Geist der Zeit [Erste original Ausgabe, Reprint 2022 ed.] 9783112638729

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Geist der Zeit [Erste original Ausgabe, Reprint 2022 ed.]
 9783112638729

Table of contents :
Vorrede
Verbesserungen
Der Schreiber I
Die Schreiber II
Das Zeitalter und die Zeitgenossen
Die alten Völker
Die neuen Völker
Die Republiken
Die Fürsten und Edelleute
Der Emporgekommene
Der jetzige Krieg
Wahrheit und Versöhnung

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Geist -er Zeit

von

Ernst Morlh Arndt.

i

8

o

6.

Natura hominibus iacrymas dedit et loque

Iain, quibus dillinguerentur a brutis. Theophrast’,

Vorrede.

Ae/ie$ Birch erscheint später, als es soll» tc.

Seine Ideen sind die Geburt von Jah­

ren rrnd hängen nicht allein von der Enrscheidiing des Tages ab.

Das Wenige,

was die stüchrkgeren Momente der Zeit be­

rührt, ist im November 1305 geschrieben und Ekel an der Gegenwart hat es nicht

weiter führen mögen.

Ist Geist des Ver­

gangenen und Weissagung des Künftigen in dem Buche, so sind die kleinlichen Zu»

*

fälligkeiten des Augenblicks sein Unbedeu­ tendes.

Man wird Aehnlichkeiten finden,

die an frühere Versuche des Verfassers erinnern.

Wenige Jahre haben seine Ge­

sinnung und seine Weltanficht nicht verän­

dert, ihn auch nicht klüger, aber wohl

alter gemacht.

Hat nun sein Mannes­

alter nicht mehr Licht und Beständigkeit der Darstellung gebracht, so ist dies nur

ein alter Kukuksgesang.

Verbesserungen.

Gelte 5 Zeil« io f. Alter l. Altem»



7



6 f. armer l. arger.

— 14 — 2 f. adritlschen. l. akribische». — 28



— 41 — 50

— —

— 57 — — Sv — — 139 — — 172 —

— 247 — — 292 — — 297 —

— 299 — - 3°7 — — Z8o — - 387 -

— 391 — — 396 —

5 f. nah L noch. 21 f. lieblose l. leiblose. 13 f. Phäton l. Phaeton. 5

f. soterisch l. esoterisch.

13 ii 5 2i

f. meist l. einst. f. genauer s. grauer. f. Gartoriu« l. SertorinS. f. flieht l. fleht.

23 f. Gevem l. Geyern. 22 f. Jmmtland l. Jrmtlanb.

23 f. in einem l. in einen. 17 f. wirksamer l. unwirksamer. 17 f. Pfläger l. Pfleger. ii f. Derzagung l. Verjagung. 6 f. niemal l. einmal. 23 f. einst l. meist.

— 399 — — 428 — — 442 —

5 9

f- Slavische l. Sklavische. f. Klima l. Kleine.

ii

f. hint an l. hinten.

— 446 —

7

f. zerstöben l. zerstieben.

D e r Schreiber-

haben ein eige­ nes Gemüth erhalten, das sich mit der schö­ nen warmen Natur und ihren Freuden und Leiden nicht recht verbindet. ES scheint, sie

53 erstatten in ihrer Wissenschaft, di« für bfe Nichkersinber doch bloß Formelkram bleibt, und alles Menschliche und Politische ist ihnen fremd, weil sie gewöhnlich für Nichts Begei­ sterung haben. Aber hoher wandelt das Ge­ schlecht, welchem der Himmel angewiesen ist, welche- dir Sonnenbahnen mißt und neu« Stern« und Pianeken findet. Diese Herrli­ chen sind mit Recht stolz auf- ihre Höhe und aus ihr himmlische- Leb««. Die Erde «ab das Zrbifche berührt so wenig sie, al- ihr« Wissen­ schaft. Zm heiteren, ruhigen Kreislauf, wi« ihre Sterne droben, wallen ihr« Tage dahin; bi« reine Kiarheit de- JdeenätherS, den st« athmen, hält Leidenschaft und Angst weit von ihre» Brüsten. Zch sprech« nicht bloß, wie ich e-fühle, sondern wie ich «S weiß. Staat, Leben-Herrlichkeit und Kunst waren bei de« Ae­ gypten» und Babyloniern zerfallen, waren viel­ leicht nie gewesen, wie wir eS weinen Sternkunde und Himmel-weife bliebe». So Ist «- auch bei den Neueren. Hier hat die Wissenschaft sich in Kraft und llaabhänqtgkeit Vom Zetteinstuffe gezeigt. Alle Kultur und ih-

54

re Hülfsmittel werden erst vergehen müssen, ehe diese mir ihren Sonnentempeln und Fern, spiegeln verschwinden. Aber in das gewöhn« licke Leben und feine Erscheinungen können sie picht eingreife», «eil sie es gar nicht berühren können und also auch von ihm nicht berührt Werben. Die Theologen. Die Philosophie war einst etwas Esoterisches, die Theologie mußte eS mehr seyn. Zene sucht ja yur die Gründe und daS Leben aller Dinge, diese schaut daS höchste Leben schon an, glaubt cS wenigstens anzuschauen und behauptet so da« All im Genuß zu haben, waS jene nur erst mit dem Begriffe sucht. Aber die alte Welt sehnte sich nicht so nach der Gottheit, als die neue. Zn ihrer Zugend und Unsckuld war der Gott Immer frisch mit in des Lebens Mitte; Mit, leid mit dem ganze» Geschlecht, menschliche« Gefühl von Elend und Sünde war ihr fremd. Aber die Zeit der Armuth sollte kommen und Ke kam. AIS die kultivirte Erde unter den 9t6, «ern nur noch Ein unglücklicher Sklavenhaufe war, da mußten alle fühlen, was alle litten,

55 mußt«» denken lernen, da sie nicht leben könn» ren. Dieses Leben war nichts, die unmittel­ bare Geaenwart des Gottes war mit seiner Herrlichkeit aus ihm entwichen. Die Hoff, nung, die letzte Tochter der Himmlischen, die von den Göttergaben der Pandorenbüchse bei den Sterblichen blieb, trug sie über das Nichtdieses elenden Sklavenlebens hinaus und zeigt« ihnen ein anderes Leben jenseits und einen neu» en Gott außer dem Leben und der Welt. Was nicht durch das unmittelbare Daseynsgefühl ist, sondern nur durch den Glauben, muß fester ge­ halten werden, wenn es nicht wieder verschwin» den soll. Das Leben, durch eine tief« Kluft von allem Gegenwärtigen abgeschnitten, der Gott außer feinet Welt körperlos stehend b«» dursten anderer Priester und Dolmetscher, aldie Vorzeit. Die alten Priester und Prophe­ ten verehrten und verkündigten den grgenwär, tigen, den mitlebenden und mitfühlenden Gott, Fröhliche Tänze um die Altäre, Blumen und Früchte, geschlachtete Opfer, welche die Men­ schengemeinschaft in Freude verzehrte, ehrten seine Gegenwart, sie klang au- dem Adlersfit-

56 tkg und donnerte aus den Wolken. Aber kein Bild, kein Symbol erklärte den Unerklärlichen «nd Unsichtbaren, allenthalben «nd furchtbar war die Nähe der mächtigsten und reinsten Gel» sie«, der in des sündigen und schmachvollen Welt nickt eingekürprrt wohnen konnte. Aber das irdische Auge will eine Gestalt auf Erde», die zu dem Unsichtbaren Hinweise. Noihwen» big entstand jetzt die äußere Priesterschaft alRepräsentantin des Gottes, der den Sterbii« chcn nicht mehr nahe seyn durste, wie die al« len Götter. Man mußte in den Engeln, in der Zungfta« und de« Heilige« menschlich« Götter machen, die aber voll Mitleid waren wie da» Zeitalter und im irdischen Zustand di« Getvalt der Sünde gefühlt hatten. So stoffen die alte und neue Weit aümältg zusammen und die Weltbildung des Geistes ve» gann. Aber alt« Weisen, Gebräuche, An» sichten gingen nicht plötzlich unter. DieS ist begreiflich. Die ersten fünf Jahrhunderte deS Christenthums tragen selbst wider seinen Ka» rakter viel Mystisches und Geheime- an sich. Di« folgenden taufend Jahre ward eS im Aeu»

S7 fern tmb Innern immer mehr profan und muß­ te es werden. Aber feine Repräsentanten fingen an Lügner und Antichristen zu werden. Sonderbar nemlich war der todte Leib der alten Religion, die foterifch seyn mutzte, gleichsam ia das Christenthum so mit hinüber gewandert. Eigne Gesellschaften, die unter den Ohmen Eremiten und Mönche aufkamen, waren im Grunde nur Theile des dicken und fetten Lei­ bes der Hierarchie. Da der große und unend­ liche Geist, den man glaubte und den das Al­ terthum fo nicht gekannt hatte, da die Geister, die durch ihn wurden, durch die Jahrhunderte wirken und die Welt, die anfangs nur eine Sehnsucht nach Geist gehabt hatte, nun wirk tich anstng geistig zu werden, da ward der Priesterfchaft bange. Sie war ein nothwen­ diger Nothbehelf des Christenthums in sein« Kindheit gewesen; den» so plötzlich konnte ma» von dem Leiblichsten zu dem Geistigsten nicht aussteigen. Aber statt daß sie mit dem Be­ wußtseyn ihrer nur zeitlichen Nothwendigkeit etwas Würdiges hätte seyn sollen, war st«

fündlich etwa- Unwürdiges geworden.

Sch

58 sollte, ohn« sich an das Irdische zu hängen, es sürS Erste nur für da« Christenthum reprä, sentiren. Aber die Erde gefiel ihr besser, al­ ber Himmel, und sie griff zur elenden irdischen Herrschaft und verlor so die höchste auf Erden. Sie fing an zu gaukeln und zu lügen und woll, te dcr Welt sogar Priesterorden al« esoterisch «ufdringen, die dem Sinn de« Christenthum« fremd und das Heilige in Freude darzustelle» zu unholde und irdische Gesellen waren. So betrog und schreckte sie einige Jahrhunderte bi« Welt, der Gott des Christenthums erklärte sich endlich selbst wider sie« Die Hierarchie stanh in Zwietracht und Widerspruch und bk Refor» mation begann. Wunderliche Urtheile, die noch immer über diese Reformation rund laufen! Einige behau, pten, der heilige Luther und Kalvin hätten der Welt, der Frömmigkeit, der europäischen Zucht und Bildung einen unnennbaren Schaden ge, thau, sie seyen wilde Stürmer gewesen ohne die zartere Humanität und den feinen Weltfinn ihrer Zeit; durch einen Enthusiasmus, den man eher Wuth nennen könnte, hätten sie sich

59 -lind forttreiben lassen, so wie da» Glück begünstigte. So hätten sie alles Heilige un& Himmlische mit den Schlacken des Aberglan, denS zugleich ausgefegt, und seyen als die Schän» der des Tempels Gottes mit Recht von der Nachwelt zu verfluchen. Andre und unter die« sen manche seiner warmen Freunde schelten Lu, thern, daß er allerdings den neuen Kultus zn kiarund übersinnlich geistig gemacht habe, weil baS grobe Leiblich« und Sündiiche des altey Katholicismus ihn zu sehr ärgerte. Ihr Tho­ ren , di« ihr das Ewige zum Zeitlichen, und da« Nothwendige zum Zufälligen macht! Wenn ihr glaubt, daß diese Männer alles aus sich selbst schufen und das Jahrhundert und feinen Lauf nur so machen konnten, so habt ihr ihre unend» liche Majestät noch nie erkannt und solltet vor ihnen niederfallen, statt sie zu richten. Nein, nicht sie machten die Zeit, sendern die allmäch, tig« Zeit macht« sie, aber die Mächtigsten rief sie auf, ihre Arbeit zu vollenden. Es ging Luther» mit seinen Zeitgenossen nur wie alle» Männern, die in Weltrevolutionen groß sind.

Er «ar der gewaltigste Mensch des Zahrhun,

6o

bttU und half zu feiner Geburt; was er zu schaffen schien, war schon früher da. Abe« erst durch ihn ward eS recht lebendig und die Augen der Leute konnten es sehen. Hier beginnt für Europa eine «tut Welt» «poche. Im hohen Glanze brach die überirdi» sche geistige Bildung der neuen West hier zum ersten Mal durch und zum ersten Mal stestte sich nun der Gott dieser Welt in seiner üüerschwäng« lichen Geistigkeit hin. Aber noch bedurfte rS drittehalb Jahrhunderte, ehe die Welt die Dedeutung dieser hohen Erscheinung begreifen konnte. Erst vor etwa vierzig Zähren finge« Einige an sie zu ahnden, jetzt wissen sie Einige. So viele Zeit bedurfte es, di« letzte« Reste des Vergangenen und Veralteten abzu» streifen, sich von Banden alte» Wahns und al« ten Glaubens loSzureißen. Met Recht habe« die Katholiken den Protestanten Widersprüche und Inkonsequenzen vorgeworfen. Seit de« letzten Deoennken, da viele ihrer Priester «u» gläubig und atheistisch geworden find, ist die Harmonie eingrtreten. Zch muß dies erklä­ ren, was paradox klingt. Nicht bioß mit der

6i Resigton, sondern mit allen andern Dinge» hat die geistige Entwickelung bei den gebildete» Nationen ihre Arbeit meist vollendet, d. fyv der Geist ist wie der Phönix aus Nicht« al« Aschen gestiegen und Festes ist nichts übrig ge» -liebe«. Die Priester selbst haben begreife« gelernt, daß sie ift der Weit nichts mehr z» thun herbe», wenn sie bleiben- wie sie waren. Aber die meisten scheue« die Verwandlung , den« nur durch den Feuertod können sie dem Geist Nachkommen. So haben wir DaalSpfaffenz deren Wort verhallt wie «in Klang in der Wü» sie, der kein Ohr findet. Die Welt ist zu klug, zu gebildet, zugeia stig, sie kann nicht mehr sinnlich fromm seyn» Trotz aller Reaktion- weswegen Viele fürchte« und hoffen, muß der KatholiriSmu« jetzt falle» und wird es, denn der Aberglaube hält die Menschen nicht mehr. Da« Lurhrrthum, da« durch das Wissen auf den Unglauben Hinarbei« tete, hat es eben nicht zum Wissen, aber doch zu der Ueberzeugung gebracht , daß e< kein Recht hatte, an etwa« zu glauben, al« an da« geistigste Leben.

Seine Priester selbst find

6r Schelme geworden, mehr als die der KathA Uten. Sie glauben nicht mehr, lehren aber doch den Glauben» Weitsinn mußten die re« formirten Sekten haben, also den katholischen Lügenschein de« Esoterischen meiden. Ihn hat« ten die Priester darstellen müssen, daS wäre Beständigkeit ihrer Grundsätze gewesen. Ih­ re Besseren thaten eS eine Zeitlang. Seitdem sie selbst ungläubig und atheistisch find, haben sie fich vielfältig den Gemeinsten gleichgestellt und alle- profanirt. Keine Religion, fehlt Zucht, lernt Schwärmerei mehr in der prote» stantischen Welt. Fürchterlicher Zustand, bei welchem man vor zwei Jahrhunderten noch an den jüngsten Tag gedacht hätte! und erleben wir nicht jüng« sie Tage genug? Ich sehe keinen Rückgang möglich. Die zum Katholicismus hineilrn, irren; da ist kein Heil; die fich gutmüthig in den alten Glauben werfen, thun Vergebliches, für ihn kann dies kluge Geschlecht sich nicht mehr begeistern, da selbst die letzten Formen, des Alten trotz ollem Gegendrücke unaufhaltbar Zusammenstürzen. Nur Eine Rettung ist da,

6z ÄlitMehen durch den Feuertod, um baS leben­ dige Leben für sich und andere zu gewinnen. Wozu die eitlen Klagen, das feige Gewimmer über das Verlorne? Es ist noch da, der Him­ mel ist noch offen, aber wie viele haben die Himmelsleiter? Die Bildung hat einen hohen Punkt erreicht, eine fürchterliche Schärfe bei Blicks; aber ihr Gott ist ja nicht entflohene Fasset diesen, ihr Edleren, und bringt ihn den armen, reitzlofen und gottlosen Menschen und sie werden wieder anbeten Und sich freuen» Bringt ihnen den erhabenen Geist, der eine« Theil seiner zerstörenden Arbeit vollendet hat, laßt sie ihn in Klarheit, in dem stillen Glanz der Nothwendigkeit sehen, er wird sich mit der Welt verbinden und die Welt wird aus bet» Aschen und Gräueln der Zerstörung einst wieder jung werden. Die Zeit der irdischen Begeiste» rung ist vorbei, so schön sie war, sie kömmt nimmer wieder. So führen denn die Weife» sten und Gewaltigsten der Zeitgenossen die Men» scheu zum höheren Schauen und lassen sie gei» stig sehen, was jene glaubten. Unsre Priester «erden keine Tempel wieder füllen und ketnt

64 beklommene«! Bosen trösten, so lang? sie Vie Lüge nnd Wahrheit noch zusammenschmelzen wollen-. Bedenkt -doch, es giebt setzt kein Mittel, alles ist «II ober neu» Die Geschichtschreiber. Warum haben die neueren Völker keine große Geschicht» fchreiber? Zn, «eil ihnen die Freiheit fehltwelche die Alten halten» Dies ist die gewöhn« liche Antwort auf die Frage, die aber nichts erklärt. Denn man könnte wieder fragen r warum fehlt ihnen die Freiheit? unb so gien» gt es ins Unendliche fort» Es ist diese Antwort auch nicht einmal ganz wahr» Herrliche Men» scheu auch unter den Neueren haben in herrli» ch«n Zeiten gelebt und die raschen Geschichten derselben geschrieben : aber wer wird Macchia» Uelli, wer die Geschichtschreiber des niederlän, bischen und amerikanischen Freiheitskampfes und die der Großthaten der Spanier in Jndi» en mit Thncydides und Sallustius vergleichen? Selbst in monarchischen Staaten hat es Epo» chen gegeben, wo der Geschichtschreiber ohne alle Gefahr durfte, waS der verständige Man« jeder Zeit darstellen würde» Spricht man da, das

65 da« Gemüth war einmal zu eingeklemmt, die ganze Art zu r eukcn und dir Singe anzusehen durch Gewohnheit des Zwanges zu flcin gewor, den, in der kurzen Freiheit konnte der Sinn seine volle Elasticität nicht gewinnen, mit welcher er sich erheben mußte, das Edle edel und das Würdige würdig zu schildern, so erklärt bas wohl Einzelnes, aber nicht das Ganze. Mich dünkt, wir Europäer haben manche st« chere Flecke, wo wir eben so frei und groß sprechen dürften, als die Alten, wen» wir es könn« ten. Auch vormals gab es Deportationen, Inquisitionen und Kerker. Nein, es liegt in ganz etrvas Anderem, daß wir nicht die Einfair, Energie und Dar­ stellung der alten historischen Welt haben. An großen Thaten des Hcldenwuths, an bestande­ ner Abentheuer Lust und Ritterlichkeit, an ho­ her Entwürfe kühnem Vollenden, an Aufopfe­ rungen für das Vaterland, für die Freiheit, an ungeheuren Revolutionen fehlt es uns wahr­ lich nicht, auch nicht an Liebe und Haß, den Pinsel in Feuer zu tauchen. Wer das Vorig, verstanden hat, versieht auch, was ich hirrsa5

66 gen will. Die Dinge unb die Menschen finb noch dieselben, aber ihr Sinn und'ihre Wür» digung ist anders geworden. Das hohe 93er» hängniß der Begebenheiten und der Menschen, die selbstständige Göttlichkeit jedes Einzelnen der allen Welt gab Glauben an Kraft und brachte Einfalt und Leben in die Darstellung. Die neue Zeit kann kraft ihrer Bildung daUrtheilen und Deuteln nicht lassen. Sie kann das Ganze nicht mehr in der Majestät der Ein­ heit sehen, wodurch die bewerte Welt allein akS eine lebendige erscheint. Kurz, wir sind zu klug und auch zu;bumm für die Geschichte. Für die großen Dinge gehören Kinderauqen und Kinderherzen. Die neuere Zeit hat nach meinem Gefühl nur Einen große» Geschicht­ schreiber, Johannes Müller, den Schweitzer; aber er ist seinem Zeitalter fremd und weil das Zeitalter ihm die Begeisterung nickt zurückge­ ben konnte, mit welcher er in frischer Jugend hinfuhr, so fängt er leider an, ficht« der Ma­ nier zu verhärten. Aber die kluge Zeit kann dock urtheilen, sie kann, weil sie viel weiter überschaut, als

67 die Alten, die Welt doch leichter znfammenbiti» den; so kann sie wenigstens den Geist und den Ursprung der Dinge besser zeigen, wenn auch die Gestalt nicht so jugendlich frisch ist. Die Neueren rühmen dies auch gern von sich selbst so. Aber mir will es nicht ein. Ich begreife nickt, wie man den Geist der Dinge ohne Ge­ stalt darstellen will. Ich ehre die höheren Gei­ ster meiner Welt, ich habe manche ihrerQ-uintessenzen und efprits der Geschichte und Bildung gelesen, auch wohl zu erst mit Freuden gelesen, aber eS war endlich immer, als sah ich nur Stü­ cken einer schönen Welt, ohne die Möglichkeit sie zusammenzufetzrn, und das ist ein peinliches Gefühl. Es ist einem bei diesen feinen und scharfen Geistern, als wenn man unter Ge, spenstern wandelt, weil man dunkel fühlt, daß die liebe lebendige Welt nicht so klug und fein seyn kann, als die weisen Herren sie machen. Aber sagen muß ich Eins. De« den Leu­ ten, die vor zweihundert, ja noch vor fünfzig Zähren Geschichten und Menschen beschrieben, war doch noch ein Gefühl, daß ihre Arbeit zu etwas seyn sollte, es war doch wenigstens Zu-

68 sammenhang und Sympathie darin mir ihrer lebendigen Wett, so groß oder klein dies« nun seyn mochte. Aber die in den letzten dreißig Zähren wie weit von aller Wirklichkeit, ohn« alle Ahndung, daß es doch Menschen geben Müsse, di« nach dergleichen fragen. Sehe ich vollends unsre Teutschen an, welche di« Backen so voll nehmen über ihren Scharffinn, ihr« Wahrheit und Gründlichkeit, so will ich dies« Herren mit ihren Encyklopädien und Weltze» schichten und Skaarengeschichten einmal mit Pi« latuS fragen e Was ist Wahrheit? Ist es nicht Eins mit Leben? ZsteS in der Kunst nicht die süße Täuschung, daß ich selbst der Gewaltige, der Glückliche zu seyn glaube im Thun und Leide»? Zst eS in der Geschichte nicht der hohe Zauber, der die Menschheit zumSchicksal, zur Zdee deS ganzen Geschlechts werden läßt und selbst in den Begebenheiten der Gegenwart mich zu edleren Zeiten und höheren Wesen hin« zieht? Hier aber wird der Kopf voll, da< Herz leer. Wenn Menschen so leben könnten, als Menschen darstellen können, so wär« di« Erde schon vor Langeweile ausgesiorben. Schlau«

Pkt von Ministerköpfen, die nie die Welt w giert hat, auf Katheder vererbt, moralisches Geschwätz alter Weiber, Modenpolitik, wohl gar zuweilen ein Hofschranzenkrahfuß. Sok» che Weisheit stiegt wie Spreu über die Kipfe, und der Lehre aus der Gegenwart, der Ent­ flammung zur Tugend der Väter entbehren die edleren Herzen. Die Geschichte, die große Lehrerin, Ermahnerin und Warnerin der Menschheit, ist zu einem Gassenmährchen ge» morde». Die Dichter. Diese, hat man wohl gemeint, könnten in allen Zeitaltern und unter allen Regierungen sich behelfen; ihr Leben lie, ge zu hoch über dem Wirklichen, als daß sie von seinem Schlimmen und Gemeinen gefaßt würde». Wär« dies wahr, so würde man eben so von der Geschichte meinen könne»; den» das ist keine Geschichte, die nicht den Schein eines höheren Daseyns auf das Wirkliche wirst. Eben «eil sie mit sklavischer Angst und sklavi­ schem Urtheil« bloß an das Wirkliche und en all« zufällige und erbärmliche Einzelnheiten des­ selben sich hängt, hat sie das Götterantlih und

754 6.i3 eben noch feilten Hanm'bal in Italien gehabt

hatte, bald Makedonien und Asten unter seine Sklavenländer zählen würde? Wir sehen Aehnt

lichcs und glauben es nicht.

Die mächtigsten Staaten der Griechen, anst

fer den östlichsten, die unS hier nicht- angehen,

waren der syrischastatische, der ägyptische, der makedonische, und in Kleinasten neben mehre, ren ganz unSedeutenden der pergamische.

Von

den alten Freistaaten waren nur noch die Spart 1er etwas, einzelne vormalige Koloniestädte, j.

B- Byzanz und Rhodus, waren seit dem Vert fall der alten Seemächte durch Handel bedeut

lend geworden, die alten geschwächten Staaten aber in Süögriechenland und im Peloponee- ge< horchten bald den makedonischen Königen, bald bildeten sie eigene Verbindungen, die eine Art von Unabhängigkeit zu behaupten suchten. Sol­

che Bunde au- Städten und Heinen Völkerschaft len war der äolische und achäische Bund, die unter dem Titel von Bundsgenosseu und zugewandteu

Städten oft in einer Art Abhängigkeit von Mat

kedonien, oft auch im offenen Kriege mit ihm standen, immer aber in Sorge und Eifersucht

«55 über seine Größe.

Daß diese großen und klei­

nen Staaten sich mit einander hernmschlugen,

so lange es nicht- andere zu thun gab, war na, türiich; daß sie cs noch thaten, als der listige.

Verderber sckon unter ihnen spielte, daß einige sogar Glück und Freiheit von ihm hofften, war thörigt und endete unglücklich.

interessant genug für uns.

Dies Spiel ist

Ich zeige kurz seinen

Gang und Griechenlands Ende. Etwas über zwei Jahrhunderte vor Christs

gingen die Händel Rom« mit. den Griechen an. Der fürchterliche Hannibal, wahrscheinlich der

größt« Feldherr deS Alterthum«, war in Italien und fing mit Philipp von Makedonien Untert Handlungen an.

Die Römer sahen da- Wetter

und ihr« Klugheit lenkte «« ab.

Sie erregten

dem Maredonier so viele Feinde, machten die Griechen so miStrauisch auf seine ehrgeitzigen

Plane, unterflühten den Bund des rauhen und tapfern GebirgvolkS der Aetolier so zur rechte« Zeit, und boten zugleich so freundschaftliche Bet

dingungen an,

baß Philipp Frieden machte.

Allein sie vergaßen ihn nicht, und al- Karthago «ntwaffnet und Hannibal «in Flüchtling war, b«l

x$6

-an» der mörderische Kampf der Entscheidung. Griechen fochten mit Römern gegen Griechen,

besonders die Seestädte, der ätolische Bund und A.'talus von PergamuS.

Zwei Zahre behaupt«

te sich makedonische und illyrische Lciberstärke, d:e alte Phalanx »nd des Königs hoher Muth Wit Sieg und Ruhm.

Da kam der schlaue und

gewandte Quintius FlaminiuS, bekhörte Phi­ lipp« letzte Freunde, und die Schlacht bei Ky»

noscephalä im vierten Jahre de« Kriegs ente schied.

Der König lieferte seine Flotte au«, er«

bannte die Unabhängigkeit der griechischen Staat

«en und zog feine Truppen aus ihren Festungen. Der Römer zog umher und riefFreiheit auS und

hielt Reden von Herrlichkeiten und Zeilen, die gewesen waren,

in Athen und Korinth,

Olympia und bei Thermopylä.

in

Müssen denn

leere Klänge immer die Völker bethören? Bei

den isthmischen Spielen, zwei Jahre nach dem makedonischen Frieden,

trat der schmeichelnde

Sieger auf und schrie Freiheit und Gleichheit.

Das war rin Jubel, wie jüngst noch in Bern, Amsterdam, Venedig und Genua um die Freit heitsbäume, die nun nmgehauen und verbrannt

Aber feie Freude bauerte nicht lange.

sind.

Einige von den Griechen fingen an zu fühlen, wohinaus dies alles wollte.

Die Aetolier fatv

den die goldncn Berge nicht, welche die Römer

versprochen hatten, und dle fremden Freiheits» bringet wurden ihnen lästig, da sie eben nichts» sehr eilten, ihre Legionen auS Griechenland z»

ziehen,

als sie die makedonischen Besatzung«»

eilig herausgeschafft hatten.

Sie warfen de»

Römern dies vor, welche die lieben Dun-Sge« «offen etwa» hart anließen, dies sehr grob un­ undankbar fanden und leere- Geschwätz (vaniloquentia Liv.) nannten. Der Macedonier war nun fürs erste entkräft

tet, die Reihe kam an AntiochuS den Große»

von Syrien, der seinen Stammgenossen ruhig hatte fallen lassen.

Hannibal der Schrecklich«,

bei dessen Namen sich jedes Römrrhaar krümm­ te, war bei ihm angekommen.

Wäre er 6#r

Herr gewesen, die Römer hätten andere Arbeit gehabt.

Antiochü» verlor mehrere Seeschlach­

ten durch griechischrömische Flotten, und die Nie«

beklage bei Magnesia raubte ihm seineasiatische» Provinzen und feine Schätze.

Noch behieltest

158

die Römer nicht-, sondern beschenkten den ver» bündeten Griechenkönig von PergamuS mit der Beute; ihr« Bundsgrnosscn gegen Philipp, die Aetolier, mußten ihre Freundschaft für Antio» chuS schwer büßen. Durch Zwietracht wird man Herr. Römische Gesandte, Einrichter, Kommis» sarien, Spione und Geldschröpfer aller Art zo» gen nun unter den Griechen umher, verewigten Haß und Händel und prahlten mit römischer Großmuth und mit Siezen, wie die Franzosen tn Amsterdam, Hannover, Regen-burg und München. Die Griechen hörten es und fühl­ ten die Bedeutung. Noch immer stand der mar tedonische Staat und Philipps Sehn, Per» feuS, schien zum Kampf gerüstet. Die Römer brauchten di« alten Mittel, besonders stand der durch sie mächtige EumeneS ven Pergamu« mit ihnen. E« war ein vierjähriger blutiger Krieg, die Schlacht bei Pydna, die der graue Paul Aemil gewann, bestimmte Griechenlands Schick» sal. Der unglückliche König ging im Triumph zum kapitvlischen Jupiterhinauf, und dieStra» fe seiner Bundsgenoffen war schrecklich, Wei»

»rs che scheußliche Blutgerichte erging«» über da- -ft me Epirus, welches mit barbarischer Grausame keit zerstör« ward! Zehr stand Rom- Herrschaft. Die Syrer schickten ihr« Prinzen zur Hauptstadt der Welt, fie dorr erziehen und zu ihren Sklaven bilden zu lasse«, ein Gleiches thaten die Ptolemäer kn Aegypten» Die Römer entschieden al- Vott Munde über di« Thronen und über bi« Kriege, und der Stecken eine- römischen Senator-, wo» Mit er Zauverkreise zog, ober sein Mantel, wok» t»u- er die verhöngnißvolle Entscheidung drSchicksalS schüttelte, waren mächtiger, ülSHeer re» Durch gegenseitig« Eifersucht oder durch Sorglosigkeit waren die mächtigsten griechisch«» Staaten so gestürzt und erniedrigt. Mit den kleinen trieb man noch einige Zahre das Freit heitsspiel» Makedonien warb erst gehörig au« geplündert, dann theilte man «S in Kantone und gab ihm den Namen Republik. So heiße» auch immer noch die kleinen griechischen Städte und die beiden Staatenbünde. Aber bet aller überschwänglichen Freiheit epilirten, depvrkirtea und akretirten die gnädige» Republikaner der Tie

i6o 6er# wenn der Geist nicht rein war.

Tausend

angesehene und wahrscheinlich patriotische Bütt

Her de» achäischen Bunde- saßen siebenzehen Zähre zu Rom i» Haft.

Die römischen Bett

keS und Gold« und Antiquitätensammler machten

«S zu arg.

Zm zwanzigsten Jahre ihrer Ree

publik wählten die Makedonier sich einen König,

wurden gestraft und zur Provinz gemacht.

Den

achäische Bund empörte sich und kämpfte zu spät für den griechischen Nam,«»

Korimh# Chad

frei waren. Die ungrif een werden nicht sogleich Bürger, wenn man sie auch frei giebt. Erniedrigung und Erhöhung des Gemüths stehen eben so weit aus ein» ander, als Krankheit und Gesundheit deS Leibes. Die Türke». Diese ewigen Barbaren scheinen ihrem lchten Kall nahe zu seyn, und die Augen von ganz Europa, ja von der ganzen gr» bildeten Welt sehen mit Freuden auf den Zeit» punkt hin, wo in Europa wenigstens kein Land nach ihrem Namen qenannt wird. Ich weiß, mit welchen heißen Wünschen ich den Franzosen nach Aegypten und Syrien gefolgt bin. AuS jenen Revolutionen, den erfreulichsten für die ganze gebildete Welt, ist nichts geworden. Do» »aparte selbst verzweifelte an seinem Werke, als «S noch stegreich stand, oder er wollte lieber Despot in Europa, als Erlöser vom Despotis­ mus in Afrika, und Asten heißen. Die ganz« Welt glaubt, die Tücken werden nicht lang« mehr bestehen, und ich glaube eS mit, weil cS die Glocke der Zeit ist. Man hört und liest so leicht: wenn diese und jene Mächte wollten, so

«59 Wfirbe kein Türk mehr in Europa seyn. GS fleht so leicht auS, einen Staat umznwetfeyder einen eienden Baffen nicht züchtigen kann, und vor kleinen Räuberhaufen von z — 4000 Banditen zittert , die bis vor die Mauern seiner Hauptstadt streifen. Man weiß, dem alten Konstantinopel begegnete ganz dafflbe, cS war In demselben oft mehr Verwirrung und sicher mehr Feigheit, als in dem neuen Stambul; es stürmten mehr al« einmal fürchterliche Völker, und das byzantinische Reich bestand noch Jahre hunterre nachher in gleiei er Ohnmacht und lltit ordnnng. Die Zelten haben sich freilich seit vier Jahrhunderten sehr geändert. Eine andere Kriegskunst. weit zahlreichere Flotten und Heer

re, die nach den Arbeiten einiger Monate nicht aus einander laufen; dazu so viele mechanische Hülfsmittel der anderen, worin die Türken zu» rück sind. Alle- wahr, aber ich glaube, die Türken können nur von Asien her aus Europa gejagt werden. Zn Konstantinopel ist die See­ le des Staats, und die wird sich türkisch ver« theidigen, ehe sie stirbt. Das schwarze Meer ist stürmisch, der HLmuS «ine furchtbare Verr

a6o fchanzung, Rumelicn eine Wüste.

Flotten köm

tun zerstdet werden und Heere einschmelzen. Ha» ben di« Europäer aber Asien erobert und können (w sich mit Flotte» gegen die Hauptstadt legen,

bann könnte sie vielleicht fallen.

Durch einen

schnellen Gewaltstreich und dgS Glück einer Id»

cherlichen Waghalses fällt sie gewiß nicht.

Ze»

«es Andere wird aber so leicht nicht erfolgen.

Dazu brauchte «S der Anstrengungen mehrere» Mächte und Eintracht und uneigennützige Mensch­

lichkeit.

Welche Nation hak jetzt dir- letzte?

Kömmt man mit der Absicht, nicht zn befreien,

sondern Beute zu machen und den Raub zu chri« len, so können du Türken auf den schönsten Kü­ sten und Zni'eln noch lange ihr heilloser Unwesen

treiben;

denn darüber wird man nicht einig

werden. Und auch wen» eine vereinte Macht käme,

wenn von Rußland, Oesterreich und England bas TodeslooS über die Osmanen geworfen

werden sollte, wer weiß? Die Gefahr drängt

oft die letzte Lebenskraft fürchterlich zusammen,

wie der elektrische Sieff die Wetterwolken zusam­ men rvüi und dann mit Zerstörung sich ausladek.

Die Osmanrn sind stark und tapfer, sind ein Volk, jede- wilden Enthusiasmus fähig, der so ost alte Graubär» und weise Taktiker zu Scham den macht. Die Noth könnt« einen Rächer wee eken, ein Mann, in keinem Serail gebvhren, könnte«« die Spitz« treten und die Christen »och einmal vor dem Namen Türken beben mache». ES ist dies eben so wahrscheinlich, als daß sie ohn« Widerstand fallen sollten. Sie sind »Licht weichlich, nicht entnervt wie die alten Dyzanti« «er. Ihre Priester weifen durch die Schlacht das Paradies; die griechischen waren durch MönchSgaunereien und Ränke und durch dcn c.ü Lerne,» Haß der Abendländer, die Wegbahner der Osmanen. Man kömmt so gern zu dem Schönen zu« rück. Der Name G r i e ch e n hat für alle Mrm fchen einen unbekannten Zauber, man denkt da» bei an eine goldne Zeit, an die höchste Kraft, die ter Mensch auf Erden gezeigt hat. Mr« wünscht, man hofft so gern, Kleinasien und Hel« laS könne wieder werden, wsS «S einst war, dis Urenkel können die Werke und Thaten ter Väter erneuen. Da- Land ist noch daff.ide. Roch

s6r ftiefit der PenruS und ZlissuS, noch steht bet

zweigehörnte Helikon, der Parnaß und Olym, pnS, noch strömen die Wasser und Quellen, wo

Phöbus den Python erschlug und der Alckde die Hyoer würgte.

Seulen uud Mauern erinnern

an die Trmpel der Götter und die Städte freier Männer.

Freil-ch auch die Erde verdirbt der

rohe und fühllose Barbar, wie der fleißige und edle Mensch sie verschönert: aber eher läßt sie

sich wiederherstrll^n,

Mensch.

als das Edelste,

der

Griechen sind noch in Menge da auf

dem Lande und auf den Inseln, vorzüglich aber auf der großen Halbinsel von Morea und auf den lieblichen Inseln des Archipelagus, doch mit

italischen, illyrisch»«, slavischen Völkerschaften hie und da zu ganz eigenen Arten gemischt.

ist immer noch ein schönes, fröhliches Volk.

Es

genialisches und

Ihre Sprache, ihre Sitten,

ihre Tänze und Feste erinnern an das Zeitalter des Perikles und Alexander.

Aber in der lan­

gen Knechtschaft der Türken, zugleich von lln, «iffenheit und Pfasserci gedrückt, hat sich der

Stolz und der Muth ter Alten mehr zum Kleine lichen und Feigen erniedrigt.

Nur die atmen

»6z Bergbewohner sind der Verdorbenheit deS ftttui und dem Druck zu fern und zu hoch; aber sie

sind blutige Bestien,

wie die Rothröcke, di«

Sparter und die wilden Aetolier einst waren. Schon iilkestenS war di« griechische Treue verrur

frn.

Auch di« Besten in der schönsten Zeit er»

immer

schienen leichtfertig und wankelmüthig,

leidig und einschmeichelnd.

Jene Gewandheit

und List hat sich zu Schelmereien und Schalkstrei» chen erniedrigt.

hinterlistig,

Feig,

betrüge­

risch ist der Grieche dem Franken ein Gräuelwie Schlangen und Sccrpionen, und lieber vertraut

«r sich dem barbarisch ehrlichen Türken. hat die-Tyrannei gewirkt.

So

Das Edle kann also

wohl nicht wieder werden, wie es war, den»

Völker und Geschlechter arten unheilbar aus, wie Thier« und Pflanzen.

Aber besser würde da»

Volk werden, wenn es ein Volk würde, denn

der Freiheit und Herrschaft belarf der Mensch, damit er edel wolle und leide.

Das Alte kann

hier nicht werden, selbst wenn die Menschen sich höchst veredelten.

Jene Zeit ist auf immer für

das Menschengeschlecht dahin iniD viele HülsS»

quellen sind vertrocknet,

welche die früheren

364 Staaten blühend und kunstreich machten.

Di«

Gn-chen würden nicht mehr auf dem schwarzen

Meer, nicht fö weit auf dem mittelländischen

herrschen, als vormalS; sie würden den Weit«

handel nicht mehr haben, der einst über Aegype ten, Syrien und das schwarze Meer auch zn ihnen kam; sie würden di« lobe Dummheit und

Ungescklachtheit so vieler Barbarenvölker,

als

damals waren, nicht für ihre Schiffahrt und

Industrie benutzen können:

kurz die größer«

Gleichheit der neueren Gerechtigkeit würde auch um sie engere Grenzen ziehen. — hin träumen wir uns?

hi« Männer nicht,

Aber wo­

Die Griechen selbst find

die Türken zu vernichten,

kein anderer wird die Arbeit für sie übernehmen

und fie die Herren seyn lassen. Despoten für die alten,

vielleicht Glaubensgenossen.

vielleicht

Christen,

Aber da» Grie«

chenthnm «ird mehr leiden durch durch die Türken.

Also neue

sie,

als

Also kein Hellas wieder,

aber doch vielleicht Menschen für Darbare« und Knechte. Auch daS ist wohl eines heißen Wune fch«s werth.

265 Die Russe n felgen, di« große Naiicn, wie sie Schlöher nennt, ein Name, den ihnen kein Volk streitig machen kann, so lang« man die Größe des Leibes meint. Russen herrschen in Europa beinahe über die Hälfte des Welt» theils; folgt man ihnen über den Ural nach Kamtschatka und zu den aleutischen Inseln über Nordäsien, so verschwimmt da- kleine Europa wie ein Pünktchen in diesem unermeßlichen Meer re. Aber eS giebt verschiedene Giößenmaaß« und mehr als Eine europäische Nation mit wohl vereinter Kraft würd« selbst vcn diesem ungehcm ren Koloß nichts zu fürchten haben. Mißt man vollends mit geistigem Maaß und nach den V«ri diensten und Arbeiten eines Volks für die ganz« Menschheit, so wiegen manch« Völkchen auf eie nem Flächeninhalt von $00 bis 1000 Quadrat­ meilen eben so schwer, als bis jetzt die Russen. Was sie einst für Nordäsien werken könnten, daS sind sie noch lange nicht. Doch die groß« Nation sollen sie heiße» mit eben dem Recht wie die Fran« zosen, denn feit hundert Zähren habe» sie sich brav geschlagen und trefflich ihre Grenzen gerundet.

266

Die Russe,» wurden zufällig, wie die meft sie» Völker, herrschend in Osteuropa. Finni, sche, slavische, esthische— vielleicht auch Fine nett — Völker, mit, Gott weiß, was für am

dern trieben sich auf den weiten Gefilden von der Neva bis an den Dnester und Bug herum. Waräger kamen unter und über sie und machten eine Nation daraus. Doch siegte In Sprache und Einrichtungen nicht das Skandinavische,

sondern das Slavische, zufällig vielleicht, weil um Kiew, die Residenz, meist Slaven saßen,

vielleicht auch, weil der Waräger zu wenige wa« ren, um die ganze Masse verschiedener Völker zu germanifiren. Nach drei Generationen war alles slavisch bis auf den Name» , der Fürste». DaS Ruffenvolk machte sich bald furchtbar und Konstantinopel zitterte mehrmals vor feinen

Schaaren, die eS aber endlich durch das Chrft stenthum bändigte und milderte. Hundert fünft zlg Jahre nach Rurlk, dem schwedischen Stifter deS Volks, ward aus der furchtbaren Monarchie nach Wladimer dem Großen eine schwächliche Vielherrschaft. Die Russen waren nicht weiser, als die übrige» Europäer, aber sie waren um

glücklicher.

Der Bolttschwarm der Mongolen,

de« Dschingis im zwölften Jahrhundert in Btt wegung gesetzt hatte, gvß sich im dreizehnten auch gegen Westei» auS.

Kein Bollwerk einer

-roßen Monarchie lag vor, und unwiderstehlich wütheten die asiatischen Wilden bis an Teutsche

landS Grenzen.

Mehrere Jahrzehende dienten

di« Polen und Ungern, über zwei Jahrhunderte

die Russenfürsten.

Adel' selbst unter dem Mon»

-olenjoche wurden die keinen Fürstenthümer, die Wladimir gemacht hatte, wieder verbunden, und

in der letzten Hälfte deS fünfzehnten Jahrhundertward Iwan Waflljcwitsch, der Sieareiche, auch der Fürchterliche zugenannt,

der Befreier und

Wiederhersteller des Volks.

Man hörte di«

Russen doch wenigsten- als einen Fabelnamerr

wieder in Euiova, und trotz wiederholten Kami pfeS mit den asiatischen Wilden drang di« Nation

unter Jwaq« zweitem Nachfolger schon über den Jrtrsch und Jenisei hinan-, und die Herrschaft

in Nerdasien begann.

Auch gegen die Ostsee

sucht« sie vorzudringen, aber hier erschien, wie

weit die übrige europäische Kultur voraus war« Kleine Haufen der teutschen Rm«r in Lievlantz,

268

kleine Geschwader tapfrer Schweben in Finnland und an der Neva jagten de» Siegern der Mon­ golen noch Schrecken ein, und selbst im ersten hohen Flug d«S neuen politischen Leben- konnten sie hier nicht durchdringen; die Schweden wur« den durch groß« Könige und Feldherren die Her­ ten der Ostsee. Endlich erschien Peter derGroß« und «ine neue Epoche begann. Keine Geschichte ist mehr und alberner ge­ mißhandelt worden, als seine und seines großen Zeitgenossen Karl- des Zwölften. Halten die Geschichtschreiber und Urtheiler sie verstehen kön­ nen , wie die große» Männer sich selbst »erstan­ den, die Abgeschmacktheiten Voltaire-, dir Un­ gerechtigkeiten Friedrich- de- Zweiten und zahl­ loser Tröpfe und Schmeichler «nverständigeRachbrten würden ungebohrne Dinge seyn. Vol­ taire, der Feine und Gewandte, bei Gelegenheit aber der Schmeichler und Knecht der größten Verruchtheit, jetzt der Vertheidiger eines Jo­ hann Colas, der Vater glücklicher Familien, jetzt der «lende Hofschranze eine- Richelieu, ei­ ner Pompadour, der Geißeln Frankreichs und TrutschlandS •— Voltaire hatte kein Maaß für

269 Vas Große und Zdealische d«S Schicksals unddes Menschen. Wo da- Schlau« und Listige herrsche te, wo die Klugheit durch altes Dsrurtheil und langen Aberglauben zu regieren schien, wo ei» verdorbenes Zeiralker sich albern und schwächlich vor ihn hinstellte, da hatte er Augen zu sehe» und konnte lachen und geißeln. Cr sollte Per tcrö Geschichte schreiben für Ehre nnd Gold» Dies schon verdrehte ihm die Augen, wenn sie auch getaugt hätten Peter- Größe anzuschanen. Er »nachte die Sache ohne Arbeit leicht ab wie rin FranzoS, und Peter ist unter seinen Händen die lächerlichst« und albernste Karrikatur gewor« den, die man sehen kann. DaS Groß« hat er ihm verkleinert und das Tolle und Wilde eines Darbaren umsonst wegzuwischen, gesucht. In einer.historischen Zeit ist eS doch zu schwer, daWirklich« wegzulügrn. Wir lassen di« erbärmliche moralische Ansicht und das kümmerliche Urtheil derselben und sehen die bewegte Welt und ihr frisches Leben als ett waS Nothwendiges an; so wird Peter Repräe sentant für daS Slots, dessen zweiter Schöpfer rr ward, stehend und fallend durch die Rothe

270 Wendigkeit der eignen Natur und de- ewigen Schicksals. Was soll man den Rahen liebens« würdig, den.Harten empfindsam, den Untre bittlichen mild mache» ? Peter war nie etwas andere- als ein außerordentlicher und gigantischer Barbar mit allen Tugenden und Lastern einer großen Natur in erhabener Roheit. Mit fürch­ terlicher Beständigkeit diese-Karakter-, mit dem Druck physischer und geistiger Uebermacht über fein Volk und doch mit der ganzen Gestalt deSinn« und der Bildung diese- Volks konnte er fein Riesenwerk nur ausführen. Der »oltäri» sche Peter würde mit seiner Humanität und Gerechtigkeit mit den Russen, wie sie damals waren, nicht weit gekommen seyn. Kein Mensch, sei er groß und gewaltig, wie ec wolle, wirkt als Herrscher und Feldherr, wenn feine Wirkung nicht die lebendige Gestalt, ja selbst da- allgemeine Gefühl de- ganzen Volk­ hat , worin er sieht. Durch Klugheit, Schlau» heit und geistige Ueberlegenheit berührt man »och keinen Menschen; ti muß etwa« Sichtba­ res, Irdische- da seyn, unmittelbar wie da« Leben und die Kraft, welche e- hält; nur dies

371

begeistert, erschreckt und besiegt. Peter map seinem Volke gleich, aber et stellt« das Größte seines Volks dar und deswegen konnte der &c waltige es tyrannisch beherrschen und zwingen. Versuche, wie die (einigen, sind oft gemacht, die Schwächlinge haben sie mit Verachtung, wohl mit dem Leben bezahlt und was nichts warb, ist vergessen. Bei allen Kenntnissen und Einsichten, die er sich erwerben mochte, blieb der Czar ein Darbar, feine Bildung be­ kam er nicht, und hätte er sie bekommen, et hätte sein Z- ikalter, sein Volk und seine heili­ ge Wirkung übersprungen und wäre mit Vielen als ein thatenleeres Nichts verschwunden. Ein Mann, der die Stielzi nied«rsäbelte, seinen Sohn enthauptete, seine Weiber ins K-oftet stieß und seine Beischläferinnen auf den Thron setzte, hatte auch die Energie, die Russen zu Europäern zu machen, welche in Sitten, Kün. sten und Leben immer noch halb mongolisch und orientalisch waten. Selbst seine kleinen Haus­ und Tischgeschichten, feine gnädigen Exekutio­ nen tragen ganz den Karakter des Barbaren;

denn aus Halbkultur, befenberS aus einer so

2?2

übereilten, wie die fcinige war, wirb seiesttb t»s« Wunderlich«- und Possenhaftes. Dir kleinen Anekdoten also von feinem ZahnauSziehen, BartauSraufrn, von feinen Nasenstübern und Ohrfeigen, die er öffentlich halb gnädig, halb ungnädig, wie im Spaß betrieb, mah­ len den Mann und die Art, wie er za seiner Bildung gekommen war. ES läßt sich daS

Zahme nicht gleich im ersten (Geschlecht auf eine rohe Natur pfropfen. Aber der Mann war

doch oft so gut und so mild wie ein Kind, so geduldig und verständig, als wenige Könige find? Freilich. DaS find keine Widersprüche. Co ist der natürliche, rohe Mensch aller Zeiten und Döiker. Der KasaSe, der Tstad, wel, cher aussieht, als wenn er kein Kind beleidigen sann, mit der freien, offenen, menschlichen Miene, mit dem kindlichen Gefühl der Güte und Freundlichkeit, ist doch, wann jur Schlacht geblasen und sein Zorn gereiht ist, einem wil­ den Thiere gleich, brennt die Hütte auf und haut die armen Menschen nieder, mit welchen «r eben noch gutmüthig und zutraulich zusam»

men

373 men faß; er ist gedankenlos und thut weder st Gutes noch so Böses, als man weint. Peter, der erhabene Barbar, begriff frä» he, daß er «in halbwildes, verachtetes und po« litifch unbedeutendes Volk beherrschte, frühe reiste in seiner großen Seele der Plan, aller umzuschaffen und den Rnffrnnamen unter die Europäer einzusühren. Er bereitete sich hiezu mit einem Eifer und einer Standhaftigkeit, welche Bewnnderung erregte und verdiente. Man kennt feine Reifen und weiß, wie der König eines Darbarrnvolks sich zum Lehrling der gebildeten Nationen machte. Bereichert mit mancherlei Kenntnissen, immer den all» mächtigen Blick auf das Ganze gerichtet, griff er die herkulische Arbeit an. Der erste Schritt war, sich zum Tyrannen zn machen und die türkische Leibwache der Strelzi und die Macht der Hierarchie zu verderben; dann begann ee die große Schöpfung und unter glücklichen und unglücklichen Wechseln, im Krieg undimFrie» den bis an sein Ende ließ er nicht ab. Er sah, wie einst Philipp von Maeedonien, der Schlaue, vor ihm, daß ohne Meer die Russen ewige 18

»74

Barbaren seyn würden. Auf zwei Meer« ging der Blick, wodurch die Russen milder gebilde­ ten Welt sich verbinden und die Vortheile drS Handels und der Kultur gewinnen konnten; das schwarze Meer mit schönen Ländern lag in Süden, die Ostsee im Norden. Zm Süden wäre der Kampf leichter und gefahrloser gewe­ sen, aber da- schwarze Meer führte nur zu den Asiaten und Türken; Peter wollte sein Volt europüisiren; durch die Ostsee ist für die Russe» der schnellste Weg nach Europa und zu seiner Bildung» Der lange und blutige Katnpf mit dem großen Schwedenkinig ist bekannt und von kleinen Menschen klein gerichtet» Was große Seelen Großes haben, Klugheit, Tapferkeit, Kühnheit, deS Herzens Cdelmuth, der Ge­ duld schwere Siege rangen hier mit einander, das Verhängniß erklärte sich gegen Karl» und erst sein Tod sicherte Petern den Besitz der Ost­ see, Petersburg blieb die nördlichste Königs­ stadt EuropenS. Peter hatt« Heere und Flot­ ten erschaffen, sein Volk ans Meer gebracht, Städte und Festungen gebaut, Landstraßen geebnet und Kanäle gegraben, als ihn der Tod

275

Leere Täuschung k Auch an-der Schneescheitel de- Riesen Monte blanc sieht man die schwarzen Fessen burchscheie ne«. — Mußten darum so viele Ein- seyn, box mit der Einzeln« nicht« sey? So war e- nicht im Ansang, ft» sollte «S nicht seyn, al- Völker und Staat«» wurden. Nein, damit durch Sicher« heit und Gesetz würde, wa-der Einzelne nicht schaffen und erhalten konnt», damit da- Edelste

45» imb Größte, «aS der Einzeln« dachte und

empfand, durch Begeisterung Vieler als That und Werk aufgohen könnte, damit große Kräfte, große Tugenden Vieler herrlicher und göttlicher

erschienen, damit das Gesetz deS Allgemeinen, Schönheit und Gerechtigkeit, als die leuchtende

Sonne der Menschheit aufging«,

Staaten gestiftet.

darum find

Bürger, der Du in einem

Ganzen stehst, fühle zuerst den Menschen; was ihn erniedrigt, erniedrigt den Staat; der Muth,

die Kraft, die Tugend, wodurch »er Einzelne herrlich ist, verherrlicht auch daS Volk.

Ader

so find wir, wessen der Einzelne fich schämt, d«S schämt er fich in dem Volke nicht, «aS der Einzelne nicht ohn« Rache dulden darf, duldet

knechtisch das Volk, tvaS den Einzelnen mit Schande brandmarkt, ist im ganzen Volk« nur

Unglück oder Thorheit.

Die- ist es, ihr Euro«

päer, alles ist in den dicken Leid der Masse ge« fahren und meint, daß da« Schändlich« fich dar«

in vor Schänd« retten könne, man hat den Sinn, die Freiheit, di« Tugend d«s Einzelnen verach»

Ut, man hat das Todte al» Maschine de« Staat«

-der -en Menschen gestellt — der Mensch ist

453 Verschwunden und der elende Bürger kann die Maschine nicht bewegen.

und verzweifelt.

To steht ihr verzagt

WaS rettet euch vom Verde«

den? Völker, glaubt für den Menschen und Bürger Ein Gesetz und straft seine Uebertrrtung an euch und an andern — Fürsten lernt die ere habne Geduld der Wahrheit wieder und freie,

gerechte Männer, fertig in Rath und That, mit dem Schwerdt und mit der Wage «erden sich um eure wankenden Thronen versammeln.

Wenn jeder Einzelne sich herrlich fühlt,

das

Volk würdig, daS Gesetz heilig, daS Vaterland unsterblich, die Fürsten edel — bann fürchtet euch nicht, die Welt ist gerettet.

Hundert fo(


Verjüngung

durch Zerstörung kom«

men muß? O so laßt unS verderben und die titi fe Weisheit anbeten, die wir nicht verstehen!

so brüll« Krieg mit Beinen tausend Hölsen und stampfe mit den eisernen Küßen Städte und

Länder zu Drei I so schimmert blutige Tyrannen mit der Geißel und dem Schwertt!

und unere

bittlich mische der wüthende Kampf das Gute und Schlechte, da- Ganze und das Verweset«

i# Einer Verwüstung! nachkommen,

Die Barbarei wird

Armuth wird nach dem Elend

Freiheit und Gerechtigkeit gebühren und auSgS« storbene Tugenden werden in das erfrischte Mark

-er Welt fahren und herrschen.

Zst da-, so

laßt un< verderben! Aber «eil diese Arbeiter auf Erden stisch sind, unwissend, wa« sie thun, laßt unS in

unserm Himmel nicht faul seyn, wissend, waS wir thun sollen.

Au- diesem vollen Nicht-,

was jetzt ist, samt nicht- werden, wer darin

46t

still steht, kömmt um, wer darin leben kann,

ist ein Sünder oder Thor.

Der unendliche

Geist ist wach, nie hatte er diese Höhe erflogen.

Auch er hat die Arbeit der Vernichtung geför­ dert, er ist fertig.

Dringt ihn au- dem Him­

mel herab und zeigt ihn in ganzer Glorie den

Menschen, daß sie verstummen, zittern und se» hen, worin sie sind.

lichen,

Durch ihn, den Unend»

kann diese Welt nur wieder verjüngt

werden, die er zerstört hat. Weiseren auf!

Ihr Edleren und

auf mit Freude und Muth!

thut eure Pflicht und zeigt den Verzweifelten die

Rettung und Erlösung. Tyrannen und Könige werden Staub, Py,

ramiden und Kolosseen zerbröckeln, Erdbeben und Vulkane, Feuer und Schwerdt thun ihr

Amt, da-Größte verschwindet: nur Eine Um sterblich« lebt ewig, die Wahrheit.

Wahrheit

und Freiheit sind da- reine Element de- Leben­ de- göttlichen Menschen, durch sie ist er, ohne

sie nicht«.

Zst nicht alle- Wahn, wat wir fee

462 hen und empfinden, treiben nicht die Belken ber

thört mit ver bethörten Zeit dahin,

kann der

treu« Wille nicht verwunden, s« hat daS kühnste Wort

seine

Menschen.

Versöhnung.

Ich lieb« di«