Gerontologie IV - Das Altern verstehen: Band 4, Mit alten Menschen arbeiten 9783748604563

Altern als Prozess ist Gegenstand gerontologischer Forschungen. So anschaulich wie spannend vermittelt Bettina M. Japser

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Gerontologie IV - Das Altern verstehen: Band 4, Mit alten Menschen arbeiten
 9783748604563

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Bettina M. Jasper

Gerontologie – das Altern verstehen Band IV: Mit alten Menschen arbeiten

Band 4

VINCENTZ NETWORK

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Sämtliche Angaben und Darstellungen in diesem Buch entsprechen dem aktuellen Stand des Wissens und sind bestmöglich aufbereitet. Der Verlag und die Autorin können jedoch trotzdem keine Haftung für Schäden übernehmen, die im Zusammenhang mit Inhalten dieses Buches entstehen.

© VINCENTZ NETWORK, Hannover 2021 Besuchen Sie uns im Internet: www.altenpflege-online.net Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbezeichnungen und Handelsnamen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass solche Namen ohne Weiteres von jedermann benutzt werden dürfen. Vielmehr handelt es sich häufig um geschützte, eingetragene Warenzeichen. Druck: Druckerei Marquart GmbH, Aulendorf Foto Titelseite: AdobeStock_Andrey Popov, _contrastwerkstatt, _Daniel Ernst, _rogerphoto Composing Illustrationen: AdobeStock_DavidArts

Bettina M. Jasper

Gerontologie – das Altern verstehen Band IV: Mit alten Menschen arbeiten

Band 4



Inhalt VORWORT  7 ARBEITSFELD ALTENPFLEGE  9 Lernziele  10 Themenübersicht  12 Institutionen & Organisationen  13 Arbeitsbereiche  18 Gruppen  25 Leiten & koordinieren  29 Mitwirken & Interessen vertreten  34 ARBEITSBELASTUNGEN AKTIV ANPACKEN  37 Lernziele  38 Themenübersicht  40 Arbeitsbelastungen  41 Krisen & Probleme  43 Selbstpflege  53 Attraktiver Arbeitsplatz  59 KOMMUNIKATION  65 Lernziele  66 Themenübersicht  68 Arten  69 Gesprächsformen & -anlässe  75 Sprache  76 Modelle & Theorien  78 Techniken & Regeln  84 Veränderungen im Alter  88 Verständigung bei Demenz  91

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ÖFFENTLICHKEITSARBEIT  95 Lernziele  96 Themenübersicht  98 Funktion & Bedeutung  99 Grundbegriffe  101 Instrumente/Maßnahmen  103 Instrumente von Mitarbeitenden  106 Anhang  109 Stichwortverzeichnis  109 Zum Weiterlesen  112 Institutionen im Internet  113 Dank  114 Autorin  115

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Gerontologie – das Altern verstehen

VORWORT Dies ist der letzte von vier Bänden. Mein im Jahr 2002 erschienener Titel „Gerontologie“ aus der Reihe „Lehrbuch Altenpflege“ ist inhaltlich und gestalterisch aufgefrischt. Die neue Buchreihe hat nunmehr eine völlig veränderte und ungewöhnliche Gestaltung, deren Grundstruktur sich während meiner langjährigen Unterrichtspraxis an der Fachschule für Pflegeberufe „Sancta Maria“ in Bühl entwickelte. Die Publikation richtet sich an Auszubildende und Pflegefachkräfte sowie an Betreuungskräfte und Alltagsbegleiter, die darin viel Hintergrundinformation für ihre Arbeit finden. Gerontologische Inhalte sind aufgeteilt in vier Themenpakete, eines je Band. In jeweils einem kompakten Buch sind Inhalte nach Stichworten mit Querverweisen im Sinn einer Nomenklatur, also eines Fachwörterbuchs, zusammengestellt und in Themenfeldern alphabetisch sortiert. Am Ende des Buchs gibt es eine Rubrik „Zum Weiterlesen“ mit Literatur-Tipps für alle diejenigen, die tiefer in ein Thema eintauchen möchten. Hat der erste Teil der Buchreihe theoretischen Hintergrund, der zweite Biografisches und der dritte Band das Altern in der Gesellschaft zum Inhalt, stehen in diesem vierten und letzten Teil der „GERONTOLOGIE – MIT ALTEN MENSCHEN ARBEITEN“ die Pflegenden selbst im Mittelpunkt. Das Arbeitsfeld Altenpflege mit seinen Herausforderungen und Belastungen, aber ebenso die positiven Seiten des Berufs und wie sie sich mit Öffentlichkeitsarbeit nach außen tragen lassen. Ich bin sehr gespannt, wie der so aufbereitete Stoff angenommen wird. Den Leserinnen und Lesern wünsche ich eine gewinnbringende Lektüre – möge dieses Kompendium ein Leitfaden werden und vielen Nutzern brauchbare Anregungen geben, ihre tägliche Arbeit erfolgreich zu bewältigen. Bettina M. Jasper November 2020

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Gerontologie – das Altern verstehen

ARBEITSFELD ALTENPFLEGE Anspruchsvoll – vielseitig – erfüllend Professionelle Pflege ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die umfangreiches Fachwissen erfordert. Wer sich bei der Auswahl des Arbeitsplatzes für die Altenpflege entscheidet, hat angesichts der demografischen Entwicklung ein krisensicheres Tätigkeitsfeld gewählt. Nicht erst seit Einführung der generalistischen Ausbildung zu Pflegefachfrauen und -männern kommen auch Mitarbeitende aus anderen Schwerpunkten mit alten Menschen in Berührung. Gerade bei der zunehmenden Vielfalt an Trägern und Angeboten in der Altenpflege ist es wichtig, sich umfassend zu informieren über Organisationen, deren Arbeitsbereiche und Besonderheiten. So lässt sich die individuell passende Stelle finden, um den eigenen Wünschen und Voraussetzungen im Beruf gerecht zu werden. Die Vielfalt ist groß und die passende Auswahl entscheidend für die Arbeitszufriedenheit. Es macht große Unterschiede, ob jemand ambulant oder stationär arbeitet, in einer großen Einrichtung eines überregionalen Verbandes oder in einer kleinen, privaten Institution mit überschaubarer Struktur, ob direkt in der Pflege oder mit koordinativen und anleitenden Aufgaben, ob im Palliativ- oder im Rehabereich … Ist die richtige Arbeitsstelle gefunden, kann Altenpflege trotz oder gerade wegen vieler Herausforderungen erfüllend sein und Freude bereiten. Wer in der Altenpflege arbeitet, ist in der Regel in Gruppen eingebunden – ob ins eigene Pflege- oder Betreuungsteam, in Arbeitsgruppen für Qualitätsmanagement oder andere spezielle Aufgaben oder in Gruppen von Berufsverbänden und Gremien. Da sollte den Betreffenden bewusst sein, welchen Gesetzmäßigkeiten solche Gruppen unterliegen, damit am Ende für die Einzelnen wie für das Ganze positive Ergebnisse erzielt werden. Wer als Fachkraft in der Pflege arbeitet, wird in der Regel andere anleiten – ob Pflegehelfer*innen, Freiwillige, Menschen im Praktikum o. Ä. Da sind meist Führungsqualitäten gefragt, um die Potenziale der Kolleg*in-

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nen optimal zu nutzen und so eine hohe Qualität der Arbeit zu erreichen, auch auf unterer und mittlerer Ebene der Organisation. In Gesellschaft und Politik hat sich Pflege als Thema zum Dauerbrenner entwickelt. Damit Mitarbeitende aus der Altenpflege angemessen berücksichtigt werden im gesamten Spektrum der Pflege, sollten sie ihre Möglichkeiten der Interessenvertretung und Mitwirkung kennen und hinreichend nutzen.

Lernziele Wissen, –– wie sich Träger von Altenpflege in ihren Aufgaben und Strukturen unterscheiden. –– welche Vielfalt an Tätigkeitsfeldern und Schwerpunkten in der Altenpflege existiert. –– welchen Gesetzmäßigkeiten und Prozessen Gruppen unterliegen. –– was die Besonderheiten verschiedener Führungsstile sind. –– dass es Gremien und Organisationen zur Interessenvertretung gibt. Verstehen und sich bewusst machen, dass –– die Auswahl des Arbeitgebers entscheidend für die Arbeitszufriedenheit ist. –– Altenpflege viel mehr Tätigkeitsfelder bietet als das klassische Pflegeheim. –– Pflegende bei ihrer Arbeit in mehrere Gruppen mit deren Regeln eingebunden sind. –– die Übernahme von Führungsaufgaben eine spezielle Qualifikation erfordert. –– der Führungsstil wesentlich ist für die Arbeitsatmosphäre und -qualität.

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Gerontologie – das Altern verstehen

–– angenehmes Arbeitsklima nur entstehen kann, wenn alle Beteiligten daran mitarbeiten. –– die Altenpflege eine Stimme braucht, ihre Position innerhalb der Pflege insgesamt vertreten sollte. Im Arbeitsalltag –– beobachten, welche Träger von Altenpflege in der Region existieren. –– Aktivitäten und Merkmale unterschiedlicher Anbieter wahrnehmen. –– den Austausch mit Kolleg*innen verschiedener Tätigkeitsfelder gezielt suchen. –– sich in Gruppen innerhalb des eigenen Arbeitsfelds aktiv einbringen. –– bewusst wahrnehmen, welche Führungsstile oder -merkmale im eigenen Umfeld erkennbar sind. –– konkrete Mitwirkungsmöglichkeiten suchen, um eigene Interessen und die der Altenpflege insgesamt zu vertreten.

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Arten

Gruppen im Arbeitsbereich

Gruppen

Leiten & koordinieren

Gruppenprozesse

Multiprofessionelle Zusammenarbeit

Argeitsfeld Altenpflege

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Führungsaufgaben und -qualitäten

Führungsstile

Mitwirken & Interessen vertreten

Arbeitsbereiche

Institutionen & Organisationen

Weitere

Offene Altenhilfe

Teilstationäre Pege

Stationäre Pege

Ambulante Pege

Arbeitsform

Non-Prot-Organisationen

Private Träger

Wohlfahrtsverbände

Öffentliche Träger

Themenübersicht

Freie Arbeitsgruppen

Pegekammern

Berufsverbände

Arbeitnehmervertretung

ARBEITSFELD ALTENPFLEGE



Gerontologie – das Altern verstehen

Institutionen & Organisationen Arbeitsform ● Grundsätzlich ist die Arbeitsform in den Bereichen der ► Altenhilfe bzw. Altenpflege sowohl im Angestelltenverhältnis als auch als selbstständige Tätigkeit möglich. Die Mehrheit der in diesem Aufgabenfeld Tätigen ist angestellt bei unterschiedlichen ► Trägern. Das bedeutet ein relativ hohes Maß an Sicherheit in Form eines monatlich garantierten Gehalts, geregelter Sozialversicherung, fester Arbeitszeiten usw. Dennoch entscheiden sich manche für eine selbstständige, freiberufliche Tätigkeit. Die gewährt mehr Gestaltungsfreiheit und Unabhängigkeit in jeder Hinsicht, doch gleichzeitig jede Menge Risiken. Wer den Schritt in die Selbstständigkeit wagt, sollte sich darüber klar sein, dass damit viele Herausforderungen verbunden sind wie eigenständige Kundenakquise, unregelmäßiges Einkommen, viel Büroarbeit usw. und in der Regel längere Arbeitszeiten als im Angestelltenverhältnis. Wer Herausforderung und Abwechslung liebt oder wer nicht immer im gleichen Betrieb arbeiten möchte, findet oft einen geeigneten Arbeitsplatz in der Zeitarbeit – feste Anstellung, aber trotzdem stetiger Wechsel der Einrichtungen. Freie Träger ● Als solche werden nicht staatliche Organisationen bezeichnet, die Aufgaben im sozialen Bereich wahrnehmen. Das können ► gemeinnützige Träger ebenso sein wie ► privatgewerbliche. Gemeinnützig ● sind Aktivitäten, die dem allgemeinen Wohl dienen, soziale Aufgaben wahrnehmen und nicht auf Gewinn ausgerichtet sind. Hierarchie ● (gr. Rangordnung) Über- und Unterordnung von Positionen innerhalb einer ► Organisation. Institution ● (lat. institutio = Einrichtung) „Gesellschaftliche, staatliche oder kirchliche Einrichtung, in der bestimmte Aufgaben, meist in gesetzlich geregelter Form, wahrgenommen werden.“1 Der Begriff ist im Deut1  Aus: Brockhaus Online-Enzyklopädie, https://brockhaus.de/ecs/enzy, letzte Abfrage 10.01.2020

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schen nicht klar abgegrenzt von der ► Organisation, meint aber im Sprachgebrauch meist eine kleinere Einheit. Beispiel: Häufig wird von ► Wohlfahrtsorganisationen gesprochen, die mehrere Institutionen wie Pflegeheime, Tagesstätten, Beratungsstellen, Schulen usw. betreiben. Non-Profit-Organisationen ● (NPO) verfolgen karitative, soziokulturelle, politische … Ziele. Sie agieren ohne die Absicht, Gewinn zu erzielen. Dazu gehören in den Bereichen Medizin und Gesundheit öffentliche Verwaltungen wie Gesundheitsämter, Betriebe wie Universitäten oder Krankenhäuser, aber auch ► Wohlfahrtsorganisationen und ► Verbände. Öffentlicher Träger ● bedeutet, dass eine Behörde Betreiber einer Einrichtung ist. So wird z. B. eine Tagespflegestätte oder einer Pflegeschule von einer Gemeinde, einer Stadt oder einem Landkreis betrieben. Zu den öffentlichen Trägern gehören auch die Länder und der Bund. Organigramm ● Grafische Darstellung einer Organisationsstruktur in Form eines Stammbaums mit Verteilung von Positionen, Gremien, Aufgaben, Kompetenzen und deren ► hierarchischer Verknüpfung. Organisation ● ist im englischen Sprachraum als Begriff klar definiert und geläufig. Im Deutschen dagegen ist die Abgrenzung zur ► Institution nicht immer eindeutig. Renate Mayntz bezeichnet sie als „eine für die moderne Gesellschaft höchst bedeutsame Kategorie struktureller Einheiten“2. Organisationen sind für unsere stark ausdifferenzierte (lat. differentia = Unterschied, Verschiedenheit) und leistungsorientierte Gesellschaft ein notwendiges Ordnungsmittel. Ein kontinuierliches (lat. continuere = anschließen, verbinden, fortsetzen; beständig) Zusammenwirken zahlreicher Menschen zu einem spezifischen Zweck bedarf der Organisation. Organisationen sind als ► soziale Gebilde auf die Verwirklichung spezifischer Ziele ausgerichtet und verfolgen diese planmäßig und rational. Sie haben einen konkret angebbaren Mitgliederkreis. Die Mitglieder fü2 MAYNTZ, Renate; Soziologie der Organisation, Rowohlt, Reinbek 2018

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gen sich in klar umrissenen Positionen in die jeweilige Hierarchie (altgr. = Rangordnung) ein. Im allgemeinen deutschen Sprachgebrauch wird oft die größere soziale Einheit als Organisation, die kleinere als Institution bezeichnet, z. B. die Organisation ► Wohlfahrtsverband, die dazu gehörigen ► Institutionen wie Pflegeheim, Tagesstätte, ambulanter Dienst, Pflegeschule usw. Öffentliche Träger können ► private Träger mit der Wahrnehmung ihrer Aufgaben beauftragen. Organisationssoziologie ● beschäftigt sich als ein Teilgebiet der Soziologie mit sozialen Gebilden. Dabei geht es um Analyse von Organisationen hinsichtlich deren Formen und Strukturen sowie der intern ablaufenden Prozesse und der Interaktionen (lat. inter = zwischen, actio = Handlung; aufeinander bezogenes Handeln von zwei oder mehr Personen). Mit diesem Teilbereich der Soziologie setzt sich insbesondere Renate Mayntz3 auseinander. Sie leistete maßgebliche Beiträge und setzte Standards für die empirische (gr. émpeiros = erfahren, kundig; auf Erfahrung beruhende Erkenntnis) Sozialforschung in Deutschland. Private Träger ● Dabei wird zwischen ► gemeinnützigen und ► privatgewerblichen Trägern unterschieden. Privatgewerbliche Träger ● haben in der Pflege ihren festen Platz. Sie bieten Pflege- und Sozialleistungen an, die auf Gewinnerzielung ausgerichtet sind. Abhängig vom jeweiligen Leitbild, gilt es Wirtschaftlichkeit und ein humanes Menschenbild in Einklang zu bringen. Das gilt jedoch genauso für gemeinnützige Träger, die heute ebenfalls wirtschaftlich arbeiten müssen. Viele private Anbieter auf dem Pflegemarkt sind in Dachorganisationen zusammengeschlossen, z. B. –– APH Bundesverband e. V. (Arbeitsgemeinschaft privater Heime und ambulanter Dienste), 3 Renate MAYNTZ (*1929), Sozialwissenschaftlerin, emeritierte Direktorin des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung

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–– Arbeitgeber- und BerufsVerband Privater Pflege e. V. (ABVP), –– Bundesverband Privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (BPA). Soziales Gebilde ● ist ein Oberbegriff für eine Vielzahl von Erscheinungsformen wie Gruppe, Familie, Schulklasse, Verein, Betrieb, Gemeinde usw. oder die Gesellschaft insgesamt. Damit wird eine soziale Einheit beschrieben, die aus mehreren Personen besteht und in der Interaktion stattfindet. Dabei werden so genannte makrosoziologische (z. B. Kirche, Wohlfahrtsverbände) und mikrosoziologische Gebilde (z. B. Familie, Vereinsgruppe) unterschieden. Soziale Gebilde existieren in verschiedenen Lebensbereichen – in Schulen und Universitäten ebenso wie in Betrieben, Krankenhäusern und Heimen, Verwaltungseinrichtungen und Behörden. Auch Parteien, Gewerkschaften, Berufsverbände, Vereine usw. gehören dazu. Leopold von Wiese4 prägte den Ausdruck im Rahmen seiner Beziehungslehre. Er bezeichnete soziale Gebilde auch als ‚Menschen-Mehrschaften‘ und meinte damit z. B. Organisationen, Körperschaften und Institutionen. Der Mensch lebt als soziales Wesen und muss sich im Lauf seines Lebens einfügen in soziale Gebilde unterschiedlicher Prägung. Im weitesten Sinn sind alle diese sozialen Gebilde Formen der ► Organisation. Träger ● So wird der Betreiber einer ► Einrichtung bezeichnet, die Körperschaft oder Person, die verantwortlich ist, z. B. eine Kirchengemeinde als Träger eines Pflegeheims. Es gibt ► öffentliche und ► private Träger. Verband ● im Sinn von Soziologie und Politik beschreibt eine „soziale Handlungseinheit im wirtschafts-, arbeits- und sozialpolitischen Bereich sowie in den Bereichen von Kultur, Wissenschaft und Freizeit mit dem Ziel der organisierten Interessenvertretung der Mitglieder“5. Sowohl natürliche Personen als auch Vereine, Körperschaften usw. können Mitglieder sein. 4 Leopold von WIESE (1876-1969), Professor für Soziologie in Köln, Mitbegründer und ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 5 Aus: Brockhaus Online-Enzyklopädie, https://brockhaus.de/ecs/enzy, letzte Abfrage 10.01.2020

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Gerontologie – das Altern verstehen

Verbände prägen das gesellschaftliche und wirtschaftliche Geschehen in Deutschland erheblich. Sie bündeln Interessen ihrer Mitglieder, um so gemeinsame Wertvorstellungen zu verfolgen. Verbände sind demokratisch strukturiert, häufig geprägt durch das Zusammenwirken von Haupt- und Ehrenamt und geregelt durch eine Satzung (auch Statut oder Verfassung). Beispiele: ► Wohlfahrts- und Sozialverbände, Berufs- und Wissenschaftsverbände, Kultur- und Sportverbände, politische Parteien, Gewerkschaften, Kammern usw. Wohlfahrtsorganisationen ● Die Freie Wohlfahrtspflege bildet mit ihren zahlreichen Verbänden eine tragende Säule des Sozialstaats. Sie sind Träger sozialer Angebote, die gemeinnützig und frei organisiert geleistet werden. Meist bildet ein von Religion oder politischen Idealen geprägtes Menschen- und Gesellschaftsbild die Grundlage der Organisation. Die Altenhilfe ist in der Regel nur ein Teil des Aufgabenspektrums solcher Verbände. Oft gehören außerdem Behinderten-, Familien-, Jugend-, Gesundheits-, Eingliederungshilfen usw. dazu. Als „Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege“ gelten –– Arbeiterwohlfahrt (AWO, Ursprünge in sozialdemokratischer Arbeiterbewegung), –– Der Paritätische (konfessionell und politisch nicht gebundener Wohlfahrtsverband), –– Deutscher Caritasverband (DCV, an Nächstenliebe ‚Caritas‘ ausgerichtete Organisation der katholischen Kirche), –– Deutsches Rotes Kreuz (DRK, nationaler Teil einer weltweit tätigen, humanitären Hilfsorganisation), –– Diakonie Deutschland (Gesamtheit sozialer Dienste der evangelischen Kirche als gelebte Nächstenliebe), –– Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST, Dachorganisation der jüdischen Gemeinden in Deutschland). Diese Organisationen betreiben unterschiedliche soziale Einrichtungen wie Pflegeheime, Tagesstätten, ambulante Dienste, Beratungsstellen usw., nicht nur im Bereich der Altenhilfe.

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Arbeitsbereiche Altenhilfe ● Unter diesem Begriff sind Angebote und soziale Dienste für alte Menschen zusammengefasst. Dazu gehören Maßnahmen und Initiativen zur Förderung und Unterstützung alter Menschen nach dem Recht der Sozialhilfe gemäß § 71 SGB XII; seit Einführung der Pflegeversicherung erfasst die Sozialhilfe pflegerische Dienste und Einrichtungen getrennt als eigenständigen Zweig über § 71 SGB XI. Gesetzlicher Auftrag der Altenhilfe ist der Erhalt von Autonomie (gr. autonomía = Unabhängigkeit, Selbstbestimmung) und sozialer Teilhabe durch entsprechende Interventionen (lat. intervenire = eingreifen). Die Maßnahmen sollen dazu beitragen, dass alternsbedingte Schwierigkeiten und Beeinträchtigungen des Lebens vermieden, überwunden oder gemildert werden. Unabhängig von sozialrechtlicher und institutioneller Zuordnung, werden mit Altenhilfe meist, dem Alltagsverständnis folgend, alle Hilfen bezeichnet, die der Autonomie und der Teilhabe an der Gesellschaft im Alter dienen. Ambulant ● (lat. ambulare = spazieren gehen, umhergehen, wandern) bedeutet, dass ein Angebot nicht ortsgebunden ist. In Pflege und Medizin meist verwendet als Gegensatz zu ► stationärer Versorgung. Ambulant heißt also so viel wie aufsuchend – unabhängig davon, ob z. B. ein Patient eine Praxis oder eine Pflegekraft einen Kunden aufsucht. Ambulante Pflege ● wird durch mobile ► Pflegedienste erbracht, die Menschen in ihrem häuslichen Umfeld professionell pflegerisch und hauswirtschaftlich versorgen, häufig als ergänzende Unterstützung zur Pflege durch Angehörige oder andere Bezugspersonen (Laienpflege). In der Regel sind sowohl Fachkräfte als auch Hilfspersonal im Einsatz, abhängig von der zu erbringenden (Pflege-)Leistung. ‚Ambulant vor stationär‘ lautet das gesetzlich6 festgeschriebene Prinzip im kombinierten Versorgungskonzept der Altenhilfe in Deutschland. 6 Siehe § 3 Satz 2 SGB XI

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Wer in diesem Bereich arbeitet, muss nicht nur zwingend über einen Führerschein verfügen, sondern sollte unbedingt zu allen Jahreszeiten und in allen Regionen mit einem Fahrzeug sicher unterwegs sein. Außerdem brauchen die Mitarbeitenden hier ein hohes Maß an fachlicher Sicherheit und Selbstständigkeit. Zwar ist Absprache mit Kolleg*innen per Mobiltelefon immer möglich, doch vor Ort stehen die Betreffenden zunächst allein vor jeder Situation. Gleichzeitig ist in der ambulanten Pflege ein hohes Maß an Individualität möglich, so dass Mitarbeitende – im Rahmen vorgegebener Standards – ihre Arbeit gestalten und persönliche Vorstellungen in den Umgang mit alten Menschen einbringen können. Angebote zur Unterstützung im Alltag ● (ehemals bezeichnet als „niederschwellige Betreuungs- und Entlastungsangebote“) umfassen drei Bereiche: –– Betreuungsangebote – Gruppen- oder Einzelbetreuung für Menschen mit besonderem Bedarf, –– Angebote zur Entlastung im Alltag – z. B. Einkaufen, Freizeitgestaltung, Behördengänge, Arztbesuche usw., –– Angebote zur Entlastung von Pflegenden – z. B. Begleitung bei der Organisation der Pflege, beratende oder emotionale Unterstützung usw. Arbeitsfelder ● in der Altenpflege sind vielfältig. Wer mit alten Menschen arbeiten möchte, hat nicht nur die Möglichkeit, in der Pflege tätig zu werden, sondern ebenso in der sozialen Betreuung. Außerdem stehen z. B. zur Auswahl –– ► ambulante Pflege, –– ► stationäre Pflege, –– ► teilstationäre Pflege, –– ► offene Altenhilfe, –– ► Gerontopsychiatrie, –– ► Rehabilitationszentren, –– ► Hospiz- und ► Palliativbereich, –– weitere Einsatzbereiche wie Aufsichtsbehörden, Beratungsstellen, Case Management, Pflegestützpunkte, Intensivpflege usw.

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Bei der Entscheidung für einen Arbeitsplatz spielen neben persönlichen Faktoren wie Entfernung vom Wohnort, Arbeitszeiten usw. weiterhin folgende Fragen eine Rolle: –– Art des ► Trägers (Leitbild …), –– Größe der Einrichtung, –– Aufstiegsmöglichkeiten, Fort- und Weiterbildungsangebote, –– (tarifgebundene) Bezahlung und zusätzliche Leistungen … Gerontopsychiatrie ● ist ein Teilgebiet der Psychiatrie. Sie befasst sich mit Krankheitslehre, Diagnostik, Prävention und Therapie psychischer Erkrankungen im Alter. Gerontopsychiatrische Einrichtungen ● kümmern sich in ► ambulanten oder ► (teil-)stationären Versorgungsformen um alte Menschen mit psychischen Erkrankungen. Dabei liegen Schwerpunkte bei Menschen mit Demenz und mit depressiven Störungen. Häufig sind gerontopsychiatrische Einrichtungen als Teilbereiche, Abteilungen oder Wohngruppen angegliedert an Pflegeheime oder Tagespflegeeinrichtungen. Hospiz ● beschreibt eine in der Regel kleine, stationäre Pflegeeinrichtung, die ähnlich wie ein Pflegeheim organisiert ist und sterbende Menschen in der letzten Lebensphase ganzheitlich betreut. Dazu gehört auch das Einbeziehen von Angehörigen und Bezugspersonen. Zur Hospizbewegung gehören außerdem ► ambulante Formen der Sterbe- und Trauerbegleitung. Kurzzeitpflege ● Dabei ist eine pflegebedürftige Person für begrenzte Zeit auf ► vollstationäre Pflege angewiesen – oft nach einem Krankenhausaufenthalt. Die meisten Pflegeeinrichtungen halten in ihrem regulären Kontingent einige Betten für die Kurzzeitpflege bereit. Häufig ist Kurzzeitpflege der Einstieg in einen dauerhaften Verbleib in einer Pflegeeinrichtung. Die Pflegeversicherung gewährt Leistungen zur Kurzzeitpflege für bis zu acht Woche je Kalenderjahr7. 7 Voraussetzung: Anerkannter Pflegegrad zwischen 2 und 5

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Für Mitarbeitende in Pflegeeinrichtungen ist es oft motivierend zu sehen, dass alte Menschen nach kurzem Aufenthalt in der Einrichtung wieder zurück in ihr häusliches Umfeld gehen können. Nachtpflege ● ► Teilstationäre Pflege. Offene Altenhilfe ● regional auch als offene Seniorenhilfe bezeichnet, ist der Oberbegriff für Einrichtungen, Maßnahmen, Angebote und Veranstaltungen, die der Freizeitgestaltung und Beschäftigung, der Beratung und Information alter Menschen zuzuordnen sind. Sie dienen der Förderung und Unterstützung alter Menschen in ihrem Lebensalltag. Dazu gehören z. B. Begegnungsstätten und Seniorenclubs, Besuchsdienste und Nachbarschaftshilfen, Beratungsstellen, Mahlzeitendienste, Treffpunkte usw. Dabei handelt es sich um Angebote, die nicht vorrangig professionell erbracht werden und die nicht in erster Linie auf Pflege ausgerichtet sind. Ein hohes Maß an Freiwilligkeit und Unverbindlichkeit ist kennzeichnend. Palliativstation ● Eigenständige, in ein Krankenhaus integrierte Einrichtung zur Versorgung schwerkranker und sterbender Menschen, die eine medizinische Behandlung benötigen. Pflegedienst ● Mobile Pflegedienste werden unter verschiedenen Bezeichnungen von privaten Trägern ebenso betrieben wie von Wohlfahrtsverbänden. Zum Angebotsspektrum ambulanter Pflegedienste gehören in der Regel Alten- und Kranken- und Familienpflege, ebenso hauswirtschaftliche Versorgung, oft auch Hausnotruf und Essen auf Rädern. Viele bieten zusätzlich so genannte ► „Angebote zur Unterstützung im Alltag“ 8, Beratung, Angehörigenarbeit usw. Mobile Pflegedienste kirchlicher Träger werden häufig als ► Sozialstationen bezeichnet.

8 Nach § 45b SGB XI

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Rehabilitationszentrum ● beschreibt eine meist stationäre Einrichtung, in der ein multiprofessionelles Team von Ärzt*innen und Therapeut*innen an der Wiederherstellung und Wiedererlangung körperlicher Funktionen und Fähigkeiten wie Bewegung, Sprachvermögen usw. arbeitet. Dazu gehören auch psychologische Betreuung, Ernährungsberatung, Sozialberatung usw. Ziel ist in der Regel, dass betroffene alte Menschen anschließend weitgehend selbstständig im Wohnumfeld bleiben können und stationäre Versorgung vermieden wird. Soziale Betreuung ● In ► stationären Pflegeeinrichtungen haben Bewohner*innen einen gesetzlichen9 Anspruch auf zusätzliche Betreuung und Aktivierung. Der Einsatz der Mitarbeitenden in diesem Bereich soll in enger Kooperation mit Pflege(fach)kräften erfolgen und alte Menschen bei der Gestaltung ihres Lebensalltags unterstützen. Dazu gehört die Begleitung bei Spaziergängen, gemeinsames Bewegen, Spielen, Lesen usw., also auch die Teilnehmenden motorisch und kognitiv zu fordern und zu fördern – alles sowohl in Form von Einzel-, als auch Gruppenangeboten. Für alte Menschen im eigenen häuslichen Umfeld gibt es Anspruch10 auf ähnliche Angebote zur Unterstützung im Alltag. In der Regel halten Einrichtungen der ► ambulanten Pflege solche Angebote bereit. Betreuungsassistent*innen und Alltagsbegleiter*innen übernehmen per Gesetz ausdrücklich keine pflegerischen Aufgaben. Die Vielzahl gebräuchlicher Begriffe für Mitarbeitende in der sozialen Betreuung schafft häufig Verwirrung. Die Leitung und Koordination der sozialen Betreuung übernehmen meist Fachkräfte aus Sozialarbeit und Sozialpädagogik, Ergotherapie, auch Altenpfleger*innen, die nicht mehr in der Pflege arbeiten möchten oder können. Sozialstation ● ist die Bezeichnung für einen mobilen oder ambulanten ► Pflegedienst, der als sozialpolitische Einrichtung von einem Wohlfahrtsverband, einer Kirche oder einer Kommune getragen wird. Sozialstationen

9 Nach § 43b SGB XI und § 53 c SGB XI 10 Nach § 45b SGB XI

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waren schon lange vor den aktuellen Regelungen zur Abrechnung über Pflegeversicherung etc. als ganzheitliche kirchliche Dienstform verbreitet. Stationäre Pflege ● wird häufig als ‚letztes Glied‘ der pflegerischen Versorgungskette bezeichnet. Sie kommt in der Regel dann in Frage, wenn angemessene Versorgung und Betreuung eines Menschen durch ambulante Maßnahmen nicht mehr ausreichend gewährleistet werden kann. Die pflegebedürftige Person lebt dann ununterbrochen Tag und Nacht in einer Einrichtung, in der Pflege und Komplettversorgung stattfinden. Stationäre Pflegeeinrichtung ● „Stationäre Pflegeeinrichtungen (Pflegeheime) […] sind selbständig wirtschaftende Einrichtungen, in denen Pflegebedürftige: 1. unter ständiger Verantwortung einer ausgebildeten Pflegefachkraft gepflegt werden, 2. ganztägig (vollstationär) oder tagsüber oder nachts (teilstationär) untergebracht und verpflegt werden können.“11 Zu solchen stationären Einrichtungen zählen Pflegeheime mit unterschiedlichen Bezeichnungen, Angebotsspektren und Standards (Altenpflegeheim, Seniorenzentrum, Seniorenresidenz …), aber ebenso ► Hospize und ► Palliativstationen sowie psychiatrische Einrichtungen. Wer in einer stationären Pflegeeinrichtung arbeitet sollte sich darüber klar sein, dass das Zusammenleben in einer solchen Gemeinschaft nicht nur für die Bewohner*innen ein gewisses Maß an Kompromissen und gegenseitiger Rücksichtnahme erfordert. Auch für Mitarbeitende unterliegt die gemeinsame Arbeit im multiprofessionellen Team eigenen Regeln. Kollegiales Miteinander ist hier noch mehr als im ► ambulanten Bereich erforderlich. Tagespflege ● ► Teilstationäre Pflege. Teilstationäre Pflege ● bedeutet, dass ein Mensch zeitweise im Tagesverlauf in einer Einrichtung betreut wird. Das kann tagsüber oder nachts 11 Aus: § 71 SGB XI

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sein – Tages- oder Nachtpflege. Die teilstationäre Pflege umfasst auch die Beförderung der Betroffenen von der Wohnung zur Einrichtung und zurück. So werden Gäste der Tagespflege meist morgens zu Hause abgeholt und nachmittags zurück gebracht. Sie erhalten die notwendigen pflegerischen Leistungen, werden beschäftigt und betreut und nehmen in der Einrichtung ihre Mahlzeiten ein. Diese Form wird häufig in Anspruch genommen, wenn pflegende Angehörige tagsüber berufstätig sind. Die Nachtpflege kommt vor allem für solche Menschen in Frage, die im häuslichen Umfeld gepflegt werden, aber nachts entweder medizinisch versorgt werden müssen oder besonders aktiv sind und Familienmitgliedern schlaflose Nächte bereiten. Diese Versorgungsformen sollen pflegende Angehörige entlasten. Wer in der teilstationären Pflege arbeitet, begleitet vor allem Menschen in ihrem Alltag. Dabei liegt der Schwerpunkt meist weniger im pflegerischen Bereich als vielmehr in der Freizeitgestaltung und in der Beschäftigung mit hauswirtschaftlichen Tätigkeiten. Unter dem Stichwort ‚Aktivierung‘ geht es u. a. darum, kognitive und motorische Ressourcen zu fordern und zu fördern und die oft antriebsarmen Menschen zur Aktivität zu motivieren. Verhinderungspflege ● ermöglicht pflegenden Angehörigen zur Entlastung eine Auszeit. Situationsabhängig kann eine Vertretung zur Pflege über mehrere Wochen am Stück oder stundenweise in Anspruch genommen werden. Dies gilt für bis zu sechs Wochen im Jahr.12 Diese Art der Ersatzpflege findet in den eigenen vier Wänden der pflegebedürftigen Person statt. „Die Verhinderungspflege kann durch einen ambulanten Pflegedienst, durch Einzelpflegekräfte, durch ehrenamtliche Pflegepersonen, aber auch durch nahe Angehörige erfolgen. Die Leistungen für Verhinderungspflege kann man auch einsetzen, wenn die Ersatzpflege in einer Einrichtung erfolgt.“13 12 Voraussetzung: Anerkannter Pflegegrad zwischen 2 und 5 und zuvor mindestens sechs Monate Pflege durch die zu vertretende Person 13 Aus: Bundesgesundheitsministerium, Praxisseiten Pflege 08/2016, S. 1

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Vollstationäre Pflege ● erfolgt in Einrichtungen (Pflegeheime), in denen Menschen rund um die Uhr professionell versorgt werden. Das Spektrum pflegerischer Leistungen umfasst Grundpflege, Behandlungspflege und soziale Betreuung.

Gruppen Arten ● Jeder Mensch ist eingebunden in unterschiedliche soziale Systeme. Gruppen gehören als vergleichsweise kleine Organisationseinheit (im Vergleich mit ► Organisationen) zu den ► sozialen Gebilden. Dabei gibt es unterschiedliche Einteilungen der verschiedenen Arten von Gruppen. Beispiele: Wer mit alten Menschen arbeitet, kommt meist mit vielen verschiedenen Gruppen in Berührung, sowohl unter den Profis als auch unter alten Menschen. Pflegeteam, Planungsgruppe, Lerngruppe, Selbsthilfegruppe, Literaturzirkel oder Gymnastikgruppe sind nur einige Beispiele. Bezugsgruppe ● Dieser Begriff wird synonym (gr. gleichbedeutend, ähnlich) mit ► Primärgruppe verwendet. Formelle Gruppe ● Sie befolgt mehr oder weniger festgelegte Regeln. Das Zusammenwirken der einzelnen Mitglieder ist stark vom formalen Rollensystem abgeleitet. Spontanes Verhalten der gesamten Gruppe oder einzelner Mitglieder ist kaum bzw. nur selten und in eng begrenztem Rahmen möglich. Beispiele: Schulklasse, Ausbildungskurs in der Pflege, Pflegeteam, Arbeitsgruppe, Vereinsgruppe … Ein Pflegeteam erfüllt gemeinsam einen offiziellen Auftrag, muss sich weitgehend an feste Regeln halten wie Arbeitszeiten, Aufgaben, Arbeitsverteilung usw. Das Team tritt nach außen als ► homogene Gruppe auf, z. B. erkennbar durch Dienstkleidung.

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Gruppe ● Der Volksmund definiert „Mehr als zwei sind eine Gruppe“. Doch die Soziologie legt andere Kriterien fest: –– Überschaubare Anzahl von Personen, die eine soziale Einheit ergeben. –– System wechselseitiger Beziehungen unter den Mitgliedern. –– Kommunikation und Interaktion zwischen den Mitgliedern. –– Gemeinsame Wertorientierungen, Ziele, Interessen. –– Spezielle Verhaltensregeln. –– Gemeinsame Sprache, Gruppenjargon. –– Gruppenbezogene Verbundenheit, Zusammenhalt.14 Gruppenprozesse ● Das Entstehen einer Gruppe ist ein Prozess, der in der Regel klassisch in fünf Phasen (► Phasenmodell) verläuft. Die Mitglieder müssen sich orientieren und kennenlernen, Rollenstrukturen entwickeln, das Gefüge der Machtverteilung klären, Konflikte ausleben und Kompromisse schließen, Vertrauen entwickeln. Am Ende steht die geordnete Auflösung einer Gruppe. Gruppenziele ● Gruppen unterscheiden sich in ihren Zielsetzungen. Die Zugehörigkeit zur jeweiligen Gruppe kann sich z. B. herleiten aus –– sozial-emotionalen Gründen (► Primärgruppe), –– arbeits-, organisations- oder leistungsbezogenen Gründen (► Sekundärgruppe), –– bestimmten, zeitlich begrenzten gemeinsamen Interessen (► situative Gruppierung), –– gemeinsamen Merkmalen (► soziale Kategorien). Heterogen ● (gr. verschiedenartig, ungleich …) Uneinheitlich – im Gegensatz zu ► homogen. Beispiel: Bewohner*innen eines Wohnbereichs im Pflegeheim bilden meist eine heterogene Gruppe mit sehr unterschiedlichen Biografien, Krankheitsbildern, Persönlichkeiten … 14 Vgl. Brockhaus Online-Enzyklopädie, https://brockhaus.de/ecs/enzy, letzte Abfrage 10.01.2020

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Homogen ● (gr. gleich, gleichartig, gleichmäßig aufgebaut, geschlossen …) Einheitlich – im Gegensatz zu ► heterogen. Beispiel: Therapeutische Gruppen werden möglichst homogen zusammengestellt, d. h. ähnliche Krankheitsbilder, Lebenssituationen … das Verbindende steht im Mittelpunkt. Informelle Gruppe ● Diese Form entsteht unabhängig von einer formalen ► Organisation. Sie hat keine festgeschriebenen Ziele, kommt ohne vorgegebene Struktur aus und entwickelt ihre Ziele spontan. Es existiert zwar eine Rollenverteilung, jedoch ist diese nicht festgeschrieben und kann sich verändern. In der Regel besteht zwischen den einzelnen Mitgliedern eine gefühlsmäßige Bindung. Beispiele: Familie, Hobbygruppe, Freundeskreis, Skatrunde … Informelle Gruppen können sich auch innerhalb einer formellen Gruppe bilden – im Seminar die Rauchenden in der Pause vor der Tür, einzelne Cliquen in einer Schulklasse ... Phasenmodell ● Gruppen- oder Teamentwicklung erfolgt nach Tuckman15 meist in vier bzw. fünf Phasen: 1. Orientieren, Kennenlernen, Aufwärmen, Erwartungen klären. 2. Konflikte austragen, Positionen verteilen, Rollen klären, Machtkämpfe durchfechten. 3. Wir-Gefühl entwickeln, kooperieren, Verhaltensregeln aufstellen. 4. Vertrauen aufbauen, Kräfte bündeln, Effektivität steigern, Gruppenselbstbild entwickeln. 5. Abschied, Abschluss, Auflösung oder neue Ziele und Aufgaben finden und entwickeln. Diese Phase wird nicht von allen Gruppen erreicht. Diese Phasen sind in den meisten Gruppen zu beobachten, wenn auch nicht immer exakt in dieser Reihenfolge.

15 Bruce Wayne TUCKMAN (1938-2016), US-amerikanischer Psychologe, Organisationsberater und Hochschullehrer an der Ohio State University

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Primärgruppe ● Die Primär- oder Bezugsgruppe weist die folgenden Merkmale auf: –– Überschaubare Mitgliederzahl, –– überschaubare gegenseitige Beziehungen, –– emotionaler Bezug der Mitglieder zueinander, –– Mitglieder sind nicht beliebig austauschbar, –– Mitglieder sind voneinander abhängig und wissen das, –– zwischen den Mitgliedern besteht ein hohes Maß an Interaktion (lat. inter = zwischen, actio = Handlung; Wechselbeziehung mit gemeinsamen Aktivitäten). Beispiel: Familie, gekennzeichnet von engen, meist verlässlichen Beziehungen. Diese erfüllen das Bedürfnis nach Nähe, Sicherheit, Zuneigung, Liebe, Anerkennung … Sekundärgruppe ● Die Sekundär- oder Soziale Gruppe weist die folgenden Merkmale auf: –– Bestimmtes gemeinsames Ziel aller Mitglieder, –– rational (lat. ratio = Berechnung, Vernunft, Überlegung; vom Verstand geprägt) geprägte und formal geregelte Beziehungen, –– Mitglieder sind austauschbar. Der Fortbestand der Gruppe ist durch Austausch nicht gefährdet, –– hohe Aufgaben- und Zielorientierung. Beispiel: Pflegeteam. Hier steht die optimale Versorgung alter Menschen in Kooperation als oberstes Ziel über dem gemeinsamen Handeln aller. Persönliche Beziehungen spielen eine untergeordnete Rolle. Wird eine Pflegefachkraft durch eine andere mit gleicher Qualifikation ersetzt, ist das Gruppenziel nicht in Gefahr. Situative Gruppierung ● Ein solches Gebilde entsteht in der Regel zeitlich begrenzt mit den folgenden Merkmalen: –– Konkret bestimmbares Ziel, –– zeitlich begrenztes, gemeinsames Interesse, –– persönliche Beziehungen der Mitglieder untereinander sind von untergeordneter Bedeutung,

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–– Kontakte sind situationsbezogen, lösen sich nach Ende des Ereignisses, Erreichen oder Aufgabe des festgelegten Ziels, wieder auf. Beispiele: Teilnehmende am Kirchentag, Mitwirkende bei einem großen Projekt, eine Bürgerinitiative. Ist das Ziel der Bürgerinitiative, z. B. Verhindern eines großen Bauvorhabens, entweder erreicht oder nicht mehr umsetzbar, löst sich die Gruppierung auf. Soziale Gruppe ● Dieser Begriff wird synonym (gr. gleichbedeutend, ähnlich) mit ► Sekundärgruppe verwendet. Soziale Kategorie ● Unter dieser Bezeichnung werden Personen zusammengefasst, die nicht im eigentlichen Sinn Gruppen sind, zumal die Anzahl ihrer Mitglieder nicht überschaubar ist. Kriterien sind: –– soziale Ähnlichkeiten, –– gemeinsame Kennzeichen oder Merkmale, –– persönliche Beziehungen fehlen bzw. bestehen nur zwischen einzelnen Mitgliedern der Kategorie und sind für die Gesamtheit ohne Bedeutung. Beispiele: Alle Menschen einer bestimmten Glaubensrichtung, alle Personen über 60 Jahre, alle Brillentragenden, alle Pflegekräfte usw.

Leiten & koordinieren Autokratischer Führungsstil ● (gr. autos = selbst, allein, kratein = herrschen; Alleinherrschaft), auch als patriarchalischer Führungsstil bezeichnet. Kennzeichen: Uneingeschränkte Alleinherrschaft der Führungsperson ohne Beteiligung von Mitarbeitenden, unbedingter Gehorsam und Disziplin. Die Leitung handelt selbstherrlich und geht Scheinbündnisse mit einzelnen Mitarbeitenden ein, um diese auszuhorchen und selbst an Macht zu gewinnen. Die Atmosphäre innerhalb der Gruppe ist geprägt von gegenseitigem Misstrauen und Mangel an Solidarität.

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Autoritärer Führungsstil ● (frz. autoritaire = selbstständig auftretend, befehlshaberisch, herrisch) Dabei werden Entscheidungen ohne Beteiligung der Geführten getroffen. Alle Initiativen gehen von der Leitung aus. Diese legt Ziele fest, verteilt Aufgaben, kontrolliert planmäßigen Verlauf. Vorzüge: Schnelle Entscheidungen, nur wenige qualifizierte Mitarbeitende nötig, hohe quantitative Leistungsfähigkeit … Nachteile: Niedrige Verantwortungsbereitschaft der Mitarbeitenden, Gefahr von Diktatur und Machtmissbrauch! Demokratischer Führungsstil ● (gr. demos = Volk, kratein = herrschen; Volksherrschaft) orientiert sich an demokratischen Strukturen, häufig unterteilt in den ► partizipativen und den ► kooperativen, beteiligt die Geführten aktiv an Entscheidungen.16 Die Leitungsperson bildet häufig weitere Abstufungen in der ► Hierarchie, schafft Assistenzpositionen, delegiert Aufgaben und Verantwortung. Vorzüge: Gruppe ist arbeitsfähig, bezieht Mitarbeitende ein. Nachteil: Oft lange Entscheidungswege durch viele Instanzen und Gremien. Führungsaufgaben ● In nahezu jedem Betrieb müssen auf unterschiedlichen Ebenen Führungsaufgaben wahrgenommen werden. In der klassischen Arbeits- und Organisationspsychologie werden als solche vor allem beschrieben: Kommunizieren – Informieren – Delegieren – Kontrollieren – Motivieren – Fordern – Fördern – Begleiten – Beraten. Ob als Schicht-, Wohnbereichs-, Team-, Pflegedienst- oder Einrichtungsleitung – wer die Verantwortung für einen Bereich mit mehreren Mitarbeitenden hat, muss immer –– Entscheidungen treffen und umsetzen, –– Konflikte austragen, –– Ergebnisse erzielen, –– Interessen vertreten und durchsetzen, –– Arbeitsabläufe steuern und organisieren,

16 Vgl. Brockhaus Online-Enzyklopädie, https://brockhaus.de/ecs/enzy, letzte Abfrage 10.01.2020

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–– Distanz wahren und gleichzeitig das System als Ganzes im Blick haben … Zwei wesentliche Aufgaben obliegen einer Führungskraft: 1. Zielorientierung und 2. Zusammenhalt der Gruppe, des Teams (Kohäsionsfunktion; lat. cohaerere = zusammenhalten, verbinden). Führungsqualitäten ● Wer eine leitende Position übernimmt, sollte zuvor selbstkritisch prüfen, ob er bzw. sie die geeigneten Qualitäten, so genannte ‚soft skills‘ mitbringt. Das sind unabhängig von der geforderten fachlichen Qualifikation für die jeweilige Stelle bestimmte personale Kompetenzen. Welche das konkret sind, wird im Detail unterschiedlich beschrieben. Meist gehören dazu Vorbildfunktion, Kommunikationsfähigkeit, Flexibilität, Verantwortungsbewusstsein, Motivationstalent, Fähigkeit zur Selbstkritik, Fähigkeit Potenziale zu erkennen, Zielorientierung usw. Führungsstil ● „Typische Art und Weise des Verhaltens von Vorgesetzten gegenüber einzelnen Mitarbeitern und Gruppen von Mitarbeitenden. Führungsstile sind damit als zeitlich überdauernde und wiederkehrende Muster von Führungsverhalten zu begreifen …“17 Unterschieden werden z. B. ► autoritärer, ► autokratischer, ► demokratischer, ► kooperativer, ► Laissez-Faire-Führungsstil. Kollektiver Führungsstil ● (lat. colligere = zusammenlesen, versammeln) hebt die Unterscheidung zwischen Führungsperson und Geführten weitgehend auf.18 Die Leitung zeigt lediglich Probleme und Aufgaben auf und steckt Entscheidungsgrenzen ab. Ein solcher Führungsstil setzt großes Engagement, fundierte Fachkenntnis und ein hohes Maß an personalen Kompetenzen aller Beteiligten voraus.

17 Aus: Gabler Wirtschaftslexikon, https://wirtschaftslexikon.gabler.de, letzte Abfrage 10.01.2020 18 Vgl. Brockhaus Online-Enzyklopädie, https://brockhaus.de/ecs/enzy, letzte Abfrage 10.01.2020

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Kooperativer Führungsstil ● ► Demokratischer Führungsstil. Lässt nicht nur Mitwirkung, sondern auch Mitbestimmung zu. Erlaubt Mitarbeitenden ein großes Maß an Handlungsspielraum, lässt sie direkt an Entscheidungen mitwirken und so indirekt am Erfolg teilhaben. Vorzüge: Viel Motivation bei Mitarbeitenden, hohes Maß an Innovation und Kreativität. Nachteile: Benötigt gut qualifizierte Mitarbeitende, funktioniert nur, wenn alle sich einbringen und Verantwortung übernehmen. Multiprofessionelle Zusammenarbeit ● Wer in der Altenpflege arbeitet, hat mit vielen unterschiedlichen Berufsgruppen zu tun. Allein innerhalb einer ► stationären Pflegeeinrichtung sind Menschen mit unterschiedlicher Qualifikation und verschiedenen Aufgaben beschäftigt, z. B. in Pflege, sozialer Betreuung, Therapie, Hauswirtschaft, Haustechnik und Verwaltung. Zusätzlich kommen meist weitere Berufsgruppen zeitweise ins Haus wie Ärzt*innen, Physio- und Ergotherapeut*innen, Logopäd*innen, Podolog*innen, Friseur*innen, Bestatter*innen usw. Zum Wohl der alten Menschen ist es wünschenswert, dass die Maßnahmen all dieser Berufsgruppen optimal aufeinander abgestimmt und in der Pflegeplanung berücksichtigt werden. Bei dieser Vielfalt und unter den organisatorischen Rahmenbedingungen ist es schwierig, einen umfassenden Informationsaustausch zu gewährleisten und alle Beteiligten immer auf dem aktuellen Stand zu halten. Umso wichtiger sind daher eine angemessene Strukturqualität und ein ► Führungsstil, der den regelmäßigen Austausch gezielt fordert und fördert. Partizipativer Führungsstil ● ► Demokratischer Führungsstil. (lat. participare = teilhaben) Die Mitwirkung der Geführten ist strukturell vorgesehen. Rollenselbstbild ● beschreibt die Summe der Erwartungen, die eine Person an sich selbst in einer bestimmten Rolle stellt, geprägt von den eigenen Wertvorstellungen. Gerade auf der mittleren Führungsebene, z. B. in der Wohnbereichsleitung, sitzen Mitarbeitende häufig quasi zwischen den Stühlen. Erwartungen in der ► Hierarchie untergeordneter

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Personen lasten ebenso auf ihnen wie die der oberen Führungsetage. Das bedeutet oft, gegensätzliche Interessen zu vertreten, z. B. hinsichtlich Bezahlung, Personalschlüssel usw. Beispiel: Eine Pflegefachkraft erwartet von sich einen fachgerechten und empathischen Umgang mit alten Menschen, genügend Zuwendung und Zeit für jeden Einzelnen, den Blick für individuelle Bedürfnisse. Sie möchte es allen recht machen. Gleichzeitig strebt sie ebensolchen Umgang mit ihren Kolleg*innen an. Als sie die Leitung eines Wohnbereichs übernimmt, muss sie feststellen, dass sie ihren Anspruch, es allen recht zu machen, die Wünsche aller Bewohner*innen und Kolleg*innen zu berücksichtigen, nicht realisieren kann. Sie muss das Bild von sich selbst verändern, ihrer neuen Berufsrolle anpassen. Vereinbarkeit von Pflegen und Leiten ● Der Aufstieg in der Hierarchie der ► Organisation erscheint bei weitem nicht allen Pflegenden als erstrebenswertes Ziel, auch vor dem Hintergrund nur mäßig höherer Bezahlung für deutlich mehr Verantwortung. Werden für die direkte Arbeit mit alten Menschen vorrangig Eigenschaften benötigt wie Empathie, Intuition, Geduld, Gelassenheit, Kommunikationsfähigkeit …, so sind in Leitungsfunktionen andere Qualitäten gefragt. Manche empfinden es als reizvolle Herausforderung, sich auf eine neue Position mit anderen Aufgaben einzulassen. Nach dem Wechsel in eine Führungsposition werden plötzlich (zusätzlich) andere Eigenschaften erwartet wie Entschlusskraft, Konfliktfähigkeit, Urteilsvermögen, Durchsetzungsvermögen, Ziel- und Ergebnisorientierung, strategisches und wirtschaftliches Denken. Die beschriebenen Anforderungen bzw. Eigenschaften lassen sich durchaus vereinbaren, schließen sich keineswegs gegenseitig aus. Jedoch ist es ratsam, sich auf eine Führungsaufgabe angemessen vorzubereiten – durch das Absolvieren einer entsprechenden Weiterbildungsmaßnahme und das Entwickeln eines neuen ► Rollenselbstbilds.

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Mitwirken & Interessen vertreten Arbeitnehmervertretung ● lautet die übergeordnete Bezeichnung für alle Arten von Organen, die der betrieblichen Mitbestimmung von Mitarbeitenden eines Betriebes dienen. Dazu zählen ► Betriebsrat, ► Personalrat, ► Mitarbeitervertretung sowie weitere Zusammenschlüsse, die auf politischer oder gesellschaftlicher Ebene die Interessen von Arbeitnehmer*innen vertreten, z. B. ► Gewerkschaften. Berufsverbände ● sind privatrechtliche Körperschaften, die die Belange eines bestimmten Berufsstandes vertreten und fördern. Der größte Berufsverband für Pflegende in Deutschland ist der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK); weitere sind der Deutsche Pflegeverband e. V. (DPV) oder, speziell für die Altenpflege, der Deutsche Berufsverband für Altenpflege e. V. (DBVA). Konfessionelle Ausrichtung haben z. B. der Katholische Pflegeverband e. V. und der Evangelische Fach- und Berufsverband für Pflege und Gesundheit e. V. Die Mitgliedschaft in Berufsverbänden ist freiwillig. Die Verbände bieten ihren Mitgliedern unterschiedliche Serviceleistungen – von Beratung über pflegerische Themen, Rechtsschutz und Berufshaftpflichtversicherungen über Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen bis hin zur Herausgabe von Fachzeitschriften. Als Bundesarbeitsgemeinschaft und Dachverband vertritt der ► Deutsche Pflegerat e. V. die bedeutendsten Berufsverbände aus Pflege und Hebammenwesen. Betriebsrat ● „Vertretungsorgan der Belegschaft, welches in bestimmten betrieblichen Fragen Mitbestimmungs-, Beratungs- oder Informationsrechte hat. Betriebsrat und Arbeitgeber sollen zum Wohle der Arbeitnehmer und des Betriebes vertrauensvoll zusammenarbeiten.“19 Entsprechend dem Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) wird das Organ demokratisch gewählt, in der Regel in Betrieben mit mindestens fünf ständigen wahlberechtigten Mitarbeitenden. 19 Aus: Gabler Wirtschaftslexikon, https://wirtschaftslexikon.gabler.de, letzte Abfrage 10.01.2020

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Im öffentlichen Dienst wird mit vergleichbarer Funktion ein ► Personalrat gewählt. Deutscher Pflegerat e. V. ● vertritt die Interessen der Pflege und des Hebammenwesens auf politischer und gesellschaftlicher Ebene. Er fungiert als Bundesarbeitsgemeinschaft und Dachverband mehrerer ► Berufsverbände. Foren ● (lat. forum = Marktplatz) sind analoge oder virtuelle Möglichkeiten zum Austausch. Eine Vielzahl regionaler und überregionaler Zusammenschlüsse und Treffpunkte bietet Pflegenden oder anderen in der Altenpflege Mitarbeitenden Gelegenheiten zum berufsbezogenen Austausch, zur Information über Aktuelles und bei Bedarf zur Interessenvertretung. ‚Runder Tisch Pflege‘ oder ‚Junge Pflege‘ sind nur Beispiele für Bezeichnungen solcher Zusammenschlüsse im Sinn freier Arbeitsgruppen. Gewerkschaften ● sind nach Berufs- oder Industriegruppen bzw. nach politischen oder religiösen Ausrichtungen gegliederte Vereinigungen von Arbeitnehmer*innen zur Verbesserung von deren sozialen und wirtschaftlichen Lebensbedingungen. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di ) vertritt als Einzelgewerkschaft unter dem Dach des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) u. a. Arbeitnehmer*innen aus dem Pflegebereich. Gewerkschaften sind demokratisch organisiert. Sie handeln mit Arbeitgebern Tarifverträge aus im Sinn von Kollektivvereinbarungen und vertreten ihre Forderungen durch gemeinsames Handeln, notfalls durch Streik. Die Mitgliedschaft ist freiwillig. Für ihre Mitglieder halten Gewerkschaften eine Reihe von Serviceleistungen bereit wie Schutz und Unterstützung im Versicherungsfall, Beratung in Steuerfragen, Hilfe bei Mobbing, Bildungsangebote usw. Mitarbeitervertretung ● bezeichnet nach kirchlichem Arbeitsrecht die gewählten Interessenvertretungen in Einrichtungen der Religionsgemeinschaften, ähnlich dem ► Betriebsrat als ► Arbeitnehmervertretung in Wirtschaftsbetrieben.

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Personalrat ● ist die Bezeichnung für die Vertretung der Mitbestimmungs- und Mitwirkungsrechte von Bediensteten in Betrieben und Verwaltungen von Bund, Ländern und Gemeinden sowie in Körperschaften des öffentlichen Rechts. ► Arbeitnehmervertretung. Pflegekammern ● sind als Körperschaften öffentlichen Rechts landesweit organisiert. Den gesetzlichen Rahmen geben die Bundesländer mit ihren Kammergesetzen vor. Ziel von Pflegekammern ist die Sicherstellung einer sachgerechten, professionellen Pflege entsprechend aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Kammern übernehmen die Selbstverwaltung eines Berufsstandes, der so in Öffentlichkeit und Politik verstärkt wahrgenommen wird. Dort, wo Pflegekammern bestehen, ist die Mitgliedschaft für Angehörige der Pflegeberufe mit dreijähriger Ausbildung Pflicht. Sie werden registriert und zahlen einkommensabhängige Mitgliedsbeiträge. Im Gegensatz zu Berufsverbänden nehmen die Pflegekammern auch staatliche Aufgaben wahr wie Überwachung und Anerkennung der Ausbildung, Gutachtertätigkeit etc. Die Einrichtung von Pflegekammern ist unter Pflegenden und deren Vertretungen umstritten. Bisher gibt es in Deutschland erst in einigen Bundesländern Pflegekammern.

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ARBEITSBELASTUNGEN AKTIV ANPACKEN Mit Wissen und Selbstpflege Freude am Beruf

Pflege allgemein, und speziell die Altenpflege, ist ein Arbeitsfeld mit körperlichen und geistig-seelischen Herausforderungen. Diese Arbeit an und mit Menschen hat ihre eigenen Gesetze. Sie ist anspruchsvoll und anstrengend, gleichzeitig sinnstiftend und erfüllend. Alte Menschen zu begleiten, mit ihnen ihren Lebensalltag zu gestalten, Freude und Leid mit ihnen zu teilen ist immer mit Gefühlen verbunden – positiven wie negativen. Wichtig ist, vor allem die positiven jeden Tag wieder bewusst wahrzunehmen. Wer die Momente der Freude über kurze Momente der Zuwendung, die Dankbarkeit für Unterstützung bei der Körperpflege, die Erleichterung über gesundheitliche Fortschritte sieht, baut Kraft auf, um schwierige Situationen zu meistern. Wie an jedem Arbeitsplatz, gilt es auch in der Altenpflege hin und wieder Krisen und Probleme zu bewältigen, gleichgültig ob im ambulanten, stationären oder teilstationären Einsatz. Mit geeigneter Selbstpflege kann das gut gelingen, denn entgegen wiederkehrenden Behauptungen in den Medien, bleiben viele Profis sehr lange im Arbeitsfeld Altenpflege. Wer für Ausgleich zu berufsbedingten Belastungen sorgt, sich um die eigene Gesundheit kümmert und regelmäßige Fortbildung im Blick behält, kann selbstbewusst und kompetent an die Arbeit gehen. Arbeitgeber erkennen zunehmend die Bedeutung einer attraktiven Gestaltung ihrer Arbeitsplätze in der Altenpflege. Mit teils kreativen Ideen, gesundheitsfördernden und familienfreundlichen Angeboten gelingt es einigen Einrichtungen, qualifiziertes Personal zu gewinnen und zu halten.

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Lernziele Wissen, –– mit welchen körperlichen und seelischen Herausforderungen der Arbeitsalltag in der Altenpflege verbunden ist. –– welche Krisen und Probleme im Arbeitsfeld Altenpflege lauern. –– was Mitarbeitende selbst beitragen können, um sich die Freude am Beruf lange zu erhalten. –– welche Möglichkeiten bestehen, um aktiv für die eigene Gesundheit zu sorgen. –– was Arbeitgeber für Zufriedenheit und Gesundheit ihrer Mitarbeitenden tun können. –– dass die Auswahl des Arbeitsplatzes entscheidend sein kann für die Arbeitszufriedenheit. Verstehen und sich bewusst machen, dass –– die Zufriedenheit mit dem Beruf und dem Arbeitsplatz viel mit eigenen Erwartungen zu tun hat. –– es sich lohnt, für gute Arbeitsbedingungen zu sorgen und sich dafür einzusetzen. –– berufliche Krisen nicht plötzlich entstehen und Warnsignale ernst genommen werden müssen. –– vorhandene Angebote, Maßnahmen und Hilfsmittel zur Vermeidung oder Minderung von berufsbedingten Belastungen unbedingt angenommen werden sollten. –– Fort- und Weiterbildung der eigenen Persönlichkeitsentwicklung und der Sicherheit im Umgang mit Herausforderungen dient.

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Im Arbeitsalltag –– Positive Momente und Erfolge bewusst wahrnehmen. –– respektvoll mit Kolleg*innen umgehen und ihnen Wertschätzung entgegenbringen. –– Hilfsmittel zur Arbeitserleichterung nutzen. –– Fort- und Weiterbildung gezielt planen. –– auf Signale für Überlastung bei sich selbst und Kolleg*innen achten. –– die eigene Gesundheit im Blick behalten und genügend Bewegung und Entspannung in den privaten Alltag einbauen.

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Transparenz

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Psychohygiene

Coping

Entspannungstechniken

Arbeitsbelastungen aktiv anpacken

Krisen & Probleme

Herausforderungen

Gewalt

Berufsucht

Helfersyndrom

Burnout | Coolout | Boreout

Mobbing

Stress

Erwartungen

Anforderungen körperlich und seelisch

Arbeitszeiten

Teamarbeit

Themenübersicht

Positives wahrnehmen

Selbstmanagement

Selbstflege

Attraktiver Arbeitsplatz

Fort- und Weiterbildung

Supervision

Strukturqualität

Wertschätzung

Gesundheitsförderung

ARBEITSBELASTUNGEN AKTIV ANPACKEN



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Arbeitsbelastungen Arbeitszeiten ● in der Pflege sind gekennzeichnet von Schicht- und Wochenend-, häufig auch Nachtarbeit, geteilten Diensten. Der stete Wechsel zwischen Früh- und Spätschicht, oft zusätzlich mit Nachtschichtblöcken, erfordert dauernde Umstellung – nicht nur körperlich. Anwachsende Überstundenkonten belasten Privates. Familienleben und soziale Kontakte sind stark betroffen, denn wenn Pflegende Freizeit haben, müssen deren Mitmenschen oft arbeiten. Regelmäßige Aktivitäten in einer Gruppe sind kaum möglich, ob als Teammitglied einer Sportmannschaft oder als Teilnehmende an einem Volkshochschulkurs. Freizeitplanung wird immer wieder gestört durch plötzliches Einspringen und Überstunden. Das alles bedeutet hohe Belastung für Körper und Seele. Zwar lassen sich Versorgung und Pflege alter Menschen rund um die Uhr nur durch Schichtarbeit gewährleisten, doch die kann besser oder schlechter organisiert sein. ► Flexible Arbeitszeitmodelle sind ein Weg zur Gesundheitspflege und fördern die Arbeitszufriedenheit. Berufsflucht ● Dieser Begriff beschreibt den Mythos, der viele Jahre lang verbreitet wurde über die angeblich geringe Verbleibdauer von Altenpflegekräften im Beruf. Von fünf bis sieben Jahren war meist die Rede. Danach sei die Mehrheit wieder aus dem Beruf ausgeschieden. Als Gründe wurden immer wieder angegeben: –– hohe körperliche und seelische Belastung, –– geringe Personaldecke, –– Zersplitterung von Arbeitsabläufen, –– Verantwortung für zu viele alte Menschen, –– mangelnde gesellschaftliche Anerkennung, –– vergleichsweise niedrige Vergütung, –– schlechte Vorbereitung auf Krisensituationen –– unzureichende Aufstiegsmöglichkeiten …

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Neuere, repräsentative Studien1 vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) auf der Basis von 20.000 Befragten entlarven die so beschriebene Situation als völlige Falschdarstellung. Danach verweilen Altenpflegefachkräfte im Durchschnitt mehr als 19 Jahre im Beruf. Das Institut DocCheck spricht dagegen nach einer Untersuchung mit 300 Pflegenden vom ‚Pflexit‘.2 Körperliche Belastungen ● (Alten-)Pflege ist ein körperlich anstrengender Beruf. Die Schrittanzahl während einer Schicht erreicht durchaus sportliche Größen, oft unter hohem ► Zeitdruck. Heben, Tragen und Schieben sind anstrengende Bewegungen, dazu häufig in ungünstiger und belastender Körperhaltung. Hohe Raumtemperaturen und das Umgehen mit unangenehmen Gerüchen gehören zum Arbeitsalltag. Sich selbst gut zu organisieren, um überflüssige Wege, ungünstige Körperhaltungen und unnötigen Kraftaufwand zu vermeiden, hilft dabei, negative Folgen zu reduzieren oder zu vermeiden. Vor allem ist es wichtig, vorhandene ► Hilfsmittel, etwa beim Heben und Tragen, einzusetzen und nicht wegen vermeintlicher Zeitersparnis darauf zu verzichten. Die Teilnahme an Fortbildungen zur Gesundheitsförderung allgemein und speziell zu Hebe- und Tragetechniken ist eine wichtige Maßnahme zum Ausgleich für Belastungen. Pausen ● Das Arbeitszeitgesetz3 gibt Regelungen für Ruhepausen ab einer Arbeitszeit von sechs Stunden vor – auch in der ambulanten Pflege! Doch die Vorgaben werden nicht überall umgesetzt. Problematisch ist vor allem, wenn es keinen geregelten Rückzugsort für die Pausen gibt oder dieser nicht genutzt wird. Wird die Pause auf dem Wohnbereich, womöglich in offen zugänglichen Räumen verbracht, sind Störungen durch Klingeln, Angehörige, Telefonate etc. programmiert. Festgelegte Pausenzeiten in einem geeigneten, abgeschlossenen Pausenraum sorgen für kurze Auszeiten. Klare Regelungen für Rauchende si1 Vgl.: Deutscher Ärzteverlag GmbH: Ärzteblatt, 15.02.2018 2 Vgl.: Pflexit-Monitor, in: Vincentz Newsletter, 22.03.2018 3 § 4 ArbZG Ruhepausen

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chern den Frieden innerhalb des Teams, denn es gibt kein Recht auf Zugeständnisse für Nikotinkonsum! Psychische Belastungen ● Das Umgehen mit Krankheit, Schmerzen, Ekel und Scham, Verhaltensauffälligkeiten, Sterben und Tod gehört zum Arbeitsalltag derjenigen, die in der Altenpflege arbeiten. Die Empathie, die viele Mitarbeitende mitbringen, führt dazu, dass sie Gedanken an persönliche Probleme der Gepflegten nicht immer nach Dienstschluss in der Einrichtung lassen können. Ein gesundes Verhältnis zwischen Nähe und Distanz ist nicht immer einfach einzuhalten. Um seelische Belastungen gering zu halten, brauchen Pflegende dringend Erholungszeiten, in denen sie für Ausgleich sorgen. ► Psychohygiene ist in diesem Beruf unverzichtbar.

Krisen & Probleme Alarm-Phase ● entspricht im Stressablauf der ersten Phase im Sinn einer akuten Reaktion. Energie- und Handlungsreserven werden mobilisiert, Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol freigegeben. Boreout-Syndrom ● (engl. boredom = Langeweile) ist andauernder ► Distress, der durch qualitative oder quantitative Unterforderung entsteht. Betroffene haben kein Interesse an ihrer Arbeit, die sie nicht herausfordert und nicht erfüllt. Dennoch geben sie sich beschäftigt, kommen früh, gehen spät und zeigen eine Fassade der Betriebsamkeit. In der Pflege wird angesichts angespannter Personalsituation Langeweile wegen zu wenig Arbeit zwar für Mitarbeitende eher selten entstehen. Doch abhängig von individueller Situation, wenn z. B. jemand nur Tätigkeiten ausführt, die deutlich unterhalb der Qualifikation liegen oder wenn bei häuslicher Intensivpflege der Austausch mit anderen Menschen fehlt, kann Boreout auftreten – mit ähnlichen Symptomen wie das ► Burnout-Syndrom. Burnout-Syndrom ● (engl. to burn = brennen, ausbrennen) beschreibt das Ausgebrannt-Sein nach vorausgegangener, lang anhaltender Belas-

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tung (► Stress). Es bedeutet totale Erschöpfung, deren Symptome sich auf psychischer, physischer und sozialer Ebene zeigen. Betroffene leiden unter chronischer Müdigkeit, Unlust und Minderung ihrer Leistungsfähigkeit. Häufig führt das Burnout-Syndrom zu einem Rückzug aus sozialen Kontakten, zu Beziehungsproblemen, depressiven Verstimmungen und Abhängigkeiten. Angehörige sozialer Berufe mit hohen Erwartungen an sich selbst gelten als besonders gefährdet. Bisher gibt es innerhalb der Fachwelt keine Einigkeit hinsichtlich einer eindeutigen Definition und das Syndrom gilt nicht als Krankheitsdiagnose. Es wird vermutet, dass dahinter andere Krankheitsbilder wie Depression oder eine Angststörung stecken. Als quasi gegenläufige Phänomene zum Burnout werden in der Pflege der ► Coolout und allgemein der ► Boreout beschrieben. Burnout-Verlauf ● Das ► Burnout-Syndrom vollzieht sich schrittweise, ist ein Prozess. Die Einteilung in Phasen wird jedoch nicht einheitlich beschrieben. Der Ablauf wird mit sich verändernden Symptomen in vier bis hin zu zwölf Phasen dargestellt. Meist ist der Beginn von idealistischer Begeisterung, viel Energie und Ehrgeiz gekennzeichnet. Am Ende stehen ► psychosomatische Erkrankungen und Verzweiflung bzw. im Idealfall die Restitution (Wiederherstellung). Coolout ● (engl. cool = kühl, kalt; abkühlen) Karin Kersting4 beschreibt mit diesem Begriff einen Symptomkomplex, bei dem die betroffene Person im Arbeitsalltag immer wieder in moralische Konfliktsituationen gerät. Der scheinbar unauflösbare Widerspruch zwischen dem ‚Guten und Richtigen‘ des eigenen Pflegeanspruchs und der kalten Realität aus ökonomischen Zwängen führt zu einer Schutzreaktion des ‚Auskühlens‘. Betroffene werden gleichgültig, fügen sich in Gegebenheiten und unterliegen quasi einer moralischen Desensibilisierung (Gefühlsreaktionen verringern, abschwächen), um funktionieren zu können.

4 Karin KERSTING, Professorin für Pflegewissenschaft, Krankenschwester, Lehrerin für Pflegeberufe

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Distress ● beschreibt ein Übermaß von Anforderungen an den Organismus mit negativen Folgen für Körper und Seele. Die WHO5 stuft Stress, konkret den Distress, als die größte Gesundheitsbedrohung des 21. Jahrhunderts ein. Distress-Folgen ● Die Folgen von Distress unterscheiden sich, je nachdem, ob der Organismus kurz- oder langfristig den Einwirkungen des Stressors ausgesetzt ist. Auswirkungen –– auf den Körper: Kurzfristig – Erhöhung von Puls, Blutdruck, Adrenalin … Langfristig – Kopf-, Magen-, Rückenschmerzen, koronare Herzerkrankungen … –– auf die Psyche: Kurzfristig – Anspannung, Frustration, Müdigkeit, Reizbarkeit … Langfristig – Unzufriedenheit, Zerschlagenheit, sinkendes Selbstwertgefühl, Depressionsrisiko … –– auf Kontakte: Kurzfristig – Distanziertheit, aggressives Umgangsverhalten … Langfristig – hohe Konflikthäufigkeit, resignativer Rückzug … –– auf die Leistung: Kurzfristig – große Schwankungen, mangelnde Konzentration, Vergesslichkeit, Fehlerhäufigkeit … Langfristig – Gefahr von Abhängigkeiten (Alkohol, Nikotin, Medikamente, Arbeit …) Erschöpfungs-Phase ● Diese dritte Phase im Stressablauf tritt ein, wenn der Organismus seinen Widerstand gegenüber dem ► Stressor nicht mehr länger aufrechterhalten kann. Verminderung der Leistungsfähigkeit, erhöhte Infektanfälligkeit und starke Ermüdung sind typische Kennzeichen, auch organische Erkrankungen, Angst und Depression können auftreten.

5 World Health Organization (WHO), Weltgesundheitsorganisation

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Erwartungen ● Mitarbeitende in der Altenpflege haben oft (zu) hohe Erwartungen an sich selbst (► Helfersyndrom), sowohl in ihrer Berufsrolle als auch in der Kombination mit ihren privaten Rollen. Allein in der Berufsrolle richten sich neben den eigenen Idealvorstellungen zusätzlich Erwartungen von Träger und Leitung, Angehörigen, Kolleg*innen und den eigentlich im Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit stehenden alten Menschen an sie. Oft ist es schwierig, die unterschiedlichen Erwartungen unter einen Hut zu bringen, beinahe unmöglich, allen gerecht zu werden. So entstehen so genannte Intrarollenkonflikte (Konflikt innerhalb einer einzigen Rolle). Kommen noch Erwartungen von Menschen aus dem privaten Umfeld in Familien- und Freizeitrollen hinzu, entsteht ein Interrollenkonflikt (der Konflikt zwischen zwei oder mehreren Rollen). Ein klares ► Rollenselbstbild ist wichtig, um ohne langfristige psychische Belastung mit derartigen Situationen umzugehen. Eustress ● von Selye6 als ‚Würze des Lebens‘ bezeichnet, beschreibt die positive, gesundheitsfördernde Form der Belastung. Sie bringt den Menschen dazu, seine Ressourcen zu nutzen und so eigene Fähigkeiten weiterzuentwickeln. So wirkt Eustress als motivierender und leistungsfördernder Faktor. Gewalt ● bedeutet Anwenden von physischem, psychischem oder sozialem Zwang gegenüber Menschen als rücksichtslos ausgenutzte Macht. Pflegebedürftige alte Menschen sind besonders gefährdet, Opfer von Gewalt zu werden, da sie häufig körperlich schwach sind und sich nicht mehr gut äußern können. Die Situation der Abhängigkeit gibt Pflegenden eine Machtposition, die z. B. auf Grund von Hilflosigkeit oder Überforderung in Gewalt münden kann. Umgekehrt kann auch Gewalt von pflegebedürftigen Menschen gegenüber ihren Pflegepersonen ausgehen. Dabei handelt es sich häufig um Formen psychischer Gewalt. Gewalt lässt sich nach Johan Galtung7 in drei miteinander in Wechselwirkung stehende Dimensionen (Gewaltdreieck) unterteilen – ► per6 Hans SELYE (1907-1982), österreichisch-kanadischer Mediziner, Biochemiker, Stressforscher 7 Johan GALTUNG (*1930), norwegischer Soziologe, Politologe und Mathematiker, Friedensforscher

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sonale, ► strukturelle und ► kulturelle Gewalt. Verschiedene Formen der Gewalt bedingen und fördern sich gegenseitig. Was mit leichten Formen von Vernachlässigung beginnt, kann sich steigern und mit Misshandlung bis hin zur Tötung enden (Gewaltspirale). Helfersyndrom ● Der Begriff wurde geprägt von Wolfgang Schmidbauer8. Betroffene, häufig Angehörige sozialer Berufe, fallen auf durch gesteigerte Hilfs- und Aufopferungsbereitschaft. Sie stellen eigene Bedürfnisse zurück hinter denen der von ihnen gepflegten oder betreuten Menschen. Sie bauen eine scheinbar omnipotente (allmächtige) Fassade auf, erwecken den Eindruck, sie könnten alle Herausforderungen bewältigen. Dabei wird die Frage, ob ihre Hilfe erwünscht ist, gar nicht gestellt. Sie stülpen ihre Unterstützung anderen quasi über. Das Verhalten dient in erster Linie dazu, eigenes Selbstwertgefühl zu steigern und psychische oder soziale Probleme zu bewältigen. Ursprünge liegen oft schon in der Kindheit der Betroffenen, wenn sie sich an den Idealvorstellungen einer Bezugsperson orientiert haben und mehr für angepasstes Verhalten als für ihre Persönlichkeit geliebt wurden. Oft liegt dem Helfersyndrom eine narzisstische (Narzissmus = Eigenliebe, Selbstliebe) Kränkung zugrunde. Betroffene übersehen eigene körperliche und seelische Grenzen, vernachlässigen eigene Bedürfnisse und erwarten von anderen Dankbarkeit und Anerkennung. Helferpersönlichkeiten verursachen Konflikte für sich selbst (► Burnout-Syndrom) und andere, z. B. –– Entmündigen von gepflegten oder betreuten Menschen, –– Stören der Zusammenarbeit im Team, –– Ignorieren von Pflegezielen … Kulturelle Gewalt ● entsteht, wenn unterschiedliche kulturelle Einflüsse und Erwartungen aufeinanderprallen. Beispiele: Abwertende Haltung gegenüber Alter oder Geschlecht, Ignorieren religiöser Bedürfnisse, Missachtung von Hygiene- oder Speiseregeln … 8 Wolfgang SCHMIDBAUER (*1941), Psychologe und Psychoanalytiker, Autor

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Mobbing ● (engl. to mob = pöbeln, belästigen) bezeichnet wiederholte schikanöse Handlungen einer oder mehrerer Personen, die sich gegen eine Einzelperson oder eine Personengruppe richten können. Die betroffene Person wird in einem lang andauernden Mobbingverlauf am Arbeitsplatz und zunehmend zusätzlich im Internet (► Cybermobbing) stigmatisiert (gebrandmarkt), bloßgestellt und gedemütigt, oft in krimineller Weise. Ziel ist meist, die gemobbte Person in ihrem Ansehen zu schädigen, sie aus einer Gemeinschaft oder ihrer Position am Arbeitsplatz zu vertreiben. Mobbingfolgen ● sind vielfältig. Sie reichen von schweren psychischen und physischen Störungen bis hin zum Suizid. Mobbinghandlungen ● Typische Verhaltensweisen sind z. B. üble Nachrede, Verdächtigungen, persönliche Angriffe, Drohungen, sexuelle Belästigung, lächerlich machen, Gerüchte verbreiten, Intrigen, Kontaktverweigerung, Isolieren, Angriffe auf die Privatsphäre usw. Expert*innen beschreiben 45 Mobbinghandlungen, die sich auf fünf Bereiche verteilen: 1. Die Möglichkeiten, sich mitzuteilen. 2. Die sozialen Beziehungen. 3. Das soziale Ansehen. 4. Die Qualität der Berufs- und Lebenssituation. 5. Die Gesundheit. Mobbinghilfe ● Betroffene sollten die Opferrolle nicht annehmen, sondern rechtzeitig selbst aktiv werden. Dazu gehören je nach Phase des Verlaufs unterschiedliche Maßnahmen, z. B. –– Situation analysieren, eigenes Verhalten überprüfen, –– Handlungen exakt dokumentieren (Beweislast liegt beim Opfer!), –– Gespräch mit Mobbenden suchen, –– Instanzenweg innerhalb des Betriebs nutzen (Vorgesetzte, Arbeitnehmervertretung …),

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–– vom Beschwerderecht nach dem Betriebsverfassungsgesetz9 Gebrauch machen, –– Unterstützung unbeteiligter Kolleg*innen suchen, –– bei Straftatbestand Anzeige erstatten, –– Selbsthilfegruppe und/oder Beratungsstelle aufsuchen (bei unterschiedlichen Trägern angesiedelt, Adressen im Internet). Lässt sich durch die unterschiedlichen Maßnahmen die Situation nicht verbessern, ist oft die Kündigung zum Schutz der eigenen Gesundheit nötig. Mobbingopfer ● kann im Prinzip jeder Mensch werden, die typische Opferpersönlichkeit gibt es nicht. Gemobbte gibt es auf allen Ebenen der Hierarchie, obwohl häufiger Chefs ihre Untergebenen mobben als umgekehrt. Auch das Geschlecht spielt keine Rolle. Dagegen sind vergleichsweise häufig neue Mitarbeitende als Gemobbte betroffen, außerdem Menschen, die anders sind, z. B. wegen ihrer Herkunft, ihrer äußeren Erscheinung, ihrer religiösen oder sexuellen Orientierung usw. Mobbingursachen ● Als mögliche Ursachen werden persönliche Gründe beschrieben wie Antipathie gegen die gemobbte Person, Neid oder Frustration der Mobbenden. Daneben wird das Phänomen auf innerbetriebliche Ursachen zurückgeführt wie ► autoritären Führungsstil, ungünstige Zusammensetzung von Arbeitsgruppen, wirtschaftliche Faktoren, Mängel in der Arbeitsorganisation usw. Personale Gewalt ● beschreibt die direkte Form, bei der eine Person physische oder psychische Gewalt gegenüber einem anderen Menschen ausübt. Beispiele: Grob anfassen, Nahrung zu schnell anreichen, Bewegungsradius einschränken, Bedürfnisse ignorieren, nachlässig pflegen, anschreien, unangemessene Sprache benutzen …

9 § 84 I BetrVG Beschwerderecht

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Stress ● (engl. = Druck, Anspannung) bezeichnet einen Zustand, in dem sich der Mensch befindet, nicht dessen Ursache; die Ursache bzw. der Auslöser ist der ► Stressor. Stress betrifft fast alle Menschen in beinahe allen Lebensbereichen. Ursprünglich stammt der Begriff aus dem Naturbereich und bezeichnete dort Druck- und Spannungsverhältnisse, auch in der Geologie bei tektonischen Vorgängen (Bewegungen in der Erdkruste). „1936 wurde das Wort von dem Stressforscher H. Selye10 in den physisch-psychischen Bereich übertragen und entwickelte sich seither zu einem Sammelbegriff für eine Vielzahl unterschiedlicher Einzelphänomene, für die ein Zustand erhöhter Aktivierung des Organismus (verbunden mit einer Steigerung des emotionalen Erregungsniveaus) kennzeichnend ist; im neutralen Sinn bezeichnet Stress die unspezifische Anpassung des Organismus an jede Anforderung.“11 Kennzeichnend für Stress ist eine erhöhte Aktivierung des Organismus zur Anpassung an Anforderungen. Stress ist zunächst neutral, ein lebenswichtiger Vorgang und ein natürlicher Verteidigungsmechanismus. Selye12 unterschied zwischen ► Eustress und ► Distress. Stressbewältigung ● Am Anfang der Stressbewältigung sollte die Analyse stehen: –– Welche sind meine Stressoren? –– Wie reagiere ich auf Belastungssituationen? –– Welche sind meine persönlichen Bewältigungsansätze? Grundsätzlich gibt es drei Ansatzpunkte: 1. Bei den Stressoren – Die Umwelt verändern (Stressoren ausschalten, verringern, vermeiden …) 2. Bei der eigenen Person – Sich selbst verändern (stabiler werden, aktiv entspannen, Belastbarkeit erhöhen, Fertigkeiten aufbauen, Situationen anders bewerten …) 10 Hans SELYE (1907-1982), österreichisch-kanadischer Mediziner, Biochemiker, Stressforscher 11 Aus: Brockhaus Online-Enzyklopädie, https://brockhaus.de/ecs/enzy, letzte Abfrage 10.01.2020 12 Hans SELYE (1907-1982), österreichisch-kanadischer Mediziner, Biochemiker, Stressforscher

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3. Bei der Stresssituation – Die Erregung drosseln (Spitzen kappen, Aufschaukeln verhindern durch Ausschalten, Entschärfen oder Vermeiden der Reize). Beispiele: Streitigkeiten im Pflegeteam – Schicht oder Wohnbereich tauschen; Fachliche Unsicherheiten mit Pflegesituationen – Fortbildung besuchen … Stressor ● ist ein Reiz oder Einfluss, der Stressreaktionen auslöst. Das können innere oder äußere Anforderungen sein. Der Organismus teilt auf ihn einwirkende Reize in positive und negative ein. Was als negativ gewertet wird, kann individuell sehr unterschiedlich sein. Beispiel: Person A hört gern Musik gern mit hoher Lautstärke und empfindet das als positiv. Person B empfindet dieselbe Musik mit derselben Lautstärke als unangenehm. Bei langfristiger Einwirkung dieses Reizes kann die Musik für B zum Stressor werden. Mögliche Stressoren sind Zeitdruck, Hetze, ungenaue Anweisungen und Vorgaben, Verantwortung, Konflikte mit Kolleg*innen, Auseinandersetzungen mit Bewohner*innen, ungerechtfertigte Kritik, dauerndes Klingeln, Informationsüberflutung, neuer Verantwortungsbereich, Misserfolge, Lärm, Streit usw. Doch was für den einen Stressor, ist für die andere ein Motivationsfaktor. Ob ein Reiz eine Stressreaktion auslöst, hängt ab von –– individueller Haltung und Bewertung, –– Erfahrung, Grad der Bekanntheit, –– Vorhersehbarkeit, –– Kontrollierbarkeit. Eigentlich positive Reize können negativ wirken, wenn sie zu plötzlich, zu massiert, zu intensiv auftreten. Stressphasen ● Nach Selye13 sind physiologisch drei Phasen einer Stressreaktion zu unterscheiden: ► Alarm-Phase, ► Widerstands-Phase, ► Erschöpfungs-Phase.

13 Hans SELYE (1907-1982), österreichisch-kanadischer Mediziner, Biochemiker, Stressforscher

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Diese Abfolge von Stressreaktionen wird klassisch auch als ‚Adaptationsoder Anpassungssyndrom‘ bezeichnet. Stressreaktionen ● können auf vier Ebenen positiv wie negativ erfolgen: 1. Kognitiv, 2. emotional, 3. vegetativ-hormonell, 4. muskulär. Strukturelle Gewalt ● ist Folge gesellschaftlicher Bedingungen und geht nicht von einzelnen Personen aus. Die Ursachen liegen in den Strukturen einer Organisation. Beispiele: Mangelhaft qualifiziertes Personal, zu wenig Personal, starrer Tagesablauf, unklare Verantwortlichkeiten … Teamarbeit ● Die Zusammenarbeit im Team läuft – ambulant wie stationär – nicht immer reibungslos. Häufig kommt es zu Konflikten die die Qualität der Arbeit belasten und gleichzeitig für die einzelnen Mitarbeitenden ► Stress bedeuten. Auslöser oder Ursachen können sein: –– Unklare Aufgabenverteilung, fehlende Ansprechpartner*innen, –– Mangel an Information und Kommunikation, –– Mangel an gegenseitiger Anerkennung zwischen den Berufs- und Qualifikationsgruppen, –– Fehl- und Krankheitszeiten, –– Gruppenverantwortung – Konsequenzen für Fehlverhalten anderer mittragen … Gutes Arbeitsklima, klare Führungsstrukturen und qualifizierte Mitarbeitende mit sozialen Kompetenzen tragen wesentlich zu einem funktionierenden Team bei. Widerstands-Phase ● In dieser zweiten Phase der Stressabfolge erfolgt eine Anpassung (Adaptation). Die Widerstandsfähigkeit gegen chronische oder regelmäßig wiederkehrende Belastungen durch den ursprünglichen Stressor wird erhöht. Gleichzeitig reduziert sich oft die Stresstoleranz gegenüber anderen Stressoren.

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Selbstpflege Austausch ● Der Austausch mit anderen Menschen über berufliche Belange ist wichtig für das eigene Wohlbefinden in der Arbeitswelt. Es weitet den Blick und erhöht die Bereitschaft, sich selbstkritisch mit eigenem Verhalten auseinanderzusetzen, Neues auszuprobieren und sich auf Situationen einzulassen. Wer über den Tellerrand schaut, auch in andere Tätigkeitsbereiche innerhalb der eigenen Einrichtung oder des gleichen Arbeitsfeldes, findet oft leichter Lösungen für eigene Herausforderungen. Solcher Austausch kann ganz konkret und persönlich innerhalb der eigenen Einrichtung in kollegialer Form stattfinden, aber auch im Rahmen von Fortbildungen oder Veranstaltungen von ► Berufsverbänden oder virtuell in Fachforen. Autogenes Training ● ist ein Verfahren konzentrativer Selbstentspannung, entwickelt von J. H. Schultz14. Dabei werden – ausgehend von einer bequemen Position im Liegen oder Sitzen – autosuggestiv formelhafte Sätze gesprochen wie „Ich bin ganz ruhig“, „Meine Arme werden schwer“ usw. Schwere und Wärme in den Gliedmaßen werden hervorgerufen und führen zur Beruhigung von Puls und Atmung, zur Entspannung. Coping ● (engl. to cope = mit jemandem/etwas fertig werden, bewältigen) ist der Fachbegriff für das Verarbeiten psychischer Belastungen, die durch arbeitsbezogene oder private Krisen, Erkrankungen, als negativ empfundene Lebensereignisse verursacht werden (► Stress). Menschen entwickeln in der Regel Strategien, um mit solchen Situationen umzugehen und erreichen dabei eine mehr oder minder gut entwickelte Fähigkeit (► Copingstrategie). Copingstrategie ● bezeichnet das Umgangsverhalten von Menschen mit als schwierig empfundenen Lebensereignissen und -phasen. Es wird zwischen konstruktiven (lat. constuere = aufbauen; fördern) und destruktiven (lat. destruere = zugrunde richten, zerstören) Copingstrategien unter14 Johannes Heinrich SCHULTZ (1884-1970), deutscher Neurologe und Psychotherapeut

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schieden. Konstruktive Strategien suchen nach einer langfristigen und nachhaltigen Problemlösung, destruktive wie exzessiver Alkohol- oder Drogenkonsum haben eher Ablenkungscharakter. Wer im Lauf des Lebens gelernt hat, schwierige Situationen zu bewältigen, kommt mit den Belastungen des Berufslebens leichter zurecht als andere. Entspannung ● bezeichnet in der Psychologie einen „Zustand gedämpfter Reaktionsbereitschaft während des Wachseins; verbunden mit Verlangsamung der Atmung, Absinken der Herzschlagfrequenz und der Muskelspannung (bei oft gleichzeitiger hoher geistiger Konzentration). Entspannung kann durch verschiedene Techniken (Meditations- und Biofeedbackverfahren, autogenes Training u. a.) herbeigeführt werden.“15 Menschen finden auf unterschiedliche Weise zur Entspannung – was für den einen Sport oder ein Spaziergang, ist für die andere Zeit mit einem interessanten Buch oder Musik oder Spielen oder … Das alles ist wichtig zum Ausgleich für arbeitsbedingte Belastungen. Doch sinnvoll ist zusätzlich gezielte Bewegung zum Verarbeiten der durch ► Stress aufgebauten Energie und gezielte ► Entspannungstechniken. Außerdem gehört eine gesunde Lebensweise mit abwechslungsreicher Ernährung und ausreichend erholsamem Schlaf zur ► Psychohygiene. Entspannungstechniken ● oder -methoden dienen dazu, Stress- und Belastungsreaktionen zu mindern. Sie umfassen Übungen zur körperlichen und geistigen Anspannung. Bewährte Verfahren sind z. B. ► autogenes Training, ► Progressive Muskelentspannung, ► Yoga, ► Feldenkrais-Methode oder ► Meditation. Um solche Techniken auszuprobieren, die individuell geeignete zu finden und richtig zu lernen, ist es sinnvoll einen Kurs zu besuchen. Entsprechende Angebote gibt es bei Volkshochschulen, Krankenkassen, Sportvereinen, Fitnessstudios usw.

15 Aus: Brockhaus Online-Enzyklopädie, https://brockhaus.de/ecs/enzy, letzte Abfrage 10.01.2020

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Feldenkrais-Methode ● Berührung und Bewegung bilden den Kern der Methode, benannt nach ihrem Entwickler Moshé Feldenkrais16. Es geht um sinnliche Wahrnehmung von Bewegen und Bewegtwerden, das Erspüren am eigenen Leib. Es gilt neue Bewegungsmuster zu schaffen, Koordination zu verbessern und so Anstrengung zu reduzieren. Fortbildung ● ist für Mitarbeitende in der Altenpflege zwar nur begrenzt gesetzlich geregelt, liegt aber in jedem Fall im Interesse der Arbeitnehmer*innen. Nur wer sein Wissen auf einem aktuellen Stand hält, sich regelmäßig über Neuerungen informiert, kann fachlichen Anforderungen gelassen entgegensehen. Wissen gibt (Selbst-)Sicherheit. Fortbildungen haben unterschiedliche Dauer, meistens zwischen zwei Stunden und zwei Tagen. Bei der beruflichen Fortbildung geht es darum, die vorhandene berufliche Bildung –– zu erhalten (vorhandenes Wissen auffrischen, aktualisieren), –– anzupassen (an technische Neuerungen, Einsatz neuer Geräte ...), –– zu erweitern (bei Neuverteilung von Aufgaben …), –– auszubauen (für mehr Befugnisse, höheres Gehalt …). Im Gegensatz zur beruflichen ► Weiterbildung ist die Fortbildung an der Ausübung des aktuellen Jobs orientiert und auf die damit verbundenen Aufgaben ausgerichtet. In der Praxis werden jedoch die beiden Begriffe Fort- und Weiterbildung häufig gemeinsam bzw. synonym benutzt. Beispiele: Vortrags-, Halbtages- oder Tagesveranstaltungen zu Dekubitusprophylaxe, Sturzprophylaxe, Wundversorgung, Beatmungsformen, Kognitionstraining, Kommunikation … Meditation ● dient der Besinnung, Sammlung und Selbstfindung durch völliges Abwenden von der Betriebsamkeit der Außenwelt, oft begleitet von meditativen Klängen. Diese in vielen Religionen und Kulturen praktizierte Form der völligen Konzentration auf eine Mitte hilft auch Pflegenden, zu sich selbst zu finden. 16 Moshé FELDENKRAIS (1904-1984), israelischer Neurophysiologe und Physiker

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Positives Denken ● lässt sich lernen. Es ist wichtige Voraussetzung für Zufriedenheit und Erfolg im Beruf wie im Privatleben, es hält handlungsfähig und lässt Menschen nach einem Misserfolg wieder aufstehen. Dabei geht es keineswegs darum, Negatives auszublenden, sondern umgekehrt die erfreulichen Seiten der Altenpflege zu sehen, z. B. –– das glückliche Gesicht einer Bewohnerin nach der Körperpflege, –– das Dankeschön einer Tochter, die sich freut, dass die Mutter wieder aufstehen kann, –– die Erleichterung der Patientin, als die Pflegekraft ihr mit verständlichen Worten die ärztliche Diagnose erklärt, –– den alten Herrn mit Demenz, der sich an den Namen der Pflegekraft erinnert, –– die Teilnehmerin in der Aktivierungsrunde, die sich über ihren Erfolg beim Lösen einer Aufgabe freut, –– die Begeisterung der Mannschaft, die beim Kegelspiel gewinnt … Manchmal hilft es, nach jedem Dienst auf dem Nachhauseweg einen Moment innezuhalten und konkret einen solchen Moment zu benennen. Das trägt dazu bei, die Freude an der Arbeit zu behalten. Progressive Muskelentspannung ● bzw. -relaxation ist ein Verfahren mit aktiver muskulärer An- und Entspannung. Edmund Jacobson17 entwickelte diese vergleichsweise einfach zu erlernende Methode, nachdem er in Studien nachgewiesen hatte, dass sich ► Stress bei jedem Menschen in muskulösen Verspannungen äußert. Er fand außerdem heraus, dass eine Verminderung der Muskelspannung die Aktivität des zentralen Nervensystems herabsetzt und so zur ► Entspannung führt. Die Übungen lenken die Aufmerksamkeit der Trainierenden auf einzelne Muskelgruppen, die für jeweils fünf bis zehn Sekunden angespannt werden, z. B. eine Faust ballen. Danach wird doppelt so lange entspannt, begleitet von bewusster Wahrnehmung der Empfindungen. Das sich so entwickelnde Körperbewusstsein führt schließlich zur Entspannung.

17 Edmund JACOBSON (1885-1976), US-amerikanischer Arzt und Physiologe

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Psychohygiene ● ist als Teilgebiet der Psychologie die Wissenschaft von der Erhaltung seelischer und geistiger Gesundheit. Sie beschäftigt sich mit den Lebensumständen, die sich begünstigend oder schädigend auswirken können, auch im Hinblick auf ► psychosmatische Erkrankungen. Sich um die eigene Gesundheit zu kümmern, sowohl die körperliche als auch die seelische, bleibt weitgehend private Verantwortung und Aufgabe der Pflegekräfte selbst, kommt ihnen jedoch auch privat zugute. Psychosomatik ● (gr. soma = Leib, Körper) beschäftigt sich als Teilbereich der Medizin ganzheitlich mit der Bedeutung psychischer Vorgänge für Entstehen und Verlauf körperlicher Erscheinungen und Erkrankungen. Resilienz ● (lat. resilire = zurückspringen, abprallen, zusammenschrumpfen) ist die psychische Widerstandskraft des Menschen, seine Stärke, (Lebens-) Krisen zu meistern und ohne langfristige Beeinträchtigungen zu überstehen. Selbstpflege ● bedeutet die Bereitschaft des Menschen, Verantwortung für die eigene körperliche und seelische Gesundheit zu übernehmen. Dazu gehört die Kompetenz, eigene Ressourcen und realistisch einzuschätzen, eigene Belastungen und Bedürfnisse bewusst wahrzunehmen und für den Erhalt der Gesundheit zu sorgen. Zielgerichtete Maßnahmen zum Ausgleich von arbeitsbedingten Belastungen sind für Pflegeprofis wesentlicher Teil der Selbstpflege. Soft Skills ● sind personale und soziale Kompetenzen, die in der Pflege mehr noch als in vielen anderen Berufen gebraucht werden. Das Umgehen mit alten Menschen braucht viel mehr als nur medizinisch-pflegerisches Fachwissen. Wer Fähigkeiten wie Empathie, Verantwortungsbewusstsein, Teamfähigkeit, Eigeninitiative, Motivation, Lernbereitschaft, Selbstständigkeit, Flexibilität usw. mit in die Waagschale werfen kann, hat bessere Chancen bei Arbeitgebern als andere und findet eher den eigenen Wunscharbeitsplatz. Dieselben Fähigkeiten sind wesentlicher Teil des

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Selbstmanagements und schützen die Arbeitnehmer*innen gleichzeitig vor eigener Überforderung. Studium ● ist für Altenpfleger*innen mit Berufserfahrung auch ohne Abitur möglich. Die genauen Voraussetzungen variieren – je nach Studiengang und Hochschule. Ein Studium ist in Vollzeit oder dual, also eng verknüpft mit praktischer Arbeit möglich, auch als Fernstudium. Weiterbildung ● Berufliche Weiterbildung muss nicht zwingend in Verbindung zum aktuell ausgeübten Job stehen. Dabei geht es in erster Linie darum, das eigene Qualifikationsprofil auszubauen, eine Zusatz- oder Höherqualifikation zu erreichen. Das bedeutet nicht automatisch, dass nach erfolgtem Abschluss der Arbeitgeber die betroffene Person in eine höhere Position übernimmt. Weiterbildungen haben in der Regel eine Dauer von mehreren Tagen, Wochen oder Monaten, erfolgen häufig in Form von Veranstaltungsblöcken. Beispiele: Weiterbildung zur Wohnbereichs-/Pflegedienst-/Einrichtungsleitung, Studium in unterschiedlichen Fachbereichen, Fachkraft für Gerontopsychiatrie … Yoga ● ist ein ganzheitlicher Ansatz, der Körper, Geist und Seele in Einklang bringen soll. Die Wurzeln dieses philosophisch-religiösen Meditationssystem mit vielen unterschiedlichen Ausprägungen liegen in Indien und werden im 2. Jahrhundert v. Chr. vermutet. In der westlichen Welt am meisten verbreitet das Hatha-Yoga, das die Körperübungen betont. Dazu gehören Muskelan- und -entspannung, Konzentrations- und Atemübungen und Meditation. Zeitdruck/Zeitmangel ● Viele Pflegende erleben und beschreiben ihre Arbeitssituation als geprägt von hohem Zeitdruck bzw. Zeitmangel. Häufig besteht dieser Zwang auch objektiv. In anderen Fällen ist er jedoch von eigenen Erwartungen und Idealvorstellungen verursacht. Der Wunsch, den alten Menschen mehr zu geben, auf ihre emotionalen und sozialen Bedürfnisse intensiver einzugehen, lässt sich im Pflegealltag oft nicht umsetzen. Lassen sich eigene Ansprüche der Mitarbeitenden an die Qualität

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ihrer Pflege nicht realisieren, müssen sie häufig wider besseres Wissen handeln, sinkt die Arbeitszufriedenheit spürbar. Wichtig ist, realistische Vorstellungen davon zu entwickeln, was leistbar ist und sich für entsprechende Rahmenbedingungen aktiv einzusetzen. Gleichzeitig ist es erforderlich, selbstkritisch zu überprüfen, ob der empfundene Zeitdruck tatsächlich vorhanden ist oder ob er mit (unzureichender) Selbstorganisation zu tun hat.

Attraktiver Arbeitsplatz Anerkennung ● Einer der Gründe dafür, dass Mitarbeitende aus der Altenpflege aussteigen und in andere Berufe wechseln, ist fehlende Anerkennung. Im Bereich der gesellschaftlichen Anerkennung hat sich in den letzten Jahren viel Positives getan. Arbeitgeber können durch aktive ► Öffentlichkeitsarbeit dazu beitragen, dass sich diese Entwicklung weiter fortsetzt. Gleichzeitig haben sie die Möglichkeit, im eigenen Betrieb und beim eigenen Personal konkret damit anzufangen. Anerkennung kann materiell erfolgen, aber es gibt auch viele Beispiele, die nichts kosten. Wer ein offenes Ohr für Mitarbeitende hat, gute Arbeit nicht selbstverständlich hinnimmt, sondern bei passender Gelegenheit lobt, besondere Leistungen öffentlich herausstellt und würdigt, nicht nur oberste Verantwortliche lobt, sondern alle, die an einem Erfolg beteiligt sind, ist auf einem guten Weg. Andere Formen der Anerkennung sind z. B. –– kostenfreie Getränke (Wasser, Kaffee), –– Gutscheine für Kulturveranstaltungen mit Familie als Dank fürs Einspringen, –– Teambildende Maßnahmen wie Ausflüge, sportliche Veranstaltungen, –– Dienst-E-Bike oder Auto, –– Wellness-Wochenenden … –– und selbstverständlich angemessene Bezahlung.

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Arbeitszufriedenheit ● hängt gleichermaßen von Faktoren ab, die der Arbeitgeber festlegt und solchen, die Arbeitnehmer*innen selbst zu verantworten haben. Vom Arbeitgeber zu beeinflussende Faktoren sind u. a. Führungsqualitäten der Leitungskräfte, Betriebsklima, pflegefachliche Qualität, Kontinuität, Transparenz, bauliche Ausstattung, Fort- und Weiterbildungsangebot, Aufstiegsmöglichkeiten … Bildung ● Wer gut qualifizierte Mitarbeit des Personals möchte, muss in Bildungsmaßnahmen investieren. Gezielt geplante Maßnahmen wie Inhouseschulungen, regelmäßige Teilnahme der Mitarbeitenden an externen Veranstaltungen, gehören ebenso dazu wie der Besuch von Messen und Kongressen, das Vorhalten von Fachliteratur usw. Sinnvoll ist außerdem die individuelle Karriereplanung gemeinsam mit den Mitarbeitenden samt Absprachen über Art, Umfang, Zeitpunkte und Kostenverteilung. Coaching ● ist eine Form der ► Supervision, die sich meist an Führungskräfte richtet. Dienstplan ● In der Pflege sieht kaum ein Dienstplan am Ende des Monats so aus wie zu Beginn vorgesehen. Krankheitsausfälle, spontane Freiwünsche etc. erfordern Änderungen. Dennoch ist ein gewisses Maß an Stabilität wünschenswert und machbar. Wer die Kunst der Dienstplangestaltung beherrscht, nutzt damit ein wichtiges Steuerungsinstrument im Hinblick auf Arbeitszufriedenheit und Pflegequalität. Mindestens vier Wochen vor dem ersten Geltungstag sollte der Plan allen Betroffenen vorliegen, damit sie ihr Privatleben planen können. Die Wochenenden brauchen einen deutlich noch längeren Vorlauf. Zusammenhängende freie Tage sollten nicht nur in der Woche, sondern auch am Wochenende regelmäßig gewährt werden. Schnelle Wechsel von einer Früh- in die Spätschicht sind ein No-Go. Die Ausdehnung der Tagesarbeitszeit auf mehr als acht Stunden sollte die Ausnahme sein. Im Idealfall berücksichtigt ein Jahresüberblick vorausschauend Urlaub, Fortbildungen und Schulzeiten von Auszubildenden. So werden Engpässe

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frühzeitig deutlich und lassen Gegensteuern zu. Wer die vertraglich vereinbarten Arbeitszeiten von Mitarbeitenden nur zu rund 80 Prozent einplant und nicht komplett ausschöpft, bewahrt sich Reserven für Unvorhergesehenes. Ein geplantes Ausfallmanagement hilft, Notsituationen zu bewältigen: Arbeitsplan für eine Schicht mit geringerer Besetzung bei kurzfristigem Ausfall; festgelegte Einspringreihenfolge, um nicht immer dieselben Personen zu belasten und Unterstützung durch Zeitarbeit bei längeren Engpässen … Einzelsupervision ● ist eine Form, bei der es ganz individuell um Entwickeln und Erweitern sozialer Kompetenzen einer einzelnen Person geht, die dann im Mittelpunkt der Betrachtung durch den Supervisor bzw. die Supervisorin steht. Flexible Arbeitszeitmodelle ● berücksichtigen Bedürfnisse von Mitarbeitenden in unterschiedlichen Lebenssituationen hinsichtlich Lebensalter, Familiensituation, Freizeitinteressen usw. Die Möglichkeiten sind vielfältig: Flexible Dienstzeiten, Teilzeitarbeit, Jahresarbeitszeitkonten, menschengerechte Schichtzeiten, verlässliche Frei-Tage am Stück, zusammenhängende Urlaubszeiten, geregelte Pausen usw. Gesundheitsförderung ● Manche Arbeitgeber halten für ihr Personal gezielte Angebote zur Gesundheitsförderung bereit. Möglichkeiten sind –– regelmäßige Bewegungseinheiten am Arbeitsplatz, –– eigene Fitnessräume, –– Zuschuss zur Mitgliedschaft im Sportverein oder Fitnessstudio, –– gesunde Mahlzeiten, –– Ruhezonen für kurze Auszeiten … Gruppensupervision ● bezeichnet ► Supervision, die in einer Gruppe durchgeführt wird. Dabei kommen die Teilnehmenden – im Gegensatz zur ► Teamsupervision – aus unterschiedlichen Einrichtungen und Arbeitsbereichen.

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Hilfsmittel ● Viele Arbeitgeber stellen ihren Mitarbeitenden umfangreiche Hilfsmittel zur Verfügung wie Transfer- und Hebehilfen etc. Damit Hilfsmittel tatsächlich im Arbeitsalltag eingesetzt werden und ihre gesundheitsschonende Wirkung entfalten können, müssen genügend Exemplare verfügbar sein und ausreichende Einweisung in die Handhabung erfolgen. Intervision ● ist eine kollegiale oder professionelle Selbsthilfe-Beratung, bei der die klassische ► Supervision mit vielfältigen Möglichkeiten der ► Fort- und ► Weiterbildung kombiniert wird. Der Kostenaufwand dabei ist vergleichsweise gering. In Teamarbeit werden Fallbeispiele analysiert und mit teils kreativen Methoden bearbeitet. Personal ● In der Altenpflege sind unterschiedliche Berufsgruppen mit verschiedenen Qualifikationen im Einsatz. Sie arbeiten in Pflege, sozialer Betreuung, Hauswirtschaft, Technik, Verwaltung und Therapie. Wichtig für das Arbeitsklima ist der interprofessionelle, gegenseitige ► Austausch, das Interesse an den Tätigkeiten in anderen Bereichen innerhalb der gleichen Einrichtung. Nur wer weiß, was die Kolleg*innen leisten, kann deren Arbeit wertschätzen. Der Austausch lässt sich vor allem durch guten Führungsstil und förderliche Organisationsstrukturen positiv beeinflussen; gleichzeitig sind Engagement und Eigeninitiative der Mitarbeitenden unerlässlich. Beispiel: Pflege und soziale Betreuung arbeiten Hand in Hand, wenn die ‚Personenchemie‘ stimmt. Doch nicht nur Sympathie, sondern auch in der Struktur vorgesehene gemeinsame Besprechungen helfen, außerdem Gelegenheiten zum Austausch in Kommunikationsecken in Sozialräumen, eingeplante Schnuppertage in den jeweils anderen Arbeitsbereichen usw. Personalbemessung ● Wie viel Personal mit welchen Qualifikationen in einer Altenpflegeeinrichtung im Einsatz ist, bestimmt wesentlich die Qualität der Pflege. Der Personalschlüssel für die stationäre Altenpflege ist in den Bundesländern unterschiedlich geregelt. Er ist grundsätzlich gebunden an die Vorgaben der Pflegestärkungsgesetze und richtet sich

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nach Anzahl und Pflegegraden der Bewohner. Je höher die Pflegegrade, desto niedriger die Anzahl der Menschen, um die sich eine einzelne Pflegekraft kümmern muss. Die Belegungsquote einer Einrichtung und die Verteilung der Pflegegrade bestimmen die tatsächliche Personalsituation. Gute Personalplanung ist eine herausfordernde Aufgabe. Ziel ist, die täglichen Aufgaben für Pflegende und Gepflegte zufriedenstellend zu bewältigen. Attraktive Arbeitsplätze bieten Einrichtungen, in denen nicht ständig am Limit gearbeitet wird, sondern in denen genügend Fach- und Assistenzkräfte für alle Bereiche zur Verfügung stehen. Gelegentliche Engpässe werden durch Einsatz von Personal qualifizierter Zeitarbeitsfirmen ausgeglichen. Ansonsten herrscht hohe Kontinuität im Personalbestand. Supervision ● (lat. supervidere = etwas von oben überblicken) ist ein Verfahren, bei dem Einzelpersonen (► Einzelsupervision), Teams (► Teamsupervision), Gruppen (► Gruppensupervision) oder Organisationen mit Hilfe einer externen Supervisorin oder eines Supervisors arbeitsbezogene Probleme reflektieren. Ziele sind –– Wiedergewinnen von Ressourcen im Arbeitsfeld, –– Unterstützung bei immer komplexer werdenden Verflechtungen und Situationen in Organisationen, –– Unterstützung im Bereich des Lernens und Leitens. Supervision ist eine Maßnahme zur Qualitätssicherung, vor allem in sozialen und pädagogischen Arbeitsfeldern und dient neben der Pflegequalität auch der Gesundheitssorge für die Mitarbeitenden. Verwandte Formen sind ► Coaching und ► Intervision. Supervisionsprozess ● dauert in der Regel über einen Zeitraum von ca. 30 bis 40 Sitzungen in unterschiedlichem Rhythmus. Manche Träger bieten Mitarbeitenden auch präventiv ► Supervision an, dann ständig in einem regelmäßigen Takt, z. B. einmal monatlich.

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Supervisor*in ● ist eine in ► Supervision speziell ausgebildete Person, die beobachtend und beratend arbeitsbezogene Prozesse begleitet. Teamsupervision ● Dabei findet die ► Supervision für ein (multiprofessionelles) Team, das im Alltag zusammenarbeitet, gemeinsam statt. Transparenz ● erhöht die Zufriedenheit von Mitarbeitenden erheblich. Wer weiß, wer was tut, warum welche Entscheidungen getroffen werden und wie die Aufgaben- und Kompetenzverteilung in einer Einrichtung ist, steht eher hinter dem eigenen Träger als bloße Auftragsempfänger. Bewusste Information des und Kommunikation mit dem Personal dient der Qualität.

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KOMMUNIKATION Miteinander verständigen Kommunikation ist aus unserer Gesellschaft nicht wegzudenken. Zwar haben Menschen zeitlebens miteinander kommuniziert, aber vermutlich nicht so viel darüber gesprochen wie wir heute. Oft verbinden wir in Gedanken Kommunikation mit digitalisierter Technik und sozialen Netzwerken, die heute Nachrichtenübermittlung und Informationsaustausch erleichtern. Gleichzeitig scheint die analoge Verständigung, das Miteinander, oft in den Hintergrund zu rücken. Altenpflege ist Beziehungsarbeit, die das Grundbedürfnis nach menschlichem Kontakt und Gemeinschaft ernst nimmt. In kaum einem anderen Beruf entsteht so große Nähe zwischen Menschen. Verständigung ist hier keineswegs auf Sprache begrenzt. Wer in der Altenpflege arbeitet, hat mit vielen unterschiedlichen Kommunikationspartner*innen zu tun, muss die allgemeinen Regeln für den professionellen Austausch ebenso kennen und beherrschen wie den Umgang mit alten Menschen und deren Bezugspersonen. Soll die Kommunikation gelingen, gilt es alternsbedingte Veränderungen zu berücksichtigen. Zunehmende Pluralität unserer Gesellschaft mit verschiedenen Sprachen, Kulturen, Religionen und Traditionen macht den Alltag spannend, doch gleichzeitig herausfordernd hinsichtlich der Verständigung. Das gilt für den kollegialen Austausch in Teambesprechungen oder bei der Pflegedokumentation ebenso wie für die Begleitung alter Menschen im Alltag, denn unter Mitarbeitenden wie unter Gepflegten sind innerhalb einer Einrichtung meist Menschen aus vielen verschiedenen Herkunftsländern zu finden.

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KOMMUNIKATION

Lernziele Wissen, –– welchen Gesetzmäßigkeiten die Kommunikation unterliegt. –– wie sich Kommunikation im Alter häufig verändert. –– welche Regeln in der Kommunikation mit Menschen mit Demenz gelten. –– dass alte Menschen oft Unterstützung oder einen Impuls von außen brauchen, um kommunizieren zu können. –– wie Pflege- und Betreuungskräfte alte Menschen ins Gespräch bringen können. –– Körpersprache und Verhalten wichtige Signale senden, die eine Beziehung beeinflussen. –– dass es eine Reihe von Hilfsmitteln gibt, die die Verständigung erleichtern. Verstehen und sich bewusst machen, dass –– Kommunikation ein menschliches Grundbedürfnis und damit lebenswichtig ist. –– Kommunikation in engem Zusammenhang mit Wahrnehmung und mit Kognition steht. –– es manchmal wichtig ist, bewusst die richtigen Worte zu wählen. –– welche Gründe es oft für Missverständnisse gibt. –– Menschen, die nicht (mehr) sprechen (können), dennoch kommunizieren. –– Kommunikation eines der wichtigsten Arbeitsinstrumente in der Altenpflege ist. –– es möglich ist, das eigene Kommunikationsverhalten zu trainieren. –– die Art der Kommunikation je nach Gegenüber variieren kann und sollte.

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Gerontologie – das Altern verstehen

Im Arbeitsalltag –– die eigene Kommunikation beobachten, Unterschiede wahrnehmen bei verschiedenen Kommunikationspartner*innen. –– verschiedene Techniken und Regeln bewusst einsetzen und ausprobieren. –– beobachten, wie der Einsatz von Hilfsmitteln zur Wahrnehmung (Seh- und Hörhilfen …) das Kommunikationsverhalten verändert. –– auf eindeutige Kommunikation achten. –– üben, Gruppengespräche zu moderieren. –– die Verständigung mit Menschen, die Deutsch als Zweitsprache sprechen, bewusst gestalten.

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Personenzentrierte Gesprächsführung

Verbalisieren

Frageformen

Moderation

Techniken & Regeln

Veränderungen im Alter

Organisation

Bedeutung

Auffälligkeiten

Hilfsmittel

Verständigen bei Demenz

Kommunikation Sprache

Gesprächsformen

Ziele

Gesprächspartner*innen

Kommunikationselemente

Kommunikationsebenen

Kommunikationstheorie Watzlawick

Lasswell-Formel

Kommunikationsquadrat

Sprachkenntnis, -niveau

Schrift-, Alltags-, Umgangssprache

Fachsprache

Dialekte

Gesprächsformen

Direkt - indirekt

Paraverbal

Nonverbal

Modelle & Theorien

Arten

Themenübersicht

Humor

Verständlichkeit

Zugang nden

Verbal

KOMMUNIKATION



Gerontologie – das Altern verstehen

Arten Blickverhalten ● als ► nonverbaler Kommunikationskanal ist entscheidender Faktor zum Herstellen oder Abbrechen von Kommunikation. Durch direkten Blickkontakt lassen sich Aufmerksamkeit und Interesse signalisieren. Umgekehrt kann das Fehlen desselben ein Zeichen für Desinteresse, Langeweile oder Abgelenkt-Sein darstellen. Unsicherheit oder Scham, schlechtes Gewissen oder Schüchternheit können Gründe sein, dass jemand einem anderen nicht in die Augen schauen kann. Ähnliches kann häufig der gesenkte Blick bedeuten. Mit Blickkontakt lässt sich ohne Worte vieles sagen. Er kann erste Kontaktaufnahme sein, aber auch weitere Informationen übermitteln. Umgekehrt kann das Verweigern von Blickkontakt Abwehr oder den Wunsch nach Distanz ausdrücken. Der Blick kann z. B. freudig oder traurig, herausfordernd und kritisch oder bejahend offen, unsicher und schüchtern oder selbstsicher und überlegen sein. Zusätzliche Möglichkeiten bieten die Augenlider und die Brauen. Das Zwinkern mit dem Lid, das Hochziehen oder Runzeln der Augenbrauen – solche Gesten können die Intensität des Ausdrucks erhöhen. Erkrankungen oder eingeschränkte visuelle Wahrnehmung können das Blickverhalten beeinflussen. Direkte Kommunikation ● beschreibt die zwischenmenschliche Form der wechselseitigen Verständigung. Sie erfolgt analog von Angesicht zu Angesicht, dies im Gegensatz zur ► indirekten Kommunikation. Technik und Medienvielfalt lassen die Unterschiede jedoch zunehmend verschwimmen. So machen einige Definitionen die direkte Kommunikation daran fest, dass beide oder mehrere Kommunikationspartner gleichzeitig anwesend sind. Danach bedeutet auch Skypen, Chatten oder eine Videokonferenz direkte Kommunikation. Gestik ● meint Ausdrucksbewegungen des menschlichen Körpers, insbesondere die der ausdrucksstarken Hände. Mit Bewegungen der Hände unterstützen wir – in individuell und kulturell geprägt unterschiedlichem

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KOMMUNIKATION

Umfang – gesprochene Worte. Gestik kann bewusst eingesetzt werden, aber auch unbewusst erfolgen. So kann das Trommeln mit den Fingern unbewusst Nervosität oder Ungeduld ausdrücken und die erhobene geballte Faust als zusätzliches Zeichen drohender Aggressivität eingesetzt werden. Handbewegungen können beschwichtigen oder durch die einladend ausgestreckte Hand Offenheit demonstrieren. Aber nicht immer ist die Geste eindeutig. Ein erhobener Zeigefinger kann zum Beispiel für eine Drohung ebenso stehen wie für eine Belehrung. Vor der Brust verschränkte Arme können ebenso Abwehr ausdrücken wie Angst. Ist bei alten Menschen die Sprache eingeschränkt, wird Gestik zum wichtigen Kanal der wechselseitigen Verständigung. Kommunikation ● (lat. communicare = etwas gemeinsam machen, vereinigen, teilen, mitteilen, teilnehmen lassen, Anteil nehmen, Anteil haben, sich beraten, besprechen …) Die Auflistung der unterschiedlichen Übersetzungen des lateinischen Herkunftsworts zeigt die Vielseitigkeit der Kommunikation. Ganz allgemein bedeutet der Begriff ‚in Verbindung stehen‘. Kommunizieren heißt also Beziehungsarbeit leisten, Brücken bauen von Mensch zu Mensch. Das muss nicht immer die Verständigung mit Worten sein. Beispiel: Holt eine Pflege- oder Betreuungskraft einen alten Menschen, der sich an Gesprächen oder Aktionen nicht mehr aktiv beteiligen kann, zu einer Gruppenaktivierung dazu, spricht die Person an und bezieht sie ein, lässt sie teilhaben, so ist das durchaus Kommunikation. Allgemein wird der Begriff definiert als „Verständigung, Austausch; alle Prozesse der Informationsübertragung auf technischer, biologischer, psychischer, physischer und sozialer Ebene.“1 Kommunikation ist in der Regel eine wechselseitige Verständigung. Es handelt sich um Prozesse, die zwischen Sender und Empfänger ablaufen. Dazu wird ein bestimmter Kommunikationsmodus oder ► Kommunikationskanal, zum Beispiel die Sprache, benutzt. Auf diesem Weg wird

1 Aus: Brockhaus Online-Enzyklopädie, https://brockhaus.de/ecs/enzy, letzte Abfrage 10.01.2020

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eine Botschaft übermittelt, die eine Wirkung, einen Effekt, auslöst, zum Beispiel eine Verhaltensänderung bzw. eine Reaktion. Indirekte Kommunikation ● findet im Gegensatz zur ► direkten Kommunikation unter Einsatz (technischer) Hilfsmittel bzw. (Massen-)Medien wie Brief, E-Mail, soziale Netzwerke, Internet, Zeitung, Werbung usw. Andere Definitionen beschreiben solche Verständigung als indirekt, bei der die Beteiligten zeitversetzt kommunizieren. Kommunikationskanal ● auch als Kommunikationsmodus bezeichnet, ist der Weg, auf dem eine Botschaft vermittelt wird. Es gibt ► verbale und ► nonverbale Kommunikationskanäle. Kommunikationsmodus ● (lat. modus = Art, Weise) ► Kommunikationskanal. Körperbewegung ● als ► nonverbaler Kommunikationskanal meint großräumige Bewegung, vor allen Dingen den Gang, die Fortbewegung. Sie kann dynamisch, federnd, elastisch und voller Tatendrang sein. Ebenso können die Bewegungen aber vorsichtig, wacklig und zittrig sein. Sie können zielstrebig, sicher und wohl-koordiniert sein, aber auch ungelenk, tapsig und unharmonisch sein. Körperhaltung ● ist einer der ► nonverbalen Kommunikationskanäle. Die Haltung drückt oft geistig-seelisches Befinden aus. Sie kann z. B. aufrecht und klar, müde und gebeugt, oder verkrampft und starr sein, kann Unsicherheit und Bescheidenheit ebenso ausdrücken wie Selbstsicherheit und Stolz oder Resignation und Trauer. Der Mensch kann seinem Gegenüber durch die Haltung Freundlichkeit und Offenheit, Akzeptanz oder Verachtung, Unterwürfigkeit oder Dominanz entgegenbringen. Kurzzeitig lässt sich die Körperhaltung bewusst steuern, aber meist geht sie nach einiger Zeit wieder ins Unbewusste über. Oft ist die tatsächliche, die echte Körperhaltung am besten in einem unbeobachteten Moment abzulesen.

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Körperkontakt ● ist für Pflegende nicht nur wesentliches Instrument des Arbeitsalltags, sondern gleichzeitig einer der ► nonverbalen Kommunikationskanäle. So findet z. B. bei der Körperpflege in jedem Fall Kommunikation statt, selbst wenn kein Wort gesprochen wird. Zum Körperkontakt gehören z. B. Anfassen und Drücken, Streicheln und Hand-Auflegen, Umarmen und Küssen. Vermittelt werden im Lebensalltag über Körperkontakt vor allen Dingen persönliche Gefühle. Diese können auf Entgegenkommen und Zustimmung stoßen, aber auch auf Ablehnung oder Misstrauen. Faktoren wie Körpertemperatur und -geruch, Hautbeschaffenheit usw. spielen eine bedeutende eine Rolle. Viele gesellschaftliche Rituale spielen sich über Körperkontakt ab, vom Händeschütteln über flüchtige Umarmungen bis zum Wangenkuss. Solche Formen müssen nicht immer Ausdruck echter Gefühle sein. Körperkontakt, der über diese ritualisierten Gesten hinausgeht, ist meist mit Zärtlichkeit und Liebe verbunden. In Verbindung mit Partnerschaft und Sexualität spielt der Körperkontakt eine bedeutende Rolle. Er kann Vertrauen, Zusammengehörigkeitsgefühl, Nähe usw. ausdrücken. Ähnlich intime Berührungen sind meist in der Pflege erforderlich. Hier sollte die Kommunikation eindeutig und klar sein. Pflegende sollten sich stets bewusst sein, welche Nähe Hautkontakte zwangsläufig schaffen und welche Gefühle damit ausgelöst werden können. Sympathie und Antipathie prägen das Verhältnis zwischen ► Sender und ► Empfänger. Beide sollten nur eindeutige Informationen senden und sensibel sein für das ► Feedback. Körpersprache ● ► Nonverbale Kommunikationskanäle. Lesen ● als ► verbaler Kommunikationskanal gehört zur ► indirekten Kommunikation. Im Arbeitsalltag kommt er u. a. zum Einsatz beim Lesen von Pflegedokumentation, Notizen, Arztbriefen usw. Das Lesen ermöglicht dem ► Empfänger der Nachrichten, die Zeitdauer zu bestimmen, falls nötig zu wiederholen und sich Sinnzusammenhänge zu erschließen.

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In der Kommunikation mit alten Menschen kommt das Lesen vor allem in Form des Vor-Lesens vor und eröffnet dabei die Möglichkeit, durch die eigene Sprechweise Akzente zu setzen, zu interpretieren. Metakommunikation ● (gr. meta = über etwas, höher) dient der Klärung von Missverständnissen im Kommunikationsprozess. Es geht darum, die Störquellen herauszufinden, wenn die Verständigung zwischen zwei Menschen oder Gruppen nicht funktioniert. Der Begriff beschreibt quasi das Sprechen über die Verständigung auf einer höheren Ebene. Mimik ● Das Mienenspiel eines Menschen beschreibt die Ausdrucksformen des Gesichts. Der Gesichtsausdruck kann bewusst oder unbewusst als Kommunikationskanal eingesetzt werden. Mimik kann Gefühle wie Freude oder Trauer ausdrücken, aber auch wertende Äußerungen wie Desinteresse, Missbilligung oder Akzeptanz. Mimik kann mit der Wort-Information übereinstimmen, aber es kann auch zu Abweichungen kommen, z. B. wenn Erkrankungen, das Mienenspiel beeinträchtigen. Nonverbale Kommunikationskanäle ● beschreiben Ausdrucksformen der Körpersprache. Dazu gehören ► Mimik, ► Gestik, ► Körperhaltung, ► Körperbewegung, ► Körperkontakt und ► Blickverhalten. Körpersprache kann eigener Kommunikationskanal sein, kann aber auch den ► verbalen ergänzen. Es handelt sich um eine elementare Ausdrucksform des Menschen, die besonders dann wichtig wird, wenn sprachliche Verständigung z. B. bei Erkrankungen oder wegen unterschiedlicher Nationalitäten der Kommunikationspartner*innen nicht oder nur mit Einschränkung möglich ist. Paraverbal ● Der Begriff bezeichnet Botschaften, die über Stimmeigenschaften und Sprechverhalten gesendet werden – Stimmlage, Sprachmelodie, Betonung, Lautstärke usw. Im Radio oder am Telefon, wenn nur die Stimme wahrnehmbar ist, wird dieser Kanal der Kommunikation besonders deutlich.

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Schreiben ● als ► verbaler Kommunikationskanal übermittelt meist vorrangig Sachinformation, aber auch Gefühle und Meinungen. Die zunächst einseitige Information gibt dem ► Sender Gelegenheit, Worte bewusst zu wählen. Gleichzeitig schafft Geschriebenes eine hohe Verbindlichkeit. Dem ► Empfänger gibt dieser Kanal unbegrenzt Zeit, um den Inhalt aufzunehmen. Sprache ● als ► verbaler Kommunikationskanal meint Worte bzw. konkret den Inhalt der gesprochenen Wörter. Mit der Wortwahl werden neben der reinen Sachinformation viele weitere Mitteilungen gegeben, z. B. persönliche Einstellung und Bewertung, Bildungshintergrund usw. Wortschatz und Ausdrucksvermögen unterliegen den Einflüssen der Sozialisation ebenso wie persönlichen Voraussetzungen (kognitive Fähigkeiten, Gehör …). Sprechen/Stimme ● Klang, Tonlage, Lautstärke, Melodie, Rhythmus, Tempo … sind Faktoren, die die Bedeutung eines gesprochenen Satzes wesentlich mit bestimmen. Beispiel: „Schließen Sie die Tür.“ Die Nachricht scheint eindeutig. birgt aber viele Möglichkeiten der Veränderung. Ist es Frage oder Befehl? Wird das Wort Tür betont, könnte vielleicht noch ein Fenster geöffnet sein. Liegt der Akzent auf dem Wort die, liegt die Vermutung nahe, dass sich mehrere Türen in erreichbarer Nähe befinden und nur eine bestimmte gemeint ist. Ebenso könnte das Wort Sie besonders herausgestellt werden und damit zeigen, dass mehrere Personen zum Schließen der Tür in Frage kämen. Weitere Nuancen lassen sich durch Tonlage etc. in die Nachricht bringen. Verbale Kommunikationskanäle ● (lat. verbum = Wort) Darunter werden alle die Kanäle zusammengefasst, bei denen die Verständigung mit Worten, also über Sprache, erfolgt. Dazu gehören ► Sprache, ► Sprechen/ Stimme, ► Zuhören/Aufmerksamkeit, ► Schreiben und ► Lesen.

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Zuhören/Aufmerksamkeit ● Dieser ► verbale Kommunikationskanal spielt in der Altenpflege eine wichtige Rolle. Dazu gehört das aktive Zuhören, also Rückmeldung geben durch Worte, Blicke, Gesten usw., um Kommunikationspartner*innen zu zeigen, dass ihnen die Aufmerksamkeit gewidmet ist. Außerdem gehört das ‚Lesen zwischen den Zeilen‘ dazu, denn vieles wird nicht ausgesprochen, sondern indirekt übermittelt.

Gesprächsformen & -anlässe Beratungsgespräch ● Dazu gibt es Anlässe zum Beispiel in Pflegestützpunkten, beim ambulanten Dienst zur Klärung des vorhandenen Bedarfs, in der stationären Pflege vor allem vor der Aufnahme, in Krisensituationen etc. Dialog ● (gr. dialogos = Unterredung, Gespräch) ist ein Zwiegespräch in Form von Wechselrede. Beide Beteiligten tragen zum Austausch bei. Ein Dialog kann qualitativ unterschiedliche Stufen erreichen und verschiedene ► Ziele verfolgen. Mal geht es um Zeitvertreib, mal um freundlichen Umgang, mal um Informationsaustausch … Gesprächspartner*innen ● Wer in der Altenpflege arbeitet, hat es mit unterschiedlichen Gesprächspartner*innen zu tun. Das sind z. B. zu Pflegende, deren Angehörige, Kolleg*innen, Vorgesetzte, Ärzt*innen, Therapeut*innen, Servicepersonal, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens usw. Weiterhin unterscheiden sich Gesprächspartner hinsichtlich ihrer sprachlichen Ausdrucksfähigkeit. Da ist es nicht einfach, im Umgang mit allen immer den richtigen Ton zu treffen. Der Auszubildende spricht mit seiner Mitschülerin anders als die Pflegefachkraft mit der Ärztin, der Pflegedienstleiter mit einer Angehörigen anders als die Betreuungskraft mit einer Bewohnerin. Mal ist Fachsprache gefragt, mal kommt Jugendslang zum Einsatz, mal respektvolle Alltagssprache. Dieser ständige Wechsel von Anlässen und Menschen fordert Flexibilität und sicheres Gespür für Situationen und Atmosphäre.

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Gruppengespräch ● ist ein Gespräch, an dem mehr als zwei Personen teilnehmen, meist mit ► Moderation durch eine Gesprächsleitung. In der Altenpflege gibt es viele solcher Gruppengespräche, von der Übergabe über Arbeitskreissitzungen und Qualitätszirkel bis zur Themenrunde mit alten Menschen in der Aktivierung. Interview ● beschreibt eine Form der Befragung, bei der eine interviewende Person Informationen von einer oder mehreren anderen Personen ermittelt, ein Wechselspiel von Fragen und Antworten, gesteuert durch die interviewende Person. In der Altenpflege kommt diese Form z. B. vor, wenn seitens des MDK 2 eine Einstufung in einen Pflegegrad vorgenommen werden soll oder bei einer Umfrage zur Qualität der Pflege. Unterschieden werden standardisierte (mit vorgegebenen Fragen und Antwortmöglichkeiten) und freie Interviews. Ziele ● Kommunikation allgemein oder Gespräche im Speziellen können unterschiedliche Ziele verfolgen, z. B. beschäftigen, unterhalten, informieren, helfen, beraten, trösten, Probleme lösen oder schlicht das Mitteilungsbedürfnis stillen. Abhängig vom Ziel, sind unterschiedliche Rahmenbedingungen erforderlich, die über das Gelingen und das Erreichen des Ziels entscheiden.

Sprache Alltagssprache ● wird bei informellen Anlässen im Alltag genutzt. Im Unterschied zur ► Schriftsprache folgt sie nicht immer den Regeln der Grammatik und hat häufig regionale oder gruppenspezifische Ausprägungen. Beispiele: In der Pflege sind umgangssprachliche Ausdrücke wie ‚Schieber‘ (Steckbecken), ‚Krücken‘ (Unterarmgehstützen) usw. zu hören, außerdem oft einrichtungsspezifische Abkürzungen, die nicht der Pflege-► Fachsprache zuzuordnen sind. 2 Medizinischer Dienst der Krankenversicherung

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Ebenso gibt es regionale Unterschiede, z. B. ist in östlichen Bundesländern von einer ‚Zweiraumwohnung‘ oder einem ‚Freisitz‘ die Rede, während im Westen Deutschlands die ‚Zweizimmerwohnung‘ und die ‚Terrasse‘ verstanden werden. Deutsch ● ist im deutschsprachigen Raum die Sprache, die für die alltägliche Verständigung am Arbeitsplatz genutzt wird. Unterschieden werden ► Muttersprache, ► Zweitsprache und ► Fremdsprache. Mit zunehmender Anzahl von Menschen mit Migrationshintergrund unter Pflegenden wie Gepflegten wird die Sprache als Medium bei der Arbeit immer wichtiger. Dialekte ● örtlich oder regional gebundene Sprachformen oder Mundarten sind gerade unter alten Menschen verbreitet. Sie sind ein Stück Traditionspflege und Biografie, erschweren jedoch gelegentlich die Verständigung. Können Pflegende solche Besonderheiten alter Menschen aufnehmen und selbst sprechen, beeinflusst das die Beziehung oft positiv. Umgekehrt sollten Pflegende ihren eigenen Dialekt möglichst nur sprechen, wenn sie von den Gepflegten und Kolleg*innen verstanden werden, ansonsten Hochdeutsch nutzen. Fachsprache ● ist in vielen Berufsgruppen vorhanden. Sie dient der eindeutigen und exakten Verständigung zwischen Fachleuten eines bestimmten Bereichs. So hat auch das medizinisch-pflegerische Arbeitsfeld eine eigene Fachsprache. Sie ist für den internen Umgang vorgesehen, ist Ausdruck von Fachkompetenz und wird in der Regel von Außenstehenden nur begrenzt verstanden. Beispiel: Erhält eine Pflegefachkraft die Info über einen ‚Dekubitus Kategorie II‘ bei einem alten Menschen, so hat sie eine konkrete Vorstellung davon, was sie erwartet. Angehörige dagegen können sich davon kein genaues Bild machen. Fremdsprache ● ist in der Altenpflege im Gegensatz zur ► Zweitsprache von untergeordneter Bedeutung. Für die Definition entscheidend ist

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der Lernort. Wer im Herkunftsland Deutsch lernt, lernt es als Fremdsprache. Schriftsprache ● ist die geschriebene Sprache, die sich von gesprochener durch meist komplexeren Satzbau auszeichnet und die korrekt den Regeln der Grammatik folgt. Sie wird oft auch Standard- oder Hochsprache bezeichnet. In der schriftlichen Kommunikation, z. B. in der Pflegedokumentation, im offiziellen Schriftverkehr einer Einrichtung usw. ist sie die Regel. Sprachniveau ● Für Ausbildung und Arbeit in der Altenpflege wird in der Regel ein Niveau ‚B2‘ vorausgesetzt. Das bedeutet: Kernaussagen anspruchsvoller Texte, auch zu Fachtexten, werden verstanden. Eigene Meinung kann ausgedrückt werden. Unterhaltung mit Muttersprachler*innen ist mühelos und spontan möglich. Umgangssprache ● ► Alltagssprache. Der Ausdruck wird oft auch benutzt, um ein eher geringes Sprachniveau hinsichtlich von Satzbau, Wortwahl usw. zu beschreiben. Zweitsprache ● Deutsch als Zweitsprache sprechen bzw. lernen diejenigen, die als Nicht-Muttersprachler*innen in einem deutschsprachigen Land leben. Der Begriff ist unabhängig davon, ob die Betreffenden eine oder mehrere andere Sprachen beherrschen.

Modelle & Theorien Code ● ist ein Schlüssel. Wer eine Nachricht sendet, ‚verpackt‘ diese in einen Code, z. B. Sprache. Die Verständigung kann nur gelingen, wenn ► Sender (► Encodieren) und ► Empfänger (► Decodieren) denselben Code beherrschen. Beispiel: Benutzt eine Pflegekraft im Umgang mit einem alten Menschen ihre Fachsprache, kann es sein, dass ihr Gegenüber die Botschaft nicht versteht. „Ich lade Sie ein zur Aktivierung“ wird oft nicht verstanden. „Kom-

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men Sie mit in unsere Gesprächs- und Spielrunde?“ vermittelt dagegen eine klare Vorstellung. Decodieren ● muss der ► Empfänger einer Nachricht. Das funktioniert nur, wenn er denselben ► Code beherrscht wie der ► Sender. Encodieren ● heißt verschlüsseln. Der ► Sender fasst eine Nachricht in Worte oder Körpersprache.

Feedback ● bedeutet in der ► Kommunikation eine Rückmeldung. Diese kann in Form von Sprache erfolgen oder durch ein Verhalten, eine Reaktion. Das Feedback macht den Empfänger automatisch zum Sender. Bei gelingender, gleichberechtigter Kommunikation entsteht so ein Kreislauf.

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Inneres Team ● Dabei geht es um die Auseinandersetzung mit eigener, innerer Pluralität. Friedemann Schulz von Thun3 meint damit, dass bei jedem Menschen sowohl im menschlichen als auch im professionellen Bereich innere Auseinandersetzungen stattfinden. Das sind verschiedene Persönlichkeitsbereiche, die in uns stecken und die durchaus nicht immer einig sind. Ein Bedürfnis des Menschen und Idealvorstellung von erfolgreicher Kommunikation ist Stimmigkeit – in Übereinstimmung mit der Wahrheit der Situation und in Übereinstimmung mit sich selbst. Die Übereinstimmung mit sich selbst zu erreichen, ist jedoch schwieriger, als es zunächst erscheint. Die meisten Menschen kennen sicher ein Hin-und-hergerissen-Sein zwischen unterschiedlichen Verhaltens- und Entscheidungsmöglichkeiten. ‚Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust. Die eine will sich von der andern trennen …‘, so drückte einst Goethe das Dilemma seines melancholischen Doktor Faust aus. Otto von Bismarck ergänzte: „Faust klagt über die zwei Seelen in seiner Brust; ich beherberge aber eine ganze Menge, die sich zanken. Es geht da zu wie in einer Republik“. Beispiel: Ähnlich geht es vermutlich jeder Pflege- und Betreuungskraft, wenn sie auf Alltagssituationen im Umgang mit einem Menschen mit Demenz reagieren muss. Womöglich ist sie genervt und mitfühlend zugleich, möchte ehrlich und gleichzeitig nicht verletzend sein usw. In diesen Seelen könnten z. B. wohnen die Gewissenhafte, die Moralische, die Einfühlsame, die Zögerliche, die Ordnungsliebende, die Pragmatische, die Fantasievolle … Kommunikationsebenen ● Unterschieden werden zwei Ebenen – die rationale (lat. ratio = Verstand, Vernunft) oder Inhaltsebene und die emotionale (lat. emovere = hinausbewegen, aufwühlen) oder Beziehungsebene. Beide Ebenen gehören zusammen und es ist kaum möglich, eine der beiden einfach auszuschalten. Stimmen die die Nachrichten auf diesen beiden Ebenen nicht überein, entstehen Disharmonien und Missverständnisse. 3  Friedemann SCHULZ VON THUN (*1944), dt. Kommunikationswissenschaftler und Psychologe

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Die rationale Ebene der Kommunikation

Die emotionale Ebene der Kommunikation

Beispiel: Mitarbeiterin A bittet ihren Kollegen B, mit ihr den Dienst zu tauschen. Der antwortet „Ja, mache ich gern.“ Doch sein Ton, der Gesichtsausdruck und seine Körperhaltung signalisieren, dass ihm der Tausch überhaupt nicht passt. A ist verunsichert, weiß nicht, ob sie nun den Tausch mit gutem Gewissen annehmen kann oder nicht. Kommunikationselemente ● Unverzichtbare Bestandteile der Kommunikation sind ► Sender, ► Empfänger und eine ► Nachricht. Hinzu kommt in der Regel ein ► Feedback. Feedback (Reaktion, Rückmeldung)

Sender

Kanal/Modus

Nachricht/ Information

Kanal/Modus

Empfänger

Kommunikationsmodelle ● stellen schematisch den Vorgang der ► Kommunikation mit ihren Elementen und Abläufen dar. Zu den bekanntesten Modellen zählen das ► Kommunikationsquadrat nach F. Schulzvon-Thun4 und die so genannte ► Lasswell-Formel nach H. Lasswell5. 4  Friedemann SCHULZ VON THUN (*1944), dt. Kommunikationswissenschaftler und Psychologe 5  Harold Dwight LASSWELL (1902-1978), US-amerikanischer Kommunikations- und Politikwissenschaftler

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Sachinhalt Worüber ich informiere

Selbstoffenbarung Was ich von mir preisgebe

NACHRICHT

Apell Wozu ich dich veranlassen möchte

Beziehung Wie wir zueinander stehen

Kommunikationsquadrat ● Dieses Modell von F. Schulz von Thun6 wird auch als ‚Vier-Seiten-‘ oder ‚Vier-Ohren-Modell‘ bezeichnet. Diese Darstellung beschreibt, dass nicht allein die gesprochenen Worte eine Nachricht ausmachen. Der ► Sender spricht auf vier Ebenen und gleichzeitig hört der ► Empfänger mit vier Ohren. So kann eine einfache Information für Sender und Empfänger sehr unterschiedliche, unausgesprochene Bedeutungen haben. Das führt im Alltag oft zu Missverständnissen. Beispiel: Eine alte Dame zur Pflegekraft „Das Fenster ist offen.“ Sachinhalt – Das Fenster ist offen, nicht geschlossen. Appell – Machen Sie es bitte zu. Beziehung – Ich muss Ihnen alles sagen, Sie merken es nicht von selbst. Selbstoffenbarung – Ich friere, mir ist kalt. Kommunikationstheorie Watzlawick7 ● Watzlawick, Beavin8 und Jackson9 entwickelten einen theoretischen Ansatz, der davon ausgeht, dass alle Kommunikation auf fünf so genannten Axiomen10 beruht: 6 Friedemann SCHULZ VON THUN (*1944), dt. Kommunikationswissenschaftler und Psychologe 7 Paul WATZLAWICK (1921-2007), österreichisch-US-amerikanischer Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeut, Soziologe und Autor 8 Janet H. BEAVIN: US-amerikanische Kommunikationsforscherin 9 Don D. JACKSON: US-amerikanischer Psychiater und Psychotherapeut, 1920-1968. 10 einer wissenschaftlichen Theorie zugrunde liegende These | Grundsatz | Leitsatz / Maxime

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1. Man kann nicht nicht kommunizieren Verhalten drückt ebenso wie verbale Information etwas aus. Beispiel: Personen A und B befinden sich gemeinsam in einem Raum. A sieht weg und teilt damit ohne Worte B mit, dass sie keine Kontaktaufnahme möchte. 2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt Das Verhältnis zwischen Kommunikationspartner*innen wirkt sich darauf aus, wie ein Sachinhalt aufgenommen wird. Beispiel: Pflegekraft zur Bewohnerin „Sie haben ja heute ein schickes Kleid an“. Bei gutem Verhältnis zwischen beiden wird der Satz als Kompliment aufgefasst. Ist die Beziehung eher negativ geprägt, kommt der Satz eher als Kritik an im Sinn von „heute ausnahmsweise …“. 3. Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung Reiz (Ursache) und Reaktion (Wirkung) wechseln in der Kommunikation zwischen den Beteiligten ab und bilden einen Kreislauf, verstärken sich so gegenseitig. Beispiel: Person A nörgelt an Person B herum, weil diese sich zurückzieht. B zieht sich zurück, weil A nörgelt. Es entsteht ein Teufelskreis. 4. Kommunikation ist analog und digital Damit sind hier keine technischen Vorrichtungen und Netzwerke gemeint, sondern mit digital wird der verbale Sachinhalt bezeichnet, mit analog der Beziehungsaspekt einer Nachricht, die Emotionen. Beispiel: Eine Bewohnerin zittert, ist offensichtlich sehr aufgeregt. Digitale Reaktion einer Mitarbeiterin können Worte sein wie „ganz ruhig, ich bin bei Ihnen“. Analoge Kommunikation wäre z. B. sie mit einer Hand sanft am Arm zu berühren und bei ihr zu bleiben. 5. Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär11 Beschreibt das Verhältnis zwischen den Beteiligten. Die Beziehung ist entweder gleichrangig/partnerschaftlich (symmetrisch) oder von Über-/Unterordnung (komplementär) geprägt. Beispiele: Gespräch zwischen Pflegeschüler und Pflegedienstleitung (komplementär wegen Hierarchie), zwischen Betreuungskraft und Be11 (lat. complementum = Ergänzung) sich wechselseitig ergänzend

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Wer (Sender)

sagt was (Nachricht/Information) auf welchem Weg (Kanal/Modus) zu wem (Empfänger) mit welchem Ziel (angestrebtes Ergebnis) mit welcher Wirkung (erreichtes Ergebnis)

wohner (komplementär wegen Abhängigkeitsverhältnis), zwei Bewohnerinnen miteinander (symmetrisch). Lasswell-Formel ● Der Begriff bezeichnet ein Modell von Harold Dwight Lasswell, der den Kommunikationsprozess in fünf Elemente bzw. Fragen zerlegt: Wer sagt was über welchen Kanal zu wem mit welchem Effekt? So werden Sender, Nachricht, Medium, Empfänger und Wirkung in Zusammenhang gebracht. Kritiker beanstanden, dass dieses Modell das ► Feedback der Empfänger außer Acht lässt.

Techniken & Regeln Aktives Zuhören ● beschreibt eine aufmerksame und zugewandte Haltung gegenüber Gesprächspartner*innen, gekennzeichnet von aufrichtiger Anteilnahme, ► Empathie und Respekt. Die vorurteilsfreie Einstellung zum Gegenüber wird durch ► Verbalisieren, Nachfragen, nonverbale Signale und bestätigende Töne gezeigt.

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Du-Botschaft ● wird häufig in Situationen benutzt, in denen jemand das Verhalten einer anderen Person missbilligt. Sie ist meist negative Kritik, Abwertung oder Schuldzuweisung, verallgemeinert oft und wird als aggressiv erlebt. Lösungsorientiert und deeskalierend ist dagegen die ► Ich-Botschaft. Beispiel: „Nie kannst du pünktlich sein“, „Immer vergisst du, …“ Fragen ● sind tragendes Element eines Gesprächs. Häufig initiieren sie eine Unterhaltung. Sie sind Steuerungsinstrumente, sorgen dafür, eine Entwicklung in Gang zu bringen oder ein inhaltliches Ziel zu erreichen. Das Wechselspiel von Fragen und Aussagen bringt ein Gespräch voran. Wer fragt, bestimmt wesentlich den Verlauf einer Unterhaltung. Es gibt unterschiedliche Arten von Fragen und nicht jedes Fragezeichen am Satzende bedeutet inhaltlich eine echte Frage. Unterschieden werden z. B. –– geschlossene Frage – Ja-/Nein-Frage, kommt auf den Punkt, zielt auf ein konkretes Ergebnis ab, –– offene Frage – W-Frage, echte Informationssuche, Interesse zeigen, –– Alternativfrage – zwei Möglichkeiten aufzeigen, Entscheidung erleichtern, –– Suggestivfrage – erzwingt gewünschte Antwort, manipuliert, –– Offensivfrage – startet einen Angriff auf das Gegenüber, unterstellt etwas, leitet Auseinandersetzung ein, –– rhetorische Frage – hat nur die Form einer Frage, es wird jedoch keine Antwort erwartet, „du wirst nicht ernsthaft wollen, dass …, oder?“ Gesprächsleitfaden ● bezeichnet eine Handreichung für bestimmte Gesprächssituationen. Das kann ein Erst- oder Aufnahmegespräch in der Altenpflege ebenso sein wie ein Mitarbeitergespräch im Rahmen des Qualitätsmanagements oder ein Beratungsgespräch für Angehörige. In solch einem Leitfaden sind im Sinn eines Standards Ziele, Rahmenbedingungen und Regeln zum Vorgehen definiert. Er kann außerdem konkrete Fragen enthalten. Ein Gesprächsleitfaden gibt wichtige Orientierungshilfe und sorgt dafür, dass möglichst nichts vergessen wird.

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Ich-Botschaft ● ist wichtiges Werkzeug in der Kommunikation. Sie hilft Konflikte zu vermeiden und trägt in Krisensituationen zur Deeskalation bei. Sie ist eine eindeutige Botschaft des ► Senders und drückt dessen Gefühl aus. Im Gegensatz zur ► Du-Botschaft vermeidet sie Verallgemeinerungen. Beispiel: „Ich fühle mich durch deine Bemerkung verletzt …“ Moderation ● ist eine Arbeits- und Darstellungstechnik für Gruppengespräche, bei denen definierte Ergebnisse erzielt werden sollen, z. B. Qualitätszirkel, Veranstaltungsplanung … Kennzeichen sind –– neutrale Grundhaltung des Moderators bzw. der Moderatorin, –– Wahrnehmen definierter ► Moderationsaufgaben, –– Einsatz festgelegter ► Moderationsmethoden, –– Verwenden bestimmter ► Moderationsmaterialien, –– Befolgen vereinbarter Regeln. Moderationsaufgaben ● Dazu gehört u. a. –– Zeitrahmen und Regeln festlegen, –– Redebeiträge auf wenige Sekunden begrenzen, –– Einführung geben mit Darstellung von Ausgangssituation, Thema, erwarteten Ergebnissen, Procedere, organisatorischen Informationen usw. –– alle Teilnehmenden ins Gespräch bringen, –– Beiträge versachlichen, –– überleiten, gliedern, steuern, –– Ergebnisse zusammenfassen, sichern, dokumentieren. Moderationsmethoden ● Dazu gehört für die das Gespräch leitende Person u. a. –– Informationen, Ideen, Meinungen … sammeln, –– Infos optisch sichtbar machen (visualisieren), –– Material ordnen, strukturieren, clustern, –– Ideen, Möglichkeiten … bewerten lassen …

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Moderationsmaterialien ● Stell- und Pinnwände, Flipchart, Tafel, Packpapier, farbige Karten und Papiere in verschiedenen Größen und Formen (rechteckig, oval, Fahnen, Wolken …), Pinnnadeln, Klebepunkte, dicke Filzstifte, Moderationskoffer mit Scheren, Klammern, Kleber usw. Personenzentrierte Gesprächsführung ● auch als ‚klientenzentrierte‘ Gesprächsführung bekannt, ist eine von C. R. Rogers12 entwickelte Methode, die ihren Ursprung in der Psychotherapie hat. Tragendes Element ist die so genannte Kongruenz, die Echtheit oder Unverfälschtheit des Therapeuten in seinem Verhalten. Das bedeutet, dass die helfende Person sich emotional in die Beziehung einbringt, über eigene Gefühle spricht, ohne die des Klienten zu bewerten. So entsteht ein Vertrauensverhältnis, das dem Klienten ermöglicht, sich mit der eigenen Situation auseinanderzusetzen und Probleme selbst zu lösen. In der Altenpflege kann eine solche Haltung der pflegenden oder betreuenden Person einem alten Menschen helfen, in schwierigen Situationen selbst Lösungen oder Entscheidungen zu finden. Teambesprechung organisieren ● Teambesprechungen binden viel Zeit von Mitarbeitenden. Deshalb ist es wichtig, sie gut vorzubereiten, damit sie so effizient wie möglich ablaufen können. Vor allem sollten sie nur stattfinden, wenn es wirklich etwas zu besprechen gibt, nicht einfach nur turnusmäßig. Wer verantwortlich ist, sollte sich an 12 Punkten bzw. Fragen im Sinn einer Checkliste orientieren: 1. Anlass, 2. Zielsetzung, 3. Thema, 4. Anzahl der Teilnehmenden, 5. Wer muss dabei sein? 6. Räumlichkeit, 7. Zeitpunkt, 8. Dauer, 9. Logistik (Geräte, Tische, Stühle, Moderationsmaterial, Getränke …), 10. Regeln, 11. Ablauf, Vorgehen, 12. Protokoll. Verbalisieren ● (lat. verbum = Wort) bedeutet allgemein schlicht, etwas in Worte zu fassen, im Sinn einer Grundtechnik im helfenden Gespräch jedoch speziell das In-Worte-Fassen von Gefühlen. Dabei dolmetscht die pflegende oder betreuende Person in einem helfenden Gespräch quasi 12 Carl Ransom ROGERS (1902-1987), US-amerikanischer Psychologe und Psychotherapeut

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die Gefühle des alten Menschen. Meist eingeleitet durch Formulierungen wie „Mit anderen Worten …“, „Sie spüren also …“ fasst sie zusammen, möglichst ohne zu interpretieren. Das hilft, Klarheit zu gewinnen und Missverständnisse zu vermeiden.

Veränderungen im Alter Abruf von Informationen ● aus dem Gedächtnis dauert vielfach im Alter länger als in früherer Zeit. Das macht es oft schwieriger, sich an einem Gespräch zu beteiligen oder auf Fragen zu antworten. Wer das Arbeitsgedächtnis gezielt trainiert, kommt auch im Seniorenalter im Alltag gut damit zurecht. Pflegende sollten daran denken, alten Menschen genügend Zeit zu geben und hin und wieder Betroffenen Unterstützung geben, die sie selbst auf die gesuchte Information kommen lässt – Tipps geben, gestische Signale, Anlaute usw. Aphasie ● ist die Bezeichnung für eine cerebral bedingte Sprachstörung, die bei intakter Funktion der Sprechorgane und der Wahrnehmungssysteme nach Abschluss der Sprachentwicklung auftritt. Bei alten Menschen ist sie oft Folge eines Schlaganfalls. Unterschieden werden vier Formen: 1. „Motorische Aphasie (Broca-Aphasie), Störung des Sprechvermögens mit Wortverstümmelung, Äußerung von Sprachbrocken, Sprechen im Telegrammstil; 2. sensorische Aphasie (Wernicke-Aphasie), Störung des Sprachverständnisses mit nicht erkennbaren und damit nicht korrigierbaren Wortverstümmelungen bis zu vollständiger Entstellung des Gesprochenen; 3. amnestische Aphasie, Wortfindungsstörungen bei erhaltenem Sprachfluss mit Umschreibungsversuchen und oft unpräziser Ausdrucksweise; 4. globale Aphasie, kombinierte Störung von Sprachproduktion und -verständnis.“13

13 Aus: Brockhaus Online-Enzyklopädie, https://brockhaus.de/ecs/enzy, letzte Abfrage 10.01.2020

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Bedeutung ● Sich mit anderen Menschen auszutauschen, zu kommunizieren, ist ein menschliches Grundbedürfnis, das lebenslang erhalten bleibt. Doch die Art und die Intensität verändern sich im Lebenslauf, abhängig von vielen Faktoren wie sozialem Umfeld, Gesundheitszustand, biografischen Einflüssen usw. So ist das Bedürfnis alter Menschen nach Kontaktpflege individuell verschieden. Grundsätzlich bedeutet Kommunizieren –– sich austauschen mit anderen, –– sich ausdrücken, mitteilen, –– sich verständigen, –– Beziehungen pflegen. Pflegebedürftige, hochaltrige Personen finden oft situationsbedingt wenige Gelegenheiten zu zwischenmenschlichen Begegnungen, zur Kommunikation. Oft sind Mitarbeiterende des ambulanten Dienstes oder der Pflegeeinrichtung die einzigen Kommunikationspartner. Untereinander Kontakt aufzunehmen, haben viele Betroffene verlernt. Sie benötigen die Unterstützung der Pflege- und Betreuungskräfte, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Wichtig ist, Gesprächsanlässe und -impulse anzubieten, um das Mitteilungsbedürfnis zu stillen. Hilfsmittel ● kommen dann zum Einsatz, wenn Erkrankungen die verbale Kommunikation einschränken oder verhindern oder wenn Migrationshintergrund eines der Gesprächspartner die Verständigung erschwert. Möglichkeiten sind –– Schreibtafeln, Block und Stift, –– Sprechtafeln mit Bildern, Symbolen, Buchstaben und Zahlen zum Zeigen, –– Kommunikationsbücher, die mit Hilfe von Bildern individuell personen- und situationsbezogen erstellt werden, –– verschiedene Apps für Smartphone oder Tablet, –– verschiedene Hilfsmittel zur Verbesserung der ► Wahrnehmung usw. –– im weiteren Sinn gehören auch Spiele und Materialien dazu, die zum Sprechen anregen.

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Informationsverarbeitung ● ist notwendig, um ein zielgerichtetes Gespräch zu führen. Alternsbedingt reduziert sich die Geschwindigkeit, mit der Informationen verarbeitet werden, sofern nicht mit entsprechendem Training gegengesteuert wird. Wer jedoch gezielt übt, kann im Alter sogar seine Informations-Verarbeitungs-Geschwindigkeit erhöhen. Kontaktaufnahme ● Ein Gespräch zu beginnen, mit einem anderen Menschen Kontakt aufzunehmen, haben viele alte Menschen verlernt. Sie benötigen einen Impuls oder Unterstützung von Mitarbeitenden in der Altenpflege. Beispiel: Auf einem Wohnbereich oder in einer Tagespflegeeinrichtung sitzen mehrere alte Menschen schweigend gemeinsam um einen Tisch. Ein Gespräch kommt erst in Gang, wenn eine Mitarbeiterin mit einem Impuls – einer Frage, einem Gegenstand, einem Spiel, einem Thema – dazu anregt. Merkspanne ● Eine durch Trainingsmangel oder Erkrankung bedingte Verminderung der Merkspanne erschwert häufig die Kommunikation. Betroffene können sich Informationen nur sehr kurz im Arbeitsgedächtnis verfügbar halten und so Wörter und kurze Satzteile nicht mehr miteinander in einen Sinnzusammenhang bringen. Durch Training lässt sich die Merkspanne ausdehnen und damit die Kommunikation im Alltag vereinfachen. Roter Faden ● Bei reduzierter Kapazität des Arbeitsgedächtnisses verlieren alte Menschen im Gespräch oft den roten Faden. Gezieltes Kognitionstraining fördert und erleichtert die Kommunikation im Alltag. Pflegende und Betreuungskräfte können z. B. durch Einsatz von themenbezogenem Material und geschickte Überleitungen den Bezug zum Gesprächsthema erhalten und unterstützen. Strukturbildung ● Das Sortieren neuer Informationen fällt vielen Menschen im Alter schwerer als in früheren Lebensphasen. Gezieltes Kognitionstraining fördert und unterstützt diese Fähigkeit.

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Wahrnehmung ● ist wichtige Voraussetzung für das Zustandekommen von Kommunikation. Bei alten Menschen sind die Wahrnehmungssysteme oft durch Erkrankungen oder Alterung beeinträchtigt, besonders das Sehen und das Hören. So können Informationen oft nicht bzw. nur teilweise oder verzögert aufgenommen werden. Der Einsatz angepasster Hilfsmittel wie Brillen, Lupen, Lesegeräte, Hörhilfen etc. ist daher entscheidend für die Möglichkeiten alter Menschen, sich mit anderen zu verständigen. Wiederholungen ● Viele alte Menschen neigen dazu, Inhalte mehrfach zu erzählen. Grund dafür kann ein Defizit im Kurzzeitgedächtnis ebenso sein wie ein ungestilltes Mitteilungsbedürfnis. Wortfindung ● ist nicht nur eine Frage des Lebensalters, sondern auch des Trainings. Wichtig ist, im Alltag darauf zu achten, dass Begriffe immer wieder ausgesprochen und benutzt werden. Wer immer schon bei der Bitte um ein ‚Dings‘ das Gesuchte erhält, verringert auf Dauer den aktiven Wortschatz. Wortflüssigkeit ● bezeichnet die Fähigkeit eines Menschen, situationsangemessen passende Wörter zu finden. Häufig lässt die Wortflüssigkeit mit zunehmendem Alter nach. Trainiert wird z. B. mit Aufgaben, bei denen es darauf ankommt, in kurzer Zeit möglichst viele Begriffe zu nennen, die definierten Bedingungen genügen.

Verständigung bei Demenz Ausdruck ● Die Verständigung wird erleichtert, wenn Kommunikationspartner*innen spezielle Begriffe, den Tonfall, oder Dialekt ihres Gegenübers in eigene Äußerungen aufnehmen. Umgangssprache und kurze, einfache Sätze, vor allem Verben (Tätigkeitswörter) sind am besten verständlich. Wichtig ist, beim Austausch mit Kolleg*innen oder Angehörigen im Beisein die betroffene Person immer einzubeziehen, mit ihr statt über sie zu sprechen.

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KOMMUNIKATION

Berührungen  ● können die Kommunikation erleichtern, Aufmerksamkeit wecken, beschwichtigen, beruhigen usw. Eindeutigkeit ● Wer mit Menschen mit Demenz umgeht, sollte unbedingt auf Eindeutigkeit in der Kommunikation achten. Symbolhaftes und Ironie werden nicht mehr verstanden. Echolalie ● Betroffene sprechen wie ein Echo einzelne Wörter oder Satzteile ihres Gegenübers nach, wiederholen Gehörtes. Empathie ● beschreibt die Bereitschaft und Fähigkeit, sich in andere Menschen einzufühlen, ihre Gefühle und Stimmungen nachzuempfinden, so dass sie sich verstanden und angenommen fühlen. Humor ● Heiterkeit und Humor haben einen hohen Stellenwert (nicht nur) bei der Begleitung von Menschen mit Demenz. Wenn Logik und Sachlichkeit nicht mehr immer verstanden werden, können gemeinsames Lachen, Freude und Heiterkeit Brücken bauen und oft für neue Gestaltung einer Beziehung sorgen. Professionell sorgen so genannte Klinikclowns für Frohsinn in Altenpflegeeinrichtungen. Schlüsselwörter ● Individuell unterschiedliche Schlüsselwörter helfen oft, die Aufmerksamkeit zu wecken oder zu halten. Solche Begriffe haben meist biografische Hintergründe, können mit der Heimat, dem Beruf, der Familie … zu tun haben. Signale ● Gestik und Mimik werden oft noch sehr lange verstanden, haben quasi Signalwirkung, auch wenn sprachliche Verständigung nicht mehr funktioniert. Daher sollte Sprache möglichst häufig mit eindeutigen Signalen begleitet werden. Sprechgeschwindigkeit ● Bei einer Demenz ist die Informations-Verarbeitungs-Geschwindigkeit herabgesetzt. Deshalb sollte die Sprechgeschwindigkeit angepasst sein – etwas langsamer als im Umgang mit hirn-

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gesunden Erwachsenen, aber nicht zu langsam, um die Merkspanne nicht zu überschreiten. Validation ● ist eine spezielle Form der Kommunikation, entwickelt von Naomi Feil14 und als modifiziertes Konzept von Nicole Richard15. Es geht um einen ganzheitlichen Ansatz wertschätzender Kommunikation mit hochaltrigen Menschen mit Demenz. Dabei werden mit unterschiedlichen Techniken durch Eingehen auf Gefühle der Betroffenen Zugänge geschaffen. Vorkenntnisse nutzen ● Neue Informationen werden leichter eingeordnet und verarbeitet, wenn an Vorkenntnisse angeknüpft wird. Beispiel: Bei der Vorbereitung auf einen Facharztbesuch einleiten mit „ähnlich wie die Praxis von Dr. X …“ (langjährig bekannter Hausarzt).

14 Naomi FEIL, (*1932), deutsch-US-amerikanische Gerontologin, Schauspielerin, Entwicklerin der Validation 15 Nicole RICHARD (1957-2014), dt. Psychogerontologin, Entwicklerin der Integrativen Validation (IVA®)

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ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Sich realistisch präsentieren Noch nie war in Politik und Gesellschaft das Interesse an Altenpflege so groß wie heute. Im Zusammenhang mit demografischer Entwicklung, mit Rente, mit der Reform der Pflegeberufe und dem allgemeinen Fachkräftemangel in Deutschland katapultiert sich das Thema beinahe täglich in die öffentliche Wahrnehmung. Lange Zeit hat die Altenpflege wenig unternommen, um das Bild von ihrem Arbeitsfeld aktiv zu beeinflussen. Zwar gab und gibt es unter den Mitarbeitenden der Branche immer wieder Protest gegen oft unrealistische und sensationshungrige Berichterstattung in den Medien über Missstände, doch unternommen wurde lange nichts. Erst in neuerer Zeit melden sich Organisationen und Einzelpersonen verstärkt öffentlich zu Wort und zunehmend erfolgt eine Korrektur des Bildes. Pflegende wie Betreuungskräfte fühlen sich meist nicht zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, sondern sehen ihre Aufgabe ausschließlich in der praktischen Arbeit mit alten Menschen. Tatsächlich tragen jedoch alle Mitarbeitenden wesentlich zum Image der Altenpflege bei. Informelle Gespräche in der Freizeit über die eigene Arbeit, die Einrichtung und die Situation alter Menschen werden überall geführt. Was dabei geäußert wird prägt den allgemeinen Eindruck ebenso wie Beiträge aus dem Alltag in den sozialen Medien. Wer sich mehr Kolleg*innen wünscht, kann selbst viel dazu beitragen, dass sich Menschen für den Pflegeberuf und eine Tätigkeit in der Altenpflege entscheiden. Dazu ist es nötig, die vielen positiven Aspekte und die schönen Momente im Arbeitsfeld Altenpflege nach außen zu tragen – ob nur im eigenen Umfeld oder durch gesellschaftliches, politisches Engagement.

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ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

Lernziele Wissen, –– dass das Bild vom Beruf und einer Einrichtung beeinflussbar ist. –– wie positive Außendarstellung und gesellschaftliche Förderung zusammenhängen. –– welche Instrumente für die Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden können. –– dass das eigene Erscheinungsbild und Verhalten ein Stück Öffentlichkeitsarbeit für Beruf und Einrichtung sind. –– dass Schimpfen über Negativdarstellungen in den Medien nichts verändert, sondern die Altenpflege selbst aktiv werden muss. Verstehen und sich bewusst machen, dass –– Mitarbeitende in der Altenpflege jede(r) selbst über Gelegenheiten zur Öffentlichkeitsarbeit verfügen. –– das Image des Berufs und der Einrichtung nicht nur von Kampagnen und Aktionen des Trägers abhängt. –– Beiträge in sozialen Netzwerken mit Bedacht gepostet werden sollten. –– sogar das eigene Freizeitverhalten manchmal im Fokus der Öffentlichkeit steht. Im Arbeitsalltag –– die eigene Einrichtung, den Arbeitsplatz, einmal bewusst mit den Augen von Besuchenden wahrnehmen. –– herausfinden, welche Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit die Einrichtung bzw. der Träger nutzt.

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–– nach Ideen für weitere Möglichkeiten suchen, die das Image der Einrichtung und des Arbeitsfelds Altenpflege fördern.

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Leitbild

Internet

Social Media

Publikationen

Pressearbeit

Veranstaltungen

Öffentlichkeitsarbeit

Instrumente von Institutionen

Erscheinungsbild, Auftreten

Meinung äußern, mitreden

Grundbegriffe

Erscheinungsbild

Alleinstellungsmerkmale

Interne - externe Öffentlichkeit

Kooperationen & Partnerschaften

Kundenakquise

Mitarbeitende gewinnen

Funktion & Bedeutung

Sich organisieren

Instrumente von Mitarbeitenden

Imagepege

Themenübersicht

Freizeitverhalten

ÖFFENTLICHKEITSARBEIT



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Funktion & Bedeutung Freiwillige ● Altenpflegeeinrichtungen, die in ihrem Einzugsgebiet regelmäßig öffentlich in Erscheinung treten mit positiven Darstellungen, gewinnen leichter Menschen für freiwillige/ehrenamtliche Mitarbeit als solche, die vielleicht gute Arbeit leisten, aber im öffentlichen Bewusstsein nicht vorhanden sind. Umgekehrt trägt eine gut organisierte und betreute Zusammenarbeit mit ehrenamtlich Mitarbeitenden sehr dazu bei, ein positives ► Image aufzubauen. Image ● bezeichnet die Vorstellung, die von einer ► Organisation, einem Unternehmen oder einem Arbeitsbereich wie der Altenpflege in der Öffentlichkeit herrscht. Dieses mehrdimensionale Bild ist in der Regel gefühlsbetont und setzt sich zusammen aus objektiven Gegebenheiten (Fakten), subjektiven Eindrücken, persönlichen Erfahrungen, Ideen, Vorstellungen und sozial vermittelten Erfahrungen anderer Personen und der Medien. Imagepflege ● braucht die Altenpflege allgemein ebenso wie jede ihr zugehörige Organisation, wenn sie das Bild nach außen, die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit nicht dem Zufall oder anderen Institutionen und Personen überlassen will. Das bedeutet, offensiv an der Darstellung nach außen zu arbeiten, sich für ein realistisches und möglichst positives Bild aktiv einzusetzen. Kooperationen ● Die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, mit Unternehmen und mit Einzelpersonen ist für Einrichtungen der Altenpflege im Zeitalter des Netzwerkens unerlässlich. Es besteht quasi eine Wechselwirkung zwischen ► Image und Kooperationen. Eine Einrichtung mit positiv besetztem Image wird von Partnern umworben, die sich mit ihr „schmücken“ und gleichfalls von ihren Verbindungen profitieren wollen. Das gilt für gemeinnützige Unternehmen wie kooperierende Kindergärten, Schulen, Sportvereine usw. ebenso wie für Handels- und Dienst-

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ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

leistungsunternehmen im Sinn von ► Sponsoring. Gleichzeitig vermitteln solche ► Partnerschaften und Kooperationen ein positives ► Image. Kundenakquise ● Einrichtungen, die von der Bevölkerung positiv wahrgenommen werden, müssen sich keine Sorgen um die Auslastung ihrer Betten oder Tagespflegeplätze machen bzw. können als ambulanter Pflegedienst mit genügend Patienten Verträge schließen, um wirtschaftlich zu arbeiten. Es lohnt sich also, am eigenen ► Image zur arbeiten. Mitarbeitergewinnung ● In der Altenpflege mangelt es bundesweit nicht nur an Fachkräften, sondern vielfach ist es überhaupt schwierig, Personal zu finden. Wenn es darum geht, gut qualifizierte Mitarbeitende zu finden, gibt es innerhalb einer Region durchaus Wettbewerb. Bei einer Einrichtung, die in der Öffentlichkeit regelmäßig präsent ist und ein positives Bild abgibt, werden sich Interessierte bevorzugt bewerben. Partnerschaften ● beschreibt im Sinn von Sozialpartnerschaften das vertrauensvolle Zusammenwirken von Organisationen. Dabei geht es wie in ► Kooperationen um gemeinsames Arbeiten. Doch kommt bei einer Partnerschaft hinzu, dass bei Projekten und Aktionen Entscheidungen gemeinsam getroffen, Nutzen und vor allem auch Risiken gemäß entsprechenden Vereinbarungen geteilt werden. Partnerschaften sind langfristig angelegt und in der Regel nicht nur eine Einzelmaßnahme bezogen. Beispiel: Partnerschaft zwischen einem ambulanten Pflegedienst und einem Sportverein. Dabei stellt der Pflegedienst einen Fahrdienst zur Verfügung und wirbt bei seinen Kunden für ein Bewegungsangebot. Der Sportverein gestaltet in seinen Räumlichkeiten mit seinen Übungsleiter*innen regelmäßig Trainingsstunden. Details zu Kosten usw. sind vertraglich zwischen beiden Partnern vereinbart. Sponsoring ● bedeutet die Zuwendung von Finanzmitteln, Sach- oder Dienstleistungen durch Förderer an eine Organisation. Unternehmen verschiedener Branchen nutzen diesen Weg der Unterstützung sozialer Einrichtungen als Kommunikationsinstrument. Davon können beide Seiten profitieren.

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Gerontologie – das Altern verstehen

Beispiel: Das örtliche Autohaus fördert durch finanzielle Vorteile den ambulanten Pflegedienst oder durch Gewähren von Leihfahrzeugen für Exkursionen das Pflegeheim. Dafür wird die Firma als Partner in Publikationen und bei Veranstaltungen erwähnt.

Grundbegriffe Alleinstellungsmerkmal ● ist ein Begriff aus dem Marketing, dort auch bekannt als ‚USP‘ (engl. Unique Selling Proposition = einzigartiges Verkaufsversprechen). Auch Einrichtungen der Altenpflege sollten in ihrer Außendarstellung ihr Profil schärfen und verdeutlichen, was sie besonders macht, was sie von Mitbewerbern unterscheidet, z. B. –– die Lage eines Pflegeheims mitten im Stadtzentrum? –– ein eigener Fitnessraum mit angestelltem Physiotherapeuten? –– die Möglichkeit, ein eigenes Haustier mitzubringen? … Nur so ist es für Interessierte möglich, Unterschiede zwischen den Anbietern zu erkennen. Corporate Design ● umfasst alle visuellen Ausdrucksformen eines Unternehmens. Ziel ist eine hohe Wiedererkennbarkeit durch ein einprägsames Bild. Mittel dazu sind Logo, Schriftzug, Farben usw. auf Briefbögen und Prospekten, Firmenschildern und Fahrzeugen, Dienstkleidung usw. Beispiel: Ein ambulanter Pflegedienst tritt vor allem durch sein Farbkonzept und Firmenschriftzug auf Autos und Dienstkleidung der Mitarbeitenden in Erscheinung. In der Region sind die Pflegenden bekannt als die ‚roten Engel‘ (analog zu den bundesweit bekannten ‚gelben Engeln‘ des ADAC). Corporate Identity ● beschreibt die Identität einer Organisation, ist ein strategisches Konzept zur Positionierung einer ‚Einrichtungspersönlichkeit‘ im Sinn eines einheitlichen Firmen- oder Organisationbildes. Dazu gehört ein formal und inhaltlich (Unternehmenskultur) aufeinander abgestimmtes Auftreten mit durchdachter Kommunikationsstrategie und einem ► Corporate Design.

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ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

Externe Öffentlichkeit ● Umfasst die Kommunikation mit dem Umfeld, all denen, die nicht Teil der Einrichtung bzw. der gesamten Organisation sind, z. B. Presse, Förderer und Partner, Dienstleister, Expert*innen, andere Einrichtungen, Kritiker usw. Hier geht es um Kommunikationsmanagement, um Einflussnahme auf die öffentliche Meinung. Identifikation ● der Mitarbeitenden mit ihrer Einrichtung und mit dem Arbeitsfeld Altenpflege ist wichtige Voraussetzung für ein positives Arbeitsklima und damit für ein sympathisches Auftreten in der Öffentlichkeit. Alle wollen dasselbe erreichen, ziehen am selben Strang, wenn sie das Gefühl haben, in ein großes Ganzes eingebunden zu sein. Das trifft z. B. zu, wenn sie sich informiert, angehört und gefördert fühlen, sie am Erfolg des Unternehmens beteiligt sind. Gemeinsame Veranstaltungen und Aktivitäten unterstützen das Zusammengehörigkeitsgefühl ebenso wie äußere Merkmale in Form von Dienstkleidung. Interne Öffentlichkeit ● bezieht sich auf Zielgruppen, die einer Organisation direkt angehören wie Mitarbeitende, Vorgesetzte, Vorstandsmitglieder, ► Freiwillige usw. Sie umfasst außerdem Funktionsträger aus anderen Ebenen derselben Organisation (Landes-, Bundesverband …). Hier geht es um geregelten und zuverlässigen Informationsfluss, um Transparenz mit dem Ziel der ► Identifikation mit der Einrichtung. Öffentlichkeitsarbeit ● (engl. Public Relations = öffentliche Beziehungen) dient dem Aufbau von Bekanntheit, Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Sympathie in der öffentlichen Wahrnehmung. Der Begriff bezeichnet die Gesamtheit des Bemühens und aller Maßnahmen einer Organisation, die auf eine vorteilhafte Darstellung der Einrichtung und ihrer erbrachten Leistungen abzielen. Wichtig ist, dass eine Altenpflegeeinrichtung nach einem Konzept vorgeht, eine Strategie entwickelt und Maßnahmen für die ► interne wie für die ► externe Öffentlichkeit berücksichtigt. Mischformen zwischen beiden Zielgruppen sind z. B. Netzwerke und Beziehungsgeflechte, in den die Organisation Mitglied ist.

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Instrumente/Maßnahmen Flyer ● Einfaches Werbemittel mit meist hoher Auflage bei geringem Umfang. Knappe Aussagen, auf Wesentliches beschränkt, meist gefaltete, gedrittelte DIN-A-4-Seite. Imagebroschüre ● Vermittelt in Form eines mehrseitigen Printprodukts ein eindeutiges Bild von einem Träger mit Angebotspalette und Unternehmensphilosophie. Instrumente ● der Öffentlichkeitsarbeit sind vielfältig. Ihr Einsatz sollte sich immer an der jeweiligen Zielgruppe orientieren. Dabei ist vor allem zu unterscheiden zwischen ► interner und ► externer Öffentlichkeit. Beispiele: Interne Öffentlichkeit

Externe Öffentlichkeit

Leitbild

Website/Homepage

Mitarbeiterzeitung

Social Media

Newsletter

Newsletter

Intranet

Imagebroschüren

Briefkasten

Kundenmagazin

Mitarbeitergespräche

Flyer

Einführungsbroschüre, Infomappe für neue Mitarbeitende

Zeitungsanzeigen Promotionaktionen

Kommunikationstafel (schwarzes Brett)

Pressemitteilungen Pressekonferenzen

Rundschreiben

Pressepräsentationen

Betriebsversammlungen

Pressefrühstück

Kommunikationsinseln

Veranstaltungen



Infostände …

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Intranet ● bezeichnet ein nicht öffentliches Computernetzwerk, das innerhalb von Organisationen einer festgelegten, geschlossenen Benutzergruppe zum Informationsaustausch offensteht. Kommunikationsinseln ● dienen dem informellen Austausch zwischen Mitarbeitenden, z. B. mit Stehtischen an zentralen Punkten bei einer schnellen Tasse Kaffee. Kundenmagazin ● oder Heimzeitschrift stellt als Periodikum (regelmäßig erscheinende Zeitschrift) aktuelles Geschehen aus der Einrichtung dar, ergänzt durch Grundsatzbeiträge. Vielfach werden individuelle Artikel über Veranstaltungen aus einer Einrichtung, Vorstellung von Bewohnern und Mitarbeitenden usw. mit einem allgemeinen, thematisch passenden ‚Mantel‘ versehen, der für alle Häuser desselben Trägers gleich aussieht. Leitbild ● formuliert kurz und prägnant das Selbstverständnis einer Organisation (Wofür stehen wir?), deren Auftrag und Ziele (Was machen wir und was wollen wir erreichen?) sowie deren Werte und Grundsätze (Welche Ideen und Regeln bestimmen unser Handeln?). Ein Leitbild gibt den Rahmen fürs tägliche Handeln vor. Es macht nur Sinn, wenn es den Mitarbeitenden bewusst ist, von ihnen akzeptiert und getragen wird. Ein Motto oder Slogan, eine Vision, eine motivierende Aussage stellt die Einzigartigkeit der Organisation heraus. Newsletter ● Er zählt zu den so genannten Pushmedien. Dieser regelmäßig erscheinende Rundbrief in elektronischer Form wird, einmal abonniert, einem festen Stamm von Interessierten per Email zugeschickt (push). Pressearbeit ● reicht von schriftlichen Informationen wie Presseinformation, über Pressefotos, die einer Redaktion zur Verfügung gestellt werden bis hin zur direkten Kommunikation bei Pressegesprächen, Präsentationen, Interviews usw. Wichtig für eine Einrichtung ist, stets Neuigkeiten zu finden, die für einen Pressebeitrag interessant sind. Über den regelmäßigen Arbeitsalltag

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Gerontologie – das Altern verstehen

wird eher selten berichtet. Daher gilt es, immer neue Anlässe zu finden, um in der lokalen Zeitung präsent zu sein. Beispiele: Spezielle Veranstaltungen wie der Besuch des Weihnachtsmarkts oder einer Theateraufführung zusammen mit Bewohnern, Einweihung eines neuen Sinnesgartens, Vernissage für eine Gemäldeausstellung im Foyer, Auszeichnung einer Mitarbeiterin für besondere Verdienste, Infostand in Kooperation mit einer Pflegeschule bei einer Ausbildungsmesse, ein Schreibprojekt ‚Senioren erzählen‘ usw. Social Media ● Potenzielle Kund*innen/Patient*innen/Bewohner*innen, also alte Menschen, sind bereits vielfach in den sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram & Co. vertreten. Wer als Anbieter im Bereich der Altenpflege jüngere Menschen erreichen möchte, ob für Mitarbeit, Kooperationen, Partnerschaften oder Berichterstattung, kommt nicht an den digitalen Medien vorbei und sollte sich dort präsentieren. Günstig ist es in der Regel, dafür einen jungen Menschen zu gewinnen, der über die passende Sprache und das technische Knowhow verfügt. Veranstaltungen ● sind eine wirksame Möglichkeit, als Einrichtung öffentlich in Erscheinung zu treten und so von der Bevölkerung als aktiver Teil des öffentlichen Lebens wahrgenommen zu werden. Sich öffnen, Außenstehende ins Haus einladen, sich an Aktionen beteiligen – das weckt Aufmerksamkeit. Beispiele: Vorträge über aktuelle Themen, Feste, Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und andere kulturelle Angebote, offener Mittagstisch, Flohmarkt … Website/Homepage ● Eine eigene Website sollte für jede Organisation bzw. Einrichtung selbstverständlich sein. Sie nützt jedoch nur, wenn sie aktuell gehalten wird hinsichtlich der angekündigten Termine, Zuständigkeit von Mitarbeitenden usw. Zeitungsanzeigen ● verlieren angesichts der digitalen Medien zwar an Bedeutung, sind aber, vor allem in Anzeigenblättern, noch immer gefragt,

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oft auch aus Anlass redaktioneller Themenschwerpunkte in der Seniorenarbeit.

Instrumente von Mitarbeitenden Engagement ● Wer sich für die Altenpflege, gute Arbeitsbedingungen und ein positives Berufsbild engagieren möchte, kann in unterschiedlichen Organisationen oder freien Gruppierungen aktiv werden. Auf lokaler, regionaler und überregionaler Ebene bestehen viele Möglichkeiten in Berufsverbänden und Interessenvertretungen, in Arbeitsgruppen und an runden Tischen, bei Veranstaltungen und Bürgerinitiativen … Außerdem bieten ungezählte Foren und Netzwerke hinreichend Gelegenheit zum Austausch und für Initiativen im Internet. Erscheinungsbild ● Mitarbeitende einer Einrichtung sind deren ‚Visitenkarte‘. Gepflegtes Äußeres und höflich-freundliche Umgangsformen der Mitarbeitenden vermitteln Außenstehenden ein positives Bild von einer Einrichtung. Freizeitverhalten ● Was Menschen in ihrer Freizeit tun, ist grundsätzlich ihre Privatangelegenheit. Dennoch werden Personen mit ihrem Beruf in Verbindung gebracht. Schließlich macht die Arbeit einen wesentlich Teil ihres Lebens aus und ist eng mit der Persönlichkeit verknüpft. Von einer Altenpflegerin wird meist erwartet, dass sie auch in ihrem privaten Umfeld hilfsbereit ist und respektvoll mit alten Menschen umgeht. Passt das Freizeitverhalten nicht zu den mit dem Beruf verknüpften Erwartungen, beeinflusst das das Bild negativ. Beispiel: Ein Altenpfleger ist in seiner Freizeit mit Freunden unterwegs. Die Gruppe pöbelt gemeinsam in alkoholisiertem Zustand einen alten Menschen auf der Straße an und wird handgreiflich. Wird eine solche Situation beobachtet oder womöglich in sozialen Netzwerken gepostet, kann das für den Altenpfleger negative Auswirkungen auf seine berufliche Situation haben.

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Meinungsäußerungen ● und Berichte über aktuelles Geschehen verbreiten sich in sozialen Netzwerken rasant. Alle, die dort aktiv sind, sollten ihre Kontakte nutzen, um ein realistisches Bild von Altenpflege zu vermitteln. Es nützt niemandem, wenn alle nur über den Pflegenotstand reden und positive Aspekte des Berufs verschweigen und stattdessen ihren Beruf schlecht reden. Umgekehrt kann ein begeisterter Beitrag vielleicht andere für einen so erfüllenden Beruf gewinnen …

Mundpropaganda ● Mitarbeitende aus der Altenpflege erzählen – wie wohl die meisten Menschen – im eigenen Umfeld von ihrer Arbeit, von persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen. Das ist ein nicht zu unterschätzendes Stück Öffentlichkeitsarbeit! Wer also von positiven Ereignissen, von angenehmen Begegnungen und erfreulichen Seiten des Berufs berichtet, trägt wesentlich dazu bei, ein positives ► Image der Altenpflege entstehen zu lassen. Wer dagegen das Sinnstiftende, das Erfüllende und die guten Momente dieses Arbeitsbereichs aus dem Blick verliert, dauernd stöhnt und häufig von Situationen berichtet, die er oder sie selbst negativ erlebt hat, tut sich und der Branche keinen Gefallen. Damit wird niemand motiviert, sich in der Altenpflege zu engagieren oder gar einen Pflegeberuf zu erlernen.

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ANHANG STICHWORTVERZEICHNIS A Abruf von Informationen 88 Aktives Zuhören 84 Alarm-Phase 43 Alleinstellungsmerkmal 101 Alltagssprache 76 Altenhilfe 18 Ambulant 18 Ambulante Pflege 18 Anerkennung 59 Angebote zur Unterstützung im Alltag 19 Aphasie 88 Arbeitnehmervertretung 34 Arbeitsfelder 19 Arbeitsform 13 Arbeitszeiten 41 Arbeitszufriedenheit 60 Austausch 53 Autogenes Training 53 Autokratischer Führungsstil 29 Autoritärer Führungsstil 30 Axiomen 82

B Beratungsgespräch 75 Berufsflucht 41 Berufsverbände 34 Berührungen 92

Betriebsrat 34 Bezugsgruppe 25 Bildung 60 Blickverhalten 69 Boreout-Syndrom 43 Burnout-Syndrom 43 Burnout-Verlauf 44

C Coaching 60 Code 78 Coolout 44 Coping 53 Copingstrategie 53 Corporate Design 101 Corporate Identity 101

D Decodieren 79 Demokratischer Führungsstil 30 Deutsch 77 Deutscher Pflegerat e. V. 35 Dialekte 77 Dialog 75 Dienstplan 60 Direkte Kommunikation 69 Distress 45 Distress-Folgen 45 Du-Botschaft 85

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E Echolalie 92 Einzelsupervision 61 Empathie 92 Encodieren 79 Engagement 106 Entspannung 54 Entspannungstechniken 54 Erscheinungsbild 106 Erschöpfungs-Phase 45 Erwartungen 46 Eustress 46 Externe Öffentlichkeit 102

F Fachsprache 77 Feedback 79 Feldenkrais-Methode 55 Flexible Arbeitszeitmodelle 61 Flyer 103 Foren 35 Formelle Gruppe 25 Fortbildung 55 Fragen 85 Freie Träger 13 Freiwillige 99 Freizeitverhalten 106 Fremdsprache 77 Führungsaufgaben 30 Führungsqualitäten 31 Führungsstil 31

Anhang

G Gemeinnützig 13 Gerontopsychiatrie 20 Gerontopsychiatrische Einrichtungen 20 Gesprächsleitfaden 85 Gesprächspartner*innen 75 Gestik 69 Gesundheitsförderung 61 Gewalt 46 Gewerkschaften 35 Gruppe 26 Gruppengespräch 76 Gruppenprozesse 26 Gruppensupervision 61 Gruppenziele 26

H Helfersyndrom 47 Heterogen 26 Hierarchie 13 Hilfsmittel 62, 89 Homogen 27 Hospiz 20 Humor 92

I Ich-Botschaft 86 Identifikation 102 Image 99 Imagebroschüre 103 Imagepflege 99 Indirekte Kommunikation 71 Informationsverarbeitung 90 Informelle Gruppe 27 Inneres Team 80 Institution 13 Instrumente 103 Interne Öffentlichkeit 102

Interview 76 Intervision 62 Intranet 104

K Kollektiver Führungsstil 31 Kommunikation 70 Kommunikationsebenen 80 Kommunikationselemente 81 Kommunikationsinseln 104 Kommunikationskanal 71 Kommunikationsmodelle 81 Kommunikationsmodus 71 Kommunikationsquadrat 82 Kommunikationstheorie Watzlawick 82 Kontaktaufnahme 90 Kooperationen 99 Kooperativer Führungsstil 32 Körperbewegung 71 Körperhaltung 71 Körperkontakt 72 Körperliche Belastungen 42 Körpersprache 72 Kulturelle Gewalt 47 Kundenakquise 100 Kundenmagazin 104 Kurzzeitpflege 20

L Lasswell-Formel 84 Leitbild 104 Lesen 72

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M Meditation 55 Meinungsäußerungen 107 Merkspanne 90 Metakommunikation 73 Mimik 73 Mitarbeitergewinnung 100 Mitarbeitervertretung 35 Mobbing 48 Mobbingfolgen 48 Mobbinghandlungen 48 Mobbinghilfe 48 Mobbingopfer 49 Mobbingursachen 49 Moderation 86 Moderationsaufgaben 86 Moderationsmaterialien 87 Moderationsmethoden 86 Multiprofessionelle Zusammenarbeit 32 Mundpropaganda 107

N Nachtpflege 21 Newsletter 104 Non-ProfitOrganisationen 14 Nonverbale Kommunikationskanäle 73

O Offene Altenhilfe 21 Öffentlicher Träger 14 Öffentlichkeitsarbeit 102 Organigramm 14 Organisation 14 Organisationssoziologie 15



P Palliativstation 21 Paraverbal 73 Partizipativer Führungsstil 32 Partnerschaften 100 Pausen 42 Personal 62 Personalbemessung 62 Personale Gewalt 49 Personalrat 36 Personenzentrierte Gesprächsführung 87 Pflegedienst 21 Pflegekammern 36 Phasenmodell 27 Positives Denken 56 Pressearbeit 104 Primärgruppe 28 Private Träger 15 Privatgewerbliche Träger 15 Progressive Muskelentspannung 56 Psychische Belastungen 43 Psychohygiene 57 Psychosomatik 57

R Rehabilitationszentrum 22 Resilienz 57 Rollenselbstbild 32 Roter Faden 90

S Schlüsselwörter 92 Schreiben 74 Schriftsprache 78 Sekundärgruppe 28 Selbstpflege 57

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Signale 92 Situative Gruppierung 28 Social Media 105 Soft Skills 57 Soziale Betreuung 22 Soziale Gruppe 29 Soziale Kategorie 29 Soziales Gebilde 16 Sozialstation 22 Sponsoring 100 Sprache 74 Sprachniveau 78 Sprechen/Stimme 74 Sprechgeschwindigkeit 92 Stationäre Pflege 23 Stationäre Pflegeeinrichtung 23 Stress 50 Stressor 51 Stressbewältigung 50 Stressphasen 51 Stressreaktionen 52 Strukturbildung 90 Strukturelle Gewalt 52 Studium 58 Supervision 63 Supervisionsprozess 63 Supervisor*in 64

T Tagespflege 23 Teamarbeit 52 Teambesprechung organisieren 87 Teamsupervision 64 Teilstationäre Pflege 23 Träger 16 Transparenz 64

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U Umgangssprache 78

V Validation 93 Veranstaltungen 105 Verbale Kommunikationskanäle 74 Verbalisieren 87 Verband 16 Vereinbarkeit von Pflegen und Leiten 33 Verhinderungspflege 24 Vollstationäre Pflege 25 Vorkenntnisse nutzen 93

W Wahrnehmung 91 Watzlawick 82 Website/Homepage 105 Weiterbildung 58 Widerstands-Phase 52 Wiederholungen 91 Wohlfahrtsorganisationen 17 Wortfindung 91 Wortflüssigkeit 91

Y Yoga 58

Z Zeitdruck/Zeitmangel 58 Zeitungsanzeigen 105 Ziele 76 Zuhören/ Aufmerksamkeit 75 Zweitsprache 78

Anhang

ZUM WEITERLESEN Beckmann, Ursula (2019): Pflege packt‘s an. So macht mir die Arbeit Spaß. Hannover: Vincentz Network. Bundesgesundheitsministerium (2016): Praxisseiten Pflege. Flexible Verhinderungspflege. Bundesgesundheitsministerium (08/2016). Online verfügbar unter https:// www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Pflege/ Praxisseiten_Pflege/2.7_Verhinderungspflege.pdf, zuletzt geprüft am 10.01.2020. Das Demographie-Netzwerk (ddn e.V.), Dortmund (Hg.) (2017): Arbeitshilfe Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Personalarbeit in der Langzeitpflege Ein Arbeitsergebnis des AGP-Projekts Herausforderung PflegeI. Eine Arbeitshilfe für die Praxis. Unter Mitarbeit von Prof. Dr. Thomas Klie, AGP Sozialforschung im FIVE e.V. Online verfügbar unter https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_ Publikationen/Pflege/Broschueren/AGP_Arbeitshilfe_Schluesselfaktoren_Personalarbeit.pdf#page=1&zoom=90,-406,850, zuletzt geprüft am 10.01.2020. Deutscher Ärzteverlag GmbH; Ärzteblatt, Redaktion Deutsches (2018): Altenpfleger sind ihrem Beruf treu. Online verfügbar unter https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/89230/Altenpfleger-sind-ihrem-Beruf-treu, zuletzt geprüft am 10.01.2020. Franck, Norbert (2008): Praxiswissen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Ein Leitfaden für Verbände, Vereine und Institutionen. 1. Aufl. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften. Kersting, Karin (2016): Die Theorie des Coolout und ihre Bedeutung für die Pflegeausbildung. Frankfurt am Main: Mabuse-Verlag. Mayntz, Renate (2018): Soziologie der Organisation. 1. Auflage. Hg. v. Ernesto Grassi. Reinbek: ROWOHLT Repertoire. Sachweh, Svenja (2019): Spurenlesen im Sprachdschungel. Kommunikation und Verständigung mit demenzkranken Menschen. 2., vollständig überarbeitete und ergänzte Auflage. Bern: Hogrefe. Schmidbauer, Wolfgang (2013): Das Helfersyndrom. Hilfe für Helfer. 2. Auflage. Reinbek: Rowohlt Taschenbuch Verlag. Schulz von Thun, Friedemann (2019): Miteinander reden 1-4. Störungen und Klärungen/ Stile, Werte und Persönlichkeitsentwicklung/ Das „Innere Team“ und situationsgerechte Kommunikation/ Fragen und Antworten. Unter Mitarbeit von Verena Hars, Lothar Walter, Dina Barghaan, Marcus Poenisch, Uwe Adlung und Annika Flöter. 1. Auflage, Sonderausgabe. Hamburg: ROWOHLT Taschenbuch. Sozialgesetzbuch (SGB XI). Elftes Buch. Soziale Pflegeversicherung (2019). Online verfügbar unter https://www.sozialgesetzbuch-sgb.de/sgbxi/1.html, zuletzt geprüft am 10.01.2020.

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Watzlawick, Paul (2016): Man kann nicht nicht kommunizieren. Das Lesebuch. 2., unveränderte Auflage. Bern: Hogrefe. Wawrik, Peter; Kämmer, Karla (2019): Erfolgreich Führen und Leiten in ambulanter Pflege und Tagespflege. [1. Auflage]. Hannover: Vincentz (Reihe Management). Wingchen, Jürgen (2014): Kommunikation und Gesprächsführung für Pflegeberufe. Ein Lehr- und Arbeitsbuch. 3., aktualisierte Aufl. Hannover: Schlütersche (Brigitte-Kunz-Verlag).

Institutionen im Internet Arbeitgeber- und BerufsVerband Privater Pflege e. V. (ABVP) https://abvp.de Arbeitsgemeinschaft privater Heime https://www.aph-bundesverband.de Bundesministerium für Gesundheit (BMG) https://www.bundesgesundheitsministerium.de Bundesverband Privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (BPA) https://www.bpa.de Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) https://www.dbfk.de Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) https://www.verdi.de

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Anhang

DANK Es ist guter Brauch, sich am Ende eines Projekts zu bedanken bei allen, die auf unterschiedliche Weise zur Fertigstellung beigetragen haben. Das zu tun, ist mir ein wichtiges Anliegen, denn außer der Autorin haben eine Reihe weiterer Personen wesentlichen Anteil am Ergebnis einer umfangreichen Arbeit. So gilt mein Dank: –– Dr. Andrea Friese, meiner Autorenkollegin und Freundin. Danke Andrea, dass du so tief in mein Buchprojekt eingetaucht bist und alle vier Bände geduldig mit deinen Tipps und Impulsen begleitet hast! Die Gespräche mit dir – persönlich und am Telefon – waren echte Bereicherung. –– Bettina Schäfer, meiner langjährigen Lektorin, die immer für alles Verständnis und stets ein offenes Ohr hat, so manche wichtige Anregung gibt und nicht nur mich als Autorin „pflegt“, sondern auch Highlights für meinen Hund Carlos im Blick hat. Geht es ihm gut, kann ich gut schreiben. Danke, dass Sie nie genervt sind, wenn ich so oft kurz vor Feierabend anrufe! –– Klaus Mencke, dem langjährigen Lektor, der alle Jahre wieder das Risiko eingeht, sich auf meine knappe Zeitplanung einzulassen. Danke, dass Sie immer wieder meinen Projekten und Ideen vertrauen und sie ins Programm aufnehmen. –– Schülerinnen und Schülern der Fachschule für Pflegeberufe „Sancta Maria“ in Bühl für die Beharrlichkeit, mit der mich einige zum Verfassen einer Neuauflage der „grünen Bücher“ (Lehrbuch Gerontologie von 2002) ermuntert haben. –– B esonderer Dank gilt den engagierten Azubis der beiden Kurse 37 und 37a der Altenpflegeausbildung, die als Berufsstarter so viel Begeisterung für die Altenpflege und die Ausbildung mitbringen und vor allem auch nach außen tragen. –– Rita Zottl, der Grafikerin im Haus Vincentz Network, die aus dem Manuskript schließlich das Buch gestaltet, das die Leserinnen und Leser am Ende in der Hand halten.

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Gerontologie – das Altern verstehen

Autorin Bettina M. Jasper Dipl. Sozialpädagogin Seit 1991 unterrichtet sie an der staatlich anerkannten Fachschule für Altenpflege (seit 2020 Fachschule für Pflegeberufe) Sancta Maria in Bühl in den Schwerpunkten Gerontologie, Aktivierung und Rehabilitation sowie Psychiatrie und im Fach Deutsch. Als lizenzierte Gehirntrainerin leitet sie in ihrer Denk-Werkstatt® Kurse, Seminare, Workshops und Therapieeinheiten. Sie ist vielfache Buchund Spieleautorin, freiberuflich tätig als Dozentin für verschiedene Träger in Altenpflege und Sport.

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Unser Tipp

... weitere Bücher von Bettina M. Jasper und Andrea Friese

Denkkonfekt + Bewegungshäppchen Bettina M. Jasper und Andrea Friese Wie lässt sich die geistige und körperliche Beweglichkeit täglich trainieren? Ganz einfach mit Bewegungshäppchen und Denkkonfekt von Bettina M. Jasper und Andrea Friese! Trainieren Sie einfach 5 Minuten mit einem Bewohner. Dort, wo er gerade ist. Das, was er an Alltagsbewegungen und Denksportaufgaben braucht. Sie setzen mit diesen Arbeitsbüchern die Vorgaben des Präventionsgesetzes um. Denkkonfekt 2018, 128 Seiten, Spiralbindung, Format: 12 x 17,5 cm ISBN 978-3-86630-670-7, Best.-Nr. 20666 Bewegungshäppchen 2017, 98 Seiten, Spiralbindung, Format: 12 x 17,5 cm ISBN 978-3-86630-299-0, Best.-Nr. 20137

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