philosophie selbst, würde diese sorglosen, selbstzufriednen Herren nicht wenig außer Fassung bringen.

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Mit diesem herzlichen Wunsch und freundlichen Gruß an die 125 Familie Ihr Wilhelm Bolin /

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858 Von Heinrich Wuzer 10. Mai 1858 / Westheim, den 10. Mai 1858 Selbst auf die Gefahr, daß es zu den Akten des antiken Ludwig komme, schreibe ich dies an ihn, nach 40 Jahren, bevor ich die Via calcata [den ausgetretenen Pfad] gehen muß. Das gemeinsame Leben auf dem Karolinum, die Stunden an der GumpertusQuelle und auf Schalkhäuser Markung gibt mir einiges Recht zum herausfordernden Schreiben. Das Ich aber, das zu Dir kommen will, lieber Feuerbach, schreibt sich Heinrich Wuzer. Er lebt noch ein bißchen mit seinen 58 J[ahren], während so manche tüchtige Kerle da unten liegen. Lieber Ludwig! (Ich werde zutraulicher.) Ich denke manchmal zurück, wie Du mir Augustinus' Gebete brünstig vorlasest; wie wir zusammen Eichhorns „Einleitung [in das Alte und Neue Testament]", Gibbons „Geschichte der römischen Kaiser" in Deinem Hause exzerpierten; mit Novalis und dem Görlitzer Schuster zu tun hatten. Fritz und Eduard Fauerbach], Jakobi, Keerl und Baute etc. boxten und sprangen mit uns auf jenem modernen Turnierplatz. Was und wo sind sie? Alte, alternde Philister, im Talare, in spanischen Stiefeln, teils mit Michelsorden geputzt! / / Anknüpfend an das spanische Sprichwort des verehrten Präsidenten an die Abiturienten von 1821 „Der Mensch ist seiner Taten Sohn" - bin ich als „Sohn meiner Taten" zu 3 Söhnen geworden, trage seit 30 Jahren den schwarzen Talar und lebe, ohne Kometenbahnen hienieden, im stillen Bauerndorfe (seit 3 J[ahren]), nahe an Stein und Leisten, wie an dem jetzt wasserarmen Moenus [Main] - ziemlich latent; wirst auch von mir wenig oder nichts gehört haben, als der ich einen neuen Weltteil da unten oder dort oben entdeckt, ein philosophisch Wuzerisches System komponiert oder alle Systeme über den Haufen geworfen hätte. Nein - Eselsund Postgaulsdienste tat ich 1 /4 Jahrhundert im Ochsenf[urter] Gau. In dieser Postgaulsperiode habe ich die Todopfer beerdigen und die Produkte der zeugenden Menschenkraft weihen müssen. Die höhern Tätigkeiten des Wuzerischen Homo [Menschen] geschehen eben auf kirchlich praktischem und theoretischem Ge184

biete in unfreiwilligen Exerzitien, Fest- und Sonntagspredigten sonder Zahl. Wie überall Positio und Oppositio - so opponierte mir Unterleib und Hirn oft gar zu stark - im Philistertum auch und versalzten mir die „süße, freund-//liehe Gewohnheit des Daseins". Du hast ja auch im höchsten Grade die Macht der Opposition in Deinem kritischen Bestreben erfahren müssen allüberall; doch wohl nicht so beschwerend für Dich, als die meinige - für mich! Wie Dir's denn sonst gehe, als Privatus in B[ruckberg], hat mir keine Zeitung, kein Mund noch erzählt. Daher diese Epistel, zur Herausforderung auf Papier mit Tinte und Feder, einen Rechenschaftsbericht, lange rückständigen, zu liefern über Dein Wohl und Wehe, Gaudia [Freuden] und Studia [Beschäftigungen]. Die Briefe machen Furore von St. Paulus und Plinius Secundus bis zu Fabris „Briefen gegen den Materialismus". So halte es jetzt auch einige Zeit mit (mat- od[er] immateriellen]) Briefen und widme den lsten mir - ja auch den lOten; die Briefe Deiner l[ieben] Schwester (Fr[au] v. Dobeneck), als herrliches Mädchen mir erinnerlich, sind auch vor mich gekommen, obgleich nicht an mich geschrieben. Gereut Dich aber die Zeit und kannst Du mir, dem Verlangenden, kein Opfer bringen - so schreibe doch nur das uralte Briefwort: „Si vales, gaudeo, equidem valeo [Wenn es Dir gut geht, freut es mich, dann geht es auch mir gut]." Fac valeas [Möge es Dir gutgehen]! Dein alter Turnbruder Heinrich Wuzer, Pf [arre]r Adresse: An etc. in Westheim, Post Kitzingen. Ich wohne 2 1 / 2 St[unden] von Würzburg, 1 112 St[unde] seitwärts von d[er] Straße nach Kitzingen. Komm auf 1 Flasche teut[schen] Falerner. /

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859 Von Heinrich Benecke 15. Mai 1858 London, den 15. Mai 1858 Hochgeehrter Herr Doktor! ... Die von sämtlichen Feuerbachs bisher erschienenen Bücher finden sich hier vor; mit besonderem Interesse aber verglich ich die „Essences of Christianity", translated by Mr. Evans, in Chapmanns „Quarterly Series", No. 6, mit dem Bruckberger Originale... H. B. 860 Von Wilhelm Bolin 18. Mai 1858 / Dresden, Dienstag, d[en] 18. Mai 58 Mein hochgeschätzter Freund! Am 8. April schrieb ich Ihnen aus Berlin in Erwiderung Ihrer liebevollen Zeilen vom 26. März und versprach Ihnen, nach Verlauf von etwa 5 Wochen wieder von mir hören zu lassen. Ich bin seit einem Monat wieder auf Wanderschaft und erfreue mich an der Pracht des ersten deutschen Lenzes, den ich kennenlerne. Seit 14 Tagen lebe ich in Dresden im Hause meines ehemaligen Arztes, dem ich sozusagen mein Leben danke, denn eine gar schmerzensreiche Kindheit habe ich zurückgelegt. Nun bin ich im Begriff, meine Schritte von hier zu lenken und will durchaus Ihnen einen herzlichen Gruß zusenden, damit ich recht bald wieder von Ihnen höre. Binnen kurzem reise ich nach Belgien und eile Anfang Juni (5.-6.) nach Hamburg, wo ich mit meiner Familie zusammentreffe und sie alsdann nach Kreuznach geleite. Während sie dort die Kur brauchen, reise ich den Rhein hinauf in die Schweiz, bin gegen Mitte Juli in München und, ehe ich wieder zu den Meinen am Rhein stoße, in Ihrer Nähe und erlaube mir, in Bruckberg vorzusprechen. Dieses muß natürlich seiner Zeit genauer bestimmt werden, lieb wäre mir // aber schon jetzt, zu hören, 186

ob ich um Mitte Juli Ihnen recht komme. Sie werden mir unschwer einiges darüber bis zum 8. Juni wissen lassen können und adressieren den Brief gefälligst an Herrn H. R. Sturm in Hamburg. Auch auf der Wanderschaft, nachdem ich meine Bücher eingepackt und in die nordische Heimat versendet, habe ich Ihrer recht viel gedacht, namentlich hier, wo mein steter Gesellschafter, obgedachter Aizt, ein lieber, achtbarer und kenntnisreicher Mann, mich in eine mir eigentümlich schwere Gemütsstimmung versetzte. So viel Freundschaft und Zuvorkommenheit ich hier auch genieße, so sehne ich mich dennoch fort, denn je länger ich mit ihm bliebe, um so schwerer würde mir's ums Heiz. - Denken Sie sich die Philosophie des Mephisto in einem durchaus kreuzbraven Gemüt. Sie erraten leicht, daß es ein Mann ist, der seine unabhängige Stellung nur sich selbst, seiner Mühe und Ausdauer zu danken hat. Nach einer an Liebe und Freude kargen Kindheit wurde er schon früh der Herbe kleinlicher Lebensverhältnisse ausgesetzt, und so ist er von einer Bitterkeit gegen die Menschen erfüllt, ohne die kleinste Zuversicht auf Höheres und Beßres zu hegen, ohne Vertrauen zur Weltgeschichte, ohne Liebe und Begeistrung. Die Kunst ist ihm Geschmackssache, die Philosophie fast ohne Wert - und so steht er nun bei der Natur, vor deren Größe wir pygmäischen Zwerge ihm wie die Bewohner des Wassertropfen erscheinen. Ein solches Wesen wirkt frostig auf // meine kaum ins Leben getretnen Hoffnungen und Ideale. Wäre ich auf immer an ihn gekettet, so käme ich bald dahin, in des Dichters Klage einzustimmen und gelaßner als dieser die Ideale zerrinnen sehn und mich trösten, daß „das Schöne blüht nur im Gesang". Ich würde nur darauf bedacht sein, meine Existenz zu sichern, um nach wenigen Jahren angestrengter Tätigkeit mir selbst und meinen Neigungen leben zu können. Mich schaudert vor solchem Leben - der Doktor kommt mir vor wie eine Verwirklichung des christlichen Unsterblichkeitsglaubens. Sein Einfluß ist nur deshalb ein so fühlbarer, weil er mit seinen Eigenschaften jeden für sich einnimmt, mir aber als Lebensretter um so näher steht. Wie schwer ist es aber, die man lieben möchte, bedauern lernen zu müssen! Dazu bin ich gekommen, weil ich bald genug erkannte, wie sehr er unter seiner erzwungnen oder unnatürlichen Lieblosigkeit leidet. Bei all diesen Wahrnehmungen gedachte ich Ihrer, und dieser Gedanke schützte mich vor der Verzweiflung an meiner Zuversicht auf Wahrheit und Menschenglück. Es war eine schwere Prüfung, in der ich verschiedner Ursachen halber ausharren mußte; möge sie 187

mir heilsam sein. Sie verstehn mich, wenn ich dabei dankbar Ihrer gedenke und sei es auch nur um Ihres großen Wortes willen: „Durch die Fehler der Menschen sollen wir uns an ihren guten Eigenschaften // nicht irremachen lassen." Empfehlen Sie den lieben Ihrigen Ihren treu ergebnen Wilhelm Bolin/ 861 Von Jacob Moleschott 27. Mai 1858 / Hochverehrter Freund! Durch allerlei Wechselfälle bin ich bis auf den heutigen Tag verhindert worden, Ihnen den Dank, den ich für Ihre „Theogonie" im Herzen hege, auch schriftlich auszusprechen. Zunächst hielt mich sehr wider Willen eine Überlast der Arbeit davon ab, Ihr lehrreiches Buch zu studieren, und ich wollte nicht schreiben, bevor ich es durchgearbeitet hatte. Dann war ich lange im Zweifel, ob meine Zuschrift Sie auch wie bisher in Bruckberg finden würde. Mir wurde nämlich erzählt, daß Ihre Tochter einen jüngeren Bruder von Fritz Kapp geheiratet habe und daß Sie entschlossen seien, dem jungen Paare nach Amerika zu folgen, um in New York Ihren Wohnsitz aufzuschlagen. Und als endlich, trotzdem meine Zweifel nicht beseitigt waren, die dritte Auflage meines „Kreislaufs" auf dem Tisch lag, um mit einigen Worten des Dankes an // Sie abzugehen, hatte ich, in der Mitte des Herbstes vorigen Jahres, das Unglück, meinen innig verehrten Vater zu verlieren, und in ihm den Freund und Führer meiner Jugend und meiner reiferen Jahre, der mir Ihr „Wesen des Christentums" zuerst in die Hand gegeben. Dieser Schlag hat mich tief niedergebeugt, und den ganzen Winter über war ich froh, wenn ich der vielen Arbeit gegenüber, die jeder Tag von mir verlangte, Widerstandskraft genug besaß, um wenigstens in meinem Berufe keine Pflicht zu versäumen. Kurz, ich konnte durchaus keine Stimmimg finden, um einen freundschaftlichen Brief zu schreiben. Wenn ich in dieser Abspannung und Niedergeschlagenheit, hochverehrter Freund und Lehrer, eine Nachlässigkeit gegen Sie beging, die oft meinem Herzen drückend war, so hoffe ich dadurch allein einigermaßen Ihre Absolution 188

verdient zu haben, daß ich stets mit vollem Vertrauen auf Ihr menschliches Verzeihen rechnete. Also mein Dank kommt spät, so spät, daß // ich bekennen muß, nicht mehr unter dem frischen Eindruck Ihres Buches zu stehen, zu spät, um Sie noch in der ersten Entbindungsfreude zu begrüßen. Allein es war mir eine erquickende und doch auch eine aufregende Arbeit, Ihr Werk zu studieren, und ich habe diesmal besonders viel für den täglichen Hausgebrauch in meinem geistigen Leben daraus gelernt. Ich habe meine rechte Freude daran, zu bedenken, wie unbequem dieses Buch Ihren Feinden sein muß, da Sie in so konkreter Weise und mit so fester Hand die Entwicklungsgeschichte ihrer heilig gehaltenen Wahnvorstellungen gezeichnet haben, und wenn mir auch der eine und der andere blasierte Freund Ihrer Richtung begegnet ist, der bei aller Anerkennung Ihres Buches meinte, auf diesem Felde kenne er Sie schon, so bin ich doch fest überzeugt, daß Sie mit dieser konkreten Ausbildung und ins Einzelne gehenden Durchführung Ihrer Anschauung einen praktischen, höchst wirksamen Meistergriff getan haben, daß Ihr Buch einen klassischen Platz behaupten wird in der Schatzkammer, mit welcher Sie die anthropologische Philosophie begründet und // bereichert haben. Möge Ihnen Lust und Kraft gegeben sein, recht bald mit einem ähnlichen Werke vom Stapel zu gehen. Mit wahrer Spannung erwarte ich die bestimmte Nachricht, daß Sie nach wie vor in Deutschland weilen. Der Gedanke, daß Sie in Amerika weilen könnten, Sie, für den Deutschland kaum deutsch genug ist, um Ihr Schaffen zu begreifen, ist mir geradezu unerträglich. Lassen Sie bald von sich hören. Leider trete ich so gut wie mit leeren Händen vor Sie, indem ich Ihnen nur alles in erneuter Form bringe. Ich erlaube mir es, in der Erwägung, daß es Ihnen bei Ihren inhaltsschweren und umfangreichen Studien vielleicht mühsam ist, die naturwissenschaftliche Literatur in allen Zweigen zu verfolgen, so daß vielleicht die eine oder die andere Erweiterung für Sie Interesse hat. Als Freund wage ich es sogar, Sie darum zu bitten, das neue Vorwort an Liebig im „Kreislauf" zu lesen. Es ist gewiß nicht unnütz, wenn wir voneinander wissen, wie wir uns wehren gegen die Schmähungen derer, die die Welt für mächtig hält und die doch mit so stumpfen Waffen, wie Schimpf und Schmähung kämpfen. In unwandelbarer Verehrung Ihr Jac. Moleschott Zürich, 27. Mai 1858 / 189

862 An Wilhelm Bolin 4. Juni 1858 / Bruckberg], 4. Juni 58 Mein lieber Herr Bolin! Ihrem Wunsche gemäß melde ich Ihnen nach Hamburg, daß ich Sie um Mitte Juli - gleichgültig, ob einige Tage früher oder später - hier erwarte. Ich habe zwar selbst, jedoch nur meiner Tochter zuliebe, eine kleine Reise vor, aber ich werde Sie entweder vor oder erst nach dieser Zeit machen. Wenn Sie von München aus ohne Umschweife hieher kommen wollen, so fahren Sie mit der Eisenbahn bis Günzenhausen, von da mit der Post oder dem Omnibus bis Ansbach, von wo aus [es] nur noch 3 Poststunden bis hieher sind. Ich bedauere nur, daß Sie nicht schon jetzt hieher kommen können, jetzt, wo die Blütenfulle und das üppige Wiesengrün die Blößen des menschlichen Eigennutzes verdecken, die zur Zeit der Getreidereife so sehr in die Augen stachen. Doch mir und den Meinigen sind Sie jederzeit herzlich willkommen. L. Feuerbach / 863 An Jacob Moleschott 13. Juni 1858 / Bruckberg, 13. Juni 58 Hochverehrter Freund! Wenn es gut ist, bisweilen krank oder unpäßlich zu werden, um die Gesundheit aus einem unmerklichen und ungeschätzten Gut zu einem sinnfälligen und preiswürdigen zu machen, so ist es auch gut, daß Freunde sich bisweilen aus dem Gesichte verlieren, um dann die Freude des Wiedersehens um so lebhafter zu empfinden. So empfand und dachte ich bei Empfang Ihres freundschaftlichen, reichbegabten Briefes, bedauerte aber auch zugleich und bedauere noch jetzt mit inniger Teilnahme, daß unter den Gründen Ihres langen Stillschweigens, ja sogar der Hauptgrund 190

desselben, ein für Sie so tief, ja unendlich schmerzlicher ist, denn was geht über den Verlust eines Vaters, zu dem der Sohn zugleich im Verhältnis des Schülers und Freundes steht? Ein solches Verhältnis war von jeher mein Ideal und wenn ich Sie daher beklage, daß Sie einen solchen Vater verloren haben, so muß // ich Sie doch zugleich auch jetzt noch glücklich preisen, daß Sie einen solchen Vater auch nur besessen haben. Das Perfektum ist hier ein fortdauerndes Präsens. Ich habe schon aus und seit der Dedikation Ihrer „Nahrungsmittel", erste Ausgabe, eine stille Verehrung für Ihren Vater gefaßt - ohnedem eingenommen für Ärzte, namentlich aus geschichtlichen Erinnerungen für die holländischen - darum bin ich unwillkürlich von der Freude des Wiedersehens eines verloren geglaubten Freundes - wie natürlich ist ein solcher Glaube in unsrer Zeit und in meiner Stellung und Lage! auf Ihren Verlust, den ich vielleicht besser mit Stillschweigen hätte übergehen sollen, zu sprechen gekommen. Um wieder zurückzukommen auf das erste und alte Thema, muß ich zu Ihrer Entschuldigung auch meinerseits eine Entschuldigung beifugen, und zwar deswegen, daß ich meine Schrift, zu der ich es so ver-/ /schmäht habe, eine Vor-, d. h. Fürrede zu schreiben, ohne einen Brief zur Orientierung und Erleichterung der Lektüre geschickt habe. Dieser war auch wirklich in meiner Absicht, aber ich war seitdem stets so beschäftigt, leider! aber nicht bloß mit meinem Kopfe, sondern auch mit meinem Herzen, daß ich nicht zur Ausfuhrung kam. Meine Tochter ist noch nicht verheiratet, aber verlobt mit dem jüngern Bruder von Fritz Kapp in New York. Aber die nur vorgestellte und vorempfundene Scheidung von meiner Tochter, meinem einzigen Kinde, auf so enorme Entfernung war mir oft schon gleichbedeutend mit der Scheidung der Seele vom Leibe. Allerdings hatte ich früher öfter den Gedanken, selbst mit nach Amerika überzusiedeln, aber - so sehr ich, der ich seit 22 Jahren auf dem Lande in ebenso freiwilligem als unfreiwilligem Exil lebe, zu einem solchen Schritte berechtigt wäre - ich habe mich / / von der Unausfuhrbarkeit und selbst Unvernünftigkeit dieses Gedankens vollständig überzeugt. Und so ist denn ein an sich erfreuliches Ereignis für mich die Quelle großer Sorgen und Schmerzen. Ich habe, seitdem das Manuskript zur „Theogonie" aus meinen Händen, mich nur mit Mathematik und Naturwissenschaft, namentlich Physik und dem Teil der Physiologie, der von den Sinnen handelt, beschäftigt, und ich hätte es in der Mathem[atik] weit, wenigstens weiter, als ich bereits gekommen bin, ge-

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bracht, wenn mein Herz nicht so oft dazwischengebellt oder vielmehr - geheult hätte. Ich bin aber im Laufe meiner Studien auf Punkte gestoßen, wo die demonstratio] ad oculos [deutliche Erklärung] eines Mannes vom Fach mir unentbehrlich ist. Wie glücklich wäre ich, wenn ich nur in diesen Punkten Ihr Schüler sein könnte! Ob und wie - natürlich im Einklang mit dem Wesen meiner bisherigen Schriften - ich die Früchte dieser übrigens nicht absolut neuen, nur erneuten und vermehrten Studien öffentlich verwenden werde, weiß ich jetzt noch nicht. Der animus studendi [das Verlangen zu studieren] überwiegt bei mir unendlich den animus scribendi [das Verlangen zu schreiben]. Mit Ihren Geschenken haben Sie mir große Freude gemacht. Besonders erwünscht war die vermehrte Aufl[age] des „Kreislaufs". Sonderbarer- und glücklicherweise fiel ich gleich auf die neuen, Sie bestätigenden Untersuchungen Bibras, die mir unbekannt waren. Also meinen herzlichen Dank. Für andres habe ich heute nicht mehr Raum noch Zeit, weil ich Sie nicht lange warten lassen will. L. Feuerbach Vielleicht - aber auch nur vielleicht - komme ich noch diesen Sommer od[er] Herbst mit meiner Tochter auf einige Tage nach Zürch. / 864 Von Otto Meißner 3. Juli 1858 / Geehrter Herr Doktor! Für gütige Zusendung der beiden Artikel fürs „Jahrhundert" danke ich Ihnen sehr. Ich sende Ihnen hierbei 10 Ex[emplare] der betreffenden Nummern. Eine besondere Freude war mir's, die Zeitschrift von Ihnen überhaupt beachtet zu sehen, ich betrachte das als eine günstige Kritik und finde darin eine Aufmunterung, den eingeschlagenen Weg guten Muts weiter zu verfolgen. Ich habe dabei viele Widerwärtigkeiten zu bekämpfen: Verbote, flaues Publikum, unter den Mitarbeitern Parteien in der Partei und keinen pekuniären Gewinn. Bis zum Schluß des vorigen Jahres ist nicht unbedeutend dabei zugesetzt, in diesem Jahre scheinen sich die 192

Kosten beinahe zu decken. - Die Presse sucht uns totzuschweigen.Material fließt uns reichlich zu, aber sehr viel Unbrauchbares. - Sehr dankbar würde ich Ihnen sein, wenn Sie mir ab und zu einen Beitrag zukommen lassen wollten. Der Bedingung, Ihren Namen nicht zu nennen, würde ich mich, freilich höchst ungern, unterziehen; hoffentlich werden Sie dies nicht immer verlangen. Ihren Artikel über Knapp, der im Grunde nicht das Buch, sondern den Stand-//punkt des Verfassers beleuchtet, habe ich mir erlaubt, mit „Spiritualismus und Sensualismus" zu bezeichnen, was Ihnen hoffentlich nicht unlieb ist. - Den Lesern des „Jahrhunderts" würde es unbedingt höchst willkommen sein, durch eine eingehende Auseinandersetzung von Ihnen zur Klarheit über Materialismus und Spiritualism[us] zu gelangen. Es wird darüber so viel gekauderwelscht, daß es not tut, mal mit der Keule dreinzuschlagen. Raum dazu im ,,Jahrh[undert]" steht Ihnen so viel zu Gebote, wie Sie wollen. Verehrungsvoll Ihr ergebener Otto Meißner Hamburg, 3. Juli 1858 / 865 Von Ferdinand Kampe 25. Juli 1858 / Hamburg, 25. Juli 1858 Verehrter Freund! Von frühem freundschaftlichen Beziehungen nach Hamburg eingeladen, befinde ich mich schon mehrere Wochen hier. Ich war körperlich komplett herunter und wurde hier den Händen eines Wasserarztes überliefert, der mir meine Aufenthaltskosten wider alle Berechnung um das Dreifache, und zwar zwangsweise, verlängerte. Den 29. Juli suche ich, ziemlich restauriert, obschon noch lange nicht kuriert, zunächst Berlin, dann Fischbach am Fuße der Schneekoppe auf, um vom September ab Friedrichstr. 5 in Breslau den Faden da wieder aufzunehmen, wo ich ihn in einer Mischimg von Mißbehagen über solche Störung und von freudiger Überraschung über bevorstehende Abwechslung fallen gelassen hatte. 193

Indem ich so nur scheinbar mit dem Interesse für mein teures Ich anhob, habe ich meinen hochverehrten Freund und Leser gegenwärtiger Epistel über die Aufschrift Hamburg in keinem Zweifel lassen wollen. Ich fahre daher nur fort, wenn ich mich nach Ihrem Befinden ebenso herzlich teilnehmend als neugierig erkundige und - um nötigenfalls das Glück zu korrigieren - Ihnen // zu Ihrem bevorstehenden 54. mit einer gegen früher ganz unveränderten Gemütsenergie mit allem Nachdrucke gratuliere. Seit meinem letzten Briefe habe ich Ihre Belegstellen, i. e. Bd. IX, fleißig studiert und den hochverehrten Autor und Hauptlehrer meines Hauptfachs wie immer mit ganzer Seele bewundert. Zu dem Oski, p. 83, habe ich mich an Grimms Notiz, „Deutsche Mythologie", I. [S.] 126 ff. erinnert und bei der Stelle aus Lactanz - p. 390 - einen Druckfehler (wenn nicht andere Lesart?) registriert, sofern mein Fritzsche, vol. II, p. 167 immortalem liest, und zwar ohne Variante. Übrigens geben die Stellen S. 446 einen trefflichen Beleg zu Fichte [Bd.] VI, [S.] 274 ff. Die Briefe Ihres Vaters haben mir eine höchst pikante und interessante Unterhaltung gewährt. Die Maskerade, [Bd.] II, [S.] 25 ff. fand ich höchst ergötzlich, und die Begründung (im Anfange des I. B[an]des) seiner Rücksichtslosigkeit gegen alberne Rechthaberei und höhere Aufspinnerei habe ich mir einmal mündlich zitierend zunutze gemacht. Vorstehende Stellen habe ich mir nebst einigen andern, die ich übergehen will, notiert, um sie meinem nächsten Briefe einzuverleiben. Es fällt mir auch ein, daß ich wegen des Verlags der 2. Auflage der „Briefe" wieder eine Anfrage an Sie richten / / wollte. Ich glaube gelesen zu haben, daß diese neue Edition bei Weber erschienen sei. Hier in Hamburg fand ich die deutschkatholische Sache bis in den Grund zerstört, etliche und 100 Taler noch als Kapital der letzten, übrigens zersprengten und vereinzelten Hoffnungen. Gegenwärtig versuchen einige, für den Winter freireligiöse mit naturwissenschaftlichen verknüpfte Vorlesungen zu arrangieren. Das ,,Jahrh[undert]" soll erst 400 Abonnenten zählen; Ihre Autorschaft zweier Artikel ist mir verraten worden, aber doch nur, um meine Vermutung zu bestätigen. Das Schicksal der Familie Jahncke hatte mich schon in Breslau mit Bedauern erfüllt. Hier höre ich, daß mich Madame jetzt nur um so ärger haßt, daß ich ihre Tochter - nicht geheiratet habe. Allerdings wäre ich nun in der wenig beneidenswerten Lage - im Gegensatze zum östreichischen Leutnante - eine besondere Hochherzigkeit und Nob194

lesse an den Tag legen zu müssen. Von Herrn Dr. Bayer höre ich, daß er von der Landwirtschaft ganz Außerordentliches zu verstehen unermüdlich renommiert, dummes Zeug macht, „der verrückte Kerl" heißt, mit der verrückten Alten im Krieg lebt und daß Sie, mein verehrter Freund, in Ihren literarischen Arbeiten seine Abwesenheit // zu beklagen mancherlei Ursache haben sollen! - Ich mache keinen Scherz, und meine Silhouette ist fertig. Für die nächste - kurze - Zeit haben sich meine Verhältnisse ein wenig gebessert, wobei mir denn immer noch die Möglichkeit lacht, mit außerliterarischem Gewerke mein Fortkommen suchen zu müssen. Vorderhand habe ich etliche Anerbietungen und anderweitige Gelegenheiten beiseite gesetzt, um studieren und schreiben zu können, so lange es geht. Für den schlimmsten Fall überlege ich, ob ein Hausierhandel mit Turmuhren für mich nicht ein rentables Geschäft sein dürfte. Indessen baue ich in diesem von Hypochondrie fast freien Momente auf mein Glück und stehe mit höherm Pfiff auf der Lauer, es zu ergreifen, wenn es vorüberhuschen wird. Nun wäre es mir ein Vergnügen, erfahren zu können, womit Sie - fürs Neue - sich beschäftigen, d. h. mit literarischer Tendenz, und eine ganz besondere Freude, zu vernehmen, daß Sie im ganzen gesund und frischauf sind. Hierauf ist es, worauf sich der Wunsch konzentriert Ihres Ferdinand Kampe / 866 Von Wilhelm Bolin 18. August 1858 / Hamburg, Mittwoch, d[en] 18. August 58 Mein teurer Freund und Meister! Im Begriff, deutschen und europäischen Boden zu verlassen, eile ich, Ihnen einen herzlichen Gruß nachzusenden. Empfangen Sie zugleich meinen innigsten Dank für alles Liebe und Freundschaftliche, das Sie mir so reichlich und unerwartet zukommen ließen. Die Berührung mit Ihnen ist der schönste Erwerb meiner Reise. In meiner einsamen Verbannung, wo ich die liebsten 195

Stunden Ihnen widmete, stehn mir bei deren Wiederkehr erhöhte Freude und Verständnis bevor. Aber um so größer wird meine Sehnsucht nach Ihnen selbst sein. Mit welcher Ungeduld ich Ihren Nachrichten entgegenblicken werde, brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Für Ihre Zusage hierin kann ich Ihnen nicht genug danken so lieb, so unendlich lieb ist's mir, zu wissen, wie es // Ihnen und den lieben Ihrigen ergeht. Seit wir uns trennten, habe ich keine zehn Tage an einem Orte zugebracht. Ich eilte zu den Meinen in Kreuznach, dachte sie reisefertig zu finden, doch war zu unsrer aller Verdruß die Kur meiner leidenden Schwester um 10 Bäder vermehrt worden. Hoffentlich wird es ihr gut bekommen sein; die Verordnung ward gewissenhaft befolgt. Alsdann bestiegen wir den Rheindampfer, der uns bis Köln brachte. Von da aus reisten wir nach Brüssel, wo wir liebe Verwandte haben. Seit vorgestern sind wir aus Paris zurück. Das Leben dort erschien mir diesmal noch sorgenloser und kurioser als voriges Jahr. Es ist, als gäbe es nur ein Heute, in dieser Hinsicht ein Muster christlicher Gesinnung, welche die Lilien auf dem Felde und die Vögel unter dem Himmel als Beispiel nimmt. Wenn man sich die renovierte Stadt und die Bauten betrachtet, da wird's einem sonderlich zumute. Für die Kanonen sind herrliche Wege nach allen Windrichtungen hin gebahnt; Kasernen, Hauptwachen und Vorkehrungen ähnlicher Art, die schwere Menge - // kurz, man hat sich wie nur irgend denkbar gegen Volksaufstände zu sichern gesucht. Ich weiß aber nicht, ob man bedachte, daß die Militärmacht - auf die man doch am Ende zumeist rechnen muß - aus Leuten besteht, welche Menschen und Franzosen sind. - Der Anblick solcher Zustände muß besorglich stimmen, mehr als irgendwo möchte man eine Frage an das Schicksal frei haben. Das arme Volk wird wieder bluten! Wenn man sich's überlegt, möchte man zunächst dem Schopenhauerschen Mißmute beistimmen und mit ihm behaupten: in der Welt ginge es so erbärmlich und niederträchtig her, daß sie eigentlich gar nicht zu bestehn verdiente. Kann man aber bei dieser Philosophie des Augenblicks, der totalen Realität - ich möchte sagen - dieser humoristischen Philosophie (eines griesgrämigen Junggesellen) stehnbleiben? - Schopenhauer befriedigt mich nicht, weil er lieblos und somit hoffiiungslos ist, weil er die Natur und nicht den Menschen erfaßt, weil er ein Hindu und kein Europäer ist. Daher schied ich von Paris, ja von Europa überhaupt trotz allen Besorgnissen um die nächste Zu-

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kunft dennoch als echter deutscher Idealist: voller // Zuversicht auf den Sieg des Wahren und Guten. Daß ich ein solcher Idealist sein und bleiben kann, wem danke ich's sonst als Ihnen? Sie haben das in sich, was in der Welt jetzt verkannt und verdrängt oder durch trügerischen Schein erheuchelt wird. Die Liebe, darin liegt mir die Bürgschaft für Ihre zukünftige Bedeutung. Sie wissen, wie viele und was für welche auf Sie vertrauen! Mögen diese Zeilen Sie gesund und heiter treffen, vielleicht führten Sie die beabsichtigte Reise aus und erlangten bei dieser Abwechslung die von Ihrer lieben Frau so sehr für Sie gewünschte Erholung. Meinen herzlichen Dank wiederholend, bitte ich mich den Ihren zu empfehlen. - Behalten Sie lieb Ihren Wilhelm Bolin Ihre Briefe senden Sie gefälligst an G. H. Schade in Hamburg, von wo aus sie an meinen eisigen Aufenthalt sicher besorgt werden. / 867 Von Eduard Dedekind 7. November 1858 / State Indiana, Porter Stat[ion], d[en] 7. November 1858 Mein alter Freund! Wahrscheinlich ist dies der letzte Brief, den Du von mir erhältst, ich werde wohl den Stürmen, die ich freilich selbst verschuldet, nicht ferner wie ein unerschütterlicher Fels entgegenstehen können; ich fühle es, es geht allmählich trotz meines abgehärteten Körpers bergab mit mir. Ich war ein Tor, bei meiner Lebensweise hätte ich das Volk besser kennen sollen, das absolute Regiment konnte mich nicht inkommodieren. Aber die Hoffnung und Möglichkeit, welche ich von Jugend an genährt, Deutschland einig und groß dermaleinst zu wissen, führten mich in den Gänsedreck. Jetzt, nach bald 10 Jahren des Exils, habe ich mich freilich tatsächlich überzeugt, daß sich am Ende die Russen noch viel besser zu einer demokratischen] Verfassung eignen wie unsere lieben Landsleute. Erblindet, infolge einer bösen Warze, am rechten 197

Auge, werden allmählich auch meine Nerven immer reizbarer, und schon wechseln Zeiten, die mich ans Lager fesseln, was früher nicht der Fall war, ich habe daher auch bereits seit 3 Jahren meine Farm verlassen, weil ich mich nicht mehr kräftig fühlte, die Arbeiten zu verrichten und mich unmöglich an meine s[o]g[enannten] hand-Gehülfen [Knechte] im hiesigen demokratischen] Stile gewöhnen kann; denn wenn ich gemeinem Volke auch volle Gleichberechtigung vor dem Gesetze nach meinen Prinzipien zuerkenne, so werde ich mich doch nie mit der tölpischen und flegelhaften Umgangsweise der guten Michels - worunter diese Esel Freiheit verstehen! - befreunden können. Ich will mich daher noch einmal aus unserem amerikanischen Chaos heraus mit Dir unterhalten, und daß mein Brief sicher an Dich gelange möge, habe ich mich an Deinen Freund Kapp gewendet, ein Mann, wie ich gehört, in s[einen] besten Jahren, der auch unserer Nation Ehre macht, was man eben nicht von allen Gebildeten, die hier vegetieren, sagen kann. - Ja, was ist Freundschaft, mein alter Louis! Ob wir Freunde geblieben, wenn wir uns in spießbürgerlicher Weise stets auf den Schultern gesessen, wäre erst die Frage. Der Menschen Ansichten werden von Leidenschaften allzusehr geleitet, und die Böswilligkeit anderer spielt in sozialen Verhältnissen oft eine bedeutende Rolle. In der Jugend brachten uns unsere Ansichten und unser übereinstimmendes Urteil über die Schalheit so mancher, die mit uns liefen und lebten, näher, wir suchten unsere Erheiterung in der freien Natur, in den Wäldern - eine Neigung, die mir noch heute anklebt, und wir wurden Freunde. Als sich später unsere Lebenswege zweigten, verloren wir uns ganz aus den Augen - nur mit Eduard in Göttingen lebte ich in inniger Beziehung. Da geriet ich nach mehreren Jahren zufallig Deinem Geistesprodukt auf die Spur - in Berlin war es, Unter den Linden - da sah ich vor dem Fenster eines Buchladens ein nicht ganz witzloses Bild - einen feurigen Bach, der alles Dünkelhafte zu vernichten drohte etc. etc. - Ich ging in den Laden und wollte mich sofort in Besitz der res agens [bewirkenden Sache] dieses Bildes setzen, da war aber nichts Derartiges zu finden. Erst einige Wochen später erhielt ich durch Herrn Dr. Schleyer in Halle das Buch, und ich genoß die große Freude, in Dir den scharfen Denker, der der Mitwelt die helle Flamme der Erkenntnis angezündet, zu finden, denn ich glaubte Dich schon den dunkelsten Mächten verfallen. Du magst vielleicht unwillkürlich bei diesem Räsonnement [dieser Vernünftelei] denken: „Was

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versteht der Bauer vom Gurkensalate", doch so befangen wirst Du wohl nicht sein, wiewohl gelehrte Herren manchmal sehr engherzig sind. Du wirst meinen Hang nach Freiheit und Ungebundenheit, der Dir ja von Jugend auf bekannt ist, nicht mit Rohheit und Indolenz [Unempfindlichkeit] verwechseln. Die Scholastiker und abstrakten Bandstudien hatten freilich wenig Reiz für mich. Was meinen Vater schon mit Widerwillen gegen den Staatsdienst erfüllte, wählte ich eine bewegtere, // mir füglich mehr zusagendere Lebensweise. Hielt ich mich nicht periodenweise bei Verwandten und guten Freunden auf dem Lande auf oder in den Universitätsstädten, um meine Hülfsstudien zu machen, so war ich auf Reisen. Du kanntest ja meinen Vater, er war ein strenger Mann, meine Zeit war nicht immer rosenfarb[en]. Scharfe Steine geben bekanntlich Feuer. Die Unterstützungen blieben aus, mein ganzes Vermögen bestand in meinem guten Reitpferde, und die Welt stand mir offen. Von jetzt an war mein Leben meine Schule, peripatetisch [lehrwandelnd] im strengsten Sinn des Wortes. Ich suchte Kenntnisse und Unterhalt auf verschiedenen Lebenswegen. Im Salon wie im Zigeunerlager der ungarischen Steppe. Übertrug man mir eine landwirtschaftliche Beschäftigung, damals waren die Separationen Mode geworden, ich führte sie aus und nicht selten mit Glück und zur Zufriedenheit der Komitate. Waren Pferde zu bändigen, zu reiten, ich fungierte als Stallmeister; mich jedoch in stabile Abhängigkeit zu fügen, wäre mir nie möglich gewesen. Ich suchte unter Sequester [gerichtlichen Beschlag] gestellte Güter zu administrieren, das Geschäft war lohnend, da war aber mein Benehmen den Herren von der Regierung zu ungeniert - wie konnte ich wohl vor solchen Schafsköpfen schweifwedeln?! Ich wurde Domänenpächter in Anhalt, heuratete ein braves Mädchen mit ziemlichem] Vermögen; da ennuierten [belästigten] mich die Jammerräte, die wollten caressiert [getätschelt], bezahlt und bestochen sein - endlich kaufte ich mir dann selbst ein Gut im Musterstaat Preußen, in Thüringen. Da riß mir plötzlich der Tod meine gute Frau v[on] der Seite, das Haus wurde mir zum Ekel, die unruhige Lebensweise begann v[on] neuem - damals war es, als ich Dich in Bruckberg aufsuchte, und bald fand ich in dem schwachmütigen Revolutionsversuche Tätigkeit und Zerstreuung. Zu diesem Narrenstreich verleitete mich ein leises, friedliches Prinzip - aber ich kannte Michel, das bestiale Element, mit H[erm] Eikhof zu sprechen, bei aller Weisheit noch nicht genügend - diese Studien zu machen, mußte ich erst hierher nach Amerika. 199

Hinc illae lacrimae [Daher jene Tränen], mein alter Freund, im Dunkel der Wälder inkommodierte mich der teutsche Blödsinn weniger. Ich komme zu viel mit den Bestien in Berührung, die sich mächtig schimpfen, daher ist es Zeit, daß ich abschiebe. Hier habe ich eine kleine Besitzung aufgebaut, unmittelbar an der Eisenbahn, welche v[on] N[ew] Y[ork] nach dem äußersten Westen führt. - Zirka 1040 Meilen v[on] New York entfernt. Beim großen Bankbruch habe auch ich meine Dollars verloren, und hätte ich nicht ein wahres Muster v[on] einer teutschen Frau an der Seite, wer weiß, ob ich es noch der Mühe wert hielte zu leben. - Ich warne Dich! Kümmere Dich nicht um das vilaine [gemeine] Volk. Hier in Amerika kommen die Duselköpfe vor lauter Tanzen und Singen gar nicht zur Besinnung und sind, bei Lichte betrachtet, Heloten der Yankees. Ihre lächerliche Milizund Ordenspielerei ist in der Tat entwürdigend, und dabei bekommen sie aller Orten Prügel ohne Revanche. - Eine große Turn-Verbindung zieht sich durch die Unitedstates; ich glaube, darin beruht noch die einzige Selbständigkeit im teutschen Elemente. - Meine Erfahrungen und Ansichten „Bilder aus dem Volksleben " sind zu Papier gebracht und warten auf den Verleger - Schmeicheleien sind es nicht - derbe, bittere Wahrheiten, auch die Yankees würden ihr Kapital wohl schwerlich zwischen ihre Lügengeschichten v[on] Freiheitskopie usw. stellen, und die Fürsten werden ebenfalls gerüffelt, weil sie so borniert sind, ein so gutmütiges, demütiges Volk so gewaltsam von sich zu stoßen. Ich glaube, das Ganze, wenn sich die hohen Herren nicht schämten, ihre eigene Schande zu lesen, würde in Teutschland die Zensur passieren. Glaube mir, Michel eignet sich am besten, in seinem altgewohnten Stalle zu bleiben, er blamiert nur die Ochsen beim entsittlichten, schurkischen Amerikaner, denn v[on] der Verdorbenheit der hiesigen staatlichen Zustände kannst Du Dir keinen Begriff machen - und da dazwischenherum duseln unsere Michels wie besoffene Derwische. Das Alter macht gallicht und mürrisch, magst Du vielleicht philosophieren. Mag sein, daß Dein Freund Kapp die hiesigen Zustände v[on] New York aus v[on] einer heiteren Seite ansieht - hinsichtlich der verrotteten staatlichen Verhältnisse, dafür bürgt mir s[ein] gutes Renommee, wird er mit mir gewiß übereinstimmen. Nun lebe wohl, grüße Deine liebe Frau herzlich von mir und nimm die Zeit, mir die Freude zu machen, eine Antwort von Dir recht bald zu erhalten; um einem Freund zu schreiben, muß und 200

wird sich Zeit finden, und wenn Du mir schreibst, so vergesse auch nicht einige Klatschneuigkeiten. Frage nur Deine liebe Frau. Dein Dedekind Addr[ess]: Eduard Dedekind, Post Office Calumet, Stat[e] Indiana - Nordamerika. - / 868 Von Friedrich Kapp 15. November 1858 ... Ich hatte schon lange vor, Dir einmal wieder zu schreiben, allein es fehlte mir die Stimmung dazu. Es gibt zu wenig gemeinsame Berührungspunkte zwischen hier und drüben. Den letzten Herbst bin ich, um mich wieder etwas aufzufrischen, in den Nordwesten gereist, den Mississippi hinauf bis St. Paul, dann 200 Meilen westlich von dort bis an die äußerste Grenze von Minnesota, wo ich Geschäfte hatte. Diese Reise hat mir in jeder Beziehung gut getan und mich wieder zurechnungsfähig gemacht. Die frische Wald- und Seeluft ist ganz köstlich, namentlich für einen Mensch, der 6 Jahre lang ununterbrochen in dem Backsteinmeer von N[ew] Y[ork] gelebt hat. Jetzt kann die Maschine wieder für 3 - 5 Jahre lang arbeiten. Das große Unglück ist nur, daß man hier keinen Boden unter den Füßen hat und nicht allein hier ein „Outsider" ist und bleibt, sondern es auch drüben wird. Ich fühle mich hier durchaus überflüssig, ich weiß nicht, wofür ich da bin, denn mein Geschäft, das ich nebenbei verachte, können 1000 andere ebensogut, ja noch viel besser treiben. Die einzige Befriedigung, die ich habe und die mich für vieles entschädigt, ist mein häusliches Leben, im übrigen ist es hier ein freudloses, langweiliges Dasein ohne Anregung und Schwung, ohne Teilnahme und Genuß. Man ißt und trinkt gut und haspelt seine Tage so ab, ohne eigentlich zu wissen, warum und wofür. Lieber in Deutschland Nachtwächter als ein Mann mit 3000 Dollars Einkommen in Amerika! Ich mache jetzt Vorarbeiten für eine große Geschichte der deutschen Einwanderung in die Vereinigten Staaten. Es ist dies die politische Krankheitsgeschichte, ja sogar das Martyrium, wenn 201

man will, des deutschen Volkes in nuce [im Kern] und, wie mir scheint, mit besonderer Rücksicht auf Deutschland ein höchst verdienstliches Werk. [Nach Bemerkungen über das „Leben des amerikanischen Generals John Kalb" wird fortgesetzt:] Das Gebiet, welches ich bearbeite, ist noch vollständige Tabula rasa [unbeschriebene Tafel], es ist noch nichts darauf geschehen, und deshalb hat eine Beschränkung auf dasselbe einen großen Reiz und eine verführerische Anziehungskraft für mich. Ich finde, daß, je älter man wird, man desto einseitiger werden muß, wenn man etwas nur halben Wegs Erträgliches leisten will; ich studiere denn jetzt seit Jahren auch ausschließlich Geschichte und sonst gar nichts ...

869 Von Heinrich Benecke 24. November 1858 / Leipzig, 24. November 1858 Hochgeehrter Herr Doktor! Daß ich Ihnen heut' von Leipzig aus meinen ergebensten und zugleich herzlichen Gruß senden darf, ist, wenn ich die Umwandlung meiner äußeren Lage recht beschaue, zum großen Teil die Folge Ihrer freundlichen Verwendung für mich bei Otto Wigand; ich versäume darum nicht, Ihnen meinen besten Dank für Ihre sehr wirksame Empfehlung abzustatten. Wie und bei wem ich plaziert bin, wird Ihnen Frau Prof. Feuerbach mitteilen können; nur soviel hier, daß ich mir von Leipzig für meine weitere Entwicklung etwas verspreche. Wer so gründlich mit der preußischen Theologie und dadurch mit den preußischen Staatsbehörden gebrochen hat wie ich, muß froh sein, wenn er unter nur einigermaßen leidlichen Bedingungen eine private Lebensbeschäftigung gefunden hat, noch dazu, wenn diese, wie dies // bei mir der Fall, mit Neigungen und Wünschen zusammenfällt! Ich habe gestern auch Herrn Otto Wigand besucht, der sehr bald an Sie zu schreiben vorhat; ich fand ihn in etwas gedrückter Stimmimg, und wenngleich er mich sehr freundlich aufnahm, so glaube ich doch nicht, daß ich oft mit ihm zusammenkommen werde. Er gilt erstaunlich viel bei J. J. Weber, für den ich arbeite, 202

und weil letzterer durch Wigand von meiner Existenz erfuhr, so bin ich Ihrem Verleger zu Dank verpflichtet. Erinnern Sie sich noch eines gewissen K. Lüdeking? Er hat im „Jahrhundert", einer Hamburger Zeitschrift, eine Reiseskizze über „Ludwig Feuerbach" veröffentlicht, die zuerst in einem in St. Louis erscheinenden Journal erschien. Ich nehme an, daß Ihnen das „Jahrhundert" nicht zugehen wird, und werde mir demzufolge erlauben, Ihnen morgen per Kreuzband die betreffende Nummer zuzuschicken. Ich könnte viel darüber sagen, aber nur das eine: Nach Lüdeking haben Sie Ihre schriftstellerische Tätigkeit mit der „Theogonie" abgeschlossen. Ist dies // mit so absoluter Bestimmtheit vorauszusagen, verehrter Herr Doktor? Ich wollte, ich wäre bei Ihnen in Bruckberg, um diesen Ihren Entschluß mit lebendigen Worten zu bekämpfen; denn - erst vor Wochen kamen mir zum ersten Male, nachdem ich die „Gedanken über Tod und Unsterblichkeit" durchgemacht, die „Triarier" in die Hände, ein Schriftchen, dessen Verfasser ich gern durch Sie erführe. Durch ihn wurde mir von neuem klar, was ich sonst bei mir selbst gedacht hatte: Es fehlt nicht als Ersatz für das Viele, das durch Sie der Welt abhanden gekommen ist, an den herrlichsten ethischen Gedanken in Ihren Werken, aber es fehlt ihnen noch eine anthropologische Ethik, als ein Ganzes für sich. Verehrter Herr Doktor, Sie sollten schweigen wollen? Wer will da reden? Ludwig Feuerbach, wie ich ihn aus seinen Schriften erkenne, ist nicht bloß der beredte und scharfe Kritiker - er wird und muß auch, solange noch ein Blutstropfen in ihm ist, den Tempel zu erbauen suchen, in dem nach seinem Evangelium die Menschen sich erbauen. Die Bausteine liegen massenweise zerstreut, aber nur der Meister kann sie zusammenfügen. / / Ist es nicht mehr als Wagnis, daß ich solche Ideen anzuregen den Mut finde? Mir selber fehlt zu wissenschaftlichen Schöpfungen alles; aber als Handlanger fühle ich mich, und solche Menschen muß es auch geben. Möchten Sie das, was ich hier geschwatzt, für nichts anderes zunächst ansehen, als was ich dabei im Sinn hatte: Sie, hochgeehrter Herr Doktor, noch einmal mit einem Meßartikel für Leipzig vorzufinden. Daß Sie mitsamt Ihrer Frau Gemahlin und Fräulein Tochter in Deutschland bleiben, habe ich mit außerordentlicher Freude gehört; mag's Ihnen wie Ihrer sehr werten Familie recht, recht gut ergehen. Mit herzlicher Verehrung und Hochachtung Ihr Heinrich Benecke / 203

870 An Wilhelm Bolin 30. November 1858 / Br[uck]b[erg], 30. Nov[ember] 58 Mein lieber Herr Bolin! Es ist bereits über ein Vierteljahr, daß Sie mir von Hamburg ans geschrieben, und gewiß werden Sie längst einer Antwort von mir mit Ungeduld entgegengesehen haben. Aber was für Sie spät und lange, ist für mich sehr früh und kurz, denn ich pflege Briefe, die nicht eine augenblicklich zu erledigende Angelegenheit betreffen, die nur einen geistigen Zusammenhang fortsetzen, nur ein Surrogat der Konversation sein sollen, nur von Jahr zu Jahr oder höchstens von einer Jahreshälfte bis zur andern zu schreiben. Ich bin nicht nur, wie ich Ihnen, glaub' ich, schon schrieb, an ein ununterbrochnes, zusammenhängendes, sondern auch an ein zurückgezognes Denken und Leben so sehr gewohnt, daß mir der Aphorismus eines Briefs außerordentlich schwerfallt. Meine Gesinnung ist zwar human und gesellig, aber meine Feder höchst widerspenstiger und ungeselliger Natur. Es gibt genug Leute, bei denen Lernen und Lehren, Empfinden und Sprechen, Denken und Schreiben identisch sind; ich gehöre // aber nicht zu diesen Glücklichen. Ich muß erst genötigt oder in Affekt versetzt werden, um meiner Feder eine Zeile, meinem Munde ein Wort zu entlocken. Die alten Philosophen und Physiker hatten einen horror [eine Scheu] vor dem vacuum [Leeren] überhaupt, ich habe einen horror vor dem leeren Papier. Schreiben ist wohl für den Leser ein Gewinn und Bedürfnis, aber für den Schreiber selbst ein Luxus und Verlust, denn was er schreibt, daß weiß er ja schon, das hat er schon in sich selbst. „Kurz ist aber das Leben und lang die Kunst." Man kann daher nicht viel genug lernen, aber nicht wenig genug schreiben. So denke ich als Schriftsteller, so als Briefsteller. So müssen auch Sie von mir denken und nach diesen Gedanken Ihre Erwartungen einrichten, wenn es gleich an sich eine unbillige Forderung ist, daß Sie, ein junger Mann, mit mir, der ich den größten und wichtigsten Teil des Lebens, den Sie erst vor sich haben, bereits hinter mir habe, dieselben rigorosen, kargen, resignatorischen Gedanken haben sollen. Allein ich verlange sie ja auch nur in Beziehung auf mich selbst. Vergessen Sie vor allem nicht, um

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Ihre Erwartungen auf das Minimum herabzustimmen - ich selbst hätte eigentlich damit beginnen sollen daß ich ein Landmann bin, wenn auch nicht de jure, doch de facto, wenn auch nicht der Beschäftigung, aber doch dem Orte und status quo [gegenwärtigem Zustand] nach. Aber der Landmann bringt nur Früchte hervor, die lange Zeit zu ihrer Reife bedürfen. Auf und vom Lande kann man zur Not wohl Bücher, aber keine Briefe schreiben. Zum Briefschreiben fehlt der Reiz des // Wechsels der Novitäten und Animositäten des Stadtlebens. Die Städter machen sich gegenseitig Visiten in ihren Häusern, und was sind Briefe anders als schriftliche Visiten? - Der Landmann hat aber sein Haus nur für sich selbst, was er fiir andere ist und hervorbringt, was andere interessiert, von ihm zu wissen und zu haben, das bringt er auf den öffentlichen Marktplatz. So ist es auch mit mir, nur daß mein Markt, den ich übrigens auch nur selten betrete, die Literatur ist. Weil ich nun aber doch im Widerspruch mit meiner Denk- und Lebensweise eine Visite Ihnen abstatte, so sei auch einiges erwähnt, was zu einer solchen sich eignet. Seit Sie von hier fort sind, bin ich nirgends hingekommen als zweimal nach Nürnberg], einmal Geschäfte halber, das andere Mal, um mit meiner Frau und Tochter einer hochgeschätzten Freundin und ihrer Tochter, die aus Amerika zum Wiedersehen ihrer leidenden Mutter herübergekommen war, einen Besuch zu machen. Das war im August, und im nächsten Monat darauf, am 13. Sept[em]b[er], ist auf ihrer Rückkehr nach A[merika] diese liebenswürdige junge Freundin nebst ihrem reizenden 5jährigen Kinde bei dem verhängnisvollen Brande der „ Austria" - man weiß es nicht - vom Feuer verzehrt oder vom Meere verschlungen worden. Wenige Wochen darnach, der Kunde von diesem Ereignis, folgte die unglückliche Mutter - eine nicht nur persönliche, sondern auch geistige Freundin von mir - der unglücklichen Tochter und Enkelin ins Grab nach. Bei demselben Brande verunglückte auch noch ein andrer jüngerer Freund und Zuhörer von mir, der Dr. Friedländer, weiland Privatdoz[ent] in Heidelberg. Dieses schreckliche Ereignis, so fern von hier vorgefallen, ist doch mir und den Meinigen so nahe, so zu Heizen gegangen, daß es jetzt noch alles andre aus den Gedanken und aus der Feder mir verdrängt. Und so sei denn auch nur dieses erwähnt! Leben Sie wohl! und schreiben Sie mir von Ihrem Leben, Ihren Beschäftigungen, Ihren Plänen und Aussichten für die Zukunft. Ihr freundschaftlichst ergebner L. F . / 205

871 Von Heinrich Benecke 17. Dezember 1858 /Leipzig, 17. Dez[em]b[er] 1858 Sehr geehrter Herr Doktor! Wüßte ich, daß Sie an Duncker & Humblot in Berlin noch nicht geschrieben haben, so hätte ich die Bestellung des Friedr. Kappschen Buchs schon gestern gemacht, da ich viele Bekannte dort habe, die die Besorgung gern übernommen hätten. Nun ist es vielleicht am besten, Sie geben der Emerenz den Auftrag, zu Duncker & Humblot, die Friedrich- und Französische Straße im Eckhause wohnen, hinzugehen und das Buch zu holen. Jedenfalls sind die Berliner Herren Buchhändler freundlicher und entgegenkommender als HeiT J. J. Weber, bei dem ich - ob dies Ihnen nun ganz recht ist, muß ich dahingestellt sein lassen - auf ein Exemplar des Anselm v. Feuerbachschen „Lebens" für Sie anspielte, der aber auswich und wohl von Ihnen direkt darum angegangen sein will. Ein kurioser Mensch, dieser Weber! Soviel kann ich Ihnen aber sagen, daß die zweite Ausgabe Ihren Nachtrag wirklich enthält, und durch mich sollen Sie jedenfalls ein Exemplar erhalten. Es verursacht mir das keine Mühe, und wenn dies auch der Fall wäre, um so besser dann. Kapps „Steuben" ist schon vor 3 Monaten er-//schienen, ich kenne jedoch das Buch nur aus einem Exzerpt. Noch einmal auf K. Lüdeking zurückzukommen, verrate ich Ihnen, daß ich beim ersten Durchlesen seiner Reiseskizze über die mancherlei Unrichtigkeiten ärgerlich war und eine Korrektur derselben vornahm, so gut es ging. Ich schicke Ihnen ein Stückchen „Deutscher Allgemeiner] Z[ei]t[un]g", für die ich von Berlin aus schrieb und die deshalb auch meine Berichtigung des „Jahrhunderts" abdruckte. Hoffentlich sind Sie nun mit ihr einverstanden, sonst habe ich die Geschichte auch nicht besser gemacht. Beiläufig sei bemerkt, daß meine Korrespondenz auch in andere Zeitungen übergegangen ist, wodurch der Lüdekingschen Skizze wenigstens von unseren Seiten zugleich ein Gegengewicht gegeben ist. Die „Berliner Revue", ein Schandblatt, früher ä la „Kreuzzeitung", heut' ein klein bißchen demokratischer (!), soll ihren Senf gleichfalls dazugegeben haben, wie ich höre; ich war schon 206

in Leipzig, als sich Wilh. Keip, mein früherer theologischer Kommilitone, ein verbohrter Hengstenberger, zu Reflexionen über Sie verstanden hat. Jedenfalls ist Monsieur Keip Ihr geistlosester Gegner, den Sie jemals gehabt haben, Herr Doktor. Daß Sie sich darüber nicht grämen, ist mir bekannt. Wie kann man doch in das Gerede der Leute, ja // der christlichen Pastoren und durch diese bis auf die Kanzel kommen! So geschah es denn, daß Herr Dr. Krummacher in Potsdam für gut fand, gegen einen Aufsatz von mir, den ich durch Rob. Prutz im „Deutschen Museum" abdrucken ließ, in der Berliner Parochialkirche zu predigen. Meine Explikationen [Erklärungen] enthielten allerdings mehr Feuerbachsche Anschauungen als christlichkirchliche, und ich bin ihm die Antwort auch nicht schuldig geblieben; aber ich glaube, daß mein Räsonnement [Vernunfturteil] mehr Sittlichkeit predigte als dieses Pfaffen heuchlerische Phrasen. Noch muß ich Sie fragen, verehrter H[err] Doktor, ob Sie Arnold Ruges „Briefe über die 'Theogonie'" zufallig gelesen haben, die sich gleichfalls im „Deutschen Museum" vorfinden. Wenn nicht, so werde ich sie Ihnen bereitwillig schicken, da ich im Besitz der Nummern bin; ich habe sie nur nicht augenblicklich zur Hand. Sonst ist mir eine Kritik der „Theogonie" nicht vorgekommen. Schade ist's doch, daß Sie an der Journalistik sich wenig beteiligen oder vielmehr, daß Sie auf die Welt so sehr verzichten; ist's Ihnen nicht unangenehm, so schick' ich Ihnen ab und zu unter Kreuzband, was Sie möglichenfalls interessiert. In London haben Sie in der Person des Rev[erend] Dr. Cappel, meines dortigen Beschützers, einen warmen und treuen Freund, Herr Doktor. Kommen Sie jemals dorthin, so // beglücken Sie den Mann mit einem Besuch, er wohnt Dalston Rise, opposite 15 and 16. Ich stehe mit Dr. Louis Cappel, einem frischen, trefflichen Menschen, noch in Korrespondenz; er hat mir, wenngleich persönlich Ihnen nicht bekannt, einen Gruß an Sie aufgetragen. Sie wie ganz Bruckberg herzlich grüßend verbleibe ich in Hochachtung und Ergebenheit Ihr Sie verehrender Heinr. Benecke /

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872 Von Wilhelm Bolin 17. Dezember 1858 / Helsingfors, Freitag, d[en] 17. Dezfember] 58 Mehr denn einmal, mein teurer väterlicher Freund, habe ich während den 4 Monaten meines Hierseins Ihnen schreiben wollen, doch blieb es immer nur beim Gelüste, beim Vorsatz, der heute erst seine Erledigung findet, und zwar durch Ihr liebevolles Schreiben vom 30. Nov[em]b[er] veranlaßt, wofür ich hiemit meinen herzlichsten Dank abstatte. - War's die unbewußte Erwartung, daß solches bald eintreffen würde - ich weiß, daß Sie trotz Ihrer Schreibe-Antipathie keinen Brief unbeantwortet lassen - , war's die Schau, Ihnen wiederholt lästig zu fallen, indem ich nur zur Bewältigung meiner Gefühle denselben Worte leihe; war's die durch Ihr Beispiel angeregte Mäßigung im Schreiben - die, seit ich von Ihnen schied, mir zur unwillkürlichen, lieben, fruchtbaren Gewohnheit wurde; genauso lieb und erfreulich, wie mir Ihr Brief kam, so wenig kann ich die darauf gespendete Geduld und Sehnsucht peinlich nennen. Wie sollte ich's auch: Anfang September hier angekommen, widmete ich mich ganz Ihnen. Auf Ihre Anregung hin las ich Knapps meisterhafte Rechtsphilosophie, sodann weihte ich mich mit neuer Liebe Ihren Werken. Schon lange hatte ich mich auf die Wiederaufnahme dieser Studien gefreut, jetzt eben bin ich bei Ihrem „Bayle". Mitten in dieser Beschäftigung wurde mir durch die in No. 43 des „ Jahrhunderts]" mitgeteilte Reiseskizze von Lüdeking unser erstes Zusammentreffen äußerst lebhaft ins Gedächtnis gerufen, so daß ich im Geiste meinen Besuch bei Ihnen wiederholte und somit Ihnen noch näher kam, als ich's überhaupt diese Zeit hindurch gewesen. Mit nächstem Jahre denke ich eine gute Übersicht der Naturwissenschaften zu gewinnen, von denen ich bisher nur genascht und genippt, obwohl auch diese erneute Bekanntschaft bei mir, als Mittel zur beßren Einsicht in Ihre Schriften, nur sekundäre Bedeutung hat. Es ist mir unendlich lieb, so bald von Ihnen bedacht zu sein mit der Kunde, daß Sie und die Ihrigen wohl sind. Eigentümlich mutet mich die Rechtfertigung Ihres Schweigens an. Bedarf es so // fragte ich mich - wohl dessen zwischen uns, nachdem Sie bereits mündlich und schriftlich Ihren Abscheu für Briefschreiben 208

mitgeteilt? Bin ich junges Blut nicht verpflichtet, Ihre Eigentümlichkeiten, ja mehr noch, Ihre kostbare Zeit zu respektieren; soll ich nicht schon froh sein, daß Sie mich überhaupt des Schriftverkehrs würdigen? - Mein Dank ist unaussprechlich und aus allem Entschuldigen Ihres Schweigens sehe ich, daß Sie einigen Wert auf mich legen, daß es Ihnen nicht gleichgültig, mich warten zu lassen. Wenn ich nur wüßte, wie auf andre Art Nachrichten von Ihnen zu haben, zu wissen, daß Sie wohl und am Leben, ich würde wahrhaftig auf diesen Verkehr mit Ihnen verzichten, um Ihnen das leidige Schreiben zu ersparen. So aber wissen Sie selbst, daß zu Ihnen nur ein einsamer Waldpfad fuhrt - so nah es auch sonst vom Druckort der Augsburger allgemeinen Klatschtrine sein mag - , Sie wissen, wie sehr es mir ein Bedürfiiis, von Ihnen zu hören, um die einmal angeknüpfte Verbindung, zu deren Erhaltung Sie selbst beitrugen, nicht zu verlieren. Ich kann es nicht ändern und sehe daher am Ende jedes Ihrer Briefe das bei Feuilletonartikeln unbeliebte „Fortsetzung folgt", welches ich mit nicht geringerem Jubel als der Minnesinger und Troubadour den Frühling, der Italiener das Januariusblutwunder, die Besatzung Kolumbus' das Festland begrüße. Da Sie also Wert auf mich legen, so wird die Gewißheit meiner Freude, mit Ihnen zu verkehren, Sie allezeit veranlassen, dann und wann mir zu schreiben. Wir werden noch manchen Brief wechseln, ehe ich von Ansbach aus den anmutigen Weg zu Ihrem gastlichen Hause wieder einschlagen kann. Hier liegt mir ob, den Doktorhut zu erwerben, um diese geschmacklose Kopfbedeckung ist mir's wahrhaftig ebensowenig als um den abgeschmackten Titel zu tun. Doch heischen das meine Verhältnisse, denen ein abhängiger Mensch wie ich Rechnung tragen muß. Zu meinem Spezimen [meiner Probearbeit, Dissertation] habe ich mich noch nicht entschlossen, natürlich muß es ebenso neutral im Wesen als mäßig im Umfang sein und wird wahrscheinlich z. B. Börnes Aussagen über und gegen Goethe // betreffen; doch habe ich, wie gesagt, noch keinen festen Entschluß gefaßt, obwohl es mein nächstes Ziel angeht. Ich bemühe mich, so viel ich kann, meine festen Bestimmungen nicht über Wochen auszudehnen, so sehr ich im Allgemeinen meines Ziels mir bewußt bin. Ich erspare mir gern Schmerzen, wozu alles Vereitelte und Fehlgeschlagne, woran man seinen Sinn hing, zu rechnen ist. Überhaupt lebe ich hier in stiller, zurückgezogner Schmerzlosigkeit und Heiterkeit, eine fast hellenische Sophrosyne [Mäßigung im Lebensstil], um die mich mancher beneiden 209

könnte. Wohl habe ich mich oft gefragt, ob das nicht von frühzeitiger Greisenhaftigkeit und Kraftlosigkeit käme, ob das nicht Ausdruck einer chinesentümlichen Resignation und Abgeschlossenheit sei? - Doch verscheuche ich solche Grillen, wenn ich erwäge, daß meine Verhältnisse und mein eignes Streben meine Lage erzeugten. Ich bin auf fremdem Boden, dessen allgemeine Interessen für mich keinen Reiz haben. Einsam wie die Raupe wuchs ich heran, einsam spinnt der Kokon - was es später gibt, wollen wir alsdann sehn. Eine unbeschreibliche Scheu für Zeitverlust macht mich zum Geizhals an meinem Leben. Ist es ein gewisses Vorgefühl, daß mir kein zu langes beschieden; ist es das Bedürfiiis, mich zu schonen, um dadurch länger zu leben als mancher, der seine Jugend im großen Gewühl genießt und sein Selbst nur selten und spät findet? Ich weiß es nicht. Nur so viel ist gewiß, daß ich mit Notwendigkeit so bin und lebe, ohne geringsten Zwang und Nachäffung; „ich kann nicht anders", sage ich hier mit dem großen Deutschen. Ich habe viel nachgedacht, ob es recht ist, in der Jugend, wo man wenig hat, so wenig ist - zumal sich selbst - so viel im Leben umherzutummeln, um Erfahrungen zu machen, mit denen man sich hinterher bis zum Ekel brüstet, so wenig dadurch deren Unumgänglichkeit bewiesen wird. Wie gesagt: Ich folge meiner Natur, ohne einen Stein auf die zu werfen, deren Lebensart von der meinen abweicht. Meine Zurückgezogenheit ist kein Anachoretentum [Einsiedlerleben]: Mich umgibt ein Kreis langjährig geprüfter Freunde - ich gehöre zu den altmodischen Leuten, welche Freunde haben und Freundschaft nicht verspotten; // - dann und wann verkehre ich mit Familien, die ich am liebsten im Alltagsleben und Werktagskleid, ungeschminkt und ungantiert [ohne Handschuhe], ohne strahlende Kerzen- und Lampenbeleuchtung sehn mag. So ist mein Leben ein trautes Idyll, wobei von Künsten nur Dichtung und Musik auf ihren leichten Schwingen sich einfinden. Das Herrliche, was in Museen und auf Bühnen gepflegt wird, ist mir versagt. Dafür habe ich an der schönen Natur einigen Ersatz, zumal am unsterblichen Meer. Recht nahe ist hier die Weihe dieser unendlichen Schönheit, die von allem, was Natur dem Auge bietet, mir am meisten zusagt. Wie andre zum Heine, Thomas a Kempis, Ossian, Lavater usf. greifen, um im Seelengenusse zu schwelgen, so wende ich mich dem Meere zu, dessen Unendlichkeit und Majestät mein Auge fassen kann. Und wie sollte ich's nicht lieben, da das Meer außerdem die gerade Linie nach meinem geliebten Deutschland trägt! 210

Seit ich Sie verließ, habe ich während der Reise wieder in den Schopenhauer geblickt - Frauenstädts „Briefe". - Wenn Sie erlauben, will ich Ihnen ein andermal meine Bemerkungen mitteilen; so auch Nachrichten über R[i]ch[ar]d Löwenherz, der nicht untätig gewesen, teils an seiner Götterkomödie wiederholt feilte, teils an Entwürfen, Skizzen und Konzeptionen reicher wurde. Für diesmal habe ich ohnehin genug Ihre Aufmerksamkeit beansprucht, bitte daher schließlich, mich den werten Ihrigen bestens zu empfehlen. Behalten Sie lieb Ihren W[i]lh[el]m Bolin Hamburg bleibt wie bisher der Zwischenhafen unsres Verkehrs. / 873 An Friedrich Kapp 31. Dezember 1858 / Bruckberg, 31. Dez[ember] 58 Lieber Kapp! Auch meinerseits ist der inliegende Brief die Veranlassung, daß ich Dir, wenn auch nicht überhaupt schreibe, doch jetzt schon schreibe. Mein alter oder vielmehr ältester Freund Dedekind schreibt eine Hand, die auch hors de la civilisation [außerhalb der Zivilisation]. Zwar ist seine am Schlüsse seines Briefs angegebne Adresse deutlich: Post Office Calumet Stat. (offenb[ar] State) Indiana, aber da ich sie nicht zusammenreimen kann mit dem rätselhaften Namen des Orts, wovon er seinen Brief datiert und ich nur in Wisconsin ein Calumet in meinen Karten und geograf tischen] Büchern finde, so nehme ich meine Zuflucht zu Dir. Du kennst ja genau seine Adresse, und es liegt mir viel daran, daß D[edekind], der sich in leidendem Zustand befindet und das Leben, namentlich das [...], herzlich satt hat, bald [...] antiquarische Freundschaft [...]. Ich weiß, daß Du, obwohl nur ein modemer Freund von mir, doch mit Freunden dieses Mittleramt zwischen zwei antiken Freunden besorgst. Entschuldige die unnötigen Worte. Wie ich bei nochmaliger Durchlesung Deines Briefs sehe, hast 211

Du Dich ja selbst zu diesem Amt angeboten. Aber Du hast Deine Adresse vergessen. Meine Tochter hat mir aber aus der Not geholfen, wenn anders noch die alte Nummer eintrifft. Schreibe ich doch auch Dir jetzt nur deswegen wider meinen Willen, weil ich Deinen Wunsch in betreff des Germanischen Museums noch nicht auf gehörige Weise befriedigen kann. Ich kenne // selbst dasselbe bis jetzt nur aus Zeitungen und dem Munde anderer, nicht aus eigner Anschauung. Ich werde es aber, sowie ich wieder nach Nümb[erg] komme, besuchen und mich sorgfältig darnach erkundigen, ob es Quellen für Deinen Gegenstand besitzt. Es wird dies aber nicht vor 3 - 4 Monaten geschehen, jedoch wirst Du nicht so sehr pressieren [drängen]. Auch Deine andere Frage kann ich leider! noch nicht nach Wunsch beantworten. Hüttendorf „Dorf in Bayern, Landgericht Herzogenaurach bei Erlangen, 236 Einwohner]", so steht in Ritters geograf [isch-] statistischem] Lexikon (L[ei]pz[ig], O. Wigand 1848), demnach also kein Pfarrdorf. Es ist übrigens dieses Lexikon nicht zuverlässig. Du sollst aber auch hierüber reinen Wein von mir eingeschenkt bekommen und sollte ich ihn selbst an Ort und Stelle schöpfen müssen. Weil wir eben bei der deutschen Kulturgeschichte stehen: Erst gestern erhielt ich die vor kurzem erschienenen „Beiträge zur Geschichte" des benachbarten Klosters Heilsbronn von [Georg Muck,] Pfarrer, einem Mann von allgemeiner Bildung. [Dar]in steht z. B. „in diesem Jahre (1505) begab sich [der] junge Markgraf Georg, 21 Jahre alt, mit 24 Pferden an den ungarischen Hof. Er kam am 25. April unter großem Tumulte mit seinen Begleitern von Ansbach her ins Burggrafenhaus (das heute noch steht), um hier seinen Abschied aus der Heimath zu feiern. Unter s[einen] 12 Begleitern waren 9 noch nicht 20 Jahre alt. Die muntere // Schaar konsumirte zum Schlaftrunk 126 Maaß Wein" Das „Schwelgen und Schreien in der Nacht war unerhört". Der Abt nennt das Betragen bestialisch (tanta bestialitate ut melius sit, hujusmodi excessiva silere, quam aures offendere [von einer so großen Bestialität, daß es besser sei, Ausschweifungen dieser Art zu verschweigen, als die Ohren zu beleidigen]). „Tische, Bänke, Fußböden, Kleider und Körper trieften von Wein." Gleich auf derselben Seite heißt es weiter vom Markgrafen Friedrich (1506): ,,S[eine] Jäger und Hunde lagen 16 Wochen lang im Burggrafenhause;" auf s[einem] „Zuge nach Donauwörth übernachtete er wieder ebendaselbst, mit ihm einige fürstliche Senatoren. Es wurden in dieser Nacht 18 Eimer Wein getrunken". So viel unsre

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Vorfahren in Wein und Bier leisteten, so viel leisten jetzt unsre Zeitgenossen in deutscher Geschichte, nam [nämlich] Kulturgeschichte. Da ist kein altdeutscher Wisch ad pium usum [zum frommen Gebrauch], der nicht gedruckt wird, kein alter Scherben, kein altes Stuhlbein, das nicht im Germ[anischen] Museum oder wenigstens einer Privatsamml[ung] aufbewahrt wird. Ob aber gerade für Dein Thema - das wird sich zeigen. Deinen „Steuben" habe ich nicht erhalten, auch noch nicht direkt - indirekt durch einen Berliner Literaten, dem ich gerade etwas zu schreiben hatte - requiriert [nachgeforscht]. Es ist mir schon vorgekommen, daß ich erst 3-Vierteljahr nach dem Erscheinen ein von dem Verfasser mir eigenhändig bestimmtes Exemplar erhalten habe. Ich warte übrigens bei Deinem Buch nur höchstens noch 2 - 3 Wochen. Vor kurzem erhielt ich auch, um der Ideenassoziation ihren gesetzmäßigen Lauf zu lassen, von dem Pseudonymen Verfasser eine kleine Schrift über Kaspar Hauser zugeschickt, // welche mit juristischer Besonnenheit geschrieben, durch Mitteilung besonders einiger genealogischer Umstände, die meinem Vater unbekannt waren, auch mir endlich, dem vieljährigen Skeptiker, seine Hypothese von K. H[auser]s Abkunft wahrscheinlich gemacht hat. Leider! bist Du zu weit weg, um Dir dieses und so manches andre Mitteilungswerte zuzuschicken. Ich schreibe Dir am letzten Tage des Jahres 1858, zehn Jahre seit dem verhängnisvollen Jahre 1848, wo wir uns zum letzten Male gesehen. Mit tiefer Trauer blicke ich zurück in die Vergangenheit, denn in diese gehört ja auch das für mich freilich schon von Anfang ebenso schmerzen- als hoffnungsreiche Verhältnis meiner Tochter zu Deinem Bruder Otto. Doch wenn es beim alten geblieben wäre, wer weiß, ob nicht meine Tochter eine Reise- und Todesgefährtin der unglücklichen Jegel geworden wäre? Ich wenigstens habe im vorigen Jahre, apriorisch, Todesängste um sie ausgestanden. Weil ich gerade bei diesem schaudervollen Ereignis stehe, so sei auch noch die Trauerkunde Dir gebracht, daß die unglückliche, ohnedem noch körperlich leidende Mutter wenige Wochen nach der Erfahrung von dem Schicksal ihrer Tochter und Enkelin ihnen in den Tod nachgefolgt ist. Mit dem Wunsche, daß das neue Jahr für Dich und die Deinigen, Deinen Bruder inbegriffen, ein glückliches oder wenigstens - es ist das Wenigste und doch Beste - nicht unglückliches werden möge Dein treuer Freund L. Feuerbach / 213

1859

874 An Elise und Leonore Feuerbach 9. Januar 1859 / In größter Eile. Bru[ck]b[erg], 9. Jan[uar] 59 Liebe Schwestern! Ich schicke Euch hier Euern Hypothekenschein über die in Nürnb[erg] stehenden 600 fl. zurück, um ihn zu vernichten, denn Ihr habt bloß pro forma die 500 fl. hergeliehen, damit ich schneller und sicherer wieder zu meinem Eigentum komme, bin aber trotzdem Euch für diese Gefälligkeit dankbar. Da, wie mir meine Frau gesagt hat, die 600 fl. in Nürnb[erg] mit 4 1/2 Prozent verzinst werden, so wird es Euch eins sein, ob Ihr diese Summe von einer Hypothek oder von Staatspapieren bezieht, und Ihr könnt dann, wenn Ihr von der Fabrik die 500 fl. in Staatspapieren zurückerhaltet, diese mir zustellen. Für diesen Fall schicke ich // Euern Handschein gleich zur Vernichtung mit. Nur bekommt Ihr dann wahrscheinlich, was ich jetzt nicht ausrechnen kann, die Coupons für dieses Jahr oder wenigstens etwas, weil die Hypothekenschuld in zwei Raten abgetragen wird. Doch das läßt sich ja später noch alles aufs genauste berechnen und abmachen. Für heute nur diesen Schein zu Eurer vollständigen Beruhigung. Euer Br[uder] L./ 875 An Emma Herwegh 2. Februar 1859 / Bruckberg, 2. Februar 59 In Eile. Liebe Emma! Obgleich über dem Hause, worin ich hier wohne, gegenwärtig gerade ein höchst trauriges Schicksal waltet, heiße ich doch Dich, die Ungemeine und Unverzärtelte, willkommen, aber ich darf Dir 217

nicht verschweigen die langweiligen, altvaterischen Wege, die Dich an diesen abgelegnen Ort fuhren. Die Eisenbahnen brechen auf beiden Seiten, auf denen Du allein hier [her] gelangen kannst, 6 Stunden von hier ab, die übrige Strecke muß man im Omnibus und teils per pedes, was aber bei Dir nicht angeht, oder eignes Fuhrwerk machen. Am besten ist: Du fährst auf der Augsburger (oder Münchner) Eisenbahn bis [gestr.: Günzenhausen] - nein! ich streiche es aus nach reiflicher Überlegung des Pro und Contra - bis Nürnberg, von da morgens 7 Uhr mit dem Postomnibus nach Kloster Heilsbronn, von wo aus nur noch 1 1 /2 Stunde hieher ist. Weiß ich den Tag Deiner Ankunft, so komme ich bis Kloster Dir entgegen. Grüße Deinen Mann von Deinem L. Feuerbach / 876 Von Julius Duboc 16. Februar 1859 / Geehrter Herr! Darf die Zahl Ihrer Verehrer sich nicht Hoffnung machen, Ihre Stimme und Ihr Votum einmal zu vernehmen über die bekannten Anschauungen der materialistischen Naturaufifassung und die Streitfragen, die sich daran knüpfen - der Ewigkeit des Stoffes der atomistischen Theorie - dem immer noch nicht überwundenen Ding an sich und der bloßen Erscheinungswelt - dem Kapitel von der sinnlichen Gewißheit etc. etc. Ich weiß, wie mancherlei Andeutungen über diese Materien in Ihren übrigen Schriften zerstreut liegen, aber sie sind doch nirgends konzentriert und zu einem systematischen, übersichtlichen Ganzen so erschöpfend verarbeitet, wie es wünschenswert ist und wie Sie es uns bieten könnten. Die „Theogonie" habe ich allerdings aus Zeitmangel noch nicht kennengelernt, aber ich vermute, daß es seiner Natur nach diesen Fragen wohl ferne bleibt. Immer wenn ich von der Kraft als einer Eigenschaft des Stoffes lese (cf. Büchner), stößt mir dies als ein unglücklicher Ausdruck auf. Kraft, deucht mir, ist vielmehr das Sein der Materie als ihre Eigenschaft. Der Stoff wirkt, weil er lebt, weil es // überhaupt keinen toten Stoff gibt. Sein ist gleich Leben. Indem ich den Stoff 218

als seiend, als überhaupt vorhanden, resp. als lebendig denke, denke ich ihn als kraftbegabt. Wir können kein Nichtsein denken oder anerkennen, deshalb auch keinen Stoff ohne Kraft. Ich fuge diesen Zeilen meine Adresse nicht bei, da sie keinen Anspruch auf Wiederbeantwortung erheben, sondern nur bezwekken, den, wie Sie versichert sein können, von vielen empfundenen Wunsch vor Ihnen auszusprechen, daß einmal auf kompetentere Art in diesen Angelegenheiten geredet werden möchte, als von unseren philosophischen Naturforschern und einigen anderen bisher geschehen ist. Genehmigen Sie, geehrter Herr, mit meinen besten Wünschen für Ihr Wohlergehen die erneuerte Versicherung aufrichtiger Verehrung, mit der ich verharre, Ihr ergebenster C. J. Duboc Berlin, 16. Februar 1859/ 877 An Georg Herwegh 22. Februar 1859 / Bruckberg, 22. Feb[ruar] 59 Lieber Herwegh! Im Auftrag Deiner herrlichen Frau habe ich Dir anzuzeigen, daß sie gestern mittag bei uns zu Fuß angekommen ist, daß sie uns leider! schon heute abend wieder verlassen hat und daß sie morgen von Nürnberg aus um 11 Uhr mittags nach Weimar über Coburg abreisen wird. Im Auftrag meines eignen Herzens habe ich nur beizufügen, daß meine Frau und Tochter hoch und herzlich erfreut waren, Deine Frau kennenzulernen, und ich, sie als dieselbe wiederzuerkennen. Möge die nach so vielen Jahren unverhofft Wiedergesehene das Wiedersehen auch von uns beiden verbürgen! In dieser Hoffnung Dein L. Feuerbach /

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878 Von Emma Herwegh 24. Februar 1859 / Weimar, den 24. 2. 59 Du mußt Dich nicht wundern, lieber Ludwig, wenn mich Euer Schicksal beschäftigt wie das meine und ich deshalb den ersten ruhigen Augenblick nach einem sehr widerwärtigen kalten fait [Geschäft] benutze, um Dir noch in der Eile zu sagen, was mir nicht unwichtig scheint. - Ich bin wie die armen Geister, die alle Jahr', wenn's gut geht, einen Gedanken haben und den nicht eher fahren lassen, bis er totgeritten ist. Ich meine dies in betreff des Sattlerschen Vorschlags, der mir so unabwendbar tüchtig scheint, daß ich innigst wünsche, Du mögest ihn machen. - Um jedoch nicht wie eine Bombe bei dem alten Herrn ins Haus zu fallen, was für ihn, // [vor] allem aber für Dich höchst peinlich wäre, dünkt mich, es wäre gut, einige Zeilen an Herrn Sattler selbst von Deiner Hand als Vorläufer vorauszusenden, in denen Du einfach erfragst, ob er binnen der nächsten 14 Tage auf seinem Schlosse Mainberg anzutreffen sei, da Du wichtiger Geschäftsangelegenheiten halber seinen Rat zu suchen willens seist. Mein Brief nach Florenz ist selbstverständig von Nürnberg aus abgegangen. Meine Freundin wird darauf mich ungesäumt in Schweinfurt anmelden und mir selbst einige beantwortende Zeilen poste restante [postlagernd] nach Nürnberg senden - so daß unserm Plane der gemeinsamen // Reise von heut' in 14-16 Tagen nichts entgegensteht als das allwaltende Geschick, das sich ja aber auch gnädig zeigen kann und, hoffen wir, wird. Verzeih, lieber Freund, wenn der ärmere Kopf dem reichen wagt, Vorschläge zu machen, aber was den Frauen an Verstand abgeht, ersetzt oft die Intelligenz des Herzens, die allein mir der Wunsch, zu etwas gut zu sein, und dadurch dies Mittel eingegeben. Liszt ist in Weimar, desgleichen seine Frau (gesehen habe ich noch niemanden) und auch ein junger Freund, den ich jeden Augenblick erwarte. Bis jetzt habe ich also immer Glück gehabt und ist das Ende der Reise wie der Anfang, dann bitte ich mir von Dir ein Schwarzbrot // aus, und ich schicke Dir ein Fäßchen von den klassischen Gurken. - Grüß mir Deine Bertha und Dein Lorchen, und hast Du mir etwas in der Zwischenzeit zu melden, so richte den Brief nach Berlin, Leipziger Platz No. 9.

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So! jetzt fängt, d. h. morgen, meine Herkulesarbeit an, der ich es gewiß zum Teil zu danken habe, daß ich mich dermaßen mit Eurem Geschick identifizieren kann. Lebt alle wohl und behaltet mich lieb wie ich Euch von ganzer Seele. Auf ein baldiges Wiedersehen denn: Deine Freundin Emma Herwegh P. S.: Wenn wir beide zusammen nichts durchsetzten, so würde ich eine jämmerliche Vorstellung von unsren beiden Kapazitäten bekommen, trotzdem daß Du ein berühmter Mann bist, der seinem Monument nicht mehr entgehen kann. / 879 An Emma Herwegh 27. Februar 1859 / Bruckberg, 27. Febr[uar] 59 Liebe Emma! „Selbst ist der Mann." Nur die Selbsthülfe, aber nicht der Schuster - so hieß der reiche Vater der verstorbnen Kapp - auch nicht der Sattler kann mich wieder vom Esel auf den Gaul bringen, wenn ich anders noch mich emporschwingen kann. Diese Selbsthülfe ist aber nur die Hülfe mit der Feder, so widerlich und abgenutzt mir auch dieses Instrument ist. Aber Not bricht Eisen, folglich wohl auch meinen harten, verschloßnen Schädel. „Schreiben mußt Du, das versteht sich von selbst", kannst Du mir einwenden, aber wo? „Hier, wo Du eingewohnt und eingerichtet bist, allein um eben dieses Hier behaupten zu können, dazu gehört ein Schuster oder Sattler." In welche Hände auch immer Bruckberg kommen mag, ich verliere mit dem Eigentum meiner Frau alle die Vorteile, die bisher für die vielen Nachteile und Entbehrungen, die mit einem Landaufenthalt verbunden sind, uns entschädigten, und es fragt sich daher sehr, ob ich später noch hier existieren mag, wenn ich es auch könnte. Die nächste Zukunft wünsche ich allerdings noch hier zuzubringen - so lange wenigstens, bis ich eine Schrift vom Stapel laufen lassen kann, aber diesem höchst bescheidnen Wunsche wird auch nichts entgegenstehen, das künftige Schicksal Br[uckber]gs sei auch, welches es wolle. Es tut mir daher sehr leid, daß Du

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Deine vielbeschäftigte Hand unsretwegen in Bewegung gesetzt hast. Ich wollte Dir noch // ausdrücklich zum Abschied sagen: Schreibe nicht unsretwegen Deiner Freundin oder warte wenigstens noch. Aber wie viel hab' ich nicht schon gewollt und nicht getan, wie viel gedacht und nicht ausgesprochen! Es tut mir Uberhaupt leid, daß Du, auf der selbst so schweres Schicksal lastet, nun auch in die Teilnahme an unserm Schicksal hineingezogen worden bist. Wollen wir lieber daher, statt an Sattler und Schweinfurt, daran denken, wann, wie und wo wir uns vor Deiner Heimreise in die Schweiz noch einmal sehen können. Der passendste Ort, weil wir hier nur unter uns sein können, wäre wieder Br[uck]berg, aber wie kann man Dir zumuten, daß Du den langweiligen Weg von Nürnb[erg] und Kloster [Heilsbronn] abermals machen sollst? Es war schon das erste Mal zuviel. Die Beförderung von hier aus hätte allerdings keine Schwierigkeit. Ich würde Dich bis Ansbach zu Wagen begleiten und von dort wärest Du in 3 Stunden per Post oder Omnibus auf der Nürnb[erg]-Augsburger Eisenbahn in Günzenhausen. Doch Dein Geist und Herz mögen entscheiden! Hoffentlich ist Deine „Herkulesarbeit" bereits ihres Siegs und Erfolgs gewiß. Meine Frau und Tochter grüßen Dich aufs herzlichste in der Hofihung baldigen Wiedersehens, die natürlich auch ich teile und erfüllt wünsche. L. Feuerbach / 880 Von Friedrich Kapp 15. März 1859 ... Ich würde eher geantwortet haben, wenn ich nicht den ganzen Januar und Februar hindurch die englische Ausgabe meines „Steuben" zu besorgen gehabt hätte und mit Verbesserungen, Korrekturen etc. ganz ungebührlich beschäftigt gewesen wäre. Man merkt erst, wenn man selbst den Versuch macht, welch ungeheurer Unterschied es ist, wenn man in einer fremden, statt in seiner Muttersprache schreibt. Ich habe mit diesem einmaligen Versuche genug und glaube in Zukunft meine Zeit besser verwenden zu können, wenn ich anderen die Übersetzung überlasse ... Es ist nicht daran gelegen, ob hier 100000 deutsche Bauern und Handwerker mehr oder weniger verkommen sind; allein es ist für 222

die Kulturgeschichte im allgemeinen und die Erkenntnis der deutschen Misere im besonderen von großem Interesse, wenn man endlich einmal eine Geschichte der deutschen Auswanderung mit Beziehung und im Rückblick auf das Mutterland schreibt, wenn man auf die politischen Ursachen und Krankheitsstoffe näher eingeht, welche diese Unglücklichen übers Meer trieben ... Ich weiß nicht, ob ich die „ Geschichte der deutschen Einwanderung in die Vereinigten] Staaten" je ganz vollenden werde, denn sie erfordert allein ein paar tausend Dollars für die Beschaffung von Quellen, seltenen Büchern und Handschriften, Reisen etc., und endlich habe ich nur die späten Abende für mich; allein die Aufgabe ist schön und der höchsten Anstrengung wert, zumal ich mir auch praktische Erfolge davon verspreche und eine Verminderung des Auswanderungsfiebers davon erwarte. Ich befinde mich der Wahl der Stoffe und dem Material gegenüber in einem wahren embarras de richesse [einer Verlegenheit aus Überfülle]; ich weiß kaum, was ich zuerst wählen soll....

881 Von Wilhelm Bolin 30. März 1859 / Helsingfors, Mittwoch d[en] 30. März 59 Weit lieber als dieser Brief, mein lieber, hochgeehrter Freund, möchte ich selbst bei Ihnen erscheinen, einige Stunden im Gespräche mit Ihnen zuzubringen. Als ich Ihnen im vorigen Dezember auf Ihr freundliches Letzte dankend antwortete, äußerte ich vielleicht, daß ich abermals von Schopenhauer Notiz genommen - eigentlich nur, um dem Manne gerecht zu werden. An der Quelle selbst zu schöpfen, gebrach es mir an Zeit, ich begnügte mich daher mit Frauenstädts begeisterter Darstellung. So klar mir diese originelle Anschauung ward, so bin ich doch nicht bekehrt und werde mich an die Schriften des Meisters selbst erst dann wagen, wenn ich überhaupt einsehe, daß ich mehr zum Philosophen als zum Dichter tauge - dann natürlich gehe ich in dieses „Theben mit hundert Toren" (wie er seine Philosophie nennt) mit eben den Absichten hinein wie des Odysseus Holzpferd nach Ilion. 223

Mit ganzem Herzen stimme ich Ihrer Aussage über Schopenhauer bei: Er ist ein ganzer, gesunder, kräftiger Denker, „ein frischer Quell", wie Sie ihn nannten. Aber was soll uns der Buddhismus, was der erneute Zwiespalt von Erkenntnis (Vorstellung) und „Ding an sich" (Willen)? Unwillkürlich treibt es mich zum Protest, namentlich gegen die nur teilweise Anerkennung von Raum, Zeit, Kausalität, Geschichte usf. Ich würde mir die Sache überaus leicht machen, wenn ich es hier // nicht mit einem ehrlichen Denker zu tun hätte, der keine feigen Konzessionen macht, sondern für die Wissenschaft und aus Liebe um sie forscht und wirkt. - Mit seinem Buddhismus halte ich ihn für den mit Fichte und Schelling auf gleicher Stufe stehenden wissenschaftlichen Interpreten der romantischen Schule. Dieser war das Mittelalter nicht gemütlich genug, und so begab sie sich in den Orient. Da und muso kann ich mir Schopenhauers geschichtlichen Zusammenhang mit seiner Zeit und Bildung denken, und so rächt sich denn auch an ihm das von ihm verleugnete, zum bloßen Hirngespinst herabgewürdigte Gesetz von Raum und Zeit. Und nun bin ich beim Nervus meines Schreibens: Ich möchte Ihnen meine Bedenken gegen Schopenhauers und Kants Beweise, daß Raum und Zeit nur unsrer Erkenntnisweise zukommen, zur geneigten Begutachtung vorlegen. Die theologisierenden Denksünden unsrer Vorfahren werden an den Nachkommen schwer heimgesucht. Gewohnt, eine andre Welt, ein Etwas über der zudringlichen sinnlichen Realität zu denken, kann man, auch als entschiedner Atheist wie Schopenhauer, die Spuren dieser verkehrten Denkweise nicht loswerden und konstruiert sich eine transzendentale Welt oder auch nur ein solches Prinzip. Ich kann mir und ihm nicht helfen und muß den Willen für das seiner Persönlichkeit beraubte, naturalisierte, kosmologisierte Ich des nach Schopenhauer verspotteten Fichte erklären. Auch er ist ein Kantianer, auch er arbeitet mit vergangnen Gedanken. Wohl aber bildet er durch seine genaue Stellung zur // Natur den Übergang von Kant zu Ihnen, wohin auch die andren Verzweigungen der Philosophie fuhren, die Ihnen durch die Geschichte nahestehen. Aber sie bleiben Kantianer, weil undankbar gegen die Sinne. Im Schop[en]h[auer] kommt die ganze sinnliche Wirklichkeit auf dem Wege der reinsten Erfahrung zur Geltung, aber dennoch ist sie ihm nicht Realität, welche er nur dem dahinter spukenden „Ding an sich" gleich Willen vindiziert [zuerkennt]. Der ganze Idealismus von Cartesius bis auf unsre Tage scheint mir als positives Resultat den Beweis zu liefern, daß wir, um über die Welt zu denken, sehr 224

gut ohne Aristoteles und den lieben Gott fertig werden können. Indem man erklärt, die äußre Welt sei nur Produkt der Sinne, erklärt man indirekt, daß nur die Sinne uns die äußre Welt zugänglich machen. - Kant und Sch[o]p[en]h[auer] berufen sich darauf, daß man Raum und Zeit nicht loswerden könne, wenn man auch jenen ohne Gegenstände, diese ohne Erscheinungen und Bewegung sich vorzustellen vermag. Aufrichtig gesagt, will mir diese kuriose Vorstellung gar nicht einleuchten, es sei denn, daß man sie so und nicht anders hinsetzt, als weil man sie eben zu seinen Beweisen so braucht. Was will das eigentlich sagen, man kann sich Raum und Zeit denken, ohne daß darin etwas ist oder geschieht. Freilich, so vorgestellt, will ich sie unbedingt für bloße apriorische Hirngespinste anerkennen. Aber versuchten diese Herren die Welt selbst, die Natur, das „Ding an sich" als nicht vorhanden zu denken? Mir scheint, daß sie hierbei auch auf ein imperatorisches Veto ihrer Vernunft stoßen, doch // hüten sie sich, von der Welt oder dem „Ding an sich" das nämliche wie von Raum und Zeit auszusagen. - Sollte man Raum und Zeit mit einigem Geschick als nicht von der Erfahrung gegeben beweisen können, wenn man jedes für sich trennt - denn ihre Einheit ist die Natur? Mir scheint, daß Kant den Raum (eigentlich doch die Ausdehnung) als eine Art von Rahmen, einen Behälter auffaßt. Wie kann man sich aber den Raum als ein pures vacuum denken? Welche Bedeutung hat dann die Zeit? In einem Ihrer frühern Briefe bezeichneten Sie den Übergang von Kant zu Fichte usw. als historisch und gewesen, den Weg von Kant zum Sensualismus als Aufgabe der Gegenwart und Zukunft. Sollte dieser Übergang einfach in der Gewißheit beruhn, daß die uns durch Erfahrung offen liegende Welt, die sinnliche Natur selbst das „Ding an sich" sei? Während dieses bei Kant unerforschlich blieb, wird es in Schop[en]h[aue]rs „Willen" eine materielle, wenigstens durchaus empirische Empfindung und sinnliche Wahrnehmung. Jedenfalls muß dieser Wille - „Ding an sich" - die Form der Vorstellung annehmen, in die Erscheinungswelt sich herablassen, um sich als seiend zu behaupten und zum Selbstbewußtsein zu gelangen. Wenn ich mir diesen Zwiespalt genauer betrachte, so erscheint mir das mysteriöse, undefinierbare „Ding an sich" als die letzte theologisierende Täuschung des Denkens. Der Kantianismus sei denn der Erlöser, der die Erbsünde auf sich genommen - trotzdem verdanken wir ihm // die wiederhergestellte reine Erfahrung. Inzwischen ist Richard Löwenherz nicht untätig gewesen. Nachdem die Götterkomödie wiederholt einer Feile unterworfen ward 225

und dabei den Namen „Pantheon" erhielt, gestaltete sich der Gegenstand zu einer Fortsetzung, welche das traurige Schicksal des Solo-Gottes in fünf Hauptmomenten behandelt: 1) Die Entwicklung des europäischen Gottesglaubens während den Kreuzzügen, 2) die Wiederaufblüte der Künste und Wissenschaften, 3) die Entdeckungen und Erfindungen sowie die praktische Seite der Reformation, 4) die Aufklärung und Emanzipation vom Laienstande und Autoritätszwang und 5) das Selbstbewußtsein des armen Gottes, der sich als den „ewigen Juden" erkennt. Diese Dichtung ist freilich noch Entwurf, hat aber doch schon einen gewissen Zusammenhang, so daß nur die genauen Einzelheiten fehlen. Mit der Götterkomödie wird sie vermittelt durch einen Blick auf die untergehende alte und wildstürmende neue Welt, gespiegelt in einem Selbstgespräch des Luzifer. Dieser ist nicht als die Gestalt mit Schweif und Bocksfuß, sondern als die Verneinung gefaßt, welche den Lebensmut verachtet. Ich bekenne offen, daß mich Schopenhauers „Ethik" zu dieser Darstellung anregte; in seiner Junggesellen-Ethik steckt ein interessanter Mephistopheles. - In dem Zwischenspiel „Luzifer" wird auch der erste Ton der zweiten Dichtung angebahnt. An diese soll sich ein dritter Teil schließen, der jedoch bis jetzt nur Projekt // ist. Bis das alles zum Abschluß kommt, hoffe ich Ihnen meine Dichtungen selbst vorlegen zu können, obwohl bis zu unsrem Wiedersehn noch einige Jahre hinschwinden werden. In der Erwartung freudiger Nachrichten von Ihnen und den Ihrigen, welches Sie wie immer nach Hamburg (H. R. Sturm) zu senden belieben mögen, bitte ich Sie für diesmal meine herzlichsten Grüße zu empfangen. Wilhelm B. / 882 Von Heinrich Benecke 3. April 1859 / Leipzig, 3. 4. 59 Hochverehrter Herr Doktor! Meine Antwort auf Ihr freundliches Schreiben kommt später bei Ihnen an, als ich beabsichtigte; aber ich wollte Ihnen zu dem 226

Ploßschen Thema noch weiteres Material beschaffen, und darüber verging die Zeit. Sie erhalten nun mit diesen Zeilen eine „Theorie der Knaben- und Mädchenzeugimg"; sie ist von Dr. Bock, Professor der pathologischen Anatomie an der hiesigen Universität, geschrieben, von dem ich sie für Sie erbat. Jedenfalls werden Sie das Zettelchen mit Interesse lesen und sobald ich noch mehr aufgetrieben habe, werde ich Ihnen mehr zuschicken. Ploß hatte nichts weiter. Aber lassen Sie sich von Bock erzählen; ich kenne ihn, da ich seit einem Vierteljahr fast täglich mit ihm zusammenkomme, ziemlich genau: Er ist ein klarer, ruhiger Kopf, ohne Phrase, ehrlich, wahr - ein Feuerbach in der Medizin. Es freut ihn sehr, daß gerade Sie seine Theorie kennenlernen, denn er ist ein unbedingter Verehrer Ihrer Philosophie, ein Materialist durch und durch. Als solcher hat er ein anderes Manuskript ausgearbeitet, „Der Mensch der Zukunft bei materialistischer Weltanschauung", das er mir gleichfalls für Sie übergeben hat und das ich Ihnen in diesen Tagen übersenden werde. Es ist nicht zu umfangreich, Sie wollen es mit Wohlwollen und Teilnahme durchlesen. Die Theorie habe ich für Sie kopiert, Sie können sie also behalten, das demnächst erfolgende Manuskript erbitte ich nach etwa 4 oder 6 Wochen zurück. - / / In Bock liegen meine besten, fast einzigen Erfahrungen, die ich hier in Leipzig gemacht habe, eine Natur, die mich ganz gefangennimmt. Sonst komme ich wenig mit der weiteren Welt in Berührung. Doch was spreche ich von mir? Sie haben so Trauriges in letzter Zeit erlebt? Schon durch Frau Prof. Sid[onie] Fauerbach] erfuhr ich einzelnes, aber wie sehr hat mich's betrübt, daß Ihnen allen so trübe Veränderungen bevorstehen! Könnte ich helfen! - Oh, Sie glauben nicht, verehrter Herr Doktor, wie sehr ich mich zu Bruckberg hingezogen fühle. Aber lassen Sie andere nicht zu sehr dadurch leiden, daß Sie böse Tage haben - lassen Sie die mancherlei Mißlichkeiten nicht Einfluß auf Ihre Produktivität ausüben. Denn es gibt noch viel zu tun, das Sie tun müssen in dieser heruntergekommenen, närrischen Welt. Alle meine Erwartungen wären übertroffen, wenn Sie Bock durch seinen „Menschen der Zukunft" zu schriftstellerischer Tätigkeit vermöchte. Jetzt kommt der Frühling - erfrischt er das Herz aller lieben Bruckberger. Otto Wigand hat auch Malheur gehabt: Vor einigen Wochen brach Feuer in der Offizin seines Sohnes aus, wobei die Maschinen zerstört, Manuskripte und fertig gedruckte Werke vernichtet sind. 227

Er veranstaltet zu dem Schillerschen Jubiläum ein Scherrsches Prachtwerk, von dem die bis jetzt fertigen Bogen verbrannt sind; selbst die wertvollen Holzschnitte sind nicht gerettet. Wie ich bei Brockhaus erfuhr, beläuft sich der Gesamtschaden auf25000 Taler, doch ist er versichert und sein Verlust liegt wohl zum größten Teil in der Zeitversäumnis. Ich komme nicht mit ihm zusammen. - / / Was beabsichtigen Sie mit dem noch ungedruckten Nachlaß Ihres Herrn Vater [s] zu tun? Wollen Sie nicht mit Weber in Unterhandlungen sich einlassen? W[eber] verlegt gern, und ich glaube, er wäre nicht abgeneigt; je vollständiger die Briefe zur Veröffentlichung kommen, desto besser werden sie sich verkaufen. Oder soll ich Ihnen einen andern Verleger dafür suchen? Wieviel haben Sie vorrätig? Ich habe diesen und jenen Verleger kennengelernt, vielleicht kann ich Ihnen behülflich sein. Am geratensten wäre das Leben [Paul Johann] Ans[elm] [von] F[euerbach]s bei Cotta in Stuttgart erschienen, er hätte es sicherlich genommen. Oder noch ein Vorschlag, Herr Doktor: Möchten Sie es mit dem „Deutschen Museum" von Prutz versuchen? Oder mit Westermanns „Monatsheften"? Ich will nicht als zudringlich erscheinen, aber wo Sie mich zu Vermittlungen gebrauchen können, stehe ich Ihnen bereitwillig zur Verfugung. Durch die Augsburger „ Allgemeine] Z[ei]t[un]g" werden Sie von dem skandalvollen Vorfall in Leipzig mit dem theologischen Prof. Bruno Lindner gehört haben: Der Mann gehört zu den sehr Frommen, liest Pädagogik, Dogmatik und Moral, hat aber nichtsdestoweniger seit 2 Jahren die Universitätsbibliothek auf die schamloseste Weise bestohlen. Aus den wertvollsten Bilderwerken hat er Kupferstiche herausgeschnitten und diese neulich, wie erzählt wird, einem hiesigen Antiquar zum Kauf angeboten, wobei der Schwindel herauskam. Er selbst lehnt jede Verantwortung für seine Tat ab, da es - der Teufel getan habe, in dessen Klauen er geraten sei. Ahlfeld und Genossen sind nun // eine Zeitlang in Verlegenheit gekommen, aber wie helfen sich die Getreuen? Ja, sagen Sie, der Lindner! oh, das konnten wir uns denken! Er hat nicht mit der Brunst gebetet wie wir; wenn wir entzückt waren, so war er zerstreut, so hat denn der Heilige Geist nicht auf ihn wirken können. Genug, sie wenden sich mit dem richtigen Pharisäerdünkel: Ich danke dir, Gott, etc.; von ihm ab. Nun, eine ganz tolle Geschichte ist's mit diesem Lindner. Noch in seinen letzten Vorlesungen über Moral sprach er von Diebstahl, wie Diebstahl nicht bloß Entwenden von fremdem Eigentum sei, sondern wie er sich schon zeige in 228

dem leisesten Begehren dessen, was andern zugehört. So predigte er auch von der Kanzel - man sieht also, was bei dieser theologischen Moral herauskommt. - Wovon ich schon einmal sprach, Herr Doktor: Es fehlt noch eine Feuerbachsche Ethik; steckt sie gleich in Ihren gesamten Schriften, so existiert sie doch noch nicht als systematisches Ganzes. Was sagen Sie dazu? - Moleschott schreibt an einer Anthropologie, für die, beiläufig gesagt, Brockhaus, der sie verlegen wird, 15000 [fl.] gegeben haben soll. Wigand hatte auch geboten, ist aber von Brockhaus überstimmt. Doch genug für heut', bei meiner demnächstigen Sendung mehr. Ich grüße Sie wie Ihre sehr verehrte Familie aufs herzlichste und verbleibe in treuer Anhänglichkeit und Verehrung Ihr ergebener Heinr. Benecke, Inselstraße No. 14 bei Mad. Bomnitz Anbei erfolgt unter Kreuzband 1 Vorrede zu Diezeis „Realpolitik". / 883 An Friedrich Christian Georg Kapp 8. April 1859 / Bruckberg, 8. April 59 Verehrter Freund und Bruder! Schon aus dieser Überschrift, die sich von der Deinigen nur darin unterscheidet, daß ich, eingedenk des Ursprungs unsrer Brüderschaft aus der Freundschaft, den Freund vor den Bruder setze, ersiehst Du, daß ich ebenso denke wie Du, daß ich das schöne innige Verhältnis, in das uns unsre Kinder gebracht haben, nicht als ein innerlich vergangnes betrachte. So sehr mich daher Dein Brief erfreut hat, so tat es mir doch zugleich leid, daß Du mir, dem Jüngeren, zuvorgekommen bist, denn ich wollte schon im vorigen Jahre Dir schreiben, um Dir ein Zeichen meiner unveränderten Gesinnung gegen Dich und die Deinigen zu geben und zugleich mein tiefes Bedauern über die Auflösung des Verhältnisses unsrer Kinder auszusprechen. Ich bin allerdings im Jahre 1857 in hohem Grade aufgebracht gewesen über Otto, weil er so unpsychologisch gegen 229

meine Tochter verfuhr, // so gänzlich meine Winke und Ratschläge außer acht ließ; aber trotz der Böcke, die er gegen die Regeln der Ars amandi [Kunst zu lieben] gemacht hatte, habe ich doch nie seine Person verkannt, nie seine trefflichen Eigenschaften aus dem Gesicht verloren und daher zuletzt doch immer noch mir mit der Hoffnung geschmeichelt, daß aller Streit und Zwiespalt sich einst in Harmonie auflösen werde. Sie ist vereitelt worden; und vielleicht hat meine Tochter ebenso übereilt und unbesonnen das Verhältnis abgebrochen, als es Dein Sohn geknüpft hat. Doch ich lasse jedem seinen Willen; aber ich bedauere noch jetzt tief, daß es zu diesem negativen, sinnlosen Resultat gekommen ist, nicht nur aus den gewöhnlichen Gründen, aus welchen ein Vater, namentlich ein so unbemittelter wie ich, seine Tochter versorgt wünscht, sondern auch deswegen, weil ich Gesinnungen nicht wie Wäsche, Personen nicht wie gleichgültige Dinge wechsle und es mir daher schmerzlich ist, einen Mann, der mir so nahe gekommen ist wie noch kein andrer, auf einmal so gänzlich entfremdet mir zu wissen. Die Akazie Lophanta, // die mir in Gesellschaft Deines Sohnes meine Frau aus dem Hause Deines Schwiegersohnes Zimmermann als ein kleines Pflänzchen mitgebracht, ist nicht nur nicht zugrunde gegangen, sondern auch zu einem ansehnlichen, lustig anzusehenden Bäumchen herangewachsen; die Blumen, die Otto aus dem Ansbacher Hofgarten meiner Tochter zum Weihnachtsgeschenk von 1857 zu unsrer größten, aber freudigsten Verwunderung hatte bringen lassen, grünen und blühen noch heute, wie damals. Nur das allein soll verschwunden sein, woran diese Pflanzen erinnern? Sollen die Pflanzen beständiger sein als die Menschen? Mögen die jungen Leute sich gegenseitig vor den Kopf stoßen und sich miteinander entzweien; wir Älteren und Alten wollen das Band, das sie für sich zerrissen haben, für uns bestehen lassen. Ich würde darum auch Deinen lieben und lehrreichen Brief auf der Stelle beantwortet haben, wenn nicht die im höchsten Grade niederschlagenden Verhältnisse der hiesigen Fabrik, an der meine Frau als irrtümliche Mit-//besitzerin, in der Tat aber sie sowohl als ich nur als Gläubiger, die aber leider! nichts erhalten, wenn es zum Äußersten kommt, beteiligt sind, mich aus freiwilliger und unfreiwilliger Teilnahme in die mir fremdartigsten und widerwärtigsten Angelegenheiten zeither hineingezogen hätten. Doch ich berühre nur diese zentnerschwere Angelegenheit, um mein Gewissen vor Dir wegen meiner wider Deinen ausdrücklichen Wunsch so verspäteten Antwort zu erleichtern, und eile wieder zu Dir und den Deinigen. Von Deinem

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Sohne Fritz erhielt ich erst dieser Tage einen Brief, worin er mir seinen - gleichzeitig woandersher zugeschickten - Prospectus zu seinem neuen Werke mitgeteilt hat. Es ist das ein höchst interessantes und verdienstliches Thema, und sein trefflicher „Steuben", den er auch die Güte hatte, mir zuschicken zu lassen, ist das Auspicium des Adlers, das ein glückliches Gelingen verheißt. Er ist ganz der Mann dazu, sowohl durch Schrift als Person, den deutschen Namen bei den bornierten Yankees zu Ehren zu bringen. - Gern denke ich an Hamm zurück, aber doch muß ich mich noch heute ärgern über die Krankheit Deines einen und die Abwesenheit Deines andern Herrn Schwiegersohns. Die Meinigen waren über Dein freundliches Andenken sehr erfreut und empfehlen sich Dir und den Deinigen, wie auch ich. Meine Frau wird nächstens Ida schreiben. Mit dem Wunsche, daß ich bald wieder Zeichen Deines gesunden Geistes und Leibes erhalten möge, Dein L. Feuerbach / 884 An Emma Herwegh 13. Mai 1859 / Bruckberg, 13. Mai 59 Liebe Emma! Es ist recht garstig von Dir, daß Du mir nicht in ein paar Zeilen den Schluß Deiner Reise angezeigt hast, und doch ist es für einen philosophischen Kopf eine wahre Pein, wenn ihm das Ende eines Dings verborgen bleibt, wenn sein forschender Sinn zuletzt nur auf endlosen Unsinn stößt. Oder war mein Schlußverfahren in N [ürnberg] auch schon solcher endloser Unsinn, so daß Du mir nur Gleiches mit Gleichem vergelten wolltest? Allerdings war dieser Abschied Unsinn - Unsinn den Worten nach, die ich in den letzten Stunden gesprochen, und Unsinn dem steifen, frostigen Wesen nach; aber auch der Unsinn hat oft einen guten Sinn, so auch dieser. In N[ürnberg] war ich vom ersten Augenblick an bis zum letzten tief verstimmt; von dem Augenblick an, wo der profane Kellner mich von Deiner Nähe entfernte und ins Bedientenquar231

tier verwies, betrachtete und fühlte ich mich auch wirklich nur noch als Deinen Bedienten, nicht mehr als Deinen Freund. Diesen ließ ich unterwegs zurück. Laß also nicht den Freund entgelten, was nur der Bediente verschuldet hat. Grüße herzlich Deinen Mann. Lebe wohl und glücklich als Gattin und Mutter! L. Feuerbach / 885 An Emma Herwegh 17. Mai 1859 /Bruckberg, 17. Mai 59 Liebe Emma! Du hast mich durch Deine Zigarrensendung, die ich am Samstag abends erhalten habe, in die widersprechendsten Empfindungen versetzt. Ich war erfreut und betrübt, gerührt und aufgebracht, ich bewunderte Deinen „Geist", fand aber leider! durchaus „keinen Verstand" darin, daß Du diese kostbaren Zigarren, die nur zum Genuß in Deiner Gesellschaft bestimmt waren, nur im Zusammenhang mit Deiner Person am Platze und an der Zeit waren, folglich Sinn und Verstand hatten, hieher mir nachgesandt hast. Nur auf das Zureden meiner Frau und Tochter, in deren Stube und Anwesenheit ich diese Pandorabüchse geöffnet hatte, habe ich mich daher auch zum Genuß ihres Inhalts entschließen können, bis jetzt aber auch nur zum Genüsse einer einzigen Zigarre. Was mir reine, widerspruchlose Freude bereitete, das war allein das Zettelchen mit dem eigenhändigen Lebenszeichen. Ich hatte nämlich erwartet, wie Du aus dem mitfolgenden Schreiben v[om] 13. M[ai] ersiehst, daß Du mir, wenn auch nur mit ein paar Worten, // anzeigen würdest, wie Du nach Hause gekommen und die Deinigen angetroffen hast. Als diese Erwartung sich nun nicht erfüllte, machte ich, als ein nicht nur vom „Gaul auf den Esel", sondern bereits auch vom Esel auf den Hund gekommener Mann, als ein Mann, der, momentan wenigstens, wirklich Patient ist hoffentlich aber doch wieder sich aufraffen wird - mir allerlei Sorgen, Grillen und Vorwürfe selbst. Todesfalle, Krankheiten, Sündenregister, Verletzungen, Beleidigungen, grobe Bedientenfehler waren die finstern Eiklärungsgründe Deines Nichtschreibens. 232

Aber alle diese bösen Geister hat Dein Zettelchen verscheucht und in wohlriechenden Zigarrenduft aufgehn lassen. Ich erwarte daher auch jetzt keinen Brief mehr, ich kann mir denken, daß Du genug zu tun und zu schreiben hast; ich weiß, was ich wissen wollte, daß Dir und den Deinigen nichts Schlimmes - nichts Schlimmes ist im Leben schon Gutes - passiert ist und daß Du mir nicht böse bist. Aber das erwarte ich doch, daß auf dieses Sehen nicht wieder, wie auf das von 1846, ein gegenseitiges Nichtsein folgen werde, daß wir uns vielmehr wenigstens alle wichtigen Familienereignisse mitteilen werden. Heute sind es gerade 4 Wochen, daß Du uns hier zum zweiten Mal mit Deiner Gegenwart beglückt hast. Der Moment, wo ich nach abermals verunglückter Klosterpartie Dich, die nun entschieden Aufgegebne, die wieder auf wer weiß wie viele Jahre oder gar auf immer Verschwundne, plötzlich bei der Öffnung der Türe erblickte, war für mich ein seliger, unvergeßlicher. So ein Moment wiegt Tage auf. Meine Frau und Tochter grüßen Dich herzlich und ich nochmal Deinen Georg. Dein L. F . / 886 Von Emma Herwegh 20. Mai 1859 / Zürich, den 20ten Mai 1859 Bester Ludwig! Vor einer Viertelstunde erhielt ich Deine Depesche, und um möglichst wenig Zeit zwischen Wollen und Tun verstreichen zu lassen - hier meine Antwort. Deine tausendundeine Grillen würden mich befremden, wenn ich nicht selbst seit den letzten Wochen von einem solchen spieen [solch übler Laune] befallen wäre, der mir die Lust nimmt nur den Mund zum Reden zu öffnen, was bei einer Frau viel sagen will. Trotzdem bleibt mir noch so viel Einsicht und freier Blick, um, was die Zigarrengeschichte betrifft, aufs klarste zu behaupten, daß die Frauen bei all ihrer „Verstandeslosigkeit" doch unendlich mehr // bon sens [gesunden Menschenverstand] besitzen als Ihr Männer, den großen Philosophen mit einbegriffen. Du weißt, daß 233

die Zigarren mir für Dich geschenkt und bis Zürich nachgesandt wurden, wäre es da nicht ebenso lächerlich, kleinlich, abgeschmackt als eitel von mir gewesen, die Ehrlichkeit beiseite gelassen, mir einzubilden, die Zigarren würden Dir weniger schmecken, weil ich nicht dabeisäße? Das einzige, was ich mir erlaubt habe, ist, sie zwischen Dir und Georg zu teilen, damit jeder von Euch einen Genuß habe, und für das zweite paquet der köstlichen primados ein kleines aus Georgs etui hineinzuschieben, was gut, aber nicht so gut duftet. So viel hierüber; was nun unser Beisammensein in Nürnberg und Bruckberg betrifft, so kann ich Dir // versichern, daß die Erinnerung an jene Stunden mit zu dem Schönsten gehört, zu dem Teuersten, was mir überhaupt geworden, und ich weder den liebevollen Empfang von Bertha und Lorchen, noch jemals vergessen werde, daß Du mir aus Freundschaft den Tag in Nürnberg geschenkt und Dich entschlossen, Deine Einsamkeit für mich so lange zu verlassen. Ich habe ein enormes Herzensgedächtnis für jeden guten Gedanken, den je ein Mensch für mich gehabt, geschweige für eine Tat, bin teilweise nicht verwöhnt worden, teilweise durch Liebesbeweise nicht zu verwöhnen, um Dir das nicht sehr hoch anzurechnen, daß Du mit mir kämest. Hier fand ich vollauf zu tun, aber wenigstens alles // wohl - jetzt wünschte ich nur endlich etwas zu tun (d. h. verdienen), wenigstens die verheißene Übersetzung beginnen zu können, um zu Kräften zu kommen. - Herr Brockhaus läßt aber vornehm gar nichts von sich hören, und da kann es noch geschehen, daß auch diese Aussicht wieder zu Wasser geht, obschon ich keine Sekunde mit Besinnen verloren und in die lumpigsten Bedingungen so schnell und freudig eingegangen war, als handle es sich darum, das Goldne Vlies sicher zu erobern. Vedremo [Wir werden sehen]! Inzwischen erhielt ich aus Nizza, und zwar gerade an dem Tage, wo ich die Zigarren an Dich absandte, die Todesnachricht eines meiner teuersten Freunde, eines Dr. Paul Fabrizi, der noch im vorigen Jahre bei seiner // ersten Reise nach Deutschland von München hieher kam, um mir nach fünf Jahren wieder einmal die Hand zu reichen. - Wer, wie ich, reichlich Gelegenheit hatte, zu erproben, was einem ein wahrer Freund in gewissen, verzweifelten Stunden des Lebens sein kann, der verliert mit einer solchen Nachricht ein Stück Heimat, und was diesen Freund betrifft, dessen Tod in seinem Lande wie ein öffentliches Unglück, nicht wie ein Privatunglück betrachtet worden, so gehörte er zu den seltensten, großartigsten Menschen, die mir je vorgekommen, und sein Wirken zu dem Umfassendsten, für mich 234

nur mit dem von Albrecht von Gräfe zu vergleichen. Er war 52 Jahre alt, und die alte 80jährige Mutter mußte ihn begraben. - Nach Mazzini ist kein Name unter den guten Italienern // so populär wie der der Fabrizi. Von vier Söhnen fiel der eine vor Rom 48, und die beiden Ältesten, zu denen der jetzt Verstorbene gehört, wurden 1831 bei dem Aufstand des Menotti in Modena zum Tode verurteilt, da sie durch die Flucht entkamen, in effigie [als Bild, symbolisch] gehenkt und ihr Besitz konfisziert. Der Verstorbene, der Arzt war es, der durch seine Kunst, die er bis dahin nur zugunsten der Armen ausgeübt, zweimal die Familie vom Elend rettete, das letztemal im Jahre unserer Bekanntschaft. Verzeih diesen Ausflug, er kommt mir unabweisbar wie die Gedanken. Georg grüßt Dich tausendmal, er brütet wie Du, wie ich, wie Bertha über die Lösung desselben Themas, wenn nur einer andre als hohle Eier zur Welt brächte, dann könnte er die // Kunst die andern lehren. - Gegenwärtig ist der jüngste Sohn von Sattler hier, der, wie ich höre, ich kenne ihn nicht, leidlich versimpelt sein soll - ein Beweis, daß der Besitz oft zu demselben Resultat fuhrt wie möglicherweise der Mangel daran - vielleicht noch öfter und radikaler. - A propos [Übrigens]! Ist Dir die brochure von Vogt über die jetzigen Zustände zu Gesicht gekommen? über die Stellung Deutschlands zu Ostreich und dem jetzigen Kriege? Ich möchte es wissen, denn im andern Falle würde ich sie Dir schicken. Die ganze Geschichte kostet 80 cts, also erschwingbar, und obschon sie Dir nichts Neues sagen wird, ebensowenig wie uns, und unser Urteil über den Verfasser wie über den Gegenstand vollständig das gleiche ist, scheint es // mir doch gar nicht mal ä propos [zur unrechten Zeit], was er geschrieben. Besonders den Bayern wäre es zu gönnen gewesen, daß sie das Solidaritätsgefuhl, was die Deutschen sonst nicht auszeichnet, nicht gerade da hätten, wo es rein keinen Sinn hat, solange Deutschi [and] nicht in seinen deutschen Interessen gefährdet wird und nur einer schlechten Sache Hülfe leistet, einem Hause Habsburg, das der Krebsschaen seit Menschengedenken für das gesamte d[eu]tsche Vaterland war. - Über Napoleon denken wir ja gleich, aber Napoleon ist nicht die franz [ösische] Nation, und wenn er fallt, können ganz andre ans Ruder kommen, aber Ostreich ist wie die Hydra, ein Kopf fällt und hundert andre wachsen auf demselben Rumpf. Lieber Ludwig, entsch [uldige] // meine Frechheit, die über Gebühr und ohne Maß Deine Zeit in Anspruch nimmt mit Binsenwahrheiten. Nun, ich hoffe nicht nur, daß diesmal nicht wieder 13 Jahre verstreichen werden ohne Lebenszeichen, nicht nur,

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daß besondere Familienereignisse, die selten glückliche sind, uns zu Mitteilungen bewegen werden, ich hoffe auf einen lebendigen Verkehr, auf ein ungeschwächtes Andenken und, wenn möglich, auf ein nicht zu fernes Wiedersehn. Wie wollte ich das auch vor allem Georg gönnen, der hier positiv niemanden hat, der ihm einen Umgang wie den mit Dir ersetzen könnte, und schließlich mir selber. Grüße mir // Deine Bertha, die mir so teuer geworden und der ich in der ersten bessern Stunde schreiben werde, und umarme Dein Lorchen, die gewiß den „besten Teil" erwählt hat, indem sie vorderhand bei Euch blieb. Lebt alle, alle wohl! In treuer Freundschaft in guten wie in schlechten Tagen. Deine Emma Herwegh Grüße mir Deinen Bruder Fritz und die klugen Jungfrauen in Nürnberg. Die „vera effigie della Santa Vergine [das wahre Bild der Heiligen Jungfrau]" liegt unversehrt zur Heiterkeit von Herwegh und eigner Erbauung in meiner Mappe. / 887 An Emma Herwegh 25. Mai 1859 / 25. Mai 59 Weil Du wissen willst, ob ich die Vogtsche Broschüre kenne, um sie im entgegengesetzten Fall mir zuzusenden, beeile ich mich, Dir zu antworten, daß ich dieselbe selbst besitze und bereits auch mit vielem Vergnügen gelesen habe, obwohl ich seiner glimpflichen Behandlung des Louis-Napoléon und seinem politischen oder nationalen Purismus nicht beistimmen kann. Weil ich aber einmal die Feder ergriffen und sie nicht bloß mit dieser trocknen Nachricht oder Politicis ausfüllen will, so bringe ich auch zugleich das zur Sprache, wozu mich der übrige Inhalt Deines Briefs angeregt, und beginne, wie Du, nochmals mit der Zigarrengeschichte. Du hast mir nichts davon gesagt, daß die Zig[arren] „für mich" geschenkt worden wären. Du hast nichts weiter gesagt, als daß Du treffliche in N[ürnberg] erwartetest und wir uns dort damit bene [gütlich] tun würden. In N[ümberg] trafst Du aber nur einen Brief, der Dir 236

ihre Ankunft erst in Zürch meldete. Also waren für mich die Z [igarren], weil aus den Augen, aus dem Sinne, denn ich wußte, wie gesagt, aus Deinem eignen Munde von keinen andern als den in N[ümberg] zu erwartenden und zu genießenden; also konnte ich bei der Retoursendung nichts andres empfinden, als ich empfunden und folglich auch nichts andres schreiben, als ich geschrieben habe, wenn ich anders der Wahrheit treu schreiben wollte und sollte. / 888 Von Eduard Dedekind 26. Mai 1859 / Porter Station, Ind[ian]a, 26. Mai 1859 Mein alter Freund! Nur selten gewähren mir meine körperlichen Schmerzen einige Ruhe. Die Nächte werden mir peinlich. Während ich dies schreibe, rüstest Du Dich vielleicht zum neuen Tagwerke; denn hier haben wir bald Mittemacht, und ich höre den Nachtzug auf der Eisenbahn heranbrausen, welche vor meinem Hause vorbei nach dem fernsten Westen hinfuhrt. Nur dieses Toben und Treiben der nie rastenden Menschheit in diesem realen, aber keineswegs reellen Lande übertönt das monotone Murren des stets zürnenden Michigan Lake, das 2 Meilen entfernt, diese Nacht zorniger denn je, den Ausbruch eines höchst gewünschten Gewitters verkündet, da wir schon seit längerer Zeit fühlbaren Mangel an Regen leiden. Deine freundliche Antwort habe ich erhalten, wenn auch nicht gerade auf dem einfachsten Wege. Der Brief war von H[errn] Kapp kuvertiert mit dem Bemerken: Er wolle hoffen, daß er an seine Adresse gelange. - Herr Kapp soll ein tüchtiger Geschäftsmann sein. Die Bemerkung war auch nicht ohne; denn ich erhielt erst eine Aufforderung vom Postamte in New York - 3 Cent - ? 3 cts. Porto für meinen Brief einzusenden, der dort an mich aufgegeben sei? Unmöglich kann ich glauben, daß H[err] Kapp diese kl [eine] Ausgabe verweigert, denn er hat sich stets gegen mich sehr artig benommen, was man hier im normal freien Lande nicht immer erwarten darf. Jedenfalls ist es daher besser, ich besorge die Korrespond[enz] direkt, denn es kommt mir nicht in den Sinn zu 237

politisieren oder zu fabulieren. Wem die hiesigen Zustände, die täglich korrupter werden, gefallen können, muß der Hefe entsprossen sein, und solche Zustände herauszupuffen, weil ich vor 10 Jahren albern gewesen, den Michels in der Heimat Energie zuzutrauen dazu besitze ich weder Scham noch Ehrlosigkeit. Ich hegte von jeher humane soziale Gesinnungen, begriff aber darunter nie eine kommune Fraternität [allgemeine Verbrüderung] und Zügellosigkeit in allen Lebensphasen. Ich wünschte für alle eine gleiche Berechtigung vor dem Gesetze, weil mir namentlich die Geburtsberechtigung - durch jämmerliche Erfahrungen belehrt - ungerecht und entwürdigend erscheint, und vor allem wünschte ich ein einiges, nach außen geachtet und kräftig vertretenes Vaterland daß sich aber dieses Vaterland unter selbständigen Verhältnissen geltend machen wird, von dieser weiland kühnen Idee bin ich aber schon längst geheilt, denn Michel wird sich in seinem Leben nie von seinen Erbfehlern trennen können, und da diese Erbfehler die eigentlichen Stützen der absoluten Gewalt sind, so finde ich es nur ungerecht, daß man ihren Prototyp, den eigentlichen Schutzheiligen der teutschen Herrn, den Zopf, nicht in schönster chyroglicher Form auf Fahnen, Wappen etc. den übrigen schützenden Symbolen an die Seite stellt. Wollten daher die Herrn den armen Michel etwas zeitgemäßer behandeln, ihm mehr gewähren als das Petitionsrecht, was am Ende jeder Hund beansprucht, und stets bedenken, allzu scharf macht schartig und am Ende widerborstig, wenn auch noch lange keine Republik, woftir Gott die Michels bewahren möge, wenigstens im amerikanischen Stile - so denke ich, werden sie sich selber noch lange ins Unvermeidliche fugen müssen, bist Du nicht auch meiner Meinung? Ich denke, diese Ansicht ist loyal und ansprechend genug. Du forderst mich in Deinem Briefe auf, Dir Näheres über meine speziellen sozialen Verhältnisse hier mitzuteilen, ich glaubte, dies früher schon einmal getan zu haben, doch will ich mich klarer darüber aussprechen, war' es nur, um Mißdeutungen vorzubeugen; denn hier ist es eben nicht besser wie anderwärts - mögen uns die Götter vor unseren Freunden bewahren, mit unseren Feinden wollen wir schon selbst fertig werden! Prätextu [unter Vorwand] der Revolution, hat sich hier allmählich eine stagnierende Masse von Tagedieben angesammelt, die, fahrenden Gesellen gleich, die Landsmannschaft v[on] Zeit zu Zeit ausfressen und rotrepubl[ikanisch] durch Lügen, Histörchen und Verbindungen sich hier einen Trunk, dort einen fetten Bissen ergau238

nern müssen, wenn sie leben wollen. Bei diesen faulen Schlingeln, aus allen Volksschichten zusammengewürfelt, ist Lumperei und Demokratie gleichbedeutend; arbeitsscheu, suchen sie noch immer durch absurde Räsonnements [Erwägungen] auf den Bierbänken fortvegetieren zu können. Diese Bürschgen rühmen sich Bek [ann]tschaften, und als echte Demokraten hiesigen Stils, auch abgehärtet gegen mögliche Prügel, verbinden sie [sich] und fabrizieren Erzählungen von Leuten, die sie vielleicht in ihrem Leben nicht gesehen haben. Könnte ich so glücklich sein, mein lieber Louis, und Dir Gastfreundschaft an meinem Tische gewähren, ich würde das beste Faß aus dem Keller herbeischaffen und Dir kredenzen; gastfreundlich von jeher, habe ich es auch schon manchem lieben Gast getan und werde es auch noch ferner tun, doch bis zum Niveau eines Kellners, diesen Grad in der Republik, habe ich bis jetzt noch nicht erlangt. Meine Verhältnisse verhüteten bisher dieses avancement [Vorwärtskommen]. Daß ich die Subsistenz [den Lebensunterhalt] eines amerikanischen Hinterwäldlers jedem andern Lebensberuf vorziehe, weißt Du. Wie hätte ich Dich sonst auffordern können, dieses Glück hier mit mir zu teilen, wenn diese Stellung bei Gesundheit, Körperkräften und vernünftiger Lebensphilosophie nicht das Möglichste gewähret, was die Selbständigkeit auf diesem Erdball verlangen kann! Ja, bei Kenntnis und Bildung bist Du in dieser Stellung befähigt, Dir selbst im europäischen gebildeten Stile das Leben angenehm zu machen. Meine Farm, gegen 300 amerikanische Acker habend, gewährte uns, wenn wir unverwüstlich wären und vor allem männliche Nachkommen besäßen, die aber wohlgeraten sein müßten - Dir und vielleicht noch einem guten 3ten Raum und Quellen genug, ein ruhiges, der Gesundheit angemeßnes Leben fortzufuhren. - Man lebt da in altgermanischer, einfachster Manier // unabhängig aller Genierlichkeiten, Farmer, ein halber Jäger, Viehzüchter und Ackerbauer, leben ganz patriarchalisch. Als ich aber erkrankte und nicht mehr fähig war, bei Regen und Nacht der Jagd zu folgen und mein gutes Roß zu kommandieren], wie früher, den Pflug und die Stiere selbst zu treiben, und ich mich auf diese Weise genötigt sah, sogen[annte] hands-Gehilfen [Knechte] ins Haus zu nehmen mit allen ihren Flegeleien, die sie amerikanische Freiheit nennen, da hatte die Herrlichkeit ein Ende. - Diese hands mit ihrer stürmischen und amerikanischen Rüpelei trieben mich aus meinem Paradies und mitten hinein in das Treiben der übrigen bestialen Elemente - der Menschen. Ich verpachtete also meine Farm, wobei ich freilich 239

keinen Segen habe, und ging nach La Porte, wo ich nach dem Wunsche meiner Frau ein Pensionshaus, ein s[o]gen[anntes] Boarding-Haus auftat, mit dem unvermeidlichen ßar-Äoom-Schanktisch, hinter welchen ich einen smarten teutschen Jüngling stellte, recht mietete, der mich am Ende tüchtig bestahl, was man hier ungewandt nennt. Selten kam ich aus meiner kl[einen] Stube, die ich mir reserviert hatte, und niemand war froher als ich, als meine gute Frau, der steten Prellerei müde, des ganzen Geschäfts überdrüssig wurde. - In La Porte machte ich die Bekanntschaft mit einem Yankee, einem ganz braven Mann, und wir entrieiten [ließen uns darauf ein], 100 Meilen westwärts von der Michigan Central Real Road (Eisenbahn) ein Städtchen anzulegen. Wir brachten den Grund und Boden käuflich an uns, teilten das Land in Straßen und Baustellen, wo ich mir dann auf der bestgelegensten Stelle ein Haus baute, resp. bauen ließ, bequem und geräumig, dabei einen Garten anlegte, und das lste Bedürfiiis bei einer solchen Spekulation einen Provisions-Stem-Tausch- und Produkten-Handel anfing. Nachdem ich mir ohngefahr 8 Acker Landes an guten Baustellen reserviert, verkaufte ich meinen übrigen Anteil wieder. Da stürzte aber die Krisis, wie sie die Bankgalerien zu benennen belieben, über Amerika herein, wobei ich ebenfalls meine 1000 Doli [ar], das Geld für das verkaufte Land, in Swifts Bank in Chicago verlor und dadurch sehr in meinen Geschäften verhindert und zurückgebracht wurde. In den „Atlantischen Studien" bei Wigand in Göttingen habe ichfrüher,ehe ich daran dachte, selbst ein solches aufzutun im lten oder 2ten Hefte - ein solches des breitern beschrieben: Ich tausche gegen Fabrikate, Importe, Gerätschaft, Pulver, Blei, Schnüre etc. - Ginseng, eine Wurzel, die nach China geht, Sassaparill und sonstige Apothekerkräuter, Häute, Honig, Butter, Käse, Tierfelle, alles mögliche ein und sende solches wieder gegen Importe, Tee, Stoffe, Branntwein, Öl etc. - nach Chicago an ein ähnliches Geschäft im großen Stile - dies brevis verbis [in kurzen Worten] ein Krämergeschäft, wobei jedoch der Tauschhandel vorherrscht und Geld die ultima ratio [das Entscheidende] ist - betreibe ich jetzt, doch, wie gesagt, bin ich durch den herben Verlust d[es] disponiblen Kapitals sehr geschwächt gewesen, die nötige füll [Fülle] wenn die Indianer aus den Wäldern kommen, so muß man Indientabak und viele andere Vorräte haben, um dagegen Pferde, Maultiere, Ochsen, Bärenfelle und weißen Zucker eintauschen zu können. - Meine Frau mit Hülfe eines clerks [Handlungsgehilfen] beschafft im wesentlichen den Handel, da bei meinem Leiden angestrengte

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Reizung nachteilig ist. - Leider sind aber die Zeiten noch immer sehr schlecht und durch Mißernten allgemein teuer. Drei Faß Mehl 10 Dollfar], 1 Bushel [Scheffel] Kartoffeln 1 1 /4 Dollfar] usw. Dabei ist auch der Ländereiwert sehr gesunken, keiner kauft Baustellen und will bauen. Alles strömt nach dem Felsengebirge, mehrere tausend Meilen westwärts, nach Pikes Peak, wo Gold zu finden sein soll - in der Tat aber nur ein Puff [eine Schwindelreklame], um Einwanderung dorthin zu holen, und das törichte Volk zieht dieser Pfeife nach, wie weiland die Kinder dem Rattenfanger v[on] Hameln. - Auf diese Weise, mein lieber Louis, und bei dem vorherrschenden Goldmangel ist das Städtegeschäft ein sehr langweiliges. Auch glaube ich immer noch eher körperlich kaputtzugehen als in pekuniärer Hinsicht, dann bin ich auch von jeher zum Kaufmann verdorben und habe auf das Geld nie den notwendigen Wert gelegt, so belehrten mich doch allmählich Zeit und Verhältnisse, wachsamer zu sein, id est [das heißt], nicht jedem Lump zu trauen, wodurch ich mir schlechten Dank erwarb, denn wenn man nicht immer der dumme Hans ist und gibt, dann wird räsonniert. Ohnlängst erhielt ich auch einen Brief v[on] Arnold Rüge aus Brighton in Engl [and], der sich so nach meinem Befinden erkundigte. Ich glaube wohl, das einige Tagediebe zur Zeit nicht mehr mit dem Alten, wie man ihn zu benennen beliebt, zufrieden sein werden - denn das Borgen und Zechen hat aufgehört. Hiermit hast Du alles. Ich schreibe viel, leitende Beiträge in den New Yorker „Demokrat" - und nach meiner Ordre erhältst Du das Verlags-Faszikel auf meine Kosten zugesandt. Dies ist meine einzige Erholung. Das böse Warzenübel am rechten Auge nimmt immer zu. Grüße Deine liebe Frau herzlich v[on] mir. Heinrich Keerls Tod hat mich sehr frappiert, ich konnte ihn sehr wohl leiden und besuchte ihn einmal in Erlangen, da trank er aber sein Seidel Bier wie nur einer. Ich bin überzeugt, unter anderen Verhältnissen hätte er sich gewiß auch einen anderen Lebensberuf gewählt, denn sit venia verbo [man verzeihe den Ausdruck] - wär's nach meiner Ansicht ein sauer Bissen Brot, sich zum Hofschuster der gött1 [ichen] Majestät herabzulassen. Vom alten Eucharius Oertel ist ja auch, wie ich gehört [habe], eine mißratene Frucht in New York - ein Sohn, Titulo [des Titels] Pater Professor Oertel, Redakteur der „Katholischen Kirchenzeitung" - ein schlauer, intriganter Bursche soll es sein - des trocknen locellus [Kästchens, Sarges] Sohn katholische Pfaffen! Der Herr leitet die Sinne wunderlich! - Doch der Katholizismus] hat einen Weltzweck, während der Protestan241

tismus vor Tür und Tor mit s[einer] fingierten Aufklärung basiert auf Dreieinigkeit - gleich Ochsen am Berge steht. - Diese liberalen, humanen Schauspieler! - Nun, lieber Louis, lebe wohl 195 und schreibe bald wieder, sende mir auch durch Kapp retour [zurück], bleibt uns, wie ich wohl einsehe, nur dieser Weg. - Die Biographie Deines Alten - ich zahle sie an Kapp, sei ohne Sorgen - müßte doch etwas Altes sein und lohnen. - Schreib mir auch einige Neuigkeiten! Sage Kapp, ich würde umgehend alles zu 200 Bank billig recht machen. Nochmals lebe wohl und vergiß nicht Deinen alten Freund, der am Ende nur mehr kurze Lebensfrist hat E. Dedekind In Walhalla sehen wir uns wieder, wenn anders die Mutter Natur eine Ausnahme mit uns machen sollte?! - / 889 An Wilhelm Bolin 13. Juni 1859

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/ Bruckberg, 13. Juni 59 Mein lieber Herr Bolin! Es sind diese Zeilen vielleicht die letzten, die Sie von mir erhalten. Sie wissen: Ich bin zwar kein Misanthrop, aber ein Misograph. Il est nécessaire de penser [Es ist notwendig zu denken], aber es ist nicht notwendig, nein, es ist überflüssig zu schreiben, insbesondre Briefe zu schreiben, namentlich wenn man ein Denker ist und noch dazu seine wesentlichen Gedanken, die man der Menschheit schuldet, bereits ausgesprochen hat. Die Welt hat mich, ebensowohl als Mensch von frühster Jugend an, wie als Schriftsteller von den ersten Zeilen an, die von der Zensur gestrichen oder, bereits gedruckt, konfisziert wurden, nur auf mich selbst zurückgeworfen, meinem von Hause aus freien und rücksichtslosen Geiste widernatürliche Schranken auferlegt und dadurch mich zu einem epistolarischen und literarischen Pessimisten gemacht. In diesem Jahre habe ich noch dazu infolge meines unseligen Zusammenhanges mit der hiesigen Fabrik, auf der, wie das Volk sagt, ein markgräflicher Fluch, in Wirklichkeit roman-//haftes 242

Unglück lastet, so viel Trauriges und Störendes, ja meine ganze materielle und geistige Existenz Gefährdendes erlebt, daß mein Hang und Wunsch nur noch gnostische Uiyrj [Stille, Schweigen] ist. Wie paßt aber zu solcher Stimmung der thé-dansant [Tanz-Tee] eines Briefwechsels? Doch ich bin, sage ich, mir selbst opponierend, nicht Orientalist, sondern Germanist, nicht Spiritualist, sondern Sensualist, und der Sensualist hat nicht nur Nerven zum Empfinden und Leiden, sondern auch Nerven zur Bewegung und Muskeln zur Tatkraft, zur Überwindung niederbeugender Lasten. Im Bewußtsein und Besitze dieser Widerstandskräfte habe ich denn auch trotz und mitten in den traurigen Erlebnissen und erschütternden politischen Ereignissen dieses Jahres die Vorbereitungen und Anfange zu einer neuen schriftstellerischen Arbeit getroffen, deswegen auch diese meine Zeilen an Sie nicht als mein kategorisches, sondern nur als mein mögliches Ultimatum bezeichnet. - Dem, was Sie in Ihrem Briefe über Raum und Zeit sagen, stimme ich vollkommen bei. Mir sind übrigens die // philosophischen Vexierfragen über Raum und Zeit, so in abstracto betrachtet, wie von Kant und andern, todzuwider - todzuwider meinem realistischen Sinn, statt vom Räumlichsein des Menschen seine Vorstellung oder Anschauung, umgekehrt von dieser jenes abzuleiten. Aber das ist eben das ngdûTov i/reûôoç [die erste Lüge, der falsche Vordersatz bzw. Grundirrtum] der modernen Philosophie, daß sie beim Bewußtsein das Wissen allein hervorhebt und zum Primitiven macht, das Sein zum Abgeleiteten oder gar, wie Cartesius meint, mit dem Denken, dem Wissen fur ein und dasselbe hält, als wäre nicht das Denken eben die Tätigkeit eines seienden, eines lebendigen, eines individuell sinnlichen Wesens. Doch ich bestätige, was ich am Briefeingang gesagt. Wie überflüssig ist es, in einem Brief, d. h. im stillen zu sagen, was man schon laut und öffentlich gedacht und gesagt hat. Von Schopenhauer habe ich seitdem weiter nichts gelesen als ein paar Sätze, die in einem Schriftchen über Goethes „Faust" von ihm angeführt wurden, die mich aber gar nicht für ihn einnahmen, die vollkommen bestätigen, // was Sie von ihm urteilen, die ganz orientalischen oder vielmehr mönchischen Geist atmen. Sie handelten von der Geschlechtsliebe, der Menschenzeugung, von der poenitentia primi coitus [Reue über den ersten Beischlaf]. Aber er hat über dieser mönchischen Pönitenz des alten barocken, ebenso freigeisterischen als superstitiösen [abergläubischen] Plinius, von dem er diesen Satz zur Bestätigung seiner Ansicht anführt, vergessen, den andern, ich glaube aristotelischen Satz: omne animal post 243

coitum triste [jedes Lebewesen ist nach dem Begattungsakt betrübt], ein Satz, der ihm eine physiologische, sehr natürliche Erklärung von der Stimmung des Menschen nach dem Begattungsakt an die Hand gegeben hätte. Fürwahr eine traurige Philosophie, für welche die Schöpfimg des Menschen keine Ursache der Lust und Freude, sondern Reue und Trauer ist. Übrigens ist niemand mehr als ich davon entfernt, die unendliche Misère des menschl [ichen] Lebens zu verkennen und die Wahrheit der poenitentia coitus in unzähligen Fällen zu leugnen. Ich glaube, daß in unsrer Zeit der Weltgeist nicht auf Seiten der Poesie, sondern der Philosophie, versteht sich der empirischen, naturwissenschaftlichen] steht, und daß das Individuum sich darnach zu richten und zu bilden hat. Die Meinigen, die wie ich wohl sind, gedenken Ihrer freundlichst. Leben Sie wohl! L. Feuerbach / 890 An Emma Herwegh 17. Juni 1859 / Bruckberg, 17. Juni 59 Liebe Emma! Am Pfingstmontag solltest Du von mir zum Andenken an Deinen hiesigen Aufenthalt eine porzellanene Blumenvase aus meiner Studierstube erhalten. Es hat mich nämlich schon längst gewurmt, daß Du von mir nichts weiter in Händen hast als einen elenden Bleistift, der doch am allerwenigsten zu einem Erinnerungszeichen sich eignet, namentlich für ein weibliches Wesen, das nicht nur etwas in Händen, sondern auch in den Augen haben will. Unter allen Gegenständen meines Besitzes und meiner nächsten Umgebung fand ich aber kein für Dich passenderes und sinnigeres Andenken als diese - übrigens ganz einfache, unbemalte, auch nicht große seit Jahren auf meinem Schreibtische stehende, im Sommer mit Blumen, im Winter gewöhnlich mit immergrünenden Blättern und Zweigen gefüllte Vase. Als ich nun aber am Freitag voriger Woche dieselbe einpacken wollte, fand ich trotz des sorgfältigsten Nachsuchens in allen Kammern und Böden kein passendes Kästchen, und seit die Fabrik tot ist, ist auch kein Schreiner mehr hier, der mir eines machen könnte. So geht es einem auf dem Lande. So wurde 244

mir das einzige // Vergnügen, das ich mir in den Pfingstfeiertagen machen wollte, verdorben. Der Ärger darüber hat sich nun auch auf die unschuldige Vase erstreckt; sie hat in meinem Geiste einem andern Gegenstand weichen müssen. Doch ist sie vielleicht nur dadurch in Ungnade gefallen, weil der Tag, für den sie bestimmt war, versäumt worden ist, Unzeit aber und Unsinn für mich eins ist. Wann ist Dein Geburtstag? So unverdaulich der hölzerne Bleistift, so unverdaulich liegen mir noch in meinem Magen die Kosten, die Dir durch meine Schuld, die ich eben deswegen nicht nur als eine moralische, sondern auch pekuniäre Schuld betrachte, die Bruckberger Fahrt verursacht hat. Du lieber Himmel! Du bekommst ja von dem knauserigen Brockhaus, wenn er anders so gnädig war, Deine Offerte anzunehmen, für einen Bogen kaum mehr, als diese paar Stunden Weges Dich gekostet haben. Und welche Zeit, welche Anstrengung, welche kleinliche und eben deswegen peinliche, insbesondere für ein Weib, zumal ein Weib von Deinem Geiste und Sinne, peinliche Aufmerksamkeit erfordert auch nur ein Bogen Übersetzung! Und dafür solcher Spottlohn! Ich bin voll Jammer und Indignation [Empörung] darüber, daß Du Dich zu solchen schmählichen Bedingungen erniedrigen konntest und mußtest. Aber mußtest Du es denn? Gibt // es denn gar keinen andern Weg für Dich, um Dir etwas zu verdienen? Ist denn der Weg des Mundes, der dem Weibe doch näher liegt als die trockne Feder, Dir in dem pedantischen Zürich partout verschlossen? Und wenn kein andrer Dir offensteht als der schriftliche, mußt Du denn gerade zu dem bedenklichen B [rockhaus] Deine Zuflucht nehmen? Warum wendest Du nicht Dich an Wigand, warum nicht an eine Zeitschrift, wie etwa die „Gartenlaube" oder so eine ähnliche? Doch es ist jammervoll, wenn Du überhaupt, um zu Kräften zu kommen, zum Federhandwerk Deine Zuflucht nehmen mußt, das selbst für einen Mann mit so vielen Widerlichkeiten und Widerwärtigkeiten verbunden ist. Aber wie kann diesem traurigen Muß, wie Deinem und Deines Mannes Schicksal gesteuert werden? Ich für meinen Teil weiß kein andres Mittel, als das noch in den letzten Stunden unsres Zusammenseins besprochne: daß Georg eine neue kritische Ausgabe seiner Gedichte veranstaltet und daß dann Freunde die Welt auf die schreiende Undankbarkeit und Ungerechtigkeit aufmerksam machen, die man ihm wegen eines in der damaligen Zeit und Lage so verzeihlichen Fehlers angetan hat und noch antut, die aber jetzt endlich wiedergutzumachen hohe Zeit und Pflicht sei. Freilich ist dazu jetzt keine Zeit. Jetzt gilt nur der Soldat; jetzt verschwindet

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vor der allgemeinen Not, Angst und Wut das Jammer- und Zetergeschrei, // jetzt verzehrt der Krieg oder was noch schlimmer ist, die am Ende vergebliche Kriegsrüstung alle für edlere Menschenzwecke verwendbaren Gelder und Geister. Der verruchte Napoleon! Ich verteidige ihn auch gegen die [nicht], die ihn früher in den Himmel erhoben und jetzt in den Kot treten, denn er ist nichts andres als die personifizierte und konzentrierte Schande der europäischen Völker und Regierungen, aber gleichwohl ist es ä propos [bezüglich] Vogt eine absichtliche Blindheit oder Dummheit von diesem, wenn er es auch nur als einen möglichen Fall annimmt, daß dieser Bösewicht die Sache der Nationen, die italienische Unabhängigkeit bezwecke. Er hat sich von Anfang an und bereits der Wirkung nach an die Stelle der italienischen] Nation gesetzt, Italien zur Nebensache gemacht, Italien aus der Teilnahme und dem Gesicht der Menschheit verdrängt, Italien für immer befleckt. Welch monströse Verbindung: Napoleon und [die] italienische] Selbständigkeit! Ihr fleischliches Symbol ist die scheußliche Verbindung des lüderlichen Vetters mit der unbescholtnen, tugendhaften Clotilde. Was kann aus solchem Bunde andres entspringen als eine Miß und Fehlgeburt? Doch genug von diesem Skandal und Elend. Meine Schwestern, die ganz von Dir entzückt sind, wie die hiesigen Meinigen sich ausdrücken, waren sehr erfreut von Deinen Grüßen. Die Santa Madonna hat erst gestern wieder eine komische Probe ihres katholischen Blödsinns gegeben. Sie hat der Elise, meiner Nichte, zum Geburtstag ein katholisches Gebetbuch geschenkt, mit der Ermahnung, es ja immer auf ihre Spaziergänge mitzunehmen. Die Meinigen hier, die Dich natürlich wieder herzlich grüßen, haben es schon oft mit mir bedauert, namentlich an den herrlichen Maitagen, daß Deine Reise nicht in die Zeit gefallen ist, wo das Leben auf dem Lande ein Leben im Paradies ist, freilich nur für den natursinnigen Menschen. Du kannst nun wohl so bald nicht wieder vom Platz. Aber wenn Dein Horace vielleicht im Herbst eine Ferienreise macht und an unsrer Nähe vorbeikommt, so lade ich ihn auf Zwetschenkuchen ein, den meine Frau ganz vorzüglich macht. Hoffentlich sind wir so glücklich, daß der Obstertrag dieses Jahr noch in unsern Magen und Beutel fällt. Möge buchhändlerisches oder anderes städtisches Glück Dein und Deines Mannes Säckel füllen! Mit diesem Wunsch L. Feuerbach /

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891 Von Emma Herwegh 1. Juli 1859 /Zürich, den 1. Juli 59 Lieber Ludwig! Seit mehreren Tagen liegen zwei Sempersche Broschüren, die eine über „den Schmuck", die andre über die „Schleudergeschosse" der Alten wohlverpackt für Dich bei mir und warten nur auf eine Gelegenheit, um zu Dir zu gelangen. Läßt die zu lange auf sich warten, so erhältst Du sie durch die Post. Die Veranlassung zu dieser Sendung war erstens die Erinnerung an unser Gespräch über Semper und dann die Freude, welche dieser zu haben schien, als ich ihm mitteilte, mit welchem Interesse und welcher Anerkennung Du Dich über den Künstler geäußert. Das ist aber auch die Glanzseite in Semper, der politisch eigendich der eingefleischte reac [Reaktionär] ist und sich als solcher jetzt als fanatischer Anhänger // des Hauses Habsburg kundgibt - ein Standpunkt, für den mir, ich gestehe es das Organ fehlt. In Napoleon haßt man den Menschen, der von einer Stunde zur andern fallen kann, fallen muß, fallen wird, obschon ich (die außer dem uns allen gemeinsamen Haß in Erinnerung an den 13ten März 58 noch in potenziertem Maße empfinde, was Ihr nicht empfinden könnt) - im Augenblick seinen Tod durchaus nicht wünsche - in Ostreich aber haßt man eine Erbsünde, Etbschande, die weder mit diesem Kaiser kam, noch mit ihm ausgerottet werden würde. Ein ganzes organisiertes Schmachsystem. Ich lege Dir hier einen Aufsatz aus der letzten Nummer von Mazzinis Journal bei, den Georg zur Zeit übersetzt und eingesandt hat und den wir Punkt für Punkt un-//terschreiben. Über Nap[oleon] sind wir ja alle einig, auch über den Protest, solange er möglich war, der Tat gegenüber hört jedoch die Warnung vor derselben auf, da heißt es: aufgepaßt, um der vielleicht im schlechtesten, im teuflischsten Sinne unternommenen Sache die glücklichste, heilvollste Wendung zu geben. - Möge der Gott der Schlachten diesem geliebten, unglücklichen Volke günstig sein! - Ich bin mit vollster Seele dabei und würde, wär' ich nicht Mutter und Gattin, auch in Person dort sein - das schwör' ich Dir! - Es gibt eine Macht, die stärker ist als die des Individuums und den Teufel selbst zwingen kann, das Hochamt zu halten oder besser, das Gericht // über Ge247

rechte und Ungerechte. - Meinen Geburtstag willst Du wissen? Der war am lOten Mai, also vorüber für dies Jahr, aber ich muß Dich inständig bitten, eine Gabe nicht zu verkleinern, die ich in Ehren halte und mir, gerade weil ich sie von Dir habe, weil ich weiß, daß Du Dich ihrer jahrelang bedient hast, lieber ist, als was Du mir sonst hättest geben können, und kostbarer. Ich unterstreiche diesen letzten Punkt, weil es mich nachgerade kränkt, daß Du mir fortwährend mit den paar Gulden kommst, die ich damals, wo ich sie hatte, nicht lieber, mir nicht angenehmer verwenden konnte, als indem ich sie benutzte, Euch alle wiederzusehn, was auf eine andre Art nicht zu erreichen gewesen wäre. // Du scheinst Dir nach dem einzubilden, ich sei Euch zuliebe ein zweites Mal nach Bruckberg gekommen. Ich muß dies durchaus ablehnen und Dir eingestehen, daß ich rein darin dem eignen Herzensbedürfnis gefolgt bin, freilich auch in dem Glauben, Euch willkommen zu sein, daß ich dies allerdings höher angeschlagen als das Mittel, durch das ich ihm Genüge leisten konnte und das auch [Du] als Ausdruck treuer, aufrichtiger Zuneigung für unbezahlbar halten solltest. Drückt's Dich nach alledem noch, mir die pekuniäre Ausgabe ersetzen zu müssen, gut, so benutze, wenn Du es hast, Deinen Beutel, um zu uns zu kommen, dagegen haben wir nicht nur nichts, nein, Du würdest uns die größte Freude machen. Jetzt wäre ein vortrefflicher Moment dazu, wo das einzig schöne Volksfest, das // die Republik hat, das große eidgenössische Schützenfest, in wenigen Tagen beginnt und volle 10-12 Tage dauert. Lieber Ludwig, überlege, was Dir die Hin- und Herreise kosten kann, ob Du es hast, und wenn Du es hast, so komm' und sei des herzlichsten Willkomms gewiß. Mit Brockhaus hast Du Dich (leider) umsonst meinetwegen gekümmert, denn als ich nach seinen letzten Anerbietungen an Moleschott für mich und dessen bejahender Antwort die Sache für abgemacht ansah und durch Molesch[ott] anfragen ließ, ob man, da ich meine Zeit darauf eingerichtet, nicht die ersten Bogen des Manuskripts einsenden könne, kam an diesen die Antwort, daß leider sein Bruder (ohne sein Wissen) (v[on] Brockh[aus]) auf einer Geschäftsreise im Orient diese Arbeit dem Prof. Carus, // Neffe des berühmten Carus, übertragen habe, der ihnen nah befreundet und ein großer Verehrer von Lewes sei. - So geht's! - Wigand ist um kein Haarbreit besser - das weißt Du besser als irgend jemand; und ich hatte vor Jahren, wo ich ihm die Übersetzung eines Werkes von Michelet „L'histoire de la révolution française" antrug und unter den schönsten Redensarten eine abschlägige Antwort erhielt, Gelegenheit, dies gründlich

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zu erfahren. - Ich denke über die Schriftstellerei als Handwerk wie Du, zumal bei einer Frau, und eben weil ich nur da eine wahre Berechtigung zu diesem Schritt in die Öffentlichkeit finde, wo der Beruf dazu da ist, den ich entschieden nicht habe, // und im andern Fall nur eine Prostitution darin sehe, darum würde ich nie wagen, etwas anderes als eine Übersetzung zu übernehmen. Ich bin wie jeder lebhaft fühlende Mensch imstande, unter dem Eindruck augenblicklicher tiefer Begeistrung oder Empörung meine Feder zu benutzen wie eine Waffe, aber von da bis zum Künstler ist eine Kluft, die auszufüllen oder auch nur zu überspringen mir die Kräfte fehlen. - Sprachunterricht und Musikunterricht, den ich gern erteilte, dazu finde ich hier keine Schüler, als solche, die ich mir zu meiner Freude aufsuche. Vielleicht daß mir Brockh [aus] doch noch einen Antrag für eine spätere Arbeit macht - es könnte nach dem Schluß seines Schreibens an Mol[eschott], wo er dies ausdrücklich als für sich selbst wünschens- und beachtenswert schreibt, möglich sein. - Vedremo [Wir werden sehen]! Indessen quäl' Dich nicht um mich und gedenke meiner nur soviel // und so weit, als Dir diese Erinnerung eine Erfrischung bietet, wie mir stets die an geliebte Menschen, von deren herzlicher Zuneigung ich durchdrungen bin, unerschütterlich, wie von der Euern zu mir. Laß der Nonne ihren Blödsinn, mich stört er weniger als der kahle Radikalismus gewisser Naturen, besonders bei Frauen. Aberglaube hält warm, und da mich in dieser Welt oftmals gewaltig friert, habe ich nichts gegen Wärme und Feuer und kümmere mich wenig darum, welchem Brennmaterial ich die behaglichen Temperatur [en] zu danken habe, vorausgesetzt, daß die Heizung vor der Tür geschieht. Sehen wir uns wieder? und bald. Weißt Du was, verkauf // Deinen alten Zylinder an das Germanische Museum als den ersten Hut irgendeines berühmten Mannes und für das Geld komm'. Das ist mein Rat! Noch eines: Den Tod des alten Herrn Sattler wirst Du erfahren haben, der hat mich recht an unser Vorhaben gemahnt. Grüß' Frau und Jungfrau tausendmal von ihrer und Deiner Freundin Emma Herwegh Den 1. Juli 59 G[eorg] wäre glücklich, wenn Du kämest. P. S.: Wie geht's dem Äsop? /

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892 An Emma Herwegh 29. Juli/1. August 1859 / Bruckberg, 29. Juli 59 Liebe Emma! Um nicht in das Laster des Vielschreibens zu fallen, wollte ich Dir nicht vor Herbst wieder schreiben. Da ich aber unterdes so sehr von Dir bin bombardiert worden, so muß ich Dir doch wenigstens anzeigen, daß alle Deine Bomben richtig hier eingetroffen sind. Die erste Bombe, die Einladung zum Zürcher Schützenfest, fiel gerade auf mein Herz, mein zwar altes, aber doch immer noch leider vergeblich reiselustiges, vor allem gletscherquellendurstiges Herz, aber gleichwohl scheiterte ihre Wirkung an dem Pericardium, dem das menschliche] Herz um- und einschließenden sogen [annten] Herzbeutel, der beim Menschen bekanntlich identisch mit dem Geldbeutel ist. Zwar ist dieser bei mir noch nicht allen Inhalts beraubt, aber das Wenige, was noch gerettet ist, ist nur dem Dienste der Pflichtnotwendigkeit bestimmt. Der Aufenthalt in einer Universitätsstadt auf längere Zeit stünde mit dieser allerdings nicht im Widerspruch, nein! im Einklang, aber schwerlich der Aufenthalt in einer solchen, überdem so teuern Universitätsstadt wie Zürich. Die zweite Bombe, das Gedicht Deines Mannes, traf auf denselben wunden // Fleck. Es war für mich ein Labetrunk aus dem Borne der Schweizernatur und Schweizerfreiheit; es hat der Dichter nach jahrelangem Verschwundensein denselben Eindruck durch dieses Lied auf mich gemacht, den seine Gattin nach ebenso langer Vergangenheit durch ihre Persönlichkeit - unverändert durch den Abstand der Zeit, die Eindrücke reproduziert, die seine erste Erscheinung auf mich gemacht hat. Deine letzten Bomben aber, die erst vor einigen Tagen hieher gelangten, haben mich mehr betroffen als getroffen. Zwar der „Schmuck" als ein Spiegel der Naturgesetzlichkeit trotz menschl [icher] Willkür und Eitelkeit hat sogleich in mir gezündet, aber die krummen Linien, die die „Schleudergeschosse" beschreiben, gehen über meinen Kopf, über die Grenze meiner bisherigen mathematischen Studien und Kenntnisse. Die schmerzlichen Abszissen des Lebens stimmen nicht mit den mathematischen Abszissen und Ordinaten zusammen, und ich habe gerade damals gewaltsame Abszissen des Herz- und Geldbeutels

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erlitten, als ich die Linie der algebraischen Linien passieren wollte. Doch werde ich wenigstens so viel verstehen, um den hellenischen, naturgesetzlichen Kunstsinn des Verfassers bewundern zu können. Sage also Semper meinen verehrungsvollen Dank. Du selbst aber wirf keine Bomben mehr, sondern falle lieber selbst wieder einmal als Bombe ins Haus. L. Feuerbach / / 1 . Aug [ust] Die vorstehenden Zeilen wollte ich am Samstag selbst auf die Post nach Ansbach bringen. Aber der noch immer durch keinen Regen gelöschte Staub hielt mich wie seit Wochen so auch diesmal wieder von diesem langweiligen Weg ab. Wie unerträglich muß erst bei Euch die Hitze sein oder gewesen sein, da Ihr nach einem Zeitungsbericht aus der Zeit des Festes 2 - 3 Grad Wärme mehr gehabt habt als ich hier auf meinen Thermometern! Ein Glück für Euch, daß jetzt der päpstliche Pot de chambre [Nachttopf] des italienischen Friedensschlusses und Staatenbundes als umgekehrtes und zeitgemäß travestiertes lutherisches Tintenfaß nicht dem Teufel, sondern der Menschheit zu ewiger Schande in Euere Mauern sich seines säubern Inhalts erledigt. Welch eine teuflische Posse! Wie lange wird der diabolische Taschenspieler auf dem Kaiserthron sein blutiges Menschenspiel noch ungestraft forttreiben! Doch mundus vult decipi [die Welt will betrogen sein]! Sie ist getäuscht worden zum ersten Mal in der Krim, sie hat sich zum zweiten Mal in Italien täuschen und betrügen [lassen] und dennoch wird sie zum dritten und dann vielleicht erst letzten Mal sich für einen neuen Nachttopf, den sie in ihrer erschreckten Phantasie für ein Sündflut drohendes Meeresbecken ansieht, um Gut und Blut bringen lassen. Von meinem Äsop habe ich seit dem Tage Deiner Abreise traurigen Andenkens, wo er mich auf die alte Veste begleitet hatte, nichts mehr gesehen noch gehört, außer einem Gruße. Lebt wohl Weib, Mann, Kinder! /

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893 V o n Wilhelm Bolin 9. September 1859 / Helsingfors, d[en] 9. September 59 Mein lieber Herr Feuerbach! Es sind nun volle zwei Jahre, seit ich zuerst Ihr gastliches Haus betrat; und auch schon seit mehr denn einem Jahre nahm ich wiederum von Ihnen Abschied, dankerfüllt und mit der freudigen Zuversicht des Wiedersehens. Inzwischen haben wir manchen Brief miteinander gewechselt, zum Zeichen, daß wir uns nicht fremd bleiben wollen. Auch Ihren letzten Brief (vom 13. Juni), der mir Anfang Juli wurde, schließe ich nicht aus und danke Ihnen von Herzen dafür, so sehr Sie mich an dessen Eingang durch die Vermutung schreckten, daß Sie in jenen Zeilen vielleicht zum letzten Male schriftlich mit mir verkehrten. Ich bin ein recht konsequenter „Ungläubiger" und erlaube mir, an dieser Ihrer Vermutung so lange zu zweifeln, als es meine geduldige Deutsch-Natur erlaubt. Empfangen Sie ferner meinen Dank für die wichtigen Andeutungen, womit Sie so bereitwillig auf die in meinem Letzten berührten Fragen eingehen. Ich kenne nur zu gut meine Anfangerschaft im Denken, weiß, wie sehr ich damit Ihre Nachsicht herausfordre und Ihnen höchstens den Reiz bieten kann, den wir an jedem ausdauernden und redlichen Streben finden. Kurz ehe mir Ihr Letztes wurde, legte auch ich Ashers Schriftchen über den „Faust" mit dem nämlichen Mißbehagen // wie Sie aus der Hand. Seitdem hat mich meine Stimmung, infolge mehrer betrübender, obwohl keineswegs bedeutender Vorfalle, wiederholt zum Lesen Schopenhauers oder wenigstens zum Denken an und mit ihm getrieben. Ich nehme meine bisherigen Aussagen über ihn nicht zurück; im Prinzip stimme ich nicht mit ihm überein, doch zieht er mich vielfach an, namentlich seit ich einsah, wie sehr alle mir bisher vorgekommnen Darstellungen der S[chopenhauer]schen Lehre verfehlt und mangelhaft sind, zumal die Art, wie man seine Askese wiedergibt. Diese ist keine mönchisch-kastenlose, die sich den Himmel erkriechen möchte, sondern eine titanisch-rebellische. Er kündigt dem „Willen" den Gehorsam - ; das ist an Wahnsinn grenzender Irrtum, darin erscheint er mir aber als der rasende Herakles, der schon vor 40 Jahren die heroische Tat versuchte,

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den Antäus gleich Spekulation aus dem Boden hohler, leerer Abstraktionen zu heben. Man müßte daher zusehen, ob man ihm nicht irgend gerecht werden kann. Groß ist sein Irrtum, sein Hochmut nicht minder. Aber noch größer ist sein Streben: Er ist ehrlich, er sagt sich los von der Tradition der Wortkünstelei und Abstraktionshaspelei; er schließt kein Konkordat mit der Theologie. Ihm widerfuhr das tragische Schicksal (oder je nachdem man will, das komische) - Deist malgré lui [wider Willen] zu werden, denn sein „Wille" ist ein Gott. - Sicher wird man ihm genaue // Kenntnis der Natur, mannigfaltige Kombinationsgabe, eine reiche Erfahrung und Beobachtung nicht absprechen dürfen. Diese Eigenschaften sichern ihm das Verdienst der Anregung. In der Tat, man wird, so sehr man das von ihm aufgeführte Gebäude als häßlich und verfehlt niederreißen muß, dennoch zuzugeben genötigt, daß er sich vortreffliche Bausteine fertigte, welche man gebrauchen [kann], und diese auf höchst geschickte Art, die man sich zu Nutzen machen kann, zu verbinden wußte. - Seine Philosophie hat einen persönlichen Anstrich, aber dieser Humor erinnert an die griechischen Kyniker. Wer sich so des Lebens Gegensätzen und Widersprüchen nähert, muß zuletzt Pessimist werden. Es ist kein Kunststück, in der Jugend mit schwellenden Hoffhungssegeln hinauszusteuern; wenn ihm das Leben später die Möglichkeit versagte, im Verein mit andren die Ausdauer des Hoffens und dementsprechenden Wirkens beizubehalten, sollte man unsre traurigen Verhältnisse sowie auch Schopenhauers Gemüt, Erlebnisse, Enttäuschungen usf. in Betracht ziehen. Es ist jedoch wie behext, die unparteiische Gerechtigkeit im großen Ganzen scheint nur mit dem Tode erreichbar zu sein. Die ganze Epoche der Romantik (wozu Sfchopenhauer] der Zeit und dem Wesen nach gehört) drängte sich zur Erkenntnis der Natur. Keiner hat den Schleier der Isis gelüftet oder standen sie im Momente der Entscheidung von ihrem Beginnen ab. Sch[openhauer] hat der Natur oder Realität keck ins Antlitz geschaut; will man ihm / / seinen furchtbaren Weheruf verargen, wenn er entsetzt vor dem endlosen Vernichtungsprozesse zurückweicht? Düster sind alle Naturreligionen, wie sollte es eine reine, von Anthropomorphismen möglichst freie Anschauung der Natur nicht sein? - S[chopenhauer] verkennt die Geschichte, er hat aber mit dem Unglück, sich zu überleben, das noch größere, daß seine Entwicklung in sehr frühem Alter abgeschlossen ist. Erlauben Sie mir, Ihnen schließlich einige kulturhistorische Notizen über die Theologen dieses Landes mitzuteilen. Um mit der 253

Naturwissenschaft nicht in Kollision zu kommen, ist seit einiger Zeit der Name „Himmelreich" gegen „Reich der Gnade" vertauscht worden. - Im Juni ward die erste Predigerversammlung abgehalten und mit abendlichem Gekneipe beschlossen. Auch in die Genossenschaft der vom Arrak erhitzten und Tabakqualm umhüllten Schwarzröcke fand die Freude schelmisch den Zutritt. Nach verschiednen Toasten auf den Kaiser, den Erzbischof, den Statthalter Finnlands usf. soll ein angetrunknes Dorfpfäfflein ermahnt haben, ein Glas dem Allgegenwärtigen zu Ehren auszutrinken, wobei die Gesellschaft ein donnerndes „Hoch!" anstimmte und, wie Fama meldet, soll der anwesende Herr Erzbischof im Namen des Allgegenwärtigen gedankt haben. In der freudigen Erwartung, vor unsrem nicht so bald bevorstehenden Wiedersehen noch manche Nachricht von Ihnen zu haben, empfehle ich mich Ihrem freundschaftlichen Angedenken und grüße Sie von Herzen. Wilhelm Bolin Adr[esse:] H. K. Sturm, Hamburg - / 894 Von Heinrich Benecke 26. September 1859 / Hochverehrter Herr Doktor! Meinen herzlichsten Gruß an Sie und ganz Bruckberg nach einer unbegreiflich langen Pause; ich bitte, mir zu vergeben, daß ich Sie scheinbar vergessen konnte. Freilich nur scheinbar, denn in meinem Herzen bin ich für alle Zeit der alte an Hochachtung und Ehrerbietung gegen Sie. Nehmen Sie an, daß mich die Umgestaltung meines Lebens wenig zu Ruhe und Sammlung kommen ließ, denn die Metamorphose, aus einem Leipziger Zwitterding Hülfsarbeiter beim preußischen Staatsministerium zu werden, erheischt mancherlei Mühe und macht auf einige Zeit exklusiv gegen andere. Nun ist aber der Prozeß vollzogen, und diese letzte Wandlung soll auch die letzte sein. Hätte ich, was Sie mir vor längerer Zeit über meine Leipziger Projekte schrieben, gewissenhaft beherzigt, ich wäre nicht nach Leipzig gegangen, denn ich fand alles, was Sie mir vor 2 Jahren schrieben, bestätigt; jedoch 254

verloren ist die Zeit dennoch nicht - ich darf sie in mancher Beziehung als Vorschule für meine jetzige sehr reizvolle und anregende Tätigkeit ansehen. Viel Arbeit, aber auch mehr Anerkennung, dabei aus privaten Verhältnissen in staatliche gekommen, mit der Aussicht auf Avancement [Beförderung], anstatt einem einzelnen einer Behörde verantwortlich - es ist alles so besser, wie es jetzt ist. Ich hörte schon, daß Sie auch wohl Lust hätten, hierher überzusiedeln - das wäre über alles schön; vielleicht haben Sie die Idee noch nicht ganz aufgegeben. Preußen ist augenblicklich in Deutschland wohl der beste Staat - doch ich will nicht politisieren; nur so viel: Ich arbeite im Geheimen Kabinett des Staatsministeriums unter // Auerswald und habe täglich Gelegenheit, in das Getriebe unserer Politik zu schauen. Der Prinz mitsamt seinen Ministem sind ehrliche, achtunggebietende Persönlichkeiten. Da ist nicht der leiseste Anklang an das vorige Muckerwesen; wenn manches noch nicht ganz so wird, wie es sein sollte, so tragen die in den Ministerien zurückgebliebenen alte[n] Räte die Schuld. Aber der Zuwachs ist vortrefflich, und nur noch einige Jahre dies System, dann kann der Erbe der Regentschaft die Manteuffelsche Theorie nicht von neuem auflegen. Nehmen Sie meinen Fall als ein Beispiel: Unter Raumer und Westphalen seligen Andenkens hätten die Leute mein Ansinnen, dem Staate dienen zu wollen, mit allerhöchster Entrüstung von sich gewiesen, da ich ja im schwarzen Buch unter der Rubrik der Abtrünnigen und Gotteslästerer verzeichnet stand, woran jetzt niemand mehr Anstoß nahm, obwohl ich den Leutchen von vornherein reinen Wein einschenkte und ihnen meine Ansichten offen bekannte. Das „Gift" Ihrer Philosophie, einziger Herr Doktor, hat sich vielleicht in Preußen am allermeisten durchgefressen und manchen klaren Kopf gemacht, was jetzt schon Früchte trägt; ich habe darin manche interessante Erfahrung gemacht. Der Berliner Michelet hat den ersten Teil einer „Geschichte der Menschheit in ihrem Entwicklungsgange seit dem Jahre 1775 bis auf die neuesten Zeiten" veröffentlicht; Leopold Ranke den ersten Band einer englischen Geschichte zur Zeit der Reformation. Droysen ist von Jena hierher berufen und wird im nächsten Semester lesen; das ist eine bedeutende Akquisition für Berlin. Mein vereintester Herr Doktor, das Leben in Berlin ist allerdings teurer als etwa in Bayern und zumal auf dem Lande dort, // aber es ist nicht so teuer, als gewöhnlich angenommen wird. Wer in einer der Vorstädte wohnen kann, hat für 100 Taler eine sehr freundliche 255

und geräumige Wohnung für 4 bis 5 Personen; noch 500 Taler zum Leben dazu, und es macht sich prächtig. Ich sage nichts weiter, denn ich gebe Ihnen, wenn Sie es nur erst wünschen, sehr spezielle Auskunft über alles. Die Hoffnung, Ihnen hier meine Aufwartung zu machen, da ich zu einem Besuch in Bruckberg schlechterdings nicht mehr Zeit gewinnen kann, gebe ich noch nicht auf. Das beifolgende Kreuzband bringt Ihnen einen Aufsatz von H. B. [Heinrich Benecke] aus dem „Deutschen Museum"; ich werde das nächste Mal sorgfältiger und geordneter arbeiten müssen. Da mir ein Tadel von Ihnen die allergrößte Schmeichelei ist, darum wage ich's, Ihnen meine Gedanken über „Die moderne Bildung und die Kirche" vorzulegen. Herzlichen Dank für Ihr mir stets erwiesenes Interesse, hochgeehrter Herr Doktor; ich würde mich unendlich freuen, könnte ich Ihnen in irgendwelcher Weise dienen. Ich bitte, mich Ihrer Frau Gemahlin und Frl. Tochter ergebenst zu empfehlen, ebenso dem sehr verehrten Herrn Stadler und Frau Stadler, Frau Prof. Sidonie Feuerbach und allen sonstigen alten Bekannten. In Hochachtung und Ehrerbietung Ihr Sie verehrender Heinr. Benecke Alexandrinenstraße 54 Berlin, 26. Sept[ember] 1859 / 895 An Elise und Leonore Feuerbach 18. Oktober 1859 / Bruckberg, 18. Okt[ober] 59 Liebe Schwestern! Erst vorgestern bin ich, zeither in einem mir unbegreiflichen Irrtum befangen, in Kenntnis gesetzt worden, daß das Geld, das Ihr meiner Frau zurückgeschickt, nachdem sie es zweimal nach N[ürn]b[erg] geschickt hatte, in Wahrheit nicht uns, sondern Euch gehört, und bin daher aufs tiefste empört darüber, daß Ihr mir eine solche Schmutzigkeit der Gesinnung zutrauen könnt, daß ich erst, um mich zu decken, zum Schein Euch das Geld hergeben 256

lasse, dann aber ich oder, was eins ist, meine Frau mit meinem Wissen gemütlich die Zinsen einstriche, gerade als wenn in Wirklichkeit Ihr, nicht ich das Geld hergeliehen hätte. Ihr habt die 500 fl. nur hergegeben statt meiner, weil die in N[ürnberg] auf Euren Namen ausstehenden Kapitalien nicht bar und frei zur Hand waren, da aber diese 500 fl. in Staatspapieren bestanden, folglich mit ihnen zugleich die Coupons hingegeben wurden, so versteht es sich von selbst, daß Ihr die Zinsen einnehmt und zwar, da // diese Coupons 5prozentig waren, die Zinsen von den 600 fl., so lange, bis die Becher verkauft, überhaupt das von Euch Ausgelegte vollständig zurückerstattet ist, denn Ihr sollt auf meine Veranlassung durch die hiesige Fabrik, die Euch nichts angeht, auch nicht einen Heller verlieren. Da aber die Becher Euch nur zum Schein, mir aber in Wahrheit gehören, so gut Ihr nur zum Schein, ich aber in Wahrheit das Geld hergeliehen habe, so ist es das beste, um diesen Widerspruch zwischen Schein und Wahrheit aufzuheben, um ein für allemal diese Angelegenheit ins reine und Gewisse zu bringen und alle lästigen und kostspieligen Hin- und Herschickereien für die Zukunft zu vermeiden, daß Ihr die 600 fl., die ja so auf Euern Namen eingeschrieben sind, als Euer Eigentum betrachtet und benutzt. Kann ich Euch aber nach Verkauf der Becher oder sonstigem Gelderwerb 5proz [entig] 500 fl. verschaffen, so zahlt Ihr mir 600 fl. aus, wenn ich sie nicht von neuem bei Euch stehenlassen will. Den Schein über die 600 fl. würde ich gleich Euch mitschicken, wenn er zu finden wäre. In der Hoffnung, daß Ihr mit dieser Anordnung der Sache einverstanden seid und mich nicht mehr zu wiederholten Rücksendungen auf meine Kosten, folglich zu meinem Schaden, nötigt, bin ich Euer tr[euer] Br[uder] L. F . /

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896 An Friedrich Kapp 20. Oktober 1859 / Bruckberg, 20. Okt[ober] 59 Lieber Kapp! Dein Freund Friedrich] Münch hat auch mich von Hamm aus mit seinem Besuch erfreut und sich angeboten, einen Brief an Dich von Darmstadt aus, wo er sich gegenwärtig befindet, mitzunehmen. Ich benutze daher dieses freundliche Anerbieten, um endlich einen Teil wenigstens meiner Schulden an Dich abzutragen. Einen Teil, sage ich, und noch dazu einen sehr geringen, denn ich schulde Dir ja nicht nur Briefe, nicht nur Worte des Danks, sondern auch für Deine Werke äquivalente Werke deutschen Fleißes und deutscher Treue. Ist es doch ein an sich unverzeihlicher Hiatus [eine Kluft, Lücke] in dem Zusammenhang, worin wir seit Jahren miteinander stehen, daß ich Dir nicht meine „Theogonie" geschickt habe. Ich kann diese Unterlassung nur dadurch vor mir entschuldigen, daß ich Deinem Bruder, dessen Verlobung gerade mit der Erscheinung dieser Schrift zusammenfiel, drei Exemplare auf seine Brautfahrt zur Verschenkung an s[eine] Verwandte[n] und Freunde mitgegeben habe und dadurch in unvorhergesehner Weise mein Vorrat geschmälert worden ist. Gleichwohl hatte ich noch ein Exemplar für gelegentliche Beförderung an Dich oder Deinen Bruder gerettet, aber dieses habe ich, erst dieses Jahr, aus Mangel an andern Beweismitteln meiner Dankbarkeit für ein Geschenk kostbaren Weines einer Dame geschickt. Doch ich hoffe oder wünsche wenigstens diesen Fehler wieder gutzumachen, wenngleich ein Deutschamerikaner diese Schrift meinen Schwanengesang genannt hat. Für jetzt also nur // ein Wort, nicht ein Werk herzlichen Dankes für Deinen trefflichen „Steuben"! Ich habe zwar bis jetzt nur die ersten und letzten Kapitel gelesen, aber doch genug gelesen, um zu erkennen, daß Du Deinen Helden nicht als Genre-, sondern [als] Historienmaler aufgefaßt und dargestellt, daß Du Deinen Gegenstand mit ebenso großer sachlicher Gründlichkeit und Objektivität als stilistischer Angemessenheit behandelt hast. Es ist ein großes, ein, wie die Zukunft beweisen wird, geschichtliches Verdienst von Dir, daß Du den hochmütigen Amerikanern auf eine so würdige Weise die Verdienste der Deutschen um ihre Unabhängigkeit zu

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Verstand und Gemüt bringst und so ihnen Respekt vor ihren altem Brüdern einflößest - eine Wirkung, die, wenn sie auch nicht bis zum amerikanischen Pöbel unmittelbar durchdringt, doch nicht verfehlen wird, indirekt wohltätigere Folgen zu haben für die deutschen Auswanderer als etwaige Maßregeln vorsorglicher und vormauliger Regierungen. Und die Auswanderung wird sicherlich noch lange nicht ins Stocken geraten. Wie lange dauert es infolge der Macht, die historische Verhältnisse, Gewohnheiten und Vorurteile ausüben bei uns, bis selbst die als dringendst notwendig und heilsam anerkannten Reformen im bürgerlichen gewerblichen Wesen sich durchsetzen! Wer kann es den Individuen verwehren, wenn sie auswandern, bloß um ihre Notdurft - und zur Notdurft gehört doch gewiß die Ehe z. B. - verrichten zu können. Es ist ja selbst bei uns die erste Bedingung und Äußerung des lebendigen Wesens - die Ortsveränderung, die facultas loco movendi [Fähigkeit zur Fortbewegung], aufgehoben. Man kann nicht nach // Wunsch und Bedürfiiis von einem Ort zum andern wandern, um sich dort niederzulassen, ohne Bedingungen erfüllt zu haben, deren Erfiillungsmöglichkeit sich erst an diesem neuen Orte das Individuum verschaffen will. Allerdings fallen diese unnatürlichen Beschränkungen mit der Zeit, aber warum soll ich von der Zukunft erwarten, was bereits in einem andern Lande Gegenwart ist? Doch wozu diese Apologie der Auswanderer? Du hast ja selbst aufs trefflichste in Deinem Prospectus die rechtfertigenden Ursachen der deutschen Emigration gezeichnet. Es liegt mir aber dieses Thema sehr nahe, denn ich gehöre nicht nur zu den politisch, sondern auch persönlich Unzufriednen. Ja, ich bin nahe an dem Punkt, den ich Dir einmal vor vielen Jahren angedeutet habe und welchem ich durch eine Flucht nach A[merika] vorbeugen oder vielmehr ausweichen wollte. Es ist mein unseliger, abnormer, von Hause aus meinem ganzen Wesen widersprechender Zusammenhang mit der hiesigen, unglückseligen, fluchbeladnen Fabrik, den ich radicaliter für immer aufheben wollte, denn er drohte mir damals schon das Schlimmste. Und diese Drohung hat sich schon seit Anfang dieses Jahrs erfüllt. Die Fabrik fällt in die Hände ihrer Gläubiger, und zwar ihres schlimmsten Gläubigers, eines 85jährigen Bösewichts, der seit 40 Jahren durch einen, meinem längst verstorbnen, mir persönlich unbekannten Schwiegervater in einer schwachen Stunde abgelockten, objektiv gänzlich unberechtigten Leibrentenvertrag der Fabrik allen Nahrungsstoff ausgesogen hat und nun, nachdem er sie zu Tode gehungert hat, die Wut // seiner Habsucht an den von

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diesem Todesfall Betroffnen ausläßt. Und so bin denn auch ich, dessen Frau schon seit 1848 nicht einmal mehr die Zinsen von ihrem mütterlichen Voraus bezogen, der ich selbst nie etwas von der Fabrik genossen, ja sie durch bedeutende Geldvorschüsse, die nun auch alle zum Teufel sind, unterstützt habe, in die Not und Schmach eines Bankrotts hineingezogen. Ob dieser Nürnberger Shylock an mich und meine Sachen sich halten kann, darüber sprechen sich die Juristen widersprechend aus; ich kann es mit meinen Rechtsbegriffen nicht zusammenreimen, denn ich gehöre zu den Erben des Präsidenten] v[on] Fauerbach], nicht zu den Erben Lowes, auf deren Immobilien und Mobilien er rechtlich Ansprüche machen kann. Sollte aber die schmutzigste und rechtloseste Habsucht so viel Recht haben, auch mein vom Vater ererbtes, größtenteils aber selbsterworbenes Eigentum anzugreifen, so appelliere ich an die Öffentlichkeit, so mache ich in einer eignen Schrift schamund rücksichtslos diese unheilvolle Geschichte bekannt und will dann sehen, wer recht hat, ob ich, der Vertreter der Rechtlichkeit und Uneigennützigkeit, oder die Rechtsanwälte der Habsucht und Selbstsucht? Doch entschuldige, daß ich das Papier mit solchem Schmutze besudle. Die Politik hat natürlich dieses Jahr auch meinen Kopf, obwohl nicht meine Feder, sehr beschäftigt. Was die deutsche Politik betrifft, so heißt es hier bekanntlich: quot capita, tot sensus [soviel Köpfe, soviel Sinne]. Und doch wird Deutschland] nie unter Einen Hut kommen, kommt es nicht unter Einen Kopf, aber wohl nie unter Einen Kopf kommen, als bis Einer das Herz hat, mit dem Schwert in der Hand zu behaupten: Ich bin das Haupt D[eutsch]lands! Aber wo ist dieser Bund von Herz und Kopf? Preußen hat wohl den Kopf, aber nicht das Herz; Österreich] wohl das Herz, aber nicht den Kopf dazu. H[eir] Münch bringt Dir die goldene Uhr und Kette meiner Tochter zurück. Ein trauriges Geschäft und Andenken. Hätte Dein Bruder nur noch in Norderney vor seiner Abreise nach A [merika] sie besucht, um durch s[eine] Persönlichkeit die Eindrücke auszulöschen, die seine Briefe und ihr unfreiwilliger Aufenthalt in Hamm zurückgelassen! Du hast mit wenigen Worten den Grund der Trennung erraten, doch bleibe ich wie Du derselbe, der ich gewesen: Freund L. Feuerbach /

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897 An Eleonore Feuerbach 1./2. November 1859 / Br[uck]b[erg], 1. Nov[ember] 59 Liebes Lorchen! Ob ich Dich gleich sehr vermisse, wie sich von selbst versteht, so ist es mir doch lieber, daß Du in Nürnb[erg] als in Bruckberg] bist, denn Dein jetziger Aufenthaltsort wird für Dich gewiß von wohltätigen Folgen sein, wenn Du Dir anders nicht durch die Ohrenbläsereien von Scheinmenschen das Licht des eignen Urteils und Willens ausblasen lässest. Hoffentlich wirst Du so ziemlich bereits das Unangenehme, das die ersten Tage in einer neuen, ungewohnten Lage mit sich bringen, hinter Dir haben. Auch ich hoffe, bald durch den Inhalt einer Arbeit die Leere des hiesigen Aufenthaltsorts auszufüllen. Bisher brachte ich die Abende, mit Ausnahme des gestrigen, wo ich um 8 Uhr zu Hofin. mich begab, außer Hause zu. Am Freitag bin ich schon um 6 Uhr wieder hier gewesen. Zwei Gänge, einen zu Seybold, wegen Schiller, den andern zu Mäurer, weil ich sie beide, jenen für erfolglos, diesen für überflüssig hielt, hatte ich aufgegeben, und so begab ich mich schon nach 2 Uhr wieder aus dem langweiligen Ansbach auf den „Drechselgarten" mit Max, Sidonie und Elise, und von da wieder zurück in die öde Heimat. Von 7 U[hr] bis 1/211 U[hr] // war ich bei Trem[m]el, der so äußerst gefallig war, mir und Stadler zulieb sein letztes Fäßchen alten, trefflichen Bieres anzustechen. Am Samst[ag] und Sonntag ließ ich mir Meyers in Kleinhasl[ach] Fische und Doppelbier köstlich schmecken. Bei dieser Gelegenheit kam ich mit dem jungen Reckenbacher in ein näheres Gespräch und selbst Disput, d. h. gelehrten Streit. Mit tiefem Bedauern erkannte ich, daß dieser junge, gute Mensch gänzlich von der Verdorbenheit und Lügenhaftigkeit der modernen Theologie angesteckt ist und machte ihm aus dieser Erkenntnis kein Hehl, indem ich die theolog[ischen] Lehrer der jetzigen Jugend geradezu Lügner nannte, was sie auch in der Tat sind. Die Nachmittage bringe ich in Eurer Stube zu. Hier hast Du nun meine Laufbahn bis auf Tag und Stunde, wie es seit Eurer Abreise beschaffen, beschrieben. Die gerichtliche Kommission wird noch diese Woche hier erscheinen, wenn nicht anders wieder ein Verschub eingetreten ist. Wenn ich weiß,

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wann Mama, die übrigens bei dem jetzigen Wetter nicht abreisen kann, nach A[nsbach] kommt und von da aus hieher will, so werde ich ihr entgegengehen. Wir sehen uns hoffentlich bald wieder. Kommst Du nicht her, so komme ich hin zu Dir und bleibe bei Deinem neuen Hausherrn West [ermann] über Nacht. Grüße herzlich Mama, Westermanns (auch die Kinder) und die Meinigen. Lebe wohl! Dein treuer Vater L. F . / / 2. Nov[ember], Soeben fand ich beim Frühstück zu meiner großen Freude Deinen Brief vor. Verdirb Dir nur nicht durch die Sorge um mich Deinen Aufenthalt. Ich werde gewiß für ein warmes Zimmer sorgen. Sehr bedauere ich, daß Du noch mit H [erm] Steurer nicht sprechen konntest und so über Deinen eigentlichen Zweck noch im Ungewissen bist. Freue Dich unbekümmert um mich, der ich gesund und arbeitslustig wieder bin, alles Schönen, was sich Dir darbietet, so auch des heutigen Quartetts. Grüße die mir bekannten Künstler, auch H[erm] Bemsel, bei dem ich in frühern Zeiten manches Glas Wein trank. Die Schreibmaterialien, die mir diesen Augenblick zu Gebote stehen, sind so schlecht, daß ich kaum ein Wort richtig zustande bringe. Also lebe wohl. /

898 An Friedrich Christian Georg Kapp 3. November 1859 Bruckberg, den 3. November 1859 Verehrter Freund! Längst habe ich Dir geschrieben, aber leider nur im Kopf, nicht mit der Hand, die doch das einzige Organ ist, womit der Kopf sich in die Ferne erstreckt. Es ist diese österreichische Langsamkeit der Hand in diesem Falle um so unverzeihlicher, als Du meinem Kopfe die Ehre eines geistigen Marschall Vorwärts angetan, und so den mächtigsten Hebel im Menschen, den Egoismus, in Bewegung gesetzt hast. Und zwar nicht den schlechten, verwerflichen, 262

sondern den notwendigen, gerechtfertigten Egoismus, denn wer sollte nicht berechtigt sein sich zu freuen, wenn er, bisher entweder gänzlich ignoriert oder, was noch schlimmer ist, verurteilt vom Unverstand oder Übelwollen, endlich das Urteil eines Kenners vernimmt? Und das ist Dein Urteil über meine „ Theogonie ". Die Bedeutung zwar, die Du mir auf Grund dieser Schrift im Verhältnis zu andern gibst, lasse ich dahingestellt, weil ich nicht gewohnt bin, mich mit andern zu vergleichen, also hierüber kein Urteil habe, wenigstens kein solches, welches im eigenen Ego das Wort des Alter ego [anderen Ichs] bestätigt findet. Aber was Du über die Bedeutung meiner Schrift im Verhältnis zu meinen frühem Schriften, namentlich zum „Wesen des Christentums", über ihren Unterschied, ihren Vorzug vor demselben aussagst, das nehme ich mit Freuden und ohne Beschränkungen an und auf; denn es fallt hier das Urteil des Selbstbewußtseins, der eigenen kritischen Selbsterkenntnis, mit Deinem Urteil zusammen. Meine „Theogonie" verhält sich zum ,,W[esen] d[es] Chr [istentums]" wir der Mann zum Jüngling, der Meister zum Schüler, wie das: Es ist Tag, zu dem: Es wird Tag, wie die faktische Gewißheit und Abgemachtheit (s[it] v[enia] v[erbo] [man verzeihe den Ausdruck]) der Poesie zur Beweisvermittlung der Philosophie. Und doch versetzen die Leute, selbst angebliche Freunde, wie z. B. Rüge in seinen mich gänzlich verkennenden „Briefen" im Prutzschen „[Deutschen] Museum", diese Schrift zurück auf den Standpunkt von 1841, erblicken in ihr nichts als „Variationen eines im 'W[esen] d[es] Christentums]' abgedroschenen Themas". Wie kann man aber auch diese Schrift beurteilen, wenn man von den Quellen absieht, woraus sie geschöpft ist, und nicht, wie Du, mit den gehörigen Sach- und Fachkenntnissen ausgestattet ist! Du hast mich daher auch wirklich auf einer Ungenauigkeit ertappt, auf der S. 261 aus dem Pausanias angeführten Stelle. Ich habe einen ganzen Tag fast über diese Stelle in meinen Büchern nachgeschlagen und nachstudiert, aber bin nicht ins reine gekommen. Auch habe ich, wahrscheinlich aus Verlegenheit, auf statt bei übersetzt, weil ich nicht wußte oder mir denken konnte, wo ich das Orakel hinsetzen sollte, wenn ich es nicht auf diese Inseln versetzte. Natürlich habe ich dieser Ortsbestimmung, da sie für Sache und Thema gleichgiltig war, keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt, hätte sie aber doch, da ich sie nun einmal aufgenommen habe, mit einem kritischen Fragezeichen markieren sollen oder lieber ganz weglassen. Solltest Du noch mehr solche 263

Schwachheiten entdecken, so werde ich Dir für Deine Mitteilung sehr verbunden sein, um sie für den Fall einer Neuauflage benützen zu können. Freilich ist dieser Fall ein sehr unwahrscheinlicher. Feinde und angebliche Freunde tun ihr Möglichstes, um mich bei Lebzeiten noch tot zu machen, bei der Mitwelt mich in Vergessenheit zu bringen. Es werden morgen, glaub' ich, gerade drei Wochen, daß mir Fr[iedrich] Münch Deine Zeilen aus Hamm überbrachte, aber nicht hier, sondern in Ansbach, wohin ich gerade damals mit meiner Tochter gegangen war. Er fuhr aber, nachdem er meinetwegen nach Ansbach gefahren, wieder hierher zurück um zu übernachten und dann in aller Frühe wieder weiterzureisen. So beschränkte sich unser Zusammensein nur auf die Zeit der Rückfahrt von Ansbach und eine halbe Stunde, die ich noch vor Schlafenszeit mit ihm zubrachte. Aber diese Zeit reichte hin, ihn als einen liebenswürdigen und denkenden, wenngleich in Vorstellungen einer vergangenen Denkperiode befangenen Mann kennenzulernen. Er machte mir eine sehr anziehende Schilderung von dem nach außen zwar harten, aber nach innen glücklichen und gemütlichen Leben des deutschen Landmanns in Amerika Lebe Wohl! Dein ergebener Freund L. Feuerbach

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899 An Karl Vogt 27. März 1860 / Bruckberg bei Ansbach, 27. März 1860 Hochzuverehrender Herr! Der auf dem andern Blatte unterzeichnete Herr, ein Nachbar von mir, ein Mann, der gewisse Zweige der Naturwissenschaft zu praktischen Zwecken mit Eifer pflegt, hat mich heute brieflich ersucht, sein beiliegendes Schreiben an Sie mit einigen empfehlenden Zeilen zu unterstützen. Ich schrieb ihm darauf - er ist zwei Stunden von hier entfernt - , daß ich seinen Wunsch noch heute erfüllen würde. Und so erfülle ich ihn denn hiemit, und zwar nicht nur seinet-, sondern auch meinetwegen, weil es mir ein Vergnügen macht, meine persönliche Bekanntschaft mit Ihnen anno 1848 seligen Andenkens schriftlich zu erneuern und zugleich Ihnen meinen Dank auszusprechen für die vielen angenehmen und lehrreichen Stunden, welche mir Ihre naturwissenschatlichen Werke, namentlich Ihre „Physiologischen] Briefe" und Ihre „Geologie", ja selbst auch - um nicht die jetzt unvermeidliche Politik zu vergessen und vor Ihnen in // puris naturalibus [im reinen Naturzustände] zu erscheinen - Ihre viel angefeindeten, übrigens auch von mir nicht uneingeschränkt anerkannten „Studien" gewährt haben. Gleichwohl muß ich Sie um Entschuldigung bitten, daß durch meine Vermittlung die Zumutung an Sie gestellt wird, sich unmittelbar von dem Zentralherd des politischen Vulkanismus, wo Sie sich vor kurzem befanden, vielleicht diesen Augenblick noch befinden, in das diffuse Element des deutschen Neptunismus zu versetzen. Ich schmeichle mir jedoch mit der Hoffnung, daß Sie Ihren Abscheu vor den politischen Aalen, Krebsen und „Leimern" Deutschlands nicht auf Ihre unschuldigen naturhistorischen Namensbrüder ausdehnen und es daher nicht verschmähen werden, beiliegende an Sie gestellte - zum Teil freilich in das Gebiet der teleologischen Wißbegierde hinüberschweifende - Fragen eines deutschen, mir befreundeten Fischzüchters gelegentlich zu beantworten. In der Hoffnung, daß Sie daher auch diese Zeilen von mir freundlich aufnehmen werden, bin ich hochachtungsvoll Ihr ergebenster L. Feuerbach / 267

900 Von Friedrich Münch 30. März 1860 / Marthasville, Missouri, den 30ten März 1860 H [errn] Ludwig Feuerbach Mein wertester Freund! Ich kann und mag dem Gedanken nicht Raum geben, daß mein kurzes, mir aber unvergeßliches Zusammensein mit Ihnen der letzte und einzige Gedankenverkehr zwischen Ihnen und mir sein solle. Allem Drohen erzürnter Meergötter zum Trotze und ohne die mindeste Anstrengung zu ihrer Besänftigung zu machen, gelangte ich glücklich wieder zu meiner friedlichen Heimat in der neuen Welt. In New York gab ich Ihr Schreiben ab. Ich fand die beiden Brüder Kapp wohl und munter. Der jüngste - wie Sie vielleicht wissen - war im Begriffe, sich mit einer jungen Amerikanerin zu verbinden, was, wie ich jetzt glaube, in jedem Betrachte das beste und passendste sein mag. - Ich lege keiner Nationalität einen besonderen Wert vor einer andren bei, aber es gibt eine Art deutschen Wesens, das nur dem wahrhaft deutsch Gebliebenen inniger sich anschließt, und ich glaube, daß Ihre Tochter von einem richtigen Gefühle geleitet wurde. Sonderbar! Der ältere der Kappschen Brüder ist noch deutsch durch und durch. Der jüngere scheint - mit vielen unserer hiesigen Landsleute, zum Teil den befähigtesten - sich ganz dem Amerikanismus angepaßt zu haben. Nach meiner Rückkehr war das Studium der „ Theogonie " mit das erste, das ich vornahm. Ich verschlang das Buch, weil ich es wieder und wieder // zu lesen gedenke. Gegen solche Belesenheit und solche Logik kann allerdings kein Gegner aufkommen; ich betrachte die Sache als auf dem Felde der Wissenschaft abgetan - für alle, die Ihr Buch nicht etwa ignorieren wollen oder nicht kennen oder nicht verstehen. Ich habe meine Auffassung Ihrer Ideen - indem ich Ihre mündlichen Äußerungen, die ich mir alle tief einprägte, zu Hülfe nahm in einer Mitteilung für die „Familienblätter" (herausgegeben von Dr. Dilthey in New York) veröffentlicht; Dilthey schrieb mir, daß der Aufsatz mehr als gewöhnliches Interesse erregt habe. Vor Jahren beschäftigte ich mich viel mit den Ossianschen Liedern, die allein von allen poetischen Ergüssen aus der früheren 268

Zeit die Gottes-Idee gar nicht kennen. Ich hätte es sehr gerne gesehen, wenn in der „Theogonie" von Ihnen und in Ihrer Weise die poetische Lebensansicht des kaledonischen Sängers neben die griechische und hebräisch-christliche gestellt worden wäre. - Wie mannigfaltig tritt das Menschliche auf, und wer kann ihm die Bahn vorschreiben, darauf es sich für immer und überall bewegen soll? Nichts des Menschlichen wird jemals ganz untergehen; unsere Arbeit besteht hauptsächlich im Raffinieren [Verfeinern, Läutern] - das Bestreben unserer Zeit, die (sehr berechtigten) Ansprüche des Verstandes fast allein zur Geltung zu bringen, wird nicht gelingen. - Wie sich das Völkerleben künftig gestalten wird, nachdem es mit den Errungenschaften der Wissenschaft sich in vollen Einklang wird gesetzt haben, ist wohl jetzt noch keinem ganz klar. Vorerst ist nicht zu besorgen, daß das Zeitalter, in welchem die Vernunft herrscht, uns // allzu schnell auf den Hals komme. Wie ich bemerke, wird auf dem Felde der exakten Wissenschaften dem atomistischen Materialismus stark zu Leibe gegangen; ich weiß von keinen gleich erfolgreichen Anstrengungen von Seiten der eigentlichen Philosophie. Wenn ich nicht irre, so drückten Sie mir es als Ihre Absicht aus, diesen Schlag zu fuhren, und von niemandem in der Welt möchte ich so gerne eine „philosophische Kritik des modernen Materialismus" vor mir haben als von Ihnen. Sollten Sie etwas der Art unternehmen, so wünsche ich sehr, daß Sie es mich wissen lassen; ich würde für die nötige Kundmachung auf dieser Seite des Ozeans Sorge tragen. Vor meiner Abreise von Europa fand ich mich veranlaßt, noch eine Broschüre zu schreiben, die unter dem Titel „Die Zukunft von Nordamerika und Blicke aus der neuen Welt in die alte - von Fr. Münch" in Bremen gedruckt worden ist. Ich wünsche, daß Sie dieselbe beachten, auch etwa dem lesenden Publikum darüber referieren möchten. Hier wird die politische Bewegung, veranlaßt durch die bevorstehende Präsidentenwahl, gewaltiger werden, als sie seit langer Zeit war. Was man auch gegen das hiesige Volksleben sagen mag, es regt sich darin eine Fülle von Kraft, es sind bewußte Zwecke, für welche die Menschen in den Kampf gehen, und es ist keinem gestattet, ein bloß träumerisches oder gar ein Schlaf-Leben zu führen. An dem Erfolg der Wahlen dieses Jahres hängt das Geschick der Union // für die nächste Zukunft - das wissen alle, und darum werden die erstaunlichsten Anstrengungen gemacht. 269

Ich wollte, Sie wären ein reicher Mann, oder es würden Ihnen wenigstens fl. 2000 jährlicher Einnahme garantiert, und Sie wohnten mir nahe in der friedlichen Stille unseres Urwaldes, beschäftigt gerade nach Lust und Neigung, und aus dem Schatten des Urwaldes flögen noch lange Ihre Geistesblitze in die weitere Welt, Ihr äußeres Leben aber wäre frei, einfach und ohne Sorge. Ich muß schließen. Den verehrten Ihrigen empfehle ich mich bestens und grüße Sie achtungsvoll und freundschaftlich Friedrich Münch Adresse: Fred. Münch, Marthasville, State of Missouri, North America / 901 Von Karl Vogt 3. April 1860 / Lieber Herr! Ein Lebenszeichen von Ihnen ist eine solche Seltenheit, daß man sich beeilen muß, die flüchtige Gelegenheit am Schöpfe zu fassen. Den Brief Ihres alten Herrn lasse ich anbei beantwortet zurückfolgen. Er kommt mir soeben hier in Bern zu, wo ich als Vertreter des Kantons Genf in dem eidgenössischen Ständerate unerquickliches politisches Werg spinne. In einigen Tagen werde ich aber in Genf zurück sein. Den Namen des alten Herrn konnte ich nicht recht lesen - er gleicht aber so sehr demjenigen des Schlosses Lusignan, von woher die schöne Melusine stammte, daß ich lebhaft an alte Zeiten erinnert wurde. Hier sieht es flau aus. Sie werden zwar in der nächsten Zeitung von einstimmigen, energischen Beschlüssen lesen, aber unter der Decke ist alles wurmstichig, und Napoleon kann Genf, Waadt und die Simplonstraße mit Wallis schlucken, ohne daß die Schweiz einen Schuß Pulver verbrennt. Ich ärgere mich deshalb über den Kerl, weil ihm die angeborene Raubvogelsnatur zu früh in den Kopf schoß und er an der Schweiz sich diejenigen Krallen abschleift, die ihm hätten dienen können, einige deutsche Fürsten am Mantel zu zerren. Denn wenn auch Venedey noch in Broschüren schreibt, so 270

hasse ich doch die deutschen Fürsten, die Kammerdiener Ostreichs und Ostreich selbst noch zehnmal mehr als Napoleon, der immerhin ein Sturmbock gegen die Legitimität ist. Mit besten Grüßen Ihr C.Vogt Bern, d[en] 3. April 60 / 902 Von Wilhelm Bolin 10. Juni 1860 / Helsingfors, d[en] 10. Juni 60 Es ist nun bald ein Jahr seit ich, teurer, hochgeehrter Freund, die letzten Nachrichten von Ihnen erhielt. Im Herbste antwortete ich darauf und schätze Sie im Besitze dieser meiner Zuschrift. Seit unsrer Trennung ward es mir eine liebe Gewohnheit, Ihnen bei Eröffnung der Schiffahrt einen herzlichen Gruß zukommen zu lassen. Dieses Verfahren bin ich keineswegs gesonnen aufzugeben, dennoch gehe ich erst jetzt daran, es zu vollfuhren. Messen Sie mein[em] Zögern keinen Unwillen ob Ihres Schweigens bei, ich kenne Ihre Abneigung gegen das Briefschreiben und darf mir weder Verdienst noch Bedeutung genug zumuten, Sie zu häufiger Überwindung derselben zu bewegen. Wenn auch Sie bisher ohne weitre Nachrichten von mir blieben, kommt es einfach daher, daß ich Sie weder unnütz belästigen mochte, noch selbst Zeit und Lust hatte, mir von meinen Beschäftigungen während des letzten Halbjahres mehr als die unerläßlichsten Abweichungen zu gestatten. Ich habe, wie Sie wissen, am Doktorgrad gearbeitet, bin nun zur Hälfte damit fertig und mache mir beim Aufatmen die Freude, bei Ihnen im Geiste vorzusprechen. Seit der zweiten Hälfte April befinde ich mich also in // der Zahl der Gedruckten und Gelesenen; dieses aber, obwohl nicht anonym, dennoch nicht offen und in voller Übereinstimmung mit meinem Wesen. Ich schrieb über die Entwicklung der Familie, bis zur Reformation - und zwar in schwedischer Sprache. Das war die eine Selbstverleugnung, die andre war, „zahm" zu denken, d. h. mich nicht als Bekenner Ihrer Lehre zu verraten. Als einem echten An271

fänger in der Schriftstellerei ward mir die Arbeit unter den Händen eine andre, als wie ich sie ursprünglich haben wollte. Ich beabsichtigte nämlich, eine Geschichte des Familienbegriffs nach den vornehmsten Lehren der Rechts- und Staatsphilosophie und hätte eigentlich mit der Reformation beginnen sollen, denn vor dieser Zeit bietet nur Hellas passenden Stoff. Doch da dieser so vereinzelt, wollte ich ihn in eine Einleitung aufnehmen und diesen Kern mit einer kurzen Übersicht der Familienauffassung in den Hauptepochen der Menschheit bis zur Reformation umspinnen. Zeitkürze und andre Umstände nötigten mich, den Vorwurf dieser Einleitung als selbständiges Ganzes zu behandeln. Hiezu kam die zweite Schwierigkeit, daß ich den Standpunkt der Rechtsphilosophie oder doch der Ethik nicht aufgeben wollte und von meinem Stoff nur bei Hellas einen unmittelbaren Beitrag erhielt. Da ich weder als Kulturhistoriker noch als Jurist schrieb, blieb mir nichts übrig, als mich an die Religion zu wenden. Diesen Wink gab mir // das vorhellenische Altertum; bei Hellas suchte ich Plato und Aristoteles mit der Idee der „Religion des Schönen" zu vermitteln; in Rom gab mir der Vestakultus und der Hausgottesdienst, im Mittelalter die Bedeutung des Entsagens das analoge Element an die Hand: So konnte ich den Protestantismus als Schlußstein fassen, und zwar Luther selbst, diesen „ersten Menschen in der Geschichte der christlichen Religion", redend einführen. Auf dieser Grundlage baute ich die Entwicklung des Familienbegriffs je nach seinen zwei Momenten: das Verhalten von Mann zu Weib und der Eltern zu ihren Kindern. Die Frage bleibt immer: Was gilt das Weib überhaupt und im Hause, und was sehen die Eltern in ihren Kindern. Das Ziel ist: daß Mann und Weib eins seien und ihren Kindern eine Berechtigung an sich zuerkennen. Das Verhehlen meiner Überzeugung liegt offenbar nicht in dieser Darstellung, sondern darin, daß ich, um mich als koscherer Christ und Theist zu legimitieren, die Verwirklichung der sittlichen Gleichberechtigung an „die wahrhafte Erkenntnis Gottes" knüpfen mußte und gleichsam als innigere Verbindung mit Gott aufzeigen, während alle Sittlichkeit und Überwindung der Eigensucht notwendig ein Fernerrücken Gottes von den Menschen ist. Ich mußte den wahren Sinn der Bedeutung von Luthers lebenskräftiger Ansicht verschweigen oder unrichtig akzentuieren. Indessen hat die Poetenfeder geruht und wird es noch, da mir / / noch Examina bevorstehen; ab und zu ward jedoch gefeilt und skizziert. Im übrigen habe ich mich, außer den Vorarbeitungen für 272

meine Schrift, vorzüglich mit Descartes und Leibniz vertrauter gemacht. Hiebei war ich Ihnen besonders nahe, denn mit Ihrer Lehre innig verwachsen, verstehe ich nur, was ich mir von diesem Standpunkte aus vergegenwärtigen kann. Dieses Studium hat meinen Widerwillen gegen den modernen Theismus gesteigert. Wie naiv, wie liebenswürdig zeigen sich diese alten Denker im fraglichen Punkte! Wie ist das Bedürfiiis nach einem Gott in ihnen noch so innerlich und wahr. Persönlich und individuell genug ist es wohl, denn sonst hätte Kant es nicht so leicht zu einem bloß praktischen Postulat machen können. Aber von da an ist der Theismus eine schamlose Lüge. Noch kürzlich überzeugte ich mich dessen in einem, der Beachtung nicht unwerten Werke von Zeising, dessen 1855 herausgegebenen „Ästhetischen Forschungen". Ist Ihnen dies Buch zu Gesichte gekommen? Es ist ein Gemisch interessanter, treffender, auf gründliche Kenntnis der Natur gestützter Beobachtungen, reichhaltiger Kenntnis der Philosophie, alberner Haarspaltereien und bis zum Ekel weit getriebner Schematisierungen; dieses alles knüpft sich an ein das „Absolute" adoptierendes System, und zwar wird das Absolute ohne weitres mit „Gott" oder „der höchste Begriff" identifiziert. Erinnert das nicht an Fausts Hochzeit mit der Helena? Die Romantik-Theologie mit der nüchter-//nen Wirklichkeit des „Materialismus"; der hieraus resultierende Euphorion ist ein wahrer Arlecchino [Harlekin], Seine Tracht besteht aus lauter Dreiecken - das System zeichnet sich nämlich durch eine ins Unendliche gehende Trichotomie aus; sein Kopf ist schwarz, farblos gleich diplomatisch: ein Pantheismus, der diesen gehässigen Namen scheut und den alten deutschen Gott wieder zu Ehren bringen will. Zu bewundern ist nur die Naivität, womit dieser prostituierte Gott ganz sans façon [formlos] als bloßer Begriff bezeichnet wird. Außer dieser Lüge stößt das sonst vielfach anregende Buch, wie erwähnt, durch seine ins Übermaß gehende Trichotomie ab. Ich habe mich niemals mit diesen Haarspaltereien versöhnen können, möchte aber gern Ihre Ansicht über dieses so oft wiederkehrende Mysterium erfahren. Mir scheint jedes „Welterbauen im Begriffe" ein willkürliches Spiel, wobei die Symmetrie und Notwendigkeit der Schemata mit einiger Übung und Sophistik leicht zu erreichen ist. Allerdings spielt die 3 in Religionen und, wenn man nicht weiter geht als bis zu den Grundverhältnissen von Raum und Zeit, sonst auch eine bedeutende Rolle; hieraus leuchtet mir noch keine Notwendigkeit ein, die Philosophie zu einem Abrakadabra zu machen. Sollte diese Eigentümlichkeit des bis-

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herigen Philosophierens noch ein Erbstück aus seiner babylonischen // Gefangenschaft in der Mathematik sein - , ähnlich wie dessen Ansteckung von Phantastereien ein Erbfehler aus der ägyptischen Untertanenschaft in der Theologie? Jeden Vierteljahrskatalog durchspähete ich begierig, um zu sehen, ob Sie Ihre Werke nicht durch einen neuen Band vermehrten. Hoffentlich haben Sie, seit Sie mir zuletzt schrieben, ungehindert arbeiten können. Der Frucht dieser Tätigkeit blicke ich mit Sehnsucht entgegen. Mögen diese Zeilen Sie und die lieben Ihrigen gesund und wohlgemut treffen. Behalten Sie ein freundschaftliches Angedenken Ihrem Wilhelm Bolin Adresse: Herrn H. K. Sturm in Hamburg. / 903 Von Heinrich Benecke 24. Juni 1860 / Hochverehrter Herr Doktor! Seien Sie mir nur nicht böse, daß ich mir für dies Mal einen kleinen Scherz erlaubt habe; ich will wünschen, daß die Zigarre nicht zu stark für Sie ist. Am liebsten hätte ich sie selbst gebracht, aber ich bin ein etwas geplagter Mensch, ich vertrete jemand auf dem Ministerium bis zum 15. Oktober, und meine gewöhnlichen Arbeiten muß ich noch daneben abfertigen. Ich bin dadurch an Berlin mehr als je gefesselt, denke aber, es wird gerade diese Vertretung meiner Karriere forderlich sein. In die rein praktische Tätigkeit hineingekommen, die glücklicherweise mich ganz befriedigt, hat's mit theologischen und philosophischen Studien ein Ende genommen, kaum, daß noch Zeit übrigbleibt für ein paar Seiten aus Schlosser oder Gervinus oder Häusser. Doch ich erzähle Ihnen von mir, und es ist so herzlich wenig von mir zu sagen. Liegt Ihnen nicht eine größere wissenschaftliche Arbeit vor, Herr Doktor? Die Welt sollte endlich einmal wieder ein Novum von Ihnen zu sehen bekommen; es will mir ganz so 274

vorkommen, als seien Ihre Ideen von Gott und Unsterblichkeit, von Himmel und Hölle in den Köpfen der sogenannten Gebildeten leidlich verarbeitet worden. Ein jeder hat nur noch nicht den Mut, damit hervorzutreten, unter vier Augen geben die Herrn Pastores gerad' so viel zu als die Mediziner und Juristen. - Es würde mich ungemein interessieren, von Ihren literarischen Absichten etwas zu erfahren. In betreff der Haymschen „Jahrbücher" kann ich mich auf Ihr liebenswürdiges Anerbieten schlechterdings nicht einlassen. Sie werden mir gestatten, verehrtester Herr Doktor, daß ich sie Ihnen nach wie vor übersende, auf alles weitere aber verzichte. Ich mache gern mit den „Jahrbüchern" Propaganda, die Hefte sind fortwährend unterwegs, und wenn Sie aus Vorliebe für Haym die Augsburger „Allgemeine [Zeitung]" aufgeben, so habe ich ja gerade in Bruckberg gewonnenes Spiel. / / Behalten Sie mich nur in gutem Andenken, mein sehr verehrter Herr Doktor, und haben Sie die Güte, Ihre Frau Gemahlin und Fräulein Tochter, Herrn Stadler und seine werte Familie schönstens von mir zu grüßen. Kann ich Ihnen in irgendwelcher Weise von hier aus dienen, so rechnen Sie auf meine Bereitwilligkeit dazu. Ich weiß Sie in trüber Stimmung, das tut mir sehr weh; mit teilnehmendem Herzen für alles, was Sie angeht Ihr Sie hochverehrender und ergebener Heinr. Benecke Alte Jakobstraße No. 60, 1 Treppe hoch Berlin, 24. Juni 1860 / 904 Von Heinrich Benecke 26. Juli 1860 / Sehr verehrter Herr Doktor! Möglichenfalls finden Sie an der Lektüre des beifolgenden Büchelchens, welches „über den Ursprung der Sitten" handelt, einiges Gefallen; ich ersuche Sie um gelegentliche Zurücksendung desselben, nachdem Sie es mit Muße gelesen haben. Wie gern wäre ich Ihnen bei Beschaffung von Werken, deren Sie zu Ihren Studien 275

und Arbeiten benötigt sind, behülflich! Den Galen habe ich zwar nicht auftreiben können, aber damit ist doch gar noch nicht gesagt, daß mir's mit andern Büchern ebenso übel ergehen würde. Sie werden mein Anerbieten nicht für Zudringlichkeit halten; ich bemerke vorweg, daß mir's keine Schwierigkeiten macht, selbst wertvolle Werke leihweise zu erhalten, ich gehe einfach zu Pertz, dem ersten Bibliothekar an der ziemlich gut beschaffenen Königl [ichen] Bibliothek, er ist ein liebenswürdiger, zuvorkommender Mann. Die Haymschen „Jahrbücher" sind mir jedesmal franko zugegangen. Zwar habe ich bis zum 15. Oktober, bis wohin ich jemand vertrete, recht viel zu tun, aber immer bleibt mir reichlich Zeit, Ihnen in allem zu Diensten zu stehen. Mit vorzüglicher Hochachtung in steter Verehrung Ihr ergebener Heinr. Benecke Berlin, 26. Juli 60 / 905 Von Eduard Dedekind 14. August 1860 / Porter Stat[ion], Indiana, 14. Aug[ust] 1860 Mein alter Freund! Deinen Brief vom vorigen März habe ich erhalten, und daß ich noch vegetiere, beweist Dir der meinige; denn ich kann unmöglich Gleichgültigkeit affektieren und Gleiches mit Gleichem vergelten, etwas früher hättest Du jedenfalls meinen freundlichen Brief beantworten können; aber ich hatte mir vorgenommen, den Tag Deiner Geburt herankommen zu lassen. Heute vor 13 Jahren war es ja wohl, wo ich ganz zufallig Dein Gast wurde? Ich wünsche Dir, mein lieber Louis, noch viele und heitere solcher Tage zu erleben... Ja, ich vegetiere nur noch, den Menschen und allen irdischen Annehmlichkeiten bin ich schon seit Jahren fremd. Mein Leiden nennen die Ärzte Lupus. Die Pfaffen würden sagen, mir sei das Himmelreich beschieden; denn schon etliche Male war ich nahe daran, diesem jämmerlichen Sein ein Ende zu machen. Es ist nicht recht von Dir, daß Du Dich, kräftig und gesund von Körper und 276

Geist, mutwillig in einen Stoizismus hineinstudierst, der an Härte grenzt, und Deine Stußdefinition, die zwar sehr erbaulich und amüsant ist, beweist nur ebenfalls, daß Du Dich der Welt allzusehr entfremdet hast. Zur Miete zu wohnen, ist freilich mit einigen Unkosten verknüpft. - Das Ganze ist aber, mein lieber Freund, worüber Du so sehr stöhnst, daß es Dir schwerfallt, Dich aus Deiner Bruckberg-Sauce herauszuwickeln. Noch bist Du kräftig und gesund, und daß die amerikanische gelehrte Welt noch große Dinge mit Dir vorhat, will ich Dir vorzählen, wenn Dir die Mär nicht schon bekannt sein sollte?! Hier wollen sie nämlich ein Seminar, vulgo [gemeinhin] Schullehrer-Institut, gründen, in welcher Stadt ist noch nicht bestimmt. Die pädagogischen idealistischen Antesignani [Fahnenträger, Vertreter] der teutschen Presse in New York haben sich als Schöpfer dieser Anstalt aufgeworfen, so auch Dein Freund Kapp. Dieses Seminar soll aber die Brücke zu einer großartigen Weltuniversität bilden - wo sie die Mittel dazu herbekommen wollen, wissen wohl die Herren vorläufig selbst noch nicht - ja, wenn eine Soldatenspielerei, Tanzgelegenheiten, Fahnenweihen und Bierfreuden damit verknüpft wären, setzte ich keinen Zweifel ins Gedeihen - , aber sie [so]?! Doch dem sei, wie ihm wolle. Rüge in England, der den Plan zu dieser Weltuniversi[tät] entworfen, gedenkt insbesondere Deiner dabei, indem Du als Historiograph der Philosophie ganz unbezahlbar (ipsissimis verbis [seine eigenen Worte]) dabei seiest. - Wo in der Welt, sage mir, kannst Du einen solideren Stuß wieder finden als hier im glücklichen Amerika?! Nur schade, daß der Kapital-Stock, worauf das ganze Unternehmen fundiert werden soll, so eigentlich noch nicht aufgefunden ist. / / K[arl] H[einzen] in Boston, den Du ja auch kennst, nennt Dich in seiner kleinen Schrift „Die Deutschen und Amerikaner" Vicarius [Hilfsgeistlicher]? Wahrscheinlich hast Du nach s[einer] Ansicht den letzten geistigen Fond noch nicht ganz mit der Materie vertauscht? Der Kerl ist konsequent - dabei ein Weiber-Emanzipations-Narr und ein in hohem Grade arroganter Flegel, ob letzteres zur Gelehrsamkeit gehört, weiß ich nicht. Als Geißel für unsere lieben Landsleute hier ist er aber ganz unentbehrlich. Wie gesagt, beregter Plan ist sehr schön, und sein Gedeihen wäre erfreulich, aber wenn auf dem [...] spazierende Pädagogen, unpraktische Menschen, sich als Schöpfer solcher Dinge aufwerfen und damit beginnen, bei den Bierphilistern um 2 Dollar dafür zu ambieren [sich zu bewerben], muß ich lachen. Wenn es zum Klappen kömmt, vertragen sich diese eitlen Größen keine Stunde

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lang. Wollten diese Leute, New York hat davon genug, als Lehrer eines Gymnasiums nach teutschem Stile wirken, welches die einfachste Brücke zur projektiert[en] Weltanstalt bilden würde, so wäre die Sache gemeinnützlich, denn eher sollte mein Junge beim Holzhacken bleiben, als daß ich ihn in einer solchen PedantenAnstalt verprügeln ließe; aber das Ganze ist, eine Menge solcher pädagogischen armen Teufel, die jetzt schon am Hungertuche nagen, werden allmählich für ihren Ehesegen besorgt - es steht ihnen nicht an, in diesem höchst prosaischen mechanischen Lande die Fäuste zu gebrauchen, und da soll der Westen mit Lehrern versorgt werden - sie gedenken aber nicht, daß die meist rohe teutsche Bevölkerung der westlichen] Staaten dieses Bedürfnis gar nicht in dem Maße fühlt, wie sie denken. - Es ist gefahrlich, Lehrer im Westen sein, wo sich die Schüler - exempla sunt odiosa [Beispiele sind verhaßt] - bisweilen das Vergnügen machen, dem Ludi-Magister [Schulmeister] den Pelz auszuklopfen - so wird hier v[on] den Teutschen im allgemeinen die liberty [Freiheit] verstanden. - Vollbegriff der Freiheit - der Kerl wird ja bezahlt! Ich halte jedenfalls ein tüchtiges Gymnas[ium], wo man seinen Sohn, wenn man ihn gebildet haben will, hinschicken kann, ohne befürchten zu müssen, daß er als Pedant und Narr wiederkommt, für gemeinnütziger - solche Teilnehmer zahlen, während die H[erren] Schulamtskandidat [en] frei erhalten sein wollen, man könnte diese finden, und hat einer das Gymnasium absolviert, so hat er auch Fond genug, um ungelenke Bären im Westen zu polieren, wenn er lehren will und die Rangen überhaupt Politur annehmen wollen, denn der teutsche Blödsinn hier ist schamlos genug, sich seiner Muttersprache zu schämen, und mit den englischen Leseanstalten, die man hier College nennt, über alle Maßen zufrieden. Da man dabei so vorsorglich auch Deiner gedacht, mein alter Freund, so hielt ich es für meine Pflicht, Dich v[on] diesem Projekte in Kenntnis zu setzen, und ich wünschte nichts sehnlicher, als daß der Universitätskatheder für Dich schon gezimmert würde und ein Jahresgehalt von 2 bis 3 Mille Dollar außer Zweifel wären, dann, glaube ich, wäre es vielleicht noch möglich, daß wir uns noch einmal in diesem Leben sehen würden - bald, recht bald müßte es aber ins Werk gestellt werden! - Schließlich nur noch diese Bemerkung, daß diese Anstalt im strengsten Sinne auf rationellen, ich will sie heidnisch nennen - Grundsätzen basiert werden soll und resp. auch müßte. - Wie paßt aber folgendes, wenn ich Dich versichere, daß namentlich in New York es sehr gefahrlich ist, an

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einem S o n n t a g e in e i n e m Etablissement o d e r an e i n e m ö f f e n t l i chen] Ort ein Glas Bier zu trinken, o h n e als Frevler gegen das S o n n t a g s g e s e t z ritu p u r i t a n i c u [ n a c h p u r i t a n i s c h e m B r a u c h ] h i n gestellt zu werden. Die Gehässigkeit gegen uns, s[o]gen[annte] I n f i d e l s [ U n g l ä u b i g e ] // ist m a ß l o s . - W a s D u m i r h i n s i c h t l i c h d e s V e r f a l l s d e r [...] d e s w e i l a n d R ö m i s c h e n R e i c h e s g e s c h r i e b e n , nimmt, w i e es scheint, n o c h i m m e r seinen lustigen Fortgang. D i e M o t i o n e n [ B e w e g u n g e n ] in Italien sind in der Tat staunenswert, u n d s e h r g l a u b l i c h ist e s , d a ß d i e P r ä l a t [ e n - ] S t e i ß e e n d l i c h a u c h i n große G e f a h r geraten. D e s Garibaldi e i g e n t l i c h e ] A b s i c h t e n gewähren durchaus noch keinen klaren Einblick, wie er sich im glücklichen Falle den diplomatischen Gaunern und d e m Hauptg a u k l e r L o u i s - N a p o l [ e o n ] g e g e n ü b e r b e n e h m e n wird. H a u s Lothring e n laboriert p e r m a n e n t a n mittelalterlichem B l ö d s i n n u n d legitimer Zehrsucht, es sieht in der M e n s c h h e i t i m m e r n o c h einen H a u f e n S k l a v e n , ist j e d o c h o h n m ä c h t i g , m i t S i c h e r h e i t d e n F u ß f e r n e r a u f i h r e n N a c k e n z u setzen. B e i P r e u ß e n s c h e i n e n d i e l e g i t i m e n S c h r u l len ebenfalls eine entnervende Krankheit n a c h sich zu ziehen, es leugnet z w a r nicht direkt, d a ß die B e w o h n e r seiner M o n a r c h i e M e n s c h e n s i n d u n d als s o l c h e a u c h e i n i g e n A n s p r u c h a u f h u m a n e B e h a n d l u n g h a b e n , l e i d e r ist a b e r d i e g ö t t l i c h e ] l e g i t i m e S e n d u n g bei d e m preußischen Ladestocke ebenfalls eine unvertilgbare fixe Idee geworden, so d a ß m a n keinen Anstand nimmt, mit allerlei k o n s t i t u t i o n e l l e n P o s s e n S p i e l e s o a u f z u f ü h r e n , w i e m a n H u n d e u n d Pferde abzurichten pflegt, d e n M i c h e l s die Pille wieder bitter zu m a c h e n . So w i e H a b s b u r g ü b e r k u r z o d e r lang in steigender Hartnäckigkeit den letzten A k t des großen D r a m a s mit d e m Sturz seiner Monarchie bezahlen wird, w ä h r e n d der Reigen, d e r Fall des B o u r b o n e n g e s c h l e c h t e s s c h o n jetzt beginnt, e b e n s o k ö m m t seiner Zeit die Reihe a n das v o n Gott installierte H o h e n zollerngeschlecht. Blindheit u n d Halsstarrigkeit fuhrt notwendig d i e s e F ü r s t e n g e s c h l e c h t e r z u e i n e m s o l c h e n E n d e . B e i d i e s e r Starblindheit erhält aber vorzugsweise das kleinere Raubgefieder, Edelleute u n d höhere Beamte, die Dynastie. Dies beweisen nur zu deutlich die ekelerregenden Spiegelfechtereien in d e n preußis e h e n K a m m e r n , sie s e h e n n i c h t e i n , d a ß s i e s i c h d a d u r c h v o r aller W e l t blamieren. A n f a n g s erwartete m a n hier v o n seiten des Nationalvere/m ein kräftiges Auftreten. Ja, wäre Michel nicht eine S c h l a f m ü t z e u n d stäke nur etwas Energie im teutschen Volke, so k ö n n e n sie a b e r n u r p e t i t i o n i e r e n . I c h w a r n i e f ü r e i n e r e i n r e publikanische Verfassung für unsere Michels, nur die Perfidie der

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damaligen Reaktion drängte uns mit Gewalt auf die äußerste Linke, und nachdem uns die Feigheit unserer guten Landsleute hierher ins Exil gejagt, habe ich mich wie viele andere tatsächlich überzeugt, daß der Bildungsgrad des amerikanischen Volkes so wenig eine republikanische] Verfassung für ewige Zeit vertragen wird, als das teutsche hinsichtlich seiner Sitten und Gewohnheiten allenfalls nur für eine freisinnige konstitutionelle Verfassung, einen Volkskaiser als König an der Spitze sich eignet. Die Ständegliederung in Teutschland ist ein wesentliches Hemmnis für alle republikanischen] Verfassungen. - Wie kommt es dann, daß z. B. der Herzog v[on] Coburg und so auch der Herzog v[on] Braunschweig für den humanen Fortschritt und für ein einiges mächtiges Teutschland, unter kräftige Hegemonie genommen, sind, einfach dadurch, weil in dieser kleinen Fürsten Länder die Prätensionen der Aristokratie nicht so mächtig sind und selbst dem Fürsten sein Volk nicht auf alle mögliche Weise entfremden. Diese Herren läßt man in kein Kalei[do]skop gucken, beide sind dem Volke nicht unzugänglich, ihr Verkehr mit Männern, // die ohne Scheu den Bedürfnissen der Zeit den wahren Namen geben, macht sie einsichtsvoll und zugleich in die Zukunft schauend; daß aber die Zahl solcher Männer im lieben Vaterland gering und ohnmächtig ist, geht aus der Unentschlossenheit des Nationalvereins hervor, ich wollte es auch den Leuten verdenken, Michels Feigheit ist ihnen ebenfalls nicht fremd, und eine Glückseligkeit, wie wir alle hier genießen, wird sie wahrlich nicht verlocken, solange noch die Reaktion die Soldknechte bearbeitet und der teutsche Bauersmann, der den Kuhfuß auf den Nacken bekömmt, zum Viehe wird. Vielleicht tut der Mohr v[on] Frankreich einmal ganz unerwartet seine Schuldigkeit im Getriebe der europäischen Geschichte? Dann hoffentlich werden ja auch die Tage dieser Banditen gezählt sein. Hiermit, mein alter Freund, habe ich Dir jetzt meinen Gedankenschatz ausgekramt. Deine liebe Frau grüße schönstens von mir Dein E. Dedekind

P. S. Da ich nicht wissen kann, wo Du ad interim [vorläufig] Domizil gefaßt, so muß ich der Sicherheit wegen schon v[on] Deiner Erlaubnis Gebrauch machen und diese Epistel unfrankiert absenden. l so Ein Exemplar der Biographie Deines Vaters habe ich gewünscht zu erhalten und bitte nochmals darum. Du kannst es ja bis New York 280

oder Philadelphia nebst beigelegter Adresse an mich per Buchhändlergelegenheit senden und den Preis dabei bemerken, ich verlange es ja nicht umsonst, und letzteren werde ich sofort der Buchhandlung Gelustioni [?] in New York zusenden, sobald das Buch in meinen Händen ist. Meine Adresse ist: E. Dedekind, Porter Station, Post Box 7, Postoffice Coffeekrek, Calumet Indiana / 906 Von Karl Vogt 19. September 1860 / Verehrtester Herr! Sie haben vielleicht in Ihrem zurückgezogenen Weltwinkel kaum davon Notiz genommen, daß wir, d. h. eine Gesellschaft politischer Freunde und Gesinnungsgenossen, unter dem Titel „Demokratische Studien" einen Band herausgegeben haben, welcher sich die Ehre der Verfolgung von Seite der beiden Hessen sowie (vielleicht deshalb) allgemeine Verbreitung errungen hat, so daß die Auflage gänzlich vergriffen ist und der früher kleinmütige Buchhändler mit einer gewissen kriegerischen Energie sofort einen zweiten Band verlangt. Sie müssen uns schon verzeihen, daß wir beim ersten Bande uns nicht an Sie um Ihre Mitarbeiterschaft wandten. Im Drange der Umstände wurde eben zusammengerafft, was sich gerade bot; indessen doch keine schlechte Gesellschaft - Walesrode, Ludwig Simon, Bamberger, Oppenheim, Stahr und andere. Jetzt aber kommen wir dieser Unterlassungssünde reumütig nach. Wir müssen etwas von Ihnen haben, was es auch sei - politisch-philosophischen Inhaltes, für die große Masse der Gebildeten - zwei bis drei Druckbogen. Die Wahl des Stoffes steht Ihnen ganz frei - nur möchte es, dem Charakter des Buches angemessen, zweckmäßig sein, wenn irgend eine nähere Beziehung zu dem jetzigen Laufe der Welt sich darin fände - also vielleicht über Konkordate oder etwas der Art. Termin der Vollendung des Manuskriptes: Ende Oktober. Da jeder demokratischen Unternehmung gewöhnlich der Fluch des Proletarismus [der Vermögens- oder Besitzlosigkeit] sich anzuhängen pflegt, der in unserem materiellen Zeitalter Körper und 281

Geist zusammen lähmt, trotz Rudolph Wagners doppelter Buchfuhrung, wir aber diesen Verdacht von vornherein von uns ablenken möchten, so beehre ich mich, Ihnen einstweilen auf Rechnung des für den Aufsatz zugute kommenden Honorares beiliegenden Wechsel zu übersenden. Das Bewußtsein, für die Menschheit im allgemeinen und die Aufklärung des deutschen Volkes im besonderen gearbeitet zu haben, ist // zwar ein ungemein lohnendes - scheint uns aber doch nicht umfassend genug, um anderweitigen, materiellen Lohn auszuschließen. Da ich nun, der „Allgemeinen] Zeitung" zufolge, der lasterhaften Gewohnheit der Bestechung einmal für allemal anheimgefallen bin, so stehe ich nicht an, auch auf diesem Wege mich Ihnen nach langer Zwischenzeit wieder zu nähern. Eben kommt uns die Nachricht vom Erscheinen der piemontesisch-neapolitanischen Flotte vor Ancona und von der Einnahme von Spoleto zu. Wir leben in einer merkwürdigen Zeit und dürfen hoffen, noch Merkwürdigeres zu erleben. Manchmal dünkt es mich fast, als höre ich schon aus der Ferne den Totenmarsch, den die Ungarn und Serben nächstes Frühjahr dem Hause Habsburg trommeln sollen. Sehen wir uns dann in Frankfurt und Heidelberg wieder? Mit bestem Gruße Ihr C.Vogt Genf, d[en] 19ten Sept[ember] 60 / Adresse: Professor Vogt, Steinpalais; Chemin Dancet, Genève (Schweiz) 907 Von Heinrich Benecke 4. Oktober 1860 / Hochverehrter Herr Doktor! Ich komme, um Ihnen zu Ihrem neuen Domizil Glück zu wünschen. Was Ihnen Bruckberg gewesen ist, ich weiß es; aber bei allem Glück, das Ihnen dort geworden, und trotz der großen Erfolge, die Sie in jener romantischen Einsamkeit erzielt haben, war 282

Ihr Leben wohl nicht frei von mancherlei Bekümmernis. Wird und soll sie auf dem Rechenberg ganz aufhören? ich wünsche es Ihnen freilich, aber wenn sich Sorge und Kummer auch dort einschleicht - möchte es Ihnen nie an Kraft fehlen, sie von Ihrem eigentlichen Wesen fernzuhalten. Es birgt in sich die Feuerbachsche Philosophie viel Leben und Gesundheit; Sie müssen uns in Ihren noch ungebornen Geistesprodukten die alte Frische und Freudigkeit von neuem entgegenbringen. Haben Sie schon den 3. Band von Strauß' „Hutten" in Händen gehabt? Ich übersende Ihnen das Buch, falls es in Nürnberg nicht zu haben ist, die Vorrede ist sehr lesenswert. Bitte, teilen Sie mir mit, verehrtester Herr Doktor, was Ihnen überhaupt an Büchern fehlt. // Die „Jahrbücher" erfolgen diesmal ausnahmsweise spät; die andern Male bin ich regelmäßiger. Empfehlen Sie mich gefälligst Ihrer Frau Gemahlin und Frl. Tochter Lorchen. Ich wünsche allen das Beste von ganzem Herzen. In unwandelbarer Hochachtung und Anhänglichkeit Ihr Sie verehrender Heinrich Benecke, Dr. *) Alte Jakobstr. 60 Berlin, 4. Oktober 1860 *) Den Doktor nur zum Unterschied von einem Benecke, der auf demselben Flur mit mir wohnt. Auf dem beifolgenden Zeitungsausschnitt („Nationalz[ei]t[un]g") finden Sie eine Kritik der Gemälde von Anselm Feuerbach, vielleicht für Sie von Interesse, jedenfalls für Ihren Herrn Neffen von Wichtigkeit. Der Kritiker ist Titus Ulrich. / 908 Von Wilhelm Bolin 4. Oktober 1860 / Helsingfors, d[en] 4. Okt[o]b[er] 60 Endlich, mein teurer väterlicher Freund, bin ich wohlbestallter Doktor der Philosophie, resp. der spekulativen alles a priori wissenden und bestimmenden. 283

Indem ich mich schriftlich an Sie wende, will ich zugleich andeuten, daß ich aus den Reihen der Naturverächter, meinem während dieses Zwanges schwergezähmten Drange folgend, zu Ihnen zurückkehre; ja, noch den Abend nach meinem letzten Examen ergriff ich Ihre Kritik Hegels, um meinem beengten Sinn Luft zu machen. Diese Wiedervereinigung mit Ihnen war ein langentbehrter Friede. Sie wissen, wie schwer es ist, mit seinen Überzeugungen und Bestrebungen allein zu stehen; nur im Verkehr mit Ihnen weiß ich, daß ich nicht aufs Geradewohl spekuliere. An Ihren Schriften habe ich ebensosehr die einsichtsvolle Leitung als die ermunternde Bestätigung meiner eignen Untersuchungen. In diesem Verkehr finde ich Befriedigung, die mir eine erfolgliche Wirksamkeit für die Zukunft zu verbürgen scheint. Seit geraumer Zeit habe ich meine regelmäßige Beschäftigung mit Ihnen unterbrechen müssen, um des nun glücklich erlangten Zieles sicher / / zu sein; ich mußte mir einen vergangenen Denkstandpunkt einverleiben - das ist kein leichtes Stück Arbeit, obwohl auch hierzulande die Aufgeklärten weiter sind, als sie glauben. Das Befreitsein aus den letzten Banden der Theologie ist auch hier noch ganz unbewußt, daher wird am Dogma um so rigoroser gehalten. Es scheint ihnen darum zu tun, das Kainszeichen des Zweifels von der Stirn fernzuhalten. Es ist aber um so schwerer, eine Überzeugung mit ihnen zu heucheln, wo die Übereinstimmung eine Unmöglichkeit. Mir wenigstens geht es so, daß jede eingehendere Analyse des Hegeischen Systems mich unwillkürlich aus demselben hinausbringt, und zwar in die sinnlichste, lebendigste Wirklichkeit. Bei solchen Auseinandersetzungen ist das Aufdecken der Widersprüche unvermeidlich, wodurch ich allemal Gefahr laufe, mich als Wolf im Schafstall zu verraten; ein Abtrünniger hat ja nur ein Anathema [eine Verfluchung] zu erwarten. So bedeutend die Stellung sein mag, die die Hegeische Lehre in unsrer Entwicklung, als Übergang zum besseren Verständnis der Geschichte selbst, einnimmt, so wenig kann ich mich mit diesem Meisterstück der Selbsttäuschung einverstanden erklären. Braucht man den Beweis, daß der Weg zur Wahrheit nur durch Irrtümer führe, so ist dieses System wohl der eklatanteste, weil es den größten Einfluß geübt. Alle andren gleichzeitigen Ausläufe der Kantschen Philosophie haben sich selbst // gerichtet durch die jedem unbefangenen Auge einleuchtende Widersprüchigkeit oder Unzulänglichkeit. So feindlich auch dieselben gegen Hegel sind, stehen sie in genauem Zusammenhang mit ihm. Dadurch, daß sie 284

ihn zu umgehen trachten, offenbaren sie die sehr richtige Empfindung, daß das von Kant gesuchte Ziel in Hegel nicht wahrhaft erreicht sei. Allerdings will jeder von ihnen dieses Verdienst sich selbst zuerkennen; aber auch sie sind nur Reproduktionen. Den Standpunkt des isolierten Subjekts - diese Abstraktion aller Abstraktionen, die Erbsünde unsrer Denktätigkeit, die im „ersten Menschen" ihr Symbol hat - haben sie alle nicht aufgegeben. Kants moralische Tendenz, die man ihm aus oberflächlicher Beurteilung als Abfall vorgeworfen, scheint mir ein Versuch, diese Isoliertheit aufzugeben. Indem er aber dem sehr begreiflichen Verlangen nachgibt, das von ihm in seiner Widersprüchigkeit aufgelöste zu ersetzen, zeigt er nur, eine wie riesige Resignation dazu gehört, der reifenden Zeit nicht mehr als möglich vorzugreifen. So ungestüm verlangt es uns nach Resultaten, daß wir in dieser Ungeduld, wie Kant und seine Verarbeiter, das Verworfene uns wieder bieten lassen. Den genialen Zweifler ließ der Zweifel selbst nicht in Frieden, das berechtigt ihn aber keineswegs, die Verarbeitung seiner Grundsätze den kommenden Zeiten nicht überlassen zu wollen. Hier ist ein glänzender Beweis, wie wenig das wahrhafte // Denken dem Subjekte angehört, auch wenn jenes durch dasselbe gefördert wird. Durch Kant ist in der Philosophie das Ahnliche geschehen wie durch Luther in der Religion. Seit diesem ist jede Kirche, seit jenem jedes theologisierende System ein Widerspruch; daher die vielen Sekten kleinern oder größern Umfanges im Christentum, daher die vielen um Alleingültigkeit sich bewerbenden Systeme in der Philosophie. Die Menschheit wird einst, mein teurer Meister, über die Wichtigkeit Ihres Berufes staunen, die Philosophie durch die Religion, die Religion durch die Philosophie reformiert zu haben. Lassen wir indessen die Vergangenheitsmenschen immerhin unisono lamentieren [einstimmig beklagen], Sie hätten Religion und Philosophie zerstört - das ist ja in gewissem Sinn unleugbar, denn diese Leute kennen beides nur in der ihnen mund- und sinngerechten Form, und hier haben Sie gründlich aufgeräumt. Ein langer Winter steht bevor, den ich mit Freuden der eingehenderen Bekanntschaft mit Ihnen widmen werde. Leider steht mir eben nicht so große Ungestörtheit, als mir lieb wäre, zu Gebote; ich habe nämlich übernommen, meinen jüngsten Bruder für das Polytechnikum in Stuttgart bis zu künftigem Sommer vorzubereiten. In steter Liebe Wilhelm Bolin Adr [esse:] H. R. Sturm, Hamburg / 285

909 An Emma Herwegh 9. Oktober 1860 / Rechenberg bei Nürnberg, Dienst [ag], 9. Okt[ober] 60 Liebe Herwegh! Dein Brief, den ich endlich zur Beantwortung in die Hand nehme, stammt vom 23. Juni, und heute ist der 8[te] oder 9te Oktober. Welch eine Zeitkluft, welch eine Dissonanz! Aber was für eine Veränderung ist auch unterdes in meinem Leben vor sich gegangen. Ich bin aus meinem 24jährigen Exil exiliert worden von jenem Rechte, welches bekanntlich das höchste Unrecht, vom Rechte des schmutzigsten Eigennutzes aus meinem ländlichen Musentempel vertrieben worden. Unter dem Drucke eines solchen Schicksals hatte ich natürlich weder die Gemütsstimmung, noch Zeit und Raum zum Briefschreiben. Wochenlang war ich auf den Beinen, um ein passendes Quartier auszusuchen, wochenlang beschäftigt nur mit der Sichtung der Unmasse der hinterlaßnen, ihr ganzes Leben umfassenden Papiere meines Vaters und zweier verstorbner Brüder, endlich wieder wochenlang beschäftigt mit der Sichtung, Aufschreibung und Einpackung meiner Bücher und Steine. Wie habe ich bei dieser Gelegenheit verflucht, was ich früher gesegnet, wie als Torheit und Übel empfunden, was ich früher, wo ich mein Leben, Denken und Wirken in der Bruckb[erger] Einöde zu beschließen dachte, für Weisheit und Wohltat gehalten. Welche Summen von Geld stecken in dieser Masse von Büchern, und doch waren sie nur berechnet auf diese abgeschiedne, stadtentfemte Existenz! Und jetzt, woher nur genug Kosten und welche Kosten // des Transports, um sie dann doch zuletzt für einen Spottpreis zu veräußern. So schmachvoll und niederschlagend aber das Schicksal auch ist, das meine Frau aus ihrem väterlichen Eigentum, mich aus meiner geliebten Studierwohnung und Naturumgebung vertrieben hat, so haben wir doch zugleich durch dasselbe die erfreuliche und erhebende Erfahrung gemacht, daß auch in dieser Beziehung die Extreme sich berühren, daß, wo das Unglück gipfelt, auch das Glück nicht ferne ist. Gerade in dem Zeitpunkt der größten Not und Verzweiflung, in den letzten Wochen meines Aufenthalts in B[ruckberg] erhielt ich von Freunden aus der Ferne bedeutende

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Summen vorgeschossen, so daß ich nicht nur ohne Not die enormen Kosten für den Umzug in mein neues Quartier bestreiten konnte, sondern auch ohne Sorgen und Kummer trotz der erlittnen Verluste und großen Ausgaben, die mit meinem jetzigen Aufenthaltsort verknüpft sind, in die nächste Zukunft blicken kann. Auch war ich höchst glücklich in betreff meiner neuen Wohnung. Ich bewohne nämlich ganz allein, meine Familie versteht sich inbegriffen, ein Haus, ein eine Viertelstunde von Nürnberg entferntes, am Fuß eines Hügels, von dem die schönste Aussicht in die ganze Umgegend N[üm]bergs ist, reizend gelegnes Landhaus an der Straße in die sogenfannte] Fränkische Schweiz, einen Büchsenschuß von der mit derselben parallel laufenden Osteisenbahn entfernt. So ist denn meine räumliche Existenz aus einer einseitigen jetzt eine zweioder vielmehr, weil zwei das All befaßt, allseitige geworden. Ich verbinde Land und Stadt, Abgesondertheit und Weltverkehr; ich bin aus einer raren und kostspieligen eine zugängliche, wohl-/ / feile Persönlichkeit geworden. Wenn Dich einmal - ich hoffe, bald - wieder der Weg über Bayern fuhrt, so kostet es Dich nur einen Spaziergang oder eine Kleinigkeit für einen Fiaker, um mich mit Deiner Gegenwart zu beglücken. Ich habe übrigens mich lange mit dem Gedanken beschäftigt, ob ich nicht Deine Einladung, Euch einmal zu besuchen, verwirklichen, ob ich nicht sogar den Versuch machen sollte, Zürich als meinen künftigen Aufenthaltsort zu erwählen. Aber der Gedanke scheiterte, abgesehen von pekuniären und anderen Bedenklichkeiten, an der Notwendigkeit, mir so schnell und nahe als möglich, wenigstens für die nächste Zeit, ein Quartier zu suchen. Damit ist aber der Gedanke, Euch zu besuchen, keineswegs aufgegeben, sondern nur seine Ausführung verschoben. Freilich kann ich jetzt noch gar nichts für die Zukunft bestimmen, denn ich weiß noch nicht, wie die große Störung und Veränderung meines Lebens auf meine Geistestätigkeit einwirken wird. Es ist keine Kleinigkeit, in meinen Jahren, wenn auch bei voller Gesundheit und Frische, fast ein gewöhnliches Menschenalter lang eingelebte, nicht durch Zufall, sondern durch den Instinkt eingegebne Gewohnheiten aufzugeben. Die erste Probe meiner hiesigen Geistestätigkeit, der erste Brief, den ich schreibe - obwohl ich schon 10 Tage hier weile, aber in der größten Konfusion und noch fortwährenden Beschäftigung mit Auspacken und Einrichten - ist dieser an Dich. Leider ist aber diese erste Probe durchaus nicht zu meiner Befriedigung ausgefallen. Freilich habe ich auch heute nur die Feder ergriffen, um Dich nicht länger in Ungewißheit

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hinsichtlich meines langen Nichtschreibens zu lassen, um Dir und Deinem Mann mit dürren Worten zu danken für die köstliche poetische Garibaldi-Beilage Deines letzten Briefs, und die Versicherung zu geben, daß auch ich mit Euch den herzlichsten und freudigsten Anteil nehme an den Siegen der italienischen Freiheitshelden. Mit herzlichen Grüßen von den Meinigen Dein L. Feuerbach / 910 Von Charles Dollfus 14. Oktober 1860 / 14 octobre 1860 Je viens, mon cher Monsieur, vous remercier à mon tour d'avoir bien voulu songer à nous remercier. C'est un vrai plaisir pour moi de vous adresser la „Revue", car vous savez l'estime que je professe pour vos profonds écrits et pour votre personne. Ne m'est-il pas permis aussi de reconnaître par ce léger service l'hospitalité si obligeante que j'ai reçue chez vous? Votre lettre malheureusement me laisse entrevoirun événement qui a dû vous affliger vivement. J'espère au moins que votre famille n'a pas été atteinte, et que Madame Feuerbach et Mademoiselle votre fille sont en bonne santé. Veuillez, // je vous prie, me rappeler à leur souvenir. Vous m'annoncez un prochain ouvrage de vous. - Sitôt qu'il aura paru, n'omettez pas de nous le faire adresser au bureau de la „Revue", afin que nous puissions payer à son auteur le tribut de publicité qui lui est dû. Agréez, Monsieur et cher confrère, mes bien affectueuses salutations Ch. Dollfus / [14. Oktober 1860 Ich möchte Ihnen, mein sehr geehrter Herr, meinerseits danken, daß Sie daran gedacht haben, uns Ihren Dank auszusprechen. Es ist mir ein wahres Vergnügen, Ihnen die „Revue" zuzusenden, denn Sie kennen die Wertschätzung, die ich für Ihre tiefsinnigen Schrif288

ten und für Ihre Person öffentlich bekannt habe. Ist es mir ebenso erlaubt, mit diesem kleinen Dienst die mir bei Ihnen erwiesene Gastfreundschaft anzuerkennen? Ihr Brief läßt mich leider mutmaßen, daß ein Ereignis Sie schmerzlich niedergebeugt haben muß. Ich hoffe doch, daß Ihre Familie nicht betroffen ist und daß Ihre Frau Gemahlin und Ihr Fräulein Tochter sich guter Gesundheit erfreuen. Wollen Sie mich bitte bei ihnen in Erinnerung bringen. Sie kündigen mir ein nächstes Werk von sich an. Versäumen Sie nicht, es uns an das Büro der „Revue" zu senden, sobald es erschienen sein wird, damit wir seinem Autor den Tribut an Verbreitung zollen können, der ihm gebührt. Empfangen Sie, sehr geehrter Herr und lieber Kollege, meine aufrichtigsten Grüße Ch. Dollfus] 911 Von Karl Vogt 19. Oktober 1860 / Verehrtester Herr! Ich erhalte eben Ihren Brief vom 16ten und antworte in Eile. Die Labyrinthodonten aus dem Keuper gefallen mir sehr - wenn Sie dieselben dem Genfer Geologischen Museum, dessen Direktor ich zu sein die Ehre habe, verkaufen wollen, so nehme ich sie Ihnen ab. Packen Sie dann die Knochen gut in eine Kiste und spedieren Sie mir dieselbe unter folgender Adresse: Monsieur Vogt, Directeur du Musée géologique au Musée académique Grand' Rue, Genève (Suisse). Ich zahle Ihnen, was sie wert sind. Was nun die Rückzahlung des vorgeschossenen Honorars betrifft, so wäre es mir rein unmöglich, dieselbe anzunehmen. Ich würde Wechsel oder Geld retoumieren müssen. Ich könnte Ihnen sagen, daß dies den Teufel bei einem Haare fassen und du bist sein auf ewig [hieße] - ich will aber ehrlicher sein. Es ist gar kein Honorar und auch kein Vorschuß auf Honorar. Wenn Sie etwas für die „Demokratischen Studien" schreiben, so haben Sie mit dem Verleger zu tun und nicht mit uns. Wir sind höchlich erfreut, Sie unter uns zu sehen, haben aber mit dem Materiellen des Un289

temehmens gar nichts zu schaffen. Sie sind also in dieser Beziehung ganz frei. Ich kann das Geld, welches ich Ihnen geschickt, nicht in seine Kanäle zurückleiten. Es war zur Unterstützung eines krank gewordenen Braven bestimmt, der im günstigsten Falle jahrelang zu leiden gehabt hätte, den aber der Tod erlöste, ehe er bedürftig war. Ich war nur Mandatar. Zu gleicher Zeit traf (wie selten gute Spür-Polizei!) die Nachricht von Ihrer ökonomischen Verlegenheit ein und damit auch die Ordre, Ihnen mittelst irgendeiner Fiktion die Summe annehmbar zu machen. „Es ist eine Schande für das deutsche Volk", schrieb man mir, „daß einer seiner ersten Denker, dem wir alle so viel verdanken, in so bedrängte Verhältnisse geraten kann." / / Doch damit genug. Mehr kann ich Ihnen jetzt nicht sagen. Nur das noch: Das Geld kömmt nicht von mir und nicht von einem einzelnen, aber von Leuten, die alle einst in der Lage waren, Unterstützung von Freunden und Parteigenossen annehmen zu müssen, die aber jetzt sich in Verhältnissen befinden, wo sie das einst Empfangene an anderen wettmachen können, denen sie Liebe und Verehrung zollen. Sie werden also mir kein Geld schicken, weil Sie mir keins schuldig sind; Sie werden es für sich brauchen, als Dank-Honorar von Schülern, die aus Ihren Büchern mit gelernt haben, vernünftige Menschen zu sein, und wenn Sie einmal so stehen werden, wie diese Ihre Schüler, daß Sie Geld entbehren können ohne Entbehrung für Sie und Ihre Familie, so wird sich dafür schon wieder an anderen Gelegenheit finden. Da man heutzutage alles belegen muß, so lege ich Ihnen einen Beleg dieser wahrhaften Gebschaft bei, die ich somit als erledigt betrachte. Mit besten Grüßen Ihr C.Vogt Genf, d[en] 19ten Okt[ober] 60 /

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912 An Wilhelm Bolin 20. Oktober 1860 / Rechenberg bei Nürnberg, 20. Okt[ober] 1860 Mein lieber Herr Bolin! Eine große Veränderung ist in meinem Leben vor sich gegangen. Ich wohne, lebe und schreibe - bis jetzt freilich nur Briefe nicht mehr in Bruckberg, sondern in einem Landhaus eines nur eine gute Viertelstunde von Nürnberg entfernten Weilers, von einem Berge oder vielmehr Hügel, an dessen Fuß dasselbe nebst noch einigen, jedoch auf der entgegengesetzten Seite befindlichen Bauernhäusern liegt, der Rechenberg genannt. Die Nähe der Stadt war Sache der eignen Wahl als Familienvater, denn ich für meine Person hätte einer Einöde den Vorzug gegeben; die Entfernung von Bruckberg] aber Sache der Notwendigkeit, Folge höchst unglücklicher Verhältnisse und Ereignisse, welche meine Frau nebst ihren Schwestern, die bisherigen Besitzerinnen der Br[uck]be[rger] Porzellanfabrik expropriiert und natürlich auch mich als Gatte in dieses traurige Schicksal verwickelt haben. Die große Störung, welche diese Ortsveränderung in meinem Leben und Gemüte hervorgebracht und nur die hülfreiche Teilnahme geistiger und persönlicher Freunde nicht zu einer völligen Zerstörung hat kommen lassen, ist schuld, daß ich // so lange Ihnen nicht geschrieben habe. Erst jetzt habe ich wieder Zeit, nicht nur an mich und die Meinigen, sondern auch an andere zu denken. Wie verschieden ist doch schon mein äußerliches Schicksal von dem der nächst vorangegangnen Philosophen, wenn anders ich mich, wenn auch nur als den letzten, untersten, an die äußerste Grenze des Philosophentums hinausgeschobnen Philosophen diesen öffentlich und allgemein anerkannten Gedankenheroen anreihen darf. Wie wenig genierte sie das andere Ich! Ich für mich selbst allein; kein Einwand, keine Opposition, keine Ahnung eines andern störte diese selige Identität. Daß es ein andres Ich noch gebe, das machten sie erst hintendrein zufallig oder durch Klügelei ausfindig. Das andere Ich, der Mensch, das Weib, der Leib war vom Staate anerkannt und versorgt, das Ich des Denkers brauchte daher nicht an dieses andere Ich zu denken, er spielte als Professor auf dem vom Hofoder Universitätsschreinermeister glattgehobelten, von jeder an-

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stößigen, an das Dasein eines andern schmerzlich erinnernden Unebenheit gereinigten Katheder die Rolle des absoluten Geistes. In Hegel erreichte diese Rolle ihren Kulminationspunkt, er ist das realisierte Ideal, // das Muster eines deutschen Professors der Philos[ophie], eines philosophischen Scholarchen. Der absolute Geist ist nichts andres als der absolute Professor, der die Philosophie als Amt betreibende, in der Professur seine höchste Seligkeit und Bestimmung findende, den Kathederstandpunkt zum kosmologischen und welthistorischen, alles bestimmenden Standpunkt machende Professor. Wie ganz anders ist mein Schicksal, das mich nicht auf den Schultern der Staatsmacht, nicht auf Kosten anderer über die Notwendigkeit, an das Dasein eines andern Ich außer dem Ich des Denkers zu denken, erhoben und auf den Katheder der absoluten Philosophie gestellt hat, das mich im Gegenteil in tiefste Niedrigkeit, Verlassenheit und Obskurität, aber eben deswegen freilich auch glückseliger Einsamkeit und Selbständigkeit 24 Jahre auf ein Dorf, das nicht einmal - o wie entsetzlich, wie unheilschwanger - eine Kirche hat, verbannte. 2 Jahre in Berlin als Student und 24 Jahre auf einem Dorfe als Privatdozent! Und auch jetzt nicht durch einen ehrenvollen, dem Ich schmeichelnden Ruf an eine Universität oder „Freie Akademie", sondern nur durch das schmachvolle Gerassel der eisernen Kette, die den Denker mit dem Menschen, das Ich mit dem Du zusammenhält, aus dem Dunkel aufgescheucht und // - vom ebenso ftei- als unfieiwilligen Exil exiliert. Die durch den Ortswechsel veranlaßte Erwähnung dieses meines außer und in mir selbst liegenden Schicksals ist die unwillkürlich entsprechende Antwort auf das Thema Ihres erst gestern erhaltnen Briefs vom 4. Okt[ober], der mich übrigens, nebenbei gesagt, keineswegs zum Schreiben an Sie veranlaßt hat, denn längst war von mir selbst aus der nächste freie Augenblick Ihnen bestimmt. Ich sage Ihnen nur noch ausdrücklich, nicht aus ekelhafter, mir gänzlich fremder Eitelkeit, sondern aus innerster gründlicher Selbsterkenntnis heraus, daß Sie meine Aufgabe und Leistung ganz richtig gefaßt und bezeichnet haben, wenn Sie sagen, daß ich die Philosophie durch die Religion umgekehrt und reformiert habe. Wenn Sie aber näher noch auf mich eingehen wollen, so lassen Sie ja nicht meine „Theogonie" außer acht. Sie ist ungeachtet des für den oberflächlichen Blick abschreckenden, gelehrten, antiquarischen Wustes nach meinem Urteil meine einfachste, vollendetste, reifste Schrift, in der ich mein ganzes geistiges Leben von Anfang bis zu

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Ende reproduziert, aber das, was ich in den frühem Schriften in der Form ermüdender philosophischer Beweise, hier in der Form unmittelbarer in sich seliger Gewißheit ausspreche und eben deswegen an den poetischen Vater der griechischen Götter, an Homer, unmittelbar mich anschließe, mich nicht mehr als, wenn auch nur scheinbaren, Hegelianer oder Fichtianer, sondern // als direkten Homeriden mich beurkunde und legitimiere. Es ist auffallend, wie im Ignorieren dieser Schrift, in der immense Studien und selbst im Verhältnis natürlich zu meinen geringen finanziellen Mitteln immense Summen Geldes stecken, meine Freunde (mit Ausnahme eines einzigen in Berlin, der ihre Erscheinung liebevoll ankündigte) und Feinde übereinstimmen. A. Rüge hat sie wohl zur Sprache gebracht, aber mit mehr Übel- als Wohlwollen, ja als ein Mensch, der noch bis über die Ohren in dem Lethestrom der Hegeischen Logik drinnensteckt, mit notwendiger Voreingenommenheit gegen ein solches sensualistisch denkendes Wesen, wie ich bin. Wie unzählig anderen seiner Geistesverwandten ist ihm summa summarum [das Gesamte] meines Geistes im „Wesen des Christentums" enthalten und erschöpft, diese Schrift die Grenze meiner Anerkennung, meiner Geltung in s[einen] Augen; wie sie in ihr noch ein Gemeinschaftliches mit ihrem hegelianischen Wesen erblicken, konsequenterweise erblickt er daher auch in meiner letzten Schrift, ob sich gleich zu dieser das „Wesen des Christentfums]" geradeso verhält wie der Kämpfer zum Sieger, der Jünger zum Meister, nur Variationen eines schon dort durchgespielten Themas. Allerdings ist der Wunsch hier wie dort der Grundgedanke; aber etwas ganz andres wie das // Licht des Blitzes, das aus dunkeln Wolken plötzlich und gewaltsam hervorschießt, um sich wieder im Dunkel zu verlieren, ist das Licht der Sonne, vor deren Erscheinung bereits alle Wolken und Nebel verschwunden sind. Wenn ich Sie hiemit aufmerksam auf meine „Theogonie" und ihr Verhältnis zu meinen andern Schriften mache, so geschieht das auch nicht aus schriftstellerischer] Eitelkeit, die von jedermann gekannt und gelesen sein will; nein! ich bin so glücklich, von diesem moralischen Übel nichts zu wissen, ich liebe das Inkognito nicht nur als Mensch, sondern auch als Schriftsteller, wie dies vor allem meine „Theogonie" beweist; ich mache Sie nur deswegen auf sie aufmerksam, weil Sie sich für mich interessieren und ich Ihnen einen Teil, einen sehr wichtigen Teil meines Wesen[s] und geistigen Selbsts vorenthalten würde, wenn ich das Inkognito dieser Schrift nicht vor Ihnen ablegte, nicht Sie in Kenntnis von ihrer Bedeutung setzte. Ich habe

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leider kein Exemplar zum Überschicken. Übrigens würde ja auch das Porto wohl dem Buchhändlerpreis gleichkommen. Ich gratuliere Ihnen dazu, daß Sie mit der Erlangung des Doktortitels endlich der fatalen Notwendigkeit überhoben sind, eine fremdartige Rolle zu spielen. Selbst ist der Mann und nur selbst. Möge die Doktorwürde Sie fernerhin vor jeder fremdartigen Bürde bewahren! Mit diesem Wunsche Ihr freundschaftlich ergebner L. Feuerbach / 913 Von Otto Lüning 27. Oktober 1860 / Rheda, 27. Okt[ober] 1860 Mein lieber Freund! Du hast wahrscheinlich schon längst einen Lesebrief von mir erwartet - und wenn ich Dir eingestehe, daß es von mir sehr unrecht ist, ihn noch nicht geschrieben zu haben, so wirst Du gerührt anerkennen, daß ich wenigstens in dieser Beziehung nicht zu den hartgesottenen Sündern gehöre. Weiß der Teufel, ich gehöre doch seit langer Zeit zu der edlen Zunft des Federviehs, aber wenn ich am Mittwoch die Schweinefütterung bei den Yankees vollzogen habe, so habe ich für den Rest der Woche einen wahren Abscheu vor dem Schreibtisch. Du wirst es hoffentlich einigermaßen zu meiner Entschuldigung dienen lassen, daß ich trotz bayrischer Dorfwege und preußischer Glanzstiefeln mit meiner Person nicht so saumselig bin als mit meinem Gänsekiel. Auch das edle, aber dahier leider nicht sehr blutige Weidmannswerk hält mich oft ab, weil ich nach dreitägigem politischen Brüten der anstrengenden Bewegung bedarf. Oftmals habe ich, wenn ich vergebens nach einem armseligen Hasen suchte, der Rehe bei Dir sehnsüchtig gedacht. Sag's aber nicht weiter; sie möchten daraus in Süddeutschland einen neuen Grund gegen die preußische Hegemonie und für die bayrische Trias oder für Großdeutschtum herleiten. Als ich - nach einigen Tagen Aufenthalt in Eisenach - heimkehrte, fand ich anliegende Summe vor und daran, daß ich trotzdem nicht schrieb, magst Du die kolossale Größe // meiner Schreibfaulheit ermessen, die fast so groß ist wie die Denkfaulheit 294

unserer „Staatsmänner". Zuerst schob ich's freilich auf Deinen Umzug, den Du jetzt hoffentlich glücklich vollendet hast - samt allen Steinen und Hämmern. Und nun muß ich Dich am Ende schon bald wieder in Deiner neuen Häuslichkeit aufstören! Nämlich so, puncto Deiner Habilitierung in Berlin. An eine ordentliche Professur ist natürlich nicht zu denken für jetzt; aber gegen eine Habilitierung als Privatdozent hat nach den gesetzlichen Bestimmungen der Kultusminister nichts zu sagen, und es ist sogar sehr zweifelhaft, ob derselbe im Wege des Rekurses [Einspruchs] irgend etwas bestimmen kann. So versichern Juristen. Die Entscheidung hat lediglich die Philosophische] Fakultät nach Majoritätsbeschluß. In dieser sind doch wohl so gebildete Leute, Böckh an der Spitze (trotz seiner Harmonie zwischen Wissenschaft und Religion als Festphrase!), daß an einen ablehnenden Bescheid wohl nicht zu denken ist, namentlich jetzt, wo der Festjubel noch nicht ganz verraucht ist. Leider hat sich Dove, der sonst immer um diese Zeit die meteorologische Station bei Dr. Stohlmann in Gütersloh revidiert, noch nicht sehen lassen; sonst könnte ich vielleicht Bestimmteres melden. Es fragt sich jetzt nur, ob die Kollegien in Berlin auch in ihrem materiellen Ertrage für das teure Leben in Berlin, Umzug etc. genügen würden? Unsere Jugend, von einem Raumer vorgebildet, aufgewachsen unter der Herrschaft der Reaktion, wird am Ende philosophische] Kollegien nur bei dem bezahlen wollen, der sie nachher examiniert (Trendelenburg). Ein Hindernis für die materielle // Sicherheit des Erfolges liegt darin gewiß, wenn auch natürlich kein absolutes. Überlege Dir die Sache wohl; ich will das auch tun. Zu bedenken ist dabei, daß der Moment günstig ist. Ich denke mir, daß Du ja nicht gleich nach Berlin zu gehen brauchst, wenn Du auch einstweilen Schritte zur Habilitierung tust und sie erhältst. Rätlich würde es immer sein, daß Du etwa, nachdem Du Dich gehörig ausgeruht hast, im Frühjahr zunächst allein nach Berlin zögest, so unangenehm auch allen die Trennung sein mag. Wie wär's, wenn Du alsbald direkt an Böckh schriebest? Oder kennst Du sonst niemand unter den Professoren? Auch Dove ist nach seinem Gebaren ein durchaus freisinniger Mann. Von Friedrich] Kapp habe ich in betreff der Korrespondenzen noch keine Antwort. Wahrscheinlich schreibt er direkt an Dich oder hat es schon getan. Verzögert sich der Brief, so rührt das wahrscheinlich daher, daß man mit den Yankee-Zeitungen vor Vollendung der Präsidentenwahl kein vernünftiges Wort reden 295

und namentlich keine Verbindungen anknüpfen kann. Kapp ist einer von den Kurfürsten New Yorks. Die Wahl des republikanischen] Präsidenten Lincoln wird für gesichert gehalten, seit die Partei bei den Staatswahlen in Pennsylvanien gesiegt hat; von dem Ausfall dieser Wahlen hängt erfahrungsgemäß immer der Ausfall der Präsidentenwahl ab. Komisches Land! Mein Schwager Weydemeyer „stumpet" [reist herum, hält Wahlreden] eben auch in Wisconsin für Lincoln, d. h. er wird von der Partei durch das Land geschickt, um Reden an das souveräne Volk zu halten (was Schurz und Solger en gros tun), ein Geschäft wie jedes andere, was 6 - 8 Dollar täglich einbringt. Der Solger ist derselbe, den wir einmal in Frankfurt [a. M.] // bei Jakobi mit einer sehr hübschen, für seine Frau passierenden [geltenden] Pariser Grisette antrafen und den Du nach tiefem Nachsinnen so ernsthaft um den Unterschied zwischen einer Grisette und Lorette befragtest. Erinnerst Du Dich nicht? Ich wäre fast vor Lachen vom Stuhle gefallen. Das Dämchen verstand's natürlich nicht, wäre sonst vielleicht rot geworden - so weit es in ihren Kräften stand. - Das Extrablatt der Freude aus Österreich scheint mir lediglich den Zweck zu haben, sich der Ruhe Ungarns für die Zeit des Angriffs auf Italien zu versichern. Gelingt das, so wird Österreich losschlagen; gegen Italien allein hält es sich des Sieges sicher - und zu verlieren hat es ohnehin nichts. Die Italiener mögen sich vorsehen und sich bereithalten. Bis zu einem gewissen Grade sähe Louis-Napoléon ihre Niederlage nicht ungern, um die Einheit Italiens zu hindern: Eine durchgreifende legitimistische Restauration und damit die völlige Herstellung des habsburgischen Einflusses wird er freilich nicht zugeben. Einen Angriff Sardiniens wird er nicht unterstützen, aber wird er ihm bei einem Angriff Österreichs Hülfe bringen, wie er traktatenmäßig kann oder soll? Und werden Rußland und Preußen auch in diesem Falle die Verletzung des NichtInterventions-Prinzips zum Kriegsfall machen? Das ist Österreichs Zweck in Warschau, und ich fürchte, unter den Auspizien des Herrn v. Schleinitz, der seine fabelhafte [Diplomatie] jüngst wieder so glänzend in der Turiner Note dokumentierte, treiben wir plan- und willenlos dem Kriege, dem Restaurations-Feldzuge auf unsere Kosten entgegen. Die Nachwelt wird es nicht glauben, daß ein deutscher Staatsmann nicht begreift oder wegen der legitimistischen Marotten seines Brotherrn nicht begreifen darf, daß nur in der vollen Einheit Italien[s] die Gewähr seiner Befreiung vom franz [ösischen] Protektorat, die Möglichkeit eines Bünd-

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nisses gegen den Bonapartismus liegt. Es ist noch immer wie zu den Zeiten des seligen Oxenstjerna! Nun ade, alter Freund! Antworte mir bald und vor allem, wenn Du nach Berlin gehst, so kommst Du über [...]. Der Rhein entschädigt schon für den Umweg, von meiner angenehmen Gesellschaft ganz zu schweigen. Grüße Deine Frau und Tochter recht / / schön von mir, ebenso Frl. Lorchen von Frl. Beckhaus und den Kindern. Im Laufe des nächsten Jahres fuhrt mich mein Weg hoffentlich wieder einmal nach dem Rechberg. Es ist doch angenehm, so schön es in Bruckberg war, daß man Euch nun einen freundschaftlichen Besuch machen kann, ohne sich ökonomische Vorwürfe darüber machen zu müssen, daß man die Wasserstiefeln zu Hause gelassen hat. - A propos, ich sende Dir preußische] Banknoten, welche Du bei Cohn ebensogut wie einen Wechsel versilbern kannst. Sende mir doch der Ordnung wegen eine Quittung über diese 85 Rtlr. und die früheren 130 Rtlr. gleich 227 fl.; hiervon folgt die zweite Rate im März - außerdem, was inzwischen noch kommt. Darnach mach' Deinen Kalkül. Nochmals adieu und antworte mir bald. Dein O. Lüning / 914 An Otto Lüning 31. Oktober/1. November 1860 / Rechen- (um Gottes willen nicht Rech-)berg bei Nürnberg, 31. Oktfober] 1860 Lieber Lüning! Nicht von Dir habe ich einen Brief erwartet, erwartet habe ich nur Boten Deiner Yankees-Ergüsse, sondern ich wollte Dir schreiben, um Dir nicht nur mit dem flüchtigen Munde, sondern auch mit der konservativen Feder für die mir gegebnen Beweise Deiner treuen Freundschaft herzlichen Dank zu sagen. Ich habe aber in den wenigen Wochen, die ich hier bin, so viele Briefe mehr als ich sonst, ein höchst widerwärtiger und widerwilliger Briefsteller, in Jahren - geschrieben, daß mir endlich vor Ekel die Feder aus der Hand fiel. Mehrere dieser Briefe betrafen dieselbe 297

Angelegenheit, die Dich zu mir gebracht hat. Noch in Deinem Beisein erhielt ich, wie Du Dich erinnern wirst, einen Wechsel von O. Kapp auf 500 fl., und in der nächsten Woche darauf schickte mir auch zu meiner größten Verwunderung K. Vogt aus Genf unter der Finte oder Firma eines Honorars für einen beliebigen in die „Demokratischen Studien" zu liefernden Artikel einen Wechsel von 200 fl. Ich akzeptierte und // versilberte den Wechsel, weil er gerade in dem Momente des Fortzuges ankam, wo ich nicht genug bares Geld in Händen haben konnte, schrieb ihm aber, daß ich ihm nächstens das Geld wieder zurückerstatten würde, da ich mich jetzt zu keinem literarischen Artikel anheischig machen könne. Seine Antwort darauf lies die Maske fallen. Und nun erhalte ich von Dir wieder zu abermaliger Verblüffung und Beschämung 85 Tlr.! Wie soll ich Worte und Tinte genug zum Ausdruck meines Dankes finden? Ich bitte Dich daher, mir von nun an nichts mehr zu schicken. Ich bin durch die Güte meiner bekannten und unbekannten Freunde trotz der enormen Ausgaben, die ich zeither hatte, für die nächste Zukunft gedeckt, durch sie in Stand gesetzt, daß ich ohne Sorge für Wohnung, Nahrung und Kleidung an die Fortsetzung und Vollendung meiner geistigen Arbeiten denken kann, in Stand also gesetzt, nicht geschenkte Geldpapiere, sondern selbstfabrizierte Geistpapiere versilbern zu lassen. Ich bin freilich ein höchst saum- und mühseliger // Schriftsteller, aber das ist meine eigne Sache. Jeder muß sehen, wie er mit seinen Fehlern oder Tugenden sich durchschlägt, jeder auf Kosten des eignen Kopfes denken und schreiben, folglich auch auf Kosten des eignen Beutels leben und leiden. Traurig ist es freilich, daß während so viele Herz und Kopf nur in ihrem Geldbeutel haben, andere ihren Beutel nur im Kopf, nicht in Händen haben. Und andere als schriftstellerische Kopfarbeit steht mir nicht offen, nicht zu Gebote. Daß ich nach Berlin gehe, auf eigne Faust und eignes Risiko, ohne Ruf von Seite der Regierung oder der Studenten wie damals in Heidelberg, daß ich, der schlichte Landmann, der Einsiedler, der Waldbruder, mich auf den Tanzboden gelehrter, kirchlicher und politischer Intrigen, Eitelkeiten und Armseligkeiten aller Art begebe, ist barer Unsinn. Wie passe ich nach Berlin, wo ein Böckh, ein berühmter Vertreter des klassischen Altertums, so spricht, so sprechen muß bei dem Jubelfest des Geburtstags einer Universität? wo, wie eben diese, mir jedoch nur in kurzem Auszug zugekommne Rede beweist, Umgehung der Wahrheit die erste // Pflicht des Lehrers ist. Nein!

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unter solchen Professoren, solchen Studenten, solchem Regierungspersonal, als jetzt sich in B[erlin] findet, gehe ich schlechterdings nicht hin, eingedenk des alten Spruchs: Schuster bleib bei deinem Leisten, folglich du, Feuerbach, bei deiner, wenn auch noch so spröden und unergiebigen Feder. Das höchste Gut ist die Freiheit, denn nur in dieser gedeiht die Wahrheit und Menschheit, aber dieses Gut haben wir unglücklichen Deutschen für jetzt nur noch im Kopfe und höchstens in der Feder. Wollen wir also dieses Instrument, wenn auch in beschränkten Umständen, festhalten, bis bessere Tage kommen und andere Werkzeuge der Wahrheit und Freiheit uns zu Gebote stehen. Leider! vermisse ich für meine Person in der hiesigen Wohnung trotz mancherlei Annehmlichkeiten und Vorzügen selbst, die sie vor meiner frühem voraus hat, die häusliche Stille und Abgeschiedenheit, die in Bruckberg meinem Denken und Schreiben so forderlich war, vermisse überhaupt noch so manches dortiges, vermisse selbst mich, wie ich dort war, so konzentriert, so außer dem Weg, so maulwürfig, so vogelfrei. Anders ist es mit meiner Frau, die sich gleich von Anfang an hier wohl und heimlich fühlte; in der Mitte zwischen Vater und Mutter steht die Tochter mit ihren Gefühlen und Reminiszenzen. Doch von hier ein andermal mehr. Mit dem tiefen Bedauern, daß ich Dir statt der preußischen Hasen keine bayerischen Rehböcke und Wildschweine aufs Korn Deiner Jagdflinte liefern kann, Dein dankbarer L. Feuerbach / / 1 . Nov[ember] Ich bin gestern verhindert worden, den Brief auf die Post zu geben. Die Quittimg wird hoffentlich richtig ausgestellt sein, obgleich ich nicht beigesetzt habe, in welcher Qualität ich die 375 fl. von Dir erhalten, weil diese von der Zukunft abhängt. Wenn Glück oder eigne Tätigkeit meinen Beutel wieder füllen sollte, so betrachte ich das erhaltne Geld als ein Darlehen, das ich mit Freuden bar wieder erstatte, im entgegengesetzten, jetzt noch vorhandnen Falle - ich finde im gegenwärtigen Augenblick kein andres als ein schon in einem andren Briefe gebrauchtes Wort - als ein ebenso demütigendes als erhebendes Testimonium paupertatis [Armutszeugnis] eines deutschen Freidenkers und Wahrheitforschers. 299

Mit Deinen politischen Ansichten stimme ich vollkommen überein. Wenn nur dem verruchten Ostreich nicht sein Blendwerk gelingt! Meine Frau und Tochter gedenken Deiner mit Freude und Dankbarkeit und wünschen nur mit mir, daß Du uns bald Gelegenheit gibst, Dich in unsrer neuen, menschenfreundlichen, glanzstiefelnholden Wohnung bewirten und beherbergen zu können. Meine Tochter erwidert aufs freundlichste die Grüße der Frl. Beckhaus und Deiner Kinder. Lebe wohl und laß bald wieder von Dir hören Dein F./ 915 Von Julius Duboc 7. November 1860 / Berlin, 7. Nov[em]ber 1860 Verehrtester Herr! Wenn ich, gestützt auf das humane Entgegenkommen, das Sie vor mehr als 7 Jahren einem unberufenen jugendlichen Verehrer haben zuteil werden lassen, und dessen Sie sich vielleicht noch kaum, ich mich indessen mein ganzes Leben hindurch mit gerührter Dankbarkeit erinnern werde - wenn ich daraufhin es wage, ein paar Zeilen an Sie zu richten, so ist es nicht, um Sie zu einer weitschichtigen Rückäußerung zu veranlassen. Ich weiß, Sie sind trotz Ihrer 9 Bände keine schreibselige Natur, und ich am wenigsten möchte daran schuld sein, daß Sie auf Ihrem Bruckberg, wo ich Sie noch in hoffentlicher frischer Gesundheit voraussetze, einen Spaziergang weniger machten, um mir einen Brief zu schreiben. Das Gesamte, was ich wünsche, wird sich auf 3 oder 4 kurze Fragen einschränken, oder vielmehr auf die Antworten dazu. „Es geht uns mit [den] Büchern wie mit [den] Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber wenige erwählen wir zu unsern Freunden, unsern vertrauten Lebensgefährten." / / Dieser Satz aus Ihren Aphorismen bestätigt sich an mir. Vielleicht nehmen Sie an der Hartnäckigkeit, mit der ich immer wie300

der zu Ihren Büchern resp. zu Ihnen zurückgetrieben worden bin, und an einem Leben, das wie das meine wechselvoll geworden ist, so viel Interesse, daß ich, ehe ich an meine Fragen gehe, einen Blick auf die Schicksale meiner letzten Jahre zurückwerfen darf, ohne furchten zu müssen, daß ich Sie langweile. Ich habe seit 53, als ich Sie in Bruckberg besuchte, den Erdkreis ziemlich durchmessen, leider hat mich meine 4jährige Reise nicht nach Amerika, sondern nur nach flüchtiger Berührung Afrikas nach Australien geführt, wo ich, weit im Inneren, in der Tat Gelegenheit hatte, das primitivste Naturleben und die unberührte Schöpfung (sit venia verbo [man verzeihe den Ausdruck]!) zu studieren - eine Periode meines Lebens, so wunderbarer Art, daß ich sie um nichts mit etwas anderem vertauschen möchte. Der Verlust meines gesamten Vermögens durch unglückliche Unternehmungen zwang mich, nach Deutschl[an]d zurückzukehren. Die Erfahrung zweier Jahre, die ich, den medizinischen Studien zugewendet, hier erlebt habe, hat mich belehrt, daß es für mich eine Unmöglichkeit ist, der philosophischen] Tätigkeit ganz den Rücken zuzuwenden - ich konnte wohl in Australien] ganz dem praktischen Leben leben, aber sobald ich mich theoretisch beschäftige, bricht immer diese selbe Grund-/ /richtung wieder durch, und all mein sonstiges Tun bleibt steril und öde. Ich fasse die philosophische] Tätigkeit übrigens nur auf als den kombinierenden Überblick der endlos mannigfaltigen Erscheinungen, als einheitliche Weltanschauung. Unter diesen Umständen, und da ich mich seit 48 immer mit viel Eifer mit Politik und Geschichte beschäftigt - in der Tat zwischen d [ie]sen, Literatur, Musik und Philosophie meine Zeit geteilt habe - werde ich ganz zur redaktionellen Journaltätigkeit übergehen. Es sind mir in der Beziehung verschiedene Anerbieten gemacht worden, ich werde indessen erst - anstandshalber meinen Doktor absolvieren und schreibe zu diesem Behuf eine kritische Würdigung Schopenhauers vom Standpunkt des kritischen] Sensualismus. Schop[enhauer] hat sich, unterstützt durch Frauenstädt, in der Tat denn glücklich in die Betrachtung der Welt hineingeschimpft. Er hat 3 Auflagen erlebt, und es ist unglaublich, wie viele Verehrer er unter dem jüngeren philosophischen] Geschlecht zählt. Dies hat mich auch zuerst auf sein System aufinerksam gemacht, das doch recht platt ist. 301

Die Fragen, die ich tun möchte, sind nun folgende. Sind im Allgemeinen die letzten Zusätze zu Ihren rein philosophischen Werken, namentlich aber die „Grundsätze der Philosophie der Zukunft" noch maßgebend für Ihren jetzigen Standpunkt? Nie kann ich diese tiefgeistvolle kleine Schrift durchlesen, ohne zu bedauern, daß Sie sie nicht zum Stoff eines größeren Werkes gemacht haben, oder daß mir nicht Raum und Zeit - „diese // Wesensbedingungen alles Seins und Wirkens" - gegeben worden sind, um es zu tun. So sehr ich die „Theogonie" bewundere - es ist nicht, was die Jetztzeit braucht. Der Kampf gegen den Idealismus ist von kompetenter philosophischer] Seite aus noch nicht ausgefochten; das einzige, was geschieht, ist halb, wie z. B. in der „Zeitschrift] für exacte Philosophie]" vom Standpunkt des modernen Realismus, d. h. vom Herbartschen Standpunkt aus. Ein größeres Werk im Geist der „Grundsätze] der Philosophie] der Zukunft", die jetzt fast niemandem bekannt sind, würde Sie auf einmal wieder an die Spitze stellen, wie seinerzeit das „Wesen des Christentums". Ist es möglich, zu irgend etwas Höherem und Gewisserem als zu approximativer [annähernder] Gewißheit zu kommen? Der treffliche Physiologe Müller sagt irgendwo: „Wir empfinden beständig uns selbst in dem Umgang mit der sinnlichen Außenwelt und machen uns damit Vorstellungen von der Beschaffenheit der äußeren Gegenstände, welche allerdings eine relative Wichtigkeit haben können, aber" etc. Dies klingt nun sehr idealistisch. Stimmen Sie mit etwa folgendem Räsonnement [Überlegungen] überein? Es ist vor allem zu bedenken und festzuhalten, daß wir selbst nur ein Teil dieses großen Naturganzen sind, in absolut nichts anderem wurzeln als wie eben nur in ihm. Die Aussagen unserer Sinne, unseres Intellekts, unseres ganzen Wesens - wie immer man es nennen mag - sind doch in letzter Instanz immer nur Aussagen der Natur von sich selbst. Darin beruht ihre Grundwahrhaftigkeit - und die Überzeugung derselben davon für uns. / / Die Natur kann nichts anderes von sich aussagen als eben nur sich. Kann doch nicht einmal der Talleyrandsche Mensch etwas anderes tun als in der Dissimulierung [Verheimlichung] seiner Gedanken sein Talleyrandsches Wesen ausdrücken. Sie kann also 302

auch in den Aussagen, die sie in uns, durch uns von sich gibt, nur ihr wahres Wesen offenbaren. Allerdings ihr wahres Wesen nur in Beziehung tretend zu uns - aber d[ie]se Beziehung ergibt sich immer von selbst und ist auch dabei, sobald ich nur auf irgendeine Weise den Gedanken fassen will, zum Ding an sich zu kommen. Ich muß eben mit ihm in Beziehung treten, und dann ist es wieder das Ding für mich und nicht das Ding an sich. Soll also dieses letztere fixiert werden, so ist ein [In-]Beziehung-Treten zu ihm, überhaupt ein Denken und Statuieren desselben eine contradictio in adjecto [ein Widerspruch in der Beifügung], ein unphilosophis[ches], undenkbares Unding. Wollen Sie, geehrter Herr, mir d[ie]se Fragen beantworten und die Länge dieses Briefes wohlwollend entschuldigen, so werden Sie, wie vor langen Jahren, aufs neue dankbar verpflichten Ihren aufrichtig ergebenen C. J. Duboc Schiffbauerdamm 15 / 916 Von Wilhelm Bolin 10. November 1860 / Helsingfors, d[en] 10. November 60 Mit unsrem letzten Lübeckerboot sende ich Ihnen, hochgeschätzter Freund, meinen letzten Gruß für dieses Jahr. Mit dem Wunsche, daß selbiges durch einen günstigen Schluß den Antritt eines Ihnen gewogeneren Nachfolgers einleite, verbinde ich meinen herzlichen Dank für Ihre freundliche Zuschrift vom 20. Oktober. Sie können sich denken, wie bekümmert ich ob Ihres langen Schweigens war. Allerdings empfand ich meine Besorgnis am heftigsten zu einer Zeit, wo Sie das Beschwerlichste Ihres Ungemachs wohl bereits überwunden hatten. Doch genug davon; was hilft's, Wünsche und Empfindungen laut werden zu lassen, wo die Tat, auf die es zumeist ankommt, ihrer Ohnmacht geständig sein muß? Danken muß ich Ihnen ferner für die liebevolle Absicht, mir Ihre „Theogonie" zustellen zu wollen. Doch abgesehn von Ihrer sehr richtigen Vermutung in betreff des Portobetrages, wäre die 303

Sendung überflüssig, da ich das Werk schon seit 3 Jahren besitze und kenne. Dem Ankauf desselben - im Frühherbst 57 in der Verlagsbuchhandlung - verdanke ich eigentlich die Gelegenheit, mit Ihnen in Berührung gekommen zu sein. Das Anliegen, ein Näheres über Ihre Person zu erfragen, brachte mich mit dem Prin-//zipal des Geschäfts in Berührung, der mir im Laufe des Gesprächs eine Empfehlung an Sie erbot. Sie sehen, wie wertvoll Ihr Buch mir schon durch diese Umstände ist. - Seitdem habe ich's wiederholt mit ebensoviel Interesse als Nutzen gelesen. Nicht nur, daß es meine eignen Bestrebungen förderte und befruchtete - Sie werden vielleicht ein Pröbchen davon bald zu schauen bekommen - ; ich habe sogar, namentlich infolge verschiedener Artikel im „Jahrhundert" (verblichenen Angedenkens!) und andren wissenschaftlichen Zeitschriften, das Gelüste verspürt, die Bedeutung Ihrer Wirksamkeit nachdrücklicher, als bisher geschehen, hervorzuheben, zu welchem Behufe ich mir in flüchtigen Entwürfen und Aufzeichnungen Luft machte. Mein Vorhaben unterblieb, weil ich im Bewußtsein meiner geringen Kräfte, unreifen Überzeugung und mangelhaften Kenntnisse, mich der Aufgabe nicht gewachsen erachtete. Dazu bin ich sogar mit Ihren Schriften noch lange nicht so vertraut, um deren Sache mit Erfolg zur meinigen machen zu können. Diese Mißstände und meine übrigen schwierigen, Ihnen zum Teil bekannten Verhältnisse gestatten mir nicht, mich schon jetzt um einen Platz in der Reihe der Wahrheitsbeförderer zu bewerben. Sie können sich denken, wie schwer es ist, trotz einer gewissen Mündigkeit und Reife, sich noch immer als Schüler zu wissen, d. h. sich, einer gründlichen Vorbereitung noch bedürftig, an der Wirksamkeit der Zeitbestrebungen nicht // unmittelbar beteiligen zu dürfen. Nehmen Sie diese Geständnisse, wie sie sind: ein Ausdruck meiner Zuversicht, in der Anlehnung an Sie den rechten Weg für eine, meine Ausdauer belohnende, mich mit dem Streben der Menschheit einverleibende Tätigkeit gefunden zu haben. Sie können daraus schließen, wie redlich es mir am Herzen liegt, Ihrem Bemühen die verdiente Anerkennung zu erwerben. Wie gründlich Sie Ihrem Beruf nachgegangen, vermag man noch nicht recht einzusehen, ebensowenig wie man überhaupt die große Selbstverleugnung in der Methode Ihrer Schriftstellerei zu schätzen verstanden. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie begreiflich das alles ist, wenn man sich unsre Zeit mit ihrem Begehren und ihren Leiden vergegenwärtigt. Sie haben - des Schicksals Schleierma304

chers nicht zu gedenken - an sich selbst erfahren, wie leicht die Welt es mit der Religion nimmt, soviel sie sich damit auch zu schaffen macht. Es ist, als ließe ein Fluch selbige nicht über eine mechanische Aktivität kommen. Diese Unmündigkeit zeigt bestens, wie wenig man die Bedeutung der eignen Aussage kennt: Religion sei Wahrheit. - Doch Ihre Zeit wird kommen. Ich bin aber überzeugt, daß Sie noch mehr zu leisten haben. Verargen Sie mir's nicht, wenn ich wiederholt auf etwas zurückkomme, dessen ich mich durchaus nicht entschlagen kann, nämlich: meine anregende Anfrage wegen Ihrer beab-//sichtigten Schrift über Kant. Kürzlich hat Kuno Fischer eine umfangreiche Darstellung über diesen Denker geliefert. Ist Ihnen selbige zu Gesicht gekommen? Ich erhielt das Buch soeben und habe es kaum aufgeschnitten, doch weiß ich, daß dieser Erzhegelianer auf transzendentalem Standpunkt seinen bisherigen Grundsätzen treu blieb. Wie wär's, wenn Sie die Grundlagen der neuern Philosophie zumal die Frage über Raum und Zeit sowie Erkenntnis überhaupt - wie sie in Kant kulminiert und von da aus das Gewimmel der die Vergangenheit wieder aufputzenden Epigonen beleuchtet, der Schärfe Ihrer an der Religion geübten Kritik noch einmal unterwerfen wollten. Dies wäre ein gewiß förderliches Seitenstück zu Ihrer „Theogonie", die Sie selbst eine konzentrierende Reproduktion Ihrer Leistungen im Gebiete der Religion benennen. Diese Zwiepältigkeit der Aufgabe ist wohl nicht Aufforderung zu bloßer Wiederholung, da die beiden Arten des Denkens sich noch immer als Heilsordnung und Weltweisheit gegenüberstehen. Ich schließe mit der stillen Hoffnung, meine Mahnung sei ein von seiner Erfüllung bald erreichter Wunsch. Seien Sie meiner aufrichtigen Hingebung allezeit versichert. Auf Wiederschrift! Wilhelm Bolin /

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917 Von Otto Lüning 11. November 1860 / Mein lieber Freund! Ich bin zwar sicher, heute nichts zustande zu bringen, was auch nur im entferntesten auf den Namen eines Lesebriefes Anspruch machen könnte, aber die nächsten Tage, wo ich meine Korrespondenzen zu besorgen habe, bin ich's zuverlässig noch viel weniger und möchte Dich doch nicht länger auf die YankeeBlätter warten lassen. Im „Anzeiger des Westens" sind von mir die Briefe „aus dem nördlichen] Deutschland]", in den beiden anderen die „aus Preußen". Im Wochenblatt des „Democrat" vermisse ich zuweilen meine Briefe seit einiger Zeit; ich glaube fast, ich bin den Leuten, den yankeesierten Flüchtlingen nicht revolutionär genug; ich kann mich nun einmal nicht überwinden, ganz ä la Karl Blind mit den stereotypen Phrasen von 48 um mich zu werfen. Übrigens siehst Du an Ruges „Briefen", daß die Länge der meinigen persönliche Liebhaberei ist. Ich meine, eine räsonierende Rundschau wäre für ein überseeisches Wochenblatt passender als eine pointierte Glosse, wie sie Rüge gibt - und Gott weiß, oft mit erschrecklich viel Unsinn gemischt, von zarten Ausdrücken „Schafskopf, Auerochs" und d[er]gl[eichen] ganz abgesehen. Steht überhaupt ganz entsetzlich viel dummes Zeug // in den riesigen Blättern. Die revolutionären Kalküle auf Deutschland], Italien etc. sind um so tragikomischer, als sie hier immer erst ankommen, wenn längst das Gegenteil fait accompli [vollendete Tatsache] ist. Noch vor kurzem sah „Democrat" in Garibaldi den revolutionären] Schiedsrichter in Europa: Heute lebt er, nach dem Fall von Capua, als Geißhirt oder als Waldbruder in Caprera, wie Du in Bruckberg. Was Du mir von Berlin sagst, dagegen kann ich leider nichts Erhebliches einwenden; ich sah nur im Augenblick etwas über die inneren Mißstände weg, weil ich Dich gern wieder lesend unter der Jugend sähe. Was Böckh und die anderen sagen, das brauchte Dich zwar am Ende nicht abzuhalten; müssen wir doch auch politisch mit Leuten zusammengehen, deren Anschauungen uns im Innersten ebenso zuwider sind, und diesen nicht einmal unsere geheimsten Gedanken sagen, was Dir jedenfalls unbe306

nommen bliebe. Aber darin hast Du recht, daß Dich mindestens die Studenten rufen müßten. Ob Dir das Korrespondieren nicht recht bald eine höchst widerliche Arbeit wird, ist mir zweifelhaft. Ich glaube fast, daß Dir das aphoristische Wesen des Journalismus wenig zusagen wird, da Du immer an strenge, tiefe und systematische Forschung gewöhnt warst. Warum hast Du aber einen Beitrag zu den „Demokr [arischen] Studien" von der Hand gewiesen? Das brauchte ja nicht journalistische Behandlung von Tagesfragen zu sein und wäre doch sicher immer neben Deinen größeren Unterneh-//mungen eine leichte Arbeit und eher eine Erholung. Jedenfalls bitte ich Dich, übereile Dich nicht mit der Wiederaufnahme Deiner größeren Arbeiten und bohre Dich nicht gleich wieder wie ein Bücherwurm in die alten Scharteken ein. Ich rechne sicher darauf, daß wir uns nächstes Jahr, wenn Du nicht hieher kommen woll[te]st, zusammen nach Zürich aufmachen und in Wallis Steine klopfen, d. h. ich werde mich während der Zeit nützlicher mit kritischen Untersuchungen der Weine des Landes beschäftigen. Wenn ich irgend soviel Gelder flott machen kann, möchte ich gar gern einen Abstecher nach Italien machen. Doch das findet sich später. Die heuchlerischen Reformen Österreichs haben offenbar niemanden getäuscht, selbst in Österreich nicht; es bleibt ihm wirklich bald nichts mehr übrig, als wie jener Trunkenbold zu sagen: Weh mir, ich bin erkannt! und sich, wie er, zu erstechen. Eynatten war ein Lump, und Richter vielleicht nicht besser; aber wie kläglich scheitert in diesem mit so viel Ostentation eingeleiteten Prozesse das offenbare Bemühen, einen Sündenbock für Magenta und Solferino zu finden! Was könnte Preußen jetzt vorwärts kommen, wenn es sich von seiner unentschlossenen Halbheit und dummen Pfiffigkeit freimachen könnte! Aber was an seiner Position irgend zu verderben ist, das verderben diese Schwächlinge und Dummköpfe sicher daran, welche in Buridans Esel, dem Märtyrer der richtigen Mitte, das Ideal eines weisen Staatsmannes verehren. Über die finanziellen] Angelegenheiten haben wir ja lange genug debattiert und uns über die Hauptsache verständigt. Darum kein Wort weiter darüber, als daß ich mich in Erwägung der Zeitverhältnisse und des Vorgehens des Grafen Rechberg, des offenbaren Patrons Deiner Wohnung, genötigt sehe, Dir dabei nur eine beratende Stimme zuzugestehen. 307

Nun ade, lieber Freund, entschuldige das flüchtige Schreiben; es ist Mitternacht, und ich muß morgen arbeiten. Herzlichen Gruß (auch von Frl. B[eckhaus] und den Kindern) an Deine Frau und Tochter; sobald ich in die Nähe komme, suche ich Euch wieder heim. Weiß Deine Frau nichts von Ida Zimmermann? Ich wundere mich, daß sie mir auf einen Brief von Eisenach nicht geantwortet hat und kann doch kaum annehmen, daß der Brief verloren ist. Laß bald wieder von Dir hören. Wie immer Dein O. L. Rheda, 11. November 1860 /

918 An Albrecht Rau 11. November 1860 Rechenberg bei Nürnberg, 11. Nov[ember] 1860 Verehrter Herr! Sie haben sich nicht geirrt, wenn Sie von dem Verfasser des „Wesens des Christentums" voraussetzten, daß er einem ihm entgegenkommenden, nach Wahrheit strebenden Jüngling nicht seine Hand versagen werde. So sehr ich daher auch nach fast halbjährigen Geistesstörungen und Plackereien aller Art mich darnach sehne, endlich wieder auf mich selbst und meine Gedanken mich zu konzentrieren, so bin ich doch gerne bereit, die Resultate Ihres Denkens zu lesen und zu prüfen. Erwarten Sie aber nicht von meinem Urteil, was nur die Zeit mit sich bringt. Die Unentschiedenheit und Verworrenheit des Kampfes ist Sache des Jünglings, die Klarheit und Gewißheit des Sieges ist erst Sache des Mannes. Selbst als Mann den Jahren nach erlebt noch der Mensch den Unterschied zwischen Jüngling und Mann dem Geiste nach. Was ich im „Wesen des Christentums" oft noch mit meinem Gegenteil, also mit Widerspruch behaftet, kämpfend wie ein Jüngling, das habe ich erst in meinen späteren Jahren und Schriften mit der widerspruchslosen, siegreichen Gewißheit des Mannes ausgesprochen. Verzweifeln Sie also nicht an sich selbst, wenn Sie sich noch nicht genugtun, noch nicht zur gewünschten Gewißheit und Klarheit gekommen sind.

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Post nubila Phoebus [hinter den Wolken Phöbus, der Sonnengott]! In dieser frohen Aussicht Ihr teilnehmender L. Feuerbach 919 An Julius Duboc 27. November 1860 / Rechenberg bei Nürnberg, 27. November 1860 Verehrter Herr! Soeben hat mir die Bruckberger Bötin Ihren Brief vom 7. November überbracht. Es sind also 20 Tage ohne meine Schuld verflossen, ehe ich zur Beantwortung Ihres Briefes komme. Sie haben mich noch in B[ruckberg] gesucht, aber ein infames, von meiner Seite gänzlich unverschuldetes Schicksal hat mich von diesem meinem 24jährigen geliebten Musensitz vertrieben und dadurch eine Störung in meinen gewohnten Lebens- und Gedankenlauf gebracht, die ich vielleicht nie mehr vollständig überwinden werde. Doch was liegt daran? Ich habe lange genug gelebt und geschrieben, wenn auch noch lange nicht genug in Ihrem und anderer Freunde und Feinde Sinne. Allein wer kann andern genugtun, namentlich auf dem end- und ziellosen Felde des Denkens, wo die Menschen von jeher auch das Klarste und Gewisseste in Frage und Zweifel gestellt, auch das Einfachste in Verwirrung und Verwicklung gebracht haben, um in der Lösung der selbstgemachten Knoten ihren Scharfsinn zu erproben und ergötzen? Und wie nun gar ich, der ich für alles gemachte und erkünstelte Wesen oder Unwesen vielmehr eine unüberwindliche Antipathie habe und mich in meiner öffentlichen Tätigkeit nur auf den ebenso theoretisch als praktisch wichtigen und entscheidenden Begriff der Gottheit oder Religion eingeschränkt, andres, ja alles nur in Beziehung auf diesen Zentralpunkt betrachtet und beleuchtet habe, der ich überdies die antischolastische und antipedantische Kaprice habe, das Allgemeine nur in concreto, im Besondern, // das Gegenwärtige im Vergangnen, den Philosophen nicht im Professorenhabit, sondern im Bettlergewande des Odysseus oder gar in der Mönchskutte eines Luther darzustellen und 309

auszusprechen? Gleichwohl betrachte ich Ihre und andrer jüngrer Freunde Wünsche nicht nur als pia [fromme], sondern auch als justa desideria [berechtigte Wünsche]. Und ich habe auch in den letzten Jahren, zugleich aus eignem Antrieb, an der Befriedigung derselben gearbeitet - namentlich auch in betreff der Streitfrage d[es] Idealismus und Materialismus, die Ihr früherer Brief aus Berlin mir ans Gemüt gelegt hat - aber ich bin stets nicht nur auf Stunden und Tage, sondern [auf] Monate, ja Vierteljahre, gerade in dem wichtigsten Moment der Arbeit gewaltsam unterbrochen worden, so daß ich jetzt, wo ich endlich mich wieder sammle, auch eine angenehme, ländliche, jedoch mit meinem frühern, stillen, abgeschiedenen Studierzimmer nicht vergleichbare Wohnung innehabe, nur mit Mühe, ja oft Widerwillen, die vom Sturme d[es] Schicksals zerstreuten Gedanken zusammenklauben muß. Diese Gedanken enthielten übrigens nichts anderes als eine Ausfuhrung, Begründung und Bestätigung meines „Wider den Dualismus von Geist und Leib" und meiner „Grundsätze der Philosophie der Zukunft". Ihre Frage in Beziehung auf diese letzte[re] Schrift beantworte ich mit „Ja". Ich stehe noch heute auf demselben Standpunkt, nur daß mit dem Zusatz der Jahre er auch an Kenntnissen und Studien reicher und reifer, von allen Schulerinnerungen und Schulbeziehungen freier geworden ist, als er es damals der Natur der Zeit und Sache nach war und sein konnte. Von der Richtigkeit und Wahrheit namentlich meiner Ableitung, Entwicklung und Beurteilung der Hegeischen Philosophie habe ich erst neuerdings wieder mich vollkommen überzeugt, wo ich eben damit umging, diese meine so kurz gefaßte Kritik auf eine auch den deutschen Schulpedanten einleuchtende Weise auszuführen. Ich kam nämlich bei meiner Behandlung // der Streitfrage des Materialismus] und Idealismus], in welcher, nebenbei bemerkt, bei mir die Medizin, Hippokrates und Galen neben Plato und Aristoteles, eine große Rolle spielt, auf die Kritik der Hegeischen Psychologie, von dieser wieder auf eine Kritik d[er] Hegeischen Philosophie überhaupt zurück. Es ist aber nun fast ein Jahr, daß diese Arbeit ins Stocken geraten ist infolge widerwärtiger äußerer Ereignisse. Und leider ist auch mein Publikationstrieb in Anbetracht der jämmerlichen Urteils-, Mut- und Charakterlosigkeitder deutschen Literatur und Politik so auf Null fast herabgesunken, daß ich nicht weiß, wann und wie, ja ob nur überhaupt ich diese verschiednen, jedoch auf Eins hinauslaufenden Gedanken und Arbeiten zustande und zu Lichte

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bringen werde. Was Ihre Frage nach letzter oder approximativer Gewißheit betrifft, welche Sie an eine Äußerung des Physiologen Müller anknüpfen, so antworte ich, daß ich, für meine Person wenigstens, dem Sinne eine objektive und insofern letzte, allerdings immerhin nur menschliche und deswegen vom Verstand vom Ding an sich unterscheidbare Gewißheit einräume. Daraus, daß der Nervus opticus [Sehnerv] ohne Licht durch Druck oder andere Einwirkungen Lichtempfindungen erzeugt, auf die Subjektivität der Sinnenerscheinung [zu] schließen, kommt mir aber so vor, als wenn man - sit venia verbo [man verzeihe den Ausdruck] - aus der Onanie den fruchtbaren Beischlaf erklären, diesen mit jener identifizieren wolle. Was Ihr Räsonnement dagegen betrifft, so stimme ich demselben bei. „Was wir, die wir Teil der Natur, aussagen von ihr, sagt im Grunde die Natur von sich selbst aus, ist also als Ausspruch von ihr selbst wahr, objektiv", wenngleich immer zugleich menschlich wahr, menschlich objektiv, weil es ja die menschliche Natur ist, als // welche und durch welche sich die Natur ausspricht. Aber eine Wahrheit oder Objektivität ohne die Farbe und ohne den Ton, ohne Geruch und Geschmack, ohne Lust und Schmerz der Subjektivität wollen, heißt auf das buddhistische Nichts oder das „unsinnige Ding an sich" als die letzte Wahrheit rekurrieren [zurückgehen]. Ich gehe übrigens bei der Frage von der Realität und Objektivität der Sinne nicht vom Ich gegenüber dem physikalischen oder natürlichen Ding aus, sondern [von] dem Ich, welches außer sich und sich gegenüber ein Du hat, und selbst gegenüber einem andern Ich ein Du, ein selbst gegenständliches sinnliches Wesen ist. Und dieses, obwohl sinnliche, empirische Ich ist meist der Wahrheit des Lebens nach, wonach sich allein die Wahrheit d[es] Denkens richtet, das wahre Ich, d[as] Ich, von dem ich in allen Fragen ausgehen muß, wenn ich nicht in abgeschmackte Sophistik verfallen will. Bezweifle ich die Wahrheit des Sinns, so muß ich auch die Wahrheit meiner Existenz, meines Selbst bezweifeln. Kein Sinn, kein Ich, denn es gibt kein Ich, das nicht Du, aber Du ist nur für den Sinn. Ich ist die Wahrheit des Denkens, aber Du ist die Wahrheit der Sinnlichkeit. Was aber vom Menschen dem Menschen, das gilt auch von ihm der Natur gegenüber. Er ist nicht nur das Ich, sondern auch das Du der Natur. „Das Sehen ist ein Begattungsprozeß des Auges mit dem Licht", und Hobbes sagt irgendwo und ungefähr: Die Erkenntnis ist ein Begattungsprozeß mit dem

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Universum. Folglich ist der philosophische und physiologische Idealismus, der aus einem Selbstreiz der Sinnlichkeit die sinnliche Welt erzeugt, nichts andres als - sit venia verbo! - Onanie. Indem ich Sie wegen Ihres Vermögensverlustes bedaure, aber wegen Ihrer großen Reisen, die zuletzt doch allein die wahre „Weltanschauung" gewähren, beneide, bin ich Ihr ergebenster L. Feuerbach / 920 An Otto Lüning 28. November 1860 / Rechenberg bei Nürnberg, 28. November 1860 Mein lieber Lüning! Vor allem sage ich Dir herzlichen Dank für die Mitteilung der Yankeeblätter. Ich las zuerst die Korrespondenzen aus Preußen und dem nördlichen Deutschland], die Erzeugnisse Deiner gewandten, maßhaltenden, mit gesundem Witz gewürzten Feder, dann die a priori politischen Galoppaden Ruges, endlich kreuz und quere, was mir eben durch die Namen des Gegenstandes oder des Verfassers in die Augen stach, heftig fluchend über das bengelhaft unpraktische Format und den zwergenhaft kleinen Druck, die mir so oft auch Deine Artikel bald aus den Augen, bald aus den Händen fallen machten, aber alles mit Vergnügen oder doch Interesse, weil man so etwas in unsern geknebelten und kastrierten Zeitungen nicht zu lesen bekommt, folglich segnend die Preßfreiheit, die keinen zur Verstellung, zur Unwahrheit zwingt, die jeden sich aussprechen läßt, wie er ist und denkt. Ich bin Dir für diese Mitteilung um so dankbarer, als ich hier nur auf die Nürnberger Blätter beschränkt bin. Der einzige Ort, wo größere und ausländische Zeitungen hier zu lesen sind, ist das aristo- und bürokratische Museum. // Und bei diesem kann man sich nicht allein auf das Lesekabinett abonnieren, sondern man muß zugleich auch die andern damit verbundnen Ergötzlichkeiten mit nicht weniger als 18 fl. bezahlen. Und das ist mir denn doch zuviel. Der hiesige, erst vor ein paar Jahren gestiftete „Bürgerverein" ist leider so ärmlich mit Zeitschriften versehen, daß ich mich nicht in ihn aufnehmen lassen mag, so

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gerne ich es außerdem täte. So bin ich denn jetzt in der Nähe der weltberühmten Norimberga in zeitschriftlicher Hinsicht um nichts reicher als vordem in dem obskuren Bruckberg. Sollest Du daher die amerikanischen Zeitschriften regelmäßig erhalten, so würdest Du mir eine große Wohltat erweisen, wenn Du mir von Zeit zu Zeit, auf meine Kosten, dieselben nur zu meinem Lese-, nicht zu anderem Gebrauch oder beständigem Besitze zuschicken wolltest. Ich sage Wohltat, denn mir ist es nur wohl in einer Atmosphäre, die nicht durch den Pesthauch der europäischen Polizei vergiftet ist. Ohnedem interessieren mich die Zustände Amerikas, dieser altera pars [andere Teil] und dieses alter ego [andere Ich] Europas, aufs lebhafteste. Wenn ich noch zu journalistischer Tätigkeit komme, so ist das Organ derselben auch nur ein amerikanisches Blatt. So wenig auch mir der Ton eines Blind zusagt, so wenig ich den törichten Übermut der Emigranten verkenne, die, weil sie tabula rasa [unbeschriebene Tafel] für sich haben, nun auch den anderen zumuten, ihre tabula plena // und onerata [volle und überladene Tafel] so anzusehn; die sich über alle Widerstände und Oppositionen ihrer Gedanken und Pläne erhaben dünken, weil sie räumlich von denselben befreit sind, so muß ich doch gestehen, daß mir der alte „Kartätschenprinz", der „Postillon zwischen Teplitz und Warschau", der „Koporalregent" und wie er sonst in diesen zügellosen Blättern heißt, lieber ist als erklärter Feind, denn als falscher Freund des deutschen Liberalismus. Ich wenigstens kann es mir nicht verzeihen, daß die Worte dieses Menschen, denen die nachfolgenden] Taten und Tatlosigkeiten so wenig entsprochen haben, einen solchen Eindruck auf mich machen konnten, daß mir Preußen in einem ganz anderen Lichte erschien, als unter der Regierung seines „Ohrenpapier"-Bruders, wo es mir unmöglich war, Preußen an der Spitze Deutschlands zu denken. So tief sinkt der Mensch, wenn er nicht reden darf und kann, wie er denkt und will. So sehr mir aber die Organe der absoluten Preßfreiheit zusagen als die des menschlichen Wesens, gleichgültig, ob tugend- oder fehlerhaften, allein würdigen Organe, so ist es doch für mich eine psychologische Notwendigkeit, daß ich zunächst nicht an Zeitungsartikel, sondern an die Fortsetzung und Vollendung // der in den letzten Jahren begonnenen, durch die traurige Bruckberger Geschichte so gewaltsam unterbrochnen Arbeiten denke. Darunter befindet sich auch eine Abhandlung über den Streit des Idealism[us] und Materialismus, deren Vollendung mich zur Rückkehr zu meinen alten „Scharteken" nötigt,

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da ich diesen Streit hauptsächlich nur vom psychologischen] und historischen Standpunkt aus behandle, ihn auf den alten Gegensatz von Medizin und Philosophie, Galen und Aristoteles, Pathologie und Psychologie reduziere. Ich bin übrigens bis auf ein paar schwierige kopfzerbrechende Punkte materiell schon fertig; es fehlt nur noch der Sonnenblick, die Gunst der Stimmung, die dem Stoff die gehörige Form und Gestalt gibt. Während Du, und zwar nicht mit Unrecht, über diesen Rückfall in mein altes chronisches Übel klagen wirst, werden meine jüngern philosophischen Freunde, die fortwährend in mich dringen, diesen oder jenen Gedanken von mir weiter auszuführen, darüber sich freuen. Erst gestern erhielt ich wieder von Berlin aus einen Brief, der darüber lamentierte, daß meine „Grundsätze der Philosophie] d[er] Zukunft", weil ich sie nicht in einem größeren Werke ausgeführt habe, gänzlich unbekannt seien, während dagegen der Schopenhauersche Quietismus und Nihilismus namentlich bei der Jugend zahlreiche Anhänger habe. / / Allerdings ist es notwendig oder doch nicht überflüssig, daß ich, nachdem man geflissentlich mich so ignoriert und degradiert hat, mein Licht nicht mehr unter den Scheffel stelle, nicht hinter Homer oder Luther verberge, sondern auf eine auch dem deutschen Schulpedantismus einleuchtende Weise leuchten lasse. Aber gleichwohl fühle ich nicht die geringste Lust in mir, den enormen Wust, Schwulst und Wirrwarr, der in den Köpfen der deutschen Philosophen herrscht, bis ins Besondre und Einzelne hinein aufzuwickeln und aufzuklären, und doch wäre eine solche selbst pedantische Arbeit erforderlich, um bei dem deutschen Pedantismus Erfolg zu haben. Doch ich will Dich nicht länger mit dieser und meiner Misere beschäftigen, da Dein Geist und Deine Feder nur mit der großen politischen Misere Deutschlands, vor der alles andre verschwindet, sich beschäftigen. In dem Momente, wo ich dieses niederschreibe, erschüttern Kanonenschüsse meine Hand und [mein] Ohr, welche den Geburtstag Maximilian II., des gütigen und deutschen Königs, wie er erst vor kurzem bei s[einer] hiesigen Anwesenheit von sämtlichen Singvereinen benannt // und begrüßt wurde, den politischen Ungläubigen und Skeptikern verkünden. Was vermag die Stimme der Vernunft und Kritik gegen den Donner der Kanonen? Wer kann noch verzweifeln an dem Schicksal Deutschlands, da ja längst schon von der Weisheit Pfordtens, meines Lieblings, Bayern als der terminus medius [Vermittler] zwischen den Extremen Preußens und Österreichs ge- und erfunden ist?

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Ich m u ß m i c h entschuldigen, d a ß ich z u m B r i e f s c h r e i b e n an D i c h erst k o m m e , n a c h d e m ich bereits v o m B r i e f s c h r e i b e n ers c h ö p f t bin, so das erste M a l , so j e t z t w i e d e r dieses M a l . Ich h a b e v o r D i r d e n Brief aus Berlin, e b e n weil er m i r m i t seinen p h i l o s o p h i s c h e n F r a g e n sehr u n g e l e g e n k a m - in d e m A u g e n blick, w o ich m e i n e u n t e r b r o c h n e Arbeit w i e d e r a u f n a h m - u n d ich das U n w i l l k o m m n e immer sogleich abfertige, beantwortet, so d a ß f ü r D i c h n u r die N e i g e v o n d e m F ä ß c h e n m e i n e s K o p f e s übrigblieb. Ein a n d e r m a l b e k o m m s t D u d e n A n s t i c h . W i e gerne g ä b e ich D i r z u m Ersatz f ü r diese B r i e f - N e i g e e i n e n K r u g M e y e r s c h e n D o p p e l b i e r e s a u s K l e i n h a s l a c h , d a s m i c h gegenwärtig erquickt. S o etwas hast D u n o c h nicht gekostet. E s ist das realisierte Bierideal, das in Bier aufgelöste, v e r w a n d e l t e u n d verkörperte Être suprême [ h ö c h s t e W e s e n ] . O h , k ö n n t e ich statt in die garstige Tinte in d i e s e s Bier m e i n e F e d e r t a u c h e n , u m meinen Brief inhaltsvoller zu machen. - M e i n e Frau w e i ß nichts v o n Ida Z i m m e r m a n n ] , v i e l m e h r k a n n sie sich e b e n s o w i e D u nicht erklären, w a r u m sie auf ihren B r i e f s c h o n v o m S e p t e m b e r her n o c h i m m e r keine A n t w o r t erhalten. M i t herzlichen G r ü ß e n u n d W ü n s c h e n v o n m i r u n d d e n M e i n i g e n an D i c h u n d die Deinigen Dein dankbarer

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L. F e u e r b a c h B r u c k b e r g w i r d n ä c h s t e n s z u m V e r k a u f a u s g e s c h r i e b e n werd e n , der IV. F e b r u a r ist d e r erste T e r m i n . /

921 Von Otto Lüning 5. D e z e m b e r 1860 / Lieber F r e u n d ! Obgleich etwas ermüdet v o n d e r Y a n k e e - K o r r e s p o n d e n z , will i c h d o c h die i n z w i s c h e n e i n g e l a u f e n e n Z e i t u n g e n , die ich Dir gern v o n Zeit z u Zeit sende, nicht ohne einige Zeilen mit f r e u n d lichem G r u ß a b g e h e n lassen. D u tust m i r U n r e c h t , w e n n D u a n n i m m s t , ich hielte die Forts e t z u n g u n d V o l l e n d u n g D e i n e r g r o ß e n w i s s e n s c h a f t l i c h e n Arb e i t e n f ü r m i n d e r wichtig als irgendein anderer. W e n n ich, w i e

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ich aus Deinen Anführungszeichen schließen muß, Dich vor alten „Scharteken" gewarnt habe, so ist das gewiß n[ur] geschehen, damit Du Dir Erholung gönnen und nicht wieder sogleich in eine konzentrierte geistige Arbeit Dich versenken solltest. Ich selbst bin zu nichts nutz als zu der zersplitterten journalistischen Tätigkeit; meine humanistischen Studien sind, Geschichte und Politik vielleicht ausgenommen, zu oberflächlich gewesen, als daß ich an größere Arbeiten mich hätte wagen dürfen; zudem ist durch mein häusliches Unglück der beste Teil meines Ich längst zu Grabe getragen, wenn es mir auch wohl gelingt, das da, wo ich es für nötig halte, der Welt zu kaschieren. Um so mehr aber weiß ich die Bedeutung Deiner Mission zu würdigen, und nur zögernd machte ich Dir den Vorschlag journalistischer Schriftstellerei, wunderte mich dabei fast, daß Du ihn nicht rundweg ablehntest. Obgleich ich dabei eigentlich gar nicht einmal an eine politische Tageskorrenspondenz, // sondern mehr an eine Verflüssigung des für manche Kreise zu spröden edlen Metalles Deiner Forschungen für das Volk dachte, so würde ich doch jede Stunde, die Du dem Journalismus und namentlich dem amerikanischen widmest, für ein Unrecht an der Wissenschaft halten, wenn ich nicht, wie Du selbst, in der trivialen Notwendigkeit des Erwerbs eine Entschuldigung gefunden hätte. Viel lieber sähe ich Dich immer noch durch geschlossene Abhandlungen in den ,,Demokr[atischen] Studien" und d[er]gl[eichen] wirken, um Dich nicht bei den Yankees Perlen vor die Säue werfen zu sehen. Und nun gehe hin und sündige hinfort nicht mehr! Du kannst über die Entwicklung der neuen Ära nicht indignierter [empörter] sein als ich, aber ich habe nie etwas anderes von ihr erwartet und kann auch nicht zugeben, daß die Richtigkeit der Idee der preußischen] Hegemonie dadurch alteriert [verändert] werde. Erschwert natürlich, weil die Leidenschaft, die sittliche Entrüstung der Menschen mitspricht. Aber wo ist es besser? Wo ist der Staat, den man (von einer Revolution immer abgesehen) an Preußens Stelle setzen könnte? Glaube mir, ähnliche Zustände existieren überall, nur daß sie nicht überall enthüllt werden. Gewiß, das Vorgehen in dem Stieberschen Prozeß gegen Schwarck ist skandalös, aber wenn andere Regierungen offen friedfertig gegen das Recht und gegen die nationale Idee auftreten, so ist es hier nur Tatenscheu, bürokratische Prüderie und Taktlosigkeit. Sie werden auch Zedlitz beseitigen, aber in ihrer Weise, möglichst schonend und möglichst ungeschickt. Aber 316

allerdings ist eine solche biedermännische Eselei ebenso schädlich und verwerflich als offene Halunkerei, // stößt die Gutgesinnten zurück und gibt den Reaktionären und Sonderbündlern Oberwasser. Die Regierung ist freilich nicht der Staat, und könnte man nur von unseren Landboten ein irgend mannhaftes Auftreten erwarten, so könnte alles noch sich machen. Aber da liegt eben der Hase im Pfeffer. Zugeben muß man immer, daß die Klagen über Preußen sich mehr darauf stützen, daß es die Niederträchtigkeiten anderer nifcht] beseitigt, als daß es selbst größere begeht; freilich ein kläglicher Trost! Der Grund des langen Schweigens von Fr [au] Ida Zimmermann ist, wie sie mir gestern schreibt, eine gefährliche Krankheit ihres Mannes, der aber jetzt wieder außer Gefahr in der Rekonvaleszenz sei. Gesichtsrose mit profuser [starker] Eiterung. Den Brief Deiner Frau vom 8. September habe sie erst am 30. 9. erhalten, weil er in echt weiblicher Zerstreutheit nach - Nürnberg adressiert gewesen und erst nach mancherlei Irrfahrten in ihre Hände gelangt sei. Sie selbst verzögerte ihre Antwort, weil sie mit weiblicher Bedenklichkeit nach der Notiz Deiner Frau, daß Ihr bei Nürnberg wohntet, eine besondere Adresse für nötig hielt. Ich werde ihr morgen antworten und diesen Punkt erledigten]. Wir Männer sind nicht so skrupulös, selbst auf die Gefahr hin, aus einem Rechenberg einen Rechberg zu machen. Du bist recht boshaft, mir nach Deinem realisierten Bier-Ideal das Maul wäßrig zu machen, namentlich da ich hier des frischen Bieres wegen mich totaler Abstinenz zu befleißigen habe! Mit herzlichem Gruß an Deine Frau und Tochter und an Dich trotz Deiner unverantwortlichen Präsumtionen [Mutmaßungen]. Dein O. L. Rheda, 5. 12. 60 /

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922 Von Julius Duboc 25. Dezember 1860 / Berlin, 25. Dezember Geehrtester Herr! Sie haben mir eine große Freude gemacht mit der so ausfuhrlichen Beantwortung meines letzten Briefes. Hätte ich nicht mit großem Bedauern aus Ihrem Brief ersehen müssen, daß Sie nicht mehr in Ihrem freundlichen, in dem Brief an Riedel mit solcher Liebe von Ihnen beschriebenen Bruckberg sich aufhalten und müßt ich nicht glauben, daß Ihnen die Trennung und Verpflanzung von dort wahrhaften Schmerz verursacht hat, so würde Ihr Schreiben mich mit noch ungeteilterer Freude erfüllt haben. Auch ich denke noch mit Liebe und lebhafter Erinnerungskraft an das alte Schloß zurück, an das alte Kellergewölbe, in dem wir abends von Ihrem Bier genossen, an die obstbeladenen Bäume, die es so dicht umgaben, an einen waldverschlungenen Weg zu einem kleinen Wasserfall, den Sie mich führten, selbst an einen protégé [Schützling] von Ihnen, ein Reh, das Sie fütterten. Die wechselndsten Szenerien unter allen Himmelsstrichen, die ich seitdem gesehen, haben diese Bilder nicht aus meinem Gedächtnis zu löschen vermocht, wie viel mehr muß es Ihnen so gehen, der // Sie dort die Heimat eines halben Lebens gefunden hatten. Möchte das Bewußtsein der innigen Anteilnahme, die nicht ich allein, sondern alle Ihre Schüler und Freunde Ihnen zollen werden, Sie einigermaßen geistig für das Herbe eines Verlustes entschädigen, der uns alle mittrifft. Daß Sie daran denken, unsere justa desideria [wohlbegründeten Wünsche] noch zu befriedigen, hat mir große Zufriedenheit gegeben; nicht minder zu hören, daß diese Arbeit wesentlich an „Wider den Dualismus" anknüpfen wird, die man in der Tat nur mit Bedauern so fragmentarisch sehen kann. Ihre Analysis der Hegeischen Philosophie halte ich auch für ebenso schlagend und tief als Ihre Auflösung der Religion in ihre Elemente. Es ist traurig zu sehen, wie ein kritisches Verständnis der Hegeischen Philosophie abhanden kommt unter dem jüngeren Geschlecht, das sich zum großen Teil einfach damit begnügt, die entsetzlicheren Schimpfereien Schopenhauers über diesen tödlich von 318

ihm gehaßten Philosophen, den er nie anders als ganz gemeinen Scharlatan, Schwindler, Unsinnschmierer etc. tituliert, nachzubeten, was sie natürlich jeder weiteren Mühe, sich mit ihm zu beschäftigen, überhebt. Und doch ist, wie Sie so richtig irgendwo bemerken, die Hegeische Philosophie schon deshalb anziehend, weil sie rationelle Mystik ist, und der Versuch, das unfruchtbare Prinzip der Einheit des Subjektiven und Objek-/ /tiven wenigstens formaliter an den richtigen Platz, ans Ende der Philosophie, als Resultat zu stellen, ein für ewig in der Geschichte der Philosophie denkwürdiges Beginnen. Aber es ist vielleicht notwendig so; die gerechte Würdigung eines Gegenstandes bleibt immer das letzte, und der für die gegenwärtige Entwicklung notwendig gewordene Bruch mit dem ganzen Hegelianismus vollzieht sich im lebenden Geschlecht zunächst nicht durch das Medium einer superioren Kritik, sondern in der Form einer totalen Verketzerung und instinktiven Verachtung. Darin offenbart sich ebensosehr das gänzliche Wechseln der früheren Standpunkte in den Geistern der Menschen, als die eigentümlich bewußtlose Art, mit der eine solche Umwälzung zunächst immer vor sich geht. Es erscheint in Berlin jetzt eine hegelsche philosophische Zeitschrift „Der Gedanke" von dem bekannten Hegelianer Michelet und als Organ der philosophischen Gesellschaft ebendaselbst, wo übrigens bekanntlich die Philosophie nur sehr schwache Vertreter hat. Bedeutender erscheint mir die „Zeitschrift für exacte Philosophie" im Sinne des neueren philosophischen Realismus von Allihn und Ziller. Die ersten Hefte brachten einen recht gut geschriebenen Aufsatz über die Grundirrtümer des Idealismus in ihrer Entwicklung von Kant bis Hegel und Schleiermacher von Thilo. // Ich halte mir dieselbe, weil ich, da mir zum Studium der Herbartschen Werke alle Zeit gebricht, die Herbartsche Philosophie, zu deren Vertretung dieselbe sich aufgeworfen, aus ihr kennenlernen möchte. Manche Herbartianer sind freilich eigentümliche Käuze. So schreibt der Herbartianer Waitz in seiner „Psychologie als Naturwissenschaft", um sich die aparte ij/vxfj [Seele] (denn worüber soll man sonst eine Psychologie schreiben?) zu retten: „Die äußere Erfahrung zeigt teils quantitative, teils qualitative Veränderungen, so jedoch, daß die letzteren sich stets durch den Raum hin verbreiten, quantitative Bestimmung notwendig fordern - denn sonst würden sie gar nicht wahrnehmbar sein - ; daher der sonderbare, oft hartnäckige Glaube der Natur-

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forscher, daß nur das quantitativ Bestimmte, das einen Raum einnehme, existiere. Sonderbar dürfen wir diesen Glauben wohl nennen, da das den Raum erfüllende Wirkliche, eben weil es den Raum erfüllen soll, unabhängig von ihm und also für sich betrachtet unräumlich sein muß. Denn mit bloßem Raum kann man den Raum nicht erfüllen etc." Allein sonderbarer als diesen hartnäckigen Glauben dürfen wir wohl diese Argumentation nennen, in dem der Raum ungefähr einem Topfe gleicht, in welchem das Wirkliche als ein vom Topf Unterschiedenes, also Unräumliches, steckt. Geht man der Deduktion nach, so ist hier Raum - eine unbestimmt gelassene Größe. Das ihn Erfüllende kann nicht wieder Raum sein, ist folglich Nicht-Raum, unräumlich. Folglich - sagt W[aitz] - // ist das Wirkliche unräumlich. Allein wie kommt hier denn auf einmal das Wirkliche herein, dessen unräumlichen Charakter es erst zu beweisen gilt. Nur dadurch, daß mir im voraus feststeht, daß nur das wirklich ist, was den Raum erfüllt, denn dies ist das eben fehlende Glied in der Kette. Aber weshalb dieses? Hier ist ja schon im voraus eine Bestimmung des Wirklichen aus einer anderen Gewißheit. Und aus welcher? Nur aus der, daß nur das den (sinnlichen) Raum Erfüllende wahrnehmbar, sinnlich, gewiß ist, reale Existenz hat. Und dies vergessend, kommt W[aitz] zu dem Schluß, daß nur das Unräumliche das wahrhaft Wirkliche sei, vermittelst der bloßen Unbestimmtheit des Wortes „Raum". Denn allerdings ist nur das Unräumliche, insofern dies nichts weiter besagt als Nicht-Raum, das wahrhaft Wirkliche, aber nur deshalb, weil Raum hier nichts Sinnliches bei W[aitz] bedeutet, sondern eine bloße, noch dazu sehr unbestimmte Vorstellung, ein schattenhaftes Bild des bestimmten, einzelnen, konkret Räumlichen ist. Verzeihen Sie diese Digression [Abschweifung]. Vielleicht interessiert es Sie, einen Blick in das beifolgende „Tagebuch eines Materialisten" zu werfen, der Sie mit seiner speziellen Antipathie beehrt, wegen dessen, was er Ihre Gattungstheorie nennt. Der Materialismus ist hier ein pathologischer Zustand geworden, denn was soll man zu einem Menschen sagen, der ein Kapitel wie „Die Trostlosigkeit unserer Lage" schreiben kann. Nichts anderes, als daß er als sinnliches Wesen sich womöglich holzhackend betätige und nach erschöpften Kräften begreifen lerne, daß es noch Zustände für den Menschen gibt, in denen selbst Essen und Trinken ein göttlicher Genuß sein kann. 320

Empfangen Sie zum neuen Jahr die besten Wünsche für Ihr Wohlsein sowie für das Ihrer Familie. Mit aufrichtiger, [ti]efer Verehrung Ihr C. J. Duboc Schiffbauerdamm 15 /

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923 An Albrecht Rau 31. Dezember 1860/2. Januar 1861 Rechenberg, 31. Dez[ember] 1860 Lieber Herr Rau! Was ich schon so oft beim Durchlesen von fremden Manuskripten, ja selbst der eigenen im Vergleich zum Gedruckten, das habe ich auch wieder bei Ihren Manuskript erfahren, daß wir nämlich in unser eigenes Urteil mißtrauisch werden, weil wir nicht wissen, ob nicht der Grund unseres Mißfallens vielleicht lediglich in der Beschaffenheit der Handschrift liegt, welche mit ihren unvermeidlichen Schreibfehlern, Korrekturen und wenn auch nur stellenweiser Unleserlichkeit die Einheit des Gedankeneindrucks und damit die Sicherheit des Urteils stört. Abgesehen von diesem störenden Eindruck, den ich bis jetzt noch bei jedem Manuskript mehr oder minder empfangen, abgesehen von den Fehlern und Mängeln, die in der Jugend des Verfassers dieses Manuskripts Ihren Grund haben, daher rühren, daß Sie noch nicht, wenigstens auf dem Papier, Herr und Meister Ihrer Gedanken sind, daß diese sehr häufig von ihrem nächsten Ziel und Gegenstand abschweifen, sich konfutieren [widerlegen], sich in das Unbestimmte verlieren, abgesehen von diesen und anderen untergeordneteren Fehlern, denen man nur mit Zeit und Übung Herr und Meister wird - so habe ich doch mit Freuden ersehen, daß es Ihrem Kopfe - und das ist die Hauptsache - doch nicht im geringsten an Klarheit, Bestimmtheit und Konsequenz mangelt. Und diese bei Jünglingen nichts weniger als häufige Eigenschaften sind nicht von mir erschaffen, Sie haben davon selbst Proben gegeben, so in Ihrem IX. Briefe, der mir als einer der in sich zusammenhängendsten in Erinnerung blieb, so vor allem in Ihrer Kritik der Schleidenschen Expektorationen [Auslassungen], die meinen vollsten Beifall gefunden hat. Was Sie bei dieser Gelegenheit über mich sagen, ist auch das einzige, was ich ohne Einschränkung und Opposition von mir gelten lasse. Sie haben hier zugleich mir den Beweis gegeben, wie gut es, namentlich für Jünglinge ist, um ihre Gedanken zu begrenzen, sich an einen bestimmten Gegenstand, wenn auch nur als Objekt der Polemik anzuschließen. Als Jüngling würden Sie auch besser getan haben, wenn Sie gleich von vorn-

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herein einen andern Plan gefaßt hätten, nämlich statt in einer fremden, Ihren Jahren widersprechenden Person an sich selbst zu schreiben, vielmehr als Jüngling an einen anderen Jüngling, aber von entgegengesetzten Ansichten, Ihre Briefe zu adressieren. So würden Sie die beste Gelegenheit gefunden haben, in der Aufklärung des andern Ihre eigenen Gedanken sich klar zu machen, in der Entwicklung und Auflösung seiner Gegengründe Ihre eigene Überzeugung zu begründen und befestigen. Spiritualismus und Materialismus, Theismus und Atheismus verhalten sich allerdings zueinander, wie die Jünglingszeit zum Mannesalter, aber eben deswegen stehen sie ebensowenig als der Mann zum Jüngling nur in einem feindseligen, sich gegenseitig vernichtenden, sondern auch anerkennenden Verhältnis. Der wahre Atheist widerlegt nicht, wenigstens direkt und unmittelbar, den Gottesglauben, er erklärt ihn, er erkennt die Gründe an, die für ihn sprechen, er begreift ihn als eine - freilich für ihn d. h. in seinen Augen nur subjektive - für den großen Teil der Menschheit aber auf ihrem wenigstens gegenwärtigen Standpunkt objektive, ja absolute Notwendigkeit. Ebenso hat der wahre Materialismus die Aufgabe, nicht nur die Gründe gegen, sondern auch die Gründe und zwar nicht nur die gedachten und gemachten der demonstrierenden Spiritualisten, sondern die inneren psychologischen für den Spiritualismus oder Idealismus zu erkennen, also die subjektive Notwendigkeit derselben aufzuweisen. Hieraus und aus noch anderen, hier nicht zu entwickelnden Gründen ergibt sich praktisch die Pflicht der Gerechtigkeit gegen Theisten und Spiritualisten, solange sie in ihren Grenzen bleiben. Und ich wünsche daher nicht, daß Sie durch meine Gedanken mit Ihren Nächsten in Zwiespalt geraten, geschweige Ihrem Berufe, dem, wie es scheint, die auch von mir innig gepflegten und hochgeschätzten Naturwissenschaften am nächsten liegen, untreu werden mögen. Mit diesem Wunsche Ihr ergebenster, zu fernerem Rat bereiter L. Feuerbach Nachschrift. Ihr Manuskript traf gerade in dem Zeitpunkt ein, wo ich endlich wieder ernsten Studien oblag, welche um so mehr mich fesselten, je länger ich von ihnen durch die Gewalt äußerer Ereignisse abgehalten worden war. Daher konnte ich nur nach und nach, nur in den Momenten, wo ich mich aus diesen Gedankenfesseln losriß, Ihr Manuskript lesen, daher so spät erst es wieder zurücksenden. Auf eine spezielle, ins einzelne gehende 326

Prüfimg desselben habe ich mich nicht eingelassen. Diese war auch gar nicht nötig, da es ja kein zum Druck bestimmtes Manuskript ist; es handelte sich nur um den Geist desselben im allgemeinen. Und dieser ist allerdings, wie ich schon angedeutet, der Geist eines Jünglings, der - übrigens auch ganz im Geiste der Jugend - ein Thema ergreift, das eigentlich über seine Jahre hinausgeht, aber gleichwohl ein solcher Geist, dem nur die Jahre fehlen, um von seinen Fehlern frei zu werden. Gleichwohl wünsche und rate ich Ihnen nicht, daß Sie das Thema Ihrer Schrift zum Thema Ihres Lebens wählen, sondern Ihrem Berufe, der, wie ich natürlich voraussetze, nicht der Beruf eines Theologie-, sondern Naturbeflissenen ist, treu bleiben. F. 2. Janfuar] 61 924 Von Emma Herwegh 7. Januar 1861 /Zürich, den 7. 1. 61. zur Münsterburg Bester Ludwig! Dein teurer, inhaltsschwerer Brief hätte mit Recht ein schnelleres Echo beanspruchen können als das, welches ihm nach drei Monaten zuteil wird. Wir haben uns aber nachgerade an die langen Pausen im Briefwechsel gewöhnt, gewöhnt, den Grad unserer Freundschaft nicht nach der Zahl der Briefe zu ermesssen. Dies beruhigt mich wenigstens nach einer Seite hin, der Befürchtung, irgendwie mißverstanden worden zu sein. Das alte Jahr war mit mannigfachen Sorgen, die hauptsächlich durch Unwohlsein bald des einen, bald des andern veranlaßt waren, reich beladen. Georg, der // unsern kleinen, wirklich gefährlich kranken Marcel ablöste, als jener kaum genesen war, ist noch immer nicht gesund, und ich bin fast die einzige, die sich über den Un- und Anfällen gesund erhielt, manchmal, weil ich mir das Kranksein, wie jeden andern Luxus, nicht erlauben durfte. Von dem Wechsel Deines Aufenthaltes, so hart er Dich ankommen mußte, verspreche ich mir für Dich und die Deinen eigentlich 327

nur Gutes. Die zu große Abgeschlossenheit, in die sich Naturen wie die Deine nur zu leicht mit Leidenschaft hineinleben, hätte doch früher oder später, wie reich auch Deine Begabung sein mag und ist, verarmend wirken müssen, denn dem Naturgesetz, das den Menschen nicht // ganz zum Einsiedler schuf, kannst selbst Du, kann niemand sich ungestraft entziehen. Was mich an Deinem neuen Wohnsitz freut, ist, daß er Dir die Möglichkeit der Abgeschiedenheit ließ und doch zugleich die Mittel bietet, mit Menschen zu verkehren. Ob mich mein Weg bald an Eure Türe fuhren wird - ich weiß es nicht, da Lust-Reisen uns andern zu selten gestattet sind und für jetzt wenigstens die Notwendigkeit zu einer solchen nicht vorliegt. - Was aber zu meinen und Georgs Lieblingswünschen gehört, ist, daß Du in diesem Frühling oder Sommer Deinen Plan ausfuhren möchtest und zu uns kommen, wo Deiner zu aller Zeit ein herzliches, jubelndes Willkommen // harrt. Ich erhielt zu diesem Neujahr einige Photographien mir teurer Menschen, die, da sie in Form von Visitenkarten sind und folglich wenig Raum einnehmen - Platz auf meinem kleinen Schreibtisch fanden und mich, so oft ich vom Papier aufschaue, sympathisch anblicken; da kam in mir der Wunsch, auch Dein Konterfei zu haben, und so bitte ich Dich denn in Georgs und meinem Namen recht offen und recht unbescheiden darum und verspreche Dir dafür ein Bild von Georg, sobald derselbe mir nämlich sein seit Jahren und jetzt wieder neu gegebenes Versprechen hält, sich photographieren zu lassen. Von Lorchen und Bertha wüßte ich auch so gern wieder etwas. Deine Frau gehört zu den besten, die mir je // begegnet sind, und ich kann an diesen Grad von Selbstverleugnung, wahrhafter Bescheidenheit, Verständnis und Anspruchslosigkeit wirklich nie ohne Rührung denken. Du weißt, daß ich vom Verstand der Frauen wenig, von ihrer Vernunft gar nichts halte, desto mehr aber von ihrem Herzen, von dem fabelhaften Liebesreichtum, der für sie oft die Quelle des tiefsten Verstehens wird. Den eben besitzt Bertha gewiß in hohem Grade, und dies erkannt zu haben, ist mir noch in der Erinnerung eine Freude. Da Du Dich für die italienische Bewegung wahrhaft interessierst, so laß Dir doch einmal ein vor wenigen Wochen in Mailand erschienenes Buch von Luigi Pianciani durch Deinen Buchhändler zur Einsicht senden, // das eine sehr klare und richtige Darstellung der letzten Ereignisse enthält und nach Rüstows Ausspruch, der erst seit 4 Wochen wieder zu uns zurückgekehrt ist, vollständig 328

exakt sein soll. Das Buch „Herr Vogt" von Karl Marx wird Dir bereits zu Händen gekommen sein. Ich habe es noch nicht gelesen und entschließe mich auch schwer dazu; hingegen sagt mir Georg, der alles liest, daß die politische Partie der Schrift nicht ohne Wert sei. Möglich! mir ist diese ganze Art der Literatur, die sich schließlich immer nur um die kleinlichen Interessen kleiner Persönlichkeiten dreht, eine höchst unerquickliche, ebenso unerquicklich wie / / die Gespräche über Privatangelegenheiten auf offnem Markt. Wer ist schließlich Herr Vogt, wer Herr Marx, wer am Ende jeder einzelne, mag er sich nennen, wie er will, in einer Zeit, wo so große, drängende, welterschütternde und bewegende Fragen auf dem Tapet stehen? - „Was ist mir Hekuba?" möchte man hiebei wie oftmals bei ähnlichen Anlässen ausrufen! Vielleicht stimmen wir darin überein, vielleicht lächelst Du auch nur über mich. Tu', wie Dir zu Mute; ich kann, so oft ich einem Menschen schreibe, der mir so lieb ist wie Du, nicht lange um den Brei gehen und muß die Dinge sagen, wie // sie in mir leben, sich mir zeigen - dumm oder gescheit - gleichviel. So lebt denn wohl für diesmal und möchte dies Jahr uns allen ein gutes werden und uns zueinander fuhren. Was es aber auch bringen mag, die Gewißheit unserer unwandelbaren, innigen Freundschaft wird es uns lassen. - Ich umarme Euch alle drei von Herzen, und Georg grüßt Dich tausendmal. Deine Emma Herwegh Schreib bald. / 925 Von Jacob Moleschott 8. Januar 1861 / Lieber Freund! Sie müssen denken, ich sei gestorben und verdorben oder gar, ich habe schimpflich meinen Lehrer vergessen, daß ich so lange nichts von mir habe hören lassen. Das kleine „Skizzenbuch" liegt seit Wochen für Sie auf meinem Schreibtisch, immer einer freund329

schaftlichen Empfehlung harrend, flir welche sich immer die Zeit nicht finden wollte. Jetzt muß es fort, wenn die Empfehlung auch noch so dürftig ausfällt. Abgesehen von meinen Berufsarbeiten und der Anthropologie die viel langsamer fortschreitet, als ich wünschte, stecke ich nämlich bis über die Ohren in Untersuchungen über den Einfluß der Herznerven auf die Frequenz des Herz-//schlags, Untersuchungen, die einen so gedeihlichen Fortgang nehmen, daß ich mir einen kleinen informatorischen Einfluß auf mancherlei seit Jahren sich einnistende Vorstellungen in Physiologie und Medizin davon verspreche. Ich bin jetzt in den Jahren, wo das sinnliche Material mich fortreißt, und wäre gewiß in großer Gefahr, an einem sandigen Ufer zu stranden, wenn ich nicht hoffen dürfte, von Ihnen und Ihnen geistverwandten Naturen hinlänglich starke Impulse bekommen zu haben, um in dem Meere der Details den Polarstern der allgemeinen Humanitätsaufgabe nicht aus den Augen zu verlieren. Was machen Sie? Durch Frau Herwegh hörte ich von Ihrer Übersiedlung nach Rechenberg. Ich kann // mir lebhaft vorstellen, wie lähmend es Ihnen geworden sein mag, Ihr altes Bruckberg zu verlassen. Mir wenigstens ist, als webte ich meine Gedanken in meine vier Wände hinein und als hülfen sie mir, sie weiter zu spinnen und hinauszubefördern. Es ist mir ordentlich peinlich, daß es mir so lange nicht vergönnt ist, Sie wiederzusehen. Drum wäre es gar freundlich, wenn Sie mich wieder einmal mit einem schriftlichen Gruß erfreuen wollten. Wenn man um sich blickt, ist man so schrecklich arm an solchen, die man mit Freude als Richtungsgenossen betrachten kann, daß jede Zeile von Ihnen mir eine Erhebung ist. Ihr Jac. Moleschott Zürich, 8. Januar 1861 /

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926 Von Ferdinand Kampe 15. Januar 1861 / Breslau, 15. Januar 1861 Friedrichstr. 5 Hochverehrter Freund! Gegenwärtiges Schreiben, welches nur eventualiter die Bedeutung eines Ahrimanscheuen Manichäers besitzt, geht aus der anderweitig nahegelegten Vermutung hervor, daß Sie, sehr geehrter Freund, ein Buch, welches ich Ihnen Mitte vorigen J[ahres] mit einem zwar flüchtigen, aber meiner damaligen Bedrängnis angemessenen Briefe geschickt, resp. freundlich überreicht hatte oder durch Vermittlung überreichen zu können geglaubt hatte - gar nicht erhalten haben. Um dieser von Zeit zu Zeit schikanierenden Ungewißheit ein Ende zu machen, bitte ich Sie freundlichst, mich durch ein wenn auch nur kurzes (wenn Sie nicht gerade Zeit haben oder dazu disponiert sein sollten, mich durch ein längeres zu erfreuen) Billet [Briefchen] über den Stand dieser Sache zu vergewissern. Ich hatte nämlich, wie bisher, auch dies Mal das Buch zuerst nach Schweinfurt gesandt. Es war eine Schrift über die Religionsverfolg[ung] in Deutschland - und zugleich Zeuge massenhafter Seufzer, nicht bloß über diesen // Inhalt, denn man wird durch Gewohnheit und - höhere Semester allmählich so stumpf wie ein Anatom, der einen Pudel schlachtet, sondern wesentlich über eine Arbeit, die mich die frischeste Zeit ins Leben gekostet und mit aller erdenklicher Bosheit von andern Arbeiten, nach denen ich wiß- und neubegierig lechzte, abgezogen hatte. Nachdem diese harte, jahrelange Askese geleistet, diese Art von geistigen oder entgeisternden Exerzitien überwunden ist, ich mir und meinen Bedürfnissen - wie es scheint, auf längere Zeit - zurückgegeben bin, ohne jene innere (und äußere, „fordre niemand mein Schicksal zu hören") Befriedigung, mit der man sonst wohl auf ein größeres geschlossenes Ganzes zurückzusehen pflegt und deren Erwartung vordem zu andern eitlen und vereitelten Hoffnungen gehörte - Himmel! welche Periode, aber wie ich mir schmeichele, höchst ciceronisch - , habe ich mich nun seit einem Semester mitten in die Philosophie versetzt, höchst zufrieden mit meinen Studien, aber sehr gemäßigt in allen Erwartungen und Hoffnungen.

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Alles dies habe ich ungehörigerweise vorausgeschickt, um den einmal eingeschlagenen Faden nicht wieder aufnehmen zu müssen, lediglich deshalb, // denn ich bin im übrigen sehr darauf aus, alle Erinnerungen an nichtbefriedigende Arbeiten und vielleicht total erfolglose Mühen radikal zu tilgen und mich in meine Studentenzeit hineinzutäuschen. Die erste Frage wäre von Rechts wegen die nach Ihrem Befinden, wie es Ihnen geht, namentlich was die Gesundheit betrifft, und in zweiter Reihe nach Ihren jetzigen Arbeiten, resp. Ihren literarischen Zwecken. Denn wenn auch nicht nullus dies sine linea [kein Tag ohne einen Strich], wie neulich ein quasi-Bekannter sich rühmte, der eine Menge theologischer Werke produziert oder besser von sich gegeben hat, so haben Sie doch wohl ein mehr oder weniger bestimmtes, vielleicht schon im Gestalten begriffenes Projekt im Auge, das mir, bei dem hohen Interesse, mit welchem ich Ihren Schriften gefolgt bin, ganz gewiß nicht gleichgiltig ist. Daß Prof. Baur den 2. Dezember 1860 gestorben ist (noch im August habe ich einen recht liebenswürdigen Brief von ihm erhalten), und zwar an wiederholtem Schlaganfall, wie es heißt, mitten in einer Senatssitzung, haben Sie wohl gehört. Das war ein harter Stoß fiir mich, wie wenn ich ein Familienmitglied wäre. Er bereitete eine neue Auf-//lage seines „Paulus" vor, wie er schrieb, mit besonderer Genugtuung, und war im übrigen in der Fortsetzung seiner „Kirchengeschichte" begriffen, die in 2 gegeneinander selbständigen Bänden erschienen ist, Bd. I in 2. Aufl[age], ein höchst interessantes und pikantes Repertorium aller Tübinger Arbeiten. Daß in der Hauptsache in diesem urchristl[ichen] Felde so gut wie nichts mehr zu tun war, zeigen äußerlich alle Arbeiten dieser Forscher, sofern sie sich in den letzten Jahren auf andern Gebieten - vor- oder rückwärtsliegenden - bewegten. Da wir hier gestern die preußische Amnestie gelesen, so wird wohl demnächst die Invasion der superstitio exulum [des Irrglaubens der Vertriebenen] beginnen und der Reformator des 19. Jahrhunderts] auf der dünkelhaftesten Kindertrompete die Ankunft des Messias proklamieren. Um so grauer ist diese Zukunft, chaotischer und turbulenter, und wer ein Herz für sein Vaterland hat, kann in dieser Zeit, wenn anders er zu elegischen Stimmungen neigt, bittere Tränen weinen. Inzwischen halte ich es mit meist unhörbaren Donnerwettern, weil es mir nun einmal doch versagt ist, mit einem herkulischen Eselskinnbacken unter das Gesindel zu schlagen. - Tausend herzliche Grüße mit der Bitte um recht baldige Antwort von Ihrem Ferdinand Kampe / 332

927 An Albrecht Rau 20. Januar 1861 Rechenberg, 20. Jan[uar] 61 Lieber Herr Rau! Als ein siebzehnjähriger Jüngling müssen Sie nicht gleich die Flügel hängenlassen, wenn der erste Versuch der Bewegung in der luftigen Region des Gedankens nicht gleich ein tadelloses Meisterstück ist, wie man es nur von einem Veteran in der Kunst zu fliegen erwarten kann. Dies und nur dies ist in wenigen Worten der Inhalt meines abgegebenen Urteils, das Sie daher mißverstanden haben, wenn Sie durch es Hoffnungen vereitelt sehen, welche Sie an ihr Manuskript geknüpft haben. Statt dasselbe mißmutig wegzulegen, arbeiten Sie es vielmehr mutig aus, indem Sie es der Prüfung der Zeit und eigener Kritik unterwerfen, machen Sie das letzte, nämlich den Standpunkt des Naturforschers, zum ersten, zum Hauptpunkte, um darnach alles andere ordnen, lichten und sichten zu können. Es ist immer das beste im Denken und Leben, an etwas Bestimmtes, Besonderes sich anzuhalten und von da aus erst zum Allgemeinen überzugehen. Als Pharmazeut haben Sie gerade die schönste Gelegenheit und Grundlage selbst schon zu diesem naturgemäßen und erfolgreichen Gang. Als solcher sitzen Sie ja an der Quelle der neuesten Naturwissenschaft, der wichtigsten bereits gemachten und noch zu machenden Entdeckungen an der Quelle der Chemie. Wer diese Quelle gehörig benutzt, kommt gewiß mit der Zeit auch auf den großen Strom der Naturwissenschaft obenan zu schwimmen. Also nicht verzweifeln, junger Mann! nicht verzagt, nur vertagt! Mit diesem Zuruf Ihr ergebenster L. Feuerbach

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928 An Albrecht Rau 28. Februar 1861 Rechenberg, 28. Febr[uar] 1861 Lieber Herr Rau! Endlich komme ich dazu, aber auch jetzt nur in größter Eile und größter Kürze, Ihre schon im vorletzten Briefe geäußerte, im letzten wiederholte Frage zu beantworten. Sie fragten mich nämlich, welche Werke Sie studieren sollten, um den Idealismus kennenzulernen? Die wichtigsten Werke in der Geschichte der neuen Philosophie sind die des Cartesius, Leibniz, Kant, Fichte. Das Studium dieser Philosophen, selbst der letzteren, an und aus der Quelle ihrer eigenen ausfuhrlichen Schriften erfordert aber soviel Zeit und Anstrengung und eine solche Abstraktion des Menschen von sich und seinen fünf Sinnen, daß ich Ihnen, dessen Beruf es ist, nicht ohne Sinne, sondern stets mit und noch dazu womöglich verstärkten und vervielfältigten Sinnen zu denken und zu forschen, nicht dazu raten kann, am wenigsten jetzt, wo Sie noch so jung sind und folglich die Aufgabe haben, die Fähigkeiten auszubilden, welche den Naturforscher konstituieren. Dazu gehört allerdings auch, wenn man nicht an der nächsten einzelnen Scholle kleben bleiben will, die Philosophie; denn nur sie umfaßt das Ganze, nur sie ist prinzipiell und radikal, nur sie bewahrt vor der Charakterlosigkeit und Weibischkeit eines Liebig, Schleiden und Konsorten. Aber vor diesen Fehlern sind Sie ja schon durch das Studium meiner Schriften bewahrt, und selbst über den Idealismus finden Sie namentlich in meinen früheren Schriften, wo ich selbst auch auf diesem Standpunkte stand, hinreichende Belehrung. In neuester Zeit sind, wie Sie selbst wissen werden, eine Menge Schriften wider den Materialismus erschienen, aber was wollen und können Sie aus diesen größtenteils befangenen Parteischriften lernen? Nichts als höchstens das, daß der Streit nicht der Weg zur Wahrheit ist. Konzentrieren Sie sich vielmehr nur auf das Gebiet, welches Ihrem Berufe am nächsten liegt - das Gebiet der Naturwissenschaft. So haben Sie Unendliches vor Ihren Augen, und doch stehen Sie zugleich auf dem Standpunkte des Endlichen, dem Standpunkt des Menschen, sicher und fest. So können Sie Theorie und Praxis aufs schönste miteinander verknüpfen. Und nur dieser

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Bund macht den Menschen glücklich. Soeben werde ich wieder unterbrochen, und ich muß schließen, um Sie nicht noch länger warten zu lassen, als ich Sie schon wider Wissen und Willen habe warten lassen. Ich sage Ihnen nur noch, daß die Aufnahme, die in Ihrer Seele mein Brief gefunden hat, mich recht gefreut hat und daß ich auch fernerhin stets 201 Rat und Tat, soweit sie in meinen Kräften, bereit sein und sollten Sie mich einmal besuchen wollen, willkommen heißen werde. Mit inniger Teilnahme Ihr ergebenster L. Feuerbach

929 A n Jacob Moleschott 13. März 1861 /Rechenberg, 13. März 1861 Verehrter Freund! Es war stets Regel bei mir, einem Schriftsteller für ein geschenktes Werk erst dann zu danken, nachdem ich es gelesen hatte. Ich glaube auch Ihnen gegenüber stets diese Regel beobachtet zu haben, aber dieses Mal mache ich doch eine Ausnahme, um Sie nicht länger auf ein Lebenszeichen von mir warten zu lassen. Seitdem mich ein boshaftes Schicksal hieher verwiesen hat, suche ich mich für den wohl unersetzlichen Verlust meines alten angewohnten und angetrauten Wohnorts dadurch zu entschädigen, daß ich das Gute und Zweckdienliche, welches die Nähe der Stadt mir bietet, soviel als möglich benutze. Ich besuche daher nicht nur fleißig die hiesige Stadtbibliothek, die übrigens sehr beschränkt ist, sondern bin auch, jedoch nur lesendes Mitglied des Literarischen] Vereins - auch des Naturhistorischen Vereins, dessen Vorträgen ich jedoch noch nicht beigewohnt - j a selbst auf Bücherleihanstalten abonniert. Bücher, die aber nicht mein sind, fertige ich so rasch als möglich, wenn auch keineswegs deswegen flüchtig, ab. Der Mangel des juristischen Eigentums fördert und beschleunigt den geistigen Aneignungstrieb. Aus diesem Grunde habe ich Ihre Schrift // zurückgelegt, weil Sie ja mein sind - mein im doppelten Sinne, nicht nur als Verfasser Ihrer früheren, mir aus alter lehrreicher Erinnerung so teuern Schriften, sondern teilweise auch als

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Verfasser dieser neusten Schrift, denn ich habe allerdings bereits, und zwar gleich nach Empfang derselben einen Teil derselben gelesen, aber nur den mir seinem wesentlichen Inhalt nach schon bekannten. Als ich jedoch an die schon durch die Neuheit ihres Gegenstands mich anziehenden Aufsätze gegangen war, da wurde ich durch andre mir zugesendete, rasch abzufertigende Schriften unterbrochen. Mein hauptsächliches Lesen und Studieren bezieht sich schon seit fast zwei Jahren auf den Streit des Spiritualismus und Materialismus. Meine ersten Bücher, die ich aus der hiesigen Bibliothek mir holte, waren medizinische, aber aus alter Zeit, aus der Zeit, wo noch Galen herrschte. Der höchst interessante Gegensatz zwischen Aristoteles, der den Verstand von der Materie absonderte, der das Hirn bekanntlich zu einem bloßen Abkühlungsmittel des zu heißen Herzens machte, und Galen, der das Denken vom Hirn abhängig erkannte, führte mich auf den Gegensatz von Philosophie] und Medizin, Psychologie] und Pathol[ogie] als den Quellen des Spiritualismus] und Mater [ialismus] und auf die Notwendigkeit der Bekanntschaft mit der alten Medizin. Die letzten Monate jedoch brachte mich mein Thema auf das Kapitel von / / dem Willen, der Freiheit der Moral, wo ich besonders die Kantschen und Fichteschen Philosopheme mit ihrem von allen sinnlichen Neigungen und Motiven freien Willen einem erneuten sorgfältigen, kritischen Studium unterwarf. Leider habe ich aber bisher mehr in mich hinein-, als aus mir herausgebracht. Es ist mir oft, als hätte ich mit der örtlichen Konzentration in Bruckberg auch meine geistige, mit dem Verlust Bruckbergs überhaupt, wie ich noch, ehe ich fortmußte, vorausahnend an eine Freundin geschrieben, „den Sinn und Zweck meines Daseins" verloren. „Es ist mir", schrieb ich an einen Freund - Worte, die ich wiederhole, weil Sie als Psycholog und materialistischer Psycholog, sie am besten zu würdigen wissen - , „als wäre mir die Haut vom Leibe gezogen, der Hirnschädel vom Him abgelöst", so vermisse ich meine alte Umgebung, so bloßgestellt fühle ich die Injurien einer fremden Außenwelt. Darum haben mir Ihre teilnehmenden Worte so wohlgetan. Aber doch wissen Sie als Städter nicht, wie erst ein ländlicher Aufenthaltsort auf den Menschen einwirkt. An meinem Willen, meinem Fleiß, meinem Bestreben, meinem Egoismus, das Gute des neuen Aufenthaltsorts recht glänzend mir vorzumalen, das Übel des alten dagegen so kraß als möglich darzustellen, soll es nicht fehlen. Aber was vermag der Wille über die Natur? Vielleicht folge ich der Einladung Herweghs, die ich herzlich grüße

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- ihren Brief habe ich längst erhalten - , und habe dann das Vergnügen, Ihnen persönlich meine Verehrung und Dankbarkeit auszusprechen. Der Philosoph von Bruckberg L. F . / 930 Von Julius Duboc 29. März 1861 / Berlin, 29. März 61 Es ist so lange her, verehrtester Herr, seit ich von Ihnen gehört, daß ich nicht einmal weiß, ob meine letzte Sendung, die schon um Weihnachten abging, in Ihre Hände gekommen ist - Sie enthielt das „Tagebuch eines Materialisten" von Schuricht, glaub' ich - ein schwaches Machwerk zwar, aber ich glaubte, daß es wegen der häufigen Beziehungen auf Sie und das, was er Ihre „Gattungstheorie" nennt, von einigem Interesse für Sie sein könnte. Ich bin unterdessen fast 5 Monate an einer größeren politischen Zeitung hier tätig gewesen. // Dieselbe ist eingegangen. Ich bedauere es kaum, da sie, obgleich mit großen Geldmitteln ausgestattet, an einer talentlosen Chefredaktion litt, die sie zu nichts kommen ließ. Und ich, der ich als Mitredakteur gelegentlich Leitartikel lieferte, litt besonders unter dieser obersten Leitung, die oft meine Arbeiten verstümmelte. Im übrigen habe ich mir meine Sporen verdient und bin der politischen Betrachtung der Dinge mit Liebe ergeben. Wenn Ihnen in Ihrem Kreis von Konnexionen [Bekanntschaften, Verbindungen] einmal eine vakante Redakteur-Stelle vorkommt, // so seien Sie so gefällig, an mich zu denken. Selbstverständlich muß es für ein demokratisches oder doch liberales Blatt sein. Von bayrischen wüßte ich da freilich bloß die „Süddeutsche Zeitung" zu nennen. Einstweilen und bis sich etwas Neues findet, kehre ich noch einmal zu meiner philosophischen] Arbeit zurück, in der ich nahe vor ihrem Abschluß unterbrochen wurde, welches denn überhaupt mein Lebensschicksal in bezug auf philosophische] Tätigkeit zu sein scheint. Von der im Herbartschen Sinn redigierten „Zeitschrift für exacte Philosophie" ist das 4te Heft erschienen. // Wenn 337

Ihnen daran liegt, schicke ich Ihnen die 4 ersten Hefte mal zu. Ich erinnere [mich] nicht, daß in Ihren Schriften eine Bezugnahme auf Herb[art] irgendwo stattfindet. Wann dürfen wir die Schrift erwarten, mit der Sie sich jetzt, nach den Andeutungen Ihres letzten Briefes, beschäftigen? Hoffentlich bald. Nehmen Sie meinen herzlichsten Wunsch zu einem vergnügten Osterfest entgegen und seien Sie bestens gegrüßt von Ihrem aufrichtig ergebenen C. J. Duboc Schiffbauerdamm 15 / 931 An Eduard Löwenthal März/April 1861 / Verehrter Herr! Ihr „System des Naturalismus" verdient als ein kühner Versuch, das Universum der natürlichen und menschlichen Dinge mit den fünf Fingern zu umspannen, aus einer nicht abstrakten oder mystischen, sondern offenbar, fühlbar, greiflich materiellen Kraft genetisch und systematisch zu begreifen, in meinen Augen alle Achtung. Auch haben die materiellen Erklärungen, die Sie im I. Kfapitel], §§ 9,10,11,23,25 an die Stelle der Gedankennichtse setzen, auf die man bisher das Weltgebäude gegründet hat, mich durch ihre Originalität überrascht und erfreut. Um so mehr Kopf [zer]brechen haben mir aber die folgenden, ins Individuelle] und Spezielle eingehenden Kapitel gekostet, ohne daß ich trotz der redlichsten Absichten und Bemühungen irgendeinen positiven Ausschluß, irgendeine befriedigende Erklärung über die betreffende Materie herausgebracht hätte. Manche Bestimmungen kann ich nicht mit meinen physikalischen Begriffen zusammenreimen, so § 28, auch schon zum Teil die beiden vorhergehenden §§ 27 und 26, ja auch schon die §§ 18-21, da ich mir keine Expan-//sion zur flüchtigen und Gasform ohne die sogenannte latente Wärme denken kann. Was Ihre Erklärung des Selbstbewußtwerdens, die „Denkentstehung" betrifft, so ist es auffallend, wie und warum Sie hier allein auf das Sehen reflektieren, das Auge allein zum Fakto338

tum [Alleinmacher, Mittelpunkt] machen, §§ 52, 53, 58, 63 und schon 48, da doch bekanntlich das materialistische, aber ebenso kritische Gefühl erst dem oberflächlichen Augenschein Körperlichkeit und Gegenständlichkeit beifügt, das Bewußtsein überhaupt einer gegenständlichen Welt wohl nur aus dem höchstempfindlichen und praktischen Widerspruch verschiedner Sinne abzuleiten ist. Sehr gefallen hat mir Ihre Erklärung des „apriorischen Denkens" - besonders in dem von Ihnen zitierten, im „ Jahrhundert]" erschienenen Aufsatz - und was Sie § 88 bis zum Schlüsse sagen. Im ganzen hat mich Ihr System sowohl der Sprache als dem Inhalt nach oft an die frühere Naturphilosophie erinnert. So viel Abstraktes, Dunkles, Unbestimmtes! Wer aber das Licht der Natur zum Licht der Vernunft macht, der sei auch so klar und bestimmt wie das Licht! Übrigens bin ich überzeugt, daß Sie bei einer ausführlicheren Darstellung Ihres Systems diesem Ziele sich nähern werden, und Ihnen dafür verbunden, daß Sie mir die Gelegenheit Ihrer näheren Bekanntschaft gegeben. Sind Sie mit Herrn Dr. Weinland, dem Herausgeber des „Zoologischen Gartens", befreundet oder doch bekannt? Und darf ich Sie in diesem Fall zu dem Organ machen, wodurch ich auch ihm meinen Dank sage für die Mitteilung seiner „Gedanken über die Thierseele", die ich mit dem größten Interesse, Nutzen und Beifall, deren eine Menschenseele fähig ist, gelesen habe. /

932 An Julius Duboc 6. April 1861 Rechenberg, [den] 6. April 1861 Verehrter Herr! Ich habe das mir gefalligst übersandte „Tagebuch eines Materialisten" richtig erhalten und etwas, namentlich das mich Betreffende, bereits gelesen. Es ist doch höchst sonderbar von dem Verfasser, daß er meinen Gattungsbegriff, das Objekt seiner Kritik nur vom „Wesen des Christentums" abstrahiert, als wäre diese Schrift der realisierte Gattungsbegriff meiner schriftstellerischen Tätigkeit, als hätte ich nicht in den darauf gefolgten Schriften gerade diesen Begriff, wie er dort ausgesprochen ist, aufs sorgfaltigste und aus339

fuhrlichste kritisiert, modifiziert und individualisiert, und zwar in der Art, daß mir die spekulativen Schulphilosophen grade den entgegengesetzten Vorwurf gemacht haben, nämlich den, daß ich den Gattungsbegriff vollständig aufgehoben, nichts als das Individuum übriggelassen hätte. Was soll man gegen eine Kritik sagen, die 1860 nur wiederholt, was schon 1842 der „Einzige" gegen den 1841er Feuerbach vorgebracht, ohne zu berücksichtigen, was derselbe über denselben Gegenstand in spätem Jahren gesagt? Gleichwohl bin ich Ihnen sehr dankbar fiir die Mitteilung, denn es ist doch immer interessant, „Stimmen der Zeit" auch über sich selbst zu vernehmen. Auch ist die Schrift philosophisch insofern interessant, als der Verfasser die Konsequenzen, die die Gegner des Materialismus aus diesem folgern, selbst, obwohl (angeblicher) Freund desselben, als richtig anerkennt, j a zu seinen eigenen Herzensgedanken macht. So schien es mir wenigstens nach den flüchtigen Blicken, die ich hineingeworfen. Ich will die Schrift aber doch noch einmal etwas genauer ansehen und sie Ihnen dann wieder zurückschicken. Von der Herbartschen Philosophie oder vielmehr von Herbart selbst interessiert mich nichts als seine Psychologie, deren nähere Bekanntschaft ich noch machen muß. Der Denker und der Schreiber sind bei mir leider zwei sehr verschiedene Personen; jener ist Philanthrop, dieser Misanthrop, jener Stoiker, dieser Epikuräer, Materialist, abhängig von der Gunst des Augenblicks und Sonnenblicks usw. Mit freundlichem Gruße Ihr ergebenster L. Feuerbach

933 An Henriette Feuerbach 8. April 1861 / Rechenberg, 8. Apr[il] 1861 Liebe Schwester! Du hast zwar schon von meiner Frau die Nachricht von dem Empfang Deines Geschenks erhalten, aber sonst nichts weiter. Und wenn sie vielleicht auch Worte des Dankes beigefugt hat, so waren es doch leere Worte, weil sie der Empfindung, der Anschauung 340

statt nachgefolgt, vorausgegangen sind. Um nun dieses sinnwidrige Hysteronproteron [die Verkehrung der natürlichen Reihenfolge] gutzumachen, erscheinen diese Zeilen, denn unterdessen hatten wir Zeit genug, uns an dem schönen, interessanten Kopf unsers Vettern und Neveus [Neffen] sattzusehen und zu freuen, und folglich Stoff und Grund genug, um uns Dir für dieses wertvolle Andenken verbunden zu fühlen. Ich sage „Andenken"; das lebende Original ist ja schon seit so vielen Jahren unsren Sinnen entrückt, daß die Photographie uns nicht an eine bekannte Person erinnert, sondern eine unbekannte uns zur Anschauung bringt. Ich für meine Person habe mir zwar alle erdenkliche Mühe gegeben, das Bild, das ich noch von 1849 her im Kopfe habe, mit diesem Bilde zusammenzureimen, aber vergeblich, wenn ich mir gleich auf Augenblicke einbilde, Ähnlichkeit erhascht zu haben. Es ist daher recht garstig, daß Anselm, um diese peinliche Differenz auszugleichen, um uns über die Identität seiner gegenwärtigen Persönlichkeit mit // seiner vergangnen, uns allein bekannten, gewiß zu machen, uns nicht mit seinem leiblichen Besuch erfreut hat. Doch verdenke ich es ihm nicht. Was hat er von seinen Onkeln, Tanten und Basen? In welchem Zusammenhang stehen miteinander die noch übrigen Trümmer des F[euer]bachschen Hauses? Zwar ist die Majorität derselben jetzt räumlich beisammen, aber deswegen auch geistig? Ich wenigstens bin der Seele nach noch immer in dem abgelegnen obskuren Bruckberg. Aber wer denkt in und von Rom aus an Bruckberg? Die bloße Zusammenstellung dieser Orte schon in einem und demselben Satz ist Blasphemie gegen Gott und Welt, gegen Vernunft und Christentum. Darum ist es schon Ehre genug für den Philosophen von Bruckberg, wenn ihm der Künstler von Rom auch nur in effigie [als Bild] einen Besuch abstattet. Und ich bin Dir daher wirklich und aufrichtig dankbar für das auch als bloße Photographie wertvolle Bild. Auch für die übrigen Mitteilungen sage ich Dir Dank. Es freut mich, einen gründlichen Kenner und Verehrer Vaters endlich einmal wiedergefunden zu haben. Die Menschen, die über den Lebenden nicht die Toten vergessen, sind selten. Um mich einigermaßen zu revanchieren, sende ich Dir hier ein Billet [Briefchen] an Dich, gefunden unter Briefen an Anselm sen[ior] von namhaften Gelehrten und Künstlern, von denen ich aber schlechterdings nicht weiß, wie sie zu mir nach Bruckberg gekommen sind, Dich daher schon längst in Kenntnis setzen wollte. Solltest Du einmal Lust haben, das schöne Heidel-

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berg mit der altehrwürdigen Norfs [Nürnberg] zu vertauschen, so würdest Du auf dem Rechenberg ebenso räumliche als herzliche Aufiiahme finden. Mit herzlichen Grüßen von den Meinigen und mir an Dich und Johanna Dein treuer Bruder Ludwig F. /

934 V o n Eduard Löwenthal 2. Mai 1861 / Wiesbaden, 2. Mai 1861 Hochverehrter Herr! Entschuldigen Sie, verehrter Herr, wenn ich Sie bezüglich meiner Schrift über den Naturalismus nochmals belästige. Derartige Arbeiten stoßen noch jetzt in der kritischen Presse meist auf feindliche Mächte, welche sich des Totschweigens befleißigen. Gegenwärtig kann ich bloß von Kolatscheks „Stimmen der Zeit" sagen, sie stehen auf einem rücksichtslos freisinnigen und wirklich kritischen Standpunkte in Hinsicht auf die geistigen Fortschrittsbestrebungen. Dürfte ich nun die Bitte an Sie richten, eine kurze Beurteilung meines Systems in dieser Zeitschrift zu geben. Daß es auch den Herausgeber sehr freuen würde, sehen Sie aus mitfolgendem Briefe Kolatscheks. - Daß meine Universitätszeitschrift die Anschauungsweise der Naturalisten aus entsprechenden Boden verpflanzt, können Sie wohl begreifen. Herr Dr. Büchner // lieferte mir auch schon Beiträge, und sehr glücklich würde ich mich schätzen, wenn ich von Ihnen selbst einmal einen Originalartikel bringen könnte. Nehmen Sie meine abermalige Belästigung nicht übel auf und seien Sie der größten Verehrung und Dankbarkeit versichert von Ihrem ganz ergebenen Dr. Eduard Löwenthal (in Wiesbaden) /

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935 An Eduard Löwenthal 8. Mai 1861 / 8. Mai 61. Abschrift Vferehrter] Herr Löwenthal! Seitd[em] ich mich hier befinde, nicht aus eig[enem] Trieb und Bedürf [nis], sondern infolge äuß[erer] widerlicher] Notwendigkeit], durch ein widriges Geschick meines alten teuren, m[einer] Individualität] entsprechenden], durch 24jährige Gewohnh[eit] mit Kopf und Herz verwachsnen Wohnorts beraubt, ist es mir unmöglich gewesen, d[ie] Stimmung zu finden, welche bei mir zum Gedeihen auch d[er] geringsten schriftstellerischen] Arbeit gehört. An und für sich sowohl aus Neigung und Geschick mehr Student als Skribent [Schreiber] bedarf ich zum Schreib[en] d[er] Gunst äußrer Bedingungen, diese s[ind] aber vor allem größte Muße, Stille und Abgeschiedenheit]. Gerade aber der Beistand dieses Genius' meiner bisherigen] Schriftstell[erei] fehlt mir hier. Doch auch abgesehen von diesem empfindlichen Mangel - von jeher konnte ich nur darüber schreiben, wofür oder wogegen ich mich in Begeisterung und Wallung versetzt fand. Dies gilt aber nicht von Ihrer Schrift, sie ist mir zu abstrakt; die so spekulative, ich möchte fast sagen, scholastische] Materie], sie entspricht, ihre Tendenz aber widerspricht ihrer Methode des Behandlungs-//Gegenstands nach gänzl[ich] meinem nach philosophischer] Klarheit, Einfachheit] und Bestimmtheit] strebenden Geist, kurz, sie macht nicht den Eindruck auf mich, der] mein] Blut in Wallung, meine träge Feder in Bewegung setzt. Zudem fehlt mir, einem auch zu Tode geschwiegnen, seit Jahren von allem zeitschriftlfichen] Sozialismus] abgeschiednen Geist ein sinn- und ein [...] sprechendes Mitteilungsorgan, den „Stimmen der] Zeit" entsprechend], aber nur teilweise, nicht im Ganzen, nicht in ihrer Politik, meinem Sinne; ich verlange aber von einer Zeitschrift, an der ich mich beteiligen soll, bei alier] Freiheit] und Verschiedenheit] der] Indiv[iduen] ein zu[sammen]stimmendes Ganzes. Ihre Z e i t schrift] kenne ich nur in dem mir gütigst überschickten Blatt; ich stehe aber dem Univ[er]sitätswesen und -dünkel [?] so fern, daß ich schon 48 den] Heidelberger] Studenten] nur unter der Bedingung Vorlesungen zusagte, daß sie mir ein Lokal außer dem] Univer-

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sitätsgebäude verschafften. Aus dies[em] Gr[und] bedauere ich, Ihren Wunsch nicht erf [üllen] zu k[önnen]. Ich hoffe aber, daß Sie dieses Nein mir nicht übelnehmen w[erden], um so mehr, als ich j a bereits, wenn auch nur in Form eines Briefes mein, versteht sich, unmaßgebl[iches], wiewohl auf sorgfältige], gewissenhafte] Lektüre gegründetes Urteil über Ih[re] Schrfift] ausgesprochen h[abe], In dieser Hoffnung mit vollster Verehrung und Anerkennung Ihres Talents, Bestrebens und [Ihrer] Leistung Ihr L. F./

936 V o n Otto Lüning 20. Mai 1861 / Mein lieber Freund! Längst schon hab' ich Dir schreiben wollen, schon von Berlin aus, aber so ein Zeitungsschreiber während einer Session der geschwätzigen Gesetzgeber ist das geplagteste Federvieh unter Gottes Sonne. Fast wäre ich dort malgré moi [gegen meinen Willen] Redakteur einer großen Zeitung geworden; es paßte mir aber nicht alles (Persönliches) bei der Geschichte, sonst hätte ich in 4 Wochen 1200 Rtlr. Gehalt beziehen können, die man vorausbezahlen wollte, gleichviel wie lange das Blatt noch dauere - und es ist Ostern vorläufig eingegangen. Doch das erzähle ich Dir einmal mündlich. Nun kam ich heim - und nun ging das „ Wochenblatt"Schreiben los. Du glaubst gewiß nicht, was einem so ein Blättchen Mühe macht, ehe man sich in den ungewohnten Ton findet. Leitartikeln fürs gebildete Publikum (sit venia verbo [man verzeihe den Ausdruck]!) schreiben ist nichts dagegen. Übrigens bin ich noch lange nicht damit zufrieden. Es fehlt mir noch die richtige Beschränkung des Stoffs in den politischen] Nachrichten - so abscheulich pauvre [armselig] wie die „Dorfzeitung" möchte ich's freilich nicht machen - und dann ist auch der Ton noch nicht der richtige. Verständlich // mag er wohl sein, aber eigentlich populär ist er doch nicht. Du wirst eine gewisse Anlehnung an Hebel bemerkt haben, und für die alemannischen Gaue, für Süddeutschland überhaupt, ist Hebels Sprache noch immer das unerreichte Muster einer populären Darstellungsweise ohne Trivialität. Für uns Nord-

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deutsche hat sie weniger wegen des Populären, als wegen des Naiven, Sinnlichen, welches überhaupt die süddeutschen Dialekte charakterisiert, einen eigentümlichen Reiz, aber für den ungebildeten Norddeutschen, dessen Muttersprache das Niedersächsische (Plattdeutsch) ist, ist er weder populär noch anziehend. Um für diese richtig populär zu schreiben, müßte man die norddeutsche Rede- und Anschauungsweise genau wiedergeben, charakteristische Provinzialismen nicht scheuen, besonders eigentümliche Wendungen, in denen der Dialekt sich ausdrückt, namentlich die sinnlichen und bildlichen Ausdrucksweisen der Volkssprache ablauschen und veredelt nachbilden, ohne platt zu werden. Das ist sehr schwer; ich gebe es aber noch nicht auf, wenn es bei dem halbgebildeten Philister auch wieder Perlen vor die Säue werfen heißt. Was ich über die politischen Zustände denke, wirst Du schon aus dem Blatt herauslesen, sie sind auch so unerquicklich, daß es nicht lohnt, noch weiter darüber zu sprechen. Die preußische auswärtige Politik ist noch viel // elender als die innere: Die Gesetzgeber wetteifern an Jämmerlichkeit mit den Ministern - und der König überragt beide in legitimistischen Schrullen. Es ist schauderhaft, wie alle diese Esel durch ihre Halbheit und Lahmheit die Lösung der deutschen Frage erschweren - und doch, wo ist es besser, und noch mehr, wie sollte es ohne Preußen gehen? Über unsere innere Politik legte ich dem „Wochenblatt" heute einen speech [eine Rede] bei, so ich neulich in einer großen National]-Ver[eins]Versammlung in Hagen, Vinckes Wahlort, gehalten habe. Vielleicht interessiert Sie Dich für einen Moment, und Du sendest sie mir wohl zurück unter Kreuzband, weil ich nur dieses Exemplar habe. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß Vincke in seinem Wahlkreise nächstes Mal durchfallt, hauptsächlich wegen seines perfiden Auftretens gegen Waldeck. Überhaupt wird die Demokratische Partei in der nächsten Kammer erheblich verstärkt werden, namentlich wenn die Milit[är]-Frage wieder mit gewohnter schlapper Unterwürfigkeit behandelt wird. Ich habe bis jetzt noch nirgends Aussicht. Uns eigentliche Revolutionäre von vor 48 hat das Philistertum noch lange nicht absolviert, und selbst das demokratische hegt noch immer eine gelinde Scheu vor uns, wie vor dem wohlerzogensten Bären - ohne Maulkorb. Am 28. M[ai] soll ich mit Bennigsen und Metz nach Düsseldorf, II am 18./19. und 20. Mai (Pfingsten) sind wir (der Ausschuß) in Frankfurt. Wie wäre es, wenn Du eine Spritzfahrt dahin machtest 345

und Dir Land und Leute einmal wieder besähest? Ich hoffe zwar, daß Du wieder so heiter bist, wie es sich für alte Herren unseres Schlages schickt, sonst hole der Teufel unsere Erziehung, aber die Ausspannung täte Dir doch gewiß wohl. Überlege Dir die Sache. Ob ich später zu einer größeren Tour nach der Schweiz komme, wo ich gern den Umweg über Nürnberg machen würde, um Dich in Deinem neuen Patmos zu sehen, ist mir doch zweifelhaft, obgleich ich's noch keineswegs aufgegeben habe. Ich bin gar gern in Süddeutschland und sähe Euch namentlich gern wieder, aber dem Sängerfest gehe ich im Grunde ganz gern aus dem Wege, und ich denke mir, Du würdest Dir um die Versäumnisse auch nicht die Haare ausraufen. An Deine Frau schreibe ich ein andermal, wenn Du gegen diesen Briefwechsel hinter Deinem Rücken nichts einzuwenden hast. Vorläufig sende ich ihr und Frl. Lorchen freundlichen Gruß und bitte Dich, mich ihnen bildlich zu Füßen zu legen, wo sie wenigstens keine Hebebäume brauchen, um mich wieder aufzurichten. Mein würdiges Äußere wird Dich um so mehr über den Briefwechsel beruhigen. Die Meinigen erwidern die Grüße. Anliegend 90 Rtlr., die gerade eingegangen sind; ich wollte die Absendung des Briefes nicht länger verzögern. Mit herzlichen Grüßen Dein O. Lüning Rheda, 20. Mai 1861 / 937 Von Emma Herwegh 29. Mai 1861 Zürich, den 29. Mai 61 zur Münsterburg Lieber Ludwig! Obschon wir seit mehr als einem halben Jahre nichts direkt von Dir wissen, schließe ich daraus nur, daß Dir nur ohne einen besondern Anlaß zu schreiben die Stimmung gefehlt hat, und da sich mir ein solcher bietet, gehe ich über das Dazwischenliegende hinweg und fange an wie einer, der fortfährt. Es ist dies auch das 346

Natürlichste zwischen Menschen, deren wahrhafter geistiger Zusammenhang nie unterbrochen wurde, weil er nur mit ihnen selbst enden kann. Dunque [Also]: Du wirst sehr wahrscheinlich in einigen Tagen, d. h. in etwa 11 Tagen, Deinen alten Freund Georg Herwegh wiedersehen, den eine ernste Leberkrankheit nach Karlsbad und bei dieser Gelegenheit über Nürnberg fuhrt. Ich würde glücklich sein, ihn zur Pflege begleiten und so auch meinen Teil an der Freude des Wiedersehens nehmen zu dürfen, aber - mit Millionen teilen auch wir das Los, uns schon glücklich preisen zu müssen, wenn das unerläßlich Notwendige erreichbar wird, und müssen das selbstsüchtige Wünschen, wie natürlich es den Menschen auch sein mag, andern überlassen. - Georgs Plan ist, Sonntag über 8 Tage, also am 9ten Juni, in der Frühe hier abzureisen, in Augsburg zu übernachten und am Montag, den lOten, zeitig nach Nürnberg weiterzugehen, dort im „Württemberger Hof" abzusteigen und Dich aufzusuchen, um mit Dir einen Tag zusammenzubleiben - vielleicht auch zwei - obschon sein Übel so weit vorgerückt ist, daß es am besten, er geht so schnell als möglich weiter. Karlsbad ist ohnehin im Juli sehr heiß und die Kur daselbst in der Hitze weit weniger wirksam. Um möglichst wenig Zeit zu verlieren, von den wenigen Stunden, welche Euch nach 15jähriger Trennimg werden, wünscht Georg, daß Du ihm Deine Adresse etwas bestimmter, als ich sie habe, angibst, und zwar mit umgehender Post. Geht die Kur glücklich vorüber, was die Götter geben mögen, denn ich versichere Dir, daß ich schreckliche Zeiten durchgemacht habe und durchmache, dann könntet Ihr beide Euch vielleicht in 6 - 7 Wochen ein Rendezvous in München geben, über das Georg den Rückweg nehmen will, und zu zweien zu mir kommen. Du hast mir's ja fast versprochen, und arbeiten kannst Du hier ebenso ungestört als in Nürnberg. Bertha und Lorchen, denen ich später einmal direkt schreiben werde, bringe heute meinen Gruß wie auch dem Äsop und den Schwestern. Du selbst aber nimm den Löwen-Teil, die Versicherung unserer unwandelbaren und doch stets wachsenden Freundschaft. Addio! Ich freue mich wirklich unendlich auf Euer gemeinsames Wiedersehn. Deine Freundin Emma Herwegh

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938 Von Wilhelm Bolin 30. Mai 1861 / Stockholm, d[en] 30. Mai 61 Ich schätze Sie im Besitz meines Letzten, mein hochgeehrter Freund, das Ihnen hoffentlich richtig und portofrei im vergangnen Spätherbst von Hamburg aus zugestellt ward. Damals hatte ich für Ihre freundliche Zuschrift vom Oktober zu danken. Nach einem langen, recht arbeitergiebigen Winter sehen Sie mich auf Reisen. Zunächst hier in Skandinavien, binnen kurzem in Deutschland, das ich nach dreijähriger Abwesenheit sehnsuchtsvoll wieder betrete. Besonders liegt mir ein Zusammentreffen mit Ihnen am Herzen, und so ist es denn begreiflich, daß ich meine Reisetour danach einzurichten suche. Obwohl uns also der mündliche Verkehr baldigst bevorsteht, muß ich Sie dennoch um einige Zeilen bitten, damit ich meinen Besuch bei Ihnen zu einer Ihnen gelegnen Zeit verlegen kann. Wollten Sie mich daher durch einige Zeilen benachrichtigen, wann // ich Ihnen genehm komme. Gegen Mitte Juni bin ich in Hamburg, wo ich laut alter Adresse, H. R. Sturm, Nachrichten von Ihnen erwarte. Sollte es Ihnen zu spät werden, meinem Wunsche bis gegen d[en] 12.-14. Juni willfahrt zu haben, können Sie nach dieser Zeit, bis gegen den 24.-28. nach Stuttgart, poste rest[ante] [postlagernd], schreiben. Im ersten Fall würde ich Sie vor meiner Reise nach Stuttgart besuchen. In der Hoffnung eines freudigen baldigen Wiedersehens schließe ich mit herzlichen Grüßen an die lieben Ihrigen. In steter Hingebung Wilhelm Bolin /

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939 An Emma Herwegh 1. Juni 1861 / Rechenberg, 1. Juni 61 Liebe Emma! Es scheint, daß unser BriefVerkehr bereits in jenes Stadium getreten ist, wo man kein Wort aus sich herausbringt und wenn ja einmal ein freundliches, doch stets eine tüchtige Dosis von Bitterkeit beigemischt ist. Der letzte Erguß meiner Feder an Dich war so ein Gemisch von Süßem und Bittern, von Gutem und Bösen, von Gewinn und Verlust, und nun unterbrichst Du unser langes Stillschweigen mit einer ebenso erfreuenden als betrübenden Anzeige. Freilich freut es mich, Deinen Mann nach so langer Zeit auf die schöne, unvergeßliche Freiburger Partie hin wiederzusehen, aber der Gedanke, ihn als Leidenden wiederzusehen, vergiftet mir diese Freude. Indes er reist ja einer berühmten Heilquelle entgegen, und so will ich gegen das Gift dieses Gedankens das Gegengift der Hoffnung gebrauchen, um dem Ahriman des menschlichen Lebens nicht den Sieg über Ormuzd, den Gott des Lichtes, des Sehens und Wiedersehens einzuräumen. Ich werde am Montag, dem 10., zur (mir jetzt noch unbekannten) Zeit der Ankunft d[es] Augsburger Zuges an der Eisenbahn oder // im „Württemberger Hof" persönlich erscheinen, um mich Deinem Manne zu jedem Wunsche und Gebrauch, zu jedem beliebigen Wege und Ziele zur Verfügung zu stellen. Meine Adresse braucht er also nicht, doch will ich, weil er sie wünscht und man sich aufjeden möglichen Fall und Unfall vorsehen muß, meinen Wohnort so genau als möglich beschreiben. Also: Rechenberg auf dem Wege nach Erlenstegen letztes Haus linker Hand vom Laufertor aus. Von der Eisenbahn bis zu mir ist übrigens gut drei Viertelstunden. Trotzdem muß G[eorg] meine Wohnung besehen. Sie läßt für das Auge nichts zu wünschen übrig, soweit dies überhaupt von der Nürnberger Gegend und Natur gelten kann, denn das Auge umspannt hier den ganzen Gesichtskreis Nürnbergs. Gleichwohl hat mich meine Wohnung zeither, namentlich den Winter über, zur Desperation [Verzweiflung] gebracht, weil meine Werkstatt so unglücklich plaziert war, daß jedes Geräusch, jeder Mißton, sei's in, sei's außer dem Hause mir wie teuflisches Hohngelächter auf die stillen Freuden und Leiden eines 349

Denkers in die Ohren gellte, und ich daher trotz des eifrigsten Schaffenwollens in dieser akustischen Kloake doch nichts schaffen konnte. Soviel von mir und meinem langen Schweigen, aber wahrlich genug und sehr viel. Jetzt geht es mir übrigens besser, ich bin in ein Dachstübchen gezogen, wo ich dem Hundegebell und anderen Gehörinjurien und Seelenstörungen ferner gerückt bin und doch zugleich näher dem Geiste meiner frühern unvergeßlichen Wohnung, indem ich den höchsten Standpunkt des Hauses einnehme. Meine Frau erwidert herzlich Deine Grüße. Meine Tochter ist gegenwärtig auf einige Tage bei ihren und unsern Verwandten in A[nsbach]. Indem ich tief die Gründe bedaure, die Dich abhalten, Deinen Mann zu begleiten und mir die Freude des Wiedersehens zu verdoppeln, Dein Freund L. Feuerbach / 940 Von Emma Herwegh 7. Juni 1861 Zürich, den 7. Juni 61 Lieber Ludwig! Georg ist seinem früheren Projekt, Donnerstag, den 9ten, also übermorgen abzureisen, treu geblieben, nur zieht er es vor, trotz der langen Fahrt in einem Zuge bis Nürnberg zu gehen, statt in Augsburg Halt zu machen. Es wäre recht freundschaftlich von Dir, vorausgesetzt, daß Du diese Zeilen Sonntag bei guter Zeit empfängst, wenn Du Georg auf Donnerstag Nacht ein Zimmer im „Württembeiger Hof" einstweilen fest bestelltest, so daß er wenigsten bei der Ankunft sich gleich ausruhen könnte, nicht erst noch lange auf Bettmachen und dergleichen warten müßte. Du verzeihst mir schon, wenn ich Dich damit behellige. Vielleicht, daß dieselbe freundliche Stube, die mich während der paar schönen Tage meines Nürnberger Aufenthaltes beherbergt hat, frei ist, auch Georg gastlich aufnehmen kann. Mir wäre das recht lieb zu denken, daß Ihr beiden Freunde Euch in demselben Raum bewillkommnet, in dem auch wir noch einige gute Stunden verplaudert haben. Darf ich Dich noch um etwas bitten, so sorge, soviel es von Dir abhängt, dafür, daß Georg während seines Nürnberger Aufenthal350

tes Diät hält und weder reinen Wein noch Bier trinkt, was ihm beides im gegenwärtigen Moment positiv schädlich ist. Indem ich Dich bitte, „dafür zu sorgen", will ich Dich mit andern Worten nun herzlich bitten, „ihn nicht in Versuchung zu fuhren", da das Fleisch schwach und mithin die Gelegenheit der Hauptfeind des Menschen ist. Ich versichere Dir, daß mir diese Stelle aus dem Vaterunser „und führe uns nicht in Versuchung" immer sehr eingeleuchtet hat. Wie unendlich gern ich Georg begleitet hätte, wieviel leichter es mir ums Herz sein würde, wenn ich ihm während der Kur zur Seite stehen könnte - , das weißt Du schon - welch große Freude es außerdem für mich gewesen wäre, Euch mit Georg wie einst vor Jahren, wiederzusehen - all das ist besser nicht zu sehr, nicht zu oft zu besprechen, um sich das Herz nicht ohne Not schwer zu machen. Muß ich doch froh und dankbar sein, daß das Notwendige möglich geworden, und so begleiten denn Georg all meine besten Wünsche und Hoffnungen, all meine Grüße für Euch, mit einem Wort, all die Liebe und Freundschaft, die weder Paß noch Reisegeld braucht, um unsern Geliebten nicht bloß bis ans Ende der Welt, nein, wenn es sein muß, selbst bis ins unbekannte Jenseits zu folgen. Gute Nacht! Ich reiche Dir die Hand im Geiste und grüße Dich und die Deinen aus voller, treuer Seele. Emma Herwegh Georg ist wirklich krank. Vielleicht daß die große Freude, Dich wiederzusehen, ihn wohler erscheinen läßt, als er ist. - Du aber laß Dich davon nicht täuschen und glaube mir aufs Wort. Es ist hohe Zeit, daß er eine Kur gebraucht. 941 An Wilhelm Bolin 9. Juni 1861 / Rechenberg, 9. Juni 61 Lieber Herr Bolin! Ob ich gleich nach einem höchst unseligen, weil unproduktiven Winter und Frühjahr erst seit 14 Tagen, wo ich in einem Dachstübchen meine Wohnung aufgeschlagen, um so weit als möglich akustischen Geistesstörungen mich zu entfernen, die räumlichen 351

Bedingungen und mit ihnen auch die Stimmung zur produktiven Tätigkeit gefunden habe, also eingedenk des Spruches „ Amici fures temporis [Freunde kosten Zeit]" allen zeitraubenden Philanthrophismen abgeneigt bin, wiewohl ich schon morgen einem durchreisenden Freunde meinen Zeitgeiz zum Opfer bringe, so heiße ich doch auch Sie, einen mir so ergebnen und doch so fernen und seltnen Freund, schon in nächster Zeit willkommen, indem ich Ihnen nicht zumuten kann, daß Sie von Norden nach Süden reisen und dann wieder meinetwegen die entgegengesetzte Richtung einschlagen. Also kommen Sie, sobald Sie können und wollen. Meine Wohnung ist Rechenberg auf dem Wege nach Erlenstegen (Hersbruck, Sulzbach), das letzte Haus linker Hand vom äußern Laufertor aus. Mit jetzt noch schriftlicher, bald handgreiflicher Ergebenheit Ihr L. Feuerbach / 942 An Emma Herwegh 24. Juni 1861 / Rechenberg, 24. Juni 61 Liebe Emma! Nach meiner Rückkunft von Bamberg, wohin ich, wie Du längst wissen wirst, Deinen Mann begleitet hatte und wovon ich in derselben Nacht, nur 1 Stunde später als er abgefahren bin, wollte ich Dir schreiben, um Dir ebensowohl über das Befinden Deines Gatten am letzten Tage unseres Zusammenseins als über mein Verhalten zu ihm in betrefFDeiner sanitätspolizeilichen Vorschriften Bericht zu erstatten. Allein ich war zu müde, zu angegriffen von der gerade damals so niederdrückenden Hitze, als daß ich diesen guten Willen zur rechten Zeit aufs Papier gebracht hätte, und doch war mit dem rechten Zeitpunkt der Wert der Mitteilung verschwunden. So unterblieb sie. Jetzt ergreife ich die Feder, nicht um Dir zu geben, sondern von Dir zu empfangen - nämlich Nachrichten von dem Befinden Deines Mannes in Karlsb[ad]. Ich habe ihn zwar gebeten, mir selbst darüber zu schreiben, aber ich kenne seine Schreibfaulheit und zweifle daher, daß er sein noch im letzten Moment gegebnes Versprechen erfüllen werde, jedenfalls nahm 352

ich zu innigen Teil an seinem Befinden, als daß ich in passiver und stummer Geduld den Moment erwarten könnte, wo gute Laune ihn an s[ein] Versprechen erinnert. Auch bin ich viel zu bescheiden und [zu] verständig, als daß ich von einem Heilsbedürftigen verlangen sollte, meinetwegen seine Glieder in Bewegung zu setzen. Ich will nichts weiter // wissen, als wie es ihm geht. Und das kann ich ja aus Deiner Feder ebensogut erfahren als aus der seinigen. Aus dieser meiner ungeduldigen und wißbegierigen Teilnahme wirst Du von selbst ermessen, wie sehr mich das Wiedersehen und Wiedererkennen Deines lieben Mannes erfreut, wie ungemein sein feines geistreiches und liebenswürdiges Wesen von neuem - ja in höherm Grade als vor Zeiten mich angesprochen und gefesselt hat. Schade nur, daß das Zusammensein auf so wenige Tage beschränkt war. Deine diätetischen Vorschriften habe ich gewissenhaft befolgt, wenigstens so weit, als sie befolgt werden konnten, ohne sich despotischer Strenge und Pedanterie schuldig zu machen. Solange man nicht an Ort und Stelle, also in Ruhe und Ordnung, ist es unmöglich, auch unschädlich, pünktlich nach ärztlicher und weiblicher Vorschrift zu leben. Nur in Bamberg hat G[eorg] ein Glas Bier mehr getrunken, als ich gewünscht habe, hoffentlich ohne Schaden. Und so hoffe und wünsche ich, daß ich bald gute Nachrichten von Dir über ihn empfangen möge. Mit diesem Wunsche von Herzen Dein Freund L. Feuerbach / 943 Von Emma Herwegh 26. Juni 1861 / Zürich, den 26. VI. 61 Bester Ludwig! Deine Teilnahme und Freundschaft für Georg ist mir selbst zu wert, als daß ich Dich einen Augenblick länger als nötig ohne Antwort auf Deine Fragen lassen will. Leider kann ich sie aber noch sehr ungenügend beantworten, da von den zwei Briefen, welche ich bis jetzt aus Karlsbad erhielt, der letzte am 21ten, nach erst sechstägigem Gebrauch des Brunnens geschrieben wurde und mithin von einer sichtlichen Wirkung des Wassers noch keine Rede 353

sein konnte. Gerade am Schluß jenes Schreibens sagt mir Georg, „die verfluchte Hitze im Gesicht, das nächtliche Zusammenfahren daure immer noch fort, da die Krise, von der die hundert Narren von Doktoren sprachen, noch nicht eingetreten sei, daß er aber für sich und mich das beste hoffe". Im übrigen ist der Humor gut, die Natur gefällt ihm überaus, und es fehlt // ihm nach seinen eignen Worten nichts als wir und ein guter Freund, dem er die Randglossen zu dem albernen Texte mitteilen könnte, der sich dort in Fülle den Augen biete und die er natürlich für sich selbst stumm machen müsse. Guter Georg! möchte die Quelle ihre Wirkung tun, der, welcher Hülfe bei ihr sucht, ist wahrhaftig ihrer Wunderwirkung wert. Ein Glück für ihn, daß er nicht weiß, was indessen hier vorgeht, sonst wäre jede Hoffnung auf den kleinsten Erfolg dahin. Zwei Stunden, nachdem G[eorg] abgereist war, legte sich unser kleiner Marcel, der bereits etwas erkältet war, an einem heftigen katarrhalischen Fieber, das mit starken Ohrenschmerzen, Schnupfen und Gesichtsreißen verbunden war, nieder und hatte, nachdem er 10 volle Tage fest lag, nur auf einige Stunden das Bett verlassen, um ins Freie geführt zu werden. Seit fünf Tagen hat sich sein Zustand aber so verschlimmert, daß ich wohl sagen kann, daß vor allem // der vorgestrige Tag zu den furchtbarsten meines an Stürmen reichen Lebens gewesen ist und die quälendste Sorge mich bis jetzt noch keine Sekunde verläßt. Ihr magst Du es zugute halten, wenn meine Zeilen an Dich ausfallen wie die von einem Halbkranken. Ich bemerkte, daß der Kleine ganz plötzlich immer die Hand an die Stirn hielt, als wäre sie ihm zu schwer und als ob er sie stützen müsse - als ich das kleine Köpfchen befühlte, war es so heiß, daß ich augenblicklich mit kalten Umschlägen von Eiswasser einschritt, die das Kind jetzt unausgesetzt neben andern Mitteln gebraucht. Ich weiß nicht, ob Ihr beiden Freunde in der kurzen Zeit, die Euch zugemessen war, Raum gefunden habt, über die Kinder zu sprechen, und so weißt Du vielleicht nicht aus Georgs eignem Mund, mit wie unbeschreiblicher Zärtlichkeit er gerade an diesem holden Kinde hängt, das man aber auch lieben muß. Fast liegt es wie ein kleiner wächserner Engel mit seinen tiefen, schwarzen, glänzenden, // langbewimperten Augen in seinem Bettchen und scheint nur noch mit einem Fuße der Erde, d. h. uns anzugehören. Der Arzt, der ihn täglich zweimal besucht und die Sorglichkeit selbst ist, sagte mir auf meine Frage, was es sei, da ich, seit sich der Kopf angegriffen zeigt, natürlich in namenloser Angst bin, daß Marcel eine Drüsenanschwellung im Unterleib 354

habe, die auf das Hirn rückwirke, eine Krankheit, die nicht selten vorkommt immer schon - aber, wie er mir versichert, bis jetzt bei unserm Knaben nicht hoffnungslos ist. - Du wolltest Nachricht von einem Kranken und erhältst sie von zweien, ich weiß aber, daß Du es j a gut mit uns allen meinst, um mir die Ausführlichkeit meines Berichts nicht zu verzeihen - wie ich auch überzeugt bin, daß die wirkliche innige Herzensfreude, die Georg an dem Wiedersehn mit seinem Ludwig gehabt und die wie ein gutes Omen für die spätere Kur schien, nicht wenig dazu beigetragen hat, ihn moralisch heiterer und gesünder [zu] machen. Daß Du ihn gefunden, wie Du mir schreibst und ich ihn Dir j a auch beschrieben hatte, war mir aus Deinem Munde, der keine // leeren Redensarten kennt, von großem, großem Wert. Sobald ich Näheres über unseres Kranken Befinden weiß, werde ich Dir's sogleich mitteilen, indessen behaltet uns alle lieb, Ihr guten Menschen, und vereinigt Eure Wünsche mit denen von mir, daß das Schicksal neuen, entsetzlichen Kummer von uns abwenden möge, den durchzudenken ich nicht den Mut fühle, obschon meine einzige Bitte im Leben längst darin besteht, nicht erleben zu müssen, was man aushalten kann. Georg weiß bis jetzt nicht von dem Zustand seines Engels, und der Arzt, mit dem ich mich beraten, was ich tun solle, war bis jetzt entschieden dagegen. Ich will hoffen, daß ich's ihm fernen verschweigen kann und er seine kleine Welt gesund beisammen findet, wenn er, selbst gestärkt, heimkehrt. Lebt alle wohl!

Deine Freundin Emma Herwegh /

944 An Friedrich Christian Georg Kapp 8. Juli 1861 Rechenberg, den 8. Juli 1861 Verehrter Freund! Es ist nun bald ein Jahr, daß wir aus von einander Wissenden zu völligen gegenseitigen Ignoranten geworden sind, so daß ich nicht einmal weiß, ob Du noch an dem Orte existierst, wohin ich in Gedanken diese Zeilen richte. Diese Unwissenheit ist auf meiner Seite 355

eine Folge von dem psychologischen Gesetze, daß man anderen nichts sein kann, wenn man sich selbst nichts ist, daß die Liebe zu anderen nur ein Aus und Überfluß der befriedigten Selbstliebe ist. Zwar habe ich alle Ursache, mich der Menschen zu freuen und die Menschen zu lieben, namentlich auch Dich, den Vater solch edler Söhne, wie die Deinigen sind, welche mir unaufgefordert gerade im Momente größter Bedrängnis, im Momente meiner Übersiedlung hilfreich beigesprungen. Aber was vermag der Mensch über Zeit und Raum? Raum und Zeit gehören nach den Erfahrungen der Anthropologie nicht zur „Erscheinung", sondern zum Wesen der Menschen selbst. Eine Ortsveränderung, wenn wenigstens der Ort eine solche Bedeutung im Leben des Menschen hat, wie Bruckberg in dem meinigen, wenn man aus innerer und äußerer Notwendigkeit fast ein Vierteljahrhundert an denselben gebunden war - , eine Ortsveränderung ist eine Wesensveränderung, gegen die sich gleichwohl das Wesen des Menschen, namentlich in den Jahren, wo er bereits den Charakter der Unbeugsamkeit und Unveränderlichkeit angenommen, mit Händen und Füßen sträubt. Zwar ist meine hiesige Wohnung eine namentlich für das Auge sehr angenehme und auch wieder ländliche. Gleichwohl fehlt ihr das für mich Wesentliche: Ruhe und Stille, bei mir die unerläßliche Bedingung des lauten öffentlichen Denkens, d. h. Schreibens. Trotz aller Willenbestrebungen war es mir daher bis jetzt unmöglich, die Themata, die Gedanken, die die letzten Jahre her mich beschäftigt, zu Papier zu bringen, wenigstens in eine Gestalt, die nicht das Licht zu scheuen braucht. Wer aber für sich selbst keinen Ausweg aus seinem Kopf aufs Papier findet, wie soll er an andere schreiben? Wenn ich jetzt eine Ausnahme mache, so geschieht es nur, weil das bevorstehende und in meiner Nähe stattfindende Sängerfest mich zu einer Einladung an Dich auffordert, indem ich Dich bitte, daß Du Dein voijähriges nobles Projekt, mich zu besuchen, erneuerst, aber das obskure Bruckberg, wie ich selbst, mit der weltberühmten Noris [Nürnberg] vertauschest. Wir haben Platz genug zur Aufnahme lieber Gäste, und daß es mir und den Meinigen, die sich Dir herzlich empfehlen, auch nicht an gutem Willen dazu fehlt, versteht sich von selbst. Dies wäre die schönste Weise, wie Du die Nacht der Unwissenheit, in der wir uns nicht nur hinsichtlich Deiner Person, sondern auch Deiner nächsten Angehörigen befinden, aus unserem Geiste verscheuchen könntest. In der Hoffnung solch menschenfreundlichen Lichtes Dein treuer Freund L. Feuerbach 356

945 Von Emma Herwegh 8. Juli 1861 /Zürich, den 8. VII. 61 Bester Ludwig! Ich glaube Dir keine bessere Auskünfte über Georgs Befinden und zu gleicher Zeit keinen besseren Beweis meiner Freundschaft für Dich geben zu können, als indem ich Dir dessen gestern abend erhaltenes Schreiben einlege, mit der Bitte, es mir poste par poste [durch die Post] zurückzusenden, da ich mich mit schwerem Herzen davon trenne. Auf die Art bekomme ich da auch ein Wort von Dir zu sehen, was ich als rechtmäßige Belohnung für diesen Liebesdienst empfangen und begrüßen werde. Natürlich hatte sich, wie das stets geschieht und Du aus G[eorgs] Zeilen ersehen wirst, für das, was ich trotz aller Seelenqualen in betreff der Krankheit unseres kl[einen] Marcel, der jetzt wieder auf dem Wege der Genesung ist, aus Rücksicht für sein Leiden verschwiegen, eine // geschwätzige Freundesteder gefunden, so daß dessen Teil der Sorge noch richtig an Ge[orgs] Adresse kam. Der beifolgende Brief gibt ein recht treues, lebendiges Bild des insignierten [vorzüglichen] Badelebens und wird Dich gewiß interessieren. Mir war er ein Beweis, daß ich mich nicht umsonst wegen des langen Schweigens gegrämt und geängstigt hatte, eine Angst, die am Schluß der Woche durch die ohnehin permanente Sorge um unser Kind, von der G[eorg] damals fteilich nichts ahnte, die mich förmlich gequält hatte, so gesteigert war, daß ich mir nicht mehr anders Beruhigung zu verschaffen wußte, als indem ich mich zu einer telegr[aphischen] Depesche an den Arzt entschloß, denn eine direkt an [Georg] hätte den möglicherweise erschreckt, und das wollte ich natürlich vermeiden. Ehe ich mir dergleichen Luxus erlaube, muß das Maß aber voll sein. Du wirst dieser Tage sehr wahrscheinlich den Besuch eines unserer lieben Bekannten, des ehemaligen österreichischen Oberleutnant Schweigert - der den letzten italienischen] // Krieg im Stab von Garibaldi mitgemacht, erhalten, und der jetzt als Abgesandter Rüstows dem Schützen- und Turnfest in Gotha beigewohnt hat, von wo er sehr wahrscheinlich als Beobachter nach Nürnberg zum Sängerfest geht. Es ist ein lieber, guter Mensch, von gutem Willen und bestem Streben, dem ich Deine 357

Adresse mitgegeben habe, um ihm eine Freude 2x1 machen und Dir zugleich eine Gelegenheit zu bieten, die Nachrichten aus D[eu]tschl[and] aus frischer, reiner Faktenquelle zu schöpfen. Er kommt, wie gesagt, direkt vom Schauplatz, soweit schon ein solcher vorhanden ist. Ich schließe aus Georgs Brief, daß er Dich auf der Heimreise noch einmal aufzusuchen denkt, was auch ich sehr wünsche - könntest Du ihn da nicht begleiten? Mir liegt diese Frage so nah, daß ich fast nicht denken kann, daß sie nicht auch in Dir schon aufgetaucht sein sollte. Wenn Du Deine Schwestern siehst, die ich // herzlichst zu grüßen bitte, so sag' ihnen doch, daß der junge Imbriani, dessen Bekanntschaft sie vor einem Jahre gemacht haben, infolge eines Pistolenduells (weiß weder mit wem, noch warum) am Fuß verwundet in einer Krankenanstalt Berlins liegt und, vorausgesetzt, daß man ihn nicht zu einigen Monaten Festungshaft verurteilt, in 5 - 6 Wochen wieder durch Nürnberg kommen wird, um in seine Heimat zurückzukehren. Sollte dies letzte der Fall und Du dort und nicht in Zürich sein, so empfehle ich ihn Deiner besonderen Gunst, als einen recht ausgezeichneten, geistvollen jungen Mann und guten Italiener, wenngleich blinden Anhänger Cavours. Ich bin immer sehr, sehr froh, wenn ich in der jetzigen Generation Träume, Begeisterungs-, Opferfahigkeit und nicht bloß die materielle Richtung vertreten sehe, bei der man mit leerem Herzen, armem Kopf freilich ein sehr reicher Mann werden kann. Leb wohl, grüß mir Deine liebe, vortreffliche Frau und Dein Lorchen und mache es möglich, daß wir uns bald // wiedersehen und nicht erst in Jahren. In treuer Freundschaft Deine Emma Herwegh / 946 Von Wilhelm Bolin 9. Juli 1861 / München, Dienstag, d[en] 9. Juli 61 Zuvörderst einen herzlichen Dank für die angenehmen Stunden, die mich nachdrücklich überzeugten, wie innig Sie mir Ihre Freundschaft bewahrten. Zugleich bin ich auch den werten Ihrigen verpflichtet, die dem flüchtigen Fremdling ein wohlwollendes An358

denken erhielten. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie gern man unter solchen Umständen die Spuren seiner Schritte wieder aufsucht. Wenn es mir meine knappe Zeit erlaubt, werde ich es durchaus möglich zu machen suchen, meine Heimkehr über Nürnberg zu nehmen. Mit gestriger Paketpost stellte ich Ihnen ein Exemplar von Schopenhauers beiden „Grundproblemen der Ethik" zu. Ich fand es durch Zufall hier vor und wollte mir das Vergnügen nicht versagen, es Ihnen sofort zukommen zu lassen. Ich war nicht wenig erstaunt, es in neuer, vermehrter Auflage zu erhalten. Ich hätte Ihnen wohl auch zugleich Auskunft über meinen Besuch in der K[ö]n[i]gl[ichen] Bibliothek erteilt, wenn mich nicht der zu heute abend angekündigte „Faust" veranlaßt hätte, gestern eine andre Tagordnung vorzunehmen, wodurch ich // erst heute an das betreffende Geschäft ging. Mein guter Wille hätte leicht erfolgloser davonkommen können, als es ohnehin geschieht. Ihre Voraussetzung nämlich, daß Sprengel den jungen Luther ignoriert und über Milichius sich nur sehr dürftig äußert, stellte sich als gegründet heraus. Aber nun weiß ich's doch sicher und teile Ihnen sofort mein Exzerpt mit. Ohne die Zuvorkommenheit eines der Bücherausteiler wäre mir aber auch diese Gewißheit nicht gelungen. Als ich nämlich beim Herrn Sekretär mich einfand, meinen Wunsch äußerte, da glotzte mich dies durchtriebene Pfaffengesicht mit orthodoxer Vornehmheit an und meinte „solche Bücher seien beständig ausgeliehen, auch könne man die Dinge nur dann zur Einsicht bekommen, wenn man tags zuvor sein Gesuch eingereicht". Ich bedauerte und hoffte, anderswo meinen Wunsch gekrönt zu sehen. Da hörte uns ein Bücherausteiler, der Pfaff fragte ihn, ob er Zeit habe: In 5 Minuten saß ich bei meiner Arbeit, die mich zu folgenden Resultaten brachte. Kurt Sprengeis „Versuch einer pragmatischen Geschichte der Arzneikunde" (2te Aufl., Halle 1801). Bd. 3 enthält in dem Abschnitt: „Die Reformation des Paracelsus" (p. 261 nähere Vorbereitungen derselben) einen kurzen Überblick derjenigen Ärzte, welche Astrologie, Theosophie, Kabbala usf. in die Heilkunde zogen. Da // kommt er denn p. 299 auf Melanchthons Vorliebe für Astrologie und p. 300 auf: „ Jac. Milich, Prof. med. in Wittenberg, von seinem Freunde Melanchthon gerühmt, weil er Medizin und Astrologie verband (Mel[an]cht[hon], Decl[a]m[ationes], tom. V, p. 579)." Nun folgen einige überflüssige Angaben über die 359

Konstellation bei seiner Geburt, die Folgerung, die man daraus zog usf. - Endlich heißt es: „Er hat zwar außer einer Rede über den Nutzen seiner Lieblingswissenschaft nichts hinterlassen, aber seine Grundsätze verbreiteten sich durch seine zahlreichen Schüler. Namentlich: 1. Hnr. Ranzow, Tract[atus] astrol[o]g[icus] de genethliacorum thematum iudiciis [pro singulis nati accidentibus]. Er war später Gouverneur von Schleswig-Holstein. 2. Joh. Carion, brandenburgischer Hofastrolog, 3. Joh. Moibanus, Arzt in Augsburg. Von jenem existieren nur sogenannte practica [Unterweisungen], von diesem euporista [Heilmittel]." - Alle 3 studierten in Wittenberg. Alle diese Notizen dürften für Sie sehr unwesentlich sein. Dagegen ist mir ein andrer Freund Melanchthons aufgefallen, dem Sprengel mehr Aufmerksamkeit widmet. Die pp. 22, 96,198,298 und 460 erwähnen einen Johan[nes] Lange aus Löwenberg im Fürstentum Jauer - doch fand ich nichts über seinen Wirkungsort. Von ihm hat man mehrere ,,Epist[olarum] med[icinalium...]", 8° Fr[anco]f [urti] 1589. Namentlich ist er gegen die Einseitigkeit, alle Krankheit aus dem Urin erkennen zu wollen, gegen die Abhängigkeit der Krankheit von gewissen Lagen, die // der Heilung vorteilhaft oder nachteilig sein sollen. Doch sei auch Lange von astrologischem Aberglauben nicht freizusprechen. Über die Bedeutung der Anatomie im Zeitalter der Reformation gibt er überhaupt nur Tatsachen, welche diese Wissenschaft im 16. J[ahr]h[un]d[er]t bereicherten, ohne weitren Hinweis auf diese Epoche, als daß auch die Wiedergeburt der Heilkunde in diese Periode fallt. Über die Reformation im engern Sinne oder auf die ihren Repräsentanten zunächst stehenden Personen gibt er keine als die bereits mitgeteilten dürftigen Angaben. - Es dürfte wohl jeglicher Vermessenheit entbehren, wenn ich Sie von der Gewissenhaftigkeit meiner Angaben, wenn anders solche Ihnen irgend dienlich sein können, versichere. Ich reise morgen früh nach Heidelberg, Donnerstag nach Paris, wo ich Freitag einzutreffen gedenke. Dort ist meine Adresse während 10 Tagen Hotel Cornaille, rue Comaille. Vom Bade aus lasse ich wieder von mir hören, wie ich's zusagte. Doch vielleicht habe ich Nachrichten von Ihnen noch in Paris, falls ich Ihnen dort irgend nützlich sein kann. In steter Liebe Wilhelm Bolin/

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947 An Emma Herwegh 11. Juli 1861 / Rechenberg, 11. Juli 1861 Liebe Emma! Dein vorletzter Brief hatte den Gegenstand meiner teilnahmsvollen Wißbegierde aus dem Vater in das Söhnlein verwandelt und von Karlsbad nach Zürich versetzt, denn von jetzt an hing ja das Wohl des Vaters, selbst auch den günstigen Erfolg des Bades angenommen, nur von dem Wohle des geliebten Kindes ab. Aber auch Du, die Mutter, nahmst meine und der Meinigen innigste Teilnahme in Anspruch, da ich mich ganz in Deine sorgenvolle und peinliche Lage hineindenken konnte. Ich würde Dir daher auch gleich geschrieben und mein Mitgefühl ausgedrückt haben, wenn ich mir nicht den schlimmsten Fall als einen möglichen vorgestellt und bedacht hätte, daß es Fälle gibt, wo der Dritte seine wenn auch noch so innigen und freundschaftlichen Gefühle für sich behalten muß, wo es besser ist, den Schein der Teilnahmslosigkeit als den der Zudringlichkeit oder Taktlosigkeit auf sich zu laden. Doppelte Freude hat mir daher Dein heutiger Brief gemacht oder vielmehr dreifache, denn ich weiß ja jetzt auch Dich außer Sorgen, da Dein Kind außer Gefahr ist. Daß Du mir die guten Nachrichten von Deinem Manne im Original selbst mitgeteilt, dieses mir bewiesene Vertrauen schlage ich sehr hoch an // und weiß meine Würdigkeit desselben in diesem Augenblick nicht besser zu beweisen, als daß ich sofort Dir es wieder zurückschicke, dankgerührt, und gerade in dem Momente eine interessante Lektüre meine ohnedem so widerspenstige und widerwärtige Feder Dir zuliebe in Bewegung setze. Es wird mich natürlich sehr freuen, wenn ich nochmals Deinen Mann hie zu sehen bekomme, ob ich aber ihn begleiten, ob ich so bald schon die große Freude, auch Dich wiederzusehen, empfinden werde, das steht noch in großem Zweifel. Ich weiß noch nicht, ob ich den Winter hier oder woanders zubringen werde und soll. Bleibe ich hie in dieser Wohnung, so muß ich, da ich in meiner frühern Winterstube schlechterdings nichts leisten, schaffen kann, in meiner jetzigen Bodenstube Ofen und Kamin auf meine eignen teuern Kosten setzen lassen. Mach ich aber mich fort aus dem 361

Nürnberger Staub, nämlich im Winter, so kann ich jetzt keine den Geldbeutel in Anspruch nehmende Ortsveränderung unternehmen. Ich schäme mich, solche kleinliche Rücksichten vor Dir zur Sprache gebracht zu haben, aber genug, sie sind notwendig, wenn auch schmachvoll. Mit der Versicherung, daß Freunde von Dir stets auch bei uns freundliche Aufnahme finden werden Dein treuer Freund L. Feuerbach / 948 Von Joseph Schibich 11. Juli 1861 / Lieber, teurer Freund! Ich habe Sie durch die acht Jahre meines Stillschweigens nicht vergessen! Erlassen Sie mir alle weiteren Begründungen. Oder soll ich Ihnen sagen, daß die Erinnerung an die süßen Augenblicke, die wir mit einer Geliebten verlebt haben, uns oft intensiver beglücken als heiße Umarmungen? Ist diese Erinnerung nicht „ein Spiegel, den der Schmerz zur Erde schleudert und auf seine Trümmer hinabschauend den Widerschein nur vervielfacht erblickt"? Freilich, wohl ist das Phantasterei, Romantik, Schein, aber wir armen Menschen können bei den heutigen sozialen Verhältnissen so selten ein ganzes reales Glück genießen, daß wir uns auch an Illusionen erfreuen, wir sind zu mittellos, um Diamanten zu besitzen: Wir kaufen böhmisches Glas! Ist die Geschichte der Menschheit nicht ein Beleg hiefur? ist die Religion nicht selbst diese grandiose süße Selbsttäuschung des Menschen - böhmisches Glas? Also, ich liebe und verehre Sie wie ehedem, aber der Dienst, das tägliche Brot absorbiert meine Zeit und mein Denken derart, daß ich meine Gefühle und Bestrebungen nicht mehr betätigen kann. Alle meine Freunde sind mir gram - weil ich nicht schreibe. Der Magen ist ein solch aristokratischer Despot, der wie jenes schottische Geschlecht den Wappenspruch führt: Erst komm' ich, und dann kommst Du! - Wenn meine übrigen Freunde es nicht ein-//sehen, werden Sie es einsehen? Ich hoffe es und freue mich auf eine recht baldige Antwort. Schrei-

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ben Sie mir, ich bitte Sie darum, recht vieles über Ihr Wohl und Weh, über Ihre Familienverhältnisse, Ihr Töchterchen, wie auch über die letzten Kinder Ihres Geistes. Sind die Arbeiten, welche Sie nach der Edition des Nachlasses Ihres Vaters in Angriff zu nehmen beabsichtigten, schon erschienen? Ich bin in der philosophischen Bibliographie ein völliger Idiot geworden, da die landwirtschaftliche Literatur meine Tasche total erschöpft. - Was nun mein curriculum [meinen weiteren Lebensweg] anbelangt, so bin ich vom Fürsten Lichnowsky in Preußisch-Schlesien nach Ungarn zu einem Grafen Batthyäny gegangen und von dort zum Baron Sina hieher. Sina ist nach dem Fürsten Esterhäzy der größte Grundbesitzer des Kaiserstaats. Es wären da für mich glänzende Aussichten gewesen, wenn nicht das frühere Generaldirektorium bei Beförderungen den Grundsatz der Anciennetät [Dienst- und Rangfolge] festgehalten hätte und in neuester Zeit Baron Sina infolge seiner Verschwendung und insbesondere seines Lebens im Auslande (er wohnt in Paris) nicht hätte zur Güterverpachtung seine Zuflucht nehmen müssen. Ich bin nicht volle 7 Jahre hier und zahle für 1300 fr. österreichischer] W[ährung] Gehalt Einkommensteuer. Ich bin zwar mit diesem Einkommen zufrieden, allein es ist doch nicht genug, um bedeutende Ersparnisse zu machen, die bei Privatdiensten unerläßlich sind. Seitdem ich in Wlachowiz domiziliere, bin ich auch verheiratet mit jener Marie Stolz, deren Namen Sie vor 11 oder 12 Jahren aus meinen Briefen kennenlernten. Wir haben keine Kinder, was uns bei der Unsicherheit meiner Stellung wohltut; Sie wissen, daß man um so bequemer reist, je weniger Bagage man auf die Reise nimmt! Mein Vater ist 1856 gestorben, meine Mutter und meine ledige Schwester Fanni, die vor Jahren // eine Sphinxfrage über Goethes „Faust" an Sie stellte, leben bei mir. Die Mühle in Lechwiz bei Znaim haben wir verpachtet. - Hier in Wlachowiz ist außer mir niemand als der Pfarrer und Kooperator; nach „Hermann und Dorothea" fehlt noch „der Apotheker" zur Idylle! Mit den beiden Herren lebe ich im besten Einvernehmen, denn mit ersterem berühren uns nur ökonomische Interessen, der letztere ist ein aufgeklärter Kopf, der so wenig [wie] ich dafür kann, daß die Esel keine Hörner haben, ebensowenig dafür kann, daß er Priester geworden ist. Die Frage der Existenz präponderiert [überwiegt] in allen Sphären der Gesellschaft, und am Ende sind die Meister schwach genug propter vitam vivendi perdere causas [des Lebens wegen die Ziele des Daseins aufzu-

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geben]! Der Herr Kooperator studiert Sie fleißig, und wenn uns einmal das Glück so hold wäre, auf ein östr[eichisches] Los einen Treffer zu machen, so sind Sie versichert, daß wir beide binnen weniger Stunden mittelst Westbahn - vor Ihrer Türe stehen. Die Bevölkerung bilden hier unkultivierte, faule Wallachen, sie kommen in der Zoologie gleich nach dem Gorilla und bilden den Übergang zum „Menschen". - In einer politischen Zeitung habe ich Daumers „Conversion" angekündigt gelesen und mir das Buch verschrieben. Es ist das einzige nichtökonomische oder nichtnaturwissenschaftliche Werk, was ich in der Zeit meines Hierseins bestellt und gelesen habe. Geht nicht Daumer auch seiner physischen Auflösung entgegen? - Wissen Sie auch, Freund, daß der geologische Hammer an die Glocken unserer Dome schlägt und daß dies Sturmgeläute ihren jüngsten Tag, das Letzte Gericht bedeutet? Die Philosophie und die Naturwissenschaften sind zwei Gesichtslinien; die erstere war - sei es, daß sie größere Kapazitäten hatte oder daß ihre Arbeit eine leichtere war - um eine geraume // Zeit der zweiten vorausgeeilt und steht nun ein Dezennium stille, um auf die Schwester zu warten. Ist diese einmal am parallaktischen Winkel angelangt, dann, Freund, ist alles Tat, Realität geworden, dann gibt es keine Philosophie mehr im heutigen Sinne, dann bleibt nur noch die Wissenschaft katexochen [schlechthin]. Sie stehen an der Parallaxe, Sie sind auch der letzte Philosoph! Mit herzlichem Kusse Ihr Freund Dr. Schibich Wlachowiz, Post Klobouk bei Ungarisch Brod in Mähren, 11. Juli 1861 P. S. Unsere Baronesse Sina heiratet am 5. August d. J. den Fürsten Georg Ypsilanti, den die nationale Partei in Griechenland nach Vertreibung des Königs Otto als König ausrufen will. Noch eins! Wir sind jetzt konstitutionelle Staatsbürger, aber unsere staatsrechtliche Entwicklung laboriert anfanatischem Nationalitätenzwist. Die Nationalität mag eine politische Berechtigung haben, eine kulturhistorische hat sie nicht, das civis romanus sum [ich bin römischer Bürger] war der stolze Ausdruck des Selbstbewußtseins der Freiheit, ein gestempelter Matrikelschein war es nicht!-/

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949 Von Konrad Haag 12. Juli 1861 / Hüttweilen, am 12. Juli 1861 Herrn Dr. Ludwig Feuerbach in Bruckberg Verehrungswürdigster, edler, großer Mann! Es kann als Vermessenheit oder mindestens als Unbescheidenheit bezeichnet werden, wenn ein Dilettant es wagt oder sich die Freiheit nimmt und sich brieflich an den anerkannt größten Denker und Aufklärer unseres Jahrhunderts oder aller Jahrhunderte wendet. Aber ich kann dem Drange meines Herzens nicht mehr länger widerstehen; ich tue endlich das, was ich schon lange beabsichtigte; ich ergreife die Feder und schreibe an den „Einzigen" unter den Reformatoren und Aufklärern aller Zeiten, der das Rätsel der Religion so löste wie kein anderer mit oder vor ihm. Ludwig Feuerbach ist mir, seitdem ich ihn aus seinen Werken kenne, der gefeiertste Name, weil er mit unvergleichlich gewaltigem Geiste und großem Genie und Talent gerade in einem Gebiete wirkt, das auch für mich das allerwichtigste ist. Ich verdanke keinem Menschen oder Schriftsteller so vieles wie ihm; er ist mein größter Freund und Wohltäter. Wer hat mich vollständig frei gemacht von allem Wahn und Aberglauben und aus meinem Kopfe allen theologischen, supranaturalistischen und spekulativen Unrat herausgefegt und alle religiösen Vorurteile zerstört als L. Feuerbach? Welcher Denker und Philosoph hat Werke geschrieben, die dich - muß ich zu mir selbst sagen - in so hohem Grade befriedigten, in denen du deine eigenen Gedanken und Überzeugungen so geistvoll ausgesprochen fandest, wie in den unsterblichen Werken Feuerbachs? Wer hat Schriften verfaßt im Fache der Religionsphilosophie, die dem „Wesen des Christentums", dem „Wesen der Religion", der „Unsterblichkeitsfrage v[om] Standp[unkt] der Anthropologie", den „Grundsätzen der Philosophie d[er] Z[ukunft]", den „Vorlesungen über d[as] W[esen] d[er] R[e]l[i]g[ion]", der „Theogonie" etc. etc. in bezug auf Gründlichkeit Tiefe, Genialität und Klarheit der Darstellung an die Seite zu setzen sind? Keiner! Wer hat mit herkulischem Heldenmut die Theologie in Anthropologie, die Philosophie in Physiologie und Psychologie aufgelöst 365

und die ewig wahren Worte ausgesprochen: Die Religion ist der Traum des menschlichen Geistes! Die Nacht ist die Mutter der Religion!? - Der Geistesriese L. Feuerbach! Wenn A. v. Humboldt in seinem berühmten „Kosmos" uns die Erscheinungen oder Phänomene der physischen Welt übersichtlich zusammengestellt und erklärt aus dem überreichen Schatze seines Wissens, so gibt uns L. Feuerbach in seinen philosophischen Werken mit kolossalem Genie einen geistigen Kosmos, indem er uns die religiösen und psychischen Phänomene in der Menschenwelt, über die bis jetzt, wenigstens noch teilweise, ein undurchdringliches Dunkel ausgebreitet war - mit der Fackel der Vernunft so sonnenklar beleuchtet, daß der denkende Leser bis zur Evidenz einsieht, die Menschheit habe in ihren religiösen Schwindeleien und gottesdienstlichen Gebräuchen und Funktionen nur mit sich selber Freude gehabt und in einer Art geistiger Onanie oder auch wieder in ihrem Wahn ein Schreckenbild phantastisch aufgestellt, das, im Sonnenlichte der Wahrheit betrachtet, nur ihr eigenes Wesen war. Wenn man einmal Feuerbachs klassische Werke durchstudiert hat, wie unbefriedigt legt man dann später die Schriften selbst von Kant, Fichte, Hegel, das „System der Natur", ja, in gewisser Hinsicht auch die Straußsche „Glaubenslehre" etc. aus den Händen! Bei allen diesen Denkern findet man nur die halbe oder Dreiviertels-Wahrheit; die ganze Wahrheit und Geistesfreiheit empfängt man nur durch die Feder Feuerbachs. Nur wer sich so ganz in die Ideen Feuerbachs hineingelebt und seine Lebens- und Weltanschauung sich zu eigen gemacht hat wie Schreiber dies[es], weiß auch, welche Zufriedenheit und Seligkeit es gewährt, diesen Standpunkt erstiegen zu haben, auf welchem man so ganz in Harmonie steht mit der Natur und mit dem ganzen Universum. Aber wie eine verhältnismäßig kleine Zahl // von den tausend Millionen Bewohnern des Erdballs erhebt sich auf diesen Standpunkt; wie wenigen liegt es so recht am Herzen, im Gebiet der Religion völlig ins klare zu kommen! Wie wahr ist es leider!, was Sie, vereintester Feuerbach, in einer Anmerkung in der Biographie Ihres Vaters sagen, daß die meisten Menschen in dem Gebiete, auf dem Sie operieren, nur ein gewisses Dämmerlicht vertragen. Es ist eine traurige, niederschlagende Erscheinung, daß eine Unzahl von Menschen eigentlich erschrickt und zurückbebt vor dem Lichte der vollen, ganzen Wahrheit und daß weitaus die meisten den Fledermäusen oder Eulen gleichen, denen es nur im Halbdunkel behagt; ja, daß selbst ein Lessing sagen konnte, wenn Gott in einer Hand die Wahrheit hätte und sie

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ihm bieten wollte, er getraute sich nicht, dieselbe anzunehmen, und das auch der Dichterheros Goethe, der doch als Verehrer und Anhänger von Spinoza bekannt ist, nicht den Mut hatte, das „System der Natur" von Holbach ganz durchzulesen, weil es atheistisch war. - Wie viele sonst nicht einmal ganz dunkle Köpfe erschrecken heute noch vor dem bloßen Namen: Feuerbach oder Strauß! - Selbst Leute, welche Zschokkes „Stunden d[er] Andacht" lesen, furchten sich, über dieselben hinaus und zu Feuerbach in die Schule zu gehen. Freilich ist noch ein gewaltiger Schritt zwischen Zschokke und Feuerbach. - In diese Klasse gehören auch noch viele Theologen. Ein gewisser Pastor, der mich vor einigen Jahren besuchte und dem ich bei diesem Anlaß Ihre Werke offerierte zum Lesen, sagte sogleich, daß er keine Schriften dieser Art lese. Die Herren furchten ganz gewiß das Gewicht der Gründe, welche sie wenigstens zu „relativen" Atheisten machen könnten. Da haben wir Freidenker es denn doch ein wenig besser: Wir furchten uns nicht vor den pietistischen Traktätchen, vor den Mirakeln der Bibel und Orthodoxie und vor den leeren Phrasen und „Kniffen und Pfiffen" der Theologen. Wenn wir etwa noch zur Abwechslung derartiges Zeug lesen, so nötigt es uns (noch) höchstens ein mitleidiges Lächeln ab. - Dieses ist dann auch noch ein Ersatz für die Verdächtigungen, die sich der offene Naturalist oder Atheist noch heute von den modernen frommen Gläubigen und charakterlosen Halbgläubigen gefallen lassen muß. Die Gläubigen aller Farben sind noch immer der Meinung, der sogenannte Ungläubige könne durchaus kein wahrhaft rechtschaffener Mensch sein, was mir letzthin ein gewisser Schloßherr und vor mehren Jahren auch Herr A. Folien, mit dem ich ins Gespräch gekommen, unter das Gesicht sagte; obgleich er dann wieder erklärte: L. Feuerbach sei ein sehr ehrenhafter Charakter, er kenne ihn persönlich. Ich selbst bin gegenwärtig fast der Meinung, daß man beim alten Glauben kein edler, tugendhafter Mann mehr sein könne. Beim jetzigen Zustand der Wissenschaften kann nur der Tölpel noch im Ernste altgläubig sein; sehr viele von den sogenannten Gläubigen sind nur Schurken und Heuchler. Im Lichte der modernen Astronomie ist der Himmel und die Hölle der antiken Welt in Nebel aufgelöst, der Wohnsitz der Götter und Engel und Teufel schon längst zerstört und alle Mirakel und Wunder von einer gesunden Physik ins Land der Träume, Märchen und Fabeln verwiesen worden. Wer daher nur einige Bildung besitzt und folgerichtig denkt, muß den alten Glaubensboden unterhöhlt finden und sich in 367

neue Gebiete flüchten oder ein total Gleichgültiger sein gegen die 120 Wahrheit. Aber der Gleichgültige gegen die Wahrheit ist auch gleichgültig gegen die Tugend. - Ich kann mir keinen edlen Charakter denken ohne Wahrheitsliebe und Achtung vor der Vernunft und Wissenschaft. - Wie viele Charakterlose und Gleichgültige gibt es aber in dieser Sphäre in unserer Zeit; fast alle huldigen in 125 religösen Dingen dem Prinzip der Stabilität; ist einmal etwas in die Welt eingeschmuggelt, so bringt man es mit allen Gründen der Vernunft und des Verstandes fast nicht mehr aus den Köpfen heraus. Die Pfaffenbrut ist im wohlverstandenen eigenen Interesse immer tätig, die alte Nacht beizubehalten, und sorgt dafür, daß es 130 nicht ganz helle wird in den Köpfen und daß das Volk nie zur Mündigkeit gelangt. Von frühester Jugend an wird den Kindern das supernaturale Gift eingepflanzt und dieselben dadurch moralisch verdorben und verkrüppelt und der Unglaube oder das Denken und die Kritik ihnen als eine Pflanze oder ein Produkt des Teufels dar135 gestellt. Den unwissenden Erwachsenen wird dann vorgepredigt, es sei die Partei, die durch Feuerbach, Strauß, Bauer, Rüge, Vogt, Moleschott u. a. repräsentiert werde, durch die Glaubensmänner vollständig besiegt und aus dem Felde geschlagen worden usw. Es ist daher, mein lieber Feueibach, bei diesem Stande der Dinge 140 nicht anzunehmen, daß Ihre Lehre so bald in der Masse des Volkes Wurzeln fasse oder Gemeingut werde, wie Sie übrigens selbst auch annehmen laut einer Stelle des Vorworts zu Ihren // herrlichen „Vorlesungen". Ja, ich zweifle oft sehr daran, daß die Menschheit jemals auf einen Standpunkt der Kultur und Zivilisation gelangen 145 werde, auf dem Ihre Lehren als volkstümlich betrachtet werden könnten; sie werden vielleicht für immer nur das Eigentum der denkenden Köpfe bleiben - für den großen Haufen sind sie nicht. Aus eigener Erfahrung weiß auch ich, wie schwer es ist, Vorurteile abzulegen, die einem sozusagen mit der Muttermilch einge150 pfropft wurden. Ich hatte nämlich auch schon als Knabe einige Zweifel an gewissen Kirchenlehren, wie etwa die Lehre von der Dreieinigkeit und Auferstehung etc. Allein wenn ich meinen Eltern, die auch sehr religiös waren, etwas der Art merken ließ, so wurde ich dadurch eingeschüchtert, daß sie sagten, es sei eine 155 große Sünde, an diesen Dogmen zu zweifeln, man dürfe darüber nicht grübeln usw. So wurde mein bißchen Vernunft erwürgt. Ich war dann bis ins reifere Jünglingsalter ziemlich orthodox, hielt mich im strengeren Sinne an die Bibel, und zwar nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch. Mitunter stiegen dann freilich auch 368

wieder Zweifel auf: Mein Wissensdurst und Wahrheitsdrang konnte nicht mehr unterdrückt werden. Ich wurde vom Schicksal in Zustände und Verhältnisse versetzt, in denen es mir möglich war, mich vielfach mit Büchern abzugeben, die teilweise geeignet waren, meinen Durst nach Wahrheit momentan zu stillen, oder mich auch wieder nach und nach zum Zweifler an allen Glaubens- und Kirchenlehren machten. - Ich nenne unter diesen Büchern hauptsächlich die „Stunden der Andacht", Georg V. Kellers Schriften, verschiedene Werke von Bretschneider, v[on] Ammon, Paulus etc. etc. Dann wieder die Werke unserer großen Dichter, Naturforscher und Kritiker wie: Goethe, Schiller, Lessing, Herder, Humboldt, Littrow, Moleschott, Vogt, Strauß, Bauer, Rüge etc. etc. - Bei solcher und vieler andern Lektüre konnte von Kirchenglauben und Orthodoxie bei mir wohl keine Rede mehr sein; aber ich wurde jahrelang ohne Selbständigkeit wie ein Ball hin und her geschleudert ohne festen Anhaltspunkt. Zuerst wurde ich Rationalist, dann Deist, Pantheist und endlich besonders durch Ihre Werke und eigenes Denken entschiedener Naturalist oder Atheist. - Doch ich werde fast zum breiten Schwätzer, ich habe vergessen, daß ich nicht zu meinesgleichen rede, daß in bezug auf Kenntnisse und Talente ein Zwerg sich mit einem Riesen unterhält. Was wird sich auch ein Heros wie Feuerbach um die Entwicklungsgeschichte eines unbedeutenden Menschen bekümmern, was für Interesse an diesem langen Geschreibsel haben! Doch das muß ich noch bemerken: Ich habe mich auf meinem jetzigen Standpunkt der Überzeugung, zu dem ich mich seit etwa zwanzig Jahren offen bekenne und den ich nie verleugnen werde - heucheln kann ich nicht, es ist gegen meine Natur - , über nichts zu beklagen, als daß ich vereinzelt dastehe mit meinen Ansichten in einem schweizerisch-thurgauischen Dorfe. - Ich kann meine Gedanken beinahe mit niemand austauschen; wer bekümmert sich auch um die Philosophie, um die interessenlose Wissenschaft? Alles strebt nur nach Sinnengenuß und materiellem Besitz. Auch haben die meisten Menschen, wie ich schon oft erfahren habe, fast keinen Sinn für philosophische Ideen; sie sind für das Glauben geschaffen, nicht für das Wissen. - Schon oft habe ich daher - ähnlieh dem Goetheschen Faust seinem Gretchen gegenüber: „Ach, könnt' ich nur ein Stündchen dir am Busen hängen" - gewünscht: Ach, könnt' ich mich auch ein paar Stunden mit Feuerbach unterhalten! Doch aus diesem Wunsche wird nichts werden: Ich muß mich mit dem Feuerbach, den ich in 9 Bänden in meinem 369

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Zimmer habe, begnügen, und das ist j a die Quintessenz vom wirklichen, persönlichen Feuerbach. Wann wird uns Feuerbach mit einem neuen, dem zehnten Bande seiner „Sämmtlichen Werke" erfreuen und überraschen, und was wird er für ein Thema zur Bearbeitung auswählen? - so sagte ich schon oft zu mir. Das Thema seiner früheren Schriften wird beinahe von ihm erschöpft sein; doch ein Genius wie er weiß der Sache immer wieder neue Seiten abzugewinnen. Oder schreibt vielleicht Feuerbach kein Buch mehr, ist er des Kampfes müde, will er etwa ausruhen oder altert er schon? Gegen dies alles sprechen mehrfache Gründe. Eine so kräftige, regsame Natur, eine von Vernünftigen so allgemein anerkannte Autorität, eine welthistorische Persönlichkeit und Erscheinimg wie Feuerbach kann sich mit drei-// oder vierundfünfzig Jahren noch nicht zur Ruhe begeben, sondern m u ß doch von seinen glänzenden Talenten Gebrauch machen und darf dieselben nicht vor der Zeit vergraben. Obschon Feuerbach bereits vier Jahre nichts mehr von sich hören ließ, so steht dennoch oder gerade deshalb zu erwarten, er werde seine Verehrer und Geistesgenossen recht bald mit einer neuen literarisehen Gabe aus seiner geistreichen Feder erfreuen. Zudem kann ein so vielseitiger Geist wie Feuerbach, dem kein Gebiet des menschlichen Wissens fremd ist, sollte er auch auf dem Felde, auf dem er bis jetzt epochemachend wirkte, nicht ferner arbeiten wollen nicht verlegen sein, was für ein Gebiet er betreten wolle. Immerhin dürfte es kein beschränktes sein, sondern ein universelles, und dies wäre das Gebiet der Natur, die j a auch Feuerbachs Göttin ist. Ja, es wäre wirklich sehr zu wünschen, es möchte einmal ein so freier Geist wie Feuerbach ein Buch über das „Ganze der N a t u r " schreiben, ohne alle theologischen und philosophischen Vorurteile, Grillen und Voraussetzungen. Bis jetzt haben wir noch kein solches Werk. Ein solches zu schaffen, wäre vielleicht auch nur Ludwig Feuerbach möglich in unserer Zeit, wie es gewiß auch nur ihm möglich war, von seinem freien Standpunkt aus eine so umfassende „Theogonie" zu schreiben, wie sie uns im 9ten Bande seiner Werke vorliegt. Dieses Werk ist einzig in seiner Art; es ist der Gipfel seiner Leistungen, und Feuerbach wird schwerlich durch einen Späterkommenden verdunkelt werden, so wenig als Kolumbus, der Entdecker einer neuen Welt. Mit diesem Buch ist das Rätsel der Religion vollständig gelöst, und der Verfasser hätte sich die Unsterblichkeit erworben, wenn er sonst nichts geschrieben hätte. In vollster Manneskraft, mit der Kraft eines Giganten steht Feuer-

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bach in der „Theogonie" vor uns und versetzt dem Obskurantismus Streiche, wie noch keine gegen ihn gefuhrt worden sind. L. Feuerbach ist der Mann, den Lessing mit prophetischem Seherblick erwartete und verkündete, als er sagte: „Er soll noch 245 kommen, der Mann, der die Religion so bestreitet (und ihr Wesen so beleuchtet und erklärt), wie es die Wichtigkeit und Würde des Gegenstandes erfordert, mit allen den Kenntnissen, aller der Wahrheitsliebe, allem dem Ernste." - Erst die spätere Nachwelt wird L. Feuerbach auf die Stufe erheben, die ihm von Rechts wegen 250 gebührt, und ihn in die erste Reihe setzen unter die großen Männer aller Zeiten und Völker. Doch, doch, nun einmal zum Schluß! - Empfangen Sie daher schließlich, heldenmütiger Wahrheitszeuge, edler Kämpfer für Wahrheit, Freiheit, Licht und Aufklärung, Charakter ohnegleichen, 255 den wärmsten, innigsten, herzlichsten Dank für Ihre Lehren und Aufklärungen, von Ihrem unwandelbaren, treuesten Anhänger und Verehrer Konrad Haag, Gemeindepräsident / 950 An Wilhelm Bolin 16. Juli 1861 / Rechenberg, 16. Juli 1861 Mein lieber Herr Bolin! Ich war nicht wenig überrascht, j a erstaunt, als ich, nachdem erst 5 ein einziger ganzer Tag seit Ihrer Abreise verflossen war, schon die versprochne Schrift von Schopenhauer] erhielt. Das Paket öffnen und lesen, von Anfang bis zu Ende lesen, war ein Akt. Meine Neuoder Wißbegierde fiel aber zunächst nicht auf die „Freiheit [des menschlichen Willens]", sondern auf das „ Fundament der Moral" 10 und fand sich reichlich befriedigt. Ich stimme ihm vollkommen bei, wenn er gegen die bodenlose idealistische Moral das Mitleid als ein - in seinem Sinne einziges - reales, positives Prinzip der Moral geltend macht, wenn er die Moral als etwas wesentlich sich nur auf andre Beziehendes faßt und daher die Pflichten gegen sich selbst 15 ausstreicht, wenn er den Unterschied zwischen Gut und Böse nur auf den Unterschied von Wohl und Wehe gründet, wenn er endlich 371

die Unveränderlichkeit des Charakters des Menschen behauptet. Aber er ist darin einseitig, beschränkt, befangen einerseits] noch im Kantianismus, andrerseits] im Brahmanentum, daß er das Mitleid, statt auf das Prinzip der Sinnlichkeit, auf ein metaphysisches Prinzip zurückfuhrt, // daß er den Eudämonismus [die Glückseligkeitslehre] aus der Moral verbannt, die Moral überhaupt nur im Widerspruch mit dem menschlichen] Egoismus erfaßt. Höchst komisch finde ich es, daß er den Notbehelf Kants mit s[einer] Unterscheidung eines intelligiblen und erschein[en]den Charakters für ein welthistorisches] Meisterstück ausgibt, weil er sich selbst damit aus seiner Gedankenot heraushilft und ins Reich der metaphysischen Träume flüchtet. Aber trotzdem ist mir die endliche nähere Bekanntschaft mit Schfopenhauer] eben wegen dieser ebenso großen Übereinstimmung als Entgegensetzung seiner und meiner, teils ausgesprochnen, teils noch im Kopf zurückbehaltnen Gedanken von hohem Werte und Interesse, und ich fühle mich daher innigst Ihnen verbunden für die Mitteilung dieser seiner Schriften, von denen ich bis jetzt die über Freiheit nur deswegen nicht gelesen habe, weil mich das Spiel der Ideenassoziation von dem Schopjenhauerschen] „Fundament der Moral" auf das Schillersche „Kant"sche Fundament der Poesie, namentlich der Tragödie gefuhrt hat. Auch für Ihre gewissenhaften Exzerpte aus Sprengeis „Geschichte" sage ich Ihnen meinen veibindlichsten Dank. Ich ersehe hieraus, daß diese nur die Schattenseiten des J[ak.] M[i]l[ichius] hervorgehoben, die universelle, die ethische Bedeutung aber, die der Freund Melanchth[ons] der Anatomie gab und die gerade ich ans Licht ziehe, übersehen hat. Sehr wichtig ist für mich ein Zitat von Ihrer lieben Freundeshand, weil ich hieraus erfahre, daß von den ,,Declam[ationes]" Melanchth[ons] mehr Bände existieren, als ich besitze, und daher hoffe, daß auch dort meine // Augen manches sehen werden, was andre nicht gesehen haben. Wenn Sie, wie ich hoffe, Ihre Rückreise über Nürnberg machen, so bitte ich Sie, mir ungefähr die Zeit Ihrer Ankunft zu bestimmen, damit Sie mich nicht verfehlen. Wenn Sie dann bei mir statt im Gasthause wohnen wollen, so finden Sie mein und der Meinigen Herz und Haus zu Ihrer Aufnahme bereit. Mit herzlichem Dank und Wunsche, daß Jupiter und Neptun Ihnen günstig seien, Ihr L. Feuerbach /

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951 Von Otto Liining 4. August 1861 / Mein lieber Freund! Als einst ein preußischer Korporal einen rheinischen Rekruten fragte: „Was ist ein königlich] preußischer] Soldat", antwortet dieser statt in der erwarteten Manier Pistols: „Ein Krieger, fest und stark von Herzen" mit Verleugnung alles einexerzierten Heroismus: „En arme, geplögte Mensch". Ganz ähnlich geht es mir auch; ich habe an so viel passenden und unpassenden Orten, wie Versammlungen und Festessen geredet und geschrieben, daß meine Freunde wirklich puncto [betreffs] des Briefschreibens viel Geduld mit mir haben mußten, und es freut mich von Heizen, daß Du sie, wie ich aus Deinem Briefe ersehe, wirklich gehabt und die Zusendung des Blattes als ein nicht bloß meiner Faulheit zuzuschreibendes Surrogat [Ersatzmittel] des unterlassenen Schreibens angesehen hast. Beispielsweise will ich Dir meinen Lebenslauf der letzten Woche erzählen. Erst Ausschußsitzung in Coburg am 25., diese Tour mußte in 3 Tagen abgemacht werden, weil ich erst das „Wochenblatt" am 23. fertig machen und dann am 27. zum Empfange Waldecks auf dem Liederfeste in Bielefeld sein mußte. Von diesen 3 Tagen kam ich der schlechten Verbindung zwischen Eisenach und Coburg wegen 2 Nächte nur etwa 3 Stunden ins Bett, erhielt dagegen aber auch nur einmal ein Mittagessen. Dann 2 Tage Liederfest und jede Nacht um 2 Uhr nach Rheda zurück; dritten Tag // große Versammlung in Bielefeld, 4. und 5. Tag Waldeck hier mit obligaten Versammlungen und Zweckessen, dazwischen in den Mußestunden korrespondieren, reduzieren voilà mon métier [das ist mein Gewerbe, Geschäft]! Hättest Du mir nicht geschrieben, dieser Tage hätte ich Dir doch schreiben müssen. Mir ging die Anlage zu; wahrscheinlich ist Dir Oppenheim dem Namen nach bekannt und ebenso das Projekt der „Deutschen] Jahrbfücher] fur Politik und Literatur", die bei J. Guttentag (Berlin, Unterwasserstr. 8) erscheinen sollen. Ich sende Dir Oppenheims (den ich übrigens eigentlich gar nicht kenne) Brief selbst zu und hoffe, daß Du auch zu solchen fur Dich leichteren Arbeiten Zeit gewinnen wirst. Ob ich dazu tauge, weiß ich nicht; ich meine eigentlich, ich wäre nur so im täglichen Streite zu vernutzen. 373

So schwer mich im ganzen auch das Norddeutsche Liederfest in Bielefeld gelangweilt hat und so wenig ich es für die Bestimmung des Menschen halte, sich 3 Tage lang etwas und sogar sehr viel vorsingen zu lassen, so stelle ich mir doch Dich „sehend, hörend, laufend, stehend, trinkend, schwitzend, 'Vivat' rufend und staubschluckend" so überaus ergötzlich vor, daß ich gern nachträglich von Coburg noch zu Euch herübergerutscht wäre, wenn meine Zeit es nur irgend erlaubt hätte. Schade, daß Du mir nicht über das Fest geschrieben hast, dessen Dimensionen ja wirklich riesig gewesen sein müssen! Denn die ordinären landläufigen Festberichte der Zeitungen kann man natürlich nicht lesen. / / Die Verlegung der Nat[ional]ver[eins]-Versammlung von Coburg nach Heidelberg bringt mich nun um das Vergnügen, Euch in Nürnberg heimzusuchen. Ich verspare das, bis wir einmal zu etwas gelegener Zeit Ausschußsitzung in Coburg haben. Von Herweghs Besuch in Karlsbad, Prag hatte ich gelesen und freue mich herzlich, daß er bei Dir gewesen; trotz aller Schwächen ist er doch ein liebenswürdiger und bedeutender Mensch. Hoffentlich hat er die ja schon von seiner Frau halb angeregten Reisepläne in Dir befestigt. Teile mir ja bald mit, wie Du es vorhast, ob Du nach Heidelberg kommst, wie ich hoffe, ob Du direkt nach Zürich gehst. Ich habe diesen Plan zwar noch nicht ganz definitiv gefaßt, namentlich weil ich noch keinen Stellvertreter für das „Wochenblatt" habe, aber wenn ich einmal erst in Heidelberg bin und namentlich wenn Du auch hingehst, so werde ich schwerlich widerstehen können. Seltsam, daß der Mensch auch zum Grabe seines Glücks sich so unwiderstehlich hingezogen fühlt. Von politischen Dingen nur so viel: Die „preußischen Zustände" in der „Wochenschrift des Nat[ional]ver[eins]" haben in der minist[eriellen] und gothaischen Presse große Wut erregt; sie heulen über die feindselige Haltung gegen Preußen, die Euch stockpreußisch vorkommen wird, und machen Wahlkapital gegen entschiedene Leute, besonders gegen mich, daraus. Seit meine Kandidatur in Bielefeld auftaucht, sind die Gothaer ganz toll, und es ist möglich, daß der Philister sich durch den dummen Schuß in dem Grundsatz // befestigt, nur niemals zu drängeln. Zudem ist es eine Eigentümlichkeit der Demokraten, daß sie selten für einen Mann, mit dem sie im Leben, beim Schoppen auf kordialen [vertraulichen] Füßen stehen, so ausdauernd wirken, wie für einen andern Fremden. Der Prophet in seinem Vaterlande! Auch die demokra374

t[ische] ,,Niederrhein[ische] Volks-Z[ei]t[un]g" in Düsseldorf poussiert [befördert] meine Kandidatur, aber sie ist oft (nicht ge- 80 rade deshalb!) taktlos und eigensinnig. Kurz, die Sache ist, wie die Wahlen überhaupt, noch sehr zweifelhaft. Ob der alte Kapp noch in Hamm ist, weiß ich nicht, glaube es aber. Von Frau Ida habe ich auch seit Frühjahr nichts gehört, habe mich aber weniger darüber gewundert, weil ihre Korrespondenz 85 immer sehr rhapsodisch und periodisch war. Fritz Kapp in New York geht es gut, er besorgt mir freundlichst meine Geschäfte mit den Yankee-Zeitungen, übrigens ist er ein wenig stark yankeesiert. So schrieb er mir einmal: „Mein Bruder Otto ist, soviel ich höre, mit Marie Groneweg (Tochter eines gemeinschaftl[ichen] Freun- 90 des, früher Apotheker in Gütersloh, jetzt in Amerika) verheiratet; wir stehen sehr gut zusammen, aber ich halte die Verwandtschaft für Vorurteil." Nun lebe wohl, alter Freund, grüße Frau und Tochter recht schön und schreibe mir bald, was Du vorhast in bezug auf Heidelberg 95 und Zürich. Ich lege 25 Rtlr. an, die mir kürzlich zugesandt wurden. Mit herzlichen Grüßen Dein O. Lüning 100 Rheda, 4. August 1861 / 952 Von Gustav Julius Junghann 10. August 1861 / Hochverehrter Herr! Ihre freundlich ausführliche Auskunft über den Verbleib des wertvollen Manuskriptes macht mir große Freude. Innere und äußere Gründe lassen keinen Zweifel darüber, daß es das gesuchte ist. - Nun erlaube ich mir als einer, den seine Beschäftigung zum Mitinteressenten an der Hebung des vergrabenen Schatzes macht, Ihnen folgende Vorschläge zu machen: Was mir an Leben, d. h. an geistiger Kraft noch beschieden ist, gehört der Entwicklung jenes bis jetzt merkwürdig vernachlässigten Zweiges der Wissenschaft an. Wenn ich also erst mein eignes System bis zu einem 375

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gewissen Grade entwickelt und bis zu einer gewissen Ausdehnung veröffentlicht haben werde, wird es mir eine große Freude sein, wenn Sie mir das M[anu]sk[rip]t zur Redaktion und Herausgabe anvertrauen wollen. Doch können darüber noch einige Jahre vergehen, und es ist doch sehr fraglich, ob ich dann, auch wenn äußerlich noch lebend, nicht geistig zu sehr gealtert sein werde, um mir die andere Auffassung der Sache genug zu eigen zu machen. - Aber nach Ihrer Beschreibung des Heftes scheint auch eine neue Redaktion kaum nötig zu sein. Sogar der dritte Teil scheint vollendet zu sein. Wahrscheinlich ist nur der // Xlte Abschnitt, die „vermischten, die Pyramide betreffenden Probleme" schuld gewesen, daß das Werk nicht zur Herausgabe gekommen ist. Wenn man noch etwas Neues findet, erscheint auf einmal alles schon früher Gefundene unbedeutend, und man will es nicht aus der Hand geben, ehe man nicht dem Ganzen durch das vielleicht noch nicht ganz durchgearbeitete Neue die Krone aufsetzen kann. Diese Erfahrung habe ich schon wiederholt gemacht, und weil ich mir das Nichterscheinen jenes Buches schon früher daraus erklärte, so habe ich mir vorgenommen, meine eigne Arbeit in Abschnitten herauszugeben, sobald ich nur ein partitielles Ganze gehörig durchgearbeitet habe. Eine solche erste, zum Druck fertige Abteilung ist nun der Vollendung ziemlich nahe. Wie würde es nun diesen bis jetzt toten Zweig in der Literatur beleben, wenn zwei Werke darüber mit zwei neuen, verschiedenen, fruchtbaren Auffassungen zugleich erschienen. Denn neu ist auch Ihres Bruders Auffassung noch heute, wie im Jahr 1827, weil seitdem gar nichts in der Sache getan ist und der Auszug schwerlich von irgendjemand schon studiert ist. Darum möchte ich Sie im Interesse der Sache bitten, das Manuskript, wie es ist, dem Drucke zu übergeben. // Ich weiß nicht, ob Ihr Bruder sich in der Wissenschaft noch andere Denkmäler gesetzt hat, aber ich weiß, das dies eines ist, wie es sich nur bevorzugte Geister setzen können, und daß es eine Sünde wider den Heiligen Geist wäre, es vermodern zu lassen, ehe es der Welt geleuchtet hat. Welche Genugtuung muß es für Sie sein, Ihrem Bruder, der ein unglückliches Lebensende gehabt zu haben scheint, ein Menschenalter nach seinem Tode zu jenem unvergänglichen Leben in der Wissenschaft zu verhelfen, das er sich bei seiner schweren Arbeit gewiß oft genug geträumt hat, und an dem Namen Ihrer Familie eine dritte unvergängliche Blüte aus der so lange geschlossenen Knospe hervorbrechen zu lassen. Und auch ich will mich meines Anteils an

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der Genugtuung freuen, daß ich dem Zweige der Wissenschaft, dem ich meine Arbeit gewidmet habe und den ich dadurch selbständig zu fördern gedenke, daneben noch habe den Dienst leisten können, an ihm eine volle, lebendige, aber verhüllte Knospe aufzuspüren und ihre Entwicklung anzuregen. Hochachtungsvoll und ergebenst G. Junghann Gotha, den 10. August 1861 / 953 Von Georg Herwegh 12. August [1861] / Lieber Ludwig. Das Fleisch in Karlsbad wird schwach, und so ist der Geist auch nicht willig. Daher hab' ich Dir trotz allen Vorsätzen und Versprechungen nicht geschrieben, weiß jedoch, daß Dir meine Frau ein Bulletin hat zukommen lassen. Unmöglich aber wird es mir jetzt, so nahe an Dir vorbeizureisen, ohne Dich noch einmal zu sehen und Dich zu überreden, mit mir oder wenigstens bald nach mir nach Zürich zu kommen. Meine Frau hält schon alles für Dich in Bereitschaft. Ich selbst werde Mittwoch abend oder in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in Nürnberg eintreffen // und Dich noch einmal, vielleicht sehr unangenehm, in Deinen Arbeiten unterbrechen. Da ich die schleunige Bestellung der Briefe in Nürnberg kenne, wag' ich kaum hinzuzufügen, Du mögest mir durch irgendeinen dienstbaren Geist ein kühles Zimmer im „Württemberger Hof" auf Mittwoch abend, respektive nacht, bestellen lassen. Nun - geht's, so geht's. Geht's nicht, wird auch geholfen werden. Tausend Grüße an alle die Deinigen. Von Herzen Dein G. Herwegh München, Montag, 12. August /

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954 Von Wilhelm Bolin 19. August 1861 / St.e Adresse bei Hävre, d[en] 19. August 61 Recht lange, mein lieber Freund, habe ich Sie diesmal ohne Nachrichten von mir gelassen, denn noch schulde ich Ihnen die Antwort auf Ihr liebes Schreiben vom 16. Juli. Ein zweiwöchentlicher Aufenthalt in Paris liegt bereits hinter mir, und auch schon in der 4ten Woche bin ich hier, in den Fluten des Ozeans, mich an den herrlichen Bädern erquickend. Für mich ist der Anblick der See ein heimischer; dennoch ist sie hier recht großartig und bietet durch ihre Schönheit wie auch in nächtlicher Aufgeregtheit der Winde recht anschauliche Belege für die „Theogonie". Man lebt solche Möglichkeiten der Gotterzeugung wirklich durch; eine Sturmesnacht bleibt mir unvergeßlich. Das Bad ist im ganzen überaus angenehm, zumal wenn man sich nach Herzenslust im Schwimmen ergehen kann, wozu die Heftigkeit des Wellenschlages bisweilen durchaus hinderlich ist. Im übrigen gewährt hier die Natur, ein mit Kreide und Sand abwechselndes Hügelland, manche ländliche Schönheit an schattigen Wegen, wogenden Kornfeldern, saftigen Wiesen. Aber man ist doch zu einsam und entbehrt dabei zu vieles, um diese unter andren Verhältnissen zum Arbeiten günstigen Bedingungen vorteilhaft ausbeuten zu können. Mein Hauptzweck ist, neben der Gesundheitspflege, die Beschäftigimg mit einem jüngeren Bruder, der zum Herbste ins Polytechnikum in Stuttgart eintreten soll. Dabei bleibt für mich, // der ich die Lebensweise eines Kurgastes zu beobachten habe, nur wenig Zeit und noch weniger Lust, und so muß ich denn meine schon ohnehin ziemlich lange dauernde Brachheit - sit venia verbo [man verzeihe den Ausdruck] - gewähren lassen. Etwas Naturkunde ist alles, was ich selbst betreibe. Wie freut es mich, daß Ihnen die Schrift von Schopenhauer] gefallen. Mich hat dieser Mann schon lange angesprochen. Sie erinnern sich vielleicht noch, daß ich ihn bereits 59 als einen notwendigen Durchgangspunkt zu Ihnen bezeichnete. Die Richtigkeit dieser Aussage haben Sie mir durch Ihr, ihm so vielfach beistimmendes Interesse an demselben nun bestätigt. - Ist Ihnen aber nicht aufgefallen, wie ein so frischer und wahrhafter Geist die Verschrobenheit des Kantianismus behalten konnte? Wie er 378

sich alle mögliche Mühe gibt, diese Fesseln noch fester zu schmieden und sie als das herrlichste Geschmeide zu preisen, das er je hätte erlangen können? Es mag pathologisch und historisch erklärlich sein - und ist es auch, aber wenn ich seine eminente Originalität gegen seinen reproduzierten Kantianismus halte, habe ich etwas von dem horazischen Fischschwanz. Mich wundert dann gar nicht, daß der Kantianismus so unverschämt von allen Dächern, resp. Kathedern, gepredigt wird. Aber ist denn der Kantianismus in seinem originellsten Teil, eben in seiner kuriosen Lehre von Raum und Zeit, gründlich widerlegt? Denn nur in dieser geschickten Wendung hat Kant, scheint es mir, mit dem alten Sauerteig des Idealismus solch Aufsehen erregt und eine noch immer nicht überwundene Verwirrung angerichtet. Man mag noch so sehr mit Ihnen Raum und Zeit // als Grundbedingung alles Seins, alles Wahren und Wirklichen annehmen, so befindet man sich meist in einer gewissen Ratlosigkeit, wenn man Kants transzendentale Ästhetik widerlegen soll. Bis jetzt habe ich das einzige hierauf Bezügliche nur bei Ihnen, aber leider nur zerstreut und beiläufig gefunden. Das, was meines unmaßgeblichen Erachtens not tut, ist einfach eine kritische Auseinandersetzung jenes ersten Abschnittes der ,,Krit[ik] d[er] r[eine]n Vern[un]f [t]". Es handelt sich wahrhaftig nicht um einen Feldzug gegen alle die verstockten Epigonen des Kantianismus, die samt und sonders auf seinem originellen Ausgangspunkte geblieben und des alten Königsbergers Argumente, mit einigen anschaulich sein sollenden Exempeln ausstaffiert, mechanisch widerkäuen - sondern um den Kantianismus selbst, namentlich weil Schopenhauer, der jetzt endlich die verdiente Anerkennung findet, diesen Standpunkt ohne weitres annimmt und dadurch die Beseitigung dieser Illusion verzögert und erschwert. Ich möchte daher, daß Sie mit Schopenhauers Ausgangspunkt, wie er ihn in seiner Abhandlung „Uber die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde" auseinanderlegt, genau bekannt würden - überzeugt, daß Ihnen dann mein altes, hier wiederholtes Anliegen besser einleuchten werde als aus meinen mangelhaften und ungeschickten Andeutungen, die aus der vielleicht irrigen Annahme entspringen, daß mit dem Kantianismus noch nicht ganz gründlich aufgeräumt ward. Durch meinen Buchhändler in Hamburg habe ich Ihnen ein Exemplar dieser S[chopenhauerjschen Abhandlung senden lassen und hoffe, daß // solche Ihnen richtig zugekommen. Ich bin gewiß, daß Sie dieser Schrift Ihre Aufmerksamkeit schenken und auch diese, meine gegen Sie

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herausgenommene Freiheit so deuten, wie sie ist: ein Zeichen meiner Freundschaft und meiner wannen Teilnahme an Ihrem Streben. Sagten Sie doch selbst, daß Sie hinfort noch Erläuterungen und Ergänzungen zu liefern hätten. Ihre genauere Bekanntschaft mit S[chopenhauer] bietet Ihnen einen bedeutenden Stoff, und der dünkt mich, daß Sie auch auf den Kantianismus, als den Ausgangspunkt dieses so beachtenswerten Denkers, Bezug nehmen werden. In Paris habe ich ein Exemplar des „Système d[e] l[a] nature" und zwar in der Originalauflage, fur Sie erstanden und werde es Ihnen bei meinem künftigen Besuche selbst überreichen. Die Zeit hiezu kann ich Ihnen nur insoweit bestimmen, als es vermutlich zwischen d[em] 15. und 22. Oktober geschieht; doch werde ich Ihnen darüber noch schreiben. Sollten Sie mir irgendeine Meldung zu machen haben, falls ich Ihnen noch sonst dienen könnte, so ist meine Adresse bis zum 18ten September: M. Fd. Lehr, rue de la Michodière, 9, Paris - da ich nicht genau weiß, wie lange ich noch hier bleibe. Schließlich will ich noch bemerken, daß das Zitat aus Melanchthons ,,Decl[a]m[ationes]" nur Fund nicht tom. V heißt, für den Fall, daß das Wort tom. sich in meiner vorigen Angabe eingeschlichen haben sollte. Mit herzlichen Grüßen an die Ihrigen, in steter Freundschaft und Liebe Wilhelm Bolin / 955 An Emma Herwegh 21. August 1861 / Traidendorf, Mittwoch, 21. August 61 In einem heute angekommenen Brief meiner Frau an ihre hiesige Schwester ist die Rede von einem Brief Herweghs (unbestimmt, ob weiblichen oder männlichen Geschlechts) an mich und zugleich die Voraussetzung ausgesprochen, daß ich infolge desselben wohl längst schon abgereist sei. Ein solcher ist mir aber bis jetzt nicht zugekommen. In Nürnberg habe ich eine Woche auf Herweghs Person oder doch Feder gewartet, nachdem mir Herr Schwaiger (ich glaube, letztvergangnen Montag vor 14 Tagen) die unerwartete Nachricht gegeben, daß Herwegh noch in München 380

weile, während ich schon nach Zürich ihn versetzt hatte, ja, an dem Tag von Schwaigers Ankunft in Nürnberg selbst dahin habe kommen wollen. Nachdem ich also, wie gesagt, eine volle Woche auf H[erwegh] vergebens gewartet hatte, gab ich ihn und die Züricher // Partie auf und begab mich hieher in das romantische Vils- und Naabtal, das ich aber schon morgen leider wieder nebst meiner Tochter verlasse, um die Walhalla bei Regensburg zu sehen und von da aus direkt auf der Eisenbahn nach Nürnberg zurückzukehren. Damit Ihr nicht meiner Person Schuld gebt, was nur in der Nachlässigkeit eines Postboten und in der weltverlaßnen Lage meines hiesigen Aufenthaltsorts seinen Grund hat, schreibe ich in größter Eile diese Zeilen, mit der Bemerkung, daß die Nachricht von dem verunglückten Briefe der einzig störende Mißton in dem sonst so gelungenen und vom Himmel begünstigten Ländler meiner Vilspartie ist und mich eben deswegen nicht mehr hier ruhen und rasten läßt. Euer L. Feuerbach / 956 Von Wilhelm Rüstow 30. August 1861 / Hochgeehrter Herr! Gestern nachmittag bin ich wohlbehalten zu meiner kleinen Familie zurückgekehrt und habe diese gleichfalls recht munter gefunden. Herweghs habe ich noch gestern abend gesehn und bestelle hiemit viele Grüße von ihnen; Lüning (den Muck) denke ich spätestens morgen anzutreffen. Ich fand bei meiner Heimkehr einen solchen Haufen während meiner zehntägigen Abwesenheit angesammelter Briefe und Arbeiten vor, daß ich mich für heute begnügen muß, indem ich meinen Dank für Ihre freundliche Aufnahme ausspreche, die Photographie Garibaldis zu senden und Sie zu bitten, mich Ihrer Frau Gemahlin, Fräulein Leonore und Ihrem Fräulein Nichte bestens zu empfehlen. Meine Frau hatte grad' noch die inliegende Photographie und bittet Fräulein Lorchen (Leonore), sie von ihr anzunehmen, damit sie das edle Gesicht des Mannes, wie er in Wahrheit ist, // mit dem 381

niederträchtigen Mauskopf der Lithographie, welche Sie besitzen, vergleichen könne. Schweigert ist vielleicht noch gekommen. In diesem Falle bitte ich, ihm zu sagen, daß ich ihm nach Abwicklung meiner notwendigsten Geschäfte schreiben werde. In junger, aber wahrer Freundschaft Ihr W. Rüstow Oberst-Brigadier Zürich, 30. August 1861 / 957 Von Ludwig Schweigert 31. August 1861 / Coburg, am 31. August 1861 Wertester Herr! Soeben erhalte ich unter Kuvert eine Chiffemschrift Rüstows ohne allen Zeichen des Versandes. Obgleich ich außer Zweifel bin, wer mir dieselbe zusendet, so mag ich mich doch nicht dem trüben Gedanken überlassen, daß dieser wertlose Brief etwa den Unmut ausdrückt, welchen Sie und Rüstow über mein Nichterscheinen in Nürnberg empfinden werden. Daß es mir nicht möglich war zu kommen, könnte ich sicherlich genügend beweisen, mögen Sie aber in der Versicherung, daß ich mich über die eingetretenen Hindernisse genug geärgert habe, den Beweis finden, wie sehr ich mich gesehnt habe, mit Rüstow in Ihrem Familienkreise einige Stunden zu verleben. Ich habe heute an Rpistow] bereits entschuldigend geschrieben, und ich nenne auch Ihnen den vorzüglichsten Grund des Nichtkommens. Streit, der nach Karlsruhe zu Prinz Wilhelm reiste, hat das wichtigste Dokument in Heidelberg vergessen; er telegraphierte mir, ich sollte ihm mit dem ersten Eisenbahnzug dieses Papier nachbringen. Eben zur Abreise nach Nürnberg bereit, mußte ich um der Wichtigkeit der Sache willen dem Rufe Streits Folge leisten, denn ohne jenem Aktenstück, das, kurz gesagt, ein Entwurf zur Bildung einer Wehrschule von Rüstows ist, und für den der Prinz zu gewinnen war, hätte Streit gar nichts in seiner Mission ausgerichtet. So ging mir nun meine ganze Freude verlo382

ren, und nur eines gab mir teilweise Ersatz, nämlich ich lernte Prinz Wilhelm kennen und habe die Zusage erhalten, er werde sich für unsern Schulplan angelegentlichst interessieren. // Eine Hoffnung ist's, die mich ferner beruhigt: Rüstow wird vielleicht bald eben wegen Realisierung seines Wehrschulplanes hieher kommen; in diesem Falle reise ich ihm unter allen Umständen bis Nürnberg entgegen und hoffe, unter lebenswarmem Händedruck und mit treuherzigen Blicke Ihren Unmut gegen mich zu beschwichtigen. Rüstow wird Ihnen über Zweck und Notwendigkeit seiner Reise alles offen gesagt haben; über die Verhandlungen der Heidelberger Versammlung wird in einigen Tagen der detaillierte Bericht in Form einer Broschüre erscheinen, und da sende ich Einen 1 Exemplar davon. Das „Frankfurter Journal" sowie dessen Beilage „Didaskalia" enthielten so ziemlich getreuen Bericht über die bei der Versammlung als auch bei Unterhaltung vorgekommenen Ereignisse. Ich bitte Sie, mir nicht zu grollen, daß ich nicht gekommen bin, im Gegenteil, mögen Sie auch auf mich einen kleinen Teil Ihrer freundschaftlichen Neigung, die Sie für Herweghs hegen, übertragen, ich werde mich derer würdig bezeigen. Mit den herzlichsten Grüßen an Sie und Ihre Familie Ihr ergebener Ludwig Schweigert / 958 An Konrad Haag 3. September 1861 Rechenberg bei Nürnberg, den 3. September 1861 Verehrter Herr! Für einen Menschen, dem das unglückselige Los beschieden war, zum Thema seines Lebens und Denkens einen Gegenstand zu machen, welcher in den Augen der einen über alle Kritik und Vernunft, in denen der andern unter aller Kritik und Vernunft steht, welcher daher seinen Kritiker und Erforscher bei den einen zu einem Frevler, bei den andern zu einem Toren stempelt, der sein Licht unter den Scheffel stellt, seine Zelebrität in der Obskurität sucht; für einen Menschen, dem überdem eine solche 383

bescheidene Lebensstellung zuteil geworden, daß dem materiellen Ertrag nach ihm jeder Stiefelwichser oder Hausknecht berechtigt erscheint, mit Geringschätzung auf den tiefsten Denker herabzublicken, und zudem noch die Natur so wenig Dünkel und Selbstzufriedenheit eingeflößt hat, daß es ihm sehr häufig vorkommt, als sei er nichts und habe nichts geleistet, für einen solchen Menschen - und ein solcher bin ich - ist ein so anerkennender, so begeisterter Zuruf aus unbekannter Ferne, wie der Ihrige, ein höchst wohltätiges und erfreuliches Memento vivere et scribere [Erinnerungszeichen des Lebens und Schreibens], wenn er sich auch gleich nicht verhehlen kann, daß nicht der Kubus des von der Begeisterung gespendeten Lobes, sondern nur der Wurzelextrakt daraus der wahren Größe des Gegenstandes entspricht. Nur in dem Urteil, das Sie über meine „Theogonie" fällen, stimme ich Ihnen bei, ohne das Mittel der Ex- und Subtraktion anzuwenden, wiewohl vielleicht nur aus dem höchst menschlichen Grunde, weil das jüngste Kind auch das geliebteste ist, namentlich dann, wenn es zugleich das letzte Produkt der Zeugungskraft ist. Ein Deutschamerikaner hat bereits auch wirklich meine „Theogonie" bald nach ihrer Erscheinung meinen Schwanengesang genannt. Das Schicksal, das mich unterdessen meines alten, geliebten Musensitzes in Bruckberg beraubt und wider Willen auf die Landstraße, in die Nähe einer geräuschvollen Fabrikstadt gesetzt, scheint dieses absprechende Wort boshafterweise zur Wahrheit machen zu wollen. Es fehlt mir zwar bis jetzt weder an Willen noch an Kopf und Stoff, aber es fehlt mir die passende Lokalität, das Nest zum Ausbrüten meiner Gedankeneier, und leider gehöre ich zu den Vögeln, die das Fortpflanzungsgeschäft nur in einer ganz absonderlichen Lokalität besorgen können. Ich weiß daher selber nicht, ob die vorlauten absprechenden Yankees oder die an ihrer, so auch meiner Zukunft nicht verzweifelnden Deutschen recht haben werden. Nur soviel weiß ich gewiß, daß es besser ist, als Schwan zu enden, denn als geschwätzige Gans sein Dasein fortzusetzen, daß also entweder keine Fortsetzung von mir mehr in Ihrer Bibliothek erscheinen wird, oder eine solche, die den Yankee zu einem Pseudopropheten macht. Was aber auch erscheinen wird, es wird nichts sein als weitere Ausführung und Bestätigung des in der „Theogonie" oder in den „Grundsätzen der Philosophie" Ausgesprochenen. An einen absolut neuen Gegenstand zu gehen, widerspricht den physiologisch-psychologischen Gesetzen, denen das Alter, in dem ich bereits stehe, unterworfen ist. Ohne-

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dem kann und soll der Mensch nur eines, nicht vieles, geschweige alles leisten und tun. Doch wer weiß, ob nicht einst auch noch der wirkliche Feuerbach statt des papiernen Ihnen Gesellschaft leisten wird! Es hat nicht viel gefehlt, so wäre ich noch diesen Herbst nach Zürich gekommen, wo ich werte Freunde habe, und dort allein natürlich nicht sitzen geblieben. Also in Hoffnung einer nicht nur schreibenden, sondern auch lebendigen und anschauenden Zukunft Ihr ergebenster L. Feuerbach 959 Von Wilhelm Bolin 24. September 1861 / Stuttgart, d[en] 24. September 61 Früher denn anfangs berechnet, mein teurer Freund, traf ich in Deutschland wieder ein und werde bald an meine Heimkehr schreiten. Das böse Wetter, das sogar dem „Great Eastern" viele angstvolle Tage bereitete, vertrieb mich von der Küste der Normandie, wo ich 45 Bäder mit gutem Erfolg genossen. In Paris hielt ich mich diesmal nur eine Woche auf und verließ es bereits am 19ten d[ie]s[e]s, obwohl ich Ihnen in meinem Vorigen d[en] 18. als den letzten Brieftermin daselbst aufgegeben hatte. Hoffentlich ist Ihnen meine Zuschrift aus dem Bade, von Mitte August etwa, richtig zugekommen. Darin kündigte ich Ihnen den Empfang Ihrer lieben Zeilen vom Juli in Paris an, sowie den Ankauf des „Système d[e] l[a] nature" in Originalausgabe. Zugleich meldete ich Ihnen, daß ich mir die Freiheit genommen, Schopenhauers Abhandlung „Über die 4fache Wurzel d[es] Satzes v[om] zureichenden Grunde" von Hamburg an Sie senden zu lassen. // Indessen ist mir die Besorgimg von dorther bestätigt worden und hoffe ich, daß Ihnen die Sendung sowie mein Brief richtig zugekommen. Aus Paris sind mir bisher keinerlei Briefe nachgesendet worden. Ihr Schweigen deute ich also darauf, daß Sie mir dorthin keine besondere Meldung zu machen hatten und auf meine Litanei über den Kantianismus einzugehen kein Gelüste verspürten. Vielleicht besprechen wir uns darüber mündlich. Ich bin überzeugt, daß 385

Schopenhauers Schriftchen Sie angeregt hat. Kürzlich war der Jahrestag seines Todes; er starb am 21. d[ie]s[e]s 60. Kurios genug, wohnte ich in der Nacht darauf seiner Bestattung im Traume bei. Außer einem Gruß nach langer Trennung beabsichtigen diese Zeilen die Anfrage, ob Sie nun daheim sind. Das böse Wetter hat Sie wohl vermutlich von etwaigem Reisen abgehalten. Ich werde Stuttgart wahrscheinlich Ende der nächsten oder Anfang der darauf kommenden Woche verlassen und mich alsdann unverzüglich nach Nürnberg verfügen. Ehe ich aber diesen Weg einschlage, möchte ich auch wissen, ob ich Ihnen recht komme. Daher werden // Sie mich überaus verbinden, wenn Sie mir baldigst hierüber gehörigen Bescheid erteilen. Ihre freundliche Aufforderung, in Ihrem Hause zu wohnen, nehme ich dankbar an. Herzlichen Gruß an die Ihrigen, die wohl recht gesund sind? Den besten Nachrichten von Ihnen entgegenblickend in steter Freundschaft Wilhelm Bolin Stuttgart, Marienstraße 23, bei Prof. Dückert / 960 An Wilhelm Bolin 26. September 1861 / Rechenberg, 26. September 1861 Soeben erhielt ich Ihren Brief, lieber Herr Bolin. Nach Paris habe ich nicht geschrieben, weil ich nichts zu schreiben hatte, was in einen Brief gehört, ich hätte denn meine Einladung an Sie, auf Ihrer Rückreise bei mir mit Sack und Pack einzukehren, wiederholen wollen. Wozu aber eine solche Wiederholung zwischen Männern, die sich bestreben, der Menschheit, folglich auch sich selbst, keine Komplimente, sondern die Wahrheit zu sagen? - Die „Probleme der Ethik" und die „4fache Wurzel des Satzes v[om] zur [eichenden] Grunde" gehören aber in keinen Brief, sondern in eine Schrift, und zu einer solchen, worin diese Gegenstände, wenn auch nur kurz, behandelt werden sollen, werde ich noch hoffentlich Zeit und vor allem Raum finden, und bei dieser Gelegenheit 386

dann meinen tatsächlichen - oder wenn Sie lieber wollen, schriftlichen, aber nicht brieflichen - Dank für die mitgeteilten Schriften abstatten. In freudiger Erwartung Ihrer baldigen Ankunft Ihr L. Feuerbach / 961 Von Konrad Haag 5. Oktober 1861 / Hüttweilen, am 5. Oktober 1861 Mein teurer, verehrtester Herr Feuerbach! Ihr wertes Schreiben, das ich im Anfang des vorigen Monats erhielt, hat eigene und verschiedenartige Gefühle in mir hervorgerufen: einesteils das Gefühl der Freude, daß mein Brief einer Antwort wert gefunden wurde und daß ich nun auch etwas von Ihnen besitze, was kein anderer hat - dann das Gefühl der Unwürdigkeit, in brieflichem Verkehr mit einem Manne zu stehen, der zu den Unsterblichen gehört und in der Kulturgeschichte aller kommenden Jahrhunderte mit Hochachtung genannt werden wird, wenn die Menschheit nicht von einem bösen Dämon zu ewiger Blindheit und Dummheit verdammt ist, währenddem meine Wenigkeit nach Verfluß von einigen Jahren der Vergessenheit anheimfallen wird. Mit Wehmut und Trauer erfüllte mich die kurze Schilderung Ihres Schicksals: Ich sehe, daß Ihr Lebenslos kein so glückliches und glänzendes ist, wie Sie es durch Ihre Leistungen verdient hätten und wie mir meine Phantasie dasselbe ausmalte. Als ich nämlich in Ruges Werken gelesen hatte, daß Sie das „Wesen des Christentums" im Schloß zu Bruckberg geschrieben hätten, und im Vorwort zu Ihres Vaters „Leben", daß Sie sich in einer „glücklichen, weil unabhängigen Lage" befanden, glaubte ich, Sie lebten in beneidenswerten Zuständen und Verhältnissen. Aber leider! haben Sie, wie es scheint, das Schicksal der großen Männer früherer Zeiten, eines Kepler, Galilei, Spinoza etc. „Wer darf das Kind beim rechten Namen nennen?" „Das Beste, was man weiß, kann [man] den Buben [doch nicht] sagen?" „Die Menschen sind durchs ganze Leben blind." Ihre größten Wohltäter lassen sie oft halb verhungern, die Verkünder der Wahr-

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heit werden verhöhnt und in den Staub getreten und für „ihre Leistungen werden sie dann auf den Mist der Geschichte geworfen". Sie sagten als junger Mann: „Nur für den Erbärmlichen ist die Welt erbärmlich." Vielleicht sind Sie nach vielen Lebenserfahrungen jetzt auch nicht mehr ganz entschieden dieser Ansicht. - Wenigstens ich muß gestehen, daß in gewissen Lebensmomenten es mir scheint, Schopenhauer habe nicht so ganz Unrecht, wenn er diese Welt als die miserabelste, die sich denken läßt, schildert. Ich werde oft, wenn ich das Leben und Treiben der Menschen beobachte, für Augenblicke zum Verächter dieser zweibeinigen Tiere. - „Klopfte man an die Gräber und fragte die Toten, ob sie wieder auferstehen wollen, sie würden mit den Köpfen schütteln." Der Vers: „Die Welt ist vollkommen überall, wo der Mensch nicht hinkommt mit seiner Qual" ist eben auch nicht ganz wahr. Die Welt, die Natur ist im Ganzen ebenso vollkommen und unvollkommen, ebenso gut und ebenso böse als der Mensch, der ja auch zur Natur gehört, eine Bildung, ein Teil derselben, wie wir annehmen, die Quintessenz wenigstens der Erdennatur ist. Es ist nichts im Organischen, das nicht auch im Unorganischen ist; das Ganze hat keine Eigenschaften, es ist eben alles zugleich, was sich nur denken läßt. - / / Daß es Ihnen oft vorkommt, als seien Sie nichts etc., kann ich mir erklären, wenn ich mich an die Stellen in einer Ihrer Abhandlungen erinnere, wo es heißt: „Je mehr ein Mensch ist, desto weniger bildet er sich ein und umgekehrt." „Wer sich nie als Nichts gefühlt, der ist auch nicht etwas." Einen Übeln Eindruck hat es auch nicht auf mich gemacht, daß Sie mein Lob übertrieben finden. Bescheidenheit steht auch großen Menschen gut an, wie auch ein gewisser Grad von Selbstgefühl jedem Unverdorbenen eigen ist und sein soll. Gleichwohl lass' ich mir meinen Feuerbach nicht nehmen. Ich habe es hier wie der Gläubige mit seinem Christus, wenn er singt: „Meinen Jesum lass' ich nicht!" - Am wenigsten gefallt mir die Stelle Ihres Briefes, wo Sie mich im Zweifel lassen und selbst bezweifeln, ob noch jemals ein literarisches Produkt aus Ihrer Feder im Druck erscheinen werde, währenddem Sie doch nebenbei bemerken, daß es Ihnen weder an Willen noch an Kopf und Stoff fehle, und sich nur über die unpassende Lokalität beschweren. Allein ich glaube denn doch, der Wille und die Begeisterung fehlen ein wenig; sind diese in höherem Grade vorhanden, so sieht und hört man nicht, was in der Nähe vorgeht: Man lebt nur in seinen Ideen. Ich würde stolz darauf sein, wenn ich mit andern 388

- ich erinnere mich hier an die Rezension Ihrer „Theogonie" im „Jahrhundert" von M. Heß - Sie dazu bestimmen könnte, im Dienste der Wahrheit, des Lichts und Fortschritts noch einen 10. Band zu schreiben, worin Sie im Interesse der Menschheit, der Hydra des Aberglaubens, der Finsternis und Dummheit noch einen kräftigen Fußtritt beibrächten, wenn möglich noch etwas der „Theogonie" Ebenbürtiges lieferten, denn dieses Werk zu übertreffen, wird selbst Ihnen nicht möglich sein. Ich muß dieses annehmen, wenn ich mich unter vielem andern daselbst nur an die klassische Abhandlung erinnere mit der Aufschrift: „Die Theodicee" und die unvergleichliche Stelle daselbst über die Naturgesetze. Welch tiefer Blick in das Wesen der Natur! Wie wahr! Wie unwiderleglich! Könnte ich etwas Ähnliches schaffen, ich würde noch mehr als einen Band schreiben und auf das Geheul der Finsterlinge und Dummköpfe nicht achten. - Daß Sie der Theologie noch keine Konzessionen machen würden, wie seinerzeit Newton, Voltaire, Fichte, Goethe, Heine etc., schließe ich aus dem Satze, wo es heißt: „Was aber auch noch erscheinen wird, es wird nichts sein als weitere Ausfuhrung und Bestätigung des in der 'Theogonie' oder in den 'Grundsätzen der Philosophie' Ausgesprochenen." Wäre ich ein reicher Mann, ich würde Ihnen selbst noch ein Honorar von ein paar tausend Talern aussetzen für einen neuen Band. - Aber ich lebe wahrscheinlich noch in weit einfachem und bescheidenem Verhältnissen als Sie: in stiller Einsamkeit und Zurückgezogenheit, ohne Familie, ohne Weib und Kind, ohne Hund und Katz', in einem alten Haus, ein eigner Kauz! Das Liebste, was ich habe, sind meine Bücher und Porträts berühmter Männer und Schriftsteller, unter denen auch Ihr Bildnis von B. Fries prangt. Und zwar habe ich Ihre Züge so studiert, daß Sie schwerlich inkognito bei mir erscheinen könnten, wenn nämlich das Bild naturgetreu ist. - Ich bin einer von denen, die sich um des „Himmelreichs" willen verschnitten haben, zwar nicht physisch, aber moralisch. Als ich nämlich, hauptsächlich durch Ihre und die Straußschen Werke, vom Kirchen- und Bibelglauben vollständig abgeführt worden war, konnte ich es nicht mehr über mich bringen, kirchliche Gebräuche und Zeremonien mitzumachen. Und doch wäre ich dazu gezwungen gewesen, wenn ich hätte heiraten wollen. - Mich durch einen Pfaffen mit einem Weibe in den „drei höchsten Namen" zusammenkuppeln lassen und dann etwa später Kinder taufen und konfirmieren lassen - nein! // Das ging bei mir nicht mehr. Ich blieb daher ledig und beuge mich vor keinen Phanstasiegebilden,

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und das sind alle Götter ohne Ausnahme. Selbst wenn Feuerbach im Alter noch ins Heerlager der Gläubigen übergehen würde, er hätte keinen Nachfolger an mir, ich würde nur annehmen, der Phosphor wäre ihm aus dem Gehirn verdunstet. - So lebe ich zurückgezogen und unabhängig im Besitz eines Gütchens, das ich größtenteils selbst bearbeite, ich bin keinem Menschen etwas schuldig, habe aber auch nicht viel Guthaben bei andern. Doch wieder zuviel von meiner Wenigkeit, vom lieben Ich. Eines muß ich jedoch noch kürzlich erwähnen. Ein schönes Buch wurde mir vor einigen Tagen von einer benachbarten Buchhandlung zugeschickt, das Sie wahrscheinlich auch schon kennen: „Naturforschung und Kulturleben" von Böhner. Der Verfasser ist einer der Dickgläubigsten, die ich kenne; ein gelehrter Narr oder ein Schurke, vielleicht beides zugleich. - Der unverschämte, gewissenlose Zelot und Zionswächter zählt Sie und Rüge zum materialistischen Pöbel, sagt, Feuerbach quacksalbere in die Religionswissenschaft hinein usw. - Die Gewissenlosigkeit trägt er zur Schau durch seine entstellten, verfälschten Zitate; unter andern auch ist der bekannte Passus aus Goethes „Faust": „Wer darf ihn nennen?" usw. ganz zugunsten der Orthodoxie verändert und verfälscht. Alles, was er zur Rechtfertigung oder zum Beweis für die Wahrheit des Kirchen- und Bibelglaubens aus der Naturwissenschaft auffuhrt, spricht gerade gegen denselben. Wie kann man z. B. auch eine Millionen Jahre lange Entwicklung des Sonnensystems oder jedes einzelnen Weltköipers oder auch nur die langweilige Bildung der organischen Wesen auf unserer Erde, namentlich auch des Menschen, mit dem Glauben an ein Wesen zusammenreimen, das diese Himmelskörper etc. durch einen Machtspruch in einem Augenblick hätte hervorbringen können? - Wie zum Verzweifeln langweilig müßte die Existenz eines Wesens sein, das von Ewigkeit her schon alles genau wüßte, was bis in die fernste Ewigkeit hin geschehen wird, vor dem die ganze Welt- oder Weltallsgeschichte schon fertig abgerollt daläge vor seinen Blicken - und das dann ohne alles Interesse gleichsam den müßigen Zuschauer spielen müßte durch alle Ewigkeit hindurch? - Wozu auch das lästige Ungeziefer zur Plage und Qual der Menschen und Tiere und so vieles andere Böse - wenn ein Gott voll Liebe die Welt gemacht hat? Jeder Flohstich überzeugt mich davon, daß ein solches Wesen nur in der Einbildung existiert, nur ein Hirngespinst ist. Doch Böhners Schrift ist nicht wert, daß man sie bekrittle, sie ist unter der Kritik. Später vielleicht oder hoffentlich mehr mündlich über

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dieses und manches andere, was berührt wurde. - Ich lebe nämlich, seitdem ich Ihren Brief erhalten habe, in der Hoffnung, es werde mir noch einmal die große Ehre zuteil, mit demjenigen ein paar Tage persönlich zu verkehren, mit dem ich am meisten sympathisiere und der unter allen Schriftstellern in meinem Herzen den ersten Platz einnimmt. Freilich ist zwischen uns beiden, ich fühle es zu gut, ein gar zu großer Abstand: Sie Gelehrter, Schriftsteller ersten Ranges, ein Geistesfürst! Ich nur Autodidakt, Laie, der nur sein liebes Deutsch versteht, der freilich auch vieles oder alles wissen möchte, aber es leider! noch nicht weit gebracht hat und nicht mehr weit bringen wird, der nicht nur der Wissenschaft, wie er wünschte, leben kann, sondern für sein tägliches Brot auch zu sorgen hat und dem nun auch, da er schon sein // fünfundfünfzigstes Lebensjahr hinter sich hat, die Lebensperiode nicht mehr fern ist, die einem nicht besonders gefallt, wo die Sinne stumpf und die Knochen morsch werden und wo dann auch das HagestoLzleben noch etwas schwieriger werden könnte. Empfangen Sie schließlich, wertester Herr, die Versicherung wahrer Hochachtimg von Ihrem ergebensten Konrad Haag am Seebach in Hüttenweilen P. S. Also zu den beiden großen Atheisten Holbach und Feuerbach ein dritter, ebenso entschiedener, aber in bezug auf Wissenschaft kleiner Atheist am Seebach. Eine schöne Dreieinigkeit! würde ein Gläubiger sagen. / 962 An Albrecht Rau 21. Oktober 1861 Rechenberg, 21. Okt[ober] 1861 Lieber Herr Rau! Erst Besuche, wo mir andere meine Zeit wegnehmen, dann Gedankenausführungen, wo ich keine Zeit hatte, an andere zu denken, endlich das Dunkel, in das die Undeutlichkeit des Anfangsbuchstabens den Namen Ihres neuen Aufenthaltsortes mir verhüllte und welches mir erst jetzt vermittelst eines geographi391

sehen Lexikons aufzuklären geglückt ist - das sind die Gründe, warum ich jetzt erst die Feder ergreife, um Ihnen meine Freude, daß Sie endlich Gedanken- und Studienfreiheit erlangt haben, zugleich aber auch mein Bedauern auszudrücken, daß ich die gewünschten Bücher Ihnen nicht schicken kann, weil ich sie nicht besitze, nicht einmal gelesen habe. Die Blütezeit des Gottes- wie des Seelenglaubens gehört der Geschichte der Vergangenheit, nicht der Gegenwart an. Einst war der Gottes- und Geisterglaube Sache der größten Geister, Sache des Genies, jetzt ist er nur noch Sache untergeordneter Geister, das Genie gehört der Welt, der Natur. Mich interessieren daher nur die historischen Quellen des Spiritualismus und Theismus, wenn ich gleich auch, wie sich von selbst versteht, von den Erscheinungen der Gegenwart auf diesem Gebiete Notiz nehme, gelegentlich auch von den verlangten Schriften Notiz nehmen werde. Haben Sie keine Freunde in Würzburg? von dort könnten Sie gewiß dieselben sich verschaffen. Dort fänden Sie vielleicht auch die bei Wigand in Leipzig erscheinende, von Noack redigierte Zeitschrift: „Psyche", die nicht im Sinne der Fichte und Lotze geschrieben ist, aber doch über die Zustände und Gründe des Spiritualismus Ihnen gewiß gute Aufschlüsse gäbe. Leider! besitze ich auch diese Zeitschrift nicht und leider! huldigt Nürnberg, wie freilich die meisten Städte, nur dem praktischen, geldbringenden Materialismus, so daß sie hier nicht zu finden ist. Sollten Sie andere Bedürfnisse und Wünsche haben, die ich zu befriedigen imstande bin, so rechnen Sie auf meine Bereitwilligkeit. Ergebenst L. Feuerbach 963 Von Otto Lüning 22. Oktober 1861 / Mein lieber Freund! Erst gegen Ende September, als ich von Zürich zurückkehrte, wo ich durch Herwegh und Rüstow manches über Dich erfuhr, hat mein Wanderleben einigermaßen seine Endschaft erreicht, aber auch nur einigermaßen. Denn eine Tour nach Berlin und sehr 392

viele kleine Wahlreisen und Agitationen sind auch seitdem noch vorgekommen. Ich verschwende drum weiter keine Worte über die Ursachen meiner verspäteten Antwort. Von Rüstow und Herwegh habe ich diesmal nicht so viel gehabt wie sonst wohl; sie waren sehr durch die Gräfin Hatzfeld oder ihren Begleiter Lassalle oder durch Frl. Ludmilla Assing in Anspruch genommen - und ich kann nun diese berühmten Weiber einmal nicht leiden, namentlich wenn sie klein und garstig sind, wie Ludmilla, und doch ein rotes Garibaldi-Hemd tragen. Ich furchte, es steht bei uns in Preußen nicht gut und im übrigen Deutschland nicht besser. Ich glaube, Du tust den Norddeutschen und den Preußen zumal Unrecht, wenn Du ihnen Selbstüberhebung und Geringschätzung des Südens vorwirfst. Das vorlaute und schnöde Benehmen des Berliners hat nicht darin // seinen Grund. Namentlich vor [18]48 in den dreißiger Jahren zumal, wurden die süddeutschen Liberalen ganz enorm überschätzt. Aber ich besorge, daß der Krönungsschwindel einen schlimmen, die Einheit hemmenden Eindruck machen wird. Ich will die Motive nicht untersuchen, welche den Zorn der französischen] Bedientenpresse und der „Times" über die verrückte GottesgnadenTheorie so gewaltig angeblasen haben; und der König hat auch gewiß nicht sagen wollen, daß der Landtag ihm nur Rat zu erteilen habe. Dazu würde die Erinnerung an die Verfassung doch gar zu schlecht passen, und diese zu stürzen - dazu fehlt ihm die Energie. Aber daß wieder mit möglichstem Ungeschick verfahren ist - von der durch die Polizei, offenbar in der Absicht, Skandal zu erregen, weggenommenen deutschen Fahne bis zu den Geifern des Kölner Bischofs gegen Italien - das ist leider nicht zu leugnen, und die feudalen Blätter werden durch Hohn und Hetzen schon die nötige Verbitterung schaffen. Im Lande steht es auch nicht mehr so gut wie vor 3 Monaten, wo die Wahlen ganz anders ausgefallen sein würden. Das Volk vergißt so leicht! Seitdem ist durch das Attentat, durch den Krönungs- und Einzugsschwindel und durch die ostensible Unparteilichkeit der Minister bei den Wahlen der Vertrauensdusel wieder pilzartig aufgeschossen. Ich glaube nicht, daß wir hätten anders operieren können, als // wir getan haben, aber für viele Orte ist zu allgemein die Parole gegen den Adel ausgegeben, und davon ziehen am Ende die Gothaer den Profit, indem zu oft die Forderung energischen Charakters der Versöhnlichkeit zum Opfer gebracht wird. Vielleicht läßt sich die Sache nach den Wahlen der Wahlmänner ausgleichen im engeren 393

Kreise, aber bedenklich ist sie. Viele dieser Halunken haben unser Programm nur unterschrieben, um zu Kandidaten zu gelangen, die es nicht ausführen. Einer dieser weisen Männer äußerte sogar Bedenken, ob man mich, der ich das Programm mit erlassen habe, auch zum Wahlmann wählen dürfe - und ich fürchte, diese Eselei steht nicht isoliert, d. h. anderswo, nicht in meinem Ort. Daß ich ernstlich irgendwo aufgestellt wäre, ist mir noch nicht zu Ohren gekommen - und abgesehen davon, daß ich am Ende nicht dümmer bin, wie ein Gesetzgeber sein soll, so sind Männer von absoluter äußerer und innerer Unabhängigkeit und von absolutem Mangel alles Ehrgeizes doch wahrhaftig so häufig nicht. Zuweilen ärgere ich mich fast, daß ich mich der Agitation unter diesen Wasserköpfen so sehr angenommen habe, aber das ist nun einmal meine Natur! Anbei sende ich Dir einstweilen 50 Rtlr., die bei mir eingegangen sind, und hoffe recht bald weitere Sendungen folgen zu lassen. Leb' wohl und vergilt meine Faulheit nicht. Herzlichen Gruß an Deine Frau und Tochter und Dich selber Dein O. Lüning Rheda, 22. 10. 61 / 964 Von Wilhelm Bolin 26. Oktober 1861 / Hamburg, Samstag, d[en] 26. Oktober 61 Bereits 14 Tage, seit ich von Ihnen schied! Indem ich Ihnen, mein teurer Freund, hiemit den herzlichsten Dank für die liebevolle Aufnahme wiederhole, sende ich Ihnen und den lieben Ihrigen zugleich einen Abschiedsgruß von deutschem Boden. Sie können sich denken, daß die Rückkehr in meine Behausung, trotz mancher Annehmlichkeit und langjähriger Gewohnheit, dennoch eine gewisse Überwindung kostet, wenn man, wie ich, aus einem Lande kommt, dem man mit seinem Streben und so vielfachen Beziehungen angehört. Den durch manche liebe Erinnerung bereicherten Wandrer begleitet der Keim eines größern 394

Verlangens nach Wiederkehr, als wie es vor 3 Jahren der Fall war, da er sein geliebtes Deutschland zum erstenmale durchstreift. Schmerzlicher als damals erkenne ich meine unglückselige Amphibienhaftigkeit, hier und dort heimisch und Freund zugleich zu sein, hier mein Streben, dort meine vorläufige Aussicht auf Versorgung, hier mein Vorbild und dort meine durch die Zeit der Selbstentfaltung bedingte Welt von Ge-//wohnheiten und leiblichen wie gemütlichen Bedürfnissen zu haben. Zu einer Zeit, wo ich mich vielleicht ohne besondren Schwierigkeiten Deutschland hätte zuwenden können und für immer dort festen Fuß fassen, fehlten mir alle dazu erforderlichen Bedingungen und Anknüpfungspunkte - nun bin ich von den Verhältnissen an meinen bisherigen Aufenthalt dermaßen gefesselt, daß es unklug wäre, jetzt eine derartige Andrang zu treffen. Mir bleibt nur die Gestaltung der Umstände abzuwarten, namentlich meine eigne Reife und Selbstkenntnis: Ich schwanke über meinen Beruf. Ich begnüge mich nicht mit Wünschen und weiß sehr genau, daß man sich das Bereuen nie erspare. Daher will ich lieber meine jetzige Vorsicht, mich an meine bisherigen, auch für eine geringere Befähigung günstigen Verhältnisse festzuhalten, als überflüssig erkennen, denn eine Übersiedelung nach Deutschland bereuen müssen, falls ich dort es nur zu einer Mittelmäßigkeit bringe oder gar völlig verloren gehe. Bei all meiner Liebe für Deutschlands Bildung bin ich zu sehr von dem Gefühl meiner eignen Unreife und Mangelhaftigkeit erfüllt, um eine Zuversicht auf sichern Erfolg zu hegen. Weiß ich // doch kaum, was in mir vorwiegt: das Denken oder das dichterische Talent; ja, kann ich mir überhaupt eine hervorragende Begabung zuerkennen? - Nur unter diesen Bedingungen lohnt es, ein höheres Ziel anzustreben. Wem die Aufgabe einer bloßen Handlangerschaft des Wissens - das bloße Geschäft des Beibringens - genügt, der darf sich diese Qualen ersparen und hat es wohl zu allen Zeiten getan. Wann werde ich von dieser Ungewißheit erlöst? Mit eben diesem Zagen trat ich meine Reise an. Dennoch verdanke ich derselben die Einsicht, daß ich's hiemit nicht schlimmer habe als jeder andre, der sich ein ernstes Streben erkoren. Somit bliebe mir nur, mit vermehrten Kräften zu arbeiten, freilich ohne darin eine untrügliche Bürgschaft meiner Erwartungen zu haben denn Saat und Ernte stehen nie in so unmittelbarem Zusammenhang, daß sie einander ganz entsprächen. Hoffentlich bin ich jedoch dem Zeitpunkt nicht mehr so fem, wo ich meines Könnens 395

ganz bewußt bin. Dann werde ich meinen Aufenthalt danach wählen. Vorläufig bin ich an dem Ort meiner bisherigen Entfaltung trefflich aufgehoben; arbeiten läßt sich's dort gut, und das / / ist die Hauptsache. Wenn meine Fähigkeiten und deren Ausbildung mir eine glänzende Wirksamkeit gewähren, wie ich sie je dort erreichen kann, d. h. wenn ich berufen bin, mich um Deutschlands Bildung verdient zu machen, so ist es wohl nie zu spät, eine diesem ersehnten Ziel entsprechende Ändrung der Verhältnisse zu treffen. Mit meinem Abschiedsgruß und meiner Entfernung von Deutschland entsage ich nicht der Freude, ab und zu von Ihnen und den Ihrigen Nachrichten zu haben. Meine Reise von Nürnberg ab ist ziemlich nach Wunsch ausgefallen. Samstagnachmittag war ich in Berlin und verweilte dort 8 Tage, da ich den Einzugsfeierlichkeiten wohlweislich aus dem Wege ging. Gegen diesen Firlefanz macht sich dort häufig tiefer Unwillen geltend; das Galatheater am 18ten z. B. machte den beabsichtigten Jubel nach dem Festprolog zur Totgeburt, und als bei einem Konzert ein für diese Gelegenheit komponierter Marsch pflichtschuldigst beklatscht werden sollte, erhob sich über dem Saal ein energisches Zischen. Künftigen Sonntag hoffe ich zu Hause zu sein. Mit herzlichen Grüßen an alle, in steter Liebe Wilhelm Bolin Adresse: H. R. Sturm, Hamburg / 965 An Nikolaus Trübner 31. Oktober 1861 / Herrn Verlagsbuchhändler Trübner in London! Herr Jakob von Khanikoff, gegenwärtig in Heidelberg, ist von mir aufgefordert worden, meine bei Herrn 0[tto] Wigand in Leipzig erschienenen Werke, mit Ausnahme deijenigen Schriften, die sich nur auf speziell deutsche Zustände und Erscheinungen beziehen, unter seiner Leitung und Aufsicht in die russische Sprache übersetzen zu lassen und hat diese Aufforderung mit 396

größter Bereitwilligkeit, ja Begeisterung auf- und angenommen. Da nun bereits in Ihrem in Rußland rühmlichst bekannten Verlage eine Übersetzung meines „Wesen des Christentums" erscheint, eine Übersetzung, deren Gelungenheit die Billigung und Empfehlung des berühmten Schriftstellers Alexander Herzen verbürgt und welche daher recht gut gleich als der erste Band auf dem Titel bezeichnet werden könnte, so wünsche ich in Übereinstimmung / / mit Herrn Khanikoff, daß auch die übrigen Werke von mir bei Ihnen erscheinen, vorausgesetzt, daß Sie meine Rechte als Auetor [Verfasser] anerkennen und in annehmbaren Bedingungen sich verstehen. Ich bemerke zugleich, daß ich, wie sich von selbst [versteht], nur in der Voraussetzung, daß Sie es nur mit mir zu tun haben werden, die Honorierung der Übersetzer übernehme und stelle daher, falls Sie überhaupt zu diesem Unternehmen Lust haben, die Frage an Sie, wieviel Honorar - am zweckmäßigsten nach Bogen, sei es im deutschen oder russischen Format berechnet - Sie mir für mich und meine Übersetzer zusammen zu geben gesonnen sind. Indem ich Sie um eine baldige Antwort ersuche, zeichne ich hochachtungsvoll Dr. Ludwig Feuerbach Rechenberg bei Nürnberg, 31. Oktober 1861 / 966 Von Nikolaus Trübner 4. Dezember 1861 / London, 4. Dezember 1861 Hochgeehrter Herr! Ihre schätzbare Zuschrift vom 31. Oktober ist mir richtig zugegangen und muß ich vielleicht um Entschuldigung bitten, daß ich nicht früher geantwortet habe. Als ich nämlich Ihren Brief erhielt, hatte ich noch kein Exemplar der Übersetzung Ihres Werkes über das „Wesen des Christentums" in Händen und hatte auch noch keine Idee, wie sich dieses Unternehmen buchhändlerisch gestalten würde. Ich wollte deshalb erst einige Wochen verstreichen lassen, ehe ich Ihnen antwortete, um zu sehen, was für Bestellungen von seiten des Buchhandels einlaufen würden. Leider ist bis jetzt die Nachfrage sehr gering gewesen, was allerdings 397

nicht beweist, daß der Band nicht event[uell] doch noch Erfolg haben kann, namentlich da im Winter aus Ihnen wohlbekannten Gründen das Geschäft mit meinem russischen Verlage stets stockt. Trotzdem aber nötigt mich die gemachte Beobachtung zur Vorsicht, um so mehr, als das Geschäft, welches Sie mir vorschlagen, ein sehr bedeutendes ist - und ich möchte deshalb pausieren, bis ein mäßiger Erfolg mir gezeigt hat, daß das russische Publikum nicht allein den // Wunsch hat, sondern auch den lebhaften Willen, ä tout prix [um jeden Preis] Ihre Werke zu erlangen, wie es mit den Herzenschen der Fall ist. Ich glaube, schon im März oder April imstande sein zu können, einen bestimmten Entschluß in bezug auf die Herausgabe Ihrer Werke zu fassen, würde aber wünschen, dann mit einem Werke zu beginnen, welches noch nicht veröffentlicht ist, und deswegen aus Ihrem Manuskript übersetzt werden könnte. Ich habe für die Übersetzung des „Christentums" 50 Sterling] Honorar bezahlt, die Auflage ist 2000 Ex[emplare]; Druck, Papier und Korrekturen kosteten mich 105 - das Buch im ganzen also 155 - oder nahe an 2000 fl. Einliegend sende ich Ihnen Ordre auf Hermann Kirchner, Buchhändler zu Leipzig, Ihnen 2 Ex[em]pl[are] auszuliefern. Mit größter Hochachtung empfiehlt sich Ihnen Nicolaus Trübner / 967 Von Ferdinand Kampe 25. Dezember 1861 / Breslau, 25. Dezember 1861 Friedrichstr. 5 Hochverehrter, lieber Freund! Wie sehr mir Ihr wertes Schreiben vom Jan[uar] c[urrentis] [des laufenden Jahres] wehe getan, kann ich Ihnen gar nicht beschreiben. Vor solchen Erfahrungen vergißt man seine eigene, im ganzen unveränderte Misere, in der man gerne still hält, so lange man noch nicht alle Aussicht verloren, einmal auf einen grünen Zweig zu kommen. Nie habe ich meine Machtlosigkeit mehr gefühlt und 398

die Verarmung an Konnexionen [Verbindungen], die seit meiner Umsattlung zur Philosophie - ich meine, zur blanken Theorie ohne volksaufklärende Praxis - immer größer geworden ist. Rebus ita comparatis, non dubitandum esse opinor, quin hoc navitatis festo gaudium quantulumcumque moveam [Nach den Umständen glaube ich, nicht bezweifeln zu müssen, daß ich Ihnen zum Weihnachtsfest eine gewisse Freude bereiten kann], indem ich Ihnen anzuzeigen ausdrücklich konzessioniert bin, daß c[a]. Ende Januar aus Hamburg ein pannulus [kleines Stück Tuch, Lumpen] von c[a]. 350 fl. {naXiv dvövvfiOt; [wiederum anonym]) in Rechenberg einlaufen wird. Diese Verzögerung beruht lediglich auf der Technik der Manipulation. Immer bloß ein pannulus, ein Tropfen, da es doch eigentlich auf ein Perennierendes, Periodisches an-kommen muß - und da ist mir denn // (vielleicht Ihnen schon selbst) folgendes eingefallen: Da die Schillerstiftung sich, wie ich las, nicht bloß auf Belletristen erstreckt, sondern auch auf Veteranen aller Art, d. h. wissenschaftliche Veteranen, so habe ich gleich an Sie gedacht, hochverehrter Freund. Soll nun ich oder wenn Sie einen Mächtigen unter Ihren Freunden wissen, an Gutzkow nach Weimar schreiben und ihm das Erforderliche insinuieren [zu verstehen geben]? Wäre dieser Weg nicht wenigstens wert, in Betracht gezogen zu werden? Vielleicht lassen Sie sich dies einmal durch den Kopf gehen? In ganz entgegengesetzter Weise hat mich Ihr gegenwärtiges Thema interessiert, was, wie ich glaube, bisher nur in tumultierender und respectu philosophiae [in Beziehung auf die Philosophie] idiotischer Weise behandelt worden ist. Da diese Frage mit den (alberner Weise sogenannten) „exakten" Wissenschaften so enge zusammenhängt, die ja bekanntlich in den letzten 10 Jahren alles Interesse gepachtet zu haben schienen, so mag wohl eine so energisch durchgreifende Beleuchtung, wie sie von Ihrer Feder zu erwarten ist, ein Gehöriges dazu beitragen, um, soviel von derartigem Interesse im Publikum noch vorhanden ist, in eine ergiebigere Richtung zu dirigieren. Ganz abgesehen von der rein wissenschaftlichen Seite der Frage, die, wenn // man keinen Absatz der gedruckten Bücher brauchte, mich ganz allein interessieren würde, und zwar um so mehr, als ich schon seit längerer Zeit etlichen Empiristen des vorigen Jahrh[underts] aufSocken nachgegangen bin, um sie auf Kant zu beziehen und Kanten auch einmal von dieser Seite zu betrachten - wo denn das Ergebnis recht kläglich ausfällt. Wissen Sie vielleicht Kritisch-Historisches 399

über Locke? Eine neuerliche Monographie von Schärer (1860) gehört zum Schäbigsten, Schuftigsten und Ruppigsten, was ich je in der Hand hatte, und ist, rebus peractis [danach], zum Antiquar gegangen. Es ist sehr zeitraubend, daß man sich auf die vorhandenen Übersetzungen nicht von Fane verlassen kann - die Tennemannschen von Locke und Hume sind abscheulich fehlerhaft - und an dem englischen Text gewiß ist, wo denn allerdings auch die fehlerhafte Übersetzung immer noch besser ist als gar keine. Diese empiristische Palustration [Versumpfung] des Kant, wo ich namentlich diese „a priori" aufs Korn nehme, hat ja natürlich ihr Interessantes, aber die eklige Sophisterei macht mir das ganze Geschäft, wie wenn ich mich durch urwaldliches Gestrüppe hacken müßte. Wäre ich nur endlich damit am Rande! so schnaube ich vor Begierde, mich in das „Organon" von Aristot[eles] zu stürzen, um von da ab rück- und vorwärts zu gehen, und vielleicht // ein für mich passendes Thema, womöglich logischer oder psychologisch-logischer Art zu entdecken. Auch reizt mich die neuerdings wieder aufgefrischte Frage nach dem innern Zusammenhange der logischen] Kategorien bei Hegel, die, wie ich mir vorstelle, höchst wichtige positive Ergebnisse verspricht. Die g[anze] Frage scheint mir in einer exakten Prüfung der wahrhaften Denkkategorien zu liegen, was soviel heißt, als sich freventlicherweise an Aristoteles, Kant und Hegel zu vergreifen. So von sensualistischer Seite diese Materie durchgehend, zunächst um in mir selber aufzuräumen, und wenn das glücken sollte, etwas der Art zu arbeiten, wünsche ich mir Gesundheit - denn es geht doch noch gar nicht recht, obwohl besser als früher; Verdauung, Nerven, Kopf etc. - und viel Geld. Beyers burlesk-rustikal-heroische Aufführung in Leipzig ist Ihnen wohl sonstwoher schon zu Ohren gekommen. Seine (fabelhafterweise gedruckten) Predigten haben in den Hamburger gebildeten Kreisen (trotz der bekannten Interpellationen etc.) und seine hochtrabigen Artikel im „Dissidenten" hier in Breslau Aversion [Widerwillen, Ablehnung] erregt. Indem ich von Herzen wünsche, daß es Ihnen schon etwas besser gehe, alles der Art in einem konzentrierten „Prosit Neujahr!" befassend, bitte ich Sie, mir gelegentlich ein paar Zeilen zu schreiben. Ihr Ferdinand Kampe /

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Untersuchungen und Erläuterungen

755 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/80. 36. Erläuterungen: 5 - 6 das Werk „Leben und Wirken": L. Feuerbach hatte in mühsamer Kleinarbeit aus nachgelassenen Briefen, Tagebüchern, Ausarbeitungen zu Vorträgen und Memoranden ein Lebensbild seines Vaters, des berühmten Juristen, zusammengestellt - eine Aufgabe, die nach dem Tode seines Bruders Eduard, ihm zugefallen war, da Eduard, obwohl selbst im Fache der Rechtswissenschaft tätig, die Aufgabe der Herausgabe des väterlichen Nachlasses nicht bewältigt hatte. Das Werk erschien 1852 in Leipzig im Verlag O. Wigand in zwei Bänden unter dem Titel „Anselm Ritter von Feuerbach's Leben und Wirken..." (vgl. GW 12). Zu Feuerbachs großer Enttäuschung wurde es buchhändlerisch ein gravierender Mißerfolg. Der Verleger versuchte Feuerbach zu Ergänzungen aus dem väterlichen Nachlaß zu gewinnen, um mittels einer im Preis etwas herabgesetzten, als „Zweite, vermehrte Ausgabe" deklarierten Nachauflage den beträchtlichen Verlust zu verringern. Vgl. auch Brief765.11-14 Weber... werden: O. Wigand hatte in Erwartung eines buchhändlerischen Erfolgs den Leipziger Verlagsbuchhändler J. J. Weber als Teilhaber für die Herausgabe des biographischen Nachlasses von P. J. Anselm v. Feuerbach gewonnen. Im Dezember 1851 hatte er mit Weber ausgehandelt, wie man Ludwig Feuerbachs relativ hoher Honorarforderung von 3000 fl., die er den hinterbliebenen Kindem seines Bruders Eduard zugedacht hatte, nach Absatz des Werkes nachkommen könne (siehe GW 19, Brief 690, S. 334). 15 Ihre Geschichte der Religionen: O. Wigand hatte Kenntnis davon, daß sich Feuerbach nach Abschluß der Arbeiten zur Herausgabe der „Vorlesungen über das Wesen der Religion" (GW 6) mit einem neuen Werke trug, in dessen Mittelpunkt die religionsgeschichtlichen Quellen des klassischen, hebräischen und christlichen Altertums stehen sollten, womit er seine Religionsphilosophie abrunden wollte (siehe GW 19, Brief 691, S. 337 bis 338). Die Arbeit an der neuen Schrift, der anfangs der Titel „Belegstellen zum 'Wesen der Religion'" zugedacht war (siehe Brief 800, S. 83), nahm mehrere Jahre in Anspruch. 1857 erschien die „Theogonie nach den Quellen des klassischen, hebräischen und christlichen Altertums" bei O. Wigand in Leipzig (vgl. GW 7), Feuerbachs drittes und letztes religionsphilosophisches Hauptwerk. 19 über den Druck etc. der Broschüre: L. Feuerbach hatte O. Wigand für den Druck einer Broschüre gewonnen, deren Verfasser vermutlich B. Fries war (siehe GW 19, Brief 691, S. 337 und die Erl. zu diesem Brief Z. 83; siehe auch Brief 693, S. 342-343, und Brief 695, S. 346 ). 32 Die Rechnung: Bezieht sich auf den Druck der Broschüre, siehe Erl. zu Z. 19.

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756 Randbemerkung: Erste Briefseite Eben gewahre ich mit Bedauern, daß diese Seite durch den rücksichtslosen reaktionären Gegendruck der altera pars [anderen „Seite", d. h. Rückseite] fast unleserlich geworden, so durchstrichen ist, wie die deutsche Magna Charta von 1848. Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/26.4. - Von Feuerbach der Übersichtlichkeit halber paginiert. Erstveröffentlichung, gekürzt: BwN H, S. 27-28. Wesentlich erweiterte VeröfFentlichtung: Bw II, S. 198-201. Textvergleich mit BwN II: 4-31 Ich... daß Fehlt in BwN31 ich auf: Ich muss auf BwN 33 muß Fehlt in BwN 50 von Fehlt in BwN 51-55 weil... muß Fehlt in BwN 56 für meine Tochter Fehlt in BwN 59 Verzicht leisten muß: verzichten muss BwN 59-70 wenigstens ... money Fehlt in BwN 74-191 Doch... haben! Fehlt in BwN 194 und seinen Lieben: in seinem Leben BwN 196-240 So viel... dies Fehlt in BwN 230-233 empfange ... Dir: In BwN am Briefende 233-234 doch vielleicht noch auch Fehlt in BwN243 gescheuter: gescheidter BwN247 ein: ist ein BwN249-255 weil ... solche Fehlt in BwN Erläuterungen: 4 Deinen Brief: Siehe GW 19, Brief 751, S. 420- 422. 12-13 das „Leben und Wirken" meines Vaters: Vgl. Erl. zu Brief 755, Z. 5-6. 26 mein Buchhändler: E. H. Gummi. 34 meiner Arbeit: Vgl. Erl. zu Brief755, Z. 15.37-38 ihres pekuniären Vampirs: Ch. F. Löw, der Vater von Feuerbachs Gattin Bertha, gewann 1807 bei Übernahme der Bruckberger Prozellanmanufaktur den Nürnberger Bankier C. A. Späth als Teilhaber. Späth, der den Kauf durch einen Kredit ermöglichte, hatte sich neben der Beteiligung am Erlös der Fabrik eine Leibrente ausbedungen. Die hohen finanziellen Verpflichtungen gegenüber Späth, der Ch. F. Löw um Jahrzehnte überlebte, erschwerten es seinen Erben, unter den Bedingungen einer sich permanent verschlechternden Wirtschaftslage die Manufaktur und damit auch den Besitz des Schlosses in Bruckberg zu halten. Wirtschaftlich war die Fabrik vom Absatz nach dem Orient über Triest, der damals habsburgischen Handelszentrale an der Adria, abhängig und damit vom Verfall der österreichischen Währung stark betroffen. Die mit den Kriegsereignissen 1859 verbundene Krise führte zum endgültigen Bankrott der Manufaktur. Feuerbach, der der Fabrik mehrfach mit eigenen Mitteln aufzuhelfen versucht hatte, mußte mit seiner Familie Bruckberg, seinen geliebten „Musensitz", aufgeben. Vgl. auch A. Bayer, Ansbacher Pozellan. Geschichte und Leistung der Ansbach-Bruckberger Porzellan-Manufaktur 1757-1860, Ansbach 1933, insbes. S. 207-210.41 Hofmeister: Gemeint ist J. P. Scheuenstuhl, der - als Achtundvierziger verfemt und ohne sonstige Anstellung - als Hauslehrer für Feuerbachs Tochter Eleonore wie auch für die beiden Kinder seines verstorbenen Bruders Eduard auf Bruckberg tätig war und offenbar die Verzweiflungstat aus Resignation über die politischen Zustände beging (siehe GW 19, Briefe 624, 707, 713 und 739 nebst entsprechen-

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den Erl.). 47 Tochter: Eleonore Feuerbach. 58-59 Amerika aus eigner Anschauung kennenzulernen: L. Feuerbach hegte seit Anfang der 50er Jahre den Wunsch, die Vereinigten Staaten zu bereisen, um die Bedingungen für eine mögliche Auswanderung zu erkunden (siehe GW 19, Brief669, S. 282; Brief 691, S. 335; Brief 703, S. 356; Brief 704, S. 357; Brief 705, S. 358; Brief 713, S. 367-368 und Brief 726, S. 387). 104-105 zukünftigen Gervinus: Anspielung auf die Anfang Januar erschienene und unmittelbar mit Beschlag belegte Schrift von G. G. Gervinus, Einleitung in die Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts, Leipzig 1853. Vgl. Erl. zu Brief 757, Z. 53.113 meiner Arbeit: Vgl. Erl. zu Brief 755, Z. 15.141 seinem Sohne: Ferdinand von Herder. Er war wegen seiner Teilnahme am Badischen Aufstand von der Erlanger Universität relegiert worden; nachdem erwirkt wurde, daß er in Erlangen sein Rechtsstudium fortsetzen konnte (vgl. GW 19, S. 295), wurde er als geprüfter Rechtskandidat wegen seines „ in politischer Beziehung bethätigten Verhaltens, im Interesse der Universitätsstudierenden" aus Erlangen verwiesen und von einer Amtspraxis ausgeschlossen (vgl. K. Grün in BwN H, S. 30 f., und Brief 791, Z. 43-45). Er ging nach Zürich und studierte dort Botanik und Gärtnerei, und war dann ab 1856 Wissenschaftlicher Beamter am Botanischen Garten in St. Petersburg und von 1868 bis 1881 dessen Bibliothekar (siehe auch Brief 756, S. 7-8). 156 der kleine Napoleon: bezieht sich auf den Neffen Napoleons I., Louis Napoleon Bonaparte, der sich durch Staatsstreich zum Diktator und schließlich (Ende 1852) zum Kaiser Frankreichs machte, und auf dessen aggressive Expansionspolitik im Vorfeld des Krimkriegs (1854-1856); „Napoleon der Kleine" war weitverbreiteter Spitzname Louis Bonapartes nach Victor Hugo, der 1851 des Landes verwiesen worden war (vgl. dessen Pamphlet „Napoléon le petit", 1852). 163 Johanna: J. Kapp, Christian Kapps Cousine. 165 Tante Bella: B. Rothpietz, eine Schwägerin seines Freundes Christian Kapp, in Neustadt a. d. Haardt/Weinstraße. 166-167 Die Erinnerung... ihr Schloß: L. Feuerbach weilte während seiner Reise nach Heidelberg und Umgebung im Juli 1841 auch auf der Burg Haardt, dem Wohnsitz der Rothpietz (siehe GW 18, Brief 253, S. 94). 173-174 die Frau meines... Bruders: Henriette Feuerbach, geb. Heidenreich, die zweite Gattin Joseph Anselm Feuerbachs. 180-181 mehrere Häupter der „Freien Gemeinden": Feuerbach meint hier vermutlich - neben F. F. Kampe, Prediger der deutsch-katholischen Gemeinde zu Stuttgart, mit dem er infreundschaftlichemBriefwechsel stand - Vorsteher freikirchlicher Gemeinden in seiner unmittelbaren Nachbarschaft, besonders in Nürnberg. In Bayern, wo im Unterschied etwa zu Österreich den dort gebildeten zahlreichen freikirchlichen Gemeinden der Status von Religionsgemeinschaften zuerkannt war, wurden die Prediger überwacht, ob sie mit politischer Propaganda in Verbindung stehen. Vgl. F. F. Kampe, Das Wesen des Deutschkatholizismus, mit besonderer Rücksicht auf sein Verhältnis zur Politik, Tübingen 1850, S. 6.181 Dein Verleger: Georg Heinrich Wigand in Göttingen (vgl. Brief 764, Z. 24 und Erl.) 186-187 jungen Mann:

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v. Hartmann. 187 meinen Schwestern: Leonore und Elise Feuerbach. 193 Mutter: Wilhelmine Feuerbach, geb. Tröster. 205 in Heidelberg ... das Vorlesen verleidete: Bezieht sich auf die von L. Feuerbach in Heidelberg vom 1. Dezember 1848 bis zum 2. März 1849 gehaltenen Vorlesungen über das Wesen der Religion (GW 6). 216 Michel: Katharina Michel aus Bamberg, langjährige Bekannte der Feuerbachs, hatte ihre mit dem ehemaligen Redakteur des Nürnberger „Fränkischen Kuriers" Ludwig Jegel verheiratete Tochter Sophie bei ihrer Ausreise nach den USA begleitet. 218-219 seinen Brief erhalten: Der Verbleib des genannten Briefes von Jegel an Feuerbach ist nicht bekannt. 220 Kaufmann und Fröbel: Der Maler Theodor Kaufmann, den Feuerbach im Revolutionsjahr 1848 in Frankfurt a. M. kennengelernt hatte (siehe GW 19, Brief 590, S. 168), und der Publizist, Verleger und Politiker Julius Fröbel waren nach der Revolutionsniederlage in die USA ausgewandert. 222 Schrift des russischen] Baron Herzen: Gemeint ist wohl die 1852 erschienene Schrift „Erlebtes und Erdachtes" des im Schweizer Exil lebenden russischen radikalen Schriftstellers und Philosophen. 224 scheußliche Skandale: Bezieht sich auf die zum Teil durch A. I. Herzen selbst an die Öffentlichkeit getragenen Konflikte in den Beziehungen zu den Herweghs im Schweizer Exil, die sich von überschwenglicher Freundschaft - sie lernten sich 1847 kennen - abrupt in tödliche Feindschaft verkehrte, nachdem die 1849 in Genf angebahnte und beim Wiedersehen 1850 in Nizza heftig aufgebrochene Liebesbeziehung zwischen Georg Herwegh und Herzens junger Gattin Natalja Alexandrowna durch zeitweilige Entscheidung für Herwegh offenkundig geworden war, während andererseits kurz zuvor der noch ahnungslose russische Baron auf Bitten Emma Herweghs dem stets in Verlegenheiten befindlichen Freunde über zehntausend Francs hatte zukommen lassen (was wohl den Hintergrund für die Verdächtigung abgab, Herwegh stünde in russischem Sold, vgl. Z. 225-226). Nach Nataljas Rückkehr zu ihrem Gatten, ihrer schweren Erkrankung und ihrem plötzlichen Tod Anfang Mai 1852 bewegten die Beziehungen Herzen - Herwegh noch geraume Zeit die Öffentlichkeit im Schweizer Exil, zumal Herzen in einer regelrechten Pressekampagne Herwegh die Schuld am Tode der Gattin zuschrieb. Vgl. B. Kaiser (Hrsg.), Der Freiheit eine Gasse. Aus dem Leben und Werk Georg Herweghs, Berlin 1948, S. 46-53 sowie A. Herzen, Ein Familiendrama. In: A. Herzen, Mein Leben. Memoiren und Reflexionen. 1847-1852. Hrsg. von E. Reißner, Berlin 1963, Bd. 2, S. 304 bis 306. Vgl. auch W. Büttner, Georg Herwegh - Ein Sänger des Proletariats. Der Weg eines bürgerlich-demokratischen Poeten zum Streiter für die Arbeiterbewegung. 2. Überarb. Aufl., Berlin 1976, S. 89.227-228 aus der Schweiz geschrieben: Siehe GW 19, Brief 687, S. 330-331. 229 Patschen: umgangssprachlich für schwatzen, klatschen.

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757 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/80. 37. Erläuterungen: 5 - 6 Schreibens vom 25. d[es] M[onats]: Dieser Brief konnte nicht nachgewiesen werden. 8 - 9 des fraglichen] Werkes: Siehe Erl. zu Brief 755, Z. 5 - 6 . 12-13 „Memoire über K. H[auser]": Eine vertrauliche Zuschrift P. J. Anselm v. Feuerbachs an die Königinmutter Karoline von Bayern (GW 12, S. 567-578). 16 dem Publikum zu wenig geboten: Dem steht z. B. die eingehende und außerordentlich positive Beurteilung von E. Osenbrüggen entgegen (Anselm von Feuerbach. Eine Charakterskizze. In: Deutsches Museum. Zeitschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben. Hrsg. von R. Prutz, Nr. 38 vom 15. September 1853, S. 409-415): „Daß Feuerbach ein großer Jurist war, hochverdient um die Fortbildung der deutschen Rechtswissenschaft und Gesetzgebung, das wissen alle Juristen und viele Nichtjuristen; aber wie er es war, das können Diejenigen, welche seine Schriften nicht, oder nicht genau kennen, aus diesem Buche lernen. Und Denen, die mit seinen Schriften bekannt sind, wird dies hier in voller Klarheit entgegentreten; aber darüber hinaus weisen die Briefe und Aufzeichnungen Feuerbachs auch die Entwickelung eines reichen innern und äußern Lebens nach." (A. a. O., S. 410.) 5 0 - 5 1 „Der Adler ... der Weise.": Zitat aus F. Rückert, Die Weisheit des Brahmanen, ein Lehrgedicht in Bruchstücken. 6. Bändchen, Leipzig 1839, S. 4. 53 sein Büchlein: Gemeint ist G. G. Gervinus' „Einleitung in die Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts" (Leipzig 1853). Die Schrift wurde am 13. Januar 1853 wegen Aufforderung zum Hochverrat und Gefährdung der öffentlichen Ruhe und Ordnung von der großherzoglich-badischen Polizeibehörde in Heidelberg mit Beschlag belegt. Gervinus strengte mit Unterstützung der Juristischen Fakultät der Universität Göttingen einen Prozeß an, in dessen Ergebnis die Hochverratsklage im Mai 1853 niedergeschlagen wurde (siehe dazu W. Beseler, DerProceß Gervinus, Braunschweig 1853; W. Boehlich, (Hrsg.), Der Hochverratsprozeß gegen Gervinus, Frankfurt a. M. 1967); dessen ungeachtet ging Gervinus seiner Heidelberger Professur verlustig und geriet in die intellektuelle Isolierung. Unmittelbar nach Bekanntwerden „des Eifers der Heidelberger Behörden" gab R. Prutz im „Deutschen Museum" eine sehr engagierte Würdigung der „Einleitung..." (Deutsches Museum. Zeitschrift flir Literatur, Kunst und öffentliches Leben. Hrsg. von R. Prutz. 3. Jg. (1853), S. 251-254. 53 Gothaner: Bezeichnung flir die liberal-konstitutionelle Partei, die in einer Versammlung in Gotha vom 26. bis 28. Juni 1849 von 147 ehemaligen Liberalen der Frankfurter Nationalversammlung gegründet worden war. Die Bemerkung O. Wigands zielt nicht auf Gervinus, sondern auf Distanzierungen von ihm. 56 Alten vom Berge: Offenbar Anspielung auf die gemeinsame Besteigung des Rigi im Jahre 1845 (vgl. GW 19, Brief493).

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758 Originalhandschrift: Biblioteca dell'Archiginnasio, Bologna, Nachlaß Moleschott. Erstveröffentlichung: Archiv, S. 57-58. Textvergleich: 24 andern: anderen Archiv 29 aufgewendeten: aufgewandten Archiv 47 noch Fehlt in Archiv. Erläuterungen: 12 Ihrem Briefe: Siehe GW 19, Brief749, S. 417-418. 54 die frühere ... Spioniererei: L. Feuerbach war seit 1849 und besonders 1851 in Bruckberg polizeilicher Observation ausgesetzt (siehe GW 19, Brief675, S. 295-296). 55-56 meine Vorlesungen von 1848: Vgl. Erl. zu Brief 756, Z. 205. 6 0 - 6 1 Wigand ... zur Mitteilung eignete: Siehe GW 19, Brief750, S. 419-420. Wigand hatte Feuerbach gebeten, J. Moleschott um Mitarbeit für die neu gegründete Zeitschrift „Bildungshalle im Sinne und Geiste unserer Zeit" zu ersuchen. 6 4 - 6 5 Auszug aus Ihrer Schrift über die Nahrung: Die anonyme Mitteilung zu J. Moleschotts Schrift „Lehre der Nahrungsmittel" wurde im „Nürnberger Kurier" in Fortsetzungen abgedruckt. Offenbar enthielt die polizeilich beschlagnahmte Nr. 360 vom 26. Dezember 1852 den Anfang der Rezension; sie ist nicht nachweisbar. Die Fortsetzungen finden sich unter der Rubrik „ Manchfaltiges" in Nr. 9 vom 9. Januar 1853, Nr. 20 vom 20. Januar 1853 und in der Morgen-Ausgabe der Nr. 45 vom 8. Februar 1853. 759 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/13. 4. Datierung: Siehe Erläuterung zu Z. 4. Erläuterungen: 4 mit den Pfarrern: L. Feuerbachs Tochter Eleonore hielt sich mit ihrer Mutter für längere Zeit in Nürnberg auf, um sich auf die Konfirmation vorzubereiten (siehe GW 19, Brief 760, S. 15). 7 meiner Arbeit: Vgl. Erl. zu Brief 755, Z. 15.13 Tante Lore: Feuerbachs Schwester Leonore, genannt „Lore". 15 Mama, Elise und Fritz: Gemeint sind Feuerbachs Frau Johanna Julie Bertha, geb. Löw, seine Schwester Elise und sein jüngster, als Altphilologe in Nürnberg privatisierender Bruder Friedrich Heinrich („Fritz"), auch scherzhaft nach dem griechischen Fabeldichter „Äsop" genannt. 760 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/13. 5. Datierung: Der Brief trägt von fremder Hand den Vermerk „Bruckberg 53". Erläuterungen: 2 2 - 2 3 ahnd nach Dir: „Ahnden" hier im Sinne von „Sehnsucht haben". 29 Elischen: Die Witwe Eduard Feuerbachs und Nichte von Feuerbachs Gattin, Sidonie F., geb. Stadler, wohnte mit ihren Kindern

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Elise und Anselm Ludwig ebenfalls in Bruckberg. Die Weitläufigkeit des Anwesens machte es durchaus wahrscheinlich, daß man sich nicht täglich begegnete. 761 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/67. 4. Erstveröffentlichung: BwN II, S. 28-29. Textvergleich: 11 schönen Fehlt in BwN 13 bei: zu BwN 19-20 mit dem: damit BwN32 mir: nur BwN41 Menschenlebens: Menschengeschlechts BwN 60 Rostockius: J. Schibich BwN. Erläuterungen: 8 Rahl: Der Pädagoge und Ökonomieverwalter Joseph Schibich, ein Verehrer und Anhänger Feuerbachs, mit dem er seit 1851 korrespondierte, hatte den Wunsch, den Philosophen persönlich kennenzulernen und sich ein Treffen mit ihm im Salzburgischen oder in Wien erhofft. Da dies außer den Möglichkeiten und Plänen Feuerbachs lag, Schibich sich aber eine Vorstellung von der Persönlichkeit Feuerbachs machen wollte, verwies dieser ihn auf ein in Wien zugängliches Bildnis, das der österreichische Maler Karl Rahl 1850 von ihm gefertigt hatte (siehe GW 19, S. 298). 46-47 ins Hotel „London"... gefangengenommen wurde: R. Blum hatte sich im Oktober 1848 mit J. Fröbel und zwei weiteren Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung nach Wien begeben, um den aufständischen Arbeitern und Studenten eine Sympathieadresse der Linken der Frankfurter Nationalversammlung zu überbringen. Im Bewußtsein der Bedeutung der Wiener Ereignisse für den Gesamtverlauf der Revolution nahm er nach Zuspitzung der Lage in Wien gemeinsam mit J. Fröbel an den bewaffneten Kämpfen teil, wurde am 4. November im Hotel „Stadt London" festgenommen und ungeachtet seiner Immunität als Abgeordneter am 9. November 1848 standrechtlich erschossen. Vgl. GW 19, S. 495; vgl. auch Robert Blum. Briefe und Dokumente. Hrsg. von S. Schmidt, Leipzig 1981, S. 147 f. 762 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/18. 1. Erläuterungen: 5 - 6 gänzlich unbekannter... Mensch: C. J. Duboc, der aus Hamburg stammte, war als Student der Philosophie mit Feuerbachs Schriften in Berührung gekommen. Er hatte sich - vierundzwanzigjährig - von Gießen zur Fortsetzung seines Studiums nach Bonn begeben, das er 1856 mit der Promotion zum Dr. phil. abschloß. Beeindruckt von Feuerbachs kritischer Denkweise hatte er sich - nach dem von Feuerbach sehr positiv aufgenommenen ersten Anknüpfiingsversuch - zunehmend mit philosophischen Einzelfragen an ihn gewandt, woraus auch eine Einladung nach Bruckberg resultierte, die noch vor Dubocs zeitweiliger Übersiedlung nach Australien wahrgenommen wurde. In Australien legte er sein gesamtes

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Vermögen in der Schafszucht an, da ihn gesundheitliche Rücksichten zu einer mehr praktischen und naturverbundenen Geschäftstätigkeit veranlaßten. Nach Verlust seiner Habe durch eine verheerende Seuche unter seinen Herden, kehrte er 1860 nach Deutschland zurück und wandte sich publizistischer Tätigkeit zu, mit zunehmend freidenkerisch-positivistischer Tendenz. Er nahm zu Feuerbach wieder Verbindung auf (vgl. Brief 915 ) und blieb mit ihm noch mehrere Jahre im geistigen Austausch, vor allem über Fragen des Sensualismus und der philosophischen Ethik. Auch in seinen späteren Arbeiten blieb er Feuerbach verbunden; vgl. vor allem C. J. Duboc, Das Leben ohne Gott. Untersuchungen über den ethischen Gehalt des Atheismus (1884), das dem Andenken Feuerbachs gewidmet ist. Vgl. W. Bolin, Bw I, S. 152-153.23-26 „Nicht der Wille ... d. h. Charakter": L. Feuerbach, Das Wesen des Christentums, 2. verm. Aufl., Leipzig 1843, S. 94-95 (GW 5, S. 129). 41-42 „Ergänzungen und Erläuterungen] zum 'Wesen d[es] Christentums]'": Haupttitel des ersten Bandes der „Sämmtlichen Werke" L. Feuerbachs, Leipzig 1846. Vgl. GW 10, S. VII. 763 Originalhandschrift: BJ Krakow. Erstveröffentlichung, gekürzt: BwN II, S. 22-24. Datierung: Karl Grün datierte den Brief irrtümlich auf 1852. Textvergleich: 5 - 3 4 Es ist... soll Fehlt in BwN 3 4 - 3 5 Ich bin nämlich endlich doch: Endlich bin ich BwN 36 religionsgeschichtlich: religionsphilosophisch BwN36-37 diese Durchfuhrung zu versuchen und Fehlt in BwN 37 leider! höchst Fehlt in BwN 39 aber Fehlt in BwN 4 0 - 4 1 Übersetzungen ... aus Fehlt in BwN 45 oder Schulstaub Fehlt in BwN 47 der sich ... bewährt Fehlt in BwN 51 sit venia verbo Fehlt in BwN 6 9 - 7 7 Aus ... ansehen Fehlt in BwN 19 Luder: L ... BwN82 seine Kühe: seine Kuh BwN86-90 Lassen ... Freilich Fehlt in BwN. Erläuterungen: 17-18 „Grau ... alle Theorie": J. W. v. Goethe, Faust I, 2038. 35-36 einige Kardinalpunkte ... durchzufuhren: Vgl. Erl. zu Brief 755, Z. 15.44 „Du bist Erde ... werden": 1. Mos. 3,19. 79-80 Von Daumer ... von Vischer... von Bayrhoffer: Zu G. F. Daumer vgl. Erl. zu Brief 765, Z. 15. Friedrich Theodor Vischer, Studienkollege von D. F. Strauß, 1836 in Tübingen für das Gebiet der Ästhetik habilitiert, wurde 1837 zum außerordentlichen und 1844 zum ordentlichen Professor berufen. Seine Antrittsrede veranlaßte pietistische und antihegelianische Kreise zu einer publizistischen Hetzjagd gegen ihn und zur Durchsetzung einer zweijährigen Suspension. 1848 war er Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung; 1855 bis 1866 war er am Polytechnikum in Zürich tätig, danach in Tübingen und zuletzt am Stuttgarter Polytechnikum. Als Ästhetiker in der Tradition der Hegeischen Schule trat er mit der „ Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen", 6 Bände, 1847-1858 hervor. Vgl. E. Zeller (Hrsg.), Ausgewählte Briefe von David Friedrich Strauß, 1895, S. XI, 164. Der Philosoph

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und Politiker K. Th. Bayrhoffer war Feuerbach aus der Zeit seiner Mitwirkung im Kreise der Junghegelianer bekannt. Als Vertreter der hessischen Demokraten weilte er 1848 in Frankflirt a. M., wo er auch mit Feuerbach Umgang hatte. Bayrhoffer trat auch als Vertreter der deutsch-katholischen Bewegung hervor, emigrierte in die Schweiz und ging 1852 in die USA. 82 meinem Bruder: Der privatisierende klassische Philologe Friedrich Heinrich Feuerbach in Nürnberg. 764 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/26. 5. Erstveröffentlichung, gekürzt: Bw II, S. 202-204. Textvergleich: 4 - 2 4 Lieber Kapp ... Zeilen? Fehlt in Bw 33 Beutel darüber: Geldbeutel Bw 36-37 Geistlichkeit: Christlichkeit Bw 45 in puncto puncti: hinsichtlich Bw 46 Daß es In Bw folgt Zusatz: damit 52 wenigstens Fehlt in Bw 65 deutschen In Bw folgt Zusatz: Denk- und 7 4 - 8 6 lten April... Dich Fehlt in Bw 86-102 Dieser ist... und Kindern: Diese Passage ist in Bw nach dem Wort Schreibefreiheit (unser Text Z. 66) in redigierter Form eingefugt. Erläuterungen: 5 - 6 H[erm] v. Mussinan von Rügland: Vgl. auch Brief 899. 24 Fortsetzung von Eurer Zeitung: Es handelt sich um die „Atlantischen Studien", die seit Anfang 1853 in Göttingen bei dem aus den USA kommenden Verleger G. H. Wigand erschienen und deren ersten Band L. Feuerbach mit großem Interesse gelesen hatte (siehe Brief 756). 35 hyperpolitischen Artikel: Der anonyme Aufsatz in der „Allgemeinen Zeitung" (Nr. 29,29. Januar 1853, Beilage, S. 457) hebt die Absicht der Herausgeber der „Atlantischen Studien" hervor, in den Beiträgen ein reales Bild der nordamerikanischen Verhältnisse zu zeichnen, um zum Auswandern gewillte Deutsche vor einer leichtsinnigen Übersiedlung zu warnen. Im besonderen setzt er sich mit den strengen religiös-moralischen Regeln des öffentlichen Lebens in Nordamerika auseinander und betont, „daß die strengen oft peinlichen, ja an Pedanterie streifenden Formen nothwendige Bedingungen des Bestandes dieser wunderbaren Nationen sind, welche fast allein in der Welt das größte politische Problem, nämlich möglichst große persönliche Freiheit mit möglichst großer Ordnung zu verbinden, praktisch gelöst haben". 44-46 Deine Vergleichung... d. h. der Religion: F. Kapp benutzte einen Bericht über einen Reiseaufenthalt in St. Augustine (Florida) in Form eines fingierten Briefes für Reflexionen über religiösen Fanatismus, die er mit Beispielen aus Geschichte und Gegenwart belegte (siehe F. K[app]: Amerikanische Reiseskizzen. I. In: Atlantische Studien, 1. Bd., Göttingen 1853, S. 35-42). Er kritisierte hier Widersprüche im amerikanischen Alltag, insbesondere Erscheinungen von religiöser Intoleranz; einer Sektenvielfalt einerseits stehe eine Tyrannei der öffentlichen Sitte gegenüber. „Es gibt in der ganzen Sprache nur ein Wort, um Jene, welche religiös nicht 'gesund' sind, der rohen Masse zur Razzia und zum Gesteinigtwerden

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zu denunciren, es heißt' infidel'. Infidel ist der Jude, der Türke, der Heide, der Philosoph, der Atheist, der Sozialist, infidel ist Jeder, der nicht Christ ist." (S. 39.) „Werke, wie z. B. die Feuerbach'sehen, die in Deutschland unter königlicher Censur frei gedruckt und verbreitet werden, sind in der Muster-Republik eine reine Unmöglichkeit, denn jeder Drucker würde sich vor seiner Frau, seinem Reverend und vor der in der Presse sich aussprechenden sogenannten] öffentlichen Meinung furchten, solche 'Infidelitäten' zu drucken ... So ist jene Behauptung eine positive Lüge, daß in Amerika Religionsfreiheit herrsche." (S. 40.) Kapps Aussagen erwiesen sich auch hinsichtlich der Verbreitung von Werken Feuerbachs wenig später als nicht unbegründet. Obwohl sich ein Verleger fand, konnte die erste englische Übersetzung des „Wesens des Christentums" in den Vereinigten Staaten faktisch nur unter dem Ladentisch verkauft werden (siehe Brief 824, Z. 67-74). 5 6 - 5 8 Strauß ... heruntergepöpelt worden: Nach Veröffentlichung seiner aufsehenerregenden Schrift „Das Leben Jesu" (1835) ging der kritische Theologe und Hegelianer seiner Repetentenstelle im Tübinger Stift und der theologischen Lehrbefugnis verlustig; 1839 nahm er eine Berufung nach Zürich an, wurde aber unter dem Druck einer regelrechten Pressekampagne gegen ihn sogleich in den Ruhestand versetzt. Vgl. E. Rambaldi, Le origini della sinistra Hegeliana. H. Heine, D. F. Strauß, L. Feuerbach, B. Bauer. Firenze 1966, App. XVIII: Strauß e Zurigo, S. 380-397. Vgl. E. Zeller (Hrsg.), Ausgewählte Briefe von David Friedrich Strauß, Bonn 1895, S. 79-82. 77-78 Johanna... Brief: Gemeint ist J. Kapp; der Brief, auf den sich Feuerbach bezieht, konnte nicht nachgewiesen werden. Über die Beziehungen zwischen L. Feuerbach und Johanna Kapp siehe GW 18, S. 467-469, Erl. zu Brief 259. 80-81 Deiner Schwester: Ida Zimmermann geb. Kapp. 85 ihres Onkels: Georg Kapp. Wegen seiner Liberalität - er war wohl Anhänger der Gothaner - wurde er als Präsident des Oberkonsistoriums in Ansbach abgelöst. Sein Nachfolger wurde der Theologe G. Ch. Harleß, der Feuerbach aus der Zeit seiner Privatdozentur an der Universität Erlangen wegen einer heftigen philosophisch-theologischen Kontroverse wohlbekannt war. Vgl. GW 1, S. LXXIV. 94 Gothaner: Angehöriger der liberal-konstitutionellen Partei (vgl. Erl. zu Brief 757, Z. 53). 99-100 Was sind die amerikanischen] Klopfgeister: Bezieht sich auf eine Mitteilung F. Kapps in seinem Brief vom 28. Januar 1851 über damals in den Vereinigten Staaten verbreitete spiritistische Geisterklopferei (siehe GW 19, Erl. zu Brief 658, S. 508, Z. 56-57). 765 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/80. 38. Erläuterungen: 9 nicht der einzige Sünder: Vgl. Erl. zu Brief759, Z. 4.15 Wie stehen Sie mit Daumer?: Obwohl dies von Daumer nicht eingestanden wurde (vgl. GW 18, Brief282, S. 151), hatte Feuerbachs Besprechung von dessen Sammlung „Die Glorie der heiligen Jungfrau Maria Legenden und

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Gedichte nach spanischen, italienischen, lateinischen und deutschen Relationen und Originalpoesien durch Eusebius Emmeran" in den „Deutschen Jahrbüchern für Wissenschaft und Kunst", Januar 1842 („Über den Marienkultus", vgl. GW 9, S. 156-176), den Freund, der seinerzeit für einen der radikalsten Religionskritiker gehalten wurde, tief verletzt, wohl gerade wegen der Kritik an der Nähe dieses Buchs zu Ausprägungen des Marienkultus in bayrisch-jesuitischer Tradition und bei Marianischen Kongregationen. Feuerbach hatte Daumers Hang zu einem mystischen Pietismus und seine zunehmende Abkehr von früher gemeinsamen kritischen Positionen in philosophischen und religionsphilosophen Fragen mit Sorge beobachtet. Diese Differenz trat zutage, als Daumer völlig unvermittelt 1844 im Nürnberger „Correspondent von und für Deutschland" seine Schrift des gleichen Tenors „Der Anthropologismus und Kriticismus der Gegenwart in der Reife seiner Selbstoffenbarung ..." mit bösartig-feindseligen Ausfallen gegen Ludwig Feuerbach, gegen Bruno und Edgar Bauer sowie gegen Friedrich Feuerbach ankündigte (vgl. GW 19, Erl. zu Brief 679, S. 515-516, Z. 94-98). 19 wegen der Anthropologie: J. Moleschott beschäftigte sich über mehrere Jahre mit der Abfassung einer Anthropologie, die er jedoch nicht vollendete. Das im Nachlaß in Bologna aufgefundene umfangreiche Material weist nur die Einleitung und zwei Teile eines ersten Bandes als für den Druck fertiggestellt aus. 24 sowohl Weber als ich: Vgl. Erl. zu Brief 755, Z. 11-14.40-45 „Mein Geißchen [Orig.: Geischen]... Himmel fliegen.": Zitiert nach F. Rückert, Die Weisheit des Brahmanen ..., 6. Bändchen, S. 45, 49 und S. 95. 766 Originalhandschrift: Stadtbibliothek Nürnberg, Autogr. 185. Erläuterungen: 16-17 „Idee ... Universal[juris]prudenz": Die zweite Auflage von „P. J. Anselm Ritter von Feuerbachs Leben und Wirken" wurde am Schlüsse des 2. Bandes um diese Skizze zu einer vergleichenden Rechtswissenschaft und das Konzept „Begriff der Ehe", beides Erstveröffentlichungen aus dem väterlichen Nachlaß, erweitert (vgl. GW 12, S. 616 bis 634; 634-638). 27 Anm [erkung] ... Polizeikodex: Feuerbachs einfuhrende Anmerkung zur Abhandlung „Idee und Notwendigkeit einer Universaljurisprudenz" wurde gedruckt (vgl. G W 12, S. 617), während bei der Erstausgabe eine solche unter der Abhandlung „Uber die Polizeistrafgesetzgebung überhaupt und den zweiten Teil eines 'Entwürfe des Strafgesetzbuchs, München 1822'" von Wigand weggelassen wurde (vgl. GW 19, Erl. zu Brief 712, S. 525, Z. 10-11; Brief 718, S. 375, Z. 20-22). 41-42 Mit Daumer ... Konnexion: Vgl. Erl. zu Brief 765, Z. 15. 44 in dem ersten Briefe: Da J. Moleschott hinsichtlich der Abfassung einer Anthropologie noch an keinen Verleger gebunden war, empfahl Feuerbach ihm O. Wigand. Bereits im November 1852 tauschten sich Feuerbach und Wigand über Moleschott aus (GW 19, Brief 750, S. 419-420; siehe auch Brief 765,

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Z. 19 und Erl.). 45 seine Anthropologie: Vgl. Erl. zu Brief 765, Z. 19. 53 jener „Idee": Vgl. Z. 16-17. 53-54 meine Anmerkung: Vgl. Z. 27. 55 „Idee" wie die „Probe": In der betreffenden Anmerkung wird der Entwurf „Begriff der Ehe" als eine „Probe" von der Art und Weise der Ausfiihrung einer Universaljurisprudenz bezeichnet. Vgl. GW 12, 1. Aufl, S. 638; 2. Aufl., S. 617, Fußnote. 767 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/18. 2. Erläuterungen: 5 Brief vom 12. d[es Monats?]: Der Verbleib des genannten Briefes ist nicht bekannt. 6 meines ersten Schreibens: Siehe Brief 762. 22-23 „Wesen der Religion": Gemeint sind die „Vorlesungen über das Wesen der Religion" (GW 6). 65 Nummer 2 der „Zusätze": Hier behandelt Feuerbach Fragen des Abhängigkeitsgefühls im Blick auf Religion, Recht, Moral und Politik, wobei er ausdrücklich bemerkt, daß diese Erörterungen „Elemente oder Fragmente einer selbständigen Schrift" darstellen, die er aber „bei der Unsicherheit aller Unternehmungen infolge unserer heil- und trostlosen Politik gleich diesen Vorlesungen angehängt" habe; siehe GW 6, S. 326-363. 768 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/80. 39. Erläuterungen: 6 des Werkes Ihres Vaters: Vgl. Erl. zu Brief 755, Z. 5-6. 9 - 1 0 Weber will die Übernahme... vornehmen: Die zweite, vermehrte Auflage des Lebensbildes seines Vaters erschien unter verändertem Titel „Anselm Ritter von Feuerbach's Biographischer Nachlaß" 1853 bei J. J. Weber in Leipzig. 10-11 Vorrede zessiert... neue gedruckt wird: Feuerbach hat sich auf ein solches Ansinnen nicht eingelassen. Vgl. Brief 773, Z. 27-28. 24 Die beiden Aufsätze: „Idee und Notwendigkeit einer Universaljurisprudenz. Naturrecht, Rechtsphilosophie, allgemeine Rechtswissenschaft" (vgl. GW 12, S. 616-634) und „Begriff der Ehe" (vgl. GW 12, S. 634 bis 638) wurden dem Anhang des zweiten Bandes in der zweiten Auflage von 1853 hinzugefügt. Vgl. Erl. zu Brief766, Z. 16-17. 769 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/18. 3. Datierung: Ergibt sich aus dem Poststempel. Erläuterungen: 6 meinen falsch adressierten Brief: C. J. Duboc hatte den Brief nach „Bruckberg bei Arnsberg" (statt Bruckberg bei Ansbach; Verwechselung mit Bruchhausen bei Arnsberg), adressiert; seitens der Post war „in Bayern" daruntergeschrieben worden. 10-11 Ihre freundliche Antwort ... Brief: Feuerbach hatte den ersten Brief Dubocs vom 21. März 1853

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(Brief 762) am 12. April beantwortet (vgl. Brief767). 28-29 in der Anmerkung 2: Vgl. Erl. zu Brief767, Z. 65.33-38 „Wenn daher... Menschen willen": L. Feuerbach, Das Wesen des Glaubens im Sinne Luthers, SW 1, S. 283, Fußnote (GW 9, S. 375, Fußnote). 39-40 „Was dem Menschen... selbst gut": Ebenda, S. 283, (S. 375). 58-60 „Dadurch wird ... Natur begründet": L. Feuerbach, Vorlesungen über das Wesen der Religion (GW 6, S. 186). 81-83 „Was hilft... verdorben ist? ": Vorwort [zu L. Feuerbach: ...], SW 1, S. XV (GW 10, S. 189-190). 770 Briefentwurf Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/43. Erläuterungen: 6 zugekommnen Briefe: Vgl. Briefe 767 und 769.14-15 religionsgeschichtliche Darstellung: Gemeint ist die Arbeit an der „Theogonie nach den Quellen des klassischen, hebräischen und christlichen Altertums" (GW 7). Feuerbach hatte bereits 1849 mit Studien und Vorarbeiten dazu begonnen (1857 als neunter Band der „Sämmtlichen Werke" erschienen). 24-25 meinen „Gedanken ..." in der letzten Abhandlung vom Jahre 1846: Gemeint ist die Abhandlung „Über meine 'Gedanken über Tod und Unsterblichkeit'" von 1846, die im dritten, 1847 erschienenen Band der „ Sämmtlichen Werke" veröffentlicht wurde (vgl. GW 10, S. 284-308). 3 0 - 5 1 „Der Wille ... wissen will.": Der von Feuerbach angeführte Text findet sich in GW 10, S. 292; im Brieftext korrigierte Feuerbach das im Buchtext sinnwidrige „Zukunft" in „Vernunft" (Zeile 38 unseres Textes). 39 über... sinnlichen: Im Buchtext nicht hervorgehoben. 43 eine bestimmte Art: Im Buchtext nicht hervorgehoben. Abgesandter Brief Originalhandschrift: Der Verbleib ist nicht bekannt. Die Veröffentlichung erfolgt nach dem Erstdruck. Erstveröffentlichung: Deutsche Warte, S. 582-584. Erläuterungen: 4 - 5 trotz seiner irrigen Ortsbezeichnung: Vgl. Erl. zu Brief 769, Z. 6.13-14 religionsgeschichtliche Darstellung: Vgl. Erl. zum Brief 770 (Briefentwurf), Z. 14-15. 23-24 meinen „Gedanken..." in der letzten Abhandlung vom Jahre 1846: Vgl. Erl. zum Brief 770 (Briefentwurf), Z. 24-25.25-26 Aphorismen... der Seele: Gemeint ist die 1846 in Band 2 der „Sämmtlichen Werke" (vgl. GW 10, S. 122-150)erschienene Abhandlung „Wider den Dualismus von Leib und Seele, Fleisch und Geist", die dort als „Erläuterung zu den 'Grundsätzen der Philosophie [der Zukunft]'" deklariert ist (vgl. GW 9, S. 264-341). 29-30 berühmtes Beispiel ... Magnet: Feuerbach bezieht sich hier auf das - von ihm in seiner Leibniz-Monographie (vgl. GW 3, S. 154-155,352) zitierte - Beispiel von der Magnetnadel aus Leibniz' „Essais de Theodicee", § 50: „... wir sind uns nicht immer der oft unmerklichen Ursachen bewußt, wovon unser Entschluß

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abhängt. Das ist gerade so, als wenn die Magnetnadel ein Vergnügen daran fände, sich nach Norden zu richten; denn sie würde glauben, unabhängig von irgendeiner Ursache sich dahin zu richten, weil sie sich nicht der unmerkbaren Bewegung der magnetischen Materie bewußt wäre." Im Text des Originals zitiert Feuerbach nach der Seconde Edition, Amsterdam 1714: „Nous ne pouvons pas sentir proprement notre indépendance, et nous appercevons pas toujours des causes, souvent imperceptibles, dont notre résolution dépend. C'est comme si l'aiguille aimantée prenoit plaisir de se tourner vers le Nord, car elle croiroit tourner indépendamment de quelque autre cause, ne s'appercevant pas des mouvemens insensibles de la matière magnetique." 771 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/18. 4. Korrektur: 77 Orígenes: Origines Manuskript. Erläuterungen: 11 einem bedeutenden Werk: Vgl. Erl. zu Brief 770 (Briefentwurf), Z. 14-15. 23-25 „Wovon der Mensch ... öffentlich aussprechen": L. Feuerbach, Vorlesungen über das Wesen der Religion (GW 6, S. 316). 26-29 „Ich nenne ... anderen gilt": L. Feuerbach, Vorlesungen über das Wesen der Religion (ebenda, S. 343). 30 „Heilig ist das Eigentum": L. Feuerbach, Das Wesen des Christentums (GW 5, S. 445). 55-59 Ihre Polemik... sagen: Betrifft den Artikel Feuerbachs „Über das 'Wesen des Christentums' in Beziehung auf den 'Einzigen und sein Eigentum'" im ersten Band der „ Sämmtlichen Werke" (vgl. GW 9, S. 427 bis 441, insbesondere S. 434-437). 772 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/20. 2. Erstveröffentlichung, gekürzt: BwN II, S. 29-30. Textvergleich: 5-16 Du wirst... hätte Fehlt in BwN24 gebessert In BwN folgt Zusatz: hat 25 doch nur auf einige Tage Fehlt in BwN 31 Bekanntmachung und Fehlt in BwN 33 freundlichst Fehlt in BwN. Erläuterungen: 9 der Flecken: Es ist anzunehmen, daß hier die mit katarrhalischen Erscheinungen und dem Auftreten von weißen (Koplikschen) und roten Flecken verbundenen Masern ( Morbilli) und nicht das Fleckfieber (Typhus exantematicus) gemeint ist. 23 Glückwünsche: E. E. G. v. Herder hatte am 1. Juni seinen 70. Geburtstag. 28-29 „Geschichte des englischen Deismus": Von G. V. Lechler, Stuttgart - Tübingen 1841. E. E. G. v. Herder hatte Feuerbach im September 1852 auf dieses Werk aufmerksam gemacht und es ihm aus seiner Bibliothek angeboten (siehe GW 19, Brief 743, S. 408). 32-33 Fräulein Schwägerin: Therese Forster. 33 Fräulein Adele: Die Tochter E. E. G. v. Herders. 33 Don Fernando: Scherzhaft; gemeint ist Ferdinand, der Sohn E. E. G. v. Herders (vgl. Erl. zu Brief 756, Z. 141). -

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Bei W. Bolin, Bw n, S. 206, wurde im Brieftext der Gruß an Herders Sohn weggelassen. 773 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/77. 1. Erläuterungen: 15 „Nachgelassene Schriften": Die zweite Auflage von „Anselm Ritter von Feuerbach's Leben und Wirken ..." erhielt den Titel „Anselm Ritter von Feuerbach's Biographischer Nachlaß". 16-18 „Nachgelassene Schriften" ... ein anderer Ihrer Anverwandten: Es handelte sich um die Ankündigung der von Henriette Feuerbach und Hermann Hettner herausgegebenen „Nachgelassenen Schriften" des 1851 verstorbenen Bruders Joseph Anselm Feuerbach, die 1853 in vier Bänden in Braunschweig erschienen; vgl. Brief 785. 28-30 wohl aber ... hinzugefügt: Vgl. Erl. zu Brief 768, Z. 24. 37-38 Ihres Kontraktes ... Wigand: Siehe GW 19, Brief 696, S. 348. 774 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/53. 6. Erläuterungen: 4 - 5 Frau Schwägerin: Henriette Feuerbach, geb. Heidenreich, die zweite Gattin Anselm Feuerbachs. 10 meiner... Bitte: Diesem Brief, der ganz offensichtlich durch Henriette Feuerbach anläßlich eines Besuches bei Ihrem Bruder in Ansbach nach Bruckberg vermittelt wurde, war ein Brief vorangegangen (die Antwort auf Feuerbachs Schreiben vom 1. Februar 1853), in dem Moleschott um Exemplare der ihm noch fehlenden Bände der „Sämmtlichen Werke" gebeten hatte (vgl. Brief775). Über den Verbleib dieses Briefes von Moleschott ist nichts bekannt. 17 Ihres ... Neffen: Anselm Feuerbach, der Maler, war im Juni nach Heidelberg zurückgekehrt, um sich für einen weiteren Paris-Aufenthalt Geldmittel durch Portraits zu verschaffen. Vgl. J. Allgeyer, Anselm Feuerbach. Sein Leben und seine Kunst. 2. Aufl., Hrsg. von C. Neumann, Berlin - Stuttgart 1904, Bd. 1, S. 210-211. 22 Umbreit gemalt: Das „Bildnis des Geh. Rats Prof. Umbreit in Heidelberg", das Anselms außergewöhnliche Fähigkeit auch zur Porträtierkunst erwies. Das für ganze 50 Gulden gefertigte Gemälde - „ein Bild von meisterlichem Wurf in der Anlage, voll sprechenden Lebens und von virtuoser Behandlung" - stieß in provinziellen Kreisen Heidelbergs, im Unterschied zu der begeisterten Anerkennung durch Studenten und jüngere Akademiker, auf Ablehnung wegen zu großer künstlerischer Freiheiten, vor allem wegen des zerknitterten Kragens des Herrn Geheimrats. Dieser nahm das Bild nicht an. Henriette Feuerbach übereignete es deshalb der Universität Heidelberg. J. Allgeyer, a. a. O., S. 211. Vgl. D. Kupper, Anselm Feuerbach. Reinbeck bei Hamburg 1993, S. 49. 34-35 an die Anthropologie gedacht: Vgl. Erl. zu Brief 765, Z. 19. 4 2 - 4 3 Henles bekanntem Hypothesenbuch: Vermutlich ist das „Handbuch der rationellen

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Pathologie" gemeint, dessen 2. Abt., Symptomatologie und Ätiologie, 1853 in 2. Lieferung erschienen war. 45-49 Fischer... Kuno Fischer: Am Beginn seiner Laufbahn als Philosophiehistoriker hat K. Fischer Feuerbach, von dem er stark beeinflußt war, sehr positiv gewürdigt (vgl. K. Fischer, Die modernen Sophisten. In: Die Epigonen, hrsg. von O. Wigand, Bd. V, Leipzig 1848). In „Ludwig Feuerbach und die Philosophie unserer Zeit" (in: Die Akademie, hrsg. von A. Rüge, Leipzig 1848; vgl. auch GW 19, S. 467) feierte er ihn als den „befreienden Philosophen seines Zeitalters". Auch künftighin zollte er den philosophiehistorischen Leistungen Feuerbachs gegenüber, deren quellenmäßige Fundierung und darstellerische Stringenz den eher weitausholenden und weitschweifig argumentierenden jungen Historiker der Philosophie beeindruckten, durchaus großen Respekt; vgl. z. B. sein Urteil über Feuerbachs Spinoza-Darstellung: „Die Darstellung, welche L. Feuerbach in seiner Geschichte der Philosophie vom Spinozismus gegeben hat, dringt energisch ein in den Geist dieser Philosophie und überwindet denselben zugleich durch eine treffende Beurtheilung." (In: K. Fischer, Geschichte der neuem Philosophie. 1. Bd., 2. Abt., S. 262.). Demgegenüber wandte sich Fischer - seit 1850 Privatdozent in Heidelberg - zunehmend ablehnend und teilweise auch unsachlich-verächtlich gegen Feuerbachs antispekulative, naturalistische Tendenz und deren Anerkennung besonders unter der akademischen Jugend und unter Naturforschern. In seinem Studienleitfaden über „Logik und Metaphysik oder Wissenschaftslehre", Stuttgart 1852, (Vorrede) S. X, konstatierte er bereits Feuerbachs Fall infolge unsachgemäßer, überzogener Kritik am spekulativen Idealismus, womit zugleich spätere, neukantianische Wendungen gegen Feuerbachs Naturalismus und anthropologisches Prinzip und seine Idealismus-Kritik anklingen: Als „gelehrter Kenner der philosophischen Literatur und als ein eminentes Talent unter den philosophischen Schriftstellern" wäre Feuerbach ein Jahrhundert früher ohne Zweifel „der Apostel des Naturalismus, der deutsche Rousseau" geworden; „als ein Sohn dieses Jahrhunderts, das seine philosophische Entwicklung von Kant und Fichte datirt, wurde er nur ein Apostat der Philosophie ". Als Apostat, Abtrünniger der Philosophie, die gleichbedeutend mit dem deutschen Idealismus gefaßt wird, wird Feuerbach später z. B. bei W. Windelband (Zur Charakteristik Ludwig Feuerbachs. In: Im neuen Reich, 1872,2. Jg., 2. Bd., S. 735-743) mitleidig und denunziatorisch zugleich als der „verlorene Sohn des deutschen Idealismus", vorgeführt, von dessen naturalistischem Standpunkte - „dem Sinnesstrudel des Genusses" - aus jede Rückkehr in das „Vaterhaus des deutschen Gedankens" unmöglich sei. Die Wendung Fischers gegen die Feuerbachsche Philosophie-Kritik wurde von dessen Anhängern, insbesondere seinem Freundeskreis aus der Zeit der Heidelberger Vorlesungen, mit Befremden registriert. Daran änderte sich auch nichts, als K. Fischer 1853 - was die drückenden Zeitumstände eindrucksvoll beleuchtet - wegen Verbreitung pantheistischer Auffassungen (die auch in Fischers „Geschichte der neueren Philosophie", a. a. O., begegnen), die

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Lehrberechtigung entzogen wurde. Aus Berlin schrieb z. B. G. Keller Anfang August 1853 aufgebracht an H. Hettner: „Was sagen Sie zu den Fischerschen Geschichten in Heidelberg? Ich meine nicht gerade die Verfolgungen, welche mich weniger wundem, als die Kontrollosigkeit, mit welcher sich heutzutage ein Dozent der Philosophie ex professo [geflissentlich] in Ansehen setzen und mausig machen kann mit seinen Faseleien über das Pan, mit der Konfusion, mit welchem [er] nichts anderes vorbringt, als was er bei der Hegelei gelernt hat und was wenigstens für uns für abgeschlossen und gründlich gesagt ist, während er behauptet, eben dieses nicht zu sagen und beinahe ein guter Christ zu sein. Die alte philosophische Unsitte, an irgendeiner Stelle der Lehre die Wahrheit gut und deutlich merken zu lassen, dann aber sogleich ein handwerksmäßiges verworrenes System darum zu wickeln, scheint einmal nicht aussterben zu wollen, sondern in den jüngsten Sprößlingen erst recht zu wuchern. Teilweise der kleinliche deutsche Autoritätsneid, teilweise die Flachheit der Zeit machen die Leute förmlich taub für die tiefe und grandiose Monotonie, mit welcher Feuerbach seine eine Frage ein halbes Leben lang abgehandelt und erschöpft hat, und sein ehrlich-klassisches leidenschaftliches Wesen wird von diesen Strohköpfen trivial und oberflächlich genannt, weil sie eben Konfusion und Schule brauchen, um zu existieren. Selbst wenn Feuerbach gänzlich auf dem Holzwege wäre, so wird es sich herausstellen, daß er für die Entwicklung des Gesamtzustandes und Bewußtseins unendlich wichtiger und wesentlicher war als alle die Herren zusammen." J. Jahn (Hrsg.), Der Briefwechsel zwischen Gottfried Keller und Hermann Hettner, Berlin - Weimar 1964, S. 75-76. Zum Verhältnis L. Feuerbach - K. Fischer vgl. S. Rawidowicz, Ludwig Feuerbachs Philosophie ..., S. 327-330, der die ersten Anzeichen von Fischers später gänzlich ablehnender Haltung zu Feuerbach nicht reflektiert und eher vermutet, daß sie wesentlich beeinflußt wurden durch die mit K. Grüns Nachlaß-Edition (BwN) bekannt gewordenen negativen Urteile Feuerbachs über Fischer aus den sechziger Jahren. Vgl. auch W. Bolins Äußerungen über K. Fischer gegenüber Feuerbach, Brief 857, S. 182-183 und Brief 916, S. 305.53 Geschichte der Aufklärung: H. Hettner hatte ursprünglich die Absicht, sein Werk „Geschichte der Aufklärungsidee" zu nennen; der endgültige Titel „Literaturgeschichte des 18. Jahrhunderts" beruhte auf einem Vorschlag des Verlegers. 775 Originalhandschrift: Biblioteca dell'Archiginnasio, Bologna, Nachlaß Moleschott. Erstveröffentlichung: Archiv, S. 59-60. Textvergleich: 29 es: viel Archiv 37 vielseitig: vielseitiger Archiv 49 des: der Archiv 56 Dank: Danken Archiv. Erläuterungen: 5 letzten Briefe: Vgl. Erl. zu Brief 774, Z. 10. 15-16 meiner Tochter: Eleonore Feuerbach. 28 unsres neusten Erlanger Geg-

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ners: Bezieht sich vermutlich auf Karl Philipp Fischer und dessen 1853 in Erlangen veröffentlichte Schrift „Die Unwahrheit des Sensualismus und Materialismus, mit besonderer Rücksicht auf die Schriften von Feuerbach, Vogt und Moleschott bewiesen". 56-57 „Nahrungslehre" ... „Forster": Feuerbach hatte J. Moleschotts „Lehre der Nahrungsmittel. Für das Volk. Erlangen 1850" in einer aufsehenerregenden, die konservative Verfolgungssucht gegenüber allem Revolutionären ironisierenden und geißelnden Rezension unter dem Titel „Die Naturwissenschaft und die Revolution" gewürdigt (vgl. GW 19, S. XXVm und Erl. zu Brief 646, S. 505); die zweite Auflage der „Lehre der Nahrungsmittel" erschien 1853; die Abhandlung „Georg Förster, der Naturforscher des Volks" war dem 100. Geburtstage Forsters im November 1854 gewidmet. In der Rubrik „Literatur und Kunst" gab das „Deutsche Museum" (5. Jg., Leipzig 1855, S. 72-73) eine etwas distanzierte Beurteilung der Schrift, wobei stärker auf den Reifungsprozeß Forsters im Verlaufe eines außerordentlich bewegten Lebens und seine großen Wirkungen auf den Gebieten der Völker- und Staatenkunde, Politik und Geschichte hingelenkt wurde. - Über seinen Zugang zu G. Forster informierte Moleschott Feuerbach im Brief vom 20. November 1854 (Brief 798). 776 Originalhandschrift: Der Verbleib ist nicht bekannt. Die Veröffentlichung erfolgt nach dem Erstdruck. Erstveröffentlichung: Deutsche Warte, S. 584-585. Erläuterung: 6 meiner Arbeit: Vgl. Erl. zu Brief 755, Z. 15. 777 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/17. 3. Erläuterung: 7 mit einer Zuschrift: Siehe GW 19, Brief 641, S. 238 bis 239. 778 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/18. 5. Erläuterungen: 35 in Ihrem 2ten Brief: Siehe Brief 770 (Abgesandter Brief). 6 2 - 6 3 das angeführte Beispiel mit dem Magneten: Vgl. Erl. zu Brief 770 (Abgesandter Brief), Z. 29-30.66-71 „Aber die Frage ... mit Leiden zu büßen.": Vgl. G. K. Rickards, Drei volkswirtschaftliche Vorträge. Deutsch von L. Bucher, Berlin 1853, S. 24 (Hervorhebungen von C. J. Duboc). 73-76 „Die Notwendigkeit... Zufallige.": Duboc zitiert hier und im folgenden (Z. 9 5 - 9 8 ) sinngemäß aus Feuerbachs Brief vom 23. Juni 1853 (siehe Brief776, S. 45-46, Z. 10-14). 88-89 „Fr[ei]h[ei]t ... Vernunft.": Vgl. z. B. G. W. F. Hegel über objektive und subjektive

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Freiheit in „Grundlinien der Philosophie des Rechts...", hrsg. von H. Klenner, Berlin 1981, § 258, S. 278.134 Schrift, an der Sie arbeiten: Bezieht sich auf die „Theogonie" (GW 7). 779 Originalhandschrift: Der Verbleib ist nicht bekannt. Die Veröffentlichung erfolgt nach dem Erstdruck. Erstveröffentlichung: Deutsche Warte, S. 585-586. Erläuterung: 6 Gegenstande meiner Arbeit: Vgl. Erl. zu Brief 755, Z. 15. 780 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/18. 6. Textverlust durch ausgebrochenes Papier. Absendeort: Hamburg. Datierung: Der Brief trägt von fremder Hand (K. Grün?) den Vermerk „Ende Juli 1853". Erläuterungen: 8 - 1 0 „in der Unterordung ... besteht": Duboc zitiert sinngemäß aus Feuerbachs Brief vom 22. Juli 1853 (vgl. Brief 779, Z. 27 bis 30). 20-26 „metaphysische Bedürfhiß ... Gemüth.": Siehe J. Frauenstädt, Über das wahre Verhältnis der Vernunft zur Offenbarung. Prolegomena zu jeder künftigen Philosophie des Christentums, Darmstadt 1848, S. 3 und S. 21 - ein Beitrag, der unmittelbar den Übergang von Frauenstädt zu Schopenhauer dokumentiert. 781 Originalhandschrift: Biblioteca dell'Archiginnasio, Bologna, Nachlaß Moleschott. Erstveröffentlichung: Archiv, S. 60-62. Erläuterungen: 2 3 - 2 4 meinem Verleger: O. Wigand. 2 8 - 2 9 armen Prediger: Alexander Loos, Prediger einer Freien Gemeinde in Schlesien; vgl. GW 19, Briefe 722,723, S. 380-383. 35 Knittelverse: „Reimverse auf den Tod", GW 1, S. 360-387 (SW 3, S. 91-108). 35 satirischen Xenien: Gemeint sind die den „Gedanken über Tod und Unsterblichkeit" im Anhang beigegebenen theologisch-satirischen Xenien, die Feuerbach für den Wiederabdruck in den „Sämmtlichen Werken" stark überarbeitet hatte (GW 1, S. 407-515). 44 meine liebenswürdige Schwägerin: Henriette Feuerbach.

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782 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/37. 3. Erläuterung: 17 die „Geschichte": F. Kampe, Geschichte der religiösen Bewegung der neuem Zeit, Bd. 1-4, Leipzig 1852-1860. 783 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/53. 7. Erstveröffentlichung: BwN II, S. 65-66. Textvergleich: 27 möglichst Fehlt in BwN 31 eben: aber BwN. Erläuterungen: 5 wertvolles Geschenk: Feuerbach überließ J. Moleschott auf dessen Bitte um Exemplare zweier Bände der „ Sämmtlichen Werke" in Ermangelung anderer seine eigenen Arbeitsexemplare (siehe Brief 781). 16 des Nachlasses Ihres Bruders: Vgl. Erl. zu Brief 773, Z. 16 bis 18.18 eine Frau: Henriette Feuerbach, geb. Heidenreich, die zweite Gattin Anselm Feuerbachs. 2 6 - 3 5 Menschenrassen ... Kohlensäure vermehrt: Moleschott hat diese Themen in seinem Züricher Vortrag „Licht und Leben" und in den „Untersuchungen zur Naturlehre des Menschen und der Tiere", beide 1856, verarbeitet. 44 Mainburg: Gemeint ist Schloß Mainberg (bei Schweinfiirt), dessen Besitzer - Sattler - später (1859) durch Vermittlung von Emma Herwegh der Erwerb des Schlosses Bruckberg mit seiner Porzellanmanufaktur angetragen werden sollte (vgl. Brief 878), worauf Feuerbach aber nicht einging (Brief 879). 784 Originalhandschrift: Der Verbleib ist nicht bekannt. Die Veröffentlichung erfolgt nach dem Erstdruck. Erstveröffentlichung: Lenel, S. 89-90. Absendeort: New York. Erläuterung: 3 - 4 Weder meine Mitarbeiter ... Ganzes zu schreiben: F. Kapp hatte 1853 gemeinsam mit weiteren deutschen Emigranten in den Vereinigten Staaten die Monatsschrift „Atlantische Studien" (Göttingen 1852-1857) begründet, die ausschließlich amerikanische Fragen für Leser in Deutschland behandelte. Während Kapp anfänglich pro Heft zwei, vornehmlich Politik, Geschichte und Probleme des öffentlichen Lebens behandelnde Artikel beisteuerte, gingen alsbald seine Beiträge stark zurück. Seine schriftstellerische Tätigkeit beanspruchte seine ganze Freizeit. Seine weiteren Beiträge spiegelten nunmehr Themen seiner schriftstellerischen Tätigkeit wider. So verfaßte er eine Charakteristik des ehemals preußischen Militärs F. W. v. Steuben, der 1777 nach den USA ging und sich als Generalmajor und -inspekteur des Bundesheeres große Verdienste um die Organisation der Revolutionsarmee erwarb, dessen Biographie er 1858 in deutscher und 1859 in englischer Sprache ver422

öffentlichte. In mehreren Artikeln behandelte er Aspekte seiner großen Monographie „Zur Sklavenfrage in den Vereinigten Staaten", Göttingen und New York 1854 (vgl. F. Kapp, Zur Sklavenfrage in den Vereinigen Staaten. I.-IV. In: Atlantische Studien, H. 3, Bd. 5, 1854; H. 2, Bd. 6, 1855; H. 2, Bd. 7, 1855; H. 2, Bd. 8, 1857; vgl. Lenel, S. 88-92). 785 Randbemerkung: Zweite Briefseite Wenn Du diesen Band von Ansel[m] gelesen, kannst Du ihn den Schwestern für Klett geben. Wenn die Bände gelesen s[ind], so schickt sie wieder mir, da ich sie für meine Arbeit brauche. Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/12. 62. Erläuterungen: Randbemerkung [K. Grün] Z. 2 Klett: Gemeint ist der mit der Familie Feuerbach bekannte Nürnberger Industrielle CramerKlett. 14-16 die archäologischen] Abhandlungen]... Geschichte der plastischen] Kunst: Bezieht sich auf die „Nachgelassenen Schriften" des Bruders Anselm Feuerbach, die „Kunstgeschichtlichen Abhandlungen" in Band 4 und die in den Bänden 2 und 3 veröffentlichte „Geschichte der griechischen Plastik"; vgl. Erl. zu Brief 773, Z. 16-18. Im „Deutschen Museum" (4. Jg., 1854, S. 397-399) hat R. Prutz eine sehr eingehende und positive Würdigung der Nachlaßausgabe gegeben. 17 Klett: Siehe Erl. zur Randbemerkung Z. 2.20 s[einen] Buchhändler]: Georg Heinrich Wigand in Göttingen. 786 Originalhandschrift: Stadtbibliothek Nürnberg, Autogr. 1576 c. Erläuterungen: 5 - 7 aus einer Zeitungsnotiz... in Mainz sind: Vermutlich hat L. Feuerbach diese Information dem „Fränkischen Kurier", Nr. 336 vom 27. November 1853 unter Mainz, 23. November, entnommen: „Nachdem der hier seinen Studien lebende deutschkatholische Prediger Dr. Ferdinand Kampe schon vor längerer Zeit eine Aufforderung zur Übernahme des Predigtamts aus der Mitte einer größeren sächsischen Gemeinde erhalten hat, empfing er in diesen Tagen durch ein offizielles Schreiben von Seiten des dasigen Vorstandes einen Ruf als Prediger der deutschkatholischen Gemeinde zu Berlin. In Erwägung seiner größeren literarischen Arbeiten, welche er unter der Feder hat, und im Hinblick auf das gegenwärtige Verhältnis der Regierungen zu den Gemeinden hat sich indeß Dr. Kampe bis jetzt weder für die eine, noch für die andere Gemeinde entschieden." 14 „Geschichte": Vgl. Erl. zu Brief 782, Z. 17.16 alten, Ihnen bekannten Thema: Vgl. Erl. zu Brief 755, Z. 15. 37 aus den Pfaffenkrallen entrissene Tochter: Eleonore mußte in Ermangelung einer Ausbildungsmöglichkeit in Bruckberg zur Vorbereitung auf die Konfirmation Winter 1852/53 längere Zeit in Nürnberg zubringen; vgl. auch

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Brief 759. 40 Bayer ... Bruckberger geworden: Nach Julie Stadlers „Erinnerungen an die Familie Feuerbach" (in: A. Kohut, Ludwig Feuerbach. Sein Leben und seine Werke. Leipzig 1909, S. 360) war Karl Beyer ein in Bruckberg gut bekannter und allgemein geschätzter, „intimer Freund" Feuerbachs. Dieser hatte sich 1853 verehelicht und aufschloß Bruckberg eingemietet. Im Mai 1856 wurde er aus Bruckberg verabschiedet (vgl. Brief 819, Z. 37-40). In einem Brief Feuerbachs an dessen Bruder Conrad (Konrad) Beyer vom 26. September 1867 (mitgeteilt in der nicht ganz mit Feuerbachs Werken vertrauten Würdigung von K. Beyer, „Leben und Geist Ludwig Feuerbachs", Leipzig 1873, S. 39) ist zu entnehmen, daß Karl B. bereits 1867 verstarb. Der für wenige Jahre in Bruckberg angesiedelte Freund ist mit hoher Wahrscheinlichkeit identisch mit jenem Dr. Bayer (Beyer), der im Briefwechsel zwischen Feuerbach und F. Kampe mehrfach erwähnt wird (vgl. auch Briefe 865 und 967). Eine Idendität mit Karl Bayer, Schriftsteller, Philologe und Gymnasiallehrer (1838-1857), dessen philosophisch-ethische Schriften „Die Idee der Freiheit und der Begriff des Gedankens", Nürnberg 1837 und „Betrachtungen über den Begriff des sittlichen Geistes und über das Wesen der Tugend", Erlangen 1839, von Feuerbach 1838 (vgl. GW 8, S. 137-148) bzw. 1840 (vgl. GW 9, S. 126-136) rezensiert wurden, erscheint abwegig (K. Grün, BwN I, S. 71, Fußnote 2; W. Bolin, WuZ, S. 340, Fußnote und GW 19, Erl. zu Brief 741, Z. 25. - K. B. war von 1838-1857 am Gymnasium in Erlangen tätig; in der Revolutionszeit engagierte er sich sehr für Reformen im Bildungswesen, war von 1849 bis 1855 Mitglied des Bayrischen Landtags, ging 1857 als Gymnasialprofessor nach Hof und 1862 nach Schweinfurt. Er starb 1883.). 787 Originalhandschrift: Biblioteca dell'Archiginnasio, Bologna, Nachlaß Moleschott. Erstveröffentlichung: Archiv, S. 62-64. Erläuterungen: 18 nicht am Anfang: Bezieht sich auf die außerordentlich aufwendige Arbeit an der „Theogonie nach den Quellen des classischen, hebräischen und christlichen Altertums", die 1857 als neunter Band der „Sämmtlichen Werke" (GW 7) erschien. 3 9 - 4 1 Bei den „Vorlesungen" ... gehalten worden sind: Gemeint sind die „Vorlesungen über das Wesen der Religion", die Feuerbach vom 1. Dezember 1848 bis zum 2. März 1849 in Heidelberg gehalten hat (GW 6). 43 von dem tumultarischen Frankf [urt a. M.] her: L. Feuerbach hatte sich von Mai bis September 1848 in Frankfurt a. M. im Kreise der linken Abgeordneten und Journalisten aufgehalten und die Vorgänge in und außerhalb der Paulskirche mit großem Interesse verfolgt; vgl. GW 19, S. XI-XVIÜ und W. Schuffenhauer, Ludwig Feuerbach im Revolutionsjahr 1848, in: Philosophie - Wissenschaft - Politik, Berlin 1982, S. 189-205.48 „ Bayle"

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und „Leibniz": Gemeint sind die Bände 6 und 5 der „Sämmtlichen Werke". 51 etwas mit Wigand gespannt: Bezieht sich auf den buchhändlerischen Mißerfolg der Nachlaßedition „Anselm Ritter von Feuerbachs Leben und Wirken..." und die Bemühungen O. Wigands, den Verlust mittels einer als erweiterte zweite Auflage deklarierten Neuausgabe, die einen Erfolg der Erstauflage suggeriert, zu mindern (vgl. Erl. zu Brief 768, Z. 9-10). 788 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/52. 1. Erläuterungen: 4 - 8 Von Herrn J. Duboc ... in Verlag zu geben: Vgl. Brief 778, Z. 134-140. 8 nächstes Werk: Vgl. Erl. zu Brief 787, Z. 18. 27-28 noch einen Buchhändler ... meines Namens: Nicht ermittelt. 789 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/20. 3. Erstveröffentlichung, gekürzt: BwN II, S. 30-31. Textvergleich: 5-11 Endlich ... aber Fehlt in BwN 24-27 und so ... darzubringen Fehlt in BwN 36 auch Fehlt in BwN 36-31 und zwar Fehlt in BwN 39 ihrer Seite: ihnen BwN 42-46 Vor Ostern ... am besten Fehlt in BwN. Erläuterungen: 12 meine Studien: Vgl. Erl. zu Brief 787, Z. 18.18-19 „schlechte" Hegeische „Unendlichkeit": Die bloße Negation des Endlichen, der Progreß ins Unendliche, vgl. G. W. F. Hegel, Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse. Hrsg. von J. Hoffmeister, Leipzig 1947, § 94, S. 113. 38 Deinen Kindern: Adele Kuby und Ferdinand von Herder (siehe Erl. zu Brief 756, Z. 141 und auch Brief 791, S. 71). 40 Deiner... Schwägerin: Therese Förster, die Tochter Georg Forsters. 790 Briefentwurf mit mehreren Sofortvarianten Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/30. 1. Streichungen: 9 nach Ihrem Verlage zu übergeben folgen längere Streichungen auf der ersten und zweiten Briefseite wenn anders - eine Beschränkung, die ich sogleich hinzusetzen muß und H[err] Duboc nicht unterlassen haben wird, Ihnen zu bemerken - dieselbe in ihrer Vollendung so ausfällt, daß sie sich zu einem - selbständigen, neuen, Ihnen selbst willkommnen Verlagsartikel eignet. Ursprünglich sollte nämlich meine neue Schrift gar nichts andres werden als eine systematisch geordnete, mit Entwicklungen und Erörterungen ausgestattete Sammlung von historischen Beweisen oder Belegstellen zu meinen Schriften über

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das Christentum und die Religion überhaupt, ganz in der Art, wie bereits die Anmerkungen in den „Vorlesungen" und im „Wesen des Christentums" sind, // allerdings so, daß, trotz ihres engen Anschlusses an die vorangegangnen Bände sie immerhin eine gewisse Selbständigkeit behauptete, aber doch keine solche, die ihr das Interesse eines neuen Verlegers verschaffen könnte. Von diesem Gedanken bin ich nun allerdings abgekommen; ich will jetzt meiner Schrift eine Gestalt geben, daß sie sich nicht nur ohne Anstand, sondern auch mit vollem Selbstbewußtsein einem neuen Verleger vorstellen kann. 18 Fleißes gestr.: und Fleisches, wenigstens Sitzfleisches 18 Willens gestr.: der Selbstbestimmung 18 Sache des gestr.: Glücks, des Moments, des Geistes der 2 6 - 2 9 hoffentlich] ... wferden]: nicht gestrichen. Erläuterung: 9 nächste Schrift: Vgl. Erl. zu Brief 787, Z. 18. 791 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/32. 7. Erläuterungen: 5 Briefe v[om] 13. d[ieses Monats]: Siehe Brief 789. 2 4 - 2 5 im Traume ... gerungen: Hos. 12, 5; Matth. 1, 20. 31-32 meine Schwägerin: Therese Förster. 33 meine Tochter: Adele; sie war mit dem Arzt W. K. Kuby verheiratet, der seit 1852 als praktischer und als Bezirksarzt in der Rheinpfalz tätig war. 34 Ferdinand: F. von Herder, der Sohn Emil Emst Gottfried von Herders (siehe Erl. zu Brief 756, Z. 141). 792 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/53. 8. Textverlust durch herausgebrochenes Papier. Erstveröffentlichung: BwN II, S. 66-68. Textvergleich: 46 dem: der BwN 49 Schicksal: Schicksale BwN 5 6 - 5 7 Ich bleibe ... Strecker Fehlt in BwN. Erläuterungen: 5 Frau und Kindern: Gemeint sind Sophie Moleschott, geb. Strecker, und die Kinder Karl und Marie. 9 - 1 0 Ihr wertvolles Geschenk: L. Feuerbach entsprach Moleschotts Wunsch und schickte ihm noch fehlende Bände seiner „Sämmtlichen Werke" (vgl. Briefe 775 und 781). 37 Roth: Gemeint ist Eduard R. und dessen 1846 erschienenes Werk „Die ägyptische und zoroastrische Glaubenslehre als die ältesten Quellen unserer speculativen Ideen". 4 0 - 4 1 dem Engländer Prichard ... Zusammenstellung des Materials: Bezieht sich auf J. C. Prichards „Naturgeschichte des Menschengeschlechts", in deutscher Übersetzung nach der 3. Auflage des Originals in vier Bänden, Leipzig 1840-1848.45 Übersetzung Ihrer Werke: Es handelt sich hier um die Ankündigung der von der englischen Schriftstellerin Marian [Mary Ann] Evans (George Eliot) nach der zweiten Auflage von 1843 besorgten Übersetzung des „Wesens des Christentums". M. Evans war Mitarbeiterin der Vierteljahrsschrift „West-

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minster Review", in der unterschiedlichste neuere liberale Richtungen in Philosophie, Wissenschaft und Politik Englands und auch des europäischen Kontinents, allein schon durch die Beziehungen zur Londoner politischen Emigration, zu Wort kamen. Nach Loslösung von strenger religiöser Erziehung im Elternhause war M. Evans besonders beeinflußt vom Positivismus A. Comtes, von altruistischen und utilitaristischen Strömungen. Die Theologiekritik innerhalb der Hegeischen Schule gewann ihr Interesse, insbesondere D. F. Strauß, dessen „Leben Jesu" sie 1846 ins Englische übertrug. In Feuerbachs „Wesen des Christentums" fand sie eine Entsprechung ihrer radikalen Vorstellungen und Strebungen (vgl. dazu auch Jennifer M. Bradshaw, Concepts of happiness: The influence of Ludwig Feuerbach on the fiction of George Eliot. University of Ottawa, Canada 1990). Die Übersetzung dieses Werkes war ein außerordentlich mutiges Bekenntnis und zugleich eine hervorragende übersetzerische Leistung. Sie erschien zeitgleich in einer vollständigen und einer gekürzten Paperback-Ausgabe (L. Feuerbach, The Essence of Christianity, transl. from the second German edition by Marian Evans. Chapman's Quaterly Series, No. 6, London 1854; L. Feuerbach, The Essence of Christianity, Transl. Marian Evans. London: John Chapman [Dr. Williams Library.] 1854). Die Übersetzung ist das einzige Werk, das den Geburtsnamen der Schriftstellerin trägt, während sie ansonsten den Namen George Eliot benutzte, unter dem sie sich schriftstellerischen Ruhm erwarb - sie ist nach M. Chemo (in: L. Feuerbach, The Essence of Faith according to Luther. Transl. by M. Chemo. New York, Evanston, London 1967, S. 27) ihrer Qualität nach Grundlage und Muster aller späteren englischen und amerikanischen Feuerbach-Textausgaben; vgl. auch die Bibliography of English Translations of the Works of the Left Hegelians. In: The philosophical forum. A quaterly. Vol. VIII, Nos. 2 - 4 : Feuerbach, Marx and the left Hegelians. A triple Issue. Boston, Mass. 1978, S. 323-324. Unmittelbar nach Erscheinen ihrer Feuerbach-Übersetzung verband sich M. Evans mit dem Schriftsteller und Kritiker G. H. Lewes, der insbesondere durch sein „Life of Goethe" (London 1855) international bekannt wurde. Sie begleitete ihren Mann im August 1854 auf einer Reise nach Weimar, auf der sie in Köln mit D. F. Strauß zusammentraf; vgl. Selections from Georg Eliot's Letters, ed. by G. Haight, New Haven and London 1985, p. 158 [G. Eliot to John Chapman, Weimar, August 6., 1854]; ein weiteres Mal besuchte sie ihn 1858 auf einer Reise in München. D. F. Strauß berichtete über beide Treffen: „Eine hübsche Begegnung hatte ich hier auch, mit der englischen Übersetzerin meines L[eben] J[esu], die jetzt die Frau von Mr. Lewes, der das Leben Goethe's geschrieben hat, ist. Wie sie von meinem Hiersein hörten, wollten mich beide besuchen, trafen mich aber nicht. Wie ich am andern Vormittag hinging, traf ich nur sie. Ich hatte sie schon einmal in Köln als Miß Evans kurz gesehen, wo sie aber noch gar nicht Deutsch sprechen konnte. Jetzt geht's damit besser. Sie ist in den 30ern, nichts weniger als

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schön, aber ein fast durchsichtiges Gesicht, voll Ausdruck mehr noch von Gemüth als Geist. Zwischen einem Mann und einer Dame als Übersetzerin findet doch immer eine mystische Ehe statt. Wie ich ging, sagte die Gute „Wie Sie herein kamen, war ich so erfreut, daß ich gar nicht konnte sprechen." (Ausgewählte Briefe von D. F. Strauß. Hrsg. von E. Zeller. Bonn 1895, S. 395.) Es ist nicht bekannt, ob sich M. Evans während ihrer Aufenthalte in Deutschland nach Feuerbach erkundigte oder ihm eine Nachricht zukommen ließ. Aus dem vorliegenden Briefwechsel Feuerbachs ergibt sich, daß er die Übersetzung von M. Evans erst in der amerikanischen Ausgabe von 1855 kennenlernen konnte, die ihm von F. Kapp übersandt wurde. Vgl. Briefe 799,806. Vgl. auch J. Drewitz, George Eliot and Her Translations from the German (D. F. Strauß: „The Life of Jesus" and L. Feuerbach: „The Essence of Christianity"), Diss. Prospectus, Boston College, English Department, Boston (USA) 1991. 48 Ihre neue Arbeit: Vgl. Erl. zu Brief 787, Z. 18. 51 meine Anthropologie: Vgl. Erl. zu Brief 765, Z. 19. 793 Originalhandschrift: ÜB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/32. 8. Korrektur: 9,12, 22, 2 8 - 2 9 Dittrich: Diettrich Manuskript. Erläuterungen: 9 Dittrich: Feuerbach war über E. E. G. v. Herder mit dem seit 1850 als Professor an der Erlanger medizinischen Klinik wirkenden Pathologen Franz Dittrich bekannt geworden und es hatten sich alsbald freundschaftliche Beziehungen entwickelt. Dittrich erkrankte 1856 an einem schweren Hirnleiden und starb, vierundvierzigjährig, 1859. 19 meine Schwägerin: Therese Forster. Herders Ehefrau Luise Huber (gest. 1831) war Halbschwester von Therese Forster. 20 meiner Tochter: Vgl. Erl. zu Brief 791, Z. 33. 23 Ferdinands: Vgl. Erl. zu Brief 756, Z. 141.35 AI Hafi: AI Hafi, Gestalt aus G. E. Lessings, „Nathan der Weise", 2,9, (vgl. z. B. Familienbibliothek der Deutschen Classiker. Eine Anthologie in 100 Bänden. Erster Band. Lessing's Nathan der Weise, Hildburghausen - Amsterdam 1841, S. 85). 42 Verwandten in Bruckberg: Gemeint sind Johann Adam und Louise Stadler (die jüngere Schwester Bertha Feuerbachs) und deren Töchter: Sidonie (verwitwete Feuerbach, mit ihren Kindern Elise und Anselm Ludwig) sowie Julie und Luise. 794 Originalhandschrift: ÜB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/32. 9. Erläuterungen: 5 Antwort vom 19. d[ieses Monats]: Ein entsprechendes Schreiben konnte nicht ermittelt werden. 15 Deines großen Werkes: Vgl. Erl. zu Brief 787, Z. 18. 25 Pfingstbacchanalien: Gemeint ist das traditionelle, turbulente Volksfest Erlangens, die „Berchkärwa" (Bergkirchweihe) zu Pfingsten.

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795 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/20. 4. Erläuterungen: 20 das Schreiben verschieben: Vgl. Erl. zu Brief 787, Z. 18.37 Spektakeltage: Vgl. Erl. zu Brief 794, Z. 25. 796 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/20. 5. Erstveröffentlichung, gekürzt: BwN II, S. 31-32. Textvergleich: 12-13 gar des Nachttopfs: eines andern Geschirres BwN 15 als Andenken Fehlt in BwN 19-20 als ich ... Tat Fehlt in BwN 21-29 Und es war... ungünstig sein Fehlt in BwN30 vielmehr Fehlt in BwN31 vortrefflich bekommen In BwN folgt Zusatz: Ist es bei Dir ebenso 31-33 ich bin wieder... auch Dir bekommen Fehlt in BwN33 auch Fehlt in BwN 35-51 Denke Dir... empfangen Fehlt in BwN58 Empfiehl... und Fehlt in BwN. Erläuterungen: 35-38 von Wigand... Brief aus Kissingen: Der Verbleib des Briefes von O. Wigand, den Feuerbach am 15. Juni 1854 erhielt, ist nicht bekannt. 5 0 - 5 1 Deiner jungen Kindbetterin und ihrem Kleinen: Bezieht sich auf Adele Kuby, die Tochter von E. E. G. v. Herder, und ihren im Juni 1854 geborenen ersten Sohn Wilhelm (siehe auch Brief793, Z. 20-22). 52-57 Für Deinen Lukrez ... Wakefield: L. Feuerbach hatte sich bei E. E. G. v. Herder die ihm bislang nicht bekannte, durch G. Wakefield besorgte Londoner Ausgabe (1796/97) des Lehrgedichts des Epikureers Lukrez „De rerum natura [Über die Natur der Dinge]" ausgeliehen, die ihm gegenüber der bislang benutzten Ausgabe von Th. Creech (1831) weit kritischer erschien. Die erste kritische Ausgabe von C. Lachmann, Berlin 1850, blieb Feuerbach offenbar unbekannt. 58 Dr. Schröder: Assistenzarzt von Prof. Dr. F. Dittrich in Erlangen, vgl. Brief 793, Z. 22 und Erl. zu Z. 9. 797 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/20. 1. Erläuterung: 7 - 8 Jetzt... sechs Bände: Der nach Paris emigrierte Arzt und Schriftsteller A. H. Ewerbeck war langjährig Leiter der Pariser Gemeinde des „Bundes der Gerechten" und bis 1850 Mitglied des „Bundes der Kommunisten". Als Anhänger der Philosophie Feuerbachs trug er wesentlich zur Verbreitung seiner Lehren unter der deutschen Arbeiteremigration in Paris bei; 1850 gab er in Paris die erste französische Feuerbach-Übersetzung heraus, vgl. GW 19, Brief 638 und Erl. dazu, S. 503-504. Mit seinem Plan, das sozial- und wissenschaftstheoretische Hauptwerk des Positivismus, A. Comtes „Cours de philosophie positive" (6 Bände, Paris 1830-1842) ins Deutsche zu übersetzen, zu einer Zeit,

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als mit dem „Catechisme positiviste" (Paris 1852) und dem „Système de politique, ou traité des sociologie instituant la religion de l'humanité" (4 Bände, Paris 1851-1854) Bestrebungen zu einem gesamt-weltanschaulichen Ausbau des Positivismus hervortraten, reflektiert A. H. Ewerbeck fur die deutschen nachrevolutionären Verhältnisse Tendenzen, das durch Feuerbach und den naturwissenschaftlichen Empirismus und Materialismus beeinflußte Terrain mit Lehren des Positivismus zu durchdringen. Affinitäten zum Positivismus, die in Feuerbachs Kritik der spekulativen Philosophie, seinem Naturalismus, seiner Diesseits- und anthropologischhumanistischen Orientierung erblickt wurden, machen Bemühungen verständlich, Feuerbach selbst für derartige Bestrebungen in Anspruch zu nehmen, wie sie sich alsbald bei E. Dühring, später bei F. Jodl und in bestimmter Weise, worauf die Korrespondenz mit Feuerbach hinlenkt - , auch bei C. J. Duboc zeigen. Vgl. hierzu S. Rawidowicz, Ludwig Feuerbachs Philosophie ..., S. 340-344. - Es ist unwahrscheinlich, daß Feuerbach die Schriften A. Comtes und seiner Anhänger nicht zur Kenntnis genommen hat, obwohl keine Zeugnisse darüber vorliegen; ob und wie Feuerbach H. Ewerbeck, der sein Vorhaben nicht realisieren konnte die erste deutsche Übersetzung des „Cours de philosophie positive" erschien erst 1883, dreiundzwanzig Jahre nach Ewerbecks Tode - , geantwortet hat, ist nicht bekannt. 798 Randbemerkung: Die vierte (Adreß-)Seite des Briefes enthält Notizen Feuerbachs (offenbar eine Paraphrase zu 1. Kor., ¡5. Kap.: Die Auferstehung der Toten), die nicht im Zusammenhang mit dem Brief Moleschotts stehen und, da die Tinte der vorhergehenden Seite durchgeschlagen ist, nur unvollständig entziffert werden konnten: Daß die Auferstehung auch (wenigstens]) bei d[em] Apostel Paulus) geistige, sittliche und folglich symbolische Bedeutung hat, versteht sich von selbst. Wenn ich eine Reise vorhabe, so bin ich schon in Gedanken und Gesinnung dort, wo ich hinreise, so lege ich bereits die alten Gewohnh[eiten], die an diesem Boden haften, ab, geht eine geistige, moralische Revolution in mir vor, bin [ich] ein neuer Mensch. Ja, diese Revolution ist vielleicht im Geiste größer als an Ort und Stelle, wo das Neue alt wird und ich vielleicht wieder in die alte Gewohnheit zurückfalle. Was von der Reise, gilt von jedem Schritt und Tritt, den ich im Leben vorhabe.... Aber solange [ ich] die symbolische Auferst [ehung] zur Hauptsache, die wirklich[e] zum Bilde ... mache, wie Philosophen getan, ist das so verkehrt, als wenn ich die Reise [nur] im Geiste [mache].... heißt, über dem Mittel zum Zweck, der in dieser Stelle enthalten ist, den Zweck aus dem Auge verlieren. ... aber damit, daß ich den rechten Weg weiß und einschlage, bin ich noch nicht an dem Ziel. - „Die Ideen regieren die Welt", jawohl! aber nur in der Idee, in eurem Kopfe, nicht in Wirklichkeit, wo nur Interessen herr-

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sehen. Auch die Idee d[es] Christentums] war nur das Interesse nach Glückseligkeit. Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/53. 9. Erstveröffentlichung: BwN II, S. 68-69. Textvergleich: 8 sich: Ihnen BwN. Erläuterungen: 4 - 5 Arbeit über „Forster": Siehe Brief 775, Erl. zu Z. 56-57.13 Abschied von meiner Lehrtätigkeit: Am 26. Juli 1854 war J. Moleschott vom Rektor der Heidelberger Universität im Namen des Senats verwarnt worden, ihm werde die Erlaubnis, Vorlesungen zu halten, entzogen, wenn er fortfahre, „durch Schrift und Wort die Jugend zu verderben" (J. Moleschott, Für meine Freunde. Lebens-Erinnerungen, Gießen 1894, S. 253). Er verzichtete daraufhin auf eine weitere Lehrtätigkeit, da er nicht an einer Hochschule lehren wollte, „an der die Lehrfreiheit nur dem Namen nach bestand" (ebenda, S. 253). 22 meine Anthropologie: Vgl. Erl. zu Brief 765, Z. 19. 799 Originalhandschrift: Bibliotecadell'Archiginnasio, Bologna, Nachlaß Moleschott. Erstveröffentlichung: Archiv, S. 64-65. Textvergleich: 14 von dem Plattland aus Fehlt in Archiv 22 nur: nun Archiv 30 das: dies Archiv. Erläuterungen: 14 Plattland: umgangssprachlich für das platte, flache Land. 15 das Benehmen der Heidelberger Universität: Vgl. Erl. zu Brief 798, Z. 13.17-18 nil mirari ... Horaz: Horaz, Epistulae I, VI, 1 (nil admirari), vgl. Horaz, Satiren und Episteln. Lateinisch u. deutsch von O. Schönberger, Berlin 1976, S. 164. 21-22 noch auswärtigen Ruf, vielleicht in die Schweiz: J. Moleschott erhielt 1856 einen Ruf als Prof. der Physiologie nach Zürich (vgl. Brief 818 und Erl. zu Z. 7-8). 29 eine Schrift angefangen: Vgl. Erl. zu Brief 787, Z. 18. 35 letzten Briefe ... englischen Übersetzung: Vgl. Brief792 und entsprechende Erl. zu Z. 45. 3 8 - 4 1 Desgleichen ... beitragen werde: Henriette Feuerbach hatte, mit Unterstützung H. Hettners, Privatdozent in Heidelberg bis zu seiner Berufung nach Jena, begonnen, den literarischen Nachlaß ihres Gatten herauszugeben. Nachdem vier Bände der „Nachgelassenen Schriften", Braunschweig 1853, vorlagen, wurde gemeinsam mit Michael Bernays, seit November 1853 Student der Rechtswissenschaft in Heidelberg, eine Neuauflage der berühmten Abhandlung „Der Vaticanische Apollo. Eine Reihe archäologisch-ästhetischer Betrachtungen." vorbereitet, die im August 1855 abgeschlossen war. Vgl. Henriette Feuerbach. Ihr Leben in ihren Briefen. Hrsg. von H. Uhde-Bernays, Berlin - Wien 1912, S. 176.

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800 Originalhandschrift: Biblioteca dell'Archiginnasio, Bologna, Nachlaß Moleschott. Erstveröffentlichung: Archiv, S. 65-67. Textvergleich: 10 geistsinnlichen: geistessinnlichen Archiv 22 Gegenstande: Gegenstand Archiv 4 9 - 5 0 Standpunkte: Standpunkt Archiv 55 vom: von Archiv. Erläuterungen: 16-17 seine würdige Tochter: Therese Forster, die Schwägerin E. E. G. v. Herders. 20 Ihr Buch: J. Moleschott, Georg Forster, Frankflirt a. M. 1854. 23 meiner Schrift: Vgl. Erl. zu Brief 787, Z. 18. 2 4 - 2 5 „Wesen des Christentums": Siehe SW 7, S. 295-300 (GW 5, S. 239-243). 29 Ihre Schrift: Vgl. Erl. zu Z. 20. 38 Meine Schrift: Vgl. Z. 23. 41 geistlosen Titel: L. Feuerbachs neue Schrift, die 1857 erschien, erhielt schließlich den Titel „Theogonie nach den Quellen des classischen, hebräischen und christlichen Altertums", SW 9 (GW 7). 5 3 - 5 4 „Die Götter der Menschen sind die Wünsche der M[enschen]": L. Feuerbach, Theogonie nach den Quellen des classischen, hebräischen und christlichen Altertums, Leipzig 1857. SW 9, S. 288 (GW 7, S. 233). 64 meine Schrift: Vgl. Z. 23. 71-72 Heidelberger Fakultätsunwesen: Vgl. Erl. zu Brief 798, Z. 13. 801 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/20. 6. Erstveröffentlichung, gekürzt: BwN II, S. 32. Textvergleich: 5 - 2 6 Nachdem ... erkundigen Fehlt in BwN27-29 habe ich ... gehört Fehlt in BwN 2 9 - 3 0 Ich selbst bin seit dieser Zeit: bin ich BwN47 In der Hoffnung ... befinden Fehlt in BwN. Erläuterungen: 2 6 - 2 7 Seit ich das letzte Mal bei Dir war: Feuerbach hatte Herder zu Pfingsten 1854 besucht; vgl. Brief796. 32 meiner neuen Schrift: Vgl. Erl. zu Brief 800, Z. 41. 44 seine würdige Tochter: Therese Forster. 802 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/32. 10. Erläuterungen: 5 Deines ... Freundesbriefes: Siehe Brief 801.7 humoristischen Brief: Siehe Brief 796. 14 Reise in die Pfalz: Gemeint ist Pirmasens in der Rheinpfalz, der Wohnort der Familie der Tochter Adele Kuby, geb. v. Herder, ehe sie wegen günstigerer Bedingungen für den Arzt Kuby nach Albisheim bei Kirchheim-Bolanden verzog, vgl. weiter unten Z. 67-74. 15 erstes Enkelkind: Wilhelm Kuby. 48 Moleschotts trefflicher Schrift: Moleschott, J., Georg Forster, Frankfurt a. M. 1854. 48 ihren Vater: Georg Forster. 58 Zu der Beendigung Deines neuen

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Werkes: E. E. G. v. Herder hatte eine Bemerkung in Feuerbachs letztem Brief (vgl. Brief 801, Z. 32-39) über sein neues Werk mißverstanden; die „Theogonie" wurde erst im Frühjahr 1857 vollendet. 75 Meine Kinder: Siehe Erl. zu Brief 802, Z. 14. 77 meine Tochter: Siehe Erl. zu Brief 791, Z. 33.91 Vater Dich gebettet: Die Vorstellungen von der Höhe einer solchen Pension waren freilich sehr überzogen. Den unversorgten Söhnen des Staatsrats P. J. A. v. Feuerbach Ludwig und Friedrich stand eine königlich-bayerische Pension von 35 fl. monatlich (etwa 60 Mark) bzw. 400 fl. jährlich zu, freilich, was Feuerbach lange Zeit unbekannt war, auch bei einem Aufenthalt außerhalb Bayerns. Vgl. J. Allgeyer, Anselm Feuerbach, 2. Aufl., Berlin - Stuttgart 1904, 1. Bd., S. 20, Fußnote 1. 803 Originalhandschrift: Dichtermuseum Liestal (Schweiz), HerweghArchiv. Erstveröffentlichung: Bw II, S. 215-216. Textvergleich: 4 Liebe Emma! Fehlt in Bw 8 mehr Fehlt in Bw 9 geschweige seine: geschweige denn seine Bw 12 zauberte: gezaubert Bw 23 sie die Jette: sie Jette Bw 32 als einen „Lebendigen" sich zeige: als ein „ Lebendiger" uns erscheine Bw 34 erwecken zu wollen: zu erwecken Bw 36 mehr Fehlt in Bw 37 nur tot Fehlt in Bw 41 noch Fehlt in Bw 42 noch Fehlt in Bw 45 nur Fehlt in Bw 47 Wachet: Machet Bw (Handschrift nicht eindeutig) 56 L. Feuerbach Fehlt in Bw. Erläuterungen: 17-18 Dein köstliches Signalement... ,,Augsb[urger] Zeitung": Die Augsburger „Allgemeine Zeitung", Nr. 362 vom 28. Dezember 1854, S. 5781, hatte eine Korrespondenz aus Halle vom 22. Dezember (Deutsche Allgemeine Zeitung) über die Durchreise Emma Herweghs auf dem Wege von Zürich nach Berlin veröffentlicht. Der Korrespondent verwies dabei darauf, E. Herwegh werde „noch von 1848 her in Preußen als 'Hochverrätherin' steckbrieflich verfolgt", es sei ihr jedoch, da sie in Familienangelegenheiten unterwegs sei, ein achttägiger Aufenthalt in Berlin und eine „ungefährdete Reise durch Preußen zugesichert" worden. Georg Herwegh selbst lebe in Zürich „in großer Zurückgezogenheit, hauptsächlich mit medicinischen Studien beschäftigt". Vgl. zu den Ereignissen von 1848 um Georg und Emma Herwegh GW 19, Erl. zu Brief 592, S. 481-482, Z. 94, und Erl. zu Brief 890, Z. 59-60. 23 die Jette in Heidelbferg]: Henriette Feuerbach. 25 Gruß aus Heidelberg durch Jette: Das Heidelberger Schreiben von E. Herwegh ist nicht bekannt. Mit den Grüßen an Feuerbach bei Gelegenheit von Emma Herweghs Zwischenaufenthalt in Heidelberg, auf die Feuerbach mit vorliegendem Brief unverzüglich reagierte, wurden die seit der Revolutionszeit unterbrochenen Beziehungen (siehe das letzte Schreiben Herweghs vom 3. Dezember 1851, GW 19, Brief687) wieder aufgenommen. 32 als einen „Lebendigen": Anspielung auf die „Gedichte eines Lebendigen" (1841

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im Literarischen Comptoir, Zürich und Winterthur, erschienen; 2. Bd., 1843), die Herweghs Ruhm als revolutionärer Lyriker begründeten. 804 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/20. 7. Erläuterungen: 17 in Deiner Bücherangelegenheit: E. E. G. v. Herder hatte Feuerbach angesichts des vorgesehenen Umzug nach Albisheim gebeten, ihm Antiquariate zu empfehlen, denen er nicht mehr benötigte Teile seiner Bibiliothek anbieten könnte (vgl. Brief802, besonders Z. 96 bis 101). Zur beabsichtigten Übersiedlung zu den Seinigen kam es jedoch nicht, E. E. G. v. Herder verstarb plötzlich am 26. Februar 1855 (vgl. Brief 805). 38-39 meiner Arbeit... voraussetzest: Vgl. Erl. zu Brief802, Z. 58. 41-42 „To be, or not to be": Shakespeare, Hamlet, Monolog III, 1. 48-50 Dein Bedenken ... unerklärlich geblieben: Siehe Brief 802, Z. 86 bis 97 (betrifft vor allem die geäußerte Sorge, ob die Pfalz bayerisch bleibe). 51 Schwägerin: Siehe Erl. zu Brief 789, Z. 40. 52 ihren Vater: Georg Forster. 805 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/33. 1. Erläuterungen: 4 - 5 Herr Emil Gottfried von Herder ... gestorben: Im nachgelassenen Briefwechsel Feuerbachs findet sich ein Blatt mit tagebuchartigen Notizen, die u. a. auch dieses Ereignis betreffen „Am 2. M[ärz] fuhr ich mit Krahn über Fürth nach Nürnb[erg], um Herder zu besuchen und ihm zu den Vorbereitungen zu seiner im Frühjahr beabsichtigten Abreise zu den Seinigen behülflich zu sein, als ich gleich bei meiner Ankunft in N[ürn]b[erg] von meiner Schwester Elise zu meiner größten Bestürzung erfuhr, daß mein hochverehrter Freund am Tage vorher bereits begraben worden sei." (UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/11.14.) 5 Fräulein Forster: Siehe Erl. zu Brief 800, Z. 16-17. 806 Randbemerkung: 8 „Sklavenfrage": Deine „Sklavenfrage" habe ich aber noch nicht gelesen. Sie liegt mit mehreren andern interessanten Schriften, die ich mir schon vor mehrern Jahren gekauft, aber auch noch nicht gelesen habe, auf einem besondern Tisch bis zu dem Zeitpunkt, wo ich von dem chronologischen Übel meiner Arbeit vollständig erlöst sein werde. Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/26. 6. Erstveröffentlichung: Bw II, S. 216-217. Textvergleich: 5 sind es: sind es schon Bw 8 doch: nun Bw 11 übersandtest: übersendest Bw 22 dieses: des Bw 54 gar Fehlt in Bw 65 wünschte:

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wünsche Bw 66 könn[t]est: kannst Bw 69-73 Grüße ... gekommen Fehlt in Bw. Erläuterungen: Randbemerkung 8 „Sklavenfrage": Vgl. Brief 784, Erl. zu Z. 3 - 4 . 5 Jahre ... nicht mehr geschrieben: Der letzte vorausgehende nachweisbare Brief an Friedrich Kapp ist 31. März/1. April 1853 datiert (Brief 764). 10-11 englische Übersetzung: Es handelte sich um die 1855 in New York erschienene, ein Jahr zuvor in London herausgegebene Übersetzung des „Wesen des Christentums" von M. Evans (George Eliot); vgl. auch Erl. zu Brief 792, Z. 45. 45-46 englische Sprache: Eine englische Übersetzung der „Theogonie" ist nicht zu verzeichnen. 46 Darstellung v[om] W[esen] d[er] R[eligion]: Bezieht sich auf die „Theogonie nach den Quellen des klassischen, hebräischen und christlichen Altertums" (GW 7, siehe auch Erl. zu Brief787, Z. 18). 52-53 Endlich... produzieren könnte: Obwohl Feuerbach in diesem Brief von der Herausgabe der „Theogonie" noch im Jahre 1855 sprach und entsprechende Absprachen mit dem Verleger getroffen hatte (siehe Brief 810, Z. 17-36), erfolgte der Abschluß der Arbeiten erst Anfang 1857. 62 Kriegs- und Friedenstheater Europas: Bezieht sich auf das Ränkespiel der europäischen Mächte zur Zeit, als sich die militärische Konfrontation zwischen England, Frankreich und der Türkei einerseits und Rußland anderseits auf der Krim, besonders bei der Belagerung Sewastopols, ungemein zuspitzte. Mit dem Thronwechsel in Rußland (Zar Nikolaus war am 2. März 1855 an einer Lungenentzündung nach einer Truppenbesichtigung gestorben) ergab sich die Chance einer Befriedung, die aber sowohl durch Fortführung von dessen Politik durch Alexander II. als auch durch die Haltung der Westmächte - bei vermittelnder Einflußnahme Österreichs und entschiedener Zurückhaltung Preußens (die einen heftigen Konflikt des Prinzen von Preußen mit dem König auslöste) - hinausgezögert wurde. Durch den Fall Sewastopols am 23. September 1855 wurde Rußlands Niederlage besiegelt; eine Friedensregelung erfolgte zu Paris, 30. März 1856. Vgl. B. Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte, II. Bd., Stuttgart - Berlin - Leipzig 1892, S. 605-607 (vgl. Bd. 3, 8. Aufl., Stuttgart 1960, 4. Nachdruck 1967, S. 143-145). 71-73 Riedel... nach A[merika] gekommen: Karl Riedel wanderte um 1850 nach Nordamerika aus. 72 Frankfurt a. M.] traurigen Andenkens: Anspielung auf die gemeinsam verlebte Zeit in Frankfurt a. M. im Revolutionsjahr 1848. 807 Originalhandschrift: RZ Moskau, F. 172, op. I, d. 188. Erläuterungen: 5 Heidenreich: In Ansbach. 9 Herkules am Scheideweg: Von Xenophon in den „Erinnerungen an Sokrates" (II, 1,31) übermittelte Erzählung, nach der Herkules zwischen dem bequemen Weg des Lasters und dem mühevollen Pfad der Tugend wählen konnte. 24 meinen Schwestern: Leonore und Elise Feuerbach. 435

808 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/80. 40. Erläuterungen: 17 das neueste Heft meiner „Jahrbücher": Heft 3 der „Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst", Bd. 3, Leipzig 1855.18 den Bonzen Brunner in Wien abgefertigt: O. Wigand verwahrte sich in einem „Offenen Brief an Herrn Brunner in Wien. Redakteur der 'Wiener Kirchenzeitung'" (siehe Jahrbücher fur Wissenschaft und Kunst, Bd. 3, Leipzig 1855, H. 3, S. 325-329) gegen denunziatorische Äußerungen über Verlagserzeugnisse O. Wigands und einzelne Beiträge der von ihm verlegten „Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst", wobei er nachweisen konnte, daß Brunners tendenziöse Kritik nicht nur auf althergebrachten Vorurteilen, erzkonservativer Weltsicht und religiöser Intoleranz beruhte, sondern zugleich mit bösartigen Entstellungen, Klitterung von Worten und ganzen Passagen verbunden war. Bezeichnend fiir den Mut des progressiven Verlegers in konservativ-dominierter Zeit waren die Worte (a. a. O., S. 328): „Sie dulden keinen Widerspruch und bleiben beim starren Dogma, und ich lasse gleich Friedrich dem Großen Jeden nach seiner Façon selig werden. Sie wollen alles katholisch machen, und ich will helfen den Hirnschädel der Menschen zu klären, damit er frei von Aberglauben und Vorurtheilen werde." 19 „Luther", mit neuem Titel: O. Wigand brachte 1855 in Leipzig Feuerbachs Abhandlung „Das Wesen des Glaubens im Sinne Luthers. 'Ein Beitrag zum Wesen des Christentums'" als „zweite zeitgemäße Auflage" heraus (siehe GW 9, S. XVI-XVII). 29 „Memoiren eines Magens": Die Schrift erschien 1855 anonym. 809 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/13. 1. Erstveröffentlichung: Bw Recl, S. 273-274. Textvergleich: 15 könnte: könnten Bw Recl. Erläuterung: 6 eines Heftchens: J. Dietzgen war 1849 mit 21 Jahren aus politischen Gründen in die USA ausgewandert. Nach Rückkehr ins Rheinland 1851, wo er im väterlichen Berufe als Lohgerber tätig war, befaßte er sich nebenher mit philosophisch-politischen und literarischen Studien. Die vorgelegte Moralphilosophie war, wie er selbst erklärte, Ergebnis seines Ausgehens von Feuerbach. Noch ein Jahrzehnt später bekannte er: „ Mein Gegenstand war von früh an eine systematische Weltanschauung; Ludwig Feuerbach hat mir den Weg dazu gezeigt." (An K. Marx, 24. Oktober/7. November 1867, in: J. Dietzgen, Schriften in drei Bänden, Bd. 3., Berlin 1965, S. 400.) Dietzgen hat auch später als bekannter Arbeiterphilosoph, sozialistischer Publizist und Politiker Feuerbach hohe Wertschätzung entgegengebracht (vgl. auch S. Rawidowicz, Ludwig Feuerbachs Philosophie ..., S. 455; ferner O. Finger, Joseph Dietzgen. Beitrag zu den philosophischen Leistungen des deutschen Arbeiter-

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philosophen. Berlin 1977; W. SchufFenhauer, J. Dietzgen - ein deutscher Arbeiterphilosoph. In: Einheit, H. 12, Berlin 1978, S. 1271-1277). Es ist anzunehmen, daß Feuerbach die Erstlingsarbeit Dietzgens mit ermunternden und weiterführenden Hinweisen, wie erbeten, zurückgesandt hat. Über den Inhalt der Erstlingsschrift, inwieweit sie etwa ein Vorentwurf des philosophischen Hauptwerkes „Das Wesen der menschlichen Kopfarbeit" (1869) war, und Feuerbachs Anwort ist nichts überliefert. 810 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/80. 41. Erläuterungen: 13-14 „Weltgeschichte" ... 2 ExfemplareJ: Feuerbach hatte eine „Weltgeschichte" für seine Tochter und die Nichte Elise zum Selbstunterricht bestellt, den er selbst betreute (vgl. Brief 839). Wahrscheinlich handelt es sich um die „Übersicht der Weltgeschichte" (1859) von Carl Winderlich, zu der 1851 die „Historisch-politisch-topographische Geographie des Alterthums" als Hilfsbuch bei O. Wigand erschienen war. 33 Ihres M[anu]s[kripts]: Vgl. Erl. zu Brief 787, Z. 18. 44 „Dunallan": G. Kennedy, Dunallan or Know what you judge ..., London 1825. 811 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/80. 42. Erläuterungen: 13 Ihr Buch: Vgl. Erl. zu Brief806, Z. 46.32 von Daumers „Frauenbildern": G. F. Daumer, Frauenbilder und Huldigungen, Leipzig 1853. 43 den Gefangenen ... Rehbock: Der Schloßgarten in Bruckberg beherbergte zu dieser Zeit ein von der Mutter verlassenes Rehkitz, das Feuerbachs Tochter Eleonore und zuweilen auch Feuerbach versorgten. 812 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/37. 5. Absendeort: Breslau. Datierung: Der Brief trägt von fremder Hand den Vermerk „Anfang Juli 1857", eine Angabe, die mit dem datierten Schreiben Kampes an Feuerbach vom 25. Juli 1857 (siehe Brief 841) kollidiert. Unsere Datierung auf zwei Jahre früher ergibt sich aus dem Inhalt des Briefes: F. Kampe gratuliert Feuerbach zum Geburtstag (Z. 24-32), der 1855, worauf im Brief Bezug genommen wird, auf einen Sonnabend fiel; es wird ferner auf den unmittelbar bevorstehenden eigenen 30. Geburtstag (Z. 35-36) - Kampe wurde am 4. August 1825 in Luxemburg geboren - hingewiesen und auf die noch nicht abgeschlossene Arbeit am 3. Band der „Geschichte der religiösen Bewegung der neuem Zeit", der 1856 herauskam. Erläuterungen: 7 Ausarbeitung meines m.: Bezieht sich auf den 3. Band der „Geschichte der religiösen Bewegung der neuern Zeit", Leipzig 1856.

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16-17 einen der Redakteure der „Oderzeitung": Die von M. Friedländer herausgegebene bürgerlich-demokratische „Neue Oder-Zeitung" - ihr linksbürgerliches Profil bestimmte z. B. K. Marx dazu, als Londoner Korrespondent (ab Ende 1854) mitzuarbeiten - erschien in Breslau von 1849 bis Ende 1855, wo sie nach zahlreichen politischen Repressalien ihr Erscheinen einstellen mußte. Die Redaktion oblag den Demokraten K. F. M. Eisner, J. D. H. Temme und - vermutlich näher befreundet mit F. Kampe - dem Breslauer Pädagogen und Publizisten J. Stein. 36 Ihr Neuestes: Vgl. Erl. zu Brief 787, Z. 18. 813 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/40. 4. Erstveröffentlichung, gekürzt: BwN II, S. 38-39. Textvergleich: 25-47 Ich benutze... übersenden Fehlt in BwN 48 Rehbock: Rehbocke BwN49 Ich Fehlt in BwN54-55 Schließlich... Anerbietens Fehlt in BwN 57 L. Feuerbach: Feuerbach BwN 61 der Narbe: dem Barte BwN. Erläuterungen: 5 - 6 musikalischen Werke meines Freundes Maier: Die Kompositionen A. Maiers sind vermutlich nicht veröffentlicht worden; ein Teil davon befindet sich im Archiv des Sing- und Orchestervereins Ansbach. 12-13 Licht... Scheffel stellen: Matth. 5,15. 29 Dank ... englischen Roman: Siehe Brief 810, Z. 4 4 - 4 6 . 4 6 - 4 7 das Buch: G. F. Daumer, Frauenbilder und Huldigungen, 2. Aufl., Leipzig 1858. 58-61 In dem letzten Aphorismus ... an der Narbe erkannte: In den „Jahrbüchern für Wissenschaft und Kunst", Bd. 4, Leipzig 1855, S. 123 bis 128, hatte O. Wigand Aphorismen aus Feuerbachs „Abälard und Höloise ..." (1834) abgedruckt. Der „letzte Aphorismus" bezieht sich auf die Heimkehr des Odysseus (Homer, Odyssee, 23. 73), wobei Feuerbach (vgl. GW 1, S. 547) in den bisherigen Ausgaben den bezeichneten Fehler übersehen hatte. 62 meinen „Xenien": Gemeint sind die „Theologischsatirischen Xenien", die den „Gedanken über Tod und Unsterblichkeit" von 1830 nachgestellt sind (siehe GW 1, S. 407-515). 814 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/55. 1. Erläuterungen: 11 Gedichte: Die Gedichte erschienen unter dem Pseudonym Gustav Reinhart bei O. Wigand, vordatiert auf 1856. 12-15 Sie werden den Einfluß ... wiederfinden: Die beiden angeführten Sonette finden sich im zweiten Teil der Sammlung (II. Intermezzo: Sturm und Drang, S. 51, 54-55). Das Sonett „Was soll die Rose mehr, als duftend blüh'n?" schließt mit den Zeilen „Was soll der Mensch nach and'rem Leben streben? - Was soll der Mensch denn mehr, als menschlich leben?" und das Gedicht „So steh ich da" hebt an: „So steh' ich da: ein Kind der

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Erde, Des Lebens froh in tiefster Brust, Und grüß mit lächelnder Geberde, Genuß und Arbeit, Lieb' und Lust." 815 Originalhandschrift: Bayerische Staatsbibliothek München, Handschriftenabteilung. 816 Originalhandschrift: Privatarchiv Walter Stromayer, München. Erläuterungen: 4 Bamberger Aufenthalt: Feuerbach hatte seine Frau und Tochter nach Bamberg begleitet und selbst einige Tage im Hause der engsten Freundin der Familie (vgl. GW 19, S. 469) verbracht, wohl auch, um sich vom Fortgang der Restauration und den Vorbereitungen des Rücktransportes eines „großen alten Fruchtstücks" (?) aus Bruckberg zu überzeugen. 2 9 - 3 0 Schachtel: J. Schachtel, vgl. hierzu Brief 819, Erl. zur Datierung. 35 meinem Werke: Vgl. Erl. zu Brief 806, Z. 46. 37-39 Dr. Bayer... zum Abschiedsfest: Vgl. Erl. zu Brief 786, Z. 40. 817 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/37. 4. Erläuterungen: 6 Ihren letzten Brief: Der Verbleib dieses Briefes ist nicht bekannt. 9 dieses III.: Gemeint ist Kampes dritter Band seiner „Geschichte des Deutschkatholicismus" (Geschichte der religiösen Bewegung der neueren Zeit, Leipzig 1856). 18 Schwarte: Umgangssprachlich (abwertend) für dickes (schweinsledernes) Buch. 21 Kommissionär: Franz Wagner. 25 die Fortsetzung: Dem 3. Band seiner „Geschichte der religiösen Bewegung der neueren Zeit" folgte 1860 eine weitere Publikation, die „Geschichte des Deutschkatholicismus und freien Protestantismus in Deutschland und Nordamerika von 1848 bis 1858". 27 Kontinuationslisten: Fortsetzungs- bzw. Auslieferungslisten. 70 Opus: Vgl. Erl. zu Brief 806, Z. 46. 818 Originalhandschrift: Biblioteca dell'Archiginnasio, Bologna, Nachlaß Moleschott. Erstveröffentlichung: Archiv, S. 67-68. Textvergleich: 20 Berufe: Beruf Archiv. Erläuterungen: 7 - 8 erfahren, daß Sie nach Zürich berufen seien: Die von Feuerbach abonnierte „Allgemeine Zeitung", Augsburg, meldete in Nr. 326 vom 22. November 1855, daß der Erziehungsrat von Zürich auf Antrag des Regierungspräsidenten Dubs beschlossen hat, Moleschott auf

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den freien Lehrstuhl für Physiologie zu berufen. Am 12. Dezember 1855 (Nr. 346) wurde berichtet, daß Fakultät und Senat die Berufung mißbilligt haben, der Erziehungsrat sich jedoch von seinem Beschluß nicht habe abbringen lassen. In Nr. 4 vom 4. Januar 1856 wird von der „Allgemeinen Zeitung" die Berufung bestätigt, aber gleichzeitig auf die Gottlosigkeit der Lehren Moleschotts hingewiesen. 11 Antrittsrede über das Licht: J. Moleschott hielt am 21. Juni 1856 seine Antrittsvorlesung an der Züricher Hochschule. Sie erschien wenig später unter dem Titel „Licht und Leben" im Druck und erlebte drei Auflagen. 23-24 Augsburger „[Allgemeine] Zeitung["] gegen den Materialismus aufgetreten: Feuerbach bezieht sich auf Polemiken im Anschluß an den sogenannten Materialismusstreit, der von der 31. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Göttingen 1854 ausging. Die Kontroverse über die Abstammung des Menschen zwischen dem Physiologen R. Wagner als Anhänger einer religiösen Abstammungslehre und dem naturwissenschaftlich-deterministisch argumentierenden Zoologen K. Vogt („Köhlerglaube und Wissenschaft", 1855) weitete sich alsbald zum Prinzipienstreit über den Geltungsbereich der Naturwissenschaften und deren Beziehungen zu Philosophie und Weltanschauung aus. Eine bedeutende Rolle in den damaligen Auseinandersetzungen bildete neben den Veröffentlichungen von K. Vogt und J. Moleschott vor allem das Buch „Kraft und Stoff. Empirisch-naturphilosophische Studien" von L. Büchner, Arzt und Schriftsteller (Bruder des 1837 verstorbenen revolutionären Dichters Georg B.). Das Werk erschien 1855. Es gab unmittelbar Anlaß zur Relegierung des Verfassers aus den Universitätsdiensten in Tübingen. Im Vorliegenden bezieht sich Feuerbach vermutlich auf die Stellungnahme der Augsburger „Allgemeinen Zeitung" „Philosophie und Materialismus. Eine kurze Antwort auf L. Büchner 'Stoff und Kraft'" (Beilage zu Nr. 233 vom 21. August 1855, S. 3721-3722). In dem anonymen Beitrag wird den Vertretern des neuen Naturalismus, Empirismus oder Materialismus unkritischer Autoritätsglaube unterstellt; Zitate aus Moleschott und insbesondere „die (in der Philosophie längst widerlegten [!]) Aussprüche Feuerbachs" würden als „neue Dogmen des Unglaubens" (ebenda, S. 3721) vertreten. Angriffspunkte bildeten die mit den bedeutenden Fortschritten der Naturwissenschaften, naturhistorischen und anthropologischen Erkenntnissen in Verbindung gebrachten Auffassungen von der Materie als einzig gewisser Realität, von ihrer Einheit, Ewigkeit und selbstschöpferischen Fähigkeit, von der universellen Gültigkeit der Naturgesetze, von einer natürlichen Genesis von Weltall, Erde, Leben und Mensch sowie die naturwissenschaftlich fundierte Entmystifizierung des an den Menschen und sein Gehirn gebundenen - Denkens, die Relativierung der traditionellen Vorstellungen von der Willensfreiheit des Menschen wie von Recht und Moral, die nur auf menschlicher Konvention beruhten. Derartige Positionen eines naturwissenschaftlichen Materialismus bedeuteten eine Herausforderung an konservativ-bürgerliches

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und -religiöses Bewußtsein. Ihre Anknüpfung an Feuerbach, an die freilich politisch schärfer akzentuierte vormärzliche Religionskritik, wie auch den Atheismus und aufklärerischen Materialismus des 18. Jahrhunderts war unübersehbar. Entsprechend unterstellte die Augsburger „Allgemeine Zeitung" L. Büchner, „alle idealen Güter der Menschen, um deretwillen das Leben allein lebenswerth ist", über Bord zu werfen und die „Brutalisierung der Menschheit, ihre Herabsetzung zum Thier, mit Freudengeschrei" zu verkünden (ebenda, S. 3722). Feuerbach bestärkten diese und weitere Polemiken in der „Allgemeinen Zeitung" (vgl. z. B. eine anonyme Besprechung von Büchners Buch in der Beilage zu Nr. 5 und 6 vom 5. und 6. Januar 1856, in der Beschimpfungen, wie „Schlamm seines Materialismus" (Beilage zu Nr. 5 vom 5. Januar 1856, S. 73 ) oder die Anzeige der „Briefe gegen den Materialismus" von Dr. Fabri, Pfarrer zu Bonnland in Franken, Stuttgart 1856, in der Beilage Nr. 17 vom 17. Januar 1856, S. 267, wo die Behauptung, daß Feuerbachs Lehre längst widerlegt sei, wieder begegnete) in dem Vorhaben, wie er J. Moleschott gegenüber betonte, „alsbald auch ein Wörtchen über den Materialismus mitzusprechen" (Z. 33). 25-26 den Vorsitzenden des Zürcher Erziehungsrates: Jakob Dubs. 29 Meine alte Schrift: Vgl. Erl. zu Brief 806, Z. 46. Der Zusatz „alt" bezieht sich auf den Umstand, daß die diesbezüglichen Studien bereits 1849 aufgenommen wurden. 33 ein Wörtchen ... mitzusprechen: Feuerbach brach sein Schweigen zu den im Materialismusstreit umkämpften Themen zuerst spontan mit seiner Würdigung des Versuchs eines materialistisch fundierten „Systems der Rechtslehre" durch L. Knapp in der Zeitschrift „Das Jahrhundert", die auf Veranlassung des Verlegers die Überschrift „ Spiritualismus und Sensualismus" erhielt, vgl. GW 11, S. 11-16. Vgl. hierzu H. Klenner „Feuerbach und der Ansatz der Rechtstheorie von Karl Marx", insbesondere „2. Exkurs: die Rechtsphilosophie des Ludwig Knapp", in: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. Dem Wirken A. Cornus gewidmet, Berlin 1973, S. 55-71. Eine erste eingehendere Stellungnahme gab Feuerbach mit der Abhandlung „Über Spiritualismus und Materialismus, besonders in Beziehung auf die Willensfreiheit", die jedoch erst 1866 im zehnten Band der „Sämmtlichen Werke" erschien (GW 11, S. 53-186). Dem komplexen Thema von Willensfreiheit und Moral war seine nachgelassene Arbeit „Zur Moralphilosophie" aus dem Jahre 1868 gewidmet, deren Veranlassung auch auf die frühen Auseinandersetzungen über den naturwissenschaftlichen Materialismus zurückgeht und in der Feuerbach auch auf Büchners „Kraft und Stoff" und auf K.Vogt anspielt bzw. unmittelbar Bezug nahm. Vgl. Solidarität oder Egoismus. Studien zu einer Ethik bei und nach Ludwig Feuerbach sowie: Kritisch revidierte Edition „Zur Moralphilosophie" (1868) besorgt von W. Schuffenhauer, hrsg. von H.-J. Braun, Berlin 1994, S. 353-430.

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819 Originalhandschrift: UB München, Ludwig-Feuerbach-Nachlaß, Dedikation Peter Feuerbach, 1986, 1. Fasz. 2. 6. Datierung: Unsere Datierung orientiert sich am Geburtstag L. Feuerbachs und der Erwähnung von J. Schachtel, einem der Unterzeichner des Glückwunschschreibens, in Feuerbachs Brief an K. Michel vom 9. Mai 1856 (Brief 816 - Schachtel hatte ein „großes altes Fruchtstück" (?) aus Bruckberg restauriert). Feuerbach hatte die „Hammerschmiedsgesellen" offenbar während seines Aufenthalts in Bamberg Anfang Mai 1856 kennengelernt, und es ist naheliegend anzunehmen, daß sie im gleichen Jahre zu dessen alsbaldigem Geburtstage ihre Glückwünsche dargebracht haben. Erläuterung: 6 die drei lustigen Hammerschmiedsg'seilen: Diese möglicherweise fiktive - Berufsbezeichnung der drei Briefschreiber könnte mit einem steirischen Volkslied in Verbindung zu bringen sein, dem „Hammerschmiedliad", dessen erste Strophe mit dem Vers „Mir san ja die lustigen Hammerschmiedgsölln" beginnt ( Unsere Lieder. Singbuch für Österreichs Wandervögel, Leipzig [1912], S. 203). 820 Originalhandschrift: Der Verbleib ist nicht bekannt. Die Veröffentlichung erfolgt nach Exzerpten von E. Lenel, die sich in der Manuscript Division der Library of Congress, Washington, D. C., befinden sowie nach der Veröffentlichung von Lenel. Erstveröffentlichung: Bolin WuZ, S. 246 (unser Text Z. 4 - 7 ) , S. 251 (unser Text Z. 62-77); Lenel, S. 98 (unser Text Z. 61-87) und S. 111 (unser Text S. 37-48). Datierung: Die Datierung ist nicht eindeutig. E. Lenel stand nur noch ein Brieffragment (Z. 37-48 unseres Textes) zur Verfügung, das sie auf „1856 (?)" (siehe Lenel, S. 111-112, Fußnote 1) datierte. Der Text ab Z. 62 wurde sowohl von Bolin WuZ, als auch von Lenel publiziert, allerdings mit abweichender Datierung. Bolin gibt „Herbst 1856" an (siehe Bolin WuZ, S. 251), Lenel „1860" (siehe Lenel, S. 98, Fußnote 1). Beide unterschiedlich überlieferten Briefteile gehören aber mit hoher Sicherheit zusammen; als Klammer kann die erwähnte zweite Auflage der „Sklavenfrage" gelten. Wir schließen uns der Datierung von W. Bolin an, dem der Brief offenbar vollständig vorgelegen hat. Textvergleich mit Bolin WuZ: 4 selbst Fehlt in WuZ 6 schon Fehlt in WuZ 71 dieses: dies Bolin WuZ. Textvergleich mit Lenel: 44 Staatsanzeigen: Staatsanzeiger Lenel 47 Pfd.: Dollars Lenel 47-48 dranwenden: daran wenden Lenel. Erläuterungen: 3 Biographie Deines Vaters: Feuerbach schickte Kapp vermutlich ein Exemplar von „Anselm Ritter von Feuerbach's Biographi-

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scher Nachlaß", Leipzig 1853 (2. vermehrte Ausgabe). 14 einer Biographie: Kapp hatte sich schon seit mehreren Jahren mit der Biographie Steubens beschäftigt, vgl. Erl. zu Brief 784, Z. 3 - 4 . 1 7 - 1 8 englisch zu veröffentlichen gedenke: Das Werk wurde 1858 in Berlin, die englische Ausgabe 1859 in New York veröffentlicht. 22-23 damned foreigners und dutchmen: Es hatte sich im vorigen Jahrhundert in den Vereinigten Staaten eingebürgert, die eingewanderten Deutschen geringschätzig „ Dutchmen" zu nennen. 61-62 Dir die zweite Auflage der „Sklavenfrage" dedizieren: Die 2. Auflage erschien 1858 in Göttingen. Nach E. Lenel hatte Feuerbach die ihm zugedachte persönliche Widmung abgelehnt ( Lenel, S. 98, Fußnote 2). 79 Köhlerglaube und Wissenschaft: Anspielung auf das gleichnamige Buch von K. Vogt, vgl. Brief 818, Erl. zuZ. 23-24. 821 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/4. 1. Erstveröffentlichung, gekürzt: BwN II, S. 42-43. Textvergleich: 4 dies: dieses BwN9 nur: mir BwN24 Julius: Joseph BwN 26 weil In BwN folgt Zusatz: ich 27 wie: und BwNlS Hinzu: Hierzu BwN 3 3 - 4 0 Sie ... Bruckberg Fehlt in BwN. Erläuterungen: 8 der Sie totsagte: H. Benecke hatte - aufgrund der im Brief zitierten falschen Mitteilung - an die Angehörigen Feuerbachs nach Bruckberg geschrieben und (vgl. Brief 857, Z. 59-61) Blumen für das Grab überschickt. 13 Nummer 129 der „Literatur des Auslandes": Das „Magazin für die Literatur des Auslandes", Nr. 129 vom 25. Oktober und Nr. 130 von 28. Oktober 1856 verwies unter „Frankreich. St.-René Taillandier über die deutsche Literatur der Gegenwart" auf einen Beitrag Taillandiers in der „Revue des deux Mondes" über die neueste deutsche Literatur auf den Gebieten Philosophie, Geschichtsschreibung und Poesie (St.-R. Taillandier, LAllemagne pendant le congrès de Paris. II. EAllemagne littéraire. In: Revue des deux Mondes, 26. Ann., 2. Pér., T. 4, Paris 1856, S. 465-506, insbes. S. 478), wo u. a. zu lesen war: „Die Junghegelinaner sind seit mehreren Jahren still geworden. Feuerbach hat sich zurückgezogen; Daumer ist zur Poesie zurückgekehrt, Bruno Bauer veröffentlicht politische Broschüren und erwartet, daß Rußland, in Europa Alles nivellirend, den Revolutionen der Zukunft den Weg bahnen soll. Die junghegelianische Schule, den Idealismus Hegel's aufgebend, immer tiefer und tiefer herabsinkend bis zum Materialismus Holbach's und de Lamettrie's, hat unter den Naturforschern einige Geister gefunden, die geneigt gewesen, sich ihre Lehre zu eigen zu machen. Nachdem Feuerbach zu dem Ergebniß gekommen: 'Der Mensch ist, was er ißt', mußte er es der Physiologie und der Chemie überlassen, das Seelen- und Geistesleben zu erklären; Karl Vogt und Jakob Moleschott haben seitdem das Wort." Die von Benecke zitierte Anmerkung findet sich als

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redaktionelle Fußnote zu „zurückgezogen" auf S. 513. - Das von TailIandier zitierte Wortspiel Feuerbachs: „Der Mensch ist, was er ißt", begegnet zuerst in der Abhandlung „Die Unsterblichkeitsfrage vom Standpunkt der Anthropologie" (1847, vgl. GW 10, S. 230); bekannt wurde der Ausspruch durch die Rezension von Moleschotts „Lehre der Nahrungsmittel. Für das Volk" („Die Naturwissenschaft und die Revolution", vgl. GW 10, S. 367) und gab Anlaß, Feuerbach des Vulgärmaterialismus zu bezichtigen. Philosophisch, philosophie- und religionsgeschichtlich hat Feuerbach diesen Satz in der ihn humorvoll stimmenden Erkenntnis, daß er seine Bekanntschaft in der gegenwärtigen philosophischen Literatur fast nur noch diesem Satze zu danken habe, in der Abhandlung „Das Geheimnis des Opfers oder Der Mensch ist, was er ißt" um 1862/63 thematisiert (vgl. GW 11, S. 26-52). - Zu Taillandier vgl. auch GW 19, S. 470 (Erl. zu Brief 571, Z. 16). 822 Originalhandschrift: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Archiv Autographen, 28. November 1856. Erstveröffentlichung: Die Presse, Wien, Nr. 258, 19. September 1872, S. 13. Textvergleich: 4 Verehrter Herr!: Verehrter Freund! Die Presse 10 der: den Die Presse 20 versprützt: verspritzt Die Presse 21 versprützen: verspritzen Die Presse 21-22 spekulativer: spekulativ Die Presse. Erläuterungen: 4 Verehrter Herr: H. Benecke veränderte bei der Veröffentlichung dieses Briefes die Anrede in „Verehrter Freund", um ein besonders vertrautes Verhältnis zu L. Feuerbach zu dokumentieren. 5 zu den Toten gerechnet: Siehe Brief 821. 823 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/80. 43. Erläuterungen: 5 Verlag Ihrer neuen Schrift: Bereits im Jahre 1854 bot sich der Hamburger Buchhändler Otto Meißner - vermittelt durch C. J. Duboc - Feuerbach als Verleger für seine neue Schrift „Theogonie" an (siehe Briefe 788 und 790). L. Feuerbach entschied sich dann aber doch für O. Wigand, weil dieser auf seine Forderung von 6 Karolin Honorar pro Bogen (zum Vergleich: 3 Karolin pro Bogen erhielt er für das „Wesen des Christentums") im wesentlichen einging (siehe Brief 810). 25 Brockhaus ... Verlag ab: Siehe GW 19, Brief 685, S. 328-329. 824 Originalhandschrift: Der Verbleib ist nicht bekannt. Die Veröffentlichung erfolgt nach Exzerpten von E. Lenel, die sich in der Manuscript

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Division der Library of Congress, Washington, D. C., befinden, sowie nach der Erstveröffentlichung (Z. 6 7 - 7 4 nach Bolin WuZ, S. 297). Erstveröffentlichung, gekürzt: Bolin WuZ, S. 297 (unser Text Z. 67 bis 74); Lenel, S. 99-101 (unser Text Z. 3 - 4 6 ) ; S. 115 (unser Text Z. 50 bis 66). Testvergleich: 16 Struve: Struwe Lenel. Erläuterungen: 3 - 4 während der letzte Präsidenten-Wahl: Die Präsidentenwahl am 4. Dezember 1856 erbrachte einen nur knappen Sieg des Kandidaten der Demokratischen Partei, Buchanan, gegen den Kandidaten der Republikaner, Fremont (vgl. auch folgende Erl.). 37 in Sachen Kansas: Kansas war 1854 durch die Kansas-Nebraska-Bill als Territorium organisiert worden; das Gesetz stellte den Ansiedlem frei, ob sie die Sklaverei gestatten wollten oder nicht, und stand somit im Widerspruch zum sogenannten Missourikompromiß, der 1820 die Sklaverei nördlich des Breitengrades von 36° 30' verboten hatte. Damit entbrannte der Kampf um das Gleichgewicht zwischen sklavenhaltenden und freien Staaten. Als am 30. März 1855 die erste Territoriallegislatur für Kansas gewählt werden sollte, drangen bewaffnete Bewohner des angrenzenden Staates Missouri in Kansas ein und entschieden die Wahl für die Vertreter der Sklavenhalter, die sie zudem zum größten Teil selbst stellten. Die so gewählten Gesetzgeber dekretierten die Sklaverei für das Territorium Kansas, und Präsident Pierce und die Demokratische Partei erkannten diese Entscheidung als rechtmäßig an. Als Reaktion darauf organisierten sich die Bewohner von Kansas in einer „Freistaatpartei", und im Mai 1856 begann ein Guerillakrieg zwischen den angreifenden Missouriern und den Mitgliedern der „Freistaatpartei", in dem die von der Bundeszentralgewalt unterstützte Prosklavenpartei das Übergewicht hatte. Im Unionsmaßstab hatte die Kansas-Nebraska-Bill große Aufregung im Norden verursacht; sie führte zusammen mit weiteren Ereignissen zur Gründung der Republikanischen Partei, die alle Gegner der Sklaverei vereinigte. Der Ausgang der Präsidentenwahl (siehe Erl. zu Z. 3 - 4 ) prädominierte weitere heftige Kämpfe bis 1859, die den Ausbruch des nordamerikanischen Bürgerkriegs (1861-1865) mit beschleunigten. Vgl. Lenel, S. 95; Fischer-Weltgeschichte, Bd. 30: Die Vereinigten Staaten von Amerika, Frankfurt a. M. 1977, S. 99-101. 67 Der hiesige Verleger Deines „Essence of Christianity": Die englische Übersetzung des „Wesens des Christentums" durch M. Evans (G. Eliot) wurde in New York durch C. Blachard verlegt. Vgl. Brief 792, Erl. zu Z. 45, Brief 806, Erl. zu Z. 10-11. 77 Dr. med. Schöpf: Der in Erlangen 1788 erschienene Reisebericht von J. D. Schöpf konnte wohl nicht beschafft werden, ebensowenig Archivmaterial aus Ansbach (siehe Z. 81-82); in dem sorgfältig mitgeteilten Quellenverzeichnis von Kapps „Geschichte der Deutschen Einwanderung in Amerika", 1. Bd., Leipzig 1868, Anhang, S. III—XIII, gibt es keine Erwähnung.

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825 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/40. 5. Fragment. Erstveröffentlichung: BwN II, S. 39-40. Textvergleich: 3 Bruckberg In BwNfolgt Zusatz den 9 glaub': glaube BwN21 3 Bfände] Fehlt in BwN29-32 Mein Freund ... angesetzt Fehlt in BwN 32 aber Fehlt in BwN33-34 als ... mehr Fehlt in BwN38 eher Fehlt in BwN 41 besitze In BwNfolgt Zusatz: Ihr Feuerbach. Erläuterungen: 6 neue Schrift keinen andern Verleger: Vgl. Erl. zu Brief 823, Z. 5.10 ausgesprochner Grundsatz: Er findet sich in den „Fragmenten zur Charakteristik meines philosophischen curriculum vitae" und lautet: „ Fasse nicht eher einen Entschluß, als es Zeit ist, dich zu entschließen." (GW 10, S. 166.) 826 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/11. 15. Erläuterung: 7-8 meine noch nicht vollendete Schrift: L. Feuerbach, Theogonie nach den Quellen des klassischen, hebräischen und christlichen Altertums (GW 7). Die Schrift wurde 1857 als neunter Band der „Sämmtlichen Werke" veröffentlicht. 827 Originalhandschrift: Privatarchiv Walter Stromeyer, München. 828 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/41. 1. Erläuterungen: 8 - 9 dem bevorstehenden Verzweiflungskampf: Der Schweizer Kanton Neuenburg (Neuchätel) geriet im Herbst 1856 in eine drohende militärische Verwicklung mit Preußen. Die Hoheitsrechte über das Fürstentum, das seit 1707 Besitz der Hohenzollern war, waren 1814 an den König von Preußen zurückgefallen. Im gleichen Jahre erfolgte aber auch die Aufnahme in die Eidgenossenschaft. 1848 kam es zur Abschaffung der Monarchie und Annahme einer republikanischen Verfassung, wogegen der König ohne Erfolg intervenierte. Mit der Restaurationsperiode schien die Zeit einer Korrektur gekommen. Am 3. September 1856 unternahmen Royalisten - mit Wissen des Königs - im Kanton einen Putsch zur Wiederherstellung der Monarchie, der jedoch niedergeschlagen wurde. Friedrich Wilhelm IV. forderte daraufhin die unverzügliche Freilassung der Rädelsführer und Einstellung jeglicher Verfolgungen; er verlangte das Einwirken der Großmächte auf die Schweiz und drohte mit Krieg. Ab Mitte Dezember 1856 war die Situa-

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tion aufs äußerste gespannt, da beide Seiten Kriegsvorbereitungen getroffen hatten. Nach harter Haltung der Schweiz gegen militärische Erpressung bahnte sich unter Mitwirkung der Großmächte ein Vergleich an, der einerseits die Amnestie, anderseits aber auch den Verzicht des preußischen Königs auf seine Souveränitätsrechte über Neuenburg beinhaltete (Vertrag vom 26. Mai 1857). Vgl. B. Gebhardt, Handbuch der Deutschen Geschichte. II. Bd., Stuttgart - Berlin - Leipzig, 1892, S. 608; O. Hintze, Die Hohenzollern und ihr Werk, 6. Aufl., Berlin 1915, S. 563. 16 Kasp[ar-]Hauserschen Sache: Der Statistiker und Publizist G. F. Kolb, Mitglied der Nationalversammlung 1848 und des bayerischen Landtags 1849, Herausgeber der (1853 unterdrückten) „Neuen Speyerer Zeitung", war in die Schweiz gegangen und schrieb unter dem Eindruck der Neuenburger Verwicklungen (siehe vorige Erl.) an Feuerbach, um sich für die Beantwortung seiner Frage nach weiteren Materialien aus dem Nachlaß des Vaters zur Aufklärung der Herkunft und des Schicksals von K. Hauser zu bedanken. Anlaß des Ersuchens waren die Kenntnisnahme des von L. Feuerbach herausgegebenen väterlichen Nachlasses (vgl. Brief 755, Erl. zu Z. 5 - 6 ) und eigene publizistische Interessen. Vgl. hierzu auch G. F. Daumer, Enthüllungen über Kaspar Häuser, Frankfurt a. M. 1859 und G. F. Kolb, Kaspar Häuser. Ältere und neue Beiträge zur Aufhellung der Geschichte des Unglücklichen, Regensburg 1883. 24 Denkschrift Ihres Herrn Vaters: Gemeint ist das erst von L. Feuerbach veröffentlichte Memoire P. J. Anselm v. Feuerbachs über Kaspar Hauser für die Königinmutter Karoline von Bayern, Tochter des vormaligen badischen Erbprinzen, die nach Kenntnisnahme der Feuerbachschen Abhandlung „Kaspar Hauser. Beispiel eines Verbrechens am Seelenleben des Menschen." (Ansbach 1832) um nähere Mitteilungen ersucht hatte. Vgl. GW 12, S. 567-578, vgl. Brief757.35-37 Der Tod ... gewesen zu sein: Nach dem Ableben von Feuerbachs Vater im Jahre 1833 tauchte das Gerücht auf, sein Tod sei kein natürlicher gewesen, er sei vielmehr Opfer eines Giftmordanschlags der durch die Enthüllungen über K. Hauser aufgebrachten Kreise geworden. P. J. A. v. Feuerbach hatte sich mit Leidenschaft für K. Häuser eingesetzt und bereits mit seiner strafrechtstheoretisch bedeutsamen Abhandlung „Kaspar Hauser. Beispiel eines Verbrechens am Seelenleben des Menschen." (Ansbach 1832) die Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit auf das Schicksal des am 26. Mai 1828 in Nürnberg aufgetauchten Jünglings gelenkt und mit Energie versucht, dessen Herkunft und Lebensgeschichte aufzuhellen. Sein „Memoire" (siehe Erl. zu Z. 24) vermittelte eine lückenlose Indizienkette für die verbreitete Vermutung, Kaspar Häuser sei der legitime badische Thronerbe gewesen. Vgl. auch die Mitteilungen P. J. Anselm v. Feuerbachs über K. Hauser im Brief an die Freundin Elise von der Recke vom 20. September 1828, GW 12, S. 527-532. Ob und inwieweit J. P. Anselm v. Feuerbach noch kurz vor seinem Tode (29. Mai 1833) von der im „Memoire" vertretenen Auffassung abgerückt ist (vgl. E. Kipper,

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Johann Paul Anselm Feuerbach. Sein Leben als Denker, Gesetzgeber und Richter. Köln - Berlin - Bonn - München 1969, 2. Aufl. 1989, S. 168 bis 174), ist nicht eindeutig entscheidbar; auffalligerweise findet sich bei L. Feuerbach, der selbst mit den Begebenheiten in Nürnberg und Ansbach um Kaspar Hauser hinreichend vertraut (vgl. GW 17, Erl. zu Brief 71, S. 413, Z. 10 und Erl. zu Brief 92, S. 418, Z. 10) und zugleich der beste Kenner des Briefwechsels und des Nachlasses seines Vaters war, kein entsprechender Hinweis. K. Hauser, der auf Betreiben v. Feuerbachs nach Ansbach kam und dort in der Amtsstube des Appellationsgerichts beschäftigt wurde, erlag am 17. Dezember 1833 einer schweren Verletzung nach einem Mordanschlag (der u. U. vorgetäuscht war), mit der er drei Tage zuvor im Ansbacher Hofgarten aufgefunden wurde. 829 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 d/47 b. Briefentwurf mehrfach durchstrichen. Datierung: Sie ergibt sich aus der Bezugnahme auf Kampes Brief vom 30. Juni 1856 (Brief 817) anläßlich des Geburtstags von Feuerbach am 28. Juli. Erläuterung: 4 Ihres letzten Briefes: Siehe Brief 817. 830 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/40. 6. Streichung: 51 nachweisen kann gestr.: wiewohl nicht vollständig, weil ich viele Bücher bei Antiquaren wie Klein in Ansbach, Heinz, Heerdegen in Nürnberg und andern Gelegenheiten, z. B. selbst einem benachbarten Pfarrer, gleich bezahlt, also keine Rechnung darüber habe. 54 12 Freiexemplare gestr.: für Freundinnen und Freunde, denen ich für ihre Bücher mein Buch schuldig bin. Erläuterungen: 5 - 6 Vollendung meiner Arbeit: Vgl. Erl. zu Brief 826, Z. 7 - 8 . 65-66 auf 68 Nummern: Die Anzahl der Anmerkungen war bei Erscheinen der „Theogonie" auf 72 erweitert worden. 831 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/80. 44. Korrektur: 39 bezahlen kann Im Original: bezahlt werden kann. Erläuterung: 25 Ihre Schrift: Vgl. Erl. zu Brief 826, Z. 7-8. 832 Originalhandschrift: Der Verbleib ist nicht bekannt. Die Veröffentlichung erfolgt nach dem Erstdruck. 448

Erstveröffentlichung: BwN II, S. 40-41. Erläuterungen: 4 Lieber Freund: A. Rüge war 1849 nach England emigriert, wo er für die fünfziger Jahre als einer der einflußreichsten Vertreter der deutschen kleinbürgerlichen Emigration wirkte. Das Schreiben Ruges - nach relativ kühl verlaufenen Begegnungen 1848 in Frankfurt a. M. hatte es seither Jahre keine Kontakte gegeben - galt dem schon 1848 von Rüge betriebenen Projekt einer Wiederaufnahme der „Hallischen" oder „Deutschen Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst". Dem Brief lag ein Einladungsschreiben an einen ausgewählten, sehr heterogenen Kreis bekannter Intellektueller bei und der Entwurf eines Ankündigungsschreibens, das im Namen dieses Kreises veröffentlicht werden sollte (Wortlaut nach A. Rüge, Rüge Bw II, S. 177-179): „Brighton, den 8ten März 1857. Hochgeehrter Herr. - Mit dem ersten Januar 1858 wird der sechste Jahrgang der deutschen Jahrbücher erscheinen unter dem Titel: 'Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst'. Der Drucker übernimmt die Verantwortlichkeit; die Redaction wird sich auf dem Titel nicht nennen; Arnold Rüge wird in Brighton, ein junger Gelehrter am Druckort in Deutschland redigiren. Wollen Sie mitwirken und darf ich Ihren Namen unter den Mitarbeitern nennen? Dies wünsche ich in folgendem Rundschreiben zu thun: 'Das Erscheinen eines Blattes, das rein auf wissenschaftliche Entwickelung ausgeht und die letzte Form der Philosophie so wie den freien Staat zur Voraussetzung hat, die Philosophie als Wirklichkeit, den Staat als ihre Forderung und als Forderung der politischen Geschichte des 19. Jahrhunderts, ist jetzt um so wünschenswerther, da diese Wirklichkeit angefochten und diese Forderung vielfältig für Thorheit ausgegeben wird. Die Bedingungen, unter denen das Blatt erscheint, müssen sein: 1) daß Männer, die unsere Voraussetzung, die Bildung von Hegel, Göthe, Schiller und deren Verwirklichung in der Welt des Denkens, Bildens und Wollens, nicht theilen oder sie nur in getrübter Weise und als Gegner theilen, nicht eingeladen werden mitzuwirken. 2) daß alle, die sich auf dieser Grundlage dem Blatte anschließen, völlig freie Bewegung, d. h. Preßfreiheit genießen, und daß ihnen gegenüber die Redaction nur das Geschäftliche und die Seite der Verantwortlichkeit unter den bestehenden Verhältnissen zu vertreten hat. Zu dem Geschäftlichen ist der Umfang der Beiträge zu rechnen. Die Voraussetzung der Philosophie und des freien Staats schließt die Erörterung und Kritik dieser Voraussetzung nicht aus, wohl aber den Abfall vom freien Denken und Wollen. In der Charakteristik der Systeme und historischen Personen wird sich die Erweiterung des Horizonts, die uns seit 15 Jahren durch die Geschichte bereitet wurde, geltend machen. Die Jahrbücher erscheinen wöchentlich, 2 1/2 Bogen klein Folio, also monatlich 10 Bogen. Der Bogen wird mit 3 Louisd'or honorirt. So wie das Blatt 600 Abnehmer zählt, wird das Honorar auf 4 Louisd'or erhöht.

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Die wirkliche Weiterentwickelung des Geistes unserer Zeit und zwar so, daß nicht die Redaction, sondern wesentlich die Mitarbeiter die Fortschritte machen und maßgebend in der Sache sind, ist das unbestrittene Verdienst der ersten Jahrgänge der Jahrbücher. Wenn sich die Zeit in ihnen spiegeln und ihre Bewegung in ihnen machen sollte, so konnte keine Leitung ihr vorschreiben, wie sie dies zu thun hätte. Dies haben selbst die Stimmen anerkannt, die der Führung der Zeitschrift das Verdienst, den sachlichen Fortschritt gemacht zu haben, absprechen. Den formellen Fortschritt hingegen - und einen andern konnte sie als Redaction nicht machen, - die Entwickelung zum Princip des Blattes erhoben zu haben, also den Fortschritt zur freien Methode, geben sie damit zu. Sie werden uns jetzt wol auch das Bewußtsein über diese Methode zugeben. Es ist noch immer nicht allzuweit verbreitet; und es gehört Philosophie dazu, von diesem Bewußtsein Gebrauch zu machen und die Dialektik, die vor sich geht, zu erkennen. Sodann den Charakter zu haben, seine Ehre in eine solche Leistung zu setzen, das geben wir wol mit Recht für die Bürgschaft eines nochmaligen Gelingens der großen Aufgabe aus, den deutschen Geist in der Tagespresse nicht von seinen Feinden und Verächtern, sondern von denen, die seiner werth sind, darstellen zu lassen. Es ist jetzt wieder eine ganz ähnliche Lage, wie 1838, vorhanden, daß die Philosophie nicht nur kein Blatt hat, sondern auch für todt und abgethan ausgegeben wird, und daß 'die materiellen Interessen' ohne Weiteres für das einzig Reelle gelten, ja, daß sie sich sogar ein eignes, wenn auch noch so bescheidenes System erzeugt haben, indem sie die Sprache benutzen, um das geistige Vorrecht des Menschen abzuschaffen, wie man immer philosophirt hat, um die Nichtigkeit der Philosophie zu beweisen. Sollen wir auch noch Deutschland durch diesen Wahnwitz in ein Irrenhaus verwandeln lassen? Ist es nicht genug, daß alle andern Völker der Welt diese Nichtigkeit von Vernunft, Verstand und Wissenschaft proklamirt haben und nach ihrer Verblendung leben? - So ist es wahrlich wieder nöthig geworden zu beweisen, daß dieser Selbstverlust bei uns nur scheinbar, und daß im innern Herzen des Volkes das Geistesleben gesund ist. Die Verzweiflung der Menschen an der Wahrheit und ihrer Macht in der Welt ist mehr Unwissenheit als böser Wille. Diese Verzweiflung entspringt aus der falschen Forderung, daß die Welt ihrem Begriff entsprechen solle, während sie, selbst indem sie ihm mit Begeisterung nachstrebt, nothwendig immer von ihm abweichen muß. Die Wissenschaft hat den Vortheil, daß sie die Idee, die Kunst den, daß sie das Schöne erreicht; es ist daher nothwendig, daß wir nach wie vor in der Auffassung des Wissens und des Lebens mit den Principien der Philosophie Ernst machen und das Ideal, wo es verwirklicht erscheint, hoch halten und verehren, und daß die Propheten dieses Geistes aus der Wüste der Vereinzelung wieder hervortreten auf den Markt des Lebens, in die Tagespresse.'

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Folgenden Gelehrten theile ich zunächst diesen Brief mit: Dr. Bennigsen in Göttingen, Albert Böhme in New York, Oberst Bluhm in Constantinopel, J. Derffel in London, Rudolph Dülon in New York, Wilhelm Düffer in Paris, Ludwig Feuerbach in Bruckberg, Kuno Fischer in Jena, G. G. Gervinus in Heidelberg, Alexander Herzen in London, Dr. Hettner in Dresden, Alexander von Humboldt in Berlin, Hinrichs dem jüngeren in Halle, Theodor Karcher in London, Prof. Köchly in Zürich, Prof. Kölliker in Würzburg, G. F. Kolb in Zürich, Prof. Long in Brighton, Prof. Michelet in Berlin, Dr. Wilh. Meyer in Bremen, Prof. Pott in Halle, Dr. Johannes Rösing dem jüngeren in Bremen, Dr. Ludwig Rüge in Berlin, Friedrich Vischer in Zürich, Prof. Virchow in Berlin, Varnhagen von Ense in Berlin, Gustav Wislicenus in Zürich, Prof. Zimmermann in Stuttgart. Antworten Sie mir, ob Sie mitwirken und in dem Rundschreiben mit genannt sein wollen. Ich brauche das Rundschreiben zur Erledigung des Kostenpunktes und zur Feststellung des Druckortes, für den ich Mitteldeutschland und womöglich eine Universitätsstadt wünsche. Eine günstige Antwort und eine schnelle ist eine wesentliche Unterstützung des Unternehmens, das erst Farbe und Bedeutung bekommt, wenn man die Namen vereinigt sieht, die es tragen wollen. Hochachtungs vol 1 der Ihrige Arnold Rüge." Ein Antwortschreiben L. Feuerbachs ist nur im Entwurf fragmentarisch überliefert (vgl. Brief 834). Die Resonanz auf dieses Rundschreiben war wohl auch infolge des geschraubt-doktrinären Stils und der verschwommenen Zielsetzung - sehr geteilt; auch Feuerbach enthielt sich einer Zusage (vgl. Brief 834). Das Unternehmen mußte aufgegeben werden. Über das Einladungsschreiben Ruges informierte K. Marx aus London (im Brief an Engels vom 24. November 1857): „Apropos Rüge. Der alte Esel hat einen Prospektus, seit Monaten, in die Welt geschickt zur Wiederherausgabe der ci-devant [einstigen] 'Deutschen Jahrbücher'. Ihre Hauptbestimmung soll sein, anzukämpfen gegen den Materialismus, naturwissenschaftlichen und industriellen; idem [ebenso] gegen die grassierende vergleichende Sprachforschung etc., kurz gegen alles, wozu exakte Kenntnisse nötig sind. Zur Ausfuhrung verlangt er 1000 Subskribenten ä 10 Taler. In den 2 Monaten haben sich summa summarum 40, sage 40 Schwärmer für die 'geistige Freiheit' aufgetan. Die Musterung seines Anhangs in Deutschland ist, consequently [folglich], höchst blamabel ausgefallen." (K. Marx/F. Engels, Werke, Bd. 29, Berlin 1978, S. 217.) Durch den Bericht eines Deutschamerikaners über seinen Besuch bei Feuerbach in Bruckberg, ist dessen ablehnende Haltung öffentlich gemacht worden: „Von Ruge's Versuch, die weiland 'Hallischen Jahrbücher' von England aus wiederaufzunehmen, wollte Feuerbach nichts wissen. Der Hegel'sehe Idealismus sei todt und er habe für sein Theil die

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Mitwirkung an dem Projekte versagt." (K. Lüdeking, Ludwig Feuerbach. Eine Reiseskizze. In: Das Jahrhundert. Zeitschrift für Politik und Literatur, 3. Jg., Hamburg 1858, Nr. 43, S. 682. Vgl. Briefe 869, 896. 6 „Reform": Die von A. Rüge und H. B. Oppenheim 1848 zunächst in Leipzig, dann in Berlin bis November herausgegebene Zeitschrift. 18 seit 48 nichts von Ihnen gehört: Vgl. Erl. zu Brief 834, Z. 30. 833 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/39. 1. Erstveröffentlichung: Bolin WuZ, S. 268. Erläuterung: 6 das beiliegende Buch: L. Knapp, Privatdozent der Rechte an der Heidelberger Universität, übersandte Feuerbach sein soeben in Erlangen erschienenes Werk „System der Rechtsphilosophie". Feuerbach, mit dem Abschluß der „Theogonie" befaßt, ließ das Buch offenbar zunächst ungelesen. Nachdem es aber in der Augsburger „Allgemeinen Zeitung" verrissen worden war (siehe Nr. 192, 11. Juli 1857, Beilage, S. 3065-3066 und Nr. 193,12. Juli 1857, Beilage, S. 3082-3083), nahm Feuerbach für den Autor Partei und würdigte das Buch spontan in einem kurzen Beitrag für die Zeitschrift „Das Jahrhundert" (3. Jg., Hamburg 1858, Nr. 26, S. 410-412) unter dem etwas überzogenen, vom Verleger O. Meißner hinzugefügten Titel „Spiritualismus und Sensualismus" (GW 11, S. 11-16; hier bemerkte Feuerbach aber, a. a. O., S. 16, daß er das Buch von seinem Buchhändler zugeschickt erhalten habe). Vgl. Erl. zu Brief 818, Z. 33, siehe auch Brief 864. L. Knapp verunglückte im Herbst 1857 bei einem Ausflug zu Pferde schwer und starb an den Folgen Anfang November 1858. 834 Randbemerkungen: 1 Handschriftliche Notiz (etwas abgeänderter) Brief. 21 kann gestr.: Die Zeit der reaktionären Finsternis hat mich so gänzlich auf mich selbst allein zurückgeworfen und so abgeneigt und mißtrauisch gemacht gegen alle gemeinschaftlichen Unternehmungen, die von den stets mit sich uneinigen Deutschen ausgehen, daß ich mich für eine gemeinschaftliche, sei's auch nur auf dem Papier zu realisierende Idee nur durch die Tat entscheiden und begeistern kann. Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/33. 3. Fragment eines Briefentwurfs. Erstveröffentlichung: BwN II, S. 41-42. Textvergleich: 9 Verlag und Druck: Verlage und Drucke BwN 2 6 - 2 7 zur entsprechenden Tätigkeit verleiten könnte etc., zu tätiger Teilnahme bestimmen kann: zu thätiger Theilnahme bestimmen und zu entsprechender Thätigkeit verleiten könnte etc. BwN 28 an k[eine] Zeitschrift]: keiner Zeitschrift BwN.

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Erläuterungen: 5 Ihr Rundschreiben: Siehe Erl. zu Brief 832, Z. 4. 30 Differenz zwischen uns: In den Beziehungen zwischen L. Feuerbach und A. Rüge hatte sich um 1843 im Ergebnis der Herausbildung eines radikaldemokratischen Flügels der ehemals junghegelianischen Schule oder Bewegung eine Wandlung ergeben, die auch Differenzen in der Bewertung der Feuerbachschen philosophischen Kritik, insbesondere seiner Ansätze zu einer Neuen Philosophie zeitigten. Feuerbachs radikaler Wendung gegen die deutsche spekulative Philosophie überhaupt und Tendenzen zu einer Adaption Feuerbachscher Lehren in radikaldemokratischen und sozialistischen Kreisen vermochte A. Rüge nicht zu folgen. Äußerlich führten abschätzige Äußerungen Ruges über K. Marx und G. Herwegh im Brief aus Paris vom 15. Mai 1844 ( G W 18, B r i e f 4 1 3 , S. 3 4 6 - 3 5 2 ) sowie ein sorgloser, indiskreter Umgang mit einem Manuskript seines Freundes Ch. Kapp bei der Rücksendung (GW 18, Brief414, S. 3 5 3 - 3 5 4 ) zu einer tiefen Verstimmung und Feuerbach brach jede Verbindung zu Rüge ab. Sie begegneten sich erst wieder im Revolutionsjahr 1848 in Frankfurt a. M., wo aber die Beziehung distanziert blieb. Der erneute Versuch Ruges zu einer Wiederanknüpfung (siehe Brief 832) blieb im Grunde ergebnislos. 835 Originalhandschrift: U B München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/11. 14. Absendeort: Bruckberg. Datierung: Bertha und Eleonore Feuerbach reisten am 21. Mai 1857 nach Heidelberg (vgl. Henriette Feuerbach, Ihr Leben in ihren Briefen, hrsg. von H. Uhde-Bernays, Berlin - Wien 1912, S. 211). Erläuterung: 4 - 5 aus Heidelb[erg]: Bertha Feuerbach und ihre Tochter besuchten im Mai 1857 in Heidelberg Henriette Feuerbach. Der nachfolgende Aufenthalt in Mainz galt der Verlobung Leonores mit Otto Kapp, dem jüngeren Bruder von Friedrich Kapp. Mehrere Besuche Ottos in Bruckberg hatten eine Herzensbeziehung angebahnt. 836 Originalhandschrift: U B München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/12. 63. Erläuterungen: 4 Manuskript]: Es handelt sich vermutlich um F. Feuerbachs Schrift „Gedanken und Thatsachen. Ein Beitrag zur Verständigung über die wichtigsten Bedingungen des Menschenwohles", die freilich erst 1862 im Hamburger Verlag O. Meißner herausgebracht wurde. Vgl. F. W. Kantzenbach, Im Schatten des Größeren. Friedrich Feuerbach, Bruder und Gesinnungsgefährte Ludwig Feuerbachs. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, 57. Bd., Nürnberg 1970, S. 2 9 4 - 2 9 5 . 1 3 - 1 4 Den Schwestern: Leonore und Elise Feuerbach.

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837 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/13. 6. Bleistiftvermerk von Eleonore Feuerbach auf der ersten Briefseite Diese Briefe beziehen sich auf meine Verlobung mit Otto Kapp, dem jüngsten Bruder von Friedrich Kapp. Erläuterung: 7 Ottos Brief: Dieser Brief ist nicht nachweisbar. 838 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/13. 7. Erläuterungen: 7 - 8 Ottos ... dieser selbst: Otto Kapp, der Verlobte von Eleonore Feuerbach. 13 Ida: Ida Zimmermann, geb. Kapp, die ebenfalls in Hamm lebende Schwester von Friedrich und Otto Kapp, Gattin eines Militärarztes (siehe Erl. zu Z. 63). Eleonore war in Hamm in Westfalen verblieben; Otto Kapp hatte Bertha Feuerbach nach Bruckberg zurück begleitet. Spezieller Anlaß war, L. Feuerbach selbst über den angegriffenen Gesundheitszustand seiner Tochters zu unterrichten und die Zustimmung zu einer Badekur in Norderney in Begleitung von Ida Zimmermann zu erwirken (siehe Briefe 839, 840). 45 Hochheimer: Offenbar der Lieblingswein Ottos - aus Hochheim in der Nähe von Mainz, einem berühmten Weinort. 63 Deinem Arzte: Dr. G. H. Zimmermann, preußischer Militärarzt, damals Landwehrbatallionsarzt in Hamm, Idas Ehemann. 839 Randbemerkung: Erste Briefseite Ich habe über Norderney und Emden, den Dollart usw. alles zusammengelesen, was ich in meiner Bibliothek darüber fand. Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/13. 8. Erläuterungen: 10-11 Nordsee: Eleonore hielt sich mit Ida Zimmermann, der Schwester ihres Verlobten, im berühmten ältesten deutschen Nordseebad Norderney auf, um ihre angegriffene Gesundheit zu kurieren. 24 Amerika: Otto Kapp beabsichtigte, seinem Bruder Friedrich nach Amerika zu folgen. 2 8 - 2 9 unsres Lehrkursus: Feuerbach betreute die Ausbildung der Tochter seit dem Tode des Hauslehrers Scheuenstuhl (August 1852) selbst. Vgl. Erl. zu Brief 756, Z. 41. 44 Ida: Vgl. Erl. zu Brief 838, Z. 13. 840 Randbemerkungen: Erste Briefseite Meine neue Schrift: „Theogonie" (d. h. Götterentstehung) ist bereits erschienen. Durch Otto habe ich ein Exemplar Dr. Zimmermfann] geschickt. Wigand ist nicht hieher gekommen und kommt auch, glaub' ich, jetzt nicht mehr. - Nach Leonrod 454

auf die Kappel bin ich diesen Sommer noch gar nicht gekommen. Ich verspare diese Partien auf Dich. Die Tanten aus Nürnberg wollen im Herbst auch hieher kommen. - Dein Farnkrautpflänzchen in dem kleinen Blumenscherben ist bis jetzt gediehen. Der abgestutzte Akazienbaum in meiner Anlage hat sich auch recht gut gemacht. Dritte Briefseite Der zweite Band von Webers Kompositionen] ist vor einigen Wochen angekommen, liegt aber unbenutzt auf Deinem stets verschloßnen Klavier. Auch eine „Diätetik" habe ich für Dich gekauft. Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/13. 9. Erläuterungen: Randbemerkung erste Briefseite „Theogonie": L. Feuerbachs drittes und abschließendes religionsphilophisches Hauptwerk, das nach sechsjähriger mühseliger Arbeit Anfang April 1857 (vgl. Brief 834) abgeschlossen wurde und noch im Juli 1857 als Band 9 der „Sämmtlichen Werke" im Verlag O. Wigand in Leipzig erschien (vgl. GW 7). Leonrod: Die Burgruine Leonrod, ein altes Wasserschloß, und die „ Ruine Leonrod", ein Barockbau, bei und in Dietenhofen, etwa 5 km von Bruckberg entfernt. Dritte Briefseite Webers Kompositionen: Wahrscheinlich die „12 pièces faciles", Leipzig 1850,2 Hefte. „Diätetik": Leonores Gesundheitszustand erforderte die Beachtung diätetischer Gesichtspunkte; offenbar hatte Feuerbach die bei F. A. Brockhaus erschienenen „Zehn Gebote der Diätetik" von J. Ch. G. Jörg, Leipzig 1850, über O. Wigand für die Tochter beschaffen lassen. 9 Seelenzustand: Während ihres Aufenthalts in Hamm und Norderney ergaben sich fur die noch nicht ganz achtzehnjährige Eleonore Bedenken hinsichtlich ihrer Verlobung mit Otto Kapp, wobei sie Vorhaltungen, die ihre Ansichten und Verhaltensweisen anbetrafen, auf sich, ihre Bildung und dörfliche Herkunft bezog, während vielmehr ihr Verlobter unzureichende Rücksichtnahme und Geduld zeigte. 841 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/37. 6. Erläuterungen: 5 - 6 Eine Oase ... philosophischer Literatur: Feuerbach hatte Kampe die soeben erschienene „Theogonie" in einem ungebundenen Exemplar zugesandt. 11 Bd. III.: Gemeint ist der 3. Bd. der „Sämmtlichen Werke" L. Feuerbachs. 15 Bd. IX: Die „Theogonie" als 9. Band der „Sämmtlichen Werk " Feuerbachs (GW 7). 19 Prellers: Vgl. Erl. zu Z. 37-38.24 Heffter: M. W. Heffter, um 1850 Gymnasialprofessor in Brandenburg. 37-38 7 Dreschochsen ... Polarstern: Das Bild ist L. Preller, Griechische Mythologie, 1. Bd. Theogonie und Götter, S. 315 entnommen. In der Antike sei als Auffallendstes am Gestirn des Großen Bären registriert worden, „daß es nie untergeht und sich immer im Kreise bewegt", weshalb es bei den römischen Landleuten mit einer Tenne verglichen wurde, „auf welcher sieben Dreschochsen (septem triones) im Kreise herumgehen ...". 41 Bd. VII: Bezieht sich auf den 7. Bd. der

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„Sämmtlichen Werke" Feuerbachs mit dem „Wesen des Christentums" (GW 5). 77 28. Juli: Der Geburtstag von L. Feuerbach. 842 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/13. 10. Erläuterungen: 14-15 Deinem Geburtstage... 6. Septfember]: Am 6. September 1859 beging Eleonore Feuerbach ihren 18. Geburtstag. 26 Otto: Vgl. Erl. zu Brief840, Z. 9. 50 „Frisch ... frei": Feuerbach ließ hier-der Übereinstimmung mit der Tochter sicher - das zweite Glied („fromm") des von einem Schüler des Turnvaters Jahn abgewandelten Turnerwahlspruchs aus. 843 Randbemerkung (Erste Briefseite): Der Ida und ihrem Mann die freundlichsten Grüße. Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/13. 11. Da das Ende des zweiten Briefblattes - wohl aus persönlichen Gründen von Eleonore vor Freigabe des Briefwechsels zur Veröffentlichung - abgeschnitten wurde, ergibt sich auf der dritten Briefseite ein größerer Textverlust. Erläuterungen: 5 zu Deinem Geburtstag: Vgl. Erl. zu Brief842, Z. 14-15. 21 Ida: Ida Zimmermann geb. Kapp. 54 Kapp, der Vater: F. C. G. Kapp, Gymnasialdirektor in Hamm. 73 Otto: Vgl. Erl. zu Brief 838, Z. 7-8. 844 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/7. 1. Erläuterungen: 4 väterlicher Freund: Andreas Wilhelm Bolin, 1835 bei St. Petersburg geboren, hatte in Helsinki von 1851 bis 1857 Philosophie studiert, wobei er um 1854 auf Feuerbachs Schriften aufmerksam wurde, die dort freilich nicht allgemein zugänglich waren. Unmittelbar nach Abschluß seines Studiums begab er sich für eineinhalb Jahre auf eine Studienreise durch Europa. Ober seinen Besuch bei Feuerbach in Bruckberg und die angeknüpften freundschaftlichen Beziehungen zueinander, die auch zu dauerhafter Korrespondenz miteinander führten, berichtete er in seiner zweibändigen Ausgabe von Briefen von und an Feuerbach folgendermaßen (Bw I, S. 155-156): „Im Frühherbst 1857, wenige Monate nach Veröffentlichung der Theogonie, knüpfte sich zu deren Autor ein freundschaftliches Verhältniß mit einem jungen Manne aus dem fernsten Norden an, der, damals eben zweiundzwanzig geworden, etwa drei Jahre vorher in seiner entlegenen Heimath die vornehmsten Schriften Feuerbachs kennen gelernt und ihnen die glücklichste Entwicklung seines Denkens entnommen hatte. Auf einer längeren europäischen Tour be-

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griffen, war er zum Verleger jener Schriften nach Leipzig gekommen, lediglich um etwas Näheres über deren Urheber zu erfahren. Dem wohlwollenden alten Herrn dort [O. Wigand] wurde auch das Vorhandensein eines Manuscripts gebeichtet, worin die von Feuerbach erwiesene Gleichheit der heidnischen und christlichen Mythologie im Metrum von Heines 'Atta Troll' zu einer launigen Erzählung zu verwerthen versucht war. Das sehr unreife Elaborat... mochte dem guten Leipziger so viel Spaß gemacht haben, daß er es dem befreundeten Denker auf Bruckberg gem mittheilen wollte. Befragt, ob ein Besuch dorthin geplant sei, gestand der Jüngling wohl ein, daß ein solcher Gedanke ihm nicht fremd sei, dessen Verwirklichung er jedoch für gar zu anmaaßend gehalten. Ihm diese Bedenken auszureden, fiel dem freundlichen Verleger nicht gar zu schwer, zumal er sofort ein Empfehlungsschreiben mit nöthiger Weisung für das Hinkommen nach dem etwas seitab gelegenen Schloß in Mittelfranken ausfertigte. ... Der unerwartete Gast von Feuerbach mit dem Goethewort 'Ihr findet einen Mann wie viele', freundlichst bewillkommnet, verweilte einige Stunden in dem gastlichen Hause und wurde beim Aufbruch mit der liebenswürdigen Aufforderung entlassen, das Jahr darauf seinen Besuch zu wiederholen, und zwar zu längerem Bleiben. Inzwischen entspann sich ein Briefverkehr, von der grenzenlosen Güte des großen Mannes zeugend, der einen blutjungen Anfänger durch sein väterliches Wohlwollen zu fördern beschlossen hatte." Vgl. hierzu auch: Unter uns gesagt. Friedrich Jodls Briefe an Wilhelm Bolin, hrsg. von G. Gimpl, Wien 1990, S. 18.15 Richard Löwenherz: Die Idee des Dichtwerks - einer Götterkomödie im Versmaß des „Atta Troll" - dürfte ebenso der Vertrautheit mit H. Heines Werk entsprungen sein (vgl. besonders: „Die Götter Griechenlands", in: „Buch der Lieder", Die Nordsee, Zweiter Zyklus, 6) wie die Wahl des Dichternamens. Richard Löwenherz wurde von Heine (vgl. „König Richard", in: „Romanzero", 1. Buch) als „der christlichen Ritterschaft Blüte" gefeiert; dabei hatte er besonders dem Gefühl der Befreiung Ausdruck verliehen, das den König beseelt haben mußte, als er - im Jahre 1294 - „Östreichischer Haft" und „Ostreichs Festungsduft" entsprungen war (H. Heine, Werke und Briefe in zehn Bänden, hrsg. von H. Kaufmann, Berlin 1961, Bd. 1, S. 204-207, Bd. 2, S. 40). Vgl. auch Brief 846. 845 Originalbandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/7. 2. Erläuterungen: 10-11 Ihre lieben Zeilen vom 18. dieses [Monats]: Der Verbleib dieses Briefes ist nicht bekannt. 16 Das M[anu]sk[ri]pt: Vgl. Erl. zu Brief 844, Z. 15. 26 Franzosenfresser: Anspielung auf L. Börnes Streitschrift gegen blinden, reaktionären Nationalismus „Menzel, der Franzosenfresser", Paris 1837.

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846 Originalhandschrift: UB Helsinki. Erläuterung: 5 ein Gedicht: Vgl. Erl. zu Brief 844, Z. 15. 847 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/25. 1. Erstveröffentlichung, gekürzt: BwN II, S. 57-58. Textvergleich: 10-11 um ... wurden Fehlt in BwN 15 nur immer: immer nur BwN 19 genossen: gegessen BwN 24 auf... bezogen Fehlt in BwN 30 und Bruder Fehlt in BwN 32-36 Schließlich ... kennenzulernen Fehlt in BwN. Erläuterungen: 5 "ü poi... elender Mann]!: Zitat aus Homers Odyssee, 5. Gesang, 299 (Übersetzung nach J. H. Voß). 9 Ida: Ida Zimmermann, geb. Kapp. 27 Deines ... Schwiegersohnes: Dr. Zimmermann (vgl. Erl. zu Brief 838, Z. 63). 35 Frau von der Leyen: Amalie, die älteste Tochter von F. Ch. G. Kapp. 848 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/7. 3. Erläuterungen: 31 die Dichtung: W. Bolin, der sich - neben seiner Neigung zur Philosophie - auch zum Dichter berufen fühlte, hatte Feuerbach den Entwurf seiner Götterkomödie zur Begutachtung zugestellt (siehe Briefe 845). Vgl. die wohlwollend-kritische Beurteilung Feuerbachs in den Briefen 846 und 849. 37 im Druck zu sehn: Die Dichtung ist nicht veröffentlicht worden. Vgl. auch Brief 853, Z. 99. 849 Briefentwurf Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/1. 2. Erläuterung: 9 Ihres Manuskripts: Vgl. Erl. zu Brief 848, Z. 31. Abgesandter Brief Originalhandschrift: UB Helsinki. Erstveröffentlichung: BwN II, S. 46-47. Textvergleich: 2 Bruckberg In BwN folgt Zusatz: den 17 mir Fehlt in BwN Ii während In BwN folgt Zusatz: doch 54 noch Fehlt in BwN 56 ins: in das BwN. Erläuterungen: 4 - 6 der bewußte „Gegenstand ... verdiene": Vgl. Erl. zu Brief 848, Z. 31 und Z. 37. 2 5 - 2 6 Parny ... Dieux: Feuerbachs Lektüre von Parnys „La Guerre des Dieux [ Der Krieg der Götter]" von 1799 gehörte etwa dem Jahre 1829 an; er erwähnte das Dichtwerk, das z. B. Schiller (vgl. Feuerbachs Brief an J. Fröbel vom 16. Dezember 1843,

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GW 18, Brief 388, S. 305) „eine skandalöse Satire auf d[as] Christent[um], insbesondere] Katholizismus]" nannte. 5 8 - 5 9 „Ich werde sein, der ich sein werde": 2. Mos. 3, 14. Feuerbach spielt hier auf die Explikation des Satzes in seiner „Theogonie" an, vgl. GW 7, S. 71-72. 60-61 „ist der einzige ... Menschheit": Vgl. „Theogonie", GW 7, S. 72. 850 Originalbandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/7. 4. Erläuterungen: 75-76 meines Gedichts: Vgl. Erl. zu Brief 848, Z. 31. 8 5 - 8 6 nicht um Veröffentlichung: Vgl. Erl. zu Brief 848, Z. 37. 98 (Vischers „Ästhetik", II, 2): Nach F. Th. Vischer hat Jehova, von dem man sich „kein Bild und Gleichniß machen" solle, „noch wesentlich das an sich, was den heidnischen Gott ausmacht: Menschengestalt und Succession menschlicher Neigungen, Gedanken, Entschlüsse. Er ist der letzte Heidengott, der widersprechenderweise seine Brüder überlebt." (Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen. 2. Th., 2. Abt., Reutlingen 1847-1848, S. 442.) 851 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/74. 1. Erstveröffentlichung: BwN II, S. 71-72. Textvergleich: 3 12 janvier: 14 Janvier BwN37 hypocrisies: hyprocrisies BwN. Erläuterungen: 6 - 7 votre livre [Ihres Buches]: L. Feuerbach, „Theogonie" (GW 7). 13 „Revue germanique": Von Ch. Dollfus und A. Neffzer Ende 1857 begründete und in Paris herausgegebene Zeitschrift, die der französisch-deutschen Verständigung dienen sollte. L. de Tilliard beabsichtigte hier eine Besprechung der „Theogonie"; vgl. auch Brief 910. 44 Mme. votre belle-soeur [Ihre Frau Schwägerin]: Henriette Feuerbach in Heidelberg. 852 Originalhandschrift: UB Helsinki. Erstveröffentlichung: BwN II, S. 48-49. Textvergleich: 3 Bruckberg In BwN folgt Zusatz: den 38 hiezu: dazu BwN A3 Sie diese Zeilen: diese Zeilen Sie BwN 49 L. Feuerbach: L. F. BwN. Erläuterung: 3 6 - 3 8 nur mit seinem Geiste ... beschäftigt: L. Feuerbach schrieb einen Nachruf auf den ihm freundschaftlich und verwandtschaftlich verbundenen Ansbacher Arzt Friedrich Wilhelm Heidenreich. Er war der Bruder von Feuerbachs Schwägerin Henriette. Der Nekrolog erschien anonym in der Zeitschrift „Das Jahrhundert", Jg. 1858, Nr. 27,

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S. 421-425 (GW 11, S. 17-25). Feuerbach nahm den Nachruf nicht in seine „Sämmtlichen Werke" auf. Neben obiger Anspielung in Feuerbachs Briefwechsel fand sich in Feuerbachs handschriftlichem Nachlaß (UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 d/4) ein Entwurf des Nachrufs, so daß die Publikation ermittelt und mit K. Grüns Briefwechsel- und Nachlaßedition (BwN II, S. 101-108) bekannt gemacht werden konnte. 853 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/7. 5. Korrektur: 28 ausnahmslos: ausnahmsweise Handschrift irrtümlich. Erläuterungen: 10 meines Letzten: Siehe Brief 850. 4 0 - 4 1 Schriften von Beneke ... Röse u. a.: W. Bolin war sehr gut vertraut mit der zeitgenössischen deutschen philosophischen Literatur und erwies sich schon in seiner frühen Korrespondenz mit Feuerbach als ein kritischer und scharfsinniger Analytiker. Mit F. E. Beneke (z. B. Lehrbuch der pragmatischen Psychologie, Berlin 1853), C. Fortlage (System der Psychologie als emprirische Wissenschaft aus der Beobachtung des inneren Sinnes, 2 Bde., Leipzig 1855), die von Kant ausgingen, und F. Röse (Die Psychologie als Einleitung in die Individualitäts-Philosophie, Göttingen 1856), der eher von Hegel herkam, bezog er sich auf Philosophen, die der Psychologie grundlegende Bedeutung in der Philosophie beimaßen, sich aber bei allem Empirismus kantisch-fichtescher Spekulation nicht entwinden konnten. Er erblickte dagegen bei Feuerbach konsequentere Ausgangspunkte zur notwendigen Fortentwicklung der „bisher vernachlässigten Psychologie". 76-77 Aschenbrödel: „Aschenbrödel oder das GlasPantöffelchen" , vgl. die „Feen-Mährchen und arabische Mährchen" (Stuttgart 1839); unter dem Titel „Aschenputtel" eines der bekanntesten Märchen aus der Sammlung der „Kinder- und Hausmärchen" der Gebrüder Grimm, die 1857 in nochmals erweiterter und verbesserter Form (Ausgabe letzter Hand) erschienen waren. 84 Aphoristik beschuldigen: Bezieht sich auf Feuerbachs einleitende Bemerkung im vorangegangenen Brief (Brief 852). 99 ruht die Poetenfeder: Vgl. Erl. zu Brief 848, Z. 31 und Z. 37. 854 Originalhandschrift: UB München, Ludwig-Feuerbach-Nachlaß, Dedikation Peter Feuerbach, 1986. 1. Fasz. 2, 1. Vom ersten Teil des Briefes (im Original vermutlich zwei Blätter) existiert nur eine mit 15. Mai 1858 datierte Abschrift von Eleonore Feuerbachs Hand (bis Z. 111). Ab Zeile 99 „Poesien ..." liegt der Originaltext in der Handschrift Beneckes vor. Datierung: Der Schluß des Briefes mit dem Datum ist original erhalten (die Datierung von Eleonore Feuerbach - 15. Mai 1858 - ist unzutreffend).

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Erläuterungen: 4 - 5 dessen im Cottaschen „Morgenblatt" ... gedacht wird: Die zitierte Veröffentlichung im „Morgenblatt für gebildete Leser", Nr. 24 von 14. Juni 1857, S. 573-576, ist der „A. Feuerbachs Grab" betitelte Schlußteil eines Lokalberichts über „ Freiburg im Breisgau, Mai". 8 - 9 'Des Menschen Schicksal ist sein Gemüth': J. A. v. Feuerbach, Nachgelassene Schriften. 1. Bd., Braunschweig 1853, S. 1. 10-12 'eine Dichternatur ... Unglück': Ebenda, S. 3. 3 3 - 3 5 'Speyer ... mehr!': Ebenda, S. 52. 46-48 'In Speyer... verscharren': Ebenda, S. 63. 5 5 - 5 8 „Die Weihnachtskerzen ... Stelle?": Ebenda, S. 57. 6 2 - 6 5 'Ich bin so glücklich ... etc.': Ebenda, S. 43. 130 Ihrem Buche über Ansfelm] v[on] Fauerbach]: Das Buch „Anselm Ritter von Feuerbachs Leben und Wirken ..., veröffentlicht von seinem Sohne L. Feuerbach, Leipzig 1852" enthält keine Zuschriften, sondern nur Aufzeichnungen und Briefe von des Vaters Hand, darunter auch ausgewählte Briefe an Joseph Anselm (vgl. GW 12, S. 394-396, S. 408-414, S. 552-554 und S. 578-580). 855 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/80. 45. Erläuterungen: 4 Ihr Brief vom 4. d[es] M[onats]: Der Verbleib dieses Briefes ist nicht bekannt. 8 - 9 gegenwärtigen Verhältnisse: Anspielung auf die Nachwirkungen der Weltwirtschaftskrise. Zugleich brachte die Regentschaftskrise in Preußen - in deren Verlauf Prinz Wilhelm an Stelle seines schwer erkrankten und schließlich geistesgestörten Bruders zum Regenten ernannt wurde (Oktober 1857) - wie auch Bewegungen der Unzufriedenheit in Bayern mit dem Kurs des Königs und seines Ministers von der Pfordten, wachsende Widersprüche und Zuspitzungen zwischen ultrakonservativen und liberalen Kräften zutage, auch im Blick auf die Rolle Österreichs und Preußens. Das mißglückte Attentat F. Orsinis auf Napoleon III. bewirkte Verfolgungswellen in Frankreich und England, aber auch eine Verschärfung in den Beziehungen zwischen Frankeich und England, dem vorgeworfen wurde, antimonarchistischen Kreisen Asyl zu gewähren. Die sozialen Umschichtungen im Ergebnis der Wirtschaftskrise führten zu einem erneuten Schub der Auswanderung nach Amerika. Vgl. zu den Zeitverhältnissen H.-U. Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte. 3. Bd.: 1849-1914, München 1995, S. 221-251.14 Benecke ... geschrieben: Bezieht sich auf eine Empfehlung Feuerbachs, die wenig später ein günstigeres Ergebnis zeitigte; siehe Brief 869, Z. 7 - 1 0 . 1 8 - 1 9 Tochter... Amerika: Eleonore Feuerbach war mit Otto Kapp verlobt (ein Hochzeits-Termin war noch nicht vereinbart). Sie wollte ihm in die Vereinigten Staaten folgen und Wigand bezog diese Absicht auch auf L. Feuerbach, von dem er wußte, daß er eine Auswanderung erwogen hatte. Über eine gemeinsame Erkundungsreise nach Amerika hatte Wigand schon 1852 mit Feuerbach beraten (vgl. GW 19, S. XXXIII). 2 3 - 2 4 tragischen Erfolg: Gemeint ist der buchhändlerische Mißerfolg der

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„Theogonie". 35 Freund Heidenreich... gestorben: Am 6. Dezember 1857 verstarb F. W. Heidenreich. Vgl. Erl. zu Brief 852, Z. 32-35. 38 Prospekt: Da Wigand am Schlüsse seines Briefes unvermittelt auf Rüge Bezug nimmt, kann vermutet werden, daß er Feuerbach den Prospekt A. Ruges über die Fortsetzung der in seinem Verlag erschienenen „Deutschen Jahrbücher" zugesandt hat; vgl. dazu Erl. zu Brief 832, Z. 4 und Brief 834, Z. 30. 43 eine Gräfin geheuratet: J. Fröbel war in zweiter Ehe mit einer Gräfin Armansperg verheiratet. Er war 1857 nach Europa zurückgekehrt und hatte in seinem Buch „Aus Amerika. Erfahrungen, Reisen und Studien", 2 Bände (O. Wigand bezieht sich auf die 2. Ausgabe, Leipzig 1858), über die Jahre seiner Flucht nach Amerika berichtet. 44 Rüge ... Politiker und Schriftsteller: Vgl. Erl. zu Brief 832, Z. 4. 856 Originalhandschrift: UB Helsinki. Erstveröffentlichung: BwN II, S. 49-50. Textvergleich: 3 Bruckberg] In BwN folgt Zusatz: den 50 L. Feuerbach: L. Fb. BwN. Erläuterungen: 5 Ihr letzter Brief: Siehe Brief 853.10 „Thier auf dürrer Heide": J. W. v. Goethe, Faust I, 1830. 12 „schönen grünen Weide": Goethe, ebenda, 1832. Feuerbach hat das Goethesche Bild auch in seinen „Vorläufigen Thesen zur Reformation der Philosophie", GW 9, S. 259, gebraucht. 32 mit dem Gedanken einer Schrift über Kant: Es ist nicht zur Ausarbeitung einer speziellen Schrift über Kant gekommen. Zahlreiche Betrachtungen zu Kant im Kontext des Sensualismus und der Frage der Willensfreiheit bietet aber seine spätere Abhandlung „Über Spiritualismus und Materialismus, besonders in Beziehung auf die Willensfreiheit" (1866 im zehnten Band der „Sämmtlichen Werke" erschienen, der bezeichnenderweise den an Kant gemahnenden Hauptitel „Gottheit, Freiheit und Unsterblichkeit vom Standpunkte der Anthropologie" trägt, vgl. GW 11, S. 53-186). 35 Tod meines Freundes Hfeidenreich]: Vgl. Erl. zu Brief 852, Z. 36-38. 41 antiepistolarischen Gründen: L. Feuerbach war kein Freund des Briefeschreibens, vgl. z. B. entsprechende Bemerkungen in den Briefen 856, 870 und 889. 857 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/7. 6. Erläuterungen: 38-39 das beabsichtigte Werk über Kant: Vgl. Erl. zu Brief 856, Z. 32. 59 Bekannte: Gemeint ist H. Benecke, siehe Brief 821. 63 Kuno Fischer: Vgl. Erl. zu Brief774, Z. 45-49 und Brief 916, Z. 70. 66 in Schutz genommen: Bezieht sich auf den Artikel von A. Veit „Ludwig Feuerbach und die deutsche Philosophie", der in den „Epigonen" (Bd. 4, Leipzig 1847 , S. 166-188 und Bd. 5, Leipzig 1848, S. 143-164)

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erschienen war (vgl. GW 19, Erl. zu Brief 564, S. 467, Z. 17-18). 82 wo Bartel Most holt: „Wissen, wo Bart[h]el Most holt", umgangssprachlich für „alle Schliche kennen"; vgl. W. Borchardt/G. Wustmann/G. Schoppe, Die sprichwörtlichen Redensarten im deutschen Volksmund nach Sinn und Ursprung erläutert, 7. Aufl., neu bearb. von A. Schirmer, Leipzig 1954, S. 54 f. 117 „Schmidt aus Schwarzenberg": F. X. Schmid, aus Schwarzenberg, Dozent und später Prof. der Philosophie an der Universität Erlangen, Vertreter eines spekulativen Theismus, der mit einer „Christlichen Religionsphilosophie", Nördlingen 1857, aufwartete. 858 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/81. 1. Erläuterungen: 7 Karolinum: Das 1528 gegründete Gymnasium in Ansbach, welches Feuerbach von 1817 bis 1822 besuchte. 7 - 8 GumpertusQuelle: Nach dem hl. Gumpert (Gundpert) - Begründer des Benediktinerklosters (748), das im 11. Jahrhundert Chorherrenstift wurde - benannte Quelle im Westen Ansbachs. 8 Schalkhäuser Markung: Waldgebiet (Schalkhausen) am westlichen Rande Ansbachs. 10 Heinrich Wuzer: L. Feuerbach und H. Wuzer beabsichtigten, nach dem Abschluß des Gymnasiums, das Studium der Theologie aufzunehmen. Feuerbachs Bericht über die Gymnasialzeit und vor allem über das an das Abitur von 1821 - siehe Z. 24 - anschließende, noch in Ansbach verbrachte Jahr der Vorbereitung bis zum Beginn des Studiums in Heidelberg (Ostern 1823) bestätigt die Aussagen Wuzers. Vgl. GW 19, S. 68-69.17 Novalis: Eine frühe Befassung mit Novalis, insbesondere mit seinem Phiiosophiebegriff, an Hand der von F. Schlegel und L. Tieck herausgegebenen „Schriften" (1802) belegt vor allem Feuerbachs Dissertation (1828); vgl. GW 1, S. 145 f., vgl. auch GW 17, S. 110. Während Novalis - nach den überlieferten Fragmenten aus seiner Vorlesungstätigkeit in Erlangen - noch in den „Vorlesungen über Logik und Metaphysik" (1829-1832) zitiert wird, erfolgen in den Vorlesungen über die „Geschichte der neueren Philosophie" (1835 -1836 ) keine Bezugnahmen auf den von Kant, Fichte und Schelling beeinflußten Romantiker. Vgl. L. Feuerbach, Einleitung in die Logik und Metaphysik, bearb. von C. Ascheri und E. Thies, Darmstadt 1974; Vorlesungen über Logik und Metaphysik, bearb. von C. Ascheri und E. Thies, Darmstadt 1975 und Vorlesungen über die Geschichte der neueren Philosophie, bearb. von C. Ascheri und E. Thies, Darmstadt 1976.17 Görlitzer Schuster: Jakob Böhme, dessen mystisch-theosophische, pantheistische Lehre bei Feuerbach, in der Dissertation, in seinen philosophiegeschichtlichen und religionsphilosophischen Werken bis hin zu den „Vorlesungen über das Wesen der Religion" (1851) ständige Beachtung fand. Vgl. F. Tomasoni, Materialismus und Mystizismus. Feuerbachs Studium der Kabbala. In: Sinnlichkeit und Rationalität. Der Umbruch in der Philosophie des 19. Jahrhunderts. Ludwig Feuerbach.

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Hrsg. von W. Jaeschke. Berlin 1992, S. 57-67; Ch. Weckwerth, Der Mystiker und Philosophus Teutonicus Jacob Böhme im Spiegel des frühen Feuerbachschen Philosophierens. In: Ludwig Feuerbach und das Bild der Vergangenheit. Hrsg. von W. Jaeschke. Berlin 1996 (im Druck). 51 Briefe machen Furore: Mit Ironie setzt der Herr Pfarrer die zum Kanon des Neuen Testaments gehörigen Briefe des Apostels Paulus, die neben der Apostelgeschichte den bedeutendsten Teil der sogenannten Lehrbücher des N. T. ausmachen, und ebenso die berühmten, historisch bedeutsamen Kunstbriefe von Plinius d. J. in eine Reihe mit den Briefen des fränkischen Pfarrers Dr. F. Fabri gegen den Materialismus, sicher wohl wissend, daß diese auch gegen Feuerbach gerichtet waren (vgl. Erl. zu Brief 818, Z. 23-24). 54-55 Briefe ... (Fr[au] v. Dobeneck): Es handelt sich hier um die älteste der Schwestern Feuerbachs, Rebekka Magdalena („ Helene", 1808 geboren), eine hochbegabte, auffallend schöne, sehr schwärmerisch veranlagte Erscheinung und ihre Veröffentlichung: Magdalena, Freifrau v. Dobeneck, geb. Feuerbach, „Briefe und Tagebuchblätter aus Frankreich, Irland und Italien, mit einem kleinen Anhang von Compositionen und Gedichten." Nürnberg 1843. Nach mißglückter Ehe mit dem Freiherrn v. Dobeneck (1831 geschieden) war sie nach Speyer gegangen, um dem verwitweten Bruder Johann Anselm den Hausstand zu führen, verfiel jedoch infolge des zuvor Durchlebten bei einer nahezu krankhaften Sensibilität in eine „gänzliche Seelenzerrüttung" (GW 12, S. 559-560). Sie verbrachte dann eine Zeit im Ausland, vor allem in Paris, als Gesellschafterin einer wohlhabenden Familie (Vgl. GW 17, S. 414, Erl. zu Brief 72, Z. 7), wo sich ihr Gesundheitzustand wieder besserte. Zur Mutter und den beiden jüngeren Schwestern nach Nürnberg zurückgekehrt, stellten sich erneut Probleme ein. Um Aufsehen zu vermeiden, wurde sie in einem Missionshaus in Basel untergebracht, das sie aber alsbald heimlich verließ. Sie schloß sich einem Mönch an, wechselte zum Katholizismus über und wollte Nonne werden. Sie hielt sich in einem Dorf in der Nähe Zürichs versteckt. Über Henriette Feuerbach kamen wieder Verbindungen zur Familie zustande (Henriette Feuerbach. Ihr Leben in ihren Briefen. Hrsg. von H. Uhde-Bemays, Berlin - Wien 1912, S. 1179). L. Feuerbach, der sich sehr für sie einsetzte, äußerte sich jedoch zuweilen etwas sarkastisch-mitleidig über sie; so, wenn er bemerkte, sie sei „erst Komponistin und Schriftstellerin, dann Närrin, hierauf Pietistin, endlich Katholikin" geworden (An J. Schibich, 21. Oktober 1851, GW 19, S. 322). Im vertrauten Austausch ist zuweilen auch von der „Nonne" oder der „heiligen Jungfrau" (vgl. Briefe 886, Z. 113; 890, Z. 85 und 891, Z. 99) die Rede. 859 Originalhandschrift: Der Verbleib ist nicht bekannt. Die Veröffentlichung erfolgt nach dem Erstdruck. 464

Erstveröffentlichung: BwN II, S. 44. Erläuterung: 7 „Essences ofChristianity": Gemeint ist die Übersetzung von Feuerbachs „Das Wesen des Christentums" von Marian Evans (G. Eliot) „The Essence ofChristianity", London 1854, vgl. Brief792, Erl. zu Z. 45. 860 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/7. 7. Erläuterungen: 4 8 - 4 9 „das Schöne blüht nur im Gesang": Aus dem Gedicht „An ***" von Friedrich Schiller (Taschenbuch für Damen auf das Jahr 1802, S. 168). 66-67 „Durch die Fehler... lassen": Das Zitat ist sinngemäß den „Fragmenten zur Charakteristik meines philosophischen curriculum vitae" entnommen; es lautet wörtlich: „An Christum glauben heißt sich durch die Fehler eines Menschen nicht an seinem guten Wesen, noch durch die traurigen Erfahrungen, die wir an einzelnen menschlichen Individuen machen, an dem Menschen überhaupt irremachen lassen." (GW 10, S. 160.) 861 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/53. 10. Erstveröffentlichung: BwN II, S. 69-70. Textvergleich: 11-12 Ihre Tochter... und daß Fehlt in BwN 12-13 dem jungen Paare ... zu folgen, um Fehlt in BwN 61 vielleicht Fehlt in BwN. Erläuterungen: 11-12 jüngeren Bruder von Fritz Kapp: Otto Kapp; er war mit Eleonore Feuerbach verlobt. 63-64 das neue Vorwort an Liebig im „Kreislauf": Der dritten, vermehrten und verbesserten Auflage seiner Schrift „Der Kreislauf des Lebens. Physiologische Antworten auf Liebig's Chemische Briefe." (Mainz 1857) hatte J. Moleschott ein gesondertes Vorwort „An Justus Liebig" vorangestellt, wo er sich gegen die öffentlich geführten Angriffe von J. v. Liebig - er gehöre unter die naturwissenschaftlichen „Dilletanten" oder „Spaziergänger an den Grenzen der Naturwissenschaft" - verwahrt und sich gegen eine Kritik aus bloßen Vorurteilen wendet. Der langandauernde Streit mit dem auch von ihm hochgeschätzten bahnbrechenden Forscher und Hochschullehrer auf dem Gebiet der organischen Chemie entzündete sich vor allem an Moleschotts mit K. Vogt verwandter Auffassung, daß das Bewußtsein an die Tätigkeit des Gehirns gebunden und damit auch von dessen stofflicher Zusammensetzung abhängig sei, seitens Moleschotts hauptsächlich in bezug auf Zugeständnisse v. Liebigs an vitalistische und unmittelbar religiöse Interpretationen, von denen er die Naturwissenschaften unbedingt frei wissen wollte. „Sie haben mich... einen Läugner der Lebenskraft genannt, und darin hatten Sie Recht... Allein Sie gaben mir auch die Bezeichnung eines Läugners des Geistes, und darin hatten Sie Unrecht. Denn die geistige

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Thätigkeit des Menschen wird nicht nur nicht verneint, sie wird auch nicht herabgesetzt von denen, die den Geist, als Inbegriff des immer werdenden Gedankenlebens, für eine Verrichtung des mit allen anderen Körpertheilen in Wechselwirkung stehenden Gehirns erklären." (A. a. O., S. VI.) 862 Originalhandschrift: UB Helsinki. Erstveröffentlichung: BwN II, S. 50. Textvergleich: 3 Bruckberg] In BwN folgt Zusatz: den 4 Mein lieber Herr Bolin! Fehlt in BwN 5 gemäß In BwNfolgt Zusatz lieber Freund 9 erst Fehlt in BwN 16 stachen: stechen BwN 18 L. Feuerbach: L. Fb. BwN. 863 Originalhandschrift: Biblioteca dell'Archiginnasio, Bologna, Nachlaß Moleschott. Erstveröffentlichung: Archiv, S. 69-70. Erläuterungen: 23-25 für Ärzte ... die holländischen: Feuerbach spielt hier möglicherweise auf den freigeistigen Lehrer und Arzt Franz van den Ende an, der Spinoza Latein und Griechisch lehrte, ebenso auf die praxisorientierte Leidener Schule mit dem Iatrochemiker F. de la Boe Sylvius, H. Boerhaave, der das Collegium clinicum in Leiden begründete, oder den bedeutenden Pathologen G. van Swieten. Vgl. Geschichte der Medizin, hrsg. von D. Tutzke, Berlin 1980. 32 meine Schrift: Feuerbach hatte Moleschott offenbar noch 1857 ein Exemplar der „Theogonie" ohne einen Begleitbrief zugesandt. 3 8 - 3 9 Meine Tochter ... New York: Das junge Paar beabsichtigte, dem Bruder Fritz Kapp nach New York zu folgen. 67 des „Kreislaufs": Die 1857 erschienene 3. Auflage von Moleschotts Buch „ Der Kreislauf des Lebens", vgl. Brief 861, Erl. zu Z. 63 -64. 69 Untersuchungen Bibras: E. v. Bibra, Vergleichende Untersuchungen über das Gehirn des Menschen und der Wirbelthiere, Mannheim 1854, äußerte sich hier auch, im Kapitel V, zu dem sogenannten „ Phosphorstreit", wo J. v. Liebig Moleschott unterstellte, im „Gehirn gediegenen Phosphor" anzunehmen, das Denken „irgendwie mit einem Phosphorescieren" zu vergleichen und gar anzunehmen, man könne „mit der Phosphormenge die Gedankenkraft des Hirns ... wägen" (vgl. J. Moleschott, Der Kreislauf des Lebens, a. a. O., S. VI). Moleschott, der eine differenziertere Sicht vertrat, fand sich durch E. v. Bibra experimentell bestätigt, der - was für Feuerbach sehr aufschlußreich sein mußte betonte: „Ich leugne nicht, daß der Phosphor ein integrirender Bestandteil dieser Gehirnfette ist, es ist sogar wahrscheinlich, daß diese phosphorhaltigen Fette besondere Bedeutung für den Stoffwechsel des Gehirns haben. Aber ich glaube nicht, daß die Function des Gehirns, der Träger des Gedankens, des Willens zu sein, speciell bedingt wird durch seinen

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Phosphorgehalt." In „Die narkotischen Genußmittel und der Mensch", Nürnberg 1855, S. VI, betonte E. v. Bibra die Bedeutung der physiologischen Chemie für die Klärung zahlreicher Rätsel des Lebens mit besonderem Hinweis auf J. Moleschotts „Kreislauf des Lebens". 864 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/52. 2. Erläuterungen: 4 der beiden Artikel: L. Feuerbach stellte O. Meißner zum Abdruck in der Zeitschrift „Das Jahrhundert. Zeitschrift für Politik und Literatur" eine Rezension des Buches von L. Knapp „System der Rechtsphilosophie" zur Verfügung. Sie erschien anonym unter dem von O. Meißner gewählten Titel „Spiritualismus und Sensualismus" (Das Jahrhundert, Jg. 1858, Nr. 26, S. 410-412). Weiterhin erschien anonym der Nekrolog für Dr. Friedrich Wilhelm Heidenreich (ebenda Nr. 27, S. 421-425, siehe G W 11, S. 17-25). 26-28 durch eine eingehende Auseinandersetzung von Ihnen zur Klarheit... gelangen: Feuerbach beschäftigte sich nach Abschluß der „Theogonie" vorrangig mit diesem Thema. 1866 erschien dazu eine größere Arbeit „Über Spiritualismus und Materialismus, besonders in Beziehung auf die Willensfreiheit" im zehnten Band seiner „Sämmtlichen Werke" (siehe GW 11, S. 53-186). 865 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/37. 7. Erläuterungen: 22 Ihrem bevorstehenden 54.: Feuerbachs Geburtstag am 28. Juli. 24 Bd. IX: Bezieht sich auf die „Anmerkungen" zur „Theogonie", vgl. GW 7, S. 323-383. 27 Oski, p. 83: Feuerbachs Aussage, daß „bei den alten Germanen der oberste Gott selbst geradezu Wunsch, Oski, heißt" (vgl. GW 7, S. 69), findet sich auch bei J. Grimm, Deutsche Mythologie, Göttingen 1835, S. 99 („Unter den eddischen namen Odhins kommt nun auch vor Osci ..., der die menschen des Wunsches, der höchsten gäbe theilhaftig machende."), vgl. auch S. 235-236. 30 Fritzsche ... immortalem liest: Bezieht sich auf die am Ende des Kapitels 41 der „Theogonie", vgl. GW 7, S. 315, entwickelte Auffassung, daß der Mensch das im Willen, in der Hoffnung, Gott das in Wirklichkeit unsterbliche, den Unsterblichkeitswunsch erfüllende Wesen sei und daß - nach Lactanz - , wer die Unsterblichkeit begehrt, unsterblich sein muß (Non potest igitur non esse immortalis, qui immortalitatem desiderat). Nach dem Hinweis Kampes auf den Wortlaut dieser Stelle in der Leipziger Ausgabe von 1844 ergibt sich eine nur geringfügige Abwandlung des Satzes („das Unsterbliche" statt „die Unsterblichkeit"). 3 1 - 3 4 die Stellen S. 446 ... 25 ff: Die Anmerkung 72 zum Kapitel 42 der „Theogonie" (vgl. GW 7, S. 319, S. 382 f.) - das u. a. von den wahren Beweggründen der Moral bei den alten Christen handelt - bezieht sich auf

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eigennützig-religiöse Motive von Schenkungsurkunden im Mittelalter. Kampe erblickt darin einen Beleg zu Erörterungen von J. G. Fichte über den Ursprung der Kirchengüter und den Charakter von Schenkungen an die Kirche in der berühmten Schrift „ Beiträge zur Berichtigung der Urtheile des Publicums über die französische Revolution" (1793), 6. Kapitel: „Von der Kirche, in Beziehung auf das Recht einer Staatsveränderung", wo aber nur am Rande das Feuerbachsche Thema religiös-egoistischer Motive anklingt: „Sie [die Kirche]... vertauscht himmlische Güter, die sie im Überflusse besitzt, gegen irdische, die sie gar nicht verachtet." „Wenn die Schenkung nun wirklich an die Kirche geschieht, insofern sie Kirche ist,... so setzt sie den Glauben an die Kirche, und mithin die Hoffnung, durch die Gnade der Kirche selig zu werden, voraus." Aber: „Ein Tauschvertrag irdischer Güter gegen himmlische geht in diesem Leben wenigstens nie in die Welt der Erscheinungen über." J. G. Fichte's sämmtliche Werke, hrsg. von I. H. Fichte, 6. Bd., Berlin 1845, S. 274-276. - Die insgesamt nicht aufs Wesen der „Theogonie" gehenden, eher kleinlich-ambitioniert wirkenden Bemerkungen des über 20 Jahre jüngeren Kampe dürften Feuerbach einigermaßen befremdet haben. Möglicherweise hat Feuerbach auf dieses Schreiben nicht geantwortet, woraus sich erklären ließe, daß in der Folge die Korrespondenz für mehrere Jahre (bis 1861, vgl. Brief967) unterbrochen war. 32-33 Briefe Ihres Vaters: Anselm Ritter von Feuerbachs Leben und Wirken ..., veröffentlicht von seinem Sohne L. Feuerbach, Leipzig 1852 (GW 12). 34 Die Maskerade: Bezieht sich auf den Bericht P. J. A. v. Feuerbachs an Elise von der Recke vom 25. Januar 1816, wie er die Zeit des Karnevals nutzte, um in Maskierung bestimmte, seinem öffentlichen Amte verwehrte Kontakte wahrzunehmen, so u. a. mit dem ihm befreundeten preußischen Gesandten (GW 12, S. 319). 35-37 die Begründung... höhere Aufspinnerei: Vermutlich ist die Passage im Brief an den Vater vom 28. Juni 1796 gemeint, in dem er dem „Renommistentone" der Philosophen und der „oft pöbelhaften Großsprecherei" sein ruhiges Selbstvertrauen entgegensetzte (GW 12, S. 44). 42-43 neue Edition bei Weber: Die zweite Auflage von „Anselm Ritter von Feuerbachs Leben und Wirken" war von O. Wigand an J. J. Weber übergegangen (siehe Brief 773); sie erschien 1853 unter dem veränderten Titel „Anselm Ritter von Feuerbach's Biographischer Nachlaß. Veröffentlicht von seinem Sohne Ludwig Feuerbach". 50 Autorschaft zweier Artikel: Vgl. Erl. zu Brief 864, Z. 4. 866 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/7. 8. Korrektur: 22 sein Im Original: haben. Erläuterungen: 9 - 1 0 meiner Reise: Der Aufforderung Feuerbachs folgend, im Jahr darauf seinen Besuch zu wiederholen (Brief 844, Erl. zu Z. 4), hatte Bolin zum Abschluß seiner eineinhalbjährigen Reise

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Feuerbach Ende Juli/Anfang August nochmals, offenbar für mehrere Tage, in Bruckberg aufgesucht. 3 2 - 3 5 Für die Kanonen ... zu sichern gesucht: Unter Georges Eugène Haussmann, von 1853 bis 1870 Präfekt des Departements Seine, wurde das Stadtbild von Paris unter großen finanziellen Aufwendungen umgestaltet. Die Straßen wurden begradigt und verbreitert, u. a. auch, um Barrikadenkämpfe unmöglich zu machen. Das Zentrum wurde modernisiert, die Mieten stiegen, so daß die unteren Volksschichten aus der Stadtmitte gedrängt wurden. 60 die beabsichtigte Reise: L. Feuerbach wollte mit seiner Tochter Eleonore im Sommer oder Herbst 1858 eine Reise unternehmen, die ihn u. a. auch nach Zürich führen sollte; es ist jedoch nicht dazu gekommen. 867 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/12. 2. Erläuterungen: 5 der letzte Brief: Feuerbachs ältester Jugendfreund E. Dedekind, der ihn noch 1847 in Bruckberg besucht hatte, war als Teilnehmer am Thüringer Aufstand im Februar 1849 nach dessen Scheitern gezwungen, Deutschland zu verlassen. Er betrat am 1. Mai 1849 amerikanischen Boden. Ende 1850 waren die alten Verbindungen wiederhergestellt und Dedekind hatte Feuerbach in Kenntnis seiner Auswanderungssehnsüchte angeboten, mit seiner Familie zu ihm zu kommen und ihm Siedlungsland angeboten. Vgl. GW 19, S. 274,279-282.31 Freund Kapp: Friedrich Kapp, der sich in New York als Anwalt niedergelassen hatte. 45 Eduard: Der Bruder Eduard August Feuerbach absolvierte sein Jurastudium in Göttingen und Erlangen; vgl. L. Feuerbach, Andenken an Eduard August Feuerbach, in: GW 9, S. 344-352. 47 Geistesprodukt: Bezieht sich vermutlich auf „Das Wesen des Christentums" von 1841 (GW 5). 94 als ich Dich in Bruckberg aufsuchte: Vgl. Erl. zu Z. 5. 95 schwachmütigen Revolutionsversuche: Gemeint ist die Revolution von 1848/49. Dedekind hatte sich am Aufstand in Thüringen im Februar 1849 beteiligt. 107 großen Bankbruch: Der amerikanische Bankkrach, der Ende August 1857 mit dem Bankrott der Ohio-Life-Insurance & Trust Co. anhob und die erste Weltwirtschaftskrise auslöste. Vgl. H.-U. Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte. 3. Bd., München 1995, S. 94-95.119 zu Papier gebracht: Diese Arbeit Dedekinds ist in Deutschland nicht erschienen. 868 Originalhandschrift: Der Verbleib ist nicht bekannt. Die Veröffentlichung erfolgt nach Exzerpten von E. Lenel, die sich in der Manuscript Division der Library of Congress, Washington, D. C., befinden. Erstveröffentlichung, gekürzt: Bolin WuZ, S. 202 (unser Text Z. 14 bis 25).

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Textvergleich: 14 Unglück In Bolin WuZfolgt Zusatz: dabei 14 nur Fehlt in Bolin WuZ 16 auch In Bolin WuZ folgt Zusatz: für 17 wofür: wozu Bolin WuZ 21 hier Fehlt in Bolin WuZ. Erläuterung: 26-27 Geschichte der deutschen Einwanderung: Das Buch erschien 1867 in New York, die deutsche Ausgabe 1869 in Leipzig. 869 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/4. 2. Erstveröffentlichung, gekürzt: BwN II, S. 44-45. Textvergleich: 5 - 2 5 Daß ... verpflichtet Fehlt in BwN A4 ihnen Fehlt in BwN 5 2 - 6 2 Ist... Hochachtung Fehlt in BwN 64 Heinrich Benecke: H. B. BwN. Erläuterungen: 10 Ihre sehr wirksame Empfehlung: Siehe Brief 855, Z. 14.0. Wigand hatte sich an Brockhaus gewandt, erreichte jedoch dann bei J. J. Weber eine Beschäftigung für H. Benecke. 11 Frau Prof. Feuerbach: Gemeint ist hier wohl Henriette Feuerbach. 26 K. Lüdeking: 1857 hatte der aus Rheinhessen nach den USA übersiedelte K. Lüdeking von Nürnberg aus L. Feuerbach in Bruckberg aufgesucht. Über die Begegnung veröffentlichte er in dem in St. Louis erscheinenden „Anzeiger des Westens" einen Bericht, der von der Zeitschrift „Das Jahrhundert" unter dem Titel „Ludwig Feuerbach. Eine Reiseskizze von K. Lüdeking" auszugsweise mitgeteilt wurde. Da diese Quelle schwer erreichbar ist, geben wir hier den vollen Wortlaut wieder: „Das enthusiastische Interesse, mit welchem seiner Zeit Schreiber dieses dem Siegesgang des kühnen Denkers gefolgt war, der von seinem ländlichen Pathmos, Bruckberg, aus, hier ein Feuerbach im wahren Wortsinn, die gesegneten Gefilde Zions verheerend, die alten Götter von ihren morschen Gerüsten reißend, Himmel und Erde entzündend, dort, ein zweiter Prometheus, den Götterflinken freier Menschlichkeit aus einem geträumten Himmel herablangend und damit neue, freie Menschen erweckend, eine ganze alte Welt zum Abschluß bringen konnte, - bewog mich, von einem freundschaftlichen Einführungsschreiben Gebrauch zu machen und den Mann persönlich kennen zu lernen, dessen geistige Wahlverwandtschaft der Jüngling ergriffen, der Flüchling mit sich über das Meer genommen hatte. Nachdem mir Freund Barthelmeß in Nürnberg eine Spezialkarte von Baiern herbeigebracht, fanden wir, daß Bruckberg etwa halb Wegs zwischen Nürnberg und Ansbach zur rechten Seite ab liege und die Frage entstand nun, wie auf die beste Art nach dem Mekka des Propheten des Radikalismus zu gelangen. Die Chaussee berührt den Ort nicht, und auf meine desfallsige Verlegenheitsfrage erhielt ich aus dem Schalter der Nürnberger Fahrpost den lakonischen Bescheid: 'Nach Bruckberg sei keine reguläre Fahrpostverbindung. Ich solle den Ansbacher Wagen bis nach Heilsbronn benutzen und müsse dann zusehen, wie ich weiter komme.'

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Ich ließ mich sofort nach Heil[s]bronn einschreiben. Der Weg vom Kloster Heilsbronn zieht sich, durch eine mächtige Eichenallee eingeleitet, über Groß-Haßlach durch eine ziemlich einförmige Waldgegend nach Bruckberg. Schon war ich über zwei Stunden in der drückenden Augusthitze gewandert und noch immer wollte sich kein Bruckberg zeigen. Da schallten plötzlich menschliche Stimmen, der helle Stundenschlag einer Thurmuhr dicht unter mir über die stille Waldwiese, und ein steil abfallender Fußsteig führte mich durch verwachsenes Buschholz in wenigen Schritten nach Bruckberg. Aus der Mitte des kleinen Dorfes erhebt sich das ehemalige Markgräflich Ansbachische Schloß, in dessen zahlreichen Räumen Feuerbach in Verbindung mit seinem Schwager eine Porzellanfabrik betreibt, deren Hauptartikel in einfachen runden Trinkgefaßen besteht, die nach dem Oriente gehen. Auf meine desfallsige Frage erfuhr ich von einem der Bauern: 'der Feuerbach sei ihm vor einer halben Stunde auf seinem Spaziergange begegnet'. Der Zweck meiner Tour war also nicht verfehlt, noch wohler aber that mir das 'der Feuerbach' aus dem Munde des Alten. Was lag darin nicht Alles ausgedrückt? Der Mann, nach dem du fragst, so übersetzte ich mir, ist kein stolzer, aristokratischer Gelehrter, kein scheuer Stubenhocker, kein Doktor, kein Professor, auch kein Hofrath, sondern ein Mann, der zu uns Bruckbergern gehört, unser Mitbürger, unser Nachbar, unser Freund - 'der Feuerbach'. Nachdem ich mich in den weitläufigen Räumen des Schlosses nach Feuerbachs Wohnung zurechtgefunden und von der Frau des Hauses, der ich freundliche Grüße von lieben Angehörigen in Newyork zu überbringen hatte, mit deutscher Herzlichkeit aufgenommen worden war, trat Feuerbach nach wenigen Minuten des Wartens hastig zu uns in das Zimmer. Ich reichte ihm meine Einfiihrungskarte, die er mit einer förmlichen Verbeugung nahm und rasch überflog, worauf er mich zum Sitzen nöthigte, während er selbst in hastigen Schritten vor mir auf und ab ging. Feuerbach ist von mittlerer, gedrungener Statur, sein Gang trotz seiner 53 Jahre (er ist 1804 in Landshut geboren) leicht und elastisch, der Kopf etwas vorgebeugt, das stark vorspringende Auge meist sinnend an den Boden geheftet, das braune, hier und da mit Grau vermischte Barthaar voll, die Stirne hoch, der Schädelbau klassisch vollendet. Der stechende Blick des Auges, welcher während des Gesprächs sich belebt, kündet den kritischen Geist an, während der tief ernste, fast schwermüthige Ausdruck des Gesichts die starke Leidenschaft und den harten Kampf verräth, welche der rastlose Forscher während eines ganzen Manneslebens an die Wahrheit gesetzt hat. Feuerbach spricht heftig erregt, mit leidenschaftlicher Gestikulation, oft in unvollendeten oder unzusammenhängenden Sätzen. Man bemerkt eine Überfülle der Gedanken, die einander überstürzen und verschlingen, jedenfalls zur klaren Darlegung der Fixirung durch die Schrift bedürfen. Feuerbach eignet sich offenbar mehr zum Schriftsteller als zum Dozenten, was ebensosehr in seiner nervösen Erregtheit, als in seiner langjährigen,

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freiwilligen Isolirung seinen Grund finden mag. Er lebt, wie er mir selbst sagte, schon seit etwa zwanzig Jahren in seinem stillen Bruckberg. Die Dozenten-Carriere, welche er in dem 'Pietistennest Erlangen' einschlug, stieß ihn alsbald ab, und er flüchtete, nach einem längern Aufenthalte in Berlin und einem kürzern, behufs einer Übersiedelung nach Paris gewählten Verweilen in Frankfurt a. M., in die Einsamkeit, hinter sich lassend die akademischen Grade, Ehren und Würden, mit welchen eine väterliche Regierung zweifelsohne den Sohn eines hochverdienten Vaters würde überschüttet haben, hätte derselbe sich auch nur halbwegs den alten 'spanischen Stiefeln' akkommodiren können. Feuerbach selbst scherzte über den ominösen Anfang seiner Dozenten-Laufbahn in Erlangen: 'Einer seiner Zuhörer habe sich erschossen, der Zweite sei im Duell erstochen, der Dritte durchgebrannt.' Sein späteres Auftreten in Heidelberg, wohin ihn 1848 die begeisterte akademische Jugend berufen hatte, bewies ihm ebenfalls, daß er mehr der Mann der Feder, als des freien Wortes sei. Mag immerhin der politischen Aufregung der Zeit die Hauptschuld beizumessen sein, daß seine, damals im Rathhause zu Heidelberg gehaltenen Vorträge nicht den ganzen verdienten Anklang fanden, jedenfalls haben sie, erst nachdem sie unter dem Titel: 'Wesen der Religion' gedruckt erschienen waren, ihre wahre Würdigung erhalten. Indeß würde man sehr irren, wollte man nach diesen Voraussetzungen Feuerbach sich als trockenen Stubengelehrten oder Schulpedanten vorstellen. Sein Auftreten ist mannhaft, lebensfrisch und stark. Seine äußere Erscheinung hatte, durch einen knapp anliegenden grauen Hausanzug und entsprechende leichte Kopfbedeckung begünstigt, für mich ewas Kriegerisches, ritterlich Gerüstetes. Als ich die Überreichung meiner Einfuhrungskarte mit der Illustration begleitete: 'ich sei Materialist meines Zeichens, im religiösen und geschäftlichen Wortsinn', erwiderte er lachend: 'Ja, Sie in Amerika haben den rechten Materialismus. Sie haben ihn in der Tasche, während wir ihn nur auf dem Papier haben.' Ich fragte ihn nach seinem Urtheil über unsem 'Pionier', der ihm zeitweise von einer benachbarten Freundin zugetragen wird. Er erkannte die konsequente Aufrechthaltung des Radikalismus im Wüste der deutschamerikanischen Partei-Journalistik lebhaft an, wollte sich aber mit der Form der Heinzen'schen Polemik nicht versöhnen. 'Gerade der Individualismus,' meinte er, 'müsse der Individualität des Andern gerecht sein, sonst schlage er in Despotismus um.' Ich bedauerte, ihm nicht die Worte entgegenbringen zu können, mit welchen der 'Pionier' den laufenden Jahrgang einleitet: 'Was ist Freiheit?' Rücksichtslosigkeit innerhalb der Grenzen des Rechts, der Wahrheit und der Schönheit, Andern aber die nämliche Rücksichtslosigkeit zugestehen. Das ist Freiheit! Sicher wäre dies das rechte Wort der Verständigung gewesen. 'Der Naturgott', bemerkte Feuerbach im Laufe der Unterhaltung, 'sei für die Masse ein Bedürfhiß; der sonst leidlich verständige Müllermeister von Bruckberg z. B. könne ihn (den Naturgott) nicht los werden; er

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kalkulire: sowie die Bruckberger Mühle ohne ihn still stehe, so müsse auch das Mühlwerk des Universums seinen Müllermeister haben; ohne einen solchen gehe es nicht. Übrigens sei dieser Naturgott im Allgemeinen ein unschuldiger und ungefährlicher Gott, ein anderer, als der blutige, despotische Pfaffengott.' Natürlich pflichtete er mir bei, als ich bemerkte, daß der Naturgott die Folie für den Pfaffengott und daß vom Naturwunder und Naturglauben nur ein Schritt zum Pfaffenwunder und zum Aberglauben sei. - Von Ruge's Versuch, die weiland 'Hallischen Jahrbücher' von England aus wiederaufzunehmen, wollte Feuerbach nichts wissen. Der Hegel'sche Idealismus sei todt und er habe für sein Theil die Mitwirkung an dem Projekte versagt. Als ich erinnerte, Rüge hebe in seiner Polemik gegen den Materialismus immer hervor, derselbe sei, als System der N o t w e n digkeit, der Freiheit und ihren Bestrebungen feind, welche ethischer Enthusiasten als freudige Werkzeuge bedürfen, bemerkte Feuerbach: 'Allerdings sei der Materialismus das System der Notwendigkeit, aber wahrhaftig nicht der unsittlichen Nothwendigkeit der unnatürlichen Verhältnisse des Bestehenden.' Und in der That ist man eben so versucht, gerade diejenigen, welche doch nur, durch materielles Interesse bestimmt, die bestehende unsittliche Ordnung stützen, Materialisten zu nennen, als man die Männer, welche, doch durch ideelles Interesse angetrieben und materielle Rücksichten bei Seite setzend, den Materialismus entweder wissenschaftlich oder praktisch als freie, sich selbst getreue Menschen kultiviren, als Idealisten bezeichnen kann. Dennoch schimpft A. Rüge über den 'ekelhaften Materialismus der geschlagenen Demokratie'. Ein kleines Porträt, dessen Unterschrift meine Aufmerksamkeit erregte, leitete die Unterhaltung auf die 'geschlagene Demokratie' des Jahres 1848. Es war das Bild eines der Feuerbach'sehen Familie befreundeten Jünglings, welcher als Heidelberger Student sich der badischen Erhebung angeschlossen und bei Erstürmung einer feindlichen Batterie bei Oos gefallen war. Ich kann mich nicht enthalten, die unterschriebenen Strophen, zumal dieselben aus der Feder des jungen Helden selbst geflossen sind, hier aus dem Gedächtniß wieder zu geben: 'Was liegt an uns? Wir werden kaum Nach unsern Zielen fliegen, Ein Sturm vielleicht stürzt unsern Baum, Streut unsern Wogenschlag in Schaum Wenn nur die Brüder siegen!' Die sittliche Größe der Selbstverläugnung und Hingabe, von welcher diese Zeilen des jungen Freiheitsmärthyrers Mich[e]l [vgl. sein Gedicht „An Ludwig Feuerbach", G W 19, S. I X ] zeugen, kann man leider vielen unserer großen Männer aus jener Zeit nicht nachsagen. Sie wollten gerade nach 'ihren Zielen fliegen', und ich erinnerte mich lebhaft an das, was gerade Feuerbach in der Einleitung zu seinem 'Wesen der Religion' ausspricht: 'Woran scheiterte die Erhebung von 1848?', ruft er aus. 'An

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dem Glauben ihrer Vertreter. Die Konstitutionellen glaubten, wenn es heiße: Es werde Freiheit! die Freiheit sei geschaffen. Sie glaubten an eine Schöpfung durch ein bloßes Wort. Hecker glaubte an die Freiheit, aber er überschlug nicht Mittel und Bedingungen derselben. Er glaubte an eine Schöpfung aus Nichts.' - 'Warum ich mich nicht an der Erhebung des Jahres 1848 betheiligte, Hr. Ta[i]llandier?' fährt Feuerbach fort. 'Weil mit solchen Voraussetzungen keine Umwälzung in meinem Sinne möglich ist und weil ich überzeugt bin, daß die Vorbereitung einer Revolution in meinem Sinn, wenn sie überhaupt stattfindet, noch Jahrhunderte erfordert. Das aber dürfen Sie versichert sein, Hr. Ta[i]llandier, daß, wenn ich mich erst an der Revolution betheilige, zum Entsetzen ihrer gottgläubigen Seele, die letzte Stunde der Throne und Altäre geschlagen hat.' In der Nachmittagsstunde lud mich Feuerbach ein, auf sein Studierzimmer mit zu kommen, wo er mir sein neuestes Buch: 'Theogonie, nach der Quelle des hebräischen, römischen und griechischen Alterthums' überreichte. Er habe mit diesem Werke abgeschlossen, es sei diese Zugabe vielleicht schon überflüssig, allein er habe das Bedürfniß gefühlt, einestheils der Gegenwart in nothgebotener, akkomodirter Form nochmals sein ganzes System vorzuführen, anderntheils seine orientalischen, griechischen und lateinischen Sprachstudien in ihren Elementen und mit ihnen seine Jugend, in der sie wurzelten, aufzufrischen, und dann abzuschließen. Er studire jetzt die verschiedenen Naturwissenschaften mit[-] und nebeneinander. Feuerbach schien etwas betroffen: als ich ihm offen bemerkte: Die Isolirung, in der er lebte, sei wohl zuträglich, j a nothwendig für die consequente Entwickelung seines jetzt abgeschlossenen Systems gewesen, jetzt aber, wo er in den Naturwissenschaften dilettire, die verschiedensten Zweige in seinen Mußestunden kultivire, scheine mir der lebendige Verkehr mit gleichstrebenden Männern für ihn unerläßlich. Die Isolierung, die ihn früher konzentrirt und konservirt, könne jetzt leicht dazu fuhren, ihn zu verwirren. Er erkannte die Richtigkeit des Bemerkten bereitwillig an und sprach davon, wie sein Herz ihn nach der Schweiz ziehe, von deren republikanischen Institutionen er mit ideeller Bewunderung sprach. Auch sei es möglich, daß die Erfüllung einer väterlichen Verpflichtung ihn in Bälde zu einer Reise nach den Verein. Staaten veranlasse. Welchen Eindruck dieses Land mit seinen 'republikanischen' Institutionen und seinem 'Materialismus' auch auf einen Geist wie Feuerbach machen möge, jedenfalls würde der Anstoß, den das Leben des einsamen Denkers erhalten würde, unberechenbar nachhaltig wirken. - Das Gespräch wandte sich auf München und die dortigen literarischen Größen, welche in der Gnadensonne der königlichen] Majestät ihre flackernden Lichter leuchten lassen, u. A. auf Liebig, den Schwiegervater, und Moritz Carriere, den Schwiegersohn. Ich erzählte, Gießener Andenkens, von diesem letzteren Hermaphroditen, der binnen weniger Jahre die unerheblichen Wandlungen des Atheisten, Sozialisten, Konstitutionellen und Mystikers durch-

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gemacht und erkundigte mich, ob er jetzt in München katholisch geworden sei? Lachend erwiderte Feuerbach, das habe Carriere nicht nöthig, katholisch sei er schon längst gewesen, was allerdings auf die Katholizität seiner eben aufgezählten Wandlungen vortrefflich paßt. Carriere sei jetzt der erste Philosoph Deutschlands, meinte Feuerbach, ein zweiter Fichte, habe er neuerdings seine 'Reden an die deutsche Nation' von sich gegeben. Natürlich dürfe das Buch in den Kreisen aller Derjenigen, die zur literarischen Kamarilla Münchens, als Hofschneider, Hofbäcker, Hofmetzger u. s. f. in irgend verwandtschaftlicher Beziehung stehen, nicht fehlen. In den literarischen Hofthees spiele Carriere den ästhetischen Zuckerbäcker, den 'philosophischen Konditor', der seine süßen 'Aufsätzchen' mit noch süßerem Mäulchen präsentire. Carriere als 'philosophischer Konditor' in München! Dies ist derselbe Mann, der vor zehn Jahren, als Kandidat für das Frankfurter Parlament, in einer Volksversammlung oberhessischer Bauern sein Programm mit den denkwürdigsten Worten schloß: 'Er werde, wenn man ihn nach Frankfurt wähle, dahin wirken, daß die Idee des Schönen realisirt werde.' Die sinkende Augustsonne mahnte mich indeß an den Abschied. Feuerbach ließ es sich nicht nehmen, mich den weiten Weg nach Heilsbronn zu begleiten. Als ich den von uns eingeschlagenen Rückweg als denselben erkannte, auf dem ich mich nach Bruckberg gefunden, und mir einfiel, daß man mir am Morgen denselben in Groß-Haßlach als den 'Kirchweg' bezeichnet hatte, rief Feuerbach lachend: 'Nun sehen Sie, denselben Weg, welchen man Ihnen dort als 'Kirchweg' bezeichnet, weil man auf demselben uns Bruckberger zur Kirche kommen sieht, nennen wir Bruckberger selbst den 'Todtenweg', weil er unsere Todten nach dem Kirchhof in Gr.-Haßlach weist. Kirchweg und Todtenweg ist eben allenthalben dasselbe.' So kamen wir plaudernd nach Heilsbronn. Noch ein Abschiedstrunk auf der Terrasse des Posthauses, und der Wagen stäubte schon die Chaussee herab. Mit dem Wunsche, ihn in Amerika wiederzusehen, so schied ich von L. Feuerbach. In Nürnberg angekommen, war mein Erstes, die 'Theogonie' zur Hand zu nehmen. Sie beginnt mit Homers 'Singe, o Muse, den göttlichen Zorn des Peliden Achilles', um an der Hand der hebräischen, griechischen und römischen Literatur den Feuerbach'schen Fundamentalsatz zu illustriren: 'Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde, nach des Menschen Bilde schuf er ihn.' Jugendliche Frische, poetischer Schwung, klassische Einfachheit, dialektische Schärfe zeichnen das letzte Werk des großen deutschen Denkers vor seinen eigenen früheren Schöpfungen aus, - den Schwanengesang eines, treu und unverwandt dem hehren Dienste der Wahrheit hingegebenen Manneslebens!" (In: Das Jahrhundert, Jg. 1858, Nr. 43, S. 680-684.) 3 2 - 3 4 Nach Lüdeking ... abgeschlossen: Vgl. die abschließende Bemerkung K. Lüdekings über Feuerbachs „Theogonie" in seinem Beitrag „Ludwig Feuerbach. Eine Reiseskizze", siehe vorige

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Erläuterung, vgl. Briefe 832 und 896. 39 „Triarier": Die anonym veröffentlichte Schrift „Die Triarier. David Friedrich Strauß, Ludwig Feuerbach und Arnold Rüge und ihr Kampf für die moderne Geistesfreiheit... Von einem Epigonen" (Kassel 1852) stammt vermutlich von F. Harms, der bereits in „ Der Anthropologismus in der Entwicklung der Philosophie seit Kant und Ludwig Feuerbachs Anthroposophie" (Leipzig 1845) eine Integration des Feuerbachschen anthropologischen Ansatzes in die Linie der Gesamtentwicklung des deutschen Idealismus versuchte. Vgl. S. Rawidowicz, Ludwig Feuerbachs Philosophie. Berlin 1931,1964, S. 107; E. Rambaldi, La critica antispeculativa di L. a. Feuerbach, Firenze 1966, S. 126. 44 es fehlt... anthropologische Ethik: Feuerbach hat diese wiederholt ausgesprochene (vgl. Brief882, Z. 92) Anregung durchaus positiv aufgenommen, vgl. Erl. zu Brief 818, Z. 33. Die nähere Bekanntschaft mit A. Schopenhauers Schrift „Die beiden Grundprobleme der Ethik" in der Leipzig 1860 erschienenen Auflage (vgl. Briefe 950, 954) bestärkte ihn in der Berechtigung und Dringlichkeit einer Auseinandersetzung. 58 Meßartikel für Leipzig: D. h., er wünschte, alsbald ein neues Werk Feuerbachs in den Angeboten zur Leipziger Buchmesse vorzufinden. 5 9 - 6 0 in Deutschland bleiben: Abgesehen von der Auflösung des Verlöbnisses der Tochter gab möglicherweise die Nachricht seines Jugendfreundes E. Dedekind (vgl. Brief 867) und F. Kapps ebenfalls resignierter Brief von November 1858 (Brief 868) wesentlichen Ausschlag, daß Feuerbach die Pläne zu einer Auswanderung nach Amerika fallen ließ. 870 Originalhandschrift: UB Helsinki. Erstveröffentlichung: BwN II, S. 50-52. Textvergleich: 3 Br[uck]b[erg] In BwN folgt Zusatz: den 35 kargen: kurzen BwN 66 darnach: nach der BwN 69 demselben: diesem BwN. Erläuterungen: 28 „Kurz... Kunst": Zitat nach Seneca „Vita brevis, ars longa" (De brevitate vitae, I, 1). 58 Freundin: Katharina Michel. 5 8 - 5 9 ihrer Tochter: Sophie Jegel, geb. Michel. 61 am 13. Sept[em]b[er]: Am 13. September brach auf dem zur „Hamburg amerikanischen PaketfahrtActiengesellschaft" gehörigen Postdampfschiff „Austria" auf der Rückfahrt nach den USA bei Neufundland ein verheerender Brand aus. Unter den zuerst identifizierten Opfern aus der ersten Kajüte befanden sich „Frau Sophie Jegel mit einem Kind". Vgl. Allgemeine Zeitung, Augsburg, Nr. 281, 8. Oktober 1858, S. 4538 und Beilage, S. 4548. 7 0 - 7 1 Dr. Friedländer... Heidelberg: Seit 1847 Privatdozent der Philosophie in Heidelberg gehörte Alexander Friedländer zu den fuhrenden Persönlichkeiten der demokratischen Bürger- und Studentenbewegung Heidelbergs. Er war Mitbetreiber und -Verfasser der Petition für Feuerbachs Berufung an die Universität in Heidelberg, vgl. die emphatische Würdigung „Ludwig Feuerbach" mit Blick auf die akademische Jugend im „Amphitheater

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für Unterhaltung, Kunst und Kritik. (Beiblatt zur Trier'sehen Zeitung), Nr. 11 und 12, Trier 1848, wo es u. a. lautete: „Feuerbach hat aufgehört Philosoph, d. h. Alleindenker und Alleinwisser zu sein, und darum ist er uns der größte Philosoph. Denn das Allein und statt aller Andern denken Wollen der alten absoluten Philosophie ist so verwerflich, als das Allein und statt aller Andern regieren Wollen der alten absoluten Monarchie! Feuerbach ist der demokratische Philosoph!" Während des Aufenthalts von Feuerbach in Heidelberg hatte er freundschaftlichen Umgang mit ihm. Allein wegen Beteiligung am Badischen Aufstand „durch Schrift und Rede" wurde er 1849 zu Haft verurteilt. Vgl. auch E. Thies, Ludwig Feuerbach zwischen Universität und Rathaus oder die Heidelberger Philosophen und die 48er Revolution, Heidelberg 1990. 871 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/4. 3. Erstveröffentlichung, gekürzt: BwN II, S. 45. Textvergleich: 5 - 5 2 Wüßte ... Phrasen Fehlt in BwN 53 verehrter H[err] Doktor Fehlt in BwN 60-63 Schade ... interessiert Fehlt in BwN 66 Herr Doktor Fehlt in BwN 75 Heinr. Benecke: H. B. BwN. Erläuterungen: 25 seiner Reiseskizze: Vgl. Erl. zu Brief 869, Z. 26. 29-30 meine Berichtigung des „Jahrhunderts": Benecke hatte Feuerbach zuerst auf den Reisebericht K. Lüdekings im „Jahrhundert" aufmerksam gemacht (vgl. Brief 869, Z. 26-29). Die erwähnte Berichtigung durch H. Benecke erschien unter „Berlin, 5. Nov." im „Feuilleton" der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" vom 9. November 1858, S. 2214, 1. Sp. Benecke anerkannte die gutgemeinte Absicht des Reiseberichts. Einerseits sei Lüdekind aber über bestimmte Einzelheiten nicht hinreichend unterrichtet gewesen. So treffe die Bemerkung, Feuerbach betreibe zusammen mit seinem Schwager in Bruckberg ein Porzellanfabrikgeschäft, nicht zu. Dann sei Feuerbach nicht gewillt, nach Amerika zu gehen, er habe lediglich vor einiger Zeit eine Reise nach New York beabsichtigt, diese aber alsbald aufgegeben. Anderseits, hätte Feuerbach von der Absicht eines Berichts über die Visite in Bruckberg gewußt, hätte er bestimmt davon abgeraten, da es dem bescheidenen Gelehrten stets zuwider war, wenn seine Freunde sich zu Lobrednern aufwarfen, denn er habe stets den Grundsatz vertreten, daß seine Schriften für sich selbst sprechen müssen. Indiskretionen Lüdekings über persönliche Gespräche und nur für den Gast bestimmt gewesene Bemerkungen Feuerbachs zu Personen, wie J. v. Liebig oder M. Carriere, nannte Benecke taktlos und ein schiefes Bild vermittelnd: Feuerbachs Charakter sei es fremd und in Bruckberg sei es nicht Sitte, über andere Personen herzuziehen oder jemandes Verdienste herabzusetzen. 35-37 Die „Berliner Revue"... dazugegeben haben: Bezieht sich auf die von H. Keipp redigierte Zeitschrift „Berliner Revue. Social-politische Wochenschrift." 15. Bd., 4. Quartal, Berlin 1858.

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Ein „Aus dem radicalen Lager" betitelter anonymer Beitrag, a. a. O., S. 296-304) betrachtet die Lehre Feuerbachs als die geistige Grundlage des deutschen Radikalismus, der um vieles gefährlicher sei als der auswärtiger Vertreter: „Eine besondere Propaganda ... wird mit den Werken Ludwig Feuerbach's getrieben, welche ja allerdings in mancher Beziehung um vieles populärer gehalten sind, als die Schriften der übrigen, aus der Hegel'schen Schule entstammenden 'Kritiker'. Wir richten auf diesen Umstand die Aufmerksamkeit unserer Theologen und positiven Philosophen, die wohl eifrig bemüht sind, die Polemik und die Apologetik zu Ehren zu bringen, aber nicht zu bemerken scheinen, wo der haupsächlichste Feind seine Stellung genommen hat." (S. 298.) Als eigentümlichen Beleg für die „Verehrung, welche L. Feuerbach im radicalen Lager genießt" (S. 299), folgen nun zahlreiche Auszüge aus K. Lüdekings Reiseskizze, die hier für sich selbst sprechen sollen. 39 Reflexionen über Sie: Bezieht sich auf vorgenannten Beitrag „Aus dem radicalen Lager", der die Untertitel „Feuerbach. Die naturforschenden Materialisten. Rüge und sein beseitigter Idealismus. Die nöthigen Vorbedingungen einer gründlichen Revolution. Die ästhetischen Radicalen" trägt. 46 Aufsatz von mir: Im Jahrgang 1858 des „Deutschen Museums" findet sich nur ein mit „H. B." gezeichneter Beitrag, eine Anzeige zweier Schriften fiir Reisende nach London (Places worth seeing in London und Tempelsculpturen aus der Schule des Phidias im Britischen Museum. Von Dr. Christian Semmler, in: Deutsches Museum, Nr. 31, 29. Juli 1858). Unter vollem Namen erschien 1857 ein Artikel „Der biblische Stoff und das Drama" (Deutsches Museum, Nr. 37, 10. September 1857, S. 367-372), der hier wohl nicht in Betracht kommt. 53-54 Arnold Ruges „Briefe über die Theogonie'": A. Rüge kleidete seine Stellungnahme zu Feuerbachs „Theogonie" in die Form dreier Briefe an einen Freund „Über Ludwig Feuerbach und seine Theogonie" („Deutsches Museum", Nr. 23, 3. Juni 1858, S. 836-839; Nr. 30, 22. Juli 1858, S. 128-138; Nr. 33, 12. August 1858, S. 238-252). Vgl. Vorbemerkungen zum vorliegendem Band, S. XII und Erl. zu Brief 898, Z. 33-37. 872 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/7. 9. Erstveröffentlichung, gekürzt: BwN II, S. 52-53. Textvergleich: 9 - 1 8 War's ... auch Fehlt in BwN 22 dieser Studien: dieses Studiums BwN33-59 Es ist... schreiben Fehlt in BwN68 ebenso: aber so BwN 71-128 Ich bemühe ... empfehlen Fehlt in BwN 132 Hamburg ... Verkehrs Fehlt in BwN. Erläuterungen: 20 Knapps... Rechtsphilosophie: Vgl. Vorbemerkungen zu diesem Bande, S. XIV-XV und Erl. zu Brief 818, Z. 33. 25 Reiseskizze von Lüdeking: Vgl. Erl. zu Brief 869, Z. 26. 4 9 - 5 0 Augsburger allgemeinen Klatschtrine: Gemeint ist die Augsburger „Allgemeine

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Zeitung". 95 dem großen Deutschen: Martin Luther. 121 Frauenstädts „Briefe": J. Frauenstädt, über acht Jahre jünger als Feuerbach, hatte ebenfalls von der Theologie zur Philosophie gewechselt, war anfangs Hegelianer und Mitarbeiter der „Hallischen Jahrbücher". Zu dieser Zeit hatte er auch zu Feuerbach Verbindung gesucht (vgl. GW 17, Brief 183, S. 351), dem er fortdauernd in religionsphilosophischen Fragen Aufmerksamkeit schenkte. 1848, wo er den monatelangen Aufenthalt in Frankfurt a. M. auch zu näherem Umgang mit Schopenhauer nutzte, bekehrte er sich in wesentlichen Positionen zu dessen weltentsagender, die Verneinung des Willens zum Leben als Weg des Heils verheißender Philosophie („Über das wahre Verhältnis der Vernunft zur Offenbarung"). Die „Briefe über die Schopenhauer'sehe Philosophie" (Leipzig 1854) trugen wesentlich zur Verbreitung der Schopenhauerschen Philosophie bei, als deren Apostel er nach Schopenhauers Tode wirkte. W. Bolin kommt im Brief 881, vgl. Erl. zu Z. 11, nochmals auf die Abhandlung Frauenstädts und anschließend eingehender auf Schopenhauer zu sprechen. 123 R[i]ch[ar]d Löwenherz: W. Bolin benutzte - eine Reminiszens an H. Heine, vgl. Erl. zu Brief 844, Z. 15 - als Dichter den Namen Richard Löwenherz. Die „Götterkomödie" hatte er im Entwurf Feuerbach zur Beurteilung zugesandt; vgl. dessen Stellungnahme dazu im Brief 846. 873 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/26. 7. Textverluste durch ausgebrochenes Papier wurden, soweit möglich, ergänzt. Erläuterungen: 23 Meine Tochter: Eleonore Feuerbach. 31 Deinen Gegenstand: Betraf die im Brief 868 angekündigte Geschichte der deutschen Einwanderung in die Vereinigten Staaten. Sie erschien 1868 in Leipzig (1867 New York). 4 2 - 4 4 „Beiträge zur Geschichte" ... von allgemeiner Bildung: „Die Beiträge zur Geschichte von Kloster Heilsbronn" (Ansbach 1859) waren von dem dortigen Pfarrer G. Muck verfaßt worden; die von Feuerbach zitierten Passagen finden sich S. 120. 71 Berliner Literaten: H. Benecke. 77-78 dem Pseudonymen Verfasser eine kleine Schrift... zugeschickt: Es war die in der Randbemerkung zu Brief 896 angeführte Schrift „Kaspar Hauser. Kurze Schilderung seines Erscheinens und seines Todes" von F. K. Broch (Zürich 1859). Hinter dem Pseudonym F. K. Broch verbarg sich G. F. Kolb. 86-87 verhängnisvollen Jahre 1848, wo wir uns zum letzten Male gesehen: Feuerbach spielt auf die gemeinsam in Frankfurt a. M. verbrachten Monate im Revolutionsjahr 1848 an. 89 schmerzen- als hoffnungsreiche Verhältnis: L. Feuerbachs Tochter Eleonore war mit Otto Kapp, dem jüngeren Bruder Friedrich Kapps verlobt und wollte mit ihm in die Vereinigten Staaten auswandern. Die Verlobung wurde jedoch wieder gelöst. 91-92 eine Reise- undTodesgefährtin der unglücklichen Jegel: Sophie Jegel, die Tochter Katha479

rina Michels, hatte ihre Mutter in Bamberg besucht und kam mit ihrem Kinde auf der Rückkehr nach Amerika im September 1858 beim Brand des Dampfers „ Austria" ums Leben, vgl. Brief 870, Erl. zu Z. 61. 874 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/11. 16. Erläuterung: 6 Hypothekenschein: Die Umschreibung einer Feuerbach zustehenden Hypothekenschuld der Bruckberger Manufaktur auf seine Schwestern als außenstehende Gläubigerinnen geschah offensichtlich im Blick auf den herannahenden Bankrott der Bruckberger Porzellanmanufaktur (vgl. Erl. zu Brief 875, Z. 7). 875 Originalhandschrift: Dichtermuseum Liestal (Schweiz), HerweghArchiv, Sign. BRH 882. Erstveröffentlichung: Nord und Süd, S. 38. Textvergleich: 4 In Eile Fehlt in Nord und Süd 13 angeht: geht Nord und Süd 13 eignes: im eigenen Nord und Süd 17 morgens In Nord und Süd folgt Zusatz: um. Erläuterung: 7 trauriges Schicksal: Bezieht sich auf die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Bruckberger Porzellanmanufaktur, deren Mitbesitzerin Feuerbachs Ehefrau Bertha war, die einen Bankrott schließlich unabwendbar machten. Feuerbach ging davon aus, daß dann ein weiteres Verbleiben auf Bruckberg, wo seine Familie im Fabrikflügel des Schlosses freie Wohnung hatte (vgl. H. Uhde-Bernays, Henriette Feuerbach. Ihr Leben in ihren Briefen. Berlin 1912, S. 61), nicht mehr möglich sein wird (vgl. Brief 896, Z. 6 4 - 9 0 und Erl. zu Brief 907, Z. 4). 876 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/18. 7. Korrektur: 22 ist gleich: Im Original =. Erläuterungen: 5 - 7 Ihr Votum ... Streitfragen, die sich daran knüpfen: Feuerbach beschäftigte sich nach Abschluß der „Theogonie" - mit durch die Übersiedelung nach Nürnberg bedingten Unterbrechungen - mit dieser Thematik. Vgl. die 1866 im zehnten Band seiner „Sämmtlichen Werke" veröffentlichte Abhandlung „Über Spiritualismus und Materialismus, besonders in Beziehung auf die Willensfreiheit", (GW 11, S. 53 bis 186). 19 cf. Büchner: Bezieht sich auf die Schrift „Kraft und Stoff" von Ludwig Büchner, die 1855 in Frankfurt a. M. erschien und eine heftige Diskussion auslöste, vgl. Erl. zu Brief 818, Z. 23-24.

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877 Originalhandschrift: Dichtermuseum Liestal (Schweiz), HerweghArchiv, Sign. BRH 883. Erstveröffentlichung: Nord und Süd, S. 39. 878 Originalhandschrift: Dichtermuseum Liestal (Schweiz), HerweghArchiv, Sign. BRH 884. Erstveröffentlichung: Nord und Süd, S. 39-40. Textvergleich: 6 einem: einer Nord und Süd 6 fait: Fahrt Nord und Süd 10 lassen In Nord und Südfolgt Zusatz: als 10 dies: ich Nord und Süd 14 [vor]: vor Nord und Süd 20 aus Fehlt in Nord und Süd 22 poste restante Fehlt in Nord und Süd 27 reichen: reicheren Nord und Süd 29 der: den Nord und Süd 30 Frau: Freundin Nord und Süd 31 (gesehen habe ich noch niemand) Fehlt in Nord und Süd 32 erwarte In Nord und Südfolgt Zusatz: gesehen habe ich noch niemanden 3 2 - 3 5 Bis jetzt... Gurken Fehlt in Nord und Süd 37 No. Fehlt in Nord und Süd 41 denn: dann Nord und Süd. Erläuterungen: 11 Sattlerschen Vorschlags: Bei Gelegenheit des Besuchs von Emma Herwegh in Bruckberg (vgl. Brief 877) war über die Möglichkeit gesprochen worden, dem Schloßherrn von Mainberg bei Schweinfurt, Sattler, dessen Frau nach einer Mitteilung von J. Moleschott (Brief 783, Z. 44) eine innige Verehrerin Feuerbachs war, den Erwerb des Schlosses Bruckberg mit seiner Manufaktur anzutragen und dabei der Familie Feuerbachs ein Bleiberecht zu erwirken. Emma wollte Feuerbach begleiten, da sie mit der Tochter Sattlers befreundet war. Feuerbach verwarf diesen Gedanken jedoch (Brief 879). 2 0 - 2 1 Meine Freundin: Frau Schwarzenberg, die Tochter Sattlers. 30 seine Frau: Fürstin Carolyne von Sayn-Wittgenstein, geb. Iwanowska, F. Liszts Lebensgefahrtin in Weimar. 31 junger Freund: Theodor Wünzer, ein Schauspieler, den Emma Herwegh an Liszt empfohlen hatte.

879 Originalhandschrift: Dichtermuseum Liestal (Schweiz), HerweghArchiv, Sign. BRH 885. Erstveröffentlichung: Nord und Süd, S. 40-41. Textvergleich: 10 wohl Fehlt in Nord und Süd 32 an In Nord und Süd folgt Zusatz: einen 32 und: von Nord und Süd 41 Günzenhausen: Günzenhausen 42 Herz: Georg Nord und Süd. Erläuterungen: 6 der verstorbnen Kapp: Emilie Kapp, geb. Schuster. 7 Sattler: Vgl. Erl. zu Brief 878, Z. 11.15 In welche Hände ... Bruckberg kommen mag: Vgl. Erl. zu Brief 875, Z. 7. 21 Schrift: Feuerbach be481

absichtigte eine Abhandlung über die Willensfreiheit, die auch eine Auseinandersetzung mit Kant bringen sollte; der Bankrott der Pozellanmanufaktur im Juni machte jedoch zunächst alle derartigen Pläne zunichte. 27 Deiner Freundin: Vgl. Erl. zu Brief 878, Z. 20-21. 880 Originalhandschrift: Der Verbleib ist nicht bekannt. Die Veröffentlichung erfolgt nach Exzerpten von E. Lenel, die sich in der Manuscript Division der Library of Congress, Washington, D. C., befinden. Erstveröffentlichung, gekürzt: Lenel, S. 124 (unser Text Z. 27-30). 881 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/7. 10. Erstveröffentlichung, gekürzt: BwN II, S. 53-55. Textvergleich: 4 Weit... Brief Fehlt in BwN 5 - 6 möchte... zuzubringen Fehlt in BwN 15 dann: denn BwN 28 um sie: zu ihr BwN 35 das: der BwN 36 Gesetz: Zusatz BwN48 nach: von BwN63-82 Kant... Zeit Fehlt in BwN99-128 Inzwischen ... empfangen Fehlt in BwN. Erläuterungen: 11 Frauenstädts begeisterter Darstellung: Bezieht sich auf die 1854 herausgegebenen „Briefe über die Schopenhauer'sche Philosophie". Vgl. Erl. zu Brief 872, Z. 121; vgl. auch Briefe 889, 954 und 959. 83 einem Ihrer frühern Briefe: Siehe Brief 856. 99 Richard Löwenherz: Vgl. Erl. zu Brief 844, Z. 15. 882 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/4. 4. Erläuterungen: 7 Ploßschen Thema: H. H. P. Ploss war in Leipzig als hochgeschätzter praktischer Arzt und Geburtshelfer und nebenher als Medizin-Schriftsteller tätig und wandte sich auch Fragen der anthropologischen Kulturgeschichte in Bezug auf Sitten und Gebräuche bei Geburt und der Kindesaufzucht und -erziehung der verschiedenen Völker zu. 21 ein anderes Manuskript: Beide Manuskripte des Leipziger Professors der pathologischen Anatomie C. E. Bock (Z. 8 - 9 : „Theorie der Knaben- und Mädchenzeugung" und Z. 21-22: „Der Mensch der Zukunft bei materialistischer Weltanschauung") sind offenbar nicht veröffentlicht worden. 32 so Trauriges: Bezieht sich auf den drohenden Zusammenbruch der Bruckberger Existenz. 3 2 - 3 3 Frau Prof. Sidfonie] Fauerbach]: Die Witwe Eduard Feuerbachs, vgl. Erl. zu Brief760, Z. 29, hatte Benekke in Bruckberg kennengelernt; offensichtlich korrespondierten sie auch miteinander. 48-49 Scherrsches Prachtwerk: J. Scherr, Schiller und seine Zeit, Leipzig 1859. 54-55 dem noch ungedruckten Nachlaß Ihres Herrn Vater[s]: Es bestanden keine Pläne, der 1853 bei J. Weber in Leipzig 482

erschienenen zweiten, vermehrten Ausgabe des „Biographischen Nachlasses" von P. J. Anselm v. Feuerbach, eine entsprechende weitere Publikation folgen zu lassen. 70-71 skandalvollen Vorfall... Prof. Bruno Lindner: Die Augsburger „Allgemeine Zeitung", Nr. 89 vom 30. März 1859, meldete in einer kurzen Korrespondenz aus Leipzig vom 27. März 1859, daß „der bisherige außerordentliche Professor der Theologie, Dr. W. Bruno Lindner durch einen Erlaß des Cultusministeriums seiner Professur enthoben" worden sei. Lindner sei in einen „hier das unangenehmste Aufsehen machenden Criminalproceß" verwickelt. Der Prozeß endete am 29. Februar 1860 mit der Verurteilung Lindners zu sechs Jahren Arbeitshaus. Außerdem erklärte Lindner sich bereit, eine Entschädigung von insgesamt 1100 Talern an die bestohlenen Bibliotheken zu zahlen (siehe auch: Der Prozeß gegen Dr. Wilhelm Bruno Lindner, Leipzig 1860). 84-85 Pharisäerdünkel... Gott, etc.: Gemeint ist das Gleichnis Jesu vom betenden Pharisäer und Zöllner, Luk. 18. 11. 92 eine Feuerbachsche Ethik: Die Aufforderung, das Gesamtwerk mit einer Ethik zu vollenden, ist Feuerbach von Anhängern mehrfach angetragen worden. Feuerbach hat sich vor allem in den sechziger Jahren, besonders in Auseinandersetzung mit Kant und Schopenhauer, ethisch-moralischen Themen zugewandt; eine „Ethik" im Sinne einer systematischen Gesamtdarstellung lag Feuerbach jedoch fern. Vgl. Erl. zu Brief 876, Z. 5-7; Brief 818, Z. 33. Vgl. auch W. Lefevre, Feuerbach und die Grenzen der Ethik, In: Solidarität oder Egoismus ..., Berlin 1994, S. 125-140. 94-96 Moleschott ... gegeben haben soll: J. Moleschott befaßte sich seit Anfang der fünfziger Jahre mit der Ausarbeitung einer Anthropologie, die jedoch nicht vollendet wurde (vgl. Erl. zu Brief 765, Z. 19). Das im Brief genannte Gesamthonorar von 15.000 [fl.] erscheint übertrieben, stimmt aber mit Brief 749 (siehe GW 19, S. 418) zusammen, wo von 100 fl. pro Bogen die Rede ist. 105 Diezeis „Realpolitik": Das Buch des ehemaligen württembergischen Schullehrers und Wortführers der bayerischen Linken in der Revolutionszeit Gustav Diezel - Grundsätze der Realpolitik, angewendet auf die staatlichen Zustände Deutschlands, Stuttgart 1853 enthält keine besondere „Vorrede"; offenbar ist das einleitende Kapitel („Das dynamische Grundgesetz des Staatswesens") gemeint, in dem vorsichtig auf politische Erfordernisse der Zeit und einer Realpolitik verwiesen wird: „Eine falsche Verfassung ist... diejenige welche den gesellschaftlichen Kräften die politischen Organe versagt, und dadurch die wirksame Verwendung derselben erschwert oder unmöglich macht." (S. 5.) „Eine Politik welche die Sicherung des jeweiligen Verfassungsbestandes zum leitenden Grundsatze hat, mag durch feste unerschrockene Handhabung jener Mittel mit großem Erfolge geübt werden, die Nachwirkungen derselben aber werden sich nothwendiger Weise gegen den Staat selbst kehren, dessen organische Verbindung mit der Gesellschaft auf diese Weise gelockert wird, und der dem Siechthum und der Altersschwäche um desto sicherer und um desto frühzeitiger verfällt, je voll483

ständiger man das Einströmen der frischen gesellschaftlichen Säfte verhindert." (S. 7.) 883 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/25. 2. Erläuterungen: 15 Auflösung des Verhältnisses unsrer Kinder: Betrifft die Auflösung des Verlöbnisses mit Otto Kapp, vgl. Erl. zu Brief 873, Z. 89. 34-35 Akazie Lophanta: Acacia lophanta, eine seinerzeit beliebte Zimmerpflanze. 4 9 - 5 0 Verhältnisse der hiesigen Fabrik: Vgl. Erl. zu Brief 875, Z. 7. 59 Fritz: Friedrich Kapp. 6 0 - 6 1 Prospektus zu seinem neuen Werke: F. Kapp, Leben des amerikanischen Generals John Kalb. Das Werk erschien 1862 in Stuttgart. 6 8 - 6 9 Krankheit... Schwiegersohns: Gemeint sind die Schwiegersöhne G. Kapps Dr. Zimmermann und Alfred von der Leyen. 72 Ida: Ida Zimmermann, geb. Kapp. 884 Originalhandschrift: Dichtermuseum Liestal (Schweiz), HerweghArchiv, Sign. BRH 886. Dieses Schreiben war dem Brief vom 17. Mai 1859 (Brief 885) beigelegt. Erstveröffentlichung: Nord und Süd, S. 42. Textvergleich: 22 Lebe wohl... Mutter Fehlt in Nord und Süd. 885 Originalhandschrift: Dichtermuseum Liestal (Schweiz), HerweghArchiv, Sign. BRH 886. Erstveröffentlichung: Nord und Süd, S. 42-43. Textvergleich: 15 entschließen: entscheiden Nord und Süd 19 nämlich In Nord und Süd folgt Zusatz: schon früher zu hören 19-21 wie Du ... würdest Fehlt in Nord und Süd 26 allerlei: alle die Nord und Süd 2 8 - 2 9 grobe Bedientenfehler: u. drgl. mehr Nord und Süd 29 waren In Nord und Südfolgt Zusatz: mir 33 hast In Nord und Süd folgt Zusatz: und 36 auf: an Nord und Süd 40 hier Fehlt in Nord und Süd 42 Aufgegebne: aufgegeben Nord und Süd 43 Verschwundne: verschwunden Nord und Süd 48 L. F.: Ludwig Feuerbach Nord und Süd. Erläuterungen: 5 Deine Zigarrensendung: Die offenbar sehr teueren, exklusiven Zigarren waren ein Geschenk von Franz Liszt an Feuerbach, das Emma Herwegh als Ausdruck seines Respekts und Mitgefühls für das augenblickliche Schicksal des Bruckberger Denkers überbringen sollte, der ihm allein schon über seine Freundschaft zu Richard Wagner und die Beziehungen zu den Herweghs ein Begriff war und Respekt als unbeugsamer Denker abforderte. Leider weist der Briefwechsel R. Wagners mit F. Liszt (1887) keine Bezugnahmen Liszts auf Feuerbach auf. Vgl. auch 484

P. Raabe, Liszts Leben. 2. erg. Aufl., 1. Buch, Tutzing 1968, S. 63. 41-42 nach abermals verunglückter Klosterpartie: Bezieht sich auf das in der Nähe gelegene Kloster Heilsbronn. 886 Randbemerkung: Neunte Briefseite Georg möchte unendlich gern eine Photographie von Dir haben, wenn sich einmal eine Gelegenheit bietet, so laß sie machen und schicke sie uns. Originalhandschrift: Dichtermuseum Liestal (Schweiz), HerweghArchiv, Sign. BRH 887. Erstveröffentlichung: Nord und Süd, S. 43-47. Textvergleich: 17 die Zigarren mir: mir die Zigarren Nord und Süd 23 primados: Prinzados Nord und Süd 37 wohl In Nord und Südfolgt Zusatz: und 38 verdienen In Nord und Südfolgt Zusatz: und 43 in Fehlt in Nord und Süd 43 Bedingungen In Nord und Südfolgt Zusatz: damals 44 sicher Fehlt in Nord und Süd 45 Vedremo Fehlt in Nord und Süd 55 nicht wie ein Privatunglück Fehlt in Nord und Süd 62 gehört: gehörte Nord und Süd 69 wie: in Nord und Süd 71 andre: Andres Nord und Süd 73 ist: weilt Nord und Süd 93 können ganz andre ans Ruder kommen: kommen ganz Andere ans Ruder Nord und Süd 95-96 Frechheit: Freiheit Nord und Süd 97 Binsenwahrheiten: Briefnarrheiten Nord und Süd 101 wenn: wo Nord und Süd 107 den „besten Teil": das „beste Theil" Nord und Süd. Erläuterungen: 17 mir für Dich geschenkt: Vgl. Erl. zu Brief 885, Z. 5. 22 Georg: G. Herwegh. 23 primados: M. Herwegh (Nord und Süd, S. 44) liest „Prinzados". 7 0 - 7 1 die Lösung desselben Themas: Vgl. Erl. zu Brief 875, Z. 7. 77 brochure von Vogt: Carl Vogt, Studien zur gegenwärtigen Lage Europas, G e n f - Bern 1859. (vgl. Erl. zu Brief890, Z. 66-74). 112 die klugen Jungfrauen: Ludwig Feuerbachs Schwestern Leonore und Elise. 113 Santa Vergine: Gemeint ist die älteste Schwester Feuerbachs, Helene von Dobeneck, die zum katholischen Glauben übergetreten war. Vgl. Erl. zu Brief 858, Z. 54-55. 887 Originalhandschrift: Dichtermuseum Liestal (Schweiz), HerweghArchiv, Sign. BRH. - Fragment. Erstveröffentlichung: Nord und Süd, S. 260. Textvergleich: 5 im entgegengesetzten Fall mir: mir im entgegengesetzten Fall Nord und Süd 11 Politicis: politisch Nord und Süd 11 zugleich: gleich Nord und Süd 14 nichts: nicht Nord und Süd 15 wären: waren Nord und Süd 16-17 und wir... würden Fehlt in BwN 23 nichts: nicht Nord und Süd 25 sollte. In Nord und Südfolgt Zusatz: Dein Ludwig Feuerbach. Erläuterungen: 4 Vogtsche Broschüre: Vgl. Erl. zu Brief 886, Z. 77.13 Zigarrengeschichte: Vgl. Erl. zu Brief 885, Z. 5. 485

888 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/12.3. - Die Handschrift ist infolge eines Augenleidens E. Dedekinds stellenweise sehr schwer lesbar. Erläuterungen: 5 meine körperlichen Schmerzen: E. Dedekind war auf dem rechten Auge erblindet (vgl. Brief 867, Z. 17). Dieser Umstand wirkte sich auf seine Handschrift aus, die sehr schwer lesbar ist. Feuerbach bezeichnete sie in seinem Brief an Friedrich Kapp vom 31. Dezember 1858 als „hors de la civilisation" [außerhalb der Zivilisation] stehend (Brief 873, S. 221, Z. 8). Außerdem litt Dedekind an einer Hautflechte. 133 In den „Atlantischen Studien": In dieser Zeitschrift wurden drei Artikel veröffentlicht, die, unter der Überschrift „Aus Indiana", seine äußeren Lebensbedingungen im Staate Indiana und das amerikanische Alltagsleben auf dem Lande im Westen schildern. Sie sind in Form fingierter Briefe an einen Freund im Osten abgefaßt. Während die beiden ersten Artikel im ersten Band, Heft 1 (S. 43-49) und Heft 3 (S. 170 bis 173), allgemeine Probleme des täglichen Lebens von der Zubereitung des Essens bis zum Sektenwesen behandeln, geht der dritte Artikel im Heft 3 des dritten Bandes (S. 161-166) auf die von ihm erwähnten „Geschäfte" ein. Er beschreibt darin den Handel im Westen als Tauschhandel und charakterisiert „Geld zu machen" als die Triebkraft des amerikanischen Lebens. 178-179 Heinrich Keerls Tod: H. Keerl war ein gemeinsamer Freund aus der Jugendzeit in Ansbach. Die Väter Feuerbachs und Keerls waren gemeinsam am Appellationsgericht in Ansbach tätig; durch die Ehe des Bruders Anselm mit Keerls Schwester Amalie, „seinem Engel Amalie" ( G W 12, S. 549) - der dann frühverstorbenen Mutter des Malers Anselm Feuerbach - wurden sie Verwandte. 196-197 Die Biographie Deines Alten: Anselm Ritter von Feuerbachs Leben und Wirken ..., veröffentlicht von seinem Sohne Ludwig Feuerbach, Leipzig 1852 (GW 12). 889 Originalhandschrift: UB Helsinki. Erstveröffentlichung: BwN II, S. 55-57. Textvergleich: 6 zwar Fehlt in BwN 11 schuldet: schildert BwN 14-15 zurückgeworfen: zurückgewiesen BwN 20 Wirklichkeit In BwN folgt Zusatz: ein 34 meine Fehlt in BwN45-46 Cartesius meint,... dem Wissen: Cartesius mit dem Denken und Wissen BwN 48 am: im BwN 56 von Fehlt in BwN 59 freigeisterischen: freigeistischen BwN 59 als: wie BwN 75 Feuerbach: Fb. BwN. Erläuterungen: 21-22 ganze ... Existenz Gefährdendes: Vgl. Erl. zu Brief 875, Z. 7. 52-53 Schriftchen über Goethes „Faust": David Asher, Arthur Schopenhauer als Interpret des Göthe'schen Faust. Leipzig 1859.

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890 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/53. 9. Erstveröffentlichung, gekürzt: Bw II, S. 235-236. Erstmals vollständige Veröffentlichung: Nord und Süd, S. 261-263. Textvergleich mit Bw II: 3 Bruckberg In Bw IIfolgt Zusatz: den 4 Liebe Emma! Fehlt in Bw II 12 nächsten Fehlt in Bw II 18 ich: sich Bw II 20-21 der mir eines machen könnte Fehlt in Bw II 2 3 - 4 9 Der Ärger... so eine ähnliche Fehlt in Bw II 49 Doch Fehlt in Bw II 57 dann: Euere Bw II 67 die In Bw II folgt Zusatz: nicht 72 es Fehlt in Bw II 79 scheußliche: schmähliche Bw II 8 3 - 8 9 Meine Schwestern ... mitzunehmen Fehlt in Bw II 93 kannst nun: kommst Bw II 100 Mit diesem Wunsch Fehlt in Bw II 101 L. Feuerbach: L. F. Bw II. Textvergleich mit Nord und Süd: 3 0 - 3 1 die ich ... betrachte Fehlt in Nord und Süd 35 welche Zeit Fehlt in Nord und Süd 48 nicht Dich: Dich nicht Nord und Süd 57 dann: Eure Nord und Süd 6 5 - 6 6 Menschenzwecke: Menschen Nord und Süd 67 die: In Nord und Süd folgt Zusatz nicht 71 absichtliche: abscheuliche Nord und Süd 72 es Fehlt in Nord und Süd 84-85 Deinen Grüßen: Deinem Gruß Nord und Süd 86 ihres katholischen Blödsinns Fehlt in Nord und Süd 93 kannst: kommst Nord und Süd 95 an: in Nord und Süd. Erläuterungen: 20 seit die Fabrik tot ist: Vgl. Erl. zu Brief 875; Z. 7. 5 6 - 5 7 neue kritische Ausgabe seiner Gedichte: Gemeint sind G. Herweghs „Gedichte eines Lebendigen", Zürich - Winterthur 1841-1843. Nach der Ausgabe von 1849 erfolgte - neben einer Anthologie aus den Gedichten Herweghs (Hildburghausen - New York 1860), die hier in den Blick genommen wurde - , eine weitere, die neunte Auflage erst 1871. 5 9 - 6 0 in der damaligen Zeit und Lage so verzeihlichen Fehlers: Bezieht sich auf G. Herweghs aktiven Einsatz in der militärischen Legion der Deutschen demokratischen Gesellschaft (gegründet im Februar 1848 in Paris), die - entgegen den nachdrücklichen Warnungen von Freunden, z. B. von K. Marx, wegen des Abenteuerlichen eines solchen Einsatzes aus dem Ausland - im April 1848 den Aufständischen in Baden von Straßburg aus zu Hilfe eilen wollte, zu spät kam und von Regierungstruppen in einem Gefecht zerschlagen wurde. G. Herwegh flüchtete mit seiner Frau in die Schweiz, wobei die Umstände seiner Flucht in deutschen Zeitungen verläumderisch entstellt wurden. Es wurde die Meldung verbreitet, er habe sich beim Grenzübergang feige unter dem Spritzleder einer Kutsche verborgen. In Wirklichkeit hatte er zu Fuß, als Bauer verkleidet, die Schweizer Grenze überschritten (vgl. GW 19, S. 481-482, Erl. zu Brief 592, Z. 94). 64 der Krieg: Betrifft den Italienischen Krieg von 1859. Hintergrund dieses Krieges war das vom Königreich Sardinien unablässig verfolgte Ziel, Österreich aus Italien zu vertreiben. Die Einmischung Österreichs hatte im 18. Jahrhundert nach dem spanischen Erbfolgekrieg begonnen und war in der Folgezeit im wesentlichen ein 487

Rivalitätskampf mit Frankreich um Gebiete und Einfluß in Italien. Die Versuche in den Jahren 1848-1849, die österreichische Fremdherrschaft durch Volksaufstände abzuschütteln, schlugen fehl; österreichische Truppen hielten weiterhin Teile und wichtige Städte Ober- und Mittelitaliens besetzt. Mit Beginn des Jahres 1859 war in Österreich, Frankreich und Sardinien verstärkt gerüstet worden. Am 23. April 1859 verlangte Österrreich in einem Ultimatum die Abrüstung Sardiniens. Nach der Ablehnung seitens der Regierung in Turin rückten am 29. April österreichische Truppen in der Lombardei ein, und Frankreich, der Bundesgenosse Sardiniens, begann Truppentransporte nach Turin und Genua zu entsenden. Nach verschiedenen kleineren Gefechten kam es am 4. Juni zur ersten großen Schlacht bei Magenta, das von den Österreichern geräumt werden mußte. Ein weiteres Zusammentreffen der beiden Heere erfolgte am 24. Juni in der Schlacht von Solferino, in der wiederum die Franzosen und Sardinier unter Napoleon III. über Österreich siegten. Angesichts der Stärke des österreichischen Heeres und der seitens des Deutschen Bundes betriebenen Rüstung bot Napoleon am 6. Juli Waffenstillstand an. Es kam zu einer Einigung; die Friedensverhandlungen fanden am 10. November in Zürich ihren Abschluß. 6 6 - 7 4 Der verruchte Napoleon ... die italienische Unabhängigkeit bezwecke: K. Vogt ging in seinen „Studien zur gegenwärtigen Lage Europas" (Genf - Bern 1859) bei der Analyse der Politik Napoleons III. gegenüber Italien davon aus, daß für den Kaiser die Notwendigkeit eingetreten sei, „sich der Selbständigkeit der Nationalität in erster Linie anzunehmen und diese auf seine Fahne zu schreiben". Vogt führte dazu näher aus: „Wir können vielleicht mit Fug und Recht bezweifeln, daß diese Selbständigkeit sein letzter Gedanke sei; wir können annehmen, daß entweder Eroberungsgelüste oder der Plan einer größeren, die romanischen Stämme umfassenden Konförderation als letztes Ziel in seiner Gedanken tiefem Grunde aufdämmert, so will uns immerhin bedünken, daß man dieser Politik seine Zustimmung schenken und seine Beihülfe zusagen müsse, so lange dieselbe in den Schranken der Befreiung der Nationalität sich hält" ( S . 3 5 - 3 6 ) . Die Befreiung Italiens wurde schließlich unter Führung Garibaldis trotz oder gerade wegen der Interventionen Frankreichs und Österreichs vorangetrieben, vor allem durch die Einbeziehung des Volkes („ Zug der Tausend" 1860). 1861 wurde mit der Proklamation des Königreichs der italienische Nationalstaat geschaffen, doch erst 1870 war die Einigung Italiens abgeschlossen. Vgl. B. Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte, 3. Bd., 8. Aufl., Stuttgart 1960, (4. Nachdruck 1967), S. 147-148. 7 9 - 8 1 Verbindung des lüderlichen Vetters... tugendhaften Clotilde: Gemeint ist Jerome Napoleon, der Vetter von Napoleon III. Er hatte am 30. Januar 1859 Clotilde, die älteste Tochter des Königs Victor Emanuel H von Sardinien, geheiratet. 83 Meine Schwestern: Leonore und Elise Feuerbach. 85 Santa Madonna: Gemeint ist Feuerbachs Schwester Rebekka Magdalena. Vgl. Erl. zu Brief886, Z. 113. 94 Horace: Horace, der älteste Sohn Herweghs. 488

891 Originalhandschrift: Dichtermuseum Liestal (Schweiz), HerweghArchiv, Sign. BRH 890. Erstveröffentlichung: Nord und Süd, S. 263-266. Textvergleich: 5 Tagen: Wochen Nord und Süd 6 Schmuck In Nord und Südfolgt Zusatz: und 48 nach dem: dennoch Nord und Süd 54 [Du]: du Nord und Süd 57 gut Fehlt in Nord und Süd 57 Beutel In Nord und Süd folgt Zusatz: dazu 68 ansah: ersah Nord und Süd 71 (v[on] Brockh[aus]) Fehlt in Nord und Süd 74 Harrbreit: Harr Nord und Süd 86 tiefer Fehlt in Nord und Süd 9 6 - 9 7 Dir diese Erinnerung: diese Erinnerung Dir 97 eine Fehlt in Nord und Süd 98 herzlicher Fehlt in Nord und Süd 111 ihrer: Georg Nord und Süd 113 Den 1. Juli 59 Fehlt in Nord und Süd. Erläuterungen: 19-20 Erinnerung an den 13ten März 58: An diesem Tag wurden Feiice Orsini und Andrea Piere in Paris hingerichtet, nachdem sie am 14. Januar 1858 ein Attentat auf Napoleon DI. verübt hatten; der Kaiser blieb dabei unverletzt. Emma Herwegh verfolgte mit Anteilnahme die italienische republikanische Bewegung und verehrte deren führende Vertreter. 26 Mazzinis Journal: G. Mazzini gab von 1858 bis 1860 in London die Zeitschrift „Pensiero ed azione [Gedanke und Tat]" heraus. 99 der Nonne: Vgl. Erl. zu Brief 886, Z. 113. 107 das Germanische Museum: In Nürnberg. 109 Sattler: Vgl. Erl. zu Brief 878. 111 Jungfrau: Eleonore Feuerbach. 114 G[eorg]: Georg Herwegh. 115 dem Äsop: Friedrich Feuerbach. 892 Originalhandschrift: Dichtermuseum Liestal (Schweiz), HerweghArchiv, Sign. BRH 891. Erstveröffentlichung, gekürzt: Bw II, S. 236-238. Erstmals vollständige Veröffentlichung: Nord und Süd, S. 266-268. Textvergleich: 10-11 leider vergeblich: Jugendlich Bw 3 4 - 3 8 Die schmerzlichen ... wollte Fehlt in Bw 4 1 - 4 3 Du ... Haus Fehlt in Bw 46 Samstag: Sonntag Bw 53 der päpstliche Pot de chambre: das unreine Gefäß Bw 6 7 - 6 9 Von ... Gruße Fehlt in Bw. Erläuterungen: 21 Gedicht Deines Mannes: Es handelt sich um das Gedicht „Zum eidgenössischen Schützenfest in Zürich (vom 3. bis 12. Juli 1859)" (siehe Herwerghs Werke, hrsg. von H. Tardel, [1909], 3. Teil, S. 160-161). 28 Deine letzten Bomben: Emma Herwergh hatte zwei Broschüren von Gottfried Semper überschickt (siehe Brief 891). 38 passieren wollte: Bezieht sich auf Zuwendung zur bislang vernachlässigten Mathematik während des Studiums in Berlin, das jedoch aus finanziellen Gründen vorschnell abgebrochen werden mußte. Vgl. GW 17, S. 90. 54 des italienischen Friedensschlusses: Vgl. Erl. zu Brief 890, Z. 66-74. 58 diabolische Taschenspieler: Gemeint ist Napoleon III. Daß 489

dessen Politik - im Unterschied etwa zu K. Vogt, vgl. Erl. zu Brief 890, Z. 6 6 - 7 4 - von anderen deutschen Intellektuellen durchaus reserviert beurteilt wurde, belegen auch Äußerungen von D. F. Strauß (im Brief an W. Strauß, Heilbronn, Gründonnerstag 1861. Ausgewählte Briefe von David Friedrich Strauß. Hrsg. u. eri. von E. Zeller, Bonn 1895, S. 429 f.): „... bei Deinem Helden Bonaparte aber möchte ich etwas schärfer zwischen den Folgen seines Thuns und seinen Absichten unterschieden wissen. Daß die erstem zum Theil, wie namentlich für Italien, gut waren, liegt vor Augen, aber nicht minder auch, daß die Sache zum Theil ganz gegen seine Absicht gelaufen ist. Ein einheitliches Italien hat er offenbar nicht gewollt, und wenn er den Papst fallen läßt, so werden ihm das die Italiener noch theuer genug abkaufen müssen. Ich bestreite nicht, daß er gewisse Ideen der Zeit sich angeeignet hat, aber nur als Mittel zu seinen durchaus eigensüchtigen Zwecken. Er will in Frankreich herrschen, darum muß er Frankreich befriedigen, für die verlorene Freiheit entschädigen, seiner Ruhm- und Raubsucht schmeicheln, und dazu paßt er jede Gelegenheit ab. Um Österreich zu zerbröckeln, rief er die Nationalitäten auf; um es in Italien zu entwurzeln, gibt er auch den Papst preis; seine Wühlereien in Polen gelten Preußen nicht minder als Rußland, und daß er nach der Rheingrenze über kurz oder lang greifen wird, scheint mir ausgemacht. Daß, wenn dies erfolgt, es mittelbar gute Folgen nach sich ziehen, uns zur Einigung u. s. f. helfen kann, ist möglich; das wird dann aber ganz ebenso wider seinen Willen sein, als die Erhebung Deutschlands seit 1813 wider den des alten Bonaparte war." Zum Verständnis der den Papst betreffenden Passage bleibt zu beachten, daß die französischoffiziöse Schrift „Le pape et le congrès", 1860, die weltliche Herrschaft des Papstes angriff; vgl. Handbuch der deutschen Geschichte, hrsg. von B. Gebhardt, II. Bd., Stuttgart - Berlin - Leipzig 1892, S. 615. 67 meinem Äsop: Friedrich Feuerbach. 68 alte Veste: Der historisch ältere Teil der Nürnberger Burg, die alte Salierburg, im östlichen Bereich des Burgfelsens. 893 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/7. 11. Korrektur: 38 gleich: Im Original =. Erläuterungen: 10 Ihren letzten Brief: Siehe Brief 889. 78 dieses Landes: Finnlands. 894 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/4. 5. Erstveröffentlichung, gekürzt: BwN II, S. 45. Textvergleich: 4 - 4 5 Meinen ... bekannte Fehlt in BwN 4 9 - 7 9 Der Berliner Michelet... Ihr Sie verehrender Fehlt in BwN80 Heinr. Benecke: H. B. BwN Hl Alexandrinenstraße 54 Fehlt in BwN. 490

Erläuterungen: 3 0 - 3 1 Der Prinz: Der spätere preußische König (1861) und deutsche Kaiser (1871) Wilhelm I. 37 Manteuffelsche Theorie: Bezieht sich auf die Erklärung des Ministerpräsidenten O. v. Manteuffel im Preußischen Abgeordnetenhaus anläßlich der Punktation von Olmütz (28. November 1850): „Der Starke tritt wohl einen Schritt zurück, behält aber das Ziel fest im Auge und sieht, auf welchem Wege er es erreichen kann". Vgl. B. Gebhardt, Handbuch der Deutschen Geschichte, II. Bd., Stuttgart - Berlin - Leipzig 1892, S. 592. 41 schwarzen Buch: Für das Jahrzehnt nach der Niederlage der Revolution und z. T. auch noch bis 1866 war zu verzeichnen, daß die Autorität der Staatsgewalt mit äußerster Schärfe zur Geltung gebracht wurde. Dabei war der Berliner Polizeipräsident von Hinkeldey „Hauptvertreter eines rücksichtslos durchgreifenden, alles überwachenden Polizeisystems". „Politisch Verdächtige, gerade in den höchsten Kreisen, wurden vielfach von der Polizei insgeheim überwacht, so daß Spitzel wesen und Denunziantentum auf eine ungesunde Weise ins Kraut schössen." (O. Hintze, Die Hohenzollern und ihr Werk. Berlin 1915, S. 571.) Die Kooperation der Politischen Polizei aller Bundesländer erfolgte - ohne spezielle Rechtsgrundlage - im Rahmen des 1851 gebildeten geheimen „Polizeivereins". „Mit jenem Bienenfleiß, der sich bei solchen Organen mit ihrer Skrupellosigkeit zu paaren pflegt, wurden von der Politischen Polizei zahllose Informationen gesammelt, die von den Polizeidirektionen der Länder - Österreich hatte alle einundreißig, Preußen alle siebzehn eingespannt - regelmäßig in Wochenberichten zusammengestellt wurden. Auf dem Höhepunkt, besser: auf dem Tiefpunkt dieser Tätigkeit wurden jährlich rund sechstausend Verdächtige erfaßt. Liberale und Freimaurer, Handwerker- und Arbeitervereine, Schützen-, Sänger- und Turnvereine, und später auch der 'Nationalverein' und der 'Kongreß Deutscher Volkswirte' - sie alle wurden ebenso hartnäckig observiert wie Prominente und Gesinnungszirkel im Exil. Dank der zügigen Kommunikation zwischen den Polizeibehörden konnte in der Regel jedes politisch auffällige Treffen, jeder Vortrag eines Liberalen unterbunden werden." (H.-U. Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte. 3. Bd., S. 209.) Auf dem Hintergrund dieser Entwicklungen erschien im September 1854 in Dresden das sogenannte „Schwarze Buch", der „Anzeiger für die politische Polizei Deutschlands auf die Zeit vom 1. Januar 1848 bis zur Gegenwart. Ein Handbuch für jeden deutschen Polizeibeamten. Herausgegeben von * - r . " Das Buch umfaßt XVI und 412 Seiten. Es bietet eine Zusammenstellung „aller Individuen, welche auf irgendeine Weise in der Zeit vom 1. Januar 1848 bis jetzt als Feinde der Regierungen, der Ruhe und Ordnung, wie als Träger der Ideen und Leidenschaften der Revolution sich auszeichneten, an die Spitze desfallsiger Bewegungen sich stellten, mehr als Masseinteresse an den politischen Ereignissen jener Tage nahmen und diese Anteilnahme in äußere Erscheinungen der Opposition übertreten ließen, oder endlich von den Behörden wegen der Verbrechen des Hoch- und Landesverrats, des 491

Staats- und Kriegsverrats, des Aufruhrs, Aufstandes, der Revolution, des Tumultes, des politischen Mordes, Raubs und der Plünderung, des Brechens des Rechts- und Landesfriedens im Staate, der Majestätsbeleidigung und sonstiger Verbrechen politischen Charakters verfolgt wurden". Im Buch sind etwa 6300 Personen verzeichnet. Vgl. 1848. Der Vorkampf deutscher Einheit und Freiheit. Erinnerungen, Urkunden, Berichte, Briefe, hrsg. von T. Klein, München - Leipzig 1914, S. 464 bis 466. 65 Aufsatz von H. B.: Der nur mit „H. B." unterzeichnete Artikel „Die moderne Bildung und die Kirche" wurde im „Deutschen Museum" in zwei Teilen (Nr. 37 vom 8. September 1859, S. 388-395 und Nr. 38 vom 15. September 1859, S. 427-437) abgedruckt. 74 Frl. Tochter: Eleonore Feuerbach. 895 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/11. 17. Erläuterung: 24 nicht einen Heller verlieren: Vgl. Erl. zu Brief 897, Z. 35-36. 896 Randbemerkung: Erste Briefseite Kaspar Hauser. Kurze Schilderung s[eines] Erscheinens und seines Todes etc. von F. K. Broch, Zürich, Verlag von Mayer und Zeller, 1859. Das Schriftchen würde ich Dir über Darmstadt gleich selber mitgeschickt haben, wenn nicht über Sendungen ins „Ausland" alle neue Verordnungen auf der Post existierten und ich daher selbst nach Ansbach müßte. Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/26. 8. Erstveröffentlichung, gekürzt: BwN II, S. 58-59. Wesentlich erweiterte Veröffentlichtung: Bw II, S. 238-240. Textvergleich mit BwN II: 5 - 2 8 Dein Freund ... genannt hat Fehlt in BwN2S also Fehlt in BwN43-71 Und ... erfüllt Fehlt in BwN TS Bösewichts: Ehrenmannes BwN 7 4 - 7 5 mir persönlich unbekannten Fehlt in BwN 80 mehr Fehlt in BwN 9 3 - 9 4 schäm- und Fehlt in BwN 9 7 - 9 9 Doch ... beschäftigt Fehlt in BwN 107-114 dazu. H[err] Münch ... gewesen Fehlt in BwN 115 Freund: Dein Freund BwN. Textvergleich mit Bw II: 3 Bruckberg In Bw II folgt Zusatz: den 17 Verlobung: Besuch hier Bw II IS der Erscheinung: dem Erscheinen Bw II 19 seine Brautfahrt zur Verschenkung: seinen Heimweg zum Verschenken Bw 7/20 habe Fehlt in Bw II 21 worden ist: habe Bw 7 / 2 2 - 2 3 oder Deinen Bruder Fehlt in Bw II 27 diese Schrift meinen: die Schrift einen Bw II 43 Und Fehlt in Bw II 46 bei uns Fehlt in Bw II 47 bürgerlichen In Bw IIfolgt Zusatz: und 48 verwehren: wehren Bw II 4 9 - 5 1 bloß um ... ja selbst Fehlt in Bw II 51 selbst In Bw IIfolgt Zusatz: seitdem 51 und: der Bw II 51-52 des lebendigen Wesens: für lebendige Wesen Bw II 492

53 aufgehoben: aufgehoben worden Bw II 53 nicht In Bw IIfolgt Zusatz: mehr 54 sich Fehlt in Bw II 56 Individuum In Bw IIfolgt Zusatz: sich 60 Auswanderer: Auswanderung Bw II 61 in Deinem Prospectus Fehlt in Bw II 63 auch In Bw IIfolgt Zusatz: zu den 65 vielen Fehlt in Bw II 65 habe Fehlt in Bw II 73 Bösewichts: Ehrenmannes Bw II 7 4 - 7 5 mir persönlich unbekannten Fehlt in Bw IUI allen: den Bw 7/93-94 schamund Fehlt in Bw II 9 7 - 9 9 Doch ... beschäftigt Fehlt in Bw II 107-114 dazu ... gewesen Fehlt in Bw II 115 Freund: Dein Freund Bw II. Erläuterungen: Randbemerkung erste Briefseite F. K. Broch Pseudonym von Georg Friedrich Kolb. 17 Deinem Bruder, dessen Verlobung: F. Kapps jüngerer Bruder Otto hatte sich 1857 mit Feuerbachs Tochter Eleonore verlobt (vgl. auch Z. 109). 26-27 ein Deutschamerikaner diese Schrift meinen Schwanengesang genannt: K. Lüdeking; er hatte Feuerbach im August 1857 in Bruckberg besucht und über diese Begegnung eine Reiseskizze im „Anzeiger des Westens" veröffentlicht, die von der Zeitschrift „Das Jahrhundert" (siehe Erl. zu Brief 869, Z. 26) der deutschen Öffentlichkeit bekanntgemacht wurde. Lüdeking schloß seine Ausfuhrungen mit einer kurzen Charakteristik der „Theogonie": „Jugendliche Frische, poetischer Schwung, klassische Einfachheit, dialektische Schärfe zeichnen das letzte Werk des großen deutschen Denkers vor seinen eigenen früheren Schöpfungen aus - den Schwanengesang eines, treu und unverwandt dem hehren Dienste der Wahrheit hingegebenen Manneslebens!" (S. 684.) 73 eines 85jährigen Bösewichts: Der Nürnberger Bankier C. A. Späth. Vgl. K. Grün, BwN II, S. 3 - 4 . 75 Schwiegervater: Christoph Friedrich Löw. 85 Shylock: Mitleidsloser Gläubiger- Figur in „Der Kaufmann von Venedig" von W. Shakespeare. 109 trauriges Geschäft und Andenken: Betraf die Lösung des Verlöbnisses zwischen Feuerbachs Tochter Eleonore und Friedrich Kapps Bruder Otto. 897 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/13. 12. Erläuterungen: 35-36 Die gerichtliche Kommission: Die Bruckberger Porzellanmanufaktur, deren Mitbesitzerin Feuerbachs Gattin Bertha war, hatte aus ökonomischen Gründen (vor allem war das Hauptabsatzgebiet Triest verlorengegangen) Konkurs anmelden müssen. Die Gebäude sollten verkauft werden, und damit mußte auch die Familie Feuerbach die ihnen kostenlos zur Verfugung stehende Wohnung in dem an die Fabrik angrenzenden Flügel des Bruckberger Schlosses aufgeben. 42-43 Hausherrn Wesselmann] ... Westermanns: Bertha Feuerbachs Schwester Maximiliane war mit K. Westermann, Landgerichtsassessor in Nürnberg, verheiratet. Die Verwandten hatten Eleonore wegen der Auflösung der Bleibe in Bruckberg vorübergehend aufgenommen.

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898 Originalhandschrift: Der Verbleib ist nicht bekannt. Unser Text folgt der Veröffentlichung in Bw II, S. 240-241, unter Berücksichtigung der Erstveröffentl ichung. Erstveröffentlichung: BwN II, S. 59-60. Erstmals vollständige Veröffentlichung: Bw II, S. 240-241. Textvergleich mit BwN II: 41-72 Du hast... in Amerika Fehlt in BwN. Erläuterungen: 9 Marschall Vorwärts: Bezieht sich auf den preußischen Marschall Blücher, der im Krieg von 1813-1815 gegen Napoleon I. von den Russen wegen seiner Schnelligkeit und der Art seiner Angriffe den Beinamen „Marschall Vorwärts" erhielt. 3 3 - 3 7 Und doch ... abgedroschenen Themas: Rüge führte in seinen „Briefen über Ludwig Feuerbach und seine Theogonie" im „Deutschen Museum" (vgl. Vorbemerkung, S. XII, und Erl. zu Brief 871, Z. 53-54) den Inhalt der Schrift am Ende auf die Quintessenz zurück, die „Theogonie" gebe nur Variationen zu dem bereits im „Wesen des Christentums" Ausgesagten, aber es seien „sehr schöne Variationen ..., die an alle die vorzüglichsten Erinnerungen aus dem Altertum anknüpfen und einen Sinn hineinbringen, der jeden erfreuen muß, dem die Lust des Denkens nicht verloren gegangen ist" (dritter Brief, S. 246). 42 auf der S. 261 aus dem Pausanias angeführten Stelle: Bezieht sich auf das in der „Theogonie" nach Pausanias (7, 21,6) zitierte Orakel des Apollon Thyrxeus, wo ein Brunnen dem Hineinschauenden alle seine Wünsche sehen ließ, das Feuerbach irrtümlich „auf" statt „bei" den „Kyaneen gegen Lycien hin" lokalisierte. Siehe GW 7, S. 212. 56-57 Feinde und angebliche Freunde ... tot zu machen: Vgl. Brief 821 und entprechende Erläuterungen. 899 Originalhandschrift: Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Berlin, Handschriftenabteilung, Kps. 39, Nachlaß 141, Sammlung Adam. Erläuterungen: 5 - 6 ein Nachbar von mir: v. Mussinan aus Rügland. 8 sein beiliegendes Schreiben: Der Brief enthielt die Bitte um Ratschläge zur Fischaufzucht. K. Vogt hatte 1859 ein Buch zu diesem Thema veröffentlicht. 13-14 anno 1848 seligen Andenkens: L. Feuerbach hatte K. Vogt 1848 in Frankfurt a. M. unter den Abgeordneten des linken Flügels der Nationalversammlung kennengelernt. 21 „Studien": Gemeint die „Studien zur gegenwärtigen Lage Europas", G e n f - Bern 1859, die wegen ihrer probonapartistischen Haltung sehr umstritten waren. 24 Zentralherd des politischen Vulkanismus: Paris, wo sich K. Vogt im August 1859 und Anfang März 1860 aufhielt (vgl. K. Marx, Herr Vogt, in: K. Marx/F. Engels, Werke, Bd. 14, Berlin 1979, S. 549 und S. 553). Feuerbachs Anspielungen beziehen sich auf die Ränke Napoleons zur Annexion Savoyens; am 24. März wurden Nizza und Savoyen von Viktor 494

Emanuel II. an Napoleon abgetreten. 28 „Leimern": Gemeint wohl „Schleimer" (Schmeichler, Heuchler) im Unterschied zu den Schleimfischen oder -häuten der Fische. 900 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/54. 1. Erstveröffentlichung, gekürzt: BwN II, S. 116. Textvergleich: 4 H[errn] Ludwig Feuerbach Fehlt in BwN 6 - 2 3 Ich kann ... haben Fehlt in BwN29 die Ihr Buch nicht etwa ignorieren: die nicht etwa Ihr Buch ignorieren BwN 41-78 Wie mannigfaltig... gemacht Fehlt in BwN 80 fl. 2000: 2000 fl. BwN 83 weitere: weite BwN 85 Ich muß schließen. Fehlt in BwN88-89 Adresse ... Amerika Fehlt in BwN. Erläuterungen: 12-13 die beiden Brüder Kapp: Friedrich und Otto Kapp, letzterer war der Jüngere. 19-20 Ihre Tochter von einem richtigen Gefühle geleitet: Eleonore Feuerbach hatte sich 1857 mit Otto Kapp verlobt und war zunächst auch bereit, mit diesem nach Amerika auszuwandern. Aufgrund nachhaltiger Meinungsverschiedenheiten und charakterlicher Unterschiede wurde die Verlobung wieder gelöst. 3 6 - 3 8 den Ossianschen Liedern ... die Gottes-Idee gar nicht kennen: In der schottisch-gälischen Sage verherrlicht der Held Ossian (3. Jh.) als Sänger und Dichter die Taten seines Vaters, des Königs der Kaledonier. 5 5 - 5 6 dem atomistischen Materialismus stark zu Leibe gegangen: Vgl. Erl. zu Brief 818, Z. 23-24. 61 etwas der Art unternehmen: Feuerbach leistete einen Beitrag zur Materialismusdiskussion mit der Abhandlung „Über Spiritualismus und Materialismus, besonders in Beziehung auf die Willensfreiheit", die im zehnten Band der „Sämmtlichen Werke" (Leipzig 1866 ) veröffentlicht wurde. 70-77 bevorstehende Präsidentenwahl... für die nächste Zukunft: Die Präsidentenwahl im Herbst 1860 brachte den republikanischen Kandidaten Abraham Lincoln in das Präsidentenamt, worauf der Austritt der Südstaaten aus der Union folgte. Im April 1861 brach der Bürgerkrieg aus, der bis 1865 dauerte und mit dem Sieg der Nordstaaten über den sezessionistischen Süden endete. Vgl. D. Schäfer, Weltgeschichte der Neuzeit, 2. Bd., Berlin 1907, S. 245-254, vgl. Fischer-Weltgeschichte, Bd. 30: Die Vereinigten Staaten von Amerika. Hrsg. von W. P. Adams, Frankfurt a. M. 1977, S. 102-105. 901 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/76. 1. Erläuterungen: 6 Ihres alten Herrn: v. Mussinan (siehe Brief 899, Z. 5 bis 11). 12-13 Schlosses Lusignan... schöne Melusine: Bezieht sich auf die französische Sage von der Meernixe Melusine und ihrem angetrauten Grafen nach dem Prosaroman von Jean d'Arras (1387); die deutsche Prosafassung durch Thüring von Ringoltingen (1456) war ein beliebtes 495

deutsches Volksbuch. 23 Venedey noch in Broschüren schreibt: Anspielung auf die Broschüre von J. Venedey, Pro domo und Pro patria gegen Karl Vogt, Hannover 1860. 902 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/7. 12. Fragment. Erläuterungen: 4 - 5 die letzten Nachrichten von Ihnen: Siehe Brief 889. 25 Ich schrieb über die Entwicklung der Familie: W. Bolin, Familjebegreppets utveckling ända tili reformationen. Disp. Helsingfors 1860. 49-52 So konnte ich den Protestantismus ... einführen: Bezieht sich auf die Passage über den Protestantismus in L. Feuerbachs „Beleuchtung der in den 'Theologischen Studien und Kritiken' (Jahrgang 1842, 1. Heft) enthaltenen Rezension meiner Schrift 'Das Wesen des Christentums'". Das Zitat lautet wörtlich: „Im (religiösen) Protestantismus findet er nur eine welthistorische Gestalt - den Urheber der Reformation, Luther, und zwar deswegen, weil er in der Geschichte der christlichen Religion der erste Mensch war." (GW 9, S. 205.) 67 hat die Poetenfeder geruht: W. Bolin war mit dem Schreiben einer Götterkomödie befaßt. 903 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/4. 6. Erstveröffentlichung, gekürzt: BwN II, S. 46. Textvergleich: 4-18 Seien ... Herr Doktor Fehlt in BwN 24 würde: wird BwN 2 7 - 4 2 In betreff... angeht Fehlt in BwN 43 Sie hochverehrender und ergebener Fehlt in BwN 44 Heinr. Benecke: H. B. BwN 45 Alte Jakobstraße ... hoch Fehlt in BwN. Erläuterungen: 27 Haymschen „Jahrbücher": Es handelt sich um die „Preußischen Jahrbücher". 37 Fräulein Tochter: Eleonore Feuerbach. 41 in trüber Stimmung: H. Benecke hatte Kenntnis vom Zusammenbruch der Bruckberger Existenz. Vgl. Erl. zu Brief 897, Z. 35-36 (siehe auch Brief 896, Z. 6 3 - 9 7 ) . 904 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/4. 7. Erläuterungen: 5 Büchelchens: Konnte nicht ermittelt werden. 17 Die Haymschen „Jahrbücher": Vgl. Erl. zu Brief 903, Z. 27. 905 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/12.4. - Die Handschrift ist an einigen Stellen unleserlich. 496

Erstveröffentlichung, gekürzt: BwN II, S. 117-118. Textvergleich: 5-17 Deinen Brief... zu machen Fehlt in BwN 18 von Dir Fehlt in BwN 18 von: an BwN 2 2 - 2 3 Zur Miete ... verknüpft Fehlt in BwN 23 ist Fehlt in BwN 23 mein lieber Freund Fehlt in BwN 24 stöhnst In BwN folgt Zusatz: ist 27 vorzählen: erzählen BwN 27 Mär: Märe BwN 30 Antesignani: Leute in BwN 3 2 - 3 3 so auch Dein Freund Kapp Fehlt in BwN39 entworfen: entwarfen BwN 51 in hohem: im hohen BwN 52 letzteres: letzterer BwN 55-140 wenn ... petitionieren Fehlt in BwN 146 Zeit: Zeiten BwN 147 Sitten und Gewohnheiten: Sitte und Gewohnheit BwN 149 als: oder BwN 149-173 Die Ständegliederung... von mir Fehlt in BwN 174 Dein Fehlt in BwN 176-179 P. S.... absenden Fehlt in BwN. Erläuterungen: 9 - 1 0 den Tag Deiner Geburt: Dedekind irrte sich; Feuerbachs Geburtstag war der 28. Juli. 15 Lupus: Eine Hautkrankheit, Narbenflechte. 3 2 - 3 3 Dein Freund Kapp: Friedrich Kapp. 39 Plan zu dieser Weltuniversi[tät] entworfen: Dies war eine alte Idee von A. Rüge. Schon 1841 hatte er den Vorschlag gemacht, eine Nationalakademie für Deutschland zu gründen (siehe GW 18, Sachverzeichnis unter „Plan, Projekt (Ruges)...". Erneut kam der Plan im Revolutionsjahr 1848 auf die Tagesordnung, nun schon als konkreter Ansatz in Form eines Gründungskongresses (vgl. GW 19, Erl. zu Brief 600, Z. 18, S. 486 bis 487). Im Jahre 1860 hatte, wie aus dem Brief Dedekinds ersichtlich, die Idee schon die Dimension einer Weltuniversität angenommen. Alle Projekte scheiterten jedoch aus Mangel an Mitteln beziehungsweise an den politischen Gegebenheiten. 143-144 hierher ins Exil gejagt: E. Dedekind war als Teilnehmer am Thüringer Aufstand im Februar 1849 nach dessen Scheitern gezwungen, Deutschland zu verlassen. Er betrat am 1. Mai 1849 amerikanischen Boden. 180 Biographie Deines Vaters: Anselm Ritter von Feuerbachs Leben und Wirken ..., veröffentlicht von seinem Sohne Ludwig Feuerbach, Leipzig 1852 (GW 12). 906 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/76. 2. Erstveröffentlichung, gekürzt: BwN II, S. 118-119. Erstmals vollständige Veröffentlichung: Bw Recl, S. 284-286. Textvergleich mit BwN: 16-17 indessen ... andere Fehlt in BwN25 des Manuskriptes Fehlt in BwN42-49 Eben ... wieder Fehlt in BwN 5 4 - 5 5 Adresse ... (Schweiz) Fehlt in BwN. Textvergleich mit Bw Recl: 17 Stahr: Starkow Bw Recl 17 andere: Anternach Bw Recl 37 anderweitigen: anderseitigen Bw Recl 4 2 - 4 3 piemontesisch-napolitanischen: piamontesisch-neapolitanischen irrtümlich Bw Recl 43 Ancona: Ankara irrtümlich Bw Recl 44 Spoleto: Spalatto irrtümlich Bw Recl 5 4 - 5 5 Adresse ... (Schweiz) Fehlt in Bw Recl. 497

Erläuterungen: 10 Buchhändler: Die „Demokratischen Studien" wurden von Otto Meißner, Hamburg, verlegt. 29-30 Rudolph Wagners doppelter Buchführung: Bezieht sich auf die, dem Standpunkte empirischer Naturforschung widersprechende Kritik R. Wagners am naturwissenschaftlichen Materialismus wegen der Leugnung einer substantiellen, unsterblichen Seele usw. auf der Naturforscherversammlung 1854; sie gab Anlaß zu K. Vogts „Köhlerglaube und Wissenschaft" (1855). 33 beiliegenden Wechsel: Der Vorschuß auf das Honorar für einen eventuell zu liefernden Aufsatz war nur ein Vorwand für eine finanzielle Unterstützung Feuerbachs (siehe Brief 911). 3 8 - 3 9 der lasterhaften Gewohnheit der Bestechung: Im Juni 1859 hatten mehrere Schweizer und deutsche Zeitungen und das Londoner „Volk" ein Flugblatt aus London veröffentlicht, das schwere Vorwürfe gegen K. Vogt erhob. Er stehe „seit mehreren Jahren in intimsten Beziehungen zum Prinzen Jérôme Napoléon" und sei in den bonapartistischen Plan des Kriegs gegen Österreich, „sowohl was Italien wie Ungarn betrifft", eingeweiht. Er sei bestochen worden und habe seinerseits verschiedentlich versucht, andere zu bestechen und z. B. zur journalistischen Tätigkeit im Interesse der Politik Napoleons III. zu gewinnen. Gegen die Augsburger „Allgemeine Zeitung", die das Flugblatt vom 16. Juni in Nr. 173 vom 22. Juni 1859 (Beilage) veröffentlichte, strengte Vogt im Oktober 1859 einen Prozeß „wegen Ehrenkränkung durch die Presse" an; das Bezirksgericht Augsburg wies jedoch die Klage gegen die drei Redakteure der „Allgemeinen Zeitung" wegen Inkompetenz des Gerichts ab. Die „Allgemeine Zeitung" Nr. 298 vom 25. Oktober 1859 veröffentlichte eine umfangreiche Verteidigungsschrift, in der Gustav Kolb im Namen der angeklagten Redakteure das Ansehen der Zeitung verteidigt und seinerseits K. Vogt beschuldigt. Als Konsequenz aus dieser Affäre war die Haltung der „Allgemeinen Zeitung" K. Vogt gegenüber in der Folgezeit sehr kritisch und - wo es sich anbot - mit Angriffen und Beschuldigungen untersetzt. 42 - 4 4 Nachricht vom Erscheinen der piemontesisch-napolitanischen Flotte vor Ancona und von der Einnahme von Spoleto: Im Mai 1860 war es zu einer Erhebung auf Sizilien gekommen. Nachdem Garibaldi, piemontesischer Generalleutnant außer Dienst, mit einem Freiwilligenkorps den Aufständischen zu Hilfe gekommen war („Zug der Tausend") dehnten sich die Kämpfe nach der Einnahme der Insel auf das Festland aus. Am 19. August landeten Garibaldis Truppen in Kalabrien, am 9. September zogen sie in Neapel ein. Am 19. September, dem Datum des Briefes, hatten die Zeitungen die telegraphischen Berichte vom Vortag veröffentlicht. Danach hatte am 18. September die Zitadelle von Spoleto kapituliert, und die neapolitanische Flotte die am 14. September den Hafen von Neapel verlassen hatte, war zur Unterstützung der Landarmee vor Ancona angekommen. Ancona, das bisher zum Kirchenstaat gehörte, kapitulierte am 29. September. Danach konzentrierten sich die Kämpfe auf das Gebiet um Caserta/Capua. Nachdem Garibaldis Truppen am 1. Oktober 1860 die neapolitanischen 498

Truppen besiegt hatten, vereinigten sie sich mit dem vom Norden kommenden Heer Victor Emanuels II. Am 3. November kapitulierte Capua, und am 7. November zog Garibaldi an der Seite Victor Emanuels H. in Neapel ein. Mit Garibaldis Sieg über die Bourbonen (Königreich beider Sizilien) war ein wesentlicher Schritt zur Einigung Italiens getan. Siehe Illustrierte Weltgeschichte, red. E. Lehmann und P. Petersen, Berlin Kopenhagen - Malmö - Amsterdam [ 1928], Bd. V, S. 197-202.49 Frankfurt und Heidelberg: Offenbar hat K. Vogt Feuerbach in der Revolutionszeit nicht nur in Frankfurt a. M., sondern auch in Heidelberg getroffen. 907 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/4. 8. Erläuterungen: 4 neuen Domizil: Nach dem Bankrott der Bruckberger Porzellanmanufaktur, deren Mitbesitzerin Feuerbachs Ehefrau Bertha war, mußte die Familien Feuerbach ihre unentgeltliche Wohnung im Bruckberger Schloß aufgeben und eine Mietwohnung suchen. L. Feuerbach fand sie in dem Weiler Rechenberg bei Nürnberg, womit er dem Wunsch seiner Frau und Tochter nachkam, in die Nähe einer größeren Stadt zu ziehen. Das Gebiet um den Rechenberg gehört heute zu Nürnberg. 20 „Jahrbücher": Gemeint sind die „Preußischen Jahrbücher". 31-34 Auf dem beifolgenden Zeitungsschnitt... Titus Ulrich: Die Kritik über die Kunstausstellung in Berlin (National-Zeitung, Nr. 459 vom 30. September 1860, Morgen-Ausgabe) behandelt Gemälde von Anselm Feuerbach und drei weiteren Malem. Im einzelnen werden A. Feuerbachs „Madonna mit dem Kinde von musicirenden Engeln umgeben", „Ein Ständchen" und „Balgerei um gestohlene Trauben" besprochen. Der Kritiker stellt fest, daß die Gemälde Anselm Feuerbachs mehr als andere Werke die „zwiespältigsten Urtheile" wachrufen: „exzentrisches Lob und rücksichtslose Verwerfung". Er betont jedoch: „Man würde Feuerbach Unrecht thun, wollte man seine Werke nur als Beweise einer eigenthümlichen technischen Virtuosität schätzen: sie offenbaren Eigenschaften, die eine innigen Versenkung in das Gefühl und den Geist einer vergangenen Epoche voraussetzen ...". Anselm Feuerbach hielt sich übrigens von Mai bis November 1860 in der Heimat auf. Vgl. J. Allgeyer, Anselm Feuerbach. Sein Leben und seine Kunst, Bamberg 1894, S. 166-182. 908 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/7. 13. Erstveröffentlichung, gekürzt: BwN II, S. 119. Textvergleich: 4 Endlich Fehlt in BwN4-68 bin ich ... gefördert wird Fehlt in BwNS\-SS Ein ... vorzubereiten Fehlt in BwN SS Adr[esse]... Hamburg Fehlt in BwN. Korrektur: 22 mir einen Im Original: mich mit einem. 499

Erläuterung: 11 Ihre Kritik Hegels: L. Feuerbach, Zur Kritik der Hegelschen Philosophie, In: Hallische Jahrbücher für deutsche Wissenschaft und Kunst, Nr. 208 bis 216, 30. August bis 9. September 1839 (GW 9, S. 16-62). 909 Originalhandschrift: Dichtermuseuni Liestal (Schweiz), HerweghArchiv, Sign. BRH 892. Erstveröffentlichung: Bw II, S. 244-246. Textvergleich: 4 Dienst[ag] Fehlt in Bw 5 Liebe Herwegh Fehlt in Bw 15 um: uns Bw 27 woher nur genug Kosten und: auch noch Bw 37 aus: in Bw 41-42 Aufenthaltsort verknüpft: Aufenthalt verbunden Bw 44 inbegriffen: einbegriffen Bw 4 4 - 4 5 ein Haus Fehlt in Bw 45 ein In Bw folgt Zusatz: nur 47 Straße: Landstraße Bw 47-48 die sogen[annte]: der sogenannten Bw 50 jetzt Fehlt in Bw 54-57 Wenn ... beglücken Fehlt in Bw 61 erwählen: wählen Bw 67 noch Fehlt in Bw 68 meines Lebens: meiner Lebenslage Bw 69 bei: in Bw 70 lang Fehlt in Bw 72-73 hiesigen: bisherigen Bw 80 köstliche: köstlich Bw 83 der: des Bw 86 L. Feuerbach: L. F. Bw. Erläuterungen: 10 Ich bin ... exiliert worden: Vgl. Erl. zu Brief 907, Z. 4. 18 zweier verstorbner Brüder: L. Feuerbach war der wissenschaftliche Nachlaß seiner Brüder Karl und Eduard überkommen. 37-38 bedeutende Summen vorgeschossen: O. Lüning hatte Feuerbach noch in Bruckberg aufgesucht und ihm zunächst aus der größten Verlegenheit helfen können; finanzielle Unterstützung leisteten auch O. Kapp aus den USA und K. Vogt aus Genf, teilweise unter dem Vorwand der Vorauszahlung für zu erwartende Veröffentlichungen. Vgl. Briefe 906, 911,912 und Erl. zu Brief 913, Z. 14-17. 81 Garibaldi-Beilage: Gemeint ist die GaribaldiHymne, die von G. Herwegh ins Deutsche übertragen worden war (siehe Herweghs Werke, hrsg. von H. Tardel, [1909], 3. Teil, S. 40-41). 910 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/15. 1. Erstveröffentlichung: BwN II, S. 122-123. Textvergleich: 3 14 octobre In BwN steht zuvor: Paris, le. Erläuterung: 6 la „ Revue": Es handelt sich um die „ Revue germanique", die seit 1858 in Paris erschien und von Ch. Dollfüs herausgegeben wurde. 911 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/76. 3. Erläuterungen: 12 Rückzahlung des vorgeschossenen Honorars: K. Vogt ließ L. Feuerbach unter dem Vorwand eines Honorarvorschusses für einen 500

Artikel in den „Demokratischen Studien" eine Unterstützung zukommen (siehe Brief 906). 19 dem Verleger: O. Meißner, Hamburg. 912 Originalhandschrift: Stadtbibliothek Nürnberg, Sign. Autogr. 285. Erstveröffentlichung: BwN II, S. 119-122. Textvergleich: 10 jedoch Fehlt in BwN 15-17 nebst ihren Schwestern... Porzellanfabrik Fehlt in BwN 17 auch Fehlt in BwN 17 Gatte: Gatten BwN 22 so lange Ihnen: Ihnen so lange BwN 2 3 - 2 4 Erst jetzt ... zu denken Fehlt in BwN26-27 wenn auch nur Fehlt in BwN33 hintendrein: hinterdrein BwN 36 er: es BwN 50 den: das BwN 61 und - vom: aus meinem BwN 89 ihre Erscheinung: ihr Erscheinen sehr BwN 90 A. Rüge hat sie wohl: Wohl hat A. Rüge sie BwN 103 durchgespielten: durchgeführten BwN 104 wie: als BwN 109 und ihr: im BwN. Korrektur: 29 Gedankenheroen Im Original: Gedankenherosse. Erläuterungen: 20-21 hülfreiche Teilnahme geistiger und persönlicher Freunde: L. Feuerbach erfuhr in dieser schweren Zeit Hilfe von verschiedenen Seiten, in erster Linie von von O. Lüning, der Initiator und Vermittler einer Spendenaktion zugunsten Feuerbachs war (siehe Briefe 913, 936, 951 und 963), sowie von K. Vogt (Briefe 906 und 911) und O. Kapp (Brief 914). 90-91 zur Sprache gebracht: Vgl. Erl. zu Brief 871, Z. 53-54 und Brief 898, Z. 33-37. 913 Randbemerkung: Die Fortsetzung des Textes (ab Z. 112) befindet sich als Randbemerkung auf der zweiten und dritten Briefseite. Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/49. 1. Erstveröffentlichung, gekürzt: Bw II, S. 248-250. Textvergleich: 13 es In Bw folgt Zusatz: mir 25 anliegende: die einliegende Bw 31 aufstören In Bw folgt Zusatz: im Hinblick auf geeignete Erwerbsleistungen 61-63 Nämlich ... Mann Fehlt in Bw 7 7 - 7 8 (was ... tun) Fehlt in Bw 79-86 Der Solger ... stand Fehlt in Bw 94 die: eine Bw 97 Hülfe: Hilfe Bw 107 Marotten: Schrullen Bw 111 Oxenstjerna: Oxenstierna Bw 112-115 und vor allem ... schweigen Fehlt in Bw 116-117 ebenso ... Kindern Fehlt in Bw 122-128 A propos ... bald Fehlt in Bw. Erläuterungen: 11 die Schweinefütterung bei den Yankees: O. Lüning lieferte für mehrere amerikanische Zeitungen (Anzeiger des Westens, New-Yorker Demokrat) Korrespondenzen über die Ereignisse in Deutschland. 14-16 trotz bayrischer Dorfwege... Gänsekiel: O. Lüning, Arzt und Journalist, war Feuerbach bereits um 1845 durch H. Kriege als Redakteur des „Westphälischen Dampfbootes" und Spiritus rector des „Rhedaer Kreises" bekannt, der als eine Keimzelle kommunistischer Agitation in Westfalen angesehen wurde und zu dem u. a. - wie Feuerbach durch 501

H. Kriege bekannt war - der Arzt und Meteorologe Dr. F. W. Stohlmann aus Gütersloh, der Gutsbesitzer Ottmar von Behr aus Rietberg und der Eisenhüttenbesitzer Julius Meier auf Gut Holte in der Gemeinde Liemke gehörten (vgl. GW 19, S. 28, 33-34). Während ihres gemeinsamen Aufenthalts 1848 am Ort der deutschen Nationalversammlung freundeten sich Lüning und Feuerbach an; nach der Niederschlagung des Frankfurter September-Aufstands hielt sich Feuerbach kurze Zeit mit Lüning in Darmstadt auf (vgl. GW 19, S. 185). Lüning ging dann für einige Zeit in die Schweiz, wohin seine Brüder geflohen waren und wo er sich journalistischer Tätigkeit widmete. In Zürich gewährte er seinem Schwager Joseph Weydemeyer, Mitglied des Bundes der Kommunisten und Freund von K. Marx und F. Engels, Unterschlupf bis zu dessen Emigration in die USA (1851). Mitte der 50er Jahre führte Lüning seine ärztliche Praxis in Rheda weiter, wobei er bis in die 60er Jahre wegen seines früheren sozialistischen und radikal-demokratischen Engagements unter Beobachtung stand. Im April 1858riefer in Rheda den Bürgerverein „Eintracht" (wohl unter bewußtem Bezug auf die 1848 in Gütersloh von F. W. Stohlmann geführte Gesellschaft „Eintracht") ins Leben, der - nach außen der „Erholung durch geselliges Vergnügen" dienend - im Aufwind der „Neuen Ära" und unter Teilnahme seiner alten Freunde demokratische und national orientierte politische Aktivitäten entfaltete. Mit der Gründung des „ Deutschen Nationalvereins" widmete sich Lüning ganz der journalistischen und politischen Tätigkeit. 1860 gehörte er zum Vorstand und linken Flügel des Deutschen National Vereins, 1861 übernahm er die Redaktion des Wiedenbrücker Wochenblattes und wurde sodann in das von der Fortschrittspartei aufgestellte „Central-Wahl-Comitee" für die preußischen Landtagswahlen berufen, womit sich im Gefolge einer stärker nationalliberalen Orientierung eine Wirksamkeit als Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses und als Redakteur der „Westfälischen Zeitung" eröffnete. - Feuerbach hat O. Lüning offenbar auf dem Wege nach Hamm im Herbst 1857, von wo er seine Tochter abholte (vgl. Brief 843), in Rheda aufgesucht, wodurch die alten freundschaftlichen Beziehungen wieder auflebten. Nachdem Lüning, vermutlich über Nachrichten aus Hamm, vom Zusammenbruch der Bruckberger Existenz Feuerbachs erfuhr, hat er sich unverzüglich nach Bruckberg begeben, um Feuerbach die von ihm und seinem Freunde J. Meier, der Feuerbach sehr schätzte, sofort bereitgestellte, dringendst benötigte finanzielle Hilfe für den Umzug zu leisten. Beide waren dann auch die Initiatoren einer größeren Hilfsaktion für Feuerbach, deren Ertrag O. Lüning jeweils an Feuerbach weiterleitete. Vgl. auch J. Sänger, Die Arbeiterbewegung in Rheda und Wiedenbrück - vom Rhedaer Kreis bis zur SPD heute. Gütersloh 1987, S. 80-81 und S. 281. 22-23 für die bayerische Trias: Das zuletzt auf einer Ministerialkonferenz in Würzburg 21. November 1859 von den deutschen Mittelstaaten vertretene Programm eines Bundes der kleineren Staaten neben Preußen und Österreich im Rahmen eines rechtlichen und 502

wirtschaftlich geeinten deutschen Bundes; entsprechende Bemühungen wurden ebenso August 1860 fortgesetzt. Vgl. B. Hubensteiner, Bayerische Geschichte. Staat und Volk, Kunst und Kultur. 9. Aufl., München 1981, S. 405.32 Deiner Habilitierung in Berlin: Die Frage einer Übersiedelung nach Berlin und einer Habilitierung daselbst muß von Lüning bei dessen Besuch in Bruckberg als Ausweg, unter Umständen auch von H. Benecke, aufgeworfen worden sein. Feuerbach weist den Gedanken jedoch unter Bezugnahme auf den Tenor der Jubelfeier der Berliner Universität im Oktober 1860 von sich. Vgl. Brief 914, Erl. zu Z. 54. 67-68 vor Vollendung der Präsidentenwahl: Vgl. Erl. zu Brief 900, Z. 70-77. 82-83 Unterschied zwischen einer Grisette und Lorette: Die Grisetten (Name von dem Stoff abgeleitet, aus dem vorzugsweise die Kleidung der Grisetten genäht war) waren Näherinnen oder Putzmacherinnen, die besonders in Paris, mit ihren Liebhabern, hauptsächlich Studenten und Künstlern, einen gemeinsamen Haushalt führten. Die Loretten (Name vom Standviertel um die Kirche Notre-Dame-de-Lorette in Paris abgeleitet) entsprachen Kokotten, den Damen der Halbwelt. 86-87 Extrablatt der Freude aus Österreich: Bezieht sich auf das Diplom des Kaisers Franz Joseph I. vom 20. Oktober 1860, das im Ergebnis des italienischen Krieges auf die fragwürdigen inneren Zustände reagierte und den Ungarn die Wiederherstellung der alten Verfassung, den übrigen Völkern der Monarchie neue Landesordnungen versprach und einen Reichstag, bestehend aus 100 Mitgliedern, einsetzte. B. Gebhardt, Handbuch der Deutschen Geschichte, II. Bd., Stuttgart - Berlin - Leipzig 1892, S. 649.103 in der Turiner Note: Es handelte sich hier um die Stellungnahme der preußischen Regierung von 13. Oktober 1860 an das Turiner Kabinett zu dessen Memorandum vom 12. September 1860, das allen im Ausland akkreditierten Vertretern Piemonts zur Übermittlung an die jeweiligen Regierungen zugegangen war. Die vom preußischen Außenminister v. Schleinitz unterzeichnete Antwortnote war eine Demarch gegen die von der piemontesischen Regierung unternommenen Schritte, namentlich gegenüber den vom Heiligen Stuhl regierten Gebieten. Piemontesische Truppen fielen am 11. September 1860 in Umbrien und den Marken ein und besetzten diese beiden Provinzen. Diesem Schritt ging ein Ultimatum an Papst Pius IX. voran, die in seinem Solde stehenden fremden Truppen zu entlassen; die päpstliche Armee bestand aus Freiwilligen, zu einem großen Teil aus französischen Rekruten. Victor Emanuel II. hatte den Einmarsch seiner Truppen mit einer Proklamation begleitet, in der er die Herstellung der bürgerlichen Ordnung in Umbrien und den Marken den Soldaten zur Aufgabe machte und diese Aufgabe in den nationalen Rahmen der Befreiung Italiens stellte. Die Note Schleinitz' bekräftigt zwar die im Turiner Memorandum von 12. September betonten nationalen Rechte, schränkt jedoch die Möglichkeit der Verwirklichung ein und fordert die Beachtung des Rechts auf den Weg der Reformen („... le Gouvernement Prussien ne saurait y puiser la justification d'une politique 503

qui renoncerait au respect du au principe du droit... il pense que c'est uniquement dans la voie légale des reformes et en respectant les droits existants, qu'il est permis à un Gouvernement réfulier de réaliser les voeux légitimes des nations"). Die Note verweist darauf, daß der von Piémont verfolgte Weg eine Gefahr für die Beruhigung Italiens und für das politische Gleichgewicht und den Frieden Europas darstellt. Abschließend spricht die preußische Note ihre nachdrückliche Mißbilligung (désapprobation) gegenüber den letzten Schritten der piemontesischen Regierung und den ihnen zugrundeliegenden Grundsätzen aus. (Vgl. Augsburger „Allgemeine Zeitung", Nr. 296 vom 22. Oktober 1860. Das Turiner Memorandum vom 12. September wurde in der „Allgemeinen Zeitung", Nr. 262 und 263 vom 18. und 19. September 1860 abgedruckt.) 110-111 wie zu den Zeiten des seligen Oxenstjerna: Anspielung auf einen Ausspruch des schwedischen Staatskanzlers Oxenstjernas, wonach beim Regieren der Staaten in der Regel nur ein Minimum von Verstand zur Anwendung komme. 118 nach dem Rechberg: Lüning verwechselte den Wohnsitz Feuerbachs am Rechenberg mit dem Namen des schwäbischen Grafengeschlechts Rechberg. Feuerbach spielt auf diese Verwechslung zu Beginn des Briefs 914 (vgl. dort auch Z. 3) an, wobei ein besonderer Aspekt dieser Verwechslung war, daß der neue Ministerpräsident unter Franz Joseph I. der Graf B. von Rechberg und Rothenlöwen war. 914 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/28. 1. Erläuterungen: 7 Boten Deiner Yankees-Ergüsse: Vgl. Erl. zu Brief913, Z. 11. 45 Daß ich nach Berlin gehe: Vgl. Erl. zu Brief 912, Z. 33. 54 zugekommne Rede: Die Rede des langgedienten Rektors und hochangesehenen klassischen Philologen und Historikers A. Böckh zur Feier des 50. Jubiläums der Berliner Universität war außerordentlich devot gehalten und auf das Gottesgnadentum des preußischen Königs ausgerichtet; sie erreichte nur in der Beschwörung der Ideale J. G. Fichtes - Verwirklichung des Sittengesetzes, Erreichung der Denkfreiheit und der politischen Freiheit und Erhebung des Deutschen Vaterlandes - einen davon abweichenden Höhepunkt. Vgl. A. Böckh, Die Zeitumstände, unter welchen und der Geist, in welchem die Universität gestiftet wurde. Rede zur Jubelfeier der Königlichen Friedrich-Wilhelm-Universität zu Berlin, gehalten in der St. Nikolai-Kirche am 15. Oktober 1860, Berlin 1860. 915 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/18. 8. Erläuterungen: 6 vor mehr als 7 Jahren: Siehe Briefe 770, 776 und 779. 12 9 Bände: Die bis dahin erschienenen „Sämmtlichen Werke" Ludwig Feuerbachs von 1846 bis 1857.19-21 „Es geht uns... Lebensgefährten": 504

Zitat, geringfügig geändert, aus L. Feuerbach, Abälard und Heloise oder Der Schriftsteller und der Mensch (GW 1, S. 538). 59 unterstützt durch Frauenstädt: J. Frauenstädt, ein Schüler Schopenhauers, würdigte und erläuterte dessen Philosophie schon zu Lebzeiten (vgl. Erl. zu Brief 881, Z. 11). Nach Schopenhauers Tod betreute Frauenstädt dessen Nachlaß. 103-105 Kann doch ... ausdrücken: Bezieht sich auf den Ausspruch Talleyrands „La parole a été donnée à l'homme pour déguiser sa pensée" [ Die Sprache ist dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verbergen]. 916 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/7. 14. Erläuterungen: 69-70 Ihrer beabsichtigten Schrift über Kant: Vgl. Erl. zu Brief 856, Z. 32. 70-71 Darstellung über diesen Denker: K. Fischer, Kant's Leben und die Grundlagen seiner Lehre. Drei Vorträge, Mannheim 1860.

917 Randbemerkung: Zweite Briefseite Als Beweis der fortschreitenden Bildung in Westfalen diene Dir, daß wir bis gestern noch vortreffliches Lagerbier hatten! Und noch vor 10 Jahren war kein Tropfen trinkbares Cerbises [Bieres] im ganzen Nest! Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/49. 2. Erstveröffentlichung, gekürzt: Bw II, S. 250-252. Textvergleich: 8 doch Fehlt in Bw 15 ganz à la Karl Blind: in der von Einigen beliebten Weise Bw 15 48: achtundvierzig Bw 19-20 Gott weiß Fehlt in Bw 3 0 - 3 9 Was ... müßten Fehlt in Bw 45 brauchte: braucht Bw 52 woll[te]st: willst Bw 60-62 es bleibt... erst%chen Fehlt in Bw 63 und Richter... besser Fehlt in Bw 81 Herzlichen Gruß: Herzliche Grüße Bw 81 (auch ... Kindern) Fehlt in Bw 82 die: Euere Bw 83 Euch In Bw folgt Zusatz: sicher 8 4 - 8 6 Weiß ... verloren ist Fehlt in Bw. Erläuterungen: 26-29 Noch vor kurzem... in Caprera: Vgl. Erl. zu Brief 906, Z. 42-44.53 Steine klopfen: Bezieht sich auf Feuerbachs geognostische Neigungen. 59 Die heuchlerischen Reformen Österreichs: Vgl. Brief 913, Erl. zu Z. 90. 63 Eynatten war ein Lump: Im Herbst 1859 waren im Zusammenhang mit der Versorgung der österreichischen Armee im Italienischen Krieg von 1859 (vgl. Erl. zu Brief 890, Z. 64) Unregelmäßigkeiten in der Verwaltung der Armeeverpflegung, mit deren Leitung der Stellvertreter des Chefs des Armeeoberkommandos Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Eynatten betraut war, entdeckt worden. Eynatten wurde, nachdem sich der Verdacht auf Betrügereien Unterschleife bestätigt hatte, am 24. Februar 1860 verhaftet. Er entzog sich einer Verurteilung wenige Tage später (9. März) durch Selbstmord. 63 Richter vielleicht nicht 505

besser: Der Direktor der Kreditanstalt in Wien, Franz Richter, war wegen Betrug und Bestechung sowie wegen Verleitung zum Mißbrauch der Amtsgewalt angeklagt; er hatte u. a. auch Geschäfte im Auftrag von Eynatten getätigt. 66 Magenta und Solferino: Vgl. Erl. zu Brief890, Z. 64. 77 des offenbaren Patrons Deiner Wohnung: Vgl. Erl. zu Brief913, Z. 118. O. Lüning nimmt hier scherzhaft Bezug auf die Verfassungsexperimente in Österreich unter Graf B. von Rechberg und Rothenlöwen, seit 1859 Ministerpräsident, wo den Landtagen - nur - beratende Mitwirkung eingeräumt wurde. Vgl. auch Brief 921, Z. 74. 918 Originalhandschrift: Der Verbleib ist nicht bekannt. Die Veröffentlichung erfolgt nach dem Erstdruck. Erstveröffentlichung: Menschheitsziele, S. 10. 919 Originalhandschrift: State Library of New South Wales, Sydney, Sammlung Duboc. Erstveröffentlichung, gekürzt: Deutsche Warte, S. 586-588. Erstmals vollständige Veröffentlichung: Marlene J. Norst und James M. Ritchie, Aus der „Sammlung Duboc" in Australien, in: Euphorion, 59. Bd., H. 4, Heidelberg 1965, S. 443-445. Testvergleich Deutsche Warte: 15 und Feinde Fehlt in DW 20-21 und ergötzen Fehlt in DW21 wie Fehlt in DW2S habe Fehlt in DW 40 Moment: Momenten DW41 endlich mich: mich endlich DW49 Beziehung: Bezug DW 59 eine auch den deutschen Schulpedanten: einer auch der deutschen Schulpedanterie DW 70 auf Null fast: fast auf Null DW 72 Gedanken und Arbeiten: Gedankenarbeiten DW76 Sinne: Sein DW78 einräume: vindicire DW 7 8 - 8 4 Daraus ... identifizieren wolle Fehlt in DW 94 die Fehlt in DW 101 meist: mir DW 104 abgeschmackte: ausgemachte DW 104 verfallen: fallen DW 114-116 Folglich ... Onanie Fehlt in DW. Korrektur: 50 beantworte Im Original: bejahe. Erläuterungen: 8 - 9 ein... unverschuldetes Schicksal: Vgl. Erl. zu Brief 897, Z. 35-36. 3 6 - 3 7 in betreff der Streitfrage d[es] Idealismus und Materialismus: L. Feuerbach wandte sich nach dem Abschluß seiner „Theogonie" (Leipzig 1857) dieser Thematik zu, die Beschäftigung damit wurde jedoch durch den gewaltsamen Umzug nach Rechenberg unterbrochen und verzögert. Die Arbeit mit dem Titel „Über Spiritualismus und Materialismus, besonders in Beziehung auf die Willensfreiheit fand schließlich 1866 Aufnahme im zehnten Band seiner „Sämmtlichen Werke" (GW 11, S. 53-186). 37-38 Ihr früherer Brief aus Berlin: Siehe Brief 915. 86-88 „Was wir... objektiv": Diesem Zitat fugte C. J. Duboc 506

(siehe Deutsche Warte, S. 587) folgendes hinzu: „Das Citat ist nicht ganz genau. Die betreffende Stelle lautet bei mir: 'Überhaupt ist doch zunächst und vor Allem zu bedenken, daß wir nur ein Theil dieses großen Naturganzen sind, in absolut nichts Anderem als eben in ihm wurzeln. Die Aussagen unserer Sinne, unseres Intellects - wie immer man es nennen mag - über dasselbe, sind doch in letzter Instanz nicht unsere Aussagen, sondern immer nur Aussagen der Natur von sich selbst. Darin beruht ihre Grund-Wahrhaftigkeit für uns. Die Natur kann nichts anderes von sich aussagen als eben sich - sie kann nur, was wahrhaft in ihr ist, ihren wahrhaften Inhalt zum Vorschein bringen, also auch in den Aussagen, die sie in und durch uns, über sich macht, nur ihr wahres Wesen offenbaren.' - J. D." Vgl. dazu aber auch den tatsächlichen Wortlaut des Briefes 915, Z. 95-108. 920 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/28. 2. Erstveröffentlichung, gekürzt: BwN II, S. 126. Wesentlich erweiterte Veröffentlichtung: Bw II, S. 254-257. Textvergleich mit BwN: 5 - 6 2 Vor allem ... Organe Fehlt in BwN 63 so ist es doch für mich eine psychologische Notwendigkeit: Es ist eine N o t wendigkeit für mich BwN 64 zunächst... sondern Fehlt in BwN 65 und Vollendung Fehlt in BwN 65 in den letzten Jahren begonnenen Fehlt in BwN 87 oder doch nicht überflüssig Fehlt in BwN 8 8 - 8 9 nachdem ... degradiert hat Fehlt in BwN 89 mehr Fehlt in BwN 91 Aber Fehlt in BwN 95-119 und doch ... Anstich Fehlt in BwN 124-129 Oh ... erhalten Fehlt in BwN 130-131 und Wünschen... dankbarer Fehlt in BwN 132 L. Feuerbach: L. F. BwN 134 IV. Februar: 4. Febr. BwN. Textvergleich mit Bw: 5 - 6 der Yankeeblätter: des Yankeeblattes Bw 10 quere: quer Bw 12 zwergenhaft: zwerghaft Bw 32 amerikanischen: nordamerikanischen Bw 42 der Ton eines Blind: der achtundvierziger Ton Bw 47 Pläne: Plane Bw 5 3 - 5 4 dieses Menschen: dieser Persönlichkeit Bw 54 Tatlosigkeiten: Thatlosigkeit Bw 5 5 - 5 6 einen solchen Eindruck auf mich machen konnten, daß Fehlt in Bw 57 erschien: erscheinen Hessen Bw 57 „Ohrenpapier"-Bruders: Vorgängers Bw 62 gleichgültig: gleichviel Bw 87 oder doch nicht überflüssig Fehlt in Bw 8 8 - 8 9 nachdem ... hat Fehlt in Bw 89 mehr Fehlt in Bw 91 Aber Fehlt in Bw 100 sich beschäftigen: beschäftigt sind Bw 101 meine Hand: mein Haus Bw 105 Ungläubigen: Ungläublern Bw 113 dieses Mal Fehlt in Bw 114 vor Dir: zwar Bw 115 sehr ungelegen kam Fehlt in Bw 116 aufnahm In Bw folgt Zusatz: sehr ungelegen kam 124-129 Oh ... erhalten Fehlt in Bw 130-131 von mir ... Deinigen Fehlt in Bw 132 L. Feuerbach: L. F. Bw. Erläuterungen: 5 - 6 Dank für die Mitteilung der Yankeeblätter: Vgl. Erl. zu Brief 913, Z. 11. 22 aristo- und bürokratische Museum: Gemeint ist das Germanische Museum in Nürnberg. 4 9 - 5 1 der alte „Kartätschen507

prinz" ... heißt: Bezieht sich auf Prinz Wilhelm von Preußen, den späteren Prinzregenten und preußischen König Wilhelm I. (1861) als militärischen Führer der Gegenrevolution in Preußen und als Verantwortlichen für die Niederschlagung des Badischen Aufstands im Juni 1849. Sein rigoroses Vorgehen während der Märzkämpfe im Berlin 1848 trug ihm den Beinamen „Kartätschenprinz" ein, der in Deutschland weit verbreitet war. 57 seines „Ohrenpapier"-Bruders: Gemeint ist der preußische König Friedrich Wilhelm IV. 66 die traurige Bruckberger Geschichte: Vgl. Erl. zu Brief 897, Z. 35-36. 67-68 Abhandlung über den Streit des Idealism[us] und Materialismus: Vgl. Erl. zu Brief 919, Z. 36-37. 81-86 von Berlin aus einen Brief... habe: Gemeint ist C. J. Dubocs Brief vom 7. November 1860 (siehe Brief 915, besonders Z. 59-64). 921 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/49. 3. Erstveröffentlichung, gekürzt: Bw II, S. 257-258. Textvergleich: 15 zersplitterten: zersplitternden Bw 18 an größere Arbeiten mich: mich an grössere Arbeiten Bw 18-21 zudem... kaschieren Fehlt in Bw 2 3 - 2 4 Schriftstellerei In Bw folgt Zusatz: und 43 einer Revolution: unvorhersehbaren Umwälzungen Bw 4 6 - 4 7 Gewiß ... aber Fehlt in Bw 48 friedfertig: feindselig Bw 49 hier: in Preussen Bw 51 Aber Fehlt in Bw 52 Eselei: Klobigkeit Bw 53 als: wie Bw 62-74 Der Grund ... zu machen Fehlt in Bw 79 trotz ... Präsumtionen Fehlt in Bw. Erläuterungen: 4 ermüdet von der Yankee-Korrespondenz: Vgl. Erl. zu Brief 913, Z. 11.19 mein häusliches Unglück: O. Lünings Ehefrau starb sehr früh, und er blieb mit seinen Kindern allein. 35-36 Und nun gehe... nicht mehr: Ausspruch Jesu nach der Heilung eines Kranken am Teich Bethesda, Joh. 5, 14. 46-47 dem Stieberschen Prozeß gegen Schwarck: Bezieht sich auf die besondere Geschicklichkeit des Berliner Polizeidirektors Stieber, mißliebige Persönlichkeiten durch fragwürdige Gerichtsverfahren auszuschalten. 74 aus einem Rechenberg einen Rechberg zu machen: Vgl. Erl. zu Brief 913, Z. 118 und zu Brief 917, Z. 76-77. 78 Tochter: Eleonore Feuerbach. 922 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/18. 9. Erstveröffentlichung, gekürzt: BwN II, S. 127. Textvergleich: 3 Berlin, 25. Dezember: Berlin, den 25. December 1860 BwN4 Geehrtester: Geehrter BwN5-6 Sie haben... Briefes Fehlt in BwN 7 Brief: Briefe BwN 11-12 Ihr Schreiben mich: mich Ihr Schreiben BwN 15 Bier: Biene BwN20-21 Gedächtnis: Gedächtnisse BwN 27-121 Daß ... Familie Fehlt in BwN 123 C. J. Duboc: Duboc BwN 124 Schiffbauerdamm 15 Fehlt in BwN. 508

Erläuterungen: 8 Brief an Riedel: Gemeint ist der Offene Brief Feuerbachs an K. Riedel in der Zeitschrift „Athenäum für Wissenschaft, Kunst und Leben", Mai 1839, der kritisch zu der Skizze Riedels über Feuerbach im „Jahrbuch der Literatur" (1839), S. 115-126, Stellung nahm (GW 9, S. 3-15). 10-11 die Trennung und Verpflanzung von dort: Vgl. Erl. zu Brief907, Z. 4. 29 diese Arbeit: Vgl. Erl. zu Brief 919, Z. 36-37. 74-84 „Die äußere ... nicht erfüllen etc.": Th. Waitz, Lehrbuch der Psychologie als Naturwissenschaft. Braunschweig 1849, S. 49.110-111 das beifolgende „Tagebuch eines Materialisten": R. Schuricht, Auszug aus dem Tagebuche eines Materialisten, Hamburg 1860. Vgl. Erl. Zu Brief 930, Z. 7-10. 923 Originalhandschrift: Der Verbleib ist nicht bekannt. Die Veröffentlichung erfolgt nach dem Erstdruck. Erstveröffentlichung: Menschheitsziele, S. 10-11. Erläuterung: 72 wieder ernsten Studien oblag: Vgl. Erl. zu Brief 919, Z. 36-37. 924 Originalhandschrift: Dichtermuseum Liestal (Schweiz), Herwegh Archiv, Sign. BRH 893. Erstveröffentlichung: Nord und Süd, S. 270-272. Textvergleich: 6 inhaltsschwerer: inhaltsreicher Nord und Süd 9 im: in dem Nord und Süd 10 Dies: Das Nord und Süd 28 neuen Fehlt in Nord und Süd 31 Türe: Tür Nord und Süd 34 Frühling: Frühjahr Nord und Süd 40 fanden: finden Nord und Süd 40 aufschaue: aufsehe Nord und Süd 42 denn: dann Nord und Süd 49-50 wahrhafter Bescheidenheit, Verständnis Fehlt in Nord und Süd 62 wieder Fehlt in Nord und Süd 69 immer Fehlt in Nord und Süd 72 wer: oder Nord und Süd 72 wer am Ende: oder am Ende Nord und Süd 83 aber: eben Nord und Süd. Erläuterungen: 20 Von dem Wechsel Deines Aufenhaltes: Vgl. Erl. zu Brief 907, Z. 4. 59 Buch von Luigi Pianciani: L. Pianciani, Dell'andamento delle cose in Italia. Rivelazioni, memorie e riflessioni, Milano MDCCCLX [1860], 63 Das Buch ... Karl Marx: K. Marx, Herr Vogt, London 1860. 75 „Was ist mir Hekuba?": Hektor, teilnahmslos, über seine Mutter Hekuba in Homers „Ilias" (VI, 450). 925 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/53. 11. Erläuterung: 11 der Anthropologie: Vgl. Erl. zu Brief 882, Z. 94-96.

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926 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/37. 8. Erläuterungen: 53 Prof. Baur: F. Ch. Baur, Haupt der kritisch-theologischen Tübinger Schule der protestantischen Theologie, war im Alter von 68 Jahren am 2. Dezember 1860 verstorben. Seine Untersuchungen zur „Symbolik und Mythologie oder Naturreligion des Altertums" (1824 bis 1825), über „Die Christliche Gnosis" (1835) und „Die christliche Lehre von der Dreieinigkeit" ( 1841 ) waren auch für die theologiekritische Linie des Junghegelianismus von D. F. Strauß, B. Bauer und L. Feuerbach bis hin zu den späteren freireligiösen Bestrebungen von Bedeutung. Vgl. seine Schrift „Die Thübinger Schule und ihre Stellung zur Gegenwart" (1859, 1860), die über die Bemühungen einer wissenschaflichen Erforschung und Darstellung insbesonderer des Urchristentums unterrichtet. 67 preußische Amnestie: Preußen tat sich in der Frage einer Amnestie außerordentlich schwer; nachdem über zehn Jahre sämtliche Amnestieerwägungen abgewiesen wurden, wurde anläßlich der Thronbesteigung des Prinzregenten (2. Januar 1861) am 12. Januar 1861 eine Amnestie für politische Emigranten erlassen, die „ungehinderte Rückkehr in die preußischen Staaten" gewährte, in Wirklichkeit aber eine demütigende Farce war. Am 16. Januar 1861 betonte K. Marx in einem Brief an F. Lassalle die Willkürlichkeit dieses „Gnadenakts", der zahlreiche Emigranten, z. B. Schriftsteller wie F. Freiligrath, als inzwischen naturalisierte Engländer ausschloß (K. Marx/F. Engels: Werke, Bd. 30, Berlin 1982, S. 577). Im Brief an Engels vom 18. Januar 1861 verständigte er sich mit dem Freunde über Hauptpunkte einer Stellungnahme zur preußischen Amnestie, nämlich: „1. daß die Amnestie die lausigste ist, die in irgendeinem Land (Ostreich nicht ausgenommen) seit 1849 erlassen ist; (mesquin [kleinlich], echt preußisch); 2. daß der Zustand der 'liberalen' preußischen Presse daraus zu beurteilen [ist], daß sie diesen Dreck mit Lobsprüchen bewirft; 3. daß Amnestie für gewisse kleine Vergehn, Widersetzlichkeiten gegen Gensdarmen, Beleidigungen von Beamten etc., immer in Preußen bei jedem neuen Regierungsantritt erlassen wurde, und daß die vorliegende Amnestie in der Tat weiter nichts ist; 4. In der Tat sind alle Flüchtlinge also die ganze Revolution von 1848/49 - von der Amnestie ausgeschlossen. Den Flüchtlingen, die 'von Unsem Zivilgerichten verurteilt werden möchten' und denen 'ungehinderte Rückkehr gestattet ist' (als ob es nicht jedem immer 'gesetzlich' freistand zurückzukehren), ist die Aussicht gestellt, daß das Justizministerium ihretwegen 'von Amts wegen Gnadenanträge' stellen werde. Damit ist in der Tat nichts garantiert. Diese abgeschmackte Form ist angeblich gewählt, weil Preußen ein 'Rechtsstaat' ist, wo der König konstitutionell keine Untersuchung niederschlagen kann. Schöne Affenkomödie in einem Staat, wo nach dem Geständnis der preußischen 'Gerichtszeitung' (in Berlin) seit 10 Jahren kein Recht existiert hat. Außerdem konnten ja Kontumazialürteile [Urteile in Abwe510

senheit der Beklagten] at once [gleichzeitig] erlassen und niedergeschlagen werden. ... 5. Die Hauptsauerei ist § 4 der Amnestie, wonach alle, 'die von Militärgerichten demnächst verurteilt werden möchten', erst Wilhelms 'Gnade anrufen' müssen, worauf er dann 'auf den von Unserm Militär-Justiz-Departement zu erstattenden Bericht die weitere Entschließung treffen wird'." Marx wies daraufhin, daß die Militärgerichtsbarkeit sich auch auf alle Emigranten bezieht, die ehemals Angehörige der Landwehr waren, daß das 'Anrufen der Gnade' kategorisch gefordert wird, eine derartige Erniedrigung dennoch keinerlei Schutz vor Strafe bietet. (K. Marx/F. Engels, Werke, Bd. 30, Berlin 1982, S. 144-145.) 927 Originalhandschrift: Der Verbleib ist nicht bekannt. Die Veröffentlichung erfolgt nach dem Erstdruck. ErstveröfFentlichung: Menschheitsziele, S. 11. 928 Originalhandschrift: Der Verbleib ist nicht bekannt. Die Veröffentlichung erfolgt nach dem Erstdruck. Erstveröffentlichung: Menschheitsziele, S. 11-12. Textvergleich: 10 Leibniz: Leibnitz Menschheitsziele. 929 Originalhandschrift: Biblioteca dell'Archiginnasio, Bologna. Nachlaß Moleschott. Erstveröffentlichung: Archiv, S. 71-72. Textvergleich: 10 hieher verwiesen: hierher verworfen Archiv 11 wohl: obwohl Archiv 14 benutze: benütze Archiv 16 Literarischen]: literarischen Archiv 20 flüchtig: fleißig Archiv 24 Sinne: Sinn Archiv 31 zugesendete: zugesandte Archiv 41 Philosophie]: Philosophie Archiv 41 Psychologie] und Patholfogie]: Psychologie und Pathologie Archiv 41 den: die Archiv 42 Spiritualismus] und Mater [ialismus]: Spiritualismus und Materialsimus Archiv 62 Fleiß: Fleiße Archiv 63 vorzumalen: vorzumachen Archiv. Erläuterungen: 10 ein boshaftes Schicksal: Vgl. Erl. zu Brief 897, Z. 35 bis 36 und Erl. zu Brief907, Z. 4; siehe auch Brief 896, Z. 62-90. 22-23 Ihre Schrift: J. Moleschott, Physiologisches Skizzenbuch, Gießen 1861. 3 3 - 3 4 Streit des Spiritualismus und Materialismus: Vgl. Erl. zu Brief 919, Z. 36-37.

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930 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/18. 10. Erläuterungen: 7-10 „Tagebuch eines Materialisten" ... sein könnte: In dieser in Hamburg 1860 erschienenen Schrift wird Feuerbach als der „Hauptmann der Gattungstheoretiker" bezeichnet; J. Moleschott und K. Vogt wird die unkritische Übernahme bzw. Anerkennung des Gattungsgedankens vorgeworfen, dem das Prinzip zugrundeliege, im Gattungsbegriff den schöpfenden, selbstbewußten Gedanken zu erblicken, der, von der Materie losgelöst, dieselbe nach seinen Capricen modelt. Vgl. R. Schuricht, Auszug aus dem Tagebuche eines Materialisten, Hamburg 1860, Kap. VII, S. 85-102. 3 4 - 3 5 die Schrift ... nach den Andeutungen Ihres letzten Briefes: Siehe Brief 919 und Erläuterung zu Z. 36-37. 931 Briefentwurf Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/27. 1. Erläuterung: 32-33 von Ihnen zitierten ... Aufsatz: E. Löwenthal, Ein Beitrag zur Kraft- und Stoff-Theorie. In: Das Jahrhundert. Zeitschrift für Politik und Literatur, 2. Jg., Hamburg 1857, S. 965-968. 932 Originalhandschrift: Der Verbleib ist nicht bekannt. Die Veröffentlichung erfolgt nach dem Erstdruck. Erstveröffentlichung: Deutsche Warte, S. 588-589. Erläuterungen: 7 - 8 Verfasser: R. Schuricht. 18 der „Einzige": M. Stirner polemisierte in seiner im November 1844 (mit Erscheinungsjahr: 1845) erschienenen Schrift „Der Einzige und sein Eigentum" u. a. gegen Feuerbach. Vgl. GW 18, Brief 459, S. 416-417 und entsprechende Erl. dazu, S. 536. Vgl. Feuerbachs Entgegnung „Über das 'Wesen des Christenthums' in Beziehung auf den 'Einzigen und sein Eigenthum'" (1845) in GW 9, S. 427-441 und Vorbemerkung des Herausgebers, ebenda, S. XVII bis XVIII. 933 Originalhandschrift: Generallandesarchiv Karlsruhe, Sign. GLAS/Marc Rosenberg Nr. 678,35. Erläuterungen: 4 Liebe Schwester: Diese Anrede seiner Schwägerin gegenüber sollte die enge Bindung Henriettes an die Familie, auch nach dem Tod des Bruders Anselm, unterstreichen. 20 das Bild ... von 1849 her im Kopfe: Obwohl es nur wenige Begegnungen L. Feuerbachs mit 512

seinem Neffen Anselm gab, war dieser seinem Onkel sehr zugetan (vgl. GW 19, Brief 495, S. 30). 1845 suchte L. Feuerbach den Neffen, der zu dieser Zeit an der Kunstakademie in Düsseldorf lernte, gelegentlich einer Rheinreise in Düsseldorf auf. 1847 stattete Anselm seinen Onkel, anläßlich eines Aufenthalts bei den Heidenreichs in Erlangen, einen Kurzbesuch in Bruckberg ab (nach J. Stadlers „Erinnerungen...", in: A. Kohut, L. Feuerbach ..., Leipzig 1909, S. 364). Im April 1848 - auf dem Wege nach Leipzig - traf Feuerbach seinen Neffen unverhofft in Nürnberg (GW 19, S. 472, Erl. zu Brief 756, Z. 88) und wenig später - als er sich nach Frankfurt a. M. aufmachte - in Freiburg, wo er für mehrere Tage mit ihm Ausflüge unternahm (GW 19, S. 512, Erl. zu Brief675). 3 0 - 3 1 die Majorität ... beisammen: Tatsächlich lebte die Mehrheit der Familie Feuerbach seit 1860 in Nürnberg; neben Bruder Friedrich und den beiden Schwestern Leonore und Elise, die mit der Mutter nach dem Tode des Vaters nach Nürnberg übersiedelten, waren Ludwig mit Bertha und Eleonore hinzugekommen. 53 Johanna: J. Kapp. 934 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/46. 1. Erläuterung: 16 meine Universitätszeitschrift: Allgemeine deutsche Universitäts-Zeitschrift, sie erschien von 1860 bis 1862 in Frankfurt a. M. 935 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/27. 2. Abschrift. 936 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/49. 4. Erstveröffentlichung, gekürzt: Bw II, S. 259-261. Textvergleich: 10 Rtlr.: Taler Bw 11 und Fehlt in Bw 16 fürs gebildete Publikum: für's sogen[annte] gebildete Publikum Bw 16 (sit venia verbo!) Fehlt in Bw 31 er: Hebel Bw 47 Esel: Leute Bw 52 Vinckes Wahlort Fehlt in Bw 55-57 Es ist... Waldeck Fehlt in Bw 5 7 - 5 8 Überhaupt wird die Demokratische Partei: Die demokratische Partei wird Bw 64 wohlerzogensten: wohlerzogenen Bw 6 5 - 6 7 Am 28. M[ai] soll ich mit Bennigsen und Metz nach Düsseldorf, am 18./19. und 20. Mai (Pfingsten) sind wir (der Ausschuß) in Frankfurt: Demnächst soll ich nach Düsseldorf und um Pfingsten nach Frankfurt Bw 78 die Versäumnisse: diese Versäumniss Bw 80-88 An Deine Frau ... verzögern Fehlt in Bw. Erläuterungen: 13-14 das „Wochenblatt"-Schreiben: O. Lüning hatte neben seiner umfangreichen journalistischen Tätigkeit für amerikanische und deutsche Zeitungen im März 1861 die Redaktion des „Wochenblatts 513

für den Kreis Wiedenbrück" übernommen; vgl. Brief 913, Erl. zu Z . l l . 14 so ein Blättchen: Gemeint ist das „Wochenblatt für den Kreis Wiedenbrück", das später unter dem Titel „Kleine Zeitung für Stadt und Land" erschien. 45 König: Wilhelm I. 74 Deinem neuen Patmos: Lüning vergleicht Feuerbachs neues Domizil auf dem Rechenberg bei Nürnberg mit der Felseninsel Patmos im Ägäischen Meer, wo der Evangelist Johannes in der Verbannung seine „Offenbarung" geschrieben haben soll. 937 Originalhandschrift: Der Verbleib ist nicht bekannt. Die Veröffentlichung erfolgt nach dem Erstdruck. Erstveröffentlichung: Nord und Süd, S. 272-275. Erläuterungen: 42 dem Äsop: Friedrich Feuerbach. 42-43 den Schwestern: Leonore und Elise Feuerbach. 938 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/7. 15. Erläuterungen: 4 meines Letzten: Siehe Brief 916. 7 Ihre freundliche Zuschrift vom Oktober: Siehe Brief 912. 939 Originalhandschrift: Dichtermuseum Liestal (Schweiz), HerweghArchiv, Sign. BRH 894. Erstveröffentlichung: Bw II, S. 261-262. Textvergleich: 3 Rechenberg In Bw folgt Zusatz: den 4 Liebe Emma! Fehlt in Bw 6 ja: je Bw 17 gebrauchen: brauchen Bw 18 Ormuzd: Ormuds Bw 18 Gott: Geist Bw 21 im: am Bw 2 2 - 2 3 und Gebrauch Fehlt in Bw 27 Erlenstegen: Erlangen Bw 28 bis Fehlt in Bw 30 besehen: besuchen Bw 35 meine Werkstatt: eine Werkstatt im Erdgeschoß Bw 35 war: ist Bw 42 ein Dachstübchen: eine Dachstube Bw 44 unvergeßlichen Fehlt in Bw 47 auf einige Tage Fehlt in Bw 50 verdoppeln: verschaffen Bw 50 Freund Fehlt in Bw 51 L. Feuerbach: L. F. Bw. Korrektur: 27 Erlenstegen Im Original: Erlastegen. Erläuterungen: 13 unvergeßliche Freiburger Partie: L. Feuerbach hatte G. Herwegh im Juli 1845 in Heidelberg kennengelernt und war mit ihm im Juli 1846 durch den Schwarzwald gewandert. Über diese „Freiburger Partie" berichtet er in einem Brief an seine Frau Bertha vom 22. Juli 1846 (siehe GW 19, Brief 527, S. 78-79). 4 7 - 4 8 unsern Verwandten in A[nsbach]: Bezieht sich auf die Familie Heidenreich in Ansbach.

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Originalhandschrift: Der Verbleib ist nicht bekannt. Die Veröffentlichung erfolgt nach dem Erstdruck. Erstveröffentlichung: Nord und Süd, S. 490-491. 941 Originalhandschrift: UB Helsinki. Korrektur: 19 Erlenstegen Im Original: Erlastegen. Erläuterung: 12-13 einem durchreisenden Freunde: Georg Herwegh. 942 Originalhandschrift: Dichtermuseum Liestal (Schweiz), HerweghArchiv, Sign. BRH 895. Erstveröffentlichung: Nord und Süd, S. 491-492. Textvergleich: 7 nur: um Nord und Süd 9 Tage: Tag Nord und Süd 20 nahm: nehme Nord und Süd 21 zu innigen: einen innigeren Nord und Süd 22 stummer: dummer Nord und Süd 35 als Fehlt in Nord und Süd 36 Pedanterie: Pedanterei Nord und Süd 38 auch unschädlich Fehlt in Nord und Süd 42 möge: möchte Nord und Süd. 943 Originalhandschrift: Dichtermuseum Liestal (Schweiz), HerweghArchiv, Sign. BRN 896. - Der Schluß des Briefes (ab Z. 65) ist auf die oberen freien Ränder der ersten und zweiten Briefseite geschrieben worden. 944 Originalhandschrift: Der Verbleib ist nicht bekannt. Die Veröffentlichung erfolgt nach dem Erstdruck. Erstveröffentlichung: Bw II, S. 262-263. Erläuterungen: 14 Söhne, wie die Deinigen: Friedrich und Otto Kapp. 16 hilfreich beigesprungen: O. Kapp, der 1857 mit Feuerbachs Tochter Eleonore verlobt war, hatte aus den Vereinigten Staaten zur Unterstützung von Feuerbachs Umzug von Bruckberg nach dem Rechenberg bei Nürnberg einen Wechsel über 500 Gulden geschickt (siehe Brief 914). 32 die Gedanken, die die letzten Jahre her mich beschäftigt: Vgl. Erl. zu Brief 919, Z. 36-37.

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945 Originalhandschrift: Dichtermuseum Liestal (Schweiz), HerweghArchiv, Sign. BRH 897. - Die letzten Zeilen des Briefes sind auf den oberen Rand der ersten Briefseite geschrieben worden. Erläuterungen: 3 2 - 3 3 den letzten italienischen] Krieg: Vgl. Erl. zu Brief906, Z. 42-44.47 Deine Schwestern: Leonore und Elise Feuerbach. 4 8 - 5 1 der junge Imbriani ... in einer Krankenanstalt Berlins liegt: Vittorio Imbriani, der sich infolge seines besonders leidenschaftlichen Wesens in mehrere Duelle verwickelt hatte, studierte in Berlin Philologie und Philosophie. 946 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/7. 16. Erläuterung: 38 zu folgenden Resultaten: W. Bolins Recherche in München ergab sich aus Gesprächen während des Besuchs bei Feuerbach in Nürnberg; sie standen im Zusammenhang mit der Materialzusammenstellung fiir die Arbeit „Ober Spiritualismus und Materialismus, besonders in Beziehung auf die Willensfreiheit" (1866). Feuerbach hat den Arzt und Freund Melanchthons, J. Milichius, zwar im Übergang zu dem Kapitel „Der religiöse Ursprung des deutschen Materialismus" zitiert (vgl. GW 11, S. 115-118), jedoch nicht in dem von W. Bolin vermittelten Zusammenhang. Auch die weiteren Exzerpte Bolins wurden weder in diesem noch in dem anschließenden Kapitel „Der Streit der medizinischen und philosophischen Fakultät" benutzt. 947 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/21. 1. Erläuterung: 6 aus dem Vater in das Söhnlein: Nach Georg Herwegh erkrankte auch sein kleiner Sohn Marcel (siehe Brief 943). 948 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/67. 5. Erstveröffentlichung, gekürzt: BwN II, S. 128. Textvergleich: 4 - 7 9 Ich habe ... entgegen Fehlt in BwN94 Wlachowiz, Post bei Ungarisch Brod in Mähren Fehlt an dieser Stelle Am Briefanfang in BwN: Wlachowiz, bei Ungarisch-Brod 96-105 P. S.... nicht Fehlt in BwN. Erläuterungen: 28 Ihr Töchterchen: Eleonore Feuerbach. 30 der Edition des Nachlasses Ihres Vaters: Anselm Ritter von Feuerbachs Leben und Wirken ..., veröffentlicht von seinem Sohne Ludwig Feuerbach, Leipzig 1852 (GW 12). 55-56 vor Jahren eine Sphinxfrage... an Sie stellte: Siehe 516

GW 19, Brief 689, S. 333. 59 „Hermann und Dorothea": Episches Gedicht von J. W. v. Goethe. 59 „der Apotheker": Gestalt aus Goethes „Hermann und Dorothea". 97-98 Georg Ypsilanti... ausrufen will: Die Nachfolge auf dem griechischen Königsthron nach dem Sturz Ottos I. im Oktober 1862 wurde von den drei Schutzmächten England, Frankreich und Rußland festgelegt. Sie entsprachen dem Vorschlag und bestimmten den dänischen Prinzen Wilhelm zum Kandidaten, der als Georg I. am 6. Juni 1863 den griechischen Thron bestieg. 949 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/28. 1. Erstveröffentlichung: BwN II, S. 129-135. Vorabdruck in: Die Wage: Wochenblatt..., Berlin 1874, S. 673-677. Textvergleich: 3 Hüttweilen In BwN folgt Zusatz: (Kanton Thurgau) 3 am: den BwN4 Herrn Dr. Ludwig Feuerbach in Bruckberg Fehlt in BwN 14 so Fehlt in BwN 16 unvergleichlich: unvergleich BwN 36 und Psychologie Fehlt in BwN SO Freude gehabt: gespielt BwN 50-51 und ... Onanie Fehlt in BwN 55 dann Fehlt in BwN 65 wie eine: eine wie BwN 83 Selbst Fehlt in BwN 97 (noch) Fehlt in BwN 141 Wurzeln: Wurzel BwN 169 wieder Fehlt in BwN210 dies: dieses BwN 2X0-2W mehrfache: einfache BwN 223 jetzt In BwN folgt Zusatz-, so 224 was für ein Gebiet er betreten wolle Fehlt in BwN 240 er In BwNfolgt Zusatz: auch. Erläuterungen: 3 7 - 3 8 Die Religion ... menschlichen Geistes: Siehe L. Feuerbach, Das Wesen des Christentums. Vorwort zur 2., verm. Aufl., Leipzig 1843, S. XV (GW 5, S. 20). 69-70 Anmerkung in der Biographie Ihres Vaters: Siehe Vorwort zu „Anselm Ritter von Feuerbachs Leben und Wirken ..." (GW 12, S. 16, Fußnote). 7 6 - 7 8 daß selbst ein Lessing ... anzunehmen: K. Haag bezieht sich auf folgende Passage aus „Eine Dublik", die wörtlich lautet: „Wenn Gott in seiner Rechten alle Wahrheit, und in seiner Linken den einzigen immer regen Trieb nach Wahrheit, obschon mit dem Zusätze, mich immer und ewig zu irren, verschlossen hielte, und spräche zu mir: wähle! Ich fiele ihm mit Demuth in seine Linke, und sagte: Vater gieb! die reine Wahrheit ist ja doch nur für dich allein!" (Zitiert nach: G. E. Lessing, Sämtliche Schriften, hrsg. von K. Lachmann. 3. aufs neue durchges. und verm. Aufl., besorgt durch F. Muncker. Bd. 13, Leipzig 1897, S. 24). 142-143 einer Stelle ... „Vorlesungen": Bezieht sich auf folgende Bemerkung im Vorwort zu den „Vorlesungen über das Wesen der Religion": „Gleichwohl habe ich die ersten Vorlesungen, welche nichts enthalten, was sich nicht, wenn auch nur zerstreut und mit andern Worten, in meinen Schriften gedruckt findet, stehenlassen, aber nur in der Voraussetzung, daß diese Vorlesungen auch in Hände kommen, in denen sich nicht meine übrigen, am wenigsten meine philosophischen Schriften befinden." (GW 6, S. 3-4). 167 „Stunden der Andacht": Von dem deutsch-schweizerischen Schriftsteller J. H. D. Zschokke 517

- ein Buch, dem P. J. Anselm von Feuerbach hohe Wertschätzung zollte (vgl. GW 12, S. 423) und das Ludwig Feuerbach zur Zeit seines Theologiestudiums mit besonderer Inbrunst den Schwestern anempfohlen hatte (vgl. GW 17, S. 15). Zschokke war Anhänger J. H. Pestalozzis. 196-197 „Ach ... Busen hängen": J. W. v. Goethe, Faust I, 3502-3503. 203-204 dem zehnten Bande seiner „Sämmtlichen Werke": Erschien 1866. 244-249 den Lessing ... dem Ernste: Das Zitat lautet wörtlich: „Wahrlich, er soll noch erscheinen ..., der Mann, welcher die Religion so vertheidiget, als es die Wichtigkeit und Würde des Gegenstandes erfordert. Mit alle den Kenntnissen, aller der Wahrheitsliebe, alle dem Ernste!" (G. E. Lessing, Ein Mehreres aus den Papieren des Ungenannten, die Offenbarung betreffend. Gegensätze des Herausgebers, in: Sämtliche Schriften, hrsg. von K. Lachmann. 3. aufs neue durchges. und verm. Aufl., besorgt durch F. Muncker. Bd. 12, Leipzig 1897, S. 430.) 950 Originalhandschrift: UB Helsinki. Erstveröffentlichung: BwN II, S. 135-136. Textvergleich: 3 Rechenberg In BwN folgt Zusatz: den 18 des Menschen: der Menschen BwN 3 0 - 3 1 ebenso Fehlt in BwN 31 als In BwN folgt Zusatz-, auch 3 7 - 3 8 Schillersche „Kant"sche Fundament: SchillerKant'sehe Fundament BwN 40 Geschichte In BwN folgt Zusatz: der Medizin. Erläuterungen: 7 Schrift von Sch[openhauer]: W. Bolin hatte Feuerbach ganz offensichtlich die Neuausgabe der beiden Preisschriften Schopenhauers von 1839/40 (unter dem Titel „Die beiden Grundprobleme der Ethik", Leipzig 1860) zugesandt. Es handelte sich um die Preisschriften „Über die Freiheit des Willens", 1839, und „Über die Grundlage der Moral", 1840. Die nähere Bekanntschaft mit diesen Schriften, insbesondere der letzteren, war von großer Bedeutung für Feuerbachs Beurteilung der Philosophie Schopenhauers, wie sie sich in seiner großen Abhandlung „Über Spiritualismus und Materialismus ..." von 1866 und vor allem aber in der nachgelassenen Schrift „Zur Moralphilosophie" von 1868 findet. Siehe Solidarität oder Egoismus. Studien zu einer Ethik bei und nach Ludwig Feuerbach sowie kritisch revidierte Edition „ Zur Moralphilosophie" (1868) besorgt von W. Schuifenhauer. Hrsg. von H.-J. Braun, Berlin 1994, S. 357. 37-38 Schillersche „Kant"sche Fundament der Poesie: Vgl. vor allem F. v. Schiller, Über die ästhetische Erziehung des Menschen, in einer Reihe von Briefen, Tübingen 1795, in der das Humanitätsideal eines sittlichen Vernunftstaates mittels der in Auseinandersetzung mit Kant gewonnenen „Analytik des Schönen" entwickelt wird. 39 Ihre gewissenhaften Exzerpte: Vgl. Erl. zu Brief946, Z. 38.

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951 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/49. 5. Erstveröffentlichung, gekürzt: Bw II, S. 269-271. Textvergleich: 9 an so viel: so viel an Bw 9 wie: bei Bw 11 wirklich puncto: betreffs des Briefschreibens wirklich Bw 12 und Fehlt in Bw 18-19 diese Tour ... dann Fehlt in Bw 20 auf dem: beim Bw 21-26 Von ... hier mit obligaten Fehlt in Bw, dafür folgt Zusatz: alsdann noch etliche 27-28 dazwischen... métier Fehlt in Bw, dafürfolgt Zusatz: ich allnächtlich zurück nach Rheda, des Blattes wegen 32-33 die... sollen Fehlt in Bw 34 (den ich übrigens eigentlich gar nicht kenne): ihn selbst kenne ich übrigens eigentlich gar nicht Bw 35 selbst zu Fehlt in Bw 46 das In Bw folgt Zusatz: dortige 46 hast Fehlt in Bw 54 Prag Fehlt in Bw 60 definitiv: endgiltig Bw 64-65 Seltsam ... fühlt Fehlt in Bw 77 ausdauernd: andauernd Bw 83-93 Ob ... Vorurteil Fehlt in Bw 97 Ich ... wurden Fehlt in Bw 100 O. Lüning: O. L. Bw. Erläuterungen: 19 das „Wochenblatt": Vgl. Erl. zu Brief 936, Z. 13-14. 6 6 - 6 8 Die „preußischen Zustände" ... Wut erregt: Der in der „Wochenschrift des Nationalvereins. Hrsg. von A. L. Rochau, Coburg 1861-1862" in mehreren Fortsetzungen veröffentlichte Beitrag „Preußische Zustände" (gez.: O. L.) nimmt von einem liberalen-demokratischen Standpunkt aus kritisch zu den preußischen Verhältnissen Stellung. In den hier angesprochenen beiden Teilen (Nr. 63, 12. Juli 1861 und Nr. 64, 19. Juli 1861) wendet sich der Autor im besonderen gegen die Bevorzugung des Adels in den Hofamtern, in der Diplomatie und im Heer und gegen den politischen Einfluß der Junker. 72 die Gothaer: Bezeichnung für die liberalkonstitutionelle Partei, die 1848 in Gotha von 147 ehemaligen Liberalen der Frankfurter Nationalversammlung gegründet worden war. 83 der alte Kapp: Friedrich Christian Georg Kapp. 84 Frau Ida: Ida Zimmermann geb. Kapp. 952 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/36. 1. Erläuterungen: 4 - 5 des wertvollen Manuskriptes: L. Feuerbach, der den schriftlichen Nachlaß auch seines Bruders Karl, des Mathematikers, verwaltete, hatte G. J. Junghann Auskunft über ein Manuskript zu geometrischen Problemen gegeben, das noch unveröffentlicht war. Der Verbleib des diesbezüglichen Briefes ist nicht bekannt. 12 mein eignes System: G. J. Junghann brachte 1862 und 1863 zwei Abhandlungen zur „Tetraedrometrie" heraus. 43 noch andere Denkmäler: Karl Feuerbach veröffentlichte 1822 und 1828 zwei Arbeiten zu trigonometrischen Problemstellungen (siehe Literaturverzeichnis).

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953 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/34.1. 954 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/7. 17. Erstveröffentlichung, gekürzt: BwN 0, S. 136-138. Textvergleich: 4 - 6 Recht... 16. Juli Fehlt in BwN, dafür folgt Zusatz: Lieber Freund 14-29 Das Bad ... betreibe Fehlt in BwN32 59: 1859 BwN 35 nun: nur BwN74-98 Durch... sollte Fehlt in BwN. Erläuterungen: 30 die Schrift von S[chopenhauer]: W. Bolin übersandte Feuerbach die Neuausgabe der Preisschriften A. Schopenhauers (siehe Brief 950). 74-75 meinen Buchhändler in Hamburg: H. R. Sturm. 86 „Système d[e] I[a] nature": Von P. H. D. Holbach; die erste Auflage erschien 1770 in London. 955 Originalhandschrift: Dichtermuseum Liestal (Schweiz), Herwegh-Archiv, Sign. BRH 898. Erstveröffentlichung: Nord und Süd, S. 493. Testvergleich: 3 Traidendorf: Draitendorf Nord und Süd 7 - 8 desselben: dessen Nord und Süd 11 Schwaiger: Schw. Nord und Süd 14 Schwaigers: Schw. Nord und Süd 14 dahin habe: habe dahin Nord und Süd 18 Vils- und Naabtal: Wild und Naubthal Nord und Süd 26-27 Ländler meiner Vilspartie: Ländern meiner Wildpartie Nord und Süd. Erläuterung: 19 meiner Tochter: Eleonore Feuerbach. 956 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/60.1. 957 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/68.1. Erläuterung: 36-42 Verhandlungen... Ereignisse: Der preußische Offizier W. Rüstow war wegen seines literarischen Engagements für rein der Verteidigung dienende Volksheere, die die stehenden Armeen ablösen sollten, Mitte der vierziger Jahre in Ungnade gefallen. Einer Verurteilung entzog er sich durch Flucht in die Schweiz, wo er seither sehr produktiv als Militärschriftsteller und -historiker tätig war. Gemeinsam mit seinem Freunde und Gesinnungsgenossen L. Schweigert hatte er am italienischen Kriege teilgenommen, als Generalstabschef Garibaldis und dann als Kommandant des linken Flügels der Südarmee. Nach der Schweiz zurückgekehrt, gehörten 520

beide Militärs zu den engen Freunden der Herweghs. Ein Besuch ihrer deutschen Heimat 1861 konfrontierte sie mit den Ideen und Vorhaben zu einer Heeresreform, die vom Prinzregenten und nunmehr preußischen König ausgingen und ebenso aufmerksam von der liberalen Fort-schrittsbewegung verfolgt wurden. Nach beiden Seiten hin bemühten sich die Militärexperten Rüstow und Schweigert, die Idee einer Wehrschule in die preußischen Reformpläne einzubringen, wobei gewisse Illusionen über demokratischliberale Möglichkeiten im Zuge der „Neuen Ära" Pate gestanden hatten. Vgl. dazu auch W. Rüstow, Die Wahrheit über den Preußischen Wehrgesetzentwurf, Nördlingen 1860. 958 Originalhandschrift: Der Verbleib ist nicht bekannt. Die Veröffentlichung erfolgt nach dem Erstdruck. Erstveröffentlichung: BwN II, S. 138-139. Erläuterungen: 30-32 Ein Deutschamerikaner... Schwanengesang genannt: K. Lüdeking (vgl. Erl. zu Brief 869, Z. 32-34). 32-35 Das Schicksal ... Fabrikstadt gesetzt: Vgl. Erl. zu Brief 907, Z. 4. 58 wo ich werte Freunde habe: Georg und Emma Herwegh. 959 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/7. 18. Erläuterung: 15 „Système d[e] l[a] nature": Vgl. Erl. zu Brief 954, Z. 86. 960 Originalhandschrift: Kungl. Biblioteket Stockholm, Handschriftenabteilung, Autogr. Ty. Eine Abschrift dieses Briefes von der Hand W. Bolins befindet sich in der UB Helsinki. Er hatte den Brief L. Feuerbachs im Juli 1873 der Königlichen Bibliothek in Stockholm als Geschenk übereignet. Erstveröffentlichung: BwN D, S. 139-140. Textvergleich: 5 - 6 was in einen Brief gehört Fehlt in BwN 20 L. Feuerbach: L. Fb. BwN. Erläuterung: 10-12 Die „Probleme... Grunde": Schriften von A. Schopenhauer. 961 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/28. 2. Erstveröffentlichung, gekUrzt: BwN II, S. 140-144. Textvergleich: 5 im Fehlt in BwN 75 Hydra: Hyder BwN 86 noch Fehlt in BwN 97 Haus: Hause BwN 97 eigner: eigener BwN 110 lassen Fehlt in BwN 121 kürzlich: kurz BwN 126 vielleicht beides zugleich Fehlt in 521

BwN 145 vor seinen Blicken Fehlt in BwN 151-170 Doch ... könnte Fehlt in BwN. Erläuterungen: 5 Ihr wertes Schreiben: Siehe Brief 958. 22 Vorwort zu Ihres Vaters „Leben": Anselm Ritter von Feuerbachs Leben und Wirken ..., veröffentlicht von seinem Sohne Ludwig Feuerbach, Leipzig 1852 (GW 12, S. 3). 27 „Wer darf... nennen?": J. W. v. Goethe, Faust I, 589.27-28 „Das Beste ... sagen?": J. W. v. Goethe, Faust I, 1841-1842. 29 „Die Menschen ... blind": J. W. v. Goethe, Faust D, 11497. Der Vers lautet: „Die Menschen sind im ganzen Leben blind." 3 3 - 3 4 „Nur für den Erbärmlichen... erbärmlich": L. Feuerbach, Fragmente zur Charakteristik meines philosophischen curriculum vitae (GW 10, S. 159) 37-38 Schopenhauer ... schildert: A. Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung. II, 4. Buch, Kap. 46, Sämtliche Werke, hrsg. von W. v. Löhneysen, Leipzig 1979, Bd. II, S. 474. 43-44 „Die Welt... Qual": F. Schiller, Die Braut von Messina. In: F. v. Schillers sämtliche Werke in 12 Bänden. Berlin 1902, 5. Bd., S. 290. 54-55 „Je mehr ein Mensch ... umgekehrt.": L. Feuerbach, Der Unterschied der heidnischen und christlichen Menschenvergötterung (1844), GW 9, S. 417. 55-56 „Wer sich ... auch nicht etwas.": Siehe ebenda, S. 418. 72-73 die Rezension ... von M. Heß: M. Heß, Der deutsche Humanismus. 2. Ludwig Feuerbach: Theogonie. In: Das Jahrhundert, Jg. 1857, Nr. 44, S. 1049-1056. Vgl. Vorbemerkung zu diesem Band, S. X-XI. 78 dieses Werk zu übertreffen: L. Feuerbach selbst hielt die „Theogonie" für seine reifste, vollendetste Schrift (siehe Brief 912, Z. 75-85). 81 „Die Theodicee": Gemeint ist das 29. Kapitel der „Theogonie", in dem die traditionionelle Rechtfertigung Gottes angesichts der in der Welt vorhandenen (physischen, sozialen, moralischen) Übel und im Zusammenhang damit die Frage der Unterschiedlichkeit der Natur- und Menschengesetze beleuchtet werden. Vgl. GW 7, S. 221-233. 8 9 - 9 1 „Was aber auch ... Ausgesprochenen": Zitat aus Feuerbachs Brief an K. Haag vom 3. September 1861 (Brief 958). 962 Originalhandschrift: Der Verbleib ist nicht bekannt. Die Veröffentlichung erfolgt nach dem Erstdruck. Erstveröffentlichung: Menschheitsziele, S. 12. 963 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/49. 6. Erstveröffentlichung, gekürzt: Bw II, S. 277-278. Textvergleich: 10-16 Von ... tragen Fehlt in Bw 24 der Krönungsschwindel: das Krönungsgepränge Bw 27 verrückte: leidige Bw 28 angeblasen: aufgeblasen Bw 31-32 fehlt ihm die Energie: fehlt es bei ihm an den erforderlichen Voraussetzungen Bw 3 3 - 3 4 Absicht, Skandal zu 522

erregen: provokatorischer Absicht Bw 40 Krönungs- und Einzugsschwindel: Krönungs- und Einzugstrubel Bw 43 hätten anders: anders hätten Bw 49 Halunken: Biederleute Bw 53 diese Eselei: derlei Bw 63-65 Anbei... zu lassen Fehlt in Bw 67 selber: selbst Bw. Erläuterungen: 12-13 Gräfin Hatzfeld ... Ludmilla Assing: Die Gräfin von Hatzfeld, als deren Anwalt sich F. Lassalle in einem Jahre währenden Vermögensstreit eingesetzt hatte, gehörte seit Lassalles Übersiedelung nach Berlin ebenso zu seinem engen Umgang, wie die Nichte Vamhagens, die Schriftstellerin Ludmilla Assing. Der Besuch in Zürich bei den Herweghs, zu denen sich auch O. Lüning gesellte, diente seitens Lassalles wohl vor allem publikatorischen Interessen, zumal die momentanen Wandlungen in Preußen hierzu Chancen zu eröffnen schienen. - Erst zwei Jahre später, nach Gründung des „Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" kam es zu einem kurzen Briefwechsel zwischen Lassalle und Feuerbach (vgl. Bw Recl., S. 316-320 und F. Lassalle, Nachgelassene Briefe und Schriften, hrsg. von G. Mayer, Stuttgart Berlin 1925, Bd. 5, S. 245-246). Vgl. auch H. J. Friederici, Ferdinand Lassalle. Eine politische Biographie, Berlin 1985.24 Krönungsschwindel: Wilhelm I. hatte bei seiner Krönung in Königsberg am 18. Oktober 1861 das „Königtum von Gottes Gnaden" besonders nachdrücklich hervorgehoben. 40 das Attentat: Am 14. Juli 1861 verübte O. Becken in BadenBaden ein Attentat auf den zur Kur weilenden König Wilhelm I. 45 die Gothaer: Vgl. Erl. zu Brief 951, Z. 72. 964 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/7. 19. Erläuterung: 69 den Einzugsfeierlichkeiten: Betraf die Krönung Wilhelms I. (vgl. Erl. zu Brief 963, Z. 24). 965 Briefentwurf Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 a/38. 1. Erstveröffentlichung: BwN II, S. 144-145. Textvergleich: 5 Herrn: H. BwN 18 Auetor: Autor BwN 19 in: zu BwN 2 0 - 2 2 wie sich ... werden Fehlt in BwN 23 daher In BwN folgt Zusatz: wie sich von selbst versteht, nur in der Voraussetzung, dass sie es nur mit mir zu thun haben werden 23-24 falls Sie überhaupt zu diesem Unternehmen Lust haben Fehlt in BwN 29 Ludwig: L. BwN. Erläuterung: 4-10 Herr Jakob von Khanikoff... auf- und angenommen: Der russische Emigrant J. v. Khanikoff, der mit seiner Familie in Heidelberg und Berlin lebte, war ein leidenschaftlicher Anhänger Feuerbachs. Er setzte alles daran, ihn in Rußland bekannt zu machen, und hatte deshalb begonnen, Feuerbach ins Russische zu übersetzen, und zwar 523

zunächst die kleine geschlossene Abhandlung von 1845 „Das Wesen der Religion". Die Übersetzung wurde A. Herzen vorgelegt, der von ihr sehr angetan war. Nun verlegte sich Khanikoff darauf, das hinsichtlich des Vertriebs kritischer Literatur nach Rußland erfahrene Londoner Verlagshaus N. Trübner und den Autor für eine größere russische Ausgabe zu gewinnen. Khanikoff suchte deshalb Feuerbach in seinem neuen Domizil am Rechenberg auf. Ergebnis der freundschaftlich verlaufenen Begegnung war vorliegendes Schreiben Feuerbachs an den Londoner Verleger. Dessen Antwort, siehe Brief 966, war hinhaltend, erweckte aber den Eindruck, daß bereits in London eine Übersetzung von Feuerbachs „Wesen des Christentums" vorlag. Tatsächlich aber hatte Trübner den Vertrieb der unter Heidelberg 1862 herausgegebenen und bei C. W. Leske in Darmstadt gedruckten Übersetzung Khanikoffs vom „Wesen der Religion" - unter dem Pseudonym Fedorowski, Heidelberg 1862,105 Seiten - nach Rußland versucht. Der enttäuschende Absatz - der Vertrieb Feuerbachscher Werke war in Rußland untersagt - ließ den Verleger von dem Projekt Abstand nehmen. Vgl. W. Bolin, Bw I, S. 165. - Der ersten russischen Feuerbachübersetzung von 1862 ist erst 1908 eine Übersetzung vom „Wesen des Christentums" gefolgt (unter der Redaktion von Alexejew), vgl. S. Rawidowicz, Ludwig Feuerbachs Philosophie ..., Berlin 1931, S. 476, Fußnote. 966 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/73. 1. Erstveröffentlichung, gekürzt: BwN II, S. 145. Textvergleich: 3 London In BwN folgt Zusatz: den 18 aber nötigt mich: nöthigt mich aber BwN30-35 Ich habe ... auszuliefern Fehlt in BwN36 empfiehlt sich Ihnen Fehlt in BwN. Erläuterung: 34-35 Einliegend... 2 Ex[em]pl[are] auszuliefern: Es handelt sich um die Übersetzung des „Wesens der Religion von J. v. Khanikoff; die Angaben zu Verlag („Bangel & Schmitt") und Übersetzer („Fedorowski") waren Pseudonyme für den illegalen Vertrieb in Rußland. 967 Originalhandschrift: UB München, Sign. 4° Cod. ms. 935 b/37. 9. Erläuterungen: 2 6 - 2 8 die Schillerstiftung ... d. h. wissenschaftliche Veteranen: Dieser Gedanke F. Kampes, Feuerbach durch die November 1859 gegründete Deutsche Schillerstiftung eine finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen, wurde ein Jahr später - durch einfühlsame Vermittlung O. Wigands und ein engagiertes Gutachten K. Gutzkows, Mitbegründer und seit 1861 Generalsekretär der Stiftung - realisiert; vgl. die von W. Schuffenhauer angeregte Edition aller einschlägigen Dokumente durch W. Dobbek, Die Akte Ludwig Feuerbach. Veröffentlichungen aus 524

dem Archiv der Deutschen Schillerstiftung. H. 2, Weimar 1961. 35-36 Ihr gegenwärtiges Thema: L. Feuerbach war seit dem Abschluß der „Theogonie" (Leipzig 1857) mit der später „Über Spiritualismus und Materialismus, besonders in Beziehung auf die Willensfreiheit" betitelten Abhandlung befaßt, die durch die mit dem Umzug von Bruckberg nach Rechenberg verbundenen Veränderungen der äußeren Lebensbedingungen eine größere Unterbrechung erfahren hatte. Die Arbeit erschien 1866 im zehnten Band der „Sämmtlichen Werke". 81-83 Beyers... Predigten: Bezieht sich auf elf Predigten, gehalten vom 8. Juli (Antrittspredigt) bis 9. September 1860 (Feier des Erntedankfestes) vor der Deutschkatholischen Gemeinde zu Leipzig.

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Literaturverzeichnis

Das Verzeichnis erfaßt alle im Text und in den Untersuchungen und Erläuterungen genannten bzw. erwähnten Schriften, Aufsätze, Buchbesprechungen und Periodica in alphabetischer Folge nach Autoren bzw. Sachtiteln mit vollständigem Titel, Ort und Jahr des Erscheinens, soweit erschließbar. Mehrere Veröffentlichungen eines Autors sind unter dem Autorennamen nach dem Erscheinungsdatum geordnet.

Adams, W. P., (Hrsg.), Die Vereinigten Staaten von Amerika, in: Fischer-Weltgeschichte, Bd. 30, Frankfurt a. M. 1977. 445, 495 Allgemeine deutsche Universitäts-Zeitschrift, hrsg. von E. Löwenthal, Jg. 1. 2, Frankfurt a. M. (Leipzig) 1860-1862. 342-343, 513 Allgemeine Zeitung, Augsburg 1810-1882. 11, 20, 22, 113, 209, 275, 440, 478-479, 498 - Atlantische Studien. Von in Amerika lebenden Deutschen, Göttingen 1853, in: Nr. 29, 29. Januar 1853 (Beilage), S. 457. 22, 411 - Halle, 22. Dec[ember], in: Nr. 362, 28. December 1854, S. 5781. 91, 433 - Philosophie und Materialismus. Eine kurze Antwort auf L. Büchners „Stoff und Kraft", in: Nr. 233, 21. August 1855 (Beilage), S. 3721 bis 3722. 113,440 - Bern, 17. November, in: Nr. 326,22. November 1855, S. 5204-5205. 439 - Bern, 7. Dezember, in: Nr. 346, 12. Dezember 1855, S. 5525. 440 - Bern, 31. Dec[ember], in: Nr. 4, 4. Januar 1856, S. 52. 440 - Kraft und Stoff. Von Dr. Louis Büchner, in: Nr. 5, 5. Januar 1856 (Beilage), S. 73-75; Nr. 6, 6. Januar 1856 (Beilage), S. 90-91. 441 - Dr. Fabri, Briefe gegen den Materialismus, Stuttgart 1856, in: Nr. 17, 17. Januar 1856 (Beilage), S. 267. 441 - Der Materialismus in der Rechtsphilosophie [Stellungnahme gegen L. Knapp's „System der Rechtsphilosophie"], in: Nr. 192,11. Julius 1857 (Beilage), S. 3065-3066; Nr. 193, 12. Julius 1857 (Beilage), S. 3082 bis 3083. XIV, 452 - Hansestädte. Hamburg, 4. Oct[ober], in: Nr. 281, 8. October 1858, S. 4538. 476

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- Leipzig, 27. März, in: Nr. 89, 30. März 1859, S. 1430. 228, 483 - K. Vogt und die deutsche Emigration in London, in: Nr. 173, 22. Junius 1859 (Beilage), S. 2836-2837. 282, 498 - Augsburg, 24. Oct[ober] - [Der Vogt'sehe Proceß], in: Nr. 298,25. October 1859, S. 4857-4860. 282, 498 - Nr. 262, 18. September 1860 [Turiner Memorandum vom 12. September], 504 - Nr. 263, 19. September 1860 [Turiner Memorandum vom 12. September], 504 - Nr. 296, 22. October 1860. 504 Allgeyer, J., Anselm Feuerbach. Sein Leben und seine Kunst, 1. Bd., 2. Aufl., hrsg. von C. Neumann, Berlin - Stuttgart 1904. 417,433,499 Althaus,Th., Die preußische Generalsynode und der Beruf der evangelischen Kirche, Bremen 1846. 28, 31 - Die Bedeutung des Urchristenthums und sein Verhältniß zum Christenthum der Gegenwart. Ein Beitrag zur religiösen Selbstverständigung der Gegenwart. Mit einem Vorwort von Ludwig Noack, Darmstadt 1846. 28,31 - Die Zukunft des Christenthums. Seine Wahrheit, seine Verkehrung und seine Wiedergeburt durch Freiheit und Liebe, Darmstadt 1847. 28, 31 Ammon, Ch. F. v., Ein Beitrag zur Geschichte des idealischen Atheismus. Zur Ankündigung des am 4. Junius 1802 vertheilten 7. homiletischen Preises, Göttingen 1802. 369 - Inbegriff der evangelischen Glaubenslehre, Göttingen 1804. 369 - Vollständiges Lehrbuch der christlich-religiösen Moral, 4., verb. Ausg., Göttingen 1806. 369 - Die wahre und die falsche Orthodoxie. Eine geschichtliche Darstellung, Leipzig 1849. 369 - Ammon, Christoph Friedrich von, nach seinem Leben, Ansichten und Wirken. Ein Lichtbild aus der evangelischen Kirche, Leipzig 1850. 369 [Anonym], Anzeiger für die politische Polizei Deutschlands auf die Zeit vom 1. Januar 1848 bis zur Gegenwart. Ein Handbuch für jeden deutschen Polizeibeamten. Hrsg. von *-r. Facta loquuntur, Dresden 1854. 255, 491-492 - Memoiren eines Magens von ihm selbst geschrieben. Hrsg. von einem Minister des Innern. Ein wichtiges Buch für Jeden, der da ißt und trinkt, Leipzig 1855. 98, 436 - Aus dem radicalen Lager. Feuerbach. Die naturforschenden Materialisten. Rüge und sein beseitigter Idealismus. Die nöthigen Vorbedingungen einer gründlichen Revolution. Die ästhetischen Radicalen, in: Berliner Revue. Social-politische Wochenschrift, 15. Bd., 4. Quartal, Berlin 1858, S. 296-304. 478 - Der Prozeß gegen Dr. Bruno Lindner, vormaligen außerordentl. Professor der Theologie an der Universität Leipzig, wegen Diebstahls.

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Nach den Ergebnissen der vor dem königl. Bezirksgericht zu Leipzig vom 27. bis 29. Februar 1860 stattgefundenen öffentlichen Hauptverhandlung zusammengestellt. Nebst vollständigen Reden der Königl. Staatsanwaltschaft und der Vertheidigung nach stenographischer Aufzeichnung, Leipzig 1860. 483 - Le pape et le congrès, Paris 1860. 490 Anzeiger des Westens, St. Louis 1846-1912. 203, 470, 493, 507 [Aristoteles], Aristotelis Organon graece. Edidit Th. Waitz, Lipsiae MDCCCXLIV-MDCCCMLVI [1844-1846], 400 Aschenbrödel oder das Glas-Pantöffelchen, in: Feen-Mährchen und arabische Mährchen, Stuttgart 1839. 460 Aschenputtel, in: Gebrüder Grimm, Kinder- und Hausmärchen. Große Ausg., 2 Bde., 7. Aufl., Göttingen 1857. 460 Asher, D., Arthur Schopenhauer als Interpret des Göthe'schen Faust. Ein Erläuterungsversuch des ersten Theils dieser Tragödie, Leipzig 1859. 243, 252, 486 Athenäum für Wissenschaft, Kunst und Leben. Eine Monatszeitschrift für das gebildete Deutschland, Nürnberg 1838-1839. Atlantische Studien. Von Deutschen in Amerika, Bde. 1-8, Göttingen 1852-1857. 6 - 8 , 22, 59-60, 95, 240, 411, 422, 486 Augsburger Zeitung siehe Allgemeine Zeitung, Augsburg. Augustinus (Aurelius Augustinus), Divi Aurelii Augustini... libri XIII confessionum, Bambergae MDCCI [1701]. 184 - Bekenntnisse. Eingel. und übertr. von W. Thimme, München - Zürich 1982. 184 Bauer, B., Die christliche Glaubenslehre in ihrer geschichtlichen Entwicklung und im Kampf mit der modernen Wissenschaft. Dargestellt von Dr. D. F. Strauß. Band 1 und 2, 1840-1841, in: Deutsche Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst, Nr. 21, 25. Januar 1843, S. 81 bis 84; Nr. 22, 26. Januar 1843, S. 85-88; Nr. 23, 27. Januar 1843, S. 89 bis 92; Nr. 24, 28. Januar 1843, S. 93-95. 369 Baur, F. Ch., Symbolik und Mythologie oder Naturreligion des Altertums, Stuttgart 1824-1825. 510 - Die christliche Gnosis, Tübingen 1835. 510 - Die christliche Lehre von der Dreieinigkeit, Tübingen 1841. 510 - Paulus, der Apostel Jesu Christi. Sein Leben und Wirken, seine Briefe und seine Lehre. Ein Beitrag zu einer kritischen Geschichte des Urchristenthums, Stuttgart 1845. 332 - 2. Aufl., nach dem Tode des Verf.s besorgt von Dr. E. Zeller, 2 Thle., Tübingen 1866-1867. 332 - Geschichte der christlichen Kirche, Tübingen 1853-1862. 332 - Bd. 1 : Das Christenthum und die christliche Kirche der drei ersten Jahrhunderte, 1853. 332 - - 2., neu durchgearb. Aufl., 1860. 332 - Bd. 2: Die christliche Kirche vom Anfang des vierten bis zum Ende

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des sechsten Jahrhunderts in den Hauptmomenten ihrer Entwicklung, 1859. 332 - Bd. 3: Die christliche Kirche des Mittelalters in den Hauptmomenten ihrer Entwicklung, 1861. 332 - Bd. 4: Kirchengeschichte der Neueren Zeit von der Reformation bis zum Ende des Achtzehnten Jahrhunderts, 1862. 332 - Bd. 5: Kirchengeschichte des neunzehnten Jahrhunderts, nach des Verfassers Tod hrsg. von E. Zeller, 1862, 1877. 332 - Die Tübinger Schule und ihre Stellung zur Gegenwart, Tübingen 1859 bis 1860. 510 Bayer, A., Ansbacher Porzellan. Geschichte und Leistung der AnsbachBruckberger Porzellan-Manufaktur 1757-1860, Ansbach 1933. 404 Bayer, K., Die Idee der Freiheit und der Begriff des Gedankens, Nürnberg 1837. 424 - Betrachtungen über den Begriff des sittlichen Geistes und über das Wesen der Tugend, Erlangen 1839. 424 Bechstein, L., Die Kinder von Hameln, in: Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853. 241 Benecke, H., Ein neues Werk von Ludwig Feuerbach, in: Deutsches Museum. Zeitschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben, hrsg. von R. Prutz, Nr. 34, 20. August 1857, S. 273-275. XI - Der biblische Stoff und das Drama, ebenda, Nr. 37,10. September 1857, S. 367-372. 478 - Für Reisende nach London. [Rezension zu: „Places worth seeing in London" und „Tempelsculpturen aus der Schule des Phidias im Britischen Museum". Von Dr. Christian Semmler."], ebenda, Nr. 31, 29. Juli 1858, S. 176-177. 478 - [Berichtigung des „Jahrhunderts"], in: Deutsche Allgemeine Zeitung, Nr. 262, 9. November 1858 [Anonym]. 206, 477 - Die moderne Bildung und die Kirche, in: Deutsches Museum. Zeitschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben, hrsg. von R. Prutz, Nr. 37, 8. September 1859, S. 388-395; Nr. 38, 15. September 1859, S. 427-437. 256, 492 Beneke, F. E., Kant und die philosophische Aufgabe unserer Zeit. Eine Jubeldenkschrift auf die Kritik der reinen Vernunft, Berlin - Posen Bromberg 1832. 172 - Die Philosophie in ihrem Verhältnisse zur Erfahrung, zur Spekulation und zum Leben, Berlin - Posen - Bamberg 1833. 172 - System der Metaphysik und Religionsphilosophie, aus den natürlichen Grundverhältnissen des menschlichen Geistes abgeleitet, Berlin 1840. 172 - Lehrbuch der pragmatischen Psychologie oder der Seelenlehre in der Anwendung auf das Leben, Berlin 1853. 172, 460 Béranger, P. J. de, Béranger's Lieder. Auswahl in freier Bearbeitung von A. v. Chamisso und F. Freiherrn Gaudy, Leipzig 1838. 177 529

Berliner Revue. Social-politische Wochenschrift, Bde. 1-17, Berlin 1855-1871. 206,477 Beyer, C., Wodurch erweist sich eine Gemeinde als deutschkatholisch und welche Richtung und welches Ziel haben wir als Glieder der deutschkatholischen Gemeinde zu erstreben? Antrittspredigt am 8. Juli 1860 vor der deutschkatholischen Gemeinde zu Leipzig gehalten, Leipzig 1860. 400,525 - Die alte Kirche und der Deutschkatholicismus nach ihren anfanglichen Verhältnissen. Rede am 15. Juli 1860 vor der deutschkatholischen Gemeinde zu Leipzig gehalten, Leipzig 1860. 400, 525 - Sentimentalität und Energie. Rede am 22. Juli 1860 vor der deutschkatholischen Gemeinde zu Leipzig gehalten, Leipzig 1860. 400, 525 - Die sogenannte christliche Liebe und Duldung. Rede am 29. Juli 1860 vor der deutschkatholischen Gemeinde zu Leipzig gehalten, Leipzig 1860. 400,525 - Ohne Bruch mit dem Alten - keine Ruhe. Rede am 5. August 1860 vor der deutschkatholischen Gemeinde zu Leipzig gehalten, Leipzig 1860. 400,525 - Über die Todtenerweckungen Christi. Rede am 12. August 1860 vor der deutschkatholischen Gemeinde zu Leipzig gehalten, Leipzig 1860. 400, 525 - Die Altersstufen des Teufels. Rede am 19. August 1860 vor der deutschkatholischen Gemeinde zu Leipzig gehalten, Leipzig 1860. 400, 525 - Der Teufel, die bösen Geister und die Hölle bei den Deutschkatholiken. Rede am 26. August 1860 vor der deutschkatholischen Gemeinde zu Leipzig gehalten, Leipzig 1860. 400, 525 - Verfassungs-Segen. Rede zu der am 2. September 1860 angeordneten Constitutionsfeier vor der deutschkatholischen Gemeinde zu Leipzig gehalten, Leipzig 1860. 400, 525 - Die Stellung der Kirche zu Christo und zur Bibel nach der gewöhnlichen Vernunft und Erfahrung. Rede am 9. September 1860 vor der deutschkatholischen Gemeinde zu Leipzig gehalten, Leipzig 1860. 400, 525 - Die alte und die neue Feier des Erntefestes. Rede am 16. September 1860 vor der deutschkatholischen Gemeinde zu Leipzig gehalten, Leipzig 1860. 400,525 Beyer, C. (K.), Leben und Geist Ludwig Feuerbachs, Leipzig 1873. 424 Beseler, W., Der Proceß Gervinus, Braunschweig 1853. 407 Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments. Nach der deutschen Übersetzung D. Martin Luthers. I l l , 185, 368, 410, 426, 438, 458, 483, 508, 514 Bibliography of English Translations of the Works of the Left Hegelians, in: The philosophical forum. A quarterly. Vol. Vm, Nos. 2 - 4 : Feuerbach, Marx and the left Hegelians. A triple Issue, Boston 1978. 427

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Bibra, E. v., Die Wirkung des Schwefeläthers in chemischer und physiologischer Beziehung, Erlangen 1847. 192 - Vergleichende Untersuchungen über das Gehirn des Menschen und der Wirbelthiere, Mannheim 1854. 192, 466 - Die Narkotischen Genußmittel und der Mensch, Nürnberg 1855. 192, 467 Bildungshalle im Sinne und Geiste unserer Zeit. Für alle Stände, hrsg. von O. Wigand, Bde. 1-10, Leipzig 1853-1854. 408 Blum, R., Briefe und Dokumente, hrsg. von S. Schmidt, Leipzig 1981. 409 Bock, K. E., Der Mensch der Zukunft bei materialistischer Weltanschauung. 227, 482 - Theorie der Knaben- und Mädchenzeugung. 227, 482 Böckh, A., Die Zeitumstände, unter welchen und der Geist, in welchem die Universität gestiftet wurde. Rede zur Jubelfeier der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin gehalten in der St. NicolaiKirche am 15. Oktober 1860, Berlin 1860. 298, 504 Boehlich, W. (Hrsg.), Der Hochverratsprozeß gegen Gervinus, Frankfurt a. M. 1967. 407 Böhner, A. N., Naturforschung und Kulturleben in ihren neuesten Ergebnissen zur Beleuchtung der großen Frage der Gegenwart über Christenthum und Materialismus, Geist und Stoff, Hannover 1859. 390 Börne, L., Menzel der Franzosenfresser, Paris 1837. 152, 457 Bolin, A. W., Familjebegreppets utveckling ända tili reformationen, Helsingfors 1860. 271,496 - Ludwig Feuerbach. Sein Wirken und seine Zeitgenossen. Mit Benutzung ungedruckten Materials, Stuttgart 1891 (Sigle: Bolin WuZ). XVIII, 424, 442, 445, 452, 469-470 - Ausgewählte Briefe von und an Feuerbach. Zum Säkulargedächtnis seiner Geburt, 2 Bde., Leipzig 1904 (Sigle: Bw). Siehe L. Feuerbach, Teilsammlungen. Borchardt, W./Wustmann, G./Schoppe, G., Die sprichwörtlichen Redensarten im deutschen Volksmund nach Sinn und Ursprung erl., 7. Aufl. neu bearb. von A. Schirmer, Leipzig 1954. 463 Bradshaw, J. M., Concepts of happiness: The influence of Ludwig Feuerbach on the fiction of George Eliot. University of Ottawa, Canada 1990. 427 Braun, H.-J. (Hrsg.), Solidarität oder Egoismus. Studien zu einer Ethik bei und nach Ludwig Feuerbach sowie kritisch revidierte Edition „Zur Moralphilosophie" (1868) besorgt von W. Schuffenhauer, Berlin 1994. 441,483,518 Bretschneider, K. G., Die Theologie und die Revolution. Oder: die theologischen Richtungen unsrer Zeit in ihrem Einflüsse auf den politischen und sittlichen Zustand der Völker, Leipzig 1835. 369

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- Die religiöse Glaubenslehre nach der Vernunft und der Offenbarung fur denkende Leser dargestellt, 3., verb. und verm. Aufl., Halle 1844. 369 - Die deutsche Reformation der Kirche, nach ihrem Wesen und ihrem Werthe historisch dargestellt. Neue Ausg., veranstaltet zur 3. Säcularfeier des Augsburger Religionsfriedens, Berlin 1855. 369 Broch, F. K. siehe G. F. Kolb. Büchner, L., Kraft und Stoff. Empirisch-naturphilosophische Studien, Frankfurt a. M. 1855. 218, 440-441, 480 Büttner, W., Georg Herwegh - Ein Sänger des Proletariats. Der Weg eines bürgerlich-demokratischen Poeten zum Streiter für die Arbeiterbewegung. 2., überarb. Aufl., Berlin 1976. 406 Carion, J., Practica deutsch meister Johansen Carion vö Biethikein auffs jar der geburt Christi Tausentfunff hundert drey und tzweintzig, Leypszgh 1522. 360 - Praktica new, auffs MDXXXII jar, Mit einer auslegung, des gesehen Cometens, durch Magistrum Johannem Carion, an C. F. G. v. Brandenburg. Sonn ein guberni(-rer dises jars). Venus ein mit(-helfferin). Finsterniss der Sonnen, Nürnberg 1531. 360 - Practica und prognostication zweier fürnemlichen und weitberhümten inn der Mathematick M. Johan Carionis und M. Salomon der statt Rüremund. Physicum, darinn, biss auff MDLX jar wunderliche und erschreckliche Propheceien gemeldt. Ein Christliche ermanung an W. M. Joh. Carionis, Strassburgk MDXLIII [1543]. 360 Chalybäus, H. M., Historische Entwicklung der speculativen Philosophie von Kant bis Hegel. Zu näherer Verständigung des wissenschaftlichen Publicums mit der neuesten Schule, Dresden 1837. 53 - Phänomenologische Blätter, Kiel 1840. 53 Comte, A., Cours de philosophie positive, 6 Bde., Paris 1830-1842. 79, 429-430 - Système de politique, ou traité des sociologie instituant la religion de l'humanité, 4 Bde., Paris 1851-1854. 430 - Catéchisme positiviste, Paris 1852. 430 - The Positive Philosophy (Cours de philosophie positive) of Auguste Comte. Freely transi, and cond. by H. Martineau, 2 vol., in: John Chapman's Quarterly Sériés, vol. 3 - 4 , London 1853. 79 - Die positive Philosophie, im Auszuge von J. Rig, übersetzt von J. H. v. Kirchmann, 2 Bde., Heidelberg 1883. 430 Daru, P. A., Geschichte der Republik Venedig. Vom Grafen Daru., Dt. von Th. Ruprecht, 2., vollst. Ausg., 4 Bde., Leipzig 1859. 98 Daumer, G. F., Die Glorie der heiligen Jungfrau Maria. Legenden und Gedichte nach spanischen, italienischen, lateinischen und deutschen Relationen und Originalpoesieen durch Eusebius Emmeran, Nürnberg 1841/1842. 412-413 532

- Der Anthropologismus und Kriticismus der Gegenwart in der Reife seiner Selbstoffenbarung nebst Ideen zur Begründung einer neuen Entwicklung in Religion und Theologie, Nürnberg 1844. 413 - [Ankündigung zu:] Der Anthropologismus und Kriticismus der Gegenwart in der Reife seiner Selbstoffenbarung, in: Correspondent von und für Deutschland, Nürnberg 1844. 413 - Frauenbilder und Huldigungen, 3 Bde., Leipzig 1853. 24, 102, 437 - 2., Aufl., 1.-3. Thl., Leipzig 1858. 104, 438 - Meine (Konversion. Ein Stück Seelen- und Zeitgeschichte, Mainz 1859. 364 - Enthüllungen über Kaspar Hauser. Mit Hinzufügung neuer Belege und Documente und Mittheilung noch ganz unbekannter Thatsachen, namentlich zu dem Zwecke, die Heimath und Herkunft des Findlings zu bestimmen und die vom Grafen Stanhope gespielte Rolle zu beleuchten. Eine wider Eschricht und Stanhope gerichtete historische, psychologische und physiologische Beweisführung, Frankfurt a. M. 1859. 447 Dedekind, E., Aus Indiana, in: Atlantische Studien. Von Deutschen in Amerika, Bd. 1, H. 1, S. 43-49, H. 3, S. 170-173, Bd. 3, H. 9, S. 161 bis 166. 240, 486 - Bilder aus dem Volksleben. 200, 469 Democrat siehe New-Yorker Democrat. Demokratische Studien, hrsg. von L. Walesrode. Hamburg 1860-1861. 281, 289, 298, 307, 316, 498, 501 Deutsche Allgemeine Zeitung, Leipzig 1843-1879 [Titel 1837-1843: Leipziger Allgemeine Zeitung], 206 Deutsche Jahrbücher für Politik und Literatur, Bde. 1-13, Berlin 1861 bis 1864. 373 Deutsche Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst, Leipzig 1841-1843. XII, 449 Deutsches Museum. Zeitschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben, hrsg. von R. Prutz, Leipzig 1851-1867. XI, 207, 228 - [Rezension zu:] Georg Förster, der Naturforscher des Volkes, ebenda, 5. Jg., Leipzig 1855, S. 72-73. 420 Deutsche Warte. Umschau über das Leben und Schaffen der Gegenwart, 1.-4. Bd., Leipzig 1873. Didaskalia oder Blätter für Geist, Gemüth und Publizität, (Beilage zum „Frankfurter Journal"), Frankfurt a. M. 1823-1903. 383 Dietzgen, J., Das Wesen der menschlichen Kopfarbeit. Dargestellt von einem Handarbeiter. Eine abermalige Kritik der reinen und praktischen Vernunft, Hamburg 1869. 437 - Schriften in drei Bänden, Berlin 1961-1965. 436 Diezel, G., Grundsätze der Realpolitik, angewendet auf die staatlichen Zustände Deutschlands, Stuttgart 1853. 229, 483 Dioscorides, P., Euporista Ped. Dioscorides Anazarbei ad Andromachum: hoc est De curationibus morborum per medicamenta parata facilia,

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libri II. Nunc primum et Graece editi, et partim a J. Moibano partim post huius mortem a C. Gesnero in linguam Latinam conversi, adiectis ab utroque interprete symphoniis Galeni aliorumque Graecorum medicinorum, Argentorati 1565. 360 Der Dissident. Organ fur Licht und Wahrheit [Untertitel 1859 ff.: Korrespondenzblatt für den Bund freireligiöser Gemeinden], Berlin 1 8 5 3 - 1 8 6 1 . 400 Dobbek, W., Die Akte Ludwig Feuerbach. Veröffentlichungen aus dem Archiv der Deutschen Schillerstiftung, H. 2, Weimar 1961. 524 bis 525 Dobeneck, M., Briefe und Tagebuchblätter aus Frankreich, Irland und Italien, mit einem kleinen Anhang von Compositionen und Gedichten, Nürnberg 1843. 185,464 Dorfzeitung, Hildburghausen 1 8 1 8 - 1 9 3 2 . 344 Drewitz, J., George Eliot and Her Translations from the German (D. F. Strauß: „The Life o f Jesu" and L. Feuerbach: „The Essence o f Christianity"). Diss. Prospectus. Boston College, Chestnut Hill 1991. 428 Drossbach, M., Wiedergeburt, oder: Die Lösung der Unsterblichkeitsfrage auf empirischem Wege nach den bekannten Naturgesetzen, Olmütz 1849. 47 - Die individuelle Unsterblichkeit vom monadistisch metaphysischen Standpunkte aus betrachtet, Olmütz 1853. 48 Duboc, C. J. (Hrsg.), Acht Briefe von Ludwig Feuerbach, in: Deutsche Warte. Umschau über das Leben und Schaffen der Gegenwart, 4. Bd., Leipzig 1873, H. 10, S. 5 8 2 - 5 8 9 (Sigle: Deutsche Warte). XIX, 415, 4 2 0 - 4 2 1 , 5 0 6 - 5 0 7 , 512 - Das Leben ohne Gott. Untersuchungen über den ethischen Gehalt des Atheismus, 2. Ausg., Hannover 1884. 410 Eichhorn, J. G., Einleitung ins Alte Testament, 1 . - 5 . Bd., 4. Ausg., Leipzig 1802. 184 - Einleitung in das Neue Testament, 1 - 5 . Bd., Leipzig 1804-1827. 184 Eliot, G. (Evans, M.), To John Chapman, Weimar, August 6., 1894, in: Selections from Georg Eliot's Letters, ed. by G. Haight, New Haven London 1985. 427 Die Epigonen, Bde. I - V , hrsg. von O. Wigand, Leipzig 1 8 4 6 - 1 8 4 8 . 182 Fabri, F., Briefe gegen den Materialismus, Stuttgart 1856. 185, 441 Familienblätter für die Vereinigten Staaten, hrsg. von Dilthey, New York 1857-1858. 268 Feuerbach, J. A. v., Der Vaticanische Apollo. Eine Reihe archäologischästhetischer Betrachtungen, Nürnberg 1833. 82, 176 - - 2., Aufl., Stuttgart - Augsburg 1855. 431 - Nachgelassene Schriften. 4 Bde., Braunschweig 1853. 41, 57, 174, 417, 4 2 2 - 4 2 3 , 4 3 1

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— 1. Bd.: Anselm Feuerbach's Leben, Briefe und Gedichte, hrsg. von H. Feuerbach. 57,177,461 — 2. Bd.: Geschichte der griechischen Plastik. Bd. 1: Aus dem Nachlasse Anselm Feuerbach's, hrsg. von H. Hettner. 60, 423 — 3. Bd.: Geschichte der griechischen Plastik. Bd. 2: Aus dem Nachlasse Anselm Feuerbach's, hrsg. von H. Hettner. 60, 423 — 4. Bd.: Anselm Feuerbach's kunstgeschichtliche Abhandlungen, hrsg. von H. Hettner. 60, 423 Feuerbach, F., Gedanken und Thatsachen. Ein Beitrag zur Verständigung über die wichtigsten Bedingungen des Menschenwohles, Hamburg 1862. 138,453 Feuerbach, K. W., Eigenschaften einiger merkwürdigen Punkte des geradlinigen Dreiecks und mehrerer durch sie bestimmten Linien und Figuren. Eine analytische-trigonometrische Abhandlung, Nürnberg 1827. 519 — Grundriß zu analytischen Untersuchungen der dreieckigen Pyramide, Nürnberg 1827. 519 Feuerbach, L., Werkausgaben: — Sämmtliche Werke, 10 Bde., Leipzig 1846-1866 (Sigle: SW). 369 bis 370 — SW 1: Erläuterungen und Ergänzungen zum Wesen des Christenthums, 1846 (GW 10). 18, 27, 31-32, 38, 44, 48, 120, 274, 300, 365-366, 369, 410, 415-416, 504 — - SW 2: Philosophische Kritiken und Grundsätze, 1846. 31-32, 35, 44, 48, 52, 120, 172, 274, 300, 365-366, 369, 415,469, 504 — SW 3: Gedanken über Tod und Unsterblichkeit, 3. Aufl., Leipzig 1847 (GW 1, S. 175-515). 27, 31,33,35,44,48, 55-57,120, 145, 178, 203, 274, 300, 365-366, 369, 415, 417, 421 - 4 2 2 , 426, 455, 504 — SW 4: Geschichte der neuem Philosophie von Bacon von Verulam bis Benedict Spinoza, 1847 (GW 2). 31, 44, 48, 55-57, 120, 181, 274, 300, 365-366, 369,417, 422,426, 504 — SW 5: Darstellung, Entwicklung und Kritik der Leibnitz'schen Philosophie, 1848 (GW 3). 31, 48, 63, 120, 181, 274, 300, 365-366, 369,415, 425, 504 — SW 6: Pierre Bayle, nach seinen für die Geschichte der Philosophie und Menschheit interessantesten Momenten dargestellt und gewürdigt, 1848 (GW 4: Pierre Bayle. Ein Beitrag zur Geschichte der Philosophie und Menschheit). 27, 31, 48, 63, 120, 181, 208, 274, 300, 365-366, 369,424-425, 504 — SW 7: Das Wesen des Christenthums, 3., umgearb. und verm. Aufl., 1849 (GW 5). XI, 18, 27, 38, 48, 63, 82, 120, 145, 178, 188, 263, 274, 293, 300, 302, 308, 339, 365-366, 369, 387, 416, 426, 432, 444, 455-456, 494, 504

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- SW 8: Vorlesungen über das Wesen der Religion. Nebst Zusätzen und Anmerkungen, 1851 (GW 6). Vm, 27-28, 31, 37-38, 48, 63, 120, 274, 300, 365-366, 369, 403, 406, 408, 414-416, 424,426, 463, 472-473, 504, 517 - SW 9: Theogonie nach den Quellen des classischen, hebräischen und christlichen Alterthums, 1857 (GW 7). VIII, IX-XII, XIV, 33-34, 51, 62, 67-70, 73, 75, 81-83, 87, 89, 96, 100-101, 103, 109, 112-113, 119-120, 123-124, 131-134, 136, 178, 188-189, 191, 203, 207, 218, 258, 263, 268-269, 274, 292-293, 300, 302 bis 305, 365-366, 369-371, 378, 384, 389, 403, 408, 4 1 5 - 4 1 6 , 420-421, 424-426, 428, 432-433, 435, 437-439, 441, 444, 446, 448, 452, 454-456, 458-459, 462, 466-468, 474-475, 478, 480, 493-494, 504, 506, 522, 525 - SW 10: Gottheit, Freiheit und Unsterblichkeit vom Standpunkte der Anthropologie, 1866 (GW 11, S. 53 -186 ). XIV, 370, 441, 462, 467, 480, 495, 506,518, 525 Sämtliche Werke. Neu hrsg. von W. Bolin und F. Jodl. 10 Bde., Stuttgart 1903-1911, Stuttgart - Bad Cannstatt 1959-1960, (Bde. 12/13: Ausgewählte Briefe von und an Ludwig Feuerbach, aufgrund der von W. Bolin bes. Ausg. neu hrsg. und erw. von H.-M. Sass, Stuttgart - Bad Cannstatt 1964, Sigle: Bw). XVHI-XIX Gesammelte Werke, hrsg. von W. Schuffenhauer, Berlin 1967 ff. (Sigle: GW). - GW 1: Frühe Schriften, Kritiken und Reflexionen (1828-1834), 1981. 412, 421,438, 463 - GW 2: Geschichte der neuern Philosophie von Bacon von Verulam bis Benedikt Spinoza, 1981, 1984, vgl. SW 4. - G W 3: Geschichte der neuern Philosophie. Darstellung, Entwicklung und Kritik der Leibnizschen Philosophie, 1981, 1984. 415 - GW 4: Pierre Bayle. Ein Beitrag zur Geschichte der Philosophie und Menschheit, 1974, 1990. - GW 5: Das Wesen des Christentums, 1974, 1984. VIII, XI -XII, 410, 416, 432, 444, 455-456, 494, 504, 517 - GW 6: Vorlesungen über das Wesen der Religion. Nebst Zusätzen und Anmerkungen, 1967,1981,1984, vgl. SW 6. VIII, 403, 406, 414-416, 424,517 - GW 7: Theogonie nach den Quellen des klassischen, hebräischen und christlichen Altertums, 1969, 1982, 1985. VII, X - X I , 403, 415, 421, 424, 432, 435, 446, 455, 459, 467, 494, 522 - GW 8: Kleinere Schriften I (1835-1839), 1969, 1982, 1989. 424 - GW 9: Kleinere Schriften II (1839-1846), 1970, 1982, 1990. 413, 415-416, 424, 436, 469, 496, 509, 512 - G W 10: Kleinere Schriften III (1846-1850), 1971, 1982, 1990. 415, 444,446, 459,465, 522 536

-

G W 11: Kleinere Schriften IV (1851-1866), 1972, 1982,1990. VII, XIV-XV, 441, 444, 452, 460, 462, 467, 480, 506, 516 - GW 12: Paul Johann Anselm von Feuerbachs Leben und Wirken veröffentlicht von seinem Sohne Ludwig Feuerbach, 1976, 1989. IX, 403, 407, 413-414, 447, 461,464,468, 486, 497, 517-518, 522 - GW 17: Briefwechsel I (1817-1839) 1984. VII, 448, 4 6 3 - 4 6 4 , 479, 489, 518 - GW 18: Briefwechsel II (1840-1844), 1988. VD, 405,412,453,458 bis 459, 497,512 - GW 19: Briefwechsel III (1845-1852), 1993. VII, 403-405, 406 bis 409, 412-413, 416, 418, 420-421, 424, 429, 433, 439, 444, 461, 463-464, 469, 473, 487, 497, 502, 512-514, 517 - GW 1-12, 17 und 18. In: Ludwig Feuerbach, Gesammelte Werke, edited by W. Schuffenhauer in Cooperation with Akademie-Verlag, Berlin 1967 ff. Machine readable version by M. Neumann and S. T. Stoler, Academic Computer Center, Georgetown University, Washington 1993 (18 3,5" HD-Disketten). Teilsammlungen: - Grün, K. (Hrsg.), Ludwig Feuerbach in seinem Briefwechsel und Nachlass sowie in seiner philosophischen Charakterentwicklung, 2 Bde., Leipzig - Heidelberg 1874 (Sigle: B wN). XIX, 404, 409-410, 416, 419, 422, 424-426, 429, 431-432, 438, 443, 446, 449, 452, 458 bis 460, 462, 465-466, 470, 476-478, 482, 486, 490, 492-497, 499 bis 501, 507-508, 516-518, 5 2 0 - 5 2 4 - Feuerbach an Kapp, 18. Mai 1844, in: Briefwechsel zwischen Ludwig Feuerbach und Christian Kapp. 1832 bis 1848, hrsg. und eingel. von A. Kapp, Leipzig 1876, S. 244 (vgl. GW 18, S. 353-354). 453 - Ausgewählte Briefe von und an Ludwig Feuerbach. Zum Säkulargedächtnis seiner Geburt, hrsg. und biogr. eingel. von W. Bolin, 2 Bde., Leipzig 1904 (Sigle: Bw). XIV, XVIÜ-XIX, 410-411, 417, 433 bis 435, 456, 487, 489, 492-494, 500-501, 505, 507-508, 513-515, 519, 522-524 - Ludwig Feuerbach. Briefwechsel, hrsg. von W. Schuffenhauer (Reclams Universalbibliolhek, Bd. 105), Leipzig 1963 (Sigle: Bw Recl). XIX, 436, 497, 523 Einzelschriften: - De ratione, una, universali, infinita. Dissertatio inauguralis philosophica auctore Ludovico Andrea Feuerbach, phil. doct., Erlangae MDCCCXXVIII. [Über die eine, allgemeine, unendliche Vernunft. Philosophische Inaugural-Dissertation von Ludwig Andreas Feuerbach, Doktor der Philosophie, Erlangen 1828] (GW 1, S. 1-173). 463 - Gedanken über Tod und Unsterblichkeit, aus den Papieren eines Denkers, nebst einem Anhang theologisch-satirischer Xenien herausgegeben von einem seiner Freunde, Nürnberg 1830 [anonym] (GW 1, S. 175-515). 5 6 , 1 0 5 , 4 2 1 , 4 3 8

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- Abälard und Hiloise oder Der Schriftsteller und der Mensch. Eine Reihe humoristisch-phiolosophischer Aphorismen, Ansbach 1834 (SW 3, S. 149-260; GW 1, S. 533-638). 300, 505 - Pierre Bayle, nach seinen für die Geschichte der Philosophie und Menschheit interessantesten Momenten dargestellt und gewürdigt, Ansbach 1838 (SW 6; GW 4). 27, 208 - An Carl Riedel. Zur Berichtigung seiner Skizze, in: Athenäum für Wissenschaft, Kunst und Leben. Eine Monatsschrift für das gebildete Deutschland, Nürnberg, Mai 1839, S. 50-64 (SW 2, S. 167-178; GW 9, S. 3-15). 318,509 - Über das Wunder [1839], ebenda, S. 1-55 (SW 1, S. 1-41; GW 8, S. 293-340). 32 - Zur Kritik der Hegeischen Philosophie, in: Hallische Jahrbücher für deutsche Wissenschaft und Kunst, hrsg. von A. Rüge und Th. Echtermeyer, Nr. 208, 30. August 1839, Sp. 1657-1660; Nr. 209, 31. August 1839, Sp. 1665-1668; Nr. 210, 2. September 1839, Sp. 1673 bis 1677; Nr. 211, 3. September 1839, Sp. 1681-1684; Nr. 212, 4. September 1839, Sp. 1689-1693; Nr. 213, 5. September 1839; Sp. 1697-1702; Nr. 214, 6. September 1839, Sp. 1705-1709; Nr. 215, 7. September 1839, Sp. 1713-1718; Nr. 216, 9. September 1839, Sp. 1721-1725 (GW 9, S. 16-62). 284, 500 - Das Wesen des Christenthums, Leipzig 1841 (SW 7; GW 5). VIII, XI, 186, 198, 469 - 2., verm. Aufl., Leipzig 1843. 18, 186, 410, 427 - - V o r w o r t zur 2., verm. Aufl., ebenda, S. 5 - 2 3 (GW 5, S. 3 - 2 7 ) . 517 - Über den Marienkultus. [Rezension zu:] Die Glorie der heiligen Jungfrau Maria. Legenden und Gedichte nach spanischen, italienischen, lateinischen und deutschen Relationen und Originalpoesien durch Eusebius Emmeran. [„Anti-Pemble"], in: Deutsche Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst, Nr. 10, 13. Januar 1842, S. 37-40; Nr. 11, 14. Januar 1842, S. 41-44 (SW 1, Titel: Über den Mariencultus [1842]. Die Glorie der heiligen Jungfrau Maria. Legenden und Gedichte durch Eusebius Emmeran. 1841, S. 181-199; GW 9, S. 156 bis 176). 412-413 - Beleuchtung der in den „Theologischen Studien und Kritiken" (Jahrgang 1842,1. Heft) enthaltenen Rezension meiner Schrift „Das Wesen des Christenthums" [gez. L. F.], ebenda, Nr. 17, 21. Januar 1842, 5. 65; Nr. 19, 24. Januar 1842, S. 74; Nr. 20, 25. Januar 1842, S. 77 bis 79; Nr. 21, 26. Januar 1842, S. 8 1 - 8 4 ; Nr. 22, 27. Januar 1842, S. 8 5 - 8 8 (GW 9, S. 177-228). 496 - Vorläufige Thesen zur Reformation der Philosophie, Zürich - Winterthur 1843 (SW II, S. 244-268; GW 9, S. 243-263). 462 - Andenken an Eduard Feuerbach [1843], Ansbach o. D. [anonym], in: GW 9, S. 344-352. 469

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An Julius Fröbel, 16. Dezember 1843 (GW 18, S. 304-308). 458. Grundsätze der Philosophie der Zukunft, Zürich - Winterthur 1843 (SW 2, S. 269-346; GW 9, S. 264-341). 54, 143, 302, 310, 314, 365, 384, 389,415 Der Unterschied der heidnischen und christlichen Menschenvergötterung, Leipzig 1844 (SW 1, S 326-333; GW 9, S. 413-419). 522 Das Wesen des Glaubens im Sinne Luthers. Ein Beitrag zum „Wesen des Christenthums", Leipzig 1844; 2., zeitgem. Aufl. 1855 (SW 1, S. 259-325; GW 9, S. 353-412). 98, 415, 436 An Christian Kapp, 18. Mai 1844, in: GW 18, S. 353-354. 453 Über das „Wesen des Christenthums" in Beziehung auf den „Einzigen und sein Eigenthum", in: Wigand's Vierteljahrsschrift, 2. Bd., Leipzig 1845, S. 193-205 (SW 1, S. 342-359; GW 9, S. 427 bis 441). 38, 416,512 Vorwort zu Erläuterungen und Ergänzungen zum Wesen des Christenthums, Leipzig 1846 (SW 1, S. V-XVI; GW 10, Titel: Vorwort zu L. Feuerbach: Sämtliche Werke, Bd. I, S. 181-190). 32, 415 Das Wesen der Religion, in: hrsg. von O. Wigand, Bd. 1, Leipzig 1846, S. 117-178 (SW 1, S. 410-486; GW 10, S. 3-79). 18, 143, 365, 524 Wider den Dualismus von Leib und Seele, Fleisch und Geist, Leipzig 1846 (SW 2, S. 347-379; GW 10, S. 122-150). 35, 52, 310, 318, 415 Fragmente zur Charakteristik meines philosophischen curriculum vitae, Leipzig 1846 (SW 2, S. 380-414; GW 10, S. 151-180). 123, 446, 465, 522 Das Geheimnis des Opfers oder Der Mensch ist, was er ißt, Leipzig 1847 (GW 11, S. 26-52). 444 Reimverse auf den Tod. Von 1830, Leipzig 1847 (SW 3, S. 91-108; GW 1, S. 360-387. 56,421 Die Unsterblichkeitsfrage vom Standpunkt der Anthropologie [1846], Leipzig 1847 (SW 3, S. 261-363; GW 10, S. 192-284). 56, 365, 444 Über meine „Gedanken über Tod und Unsterblichkeit" [1846], Leipzig 1847 (SW 3, S. 263-408; GW 10, S. 284-308). 33, 35, 415 Die Naturwissenschaft und die Revolution [ Rezension zu: Lehre der Nahrungsmittel. Für das Volk. Von J. Moleschott], in: Blätter fur literarische Unterhaltung, Leipzig 1850, Nr. 268 vom 8. November, S. 1069-1071; Nr. 269 vom 9. November, S. 1073-1074; Nr. 270 vom 11. November, S. 1077-1079; Nr. 271 vom 12. November, S. 1081-1083 (GW 10, S. 347-368). 420, 444 Qu'est-ce que la religion. D'après la nouvelle philosophie allemande, trad. par H. Ewerbeck, Paris 1850. 429

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Vorwort zu Vorlesungen über das Wesen der Religion. Nebst Zusätzen und Anmerkungen, Leipzig 1851 (SW 8, S. V-VIII; GW 6, S. 3 - 5 ) . 368,473,517 An Joseph Schibich, 21. Oktober 1851, in: GW 19, S. 321-325. 464 (Hrsg.), Anselm Ritter von Feuerbach's Leben und Wirken aus seinen ungedruckten Briefen und Tagebüchern, Vorträgen und Denkschriften veröffentlicht von seinem Sohne Ludwig Feuerbach, 2 Bde., Leipzig 1852 (GW 12). IX, 3 - 4 , 10, 25, 29, 41, 120, 177, 242, 280, 363, 403-404, 407, 425, 448, 461, 468, 486, 497, 517 - Vorwort, ebenda, 1. Bd., S. IX-XXXIV (GW 12, S. 3-19). 29, 366,387,517, 522 - 2 . verm. Ausg. [Titel: Anselm Ritter von Feuerbach's Biographischer Nachlaß. Veröffentlicht von seinem Sohne Ludwig Feuerbach], 2 Bde., Leipzig 1853. IX, 25-26, 29, 41,114, 194, 206, 228, 366, 403, 413-414, 417, 425, 442-443, 448, 461, 468, 482 bis 483 - Vorwort, ebenda, 1. Bd., S. IX-XXXIV (GW 12, S. 3-19). 29, 517 The Essence of Christianity, trans, from the second German edition by M. Evans, Chapman's Quarterly Series, No. 6, London 1854. 73, 81, 186, 426-427, 435, 465 - in: Dr. Williams Library, London 1854. 427, 431, 435, 465 - N e w York 1855. 95, 122, 412, 428, 431, 435, 445 Aphorismen von Ludwig Feuerbach, in: Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst, hrsg. von O. Wigand, 4. Bd., Leipzig 1855, S. 123 bis 128. 105,438 Spiritualismus und Sensualismus [Rezension zu:] System der Rechtsphilosophie von Ludwig Knapp, Erlangen 1857, in: Das Jahrhundert. Zeitschrift für Politik und Literatur, 3. Jg., Nr. 26, Hamburg 1858, S. 410-412 [anonym] (GW 11, S. 11-16). XIV bis XV, 192-194, 441, 452, 467 Dr. Friedrich Wilhelm Heidenreich, praktischer Arzt, geboren 1798, gestorben 6. Dezember 1857 zu Ansbach, in: Das Jahrhundert, 3. Jg., Nr. 27, Hamburg 1858, S. 421-425 [anonym] (GW 11, S. 17-25). XIV, 192, 194, 459-460, 467 CYIUHOCTb PEJIHTIH JIIOflBHrA OEHEPEAXA nEPEBOffb 0EJJOPOBCKATO [Das Wesen der Religion von Ludwig Feuerbach übers, von Fedorowski ], Heidelberg 1862. 524 Über Spiritualismus und Materialismus, besonders in Beziehung auf die Willensfreiheit, Leipzig 1866 (SW 10, S. 37-204; GW 11, S. 53 -186). XIV, 180, 193, 218, 221, 269, 305, 310, 313, 318, 336,441,462,467,480,482,495, 506, 508-509, 511, 516, 518, 525 The Essence of Faith according to Luther. Trans, by M. Chemo, New York - Evanston - London 1967. 427 540

- Einleitung in die Logik und Metaphysik, bearb. von C. Ascheri und E. Thies, Darmstadt 1974. 463 - Vorlesungen über Logik und Metaphysik (1829-1832), bearb. von C. Ascheri und E. Thies, Darmstadt 1975. 463 - Vorlesungen über die Geschichte der neueren Philosophie (1835-1836), bearb. von C. Ascheri und E. Thies, Darmstadt 1976. 463 - Briefwechsel I (1817-1839), bearb. von W. Schuffenhauer, E. Voigt, Berlin 1984 (GW 17). 1984. VII, 448, 463-464, 479, 489, 518 - Briefwechsel D (1840-1844), bearb. von W. Schuffenhauer, E. Voigt, Berlin 1988 (GW 18). VII, 405, 412, 453, 458, 497, 512 - Briefwechsel in (1845-1852), bearb. von W Schuffenhauer, E. Voigt, Berlin 1993 (GW 19). VII, 403-405, 406-409,412-413,416,418, 420-421, 424, 429, 433, 439, 444, 461, 463-464, 469, 473, 487, 497, 502,512-514,517 - Zur Moralphilosophie (1868), in: Solidarität oder Egoismus. Studien zu einer Ethik bei und nach Ludwig Feuerbach sowie kritisch revidierte Edition „Zur Moralphilosophie" (1868) besorgt von W. Schuffenhauer, hrsg. von H.-J. Braun, Berlin 1994, S. 353-430. 441, 518 - Entwürfe zu einer Neuen Philosophie, hrsg. von W. Jaeschke und W. Schuffenhauer, Hamburg 1996. 63 Feuerbach, P. J. A. v., An den Vater, 28. Juni 1796, in: L. Feuerbach (Hrsg.), Anselm Ritter von Feuerbach's Leben und Wirken aus seinen ungedruckten Briefen und Tagebüchern, Vorträgen und Denkschriften veröffentlicht von seinem Sohne Ludwig Feuerbach, 1. Bd., Leipzig 1852, S. 2 5 - 3 1 (GW 12, S. 41-46). 468 - An Elise von der Recke, 25. Jan[uar] 1816, ebenda, 2. Bd., S. 2 5 - 2 8 (GW 12, S. 318-321). 468 - Uber die Polizeistraf-Gesetzgebung überhaupt und den zweiten Theil eines „Entwurfs des Strafgesetzbuchs, München 1822", ebenda, S. 346-378 (GW 12, S. 590-616). 413 - An Elise von der Recke, 20. September 1828 [Bericht über K. Hauser], ebenda, S. 270-278 (GW 12, S. 526-532). 447 - Memoire über Kaspar Hauser (1832), ebenda, S. 319-333 (GW 12, S. 567-578). 10,126,407,447 - Kaspar Hauser. Beispiel eines Verbrechens am Seelenleben des Menschen, Ansbach 1832 (Reprint 1983). 126, 447 - Begriff der Ehe, in: Anselm Ritter von Feuerbach's Biographischer Nachlaß. Veröffentlicht von seinem Sohne Ludwig Feuerbach, 2. verm. Ausg., 2. Bd., Leipzig 1853, S. 402-407 (GW 12, S. 634 bis 638). 2 7 , 4 1 , 4 1 3 - 4 1 4 - Idee und Nothwendigkeit einer Universaljurisprudenz. Naturrecht, Rechtsphilosophie, allgemeine Rechtswissenschaft, ebenda, S. 378 bis 401 (GW 12, S. 617-634). 26-27, 41, 413-414 Fichte, J. G., Reden an die deutsche Nation, Berlin 1808. 475

541

- Populärphilosophische Schriften, 1. Bd.: Zur Politik und Moral, in: Sämmtliche Werke, hrsg. von I. H. Fichte, 6. Bd., Leipzig 1844, Berlin 1845. 194,468 - Beiträge zur Berichtigung der Urtheile des Publicums über die französische Revolution, 6. Kapitel: Von der Kirche, in Beziehung auf dasRecht einer Staatsveränderung, ebenda. 468 Finger, O., Joseph Dietzgen. Beitrag zu den philosophischen Leistungen des deutschen Arbeiterphilosophen, Berlin 1977. 436-437 Fischer, K. P., Die Unwahrheit des Sensualismus und Materialismus, mit besonderer Rücksicht auf die Schriften von Feuerbach, Vogt und Moleschott bewiesen, Erlangen 1853. 420 Fischer, K., Die modernen Sophisten, in: Die Epigonen, hrsg. von 0 . Wigand, Bd. V, Leipzig 1848. 418 - Ludwig Feuerbach und die Philosophie unserer Zeit, in: Die Akademie, hrsg. von A. Rüge, Leipzig 1848. 418 - Logik und Metaphysik oder Wissenschaftslehre. Lehrbuch für akademische Vorlesungen, Stuttgart 1852. 182-183 - Vorrede, ebenda, S. IX-XI. 418 - Geschichte der neuern Philosophie, Bd. 1: Das classische Zeitalter der dogmatischen Philosophie, 2. Abth.: Benedictus Spinoza, Mannheim 1854. 183,418 - Kant's Leben und die Grundlagen seiner Lehre. Drei Vorträge, Mannheim 1860. 305,505 Forster, G., Ansichten vom Niederrhein, von Brabant, Flandern, Holland, England und Frankreich, im April, Mai und Junius 1790, 1.-3. Thl., Berlin 1791-1794. 82 Fortlage, C., Die Lücken des Hegeischen Systems der Philosophie. Nebst Andeutung der Mittel, wodurch eine Ausfüllung derselben möglich ist, Heidelberg - Leipzig 1832. 172 - Vorlesungen über die Geschichte der Poesie, gehalten zu Dresden und Berlin im Jahre 1837, Stuttgart - Tübingen 1839. 172 - Darstellung und Kritik der Beweise fürs Daseyn Gottes, Heidelberg 1840. 172 - Gesänge christlicher Vorzeit. Auswahl des Vorzüglichsten, aus dem Griechischen und Lateinischen übers., Berlin 1844. 172 - Genetische Geschichte der Philosophie seit Kant, Leipzig 1852. 53, 172 - System der Psychologie als empirischer Wissenschaft aus der Beobachtung des inneren Sinnes, 2 Thle., Leipzig 1855. 172, 460 Fränkischer Kurier [Mittelfränkische Zeitung], Nürnberg 1850-1944. 406 - Korrespondenz aus Mainz vom 23. November, in: Nr. 336, 27. November 1853. 61,423 Frankfurter Journal, hrsg. von J. L. Heller, Frankfurt a. M. 1783-1903. 383

542

Frauenstädt, J., Über das wahre Verhältniß der Vernunft zur Offenbarung. Prolegomena zu jeder künftigen Philosophie des Christenthums, Darmstadt 1848. 54, 421, 479 - Briefe über die Schopenhauer'sehe Philosophie, Leipzig 1854. 211, 223, 301,479, 482, 505 Friedend, F., Ferdinand Lassalle. Eine politische Biographie, Berlin 1985. 523 Friedländer, A., Ludwig Feuerbach, in: Amphitheater für Unterhaltung, Kunst und Kritik (Beiblatt zur Trier'schen Zeitung), Nr. 11-12, Trier 1848. 476-477 [Fries, B.?], Neujahrsgeschenk für das Volk. Vorrede zu einem Werke, welches die ganze Welt als Mitarbeiterin sucht, Leipzig 1852. 403 Fritzsche, O. F. siehe L. C. F. Lactanz. Fröbel, J., Aus Amerika. Erfahrungen, Reisen und Studien, 2. wohlfeile Ausg., 2 Bde., Leipzig 1858. 179, 462 Die Gartenlaube. Illustrirtes Familienblatt, red. von F. Stolle, Leipzig 1853-1922. 245 Der Gedanke. Philosophische Zeitschrift. Organ der philosophischen Gesellschaft zu Berlin, hrsg. von Dr. C. L. Michelet, Berlin 1861-1884. 319 Gebhardt, B. (Hrsg.), Handbuch der Deutschen Geschichte. - II. Bd.: Von der Reformation bis zum Frankfurter Frieden. Nebst einer Übersicht über die Ereignisse bis zum Jahre 1890, Stuttgart Berlin - Leipzig 1892. 435, 447, 490-491, 503 - Bd. 3: Von der Französischen Revolution bis zum ersten Weltkrieg, hrsg. von H. Grundmann. Achte, vollständig neubearb. Aufl., Stuttgart i960, 1967. 435,488 Gervinus, G. G., Historische Schriften, Frankfurt a. M. 1833. 274 - Die Preußische Verfassung und das Patent vom 3. Februar 1847, Mannheim 1847. 274 - Einleitung in die Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts, Leipzig 1853. 274,405,407 - Geschichte des 19. Jahrhunderts seit den Wiener Verträgen, Bde. 1 - 8 , Leipzig 1855-1866. 274 Gibbon, E., Geschichte des Verfalls und Untergangs des Römischen Reichs, aus dem Engl., übers, von F. A. Wenk, K. G. Schreiter, J. D. Beck und K. L. M. Müller, 19 Bde., Leipzig 1779, 1805 bis 1806. 184 Gimpl, G. (Hrsg.), Unter uns gesagt. Friedrich Jodls Briefe an Wilhelm Bolin. Mit einer Einfuhrung von J. Manninen und G. Gimpl: Ego und alter-ego. Wilhelm Bolin und sein Kampf um die Aufklärung, Wien 1990. 457 Goethe, J. W. v., Die Wahlverwandtschaften. Ein Roman, Tübingen 1810. 172 543

- Gedichte, neueste Aufl., 3. Abth.: Hermann und Dorothea, Wien 1816. 3 6 3 , 5 1 7 - Faust. Eine Tragödie. Beide Theile in einem Band, Stuttgart - Tübingen 1838. 359, 363, 390, 410, 462, 486, 518, 522 Grimm, J., Deutsche Mythologie, Göttingen 1835, 3. Ausg., 1854. 194, 467 Grotefend, A., Ausführliche Grammatik der lateinischen Sprache zum Schulgebrauche, 2 Thle., Hannover 1 8 2 9 - 1 8 3 2 . 60 Grün, K. (Hrsg.), Ludwig Feuerbach in seinem Briefwechsel und Nachlass sowie in seiner philosophischen Charakterentwicklung, 2 Bde., Leipzig - Heidelberg 1874 (Sigle: B w N ) . Siehe L. Feuerbach, Teilsammlungen. Hallische Jahrbücher für deutsche Wissenschaft und Kunst, hrsg. von A. Rüge und Th. Echtermeyer, Leipzig 1 8 3 8 - 1 8 4 1 . 449, 451, 473, 479 Hammerschmiedliad, in: Unsere Lieder. Singbuch für Österreichs Wandervögel, hrsg. von R. Preiss, Leipzig 1913. 442 Harms, F., Der Anthropologismus in der Entwicklung der Philosophie seit Kant und Ludwig Feuerbachs Anthroposophie, Leipzig 1845. 476 - Die Triarier. David Friedrich Strauß, Ludwig Feuerbach und Arnold Rüge und ihr Kampf für die moderne Geistesfreiheit. Ein Beitrag zur letztvergangenen deutschen Geistesbewegung. Von einem Epigonen, Kassel 1852 [Anonym], 203, 476 Häusser, L., Über die teutschen Geschichtsschreiber vom Anfange des Franzosenreichs bis auf die Hohenstaufen, Heidelberg 1839. 274 - Geschichte der rheinischen Pfalz auf ihren politischen, kirchlichen und literarischen Verhältnissen, 2 Bde., Berlin 1845. 274 - Schleswig-Holstein, Dänemark und Deutschland. Kurze Darstellung ihres geschichtlichen Verhältnisses, Heidelberg 1846. 274 - Denkwürdigkeiten zur Geschichte der Badischen Revolution, Heidelberg 1851. 274 - Deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Grossen bis zur Gründung des deutschen Bundes. 2., veränd. und verm. Aufl., 4 Bde., Berlin 1 8 5 9 - 1 8 6 0 . 274 Heerdegen, F., Catalog einer reichhaltigen Privat-Sammlung von Antiquitäten und Kunstgegenständen, welche Antiquar Fr. Heerdegen in Nürnberg am 14. Oktober 1867 öffentlich versteigern wird, [Nürnberg 1867], 60 - Reqeste einer werthvollen, reichhaltigen Sammlung von Originalurkunden, Aktenstücken, Copeibüchern usw., größtentheils auf Pergament, dann Verzeichniss von Siegelabdrücken in Wachs, [o. O. u. o. J.].

60

Heffter, M. W., Die Götterdienste auf Rhodos im Alterthume, 1 . - 3 . H., Zerbst 1 8 2 7 - 1 8 3 3 . 145

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- Die Religion der Griechen und Römer, der alten Aegypter, Indier, Perser und Semiten, 2., verm. Aufl., Leipzig 1854. 145 Hegel, G. W. F., Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse, hrsg. von J. Hoffmeister, Leipzig 1947. 425 - Grundlinien der Philosophie des Rechts oder Naturrecht und Staatswissenschaft im Grundrisse. Nach der Ausg. von E. Gans hrsg. und mit einem Anhang versehen von H. Klenner, Berlin 1981. 421 Heidenreich, F. W., Orthopädie oder Werth der Mechanik zur Heilung von Verkrümmungen am menschlichen Leibe, 2 Bde., Berlin 1827 bis 1831. 170 - Kaspar Hauser's Verwundung, Krankheit und Leichenöffnung, Berlin 1834. 170 - Die Eisenquellen bei Stehen, Nürnberg 1835. 170 - Revision der neuern Ansichten und Behandlung von Croup, Erlangen 1841. 170 - Elemente der medizinischen Physik, Leipzig 1843. 170 - Der Kropf. Chirurgische Monographie, Ansbach 1845. 170 - Die Bedeutung der medizinischen Physik, Ansbach 1846. 170 - Die physiologische Induktion. Ein Beitrag zur medizinischen und Nerven-Physik, Ansbach 1846. 170 - Das Prinzip der Medizinal-Reform, Ansbach 1850. 170 - Die Verkürzung des Schenkels im Hüftgelenke. Eine Kritik über die Ansichten und Behandlung der Coxalgie, veranlaßt durch die in der Wildberger'sehen orthopädischen Anstalt zu Bamberg gemachten Beobachtungen, Ansbach 1852. 170 - Elemente der therapeutischen Physik, Leipzig 1854. 170 - Vorkehr und Verfahren gegen die Cholera. Nach eigenen Beobachtungen in München und Augsburg 1854, 2., verm. und verb. Aufl., Ansbach 1884. 170 Heine, H., Werke und Briefe in zehn Bänden, hrsg. von H. Kaufmann, Berlin 1961. 457 - Atta Troll. Ein Sommemachtstraum, ebenda, Bd. 1, S. 341 - 4 2 8 . 457 - Buch der Lieder. Die Nordsee. Zweiter Zyklus, 6. Die Götter Griechenlands, ebenda, Bd. 1, S. 2 0 4 - 2 0 7 . 457 - Romanzero, 1. Buch, König Richard, ebenda, Bd. 2, S. 40. 457 Heinzen, K. P., Die Teutschen und die Amerikaner, Boston 1860. 277 Henle, J., Handbuch der rationellen Pathologie, Braunschweig 1846 bis 1853. 4 3 , 4 1 7 - 4 1 8 - 2. Bd.: Specieller Theil, 2. Abth.: Symptomatologie und Ätiologie, 1853. 417 Herbart, J. F., Lehrbuch zur Psychologie, Königsberg 1816, 2. verb. Aufl., 1834. 340 - Psychologie als Wissenschaft, neu gegründet auf Erfahrung, Metaphysik und Mathematik. 1. synthetischer Theil, 2. analytischer Theil, Königsberg 1824-1825. 340 545

- Zur Lehre der Freyheit des menschlichen Willens. Briefe an Herrn Prof. Griepenkerl, Göttingen 1836. 340 - Psychologische Untersuchungen, 2 Hefte, Göttingen 1839-1840. 340 Herder, E. G. v., Von Emil Gottfried von Herder, 19. September 1852, in: GW 19, S. 407-408. 416 Herwegh, G., Gedichte eines Lebendigen, 2 Bde., Zürich - Winterthur 1841-1843. 92,245,433-434,487 - - Neue wohlfeile Ausg., 2 Bde., Leipzig 1849. 487 - 9. Aufl., Stuttgart 1871. 487 - Von Georg Herwegh, 3. Dezember 1851, in: GW 19, S. 330-331. 433 - Anthologie aus den Gedichten von Georg Herwegh, in: Meyer's Groschen-Bibliothek der Deutschen Classiker für alle Stände, 197. Bändchen, Hildburghausen - New York 1860. 245, 487 - Werke, hrsg. von H. Tardel, 3. Thl.: Neue Gedichte, Berlin - Leipzig Wien - Stuttgart [1909], - - D i e Garibaldi-Hymne, ebenda, S. 4 - 4 1 . 288, 500 - Zum eidgenössischen Schützenfest in Zürich (3. bis 12. Juli 1859), ebenda, S. 160-161. 250,489 Herwegh, M./Fleury, V., Briefwechsel Georg und Emma Herweghs mit Ludwig Feuerbach, in: Nord und Süd. Eine deutsche Monatsschrift. 33. Jg., Bd. 128, H. 382-384, Berlin 1909, S. 37-47, 260-275, 489 bis 493 (Sigle: Nord und Süd). XIX, 480-481, 484-485, 487, 489, 509, 514-515, 520 Herzen, A. J., Erlebtes und Erdachtes, Weimar 1953. 406 - Ein Familiendrama, in: Herzen, A., Mein Leben. Memoiren und Reflexionen. 1847-1852. Hrsg. von E. Reißner, Berlin 1963. 406 Heß, M., Der deutsche Humanismus, 2. Ludwig Feuerbach: Theogonie, in: Das Jahrhundert. Zeitschrift für Politik und Literatur, 2. Jg., Nr. 44, Hamburg 1857, S. 1049-1056. X, 389, 522 Hettner, H., Literaturgeschichte des achtzehnten Jahrhunderts. In drei Theilen, Braunschweig 1860. 43,419 Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk. Fünfhundert Jahre vaterländischer Geschichte, 6. Aufl., Berlin 1915. 447, 491 Hobbes, Th., Leviathan oder der kirchliche und bürgerliche Staat, Halle 1794. 311 Holbach, P. H. D., Baron v., Système de la nature. Ou des Loix du Monde Physique & du Monde Moral, [vorgeblich:] par M. Mirabaud, Premiere Partie, Londres [Amsterdam oder Leiden?] MDCCLXX [1770]. Dt. bearb. und mit Anm. versehen, FrankfurtLeipzig 1841. 366-367, 380, 385, 520-521 Homer, Odyssee, I.—XII. Gesang, hrsg. von J. H. Voss, 4., stark verb. Aufl., Stuttgart - Tübingen 1814. 20, 438 - Ilias von J. H. Voß, Stuttgart 1848. 20, 145, 329, 509

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Horaz (Quintus Horatius Flaccus), Werke, hrsg. von J. H. Voss, Heidelberg 1806. 60 - Satiren und Episteln. Lateinisch und deutsch von O. Schönberger, Berlin 1976. 431 Hubensteiner, B., Bayrische Geschichte. Staat und Volk, Kunst und Kultur, 9. Aufl., München 1981. 503 Hugo, V., Napoléon le petit, Londres 1852. 405 Humboldt, A. v., Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung, 1.-5. Bd., Stuttgart - Tübingen 1845-1862. 366 Hume, D., Untersuchung über den menschlichen Verstand neu übersezt von M. W. G. Tennemann nebst einer Abhandlung über den philosophischen Skepticismus von Herrn Professor Reinhold in Jena, Jena 1793. 400 Jahn, J. (Hrsg.), Der Briefwechsel zwischen Gottfried Keller und Hermann Hettner, Berlin - Weimar 1964. 419 Jahrbuch der Literatur, 1. Jg., Hamburg 1839. 509 Jahrbücher fur Wissenschaft und Kunst, hrsg. von O. Wigand, 1 - 4 . Bd., Leipzig 1854-1855. 98, 102, 436 Das Jahrhundert. Zeitschrift für Politik und Literatur, 1.-4. Jg., Hamburg 1856-1859. 193-194, 203, 304, 477 Jörg, J. Ch. G., Zehn Gebote der Diätetik, Leipzig 1850, 1858. 455 Junghann, G., Tetraedrometrie, Gotha 1862-1863. 519 - 1. Thl.: Die Goniometrie dreier Dimensionen, 1862. 519 - 2. Thl.: Die Eckfunctionen in Verbindung mit Längen-, Flächen- und Körpergrößen, 1863. 519 Kaiser, B. (Hrsg.), Der Freiheit eine Gasse. Aus dem Leben und Werk Georg Herweghs, Berlin 1948. 406 Kampe, F. F., Das Wesen des Deutschkatholicismus, mit besonderer Rücksicht auf sein Verhältniß zur Politik, Tübingen 1850. 405 - Geschichte der religiösen Bewegung der neuern Zeit, 4 Bde., Leipzig 1852-1860. 56-57, 61-62, 422-423 - - 1 . Bd., 1852. 6 1 , 4 2 2 - 4 2 3 - - 2 . Bd., 1853. 5 7 , 6 1 , 4 2 2 - 4 2 3 - 3. Bd., 1856. 57, 102, 1 1 0 - 1 1 1 , 3 3 1 , 4 2 2 - 4 2 3 , 4 3 7 , 4 3 9 - 4. Bd. [Untertitel: Geschichte des Deutschkatholicismus und freien Protestantismus in Deutschland und Nordamerika von 1848-1858], 1860. 57,111,422-423,439 - Glauben oder Denken? Eine Reihe von Vorträgen über das freireligiöse Formalprincip, gehalten vor der deutschkatholischen Gemeinde zu Mainz, Wiesbaden 1853. 61 - Lebensordnung, Breslau 1857. 145 Kant, I., Kritik der reinen Vernunft, Frankfurt - Leipzig 1791. 379 Kantzenbach, F. W., Im Schatten des Größeren. Friedrich Feuerbach, Bruder und Gesinnungsgefährte Ludwig Feuerbachs, in: Mittei-

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lungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, 57. Bd., Nürnberg 1970. 453 Kapp, F., Amerikanische Reiseskizzen I, in: Atlantische Studien. Von Deutschen in Amerika, 1. Bd., S. 3 5 - 4 2 . 411 - General von Steuben. Ein Charakter aus dem amerikanischen Revolutions-Kriege, ebenda, 2. Bd., S. 88-99. 422 - Generalmajor v. Kalb, ebenda, 3. Bd., S. 3 2 - 3 7 . 202 - Zur Sklavenfrage in den Vereinigten Staaten. I - I V . [gez. Fr. K.], ebenda, 5. Bd., S. 161-175; 6. Bd., S. 8 6 - 9 6 ; 7. Bd., S. 81-91; 8. Bd., S. 116-125. 95, 423, 434-435 - Die Sklavenfrage in den Vereinigten Staaten. Geschichtlich entwickelt, Göttingen - New York 1854. 95, 423, 434-435 - - 2 . Ausg., Göttingen 1858. 116, 442-443 - Leben des amerikanischen Generals Friedrich Wilhelm von Steuben, Berlin 1858. 115 -116, 122, 206, 213, 231, 258, 422, 443 - The life of Frederich William von Steuben, major general in the revolutionary army. With an introduction by G. Bankcroft. 2d ed., New York 1859. 115-116,222,422,443 - Die erste politische Hinrichtung in den Vereinigten Staaten. (J. Brown). In: Demokratische Studien., hrsg. von L. Walesrode, Hamburg 1860, S. 289 - 312. 116 - Die Achtundvierziger in den Vereinigten Staaten, ebenda, 1861, S. 285 bis 312. 116 - Leben des amerikanischen Generals John Kalb, Stuttgart 1862. 202, 231,484 - Geschichte der Deutschen Einwanderung in Amerika, New York 1867, Leipzig 1869. 201, 212, 223, 259, 470, 479 - 1. Bd.: Die Deutschen im Staate New York bis zum Anfang des neunzehnten Jahrhunderts, Leipzig 1868. 445 Katholische Kirchenzeitung (Red.: E. Oertel), New York [um 1859]. 241 Kaufmann, Th., Die Entwicklung der Gottesidee. Mit einem Vorworte: Die Kunst und die Ästhetik, mit 8 nach großen Cartons ausgeführten Kupferstichen, Düsseldorf 1850. 97 - Der Teufel und die Geschichte. Nr. 1 und 2, Düsseldorf 1850. 97 Keller, G. V., Nachlaß. Eine Reihe moralischer, politischer und wissenschaftlicher Aufsätze, mit beigefügter Biographie. 2 Bde., Freiburg 1830. 369 - Georg Victor Keller's Ideale für alle Stände, oder Sittenlehre in Bildern. 3., durchaus verb. Aufl., Aarau 1831. 369 - Blätter der Erbauung und des Nachdenkens [Auch unter dem Titel: Fortsetzung der Stunden der Andacht zur Beförderung wahren Christenthums und häuslicher Gottesverehrung. Aus dem Nachlasse Victor Keller's, dem Verfasser des „Katholikons"], 4 Bde., Freiburg 1832. 369 - Katholikon. 4., unveränd. Original-Aufl., Aarau 1840. 369

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Kennedy, G., Dunallan: or Know what you judge. By the author of the Decision, London 1825. 101, 104, 437-438 Kipper, E., Johann Paul Anselm Feuerbach. Sein Leben als Denker, Gesetzgeber und Richter, Köln - Berlin - Bonn - München 1969, 1989. 447-448 Klein, T. (Hrsg.), 1848. Der Vorkampf deutscher Einheit und Freiheit. Erinnerungen, Urkunden, Berichte, Briefe, München - Leipzig 1914. 492 Klenner, H., Feuerbach und der Ansatz der Rechtstheorie von Karl Marx, in: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. Dem Wirken A. Cornus gewidmet, Berlin 1973. 441 Knapp, L., System der Rechtsphilosophie, Erlangen 1857. XIV, 136, 208, 452, 478 Kolb, G. F. (Pseud.: F. K. Broch), Kaspar Hauser. Kurze Schilderung seines Erscheinens und seines Todes. Zusammenstellung und Prüfung des bis jetzt vorliegenden Materials über seine Abstammung; Mittheilung seither noch nicht veröffentlichter Thatsachen, und kritische Würdigung der Angaben von [P. J. A. v.] Feuerbach, Eschricht und der neuesten von Daumer, Zürich 1859. 213, 479,492 - Kaspar Hauser. Ältere und neue Beiträge zur Aufhellung der Geschichte des Unglücklichen, Regensburg 1883. 447 Kreuz-Zeitung, Berlin 1848-1939. 206 Kupper, D., Anselm Feuerbach, Reinbek bei Hamburg 1993. 417 Lactanz (Lactantius Lucius Caecilius Firmianus), Firmiani Lactantii opera. Ad optimorum librorum fidem emendavit et cum selecta lectionum varietate edidit O. F. Fritzsche. Pars II. Institutionum div[inarum] L. VI et VII. Epitome. Lib[er] de opificio dei. Lfiber] de ira dei. L[iber] de mortibus persecutorum. Fragmenta. Carmina, in: Bibliotheca patrum ecclesiasticorum latinorum selecta. Ad optimorum librorum fidem edita curante E. G. Gersdorf. Vol. XI., P. II, Lipsiae 1844. 194,467 Lange, J., Joartn. Langii Lembergii Epistolarum medicinalium Volumen tripartitum, denuo recognitum et dimidia sui parte auctum, Francofurti 1589. 360 Lassalle, F., Nachgelassene Briefe und Schriften, hrsg. von G. Meyer, Bd. 5, Stuttgart - Berlin 1925. 523 Lechler, G. V., Geschichte des englischen Deismus, Stuttgart Tübingen 1841. 40,416 Lefevre, W., Feuerbach und die Grenzen der Ethik, in: Solidarität oder Egoismus. Studien zu einer Ethik bei und nach Ludwig Feuerbach sowie kritisch revidierte Edition „Zur Moralphilosophie" (1868) besorgt von W. Schuffenhauer, hrsg. von H.-J. Braun, Berlin 1994, S. 125-140. 483 Lehmann, E./Petersen, P. (Red.), Illustrierte Weltgeschichte, Bd. V, Berlin - Kopenhagen - Malmö - Amsterdam [um 1923]. 499

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Leibniz, G. W., Essais de Théodicée sur la Bonté de Dieu, la liberté de l'homme et l'origine du mal, 2. édition, Amsterdam 1714. 415 Lenel, E., Friedrich Kapp 1824-1884. Ein Lebensbild aus den deutschen und den nordamerikanischen Einheitskämpfen, Leipzig 1935 (Sigle: Lenel). XIX, 422, 442, 445, 482 Lessing, G. E., Laokoon: oder über die Grenzen der Mahlerey und der Poesie. Erster Theil. 1766, in: Sämmtliche Schriften hrsg. von K. Lachmann. Neue rechtm. Ausg., Berlin 1838-1840, 9. Bd., S. 372-546. 176 - Nathan der Weise, in: Familienbibliothek der Deutschen Classiker. Eine Anthologie in 100 Bänden, 1. Bd., Hildburghausen - Amsterdam 1841. 428 - Ein Mehreres aus den Papieren des Ungenannten, die Offenbarung betreffend. Gegensätze des Herausgebers, in: Sämtliche Schriften, hrsg. von K. Lachmann, 3., aufs neue durchges. und verm. Aufl., besorgt durch F. Muncker, Bd. 12, Stuttgart - Leipzig 1886-1913. 518 - Ein Deyslite, ebenda, Bd. 13. 517 Lewes, G. H., Life of Goethe, 2 vols., London 1855. 427 Literatur des Auslandes siehe Magazin für die Literatur des Auslandes. Locke, J., Versuch über den menschlichen Verstand. Aus dem Englischen übersetzt mit einigen Anmerkungen und einer Abhandlung über den Empirismus in der Philosophie von D. W. G. Tennemann, 3 Thle., Jena - Leipzig 1795 -1797. 400 Löwenthal, E., Ein Beitrag zur Kraft- und Stoff-Theorie, in: Das Jahrhundert. Zeitschrift für Politik und Literatur, 2. Jg., Hamburg 1857, S. 965-968. 339, 512 - System und Geschichte des Naturalismus, oder: Neueste Forschungsresultate, 1. Abth.: System des Naturalismus, Leipzig 1861. 338, 342 - 1. Kapitel: Lehre vom absoluten Sein, S. 3 - 8 . 338 Lüdeking, K., [Ludwig Feuerbach. Eine Reiseskizze.], in: Anzeiger des Westens, St. Louis 1858. 470, 493 - Ludwig Feuerbach. Eine Reiseskizze, in: Das Jahrhundert. Zeitschrift für Politik und Literatur, 3. Jg., Nr. 43, Hamburg 1858, S. 680-684. 203, 206, 208, 452, 470, 475, 477-478, 493 Lüning, O., [Briefe], in: Anzeiger des Westens, Jg. 25-26, St. Louis 1860. 294, 306, 312, 315, 501, 508 - - Aus Norddeutschland, in: Jg. 25, No. 12, 3. Januar 1860. 294, 306,312,315, 501,508 - - Aus Norddeutschland, ebenda, No. 13, 12. Januar 1860. 294, 306, 312,315, 501,508 - Unsere norddeutsche Correspondenz, ebenda, No. 16,9. Februar 1860. 294, 306,312,315, 501,508

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— Unsere norddeutsche Correspondenz, ebenda, No. 18,16. Februar 1860. 294, 306,312,315,501,508 — Aus dem nördlichen Deutschland, ebenda, No. 22, 15. März 1860. 294,306,312,315,501,508 — Preußische Zustände. Aus dem nördlichen Deutschland, ebenda, No. 23, 22. März 1860. 294, 306, 312, 315, 501, 508 — Unsere norddeutsche Correspondenz, ebenda, No. 26, 3. Mai 1860. 294, 306,312,315, 501,508 — Unsere norddeutsche Correspondenz. Aus dem nördlichen Deutschland, ebenda, No. 32, 24. Mai 1860. 294, 306, 312, 315, 501, 508 — Aus dem nördlichen Deutschland [2 Briefe], ebenda, No. 34, 7. Juni 1860. 294,306,312,315,501,508 — Aus Norddeutschland [2 Briefe], ebenda, No. 40,19. Juli 1860. 294, 306,312,315, 501,508 — Aus dem nördlichen Deutschland, ebenda, No. 43, 10. August 1860. 294, 306,312,315, 501,508 — Norddeutsche Correspondenz des „ Anzeigers des Westens ". Aus Norddeutschland, ebenda, No. 45, 23. August 1860. 294, 306, 312, 315, 501,508 — Norddeutsche Correspondenz des „Anzeigers des Westens", ebenda, No. 46, 3. September 1860. 294, 306, 312, 315, 501, 508 — Unsere norddeutsche Correspondenz. Aus dem nördlichen Deutschland, ebenda, No. 52, 15. Oktober 1860. 294, 306, 312, 315, 501, 508 — O. L., Correspondenz des „Anzeigers des Westens". Aus dem nördlichen Deutschland, in: Jg. 26, No. 4, 12. November 1860. 294, 306,312,315, 501,508 — Unsere norddeutsche Correspondenz, ebenda, No. 7, 3. Dezember 1860. 294, 306, 312, 315, 501, 508 — Dr. Otto Lüning an den „Anzeigers des Westens". Aus dem nördlichen Deutschland, ebenda, No. 8, 10. Dezember 1860. 294, 306, 312, 315,501, 508 — [Briefe], in: New-Yorker Demokrat, hrsg. von F. Schwedler, New York 1860. 294, 306, 312, 315, 502, 508 — Preußische Zustände I.-VI., in: Wochenschrift des Nationalvereins, hrsg. von A. L. v. Rochau, Coburg. 374, 519 - - N r . 63, 12. Juli 1861, S. 52-522. 374, 519 - - N r . 64, 19. Juli 1861, S. 527-529. 374, 519 - - N r . 68, 16. August 1861, S. 56-562. 519 - - N r . 71, 6. September 1861, S. 584-586. 519 - - N r . 83, 29. September 1861, S. 678-680. 519 - - N r . 89, 10. Januar 1862, S. 726-728. 519 Lukrez (Titus Lucretius Carus), De rerum natura libri VI. Cum not. Creech. Ed. nova emendatior, Leipzig 1778. 78, 429

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- De rerum natura libres sex ... cum animadvers. R. Bentleii ... mise. G. Wakefield, Londini 1796-1797. 78, 429 - De rerum natura, libri sex, C. Lachmannus recensuit et emendavit, Berolini MDCCCL [1850], 429 Magazin für die Literatur des Auslandes. 49 Bde., Berlin 1832-1880. 117 - Frankreich. St.-René Taillandier über die deutsche Literatur der Gegenwart, in: Nr. 129, 25. Oktober 1856, S. 513-514. 117,443 - Schluß [zu: Frankreich. St.-René Taillandier über die deutsche Literatur der Gegenwart], in: Nr. 130, 28. Oktober 1856, S. 518-519. 117,443 Marx, K., Marx an Engels, 24. November 1857, in: K. Marx/F. Engels, Werke, Bd. 29, Berlin 1978, S. 216-218. 451 - Herr Vogt, London 1860. 329, 494, 509 - Marx an Ferdinand Lassalle, 16. Januar 1861, in: K. Marx/F. Engels, Werke, Bd. 30, Berlin 1982, S. 577-579. 510 - Marx an Engels, 18. Januar [1861], ebenda, S. 144-145. 510 Melanchthon, Ph., Declamationes selectae, T. 5, Witeberg 1572. 359, 372, 380 Michelet, C. L., Die Geschichte der Menschheit in ihrem Entwicklungsgange seit dem Jahre 1775 bis auf die neuesten Zeiten, 2 Thle., Berlin 1859-1860. 255 Michelet, J., Histoire de la révolution française, Paris 1847-1853. 248 Moibanus, J. siehe P. Dioscorides. Moleschott, J., Lehre der Nahrungsmittel. Für das Volk, Erlangen 1850. 191,420, 369 - 2. Aufl., Erlangen 1853, 1858. 43, 45, 56, 420 - Der Kreislauf des Lebens. Physiologische Antworten auf Liebig's Chemische Briefe, Mainz 1852. 123, 369 - - 3., verm. und verb. Aufl., Mainz 1857. 188, 192, 466-467 - - [ Vorwort] An Justus Liebig, ebenda, S. 1-9. 189, 465 - Georg Forster, der Naturforscher des Volks. Zur Feier des 26. November 1854, Frankfurt a. M. 1854, 1857. 45, 56, 79-80, 82, 88 bis 89, 369, 420, 431-432 - Licht und Leben. Rede beim Antritt des öffentlichen Lehramts zur Erforschung, der Natur des Menschen, an der Züricher Hochschule (gesprochen am 21. Juni 1856 ) Frankfurt a. M. 1856. 112, 369,422,440 - Untersuchungen zur Naturlehre des Menschen und der Thiere, Gießen 1856. 369,422 - Physiologisches Skizzenbuch, Gießen 1861. 329, 335-336, 369, 511 - Für meine Freunde. Lebens-Erinnerungen, Gießen 1894. 369, 431 Morgenblatt fur gebildete Leser, Stuttgart - Tübingen 1807-1865. 174 - Freiburg im Breisgau, Mai, (A. Feuerbachs Grab), ebenda, Nr. 24, 14. Juni 1857, S. 573-576. 174, 177, 461

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Morgenblatt für gebildete Stände, Stuttgart - Tübingen 1807-1852. Muck, G., Beiträge zur Geschichte von Kloster Heilsbronn, Ansbach 1859. 212,479 Müller, C. O., Handbuch der Archäologie der Kunst, 3., verm. Aufl., Breslau 1848. 145 - Denkmäler der alten Kunst von C. O. Müller. Fortgesetzt von F. Wieseler, Thl. II, H. 1 - 5 , Göttingen 1856. 145 Müller, J. M., Zur vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes der Menschen und Thiere, nebst einem Versuch über die Bewegungen der Augen und über den menschlichen Blick, Leipzig 1826. 302 - Über die phantastischen Gesichtserscheinungen. Eine physiologische Untersuchung mit einer physiologischen Urkunde des Aristoteles über den Traum, den Philosophen und Ärzten gewidmet, Coblenz 1827. 302 - Handbuch der Physiologie des Menschen, 1. Bd., 1. und 2. Abth., Coblenz 1833-1840. 302 Münch, F., Die Zukunft von Nordamerika und Blicke aus der neuen Welt in die alte, Bremen 1860. 269 - [Aufsatz über L. Feuerbachs „Theogonie"], in: Familienblätter für die Vereinigten Staaten, hrsg. von Dilthey, New York 1860 [?]. 268 National-Zeitung, Berlin 1848-1938, Nr. 459, 30. September 1860. 283, 499 Neue Oder-Zeitung, Breslau 1849-1855. 103, 438 Neue Speyerer Zeitung, hrsg. von G. F. Kolb, Speyer 1816-1853. 447 Neuhaus, R. ( Pseud. : G. Reinhart), Gedichte, Leipzig 1856. 105, 438 - „Was soll die Rose mehr als duftend blüh'n?", ebenda, S. 51. 105, 438 - „ S o steh' ich da", ebenda, S. 5 4 - 5 5 . 105, 438 New-Yorker Demokrat, New-York 1845-1876 [Titel 1846-1856: Wöchentlicher New-Yorker Staats-Demokrat ]. 241, 306, 502, 507 The New-York Herald, New York 1841-1924. 81 Niederrheinische Volks-Zeitung, Düsseldorf 1860-1862 [Titel 1863 ff.: Rheinische Zeitung]. 375 Nitzsch, G. W., Erklärende Anmerkungen zu Homer's Odyssee, 3 Bde., Hannover 1826-1840. 123 Nord und Süd siehe M. Herwegh/V. Fleury. Norst, M. J./Ritchie J. M., Aus der „Sammlung Duboc" in Australien, in: Euphorion, 59. Bd., H. 4, Heidelberg 1965, S. 4 1 6 - 4 4 8 . 506 Novalis (F. L. v. Hardenberg), Schriften, hrsg. von F. v. Schlegel und L.Tieck, 2 Bde., Berlin 1802. 184, 463 Nürnberger Kurier, Nürnberg 1842-1861. 13, 312 - Nr. 360, 26. Dezember 1852. 408 - Die Lehre der Nahrungsmittel von Moleschott, in: Nr. 9, 9. Januar 1853; Nr. 20, 20. Januar 1853; Nr. 45, 8. Februar 1853 (MorgenAusgabe). 408 553

Oderzeitung siehe Neue Oderzeitung. Osenbrüggen, E., Anselm von Feuerbach. Eine Charakterskizze, in: Deutsches Museum. Zeitschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben, hrsg. von R. Prutz, Nr. 3 8 , 1 5 . September 1853, Leipzig 1853, S. 4 0 9 - 4 1 5 . 407 Ossian, Fragmente der Alten Dichtkunst in den Hochländern von Schottland, gesammelt und aus dem Englischen übersetzt von J. Macpherson, Bremen 1766. 268, 495 Parny, E. D. D., La Guerre des Dieux, Paris 1799. 159, 458 De Pascale, C./Savorelli, A., Sechzehn Briefe von L. Feuerbach an J. Moleschott, in: Archiv für Geschichte der Philosophie, hrsg. von R. Specht, Bd. 70, H. 1, Berlin - New York 1988, S. 4 6 - 7 7 (Sigle: Archiv). XVIII, 408, 419, 421, 424, 4 3 1 - 4 3 2 , 439, 466, 511 Paulus, H. E. G., Das Leben Jesu, als Grundlage einer reinen Geschichte des Urchristenthums. Dargestellt durch eine allgemeinverständliche Geschichterzählung über alle Abschnitte der 4 Evangelien und eine wortgetreue, durch Zwischensätze erklärte Übersetzung des nach der Zeitfolge und synoptischgeordneten Textes derselben, 2 Thle., Heidelberg 1828. 369 - Der Denkgläubige. Eine allgemein-theologische Jahresschrift, 1. Bd., 2. Abthl., Heidelberg 1829. 369 - Aufklärerische Beiträge zur Dogmen-, Kirchen- und ReligionsGeschichte, neue, durch 2 Abh. verm. Ausg., Bremen 1837. 369 - Irenikon oder warum und wie sind Eltern, Staaten und Kirchen den Kindern zuvörderst einen selbstverpflichtenden, von Dogmen nicht abhängigen biblisch-urchristlichen Religionsunterricht schuldig? Eine Abhandlung zum wahren Frieden zwischen Staaten und Kirche, Darmstadt 1843. 369 Pausanias, Graeciae descriptio, Vol. 1 - 4 , Lipsiae 1822-1827. 263, 494 - Beschreibung von Hellas aus dem Griech. übers, und mit Anm. eri. von E. Wiedasch, Thle. 1 - 4 , München 1826 263, 494 Pensiero ed azione [Hrsg.: G. Mazzini], London 1 8 5 8 - 1 8 6 0 . 247, 4 8 9 Pianciani, L., Dell'andamento delle cose in Italia. Rivelazioni, memorie e riflessioni, Milano M D C C C L X [ 1860]. 328, 509 Plinius (Gaius Plinius Caecilius Secundus - Minor), Epistolarum libri decem, 2 Vol., Lipsiae 1 8 0 0 - 1 8 0 2 . 185, 464 Preller, L., Griechische Mythologie, 2 Bde., Leipzig 1854. 145 - 1. Bd.: Theogonie und Götter. 145,455 Die Presse, Wien, Nr. 258, 19. September 1872 ( B r i e f von Feuerbach, 28.11.1856). 444 Preußische Jahrbücher, hrsg. von R. Haym, ( 1 7 . Bd. ff. hrsg. von H. v. Treitschke), Berlin 1 8 5 8 - 1 9 3 5 . 2 7 5 - 2 7 6 , 283, 496, 499 Prichard, J. C., Naturgeschichte des Menschengeschlechts, nach der 3. Aufl. des engl. Originals mit Anm. und Zusätzen hrsg. von R. Wagner und F. Will, Bde. 1 - 4 , Leipzig 1 8 4 0 - 1 8 4 8 . 73, 426

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Prutz, R., [Besprechung zu] „Einleitung in die Geschichte des 19. Jahrhunderts von G. G. Gervinus", in: Deutsches Museum. Zeitschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben, hrsg. von R. Prutz, 3. Jg., Leipzig 1853, S. 251-254. 407 - [Besprechung zu] „Nachgelassene Schriften von Anselm Feuerbach, hrsg. von Henriette Feuerbach und Hermann Hettner", ebenda, 4. Jg., Leipzig 1854, S. 397-399. 423 Psyche. [Untertitel 1.-3. Bd.: Zeitschrift für die Kenntniss des menschlichen Seelen- und Geisteslebens; Untertitel 4.-5. Bd.: Populärwissenschaftliche Studien, Kritiken und Forschungen zur Erkenntnis des menschlichen Geisteslebens], hrsg. von Ludwig Noack, Leipzig 1858 bis 1863. 392 Raabe, P., Liszts Leben, 1. Buch, 2. erg. Aufl., Tutzing 1968. 485 Rambaldi, E., Le origini della sinistra Hegeliana. H. Heine, D. F. Strauß, L. Feuerbach, B. Bauer, Firenze 1966. 412, 476 - La critica antispeculativa di L. A. Feuerbach, Firenze 1966. 476 Ranke, L. v., Englische Geschichte vornehmlich im sechszehnten und siebzehnten Jahrhundert, Bd. 1, Berlin 1859. 255 Ranzow, H., Tractatus astrologicus de genethliacorum thematum iudiciis pro singulis nati accidentibus, Francofìirti 1593. 360 Rau, A., Meine persönlichen und wissenschaftlichen Beziehungen zu Ludwig Feuerbach und zu seiner Philosophie, in: Menschheitsziele. Monatsrundschau, Leipzig 1908, H. 1, 2, Ludwig-Feuerbach-Nr., 5. 5 -14 (Sigle: Menschheitsziele). XIX, 506, 509, 511, 522 Rawidowicz, S., Ludwig Feuerbachs Philosophie, Ursprung und Schicksal, Berlin 1931, 1964. 419, 430, 436, 476, 524 Die Reform [Red.: A. Rüge, H. B. Oppenheim, E. Meyer], Leipzig Berlin [Untertitel: Politische Zeitung] 1. April 1844-21. August 1848; Berlin [Untertitel: Organ der demokratischen Partei] 22. August 1848 bis 14. November 1848. 135, 452 Reinhart, G. siehe R. Neuhaus. Revue germanique [Begr.: Ch. Dollfus und A. Neffzer], Paris 1858 bis 1869 [Titel: Revue moderne, 1865 ff.]. 167-168, 288-289, 459, 500 Rickards, G. K., Drei volkswirtschaftliche Vorträge. Deutsch von L. Bucher, Berlin 1853. 50, 420 Ritter, K., Geographisch-statistisches Lexicon über die Erdtheile, Länder, Meere, Buchten, Häfen, Seen, Flüsse, Inseln, Gebirge, Staaten, Städte, Flecken; Dörfer etc., 4. umgearb. Aufl., Leipzig 1848. 212 Röse, F., Uber die Erkenntnißweise des Absoluten, Basel 1841. 172 - Die Ideen von den göttlichen Dingen und unsere Zeit. Ankündigungsschrift des Systems der Individualitäts-Philosophie, Berlin 1847. 172 - Die Psychologie, als Einleitung in die Individualitäts-Philosophie, Göttingen 1856. 172,460

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Röth, E., Die ägyptische und die zoroastrische Glaubenslehre als die ältesten Quellen unserer speculativen Ideen. Geschichte unserer abendländischen Philosophie. Entwicklungsgeschichte unserer spekulativen, sowohl philosophischen als religiösen Ideen von ihren ersten Anfängenbis auf die Gegenwart, 1. Bd.: Die ältesten Quellen unserer spekulativen Ideen, Mannheim 1846. 72, 426 Rückert, F., Die Weisheit des Brahmanen, ein Lehrgedicht in Bruchstücken, 6. Bändchen, Leipzig 1839. 407, 413 Rüstow, W., Die Wahrheit über den Preußischen Wehrgesetzentwurf, Nördlingen 1860. 521 Rüge, A., Von Arnold Rüge, 15. Mai 1844, in: GW 18, Brief 413, S. 346 bis 352. 453 - Arnold Ruge's sämmtliche Werke, 2. Aufl., 1.-7. Bd., Mannheim 1847-1848. 369,387 - Briefe über Ludwig Feuerbach und seine Theogonie, in: Deutsches Museum. Zeitschrift fiir Literatur, Kunst und öffentliches Leben, hrsg. von R. Prutz. X-XII, 207, 263, 306, 369, 478, 494 - Nr. 23, 3. Juni 1858, S. 836-839. XI, 478 - Nr. 30, 22. Juli 1858, S. 128-138. XI, 478 - Nr. 33, 12. August 1858, S. 238-252. XI, 478 - Arnold Ruges Briefwechsel und Tagebuchblätter aus den Jahren 1825 bis 1880, hrsg. von P. Nerrlich, 2 Bde., Berlin 1886 (Sigle: Rüge Bw). XIX, 449 - Prospekt [zur Fortsetzung der „Deutschen Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst"], ebenda, Bd. 2, S. 177-179. 136, 179, 451, 462 Sänger, J., Die Arbeiterbewegung in Rheda und Wiedenbrück - vom Rhedaer Kreis bis zur SPD heute, Gütersloh 1987. 503 Schäfer, D., Weltgeschichte der Neuzeit, 2. Bd.: Vom Ende des 7jährigen Krieges bis zur Gegenwart, Berlin 1907. 495 Schärer, E., John Locke. Seine Verstandestheorie und seine Lehren über Religion, Staat und Erziehung. Psychologisch-historisch dargestellt, Leipzig 1860. 400 Schaller, J., Geschichte der Naturphilosophie, Bd. 2: Von Baco von Verulam bis auf unsere Zeit., 2. Tbl. [Auch unter dem Titel: Darstellung und Kritik der Kantischen Naturphilosophie], Halle 1846. 53 Scherr, J., Schiller und seine Zeit, Leipzig 1859. 228, 482 Schiller, F. v., Über die ästhetische Erziehung des Menschen, in einer Reihe von Briefen, Tübingen 1795. 372, 518 - An ***, in: Taschenbuch fiir Damen auf das Jahr 1802, Tübingen [1801], S. 167-168. 465 - Die Braut von Messina, in: Friedrich von Schillers sämtliche Werke in 12 Bänden, 5. Bd., Berlin 1902. 522 Schlözer, A. L. v., Briefwechsel meist historischen und politischen Inhalts. 60 Hefte (10 Thle.), nebst Anhang von G. C. List und Register von E. Ekkard, Göttingen 1776-1782. 115 556

- Staatsanzeigen, 72 Hefte, 3 Registerhefte von E. Ekkard, Göttingen 1782-1795. 115 Schlosser, F. Ch., Weltgeschichte in zusammenhängender Erzählung. [Auch unter dem Titel: Geschichte der Weltbegebenheiten des 14ten und 15ten Jahrhunderts], 4 Bde., 2 Thle., Frankfurt a. M. 1815-1839. 274 - Geschichte des 18ten Jahrhunderts und gedrängter Übersicht mit steter Beziehung auf die völlige Veränderung der Denk- und Regierungsweise am Ende desselben, Abth. 1. 2., Heidelberg 1823. 274 - Universalhistorische Übersicht der Geschichte der alten Welt und ihrer Cultur, Thle. I—III, Frankfurt a. M. 1826-1834. 274 - Weltgeschichte für das deutsche Volk. Unter Mitwirkung des Verfassers bearb. von G. L. Kriegk, 1.-15. Lfg., Frankfurt a. M. 1843-1847. 274 - Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts und des neunzehnten bis zum Sturz des französischen Kaiserreichs. Mit besonderer Rücksicht auf den Gang der Literatur und auf geistige Bildung, 3. verb. Aufl., Bde. 1-7, Heidelberg 1843-1848. 274 Schmid, F. X., Christliche Religionsphilosophie, Nördlingen 1857. 183,463 Schöpf, J. D., Reise durch einige der mittlem und südlichen vereinigten nordamerikanischen Staaten nach Ost-Florida und den Bahama-Inseln unternommen in den Jahren 1783 und 1884, 2 Thle., Erlangen 1788. 122, 445 Scholia antiqua in Homeri Odysseam maximam partem... ed. a Ph. Buttmanno D., Accedunt fragmentorum Iliadis ambrosianorum notitia et excerpta, Berolini MDCCCXXI [1821], 123, 132 Scholia in Homeri Iliadem, ex rec. J. Bekkeri, T. 1. 2., Berolini 1825 bis 1827. 123, 132 Schopenhauer, A., Die beiden Grundprobleme der Ethik, behandelt in zwei akademischen Preisschriften, Frankfurt a. M. 1841, 2., verb. und verm. Aufl., Leipzig 1860. 226, 301, 359, 371, 378 386, 476, 518, 520-521 - - 1.: Preisschrift über die Freiheit des Willens. 371, 518, 520 - 2.: Preisschrift über die Grundlage der Moral. 371-372, 378, 518, 520 - Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde, 2., sehr verb. und betr. verm. Aufl., Frankfurt a. M. 1847. 379, 385 bis 386 - - Die Welt als Wille und Vorstellung, n, 4. Buch, Kap. 46, in: Sämtliche Werke, hrsg. von W. v. Löhneysen, Bd. II., Leipzig 1979. 522 Schuffenhauer, W. (Hrsg.), Ludwig Feuerbach. Briefwechsel (Universalbibliothek, Bd. 105), Leipzig 1963 (Sigle: Bw Recl). Siehe L. Feuerbach, Teilsammlungen. - J. Dietzgen - ein deutscher Arbeiterphilosoph, in: Einheit, H. 12, Berlin 1978, S. 1271-1277. 437 557

- Vorwort zu den Gesammelten Werken Ludwig Feuerbachs [1981], in: G W 1 , S . V I I - L I . VII, X X - Ludwig Feuerbach im Revolutionsjahr 1848, in: Philosophie Wissenschaft - Politik, Berlin 1982, S. 1 8 9 - 2 0 5 . 424 - Ludwig Feuerbach, Zur Moralphilosophie (1868). Kritisch revidiert. In: Solidarität oder Egoismus. Studien zu einer Ethik bei und nach Ludwig Feuerbach sowie kritisch revidierte Edition „Zur Moralphilosophie" (1868) besorgt von W. Schuffenhauer, hrsg. von H.-J. Braun, Berlin 1994, S. 3 5 3 - 4 3 0 . 441, 518 Schuricht, R., Auszug aus dem Tagebuche eines Materialisten, Hamburg 1860. 320, 337, 3 3 9 - 3 4 0 , 509, 512 Semper, G., Akademische Vorträge. I. Über die formelle Gesetzmäßigkeit des Schmuckes und dessen Bedeutung als Kunstsymbol, Zürich 1856. 2 4 7 , 2 5 0 , 4 8 9 - Über die bleiernen Schleudergeschosse der Alten und über zweckmäßige Gestaltung der Wurfkörper im allgemeinen. Ein Versuch die dynamische Entstehung gewisser Formen in der Natur und in der Kunst nachzuweisen, Frankfurt a. M. 1859. 247, 250, 489 Seneca (Lucius Annaeus - Minor), De brevitate vitae. In: Opera. Ad libros manuscriptos et impressos recensuit commentarios criticos subiecit, disputationes et indicem addidit C. R. Fickert. Vol. 2, Lipsiae 1843. 2 0 4 , 4 7 6 Shakespeare, W., Der Kaufmann von Venedig, in: Dramatische Werke, Bd. 8, übers, von A. Fischer, Leipzig 1 8 3 6 - 1 8 3 7 . 493 - Hamlet, ebenda, Bd. 15, übers, von K. Simrock. 434 - Ende gut, alles gut, ebenda, Bd. 17, übers, von Th. Oelckers. 182 Sprengel, K., Versuch einer pragmatischen Geschichte der Arzneikunde. Thle. 1 - 3 , 2. Aufl., Thle. 1 - 5 , Halle 1 8 0 0 - 1 8 0 3 . 359, 372 Paracelsus' Reformation, ebenda, 3. Thl., 9. Abschnitt, S. 2 2 6 - 4 5 6 . 359 Stadler, J., Erinnerungen an die Familie Feuerbach, in: A. Kohut, Ludwig Feuerbach. Sein Leben und seine Werke. Mit ungedruckten Briefen von Ludwig Feuerbach und Anselm Ritter von Feuerbach, Leipzig 1909. 424,513 Stimmen der Zeit. Monatsschrift für Politik und Literatur (Titel 1861 bis 1862: Wochenschrift für Politik und Literatur,), hrsg. von A. Kolatschek, Gotha - Weimar - Leipzig - Heidelberg - Wien 1858-1862. 340, 3 4 2 - 3 4 3 Stirner, M. (Schmidt, C.), Der Einzige und sein Eigenthum, Leipzig 1845. 38, 3 4 0 , 5 1 2 Strauß, D. F., Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet, 2 Bde., Tübingen 1835. 3 6 9 , 3 8 9 , 4 1 2 , 427 - The Life o f Jesus, Critically Examined. Trans. G. Eliot, London 1846. 427, 428

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- Die christliche Glaubenslehre in ihrer geschichtlichen Entwicklung und im Kampfe mit der modernen Wissenschaft, 2 Bde., Tübingen Stuttgart 1840-1841. 366,369,389 - Ulrich von Hutten, 3 Bde., Leipzig 1857-1860. 369, 389 - - 3. Thl., 3. Buch: Gespräche von Ulrich von Hutten, 1860. 283 - Vorrede, S. V-LVI. 283 - An W. Strauß, Heilbronn 1861, in: Ausgewählte Briefe von David Friedrich Strauß, hrsg. und eri. von E. Zeller, Bonn 1895. 490 Süddeutsche Zeitung, München 1859-1864 (Frankfurt a. M. 1862 ff.). 337 Taillandier, St.-R., EAllemagne littéraire, Paris 1856. 117 - ^Allemagne pendant le congrès de Paris, II. ^Allemagne littéraire, in: Revue des deux Mondes, 26. Ann., 2. Pér., T. 4, Paris 1856 [1. August], S. 465-506. 443 Tausend und eine Nacht. Arabische Erzählungen. Deutsch von M. Habicht, H. v. d. Hagen und C. Schall, 3., unveränd. Aufl., Breslau 1834. 173 Thies, E., Ludwig Feuerbach zwischen Universität und Rathaus oder die Heidelberger Philosophen und die 48er Revolution, Heidelberg 1990. 477 Thilo, Ch. A., Die Grundirrthümer des Idealismus in ihrer Entwickelung von Kant bis Hegel, in: Zeitschrift für exacte Philosophie im Sinne des neuern philosophischen Realismus, 1. Bd., Leipzig 1860. 319 Times, London 1785 ff. [Titel 1788 ff.: The Times], 393 Tomasoni, F., Materialismus und Mystizismus. Feuerbachs Studium der Kabbala, in: Sinnlichkeit und Rationalität. Der Umbruch in der Philosophie des 19. Jahrhunderts. Ludwig Feuerbach, hrsg. von W. Jaeschke, Berlin 1992. 463 - 4 6 4 Tutzke, D., Geschichte der Medizin, Berlin 1980. 466 Uhde-Bernays, H. (Hrsg.), Henriette Feuerbach. Ihr Leben in ihren Briefen, Berlin - Wien 1912. 431, 453, 464, 480 Ulrich, T., Die Kunstausstellung in Berlin. IV. A. Feuerbach, H. Stilke, O. Wichmann, Antonie Volkmar, in: National-Zeitung, Nr. 459, 30. September 1860 ( Morgen-Ausgabe). 283, 499 Veit, A., Ludwig Feuerbach und die deutsche Philosophie, in: Die Epigonen, Bd. 4, Leipzig 1847, S. 166-188; Bd. 5, Leipzig 1848, S. 143-164. 462 Venedey, J., Pro domo und pro patria gegen Karl Vogt, Hannover 1860. 270,496 Vischer, F. Th., Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen. Zum Gebrauche fur Vorlesungen, 6 Bde., Reutlingen 1847-1858. 410 - 2. Thl.: Die Lehre vom Schönen in einseitiger Existenz oder vom Naturschönen und der Phantasie, 2. Abth., 1847-1848. 162, 459 Vogt, C. (K.), Physiologische Briefe fur Gebildete aller Stände, I. Abh., Stuttgart 1845. 267,369 559

- Zoologische Briefe. Naturgeschichte der lebenden und untergegangenen Thiere, für Lehrer, höhere Schulen und Gebildete aller Stände, 2 Bde., Frankfurt a. M. 1851. 369 - Lehrbuch der Geologie und Petrefactenkunde. Zum Gebrauche bei Vorlesungen und zum Selbstunterrichte, 2 Bde., 2., verm. und gänzlich umgearb. Aufl., Braunschweig 1854. 267, 369 - Köhlerglaube und Wissenschaft. Eine Streitschrift gegen Hofrath Rudolph Wagner in Göttingen, Gießen 1855, 2., mit einem Vorwort verm. Aufl., 1855. XV, 282, 369, 440-441, 498 - Die künstliche Fischzucht, Leipzig 1859. 994 Studien zur gegenwärtigen Lage Europas, G e n f - Bern 1859. 235 bis 236, 267, 369, 485, 488, 494 Das Volk [Londoner Wochenzeitung], 7. Mai-20. August 1859. 498 Die Wage. Wochenblatt für Politik und Literatur, hrsg. von G. Weiß, Berlin 1874. 517 Wagner, R., Über Menschenschöpfung und Seelensubstanz. Ein anthropologischer Vortrag, gehalten in der ersten öffentlichen Sitzung der 31. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte zu Göttingen am 18. September 1854, Göttingen 1854. 282, 498 - Über Wissen und Glauben mit besonderer Beziehung zur Zukunft der Seelen. Fortsetzung der Betrachtungen über „Menschenschöpfung und Seelensubstanz", Leipzig 1854. 282, 498 Waitz, Th., Lehrbuch der Psychologie als Naturwissenschaft, Braunschweig 1849. 319,509 Weber, C. M. v., 12 pièces faciles, 2 Hefte, Leipzig 1850. 455 Weckwerth, Ch., Der Mystiker und Philosophus Teutonicus Jacob Böhme im Spiegel des frühen Feuerbachschen Philosophierens, in: Ludwig Feuerbach und das Bild der Vergangenheit, hrsg. von W. Jaeschke, Berlin 1997 [im Druck], 464 Wehler, H.-U., Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Dritter Band. Von der „Deutschen Doppelrevolution" bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges. 1849-1914, München 1955, 1995. 461, 469, 491 Weinland, D. F., Einige Gedanken über die Thierseele, in: Der zoologische Garten. Organ der zoologischen Gesellschaft in Frankfurt a. M., 1. Jg., Nr. 8,1. Mai 1860, Frankfurt a. M. 1860, S. 129 bis 134. 339 Westermann's Jahrbuch der Illustrirten Deutschen Monatshefte. Ein Familienbuch für das gesammte geistige Leben der Gegenwart, Bde. 1-139, Braunschweig 1856-1925. 228 Das Westfälische Dampfboot. Red. O. Lüning, Bielefeld (Hamm) 1845-1848. 502 Westfälische Zeitung, red. und hrsg. von W. Crüwell, Paderborn (Hamm) 1848-1883. 502 Westland. Magazin zur Kunde amerikanischer Verhältnisse, hrsg. von K. Andrée, Bremen 1851-1852. 8, 22 560

The Westminster Review, London 1824-1914. 73, 426-427 Wiener Kirchenzeitung für Glauben, Wissen, Freiheit und Gesetz in der katholischen Kirche, red. und hrsg. von S. Brunner, Wien 1848 bis 1872. 436 Wigand, O., Offener Brief an Herrn Brunner in Wien, Redakteur der „Wiener Kirchenzeitung", in: Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst, hrsg. von O. Wigand, Bd. 3, H. 3, Leipzig 1855, S. 325-329. 98, 436 Windelband, W., Zur Charakteristik Ludwig Feuerbach's, in: Im neuen Reich. Wochenschrift für das Leben des deutschen Volkes in Staat, Wissenschaft und Kunst, hrsg. von A. Dove, 2. Jg., 2. Bd., Leipzig 1872, S. 735-743. 418 Winderlich, C., Übersicht der Weltgeschichte in synchronistischen Tabellen zum Gebrauch für Gymnasien und Realschulen so wie für alle Freunde der Geschichte, Breslau 1859. 437 - Historisch-politisch-topographische Geographie des Alterthums. Ein Hilfsbuch, zunächst bestimmt zu des Verfassers Weltgeschichte, aber auch anwendbar für alle übrigen historischen Lehrbücher und Chartenwerke, Leipzig 1851. 100, 437 Wochen-Blatt für den Kreis Wiedenbrück, hrsg. und verl. von H. Lange. 344-345, 373-374, 502, 513-514, 519 Wochenschrift des Nationalvereins, hrsg. von A. L. v. Rochau, Coburg Heidelberg 1860-1865. 374,519 Xenophon, Erinnerungen an Sokrates. Übers, von O. Güthling, (Universal-Bibliothek), Nr. 1855, Leipzig 1856. 435 Zeising, A., Ästhetische Forschungen, Frankfurt a. M. 1855. 273 Zeitschrift für exacte Philosophie im Sinne des neuern philosophischen Realismus, 20 Bde., Leipzig - Langensalza 1860-18%. 302, 319 - 1. Bd., hrsg. von F. H. Th. Allihn und T. Ziller, Leipzig 1860. 319, 337-338 Zeller, E. (Hrsg.), Ausgewählte Briefe von David Friedrich Strauß, Bonn 1895. 410,412,428, 490 Zimmermannn, G. H. E. (Hrsg.), Archiv für die Pathologie und Therapie, Bd. 1, 1.-3. H„ Hamm 1851-1855. 141 Der zoologische Garten. Organ der zoologischen Gesellschaft in Frankfurt a. M., hrsg. von D. F. Weinland, Jg. 1-25, Frankfurt a. M. 1856-1884. 339 [Zschokke, J. H. D.], Stunden der Andacht zur Beförderung wahren Christenthums und häuslicher Gottesverehrung, 4. verb. OriginalAusg., Aarau 1819. 367, 369, 517-518

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Namenverzeichnis

Das Verzeichnis erfaßt alle im Text, Textvergleich und in den Erläuterungen erwähnten Personen und mythologischen Namen in alphabetischer Reihenfolge. Abweichende Schreibweisen werden durch runde Klammern gekennzeichnet. Soweit ermittelbar, werden bei Personen Lebensdaten und eine kurze Annotation beigegeben, bei regierenden Fürsten u. ä. Lebensdaten in runden Klammem, Regierungsjahre in spitzen Klammern. Es bedeuten A. T. - Altes Testament, N. T. - Neues Testament, prot - protestantisch, evangelisch, Pseud. - Pseudonym.

Achilleus (Achill, Achilles), in der griechischen Sage Sohn des Peleus und der Nereide Thetis. 475 Adams, Willi Paul. 495 Ahlfeld, Johann Friedrich (1810 bis 1884) prot. Theologe. 228 Ahriman, in der von Zoroaster gestifteten altiranischen Religion der Name des Bösen. 331, 349 AI Hafi, Gestalt aus Lessings „Nathan der Weise". 74, 428 Alexander II., Nikolajewitsch (1818 bis 1881) < 1855-1881 > Zar von Rußland und Großfürst von Finnland. 435 Alexejew. 524 Allgeyer, Julius (1829-1900) Kupferstecher, Biograph des Malers Anselm Feuerbach. 417,433, 499 Allihn, Friedrich Heinrich Theodor (1811-1885) Philosoph. 319 562

Althaus, Theodor (1822-1852) Schriftsteller und Journalist. 27, 28,31 Ammon, Christoph Friedrich von (1766-1850) prot. Theologe, 1813 -1849 königlich-sächsischer Oberhofprediger in Dresden. 369 Antäus (Antaeus), in der griechischen Sage Sohn des Poseidons und der Gäa ( Erde). 253 Apollo (Apollon), griechischer Gott der Musik, Dichtkunst, Weissagung und Heilkunde, später als strahlend reine, ewig jugendliche Gottheit des Lichts verehrt (PhöbusA.). 159,176,494 Apotheker, Gestalt aus Goethes „ Hermann und Dorothea". 363, 517 Ares (Mars), griechischer Kriegsgott. 20 Argus, in der griechischen Sage vieläugiger Wächter. 167,169

Aristoteles (384-322 v. u. Z.) griechischer Philosoph. 225, 243, 272,310,314, 336,400 Arlecchino (Harlekin), Narrengestalt der Commedia dell'arte, ein Possenreißer. 273 Armansperg, Karoline Gräfin von (1821-1888) vermählt mit E. F. J. Fröbel in zweiter Ehe. 179, 462 Arras, Jean d'. 495 Aschenbrödel (Aschenputtel). 173, 460 Ascheri, Carlo (1936-1967) italienischer Philosoph; nach Promotion 1960 Lektor und Privatdozent an der Universität Heidelberg und am Vassar College, Poughkeepsie/New York; Feuerbachforscher und -editor. 463 Asher, David (geb. 1818) Philosoph, Schriftsteller. 252,486 Assing, Ludmilla (1821-1880) Schriftstellerin. 393,523 Atta Troll, allegorische Titelgestalt bei Heinrich Heine. 457 Auerswald, Rudolph von (1795 bis 1866) preußischer Politiker, 1848 preußischer Ministerpräsident und Außenminister, 1850-1851 Oberpräsident der Rheinprovinz, im Ministerium der „Neuen Ära" 1858 zunächst Minister ohne Portefeuille, 1860-1662 erneut Ministerpräsident. 255 Augustinus, Aurelius (354-430) Bischof von Hippo-Regius (Nordafrika), lateinischer Kirchenlehrer. 184

Barthelmeß, Richard (1820-1884) praktischer Arzt, lebte von 1852-1872 in den USA. 470 Batthyäny, Käzmer Graf von (1807 bis 1854) ungarischer Politiker. 363 Bauer, Bruno (1809-1882) kritischer Theologe und Philosoph, 1834 Privatdozent für prot. Theologie in Berlin, 1839 in Bonn; 1842 wurde ihm die Erlaubnis, theologische Vorlesungen zu halten, entzogen; führender Theoretiker der Junghegelianer. 368,369,413,443, 510 Bauer, Edgar (1820-1886) Bruder des vorigen; Publizist, Junghegelianer. 413 Baur, Ferdinand Christian (1792 bis 1860) prot. Theologe, Kirchen- und Dogmenhistoriker, seit 1826 Professor der Theologie in Tübingen. 332, 510 Baute. Jugendfreund Ludwig Feuerbachs. 184 Bayer, Adolf. 404 Bayer, Karl (1806-1883) Philosoph und Schriftsteller, 1838 bis 1857 Gymnasialprofessor in Erlangen, danach in Hof und ab 1862 in Schweinfürt. 424 Bayer siehe Carl (Karl) Beyer (Bayer). Bayrhoffer, Karl Theodor (1812 bis 1888) Philosoph (urspr. linker Hegelianer) und Politiker (zeitweise Führer der hessischen Demokraten); nach der Revolution von 1848/49 Emigration in die Schweiz, 1852 in die USA, dort Farmer und Schriftsteller. 21, 121, 410, 411

Bamberger, Ludwig (1823-1899) Politiker, Nationalökonom und Schriftsteller. 281 563

Bdm. (?). 151 Beck, Carl (1817-1872) Antiquar in Nördlingen. 93 Becken, Oskar. 523 Beckhaus. Erzieherin der Kinder Otto Lünings. 297, 300, 308 Beethoven, Ludwig van (1770 bis 1827) Komponist. 49 Behr, Ottmar von. 502 Bella siehe Bella Rothpietz. Bemsel. 262 Benecke, Heinrich (1829 geb.) Journalist. XI, XV, 117, 118, 174, 177, 178, 186, 202, 203, 206, 207, 213, 226, 229, 254, 256, 274-276, 282, 283, 443, 444, 461, 462, 470, 477, 479, 482,492,496, 503 Beneke, Friedrich Eduard (1798 bis 1854) Philosoph; seit 1832 Professor in Berlin. 172, 460 Bennigsen, Rudolf von (1824 bis 1902) Politiker, 1859-1867 Präsident des Deutschen Nationalvereins. 345,451 Beranger, Pierre Jean de (1780 bis 1857) französischer Dichter. 177 Bernays, Michael. 431 Beseler, Wilhelm. 407 Beyer (Bayer), Carl (Karl) (gest. 1867) Bruder von Conrad B., Freund Ludwig Feuerbachs aus der Bruckberger Zeit. 62, 109, 195, 400, 424, 439, 525 Beyer, Conrad (Konrad) (1834 bis 1906) Dichter und Literaturhistoriker, Rückertforscher, Bruder des vorigen. 424 Bibra, Ernst Freiherr von (1806 bis 1878) Naturforscher und Schriftsteller in Nürnberg. 192, 466, 467 Blachard, C. Verleger in New York. 122, 445

Blind, Karl (1826-1907) Schriftsteller und Journalist; 1848/49 Teilnehmer an den badischen Aufständen, danach Exil in London. 306,313 Blücher, Gebhard Leberecht von (Fürst von Wahlstatt) („Marschall Vorwärts") (1742 bis 1819) preußischer Generalfeldmarschall. 262,494 Bluhm. Oberst. 451 Blum, Robert (1807-1848) Journalist und Verleger in Leipzig, Vertreter der linken demokratischen Opposition in Sachsen und 1848 Führer der Linken in der Frankfurter Nationalversammlung, nach Teilnahme am Wiener Aufstand (Oktober 1848) standrechtlich erschossen. 16,409 Bock, Karl (Carl) Ernst (1809 bis 1874) Arzt; seit 1845 Professor der pathologischen Anatomie in Leipzig. 227, 482 Böckh, August Philipp (1785 bis 1867) klassischer Philologe und Historiker; 1859-1860 Rektor der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. 295,298,306,504 Boehlich, Walter. 407 Böhme, Albert. 451 Böhme, Jakob (Jacob) (1575 bis 1624) Schuhmacher; Philosoph, Mystiker und Theosoph. 184, 463 Böhner, Aug. Nathan. 390 Boerhaave, Hermann (1668 bis 1738) niederländischer Arzt, seit 1709 Professor in Leiden. 466 Börne, Ludwig (eigtl. Löb Baruch) (1786-1837) Schriftsteller und Journalist. 152,209,457 564

Bolin, Andreas Wilhelm (1835 bis 1924) Philosoph, 1852-1857, Studium in Helsinki, 1860 daselbst Promotion zum Dr. phil., seit 1862 Mitarbeiter an der Universitätsbibiliothek Helsinki, 1868 Habilitation; dann Direktor dieser Bibliothek; Anhänger und Editor von Ludwig Feuerbach. XU, XIV, XV, XVII-XEX, 150-153, 156, 157, 160, 161, 163, 170, 171, 174, 179, 180, 183, 186, 188, 190, 195-197, 204, 208, 211, 223, 225, 226, 242, 252, 254, 271, 274, 283, 285, 291, 303, 305, 348, 351, 358, 360, 371, 378, 380, 385, 386, 394, 396, 410, 417, 419, 424, 442, 445, 452, 456-458, 460, 468, 469, 479, 482, 496, 516, 518, 520, 521, 524 Bomnitz. Vermieterin in Leipzig. 229 Bonaparte, Jéròme-NapoléonJoseph-Charles-Paul, Prinz N. (1822-1891) Vetter Napoleons III.; 1854 Divisionskommandeur im Krimkrieg, 1859 Befehlshaber eines Korps im italienischen Krieg; 1859 mit Clotilde, Prinzessin von Savoyen verheiratet. 246, 488,498 Borchardt, Wilhelm (gest. 1889). 463 Bourbonen, französisches Herrscherhaus. 279,499 Bradshaw, Jennifer M. 427 Braun, Hans-Jürg. 441, 518 Brentano, Clemens Wenzel Maria (1778-1842) Dichter, Hauptvertreter der jüngeren Romantik, seit 1797 in Jena 121 Bretschneider, Karl Gottlieb (1776 bis 1848) prot. Theologe. 369 565

Broch, F. K. siehe Georg Friedrich Kolb. Brockhaus, Friedrich (1800-1865) Bruder von Heinrich B., Verleger in Leipzig. 248 Brockhaus, Heinrich (1804-1874) Sohn und Nachfolger von Friedrich Arnold Brockhaus (1772-1823); Inhaber und Leiter der Firma F. A. Brockhaus in Leipzig, zunächst gemeinsam mit seinem Bruder Friedrich B. und seit 1850 allein. 79, 120, 178, 228, 229, 234, 245, 248, 249, 444, 455, 470 Brunner, Sebastian (1814-1893) katholischer Theologe, Schriftsteller, Redakteur der „Wiener Kirchenzeitung". 98,436 Buchanan, James (1791-1868) < 1857-1861> Präsident der USA. 445 Bucher, Lothar (1817-1892) preußischer Politiker und Publizist. 420 Büchner, Georg (1813-1837) Dichter. 440 Büchner, Ludwig (1824-1899) Bruder von Georg B., Arzt und Philosoph, populärer Vertreter des naturwissenschaftlichen Materialismus. 218,342,440,441, 480 Büttner, Wolfgang. 406 Buridan, Johannes (vor 1300 bis nach 1358) französischer Scholastiker. 307 Cappel, Louis. 207 Carion, Johannes (1499-1538) Historiker, Astrologe und Mathematiker; wurde 1522 Hofastologe bei Kurfürst Joachim I. von Brandenburg. 360

Carriere, Moritz (1817-1895) Philosoph; 1842 Privatdozent an der Universität Gießen, 1853 Professor der Ästhetik in München. 474, 475, 477 Cartesius siehe Descartes. Carus, Carl Gustav (1789-1869) Arzt, Naturforscher. 248 Carus. Neffe von Carl Gustav Carus. 248 Cavour, Camillo Benso Graf von (1810-1861) italienischer Politiker, stand an der Spitze der sardinischen Regierung (1852 bis 1859 und 1860-1861). 358 Chalybäus, Heinrich Moritz (1796 bis 1862) Philosoph; seit 1839 Professor in Kiel. 53 Chapmann, John. 427 Charlotte, Gestalt aus Goethes „Die Wahlverwandtschaften". 172 Chemo, M. 427 Cicero, Marcus Tullius (106 bis 43 v. u. Z.) römischer Staatsmann, Redner und Schriftsteller. 331 Clotilde siehe Clotilde Prinzessin von Savoyen. Cohn. Bankier. 297 Comte, Auguste (1798-1857) französischer Philosoph, Mitbegründer des Positivismus. 79, 427, 429, 430 Correggio, eigtl. Antonio Allegri, genannt Correggio (Emilia) (um 1489-1534) italienischer Maler. 173 Cotta, Johann Georg Freiherr C. von Cottendorf (1796-1863) Buchhändler; Sohn des Verlegers Johann Friedrich Freiherr C. von Cottendorf (1764 bis 1832), 1832-1863 Inhaber der J. G. Cottaschen Buchhandlung in Stuttgart. 79, 174,228,461

Cramer-Klett, Theodor von (1817 bis 1884) Fabrikant; übernahm 1847 die Maschinenfabrik KJett in Nürnberg. 60,423 Creech, Thomas. 78,429 Daru, Pierre Antoine Noël Bruno, Graf von (1767-1829) französischer Finanzmann, Dichter und Historiker. 98 Daumer, Georg Friedrich (Pseud.: Eusebius Emmeran) (1800 bis 1875) Gymnasialprofessor in Nürnberg; bis Mitte der vierziger Jahre Anhänger der Hegelschen Philosophie und Religionskritiker, zeitweise Erzieher Kaspar Hausers. 21, 24, 26, 102, 364, 410, 412, 413, 437, 438,443,447 De Pascale, Carla. XVIII Dedekind, Eduard (geb. 1802) Jugendfreund Ludwig Feuerbachs, Teilnehmer der Revolution von 1848/49, danach Emigrant in den USA. 197, 199 bis 201, 211, 237, 240, 242, 276, 280, 281, 469, 476, 486, 497 Derffel, J. 451 Descartes (Cartesius), René (1596 bis 1650) französischer Philosoph, Mathematiker und Physiker. 224,243,273,334 Diderot, Denis (1713-1784) Schriftsteller und Philosoph, Herausgeber der französischen „Encyclopédie". 167, 168 Dietzgen, Joseph (1828-1888) Arbeiterphilosoph. 99, 436, 437 Diezel (Dietzel), Gustav (gest. 1858) Schriftsteller. 229, 483 Dilthey. Herausgeber der „Familienblätter" in New York. 268 566

Dittrich, Franz (1815-1859) Arzt, seit 1850 Leiter der medizinischen Klinik in Erlangen. 73, 74, 88, 428, 429 Dobbek, Wilhelm. Herderforscher und -editor. 524 Dobeneck, Freiherr von (1766 bis 1836) Offizier, Ehemann von Helene von D., geb. Feuerbach; 1831 geschieden. 464 Dobeneck, Rebekka Magdalena Freifrau von siehe Feuerbach 8. Dollfus, Charles (1827-1910) französischer Schriftsteller und Publizist; lebte in Zürich. 288, 289, 459, 500 Don Quichote (Quijote, Quixote), Titelgestalt des gleichnamigen Romans von Miguel de Cervantes Saavedra. 182 Dorguth, Friedrich Ludwig Andreas (1776-1854) Oberlandesgerichtsrat in Magdeburg, dilettierender Philosoph (empiristischer, später Schopenhauerscher Richtung). XV Dorothea, Titelgestalt aus Goethes „Hermann und Dorothea". 363 Dove, Heinrich Wilhelm (1803 bis 1879) Physiker, Metereologe. 295 Drewitz, Jörg. 428 Droßbach (Drossbach), Maximilian. Techniker. 47,48 Droysen, Johann Gustav (1808 bis 1884) Historiker, liberaler Politiker. 255 Duboc, Carl Julius (1829-1903) Schriftsteller und Philosoph. XIX, 17,18, 27,29, 30, 32, 37, 39, 45, 48, 52, 54, 55, 67, 69, 218, 219, 300, 303, 309, 318, 321, 337-339, 409, 410, 414,

420, 421, 425, 430, 444, 506 bis 508 Dubs, Jakob. Regierungspräsident und Vorsitzender des Züricher Erziehungsrates. 113,439,441 Dückert. Professor in Stuttgart. 386 Dühring, Karl Eugen (1833-1921) Philosoph und Nationalökonom. 430 Dülon, Rudolph. 451 Düffer, Wilhelm. 451 Dulcinea (Dulzinea) von Toboso, die „Dame", die eingebildete Geliebte des Ritters von der traurigen Gestalt in Miguel de Cervantes Saavedras „Don Quichote". 182 Duncker, Carl (1781-1869) Buchhändler, gründete 1809 mit Peter Humblot die Verlagsbuchhandlung Duncker & Humblot in Berlin. 206 Eduard, Gestalt aus Goethes „Die Wahlverwandtschaften". 172 Eichhorn, Johann Gottfried (1752 bis 1827) prot. Theologe und Orientalist. 184 Eikhof. 199 Elpis, Personifikation der trügerischen Hoffnung im griechischen Mythos. 177 Eisner, Karl Friedrich Moritz (1809 bis 1894) 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel). 438 Ende, Franz van den. Arzt. 466 Engels, Friedrich (1820-1895) Philosoph, Schriftsteller; Mitbegründer des Marxismus. 451, 494,502,510,511 Emst D. (1818-1893) Herzog von SachsenCoburg und Gotha; trat für die 567

deutsche Einheit ein; unter seinem Schutz wurde 1859 der „Nationalverein" gebildet 280 Esterhäzy, Moritz Graf von Galantha, Graf von Forchtenstein (1807-1890) österreichischer Staatsmann und Diplomat 363 Euphorion, Gestalt der griechischen Sage, geflügelter Sohn des Achill und der Helena 273 Eurykleia, Gestalt der griechischen Sage, Haushälterin am Hofe des Odysseus. 105 Evans, Marian (Mary Ann) (Pseud.: George Eliot) (1819-1880) englische Schriftstellerin, übersetzte „Das Wesen des Christentum" von Ludwig Feuerbach. 186, 426-428, 435, 445,465 Ewerbeck, August Hermann (1816 bis 1860) Arzt und Schriftsteller, demokratischer Publizist; 1841 bis 1846 Mitglied des Bundes der Gerechten und des Bundes der Kommunisten, Emigrant in London. 79,429,430 Eynatten, Freiherr von. Preußischer Feldmarschall. 307,505,506

2.

3.

4.

5.

Fabri, Friedrich Gotthard Karl Emst von (1824-1891) Pfarrer zu Bonnland in Franken; prot. Theologe und Publizist. 185, 441,464 Fabrizi, Paul (gest. 1859) 234, 235 Faust, Titelgestalt bei Goethe. 243, 252, 273, 359, 363, 369, 390 Feuerbach 1. Paul Johann Anselm Ritter von (1775-1833) Begründer der neueren bürgerlichen deutschen Strafrechtswissenschaft; verheiratet 1797 mit 2. 4, 10, 11,

6.

568

23-26, 89, 90, 93, 114, 120, 126, 175, 177, 194, 206, 213, 228, 242, 260, 280, 286, 341, 363, 366, 387, 403, 404, 407, 414, 433, 442, 447, 461, 468, 482, 486, 497,513,516-518, 522 Wilhelmine, geb. Tröster (1774 bis 1852) verheiratet 1797 mit 1., lebte nach dem Tod ihres Mannes mit den Töchtern (9. und 10.) in Nürnberg. 8,406, 464, 513 Joseph Anselm (1798-1851) Sohn von 1. und 2., Archäologe, klassischer Philologe, Professor in Freiburg im Breisgau; verheiratet 1826 mit 12. und Zweitehe 1835 mit 13. 8, 41, 57,60,174, 176,177, 405, 417, 422,423, 461,464,486, 512 Karl Wilhelm (1800-1834) Sohn von 1. und 2., Gymnasialprofessor für Mathematik in Erlangen. 286, 376, 500, 519 Eduard August (1803-1843) Sohn von 1. und 2., Jurist, Professor der Rechte in Erlangen; verheiratet 1840 mit 14. 184, 198, 286, 403, 404, 408, 469,482, 500 Ludwig Andreas (1804-1872) Sohn von 1. und 2., Philosoph; verheiratet 1836 mit 11. VII bis Xü, XIV-XX, 9,11,13 bis 17, 20, 21, 23, 26, 37, 40, 41, 45, 47, 53, 54, 56, 60, 62, 63, 69-71,73,75,76,78,79, 8 2 , 84,88-90,92,94,96,97, 9 9 , 101, 105, 106, 110, 113, 117, 119,120, 124,125,133,137 bis 140, 142-144, 148, 154, 155, 160, 171, 178, 180, 184, 190, 192,198,203,205,213,217 bis 220, 222, 229, 231-233, 235,

Sophie Freiin von Streit; verheiratet 1836 mit 6. IX, 5, 9,12, 14, 53, 58, 69, 74, 75, 87, 92, 97,98,101,102,104,110, 117, 119, 125, 137, 139-141, 143, 177, 179, 197, 200, 201, 203, 205, 217, 219-222, 230-236, 241, 246, 249, 256, 257, 260, 262, 275, 280, 283, 286, 288, 289, 291, 297, 299, 300, 308, 315, 317, 328, 340, 346, 347, 350, 358, 375, 380, 381, 394, 404, 408, 439, 453, 454, 471, 480,493,499, 513, 514 12. Amalie, geb. Keerl( 1805-1830) verheiratet 1826 mit 3. 175, 176,486 13. Henriette („Jette"), geb. Heidenreich (1812-1892) nach dem Tode von 12. verheiratet 1833 mit 3. 8, 42, 56, 57, 82, 91, 168, 169, 174, 202, 340, 405, 417, 421, 422, 431, 433, 453, 459,464,470, 512 14. Karoline Friederike Sidonie, geb. Stadler Tochter von Johann Adam Stadler und Louise Löw (Loewe, Löwe); verheiratet 1840 mit 5. 74,227,256,261, 408, 428,482 15. Emilie (1827-1873) Tochter von 3. und 12. 176 16. Anselm (1829-1880) Sohn von 3. und 12., Maler. 42, 176, 283, 341,417, 486,499,513 17. Elise („Elischen") (geb. 1840) Tochter von 5. und 14. 15, 74, 100, 246, 261, 381, 403, 404, 409,428,437 18. Anselm Ludwig (geb. 1842), Sohn von 5. und 14. 74,403, 404, 409,428 19. Eleonore (Leonore, „Lorchen") (1839-1923) Tochter von 6. und 11. XVI, 5, 7,12,14,15,

239, 241, 242, 244, 246-248, 251, 252, 257, 260, 262, 264, 267, 268, 288, 294, 299, 300, 309, 312, 315, 326, 327, 333, 335, 337, 340, 342, 344, 346, 350, 352, 353, 355-357, 362, 365-372, 377, 381, 385, 387, 388, 390-392, 397, 403-406, 408-416, 418-424, 427-430, 432-437, 439-444, 446-448, 451-471, 473-481, 483-486, 493-506, 509, 510, 512-525 7. Friedrich Heinrich („Fritz", „Äsop") (1806-1880) Sohn von 1. und 2., Philologe und aufklärerischer Schriftsteller in Nürnberg. 14, 21, 60, 106, 109, 124, 138, 184, 236, 249, 251, 347, 408, 411, 413, 433, 489,513,514 8. Rebekka Magdalena („Helene") (1808-1888) Tochter von 1. und 2., verheiratet mit Freiherrn von Dobeneck, 1831 geschieden. 174,185,246,249,464, 485,488 9. Leonore („Lore") (1809-1885) Tochter von 1. und 2., lebte bei der Mutter in Nürnberg. XVII, 8, 14, 60, 97, 106, 124, 137, 138, 217, 236, 246, 256, 347, 358, 406, 408, 423, 435, 453, 455,464,485,488,513,514 10. Elise („Elisa") (1813-1883) Tochter von 1. und 2., lebte bei der Mutter in Nürnberg. XVH, 8, 14, 60, 97, 106, 124, 137, 138, 217, 236, 246, 256, 347, 358, 406, 408, 423, 434, 435, 453, 455, 464, 485, 488, 513, 514 11. Johanna Julie Bertha, geb. Low (Loewe, Löwe) (1803-1883) Tochter von C. F. Löw (Loewe, Löwe) und Caroline Friederike 569

40, 44, 53, 58, 61, 74, 92, 97, 98, 101, 102, 104, 109, 117, 119,138,139,141,142,147 bis 149, 178, 179, 188, 190-192, 203, 205, 212, 213, 219, 220, 222, 229, 230, 232-234, 236, 249, 256, 260, 261, 264, 268, 275, 283, 288, 289, 297, 299, 300, 308, 317, 328, 346, 347, 350, 358, 363, 375, 381, 394, 404, 405, 408, 419, 423, 437, 439, 453-456, 460, 461, 465, 469, 476, 479, 489, 492, 493, 495, 496, 499, 502, 508, 513, 515,516, 520 Fichte, Immanuel Hermann (1796 bis 1879) Philosoph, Sohn von Johann Gottlieb F., Herausgeber der Schriften und Biograph seines Vaters. 468 Fichte, Johann Gottlieb (1762 bis 1814) Philosoph. 52, 167, 169, 172, 179, 194, 224, 225, 334, 336, 366, 389, 392, 418, 463,468,475, 504 Fick. Haushälterin im Hause von E. E. G. von Herder. 90 Finger, Otto. 436 Fischer, Emst Kuno Bertholdus (1824-1907) Philosophiehistoriker, 1856 Professor in Jena. 43, 182, 183, 305, 418, 419, 451,462, 505 Fischer, Karl Philipp (1807-1885) Professor in Erlangen. 420 Fleury, Victor. XIX Folien, (Adolf Ludwig) August (1794-1855) Schriftsteller und Politiker. 367 Forster, Georg (1754-1794) Naturforscher, Reiseschriftsteller und Publizist; 1778 Professor in Kassel, 1884 in Wilna, 1788 Bibliothekar in Mainz. 72, 80, 82, 89, 94,420, 425,432,434

Forster, Therese (1786-1862) Tochter von Georg Forster, Schwägerin von Emil Ernst Gottfried von Herder. 40, 69, 71, 74, 82, 88, 89, 91, 94, 416, 425,426, 428,432, 434 Fortlage, Arnold Rudolph Carl (1806-1881) Philosoph. 53, 172,460 Franklin, Benjamin (1706-1790) amerikanischer Aufklärer, Staatsmann und Schriftsteller. 59 Franz Joseph I. (1830-1916) Kaiser von Osterreich und König von Ungarn. 503, 504 Frauenstädt, Christian Martin Julius (1813-1879) Philosoph und Schriftsteller, Freund und Verehrer Schopenhauers, Herausgeber seiner Schriften. 54, 211,223, 301,421,479, 482, 505 Freiligrath, Ferdinand (1810 bis 1876) Dichter, Mitglied der Redaktion der „Neuen Rheinischen Zeitung", langjähriger Freund von Karl Marx, 1851-1868 Emigration in London. 510 Fremont, John Charles (1813 bis 1890) amerikanischer Topograph, Offizier und Gouverneur. 445 Friederici, Hans Jürgen. 523 Friedländer, Alexander (gest. 1858) Jurist, 1847-1849 Privatdozent an der Universität Heidelberg; wegen Teilnahme am badischen Aufstand „durch Schrift und Rede" 1849 zu Haft verurteilt, danach als Schriftsteller tätig, kam beim Brand des Postdampfschiffes „ Austria" ums Leben. 205, 476 570

Friedländer, Max (1829-1872) Publizist, Vetter von F. Lassalle. 438 Friedrich IV. (der „Ältere") (1460 bis 1536) Markgraf von Ansbach, seit 1495 auch von Kulmbach-Bayreuth. 212 Friedrich Wilhelm IV. (1795 bis 1861 )< 1840-1861 > König von Preußen. 446,461,508 Friedrich. Pfarrer in Herischdorf ( Provinz Schlesien). 112 Fries, Bernhard (1820-1879) Maler. 389,403 Fritzsche, Otto Fridolin. 194, 467 Fröbel, Ernst Fenz Julius ( 1805 bis 1893) radikaler demokratischer Publizist und Verleger, Politiker; 1848 Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung, Vertreter der Linken, in Wien (zusammen mit R. Blum) zum Tode verurteilt, jedoch begnadigt; 1849-1857 Emigrant in den USA, 1858 zeitweiliger Aufenthalt in Frankfurt a. M. 9, 121, 179, 406, 409, 458, 462 Fuks. 38 Galen, Galenus Galenos (129 bis 199) Arzt. 276,310,314,336 Galilei, Galileo (1564-1642) italienischer Mathematiker, Physiker und Astronom. 387 Garibaldi, Giuseppe (1807-1882) italienischer Freiheitskämpfer, ehemals piemontesischer Marineoffizier, seit 1833 Anhänger Mazzinis. 279, 306, 357, 488, 498,499, 520 Gebhardt, Bruno (1858-1905) Historiker, Herausgeber und Mitverfasser des „Handbuches 571

der deutschen Geschichte". 435, 447,488, 490,491, 503 Georg I. (1845-1913) König von Griechenland. 517 Georg (der „Fromme") (1484-1543) Markgraf von Brandenburg-Ansbach. 212 Gervinus, Georg Gottfried (1805 bis 1871) Geschichtsschreiber und Literaturhistoriker, 1835 Professor in Heidelberg und 1836 in Göttingen, hier als einer der Göttinger Sieben 1837 entlassen, 1844-1853 wieder Professor in Heidelberg, Chefredakteur der liberalen „Deutschen Zeitung", 1853 Hochverratsprozeß wegen linksliberaler Auffassungen. 6, 11,274,405,407,451 Gibbon, Edward (1737-1794) englischer Geschichtsschreiber der Aufklärung. 184 Gimpl, Georg. 457 Goethe (Göthe), Johann Wolfgang von (1749-1832) bedeutendster Repräsentant der Weimarer literarischen Klassik; Staatsmann und Naturforscher. 172, 173, 209, 243, 363, 367, 369, 389, 390, 410, 427, 449, 457, 462, 486, 517, 518, 522 Goldberg, August. 113,114 Gräfe, Albrecht von (1828-1870) Augenarzt, Schüler von Rudolf Virchow, Professor in Berlin, Begründer der modernen Augenheilkunde, Jugendfreund Emma Herweghs. 235 Greiner. Advokat in Ansbach. 71 Gretchen, Gestalt aus Goethes „Faust". 369 Grimm, Jacob Ludwig Karl (1785 bis 1863) Philologe und Kulturhistoriker. 194, 460, 467

Grimm, Wilhelm Karl (1786 bis 1859) Philologe, Bruder von Jacob Ludwig Karl G. 460 Groneweg. Apotheker in Gütersloh. 375 Großherzog Ludwig von Baden siehe Karl Friedrich Leopold. Grotefend, Friedrich August (1798 bis 1836) 60 Grün, Karl Theodor Ferdinand (1817-1887) Philosoph und Publizist, Junghegelianer, Vertreter des „wahren Sozialismus", 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung ( linker Flügel ), Mitarbeiter 1860 an den „Demokratischen Studien" bei O. Meißner, bis 1861 Emigrant in Belgien. XIX, 405, 410, 419, 421,424, 460, 493 Gummi, Eduard Heinrich ( 1812 bis 1870) Verlagsbuchhändler in Ansbach. 4,404 Gumpert (Gundpert), der hl. Gumpert gründete 748 in Onoldsbach (später: Ansbach) ein Benediktinerkloster. 463 Guttentag, J., Buchhändler in Berlin. 373 Gutzkow, Karl (1811-1878) Schriftsteller und Journalist; 1861-1864 Generalsekretär der Deutschen Schillerstiftung in Weimar. 399,524 Haag, Konrad (gest. 1862) schweizer Bauer, Gemeindevorsteher in Hüttweilen, Anhänger Ludwig Feuerbachs. 365, 368, 371, 383, 387, 391, 517, 522 Habsburg, österreichische Linie des Herrschergeschlechts. 235, 247,279

Häusser, Ludwig (1818-1867) Historiker, 1850 Professor in Heidelberg. 274 Haight, G. 427 Harleß, Gottfried Christoph Adolph (1806-1879) prot Theologe, Professor in Erlangen, seit 1845 in Leipzig; seit 1852 Oberkonsistorialpräsident in München; Mitbegründer der Erlanger Schule. 23,412 Harms, Friedrich (1819-1880) Philosoph. 476 Hartmann, von. 8,406 Härtung. 24,26 Hatzfeld, Sophie Gräfin von (1805 bis 1881) Freundin und Anhängerin Lassalles. 393,523 Häuser, Kaspar (um 1810/12 bis 1833) Nürnberger Findling (vermuteter badischer Thronerbe). 10, 126, 127,213,447,492 Haussmann (Haußmann), Georges Eugène Baron (1809-1891) französischer Staatsbeamter und Politiker, war 1853-1870 unter Napoleon IE. Präfekt von Paris. 469 Haym, Rudolf (1821-1901) ursprünglich Theologe und Anhänger von D. F. Strauß, Lehrer, Journalist und Schriftsteller, als Redakteur der Berliner Konstitutionellen Zeitung 1850 ausgewiesen, Habilitation in Halle und seit 1860 Professor der Philosophie in Halle, 1858 Begründer und Herausgeber (zusammen mit Max Duncker) der „Preußischen Jahrbücher". 275,276, 496 Hebel, Johann Peter (1760-1826) Dichter. 344 Hecker, Friedrich Carl Franz (1811 bis 1881 ) Politiker, radikaler Re-

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„Pionier" lebte 1860 in Boston. 121,277,472 Hektar (der „Ertialter"), im griechischen Mythos der Beschützer und Verteidiger Trojas, Sohn des Königs Priamos und der Hekabe, wurde von Achilles getötet. 509 Hekuba (Hekabe), Gestalt im griechischen Mythos, Gemahlin des Königs Priamos von Troja, Mutter Hektars. 329,509 Helena, Gestalt aus Goethes „Faust". 273 Hengstenberg, Emst Wilhelm (1802 bis 1869) prot. Theologe und ultrarechter Kirchenpolitiker; seit 1826 Professor in Berlin. 207 Henle, Friedrich Gustav Jakob (1809 bis 1885) Physiologe und Anatom, 1840 Professor der Anatomie in Zürich, seit 1844 in Heidelberg und seit 1852 in Göttingen. 43,417 Hennehofer, Johann David von. Major, ehemaliger badischer Geheimdienstchef, dem die Ermordung Kaspar Hausers zugeschrieben wurde. 126 Herakles (Herkules), Gestalt der griechischen Sage, Sohn des Zeus und der Alkmen. 97,252, 365, 435 Herbart, Johann Friedrich (1776 bis 1841) Philosoph und Pädagoge, 1805 Professor in Göttingen, 1809 in Königsberg, seit 1833 wieder in Göttingen. 302,319, 337, 338, 340 Herder, Adele siehe Adele Kuby. Herder, Emil Emst Gottfried von (1783-1855) fünfter Sohn von Johann Gottfried von H., bayerischer Oberforst- und Regjerungs-

publikaner, 1848 einer der Führer des badischen Aufstandes, emigrierte in die Schweiz und später in die USA. 121, 474 Heffier, Moritz Wilhelm (1792 bis 1873) Historiker und Philologe; Prorektor am Gymnasium zu Brandenburg, Mitglied des Vereins für märkische Geschichte in Berlin und der historisch-theologischen Gesellschaft in Leipzig; um 1850 Gymnasialprofessor in Brandenburg. 145,455 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770-1831) Philosoph, seit 1818 ordentlicher Professor an der Universität in Berlin. XI, XH, 52, 68, 79, 167, 169, 180, 284, 285, 292, 310, 318, 319, 366, 400, 420, 425, 443, 449, 451,460, 473, 478, 500 Heger. Hausherr bei Katharina Michel in Bamberg. 109,125 Heidenreich (Heydenreich), Friedrich Wilhelm (1798-1857) Arzt in Ansbach, wissenschaftlicher Schriftsteller; Bruder von Henriette Feuerbach, geb. Heidenreich. XIV, 97, 98, 102, 104, 170, 171, 178, 180, 417, 435, 459, 462, 467 Heidenreich (Heydenreich), Sophie, geb. Nelin. Frau von Friedrich Wilhelm H. 102,104,178,514 Heine, Heinrich (1797-1856) Dichter. 210,389,457,479 Heinz. Antiquar in Nürnberg. 448 Heinzen, Karl (1809-1880) linksradikaler Schriftsteller und Journalist; nach der Revolution von 1848/49 Emigration in die Schweiz, später nach England und im Herbst 1850 in die USA, 1854-1879 Chefredakteur des 573

rat, seit 1839 im Ruhestand in Erlangen. 7, 40, 68, 70, 71, 73-77, 82, 87, 88, 91, 92, 94, 416,428, 429,432, 434 Herder Ferdinand Theobald Maximilian Gottfried von („Don Fernando") (1828-1896) Sohn des vorigen, Student der Rechte, Emigrant in der Schweiz, dort Studium der Botanik, später Mitarbeiter und Bibliothekar des Botanischen Gartens in St. Petersburg. 7, 8, 40, 69, 71, 74, 89, 90, 94, 405, 416, 425, 426 Herder, Johann Gottfried von (1744 bis 1803) Geschichts- und Religionsphilosoph, Theoretiker der deutschen Aufklärung und literarischen Klassik. 23,369 Herder, Luise, geb. Huber (gest. 1831) Frau von Emil Emst Gottfried von H. 428 Hermann, Titelgestalt aus Goethes „ Hermann und Dorothea". 363 Herwegh, Emma, geb. Siegmund (1817-1904) verheiratet 1842 mit Georg H. XV, XVI, XIX, 91,92,217,219-221,231 bis 233, 236, 244, 247, 249, 250, 251, 286, 327, 329, 330, 346, 347, 349-353, 355, 357, 358, 361, 374, 377, 380, 383, 385, 406, 422, 433, 481, 484, 487, 489, 521, 523 Herwegh, Georg (1817-1875) revolutionärer Dichter des deutschen Vormärz und der beginnenden Arbeiterbewegung, nach Scheitern der Revolution von 1848/49 langjähriges Exil in der Schweiz. XV, XVI, XIX, 9, 91,92,218,219,232-236,245 bis 247,249-251,288,327 bis 329, 336, 347, 349, 350 bis 355, 357, 358, 361, 374, 377,

380, 383, 385, 392, 393, 406, 433, 453, 485, 487, 489, 500, 514-516, 521, 523 Herwegh, Horace ( Horaz) (1843 bis 1901) Sohn von Emma und Georg H., Ingenieur. 246,251, 488 Herwegh, Marcel (geb. 1858) Sohn von Emma und Georg H., Violinist. XIX, 251, 327,354, 355, 357, 361,485,516 Herz, Jakob (1816-1871) Aizt in Erlangen. 44,94, 95 Herzen, Alexander Iwanowitsch (1812-1870) russischer Demokrat, Philosoph und Publizist 9, 397, 398, 406, 451, 524 Herzen, Natalja Alexandrawna, geb. Sachaijina („Natalie") (1817 bis 1855) Frau von Alexander Iwanowitsch H. 9,406 Hesiod (um 700 v. u. Z.) griechischer Dichter. 145 Heß, Moses (1812-1875) Publizist und Sozialphilosoph; Junghegelianer, Mitglied des Bundes der Gerechten, danach des Bundes der Kommunisten; als 48er und Kommunist verfolgt, ging er über Genf, Lüttich, Marseille nach Paris. X, XI, 389, 522 Hettner, Hennann (1821-1882) Literaturhistoriker. 43,58,417, 419,431,451 Hinkeldey, Karl Ludwig Friedrich von (1805-1856) Polizeipräsident von Berlin. 491 Hinrichs, Hermann Friedrich Wilhelm (1794-1861) Philosoph, Professor in Halle. 451 Hintze, Otto. 447, 491 Hippokrates (460-um 377 v. u. Z.) griechischer Arzt, Begründer der wissenschaftlichen Medizin und der ärztlichen Ethik. 310 574

Jahn, Jürgen. 419 Jahncke. 56, 194 Jefferson, Thomas (1743-1826) nordamerikanischer Staatsmann, Hauptautor der Unabhängigkeitserklärung (1776), Repräsentant des liberalen Flügels der Unabhängigkeitsrevolution; < 1801—1809> Präsident der USA. 59 Jegel, Ludwig (geb. 1822) Redakteur, seit 1852 Emigrant in den USA. 9,406 Jegel, Sophie, geb. Michel (1828 bis 1858) Tochter von Katharina Michel, seit 1849 verheiratet mit Ludwig J., kam mit ihrer Tochter beim Brand des Postdampfschiffes „Austria" ums Leben. 205, 213, 406, 476, 480 Jehovah (Jahwe), Name des israelitisch-jüdischen Gottes. 154, 158, 159, 162, 459 Jodl, Friedrich (1849-1914) Philosoph, Professor in Prag, seit 1896 in Wien. XIX, 430 Jörg, Johann Christian Gottfried. 455 Johannes, Gestalt aus dem N. T., Jünger Jesu, nach kirchlicher Überlieferung Verfasser des „Johannesevangeliums", der Johannesbriefe und der „Offenbarung des Johannes". 514 Jünginger. Kaufmann, Inhaber der Tuchhandlung Groß & Jünginger am Hauptmaikt in Nürnberg. 97, 98 Junghann, Gustav Julius. 375,377, 519 Jupiter, oberste Gottheit der Römer. 372

Hobbes, Thomas (1588-1679) englischer Philosoph. 311 Hoflmeister, Johannes. 425 Hofiii. 261 Hohenzollern, deutsches Fürstengeschlecht. 279, 446 Holbach, Paul Heinrich Dietrich Baron von(Mirabaud)(1723 bis 1789) Philosoph. 367, 391, 443,520 Holzinger. Weinhändler in Ansbach. 150 Homer (8. Jh. v. u. Z.) griechischer Dichter. 20,83,123,132,176, 293, 314, 438, 458, 475, 509 Horaz (Quintus Horatius Flaccus) (65-8 v. u. Z.) lateinischer Dichter. 60,81,379,431 Hubensteiner, Benno. 503 Hugo, Victor (1802-1885) ftanzösischer Dichter. 405 Humblot, Peter (1779-1828) Buchhändler. 206 Humboldt, Alexander Freiherr von (1769-1859) universaler Gelehrter, Naturforscher. 366, 369, 451 Hume, David (1711-1776) Philosoph und Geschichtsforscher. 400 Imbriani, Vittorio. 358, 516 Isis, altägyptische Liebes-, Mutterund Totengöttin. 253 Jacoby (Jacobi, Jakobi), Johannes (1805-1877) Arzt, Publizist und Politiker; 1848 Mitglied des Frankfurter Vorparlaments, später des Rumpfparlaments in Stuttgart. 184,296 Jaeschke, Walter. 464 Jahn, Friedrich Ludwig (gen. Turnvater Jahn) (1778-1852) Pädagoge. 456

Kaiser, Bruno. 575

406

Kalb, Johann (John) von Generalmajor. 202 Kampe, Friedrich Ferdinand (1825 bis 1872) nach Theologiestudium Prediger der deutsch-katholischen Bewegung, Schriftsteller. 56, 57,61, 102, 103, 110, 112, 131, 144, 146, 193, 195, 331, 332, 398, 400, 405, 422-424, 437-439, 448, 455, 467, 468, 524 Kant, Immanuel (1724-1804) Philosoph. XV, 52, 53,167, 169, 172, 173, 179-183, 224, 225, 243, 273, 285, 305, 319, 334, 336, 366, 372, 379, 399, 400, 418, 460, 462, 463, 476, 482, 483, 505,518 Kantzenbach, Friedrich Wilhelm. 453 Kapp 1. Johann Georg Christian (1798 bis 1874) 1822 Professor der Philosophie in Erlangen, 1833 nach Heidelberg übersiedelt (Aufgabe der Lehrtätigkeit in Bayern), 1839-1844 Professor für Philosophie in Heidelberg, mit L. Feuerbach seit dessen Privatdozentur in Erlangen eng befreundet. 405,453 2. Emilie, geb. Schuster (1803 bis 1857) Gattin Christian Kapps. 221,481 3. Johanna (1825-1883) Tochter von 1. und 2. 8,23,342,405, 412,513 4. August, Sohn von 1. und 2. 453 5. Max (1837-1909) Sohn von 1. und 2. 261 6. Georg, Konsistorialrat in Ansbach bis 1853, Bruder von Johann Georg Christian K. 23, 412

7. Friedrich Christian Georg (1792 bis 1866) Vetter von 1., Gymnasialdirektor in Hamm/ Westfalen. 149,155,229,262,355, 356, 375, 456,458,484, 519 8. Friedrich Alexander („Fritz") (1824-1884) 1842 Jura- und Philosophiestudium in Heidelberg, 1844 in Berlin, Berliner Korrespondent des „Westphälischen Dampfbootes", 1845 Auskultator am Oberappellationsgericht in Hamm/ Westfalen; 1849 Paris, danach in Genf Mitarbeiter von Alexander Herzen; 1850 Auswanderung in die USA; Inhaber eines Anwaltsbüros in New York, Journalist; Bekanntschaft mit Ludwig Feuerbach im Hause Ch. Kapps 1842 in Heidelberg. XV, XVI, XIX, 4, 21, 58, 60, 95, 114, 121, 137, 198, 200, 201, 206, 211, 222, 231, 237, 242, 258, 268, 277, 295, 296, 356, 375, 411, 412, 422, 428, 435, 442, 443, 445, 453, 454, 465, 466, 469, 476, 479, 484, 486,493,495,497, 515 9. Ida siehe Ida Zimmermann. 10. Otto. 1857 zeitweise verlobt mit L. Feuerbachs Tochter Eleonore, Bruder von Friedrich Alexander K. XVI, 138-143, 147, 148, 150, 188, 191, 213, 229, 230, 258, 260, 268, 298, 356, 375, 453-456, 461, 465, 479,484,493,495, 501, 515 11. Marie, geb. Groneweg. Frau von Otto K. in Amerika. 268, 375 Karcher, Theodor. 451 Karl II. (1630-1685) König von England. 46 576

Karoline (Caroline) von Bayern. Witwe des bayerischen Königs Maximilian I. Joseph. 407, 447 Kaufinann, Theodor (1814-1900) Maler, emigrierte nach der Revolution von 1848/49 in die USA. 9, 97,406 Keerl, Heinrich (gest. 1859) Schulfreund von L. Feuerbach aus Ansbach, Sohn von Johann Heinrich K. 184,241,486 Keerl, Johann Heinrich. Appellationsgerichtsrat in Ansbach unter der Präsidentschaft J. P. A. v. Feuerbachs; Vater von Heinrich und Amalie K., der Gattin von Johann Anselm Feuerbach (1826) und (1829) Mutter des Malers Anselm Feuerbach. 486 Keip (Keipp), Wilhelm. Theologe, früherer Studienkollege von Heinrich Benecke. 207 Keipp, Hermann. Redakteur der „Berliner Revue". 477 Keller, Georg Victor. 369 Keller, Gottfried (1819-1890) schweizerischer Schriftsteller. 419 Kennedy, Grace (1782-1825) 437 Kepler, Johannes (1571-1630) Astronom, Physiker und Mathematiker. 387 Khanikhoff, Jakob von. (Pseud.: Fedorowski) Russischer Adliger, Emigrant. 396, 397, 523, 524 Kipper, Eberhard. 447 Kirchner, Hermann. Buchhändler in Leipzig. 398 Klein. Antiquar in Ansbach. 448 Klein, Tim. 492 Klenner, Hermann. 421,441 Klett siehe Theodor von CramerKlett.

Knapp, Ludwig (1821-1858) Privatdozent in Heidelberg. XIV, XV, 136, 193, 208, 441, 452, 467, 478 Köchly. 451 Kölliker, Albert von (1817-1905) Anatom und Zoologe, Professor an der Universität Würzburg. 451 Kohut, Adolph (1848-1917) ungarischer biographischer Schriftsteller und Übersetzer. 424, 513 Kolatschek (Kolazek), Adolf (1821 bis 1889) österreichischer Publizist und Schriftsteller, 1848 Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung, Emigrant in Zürich, 1852-1856 in New York; kehrte 1857 als Amnestierter nach Österreich zurück, Herausgeber der „Stimmen der Zeit". 342 Kolb, Georg Friedrich (Pseud.: Broch, F. K.) (1808-1884) Statistiker, Publizist und Politiker, 1848 Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung, lebte danach in der Schweiz. 126, 127, 213, 447, 451, 479, 492, 493 Kolb, Gustav (1798-1865) Publizist, Redakteuer der Augsburger „Allgemeinen Zeitung". 498 Kolumbus, Christoph (1451 bis 1506) italienischer Seefahrer in spanischen Diensten, Entdecker Amerikas. 209,370 Krahn. 434 Kriege, Hermann (1820-1850) Journalist und „wahrer" Sozialist, emigrierte 1845 in die USA, Redakteuer des „Volks-Tribun" in New York, kehrte 1848 nach Deutschland zurück und wurde 577

Mitglied des Zentralausschusses der Demokraten, nach der Revolution Rückkehr in die USA. 501, 502 Krummacher, Friedrich Wilhelm (1796-1868) Theologe. 207 Kuby, Adele Luise Wilhelmine Pauline, geb. von Herder (1831 bis 1906) 40, 69, 71, 74, 78, 89, 90, 94, 416, 425, 426, 428, 429, 432 Kuby, Karl Wilhelm (1829-1894) Arzt, studierte in Erlangen und Würzburg, 1852-1874 praktischer und Bezirksarzt in der Rheinpfalz. 90,426,432 Kuby, Wilhelm (geb. 1854) Sohn von Karl Wilhelm und Adele Luise Wilhelmine Pauline K. 78, 88,429,432 Kupper, Daniel. 417

Lechler, Gotthard Victor (1811 bis 1888) prot. Theologe. 416 Lefövre, Wolfgang. 483 Lehmann, Edvard. 499 Lehmann, Julius. Redakteur in Berlin. 117 Lehr, M. Fd. 380 Leibniz, Gottfried Wilhelm (1646 bis 1716) universaler Gelehrter, Philosoph und Diplomat, Erster Präsident der KöniglichBrandenburgischen Societät der Wissenschaften in Berlin. 172,273,334,415 Lenel, Edith. Urenkelin von Friedrich Alexander Kapp; Historikerin. XIX, 422, 423, 442 bis 444, 469,482 Leopold, Karl Friedrich (1790 bis 1852) Großherzog von Baden < 1830-1852 >. 126 Leske, Carl (Karl) Friedrich Julius (1821-1886) Verlagsbuchhändler in Darmstadt. 524 Lessing, Gotthold Ephraim (1729 bis 1781) Dichter der deutschen Aufklärung, Literatur- und Kunstkritiker. 23, 176, 366, 369,371,428,517,518 Lessing. Student, preußischer Spion, wurde in Zürich ermordet 126 Leutnant, österreichischer. 56,194 Lewes, Georg Heniy (1817-1878) englischer Schriftsteller, Lebensgefährte von Marian Evans (George Eliot). 248,427 Leyen, Alfred von der, Schwiegersohn von Friedrich Christian Georg Kapp. 155,231,484 Leyen, Amalie von der. Frau von Alfred von der Leyen, älteste Tochter von Friedrich Christian Georg Kapp. 155,458 Lichnowsky, Felix Maria Fürst von (1814-1848) preußischer OfE-

La Mettrie (Lamettrie), Julien Offray de (1709-1751) französischer Philosoph und Arzt. 443 Lachmann, Karl (Carl) (1793 bis 1851) Altphilologe und Germanist. 429,517,518 Lactantius (Lactanz, Laktanz), (Lucius Caecilius Firmianus) (um 250-nach 317) lateinischer Kirchenschriftsteller. 194,467 Lange, Johannes (1485-1565) Arzt. 360 Lassalle, Ferdinand (1825-1864) sozialistischer Politiker und Publizist, wirkte für eine selbständige Vereinigung der deutschen Arbeiter. 393, 510, 523 Lavater, Johann Kaspar (1741 bis 1801) schweizerischer Theologe und Schriftsteller, Pfarrer in Zürich. 210 578

zier, in der Frankfurter Nationalversammlung 1848 einflußreicher Führer der Rechten; wurde beim Frankfurter Septemberaufstand getötet. 363 Lichtenberg, Georg Christoph (1742 bis 1799) Physiker und satirischer Schriftsteller der Aufklärung, seit 1769 Professor in Göttingen. 23 Liebig, Justus Freiherr von (1803 bis 1873) Chemiker, Professor in Gießen und seit 1852 München. 334, 465, 466,474,477 Lincoln, Abraham (1809-1865) amerikanischer Staatsmann, 1854 Mitbegründer der Republikanischen Partei, Präsident der USA. 296, 495 Lindner, Wilhelm Bruno (geb. 1814) ab 1839 Professor der Theologie in Leipzig. 228,483 Liszt, Franz (1811-1886) Pianist, Komponist und Dirigent, 1848 bis 1858 Hofkapellmeister in Weimar, lebte und wirkte danach in Rom, Weimar, Paris und Budapest. 104, 220, 481,484 Littrow, Joseph Johann Edler von (1781-1840) Astronom; 1807 Professor der Astronomie in Krakau, 1819 Direktor der Sternwarte in Wien. 369 Locke, John (1632-1704) englischer Philosoph und Ökonom. 400 Löhneysen, Wolfgang von. 522 Low (Loewe, Low), Christoph Friedrich Schwiegervater von Ludwig Feuerbach. 259, 404, 493 Löwenherz siehe Richard I. Löwenthal, Eduard. 338,342,343, 512

Long. Philologe, Professor in Brighton/England. 135,451 Loos, Alexander. Prediger einer Freien Gemeinde in Schlesien. 55,421 Lothringen (Haus L.) 279 Lotze, Rudolf Hermann (1817 bis 1881) Physiologe, Philosoph. 392 Louis Napoleon Bonaparte siehe Napoleon DI. Lüdeking, K. 203, 206, 208, 258, 384, 452, 470, 475, 477, 478, 493, 521 Lüning, Otto (1818-1868) Arzt und Publizist, Mitte der vierziger Jahre Vertreter des „wahren" Sozialismus; 1845-1848 Redakteur der Monatsschrift „Das Westfälische Dampfboot", 1848 bis 1850 zusammen mit seinem Schwager Joseph Weydemeyer verantwortlicher Redakteur der „Neuen Deutschen Zeitung", nach Verbot dieser Zeitung, Ausweisung Lünings wegen Preßvergehens, Emigration in die Schweiz, 1856 Rückkehr nach Rheda, seit 1859 Mitglied des leitenden Ausschusses des 1 iberalen „ Deutschen Nationalvereins". XVI, 294,297,300, 306, 308, 312, 315, 317, 344, 346, 373, 375, 381, 392, 394, 500-504, 506, 508,513,514, 519, 523 Lüning, Sophie Louise, geb. Schwenger (1827-1855) Frau von Otto, L. 508 Lukrez (Titus Lucretius Carus) (um 97-55 v. u. Z.) lateinischer Dichter. 78,429 Luther, Martin (1483-1546) Reformator und Begründer des deutschen Protestantismus. X, 579

210, 272, 285, 309, 314, 359, 479,496 Luzifer, ein auf Jes. 14, 12 zurückgehender Name des Teufels. 226 Mäurer, Advokat in Ansbach. 261 Maier, August(1813-1861)Geiger, Kantor und Komponist in Ansbach. 103,104,438 Manteuffel, Otto Theodor (1805 bis 1882) 1850-1858 Ministerpräsident und Außenminister; schloß die Olmützer Punktation ab. 255,491 Maria, Gestalt aus dem N. T., die Mutter Jesu. 159 Martineau. 79 Marx, Karl Heinrich (1818-1883) Philosoph, Historiker, Ökonom; 1842/43 Redakteur der „Rheinischen Zeitung", 1843 Paris, Herausgabe der „DeutschFranzösischen Jahrbücher" gemeinsam mit A. Rüge, 1844 Mitredakteur des „Vorwärts! Pariser Deutsche Zeitschrift", 1848 Chefredakteur der „Neuen Rheinischen Zeitung", seit 1849 Exil in London. 329,436,438, 451,453,487,494,502,509 bis 511 Maximilian (Max) II. Joseph (1811 bis 1864) König von Bayern. 314, 461,474 Mazzini, Guiseppe (1805-1872) italienischer bürgerlicher Demokrat; 1848 Mitkämpfer Garibaldis, bedeutender Führer der italienischen nationalen Einheits- und Unabhängigkeitsbewegung. 235,247,489 Meidinger, J. Verleger in Frankfurt am Main. 151 Meier, Julius. 502

Meißner, Otto Karl (1819-1902) Verlagsbuchhändler in Hamburg, gründete 1848 die Buch handlung „Meißner & Schirges", die ab 1859 in Finna „Otto Meißner, Verlag und Sortiment" geändert wurde, brachte von 1860-1961 die „Demokratischen Studien" heraus. 52,67, 69,120,134,138,192,193,281, 289,444,452,453,467,498,501 Melanchthon, Philipp (1497 bis 1560) Theologe, Humanist 359, 360, 372, 380, 516 Melusine, in der altfranzösischen Sage schöne Meerfee. 270, 495 Menotti, Ciro (1798-1831) italienischer Patriot; suchte 1831 durch politischen Umsturz vergeblich Franz IV. von Modena die italienische Königskrone zu verschaffen; wurde zum Tode verurteilt. 235 Mephistopheles (Mephisto), die das Prinzip des Bösen vertretende Gestalt in Goethes „Faust". 187,226 Messias, Gestalt aus der Bibel. 332 Metz. 345 Meyer. Bekannter von L. Feuerbach, Händler und Bierbrauer in Kleinhaslach. 261,315 Meyer, Wilhelm. 451 Michel, Katharina (1801-1858) Witwe des Rittmeisters Peter Alfred M.; mit der Familie Feuerbach befreundet. XX, 9, 109, 125, 205, 213, 406, 442, 476, 479-480 Michel, Peter Alfred (1825-1849) Journalist, nach Studium der Philosophie Teilnehmer an den badisch-pfälzischen Erhebun580

Muck, Georg. Pfarrer in Heilsbronn. 212,479 Müller & Petsch, Berlin. 152 Müller, Carl Otfried (1797-1840) Philologe und Archäologe. 145 Müller, Johannes Peter (1801 bis 1858) Physiologe, Anatom und Zoologe. 302,311 Münch, Friedrich. Deutschamerikaner, Freund von Friedrich Kapp, aus Hamm. 258, 260, 264, 268-270 Muncker, Franz. 517,518 Mussinan, von. Grundbesitzer und Fischzüchter in Rügland am Sand, Bekannter Ludwig Feuerbachs. 21,23,267,270,411, 494,495

gen, als Hauptmann des Volkswehrbataillons 1849 gefallen, Anhänger der Philosophie Feuerbachs. 473 Michelet, Carl (Karl) Ludwig (1801-1893) Philosoph, Hegelianer; seit 1829 Professor in Berlin. 255,319,451 Michelet, Jules (1798-1874) französischer Historiker, 1838 Professor am Collège de France, 1851 wegen seiner demokratischen Einstellung entlassen. 248 Milich (Milichius) Jakob (Jacob) (1501-1559) Arzt, Professor in Wittenberg. 359,372,516 Moibanus, Johannes (Joannes) (1527-1562) Arzt in Augsburg. 360 Moleschott, J. F. G. (1793-1857) Vater von Jacob M., praktischer Arzt. 188, 191 Moleschott, Jacob (Jakob) ( 1822 bis 1893) Physiologe, 1847-1854 Privatdozent an der Universität Heidelberg, seit 1856 Professor in Zürich. XV, XVm, 8, 11, 12,24,26,42-44, 55,57,58,62, 72,73,79-82,88, 89,112,123, 124, 188-190, 229, 248, 249, 329, 330, 335, 368, 369, 408, 413, 417, 420-422, 426, 431, 432, 439-441, 443, 465, 466, 467,481,483,511,512 Moleschott, Karl. Sohn von Jacob M. 43,72,426 Moleschott, Marie (geb. 1853) Tochter von Jacob M. 43,72, 426 Moleschott, Sophie, geb. Strecker, verheiratet 1849 mit Jakob M. 43, 57, 58, 72, 426 Moses, Gestalt aus dem A. T. 162 Mozart, Wolfgang Amadeus (1756 bis 1791) Komponist. 104

Nagel. Konzipient beim Advokaten Greiner in Ansbach. 71 Napoleon I. Bonaparte (1769 bis 1821 ) Kaiser der Franzosen . 405,494 Napoleon m. Louis N. Bonaparte (1808-1873) französischer Staatsmann, Kaiser der Franzosen , Neffe von Napoleon I. XVI, 7, 235, 236, 246, 247, 251, 270, 279, 296, 405,461,488,489,494,495,498 Neffzer, August (1820-1876) begründete 1857 die „Revue germanique" in Paris. 459 Nemesis, griechische Gottheit der gerechten Vergeltung; Göttin der Rache, übertragen die strafende oder ausgleichende Gerechtigkeit. 146 Neptun, altitalischer Gott des fließenden Wassers. 372 Nerrlich, Paul. XIX Neuhaus, Reinhard Bendau von (Pseud.: Gustav Reinhart) (1823 581

bis 1892) Lyriker, Dramatiker. 105,106,438 Neumann, Carl. 417 Newton, Isaak (1643-1727) englischer Physiker und Mathematiker. 389 Nikolaus I. (1796-1855) Kaiser von Rußland. 435 Nitzsch, G. W. 123 Noack, Ludwig (1819-1885) Journalist, Professor der Philosophie und Bibliothekar in Gießen. 392 Norst, Marlene J. 506 Novalis, eigtl. Friedrich Freiherr von Hardenberg (1772-1801) Dichter der Romantik. 184, 463 Odysseus (Ulysses), im griechischen Mythos König von Ithaka, nahm am Kriege gegen Troja teil, dessen Ausgang seine Kriegslist (hölzernes Pferd) bestimmte; auf der Rückkehr nach der Heimat mußte er viele Abenteuer bestehen. 105, 155,223, 309, 438 Oertel, Eucharius Ferdinand Christian (1765-1850) Theologe, Philologe und Arzt. 241 Oertel. Redakteur, Sohn von Eucharius Ferdinand Christian O., lebte in New York. 241 Oppenheim, Heinrich Bernhard (1819-1880) Publizist und Verleger, Herausgeber der „Deutschen Jahrbücher für Politik und Literatur". 281,373,452 Origenes (185-254) griechischer Kirchenvater. 39,416 Ormuzd, Name der höchsten Gottheit in der Lehre Zarathustras, Gott des Guten, der Reinheit und Wahrheit, sein Gegenspie-

ler ist Ahn man, das böse Prinzip. 349 Orsini, Feiice (1819-1858) italienischer Patriot; verübte am 14. Januar 1858 ein Attentat auf Napoleon III. 461,489 Osenbrüggen, Eduard. 407 Oski, Beiname des altgermanischen Gottes Odin. 194,467 Ossian (3. Jh.) Held in der schottisch-gälischen Mythologie. 210,495 Ottilie, Gestalt aus Goethes „Die Wahlverwandtschaften". 172 Otto I. Friedrich Ludwig, Otto von Wittelsbach (1815-1867) Sohn des bayerischen Königs Ludwig I., als Otto I. < 1833-1863> König von Griechenland. 364, 517 Otto, Gestalt aus Goethes „Die Wahlverwandtschaften". 172 Oxenstierna (Oxenstjema), Erich Axel Graf von (1583-1654) schwedischer Staatsmann. 297, 504 Paganini, Niccolô (1782-1840) italienischer Geiger, Virtuose und Komponist; von M. von Dobeneck schwärmerisch verehrt. 174 Palm. Verleger in Erlangen. 122 Panetti. Deutschamerikaner aus Baltimore, lebte früher in Rügland. 22 Pamy, Evaiste Désiré Desforges (1753-1814) französischer Dichter. 159,458 Paulus, Gestalt aus dem N. T., Apostel des Christentums, um 60 in Rom hingerichtet 185,430, 464 Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob (1761-1851)prot Theologe und 582

Orientalist, Vertreter der Aufklärungstheologie, 1789-1803 Professor in Jena, dann in Würzburg und 1811-1844 in Heidelberg. 369 Pausanias (um 110-um 180) griechischer Dichter und Schriftsteller aus Kleinasien 263,494 Penelope, Gestalt der griechischen Sage. 105 Perz, Georg Heinrich (1795 bis 1876) Historiker, seit 1842 Oberbibliothekar in Berlin. 276 Pestalozzi, Johann Heinrich (1746 bis 1827) schweizerischer Pädagoge und Sozialreformer. 518 Petersen, Peter. 499 Petsch siehe Müller & Petsch. Pfordten, Ludwig Freiherr von der (1811-1880) Jurist und Politiker, 1849 bayerischer Außenminister, von 1849-1859 zugleich Ministerpräsident. 314,461 Phöbus (Phoebus), (der „Leuchtende"), Sonnengott, Beiname des griechischen Gottes Apollo. 309 Pianciani, Luigi. 328,509 Pierce, Franklin (1804-1869) < 1853 bis 1857> Präsident der USA. 445 Piere, Andrea. 489 Pius IX. (Graf Giovanni Maria Mastai-Ferretti) (1792-1878) < 1846-1878> römischer Papst. 503 Piaton (Plato) (427-347 v. u. Z.) griechischer Philosoph. 272,310 Plinius, Gaius P. Caecilius Secundus, der Jüngere (61/62-um 113) römischer Staatsmann und Schriftsteller. 185,243,464 Ploss (Ploß), Hermann Heinrich P. (1819-1885) praktischer Arzt in Leipzig. 227, 482 583

Pott. 451 Preller, Ludwig (1809-1861) Philologe, Altertumsforscher. 145, 455 Prichard, James Cowles (1786 bis 1848) englischer Arzt 73,426 Prometheus (der „Vorausschauende"), nach der griechischen Mythologie Erfinder zahlreicher Künste, besonders der bildenden; brachte den Menschen das Zeus entwendete Feuer zurück. 470 Prutz, Robert Eduard (1816 bis 1872) Dichter und Literaturhistoriker. XI, 207, 228, 263,407, 423 Raabe, Peter. 485 Raffael, eigt. Raffaello Santi (Sanzio) (1483-1520), italienischer Maler und Baumeister. 173 Rahl, Karl (1812-1865) österreichischer Maler. 15-17,409 Rambaldi, E. 412,476 Ranke, Franz Leopold von (1795 bis 1886) Historiograph, 1834 bis 1871 Professor der Geschichte in Berlin. 255 Ranzow, Heinrich; später Gouverneur von Schleswig-Holstein. 360 Rattenlänger von Hameln, Gestalt einer mittelalterlichen deutschen Sage. 241 Rau, Albrecht (1843-1920) Naturwissenschaftler, Lehrer und Schriftsteller. XIX, 308,325, 333, 334, 391 Raumer, Friedrich Ludwig Georg von (1781-1873) Historiker und Politiker; 1811 Professor in Breslau, 1819-1859 in Berlin; forderte die bürgerliche freie Volksbildung. 255,295

Rawidowicz, Simon (1897-1975) Philosophie- und Literaturhistoriker. 419,430,436,476, 524 Rechberg, Johann Bernhard Graf von R. und Rothenlöwen (1806 bis 1899) österreichischer Politiker. 297, 307, 317, 504, 506 Recke, Elisabeth Charlotte Constanze von der, Gräfin von Medem (1756-1833) Schriftstellerin. 120, 447, 468 Reckenbacher. 261 Rehlen. Freund von Otto Wigand. 24 Reißner, Eberhard. 406 Richard I. Löwenherz (1157-1199) < 1189-1199> englischer König, Sohn Heinrich II. 479 Richard Löwenherz siehe Andreas Wilhelm Bolin. Richter, Franz (um 1810-1861) Industrieller, Direktor der Wiener Kreditanstalt. 307, 505, 506 Rickard, Georg K. 50,420 Riedel, Karl (1804-1878) Studienfreund von Ludwig Feuerbach, prot Pfarrer, nach Niederlegung des geistlichen Amtes junghegelianischer radikaler Publizist, Herausgeber des „Athenäum" (Nürnberg 1838- 1839, Berlin 1841), emigrierte 1849 in die Schweiz. 97,318,435,509 Ritchie, James M. 506 Ritter, Karl (1779-1859) Geograph. 212 Rochau, August Ludwig von (1810 bis 1873) Historiker. 519 Röse, Johann Anton Ferdinand (1815-1859) Philosoph. 172, 460 Rösing, Johannes. 451 Rössel. 148

Röth, Eduard Maximilian (1807 bis 1858) Philosoph. 72,426 Rostockius siehe Joseph Victor Schibich. Roth, J. 113,114 Rothpietz, Bella, Verwandte von Christian Kapp in Neustadt an der Haardt. 8,405 Rothschild. Von Meyer Amschel Rothschild (1744-1812) in Frankfurt & M. begründetes und nach seinem Tode internationalisiertes Bankhaus. 57 Rousseau, Jean-Jacques (1712 bis 1778) französisch-schweizerischer Schriftsteller, Philosoph und Pädagoge. 167,168,418 Rückert, Friedrich (1788-1866) Dichter und Sprachwissenschaftler. 407,413 Rüffelmacher. 109 Rüstow, Friedrich Wilhelm (1821 bis 1878) Militärschriftsteller, Oberst-Brigadier. 328, 357, 381-383, 392, 393, 520 Rütten, Josef Jakob (1805-1878) Verleger in Frankfurt a. M. 151 Rüge, Arnold (1802-1880) Anhänger der Hegeischen Philosophie, führender radikaler Vetreter der Burschenschaftsbewegung, einer der Begründer und Führer der philosophischpolitischen Bewegung des Junghegelianismus, Herausgeber der „Hallischen" und „Deutschen Jahrbücher", Mitherausgeber der „Deutsch-Französischen Jahrbücher", 1848 Vertreter der Linken in der Frankfurter Nationalversammlung, emigrierte nach England. X-XII, XIX, 135, 136, 179, 207, 241,263, 277, 293, 306, 312, 368, 369,

584

387, 3 9 0 , 4 1 8 , 449, 4 5 1 - 4 5 3 , 462, 473, 478, 494, 497 Rüge, Ludwig (1812-1886) Bruder von Arnold Rüge; Arzt, Medizinalrat in Berlin und Heidelberg. 451 Ruland, Rebekka siehe Feuerbach 3.

Schellwitz, Hartm. (geb. 1797) Jurist. 2 9 , 3 0 Scherr, Johannes ( 1 8 1 7 - 1 8 8 6 ) Kultur- und Literaturhistoriker, 1849 Emigration in die Schweiz, 1860 Professor der Geschichte am Polytechnikum in Zürich. 228, 482 Scheuenstuhl, J. P. (gest. 1852), Reformpädagoge, Redakteur in Ansbach, 1851-1852 Hauslehrer in Bruckberg. 5, 404, 454 Schibich, Fanni. Schwester von Joseph Victor Sch. 363 Schibich, Joseph Victor („Rostockius") Pädagoge und Okonomieverwalter. 15, 17, 19, 362 bis 3 6 4 , 4 0 9 , 4 6 4 Schibich, Marie, geb. Stolz. Frau von Joseph Victor Sch. 363 Schiller, Friedrich ( 1 7 5 9 - 1 8 0 5 ) Dichter, Ästhetiker, neben Goethe bedeutendster Repräsentant der deutschen Klassik. 228, 261,369,449,458,465,518,522 Schirges, Georg Gottlieb (geb. 1811) Verlagsbuchhändler in Hamburg, Redakteur der 1845 gegründeten Monatsschrift „Die Werkstatt", leitete gemeinsam mit Otto Karl Meißner von 1848-1853 die Hamburger Verlagsbuchhandlung „Meißner & Schirges", danach Sekretär der Handelskammer in Mannheim. 52 Schirmer, Alfred. 463 Schlegel, Friedrich von (1772 bis 1829) Theoretiker und Dichter der Frühromantik, Sprachwissenschaftler. 463 Schleiden, Matthias Jakob (1804 bis 1881) Botaniker. 325, 334 Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst Daniel (1768-1834) prot.

Sänger, J. 502 Sailer. 126 Sass, Hans-Martin. X I X Sattler (gest. 1859). 5 8 , 2 2 0 - 2 2 2 , 2 4 9 , 4 2 2 , 481 Sattler. Jüngster Sohn von Sattler. 235 Savorelli, Alessandro. XVIII Savoyen, Clotilde Prinzessin von ( 1843 - 1 9 1 1 ) Tochter des sardinischen Königs Victor Emanuel n., 1859 verheiratet mit Jérôme Napoléon Bonaparte. 246 Sayn-Wittgenstein, Carolyne (Caroline) von, geb. Iwanowska (1819 bis 1887) Lebensgefährtin von Franz Liszt in Weimar. 220, 481 Schachtel, J. Restaurator, Hammerschmied (?). 109, 113, 114, 439, 442 Schade, G. H. 197 Schäfer, Dietrich. 495 Schärer, E. 400 Schaller, Julius (1810-1868) nach Studium der Theologie Übergang zur Philosophie, Professor der Philosophie (Hegelianer) in Halle. 53 Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von (1775-1854) Philosoph; 1798-1803 Professor in Jena, 1820-1827 in Erlangen, 1827 bis 1841 an der Universität München, 1841-1846 an der Berliner Universität. 52, 180, 224, 463 585

Theologe, Philosoph und Philologe. 43,304-305,319 Schleinitz, Alexander Graf von (1807-1885) preußischer Außenminister am Beginn der „Neuen Ära". 296, 503 Schleyer. 198 Schlözer, August Ludwig von (1735-1809) Historiker und Publizist. 115 Schlosser, Friedrich Christoph (1776-1861) Historiker, seit 1817 Professor der Geschichte in Heidelberg. 274 Schmidt (Schmid), Franz Xaver (1819-1883) Professor in Erlangen. 183,463 Schmidt, S. 409 Schönberger, Otto. 431 Schoepf (Schöpf), Johann David (1752-1800) brandenburgischer Hof- und Militärarzt. 122, 445 Schopenhauer, Arthur (1788 bis 1860) Philosoph. XV-XVI, 54, 196, 211, 223-226, 243, 252, 253, 301, 314, 318, 359, 371, 372, 378-380, 385, 386, 388, 421, 476, 479, 483, 505, 518, 520-522 Schoppe, Georg. 463 Schröder. Assistenzarzt von Franz Dittrich in Erlangen. 74,78,89, 429 Schuffenhauer, Werner. XIX, 424, 437,441,518, 524 Schuricht, Richard. 337,339,509, 512 Schurz, Karl (1829-1906). 296 Schuster. Vater von Emilie Kapp, geb. Schuster 221 Schwaiger. 380,381 Schwarck. Oberstaatsanwalt des Appellationgerichts in Berlin. 316,508 586

Schwarzenberg. Tochter der Familie Sattler, Freundin Emma Herweghs. 220, 222, 481 Schweigert, Ludwig. Österreichischer Oberleutnant. 357,382, 383, 520 Seiler, Georg Christian Heinrich (1791-1881) Pfarrer in Nürnberg. 14 Semmler, Christian. 478 Semper, Gottfried (1803-1879) Baumeister und Kunsttheoretiker, wurde 1834 Professor in Dresden; nach Beteiligung am Maiaufstand 1849 lebte er in Paris und London; 1855 Berufung an das Polytechnikum Zürich. 247,251,489 Seneca, Lucius Annaeus (um 4v.u. Z.-65 u. Z.) römischer stoischer Philosoph und Politiker. 476 Seutter, Frau von Albrecht Ludwig von Seutter. 87 Seybold. 261 Shakespeare, William (1564 bis 1616) englischer Dichter. 173, 182, 434,493 Shylock. 493 Sylvius, Franz de la Boe (1614 bis 1672) Arzt und Chemiker. 466 Simon, Ludwig (1810-1872) Advokat, Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung, emigrierte 1849 in die Schweiz, 1866 nach Paris und später nach Montreux. 281 Sina, Baron. Grundbesitzer. 363 Sina, Baronesse, verheiratet mit Fürst Georg Ypsilanti. 364 Solger, Reinhold (gest. 1866) Dichter, Schriftsteller. 296 Späth, C. Ad. Nürnberger Bankier. IX, 259, 260,404, 493 Specht, R. XVHI

Spinoza, Baruch (Benedict) (1632 bis 1677) niederländischer Philosoph. 183,367,387,466 Spohr, Louis (Ludwig) (1784 bis 1859) Komponist, Violinist und Dirigent. 104 Sprengel, Kurt (1766-1833). 359, 360, 372 Stadler, Johann Adam (gest. 1864) zunächst Hauslehrer der Familie C. F. Low (Loewe, Löwe) auf Bruckberg; nach Eheschließung mit Tochter Louise Löw Geschäftsführer, Mitbesitzer und (seit 1831) Inhaber der Bruckberger Porzellanmanufaktur (bis zu deren Stillegung); Schwager Ludwig Feuerbachs. 74, 179, 256, 261, 275, 428, 471,477 Stadler, Julie, Tochter von Johann Adam und Louise S. 74, 424, 428,513 Stadler, Louise, geb. Löw (Loewe, Löwe), Frau von Johann Adam Stadler; ältere Schwester von Bertha Löw. 74,256,291,380, 428 Stadler, Luise. Tochter von Johann Adam und Louise S. 74,428 Stadler, Sidonie siehe Feuerbach 14. Stahr, Adolf Wilhelm Theodor (1805-1876) Schriftsteller und Literaturhistoriker, Mitherausgeber der „Demokratischen Studien". 281 Stein, Julius (1813-1883) Oberlehrer in Breslau, demokratischer Publizist, Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel). 103,438 Steuben, Friedrich Wilhelm von (1730-1794) ehemals preußischer Offizier; 1778-1784 Generalinspekteur der nordame-

rikanischen Bundesarmee im Unabhängigkeitskrieg. 115, 116, 122, 422,443 Steurer. 262 Stieber, Wilhelm (1818-1882) Polizeirat in Berlin. 316, 508 Stimer, Max, eigtl. Johann Caspar Schmidt (1806-1856) Philosoph und Schriftsteller. 38, 182, 340, 512 Stohlmann, Friedrich Wilhelm (1803-1886) praktischer Arzt, 1846 Gründer und Leiter des Instituts für Meteorologie in Gütersloh. 295,502 Strauß (Strauss), David Friedrich (1808-1874) prot. Theologe und philosophischer Schriftsteller. X, XI, 23, 151, 283, 366 bis 369, 389, 410, 412, 427, 428,490,510 Strauß, Wilhelm. 490 Strecker. Frau von Georg S., Schwiegermutter von Jacob Moleschott. 72 Strecker, Georg. Schwiegervater von Jacob Moleschott. 72, 73 Strecker, Sophie siehe Sophie Moleschott. Streit. 382 Struve, Gustav von (1805-1870) Rechtsanwalt und Politiker, war mit Friedrich Hecker ein Führer der badischen Aufstände 1848-1849; emigrierte über die Schweiz 1851 in die USA. 121

Sturm, H. R. Agent der Russischamerikanischen Compagnie St. Petersburg in Hamburg. 187, 226, 254, 274, 285, 348, 379, 396, 520 Swieten, Gerard van. Schüler und Freund von Hermann Boerhaave, Pathologe. 466 587

Taillandier, René-Gaspard, genannt Saint-René (1817-1879) französischer Schriftsteller. 117,443, 444,474 Talleyrand, Charles Maurice de, Herzog von Talleyrand-Periyord (1754-1838) französischer Politiker und Diplomat. 302, 505 Tardel, Hermann (geb. 1869) Literaturwissenschaftler. 489, 500 Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) ehemaliger Oberlandesgerichtsdirektor in München, 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel), 1849 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. 438 Tennemann, Wilhelm Gottlieb (1761 bis 1819) Philosophiehistoriker. 400 Thies, Erich. 463,477 Thilo, Christfried Albert (geb. 1813) Oberkonsistorialrat in Hannover, Herbartianer. 319 Thomas a Kempis (Th. von Kempen) (1379/80-1471) Mystiker, Augustinerchorherr. 210 Thyrxeus siehe Apollo. Tieck, Johann Ludwig (1773 bis 1853) Schriftsteller und Kritiker, einer der bedeutendsten Vertreter der Frühromantik. 463 Tiedge, Christoph August (1752 bis 1841) Dichter. 120 Tilliard, Leon de. 167-169,459 Tomasoni, Francesco. 463 Trem[m]el. Gastwirt in Bruckberg. 110,261 Trendelenburg, Friedrich Adolf (1802-1872) Philosoph, seit 1833 Professor in Berlin. 295 Trübner, Nikolaus (Nicolaus) (1817 bis 1884) deutscher Buchhänd-

ler, begründete 1852 in London die Verlagsbuchhandlung Trübner & Co. 396-398,524 Tutzke, Dietrich. 466 Uhde-Bemays, Hermann Hans Friedrich (1873-1961) Schriftsteller. 431,464,480 Ule, Otto Eduard Vincenz (1820 bis 1876) Schwager von Jacob Moleschott. 58 Ullysses siehe Odysseus. Ulrich, Titus. 283,499 Umbreit, Friedrich Wilhelm Karl (1795-1860) Orientalist, prot. Theologe. 42,417 Vamhagen von Ense, Karl August (1785-1858) preußischer Diplomat, Schriftsteller. 451 Veit, A. 462 Venedey, Jakob (1805-1871) Schriftsteller und Publizist 270,496 Venus, römische Göttin der Liebe. 159 Victor Emanuel D. (1820-1878) < 1849-1861 > König von Sardinien, ab 1861 von Italien. 488, 494-495,499, 503 Vincke, Georg Freiherr von (1811 bis 1875) preußischer Politiker, in der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49 Führer der äußersten Rechten. 345 Virchow, Rudolf (1821-1902) Pathologe, Anthropologe; 1849 bis 1856 Professor in Würzburg und 1856-1901 in Berlin. 451 Vischer, Friedrich. 451 Vischer, Friedrich Theodor (1807 bis 1887) Ästhetiker, 1848 Abgeordneter der Frankfurter NationalVersammlung. 21,162, 410, 459 588

Vogt, Karl (1817-1895) Naturforscher, Politiker; 1848 Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung, Vertreter der Linken; 1849 Mitglied der provisorischen Reichsregentschaft, emigrierte in die Schweiz, 1852 Professor der Geologie und Zoologie in Genf. XVI, 151, 235, 236, 246, 267, 270, 271, 281, 282, 289, 290, 298, 329, 368, 369, 440, 441, 443, 465, 485, 488, 490, 494, 498-500, 512 Voltaire, eigtl. François-Marie Arouet (1694-1778) französischer Philosoph und Schriftsteller. 167, 168, 389 Voß, Johann Heinrich (1751 bis 1826) Dichter der Aufklärung, Übersetzer des Homer, Professor in Heidelberg. 60,458

Vorsitzender des Verfassungsausschusses; seit 1860 Mitglied des Abgeordnetenhauses. 345, 373 Walesrode, Ludwig Reinhold (1810 bis1889) Publizist, Herausgeber der „Demokratischen Studien". 281 Washington, George (1732 bis 1799) < 1789-1797> Präsident der USA. 59 Weber, Carl Maria von (1786 bis 1826) Komponist und Dirigent, Kapellmeister in Prag (1813), Hofkapellmeister in Diresden (1816). 455 Weber, Johann Jakob (Jean Jacques) (1803-1880) Veriagsbuchhändler in Leipzig. 3, 24, 25, 29, 30, 41, 42, 120, 194, 202, 206, 228, 403, 413, 414, 468, 470, 482 Weckwerth, Christine. 464 Wehler, Hans-Ulrich. 461, 469, 491 Weinland, David Friedrich (1829 bis 1915) 339 Westermann, Georg (1810-1879) Herausgeber der Zeitschrift „Westermann's Jahrbuch der Illustrierten Deutschen Monatshefte". 228 Westermann, Karl. Landgerichtsassessor in Nürnberg, Schwager Ludwig Feuerbachs. 262, 493 Westermann, Maximiliane, geb. Low (Loewe, Löwe). 291,493 Westphalen, Ferdinand Otto Wilhelm von (1799-1876) preußischer Minister des Innern von 1850-1858. 255 Weydemeyer, Joseph (1818-1866) ehemaliger preußischer Offizier und Publizist; Mitglied des Bundes der Kommunisten,

Wagner, Franz. Kommissionär. 111,439 Wagner, Richard Wilhelm (1813 bis 1883) Musikdramatiker. 484 Wagner, Rudolph (1805-1864) Physiologe und Zoologe; seit 1840 Professor der Physiologie in Göttingen. 282, 440, 498 Wagner. Freund von Otto Wigand. 24 Waitz, Theodor (1821-1884) Philosoph und Psychologe, Professor in Marburg. 319, 320, 509 Wakefield, Edward Gibbon (1796 bis 1862) englischer Kolonialpolitiker. 78, 429 Waldeck, Benedikt Franz Leo (1802-1870) preußischer Politiker; in der Frankfurter Nationalversammlung 1848 Führer der demokratischen Linken und 589

Teilnehmer an der Revolution 1848/49, emigrierte 1851 in die USA, Schwager Otto Lünings. 296, 502 Wieseler, Friedrich. 145 Wigand, Georg Heinrich, Verleger in Göttingen. 8, 60, 240, 405, 411,423 Wigand, Hugo. Sohn Otto Wigands. 227 Wigand, Otto Friedrich (1795 bis 1870) Verlagsbuchhändler in Leipzig. EX, XIV, XV, 3,4,6, 10, 11, 13,24, 25, 2 9 - 3 1 , 4 1 , 42, 52, 55, 63, 78, 83, 97, 98, 100-105, 109, 111, 119, 120, 123, 131, 133, 134, 136, 138, 174, 178, 179, 182, 202, 203, 212, 227, 229, 245, 248, 392, 396, 403, 407, 408, 413, 417, 418, 421,425, 429, 435-438, 444, 454, 455, 457, 461, 462, 468,470, 524 Wigand, Thekla. Tochter Otto Wigands. 24 Wilhelm I. („Prinz von Preußen") (1797-1888) 1858 preußischer Regent, preußischer König und < 1871-1888 > deutscher Kaiser. 255, 313, 345, 382, 383, 393, 461, 491, 504, 508,510,511,514, 523 Wilhelm, Herzog von Braunschweig-Öls . 280 Windelband, Wilhelm (1848 bis 1915) Philosoph. 418 Winderlich, Carl. 437 Wislicenus, Gustav Adolf (1803 bis 1875) prot. Theologe, einer der Begründer und Vertreter deutscher freireligiöser Gemeinden, 1846 amtsenthoben. 451 Wünzer, Theodor. Schauspieler. 220,481

Wustmann, Gustav (gest. 1910) Verleger. 463 Wuzer, Heinrich. Pfarrer, Schulfreund Ludwig Feuerbachs. 184,185,463 Xenophon. (um 430 v. u. Z.-nach 355 v. u. Z.) athenischer Geschichtsschreiber. 435 Ypsilanti, Georg Fürst

364

Zedlitz-Neukirch, Konstantin Freiherr von (geb. 1813) Polizeipräsident in Berlin. 316 Zeising, Adolf (1810-1876) Ästhetiker, Gymnasialprofessor in Bernburg. 273 Zeller, Eduard (1814-1908) Philosoph und prot. Theologe; Historiker. 410,412,428,490 Ziller, Tuiskon (1817-1882) Pädagoge, Gymnasiallehrer; seit 1863 Professor in Leipzig. 319 Zimmermann, Gustav Heinrich Eduard (1817-1866) Arzt; verehelicht mit Ida Zimmermann, geb. Kapp. 141, 155, 230,231,317,454, 456, 484 Zimmermann, Ida, geb. Kapp, Tochter von Friedrich Christian Georg K., Schwester von Friedrich Alexander K. 23, 139, 140, 142, 144, 148, 149, 155, 231, 308, 315, 317, 375, 412, 454,456,458,484,519 Zimmermann. 451 Zschokke, Johannes Heinrich Daniel (1771-1848) deutschschweizerischer aufklärerischer Theologe, Philosoph und Pädagoge, Anhänger Johann Heinrich Pestalozzis. 367, 517 590

Sachverzeichnis

Für die Biographie Ludwig Feuerbachs und der Familie Feuerbach im weitesten Sinne relevante Sachwörter siehe unter Feuerbach.

Absolutes 273 Absolutismus 96 - der Idee 180 Adhäsion 53 Adria 404 Afrika 301 Ägypten 72 Ärzte 359 - holländische 191 Akazie Lophanta 230, 484 Akonto - Zahlung 119, 131 Albisheim (bei Kirchheim-Bolanden) 90,432,434 Altertum - klassisches christliches 96 - klassisches hebräisches 96 Amerika 5 - 8 , 10, 21-24, 60, 59, 81, 95, 96, 116, 141, 178, 188, 189, 191, 199-201, 205, 240, 259, 260, 264, 277, 301, 313, 375, 405, 412, 435, 454, 461,472, 475, 477, 480 Amerikaner 200, 258 Amnestie - preußische (1861) 332, 510 bis 511 Anatomie 360,372 - pathologische 227 Ancona 282,498 Anhalt 199

Ansbach 4, 22, 44, 52, 53, 69, 71, 87, 97, 98, 101, 103, 104, 122, 138, 150, 170, 176, 190, 209, 212, 222, 251, 261, 264, 350, 412, 417, 435, 448, 463, 470, 486, 492, 514 - Gumpertus-Quelle 184,463 - Hofgarten 230,448 - Karolinum (Gymnasium) 184, 463 - Schalkhäuser Markung 184, 463 - Sing- und Orchesterverein 438 Anthropologie 20,24,43,72,83, 229, 330 - Urstätten der A. 20 Anthropomorphismen 253 Antiquar, Antiquariate 93, 97, 434, 448 - Heerdegen, Nürnberg 60, 448 Aphorismen 170 Appellationsgericht - Ansbach 4,448,486 - Eichstätt 4 Appenzell (Appenzell-Innerrhoden, Schweiz) 101 Aristokratie 135,280 Asketismus 44 591

Astrologie 359 Atheist 224,326 - „relative" A.en 367 Attentat - auf den preußischen König (14. Juli 1861) 393,523 - auf Napoleon III. (14. Januar 1858) 461,489 Aufklärung 226 Auflösung - der Philosophie in Physiologie und Psychologie 365 - der Theologie in Anthropologie 365 Aufstand des Menotti (1831) 235 Augsburg 347,350,360 - Bezirksgericht 498 Außenwelt 302 Australien 67, 301, 409 Auswanderer 259 - deutsche 259 Autoritätszwang 226

Berlin 61, 117, 135, 152, 156, 157, 160, 171, 173, 180, 186, 193, 198, 206,219, 220, 255, 256, 274-276, 283, 292, 293, 295, 297-299, 300, 306, 310, 314, 315, 318, 319, 337, 344, 358, 373, 392, 396, 419, 423, 433, 451, 472, 503, 504, 506, 508,516, 523 - Königliche Bibliothek 276 - Parochialkirche 207 - Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz 494 Bern 270,271 Bestreben - revolutionäres 47 Bewegung 225 - italienische 328 Bibliotheken - öffentliche, in den USA 115 Bielefeld 373,374 - Norddeutsches Liederfest (1861) 373, 374 Bologna - Bibliotheca dell'Archiginnasio, Nachlaß Moleschott 408,413,419,421,424, 431, 432, 439, 466,511 Bonapartismus 297 Bonn 409 Bonnland in Franken 441 Boston 277 Brahmanentum 372 Brand - im Lager des Verlagshauses O. Wigand in Leipzig (1859) 227 - des Postdampfschiffes „Austria" (13. September 1858) 205, 476, 480 Brandenburg 455 Braunschweig 41 Bremen 173,269,451 Breslau (Wroclaw) 110-112, 193, 194, 331,398, 400

Babylonisches Exil (Gefangenschaft) 172, 274 Baden VIII, 13, 487 Badischer Aufstand (April-September 1848 und Mai-Juni 1849) 405,473,477,508 Baltimore 22 Bamberg 109, 352, 353, 406, 439, 442, 480 Bankbruch (Bankkrach in Amerika), (August 1857) 200,469 Barmen 106 Basel 464 Bayern (Baiern) VIII, 13, 153, 235, 255, 287,314,405,414, 433,461,470 Bedürfnis 38,53 - metaphysisches 54 Begierde 33 Begriff, höchster 273 Belgien 173, 186 592

Brieg (Brzeg) 111 Brighton (England) 135, 241, 449, 451 Bruchhausen (bei Arnsberg) 414 Bruckberg (bei Ansbach) IX, XVI, 10, 12, 19, 21, 25, 34, 40,41,45, 47, 52, 53, 55,61, 62, 68, 7 4 - 7 7 , 8 1 , 8 2 , 87,91, 92, 95, 97, 98, 100-106, 109, 110, 112, 117, 118, 120, 123 bis 125, 131, 134, 138-143, 147, 148, 153, 155, 158, 170, 177, 179, 181, 185, 186, 188, 190, 199, 203, 204, 207,211, 217,219, 221,222, 227, 229, 231, 232, 234, 242, 244, 245, 248, 250, 254, 256, 258, 261, 262,267, 275, 282, 286, 291, 297, 299, 300, 301, 306, 309, 313, 315, 318, 330, 336, 337, 341, 356, 365, 384, 387, 404, 408, 409, 414, 417, 423, 424, 428, 439, 442, 443, 451,453, 454, 455, 456, 457, 469, 470, 471,472, 475, 477, 480, 481, 493, 500, 502, 503, 513, 515, 525 Brückenau (Bad B., Bayern) 181 Brüssel 196 Buchhandlung siehe Verlag, Verlagsbuchhandlung Buddhismus 224 Büchersammlung - E. E. G. von Herder 90 Bürgerkrieg, nordamerikanischer (1861-1865) 445,495

Chemie 333 Chicago 240 - Swifts Bank 240 China 240 Christentum 116 Coburg 219,373,374,382 Constantinopel siehe Konstantinopel contradictio in adjecto 303 Dämmerlicht 366 Daguerreotyp 120,124 Darmstadt 258, 492, 502 Demokraten 374 Denken 243 - apriorisches 339 Denkentstehung 338 Despotismus 116 Determinismus - und Indeterminismus XV Deutsche 258,443,452 Deutsche demokratische Gesellschaft (gegründet Februar 1848 in Paris) 487 Deutsche Schillerstiftung, Weimar 399, 524 Deutscher Bund 488 Deutscher Michel 198-200,238, 279, 280 Deutscher Nationalverein 502 Deutschkatholiken 57 Deutschkatholizismus 194 Deutschland VIII, XII, XIV, 6, 23, 36, 48, 59, 79, 118, 119, 122, 153, 167, 168, 178, 181, 189, 197,200-203, 210,234, 235, 255, 260, 267, 280, 301, 306,312-314, 331,348, 358, 385, 393, 395, 396, 410, 412, 422, 428, 449, 450, 451, 469, 475,476, 490,497, 501,508 Dialekt 345 Diebstahl - in der Universitätsbibliothek Leipzig (1859) 228,483

Calumet (Indiana/Nordamerika) 201,211 Caprera 306, 505 Capua 306, 498, 499 carte blanche 146 Caserta 498 Chaos, amerikanisches 198 Charakter 372 593

Dietenhofen (Nähe Bruckberg) 455 Ding an sich 224, 225, 303, 311 Dogmengeschichte 111 Dorf - schweizerisch-thurgauisches 369 Dreieck 273 Dresden 186,451 Düsseldorf 345,375,513 - Kunstakademie 513

Erscheinung 225 Erscheinungswelt 218,225 Erzeugung 35 Erziehung 173 Ethik 272 - anthropologische 203 - vergleichende 72 Eudämonismus 372 Europa 7, 9, 10, 23, 48, 59, 162, 196, 269, 306,313, 443, 456, 462, 504 - Kriegs- und Friedenstheater Europas 96, 435 Europäer 196 Existenz - reale 320

Egoismus 262, 263, 372 Ehe, christliche 45 Einbildung 36 Einheit - deutsche 81 Eisenach 294,308,373 Eisenbahn 190, 218, 222, 240, 349, 381 - Osteisenbahn 287 Emden 454 Emigration, deutsche 23 Empirismus, Empiristen 399 England VIII, 277, 427, 435, 449, 451,461,473,517 Entsagen - Bedeutung des E.s 272 Erbsünde 225 Erde 390 - Umdrehung 28, 31 Erfahrung 225 - reine 225 Erkenntnis 224,305 Erlangen 40, 44, 70, 73, 75, 76, 78, 82, 88, 92, 93, 95, 110, 123, 183,241,405, 428, 429, 469, 472, 513 - Gymnasium 424 - Pfingstbacchanalien (Bergkirchweihe) 75, 428 - E.er Schule (prot. Theologie) 23 - Universität 405,412,463 Erlenstegen 349, 352

Fabrik (Porzellanmanufaktur in Bruckberg) IX, XVI, 4, 62, 217, 230, 242, 244, 257, 259, 260, 291,318, 404, 422, 471, 477, 480, 481, 482, 484, 487, 493, 499 Fakultätsunwesen - Heidelberger 84 Familienbegriff 272 Feuerbach, L. - Ablehnung einer Lehrtätigkeit in Berlin (um 1860) 298 bis 299, 503 - Absage an Auswanderung nach Amerika (um 1858) 191,476 - Absage an A. Rüge XII - als Historiograph der Philosophie 277 - Angebot von Siedlungsland in Amerika XVI - Ankündigung einer englischen Übersetzung des „Wesen des Christentums" 73 - Aphoristik 170, 173 - Auseinandersetzung mit Kant XV, 180,181,462 mit Schopenhauer XV bis XVI, 379 594

Beispiel, Magnetnadel 35,50 Beispiel, Säufer 38, 46, 50 bis 52 Bekanntschaft mit K. Vogt in Frankfurt a. M. und in Heidelberg (1848/49) 267,499 Bestrebung W. Bolins zu praktischer Verwirklichung Feuerbachscher Grundsätze 161 Besuche W. Bolins in Bruckberg (1857, 1858) 150,195, 468, 469 Beurteilung eines Götterpoems von W. Bolin 153,156-159, 457, 458 Beurteilung (Rezension) - der Rechtsphilosophie von L. Knapp XIV-XV, 136, 452 - von J. Moleschotts „ Lehre der Nahrungsmittel" 420 Beziehungen zu O. Lüning (1860) 2 9 8 , 5 0 0 - 5 0 2 Bildnis von B. Fries 389 buchhändlerischer Mißerfolg von P. J. A. v. Feuerbachs „Leben und Wirken" LX, 425 buchhändlerischer Mißerfolg der „Theogonie" 178, 461 bis 462 Büchergeschenk 57 Büchernot IX, 88, 123, 132 „ D a s Wesen des Christentums", amerikanische Ausgabe (1855) 122,428 „ D a s Wesen des Christentums", englische Übersetzung (1854) 95, 186, 4 2 6 - 4 2 8 , 435, 465 der letzte Philosoph 364 Ehrengaben(1829-1831,1835 bis 1836) 298 Erlanger Vorlesungen 463 Erwägung, nach Berlin zu gehen (um 1860) 295,504

- Ethik 229,483 - Familie (1861) 341 Finanznot 6 , 1 3 2 - Freiexemplare 132, 134 - Geburtstag 105, 437, 442, 448, 456, 467 - Gesamtausgabe 31 - Hang zur Anonymität 193 - Heidelberger Vorlesungen (1848-1849) 9, 13, 31, 63, 406, 408,418, 424, 472 Honorar / Honorarforderung 100, 119, 120, 123, 131-133 - Hundegebell 350 Hypothek 217,480 Sache - Kaspar-Hausersche 126 - Landleben 170 Lehrkursus für Eleonore 141, 454 - Mitglied des Literarischen Vereins in Nürnberg 335 Mitglied des Naturhistorischen Vereins in Nürnberg 335 - Nachlaß von P. J. A. v. Feuerbach 24, 32, 34, 120, 228, 403 - Neffe Anselm - Beziehungen zu A. 512 bis 513 - - Gemälde 283 Nekrolog auf F. W. Heidenreich 170,171,467 - Photographie 124,485 Porträt in Öl von K. Rahl 16 - Reiseskizze von K. Lüdeking über Besuch bei Feuerbach (1857) 2 0 3 , 4 7 0 - 4 7 6 Schreibsaumseligkeit 131 - Studium - - der Mathematik in 489 - der naturwissenschaftlichen Werke K. Vogts 267 - - der neusten physiologischen Werke 180 595

Frankfurt am Main 63, 97, 149 bis 151, 179, 282, 296, 345, 406,411,424, 435, 449, 453, 472, 475, 479, 494, 499, 502, 513 Fränkische Schweiz 287 Frankreich 167, 168, 280, 435, 461,479, 488,490,517 Freiburg im Breisgau 8, 111, 145, 175, 177,513 Freidenker 23,299,367 Freie Gemeinde 8 Freiheit 28, 33, 35, 36, 46, 49 bis 51, 116,198, 336 - bürgerliche 34 - deutsche 5 - als Einheit des Willens mit der Vernunft 50 - höchstes Gut 299 - des Menschen 53 - in der Natur begründete 31 - des Sklaven 34 - sittliche 31 Freiheitstrieb 34 Freundschaft 198 Fromme - deutsche 118 Fürsten 131,280 - deutsche 279 Fürstentum Jauer 360 Fürth 434

— „Theogonie" VIII-XII, XIV, 33, 34 — Tochter Eleonore — 18. Geburtstag 148-150, 456 — Absicht, O. Kapp nach Amerika zu folgen 141,142,461, 466 — Auflösung der Verlobung 229, 479,484, 493 — Badekur 143 — Erkrankung 139 — Gefährdung des Verlöbnisses mit O. Kapp 142,143 — Konfirmation (1853) 12,14, 61,408, 423 — Konfirmationsunterricht (1852-1853) 5 - - Photographie/Lichtbild 140, 147 — Verlobung (1857) 144,493 — Tod — F. W. Heidenreichs (1857) XIV, 170, 462 — E. E.G. v.Herders (1855) — totgesagt 117,443,444 — Übersetzung Feuerbachscher Werke — französische 429 — russische (1862, 1908) 524 — Umfang der „Theogonie" 133 — Urteile über die „Theogonie" X-XIV, 292-293, 475, 493, 521 — Volksausgabe seiner Schriften 178 — Werke 49, 120 — Zigarrengeschichte (F. Liszt) 232-234, 236,484,485 — zweiter Luther X Fichtianer 293 Finnland 490 Fischbach 193 Fischzüchter 267 Florenz 220

Ganges 72 Gattung 31,33,38 Gattungstheorie 320,337 Gau - alemannisch 344 Gebildete 198 Gebirge - schlesisches 112 - steirisches 16 Geburt 35 Gefühle 37 Geist 87 Geistlosigkeit 87 596

Gelehrte - amerikanische 115 generatio aequivoca 31 Genf (Geneve) 270, 282, 290, 298, 406, 500 - Geologisches Museum 289 - Steinpalais 282 Genua 488 Genuß 34 Germanentum 116 Geschichte VIII, 224, 253 - der deutschen Auswanderung 223 - der Vereinigten Staaten von Amerika 122 - europäische 280 - vergleichende, der Religionen und Philosophien 72 Gesellschaft 35 Gesundheit 36, 38, 53 Getreidepreise (um 1856) 109 Gewißheit 320 - approximative 302, 311 - sinnliche 218 Gießen 409 Gleichberechtigung 198 Gleichgewicht 53 Götter - olympische 154 Götterkomödie / Götterpoem von W. Bolin 153, 154, 156 bis 158,225, 496 Göttingen 198, 240, 405, 411, 423, 451,469 - Universität 407 Goldenes Vlies 234 Gotha 357,377 Gotha(n)er (konstitutionell-liberale Partei) 11,23,374,393, 412,519, 523 Gott 273,275 Gott, König und Vaterland 118 Gotterzeugung (Theogonie) 378 Gottes-Idee 269 Gottes- und Seelenglaube 392

Griechenland (Hellas) 272,364 Groß-Haßlach (Nachbarort Bruckbergs) 471,475 Grundtrieb - der Selbsterhaltung 33 Gütersloh 295,375,502 Günzenhausen (bei Weißenburg, Bayern) 190,218,222 Gut und Böse 371 Gymnasium 278 Hagen (Westfalen) 345 Halle 198,359,451 Hamburg 17, 27, 30, 37, 48, 56, 67, 120, 134, 138, 151, 152, 187, 190, 193-195, 197, 203, 204,211,226, 254, 274, 285, 348, 379, 385, 394, 396, 399, 409, 421 Hamm (Westfalen) 140, 143, 144, 147, 149, 155,213, 258, 260, 264, 375, 454, 455, 456, 502 Hammerschmiedsgesellen 113, 114 Handlung 50 Hannover 100, 173 Harmonie 33,36 - des Menschen mit der Natur 36 - des Menschen mit sich selbst 36 Hausgottesdienst 272 Hävre (Le H.) 378 Hegel - logische Kategorien 400 - Lehre 284 - Logik 293 - Philosophie XII, 310, 318, 319 - Psychologie 310 - System 284 Hegelianismus 319 - Hegelianer 293,319 Hegemonie, preußische 316 597

Heidelberg VIII, 8,9,13,31,43, 58, 80,91,109,136,137,167, 168, 175, 205, 282, 298, 341 bis 342, 360, 374, 375, 382, 396, 405,407,417,418,419, 424, 431,433,451,453, 463, 472, 476, 477, 499, 514, 523 - Universität 81,417,431,432, 452 - H.er Versammlung 383 Heilkunde 359,360 Heilmittel 46 Heilsbronn siehe Kloster Heilsbronn Heimat 35 - des Menschen 35 Heloten 200 Helsinki (Helsingfors) 208, 223, 252, 271, 283, 303, 456 - Universitätsbibliothek 458, 459, 462, 466, 476, 486,515, 518, 521 Herbartsche Philosophie 340 Herbartianer 319 Herischdorf (bei Wannbrunn, ehemals Provinz Schlesien) 103, 112, 144 Hersbruck (Nähe Nürnberg, Bayern) 352 Herz - Nerven 330 - Schlag 330 Herzogenaurach (bei Erlangen) 212 Himmel 275 Hindu 196 Hinterpommern 117 Hirschberg (im Riesengebirge, Jelenia Gora) 112,146 Historische Gesellschaft - amerikanische 115 Hochheim am Main (Hessen) 454 - Hochheimer (Wein) 140,454 Hochschulen, Umgestaltung 80

Hölle 275 Hof 424 Holland 173 Hüttendorf (bei Herzogenaurach) 212 Hüttenweilen (Hüttweilen am Seebach, Schweiz) 391, 365, 387 Ich 224 - Verhältnis des Du zum Ich 38 - I c h - D u 311 Idealismus 224, 334, 379 - deutscher XII, 5 - Grundirrtümer des I. 319 - philosophischer 312 - physiologischer 312 Idealist - deutscher 197 Ilion (antiker Name für Troja) 223 Indiana, Staat in den USA 486 Individualität 35, 36 Individuum 33 Italien 246, 251, 279, 296, 306, 307, 393, 487, 488, 490, 498, 499, 503, 504 Italiener 235 Jahrzehnt der „Theogonie" VHI Jena 53,182,255,431,451 Journalistik 207 Juristen 275 Kabbala 359 Kalabrien 498 Kaledonien (keltisch-römischer Name für Neu-Schottland) 269 Kammer - preußische 279 Kansas 121,445 Kansas-Nebraska-Bill (1854) 445 598

Kant - intelligibler und empirischer Charakter 372 - Philosophie 284 Kantianismus 225, 372, 378 bis 308, 385 - Kantianer, mystifizierte 180 Kanzel- und Kathedergelehrte - deutsche 118 Karlsbad (Karlovy Vary) 347, 352,353, 361,374, 377 - Heilquelle 349 Karlsruhe 382 - Generallandesarchiv 512 Katholizismus 172 Kausalität 224 Keuschheit 45 Kiel 53 Kirche 5 Kirchheim-Bolanden (RheinlandPfalz) 90,432 Kissingen (Bad K., Bayern) 78, 181,429 Kitzingen (bei Würzburg) 185 Kleinhaslach (bei Ansbach) 261, 315 Kloake - akustische 350 Klopfgeister 24,412 Kloster Heilsbronn (bei Ansbach) 53,97, 98,212,218, 222,457, 470, 471, 475, 485 Köhlerglauben XV, 116 Köln 196,427 Kohlensäure 58 Komitat 199 Kommission - gerichtliche 261 Konfession - neu- oder deutsch-katholische 172 Konfiskation XIV Königsberg (Chojna) 145 Konstantinopel (Constantinopel, Istanbul) 451

Kontinuationslisten 111 Korporal - preußischer 373 Kraft 218 Krankheit 360 Kreuznach 186, 196 Kreuzzüge 226 Krieg - italienischer (ober-) (1859) VIII, 487, 505, 520 - Krimkrieg (1854-1856) VID, 405 Krim (Krym) 251,435 Krönung Wilhelms I. (1861 ) 393 Kulturgeschichte 62,223 Kyniker 253 La Porte 240 Ladestock - preußischer 279 Laienstand 226 Landgericht 7 Landshut 471 Laster 46 Leben 218 Lechwiz bei Znaim (Znojmo) 17, 363 Legitimität 271 Lehre - von den Sinnen 191 - von der Auferstehung 368 - von der Dreieinigkeit 368 Leiden 466 - L.er medizinische Schule 466 Leidenschaft 38 Leipzig XI, 3,10,24,29,41,98, 100, 101, 111, 119, 133, 145, 179, 202, 203, 206, 207, 212, 226-228, 254, 392, 396, 398, 400, 403, 457, 476, 482, 513, 525 - Universitätsbibliothek 228 Leonrod (Nähe Ansbach) 454, 455 Liberalismus VIII 599

Licht 59 - Einfluß des L.s 43,58 - Einfluß auf tierischen Organismus 58 Lichtempfindung 311 Lichtexperiment 63 Liemke - Gut Holte (in der Gemeinde Liemke) 502 Liestal (Schweiz) - Dichtermuseum, HerweghArchiv 433, 480, 481, 484, 485, 489, 500, 509,514-516, 520 Linke - äußerste 280 Literarische Anstalt siehe Verlagsbuchhandlung Literatur - der Gegenwart 20 - griechische 83 - philosophische 20,53 - römische 83 Löwenberg (bei Ansbach) 360 Lombardei 488 London XII, 135,186, 207, 396, 397, 451,498, 524 Lübeck 181 Lüge 38

Mainz 23, 56, 61, 72, 73, 137, 143, 148, 423,453 Marienbad (Mariänskd Läzn6) - Kreuzbrunnen (Heilquelle) 88 Marken (Marche, italienische Region) 503 Marthasville(Missouri) 268,270 Maß 33 Materialismus 113, 334 - atomistischer 269 - naturwissenschaftlicher - pathologischer Zustand 320 - -Streit(1854) XV Materialist 227 Materie 218 Mathematik 58, 63, 191, 274 Medizin 227,314,330,336 Mediziner 275 Mensch 388,390 - der Talleyrandsche 302 Menschenkunde 173 Menschenrassen 58 Michelsorden, königlich-bayrischer 184 Michigan Lake (USA) 237 Mikroskopie 58 Minnesota (USA) 201 Mississippi (USA) 201 Missouri 445 Mitleid 371 Mittelalter 224,272 Modena 235 Moenus (Main) 184 Moral 39,99,371,372,441 - christliche 31 - auf den Menschen gegründete 31 - philosophische 31 - Prinzipien 30 - theologische 229 Muckerwesen, Muckertum 255 München 153, 173, 186, 190, 234, 347, 358, 377, 380, 427, 474, 475, 477, 516

Macht - historische Verhältnisse, Gewohnheiten, Vorurteile 259 Märzkämpfe in Berlin (1848) 508 Magenta, - Schlacht von M. (4. Juni 1859) 307, 488, 506 Magnetnadel - Beispiel 35,50 Mailand 328 Main siehe Moenus Mainberg bei Schweinfurt 58, 481 Mainburg siehe Mainberg 600

-

Bayerische Staatsbibliothek 439 - Königliche Bibliothek 359 - Privatarchiv W. Stromeyer 446 - Universitätsbibliothek 403, 404, 407-409, 411, 412, 414 bis 417, 420-423, 425, 426, 428, 429, 431, 432, 434, 436 bis 439, 442-444, 446, 448, 452-463, 465, 467-470, 477 bis 480, 482, 484, 486, 487, 490, 492, 493, 495-497, 499, 500, 501, 504, 505, 507-510, 512-514,516,517,519-523, 524 Mystik - rationelle 319 Mythologie - griechische 145 Naab, Nebenfluß der Donau 381 Nation - deutsche 198 Nationalverein 279, 280, 374 Natur 36, 224, 225, 353, 311, 388, 389 Naturalist 367 Naturauffassung - materialistische 218 Naturforscher 319-320,334 - philosophische 219 Naturgesetze 47,389 Naturkunde 378 Naturphilosophie 339 Naturreligionen 253 Naturwissenschaften 62,63,191, 208, 333, 334, 364, 390 Neapel 498,499 Neigung 33, 34, 46 Neptunismus - deutscher 267 Neuenburg (Neuchätel) 446, 447 Neufundland 476 Neukantianismus XV, 418 601

Neustadt an der Haardt /Weinstraße 8, 405 - Burg Haardt 405 New York (Newyork) 4, 9, 21, 22, 81, 191, 200, 201, 237, 241, 268, 277, 278, 280, 281, 296, 375, 451, 466, 469, 471, 477 Nichts - buddhistisches 311 Nizza 234,406 Nördlingen 93 Nordamerika 79, 411, 435 Norderney 143, 144, 148, 260, 454, 455 Nordsee 141,454 Normandie 385 Not 53 Notwendigkeit 28,38,45,49,50, 53 - geschichtliche 173 - Grade 53 Notwendigkeitsgesetz - der Geschichte 172 Nürnberg (Noris) XVI, 5, 8, 12, 15, 24, 26,40, 44, 52-54,61, 69, 78, 91, 92, 97, 98, 101, 122, 124, 125, 134, 142, 143, 174, 205,212,217-220,222, 231,234, 236, 237, 256, 257, 261,283, 287, 291,297,317, 342, 346, 347, 349, 350, 356 bis 359, 362, 372, 374, 377, 380-383, 386, 392, 396, 387, 405, 408,411,423, 434,447, 448, 455, 457, 464, 470, 475, 480, 513 - Alte Veste 251,490 - Fabrikstadt 384 - Germanisches Nationalmuseum 212,213,249,312,444, 489, 507 - Laufer-Tor 349, 352 - Rechenberg XVI, 283, 286, 291, 297, 308, 309, 312, 317,

-

325, 330, 333-335, 339, 340, 342, 349, 351, 352, 355, 361, 371, 383, 386, 391, 397, 399, 499, 504, 506, 508, 514, 515, 524, 525 Schöner Brunnen 97 Stadtbibliothek 60,335,336, 501

Philadelphia (USA) 122,281 Philosoph - christlicher 44 - deutscher 118,314 - spekulativer 118 Philosophem - Fichte 336 - Kant 336 Philosophie 53, 116, 285, 314, 331,334, 336, 364 - anthropologische 189 - deutsche 23, 179 - empirische 244 - in Frankreich 168 - Geschichte 35, 53,319 - Geschichte der neuen 334 - naturwissenschaftliche 244 - neuere 52 - Ursprung der 54 - als Weltanschauung 301 Physik 191 Physiologen 125 Physiologie 125, 191, 330 Piemont (Italien) 503,504 Pikes Peak (Berg der Rocky Mountains, USA) 241 Pirmasens (Rheinpfalz) 71, 74, 90, 432 poenitentia primi coitus 243 Polen 490 Politik - amerikanische 121 - deutsche 260 Polizei 131 - napoleonische 491 - Polizeiverein (1851) 491 - schwarzes Buch 491 Porter Station (Indiana) 197, 237, 276, 281 Positivismus 427, 429,430 Potsdam 207 Präsidentenwahl - amerikanische 121,269,295, 296 Prag(Praha) 374

Ochsenfurt bei Würzburg 184 Öffentlichkeit 92 Österreich (Östreich) Vili, XIV, 178, 235, 247, 260, 271,296, 300, 307,314, 405, 435, 461, 487, 488, 490, 491,498, 502, 503, 505, 506,510 Oos (an der Murg bei Rastatt) 473 Organisches 388 Orient 224,248,404,471 Ozean - Atlantischer O. 72,141,269, 378 Pädagogik 172 Pantheismus 273 Paris 73,79,151,152,196,360, 363, 378, 380, 385, 386, 417, 429, 435, 451, 453, 464, 469, 472, 503 Partei - demokratische (amerikanische) 121 Pastoren 275 Pathologie 314,336 Patmos (Insel im Ägäischen Meer) 514 Pennsylvanien (Pensilvania, USA) 296 Pfaffen 131 Pfalz 88,90,434 Pflicht 39 - gegen sich selbst 371 Pharisäerdünkel 228 Pharmazeut 333 602

Praktiker 21 Praxis 334 Preßfreiheit 312,313 Preußen VIII, 199, 255, 260, 279, 296, 307, 312-314, 316, 374, 393, 433, 435,446, 461, 490, 491,502, 508,510, 523 Preußisch-Schlesien 363 Preußisch-schweizerischer Konflikt (1856-1857) 126 Prinzip der Stabilität 368 Proletarismus 281 Protestantismus 172,272 Psycholog - materialistischer 336 Psychologie 172, 173, 314, 319, 336 Punktation von Olmütz 491 Purismus - nationaler 236 - politischer 236 Raum 224,225,243,320 Raum und Zeit 273, 305, 379 - als Wesensbedingungen alles Seins und Wirkens 302 - Gesetz 224 Reaktion 280 - Perfidie der 279-280 Rechenberg siehe Nürnberg Recht - gleiches R., gleiche Waffen 133 Rechtsanwälte - der Habsucht und Selbstsucht 260 Rechtsphilosophie 272 Reformation 122, 226, 272 - Zeitalter 122 Reformen im bürgerlichen gewerblichen Wesen 259 Reformierung - der Philosophie durch die Religion, der Religion durch die Philosophie 285

Regierung 259,316,317 Regim (Regiment) - absolutes 197 Religion 294 - des Schönen 272 - Ursprung der 54 Religionsgeschichte 62 - vergleichende 74 Religionsphilosophie 111,145 Religionsverfolgung - in Deutschland 331 Republik 115,116 Republikaner, amerikanische 121 Respiration 43 Revolution - amerikanische 122 - von 1848/49 121,238 Revolutionäre 345 Revolutionstruppen - amerikanische 115 Revolutionszeitalter - amerikanisches 122 Rheda (R.-Wiedenbrück, Westfalen) 294, 308, 317, 346, 337, 375, 394, 502 Rhein 112,173,186,297 Rheinbayern 87,93 Rheinhessen 470 Rheinland 436 Rheinpfalz 426 Riesengebirge (Krokonoäe, Karkonosze) 146 Rietberg (Westfalen) 502 Rigi (Gebirgsmassiv in der Schweiz) 407 ritu puritanicu 279 Römisches Reich 279 Rom 272,341 - 1848 235 Romanentum 116 Romantik 253 Rügland am Sand (bei Ansbach) 21,22,494 Russen 197 603

Rußland Vm, XIV, 178,296,397, 435,443,490, 517, 523, 524 - Verlage 398 - Publikum 398 Säntis (Berg der Appenzeller Alpen, Schweiz) 101 Salzburger Land 409 Sardinien 296,487,488 Scheinkonstitutionalismus VII,

vm

Schillerstiftung siehe Deutsche Schillerstiftung Schlesien 112 Schleswig-Holstein 360 Schloß - Ansbach 123,471 - Bruckberg IX, 63, 327, 398, 424 - Haardt siehe Neustadt - Lusignan 270,495 - Mainberg (bei Schweinfiirt) 226,422 Schneekoppe (Snözka, Sniezka) 193 Schönberg in Mähren 47 Schopenhauer - Mißmut (Pessimismus) 196 - Nihilismus 314 - Philosophie 223 - Quietismus 314 Schriftstellerhandwerk 62 Schuld 28 Schule - neue materialistische, Arzte 44 - romantische 224 Schulphilosophie, deutsche 96 Schwarzwald 514 Schweinfiirt 220,222,331,424 Schweiz (Suisse) 9, 23, 81, 173, 186, 222, 270, 346, 406, 411, 446, 447, 474, 487, 502, 520 Sein 218,243 Selbstbestimmung 28 Selbstbewußtsein 225

Selbstbewußtwerden 338 Sensualismus 118,179,225,400 - kritischer 301 Sewastopol (Sevastopol) 435 Simplonstraße (Alpenpaß) 270 Sinne 33,180,225,339 - Realität und Objektivität 311 Sinnlichkeit 311 - bestimmte Art 33 Sittlichkeit 28,207 Sizilien 498 Skandinavien 348 Sklave 46,47 Sklaverei 116,445 Soldateska 131 Soldknechte 280 Solferino - Schlacht bei S. (24. Juni 1859) 307, 488, 506 Somnambulismus 44 Sonne 36 Sonnensystem 390 Sophistik 273 Sophrosyne 209 Sozialismus - und Kommunismus XII Speyer 175-177,464 Spioniererei Spiritualismus 392 Spoleto (Italien) 282,498 Sprache - englische 95,96 - niedersächsisch (plattdeutsch) 345 Sprachwissenschaft - vergleichende 72 St. Augustine (Florida) 411 St. Georg 18 St. Louis 203 St. Paul 201 St. Petersburg 405, 456 Staat 317 - und Kirche 131 Staatsbehörden - preußische 202 604

Staatsphilosophie 272 Ständerat, eidgen. 270 Steppe, ungarische 199 Stettin (Szczecin) 181 Stockholm 348 - Königliche Bibliothek 521 Stoff 218 - Ewigkeit des 218 Stoizismus 277 Stonsdorf 112 Straßburg (im Elsaß) 487 Streit des Spiritualismus und Materialismus 336,511 Streitfrage des Idealismus und Materialismus XIV, 310 Studien, physiologische 186 Stuttgart 228, 285, 348, 378, 385, 386,405,451 - Polytechnikum 410 Subjektivität % Substanz - spinozistische 113 Süddeutschland 294,344,346 Sulzbach 352 Supranaturalismus - moralischer 33 Sydney - State Library of New South Wales 506 Symmetrie 273

- moderne 261 - preußische 202 Theoretiker 21 Theorie 334 - atomistische 224 - Manteuffelsche 255,491 Theosophie 359 Thüringen 199 Thüringer Aufstand (Februar 1849) 469,497 Tirol 173 Tragödie 372 Traidendorf (Nähe Regensburg) 380 Trichotomie 273 Trieb 33,46,51 - der Selbstbehauptung 33-34 - partikulärer 33 Triest EX, 404,493 tristitia - post coitum 243-244 Trojanisches Pferd 223 Tübingen 410,440 - T.er Schule 510 Türkei 435 Tugend 39,131 Turin 488 - T.er Note 503 Tumverbindung - in den USA 200

Täuschung des Denkens - theologisierende 225 Tagespresse 135 Teplitz (Teplice) 313 Theismus 273,392 Thema - logisches 400 - psychologisches 400 Theologen - deutsche 118 - in Finnland 253 Theologie 389 - der Romantik 273 - Homerische 20

Umbrien 503 Unendlichkeit - schlechte, Hegeische 68 Unfreiheit 35,38 Ungarn 15, 2%, 363, 498, 503 Universität 8 - Berlin, 50. Jahrestag (Oktober 1860) 308,503,504 - Erlangen - Heidelberg 81 Universitätsleben 80 Unorganisches 388 Unsittliches 28 Unsterblichkeit 48,275,467 605

Ursachen 36 - Reihe von U.

35

vacuum 225 Varzin 118,177 Verborgenheit 92 Verbrechen 28 Vereinigte Staaten von Amerika (USA) VID, XVI, 59, 200, 201, 269, 406, 411, 412, 422, 443, 436, 461, 470, 474, 476, 500,502,515 Verfassung - demokratische 197 - konstitutionelle 280 - republikanische 280 Verfassungsexperimente - Österreich-Ungarn 506 Verlag, Verlagsbuchhandlung - Brockhaus 229,234,245,248, 444,455,470 - Cotta 79, 174, 228, 460 - Duncker & Humblot 206 - Gelustioni (?), New York 281 - J. Guttentag 373 - Hoffmann & Campe 151 - Meißner & Schirges 29, 32, 39, 52, 120,134, 138 - Otto Meißner 69,498,501 - Jos. Rütten 151 - Trübner 524 - Friedrich Vieweg & Sohn 41 - Weber 228, 403, 413, 414, 468, 470, 482 - Georg Wigand 240,405,411 - Hugo Wigand 227 - Otto Wigand 31,41,42,105, 202, 392, 396 - Weidmannsche 145 Verlangen 34, 53 Vernunft 269 Versammlung - 31. V. deutscher Naturforscher und Ärzte (1854) XV, 440, 498

Vesta-Kultus 272 Vesuv 17 Vils (Nebenfluß der Naab, Bayern) 381 Volk 280 - amerikanisches 280 - deutsches 202,279 Volkskaiser 280 Volkssprache 345 Vorstellung 225 Vulkanismus - politischer 267 Waadt (Schweiz) 270 Wahlverwandtschaft - chemische 53 - europäisch-amerikanische 122 Wahlwillkür - absolute 50 Wahrheit 38,39,131 Walhall(a), Totenort in altnordischer Mythologie 242 Walhalla bei Regensburg 381 Wallis 270,307 Warmbrunn (Cieplice Slaskie Zdröj) 146 Warschau (Warszawa) 296,313 Washington, D. C. 122,442,445, 469, 482 Wehrschule, -schulplan 382, 521 Weimar 219,220,399,427 Weisheit 53 Welt 224,388 - äußere 225 - transzendentale 224 Weltanschauung - philosophische 116 Weltgeist 244 Weltuniversität 277,497 Wesen - absolutes 33 - des Christentums 83 - des Menschen 83 - der Religion 83, 96 - des Verlangens 83 606

Würzburg 185,392,451,502 Wunsch X-Xm, 34, 83,467

- der Vernunft 83 - des Wunsches 83 Westfalen 501,505 Westheim (bei Würzburg) 184, 185 Widerwille 47 Wien 15, 16, 19, 20, 98, 409, 436 Wiesbaden 342 Wille 31,33,224,336 Willensfreiheit 28,441 Winterscheid (im Siegkreise, Rheinpreußen) 99 Wintersdorf 109 Wirkliches 320 Wisconsin 21,211,296 Wissen 243 Wissenschaft XV, 116,269 - im 16. Jahrhundert 360 Wittenberg 359,360 Wlachowiz (bei Brod in Mähren, Vlachovice) 363,364 Wochenschrift - politische 125 Wohl und Wehe 371 Wohlsein 36 Worms 90 Württemberg 100

Zeit 5,224,225,243 Zeitalter der Reformation 360 Zeitungen - amerikanische 22 - Nürnberger 312 Zentralkomitee - Deutsch-Republikanisches 121 Znaim ( Znojmo) 17 Zürich 71,112,126,189,192, 233, 234, 237, 245, 247, 250, 287, 307, 327, 330, 346, 350, 353, 357, 358, 361, 374, 375, 377, 381, 382, 385, 392, 405, 412, 431, 433, 439, 451, 469, 488, 502, 523 - Hochschule 440 - Münsterburg 327,346 - Polytechnikum 410 - Schützenfest (1859) 250 Zufälliges 46 Zug der Tausend (1860) 488,498 Zukunft - Amerikas 7 - Deutschlands 7 - Europas 7

607

Korrespondenzverzeichnis

Die Ludwig-Feuerbach-Korrespondenz der Jahre 1853-1861 ist in diesem Verzeichnis nach Korrespondenten unter Angabe des Datums und der Korrespondenz-Nummer (= Nr.) geordnet. Die Korrespondenzen sind unter dem jeweiligen Korrespondenten in chronologischer Folge geordnet; Briefe von Feuerbach an den Korrespondenten sind durch kursiven Druck hervorgehoben.

Benecke, Heinrich 11. 11. 1856, Nr. 821 28. 11. 1856, Nr. 822 26. 2. 1858, Nr. 854 15. 5. 1858, Nr. 859 24. 11. 1858, Nr. 869 17. 12. 1858, Nr. 871 3.4. 1859, Nr. 882 26. 9. 1859, Nr. 894 24. 6. 1860, Nr. 903 26. 7. 1860, Nr. 904 4. 10. 1860, Nr. 907 Bolin, Wilhelm 11.9. 1857, Nr. 844 25. 9. 1857, Nr. 845 16. 10. 1857, Nr. 846 24. 10. 1857, Nr. 848 16. 11. 1857, Nr. 849 30. 11. 1857, Nr. 850 9. 2. 1858, Nr. 852 15. 2. 1858, Nr. 853 26. 3. 1858, Nr. 856 8. 4. 1858, Nr. 857 18. 5. 1858, Nr. 860 4. 6. 1858, Nr. 862 18. 8. 1858, Nr. 866

30. 11. 1858, Nr. 870 17. 12. 1858, Nr. 872 30. 3. 1859, Nr. 881 13. 6. 1859, Nr. 889 9. 9. 1859, Nr. 893 10. 6. 1860, Nr. 902 4. 10. 1860, Nr. 908 20. 10. 1860, Nr. 912 10. 11. 1860, Nr. 916 30.5. 1861, Nr. 938 9. 6. 1861, Nr. 941 9. 7. 1861, Nr. 946 16. 7. 1861, Nr. 950 19. 8. 1861, Nr. 954 24. 9. 1861, Nr. 959 26. 9. 1861, Nr. 960 26. 10. 1861, Nr. 964 Dedekind, Eduard 7. 11. 1858, Nr. 867 26. 5. 1859, Nr. 888 14. 8. 1860, Nr. 905 Dietzgen, Joseph 24. 6. 1855, Nr. 809 Dollfus, Charles 14. 10. 1860, Nr. 910 Droßbach, Maximilian 608

4. 7. 1853, Nr. I l i Duboc, Julius 21.3. 1853, Nr. 762 20. 4. 1853, Nr. 767 vor dem 18. 5. 1853, Nr. 769 20. 5. 1853, Nr. 770 25. 5. 1853, Nr. 771 23. 6J5. 7. 1853, Nr. 776 12. 7. 1853, Nr. 778 22. 7. 1853, Nr. 779 EndeJuli 1853, Nr. 780 16. 2. 1859, Nr. 876 7. 11. 1860, Nr. 915 27. 11. 1860, Nr. 919 25. 12. 1860, Nr. 922 29.3. 1861, Nr. 930 6. 4. 1861, Nr. 932 Ewerbeck, August Hermann 5. 11. 1854, Nr. 797 Feuerbach, Eleonore 1853, Nr. 759 1853, Nr. 760 23. 6. 1857, Nr. 837 25. 6. 1857, Nr. 838 5. 7. 1857, Nr. 839 16./17. 7. 1857, Nr. 840 24. 8. 1857, Nr. 842 3. 9. 1857, Nr. 843 1./2. 11. 1859, Nr. 897 Feuerbach, Elise 27. 12. 1855, Nr. 815 28. 12. 1856, Nr. 826 Ende Mai 1857, Nr. 835 9. 1. 1859, Nr. 874 18. 10. 1859, Nr. 895 Feuerbach, Friedrich 27.11. 1853, Nr. 785 8. 6. 1857, Nr. 836 Feuerbach, Henriette 8. 4. 1861, Nr. 933 Feuerbach, Leonore 27. 12. 1855, Nr. 815 28. 12. 1856, Nr. 826 Ende Mai 1857, Nr. 835 9. 1. 1859, Nr. 874

18. 10. 1859, Nr. 895 Goldberg, August vor dem 28. 7. 1856, Nr. 819 Haag, Konrad 12. 7. 1861, Nr. 949 3. 9. 1861, Nr. 958 5. 10. 1861, Nr. 961 Herder, Emil Ernst Gottfried von 1. 6. 1853, Nr. 772 13. 1. 1854, Nr. 789 25. 1. 1854, Nr. 791 15.5. 1854, Nr. 793 21.5. 1854, Nr. 794 30. 5./2. 6. 1854, Nr. 795 16. 6. 1854, Nr. 796 3. 1. 1855, Nr. 801 10. 1. 1855, Nr. 802 20. 2. 1855, Nr. 804 Herwegh, Emma 19. 1. 1855, Nr. 803 2. 2. 1859, Nr. 875 24. 2. 1859, Nr. 878 27. 2. 1859, Nr. 879 13. 5. 1859, Nr. 884 17. 5. 1859, Nr. 885 20. 5. 1859, Nr. 886 25. 5. 1859, Nr. 887 17. 6. 1859, Nr. 890 1.7. 1859, Nr. 891 29. 7./1. 8. 1859, Nr. 892 9. 10. 1860, Nr. 909 1. 1. 1861, Nr. 924 29.5. 1861, Nr. 937 1. 6. 1861, Nr. 939 1. 6. 1861, Nr. 940 24. 6. 1861, Nr. 942 26. 6. 1861, Nr. 943 8. 7. 1861, Nr. 945 11. 7. 1861, Nr. 947 21. 8. 1861, Nr. 955 Herwegh, Georg 22. 2. 1859, Nr. 877 12. 8. 1861, Nr. 953 Herz, Jakob 27. 2. 1855, Nr. 805 609

Junghann, Gustav Julius 10. 8. 1861, Nr. 952 Kampe, Ferdinand 31.8. 1853, Nr. 782 29. 11. 1853, Nr. 786 25. 7. 1855, Nr. 812 30. 6. 1856, Nr. 817 1. 1. 1857, Nr. 829 25. 7. 1857, Nr. 841 25.7. 1858, Nr. 865 15. 1. 1861, Nr. 926 25. 12. 1861, Nr. 967 Kapp, Friedrich 27J28. 1. 1853, Nr. 756 31. 3./1. 4. 1853, Nr. 764 15. 10. 1853, Nr. 784 6. 5. 1855, Nr. 806 Herbst 1856, Nr. 820 10. 12. 1856, Nr. 824 15. 11. 1858, Nr. 868 31. 12. 1858, Nr. 873 15.3. 1859, Nr. 880 20. 10. 1859, Nr. 896 Kapp, Friedrich Christian Georg 24. Oktober 1857, Nr. 847 8. 4. 1859, Nr. 883 3. 11. 1859, Nr. 898 8. 7. 1861, Nr. 944 Knapp, Ludwig 31.3. 1857, Nr. 833 Kolb, Georg Friedrich 28. 12. 1856, Nr. 828 Löwenthal, Eduard März/April 1861, Nr. 931 2. 5. 1861, Nr. 934 8. 5. 1861, Nr. 935 Lüning, Otto 27. 10. 1860, Nr. 913 31. 10./1. 11. 1860, Nr. 914 11. 11. 1860, Nr. 917 28. 11. 1860, Nr. 920 5. 12. 1860, Nr. 921 20. 5. 1861, Nr. 936 4. 8. 1861, Nr. 951 22. 10. 1861, Nr. 963

Meißner, Otto 2. 1. 1854, Nr. 788 17. 1. 1854, Nr. 790 3. 7. 1858, Nr. 864 Michel, Katharina 9. 5. 1856, Nr. 816 28. 12. 1856, Nr. 827 Moleschott, Jacob I. 2. 1853, Nr. 758 19. 6. 1853, Nr. 774 23. 6. 1853, Nr. 775 23. 8. 1853, Nr. 781 9. 10. 1853, Nr. 783 22. 12. 1853, Nr. 787 19.3. 1854, Nr. 792 20. 11. 1854, Nr. 798 5. 12. 1854, Nr. 799 29. 12. 1854, Nr. 800 II. 7. 1856, Nr. 818 27. 5. 1858, Nr. 861 13. 6. 1858, Nr. 863 8. 1. 1861, Nr. 925 13. 3. 1861, Nr. 929 Münch, Friedrich 30. 3. 1860, Nr. 900 Neuhaus, Reinhard 7. 11. 1855, Nr. 814 Rau, Albrecht 11. 11. 1860, Nr. 918 31. 12. 1860/2. 1. 1861, Nr. 923 20. 1. 1861, Nr. 927 28. 2. 1861, Nr. 928 21. 10. 1861, Nr. 962 Roth, J. vor dem 28. 7. 1856, Nr. 819 Rüstow, Wilhelm 30. 8. 1861, Nr. 956 Rüge, Arnold nach dem 8. 3. 1857, Nr. 832 10. 4. 1857, Nr. 834 Schachtel, J. vor dem 28. 7. 1856, Nr. 819 Schibich, Joseph 6 . 3 . 1853, Nr. 761 22. 3. 1853, Nr. 763 610

11.7. 1861, Nr. 948 Schweigert, Ludwig 31.8. 1861, Nr. 957 Tilliard, Leon de 12. 1. 1858, Nr. 851 Trübner, Nikolaus 31. 10. 1861, Nr. 965 4. 12. 1861, Nr. 966 Vogt, Karl 27. 3. 1860, Nr. 899 3.4. 1860, Nr. 901 19. 9. 1860, Nr. 906 19. 10. 1860, Nr. 911 Weber, Johann Jakob 9. 6. 1853, Nr. 773 Wigand, Otto 19. 1. 1853, Nr. 755

31. 1. 1853, Nr. 757 5.4. 1853, Nr. 765 10./11. 4. 1853, Nr. 766 4. 5. 1853, Nr. 768 8. 5. 1855, Nr. 807 11. 5. 1855, Nr. 808 6. 7. 1855, Nr. 810 19. 7. 1855, Nr. 811 30. 7. 1855, Nr. 813 6. 12. 1856, Nr. 823 12. 12. 1856 Nr. 825 28. 2. 1857, Nr. 830 4. 3. 1857, Nr. 831 13. 3. 1858, Nr. 855 Wuzer, Heinrich 10.5. 1858, Nr. 858

611

Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkung Redaktionelle Bemerkungen

VII XVII 1853

755. 756. 757. 758. 759. 760. 761. 762. 763. 764. 765. 766. 767. 768. 769. 770. 771. 772. 773. 774. 775.

Von Otto Wigand, 19. Januar 1853 An Friedrich Kapp, 27./28. Januar 1853 Von Otto Wigand, 31. Januar 1853 An Jacob Moleschott, 1. Februar 1853 An Eleonore Feuerbach, 1853 An Eleonore Feuerbach, 1853 Von Joseph Schibich, 6. März 1853 Von Julius Duboc, 21. März 1853 An Joseph Schibich, 22. März 1853 An Friedrich Kapp, 31. März/1. April 1853 . . . . Von Otto Wigand, 5. April 1853 An Otto Wigand, 10./11. April 1853 Von Julius Duboc, 20. April 1853 Von Otto Wigand, 4. Mai 1853 Von Julius Duboc, vor dem 18. Mai 1853 An Julius Duboc, 20. Mai 1853 Briefentwurf Abgesandter Brief Von Julius Duboc, 25. Mai 1853 An Emil Ernst Gottfried von Herder, 1. Juni 1853 Von Johann Jakob Weber, 9. Juni 1853 Von Jacob Moleschott, 19. Juni 1853 An Jacob Moleschott, 23. Juni 1853 613

3 4 10 12 14 14 15 17 19 21 24 25 27 29 30 32 34 37 40 41 42 44

776. 777. 778. 779. 780. 781. 782. 783. 784. 785. 786. 787.

An Julius Duboc, 23. Juni/5. Juli 1853 Von Maximilian Droßbach, 4. Juli 1853 Von Julius Duboc, 12. Juli 1853 An Julius Duboc, 22. Juli 1853 Von Julius Duboc, Ende Juli 1853 An Jacob Moleschott, 23. August 1853 Von Ferdinand Kampe, 31. August 1853 Von Jacob Moleschott, 9. Oktober 1853 Von Friedrich Kapp, 15. Oktober 1853 An Friedrich Feuerbach, 27. November 1853 . . . An Ferdinand Kampe, 29. November 1853 . . . . An Jacob Moleschott, 22. Dezember 1853

45 47 48 52 54 55 56 57 58 60 61 62

1854 788. Von Otto Meißner, 2. Januar 1854 789. An Emil Ernst Gottfried von Herder, 13. Januar 1854 790. An Otto Meißner, 17. Januar 1854 791. Von Emil Ernst Gottfried von Herder, 25. Januar 1854 792. Von Jacob Moleschott, 19. März 1854 793. Von Emil Ernst Gottfried von Herder, 15. Mai 1854 794. Von Emil Ernst Gottfried von Herder, 21. Mai 1854 795. An Emil Ernst Gottfried von Herder, 30. Mai/2. Juni 1854 796. An Emil Ernst Gottfried von Herder, 16. Juni 1854 797. Von August Hermann Ewerbeck, 5. November 1854 798. Von Jacob Moleschott, 20. November 1854 . . . . 799. An Jacob Moleschott, 5. Dezember 1854 800. An Jacob Moleschott, 29. Dezember 1854

614

67 68 69 70 72 73 75 76 77 79 79 81 82

1855 801. An Emil Ernst Gottfried von Herder, 3. Januar 1855 802. Von Emil Ernst Gottfried von Herder, 10. Januar 1855 803. An Emma Herwegh, 19. Januar 1855 804. An Emil Ernst Gottfried von Herder, 20. Februar 1855 805. Von Jakob Herz, 27. Februar 1855 806. An Friedrich Kapp, 6. Mai 1855 807. An Otto Wigand, 8. Mai 1855 808. Von Otto Wigand, 11. Mai 1855 809. Von Joseph Dietzgen, 24. Juni 1855 810. Von Otto Wigand, 6. Juli 1855 811. Von Otto Wigand, 19. Juli 1855 812. Von Ferdinand Kampe, 25. Juli 1855 813. An Otto Wigand, 30. Juli 1855 814. Von Reinhard Neuhaus, 7. November 1855 . . . . 815. An Elise und Leonore Feuerbach, 27. Dezember 1855

87 88 91 92 94 95 97 98 99 100 101 102 103 105 106

1856 816. 817. 818. 819. 820. 821. 822. 823. 824. 825. 826. 827. 828.

An Katharina Michel, 9. Mai 1856 Von Ferdinand Kampe, 30. Juni 1856 An Jacob Moleschott, 11. Juli 1856 Von J. Schachtel, J. Roth und August Goldberg, vor dem 28. Juli 1856 Von Friedrich Kapp, Herbst 1856 Von Heinrich Benecke, 11. November 1856 . . . . An Heinrich Benecke, 28. November 1856 . . . . Von Otto Wigand, 6. Dezember 1856 Von Friedrich Kapp, 10. Dezember 1856 An Otto Wigand, 12. Dezember 1856 An Elise und Leonore Feuerbach, 28. Dezember 1856 An Katharina Michel, 28. Dezember 1856 Von Georg Friedrich Kolb, 28. Dezember 1856 . .

615

109 110 112 113 114 117 118 119 121 123 124 125 126

1857 829. 830. 831. 832. 833. 834. 835. 836. 837. 838. 839. 840. 841. 842. 843. 844. 845. 846. 847. 848. 849. 850.

An Ferdinand Kampe, 1. Januar 1857 An Otto Wigand, 28. Februar 1857 Von Otto Wigand, 4. März 1857 Von Arnold Rüge, nach dem 8. März 1857 . . . . Von Ludwig Knapp, 31. März 1857 An Arnold Rüge, 10. April 1857 An Elise und Leonore Feuerbach, Ende Mai 1857 An Friedrich Feuerbach, 8. Juni 1857 An Eleonore Feuerbach, 23. Juni 1857 An Eleonore Feuerbach, 25. Juni 1857 An Eleonore Feuerbach, 5. Juli 1857 An Eleonore Feuerbach, 16./17. Juli 1857 Von Ferdinand Kampe, 25. Juli 1857 An Eleonore Feuerbach, 24. August 1857 An Eleonore Feuerbach, 3. September 1857 . . . . Von Wilhelm Bolin, 11. September 1857 Von Wilhelm Bolin, 25. September 1857 An Wilhelm Bolin, 16. Oktober 1857 An Friedrich Christian Georg Kapp, 24. Oktober 1857 Von Wilhelm Bolin, 24. Oktober 1857 An Wilhelm Bolin, 16. November 1857 Briefentwurf Abgesandter Brief Von Wilhelm Bolin, 30. November 1857

131 131 133 135 136 136 137 138 138 139 141 142 144 147 148 150 152 153 155 156 157 158 160

1858 851. 852. 853. 854. 855. 856. 857. 858.

Von Leon de Tilliard, 12. Januar 1858 An Wilhelm Bolin, 9. Februar 1858 Von Wilhelm Bolin, 15. Februar 1858 Von Heinrich Benecke, 26. Februar 1858 Von Otto Wigand, 13. März 1858 An Wilhelm Bolin, 26. März 1858 Von Wilhelm Bolin, 8. April 1858 Von Heinrich Wuzer, 10. Mai 1858

616

167 170 171 174 178 179 180 184

859. 860. 861. 862. 863. 864. 865. 866. 867. 868. 869. 870. 871. 872. 873.

Von Heinrich Benecke, 15. Mai 1858 186 Von Wilhelm Bolin, 18. Mai 1858 186 Von Jacob Moleschott, 27. Mai 1858 188 An Wilhelm Bolin, 4. Juni 1858 190 An Jacob Moleschott, 13. Juni 1858 190 Von Otto Meißner, 3. Juli 1858 192 Von Ferdinand Kampe, 25. Juli 1858 193 Von Wilhelm Bolin, 18. August 1858 195 Von Eduard Dedekind, 7. November 1858 197 Von Friedrich Kapp, 15. November 1858 201 Von Heinrich Benecke, 24. November 1858 . . . . 202 An Wilhelm Bolin, 30. November 1858 204 Von Heinrich Benecke, 17. Dezember 1858 . . . . 206 Von Wilhelm Bolin, 17. Dezember 1858 208 An Friedrich Kapp, 31. Dezember 1858 211 1859

874. An Elise und Leonore Feuerbach, 9. Januar 1859 875. An Emma Herwegh, 2. Februar 1859 876. Von Julius Duboc, 16. Februar 1859 877. An Georg Herwegh, 22. Februar 1859 878. Von Emma Herwegh, 24. Februar 1859 879. An Emma Herwegh, 27. Februar 1859 880. Von Friedrich Kapp, 15. März 1859 881. Von Wilhelm Bolin, 30. März 1859 882. Von Heinrich Benecke, 3. April 1859 883. An Friedrich Christian Georg Kapp, 8. April 1859 884. An Emma Herwegh, 13. Mai 1859 885. An Emma Herwegh, 17. Mai 1859 886. Von Emma Herwegh, 20. Mai 1859 887. An Emma Herwegh, 25. Mai 1859 888. Von Eduard Dedekind, 26. Mai 1859 889. An Wilhelm Bolin, 13. Juni 1859 890. An Emma Herwegh, 17. Juni 1859 891. Von Emma Herwegh, 1. Juli 1859 892. An Emma Herwegh, 29. Juli/1. August 1859 . . .

617

217 217 218 219 220 221 222 223 226 229 231 232 233 236 237 242 244 247 250

893. Von Wilhelm Bolin, 9. September 1859 894. Von Heinrich Benecke, 26. September 1859 . . . . 895. An Elise und Leonore Feuerbach, 18. Oktober 1859 896. An Friedrich Kapp, 20. Oktober 1859 897. An Eleonore Feuerbach, 1./2. November 1859 . . 898. An Friedrich Christian Georg Kapp, 3. November 1859

252 254 256 258 261 262

1860 899. 900. 901. 902. 903. 904. 905. 906. 907. 908. 909. 910. 911. 912. 913. 914. 915. 916. 917. 918. 919. 920. 921. 922.

An Karl Vogt, 27. März 1860 Von Friedrich Münch, 30. März 1860 Von Karl Vogt, 3. April 1860 Von Wilhelm Bolin, 10. Juni 1860 Von Heinrich Benecke, 24. Juni 1860 Von Heinrich Benecke, 26. Juli 1860 Von Eduard Dedekind, 14. August 1860 Von Karl Vogt, 19. September 1860 Von Heinrich Benecke, 4. Oktober 1860 Von Wilhelm Bolin, 4. Oktober 1860 An Emma Herwegh, 9. Oktober 1860 Von Charles Dollfus, 14. Oktober 1860 Von Karl Vogt, 19. Oktober 1860 An Wilhelm Bolin, 20. Oktober 1860 Von Otto Lüning, 27. Oktober 1860 An Otto Lüning, 31. Oktober/1. November 1860 Von Julius Duboc, 7. November 1860 Von Wilhelm Bolin, 10. November 1860 Von Otto Lüning, 11. November 1860 An Albrecht Rau, 11. November 1860 An Julius Duboc, 27. November 1860 An Otto Lüning, 28. November 1860 Von Otto Lüning, 5. Dezember 1860 Von Julius Duboc, 25. Dezember 1860

618

267 268 270 271 274 275 276 281 282 283 286 288 289 291 294 297 300 303 306 308 309 312 315 318

1861 923. An Albrecht Rau, 31. Dezember 1860/2. Januar 1861 924. Von Emma Herwegh, 7. Januar 1861 925. Von Jacob Moleschott, 8. Januar 1861 926. Von Ferdinand Kampe, 15. Januar 1861 927. An Albrecht Rau, 20. Januar 1861 928. An Albrecht Rau, 28. Februar 1861 929. An Jacob Moleschott, 13. März 1861 930. Von Julius Duboc, 29. März 1861 931. An Eduard Löwenthal, März/April 1861 932. An Julius Duboc, 6. April 1861 933. An Henriette Feuerbach, 8. April 1861 934. Von Eduard Löwenthal, 2. Mai 1861 935. An Eduard Löwenthal, 8. Mai 1861 936. Von Otto Lüning, 20. Mai 1861 937. Von Emma Herwegh, 29. Mai 1861 938. Von Wilhelm Bolin, 30. Mai 1861 939. An Emma Herwegh, 1. Juni 1861 940. Von Emma Herwegh, 7. Juni 1861 941. An Wilhelm Bolin, 9. Juni 1861 942. An Emma Herwegh, 24. Juni 1861 943. Von Emma Herwegh, 26. Juni 1861 944. An Friedrich Christian Georg Kapp, 8. Juli 1861 945. Von Emma Herwegh, 8. Juli 1861 946. Von Wilhelm Bolin, 9. Juli 1861 947. An Emma Herwegh, 11. Juli 1861 948. Von Joseph Schibich, 11. Juli 1861 949. Von Konrad Haag, 12. Juli 1861 950. An Wilhelm Bolin, 16. Juli 1861 951. Von Otto Lüning, 4. August 1861 952. Von Gustav Julius Junghann, 10. August 1861 953. Von Georg Herwegh, 12. August 1861 954. Von Wilhelm Bolin, 19. August 1861 955. An Emma Herwegh, 21. August 1861 956. Von Wilhelm Rüstow, 30. August 1861 957. Von Ludwig Schweigert, 31. August 1861 958. An Konrad Haag, 3. September 1861

619

325 327 329 331 333 334 335 337 338 339 340 342 343 344 346 348 349 350 351 352 353 355 357 358 361 362 365 371 373 . . 375 377 378 380 381 382 383

959. 960. 961. 962. 963. 964. 965. 966. 967.

Von Wilhelm Bolin, 24. September 1861 An Wilhelm Bolin, 26. September 1861 Von Konrad Haag, 5. Oktober 1861 An Albrecht Rau, 21. Oktober 1861 Von Otto Lüning, 22. Oktober 1861 Von Wilhelm Bolin, 26. Oktober 1861 An Nikolaus Trübner, 31. Oktober 1861 Von Nikolaus Trübner, 4. Dezember 1861 Von Ferdinand Kampe, 25. Dezember 1861 . . . .

Untersuchungen und Erläuterungen Literaturverzeichnis Namenverzeichnis Sachverzeichnis Korrespondenzverzeichnis

620

385 386 387 391 392 394 396 397 398 401 526 562 591 608