Frömmigkeit und Politik: Städtische Eliten in Görlitz zwischen 1300 und 1550 [1 ed.] 9783050051826, 3050051825

Der Autor beschäftigt sich in seinem Buch mit der Frage nach den lebenspraktischen Funktionen von religiösem Handeln am

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Frömmigkeit und Politik: Städtische Eliten in Görlitz zwischen 1300 und 1550 [1 ed.]
 9783050051826, 3050051825

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Christian Speer Frömmigkeit und Politik

Hallische Beiträge zur Geschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit Band 8

Herausgegeben von Andreas Ranft und Monika Neugebauer-Wölk

Christian Speer

Frömmigkeit und Politik Städtische Eliten in Görlitz zwischen 1300 und 1550

Akademie Verlag

Gedruckt mit Unterstützung von: Altstadtstiftung Görlitz Bistum Dresden-Meißen Evangelische Kulturstiftung Görlitz Stiftung Mitteldeutscher Kulturrat, Bonn Verein für Geschichte Schlesiens e. V., Würzburg Evangelischer Kirchenkreisverband Schlesische Oberlausitz Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz Die Arbeit wurde im Jahr 2009 von der Philosophischen Fakultät I – Philosophie, Kunst- und Gesellschaftswissenschaften – der Universität Regensburg unter dem Titel „Ratsherren und fromme Bürger. Frömmigkeitspraxis und städtische Politik in Görlitz zwischen 1300 und 1550“ als Dissertation angenommen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-05-005182-6 D 355 © Akademie Verlag GmbH, Berlin 2011 www.akademie-verlag.de Der Akademie Verlag ist ein Unternehmen der Oldenbourg Gruppe. Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Einbandgestaltung: hauser lacour Druck und Bindung: Druckhaus „Thomas Müntzer“ GmbH, Bad Langensalza Dieses Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706

Für Aurelia & Elias Nicol Annedore & Dieter

Inhaltsverzeichnis

Vorwort .................................................................................................................................11 Einleitung Mittelalterliche Frömmigkeit in sozialen und politischen Kontexten ....................13 Die Forschungslage: Fragen, Methoden und Theorien .............................................19 Aufbau und Fragestellungen der Arbeit ......................................................................32 Quellen der Untersuchung und lokale Forschungen .................................................37 Erstes Kapitel 1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis .....................59 1.1 Das Herz der Pfarrei – St. Nikolai sowie St. Peter und Paul ...............................60 Exkurs: Das liturgische Zentrum des Rates – die Ratskapelle .....................71 1.2 Das Zentrum der Bürgerbruderschaft – die Frauenkirche .................................75 1.3 Der Görlitzer Wallfahrtsort – die Heilig-Grab-Anlage.......................................83 1.4 Hans Frenzels († 1526) Memorialbau – die Annenkapelle ................................106 1.5 Kleinere Kapellen und Bildstöcke in der Stadt ...................................................127 1.6 Privatoratorien in Görlitzer Bürgerhäusern .......................................................129 1.7 Versorgungseinrichtungen und Prestigeobjekte – die Hospitäler und das Seelhaus .............................................................................................................132 1.7.1 Das Heilig-Geist-Hospital..............................................................................132 1.7.2 Das Jakobs-Hospital ........................................................................................134 1.7.3 Das Seelhaus ....................................................................................................136 1.7.4 Das Frauenhospital .........................................................................................139 1.7.5 Das Neue Haus oder »Franzosenhaus« .......................................................144 1.8 Ein Zentrum der Seelsorge und Memoria – das Franziskanerkloster.............146 1.9 Gebet und Memoria für die Eliten – das Cölestinerkloster auf dem Berg Oybin..........................................................172 Zusammenfassung .........................................................................................................197

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Inhaltsverzeichnis

Zweites Kapitel 2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit............................................................................207 2.1 Stiften und Schenken ..............................................................................................211 2.1.1 Allgemeine Tendenzen von 1300 bis 1550 ...................................................211 Exkurs: Stiftungs- und Familiengeschichte im Wandel – die Emerichs 1482 bis 1552 .................................................................236 2.1.2 Altarstiftungen ................................................................................................243 2.1.3 Das »Gestift der Priester« in der Pfarrkirche St. Peter und Paul ............258 2.2 Memoria und Gebet .................................................................................................265 2.2.1 Struktur und Organisation der Bruderschaften in Görlitz bis 1550 .......268 2.2.2 Die Memoria der Görlitzer Bürger bis zur Reformation ..........................283 2.2.3 Die Memoria nach der Reformation ............................................................290 2.3 Pilgerfahrten und der Eintritt in religiöse Gemeinschaften.............................297 2.3.1 Pilgerfahrten ....................................................................................................298 2.3.2 Der Eintritt ins Kloster...................................................................................303 2.3.3 Die Görlitzer Terziarinnen ............................................................................307 Zusammenfassung .........................................................................................................314 Drittes Kapitel 3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis.................................................323 3.1 Die rechtlichen Rahmenbedingungen der Verwaltungspraxis ........................324 3.2 Des Rates Auffassung über den »Gemeinen Nutzen« .......................................338 3.3 Der Einfluss des Rates auf Testier- und Stiftungspraxis...................................348 3.4 Das Patronat als Herrschaftsmittel.......................................................................356 3.5 Die »Verwandlung der Religion und Zeremonien« in Görlitz 1525................363 3.5.1 Ereignisse und Protagonisten der »Görlitzer Reformation«....................364 3.5.2 Die Umstrukturierung der Görlitzer Kirchenverwaltung ........................382 Zusammenfassung .........................................................................................................392 Resümee und Ausblick Frömmigkeitspraxis, Politik und der gesellschaftliche Wandel im frühen 16. Jahrhundert ..................................................................................................399

Inhaltsverzeichnis

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Anhänge A bis F Anhang A Regesten zu Görlitzer Testamenten, Legaten und Stiftungen 1298 bis 1552 Index der Testatoren und Stifter ....................................................415 Regesten..............................................................................................419 Anhang B Regesten zu Hans Frenzel und zur Annenkapelle Görlitz 1474 bis 1583.............................................................................................553 Anhang C Regesten zur Heilig-Kreuz-Kapelle und Heilig-Grab-Anlage Görlitz 1325 bis 1583 ...............................................................................575 Anhang D Regesten zum Cölestinerkloster Oybin 1493 bis 1498.......................589 Anhang E Karte zum Görlitzer Ratsbesitz im Jahr 1547......................................593 Anhang F Konkordanz der Ortsnamen..................................................................595 Verzeichnis der Tabellen ................................................................................................597 Verzeichnis der Abbildungen.........................................................................................598 Abbildungen........................................................................................................................603 Abkürzungen und Siglen.................................................................................................647 Quellen- und Literaturverzeichnis Ungedruckte Quellen.....................................................................................................651 Gedruckte Quellen .........................................................................................................661 Literatur...........................................................................................................................667 Orts-, Personen- und Sachregister ..............................................................................713

Vorwort

Die vorliegende Studie ist die leicht veränderte Fassung meiner Dissertationsschrift »Ratsherren und fromme Bürger. Frömmigkeitspraxis und städtische Politik in Görlitz zwischen 1300 und 1550«, die im Jahr 2009 von der Philosophischen Fakultät der Universität Regensburg angenommen wurde. Ihren Ausgang nahm die Arbeit im Frühjahr 2004 am Sächsischen Landesamt für Archäologie Dresden (LfA). Geplant war eigentlich eine Untersuchung, in deren Zentrum die historische Bedeutung und Entwicklung des Cölestinerklosters (1366 bis ca. 1550) auf dem Berg Oybin stehen sollte. Die ersten Recherchen zur Oberlausitzer Klosterlandschaft führten ins Görlitzer Ratsarchiv. Der dortige Quellenbestand, in seiner Kontinuität und Dichte einzigartig, veranlasste mich jedoch, das Spektrum der Untersuchung zu erweitern, weshalb der Oybin in der vorliegenden Arbeit »nur« noch ein Teil der untersuchten Sakraltopographie ist, auf deren »Bühne« die Görlitzer Eliten agierten. Mein Dank gilt an dieser Stelle den Initiatoren dieses Forschungsprojekts: zum einen meinem Doktorvater Prof. Jörg Oberste und zum anderen Frau Dr. Judith Oexle, seinerzeit Leiterin des LfA, die sowohl den Beginn als auch den Fortgang meiner Arbeit stets gefördert hat. Mein besonderer Dank gilt dem LfA-Gebietsreferenten für die Oberlausitz, Dr. Stefan Krabath, für seine vielfältige und großzügige Unterstützung und der Archäologin Dr. Joanna Wojnicz für den inspirierenden Gedankenaustausch über Fächergrenzen hinweg. Seit dem Herbst 2004 konnte ich mein Dissertationsprojekt am Max-PlankInstitut für Geschichte Göttingen im Rahmen der Research School »Werte und Wertewandel in Mittelalter und Neuzeit« fortsetzen und bis zum Frühjahr 2008 größtenteils beenden. Für die in jenen Jahren entgegengebrachte Hilfe und konstruktive Kritik bin ich den Göttinger Professoren Otto Gerhard Oexle, Thomas Kaufmann und Frank Rexroth sowie Professorin Hedwig Röckelein zu Dank verpflichtet. Das Auslandsforschungssemester führte mich von Göttingen an das von Prof. Gian Enrico Rusconi geleitete Centro per gli studi storici italo-germanici in Trient, wo ich intensiv die Geschichte der Cölestiner erforschen konnte, und an das Department of History der University of California Berkeley, wo ich von Prof. Thomas A. Brady Jr. entscheidende Impulse zum reformationshistorischen Teil meiner Arbeit erhielt. Ich hoffe, dass ich seiner »Mahnung«, das »Große und Ganze« bei meinen Forschungen nicht aus den Augen zu verlieren, Rechnung tragen konnte. In Berkeley gilt mein Dank ebenfalls Dr. Simon Grote, der mir nicht nur Türen, son-

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Vorwort

dern bisweilen auch die Augen und den Zugang zur außereuropäischen Sicht auf die deutsche Geschichte und deren Erforschung öffnete. In zahlreichen, oft beiläufigen Gesprächen und Diskussionen konnte ich mich mit Freunden und Kollegen über die Inhalte ihrer bzw. meiner Forschungen unterhalten und dabei, wie man meist erst im Nachhinein bemerkt, unglaublich wichtige Ideen für die eigene Arbeit gewinnen. Ich hoffe diesen Gedankenaustausch nicht nur im Sinne der Oberlausitzer Landesgeschichte mit den Magistern und Doktoren Tino Fröde, Petr Hrachovec, Katja Lindenau, Steffen Menzel, Thomas Napp, Richard Nemec, Olivier Richard, Christiane Thiele, Kai Wenzel und Marius Winzeler in Zukunft fortsetzen zu können. Floreat Lusatia! Die zum Großteil auf der Auswertung der Handschriften des Görlitzer Ratsarchivs basierenden Ergebnisse dieser Arbeit wären ohne das Entgegenkommen des Ratsarchivars Siegfried Hoche nicht möglich gewesen. In einer mir bis dato aus Archiven unbekannten Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit wurden mir durch Herrn Hoche und seine Mitarbeiter die besten Möglichkeiten einer effektiven und umfassenden Quellenarbeit geschaffen. In gleicher Weise fruchtbar und unkompliziert waren die Forschungen in der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften in Görlitz, wofür ich deren Leiter Matthias Wenzel und Karin Stichel herzlich danke. Dank gebührt noch einmal meinem Doktorvater Prof. Jörg Oberste in Regensburg, der meine Arbeit stets aufmerksam begleitete und mit konstruktiver Kritik zu gestalten half. Ebenso danke ich Prof. Enno Bünz in Leipzig, der sich als Zweitgutachter der Mühe unterzog, das sicher nicht leicht zu konsumierende Manuskript zu lesen. Der gleichen Mühsal setzte sich dankenswerterweise Annedore Speer aus, die damit wohl zu den Wenigen zählen dürfte, die die Arbeit jemals vollständig von der ersten bis zu letzten Zeile gelesen haben. Für intensive Korrekturarbeiten bin ich ebenso Dr. Rene Pfeilschifter dankbar. Ohne Mäzenatentum hätte diese nun in optischer wie haptischer Hinsicht qualitativ hochwertige Druckausgabe nicht erscheinen können. Für großzügige Druckkostenzuschüsse danke ich ganz herzlich: der Altstadtstiftung Görlitz, dem Bistum Dresden-Meißen, der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, der Evangelischen Kulturstiftung Görlitz, der Stiftung Mitteldeutscher Kulturrat Bonn und dem Verein für Geschichte Schlesiens e. V. in Würzburg. Danken möchte ich auch den Herausgebern Prof. Andreas Ranft und Prof. Monika Neugebauer-Wölk für die Aufnahme dieser Arbeit in die Reihe »Hallische Beiträge zur Geschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit«. Die Wissenschaft ist zwar mein Leben, doch besteht das Leben nicht nur aus Wissenschaft. Nicht allein für diese Einsicht danke ich vor allen anderen hier Genannten Aurelia, Elias und Nicol. Ihnen und meinen Eltern ist dieses Buch gewidmet, an dem sie mehr Anteil haben, als man ihm ansieht! Dresden, in vigilia omnium sanctorum MMX

Christian Speer

Einleitung

Mittelalterliche Frömmigkeit in sozialen und politischen Kontexten Die Bauten der Görlitzer Sakraltopografie sind noch heute weithin sichtbare Zeugen der frommen Überzeugungen, der wirtschaftlichen Stärke und der politischen Ansprüche der Bürger des 15. und 16. Jahrhunderts. Die scheinbare Größe und die Zahl der Kirchen und Kapellen wirft bei genauerem Hinsehen zwar Fragen nach den Umständen ihres Entstehens, ihren Funktionen und Bedeutungen auf, jedoch drängt sich noch viel mehr die Frage nach dem auf, was offensichtlich fehlt oder anders ist an der Görlitzer Sakraltopografie. Warum gab es innerhalb der Stadtmauern abgesehen von der Annenkapelle nur eine Kirche und ein Kloster? Warum haben sich in Görlitz neben den Franziskanern keine weiteren Orden niedergelassen, und wozu dienten die außerhalb der Mauern gelegenen Kirchen St. Nikolai und Unser lieben Frauen? Und wer waren überhaupt jene »Ratsherren und frommen Bürger«, die dafür verantwortlich zeichneten? Wo sind Zusammenhänge oder gegenseitige Bezüge von Sakraltopografie, Politik, Religion oder Frömmigkeitspraxis zu sehen? Diese wenigen Fragen schneiden einen großen Komplex vor allem sozialhistorischer Fragestellungen an, in deren Mittelpunkt Themen wie »spätmittelalterliche Frömmigkeitspraxis«, »Religion civique« und »sozialer Aufstieg städtischer Eliten« stehen. Allein der Mangel an neueren Forschungen zur Oberlausitzer Städtelandschaft lässt es als geboten erscheinen, diesen Fragen am Beispiel Görlitz nachzugehen. Denn die im Vergleich zu anderen Territorien des Reiches besondere Verfassung des Landes Oberlausitz als Nebenland der Krone Böhmen mit seinen in einem Bund vereinten sechs königlichen Städten Görlitz, Bautzen, Zittau, Löbau, Kamenz und Lauban lässt unter diesen speziellen Rahmenbedingungen Resultate erwarten, die unser Bild von der sozialen und religiösen Verfasstheit mittelalterlicher Städte im deutschen Sprachraum bereichern und schärfen werden, und dies umso mehr, weil der Zeitrahmen der Untersuchung die Reformation als sogenannte Epochengrenze überschreitet. Bevor allerdings die spezifischen Fragestellungen der hier vorgelegten Untersuchung, ihr inhaltlicher Aufbau und ihre Quellen ausführlich

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Einleitung

dargestellt werden, sollen einige Erklärungen zur Besonderheit der Oberlausitzer und Görlitzer Verfassung und zur Stellung der Stadt Görlitz im Sechsstädtebund vorausgehen. Der von humanistischen Historiographen1 stolz als Hexapolis bezeichnete Bund der sechs königlichen Oberlausitzer Städte Görlitz, Bautzen, Zittau, Löbau, Kamenz und Lauban war 1346 als Landfriedensbündnis gegründet worden, um für den Schutz der Fernhandelswege zu sorgen, von deren Sicherheit die Prosperität des Landes abhing.2 Nominell war die Oberlausitz zwar ein Markgraftum, es gab aber keinen Markgrafen, der diese Sicherungsleistungen hätte übernehmen können. Landesherr war zwischen 1158 und 1635 der böhmische König, zu dessen Nebenländern die Oberlausitz gehörte. In der Zeit zwischen 1253 und 1319 gehörte dieses Land den Markgrafen von Brandenburg, strukturelle Veränderungen ergaben sich daraus jedoch nicht für die Oberlausitz. Wegen der Zugehörigkeit zur Krone Böhmen war sie nicht bei den Reichstagen vertreten und erschien somit nicht in der Reichsmatrikel. Regierung und Verwaltung des Landes Oberlausitz wurden in »kollektiver Landesherrschaft«3 von den Landständen getragen. Diese kannten nur eine Teilung in zwei Stände. Auf der einen Seite die Landschaft, gebildet vom Adel und den landsässigen geistlichen Stiftungen4, auf der anderen Seite die freien königlichen Sechsstädte. Beide Stände hatten auf den in Bautzen stattfinden Landtagen je eine Stimme. Der böhmische Landesherr wurde durch den von ihm ernannten Landvogt als obersten Beamten in der Oberlausitz vertreten, wobei die Landstände das Recht hatten, den Vogt abzulehnen, was die beteiligten Parteien auf Kompromisse verpflichtete. Der Landvogt residierte in der Bautzener Ortenburg, wo er durch die von den Ständen aus dem Adel gewählten »Ältesten« kontrolliert wurde.5 Für Bautzen 1

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Vgl. beispielsweise das Geschichtswerk des Christoph Manlius († 1575) Commentariorum Rerum Lusaticarum Libri VII, in: SRL 1.1, S. 99–468 oder Caspar Peucers († 1602) Geschichte der Oberlausitz: Peucer (1719), zu letzterer siehe ausführlich Kössling (2004). Zur Geschichte des Sechsstädtebundes vgl. die Sammelbände Dudeck/Oettel (1997) sowie Bahlcke (2001) und die dort angegebene ältere Literatur sowie Czok (1961); zur Besonderheit der Oberlausitzer Verfassung vgl. die Aufsatzsammlung von Karlheinz Blaschke: Blaschke (2003). Blaschkes These vom verhinderten Staat erweitert Bahlcke (2003). Zur landständischen Verfassung vgl. Schirmer (2007) und zur Kirchenorganisation Blaschke/Haupt/Wiessner (1969). Zum Aspekt des Landfriedens und den gerichtlichen Kompetenzen der Städte vgl. den hervorragenden Überblick in Behrisch (2005), S. 37–63. Vgl. zu dieser Begrifflichkeit die älteren Arbeiten Blaschkes und zuletzt Blaschke (2007), S. 40, der auch den Begriff »Ständerepublik« auf die Oberlausitz anwendet, vgl. ebd. Eine andere Position vertrat bereits Paulus (1929), S. 173, siehe auch weitere Argumente gegen die idealisierte Sichtweise Blaschkes in Behrisch (2007), S. 482 f. Dazu gehörten die Zisterzienserinnen-Klöster Marienthal und Marienstern, das Magdalenerinnen-Kloster in Lauban und das Bautzener Kollegiatstift. Vgl. zu Einzelheiten Schirmer (2007), S. 66 f.

Mittelalterliche Frömmigkeit in sozialen und politischen Kontexten

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und Görlitz, die ehemaligen Hauptstädte des Bautzener und Görlitzer Landes, wurden Untervögte bzw. Amtshauptleute ernannt. Starb der Landvogt oder gar der Landesherr, besetzten die Stände in einem symbolischen Akt die Ortenburg, bis ein neuer Vogt gewählt wurde. Die Kompetenzen von Landvogt und Untervögten blieben eher auf symbolische Aspekte der Wahrung der öffentlichen Ordnung und auf Beteiligung an der Rechtsprechung beschränkt.6 Sie repräsentierten vor allem den Landesherrn. Politischen Gestaltungsspielraum hatten sie kaum. Bis 1547 waren sie vor allem mit der Einziehung der landesherrlichen Gefälle betraut. Steuern mussten allerdings erst durch die Ständeversammlung bewilligt werden. In einigen wenigen Fragen der Landesverwaltung waren die Stände meist uneins. In Sachen Steuerquote, fiskalischer Zugehörigkeit der städtischen Landgüter, Bierfuhre und Zuständigkeiten städtischer Gerichtsbarkeit lagen sie oft im Streit, Anfechtungen gegen die ständische Verfassung wehrten sie aber gemeinsam ab. Für die Städte hatte die Uneinigkeit mit der Landschaft während des Schmalkaldischen Kriegs fatale Folgen. Als sie nach dem Sieg Kaiser Karls V. in der Schlacht von Mühlberg für den Rückzug ihrer Truppen bestraft werden sollten, war vor allem der Oberlausitzer Adel an einer Verurteilung der Städte interessiert, die dann mit dem Verlust von Privilegien und hohen Strafgeldern, dem sogenannten Pönfall, 1547 endete.7 Aufgrund der beschriebenen Kräfteverhältnisse in der Oberlausitz, die zwar unabhängig, aber in vielem uneinig war, wurde die Konfessionsfrage in der Reformationszeit nicht vom Landesherrn entschieden, sondern durch die jeweiligen lokalen Grundherren. Weil es keinen Landtagsentscheid zur Religionsfrage gab, konnte jeder Grundherr – ob Stadt, Rittergut oder Kloster – eine eigene Entscheidung treffen. Da auch in der Oberlausitz die Reformation in gewisser Weise »von unten« stattfand, ging es dabei weniger um gebietsweise Konfessionsentscheidungen der Herren, sondern mehr darum, ob in den jeweiligen Pfarreien katholische oder evangelische Pfarrer bzw. Prediger eingesetzt wurden, was wiederum über die Patronatsrechte gesteuert wurde. Die Aufforderungen des Landesherrn, zum alten katholischen Glauben zurückzukehren, wurden nicht umgesetzt.8 Innerhalb des Sechsstädtebundes beanspruchte die Stadt Görlitz seit der Mitte des 15. Jahrhunderts eine führende Rolle. Durch ihren allmählichen wirtschaftlichen Aufschwung, ihre wachsende militärische Stärke, ihre geschickte Diplomatie, die hervorragend organisierte Kanzlei9 und durch die kaiserlichen sowie königlichen 6 7

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Vgl. zu den Vögten Knothe (1877), S. 235–244. Zum Pönfall vgl. die Literaturangaben unten S. 381, Anm. 299. Eine allmähliche Einschränkung der Autonomie der Oberlausitz hatte sich bereits seit den ersten Herrschaftsjahren Ferdinands I. angekündigt. Vgl. dazu den Überblick von Hoche (2009). Bisher ist einzig eine knappe Studie zur Bedeutung der Görlitzer Kanzlei am Ende des 14. und zu Anfang des 15. Jahrhunderts erschienen, vgl. Hlaváček (1977).

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Einleitung

Privilegien war das politische Gewicht der Neißestadt innerhalb des Bundes gewachsen. Der Bedrohung durch hussitische Truppen in den Jahren 1419 bis 1437 hatten die Sechsstädte, und ihnen voran Görlitz, standgehalten. Dies hatte die Görlitzer Reputation bei Kaiser Sigismund und beim Papst in Rom gestärkt.10 Eine Politik des laissez faire der folgenden Landesherren11, die die Görlitzer Privilegien gewöhnlich nach langen Verhandlungen und gegen hohe Geldzahlungen und »Geschenke«12 bestätigten, ermöglichte der Sechsstadt eine relativ unbeeinflusste Politik sowohl in Bezug auf die Stadt und ihr Weichbild, das immerhin 200 Dörfer umfasste13, als auch in Bezug auf die Oberlausitzer Städte. Ähnlich unbeeinflusst agierte Görlitz in Sachen des Kirchenregiments. In Fragen des Patronats über die Stadtpfarrei und andere Kirchlehen konnte der Görlitzer Rat seit dem 14. Jahrhundert zwar nicht rechtlich, jedoch de facto weitestgehend selbständig entscheiden und Pfarrstellen sowie Pfründen vergeben. Das hier skizzierte Bild einer seit dem 13. Jahrhundert in vielen Aspekten unabhängigen, aufstrebenden und wachsenden Stadt, die um 1500 etwa 9.– 10.000 Einwohner14 hatte und damit die bedeutendste Kommune zwischen Erfurt und Breslau war, wirft Fragen zu ihren inneren Verhältnissen auf. Otto Gerhard Oexle hat zwar darauf aufmerksam gemacht, dass wir für eine mittelalterliche Gesellschaft die Akzeptanz einer von »Gott geschaffenen Harmonie in der Ungleichheit« voraussetzen können (z. B. oli-

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1433 erhielt die Stadt zum Dank für den militärischen Einsatz von Kaiser Sigismund ein neues Wappen verliehen, vgl. Heinrich (1891). Landesherren seit 1158: 1158–1253: Přemysliden, 1253–1319: Markgrafen von Brandenburg (Askanier), 1319–1346: Johann von Böhmen, 1346–1378: Karl IV., 1378–1419: Wenzel IV., 1420– 1437: Sigismund, 1438–1439: Albrecht II. von Habsburg, 1440–1457: Ladislaus Postumus, 1458– 69: Georg von Podĕbrad, 1469–1490: Matthias Corvinus von Ungarn, 1490–1516: Wladislaus II. von Polen und Ungarn, 1516–1526: Ludwig II. von Ungarn und Böhmen, 1527–1564: Ferdinand I. von Böhmen, vgl. zu Details Bahlcke (2001). Bisweilen mussten Sondersteuern in Görlitz erhoben werden, um die nötigen Geldbeträge zusammenzubringen, vgl. z. B. CDLS 4, S. 822 f., wo im Oktober 1453 für die Gesandtschaftsreise zu König Ladislaus ca. 124 sch. gr. eingenommen wurden. Siehe auch ebd. S. 824 ff. die Verhandlungen am Prager Hof, die schließlich im November 1453 zur mündlichen und im Juni 1454 zur schriftlichen Bestätigung der Görlitzer Privilegien führte (ebd. S. 893). Die durch die Sondersteuer entstandene Missstimmung versuchte wiederum der Landadel auszunutzen, um die Görlitzer Bewohner gegen den Rat aufzubringen, vgl. ebd. S. 894–897. Zum Görlitzer Weichbild vgl. S. 325. Richard Jecht errechnete auf Grundlage der Görlitzer Geschossbücher folgende Einwohnerzahlen: 1426 ca. 7.800; 1472 ca. 8.300; 1533 ca. 10.600; 1568 ca. 10.000; vgl. Jecht (1896), S. 289 ff. Reuther (1958), S. 52 gibt für Görlitz im Jahr 1568 ca. 8.685 Stadtbewohner an, unter Einschluss der ratseigenen und zur Stadt schossenden Dorfschaften sogar ca. 13.775. Siehe zu den Geschossbüchern Thiele (2008).

Mittelalterliche Frömmigkeit in sozialen und politischen Kontexten

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garchischer Rat vs. Bürgerschaft), jedoch ist zu fragen, in welchen Modi die einzelnen (ungleichen) gesellschaftlichen Gruppen miteinander verkehrten.15 Der Görlitzer Rat wurde durch Kooptation aus einer Gruppe von Bürgern zusammengesetzt, deren gemeinsames Merkmal vor allem Reichtum aus Tuchhandel und Besitz eines Brauhofes war. Diese oligarchische Führungsschicht war für Handwerker kaum zugänglich, durchaus aber für Neubürger, die über die materiellen Mittel verfügten, sich »einzukaufen« und einzuheiraten. In Zeiten innerer Krisen verwies der Rat stets auf seine königliche Legitimation und drohte mit der Anrufung des Landesherrn, einen Konsens mit weiten Teilen der Einwohnerschaft zu suchen war er nicht gezwungen.16 Wenn der Görlitzer Rat wegen seiner königlichen Legitimierung nicht auf einen Konsens mit allen städtischen Gruppen angewiesen war, aber doch auf den inneren sozialen Frieden in der Stadt, ist zu untersuchen, welche Möglichkeiten er nutzte, den Bürgern Integrationspotenzial und Teilhabe zu bieten, und wie er diese Möglichkeiten im Sinne der eigenen Machterhaltung steuerte, um so letztlich eine breite Akzeptanz seiner Führungsposition zu erreichen. Es hat nicht den Anschein, dass der Görlitzer Rat ein despotisches Regime führte oder die Bewohner permanenten Repressalien ausgesetzt waren. Ganz im Gegenteil schien er wenig engagiert, eine effektive »soziale Kontrolle« im Bereich der Strafgerichtsbarkeit auszuüben.17 Wie war es der städtischen Führungsschicht dann aber möglich, die Legitimität ihres Führungsanspruchs und ihre Autorität durchzusetzen? Allein der Verweis auf die Legitimation durch den Landesherrn war für den einzelnen Görlitzer Ratsherrn sicher nicht ausreichend, um sich Geltung zu verschaffen und den eigenen Status zu sichern. Wie die Oberlausitzer Geschichte zeigt, konnte die Anrufung bzw. das Einschreiten des böhmischen Königs für den Rat beträchtliche negative Folgen haben.18 Es muss also noch weitere Möglichkeiten der Durchsetzung von Geltungsansprüchen gegeben haben. Wenn man die bereits erwähnte Autorität als Einflussmöglichkeit aufgrund beanspruchter und anerkannter Kompetenz und Überlegenheit sowie als Souveränitätsposition versteht, ist zu fragen, in welchen Bereichen des gesellschaftlichen Le15

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Vgl. das Zitat in Oexle (1990), S. 6; weiter heißt es ebd.: Eine Ständegesellschaft ist also eine transzendent begründete, gestufte und somit ungleiche Ordnung, in der aber zugleich alle Elemente in Harmonie zu einem Ganzen gefügt sind. Vgl. dazu auch Oexle (2001), S. 42 ff. Zur Ratsverfassung vgl. Behrisch (2000), zu den Braubürgern Lindenau (2007) und zusammenfassend dazu Lindenau (2007b). Vgl. dazu die Dissertation von Behrisch (2005). Erinnert sei hier an das Eingreifen des Landesherren in die Zittauer Ratsverhältnisse im 14. und 15. Jahrhundert, vgl. die Schilderungen des Johannes von Guben in den SRL N. F. 1, S. 20–30 und die Urkunden im ZUB S. 86, Nr. 265; S. 213, Nr. 960a; S. 232, Nr. 1063 (vgl. Nr. 1068a); S. 236 f., Nr. 1095; S. 250, Nr. 1157 und S. 250, Nr. 1158a. Siehe zur kurzen Episode der Stadt Görlitz als Sitz eines Herzogtums und dem damit verbundenen Verlust an Unabhängigkeit Jecht (1908) und Gelbe (1883) sowie die kritischen Anmerkungen dazu von Jecht (1929), vgl. auch Richard Jechts Arbeit zu den »Fürstlichen Besuchen« in Görlitz, Jecht (1893b).

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Einleitung

bens es der städtischen Elite oder Aufsteigern gelang, Sphären höchster Kompetenz und Überlegenheit zu besetzen und zu verteidigen. Bei der Suche nach Antworten müssen nicht nur wirtschaftliche und politische Aspekte der Stadtgesellschaft betrachtet werden, sondern vor allem soziale und religiöse Momente, mithin die Zusammenhänge zwischen den politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einer Stadt und den Praktiken städtischer bzw. bürgerlicher Frömmigkeit sowie ihre sozialen und politischen Implikationen. Die Bündelung verschiedener, unten noch darzustellender Forschungsansätze lässt eine fruchtbare Auswertung der Görlitzer Quellen in Bezug auf die Klärung der Zusammenhänge zwischen städtischer Politik und Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit erwarten. Es ist anzunehmen, dass durch die oben beschriebenen Eigenheiten der Verfassung der Oberlausitz wie auch derjenigen der Stadt Görlitz, die einen hohen Grad an Autonomie besaß, ebenso Besonderheiten im Verhältnis zwischen Religion und Gesellschaft zu beobachten sind. Die Forschung hat gezeigt, dass weltliche und kirchliche Lebensbereiche innerhalb einer mittelalterlichen Stadt untrennbar miteinander verwoben waren. Die Ratsverfassung bestimmte den Rahmen des politisch Möglichen, innerhalb dessen die Gruppen der führenden Personen je nach Autonomiegrad agierten und ihre Interessen verfolgten. Handlungen mit religiösen Implikationen waren dabei nicht nur Ausdruck innerer Frömmigkeit, sondern auch Formen sozialer und politischer Kommunikation. Umgekehrt konnten auf den ersten Blick rein politisch anmutende Praktiken von einem religiösen oder sozialen Impetus motiviert sein. Die Behauptung eines politischen Führungsanspruchs war nicht nur mit der administrativen Leitung der städtischen Institutionen, der weltlichen wie der geistlichen, verbunden, sondern immer auch mit der Behauptung eines Führungsanspruchs oder der Deutungshoheit über die Ausgestaltung frommer Praktiken. Durch die Analyse der Testier-, Stiftungs- und Memorialpraxis bzw. deren »Wirklichkeit« ist es möglich, die Beziehungen verschiedener sozialer Gruppen zu erschließen, Gruppenstrukturen zu skizzieren, aber auch allgemeine gesellschaftliche Strukturen offenzulegen. Administrative und institutionelle Verbindungen werden dabei genauso sichtbar wie personale Netzwerke. Um ein Begriffspaar von Max Weber aufzugreifen, verschränken sich hier Formen der »Vergemeinschaftung« und Formen der »Vergesellschaftung«.19 Die städtische Sakraltopografie erscheint dann geradezu als ein Substrat oder Abbild der politischen und wirtschaftli19

Vgl. dazu Weber (1980), S. 21: »Vergemeinschaftung« soll eine soziale Beziehung heißen, wenn und soweit die Einstellung des sozialen Handelns […] auf subjektiv gefühlter (affektueller oder traditionaler) Zusammengehörigkeit der Beteiligten beruht. »Vergesellschaftung« soll eine soziale Beziehung heißen, wenn und soweit die Einstellung des sozialen Handelns auf rational (wertoder zweckrational) motiviertem Interessenausgleich oder auf ebenso motivierter Interessenverbindung beruht. Vgl. zu diesem Begriffspaar auch die Auseinandersetzung von Otto Gerhard Oexle mit Max Weber und die Fruchtbarmachung von dessen Analysemethoden für die Geschichtswissenschaft in Oexle (1994), S. 132 ff.

Die Forschungslage: Fragen, Methoden und Theorien

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chen Verfassung wie auch der religiösen und sozialen Verhältnisse einer mittelalterlichen Stadt.

Die Forschungslage: Fragen, Methoden und Theorien Die Forschung hat bisher versucht, über verschiedene methodische Zugriffe das Verhältnis von Politik und Religion oder Frömmigkeit bzw. das Verhältnis von Bürgern und Klerikern in Spätmittelalter und Frühneuzeit zu erfassen, zu beschreiben und zu erklären. Traditionell ist diese Problemlage am Verhältnis von »Kirche und Stadt«20 untersucht worden. Dabei handelt es sich weniger um einen Forschungsansatz im eigentlichen Sinne, sondern mehr um eine Art der Darstellung, in der »Kirche« und »Stadt/Staat« oder »Kirche« und »Welt« oft als abstrakte Interessenssphären oder in sich geschlossene Institutionen aufgefasst wurden, die miteinander in einem offenen oder unterschwelligen Kampf um Herrschaftsbereiche innerhalb der Stadt standen. Diese zweigeteilte Sicht der Kirchen- und Profangeschichte wurde vor allem durch die verfassungsgeschichtlich orientierte Kirchenhistorie zu Beginn des 20. Jahrhunderts bewirkt.21 Obwohl die Paarformel »Kirche und Staat« seit langem in der mediävistischen Forschung als anachronistisch erkannt wurde, geistert sie mehr oder weniger verdeckt noch immer durch die Forschung. So entwarfen die Arbeiten aus den 1970er Jahren von Rolf Kießling, Jürgen Sydow, Dieter Demandt und Helga Johag zwar ein differenzierteres Bild von den Beziehungen zwischen Laien und Klerikern innerhalb einer Stadt, trotzdem vermitteln ihre Arbeiten das Bild von sich a priori gegenüberstehenden Institutionen und Herrschaftsbereichen, die von ihren Interessen her kaum Gemeinsames hatten.22 Die sozialhistorisch ori20 21 22

So problematisch dieses Begriffspaar ist, soll es doch vorerst gebraucht werden, da es einen in der älteren Forschung praktizierten Denkansatz präsentiert. Ein luzider Überblick zur Kirchengeschichtsforschung in Borgolte (2004), S. 61–122, besonders S. 61–70. Vgl. Kiessling (1971), Sydow (1974), Demandt (1977) und Johag (1977). Siehe zu diesem Darstellungsschema die Arbeiten von Huys (1936) zu Osnabrück und von Suhr (1938) zu Lübeck. Nach Kiessling (1971), S. 17 bedeutete eine gesellschaftsgeschichtliche Strukturanalyse der spätmittelalterlichen Stadt Augsburg zu entwerfen, […] die Frage nach der Zahl, der Natur und der Zielrichtung der Kräfte zu stellen, die zwischen den einzelnen gesellschaftlichen Gruppen dieses abgrenzbaren Systems in einer abgrenzbaren Zeit verlaufen, welche Spannungen daraus resultieren und in welche Richtung es sich deshalb verändert. Die Erforschung der speziellen Fragen und der Stellenwert eines Einzelergebnisses in der Gesamtheit des Beziehungsgeflechtes muss geklärt werden, denn erst die Ordnung der verschiedenen einzelnen Beziehungen führt zur Struktur. Erst dann entgeht man der Gefahr, einzelne Züge, die aus irgendwelchen Gründen ins Auge springen, überzubewerten. Im Fall der Reichsstadt Augsburg ist die Feststellung von widerstreitenden Kräften oder Institutionen, also eine Dichotomie von »Bürger-

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Einleitung

entierte Forschung konnte den so wirkungsmächtigen verfassungshistorischen Arbeiten kaum adäquate Modelle und Darstellungen entgegensetzen. So konstatierte Michael Borgolte noch 1991, dass eine Sozialgeschichte der deutschen Kirche im Mittelalter, die nach Anlage und Anspruch dem verfassungsgeschichtlichen Werk Albert Werminghoffs 23 entspräche, […] noch nicht geschrieben [wurde]; und eine derartige Abhandlung erscheint derzeit auch kaum möglich, weil die vorhandenen sozialgeschichtlichen Studien und Monografien im einzelnen thematisch ungleichmäßig gestreut sind und methodisch ganz verschiedene Wege gehen; […] 24. Ganz so hoffnungslos ist die Lage jedoch nicht. Seit den 1980er Jahren bildeten sich Schwerpunkte zu den Forschungsthemen »Städtische Führungsgruppen« oder »Bürgerliche Eliten« vor allem zu den Hansestädten und den ehemals freien Reichsstädten wie Basel, Köln oder Regensburg heraus. Themenschwerpunkte waren beispielsweise im Band A/9 der Reihe »Städteforschung«25 die städtische Verfassung und städtische Unruhen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert sowie die Zeit der Reformation unter dem Aspekt der Beziehungen zwischen »Bürgergemeinde und Stadtführung«26. Die einzelnen Beiträge spiegelten in der jeweils uneinheitlichen Terminologie der Begriffe »Führungsschicht« oder »Führungsgruppe« die noch im Fluss befindliche Diskussion dieser Kategorien wider. Drei Arbeiten aus diesem Sammelband versuchten bereits die Verquickung von laikalen und klerikalen Strukturen innerhalb der Stadt im 15. und beginnenden 16. Jahrhundert herauszuarbeiten.27 Der Beitrag von BerndUlrich Hergemöller vermittelte noch den Eindruck, dass das Verhältnis von »Kirche und Stadt« von einer latenten Konfrontation geprägt war.28 Acht Jahre später ge-

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schaft« und »Kirche«, sicher richtig, ob solche Ergebnisse aber verallgemeinerbar oder auf eine Stadt wie Görlitz zu übertragen sind, muss erst noch überprüft werden. Vgl. Werminghoff (1913). Vgl. Borgolte (2004), S. 67 f. Vgl. Ehbrecht (1980). Vgl. Wilfried Ehbrecht in der Einführung zu Ehbrecht (1980). Vgl. Hergemöller (1980). Postel (1980) beschreibt, wie sich aus den Kirchspielvorstehern die Gotteskastenverwalter entwickelten und wie dieses »staatliche« Amt auf kirchlicher Grundlage zugleich als politischer Bürgerausschuss und als Organ der evangelischen Gemeindefürsorge fungierte. Da Schilling (1980) geographisch wie auch chronologisch außerhalb des hier zu untersuchenden Rahmens steht, soll er hier nicht näher besprochen werden. Es liegt auf der Hand, dass diese grundsätzliche Dualität von kirchlicher und weltlicher Gewalt und Herrschaft im spätmittelalterlichen Stadtleben ebenso zu ständigen Auseinandersetzungen führen musste wie die Dualität von Reich und Kirche, Kaiser und Papst im Hochmittelalter. Oder: An vier ausgewählten Beispielen wurde gezeigt, wie sich die latent stets vorhandene Gefahr von Auseinandersetzungen und Unruhen zwischen Klerus und Gemeinde handgreiflich und anschaulich konkretisieren konnte. Es sollte zugleich deutlich geworden sein, dass es sich um jeweils verschiedene Formen des Kampfes handelte […]; vgl. Hergemöller (1980), S. 315 und 344 f. Auf S. 345 versucht er dann eine Charakteristik von Kämpfen zwischen Geistlichkeit und Bürgergemeinde zu geben. Dies macht er offensichtlich wider besseres Wissen, denn die In-

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lang es ihm aber, ein wesentlich differenzierteres Bild zu entwerfen. Nach eingehender Untersuchung der sogenannten norddeutschen »Pfaffenkriege« stellte er fest, dass es trotz offensichtlicher Konfrontationen und Interessenkonflikte nicht zu einer Dissoziation von Klerus und Bürgerschaft kam. Die mittelalterliche Stadtgesellschaft beruhe nämlich nicht in erster Linie auf gegenseitiger Abgrenzung und Abschottung, selbst wenn die Tendenzen gerade um 1400 verstärkt zu beobachten sind, sondern auch auf einer wechselseitigen Durchdringung und Kongruenz 29. Diese Feststellung als Forschungsprämisse anzuerkennen muss bedeuten, den Blickwinkel und die Untersuchungsgegenstände zu verändern, um Phänomene des Zusammenlebens in einer mittelalterlichen/frühneuzeitlichen Stadtgesellschaft adäquat zu untersuchen, zu beschreiben und zu erklären. Durch das Verschmolzensein von Kirche und Stadt bzw. Bürgerschaft und Kirchengemeinde geraten daher nicht erstrangig die Institutionen in den Focus der Untersuchung, sondern im klassischen Sinne der Sozialgeschichte die Personen, sei es als Individuen oder als Gruppen. Denn die Arbeiten von Otto Gerhard Oexle haben unseren Blick dafür geschärft, dass die Analyse sozialer Gruppen im Mittelalter neue Erkenntnisse über Formen des sozialen Handelns und die konkreten Lebensordnungen der Menschen im Wechselspiel von »Vergemeinschaftung« und »Vergesellschaftung« verspricht.30

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homogenität der beteiligten Gruppen und die Komplexität der personellen Verflechtungen und Interessenlagen sind ihm durchaus bewusst. Vgl. Hergemöller (1988), Teil 1, S. 453. Ähnlich formuliert Isenmann (1988), S. 216, der schreibt, dass sich in der Pfarrei Stadt, Kirchenvolk und Kirche in einem unmittelbar aufeinander bezogenen Verhältnis begegneten. Neuerdings erscheinen zwar wieder Arbeiten unter dem Titel »Stadt und Kirche in …«, doch tragen sie den oben zitierten Verhältnissen von wechselseitiger Durchdringung Rechnung, vgl. zum Beispiel Radtke (2006) zu Schleswig, Sarnowsky (2006b) zu Holstein und Bünz (2003) zur »Bedeutung der Kirche für die Identität deutscher Städte im Spätmittelalter«. Zu weiteren Aspekten der Stadtgeschichtsforschung vgl. den Überblick von Dilcher (2003). Zum Forschungsproblem der »Sozialen Gruppen« im Mittelalter vgl. den Forschungsüberblick von Oexle (1982), Oexle (1994) sowie Borgolte (1996), S. 278 ff. Oexle (1994), S. 132–159 setzt sich eingehend mit dem Begriffspaar »Vergemeinschaftung« und »Vergesellschaftung« sowie der Bedeutung sozialer Gruppen bei Max Weber auseinander. Zu Max Webers Theorien von der okzidentalen Stadt siehe auch Oexle (2003). Zu den sozialen Gruppen auch Oexle (1990), Oexle (1996) sowie Oexle (1998). Mit diesen und weiteren Arbeiten von Oexle setzte sich Gerhard Fouquet auseinander und erweitert die Definition des Gruppenbegriffs von Oexle (1998), S. 17 f. Gruppen sollen dabei als soziale, auf relative Dauer und zeitliche Kontinuität hin angelegte Einheiten verstanden werden, die aufgrund von explizit oder implizit vereinbarten Regeln und Normen abgrenzbar sind und damit über gemeinsame, unverwechselbare und Identität stiftende Lebensformen und Verhaltensweisen, verfügten. Gruppen zeichneten sich darüber hinaus dadurch aus, dass sie mehr oder minder ausgeprägte Kohäsionen über Bekanntschaft, Freundschaft und Verwandtschaft besaßen und über einen gewissen Grad innerer Organisiertheit verfügten. Dadurch wurden Funktionen differenziert und »soziale Rollen« festgelegt. Zitiert nach Fouquet (2003), S. 14.

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Zu den bisher am besten untersuchten Gruppen mittelalterlicher Städte zählen laikale Einungen und Bruderschaften. Religiöse Bruderschaften waren neben dem Angebot von Gemeinschaft und dem gemeinsamen Mahl ebenso für alltägliche wirtschaftliche und soziale bzw. karitative Aspekte, aber auch für das Totengedenken ihrer Mitglieder zuständig. Immer ging es dabei um die Einbettung religiösen Handelns in bestimmte soziale Kontexte.31 Ob die Görlitzer Bruderschaften auch oder vor allem Vereinigungen der politischen Willensbildung waren, wie dies zum Beispiel Mathias Kälble bei seinen Untersuchungen nichtzünftiger Stubengesellschaften feststellte, wird zu prüfen sein.32 Eine in den letzten Jahren intensiv erforschte Gruppe der städtischen Eliten sind die Ratsherren. Neben der Analyse der gruppenspezifischen Zusammensetzung des städtischen Rates wurden auch seine Strategien der Selbstbehauptung, Statusrepräsentation, Distinktion oder Integration thematisiert. Dabei wurden Zusammenhänge zwischen städtischer Memorial- und Stiftungspraxis sowie spezifisch religiösen bzw. frommen Praktiken und politischen Interaktionen herausgearbeitet.33 Wegweisend waren hier die Untersuchungen von Dietrich W. Poeck zu den Modi und symbolischen Implikationen der Ratswahl und zur Ratsmemoria.34 Des Weiteren konnten Untersuchungen zu den Möglichkeiten der Präsentation von Status- und Geltungsansprüchen sozialer Gruppen (nicht nur der Ratsherren) zeigen, dass diese nicht Selbstzweck waren, sondern ihnen im Gefüge der Kommunikationsformen einer mittelalterlichen Stadtgesellschaft eine entscheidende Rolle bei der Behauptung von Führungsansprüchen zukam.35 Eher weniger thematisiert wurde in diesem Forschungsfeld die Bedeutung des laikalen Engagements für oder in kirchlichen Insti31

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Vgl. dazu den Forschungsbericht von Remling (1980) und den Sammelband Johanek (1993); zu Lübeck Zmyslony (1977); zu Köln Jakobs (1985); zu Franken Remling (1986) und zu sozialgeschichtlichen Aspekten des Bruderschaftswesens Remling (1993); zu Toulouse Oberste (2003), Bd. 2, Kapitel 3; unter rechthistorischer Sicht Sydow (1985) und zu wirtschaftlichen Aspekten Brück (1993). Zu semireligiösen Lebensformen in Mittelalter und früher Neuzeit vgl. den Überblick von Elm (1998). Vgl. Kälble (2003), S. 34 f. und 38 f., siehe auch den Sammelband Fouquet/Steinbrink/Zeilinger (2003). Einen Überblick zur deutschen Stadt mit dem Schwerpunkt Stadtverfassung bieten Bader/Dilcher (1999); Ratsliteratur und städtische Ratsordnungen des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit Isenmann (2003); zum Verhältnis von Mendikanten und Rat in Basel Neidiger (1981), S. 221–228 sowie für Schlesien Wąs (1998) und Wąs (2000). Vgl. Poeck (1994), Poeck (1999) sowie Poeck (2004). Vor allem an Hand von Stiftungen untersucht dies für Lübeck Rüther (2003), vgl. dazu die kritische Rezension von Philip R. Hoffmann-Rehnitz in Historische Literatur 4 (2006), S. 105 ff.; zur Ratsherrentrinkstube in Trier Schmid (2003), allgemein zur öffentlichen Selbstdarstellung sozialer Gruppen in der Stadt Rogge (2003), Dünnebeil (2003) sowie Dünnebeil (2003b) und zur Distinktion während Festlichkeiten Kramer (1993). Kirchengestühl als soziales, politisches und religiöses Kommunikationsmedium untersuchte Signori (2002).

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tutionen als Weg des sozialen Aufstiegs, den Ratsherren oder andere städtische Würdenträger bis in ihre höchsten Ämter zurückgelegt hatten. Zwar wird der soziale Aufsteiger als solcher in der Forschung rege diskutiert, Bedingungen des Aufstiegs wie Herkunft, Vermögen, Verwandtschaft etc. thematisiert, aber meist nur im vergleichenden Verhältnis von gesellschaftlicher Ausgangs- und Endposition, die Stationen seines Weges aber, die ihn quasi von einer Gruppe in eine andere führten, werden nur selten beschrieben.36 Zahlreiche Untersuchungen beschäftigen sich mit den Neubürgern mittelalterlicher Städte und ihrer Integration, ohne aber ihre »Karrieren« tatsächlich nachzuzeichnen.37 Die Mechanismen und Bedingungen sozialen Aufstiegs in einer mittelalterlichen Stadt für diese besondere Gruppe der Bürger geraten dadurch nicht in den Focus der Untersuchungen. Anders verhält es sich mit der umfassenden Studie zu Toulouse von Jörg Oberste. Er konnte zeigen, dass in einer mittelalterlichen Stadt ein unauflösbarer Zusammenhang von Religion bzw. religiöser Praxis, politischem Handeln und sozialem Aufstieg der städtischen Eliten bestand.38 Das Phänomen der zum Teil rasant aufsteigenden Görlitzer Neubürger könnte diese Beobachtungen bestätigen und im Detail schärfen. Die unterschiedlichen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Interessenlagen innerhalb einer mittelalterlichen Stadt schlugen sich in unterschiedlichsten Gruppenbildungen nieder. Die Forschungen zur Geschichte der Frömmigkeit oder zu diversen Frömmigkeitspraktiken haben gezeigt, dass soziale Gruppen spezifische Ausprägungen oder Ausdrucksformen von Frömmigkeit entwickelten, die je in ihren Eigenheiten selbst zum Forschungsgegenstand wurden. Ausgangspunkt der verstärkten Zuwendung zur Erforschung der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Frömmigkeit waren zum Teil die Fragestellungen der Reformationsforschung, die 36

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Zur Erforschung der Bedingungen und Mechanismen sozialen Aufstiegs in Mittelalter und Früher Neuzeit, die häufig unter dem Titel der Elitenforschung erscheint, vgl. den Aufriss der Fragestellungen und den Forschungsüberblick von Schulze (1988), Schulz (2002) sowie zur Begriffsbestimmung Schumann (1983). Vgl. zum Beispiel Kramm (1981) zu Mitteldeutschland, Kalesse (2001) zu Augsburg, Koch (2002) zu Zürich und den Sammelband Schwinges (2002). Grassmann (2002) thematisiert den sozialen Aufstieg um 1500 in Lübeck und die üblichen Bedingungen wie wirtschaftlichen Erfolg, Wohlstand, soziale Netzwerke, soziale Herkunft, Heiratspolitik etc. Interessant ist ihre Feststellung, dass die Mitgliedschaft in einer laikalen Bruderschaft den gesellschaftlichen Aufstieg förderte. Zu fragen wäre, ob geistliche Bruderschaften das Emporkommen ebenfalls positiv beeinflussten. »Kirche als Mobilitätskanal« thematisiert Reinhard (1988) an einigen Beispielen des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts. Mit einer Perspektive auf die »Residenzbildung als sozialem Katalysator« untersucht Meinhardt (2009), S. 148–183 und 561–572 nicht nur die statistischen Zahlen zu den Dresdener Neubürgern, sondern zeichnet auch drei ausgewählte »Karriereverläufe« nach der Reformation nach. Den theoretischen Diskurs mittelalterlicher Philosophen und Juristen zum Bürgerbegriff, der Annahme von Bürgerrechten und dem damit verbundenen sozialen Aufstieg behandelt Meier, U. (1994), S. 127–211 und 218 f. sowie Meier, U. (2002). Vgl. Oberste (2003), Bd. 2, zusammenfassend S. 300–316.

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den Ursachen oder der Vorgeschichte der lutherischen Reformation nachging. Dabei wurde herausgearbeitet, dass besonders am Ende des 15. Jahrhunderts eine ausgesprochene Steigerung in der Intensität der laikalen Frömmigkeit zu beobachten ist, die ihren Antrieb vor allem aus einer starken Unsicherheit bezüglich der individuellen Heilsgewissheit bezog.39 Bernd Möller hat dies treffend mit folgenden Worten zusammengefasst: Der kirchlich-religiöse Lebensbereich war dem weltlichen aufs innigste verschmolzen, und die Bereitschaft und Sehnsucht, das weltliche Leben im Rahmen der von der Kirche geschaffenen Ordnungen und mit Hilfe der von ihr angebotenen Gnadensätze zu heiligen, waren kaum je im Mittelalter allgemeiner verbreitet und sind zu keiner andern Zeit deutlicher sichtbar.40

Die allgemeine Belebung und Vertiefung der Frömmigkeit an der Wende zum 16. Jahrhundert schien aber vom Klerus kaum adäquat beantwortet worden zu sein. Die durch den starken Anstieg von Stiftungen und Schenkungen in den Städten zahlenmäßig gewachsene Klerikerschar war selten genug in der Lage, sich von den Benefizien überhaupt ausreichend zu versorgen, ihr Bildungsstand ließ zu wünschen übrig, und ihre Interaktion mit den Gläubigen war auf die zum Teil gebührenpflichtige Spendung von Sakramenten beschränkt.41 Da verwundert die Beobachtung nicht, dass zunehmend Laien, in den Städten zum Beispiel die Ratsherren, die Führung in geistlichen Angelegenheiten beanspruchten.42 Ihnen ging es dabei aber nicht um den Einfluss auf die Lehre, sondern ganz pragmatisch um die Ausgestaltung der Frömmigkeitspraxis, die immer auch politische und wirtschaftliche Interessenlagen widerspiegelte. Nach Jahren intensiver Forschung zur »Frömmigkeit« versuchte erstmals Hansgeorg Molitor diesen Begriff als Kategorie für die deutsche Geschichtswissenschaft genauer zu umreißen, um falsche Vorstellungen und Missverständnisse dieses Forschungsgegenstandes auszuräumen. Nach seinen Worten galt es bei der Erforschung der Frömmigkeit … die Äußerungen frommen Verhaltens von Individuen und Kollektivitäten zu erfassen, zu beschreiben, sowie Interpretationsmöglichkeiten zu suchen, die über die Bewertung der Authentizität der Frommheit hinausgehen.43

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Vgl. Moeller (1965). Vgl. Moeller (1965), S. 75, das Zitat bezieht sich vor allem auf Deutschland um 1500. Ebd. S. 81 ergänzt er: Man darf es, meine ich, wagen, das späte 15. Jahrhundert in Deutschland eine der kirchenfrömmsten Zeiten des Mittelalters zu nennen. Vgl. zu diesen Stolgebühren Petke (1994), S. 30. Vgl. Moeller (1965), S. 85. Vgl. Molitor (1979), S. 10 f.

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Weiter präzisiert er, dass die Interpretation der Analyseergebnisse die Funktionen von Frömmigkeit für das Zusammenleben der Menschen thematisieren, also die politischen und gesellschaftlichen Kontexte der Frömmigkeit herausarbeiten müssten. Einen neuen Impuls verliehen dieser Forschungsrichtung die Arbeiten von Klaus Schreiner und ein von ihm herausgegebener Sammelband zur »Laienfrömmigkeit im späten Mittelalter«, dem es vor allem darum geht, Wechselbeziehungen zwischen religiösen Verhaltensweisen und sozialen Zugehörigkeiten kenntlich zu machen.44 Besonders die in diesem Sammelband abgedruckten »Begriffsgeschichtlichen Prolegomena« haben zu einer Schärfung des Forschungsgegenstands beigetragen und den Begriff der »Volksfrömmigkeit«, der mitunter eine Frömmigkeit der Eliten und eine des einfachen Volkes unterschied, durch den Begriff der »Laienfrömmigkeit« ersetzt, weil er nach Schreiner die quellenüberlieferten Sachverhalte besser vermittle und von unhistorischen Alternativen und Dichotomien entlaste.45 Seine Überlegungen führte er in zwei weiteren als programmatisch zu bezeichnenden Aufsätzen fort, die sich dezidiert dem Problem von Frömmigkeit in politisch-sozialen Wirkungszusammenhängen und von Frommsein in kirchlichen und lebensweltlichen Kontexten widmeten.46 Aufbauend auf Max Webers Religionssoziologie47, die die Wechselbezü44 45

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Vgl. Schreiner (1992). Vgl. Schreiner (1992b), S. 10: Alles in allem: Der Versuch, zwischen religiösen Wissensbeständen und gesellschaftlichen Strukturen Korrelationen dingfest zu machen, verstrickt sich in Aporien. Dem Begriff Volksfrömmigkeit liegt die Annahme zugrunde, volkstümliche Religiosität sei als Korrelat schichtgebundener Erwerbs- und Soziallagen zu begreifen. Dem widerspricht der Befund der Quellen. Volksfrömmigkeit ist nicht Frömmigkeit einer sozial homogenen Trägergruppe, sondern Medium und Ausdrucksform ständeübergreifender religiöser Vergesellschaftung. S. 58: Es gibt keine besonderen religiösen Vorstellungen und Rituale, die Volksfrömmigkeit als unverwechselbare religiöse Denk- und Verhaltensform konstituieren. S. 59: Mittelalterliche Frömmigkeit verdankt ihre soziale Prägung und Funktion den Erwartungen, Bildungs- und Aneignungsinteressen derer, die sie ausüben. Kollektive Momente kommen ins Spiel, weil Kult und Frömmigkeit gemeinschaftlich ausgeübt werden. Vergemeinschaftung, in der sich religiöse Motive und soziale Interessen durchkreuzten, führten zur Entstehung sozial offener und sozial geschlossener Gruppen. Kirchen und Klöster, Bruderschaften und Zünfte, Städte, Territorien und das Reich entwickelten eigene Formen religiöser Selbstdarstellung. Gleichwohl: Religion erschöpft sich nicht in der Sinngebung, Rechtfertigung und Darstellung gesellschaftlicher Gegebenheiten. […] Insofern ist Frömmigkeit im Mittelalter gleichermaßen durch theologische Autonomie und gesellschaftliche Abhängigkeit gekennzeichnet. S. 75: Zieht man aus einem solchen Befund allgemeinere Schlüsse, ist schwerlich zu übersehen, dass der Begriff Laienfrömmigkeit weit besser mit der Sprache der Quellen und den von diesen überlieferten Sachverhalten zu vermitteln ist als der Begriff Volksfrömmigkeit. Der Begriff Laienfrömmigkeit entlastet von unhistorischen Alternativen und Dichotomien. Vgl. Schreiner (1995), der zugleich einen umfangreichen Überblick zu Forschungsgeschichte und Literatur bietet und Schreiner (2000). In Schreiner (2002) thematisiert der Autor »soziale, visuelle und körperliche Dimensionen mittelalterlicher Frömmigkeit«. Vgl. Weber (1980) und weitere bei Schreiner (1995) angeführte Schriften Max Webers. Schreiner (2000), S. 82: Historiker, die sich für fromme Praxis in politischen und sozialen Kon-

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ge zwischen religiösen und politisch-sozialen Praktiken betont, entwirft er Fragestellungen, die dem Grundsatz Rechnung tragen, dass dem »Religiösen« (mithin der Frömmigkeitspraxis), nicht gerecht zu werden ist, wenn man es an eine Jenseitsorientierung des Handelns und seiner Zwecke bindet, denn Religion sei überwiegend eine praktische Angelegenheit, bei der es um Erlangung diesseitigen Wohls und Abwendung diesseitigen Übels gehe.48 Die Erforschung der lebensweltlichen Bezüge von Frömmigkeit fragt daher nach lebenspraktischen Funktionen von religiösem Handeln. Oder anders formuliert geht es um die Frage, welche Probleme mittelalterliche Fromme mit welchen religiösen Mitteln zu lösen suchten.49 Frommsein war indessen nicht nur die Sache von Individuen auf der Suche nach persönlichem Heil und Wohlergehen, sondern auch ein Anliegen von Gemeinschaften, wodurch frommes Handeln immer auch mehr oder weniger eine soziale und politische Qualität hatte und in Bezug auf eine Stadtgesellschaft in gewisser Weise eine öffentliche Angelegenheit war. Es galt nicht nur das Heil des Einzelnen zu fördern und zu sichern, sondern immer auch das der ganzen Gemeinschaft. In gemeinschaftlichen Gebeten, Prozessionen, Wallfahrten, Ritualen etc. verbanden und durchdrangen sich religiöses Heilsverlangen, Identifikationsbedürfnisse und lebenspraktische Interessen.50 Etwas abstrakter ausgedrückt bedeutet das bis hier Dargestellte mit den Worten von Klaus Schreiner, dass Kirche sich im Handeln von Menschen verwirklicht. Sie trägt in ihrer Verkündigung, in ihrer Verfassung und in ihren Amtsträgern gesellschaftlichen Herausforderungen und Erwartungen Rechnung, die sich im Fortgang der Geschichte ändern. Gelebter Glaube nimmt in unterschiedlichen Sozialformen eine unterschiedliche Gestalt an. Frömmigkeit, die in ge-

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texten der mittelalterlichen Welt interessieren, stützen sich auf einen von Emile Durkheim und Max Weber ausgearbeiteten Religionsbegriff, dessen soziale Inhalte und Bezüge zur Anschauung und zum Bewusstsein bringen, dass religiöse Vorstellungen, Rituale und Zeichen soziale Zusammenhänge symbolisieren, besondere Formen religiöser Vergemeinschaftung hervorbringen, politische und soziale Ordnungen legitimieren und nicht zuletzt auf die Lebensführung des einzelnen eine nicht zu unterschätzende Macht ausüben. Dabei geht es stets um den für traditionale, wenig ausdifferenzierte Gesellschaften charakteristischen Wechselbezug zwischen religiösen Formen und sozialen Interessen, nicht um die Auflösung von Religion und Frömmigkeit in politisch und gesellschaftlich nützliche Überbaufunktionen oder um die Ableitung frommer Vorstellungen aus sozialen und wirtschaftlichen Interessenlagen. Vgl. Schreiner (1995), S. 199 und 207. Vgl. Schreiner (1995), S. 207 und 225: Wohl aber kann derjenige, der sich mit mittelalterlichen Frömmigkeitspraktiken in ihren gesellschaftlichen Verflechtungen befasst, erfahren, wie in traditionalen Gesellschaften Individuen und Gruppen Grundprobleme ihres Daseins mit Hilfe von Religion zu lösen versuchten. […] Aus der frommen Praxis mittelalterlicher Menschen ist zu lernen, wie sich religiöse Traditionen auf Lebensführung, Gesellschaft und Politik ausgewirkt haben. Siehe auch den Gegenpol zu frommen Handlungen, der sich aufgrund enttäuschter Erwartungen in Flüchen oder Verschwörungen gegenüber Heiligen oder deren symbolischer und tatsächlicher Missachtung äußerte, in Schreiner (2000), 63 f. und die dort angegebene Literatur vor allem von Gerd Schwerhoff.

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schichtlich gewachsenen Formen und Bräuchen gemeinsam mit anderen ausgeübt wird, besitzt eine zeit- und epochenspezifische soziale Verfasstheit, deren Intensitätsgrad nicht zuletzt vom jeweils erreichten Grad gesellschaftlicher Differenzierung abhängig ist. Mittelalterliche Gesellschaften konstituieren sich als Lebens- und Handlungszusammenhänge, deren politische Ordnung und soziale Struktur durch christlich geprägte Sinnwelten legitimiert werden mussten.51 Diese hier vorgestellten Fragestellungen und theoretischen Grundannahmen auf das Fallbeispiel Görlitz anzuwenden heißt erst einmal, das im Mittelalter mögliche Repertoire an individuellen und gemeinschaftlich durchführbaren »religiösen Mitteln« bzw. »Frömmigkeitspraktiken« auf einige wenige aussagekräftige und an den Quellen überhaupt bearbeitbare Fallbeispiele zu reduzieren, die in einer spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Stadt die Wechselbezüge von Religion und Gesellschaft exemplarisch verdeutlichen. Die wechselseitige Durchdringung von geistlichen und weltlichen Lebensbereichen innerhalb der spätmittelalterlichen Stadt ist beispielhaft in zahlreichen Studien zum Verhältnis zwischen städtischen Mendikantenkonventen und Bürgerschaft dargelegt worden.52 Jene Untersuchungen konnten zeigen, dass die dabei entwickelten Frömmigkeitspraktiken ein weites Spektrum sozialer, politischer, wirtschaftlicher oder religiöser Aspekte berührten. Zu nennen wären hier die materielle Unterstützung der Klöster durch Schenkungen und Stiftungen, die von den Bettelorden gebotene Seelsorge und Gebetsgedenken, die bürgerliche Repräsentation durch Grabstellen in Klöstern oder der Eintritt von Städtern in religiöse Gemeinschaften. Städtische Klöster waren aber nur einer von vielen möglichen Berührungspunkten zwischen Bürgern und Kirche.53 Das weite Feld der Vernetzungsmöglichkeiten von Individuen innerhalb einer Stadt, seien es Laien und Kleriker, Handwerker und Ratsherren etc., ist durch die Erforschung der mittelalterlichen Memorialpraxis und damit verknüpft mit der Untersuchung frommer Stiftungen erschlossen worden.54 Michael Borgolte hatte gefordert, dass mittelalterliche Stiftungen als sozialer Mechanismus verstanden werden sollten und primär sozialhistorisch analysiert wer-

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Vgl. Schreiner (1992), S. IX f. Mit dem Schwerpunkt auf wirtschaftliche Aspekte am Beispiel von Basel vgl. Neidiger (1981); zu Lübeck vgl. Poeck (1997); zu Straßburg und dem Elsass vgl. Rüther (1997) und zur dt. Schweiz Stüdeli (1969). Siehe auch den Sammelband Berg (1992) zum Thema »Bettelorden und Stadt«. Das weite Feld möglicher Berührungspunkte von Bürgerschaft und Kirche und entsprechende Forschungsmöglichkeiten und Desiderate zeigte Jürgen Sydow bereits 1980 auf, vgl. Sydow (1980). Wegweisend waren hier die Arbeiten zur Memoria von Otto Gerhard Oexle, Karl Schmid sowie Joachim Wollasch und zu Stiftungen von Michael Borgolte (vgl. die in den folgenden Anmerkungen zitierten Werke und die Angaben im Literaturverzeichnis). Einen guten Überblick zum Forschungsstand bieten die Arbeiten Lusiardi (2000), Scheller (2004) und Richard (2009). Siehe auch »Zur Lage der deutschen Memoria-Forschung« Borgolte (2005).

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den müssten.55 Zahlreiche Forschungen haben daraufhin gezeigt, dass verschiedene soziale Gruppen einer Stadt eine große Bandbreite diverser Beziehungen zueinander unterhielten und private und individuelle sowie öffentliche und sozialpolitische Aspekte religiösen Handelns berührten.56 Stiftungen im Dienst der Memoria erwiesen sich als Konstituenten von Beziehungen der Versorgung, der Kontrolle und des Gedenkens. Gemeinnützige und soziale »Nebeneffekte« der Stiftungen und Legate oder der stabilisierende Effekt von Stiftungen für das Sozialgefüge einer Stadt wurden dabei erkannt.57 Es ließen sich aber auch Erkenntnisse über Jenseitsvorstellungen von Stadtbürgern oder über die Frühgeschichte von »Policey« in spätmittelalterlichen Städten gewinnen.58 Die individuellen oder gruppenspezifischen Frömmigkeitspraktiken des Stiftens oder Schenkens hatten trotz der zum Teil hohen Mobilität gerade der handeltreibenden Städter einen Bezugspunkt, der sich im Kern mit der Pfarrei benennen lässt, in der die Menschen lebten. Und wenn Städte wie Görlitz nur eine Pfarrei hatten, gilt es umso mehr, diese Bezugsgröße zu beachten, denn alle Bürger empfingen, schon allein wegen des Pfarrzwangs, die für das Leben und den Tod unentbehrlichen Sakramente in einer bestimmten Kirche, und diese eine Pfarrkirche war das kommunikative Zentrum der Stadt und Gemeinde. Dorthin mussten auch Zehntzahlungen und Stolgebühren entrichtet werden.59 Bei nur einer Pfarrei gab es nur einen Pfarrer, der, wenn keine anderen kirchlichen Würdenträger wie Bischöfe in der Stadt residierten, der höchste kirchliche Vertreter und Ansprechpartner war.60 Hier trafen mit den Interessen von Kirche und Stadt ebenfalls zwei Rechtsbereiche quasi deckungsgleich aufeinander, die mal mehr, mal weniger gut harmonierten. Die Bezugspunkte von allen frommen Praktiken waren in der Regel die Kirchen, Kapellen, Klöster und Hospitäler eben dieser einen Pfarrei, die die kleinste und meist auch stabilste Verwaltungseinheit der mittelalterlichen Kirche war. Damit bildet die Pfarrei als »Institut von langer Dauer«61 den kleinsten vollständigen und am dauerhaftesten zu beobachtenden Raum, um möglichst aussagekräftige Ergebnisse über 55 56 57 58 59

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Vgl. Borgolte (1988), S. 83 und 94. Zum »öffentlichen und privaten im Mittelalter« vgl. Moos (1998). Beispielhaft sind hier die Analysen von Besold-Backmund (1986) und Lusiardi (2000). Vgl. zu Jenseitsvorstellungen in Greifswald Lusiardi (2000), S. 59 ff. sowie Lusiardi (2000b); zur »Policey« vgl. Rexroth (2000). Vgl. den Sammelband Kruppa (2008), der Probleme und Tendenzen der Pfarreiforschung aus Deutschland, Polen, Tschechien und Ungarn im Vergleich darstellt, zu Deutschland vgl. ebd. die Einleitung Zygner (2008) und Bünz (2008b) mit einem umfassenden Überblick zur Forschungsliteratur. Zu den Rechtstiteln einer Pfarrkirche vgl. Schaefer (1903) und zu »Oblationen, Stolgebühren und Pfarreinkünfte vom Mittelalter bis ins Zeitalter der Reformation« Petke (1994). Vgl. zu Besonderheiten von Pfarreien, die Kathedralen oder Klöstern etc. unterstellt waren, Zygner (2008), S. 22 f. Vgl. den gleichnamigen programmatischen Aufsatz von Petke (2006).

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das Verhältnis von Religion und Gesellschaft und über Frömmigkeit in sozialen und politischen Zusammenhängen zu erarbeiten.62 Die Frage nach der Stellung und Rolle der Laien in einer Pfarrei schließt dann wieder den Bogen und geht in die oben skizzierten Fragestellungen der Erforschung der Frömmigkeitspraxis über.63 Aus pragmatischen und inhaltlichen Gründen ist es allerdings nicht möglich, in der hier vorgelegten Untersuchung die Görlitzer Pfarrei in ihrer Gesamtheit der ehemaligen Städter und Dörfler, die eingepfarrt waren, zu behandeln. Dies scheitert schon daran, dass es keine detaillierte Darstellung zu den Grenzen der mittelalterlichen Görlitzer Parochie gibt. Die Untersuchung soll deshalb aber nicht auf die Stadt intra muros beschränkt bleiben, sondern die historisch gewachsene Sakrallandschaft der unmittelbaren Stadtumgebung mit einbeziehen. Denn Untersuchungen zu urbanen Sakraltopografien haben verdeutlicht, dass durch die Aufhellung nicht nur der symbolischen Bedeutung städtischer Architektur Erkenntnisse zum Verhältnis von religiösen Einstellungen und Praktiken der Stadtbewohner zu sozialen wie politischen Gegebenheiten gewonnen werden können. Die baulichen Bezugspunkte von frommen Praktiken wie Stiftungen, Memoria, Prozessionen, Wallfahrten, Reliquientranslationen, öffentlichen Ritualen und Zeremonien wurden dabei ebenso thematisiert wie die Stadtheiligen oder Patrone von Kirchen, Hospitälern, Altären, Zünften oder Bruderschaften.64 Für Ernst Voltmer ist die bürgerlich-städtische Identitätsbildung durch die Verehrung der Stadtheiligen sogar ein besonderes Merkmal städtischer Religiosität.65 Darüber hinaus war das Idealbild einer mittelalterlichen Stadt immer auf das »himmlische Jerusalem« bezogen. Die mittelalterliche Stadtwirklichkeit wurde genauso auf überirdische Gemeinschaftsformen übertragen, wie theologische Vorstellungen zurückwirkten auf die räumliche und architektonische Gestaltung von Städten.66 Die Stadt wurde so in der Gedankenwelt von Philosophen, aber auch in den Predigten von Theologen zur besten aller möglichen Gemeinschaftsformen unter Menschen im Himmel und auf Erden.67

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Zygner (2008), S. 21 resümiert: […] kann man sagen, dass der Schlüssel zum Kennenlernen der Sozialkultur vergangener Epochen in der Forschung über Pfarreien liegt, das heißt, nicht nur auf institutionelle Kategorien beschränkt ist. Einen umfassenden Teilbereich dieses Aspekts der Frömmigkeitsforschung hat Enno Bünz in mehreren Arbeiten zum Thema »Kirche, Klerus und Frömmigkeit im Mittelalter« behandelt, vgl. Bünz (2006) und Bünz (2008b), besonders S. 37, Anm. 43. Mein besonderer Dank gilt Herrn Professor Bünz für die Überlassung eines unpublizierten Manuskripts mit dem Titel: »Kirche, Klerus und Frömmigkeit als Gegenstand der Landesgeschichte«, welches zum Teil in Bünz (2008d) einfloss. Vgl. Orselli (1981). Vgl. Voltmer (1994), S. 225 f. und 234 f. Vgl. ausführlich zur »Theologie der Stadt« Meier, U. (1994), S. 23–61. Vgl. Meier, U. (1994), S. 35 ff. zu den Augsburger Predigten des Albertus Magnus.

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Einleitung

Die Zusammenhänge von Politik und Frömmigkeit in einer spätmittelalterlichen Stadt lassen sich neben der Analyse von Sakraltopografie und Frömmigkeitspraktiken noch an einem dritten Untersuchungsfeld beobachten, das die beiden genannten Gegenstände einschließt und eine neue Perspektive eröffnet. Max Weber hat treffend formuliert, dass Verwaltung praktizierte Herrschaft sei.68 Einen politischen Verband definierte er als einen Herrschaftsverband, der den Bestand und die Geltung seiner Ordnung durch Anwendung und Androhung physischen Zwangs seitens des Verwaltungsstabes garantiert, wobei Gewalt im Normalfall die ultima ratio sei.69 Auf eine mittelalterliche Stadt übertragen heißt dies, dass den Verwaltungspraktiken bei der Ausübung von Herrschaft70 durch die politische Führungsgruppe der Ratsherren eine entscheidende Bedeutung zukam. Für das zu untersuchende Verhältnis von Politik und Frömmigkeit bedeutet dies wiederum, dass uns die Erforschung der administrativen Rahmenbedingungen und der Verwaltungspraxis in Bezug auf fromme Praktiken die Mechanismen ratsherrlicher Interessendurchsetzung erkennen und verstehen lässt. Durchsetzungs- oder Erzwingungsstrategien der politischen Führungsschicht werden dabei genauso offengelegt wie Legitimationsstrategien71, auf die sich die Verwaltungsorgane bei ihren Vorschriften und Handlungen beriefen – zum Beispiel der stetige Verweis auf den »Gemeinen Nutzen«, an dem sich alles ratsherrliche Handeln orientiere. Es wird dann zu fragen sein, inwieweit und mit welchen Mitteln es dem Görlitzer Rat gelang, in Bezug auf die Frömmigkeitspraxis Normen vorzugeben und diese im Alltag durchzusetzen, und wie religiöse Auffassungen auf die Konzeption von Normvorstellungen wirkten. Mit Blick auf die Jahre nach der Reformation wird zu prüfen sein, ob die Konzepte der staats- und sozialwissenschaftlichen Theorien Max Webers, der beispielsweise von einer zunehmenden Rationalisierung der Herrschaft und des Verwaltungshandelns bei der Staatsbildung72 der Neuzeit ausging, am Beispiel Görlitz verifizierbar sind. Die hier angesprochene Rationalisierung berührt schließlich einen Punkt, der in gewisser Weise den Gegenpol zu den oben entfalteten Fragen nach den Zusammenhängen von Frömmigkeitspraxis und städtischer Politik bildet, nämlich das Problem, ob und wann diese Zusammenhänge ihre Bedeutung verlie68 69 70 71

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Vgl. Weber (1980), S. 545: Jede Herrschaft äußert sich und funktioniert als Verwaltung. Vgl. Weber (1980), S. 29, ergänzend heißt es dazu, dass die Gewaltsamkeit weder das einzige, noch auch nur das normale Verwaltungsmittel sei. Vgl. Weber (1980), S. 28: Herrschaft soll heißen die Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden. Vgl. Weber (1980), S. 122: Keine Herrschaft begnügt sich, nach aller Erfahrung, freiwillig mit den nur materiellen oder nur affektuellen oder nur wertrationalen Motiven als Chancen ihres Fortbestandes. Jede sucht vielmehr den Glauben an ihre »Legitimität« zu erwecken und zu pflegen. Zum Begriff der Legitimität bei Max Weber vgl. die Diskussion in Schreiner (1994), S. 163–180. Vgl. Weber (1980), S. 815 ff. Zum Begriff der Rationalisierung bei Max Weber vgl. die Diskussion in Schreiner (1994), S. 195–210.

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ren oder eine Neubewertung erfahren. Es ist bereits erwähnt worden, dass schon vor »der Reformation« der 1520er Jahre andere Reformbewegungen die Frömmigkeitspraxis veränderten. Es sei beispielsweise auf die sogenannte »Devotio moderna«73 hingewiesen, deren Anliegen es war, Laien neue individuelle Formen von Frömmigkeitspraxis anzubieten, ja diese ihnen erst einmal überhaupt zugänglich zu machen und ihnen somit die sonst nur Klerikern vorbehaltenen heilsmäßigen Lebensformen zu eröffnen. Dieses hier zu beobachtende Vordringen von Laien in kirchliche Bereiche und auf der anderen Seite der Versuch der Kirche, auf die Probleme der Zeit mit entsprechenden Konzepten und Angeboten zu antworten, hat Jörg Oberste eindrucksvoll in seiner Untersuchung zu den »Städtischen Eliten in der Kirche des hohen Mittelalters« dargelegt.74 Mit der Fokussierung auf pastorale Konzepte und Initiativen verfolgte er den Wandel kirchlicher Normen und Werte gegenüber den führenden städtischen Gruppen, vor allem den Kaufleuten. Er konnte zeigen, dass die Kirche, im Besonderen die Mendikanten in den Städten, im 13. Jahrhundert durch intensivierte Seelsorge und die praktische Vermittlung religiöser Normen und Werte, abgestimmt auf die städtischen Eliten als Adressaten, die religiöse Ethisierung der laikalen Welt beförderten und über diese Angebote eine weite Integration jener Eliten in die Kirche bewirkten. Die ökonomische, politische und soziale Dominanz [der Kaufmannschaft] wurde durch eine Ideologie des Gemeinsinns, der Verantwortlichkeit und der christlichen Nächstenliebe unterlegt, aus der eine religiös-ethische Bindung des Einzelnen, zugleich aber auch der Anspruch legitimer Herrschaft der führenden sozialen Gruppe hervorging.75

Gleichzeitig stellte Oberste fest, dass die Individualisierung der seelsorgerischen Bemühungen der Mendikanten auf laikaler Seite mit einem erhöhten Anspruch auf Mitsprache und Partizipation einherging, dem er dann dezidiert am Fallbeispiel Toulouse nachgeht.76 Um den Bogen vom Toulouse des 13. Jahrhunderts in das Görlitz des 15. bis 16. Jahrhunderts zu schlagen, bieten die vorgenannten Überlegungen interessante Bezugspunkte. Auch zu Beginn des 16. Jahrhunderts verlangten die städtischen Eliten nach einer Phase der oftmals übersteigerten Frömmigkeitsbekundungen mit all ihren weltlichen Implikationen nach der Zeit angemesseneren oder gar neuen Ausdrucks- und Beteiligungsformen. Die von Martin Luther und anderen innerhalb der Kirche unternommenen Reformbemühungen versuchten diesen Bedürfnissen entgegenzukommen. Inwiefern man diese Impulse in Görlitz aufgriff und sie je nach den lokalen Gegebenheiten anpasste, soll ebenfalls in dieser Arbeit untersucht werden. Einschränkend muss hinzugefügt werden, dass dabei nur die 73 74 75 76

Vgl. dazu den Abschnitt 2.3.3, S. 307 ff. Vgl. Oberste (2003), Bd. 1. Vgl. Oberste (2003), Bd. 1, S. 300. Vgl. Oberste (2003), Bd. 2.

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Einleitung

Anfänge eines erst nach 1550 mit größeren Schritten in Gang kommenden Prozesses, in der Forschung zumeist als »Konfessionalisierung« bezeichnet, untersucht werden können.

Aufbau und Fragestellungen der Arbeit Das Erkenntnisinteresse der Arbeit ist schon mehrfach angeklungen und lässt sich mit der Frage nach den lebenspraktischen Funktionen von religiösem Handeln am Beispiel spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Frömmigkeitspraxis zusammenfassen. Dabei liegt der Schwerpunkt der Fragestellung auf den Wechselbeziehungen zwischen den Ausdrucks- und Erscheinungsformen laikaler Frömmigkeit und den politischen sowie sozialen Interessen, Erwartungen und Bedürfnissen innerhalb einer vormodernen Stadtgesellschaft, wodurch »religiöse und kulturelle Dimensionen gesellschaftlicher Wirklichkeit«77 in historischen Zusammenhängen erfasst werden sollen. Die Details der Fragestellungen werden im Folgenden parallel zum Aufbau der Arbeit vorgestellt. Zuvor einige Worte zum Untersuchungszeitraum und den untersuchten Personen und Gruppen. Die Wahl des Beginns ist leicht zu bestimmen. Wer historische Entwicklungen, Brüche und Kontinuitäten beobachten will, tut dies idealerweise vom chronologischen Anfang bis zum Ende des Untersuchungsgegenstands bzw. dessen quellenmäßiger Überlieferung, wenn sich denn diese Grenzen festlegen lassen. Die »Anfänge« von Görlitz als Stadt nach Magdeburger Recht lassen sich mit der Zeit um 1300 bestimmen, als zugleich die kontinuierliche Überlieferung von Stadtbüchern und Urkunden und somit die Quellengrundlage dieser Arbeit einsetzt. Qualität und Quantität der Quellen, die eine serielle Auswertung ermöglichen, steigen allerdings erst ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts an. Erst ab dieser Zeit finden wir in Görlitz ein größeres Gemeinwesen mit einer komplexen Sakrallandschaft, einer prosperierenden Wirtschaft und einer steigenden Bevölkerungszahl, die die eigentlichen Grundvoraussetzungen der Untersuchung bilden. Das Ende der Untersuchung wurde mit ca. 1550 gewählt, weil dies eine Beobachtung über die ersten Jahre der Reformation hinaus erlaubt und somit eine klassische Epochengrenze überschritten wird. Dadurch wird es möglich, anhand der einzelnen Untersuchungsgegenstände den zäsuralen Charakter der Reformation in Bezug auf die Frömmigkeitspraxis zu hinterfragen. Mit dem kurzfristigen Verlust aller Privilegien und damit der Selbstbestimmung der Stadt wegen des »Pönfalls« von 1547 soll die Arbeit enden, denn der Verlust der Unabhängigkeit veränderte die politischen Kräfteverhältnisse für die gesamte Oberlausitz im Allgemeinen wie im Besonderen für 77

Vgl. Schreiner (1995), S. 225.

Aufbau und Fragestellungen der Arbeit

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Görlitz.78 Martin Reuther formulierte daher, wenn auch etwas überspitzt: Mit dem Pönfall schließt die mittelalterliche Geschichte der Stadt Görlitz.79 Aufgrund der Quellenlage und der inhaltlichen Schwerpunkte ist es nicht möglich und nicht gewollt, in allen Kapiteln eine gleichmäßige Gewichtung der Jahrzehnte oder Perioden zu erreichen. Die meisten bearbeiteten Phänomene bezüglich der Frömmigkeitspraxis sind beinahe während des gesamten Untersuchungszeitraums zu beobachten, sie traten aber in besonderer, exemplarischer Deutlichkeit zu bestimmten Zeiten hervor und sollen dort auch schwerpunktmäßig behandelt werden. Während das erste Kapitel, je nach Fallbeispiel, tatsächlich am Anfang des 14. Jahrhunderts beginnt, liegt der Schwerpunkt des zweiten Kapitels an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert und das Hauptaugenmerk des dritten Kapitels auf den Jahren nach der Reformation. Die Frage nach den Auswirkungen der Reformation auf die Untersuchungsgegenstände soll jedoch in allen drei Kapiteln beantwortet werden. Dabei wird immer angestrebt, die Geschichte nicht von ihrem Ende her zu betrachten, sondern die Offenheit der historischen Entwicklung aus Sicht der Zeitgenossen mitzubedenken.80 Eine der wichtigsten für diese Arbeit untersuchten Personengruppen ist bereits mehrfach als städtische Elite bezeichnet worden, ohne diesen Begriff genauer zu beschreiben. Ihn auf Patriziat, Bürgertum oder Oberschicht einzugrenzen, wird weder dem mittelalterlichen Sprachgebrauch noch der Dynamik sozialer Gruppen gerecht.81 In der Untersuchung soll daher der sehr weitgefasste Terminus »Elite« benutzt werden, der all jene Görlitzer umfasst, die wegen ihres ökonomischen Potenzials und ihres materiellen Reichtums82 in der Lage waren, an den zeitgenössischen Praktiken der Frömmigkeit zu partizipieren und sich durch den materiellen Aufwand und die Ausgestaltung (beispielsweise von Stiftungen und Schenkungen) über den durchschnittlichen Aufwendungen zu bewegen. Naturgemäß waren dies meist, aber nicht ausschließlich, Ratsherren, die sich damit bestimmte Herrschafts-, Legitimierungs- und Repräsentationsbedürfnisse erfüllten, welche mit ihrer tatsächlichen oder erhofften Partizipation an kommunalen Institutionen im Zusammenhang standen. An der politischen, wirtschaftlichen und kirchlichen Führung der 78 79 80 81

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Zum Pönfall vgl. die Angaben S. 381, Anm. 299. Vgl. Reuther (1955/56), S. 1138. Reuther (1958), S. 54: Der Pönfall beschließt politisch für Görlitz das Mittelalter. Vgl. die Gedanken von Hartmut Boockmann zum 15. Jahrhundert und zur Reformation im Kontext ihrer Darstellung in der Geschichtswissenschaft, Boockmann (1994c). Zum Begriff »Elite« in der Elitenforschung vgl. Schulz (2002b), S. 15 f. Siehe auch zur Problematik des Elitenbergriffs Oberste (2003), Bd. 1, S. 7 ff., für die Görlitzer Verhältnisse Lindenau (2007), S. 16 ff. und zu sozialen Gruppen im Mittelalter Oexle (1994). Nach Jacob (1975), S. 120 versteuerten 1528 in Görlitz als zahlenmäßig stärkste »Steuerklasse« 689 Personen 10 bzw. weniger mr. (=40,5%), 541 Personen versteuerten 11–100 mr. (31,8%), 447 Personen versteuerten 101–2.500 mr. (26,3%) und nur 22 Personen versteuerten über 2.500 mr. (=1,3%).

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Einleitung

Stadt teilzuhaben, soll daher ein Merkmal der Elite sein, wobei die jeweils untersuchten Personen und Gruppen nicht alle drei Bereiche in gleicher Weise abdecken müssen. So ist es möglich, auch Neubürger, die zuerst nur ökonomisches Kapital für ihren Aufstieg mitbrachten und dann über soziale Netzwerke und mittels ihrer Qualifikationen in städtische Ämter aufstiegen, zur Elite zu zählen. Folgerichtig wird es im Einzelfall weniger um den Aufstieg in die Elite gehen als vielmehr um den sozialen Aufstieg innerhalb der städtischen Elite. Neben dem frommen Engagement der städtischen Elite dokumentieren die Quellen das fromme Verhalten einer großen Zahl von Angehörigen der Mittelschicht, deren gesellschaftliche Stellung im Einzelnen wegen fehlender prosopographischer Untersuchungen nur selten benannt werden kann. Letztlich werden zwar für die Auswertung der Frömmigkeitspraxis alle Görlitzer Testamente bis 1550 untersucht und für verschiedene Vermögensklassen83 auch allgemeine Beobachtungen formuliert, doch sind detaillierte Aussagen letztlich nur über einige sehr Wohlhabende möglich, deren Leben sich in mehr Quellen als nur einem Testament niederschlug. Die Ergebnisse der Untersuchung werden daher bisweilen »eliten-« oder »oberschichtenlastig« sein, ohne dass diese Eingrenzung leitende Intention der Arbeit ist. Inhaltlich gestaltet sich die Arbeit folgendermaßen. Aufgrund der oben S. 19 ff. umrissenen methodischen, theoretischen sowie räumlichen Grundlagen und Grenzen sollen am Fallbeispiel Görlitz die Zusammenhänge, Wechselwirkungen und gegenseitigen Beeinflussungen von Politik und Religion in einer spätmittelalterlichen/frühneuzeitlichen Stadt erforscht werden. Das weite Feld der Wechselbeziehungen von Politik und Religion soll dafür auf Untersuchungsgegenstände beschränkt werden, die diese Bereiche des gesellschaftlichen Lebens möglichst facettenreich widerspiegelten, nämlich die Praktiken städtischer Frömmigkeit. Da es in erster Linie um die lebensweltlichen Bezüge von Frömmigkeit gehen soll, stehen nicht Institutionen oder die Praktiken als solche, sondern die Menschen als Individuen oder in Gruppen im Fokus der Untersuchung. Die am Inhaltsverzeichnis abzulesende Gliederung mittels Institutionen oder Praktiken dient lediglich der Strukturierung des Materials. Als räumliche Abgrenzung des Untersuchungsgebiets ist der Kern der Pfarrei Görlitz zu benennen, der die gesamte Stadt intra muros und das unmittelbare Gebiet um die Stadt einschloss. Dieses Gebiet war gleichsam die Bühne, auf der die Görlitzer ihre frommen Praktiken inszenierten und deren Gebäude als Bestandteile einer komplexen Sakraltopografie im ersten Kapitel dargestellt werden sollen. Dabei geht es nicht um eine ausführliche Bauchronologie einzelner Sakralbauten, sondern um die äußeren 83

Siehe zum Beispiel die Vermögensverteilung innerhalb der Görlitzer Bevölkerung im Jahr 1528 in Anm. 82 und die Arbeiten von Horst Jecht im Literaturverzeichnis, die sich unter verschiedenen Gesichtspunkten mit der sozialen Struktur der Görlitzer Bevölkerung im frühen 16. Jahrhundert beschäftigen.

Aufbau und Fragestellungen der Arbeit

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Impulse wie zum Beispiel Stiftungen und Legate sowie deren Motive, die zum Neubau, der Erweiterung oder jeweiligen künstlerischen und liturgischen Ausgestaltung der Kirchen, Kapellen, Klöster und Hospitäler geführt haben. Des Weiteren wird versucht, die Funktion und Bedeutung der sakralen Orte für das gesellschaftliche Leben und für die Ausdrucksmöglichkeiten von Frömmigkeit zu bestimmen. Sei es, dass sie Stätten der Kommunikation, Repräsentation, der Memoria, der Versorgung und Fürsorge waren oder dass sie Ziele von Prozessionen, Versammlungs- oder Arbeitsräume waren. Schließlich wird erforscht, welche sozialen Gruppen sich um bestimmte Stadträume »anlagerten« und diese dominierten und welche Rolle hierbei einzelnen Individuen zukam.84 Durch die konkrete Untersuchung einzelner Familien- und Ratsherrenkarrieren werden schließlich Zusammenhänge zwischen dem ostentativen Engagement für bestimmte Orte der städtischen Sakraltopografie und den politischen Zielen bestimmter Gruppen ersichtlich und so die politischen Implikationen der Errichtung, Ausstattung und Nutzung sakraler Orte herausgearbeitet. Eine gewisse Sonderstellung nimmt hier das Cölestinerkloster auf dem Berg Oybin ein. Dieses lag zwar gut 40 km südlich von Görlitz, stand aber in besonderen Beziehungen zur Stadt, weshalb es mit Einschränkungen als eine Art annex der Görlitzer Sakrallandschaft bezeichnet werden kann. Kleinere Kapellen an Straßen, Bildsäulen, plastische Heiligenbilder und der Blick auf die wenigen Görlitzer Privatoratorien sollen die Darstellung der Sakraltopografie abrunden und die beinahe »totale« Sakralisierung des mittelalterlichen Stadtgebiets vor Augen führen. Die ausführliche Untersuchung der größten Görlitzer Privatstiftungen, des Nachbaus des Heiligen Grabes von Jerusalem (Familie Emerich) und der Annenkapelle (Familie Frenzel), werden exemplarisch bezeugen, wie untrennbar städtische Politik, sozialer Aufstieg und individuelle Frömmigkeit bei der Ausgestaltung der Görlitzer Sakraltopografie miteinander verwoben waren. Nachdem die Görlitzer »Schauplätze« frommer Praktiken und die Bedeutung derselben für bestimmte städtische Gruppen und ihre Funktionen für das gesellschaftliche Leben herausgearbeitet worden sind, präsentiert das zweite Kapitel konkrete Praktiken stadtbürgerlicher Frömmigkeit. Zuerst werden allgemeine Tendenzen des Stiftungs- und Testierverhaltens der Görlitzer vorgestellt. Am Beispiel der Familie Emerich soll dann über mehrere Generationen beobachtet werden, wie politische und allgemeine gesellschaftliche Rahmenbedingungen die frommen Praktiken einer Familie zwischen 1482 und 1552 beeinflussten. Dabei werden zugleich Repräsentations- und Distinktionsbestrebungen einzelner Individuen thematisiert wie auch wirtschaftliche oder private bzw. familiäre Handlungsintentionen bei Stiftungen. Dieser stark auf Individuen konzentrierten Analyse der Frömmigkeitspraxis folgen Erläuterungen zu Görlitzer Altarstiftungen und zum »Gestift der Leiden Jesu 84

Zum Begriff der »Stadträume«, der über die Dimension des rein Lokalen hinweg reicht, vgl. Rau/Schwerhoff (2004) und Erkens (2002).

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Christi« in der Peterskirche. An diesen Beispielen soll verdeutlicht werden, wie sich Einzelne zu Interessengruppen zusammenfanden, um gemeinsam Stiftungen zu realisieren und wie ebenfalls verschiedene Gruppen ihre Kräfte für gemeinsame fromme Ziele bündelten und damit zugleich politische Zwecke verfolgten. Diese immer wieder wechselnde Perspektive zwischen Individuen und Gruppen sowie zwischen frommen Ansinnen und politischen Interessen wird ebenfalls auf das Untersuchungsfeld der »Memoria« angewandt. Ein besonderer Schwerpunkt wird zudem auf der Analyse der Görlitzer Bruderschaften liegen, an denen sich die Verflechtungen von politischen, wirtschaftlichen und religiösen Interessen und vor allem deren Steuerung durch den Rat in herausragender Deutlichkeit ablesen lassen. Im Anschluss daran werden eingehend Inhalt und Ausprägung der Görlitzer Erinnerungskultur vor und nach der Reformation thematisiert und die sich andeutende Akzentverschiebung der Erinnerungsmedien herausgearbeitet. Um dem Anschein entgegenzuwirken, dass sich mittelalterliches Frommsein vor allem in Äußerlichkeiten wie Stiftungen, Testamenten oder sonstigen frommen Gaben erschöpft hätte, soll am Ende des zweiten Kapitels der Blick auf die körperliche Dimension von Frömmigkeit gelenkt werden. Dafür werden die Pilgerfahrten der Görlitzer untersucht sowie die Eintritte von Stadtkindern in Klöster oder deren Teilnahme am religiösen Leben der Terziarinnen. Diese Facette der Frömmigkeitspraxis wird verdeutlichen, dass es bei allen politischen, wirtschaftlichen oder sonstigen gesellschaftlichen Einflüssen auf die praxis pietatis bei Einzelnen immer auch einen starken Wunsch danach gab, durch körperlichen Einsatz Buße zu tun oder durch Entsagung, praktizierte Nächstenliebe und Gebet das Ideal einer wahrhaft christlichen Lebensführung anzustreben. Im dritten Kapitel wird unter Rückgriff auf die Ergebnisse der ersten beiden Teile der Arbeit versucht, die Frage zu beantworten, wie es dem Görlitzer Rat gelungen ist, schon lange vor der Reformation ein umfassendes Kirchenregiment aufzubauen, wie er sein Handeln dabei legitimierte und welche Rolle die städtische Verwaltung bei der Durchsetzung von ratsherrlichen Interessen in Bezug auf Patronate von Benefizien und die Frömmigkeitspraxis spielte. Die Untersuchung der »Reformationsvorgänge« in Görlitz wird im weiteren Verlauf des letzten Kapitels zeigen, wie der Rat bei inhaltlichen Fragen des Glaubens und der praktizierten Frömmigkeit durch die Rücksichtnahme auf innerstädtische Befindlichkeiten und landesherrliche Anforderungen lavierte und kaum eindeutig Positionen bezog, während er in formellen Angelegenheiten, wo es um Rechte und Kompetenzen ging, seine Ansprüche verteidigte und ausbaute. Als abschließende und alle Kapitel übergreifende Frage wird in »Resümee und Ausblick« zu klären sein, ob und inwieweit man die Görlitzer Ereignisse zwischen 1520 und 1550 einem bestimmten Typ von »Reformation« zuordnen kann und inwiefern zur Erklärung der politischen, sozialen und religiösen Kontinuitäten, Brüche und Widersprüche im Übergang vom 15. zum 16. Jahr-hundert in Görlitz theo-

Quellen der Untersuchung und lokale Forschungen

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retische Modelle anwendbar sind. Des Weiteren wird thematisiert, wie es den Ratsherren gelingen konnte, ihren sozialen Status zu behaupten, als sich schon vor der Reformation abzeichnete, dass religiöse Praktiken wohl nicht mehr den konstitutiven Charakter für das Herrschaftshandeln der Eliten haben würden, so wie dies noch am Beginn des 16. Jahrhunderts der Fall gewesen war.

Quellen der Untersuchung und lokale Forschungen Im Folgenden soll nach einem Blick auf die Standorte der handschriftlichen Quellen die Materialgrundlage der Untersuchung vorgestellt werden. Kleinere Bestände und vereinzelt herangezogene Überlieferungen werden in den jeweiligen Kapiteln behandelt. Den Abschluss dieses Abschnittes bildet ein Blick auf die historischen Forschungen zu Görlitz und zur Oberlausitz. Jedem, der sich mit der Geschichte der Oberlausitz beschäftigt, sticht der Quellenreichtum der einst führenden Sechsstadt Görlitz ins Auge. Die rege außenpolitische Tätigkeit des Görlitzer Rates war durch eine gut organisierte Kanzlei und Kammer gestützt worden. In ihr wurden eingehende Briefe und Urkunden gesammelt und geordnet, ausgehende Briefe kopiert und die Verwaltungs- und Gesandtschaftskosten fein säuberlich notiert. Gesandte stattete man mit Geld, Dokumenten und militärischem Schutz aus, ein dichtes Netz von Boten und Spähern wurde organisiert sowie finanziert. Die gleiche Akribie verwendete der Rat auf die inneren Belange der Stadt. In mehreren Stadtbuchreihen seit 1305, in Gerichtsbüchern, Amtstagebüchern und Einzelurkunden wurde alles verzeichnet, was die wirtschaftlichen, rechtlichen, sozialen und kirchlichen Verhältnisse der Stadt und des Weichbildes betraf. Dieser Quellenschatz wurde zum großen Teil unversehrt bis in unsere Tage überliefert. Er übertrifft die Überlieferungen der anderen Sechsstädte bei Weitem und braucht den Vergleich mit anderen Städten im deutschen Reich nicht zu scheuen. Einen Überblick zu den Quellen der Görlitzer Geschichte bis zum Jahr 1600 gibt Richard Jecht.85 Er behandelt in seinem Buch die handschriftlichen Überlieferungen, die sich 1909 im Görlitzer Ratsarchiv und in der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften befanden. Friedrich Pietsch besprach in Ergänzung dazu die Bestände des Archivs der ehemaligen Landstände des Preußischen Markgraftums, die bis ca. 1945 zum Teil in der Görlitzer Stadtbücherei auf der Jochmannstraße und im Ratsarchiv aufgestellt waren.86 Seit 1942 wurde begonnen, auch diese Bestände nach Stift Joachimstein östlich der Neiße 85

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Vgl. Jecht, Quellen. Vgl. dazu die Rezension im NLM 85 (1909), S. 319 f. Als Ergänzung zu den ebd. S. 153 f. angegebenen Landtagsakten (1502–1594) vgl. Weber (1916). Zum Ratsarchiv siehe auch Jecht (1929). Vgl. Pietsch (1942). Dieser Band des NLM ist nie vollständig gedruckt worden, vgl. dazu Lemper (1999), S. 60–65.

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auszulagern, von dort gelangten sie nach Kriegsende in das Staatsarchiv Breslau und bilden dort den Bestand »Archiwum Stanów Krajowych Górnych Łużyc« (Landständisches Archiv der Oberlausitz).87 Unter diesen Quellen befindet sich auch das »Entscheidebuch 1396–1434«, welches bei Richard Jecht noch als sogenannter Altverlust ausgewiesen ist.88 Ebenfalls Richard Jecht gibt mit seinem 1918 erschienenen Aufsatz »Die Oberlausitzer Geschichtsforschung in und um Görlitz und Lauban vornehmlich 1700–1780« einen ausführlichen Wegweiser zu den Manuskriptsammlungen zahlreicher Forscher des 18. Jahrhunderts, die noch Originale exzerpierten, welche heute nicht mehr vorhanden sind.89 Den genannten Wegweisern ist die maschinenschriftliche Arbeit des Görlitzer Pfarrers und Kirchenhistorikers Alfred Zobel hinzuzufügen. Seine Zusammenstellung der wichtigsten Quellen zur Görlitzer Kirchengeschichte ist heute besonders wertvoll, da er aus vielen Originalen, die seit 1945 verschollen sind, Zitate bringt und damit selbst zur Quelle wird.90 Der geplante Druck wurde wegen des Krieges nicht mehr ausgeführt. Damit wären wir auch bei einem der einschneidendsten Ereignisse für die Görlitzer Archive. 1943 wurden die Bestände an Handschriften, Inkunabeln und Büchern des Ratsarchivs, der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften, des Ständearchivs sowie des evangelischen Kirchenarchivs mit wenigen Ausnahmen in Gutshöfe und Schlösser östlich der Lausitzer Neiße ausgelagert. Von dort gelangten sie nach Kriegsende zum großen Teil in das Staatsarchiv und die Universitätsbibliothek Breslau, aber auch in Privatbesitz. Nur das Ratsarchiv Görlitz erhielt 1961 und 1966 den Großteil seiner archivalischen Bestände aus Breslau 87

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Ein kleiner Teil (1.068 Akteneinheiten) des nach 1945 noch in Görlitz verwahrten Ständearchivs wurde 1956 nach Bautzen (heute Staatsfilialarchiv Bautzen) abgegeben. Von den ehemals ca. 6.000 Akteneinheiten des Ständearchivs sind im Breslauer Staatsarchiv heute nur 2.502 nachgewiesen. Ob der »Rest« tatsächlich als Totalverlust zu betrachten ist oder sich verstreut und bisher »unentdeckt« in anderen polnische Archiven oder Privatbesitz befindet, muss dahingestellt bleiben. Vgl. zur wechselvollen Geschichte dieses Archivs Mětšk (1960) und Ludwig (2009). Die Breslauer Archivalien sind aufgrund der Aufarbeitungssituation der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek bisher im Einzelnen nur lückenhaft nachweisbar (siehe Anm. 91, S. 39). Ehemalige Oberlausitzer Bestände des Staatsarchivs Breslau sind nachgewiesen in Staatsarchiv Breslau (1996), siehe dazu auch Sokołowska (2009). Weitere Findmittel zu ehemaligen Oberlausitzer Beständen sind verzeichnet in Baniecki (2004) und Herrmann (2004). Vgl. Jecht, Quellen, S. 68 f. Neben dem originalen Entscheidebuch aus dem ehemaligen Ständearchiv gelangte auch die Abschrift desselben aus dem Görlitzer Ratsarchiv, die 1938 angefertigt worden war und ein umfangreiches Register enthält, in das Staatsarchiv Breslau. Aus einem eingelegten Blatt geht hervor, dass das Entscheidebuch 1912, also kurz nach Erscheinen von Jechts Archivführer (Jecht, Quellen), wiederentdeckt wurde. Zu den Archivalien vgl. die genauen Angaben im Quellenverzeichnis. Vgl. Jecht (1918). Vgl. Zobel MS (1939). Siehe auch den Überblick von Zobel (1939c) über die Kirchenarchive des ehemaligen Görlitzer Kreises. Zu seinem Lebenswerk vgl. den Nachruf und die dort angegebenen Schriften im NLM 119 (1943), S. 173–179 sowie Lemper (1999).

Quellen der Untersuchung und lokale Forschungen

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zurück. Preziosen wie zum Beispiel Goldbullen, das Älteste Stadtbuch von 1305 oder der illuminierte Sachsenspiegel werden jedoch von den polnischen Behörden bis heute zurückgehalten. Die östlich der Neiße ausgelagerten Bestände des evangelischen Kirchenarchivs (ausgenommen die Kirchenbücher) müssen bisher als Totalverlust gelten. Die Handschriftenbestände und Inkunabeln der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften, aus dem sogenannten Bestand »Milichsche Bibliothek«, befinden sich zurzeit teilweise in der Handschriftensammlung der Universitätsbibliothek Breslau. Die restlichen durch Konkordanzlisten bisher in Breslau nicht nachweisbaren Originale befinden sich wahrscheinlich auch ebenda oder in Privatbesitz.91 Durch die Kriegsverluste bedingt, werden daher zahlreiche Arbeiten über Quellenbestände oder Historiker, wie sie die rege wissenschaftliche Arbeit der 1779 gegründeten Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften92 hervorbrachte, selbst zu Quellen. Besonders wichtig für die Kirchengeschichte sind heute die monographischen Arbeiten über Jakob Gottlieb Kloß († 1789) und Johann Christian Jancke († 1834), Historiker des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, deren handschriftliche Sammlungen einen unschätzbaren Wert für die Geschichtsforschung der Oberlausitz haben.93 Gleiches gilt für die Arbeiten Christian Knauths († 1784), die sich, wie die Werke von Kloß und Jancke, 91

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Die Konkordanz- bzw. Verlustlisten befinden sich je im RA Görlitz und in der OLB. Zu den Auslagerungen vgl. Haupt (1963), Wenzel (1993) und Wenzel (1994). Zur ehemaligen Milichschen Bibliothek vgl. Jecht, Quellen, S. 9 f., Häse (2000) sowie Schmitz/Häse (1999/2000). Zum Stand nach 1945 siehe: Quellen zur Geschichte des Sechsstädtebundes in den Archiven der Sechsstädte – ein Zwischenbericht, unveröffentlichtes Manuskript 1996, Belegexemplar im RA Görlitz. Herrmann (1997) bietet, entgegen dem Titel seiner Arbeit, kein Inventar der Quellen zum Sechsstädtebund der Oberlausitz in den Archiven der Sechsstädte. Zu den bereits in Breslau katalogisierten ehemaligen Görlitzer Beständen vgl.: Kocowski (1959–1977); Alia itinera I, S. 387–390; Górecki (1990); Fercz (1997); Kądzielski/Mrozowicz (1998); Fröde (2002); Kądzielski/Przytulski (2004); Garber (2005); Spychała (2005) und allgemein zu deutschen Altbeständen in polnischen Bibliotheken Garber (2006). Im Vergleich dazu: Verzeichnis der Handschriften und geschichtlichen Urkunden der Milichschen (Stadt- und Gymnasial-) Bibliothek in Görlitz, in: NLM 44 (1868), Anhang S. 1–154 sowie NLM 26 (1849), S. 230–267. Ergänzend dazu, ehemalige Görlitzer Rechtshandschriften betreffend, Oppitz (1990), S. 520–522. Zu den Beständen des Staatsarchivs Breslau vgl. Bruchmann (1938) und Bruchmann (1939); Staatsarchiv Breslau (1996) und Herrmann (2004) sowie ergänzend Baniecki (2004) und Mrozowicz (2005). Handschriften und Bücher der Milichschen Bibliothek, die in den genannten Katalogen nicht verzeichnet sind, sind nicht in jedem Fall durch Kriegseinwirkungen vernichtet oder entwendet worden. Stichproben ergaben, dass einige verloren geglaubte Werke aus Görlitz unter ihren alten Milichschen Signaturen in der Handschriftenabteilung der UB Breslau aufbewahrt werden; vgl. dazu Speer (2008) und allgemein zu diesem Problem der ostdeutschen Bibliothekslandschaft Garber (2006). Zur wechselvollen Geschichte der 1945 aufgelösten und 1990 wiedergegründeten Gesellschaft und ihren Forschern und Veröffentlichungen vgl. Jecht (1929b), Lemper (1995/96), Lemper (1998), Lemper (1999) und Bahlcke (2001b), S. 24–31. Zu Kloß vgl. Jecht (1899) und zu Jancke vgl. Zobel (1936).

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derzeit auch in der Universitätsbibliothek Breslau befinden.94 An ihrem alten Standort in der Christian-Weise-Bibliothek Zittau liegen noch die Nachlässe von Hermann Knothe († 1903) und Moritz Oskar Sauppe († 1928). Gerade im Fall von Kriegsverlusten, aber auch für zukünftige Urkundenforschungen sind ihre Urkundenabschriften, die inhaltlich weit über die Oberlausitz hinausgehen, eine unersetzliche Materialgrundlage. Allein Sauppe hat Regesten oder volle Abschriften von circa 30.000 Urkunden zusammengetragen.95 Nicht weniger umfangreich sind die Sammlungen Knothes.96 Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass aufgrund der traditionell engen Beziehungen zwischen der Oberlausitz und Böhmen in einigen tschechischen Archiven wichtiges Material liegt, das in diese Untersuchung nicht mit einbezogen werden konnte. Besonders zur Geschichte des Cölestinerklosters Oybin in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts finden sich noch einige, bisher in der Forschung nicht berücksichtigte Quellen, die vor allem die Besitzverhältnisse der Cölestiner betreffen.97 Nach diesem Überblick zum verstreuten Görlitzer Archivmaterial sollen nun die Handschriften selbst vorgestellt werden. Man darf annehmen, dass seit den Anfängen der Stadt Görlitz in der Mitte des 12. Jahrhunderts auch in irgendeiner Form eine Kanzlei bestand.98 Bartholomäus Scultetus verzeichnet in seinem Kürbuch unter dem Jahr 1264 erstmals einen consul Christianus Scultetus und einen Gerhardus Ad94

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Vgl. zu Knauths Handschriften ehemals in der OLB Görlitz Pescheck (1849), zu den Druckwerken Otto (1801–1803), Bd. 2, S. 285–302 und den Überblick von Jecht (1918), S. 48–110. Der Nachweis der nach Breslau gelangten Schriften ist über die Konkordanzlisten der OLB möglich. Vgl. die Einleitung zu: Regestenwerk Sauppe (2001), S. III–VI und Prochno (1942), S. 207. Zum gigantischen Lebenswerk Sauppes siehe auch: Nachruf Sauppe (1929), Rädel (1929) und Kahl (1999). Das wissenschaftliche Lebenswerk Hermann Knothes und seine Verdienste um die sächsische und oberlausitzische Geschichtsforschung werden umfassend im Sammelband von Herrmann/Weber (2004) gewürdigt. Zu seinen Publikationen vgl. die Bibliografie ebd. und zu seinem Nachlass in der CWB den Aufsatz von Kahl (2004). Den genannten Abschriftensammlungen wären noch die ca. 110.000 Regesten der Sammlung Turski im Staatsfilialarchiv Bautzen hinzuzufügen, vgl. dazu Moschke (2004). Zu den Beständen im Staatsarchiv Prag vgl. Stehlík (1924) sowie Stehlík (1925), Mechala (1925), Prochno (1937) sowie Prochno (1937b), siehe auch den »Tätigkeitsbericht 1934–41« von Joachim Prochno aus dem Prager Staatsarchiv in Prochno/Bauer (1943), S. 1–13, Matušíková (1997), Matušíková (2009) und Oettel (2002b). Zu weiteren tschechischen Archiven vgl. Kukánová/Matušíková (2004). Eine kleinere Handschrift aus der Prager Universitätsbibliothek, in die die ehemalige Bibliothek des Oybiner Cölestinerklosters gelangte, edierte Prochno (1935). In der Sächsischen Landes-, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden befinden sich ein Oybiner Inventar, ein Oybiner Urbarium und eine Abschrift des Kaufvertrags der Oybinischen Güter als Fotokopie mit maschinenschriftlicher Transkription, vgl. dazu im Einzelnen die Angaben im Quellenverzeichnis unter Dresden. Zur Geschichte der Görlitzer Kanzlei gibt es noch keine eigenständigen Untersuchungen. Einen knappen Überblick für das Ende des 14. Jahrhunderts gibt Hlaváček (1977), wobei hier das Augenmerk auf den Beziehungen zwischen Wenzel IV. und Görlitz liegt und die Untersuchung auf Hlaváček (1970) basiert.

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vocatus.99 Materielle Spuren einer Kanzlei sind jedoch nicht vor 1282 nachweisbar. Mit diesem Jahr setzt die Überlieferung des Görlitzer Ratsarchivs ein. Es ist die Schenkungsurkunde der Markgräfin Beatrix, die zwei Hufen Land dem Görlitzer Heilig-Geist-Hospital übereignete.100 Die zweitälteste Urkunde des Ratsarchivs markiert auch den Beginn der ältesten Stadtbuchüberlieferung. Es handelt sich um das zugleich älteste und einzige als Einzelurkunde in Görlitz überlieferte Testament des hohen Mittelalters, welches später in das Stadtbuch, begonnen 1305, auf Seite 1b inseriert wurde. Heute befindet sich dieser Codex, genannt »Das rote Buch«, auslagerungsbedingt im Stadtarchiv Lauban (polnisch Lubań). Das erwähnte Testament des Heinrich vom Dorfe liegt im Görlitzer Ratsarchiv.101 Zum ältesten Stadtbuch existiert heute noch das Manuskript bzw. die Kladde, die fälschlicherweise in älterer Literatur als Liber resignationum 1406–1414 bezeichnet wird. Sie ist eine wertvolle Ergänzung zum eigentlichen Stadtbuch, da die Reinschrift wohl erst in größerem zeitlichem Abstand angefertigt wurde. Dies kann man beispielsweise an einem Testament erkennen, das nach der Rückkehr des Testators von seiner Pilgerfahrt nach Aachen wieder gestrichen wurde und so nicht in die Reinschrift des Stadtbuches von 1305 gelangte.102 Mit dem Jahr 1305 beginnt eine fast lückenlose Überlieferung der Görlitzer Stadtbücher. In das »Rote Buch« wurden anfangs alle rechtsrelevanten Dokumente der Görlitzer Bürger aufgenommen, vor allem aber resignationes, also Akte, die Besitzübergaben vor einem Gericht betrafen. Dazu gehörten die für diese Untersuchung wichtigen Testamente, Legate und Hypothekenaufnahmen. Erst ab 1337 wurde mit dem »Stadtbuch 1337–1400« begonnen, Rechtsgeschäfte verschiedenen Charakters und Inhalts in getrennte Bücher einzutragen.103 Eine ganz klare inhaltliche Trennung der Folianten wurde nicht immer eingehalten. So finden sich in dem zweiten Stadtbuch, das hauptsächlich zivilen Klagen vorbehalten war, auch Testamente, Verkäufe, 99 100 101

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Vgl. Scultetus, Kürbuch, fol. 45r. Vgl. CDLS 1, S. 108, Nr. 67. Zu den Anfängen der Überlieferung vgl. Jecht (1906), S. 224–227. Das Rote Buch, auch als Liber resignationum 1305–1416 bezeichnet, ist der einzige Pergamentcodex des Ratsarchivs. Er reicht mit Einträgen zu 1430, 1436, 1470 und 1474 über das Jahr 1416 hinaus; beschrieben wird er kurz in Jecht, Quellen, S. 25 f. und ausführlicher in Jecht (1891) sowie ergänzend Jecht (1891b) zur Datierung der ersten 65 Blätter. Tiefer gehend beschrieb und analysierte dieses Stadtbuch Zander (1929), vgl. dazu die kritische Rezension von Johannes Bauermann, in: Zeitschrift des Vereins für Geschichte Schlesiens 64 (1930), S. 317 f. Das Testament des Heinrich vom Dorfe (RA Görlitz: Lose Urkunde 1298. Juli 7.) wurde mehrfach abgedruckt, die beste Edition findet sich bei Jecht (1894c), S. 153 f. Siehe auch das Regest hinten im Anhang A (1298. Juli 7.). Die Kladde befindet sich heute unter L II 282 in er OLB. Bleistifteinträge von der Hand des damaligen Ratsarchivars Richard Jecht markieren alle Stellen, die in die Reinschrift des Roten Buches gelangten. Das erwähnte Testament vom 16. Juni 1413 findet sich ebd. fol. 39r. Das Regest ist abgedruckt in Speer (2007), Nr. 28. Zum zweitältesten Stadtbuch vgl. Jecht (1893).

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Hypotheken etc. Mit dem Einsetzen weiterer Reihen von Stadtbüchern kann man eine deutliche inhaltliche Ausdifferenzierung derselben feststellen. Seit 1384 wurde die Reihe der Libri obligationum oder Hypothekenbücher geführt, in die auch Verpfändungen aufgenommen wurden. Die Reihe der Libri actorum wurde 1389 begonnen.104 Hier wurden vor allem zivile Klagen und notarielle Beurkundungen festgehalten. Richard Jecht brachte diese Rationalisierung und Ausdifferenzierung um 1390 mit dem Einfluss des Liegnitzer Rechtsgelehrten Nikolaus Wurm in Zusammenhang.105 Von untergeordneter Bedeutung sind an dieser Stelle die zahlreichen Bücher, die Prozesse, Urteile und Heischungen vor dem Görlitzer Gericht betreffen.106 Neben den frühen Stadtbüchern und den Libri actorum sind die späteren Libri resignationum und Libri obligationum für diese Untersuchung die wichtigsten Reihen. Bis 1550 stehen zusammengenommen 35 Bände zur Verfügung, die im Quellenverzeichnis alle exakt aufgeführt werden. Die ersteren enthalten vor allem Rechtsgeschäfte, die die Auflassung von Besitz, also auch Testamente und Legate, betreffen und die letzteren Zinsverträge bzw. Hypothekenaufnahmen sowie Verpfändungen. Da von ihrer Natur her Stiftungen für das Seelenheil rechtlich durch Zinsverträge gesichert wurden, haben wir in den Libri obligationum eine einzigartige Quelle zur Geschichte der Stiftungsund Memorialpraxis in Görlitz, die bisher völlig unbeachtet geblieben ist.107 Die Komplexität von Rechtsgeschäften brachte es mit sich, dass ein und derselbe Fall in mehreren Stadtbüchern erscheint. Ein Testament wurde vom Original in die Libri resignationum kopiert. Eine eventuelle Auseinandersetzung der Erben wurde in die Libri actorum aufgenommen und ein dazugehöriger Magdeburger Schöffenspruch in die gleichnamige Sammlung eingebunden.108 Enthielt das Testament eine Stiftung, 104 105

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Eine ausführliche Beschreibung des ältesten Liber actorum bietet Jecht (1894), für die anderen vgl. Jecht, Quellen, S. 43–65. Vgl. Jecht (1906), S. 235 f. und 247 sowie ergänzend Jecht (1919). Zu Nikolaus Wurm vgl. Wurm, Stadtrechtsbuch, S. XIV–XXVIII und im Kontext der »Ratsliteratur« Isenmann (2003), S. 292–295. Rehme (1916), S. 2–26 hat einen Überblick zur Entwicklung der Görlitzer Stadtbücher versucht. Dieser Aufsatz wurde von Richard Jecht im NLM 95 (1919), S. 108 f. rezensiert, wo er zahlreiche Fehler und Irrtümer Rehmes richtigstellt. Zu den Entscheidebüchern seit 1396, den Libri proscriptionum seit 1342 und den Libri vocacionum seit 1390 vgl. Jecht, Quellen, S. 68–73, 82–88 und 88–95 sowie Pietsch (1942), S. 225 und Jecht (1901). Siehe auch die Aufstellung im Quellenverzeichnis. Neuerdings macht Speer (2007) auf diese Stadtbuchreihe aufmerksam. Eine mögliche Ursache für die Nichtbeachtung in den letzten Jahrzehnten könnten die fehlerhaften und unvollständigen Bestandsangaben in Wenzel (1994) sein. Siehe auch Jecht, Quellen, S. 38–43 und die Auflistung im Quellenverzeichnis. Zu diesen Sammlungen vgl. Jecht, Quellen, S. 73–81 und die Editionen: Anton (1777), kritisch dazu Jecht (1941c); Neumann (1851); Urtheil derer zu Magdeburg an die zu Görlitz: ob der Rath die Strafgelder mit dem Richter zu theilen habe oder nicht [1342], in: Singularia historico-littteraria Lusatica 2 (1740) [Heft 17, 1738], S. 321–323; Magdeburger Schöffensprüche [hrsg. von C. G. Neumann], in: NLM 17 (1839), S. 278 ff. und »Ein Magdeburger Schöppenspruch«, 1421, in: NLM 28 (1851), S. 102 ff. Die Originale dieser Sprüche zählen fast alle zu

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ist ihr Vollzug in den Libri obligationum, seltener in den Ratsrechnungen109 nachweisbar. Für dieselbe Stiftung gibt es dann vielleicht noch die Bestätigungsurkunde des Meißner Bischofs, und der mit dem ganzen Prozess verbundene Briefwechsel des Stadtschreibers findet sich in den Libri missivarum 110. Diese hochkomplexen Prozesse verlangen zwar einen hohen Aufwand an Quellenforschung, sie bewahren indessen vor dem Trugschluss, die bloße Existenz eines Testaments und die darin intendierten Legate und Stiftungen mit einer tatsächlichen, wörtlichen Ausführung des letzten Willens und somit die Stiftungsintention mit der Stiftungsrealität gleichzusetzen, ein Fehler, der immer noch einigen Wissenschaftlern unterläuft.111 Die Stiftungswirklichkeit als Gesamtheit aller mit den Prozessen einer Stiftung verwobener religiöser, sozialer und wirtschaftlicher Implikationen wird erst durch eine umfassende Quellenanalyse darstellbar.112 Der letzte größere Quellenkomplex, der für diese Arbeit herangezogen wurde, sind die seit 1282 überlieferten circa 1.300 »Losen Urkunden« des Görlitzer Ratsarchivs. Durch die Auslagerung im Zweiten Weltkrieg hat auch dieser Bestand erhebliche Verluste erfahren, jedoch ist fast jede Urkunde als Abschrift im Ratsarchiv erhalten.113 Nur wenige Abschriften sind hingegen von

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den Kriegsverlusten, vgl. dazu die Liste im RA Görlitz. Siehe auch Oppitz (1990), S. 520 ff. Zu den Sammlungen von Magdeburger Schöffensprüchen Görlitzer Provenienz, die sich schon vor 1945 im Preußischen Staatsarchiv Berlin befanden, vgl. Jecht, Quellen, S. 79 ff. und die Angaben im Quellenverzeichnis unter Berlin. Ratsrechnungen liegen in Editionen für Görlitz und Löbau bis 1463 vor, vgl. dazu die Bände 3, 4 und 6.1 des CDLS. Siehe auch Jecht (1892c) über die Görlitzer Ratsrechnungen und die Auswertung der Jahre 1375 bis 1419 durch Schuster (1927). Es sei darauf hingewiesen, dass die handschriftlichen Ratsrechnungen ab 1464 für die hier vorgelegte Untersuchung nicht einbezogen wurden, da der Arbeitsaufwand in keinem Verhältnis zu den zu erwartenden Funden gestanden hätte. Eine eingehende Untersuchung dieser Quellen bleibt der Zukunft vorbehalten. Zu den Libri missivarum vgl. Jecht, Quellen, S. 137 f. Die Überlieferung beginnt erst mit dem Jahr 1487, vgl. dazu die Aufstellung im Quellenverzeichnis. Für die Geschichte Zittaus und des Klosters Oybin versuchte Oettel (1997) einen Überblick zu erstellen, der leider fehlerhaft und unvollständig ist. Im RA Görlitz gibt es zudem noch eine Sammlung von 25 Briefen des Oybiner Cölestinerklosters an den Görlitzer Rat aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Mit einigen Ergänzungen zu anderen Themenbereichen behandelt Oettel (2002) und Oettel (2004) erneut die Libri missivarum. Siehe auch zur Korrespondenz zwischen Nürnberg und Görlitz Rübsamen (1997) und dazu die wichtige Rezension im NLM N. F. 1 (1998), S. 136 f. Vgl. z. B. Marquardt (2009) und dazu die sehr kritische Rezension von Speer (2008d). Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Rexroth (2000), S. 122: Nicht nur nach dem unmittelbaren Niederschlag des Stifterwillens in Stiftungsurkunden und Testamenten muss man forschen, sondern man hat ebenso die Verwaltung der Institute durch Rats- und Dienstämter abseits der zentralen städtischen Rechungsbücher unter die Lupe zu nehmen. Mit anderen Worten: Nicht der Akt der Stiftung selbst, sondern die Wirklichkeit des durch ihn geschaffenen Instituts hält den Schlüssel zu einer angemessenen Bewertung der privaten Initiative bereit. Zum Urkundenbestand und den jeweiligen Abschriftensammlungen vgl. Jecht, Quellen, S. 13–25. Eine genaue Regestensammlung der Originalverluste befindet sich im RA Görlitz. Die ca. 500 Urkunden, die sich bis 1945 in der OLB befanden, müssen derzeit noch als Total-

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den seit 1945 zum Teil verschollenen 9 »Urkundenbüchern des Görlitzer Rates« erhalten. Sie enthielten Briefe und Urkunden im Original oder als alte Abschrift aus der Zeit von 1282 bis 1591. Einzig der erste Band, der seit 1945 als verschollen gilt, wurde vollständig vom Zittauer Historiker Moritz Oskar Sauppe 1889/90 abgeschrieben. Die Bände 2 bis 7, die ebenfalls als verschollen galten, konnte der Autor im November 2006 im Handschriftenbestand der Universitätsbibliothek Breslau ausfindig machen.114 Ihr Inhalt ist zudem mittels Regesten im Ratsarchiv Görlitz und der Christian-Weise-Bibliothek Zittau zu erschließen, einige Urkunden wurden in die entsprechenden Bände des Codex diplomaticus Lusatiae superioris aufgenommen.115 Vor allem die Bestätigungsurkunden der genannten Korpora für Priesterlehen und Stiftungen wurden für die Untersuchung herangezogen. Durch die Auswertung der Stadtbücher konnte erstmals überhaupt die Zahl der in Görlitz durch Abschrift erhaltenen Testamente bis 1550 ermittelt werden. Über die statistische Verteilung der ca. 500 Nachlassregelungen geben der Abschnitt 2.1.1 (S. 211 ff.) und die Tabelle 2 (S. 213) Auskunft. Des Weiteren erbringt die Auswertung von parallelen Stadtbuchreihen durch die mehrfache Dokumentation ein und desselben Vorgangs völlig neue Erkenntnisse zur Görlitzer Kirchen- und Sozialgeschichte. Aus den Quellen kristallisieren sich Netzwerke von Testatoren, Vormunden, Testamentsvollstreckern, Bruderschafts-, Hospital- und Klosterverwesern heraus. Es werden soziale Beziehungen innerhalb einer oder zwischen verschiedenen Familien sichtbar. Die Bestrebungen des Rates, administrative Kontrolle über alle Institutionen der Stadt auszuüben, aber auch Integrationsmöglichkeiten bereitzustellen, werden in den Quellen ebenso greifbar wie die sozialen Beziehungen, die durch die Memorialpraxis geschaffen wurden. Durch die Auswertung der bischöflichen Konfirmationsurkunden für Görlitzer Stiftungen und die Erschließung der Lib-

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verlust gelten, vgl. zu diesem Bestand die Mitteilungen in: NLM 39 (1862), S. 511–516; NLM 49 (1872), S. 224 f. sowie NLM 50 (1873), S. 141–152. Von den bei Jecht, Quellen, S. 24 f. genannten mehrbändigen Abschriftensammlungen befindet sich nur noch das nicht ganz vollständige »Zobelsche Exemplar« (15. Bde.) im RA Görlitz. Die 18 Bände umfassende Abschriftensammlung der OLB befindet sich heute in der UB Breslau. Vgl. die Einleitung zu Speer (2008). Das Original der Abschrift von Sauppe befindet sich in der CWB Zittau, eine Kopie davon im RA Görlitz. An beiden Standorten werden Regesten zu den Urkundenbüchern aufbewahrt. Neuerdings hat Tino Fröde mehr als 9.000 Regesten, die auf Urkundenabschriften von Sauppe basierten, veröffentlicht, darunter auch die Sauppe bekannten sieben Görlitzer Urkundenbücher. Vgl., mit allen Handschriftenangaben, Regestenwerk Sauppe (2001) sowie Fröde, Catalogus, Signaturen: A 245 h, A 245 d–g. Vgl. zu diesen Urkundenbüchern auch Jecht, Quellen, S. 16 f. und die Aufstellung im Quellenverzeichnis mit den Angaben der Abschrift. Zu den 1925 hinzugekommenen Urkundenbüchern 8 und 9 vgl. Zobel (1941). Zu diesen zwei Bänden gibt es keine Regesten, nur ein kurzes maschinenschriftliches Inhaltsverzeichnis von Zobel im RA Görlitz. Soweit bisher bekannt, ist ihr Inhalt nur durch die Aufsätze von Alfred Zobel zu erschließen, vgl. die Angaben im Literaturverzeichnis und besonders Zobel (1925), Zobel (1926) und Zobel (1941).

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ri obligationum konnte erstmals die Geschichte der Görlitzer Pfarrkirche(n) und der geistlichen Bruderschaften erhellt werden, die eine unabdingbare Voraussetzung für die Beschreibung und Erklärung der Görlitzer Sakraltopografie ist. Durch den langen Untersuchungszeitraum wird es darüber hinaus möglich, gewisse Stiftungstraditionen innerhalb einer Familie und sich wandelnde Wertschätzungen für bestimmte Kirchen, Klöster oder Hospitäler zu beobachten. Dabei geraten nicht nur die bereits in der älteren Forschung thematisierten Familien Emerich und Frenzel in den Fokus der Beobachtung, sondern auch die bisher unbeachteten Familien Schwetz/Engelhart, Mondenschein, Schmied, Waynknecht, Cranleid oder Göritz. In Ergänzung zu den Verwaltungsquellen sind immer auch die in Görlitz überlieferten »Tagebücher« von Richtern oder Stadtschreibern heranzuziehen. Von jenen im Autograph überlieferten Werken dürften wohl nur die Annalen des Stadtschreibers Johann Bereit von Jüterbog († 1472) den Charakter einer offiziellen Stadtchronik gehabt haben.116 Die ebenfalls saubere und klar lesbare Handschrift der auf den freien Blättern der Jüterbog Chronik nachgetragenen Bekenntnisse aus den Verhören nach der Görlitzer »Pulververschwörung« 1467 sind sicher ebenfalls den offiziellen Dokumenten der Kanzlei zuzurechnen. Offiziell heißt natürlich nicht für jedermann, sondern ausschließlich für den Rat zugänglich. Sie waren zwar nicht geheim, wie es Valentin Groebner etwas überspitzt für die mittelalterlichen Stadtrechte formuliert hat, aber dem »Normalbürger« war es nur mit begründetem Interesse und Anspruch erlaubt, die Stadtbücher einzusehen.117 Bei den anderen als Autograph oder Abschrift überlieferten »Tagebüchern« oder Chroniken ist es schwierig einzuschätzen, welche Interessen der Schreiber verfolgte. Die Handschriften sind oft flüchtig und schwer lesbar. Die oben erwähnten Nachträge der »Bekenntnisse« in Johann Bereits Annalen stammen wahrscheinlich vom Stadtschreiber Johannes Frauenburg († 1495). Darüber hinaus sind von seiner Hand ein Diarium (1457–1477) und sein Secretarium (1470–1480) überliefert. Letzteres liegt nur in einer ungenügenden Edition vor. Der Herausgeber hatte sich nicht bemüht, die Nachträge und Erläuterungen von späterer Hand in der Ausgabe deutlich zu machen, auch sind viele Stellen unverständlich wiedergegeben. Durch seinen annalistischen Charakter bietet das Secretarium einige Ergänzungen zu den Görlitzer Verwaltungsquellen. Das Diarium hingegen ist eher eine Art Schöffenbuch, in welches Frauen-

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Diese Annalen reichen von 1448 bis 1468 und liegen im RA Görlitz unter Varia 59. Sie wurden in Auszügen ediert in den SRL N. F. 1, S. 217–226 (vgl. dazu Jecht, Quellen, S. 174 ff.) und im CDLS 4, S. 440–459, 589–593, 617 f. sowie 645 f. Zu Johann Bereit siehe Lippert (1901) und Jecht (1933). Vgl. dazu die Stelle im secretarium des Johannes Frauenburg: Frauenburg, Secretarium, S. 162 sowie Groebner (2003). Der Ratsherr und Unterstadtschreiber Matthias Breitmichel wurde 1487 seines Amtes enthoben, weil er hinter dem Rücken der Schöffen Schriften im Stadtbuch »ausgetan und verändert« hatte, vgl. Jecht (1926), S. 233. Siehe dazu auch den Abschnitt 3.1, S. 324 ff.

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burg vor allem Bürgschaften, die vor dem Rat geleistet wurden, eintrug.118 Hochinteressant sind hingegen die »Anweisungen für den Görlitzer Bürgermeister«. Sie gehören zu jenen seltenen Quellen, in denen ein spätmittelalterlicher Stadtpolitiker über seine Amtsauffassung und seine Verantwortung für das Gemeinwohl reflektiert. Im Jahr 1476 hat er dieses Werk, das durch seinen repräsentativen Einband und die Gestaltung zu den Kostbarkeiten des Görlitzer Ratsarchivs zählt, zwischen seinen zwei Amtsperioden als Bürgermeister verfasst.119 Mit der Durchsetzung der Reformation in Görlitz seit 1525 wurden die Kanzlei und die Kammer gezwungen, sich Klarheit zu verschaffen, über welche Zinseinkünfte die unter dem Patronat des Rates stehenden Priesterlehen verfügten. Denn die Ausbreitung reformatorischen Gedankengutes und der damit einhergehende Niedergang der Votivmessen hatte vor allem den permanent in Finanznöten steckenden Landadel, aber auch die meisten anderen Zinszahler zu der Annahme verleitet, sie müssten ihren vertraglich vereinbarten Zinszahlungen an die Priesterschaft bzw. den Rat nicht mehr nachkommen. Andererseits gab es auch Altaristen, die ihre Benefizien verließen und die Zinsbriefe zu ihrem eigenen Nutzen veruntreuten. Daraufhin wurde in den Zwanziger- und Dreißigerjahren des 16. Jahrhunderts vor allem unter der Federführung des damaligen Unterstadtschreibers und königlichen Richters in Görlitz, Paul Schneider († 1545), begonnen, sogenannte Priestergeldlisten anzulegen. Diese ergaben, dass 1544 nur noch etwa ein Drittel aller Zinsen gezahlt wurde. Für prosopographische Untersuchungen zur Vernetzung von Klerikern und Laien und zur Geschichte des Benefizien- sowie Stiftungswesens während der ersten Jahrzehnte der Reformation sind diese Verzeichnisse ein reichhaltiger Fundus.120 118

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Die sogenannten »Bekenntnisse« finden sich in: RA Görlitz, Varia 59, fol. 74–84. Siehe dazu auch Jecht, Quellen, S. 176. Zum Tagebuch siehe: Frauenburg, Diarium und Jecht, Quellen, S. 130 ff.; zum Secretarium: Frauenburg, Secretarium HS und Frauenburg, Secretarium sowie Jecht, Quellen, 132 f. Siehe auch Speer (2010e). Zu verschiedenen Aspekten von Frauenburgs Biografie vgl. Jancke (1841), Jecht (1913c), Jecht (1933b) und Honemann (2004). Richard Jecht hielt den Druck der »Anweisungen« hrsg. von Jancke (vgl. Frauenburg, Anweisungen) für ungenügend und edierte die Schrift erneut, vgl. Frauenburg, Pflichten. Allerdings erleichtern die ausführlichen Anmerkungen in Janckes Ausgabe das Verständnis mehr als die spärlichen Hinweise bei Jecht. Das Original der Frauenburghandschrift befindet sich im RA Görlitz unter Varia 23. Zur Beschreibung der Handschrift siehe Jancke (1841), S. 174 ff. und Jecht, Quellen, S. 121 f. Im Kontext der »Ratsliteratur« behandelt Isenmann (2003), S. 237–245 den Görlitzer »Bürgermeisterspiegel«, ohne jedoch auf die politischen Verhältnisse in Görlitz überhaupt einzugehen. Einen Überblick zu »Geistlichen, Gestifts- und Priestergefällen« gibt Jecht, Quellen, S. 161 f. Das dort erwähnte »Register über die Altaristenzinsbriefe 1525«, ehemals OLB Archiv XIII 1, ist seit 1945 verschollen. Ebenso verloren sind die »Reponierten Akten XIV a, Nr. 4, Aktenverzeichnis I 75 b«. Sie enthielten Aufzeichnungen über Rechnungen von 1547, Priesterzinsen, Hospitäler und Kirchenkleinodien. Das »Original der Priestergelder 1533«, ehemals im Evangelischen Kirchenarchiv Görlitz, befindet sich jetzt im RA Görlitz unter Varia 221. Die »Acta die Säkularisation des Franziskanerklosters in Görlitz betreffend, 1544–1665«, ehemals OLB L I 266,

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Die im frühen 18. Jahrhundert einsetzende intensive historische Forschung zur Oberlausitz schlug sich von Anfang an in zahlreichen Publikationsmedien nieder. Sie hatten den Charakter von Zeitschriften, die oft nur wenige Jahre Bestand hatten, bis mit dem Erscheinen des Neuen Lausitzischen Magazins seit 1822 eine bis 1943 ununterbrochene Reihe für wissenschaftliche Publikationen zur Verfügung stand.121 In ihr und ihren Vorgängern wurden zahlreiche Editionen zur Geschichte der Oberlausitz veröffentlicht. Erklärtes Ziel der 1779 gegründeten Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften war es, ein großes Editionswerk zu Oberlausitzer Urkunden auf den Weg zu bringen. Der Anfang wurde mit dem »Verzeichnis Oberlausitzischer Urkunden« gemacht. Es erschien von 1799 bis 1824 in 20 Heften und erfasste Urkunden von 965 bis 1803.122 Nach heutigen Maßstäben ist diese Regestenedition ungenügend, da sie den Urkundeninhalt extrem verkürzt und nie den Standort der Originale angibt, jedoch ist sie ein unverzichtbarer Wegweiser durch die Masse der damals bekannten, etwa 7.000 Oberlausitzer Urkunden. Die vorliegende Arbeit bemüht sich bei allen aus diesem Werk verwendeten Regesten wenn möglich das Original anzugeben, um weitere Forschungen anzuregen. Der nächste Meilenstein der Oberlausitzer Urkundeneditionen war der erste Band des Codex diplomaticus Lusatiae superioris. Die erste Auflage von 1851 wurde jedoch sofort wieder eingestampft, da sie als wissenschaftlich ungenügend empfunden wurde. Erst mit der zweiten Auflage von 1856 hatte man das Ziel erreicht, eine wissenschaftliche Urkundenedition auf der Höhe der Zeit vorgelegt zu haben.123 Im Jahr 1896 wurde mit der Veröffentlichung des zweiten Bandes des Codex diplomaticus Lusatiae superioris begonnen. Bis 1931 folgten die Bände 3 bis 5 und der erste Teil des 6. Bandes, der seitdem seines Abschlusses harrt. Diese Bände decken für die Görlitzer Quellen nur einen Zeitraum (von 965) bis 1346 und von 1437 bis 1463 ab.

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liegt jetzt im RA Görlitz unter Varia 223. Das einzige Dokument des ehemaligen Ev. Kirchenarchivs Görlitz vor 1550, das seit 1945 nicht verschollen ist, sind die »Acht Artikel die Abstellung der Winkelmessen und die Verwendung der Altaristen in Görlitz betreffend« (nach 1525), alte Signatur: Arch. I. A. 38, jetzt Az. 384 im Kirchenarchiv des ev. Parochialverbands Görlitz. Da sich der Status des als Einzelblatt ohne Unterschriften oder sonstige Beglaubigungszeichen überlieferten Textes nicht mehr ermitteln lässt, hat ihn Sehling (1909), S. 374 ff. unter Vorbehalt als »Ordnung für Altaristen von ca. 1530« in seinen Kirchenordnungen drucken lassen. Soweit bisher zu sehen ist, hat als einziger Alfred Zobel diese vorgenannten Quellen in seinen Arbeiten benutzt; vgl. zu den »Priesterzinsen« besonders Zobel (1925), S. 151 ff. Vgl. dazu den Überblick von Kittelmann (1875). Zur Entstehungsgeschichte dieses Werkes und den benutzten Archiven vgl. CDLS 1, S. VIII– XII. Zu gefälschten Urkunden im VOU und weiteren Mängeln vgl. Prochno (1942), S. 208, Anm. 2; dieser Band des NLM wurde nie vollständig gedruckt. Ein Exemplar befindet sich in der OLB Görlitz, vgl. dazu Lemper (1999), S. 60–65. Zu nicht aufgenommenen Urkunden, Fälschungen, Fehldatierungen und anderen Schwächen des CDLS 1 vgl. Prochno (1942), S. 209, Anm. 3. Einige Korrekturen finden sich auch in Paulus (1929), S. 175, Anm. 3.

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Einleitung

Die thematisch sehr eng gefassten Bände 2 (Hussitenkriege 1419–1437), 3 (Görlitzer Ratsrechnungen 1375–1419) und 5 (Görlitzer Bürgerrechtslisten 1379–1600) bieten nur an wenigen Stellen ergänzende Informationen zu den hier gestellten Forschungsfragen.124 Für die thematisch und zeitlich nicht abgedeckten Bereiche bleibt nur der Blick in die Originalüberlieferung. Mit den Scriptores rerum Lusaticarum (Neue Folge) liegt eine wichtige Edition annalistischer Texte der Oberlausitz und von Görlitzer Statuten sowie Rechtstexten vor.125 Allein drei Bände dieser Scriptores beanspruchen die Görlitzer Ratsannalen (1480–1496) und die Annalen (1509–1542) des Stadtschreibers Johannes Hass († 1544). Diese Annalen sind für beinahe alle Lebensbereiche des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Görlitz eine ergiebige Quelle. Besonders die Aufzeichnungen Hass’ werden einer eingehenden Betrachtung unterzogen, weil sie für die Zeit der einsetzenden Reformation in Görlitz ein erhellender Augenzeugenbericht sind. In diesen Aufzeichnungen eines konservativen, altgläubigen Stadtpolitikers werden die Wahrnehmungen von gesellschaftlichen Wandlungsprozessen beobachtbar und in ihren Zusammenhängen für den Historiker deutbar.126 Vor dem Hintergrund einer breiten städtischen Überlieferung und im Vergleich mit anderen halboffiziellen privaten Aufzeichnungen von Görlitzern ist es dann möglich, verschiedene Wahrnehmungsperspektiven von Zeitgenossen zu vergleichen und zu facettenreichen Beschreibungen und Erklärungen von Prozessen sozialen Wandels zu gelangen. Für die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts wären hier als Parallelüberlieferung die Aufzeichnungen des königlichen Richters Paul Schneider († 1545) zu nennen.127 Die Bi124

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Vgl. die vollständigen Literaturangaben zu den Bänden des CDLS im Literaturverzeichnis. Zu Band 5 des CDLS sind ergänzend Wentscher (1928), Stange (1937) und Wenzel (1991) heranzuziehen. Alle wichtigen Quelleneditionen und handschriftlichen Sammlungen, die die Oberlausitz betreffen, bespricht Richard Jecht im Vorwort des zweiten Bandes des 1896 erschienen CDLS auf den Seiten I–X. Zum weiteren Stand der Oberlausitzer Urkundenforschung vgl. Jecht (1939) und Prochno (1942). Seit 1942 hat sich an diesem Stand nichts geändert. Eine Neubelebung der Oberlausitzer Urkundenforschung und -publikation versuchten nach der politischen Wende 1989 die Archivare der ehemaligen Sechsstädte, vgl. Herrmann (2003) und Herrmann (2004b). Vgl. dazu die ausführliche Aufstellung im Quellenverzeichnis unter SRL und SRL N. F. Eine Korrektur zahlreicher Editionsfehler in den SRL gibt Schmidt-Reeder (1882), S. 1–59: Annales Gorlicenses – Supplement zu C. G. Hoffmanns Scriptores rerum Lusaticarum von 1719. Vgl. dazu wiederum die kritische Rezension im NLM 58 (1882), S. 402 f. Einige Richtigstellungen und kritische Anmerkungen zu den SRL finden sich auch bei Jecht (1918), S. 14–20. Korrekturen zu den SRL N. F., die bei den Handschriften nicht auf Autopsie der Originale, sondern der Handexemplare der jeweiligen Druckausgaben aus dem Nachlass Richard Jechts basieren, bietet Rosenhauer (1957/58) und Rosenhauer (1964). Vgl. zu den Annalen SRL N. F. 2 (sogenannte Ratsannalen), 3 und 4 (Annalen von Johannes Hass), siehe dazu auch Speer (2010d) und Speer (2010c). Zu Johannes Hass vgl. die ausführliche Biografie Kämmel (1874) sowie Jecht (1913c) und Czok (1989) [wieder abgedruckt in Czok (2000)]. Zu Paul Schneiders Diarium vgl. die Edition von Schulze (1895). Sein »Richterliches Tagebuch« (1517–1520/21, verfasst 1530–36) liegt im RA Görlitz unter der Bezeichnung »Gerichts-

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ografie des zu seiner Zeit reichsten Bürgers von Görlitz, Hans Frenzel († 1526), ist für den inhaltlichen Vergleich mit anderen Quellen weniger tauglich, aber als autobiografische Quelle einzigartig.128 In den oben genannten Scriptores ist das einzige von einstmals wahrscheinlich fünf Görlitzer Totenbüchern ediert. Hingegen sind einige Namen aus dem Totenbuch der Pfarrkirche St. Peter und Paul nur in wenigen Marginalien des Kürbuchs von Bartholomäus Scultetus überliefert.129 Sowohl der Druck als auch die Verbesserung des Drucks des Franziskanertotenbuchs sind nach Richard Jecht voller Transkriptionsfehler, diese sind hier von geringerer Bedeutung. Vor allem die teilweise sonst in keiner anderen Quelle überlieferten Legate und Testamente zugunsten des Görlitzer Franziskanerkonvents machen den besonderen Quellenwert aus. Darüber hinaus ist das Nekrologium unersetzbar bei der Klärung der Frage, welche Personenkreise oder Gruppen Stiftungen zugunsten der Franziskaner oder auch ein Begräbnis ebenda bevorzugten.130 Im Vergleich mit anderen Quellen lässt sich auch der Wechsel in der Verwaltung des Klosters beobachten, der von den Terziarinnen an einen von der Stadt eingesetzte Verweser überging. Allein mit Hilfe des Nekrologiums ließ sich diese Frage bisher nicht eindeutig klären.131 Als letzte Quellengruppe zur Untersuchung vor allem der Stiftungs- und Memorialpraxis und der daran geknüpften Repräsentationsstrategien wurden Inschriften auf Grabsteinen und Epitaphen untersucht. Hierbei konnte auf einige Publikationen

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buch 5«; die kurze Beschreibung dieser Handschrift findet sich bei Jecht, Quellen, S. 106 f. Siehe auch zu Paul Schneider Boetticher (1903), S. 138 und Zobel (1941). Vgl. die Edition in Speer (2009), S. 163–176 (= Vita mercatoris). Zu Hans Frenzel siehe auch Jecht (1930), Mock (2000) und Wenzel (2003). Die Marginalien aus Scultetus, Kürbuch, die den Liber mortuorum der Pfarrkirche betreffen, sind abgedruckt in Jancke (1869), S. 302 ff., es sind Einträge aus den Jahren 1350 bis 1457. Einen einzelnen Eintrag zum Jahr 1434 druckte Köhler (1858) ab. Das Kalendarium Necrologicum Fratrum Minorum Conventus in Goerlicz (= KNFMCG) wurde vor 1348 begonnen, reicht in seinen datierbaren Einträgen von 1361 bis 1563 und findet sich im SRL N. F. 1, S. 263–307. Es wurde auf Grundlage einer Abschrift und nicht des Originals ediert, was zu zahlreichen Fehlern führte, die Wernicke (1873) zu verbessern suchte. Kritisch zur Edition und den Verbesserungen äußerte sich Jecht, Quellen, S. 208–211. Das Original des Nekrologiums befindet sich durch kriegsbedingte Auslagerung z.Z. in der UB Breslau (vgl. die Angaben hinten im Quellenverzeichnis). Chronologisch wurden alle Legate, Testamente etc. sehr stark gekürzt in den Monumenta Germaniae Franciscana 1.1 erfasst. Form und Funktion des Totenbuchs beschreibt erneut Dänhardt (2009), doch scheint er das Original nicht konsultiert zu haben. Korrekturen zum KNFMCG, die nicht auf Autopsie des Originals, sondern des Handexemplars der Druckausgabe aus dem Nachlass Richard Jechts basieren, bietet Rosenhauer (1957/58) und Rosenhauer (1964). Dass es einst fünf Totenbücher in der Franziskanerbibliothek gab, weist der alte Bücherkatalog des Klosters aus, vgl. SRL N. F. 1, S. 342, Zeile 1 ff. Die Görlitzer Franziskanerprokuratoren behandelt in vergleichender Sicht Viallet (2009).

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zurückgegriffen werden. Allen voran seien die Arbeiten von Johann Gottfried Schultz und Richard Jecht genannt.132 Es muss an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass die benutzten Quellen nur eine Auswahl aller zum Thema verfügbaren Überlieferungen darstellen. Trotz der Auslagerungen und Verluste von zahlreichen Handschriften ist die Überlieferungssituation in Görlitz hervorragend und in ihrer Gesamtheit inhaltlich nicht zu bearbeiten. Der große Komplex der städtischen Rechtstexte bzw. Gerichtsbücher und sogenannter richterlicher Tagebücher wurde nur vereinzelt herangezogen, wenn sich Hinweise auf relevante Stellen aus diversen Regestenwerken des Ratsarchivs und der Dissertation von Lars Behrisch ergaben.133 Gleiches gilt für die Quellen zur wirtschaftlichen Grundlage der städtischen Elite, die in hervorragender Weise von Katja Lindenau bearbeitet wurden.134 Zahlreiche Görlitzer Chroniken der frühen Neuzeit wurden nicht benutzt. Entscheidungsbestimmend waren dabei die Äußerungen Richard Jechts über Quellenbasis und Originalität jener Aufzeichnungen.135 Die oben besprochenen, für diese Arbeit zentralen Stadtbücher wurden nicht in jedem Fall in voller Tiefe erschlossen. Forschungsleitend waren neben den eigenen Fragestellungen immer bestimmte Personen bzw. Familien sowie Sachgebiete, aus denen ein Frageraster erzeugt wurde. Durch dieses wurden Quellen ausgeschieden, die sich im Nachhinein vielleicht als unverzichtbar erwiesen hätten. So sind denn auch die Beschreibungen, Deutungen und Erklärungen dieser Untersuchung nur vor dem Hintergrund des benutzen Quellenmaterials gültig und nicht vor einer imaginären Gesamtheit aller Quellen. Geschichtsschreibung ist subjektiv. Die Maßstäbe der Materialauswahl wurden oben offengelegt. Zukünftige Forschungen werden zeigen, ob diese Kriterien gerechtfertigt waren und ob die mit dieser Arbeit vorgelegten Beschreibungen und Erklärungen von Dauer sind. Der letzte Abschnitt der Einleitung soll kurz die wichtigsten benutzten Forschungsarbeiten vorstellen. Wie schon oben angedeutet, gab die Gründung der »Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften« seit 1779 der Erforschung der Oberlausitz in allen Wissenschaftszweigen starke Impulse. Neben der Erforschung von Flora, Fauna, Geologie und Geografie der Oberlausitz fanden Archäologie, Kunst, Geschichte und Kultur reges Interesse der forschenden Mitglieder. Die unter wech132

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Zu Schultzes Lebenswerk und seinen Handschriften vgl. die Zusammenstellung in: Johann Gottfried Schultz und dazu die Rezension von Speer (2007b). Zu Grabmälern, Epitaphen und anderen Inschriften vgl. Jecht (1910), Haupt (1937) und Wallis (1911/12). Siehe auch den Überblick über handschriftliche Sammlungen in Jecht, Quellen, S. 195 f. und 214 ff. und die Arbeiten von Funcke (1704), Zobel (1932), S. 84 ff. und Zobel (1933), S. 111 ff. Vgl. Behrisch (2005). Vgl. Lindenau (2007) und dazu die Rezension Speer (2009b). Vgl. Jecht, Quellen, besonders S. 172–207.

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selnden Titeln seit Gründung der Gesellschaft und von 1822 bis 1943/44 unter dem Namen »Neues Lausitzisches Magazin« herausgegebene Zeitschrift war das wichtigste Publikationsorgan jener Wissenschaftler. Sie sollte die Forschungen zur gesamten Oberlausitz vereinen und einen Beitrag zur Stiftung eines gemeinsamen Identitätsgefühls leisten. Neben den Zeitschriften und Publikationen, die die jeweiligen Geschichtsvereine der Sechsstädte herausgaben, ist das »Neue Lausitzische Magazin« der zentrale Wegweiser zu den historischen Forschungen zur Oberlausitz bis 1945. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem politischen Neuanfang wurden auf dem Gebiet der DDR sämtliche Vereinigungen aufgelöst. Städtische Geschichtsforschung fand fast nur noch auf lokaler Ebene in sehr bescheidenen Ausmaßen statt. Erst mit der politischen Wende 1989 und der Wiederbegründung der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften 1990 wurde versucht, an alte Forschungstraditionen anzuknüpfen. Da hier nicht der Ort ist, die Geschichte der Oberlausitzer Historiografie zu skizzieren, sei auf die Arbeiten von Richard Jecht, Ernst Alwin Seeliger, Alfred Zobel, Joachim Bahlcke, Karlheinz Blaschke und Detlef Döring hingewiesen.136 Für diese Untersuchung sind nun vor allem jene Arbeiten wichtig, die sich mit kirchenhistorischen, stadtpolitischen und prosopographischen Aspekten der Oberlausitzer und Görlitzer Geschichte beschäftigen. Den ersten und bisher einzigen Versuch einer zusammenfassenden Darstellung der Oberlausitzer Kirchengeschichte bis zur Reformation unternahm Christian Adolph Pescheck 1847.137 Bemerkenswert ist sein kulturgeschichtlicher Ansatz, der sich weniger an der in jener Zeit üblichen Ereignisgeschichte orientierte als vielmehr an der religiösen Praxis von Klerikern und Laien. Die Einführung bzw. die Geschichte der Reformation in der Oberlausitz wurden von Johann Gottlieb Müller (1801), Johann August Ernst Köhler (1865), Leo Bönhoff (1914) und Hugo Friedrich Rosenkranz et alii (1917) behandelt.138 Für Görlitz wurde das wichtigste Werk zur Reformation von Alfred Zobel in den Jahren 1925 und 1926 vorgelegt.139 Bereits 1913 hatte Hans Emil

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Vgl. Jecht (1899), Jecht (1918) sowie Jecht (1939), Seeliger (1918), Zobel (1936), Bahlcke (2001b), Bahlcke (2002), Blaschke (2004) und Döring (2005). Siehe auch den kurzen Überblick von Middell (2006) aus sächsischer Perspektive für die Zeit 1945–1989. Vgl. Pescheck (1847–55), allerdings sind die Quellenangaben nicht immer nachvollziehbar. Zu Peschecks historiographischen Arbeiten vgl. den Nachruf von Hirche (1859), S. 353–381. Vgl. Müller (1801); Köhler (1865), S. 160–212; Bönhoff (1914) und Rosenkranz (1917); siehe zum Letztgenannten die kritische Rezension im NLM 93 (1917), S. 174 ff., die zahlreiche Berichtigungen und Ergänzungen bringt. Seifert (1964) berührt die Oberlausitz nur am Rande. Es sei hier auch auf die umfangreiche Darstellung der sorbischen Kirchengeschichte in der Oberlausitz durch Knauth (1767) verwiesen. Vgl. Zobel (1925) und Zobel (1926). Die von Haupt (1841) veröffentlichte Arbeit »Görlitz zur Zeit der Reformation« ist der auszugsweise Abdruck der Annalen des Stadtschreibers Johannes Hass, vgl. die Edition der 1850 bis 1870 erschienenen Gesamtausgabe dieser Annalen in den SRL N. F. 3 und 4.

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Einleitung

Weber zahlreiche Dokumente zur Görlitzer Reformationsgeschichte ediert.140 Seitdem hat sich am Forschungsstand zu diesen historischen Prozessen wenig geändert. Die jüngeren Veröffentlichungen von Horst Manno (1994), Karl-Heinz Lemper (1997), Norbert Kersken (2001), Karlheinz Blaschke (2002) und Robert J. W. Evans (2007) referieren hauptsächlich die eben genannte ältere Literatur, ohne neue Quellenbereiche zu erschließen oder neue Interpretationen zu wagen.141 Eine Strukturanalyse der Administration der Bistümer Meißen, Merseburg und Naumburg für die Zeit um 1500 wurde 1969 vorgelegt und ist hier vor allem für Kapitel 3.1 (S. 324 ff.) benutzt worden.142 Die kirchlichen Verhältnisse in der spätmittelalterlichen Oberlausitz thematisierte in neuerer Zeit noch einmal Matthias Knobloch, doch rezipierte er dabei vor allem die ältere Literatur, ohne einen eigenen Forschungsbeitrag zu leisten.143 Letzteres versucht hingegen der Sammelband »Stätten und Stationen religiösen Wirkens«, der inhaltlich wie qualitativ ein sehr weites Spektrum an Beiträgen zur Oberlausitzer Kirchengeschichte vereint.144 Bemerkenswert ist der weitangelegte Vergleich, den Ludovic Viallet zwischen den Franziskanerprovinzen Südfrankreichs und Sachsens bzw. der Oberlausitz präsentiert, dabei behandelt er eingehend die Franziskanerkonvente der Sechsstädte.145 Aus schlesischer Perspektive bezieht Gabriela Wąs den Görlitzer Franziskanerkonvent in ihre Untersuchung mit ein und eröffnet damit für diese Untersuchung die Vergleichsmöglichkeit mit schlesischen Konventen, wenn es um das Verhältnis von Stadtrat und Franziskanern geht.146 Ein einzigartiges Beispiel der Ausdrucksintensität spätmittelalterlicher und nachreformatorischer Frömmigkeit sind die Zittauer Fastentücher. Sie entstanden 140 141

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Vgl. Weber (1913) und dazu die kritische Rezension im NLM 91 (1915), S. 258 f. Vgl. Manno (1994), Lemper (1997), Kersken (2001), Blaschke (1996), Blaschke/Seifert (2002) sowie Evans (2007). Lehman (1974) nennt in seinem Titel zwar die Lausitz, doch behandelt er fast ausschließlich die Niederlausitz. Vgl. Blaschke/Haupt/Wiessner (1969). Grundlegend zum Verhältnis zwischen dem Bischof in Meißen bzw. Stolpen und der Oberlausitz sind die Arbeiten von Neumann (1860) und Knothe (1874). Vgl. Knobloch (2000). Diesen kritisiert Bünz (2001), S. 268 f. treffend: Der Forderung Knoblochs, die kirchlichen Verhältnisse der Oberlausitz vor der Reformation intensiver auf breiter Quellengrundlage zu erforschen, wird man gerne beipflichten, zugleich aber hinzufügen, dass der Verfasser von den methodischen Erfordernissen eines solchen Vorhabens offenbar keine präzise Vorstellung hat. Zu den Kamenzer Kirchenverhältnissen vor allem im 17. Jahrhundert siehe Knobloch (1997) und zum 15./16. Jahrhundert Zschornak (2010). Vgl. Scholze/Dannenberg (2009). Ergänzend sei auf den Beitrag Zschornak (2010) »Stadt und Kirche im spätmittelalterlichen Kamenz« verwiesen. Vgl. als Vorarbeit zu einem größeren Forschungsprojekt Viallet (2009). Siehe auch die vergleichende Untersuchung von Herzig (1979) zum Verhältnis zwischen Bürgerschaft und Franziskanerkonvent in den Städten Görlitz, Braunschweig, Lübeck, Fritzlar, Frankfurt (Main), Halle (Saale), Leipzig, Dresden u. a., besonders S. 29 f., 46 und 49. Vgl. Wąs (1998) und Wąs (2000).

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gegen 1472 und 1573 und wurden nach 1989 umfassend restauriert und der Öffentlichkeit wieder präsentiert, was einen Schub an Publikationen auslöste.147 Obgleich in Görlitz keine derartigen Kunstwerke erhalten sind, ist doch anzunehmen, dass ähnlich gestaltete Tücher auch Görlitzer Altäre während der Fastenzeit verhüllten. Die Zittauer Fastentücher belegen somit die Kontinuität des Bedürfnisses nach Visualisierung heilsgeschichtlicher Themen und des Wunsches nach Partizipation am Heilsgeschehen vom Spätmittelalter bis in die Neuzeit. In Görlitz wurde zwischen 1570 und 1572, einem steinernen Fastentuch gleich, die gesamte Fassade des Hauses Neißstraße 30 mit zum Teil vollplastischen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament geschmückt.148 Die Reformation erweist sich so nicht mehr als Bruch, sondern als eine Zeit des langsamen Wandels religiöser Einstellungen und Praktiken. Ältere Arbeiten zu Görlitz, die ähnliche Aspekte der Kirchen- bzw. Stadtgeschichte wie die hier vorgelegte Untersuchung verfolgen, gibt es kaum. Außerhalb der oben genannten großen Editionen wurden nur vereinzelt Testamente, Ablassbriefe oder Briefe abgedruckt. Joachim Prochno beschäftigte sich 1939 in einem sehr kurzen Beitrag mit dem Thema der Wegebaustiftungen in der Oberlausitz.149 Größeres Interesse wurde verschiedenen Kirchen und den Klöstern der Sechsstädte sowie den großen Zisterzienserklöstern Marienthal und Marienstern gewidmet. Diese älteren Forschungen waren zwar überwiegend ereignisgeschichtlich orientiert, doch sind sie oft durch den Anhang von Quelleneditionen eine wertvolle Grundlage für die vergleichende Untersuchung der Stiftungs- und Memorialpraxis in der Oberlausitz.150 Die Erforschung der Geschichte des Cölestinerklosters auf dem Berg Oybin bei Zittau war ein wesentlicher Bestandteil des Lebenswerks von Moritz Oskar Sauppe († 1928). Dieses Cölestinerkloster, das einzige in Deutschland, hat auch in der Gegenwart in zahlreichen Beiträgen Beachtung gefunden. So gelang es Joanna Wojnicz aus archäologischer Perspektive und Richard Němec aus kunsthistorischer Sicht, neue Erkenntnisse zur Baugeschichte und zur Funktion der repräsentativen Architektur des Oybiner Klosters zu gewinnen.151 Eine hochinteressante Arbeit 147 148

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Vgl. dazu den Sammelband Damzog (2000) und Bünz (2001) sowie zum Kleinen Zittauer Fastentuch Dudeck (2006). Zum sogenannten »Biblischen Haus« vgl. aus bauhistorischer Perspektive Uricher (2003), S. 181–222 und aus kunsthistorischer Sicht Wenzel/Winzeler (2002), S. 147 und die ebd. in Anm. 52 angegebene Literatur sowie die Abbildung S. 148. Vgl. Prochno (1939). Jancke (1806) bringt in seiner Auflistung von Stiftungen seit ca. 1500 v. a. solche aus Oberlausitzer Landstädten und Dörfern. Die hier benutzte Literatur ist v. a. in Kapitel 2 angegeben. Eine Zusammenfassung von Quellen und Literatur zu den Oberlausitzer Franziskanern findet sich in Viallet (2009). Zum Kloster Marienstern vgl. den Ausstellungskatalog Oexle/Bauer/Winzeler (1998) und die Festschrift zum 750jährigen Bestehen von Blaschke (1998). Der Inhalt der tschechischsprachigen Arbeit von Zdichynec (2003) zum Kloster Marienthal wird auf Deutsch im NLM N. F. 8 (2005), S. 150–153 referiert. Zu Sauppe, Wojnicz und Němec vgl. die Literaturangaben in Kapitel 1.9.

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über »Bautzens verschwundene Kirchen« wurde jüngst von Silke Kosbab und Kai Wenzel vorgelegt.152 In ihrer Studie untersuchen die beiden Autoren vor allem die Funktionen und Bedeutungen der heute nicht mehr oder nur als Ruinen vorhandenen Gotteshäuser für die städtische Gesellschaft des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit, um schließlich deren Entwertung und Verlust zu erklären. Kosbab und Wenzel verstehen ihr Buch dabei vor allem als Anregung und Baustein für eine noch zu schreibende Geschichte der Bautzner Sakraltopografie.153 Zur Görlitzer und Oberlausitzer Geschichte zu forschen, ohne dabei die Arbeiten Richard Jechts († 1945) zu benutzen, ist nicht möglich. Bis zu seinem Tod war er 55 Jahre lang Sekretär und damit de facto wissenschaftlicher Leiter der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften und brachte neben vier Bänden des Codex diplomaticus Lusatiae superioris unzählige Aufsätze und kleinere Editionen heraus. Seine Publikationsliste umfasst 267 Veröffentlichungen.154 Neben den oben besprochenen Editionen ist seine »Geschichte der Stadt Görlitz« Grundlage jeder historischen Arbeit zu dieser Sechsstadt. Den ersten Band konzipierte er als eine Ereignisgeschichte bis 1547, dem Jahr des sogenannten Pönfalls, in dem Görlitz für kurze Zeit eines Großteils seiner städtischen Besitzungen und Freiheiten beraubt wurde; Band zwei gestaltete er als eine historische Topografie von Görlitz.155 Die Orientierung an der politischen Geschichte und die Gesamtkonzeption seiner Arbeit brachten es mit sich, dass er die Görlitzer Kirchengeschichte in diesem Werk kaum behandeln konnte. In einigen Aufsätzen streifte er dieses Thema, doch sein vielleicht wichtigster Aufsatz dazu, über die ersten Görlitzer Pfarrer, gelangte wegen des Zweiten Weltkrieges nicht mehr zum Druck und ist heute verschollen.156 Er hätte vielleicht eine Lösung zur Frage der frühen Görlitzer Kirchen gebracht, die ohne die stupende Quellenkenntnis Jechts heute kaum zu beantworten ist. Es scheint zwar klar zu sein, dass die Görlitzer Nikolaikirche die ältere Pfarrkirche ist, jedoch ist das 152 153 154 155

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Kosbab/Wenzel (2008), siehe dazu auch die Rezension Speer (2009c). Vgl. Kosbab/Wenzel (2008), S. 10. Zu Leben und Werk von Richard Jecht vgl. Reuther (1961b), das Schriftenverzeichnis ebd. S. 40–50 sowie Grau (1992). Die zwei Bände Stadtgeschichte: Jecht (1926) und Jecht (1927–34). Siehe ergänzend zu den Hospitälern Jecht (1916), S. 78 ff.; Jecht (1894b) sowie Boetticher (1920) und zur Frühgeschichte von Görlitz Jecht (1919) und Jecht (1923) sowie die Dissertation seines Sohnes Walther: Jecht, W. (1919). Siehe auch zur Stadtentstehung im 12. Jahrhundert Blaschke (1967) und Blaschke (1997), für eine spätere Stadtentstehung bzw. -entwicklung im Verlauf des 13. Jahrhunderts plädiert Richthofen (2004). Zum Patronat der Pfarrei vgl. Jecht (1894d), zum Franziskanerkloster Jecht (1910) und Jecht (1920), zur Wüstung »Strohkirche«, die vielleicht der erste Standort der Parochialkirche war, Jecht (1913b) sowie Jecht (1894d), S. 229. Der Aufsatz »Die ältesten Pfarrer von Görlitz bis 1439« wurde 1943 nicht mehr gedruckt, sein Manuskript ist verschollen, vgl. dazu Lemper (1999), S. 60– 65. Ein Verzeichnis der Görlitzer Pfarrer und Prediger, unter anderem nach den sogenannten Görlitzer Umgangszetteln des 18. Jahrhunderts, bietet Dietmann (1777), S. 135–269.

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Verhältnis zur Peterskirche und die Aufteilung der Pfarrrechte zwischen diesen beiden Kirchen nicht geklärt. Lediglich anhand einiger Indizien kann im Verlauf der Untersuchung versucht werden, den Prozess der Bedeutungsverlagerung von der Nikolai- zur Peterskirche nachzuzeichnen. Neben den Arbeiten zur Stadtgeschichte sind Jechts prosopographische Untersuchungen ein wichtiger Baustein der hier zu leistenden Analyse familiärer und interfamiliärer Beziehungen.157 Da zahlreiche Görlitzer Familien durch den Besitz von Lehngütern zum Adel gerechnet wurden, sind hier die mehrbändigen Monografien zur Geschichte des Oberlausitzer Adels von Hermann Knothe und Walter von Boetticher hinzuzuziehen.158 Zahlreiche Studien zu Görlitzer Familien finden sich zudem im »Archiv für Sippenforschung«. Zwar ließen sich seit 1933 einige Mitarbeiter der Zeitschrift zu inhaltlichen wie verbalen Entgleisungen hinreißen, jedoch sind die Arbeiten zu Görlitz, und besonders die von ihrem Herausgeber Erich Wentscher, solide genealogische Forschungen ohne jede politische oder ideologische Färbung und somit ein wichtiger Beitrag zur Prosopographie von Görlitzer Geschlechtern.159 Horst Jecht, ein Sohn Richard Jechts und späterer Professor in München, hat einige detaillierte Studien zur Wirtschafts- und Sozialstruktur von Görlitz im 15. und 16. Jahrhundert vorgelegt, die neben den Arbeiten des ehemaligen Ratsarchivars Peter Wenzel zu den unentbehrlichen Grundlagenarbeiten jeder sozialhistorischen Forschung zu Görlitz gehören.160 Die politische Verfassung der Stadt Görlitz hat bisher noch keine monographische Behandlung erfahren. Der Ausgangspunkt zu diesem Thema ist immer noch der von Hermann Knothe 1877 vorgelegte Entwurf zu einer »Rechtsgeschichte der Oberlausitz«.161 In jüngerer Zeit hat Lars Behrisch die Görlitzer Ratskür im 15. und 16. Jahrhundert näher untersucht, und den ersten Teil seiner Dissertation widmete er einer ausführlichen Analyse der rechtlichen Rahmenbedingungen der Görlitzer Ratsverfassung mit dem Schwerpunkt auf der städtischen Gerichtsbar-

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Die umfangreichste Untersuchung widmete Richard Jecht der Familie Emerich: Jecht (1892b). Vgl. Knothe (1879) und die Fortsetzung Knothe (1888), vgl. dazu die Einschätzung von Keller (2004); siehe auch Boetticher (1912–23) sowie Boetticher (1928). Zu den wichtigsten Arbeiten Wentschers gehören neben der Herausgabe des CDLS 5 seine Arbeiten zu den Familien Wentscher/Wenscher: Wentscher (1916); Schwofheim: Wentscher (1928b); Puschmann: Wentscher (1933b); Cranleid: Wentscher (1934) und Schneider/Schnitter: Wentscher (1983). Vgl. Jecht, H. (1926); Jecht, H. (1933); Jecht, H. (1938) sowie Jecht, H. (1961); die Kurzfassung der Diplomarbeit von Peter Wenzel aus dem Jahr 1963: Wenzel (1997); siehe auch Wenzel (1999/2003), Wenzel (2003) und Wenzel (2004), vgl. ergänzend dazu Wendt (1929), eine Untersuchung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Breslau und Görlitz zwischen 1480 und 1520, die auch Handelsgesellschaften von Breslauer und Görlitzer Bürgern thematisiert. Vgl. Knothe (1877), vgl. dazu die Beurteilung von Kersken (2004).

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Einleitung

keit.162 Das Problem der Ratsfähigkeit im Zusammenhang mit dem Braurecht in Görlitz untersuchte Katja Lindenau.163 In den letzten Jahren beschäftigten sich mehrere Dissertationen aus verschiedenen Perspektiven mit der Görlitzer Geschichte. Till Meinert legte 2004 seine kunsthistorische Arbeit zur Görlitzer Heilig-Grab-Anlage vor.164 Dieses etwa zwischen 1485 und 1530 errichtet Bauensemble ist eine der bedeutendsten Komponenten der Görlitzer Sakrallandschaft des späten Mittelalters. Meinert bearbeitet in seiner Dissertation alle kunsthistorischen und bauchronologischen Probleme mit äußerster Akribie, ebenso den Funktions- und Bedeutungswandel der Anlage bis in die frühe Neuzeit. Ungenügend und zum Teil fehlerhaft sind jedoch seine Ausführungen, die den Stiftungscharakter dieser Anlage betreffen.165 Daher werden im Abschnitt 1.3 (S. 83 ff.) diese Punkte ausführlich im Kontext der Görlitzer Stiftungs- und Memorialpraxis dargelegt. Im Jahr 2009 wurde die Dissertation von Uta Marquardt zu Görlitzer Testamenten zwischen 1500 und 1580 veröffentlicht, die die Quellen hauptsächlich mit Blick auf quantitativ-statistische Daten befragte.166 Görlitzer Testamente zwischen 1581 und 1718 bearbeitete Katja Lindenau unter der Fragestellung, wie sich der soziale Status von Brauhofbesitzern in ihrem letzten Willen widerspiegelte.167 In Anknüpfung an den hier gewählten Untersuchungszeitraum bilden Lindenaus Ergebnisse eine Vergleichsmöglichkeit, um etwaige Kontinuitäten oder Brüche in der Testierpraxis und den damit einhergehenden Statusrepräsentationen vom 15. zum 17. Jahrhundert herauszuarbeiten. In ihrer ausführlichen Studie über die Görlitzer Braubürger als städtische Elite vom späten Mittelalter zur frühen Neuzeit weist Katja Lindenau einen evidenten Zusammenhang von Brauberechtigung und politischer Machtausübung innerhalb der Görlitzer Bürgerschaft nach.168 Da sie ähnliche Fragen zur politischen Kultur des spätmittelalterlichen/frühneuzeitlichen Görlitz stellt wie meine Untersuchung, diese aber aus einer anderen Perspektive zu beantworten versucht, werden sich hier zahlreiche Anknüpfungsmöglichkeiten ergeben. Als fruchtbar wird sich außerdem die Auseinandersetzung mit der Dissertation von Lars Behrisch erweisen.169 162 163 164 165

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Zur Ratskür vgl. Behrisch (2000), zur Stadtverfassung Behrisch (2005), S. 37–104. Vgl. Lindenau (2007), besonders S. 73–117. Vgl. Meinert (2004). Einige Fehler wurden bereits in der Rezension Speer (2006b) berichtigt. Siehe auch die Rezension Speer (2005) zum Görlitzer Ausstellungskatalog »Lausitzer Jerusalem« von Anders/Winzeler (2004). Vgl. Marquardt (2009). Siehe auch die zusammenfassenden Darstellungen zum gleichen Thema von Marquardt (2000) und Marquardt (2001) sowie die kritische Rezension Speer (2008d). Vgl. Lindenau (2006), siehe auch zu den Görlitzer Brauhofbesitzern als »städtische Oberschicht« Lindenau (2004) und zu »Strategien der Statussicherung«, ermittelt anhand von Görlitzer Testamenten, Lindenau (2007), S. 119–133. Vgl. Lindenau (2007). Vgl. Behrisch (2005) und die Auseinandersetzung mit seiner Arbeit unten S. 397.

Quellen der Untersuchung und lokale Forschungen

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Sein Untersuchungszeitraum reicht von 1450 bis 1600. Anhand der Gerichtsquellen der Stadt und des Weichbilds Görlitz untersuchte er den Zusammenhang von Stadtverfassung, Strafrecht und dem Umgang mit abweichendem Verhalten. In seinen Ergebnissen stellt er unter anderem fest, dass der auf seine königliche Legitimität verweisende Rat keine auf Konsens mit der Bürgerschaft gestützte Herrschaft gepflegt habe. Er sei auch nicht daran interessiert gewesen, sich durch Rechtssetzung und Rechtsanwendung zu legitimieren. Durch Rückgriff auf das starre und veraltete Sachsenrecht und das geringe Interesse an effizienter Normsetzung fehlten dem Rat Instrumente, mittels sozialer Kontrolle das städtische Konfliktpotenzial adäquat zu entschärfen sowie Integrations- und Befriedungsmöglichkeiten zu bieten, er konnte ebenfalls nicht das Bedürfnis der Bürgerschaft nach obrigkeitlicher Sozialkontrolle ausreichend befriedigen – so die Ergebnisse Behrischs. Damit wird erneut die Frage aufgeworfen: Welche anderen Möglichkeiten konnte der Rat bieten, um weite Teile der Bürgerschaft in das gesellschaftliche Leben der Stadt zu integrieren? Die hier gebotene Untersuchung der Zusammenhänge von städtischer Politik und Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit wird versuchen, darauf eine Antwort zu geben. Im Mittelpunkt der Analyse steht dabei die »Wirklichkeit« der Stiftungs- und Memorialpraxis der Görlitzer Bürger im Wandel vom späten Mittelalter zur frühen Neuzeit.

***

Erstes Kapitel

Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis Gleichsam als »Bühne« des städtischen Lebens ist die Topografie einer Stadt aufzufassen und hier ganz besonders ihre sakralen Komponenten, die zum großen Teil auch politische Funktionen hatten. Die Untersuchungen von Ernst Voltmer und Alfred Haverkamp haben dargelegt, dass die Vorstellungen vom »Himmlischen Jerusalem« zurückwirkten auf die Gestaltung mittelalterlicher Städte, und dass es ein Bewusstsein für die Ableitung städtischer Identität und Ordnungsvorstellungen aus dem Bild der civitas Dei gab.1 Ulrich Meier konnte zudem nachweisen, dass diese religiös motivierten Stadtvorstellungen von spätmittelalterlichen Theologen und Predigern zur Rechtfertigung der politischen und sozialen Verfassung der Stadt herangezogen wurden und zurückwirkten auf die Ausgestaltung urbaner Räume.2 Die Größe, Architektur sowie Ausstattung von Kirchen, Klöstern, Kapellen, Befestigungsanlagen, Bürgerhäusern und dem Rathaus einer Stadt kündeten vom Wohlstand ihrer Erbauer sowie ihrer wirtschaftlichen, politischen und militärischen Stärke. Sie waren darüber hinaus ein Ausdruck der Frömmigkeit und von Glaubensvorstellungen ihrer Bürger, die sich in Bildprogrammen oder der Bevorzugung bestimmter Heiliger äußerten. Da eine Stadt nie aus einer homogenen Gemeinde von Bürgern besteht, die ihren Willen und ihre Vorstellungen unisono äußert, lässt sich an der Sakraltopografie einer mittelalterlichen Stadt wie Görlitz sehr klar die Existenz verschiedener Gruppen und Individuen ablesen, die ihren spezifischen Wertvorstellungen folgend die Stadträume, in welchen sie präsent waren, nach ihren Maßgaben gestalteten. Vor diesem Horizont städtischer Gestaltungsmöglichkeiten gerät die auffällige Görlitzer Sakraltopografie ins Blickfeld des ersten Kapitels. Auf einem Bergsporn über der Neiße erhebt sich die größte Hallenkirche Sachsens, geweiht den Aposteln Petrus und Paulus, vollendet 1515. Nördlich davon, ex1 2

Vgl. Voltmer (1994) und Haverkamp (1987). Vgl. Meier, U. (1994), S. 23–61.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

tra muros, im Tal der Lunitz, ist der wahrscheinlich ältere Kirchenstandort zu finden, der zu einer frühen Kaufmannssiedlung gehörte und ein Nikolaipatrozinium beherbergte. Beide Kirchen teilten sich die Pfarrrechte unter einem Pfarrer, genauere Forschungen fehlen bisher. Im Süden vor den Mauern erhebt sich die stattliche Frauenkirche bzw. nach dem Wortlaut der Quellen Frauenkapelle. Sie wäre zwar groß genug gewesen, eine Gemeinde bei Gottesdiensten zu beherbergen, sie diente aber hauptsächlich als Friedhofskirche und, was in der Forschung bisher völlig übersehen wurde, als Zentrum der Bürgerbruderschaft. Weiter auf dem Weg nach Süden lag die sogenannte Minoritenkapelle, deren Existenz nur durch Zeichnungen vom Ende des 18. Jahrhunderts nachweisbar ist. Ebenfalls außerhalb der Stadtbefestigungen lagen die Hospitäler mit ihren Kapellen: im Süden das Jakobs-Hospital und am östlichen Neißeufer das ältere Heilig-Geist-Hospital. Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts wurden das Frauenhospital und das »Franzosenhaus« als karitative Einrichtungen erbaut. Im Zentrum der Stadt lag das »Seelhaus«, dessen Funktion hier erstmals genauer untersucht wird. Im Nordwesten des Untermarktes, des repräsentativen Herzens der Stadt, befand sich das von Mauern umschlossene Areal des Franziskanerklosters; weitere Orden waren, abgesehen von der Terminei der Bunzlauer Dominikaner, die 1456 abbrannte und nicht wieder errichtet wurde, in der Stadt nicht präsent. Ergänzt wurde die Sakrallandschaft um 1500 durch den Bau des Heilig-Grab-Ensembles im Südwesten vor der Stadt und durch die stattliche Annenkapelle zwischen Obermarkt und Frauentor. Kleinere Kapellen, Bildstöcke und Heiligenfiguren an Bürgerhäusern sowie private Oratorien in den großen Hallenhäusern der reichen Händler werden hier ebenfalls zu den Beständen der Görlitzer Sakraltopografie gezählt. Außer in Fragen der Baugeschichte und kunsthistorischen Beurteilung sind diese Bestandteile der Sakrallandschaft in ihrer Gesamtheit in der Forschung noch nicht nach ihrer funktionalen Bedeutung für das religiöse und politische Leben der Stadt und im Besonderen zu ihrem Wert für die städtischen Eliten, befragt worden. Diesem Desiderat der Forschung will sich das erste Kapitel widmen.

1.1 Das Herz der Pfarrei – St. Nikolai sowie St. Peter und Paul Eine Eigenart ostdeutscher Koloniestädte des 11. bis 13. Jahrhunderts ist die Tatsache, dass die Stadtneugründungen oft abseits der viel älteren Pfarrkirchen des jeweiligen Pfarrsprengels lagen.3 So entwickelte sich auch in Görlitz die Stadt nicht aus der älteren Kaufmannssiedlung im Tal der Lunitz, dem Standort der Pfarrkirche

3

Vgl. dazu die angeführten Beispiele in Blaschke (1967), S. 288.

1.1 Das Herz der Pfarrei – St. Nikolai sowie St. Peter und Paul

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»St. Nikolai«4, sondern auf der südlich davon gelegenen Anhöhe. Ausschlaggebend mögen dafür die bessere strategische Lage und die vorhandene Befestigung5 gewesen sein. Dass diese Wehranlage auch eine Kapelle gehabt hat ist möglich, aber nicht mehr archäologisch nachweisbar. Ernst von Sommerfeld hielt es für denkbar, dass das Patrozinium dieser Kapelle auf die spätere Krypta der Kirche St. Peter und Paul6 – die Georgenkapelle– überging.7 Die Pfarrrechte für die umliegenden Siedlungen und die neue Stadt lagen ursprünglich bei der um 1100 erbauten Nikolaikirche.8 Urkundlich erwähnt wird sie erstmals 1298 im einzigen als Einzelurkunde erhaltenen mittelalterlichen Görlitzer Testament, dem des Heinrich vom Dorfe. Heinrich vermachte dort einen Gartenzins ad sanctum Nycholaum parrochialis ecclesie extra muros Gorlicenses.9 Auch die Ersterwähnung einer Kirche Sancti Petri intra muros, der sogenannten Peterskirche, findet sich in diesem Dokument. Die alte Pfarrkirche St. Nikolai an der Lunitz scheint mit dem beginnenden Wachstum der Stadt Görlitz, die um 1220 gegründet worden war und 1303 ihr Magdeburger Stadtrecht bestätigt bekam10, eher stiefmütterlich behandelt worden zu sein. Als Mitte des 15. Jahrhunderts die Um- und Neubauarbeiten an der Peterskirche in vollem Gange waren, wurde 1452 ein neuer Grundstein für die zuvor abgebrochene Nikolaikirche gelegt. Jedoch wurde der Bau nur bis zur Höhe der Fenster aufgeführt und dann mit ei-

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In den Quellen wird sie selten auch als »S. Nicolai et Katherine« bezeichnet, wohl nach dem seit 1365 nachweisbaren Katharinen-Altar, vgl. CDLS 3, S. 4, Zeile 9. Zum möglichen Charakter dieser Befestigung vgl. Mitschke (1996) und Richthofen (2004) und zum »Burglehen« Lemper (1997b), besonders S. 121 f. Zur Frühgeschichte von Görlitz vgl. Jecht (1919) und Jecht (1923) sowie die Dissertation seines Sohnes Walther: Jecht, W. (1919). Siehe auch zur Stadtentstehung im 12. Jahrhundert Blaschke (1967) und Blaschke (1997), für eine spätere Stadtentstehung bzw. -entwicklung im Verlauf des 13. Jahrhunderts plädiert Richthofen (2004). Im lokalen Sprachgebrauch wird sie lediglich Peterskirche genannt. Auch in den Quellen erscheint sie oft nur als S. Petri. Sommerfeld (1903), S. 33 hielt daher S. Pauli in einer Ablassurkunde zugunsten der Kirchen St. Nicolai und St. Petri et Pauli von 1317, bestätigt 1372 (CDLS 1, S. 219, Zeile 26), für eine fälschliche Interpolation der modernen Geschichtsschreibung. Spätestens die Ratsrechnungen von 1381 bestätigen jedoch das Doppelpatrozinium, vgl. CDLS 3, S. 75, wo es heißt: propter citationem vitricorum santi Petri et Pauli. Vgl. Sommerfeld (1901), S. 227 und 235. Nach Blaschke (2002), S. 193 ist es wahrscheinlich, dass das Georgspatrozinium bereits einer Kapelle der Herrschaft im Bereich der ehemaligen »Burg« zugewiesen war. Vgl. Jecht (1926), S. 8. Siehe zur Nikolaikirche auch Jecht (1927–34), S. 746–751 und die dort angegebene ältere Literatur. Das Testament des Heinrich vom Dorfe (Lose Urkunde 1298. Juli 7.) wurde mehrfach abgedruckt, die beste Edition findet sich bei Jecht (1894c), S. 153 ff., das Zitat ebd. S. 158, siehe auch den Abdruck im CDLS 1, S. 158. Vgl. die Edition im CDLS 1, S. 174 ff., Nr. 113 sowie Tzschoppe/Stenzel (1832), S. 446 f. Zur Echtheit der Urkunde vgl. Jecht (1906), S. 224. Zum Zeitrahmen der Stadtgründung siehe auch Jecht (1894d), S. 241.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

nem provisorischen Dach abgedeckt.11 Trotz dieses behelfsmäßigen Charakters las man an den wahrscheinlich acht Altären Messen und feierte das Totengedenken.12 Die Stelle eines Frühmessners an St. Nikolai ist nur für 1527 nachweisbar. Im Jahr 1515 wollte Hans Frenzel, der damals reichste Görlitzer Bürger, dem provisorischen Zustand der Nikolaikirche Abhilfe schaffen und stiftete 400 mr. zum Kirchenbau. Zusätzlich stellte er weitere 1.500 bis 2.000 mr. für den Weiterbau in Aussicht.13 Ein Jahr später arbeitete man an ihr weiter und 1520 wurde sie, obwohl unvollendet, geweiht.14 1545 musste der Dachstuhl bereits wieder ersetzt werden.15 Die wichtigste Funktion der Nikolaikirche bestand schon seit dem Ende des 15. Jahrhunderts darin, Begräbniskirche16 zu sein, eine Entwicklung, die unter anderem dem beschränkten Platz an und in der Peterskirche geschuldet war.17 Ein weiterer gewichtiger Grund war wahrscheinlich ein Verbot von Bestattungen in der Peterskirche im 15. und 16. Jahrhundert. Belegen lässt sich ein derartiger Ratsbeschluss nicht, jedoch liegt er nahe, weil keine Grabplatten aus jener Zeit überliefert sind und weil die Präsentation privater Memoria in Görlitz mindestens in der Regierungszeit des Bürgermeisters Georg Emerichs (1483–1507) sehr restriktiv gehandhabt wurde.18 Vergleichbare Beobachtungen hat man in Bern gemacht, wo individuelle Grabdenkmäler in den Kirchen nicht zugelassen wurden und Bestattungen auf den Friedhöfen zu erfolgen hatten; und in Hamburg wurde zum Beispiel eine adelsgleiche Repräsentation in der Sepulkralarchitektur der Bürger nicht erlaubt.19 Großes Engagement zeigten die Görlitzer Bürger für den monumentalen Neubau der Peterskirche. Sie ist die größte Hallenkirche im Sechsstädtebund und gehört zu den größten Hallenkirchen Sachsens. Sie symbolisiert geradezu den bürgerlichen Stolz, die Unabhängigkeit und die wirtschaftliche Kraft der spätmittelalterlichen 11 12 13 14 15 16 17

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Vgl. CDLS 4, S. 749, Zeile 1 ff. Zu den Altären vgl. den Abschnitt 2.1.2, S. 243, das Totengedenken wird in Abschnitt 2.2, S. 265 ausführlich behandelt. Vgl. die Vita mercatoris, S. 173, siehe auch die Schilderung der Ratsannalen: SRL N. F. 3, S. 407. Vgl. SRL N. F. 3, S. 566 ff. und 574 f. Zu den weiteren Baumaßnahmen bis ins 17. Jahrhundert vgl. Sculteti, Relationes, fol. 80v– 81r und Sculteti, Chronicon 2, fol. 120v. In einem Brief vom 10. November 1518 spricht der Rat dezidiert von »unserer Begräbniskirche«, vgl. den Abdruck in Zobel (1925), S. 145 f. Zum Frühmessner an St. Nikolai vgl. NPB fol. 2r. Zu den Friedhöfen: der Petrikirchhof wird erstmals um 1333 im Ältesten Stadtbuch 1305–1416, S. 63 erwähnt. Zu den archäologischen Untersuchungen der Gräber in der Peterskirche vgl. Mitschke (1987) und Mitschke (1994). Nach Haupt (1937), S. 84 wurde der Petrikirchhof bis 1692 genutzt. Zu den Görlitzer Friedhöfen vgl. den Überblick von Hoche (2006). Vgl. dazu den Abschnitt zu den Bestattungen in der Barbarakapelle des Franziskanerklosters S. 167. Vgl. Hengerer (2005b), S. 6. Siehe auch das vergleichbare Beispiel in Nürnberg, wo es der Familie Horn/Krell nicht gestattet wurde, ihr zu prätentiös gestaltetes Epitaph im Innern der Lorenzkirche anzubringen, vgl. Fouquet (2003), S. 21 f.

1.1 Das Herz der Pfarrei – St. Nikolai sowie St. Peter und Paul

63

Bürgergemeinde. Hartmut Boockmann hat zu Recht darauf hingewiesen, dass schiere Größe durchaus eine Kategorie war, in der die Erbauer von »Bürgerkirchen« dachten und die auch dem Betrachter auffiel, manchmal mehr als Architektur oder Schmuckelemente.20 Anfang des 13. Jahrhunderts wurde die Peterskirche als romanische Kurzbasilika errichtet, wovon das noch erhaltene Westportal Zeugnis ablegt.21 Ab 1317 erfolgten erste Umbauten, 1423 legte man den Grundstein zur Erweiterung des Langhauses, die Seitenschiffe wurden bis etwa 1430 bzw. 1457 errichtet, 1461 begannen die Bauarbeiten an der Georgenkapelle (Krypta) und danach die Arbeiten am Hallenchor. Ab 1490 wurde die Einwölbung von Chor und Langhaus vorbereitet, seit 1495 ausgeführt und schließlich 1497 vollendet. Abschließende Dacharbeiten dauerten bis 1515. Erst jetzt wurden wieder Mittel frei, um an der Nikolaikirche weiterzubauen. Die Rolle des Rates bei diesem und anderen Kirchenbauprojekten soll in Kapitel 3 behandelt werden. Hier ist der Focus auf die Funktion und Bedeutung der Pfarrkirche(n) innerhalb der Görlitzer Sakraltopografie zu legen. Grundlegend für deren Verständnis ist als erstes die Klärung der Fragen, welche der beiden Kirchen Pfarrkirche und wer der Patronatsherr war. Bisher gibt es zu den Pfarr- und Patronatsrechten der Görlitzer Parochie keine Forschungen. Die einzige Arbeit, die diesen Punkt hätte erhellen können, ist verschollen.22 Allein der Blick in die Quellen vermag hier Klarheit zu schaffen. In dem bereits erwähnten Testament des Heinrich vom Dorfe wird die Nikolaikirche als Parochialkirche bezeichnet. Eine Urkunde, die die Teilung von Pfarrrechten oder die Übertragung dieser Rechte auf die Peterskirche belegt, wurde bisher nicht gefunden.23 Die Peterskirche wird erstmals 1379 als Pfarrkirche bezeichnet, dann erscheinen die Nikolai- und Peterskirche abwechselnd mit dieser Bezeichnung. Schließlich wird 1499 die Nikolaikirche zum letzten Mal als Pfarrkirche tituliert, von da an kommt dieses Privileg nur

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Vgl. dazu die Beispiele in Boockmann (1994b), S. 195. Zur Peterskirche liegt eine neue Monografie vor, auf die sich die folgenden Ausführungen berufen, vgl. Bürger/Winzeler (2006). Der Aufsatz von Richard Jecht »Die ältesten Pfarrer von Görlitz bis 1439« wurde 1943 nicht mehr gedruckt, sein Manuskript ist verschollen, vgl. dazu Lemper (1999), S. 60–65. Knauth/Richter (1770–74), »Erstes Stück« schreibt dazu: Diese Kirche [Nikolaikirche] ist vom Anfang her die eigentliche Parochial- oder Pfarr-Kirche der Stadt gewesen, bis solche endlich im XV. Sec. per transfusionem in die Capelle St. Petri in die Stadt verlegt worden. Ob Christian Knauth, der der eigentliche Autor des Beitrags ist, Urkunden vorgelegen haben oder ob dies nur seine Interpretation der Fakten war, muss offen bleiben. Auch in den weiteren Beiträgen schreibt Knauth davon, dass die Parochialia in St. Nicolaikirche aufhörten und per transfusionem canonicam in die St. Peterskirche verlegt wurden. Nach Hütter (1740), fol. 2r war die Peterskirche ab 1457 Pfarrkirche. Für dieses Datum nennt er weder eine Quelle noch eine Begründung, wahrscheinlich hat er angenommen, dass mit der Weihe des neu errichteten Langhauses der Peterskirche auch die Pfarrrechte auf diese Kirche übertragen wurden.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

noch der Peterskirche zu.24 Es scheint also, dass mit dem Wachsen und dem wirtschaftlichen wie politischen Erstarken der Stadt im 15. Jahrhundert der Rat versuchte, den außerhalb der Stadt an der Nikolaikirche gelegenen Pfarrhof 25 und die Pfarrkirche 24

25

Vgl. dazu folgende Quellen und die Konnotation Parochialkirche: 1298: ad sanctum Nycholaum parrochialis ecclesie extra muros Gorlicenses (CDLS 1, S. 158). 1364: der Görlitzer Pfarrer Leonhard kauft einen Zins für den Katharinen-Altar in ecclesiam sancti Nicolai parochialis in Gorlicz (Lose Urkunde 1364. August 7.; Reg.: VOU Heft 2, S. 81, Nr. 396 und 397). 1379: Otilge Trutmanne kauft auf die Pfarrei der Peterskirche eine jährliche Leibrente von 10 mr. (Ältestes Stadtbuch 1305–1416, S. 180a–b, siehe auch Zander [1929], S. 34). 1385: ecclesiarum rerum sancti Nicolai et beatorum Petri et Pauli apostolorum parochialis Gorlicz (Lose Urkunde 1385. Juli 27. Ed.: Jecht [1910b], S. 141 ff.). 1391: Johannes de Luticz plebanus s. Nicolai (MVRGB 5, Nr. 471, S. 262). 1391: causa Johannis Luttitz rectoris parochialis ecclesiae (Lose Urkunde 1391. August 21.; Reg.: VOU Heft 3–4, S. 133, Nr. 658; Zobel [1936], S. 169; MGF 1.1, S. 89, Nr. 267). 1392: in domo parochialis ecclesie S. Nicolai in Gorlicz (Reg.: MGF 1.1, S. 92, Nr. 270). 1396: Stiftung eines Altars in der ecclesia parrochiali sancti Nicolai extra muros (Lose Urkunde 1396. Dezember 31. [Auslagerungsverlust]. Urkundenabschriften Bd. 255, fol. 148r–149v; Reg.: VOU Heft 3–4, S. 143 f., Nr. 709). 1405: ein Zins ist zur Peterskirche auf den Hl.-Leichnams-Altar in der pfarren tzu sente Petir zu entrichten (Ältestes Stadtbuch 1305–1416, S. 270a). 1413: pfarrkirchen zu sand Peter (Lose Urkunde 1413. April 3. Abdr.: Sieg [1930], S. 54 f.; Reg.: VOU Heft 3–4, S. 177, Nr. 894). 1414: St. Nikolaus Altar czu senthe Petir in der pharre kirchen (LO 1384–1435, fol. 25v–26r). 1416: ecclesia parochiali S. Nicolai (Lose Urkunde 1416. November 19.; Reg.: VOU Heft 3–4, S. 189, Nr. 965). 1416: czu senthe Petir in der pharren (LO 1384–1435, fol. 30r). 1424: ecclesia parochialis sancti Nicolai (Lose Urkunde 1424. September 14.; Reg.: VOU Heft 5–8, S. 14). 1426/27: in der pharrekirchin zu S. Peter (LO 1384–1435, fol. 67r und 68r. Ed.: Speer (2006), Anhang 6, S. 61. Siehe auch Entscheidebuch 1396–1434, fol. 51r). 1433: ecclesia parrochialis sanctorum Petri et Pauli (Lose Urkunde 1433. Februar 1.; Reg.: VOU Heft 5–8, S. 33). 1438: ecclesia parochiali S. Petri (Original unbekannt; Reg.: CDLS 4, S. 26). 1439: […] dedit et legavit suos infra scriptos libros ecclesie parochiali sancti Nicolai in Gorlicz ad usum et opus plebani et predicatoris precipue, qui pro tempore in eadem ecclesia parochiali et capella sanctorum Petri et Pauli eidem parochiali ecclesie in civitate Gorliczensi annexa fuerint legitime instituit, videlicet […] (Ed.: CDLS 4, S. 94–98). 1444: ecclesia parochialis s. Petri (Lose Urkunde 1444. Dezember 5.; Reg.: CDLS 4, S. 323). 1447: ecclesie parochialis sancti Nicolai in Gorlicz (Ed.: CDLS 4, S. 468 f.). 1449: pharkirchen zcu sande Peter (Ed.: CDLS 4, S. 617 f.). 1452: ecclesia parrochialis S. Petri (Reg.: CDLS 4, S. 755). 1456: prope dotem parrochialem situate extra muros opidi Gorlicz [also St. Nikolai] (Reg.: CDLS 4, S. 1062). 1459: Pfarrkirche S. Peter (LA 1457–1470, fol. 14r; Reg.: CDLS 6.1, S. 102). 1461: Parochialkirche St. Nikolai (Original verschollen; Reg.: CDLS 6.1, S. 205, Anm. ebd.). 1466: ecclesiae parochialis s. Petri (Lose Urkunde 1466. Juni 26.; Reg.: VOU Heft 7–8, S. 100. Lose Urkunde 1466. März 26.; Reg.: VOU Heft 7–8, S. 99). 1474: ecclesia parochialis S. Nicolai (Lose Urkunde 1474. August 20.; Reg.: VOU Heft 7–8, S. 120). Danach wird nur noch von der Peterskirche als Pfarrkirche gesprochen, Ausnahmen sind die Jahre 1492: in cimiterio parochiali sancti Nicolai, extra muros Görlitz (LA 1490–1497, fol. 131v) und 1499: parrochiali ecclesia S. Nicolai (Reg.: VOU Heft 9–20, S. 45 f. und S. 47). In der Übertragungsurkunde der Patronatsrechte für die Pfarrei auf den Rat heißt es auch concessionem iurispatronatus sive presentandi ad ecclesiam parrochialem s. Petri in Görlitz (Lose Urkunde 1510. Juni 20. [Auslagerungsverlust], Urkundenabschriften Bd. 260, fol. 102v–103r; Reg.: VOU Heft 9–20, S. 85). Zur Lage und Größe des Pfarrhofes vgl. Jecht (1894d), S. 225 f. Die sehr ausgedehnte Görlitzer Pfarr-Wiedemuht entsprach zu einem großen Teil den acht Königshufen, die wahrscheinlich der Meißner Bischof zur Aussetzung der Nikolaikirche gestiftet hatte, vgl. Knothe (1868), S. 170 f.

1.1 Das Herz der Pfarrei – St. Nikolai sowie St. Peter und Paul

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selbst unter seine Kontrolle zu bekommen. Dies realisierte er, indem er den Pfarrer indirekt zwang, sein Hauptbetätigungsfeld von der teils ruinösen Nikolaikirche in die erneuerte Peterskirche im Herzen der Stadt zu verlegen. Die Gegenüberstellung des Baugeschehens an den beiden Kirchen St. Nikolai und St. Peter hat eindeutig gezeigt, wo die Interessen der Görlitzer Bürger lagen. Die ausschließliche Finanzierung des Neubaus der Peterskirche durch die Görlitzer Bürger sicherte diesen wiederum die Rechte des verus fundator an der Kirche.26 Durch die Verlagerung des Zentrums der Görlitzer Parochie – von der älteren Nikolaikirche zur jüngeren Peterskirche – mittels schrittweiser, aber heute nicht mehr nachvollziehbarer, Übertragung von Rechten, entstand eine Pfarrkirche, deren Rechte und Privilegien auf zwei Gebäude verteilt waren, wobei die Nikolaikirche letztlich Friedhofskirche blieb. Ähnliche Beobachtungen machte Wolfgang Müller im nordbadischen Raum. Er konnte zeigen, dass bei der Einbettung einer neugegründeten Stadt in ein bereits bestehendes Pfarreinetz, die Pfarrkirchen vielfach zunächst am alten Platz vor den Mauern verblieben, dass dann eine kirchenrechtlich als Filiale anzusehende Nebenkirche in der Stadt entstand, die oft an Größe und Bedeutung der alten Pfarrkirche den Rang ablief, bis schließlich die Pfarreirechte auf die städtische Kirche übertragen wurden.27 Die alten, außerhalb gelegenen Pfarrkirchen verloren bisweilen gänzlich ihre Funktion und wurden aufgelassen, wie dies Karlheinz Blaschke an einigen sächsischen Beispielen gezeigt hat.28 Neben der lokalen Nähe von Pfarrkirche und Rathaus war dem Rat außerdem daran gelegen, die rechtliche Kontrolle – also die Patronatsrechte – über die Pfarrei zu erlangen. Wahrscheinlich seit den Gründungsjahren der Stadt hatte der Landesherr das jus praesentandi für die Görlitzer Pfarrei. Aus vielfältigen Gründen, die in Kapitel 3.4 ausführlich dargestellt werden, bemühte sich der Rat seit dem 14. Jahrhundert, dieses Recht an sich zu bringen. Im Jahr 1320 soll er es erstmals von Herzog Heinrich I. von Jauer erhalten haben.29 König Johann von Böhmen übertrug es dem Rat erneut 1337.30 Karl IV. bestätigte 1347 dem Rat zwar nicht das Patronatsrecht über die Görlitzer Pfarrei, aber jenes über die Pfarrkirche im südlich von Gör-

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30

Vgl. dazu Philipp (1987), S. 74 und zur Bedeutung bzw. der Erlangung von Patronatsrechten den Abschnitt 3.4, S. 356 ff. Vgl. Müller (1975). Vgl. Blaschke (1978), S. 165, der Borna, Wurzen, Colditz, Meißen, Pegau und Pirna nennt. Vgl. das Regest im VOU Heft 1, S. 30. Siehe auch Zobel (1939), S. 174. Zum Kirchenpatronat unter den askanischen Herrschern vgl. Bauermann (1925). Er geht davon aus (S. 131 f.), dass das landesherrliche Kirchenpatronat wohl schon unter den Askaniern bestanden hat. Er muss aber selbst einräumen (S. 132, Anm. 2): […] wie sich dies Ergebnis mit der üblichen Annahme verträgt, wonach die Nikolaikirche eine Gründung des Meißner Bischofs sei, muss dahingestellt bleiben. Zu den ersten namentlich bekannten Pfarrern ab 1234 vgl. Jecht (1926), S. 53 f. und 95 f. Ed.: CDLS 1, S. 317 f., Nr. 228.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

litz gelegenen Leschwitz (heute der Görlitzer Ortsteil Weinhübel).31 Karls IV. Sohn Johann (1377–1396) wird sich als Herzog von Görlitz das Recht, den Pfarrer zu präsentieren, nicht haben nehmen lassen.32 König Wenzel IV. von Böhmen übertrug für die Wahl des Pfarrers 1397 das Präsentationsrecht wieder dem Rat.33 Derselbe König verlieh es im Jahr 1400 Wenzel II. und Beneš von Dohna.34 Daraufhin schickte der Görlitzer Rat 1401 zweimal einen Boten nach Prag, um von Wenzel IV. das Patronatsrecht uneingeschränkt übertragen zu bekommen.35 Ob die Bemühungen von Erfolg gekrönt waren, kann nicht gesagt werden. In den Ratsrechnungen fehlt jeder Hinweis auf einen größeren Geldbetrag, der nach Prag gesendet worden wäre, um das Privileg zu »bezahlen«. 1408 muss der Rat jedenfalls der Meinung gewesen sein, das Görlitzer Pfarramt vergeben zu können und wählte als Nachfolger des Johannes von Luttitz den Peter Günzel, einen Bruder des Bürgermeisters Nikolaus Günzel, zum Pfarrer. Zugleich war aber vom Offizial in Bautzen Heinrich Rolle ins Görlitzer Amt berufen worden. Im folgenden Rechtsstreit unterliegt der Görlitzer Rat.36 Zwischen Oktober 1456 und Oktober 1457 wird dann ein Betrag von 50 fl. ung. nach Prag geschickt mit der Bemerkung: dem canzeler vor das privilegium des pharlehns unde von des privilegiums der koniglichen renthe.37 Am 13. April 1457 bekam der Rat dann von König Ladislaus die Erlaubnis, nur für die aktuelle Vakanz einen geeigneten Kandidaten zu benennen und diesen vom König bestätigen zu lassen.38 1474 bat der Rat den König Matthias Corvinus, die städtischen Privilegien zu bestätigen, da31 32

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Vgl. Lose Urkunde 1347. September 14.; Reg.: VOU Heft 2, S. 51, Nr. 249 sowie S. 67 f., Nr. 336 (anno 1356). Zur Episode des Herzogtums Görlitz von 1377 bis 1396 vgl. Jecht (1926), S. 88–120 und die S. 89, Anm. 2 angegebene Literatur, Gelbe (1883) und dazu die kritischen Bemerkungen von Jecht (1926), S. 89, Anm. 2. Görlitz als Residenzstadt thematisieren Hoche (2007) und Winzeler (2007). […] potestam, ad ecclesiam parochialem nostrae civitatis Gorlicensis, quae ad nostram regis Bohemiae praesentationem spectare dignoscitur, pro una vice duntaxat, unam personam, idoneam praesentandi […], vgl.: Lose Urkunde 1397. Juli 6. (Auslagerungsverlust); Urkundenabschriften Bd. 2, fol. 154r–v; Reg.: VOU Heft 3–4, S. 145, Nr. 718 (nach Grosser [1714], Teil 1, S. 103, Anm. »z«, hier ein vollständiger Abdruck der Urkunde). Siehe auch Gelbe (1883), S. 62 f. Original unbekannt; Reg.: VOU Heft 3–4, S. 151, Nr. 748; Pelzel (1790), S. 400 (1400. April 24.): […] den Edlen Wenzel und Benesch von Dohna die Macht, zu Görlitz einen Pfarrer nach ihrem Gutbefinden zu setzen, und ihn von dem Meißner Bischof bestätigen zu lassen. Pelzel gibt als Quelle an: Dipl. in Copiario Przem. f. 19 [Prag?]. Knothe (1879), S. 158 gibt als Jahr 1398 an (ohne Quellenangabe). Vgl. CDLS 3, S. 406 [RR]: Item einen boten keyn Prage zu Clawes Heller, ab her mit unserm herin dem konge kunde geredin, daz wir dy lehin obir unser pharre gehaben mochten ewiklich, 12 gr. und ebd. S. 407: Item Clawes Heller keyn Prage zu unserm herin dem konig […] ab he uns muchte dy lehen obir unser pharre eweklich geschickenn […]. Vgl. dazu Jecht (1940), S. 26 f. Vgl. CDLS 4, S. 1045. Vgl. CDLS 4, S. 1094 f.

1.1 Das Herz der Pfarrei – St. Nikolai sowie St. Peter und Paul

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runter auch das des Kirchenpatronats.39 Dies geschah noch im gleichen Jahr.40 Für 1486 ist eine Urkunde von demselben König überliefert, die dem Görlitzer Rat für den Fall, dass an der Görlitzer Parochialkirche die Stelle eines Plebans und Rektors frei werden sollte, gestattete, eine geeignete Person für die Stelle binis vicibus zu wählen, zu präsentieren und einzuführen.41 Dieses Vorrecht bestätigte fünf Jahre später König Wladislaus II. mit der Erweiterung quaternis vicibus.42 Als dieser König 1495 einen eigenen Kandidaten für die Görlitzer Pfarrei präsentierte, ließ er jedoch beurkunden, dass er damit das der Stadt Görlitz von ihm gewährte Präsentationsrecht keiner Einschränkung unterwerfe.43 1501 billigte und bestätigte der Meißner Bischof die Verleihung und Überlassung des bisher königlichen Patronatsrechts über die Parochialkirche an die Görlitzer.44 Schließlich erreichte der Rat im Jahr 1502, dass König Wladislaus II. der Stadt endgültig und ohne Ausnahme das Recht der unbeschränkten Pfarrerwahl übertrug.45 Der Meißner Bischof bestätigt dies allerdings erst 1510.46 Bereits 1508 hatte der Rat mit Zustimmung des Bischofs dem Pfarrer Martin Schmied gegen einen jährlichen Zins von 26 mr. die beträchtlichen Ländereien des Pfarrhofes abgekauft und ließ 1532 die noch verbliebenen Hofgebäude an der Nikolaikirche abreißen.47 Mehr als 400 Jahre blieb das Privileg der alleinigen ratsherrlichen Pfarrerwahl in Geltung. Zwar wurde mit dem Rezess von 1865/66 die rechtliche Einheit von Stadt- und Kirchengemeinde aufgehoben, je39 40 41

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Original Altverlust; Abschrift im Urkundenbuch 2, Nr. 118, fol. alt 192r–v, fol. neu. 132r–v; Reg.: VOU Heft 7–8, S. 121. Vgl. das Reg. im VOU Heft 7–8, S. 121. Vgl. Lose Urkunde 1486. September 10. (Auslagerungsverlust); Urkundenabschriften Bd. 258, fol. 160r–v; Reg.: VOU Heft 7–8, S. 156. Siehe auch Zobel (1939), S. 174, Anm. 5. Die bischöfliche Bestätigung ist die Lose Urkunde 1487. Juli 4.; Reg.: VOU Heft 7–8, S. 159. Vgl. Lose Urkunde 1491 (Nr. 509.510/399) sowie Urkundenbuch 5, fol. alt 181r–182v, neu 186r– 187r; Reg.: VOU Heft 9–20, S. 9: Wladislaus rex prothoconsuli, consulibus juratis ceterisque civibus oppidi Gorlitz confirmat, et de novo confert, cessionem facultatis, quaternis vicibus eligendi ac presentandi habilem ac placitam eis personam ac ecclesiam parochialem ibidem, tempore quo ipsam vacare contigerit. Vgl. Lose Urkunde 1495. Juni 17.; Reg.: VOU Heft 9–20, S. 25. Vgl. Lose Urkunde 1501. Mai 22. (Auslagerungsverlust); Urkundenabschriften Bd. 258, fol. 253r–254r; Reg.: VOU Heft 9–20, S. 56. Vgl. Lose Urkunde 1502. September 22. (Auslagerungsverlust); Urkundenabschriften Bd. 258, fol. 309r–310r; siehe ebenfalls die Abschrift im Urkundenbuch 7, fol. 128r–129v, Nr. 118; Reg.: VOU Heft 9–20, S. 61. Siehe auch die Bestätigung des Privilegs durch Kardinal Petrus: Lose Urkunde 1502. September 24. Vgl. Lose Urkunde 1510. Juni 20. (Auslagerungsverlust); Urkundenabschriften Bd. 260, fol. 102v–103r; Reg.: VOU Heft 9–20, S. 85. Siehe auch Zobel (1941), S. 58. Zum Verkauf vgl. zwei Lose Urkunden (beide 1507. November 17.); die Losen Urkunden 1508. Mai 27. und 1508. Juni 6.; LO 1484–1520, fol. 143r–146r sowie die Regesten im VOU Heft 9–20, S. 77 f. Vgl. auch den Abdruck des Kaufvertrages ohne Quellenangabe in SRL N. F. 2, S. 443 f. und zum Abriss SRL N. F. 4, S. 95 und 244 f. sowie Pufe (1812).

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

doch trat erst am 1. April 1920 die »Patronatsablösung« in Kraft. Die Wahl des Pfarrers oblag danach der evangelischen Kirchengemeinde.48 Wie nützlich das Instrument der Pfarrerwahl zur Steuerung eines gemäßigten »Reformationskurses« war, soll im Abschnitt 3.5.1 dargestellt werden. Rückschauend kann festgehalten werden, dass es dem Görlitzer Rat im Laufe des 15. Jahrhunderts gelungen war, die Parochie unter seine unmittelbare Kontrolle zu bringen. Die Pfarrkirche war ins Zentrum der Stadt »gerückt« und die Pfarrer ernannte meistens der Rat. Die Peterskirche kann daher zu Recht als »Bürger-« oder »Ratskirche«49 bezeichnet werden. Damit sind die Auffassungen der älteren, stets wiederholten Forschungen, zu revidieren, die behaupten, in Görlitz sei die Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul erst mit der Reformation von der älteren Nikolaikirche unabhängig geworden.50 Erst wenn man sich dieser Ergebnisse der historischen Entwicklungen bewusst wird, kann man zu einer angemessen Einschätzung von Bedeutung und Funktion der Pfarrkirche innerhalb der Görlitzer Sakraltopografie gelangen, die im Folgenden kurz umrissen wird. In Städten wie Görlitz, in der alle Bürger zu einer einzigen Pfarrei gehörten und somit dem »Pfarrzwang« von St. Nikolai sowie St. Peter und Paul unterlagen, war die Parochialkirche der primäre religiöse Bezugspunkt der Bewohner. Sie war der Ort, an dem sie die heiligen Sakramente der Kirche empfingen, also Taufe, Firmung, Eucharistie, Buße und Ehe, um nur die wichtigsten zu nennen.51 Gottesdienste und Messen bildeten den feierlichen Rahmen der priesterlichen Handlungen. Die Predigt an Sonn- und Feiertagen sowie die regelmäßige Beichte in der Kirche gehörten zu den zentralen Bestandteilen der cura animarum. Als Begräbnisort war sie zugleich eine Stätte der »Memoria«, die die Lebenden mit den Toten verband.52 In Verbindung mit dem Totengedenken stand auch die hohe Zahl von Altären, an denen Messen gelesen wurden – für die Lebenden wie für die Toten. In der Nikolaikirche wa48

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Vgl. zur Kirchenverfassung der Oberlausitz von der Reformation bis ins 20. Jahrhundert Tobias (1866), Zobel (1920), Zobel (1939), S. 187–191 sowie Herzog (1959) mit dem Schwerpunkt sächsische Oberlausitz (also seit 1815 ohne Görlitz und Lauban) und Schott (1994) mit Blick auf die seit 1815 preußische Oberlausitz. Die Termini Bürger- oder Ratskirche sind eigentlich nicht eindeutig abgrenzbar. Sie werden benutzt, wenn vor allem die Bürger einer Stadt als Akteure in Bezug auf die Kirche auftreten. Die Ratskirche ist dann in gewisser Weise eine Steigerung, wenn die agierende und sich vor allem präsentierende Gruppe jene der Ratsherren ist. Noodt (2000), S. 252 hat am Beispiel Lübeck gezeigt, wie sich im 14. Jahrhundert die Pfarrkirche St. Marien von der »Bürger-« zur »Ratskirche« entwickelte, indem sie zur Bühne der frommen Selbstinszenierung hauptsächlich der Ratsherren wurde, die sich dort bestatten lassen wollten. Zu »Bürgerkirchen« vgl. Boockmann (1994b). Vgl. Blaschke (1978), S. 164. Vgl. zu den Sakramenten den Überblick in Angenendt (2003), S. 40. Zur »Memoria« in Görlitz vgl. das Kapitel 2.2 Memoria und Gebet, S. 265 ff.

1.1 Das Herz der Pfarrei – St. Nikolai sowie St. Peter und Paul

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ren es bis zur Reformation acht Altäre und in der Peterskirche über 40.53 Personell bildete die Priesterschaft der Nikolai- und der Peterskirche eine Einheit, die in der Priesterbruderschaft organisiert war, der zwei vom Rat ernannte Verweser vorstanden.54 Neben Einzelpersonen und Familien, die an bestimmten Altären für sich und nahe Verwandte Messen lesen ließen, gab es auch »Zechen«, die sich gemeinschaftlich um das Gebetsgedenken ihrer Mitglieder an einem bestimmten Altar kümmerten. Bis 1550 ist zwar expressis verbis nur ein »Krameraltar« in der Peterskirche nachweisbar, jedoch dürften auch die Tuchmacher als mächtigstes städtisches Gewerbe und andere Berufsgruppen ihre eigenen Altäre oder ministeria besessen haben.55 Der Rat war ebenfalls darauf bedacht, seine Messen in der Pfarrkirche am Hochaltar statt in der Ratskapelle lesen zu lassen. Neben diesen gottesdienstlichen Aspekten der gemeinschaftlichen Zusammenkunft in der Pfarrkirche gab es noch andere Angelegenheiten, die die Bürger in die Pfarrkirche führten. Zahlreiche Urkunden und Testamente wurden in der Sakristei ausgestellt und durch Zeugen beglaubigt, die Priesterbruderschaft führte hier ihre »Bankgeschäfte« durch, die die Priesterschaft und den Kirchenbau mit Bargeld und Zinseinkommen versorgten. Urkunden und Zinsbriefe wurden unter den Gewölben der Sakristei aufbewahrt.56 Die Kirche hatte seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts eine ansehnliche Bibliothek57, und es wurden auch Baumaterialien wie Kalk, Sand und Ziegelsteine in den Gewölben unter der Peterskirche aufbewahrt und verwaltet. Die Größe des Kirchenraumes bot schließlich hervorragende Bedingungen für Zusammenkünfte, obwohl diese ohne Erlaubnis des Rates eigentlich verboten waren. Dies galt natürlich nicht für die Ratsherren selbst. Aus einem Schöffenspruch um 1420 geht hervor, dass eine Ratssitzung in der Peterskirche für ungültig erklärt wurde.58 Weitere Hinweise auf derartige Sitzungen in diesem Gotteshaus sind bisher nicht bekannt, jedoch dürfte beim Zusammentreffen der Ratsherren in ihrem Ratsgestühl auch Politik gemacht worden sein. Die nicht im Rat vertretenen Bürger nutzten bisweilen die Zusammentreffen vor oder nach dem Gottesdienst aus, um ihren Unmut gegenüber dem städti53

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Eine genaue Zahl von Altären in der Peterskirche zu ermitteln ist schwierig, da in den Quellen die Altäre nicht immer mit ihrem vollständigen bzw. mit dem gleichen Namen bezeichnet werden, auch kann man nicht immer entscheiden, ob es sich um zwei verschiedene Altäre oder nur zwei ministeria ein und desselben Altars handelt. Ein erster Hinweis dazu findet sich in der Ratskürordnung des Stadtschreibers Johann Bereit von Jüterbog aus dem Jahr 1448, vgl. Bereit, Annalen, fol. 27v. Zur Priesterbruderschaft vgl. die Abschnitte 2.1.3, S. 258 ff. und 2.2.1, S. 268 ff. Vgl. zu den Altären der Innungen/Zechen den Abschnitt 2.1.2, S. 243 ff. Vgl. auch die Beobachtungen im Norddeutschen Raum, wo in den Tresenkammern der Pfarrkirchen ebenfalls wichtige Urkunden aufbewahrt wurden, Poeck (1994), S. 313. Zu den Beständen und der Geschichte der Peterskirchenbibliothek vgl.: Zobel (1941b) und Rabenau (1997). Der Hinweis findet sich in Jecht, Quellen, S. 76, die »Erste buchförmige Sammlung Magdeburger Schöffensprüche«, RA Görlitz: Varia 4, gilt seit 1945 als verschollen.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

schen Regiment zum Ausdruck zu bringen.59 Am 1. September 1527 versammelten sich sogar unter Führung des Tuchmachers Alexander Bolze die Ältesten der Innungen in der Peterskirche, um ihre Forderungen an den Rat zu beraten, wobei alle Türen versperrt und kein Ratsherr in die Kirche gelassen wurde.60 Schließlich machten der Pfarrer oder Prediger von ihrer exponierten Stellung Gebrauch, um in der Predigt den Rat oder einzelne Ratsherren persönlich anzugreifen.61 Dies war einer der Gründe, warum der Rat stets bemüht war, den Pleban selbst zu wählen. Andererseits erhielten der Pfarrer oder Prediger ein Entgelt, wenn sie im Auftrag des Rates der Gemeinde Botschaften verkündeten.62 1547 erging zum Beispiel der Befehl König Ferdinands I. an den Görlitzer Rat, den Prädikanten zu verordnen, den Sieg des Kaisers in der Schlacht von Mühlberg zu verkünden und zu feiern.63 Die Pfarrkirche St. Peter und Paul, die in ihrer architektonischen und künstlerischen Ausgestaltung das himmlische Jerusalem symbolisierte64, war also nicht nur das Zentrum des religiösen Lebens der Stadt, sondern auch ein Mittelpunkt der Verwaltung, Wirtschaft und Kommunikation.65 In ihr durchdrangen sich auf vielfäl59

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1388 wurde zum Beispiel ein Nicloz Cymmirman in dy achte getan, daz [er] sammenuge und oflauffe gemacht [habe] in sente Petirs kirche, dovon morde und gros ungemach geschen mochte, vgl. Stadtbuch 1337–1400, fol. 90r. Siehe auch zu »Aufläufen« in der Peterskirche die Stellen in Jecht (1908), S. 121. Vgl. SRL N. F. 4, S. 31 f. So verklagte um 1383 der Rat den Prediger Peter, zugleich Pfarrer zu Beldramsdorf, beim Bischof in Meißen, weil dieser nach einer Predigt am Palmsonntag (15. März) gegen den Rat gehetzt haben soll. Er habe behauptet, der Rat gäbe Geld für die Stadtbefestigung aus, von der der arme Mann nichts habe, die Wächter verschlängen das Geld, der arme Mann müsse jährlich viermal Geschoss zahlen und er weiß nicht, wie er das erarbeiten solle und niemand wüsste, wo das Geld hinkomme, der Rat verdiene am Weinschank und niemand wüsste wo das Geld hinkomme etc. 1386 wurde der Prediger seines Amtes enthoben, vgl. Gelbe (1883), S. 67, Anm. 20, der sich auf ein Manuskript von Christian Knauth († 1784) bezieht. 1467 beschwerte sich der Landvogt Beneš von Kolowrat beim Rat zu Görlitz, dass ihr Prediger in seinen Predigten viel zu weit wider König Georg von Podĕbrad rede, vgl. das Regest im VOU Heft 7–8, S. 101 f. 1488/89 (?) wurde der Görlitzer Bürgermeister in der Peterskirche vom Prediger bezichtigt, er würde alles Tuch aufkaufen, um zu spekulieren, was das Handwerk schädige, vgl. SRL N. F. 2, S. 226 f. Kurz vor dem sogenannten »Tuchmacheraufstand« führte 1527 Alexander Bolze in der Peterskirche aufrührerische Reden gegen den Rat, vgl. SRL N. F. 4, S. 49. Siehe auch für die Zeit des Pönfalls (1547) Neumann (1847), S. 103 f., 129 f. und 147. Vgl. die Ratsrechnungen im CDLS 4, S. 729 (anno 1452). Vgl. Zobel (1938), S. 111, Anm. 109: Befehl aus dem Feldlager zu Mühlberg vom 25. April 1547: Ihr wollet zu Lob und Danksagung solcher erlangten vcitoria das Te deum laudamus in der Kirche singen und ernstlich allen Predikanten befehlen lassen, dem Volk auf der Kanzel zu befehlen, Danksagung zu tun und um einen guten beharrlichen Frieden zu bitten. Vgl. dazu ausführlich mit den entsprechenden Abbildungen Bürger/Winzeler (2006), S. 83–89. Vgl. zu Pfarrkirche und Friedhof als zentrale Knotenpunkte der Kommunikation in der Stadt Reitemeier (2005), S. 311–393, 523–603 und Petke (2006), besonders S. 43–49, zum Aspekt der

1.1 Das Herz der Pfarrei – St. Nikolai sowie St. Peter und Paul

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tige Weise religiöse und weltliche Lebensbereiche des mittelalterlichen Görlitz. Die Bürger hatten in einer gemeinsamen Kraftanstrengung über Jahrzehnte ein nicht nur in seiner Größe beeindruckendes Gotteshaus geschaffen. Die unternehmerische Dimension von frommen Stiftungen trat dabei klar zu Tage, denn ein vergrößertes Gotteshaus nutzte vielen, die sich ihres Heils wegen in der Kirche versammelten, um Gottesdienst zu feiern und die Predigt zu hören. Größe und Gestalt der Architektur dienten der kollektiven bürgerlichen Selbstdarstellung aber auch dem Ansehen und der Erinnerung an die Stifter.66

Exkurs: Das liturgische Zentrum des Rates – die Ratskapelle Die eben skizzierte Bedeutung der Peterskirche innerhalb der Görlitzer Sakrallandschaft und Kommunikationsstrukturen wird sicher der Grund gewesen sein, warum der Rat Messen und Fürbitten, die eigentlich am Altar der Kapelle im Rathaus gelesen werden sollten, am Hochaltar der Stadtkirche lesen ließ. In der Ratskapelle wären sie der öffentlichen Wahrnehmung vollkommen entzogen gewesen und hätten damit eine ihrer wesentlichen Funktionen eingebüßt. Wie in Kapitel 2 gezeigt werden soll, war gerade der auf die allgemeine Wahrnehmung abzielende Charakter frommer Praktiken der Städter ein Wesensmerkmal eben dieser Handlungen. Besonders der städtische Rat musste auf eine breite Wahrnehmung seiner Frömmigkeit und die Integration bzw. Verschränkung von geistlichen und weltlichen Lebensbereichen bedacht sein, um seine Herrschaft zu legitimieren, Ansprüche geltend zu machen und Akzeptanz bei der Bürgerschaft zu erlangen. Die Verlagerung der Ratsmessen in die Peterskirche ist sicher der wesentliche Grund, warum die Ratskapelle in den Quellen kaum greifbar wird. Aus Stiftungen für den Hochaltar geht beispielsweise nie hervor, ob die Zuwendungen auf die spezifischen Ratsmessen abzielten oder privaten Charakter hatten. So können hier nicht die Beobachtungen wie in anderen Städten gemacht werden, in denen die Ratskapelle »Das Zentrum bürgerlicher Herrschaft und Frömmigkeit« war.67 Dieses Zentrum ist in Görlitz die Pfarrkirche St. Peter und Paul.

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Kirche als öffentlichem Raum Schwerhoff (2004), S. 125 f. und zu »Funktion, Motivation, Architektur« Philipp (1987). Auf diese Zusammenhänge zwischen Frömmigkeit und Unternehmergeist hat Martial Staub aufmerksam gemacht, nachdem er den Bau des Hallenchores der Nürnberger St. LorenzKirche zwischen 1439 und 1477 untersucht hatte, vgl. Staub (2002). Vgl. dazu die gleichnamige Arbeit von Heckert (1993) sowie die Beispiele von Ratskapellen, die als Teil des Rathauses, einer Kirche oder als ein eigenständiges Gebäude errichtet wurden in Poeck (1994), S. 321 f., Bünz (2003), S. 367 ff. und zu Leipzig Bünz (2008) mit einem umfassenden Literaturüberblick.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

Zur »Verlagerung« der Ratskapelle in die Parochialkirche lässt sich folgende Chronologie skizzieren: Etwa um 1350 wurde in Görlitz ein erstes Rathaus erbaut.68 Während der Regierungszeit des Herzogs Johann von Görlitz (1377–1396) gestattete 1384 der Meißner Bischof Nikolaus I. dem Rat im praetorium, an sicherer und dazu geeigneter Stelle, einen tragbaren Altar einzurichten, doch ohne den Pleban und die Pfarrkirche in ihren Rechten und Gerechtigkeiten zu beeinträchtigen. Kurz darauf stiftete der Rat im Rathaus eine Kapelle mit einem Altar zu Ehren des Heiligen Leichnams und des Heiligen Hippolyt mit 8 mr. jährlichen Zinsen.69 Eine Lokalisierung des Standortes ist nicht mehr eindeutig möglich. Marius Winzeler bringt jedoch gute Argumente dafür, dass sich die Kapelle im ersten Obergeschoss des Gerichtsflügels des Rathauses befunden haben könnte, wo einst ein Erker in die Apothekergasse hineinragte.70 Am 6. Februar 1386 gestattete der Görlitzer Pfarrer Johannes von Luttitz dem Rat, das Zinseinkommen des Altars um 1 mr. zu erhöhen sowie am Montag, Mittwoch und Freitag eine Messe daran zu feiern.71 Dazu gab auch der Görlitzer Herzog Johann sein Einverständnis.72 In der Urkunde heißt es zum Zweck der Stiftung: […] gestiftt und gebauet haben zu troste und zu hülffe unseren vorfahren eltern seliger gedachtnuss, unser und aller nachkomlingen zeelen und ouch alle den zelen, die jr almusen und gutte darzu gereichet und gegen haben, […].73

Die Opfergaben am Altar sollten dem Pfarrer zukommen. Bis 1450 sind als altaristae praetorii nachweisbar: 1385 ein domino Johanni capellano civitatis, 1413 ein Thomas74, 1436 bis 1451 Lorenz Bornemann der stat capellan, 1447 Johannes Smalcz und der rector scolarum Martin Huffener aus Prettin.75 Aus den Aufzeichnungen des Stadtschreibers Johann Bereit von Jüterbog aus den Jahren um 1450 wird dann erstmals ersichtlich, dass die Ratsmessen »nunmehr« (adhuc) am Hochaltar der 68 69

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Vgl. zum Rathaus Jecht (1927–34), S. 340–351. Das Original ist verschollen, vgl. Urkundenabschriften Bd. 255, fol. 52r–v und das Regest im VOU Heft 3–4, S. 121, Nr. 590 (1385. Februar 6.). Nach Pescheck (1847–55), Teil 3, S. 228 (ohne Quellenangabe) sollen sich die Görlitzer wegen eines Sieges am Festtag dieses Heiligen für das Patrozinium entschieden haben. Vgl. Winzeler (2007), S. 421 f. Vgl. Lose Urkunde 1386. Februar 6.; Reg.: VOU Heft 3–4, S. 121, Nr. 591 und 592. Die Beteiligung des Herzogs an Stiftungen in Görlitz ist nicht nachweisbar. In Prag hatte er 1389 einen Altar gestiftet und sich ebenfalls für zahlreiche Ablässe eingesetzt, vgl. Hrdina (2006), S. 49. Vgl. den Abdruck bei Gelbe (1883), S. 160 f. Vgl. dazu die bischöfliche Bestätigung: Lose Urkunde 1386. Juni 21.; Reg.: VOU Heft 3–4, S. 122, Nr. 596. Wahrscheinlich Thomas, der ehemalige Schulmeister, der 1438 noch als Altarist des Altars der Hl. Petrus und Paulus sowie der Hl. Katharina in der Peterskirche bezeichnet wird, vgl. LO 1434–1483, fol. 14r, abgedruckt im CDLS 4, S. 24. Vgl. die Ratsrechnungen im CDLS 3, S. 105 (1385. Dezember 23.); LO 1384–1435, fol. 21v–22r (anno 1413); LO 1434–1483, fol. 8r (1436. Mai 11.), fol. 45r (1451. Juni 11.); CDLS 4, S. 482 (1447. August 27.) und Varia 59, fol. 9v (1447).

1.1 Das Herz der Pfarrei – St. Nikolai sowie St. Peter und Paul

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Stadtpfarrkirche St. Peter gefeiert wurden.76 Der Rat hatte also kurz vor der Jahrhundertmitte, in den Jahren als die Stadt nach den Hussitenkriegen aufblühte und wirtschaftlich sowie politisch erstarkte, sein liturgisches Zentrum in die Stadtpfarrkirche verlegt, an der man bereits in großem Maßstabe Erweiterungen begonnen hatte. 1465 unternahm der Rat einen weiteren bedeutsamen Schritt. Er ließ die Messen des Ratsaltares bzw. des Hochaltares der Peterskirche in das »Gestift der Leiden unsers Herrn Jesu Christi« inkorporieren.77 Dieses »Gestift« war eine Stiftung des Stadtschreibers Johann Bereit von Jüterbog aus dem Jahr 1465, mit der er zahlreiche Messen stiftete, die sowohl im Hauptschiff der Peterskirche als auch in der Georgenkapelle, der Krypta der Peterskirche, gefeiert werden sollten (Abb. 6). Zusätzlich verlegte der Rat den tragbaren Altar aus dem Rathaus in die Georgenkapelle. Durch die hohe Zahl der Messen bzw. Gesänge und die Forderung, dass sechs bis dreizehn Personen, davon die Hälfte Priester, teilnehmen sollten, handelte es sich de facto um eine Alimentierungsstiftung für Görlitzer Priester.78 Diese waren wiederum in der Priesterbruderschaft vereinigt, der ein Haus direkt neben der Peterskirche als Wohnhaus diente und die ihre Vorsteher vom Rat ernannt bekam. Auf diese Weise verknüpfte der Rat alle Messen, Fürbitten etc., die das Ratskollegium betrafen, mit der Görlitzer Priesterschaft, konnte diese administrativ kontrollieren und sich die Funktion eines »Kreditinstituts« der Priesterbruderschaft zu Nutze machen. Seelenheilfürsorge, Fürbitten, Memoria, Repräsentation, wirtschaftliche und politische Interessen wurden so auf einzigartige Weise zusammengeführt. Welcher Art die Messen an den Ratsaltären waren, wurde schon in der Genehmigung von Herzog Johann zur Einrichtung der Ratskapelle zum Ausdruck gebracht: Sie dienten hauptsächlich dem Gedächtnis der verstorbenen und der Fürbitte der lebenden Ratsmitglieder sowie der herzoglichen Familie. Ein Totenbuch speziell für die Mitglieder des Rates ist nicht erhalten. In den Quellen findet sich auch kein Hinweis darauf. Vermutlich wurde mit der Transferierung des Ratsaltars in die Peterskirche und der Inkorporierung desselben in das »Gestift der Leiden« auch das Totengedenken in die Pfarrkirche verlagert. Dort wiederum oblag die Organisation desselben der Priesterbruderschaft. Von den Pfarrkirchen St. Nikolai bzw. St. Peter ist kein Totenbuch erhalten geblieben. Dass es ein solches gegeben hat, geht aus 76

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Zu den Aufzeichnungen Jüterbogs, RA Görlitz, Varia 59, vgl. Jecht, Quellen, S. 174 ff. Sie wurden zum Teil ediert, vgl. CDLS 4, 645 f. Jecht gibt dort fälschlicherweise als Quelle Varia 19 anstatt Varia 59 an. Zur Ratskapelle vgl. ebd. und S. 394 Anm. 1: Altare pretorii, cujus misse adhuc in summo altari in ecclesia sancti Petri celebrantur et in honore corporis Christi, Ypoliti martiris et sociorum ejus erectum; protunc altarista hujus magister Martinus Huffener de Prettin [nordöstlich Torgau], rector scolarum, habet annos census in pretorio in terminis Walpurgis, Michaelis 7 sch. 12 gr. Der Schulmeister ist noch 1452 als Altarist ebd. nachweisbar, vgl. CDLS 4, S. 738. Zu Einzelheiten vgl. den Abschnitt 2.1.3 Das »Gestift der Priester« in der Pfarrkirche St. Peter und Paul, S. 258 ff. Diese Stiftung behandelt ausführlich Abschnitt 2.1.3, S. 258 ff.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

mehreren Testamenten hervor, in denen die Testatoren explizit wünschten, ins Totenbuch der Pfarrkirche eingetragen zu werden. Außerdem sind einige Fragmente dieses Liber mortuorum in den Marginalien des Kürbuches von Bartholomäus Scultetus überliefert.79 Sie nennen die Namen von Priestern und Ratsmitgliedern. Neben der liturgischen Memoria dürften an den Altären auch Fürbitten für Ratswahlen oder diplomatische Missionen und dergleichen gehalten worden sein. Schriftlich ist dies für die Pfarrkirchen nicht bezeugt, weil man solche Bitten wahrscheinlich mündlich vorbrachte, aber an das Cölestinerkloster auf dem Oybin schrieb man Briefe, in denen der Rat regelmäßig um Fürbitten ersuchte. Aus diesen Briefen geht ebenfalls hervor, dass man die gleichen Wünsche den Görlitzer Franziskanern vorbrachte.80 Des Weiteren dürften in der Ratskapelle auch Ratsmessen vor Ratssitzungen oder der Ratskür gefeiert worden sein, wie dies in anderen Städten belegt ist.81 Allerdings ist in Görlitz bisher nur ein Stadtschreiber nachweisbar, der auch die Priesterweihe gehabt hat, nämlich Johannes Gorigk. Er war 1414 mit einem Altar im Heilig-Geist-Hospital belehnt.82 Andere Benefizien sind für ihn bisher nicht nachweisbar, es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass er liturgische Aufgaben für den Rat erfüllte. Die Priesterwürde des Stadtschreibers wird hier deshalb thematisiert, weil zum Beispiel in Lübeck, Rostock und Stralsund zumindest im 14. Jahrhundert Stadtschreiber mit vom Rat gestifteten Vikarien belehnt waren und durch ihre Weihe in der Lage waren, die Aufgaben der Ratsmemoria zu übernehmen.83 Überblickt man die Chronologie zur Ratskapelle, so ist festzustellen, dass in den letzten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts, als die Macht und der Wirkungskreis des Rates durch die Existenz eines Görlitzer Herzogs und eines unabhängigen Pfarrers, stark eingeschränkt waren, sich der Rat auf sein unmittelbares »Territorium« – das Rathaus – zurückzog. Als aber kein Herzog mehr den Handlungsspielraum des Rates einschränkte und der Rat zunehmenden Einfluss auf die Pfarrei gewinnen konnte, da begann er, ein engeres Band zur Pfarrkirche und Görlitzer Priesterschaft zu knüpfen. Sicher tat er dies in dem Bewusstsein, dass politische Gestaltungsmöglichkeiten in der Stadt mit dem Einfluss auf kirchliche Institutionen bzw. mit dem Engagement in diesen Institutionen einhergingen. Politische Karrieren wie die des späteren Bürgermeisters Nikolaus Mondenschein zeigen geradezu exemplarisch, wie das Durchlaufen 79

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Die Marginalien aus Scultetus, Kürbuch, die den Liber mortuorum der Pfarrkirche betreffen, sind abgedruckt in Jancke (1869), S. 302 ff., es sind Einträge aus den Jahren 1350 bis 1457. Einen einzelnen Eintrag zum Jahr 1434 druckte Köhler (1858) ab. Vgl. dazu die Ausführungen im Abschnitt 1.8, S. 146 ff. zu den Franziskanern und Abschnitt 1.9, S. 172 ff. zu den Cölestinern. Vgl. Heckert (1993) und Maurer (1972). Vgl. Kladde (1406–1414) zum Ältesten Stadtbuch 1305–1416, 51r und Knauth (1772), S. 21. Siehe auch zu Johannes Gorigk alias Tabernator Jecht (1940), S. 27 f. Vgl. zu den genannten Hansestädten Poeck (1994), S. 315 ff. 1418 wird Gorigk als Kaplan des Hl.-Geist-Hospitals bezeichnet, vgl. LO 1384–1435, fol. 38v.

1.2 Das Zentrum der Bürgerbruderschaft – die Frauenkirche

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des cursus honorum vom Kirchenverweser zum Bürgermeisteramt führen konnte.84 Dieses wechselseitige Durchdringen kirchlicher und weltlicher Lebensbereiche auf dem Gebiet der Stiftungen und des Totengedenkens, das für eine mittelalterliche Stadt nicht anders zu denken war, soll in Kapitel 2 noch einmal genauer untersucht werden. Hier ist zu resümieren, dass der Rat durch möglichst viele und vielseitige liturgische Handlungen am Ratsaltar bzw. in der Stadtpfarrkirche, im städtischen Franziskanerkloster und im entfernten Cölestinerkloster auf dem Berg Oybin versuchte, für seine Mitglieder ein umfassendes Gebetsgedenken zu organisieren und für seine Politik um Fürsprache zu bitten. Diese Fürsprachen, Messen und Gebete sowie die engen Verbindungen zur Priesterbruderschaft waren als ostentativ in der Öffentlichkeit zelebrierte fromme Akte des Rates ein wichtiger Bestandteil der öffentlichen Legitimation und Akzeptanz der Ratsherrschaft.85 Die Fürsprachen etc. zielten dabei auf die Ratsherren als Gesamtheit ab, nicht auf ihre Individuen, und auf die ganze Stadtgemeinde. Das individuelle Gebetsgedenken der Ratsherren wurde hingegen hauptsächlich durch die Bruderschaften oder im Franziskanerkloster organisiert.

1.2 Das Zentrum der Bürgerbruderschaft – die Frauenkirche Die besondere Stellung der Peterskirche innerhalb der Görlitzer Sakraltopografie wird erst deutlich, wenn man sich alle anderen Standorte von Kirchen und Kapellen anschaut. Neben der Kirche des Franziskanerklosters86 gab es bis 1512, dem Jahr der Weihe der Annenkapelle, keine weitere Kirche oder Kapelle intra muros. Umso erstaunlicher ist es, dass außerhalb der Mauern, im Süden, an der Straße nach Zittau, eine Kirche errichtet wurde, die zur Zeit ihrer Fertigstellung um 1480 an Größe die alte Pfarrkirche St. Nikolai überragte und an ihren Altären höhere Zinseinkünfte hatte als diese.87 Da bisher eine monographische Untersuchung zur »Frauenkirche« oder »Kapelle unser lieben Frauen«, wie sie in den Quellen oft genannt wird, fehlt, sollen im Folgenden einige Eckdaten präsentiert werden, die die Geschichte und Bedeutung dieses Gotteshauses erhellen. Nach chronikalischen Berichten, die sich mit dem überlieferten Quellenmaterial nicht mehr bestätigen lassen, wurde die Frauenkirche 1349 als Sühnekapelle errichtet. Friedrich von Biberstein soll in Friedland sieben Görlitzer Bürger aus vorneh84 85 86

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Zu Nikolaus Mondenschein vgl. den Abschnitt zur Hl.-Grab-Anlage S. 100 ff. Siehe dazu ergänzend die Ausführungen im Abschnitt 3.2 Des Rates Auffassung über den »Gemeinen Nutzen«, S. 338 ff. Durch die Stadterweiterung um 1250 wurde das Franziskanerkloster in das Stadtgebiet intra muros einbezogen. Zum Problem des Stadtgrundrisses und der Stadterweiterung im 13. Jahrhundert vgl. Jecht (1926), S. 24–34 und Richthofen (2004). Zu den Zinseinkünften vgl. die Angaben der Meissner Bistumsmatrikel von 1495.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

men Familien erschlagen haben, wofür er 200 sch. gr. als Sühne an die Stadt für einen Kirchenbau zahlen musste.88 Erst 1355 findet sich in einer Urkunde Karls IV. der Hinweis auf den Bau einer neuen Kapelle, für den der Rat einen Erbzins von 12 mr. gr. kaufen wollte.89 Im Jahr 1358 vermachte die Kunne Kogilbergine der nuen kirchin 1 mr. und für 1361 ist von einem jährlichen Zins zu lesen, der an den »Hohen Altar« der Kirche zu unser vrouwen zu zahlen war.90 Unter den Legaten im Testament des Nicolas Ysinhut heißt es 1363: Unam fenestram vitream ad novam ecclesiam beate virginis et constituit Johannem Haynaw in procuratorem fenestre istius.91 Am 17. Mai desselben Jahres bestätigte der Meißner Bischof die Stiftung einer Wohnung für die Altaristen an der »Kapelle der Jungfrau Maria«.92 In den folgenden Jahren berichten die Quellen nichts Außergewöhnliches, das erklären könnte, wie aus einer kleinen Sühnekapelle eine stattliche Kirche wurde. Die Ratsrechnungen berichten Anfang September 1379 von der Weihe eines nicht näher genannten Altars93, und am 19. Juni 1395 wurden Gelder für einen Weihbischof ausgegeben, der einen Altar und den Kirchhof der Frauenkirche weihte94. Ein Verwalter, nach dem Wortlaut der Quellen »Kirchenvater«, wird erstmals 1401 namentlich erwähnt, von einem Glöckner an der Frauenkirche erfahren wir 1410.95 Aus den 88

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Vgl. die ausführliche Darstellung dieser Begebenheit bei Jecht (1927–34), S. 767 f. Überliefert ist diese Anekdote als Regest im VOU Heft 2, S. 56 (ohne Quellenangabe); in Sculteti, Chronicon 1, S. 28–29; in: Eine uralte Nachricht von den Zwistigkeiten Friedrichs, Herrn von Biberstein, auf Friedland etc. die er 1349 mit der Stadt Görlitz gehabt, in: Lausitzisches Magazin 1772, S. 214 ff. sowie bei Worbs (1798), S. 154 ff. Neumann (1850), S. 658 gibt 1344 an, was ein Druckfehler sein dürfte, vgl. ebd. die Namen der erschlagenen Görlitzer Bürger. Vgl. Lose Urkunde 1355. August 23.; Reg.: VOU Heft 2, S. 62, Nr. 315. Zu 1358 vgl. Ältestes Stadtbuch 1305–1416, S. 131a, siehe auch S. 134 die Zinsübertragung zu der nuen kirchin. Siehe auch Jecht (1891), S. 14. Eine »neue Kirche« erscheint in weiteren Testamenten im Ältesten Stadtbuch 1305–1416, S. 140a (anno 1359), ebd. S. 140a–b (anno 1359) sowie zweimal im Stadtbuch 1337–1400, fol. 15r (anno 1360). Zu 1361 vgl. Ältestes Stadtbuch 1305–1416, S. 147b. Vgl. Stadtbuch 1337–1400, fol. 18v. Die Stiftung hatte folgenden Inhalt: Johannes Katherine, Altarist in der Kapelle der Jungfrau Maria außerhalb der Stadtmauern von Görlitz, hat von seinem eigenen Geld ein Haus für sich und seine Nachfolger im Altaristenamt gekauft. Das sollen er und seine Nachfolger stets und frei besitzen. Ferner hat er von der Stadt 1 mr. jährlichen Zins gekauft, welche nach seinem Tod zur Hälfte an die Kirche, zur anderen Hälfte an seine Nachfolger fallen solle. Diese sollen dafür jährlich am Montag und Dienstag nach Pfingsten Totenmessen für den Stifter halten. Dies alles bestätigt der Meißner Bischof und gewährt dem Messe lesenden Altaristen einen Ablass von 40 Tagen. Vgl. Lose Urkunde 1363. Mai 17. und HospA fol. 2v (Kämmerei-Archiv Nr. 54); Reg.: VOU Heft 2, S. 78, Nr. 387. Siehe auch die Einigung unter den Altaristen dieses Haus betreffend vom 21. Januar 1517 im VOU Heft 9–20, S. 107. Vgl. die Ratsrechnung vom 4. September 1379 im CDLS 3, S. 51. Siehe auch Gelbe (1883), S. 67. Vgl. CDLS 3, S. 250. Vgl. LA 1389–1413, fol. 208r: Kirchenvater Teschkawen. Kladde (1406–1414) zum Ältesten Stadtbuch 1305–1416, fol. 25v und Ältestes Stadtbuch 1305–1416, S. 286a.

1.2 Das Zentrum der Bürgerbruderschaft – die Frauenkirche

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Zinsabrechnungen des Görlitzer Rates für 1415 ist ersichtlich, dass bereits drei von später fünf Altären in der Kirche standen.96 In einigen Testamenten werden Stiftungen zu Altären in der Frauenkirche überliefert97, und vereinzelt werden Zinsen an die Frauenkirche verkauft.98 Jedoch lässt sich aus dem Vergleich mit den Legaten oder Zinsverkäufen an andere Kirchen und Kapellen keine besondere Vorliebe frommer Bürger für die Frauenkirche erkennen. Die eigentliche Ursache für die gute finanzielle Ausstattung der Kirche, die sich am Ende des 15. Jahrhunderts vor allem in der architektonischen Gestaltung niederschlug, dürfte in den Aktivitäten der »Frauenbruderschaft«, häufiger »Bürgerbruderschaft« genannt, zu finden sein. Die Görlitzer Bruderschaften werden in Kapitel 2.2.1 ausführlich behandelt. Hier ist es vorerst wichtig darauf hinzuweisen, dass die schon genannte Priesterbruderschaft ihren institutionellen Mittelpunkt in der Pfarrkirche hatte, während die Bürgerbruderschaft ihr Betätigungsfeld in der Frauenkirche suchte. Beide Bruderschaften werden nach dem momentanen Forschungsstand fast zeitgleich in den Stadtbüchern zum ersten Mal erwähnt, die brudirschaft zcu unsir liebin frauen 1420 und die brudirschaft der prister 1423.99 Aktivitäten der Bürgerbruderschaft sind in den Zwanziger- und Dreißigerjahren jedoch kaum zu beobachten und der Ablass, den der Stadtschreiber Laurentius Erenberg 1434 aus Rom für alle Görlitzer Kirchen und Kapellen mitbrachte, verursachte mehr Streit im Rat und Kosten für die Stadt, als dass er sich in der Stiftungsfreude der Görlitzer niedergeschlagen hätte.100 Die we96

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Vgl. die Edition von Jecht (1941b): Herr Heinrich Apothekers Altar zu Unser [lieben] Frauen, 6 mr. Zins (S. 78, siehe auch CDLS 3, S. 103, Zeile 7 und Jecht [1926], S. 594). Herr Eckilmans Altar zu Unser [lieben] Frauen, hat jährlich 4 mr. Zins (S. 79). Herr Horns Altar zu Unser [lieben] Frauen, hat 4 mr. Zins (S. 79; Horn war 1406 Pfarrer in Görlitz, vgl. CDLS 3, S. 507, Zeile 20). Das als verschollen geglaubte Zinsbuch befindet sich heute auslagerungsbedingt in der Handschriftenabteilung der UB Breslau, Signatur: Akc. 1968/413. 1358: 1 mr. (ZUB S. 78, Nr. 229). 1359: 1 Schilling (ZUB S. 81, Nr. 241). 1359: 2 mr. (Ältestes Stadtbuch 1305–1416, S. 140a–b). 1360: 10 mr. (Stadtbuch 1337–1400, fol. 15r). 1364/69: 3 mr. (CDLS 3, S. 3 und 4). 1367: 5 mr. (Stadtbuch 1337–1400, fol. 23v). 1368: 1 mr. (ebd. fol. 24r). 1384: 4 mr. (LO 1384–1435, fol. 2r). 1404: 3 mr. (Entscheidebuch 1396–1434, fol. 8r). 1416: 6 mr. zu dem geleuchte zu unser frauen off die crone [Marienbild?] (LA 1413–1422, fol. 65r). 1417/18: 14 sch. 24 gr. (CDLS 3, S. 740). 1422: 1 mr. (Urkundenbuch 5, fol. alt. 184r–v, neu 189r–v). 1401: ½ mr. um 8 mr. (LA 1389–1413, fol. 208r). 1417: 1 mr. um 20 mr. (LO 1384–1435, fol. 36v). 1420: ½ mr. um 6 mr. (ebd. fol. 45r). 1428: 1 mr. um 16 mr. (ebd. fol. 72v–73r). 1434: ½ mr. um 5 ½ mr. (ebd. fol. 90v). Vgl. LO 1384–1435, fol. 45r; siehe die Edition des entsprechenden Zinsverkaufs an die Bürgerbruderschaft in Speer (2006), S. 60, Anhang 3. Zur Priesterbruderschaft vgl. LO 1384–1435, fol. 56v. Alles Weitere zu den Görlitzer Bruderschaften findet sich im Abschnitt 2.2.1 Struktur und Organisation der Bruderschaften in Görlitz bis 1550, S. 268 ff. Zu Laurentius Erenberg und seinen teuren Gesandtschaftsreisen vgl. Jecht (1941) und SRL N. F. 1, S. 232 f. Der Streit über die immensen Kosten für das neue Stadtwappen, einige Privilegien und den Ablass führte schließlich dazu, dass er 1436 als Stadtschreiber nach Schweidnitz ging. Stefan Bürger (Bürger/Winzeler [2006], S. 46) behauptet, der Ablass habe der Pe-

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

nigen Stiftungen und Schenkungen für Görlitzer Kirchen bis 1437 sind marginal.101 Eine Ursache dafür waren die kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Hussiten, die in den Zwanziger- und Dreißigerjahren die finanziellen Ressourcen der Stadt, sei es durch die Aufgebote für Heerfahrten oder durch den Ausbau der Stadtbefestigungen, aufbrauchten.102 1431 mussten die Nikolaikirche und die Frauenkirche sogar zum Teil abgebrochen werden, um das Verschanzen gegnerischer Truppen zu verhindern, auch von der Pest wurde die Stadt in jenem Jahr nicht verschont.103 Als die Bedrohung durch die Hussiten 1437 vorüber war, begannen sofort erste Bauarbeiten an der Frauenkirche.104 Die Kriegsjahre hatten aber neben den fatalen Auswirkungen auf die Finanzlage der Stadt auch einen positiven Impuls auf die Führung der Stadtbücher, die für die Untersuchung der wirtschaftlichen Aspekte frommer Praktiken von größter Bedeutung sind. Die hohen Verteidigungsausgaben der Stadtkasse und die damit verbundenen Ströme von Einnahmen und Ausgaben hatten bereits zu Beginn der Dreißigerjahre die städtische Kanzlei veranlasst, die Reihen der Stadtbücher inhaltlich zu differenzieren und akkurater zu führen. Am augenscheinlichsten ist dieser Wandel in der Reihe der Libri obligationum zu beobachten. Bis 1435 gab es zwei Bücher dieser Reihe. Das eine von 1384 bis 1411, im Format nur wenig größer als oktav, das andere in Foliogröße von 1384 bis 1435. Beide sind inhaltlich kaum strukturiert und die Trennung in zwei Bände nicht nachvollziehbar. Mit dem Jahr 1434 wurde be-

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terskirche wichtige Zuwendungen beschert, dies lässt sich jedoch nicht belegen und ist nach dem oben Geschilderten unwahrscheinlich. Zugunsten der Frauenkirche werden gestiftet: 1424: 4 mr. jährlicher Zins (LO 1384–1435, fol. 60v). 1427: 1 mr. an alle drei Altäre (ebd. fol. 68r, vgl. die Edition des umfangreichen Testaments, das auch andere Kirchen begünstigt, in Speer [2006], S. 62, Anhang 7). 1434: 3 mr. jährlicher Zins (ebd. fol. 93r). 1435: 7 mr. minus 4 gr. jährlicher Zins (LR 1432–1450, fol. 39v– 40r und Lose Urkunde 1435. September 16.). 1436: einen goldenen Ring (ebd. fol. 45v). 1437: 1 mr. (ebd. fol. 50v), 6 mr. (ebd. 54v). Zur in Görlitz erhobenen »Ketzersteuer« für den Kampf gegen die Hussiten vgl. Jecht (1926), S. 153. Zu den Kriegszügen der Hussiten und den zeitgleichen Fehden vgl. Jecht (1898), Jecht (1911), Jecht (1912), Jecht (1926), S. 149–165, Metzig (2010) und die Quellen dazu im CDLS 2 sowie die Chronik des Martin von Bolkenhain. Zu den Fehden der Oberlausitzer Sechsstädte mit dem Adel fehlt eine zusammenfassende Darstellung, einen knappen Überblick bieten für Görlitz Neumann (1850), S. 217–225 und Richard Jechts Geschichte der Stadt, vgl. Jecht (1926), S. 105 f., 146 f., 161 f., 175–184, 185–189, 219–224, 231–238 und 243–248; zu Richard Jechts Fehde-Verständnis vgl. die kritischen Anmerkungen von Pietsch (1961). Siehe auch die Fehden bis ca. 1450 in Boetticher (1915), S. 161 ff.; zur Kragenschen Fehde 1510 vgl. Knothe (1886) und Jecht (1926), S. 261–263. Vgl. CDLS 2.2, S. 207, Zeilen 1 und 26 sowie die Schreiben an die römische Kurie im RepGerm 5, S. 392, Nr. 2286. Zur Pest vgl. Jecht (1911), S. 99, 304, 318; Jecht (1926), S. 164, 274 f. sowie Jecht (1933), S. 145. Vgl. CDLS 2.2, S. 647: Der Rat gibt für Maurer am 20. Januar 1437 7 sol. gr. aus. 1439 wird ein Garten erwähnt, do man unser frauen kirche hatte willen hin czusetczin, vgl. LR 1432–1450, fol. 77r.

1.2 Das Zentrum der Bürgerbruderschaft – die Frauenkirche

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gonnen, die Libri obligationum im gleichen Folioformat wie die anderen Stadtbücher zu führen und alle Einträge durch Überschriften klar zu gliedern.105 Diese Beobachtung ist hier deshalb hervorzuheben, weil die genannten Bücher die wichtigste Quelle zu den Görlitzer Bruderschaften sind. In ihnen wurden die »Zinsverschreibungen«, die nach heutigem Sprachgebrauch Hypothekenaufnahmen waren, verzeichnet. Ein Teil dieser Kredite wurde von Privatpersonen oder größeren kirchlichen Institutionen, beispielsweise in Breslau, finanziert. Den weitaus größten Raum nehmen jedoch Eintragungen in Anspruch, die an erster Stelle die Priesterbruderschaft betreffen und an zweiter Stelle die Bürgerbruderschaft. Wiederum nur ein Bruchteil der Zinsverträge betrifft die Finanzierung von Messstiftungen. Die Masse der Verträge sind Hypothekenaufnahmen, bei denen die Bruderschaften oder die jeweiligen Altaristen zu keiner Gegenleistung in Form von Messelesen verpflichtet wurden. Mithin waren die zwei genannten Bruderschaften die wichtigsten städtischen Kreditinstitutionen.106 Dies ist nun der wesentliche Punkt, der die Finanzierung des nicht gerade bescheidenen Neubaus der Frauenkirche erklärt.107 Die Bürgerbruderschaft hatte zum einen das Interesse, ihrem Betätigungsfeld einen repräsentativen Rahmen zu geben und zum anderen war sie in der Lage, dies auch zu finanzieren, sei es durch Kreditgeschäfte oder durch das Einwerben von Spenden. Es ist außerdem davon auszugehen, dass sich die Bürgerbruderschaft als Vereinigung der Brauhofbesitzer, genannt »Biereigner«, bewusst außerhalb der Stadtmauern einen Gegenpol zur Priesterbruderschaft schuf. Als ein weiteres Beispiel für die Finanzkraft von Bruderschaften sei auf die Bautzener Frauenbruderschaft hingewiesen, die etwa zur gleichen Zeit (1457–1464) auf eigene Kosten die Erweiterung der Bautzener Petrikirche getragen hat.108 Allein durch die Zinseinnahmen der Görlitzer Frauenbruderschaft und Schenkungen aus Testamenten dürfte der Bau der Frauenkirche jedoch nicht finanziert worden sein, eine Tatsache, die für alle Görlitzer Kirchenbauten gilt. Die Ratsrechnungen lassen keine besonders hohen Ausgaben durch die Stadt erkennen. Wahrscheinlich wurde der größte Teil durch Sammlungen der Kirchenväter eingenom-

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Zu den Libri obligationum vgl. die Angaben hinten im Quellenverzeichnis und die Beschreibung in Jecht, Quellen, S. 38–43. Vgl. dazu den Überblick von Speer (2006). Zum Aspekt der Kreditvergabe durch Bruderschaften vgl. beispielsweise für den norddeutschen Raum die Untersuchung von »Bootsleutebruderschaften« von Brück (1993). Zur Baubeschreibung vgl. Jecht (1927–34), S. 769 ff. und die dort angegebene Literatur, Struve (1872) und Wenzel (1998). Zu Kunstgegenständen aus der Frauenkirche siehe Jecht (1933c). Zum restaurierten Jungfrauenaltar vgl. Reiner/Winzeler (2003) und zu den noch erhaltenen und verlorenen Ausstattungsstücken Fink/Wenzel (2010). Vgl. Needon (1910), Nr. 11.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

men. Deren Verzeichnisse und die Listen einer etwaigen Kirchenfabrik sind allerdings nicht erhalten.109 Es kamen also mehrere Faktoren zusammen, die den Neubau der Frauenkirche vorantrieben: Der allgemeine wirtschaftliche Aufschwung, den Görlitz seit der vierten Dekade des 15. Jahrhunderts erlebte, eine effektive Stadtverwaltung, das Wirken der Bürgerbruderschaft und ein gesteigertes Bedürfnis der Görlitzer, ihrer Frömmigkeit auf verschiedenen Feldern Ausdruck zu verleihen. Schenkungen und Stiftungen für Gotteshäuser waren dabei aber nur eine Möglichkeit. Eine Untersuchung der Pilgerfahrten von Görlitz nach Rom hat beispielsweise gezeigt, dass in keinem einzigen Jahr mehr Pilger nach Italien aufgebrochen waren als 1450.110 Zur Geschichte der Frauenkirche seien noch einige abschließende Worte gesagt. Bauarbeiten sind an ihr 1442, 1451 und 1453 nachweisbar111. Stilkritische Untersuchungen haben zudem ergeben, dass die Bauleute des Nordschiffes der Peterskirche ab 1449 den Chor der Frauenkirche errichteten.112 1459 soll dann der Grundstein zu einer Erweiterung gelegt worden sein und am 29. Mai 1473 wird von einer Weihe noch vor der Vollendung berichtet.113 Für 1494 erzählen die Ratsannalen von der Deckung des Kirchendachs und dem Aufstellen eines Glockenstuhls.114 Aus dem Jahr 1477 ist eine Anfrage des Görlitzer Rates an den päpstlichen Legaten Bischof Rudolf von Breslau überliefert, in der der Rat bittet, den hunderttägigen Ablass, der zum Ausbau der Frauenkirche gewährt worden war, noch um zehn Tage zu verlängern.115 Den Ablassbrief erhielt der Rat am 25. März 1477.116 Ein weiterer Ablass wurde 1475 für ein Marienbild in der Frauenkirche und 1486 ein erneuter für die Kirche gewährt.117

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Derartige Sammlungen fanden mehrfach zugunsten der Peterskirche statt, es wurde zudem 1496 eine Sondersteuer in der Stadt erhoben, vgl. Jecht (1896), S. 286, Anm. 2. Siehe auch Pietsch (1935), S. 55, Anm. 20 (zitiert nach Urkundenbuch 9, fol. 2): […] vortzeyt ging man alle sontage von eym hospital zu dem andern. Do wart dem armen in eyn tafel ader stock pfennige gelegt, auch manchem armen in seyn handt gegeben, das ist alles nu [ca. 1537/38] hynwegk gefallen. Vgl. Speer (2007), dort werden für 1450 19 Pilgerfahrten nach Rom nachgewiesen. Vgl. CDLS 4, S. 221, Zeile 24; S. 685, Zeile 4; S. 788, Zeile 22 und S. 790, Zeile 1. Vgl. Bürger/Winzeler (2006), S. 46. Siehe auch die Ratsrechnungen, die die Tätigkeit der Bauleute an beiden Kirchen bestätigen, CDLS 4, S. 789 f. Von der Grundsteinlegung und der Weihe berichtet Sculteti, Chronicon 1, S. 444. Im Jahr 1474 soll König Matthias Corvinus eine Genehmigung zum Bau an der Frauenkirche gegeben habe, vgl. das Regest im VOU Heft 7–8, S. 124. Vgl. SRL N. F. 2, S. 385. Vgl. die Abschrift im Urkundenbuch 2, Nr. 185, fol. alt 289r–290r, neu 228r–229r (1477. März 14.). Frauenburg, Secretarium, gibt den 23. März an. Vgl. Urkundenbuch 7, fol. alt 63, fol. neu 67; Reg.: VOU Heft 7–8, S. 131. Den auf den 23. März 1477 datierten Brief erwähnt auch Frauenburg, Secretarium, S. 176. Die Originalurkunden sind unbekannt. Beide Ablässe sind nur als Regesten im VOU Heft 7–8, S. 127 und 157 f. überliefert.

1.2 Das Zentrum der Bürgerbruderschaft – die Frauenkirche

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Das Erinnern an die Verstorbenen war die wichtigste Aufgabe von Bruderschaften. Dazu stifteten die Bürger Altäre und Messen, wofür in der Frauenkirche reichlich Platz vorhanden war. Zu den bereits bestehenden drei Altären kam wohl 1456 der vierte hinzu, da in diesem Jahr im Liber obligationum von einem neuen, aber nicht näher bezeichneten Altar der Frauenbruderschaft zu lesen ist.118 Am 1. Oktober 1459 bestätigte der Meißner Bischof Caspar die letztwillige Schenkung des Görlitzer Bürgers Stefan Braun von 111 mr., die verzinst werden sollten, zugunsten des neu zu errichtenden Altars zu Ehren der Heiligen Maria, Barbara, Dorothea, Apollonia, Katharina, Gertrud, Apostel Johannes, Matthias, Stefan, Laurentius, Leonhard, Alexius, Dominikus, Nikolaus, Bernhardinus und Michael.119 Wahrscheinlich im Zuge der Bauarbeiten an der Kirche wurden der Hochaltar und der Altar der Frauenbruderschaft umgesetzt, wofür am 23. Oktober 1463 die bischöfliche Genehmigung gegeben wurde.120 Das Lehen für den neu erbauten Hochaltar hatte die Bürgerbruderschaft inne.121 Nach einer unbekannten Quelle, die nur als Regest überliefert ist, soll 1490 zwischen den Kirchenvätern und Bartholomäus Hirschberg ein Vertrag über die Errichtung von zwei neuen Altären in der Frauenkirche ausgehandelt worden sein, bischöfliche Bestätigungen sind dazu nicht überliefert.122 Bereits Bartholomäus’ Vater Augustin hatte vor 1483 je einen Altar in der Peterskirche und einen in der Frauenkirche gestiftet.123 Schließlich ist vom 11. August 1492 lediglich die Konfirmation des Meißner Bischofs über die Stiftung von 15 mr. Zinsen für das secundum ministerium am Annenaltar in der Frauenkirche überliefert.124

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Vgl. den Abdruck im CDLS 4, S. 1048. Vgl. Lose Urkunde 1459. Oktober 1.; HospA fol. 4v und die Regesten VOU Heft 7–8, S. 86 sowie CDLS 6.1, S. 122. Vgl. Lose Urkunde 1463. Oktober 23. und HospA fol. 5v (Kämmerei-Archiv Nr. 303); Reg.: VOU Heft 7–8, S. 93 sowie CDLS 6.1, S. 339. Vgl. dazu CDLS 6.1, S. 301 [RR]: item doctori Vincencio, alsz her uff eyner reisin zu unserm herrn bischoff Caspar seligen vorzerit hat, 1 sch. 2 gr. – item eynem boten vom Stulpan [= Stolpen], der eynen consensum von etczlichen altarien wegen vom official vom Stulpen brochte, 21 gr. Dies ergibt sich aus der bischöflichen Bestätigung einer Schenkung an den Altar, vgl. Lose Urkunde 1465. Februar 13. und HospA fol. 5v (Kämmerei-Archiv Nr. 308); Reg.: VOU Heft 7–8, S. 95. Vgl. dazu das Regest im VOU Heft 9–20, S. 6. Vgl. LR 1470–1488, fol. 191r–v (anno 1483). Vgl. zu den Hirschbergs S. 167. Vgl. Lose Urkunde 1492. August 11. und HospA fol. 6v (Kämmerei-Archiv Nr. 407); Reg.: VOU Heft 9–20, S. 15. Zu den Altarstiftungen siehe auch den Abschnitt S. 236 ff. Zu weiteren Anekdoten und Bauabschnitten vgl. Neumann (1850), S. 658 ff., jedoch alles ohne Quellenangaben. Er benutzte wahrscheinlich eine Abschrift (OLB L I 170) von Sculteti, Relationes, fol. 16r–v. Zu den Inschriften der Frauenkirche vgl. Wallis (1911/12), S. 141–148 und zu den entdeckten Steinmetzzeichen Zobel/Nöthling (1935). Eine Beschreibung des Kircheninneren zu Beginn des 18. Jahrhunderts findet sich in Zobel (1934) und für den Beginn des 19. Jahrhunderts in Jancke/Richter (1811–19).

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

Wer sich in der Frauenkirche oder auf dem angrenzenden Kirchhof bestatten ließ, kann wegen mangelnder Zeugnisse nicht genau gesagt werden. Im Chor stand einst der Grabstein eines Altaristen Martin von 1363.125 Ein Magister Nikolaus Stutzmann wurde 1410 in der Kirche bestattet.126 Besondere Ehre kam dem Inhaber des Hohen Altars der Frauenkirche zu. Jener Matthias Schwalm, der auch Vorsteher der Bürgerund Priesterbruderschaft gewesen war, wurde 1514 vor seinem Altar beigesetzt.127 Schriftlich bezeugt sind die Bestattungen des Niclas Ermelreich sowie der Schöffen Martin Lauterbach und Martin Schleife auf dem Frauenkirchhof im Jahr 1468.128 Als Hingerichtete dürfen sie jedoch nicht als repräsentativ gelten. Wären sie eines natürlichen Todes gestorben, hätte man sie wahrscheinlich traditionell auf dem alten Nikolaifriedhof beigesetzt. Ein durch eine Zeichnung überliefertes Epitaph aus dem 16. Jahrhundert trägt die Namen der Familien Glich von Miltitz, Göritz, Rosenhain, Schmied von Schmiedebach, Ronau, Beyer, Nadelwitz und Canitz.129 Seit der Gründung des »Frauenhospitals« direkt gegenüber der Kirche wird der Friedhof hauptsächlich durch das Hospital genutzt worden sein. Diese Funktion als Friedhofskirche wird nach der Reformation in Görlitz seit 1525 die wesentliche für die Frauenkirche gewesen sein. Durch das Fehlen jeglicher Dokumente zu Görlitzer Bruderschaften, kann nicht gesagt werden, wie sie sich während der Reformation verhielten und ob sie später aufgelöst wurden oder in neuen Vereinigungen aufgingen. Testamentarisch wurde die Bürgerbruderschaft letztmalig 1521 bedacht.130 Bestanden hat sie mindestens noch bis 1547, jedoch lassen sich Einzelheiten nicht mehr nachprüfen, da das »9. Urkundenbuch« des Ratsarchivs seit 1945 verschollen ist.131 Zusammenfassend kann man festhalten, dass es den Görlitzer Brauhofbesitzern, die sich in der Bürgerbruderschaft organisierten, im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts gelungen war, sich trotz der finanziellen Mittel, die der Neubau der Pfarrkirche St. Peter forderte, eine neue repräsentative Kirche zu errichten und mit gut dotierten Altären auszustatten. Die Bruderschaft sorgte für Gemeinschaft, das To-

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Vgl. Neumann (1850), S. 658, ebd. die Inschrift des Grabsteins. Vgl. Jancke/Richter (1811–19), »Sechster Beytrag«. Vgl. zum Grabstein vor dem Hohen Altar Jancke/Richter (1811–19), »Sechster Beytrag« und zu Matthias Schwalm ausführlich Anm. 196, S. 488. Alle drei waren wegen der Beteiligung an der »Pulververschwörung« 1468 enthauptet und auf dem Frauenkirchhof beigesetzt worden, vgl. Frauenburg, Secretarium, S. 160. Zur »Pulververschwörung« vgl. den Abschnitt zum Hl.-Grab S. 85. Die Frau des Nikolaus Ermelreich stiftete daraufhin 100 fl. ung. zu einem Zins an einem Altar im Franziskanerkloster, vgl. Frauenburg, Secretarium, S. 160. Vgl. die Abbildung in Johann Gottfried Schultz, S. 65. Siehe zu weiteren Grabsteinen nach 1550 die Angaben in Jancke/Richter (1811–19), »Sechster Beytrag«. Vgl. das Testament der Barbara Kraft im Anhang A (1521. September 16.). Der Hinweis auf 1547 findet sich in Zobel MS (1939).

1.3 Der Görlitzer Wallfahrtsort – die Heilig-Grab-Anlage

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tengedenken und arbeitete als »Kreditinstitut«.132 Soziale, fromme, repräsentative und wirtschaftliche Interessen verbanden ihre Mitglieder. Die Frauenkirche und der dazugehörige Friedhof befanden sich wie die alte Pfarrkirche St. Nikolai, geschützt von einem eigenen Mauerring, außerhalb der Stadtmauern. Mit der Lage wurde jedoch weniger der Ausschluss aus der Stadt als vielmehr die Unabhängigkeit der Bürgerbruderschaft von der Priesterbruderschaft demonstriert.

1.3 Der Görlitzer Wallfahrtsort – die Heilig-Grab-Anlage Die Abschnitte zu den Pfarrkirchen und zur Frauenkirche haben gezeigt, dass die Entwicklung der Görlitzer Sakraltopografie eng mit den wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen des 14. und 15. Jahrhunderts verknüpft war. Der Grundstein für den Aufschwung im 15. Jahrhundert wurde bereits in den entbehrungsreichen Jahren der Hussitenkriege gelegt als Görlitz durch Kaiser Sigismund alle älteren Privilegien bestätigt erhielt und zahlreiche neue als Dank für die Standhaftigkeit im Krieg verliehen bekam.133 Die Görlitzer Finanzverwaltung arbeitete dank des ausgezeichnet strukturierten Verwaltungsschriftgutes effektiv. Im Jahr 1448 verfasste der amtierende Stadtschreiber Johann Bereit von Jüterbog eine ausführliche Ratskürordnung, die Zeugnis ablegt von der selbstbewussten und unabhängigen Stadtführung.134 Wahrscheinlich im gleichen Jahr wurde mit dem Um- und Ausbau des Rathauses und dessen Turm begonnen, es wurde ein neues Ratsgestühl angeschafft, an der Stadtschule

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Zu den Aufgabenfeldern der Bruderschaften vgl. ausführlich den Abschnitt 2.2, S. 265 ff. Zur Bestätigung der Görlitzer Statuten und Privilegien 1433 vgl. das Urkundenregest im VOU Heft 5–8, S. 34 und SRL N. F. 1, S. XXVIII. Im gleichen Jahr »bessert« der Kaiser auch das Görlitzer Wappen und erlaubt der Stadt, mit gelbem oder grünem Wachs zu siegeln, vgl. VOU Heft 5– 8, S. 34 f.; Carpzov, Analecta 1, S. 67; Grosser (1714), Teil 1, S. 122, Anm. »w« und SRL N. F. 4, S. 131. Seit 1434 durfte Görlitz dann mit rotem Wachs siegeln, vgl. VOU Heft 5–8, S. 38. Dazu Tzschoppe/Stenzel (1832), S. 245 f.: Dieses Privileg erhielten auch Breslau 1433, Schweidnitz 1435, Zittau und Löbau 1469, Löwenberg 1501, Winzig 1512 und Striegau 1520, […] wir sehen hieraus, dass die Stadtgerichte, solange sie mit grünem oder nicht rotem Wachs siegeln durften, nur die unter ihrer Gerichtsbarkeit stehenden Personen, mit rotem Siegel aber, unter bestimmten gesetzlichen Einschränkungen, jedermann als Zeugen vorladen konnten. Ein weiteres Privileg war die Erlaubnis der Aufnahme von zwölf jüdischen Familien in Görlitz, vgl. dazu CDLS 2.2, S. 480, 483, 492, 503 und 508; Jecht (1911), S. 367 sowie zur Geschichte der Juden in Görlitz die Angaben in Anm. 13, S. 204; zum wirtschaftlichen Aufschwung siehe allgemein Jecht (1926), S. 184 f. und im Besonderen zum Tuchmacherhandwerk Knothe (1882); zum Waidhandel und der Tuchfabrikation Jecht, H. (1923) und Jecht, H. (1924) und zur Wolltuchweberei Wenzel (2004). Zu Johann Bereit vgl. den Abschnitt 2.1.3, zum Gestift, S. 258 f. und zur Ratskürordnung Behrisch (2000).

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

wurde gebaut und Straßen sowie Gassen wurden zum Teil gepflastert.135 Die Atmosphäre des Wohlstands, Friedens und eine die breite Masse erfassende intensive Frömmigkeit, die ein gesamteuropäisches Phänomen des 15. Jahrhunderts war, veranlasste so viele Görlitzer wie niemals zuvor oder danach, auf Pilgerfahrt zu gehen. Ziele waren an erster Stelle Rom, dann Aachen und Wilsnack. Von 1449 bis 1451, also um das Heilige Jahr 1450, pilgerten 24 Görlitzer nach Rom,136 darunter einige der städtischen Führungsschicht, aber auch viele, die sonst in den Görlitzer Quellen kaum in Erscheinung treten. Aus führenden Görlitzer Familien pilgerten 1449/50 nach Rom: Urban Emerich, mehrfacher Bürgermeister und Vater des Georg Emerich; der Stadtschreiber und spätere Bürgermeister Johann Bereit von Jüterbog; Katharina Simon, wahrscheinlich die Frau des Ältesten der Fleischhauerinnung; Radagk der alte Förster; der Ratsherr oder Sohn des Ratsherrn Vinzenz Heller sowie Andreas Lelau, ein Verwandter des Ratsherrn und Bürgermeisters Caspar Lelau.137 Diese aus den Quellen herausragenden Beispiele privater Frömmigkeit finden aber nicht in gleicher Weise einen Niederschlag in Schenkungen oder Stiftungen für Görlitzer Gotteshäuser. Es hat den Anschein, dass sich der Wohlstand der Vierziger- und Fünfzigerjahre erst über eine Generation konsolidieren musste, bevor die Zahl von letztwilligen Stiftungen und Schenkungen zugunsten frommer Institutionen und des Gemeinwohls ab den Siebzigerjahren des 15. Jahrhunderts rapide anstieg. Ein herausragendes Beispiel dieser Stiftungsinitiativen ist der Bau der Heilig-Grab-Anlage in Görlitz. Hier lässt sich beobachten, wie das Zusammentreffen von solidem Wohlstand, gesteigerter Passionsfrömmigkeit, Sorgen um das Seelenheil, vermehrter Stiftungsbereitschaft und politischen Initiativen ab 1480 zur Errichtung einer Sakrallandschaft im Kleinen vor den Mauern der Stadt führte. Wenn im Folgenden von »Heilig-Grab-Anlage« geschrieben wird, dann ist dies ein Zugeständnis an den mo135 136

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Vgl. Jecht (1926), S. 184 f., zum Rathaus Jecht (1927–34), S. 340–352 und zur Rathaustreppe von 1537 Iseler (2005). Seit dem Einfallen der Hussiten in die Oberlausitz sind folgende Pilgerzahlen nachweisbar 1423: Rom (1). 1425: Ziel unbekannt (1), Rom (1). 1427: Wilsnack (1), Rom (1), Aachen (1). 1428: Wilsnack (1). 1429: Aachen (1). 1432: Wilsnack (2). 1433: Aachen (1). 1438: Wilsnack (1). 1439: Sagan (1), Aachen (1). 1440: Aachen (2). 1441: Rom (1). 1442: Rom (1). 1443: Aachen (1). 1446: Rom (1). 1447: Rom (2), Aachen (1). 1448: Aachen (1), Rom (1). 1449: Rom (3). 1450: Rom (19!), Haindorf (2), Sagan (1). 1451: Rom (1). In den folgenden Jahren pilgerten oft nur ein oder zwei Görlitzer nach Rom oder zu anderen Zielen. Nahwallfahrten sind in den Görlitzer Stadtbüchern nicht nachweisbar. Zu beachten ist, dass die Wallfahrten nach Aachen meistens sogenannte Strafwallfahrten nach einem begangenen Totschlag waren, es kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob diese in den Stadtbüchern gelobten Pilgerfahrten tatsächlich angetreten wurden. Dagegen wurden Pilgerreisen, vor denen ein Testament verfasst wurde, mit Sicherheit angetreten, vgl. dazu die Kommentare an den jeweiligen Regesten in den Editionen Speer (2007) und Speer (2010). Vgl. in Speer (2007) die Regesten zu 1449. September 1.; 1450. Februar 14.; 1450. April 17.; 1450. Juli 26.; 1450. August 21. und 1450. Dezember 21. Zu Caspar Lelau und seinen Kindern vgl. ausführlich Jecht (1908b), S. 136 ff.

1.3 Der Görlitzer Wallfahrtsort – die Heilig-Grab-Anlage

85

dernen Sprachgebrauch. In den Quellen ist nur die Bezeichnung »Kapelle zum Heiligen Kreuz« überliefert. Der Nachbau der Grabeskirche und das sogenannte Salbhäuschen, die in Verbindung mit der Kapelle erst den Sinn und Charakter der Anlage bestimmen, werden bis 1550 nirgends erwähnt, obwohl sie wahrscheinlich schon um 1500 fertiggestellt waren. Bevor die Anlage in Einzelheiten besprochen wird, ist ein Blick auf die politischen Rahmenbedingungen jener Zeit notwendig, um den Gründungsmythos der Heilig-Grab-Anlage zu verstehen. Der wirtschaftliche und kulturelle Aufschwung um 1450 hatte in Görlitz einen Dämpfer erhalten als der neue böhmische König Georg von Podĕbrad versuchte, die Niederlausitz wieder unmittelbar an die böhmische Krone zu binden und mit Hilfe von Görlitzer Truppen im Jahr 1461 Cottbus vergeblich belagerte. Wieder auf Konsolidierungskurs geriet Görlitz 1466 in eine bedrohliche innenpolitische Lage, die wiederum eng mit den außenpolitischen Verhältnissen verbunden war.138 Am 23. Dezember 1466 wurde der Landesherr – der böhmische König Georg von Podĕbrad – mit dem Kirchenbann belegt. Der Breslauer Bischof Rudolf von Lavant, ein vehementer Gegner Podĕbrads, setzte nun Görlitz unter Druck, sich vom Landesherrn loszusagen, eine Aussicht, die Unbehagen und Zwiespalt bei der Görlitzer Führung hervorrief, weil man im schlimmsten Fall mit Krieg gegen den eigenen Herrn und dem Verlust aller Rechte und Privilegien zu rechnen hatte. Zu dieser außenpolitischen Gefahr kam innenpolitische Uneinigkeit hinzu. Ursache der Streitigkeiten im Rat war das »Verhältnis«, welches Georg Emerich, Sohn des 1464 amtierenden Bürgermeisters Urban Emerich, mit Benigna Horschel, der Tochter eines angesehenen Görlitzers, hatte.139 Der Ratsherr Niklas Horschel140, Vater der Benigna, verlangte von den Emerichs Genugtuung, indem Georg die Benigna heiraten oder ihr die Hälfte seiner Güter abtreten sollte. Dazu sahen sich die Emerichs nicht veranlasst, zumal Georg auf dem besten Wege war, zum reichsten Görlitzer Bürger aufzusteigen und außerdem eine eigene Heiratspolitik verfolgte.141 Da er sich wohl 138 139

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Zum Folgenden vgl. Köhler (1859c); Jecht (1892b), S. 95–102; Jecht (1926), S. 196–203 und Hoche (2004). Zu den Geständnissen der Verurteilten vgl. Frauenburg, Bekenntnisse. Nach dem meist zuverlässigen Historiker Bartholomäus Scultetus (1540–1614) (vgl. Köhler [1859c], S. 333) soll Georg Emerich Benigna Horschel geschwängert haben, die Ratsannalen berichten davon nichts. Siehe auch Jecht (1892b), S. 95–102, besonders S. 96, Anm. 1. In der älteren und jüngeren Literatur wird immer von »Vergewaltigung« und »Schändung« gesprochen, durch Quellen lässt sich dieser Vorwurf allerdings nicht belegen. Er war ein wohlhabender Kaufmann, besaß den Brauhof Untermarkt Nr. 23 sowie später die Nr. 4 und saß von 1431 bis 1465 im Rat, vgl. zu ihm Hoche (2004), S. 64 ff. Zum Grundbesitz des Georg Emerich vgl. Jecht (1892b), S. 115–123 und die Aufstellung bei Hoche (2004), S. 68. Am Ende seines Lebens besaß er dreizehn Dörfer bzw. Dorfteile. Georgs erste Frau war Margarethe Knebel aus Breslau, die zweite Ehefrau namens Klara war die Tochter des Breslauer Stadtschreibers Peter Eschlauer bzw. Eschenloer, der wiederum gebürtiger Görlitzer und hier auch Schulmeister gewesen war bis er 1455 nach Breslau ging, vgl. Jecht (1926), S. 202 sowie die ausführliche Biografie Jecht (1892b).

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

nicht sicher war, aus der ganzen Sache ungeschoren herauszukommen, entschied er sich, von April bis Dezember 1465 nach Jerusalem zu pilgern, wo er am 11. Juli 1465 zum Ritter des Heiligen Grabes geschlagen wurde.142 Als er im gleichen Jahr nach Görlitz zurückkehrte, konnte er darauf vertrauen, durch die Bußleistung der Wallfahrt nicht mehr von einem geistlichen Gericht wegen seines Fehltritts belangt zu werden.143 Die Partei der Horschels, zu der unter anderen die alteingesessenen Ratsfamilien Schleife, Lauterbach und Ermelreich gehörten, hatte unterdessen versucht, über die Vertreter des Landesherrn ihre Ansprüche gegen die Emerichs weiter durchzusetzen. Der Görlitzer Richter Nikolaus Mehefleisch, der Görlitzer Hauptmann Martin von Maxen und schließlich der Landvogt Beneš von Kolowrat waren jene, von denen sie sich Hilfe versprachen. Diese wiederum hatten 1466 Interesse daran, dass sich eine königstreue Partei in der Stadt durchsetzte. Sie planten daher eine Verschwörung, in neuerer Zeit als »Pulververschwörung« bezeichnet, und bedienten sich dabei der Streitigkeiten im Rat, um die Gruppierung um Horschel auf ihre Seite zu ziehen.144 Der Plan schlug fehl, denn die Verschwörung wurde 1467 verraten. Die Stadt rüstete sich daraufhin gegen mögliche Angriffe von außen. Während der Stadthauptmann und der Landvogt 1467 die Oberlausitz verlassen mussten, weil ihre Position unhaltbar geworden war, sagte sich die Stadt am 8. Juni 1467 förmlich von König Podĕbrad los und im August wurden zahlreiche der 142

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Vgl. Jecht (1892b), S. 100 ff. und Jecht (1926), S. 254 ff. Eine Übersetzung der Urkunde über den Ritterschlag findet sich in Roth (2003), S. 279 f. Ganz-Blätter (1991), S. 260 f. und 311 f. hat die Arbeiten Jechts wohl nicht zur Kenntnis genommen, was zu einer falschen Darstellung der Umstände seiner Pilgerreise führte. Angeblich soll mit ihm auch die reiche Witwe Agnes Finger nach Jerusalem gepilgert sein. Dass sie auf Romfahrt gegangen ist, ergibt sich nicht aus ihrem Testament, das sie vor der Wallfahrt aufsetzen ließ, sondern aus dem darauf folgenden Eintrag im Stadtbuch. Dort bestätigt Hans Schmidt, dass er der Finger Waren im Wert von 500 fl. ung. abgekauft habe, vgl. ihr Testament im Anhang A (1475. Oktober 27.) und das Regest unter demselben Datum in Speer (2007). Vor ihrer Abreise erkaufte sie sich unter demselben Datum im LA 1470–1478, fol. 135v–136r (abgedruckt bei Jecht [1892b], S. 144) Steuerfreiheit für 300 fl. ung. Vgl. zu Agnes Finger Schreyer (2005); die Autorin versucht hier eine Neuinterpretation der von Jecht (1892b) gebrachten Quellenstellen und behauptet, dass Agnes Finger nach Jerusalem gepilgert sei. In den Quellen lässt sich dies nicht nachweisen. Problematisch in seiner Beurteilung ist allerdings der Tagebucheintrag bei Frauenburg, Secretarium, S. 176: Alte Finger, so anno 1465 Juli 11. zu Jerusalem da Georg Emmerich zu Ritter geschlagen, mitte darbey gewesen. Durch die fehlerhafte Edition des Tagebuchs (vgl. Jecht, Quellen, S. 132) ist nicht klar, ob der Eintrag tatsächlich von Frauenburg stammt, dann wäre an ihrer Jerusalemreise nicht zu zweifeln, oder ob es sich um einen Nachtrag von Bartholomäus Scultetus handelt, der eine literarische Fiktion tradiert. Vgl. dazu Haupt (1863), S. 332 ff. Dass Agnes Finger vielleicht weiter nach Jerusalem gepilgert ist, macht eine Stelle in den SRL N. F. 3, S. 550 wahrscheinlich: (anno 1519) Dieselbige [A. Finger] hat sich zur zeit dieweile sie jr furgesatzt, wie den geschehen ist mit Herzog Albrechten […] zum heiligen lande zu zihen […]. Vgl. dazu die »Nachträge« von Dalman (1915), S. 213 f. und Hoche (2004), S. 69 ff. Vgl. zur »Pulververschwörung« Jecht (1892b), S. 99 und die ebd. in Anm. 8 angegebene Literatur, siehe auch Hoche (2004), S. 71 ff.

1.3 Der Görlitzer Wallfahrtsort – die Heilig-Grab-Anlage

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Verschwörung Verdächtigte festgenommen. Aus den Reihen des Rates wurden der Richter Nikolaus Mehefleisch, Niclas Ermelreich, Martin Schleife145 und Martin Lauterbach146 hingerichtet. Die Witwen Lauterbachs und Schleifes wurden der Stadt verwiesen. Niklas Horschel, Christoph Uthman147 und Nikolaus Spieß mussten dem Rat Treue geloben.148 Niemals zuvor oder danach ist der Rat mit solcher Härte gegen Familien aus den eigenen Reihen vorgegangen. Dies zeigt, in welch großer Gefahr die führenden Ratsherren sich selbst und ihre Stadt wähnten. In den folgenden Jahren musste sich die Stadt dann tatsächlich noch an einigen Heerfahrten gegen die Anhänger Podĕbrads beteiligen. Am 1. Mai 1469 wurde der ungarische König Matthias Corvinus von den Gegnern Podĕbrads zum böhmischen König gewählt, dem Görlitz am 7. Juni 1469 huldigte.149 Es dauerte noch bis in die Mitte der Siebzigerjahre, bis sich die außenpolitische Lage beruhigt hatte. Am 22. März 1471 starb zwar Georg von Podĕbrad, doch wurde von seinen Anhängern Wladislaus von Polen zum böhmischen Gegenkönig gewählt. 1474 wurde endlich ein vorübergehender Waffenstillstand zwischen Wladislaus II., dem polnischen König Kasimir, und Matthias Corvinus geschlossen, dem ein endgültiges Abkommen 1479 folgte. Görlitz blühte wieder auf und der Handel, eine der Hauptsäulen der Görlitzer Wirtschaft, florierte. Erst 1488 bis 1489 wurde die Stadt wieder stärker durch den Kriegszug gegen Hans von Sagan belastet.150 Vor dem Hintergrund dieser innen- und außenpolitischen Ereignisse wird verständlich, dass kurz nach der Jahrhundertmitte und wieder ab den Achtzigerjahren des 15. Jahrhunderts eine verstärkte Bautätigkeit an Görlitzer Gotteshäusern möglich war – so auch an der »Heilig-Kreuz-Kapelle« bzw. »Heilig-Grab-Anlage«. Diese bestand im 16. Jahrhundert aus Kreuzkapelle, Grabmonument und Salbhäuschen. Durch Quellenbefunde lassen sich allerdings nur einige Eckdaten der Bauchronologie der Heilig-Kreuz-Kapelle erhellen, die demzufolge zwischen 1485 und 1504 erbaut wurde. Das Grabmonument wurde wahrscheinlich zwischen 1490 und 1505 vollendet.151 Unter der Prämisse, dass die Pietà des Salbhäuschens von Hans Olmützer geschaffen wurde, ist dessen Fertigstellung vor das Jahr 1503 zu setzen, als die-

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Er saß von 1444 bis 1464 im Rat. Er saß von 1434 bis 1463 im Rat. Er saß von 1460 bis 1464 im Rat. Jecht (1913c) schreibt Seite 217, dass Horschel ebenfalls enthauptet worden wäre. Vgl. auch zum Folgenden Jecht (1926), S. 201–227. Vgl. Jecht (1926), S. 234–240. Für diese Heerfahrt wurde von allen Brauhofbesitzern eine Abgabe zur Ausrüstung der Truppen erhoben. Dieses Verzeichnis ist ediert in Wentscher (1933). Meinert (2004), S. 173 ff. spricht sich wegen mangelnder Quellen- und Baubefunde für eine Fertigstellung des Grabmonuments nach 1504 oder vielleicht erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts aus. Gegen diese These wird unten Stellung genommen. Hoppe (2009), S. 285–302, besonders S. 290, spricht sich für eine Fertigstellung um 1510 aus.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

ser Bildhauer Görlitz verließ.152 In der Neuzeit wurde das Parkgelände um den »Ölberg« und das »Kidrontal« erweitert. Till Meinert hat dazu 2004 seine Dissertation veröffentlicht und im gleichen Jahr erschien der Görlitzer Ausstellungskatalog zum »Lausitzer Jerusalem«.153 Beide Werke geben erschöpfend Auskunft über Forschungsstand, Baugeschichte, kunsthistorische Einordnung und die Funktion der Anlage im Zusammenhang mit den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Karfreitagsprozessionen. Im Folgenden soll deshalb nur die Frage nach »dem« oder »den« Stiftern der Anlage behandelt werden, denn sie ist bis heute noch nicht befriedigend beantwortet und für meine Untersuchung von zentraler Bedeutung. Die lokale Görlitzer Tradition schreibt die Anlage dem Georg Emerich als eine Art Bußstiftung für seinen oben beschriebenen Fehltritt zu. Richard Jecht, einer der besten Kenner der Görlitzer Quellen, bestätigte 1892 diese Zuschreibung mehr oder weniger. Till Meinert versuchte dann in seiner Dissertation, dem Georg Emerich eine wesentliche Beteiligung abzusprechen. Was spricht nun für oder gegen Georg Emerich, den seinerzeit reichsten und mächtigsten Mann in Görlitz? Die großen Inschriften der zwei Epitaphe, je eine im Unter- und Obergeschoss der Kreuzkapelle, berichten, dass Georg Emerich nach Jerusalem gepilgert sei, von dort die Pläne des Heiligen Grabes mitbrachte und in Görlitz schließlich die Kreuzkapelle und den Nachbau der Jerusalemer Grabeskirche errichten ließ.154 Diese Tafeln hatte Hans Emerich (1556–1628), ein Urenkel des Georg, aufstellen lassen. Er hatte auch versucht, Näheres über die Jerusalempilgerfahrt seines Vorfahren herauszufinden und deshalb an den Bautzener Administrator Johann Leisentritt geschrieben.155 Die Tatsache, dass er die Tafeln überhaupt aufstellen durfte, was eine Erlaubnis der Kirchenväter und somit des Rates erforderte, zeigt, dass es nicht nur innerhalb der Familie Emerich eine Tradition gab, die Georg den Bau zusprach, sondern auch innerhalb des Rates. Des Weiteren illustrierte die Zuweisung der Stiftung an die Emerichs das Epitaph in der Peterskirche des eine Generation älteren Johann Emerich (1502–1574), wo gleichsam als Verweis auf die Familienstiftung das Görlitzer Heilige Grab abgebildet war.156 Neben diesem Argument der Tradition 152

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Zur Bauchronologie vgl. Dalman (1915) und die Forschungen von Meinert (2004), S. 167–177. Zu Hans Olmützer vgl. Biehl (1961) und die kritischen Anmerkungen dazu von Meinert (2004), S. 176 sowie neuerdings Kaczmarek (2006) und Wenzel (2009). Vgl. Meinert (2004) und dazu die Rezension von Speer (2006), die einige der auf Quellenunkenntnis basierenden Fehler berichtigt sowie Anders/Winzeler (2004), vgl. dazu die Rezension von Speer (2005). Meinert (2006) wiederholt lediglich einige Thesen von Meinert (2004). Eine umfassende Bibliografie zu »Heilig-Grab-Anlagen« oder »Sacri Monti« bietet neuerdings Quietzsch (2007). Die Epitaphe sind abgebildet bei Meinert (2004), S. 39 und 54, die Inschriften sind abgedruckt ebd. S. 127 ff. Transkription und Übersetzung finden sich in Roth (2003), S. 280–281. Vgl. Anhang C (1583). Zur Bedeutung der Hl.-Grab-Anlage für die »Familienmemoria« der Emerich-Nachfahren siehe den Exkurs S. 236 ff. Vgl. die Beschreibung des heute nicht mehr erhaltenen Epitaphs in Funke (1704), S. 19 f.

1.3 Der Görlitzer Wallfahrtsort – die Heilig-Grab-Anlage

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fand man in der Familienchronik der Emerichs den Hinweis, dass die Familie an die Peterskirche einen Zins zahlen musste, wofür es in den Görlitzer Stadtbüchern allerdings keinen Beleg gibt. Richard Jecht sah in diesem Zins den Hinweis darauf, dass Georg Emerich das Grabmonument und das Salbhäuschen neben der Kreuzkapelle auf Kirchengut errichten ließ und dafür einen Zins an die Pfarrkirche zahlen musste.157 Auch der Streit zwischen den Emerich-Nachfahren und dem Rat über die Einsetzung eines »Hüters« am Heiligen Grab und die Schlüsselgewalt, veranlasste Richard Jecht zu der Annahme, dass die Emerichs »gewisse« Rechte an der Anlage besessen hatten.158 Einschränkend musste er aber bemerken, dass man Georg Emerich nicht als »den« Stifter der Heilig-Grab-Anlage bezeichnen kann, weil nicht eine einzige Schenkung seinerseits zugunsten des Bauensembles nachweisbar ist, ein Fakt, der umso schwerer wiegt, weil sich Georg Emerich gegenüber anderen Hospitälern, Kirchen und dem Görlitzer Franziskanerkloster als sehr großzügiger Spender in den Quellen nachweisen lässt.159 Schon der für seine Gewissenhaftigkeit und Detailkenntnis bekannte Görlitzer Chronist Bartholomäus Scultetus (1540–1614) hatte deshalb Georg Emerich als Stifter nicht anerkennen wollen.160 Den oben erwähnten Zins betreffend, überliefert derselbe in seinen »Signaturen über Kirchensachen« den Vertrag zwischen Johann Emerich und dem Rat, aus dem hervorgeht, dass der Zins, den die Familie Emerich an die Kirchenväter der Peterskirche zu leisten hatten, zum einen der Mietzins für das Wärterhäuschen und zum anderen die Entschädigung für die Grasnutzung am Heilig-Grab Gelände war.161 Die Zinszahlung kann nun nicht mehr als ein Argument für die Ansprüche der Emerichs am Heiligen Grab geltend gemacht werden. Vergleicht man in einem nächsten Schritt die in den Ratsannalen und Stadtbüchern niedergeschriebenen Dokumente, die die gut überlieferte Stiftung und den Bau der Annenkapelle betreffen, die als Stiftung einer einzelnen Person in etwa vergleichbar wäre mit der Heilig-Grab-Anlage, ist das Schweigen der Quellen zum 157

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Zum Hl. Grab vgl. Jecht (1892b), S. 125–131 und Jecht (1927–34), S. 774–781. Die »Emerichsche Familienchronik« gilt seit 1945 als verschollen, vgl. Jecht (1892b), S. 129. An dieser Stelle muss auch der Behauptung von Roth (2003), S. 268, Anm. 20 widersprochen werden, dass ein großer Teil dessen, was Jecht und andere ausgewertet haben, […] infolge des Zweiten Weltkrieges heute verloren sei. Vgl. Jecht (1892b), S. 127 f. Vgl. zu den Schenkungen und Stiftungen der Emerichs den Exkurs S. 236 ff. Vgl. Jecht (1892b), S. 127 f. Am 16. Juni 1595 wurde ein Vertrag zwischen dem Görlitzer Rat und Johann Emerich aufgesetzt, wonach die Familie Emerich die Schlüssel von Hl.-Kreuz-Kapelle und Grabmonument an einen von ihr bestimmten Mann geben solle und Mietzins sowie Bezahlung für die Grasnutzung an die Peterskirche zu leisten habe, während der Rat und die Kirchenväter der Peterskirche den Bau zu erhalten verpflichtet wurden. Der schon Richard Jecht bekannte Zins bezieht sich also auf das Wärterhäuschen und die Grasnutzung. Vgl. Sculteti, Signaturen, fol. 34v–36v und das Regest bei Dalman (1915), S. 240.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

Heiligen Grab umso erstaunlicher. Richard Jecht hatte vermutet, dass man das Grabmonument als Appendix der Kreuzkapelle ansah und deshalb in den Quellen immer nur von ihr, aber nicht den anderen Gebäuden gesprochen wurde.162 Diesem letzten Punkt widerspricht aber die Tatsache, dass die Ratsschreiber in ihren Formulierungen, gerade wenn es um Schenkungen oder Stiftungen ging, sehr präzise waren – man beschenkte zum Beispiel nicht das Kloster, wenn man eigentlich nur die dortige Barbarakapelle meinte. Deshalb schlage ich vor, innerhalb der HeiligGrab-Anlage »stiftungstechnisch« zu trennen in das Grabmonument mit dem Salbhäuschen und in die Kreuzkapelle. Georg Emerich ist dann mit folgenden Argumenten durchaus als Stifter des Grabmonuments und des Salbhäuschens – nicht aber der Kreuzkapelle – anzunehmen: (1) Die Görlitzer Zeitgenossen erkannten die Tradierung der Stiftungsgeschichte bzw. des Stifters an. Anders lässt sich die Erlaubnis zum Aufstellen der Gedenktafeln für Georg Emerich in der Kreuzkapelle nicht erklären. (2) Georg Emerich war selbst auf Jerusalempilgerfahrt und durch seine Handelskontakte wahrscheinlich über Heilig-Grab-Nachbauten in Nürnberg und anderen Orten163 gut unterrichtet. (3) Er selbst unternahm weitere Stiftungen164, die die Passion Christi thematisierten. (4) Sein immenser Reichtum hat Georg Emerich ohne weiteres in die Lage versetzt, die genannten Gebäude ohne fremde Hilfe, zum Beispiel des Rates, zu errichten. Das Schweigen der Quellen zum Grabbau ist dann nicht mehr allzu verwunderlich. Denn mit dem Grabmonument und dem Salbhäuschen waren keine liturgischen Handlungen wie Gedächtnismessen verbunden, zu denen man hätte stiften können oder die einen Briefwechsel mit dem Bischof erfordert hätten – also erscheinen sie auch in keinem Görlitzer Testament oder den Briefbüchern des Rates. Da die Gebäude ohne finanzielle Unterstützung des Rates oder sonst einer durch den Rat kontrollierten Institution errichtet wurden, wurden sie durch die Kanzlei in keinem Stadtbuch erfasst. Des Weiteren war Georg Emerich im fraglichen Zeitraum mehrfach Bürgermeister und konnte sein Anliegen über den Bau eines Grabmonumentes neben der Kreuzkapelle im Gespräch mit den Ratsherren aushandeln. Weil aber keine Ratsprotokolle aus jener Zeit überliefet sind, ist uns von den Verhandlungen nichts übermittelt worden. Daraus ergibt sich im Gegenzug die umfangreiche Überlieferung zur Annenkapelle, die als Stiftung einer Einzelperson mit der der HeiligGrab-Anlage gut vergleichbar ist. Die Annenkapelle war mit sechs Priesterstellen dotiert, was Interessen des Bischofs und der Görlitzer Priesterbruderschaft berührte. Des Weiteren war Hans Frenzel als Stifter ein »Außenstehender«, weil er nicht 162 163 164

Vgl. Jecht (1892b), S. 130. Zu Nachbauten des Hl. Grabes und auch direkten Kopien der Görlitzer Anlage vgl. Rüdiger (2003). Vgl. dazu den Abschnitt zum Franziskanerkloster S. 146 ff. und den Abschnitt zur Familie Emerich S. 236 ff.

1.3 Der Görlitzer Wallfahrtsort – die Heilig-Grab-Anlage

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im Rat saß. Daraus erklärt sich wiederum der überlieferte Schriftverkehr zwischen dem Rat, dem Meißner Bischof und Hans Frenzel, der uns heute über die Umstände der Stiftung informiert.165 Schließlich dürfte es für Georg Emerich ein Leichtes gewesen sein, das Grabmonument und das Salbhäuschen aus eigener Tasche zu bezahlen und keiner Zustiftungen zu bedürfen so wie Hans Frenzel die Annenkapelle allein bezahlte. Somit hat die von Richard Jecht 1892 geäußerte These mit Bezug auf Grabmonument und Salbhäuschen weiterhin Bestand. Sicher bleibt es verwunderlich, dass Emerichs Stiftung des Frauenhospitals und der »Beweinungsgruppe« für die Klosterkirche in den Ratsannalen erwähnt werden und die Stiftung des Grabbaus nicht, aber die Bauarbeiten oder Zustiftungen für den Bau der Heilig-KreuzKapelle werden ebenso wenig erwähnt. Till Meinert hat in seiner Dissertation versucht, Jechts These zu widerlegen, jedoch konnte er für seine Mutmaßungen keine stichhaltigen Argumente liefern. Aus dem Schweigen der Quellen meint er, den »klaren Beweis« erbringen zu können, dass nur der Rat alleiniger Urheber und Bauherr der gesamten Anlage gewesen sein könne.166 Er macht sogar die absurde Behauptung, »dass alle Quellen des 15. Jahrhunderts nicht Emmerich, sondern den Rat der Stadt als Bauherrn der Kapelle nennen«167. Nach dem oben Dargelegten dürfte genau das Gegenteil der Fall sein. Denn warum wird in den sonst recht detailliert überlieferten Baustellenbegehungen des Rates oder in den Werkverträgen, die die Heilig-Kreuz-Kapelle betreffen, nie von dem Grabmonument oder dem Salbhäuschen gesprochen, wenn es eine Baustelle des Rates gewesen sein soll?168 Nur weil ähnliche Steinmetzzeichen an Kreuzkapelle und Grabeskirche auftreten, heißt das nicht, dass der Rat auch für alle Bauten verantwortlich war.169 Auch das Argument der lokalen Tradierung der Stifterperson hat Meinert als zu schwach befunden, um Georg Emerich als Urheber gelten zu lassen. Berücksichtigt man aber andere Stiftungen in Görlitzer Kirchen, kann nachge165 166 167

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Vgl. zur Annenkapelle Abschnitt 1.4, S. 106 ff. und die Regesten in Anhang B. Vgl. Meinert (2004), S. 211–229, das Zitat ebd. S. 220. Vgl. Meinert (2006), S. 135, die »Quellen« gibt er allerdings nicht an. Ebd. S. 136 resümiert er: Quellen- und Baubefunde deuten daraufhin, dass er [Georg Emerich] die Errichtung des eigentlichen Grabmonuments nicht mehr erlebt hat. Vielmehr ist der Rat der Stadt – und dies ist als wesentliches Ergebnis für die Frömmigkeitsgeschichte und das Stiftungswesen im Zeitalter der Jagiellonen-Herrschaft festzuhalten – als Auftraggeber anzusprechen. Was die eindeutig zu widerlegende Behauptung der »Quellenkenntnis« von Till Meinert anbelangt, sei noch einmal auf die Rezensionen von Speer (2005) und Speer (2006b) hingewiesen. Zu den Schilderungen der Begehung der Baustellen an der Nikolaikirche vgl. CDLS 3, S. 8 (anno 1376) und SRL N. F. 3, S. 574 f. (anno 1519); zur Peterskirche vgl. CDLS 2.2, S. 326 (anno 1432) und SRL N. F. 1, S. 46–50 (anno 1490, inklusive konkreter Anweisungen für die Baumeister). Zum Vertrag mit dem Werkmeister Konrad Pflüger über Bauarbeiten an der Hl.-KreuzKapelle vgl. LA 1490–1498, fol. 3r–v, siehe dazu auch Anhang C (1490. Juli 22.). Zur Verteilung der Steinmetzzeichen an den Gebäuden der Hl.-Grab-Anlage siehe Meinert (2004), S. 85.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

wiesen werden, dass die Person des Stifters, sei es für Armenspenden, Seelenmessen oder die Priesterschaft, gleichsam in einem Akt der »Memoria« immer wieder in den Quellen genannt wird. So wurde zum Beispiel im Falle einer Erhöhung des Stiftungskapitals durch Schenkung Dritter an eine bereits bestehende Stiftung, der eigentliche Stifter noch einmal hervorgehoben oder der Name des Stifters stand synonym für die Stiftung. Dies galt zum Beispiel für die durch den Rat auszureichende Brotspende an die Armen, bezeichnet als »Herrn Gebesens Testament«, die Messstiftung von Bürgermeister Nikolaus Mondenschein, umschrieben als »Mondenscheins Gestift« oder die Stiftung des Stadtschreibers Johann Bereit von Jüterbog und seiner Frau Katharina, bezeichnet als das »Gestift der Leiden unsers Herrn Jesu Christi, etwan Johannes Bereits Gestift«; letztere war eine Messund Alimentierungsstiftung für Görlitzer Priester.170 Man wusste also ganz genau, wer in Görlitz etwas gestiftet hatte, auch wenn dies schon einige Generationen zurücklag und nicht in den ohnehin lückenhaften Ratsannalen verzeichnet worden war. Das »kulturelle Gedächtnis« der Stadt hatte die Namen der Stifter bewahrt. Dies konnte soweit gehen, dass bei der Kapitalerhöhung von Messstiftungen oft nur von dem Wunsch gesprochen wurde, beispielsweise »Heinrich Stangen Gestift«, »Lauterbachs Altar« oder den »Altar, den man nennt Eckharts Gestift« zu erhöhen, ohne überhaupt den Altar näher zu bezeichnen.171 Es gibt also keine stichhaltigen Gründe, Georg Emerich die Stiftung der Grabeskirche und des Salbhäuschens abzusprechen. Dass er sie erst 20 Jahre nach seiner Jerusalempilgerfahrt errichten konnte, war den oben dargelegten Zeitverhältnissen geschuldet. Die weiteren umfangreichen Stiftungen Georg Emerichs und seiner Familie in Görlitz behandelt der Exkurs zum Abschnitt 2.1.1 (S. 236 ff.). Nach diesen Ausführungen und der formellen Trennung der Gebäude der HeiligGrab-Anlage erscheint die Kreuzkapelle in einem ganz anderen Licht. Selbstverständlich sind funktional alle Gebäude als Einheit zu betrachten, denn nur so erfüllten sie ihren Sinn beispielsweise in der Karfreitagsprozession als Kreuzweg, doch lassen sich mit der Isolierung der Kreuzkapelle neue Erkenntnisse über ihre Bedeutung für die Görlitzer Sakraltopografie gewinnen. Unter der Prämisse, dass das Grabmonument und das Salbhäuschen allein durch die Privatperson des Georg Eme170

171

Johannes Gebese war Kustos der Peterskirche in Bautzen. 1415 stiftete er einen jährlichen Zins von 10 sch. gr., der unter anderem an die zwei Görlitzer Hospitäler zur Speisung der Armen gegeben werden sollte, vgl. Lose Urkunde 1415. Februar 8. und HospA fol. 3v; Reg.: VOU Heft 3–4, S. 184, Nr. 938 sowie CDLS 3, S. 739, Anm. 1. Noch am 12. September 1523 wurde vom Armer leuthe czins von wegenn hernn Johannis Gebesen testaments im LO 1520– 1555, fol. 11v geschrieben. Zur Stiftung Mondenscheins vgl. im Anhang A die Anmerkungen zu seinem Testament vom 8. Juli 1494. Zur Stiftung des Johann Bereit vgl. die vielfachen Nennungen im LO 1434–1483 sowie den Abschnitt 2.1.3, S. 258 ff. Zu Heinrich Stange und Lauterbach vgl. den Abschnitt zu den Altarstiftungen; zu Eckhart vgl. das Regest im VOU Heft 9–20, S. 23. Ähnliche Beobachtungen macht Moeller (1965), S. 75.

1.3 Der Görlitzer Wallfahrtsort – die Heilig-Grab-Anlage

93

rich finanziert und errichtet wurden, blieb den Görlitzern nur die Kreuzkapelle als möglicher Bezugspunkt frommer Zuwendungen. Wie schon oben betont, war sie das einzige »Gotteshaus« – im engeren Wortsinne – auf dem Gelände der Heilig-GrabAnlage, denn sie verfügte über einen Altar, an dem Messen gelesen werden konnten. Dadurch erst wurde sie interessant für die Görlitzer, die sich aus frommem Antrieb heraus und nicht zuletzt zur Errettung ihrer Seele möglichst viele Betätigungsfelder suchten. Dieses Engagement spiegelte sich in dem hier untersuchten Zeitraum meist nur in Testamenten wider, dem einzigen Dokument, welches viele Menschen des Spätmittelalters hinterlassen haben. Zwischen 1325, dem Jahr der Ersterwähnung eines Hofes bie dem cruce vor der stat, bis 1525, dem letzten Testament, dass die HeiligKreuz-Kapelle bedachte, sind bisher 82 Legate in Stadtbüchern und Chroniken nachweisbar, die die Heilig-Grab-Anlage betreffen.172 Die Summe der Bargeldzuwendungen, die überwiegend aus Testamenten stammten, betrug zwischen 1475 und 1524 ca. 335 mr. Weitere 49 mr. sind durch Streichung der Testamente doch nicht an die Kapelle ausgezahlt worden. Der kleinste Einzelbetrag betrug 1 mr., der höchste 50 fl. ung. Über den Zeitraum von 49 Jahren verteilt, ergibt sich der geringe Durchschnittswert von 6,8 mr. pro Jahr. An Mobilien und Immobilien wurden der HeiligKreuz-Kapelle noch ein Garten, ein Haus und ein Messgewand vermacht. Besonders viele letztwillige Schenkungen erhielt die Kapelle im Jahr 1489, als sie zumindest im Untergeschoss fertiggestellt war und Katharina Schwetz den Altar und die Priesterstelle stiftete.173 Ein zweites Mal wurde die Heilig-Kreuz-Kapelle im Pestjahr 1508 von vergleichsweise vielen (12) Testatoren bedacht, von denen zwei ihre Testamente aus den Stadtbüchern streichen ließen als die Epidemie vorüber war.174 Vergleicht man die Höhe der Einzellegate mit den Zuwendungen an andere Institutionen im selben oder in anderen Testamenten, kann man feststellen, dass die Heilig-KreuzKapelle niemals an erster Stelle stand. Der Kapelle wurden nur Beträge vermacht, die durchschnittlich der Hälfte, dem Drittel oder dem Viertel des höchsten Einzellegats entsprachen, welches meistens an die Pfarrei ging. In der Bedeutung als Empfänger pekuniärer Zuwendungen rangierte die Heilig-Kreuz-Kapelle auf einer Ebene mit den Kapellen der Hospitäler St. Jakob und St. Spiritus. Man könnte auch sagen, dass sie in einer Hierarchie der Legatsempfänger nach den Kirchen St. Peter und 172

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Zu 1325 vgl. Ältestes Stadtbuch 1305–1416, S. 30a, siehe auch S. 60b (anno 1330), Reg.: Dalman (1915), S. 233, siehe auch Jecht (1892b), S. 125. Zu 1525 vgl. LR 1516–1540, fol. 156r–v. Siehe dazu auch alle übrigen Testamente im Anhang A. Die Stiftungsurkunde datiert auf den 22. September 1489, vgl. den vollen Wortlaut in Anhang C. Kurz danach wurde mit der Errichtung des Altars begonnen, denn spätestens seit 1490 wurden Messen an ihm gefeiert. Dies ergibt sich aus einem Brief des Rates an den Bischof in Meißen, in dem gebeten wird, in der Hl.-Kreuz-Kapelle Messen lesen zu dürfen, weil das einjährige Indult abgelaufen sei, und da der Pfarrer nicht vor Ort sei, bitte man erneut um ein Indult für ein Jahr, vgl. LM 1491–1496, fol. 9r. Abdr.: Jecht (1892b), S. 155 f.; Reg.: Dalman (1915), S. 238. Vgl. die Testamente im Anhang A zum Jahr 1508.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

Paul, St. Nikolai, Unser lieben Frauen und dem Kloster auf Rang drei bis vier lag. Diese offensichtlich geringe Bedeutung der Kapelle unter den möglichen Empfängern war wohl der Tatsache geschuldet, dass es in ihr nur einen Altar gab, der bereits 1489 von der Stifterin großzügig dotiert worden war und somit keine Möglichkeit für weitere Zustiftungen bot. Eine zweite von Hans Axt gewünschte Altarstiftung wurde nicht in die Tat umgesetzt.175 Die Ursache ist vielleicht darin zu suchen, dass es der Rat nicht duldete, dass in einer von ihm kontrollierten Kapelle ein suspendierter Ratsherr einen Altar stiftete, denn Hans Axt war 1491/92 aus dem Ratskollegium ausgeschlossen worden, weil er sich gegen eine Entscheidung des Rates in einer Erbschaftsangelegenheit aufgelehnt hatte.176 Der an der Kapelle gelegene Friedhof für Enthauptete und Ungetaufte dürfte zudem eher abschreckend auf Stifter gewirkt haben.177 Schaut man sich die Personen der Testatoren an, ist eine weite Streuung festzustellen. Es spendeten überwiegend Leute, die zwar wohlhabend waren, aber nicht zu den führenden Familien der Stadt gerechnet werden können. Andererseits legierten kleinere Summen an die Heilig-Kreuz-Kapelle: Barbara;, Witwe des Schulmeisters Nikolaus Stellmacher; Johannes Frauenburg, ehemaliger Bürgermeister; Simon Kretzschmer, Ratsherr und Prokurator des Franziskanerklosters; Barbara, Witwe des Ratsherrn Caspar Arnold; Margarethe, Frau des Ratsherrn Lorenz Uthman; Barbara, Witwe des Ratsherrn Jost Fichtner; Nikolaus Mondenschein, Bürgermeister 1494; Margaretha, Schwester Georg Emerichs und Witwe des Ratsherrn Hans Meihe; Anna, Witwe des Ratsherrn Michael Töpfer; Barbara Geisler, Prokuratorin der Franziskaner und Witwe des Ratsherrn Andreas Heseler; Hans Zwinling, Ratsherr; Ursula, Frau des Ratsherrn Caspar Canitz; Christina, Frau des Bürgermeisters Valentin Schneider; Klara, Witwe des Bürgermeisters Georg Emerich und Hans Axt, ehemaliger Ratsherr.178 Daraus ergibt sich eine Konzentration von vier Bürgermeisterfamilien, die zwischen 1486 und 1515 zugunsten der Heilig-Kreuz-Kapelle stifteten. Der Stadtschreiber und Bürgermeister Johannes Frauenburg ließ aus bisher nicht bekannten Gründen sein Testament kurz vor seinem Tod streichen, einzig dem 175

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Eine zweite Altarstiftung wurde 1519 von Hans Axt intendiert, vgl. dazu sein Testament im Anhang A (1519. Juli 27.). Bereits 1481 hatte Barbara Stellmacher, die Witwe des Schulmeisters, 21. fl. ung. für einen Altar in der Hl.-Kreuz-Kapelle bestimmt, vgl. Anhang A (1481. August 13.). Vgl. Neumann (1850), S. 55 und Scultetus, Kürbuch, Randbemerkung zum Jahr 1491. Sein Verwandter Matthias Axt war ebenfalls kurzzeitig vom Rat ausgeschlossen worden, vgl. die Anmerkung zu dessen Testament im Anhang A (1511. April 28.). Am 3. Mai 1581 beschloss der Rat, keine Enthaupteten mehr auf dem Friedhof neben der Hl.Kreuz-Kapelle zu bestatten, stattdessen sollten sie von da an neben der Frauenkirche ihre letzte Ruhe finden, vgl. Sculteti, Relationes, fol. 25v. Siehe auch Dalman (1915), S. 240, der nicht das Original, sondern ein Manuskript von Christian Knauth († 1784) benutzte. Zu den Görlitzer Friedhöfen vgl. die Übersicht Hoche (2006). Vgl. Anhang A unter den Daten 1481. August 13.; 1486. Juni 13.; 1489. November 13.; 1491. Juli 21.; 1493. April. 5.; 1493. August 27.; 1494. Juli 8.; 1496. August 16.; 1506. April 27.; 1508. Mai 13.; 1508. August 11.; 1508. Oktober 9.; 1510. Juni 11.; 1515. April 30. und 1519. Juli 27.

1.3 Der Görlitzer Wallfahrtsort – die Heilig-Grab-Anlage

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Görlitzer Franziskanerkloster, wo er später bestattet wurde, vermachte er 15 mr. für Seelenmessen.179 Von der oben beschriebenen Hierarchie der Stiftungsempfänger, in der die Pfarrkirche St. Peter an erster Stelle steht, hebt sich unter den Testamenten der Bürgermeisterfamilien allein das der Christina Schneider von 1510 ab. Sie vermachte der Peterskirche und (!) der Heilig-Kreuz-Kapelle je 8 mr., dem Cölestinerkloster auf dem Oybin 5 mr., der Frauenkirche 4 mr. und der Nikolaikirche, dem Franziskanerkloster, der Heilig-Geist-Kapelle und der St.-Jakobs-Kapelle je 3 mr. Ihr Mann, der mehrfache Bürgermeister Valentin Schneider, bestimmte in seinem Testament einzig einen Zins zu Seelenmessen an der Peterskirche.180 Hätte man von einem Bürgermeister nicht umfangreichere Stiftungen zu erwarten? Dazu ist zu bemerken, dass für die Fälle in Görlitz, in denen Einzeltestamente von beiden Eheleuten überliefert sind, diese aus Sicht der Testatoren als ein einziges Testament oder sich komplementär ergänzende Testamente zu verstehen waren. So wird verständlich, dass Georg Emerich keine Schenkungen an Kirchen oder gar die HeiligKreuz-Kapelle in seinem Testament ausschrieb, denn diese finden sich im Testament seiner Ehefrau Klara bzw. hat er diese schon zu Lebzeiten getätigt.181 Ähnliches lässt sich bei den Testamenten der Eheleute Helischer, Kretzschmer, Weinknecht, Landreiter, Fichtner, Schmied, Seifensieder, Hans, Tschaul und Frenzel beobachten.182 Unter den Berufsgruppen, die am häufigsten die Heilig-Kreuz-Kapelle begünstigen, erscheinen an erster Stelle die Krämer mit sechs Testatoren, unter ihnen sind die zwei Ältesten der Krämerinnung vom Jahr 1505 – Hans Seifensieder und Hans Brückner.183 Überblickt man die Baugeschichte der Heilig-Kreuz-Kapelle und die Schenkungen zu ihren Gunsten, hat es den Anschein, dass die vermeintliche Randlage des Bauplatzes ab den Achtzigerjahren des 15. Jahrhunderts als Möglichkeit gesehen wurde, 179 180 181 182

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Vgl. zur Bestattung im Kloster Jecht (1910), S. 165 f. Siehe sein Testament im Anhang A (1486. Juni 13.). Vgl. das Testament des Valentin Schneider im Anhang A (1508. Juni 29.) und die Anmerkungen im Testament seiner Frau Christina ebd. (1510. Juni 11.). Vgl. das Testament des Georg Emerich im Anhang A (1497. August 27.). Vgl. im Anhang A und in den Libri resignationum und actorum die Testamente von Barbara (1489. Oktober 19.) und Georg Helischer (1482. März 18.); Margaretha (1498. Oktober 16.) und Simon Kretzschmer (1489. November 13.); Katharina (1490. August 31.) und Wenzel Weinknecht (1490. vor August 31.); Caspar (1493. Februar 23.) und Katharina Landreiter (KNFMCG S. 267, 1510. Januar 31.); Barbara (1493. August 27.) und Jost Fichtner (LA 1490–1497, fol. 265v, 1495. Juli 21. und LA 1497–1505, fol. 330r–v, 1504. November 13.[?]); Michael (1483. Oktober 14.) und Margaretha Schmied (1504. Oktober 15.); Hans (1505. Januar 26.) und Veronika Seifensieder (1507. Dezember 29.); Georg (1508. September 14.) und Ursula Hans (1508. September 17.) sowie Andreas (1513. Juli 12.) und Katharina Tschaul (1529. März 19.). Zu Hans und Anna Frenzel vgl. Anhang B (1508. Juni 20. und 1526.). Vgl. ihre Testamente im Anhang A (1505. Januar 26. und 1505. März 18.). Weitere Krämer sind Dietrich Cranleid (1483. Oktober 21.), Wenzel Weinknecht (1490. vor August 31.), Katharina Weinknecht (1490. August 31.) und Andreas Weißjorge (1492. September 25.).

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

einen bisher kaum beachteten Platz innerhalb der Görlitzer Sakraltopografie zu besetzen. Wie ist diese Bedeutungszunahme der Heilig-Kreuz-Kapelle zu erklären? Der Görlitzer Pfarrer Petrus Bartholomäus hatte wahrscheinlich um 1465 schon Geld für den Neubau der Kapelle sammeln lassen, doch erst kurz vor 1480 hatte der Rat den Meißner Bischof um eine Baugenehmigung ersucht und in jenem Jahr erhalten.184 In den Jahren 1482 und 1485 konnten Ablässe zugunsten der Kapelle erwirkt werden, in deren Folge wohl mit einem Baubeginn zu rechnen ist.185 Zudem wurde 1489 der höchste Bargeldbetrag, der je der Kapelle aus einem Testament zukam, dem Gebäude vermacht, der Altar wurde gestiftet und spätestens 1490 geweiht.186 Für das Jahr 1489 sind auch zum ersten Mal namentlich »Kirchenväter«, das waren vom Rat eingesetzte Verwalter, für die Heilig-Kreuz-Kapelle nachweisbar.187 Im gleichen Jahr begann der Pfarrer mit dem Rat einen Streit über die Opfergaben an der HeiligKreuz-Kapelle, dessen Auslöser sicher steigende Einnahmen durch höhere »Besucherzahlen« gewesen sein dürften.188 Es ist daher zu vermuten, dass die Bautätigkeit 184

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Zur Geldsammlung des Pfarrers finden sich in der Literatur verschiedene Angaben, hier wird der Datierung von Richard Jecht gefolgt, vgl. Jecht (OLB MS V UB 242), 3. Heft, fol. 74r, siehe auch die Schilderung der Ratsannalen SRL N. F. 2, S. 219 f. Das Original der Baugenehmigung ist unbekannt, vgl. das Regest im VOU Heft 7–8, S. 142 und den Abdruck bei Dalman (1915), S. 234 f. mit der Angabe diverser Abschriften des verlorenen Originals. Das Original des Ablasse von 1482 ist unbekannt vgl. das Regest im VOU Heft 7–8, S. 148 und den Abdruck bei Dalman (1915), S. 235 mit Angabe diverser Abschriften vom verlorenen Original. Der Ablass von 1485 liegt vor als Lose Urkunde 1485. März 18.; Reg.: VOU Heft 7–8, S. 152. Abdr.: Dalman (1915), S. 236 f., ohne Quellenangabe. Jakob Weinreich, der Vertreter Georg Emerichs vor Gericht, vermachte in seinem Testament interessanterweise die höchsten Legate von je 50 fl. ung. der Hl.-Kreuz-Kapelle und dem von Georg Emerich gestifteten Hospital an der Frauenkirche, die Pfarrkirche St. Peter erhielt hingegen nur 20 fl. ung., vgl. sein Testament im Anhang A (1489. Mai 5.). Zur Altarstiftung und Weihe siehe unten die Anmerkungen zu Katharina Schwetz. Die Ratsordnung von 1489 erwähnt erstmals das Wählen von Kirchenvätern durch den Rat obwohl dies schon viel früher getan wurde, vgl. Ratsordnung 1489, S. 226. Daraufhin wurden die ernannten Kirchenväter und andere Ämter erstmals ins Kürbuch des Rates eingetragen, vgl. Scultetus, Kürbuch, S. 205, zu 1489: kirchen veter zum heiligen creutze Nicolaus Mondenschein, Hans Axt. Ohne Namen werden 1485/86 Kirchenväter an der Hl.-Kreuz-Kapelle genannt, die dem Rat 60 sch. gr. liehen, vgl. RR 1484–1487, fol. alt 96v, neu 89v. Der Görlitzer Pfarrer Johann Behem beschwerte sich in Stolpen bei Johannes Bischof von Meißen, dass ihm das in die Tafeln und Stöcke der Hl.-Kreuz-Kapelle gespendete Geld vom Rat vorenthalten werde. Der Stadtschreiber antwortete darauf, diese Gaben seien immer zum Kirchenbau und für andere Notdurft verwendet worden. Vgl. die Schilderung der Ratsannalen in den SRL N. F. 2, S. 219 ff., datiert auf den 23. März 1489. Papst Alexander VI. schlichtete den Streit am 24. März 1500. Alle Opfergaben von den Tafeln und dem Opferstock sollten vom Rat für die Kapelle bestimmt werden, die Gaben in der Kapelle oder am Altar an Geld, Wachs etc. sollten an den Pfarrer fallen. Vgl. die zwei Bullen adressiert an den Lizentiat Gregorius Clett im Urkundenbuch 2, fol. alt 335r–v, neu 274r–v und fol. alt 338r–v und die Regesten im VOU Heft 9–20, S. 52, Dalman (1915), S. 238 f. und das Regestenwerk Sauppe (2001),

1.3 Der Görlitzer Wallfahrtsort – die Heilig-Grab-Anlage

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an der Heilig-Kreuz-Kapelle am Ende der Achtzigerjahre nicht nur mit dem allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt und einer verbreiteten Passionsfrömmigkeit ihrer Bewohner in Verbindung stand, sondern auch mit einer Aufwertung des ganzen Areals durch den Baubeginn am sogenannten Grabmonument.189 Es ist schon sehr auffällig, dass man die Stiftung des Altars und der Priesterstelle 1489 noch einer Frau bzw. deren Familie überließ, von der bisher nicht einmal gesagt werden kann, worauf sich ihr Wohlstand begründete. Als aber die Aufwertung des Heilig-Kreuz-Areals erkennbar wurde, begann spätestens 1490 das auffällige Engagement des Ratsherrn und späteren Bürgermeisters Nikolaus Mondenschein und seiner Söhne für bzw. an der Kapelle. Bevor dies näher untersucht wird, sollen die Familienverhältnisse der Altarstifterin Katharina Schwetz kurz beschrieben werden. Im Liber resignationum für 1474 findet sich die gegenseitige Erbeinsetzung von Katherina etwan Andreas Scheytes gelaßne witwe, jetzt Mertin Swetsch elich husfrau. Sie gab darin ihrem zweiten Ehemann 80 mr. und alles was sie hatte auf, ausgenommen einen silbernen Gürtel und annder cleynoth sowie ihre Kleider. Mertin Swetsch wiederum gab seiner Frau 1 ½ mr. gr. und alle seine Güter auf. Stürbe er aber ohne Erben, so solle der Rat seine Güter erhalten und sie nach seiner Erkenntnis ze wegen unnd stettyn geben.190 Über die Vermögensverhältnisse von Andreas Scheit und Martin Schwetz ist bisher nichts Näheres bekannt, es scheint, dass Katharina ihr Vermögen aus der ersten Ehe mit Andreas Scheit bezog. In der Liste der Brauhofbesitzer, die 1488 für die Heerfahrt nach Glogau Geld zur Truppenaufstellung zahlen mussten, erscheinen zwei Mertten Swetsch. Einer aus dem »Frauenviertel«, Brüdergasse 15, und einer aus dem »Reichenbacherviertel«. Letzterer war höchstwahrscheinlich Katharinas Ehemann, denn dieser Martin Schwetz ist in der Apothekergasse 2/3 (direkt hinter dem Rathaus) in den Geschossbüchern von 1472 bis einschließlich Januar 1489 ebenda nachweisbar.191 Da man als Brauhofbesitzer, genannt »Biereigner«, in den Rat gewählt werden konnte, gehörte Katharina Schwetz also einer ratsfähigen Familie an, ein Träger dieses Nachnamens ist aber in den Ratslisten nicht nachweisbar. Das nächste Mal erscheint Katharina Schwetz im Liber actorum für 1489, als sie nämlich den besagten Altar mit der Priesterstelle in

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S. 318. Am 26. August 1507 musste der Meißner Bischof erneut den Streit schlichten, vgl. die zwei Losen Urkunden von 1507. August 26. und das Regest im VOU Heft 9–20, S. 76. Vom 6. Juni 1508 ist eine endgültige Einigung überliefert, vgl. Lose Urkunde 1508. Juni 6., LO 1484– 1520, fol. 146r–147r und 235v–236r. Abdr.: Jecht (1892b), S. 153–155; Reg.: VOU Heft 9–20, S. 79. Siehe auch Dalman (1915), S. 239. Zur Passionsfrömmigkeit vgl. die zusammenfassende Darstellung von Köpf (1994) sowie Hamm (2007), besonders S. 188 ff. Vgl. LR 1470–1488, fol. 56v (anno 1474). Der andere Martin Schwetz ist noch bis in die Mitte der Neunzigerjahre nachweisbar, Katharina Schwetz war aber schon seit 1489 Witwe. Ihr Haus war ein sechsbieriger Brauhof, vgl. Lindenau (2007), Anhang A, S. 271 f. Zu Mertin Swetsch siehe auch Jecht (1904), S. 220.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

der Heilig-Kreuz-Kapelle stiftete.192 Überschrieben ist die Urkunde mit Fundatio nova Katherine Schwetzschynn. Hier erscheint sie bereits als Witwe, die mit willen unnd wissen des rattes gote zcu eynem ewigen lobe unnd ummbe irer unnd alle der so auß irem geslechte verstorben seyn selen selickeit willen eyn neu altar in deß heilgen creuces capellen vor der stadt gelegen in der ere a. b.193 etc. zcu stifften vorgnohmenn hat. Dafür stellte sie die erhebliche Summe von 180 mr. zur Verfügung, von der auf ewig ein jährlicher Zins von 15 mr. gekauft werde sollte, um dafür einen Priester zu bezahlen, der jede Woche drei Messen lesen sollte. Zusätzlich sollte in der Woche eine selemesse vor alle cristgloebige selen unnd sonderlichs die auß dem geslechte der stiffterin gelesen werden. Da ihr die erste Besetzung der Priesterstelle vom Rat, der das Patronat über den Altar hatte, zugelassen worden war, wollte sie, dass Petrus Hermann, ihr Neffe, den Altar erhielt. Zu bemerken ist an dieser Stelle, dass bei einer Altarstiftung in Görlitz üblicherweise der Stifter das Patronat hatte und dieses dann mit seinem Ableben dem Rat übertrug. Hier scheint es so gewesen zu sein, dass der Rat unter der Bedingung, dass er über das Altarlehen verfügen könne, der Katharina Schwetz zugestand, den Altar zu stiften. Im Text heißt es wörtlich: So ir die erste collatio vom rathe zcugelassen ist und zcu ewigen zceitten sol solichs altar vom rathe zcu lehen gehoren. Der Rat, vertreten durch Nikolaus Mondenschein, schien also ein großes Interesse an der Heilig-Kreuz-Kapelle zu haben. Da Katharinas Neffe wohl noch keine Weihen empfangen hatte, sollte der Rat laut Testament vorerst einen Priester bestimmen, der für anderthalb bis zwei Jahre die Messen lesen solle. Danach solle der Altar Petrus Hermann verliehen werden, was der Rat dann auch im Jahr 1492 tat.194 Zuvor hatte er den Altar an Johann Mondenschein, den Sohn des Ratsherrn Nikolaus Mondenschein, verliehen. Schließlich versprach Katharina Schwetz noch in ihrer Stiftungsurkunde waß alß denn dy confirmatio unnd was iß hangit und langit, an gelde machen werdt, wil sie außreichen unnd geben, und wil dornoch uffs ehste als sie kan angverlich kellich, buch, kasel unnd ander messegewandt dorzcu zceugen und keuffen. Später fügte sie in einem Nachtrag mit Erlaubnis des Rates der Stiftung noch 60 mr. gr. Kapital hinzu, wovon auf ewig vom Rat ein jährlicher Zins in Höhe von 5 mr. gekauft werden sollte, der für eine vierte Messe zu verwenden war. Der Priester an der Heilig-Kreuz-Kapelle verfügte damit über ein Jahreseinkommen von 20 mr. gr., welches als alleiniger Lebensunterhalt vollkommen ausreichend war und sicher auch die Intention der Stifterin in Bezug auf ihren Neffen gewesen war. Die großzügige Unterstützung des Neffen Petrus Hermann ist wahrscheinlich damit zu begründen, dass Katharina Schwetz 192 193 194

Siehe die Stiftungsurkunde im Anhang C (1489. September 22.). = assumptionis beate (Marie virginis) ? Vgl. LM 1491–1496, fol. 101r (1492. April 5.), Reg.: Dalman (1915), S. 238, mit dem Datum 3. April und Lose Urkunde 1492. April 15., Reg.: VOU Heft 9–20, S. 14 sowie Dalman (1915), S. 238, der als Original nur die Abschrift in der sogenannten Zobelschen Bibliothek, Bd. 258, fol. 308v ff. (RA Görlitz) angibt.

1.3 Der Görlitzer Wallfahrtsort – die Heilig-Grab-Anlage

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keine eigenen Kinder hatte. Aus ihrem Testament vom 21. Oktober 1491 erfahren wir beiläufig ein wenig mehr über ihre Familie195. Danach ist sie selbst eine geborene Engelhart, die noch eine Schwester Martha und einen Bruder Matthias hatte. Aus der Ehe zwischen ihrer Schwester Martha und Hans Hermann ist der besagte Petrus Hermann hervorgegangen. Aus derselben Ehe stammte ihre Nichte Anna, die wiederum mit Nikolaus Ossiger verheiratet war. Die Ossigers schienen recht wohlhabende Tuchmacher gewesen zu sein, da Anna in ihrem Testament aus dem Pestjahr 1508 an Kirchen und Klöster 153 mr. legieren wollte und an Privatpersonen 272 mr. Acht Jahre später ließ sie das Testament wieder streichen und 1534 ein neues aufsetzen, welches sie wieder kassieren ließ bis auf die 20 mr., die sie dem Rat für arm und reich legierte.196 Über die Hermanns lassen sich aufgrund der Namenshäufigkeit in Görlitz keine konkreten Aussagen machen. Ein Hans Hermann wird 1488 als Brauhofbesitzer im Reichenbacher Viertel und somit als ratsfähig ausgewiesen, ob es derselbe ist, muss unentschieden bleiben, das Gleiche trifft auf Petrus Hermann zu.197 Die Engelharts scheinen in der Stadt auch keine wichtige Rolle gespielt zu haben. Als Amtsträger sind sie am Ende des 15. Jahrhunderts nicht nachweisbar. Lediglich ein Mathes Engelhart ist zweimal als Vormund bei Testamentsangelegenheiten belegbar.198 Nach dem Testament der Eheleute Matthias und Ursula Engelhart aus dem Jahr 1500 müssen sie in bescheidenem Wohlstand gelebt haben, denn sie besaßen die Oberfleischbank und vermachten der Priesterbruderschaft 12 mr. für ein jährliches »Begängnis«.199 Nach Ausweis der Geschossbücher haben sie seit 1488 in der Langengasse 19 gewohnt. 1504/05 starb Matthias Engelhart und 1506 ging das Haus an den Schwiegersohn Merten Ulman über. Die Familie Schwetz/Engelhart gehörte also nicht zur politischen Führungsschicht der Stadt, sie war aber durch den Besitz eines Brauhofes ratsfähig. Sie verfügte zudem über die nötigen Mittel, um an den zeittypischen Praktiken des Stiftens 195 196

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Vgl. Anhang A (1491. Oktober 21.). Vgl. das Testament der Anna Nickel Ossigerin im LR 1505–1516, fol. 86v–88r (1508. August 25.), kassiert am 18. Oktober 1516. 1518 lebt sie noch, denn da übernimmt ihr Sohn Nikolaus das mütterliche Haus auf dem Federmarkt, vgl. LA 1512–1521, fol. 282v–283r (1518. August 4.). Aus einer Eintragung im LA 1521–1529, fol. 89r–v (1523. Juni 26.) geht hervor, dass Anna Ossiger immer noch lebt, während ihr Sohn und zwei seiner Kinder bereits gestorben waren. Am 19. Oktober 1523 kauft sie vom Altarist Johannes Breitmichel ein halbes Haus in der Krebsgasse, vgl. LA 1521–1529, fol. 97v. Am 31. August 1527 vermietet sie ein Haus vor dem Nikolaitor, vgl. LA 1521–1529, fol. 250r–v. Am 10. November 1534 setzt sie erneut ein Testament auf, das 1540 wieder kassiert wurde, vgl. LR 1516–1540, fol. 330v–331r. Vgl. Wentscher (1933), S. 261 sowie Lindenau (2007), Anhang A, S. 229, Langengasse 39: Hans Hermann; S. 245, Petersgasse 7: Hans Hermann und S. 256, Petersgasse 13, anno 1480: Peter Hermann. Siehe die Vormundschaft über Dorothea Leder im Anhang A (1492. April 3.) und über Anna Hans Meltzerin im LR 1488–1505, fol. 93v (1493. März 5.). Vgl. das Testament im Anhang A (1500. April 23.).

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

und Schenkens teilzunehmen und sich sogar eine besondere Stellung innerhalb der Görlitzer Sakraltopografie zu verschaffen. Diese Position hätte den Einstieg in soziale Netzwerke ermöglichen können, die den Aufstieg ins Ratskollegium befördert hätten. Deutlicher zeichnet sich diese Karrieremöglichkeit bei der Familie Mondenschein ab, die neben den Emerichs wahrscheinlich die einflussreichste Familie, in Bezug auf das Heilige Grab war. Sie ist aber eine der zahlreichen Familien, die nur etwa eine Generation lang in der Stadtgeschichte von Bedeutung waren. Sie erschienen plötzlich als Neubürger, wurden reich sowie politisch einflussreich, aber ihre Namen verschwanden dann wieder aus den Stadtbüchern und Chroniken. Dementsprechend wurden sie in der Stadtgeschichtsforschung kaum beachtet, weil man das Augenmerk auf Familien lenkte, die über mehrere Generationen die Geschicke der Stadt bestimmten. Nichtsdestotrotz war es keine Ausnahme, dass die Familien dieser sogenannten Neubürger die höchsten politischen Ämter erreichten und die Führung der Stadt übernahmen. Hier soll als einer ihrer Vertreter Nikolaus Mondenschein genauer behandelt werden. Ein Mondischin, wahrscheinlich Nikolaus Mondenschein, zahlte 1459/60 18 gr., um das Görlitzer Bürgerrecht zu erlangen.200 In erster Ehe war er mit Margarethe verheiratet, deren Abstammung bisher nicht bekannt ist. Seine zweite Ehe ging er nach dem Jahr 1490 mit Anna, Tochter des sehr wohlhabenden Ratsherrn Christoph Uthman, ein.201 Seinen ersten Wohnsitz hatte er wahrscheinlich in der Straße »Handwerk« Nr. 18, wo er von 1472 bis 1474 im Geschossbuch nachweisbar ist.202 Danach zog er dreimal um und ist seit 1481 auf dem Obermarkt nachzuweisen, denn in jenem Jahr befreite er ebenda ein Haus von einer Zinslast.203 Von 1483 bis zu sei200

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Vgl. CDLS 5, S. 52, Zeile 22. In Scheltz (1882), S. 113 (ohne Quellenangabe) wird von einem Martin Mondenschein geschrieben, dass er 1468 Görlitzer Fußknechte nach Hoyerswerda geführt hätte. In welchem Verhältnis dieser Martin zu Nikolaus stand, ließ sich bisher nicht klären. Ebenso wenig ließen sich bisher verwandtschaftliche Beziehungen zu jenen in der Leipziger Universitätsmatrikel genannten Mondenscheins nachweisen, vgl. CDSR 2.18, S. 533 (Manschin, Manenschin, -schyn, Manscheyn, Maenschyn, Monenschin, Monschein, Moenscheyn). Das Datum post quem der zweiten Ehe ergibt sich aus dem Eintrag im LR 1488–1505, fol. 39v, wo Margarethe mit ihrem Sohn Andreas ein Haus kaufte. Christoph Uthman hatte 1438/39 das Görlitzer Bürgerrecht erworben und kaufte innerhalb kurzer Zeit fünf Dörfer im Görlitzer Weichbild. Er saß von 1455 bis 1464 im Rat, den er wohl wegen Verstrickungen in die »Pulververschwörung« verlassen musste. Mitglieder der Familie Uthman waren bis 1606 im Görlitzer Rat vertreten. Zur weit verzweigten Familie Uthman vgl. Boetticher (1912–23), Bd. 3, S. 41 ff.; Knothe (1901), S. 185; Stange (1938), S. 92 und Oettel (1995). Zum Erwerb des Bürgerrechts durch Christoph Uthman siehe CDLS 5, S. 37. Vgl. LE 1472–1482, fol. 93v. Vgl. 1434–1483, fol. 86r: am 5. Juli 1481 löste er vom Haus der altem Mannyn auf dem Ring (Obermarkt) einen Zins mit einem Kapital von 24 mr. ab. Dieses Haus war wohl bis 1497 im Besitz der Mondenscheins, denn am 20. Januar 1495 bekam Anna, die zweite Frau des Nikolaus Mondenschein, ein »Haus am Ringe« von den Testamentarien aus der Erbmasse aufgegeben, vgl. LR 1488–1505, fol.129r, siehe auch den Verkauf des Hauses für 600 mr. ebd. fol. 176v–177r.

1.3 Der Görlitzer Wallfahrtsort – die Heilig-Grab-Anlage

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nem Tod im Jahr 1494 ist Nikolaus Mondenschein als Bewohner und Eigentümer eines Brauhofes (Untermarkt 25?) nachweisbar, also in unmittelbarer Nähe des Rathauses – am wichtigsten Platz der Stadt.204 Seine Nachbarn wurden der Stadtschreiber Magister Georg Vogt und der reiche Leonhard Kramer. Mondenscheins Vermögensverhältnisse sind bisher nicht erforscht. Nach Ausweis der Geschossbücher unterlag sein Wohlstand nur geringen Schwankungen.205 Gemäß den Steuern, die er im Sommer 1483 zahlte, bemaß er den Wert seines Hauses mit ca. 640 mr. und den Wert seiner mobilen Habe mit ca. 360 mr.206 Einen seiner Gärten verkaufte er 1483207. Zum Zeitpunkt der gegenseitigen Erbeinsetzung der Eheleute Mondenschein vermachte Nikolaus für den Fall seines Todes seiner Frau 868 mr.208 Im Jahr 1492 erwarb er für 304 mr. gr. eine Hälfte der Obermühle.209 Seinen Teil von Florsdorf verkaufte er 1491 für 469 mr. an Georg Emerich.210 Darüber hinaus hatte er noch Zinseinkünfte und eine Wiese erworben.211 Wie er sein Geld verdiente, kann nicht gesagt werden, wahrscheinlich war er einer der wohlhabenden Fern- und Großhändler.212 Über seine Ämter ist mehr bekannt. Bevor er 1484 in den Rat gewählt wurde, war er 1481 Verweser des großen »Gestifts der Leiden unseres Herrn Jesu Christi« in der Pfarrkirche St. Peter und Paul.213 1491 quittierte er in seiner Funktion als »Kirchenvater« der Heilig-Kreuz-Kapelle über 5 mr.214 Bereits in den Jahren 1489 bis 1490 war

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Vgl. zum Hauskauf LA 1478–1484, fol. 169v. Seit dem »Steuerumlauf« vom 30. Juni 1483 ist Nikolaus Mondenschein als Besitzer des Hauses Untermarkt 25 (?) in den Libri exactorum eingetragen, Vorbesitzerin war die Peter Houptynne, vgl. LE 1483–1496, fol. 13r, 35r und 37r. Lindenau (2007), Anhang A, S. 259 führt Mondenschein ebenfalls unter Untermarkt 25, obwohl diese Zuweisung sich aus den LE nicht exakt verifizieren lässt. Vgl. die Steuerumläufe in den LE 1472–1482, fol. 18v, 93v, 119v, 171v, 248r, 274r, 298v, 325r, 349r, 375r, 399r, 423r, 447r, 471r, 494r, 511r, 533r, 557r; LE 1482–1496, fol. 11r, 37r, 64r, 88r, 110r, 132r, 156r, 180r, 202r, 226r, 248r, 273v, 298v, 322v, 346v, 370v, 394v, 418v, 440v, 462v, 484v, 507v, 528v, 550v, 572v, 594v, 616v, 638v; LE 1496–1499, fol. 14v, 56v, 98v. Vgl. LE 1483–1496, fol. 13r: Nikolaus Mondenschein zahlte bei 2 Pfennigen von der Mark pro domo 3 sch. 2 gr. 6 pf., pro foco 3 gr., pro orto 15 gr. 1 pf., pro forno 9 gr. und pro mobilia 1 sch. 42 gr. 7 pf. Vgl. LR 1470–1488, fol. 181v. Vgl. LR 1470–1488, fol. 56v (1490. Juni 29.). Zur Übernahme eines Teils der Obermühle, auch genannt Konsulsmühle, vgl. LR 1488–1505, fol. 49r–v und 80r sowie Jecht (1927–34), S. 734. Niklas Mondenschein war durch seine zweite Ehe mit Anna, Tochter des Christoph Uthman, in den Besitz eines Teils von Florsdorf, nordöstlich von Görlitz, gekommen, vgl. Jecht (1892b), S. 117. Vgl. LR 1488–1505, fol. 126r (anno 1494): Gartenzins in der Salomonsgasse. Ebd. fol. 141v (anno 1495): Wiese am Weinberg. Im »Krämerbuch« des Hans Brückner wird ein Nikolaus Mondenschein 1488 als Geschäftspartner genannt, vgl. Schulze (1897), S. 199. Siehe auch Seeliger (1909), S. 43. Vgl. LO 1434–1483, fol. 86r, sein Amtskollege war Wenzeslaus Schuffel, ein Altarist. Vgl. den Quittiervermerk im Testament des Hans Eitener im Anhang A (1488. April 29.).

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

er gemeinsam mit Hans Axt215 Verweser der Heilig-Kreuz-Kapelle; im gleichen Amtsjahr 1489/90 bekleidete er noch drei weitere Ämter: Er war gemeinsam mit Magister Gregor Vogt216 Verweser der Bürgerbruderschaft, einziger Zöllner und gemeinsam mit Niclas Girnig217 Marktaufseher.218 Nur der Ratsherr und mehrfache Bürgermeister Michael Schwartz hatte ebenso viele Ämter wie Mondenschein, andere Ratsmitglieder hatten drei oder weniger Aufgabenbereiche zu betreuen. 1491 war Mondenschein neben dem Stadtschreiber Magister Gregor Vogt erneut Prokurator der Frauen- bzw. Bürgerbruderschaft.219 An dieser Stelle sei angemerkt, dass Ämterhäufung für die homines novi wie Mondenschein und Schwartz symptomatisch gewesen zu sein schien. Michael Schwartz hatte wie Mondenschein eine erstaunliche Karriere hinter sich. Er war einer der wenigen, denen es gelang, vom Tuchmacher zum Bürgermeister aufzusteigen, ein Amt, das er achtmal bekleidete.220 Seit dem Amtsjahr 1484/85 war Nikolaus Mondenschein fünfmal Konsul und zweimal Schöffe. In den Amtsperioden 1486/87 und 1489–91 war er mit wechselnden Ratskollegen Steuereinnehmer.221 Für zwei Amtsperioden hatte er kein aktives Amt und saß als »feiernder Herr vor den Ältesten«. Die Krönung seiner politischen Laufbahn war das Bürgermeisteramt, das er von September 1493 bis September 1494 bekleidete. Danach wurde er wieder zum Schöffen gewählt. In diesem Amt starb er 1494.222 Sein Vorgänger im Bürgermeisteramt war der Neubürger und mehrfache magister civium Johannes Kochel223, sein unmittelbarer Amtsnachfolger war der ebenfalls mehrfache magister civium Georg Emerich. Nikolaus Mondenschein hatte alles erreicht, was man innerhalb eines Lebens in Görlitz erlangen konnte: Er war Konsul, Schöffe und Bürgermeister, in Nebenämtern Zöllner, Marktaufseher und Steuereinnehmer, er trug mit die Verantwortung für die Verwaltung der Heilig-Kreuz-Kapelle und schließlich war er noch der Vorsteher der 215 216 217

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Er war von 1485 bis 1492 im Rat. Er hatte 1483/84 Görlitzer Bürgerrecht erworben, zahlte als Stadtschreiber aber keine Gebühr, vgl. CDLS 5, S. 68. Er war von 1482 bis 1486 Stadtschreiber. Er war von 1476 bis 1498 im Rat, besaß den Brauhof Untermarkt 23 und wurde später wegen Trunkenheit nicht mehr in den Rat gewählt, vgl. die Anmerkungen in Scultetus, Kürbuch, zu 1498 und Neumann (1850), S. 55. Zu seiner Biografie siehe die Skizze von Jecht (1892d), S. 253 und die Berichtigungen Jecht (1913d). Vgl. Scultetus, Kürbuch, S. 205, zu 1489. Vgl. den Quittiervermerk im Testament des Michael Schmied im Anhang A (1483. Oktober 14.). Zu seiner Biografie vgl. Wentscher (1924). Vgl. LE 1482–1496, fol. 189r, 213r, 285r, 309r, 333r, 381r und 405r. Er war Konsul 1484/85, 1486/87, 1488–91, Schöffe 1485/86, 1492/93, 1494, feiernder Herr 1487/88, 1491/92 und Bürgermeister 1493/94, vgl. Scultetus, Kürbuch zu den entsprechenden Jahren. Er erwarb 1451/52 das Görlitzer Bürgerrecht, besaß einen Brauhof im Nikolaiviertel und war 1486/87 und 1492/93 Bürgermeister, vgl. CDLS 5, S. 47 und Wentscher (1933), S. 262. Sein Testament ist im LR 1488–1505, fol. 210r–v (1499. Dezember 27.) überliefert.

1.3 Der Görlitzer Wallfahrtsort – die Heilig-Grab-Anlage

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Bürgerbruderschaft und des Priestergestifts »De passione«.224 Als Ratsherr war er zudem oft als Testamentsvollstrecker und Vormund tätig.225 Er bestimmte also nicht nur die politische und zum Teil wirtschaftliche Führung der Stadt, sondern auch die Geschicke wichtiger kirchlicher Institutionen der Kommune. Durch seine Ämter war er mit den führenden Görlitzer Familien verbunden, die ihm seine Laufbahn erst ermöglicht haben dürften. Nicht nur Nikolaus Mondenschein selbst, sondern auch sein Sohn Andreas und sein Bruder Johann hatten prominente Stellen innerhalb der Görlitzer Sakraltopografie besetzt, beide waren Altaristen. Andreas Mondenschein war wahrscheinlich spätestens seit 1488 Altarist am Altar Trinitatis in der Peterskirche. Im gleichen Jahr wird er als minister des Altars Philippi et Jacobi in der Nikolaikirche bezeichnet.226 1493 soll er Vorsteher der Priesterbruderschaft gewesen sein.227 Er besaß seit 1490 bis 1496/97 ein Haus, das er mit einem Wert von ca. 70 mr. versteuerte.228 Sein neues Haus in der Krebsgasse wurde nach seinem Tod 1518 für 100 mr. verkauft.229 Aus dem Testament des Caspar Tilicke, Schwiegervater von Hans Frenzel »dem Reichen«, erhielt er 1499 drey fl. rh. uff den Rhomweg. Ob er tatsächlich nach Rom pilgerte, ist aus den Görlitzer Quellen nicht ersichtlich.230 Noch 1516 war er Altarist am Trinitatis-Altar in der Georgenkapelle der Peterskirche, den sein Vater 1494 für ein ewiges Gedächtnis für die Familie Mondenschein gestiftet hatte.231 Im folgenden Jahr verstarb er.232 Das Testament, das

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Diese Stiftung war zum einen eine Messstiftung, aber auch eine Alimentierung von Priestern, die ein Gebäude neben der Peterskirche bewohnten. Siehe dazu ausführlich den Abschnitt 2.1.3, S. 258. Vgl. LR 1488–1505, fol. 43r, 51v, 53r, 81v und 112v–113r. Vgl. LR 1470–1488, fol. 285r (1488. Januar 22. [?]); LR 1470–1488, fol. 12r. (1488). Vgl. Neumann (1850), S. 265, ohne Quellenangabe. In den Geschossbüchern erscheint Andreas Mondenschein seit 1490, vgl. LE 1482–1496, fol. 393v, 417v, 439v, 461v, 483v, 506v, 527v, 549v, 571v, 593v, 615v, 637v. LE 1496–1499, fol. 13v, 55v, 97v, 139v (anno 1497) erscheint ein neuer Besitzer des Hauses. Als Mitbewohner werden in diesem Haus her Johannes John, doctor Andreas Rudiger, herr Kilian und die Bleckerynn verzeichnet. Bei den »Herren« handelt es sich ebenfalls um Priester. Zum Hauskauf vgl. LR 1488–1505, fol. 39v. Im Gegensatz zu seinem Vater lebte Andreas Mondenschein wohl eher in bescheidenen Verhältnissen, denn Ende 1490 zahlte er bei 2 pf. Von der mr. pro domo nur 20 gr. und pro foco nur 3 gr. an Steuern, vgl. LE 1483–1496, fol. 393v. Zum Hausverkauf vgl. LE 1500–1505, fol. 14v. Vgl. das Testament des Caspar Tilicke im Anhang A (1499. September 13.); zu den Görlitzer Rompilgern siehe Speer (2007) und Speer (2010). Das vollständige Patrozinium des Altars lautete »s. trinitatis, b. Marie virginis, Georgii et Laurentii, s. Katherine virginis et s. Marie Magdalene«. Zur Altarstiftung vgl. das Testament im Anhang A (1494. Juli 8.) und die Anmerkungen ebd. Zu 1516 vgl. Lose Urkunde 1516. März 13. (Auslagerungsverlust), Urkundenabschriften Bd. 260, fol. 224r–v und 233r–234r; Reg.: VOU Heft 9–20, S. 103. Im Steuerumlauf vom Juli 1517 finden sich im Geschossbuch hinter seinem Namen keine Steuerzahlungen eingetragen, vgl. LE 1516–1520, fol. 173v.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

er vor seinem Tod aufsetzte, ist nicht überliefert, man weiß nur, dass er den Rest seiner Erbmasse an den Altar Maria Magdalena im Heilig-Geist-Hospital legierte.233 Johann Mondenschein war im Jahr 1490 der vom Rat eingesetzte Interimsaltarist an der Heilig-Kreuz-Kapelle, bis der oben genannte Petrus Hermann das Altarlehen übernahm.234 Im Jahr 1494 ist er als Altarist am Altar der Kramerzeche, am Altar Johannis baptiste in der Peterskirche und am familieneigenen Trinitatis-Altar in der Krypta der Peterskirche nachweisbar, noch im Sommer desselben Jahres starb er.235 Auch er hatte wie schon zuvor sein Vater am »Familienaltar« in der Krypta der Peterskirche das Stiftungskapital erhöht.236 Die Mondenscheins hatten also zu Lebzeiten sowohl hohe politische Ämter als auch einflussreiche Posten innerhalb der kirchlichen Institutionen in Görlitz inne. Nikolaus Mondenschein wurde darüber hinaus in seinem letzten Willen auch nach seinem Tod dem Idealbild einer »Neubürgerkarriere« gerecht. Sein Testament, in welchem er der Heilig-Kreuz-Kapelle 4 mr. vermachte, gehört zu den längsten, materiell umfangreichsten und inhaltlich detailliertesten, welches in Görlitz überliefert ist. Es wäre redundant, den in Anhang A edierten Text hier noch einmal aufzurollen, wichtig ist an dieser Stelle hervorzuheben, dass alle Kirchen, Hospitäler, die Armen und Klöster sowie Familienmitglieder nach den in Görlitz üblichen Verhältnissen geradezu vorbildhaft bedacht wurden. Es wurden keine Details und keine Möglichkeiten ausgelassen, mittels Schenkungen und Messstiftungen für das eigene Seelenheil und das der ganzen Familie zu sorgen.237 Das Testament dürfte unter den Ratsherren sicher nicht 233

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Sein Tod ergibt sich aus einem Schreiben des Kapitels der Bautzener Stiftskirchen vom 2. März 1517 wegen der Besetzung des freigewordenen Altarlehens des Andreas Mondenschein, vgl. Urkundenbuch 5, fol. 5r–v und das Regest im VOU Heft 9–20, S. 107. Sein Testament erwähnt das Schreiben des Görlitzer Rates an den Offizial in Bautzen vom 1. Februar 1518, vgl. LM 1517–1520, fol. 68r. Zur Schenkung an das Hl.-Geist-Hospital vgl. Urkundenbuch 8, fol. 40 und 49 (1518. Februar 6.) (Auslagerungsverlust), hier zitiert nach Zobel MS (1939), S. 23. Vgl. den Brief des Rates, in welchem er den Offizial des Meißner Bischofs in Stolpen bat, in der Hl.-Kreuz-Kapelle Messen lesen zu dürfen, denn der Pfarrer Johannes Behem hatte Johann Mondenschein, der bisher Messen gelesen hatte, verboten, dies weiterhin zu tun, LM 1487–1491, fol. 282v–283r (1490. September 21.), Abdr.: Jecht (1892b), S. 155, Reg.: Dalman (1915), S. 237 f. Zum Krameraltar vgl. LA 1490–1497, fol. 191r (1495. April 14.) und LO 1484–1520, fol. 46v (1494. Mai 14.). Zum Altar Johannis baptiste, Andree, Petri und Pauli etc. in sanct Peters kirchen vgl. LO 1484–1520, fol. 47r (1494. Januar 30.). Zum »Familienaltar« S. Trinitatis vgl. die Angaben zur Stiftung im Testament des Nikolaus Mondenschein im Anhang A (1494. Juli 8.). Dass er noch im gleichen Jahr gestorben ist, ergibt sich aus der Bemerkung im Testament seines Bruders Niklas, wo steht, dass er noch vor Niklas gestorben war und deshalb das Legat an ihn nicht ausgezahlt werden konnte, vgl. Anhang A (1494. Juli 8.). Am 6. September 1494 ist er nicht mehr Altarist am Krameraltar und wird demzufolge kurz vorher gestorben sein, vgl. LO 1484–1520, fol. 48v. Vgl. die bischöfliche Bestätigung der Kapitalerhöhung um 12 mr. jährlichen Zins am Altar zu Ehren der Hl. Dreifaltigkeit, der Jungfrau Maria, Georgii, Laurentii, Katherine und Maria Magdalene, Lose Urkunde 1494. Dezember 22., Reg.: VOU Heft 9–20, S. 24. Vgl. das Testament in Anhang A (1494. Juli 8.).

1.3 Der Görlitzer Wallfahrtsort – die Heilig-Grab-Anlage

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seine Wirkung verfehlt haben. Aus den Quittiervermerken am Testament geht hervor, dass es ungefähr drei Jahre gedauert hat, bis alle Schenkungen und Stiftungen abgewickelt waren. Ähnlich wie bei der Stiftung der Katharina Schwetz, kamen auch hier Familienmitglieder in den Genuss der ausgesetzten Stiftungen. Rückschauend kann festgehalten werden, dass vor dem Hintergrund eines allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwungs in Görlitz die Bautätigkeiten an allen Görlitzer Kirchen fortgesetzt wurden. Die Gunst der Stunde nutzten die Familien Schwetz und Mondenschein, um einen bisher freien Platz in der Görlitzer Sakrallandschaft zu besetzen238, der im Zuge der Errichtung eines »Heiligen Grabes« enorm aufgewertet wurde. Der Lebensweg des Nikolaus Mondenschein hat zudem deutlich gemacht, dass vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Unabhängigkeit das Engagement und die führenden Positionen in kirchlichen Einrichtungen den Beginn einer beispielhaften politischen Karriere vorzeichnen konnten. Bis auf die schon erwähnten Ablässe und Messen in der Kreuzkapelle wird über die weitere Einbindung der Heilig-Grab-Anlage in die Görlitzer Sakraltopografie in den Quellen wenig Konkretes berichtet. Wahrscheinlich war die Heilig-Kreuz-Kapelle spätestens seit dem Ende des 15. Jahrhunderts das Ziel einer Karfreitagsprozession, die an der Georgenkapelle der Stadtpfarrkirche St. Peter ihren Ausgangspunkt hatte.239 Ausführliche Beschreibungen für diesen Kreuzweg und seine Stationen gibt es erst für das 17. Jahrhundert.240 Für die Zeit nach 1525, dem Jahr der »Einführung der Reformation« in Görlitz, gibt es ebenso wenig verlässliche Quellen. Bartholomäus Scultetus († 1614) überliefert für das Osterfest jenes Jahres nur, dass die Prozession mit dem Palmesel am Gründonnerstag nicht mehr stattfand.241 Da in Görlitz die Reformation durch den Rat eingeführt und durch die Besetzung der Pfarrstelle und der Predigerämter geschickt gelenkt wurde, sodass sich politische Spannungen innerhalb der Stadt nicht in einem Bildersturm oder sonstigen gewalttätigen Akten entluden, verlief die »Konfessionalisierung« in Görlitz in sehr ruhigen Bahnen.242 So ist vielleicht mit einem Aussetzen der Prozessionen oder mit einigen Veränderungen derselben zu rechnen, aber am Ende des 16. und zu Anfang des 17. Jahrhunderts bis hinein in die Neuzeit war die Heilig-Grab-Anlage Bestandteil einer

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Ähnliche Strategien von aufstrebenden Familien sind beispielsweise in Lübeck beobachtet worden, vgl. Noodt (2000), S. 235 ff. und 252. Vgl. dazu die Abschnitte »Zur Symbolik der Georgenkapelle« und »Die Peterskirche und das Heilige Grab« in Bürger/Winzeler (2006), S. 58 f. sowie Pescheck (1847–55), Teil 3, S. 243 f. Zu Prozessionen in der Karzeit an anderen Hl.-Grab-Nachbauten vgl. Rüdiger (2003), S. 140 ff. Vgl. dazu die Einzelheiten bei Meinert (2004), S. 352–357. Vgl. Sculteti, Chronicon 2, fol. 54v–55v. Siehe dazu das Kapitel 3.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

spezifisch protestantischen Form des Passionsgedenkens.243 Dies lag unter anderem auch daran, dass die Stiftung des lokalen Wallfahrtsortes »Heilig-Grab-Anlage« aus der Initiative frommer Laien hervorging. Gerade wegen dieser laikalen und nicht amtskirchlichen Gründungsinitiative überlebte sie die Reformation und erlebte später sogar einen neuen Aufschwung.

1.4 Hans Frenzels († 1526) Memorialbau – die Annenkapelle Die größte Einzelstiftung in der Görlitzer Kirchenlandschaft ist die Annenkapelle. Sie vereint gleich mehrere Besonderheiten in sich. Sie ist die einzige Kirche, die neben St. Peter und Paul sowie dem Kloster innerhalb der Stadtmauern errichtete wurde. Sie ist die teuerste Einzelstiftung der Görlitzer Geschichte, und über den Stifter und die Baugeschichte informieren die Quellen so ausführlich wie sonst über keine andere Stiftung in Görlitz. Bevor jedoch die Kapelle im Detail besprochen wird, sind einige Anmerkungen zu ihrem Stifter notwendig. Hans Frenzel, genannt »Der Reiche«, hat als einziger Görlitzer des Spätmittelalters eine Vita verfasst, in der er voller Stolz seinen Lebensweg beschreibt.244 Er berichtet von seiner Schulzeit, in der er eher ein mäßiger Schüler war, von seiner Lehre in Posen und wie er schließlich mit geborgtem Geld einen Handel eröffnete, der ihn später zum reichsten Görlitzer seiner Zeit machte. Er schildert den Erwerb zahlreicher Dörfer und berichtet von jeder seiner Stiftungen und seinen frommen Taten. Er hatte nicht nur die Annenkapelle mit den sechs Priesterstellen gestiftet, sondern auch 1.900 bis 2.200 mr. für die Fertigstellung der Nikolaikirche, ein Altar Retabel im Wert von 1.600 fl. rh. für die Peterskirche und das Priesterwohnhaus bei der Annenkapelle. Genau wie Georg Emerich verfügte er jedoch in seinem Testament keine weiteren Schenkungen und Stiftungen an Kirchen oder Hospitäler, dies tat seine Frau Anna in ihrem Testament.245 243

244 245

Vgl. zur Reformation und protestantischen Nutzung Meinert (2004), S. 358–384 sowie Wenzel (2008), ab S. 177. Luther hatte keine Kritik an der Passionsfrömmigkeit an sich, aber an der Art der zeitgenössischen Passionsbetrachtung geübt. Er wandte sich vor allem nach dem Prinzip der sola scriptura gegen die Anreicherung des Passionsstoffes mit nichtbiblischen Szenen und Elementen. Des Weiteren kritisierte er am traditionellen Passionsgedenken, dass das Streben nach compassio und imitatio Christi vor allem auf dem Verdienstgedanken, also der Werkfrömmigkeit desselben beruhte. Augenscheinlich wurde dies zum Beispiel durch die gewährten Ablässe für bestimmte Messen oder Prozessionen der Osterzeit. Vgl. zur Geschichte der Passionsfrömmigkeit Köpf (1994) und zur Reformation ebd. S. 750–754, siehe auch den Abschnitt zur »Frömmigkeitszentrierung auf Passion, Barmherzigkeit und Vertrauen« in Hamm (1999), S. 191–199 sowie zu Luthers Wallfahrtskritik Bräuer (2002), S. 41 ff. Vgl. die Edition in Speer (2009), S. 163–176 (= Vita mercatoris). Vgl. die Testamente der Frenzels im Anhang B (1508. Juni 20. und 1526).

1.4 Hans Frenzels († 1526) Memorialbau – die Annenkapelle

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Nach Aussage seiner Vita war sein Urgroßvater Francze Morgensin von Zittau nach Görlitz gezogen.246 Dieser hatte einen Sohn auch geheyßen Frenczels Hans. Dessen Söhne hießen Hans, Gregor und Peter. Hans war der Vater von Hans Frenzel dem Reichen, Gregor und Peter seine Onkel. Keiner der Frenzels hat je eine bedeutende politische Karriere in Görlitz gemacht. Der Vater Hans Frenzel ist 1478 bis 1482 als Verweser des Heilig-Geist-Hospitals nachweisbar und durch den Besitz eines Brauhofes in der Nikolaigasse war er ratsfähig, wurde aber nie in das Ratskollegium gewählt.247 Der Onkel Peter Frenzel war von 1492 bis 1496 im Rat, in den er nach einem Ehebruch ab 1496 nicht mehr gewählt wurde.248 Erst Peter, der Enkelsohn des Hans Frenzel, war 1548 bis 1556 wieder im Görlitzer Rat vertreten. Es ist nicht mit Sicherheit zu sagen, ob Hans Frenzel eine Abneigung gegen das Ratskollegium hegte, das seinen Onkel ausgeschlossen hatte, oder ob er einfach nur mit seiner Tätigkeit als Händler und den damit verbundenen Reisen zu beschäftigt war, als das er sich in den Rat hätte wählen lassen.249 Die Voraussetzungen dazu hätte er jedoch erfüllt: Er war durch die Heirat mit der Tochter des Caspar Tilicke im Besitz eines repräsentativen Brauhofes gegenüber dem Rathaus und obendrein war er sehr wohlhabend. Als Vertreter einer kirchlichen Institution ist Hans Frenzel ebenfalls nie tätig geworden. In der Literatur wird er bisweilen als Gegner des Görlitzer Rates, im Besonderen des konservativen Stadtschreibers Johannes Hass, dargestellt und als Sympathisant der Tuchmacher, die mehr politisches Mitspracherecht forderten. Die dafür in der Literatur aus den Görlitzer Ratsannalen angeführte Passage lässt diese Interpretation aber nicht als zwingend erscheinen.250 Als der junge Hans Frenzel 1484 aus Posen zurückkam führte er zunächst für zehn Jahre den Handel seines Onkels Peter bis er 1493 die Tochter des wohlhabenden Caspar Tilicke heiratete, der von 1479 bis 1484 im Rat gesessen hatte.251 Nach den Worten seiner Vita musste Hans diese Hochzeit mehr oder weniger heimlich mit dem Vater aushandeln, denn »viele namhafte Leute« seien gegen diese Verbindung gewesen.252 246 247

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Siehe für diesen und alle folgenden Nachweise die Edition der Vita in Speer (2009), S. 163–176 (=Vita mercatoris) und die Testamente im Anhang B. Vgl. LO 1434–1483, fol. 110v (anno 1478); Knauth (1772), S. 23 (anno 1479); LR 1470–1488, fol. 170v–171r; siehe auch das Regest im VOU Heft 7–8, S. 147 (anno 1482). Er besaß den Brauhof Nikolaigasse 12 [?], vgl. Wentscher (1933), S. 262; nach Wenzel (2003), S. 5, Anm. 11 soll es der sechsbierige Brauhof Nikolaigasse 10 gewesen sein. Er besaß die Brauhöfe Neißstraße 25 und 29 sowie kurzzeitig Untermarkt 3, sein Tuchhandel ist zwischen 1488 und 1494 belegt, vgl. Wenzel (2003), S. 5, Anm. 14. Zum Ausschluss aus dem Rat vgl. Neumann (1850), S. 55 und die Randbemerkung zum Jahr 1496 in Scultetus, Kürbuch. Zu seinen Geschäftsverbindungen nach Posen, Breslau, Leipzig, Frankfurt (Oder) und Berlin vgl. die Angaben in Vita mercatoris, S. 167 f. und Wenzel (2003), S. 5 f. Vgl. SRL N. F. 4, S. 45, Zeile 15–35. Ebd. S. 57 und 85 f. wird erwähnt, dass der Schreiber Hans Frenzels für die Tuchmacher brieffe und artickel geschrieben habe. Vgl. zu ihm die Anmerkungen zu seinem Testament in Anhang A (1499. September 13.). Vgl. die Vita mercatoris, S. 165 ff.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

Spekulation wäre es zu entscheiden, ob politische Gegner der Frenzels die Hochzeit nicht wollten oder ob es rein materielle Gründe waren, die bei anderen Görlitzer Familien Begehrlichkeiten auf die Tilicke-Erbin geweckt hatten. Ihr Vater Caspar Tilicke besaß den Brauhof Untermarkt 5, einen Teil von Girbigsdorf, Friedersdorf, einen Garten mit Scheune und eine Meisterei zur Tuchfabrikation. Außerdem waren die Tilickes mit den einflussreichen Emerichs versippt.253 An Waren, Bargeld und Außenständen hinterließ Caspar Tilicke ein Vermögen von etwa 3.000 mr. Nach dem Tod der Schwiegereltern ließ Hans Frenzel das ererbte Wohnhaus, das schräg dem Rathaus gegenüber steht, zwischen »Schönhof« und »Goldener Baum«, für 1.600 fl. ung. zu einem repräsentativen Brauhof ausbauen, der heute wieder Frenzelhof heißt.254 In seiner Vita schildert Hans Frenzel nicht im Einzelnen wie er sein Vermögen verdiente, er berichtet nur, was er an Landgütern erwarb und welche Summen er für fromme Stiftungen und Schenkungen ausgab. Die Untersuchungen Peter Wenzels nennen Wolle, Waid und Tuch als die hauptsächlichen Handelsgüter des Hans Frenzel und seiner Geschäftspartner.255 Am Ende seines Lebens besaß er insgesamt neun Dörfer: Friedersdorf, Girbigsdorf, Markersdorf, Königshain, Langenau, Lissa, Zodel, Schützenhain und Liebstein. In Königshain begann er, sich einen Landsitz zu errichten, den sein Sohn Joachim († 1565) weiter ausbaute. Für seine mobilen und immobilen Güter zahlte Hans Frenzel in Görlitz 1518 die enorme Summe von 150 sch. gr. Steuern. Im Jahr 1519 einigte er sich dann mit der Stadt, die zuerst 5.000 fl. ung. gefordert hatte, auf einen Betrag von 3.200 fl. ung., um die fahrende Habe seiner Familie, die vor allem Handelswaren umfasste, für die Zukunft von Steuern zu befreien.256 Neben seiner Tätigkeit als Händler, die ihm im Jahr bis zu 7.000 fl. ung. Gewinn einbrachte257, war er der wichtigste Kreditgeber in Görlitz. Nicht nur die Stadt als 253 254 255 256

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Vgl. dazu die Genealogie in Schäffer, Genealogische Tabellen, S. 204. Vgl. zu diesem Brauhof Jecht (1913c) und Jacob (1972), S. 31 ff. Vgl. Wenzel (2003), S. 6 f. Zu Frenzels Besteuerung, die im RA Görlitz in den Libri exactorum verzeichnet ist, vgl. Jecht (1926), S. 259. Zum »Geschossfreikauf« vgl. die Vita mercatoris, S. 174 und LO 1484–1520, fol. 232v–234r; Reg.: VOU Heft 9–20, S. 111 f. Siehe auch SRL N. F. 3, S. 549 ff. (Ratsannalen). Für Geschossfreikäufe gibt es in der Görlitzer Geschichte nur wenige Beispiele, vgl. die Freikäufe von Agnes Finger († um 1514) anno 1475 (Abdr.: Jecht [1892b], S. 144, Nr. III., Abbildung dieses Stadtbucheintrags [LA 1470–1478, fol. 135v] in Anders/Winzeler [2004], S. 46); Matthias Besagk anno 1475 (Urkundenbuch 2, fol. alt 273, fol. neu 334); Blasius Börer anno 1498 (LA 1490–1497, fol. 340v–341v) und Barbara Fichtner anno 1495 (LA 1490–1497, fol. 265v). Von den Einnahmen konnte die Stadt ihre Hypotheken, die sie bei Georg Emerich für den Kauf von Penzig aufgenommen hatte, ablösen, vgl. Jecht (1892b), S. 123, Anm. 1, siehe auch S. 104, Anm. 6. An Geschossfreikäufen nennen die Ratsannalen nur den Fall der Agnes Finger und eines Tzappe, vgl. SRL N. F. 3, S. 550. Vgl. SRL N. F. 3, S. 550 (Ratsannalen, anno 1519). Für das Jahr 1516 hieß es, er habe uber 10.000 schoc gorlitsch pfennige […] bei sich liegen, vgl. ebd. S. 463, das entsprach ungefähr 1.800 mr.

1.4 Hans Frenzels († 1526) Memorialbau – die Annenkapelle

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Institution, vertreten durch den Rat, sondern auch zahlreiche Privatpersonen nahmen bei ihm Kredite auf.258 Schaut man sich diese Hypothekenverträge, die nach dem damaligen Sprachgebrauch Zinsverkäufe waren, näher an, so wird man feststellen, dass Hans Frenzel an einige der damals reichsten und politisch einflussreichsten Görlitzer Ratsherren und Bürgermeister Geld verlieh.259 Zu ihnen gehörten der neunmalige Bürgermeister Franz Schneider260, der königliche Richter Valentin Hirschmann261, Regina, die Witwe des Ratsherrn Matthias Axt262, Jakob Frömpter263, der Ratsherr Franz Schulz264, der Ratsherr Magister Martin Eisenmenger265, Walpurga, die Witwe des Neubürgers und fünfmaligen Bürgermeisters Bernhardin Melzer266, der Ratsherr Hans Peitzner267, die Eheleute Schütze268, Barbara Emerich269, Urban Emerich270, Peter Emerich271 und der königliche Richter Paul Schneider272. Ein Blick auf das Türkensteuerregister von 1527 offenbart den immensen Reichtum der eben genannten, von denen Hans Frenzel Zinseinkünfte erwarb, bzw. die ihm Geld schuldeten. Platz eins in der Rangliste belegte Sebastian Schütze mit einem geschätzten Vermögen von 24.200 mr., auf Platz drei lagen die Kinder des verstorbenen Bernhard Bernt, die Plätze vier und fünf belegten Jakob, Urban und Hans Emerich und auf Platz acht lag Franz Schneider.273 Die Letztgenannten und Hans Frenzel brachten durch ihre Handels- und Bankgeschäfte so große Bargeldmengen in Umlauf bzw. verknappten diese, dass die Stadt des Öfteren bei Münzver-

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Erst in neuerer Zeit hat man sich in der Forschung verstärkt dem Kredit als Mittel zur Stärkung von politischen und sozialen Beziehungen in der »historischen face-to-face community« beschäftigt. Vgl. dazu den Sammelband Schlumbohm (2007) und die zitierte Stelle im Aufsatz von Carola Lipp ebd. S. 31. Zu den allgemeinen Rahmenbedingungen und Charakteristika dieser Geschäfte vgl. Speer (2006). Als Beispiel für die Stadt Görlitz als Schuldner vgl. SRL N. F. 3, S. 358. Vgl. Anhang B (1510. Oktober 1.). Vgl. Anhang B (1511. April 25. und 1512. November 16.). Vgl. Anhang B (1512. Februar 18. und 1514. Februar 18.). Vgl. Anhang B (1512. August 13.). Vgl. Anhang B (1514. März 14.). Vgl. Anhang B (1514. November 28.). Vgl. Anhang B (1514. Dezember 5.). Vgl. Anhang B (1516. März 29.). Vgl. Anhang B (1518. Januar 2.). Vgl. Anhang B (1518. Oktober 2.). Vgl. Anhang B (1518. November 16.). Vgl. Anhang B (1518. November 24. und 1525. Juni 16.). Vgl. Anhang A (1508. Juni 29.). Vgl. Jecht, H. (1938), S. 129 f. Siehe die Zusammensetzung der Vermögen von Bernhard Bernts Kindern, von Jakob, Urban und Hans Emerich sowie von Franz Schneider in Jacob (1975), S. 121 f.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

schlechterungen oder Konvertierungsproblemen des Görlitzer Pfennigs mit ihnen in Verhandlung trat, die Währung positiv zu beeinflussen.274 Durch seine »Handelsgesellschaft« mit Bernhard Bernt hatte Hans Frenzel nicht nur einen finanzkräftigen Partner für seine Geschäfte, sondern auch eine politisch einflussreiche Familie an seiner Seite.275 Bernhard Bernt, der Katharina, die Schwester Hans Frenzels geheiratet hatte, war 1500/01 als Tuchhändler nach Görlitz übergesiedelt, erwarb die Brauhöfe Untermarkt 2 und 3 und war von 1502 bis 1522 im Rat.276 Hans Frenzels Schwester Anna war die Ehe mit Hans Reintsch eingegangen und die dritte Schwester, Barbara, ehelichte den Ratsherrn Barthel Reynold.277 Erst wenn man dieses Netzwerk von persönlichen, geschäftlichen und politischen Verbindungen berücksichtigt, wird verständlich wie es Hans Frenzel gelingen konnte, sein »Großprojekt Annenkapelle« zu realisieren. Den Plan dazu hatte er vielleicht schon kurz nach 1500 gefasst, als die Heilig-Grab-Anlage vor ihrer Vollendung stand, denn bereits 1503 hatte Hans Olmützer ein Altarretabel »St. Annen« für Hans Frenzel vollendet, das später in der Annenkapelle aufgestellt wurde.278 Im Jahr 1505, als Georg Emerich gerade nicht Bürgermeister war, stellte Hans Frenzel an den Görlitzer Rat zum wiederholten Mal einen Antrag auf Genehmigung eines Bauplatzes für eine Kapelle. Aus dem geplanten Kapellenbau ergaben sich für die Ratsherren aber mehrere Probleme, von denen die Ratsannalen jedoch nur eins nennen: Der Rat wollte nicht noch mehr Priester in der Stadt oder vor den Mauern haben, die für sich das Bierausschankrecht beanspruchten – man hatte damit schon genug Ärger auf dem Pfarrhof gehabt. Aus der Kenntnis der innenpolitischen Lage jener Zeit lassen sich noch zwei weitere Gründe rekonstruieren, die gegen Hans Frenzels Vorhaben sprachen: Erstens war wieder Streit mit dem Stadtpfarrer wegen der Op274

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Vgl. SRL N. F. 3, S. 462 f. und 528 f. Zur Görlitzer Währung und Inflationen bzw. Münzverschlechterungen anno 1516 siehe SRL N. F. 3, S. 439–535; ebd. Bd. 4, S. 3 ff.; Jecht (1926), S. 268–272 für die Jahre 1490–1530 sowie Wendt (1929), S. 113–116 zu den Auswirkungen auf die Handelsbeziehungen zwischen Breslau und Görlitz. Siehe auch Kämmel (1874), S. 93 ff. Zu Hans Frenzels Handelsgesellschaften vgl. Wenzel (2003). Zur Handelsgesellschaft der Görlitzer Hans Frenzel, Bernhard Bernt und dem Breslauer Ratsherrn und Kaufmann Hans Crapff dem Jüngeren vgl. Wendt (1929), S. 82–86 sowie Jecht, H. (1938), S. 126 ff. Zur Annahme des Görlitzer Bürgerrechts durch Bernhard Bernt vgl. CDLS 5, S. 81 und zu seiner Biografie die Literaturangaben ebd. Er kaufte 1516 das Dorf Lodenau und 1519 die Herrschaft Radmeritz. Er starb 1527. Die Erbauseinandersetzung der zweiten Ehefrau mit den Kindern aus erster Ehe findet sich im LR 1516–1540, fol. 210v–214r. 1512 ist er als Verweser des Seelhauses in der Krebsgasse nachweisbar, vgl. LR 1505–1516, fol. 205r. Er war von 1488 bis 1508 im Rat, 1504 erscheint er als vorsorger und kirchenväter zum heyligen creutze, vgl. Anhang C (1504. Mai 9.). Mit Hans Olmützer war ein Honorar von 110 fl. rh. vereinbart worden, 1503 forderte er dann vom Rat die entstandenen Mehrkosten von 10 fl. rh., die ihm zugesagt worden waren, vgl. den Abdruck des Briefes in Zobel (1932), S. 21 f. sowie SRL N. F. 1, S. 344 f. (1503. April 6.). Zu diesem Altar und weiteren Werken Hans Olmützers in Görlitz vgl. Kaczmarek (2006).

1.4 Hans Frenzels († 1526) Memorialbau – die Annenkapelle

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fergaben zu befürchten, wie man es schon beim Neubau der Heilig-Kreuz-Kapelle erlebt hatte, und zweitens sollte die Kapelle nicht an exponierter Stelle stehen, weil sich Hans Frenzel so zu weit über die anderen führenden Görlitzer Familien emporgehoben hätte. Wortführer der Ablehnung des Bauantrags dürfte der mehrfache Bürgermeister und mächtigste Mann seiner Zeit – Georg Emerich – gewesen sein. Wie die Abschnitte zu den Bestattungen in der Barbarakapelle des Franziskanerklosters (S. 167 f.) und die seit Emerichs erster Amtszeit als Bürgermeister veränderte Testierpraxis noch zeigen werden, versuchte dieser offensichtlich, massiv Einfluss auf die repräsentative Ratsherrenmemoria zu nehmen. Es wäre nicht verwunderlich, wenn er aus denselben Gründen Hans Frenzel verweigerte, als großzügiger Stifter in Erscheinung zu treten, zumal Emerich befürchten musste, von Frenzel in den Schatten gestellt zu werden. Nachdem sich der Rat dennoch zu einer Genehmigung durchgerungen hatte, wollte er dem Hans Frenzel aber nur einen Platz am Topfmarkt zuweisen. Der Topfmarkt befand sich am westlichen Ende der Langengasse, in einem toten Winkel an der Stadtmauer. Frenzel sollte dort, entfernt von den Hauptverkehrswegen der Stadt und weit ab vom öffentlichen Leben der zentralen Plätze, seine Kapelle errichten, um die Stadtbefestigung zu verstärken.279 Hans Frenzel monierte zu Recht, dass dieser Ort dem folke aus dem wege gelegen sei. Durch Verhandlungen und den Einsatz seiner Beziehungen gelang es ihm schließlich, einen sehr prestigeträchtigen Bauplatz zu erhalten – den Standort des ehemaligen, bereits abgebrochenen herzoglichen »Schlosses«.280 Dieses stand innerhalb der Mauern, nordwestlich des Frauentors, direkt an der Straße, die von Zittau kommend am Jakobs-Hospital, dann an der Frauenkirche vorbei durchs Frauentor in die Stadt auf den Obermarkt führte. Im Jahr 1508, ein Jahr nach dem Tod Georg Emerichs, war es dann soweit. Der Rat stellte beim Bischof in Meißen stellvertretend für den Stifter den Bauantrag, und am 26. Juni 1508 erfolgte der erste 279

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Vgl. die Schilderung der Ratsannalen in den SRL N. F. 3, S. 405 f.: Und wiewol ein rath des seyns ansynne beschvert gewest, zuvormeiden mehrung der priester, der suesten die stadt, got lobe, eine gute notdorfft, doch in betrachttung seines gueten wercks hat ein rath ime solchs zugesaget und angetzeiget eine stelle auff den topmarckt dohyn die kirche zu setzen, der meynung das er dieselbige noch dem felde zubefestigung der stad des orts bauen solde etc. Das den Hans Frentzel beschvert drummb, das die kirche an dem ort dem folke aus dem wege gelegen, und gebeten ummb die stat doruffen sie heute gebauet stehet, das ime also vorgunst und nochgelassen ist wurden. Zur langwierigen Genehmigung der passenden Baustelle schreibt Frenzel selbst in seiner Vita mercatoris, S. 170: Mit großer Mühe vergunden mir die Herren diese Stelle unndt eine Kirche zubauen. Ich wardt gar offte abegeweist, nach dem Willen Gottes ließ ich nicht nach, anderthalb Jhar lang uberliefft ich die Herren also lange, das sichs schickte. Am 12. Oktober 1474 hatte König Matthias Corvinus dem Rat gestattet, mit dem »Schloss« zu tun, was dem Rat beliebe, vgl. die zwei Losen Urkunden von 1474. Oktober 12. und das Regest im VOU Heft 7–8, S. 122. Im Tagebuch des Johannes Frauenburg heißt es dazu: Anno eodem [1475] ist das alde huss by unnser lieben Frauen thor gebrochen, uff privilegium vom konige Mathia doruff gegeben. Vgl. Frauenburg, Secretarium, S. 175.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

Spatenstich.281 Das Ausschachten der Fundamente gestaltete sich schwierig, da man auf einen alten Wassergraben des Schlosses stieß und noch im Sommer desselben Jahres ruhten die Arbeiten wieder, weil in Görlitz die Pest grassierte und Hans Frenzel, wie die meisten vornehmen Bürger, Görlitz verließ.282 Die Lage muss in Görlitz wirklich bedrohlich gewesen sein. Aus dem Jahr 1508 sind 29 Testamente überliefert, so viele wie aus keinem anderen Jahr bis 1550. Hans Frenzel schreibt dazu in seinem Testament vom 20. Juni: So und als sich die graußame plage der pestilentz etzliche maße beweist, und als zu besorgen ist, weitter einreißen möchte, hat der erbare Hans Frentzel, inn bedocht seiner selen selichkeit, und domit noch seynem tode seiner gelassenen güter halben zwitracht, zcang und hadere vorhut mogen werden, seinen letzte willen, wie und durch wen dieselbigen sullen geschickt und außgegben werdenn, vor gehegetem dinge angezceiget, bekräfftigen und ins statbuch schreiben lassen.283

Das Testament ließ er 1510 oder 1519 wieder aus dem Liber resignationum streichen. Die letzte Zahl ist im Original ausgewaschen und kaum zu lesen. Wahrscheinlich ließ er die Streichung 1519 vornehmen, als er seine fahrende Habe geschossfrei kaufte. Den seiner Meinung nach zu hohen Betrag für den Freikauf sah er als eine Art Vermächtnis zugunsten der Stadt an.284 Da er bereits durch seine Stiftungen zu Lebzeiten für sein Seelenheil Vorsorge getroffen hatte, gab es für ihn außerhalb der üblichen Erbfolge keine weiteren Verfügungen zu erlassen und das Testament wurde obsolet. Am Anfang des Jahres 1510 müssen die Bauarbeiten am Äußeren der Kapelle schon weitestgehend abgeschlossen gewesen sein, denn im Liber resignationum wurde ein haus inn der Rehnn gassen, bey sanct Annen kirchen gelegen, verkauft.285 281

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Der Rat schrieb an Johannes Bischof von Meißen, dass Hans Frentzel unser mitburger vorhabe, von seinem Geld, got dem almechtigen zcu ere und der heiligen frauen Annen, unsers lieben heren Jesu Cristi gross zcu preise und lob, eine Kirche mit drei Altären zu errichten und mit drei Priesterstellen auszustatten. Der Rat habe ihm einen Platz bynnen der stadt mauer des weges, so man nach unser lieben frauen kirche, in der vorstat gelegen, geet zugewiesen. Man habe dies auch mit herren Martino Fabri unserm pfarhern wegen der Opfergelder besprochen. Man bittet nun um die Erlaubnis und Bestätigung des Baus und dieselbe dem Überbringer des Briefes mitzugeben, gerne zahle man auch die zustehenden Gebühren. Datum feria secunda post dominicam cantate 1508. Vgl. LM 1505–1508, fol. 388r–v (1508. Mai 22.). Den Baubeginn erwähnt Hans Frenzel in seiner Vita mercatoris, S. 170. Nach SRL N. F. 3, S. 406 wurde 1506 mit dem Bau begonnen, dies widerlegen die hier gebrachten Quellenstellen. Nach Jecht (1926), S. 258 hatte sich die Familie Frenzel nach Breslau begeben. Vgl. im Anhang A (1508. Juni 20.). Vgl. seine Vita mercatoris, S. 174: […] das ich Hans Frenczell vor die Freyhet aller unser farender habe nimmermehr zuvorschoßen, unndt wie oben berürt was zuviel gethan wirdt sol arm und reich zu gutte als ein Testament meines letczten Willens geschehen sein […]. Hans Garbe durch Schwartze Hans resignavit Brosius Rote ein haus inn der Rehnn gassen bey sanct Annen kirchen gelegen neben Bartel Sorers hause gelegen. 3. post reminiscere [26. Februar] 1510. Vgl. LR 1505–1516, fol. 120v. Ebd. fol. 228r heißt es: Barthel Sorer resignavit Lorentz

1.4 Hans Frenzels († 1526) Memorialbau – die Annenkapelle

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Noch im gleichen Jahr, am 9. Oktober, wurde der Dachreiter aufgesetzt. In den Inschriften des Turmknaufs ließ sich der Stifter relativ bescheiden verewigen: […] nec non omnino a novo erecta per me Johannem Frenzelium concivem Gorlicensem.286

Zwei Jahre später, am 16. April 1512, ließ Hans Frenzel durch den Rat den Bischof in Meißen um die Weihe der Kapelle bitten, die dann am 28. Mai 1512 durchgeführt wurde.287 Erst im September des gleichen Jahres war die Ausstattung der Kirche … … gancz unndt gar ferttig mit der Orgel, 3 Glocken, 6 Meßgewandt, 3 sammete, 3 tomaschkene [= damastene], 3 Meßtüchern, Taffeln, Leuchter, 3 Vazen unndt 6 Prister 288 beleget, zu iglichem Altare 2 Prister unndt iglichem Prister alle Jhar 30 mr. Zins.289 Zu solchen allem hat nymandts nichts Hilffe gethan, allein was der almechtige Gott durch mich vorliehen unndt vorordnet hat, der loß i[h]m unndt seyner heyligen Mutter Mariæ Lob unndt Ehre sein unndt [der] heiligen Frauen S. Annen mitt ihrem Geschlechte, unndt der heilige Jochem wolden es laßen angenehm sein unndt wollen Gott vor mich unndt alle die meinen fleyßig bietten umb alles was uns nach dem Wiellen Gottes seliglich ist durch diesen Bau, unndt alles [was] doczu gezeuget [und] vorbracht wardt, befandt ich von Gnaden Gottes, das ich an meiner Nahrung also reich war als da ich anhub zubauen. Das alles allenthalben gestundt mich ungefehrlich umb 8.500 fl. rh. der Priester Zinß gerechnet immer vor 200 mr. 290 zu kauffen, so kost das große crucifix neben dem hohen Altar 50 fl. rh.

Baumeister der Kapelle war Albrecht Stieglitzer, dessen Büste auf einem Kragstein verewigt wurde.291 Als Bildprogramm wählte Hans Frenzel für den figürlichen Schmuck der Fassade eine »Heilige Sippe« bestehend aus: Anna Selbdritt, Joachim, Maria, Josef, Jesus und Johannes dem Täufer, eine »Verkündigungsszene« und eine Figur des Heiligen Laurentius. Hans Frenzel selbst ließ sich relativ bescheiden verewigen. Auf dem östlichen Gewölbeschlussstein über den Altären sind seine Initialen und seine Hausmarke zu sehen. Am Außenbau sind sie noch einmal auf der

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Meissener seinem eydem ein haus in sant Annen gassen, zwisschen Brosig Roten und Steffan Ditrich heusern gelegen. Judicium tertia ante Viti anno etc. decimotercio [14. Juni 1513]. Vgl. die Wiedergabe der Inschrift in Mylius, Annales, S. 24, die 1510 als Jahr der Niederlegung der Papiere in den Turmknauf angibt. Darauf bezieht sich wohl auch Hortzschansky/ Meltzer (1790-1801), »Drittes Stück«. Siehe den Brief des Rates an den Bischof von Meißen im Anhang B (1512. April 16.). Zur Weihe vgl. die Vita mercatoris, S. 170 f. und den Wortlaut der Ratsannalen in den SRL N. F. 3, S. 406. Der Rat wollte anfänglich nur drei Priester gestatten, vgl. SRL N. F. 3, S. 426 (Ratsannalen). Im Vergleich zu anderen Altären lag die Dotierung mit 30 mr. jährlicher Zinsen weit über dem Durchschnitt. Vgl. die Vita mercatoris, S. 171. Dazu vermerken die Ratsannalen: Wiewol der rath doran, das sechs priester aldo solden gestiefft werden, alwege beschverung gehabt, doch dieweile isz gemeltem Frentzeln also gefallen, hat ein rath dasselbige auch also geschehen lassen. Vgl. SRL N. F. 3, S. 406. Vgl. Jecht (1927–34), S. 772.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

Konsole der zentralen Figur des Bildprogramms, der Anna Selbdritt, angebracht292 – sichtbar für jeden, der vom Frauentor zum Obermarkt unterwegs war (Abb. 23). Im Frühjahr 1513 wurde die vertragliche Sicherung der Zinsstiftungen für die drei Altäre der Annenkapelle abgeschlossen. Aus dem Briefwechsel zwischen Rat und Bischof geht hervor, dass Hans Frenzel ursprünglich die Altäre sogar mit je 50 mr. jährlichen Zinsen ausstatten wollte, der Meißner Bischof hielt aber 30 bis 40 mr. für ausreichend.293 Wären die Altäre tatsächlich mit je 50 mr. Einkommen dotiert worden, hätten die Priester der Annenkapelle die höchsten Einkommen aller Görlitzer Altaristen erhalten. Hans Frenzels Kirche wäre dann nicht nur durch ihre bauliche Größe und künstlerisch herausragende Gestaltung und Ausstattung ein Juwel der Görlitzer Sakraltopografie gewesen, sondern auch durch die finanzielle Ausstattung ein Prestigeobjekt ersten Ranges.294 Jeder Altar wurde von zwei Altaristen betreut, die je ein ministerium zu leisten hatten, das fünf Messen umfasste.295 Dazu gehörten laut Vertrag unter anderem horas de beate virgine.296 Insgesamt ließ Hans Frenzel also für sich und seine Familie 30 (!) Messen pro Woche lesen. Nachdem das Finanzielle der Vikarien geklärt war, einigte sich Hans Frenzel noch mit dem Görlitzer Pfarrer Martin Schmied über dessen Anteil an den Opfergaben in der Annenkapelle. Demnach sollte der Pfarrer von jedem Altar 12 gr. erhalten und ein Viertel der Opfergaben von den Altären und den Opferstöcken.297 Die Verhandlungen dürften von der Tatsache positiv beeinflusst worden sein, dass der Pfarrer Taufpate von Hans

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Zum Bildprogramm vgl. Mock (2000) und Mock (2006). Das Bildprogramm der »Heiligen Sippe« ließ Frenzel auch im Privatoratorium seines Hauses am Untermarkt anbringen. Zur Beliebtheit der Hl. Anna als Patronin der Kaufleute im späten Mittelalter vgl. Dörfler-Dierken (1992), S. 97 f. und zu ihrer Konnotation mit einem erfüllten Familienleben ebd. S. 210–227, besonders S. 218. Vgl. zur Dotation der Altäre die Briefe im Anhang B (1513. Februar 18.; 1513. Februar 20.; 1513. März 9.). Die Meißner Bistumsmatrikel nennt für die Jahre 1512 bis 1514 keine neuen Altarstiftungen in Görlitz, erst 1515 werden ohne nähere Angaben folgende Stiftungen für Görlitz genannt: S. Annae, S. Augustini, S. Barbarae, S. Hieronymi, S. Katherinae, S. Martini, S. Petri, Omnium Apostolorum, S. Sebastiani, S. Valentini, vgl. MBM S. 80. Die Matrikel nennt folgende Altäre und Messen in der Annenkapelle als bestehend: Triumregum, Katherine, Marie Magdalene (2 mr.), Primarius sancte Anne (4 mr.), Secundarius Sancte Anne (4 mr.), Primarius Trinitatis (4 mr.), Secundarius Trinitatis (4 mr.), Primarius beate virginis (4 mr.), Secundarius beate virginis (4 mr.), die Zahlenangaben sind die Höhe der Dotierung, auf die die Bischofszinsen gezahlt wurden, vgl. ebd. Die Abweichungen zwischen den tatsächlichen Verhältnissen in Görlitz und der Bistumsmatrikel liegen in der Überlieferungstradition der Matrikel begründet, die erneut einer gründlichen Quellenkritik unterzogen werden müsste. Zur kunsthistorischen Beschreibung und Einordnung der Annenkapelle vgl. die unpublizierte Magisterarbeit von Mock (2000), die kurze Zusammenfassung derselben Mock (2006) sowie Jecht (1927–34), S. 771 ff. und die dort angegebene Literatur. Vgl. SRL N. F. 3, S. 406 (Ratsannalen). Vgl. SRL N. F. 3, S. 573 (Ratsannalen). Vgl. Anhang B (1513. Februar 18.).

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Frenzels Sohn Johannes war.298 Weit schwieriger gestaltete sich die Einigung mit der Priesterbruderschaft, deren Verweser 1513 Johannes Breitmichel und Gregorius Haße waren.299 Diese fürchteten Einnahmeverluste und bezweifelten das Privileg der Altaristen der Annenkapelle, Gaben für gefeierte Anniversarien in der Pfarrkirche, entgegennehmen zu dürfen. Sie hatten sich bei auslendischen Altaristen in Breslau, Liegnitz und Bautzen erkundigt und waren zu dem Schluss gekommen, dass den Altaristen der Annenkapelle die presentien nicht zustünden, es sei denn, das sie der beschverung, so inen daraus erwachsen wolde, widderstattung entpfunden.300 Schließlich gelangten die Parteien am 3. Juli 1513 zu einer Übereinkunft und unterzeichneten einen Vertrag. Dieser ist im Detail nicht überliefert.301 In den Ratsannalen heißt es dazu: Ein ander vortrag zwuschen den vorwesern der bruderschaft der priester und Hansenn Frentzel, von wegen seiner belehnten priester zu sanct Annen, das dieselbigen sein konnen zu gleicher presentz sein in der pfarkirchen zu S. Peter, laudtes der confirmacion. Diser contract ist vorschrieben in die matrickel der priester und Hansen Frentzel eine abeschrift gegebn wordenn dominica post visitacionis Marie anno quo supra (1513).302

Obwohl das Gebäude und die gestifteten Altäre Privatbesitz Hans Frenzels waren, hatte er nicht die alleinige Verfügungsgewalt über die Annenkapelle. Kirchenrechtlich unterstand sie dem Görlitzer Pfarrer bzw. dem Meißner Bischof. Administrativ war der Görlitzer Rat verantwortlich. Also wurde wie für alle Görlitzer Kirchen, Kapellen, Hospitäler und das Kloster auch für die Annenkapelle ein »Kirchenvater und Versorger« vom Rat ernannt. Mindestens in den Jahren 1512 und 1515 war dies der Geschäftspartner und Schwager Hans Frenzels – Bernhard Bernt.303 Von einer »Eigenkirche« des Hans Frenzel zu sprechen, wie dies Ernst-Heinz Lemper304 macht, ist nach dem Dargelegten hinfällig. Außerdem ist die Anwendung dieses Begriffs, der Verhältnisse des hohen und späten Mittelalters beschreibt, in einer Stadt des 298

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Vgl. die Vita mercatoris, S. 172. Martin Schmied, auch genannt Fabri, war der letzte katholische Görlitzer Pfarrer. Sein gutes Verhältnis zu den Frenzels dürften seine testamentarischen Legate für die Eheleute Frenzel unterstreichen. Sie erhielten vier goldene Ringe, davon je zwei mit Rubinen, einer mit einem Saphir und einer mit einem demant besetz, vgl. des Pfarrers Testament im Anhang A (1519. Juni 14.). Vgl. Lose Urkunde 1512. Januar 3. (Auslagerungsverlust), hier zitiert nach dem handschriftlichen Regest im RA Görlitz. Siehe auch Zobel MS (1939), S. 39. Vgl. das Schreiben des Rats im Anhang B (1513. April 11.). Zur Datierung des Vertrags vgl. Sculteti, Extracta, S. 188. Vgl. SRL N. F. 3, S. 256 und 406. 1512 waren Bernhardt Berndt und Merten Wells († 25. Juli 1512) Verweser der Annenkapelle, 1515 ist nur Bernhard Bernt nachweisbar, vgl. Sculteti, Chronicon 2, fol. 31r; Scultetus, Kürbuch unter 1512 und den Quittiervermerk zum Testament der Agnes Finger im Anhang A (1515. Juli 28.). Vgl. Lemper (2001), S. 63.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

16. Jahrhunderts unangebracht, des Weiteren war der Stifter nicht der Grundherr und die Kapelle war eine Stiftung sine cura.305 Mit der Errichtung der Kirche und der Stiftung der Altäre sah Hans Frenzel seine Fundation aber noch nicht als vollendet an. Direkt neben der Annenkapelle wollte er außerdem ein Wohnhaus für die sechs Priester erwerben und ausbauen lassen. Dies gefiel dem Rat überhaupt nicht, da er eines seiner ureigensten Privilegien in Gefahr sah. Er fürchtete nämlich, dass in diesem Priesterhaus fremdes, nicht von den Görlitzer Bürgern gebrautes Bier, ausgeschenkt werden könnte, was Einnahmeverluste und die Usurpation eines der prestigeträchtigsten Vorrechte der Ratsherren bedeutet hätte.306 Erschwerend kam in dieser Angelegenheit hinzu, dass Hans Frenzel vorerst nicht das geeignete Haus bei der Annenkapelle kaufen konnte, weil darauf Ansprüche durch das Schmiedehandwerk erhoben wurden. Erst um das Jahr 1520 durfte Hans Frenzel endlich in der Schmiede und einem dahinter gelegenen Haus gegenüber der Annenkapelle für die sechs Priester und den Glöckner der Stiftung ein Priesterhaus einrichten. Als Auflage musste er zwei andere hoffstet bauen, damit der Stadt kein Wohnraum verloren ging, und wenn sich die Priester ungebührlich betragen würden oder der Rat die zwei Häuser wieder bräuchte, so müssten sie das Haus verlassen. Als Entschädigung sollte der Rat der Kirche für das Eckhaus 100 mr. und für das dahinter gelegene 50 mr. der Kapelle geben, den Priestern stand keine Steuerfreiheit zu und sie unterstanden dem Rat.307 Endlich war für Hans Frenzels Stiftung alles zum Besten geregelt, doch die Zeitumstände beschieden ihr nur ein kurzes Leben. Auf die Zeit der Reformation und ihre Auswirkungen auf die Annenkapelle soll am Ende dieses Abschnitts ausführlicher eingegangen werden. Hier soll noch einmal der Blick auf das Pestjahr 1508, in welchem mit dem Bau der Kapelle begonnen worden war, gerichtet werden. Die für Leib und Leben bedrohlichen Zustände in Görlitz veranlassten so viele Bürger wie nie zuvor, ein Testament aufzusetzen und in diesem möglichst viele Kirchen, Klöster und Hospitäler der Stadt und des Umlandes zu bedenken. So wurden auch einige Schenkungen der Annenkapelle zuteil. Hans Frenzel schrieb zwar in seiner Vita, dass er die Kapelle allein bezahlt habe, jedoch belegen die Quittiervermerke an einigen Testamenten, dass Legate von anderer Seite an die Annenkapelle ausgezahlt wurden.308 Unter den Testatoren, die Frenzels Kapelle be305 306 307 308

Vgl. zu den kirchenrechtlichen Bestimmungen von Privatkapellen Hoernes (2000), S. 19, Anm. 6 und S. 55–66 und zum Eigenkirchenrecht den Überblick in Sieglerschmidt (1987), S. 7–28. Vgl. zum Priesterhaus SRL N. F. 3, S. 406 f., 426 f. und 573 f. (Ratsannalen). Zum Privileg des Bierbrauens siehe Lindenau (2007), S. 23–44. Vgl. SRL N. F. 3, S. 425 ff. (Ratsannalen, 1517. Mai 4.), ebd. S. 573 f. und Zobel (1926), S. 134 f. Wie in Kapitel 2.1.1, S. 211 ff. gezeigt wird, kann ein solcher Quittiervermerk jedoch nicht immer bedeuten, dass der intendierte Empfänger das Geld erhielt, bisweilen wurden vom Rat als Testamentsvollstrecker abweichende Regelungen getroffen.

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schenken wollten, waren der Ratsherr Hans Zwinling309, Benigna310, Tochter des Tuchmacherältesten Peter Kirchoff, die »Jungfrau« Anna311, Tochter des Biereigners Balthasar Bottener, Ursula aus der Ratsherrenfamilie Canitz312, Ursula Schubert313, Andreas Tschaul314, ein vermögender Tuchmacher, die Biereignerin Katharina Zacharias315, Ludwig aus der Ratsherrenfamilie Walde316, die Vorwerksbesitzerin Ursula Hutter317 und die Bäckerin Barbara Bartsch318. Bemerkenswert ist, dass das Legat der Benigna Kirchoff für die Annenkapelle fast doppelt so hoch war wie das für die Pfarrkirche (7 mr.), und dass Anna Bottener und Ursula Hutter der Annenkapelle genauso viel Geld vermachten wie der Pfarrkirche. Hans Zwinling hingegen entsprach der »Görlitzer Empfängerhierarchie«, indem er der Kapelle 20 mr. legierte, was einem Viertel des Betrages (80 mr.) für die Pfarrkirche St. Peter entsprach. Im Jahr 1515 schenkte die wohlhabende Händlerin Agnes Finger allen Görlitzer Kirchen und Kapellen je 5 mr.319 Ein Betrag in derselben Höhe sollte aus dem Testament der Klara Emerich der Kapelle zufließen.320 Desgleichen legierte Katharina Engelhart der Pfarrkirche St. Peter und der Annenkapelle einen gleich hohen Betrag von je 5 mr., jedoch gab sie dem Görlitzer Franziskanerkloster 8 mr. und der Nikolaikirche 10 mr.321 Ähnlich verhielt sich die Schneiderin Anna Grundmann, die der Annenkapelle 2 mr. und der Nikolaikirche 4 mr. vermachte.322 Im gleichen Jahr wollte ebenfalls der Brauhofbesitzer Michael Friedländer per Testament der Kapelle

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Vgl. Anhang A (1508. August 11.). Die Annenkapelle hätte 20 mr. erhalten, wenn er das Testament nicht 1515 hätte streichen lassen. Sie bedachte die Annenkapelle mit 12 mr. zum Ankauf 1 mr. Zins, vgl. Anhang A (1508. September 11.). Sie war vielleicht eine soror tertie regule und vermachte der Annenkapelle 20 mr., vgl. Anhang A (1508. September 30.). Siehe im Anhang A auch die Testamente ihres Vaters (1493. Februar 23.) und ihres Großvaters Hans Bottener (1492. April 1.). Sie wollte in ihrem später kassierten Testament der Annenkapelle 15 mr. vermachen, das war einer der höchsten Beträge ihres Testaments, vgl. Anhang A (1508. Oktober 9.). Sie bedachte alle Kirchen und Kapellen gleichermaßen mit 1 mr., vgl. Anhang A (1509. Februar 6.). Er vermachte der Annenkapelle 30 mr., vgl. Anhang A (1513. Juli 12.). Sie besaß wahrscheinlich einen Brauhof und bestimmte 3 mr. für die Annenkapelle, vgl. Anhang A (1513. August 30.). Er bestimmte zugunsten der Annenkapelle 3 mr., vgl. Anhang A (1513. September 5.). Sie vermachte der Annenkapelle, wie allen anderen geistlichen Institutionen, die sie bedachte, 4 mr., vgl. Anhang A (1515. März 3.). Sie vermachte den Pfarrkirchen je 2 mr. und allen anderen Görlitzer Kirchen und Hospitälern je 1 mr., vgl. ihr Testament im Anhang A (1515. April 30.). Vgl. ihr Testament im Anhang B (1515. Juli 28.), ihr kassiertes Testament im Anhang A (1475. Oktober 27.) und die Anmerkungen zu ihrer Person ebd. Vgl. ihr Testament im Anhang A (1515. April 30.). Vgl. ihr Testament im Anhang A (1517. April 20.). Vgl. ihr Testament im Anhang A (1519. Juni 20.).

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

5 mr. zukommen lassen.323 Ein letztes Mal sollte die Kapelle 1521 und 1522 beschenkt werden, wieder von zwei Frauen. Barbara Kraft wollte der Annenkapelle ein silbernes Marienbild mit Krönchen schenken. Ein Jahr später ließ sie ihr Testament aber wieder streichen.324 Barbara Wainer bestimmte in ihrem Testament 1522 10 mr. für die Kapelle, 1523 wurde das Ganze wieder gestrichen.325 Im Vergleich zu anderen Kirchen wurde die Annenkapelle also nur in wenigen Fällen mit Legaten bedacht. Rechnet man die vier Testamente des Pestjahres 1508 wegen der besonderen Zeitumstände heraus, bleiben insgesamt nur elf Testamente, die Hans Frenzels Kirche berücksichtigten. Das ist bei einer Gesamtzahl von 148 Testamenten aus den Jahren von 1508 bis 1523 ein geringer Anteil. Dies ist nicht verwunderlich, da die Annenkapelle vom Stifter baulich und liturgisch mehr als großzügig ausgestattet worden war. Zudem wurde traditionell das Gebetsgedenken in Görlitz vor allem an der Pfarrkirche, der Frauenkirche und dem Franziskanerkloster organisiert. Somit war die Annenkapelle innerhalb der Görlitzer Sakraltopografie als Privatstiftung eine Besonderheit, da sie funktionell nur schwach mit der Görlitzer Sakrallandschaft vernetzt war und hinsichtlich des liturgischen Gebetsgedenkens keinen besonderen Anziehungspunkt für die Görlitzer Bürger darstellte. Es ist aber auffällig, dass sich vor allem wohlhabende und ratsnahe Familien für die Annenkapelle engagierten, und dass in den meisten der hier genannten Testamente die Testatoren die Heilig-Kreuz-Kapelle und die Annenkapelle mit jeweils gleich hohen Legaten bedachten. Man dürfte nicht fehlgehen in der Annahme, dass hier die Testierenden bewusst die Nähe zu den mächtigsten und einflussreichsten Familien und ihren Stiftungen suchten, um an deren Prestige zu partizipieren. Hans Frenzel beschränkte sich in seinen frommen Taten nicht nur auf die Annenkapelle. Er nahm außerdem unter den Stiftern für die Pfarrei eine herausragende Stellung ein. Zum Bau an der unvollendeten und brachliegenden Nikolaikirche gab er im Jahr 1515 400 mr. für Baumaterial und Arbeitslöhne, dazu stellte er weitere 1.500 bis 2.000 mr. für die Kirche in Aussicht, wenn der Rat zügig weiterbauen ließe.326 Für die Peterskirche ließ er im gleichen Jahr ein Altarretabel im Wert von 1.600 fl. ung. anfertigen.327 Diese Schenkungen sind die höchstdotierten Einzellegate, die in Görlitz für diese Kirchen nachweisbar sind! 323 324 325 326 327

Vgl. sein Testament im Anhang A (1517. November 17.). Vgl. ihr Testament im Anhang A (1521. September 16.). Vgl. ihr Testament im Anhang A (1522. Januar 4.). Vgl. die Vita mercatoris, S. 173 und die Schilderung der Ratsannalen in den SRL N F. 3, S. 407 und S. 574 f. zum Jahr 1519. Vgl. die Vita mercatoris, S. 174: Die Taffel der Abschedung unsers Herrn Christi unndt seiner Mutter Marien am grinen Dornerstage, welche Taffel in S. Peter unndt Paul Kirchen stehet auf dem Altar vor mein Gestül, hab ich gezeuget unndt kost mich [Hans Frenzel] 1.600 fl. rh., ist geschacz worden im 1515. Jhare.

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Neben seinen eigenen Stiftungen und Schenkungen war Hans Frenzel als Vormund und Testamentsvollstrecker für die frommen Schenkungen anderer Görlitzer Bürger mit verantwortlich. So war er der Vormund von Anna Canitz, der Frau des Stadtschreibers Georg Vogt.328 Des Weiteren war er der Vormund und Seelwärter der Tuchmachersehefrau Katharina Tschaul und Testamentsvollstrecker des Andreas Schwalm.329 Selbstverständlich überwachte er auch die Ausführung der Testamente seiner Schwiegereltern Caspar und Dorothea Tilicke.330 Schließlich war er noch in der Nachfolge Paul Tilickes, des Bruders seines Schwiegervaters, seit 1508 Lehnsherr des Altars S. Jacobi in der Peterskirche. Caspar Tilicke hatte diesen Altar testamentarisch 1499 gestiftet.331 Noch bevor Hans Frenzel seine Pläne zur Görlitzer Annenkapelle ausführen konnte, ließ er an die Kirche seines Landsitzes im nordwestlich von Görlitz gelegenen Dorf Königshain eine neue Kapelle anbauen. Deren Weihe erbat er vermittels des Görlitzer Rates 1504 beim Bischof von Meißen.332 Ein Jahr später musste er seine Bitte wiederholen, die dann wohl auch erhört wurde.333 Diese Kapelle war ebenfalls dem Patrozinium der Heiligen Anna gewidmet. 328

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Magister Georg Voit/Vogt kam als Neubürger nach Görlitz, wo er von 1482 bis 1486 Stadtschreiber und bis 1501 im Rat war, er starb am 16. Februar 1501. Er besaß um 1490 Untermarkt Nr. 26, den Brauhof zum »Braunen Hirsch«, vgl. Jecht, Quellen, S. 52, 58 und 153 sowie CDLS 5, S. 68, Anm. 1. Mit der einflussreichen Familie Canitz war Frenzel durch die Frau seines Onkels, Ursula Canitz, verwandt, vgl. das Testament des Magisters Georg Vogt im LR 1488–1505, fol. 256v (1500. Februar 18.). Siehe das Testament des Tuchmachers Andreas Tschaul im Anhang A (1513. Juli 12.). Andreas Schwalm vermachte der Nikolaikirche 400 mr. für den Bau. Das entsprechende Testament ist nicht überliefert, Hans Frenzel erwähnt es jedoch in seiner Vita mercatoris, S. 173. Nach Jancke/Richter (1811–19), »Sechster Beytrag«, soll der Altarist Matthias Schwalm der Nikolaikirche 400 fl. hinterlassen haben. Zu Caspar Tilicke vgl. dessen Testament im Anhang A (1499. September 13.); zu Dorothea Tilicke vgl. die Vita mercatoris, S. 168 f. und 169: Was sie von gelde hatte unndt ererbte, das gab sie alles wo sie gnade hatte zu kirchen, Klostern, Hospiethalien unndt sunst armen Leutten, das sie das getreulich austeilte, ich unndt mein liebes weib hielten sie auch getreulich darzu. Von ihr ist kein Testament überliefert. Vgl. das Testament Caspar Tilickes im Anhang A (1499. September 13.). Vgl. LM 1502–1505, fol. 233v: Der Görlitzer Rat berichtet Johannes Bischof von Meißen, dass Hans Frenczel unser mitburger zu Konigshain an die kirchen ein kleines capellchen und ein altare dorin gebauet hat und dabei die dresekammer entweyet und violiret worden sei. Hans Frenzel bittet nun um die Weihe derselben. Datum 4. in vigilia ascensionis domini anno 1504 [1504. Mai 15.]. Vgl. ausführlich zur Königshainer Kirche die Handschrift der OLB Görlitz: Jancke, Presbyterologia Lusatiae Superioris, Bd. 4, fol. 108v–124r. Vgl. LM 1502–1505, fol. 379r: Der Görlitzer Rat schreibt an Wilhelm von Betschitz beyder rechte doctor, Offizial des Meißner Bischofs, dass Hans Frenczel begehre, dass ihm der Bischof ein capellichen mit einem altare dorinn, so von neues zu Konigshain an die kirchen gebauet, weihe und die dresekammer doselbst, die violiret geworden, reconcilieren möchte. Da der Bischof bereits einmal gebeten wurde, aber verhindert war, bitte man nun erneut um die Weihe. Datum 2. Vitalis anno 1505 [1505. April 28.]. Zu kunsthistorischen Aspekten der Königs-

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

Nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch im privaten Bereich spielten christliche Bildmotive eine wichtige Rolle für Hans Frenzel. Als er den ererbten Brauhof Untermarkt 5 umbauen ließ und dabei 1.600 fl. ung. investierte, hat er wahrscheinlich auch die Fassade neu gestalten und die sogenannte »Schatzkammer« ausmalen lassen (Abb. 25).334 Die detaillierte Untersuchung der Bemalung durch Inga Arnold hat überzeugend nachgewiesen, dass es sich hier um ein Privatoratorium, eine Art Hauskapelle ohne Messeerlaubnis, handelt.335 Darüber hinaus wurden in derartigen feuerfesten Gewölben auch Dokumente und Wertgegenstände aufbewahrt, was die Zuschreibung »Schatzkammer« durchaus rechtfertigt. Bestimmt wird das Bildprogramm von einer »Anbetung der heiligen drei Könige« und einer »Heiligen Sippe«. So wie Georg Emerich in seinen Stiftungen das Thema der »Passion Christi« bevorzugte, war es bei Hans Frenzel das Motiv der »Heiligen Familie«, was sicher auf seine eigene Lebensgeschichte verwies.336 Inwiefern solche Räume einer bestimmten Öffentlichkeit zugänglich waren, kann nicht gesagt werden, doch wird der Aufwand der Ausgestaltung auch dem Anspruch der Repräsentation der herausgehobenen gesellschaftlichen Stellung gedient haben. Spätestens wenn der Nachlass eines Verstorbenen durch die Ratsherren inspiziert werden musste, wurde »das Gewölbe« in gewisser Weise ein öffentlicher Ort.337 Den Eintretenden präsentierte sich der Hausherr in diesem Moment an der nördlichen Stirnwand. Dort wurden auf der ganzen Fläche die »Heiligen drei Könige« dargestellt und in der Figur des jüngsten Königs, ganz links, ließ sich in zeitgenössischer, modischer Tracht wahrscheinlich Hans Frenzel darstellen (Abb. 25).338 Die Fassadengestaltung von Untermarkt 5, die in einer anonymen Zeichnung von 1790 überliefert ist, geht wahrscheinlich ebenfalls auf Hans Frenzel zurück. Sie zeigt in einer für Görlitz einmaligen Weise im Giebel die lebensgroßen Statuen des

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hainer Kirche vgl. Wenzel/Winzeler (2002), S. 133 ff. Schmidt (1797), S. 38 gibt an, dass die Königshainer Kapelle 1510 vom Weihbischof zu Halberstadt geweiht worden sei. Zur Höhe der Ausgaben vgl. die Vita mercatoris, S. 168. Zur »Schatzkammer«, die ein Andachtsraum war, siehe den Abschnitt 1.6 Privatoratorien in Görlitzer Bürgerhäusern, S. 129 ff. Die Bezeichnung »Schatzkammer« ist modernen Ursprungs, schon die ältere Literatur spricht von einem »kapellenartigen Raum«, vgl. z. B. Fritsch (1891), S. 19. Vgl. zu Ausmalung und Bildprogramm Arnold (1982) und mit Schwerpunkt auf der illusionistischen Malerei Dülberg (2006); ebd. S. 148 die Datierung der Malereien auf »um 1512«. Nach Jahren der Kinderlosigkeit wurde ihm kurz nach der Weihe der Annenkapelle ein Sohn geboren, was seine Affinität zum Thema der Hl. Sippe und besonders zur Hl. Anna als Beispiel eines erfüllten Familienlebens noch verstärkt haben dürfte. Vgl. zum letztgenannten Punkt Dörfler-Dierken (1992), besonders S. 218. Vgl. die Formulierungen im Nachtrag zum Testament des Peter Walde vom 4. Februar 1489 (LR 1488–1505, fol. 16r–19r.) und Anhang A (1474. März 15.); die Nachlassregelung Johannes Frauenburgs im Anhang A (1486. Juni 13.) sowie die Schilderung im LA 1452–1463, fol. 37r, wo die Ratsherren 1453 den Nachlass des Tuchhändlers Johannes Calow im »Gewölbe« besichtigten. Vgl. Dülberg (2006), S. 151 und die Abbildung VIII ebd.

1.4 Hans Frenzels († 1526) Memorialbau – die Annenkapelle

121

Heiligen Georg, der Maria mit dem Kind und Johannes des Täufers.339 In ihrer Gestaltung verwies die Fassade auf die beispielhafte Frömmigkeit des Erbauers bzw. der Bewohner. In anderen Städten, wie zum Beispiel Regensburg, lassen sich derartige Verweise ebenfalls an den Fassaden von Bürgerhäusern ablesen, die zum Beispiel durch konstruktive und gestalterische Elemente auf die dahinter gelegenen Hauskapellen deuteten.340 Nachdem die historischen Fakten und Zeitumstände der Frenzelschen Stiftungen dargelegt wurden, soll versucht werden, den Beweggründen der frommen Taten Hans Frenzels näher zu kommen. Schaut man sich seinen Einsatz für die Görlitzer Gotteshäuser, die Königshainer Kirche, seine Kapellenstiftungen und sein Wohnhaus an, so spiegeln sich darin Hoffnungen und Wünsche eines frommen Mannes wider, der mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln versuchte, seiner inneren Frömmigkeit Ausdruck zu verleihen. Es ist nicht in Abrede zu stellen, dass Hans Frenzel die Annenkapelle zum Lobe Gottes und als Bittgabe zur Erfüllung des lange unerfüllten Kinderwunsches errichten ließ, wie er dies in seiner Vita schreibt und wie es die Bildprogramme an der Annenkapelle und im Privatoratorium vor Augen führen. Es ist auch andernorts beobachtet worden, dass wohlhabende Bürger, die fürchteten, ihre Familie könne im Mannesstamm aussterben, sich besonders auffällig als Stifter in Szene setzten und teils einen adligen Habitus adaptierten, um ihr ewiges Gedenken zu sichern.341 Doch warum wollte Frenzel gerade an jenem prestigeträchtigen Ort des ehemaligen »Schlosses« bauen und warum in dieser Größenordnung? Einzig das Argument, dass zum Lobe Gottes das Teuerste gerade gut genug sei, würde hier zu kurz greifen. Schon die Tatsache, dass er eine Autobiografie hinterlassen hat zeigt, dass er über sich und seine Bedeutung bzw. Wirkung auf die Nachwelt nachdachte und ihm daran gelegen war, in einem bestimmten Licht gesehen und erinnert zu werden. Um aber im »richtigen« Licht wahrgenommen zu werden, musste er vor dem Hintergrund der Zeitverhältnisse und im Vergleich zu Personen seines »Standes« den Verhaltenserwartungen seiner Zeitgenossen konform gehandelt oder diese im positiven Sinne übertroffen haben. Erst durch die Analyse des Zusammenwirkens dieser kommunikativen Interaktionen von handelndem Subjekt, gesellschaftlichen Erwartungshaltungen und historischer Deutung von Zeitgenossen und Historikern wird Hans Frenzels Verhalten verstehbar. Durch seinen enormen Reichtum und seine vielfältigen sozialen Kontakte war Hans Frenzel nur mit dem etwas älteren Georg Emerich († 1507), dem Stifter des Heiligen Grabes, vergleichbar. Beide hatten riesigen Grundbesitz, hohes ökonomisches Potenzial und weit ausgelegte soziale Netzwerke, die sie mit den führenden Familien der Stadt 339 340 341

Vgl. die Abbildung in Lemper (2001), S. 67 und S. 128. Vgl. zur repräsentativen Sichtbarmachung der Regensburger Hauskapellen Hoernes (2000), S. 71 ff. Vgl. die Ergebnisse von Vavra (1990), S. 139 f.

122

1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

verbanden. Georg Emerich hatte durch die Initiierung des Nachbaus der Jerusalemer Heilig-Grab-Anlage, die Stiftung des Frauenhospitals, die Stiftung eines Altars mit einer steinernen »Beweinungsgruppe« und die Schenkung eines geschnitzten Passionszyklus für das Franziskanerkloster ein »Stifterexempel« vorgegeben, an dem sich spätere Stifter seines Ranges zu orientieren hatten.342 Prestige verlieh der Görlitzer Heilig-Grab-Anlage nicht nur der unmittelbare Bezug zur zeittypischen Passionsfrömmigkeit und die Referenz zum heiligsten Ort der Christenheit, sondern auch die Einbindung in die Görlitzer Sakraltopografie, wo die österlichen Prozessionen von der Pfarrkirche St. Peter zur Heilig-Kreuz-Kapelle und zum Heiligen Grab führten. Wenn Hans Frenzel nicht im Schatten dieser Anlage stehen wollte, so musste er seinem Vermögen entsprechend eine gleichwertige oder bedeutendere Anlage errichten, sofern die gottesfürchtigen Bekenntnisse seiner Vita glaubwürdig sein sollten. Deshalb musste er daraufhin arbeiten, erstens einen prestigeträchtigen Bauplatz, wie den des alten Schlosses, zu erhalten und zweitens eine in ihren Dimensionen und in ihrer künstlerischen wie liturgischen Ausgestaltung beeindruckende Anlage errichten. Dass er diese der Heiligen Anna weihen ließ, ist mit einem allgemeinen Aufschwung des Annen- und Marienkultes um 1500 zu erklären und seinen persönlichen Affinitäten zur Heiligen Sippe und im Besonderen zur Heiligen Anna.343 Vielleicht spielte ebenso die Erfüllung eines Wunsches des Schwiegervaters Caspar Tilicke eine Rolle. Dieser wollte aus seinem Nachlass einen neuen Annen-Altar in der Peterskirche errichten lassen. Diesem Begehr wurde aus heute nicht mehr rekonstruierbaren Gründen nicht nachgekommen, stattdessen wurde von dem Geld ein Jakobus-Altar errichtet, dessen Patronat die Familie Tilicke und ab 1508 Hans Frenzel innehatte.344 Des Weiteren ist zu vermuten, dass sich Frenzel bewusst von den Emerichs absetzen wollte, deren Stiftungen vor allem auf das Thema der Passion Christi rekurrierten.345 Es ist schließlich zu betonen, dass Hans Frenzel sein Vermögen nicht nur in den eigenen Memorialbau, die Görlitzer Annenkapelle, investierte, er beteiligte sich ferner in überdurchschnittlicher und ostentativer Weise an der Ausstattung der städtischen Pfarrkirche, und seine Frau ließ aus ihrem Nachlass ein neues Hospital schräg der Frauenkirche gegenüber er-

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Zu den Stiftungen Georg Emerichs vgl. den Exkurs S. 236 ff., zum Frauenhospital S. 139 ff. und zum Franziskanerkloster S. 146 ff. Vgl. S. 114, Anm. 292 und S. 120, Anm. 336. Vgl. dazu die Anmerkungen im Testament des Caspar Tilicke im Anhang A (1499. September 13.). Es ist auch andernorts beobachtet worden, dass die Vorgaben von Altarstiftern nicht immer wortgetreu umgesetzt wurden. So wurde dem von Nikolaus von Nattenheim in Trier gestifteten Altar von dessen Treuhänder einfach noch ein Sebastians-Patrozinium hinzugefügt und der Altar zum liturgischen Zentrum einer bürgerlichen Schützenbruderschaft »umfunktioniert«, vgl. Schmid (2000), S. 208–214 und 255. Vgl. dazu S. 236 ff.

1.4 Hans Frenzels († 1526) Memorialbau – die Annenkapelle

123

richten.346 Auch diese Hospitalstiftung dürfte von den Stiftungs-Exempla des Georg Emerich inspiriert worden sein. Die Frenzels hatten also durch den Bau der Annenkapelle ihre besondere und herausgehobene gesellschaftliche Stellung betont, sie sahen sich aber zugleich in der Verantwortung für das Wohl und Seelenheil der gesamten Bürgerschaft, indem sie sich für die Pfarrei und für einen Hospitalneubau engagierten. Schließlich hatten derartige Stiftungen auch eine politische Dimension. Sie demonstrierten Frenzels Identifikation mit der Stadt und konnten im besten Fall als ein Zeichen der concordia gewertet werden. Eintracht mit der Stadt und dem Rat wollte Frenzel vielleicht auch deshalb zeigen, weil seit dem Rauswurf seines Onkels aus diesem Gremium wegen Ehebruch, kein Frenzel mehr im Rat gewesen war und er möglicherweise beabsichtigte, politische Verantwortung in einem städtischen Amt zu übernehmen. Zu all dem kam es vorerst nicht, weil wahrscheinlich Georg Emerich bis zu seinem Tod 1507 alles daransetzte, die repräsentative Stiftung Hans Frenzels zu verhindern. Warum Hans Frenzel aber nach 1507 nicht in den Rat gewählt wurde, lässt sich bisher nicht beantworten.347 Ein interessantes Beispiel, dass das Ansehen Hans Frenzels in der Görlitzer Bürgerschaft illustriert, ist das Testament des Ratsherrn Markus Hancke von 1531, der bei der Regelung seines Nachlasses voller Stolz erwähnt, dass er ein langes Obergewand, das er hinterlässt, einst von Joachim Frenzel erworben hatte und dieses zuvor dessen Vater Hans Frenzel gehört habe.348 Als Hans Frenzel am 16. September 1526 starb wurde er nicht in seiner Kapelle, sondern wie Georg Emerich und die meisten Bürger auf dem Nikolaifriedhof bestattet.349 Die Gründe dafür lassen sich heute nicht mehr feststellen. Vielleicht gestattete der Rat immer noch nicht, dass sich einzelne Bürger zu weit von den Normen entfernten oder der Nikolaifriedhof war wegen der Nachbarschaft zur Pfarrkirche der ehrwürdigere Platz. Außerdem hatte Hans Frenzel auch für diese Kirche umfangreiche Spenden gegeben.

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348 349

Das Testament der Anna Frenzel ist nicht überliefert. Das im VOU Heft 9–20, S. 125 unter dem Jahr 1522 überlieferte Regest besagt nur, dass Anna Frenzel in ihrem letzten Willen den Pfarrer, den Schulmeister, das Franzosenhaus (Hospital), andere Hospitäler und Privatpersonen bedachte. Die Stiftung des neuen Hospitals geht aus der Übertragung der Annenkapelle an den Rat und der überlieferten Testamentsvollstreckung hervor, vgl. die beiden Dokumente im Anhang B (1531. September 19.). Dass Reichtum allein nicht immer als Qualifikationsmerkmal ausreichte, um in den Rat gewählt zu werden, haben zum Beispiel Untersuchungen für Nürnberg in der Zeit zwischen 1348 und 1648 gezeigt, vgl. Stromer (1973), S. 12. Vgl. das Testament im Anhang A (1531. Mai 1.). Die Grabsteine von Hans Frenzel und seinem Sohn Joachim († 1565) sollen auf dem Nikolaifriedhof rechter Hand neben dem Thore gestanden haben, vgl. Schmidt (1797), S. 36.

124

1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

Vergleicht man das aus den Görlitzer Stadtbüchern und Urkunden rekonstruierbare Leben Hans Frenzels mit seiner Autobiografie, wird man kaum Abweichungen feststellen können. Es ist vielmehr so, dass man sich wünscht, er hätte mehr über seine Motivationen als nur über Ereignisse geschrieben. Inhalt und Aufbau sind jedoch typisch für derartige Selbstzeugnisse des 15. und frühen 16. Jahrhunderts.350 Hans Frenzel beginnt mit einer Genealogie soweit sie für ihn in Erfahrung zu bringen war, beschreibt seinen Werdegang, seine Heirat, dokumentiert seine frommen Stiftungen und schließt mit einem Verzeichnis seines Grundbesitzes. Nichts erfährt man vom Werdegang seiner Kinder oder anderer Familienmitglieder. Details seines Handels werden ausgelassen, kein Wort vom großen Stadtbrand 1525 oder der Einführung der Reformation. Er präsentiert die Summe des von ihm Erreichten wie in einem Inventar und scheint mit der ausführlichen Beschreibung seiner frommen Werke, die Vorbildhaftigkeit seiner Lebensführung unterstreichen zu wollen, und dass er seine gesellschaftliche Rolle erfüllt habe. Dabei berichtet er stolz, wie er durch Geschick, Fleiß und Beharrlichkeit seinen Beruf gelernt und sein Geschäft geführt habe, seine Ehefrau gewinnen konnte, seine Stiftungen durchsetzen und seine Steuerpflicht zu vertretbaren Konditionen ablösen konnte. Der soziale Aufstieg, den seine Familie von Gerbern zu Großhändlern und in seinem Fall zum reichsten Mann der Stadt durchlaufen hatte, wird für den Leser erkennbar, aber vom Autor nicht kommentiert – weder positiv noch rechtfertigend. Eine Tatsache, die eher zu den Charakteristika humanistischer »Aufsteigerviten« besonders des italienischen Quattrocento gehörte als zu gleichzeitigen Viten nördlich der Alpen.351 Dies sollte aber nicht verwundern, wenn man den Aktionsradius der Görlitzer Fernhändler bedenkt und weiß, dass einige Bürgersöhne in Italien studiert haben.352 Augenfällig wird die Rezeption italienischer Kultureinflüsse in Görlitz, als nach dem großen Stadtbrand von 1525 zahlreiche Bürgerhäuser im Stil der Renaissance neu erbaut wurden.353 Hans Frenzel war aus eigener Kraft zu einem der reichsten Bürger der Stadt aufgestiegen und verwandtschaftlich mit den vornehmsten Familien verbunden. Gegen anfängliche Widerstände konnte er eine der eindrucksvollsten Görlitzer Stiftungen errichten, was ihn auch ohne Ratsmitgliedschaft zu einem der angesehensten Görlitzer Bürger gemacht haben dürfte. Dass sich die Zeiten aber zu ändern begannen, wird ihm, der sich als einer der Ersten am Abendmahl in beiderlei Gestalt beteiligte, nicht entgangen sein. Vielleicht war es dieses Wissen, das ihn veranlasste, nicht nur 350 351 352 353

Vgl. die Einführung in Wenzel (1980), S. 7 ff. Vgl. Petersohn (1991), S. 134. Zu Oberlausitzer Studenten in Italien vgl. oben S. 186, Anm. 679. Siehe dazu demnächst die Dissertation von Maritta Iseler und vorerst ihre Projektskizze Iseler (2005b). Siehe auch die Teilstudie Iseler (2005) sowie Wenzel (2007). Die Autoren betonen zwar, dass die konkrete Formensprache zum Beispiel von Renaissance-Architekturelementen von böhmischen Vorbildern inspiriert war bzw. direkt übernommen wurde, das ändert doch aber nichts an der Tatsache, dass sie letztlich auf die römische Antike bzw. Italien verwiesen.

1.4 Hans Frenzels († 1526) Memorialbau – die Annenkapelle

125

auf seine Kapelle als Memorialbau zu setzen, sondern auch schriftlich Rechenschaft von seinem Leben abzugeben, als einer anderen Form der Memoria und Möglichkeit, die Familientradition zu stärken.354 Ein kausaler Zusammenhang zur Reformation muss hier aber nicht zwingend hergestellt werden. Wie Untersuchungen zu Viten von vergleichbaren Persönlichkeiten anderer Städte zeigen, fanden gesellschaftliche und politische Selbstbehauptung nicht nur in der Architektur ihren Niederschlag, sondern stets auch in Autobiografien.355 Der letzte Abschnitt soll sich nun mit dem Schicksal der Frenzelschen Stiftung in den Jahren nach der Reformation beschäftigen. Das späte 16. Jahrhundert hatte die Görlitzer zu reichen Bürgern gemacht, aus deren Familien einige wenige besonders herausragten. Das Zusammentreffen von materiellem Reichtum und innerer Frömmigkeit, die nach möglichst adäquaten Ausdrucksmitteln suchte, die gesellschaftlichen Erwartungshaltungen und die Konkurrenz führender Familien ließen in Görlitz so beeindruckende Kunstwerke wie die Heilig-Grab-Anlage und die Annenkapelle entstehen. Bereits ein Jahrzehnt nach Vollendung von Hans Frenzels Kapelle begann sich jedoch die Reformation in Görlitz durchzusetzen. Kapellenbauten galten dann nicht mehr als adäquates Mittel, seiner Frömmigkeit Ausdruck zu verleihen. Hans Frenzel selbst war den reformatorischen Ideen gegenüber sehr aufgeschlossen und nach einer Notiz des Historiographen Bartholomäus Scultetus († 1614) gehörte er zu den ersten Görlitzern, die am 30. April 1525 das Abendmahl in beiderlei Gestalt empfingen.356 Ein Eiferer war er aber nicht. Erst bei sich bietender Gelegenheit setzte er in Schönberg, wo er als Lehnsherr auch das Kirchenpatronat besaß, den Benedikt Fischer als Pfarrer ein. Dieser hatte in Görlitz als Prediger im lutherischen Sinne das Evangelium verkündet und daher seine Stelle räumen müssen.357 In seinen anderen Dörfern entließ Frenzel aber keine altgläubigen Pfarrer. Erst bei Vakanz wurden, wie in den meisten Dörfern des Görlitzer Weichbildes, lutherische Pfarrer eingesetzt, sodass lange Zeit ein Nebeneinander von Pfarrern bestand, die in unterschiedlichem Maße der alten oder neuen Lehre anhingen. Als Hans Frenzel am 16. September 1526 starb war noch nicht abzusehen, welche Auswirkungen die lutherische Lehre auf die Formen der Religiosität und die praktische Frömmigkeit der Görlitzer haben würde. Vielleicht waren es die ersten Veränderungen in Liturgie und Totengedächtnis die Anna, Witwe des Hans Frenzel, in ihrem Testament von 1526 veranlassten, dem Görlitzer Rat die Zinseinkünfte für die Annenkapelle zu übertragen und damit die Verantwortung für die Versorgung und den Erhalt der Stiftung. Zugleich 354 355 356 357

Vgl. zu diesen Aspekten die Beiträge des Sammelbandes Studt (2007). Vgl. die Ergebnisse von Schmid (2006). Vgl. Sculteti, Chronicon 2, fol. 54v–55v. Vgl. Zobel (1926), S. 193 und die von Zobel benutzen Quellen und Literatur S. 192 sowie zu Benedikt Fischer Grosse (1927), S. 238 f.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

übertrug sie wahrscheinlich das Patronat dem Rat. Die Formulierungen ihres Testaments verdeutlichen, dass sich ihre Auffassungen über die Ausdrucksmöglichkeiten von Frömmigkeit ebenfalls verändert hatten. Neben den umfangreichen Schenkungen für die Stadt und die Hospitäler bestimmte sie: … dem Pfarrer, ader wer da predigen wirdt, 30 mr. und dem Schulmeister 20 sch. zu geben, damit dieselben sich so viel desto stedlicher enthalten undt das worth gottes undt die kinder in der schule so viel desto fleißiger möchte gepredigt undt unterweiset werden.358

Die Verkündigung des Evangeliums stand erstmals im Mittelpunkt eines Görlitzer Testaments. Dies ist umso bemerkenswerter, weil bis zur Reformationszeit die in anderen deutschen Städten üblichen Stiftungen für Prädikaturen bis auf eine Ausnahme in Görlitz fehlen.359 Joachim, der Sohn Anna und Hans Frenzels, übertrug 1531 gemäß dem letzten Willen seiner Mutter das »Gestift« dem Rat. Zusätzlich löste er alle auf seinen Gütern lastenden Zinszahlungen ab, die einst den sechs Altaristen der Annenkapelle zustanden, und vermachte dem Rat stattdessen andere Gartenzinsen und Zinsen auf Wiederkauf in gleicher Höhe. Zu den Gründen der Übergabe an den Rat heißt es im Stadtbuch: Wir burgermeister und rathmanne der stad Görlitz bekenen vor uns und unsere nachkommende hir mit offentlich, nachdem der erbare unser burger Joachim Frentzel, betrachtet, das sant Annen geschtifte, so etwan durch Hansen Frentzeln seinen vater, ausgericht, an gebeuden, zinsen und einkommen, vhast in abnemen fallen wolde, das auch Anna seine muter seliger, ir testament, uff diselben zinse zum teil, sunderlich dem prediger, schulmeister und den armen leuthen in hospitalien, nach leuffte der zeit, vormacht und vorordent hette unnd dorumb uns dem rathe, dosselbige sant Annen gestiffte, mit allen wirden an gebeuden, einkommen, zinsen, pristerschaften und andern herlikeiten dorzu gehörende, durch sich und seine vom rathe vorordente vormunden, vor den koniglichen gerichten, krefftiglich 360 ubergeben und aufgereicht […].

Für Joachim Frenzel gab es nach Einstellung der Gedächtnismessen keinen Grund mehr, sich für die väterliche Kapelle zu engagieren. Er zog sich auf seinen Landsitz nach Königshain zurück und ließ diesen weiter ausbauen.361 Dort setzte er 1555 Balthasar Dietrich als evangelischen Pfarrer ein.362 Dass er zumindest in seiner Jugend 358 359 360 361 362

Vgl. das Testament der Anna Frenzel im Anhang B (1526. Jahresende). Siehe S. 254. Vgl. den Vertrag im Anhang B (1531. September 19.). Vgl. Arnold-Geierhos (2002), S. 62. Als Besitzer des väterlichen Hauses Untermarkt 5 ist er noch bis 1560 nachweisbar, vgl. Jecht (1913), S. 229. Vgl. Zobel (1926), S. 195 und die ebd. S. 192 angegebenen Quellen. Schmidt (1797), S. 39 schreibt, dass Dietrich 1556 zum Pfarrer bestellt worden sei. Derselbe soll 1561 nach Görlitz (ans Gymnasium?) berufen worden sein und starb als Pastor primarius 1595, vgl. ebd. S. 39, Otto (1800–1803), Bd. 1, S. 246 f. sowie Doehler (1907), S. 126 f. Nach Knauth (1753), S. 8 soll er 1525 in Görlitz geboren worden sein; er studierte in Wittenberg, war 1547 Pfarrer in

1.5 Kleinere Kapellen und Bildstöcke in der Stadt

127

nicht gerade ein Gegner der althergebrachten katholischen Glaubensausrichtung war, beweist seine Erhebung in den Adelsstand 1544 durch Kaiser Karl V., einem Gegner reformatorischer Bestrebungen in der Oberlausitz.363 Unter der Verwaltung des Rates führte die Annenkapelle ein tristes Dasein. Bereits 1539 wurden zwei Glocken der Kapelle an den Nikolai- und den Reichenbacher Turm verbracht. 1559 und 1575 wurden die Orgel und die Altäre und 1559 das große Kruzifix der Annenkapelle in die Peterskirche versetzt.364 Erst 1583 verpflichtete sich der Rat bei Verhandlungen mit den Frenzel- bzw. Tilicke-Nachfahren, die Kapelle baulich instand zu halten.365 In den folgenden Jahrzehnten wurde die Kapelle weiterhin für Gottesdienste genutzt, ihr Erbauer aber geriet in Vergessenheit.366

1.5 Kleinere Kapellen und Bildstöcke in der Stadt Zum Erscheinungsbild mittelalterlicher Straßen, Brücken und Plätze gehörten nicht nur Kirchen und Klöster, sondern auch eine Vielzahl von größeren und kleineren Kapellen, Bildstöcken, Steinkreuzen, Säulen oder Tafeln. Je nach Ausgestaltung und Typus luden sie zur Andacht ein, schützten durch die imaginierte Anwesenheit der Heiligen den Ort oder mahnten, vor allem im Fall der Steinkreuze, an menschliche Tragödien. Bis auf einige Gedenksteine sowie Steinkreuze und den unscheinbaren Rest einer Säule auf der Zittauer Straße sind im heutigen Görlitzer Stadtgebiet keine derartigen sakralen Wegmarken erhalten geblieben.367 Die Reste des Reliefs einer Sühnekapelle außerhalb der alten Stadtmauern, die in der Böschungsbefestigung an der Rothenburger Straße (ehemals Galgengasse) vermauert worden waren,

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Tauchritz, 1548 in Leopoldshain, 1556 in Königshain und wurde 1561 Mittagsprediger in Görlitz; 1566 war er ebd. minister primarius; er starb am 1. September 1595; mit seinen drei Ehefrauen hatte er 29 Kinder. Joachim Frenzel erhielt am 9. Mai 1544 ein Wappen und nannte sich fortan »von Königshain und Liebstein«, vgl. OLB Görlitz: SH. III 68, fol. 221–224 und das Regest im VOU Heft 13, S. 162. Zu Joachim Frenzel vgl. Jecht (1930), S. 34 f. sowie Fritsch (1891), S. 18–28. Zu Glocken, Orgel und Altären vgl. Anhang B: 1539; 1559. Oktober 27.; 1559. November 8. und 1575. Juni 14. Siehe auch die Vita mercatoris, S. 171 f. Vgl. Anhang B (1583. Oktober 21.). Vgl. für die Zeit nach 1550 Jecht (1927–34), S. 774 und die dort angegebene Literatur sowie Neumann (1850), S. 661 ff. Die heute noch in Görlitz und Umgebung sichtbaren (Kreuz-) Steine lassen sich jedoch keinem der in Speer (2007) und Speer (2010) genannten Totschlagsdelikte zuordnen, vgl. auch das Inventar Müller/Quietzsch (1977), S. 156–172: Görlitz Land, Görlitz Stadt. Zur Zittauer Straße vgl. Jecht (1927–34), S. 713.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

gingen beim Einsturz der Wand 1986 verloren. Die dazugehörige Kapelle war 1545 zur Sühne eines Totschlags errichtet worden.368 Über eine Kapelle auf dem östlich der Neiße, außerhalb der Stadt gelegenen Töpferberg, ist nichts Näheres bekannt, 1493 wird sie lediglich zur genaueren Lokalisierung eines Hauses genannt.369 Ebenso werden 1521 in einer Auflassungsurkunde drei Gärten, bey sanct Valentins capellenn gelegenn, genannt, ohne dass klar wird, wo genau in der Görlitzer Umgebung diese Kapelle lag.370 Die sogenannte Minoritenkapelle, die sich einst auf dem Grundstück des Jakobs-Hospitals befand, lässt sich in den Görlitzer Schriftquellen nicht nachweisen. Allein die Zeichnungen des Johann Gottfried Schultz († 1819) überliefern ihre Gestalt und die Inschriftentafel über dem Eingang.371 In welcher Beziehung diese Kapelle zu den Görlitzer Franziskanern stand, lässt sich nicht klären. Schließlich sei noch auf die Bildstöcke hingewiesen, die einst den Kreuzweg von der Stadtpfarrkirche St. Peter zum Heiligen Grab markierten. Lediglich zwei Säulen sind noch erhalten, eine an der sogenannten Lunitz- oder Jesusbäckerei, die andere am Eingang zur Heilig-Grab-Anlage.372 Für die Straße nach Lauban hatte der Rat 1447 von Meister Paul Pfankuche eine marter bemalen lassen, die sich jedoch nicht erhalten hat.373 Neben diesen meist freistehenden Bildstöcken waren auch viele Privathäuser an ihren Fassaden mit Heiligenfiguren, aber nur vereinzelt mit Gestalten der griechisch-römischen Mythologie, geschmückt.374 In diese Kategorie von Bildwerken sind auch die zahlrei368

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Ein Matthes Graff erbaute die Kapelle als Sühne für den Totschlag an einem Mann namens Altenberger, vgl. Jecht (1892b), S. 133, der sich auf Bartholomäus Scultetus beruft. Siehe auch die Schilderung im Sagenbuch der Lausitz Haupt (1863), S. 335 f., Neumann (1850), S. 669 f. und die Abbildungen in Jecht (1927–34), S. 670 f. sowie S. 675 f. Nach Auskunft von Herrn Dietmar Ridder (Untere Denkmalschutzbehörde Görlitz) stürzte die Stützmauer am 29. Dezember 1986 ein. Den damaligen Mitarbeitern der Behörde sei eine Bergung von Resten nicht mehr möglich gewesen. Vgl. LR 1488–1505, fol. 89r: ein haus uffem tapperberg bey der capellen bey Hirten gelegen. Siehe auch JECHT (1927–34), S. 717, der einen zweiten Hinweis aus dem Jahr 1516 bringt und LR 1516–40, fol. 39r (anno 1518). Vgl. LR 1516–1540, fol. 99r. Am Rand steht mit Bleistift, wahrscheinlich von der Hand des Ratsarchivars Richard Jecht, Biesnitzerstr[aße], wobei die Lesart schwierig ist. Vgl. die Abbildung und deren Bildunterschrift in JOHANN GOTTFRIED SCHULTZ, S. 40 sowie JECHT (1927–34), S. 789. Die erstgenannte Säule wurde erst 1625 an die Lunitz versetzt, vgl. JECHT (1927–34), S. 650. Vgl. CDLS 4, S. 475 [RR]: Item meister Pawel vor eyne marter uff der Lawbenischen strosse 9 gr. Vgl. die Abbildungen bei JECHT (1927–34), S. 353 und 355 (Untermarkt 5): drei Heiligenfiguren von 1526 [?] am Giebel: St. Georg, Maria, Johannes der Täufer [?] (zum Verbleib der Figuren nach Abbruch des Giebels vgl. PESCHECK [1833], S. 174 f., FRITSCH [1891], S. 18 f. und LEMPER [2001], S. 68 f. sowie 88 f.); JECHT (1927–34), S. 357 (Untermarkt 2): Skulptur des Merkur von 1533; ebd. S. 379 und LEMPER (2001), S. 88 (Obermarkt 4): Reliefplatte »Heilige Sippe« von 1513; JECHT (1927–34), S. 649 und 651 (Lunitz 7): Skulptur der Hl. Dorothea. Siehe auch die Abbildungen in JOHANN GOTTFRIED SCHULTZ, S. 75 und das Register zu den Zeichnungen von

1.6 Privatoratorien in Görlitzer Bürgerhäusern

129

chen Wappen und die ihnen beigestellten (Heiligen-) Figuren am Rathaus, den Stadttoren und Stadttürmen zu rechnen (Abb. 14, 43).375 Ein beredtes Zeugnis über die Herrschaftsansprüche des Görlitzer Rates geben ebenfalls die Stadtwappen am Giebel des Franziskanerklosters (Abb. 16) und an einem Gewölbeschlussstein376 in der oberen Sakristei der Stadtpfarrkirche St. Peter, wo das Wappen in einer Reihe mit Christus, Maria, Petrus, Paulus und Nikolaus erscheint (Abb. 10). Zu keinem der genannten Objekte, außer zu den Wappen am Rathaus und Frauentor, lässt sich konkret die Initiative Einzelner nachweisen.377 Sie zeigen aber sehr anschaulich, dass es kaum einen Punkt in der Stadt und in ihrem Umfeld gab, der nicht durch die Vergegenwärtigung des Heiligen in eine möglichst flächendeckende Sakralisierung des Stadtgebietes mit einbezogen wurde, und dass im Fall der Wappen durch die Wahl des Ortes und der benachbarten Heiligen die Auftraggeber ihre besondere Stellung in der Gesellschaft und zu Gott unterstrichen. Die Frage, ob und welchen Stadtpatron Görlitz hatte, muss bis jetzt unbeantwortet bleiben. Schriftliche Hinweise gibt es nicht, Siegel und Wappen bilden keine ab. Allein dem Großen Wappen von 1477, das sich ehemals über dem Frauentor befand, sind als Vollplastiken Maria mit dem Kind und die Heilige Barbara beigestellt. Ob sie als Stadtpatrone bezeichnet werden können, müssen zukünftige Forschungen überprüfen.378

1.6 Privatoratorien in Görlitzer Bürgerhäusern An den letztgenannten Punkt zur flächendeckenden Sakralisierung des Stadtgebiets sollen einige wenige Bemerkungen zu den Privatoratorien von Görlitzer Bürgern an-

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Schultz ebd. Am Pfarrhaus der Peterskirche (Bei der Peterskirche 9, Abb. 48), an der Ecke zum Hainwald, ist unterhalb der Traufe eine Reliefplatte eingelassen, die nach der Expertise von Marius Winzeler (Görlitz/Zittau), dem ich herzlichst für diese Mitteilung danke, eine sogenannte »Imago Pietatis« darstellt (ein Schmerzensmann in Halbfigur wird von zwei Engeln präsentiert). Die auf ca. 1450–1460 zu datierende Platte ist älter als das Haus und stammt vielleicht von einem Bildstock oder einer Totenleuchte. Über dem Torbogen des alten Frauentors war 1477 das große Stadtwappen vollendet worden, dem Maria mit dem Kind und die Hl. Barbara zur Seite stehen (Abb. 14). Am Rathausturm wurde 1488 das Hauswappen des Matthias Corvinus, Königs von Ungarn und Böhmen, angebracht. Dem von einem Löwen getragenen Wappen sind eine Dame und ein Ritter zur Seite gestellt. Vgl. dazu auch MIETH/WINZELER (2008), S. 8 ff. Zu Überlegungen, dass Wappenschlusssteine ähnlich den Wappensiegeln auf Rechtsverhältnisse verweisen können, vgl. die Überlegungen von RÖSCH (2005), S. 216 f. Vgl. die Abbildungen in Johann Gottfried Schultz, S. 67. Vgl. eine Abbildung zum Beispiel in Lemper (2001), S. 80.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

geschlossen werden.379 In den schriftlichen Quellen lassen sich Kapellen- oder Andachtsräume in Görlitzer Häusern nicht nachweisen. Es gibt keine Hinweise auf die Tätigkeit von Priestern in Bürgerhäusern oder auf Weihen und Patrozinien von Privatkapellen. Allein die Ausmalungen zweier Räume im ersten Obergeschoss des Hallenhauses Untermarkt 5, dem Brauhof des Hans Frenzel, weisen auf einen privaten Andachtsraum hin.380 Es kann ausgeschlossen werden, dass es sich um eine Kapelle im kirchenrechtlichen Sinne handelte. Denn nachdem Hans Frenzel das Haus nach 1499 hatte umbauen und ausmalen lassen381, hätte er beim Meißner Bischof die Weihe der Kapelle erbitten müssen. Diesbezügliche Schriftstücke sind aber weder in den Briefbüchern des Rates noch in den Chroniken oder anderen Stadtbüchern nachweisbar. In größeren Städten wie Regensburg ist die archäologische wie schriftliche Quellenlage weit besser, dort sind zum Beispiel 20 Hauskapellen archivalisch belegt.382 Die Wandmalereien des Frenzelschen Andachtsraumes werden auf ca. 1512 datiert. Die dominierenden Darstellungen des Bildprogramms waren an der Nordwand die »Anbetung der heiligen drei Könige« und an der südlichen Westwand eine »Heilige Sippe«. Auf Frenzels Affinität zur »Heiligen Sippe« ist bereits im Abschnitt zur Annenkapelle hingewiesen worden. Trotz großflächiger Zerstörungen sind noch der »Heilige Hieronymus im Studierzimmer«, der Heilige Onophrius, der Heilige Christophorus und eine »Mondsichelmadonna« zu erkennen. Die Wahl des Themas der »Heiligen drei Könige« und die wahrscheinliche Darstellung Hans Frenzels im jüngsten der Könige, hat Angelica Dülberg mit deren Schutzfunktion für Reisende und Kaufleute in Verbindung gebracht.383 Es ist wahrscheinlich, dass auch in anderen Görlitzer Hallenhäusern, die einen eigenen Typus repräsentativer Stadtarchitektur bilden, ganze Räume oder Teile ei-

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Hoernes (2000), S. 21 charakterisiert Privatoratorien in Regensburg vor allem nach funktionalen Kriterien: Hauskapellen sind kleinere öffentliche oder nichtöffentliche Sakralräume, welche bürgerlichen Baukomplexen, die primär Wohnzwecken dienen, ein- oder angebunden sind. Gemeinsam ist ihnen, dass die jeweiligen Hausbesitzer als Stifter, Patronatsherren oder durch gewisse Sonderrechte mit der Kapelle verbunden waren und dem Patriziat der Stadt gehörten. Mit der Bezeichnung »Hauskapelle« ist deshalb die spezifische Funktion eines Sakralraums beschrieben, nicht aber eine bestimmte Bauform. Die kirchenrechtliche Definition betont hingegen den nichtöffentlichen Charakter, vgl. ebd. S. 19, Anm. 6. Siehe oben S. 120 und weiterführend zu Untermarkt 5 Jecht (1913); Jecht (1913c); Lindenau (2007), Anhang A, S. 196; Winter (2000) sowie Dülberg (2006), die sich vor allem auf die unpublizierte Arbeit Arnold (1982) bezieht; zur Baugeschichte siehe Uricher (2003), S. 341 ff. und zu den stilistischen Besonderheiten der Fassadengestaltung Hoppe (2009), S. 291–298. Vgl. dazu die Vita mercatoris, S. 168: Da wardt mir das Haus von ihm [Caspar Tilicke], darin ich wone, [überlassen], das was fast baufellig; darein hab ich vorbauet 1.600 fl. ung. Vgl. Hoernes (2000), S. 51 f. Zum Bildprogramm und dessen Deutung vgl. Dülberg (2006), S. 150 ff.

1.6 Privatoratorien in Görlitzer Bürgerhäusern

131

nes Raumes zum Zwecke der Andacht ausgestaltet waren.384 Archäologische und bauhistorische Befunde lassen vermuten, dass die Malereien in den Häusern Kränzelstraße 27385 sowie Peterstraße 14 und 16 ebenfalls Andachtsräume kennzeichneten. Als 1901 neben dem Rathaus das Haus Jüdengasse 1 abgebrochen wurde, kamen Wandmalereien zum Vorschein, die eine Kreuzigung Christi zeigten und wohl ebenfalls einst zu einem Andachtsraum gehörten.386 Wenn die Datierung der Malereien auf die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts zutrifft, könnte der damalige Besitzer Caspar Vechsel die Ausgestaltung veranlasst haben. Vielleicht ist er derselbe, der 1473 der Heilig-Kreuz-Kapelle einen Garten geschenkt hatte.387 Darüber hinaus ist von ihm nichts bekannt, allein der Wohnort Untermarkt lässt vermuten, dass er in bescheidenem Wohlstand lebte. Zwar haben wir in Görlitz nicht die große Zahl und prächtige Ausgestaltung wie in Hauskapellen anderer größerer Städte wie Regensburg, jedoch zeigen die Görlitzer Beispiele, dass die Oberlausitzer Fernhändler die zeittypischen Ausdrucksmittel von Frömmigkeit und Repräsentation kannten und mit eigenen Mitteln umsetzten.388 Die Görlitzer Sakraltopografie bestand also nicht nur aus einem Netz von öffentlich begehbaren und weithin sichtbaren Kirchen und Kapellen, sondern sie wurde im Privaten ergänzt durch Heiligenfiguren an den Fassaden von Wohnhäusern oder durch private Oratorien, die nicht nur der stillen Andacht sondern auch der Repräsentation dienten.389

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Zum Typus des Hallenhauses vgl. Jacob (1972), Magirius (2000) und Uricher (2004). Die Autoren nehmen die Existenz der »Schatzkammer« (bzw. des Andachtsraumes) im Untermarkt 5 zwar zur Kenntnis, gehen aber nicht auf Bedeutung und Funktion sowie weitere Privatoratorien in Görlitz ein. Isenmann (1988), S. 252 hält den Besitz einer eigenen Hauskapelle sogar für ein charakteristisches Merkmal des städtischen Patriziats, es ist daher zu vermuten, dass wohl die meisten Görlitzer Hallenhäuser auch Andachtsräume hatten. Nach Vogel (2005) stellen die Wandmalereien dar: einen Bischof, Maria und Elisabeth, eine Heimsuchung [?] und eine Einhornjagd [?]. Da die Malereien stilistisch vergleichbar mit dem Oratorium in Untermarkt 5 seien, sollen die Bilder in der Kränzelstraße zuvor entstanden sein (ebd. S. 14). Der Autor gibt keinen Zweck des Raumes an. Vgl. Jecht (1902), S. 204 ff. und die Abbildungen S. 218. Vgl. Jecht (1902), S. 205 und 212 sowie das Regest in Anhang A (1473. März 16.). Zur repräsentativen Sichtbarmachung der Regensburger Hauskapellen vgl. Hoernes (2000), S. 71 ff. Eigentlich waren alle Bereiche des Alltagslebens von christlichen Bildmotiven geprägt. Es sei nur an die Gestaltung von Schmuck, Teppichen oder Geschirr erinnert. Siehe zum Beispiel die Abbildung eines Görlitzer Wandbrunnens aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts mit der Darstellung einer Kreuzigungsszene in Krabath/Richthofen (2007), S. 84.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

1.7 Versorgungseinrichtungen und Prestigeobjekte – die Hospitäler und das Seelhaus Im Folgenden werden die fünf Hospitäler bzw. Armenhäuser, die bis 1550 in Görlitz errichtet wurden, vorgestellt. Dabei wird in erster Linie ihre Einbindung in die Görlitzer Sakraltopografie und ihre Bedeutung für die lokale Frömmigkeitspraxis untersucht. Die Aspekte der Armenfürsorge hingegen erfahren im Abschnitt 2.1.1 (S. 211 ff.) eine eingehende Würdigung.

1.7.1 Das Heilig-Geist-Hospital Das älteste der Görlitzer Hospitäler war das Heilig-Geist-Hospital. Es lag am Ostufer der Neiße in der Nähe der Furt, durch die vom Untermarkt kommend die Fernstraße nach Breslau führte. Es wurde sicher in den Gründungsjahren der Stadt errichtet, 1264 wird es erstmals urkundlich erwähnt.390 Der Stifter des Hospitals ist unbekannt. Vermutlich stand es seit seiner Gründung unter der Verwaltung des Rates, denn eine Übertragung an den Rat ist nicht überliefert und die Hospitalmeister oder Verwalter waren, soweit nachweisbar, Ratsherren. Für die Zeit vor 1550 sind keine Rechnungsbücher irgendeines Görlitzer Hospitals überliefert. Einzig das Zinsregister des Heilig-Geist-Hospitals von 1449 bis 1460 wurde im Ratsarchiv verwahrt und 1920 von Walter von Boetticher ediert.391 Dieses Register gibt einen Überblick zu den Zinseinkünften, dem Grundbesitz und den Personen der Verwalter. Darüber hinaus sind die Görlitzer Stadtbücher mit ihren verstreuten Hinweisen eine ergänzende Quelle zur Geschichte des Heilig-Geist-Hospitals, die bereits von Christian Knauth und Richard Jecht dargestellt worden ist und deshalb hier nicht weiter verfolgt wird.392 Weniger berücksichtigt wurde durch die beiden Historiker die Hospitalkapelle mit ihren Altären. Bis zum Stadtbrand von 1525, der auch das Hospital zerstörte, gab es in der Kapelle fünf Altäre: den Hochaltar Corporis Christi und die Altäre S. Dorothee et Margarethe; Virginum, b. Katharinae et Apollinaris oder Jungfrauenaltar; Crucis und S. Elisabeth et Mariae Magdalenae. Der DorotheenAltar war 1347 von einer Ottilie aus der Ratsherrenfamilie derer von Salza gestiftet

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Vgl. die Angaben zu Quellen und Drucken bei Jecht (1926), S. 37, Anm. 1 sowie Jecht (1941b), S. 86. Vgl. Boetticher (1920) und ergänzend dazu die Übersicht der »Hospitaldörfer« in Eichler (1938), S. 151. Vgl. Knauth (1772) und Jecht (1927–34), S. 782–786. Siehe auch die historischen Abbildungen in Johann Gottfried Schultz, S. 13–14. Zu den Inschriften vgl. Wallis (1911/12), S. 157–160.

1.7 Versorgungseinrichtungen und Prestigeobjekte – die Hospitäler und das Seelhaus

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worden.393 Die Besetzung desselben behielt sie sich zu Lebzeiten vor, danach sollte das Patronat an den Rat fallen. Die Stifter der anderen Altäre sind nicht bekannt. Bei der Bestellung der Ämter durch den Rat, die seit 1489 in den Kürlisten erscheinen, sind keine Verweser des Hospitals aufgeführt.394 Ob die Hospitäler den Bruderschaften unterstanden, lässt sich bisher nicht eindeutig beantworten, für das Jakobs-Hospital liegen Hinweise darauf vor. In einer für den Kämmerer bestimmten Abrechnung der bestellten Verwalter von Mühlen, Seelhäusern und Hospitälern erscheint unter anderem die Bilanz des Heilig-Geist-Hospitals. Dieser zufolge wurde das Geschäftsjahr 1517/18 mit einem kleinen Überschuss von ca. 35 mr. abgeschlossen.395 Die Einnahmen setzten sich laut Rechnung aus dem Verkauf von Nahrungsmitteln, Mietzinsen, sonstigen Zinseinnahmen, Bettelei und Schenkungen aus Testamenten zusammen. Wie schon im Abschnitt zum Heiligen Grab beschrieben, gab es in Görlitz auf die Gesamtheit der Testamente betrachtet eine Hierarchie der institutionellen Legatsempfänger, an deren letzter Stelle meist die Hospitäler standen. Sie wurden in größeren Testamenten neben allen anderen kirchlichen Einrichtungen immer bedacht, aber meist nur mit einstelligen Mark-Beträgen, die etwa ein Drittel oder Viertel der Legatshöhe für die Pfarrkirchen ausmachten. Als Empfänger wurden ganz allgemein das Hospital, die Hospitalkirche oder ganz konkret die Armen im Hospital genannt, denen man das Geld »in die Hände« geben sollte. Wie die Zeit nach der Reformation beweist, waren die Hospitäler aber nicht auf die Geschenke aus Testamenten angewiesen. Die Bewirtschaftung der eigenen zahlreichen Grundstücke sicherte die Subsistenz. Weil die Hospitäler kaum größere Bargeldüberschüsse erwirtschafteten, erscheinen sie im Vergleich zu den Bruderschaften seltener als Kreditgeber in den Hypothekenbüchern. Vereinzelt kauften einige Görlitzer Leibrenten als Alterssicherung bei den Hospitälern oder sie verschrieben ihren gesamten Besitz einem Hospital, um sich damit einen Platz darin zu sichern. Ebenso schienen die Altarlehen der Hospitalkapelle nicht besonders hoch dotiert gewesen zu sein, denn ergänzende Stiftungen für Altäre in Hospitälern finden sich im Vergleich zu den Stadtkirchen nur selten in den Stadtbüchern. Altaristen, welche oft den führenden Familien der Stadt angehör-

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Vgl. die Abschrift im Urkundenbuch 2, Nr. 11, alte Paginierung S. 24, fol. neu 13v (1387. Mai 15.), siehe auch das Regest im VOU Heft 3–4, S. 123, Nr. 602, hier unter anno 1387; nach Gelbe (1883), S. 67, Anm. 15 war das Stiftungsjahr wohl 1347. Abdruck der Urkunde: Knauth (1772), S. 55 f. Zu dieser Stiftung vgl. ebenfalls die Lose Urkunde 1377. Mai 6., HospA fol. 2v–3v sowie Urkundenbuch 7, fol. 5r, Nr. 5a zum 14. Mai 1377 und das Regest im VOU Heft 2, S. 100, Nr. 491. Für das Jahr 1527 gibt Knauth (1777), S. 7 Thomas Kober als vom Rat bestellten Verwalter des Hospitals an, Kober wurde erst 1536 Ratsherr. Vgl. Entscheidebuch 1454–1467, fol. 33r–35v. Siehe auch den etwas ungenauen Abdruck in Knauth (1772), S. 24.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

ten, hatten neben einem Lehen am Heilig-Geist-Hospital meist noch einen Altar in St. Peter oder einer anderen Kirche inne, um ihr Auskommen zu sichern.396 Zu einem Prestigeobjekt der Stadt oder eines Stifters konnte sich das älteste Görlitzer Hospital nie entwickeln. Dies verhinderte vor allem die strategisch ungünstige Lage direkt am Neißeübergang. Entweder wurden die Gebäude durch Hochwasser, durch feindliche Truppen oder durch Funkenflug bei Stadtbränden in Mitleidenschaft gezogen oder ganz zerstört. Die jeweiligen Hospitalverwalter waren dann oft gezwungen, die Gelder für den Wiederaufbau aus eigener Tasche vorzuschießen, eine Aussicht, die diesen Posten sicher nicht zu den begehrtesten der städtischen Ämter machte.397

1.7.2 Das Jakobs-Hospital Das zweitälteste Görlitzer Hospital war das Jakobs-Hospital. Die Anfänge dieser Institution liegen auch hier im Dunkeln. Es wird erstmals 1298398 erwähnt und stand wahrscheinlich wie das Heilig-Geist-Hospital seit seiner Gründung unter der Aufsicht des Rates. Es lag fünf Minuten Fußweg vor dem Frauentor in Richtung Westen an der Straße nach Zittau. Richard Jecht und Christian Knauth haben bereits das Wesentliche zur Geschichte dieses Hospitals veröffentlicht, sodass hier auf seine Bedeutung für die Görlitzer Sakraltopografie eingegangen werden kann.399 Das Jakobs-Hospital lag zwar nicht wie das Heilig-Geist-Hospital an strategisch so ungünstiger Stelle, jedoch ist auch für diese Einrichtung kein besonderes Engagement der Görlitzer Bürger nachzuweisen. Die Schenkungen bewegten sich im Rahmen der oben angedeuteten Verhältnisse. Der Eigenbedarf konnte durch die Einnahmen aus den verpachteten oder bewirtschafteten Gütern gedeckt werden. Im Geschäftsjahr 1517/18 wurden sogar Verluste gemacht, die vorerst aus dem Privatvermögen des Verwalters Markus Hancke ausgeglichen werden mussten.400 Die Kapelle des Jakobs-Hospitals hatte nur einen Altar, der 1527 das geringe Kapital von 33 mr. auswies, was jährliche Zinseinnahmen von ca. 2 bis 3 mr. einbrach-

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Vgl. NPB 1527. Vgl. zum Jahr 1429/30 LO 1384–1435, fol. 81v, das Regest im VOU Heft 5–8, S. 26 und Knauth (1772), S. 11. Siehe auch die Jahresabrechnung 1517/18 im Entscheidebuch 1454–1467, fol. 33r– 35v. Regelmäßige Jahresrechnungen liegen erst seit 1555 vor, vgl. Jecht, Quellen, S. 161. Vgl. CDLS 1, S. 159. Vgl. die Darstellungen bei Jecht (1927–34), S. 786–790 und die dort angegebene ältere Literatur. Ergänzend dazu die Übersicht der »Hospitaldörfer« in Eichler (1938), S. 151 und zu den Inschriften vgl. Wallis (1911/12), S. 153–156. Zu Kunstgegenständen aus der Jakobs-Kapelle siehe Jecht (1933d). Vgl. Entscheidebuch 1454–1467, fol. 33r–35v. Zu den Einkünften, die die Stadt dem Kaplan von St. Jakob jährlich leisten musste, vgl. CDLS 4, S. 947 f.

1.7 Versorgungseinrichtungen und Prestigeobjekte – die Hospitäler und das Seelhaus

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te.401 Ähnlich wie die Altaristen des Heilig-Geist-Hospitals hatten auch hier die Lehnsnehmer einen weiteren Altar in der Peterskirche inne.402 Die Altäre der Hospitäler waren also im Vergleich zu den Dotationen der Annen- und Heilig-Kreuz– Kapelle geradezu kläglich ausgestattet. Wahrscheinlich ist das Schattendasein des Jakobs-Hospitals ähnlich wie beim Heilig-Geist-Hospital mit seiner Randlage außerhalb der Stadtmauern zu begründen, wo es für Görlitzer Bürger wenig Sinn hatte, sich überdurchschnittlich zu engagieren. Stattdessen wurden zwei neue Hospitäler unmittelbar an der Frauenkirche und eines direkt in der Stadt errichtet. 1536 schrieb Johannes Hass in seinen Annalen über die desolate Finanzlage des JakobsHospitals, dass man allein in diesem Jahr dem Hospital 210 sch. aus der Stadtkasse geben musste, welchis allis fur der Lutterischen zeit nicht gewest.403 Was dem Jakobs-Hospital dennoch einen besonderen Platz in der Görlitzer Sakrallandschaft einräumen könnte, wäre die Görlitzer Jakobsbruderschaft. Über diese Bruderschaft lässt sich aber nichts Konkretes sagen. Sie wird in den Stadtbüchern lediglich dreimal ohne nähere Angaben genannt: Um 1450 möchte sie einen Altar S. Jacobi im Jakobs-Hospital stiften404, 1503 erhält sie für das Gebetsgedenken des Fleischers Andreas Robrot Zuwendungen aus seinem Testament405 und 1544/47 findet sie noch einmal Erwähnung neben der Bürger- und der Priesterbruderschaft406. Ein Zusammenhang zu den von Görlitz nach Santiago de Compostela veranstalte401

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Vgl. NPB 1527. Nach Jancke/Richter (1802–10), hier »Dritter Beytrag« (Quelle unbekannt), übergab der Altarist des Jakobs-Hospitals, Michael Hubner, am 21. Juli 1526 folgende Altargeräte dem Görlitzer Rat: j sylbern obergolt Creuz, j pacifical mit j perlenmutterlen, j humeral mit xxij sylbern obergolt puckeln, j Humeral mit j kronen mit perlen besatzt, j pacifical mit j brillen, j sylbern kellich obergolt, j kellich der armen Leuthen kellich gnant, j rothe Sammitkasel mit j erhoben Creutz, j ornath mit blauen rosen, mit gold undersprenget, j ornath grun und weis roeselicht mit gold, j ornath grun und roth, j ald ornat mit torichtem golde, j rot ornat, j schwarz gewenden ornat, ix altartuecher, ij khorroecke, ij fuerhenge mit baumwolle, j fuerhang woelln, ij messebücher, ij weinkannen, j messing Handfahs, iij zynnen Leuchter uffen altar, j zynnen Salstrichen, j messing sprengkössel [= Weihwassergefäß], j alba, ij stohl, i antiphonarium, j agende, vj ampullen [= Ampel im Sinne von Leuchter], v corporalia, iij kleine ballen [= pallae]. Am 22. April 1532 soll in der Kapelle der erste »lutherische Gottesdienst« vom Diakon Valentin Eckart († 7. April 1557) gehalten worden sein, vgl. ebd. »Sechster Beytrag«. Vgl. die Angaben zu Michel Hubner und Bartholomäus Barut in RAB und NPB: Michael Hubner: Altarist in ecclesia s. Jacobi, Altar Omnium sanctorum in der Peterskirche; Bartholomäus Barut: Altar Angelorum in der Peterskirche, zweites Ministerium apud leprosos (Jakobs-Hospital). Vgl. SRL N. F. 4, S. 303. Siehe auch eine Beschwerde von Hospitalinsassen über die unrechtmäßige Nutzung von Hospitalgütern durch ihren Verwalter in der Mitte des 16. Jahrhunderts; vgl. den zweiten Brief in Akc. 1969/311 (siehe S. 654). Regelmäßige Jahresrechnungen liegen erst seit 1561 vor, vgl. Jecht, Quellen, S. 161. Vgl. Urkundenbuch 2, Nr. 93, fol. alt 158d, fol. neu 98r–v: […] von etczlichen euren mitburgeren unde bey woneren, dy man heysth dy Jocofs brudir […]. Vgl. LR 1488–1505, fol. 279r–280r. (1503. März 18.). Vgl. Urkundenbuch 9, Nr. 12b.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

ten Pilgerfahrten lässt sich nicht herstellen, ist aber möglich.407 Selbst Stephan Furmann († 1503), der 1485 Altarist am Jakobsaltar geworden war und eine kleine Chronik verfasste, berichtet nichts von einer Jakobsbruderschaft.408

1.7.3 Das Seelhaus Das drittälteste Görlitzer Hospital ist das sogenannte »Seelhaus« in der Krebsgasse, dessen genaue Lage nicht mehr bestimmt werden kann.409 Da es zu den spätmittelalterlichen Neugründungen gehörte ist seine Stiftung gut dokumentiert. Am 31. Mai 1456 bestätigte der Görlitzer Rat den Testamentsvollstreckern der Katharina Feurig die Einrichtung eines Hospitals in einem Haus in der Krebsgasse. In der Urkunde heißt es dazu: Jacob Weissag zu sand Jacob und Martinus Lawterbach als zelwartin der Katharina Fewrigynne haben ihr Haus in der Krebsgasse gote zu lobe, ir zeln zu troste zu eynem ewigen testament und gedechtnisse vorschickt und gegebin mit des burgermeisters und rates willin, dass man dorynne enelende krangke pilgram sal herbergyn, die nicht furder komen mogen und von dem almosn, das gute frome ynnige person dorzu gebin adir schicken, so lange bisz sie zu kreften komen und furbas gewandern mögen, gesunde Pilger sollen einen Tag und zwei Nächte bleiben dürfen, aber auch andere Kranke und kranke Schüler, die nymandis hettin, sollten aufgenommen werden.410 An der Stiftung waren noch weitere Görlitzer beteiligt, die wahrscheinlich bei Sammlungen, wie sie in Görlitz üblich waren, Geld dazu gaben, denn in den Stadtbüchern sind sie nicht überliefert. In der Bestätigung des Rates heißt es aber: Nochdeme etliche gute luthe ir almosen dorzu gegebin habin, das man is hat mocht buwen und usrichten und forder durch sulcher guter wergke wille, [damit] ander luthe dist geneigter dorzu werdin und ir mildes almosen dorzu gebin, so hat der rath dasselbe haus zu eynem sulchen gemeinen hospital ewiglichin doby zu bleiben mit dieser schrift bestetigt.

Über die maßgebliche Stifterin ist bisher wenig bekannt, sie muss aber wohlhabend gewesen sein. Im Jahr 1414 kaufte sie von der Stadt Görlitz eine Leibrente für 56 mr.411 Im Jahr 1426/27 ist sie als Besitzerin des Hauses Krebsgasse 7 nachweisbar, 1428 als Mieterin ebenda, 1430 wohnte sie in einem anderen Haus und zog später er407 408 409 410 411

Zu den Santiago-Pilgerfahrten von Görlitz aus vgl. Speer (2007), S. 123, 127 und 131 sowie Speer (2010), S. 141 f. Vgl. Furmann, Annalen (nicht paginiert). Zu Stephan Furmann vgl. Speer (2010b). Zum Jahr 1505 heißt es im LR 1488–1505, fol. 327r: […] ein Haus in der Krebsgasse, im Winkel zunächst dem Seelhause. Vgl. CDLS 4, S. 1030. Zur Leibrente vgl. CDLS 3, S. 700, Anm. 1, siehe auch den Abdruck in Jecht (1941b), S. 82. 1443 musste sie keine Steuern zahlen, weil ihr der Rat die jährliche Rente von 8 mr. schuldig blieb, vgl. CDLS 4, S. 287, Zeile 11, siehe dazu auch ebd. S. 261, Zeile 13 und 505, Zeile 1.

1.7 Versorgungseinrichtungen und Prestigeobjekte – die Hospitäler und das Seelhaus

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neut um.412 1452 stiftete sie in der Pfarrkirche St. Peter einen neuen Altar zu Ehren der Heiligen Nikolaus, Hieronymus, Pankratius und Katharina. Die Stiftungsurkunde ist nicht erhalten, aber das Bestätigungsdiplom des Meißner Bischofs vom 19. Juli 1452.413 Daraus geht hervor, dass die Dotierung des Altarlehens von 12 ½ mr. auf dem Dorf Schönbrunn bei Görlitz lastete, in dem Katharina Besitz gehabt haben muss. 1463 ergänzte ein Unbekannter die Stiftung um 6 sol. Jahreszins per conservationem librorum, calicum, ornamentorum etc.414 Das Altarlehen hatte die Stifterin dem oben als Testamentsvollstrecker genannten Ratsherrn Martin Lauterbach415 übertragen. Dieser erhöhte fünf Tage nach der bischöflichen Bestätigung die Einkünfte des Altars um 10 ½ mr. gr. jährliche Zinsen. Davon sollte der jeweilige Altarist für Wein, Oblaten und Lichter 12 gr. erhalten und der Pfarrer als Entschädigung ebenfalls 12 gr.416 Seit seiner Gründung bekam das Seelhaus aus zahlreichen Görlitzer Testamenten Geldzuwendungen. Meistens erhielt es Legate in derselben Höhe wie das Heilig-Geist- und das Jakobs-Hospital, manchmal sogar etwas mehr.417 Da das Seelhaus in etwa gleicher Häufigkeit wie die letztgenannten Hospitäler beschenkt wurde und die Zuwendungen 1524 aufhörten, kann nicht davon die Rede sein, dass sich die Görlitzer Bürger im überdurchschnittlichen Maße um die Armen in jenen Häusern gekümmert hätten. In Görlitz gab es nach der Reformation ebenso wenig eine Verlagerung der Stiftungsgewohnheiten von den Kirchen zu den Armenhäusern und Hospitälern. Die Ursachen dafür sollen in Abschnitt 2.1.1 (S. 211) analysiert werden. Hier ist noch einmal der Blick auf die Funktion des Görlitzer Seelhauses zu richten. Es ist in keiner Weise nachvollziehbar, ob und in welcher Anzahl tatsächlich 412

413 414 415 416 417

LE 1426–1430, fol. 13r (1426. März 18.); fol. 111r (1427. Juni 30.); fol. 139r (1428. November 8.); fol. 171v (1430. März 13.), fol. 196r (1430. Juni 19.), fol. 226r (1430. November 17.) und fol. 236v (1432. November 29.). CDLS 4, S. 755. CDLS 4, S. 755. Zu Martin Lauterbach vgl. den Abschnitt zur »Pulververschwörung« S. 85. CDLS 4, S. 755. 1475: 12 mr. (LR 1470–1488, fol. 59v–60r), 3 mr. (vgl. das Testament des Hans Braun vor seiner Rompilgerfahrt in Speer [2007], S. 119), einen Acker und Kleidungsstücke (ebd. fol. 65r–v). 1477: 2 mr. (ebd. fol. 85r). 1478: 1 mr. jährlichen Zins (LO 1434–1483, fol. 108v. 1482: 6 mr. jährlichen Zins (ebd. fol. 175r–176v). 1487: jedem Armen 3 gr. (ebd. fol. 279r–281v). 1488: einen Acker im Wert von 42 mr. (ebd. fol. 285r). 1489: 23 ½ mr. (LA 1484–1490, fol. 284v–285r). 1493: 5 mr. (vgl. das Testament der Margarethe Uthman im Anhang A [1493. April 5.]). 1494: 6 mr. (vgl. das Testament des Nikolaus Mondenschein im Anhang A [1494. Juli 8.]). 1496: 6 mr. (vgl. das Testament der Margaretha Meihe im Anhang A [1496. August 16.]. 1500: jedem Armen 1 gr. (vgl. das Testament der Margarethe Weider im Anhang A [1500. Mai 4.]). 1507: 1 mr. (vgl. das Testament der Veronika Seifensiederin im Anhang A [1507. Dezember 29.]). 1515: 10 mr. (LR 1505–1516, fol. 270v–272v). 1517: 2 mr. (vgl. das Testament der Katharina Engelhart im Anhang B [1517. April 20.]). 1521: Betten, Kleidung, silbernen Ring, Leinen usw. für ein Seelbad (vgl. das Testament der Barbara Kraft im Anhang A [1521. September 16.]). 1522: 2 mr. (vgl. das Testament der Barbara Wainer im Anhang A [1522. Januar 4.]). 1524: 5 mr. (LR 1516–1540, fol. 154v).

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

Bedürftige im Seelhaus beherbergt wurden. Wie alle Einrichtungen dieser Art in Görlitz stand es unter Verwaltung des Rates, der die entsprechenden »Verweser« benannte.418 Aus einem Brief des Görlitzer Rates vom 22. Juni 1498 geht hervor, dass es dort eine Köchin gab.419 Dies ist alles, was über Frauen im Seelhaus mit Sicherheit gesagt werden kann. Die in der Literatur420 oft zu lesende Behauptung, das Haus in der Krebsgasse sei von Beginen geführt worden, lässt sich durch Quellen nicht belegen.421 Ganz im Gegenteil: Bei den häufigen Kreditgeschäften der Seelhausverwalter, die in den Libri obligationum verzeichnet sind, werden mit keiner Silbe Beginen, Terziarinnen oder Frauen erwähnt. Die zahlreichen Zinsverkäufe lassen vermuten, dass sich entweder hauptsächlich reiche Pfründner422 in das Hospital eingekauft hatten oder das Haus nur selten Bedürftige beherbergte, denn anders ist der Bargeldüberschuss der Kasse nicht zu erklären. Allein im Liber obligationum 1520–1550 wurden ca. 9 Prozent der verzeichneten Geschäfte durch die Verweser des Seelhauses abgewickelt. Die Vermutung der geringen Belegung wird mit der Jahresabrechnung von 1517/18 gestützt. In ihr verzeichneten die Verweser Magister Martin Eisenmenger und Bakkalaureus Johannes Kommerstadt nur 19 mr. an Ausgaben, 101 mr. an Zinseinnahmen und 63 mr. an Außenständen.423 Im Vergleich zum Heilig-Geist-Hospital, das im selben Jahr seine Ausgaben gerade decken konnte, und zum Jakobs-Hospital, das in jenem Jahr Verluste machte, stand das Seelhaus finanziell hervorragend da. Warum das Seelhaus in der Krebsgasse wahrscheinlich nicht ausgelastet war, kann nur vermutet werden. Vielleicht war es die fehlende Nähe eines Seelsorgers, denn über eine Kapelle oder einen Altar im Seelhaus ist nichts bekannt. Dagegen hatten die bereits besprochenen Hospitäler eine eigene Kapelle oder wie im Fall des Frauenhospitals stand eine Kirche in unmittelbarer Nähe. So ist zu vermuten, dass die testamentarischen Schenkungen für das Seelhaus mehr einer gleichmäßigen Berücksichtigung aller Hospitäler geschuldet war als dem Interesse, den Bedürftigen dezidiert im Seelhaus zu helfen. Somit spielte auch das Seelhaus in der Görlitzer 418

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1480 und 1481 ist Nikolaus Swob als Verweser des Seelhauses nachweisbar (LO 1434–1483, fol. 120v, 125r und 128v) und 1488 der spätere Ratsherr Markus Heinze (LR 1470–1488, fol. 285r). 1512 war der Ratsherr Bernhard Bernt, der Handelspartner Hans Frenzels und einer der reichsten Görlitzer, Verweser (LR 1505–1516, fol. 205r). 1519 bis 1521 sind die Ratsherren Martin Eisenmenger und Johannes Kommerstadt als Verweser nachweisbar (LO 1520–1550, fol. 5v–6r, LA 1512–1521, fol. 363v). Die Benennung weiterer Verweser ist schwierig, da sie nur selten in den Quellen namentlich genannt werden. Vgl. LM 1496–1499, fol. 279r. Vgl. unter anderem Boetticher (1930), S. 143. Vgl. zum Ursprung dieses Irrtums in der Literatur des 18. Jahrhunderts Anm. 566, S. 312. Zu den Görlitzer Terziarinnen vgl. Abschnitt 2.3.3, S. 307 ff. Vgl. zur Ausdifferenzierung von Spitälern in »arme« und »reiche Hospitäler« Knefelkamp (1990), S. 96 f. Vgl. Entscheidebuch 1454–1467, fol. 33r–35v.

1.7 Versorgungseinrichtungen und Prestigeobjekte – die Hospitäler und das Seelhaus

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Sakraltopografie und Stiftungslandschaft – abgesehen vom Stiftungsakt – nur eine untergeordnete Rolle. Wegen des begrenzten Platzes auf einem Altstadtgrundstück, der eine Erweiterung nicht erlaubte, und wegen einer fehlenden Kapelle war das Seelhaus für weitere potenzielle Stifter wohl nicht attraktiv genug. Dass Hospitäler nicht immer in erster Linie der Armenfürsorge dienten, sondern eine bedeutende Rolle auf dem städtischen Immobilien-, Geld- und Rentenmarkt spielten, ist auch andernorts dezidiert nachgewiesen worden.424 Seit 1524 erscheint es nicht mehr in den Stadtbüchern. Im Jahr 1529 soll der Rat das Seelhaus in Besitz genommen haben und 1555 ein Privathaus daraus gemacht haben.425 Theodor Neumann gibt in seiner Geschichte von Görlitz an, dass 1537 die Zinsen des Seelhauses, das nun nicht mehr in Betrieb war, an das Frauenhospital überwiesen worden seien.426

1.7.4 Das Frauenhospital Am Ende des 15. Jahrhunderts gab es in Görlitz bereits drei Hospitäler. Nach dem, was zur Auslastung des Seelhauses in der Krebsgasse gesagt worden ist, scheint es fraglich, dass aus Gründen der Versorgung von Armen noch Bedarf für neue Hospitäler in Görlitz bestand. Der vermögende Händler Dietrich (II.) von Cranleid setzte dennoch in seinem Testament vom 21. Oktober 1483 ein Kapital von 50 mr. aus, dass mit 4 mr. jährlich verzinst werden sollte … … czu einem spittal ader selehause vor der stadt zu vir mr. zcinße arme leute zcu herbergen unnd pilgerluthe den iß not ist wy iß meyne hernn unnd guttin frunndt irkennen nach dem besten.427

Da er ein Jahr später sein Testament widerrief, wurde die Stiftung nicht ausgeführt. Für eine komplette Hospitalstiftung wäre der Betrag auch viel zu gering gewesen. Dass die Idee einer großen Stiftung vor allem der Gestus eines sozialen Aufsteigers war, lassen die Streitigkeiten seines Vaters Dietrichs (I.) mit der Görlitzer Reichkramer-Innung vermuten. Der 1455/56 in Görlitz Neubürger gewordene Dietrich (I.) war 1469 von dieser Innung vor dem Magdeburger Schöffenstuhl verklagt worden, weil er nach dem Erwerb eines Brauhofes428 und damit der Ratsfähigkeit nach Jah-

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Vgl. zum Beispiel zu Siegen und Meersburg die Untersuchung Aspelmeier (2006), S. 172 f. sowie 181 ff. und die weiteren dort genannten Städte. Vgl. Jecht (1927–34), S. 797. Nach [Anonym] (1791), S. 180 soll das Gebäude den Kirchendienern der Peterskirche zur Verfügung gestellt worden sein. Neumann (1850), S. 674, ohne Quellenangabe, der wohl [Anonym] (1791), S. 180 benutzte. Vgl. sein Testament im Anhang A (1483. Oktober 21.). Untermarkt 22, vgl. Lindenau (2007), S. 237 und Wentscher (1934).

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

resfrist seinen Handel nicht einstellte.429 Das Magdeburger Urteil ist zwar nicht überliefert, aber die Sache zeigt recht anschaulich, dass wirtschaftlicher, sozialer und politischer Aufstieg mit schweren Problemen und Konsequenzen behaftet sein konnte, der die Betroffenen nach Möglichkeiten suchen ließ, ihren neuen Status anderweitig abzusichern. Dazu könnte man zum Beispiel die privaten bischöflichen Ablassurkunden, die Dietrich (I.) und seine Frau Barbara 1467 erhielten, zählen.430 In jenem Jahr der sogenannten »Pulververschwörung« konnte es wohl keinen besseren Beweis geben, dass man auf der rechten Seite des Glaubens und damit auf der Seite der mächtigeren Ratsherrenfraktion stand.431 Bereits neun Jahre zuvor hatte dasselbe Ehepaar eine persönliche Ablassurkunde des päpstlichen Legaten Marinus de Fregono erhalten.432 Dass beide Dokumente im Ratsarchiv aufbewahrt wurden, bekundet ihre beabsichtigte öffentliche Wirkung und den Selbstdarstellungswillen oder gar die fromme Selbstinszenierung der Empfänger. Auf der Ebene der verwandtschaftlichen Beziehungen versuchten die Cranleids ebenfalls, ihren sozialen Status zu sichern. Vier der Kinder Dietrichs (I.) heirateten in Ratsherrenfamilien ein. Dietrich (II.) konnte sogar eine Verbindung mit der mächtigsten Familie seiner Zeit eingehen, indem er Margarethe, die Tochter Wenzel Emerichs, der ein Bruder Georg Emerichs war, ehelichte.433 Inwieweit Georg Emerich den Gedanken einer Hospitalstiftung von seinem Verwandten Dietrich (II.) von Cranleid aufgriff oder völlig unabhängig davon agierte, kann nicht gesagt werden. Dieweil er aber mit den Cranleids verwandt war, liegt der Gedanke nahe, dass Georg Emerich mit den Plänen Dietrichs (II.) vertraut war und die günstige Gelegenheit nutzte, im Görlitzer Rat die Idee einer Hospitalstiftung zur Diskussion zu stellen. Die Umstände der Annenkapellen-Stiftung haben gezeigt, wie schwierig und langwierig es sein konnte, das Anliegen großer privater Stiftungen durchzusetzen. Im Gegensatz zu Hans Frenzel hatte Georg Emerich den Vorteil, dass er nicht nur der vermögendste Görlitzer seiner Zeit war, sondern als mehrfacher Bürgermeister auch der politisch mächtigste Mann in der Stadt. So war er unter anderem 1483/84 und 1488/89 Bürgermeister. Es dürfte daher kein Zufall sein, dass Georg Emerich im Jahr 1489 das Grundstück und das Stiftungskapital für eine Hospitalstiftung gegenüber der Frauenkirche bereitstellte. Es sei daran erinnert, dass Emerich wahrscheinlich im gleichen Jahr das Heilige Grab errichten ließ. So ist der Ge429 430 431

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Die Anfrage nach Magdeburg ist abgedruckt in Neumann (1851), S. 208 ff. Vgl. zu den Cranleids die Anmerkungen am Testament des Dietrich (II.) im Anhang A (1483. Oktober 21.). Vgl. die Lose Urkunde 1467 (ohne Tag, Nr. 413/322) sowie das Regest im VOU Heft 7–8, S. 106. Zu den Ergebnissen der »Pulververschwörung« siehe den Abschnitt 1.3, S. 85 und die damit im Zusammenhang stehende Stiftung des »Gestifts der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche im Abschnitt 2.1.3, S. 258. Vgl. den Abdruck im CDLS 6.1, S. 52 f. (1458. Juni 22.). Zu den Ehen der Geschwister Dietrichs (II.) vgl. die Anmerkungen an dessen Testament und am Testament seiner Schwester Anna im Anhang A (1483. Oktober 21.).

1.7 Versorgungseinrichtungen und Prestigeobjekte – die Hospitäler und das Seelhaus

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danke nicht von der Hand zu weisen, dass Georg Emerich seine einflussreiche Stellung als Bürgermeister nutzte, um als Stifter im großen Ausmaß in Erscheinung zu treten, und alles, was bis dahin von privater Hand gestiftet worden war, in den Schatten zu stellen. In erster Linie waren seine Stiftungen eine »Investition« für sein Seelenheil und seine soziale Stellung434, darüber hinaus kann man sie als eine Art Wiedergutmachung gegenüber der Stadt, ihren Bürgern und ihrem Heil verstehen, denn die durch Georgs Verhalten im Jahr 1467 ausgelöste Katastrophe der »Pulververschwörung« lastete noch als schwere Hypothek auf der gesamten Familie Emerich.435 Der Stiftungsbrief für das Frauen-Hospital ist nicht überliefert, wahrscheinlich weil das Hospital von Anfang an als städtische Institution geplant war und somit keine Übertragung von der privaten in die städtische Hand nötig war. Spätestens seit dem Frühjahr 1488 muss das Vorhaben der Hospitalstiftung öffentlich bekannt gewesen sein, denn Hans Eitener legierte in seinem Testament vom 29. April 1488 12 mr. dem neuen Hospital vor unser lieben frauen thore.436 Am 12. Mai 1489 bekam Georg Emerich von Niklas Crohda ein Haus gen unsser lieben frawen capellen, obin wo man iczdt das neu hospital hyn bawet, aufgelassen.437 Auf diesem Grundstück oder dem Nachbargrundstück wurde dann das neue Hospital »Zu unser lieben Frauen« errichtet. Die Ratsannalen schreiben dazu: Anno ut supra 1489 hat Georg Emmerich, die tzeit burgermeister, mit gunst des rathes das hospital bey unser lieben frauen kirchen aussgesatzt und gebauet, also das er bey tausend schacken [= Schock] zum bauhe unnd uffrichtunge desselbigen hospitals gegeben hat.438

Ein Jahr später stellte der Stifter zusätzlich die Wasserversorgung des Hospitals sicher: Unnd uff das ander jar hat er mit gunst des rathes eldisten und geschwornen den Salmannsborn in roren furen lassen biss an das gemelte hospital, also das die armen leute dorinne unnd auch die uffem Rademargte desselbigen zu irer notdorfft gebrauchen mügen.439

Eine spätere Eintragung der Ratsannalen präzisiert noch, dass Georg Emerich das Hospital für arme leuthe und pilgram, das die nacht lager dorynne haben mugen, errichtet habe. Die Höhe der Aufwendungen wird hier aber mit 1.000 fl. ung. angegeben.440 434

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Oberste (2007), S. 39 bezeichnet Hospitalgründungen als »geradezu ideale Investitionen für Seelenheil und soziale Stellung«, weil die Ratselite so der Bürgerschaft ihr Eintreten für das Gemeinwohl vor Augen führen und so einen Führungsanspruch generieren konnte. Vgl. die Ausführungen zur »Pulververschwörung«, die einige Ratsherren das Leben kostete S. 85 ff. Vgl. sein Testament im Anhang A (1488. April 29.). Vgl. LR 1488–1505, fol. 22v. SRL N. F. 2, S. 6. Ebd. Vgl. SRL N. F. 2, S. 351 f.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

In der Emerichschen Familienchronik hieß es dazu: Das Hospital sei für Pilger, fremde Paedagogi und arme Schüler, die gen Görlitz kamen, daß sie eine Mahlzeit an Essen und Trinken, auch ein Nachtlager darin haben möchten, errichtet worden. Auch hat man unterweilen arme Handwerkergesellen gespeist und die Nacht über beherbergt.441 Ein vom Rat eingesetzter Verwalter für das neue Hospital ist erstmals 1496 nachweisbar. Es war Matthias Axt, der Schwiegersohn Georg Emerichs.442 Als nach der Reformation die Verwaltung der Stiftungen und Hospitäler umstrukturiert wurde, kamen alle Einrichtungen dieser Art unter die Aufsicht von zwei vom Rat ernannten Verwesern.443 1593 wurde das Hospital übrigens wieder von einem Emerich verwaltet.444 Kurz nach Bekanntwerden der Initiative zur Stiftung des Frauen-Hospitals wollten weitere Görlitzer Bürger ihren Beitrag zur Ausstattung der Einrichtung leisten. Testamentarische Schenkungen zugunsten des Hospitals machten der Ratsherr Peter Walde (Betten und Leinengeräte), Jakob Weinreich (50 fl. ung.), der Georg Emerichs »Anwalt« war445, Barbara, die vielfältige Stifterin und wohlhabende Witwe des Georg Helischer (10 mr.), der im Zusammenhang mit dem Heiligen Grab besprochene Bürgermeister Nikolaus Mondenschein (12 mr. zum Kauf 1 mr. Zinses zu enthaldung der pylgram) und Georg Emerichs Schwester, die Ratsherrenwitwe Margaretha Meihe, (6 mr.).446 Es waren also vor allem Persönlichkeiten, die Georg Emerich nahe standen und am Prestige der Stiftung partizipieren wollten. Georg Emerich selbst übertrug 1506 dem Hospital noch vier Gärten und eine Wiese, deren erwirtschaftete Gewinne der Stiftung zugutekommen sollten. Darüber wachten sein Sohn Peter und nach ihm der Nächstälteste sowie zwei vom Rat bestimmte Verweser.447 Im folgenden Jahr starb Georg Emerich.

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Die Chronik gilt seit 1945 als verschollen, hier zitiert nach Jecht (1892b), S. 131 f. Die Annalen des Martin Mylius († 1611) geben einen ähnlichen Text wieder, die Vorlage wird aber nicht genannt, vgl. Mylius, Annalen, S. 17. Vgl. LO 1484–1520, fol. 59r. Diese Zusammenlegung ist erstmals 1540 nachweisbar als Paul Schneider und Magister Jakob Rösler als »Versorger der Gestifte und der Hospitäler« bezeichnet werden, vgl. LO 1520–1550, fol. 30r–v. 1537 waren der Ratsherr Georg Rothe und Hans Leutloff die »Versorger«, vgl. Scultetus, Kürbuch, fol. 113r, unter 1537. Im Jahr 1548 wurde Hans Hoffman von den königlichen Kommissaren als Verwalter eingesetzt, vgl. Trillmich (1914), S. 20. Joachim Emerich und Michael Büttner werden 1593 als Vorsteher und Verwalter des FrauenHospitals bezeichnet, vgl. Zobel MS (1939), S. 26. Eigentlich vorsprech, vgl. die Definition eines vorsprech in Wurm, Stadtrechtsbuch, S. 102–107. Peter Walde: LR 1488–1505, fol. 16r–19r (anno 1489). Jakob Weinreich: sein Testament im Anhang A (1489. Mai 5.). Barbara Helischer: ihr Testament im Anhang A (1489. Oktober 19.). Nikolaus Mondenschein: sein Testament im Anhang A (1494. Juli 8.). Vgl. das Zitat aus der Chronik des Bartholomäus Scultetus abgedruckt bei Jecht (1927–34), S. 792. Siehe auch Anhang A (1506.).

1.7 Versorgungseinrichtungen und Prestigeobjekte – die Hospitäler und das Seelhaus

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Unter der Verwaltung des Rates wurde das Hospital 1512 erweitert, um 35 Personen aufnehmen zu können.448 Direkte Zuwendungen sind in den Jahren bis 1550 nur noch vereinzelt nachweisbar. Für das Jahr 1528 ist überliefert, dass Margaretha Bartelheyner ihre gesamte Habe nach ihrem Tod dem Hospital übertrug und dafür zu Lebzeiten freie Kost und Logis erhielt.449 Eine außergewöhnlich hohe Zuwendung erhielt das Hospital 1531 aus dem Nachlass von Anna Frenzel, der Frau des Hans Frenzel des Reichen. Sie übertrug den Armen im neuen hospital, gegen unser lieben frauen kirchen uber, das Dorf und Gut Fridersdorf an der Landeskrone.450 Das umfassende und für seine Detailliertheit für die Reformationszeit in Görlitz untypische Testament des Ratsherrn Johannes Wolmerstet aus dem Jahr 1538 berücksichtigte das Frauen-Hospital mit 4 sch. gr.451 Alle anderen Testamente bis 1550 begünstigen die Görlitzer Hospitäler zu gleichen Teilen, ohne jedoch besonders hohe Beträge auszuschütten.452 Überlebensnotwendig wären Legate auch nicht gewesen, denn die Hospitalstiftung war durch Georg Emerich und Anna Frenzel ausreichend, vor allem mit Grundbesitz, dotiert worden. Diese geschenkten Dörfer, Wiesen, Äcker und Gärten waren es, die die Wirtschaftsgrundlage aller drei großen Hospitäler – Heilig-Geist, St. Jakob und Unser lieben Frauen – bis zur Errichtung des Zentralhospitals 1863 sicherten.453 Bemerkenswert ist die Beobachtung, dass Anna Frenzel ihre reichen Erbgüter dem Frauenhospital vermachte, aber für die Stiftung eines neuen Hospitals nur ein Gartengrundstück zur Verfügung stellte, auf das dann 1536 vom Rat ein kleineres »Siechhaus« gebaut wurde.454 Die dahinterstehenden Intentionen sind schwierig zu ergründen. Vielleicht war es die Absicht der Eheleute Frenzel, sich in gleicher Weise wie Georg Emerich in außergewöhnlich hohem Maße an einer Hospitalstiftung – die in städtischer Verwaltung lag – zu beteiligen. Das »Konkurrenzverhältnis« von Heilig-Grab-Anlage und Annenkapelle, also der Familien Emerich und Frenzel, ist schon betont worden. Es ist daher möglich, dass die Frenzels dem Emerichschen »Exemplum« der Hospitalstiftung folgten, indem sie das Frauenhospital förderten, sich aber zugleich davon absetzten durch die Bereitstellung eines eigenen Grundstückes für eine neue Hospitalstiftung. In gleicher, wenn auch bescheidenerer Weise, wollte sich Klara, die Witwe des Georg Emerich,

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Jecht (1927–34), S. 792 macht dazu keine Quellenangabe, wahrscheinlich benutzte er die Chroniken des Bartholomäus Scultetus. Vielleicht bezieht er sich auch auf Jancke/Richter (1811– 19), »Achter Beytrag« (ohne Quellenangabe), wo zu lesen ist, dass der Rat seit 1512 das Hospital nicht mehr für Pilger und arme Schüler, sondern für arme Leute zur Verfügung stellte. Vgl. LR 1516–1540, fol. 228v. Vgl. Anhang A (1531. September 19.). Vgl. LR 1516–1540, fol. 385r–v. Johannes Wolmerstet war von 1513 bis zu seinem Tod 1538 Ratsherr. Regelmäßige Jahresrechnungen liegen erst seit 1548 vor, vgl. Jecht, Quellen, S. 161. Vgl. Jecht (1916), S. 78 ff. und Jecht (1927–34), S. 793. Vgl. zu diesem Siechhaus Jecht (1927–34), S. 634 und 792.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

an der Frenzelschen Stiftung beteiligen, indem sie der Annenkapelle testamentarisch 5 mr. in Aussicht stellte.455 In die Görlitzer Sakraltopografie war das Frauenhospital durch die unmittelbare Nachbarschaft zur Frauenkirche eingebunden, die das Wirkungszentrum der Bürger- bzw. Frauenbruderschaft war. Vielleicht gab es im Hospital einen Andachtsraum, eine eigene Kapelle hatte es jedenfalls nicht. Diese Rolle übernahm die Frauenkirche. Für meine Untersuchung ist vor allem von Bedeutung, dass die Hospitalstiftung ein Prestigeobjekt des mehrfachen Bürgermeisters Georg Emerich war, der dadurch seinen sozialen Status stärkte und seine politische Herrschaft legitimierte, indem er seine Verbundenheit und Verantwortung für die Stadt demonstrierte, aber auch andere an der Stiftung partizipieren ließ.

1.7.5 Das Neue Haus oder »Franzosenhaus« Als am Ende des 15. Jahrhunderts eine scheinbar »neue Krankheit« in der Oberlausitz auftrat, glaubte man zumindest so viel über sie zu wissen, dass man die Kranken in gewisser Weise isolieren musste, um eine Ausbreitung zu verhindern. So wurde auch in Görlitz für die Aufnahme der Erkrankten ein »Neues Haus« gebaut, dass in den Quellen auch »Franzosenhaus« genannt wurde, nach der Krankheit, die wohl erstmals um 1495 verstärkt nach dem Italienfeldzug König Karls VIII. auftrat.456 Über die näheren Umstände der Gründung dieses Görlitzer Hospitals ist nichts bekannt. Im Jahr 1503 erscheint es erstmals in den Geschossbüchern auf einem Grundstück der Galgengasse außerhalb der Stadtmauern (heute Rothenburger Straße).457 Eine testamentarische Zuwendung ist erstmals für 1506 nachzuweisen als der Tuchmacher Hans Wolf neben anderen Legaten dem Heilig-Geist-Hospital, dem Jakobs-Hospital und dem »Neuen Haus« je 2 mr. vermachte.458 Die Witwe des verstorbenen Seifensieders Meister Hans begünstigte 1507 in ihrem Testament unter den Hospitälern nur das Franzosenhaus und zwar mit 1 mr.459 Ebenso bestimmte 1508 Regina, die Witwe des Martin Keil, nur diesem Hospital ein Almosen: Item das bettegewand und alle zugehorunge sal den armen leuten, befallen mit der neuen krangheit, ins neue haus uff der Galgengasse an der Neysse [gegeben werden] und dortzu czehn mr.460

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Vgl. ihr Testament im Anhang A (1515. April 30.). Vgl. dazu den kurzen Überblick in Jecht (1927–34), S. 793. Vgl. Jecht (1927–34), S. 795. Vgl. LR 1505–1516, fol. 15r–15v. Siehe das Testament der Veronika Seifensieder im Anhang A (1507. Dezember 29.). Vgl. LR 1505–1516, fol. 73v–74v. Jancke/Richter (1802–10), hier »Neunter Beytrag«, geben als Jahr des Testaments fälschlich 1505 an.

1.7 Versorgungseinrichtungen und Prestigeobjekte – die Hospitäler und das Seelhaus

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Anna Bottener bedachte im gleichen Jahr das Franzosenhaus mit dem für ihre Verhältnisse und im Vergleich zu ihren anderen Legaten niedrigen Betrag von 6 mr.461 Gleiches gilt für Ursula Canitz, die ein Fass Bier verschenken wollte, aber ihr Testament wieder streichen ließ.462 Der Gerber Michael Eichler legierte dem Heilig-Geistund dem Jakobs-Hospital je 6 mr., aber dem Hospital auf der Galgengasse nur 1 mr.463 Die reiche Witwe des Georg Emerich bedachte in ihrem umfangreichen Testament von 1515 jenes Hospital nur mit 6 mr.464 Erst für 1520 ist wieder eine Schenkung für das Franzosenhaus überliefert als Nikolaus Weise dem Jakobs-Hospital 2 mr., aber den »Franzosen« ca. 12 mr. vermachte.465 Die Tendenz in den Testamenten der Jahre bis 1550 ist ähnlich. In größeren Vermächtnissen werden alle Hospitäler in gleicher Weise bedacht, manchmal bekam das Franzosenhaus aber den geringsten Betrag zugesprochen. In Testamenten, die nur ein Hospital oder wenige Almosenempfänger berücksichtigten, erhielt das Franzosenhaus bisweilen den höchsten Geldbetrag. Es entsteht der Eindruck, dass die Wohlhabenden nur ihren »Pflichtteil« gaben, während weniger bemittelte Görlitzer, wenn sie denn überhaupt ein Testament aufsetzten, bewusst das Hospital auf der Galgengasse unterstützten.466 Von einer Einbindung des Franzosenhauses in die Görlitzer Sakraltopografie kann keine Rede sein. Ganz im Gegenteil war das Haus an einem abgelegenen Ort errichtet worden, der zudem durch die Nähe des Galgens kein besonders hohes Ansehen gehabt haben dürfte. Dieses Hospital war also alles andere als ein Prestigeobjekt für reiche Stifter. Es lassen sich hier dieselben Beobachtungen machen wie beispielsweise im Lübeck des 14. Jahrhunderts, wo vor allem Testatoren mit kleinen Vermögen, die sonst keine oder wenige Legate bestimmten, die Hospitäler bedachten.467 Es engagierten sich vor allem Leute für jene Hospitäler, bei denen Armut zur

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Vgl. ihr Testament im Anhang B (1508. September 30.). Vgl. ihr Testament im Anhang A (1508. Oktober 9.). Vgl. sein Testament im Anhang A (1511. Januar 1.). Vgl. ihr Testament im Anhang A (1515. April 30.). Vgl. sein Testament im LR 1516–1540, fol. 88v–89r. Vgl. dazu folgende Testamente: Margarethe Seifert (Anhang A: 1515. Oktober 27.), Balthasar Kirchoff (ebd. 1520. Juni 2.), Wenzel Wainmann (ebd. 1521. September 3.), Barbara Wayner (ebd. 1522. Januar 4.), Nikolaus Schultz (LR 1516–1540, fol. 280r–281r, anno 1531), Nikolaus Pfulman (ebd. fol. 310v, anno 1532), Anna Lehmann (ebd. fol. 354v, anno 1535), Ursula Frenzel (ebd. fol. 367r–v, 1536. September 28.), Johannes Wolmerstet (Anhang A: 1538. Mai 14.), Ursula Stein (LR 1516–1540, fol. 397v, anno 1539), Margaretha Göritz (ebd. fol. 410r–v, anno 1540), Simon Kiesling (ebd. fol. 413v–414v, anno 1540), Margarethe Lausch (LR 1541–1548, fol. 38r–v, anno 1543), Ursula Pöschl (ebd. fol. 55v–56v, anno 1543), Katharina Emerich (Anhang A: 1544. Dezember 8.), Hans Willer (LR 1541–1548, fol. 81r–v, anno 1545), Ursula Walterstein (ebd. fol. 84v–85r, anno 1545), Georg Hilderich (LR 1548–1554, fol. 1r–v, anno 1548), Klara Eichhaupt (ebd. fol. 16v–17r, anno 1549) und Peter Schwofheim (ebd. fol. 96r, anno 1551). Zu Lübeck vgl. Noodt (2000), S. 185–206, 235 ff. sowie 403 ff.

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eigenen Lebenserfahrung gehörte und deren Stiftungsverhalten wohl von echter Empathie für die Armen und Kranken getragen wurde. Eine Kapelle gab es im Görlitzer Franzosenhaus nicht. Es ist anzunehmen, dass es ebenfalls durch den Rat verwaltet wurde, aber die Namen der Verwalter sind im Gegensatz zu den anderen Hospitälern nicht bekannt, wahrscheinlich war es einem der anderen Hospitäler beigeordnet. Zwischen 1542 und 1545 wurde für die »Franzosen« etwas näher an der Stadt, im »Hirschwinkel« ein neues Hospital errichtet. Im Jahr 1776/77 wurde es dann auf das Gelände des Jakobs-Hospitals verlegt, wo es gemeinsam mit diesem Hospital 1863 geschlossen wurde als man das neue Zentralhospital errichtete.468

1.8 Ein Zentrum der Seelsorge und Memoria – das Franziskanerkloster Die Durchdringung von geistlichen und weltlichen Lebensbereichen innerhalb spätmittelalterlicher Städte ist beispielhaft in zahlreichen Studien zum Verhältnis zwischen städtischen Mendikantenkonventen und Bürgerschaft dargelegt worden.469 Sie konnten zeigen, dass sich dieses Verhältnis in einem weiten Spektrum sozialer, wirtschaftlicher oder religiöser Verbindungen bewegte, und dass die Konvente in unterschiedlichen Graden der Abhängigkeit von städtischen Institutionen handelten. Für das Fallbeispiel Görlitz kann man am Ende des 15. Jahrhunderts von einer beinahe vollkommenen Kontrolle des Rates über das Kloster sprechen – sowohl in wirtschaftlicher als auch in disziplinärer Hinsicht. Bevor jedoch dieser Sachverhalt im Einzelnen erläutert wird, folgen einige Eckdaten zur Klostergeschichte. Das Görlitzer Franziskanerkloster wurde 1234 gegründet und 1245 erfolgte die Weihe der Klosterkirche zu Ehren der Heiligen Maria und Franziskus. Es ist das älteste Kloster dieses Ordens in der Oberlausitz.470 Zur Zeit seiner Entstehung lag es 468

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Vgl. zum letzten Absatz Jecht (1927–34), S. 795 ff. Sculteti, Relationes, fol. 36v erwähnt ein neues Siechhaus, welches 1586 verlegt und gegenüber dem Nikolaitor neu errichtet wurde. Ob er das hier behandelte Hospital meint, bleibt unklar. Die Funktion eines »Versorgers des neuen Hauses der Franzosen« wird 1543 erwähnt, vgl. Scultetus, Kürbuch, fol. 114v, unter 1543. Regelmäßige Jahresrechnungen liegen erst seit 1567 vor, vgl. Jecht, Quellen, S. 161. Mit dem Schwerpunkt auf wirtschaftliche Aspekte am Beispiel Basels vgl. Neidiger (1981); zu Lübeck vgl. Poeck (1997); zu Straßburg und dem Elsass vgl. Rüther (1997) und zur dt. Schweiz Stüdeli (1969). Siehe auch den Sammelband Berg (1992) zum Thema »Bettelorden und Stadt« sowie Le Goff (1968). Vgl. zum Jahr der Görlitzer Klostergründung Jecht (1920), S. 112–122. Ob die Gründungsinitiative vom böhmischen König als Landesherrn, den Stiftern des Grundstücks oder der Stadt ausging, kann an Hand der Quellenlage nicht entschieden werden. Zu den anderen Franziskanerklöstern in der Oberlausitz und angrenzender Gebiete vgl. Teichmann (1995): Breslau

1.8 Ein Zentrum der Seelsorge und Memoria – das Franziskanerkloster

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noch außerhalb der Stadtmauern, in die es um 1250 bei der Stadterweiterung mit einbezogen wurde. Den Grund und Boden für das Kloster stiftete die bei Görlitz ansässige adlige Familie Wirsing.471 Organisatorisch gehörte der Görlitzer Konvent zur Custodia Budensis (Bautzen) und wahrscheinlich seit 1260 zur Custodia Aurei Montis (Goldberg), die seit 1269 endgültig zur Provinz Saxonia gehörte. Die Klosterkirche wurde von 1371 bis 1385 erweitert, es folgten Um- und Ausbauten in den Jahren ab 1450 und bis ca. 1470 der Anbau der Barbarakapelle472 im Süden. Zu den letzten Baumaßnahmen gehörten 1509 Arbeiten am Dach des Kirchenschiffs. Im Jahr 1565 übergab der letzte Mönch die Klosteranlage der Stadt mit der Bedingung, eine höhere Schule einzurichten, die in einem Nachfolgebau von 1856 noch heute als »Gymnasium Augustum« besteht. Nachdem die Klosterkirche, auch Oberkirche genannt, in den Jahrzehnten nach der Reformation nicht für regelmäßige Gottesdienste genutzt wurde, renovierte man sie 1715 und weihte sie der Heiligen Dreifaltigkeit.473 Zur Anzahl der Mönche, die das Kloster einst beherbergte, liegen nur wenige Angaben vor. Die Eröffnung eines franziskanischen studium particulare 474 im Görlitzer Konvent 1458 ließ die Zahl der Brüder ab dieser Zeit sicher wachsen, 1475 sollen es 42475 gewesen sein, für den Anfang des 16. Jahrhunderts gibt Alfred Zobel über 40 Mönche an, 1523 sollen es 50 bis 60 gewesen sein, 1542 waren es nur noch zehn.476 Das Mönchsgestühl hätte 64 Brüdern Platz geboten.

471 472 473

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ca. 1236–1534; Bautzen ca. 1240–1562; Leipzig vor 1250–1543; Meißen ca. 1250–1539; Lauban ca. 1254–1556; Zittau 1260/68–1554; Dresden vor 1263–1539; Löbau ca. 1300–1588 und Kamenz 1493–1565. Vom ehemaligen Görlitzer Kloster steht heute nur noch die Kirche, die jetzt Dreifaltigkeitskirche heißt. Zur Familie Wirsing vgl. Knothe (1879), S. 539 f. und Boetticher (1907). Lemper (2001), S. 52 gibt ohne Quellenverweis an, dass die Barbarakapelle bereits 1385 bestanden habe. Zur Geschichte des Klosters und der Ausstattung der Kirche vgl. Pilz (1783), besonders fol. 1v zu den Prokuratoren; Neumann (1850), S. 340–360 (zu den Guardianen ebd. 350 ff. sowie KNFMCG S. 348 ff.); Zobel (1910); Zobel (1910b); Zobel (1912); Zobel (1939b); Jecht (1927– 34), S. 435–441, 763–767 und die dort und in Jecht (1918), S. 34 f. angegebene ältere Literatur. Einen Grundriss des Klosters bringt Jecht (1927–34), S. 435. Zum Kloster während der Reformation vgl. Zobel (1926), S. 167–186. Einen Vergleich mit der sächsischen BettelordensArchitektur bietet Schaal (1994) und zu den Inschriften vgl. Wallis (1911/12), S. 117–131. Siehe auch Lemper (2001), S. 50–54. Vgl. CDLS 6.1, S. 48 und KNFMCG S. 340 f. Zum Görlitzer Studium siehe auch Doelle (1927) und zur Bibliothek der Franziskaner Honemann (2004b). Das Studium bestand wahrscheinlich nur bis 1496, der Rat selbst hatte die Entfernung gewünscht (MGF 1.1, S. 288, Nr. 680). Die Gründe dafür sind bisher nicht ersichtlich, vgl. Koch (1915), S. 217. Vgl. KNFMCG S. 349. Unter den 42 fratres waren ein diaconus, ein subdiaconus, fünf novicii und fünf Laien. Vgl. Zobel (1910), S. 12. Knothe (1890), S. 174: Bald nach der Mitte des 14. Jahrhunderts bestand der Konvent »aus 40 und mehr Mönchen« […]. Beide geben keine Quellen an. Wahrscheinlich benutzten sie ein Manuskript des Oberlausitzer Historiographen Christian Knauth († 1784), auf

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

Innerhalb der Görlitzer Sakraltopografie war das Kloster neben der Pfarrkirche der wichtigste religiöse Bezugspunkt für die Bewohner der Stadt. Durch ihre einfache Lebensweise, ihre volkssprachlichen Predigten und die aktive Seelsorge durch Beichtehören sowie Besuche bei Kranken und Sterbenden, fühlten sich vor allem die einfachen Leute zu den Franziskanern hingezogen. Was das Totengedenken, die Möglichkeit des Eintritts ins Kloster am Lebensende und die Aussicht auf Bestattung im Kloster anbelangte, war das Franziskanerkloster attraktiver als die Pfarrkirche und zog dadurch die städtischen Eliten an. Weil aber mit der Seelsorge und dem Spenden der Sakramente beträchtliche Einkommen verbunden waren, kam es in Görlitz 1386 zu einem folgenreichen Streit zwischen dem Stadtpfarrer und den Görlitzer Franziskanern: Mit Vollendung der ersten Erweiterung der Klosterkirche 1385 war sicher die Zahl der Franziskaner gestiegen, die sich in Görlitz und im Umland durch Bettelei ihren Lebensunterhalt zusammentrugen und gleichfalls seelsorgerisch aktiver wurden. Der Görlitzer Pfarrer Johannes von Luttitz geriet 1386 mit den Franziskanern über die Zuständigkeiten der officia divinorum und die daran gebundenen Abgaben der Gläubigen in Streit. Wahrscheinlich hatte den Pfarrer nicht generell die Tatsache der franziskanischen Seelsorge erbost, sondern vielmehr das Ausmaß, welches 1386 in Görlitz von den Franziskanern erreicht wurde. Die Mönche wiederum beriefen sich auf ihre Seelsorgeprivilegien, die sie sorgsam in ihrem Kopial aufbewahrten.477 Daraus entwickelte sich ein kostspieliger (473 fl. ung.) Prozess vor der römischen Kurie, der mit dem Bannspruch gegen die Franziskaner endete. Da sich aber weder die Franziskaner noch die Bürgerschaft daran hielten, belegte der Pfarrer Pfingsten 1393 die Stadt mit dem Bann, sodass der Rat gezwungen war, die Mönche auf Wagen aus der Stadt zu schaffen. Schließlich konnte man es nicht hinnehmen, dass innerhalb der Stadt keine Messen mehr gelesen und die Toten nicht mehr bestattet werden durften. Erst im Sommer desselben Jahres wurde der Bann gelöst und die Brüder konnten zurückkehren. Für den Pfarrer hatte dessen Machtdemonstration jedoch ein böses Nachspiel. Der Görlitzer Herzog Johann bestellte Johannes von Luttitz nach Prag, wo sich wiederum die Görlitzer Bürger für dessen körperliche Unversehrtheit einsetzen mussten, da sie harte Strafen für ihren Pfarrer befürchteten.478

477

478

das sich auch die Anmerkungen im KNFMCG S. 342 beziehen. Die Stelle zu den »10 Mönchen«, von denen sich 1542 einer erhängte, ist abgedruckt in Haselbeck (1925–32), Heft 2, S. 221. Vgl. zu Knauths Arbeiten Jecht (1918), S. 48–110. Zu 1523 vgl. Zobel (1926), S. 175 f. Ein Brief des Rates vom 13. Januar 1523 enthält die Namen von 18 Görlitzer Franziskanern, vgl. Haselbeck (1925–32), Heft 2, S. 203 f. Vgl. SRL N. F. 1, S. 335 f., wo Abschriften seit 1225 aufgeführt werden. Der Verbleib des Kopials ist zurzeit unklar, wahrscheinlich gelangte es nach der Auslagerung im 2. Weltkrieg in eine polnische Bibliothek oder in Privatbesitz. Vgl. die Schilderung der Ereignisse in den Anmerkungen zum KNFMCG in den SRL N. F. 1, S. 322–336; Gelbe (1883), S. 64–66; Neumann (1850), S. 234–237 sowie den kurzen Überblich von Jecht (1926), S. 96–99.

1.8 Ein Zentrum der Seelsorge und Memoria – das Franziskanerkloster

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Derartige Streitigkeiten zwischen den Franziskanern und der Pfarrgeistlichkeit, bei denen es immer um seelsorgerische Zuständigkeiten und Geld ging, waren aber nichts Besonderes und ergaben sich in mittelalterlichen Städten sehr oft. In der Oberlausitz sind sie in Bautzen, Löbau und Lauban nachweisbar.479 1456 musste der Meißner Bischof erneut einen Streit zwischen den Görlitzer Franziskanern und dem Pfarrer schlichten. Der Görlitzer Rat hatte an der Schlichtung ein besonders hohes Interesse, denn der Frieden innerhalb der Stadt war durch diese Zwietracht erheblich gefährdet. Der bischöfliche Vergleich brachte dieses Ansinnen nach Friedenswahrung ebenfalls deutlich zum Ausdruck. Dort heißt es unter anderem: ne scandala ab utraque parte in populo rigantur.480 Ein neuer Zwist zwischen Pfarrer und Franziskanern entstand 1490. Diesmal ergriff der Rat eindeutig Partei für die Minderbrüder, denn der Pfarrer hatte sich zugleich mit dem Rat wegen des Bierschanks auf dem Pfarrhof und der Opfergelder an der Heilig-Kreuz-Kapelle angelegt.481 Nicht zuletzt weil sich die Auseinandersetzungen mit dem Pfarrer Johannes Behem hinzogen, unterstützte der Rat aus eigenem Interesse das Anliegen der Brüder, die immer wieder zu erneuernde Beichterlaubnis beim Meißner Bischof zu erlangen, denn verweigerte der Pleban das Beichtehören, konnten die Görlitzer ins Kloster gehen.482 Dieser Einsatz des Rates für die Franziskaner hatte immer auch politische Implikationen. Bekanntermaßen erreichten die Bettelorden durch ihre aktive Seelsorge vor allem die mittleren und unteren Bevölkerungsschichten, und ein gutes Verhältnis zu den Franziskanern sowie deren aktive Unterstützung konnten sich positiv auf die Akzeptanz der Ratsherrschaft auswirken. Eine weitere Möglichkeit der Einflussnahme des Rates auf die Franziskaner war durch die Person des vom Rat bestimmten Prokurators gegeben, der den Unterhalt des Klosters und die Pflichterfüllung der Brüder bezüglich der Seelenheilstiftungen kontrollierte. Wegen des Armutsgebots war es den Franziskanern nicht gestattet, Bargeld oder Stiftungen in Form von Zinszahlungen selbst anzunehmen, sodass sie dafür Vertreter benötigten.483 Diese Laien werden in den Görlitzer Quellen Prokura479

480 481 482 483

Vgl. Knothe (1890), S. 175 ff. Zu Bautzen vgl. die Schlichtungsurkunden von 1295 im CDLS 1, S. 150 ff., Nr. 97 und von 1345 in MGF 1.1, S. 51, Nr. 166. Zum benachbarten Schlesien vgl. die Untersuchung von Wąs (1998), S. 67 f. Zu handgreiflichen Auseinandersetzungen in Lübeck siehe Ulpts (1992), S. 137–141. Vgl. den Abdruck der Urkunde in MGF 1.1, S. 190–194, Nr. 467 (1456. Februar 3.). Vgl. MGF 1.1, S. 261 f. Nr. 625 und 627. Wegen des Bierstreits vgl. S. 342 und wegen der Opfergelder siehe den Abschnitt zum Hl.-Grab S. 83. Vgl. MGF 1.1, S. 281, Nr. 662 (1494) und S. 298 f., Nr. 702 (1498). Erst 1430 gestattete Papst Martin V. den Franziskanern, aus Immobilienbesitz Erträge zu erzielen. Zur Entwicklung des Rechtes auf materiellen Besitz der Franziskaner vgl. Neidiger (1981), S. 44–66 und Viallet (2009). Klagen des Ordensgenerals bezeugen jedoch, dass sächsische Klöster am Beginn des 14. Jahrhunderts über Äcker, Weinberge, Häuser und ewige Zinsen verfügten, vgl. Neidiger (1981), S. 58. Siehe zu den Aufgaben der Prokuratoren Doelle (1933), S. 172 f. und zu deren Bedeutung für die Martinianische Reform Weigel (2005), S. 77 f.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

toren, Verweser, Versorger oder Vorsteher des Klosters genannt. Aber auch Frauen hatten als procuratrix diese Vermittlerfunktion in Görlitz inne.484 Für das 13. und 14. Jahrhundert kann nicht gesagt werden, auf welche Weise die Prokuratoren gewählt wurden und ob das Kloster oder der Rat die Entscheidung fällten. Erst die Ratsordnung von 1489, die freilich eine Wiederholung und Ergänzung älterer Statuten war, bestimmte, dass vom Rat zwei Klostervorsteher zu küren seien.485 1512 wurden die Wahlbestimmungen für die Klostervorsteher ausführlich ergänzt: Von der kuhr der vorsteher des closters. So ein vorsteher des closters todeshalben abegehet, ader vom rate entsatzt wirt, so keusset ein rat einen neuen zu dem alden ader tzwene neue, noch dem ein rath solchs im besten erkennet. Und so einer ader tzwene von neues gekoren seint, sal ein rate etzliche herren, forderlich den Statschreiber mit tzweien schoppen, vororden, denselbigen neuen gekornen ader beide neue vorsteher einzwweisen, und den vetern anzusagen, einen als den obirsten zu dem eintmennen, und an welchen des closters anliegen sollen getragen werden, und den andern zu einem einkeuffer. In solcher einweysung, sal ein rate dem guardiano und den vetern, die er bey sich haben wirt, folgende 4 stucke vorhalden lassen: Czum ersten, das sie uber gesatzte procuratores und vorsteher keyne andere haben noch suchen sollen. Czum andern, das der guardianus keinen vater und bruder gestatten solle, alleine auszugehen. Czum drietten, das sie keinen frembden trancke, iß sey wein ader bier, heimlich noch offentlich einfuren sollen. Czum vierden, das sich die veter und brüder enthalden wollen, in der stat viel umbzulauffen. Und ap der guardianus sagen wolde, der orden were von bebischcher heilikeit privilegirt, inen selbst procuratores und vorsteher zurwelen, zunenen und dem rate zuubirantworten, so ist zusagen, das ließ man in seinem werdt. Ein rat hot das in langweriger ubung also herbrocht und gehalden der stadt und dem closter zu gute und ehren, vorsteher seines erkentnus zusetzen, iß were auch auff dißmol vom rate also vor gut angesehen, sie solden iß dobey bleiben lassen etc. Diese weise ist mit her Simon Hockener, als einem neuen obirsten gekoren vorstehir gehalden worden anno millesimoquingentesimoduodecimo secunda post dremsy [?] sub rectoratu Mathie Rosenbergs und auff befel der eldisten hern hierein 486 vorzceichent worden.

484 485

486

Siehe S. 307 den Abschnitt zu den Görlitzer Terziarinnen. In Bautzen ist 1324 ebenfalls eine procuratrix nachweisbar, vgl. Knothe (1890), S. 174 ff. Vgl. Ratsordnung 1489, S. 224. Die hier und im Folgenden gemachten Aussagen zu den Statuten sind vor dem Hintergrund zu bewerten, dass es zur Entwicklung der Görlitzer Statuten keine modernen wissenschaftlichen Arbeiten gibt. Ebenso sind die zur Verfügung stehenden Drucke von Statuten vor 1550 höchst mangelhaft. Vgl. zu den verschiedenen Texten Jecht, Quellen, S. 119–126. Vgl. Varia 22, fol. 119v–120v. Für die Übermittlung dieser Zeilen aus der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Breslau danke ich an dieser Stelle Christiane Thiele (Görlitz); ein älterer Abdruck findet sich in Ratsordnung 1489, S. 224. Doelle (1933), S. 169 f. druckt den Text in gekürzter und modernisierter Form ab.

1.8 Ein Zentrum der Seelsorge und Memoria – das Franziskanerkloster

151

Die zwei wichtigsten Anliegen für den Rat bei der Kür der Klostervorsteher waren also, darauf hinzuweisen, dass er die Oberhoheit über das Kloster habe, auch wenn man die päpstlichen Privilegien der Franziskaner anerkenne, und zweitens den Franziskanern Disziplin einzuschärfen. Den ersten Hinweis auf Prokuratoren für das Kloster gibt es aus dem Jahr 1331487, namentlich überliefert werden sie aber erst etwa 100 Jahre später. Bisher lassen sich folgende Franziskaner-Prokuratoren in Görlitz nachweisen: Tabelle 1:

Prokuratoren/-innen des Görlitzer Franziskanerklosters

1335 1340 1331 † um 1370 1386 1402 1422 1433, 1473

Odilie der brüdere schefferinne 488 Else dy gardianinna 489 Prokurator490 Katherina 491 Prokuratorin492 Prokuratorin493 Bernhard N.494 Bürgermeister Georg Canitz, Bürgermeister Johannes Pletzel 495

487 488 489 490 491

492

493

494 495

Vgl. Ältestes Stadtbuch 1305–1416, S. 61a und das Regest in MGF 1.1, S. 40, Nr. 140. Vgl. Ältestes Stadtbuch 1305–1416, S. 30a und MGF 1.1, S. 44, Nr. 151. Vgl. Ältestes Stadtbuch 1305–1416, S. 76b. Vgl. im Ältesten Stadtbuch 1305–1416, S. 61a: Katherina famula procuratoris fratrum minorum dedit coram judicio omnes mobiles res suas. Siehe auch MGF 1.1, S. 40, Nr. 140. Vgl. KNFMCG S. 277: Obiit soror Katherina procuratrix fratrum, que dedit 3 mr. et cuilibet fratri 1 gr. Das Todesjahr von soror Katherina bestimmte Richard Jecht aufgrund paläographischer Indizien, vgl. Rosenhauer (1957/58), S. 391. Vgl. KNFMCG S. 276 und 302 (12. Mai 1386): Obiit soror Maye Schenczelinne prebendaria in domo procuratricis, a qua conventus habuit plus quam 40 marcas in vita et in morte quilibet frater duos grossos anno domini 1386. Anno domini 1386 soror Kela Relingeringe dedit conventui 18 marcas in parata pecunia pro una prebenda et una camera in domo procuratricis et promisit singulis annis dare 6 sol. grossorum pro allecibus comparandis profesto omnium sanctorum 3 sol. et pro 40 marti. et donavit omnia bona sua postquam decesserit de hac vita. Vgl. KNFMCG S. 291 und 273 (1. Januar 1402): Anno domini 1402 obiit Margareta Rachnawynne que fuit prebendaria in domo procuratricis per modum tempus et conventui post mortem suam bonam elemosinam reliquit videlicet 13 marcas. 15. April 1402: Anno domini 1402 obiit soror Tela Reberyngerinne prebendaria in domo procuratricis, que multa bona fecit conventui. Vgl. Pilz (1783), fol. 1v. Vgl. LR 1432–50, fol. 8v, 12r und 54r, abgedruckt in MGF 1.1, S. 139, Nr. 370, S. 141, Nr. 374 (fälschlich mit 11v angegeben) und S. 150, Nr. 392. Georg Canitz war seit 1422 Ratsherr und seit 1428 fünfmal Bürgermeister, er starb 1446. Johannes Pletzel war seit 1419 Ratsherr und 1441 sowie 1445 Bürgermeister. Er gehörte nach der Geschossliste von 1443 zu den drei reichsten Görlitzern, vgl. CDLS 4, S. 287.

152 1449 1462 1475 um 1475 1480 1489/91/95 1489 um 1490 1494 1503 1495–11 496

497 498 499 500 501

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503

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis Peter Lorenz Beler 496 Ratsherr Jacob Crossen 497, Nicolaus Zapperi und Johannes Werner 498 Ratsherr Andreas Heseler 499 Ratsherr Simon Kretschmer 500 501 Ratsherr Johannes Scheitmöller Bürgermeister Michael Schwarz 502 Ratsherr Hans Hancke 503 Bernhard Scultetus 504 Ratsherr Paul Eilenberg 505 Gregor Behme 506 Bürgermeister Bernhardin Melzer 507

Die Angabe eines doppelten Vornamens ist für jene Zeit absolut ungewöhnlich. Vielleicht liegt bei Pilz (1783), fol. 1v ein Druckfehler vor und es muss Peter und Lorenz Beler heißen. Ein Peter Beler ist als Ältester der Tuchmacher von 1441 bis 1449 verzeichnet und ein Lorenz Beler ist 1448 als Vorwerksbesitzer nachweisbar, vgl. Neumann (1801), S. 30 und Jecht (1927–34), S. 611. Jakob Crossen war von 1451 bis 1473 Ratsherr. 1439 soll er Spitalmeister gewesen sein, vgl. Jancke/Richter (1802–10), hier »Dritter Beytrag«. Ein Hans Werner war von 1464 bis 1472 Ältester der Tuchmacher. Zu ihrer Tätigkeit als Prokuratoren vgl. CDLS 6.1, S. 282 und MGF 1.1, S. 202 f., Nr. 487. Vgl. LR 1470–1488, fol. 68r abgedruckt in MGF 1.1, S. 225 f., Nr. 536. Siehe zu ihm sein Testament im Anhang A (1508. Mai 13.). Simon Kretzschmer war von 1458 bis 1489 Ratsherr, vgl. sein Testament im Anhang A (1489. November 13.). Vgl. VOU Heft 7–8, S. 141 und MGF 1.1, S. 241, Nr. 571. Magister Johann Scheitmöller hatte 1465 bis 1467 in Leipzig studiert (Knothe [1901], S. 171) und war von 1475 bis zu seinem Tod 1497 Görlitzer Ratsherr. Er besaß den Brauhof Rosengasse 5 (Jecht [1902], S. 213). Im Jahr 1477 war er nach Knauth (1772), S. 47 auch Hospitalmeister des Hl.-Geist-Hospitals. Vgl. Scultetus, Kürbuch, S. 205 zum Jahr 1489 sowie die Quittiervermerke der Testamente im Anhang A: 1483. Oktober 14., 1489. November 13. und 1494. Juli 8. Michael Schwarz war von 1484 bis 1519 im Rat und seit 1491 sechsmal Bürgermeister. Nach Wentscher (1924), S. 96 soll er (laut des verschollenen Kürbuchs 2) von 1489 bis 1495 ohne Unterbrechung Prokurator der Franziskaner gewesen sein. Zur Biografie von Michael Schwartz vgl. denselben Aufsatz. Vgl. Scultetus, Kürbuch, S. 205, zu 1489. Hans Hancke war von 1487 bis zu seinem Tod am 10. Dezember 1494 im Rat. Der dyaconus Franciscus Hancke im Franziskanerkloster ist sein Sohn, vgl. KNFMCG S. 292 und LA 1484–1490, fol. 111r (abgedruckt in MGF 1.1, S. 273 f., Nr. 650). Siehe auch das Testament seiner Frau Ursula, die später einen Kuchenpeter heiratete, im LR 1505–1516, fol. 76v–77r (1508. August 22.) und das Regest in MGF 1.1, S. 356, Nr. 831. Vgl. Jecht (1926), S. 250 und 252 f. Vgl. das Testament der Dorothea Gessner im Anhang A (1493. Juni 25.). Paulus Eylenberg war von 1495 bis 1503 Ratsherr. Vgl. LA 1497–1505, fol. 267v–268r. Vgl. Zobel (1926), S. 185, Anm. 3, nach Kürbuch 1475–1543. Bernhardin Melzer war von 1491 bis 1512 im Rat und seit 1495 fünfmal Bürgermeister.

1.8 Ein Zentrum der Seelsorge und Memoria – das Franziskanerkloster

um 1502 vor 1508 vor 1510 1512–14 1513–18/24 1518 1519–43 1519–1538

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Katherina Jeuthnerin 508 Barbara Geyszlerin 509 Dorothea Machemystin 510 Bürgermeister Simon Hockener 511 Ratsherr Daniel Göritz 512 Ratsherr Magister Martin Eysenmenger 513 Bürgermeister Johannes Hass (»Erster Prokurator«)514 Ratsherr Martin Eisenmenger (»Zweiter Prokurator«)515

Vgl. KNFMCG S. 265: Item anno domini 1502 [Januar 9.] recommendant se in vita pariter et in morte Jocuff Jewtner, Katherina uxor cum tota progenie quorum anime requiescant in sancta pace. Nicol Krode, Katherina uxor, parentes Katherine Jeuthnerin que fuit procuratrix nostra fidelissima ad multa tempora et dederunt bonam elemosinam pro usu fratrum. Siehe auch ihr Testament im Anhang A (1518. März 22.). Vgl. KNFMCG S. 277: Anno domini 1508 [Mai 23.] obijt honesta et devota domina Barbara Geyszlerin per longa tempora conventus procuratrix fidelissima que legavit 30 marcas, 15 pro utilitate et necessitate fratrum alias 15 pro edificio ecclesie nostre tunc temporis erecte tam in muro quam in tecto. Cuius anniversarius annualium de ambone denuncietur. Requiescat in pace. Siehe auch ihr Testament im Anhang A (1508. Mai 13.). Barbara hatte in erster Ehe Hans Heseler, den Franziskanerprokurator, zum Mann gehabt und in zweiter Ehe Hans Geisler, vgl. ihr Testament im Anhang A (1508. Mai 13.). Vgl. KNFMCG S. 269: 1510 [Februar 26.] obijt honesta devotaque domina Dorothea Machemystin fidelis procuratrix ad multa tempora in habitu fratrum in ecclesia sepulta nostra et legavit conventui 30 marcas pro salute anime sue ideo abitus eius de ambone denunccietur et habeat participationem in vigiliis et missis etc. Vgl. Zobel (1926), S. 185, Anm. 3, nach Kürbuch 1475–1543. Simon Hockener war von 1490 bis 1514 im Rat und seit 1511 zweimal Bürgermeister. Vgl. SRL N. F. 3, S. 294; Zobel (1926), S. 185, Anm. 1 sowie LR 1505–1516, fol. 263v–264r; siehe auch das Regest in MGF 1.1, S. 394, Nr. 915, gekürzt, dort quittiert Daniel Göritz fälschlicherweise 1534 statt 1524. Daniel Göritz war von 1507 bis 1535 Ratsherr. Vgl. sein Testament im Anhang A (1540. Juni 7.) und die biografischen Anmerkungen ebd. Anhang A (1517. Mai 2.). Vgl. Zobel (1926), S. 185, Anm. 3, nach Kürbuch 1475–1543. Zum Bürgermeister und Stadtschreiber Johannes Hass vgl. Kämmel (1874). Vgl. Zobel (1926), S. 185, Anm. 3, nach Kürbuch 1475–1543. Magister Martin Eisenmenger war von 1513 bis 1539 Ratsherr. Im Testament der Agnes Kretzschmer (Anhang A: 1517. Mai 2.) wird er bereits 1518 als Vorsteher der Brüder bezeichnet. Er wurde 1505 in Wittenberg zum Magister promoviert, vgl. Köstlin (1887–91), Heft 1, S. 22 und die Berichtigung in Heft 4, S. 33. Ein Martin Eisenmenger wird 1536 als Pfarrer in Rothenburg (OL) bezeichnet, vgl. Holscher (1844), S. 51.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis Onophrius Schneider, Hans Feuerbach 516 Onophrius Schnitter, Hans Feuer[bach]517

Die Übersicht zeigt, dass nicht irgendwelche Ratsherren, sondern überwiegend die Görlitzer Bürgermeister das Amt des Prokurators innehatten.518 Die Quittiervermerke der Testamente im Anhang A veranschaulichen darüber hinaus, dass sich die Bürgermeister in ihrem Prokuratorenamt nicht vertreten ließen, sondern immer persönlich die Legate für das Görlitzer Franziskanerkloster in Empfang nahmen, eine Tatsache, die die Bedeutung und das Ansehen dieses Amtes unterstreicht. Spätestens seit Bernhardin Melzer schien es so gewesen zu sein, dass es dem neuen Bürgermeister gleichsam als höchstes Ehrenamt verliehen wurde, wenn zur Zeit der Ratskür das Prokuratorenamt ebenfalls vakant war.519 Die Ausnahmen Daniel Göritz und Johannes Hass lassen sich damit erklären, dass es sich bei beiden um hoch erfahrene Männer in Verwaltung und Politik handelte, die die jeweils gekürten Bürgermeister in Sachen Kompetenz – wohl aber auch an Ambitionen – überragten.520 Jene Prokuratoren, die keine Ratsherren waren, dürften in der Ämterhierarchie sogenannte »Zweite Prokuratoren« gewesen sein, wie sie ab 1519 namentlich nachweisbar sind.521 Die Prokuratoren überließen den Franziskanern aber keine Aufgaben, die der Görlitzer Kanzlei vorbehalten waren. Es gibt keine Belege dafür, dass die Mönche wie in Basel oder Lübeck das Erstellen von Urkunden übernahmen, oft als Zeugen auftraten oder gar die städtische Geschichtsschreibung übernahmen.522 Der Rat wollte hier wohl eine strikte Trennung von weltlichen und geistlichen Lebensbereichen.

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Vgl. Scultetus, Kürbuch, fol. 115v. Hans Feuerbach war seit 1542 Ratsherr und wurde 1545 in den Adelsstand erhoben, vgl. VOU Heft 13, S. 163 und Fritsch (1891), S. 16. Onophrius Schnitter/Schneider, geboren 1497, war seit 1556 Ratsherr sowie 1565/66 und 1570/71 Bürgermeister, er starb 1572. Er besaß den Brauhof namens »Schönhof«, vgl. Jecht (1908b), S. 140 und Wentscher (1983), Sp. 239 f. Vgl. Pilz (1783), fol. 1v. Fritsch (1891), S. 47 gibt hingegen einen Alexander Schnitter († 31. Mai 1602) an. Dass es durchaus üblich war, dass Ratsherren die Prokuratoren von Franziskanerklöstern stellten, verdeutlicht die Übersicht in Doelle (1933), S. 168–183, der unter anderem Dresden, Greifswald, Leipzig, Nordhausen, Zittau und Zwickau nennt. In Lübeck bekleideten seit 1310 ebenfalls Ratsherrn und vorwiegend die Bürgermeister das »Provisorenamt«, vgl. Poeck (1997), S. 429, Anm. 25. Zur Ämterlaufbahn des Daniel Göritz vgl. die Anmerkungen zu dessen Testament im Anhang A (1540. Juni 7.). Johannes Hass wurde im Jahr 1519 erstmals Schöffe, nachdem er bereits seit zehn Jahren Stadtschreiber war. In einer Ergänzung von 1512 (?) in Varia 22, fol. 120v heißt es allerdings: Item in dieser kohr ist eine lange zceit gewonlich gehalden wurden, das der oberste vorstehir ein eldister her gewest ist, und der andere ein schoppe, ader aus den gemeinen ratmannen. Zu Basel vgl. Neidiger (1981), S. 211 ff. und zu Lübeck Poeck (1997), S. 438.

1.8 Ein Zentrum der Seelsorge und Memoria – das Franziskanerkloster

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Daraus folgte, dass die Minoriten nichts zum Steueraufkommen der Bürger beitragen mussten, wie dies in anderen Städten durchaus üblich war.523 Inwiefern die Görlitzer Terziarinnen in die Verwaltung des Franziskanerklosters eingebunden waren, kann nicht genau gesagt werden.524 Für das Jahr 1335 wird eine Odilie als der brüdere schefferinne – also Schaffnerin – bezeichnet und 1340 lässt Else dy gardianinna einen Teil ihres Hofes auf.525 Für die Jahre 1386 und 1402 ist die Bezeichnung domo procuratricis überliefert.526 Namentlich konnten aber nur vier weitere procuratrices nachgewiesen werden, zudem in einer Zeit, als parallel auch männliche Kloster-Verweser tätig waren. Nämlich eine Katharina (vor 1497)527, Katharina Jeutener (um 1502)528, Barbara Geisler (vor 1508)529 sowie Dorothea Machemist (vor 1510)530. Über die Familie Jeutener lassen sich bisher keine Aussagen machen, nur dass sie nicht arm war, denn Katharina hinterließ ein recht umfangreiches Testament. Barbara Geisler war die Witwe des Ratsherrn Andreas Heseler, der 1475 selbst Verweser der Franziskaner gewesen war und im Kloster begraben wurde. Auch sie verfügte in ihrem Testament umfangreiche Schenkungen an Kirchen und das Kloster. Zur letztgenannten Prokuratorin aus der Familie Machemist lässt sich nur sagen, dass diese Familie nie im Rat saß und für 1497 ist der Garten eines gewissen Machmist neben der Heilig-Kreuz-Kapelle nachweisbar.531 Interessanterweise findet sich bei den Prokuratorinnen Katharina und Barbara, die aus gut situierten Verhältnissen stammten und umfangreiche Testamente hinterließen, kein Hinweis darauf, dass sie sorores, also Terziarinnen, gewesen wären. Dagegen waren die erste Katharina und Dorothea, die wohl aus einfachen Verhältnissen stammten, Terziarinnen. Katharina wird im Totenbuch als soror bezeichnet und Dorothea wurde im habitus fratrum im Kloster beigesetzt. Schließlich gab es noch eine dritte Gruppe von Laien, die zwischen Kloster und Stadt vermittelten, die sogenannten Laienbrüder. Zu ihnen gibt es in den Görlitzer Quellen keine Hinweise, nur im Totenbuch der Franziskaner finden sich sieben laici

523

524 525 526 527 528 529 530 531

Zur Besteuerung schlesischer Klöster vgl. Wąs (1998), S. 71 f. und zu Basel Neidiger (1981), S. 220 f. 1423 und 1428 beteiligte sich aber das Görlitzer Kloster an Ausgaben für Heerfahrten, vgl. Zobel (1926), S. 168. Vgl. zu Terziarinnen in Görlitz den Abschnitt 2.3.3, S. 307 ff. Vgl. Ältestes Stadtbuch 1305–1416, S. 30a und 76b. Vgl. KNFMCG S. 276 (12. Mai 1386), S. 302 (anno 1386), S. 273 (15. April 1402) und S. 291 (1. Januar 1402). Vgl. KNFMCG S. 277. Vgl. KNFMCG S. 265 (9. Januar 1502), siehe auch ihr Testament im Anhang A (1518. März 22.). Vgl. KNFMCG S. 277 (23. Mai 1508), siehe auch ihr Testament im Anhang A (1508. Mai 13.). Vgl. KNFMCG S. 269 (26. Februar 1510). Vgl. LR 1488–1505, fol. 164r.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

verzeichnet, die nicht den Zusatz novicius tragen.532Bei einem Nebeneinander von Prokuratoren des Rates, Prokuratorinnen und Laienbrüdern ist es denkbar, dass es für jede der Gruppen bestimmte Aufgabenfelder gab, in denen sie tätig waren, wobei in allen Bereichen, die die Ausgabe von Legaten an das Kloster und wie noch zu zeigen sein wird, die klösterliche Disziplin und Ausrichtung betrafen, vom Rat entschieden wurde. Dass die Mönche aber bei alltäglichen Geldgeschäften gegebenenfalls ohne jegliche Vertreter handelten, zeigen Zinskäufe durch Klosterbrüder in den Görlitzer Libri obligationum vom Beginn des 15. Jahrhunderts.533 Diese Zinseinkünfte deckten aber nur einen Bruchteil dessen, was die Klosterinsassen zum Leben benötigten. Neben Schenkungen von Geld und Wertgegenständen und den Stiftungen von »Heringszinsen«, die das Kloster größtenteils aus Testamenten erhielt, musste der Rat aus der Stadtkasse Lebensmittel und vor allem die Umbauten und Instandsetzungen am Kloster bezahlen. Dabei waren die Ratsherren und Stifter so großzügig, dass die Mönche von sich selbst sagten, das bestausgestattete Kloster der sächsischen Provinz zu sein.534 Als weitere Gaben ließ der Rat dem Kloster beschlagnahmtes Bier und konfiszierte Schweine zukommen.535 Der letzte Abschnitt hat gezeigt, dass das Amt des Görlitzer FranziskanerProkurators offensichtlich nicht nur ein bedeutungsvolles und prestigeträchtiges war, sondern durch seine Träger außerdem einen bestimmten Anspruch an das 532

533 534

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Vgl. KNFMCG: frater Nicolaus († 27. [?] Januar 1477), frater Wenceslaus Smerlle († 9. Februar 1493), frater Mathias laycus novicius († 11. Februar), frater laicus conversus Martinus (17. August 1496), frater Johannes Sutoris laicus et novicius († 30. Mai), frater Caspar Pellificis († 27. Mai 1502), frater laicus et novicius Leonardus († 2. August 1508), frater Caspar († 20. August 1508), frater Cristoferus († 3. September 1508), frater Thomas († 8. April 1518) sowie frater Caspar Krüger († 1. Mai 1524). Vgl. die edierten Zinsverträge in Speer (2006), S. 63 f., Anhang 8 (anno 1427) und Anhang 10 (anno 1433) sowie den Abdruck in MGF 1.1, S. 117, Nr. 326 (anno 1420). So schreibt Johannes Hass in seinen Annalen (SRL N. F. 4, S. 234): […] sie [die Ratsherren] haben dorzu gegeben so viel sie sich des ymer wiessen zuberumenn, und abs geschehn, so ist gewest, butter, eyer, kese huner etc. […]. […] das peste gessen und getruncken, ane mangel. Ist inen genug dorzu testiert und gegeben, wie die procuratores […] wiessen zureden, also das auch die monichen selbst solden geredt haben, das dergleichen clostir keines were in der gantzen provintz, das so reichlich zu allir notdorfft vorsorget. Zu den Baumaßnahmen siehe zum Beispiel den Vertrag (MGF 1.1, S. 226 f., Nr. 540) zwischen dem Zimmermann Georg Wolf und den Verwesern des Klosters über den Abbruch und Neubau von drei Giebeln des Konventsgebäudes. Dort heißt es, dass der Rat und das Kloster Holz und Lohn etc. zahlen. Ebenso übernahm der Rat Bau und Instandhaltung des »Abgangs in der Stadtmauer« für die Brüder, vgl. MGF 1.1, S. 228, Nr. 547 und 548. Siehe auch die Ausgaben in den Ratsrechnungen für das Kloster, CDLS 2.1, S. 517, 545 und 624 (anno 1428) sowie CDLS 6.1, S. 242 (anno 1462). Im KNFMCG S. 306 findet sich aus dem Jahr 1406 eine Liste von sechs Grundstücken, auf denen Heringszinsen lasteten. Vgl. SRL N. F. 2, S. 111, 147, 156 und 203 (Ratsannalen, um 1488); zu den beschlagnahmten Schweinen vgl. die Willkür von 1476 in: Statuten, S. 405.

1.8 Ein Zentrum der Seelsorge und Memoria – das Franziskanerkloster

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Kloster stellte. Es ging nicht nur darum, dem Kloster gegenüber eine dienende, sondern auch eine fordernde, regulierende und kontrollierende Position einzunehmen. Der Bürgermeister oder im Falle von Johannes Hass, der Stadtschreiber, waren die führenden Persönlichkeiten, wenn es um die Agenda aller städtischen Angelegenheiten ging. Dazu zählte eben auch, innerhalb der Stadt ein »funktionierendes« Franziskanerkloster zu unterhalten. Dies bedeutete für den Rat, die Seelsorgeprivilegien der Minoriten zu schützen, den Lebensunterhalt und die Instandhaltung des Klosters zu sichern und darauf zu achten, dass die klösterliche Disziplin und die spirituelle Ausrichtung der Mönche der Erledigung ihrer Aufgaben nicht abträglich seien. Dazu zählte die intensive cura animarum für möglichst alle Bewohner der Stadt und die Memorialleistungen des Totengedenkens für jene, die sich derartige Stiftungen leisten konnten. Für die Ratspolitik und Akzeptanz der Ratsherrschaft war es wichtig, dass die Franziskaner mit ihren weit reichenden Einflussmöglichkeiten innerhalb der Stadtbevölkerung nicht in Opposition zu den Regierenden gerieten. Wie sehr der Görlitzer Rat den Franziskaner-Konvent als den »seinen« begriff, zeigen zum Beispiel das Engagement bzw. die Eingriffe des Rates, wenn es um die reformatio 536 des Klosters ging, die selbstherrliche Ernennung der Klostervorsteher und die Kontrolle des Bierschanks im Klosterhof, der die Disziplin der Brüder gefährdete. So bat der Rat 1453 ausdrücklich um einen Besuch des FranziskanerPredigers Johannes Capistranus, der für eine »observante«, also strengere Ausrichtung der Franziskaner eintrat. Der Rat wollte zwar keine Observanten in seinem Kloster, aber einige offenkundige Missstände seiner »Konventualen« sollten doch behoben werden. Wie sehr nicht nur der Görlitzer Rat von den Predigten und dem Auftreten Capistranus’ beeindruckt gewesen sein sollen, zeigen die Petitionen der Städte Görlitz, Bautzen, Kamenz und Lauban, mit denen sie 1462 bei Papst Pius II. um die Heiligsprechung Capistranus’ ersuchten.537 Als im gleichen Jahr das Görlitzer Kloster durch den Generalmagister Nikolaus Lakmann im Sinne der »Martinianischen Reform« neu ausgerichtet wurde, setzte sich der Rat für ein moderates Vorgehen ein, um eine Übergabe an die Observanten zu verhindern. Die Klöster der Schwesterstädte Zittau (1485), Lauban (1490), Bautzen (1492) und Löbau (1504) folg536

537

So heißt es in einem Brief von 1487 an den bischöflichen Offizial in Bautzen, als man sich über die Disziplin im Bautzener Konvent sorgte: […] so dann unser vorfarn und wir die geistlichen reformatien mit muhe und erbeit zcu uns gebracht, biß her ye geliebet und gefördert, noch lieben und fördern […], vgl. MGF 1.1, S. 254, Nr. 611. In einem Schreiben von 1510 steht zu lesen: […] den sie [die Ratsherren] hetten veter und bruder, an welcher leben, sieten und geistlichkeit von angefangener und eingepflantzter reformation, sie ein guten gefallen gehabt und noch hetten […], vgl. SRL N. F. 3, S. 72. Vgl. CDLS 6.1, S. 260 und die Petition des Kamenzer Rates im CDSR 2.7, S. 92, Nr. 124 (1462. August 3.). Johannes Capistranus wurde erst 1690 heiliggesprochen. Die Wirkung Capistranus’ in der Oberlausitz illustriert anschaulich die über seine vollbrachten Heilungswunder entstandene Sage, die in Görlitz und Bautzen überliefert wurde, vgl. dazu Haupt (1863), S. 442, Nr. 299.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

ten ebenfalls der Reformbewegung.538 Allein die Klöster von Görlitz, Leipzig, Zwickau und Schweidnitz hatten sich wiederum einem Visitator unterstellt, der für eine etwas strengere Einhaltung der Ordensregel eintrat. Durch den Visitator war jedoch die Einflussnahme des Provinzialministers eingeschränkt, was den jeweiligen Stadträten sicher entgegenkam. Die Klosterreformation in Görlitz von 1462 war außerdem durch einen symbolischen Akt abgeschlossen worden. Der Provinzialminister ließ ein Inventar der Kleinodien des Klosters anfertigen und dieses den Prokuratoren des Klosters übergeben. So verblieben zwar die aufgeführten Gegenstände für den Gottesdienst im Kloster, sie wurden aber der Verfügungsgewalt des Rates unterstellt.539 In den Jahrzehnten bis zur Reformation achtete der Görlitzer Rat immer darauf, dass eine verhältnismäßig strenge Disziplin im Kloster herrschte und keine »wilden Brüder«540 aufgenommen wurden, aber auch darauf, dass das Kloster nicht an die böhmischen Observanten angegliedert wurde. Sicher befürwortete der Görlitzer Rat eine moderate Lebensführung der Franziskaner, jedoch dürfte die Abneigung gegen die Observanten vor allem darin zu suchen sein, dass ein observantes Kloster durch die Eingliederung in einen Verband observanter Klöster, den Rat seiner Kontrollmöglichkeiten beraubt hätte. Der Fall Kamenz, wo 1492/93 ein observantes Franziskaner-Kloster vom böhmischen König Wladislaus II. neu gegründet worden war, hatte gezeigt, dass sich diese Franziskaner als vom König Privilegierte der städtischen Kontrolle entzogen und der böhmischen, nicht der sächsischen Provinz unterstellt wurden.541 Die erhaltenen Schreiben sind ein beredtes Zeugnis davon, wie die Görlitzer Ratsherren durch Bitten und Verhandlungen, aber auch durch Drohungen an den sächsischen Provinzialminister, das Görlitzer Kloster den Observanten zu übergeben, versuchten, ihren Willen durchzusetzen. Susanne DrexhageLeisebein konnte zeigen, dass dabei das Beharren der Görlitzer Ratsherren auf die Unterstellung unter einen Visitator, mehr mit der Angst um den Verlust von Einfluss als mit der Angst um die Klosterdisziplin zu tun hatte.542 Im Jahr 1522 verlang538 539 540 541

542

Zum »Reformerischen Engagement städtischer Obrigkeit in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts« innerhalb der sächsischen Ordensprovinz vgl. Drexhage-Leisebein (1992). Das Verzeichnis ist abgedruckt in MGF 1.1, S. 202 f., Nr. 487. Weitere derartige Listen finden sich ebd. S. 224 f., Nr. 530 (anno 1475) und S. 241, Nr. 571 (anno 1480). Vgl. das Schreiben des Rates, in welchem er sich gegen die Wiederaufnahme einst aus dem Kloster weggeschickter Brüder wehrt, MGF 1.1., S. 275, Nr. 566 (anno 1493). Die Observanten-Klöster in Schlesien unterlagen einer vergleichbaren politischen Instrumentalisierung durch die Landesherrscher, vgl. Wąs (1998) sowie Wąs (2000) und die deutsche Zusammenfassung ebd. S. 179 f. Vgl. Drexhage-Leisebein (1992), besonders S. 220 ff. Siehe auch Herzig (1979), besonders S. 46 ff., der eine weniger radikale Auffassung vertritt. Hecker (1981) führt die Diskussion nicht fort und bezieht sich in seiner Argumentation zu Görlitz vor allem auf Herzig (1979). Siehe auch die Schilderung in SRL N. F. 3, S. 72 ff. und 97 f.

1.8 Ein Zentrum der Seelsorge und Memoria – das Franziskanerkloster

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te König Ludwig II. sogar, dass das Görlitzer Kloster einem böhmischen Minister unterstellt werde. Noch im gleichen Jahr wurde die Verfügung wieder zurückgenommen und das Görlitzer Kloster blieb Bestandteil der sächsischen Provinz. So wehrte sich Görlitz erfolgreich gegen alle Bestrebungen von außen, das Kloster einem custos zu unterstellen und dem visitator zu entziehen oder gar den Observanten eingliedern zu lassen.543 Auch den geschätzten Görlitzer Lesemeister wollte man nicht als Guardian nach Bautzen versetzt wissen.544 Als 1513 die AugustinerEremiten aus Altendresden zum wiederholten Male zwecks Errichtung einer terminey in Görlitz weilten, durfte sie der Görlitzer Guardian nicht beherbergen, denn ein rath hets ime vorboten.545 Nicht zuletzt das große Stadtwappen am Westgiebel des Klosters, das jedem Vorbeigehenden auffallen musste, zeigte an, wer seine schützende Hand über das Kloster hielt.546 Im Vergleich zu den Seestädten der Hanse, wo fast jede Stadt um die Ansiedlung von Franziskanern und Dominikanern be543

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Vgl. zu den Reformversuchen und der Haltung des Görlitzer Rates Koch (1915) sowie Koch (1916) und zur Martinianischen Reformbewegung Doelle (1915), Doelle (1916) sowie Doelle (1921), S. 43–54 und 149–153. Zur Observanzbewegung in der sächsischen Provinz siehe Doelle (1916) sowie den diesbezüglichen Briefwechsel der Sechsstädte, vollständig bzw. als Regest abgedruckt, in Haselbeck (1925–32), Heft 2 und 3, S. 3–104. Vgl. den Brief vom 2. November 1492, abgedruckt in MGF 1.1, S. 254, Nr. 651. Siehe auch die Arbeiten von Petr Hlaváček (Hlaváček [2003], Hlaváček [2006]) über den Görlitzer Franziskaner Vinzenz Eysack, der in der Oberlausitz und angrenzenden Gebieten ein gefragter Arzt war, dessen Reisen aber stets vom Görlitzer Rat geregelt wurden. Wahrscheinlich hatten Eysacks Reisen, die ihn zu vielen einflussreichen Persönlichkeiten führten, immer auch diplomatischen Charakter. Vgl. SRL N. F. 3, S. 263 f. Daraus geht hervor, dass die Augustiner-Eremiten aus Altendresden des Öfteren in Görlitz Stadt und Land Betteleien durchgeführt hatten und immer wieder den Rat baten, eine feste Terminei errichten zu dürfen, zuletzt 1500. Der Görlitzer Rat verwehrte ihnen dies unter anderem mit der Begründung, dass das Kloster zu Altendresden wol vorsorget sei, und dass man auch niemand anderes solches erlaubt habe. Außerdem müsse der Rat das örtliche Franziskanerkloster, den Pfarrer und die Armen versorgen und es were auch alhie ein arme ungebaute kirche [Nikolaikirche] etc., sodass man die Augustiner nicht unterstützen könne. Sie dürften zwar sammeln, der Rat werde die Leute aber nicht auffordern zu geben, und er wehrte sich gegen den Vorwurf, den Leuten verboten zu haben, die Augustiner zu unterstützen, denn jsz were eine gewonliche weise […] das sie [die Leute des Landes] sich mit frembder betley nicht beladen soldenn. Was das Verbot der Beherbergung der Augustiner im Kloster betraf, verwies der Rat darauf, dass der Guardian sich nur an die Vorschrift halte, brudern, die alleine an das thore kwomen, ane brive, und suesten umbleuffer und jres lebens vordechtig weren, nicht jn die stat helffen, ader jns closter nemenn dürfe. Die Augustiner dagegen sagten, sie wären mit obedientzbriven gekommen. In Bautzen bestand hingegen eine Terminei der Augustiner aus Altendresden, vgl. CDSR 2.5, S. 313, Nr. 429. Zu Termineien in der Oberlausitz siehe auch Pescheck (1847–55), Teil 2, S. 35. Die Giebelwand war 1508 neu errichtet worden (Neumann [1850], S. 343), 1797 war das Wappen noch vorhanden, 1800 nicht mehr, vgl. die Abbildungen in Zobel (1912), Tafel 7 und Tafel 6. Das Stadtwappen wurde auch an einem Gewölbeschlussstein der oberen Sakristei der Stadtpfarrkirche St. Peter angebracht.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

müht war, verlief die Görlitzer Entwicklung geradezu konträr.547 In den Städten des Sechsstädtebundes waren die Dominikaner, abgesehen von der Görlitzer Terminei, ebenfalls nicht vertreten. Die Einflussnahme des Rates auf die inneren Angelegenheiten des Konvents rief allerdings auch Widerspruch hervor. So sprach 1488 der ehemalige Guardian Vitus König nach eigener Aussage auf Befehl des Provinzialministers bei den Ratsherren vor und »überfuhr sie mit Worten«. Inhaltliche Einzelheiten sind leider nicht überliefert.548 Zu den eher weltlichen Problemen, die der Rat mit dem Kloster hatte, gehörte der Bierausschank auf dem Klosterhof. Dem Kloster war als kirchlicher Institution in gleicher Weise wie dem Pfarrer gestattet, für den eigenen Bedarf Bier und Wein zu kaufen und auch sogenanntes fremdes Bier einzuführen. Diese Einfuhr bedeutet für die Görlitzer Braubürger natürlich immer Einnahmeverluste und wenn nach der Meinung der Ratsherren, die bekanntlich alle Braubürger waren, das Kloster zu viel Bier einführte und dies dann noch auf dem Klosterhof verkauft wurde, sah sich der Rat genötigt einzuschreiten, was er dann auch mit der durch den Bierausschank bedrohten Klosterdisziplin rechtfertigte. Der einzige größere derartige Streit wurde um 1417 mit dem Görlitzer Guardian Franciscus Sutor ausgefochten, in dem sich der Rat beim Provinzialminister beschwerte.549 Der Ausgang der Angelegenheit ist nicht überliefert, jedoch dürfte der Rat Mittel und Wege gefunden haben, sich durchzusetzen, so wie er es gegenüber dem Pfarrer auch immer geschafft hatte. Denn bereits 1418 ist Bruder Bernhard, der Wunschkandidat der Görlitzer, als Guardian der Görlitzer Franziskaner nachweisbar.550 Im Jahr 1512 wurde den Franziskanern allerdings erneut eingeschärft, dass sei kein fremdes Bier oder Wein einführten dürften.551 Ein Vergehen anderer Art wurde 1419 vom Görlitzer Rat geahndet. Eine Margarete Craczberinne aus Lauban wurde der Stadt verwiesen, weil sie der hurheid mit dem Vizeguardian und ander unfug willen mit sulchen sachen beschuldigt worden war.552 Das Görlitzer Franziskaner-Kloster stand also unter direkter Aufsicht – um nicht zu sagen Kontrolle – des Rates. Dieser sicherte den Lebensunterhalt der Brüder und sorgte dafür, dass Visitatoren die Klosterdisziplin aufrecht erhielten, er wehrte sich aber gegen alle Versuche, das Kloster dem Rat zu entfremden. Die wohlwollende 547 548 549

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Zu Norddeutschland vgl. Poeck (1997), S. 427. Vgl. MGF 1.1, S. 256 f., Nr. 617. 1493 beschwerte sich der Rat erneut beim Provinzial wegen der Vorwürfe des Visitators, ebd. S. 275 f., Nr. 655. Vgl. Neumann (1850), S. 352 f. Der Brief an den Provinzialminister ist abgedruckt im CDLS 3, S. 734, Anm. 1, siehe auch die Angaben dazu in den SRL N. F. 1, S. 318 f. (dort wird die Amtszeit des Guardians mit 1470 bis 1475 angegeben, in der tatsächlich ein gleichnamiger Guardian amtierte). Siehe auch das Regest im MGF 1.1., S. 111 f., Nr. 315 (mit falscher Quellenangabe). Zum »Bierstreit« mit dem Pfarrer vgl. Abschnitt 3.4, S. 356 ff. Vgl. die Kürordnung oben S. 150. Vgl. Liber proscriptionum II 1370–1447, fol. 60r.

1.8 Ein Zentrum der Seelsorge und Memoria – das Franziskanerkloster

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Ratspolitik erwiderte das Kloster mit Loyalität, sodass es zum Beispiel die Seelsorge auch in Zeiten von Kirchenbann und Interdikt aufrechterhielt.553 Wie die Untersuchungen von Susanne Drexhage-Leisebein und Gabriela Wąs für die sächsische Ordensprovinz und die Städte Schlesiens und der Oberlausitz gezeigt haben, war eine strikte Aufsicht und Kontrolle durch den Rat durchaus der Normalfall für reformierte Konvente, wenn dem Rat nicht die konkurrierende Macht eines ansässigen Fürsten oder Bischofs gegenüber stand. Die Observanten-Klöster hingegen standen unter fürstlicher oder königlicher Kontrolle und waren der Einflussnahme des Rates weitestgehend entzogen.554 Nach diesen Bemerkungen zur strukturellen Eingliederung des Klosters unter die Ratsherrschaft folgen nun genauere Betrachtungen der Stiftungen und Legate, die das Kloster von Görlitzer Bewohnern erhielt, wobei die Aspekte der Memoria in Kapitel 2.2.2 (S. 283 ff.) thematisiert werden. Otto Kämmel hat im Totenbuch der Franziskaner für die Zeit zwischen 1342 und 1521 113 »zum Teil bedeutende« Stiftungen und Schenkungen gezählt.555 Insgesamt sind aber ca. 648 Namen verzeichnet, wobei die frühesten sicher datierbaren Namenseinträge 1360/61 gemacht wurden und die letzten 1563. Einschränkend ist zu bemerken, dass zahlreiche Einträge, besonders die vor 1390, im Original radiert und überschrieben wurden, sodass von einer einstmals größeren Anzahl von Namen und Schenkungen auszugehen ist.556 Die meisten der aufgeführten Personen dürften dem Kloster mal kleinere, mal größere Gaben hinterlassen haben. Die erfassten Personen waren verstorbene Mitglieder des Konvents, Adlige, Handwerker, Bürgermeister etc., Männer ebenso wie Frauen. Bei dem größten Teil der Einträge stehen keine Zusätze, die über die gesellschaftliche Stellung oder die Berufe der Verstorbenen Auskunft geben oder über die Höhe der Legate. Fast alle nachweisbaren Zuwendungen, die das Görlitzer Kloster in seiner Geschichte erhielt, sind im »Urkundenbuch der Kustodien Goldberg und Breslau« verzeichnet, jedoch wurden aus den Testamenten oder Stiftungsurkunden nur die Beträge herausgeschrieben, die das Kloster bekam, sodass der Kontext der Legate nicht mehr nachvollziehbar ist und

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Siehe den oben geschilderten Fall von 1393 und MGF 1.1, S. 235, Nr. 561 (anno 1478). Das Privileg von 1478 ist ebenfalls abgedruckt in SRL N. F. 2, S. 9 f. Vgl. Drexhage-Leisebein (1992); Wąs (1998), besonders S. 77–97; Wąs (2000) sowie die deutsche Zusammenfassung ebd. S. 179 f. Ähnliche Verhältnisse wie in Görlitz lagen nach Wąs (1998), S. 73 in Schweidnitz, Breslau, Lauban, Zittau, Löbau, Namslau und Neumarkt vor. Vgl. Kämmel (1874), S. 29. Ein erstes Verzeichnis der »milden Stiftungen« im Franziskanertotenbuch veröffentlichte Jancke (1850). Das Original wurde seit 1916 keiner kritischen Betrachtung mehr unterzogen. Die Rasuren sind deutlich zu erkennen und der ursprüngliche Text dürfte mit Hilfe moderner Technik lesbar sein. Zu den Editionen vgl. die Anm. 130, S. 49.

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der Erkenntnisgewinn rein statistischer Natur bleibt.557 Im Folgenden soll daher versucht werden, zuerst einige allgemeine Vergabetendenzen der Görlitzer gegenüber dem Franziskanerkloster herauszuarbeiten, um im zweiten Teil exemplarisch einige Testatoren und Stifter zu behandeln. Das Görlitzer Franziskanerkloster wurde in fast jedem Görlitzer Testament bedacht. Die Klöster in Naumburg am Queis, Lauban, Marienthal und Oybin wurden im Vergleich dazu nur selten berücksichtigt. Bis kurz nach der Mitte des 15. Jahrhunderts handelte es sich vor allem um Legate, die außerhalb von Testamenten dem Kloster verschrieben wurden. Zudem sind die meisten Schenkungen des 14. und frühen 15. Jahrhunderts, die im Nekrologium verzeichnet sind, nicht in den Stadtbüchern nachweisbar. Die Mönche erhielten gewöhnlich Bargeld, Heringszinsen oder wertvolle Stoffe im Zusammenhang mit Seelgerätstiftungen übereignet. Verboten war es den Franziskanern, genau wie den Weltgeistlichen, »Erb, Eigen oder ewige Renten« zu empfangen.558 Im Heiligen Jahr 1450 soll es nach einer Anmerkung im Totenbuch besonders viele Schenkungen für das Kloster gegeben haben, und das Geld soll sogleich zu Baumaßnahmen am Kloster verwendet worden sein.559 Die Anmerkung bezieht sich auf eine Arbeit von Christian Knauth aus dem 18. Jahrhundert. Auf welcher Basis Knauth, der sonst ein verlässlicher Historiograph war, seine Aussage machte, ist nicht nachvollziehbar. Für das Jahr 1450 sind mir nur acht Testamente bekannt, von denen kein einziges explizit das Kloster erwähnt, meistens werden Legate an alle Görlitzer Kirchen verteilt. Es ist jedoch hervorzuheben, dass es in jenem Jahr zu einem ungewöhnlichen Anstieg von Testamenten kam, denn im Vergleich dazu ist aus den Jahren 1449 und 1451 jeweils nur ein letzter Wille überliefert. Es wurden ferner so viele Pilgerfahrten (23!) nach Rom wie sonst in keinem Jahr der Görlitzer Geschichte unternommen.560 Ab 1475 stieg die Zahl der Testamente signifikant an, von einem Testament 1474 auf sieben Testamente 1475, danach nahm die Zahl wieder ab, um in Form einer Welle immer wieder zu steigen und zu sinken, ohne dass dafür bisher genaue Gründe zu ermitteln sind.561 Auslöser könnte 1475 der Umstand gewesen sein, dass es sich um ein Heiliges Jahr handelte. Wie alle anderen Kirchen erhielt das Kloster mehr und höhere Legate als sonstige Empfänger zugesprochen. Aus den insgesamt 26 zwischen 1475 und 1483 überlieferten Testamenten erhielt das Franziskanerkloster in neun Verfügungen genauso viel wie die Pfarrei, in weiteren neun Testamenten erhielt das Kloster den jeweils höchsten Betrag, in drei Testamenten erhielt es weniger als 557 558 559 560 561

Vgl. MGF 1.1. Eine Aufzählung nach Höhe der Zuwendung, Name und Jahr bietet Neumann (1850), S. 346 ff., er gibt jedoch keine Quellen an. Vgl. das Gebot Karls IV., das er auf Wunsch der Städte Görlitz, Bautzen, Lauban, Löbau und Zittau erließ, ZUB S. 82, Nr. 243 (1360. März 22.). Vgl. KNFMCG S. 296, Zeile 14 ff. und den Kommentar dazu ebd. S. 339. Vgl. Speer (2007), S. 108–114; Speer (2010) sowie den Überblick unten S. 300. Vgl. die Tabelle 2, S. 213.

1.8 Ein Zentrum der Seelsorge und Memoria – das Franziskanerkloster

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die anderen Kirchen und in fünf Testamenten – im Gegensatz zu anderen Kirchen – gar nichts. Seit 1483 schien sich eine veränderte Empfängerhierarchie durchzusetzen, in der die Pfarrkirche St. Peter allein oder gemeinsam mit der Pfarrkirche St. Nikolai jeweils das höchste Legat bekam, gefolgt von der Frauenkirche und/oder dem Kloster.562 Davon weichen bisweilen jene Testatoren ab, die den Franziskanern besonders nahe standen, wie die Terziarinnen, Prokuratorinnen und Prokuratoren. Ebenfalls wird der größte Teil jener benefactores, deren Gaben nur im Nekrologium verzeichnet sind und die eher zu den mittleren bis unteren Vermögensklassen zu rechnen sind, sein gesamtes Hab und Gut den Franziskanern vermacht haben. Schließlich gibt es noch einige in den Stadtbüchern nachweisbare Testatoren, die den größten Teil ihres Nachlasses dem Franziskanerkloster überschrieben, über deren soziale und politische Stellung aber bisher keine Aussagen gemacht werden können. So legierten 1475 Nikolaus und Katharina Streit dem Kloster 65 mr., der Peterskirche aber nur 12 mr.563 Peter Mei, der 1480 an den Verwundungen eines Raubüberfalls gestorben war, hatte dem Kloster 200 mr., den Pfarrkirchen aber nur je 12 mr. zugedacht.564 Von diesen Abweichungen abgesehen, folgten die reichen Görlitzer dem 1482/83 neu etablierten Vergabemodus bis in die Jahre der Reformation. Das Ansteigen der Zahl der Testamente ab ca. 1475 ist bereits in den ersten Abschnitten dieser Arbeit zum einen mit einer steigenden Bereitschaft zu frommen Werken und zum anderen mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt Görlitz, der erst die materielle Grundlage zu umfangreichen Stiftungen und Schenkungen schuf, in Zusammenhang gebracht worden. Für das Fallbeispiel Görlitz kann aber nicht von einer Bevorzugung der Franziskaner gesprochen werden, sie erfreuten sich, was die überlieferten Testamente anbelangt, in etwa der gleichen Beliebtheit wie die Görlitzer Pfarrei. Ein Anstieg der Beliebtheit ab 1480, wie Gabriela Wąs behauptete, lässt sich nicht belegen.565 Da die Totenbücher der anderen Görlitzer Kirchen nicht überliefert sind, können hier auch keine Aussagen über die Zahlenverhältnisse zwischen dem Klosterfriedhof und den anderen Friedhöfen gemacht werden. Es ist hier aber besonders zu betonen, dass das Zurückfallen des Klosters innerhalb der Empfängerhierarchie der Testatoren hinter die Parochialkirche kein Ausdruck sinkender Beliebtheit war. Vielmehr ist hier der direkte Einfluss des Rates zu erkennen. Bis 1483 war es entweder eine allgemein anerkannte Handlungsweise, 562 563 564

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Das erste Testament, das der neuen Hierarchie folgte, war das des Michael Schmied, vgl. im Anhang A (1483. Oktober 14.). Vgl. LA 1470–1478, fol. 126v–127r (1475. Juli 19.) und den Eintrag im KNFMCG S. 287. Das Original des Testaments konnte bisher nicht gefunden werden, es ist inseriert in den Magdeburger Schöffenspruch 174, vgl. Neumann (1851), S. 254–257, Nr. 52. Zum Streit zwischen der Stadt, dem Kloster und den Erben um den Nachlass vgl. Boetticher (1915), S. 188 f. sowie die Regesten von Leisering (1992), S. 104 f. Die Autorin ließ sich wahrscheinlich durch den absoluten Anstieg der Zahl von Testamenten zu dieser Aussage bewegen, vgl. Wąs (1998), S. 74.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

die kirchlichen Einrichtungen der Görlitzer Sakraltopografie in etwa gleich zu unterstützen, oder der Rat versuchte, seinen Einfluss in dieser Richtung geltend zu machen. Schließlich war er für das Wohl aller Gotteshäuser und nicht nur ausgewählter Kirchen verantwortlich. Wie lässt sich dann aber die Abkehr von der Gleichverteilung erklären? Aus der Klostergeschichte sind keine Ereignisse bekannt, die der Beliebtheit der Franziskaner hätten einen Abbruch tun können. Es sei daher noch einmal betont, dass es hier nicht um einen absoluten Rückgang der Zuwendungen für die Franziskaner ging, sondern nur um eine Neuausrichtung in den Testamenten der reichsten Görlitzer, die genug zu verteilen hatten. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass die Ratsherren mittels der Durchsetzung einer neuen Empfängerhierarchie darauf hinwirkten, dass spätesten ab 1483 mehr Geld für den Weiterbau an der Peterskirche gesammelt wurde, den man dann auch 1490 fortführte.566 Im Gegensatz zum Beispiel zu Basel wurden in Görlitz jedoch keine Verordnungen erlassen, die Höchstanteile am Erbe für Kirchen und Klöster festlegten.567 Die anteilsmäßig geringeren Legate für die Franziskaner werden ihrer Versorgung keinen Abbruch getan haben. Wie schon oben angegeben, war das Görlitzer Kloster eines der bestausgestatteten in der sächsischen Ordensprovinz. Die Franziskaner verwendeten daher wenig Mühe darauf, Ablässe für den Besuch ihrer Messen zu erhalten, um ihre Einkünfte zu erhöhen, wie dies in anderen Städten getan wurde.568 Der Rat achtete aber mit Bedacht darauf, dass die Einnahmen des Pfarrklerus und der Franziskaner nicht durch andere Bettelorden geschmälert wurden, außerdem bargen »Fremde« immer auch ein gewisses Unruhepotenzial in sich. Daher war der Rat nicht geneigt, das Görlitzer Terminierhaus der Bunzlauer Dominikaner in der Karpfengasse nach dem Brand von 1456 aus eigenen Mitteln wieder aufzubauen. In jenem Haus durften die Dominikaner seit 1379 predigen und die Beichte hören. Schließlich übergaben sie die Brandstätte, weil sie nicht die Mittel zum Wiederaufbau hatten, 1460 dem Rat mit der Bitte, weiter Almosen sammeln zu dürfen. Auf dem Grundstück ließ der Rat dann die Predigerhäuser für die Pfarrei erbauen, womit demonstrativ die Angelegenheit abgeschlossen war. 1476 versuchten die Dominikaner erneut, in der Stadt Fuß zu fassen, aber der Pfarrer wehrte sich dagegen, dass sie die Erlaubnis erhielten, Görlitzern die Beichte abzunehmen. Ein letzter Versuch der Predigermönche, in Görlitz betteln zu dürfen, wurde 1491 vom Rat mit der 566 567 568

Vgl. zu den Bauarbeiten ab 1490 Bürger/Winzeler (2006), S. 71–78. Vgl. zu Basel Neidiger (1981), S. 214 ff., siehe auch ebd. S. 163 und 166. Die Baseler Dominikaner erhielten zwischen 1234 und 1504 54 Ablassbriefe, vgl. Neidiger (1981), S. 140. Von den 34 Ablässen, die bisher für Görlitz nachweisbar sind, waren nur 29 für Kirchen und Kapellen, drei für Privatpersonen und nur zwei für das Kloster bestimmt, vgl. MVRGB 5, S. 1087, Nr. 1879 und MGF 1.1, S. 96, Nr. 281 (anno 1401) sowie die Urkunden in Neumann (1849), S. 82 f., ohne Quellenangabe (nach Jecht, Quellen, S. 21 stammten die Urkunden aus dem Archiv der OLB, sie gingen mit der Auslagerung 1945 verloren); Regesten: VOU Heft 7–8, S. 125 und MGF 1.1, S. 224, Nr. 529 (anno 1475).

1.8 Ein Zentrum der Seelsorge und Memoria – das Franziskanerkloster

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Begründung abgelehnt, dass die Peterskirche noch nicht vollendet sei und man daher keinem Fremden das Betteln in der Stadt gestatten wolle.569 Als 1512 die Augustiner von Altendresden versuchten, eine terminey in Görlitz oder dem Umland zu errichten, verwehrte der Rat dem Görlitzer Guardian, die Augustiner vorübergehend im Kloster zu beherbergen.570 Die Görlitzer Franziskaner genossen also eine komfortable Stellung in der Stadt, die durch etwas geringere Legate kaum geschmälert wurde. Seit den Siebziger- und Achtzigerjahren des 15. Jahrhunderts gab es sogar noch zwei herausragenden Stiftungen für die Klosterkirche: die »Goldene Maria« für den Hochaltar und eine »Beweinungsgruppe«, die heute in der Barbarakapelle steht (Abb. 18, 19). Diese und weitere Schenkungen für das Kloster soll der nächste Abschnitt behandeln. Bereits 1383 hatte der Guardian Nikolaus von Hirschberg ein pulchram et devotam aspectu ymaginem b. virginis für 26 mr. erworben, zu dem ein gewisser Conlyn Meye 10 mr. gegeben hatte. Für dieses Marienbild wurde im gleichen Jahr noch eine capsa für 7 mr. gekauft.571 Im Jahr 1400 soll es auf dem Hochaltar aufgestellt worden sein. Aufgrund seiner prächtigen Erscheinung wurde der Altarschrein »Goldene Maria« genannt. Heute steht der 1998 restaurierte Altar in der Barbarakapelle des Klosters.572 Zur Vollendung dieses Altars hatten wahrscheinlich die gleichnamigen Vater und Sohn Nikolaus Steinberg je 100 polnische mr. gestiftet, einmal 1503 und wieder 1511.573 Zu den drei Stiftern, die sich finanziell an der »Goldenen Maria« beteiligten, lassen sich nur wenige Angaben machen. Der erstgenannte Conlyn Meye lässt sich überhaupt nicht einordnen, er ist nicht einmal im Totenbuch der Franziskaner verzeichnet. Vielleicht ist Kunkij Meye sein Verwandter, er wird nämlich als Schwager dessen bezeichnet, der dem Konvent 10 mr. pro ymagine beate virginis schenkte.574 Die beiden Nikolaus Steinberg hingegen wurden 1503 (?) und 1513 (?) im Kloster begraben. Sie bewohnten den Brauhof Obermarkt 32 (Goldener Adler). Einer der beiden war seit 1499 für weniger als ein Jahr im Rat.575 569

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Vgl. zu den Dominikanern Frauenburg, Secretarium, S. 179; Neumann (1850), S. 241 f., der Krebsgasse als Standtort angibt; CDLS 6.1, S. 143 f. sowie S. 167, Zeile 14; VOU Heft 7–8, S. 89 und 128 sowie Urkundenbuch 7, fol. alt 61, neu 65. SRL N. F. 3, S. 263 f. Vgl. KNFMCG S. 305 f. Zur Altarretabel mit der »Goldenen Maria« vgl. den kurzen Beitrag von Katja M. Mieth in Oexle/Bauer/Winzeler (1998), S. 125 f. Die Klosterkirche trägt heute den Namen Dreifaltigkeitskirche. KNFMCG S. 280: Insuper honestus vir Nickel Steynberg, qui obiit anno domini 1503 (9. Juli) ante cancellas sepultus, in vita dedit pro salute anime sue uxoris eius Regine et parentum suorum ac pro tota eius progenie 100 mr. polonicales ad novam tabulacionem chori obtavitque cum supra dictis animabus annuatim peragi. Vgl. dazu die Angaben von Scultetus im Anhang A (1511), KNFMCG S. 305 f. und die Anmerkungen S. 343 f. sowie Mylius, Annales, S. 24. Vgl. KNFMCG S. 290, unter dem 15. Oktober. Ein Cunlyn Meye wird kurz vor 1400 im Ältesten Stadtbuch 1305–1416, S. 233a erwähnt. Zu den Steinbergs vgl. die Anmerkungen zum Testament im Anhang A (1510. Dezember 17.).

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

Die Stifterpersönlichkeit der »Beweinungsgruppe«, Bürgermeister Georg Emerich, lässt sich genauer in den historischen Kontext einordnen. Über seine Stiftung des Grabtempels in der Heilig-Grab-Anlage ist schon oben berichtet worden. Fast zeitgleich gab er 1492 Hans Olmützer den Auftrag, für einen Altar links vor dem Chor der Klosterkirche eine »Beweinungsgruppe« zu schaffen, an deren den Sockel umlaufendes Band er sich als Stifter verewigen ließ: Sit pius ille mihi, quem fles dulcissima virgo. Auctor Georgius Emerich.576 Die Görlitzer Ratsannalen betonen, dass der Stifter den Kalksandsteinblock auf eigene Kosten in der Nähe von Prag habe brechen, heranschaffen und schließlich bearbeiten lassen. Die Figurengruppe wurde dann zu einem testament des Stifters auf den Altar gesetzt.577 Thematisch zur Passionsgeschichte Jesu passend, hatte Emerich dem Kloster noch vier weitere Figuren, von denen lediglich die Schnitzfigur des »Christus in der Rast« erhalten geblieben ist, geschenkt.578 Die drei anderen stellten dar: »Ecce homo«, »Simon von Kyrene trägt das Kreuz« und »Veronika reicht Jesus das Schweißtuch«.579 Der Zusammenhang zur Heilig-Grab-Anlage und die offensichtliche Begeisterung Georg Emerichs für die Leidensgeschichte Jesu sind hier nicht zu übersehen. Was allerdings verwundert ist die Tatsache, dass keinerlei urkundliche Quellen, auch nicht das Nekrologium der Franziskaner, die Stiftungen Emerichs erwähnen. Nicht einmal sein Name findet sich im Totenbuch, obwohl anzunehmen ist, dass Emerich an seinem Altar für sich und seine Familie Messen von den Franziskanern lesen ließ. Als mehrfacher Bürgermeister wird Georg Emerich wahrscheinlich auch das Amt des FranziskanerProkurators bekleidet haben. Im Kloster ließ er sich 1507 aber nicht bestatten, sondern in der Grabstelle der Familie Emerich auf dem Friedhof der alten Pfarrkirche St. Nikolai. Eine seiner Töchter, Dorothea Schütze, wurde 1520 im Kloster begraben. Sie ist wie ihr Vater im Totenbuch der Franziskaner nicht nachweisbar.580 Die Wertschätzung von führenden Görlitzer Persönlichkeiten für die Minoriten fand nicht nur in Stiftungen, Schenkungen und dem Bestellen von Seelenmessen, sondern ebenfalls in der Wahl der Grablege im Kloster ihren besonderen Ausdruck. Neben den zahlreichen Bestattungen von Adligen, Händlern und Handwerkern auf dem Klosterhof und in der Klosterkirche war die Barbarakapelle ein begehrter Ort der letzten Ruhe.581 Der Bau der Kapelle war vermutlich 1450 begonnen worden. Ein 576 577 578 579 580 581

Vgl. die Abbildung in Zobel (1910), Tafel 1. Übersetzung nach Pilz (1767), fol. 1v: Der, welchen du, liebste Jungfrau beweinst, sei mir gnädig. Vgl. SRL N. F. 2, S. 360. Die Passage ist vollständig wiedergegeben im Anhang A (1492. Februar 6.). Diese Skulptur befindet sich heute in der Barbarakapelle der Klosterkirche. Vgl. die Beschreibung laut der Emerichschen Familienchronik in Jecht (1892b), S. 132 f. Die genannte Chronik ist seit 1945 verschollen. Zu ihrem Grabstein im Kloster vgl. Jecht (1910), S. 167. Siehe zu den Bestattungen auf dem Klosterhof bzw. im Kreuzgang den Grabungsbericht Richthofen (2009). Demnach lassen die archäologischen Befunde auf 36 Personen in 24 Gräbern schließen, wobei nur ein kleiner Teil des südlichen Kreuzganges ergraben werden konnte.

1.8 Ein Zentrum der Seelsorge und Memoria – das Franziskanerkloster

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Datum der Vollendung ist nicht überliefert.582 Im Nekrologium steht beim Jahr 1470 unter anderem: Reconciliata est ecclesia fratrum minorum in Gorlitcz una cum choro capella sancte Barbare.583 Die Kapelle wird aber noch nicht vollends ausgestaltet gewesen sein, denn im Testament des Paul Sigmund vom Oktober 1475 heißt es: Das Haus Gregor Muldeners gewest solle an das Franziskanerkloster, sunderlich zcu der capellen sand Barbare dy uffzcufurend der kirchen gleich, gehen.584 Eine weitere Bestätigung für die Bauzeit zwischen 1450 und 1475 liefern die zwei Wappen an den Konsolen der Rippen, die den böhmischen Löwen und das Habsburger Wappen/Bindenschild zeigen.585 Im Jahr 1472 wird die Barbarakapelle aber soweit ausgeführt worden sein, dass sie als repräsentativer Bestattungsplatz genutzt werden konnte. Der erste, der sich nachweislich hier bestatten ließ, war der Stadtschreiber und Bürgermeister Johann Bereit von Jüterbog († 1472), zu dessen frommen Taten nicht nur eine Spende für das Kloster zählte, sondern auch eine Pilgerfahrt nach Rom 1450 und gemeinsam mit seiner Frau die Stiftung des »Gestifts der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche im Jahre 1465.586 Es ist möglich, dass er als Stadtschreiber und Bürgermeister außerdem einer der Prokuratoren des Franziskanerklosters war. Er ist der einzige im Kloster bestattete Ratsherr auf dessen Grabstein zu lesen war, dass er einst das höchste städtische Amt bekleidet hatte.587 Die nächsten nachweisbaren Bestattungen in der Barbarakapelle sind die des Bartholomäus († 1478) und des Augustin Hirschberg († 1483).588 Beide waren Ratsherren, die allerdings in der städtischen Politik kaum in Erscheinung traten und nie ein weiteres Amt bekleidet haben, was in gewisser Weise einen Gegensatz zu Johann Bereit von Jüterbog darstellte.589 Dennoch wurde auf Augustins Grabstein hervorgehoben, 582 583 584 585 586

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Vgl. KNFMCG S. 296, Zeile 14 ff. und den Kommentar dazu ebd. S. 339. Vgl. KNFMCG S. 296 und 305. Vgl. das Testament von Paul und Martha Sigmund im Anhang A (1475. Oktober 14.). Für diesen Hinweis danke ich Marius Winzeler (Görlitz/Zittau). Johann Bereit lässt sich im Totenbuch nicht genau identifizieren, jedoch dürfte der Eintrag im KNFMCG S. 271 unter dem 18. März ihn meinen: Feria 6. ante letare obiit dominus Johannes antiquus scriptor civitatis hic sepultus cuius anniversarius et Kete eius uxoris perpetue agatur et de litera mortuorum populo fideliter recommendentur. Richard Jecht liest im Original »Tele« statt »Kete«; Johannes der »alte Stadtschreiber« und seine Frau Tele sind wiederum im Ältesten Stadtbuch 1305–1416, S. 164a/b (anno 1374) belegt, vgl. Rosenhauer (1957/58), S. 390. Siehe auch das Testament des Johann Bereit und die Stiftungsurkunde im Anhang A (1450. Februar 14.; 1465. August 14.) sowie Abschnitt 2.1.3 Zu seinem Grabstein in der Klosterkirche vgl. Jecht (1910), S. 178. Zu seiner Biografie vgl. ebenfalls Abschnitt 2.1.3. Vgl. die Inschrift des heute verlorenen Steins in Jecht (1910), S. 178: Anno 1474, den 18. Martii ist im herrn selig verschieden herr Johann Bereit, gewesener Bürgermeister allhier. Das Todesjahr muss richtig 1472 lauten. Nach Zobel (1910), S. 10 lagen ihre Grabsteine in der Barbarakapelle. Ebendort befanden sich auch zwei Epitaphe des Augustin Hirschberg. Siehe dazu Jecht (1910), S. 178 f. Bartholomäus Hirschberg war von 1450 bis zu seinem Tod am 19. April 1478 Ratsherr. Augustin Hirschberg wurde 1478 in den Rat gewählt, er erscheint im Kürbuch unter den consules,

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

dass er senator gewesen war. Beachtenswert ist der Aufstieg, den Bartholomäus Hirschberg in Görlitz genommen hatte. Er war zwischen 1441 und 1443 als Fleischer in die Stadt gekommen, führte dann zusätzlich einen Kramladen, gab sein Handwerk auf, wurde Händler und erwarb schließlich eines der vornehmsten Häuser der Stadt gegenüber der Peterskirche (Petersgasse 8). Mit dem Besitz dieses Brauhofes war er ratsfähig und wurde in dieses Gremium berufen. Am Ende seines Lebens besaß er fünf Dörfer.590 Sein Enkelsohn Bartholomäus kaufte 1504 die böhmische Herrschaft Wartenberg bei Gabel und gehörte seitdem als »Hirschberg von Wartenberg« dem Böhmischen Herrenstand an.591 Allein der Reichtum der Hirschbergs hob sie über die anderen Ratsherren empor, als Stifter traten sie nicht ungewöhnlich in Erscheinung. Bartholomäus Hirschberg stiftete dem Kloster 1478 eine jährliche Tonne Heringe für Seelenmessen für ihn und die ganze Familie.592 Sein Sohn, der Ratsherr Augustin Hirschberg, tat 1482 das Gleiche.593 Aus demselben Stadtbuch ist zu erfahren, dass er außerdem je einen Altar in der Frauenkirche und in der Peterskirche gestiftet hatte, deren Lehen an den Rat fallen sollten, falls sein Sohn ohne Erben bliebe.594 Des Weiteren schenkte er den Franziskanern Samt für eine Casel und 50 fl. rh. für Bücher. Nach seinem Tod im August 1483 wurde er wie sein Vater in der Barbarakapelle beigesetzt. Der einzige Adlige in der Barbarakapelle war Melchior von Rechenberg († 1482).595 Der letzte bedeutende Görlitzer, der in der Barbarakapelle sein Grab gefunden hat, war der Stadtschreiber und Bürgermeister Johannes Frauenburg († 1495), der 1462 durch die Fürsprache Georg Emerichs als Schulmeister nach Görlitz berufen worden war. In seinen Diensten für die Stadt wurde er zu einem der bedeutendsten Görlitzer Politiker, da er es verstand, die Görlitzer Privilegien zu schützen und die Position ge-

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nach 1478 wurde er aber nicht mehr in den Listen verzeichnet, vielleicht hatte er sich auf seinen Landsitz zurückgezogen. Zur Inschrift des Grabsteins vgl. Jecht (1910), S. 178: Anno domini 1491 d. 12. August obiit Augustin Hirschberg senator, cujus anima requiescat in pace. Das Todesjahr muss 1483 lauten, begraben wurde er am 16. August. Siehe auch die Notizen des Bartholomäus Scultetus in Sculteti, Relationes, fol. 75r. Ihm gehörten die Dörfer Königshain, Schlauroth, Markersdorf, Zodel und Lissa. Vgl. Jecht (1910), S. 178 f.; Jecht (1927–34), S. 394 und 733; Jecht (1926), S. 203, 205, 208, 214 und 216; Stange (1938), S. 88; Knothe (1882), S. 287; Knothe (1879), S. 270 ff.; Fritsch (1891), S. 28 sowie Wallis (1919), S. 18 ff. Vgl. KNFMCG S. 273 und 284. Augustin Hirschberg war von 1478 bis zu seinem Tod 1483 Ratsherr. Vgl. LR 1470–1488, fol. 191r–v (1483. Juli 8.) und KNFMCG S. 284. Die Briefbücher des Rates und zahlreiche Urkunden bezeugen, dass der Rat immer wieder die Tonne Heringe für das Kloster einmahnen musste, und dass Augustins Sohn auch der ausgesetzten Altarstiftung lange nicht nachkam, noch 1498 musste er versprechen, den von seinen Eltern letztwillig ausgesetzten Altar zu stiften, vgl. VOU Heft 9–20, S. 37. Zu den Rechenbergs vgl. Boetticher (1928), S. 179 f. und Knothe (1879), S. 442–447. Das Epitaph befindet sich noch heute im Kloster, vgl. die Abbildung in Zobel (1910), Tafel 11.

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genüber dem Landesherrn und innerhalb des Sechsstädtebundes zu stärken.596 Er wünschte, im Kloster bestattet zu werden und erbat explizit sein Gebetsgedenken in der Barbarakapelle. Auf seinem Grabstein ebenda ließ er sich als »spectabilis vir et magister dominus Johannes Frauenburg« bezeichnen. Sein umfangreiches 1486 aufgesetztes Testament ließ er zwar einen Tag vor seinem Tod 1495 streichen, jedoch verfügte er in einer neuen Urkunde, dass 3 mr. gr. an das Franziskanerkloster gehen sollten, dorinne er sein begrebniß habenn wil.597 Sein Grabstein steht zwar heute noch in der Klosterkirche, im Totenbuch lässt er sich aber nicht nachweisen. Der 1510 in der Barbarakapelle beigesetzte Michel Schmidt war zwar wohlhabend, spielte aber in der lokalen Geschichte keine Rolle.598 Neben einigen Terziarinnen und Prokuratorinnen sind aus der Görlitzer Führungsschicht noch die Beerdigungen des Ratsherrn und Apothekers Johann Eppeler599 († 1514) und seiner Tochter der Apothekerin Margarethe Meister600 († 1521) im Kloster nachweisbar.601 Johann Eppeler wird auf seinem Grabstein als vir honestus bezeichnet. Es wird kein Bezug auf seine Tätigkeit als Ratsherr genommen. Dies ist ein Phänomen, das bei allen nachweisbaren Grabsteininschriften der Klosterkirche nach 1483 der Fall ist. Es erscheinen nur die Bezeichnungen honestus vir, discretus vir oder dominus, es finden sich nie Amtsbezeichnungen wie consul, scabinus, iudex, senator oder magister civium. Einzige Ausnahme ist der oben erwähnte Grabstein des Johannes Frauenburg, der ein Freund Georg Emerichs war. Diese Besonderheit ist sicher kein Zufall, denn ausgerechnet in dem Jahr (1483), als der einflussreichste Mann seiner Zeit – Georg Emerich – erstmals das Amt des Bürgermeisters übernahm, änderte sich die allgemeine Testierpraxis und die visuelle

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Vgl. Jecht (1892b), S. 95. Siehe das Testament von Johannes Frauenburg im Anhang A (1486. Juni 13.). Vgl. das Testament des Johannes Frauenburg und die Anmerkungen ebd. im Anhang A (1486. Juni 13.). Vgl. zu Michael Schmidt Jecht (1910), S. 167, der ihn mit einem gleichnamigen Kramer gleichsetzt. Es könnte sich aber auch um den Brauhofbesitzer Michael Schmied handeln, was aufgrund des prestigeträchtigen Bestattungsorts wahrscheinlicher ist. Vgl. sein Testament im Anhang A (1483. Oktober 14.). Johann Eppeler aromatarius oder apothecarius nahm 1485/86 Görlitzer Bürgerrecht an (CDLS 5, S. 70), war von 1493 bis 1514 im Rat und 1508 Kirchenvater der Hl.-Kreuz-Kapelle (vgl. Anhang C [1508. Juli 4.]). Er wohnte Brüdergasse 10 gegenüber seiner Apotheke, die sein Schwiegersohn Oswald Meister übernahm, siehe seinen letzten Willen und die Testamente seiner Tochter Margarethe Meister, die ebenfalls im Kloster begraben worden war, und das seines Schwiegersohns im Anhang A (1512. März 30.; 1521. Oktober 18.; 1548. März 17.). Zu seinem Grabstein vgl. Jecht (1910), S. 168. Zu den Görlitzer Ratsapothekern vgl. Wentscher (1930). Siehe ihr Testament und das ihres Mannes im Anhang A (1521. Oktober 18.; 1548. März 17.). Zu ihrem Grabstein vgl. Jecht (1910), S. 168 f. Um die zahlreichen weiteren im Kloster bestatteten Personen einzuordnen, bedarf es weiterer Forschungen, die hier nicht mehr geleistet werden konnten.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

Memoria der Ratsherren im Kloster wurde offensichtlich ebenso beschränkt.602 Auffällig ist außerdem, dass obwohl die Görlitzer Eliten gute Kontakte zu den Franziskanern pflegten, Familienangehörige jener Bürger im Görlitzer FranziskanerKonvent, im Gegensatz zum Cölestinerkloster auf dem Oybin, nicht nachweisbar sind. Nur aus einigen wenigen Erbschaftsangelegenheiten wird ersichtlich, dass ein paar Görlitzer, wohl aus den mittleren Einkommensklassen, ihre Söhne in die Obhut des Klosters gaben.603 Neben der Bestattung der Toten, der Memoria und der Seelsorge für die Lebenden erfüllte das städtische Franziskanerkloster im gesellschaftlichen Leben der Stadt noch weitere Aufgaben, die auf das Engste mit den Ratsherren und der städtischen Politik verbunden waren. Die Stadträte ließen nämlich von den Brüdern Messen zur Ratskür und zum Gelingen von Städtischen Geschäften lesen. Inhalt, Form und Anzahl dieser Messen sind leider nicht überliefert, wir wissen aber, dass im Franziskanerkloster, ebenso wie bei den Cölestinern auf dem Oybin, derartige Messen bestellt wurden.604 Dass die Franziskaner im Rathaus bzw. der Ratskapelle Messen lasen, so wie dies für Schweidnitz überliefert ist, kann für Görlitz ausgeschlossen werden.605 Ebenso wenig gibt es Hinweise auf Bruderschaften, die ihr Zentrum in der Klosterkirche hatten, wie es zum Beispiel in Hansestädten belegt ist.606 Das Refektorium der Mönche wurde auch nur selten als öffentlicher Versammlungsraum genutzt. In den Quellen gibt es lediglich Hinweise, dass Landtage 1433, 1435, 1479 und 1514 dort tagten.607 Der Rat schien dafür Sorge getragen zu haben, dass in den Konventsgebäuden nur die Mönche ihrem Studium, der Kontemplation und Seelsorge nachgingen. Versammlungen anderer Gruppen waren nicht erwünscht. Den Niedergang des Klosters ab den Zwanzigerjahren des 16. Jahrhunderts konnten die wenigen altgläubigen Ratsherren, allen voran der alte Stadtschreiber Johannes Hass, nicht aufhalten.608 Seit 1523 begannen erstmals Mönche, sich nicht mehr an die alten kirchlichen Ordnungen und Zeremonien zu halten und seit 1524 versuchte

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Siehe auch Boockmann (1994b), S. 200: Je oligarchischer die Verfassung war, desto strenger wurde auf die Egalität innerhalb der regierenden Gruppe geachtet. Die Gleichheit der Grabplatten auf den Nürnberger Friedhöfen, die man gern als Ausdruck der Einsicht verstehen möchte, dass der Tod alle gleich mache, ist in Wahrheit erzwungen worden. Vgl. dazu Abschnitt 2.3.2, S. 303 ff. Vgl. dazu ausführlich den Abschnitt zu den Cölestinern S. 172 ff. und im Besonderen S. 181, Anm. 655. Zu den Ratsmessen in Schweidnitz vgl. MGF 1.1, S. 85, Nr. 254. In Basel lasen zum Beispiel die Augustiner Ratsmessen, vgl. Neidiger (1981), S. 212. Zu Lübeck vgl. Poeck (1997). Vgl. Knothe (1877), S. 362, CDLS 2.2, S. 430, Zeile 10 f. und 597, Zeile 6 sowie SRL N. F. 3, S. 294. Vgl. die Schilderung bei Neumann (1850), S. 358 ff., ausführlich Zobel (1926), S. 167–186 sowie den Abschnitt 3.5.1, S. 364 ff. zur Reformation in Görlitz.

1.8 Ein Zentrum der Seelsorge und Memoria – das Franziskanerkloster

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der Rat, einen neuen tauglichen Lesemeister für das Kloster zu bekommen.609 Johannes Hass berichtet um 1530 über die Predigten eines Mönches namens Messerschmidt, der wohl wegen seiner schlechten Reden mit toppe follir menschenmist beworfen wurde und die Mönche so in Verachtung gerieten, dass sie auf den Straßen nicht mehr sicher waren und sogar von den Kindern angeschrien wurden: ein wolff, ein wolff.610 Angesichts der Tatsache, dass sich der Provinzialminister 1525 als evangelischer Prediger nach Breslau begeben hatte und ein Jahr später heiratete, war es schwer, Disziplin im Kloster zu halten und aussichtslos, Nachwuchs zu gewinnen.611 Die meisten Mönche verließen in den folgenden Jahren den Konvent und stahlen dabei sogar wertvolles Klostereigentum, sodass der Guardian die verbliebenen Kleinodien, die nicht zum Gottesdienst gebraucht wurden, 1543 in die sichere Sakristei der Pfarrkirche St. Peter bringen ließ.612 Die Almosen für die Brüder blieben gänzlich aus, das Gleiche galt sicher auch für die Zinseinnahmen, sodass der Rat eine wöchentliche Gabe von 24 gr. für die 10 Brüder im Kloster überweisen ließ.613 Diese klägliche Summe dürfte kaum für den Lebensunterhalt der verbliebenen Mönche gereicht haben. 1544 wurden durch königliche Kommissare die Kleinodien der Pfarrkirche und des Kloster gewogen und versiegelt.614 Nach Johannes Hass († 1544) soll ein Teil der Konsuln für den Abriss des Klosters gewesen sein, um Häuser darauf zu bauen, wie in Bunzlau und Breslau geschehen, der andere Teil habe geraten, abzuwarten.615 1563 übergab Bruder Urban Weissbach († 1570), der letzte Mönch, dem Rat das Kloster mit der Bedingung, eine Schule einzurichten.616 Diese besteht seit 1565 bis zum heutigen Tag.

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Vgl. den Briefwechsel des Rates aus den Jahren 1523/24 in Haselbeck (1925–32), Heft 2, S. 202–208. Vgl. SRL N. F. 4, S. 234. Vgl. Zobel (1926), S. 179. Vgl. SRL N. F. 4, S. 235. Vgl. SRL N. F. 4, S. 235. Vgl. Sculteti, Relationes, fol. 21v; Sculteti, Chronicon 2, fol. 120r; Zobel (1926), S. 179, Anm. 3. sowie die »Acta die Säkularisation des Franziskanerklosters in Görlitz betreffend, 1544–1665«, ehemals OLB L I 266, jetzt RA Görlitz, Varia 223. Siehe auch zum Umgang mit den Kirchenschätzen während der Reformationszeit in der Oberlausitz Wenzel (2008b), ab S. 168 sowie den diesbezüglichen Briefwechsel der Sechsstädte, vollständig bzw. als Regest abgedruckt, in Haselbeck (1925–32), Heft 2 und 3, S. 3–104. Vgl. SRL N. F. 4, S. 235. Eine andere Gruppe wollte den Vogtshof in das Kloster legen, eine weitere Partei meinte, es sei besser, dass zwei Mönche in einer Zelle wohnten, als dass der Landvogt oder ein Adeliger im Kloster lebten, eine letzte Partei wollte das Kloster für die Stadt gewinnen. Vgl. Sculteti, Relationes, fol. 21v–22r und ausführlich Zobel (1912). Nach den bei Haselbeck (1925–32), Heft 2, S. 232–238 abgedruckten Dokumenten, wurde das Kloster am 8. Juli 1563 dem Görlitzer Rat übergeben. Am 5. Februar 1564 bestätigte Kaiser Ferdinand I. die Schenkung und im Juni desselben Jahres befahl er dem Amtshauptmann Hans von Schlieben und dem Abt von Sagen, das Kloster zu Görlitz dem dortigen Rat formell zu übergeben, vgl. ebd. S. 238–255.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

1.9 Gebet und Memoria für die Eliten – das Cölestinerkloster auf dem Berg Oybin Zur Sakraltopografie der Stadt Görlitz ist im weitesten Sinne auch das Cölestinerkloster auf dem bei Zittau gelegenen Berg Oybin zu rechnen. Obwohl Görlitzer durch Familienmitglieder, die in die Klöster in Naumburg am Queis, Lauban oder Marienthal eingetreten waren, zu diesen Konventen Kontakte pflegten, war das Verhältnis zu keinem Kloster so eng wie zu dem auf dem Berg Oybin. Das Oybiner Cölestinerkloster war, abgesehen von einer kurzen Episode einer Niederlassung in Schönfeld bei Dürkheim (1472–1502) und einer Gründung auf dem Königstein bei Dresden (1516–1524), die einzige länger bestehende Filiale dieses italienischen Ordens im heutigen Deutschland. Zwischen 1368 und 1420 unterhielten die Oybiner Cölestiner noch eine kleine Niederlassung für vier Mönche bei St. Michael auf dem Vyšehrad in Prag.617 Das Mutterkloster der Cölestiner lag im abruzzischen Sulmona. Karl IV. hatte diesen Orden aber nicht in Italien, sondern wahrscheinlich 1365 bei seinem Aufenthalt in Avignon kennengelernt und nach seiner Rückkehr 1366 auf dem Berg Oybin ein Tochterkloster gründen lassen.618 Aufgrund seiner strategischen Lage auf einem Felskegel im Oybiner Talkessel plante Karl IV. hier zugleich die Anlage einer Burg und eines Klosters.619 Die Befestigung sollte als Sicherung seiner politischen Ambitionen Richtung der Mark Brandenburg dienen.620 Die Errich617 618

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Vgl. Borchardt (2006), S. 154. Vgl. zu Karls IV. Frankreichaufenthalt Johannes von Guben, S. 18; Weitmil B, S. 386; siehe auch den gleichen Wortlaut der Ausgaben Weitmil C, S. 533 und Weitmil A, S. 45. Allerdings ist es ebenso gut möglich, dass der Kaiser bei seinem Aufenthalt 1354/55 in Italien die Cölestiner kennenlernte und nach seinem Italienbesuch 1368/69 die endgültige Entscheidung traf und die Stiftungsurkunde im März 1369 ausfertigen ließ. Der Oybin war zuvor bereits mehrfach befestigt worden. Zur Klostergründung vgl. Johannes von Guben, S. 18 f.: […] vnd quoamen dez czwene monche mit dem keiser gegin Behem […] vnd gab den selbin monchen briefe; dy quomen her in dese stat […] vm pfingsten […] vnd waren von desin burgerin gewyest vf das haus [Oybin] vnd huben an zu bwehen, daz dese stat kost me wen cc schok daz zy musten bwehen von des keisers geheysse, vnd möhe vnd erbeit hatte dese stat […]. Siehe auch die ähnlichen Schilderungen bei Weitmil B, S. 390; vgl. den gleichen Wortlaut der Ausgaben Weitmil C, S. 534 und Weitmil A, S. 47; vgl. Anonymus, Chronica, S. 431 und den gleichen Wortlaut der Ausgabe Anonymus, Continuator, S. 129 sowie Manlius, S. 316; Hagecius (1596), Bd. 2, fol. 32; Balbín, Miscellanea, Liber 3, Cap. 8, § 5, S. 113–117 und Liber 7, S. 155, 164 sowie Carpzov, Analecta 1, S. 148 f. Zur Sicherung der Passstraßen im Zittauer Gebirge vgl. Aurig (1997), zur Außenpolitik Karls IV. und der Rolle der Oberlausitz vgl. Kavka (1978), Hohensee (1997), Lindner (1997b), Bobková (1997) und Bobková (2006). Die tatsächliche strategische Bedeutung der Oybiner Burg wird durch die Tatsache in Frage gestellt, dass unweit des Berges Oybin direkt am Gabler Pass ebenfalls von Kaiser Karl eine Burg errichtet wurde, der sogenannte Karlsfried. Vgl. zu dieser Befestigung Moschkau (1886), Knothe (1886b), Hoster/Müller (1928) sowie Bobková (1995).

1.9 Gebet und Memoria für die Eliten – das Cölestinerkloster auf dem Berg Oybin

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tung eines Klosters für Cölestinermönche ist in der Literatur mit seiner Affinität zu diesem Orden und seinen privaten Vorstellungen von Frömmigkeit in Verbindung gebracht worden. Dass Karl IV. sich hier einen »Altersruhesitz« erbauen ließ, so wie Petrarca seine Ruhe in Vaucluse fand, dürfte zu den weniger plausiblen Erklärungen der Klostergründung zählen.621 Die finanzielle Belastung der Bauarbeiten für Burg und Kloster hatte zum großen Teil die Stadt Zittau zu tragen.622 Darüber hinaus musste die Stadt dem Kloster eine jährliche Rente zahlen. Deshalb war der Zittauer Rat wohl nie recht glücklich mit diesem Konvent in der Nachbarschaft. Selbst als das Cölestinerkloster einging, sollten die Zittauer weiterhin an die Jesuiten zahlen, die das Kloster übernommen hatten. Erst mit dem Kauf des Oybins und der ihm verbliebenen Güter im Jahr 1574 war Zittau diese Belastung los.623 Die Stiftungsurkunde des Klosters datiert auf den 17. März 1369.624 Die Zahlenangaben zu den ersten Mönchen, die aus Frankreich gekommen sein sollen, schwanken zwischen sechs und zwölf.625 Die Weihe des imposanten Kirchenbaus erlebte Kaiser 621

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Zu Aspekten der Frömmigkeit Karls IV. vgl. Machilek (1978) und zu dessen öffentlich demonstrierter Frömmigkeit und Demut Bauch (2007). Zum Problem des »Altersruhesitzes« vgl. die Mutmaßungen von Oettel (1999), S. 5; Oettel (1999b); Günther (1963), S. 2; Hauser (1992), S. 5 sowie Wojnicz (2002), S. 9. Den Residenzcharakter des Oybins stellt zu Recht in Frage Wetter (2006), S. 342. Dass Karl IV. auf dem Oybin dezidiert ein Gebäude für sich errichten ließ, wird gern mit der überlieferten Bezeichnung eines Hauses auf dem Oybin mit Blickrichtung Zittau begründet, welches als Domus imperatoria bezeichnet wird. Diese Benennung findet sich aber nicht in zeitgenössischen Quellen. Der einzige Zeitzeuge Johannes von Guben († um 1387) schreibt S. 17: Donoch in dem selben jare [1364] bwte dese stat daz gemach vf dem Oyben kegin der stat [siehe ZUB Nr. 284b] noch geheyse dez keyserz. Der erste, der die Worte Domus imperatoria für besagtes Haus auf dem Oybin wählte, war der Görlitzer Geschichtsschreiber Christoph Manlius (1546–1575), vgl. SRL 1, S. 319: § X: Hoc modo recuperatum Oyvinum Carolus Sittaviensibus dedit anno Christi 1364 ut paulo ante dicebamus, qui continuo jubente Imperatore structuram illam quadratam, quae urbem spectat, et Domus Imperatoria fuit appellata, lapidibus exaedificarunt, et quinquennio post Coelestinis monachis possessionem loci resignarunt. Für Zittau ist die Existenz eines »Kaiserhauses« nachweisbar, vgl. Johannes von Guben, S. 14: […] vnd will hy eyn huz bwen, do her vffe lyt, wenne he her komt […], sowie ebd. S. 30 und Manlius, S. 312 f. Vgl. Manlius, S. 316 f. (Manlius erwähnt als Quelle S. 316 ein »Latinum Oyvinensis monasterii chronicon«) und Johannes von Guben, S. 32. Zur Auflösung des Oybiner Cölestinerkonvents und später der Jesuitenniederlassung vgl. Sauppe (1910) und Oettel (2002b). Zur sogenannten Jesuitenpension vgl. Taute (1937) sowie Rautenstrauch (2001). Vgl. ZUB S. 99 f., Nr. 316. Zu den Ortschaften, mit denen das Kloster belehnt wurde vgl. Sauppe (1888), S. 372 f. und 374 f. sowie Zobel (1802), S. 117 f. und 119 f. Becquet (1719) gibt aus Unkenntnis zwei Gründungen an: Oybbin, Montis-Paracleti in Bohemia, ab eodem Carolo IV. Imperatore fundatum, anno MCCCCXXVI, S. 62 und Ouvinum prope Sitaviam in Bohemia, S. Venceslao sacrum, ab Imperatore Carolo IV. fundatum circa an. MCCCCXXIX, S. 64. Vgl. Manlius, S. 317 mit 12 Mönchen und Hagecius (1596), Bd. 2, fol. 32a, der 6 Mönche angibt. Nach Schmidt (1920), S. 83 kamen zwei Cölestinermönche aus dem Konvent S. Martial

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

Karl IV. nicht mehr. Am 6. November 1384 wurde sie durch Johannes von Jenstein, den Erzbischof von Prag, durchgeführt.626 Wie das gesamte Zittauer Land gehörte der Oybin nicht in den Zuständigkeitsbereich des Meißner Bischofs, sondern zur Erzdiözese Prag. Von großer strategischer Bedeutung für die Prager Domherren wurden Burg und Kloster Oybin in den Jahren der Hussitenkriege. Nach der Niederlage König Sigismunds am 1. November 1420 am Vyšehrad in Prag flohen die Cölestiner aus ihrer Niederlassung an jenem Berg und mit ihnen die Domherren vom Hradschin auf den Oybin und nach Zittau.627 Wegen der Uneinnehmbarkeit des Berges wurden ferner die Prager Domschätze hier in Sicherheit gebracht.628 Im Jahr 1437 verließen die Flüchtlinge die Oybiner Burg und kehrten nach Prag zurück. Nach den Jahren der Hussitischen Kriegszüge blieb das Leben auf dem Oybin weitestgehend unberührt von großen politischen oder kriegerischen Ereignissen der oberlausitzisch-böhmischen Grenzregion. Die weiteren ereignisgeschichtlichen Daten sind ausführlich durch Zobel, Haupt, Brantl, Pescheck und Sauppe dargelegt worden.629 Eine chronologische Sammlung von Urkundenregesten zum Oybin bieten die Regesten von Tino Fröde, die er nach den handschriftlichen Urkunden- und Regesten-

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de Gentilly au pont de Sorgue (bei Avignon) und zwei aus dem Pariser Cölestinerkloster. Dies sind wohl jene vier, die Borchardt (2006), S. 95 (nach Paris Arsenal 6586 pag. 62 und 64) namentlich nennt: Michel Roger (Prior) und Bertrand Ameline (beide waren Professoren in Paris), Pierre aus der Auvergne und Matthias von Böhmen, der wahrscheinlich aus Böhmen nach Paris geschickt worden war, um dann auf den Oybin entsandt zu werden. Koch (1910) schreibt ebenfalls, dass zwei der ersten Mönche aus S. Martial de Gentilly au pont de Sorgue nach Oybin gekommen seien. Nach Ausweis der Acta Sanctorum, Mensis Iulius, Bd. 1, S. 628 wurde das Kloster in Avignon erst ca. 30 Jahre später gegründet. Vgl. ZUB S. 138, Nr. 500 nach Carpzov, Analecta 1, S. 150 sowie Manlius, S. 317: Monasterii basilica […] consecrata est et dedicata VIII. Id. Ixbr. Anno 1384. in honorem Spiritus Sancti paracleti (unde monasterium S. Spiritus, et montis paracleti vocarunt) et Deiparae virginis, nec non B. Martyris Venceslai, et St. Petri Confessoris, Institutoris praedictae religionis, postea Coelestinis, per Johannem Antistitem Pragensem tertium, sedis Apostolicae Legatum secundum. Sacellum vero ipsum consecravit suffraganeus ejus Wenceslaus. Siehe auch das Regest im VOU Heft 3–4, S. 118, Nr. 576. Vgl. Sauppe (1903), S. 214; Jecht (1926), S. 151 und Jecht (1911), S. 29 ff. Siehe auch die Schilderungen in den Quellen: Hagecius (1596), Bd. 2, fol. 85a und fol. 94a; Bartossek, Historia, S. 145; Anonymus, Chronicon Bohemicum, S. 461; Bartossek, Chronicon, S. 591 und Brzezowa, Historia, S. 438 f. Zum Konvent am Vyšehrad vgl. Encyklopedie, S. 574: Prag 2 – Nové Mĕsto: Zaniklý konvent celestinů s kaplí sv. Michala. Die Quittung der Domschatzübergabe vom 18. April 1421 findet sich abgedruckt in Pessina (1673), S. 480 f. und nach dessen Wortlaut in Pescheck (1840), S. 100 f. und als Regest im ZUB S. 291 f., Nr. 1391. Vgl. Zobel (1802), Haupt (1825), Brantl (1834), Pescheck (1840), Sauppe (1886), Sauppe (1892), Sauppe (1903), Sauppe (1907) und Sauppe (1910). Zu den Gütern des Klosters vgl. Knothe (1890), S. 170 ff. und zu den schlesischen Besitzungen Warschauer (1882) sowie Wutke (1914). Die einzige deutschsprachige Gesamtdarstellung zur Ordensgeschichte der Cölestiner (Borchardt [2006]) bezieht sich bezüglich der Oybiner und Königsteiner Niederlassung nur auf die hier genannte ältere Literatur.

1.9 Gebet und Memoria für die Eliten – das Cölestinerkloster auf dem Berg Oybin

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sammlungen von Moritz Oskar Sauppe anfertigte, und das Zittauer Urkundenbuch.630 Aus archäologischer Sicht legte Joanna Wojnicz jüngst die Forschungsergebnisse zum Oybin in ihrer Doktorarbeit vor.631 Der Kunsthistoriker Richard Němec hat sich bereits mehrfach zu Aspekten der Baugeschichte der Klosteranlage und zur Bedeutung ihrer repräsentativen Architektur geäußert und hat nun seine Ergebnisse gebündelt in einer vergleichenden Untersuchung zur »politischen Architektur« Karls IV. vorgelegt.632 Kritisch ist an dieser Stelle anzumerken, dass in zahlreichen neueren Arbeiten zur Oberlausitz der Oybin bisweilen gänzlich aus der Wahrnehmung der Historiker verschwunden ist.633 Obwohl das Kloster zur Diözese Prag gehörte, stand es auf dem Gebiet der Oberlausitz und sollte auch als ein Teil der oberlausitzischen Kirchengeschichte begriffen werden, dass dies umso mehr geboten scheint, werden die im Folgenden zu erläuternden Verbindungen zwischen jenem Kloster und der Görlitzer Bürgerschaft

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Vgl. Regestenwerk Sauppe (2001) und das ZUB. Es sei hier noch auf den Aufsatz Oettel (1997) hingewiesen, der die Briefe des Görlitzer Rates an die Oybiner Cölestiner verzeichnet. Dieser Beitrag ist jedoch teilweise fehlerhaft und unvollständig. Vgl. Wojnicz (2006). Siehe ergänzend dazu die Grund- und Aufrisse der Klosterkirche von Rahtgens (1909). Inhaltlich fast identisch sind die Aufsätze Němec (2000) und Němec (2003). Němec (2003b) und ebenfalls gleichen Inhalts Němec (2004) bieten einen Überblick zu Quellen und Literatur und Němec (2006) wiederholt abermals inhaltlich die vorhergehenden Aufsätze und ist in seiner Argumentation und den Ergebnissen zum repräsentativen Charakter der Architektur Karls IV. wenig überzeugend. Die Dissertation von Richard Němec ist im Druck. Es sei hier nur auf die Arbeit Weber (2007) verwiesen. Dort werden die nach der Reformation katholisch gebliebenen Klöster der Oberlausitz, nicht des Bistums Meißen, aufgezählt: Marienstern, Marienthal und Lauban. Das Kloster Oybin wird nicht erwähnt, vgl. ebd. S. 100. Diese Nichtwahrnehmung des Oybins liegt wohl in der Rezeption der zahlreichen Arbeiten von Karlheinz Blaschke zur Verfassungsgeschichte der Oberlausitz begründet (siehe Literaturverzeichnis). Dort werden im Zusammenhang mit der Teilnahme an der Oberlausitzer Ständevertretung jene drei landsässigen Klöster genannt. Der Oybin wird richtigerweise nicht als Vertreter unter den Ständen erwähnt, da Zittau für die Cölestiner sprach. Bei vielen Lesern führt das offensichtlich zu der falschen Annahme, dass jene drei Frauenklöster auch die Gesamtzahl aller landsässigen Klöster darstellte, Kersken (2001), S. 122 und 124 stellt eine der wenigen Ausnahmen dar. Hinzu kommt, dass in Blaschkes Beitrag zur »Reformation in den Lausitzen« (Blaschke [1996]) der Oybin ebenfalls nicht zur Sprache kommt. In der Karte zu diesem Beitrag (ebd. S. 97) werden zwar das Zittauer Land und das Kloster Marienthal als zur Erzdiözese Prag gehörig gekennzeichnet, aber nicht der Oybin verzeichnet, obwohl er, wie die in der Karte eingetragenen anderen Klöster, ebenfalls katholisch geblieben war. In Blaschke/Seifert (2002), S. 121 werden die Oybiner Cölestiner wenigstens erwähnt. In der letzten Gesamtdarstellung zur Oberlausitzer Geschichte und Kultur (Bahlcke [2001]) ist in der Karte des Beitrags von Gertraud Eva Schrage (Schrage [2001], S. 91), die immerhin die Archidiakonatsgrenzen von 1495 markiert, der Ort, aber nicht das Kloster Oybin eingetragen.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

deutlich machen. Außerdem gehörte es seit ca. 1370 zum Weichbild der Stadt Zittau, deren Ratsherren provisores des Klosters in weltlichen Angelegenheiten waren.634 Nach dieser kurzen Einführung zu den Anfängen des Oybiner Cölestinerklosters und der Forschungsliteratur sollen im Folgenden die verschiedenen Ebenen dargestellt werden, auf denen die Görlitzer Bürger mit dem vom Kaiser gegründeten Kloster kommunizierten. Im Bereich der Kirchenpolitik kam die Autorität des Oybiner Priors nur einmal zum Tragen, als nämlich 1391 der Görlitzer Pfarrer Johannes von Luttitz mit den in Görlitz ansässigen Franziskanern über die Privilegien der städtischen Seelsorge in Streit geriet.635 Daraufhin beauftragte Papst Bonifatius IX. den Prior vom Oybin (wahrscheinlich Petrus Zwicker), den Bischof von Tuden und den Breslauer Offizial Georg Fullschüssel, die den Görlitzer Minoriten auferlegte Strafe zu vollziehen.636 Eine weitere, eher untergeordnete Rolle spielten die gegenseitigen Kontakte auf wirtschaftlicher Ebene. In den Görlitzer Quellen ist vereinzelt vom gegenseitigen Austausch von Waren und Rohstoffen die Rede, selten nahmen Görlitzer Kredite bei den Cölestinern auf.637 Boten, die zwischen Görlitz, Zittau und dem Oybin regelmäßig verkehrten, sorgten für Informationsaustausch zum Beispiel über die Gesandtschaftsreisen des jeweils Anderen, sodass die Görlitzer den Boten der Cölestiner Briefe mitgaben oder um Berichterstattung zur »außenpolitischen Lage«

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In einer Urkunde Karls IV. von ca. 1370, die nur als Vidimus Kaiser Sigismunds überliefert ist, heißt es, dass das Kloster von nun an mit der Stadt Zittau vereinigt sei (colligavit et inseperabiliter univit monasterium cum Zittavia), die Zittauer die provisores sein und das Kloster nun zum Sechsstädtebund (cum sex civitatibus) gehöre und nicht mehr zum Körper des Königreichs Böhmen (aliquo modo non esse in corpore regni Bohemiae), vgl. das Regest im ZUB S. 103, Nr. 331. Vgl. im Einzelnen dazu Abschnitt 1.8, S. 146 ff. Vgl. ZUB S. 152, Nr. 586, siehe auch ZUB S. 152 f., Nr. 587 vom 21. August 1391. Der Bannbrief des Georg Fullschüssel ist abgedruckt im KNFMCG S. 322–336, siehe auch Gelbe (1883), S. 64 ff. sowie Jecht (1926), S. 96 ff. Vgl. zu den Pferdekäufen CDLS 6.1, S. 336 [RR]: Den vatern vom Oywin vor ein pherd in marstal 8 sch. (1463/64). Siehe auch LM 1491–1496, fol. 7r. (1492. Februar 5.) und Oybin Varia (ohne Signatur) (1517. Juli 3.). Zu einem Salzkauf vgl. CDLS 2.2, S. 58 [RR], Anm. 2.: Item den monchen von Oywyn umbe 6 luban salz 4 ½ sol. 6 gr. (Ende 1428). Zum Bedarf an Bauholz aus den Oybiner Wäldern für Görlitz vgl. LM 1534–1540, fol. 456v (1537. November 21.). 1467/68 verkauften Hans und Margarethe Uthman den Cölestinern 8 mr. jährlichen Zins um 130 mr., vgl. die Urkundenabschriften Kloss, Mil. Bibl. 335, fol. 249 und das Regest im VOU Heft 7–8, S. 106. Vom 28. September 1498 und vom 30. August 1502 ist ein Schuldbrief überliefert, der nachweist, dass der Görlitzer Rat bei den Cölestinern und in Altendresden 600 fl. gegen 30 fl. Zinsen aufgenommen hatte, vgl. Anhang D (1498. September 28.). 1506 bat der Rat stellvertretend für die Vormunde der Witwe und Kinder des Peter Frenzel um die Ablösung von Zinsen, vgl. den Abdruck Pescheck (1840), S. 96 f.

1.9 Gebet und Memoria für die Eliten – das Cölestinerkloster auf dem Berg Oybin

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baten.638 Die Oybiner wiederum ersuchten den Görlitzer Rat bisweilen um einen Arzt und einmal um den Baumeister Conrad Pflüger, der an Görlitzer Kirchen gearbeitet hatte.639 Neben dem Kontakt durch Briefe, Boten oder persönliche Treffen mit in Görlitz anwesenden Cölestinern waren Prokuratoren die wichtigste Schnittstelle zwischen Rat und Kloster. In den Kürbüchern des Rates wurden diese jedoch nicht verzeichnet. Expressis verbis sind sie bisher nur in einer Schuldverschreibung vom 12. Dezember 1514 nachweisbar: Der wirdige heren Michel Wenscher und Gregorius Mösel, procuratores der achtbaren wirdigen und andechtigen väter des closters Oywin bekennen […].640

Michael Wentscher saß nicht im Rat. Er war Priester und hatte in Görlitz einige Altarlehen inne, sein Verwandter Hans Wentscher war als Ältester der Tuchmacher von 1485 bis 1495 im Rat. Gregor Mösel erscheint noch zweimal als Diener der Cölestiner in den Görlitzer Quellen, sonst ist über ihn bisher nichts bekannt.641 Mehr Idee als Wirklichkeit blieb der Gedanke der Oybiner Cölestiner, in der Nähe von Görlitz, im ca. 4 km nördlich gelegenen Ludwigsdorf, eine Niederlassung zu gründen. Lediglich zwei Briefe berichten davon. Am 7. Mai 1465 schrieb der Oybi638

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Zum »Nachrichtenverkehr« vgl. CDLS 2.2, S. 562: Item der monche botin vom Oybin, als her von Ungeern quam und brive brachte von unserm foyte, 3 gr. (1429. September 11.). Siehe auch »Alte Brive«, in: NLM 22 (1844), S. 260 f. (1494. April 19.) sowie LM 1491–1496, fol. 312v (1494. Mai 31.). Aber auch über Gerüchte tauschte man sich aus, vgl. CDLS 6.1, S. 68 f.: Balthasar Herzog von Sagan an den Görlitzer Stadtschreiber Johann Bereit: Auf dem Tage zu Lüben, der unlängst abgehalten, sollst du erzählt haben, dass sich ein wunderlich geschichte sulde uff dem Moybin [= Oybin] begen haben, die du von einem Mönche aus dem Kloster gehört hättest. Schreib mir Näheres (1458. November 30.). Zu einem Arzt vgl. die Schreiben: Urkundenbuch 1, Nr. 380 (1492. August 27.); in der Abschrift Sauppes S. 493 f. steht: Nr. 361/380; im Regestenwerk Sauppe (2001), S. 301 gibt Fröde als Fundstelle Urkundenbuch 1, Nr. 365/380 an. Siehe auch LM 1496–1499, fol. 259v (1498. Mai 16.). Zu Conrad Pflügers Tätigkeit in Görlitz siehe unter anderem Bürger/Winzeler (2006), S. 75–89; Bischoff (2006) sowie Habenicht (2006) und zur Bitte der Oybiner den Brief im LM 1496–1499, fol. 21v (1496. März 28.). Vgl. LA 1512–1521, 106r–v. In Scultetus, Kürbuch, zum Jahr 1515 findet sich ein Vermerk, der die beiden Herren als Prokuratoren der veter uffem Oywin bezeichnet, jedoch dürfte Scultetus seine Information aus jener hier zitierten Stelle im LA 1512–1521 geschöpft haben. In Zittau hatten die Cölestiner ein eigenes Haus, den sogenannten Väterhof. In Görlitz ist eine solche Niederlassung nicht nachweisbar, jedoch waren Vertreter des Ordens regelmäßig zu Gast in Görlitz. Im Testament der Margaretha Schmied heißt es bei den Legaten: den vetern uffn Oywin uff das ehste zu wissen zuthun, uff das sie vor meyne sele beten, demnoch sie mir zugesagt haben, von wegen steter herberge, ßo sie bey mir gehabt haben. Vgl. ihre Testamente im Anhang A (1504. Oktober 15. und 1518. Dezember 11.). Vgl. LR 1488–1505, fol. 187r (anno 1498): Gregorius [Mösel?] der veter uffem Oywyn eingeleybter dyner. Siehe auch LM 1496–1499, fol. 273r–v (1498. Juni 21.). Zur Geschichte der Familie Wenscher/Wentscher vgl. Wentscher (1916).

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

ner Prior an den Rat, dass man beabsichtige, ein neue clein gestifte unsers ordens in Ludwigsdorf, welches zum Verkauf stehe, zu errichten, wozu auch der König schon seine Zusage gegeben habe. Man bat den Görlitzer Rat nun, den Verkauf an die Cölestiner zu gestatten. Der Rat antwortete, den Kauf vermitteln zu wollen und bat um einen Abgesandten des Klosters.642 Der Verkauf an die Cölestiner kam nicht zustande, weitere Einzelheiten sind aus den Oberlausitzer Quellen nicht zu erfahren. Die häufigsten Kontakte pflegten die Görlitzer mit den Oybiner Cölestinern im Bereich der praktischen Frömmigkeit. Drei Aspekte kristallisieren sich dabei aus den Quellen heraus: (1.) die Bestellung von Messen beim Oybiner Prior, (2.) die Auszahlung von Legaten an den Konvent und (3.) familiäre Kontakte von Görlitzer Familien zu Angehörigen, die fratres oder priores in jenem Kloster waren. Zum ersten Punkt: Bei den in Oybin bestellten Messen handelte es sich grob zusammengefasst um zwei Arten. Zum Ersten waren es sogenannte Kürmessen und Fürbitten, die der Görlitzer Rat bestellte und zum Zweiten waren es Seelenmessen, die Görlitzer Bürger als Gegenleistung testamentarischer Legate erbaten. Letztere werden im Abschnitt, der die Testamente und Legate zugunsten des Oybins behandelt, thematisiert. Hier geht es jetzt um die Messen des Rates. Es kann nicht gesagt werden, seit wann der Görlitzer Rat bei den Cölestinern Messen bestellte, die einen guten Verlauf und Ausgang der Ratskür, amtlicher Geschäfte oder Kriegszüge erbaten. Es ist wahrscheinlich, dass dies mindestens seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts der Fall war. Indirekte Hinweise darauf ergeben sich aus den Görlitzer Ratsrechnungen, in denen den Cölestinern Heringe, Honig oder anderes geschickt wurde, so wie dies später nachweislich für das Feiern von Messen als Gegengabe geleistet wurde.643 Mit Beginn der Überlieferung der Görlitzer Libri missivarum, die 642 643

Die beiden Briefe sind abgedruckt bei Pescheck (1840), S. 93 f. und 94. Siehe auch Sauppe (1903), S. 206. Vgl. CDLS 2.1, S. 577 ff. [RR]: Item den monchen uff dem Moybem [= Oybin] vor eine tonne heringe, die en meyne herrn von der stad wegen haben geschankt, 3 mr. gr., 1428. Dezember 24. (diese Eintragung ist in den Ratsrechnungen gestrichen). CDLS 4, S. 569 [RR]: Item den hern von Oywin vor confectionibus geschanckt 16 gr. (1449. Mai 31.), der Herausgeber Jecht übersetzt confectionibus mit süße eingemachte Früchte, es ist aber auch die Übersetzung Arznei möglich, vgl. ebd. Anm. 1. Siehe auch CDLS 4, S. 621 [RR]: Item Cristoff Utman an gelegem gelde zu Breslaw vor 1 tonne honig den hern uff dem Owin unde vor glosz zum kirchenfenster, doran kein den schossern vortretin unde das obrie ist uff dem schosbuche geschreben 13 sch. 8 gr. (zwischen Oktober 1449 und Oktober 1450). Das Glas ist nicht für den Oybin, wie es bisweilen in der Literatur zu lesen ist. Ebd. S. 636 [RR]: Item Cristoff Utman vor glasz zum fenster in der kirchin obir der hern stul unde vor 1 tonne honig den hern uff dem Owin 5 sch. gr. (1450. Juni 14.). Ebd. S. 781 [RR]: Item den hern uff dem Oywin vor 1 tonne honiges geschanckt 2 sch. minus 8 gr. (1453. Februar 18.). Vgl. ähnlich lautende Einträge ebd. S. 835 f. (1454. März 10.); S. 945 (1455. Dezember 7.); S. 1045 (1456/1457); S. 1075 (1457. November 13.); CDLS 6.1, S. 72 (1459. Januar 28.) und S. 128 (1460. März 2.). In einem Brief vom 16. Februar 1492 heißt es explizit, dass man den Cölestinern eine Tonne Heringe schicke mit der Bitte, den Rat in die Gebete einzuschließen, das er [= Gott] uns gnedig und barmhertzig sein, und alle unser sachen uff den

1.9 Gebet und Memoria für die Eliten – das Cölestinerkloster auf dem Berg Oybin

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Kopien der ausgehenden Briefe der städtischen Kanzlei enthalten, sind auch die Schreiben an den Oybin erhalten. Dort findet sich gleich im ersten Band ein Brief, in dem der Görlitzer Rat die Oybiner Cölestiner um Fürbitte wegen der 1488 bevorstehenden Heerfahrten ersuchte.644 Ein Jahr später schickte der Rat eine Tonne Heringe auf den Oybin und ersuchte in Zeiten schwerer Bedrängnisse um Fürbitte: […] unnd so wir dannen der angestalten fehde und krigslauffe halben, die nach nicht gantz gestillet unnd hingeleget sein, auch ander sachen unnd widerwertkeit halben suste bekommen und angefachten werden, haben wir zuflucht zu got unserem troster und eurer sammpnunge andacht und innigen gebeth; inn bsunderem vleiß bithende, wullet […] eure sammpnunge […] und auch den allmechtigen guttigen got ummbe einen tzeitlichen fride dißer und umlegenden lande und stethe und das her seinen gotlichen tzorn von uns wenden wulde, getreulichen bithen, domit wir und vil […] menschen, solichs schweren gadrengniß und großer widerwertikeit mochten entnohmen werden und in gutter ruhe sitzende gote den almechtigen dister vleißiger und baß ged[ienen?]. Gorlic dornstag nach Valentini.645

Je nach Zeitumständen wurden wegen der Pest oder bevorstehender Geschäfte derartige Bitten bis 1516 an den Prior auf dem Oybin gesandt, danach machte die Reformation solche Messgesuche überflüssig.646 Im Gegensatz zu den gerade besprochenen, eher sporadischen Gesuchen um Fürbitte, sind mit Beginn der Briefbücher

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besten weg schicken und fugen wulle, vgl. LM 1491–1496, fol. 76v; ähnlich ist der Brief vom 19. Februar 1489 formuliert, vgl. LM 1487–1491, fol. 126r–v. Zu den Kriegszügen vgl. die Schilderung der Zeitumstände im Abschnitt 1.3 zum Hl. Grab. Der Brief findet sich im LM 1487–1491, fol. 34r (1488. April 22.). Es folgen weitere Briefe des Rates wegen der Kriegsereignisse 1488, vgl. ebd. fol. 63v–64r (1488. Juli 7.) und ebd. fol. 126r–v. Vgl. LM 1487–1491, fol. 126r–v (1489. Februar 19.). Der Anfang des Briefes ist durch einen Wasserschaden ausgewaschen und deshalb hier mit Lücken wiedergegeben. Vgl. LM 1487–1491, fol. 235r (1490. Mai 7.); LM 1491–1496, fol. 76v (1492. Februar 16.); ebd. fol. 432r (1495. Juli 14.); LM 1496–1499, fol. 60r–v (1496. August 9.): Auf einer Cedula inclusa bittet der Rat den Konvent eine schone messe von dem mitleiden Marie der mutter gotes [zu] singen wegen schweren plag der pestilentz, die itzt an vil ummbeligenden ortern herscht und uber hand genommen hat und aus gotes vorhengniß ummbe unser sunden willen auch alhierher komen möchte, gnediglich entlediget und dorvor bewaret sein mugen. LM 1502–1505, fol. 225v (1504. Mai 5.): Der Rat bittet den Prior Andreas Swob in der kommenden Woche, welchs tag es am fuglichsten gescheen mag, eine messe von got dem heyligen geiste zu syngen etc., das dieser stat sachen und hendel uffen besten weg gewandt und zu guttem austrag komen mögen, seiner allmechtickeit zu lobe und eren, gemeinen nutz dieser stat, zu nutz und fromen und gedey und uns allen arm und reich zu selickeit etc. Pescheck (1840), S. 96 (1506. Dezember 27., Original unbekannt): Der Rat ersucht um Führbitten etlicher sachen halben und bittet um drey votiven, nemlich eine von der heyligen dreyfaldickeit, die ander vom heyligen geiste und die dritte von der reynen entpfoung Marie. LM 1515–1517, fol. 202r (1516. Mai 13.): Wir sein mit viln und manchfeldigen gescheften und hendeln, doraus auch (als zubesorgen) mit der zeit dieser stat und gemeinen […] beschwerung erwachsen mochte, beladen und bekummert etc., daher bittet der Rat um drey singende messen, eine von der hochwurdigen dreyfaldickeit, dy andere von der entphohung Marie der mutter gotes und dy dritte von allen gots heyligen.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

beinahe für jedes Jahr die Bestellungen von Kürmessen nachweisbar. Sie beginnen mit dem Jahr 1488 und enden 1523.647 Ostern 1525 wurde in Görlitz die »Reformation eingeführt« und der Rat verzichtet dann auf diese Form der Anrufung göttlichen Beistands. Für die Jahre, von denen keine Anfragen aus Görlitz überliefert sind, ist davon auszugehen, dass das Gesuch um eine Messe einem in Görlitz anwesenden Cölestiner mündlich vorgetragen wurde, so wie dies ein Brief belegt, der außerhalb der Briefbücher überliefert wurde: Der köhr halben des raths sein messen bestalt vffem Oywyn durch etzliche vater, dy alhie sein gwest, vnd ist nicht geschriben, als andere jar.648

Die Bittbriefe um eine Messe zu Ehren der »Heiligen Jungfrau Maria«649, die ca. ein bis zwei Wochen vor Egidii (1. September), dem Termin der Ratskür, abgesandt wurden, haben fast immer den gleichen formelhaften Wortlaut. So heißt es in der Anfrage vom 30. August 1490: An vater uffem Oywenn. Unsern willigen dinst zuvor wirdiger und andechtiger her, bsunder gutter gonner. Ir habt ane tzweivel gut wissen, das wir nach guttem altherkommen uff den tag sancti Egydy die kuhre des rathes bey uns pflegen zu halden. Unnd so uns arm und reich und der gantzen gemeinde suste vil doran gelegen ist, bithen wir euere wirdickeit in bsunderem vleiß fruntlichen, wollet mit […] euere sammnunge so ir zu euere innickeit und andacht sein werdet, den almechtigen got bithen, solicher rathskuhr und ander unser sachen uffs bequemste und beste nach seinem gotlichen willen zuschicken, und domit euere gebete und innickeit bey gote dister eher irhort werde morgen ader biß mitwoch eine votive von

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Vgl. LM 1487–1491, fol. 78v (1488. August 27.); ebd. fol. 277v (1490. August 30.); LM 1491–1496, fol. 14r (1491. August 27.); ebd. fol. 146r (1492. August 26.) und dazu die Antwort des Priors im Urkundenbuch 7, fol. 86 (alte Nr. 80), Abdr.: Pescheck (1846), S. 312 f., Reg.: VOU Heft 9–20, S. 15 (1492. August 27.); LM 1491–1496, fol. 230v (1493. August 24.); ebd. fol. 343r–v (1494. August 29.); ebd. fol. 438r–v (1495. August 27.); LM 1496–1499, fol. 60r–v (1496. August 9.); ebd. fol. 165v (1497. September 6.); ebd. fol. 312r (1498. August 27.); LM 1499–1502 (Altverlust), Abdr.: Pescheck (1840), S. 95 f. (1500. August 31.); LM 1502–1505, fol. 141r (1503. August 31.); LM 1505–1508, fol. 4v (1505. September 6.); ebd. fol. 126r–v (1506. August 25.) und dazu die Antwort des Priors: Original unbekannt, Abdr.: Alte Brive, in: NLM 22 (1844), S. 261; Urkundenbuch 7, fol. 142r, Nr. 132a, Reg.: VOU Heft 9–20, S. 80 (1508. November 18.); für 1509 ist keine Anfrage des Rates überliefert, aber die Antwort des Priors: RA Görlitz, Oybin Varia, ohne Signatur (1509. August 31.); gleiches gilt für 1510, die Antwort des Priors ebd. (1510. August 30.); ebd. eine Anfrage des Rates (1511. August 25. [?]); LM 1510–1512, fol. 395r–v (1512. August 29.); LM 1512–1515, fol. 171v (1513. August 23.); LM 1515–1517, fol. 22v (1515. August 18.); LM 1515–1517, fol. 260r (1516. August 26.); LM 1517–1520, fol. 1r–v (1517. August 27.); LM 1517–1520, fol. 315v (1519. August 19.); LM 1520–1523, fol. 56r (1520. August 27.) und LM 1520– 1523, fol. 527r–v (1523. August 26.). Vgl. Oybin Varia (ohne Signatur), 1511. August 25 [?]. Vgl. zu Formen und Funktionen stadtbürgerlicher Marienverehrung Schreiner (1995), S. 217–221.

1.9 Gebet und Memoria für die Eliten – das Cölestinerkloster auf dem Berg Oybin

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unser lieben frauen ire heyligen entpheung 650 singen. Als wir uns gentzlichen vorstehen thuen werdet, wollen wir ummbe euer wirdickeit und die gantze sampnunge alletzeit gerne vordinen. Geben montag nach decollationis Johannis [30. August 1490].651

Der Oybiner Prior antwortete dann beispielsweise: […] unnd byn zu willen uff nehste montag angesyntt ampt unnd messen zu syngen verordyn, […] den brudern zu gebett bevolen vor gemeyner stadt gedey unnd selicheit zu bitten […]. Dornstag am tage Ruffi [27. August] anno 1506.652

Als 1496 wegen der Pest die Ratskür auf den 17. August vorverlegt wurde, bat man die Cölestiner, die Kürmesse bis mitwoch nach assumptionis Marie zu feiern, seiner götlichen allmechtikeit zu lob und eren und arm und reich dißer stat zu nutz, fromen und selicket.653 1512 bestellte der Görlitzer Rat nicht nur eine, sondern drei Messen zur Ratskür und zwar: […] drey singende messen, eine von der allerheyligen dreyfaltigckeit, dy ander vom heyligen geiste und die dritte von der entpfohung Marie der mutter gotis halden und begehen und den barmhertzigen ewigen got demutiglich anruffen und bitten.654

Darunter steht von der gleichen Hand geschrieben: Es sein im closter alhie auch drey messen bestalt, eine de sancte trinitate, dy ander de sancto spiritu, dy dritte de annunciatione virginis gloriose.

Diese Notiz ist einer der wenigen Hinweise, dass auch im Görlitzer Franziskanerkloster Kürmessen und wahrscheinlich auch Fürbitten für die Geschäfte des Rates zelebriert wurden.655 Da man an das in unmittelbarer Nähe zum Rathaus gelegene

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In anderen Briefen heißt es unser lieben frauen zcu lob und zcu eeren von irer heiligen entphahung ein schone messe [zu] singen, vgl. beispielsweise LM 1491–1496, fol. 146r. Entphahung Marie bedeutet Marie Verkündigung. 1498 bestellte der Rat ein schonmesse zu singen de conceptionis beate virginis fur die ratskür, vgl. LM 1496–1499, fol. 312r. 1507 wünschte man eine schone messe von der heiligen dreyfaltigkeit, LM 1505–1508, 262r–v. Vgl. LM 1487–1491, fol. 277v. Original unbekannt. Abdr.: Alte Brive, in: NLM 22 (1844), S. 261. Vgl. LM 1496–1499, fol. 60r–v. Vgl. LM 1510–1512, fol. 395r–v. Ein Jahr später werden zwei Messen bestellt: de trinitate und de annunciatione Marie, vgl. LM 1512–1515, fol. 171v (1513. August 23.), desgleichen 1515: LM 1515–1517, fol. 22v (1515. August 18.). Vgl. weitere Hinweise im LM 1517–1520, fol. 315v: Rathes köhr. Sexta post assumptione Marie [19. August] 1519 hat man an die väter uffen Oywyn geschrieben und messen bestalt wie andere jare. Unde notulam 1517 quinta post Bartholomei [27. August]. Im closter alhy sein auch drey schone messen bestalt. LM 1520–1523, fol. 56r. Köhr des rathes belangende, hat man an die väter uffem Oywin gschriben und drey messen bestalt, wie andere jare, auch alhy im closter. 3. post

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

Kloster keine Briefe schrieb, wurden derartige Messbestellungen nicht in den Libri missivarum überliefert. In den Quellen des Klosters oder den Stadtbüchern finden sich ebenso keine Hinweise darauf. Am 27. August 1517 bestellte der Rat wieder drei Messen, wobei er diesmal eine Messe zu Ehren der Hl. Anna wünschte: So denn kein gut werg ane hulff und beystant des allmechtigen und ewigen gotes angehaben und vil weniger volendet werden mag, bitte der Rat um drey singende messen, eine von der allerheyligen dreyfaldickeit, dy ander von der reynen entphohung Marie der mutter gotis und dy dritte von der heyligen frauen s. Annen.656

Dieselben Messen erbat der Rat 1520 und 1523, dem letzten Jahr einer überlieferten Messbestellung.657 Mit dem Einzug der Reformation in der Oberlausitz Mitte der Zwanzigerjahre des 16. Jahrhunderts endeten ebenfalls die Bestellungen von Seelenmessen auf dem Oybin durch Görlitzer Bürger. Bis in jene Jahre war der Konvent oft von wohlhabenden Görlitzern testamentarisch bedacht worden. Die ersten nachweisbaren Legate für den Oybin finden sich nicht in einem Testament, sondern in den Görlitzer Ratsrechnungen, die mit Lücken seit 1375 erhalten sind. Dort wird dem Oybiner Kloster 1451 Geld überwiesen, dass wahrscheinlich aus dem Nachlass eines Meisters Kratzberg stammte.658 Für den gesamten Untersuchungszeitraum sind bisher 509 Testamente nachweisbar, von denen 60 den Oybin begünstigen. Das mag wenig erscheinen. Berücksichtigt man jedoch die Tatsache, dass etwa ein Drittel von jenen sehr wohlhabenden Görlitzern, die durch ihre umfangreichen Stiftungen und zahlreichen kirchlichen Legatsempfänger in ihren Testamenten besonders hervorstechen, den Oybin bedachten, ergibt sich ein etwas anderes Bild.659 So finden sich unter den Testatoren und Testatorinnen viele, die zu politisch aktiven Görlitzer Familien gerechnet werden können. Darunter sind Handwerker, Händler und Mitglieder der im Rat sitzenden Familien Selige, Walde, Braun, Uthman, Canitz, Kretzschmer, Fichtner, Mondenschein, Tilicke, Kochel, Seifensieder, Brückner, Zwinling, Schneider, Schwofheim, Kirchoff und Wainmann.660 Der größte Teil der Görlitzer

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Bartholomei [28. August] 1520. Für die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts belegen zudem die Ratsrechnungen Ausgaben für Votivmessen, vgl. CDLS 4, S. 299 f., 508, 636 und 840. Vgl. LM 1517–1520, fol. 1r–v. Vgl. LM 1520–1523, fol. 56r (1520. August 27.) sowie LM 1520–1523, fol. 527r–v (1523. August 26.). Vgl. CDLS 4, S. 674 [RR]: Item den herren uff dem Oywin von meister Cratczbergers wegin in bescheiden 8 sch., doran gericht 2 sch. gr. (1451. Februar 14.) sowie ebd. S. 685: Item den hern uffem Owyn an meister Kraczberges gelde 2 sch. gr. (1451. September 26.). Siehe auch ebd. S. 681 [RR]: Item den hern vom Oywin, das Jeronymus stulschreiber gehobin hat, 1 sch. gr. (1451. Juni 20.). Als Gesamtheit jener besonders hervortretenden Görlitzer Familien wurden die Testamente und Legate in Anhang A zu Grunde gelegt. Vgl. in den Stadtbüchern bzw. im Anhang A die Testamente und Legate unter 1462. März 17.; 1474. März 15.; 1475. September 2.; 1484. Januar 22. (LO 1434–1483, fol. 134r, Reg.: VOU Heft

1.9 Gebet und Memoria für die Eliten – das Cölestinerkloster auf dem Berg Oybin

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Testamente wurde in den Jahren zwischen 1475 und 1520 verfasst, also in der wirtschaftlichen Blütezeit der Stadt Görlitz. Daraus ergibt sich die Häufung der den Oybin betreffenden Testamente im gleichen Zeitraum und die Beobachtung, dass die Ausbreitung der Reformation ab 1525 hier nicht als »die« Zäsur angesehen werden kann, weil die Zuwendungen für den Oybin und für die Görlitzer Gotteshäuser bereits vor der Reformation abnahmen. Zu den bei den Cölestinern bestellten Seelenmessen lässt sich Folgendes feststellen. Es kann davon ausgegangen werden, dass alle Testatoren für ihre Legate an die Cölestiner erwarteten, in deren Gebetsgedenken aufgenommen zu werden, ebenso wie dies immer von den im selben Atemzug genannten Görlitzer Franziskanern begehrt wurde. Explizit wird dieser Wunsch aber nur in einigen Testamenten formuliert. So erbat der Ratsherr Peter Walde in einem seiner Testamente bei den Cölestinern und den Görlitzer Franziskanern 30 Seelenmessen.661 Der Bürgermeister Nikolaus Mondenschein wünschte für die legierten 15 mr. eine ganze Vigil und eine Seelenmesse, sechs Dreißigermessen mit Vigilien für ihn, seine Eltern und seine Frau sowie in das Totenbuch der Cölestiner eingeschrieben zu werden.662 Als Mondenschein 1494 starb, verfasste der Görlitzer Stadtschreiber folgenden Brief an die Oybiner Mönche: An den vater Vincentium priorem uffem Oywen. Unsern fruntlichen dinst zuvor wirdiger andechtiger vater bsunder gutter gonner. Der ersame Niclaß Mondenscheyn, unser eldster und rathsfrund, dem got selige, hat bey seinem leben sein testament und leczten willen bey uns an krefftigen sollen [?] gemacht und in unser stadbuch vortzeichen lassen. Das under andern inneholdet, das nach seinem tode von seinen gelassenen gutter eurer sampnunge 15 mr. werden und gefallen sulden, dorumbe, das ir i[h]n balde nach seinem tode mit einer gantzen vigil und selemesse singende begehen und dortzu 6 dreissigste mit vigilien […]lesen vor i[h]n, Peter Mondenschein seinen vater, Barbaran seine Mutter und Margarete seine hausfrau halden suldet und sie inn euer totenbuch schreiben lossen. Dieweil danne der gnannte Niclaß Mondenschein diße vorgangene nacht nach dem willen gotes vorstorben ist, geben wir sulchs euer wirdickeit zuerkennen, ungetzweivelt werdet sulchen seinen letzten willen annehmen; und demselbigen also fulge thuen, wollen wir fruntlichen ummbe euer 663 wirdickeit vordinen. Geben quinta post conceptionnis Marie [11. Dezember 1494].

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7–8, S. 151); 1487. Juli 29. (LA 1484–1490, fol. 168r–169v; Reg.: VOU Heft 7–8, S. 159; Abdr.: Pescheck [1840], S. 99 f.; siehe auch LR 1470–1488, fol. 186v; Reg.: VOU Heft 7–8, S. 159); 1489. November 13.; 1493. April 5.; 1493. August 27.; 1494. Juli 8.; 1498. Februar 17.; 1498. Oktober 16.; 1499. September 13.; 1499. Dezember 27.; 1505. Januar 26.; 1505. März 18.; 1508. August 11.; 1508. August 15. (nach); 1510. Juni 11.; 1514. Mai 30.; 1520. Juni 2. sowie 1521. September 3. Siehe auch zur Familie Uthman Oettel (1995). Vgl. das Testament des Peter Walde im Anhang A (1474. März 15.) und die Hinweise ebd. auf seine mehrfach geänderten Testamente. Vgl. das Testament des Nikolaus Mondenschein im Anhang A (1494. Juli 8.). Vgl. LM 1491–1496, fol. 373r–v.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

Im Testament der Barbara Weißgerber aus demselben Jahr heißt es, dass sie den vätern uffem Oywyn, do sie bruderschaft hat, 6 mr. vermacht.664 Anna Ossiger formulierte 1508 in ihrem Testament ähnlich: Item den vätern uffen Oywyn sal man geben 10 mr. durch heren Petern Herman iren bruder, das sie wolden sie mit irem geschlechte schreiben inn ire bruderschaft.665

Margaretha Kretzschmer vermachte 1497 den Cölestinern 1 fl. ung. und 1 sch. gr. für XXX messen.666 Angesichts des relativ niedrigen Geldbetrags dürfte es sich um eine Dreißigermesse und nicht um 30 Messen handeln. Einen sehr engen Kontakt zum Oybin pflegte wohl auch Margaretha Schmied, denn in ihrem letzten Willen forderte sie die Testamentsvollstrecker nach ihrem Ableben auf … … den vetern uffn Oywin uff das ehste zu wissen zuthun, uff das sie vor meyne sele beten, demnoch sie mir zugesagt haben, von wegen steter herberge, ßo sie bey mir gehabt haben.667

Das letzte Testament, in dem Legate für Seelenmessen auf den Oybin gegeben werden, datiert auf den 3. September 1521. Wenzel Wainmann, der Älteste der Tuchmacher, schenkte darin den Cölestinern zwei weiße Fordertuch: und beger dorvor eyn dreysigistenn [= Dreißigermesse] tzu lesenn und meyner armen selen sullen sie nicht vorgessenn vor sie zubittenn.668 In keinem der untersuchten Testamente genoss das Cölestinerkloster eine besonders herausgehobene Stellung. In die Empfängerhierarchie der Görlitzer Testamente lässt sich das Kloster nur sehr grob einordnen. In keinem Fall erhielt es das höchste aller Legate. In der Regel bewegt es sich auf einer Ebene mit dem Franziskanerkloster hinter der Pfarrkirche. Manchmal bekam es höhere Legate als jenes Kloster, andere Male weniger. Auffällig ist, dass in Testamenten, die die Cölestiner berücksichtigen, oft auch andere Klöster neben dem Görlitzer Franziskanerkloster Legate erhielten, so zum Beispiel die Frauenklöster in Lauban und Naumburg am

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Vgl. das Testament der Barbara Weißgerber im Anhang A (1494. August 28.). Vgl. das Testament der Anna Ossiger im LR 1505–1516, fol. 86v–88r (1508. August 25.). Anna Ossiger war mit der Stifterin des Altars in der Hl.-Kreuz-Kapelle, der Katharina Schwetz, verwandt. Der genannte Peter Hermann war Altarist ebd., siehe dazu den Abschnitt 1.3, S. 83 ff. zur Hl.-Kreuz-Kapelle. Vgl. das Testament der Margaretha Kretzschmer im Anhang A (1497. Januar 18.). Vgl. das Testament der Margaretha Schmied im Anhang A (1504. Oktober 15.). In ihrem zweiten Testament wiederholt sie diese Worte: Item ich begere unnd ist mein letzter wille, das mein todt denn vettern uff dem Owynn uffs eheste vorkundet werde, uff das sye vor meyne sele bitten, wie sie mir das stetter herberge halbe, so sie be mir gehabt, zuthun zugesagt haben. Vgl. ebd. (1512. Oktober 12.). Vgl. das Testament des Wenzel Wainmann im Anhang A (1521. September 3.).

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Queis669, das Kloster in Sorau sowie das Dominikanerkloster St. Albrecht in Breslau670, das Kloster zu Grünberg671, die Mönche zu Kempnitz sowie die regel nonnen alhier in Görlitz672, das Zisterzienserinnenkloster Marienthal (closter gen Ostrys)673, das Kloster St. Augustinus in Breslau674 und das Reichenkloster zu Sagan675. Bemerkenswert ist weiterhin, dass jene Testamente überwiegend von Frauen verfasst wurden. Selten werden dabei konkrete Personen oder Familienangehörige als Empfänger im Kloster genannt. Es scheint so, dass die Testatorinnen den klösterlichen Lebensformen eine besondere Wertschätzung zumaßen. Es wurde bereits gesagt, dass die Cölestiner und die Görlitzer Franziskaner in Bezug auf das Totengedenken in den Testamenten in etwa gleich behandelt wurden, dennoch bleibt die Frage, warum die Görlitzer Oberschicht die Nähe zum ca. 40 km entfernten Cölestinerkloster suchte, wo doch an derselben Straße in nur 20 km Entfernung ein viel älteres Zisterzienserinnen-Kloster lag – das 1234 gegründete Marienthal.676 Die Begründung, dass es sich beim Oybin um eine prestigeträchtige kaiserliche Gründung handelte, reicht nicht aus, zumal die Kontakte erst lange nach Karls IV. Tod intensiviert wurden. Um einer Antwort näher zu kommen, müsste man die Frage beantworten, was denn die Görlitzer überhaupt vom Cölestinerorden wussten. Die Klöster und Niederlassungen der Franziskaner, Dominikaner, Augustiner und Zisterzienser waren in der Oberlausitz und dem Deutschen Reich zahlreich vertreten und die Bettelorden sogar in jeder größeren Stadt, aber die Cölestiner waren ein Einzelfall. Nördlich der Alpen gab es nur die kleinen Filialen in Prag (1368– 1420), in Schönfeld bei Dürkheim (1472–1502) und auf dem Königstein bei Dresden (1516–24). Zur Zeit der besten Beziehungen zwischen Görlitz und dem Oybin war jenes Kloster also das einzige nördlich der Alpen – was als Besonderheit per se sicher schon Anziehungskraft ausübte. Dennoch dürfte der Orden den Görlitzern kein unbekannter gewesen sein. Gesandte, Pilger und Studenten aus Görlitz lassen sich in Italien nachweisen, wo die Cölestiner zu Beginn des 15. Jahrhunderts 96 Konvente

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Vgl. das Testament der Katharina Riemer im Anhang A (1477. April 29.). Ein Legat für Naumburg ist auch in den Testamenten der Margaretha Kretzschmer ebd. (1498. Oktober 16.) und der Margarethe Seifert ebd. (1508. Juli 21. sowie 1515. Oktober 27.) nachweisbar. Vgl. das Testament der Barbara Fichtner im Anhang A (1493. August 27.). Vgl. das Testament des Nikolaus Mondenschein im Anhang A (1494. Juli 8.). Vgl. das Testament der Margaretha Kretzschmer im Anhang A (1497. Januar 18.) und zu den Regelnonnen bzw. Terziarinnen den Abschnitt 2.3.3, S. 307 ff. Vgl. im Anhang A die Testamente der Anna Töpfer (1506. April 27.) und Elisabeth Frenzel (1519. Juli 15.) sowie der Anna Ossiger im LR 1505–1516, fol. 86v–88r (1508. August 25.). Vgl. das Testament der Ursula Schwebel im Anhang A (1509. Januar 31.). Vgl. das Testament der Margarethe Seifert im Anhang A (1515. Oktober 27.). Vgl. Dannenberg (2008), der die Stiftung des Klosters neuerdings den Burggrafen von Dohna und nicht dem böhmischen Königshaus zuschreibt.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

besaßen.677 So studierten zum Beispiel einige Oberlausitzer in Bologna die Rechte, wo neben Dominikanern, Franziskanern und Augustinern auch die Cölestiner ein eigenes »Studium« unterhielten.678 Aus der Görlitzer Familie Canitz waren drei Männer nachweislich Oybiner Cölestiner und einer ihrer Brüder (?) – Bernhard Canitz – hatte in Bologna studiert.679 Ebenso hatte Christian Pedeck, der Protonotar der böhmischen Kammer in Prag und spätere Cölestiner, in Bologna studiert (1472).680 Leider gibt es noch keine italienischen Arbeiten, die abgesehen von der Geschichte einzelner Ordenshäuser, das Verhältnis der Cölestiner zum Beispiel zu städtischen

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Zu den Gesandten vgl. die Indices zu den CDLS Bänden und zu den Pilgern vgl. Speer (2007) sowie Speer (2010). Die Zahl der Konvente findet sich bei Göbbels (2002), aber mit anderen Angaben in Paoli (2004), S. 47: nach Giacomo da Lecce soll es 1547 in Italien 101, in Frankreich 19 und in Germania zwei Konvente gegeben haben. Vgl. Borchardt (2006), S. 259 f. zu Professoren an italienischen Universitäten aus den Reihen der Cölestiner. Zu Oberlausitzer Studenten in Italien liegen noch keine zusammenfassenden Untersuchungen vor. Bisher sind folgende Görlitzer an der Universität in Bologna nachweisbar: 1301 Dominus Johannes de Gorlitze (Knothe [1895], S. 137); 1425 Vincenz Schwofheim (Wentscher [1928b], S. 47). Bernhard Canitz war 1484 Student in Bologna und 1498 als doctor iuris utriusque bischöflicher Offizial zu Meißen, vgl. Knothe (1895), S. 138, siehe auch ebd. S. 136–139: »Oberlausitzer in den Matrikeln von Bologna 1301–1547« und Knothe (1879), S. 143; drei Männer aus der Familie Canitz waren Cölestiner auf dem Oybin. Doktor Caspar Emerich, Sohn des berühmten Georg Emerich, war 1496 Student in Leipzig und 1498 ebd. baccalaureus philosophiae. Am 24. April 1501 wurde er in Bologna zum iuris utriusque doctor promoviert (Zonta [2004], S. 112, 207 f.) und 1502 erneut in Bologna inskribiert (zur gleichen Zeit wie Jakob von Salza, mit dem er schon in Leipzig studiert hatte, der 1507 Prokurator der »Deutschen Nation« in Bologna wurde, 1508 sein juristisches Doktorexamen ablegte und 1520 Bischof von Breslau wurde, vgl. Zonta [2004], S. 58, 116, 375). 1504 war Caspar Emerich Rektor der Juristenfakultät in Bologna und 1505 kehrte er nach Görlitz zurück. Bereits vor seinem Italienaufenthalt wurde er canonicus in Bautzen und Glogau. Darüber hinaus hatte ihm sein Vater Georg Emerich versucht, Pfründen in Breslau (1505 Domkanonikat, 1506 Domkustos) dauerhaft zu sichern, was nicht gelang. Von 1507 bis 1522 war er Dekan des Bautzener Domstifts, vgl. Knothe (1895), S. 138; Knothe (1879), S. 178; Jecht (1892b), S. 135; Jecht (1926), S. 301 und Zimmermann (1938), S. 239 ff. Des Weiteren findet sich 1507 Dominus Johannes Kuchel Gorlicesis (aus der gleichnamigen Görlitzer Ratsherrenfamilie?) in der Matrikel von Bologna, vgl. Knothe (1895), S. 139. Matthias, der Sohn des Bürgermeisters Bernhardin Melzer, sollte 1510 ebenfalls nach Italien zum Studium geschickt werden, vgl. SRL N. F. 3, S. 186, Zeile 38. Zum »Cölestiner-Studium« in Bologna vgl. Benati (1992). Zu den eingeschriebenen Studenten in Bologna ab 1384 vgl. Dallari (1888), S. 186 f., speziell zu deutschen Studenten vgl. Knod (1899), S. 113 und zu den Rektoren des 16. Jahrhunderts vgl. Simeoni (1940), S. 14. Mindestens ein weiterer Nachfahre von Georg Emerich studierte in Bologna – Johann Emerich (1581), vgl. Zonta (2004), S. 208 und die dort aufgeführten Träger des Namens Emmerich (Emerich). Siehe zu den Karrieren deutscher Studenten nach ihrem Studium in Italien Sottili (1996), besonders zu Bologna S. 62 ff. Vgl. Sauppe (1910).

1.9 Gebet und Memoria für die Eliten – das Cölestinerkloster auf dem Berg Oybin

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Eliten untersuchen.681 Aus Frankreich liegen hingegen einige derartige Studien vor. Die französischen Verhältnisse sind in Bezug auf den Oybin nicht uninteressant, weil nach dem Scheitern des Aufbaus einer »Cölestinerprovinz Germania«, das Oybiner Kloster mit zeitweiliger Unterbrechung seit 1426 zur französischen Provinz gehörte.682 In Frankreich hatten die Cölestiner, gefördert durch Karl V. († 1380) und Karl VI. († 1422), im 14. und 15. Jahrhundert ihre Blütezeit erlebt und im 17. Jahrhundert noch 21 Klöster besessen. Den Angehörigen des Pariser Konvents, der das Zentrum der französischen Provinz war, billigte Karl V. sogar die gleichen Rechte zu wie den königlichen Sekretären, und in ihren Mauern beherbergten die Cölestiner die »Bruderschaft der Notare und Sekretäre des Königs«. Ein vergleichbares Privileg war den Oybiner Cölestinern verliehen worden, die als königlich böhmische priviligati capellani unter besonderem königlichen Schutz standen.683 Bis auf die üblichen Privilegienbestätigungen nach dem Wechsel des Herrschers lassen sich jedoch bisher keine besonderen Kontakte zwischen den böhmischen Königen und dem Oybin nachweisen. In der Pariser Cölestiner-Kirche hingegen ließen sich neben einigen französischen Königen vor allem die Mitglieder des herzoglichen Hauses Orleans beisetzen.684 Die französischen Cölestiner hatten also durch ihre Nähe zu Papst- und Königtum ein besonderes Prestige, was sich ebenfalls in der Stiftungstätigkeit für diesen Orden niederschlug. Eine Untersuchung des Avignoneser Nekrologiums von 1422 hat gezeigt, dass alle sozialen Gruppen unter den Stiftern vertreten waren, aber besonders stark les élites de l’argent, du pouvoir ou savoir voisinent dans le obituaires avec le menu peuple des jardiniers et autre petits métiers peu rémunérés.685 Ähnliches bestätigt eine Untersuchung des Nekrologiums des Cölestinerklosters von Marcoussis aus dem Jahr 1539. Dort heißt es außerdem, dass die Cölestiner in Marcoussis Tag 681

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Zu den italienischen Cölestinern vgl. die Beiträge des Sammelbandes Celestini (1995), Cattana (1975), Marinangeli (1999), Picasso (2001) sowie Borchardt (2006), dessen Literatur allerdings zum Teil nur auf dem Stand von 1994 ist; siehe ebd. S. 48–63 wie Mitglieder des Hauses Anjou bis in die Sechzigerjahre des 14. Jahrhunderts die Cölestiner in Süditalien förderten und diese mit ihrem Totengedächtnis beauftragten. Einen Überblick zu Forschungen und vor allem Quellen des Archivio segreto Vaticano die Cölestiner betreffend bietet Paoli (2004) und ebd. S. 85 bis 112 einen Überblick zur Struktur und zur Verfassung des Ordens. Vgl. Sauppe (1892), der Abdruck des Briefes ebd. S. 318 f., das Regest im ZUB S. 330, Nr. 1575. Siehe auch Knothe (1893), S. 81–85 und Carpzov, Analecta 1, S. 166. In den Vatikanischen Archiven gibt es keine Dokumente, die die wechselnde Provinzzugehörigkeit des Oybins erhellen könnten, vgl. Paoli (2004), S. 23. Borchardt (2006), S. 199 schreibt zu diesem Problem: Oybin bleibt in der Schwebe; im Prinzip bildete Alemania oder Bohemia eine eigne Provinz, wurde aber meist von der Ordenszentrale einfach vergessen. Siehe auch ebd. S. 216. Vgl. den Abdruck des Stiftungsbriefs in Carpzov, Analecta 1, S. 164 und das Regest im ZUB S. 99. Vgl. die Namen der königlichen Räte in Borchardt (2006), S. 92 f. und 161. Vgl. zu den französischen Cölestinern Oury (1992/93), Comte (1996), Antonini (1997) und die Arbeit von Marinangeli (1999) sowie das Zitat in Comte (1996), S. 241. Zu den Äbten der französischen Provinz vgl. Marinangeli (1966), S. 376–381.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

und Nacht für das Seelenheil der Verstorbenen beten sollten.686 Die Memoria für gesellschaftliche Eliten war demzufolge eine wichtige Aufgabe der französischen Cölestiner. Es lässt sich nicht beweisen, jedoch liegt es nahe, dass sich die Görlitzer der Einzigartigkeit des Ordens nördlich der Alpen und seines Prestiges in Frankreich und vielleicht auch in Italien bewusst waren, und dass sie ihn daher gezielt für die eigene Memoria auswählten. Neben den Merkmalen Einzigartigkeit und Prestige übte der Oybin sicher auch durch seine Bibliothek und sein Geistesleben Anziehungskraft aus. Wie streng sich das Oybiner Klosterleben gemäß der Benediktsregel und den Konstitutionen687 tatsächlich an die vollkommene individuelle Armut, äußerst strikte Fastenregeln, strenge Bußübungen sowie Gottesdienste und Andachten bei Tag und Nacht hielt, kann nicht gesagt werden. Visitationsprotokolle sind nicht erhalten, aber auch keine Beschwerden über Unordnung im Kloster.688 Neben den täglichen Pflichten im Kloster hatten die Oybiner Cölestiner jedoch die Zeit und das Geld, eine kleine Bibliothek anzulegen. Einige Oybiner verfassten selbst verschiedene Abhandlungen zur Bibel oder über das Mönchsleben, die dann in der klostereigenen Werkstatt eingebunden wurden.689 So sind zum Beispiel Schriften des Johann Cottbus von Sommerfeld, des Johannes von Bobersberg und des Michael von Schwiebus überliefert.690 Als den Jesuiten im Jahr 1555 der Oybin übertragen wurde, sie ihn aber 1562 wieder verließen, um ihre neue Niederlassung in Prag – das »Clementinum« – zu beziehen, nahmen sie die Bibliothek mit. Von dort gelangte ein Teil der Bücher in die Prager Universitätsbibliothek, wo sich die Handschriften und Drucke noch heute befinden.691 Dass es auf dem Oybin oder in Zittau eine von den Cölestinern geführte La686

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Vgl. Le livre du chapitre, S. 25. Das Totenbuch findet sich auf den Seiten 105 bis 146, vgl. zur Geschichte der französischen Cölestiner das Vorwort ebd. Zum Totengedächtnis bei den Cölestinern siehe auch Borchardt (2006), S. 231 ff. Vgl. zur Ordensverfassung und den Konstitutionen Borchardt (2006), S. 171–196 und 219–262. Bisher ist nichts über erhaltene Visitationsdokumente bekannt, jedoch könnten die noch nicht erforschten Pariser Bestände der »Bibliotheque de l’Arsenal« derartige Schriften enthalten, da der Oybin seit 1426 zur französischen Cölestinerprovinz gehörte und von dort aus visitiert worden sein wird, vgl. zu den Archivbeständen vorerst Antonini (1997). Zu den Einbänden der Oybiner Klosterbibliothek vgl. Schunke (1996), S. 213, Tafel 312, Abb. 19; Tafel 15, Abb. 375; Tafel 183, Abb. 440 sowie Kyriss (1951–1958), Textband, S. 28 sowie Tafelband, S. 93 f.: Nachweise von 27 Handschriften und 48 Drucken aus Oybin in der Prager Nationalbibliothek (Bestand Clementinum) sowie in der Bibliothek des Klosters Strahov, siehe auch ebd. Tafel 60, Abb. 11 und Tafel 61, Abb. 1 sowie Schmitt (1999). Zu Johann Cottbus von Sommerfeld vgl. Sommerfeldt (1909). Zu den Schriften des Priors Johannes von Bobersberg und des Subpriors Michael von Schwiebus vgl. Pescheck (1846), S. 298; Pescheck (1857), S. 290 f. sowie Sauppe (1892), S. 317. Zu einzelnen Werken aus der Oybiner Bibliothek und zu dort verfassten Handschriften, die sich in Prag befinden, vgl. Balbín (1777), Bd. 2, S. 23, 32 und 45; Pescheck (1888), S. 26 f.; Schmidtmayer (1904); siehe auch ZUB S. 361, Nr. 1714a. Zu Handschriften, die sich in Breslau befinden, vgl. Pescheck (1846), S. 298 ff.; Pescheck (1857), S. 290 f. sowie Sauppe (1892), S. 317;

1.9 Gebet und Memoria für die Eliten – das Cölestinerkloster auf dem Berg Oybin

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teinschule gegeben haben soll, findet in den Quellen keine Erwähnung, wird aber in der Literatur immer wieder gern behauptet.692 Die überregionale Anziehungskraft und Wertschätzung der Oybiner Cölestiner verdeutlicht zum Beispiel auch die Tatsache, dass Christian Pedeck, Notar der königlichen Kanzlei in Prag, 1492 (?) in den Orden eintrat.693 Des Weiteren lobte der böhmische Adlige und Humanist Bohuslav Lobkowitz von Hassenstein († 1510), der spätestens 1503 selbst auf dem Oybin gewesen war, um wieder körperlich zu Kräften und zu neuem seelischen Mut zu gelangen, in einem Brief von 1501 an Johannes Domaslavius die doctrina, pietas, religio und die sanctimonia vitae der Oybiner Cölestiner in den höchsten Tönen, ja dass er durch sie erst die wahre humanitas erkannt habe.694 Auf dieses Lob verwies später sogar der Görlitzer Humanist und Historiograph Christoph Manlius († 1575) in seinem Oberlausitzer Geschichtswerk.695

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zu je einer Handschrift in Bürgstein und in Zittau vgl. Pescheck (1840), S. 85; zu einer Handschrift ehemals in Görlitz, vgl. Manlius, S. 28 und den Nachtrag ebd.; siehe auch Pescheck (1838), S. 328 ff. Vgl. zu Zittau auch den Gesamtkatalog der Wiegendrucke, Bd. 5, Sp. 421 ff., Nr. 5432. Zum Bestand von Oybiner Manuskripten und Drucken in Prag vgl. die Bibliotheksgeschichten von Petzold (1840), der im Wesentlichen auf Pescheck (1840) basiert, und Tobolka (1959), S. 31 ff. sowie das Spezialinventar von Urbanková (1957), S. 9. Siehe auch den Überblick Hlaváček, I. (2006) und die dort nachgewiesenen Oybiner Handschriften und Drucke in Berlin, Breslau und Wien sowie Borchardt (2006), S. 251, Anm. 16–18. Vgl. Heimbucher (1987), Bd. 1, S. 212 ff.; Sonntag (1962) sowie Frank (1998). In die wissenschaftliche Literatur brachte diese literarische Fiktion Kröss (1901), S. 35, er behauptet dort sogar: […] unter König Wladislaw war es [das Oybiner Kloster] durch seine berühmte Lateinschule eine Stütze der Religion und Wissenschaft in jener Gegend; die edelsten Familien des Landes sandten ihre Kinder zur Ausbildung auf den Oybin. Belege bringt Kröss nicht. Kröss (1909), S. 229 schreibt, dass die Schule eine Stiftung Kaiser Karls IV. gewesen sei. Wahrscheinlich stützte er sich auf die Arbeiten von Alfred Moschkau, die jedoch schon von Moritz O. Sauppe als absolut unzulänglich disqualifiziert wurden. Vgl. Moschkaus Geschichte des Oybin: Moschkau (1885) und dazu die Rezension von Sauppe im NLM 61 (1885), S. 318–324, besonders S. 319: Vielmehr ist sie [Moschkaus Arbeit] ein Plagiat […]. […] wohl aber hat sie die Geschichte des Oybin mit unerlaubter Kühnheit verwirrt, verdunkelt. Zu Christian Pedeck vgl. Sauppe (1910). Vgl. Bohuslai Epp. II, S. 84 f. (24. Juni 1501): Audiveram quidem iam dududm, quanta esset apud eos doctrina, quanta pietas et religio, quanta sanctimonia vitae, nunc etiam humanitatem agnosco, nempe qui me ignotum complectuntur affectu et pusillum humilemque praedicant ac extollunt. Eorum ego de me iudicio, quanquam omnino falso, non possum non delectari et a viris tam laudatis laudari maximi facio videorque hac talium patrum de me existimatione quasi stimulo quodam ad virtutem incitari. Zu seinem Aufenthalt auf dem Oybin, wo er sich von der herben Enttäuschung erholte, nicht der Breslauer Bischof geworden zu sein, vgl. die Praefatio S. XII in Bohuslai Epp. I. Vgl. Manlius, S. 319 Anm. C, der angibt, der Brief sei 1505 an Johannes von Pibra geschrieben worden, darauf bezieht sich wiederum Pescheck (1840), S. 28. Die kritische Edition des Briefwechsels von Lobkowitz stellt dies allerdings richtig. Der Brief wurde am 24. Juni 1501 an Johannes Domaslavius geschrieben, vgl. Bohuslai Epp. II, S. 84 f. Der Brief an Johannes von Pibra vom 31. März 1505, in dem Lobkowitz auch die Cölestiner preist, findet sich ebd. S. 109 f. Zu Lobkowitz’ Briefen siehe auch Cornova (1808).

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

Schließlich dürfte die Gründung eines Cölestinerklosters auf der Festung Königstein bei Dresden durch Herzog Georg von Sachsen, der sich dafür Brüder vom Oybin erbat, ein Ausweis über das hohe Ansehen der Cölestiner sein.696 Der Benediktinermönch Paul Lang († kurz nach 1536) war 1516 selbst auf dem Oybin gewesen und berichtet unter anderem über die Gründung auf dem Königstein: Anno Domini MCCCLXXIX Carolus quartus defunctus est. Is etiam inter alia pietatis opera, quae exercebat, monachus ordinis Celestinensis ex Gallia in Germaniam primus duxit, posuitque eos in altissimo monte, in confinibus Silesiae et Bohemiae, non procul a Zittavia, mutans castrum, quod ibidem erat munitissimum, in coenobium, regaliter et magnificè eis providens de vitae necessaria. Est autem ipse mons totus saxeus, undique prominentes habens rupes et scopulos, et est semotus et liber, in medio aliorum situs montium nemoris Herciniae sive Bohemicae. Vivunt denique sub regula sancti patris Benedicti in magna charitate, rigidam et artissimam vitam ducentes: quemadmodum expertus sum [Paul Lang], dum eos visitavit, ob dicti monasterii fundationem investigandam; (uti et aliorum) per Trittemium missus, anno MDXVI. Et est solum et unicum per Germaniam, ex quo assupmtis monachis, Georgius illustris dux Saxoniae, hoc dicto tempore, secundum aequè in monte sublimi, qui Regalis lapis [= Königstein bei Dresden] dicitur, à Pyrneo [= Pirna] oppido ad miliare unum remoto, fundare et erigere coepit. […] Inditum est autem nomen loco, ob altitudinem, ut dicatur Owin, id est sublime sive superius; et fundatum est anno Domini MCCCLXVIII, per Carolum quartum: quod in praecedentibus per incuriam neglectum fuisse constat.697

Interessanterweise war der Königstein genau wie der Oybin ein befestigter Berg und die Mönche sollten in Friedenszeiten die Schlüsselgewalt über die Tore innehaben.698 Diese kurzen Ausführungen zum Prestige des Ordens in Frankreich und seine Funktion für die Memoria französischer Eliten sowie ein Blick auf das Geistesleben auf dem Oybin und die Gründung auf dem Königstein sollen zeigen, welches Bild sich 696

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Eine erste Anfrage wegen der Baumaßnahmen für ein Kloster auf dem Königstein richtete Herzog Georg am 1. Oktober 1515 an den Landvogt in Pirna, vgl. HSA Dresden: Loc. 8941/28 fol. 4r (Datierung nach Lehmann [1885/86], S. 4), die Grundsteinlegung soll am 13. Juli 1516 erfolgt sein, vgl. ebd.; der Monachus Pirnensis, Sp. 1473, gibt Dornstags Cosme und Damiani an, dieser Feiertag fiel aber auf Sonnabend, den 27. September; zum Monachus Pirnensis vgl. die kritischen Arbeiten von Müller (1903) und Hofmann (1904). Briefe des Herzogs Georg, die die Cölestiner auf dem Königstein betreffen, sind abgedruckt in Gess (1905). Der Konvent soll 12 oder 13 Brüder beherbergt haben, die seit 1523 sukzessive wegen der Reformation den Königstein verließen. Unter ihnen auch der Königsteiner Prior Johannes Mantel, der direkt nach Wittenberg ging. Im Mai 1524 wurde die Filiale aufgegeben und die zwei verbliebenen Mönche zurück nach Oybin geschickt. Vgl. zur Geschichte der Cölestiner auf dem Königstein: Heckel (1736); Pescheck (1840), S. 98; Pescheck (1846), S. 304 f.; Seidemann (1841); Lehmann (1885/86); Lehmann (1894–97) sowie Klemm (1905), S. 7 f. und 51–55. Zu Herzog Georgs Kirchenpolitik vgl. diesbezüglich Volkmar (2008), S. 252 f. und 526. Vgl. Paul Lang, Chronicon, S. 1220. Zu Paul Langs Chronik vgl. die kritische Arbeit von Müller (1892). Vgl. Lehmann (1885/86), S. 4 f. und 7.

1.9 Gebet und Memoria für die Eliten – das Cölestinerkloster auf dem Berg Oybin

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die Görlitzer Eliten vom Orden der Cölestiner wahrscheinlich gemacht haben, welches sie dazu bewog, ihre Memoria durch die Oybiner Cölestiner feiern zu lassen. Der letzte und sicher nicht unwichtigste Punkt, der die engen Beziehungen zwischen Görlitz und dem Oybin erklärt, sind die familiären Bindungen zwischen Stadt und Kloster. Da es vom Oybin bis auf die oben genannten Drucke und Manuskripte keinerlei Überlieferung aus dem Kloster selbst gibt, kann nur aus den Nennungen im Görlitzer Archiv und aus anderswo verstreuten Notizen die personelle Besetzung des Oybiner Klosters rekonstruiert werden.699 Demnach waren am Ende des 15. und zu Anfang des 16. Jahrhunderts nachweislich die Görlitzer Bartholomäus Canitz, Nikolaus Vogt, Balthasar Rolle, Laurentius Vogt, Franziskus Uthman und Christoph Uthman Cölestiner, letzterer sogar als Prior. Bei dem Prior Gregorius Vogt kann nicht genau gesagt werden, ob er tatsächlich ein Mitglied der Görlitzer Familie Vogt bzw. Voigt war. Für Nikolaus Kole und Hans Tschirnigk ist es ebenfalls bisher nicht zu klären, ob sie aus Görlitz oder dem Görlitzer Umland stammten.700 Ein Blick auf die Familiennamen zeigt, dass hier Söhne von Ratsfamilien Mitglieder des Oybiner Konvents waren. Balthasar Rolle war der Stiefsohn des Ratsherrn Hans Frömpter. Angehörige der Familie Canitz saßen von 1399 bis 1505 im Rat, und die Uthmans waren mit Unterbrechungen von 1462 bis 1589 in diesem Gremium vertreten. Der Cölestiner Laurentius Vogt war ein Sohn des Stadtschreibers und Ratsherrn Magister Georg Vogt. Jener Stadtschreiber war wiederum mit Anna, einer geborenen Canitz verheiratet. Die Canitz waren wiederum mit dem seinerzeit einflussreichen und mächtigen Hans Frenzel versippt. Ob die Cölestiner Nikolaus und Georg auch Söhne des Stadtschreibers Georg Vogt waren, lässt sich bisher nicht klären, ist aber möglich. Die oben genannten Uthmans waren mit den Bürgermeisterfamilien Mondenschein und Emerich verwandt. Der Bürgermeister Nikolaus Mondenschein war wiederum gemeinsam mit dem Stadtschreiber Georg Vogt Prokurator der Frauenbruderschaft gewesen. Es ließen sich sicher noch mehr derartige bekanntschaftliche und verwandtschaftliche Beziehungen aufzeigen, doch diese wenigen Nennungen reichen schon, um Folgendes zu verdeutlichen: Die Familien Canitz, Vogt und Uthman waren über mehrere Generationen zum einen im Görlitzer Rat und zum anderen im Cölestinerkonvent vertreten. Durch Heiratsverbindungen oder Amtsträgerschaft waren sie untereinander und mit weiteren wohlhabenden und einflussreichen Görlitzer Familien verbunden. Mitglieder der »Cölestiner-Familien« und 699

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Nach Auflösung des Klosters gelangte das Oybiner Archiv nach Zittau, wo es beim Rathausbrand am 23. Juli 1757 vernichtet wurde. Auch das Archiv in Sulmona wurde mit der Schließung des Konvents zum großen Teil vernichtet, der Rest gelangte auf den Montecassino, vgl. Capasso (1885), Inguanez (1918), Saladino (1957), Leccisotti (1966), Leccisotti (1968) sowie Leccisotti (1969). Zu einigen in Sulmona verbliebenen Urkunden vgl. Capograssi (1962) sowie Faraglia (1898), zum Vatikanischen Archiv vgl. Paoli (2004), zu Frankreich Antonini (1997) und Borchardt (2006), S. 73–93. Vgl. die Verzeichnisse der Cölestinermönche auf dem Oybin und dem Königstein in Speer (2011b).

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

der verwandtschaftlich und bekanntschaftlich vernetzten Familien finden sich dann als Testatoren zugunsten des Oybins wieder. So zeigt sich nach intensiver Recherche, dass Familien, die auf den ersten Blick nichts mit den Cölestinern gemein haben, doch mit den Familien bekannt und sogar verwandt waren. So sind unter den Testatoren die Familien Canitz, Wolmerstet, Vogt, Schmied, Mondenschein, Frenzel, Tilicke, Uthman und Emerich versippt. Daraus ergibt sich, dass von den 59 Testamenten zugunsten des Oybins 12 allein aus einem »Familienverband« stammten. Aus Mangel an Selbstzeugnissen lässt sich nicht klären, ob sich für die mit den Cölestinern verwandten Familien aus dem Fakt der Verwandtschaft mehr Prestige oder »soziales Kapital«, wie Bourdieu701 es formulierte, ableiten lässt. Einzig die Familie Canitz stellte in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts zwölfmal einen Bürgermeister, Mitglieder der Familien Uthman und Vogt haben dieses hohe Amt nie erreicht. Es drängt sich hier aber noch ein anderer Gedanke auf. Die Untersuchungen zum Görlitzer Franziskaner-Kloster haben gezeigt, dass sich der Rat als Kontrollinstanz der wirtschaftlichen Belange, der spirituellen Ausrichtung des Klosters wie auch der Klosterdisziplin begriff und in »seinem« Kloster Söhne der Stadt versorgt wissen wollte und das Kloster im Dienst des städtischen Seelenheils sah. Es wäre möglich, dass der Görlitzer Rat gegenüber dem Oybiner Kloster ähnliche Ambitionen verfolgte. Im letzten Abschnitt zum Kloster Oybin soll die Entwicklung der Beziehungen zu Görlitz ab 1520 beleuchtet werden. Es wurde bereits angedeutet, dass nicht erst mit der »offiziellen Einführung der Reformation« 1525 die Legate für den Oybin abnahmen, dies geschah bereits seit 1520/21. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Als 1520 in Prag die Pest ausbrach und 1521 nach Görlitz gelangte, wo sogar die Ratskür ausfiel, führte dies zu beträchtlichen wirtschaftlichen Schäden. Das Geschäftsleben in der Stadt kam zum Erliegen, wegen gesperrter Handelswege stiegen die Lebensmittelpreise, Arbeitskräfte starben, sodass die Produktion sank. Alle Görlitzer, die es sich leisten konnten, verließen die Stadt und konnten nur noch eingeschränkt ihrer Tätigkeit als Händler, Kaufleute, Handwerksmeister oder Bierbrauer nachgehen. Dies alles führte wiederum zu einem sinkenden Steueraufkommen in der Stadt. Hinzu kamen die Forderungen des böhmischen Königs Ludwig II., »Türkensteuern« zur Abwehr der »Türkennot« zu zahlen. Die Oberlausitz leistete zwar 1520/21 mit dem Hinweis auf die Not der Pest keine Waffenhilfe, musste aber 4.000 fl. rh. als Ersatzleistung aufbringen.702 Die Gunst der Stunde nutzte der seit 1520 in Görlitz amtierende Pfarrer Magister Franziskus Rotbart. Als 1521 wegen der Pest die meisten Ratsherren aus Görlitz geflohen waren, fühlte er sich ermutigt, im Sinne Luthers

701 702

Vgl. Bourdieu (1983), S. 190–195. Zur »Türkensteuer« vgl. Jecht (1926), S. 277 und 282–288, zu den Auswirkungen der Türkenkriege auf die Oberlausitz vgl. den Überblick von Kersken (2002).

1.9 Gebet und Memoria für die Eliten – das Cölestinerkloster auf dem Berg Oybin

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das Evangelium zu verkünden.703 Vor dem Hintergrund dieser Ereignisse wird verständlich, dass nach 1520 die testamentarischen Legate zugunsten von Kirchen und Klöstern massiv zurückgingen und schließlich ganz aufhörten. Der Stadtbrand von 1525 und der Wiederaufbau der Stadt banden dann bis zum Ende der Dreißigerjahre das den Görlitzern zur Verfügung stehende Kapital, sodass erst wieder mit den Vierzigerjahren eine steigende testamentarische Spendenbereitschaft der Görlitzer Oberschicht zu beobachten ist.704 Der größtenteils altgläubige Rat beendete wie oben erwähnt 1523 das Bestellen von Messen auf dem Oybin. Geradezu beispielhaft lässt sich das veränderte Verhältnis von Görlitzer Rat und Cölestinern anhand zweier Stiftungen beobachten. Die erste hier zu verfolgende Stiftung ist die des Ratsherrn Peter Walde. Er hatte den Cölestinern 1474 testamentarisch eine Tonne Heringe vermacht, die der Rat aus Zinseinkünften, die er von Peter Walde überschrieben bekam, dem Kloster einmal jährlich zusenden sollte.705 Als der Stifter 1491 starb, verpflichtet sich der Rat, dies zu tun.706 Die zweite Stiftung ist die des Johann Oertel aus Budweis. Die näheren Umstände sind nicht bekannt, nur dass die Stadt Görlitz von Oertel 1.000 fl. ung. erhalten hatte und dafür jährlich insgesamt 40 fl. ung. an Zinsen nach Zittau zahlen musste. Dort wurden sie für das Messelesen in der Dreifaltigkeitskirche und für Almosen an die Armen ausgeteilt. Die Messen hatten wiederum die Cölestiner zu bestellen und bekamen dafür ihren Anteil.707 Bis 1524 scheint der Rat seinen Verpflichtungen nachgekommen zu sein. Seit 1525 leistete er keine Zahlungen mehr. Angefangen hatten die Probleme mit einer Mahnung des Oybiner Priors vom 7. Februar 1525, das Geld der in den Orden eingetretenen Christoph und Franziskus Uthman auszuzahlen. Am 3. März 1525 folgte die Bitte, endlich die Gelder aus den Stiftungen Oertel und Bronisch zu übersenden.708 Die Stadt verwies in ihrem Antwortschreiben darauf, dass man für die städtischen Stiftungen das Geld der Zinspflichtigen auch nicht erhalte: Iß sollens auch eure andacht dovor achten, das unsere geistlikeit, gestieffte und spitalien mit vorschreibung, brieffe und sigil redlicher gekauffter zinse nicht weniger den ir vorsorget sein

703 704 705 706 707 708

Zur Durchsetzung und Ausbreitung der Reformation siehe Abschnitt 3.5.1, S. 364 ff. Zu den Stadtbränden vgl. Jecht (1917), S. 147 ff. und Jecht (1926), S. 275 ff., zum Testierverhalten siehe Abschnitt 2.1.1, S. 211 ff. Vgl. das Testament des Peter Walde im Anhang A (1474. März 15.) und die dort angegebenen Ergänzungen. Vgl. LM 1487–1491, fol. 359r; LO 1484–1520, fol. 15v (1491. Mai 1.); VOU Heft 9–20, S. 7 (1491. Mai 7.); LM 1491–1496, fol. 3r–v und Pescheck (1846), S. 315 f. Vgl. Anhang D (1498. August 13.). Vgl. die Mahnungen der Cölestiner in: Oybin, Varia (beide ohne Signatur).

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

und diese Zinsen ihnen mutwillig entzogen und furgehalden werden […], wil uns uhe bekommern, das zuthun, das andere leute gleiches fallis sich zuthun wegern.709

Der Rat bedauerte, nicht zahlen zu können, für ihn schien die Sache damit erledigt. Von den ehemals guten und engen Beziehungen ist keine Spur mehr vorhanden. Der Ton verschärfte sich sogar. Als die Oybiner erneut um Zahlung baten, schrieb der Rat, dass er außer Stande sei, die eigenen Priester zu bezahlen und daher auch die Cölestiner nicht auszahlen könne und man in Kauf nehme, deshalb vor dem Landvogt verklagt zu werden.710 Dies taten die Oybiner dann auch. Daraufhin schrieb der Rat an den Landvogt Karl von Münsterberg die gleiche Begründung wie an die Cölestiner und bat ihn, säumige Zinszahler zu veranlassen, ihre Schulden nach Görlitz zu entrichten, damit der Rat Geld an den Oybin senden könne.711 Im Oktober 1526 mahnte der Oybiner Prior die Zinsen erneut an. Diesmal antwortet der Rat, dass er selbst die eigenen Priester nicht auszahlen könne, weil vhast uberal diese sach, der zinß halben, stecket. Auch bittet er wegen der erlittenen Feuersnot in Görlitz weiter um Geduld und verspricht die Zinsen in besserer Zeit zu bezahlen.712 Ab 1527 musste der Oybiner Prior nicht nur die Geldzinsen, sondern auch die von Peter Walde gestiftete Tonne Heringe einmahnen.713 Ab und zu schien der Rat kleinere Beträge zum Oybin geschickt zu haben, denn aus einer Mahnung des Priors vom 4. Mär 1528 wird ersichtlich, dass von 20 sch. gr. Schulden noch 7 sch. 24 gr. unbezahlt waren.714 Die nächste Zahlungsaufforderung der Oybiner ist für 1532 überliefert.715 Die Cölestiner waren jedoch seit den Dreißigerjahren weder personell noch finanziell in der Lage, derartige Kämpfe mit dem Görlitzer Rat auszufechten. Sie hatten darunter zu leiden, keinen Nachwuchs mehr zu bekommen, die Zinsen aus ihren weit bis nach Schlesien verstreuten Liegenschaften nicht mehr zu erhalten, und die Beiträge zur Türkensteuer verbrauchten die letzten Kapitalien.716 So traten sie schließlich 1535 eine Ton709

710 711 712

713 714 715 716

Vgl. LM 1523–1526, fol. 310v–311r (1525. März 8.) und den Abdruck in Pescheck (1846), S. 313 f., zum Problem der ausbleibenden Zinseinnahmen der Stadt Görlitz siehe Abschnitt 3.5.2, S. 382 ff. Vgl. den Brief der Cölestiner im RA Görlitz: Oybin, Varia (ohne Signatur, 1526. März 16.) und die Antwort des Rates im LM 1526–1528, fol. 29v–30r sowie den Abdruck in Pescheck (1846), S. 314. Vgl. LM 1526–1528, fol. 75v–76v (1526. Juni 7.) und den Abdruck Pescheck (1846), S. 314 f. Vgl. das Schreiben der Cölestiner in: Oybin, Varia (ohne Signatur, 1526. Oktober 12.) und die Antwort aus Görlitz im LM 1526–1528, fol. 151r–v sowie den Abdruck Pescheck (1846), S. 315. Zum Stadtbrand, der weite Teile der Stadt zerstörte, vgl. Jecht (1926), S. 257 ff. Vgl. Oybin, Varia (ohne Signatur, 1527. November 21.). Vgl. Oybin, Varia (ohne Signatur, 1528. März 4.). Vgl. Oybin, Varia (ohne Signatur, 1532. Dezember 6.). Zum finanziellen »Ausbluten« des Oybiner Klosters vgl. die Edition eines Rechnungsbuches von Prochno (1935) sowie die Schilderungen bei Pescheck (1888), S. 16. Einige Prager Archivalien, die die Inventare und Taxierung des Klosters betreffen (1551–1574), befinden sich in der Staatsund Universitätsbibliothek Dresden (vgl. die vollständigen Angaben im Quellenverzeichnis).

1.9 Gebet und Memoria für die Eliten – das Cölestinerkloster auf dem Berg Oybin

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ne Heringe, die der Görlitzer Rat regelmäßig zur Fastenzeit dem Oybin gesendet hatte, wieder an den Rat ab. In der Einigungsurkunde heißt es unter anderem, dass der Oybiner Konvent der Heringe nicht mehr bedürfe, weil die ordensbruder des orts bis auf wenige personen verstorben seien.717 Nichtsdestotrotz mahnte der Prior 1536 und letztmalig 1538 die Tonne Heringe aus der Stiftung des Peter Walde ein.718 Antwortschreiben des Rates sind nicht überliefert. Wie regelmäßig der Görlitzer Rat noch Zahlungen leistete, kann nicht gesagt werden. Da es sich aber bei den Zinszahlungen um rechtsgültige Verträge handelte und der auf seine Einnahmen und die baldige Requirierung des Oybins bedachte böhmische König durch den Landvogt Zdislav Berka von der Duba über das Oybiner Vermögen und die Zinsbriefe gut informiert war, wird der Rat, wenn auch unregelmäßig, weiter gezahlt haben. So ist aus dem Jahr 1544 eine Quittung über 23 fl. ung. erhalten, die die Görlitzer gemäß dem Vermächtnis des Johann Oertel zahlen mussten.719 Da spätestens seit den Dreißigerjahren eine Auflösung des Oybiner Konvents absehbar war, bemühte sich der Görlitzer Rat, Stiftungen umzuwidmen und der Stadtkasse für gemeinnützige Zwecke zuzuführen. So ersuchte man beim Landvogt die Genehmigung zur Umschreibung der Oertelschen Stiftung, damit dieses Geld nicht an die königliche Kammer fließe und so der Stadt verloren ginge. Die Stadt Zittau, die ebenfalls einen Anteil aus der Oertelschen Stiftung erhielt, wandte sich deshalb 1544 gemeinsam mit Görlitz an den Landvogt. Man begründete das Anliegen damit, dass die Cölestiner in Ermangelung von Priestern und geistlichen Klosterpersonen sowie anderer weltlicher Priester die Stiftung nicht mehr ausführen können und die Städte daher das Geld zu underhaltung armer knaben im studio ausgeben wollten.720 Im Görlitzer Liber obligationum heißt es zur Umwidmung der Zinsen: Der weil aber aus eingedrungen schwinden leuften der religion mergedacht convent gefallen und die ordens personen auß mangel der priester auch die geordenten empter der messen und ausspendung der almusen kraft der fundation zuvorsorgen und auszurichten nhiemals nicht vermogen. Dennoch und damit aber die widerkeuflichen altaristenzinse gemelts stifts trinitatis von den 1.000 fl. ung. widerumb zur ehre gottis und ad pios usus gewant, sunderlich der armen, hat …

… Zdislav Berka von der Duba auf Bitten der Räte von Görlitz und Zittau und mit Wissen des Oybins die Stiftung umzuwandeln gestattet. Für je einen Studenten aus Görlitz und Zittau in studio universalis sollten jährlich 20 fl. ung. und für Arme in

717 718 719 720

Vgl. den Abdruck in Pescheck (1846), S. 318 ff. sowie das Regest im VOU Heft 13, S. 147. Vgl. Oybin, Varia (ohne Signatur: 1536. Januar 23. und 1538. Dezember 15.). Vgl. Oybin, Varia (ohne Signatur: 1544. Juni 8.). Vgl. den Abdruck des Briefes vom 6. August 1544 in Pescheck (1846), S. 306 f. und das Regest im VOU Heft 9–20, S. 162 f.

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Zittau 10 fl. ung. gegeben werden.721 Damit war die Angelegenheit aber noch nicht endgültig entschieden. Denn spätestens seit 1553 forderte die königliche Kammer die Zinsen wieder ein. Wie es dazu gekommen war ist undurchsichtig. 1546 hatten wahrscheinlich die letzten Cölestiner den Oybin verlassen und sich in den »Väterhof« in Zittau zurückgezogen. Seit 1547 wurde der Oybin mit seinen Gütern an den Landvogt verpfändet und im gleichen Jahr bemühte sich Zittau um den Kauf des Oybins und seiner Güter. Die auf ihre Einnahmen bedachte königliche Kammer erkannte die Umwidmung der Stiftung von 1544 wohl nicht an und brauchte das Geld zur Finanzierung der neuen Jesuiten-Niederlassung auf dem Oybin. 1556 zahlte Görlitz seinen Anteil an den neuen Landvogt Jakob von Haag aus. Der weitere Gang der Verhandlungen ist noch nicht genau erforscht. Zu einer endgültigen Klärung der neuen Bestimmung der Oertelschen Stiftung kam es wahrscheinlich erst 1673.722 Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass das Cölestinerkloster auf dem Oybin in der Zeit etwa zwischen 1475 und 1520 für Görlitzer Bürger einen besonderen Anziehungspunkt innerhalb der Oberlausitzer Sakrallandschaft darstellte. Im Gegensatz zum Görlitzer Franziskanerkloster waren hier einige Görlitzer bis zum Prior aufgestiegen. Die Familien dieser Mönche und mit ihnen versippte Familien nutzten diese besonders engen Bindungen, um am Prestige der liturgischen Memoria der Cölestiner zu partizipieren. Auch der Görlitzer Rat maß den Cölestinern eine besondere Bedeutung zu, denn bei keinem anderen Orden außerhalb der Stadt ließ er Messen für die Ratskür und Fürbitten lesen. Die Reformation beschränkte das Spektrum der früheren Kontakte allein auf Probleme von Zinszahlungen aus Stiftungen, die der Rat dem Konvent zunehmend schuldig blieb.

721 722

Vgl. LO 1520–1555, fol. 43v–44v (1545. Januar 30.), den Abdruck in Pescheck (1846), S. 307 ff. und das Regest im VOU Heft 9–20, S. 163. Vgl. Sauppe (1903), S. 237; Sauppe (1907), S. 131 und 140 sowie Pescheck (1888), S. 23.

Zusammenfassung Fernhändler, die aus Böhmen über Zittau nach Görlitz kamen, passierten am Ende des 15. Jahrhunderts vor der Stadt zuerst das Jakobs-Hospital, dann die unscheinbare »Minoritenkapelle«, durchquerten kurz darauf die Gasse, die von Frauenhospital und Frauenkirche gebildet wurde, durchschritten das Frauentor, an dem zwischen Maria mit dem Kind und der Hl. Barbara das riesige Stadtwappen prangte, und kamen an der Annenkapelle vorbei auf den Obermarkt, wo sie Richtung Osten am Kloster entlang auf den Untermarkt abbogen, der das politische und ökonomische Zentrum der Stadt bildete. Vom Untermarkt führte der Weg zur Neißebrücke und von dort am Heilig-Geist-Hospital weiter nach Breslau. Es wäre zu weit gegriffen, hier von einer »Via sacra« oder einem Abbild des »Himmlischen Jerusalem« zu sprechen, jedoch ist die Aufreihung von Kirchen und Hospitälern, wie Perlen an einer Schnur, an dieser wichtigen Handelsstraße sicher kein Zufall. Dem Betrachter führten diese Bauwerke der Görlitzer Sakraltopographie wichtige religiöse und soziale Anliegen der Bürgerschaft vor Augen. In den Hospitälern wurden die Armen, Kranken, aber auch Pilger versorgt, die Kirchen dienten dem Gottesdienst und dem Totengedenken und das Franziskanerkloster garantierte eine intensive Seelsorge für die Bewohner der Stadt. Eine zweite »Via sacra«, die eigentlich wegen der Kreuzwegstationen eine »Via crucis« war, führte von der Hauptpfarrkirche St. Peter und Paul die Nikolaigasse hinunter durch das gleichnamige Tor Richtung Heilig-Grab-Anlage. Unterwegs passierte sie noch den Nikolaifriedhof. Dieser Passionsweg lässt sich mit Quellen vor 1550 nicht belegen, ist aber durchaus wahrscheinlich, wie die Beispiele anderer Städte zeigen.1 Es wäre schon verwunderlich, wenn man die Heilig-Grab-Anlage nicht durch Prozessionen an die innerstädtische Sakrallandschaft angebunden hätte. Aus den dargestellten Bedeutungen und Funktionen der einzelnen Knotenpunkte der lokalen Sakrallandschaft lassen sich wichtige Zusammenhänge von Politik und Frömmigkeitspraxis ablesen: Nachdem 1396 die Episode des »Herzogtums Görlitz« vorüber war, gelang es dem Görlitzer Rat, immer mehr Einfluss auf alle kirchlichen Institutionen der Stadt zu gewinnen. Bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts hatte er endgültig das Patronat der Pfarrkirche und somit die lokale Kirchenherrschaft erlangen können.2 Weithin sichtbares Zeichen dieser Herrschaft war der Neubau der Pfarrkirche St. Peter und Paul.3 Um diesen zu realisieren, verstand es der Rat, seit 1 2 3

Vgl. zur »Via crucis« als Prozessionsweg Köpf (1994), S. 736 f. Siehe weiterführend zur Bedeutung des Patronats die Abschnitte 3.4, S. 356 ff. und 3.5.1, S. 364 ff. Zu diesem Zusammenhang von Kirchenregiment und Pfarrkirchenbau am Beispiel schwäbischer Reichsstädte vgl. Philipp (1987), S. 73 f.

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ca. 1483 das Testierverhalten der Görlitzer Oberschicht dahingehend zu lenken, dass die jeweils höchsten Legate der Testamente zugunsten der Pfarrei gegeben wurden, so dass die bereits 1423 begonnene Erweiterung der Peterskirche fortgeführt und 1515 schließlich vollendet werden konnte. Diese nun größte Hallenkirche des Sechsstädtebundes und im heutigen Sachsen war aber nicht nur Ausdruck der Frömmigkeit und Spendenbereitschaft der Görlitzer Bürger sowie der ratsherrlichen Patronatsherrschaft, sondern auch ein weithin sichtbares Symbol des Anspruchs auf Vorherrschaft im Sechsstädtebund, ein Symbol der politischen und wirtschaftlichen Unabhängigkeit und Stärke. Diese nach außen gerichtete Botschaft wurde durch eine nach innen gerichtete begleitet. Die Hauptpfarrkirche war das religiöse und kommunikative Herz der Stadt und neben dem Rathaus ein Ort der politischen Kommunikation: Der Rat hatte hier sein Gestühl, die Funktion der Ratskapelle war auf den Hochaltar übertragen worden, die Sakristei diente mitunter als Kanzlei und in den sicheren Gewölben der Unterkirche wurden wichtige Urkunden aufbewahrt. Ratssitzungen wurden hier zwar nicht abgehalten, aber das Zusammentreffen von Ratsherren und Gemeinde führte bisweilen zu lautstarken Meinungsäußerungen gegen die Görlitzer Politiker. Ein enges Band hatten die Ratsherren zu den zahlreichen Görlitzer Klerikern geknüpft. Von der Rathauskapelle waren die Messen auf den Hochaltar der Peterskirche verlegt worden. Dieser Hochaltar wurde wiederum dem dortigen »Gestift der Leiden Jesu Christi« inkorporiert, welches seinerseits organisatorisch an die Priesterbruderschaft gekoppelt war, die ihre Vorsteher wohl spätestens seit dem Ende des 15. Jahrhunderts vom Rat ernannt bekam. Die Priesterbruderschaft und der Hochaltar der Peterskirche standen so unter der direkten Aufsicht des Rates, der auf diese Weise ebenfalls Einblick in alle weiteren Angelegenheiten dieser Bruderschaft hatte, die fast 40 Altäre in der Peterskirche betreute und darüber hinaus einen Großteil der Görlitzer Kleinkredite vergab. Durch das Engagement des Rates am Hochaltar standen seine bestellten Messen und Bittgebete im wahrsten Sinne des Wortes im liturgischen Zentrum der Stadtpfarrkirche. Aus dieser zentralen und öffentlichen Präsentation von Frömmigkeit, die dem Heil aller Einwohner diente, konnte der Rat schließlich auch Legitimität für seine Führungsposition ableiten. Die Priesterbruderschaft war aber nicht nur für die Gruppe der Ratsherren tätig, sondern auch wie die Bürgerbruderschaft für einzelne Bürger der Stadt. Zentrum der Bürgerbruderschaft war die eigens dafür neuerbaute Frauenkirche. Ebenso wie die Priesterbruderschaft organisierte sie die Memorien für ihre Mitglieder sowie für all diejenigen, die Messen bei ihr kauften. Die Vergabe von Darlehen war ein weiteres bedeutendes Betätigungsfeld der Bürgerbruderschaft. Die Analyse der Ereignisse um die Stiftung der Heilig-Grab-Anlage hat exemplarisch gezeigt, wie eng fromme Ambitionen, städtische Politik und das Repräsentationsstreben einzelner Bürger und Ratsherren an einem Ort miteinander verflochten waren. Es wurde deutlich, wie die sakrale Aufwertung des Areals um die Heilig-

Zusammenfassung

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Kreuz-Kapelle am Ende des 15. Jahrhunderts durch die Errichtung eines Nachbaus der Jerusalemer Grabeskirche Stifter anzog, die in der Görlitzer Sakraltopografie noch nicht präsent waren und sich zu etablieren und ihren sozialen Status aufzuwerten suchten. Die Darstellung der sozialen Verhältnisse um die Familie der Altarstifterin Katharina Schwetz hat gezeigt, dass sie über die nötigen Mittel verfügte, um an den zeittypischen Praktiken des Stiftens und Schenkens teilzunehmen, und sich sogar eine besondere Stellung innerhalb der Görlitzer Sakraltopografie verschaffen konnte. Deutlicher zeichnete sich das Potenzial für den sozialen Aufstieg, den das Engagement für Görlitzer Kirchen und Kapellen bot, bei der Familie Mondenschein ab, die neben den Emerichs die einflussreichste Familie in Bezug auf das Heilige Grab war. Nikolaus Mondenschein hatte es vom Neubürger über verschiedene Positionen als Verwalter von Kirchen, der Heilig-Kreuz-Kapelle und der Bürgerbruderschaft sowie über weitere städtische Ämter schließlich zum Bürgermeister geschafft. Dass er seine politische Karriere in einer kirchlichen Institution startete, zeigt wie untrennbar Stadt und Kirche in Görlitz verwoben waren, wo die politische Führung auch weit gehenden Einfluss auf die kirchlichen Einrichtungen hatte. Der soziale Aufsteiger benötigte also nicht nur finanzielle Mittel und soziale Netzwerke, um seine Karriere zu befördern, sondern auch Institutionen bzw. gesellschaftlich anerkannte Positionen außerhalb des Rates, wo er sich etablieren, beweisen und für höhere Ämter empfehlen konnte. Der Aufstieg in den Rat mittels kirchlicher Verwaltungsposten war zwar keine qualifizierende Voraussetzung, er veranschaulicht aber exemplarisch die politische Bedeutung des Engagements für bzw. in der Kirche, denn schließlich »verwaltete« sie die Gnaden- und Heilsmittel für die Stadt und alle daran Beteiligten partizipierten an diesem Prestige.4 Die Untersuchungen zu Görlitz und anderen Kommunen legen nahe, dass zum sozialen und politischen Aufstieg in einer Stadt für den Einzelnen immer bestimmte Mittel der Distinktion und Repräsentation, die Adaption ratsherrlichen Stiftungsverhaltens und vieles mehr gehörten. Doch darf im Umkehrschluss nicht angenommen werden, dass hinter dem Ausspielen dieses Repertoires von Verhaltensnormen, besonders in Bezug auf die Frömmigkeitspraxis, auch immer der Wille zu einer politischen Karriere stand. Es wäre ein Trugschluss des heutigen Betrachters, hinter frommen Praktiken immer nur reines Kalkül oder Instrumentalisierung sehen zu wollen. Es waren letztlich persönliche Vorlieben, Interessen und Anschauungen, die die frommen Praktiken bestimmten und diese dadurch verallgemeinerbaren Urteilen entziehen – sei es im Fall des Hans Frenzel in Görlitz oder des Godert Wiggerinck in Lübeck.5 Beide engagierten sich in hohem Maße durch Stif4

5

Ähnliche Aufstiegswege beobachtete Rogge (2004), S. 395 f. bei Nürnberger Bürgern. Siehe auch Reitemeier (2005), S. 588–603 zur sozialen Stellung von Kirchenmeistern (= Kirchenverwalter bzw. in der Görlitzer Quellensprache »Kirchenväter«). Zu Hans Frenzel vgl. oben S. 106 ff. und zu Godert Wiggerinck Dormeier (2006), besonders S. 282–292.

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1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

tungen und Schenkungen nicht nur für das eigene, sondern auch für das Seelenheil der gesamten Gemeinde, ohne daraus jedoch politisches Kapital zu schlagen. Im Fortgang der Untersuchung hat der Vergleich der Stiftungen von HeiligGrab-Anlage und Annenkapelle offenbart, wie sich die politischen Kräfteverhältnisse auf die Gestaltung der Görlitzer Sakraltopografie auswirkten. Bemerkenswert ist dabei der Einfluss, den offensichtlich der Bürgermeister Georg Emerich auf die repräsentative Memoria der Ratsherren ausübte. Er selbst war massiv als Stifter in Erscheinung getreten. Er stiftete einen Gartenzins für das Seelhaus (1482), eine Seelenmesse in der Peterskirche (1487), eine Domherrenstelle in Bautzen (1489), das Frauenhospital und dazu Gärten (1489, 1506), den Grabbau und vielleicht auch das Salbhäuschen für die Heilig-Grab-Anlage (ca. 1490–1500), einen Altar und einen geschnitzten Passionszyklus für das Franziskanerkloster (1492) und je eine Seelenmesse in Sorau und Lissa (1497) unweit von Görlitz. Die Analyse der Bestattungen in der Barbarakapelle des Franziskanerklosters und das Fehlen vergleichbarer Grabplatten in der Pfarrkirche St. Peter lassen darüber hinaus vermuten, dass Georg Emerich Bestrebungen anderer Ratsherren nach einer repräsentativen Memoria oder deren Ansammeln von »sozialem Kapital« verhinderte. Die Bezeichnung Emerichs als »König von Görlitz«, die in der Literatur bisher nur mit seinem ökonomischen und politischen Einfluss in Verbindung gebracht wurde, gewinnt mit diesen Erkenntnissen eine neue Dimension.6 Erst nach Emerichs Tod konnte Hans Frenzel – nun unbehindert – mit dessen Stiftungen gleichziehen bzw. diese zu übertreffen versuchen. Nach Beurteilung der Quellen schien dies Frenzel auch gelungen zu sein, 6

Spätestens seit Jecht (1892b), S. 141 und Jecht (1926), S. 255 wird dieser »Titel« Georg Emerichs immer wieder gern zitiert, ohne dabei über seine inhaltliche Dimension zu reflektieren. Im Original beruht das Zitat auf einer Aussage des Ratsherrn und späteren Richters Paul Schneider († 1545), der in seinem Diarium (1532–1545) rückblickend erwähnt, als es um Auseinandersetzungen mit dem lokalen Adel ging: Mich gedengkt, das Caspar Nostitz zu Rotenburg, heuptman hy zu Gorlitz, auch Jorg Emrich, den der konig Mathias den Gorlitzer konigk nannte, gen Offen forderte, […]. Vgl. Schulze (1895), S. 32. Dieser »Beiname« Emerichs scheint schon am Anfang des 16. Jahrhunderts geradezu sprichwörtlich geworden zu sein. Der Humanist und Historiograph Christoph Manlius (1546–1575) schreibt, dass Georg Emerich ob huiusmodi severitatem nec non potentiam rex Gorlicensis vulgo appelatus est: quo nomine et reverendus dominus Lutherus alicubi eum dignatur, vgl. Manlius, S. 415. In den Annalen des Martin Mylius (1542–1611) heißt es ähnlich: […] Georgius Emericus consul postea Gorlicensis, quem regem gorlicensem vulgo appelarunt […]; vgl. Mylius, Annales, S. 16. Weiter schreibt er: Huius Emerici ipse Lutherus meminit in enarratione Psalmi 45. Tom. III. Oper. Jen. fol. 463. Wittenbergens. fol. 470. Gemeint ist folgende Stelle in WA 40.2, S. 480, Zeile18–21: Est enim in politia omnino hac virtute opus, ut, qui administrant respublicas, Sint excitati et gnavi, non somnolenti, sed industrii, qualis fuit nostra aetate Emmericus Gorlicensis et multi alii, qui serio curant rempublicam et magno impetu feruntur ad res gerendas. Lemper (2001), S. 59 vermengt nun diese Stellen (oder übernimmt die Behauptung aus dem Görlitzer Sagenbuch: Haupt [1863], S. 333) und schreibt, Martin Luther hätte Emerich als »König von Görlitz« bezeichnet, eine Behauptung, die seitdem in der Literatur immer wieder auftaucht.

Zusammenfassung

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denn in der eigens für seine Familienmemoria errichteten Annenkapelle waren sechs Priester beschäftigt, die zu den bestbezahlten in Görlitz gehörten und allein für die Frenzels wöchentlich 30 Messen lasen. Auch der Standort der Kapelle war mit Bedacht gewählt, nämlich das Areal des ehemaligen herzoglichen Schlosses. In der Literatur wird davon gesprochen, dass dies eine Art symbolische Überwindung landesherrlichen politischen Einflusses gewesen sein soll. Es liegt doch wohl näher, nicht von einer Überwindung zu reden, sondern von einer Anknüpfung an herzogliche Ambitionen, von einer Aneignung dieses Platzes7, ja von einem symbolischen Verweis auf adelige Status- und Repräsentationsansprüche. Frenzel war zwar politisch nicht aktiv, was vielleicht auch Georg Emerich unterbunden hatte – wie anders sollte man jedoch einen Mann bezeichnen, wenn nicht »fürstlich«, der eine derartige Kirchenstiftung wie die Annenkapelle aus der »Portokasse« bezahlte! So ist denn die Einschätzung des Stadtschreibers Johannes Hass: »Ist ein gebeude und gestiefft gewest mehr eines fursten den eines burgers«, wohl nicht übertrieben.8 Die zwei größten Görlitzer Stiftungen – die Heilig-Grab-Anlage und die Annenkapelle – erwuchsen aus dem Repräsentations- und Memorialbedürfnis ihrer Stifter. Durch Größe, Ausstattung und das Ansehen der Familien der Initiatoren genossen sie ein hohes Prestige, welches die Stifter aber nicht nur für sich reklamierten. Weitere Einzelpersonen und Familien konnten daran partizipieren, indem sie durch kleinere, eher symbolische Geldbeträge die Stiftungen beschenkten. Diese Integration größerer Personenkreise sorgte dafür, die Alleinstellung Einzelner zu mildern und Stiftungen, die doch letztlich dem Heil der ganzen Stadt dienten, auch auf die Beteiligung Vieler zu gründen, was letztlich die Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt festigte. Distinktion und Integration sind hier die zwei Seiten einer Medaille. Besonders im Fall Emerich war dessen Stiftungstätigkeit auch Teil der Legitimationsstrategien seiner politischen Herrschaftsansprüche. Die Untersuchung der Görlitzer Hospitäler hat demonstriert, dass diese ihre laufenden Kosten durch Subsistenzwirtschaft decken konnten. Sie waren daher nicht unbedingt auf große Schenkungen angewiesen. In der Regel erhielten sie aber aus den meisten Görlitzer Testamenten einen Betrag, der etwa ein Drittel oder ein Viertel der Summen, die man der Pfarrei spendete, betrug. Eine Ursache für den geringeren Stellenwert der Hospitalinsassen in den Testamenten war unter anderem die zu erwartende Gebetsleitung für die Memoria des Testators, die an der Pfarrkirche und dem Franziskanerkloster weitaus repräsentativer und effektiver zelebriert werden konnte.9 7

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Richard (2007), S. 101 ff. betont ganz besonders diesen Aspekt der Aneignung des städtischen Raumes mittels frommer Stiftungen, S. 96 schreibt er: Pour renforcer le contrôle qu’elle exerçait sur son territoire, la ville utilisait des moyen militaires – politique castrale, fortifications – ou juridiques – mainmise sur les tribunaux – mais aussi symboliques, dont la memoria. Vgl. das Zitat in SRL N. F. 3, S. 406 (Ratsannalen). Dass diese »Geringschätzung« der Armen durchaus üblich war, zeigen die Beispiele in Ocker (1999), S. 151 ff., der nachweist, dass es weniger um die tatsächliche Bedürftigkeit als mehr

202

1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

Die Idee einer Hospitalneustiftung von Dietrich (II.) von Cranleid hat hingegen gezeigt, dass die Begründung eines neuen Hospitals den Bedürfnissen der Repräsentation von Frömmigkeit und Status mehr entgegenkam als der Ausbau eines bereits bestehenden Hospitals. Die Motive der Stiftung sind in der Betonung des sozialen Status der Cranleids vermutet worden. Denn Dietrich (I.) von Cranleid war als Neubürger nach Görlitz gekommen, hatte vorteilhaft geheiratet, Vermögen erwirtschaftet und einen Brauhof erworben, der ihn ratsfähig machte. Seine ehemaligen Standesgenossen, die Kramer, verklagten ihn daraufhin, weil er als Biereigner seine Kramergeschäfte nicht hätte weiterführen dürfen, es aber trotzdem tat. Hier kollidierte die Vorstellung von der Statik der ständischen Gesellschaft mit der Dynamik sozialer Mobilität, eine Tatsache, die jedoch nicht als unlösbarer Widerspruch hingenommen werden musste. Es gab Mittel und Wege, gerade vor dem Hintergrund christlicher Sozialnormen, Mobilität zu rechtfertigen und zu begründen.10 In dieser Situation versuchte Cranleid durch die Zurschaustellung einer besonderen Frömmigkeit, Rückhalt unter den Ratsherren, seinen »neuen Standesgenossen«, zu gewinnen, um seinen neuen und höheren sozialen Status zu festigen und gegenüber den Krämern zu rechtfertigen. Dafür erwarb er zwei teure Ablassurkunden, die einzigen zwei privaten Ablässe dieser Art, die in Görlitz überliefert sind und wahrscheinlich von Anfang an beim Rat verwahrt wurden, der doch der Adressat dieser frommen Geste gewesen sein dürfte. Dietrichs (I.) Sohn setzte diese Bestrebungen der Etablierung eines höheren sozialen Status seiner Familie fort, indem er ein Legat für eine Hospitalstiftung aussetzte. Cranleid selbst setzte das Vorhaben allerdings nicht um. Dass Dietrich (II.) mit seiner Idee aber durchaus ein hervorragendes Mittel zur Prestigesteigerung gewählt hatte, beweist die Ausführung der FrauenHospitalstiftung durch Georg Emerich. Dieser nutzte seine Amtszeit als Bürgermeister, um die Idee in die Tat umzusetzen. Viele Aspekte von Politik und Frömmigkeit überlagerten sich in diesem Projekt. Zum einen konnte Emerich erneut seine beinahe Alleinherrschaft zu nennende Stellung weiter durch fromme Taten, die der ganzen Stadt zugutekamen, legitimieren, indem er die Armen und Pilger versorgte. Zum anderen konnte er die Möglichkeit der frommen Teilhabe bieten. Denn diese Hospitalstiftung bot erneut auch den »durchschnittlichen« Görlitzern die Möglichkeit, durch kleinere testamentarische Zuwendungen ebenfalls als Wohltäter in Erinnerung zu bleiben und dem eigenen Seelenheil wie auch dem der Familie und der ganzen Gemeinde zu dienen.

10

um die Würdigkeit der Empfänger ging. Ähnliche Ergebnisse erbrachte die Studie Stanislaw-Kemenah (2008), S. 318 ff. zu den Dresdner Hospitälern. Vgl. zum Problem von »Statik und Dynamik« in der ständischen Gesellschaft des Mittelalters Oexle (1994c), besonders S. 63 ff. und S. 64: Die polare Spannung von Statik und Dynamik im mentalen wie im realen Sinn gehört im Christentum zu den Wirkungen des Ständedenkens selbst. Denn in den Grundlagen des christlichen Ständedenkens ist die Setzung von Ständenormen grundsätzlich zugleich mit deren Aufhebung formuliert.

Zusammenfassung

203

Der kurze Blick auf Bildstöcke, kleinere Kapellen, Heiligenfiguren und Bildtafeln an Görlitzer Häusern hat veranschaulicht, dass es kaum einen Punkt in der Stadt und in ihrem Umland gab, der nicht durch die Vergegenwärtigung des Heiligen in eine möglichst flächendeckende Sakralisierung des Stadtgebietes einbezogen wurde. Ergänzt wurden diese öffentlich sichtbaren Attribute durch die nur gelegentlich öffentlichen Privatoratorien in Görlitzer Bürgerhäusern. In ihrer Funktion waren diese Gebetsräume sowohl Ausdruck privater Frömmigkeit als auch Mittel der Repräsentation von Wohlstand und sozialer Stellung. Von den Bettelorden waren nur die Franziskaner dauerhaft in Görlitz präsent. Die Terminei der Bunzlauer Dominikaner war 1456 durch Brand zerstört worden. Versuche der Dominikaner oder Augustiner-Eremiten, sich in Görlitz niederzulassen, wurden vom Rat unterbunden. Grund dafür war wohl der weit reichende Einfluss, den der Görlitzer Rat auf »sein« Franziskaner-Kloster hatte, der ein ratskonformes Agieren dieser Bettelmönche garantierte. Weitere Orden waren in der Stadt nicht erwünscht. Sie hätten wohl nach Auffassung des Rates ein Unruhepotenzial geborgen, sei es, dass sie weitere finanzielle Ressourcen der Görlitzer Bürger beansprucht hätten, sei es, dass sie womöglich in irgendeiner Weise das Ratsregime hinterfragt hätten. An den testamentarischen Zuwendungen der Görlitzer Bürger für ihr Kloster konnte verdeutlicht werden, dass es dem Rat unter Führung Georg Emerichs gelungen war, die Testierpraxis dahingehend zu beeinflussen, dass die höchsten Legate jeweils zugunsten der im Bau befindlichen Pfarrkirche St. Peter und dann, weiter nach unten abgestuft, der Nikolaikirche, der Frauenkirche, dem Franziskanerkloster und den Hospitälern vermacht wurden. Diese Empfängerhierarchie war aber kein direktes Abbild der Beliebtheit der Franziskaner bei den Görlitzer Bürgern. Ganz im Gegenteil zeigt das Nekrologium, dass das Kloster oder der Klosterfriedhof immer ein beliebter Ort der letzten Ruhe waren. Damit wird eine der wichtigsten Funktionen des Franziskanerklosters in der Görlitzer Sakraltopografie angesprochen. Neben dem altehrwürdigen Friedhof an der alten Pfarrkirche St. Nikolai vor den Mauern war das Kloster der wichtigste Ort für Bestattungen und einer der bedeutendsten für die liturgische Memoria der Görlitzer Bürger. Die Bedeutung des Klosters unterstrichen dabei die Bestattungen von Ratsherren in der Barbarakapelle der Franziskanerkirche und Georg Emerichs Stiftungen eines Altars und eines Passionszyklus. Des Weiteren hat die Analyse der Grabsteine in der Klosterkirche die Vermutung nahegelegt, dass Georg Emerich seit seinem ersten Amt als Bürgermeister 1483 versuchte, die repräsentative Memoria anderer Ratsherren zu beschneiden. Noch ehe der Görlitzer Rat durch das endgültige Erlangen der Patronatsherrschaft über die Pfarrei diese vollständig kontrollieren konnte, war es ihm gelungen, durch die von ihm ernannten Prokuratoren das Kloster zu beherrschen. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass er sich in die Ernennung von Guardianen und Lesemeistern einmischte und die Martinianische Reform im Kloster förderte, ebenso

204

1. Die Görlitzer Sakraltopografie als »Bühne« der Frömmigkeitspraxis

aber in der umfangreichen finanziellen und materiellen Unterstützung des Klosters, aus der der Rat gleichermaßen seine Ansprüche auf innere Belange des Konvents ableitete. Mittels dieser Einflussmöglichkeiten konnte der Rat recht sicher sein, dass die Mönche bei ihren zahlreichen seelsorgerischen Aufgaben in der Stadt ein ratskonformes Verhalten an den Tag legten und so indirekt die Ratsherrschaft sicherten. Die Förderung der Seelsorge, als ein Aspekt des »Gemeinen Nutzens«, diente letztlich auch der Legitimität der Ratsherrschaft.11 Für die Görlitzer Bürger war neben dem Franziskanerkloster das Cölestinerkloster auf dem 40 km entfernt gelegenen Berg Oybin der wichtigste klösterliche Bezugspunkt in der Oberlausitz. Aufgrund des Prestiges des Cölestiner-Ordens beauftragten Görlitzer, die zum Teil mit den Cölestinern versippt waren, jene Mönche mit der liturgischen Memoria für ihre Familien. Der Görlitzer Rat, dem wohl bekannt war, dass dieser Orden in Frankreich in besonderer Nähe zu König und Papsttum stand, maß den Cölestinern ebenfalls eine besondere Bedeutung zu. Bei keinem anderen Orden außerhalb der Stadt ließ er Messen für die Ratskür und Fürbitten lesen. Das Ansehen der Cölestiner sollte so auf die Görlitzer »abfärben«. Dass auch hier der Görlitzer Rat auf die inneren Angelegenheiten des Klosters Einfluss nahm, lassen die familiären Verbindungen zwischen Prioren und Görlitzer Familien vermuten, wegen fehlender Quellen lässt sich dies jedoch nicht konkret belegen. Die Untersuchung der Testierpraxis hat nachgewiesen, dass bereits vor der Reformation aus vielfältigen Gründen die Schenkungen zugunsten der Cölestiner zurückgingen, und dass unter anderem wirtschaftliche Gründe das Verhältnis zwischen dem Görlitzer Rat und den Cölestinern verschlechterten und schließlich den Konvent selbst ruinierten. Die Görlitzer Sakraltopografie war nicht nur von ständigem Wachstum und zunehmender Verdichtung geprägt, sondern bisweilen auch vom Verlust unerwünschter Gotteshäuser oder von nicht ausgeführten Stiftungen. So sollte nach Ausweisung der sehr kleinen jüdischen Gemeinde 1389 ihre Synagoge abgerissen und auf deren Grundmauern, gleichsam als Zeichen des Triumphes, eine neue Kapelle errichtet werden. Dieses Vorhaben des Görlitzer Herzogs Johann von Luxemburg kam jedoch nie zur Ausführung.12 Stattdessen ließen die Ratsherren die Ratskapelle mit den von Herzog Johann geforderten Patrozinien und dem entsprechenden Altar einrichten.13 Das in der Regierungszeit des Herzogs geplante Domstift oder gar Bistum Görlitz wurde ebenfalls nicht

11 12

13

Zum Gemeinen Nutzen siehe ausführlich Abschnitt 3.2, S. 338 ff. Selbst 40 Jahre später schien dieser Kirchenbau noch als Plan existiert zu haben, denn im LR 1432–1450, fol. 58v heißt es 1437 bei der näheren Bezeichnung eines Gartens in der Breitegasse: do man eyne Kirche wulde hin gebuwet haben. Zur Geschichte der Juden in Görlitz vgl. Knothe (1881), S. 66; Gelbe (1883), S. 85–90; Jecht (1892), S. 8 f.; Jecht (1893), S. 146; Jecht (1894), S. 102; Schulze (1895), S. 18; Jecht (1906), S. 231; Borchling (1910); Jecht (1926), S. 106–120 sowie Harck (2006).

205

Zusammenfassung

errichtet.14 Das gemeinsam vom Stadtschreiber Johann Bereit von Jüterbog, dem Rat und dem Pfarrer begründete »Gestift der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche erhielt aber durch dessen administrative Verschmelzung mit der Priesterbruderschaft stiftsähnlichen Charakter, wovon im nächsten Kapitel gehandelt werden soll. Die Erkenntnisse des ersten Kapitels berücksichtigend, kann man resümieren, dass die Sakraltopografie einer spätmittelalterlichen/frühneuzeitlichen Stadt geradezu als ein Substrat oder Abbild der politischen und wirtschaftlichen Verfassung wie auch der religiösen und sozialen Verhältnisse einer Kommune zu lesen ist. Die Zusammenhänge von Politik und Frömmigkeit offenbaren sich in der äußerlichen Erscheinung, der Verwaltung und den Stiftungswirklichkeiten von Kirchen, Kapellen, Klöstern sowie Hospitälern und den an sie gekoppelten Bedeutungen und Funktionen für die Stadtgesellschaft.

***

14

Zum Domstift vgl. die Ratsrechnungen vom 3. Oktober 1394 (CDLS 3, S. 239): Nuncius nach Prag zum statschreiber um den neuen altar und daz unser herre [Herzog Johann] eynen tuhem machen wolde zu Gorlicz. Der statschreiber folgete unserm herren nach kein dem Stolpin von hern Hasken wegen […] und ouch der pfarrer seich [= sich] des tumes begap […]. Jecht (1926), S. 98 schreibt, dass der Rat dieses Vorhaben hintertrieb, weil es viel Geld gekostet hätte und eine Menge exempter Leute in die Stadt geführt hätte, die nicht unter dem Stadtrecht gestanden hätten. Siehe auch Gelbe (1883), S. 66.

Zweites Kapitel

Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit Nach den Predigten des Albertus Magnus vereinte die Verfassung (urbanitas) einer Stadt monarchische, aristokratische und timokratische Elemente: den König als Lenker des Staatswesens, zu dem die Stadt gehöre, die Stadträte, deren Aufgabe Rechtsfindung, Gesetzgebung und Statutenerlass sei und schließlich die Reichen und Mächtigen, die das ökonomische und militärische Rückgrat der Gemeinschaft bilden würden.1 Handwerker, obwohl Mitglied der Bürgergemeinschaft, waren in dieser Konzeption von politischer Partizipation ausgeschlossen. Im täglichen Miteinander sollte aber ein Verhältnis von Gleichheit und Gerechtigkeit herrschen, persönliche Freiheit und freie Verfügungsgewalt über den eigenen Besitz. Soziale Gruppen und Ämter sollten die Gemeinschaft strukturieren. Dieses Idealbild einer Stadt reflektierte vor den Stadtbürgern Werte und Sachverhalte der eigenen Umwelt im Bezug auf das »Himmlische Jerusalem«, die Stadt wurde so im irdischen und himmlischen Wechselbezug zu Sinnbild und Metapher der vollkommenen Gemeinschaft. Neben Albertus Magnus waren es auch andere Prediger, die auf diese Weise »transzendente Zielvorstellungen«2 des irdischen Daseins mit anschaulichem Inhalt füllten. Die irdische Stadt des Bürgers glich der des Himmels in vielen Zügen, diesseitige und jenseitige Lebensformen waren so vielfältig aufeinander beziehbar. Auf die Frömmigkeitspraxis bezogen bedeutet das, dass sich diese an irdischen Gegebenheiten orientieren konnte, oder anders ausgedrückt: Was auf Erden Ansehen und Ehre versprach, bewirkte dies auch im Himmel. Diese Parallelen zwischen irdischem und himmlischem Leben spiegeln sich in den lebensweltlichen Bezügen der verschieden Praktiken von Frömmigkeit wider, die im zweiten Kapitel an einigen Beispielen untersucht werden. Zuvor jedoch einige Bemerkungen zur inhaltlichen Ausrichtung des Folgenden.

1 2

Vgl. Meier, U. (1994), S. 35–47 und zu den Augsburger Predigten des Albertus Magnus ebd. S. 55–61. Vgl. Meier, U. (1994), S. 58.

208

2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

Das erste Kapitel dieser Arbeit hat deutlich gemacht, dass man an der Entwicklung der Görlitzer Sakraltopografie in Momentaufnahmen die religiösen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse der führenden Stadt des Oberlausitzer Sechsstädtebundes ablesen kann und Zusammenhänge zwischen Politik und Frömmigkeitspraxis sichtbar werden. Zwar wurde versucht, bei der Untersuchung der einzelnen Bauwerke und Institutionen, der Dynamik der historischen Prozesse des Entstehens und Weiterlebens Rechnung zu tragen, jedoch ließ es sich kaum vermeiden, die Geschichte gleichsam von ihrem Ende her – also von dem, was uns schließlich in Form von Kirchen, Kapellen etc. überliefert ist – darzustellen und zu erklären. Diese Rekonstruktion und Interpretation der Vergangenheit verdeckt aber bisweilen die Offenheit historischer Ereignisse, die sich aus der Sicht der Zeitgenossen in die eine oder andere Richtung hätten entwickeln können.3 Wer hätte damals aus der Situation der 1520er Jahre sagen können, was aus all den Messstiftungen zugunsten des Seelenheils wird? Ob man nicht nach einer Phase der Vernachlässigung wieder zu den alten Verhältnissen zurückgekehrt wäre, oder wie es 1535 der Görlitzer Stifter Ludwig Schneider ausdrückte: Sperandum est enim, quod, ex misericordia Dei atque gratia, redeant [die Görlitzer] ad unionem ecclesiae.4 Wäre es also der politischen Karriere eines Ratsherrn dienlicher gewesen, die alten kirchlichen Verhältnisse zu verteidigen, für einen reformierten Gottesdienst zu streiten oder ein wenig von beidem zu tun? Im folgenden zweiten Kapitel soll daher versucht werden, nicht vordergründig die Ergebnisse, sondern die Beweggründe und Ziele verschiedener frommer Praktiken zu untersuchen und zu erklären. Dabei kann nicht die ganze Palette dessen, was man unter »fromme Praktiken« in einer spätmittelalterlichen Stadt subsumieren würde, untersucht werden. Ein Schwerpunkt wird auf den Handlungen liegen, die ein sehr großes Vernetzungspotenzial für die verschiedenen Individuen einer Stadt boten, um Wechselwirkungen zwischen religiösen, wirtschaftlichen und politischen Aspekten des spätmittelalterlichen städtischen Alltags zu erfassen und deren Auswirkungen auf fromme bürgerliche Praktiken zu untersuchen. Als ergiebiges Untersuchungsfeld hat sich dafür in den letzten Jahren die Erforschung der mittelalterlichen Testier-, Stiftungs- und Memorialpraxis erwiesen, die hier im folgenden ersten und zweiten Abschnitt untersucht wird.5 3

4 5

Die Offenheit historischer Entwicklungen, gerade in Bezug auf die Reformation, die keineswegs eine »historische Zwangsläufigkeit« war, betonte immer wieder Hartmut Boockmann, vgl. unter anderem Boockmann (1994c). Vgl. Hortzschansky (1765), S. 6, Anm. ** und zu seiner Studienstiftung siehe unten S. 235. Wegweisend waren hier die Arbeiten zur Memoria von Otto Gerhard Oexle, Karl Schmid sowie Joachim Wollasch und zu Stiftungen von Michael Borgolte (vgl. dazu die Angaben im Literaturverzeichnis). Einen guten Überblick zum Forschungsstand »Mittelalterliche fromme Stiftungen« bieten die Arbeiten von Lusiardi (2000), Scheller (2004) und Richard (2009). Zu vielen europäischen Städten liegen Untersuchungen ihrer Testamentsbestände vor. Vgl. dazu die Literaturhinweise in Richard/Paringer (2005), S. 197–201. Für die Oberlausitz gibt es nur wenige derar-

Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

209

Stiften und Schenken hatte vor allem den Zweck, soziale Netzwerke zwischen Lebenden und Toten aufzubauen bzw. fortzuführen und die Verstorbenen durch Memorien zu erinnern. Dabei dienten die Gebete und Messen der Memoria nicht allein der Vergegenwärtigung der Wohltäter, sondern vor allem der Bußableistung, die zur Rettung der Seelen der Verstorbenen aus dem Fegefeuer in möglichst kurzer Zeit mithalfen.6 Die Auffassung vom fürbittenden und sühnenden Charakter der Messen, die als Opfergabe an Gott diesen – nach dem Grundsatz do ut des – quasi zu wohlwollender Gegengabe und im Sinne eines sacrum commercium zur Vergebung der Sünden verpflichtete, beförderte die zum Teil ausufernden Stiftungen von Votivmessen und Altaristenstellen.7 Das Stiften von möglichst vielen und ewigen Messen bei möglichst vielen verschiedenen Kirchen, Kapellen, Klöstern etc. war ein Charakteristikum des späten Mittelalters und in Krisenzeiten besonders ausgeprägt. Diese Auffassung der »Verrechenbarkeit« von Opfergaben zur Errettung der Seelen, des »Sich-Einkaufens« in himmlische Gnaden oder der »gezählten Frömmigkeit«, blieb allerdings von zeitgenössischen Theologen nicht unkritisiert.8 Lange Zeit hat die Forschung darin nur einen Niedergang und Zerfall durch Massenhaftigkeit und Oberflächlichkeit in der spätmittelalterlichen Frömmigkeit sehen wollen. Arbeiten der letzten dreißig Jahre, die beispielsweise Klerusbildung, Frömmigkeitstheologie, Frömmigkeitspraxis, Ordensreformen, Kirchenreform oder Liturgie thematisierten, haben aber gezeigt, dass das Spätmittelalter im Übergang zur frühen Neuzeit neue Formen der Liturgie, Spiritualität und Frömmigkeit hervorbrachte, ohne die Ereig-

6 7

8

tige Arbeiten. Die Laubaner Rechtsverhältnisse bezüglich der Testierpraxis im Vergleich zu den anderen Sechsstädten untersuchte Anton (1773). Görlitzer Testamente, die zwischen 1358 und 1545 im Zusammenhang mit Pilgerfahrten verfasst und hauptsächlich im Görlitzer Ratsarchiv überliefert wurden, sind als Vollregest in Speer (2007) sowie Speer (2010) abgedruckt. Görlitzer Testamente zwischen 1500 und 1580 behandelt Uta Marquardt in ihrer Doktorarbeit (Marquardt [2009]), sie beschränkt sich allerdings auf statistische Auswertungen. Vgl. ausführlich zu »Buße und liturgischem Gedenken« Angenendt (1985), besonders S. 43 ff. sowie Angenendt (1983), S. 189–203 zur missa pro vivis et defunctis und zur Totenmesse. Vgl. dazu die Studie von Angenendt (1983), die den Wandel des Messverständnisses von der Spätantike bis zur Reformationszeit ausführlich untersucht. Zum sacrum commercium siehe ebd. S. 193 ff. Schon die Bezeichnung »Votiv«-Messe unterstrich die Erwartungshaltung des Messstifters, der bei Erfüllung eines Wunsches eine Gegengabe in Aussicht stellte, vgl. ebd. S. 181 f. sowie den grundlegenden Überblick Angenendt (2005b). Vgl. Angenendt (1985), S. 43: Die Einbeziehung der Messfeier in die verrechenbaren Bußleistungen hat Folgen nach sich gezogen, die für die ganze mittelalterliche, ja sogar noch neuzeitlich katholische Religiosität von weittragender Bedeutung geworden sind. Hieraus ist zum Beispiel das Messstipendium entstanden. Siehe auch zum Aspekt der »gezählten Frömmigkeit« Angenendt (1995) und zur Kritik, die bereits in der Karolingerzeit laut wurde, Angenendt (1983), S. 180 f., 212 und zur Kritik Martin Luthers S. 212 ff. Siehe auch den Abschnitt »Gezählte Frömmigkeit« in Angenendt (1997), S. 581–584.

210

2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

nisse wie die Reformation und die Konfessionalisierung nicht verstehbar werden.9 Daher wird im Folgenden versucht, die einzelnen Entwicklungslinien frommer Praktiken weit über die ersten Jahre der Reformation hinaus zu verfolgen, um den zäsuralen Charakter der Reformation zu hinterfragen und die Wandlung von Wertvorstellungen zu beobachten. Der erste Abschnitt des folgenden Kapitels wird das Stiften und Schenken in Görlitz näher untersuchen. Er beginnt mit einem Überblick zu den Empfängern frommer Gaben, der an der Prämisse orientiert ist, aus der Gesamtüberlieferung von mehr als 500 Testamenten vor allem Tendenzen jedoch keine detaillierten Statistiken herauszuarbeiten. Schwerpunkte der Betrachtung liegen darauf, die materielle Vielfalt der Gaben zu skizzieren und die Palette möglicher Empfänger aufzuzeigen sowie deren Veränderungen im Verlauf vom Ende des 15. zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Um Beobachtungen zu diesen allgemeinen Tendenzen zu präzisieren wird anschließend das Testier- und Stiftungsverhalten von Mitgliedern der Familie Emerich zwischen 1482 und 1552 untersucht. Dieser und die darauf folgenden Abschnitte zu Altarstiftungen und zum »Gestift der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche werden die ganze Komplexität von Stiftungen aufzeigen, die als »totale soziale Phänomene«10 eine Vielzahl städtischer Lebensbereiche berührten. Der zweite Abschnitt wird die Formen, Möglichkeiten und Implikationen des Totengedächtnisses in Görlitz thematisieren. Weil die geistlichen Bruderschaften aufgrund der lokalen Organisationsstrukturen die leitenden Funktionen bei der Memoria hatten, werden als erstes deren Geschichte, Aufgaben und gesellschaftliche Bedeutung dargestellt. Dem folgt in zwei Abschnitten eine detaillierte Analyse der Görlitzer Memorialpraxis vor und nach »Einführung der Reformation«, wie sie sich größtenteils aus Testamenten und Stiftungsurkunden darstellen lässt. Der dritte, wenn auch im Umfang kleinere Schwerpunkt des folgenden Kapitels wird zwei weitere Ausdruckformen von Religiosität und Frömmigkeit thematisieren, die im Gegensatz zu Stiftungen und dem Praktizieren von Memoria einen weitaus höheren körperlichen Einsatz forderten – das Wallfahren zu entlegenen Stätten und der Eintritt in ein Kloster. Beide Praktiken bezeugen den Wunsch und die Bereitschaft der Görlitzer, nicht nur nominell fromm zu sein, sondern sich auch spirituell und physisch auf Erfahrungen einzulassen, die idealerweise Bestandteil frommer Lebensführung waren.

9

10

Vgl. den Forschungsüberblick in Angenendt (2003), S. 53–113. Siehe auch Boockmann (1994c), S. 24, der betont, dass das 15. Jahrhundert keine Verfalls- oder Krisenepoche war, die zwangsläufig in der »Befreiung« der Reformation enden musste. Nicht ein verfallendes, sondern ein stabilisiertes Reich stellte die politische Voraussetzung der Reformation dar, und für die kirchlichen Zustände gilt etwas ähnliches. Vgl. zu diesem Aspekt Borgolte (1993).

2.1 Stiften und Schenken

211

2.1 Stiften und Schenken 2.1.1 Allgemeine Tendenzen von 1300 bis 1550 Im späten Mittelalter hatte die Bevölkerung einer Stadt viele Möglichkeiten, ihrer Frömmigkeit Ausdruck zu verleihen. Zu Lebzeiten konnte man auf Pilgerfahrt gehen, einer religiösen Gemeinschaft beitreten oder lokalen kirchlichen und karitativen Einrichtungen spenden oder stiften. Die umfänglichsten Vorkehrungen für das Seelenheil wurden oft jedoch erst gegen Ende des Lebens oder im Angesicht des Todes mittels Testamenten getroffen. Die zahlenmäßige Zunahme, inhaltliche Ausdifferenzierung und der steigende Vermögenswert der Testamente am Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts zeigen, dass in Görlitz wie auch in anderen europäischen Städten wirtschaftlicher Aufschwung, soziale Differenzierung und gesteigerte Frömmigkeitspraxis in einem engen Zusammenhang standen. Erst der wirtschaftliche Aufschwung seit dem letzten Drittel des 15. Jahrhunderts ermöglichte es den zu Wohlstand gelangten Görlitzern der Mittel- und Oberschicht, sich als großzügige Stifter und Testatoren zu betätigen. Die Testierpraxis unterlag dabei bestimmten Formalien. Testamente oder andere Formen der Nachlassregelung wurden in Görlitz vor Schöffen entweder mündlich vorgetragen und von den Schreibern in die Stadtbücher aufgenommen oder von einer Einzelurkunde noch zu Lebzeiten oder nach dem Tod des Testators durch einen Stadtschreiber in die Stadtbücher übernommen, meist in die Libri resignationum, seltener in die Libri actorum oder Libri obligationum.11 Das einzeln ausgefertigte Testament behielten der Testator bzw. die Erben. Da aber in Görlitz bis in die Neuzeit kaum private Archivalien überliefert wurden, finden sich im Ratsarchiv bis auf vier Ausnahmen keine Testamente in Form von Einzelurkunden.12 Einen letzten Willen konnten Männer wie Frauen gleichermaßen aufsetzen lassen, letztere benötigten dabei vor Gericht einen Vormund. Testierfähigkeit setzte »geistige Gesundheit« oder »gute Vernunft«, wie es in den Quellen heißt, und die Volljährigkeit voraus. Die Bezeichnung »Testament« oder »Letzter Wille« tritt regelmäßig und als kennzeichnendes, strukturierendes Element des Textes erst im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts in den Görlitzer Stadtbüchern in Erscheinung. Bis dahin »verstecken« sich letztwillige Verfügungen ohne besondere Hervorhebungen im Fließtext der Stadtbücher, in denen der Inhalt meist nur durch eine knappe Da11

12

Zur Differenzierung der Stadtbücher vgl. den Überblick S. 37 ff. Zu den rechtlichen Rahmenbedingungen der Görlitzer Testamente vgl. den Abschnitt 3.1, S. 324 ff. sowie Marquardt (2009), S. 18–30. Vgl. im Anhang A die Testamente des Heinrich vom Dorfe (1298. Juli 7.), des Gregor Hornig (1482) und des Martin Schmied (1519. Juni 14.). Siehe auch das Testament des Bartholomäus von Kleditzsch von 1524 (Urkundenbuch 2, fol. neu 301r–v, fol. alt 362r–v, abgedruckt in Köhler [1859b], S. 349 ff., ohne Quellenangabe).

212

2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

tumsangabe des Gerichtstages gegliedert wurde. Die »Blütezeit« der Görlitzer Testamente, gekennzeichnet durch eine möglichst umfangreiche und detaillierte Nachlassregelung, einschließlich frommer Stiftungen, setzte erst mit den 1470er Jahren ein, als sich Verschriftlichungs- und Verrechtlichungstendenzen in der Görlitzer Kanzlei und die Form des »deutschrechtlichen Testaments« durchsetzten.13 Bis dahin ist die Zahl der letztwilligen Verfügungen, die auch fromme Stiftungen und Schenkungen beinhalten, sehr gering (bis einschließlich 1474: 72, 1475 bis 1550: 303).14 Ursache dafür ist nicht nur eine intensivierte Frömmigkeitspraxis am Ende des 15. Jahrhunderts, sondern auch die gewachsene Bevölkerung und der wirtschaftliche Aufschwung in Görlitz, der die Akkumulation von Gut und Geld beförderte und somit erst einen vererbbaren »Vermögensüberschuss« schuf. Es sei daran erinnert, dass Testamente bekanntlich nur nötig waren, wenn der Erblasser außerhalb der sowieso rechtlich gesicherten und einklagbaren Erbfolge Verfügungen machen konnte und wollte.15 Hinzu kommen die Formalisierungstendenzen im Görlitzer Kanzleiwesen ab ca. 1475, die das Erscheinungsbild der Testamente veränderten und den Eindruck einer ausdifferenzierteren Testierpraxis unterstützen.16 Dessen muss man sich bewusst sein, um den Fakt der um 1500 zahlenmäßig gestiegenen Testamentsüberlieferung nicht überzubewerten. Schließlich ist zugunsten des 14. Jahrhunderts noch zu bedenken, dass sich Frömmigkeit nicht nur in letztwilligen Verfügungen für den Todesfall ausdrückte, sondern auch in Legaten und Stiftungen zu Lebzeiten. Hier gibt es das Problem, dass beispielsweise Schenkungen von Bargeld nur in den Stadtbüchern erfasst werden mussten, wenn sie die Interessen Dritter berührten. So ist wahrscheinlich ein Großteil frommer Gaben nicht überliefert.

13

14

15 16

Das deutschrechtliche Testament ist (stark vereinfacht formuliert) die Synthese aus der germanischrechtlichen Vererbungspraxis, die sich am Grad der Blutsverwandtschaft orientierte und dem Erblasser keine selbst zu wählenden Optionen für das Erbe ließ und dem römischrechtlichen Erbrecht, welches dem Erblasser die freie Wahl eines Haupterben zugestand. Vgl. ausführlich dazu Loening (1906), Müller (1911) und den Überblick von Ogris (1998). Mit »Schenkung« ist die Übereignung von Geld oder Wertgegenständen gemeint, bei der der Empfänger (im Gegensatz zur »Stiftung«) nicht zur Verzinsung des Kapitals verpflichtet wurde, mit der für bestimmte Zwecke oder auf ewige Zeit eine Leistung wie Messelesen, zu erbringen war. Im Gegensatz zur Stiftung waren bei der Schenkung der Empfänger und der Nutznießer der Gabe identisch. Siehe auch die Definition von Stiftung bei Borgolte (1988). Zur statistischen Verteilung der Testamente siehe Tabelle 2, S. 213. Zum komplizierten Verhältnis von Erbrecht und Ehegüterrecht und deren Auswirkungen auf Nachlassregelungen vgl. den Überblick von Brauneder (1988), besonders S. 154–159. Siehe dazu das Kapitel 3, S. 323 ff.

213

2.1 Stiften und Schenken

Tabelle 2:

Statistische Verteilung von Testamenten und außertestamentarischen Legaten von 1300 bis 155017 Zahl der Testamente pro Vierteljahrhundert, mit/ohne fromme Gaben 2

0

1326 – 1350

1

4

1351 – 1375

9

17

1376 – 1400

8/6 insgesamt:

14

30

1401 – 1425

9/2 insgesamt:

11

33

1426 – 1450

15/8 insgesamt:

23

1451 – 1475

21/6 insgesamt: 27 Jahresdurchschnitt: ca. 1

1476 – 1500

84/10 insgesamt: 94 Jahresdurchschnitt: 3 – 4

1501 – 1525

171/20 insgesamt: 191 Jahresdurchschnitt: 7 – 8

Zusammenfassung

18

Besonderheiten, die das Testierverhalten beeinflussten

bis 1325

1526 – 1550

17

Außerhalb von Testamenten nachweisbare fromme Gaben (vor allem im KNFMCG)18

58/79 insgesamt: Jahresdurchschnitt: 378/131 insgesamt: Jahresdurchschnitt 1376–1550:

137 5–6 509 5–6

Hl. Jahr 1450 mit 6 Testa49 menten und 9 außertestamentarischen Gaben Hl. Jahr/Pestjahr 1475 mit 10 Testamenten und 3 au41 ßertestamentarischen Gaben Hl. Jahr 1500 mit 11 Tes44 tamenten und einer außertestamentarischen Gabe Pestjahre: 1503/4 mit 14 Testamenten 39 1508 mit 29 Testamenten 1521 mit 16 Testamenten 1524 Reformation 5 1525 großer Stadtbrand 262

Zum Vergleich seien folgende Zahlen für Städte des deutschen Sprachraums im Mittelalter genannt: Dresden 46, vgl. Stanislaw-Kemenah (2005), S. 224; Nürnberg (14. Jahrhundert): 91; Bern: 200; Regensburg (1308–1511): 206; Lüneburg (1323–1500): 293; Konstanz: 446; Braunschweig: 800; Stralsund (bis 1520): 963; Breslau: ca. 1.000; Köln: 1.500; Wien: 2.300 und Lübeck: 6.000, vgl. Richard (2006), S. 102–105. Die Angaben in dieser Spalte stellen nur einen Bruchteil der im KNFMCG nachweisbaren Stiftungen und Legate dar, denn die meisten Einträge sind ohne Jahr unter den Wochentagen eingetragen. Es kann davon ausgegangen werden, dass wohl alle der ca. 650 eingetragenen Personen dem Görlitzer Franziskanerkloster mehr oder weniger große Legate oder Stiftungen hinterließen.

214

2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

Über die Opfergaben an Altären sind wir in Görlitz genauso wenig informiert. Ebenso lassen die zahlreichen Einträge von »Wohltätern« oder Schenkungen im Totenbuch der Franziskaner vermuten, dass die Nekrologien der anderen Görlitzer Kirchen nicht weniger häufig derartige Zuwendungen beinhalteten, nur sind diese Bücher nicht erhalten geblieben. Neben den Schenkungen zu Lebzeiten oder im Todesfall und dem Testament gab es noch eine dritte oft praktizierte Form frommer Gaben.19 In der sogenannten »Aufgabe« oder »Testament und Aufgabe«, also einer gegenseitigen Erbeinsetzung von Eheleuten, behielten sich beide oder nur einer der Partner eine bestimmte Geldsumme vor, die nach dem Ableben, meist des letzteren, zu einem »Seelgerät« – einer frommen Gabe für das Seelenheil – verwendet werden sollte.20 Bei allen Formen von Schenkungen oder Stiftungen, die erst nach dem Tod ausgerichtet werden sollten, konnte es aber passieren, dass zwischen dem Zeitpunkt des Niederschreibens der Verfügung und dem des Inkrafttretens Teile oder das ganze Vermögen aufgebraucht waren, sodass die Stiftungen und Schenkungen nicht mehr ausgeführt werden konnten. Ein gut dokumentierter Fall ist der der Katharina Schwetz († 1507). Sie hatte bereits den Altar für die Heilig-Kreuz-Kapelle gestiftet und in ihrem Testament weitere umfangreiche Stiftungen und Schenkungen vorgesehen. In den ca. 16 Jahren nach dem Abfassen des Testaments (1491) hatte sie aber ihr Vermögen aufgebraucht, sodass sich die Erben mit den Testamentsvollstreckern einigten, den Rest gleichmäßig zu verteilen und an die von Katharina Schwetz vorgesehenen Empfänger so viel als möglich zu geben.21 Abschließend sei noch auf Geldsammlungen hingewiesen, die durch Kirchendiener oder Abgesandte des Rates zugunsten der Görlitzer Gotteshäuser und Hospitäler durchgeführt wurden. Davon sind jedoch keine Verzeichnisse oder Abrechnungen erhalten. Chronikalische Quellen enthalten lediglich einige verstreute Hinweise darauf. Der individuelle Anteil des Einzelnen ist dadurch nicht mehr nachvollziehbar.22 Diese Vorbemerkungen sind zu beachten, wenn es um eine Bewertung der frommen Praktiken in Görlitz geht. Es gab für die Görlitzer viele Möglichkeiten, sich mittels frommer Stiftungen oder Schenkungen zu engagieren, aber nur ein Bruchteil davon lässt sich heute in den Quellen und dort zumeist in der Form von Testamenten nachvollziehen. Einige dieser letzten Willensäußerungen wurden wiederum ganz oder teilweise kassiert, ohne dass sich immer nachvollziehen lässt, wo die Ursachen liegen. 19

20 21 22

Zu Formalien der Rechtspraxis im Gebiet des Magdeburger Rechts vgl. Müller (1911) und Loening (1906), der Arbeiten von Richard Jecht zu Görlitzer Rechtsbüchern und Rechtsverhältnissen benutzte. Siehe auch die Systematisierungen von Zander (1929) anhand des ältesten Görlitzer Stadtbuchs von 1305 und die Literaturhinweise in Marquardt (2009), S. 18–30. Zur »Geschichte des Seelgeräts« vgl. Schönfeld (1921). Siehe auch die Arbeit von Elsener (1975): »Vom Seelgerät zum Geldgeschäft. Wandlungen einer religiösen Institution«. Vgl. die Vermerke zum Testament der Katharina Schwetz im Anhang A (1491. Oktober 21.). Vgl. zu den Sammlungen das Kapitel 1, S. 80, Anm. 109.

2.1 Stiften und Schenken

215

Die Görlitzer Überlieferung, die hier nur partiell herangezogen werden konnte, zeigt also nur ein unvollständiges Bild der Vergangenheit und sie spiegelt zum großen Teil lediglich die frommen Intentionen des Testators zum Zeitpunkt der Ausstellung einer Urkunde wider, nicht aber die zu erwartende Realität. Des Weiteren äußerte sich in Testamenten nur die fromme Praxis einer wohlhabenden Schicht, die über zahlreiche zu verteilende Werte verfügte. Man kann also nur mit großer Vorsicht von allgemeinen Tendenzen oder Befindlichkeiten in Bezug auf die Testier- und Stiftungspraxis sprechen, da bisweilen eine erhebliche Diskrepanz zwischen Intention und Wirklichkeit einer Stiftung oder Schenkung auszumachen ist.23 Nach diesen einführenden Bemerkungen sollen im Folgenden die wesentlichen Objekte vorgestellt werden, die in Görlitz Inhalt frommer Stiftungen und Schenkungen waren, deren Empfänger sowie einige Charakteristika der Görlitzer Testierpraxis. Als Beispiel für den Wandel der Stiftungspraxis innerhalb einer Familie wird im Anschluss daran die Familie Emerich genauer untersucht. In den zwei darauf folgenden Abschnitten werden die Görlitzer Altarstiftungen und das »Gestift der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche dargestellt, um beispielhaft die komplexen Implikationen mittelalterlicher Stiftungen aufzuzeigen. Im Grunde konnte außerhalb der gesetzlichen Erbfolge alles an Mobilien und Immobilien vererbt werden, was zur freien Verfügung des Testators stand, dies war meist bares Geld oder noch ausstehendes Geld von Schuldnern.24 Es lag dann in der Verantwortung des Empfängers, diese Summe einzutreiben. Bisweilen erhielten Kirchen auch Häuser, Gärten, Mühlen und Fleischbänke oder die Testamentsvollstrecker wurden beauftragt, diese zu verkaufen und den Empfängern den Erlös zu übergeben.25 Es ist aber keine Häufung von mobilen oder immobilen Werten in den Händen der Kirche, also der »toten Hand«, zu beobachten. Der Görlitzer Rat hat es als Sachwalter über Testamente und Stiftungen verstanden, den Inhalt von Testamenten dahingehend zu beeinflussen, dass Kirchen nur Nutznießer des Verkaufserlöses von Immobilien wurden, aber nie deren Besitzer. So lassen sich auch keine Verbote der »Veräußerung an die tote Hand« wie in anderen Städten finden.26

23 24 25 26

Siehe dazu auch die Ausführungen im Kapitel 3, S. 323 ff. Vgl. die ausführlichen statistischen Erhebungen von Marquardt (2009) für die Zeit zwischen 1500 und 1580, die im Wesentlichen auch auf das 15. Jahrhundert übertragbar sind. Siehe zum Beispiel die Anmerkungen zum Testament des Michael Friedländer im Anhang A (1517. November 17.), wo die Kirchenväter dessen Haus erhalten und für 150 mr. verkaufen. Vgl. zum Beispiel zu Regensburg Richard (2007), S. 100 f. Siehe auch die Bemerkungen zur »toten Hand« im Abschnitt 3.3 Der Einfluss des Rates auf Testier- und Stiftungspraxis, S. 348 ff.

216

2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

In den Testamenten der weniger reichen Görlitzer wurden Hausrat wie Geschirr oder Zinnkannen, Betten, Kleider, Lebensmittel und vieles mehr zu frommen Zwecken gestiftet.27 In den Testamenten bis ca. 1475 wurden nur selten Gegenleistungen – wie die Aufnahme ins Totenbuch oder das Halten von Messen – von der begünstigten Kirche ausdrücklich verlangt.28 Diese Formulierungen finden sich sehr häufig erst nach 1475 im Zusammenhang mit Stiftungen. Dort werden beispielsweise dem Görlitzer Franziskanerkloster Zinsen in Form von Heringen29 übertragen, die Pfarrkirche St. Peter erhält einen Zins, um jährlich Kerzen oder Wachs30 und Wein31 zu kaufen, oder es werden Kerzen für bestimmte Altäre gestiftet. Die Bruderschaften erhalten meist größere Bargeldbeträge zur Verzinsung, wovon der Testator diverse Messen für das Heil seiner Seele und das seiner Vorfahren und noch lebenden Verwandten wünschte.32 Neben Messen wurden auch Gesänge gestiftet, deren finanzielle Nutznießer meist die Görlitzer Schüler und ihr Schulmeister waren.33 Da die Möglichkeiten von Altarstiftungen in Görlitzer Kirchen aufgrund des zur Verfügung stehenden Platzes begrenzt waren, konnten Altäre um ein weiteres ministerium erweitert werden oder das Kapital bestehender Messstiftungen an einem Altar wurde erhöht und der Altarist zu einer weiteren Messe verpflichtet.34

27 28 29 30

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32 33

34

Vgl. die in Speer (2007) und Speer (2010) abgedruckten Testamente, hinten den Anhang A und Marquardt (2009), S. 152–174. Vgl. den Abschnitt 2.2 Memoria und Gebet, S. 265 ff. Vgl. im Anhang A die Testamente von Peter Walde (1474. März 15.) und Hans Axt (1474. März 15.) sowie die Beispiele in Speer (2006), S. 57 f. Vgl. Varia 59, fol. 10v–11r (Testament Friedrich Rawßindorff, anno 1449); CDLS 4, S. 603 f. (»Geleuchte der Kerzen vor dem Gehäuse des Hl. Leichnams«, anno 1449) und im Anhang A die Testamente von Antonius Schmied (1475. August 3.), Katharina Riemer (1477. April 29.), Jakob Weinreich (1489. Mai 5.), Anna Schmied (1489. Juli 14.), Hans Bottener (1492. April 1.), Dorothea Leder (1492. April 3.), Margaretha Kretzschmer (1497. Januar 18.), Ursula Can (1500. Januar 4.), Hans Seifensieder (1505. Januar 26.), Barbara Geisler (1508. Mai 13.), Benigna Kirchoff (1508. September 11.), Martin Mauermann (1508. September 20.) und Balthasar Kirchoff (1520. Juni 2.). Vgl. Speer (2006), S. 60, Anhang 3 (anno 1414); LO 1384–1435, fol. 53r–v (anno 1422); Lose Urkunde 1427. April 8.; CDLS 4, S. 603 f. (anno 1449); ebd. S. 755 (anno 1452); MGF 1.1, S. 338 f. (anno 1504) und Entscheidebuch 1454–1467, fol. 34r (Kirchwein für St. Peter, anno 1518). Vgl. den Abschnitt 2.2.1 Struktur und Organisation der Bruderschaften in Görlitz bis 1550, S. 268 ff. Vgl. zum Beispiel die Stiftung Kindlers in Varia 59, fol. 10v (anno 1415): Der alde [Nikolaus] Kindeler von Hirsberg hat gestiefft iherlichin alle mittewochin unnd alle sunabinde des obindes das Salve Regina Misericordie mit den schulern zu singen unnd doruff eyne collecta von den capplan zcu lesin, dorummb gebin die kirchibittere iherlichin dem pharrer und seinen capplan 1 mr. gr. Item den locaten in der schule 1 sch. gr. Item den kirchinbittern zcu geleuchte dorcu 1 sch. gr. unnd dem glockener vom luthin 24 gr. dorummbe sie genugeliche widderstatunge entphangen haben. Siehe auch die weiteren Beispiele in Anm. 39, S. 217. Vgl. im Anhang A die Testamente von Caspar Tilicke (1499. September 13.), Margarethe Seifert (1508. Juli 21.) und Ursula Hans (1508. September 17.) sowie die Beispiele in Speer (2006).

2.1 Stiften und Schenken

217

Schon bestehenden Altären wurden bisweilen Messbücher35 und Leuchter36 geschenkt und den Altaristen Geld oder Wertgegenstände vermacht, damit sie sich dafür beispielsweise eine Kasel37 kaufen konnten. Hierbei handelte es sich um Schenkungen, die aber nicht geringer anzusehen sind als Messstiftungen, denn jene Geräte oder Ornate, die bei eucharistischen Handlungen beteiligt waren, ermöglichten das direkte Mitwirken der Stifter an der Eucharistie und waren aufgrund eines höheren Teilnehmerkreises als bei Privat- oder Votivmessen ein Zeichen der Sorge für die Allgemeinheit.38 Zu dieser Art Stiftungen sind auch die Förderungen von Gesängen zu zählen, die der Ausgestaltung von Messen und Prozessionen dienten, wie das salve regina, das alma redemptoris mater oder das regina caeli.39 Außer Institutionen wie Kirchen, Klöster, Hospitäler und Bruderschaften wurden dezidiert die Armen in den Hospitälern, Schüler oder Hausarme bedacht. Diese erhielten Bargeld, Kleider, Schuhe oder ihnen sollten Seelbäder mit einer dazugehörigen Mahlzeit ausgerichtet werden.40 Diese Gaben konnten den Charakter einer Stiftung mit regelmäßigen Ausschüttungen haben oder eine einmalige Angelegenheit sein, die aus einer Schenkung finanziert wurde. Zu den seltenen letztwilligen

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Vgl. im Anhang A die Testamente von Margaretha Kretzschmer (1498. Oktober 16.), Klara Emerich (1515. April 30.), Elisabeth Frenzel (1519. Juli 15.) sowie Entscheidebuch 1396–1434, fol. 60v (Legat der Weissepeterin, anno 1428). Vgl. im Anhang A die Testamente von Dorothea Weinschenk (1475. Juli 27.) und Elisabeth Frenzel (1519. Juli 15.) sowie Sculteti, Relationes, fol. 44v (Testament des Friedrich Spät, anno 1589). Vgl. im Anhang A die Testamente von Antonius Schmied (1475. August 3.), Jakob Weinreich (1489. Mai 5.), Hans Brückner (1505. März 18.), Ursula Hans (1508. September 17.), Ursula Canitz (1508. Oktober 9.), Klara Emerich (1515. April 30.) und Margarethe Seifert (1515. Oktober 27.). Vgl. dazu anhand von Nürnberger Beispielen Staub (1995), besonders S. 304. Die älteste bisher nachweisbare Stiftung zugunsten eines salve regina stammt von Niclis Kindeler von Hirsberg, der 4 mr. jährlicher Zinsen dafür stiftete (LO 1384–1435, eingelegter Zettel, Varia 59, fol. 10v, siehe oben S. 216, Anm. 33). Das salve regina in der Peterskirche erhielt weitere Zustiftungen 1426 (LO 1384–1435, fol. 66v), 1489 (Anhang A: 1486. Juni 13.) und 1494 (Anhang A: 1494. Juli 8., ebd. stiftet Nikolaus Mondenschein weitere Gesänge). 1493 stiftete Christoph Uthman ein salve regina in der Nikolaikirche (LO 1484–1520, fol. 39r–v, 64r). Das regina caeli wurde 1431 bestiftet (Varia 59, fol. 10v; LO 1434–1483, fol. 21r–v; CDLS 4, S. 153). Das alma redemptoris mater wurde 1449 (CDLS 4, S. 617 f.) und 1507 (LO 1484–1520, fol. 132r–v) bestiftet. Zur Besoldung zweier singender Schüler in der Fronleichnamsprozession stiftete Heinrich Stange um 1415 3 gr. pro Woche (Ältestes Stadtbuch 1305–1416, S. 303b– 304a; Zander [1929], S. 65 f.). Die Schüler erhielten eine weitere Zustiftung um 1416 (LO 1384–1435, fol. 30r–30v). Zu den Gesängen der Schüler siehe auch CDLS 4, S. 392–396. 1510 stiftete Johannes Arnold, Unterstadtschreiber, einen Gesang, den der Pfarrer mit seinem Kaplan ad festum inventionis pueri zu singen hatte (LO 1484–1520, fol. 15r–v). Die Ratsrechnungen belegen die regelmäßige Auszahlung der Stiftungsgelder: CDLS 4, S. 101, 158, 200, 253, 278 f., 343, 417 f., 821, 1045, 1109; CDLS 6.1, S. 165, 168 und 337. Vgl. die zahlreichen derartigen Gaben im Anhang A.

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

Schenkungen gehörten die zugunsten von »Wegen und Stegen«41 und Legate, die für eine Wallfahrt nach Rom42 oder zu anderen Pilgerzielen ausgesetzt wurden. Im Zusammenhang von Pilgerfahrten und Stiftungen ist noch der Sonderfall der »Bußwallfahrt« zu erwähnen, die für einen Totschlag geleistet werden musste. Aus den betreffenden Gerichtsentscheiden, die die Sühneleistungen der Beklagten festlegten, geht nämlich hervor, dass diese neben der Pilgerfahrt und dem Aufstellen eines Kreuzes für den Verstorbenen auch Seelenmessen bezahlen sollten oder sogar eine kleine Kapelle errichten lassen mussten.43 Es handelte sich also um Schenkungen oder Stiftungen, die keine freiwilligen frommen Gaben waren. In diese Kategorie gehört auch der Fall des Nikolaus Schubert, der wohl als Buße für die Unter-

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Oft wurde der nicht genau bestimmbare »Rest« der Hinterlassenschaften zugunsten von »Wegen und Stegen« verschenkt: Stadtbuch 1337–1416, fol. 11v (Zinsstiftung für Wege- und Brückenbau anno 1356); LO 1384–1435, fol. 2r und LO 1384–1411, fol. 2r (Schenkung für den Steinweg hinter dem Jakobs-Hospital anno 1384); Stadtbuch 1305–1416, S. 257b (anno 1399); ebd. S. 300a. und Kladde (1406–1414) zum Ältesten Stadtbuch 1305–1416, fol. 49v (zur Besserung des Weges zwischen dem Laubaner Tor und dem Stadtgraben anno 1414); Vorsatzblatt zum LO 1384–1435 (zu einem Weg vor dem Kutteltor anno 1415); Stadtbuch 1305–1416, S. 308a (vgl. Zander [1929], S. 68) (anno 1416?); CDLS 4, S. 194 (10 mr. zum Bau der neuen Neißebrücke anno 1441); LR 1470–1488, fol. 56v (anno 1474); Anhang A die Anmerkungen zum Testament des Paul Sigmund (1475. Oktober 14.); LA 1470–1478, fol. 126v–127r (anno 1475); Anhang A: 1475. August 3. (zcu dem steinwege zu Ossig 10 mr. gr., zcu dem steinwege zcu Heinersdorff 10 mr. gr. und zcu dem steyge, das man gen Moyß geet jennehalben der scheffe [?] 10 mr. gr., den Rest solle der Rat erhalten zu gotes dinst zcu wegen und stegen); LR 1470–1488, fol. 60v (zcu dem wege zu Heinersdorff 5 mr. anno 1475); Anhang A: 1475. Dezember 11. (zum Weg in Deutsch-Ossig 3 mr.); LR 1470–1488, fol. 85r (dem wege gen Ossig 2 mr., anno 1477); Anhang A: 1482. März 18., siehe dazu Prochno (1939), S. 41; Anhang A: 1489. Oktober 19. (zu dem Steynwege 8 mr.); ebd. 1493. August 27. (30 mr. zu wegen und stehgen); LR 1488–1505, fol. 153v (anno 1496); ebd. fol. 154r–v (dem Rat arm und reich zu Wegen und Stegen oder zur Notdurft der Stadt 100 sch. gr.); Anhang A: 1508. Juni 20.; ebd. 1519. Juli 15. (10 mr. sollen bleiben arm und reich zu erhaldung wege und stege). Im Vergleich zum böhmischen Pilsen (vgl. Klassen [1990], S. 78) kann hier nicht festgestellt werden, dass sich überwiegend Frauen der Wege annehmen. In Görlitz ist das Verhältnis zwischen Männern und Frauen in etwa ausgeglichen. Siehe auch Rexroth (2000), besonders S. 117 ff., der derartige Stiftungen zu »Wegen und Stegen« unter dem Aspekt ihres Beitrages zur »guten Ordnung und Policey« untersuchte, der seinerseits Ausdruck von caritas und dem Streben nach dem »Gemeinen Nutzen« war. Johannes Hass schreibt 1514 in seinen Annalen, dass der Steinweg nach Deutsch-Ossig gelegt wurde und verweist auf die register distributorum et perceptorum, aus denen sich die Herkunft der Gelder aber bisher nicht ermitteln lässt. Siehe die Ausgaben für Wege in CDLS 4, S. 253, 342 f., 383 und CDLS 6.1, S. 264 (von hern Mertins gelde 12 sch.). Vgl. Speer (2007), S. 117, Nr. 100 (anno 1468); S. 117 f., Nr. 103 (anno 1474); S. 121, Nr. 113 (anno 1488); S. 122, Nr. 114 (anno 1489, Wallfahrt nach Aachen); S. 123 f., Nr. 119 (anno 1499); S. 127 f., Nr. 129 (anno 1506); S. 129, Nr. 131 (anno 1508, Wallfahrten nach Wilsnack und Haindorf) sowie S. 129 f., Nr. 132. Vgl. die Beispiele von Strafwallfahrten in Speer (2007) und Speer (2010).

2.1 Stiften und Schenken

219

schlagung eines Teils seines Vermögens bei der Versteuerung, der Peterskirche 20 mr. schenken musste.44 Die Schenkungen von Kunstgegenständen für Görlitzer Kirchen lassen sich nur vereinzelt nachweisen. Abgesehen von den bereits oben ausführlich besprochenen Stiftungen Georg Emerichs und Hans Frenzels, ist um 1383 ein Stifter für den Altar, genannt »Goldene Maria«, im Franziskanerkloster nachweisbar.45 Des Weiteren schenkte 1400 Nikolaus Steinrücker dem Kloster eine tabula, wohl ein Tafelbild für einen Altar.46 Ebenso stifteten die beiden Nikolaus Steinberg den Franziskanern Geld für die Ausgestaltung eines Altars und wünschten dafür, mit ihrer Familie in das Gebetsgedenken der Mönche aufgenommen zu werden.47 Bei finanziell aufwendigen Kunstwerken fanden sich bisweilen mehrere Personen zu einer Art Stiftergemeinschaft zusammen. So stiftete 1448 eine Gruppe von guten luthen um Nikolaus Czan48 (oder Czaphe), Verwalter des Jakobs-Hospitals, und um einen Herrn Jakob, Altarist ebenda, zu nutcze und fromen der cappeln (s. Jacob) und eynem itczlichen altaristen doselbst also, das der prister dasselbin creuces tegelichin in der messe mag gebruchen, ein Kreuz im Wert einer Silbermark.49 Ähnlich handelte die Bäckerinnung, die dem Franziskanerkloster 1497 gemeinschaftlich einen vergoldeten Silberkelch, verziert mit einer Bretzel, übereignete.50 Ob das »Große silberne Kreuz«, welches 1515 für die Peterskirche erneuert wurde, von den Ratsherren gestiftet worden war, kann nicht genau gesagt werden, weil die Scriptores dazu keine näheren Angaben machen.51 Aus einer Abrechnung der Ratsherren Magister Martin Eisenmenger und Caspar Stetzel wird die Rolle des Rates bei der Ausstattung von Kirchen deutlicher. Dort heißt es, dass sie 1518 aus betteley unnd an bescheydenen gelde für die neue taffel uff s. Lorentzen altare etwas mehr als 52 mr. bekommen hatten, wovon sie 27 mr. für Kerzen des Altars und die Tafel ausgaben.52 Um in Görlitz die Einnahmen zugunsten des Lorenzaltars nicht zu schmälern, hatte der Rat zuvor den Leuten von Hermannsdorf verboten, in der Stadt Sammlungen durchzuführen. 44 45 46 47 48 49 50

51 52

Vgl. die Aufarbeitung dieses Falls vor dem Görlitzer Gericht in Speer (2008b). Vgl. im Abschnitt 1.8 Ein Zentrum der Seelsorge und Memoria – das Franziskanerkloster, S. 146 ff. und die Anmerkungen dazu S. 165. Vgl. KNFMCG S. 306. Siehe oben S. 165. Ein Nikolaus Czan machte dem Franziskanerkloster ein Legat von 10 mr. und wurde dort bestattet, vgl. KNFMCG S. 288 und 292. Vgl. die Edition im CDLS 4, S. 538. KNFMCG S. 305: Item confratres nostri de artificio pistorum dederunt conventui gorliczensi novum calicem argenteum deauratum signatum in pede calicis mit eyner silberen pretczel et hoc factum est anno domini 1497, in vigilia corporis Chrisiti. Vgl. SRL N. F. 3, S. 410. Vgl. Entscheidebuch 1454–1467, fol. 32r. Diese betteley wird ebenfalls erwähnt in den SRL N. F. 3, S. 541.

220

2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

Für den Marien-Altar in der Peterskirche sind drei Zuwendungen überliefert. Um 1475 vermachte Matthias Besack jenem Altar 70 mr. zur Vollendung des Altarbildes.53 Sechs Jahre später gab Margarethe Emerich, Witwe des Ratsherrn Hans Meihe, in ihrem umfangreichen Testament zu dem geheuse des heyligenn woren leichnams 20 mr. unnd tzu der neuen taffel uff unser liebenn frauen altare doselbst zu sanct Peter 20 mr. gr.54 1487 wurde wahrscheinlich für denselben Altar durch die Tischlermeister Peter und Paul unser lieben frauen tafel mit dem ausstzoge unnd gesprenge ausgearbeitet und im folgenden Jahr wurden durch den berühmten Hans Olmützer die nativitas Christi und andere bilder darein angefertigt.55 Katharina Jeutener († 1522) wollte in ihrem Testament von 1518 zum ausbereiten der neuen taffel uff unser lieben frauen altare zu S. Peter, uff welchen man teglich pfleget zusingen, 30 mr. stiften. Unter den Quittierenden am Rand ihres Testaments befindet sich aber kein Verwalter der Kirche, es ist daher zweifelhaft, dass das Geld für den Altar ausgezahlt wurde.56 Die Schenkung eines silbernen Marienbildes mit Krönchen für die Annenkapelle wurde ebenfalls nicht realisiert, weil die Testatorin ihren letzten Willen 1522 wieder aus dem Stadtbuch streichen ließ.57 Im weitesten Sinne könnte man zu den Kunstgegenständen ebenfalls die häufig vererbten Korallen-Paternoster oder andere Schmuckstücke zählen. Diese hatten jedoch mehr den Charakter von Gaben, deren materieller Wert den Empfängern zugutekommen sollte. Nur manchmal ist zu lesen, dass zum Beispiel eine Monstranz mit der gestifteten Perlenkrone58 an bestimmten Feiertagen zu schmücken sei oder ein Korallenpaternoster59 den lieben heiligen zu ere nicht verkauft werden solle. Bisweilen wurden den Kirchen auch Edelmetalle60 zur Herstellung von Kelchen oder bereits angefertigte Kelche vermacht. In einer Überlassungsurkunde von 1490 heißt es zum Beispiel: 53

54 55

56 57 58

59 60

Vgl. Urkundenbuch 2, fol. alt 334r–v, fol. neu 273r–v.: […] czu der taffil des altaris unßer liben frauen der kirchen sancti Petri, off das dy vormelte taffil gerueglich volbrocht werden möge, gote dem hern unnde Marie seyner vil liben muter czu lobe, ere unnde preiß, auch meyner selen czu troste. Vgl. das Testament der Margaretha Meihe im Anhang A (1496. August 16.). Vgl. SRL N. F. 2, S. 360. Lemper (2001), S. 91 macht ohne erkennbaren Grund aus den Tischlern (SRL N. F. 2, S. 360: meister Peter und Paul, tzwene tisscher alhie zu Gorlitz) die zwei Patrone der Pfarrkirche. Vgl. das Testament der Katharina Jeutener im Anhang A (1518. März 22.). Vgl. das Testament der Barbara Kraft im Anhang A (1521. September 16.). KNFMCG S. 282: Item anno eodem [1508] virgo Anna, filia der Eylinbergin, legavit et donavit pro reverencia sacramenti unam coronam de margaritis valentem 20 sexagenas ita quod non debeat alienari sed semper infra octavas corporis Cristi cum ea monstrancia ornari vel alias quando deportatur decorari cuius anima requiescat in pace amen. Siehe auch das Testament der Klara Emerich im Anhang A (1515. April 30.). Vgl. das Testament der Katharina, Frau des Rohrmeisters, im LR 1505–1516, fol. 105r–v (anno 1509). Vgl. im Anhang A das Testament des Nikolaus Steinberg (1510. Dezember 17.), der der Bürgerbruderschaft Silber zu einem Kelch vermachte.

2.1 Stiften und Schenken

221

Barbara Caspar Arnoldynn und [Margarethe] Lorentz Uthmanyn haben einen neuen kelich, so sie haben machen lassen, zu sanct Peters kirchen alhir geeignet und gegeben. Mit dem bescheyde, so Hans Axts irkein [= irgendein] sohn priester wurde, sal im sulch kelich als dannen folgen und zustehn. Wurde aber keiner siner sohne ein priester, sal sulch kelch bey sanct Peters kirchen bleiben und behalden werden. Actum coram Magistro Johnanne Scheitmeller et Jacoff Jungnickel scabinis, dinstage am abend sancti Laurentii [10. August].61

Hier betätigten sich also zwei Damen aus Görlitzer Ratsfamilien als fromme Stifterinnen zum Vorteil ihres Seelenheils, aber auch zugunsten des Sohnes eines verwandten Ratsherrn, eine durchaus häufige Kombination von Vorteilen. Nachdem eine Zusammenfassung zu den vererbten bzw. gestifteten Sachwerten gegeben wurde, soll im Folgenden ein Überblick zu möglichen Empfängern frommer Gaben geboten werden. Als Adressaten kamen alle im ersten Kapitel genannten Kirchen, Kapellen, Hospitäler und Klöster in Frage. Sehr selten wurden weitere Klöster wie die in Marienthal, Lauban, Breslau oder Naumburg am Queis bedacht. Dies geschah meist in den Fällen, in denen ein Familienmitglied in jene Gemeinschaften eingetreten war. Wurden Görlitzer Institutionen beschenkt, gab man die Legate meist kommentarlos zum Beispiel an die Peterskirche oder die Frauenkirche. Manchmal findet sich der Zusatz »zum Bau« der jeweiligen Kirche. Es ist anzunehmen, dass beide Varianten der Vergabe dem eigentlichen Kirchen- oder Klosterbau zugutekommen sollten. Denn Legate, für die man zum Beispiel Messen oder sonstige Memorien erwartete, wurden an konkrete Geistliche oder Bruderschaften in den jeweiligen Kirchen gerichtet.62 Etwas anders dürfte die Lage bei den Hospitälern sein, wo die Legate vor allem zur Unterstützung der Insassen gedacht waren. Manchmal finden sich auch die Bestimmungen, dass bestimmte Geldbeträge den Armen direkt »in die Hände«

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Vgl. im Anhang A (1490. August 10.). Siehe auch die Schenkungen von Kelchen für das Franziskanerkloster 1371, 1375, 1408, 1471, 1476, 1477, 1487, 1506 und 1510 (KNFMCG S. 302, 303 f., 272, 291, 294, 274, 266 und 267). 1483 vermachte Michael Schmied dem Franziskanerkloster 12 silberne Löffel zu einem pacem (Paxtafel/Kusstafel) (Anhang A: 1483. Oktober 14.). 1487 legierte der Ratsherr Peter Walde den Cölestinern auf dem Oybin einen silbernen Becher, den die »Seelwärter« zu einem Kelch umarbeiten lassen sollten (LR 1470–1488, fol. 279r–281v und KNFMCG S. 286). 1496 wollte Hans Bufe von seinen Testamentsvollstreckern zwei vergoldete Kelche anfertigen lassen und der Rat sollte sie nach seiner »Erkenntnis« vergeben (Anhang A: 1496. Oktober 31.). Margaretha Strauch bestimmte 1518 Silberschmuck zu einem Kelch für die Nikolaikirche (LR 1516–1540, fol. 46r–v). Elisabeth Frenzel bestimmte in ihrem letzten Willen 1519 unter anderem: den kellich und dy alba, die sie hot lossen machen, hat sie bescheyden zu s. Niclas zum gebrauch gotlicher ampt der selenmessen, die der capellan doselbst singet (Anhang A: 1519. Juli 15.). Vgl. den Abschnitt 2.2 Memoria und Gebet, S. 265.

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

zu geben seien.63 Bei Hospitalinsassen muss noch unterschieden werden zwischen jenen, die aus Mittellosigkeit oder Krankheit aufgenommen wurden, und jenen, die sich ins Hospital einkauften, indem sie dem Haus Zinsen, oder ihr gesamtes Vermögen überschrieben, um im Gegenzug Kost und Logis zu erhalten, vergleichbar den Präbenden am Görlitzer Franziskanerkloster.64 Besonders die Empfänger von Almosen verdeutlichen den ambivalenten Charakter von Schenkungen und Stiftungen. Indem dem Empfangenden die irdische Not gelindert wurde, schloss dieser den Gebenden in seine Gebete für dessen Seelenheil ein.65 In fast allen Testamenten nach 1475 wurde der Görlitzer Rat arm und reich bedacht, meist mit Bargeld, kleineren Grundstücken oder dem Rest der nicht verteilten Erbmasse. Die Höhe der Legate variiert sehr stark vom jeweils höchsten Betrag bis zum geringsten und lässt sich nicht in die bekannte Empfängerhierarchie einordnen. Ebenso wenig ist ein Zusammenhang zwischen der sozialen Stellung oder der Nähe des Testators zum Rat und der Höhe der für die Stadt bestimmten Legate herstellbar. Nicht einmal alle Bürgermeister berücksichtigten in ihren Testamenten die Stadt. Dass Legate zugunsten der Stadt aber von Vorteil waren, wenn man ein Anliegen an den Rat hatte, zeigt der Steuerfreikauf der Barbara Fichtner. Sie wollte sich 1495 für 100 mr. von geschoß, wacheheller, anslege, steuer und aller andrenn mitleydung freikaufen. Die Görlitzer Ratsherren standen dem Anliegen wohlwollend gegenüber, denn der erbar rath [hatte] mith angesehen, das ir elich man, den got selige, die weil er am lebenn gwest, auch sie selbist nach seinem tode, den rath arm und reich begobet und in iren testamenten bedocht haben. 75 mr. zahlte sie sofort und 25 mr. sollte ihr kauffgnoß Nikolaus Wentscher zahlen.66 Nicht selten findet sich die Formulierung, dass der Rest einer Erbmasse oder eine bestimmte Summe Bargeld nach Erkenntnis des Rates verteilt werden solle oder sogar die Gedächtnismessen für den Verstorbenen nach dem Gutdünken der Ratsherren auszurichten seien. Dies zeigt, dass die Funktion des Rates als Testamentsvollstrecker anerkannt war, und dass man darauf vertrauen konnte, dass das Erbe zum Wohl der Gemeinde und für das Seelenheil der Gebenden und Empfangenden verwandt wurde. Hinzu kommt die symbolische Bedeutung der Unterordnung unter den Willen des Rates und damit die Anerkennung 63

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Vgl. im Anhang A die Testamente von Andreas Weißjorge (1492. September 25.), Johannes Kochel (1499. Dezember 27.), Georg Richter (1499. Dezember 30.), Margaretha Schmied (1504. Oktober 15.), Margarethe Seifert (1515. Oktober 27.), Martin Schmied (1519. Juni 14.), Ursula Frenzel (LR 1516–1540, fol. 367r–v, 1536. September 28.), Anna Wolmerstet (1532. Juli 8.) und Johannes Wolmerstet (1538. Mai 14.). Zu den Präbenden im Görlitzer Franziskanerkloster vgl. den Abschnitt 2.3.3 Die Görlitzer Terziarinnen, S. 307 ff. Vgl. zu Armut und Memoria am Fallbeispiel London Rexroth (1994) und zum gegenseitigen Nutzen von Stifter und Empfänger Schmid (1985b), besonders S. 66 f. Vgl. LA 1490–1497, fol. 265v (1495. Juli 21.), siehe auch das Testament der Barbara Fichtner im Anhang A (1493. August 27.) und die Stiftung ihres Mannes Jost Fichtner ebd. (1504. November 13.).

2.1 Stiften und Schenken

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seiner gesellschaftlichen Position und Deutungshoheit über eine adäquate Seelenheilvorsorge. Ein besonders auffälliges Beispiel dafür ist das Testament des Bürgermeisters Hans Bottener von 1495. Er hatte dem Rat 100 fl. ung., aber der Pfarrkirche St. Peter nur 30 fl. ung. vermacht. Des Weiteren wünschte er: Is sal der rath ein ewig begengniß bestellen, also nemlich ime seinen eldern unnd das gantze geschlecht alle jar jerlichen uff itzlich quatortempora mit vigil unnd selmessen zubegehen, iren selen zu hulffe unnd zu trost. Dazu gab er 1 mr. jährlichen wiederkäuflichen Zins, … wo aber sulch geldt dortzu nicht genugsam sein wolde, mag der rath nach seinem irkentniß bessern und irhohen, unnd ap der pfarher mit seinem capellan ader die prister in irer bruderschafft sulch begengniß halden sullen, stellet er gentzlich zu des rathes gefallen.67

Sein Testament schloss der Bürgermeister mit dem Wunsch, dass der Rat zwei heren kysen unnd vororden möge, die das Testament ausrichten sollten. Die vom Rat beanspruchte und von den Bürgern anerkannte Autorität in Sachen Testamentsvollstreckung und das dem Rat entgegengebrachte Vertrauen der Testatoren zeigt sich besonders, wenn man die Görlitzer Befunde mit anderen Städten vergleicht. Dort war es oft üblich, Klauseln in die Testamente aufzunehmen, die das Nichtbefolgen des letzten Willens sanktionierten oder es wurde versucht, Mechanismen zu installieren, vermittels Dritter die korrekte Ausführung des Testaments überwachen zu lassen.68 All dies war in Görlitz nicht notwendig. Auf die in Görlitz feststellbare Hierarchie der möglichen Adressaten von frommen Gaben wurde im ersten Kapitel bereits mehrfach eingegangen.69 Hier sei noch einmal daran erinnert, dass die durch den Rat unter Georg Emerich seit ca. 1483 forcierte Rangfolge von Pfarrkirche, Frauenkirche, Kloster, Hospitälern und Kapellen in etwa bis in die Jahre der Reformation Bestand hatte, und dass sich darin weniger die persönlichen Vorlieben der Testatoren als vielmehr pragmatische Zwänge äußerten. Der Neubau der Pfarrkirche St. Peter verschlang große Geldmengen, sodass die Stadt darauf angewiesen war, aus Testamenten einen möglichst hohen Anteil für den Kirchenbau zu erhalten. Freilich trifft diese Hierarchie nicht für jedes Testament zu, eine zukünftige detaillierte prosopographische Analyse der Testatoren könnte hier Zusammenhänge zwischen »ratskonformem Testierverhalten« und gesellschaftlicher Stellung der Geber herausarbeiten. Die in Görlitz gemachten Beobachtungen, dass gegen Ende des 15. Jahrhunderts die Spenden zugunsten kirchlicher Institutionen ihren Höhepunkt erreichten, und dass eine gewisse Systematisierung sowie die Herausbildung von »Pflichtlegaten« in umfangreichen Bürgertestamenten festzustellen ist, wurden auch für Köln und 67 68 69

Vgl. das vollständige Testament im Anhang A (1492. April 1.). Vgl. zum Beispiel für Trier Schmid (2000), S. 256. Vgl. oben S. 93.

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

Regensburg bestätigt.70 Ein großer Unterschied zu anderen Städten besteht jedoch darin, zu welchem Zweck in Görlitz fast keine Stiftungen gegründet wurden. Es gab nur eine »Prädikaturstiftung«.71 Im Vergleich dazu sind in süddeutschen Städten derartige Stiftungen, die das lebhafte Interesse der Gemeinde an einer intensiven Seelsorge verdeutlichten, viel häufiger gemacht worden.72 Zwar wurden in Görlitz der Pfarrer, die Prediger, die Kapläne usw. mit kleineren Geldbeträgen bedacht, zumeist im Zusammenhang mit Seelenmessstiftungen, aber Predigten an sich erfuhren keine besondere Förderung.73 Der schon früh neben dem Pfarrer nachweisbare Prediger dürfte nicht auf eine Prädikaturstiftung zurückzuführen sein, da er von ersterem besoldet wurde und nicht vom Rat, der ja Stiftungsgelder gewöhnlich auszahlte und so auch den Prediger hätte bezahlen müssen, was er aber nicht tat.74 Es ist zu vermuten, dass auch hier der Rat seinen Einfluss geltend machte und nichts zuließ, was sich seiner Kontrolle eventuell entzogen hätte. Schließlich konnten Prediger einen enormen Einfluss auf die Stimmung in der Bürgerschaft ausüben.75 Die seelsorgerische Arbeit des Görlitzer Predigers und der ansässigen Franziskaner schien den Anforderungen vollauf Genüge getan zu haben.76 Zahlreiche äußere Faktoren hatten einen erheblichen Einfluss auf die Testierpraxis. Krisenzeiten konnten zu einer extremen Zu- oder Abnahme in der Zahl der Testamente führen. Der Ausbruch einer Epidemie, in den Quellen meist als »Pestilenz« oder »großes Sterben« bezeichnet, und damit die unmittelbare Bedrohung durch den Tod und die Furcht um das noch nicht »abgesicherte« Seelenheil, ließen die 70 71 72

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Zu Köln vgl. Klosterberg (1995), besonders S. 269 ff. und zu Regensburg Richard (2007). Vgl. unten S. 254, Anm. 230. Zu Prädikaturstiftungen allgemein vgl. die Literaturangaben in Scheller (2004), S. 102, Anm. 4., zur Entwicklung der vorreformatorischen Predigtpfründen für Weltkleriker Neidiger (2002), zum Phänomen, dass sie vor allem in süddeutschen Städten gestiftet wurden ebd. S. 158 ff. und zur geographisch ungleichen Verteilung in Deutschland ebd. S. 169 ff. In Görlitz wurden Prediger erst ab 1560 vereinzelt bedacht, vgl. Marquardt (2009), S. 107. Neidiger (2002), S. 154, Anm. 57, der sich wiederum auf Pescheck (1847–55), Teil 1, S. 328–333 und 343 sowie Teil 2, S. 119, 212 und 256 f. bezieht, zählt die dort erwähnte Predigerstelle zu den Stiftungen, obwohl es dafür weder bei Pescheck noch in den archivalischen Quellen einen Nachweis gibt. Neidigers Jahr der Ersterwähnung muss auf 1364 korrigiert werden. Der von Pescheck ohne Quellenangabe für 1364 genannte Prediger Nikolaus Colorator ist jener aus der Losen Urkunde 1364. August 7., Reg. VOU Heft 2, S. 81, Nr. 396 und 397. Vgl. die Beispiele oben S. 70, Anm. 61. Neidiger (2002), S. 169 und 174 weist ausdrücklich darauf hin, dass das Angebot der in den Städten ansässigen Bettelorden Prädikaturstiftungen durchaus überflüssig machte. Das in Görlitz beheimatete Studium der Franziskaner dürfte genug qualifizierte Prediger hervorgebracht haben. Des Weiteren führt Neidiger ins Feld, dass in Orten, wo die Bürgerschaft das Pfarrwahlrecht erlangt hatte und somit die Wahl des Predigers beeinflussen konnte, weniger Prädikaturen gestiftet wurden.

2.1 Stiften und Schenken

225

Anzahl der letztwilligen Verfügungen ansteigen. Ein Teil der Testamente wurde nach dem Abklingen der Seuche jedoch wieder gestrichen, denn die als Legate oder zu Stiftungen ausgesetzten Mittel wurden nun wieder für den Lebensunterhalt oder die Geschäftstätigkeit benötigt. In seltenen Fällen geschah das Gegenteil. Lorenz Cunradt hatte in der »Aufgabe« für seine Frau Margaretha einigen Familienmitgliedern und den Pfarrkirchen St. Nikolai und St. Peter Legate bestimmt. Diese ließ er jedoch im Pestjahr 1521 aus der Urkunde mit folgender Bemerkung streichen: So obgnanter Lorentz Cunrad mit schwacheit befallen und in dieser ferlichenn tzeit des sterbens besorglich gwest […], [so] das Margareta sein elich weib zum kyndsteil noch 12 mr. zuvor haben sal und sein testament sal kraftlos sein […].77

Eine überdurchschnittlich hohe Zahl von Testamenten ist in Görlitz nur für die Pestjahre 1475 (10)78, 1503/04 (14), 1508 (29) und 1521 (16) nachweisbar, wobei das Jahr 1508 mit 29 Testamenten, wovon sieben in späteren Jahren wieder kassiert wurden, im gesamten Untersuchungszeitraum das Jahr mit den meisten Testamenten darstellt. In anderen Jahren, in denen Epidemien auftraten (1364, 1395, 1425, 1431, 1440, 1454, 1463/64, 1483/84, 1496/97, 1541/42), lässt sich keine Steigerung des Testierverhaltens beobachten.79 Dies könnte unter anderem daran liegen, dass zwar Testamente privat verfasst, aber nicht ins Stadtbuch eingetragen wurden, weil der Testator mit dem Leben davon gekommen war und so keine Erbfolge eintrat, die vor dem Rat hätte protokolliert werden müssen. Da es ebenfalls an Quellen fehlt, die die Schwere der grassierenden Krankheiten und die Todesfälle exakt beziffern, lässt sich nur spekulieren, dass die Mortalität der Epidemie von 1508 besonders hoch gewesen sein muss und sich daher zahlreiche Görlitzer veranlasst sahen, für das Heil ihrer Seele Vorsorge zu treffen.80 Es sind bisher jedoch keine besonderen Stiftungen in Görlitz nachweisbar, die aus den Erlebnissen in Zeiten der Pest resultieren.81 In den Testamenten von 1508 lässt sich aber erkennen, dass die Testatoren versuchten, möglichst alle Görlitzer Kirchen, Kapellen, Hospitäler sowie das Franziskanerkloster mit Legaten zu berücksichtigen, um bei allen Bruderschaften und im 77 78

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Vgl. LR 1505–1516, fol. 257r. Hier ist noch zu bedenken, dass es sich bei 1475 um ein Heiliges Jahr handelte, was bei der Beurteilung der verhältnismäßig hohen Zahl von Testamenten berücksichtigt werden muss. Siehe dazu auch den Abschnitt 2.3.1 Pilgerfahrten, S. 298 ff. Ähnliche Beobachtungen in Pestjahren machte Birgit Noodt im Lübeck des 14. Jahrhunderts, vgl. Noodt (2000), S. 177 ff. und 207 ff. Siehe auch ebd. S. 389 ff. den Vergleich mit Städten wie Trier, Konstanz, Köln, Stralsund und Hamburg. Verlässliche Angaben über die Todesopfer einer Pestepidemie sind für Görlitz erstmals durch Bartholomäus Scultetus aus dem Jahr 1585/86 überliefert, vgl. Jecht (1933). Siehe zum Beispiel die Stiftungsgeschichte des Altars für den »Pest-Heiligen Rochus« in Nürnberg, Dormeier (1985), S. 7–72. In Görlitz sind auch keine sogenannten Pestprediger nachweisbar, in Lauban gab es sie seit 1512 und in Zittau seit 1585, vgl. Dietmann (1777), S. 405 f. und 611.

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

Kloster für ein entsprechendes Totengedenken mit Messen, Seelbädern etc. vorzusorgen.82 Eine treibende Kraft bei dieser breiten Streuung von Legaten und Stiftungen war die Sorge der Menschen um Begräbnis und Totengedenken, welche aufgrund der durch die Sterblichkeit gefährdeten Familienbande, die sonst diese Aufgaben wahrnahmen, anderwärtig abgesichert werden mussten.83 Denn Sinn und Zweck der Begräbnisriten war es ja, dem Verstorbenen seinen Platz auf dem Friedhof oder in der Kirche und einen Ort im individuellen und kollektiven Gedächtnis der Gemeinde zu sichern. Im Zusammenhang mit der Pest von 1521 ist noch ein weiteres Phänomen zu beobachten. Von den 16 im Jahr 1521 in die Stadtbücher eingetragenen Testamenten wurde nur eins im folgenden Jahr gelöscht. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die zu den Vorjahren verhältnismäßig niedrige Zahl von nur drei Testamenten im Jahr 1522 und von zwei Testamenten im Jahr 1523 ausgestellt wurde, denn die Wohlhabendsten hatten ja ihren letzten Willen bereits schriftlich festgehalten. Anders war es 1509 gewesen. Da hatte vermutlich die Erinnerung an die schreckliche Pest des Vorjahres erneut zu einem überdurchschnittlich hohen Ausstellen von Testamenten geführt. Für die Durchsetzung der lutherischen Reformen in Görlitz ist die Pest von 1521 möglicherweise der entscheidende Auslöser gewesen. Alle Görlitzer, die es sich leisten konnten, hatten die Stadt verlassen – so auch die Ratsherren. Als diese zurückkamen, mussten sie feststellen, dass vermutlich auf Drängen der politischen Opposition der Pfarrer im lutherischen Sinn predigte. Es kam zu langwierigen Verhandlungen mit dem Pfarrer, deren Einzelheiten im Abschnitt 3.5.1 (S. 364 ff.) detailliert dargelegt werden. Das Ergebnis war, dass Ostern 1525 in der Georgenkapelle der Stadtpfarrkirche St. Peter erstmals ein Gottesdienst mit dem Abendmahl in »beiderlei Gestalt« gefeiert wurde. Inwieweit sich tatsächlich reformatorische Glaubensvorstellungen in der Testierpraxis seit 1521 widerspiegeln ist schwierig zu beurteilen. Einzig Barbara Wainer ließ ihr umfangreiches Testament von 1522 bereits 1523 wieder streichen, nur das Legat für die Peterskirche von 20 mr. sollte bestehen bleiben. Dieses wurde spä82 83

Vgl. im Anhang A die Testamente jenes Jahres 1508. Vgl. die Arbeit Wollasch (1990) über die »Hoffnungen der Menschen in Zeiten der Pest«. Siehe auch, allerdings mit Schwerpunkt auf das 10. Jahrhundert, Althoff (1994): »Zur Verschriftlichung von Memoria in Krisenzeiten«. Dormeier (1992) untersucht einen weiteren Aspekt im Zusammenhang von Pestepidemien, nämlich die Flucht vieler Menschen aus den betroffenen Gebieten und die damit verbundenen sozialen Probleme sowie die Kontroverse für und wider die Pestflucht in Hand- und Druckschriften des 14. bis 16. Jahrhunderts, die wiederum Auffassungen über Frömmigkeit in Notzeiten berührte. Dormeier zeigt die Bandbreite gelehrter Meinungen aber auch die Diskrepanz von Theorie und Realität auf. Des Weiteren belegt er, dass zwar gegen Pestflüchtige polemisiert wurde, dass aber keine sozialkritischen Argumente vorgebracht wurden, etwa gegen die Begüterten, die im Gegensatz zu den einfachen Bürgern die Stadt verlassen konnten, ebd. S. 381 ff.

2.1 Stiften und Schenken

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ter ebenfalls gestrichen und nur 10 mr. im Jahr 1534 an die Kirchenverwaltung ausgezahlt.84 Ein auffälliger Einschnitt in der Testierpraxis ist erst für das Jahr 1524 zu beobachten, in dem einige Testamente kassiert wurden und von den sieben ausgestellten nur vier fromme Schenkungen enthielten. So ließ Ursula, die Witwe des Münzmeisters Hans Balduff, ihren letzten Willen von 1521 im Jahr 1524 mit der Bemerkung kassieren, dass nur die 15 mr. für die Armen ausgereicht werden sollten.85 Der reiche Tuchmacher Wenzel Wainmann, den Johannes Hass als treues Ratsmitglied bezeichnet und dessen Sohn zu den Ersten gehört hatte, die 1525 das Abendmahl in beiderlei Gestalt empfingen, ließ sein an frommen Stiftungen und Schenkungen reiches Testament von 1521 am 10. Juni 1524 kassieren.86 Ebenso handelte Anna Lange aus Girbigsdorf am 13. August 1524. Darüber hinausgehende Aussagen über den Einfluss der Reformation auf die Testierpraxis in Görlitz sind für die 1520er Jahre nicht möglich, denn die Brandkatastrophe von 1525 überlagerte vorerst die Auswirkungen der Reformation auf die frommen Praktiken. Feuer, die kleinere Teile der Stadt in Mitleidenschaft zogen, waren in Görlitz keine Seltenheit und sind für 1440, 1460, 1496 und 1537 bezeugt.87 Der größte Stadtbrand brach jedoch am 12. Juni 1525 aus. Er vernichtete weite Teile der Innenstadt und wurde durch die brennende Neißebrücke auf das andere Flussufer getragen, wo das HeiligGeist-Hospital völlig zerstört wurde. In den folgenden Jahren waren die Bürger damit beschäftigt, ihre Stadt in neuem Glanz und im Stil der Renaissance wieder aufzubauen.88 Dazu gewährte der Rat insgesamt 3.000 fl. als zinslose Darlehen an arme Leute zum Wiederaufbau und Unterstützung in Form von Baumaterial und Abgabenfreiheit für drei Jahre, auch aus anderen Städten trafen Lebensmittelhilfen ein.89 Dass die reichsten Händler und Tuchmacher in den feuerfesten Gewölben ihrer Häuser und den Handelskontoren anderer Städte genug Geld und Waren zur Wiederbelebung der Stadt gerettet hatten, zeigt noch heute das Görlitzer Stadtbild. Durch den Brand gehörte die Stadt zu einer der ersten, die nördlich der Alpen Renaissanceformen im großen

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Vgl. das Testament im Anhang A (1522. Januar 4.). Vgl. LR 1516–1540, fol. 125r–v. Vgl. das Testament im Anhang A (1521. September 3.). Die Teilnehmer am ersten Abendmahl sub utraque species nennt Sculteti, Chronicon 2, fol. 55v. Wenzel Wainmann war Ältester der Tuchmacher und Johannes Hass bezeichnet ihn als fromm und aufrichtig dem Rat gegenüber. Er war kein Verfechter der »Lutherischen Sache«, aber am Lebensende empfing er auch das Abendmahl in beiderlei Gestalt, vgl. SRL N. F. 4, S. 72 und 81. Vgl. CDLS 4, S. 105 [RR]; CDLS 6.1, S. 143 f.; SRL N. F. 2, S. 390 und LM 1534–1540, fol. 456v. Zu »Kriegs- und Feuersnot« in Görlitz siehe auch Jecht (1917) und Jecht (1926), S. 279 ff. Vgl. zu Görlitzer Stadtbränden Jecht (1917), zu 1525 S. 147 ff. Demnach wurden 180 Häuser zerstört, darunter 34 Bierhöfe, 23 Gerberhäuser und das Priesterhaus an der Peterskirche, 30 Menschen starben. Zur Renaissance in Görlitz vgl. oben S. 124, Anm. 353. Vgl. Urkundenbuch 9, fol. 55 (zitiert nach Pietsch [1935], S. 56) und SRL N. F. 4, S. 27 f.

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

Maßstab für bürgerliche Architektur übernahm.90 Geld für fromme Schenkungen und Stiftungen schien in jenen Jahren aber niemand übrig zu haben, zumal bis auf das Heilig-Geist-Hospital alle anderen Kirchen, Kapellen, Hospitäler und das Franziskanerkloster vom Feuer weitestgehend verschont geblieben waren. Neben diesen innerstädtischen Gefahren von Epidemien und Feuersbrünsten wirkten sich vor allem äußere Bedrohungen wie Kriege, nicht nur die vor der »eigenen Haustür«, auf die Vermögenslage der Görlitzer aus. Im ersten Kapitel ist bereits anhand der politischen Geschichte darauf hingewiesen worden, dass erst eine Entspannung der politischen Lage im Verhältnis der Oberlausitz zu den sie umgebenden Territorien am Ende des 15. Jahrhunderts eine wirtschaftliche Blüte und damit die Akkumulation von Werten ermöglichte, die wiederum die Grundlage von zu vererbenden oder zu stiftenden Gütern bildete. Eine neue Bedrohung des Wohlstandes der Görlitzer Eliten stellte die sogenannte »Türkengefahr« dar, für deren Abwehr der Oberlausitzer Landesherr seit 1502 immer wieder hohe Forderungen stellte.91 1510 sollte allein Görlitz 3.333 1/3 sch. gr. Beihilfe an König Ludwig II. zahlen.92 1513 verlangten König Wladislaus II., 1521 König Ludwig II. von Böhmen und Ungarn sowie König Sigismund von Polen von den Görlitzern Hilfe.93 König Ferdinand I. setzte diese »Tradition« unter anderem 1529, 1532 und 1537/38 fort.94 1537 sollten sogar die Geistlichen ihr Vermögen mit acht Prozent zur Türkensteuer verschossen.95 Bis zum Frieden von Karlowitz 1699 forderten die Landesherren der Oberlausitz regelmäßig Unterstützung im Kampf gegen das Osmanische Reich.96 Der Bürgerschaft, die man prozentual zu ihrem Vermögen besteuerte, wurden solcher Art Forderungen auf dem Rathaus vorgetragen.97 Bei jener Gelegenheit kursierten dann vielleicht auch Drucke wie sie in einem Blatt aus dem Jahr 1516 (?) im 90 91

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Zu Verwendung und Bedeutung von Formen der Renaissance-Architektur in Görlitz vgl. den Überblick in Lemper (2001), S. 94–115 und oben S. 124, Anm. 353. Als Gegenleistung konnten die Görlitzer freilich leichter die Bestätigung ihrer Privilegien durchsetzen, da der Landesherr vor allem an einer florierenden Wirtschaft und dem Abschöpfen von Gewinnen interessiert war. Zur »Oberlausitz und den Türkenkriegen« vgl. Kersken (2002) und zur finanziellen Belastung der Oberlausitzer Städte Rauscher (2007), S. 416–432. Vgl. den älteren Überblick in den SRL N. F. 2, S. 394 und die neuere Arbeit Kersken (2002). Über die konkrete Belastung der Görlitzer Haushalte gibt das Türkensteuerregister 1528 (siehe Geschossbücher) Auskunft. Siehe auch die weiteren Quellenhinweise in Jecht, Quellen, S. 145, 153, 154, 164 und 195; Jecht (1926), S. 300 ff. sowie Weber (1916). Vgl. die Regesten in RGBS 1, S. 207; VOU Heft 9–12, S. 95, 121 sowie SRL N. F. 3, S. 260 f. Vgl. SRL N. F. 2, S. 394 sowie die abgedruckten Quellen in Schulze (1895), S. 44–49 und Weber (1916), S. 159 ff. Vgl. das Regest im VOU Heft 13, S. 150; Zobel (1925), S. 156 und die Quellenangabe zum Wiener Hofkammerarchiv in Rauscher (2007), S. 426, Anm. 79. Zur »Mobilisierung des Oberlausitzer Adels« für den Türkenkrieg siehe zum Beispiel das »Musterregister von 1566« in Fickenscher (2005). Vgl. Schulze (1895), S. 49 (1538. Januar 7.).

2.1 Stiften und Schenken

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Görlitzer Ratsarchiv überliefert sind, das angesichts »des grausamen Wütens und Tobens der Türken« zur Buße aufrief.98 All jene äußeren Faktoren von Pest, Reformation, Stadtbrand und Türkensteuer bedenkend, verwundert es nicht, dass von den führenden Görlitzer Familien nach 1525 nur noch wenige Testamente überliefert sind.99 Es sind vor allem sonst in der Stadtgeschichte kaum in Erscheinung Tretende, die ihre relativ bescheidenen Testamente aufstellten. Aber sie beschenkten nicht mehr die Kirchen, sondern hauptsächlich ihre Familien und die Görlitzer Hospitäler.100 Aus führenden Görlitzer Familien sind bis 1531 nur die Testamente der Anna Frenzel und des Ratsherrn Markus Hancke überliefert.101 Beide berücksichtigen hauptsächlich die Hospitäler und den sogenannten »Gemeinen Kasten«. Der »Gemeine Kasten« oder »Gotteskasten« war wie in den meisten deutschen Städten auch in Görlitz ein Produkt der Reformation.102 Für die Zeit bis 1550 kann für Görlitz nicht genau gesagt werden, wer eigentlich Nutznießer dieser Einrichtung war und seit wann es sie genau gab. Bereits 1517 vermachte Bartel Ranft dem gnaden kasten 2 mr.103 Ein gemeiner kasten wird erstmals 1530 erwähnt und seit jenem Jahr erscheint er als Empfänger in den meisten Testamenten. Aus der letztwilligen Verfügung des Georg Schmied von 1532 ist ersichtlich, dass Arme, aber nicht alle Armen, davon unterstützt wurden. Er vermachte ausdrücklich jenen Bedürfti98

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Vgl. die im LR 1505–1516 zwischen fol. 330 und 331 eingebundene Druckseite, die aus einem mehrblättrigen Werk stammt (Initium: »Weil dann so viel und mancherley Wunderzeichen …«). Die mögliche Datierung ergibt sich aus den Datumsangaben der Blätter des Stadtbuches. Zu den »äußeren Faktoren« wäre hier auch die aufgedeckte Verschwörung der Tuchmacher von 1527 zu zählen, die in der Literatur irreführend als »Tuchmacheraufstand« bezeichnet wird und zahlreiche führende Tuchmacher das Leben kostete. Eine genaue prosopographische Untersuchung der betroffenen Familien könnte hier Zusammenhänge zur Testierpraxis offenlegen, die sich bisher nicht zeigen lassen. Zur genannten Verschwörung vgl. die zusammenfassende Darstellung in Behrisch (2005), S. 91–104 und Wenzel (1999/2003). Die »Ruhelosigkeit« jener Jahre illustriert auch die Tatsache, dass der Stadtschreiber Johannes Hass die Arbeit an seinen Annalen vom Ausbruch der Pest 1521 bis 1534 unterbrach, vgl. seine einleitenden Worte in SRL 4, S. 1 ff. 1528 vermachte zum Beispiel Barbara Braunschweig dem Frauen-Hospital und dem JakobsHospital den Rest ihres Erbgeldes, vgl. LR 1516–1540, fol. 227r–v. Vgl. Anhang B (1526.) und Anhang A (1531. September 19.). Die Zittauer »Gotteskästen« wurden zum Beispiel 1527 eingeführt, vgl. Engelmann (1901), S. 15. Selbst die Oybiner Cölestiner hatten spätestens ab 1532 als Rechnungsposten den »Gemeinen Kasten« eingeführt, obwohl sie keine Legate mehr erhalten haben dürften. Es wird sich daher also eher um eine neue Form der Abrechnung oder Verwaltung gehandelt haben; vgl. die Edition der Rechnung Prochno (1935). In Dresden gab es einen Gemeinen Kasten seit 1540, vgl. Stanislaw-Kemenah (2005b), S. 612. Zu Mitteldeutschland siehe auch den Überblick Oehmig (2007b). Vgl. das Testament im LR 1516–1540, fol. 22v–23r. Dieser Gnadenkasten könnte aber auch ein Sammelkasten für den Ablasserwerb gewesen sein, wie diese Begrifflichkeit im Zusammenhang mit Tetzels Ablasshandel nahelegt, siehe dazu die Hinweise S. 297, Anm. 485.

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

gen, die nicht aus dem »Gemeinen Kasten« versorgt wurden, den hohen Betrag von je 10 mr., bis 300 mr. aufgebraucht seien.104 Hans Hiller hinterließ 1541 dem gemeinen kasten zu sant Peter 10 mr.105 Unklar bleibt, ob damit der Aufbewahrungsort oder vielleicht eher der Nutznießer der Spende gemeint war. Ob aus dem Kasten auch weitere Einrichtungen, die nach Auffassung des Rates dem Gemeinwohl dienten, finanziert wurden, kann nicht gesagt werden. Wahrscheinlich ist es, dass auch die Görlitzer Kirchen Geld aus diesem Kasten erhielten, denn nur zur Unterstützung der Bedürftigen wäre er nicht unbedingt nötig gewesen, schließlich erhielten die Hospitäler und die Armen weiterhin Legate aus Testamenten. Außerdem waren die Hospitäler ganz gut in der Lage, sich selbst zu versorgen.106 Aber der Unterhalt des Klosters und der Kirchen wurde durch Testatoren nicht mehr gefördert und bedurfte der Unterstützung des Rates, ebenso wie die zahlreichen Altaristen, deren Zinseinkommen zum großen Teil ausblieben. Einen Hinweis auf größere Einnahmen und Ausgaben und somit einen höheren Verwaltungsaufwand für den Gemeinen Kasten gibt die Besetzung der städtischen Ämter von 1547, als nämlich nach dem Pönfall die königlichen Kommissare »Zum Gemeinen Kasten« fünf Verwalter einsetzten, die Kirchen und Hospitäler aber nur einen oder zwei Verweser erhielten.107 Erst ab 1580 liegen Listen vor, die die Einnahmen und Spender für den Gemeinen Kasten genau aufzeichnen, aber nicht immer ihre detaillierte Verwendung. In jenem Verzeichnis trug der Schreiber Bartholomäus Scultetus auch jene Legate chronologisch zusammen, die er rückwirkend bis 1555 ermitteln konnte.108 Die reformatorische Botschaft, dass allein durch fromme Stiftungen und Schenkungen oder Seelenmessen das persönliche Heil nicht zu erreichen war, werden die Görlitzer sicher verstanden haben, aber was dies nun für die Glaubenspraxis bzw. die Lebensführung bedeutete, darauf waren die Antworten sicher nicht so leicht zu geben. Überhaupt wird es in den ereignisreichen 1520er Jahren für die Görlitzer kaum abschätzbar gewesen sein, in welche Richtung sich die innenpolitische Situation entwickeln würde, die erst durch die Reformation (1524–1526), dann durch den Stadtbrand (1525) und schließlich durch die aufgedeckte Verschwörung der Tuchmacher (1527) erschüttert worden war. Es war ebenso wenig abzusehen, was sich an Glaubensvorstellungen oder der gottesdienstlichen Praxis noch ändern sollte. Auf jeden Fall schien es seit ca. 1530 eine allgemein anerkannte und praktizierte Überzeugung gewesen zu sein, nicht mehr den Kirchen, Klöstern und Bruderschaften für 104 105 106 107 108

Vgl. Anhang A (1532. April 10.). Vgl. das Testament im LR 1541–1548, fol. 20v–21r. Vgl. dazu Kapitel 1, die Abschnitte zu den Hospitälern. Vgl. Scultetus, Kürbuch, 115v, unter 1547. Vgl. Scultetus, Armenwesen, fol. 6r–7r. Scultetus bezeichnet sich selbst als verordneter zum heiligen almosen und gemeinen kasten, vgl. ebd. den eigenhändigen Brief zwischen fol. 48 und 49. Siehe weitere Ressourcen in Jecht, Quellen, S. 163 f.

2.1 Stiften und Schenken

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Seelenmessen und dergleichen Gelder zu überweisen, sondern den Armen, Hilfsbedürftigen und den Hospitälern. So bedenken die meisten Testamente nach 1530 fast ausschließlich eben jene Empfänger. Dass man aber gewisse Gewohnheiten nicht gleich änderte, zeigt die Bezeichnung »Seelbäder«, die weiterhin Verwendung fand. Bis 1521 wurden sie in den meisten Testamenten ausgelobt, dann folgte mit der Ausnahme des Testaments der Anna Frenzel eine Unterbrechung von zehn Jahren.109 Erst 1531 und wieder 1536, 1537, 1540, 1543, 1548 und zweimal 1549 werden Seelbäder von Testatoren gestiftet.110 Anzumerken ist hier, dass die Seelbadstiftung von 1531 nicht ausdrücklicher Wunsch des Testators war, sondern des Rates, dem testamentarisch freigestellt worden war, was er mit dem Nachlass des Nikolaus Schultz anfangen wolle. Will man schließlich bezüglich der »Seelbäder« nicht vom Weiterleben einer leeren Worthülse ausgehen, so könnte man durchaus vermuten, dass hier die Fortexistenz vorreformatorischer Mentalitäten zu beobachten ist, wie es Robert W. Scribner in vielen Bereichen des Alltags nachgewiesen hat.111 In Scultetus’ Kürbuch wird dem Ratsherrn Magister Peter Schwofheim unter dem Jahr 1545 sogar noch ein besonderer Verwaltungsbereich zugewiesen: hochzeitscedel auß zugeben, und zum tantzsal, desgleichen zun seelbaden.112 So wie die Tradition der »Seelbadstiftung« die ersten Jahre der Reformation überlebte, gab es vereinzelt noch Schenkungen an Kirchen, die in der vorreformatorischen Tradition standen. Anna Frenzel vermachte 1526 der Peterskirche 100 sch. gr., Anna Lehmann hinterließ 1535 unter anderem der Peterskirche 1 mr., Margarethe Windischmann 1538 der Frauenkirche 10 mr. und Peter Lousch 1540 der Peterskirche 20 mr.113 Alle drei unterstützten darüber hinaus die Görlitzer Hospitäler und der letztgenannte Testator hinterließ sogar jedem Armen im Jakobs-Hospital drei Seelbäder und dazu jedem 12 gr. in die Hände. Kontinuität in der vorreformatorischen Vergabepraxis lässt sich ebenfalls bei einigen Testatorinnen beobachten, die ihre Testamente vor 1524 aufgesetzt hatten und diese nicht streichen ließen, sodass die traditionellen Schenkungen an die Kirchen in Kraft blieben. So hinterließ Anna, die Frau des Balthasar Stange, in ihrem Testament 109

110

111 112 113

Vgl. das Testament der Anna Frenzel im Anhang A (1526): Sie legierte 10 th. zu jährlichen oder gemeinen seelbaden. Hier muss der Ausnahmecharakter der Stiftungen der Familie Frenzel berücksichtigt werden, siehe dazu den Abschnitt 1.4 Hans Frenzels († 1526) Memorialbau – die Annenkapelle, S. 106 ff. Vgl. die Testamente von Nikolaus Schultz (Anhang A: 1531. Oktober 23.), Ursula Peter Frenzelin (LR 1516–1540, fol. 367r–v), Anna Piger (ebd. 379v), Peter Lousch (ebd. fol. 419v– 420r), Margarethe Peter Lauschin (LR 1541–1548, fol. 38r–v), Georg Hilderich (Anhang A: 1548. Juli 24.), Hans dem Hausknecht (LR 1548–1554, fol. 25r–v) sowie von Magdalena, des Fleischers Hans Widemanns Witwe (ebd. 28r–v). Eine erste gelehrte Abhandlung über Seelbäder in der Oberlausitz erschien 1740, vgl. [Anonym] (1740). Vgl. Scribner (2002), S. 303–330. Vgl. Scultetus, Kürbuch, fol. 115r, unter 1545. Zur Familie Schwofheim vgl. Wentscher (1928b). Vgl. Anhang B (1526.); LR 1516–1540, fol. 354; LA 1529–1538, fol. 356r–v und LR 1516–1540, fol. 419v–420r.

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

1521 etwa ein Drittel der Erbmasse der Nikolaikirche, an die sie 1535 laut Quittiervermerk im Stadtbuch ausgezahlt wurde.114 Barbara Wainer ließ zwar in ihrem letzten Willen von 1522 immer wieder Streichungen von kirchlichen Empfängern vornehmen, aber 20 mr. wollte sie doch der Pfarrei hinterlassen. Letztlich erhielt der Kirchenverweser Daniel Göritz 1534 noch 10 mr. für die Kirchen St. Nikolai und St. Peter ausgezahlt.115 Dieselbe Dame hatte übrigens 1507 einen Zins zugunsten des Plebans und seiner Kapläne pro alma cantandum gestiftet. Diese Stiftung blieb bis 1534 in Kraft als der Zins durch die Stifterin abgelöst wurde.116 Eine Art Brücke zwischen »alter« und »neuer« Testierpraxis bildet das Testament der Anna Frenzel, die als Witwe des Stifters der Annenkapelle in ihrem umfangreichen Testament von 1526 100 sch. gr. der Peterskirche vermachte, 10 sch. gr. für Seelbäder stiftete, alle Hospitäler bedachte sowie den Pfarrer und den Schulmeister. Bei letzteren betont sie ausdrücklich, dass die Geldspenden dazu dienen sollen, dass die Predigt und die Verkündigung des Evangeliums desto fleißiger gehalten werden sollten. Schließlich unterstützte sie noch mit großzügigen Legaten Bekannte, Freunde, Knechte, Diener und Mägde.117 Ein beredtes Zeugnis über die im Wandel befindliche Frömmigkeitspraxis der älteren Generation während der Reformationszeit legt das Testament des Großhändlers Georg Schmied († 1532) ab. Er war der Sohn des Ratsherrn Hans Schmied (bzw. Schmidt) und nach dem Türkensteuerregister von 1528 mit ca. 18.203 mr. geschätztem Vermögen der zweitreichste Görlitzer.118 Er eröffnete 1532 seinen letzten Willen, der mit 23 Seiten im Stadtbuch eines der längsten überlieferte Testamente darstellt, mit einem dreiseitigen Gebet, in dem er sich geradezu rechtfertigte, dass er nur wenige fromme Werke mittels seiner letztwilligen Verfügung ausrichtet, denn es gäbe keine irdischen »gerechten Werke«, die das Heil der Seele beförderten: Dor allen und itzlichen die disen meinen letztenn willen und testament sehen, horen adir lesen, ist dis mein bekentnis, das ich aus gotlicher gnaden und hulff sterben will, als ein from christen mensch, wiewol ich mit allem meinem leben, wandel und thun, viel anders gelebt habe, dann einem rechten fromen christen mensche zusteht. Dorumb und derhalben der barmhertzige got und vater im hymmel, billich ursach hette, unnd ich auch solchs wol vordinet, von seiner götlichen gnaden billichen vorwurffe und abstisse und ins ewige hellische feuer sampt meinen werckenn vorstisse. Nhu hab ich allein disen trost unnd zuvorsicht, dieweil mir got der himmelische vater aus gnadenn seinen son Christum geliebet vor mich mensch wurden ist, und umb meinet willen unnd von wegen allir sunden willen. […] Doruf ich aus gotlicher gnadenn, und gentzlicher vorhoffnung und zuvorsicht sterben will. Gott helff mit gnaden unnd barmhertzikeit. Ab ich auch vom teuffel adir menschen anders 114 115 116 117 118

Vgl. LR 1516–1540, fol. 117v–118r. Vgl. Anhang A (1522. Januar 4.). Vgl. ebd. die Anmerkung zum Testament. Vgl. ihr Testament im Anhang A (1526). Vgl. Jecht, H. (1938), S. 129 f.

2.1 Stiften und Schenken

233

besagit wurde an meinem letzten ende, das ich mein genugtuhung unnd rechtfertigung durch irgent ein ander werg solt bey got erlangenn, dem will ich itzund bey gueter vornunfft auch noch zimlicher gesuntheit, gantz und gar abgesagit habenn und allein auf dem beruhen und bleibenn, das Christus alleine durch seine genugtuhung und rechtfertigung mich erledigit und vor mich genug gethan. Dodurch ich allein dem vater im hymmel lieb wurden bin, dorauf ich mich allein vorlasse, und mein gentzlichs vortrauenn, glauben, stelle und setze, doruf ich sterben will. Der almechtige got wolle mich in seinen gnaden erhalten, biß 119 ann mein letztes ende, amen.

Georg Schmied fühlte sich offenbar unter einem gewissen Rechtfertigungsdruck, dass er nicht wie noch zehn Jahre zuvor üblich, die Kirchen und Klöster bedachte, sondern seine Seele allein der Barmherzigkeit Gottes anvertraute. Die Ärmsten der Stadt wollte er aber ganz im Sinne der »neuen« Testierpraxis unterstützen, ohne dass er dafür eine Beförderung seines Seelenheils erwartete, wie er mit den einleitenden Worten ausführlich darlegte. An frommen Schenkungen hinterließ er dem Rat arm und reich 400 mr., der gemeinen armut 300 mr., dem Gemeinen Kasten 40 sch. gr. und den Hospitälern 40 mr. Er gehörte damit zu den großzügigsten Spendern jener Jahre. An ihn und seine Frau Katharina von Cranleid erinnerte bis zum Brand von 1691 ein Epitaph in der Peterskirche.120 Allerdings muss dieses von den Enkeln erneuert oder überhaupt erstmals angebracht worden sein, denn er und seine Frau wurden als »Schmied von Schmiedebach« tituliert obwohl erst die Enkel geadelt worden waren. Die Vermutung liegt nahe, dass hier wie bei den Emerichs die Nachfahren der zweiten und dritten Generation versuchten, auf Epitaphen und Gedenktafeln eine bestimmte nachreformatorische Memoria zu inszenieren, um ihren eigenen hohen sozialen Status in der Vergangenheit zu verankern und damit zu legitimieren. Die frommen Formulierungen jeweils am Anfang der Testamente von Daniel Göritz und seiner Frau Margaretha gestatten ebenfalls einen Blick auf die veränderte Testierpraxis und die Glaubensvorstellungen einer Generation, die durch die Zeit vor der Reformation geprägt war. Daniel Göritz hatte sein Leben lang im Dienst des Rates gearbeitet. Im Jahr 1500 war er als Neubürger in das Amt des Unterstadtschreibers nach Görlitz berufen worden, ab 1506 war er Ratsherr, seit 1514 mehrere Jahre Prokurator des Görlitzer Franziskanerklosters, 1516 Verweser der Bürgerbruderschaft, und ab 1525 war er als »Kirchenvater« für die Verwaltung von Görlitzer Kirchen zuständig.121 In der Rangfolge der reichsten Görlitzer lag er 1528 auf Platz 14.122 Trotz seiner Nähe zur Kirche, die vielleicht eine konservativere Vergabepraxis erwarten ließ, folgten er und seine Frau in ihren letztwilligen Verfügungen dem zeitgemäßen Trend, sich nur für die Hospitäler zu engagieren.123 Ihre Offenheit der 119 120 121 122 123

Vgl. den vollständigen Text im Anhang A (1532. April 10.). Vgl. Zobel (1933), S. (101) 111. Vgl. die Anmerkungen zu seinem Testament im Anhang A (1540. Juni 7.). Vgl. Jacob (1975), S. 124. Vgl. die Testamente der beiden im Anhang A (1540. Juni 7.).

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

lutherischen Lehre gegenüber zeigt sich auch in der Tatsache, dass sie ihren Sohn Johannes nach Wittenberg zum Studium schickten.124 Dennoch schienen sie eine gewisse Unsicherheit verspürt zu haben und fühlten sich wohl angehalten, ihre Seelen der göttlichen Gnade und Barmherzigkeit expressis verbis anzuempfehlen. Margaretha Göritz schrieb in ihrem letzten Willen 1540: Erstlich will ich meine arme sele, in und noch dem tode, in die gruntloße gute, und barmherzikeit gotes des almechtigen befolen haben, der wolle sie zu seinen gnaden nemen von wegen seiner grossen barmherzikeit, ane allen meinen vordinst.125

Auch hier wird darauf verwiesen, dass es keine menschlichen Verdienste gebe, die das eigene Seelenheil befördern könnten. Daniel Göritz schreibt in seinem Testament vom selben Tag: Zum ersten wyl ich armer sunder meine sele in und nach irem abscheide, von irem leibe, in die grundlosse guote und barmhertzikeit des hohisten almechtigen gothis, durch Jhesum Christum seinen son, befolen haben, darnach hab ich mir mit meinen zeitlichen gutern und vermögen, welchs mir got aus sunder milder guete und barmhertzikeit unvordinet gegeben und vorliehen hat, also furgenomen zuvorordenen, […].126

Wieder wird der unverdiente, nur durch Gottes Gnade erlangte Besitz betont, und dass man nur in der Barmherzigkeit Gottes Erlösung finden könne, ungeachtet der irdischen Verdienste oder unverdienten Besitztümer. Den Erwartungen der Zeit folgend beschenkten die Eheleute Göritz das Jakobs-Hospital, das Neue Haus und den Gemeinen Kasten.127 In den folgenden Jahren wurden derartige formelhafte Bekenntnisse noch weiteren Testamenten vorangestellt.128 Die bis zur Reformation übliche Formulierung, dass man zur Seelen Seligkeit ein Testament mit bestimmten Stiftungen und Legaten ausgerichtet hatte, war jetzt dem demütigen Bekenntnis gewichen, dass allein Gottes Barmherzigkeit und Gnade die Errettung der Seele oblag.129 Den Hospitälern und Armen half man nun, weil mit der Reformation unter Verweis auf die Bergpredigt als dem Zentrum des Neuen Testaments, die Kategorie der Nächstenliebe als elementare Aussage des Christentums hervorgehoben wurde.130 124 125 126 127 128 129 130

Vgl. AAV, S. 150: Johannes Goritz Görlicensis Magister Lypsensis 5 Septembris (anno 1533). Vgl. das Testament der Margaretha Göritz im Anhang A (1540. Juni 7.). Vgl. den vollständigen Text im Anhang A (1540. Juni 7.). Zwar finden sich nur im Testament der Margaretha diese Schenkungen, aber bereits oben S. 95, Anm. 182 wurde festgestellt, dass die Testamente von Eheleuten als komplementär zu betrachten sind. Vgl. zum Beispiel im Anhang A das Testament des Apothekers Oswald Meister (1548. März 17.) und das des Ratsherrn Georg Hilderich (1548. Juli 24.). Zu den vorreformatorischen Eröffnungsformeln vgl. die Testamente im Anhang A und besonders die von Barbara Geisler (1508. Mai 13.) und Andreas Tschaul (1513. Juli 12.). Vgl. Blickle (2000), S. 176 f.

2.1 Stiften und Schenken

235

Eine besondere Form der Stiftung, die sich bis auf eine Ausnahme erst nach der Reformation in Görlitz verbreitete, war das Studienstipendium. Die erste derartige Stiftung zur Unterstützung von Görlitzer Studenten war die des Ludwig (Lang-) Schneider († 1536).131 Besagter Ludwig war ein Sohn des Görlitzer Bürgermeisters Hans Schneider. In den Jahren 1507 und 1528 war er Rektor der Universität Leipzig. 1516 stiftete er für den Besuch jener Universität ein jährliches Stipendium von 20 fl. rh. Die Geldbeihilfe sollte zunächst der Verwandtschaft des Ludwig Schneider zugutekommen, danach einem vom Görlitzer Rat ausgewählten Studenten für jeweils fünf Jahre. Ludwig Schneider machte die Stiftung um seiner und seines geschlechts selen selikeit willen. An den Stipendiaten wurden zudem ganz konkrete Anforderungen gestellt, um der Memoria und dem Dienst am Seelenheil der Stifter und dessen Familie gerecht zu werden. Der Student sollte … … zu der ehre gottes, ime als stiefftern und seinem geschlechte und allen cristgleubigen selen zu troste alle sondtage und sunst alle feiertage horas privatas, das ist die sieben getzeiten unser lieben frauen, zu beten vormöge und die selbigen sal er beten alle die zceit solang er diss stipendium gebrauchet.

Um das Stipendium zu erhalten sollte der Kandidat vor den Görlitz Rat kommen und darum bitten. Dieser sollte ihm dann sagen, wie er sich an der hohen schule geburlich, besunders mit seinem gebethe, zu verhalten habe, und dass er sich nicht zu boeser geselschaft halden sal. Diese Stiftung überlebte unbeschadet die Reformationszeit, denn ihr primärer Zweck war die Unterstützung eines Studenten. Der Stifter bedauerte zwar 1535, dass die Görlitzer von der Ecclesia Romana abgefallen seien, doch wollte er in der Hoffnung, dass sie ad unionem Ecclesiae zurückkehren würden, die Stiftung aufrecht erhalten; doch selbst wenn sie es nicht täten, sollte das Stipendium weiter nach den Bestimmungen seines Testaments ausgeführt werden.132 Im Verzeichnis der milden Stiftungen, welches 1849 vom Görlitzer Magistrat herausgegeben wurde, wird bei der Schneiderschen Studienstiftung vermerkt, dass man früher, später die Verpflichtung, den horis canonicis in Leipzig beizuwohnen, aufgehoben habe.133 So fiel also nach der Reformation die liturgische Memoria als »Gegenleistung« des Empfängers weg, aber der Zweck der Stiftung, nämlich die Hilfe für einen Studenten, wurde aufrecht erhalten. Die liturgische Memoria konnte hier sogar problemlos in eine andere Form der sozialen Memoria überführt werden, die bis zur Gründung 131

132

133

Vgl. alle Details zur Stiftung und der Person des Ludwig (Lang-) Schneider im Anhang A (1516. Juli 24.). Neumann (1850), S. 498 gibt als Stiftungsjahr fälschlicherweise 1506 an. Siehe ebd. S. 497–503 weitere »milde Stiftungen« bis zur Neuzeit. Vgl. Hortzschansky (1765), S. 6, Anm. ** und die Anmerkungen zum Testament im Anhang A (1516. Juli 24.). Für sich und seine Eltern hatte Ludwig Schneider noch 1534 (!) ein jährliches Gedächtnis in der Leipziger Thomaskirche gestiftet, vgl. ebd. Vgl. Stiftungsverzeichnis (1849), S. 10 f.

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

der DDR, als alle Stiftungen aufgelöst wurden, Bestand hatte. Das Stipendium hieß schlichtweg »Langschneidersche Studienstiftung« und erinnerte so weiter an seinen Stifter. Ein zweiter wichtiger Punkt, der die Beständigkeit der Stiftung gewährleistete, war der Ort der Kapitalanlage. Ludwig Schneider hatte nämlich dem Leipziger Rat den Zins verkauft, also einer Institution, deren Existenz und Zahlungskraft durch gesellschaftliche Veränderungen weniger schnell gefährdet war. Obwohl es in dieser Arbeit vor allem um fromme Praktiken und Stiftungen geht, sei – um einem einseitigen Bild der Görlitzer Stiftungs- und Testierpraxis entgegenzuwirken – noch einmal darauf hingewiesen, dass Stiftungen und Schenkungen aus Testamenten ebenfalls säkulare Lebensbereiche zum Ziel hatten. Auf Legate zugunsten von »Wegen und Stegen«, dem Brückenbau oder den Bau von Wasserleitungen, zum Beispiel zum Frauen-Hospital, ist bereits hingewiesen worden. Die für die Stadtkasse wichtigsten Einnahmen aus Testamenten waren jedoch die Legate an den »Rat arm und reich« und jene, die allgemein für die städtischen Gebäude bestimmt wurden. Diese unterlagen keiner konkreteren Zweckbestimmung und konnten vom Rat frei eingesetzt werden. So bestimmte zum Beispiel Jodokus Schwalm aus aktuellem Anlass in seinem Testament die höchsten Legate von je 10 mr. zugunsten der Stadt allgemein und zum Bau der geplanten Steinbrücke über die Neiße.134

Exkurs: Stiftungs- und Familiengeschichte im Wandel – die Emerichs 1482 bis 1552 Von Tradition und Wandel im Bereich der praktizierten Frömmigkeit der Görlitzer Oberschicht zu Beginn des 16. Jahrhunderts ist bisher sehr allgemein die Rede gewesen. Im folgenden Abschnitt wird deshalb die Stiftungspraxis einer Familie über mehrere Generationen beobachtet, um die individuellen Reaktionen auf die lutherischen Lehren seit ca. 1520 herauszuarbeiten. Die Familie als soziale Gruppe wurde deshalb ausgewählt, weil für die zu untersuchenden Fragen die Individuen von Personengruppen benötigt werden, deren wirtschaftlicher und sozialer Hintergrund über mehrere Jahrzehnte vergleichbar ist, um den Wandel der Testier- und Stiftungspraxis tatsächlich auf Veränderungen in den religiösen Überzeugungen zurückführen zu können. Die gesetzten Untersuchungsprämissen schränken jedoch den möglichen Personenkreis in Görlitz erheblich ein. Es gab nur wenige Familien, die über mehrere Generationen zur städtischen Elite gehörten und deren fromme Schenkungen und Stiftungen in den Quellen nachweisbar sind. Noch einmal reduziert sich der Kreis potenzieller Familien durch die wenigen prosopographischen 134

Vgl. Anhang A (1537. Juli 13.).

2.1 Stiften und Schenken

237

Forschungen, die zu Görlitz vorliegen. Der »Index der Stifter« im Anhang A vermittelt einen ersten Eindruck aus welchen Familien wie viele Personen als fromme Stifter und Schenker in Erscheinung traten. Die meisten Namen tauchen ein- bis dreimal auf, wobei oftmals die Verwandtschaftsverhältnisse unklar sind oder es sich um Ehepaare und eines ihrer testierenden Kinder handelt. Von diesen in sehr kurzen Abständen in Erscheinung tretenden Familien sind hier nur jene interessant, die vor und nach der Reformation stifteten. Dazu gehören zum Beispiel die Familien Frenzel und Helischer. Das Testier- und Stiftungsverhalten der Familie Frenzel ist bereits im Kapitel zur Annenkapelle (S. 106 ff.) untersucht worden. Die Familie Helischer ist mit vier Testamenten vertreten und zeigt Parallelen zu den einleitend besprochenen »Allgemeinen Tendenzen«, sodass hier auf eine detaillierte Darstellung verzichtet wird. Am häufigsten treten die Namen der Familien Emerich und Schmied bzw. Schmidt auf. Die Personen mit dem Namen Schmied sind aber mit großer Vorsicht zu betrachten, weil die verwandtschaftlichen Verhältnisse der Träger dieses sehr häufigen Namens bisher kaum geklärt sind. Schließlich ist noch zu bemerken, dass die in dieser Arbeit schon mehrfach erwähnten Neubürger wie Johann Bereit von Jüterbog, Nikolaus Mondenschein, Johannes Kochel oder Balthasar Kirchoff zwar mustergültig als fromme Stifter in Erscheinung traten, jedoch keine Familien begründeten, deren Nachfahren in den Görlitzer Quellen besondere Spuren hinterlassen haben. So bleibt vorerst nur, sich an dieser Stelle auf die Familie Emerich zu konzentrieren, die zwischen 1450 und 1550 zu den wohlhabendsten und einflussreichsten Görlitzer Familien gehörte. Der Neubürger und spätere Bürgermeister Urban Emerich († 1470), der Vater des berühmten Georg, lässt sich in Görlitz zwar nicht als Stifter nachweisen, aber seine fromme Gesinnung stellte er im Heiligen Jahr 1450 unter Beweis als er, wie viele andere Görlitzer, zu einer Pilgerfahrt nach Rom aufbrach.135 Georg Emerich († 1507) setzte in gewisser Weise die Tradition seines Vaters fort und ging 1465 auf Pilgerfahrt nach Jerusalem. Seine Beweggründe dürften allerdings weniger frommer Natur gewesen sein, wie dies seine unrühmliche Rolle in der »Pulververschwörung« gezeigt hat.136 Die erste Stiftung Georg Emerichs war ein Zins in Höhe von 6 mr. pro Jahr, den er 1482, ein knappes Jahr vor seiner ersten Amtszeit als Bürgermeister, dem sogenannten »Seelhaus« in der Krebsgasse übertrug.137 Als zweites stiftete er 1487 der Priesterbruderschaft 1 mr. jährlicher Zinsen für einen Jahrestag mit Vigilien und Messen zum ewigen Gedächtnis an seine Familie.138 Die dritte Stiftung Georg Emerichs von 1489 veranschaulicht, dass fromme Stiftungen auf mehr abziel135 136 137 138

Zur Familie Emerich vgl. Jecht (1892b) und zu Urbans Pilgerfahrt Speer (2007), S. 109, Nr. 61 und Speer (2011). Siehe oben die Zusammenhänge zur »Pulververschwörung« S. 85 f. und Speer (2007), S. 116. Vgl. Anhang A (1482. November 5.). Vgl. Anhang A (1487. Juni 27.).

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

ten als nur auf Gebete für das Seelenheil. In jenem Jahr stiftete er für seinen Sohn Caspar die Stelle eines Domherrn im St.-Petri-Stift in Bautzen.139 Die Domherrenstelle für Caspar Emerich sicherte diesem seinen Lebensunterhalt und hatte für die Familie Emerich den Vorteil, durch einen geweihten Priester in der eigenen Familie, vereinfacht ausgedrückt, »eine direktere Verbindung zu Gott zu haben«.140 Hier wird einmal mehr Emerichs Vorliebe für das Thema der Passion Christi dokumentiert141, denn die Präbende war dem »Speer und den Nägeln Christi« gewidmet. Die vierte und größte Stiftung Georg Emerichs war das Hospital »Unser lieben Frauen« gegenüber der Frauenkirche.142 Für dieses Hospital, das sowohl Arme und Kranke als auch Pilger aufnehmen sollte, kaufte Georg Emerich das Grundstück und gab 1.000 sch. gr. zum Bau hinzu. Die Hospitalstiftung war sicher eine fromme Tat, doch nötig gewesen wäre sie wahrscheinlich nicht, um Bedürftige zu versorgen. Es gab doch bereits drei Hospitäler in Görlitz: das alte Heilig-Geist-Hospital an der Neiße, das Jakobs-Hospital etwa 500 m südlich des neu zu errichtenden Frauenhospitals und das Seelhaus in der Krebsgasse. Es liegt daher der Gedanke nahe, dass die Hospitalstiftung vor allem ein persönliches Prestigeobjekt Emerichs war. Es ist auffällig zu beobachten, dass genau in jenem Jahr als Emerich Bürgermeister war der Rat den Hospitalbau genehmigte. Ein Bau, der allen zeigte, wer der reichste, einflussreichste und mildtätigste Görlitzer Bürger war. Am Prestige dieser HospitalStiftung wollten natürlich auch andere teilhaben und so spendeten noch zahlreiche Görlitzer aus dem persönlichen Umfeld von Georg Emerich testamentarisch Geld für das Hospital. Im Jahr 1489 bezahlte Emerich außerdem eine Wasserleitung, die vom sogenannten »Salmansborn« das Hospital mit frischem Wasser versorgte. Kurz vor seinem Tod vermacht er 1506 dem Hospital vier Gärten.143 Die fünfte und wohl bekannteste Stiftung Georg Emerichs aus den 1490er Jahren ist ein Teil der Görlitzer Heilig-Grab-Anlage, nämlich der sogenannte »Grabtempel«.144 Wahrscheinlich stiftete er ebenfalls das sogenannte Salbhäuschen. Es ist möglich, dass er auch Geld für die Heilig-Kreuz-Kapelle gegeben hat, nachweisen lässt sich dies aber nicht. Weil die Görlitzer Heilig-Grab-Anlage bereits oben detailliert behandelt worden ist,

139 140 141 142 143

144

Vgl. Anhang A (1489). Siehe auch zu den Pfründen Caspar Emerichs S. 186, Anm. 679. Siehe auch Noodt (2000), S. 326 ff., die diese gängige Praxis der Versorgung von Familienmitgliedern mit Benefizien in Lübeck untersuchte. Siehe oben S. 88 ff. Georg Emerichs Beitrag zur Hl.-Grab-Anlage. Vgl. dazu ausführlich den Abschnitt 1.7.4 Das Frauenhospital, S. 139 ff. Vgl. alle Einzelheiten zu dieser Hospitalstiftung im Abschnitt 1.7.4 Das Frauenhospital, S. 139 ff. Dem Jakobs-Hospital soll Georg Emerich ebenfalls ein Legat hinterlassen haben, das noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts mit 15 Reichsthalern angegeben wurde, dessen Ursprung aber auch Jancke/Richter (1802–10), »Achter Beytrag«, unbekannt war. Vgl. alle Einzelheiten dazu im Abschnitt 1.3 Der Görlitzer Wallfahrtsort – die Heilig-GrabAnlage, S. 83 ff.

2.1 Stiften und Schenken

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sei hier nur noch einmal auf Emerichs Bußwallfahrt nach Jerusalem 1465 und den Bußcharakter der Grabtempelstiftung hingewiesen. Offensichtlich hatte Georg Emerich eine Vorliebe für das biblische Thema der »Passion Christi«, denn die nächste Stiftung, die von ihm finanziert wurde, war die berühmte »Beweinungsgruppe«, die heute in der Barbarakapelle der Dreifaltigkeitskirche, der früheren Franziskaner-Klosterkirche, steht.145 Georg Emerich hatte den dafür benötigten Block aus Kalksandstein 1492 extra aus der Nähe von Prag heranschaffen lassen und Hans Olmützer mit der Gestaltung dieses Altaraufsatzes beauftragt. An einer Schmalseite der Skulptur, am Sockel, wurde in einem Spruchband auf Georg Emerich als auctor, also Urheber und Stifter, hingewiesen. Gestiftet hatte Emerich die »Beweinungsgruppe« für einen Altar, der sich vielleicht einst links vor dem Chor befand. Messstiftungen Emerichs für diesen Altar sind nicht überliefert. Es ist aber davon auszugehen, dass er, der bereits eine Messe an der Pfarrkirche St. Peter und Paul gestiftet hatte, nun auch eine im städtischen Franziskanerkloster lesen ließ. Thematisch zur Passionsgeschichte Jesu passend, hatte Emerich dem Kloster noch vier weitere Figuren geschenkt. Davon ist lediglich die Schnitzfigur des »Christus in der Rast« erhalten geblieben. Die drei anderen stellten dar: »Ecce homo«, »Simon von Kyrene trägt das Kreuz« und »Veronika reicht Jesus das Schweißtuch«. Die letzten Stiftungen, die Georg Emerich für sein eigenes Seelenheil und das seiner Familie machte, sind wieder etwas unspektakulärer. Im Jahr 1497 überschrieb er dem Pfarrer von Sorau 2 mr. jährlicher Zinsen und dem Pfarrer von Lissa ½ mr. jährlicher Zinsen mit der Bitte, für ihn und seine Familie auf ewig zu beten.146 In seinem Testament, das nur in einer älteren nicht gültigen Version überliefert ist, machte er keine frommen Stiftungen oder Schenkungen mehr, denn zu Lebzeiten hatte er ausreichend für seine liturgische Memoria und sein Seelenheil gesorgt.147 Dass Ehemänner in ihren Testamenten keine frommen Gaben hinterließen dafür aber ihre Ehefrauen, wurde schon bei anderen Ehepaaren beobachtet und gilt auch hier.148 Georgs Frau Klara wünschte in ihrem Testament aus dem Jahr 1515, dass 21 mr. jährlicher Zinsen für drei wöchentliche Messen in der Peterskirche oder einer anderen Görlitzer Kirche angelegt werden sollten.149 Dazu gab sie Schmuck und Silber, um davon drei Messgewänder und ein Messbuch kaufen zu lassen. Darüber hinaus erhöhte sie das Zinseinkommen der Messstiftungen ihres Mannes Georg um 1 mr. und kaufte bei der Priesterbruderschaft in der Peterskirche eine weitere Gedächtnismesse. Bei der Bürgerbruderschaft in der Frauenkirche kaufte sie ebenfalls eine ewige Messe und den Kirchen zu Hermansdorff, Leschwitz, Lissa und Heyners145 146 147 148 149

Vgl. die Einzelheiten zu dieser Stiftung im Abschnitt zum Franziskanerkloster S. 166 f. Vgl. Anhang A (1497. August 16.). Vgl. das Testament im Anhang A (1497. August 26.) sowie LR 1488–1505, fol. 213r–215v. Siehe oben S. 95, Anm. 182. Vgl. ihr Testament im Anhang A (1515. April 30.).

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

dorff hinterließ sie ebenso Geld für Gedächtnismessen. Schließlich schenkte sie der Peterskirche Geld und eine Perlenkrone für eine Monstranz und der Nikolaikirche, der Hl.-Kreuz-Kapelle, der Frauenkirche, der Annenkapelle, dem Franziskanerkloster und den Armen im »Neuen Haus« auf der Galgengasse hinterließ sie Bargeld. Wahrscheinlich im gleichen Jahr stiftete Klara Emerich eine Präbende der »Heiligen Hedwig und Klara« im Bautzener Domstift St. Petri, die ihrem Sohn Caspar, der dort bereits eine Pfründe besaß, zugutekommen sollte.150 Andere Mitglieder der Familie Emerich treten ebenfalls als Stifter in Erscheinung, in Größe und Zahl erreichen sie jedoch nicht das Ausmaß der Stiftungen und Schenkungen des Ehepaars Georg und Klara Emerich. Margaretha († vor Februar 1505), die Schwester Georg Emerichs, die den Ratsherrn Hans Meihe († 1491) geheiratet hatte, verfasste ihr umfangreiches Testament 1496.151 Das höchste Legat von 60 mr. sollte der Pfarrkirche St. Peter zugutekommen, aber auch die anderen Görlitzer Kirchen, Hospitäler und das Franziskanerkloster wurden großzügig bedacht. Wie ihr Bruder Georg und dessen Frau Klara schien sie ebenfalls in ihren Gaben eine Vorliebe für das Thema der Passion Christi zu haben. Georg hatte den Grabtempel der Heilig-Grab-Anlage erbauen lassen und Margarethe legierte wie ihre Schwägerin 5 mr. der dazugehörigen Heilig-KreuzKapelle. Des Weiteren gab sie zu dem geheuse des heyligenn woren leichnams und zu der neuen taffel uff unser liebenn frauen altare in der Peterskirche je 20 mr. Klara Emerich bedachte später in ihrem Testament ebenfalls das Sakramentshäuschen in der Peterskirche, indem sie für dasselbe eine Perlenkrone gab, die am Tag corporis Christi der großen Monstranz aufgesetzt werden sollte.152 Der Ratsherr Wenzel Emerich († 1503), ein Bruder des Georg, stiftete 1495 eine Messe für seine verstorbene Frau Margarethe Uthman († 1494) sowie für sich und seine ganze Familie.153 Zur Erinnerung an seine Frau ließ er darüber hinaus in der Peterskirche ein Epitaph anbringen.154 Des Weiteren stiftete er 1498 in der Peterskirche einen »Altar zu Ehren des Heiligen Geistes, der Himmelfahrt Marias und der Heiligen Martha, Magdalena, Lazarus etc.« mit den entsprechenden Messen.155 In seinem Testament von 1503 regelte er die Erbfolge und ordnete die entsprechenden Messen für sein Begräbnis und die Zeit danach an.156

150 151 152 153 154 155 156

Vgl. Anhang A (1515 [?]). Vgl. ihr Testament im Anhang A (1496. August 16.). Siehe ebd. die Anmerkungen zu Hans Meihe. Vgl. Klara Emerichs Testament im Anhang A (1515. April 30.). Vgl. Anhang A (1495. November 18.). Vgl. Zobel (1933), S. 112. Vgl. Anhang A (1498. November 27.). Vgl. Anhang A (1503. Juni 20.).

2.1 Stiften und Schenken

241

Wenzels Sohn Wenzel junior, der 1503 sehr jung verstarb, erhöhte in seinem letzten Willen das Kapital der väterlichen Altarstiftung.157 Ein weiterer Sohn Wenzels namens Simon war Priester am St. Nikolai-Altar in der Peterskirche.158 Eine Untersuchung der finanziellen Verhältnisse dieses Altars würde wahrscheinlich auch hier die Unterstützung mittels Kapitalstiftung aus der eigenen Familie belegen. Die Kinder und Enkel der Brüder Georg und Wenzel Emerich waren Zeugen der sich seit der Reformation verändernden Gesellschaft. Der Einfluss der reformatorischen Lehren auf traditionelle Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit schlug sich bereits in der ersten Generation von Emerich-Nachfahren nieder, die ihre Testamente nach der Reformation verfassten. Dorothea Schmied, eine Tochter Wenzel Emerichs, bedachte in ihrem umfangreichen Testament von 1530 weder Kirchen noch Hospitäler.159 Katharina, die Frau des Hans Emerich, eines Sohnes des Georg Emerich, vermachte – den neuen Gepflogenheiten der Zeit entsprechend – in ihrem Testament 1544 den Görlitzer Hospitälern, dem Gemeinen Kasten, armen Hausleuten sowie armen kindern in die schule adir uffs handwergk zuhelffenn Bargeld.160 Jakob Emerich, ein Sohn des Wenzel Emerich, bestimmte in seinem Testament von 1552 dem »Gemeinen Kasten« die nicht geringe Summe von 30 mr. und für den Fall seiner Genesung ergänzte er: Wurde in aber goth lenger am lebenn erhaltenn, sollten die armen leuthe eines bessern von ihme gewislich gewartenn.161 Weiter lassen sich die Emerich-Nachfahren in Testamenten nicht nachverfolgen, was zum großen Teil daran liegt, dass die meisten von Georg Emerichs Töchtern durch Heirat Görlitz verließen, und dass das Vermögen sowie der große zusammenhängende Grundbesitz nach Georgs Tod durch die vielen Erben zerstückelt wurde und keiner der Familienzweige an den politischen Einfluss und die wirtschaftliche Kraft von Georg Emerich anknüpfen konnte.162 Die in Görlitz verbliebenen Emerichs waren sich aber auch nach der Einführung der Reformation durchaus ihrer Familiengeschichte sowie der Bedeutung und Leistung ihrer Vorfahren für die lokale Sakraltopografie bewusst. Leider ist die Familienchronik der Emerichs seit 1945 verschollen, sodass keine Aussagen über Entstehungszeit und Inhalt gemacht werden können. Allein die Tatsache einer Familiengeschichtsschreibung zeigt das Interesse der Familie, Vergangenes festzuhalten, zu erinnern und die eigene Bedeutung darüber zu definieren. Vielleicht entstand die Chronik in Folge der Diskussion über die Urheberschaft des Grabtempels der Heilig-Grab-Anlage, die bereits am 157 158 159 160 161 162

Vgl. Anhang A (1503. Juli 13.). Vgl. NPB fol. 2r und 49r–v (anno 1527). Simon Emerich war ebenfalls Altarist am Hl.-KreuzAltar der Pfarrkirche St. Nikolai in Löbau, vgl. Seeliger (1908), Sp. 31. Vgl. ihr Testament im Anhang A (1530. September 28.). Vgl. ihr Testament im Anhang A (1544. Dezember 8.). Vgl. sein Testament im Anhang A (1552. Februar 27.). Vgl. zum Erbe Emerichs und zu den Streitigkeiten der Erben von 1512 bis 1517 Jecht (1892b), S. 134– 139; SRL N. F. 3, S. 249 ff. sowie zu den betreffenden Schöffensprüchen Neumann (1851), S. 107 f.

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

Ende des 16. Jahrhunderts eingesetzt hatte.163 Da sich die Emerich-Nachfahren die Stiftung ihres Vorfahren als einem der wichtigsten Bestandteile der Familienmemoria nicht »wegnehmen« lassen wollten, hielten sie ihnen Bekanntes schriftlich fest und versuchten, weitere schriftliche Dokumente zu Georg Emerichs Pilgerfahrt oder Klara Emerichs Präbendenstiftung in Bautzen zu erhalten.164 Schließlich gelang es den protestantischen Emerichs, die Memoria ihrer katholischen Vorfahren in Verweiskraft und Dauerhaftigkeit zu übertreffen, indem sie Gedenktafeln in der Heilig-Kreuz-Kapelle anbringen ließen und damit einen bis heute stabilen »Erinnerungsort« der Familie Emerich – und hier besonders des Georg Emerich – institutionalisierten. Die Literatur der letzten 400 Jahre und die Benennung einer Straße in Görlitz mit »Emmerich« zeigt, wie wirkungsmächtig Familienmemoria inszeniert werden konnte.165 Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass der Grabtempel und sein Stifter vor allem deshalb nicht in Vergessenheit gerieten, weil das Thema der Passion Christi auch in der reformierten Kirche von ungebrochener Popularität war. Es sei in diesem Zusammenhang an die Zittauer Fastentücher erinnert, die 1472 und 1573 gestiftet wurden und die Kontinuität der Passionsfrömmigkeit belegen.166 Als Gegenbeispiel erloschener Memoria sei auf die Familie Frenzel hingewiesen. Hans Frenzel hatte zwar eine Vita167 verfasst, die Nachfahren des Erbauers der Annenkapelle konnten oder wollten aber nicht die Kapelle Hans Frenzels zu einem Erinnerungsort für ihre Familie gestalten oder die Familiengeschichtsschreibung fortsetzen, was zur Folge hatte, dass die Frenzels im »kulturellen Gedächtnis« der heutigen Görlitzer kaum präsent sind. Wie dieser Überblick zur Testier- und Stiftungspraxis am Beispiel der Familie Emerich gezeigt hat, lässt sich die Vielfältigkeit und Komplexität spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher frommer Praktiken allein an einer führenden Familie nachzeichnen. Die privaten Interessen der liturgischen Memoria und Seelenheilfürsorge oder Buße wurden mit den öffentlichen Notwendigkeiten der Unterstützung von Kirchen, Klöstern und Hospitälern verbunden, die wiederum in ihren je spezi163 164 165

166 167

Vgl. dazu die Diskussion oben S. 88 ff. Vgl. Anhang C (1583). Es sei hier auf die Arbeit von Christian Kuhn verwiesen, der bei der Untersuchung des familiären Gedächtnisses und der Gedächtnisbildung der Nürnberger Tucher zwischen 1450 und 1550 ebenfalls feststellte, dass durch historiographische Überformung das Gedächtnis an die Stiftungen der Vorfahren weiter vermittelt werden sollte und im Verlauf dieses Prozesses eine Uminterpretation und Umwertung der vorreformatorischen Stiftungen in zeitgenössische Wertvorstellungen möglich wurde, die wiederum der Identität und Statuslegitimation der Familie Tucher dienten. Vgl. Kuhn (2007), besonders S. 130 f. Zentrales Thema der Bildtafeln auf den Tüchern ist die Kreuzigung Christi, vgl. zur Erforschung der Fastentücher Bünz (2001), S. 255 ff. Vgl. Vita mercatoris.

2.1 Stiften und Schenken

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fischen Funktionen dem Seelenheil und damit dem Wohl der gesamten Gemeinde dienten. Stiftungen unterstützten des Weiteren die Versorgung von fremden Armen und Kranken aber auch von Familienmitgliedern, seien es Kleriker, die Pfründen erhielten oder Laien, die einen Verwaltungsposten besetzten. Schließlich verwiesen gestiftete Altäre oder Gebäude wie die des Frauenhospitals oder des Grabtempels schlicht durch ihre visuelle Präsenz auf den Stifter und seine Familie, was die Dauerhaftigkeit der Erinnerung an sie unterstützte. Größe und Ausgestaltung der Stiftungen verlieh ihnen Prestige, woran weitere Personen aus dem sozialen Umfeld des Stifters durch Legate partizipieren konnten, Distinktion und Partizipation gingen Hand in Hand. Es hat sich auch gezeigt, dass innerhalb einer Familie offensichtlich Interesse oder Vorliebe für bestimmte biblische Themen bestand, wie im Fall der Emerichs für das der Passion Christi. Nicht zuletzt hatten Stiftungen auch eine politische Dimension, die sich in unterschiedlicher Weise im Prozess ihrer Realisierung, ihrer symbolischen Bedeutung und ihrer gesellschaftlichen Funktion widerspiegelte. Das Engagement für die Stadt und ihre Bewohner brachte zum Beispiel den Stiftern Anerkennung und im Falle des Georg Emerich konnte dieser aus seinem umfangreichen Einsatz für das Wohl der Allgemeinheit Legitimität für seine politische Stellung ableiten. Der Ausblick ins Zeitalter der Konfessionalisierung hat verdeutlicht, dass vorreformatorische Stiftermemoria unter geänderten Rahmenbedingungen fortbestehen konnte, auch oder gerade weil sich die Motive des Erinnerns verändert hatten.

2.1.2 Altarstiftungen Wie die vorhergehenden Abschnitte illustriert haben, gab es im Mittelalter eine große Vielfalt von Möglichkeiten, um sich mittels Schenkung oder Stiftung für die ganze Gemeinde, einzelne Gruppen oder die eigene Familie und ihr Seelenheil zu engagieren. Es wurde ebenfalls gezeigt, dass Gaben neben ihrer funktionalen Bedeutung für Seelenheil und Gedenken auch Mittel der Repräsentation von sozialem Status bzw. Potenzial und vorbildhafter Frömmigkeitspraxis waren. Da Repräsentation im hier besprochenen Rahmen vor allem auf Sichtbarkeit ausgelegt war und die liturgische Memoria desto wirksamer visualisiert werden konnte, je spezifischer sie auf den Verstorbenen verwies, desto begehrter waren bei Stiftern Betätigungsfelder, die genau dies ermöglichten. Nicht jedem wohlhabenden Görlitzer war es vergönnt, wie Georg Emerich oder Hans Frenzel, seine monumentalen Spuren in der Görlitzer Sakraltopografie zu hinterlassen. Die Stiftung eines Altars war daher eine der besten Möglichkeiten, mit überschaubaren Mitteln unübersehbar in einem Kirchenraum präsent zu sein und Frömmigkeit, sozialen Status sowie künstlerischen Anspruch zu demonstrieren. Das Engagement von einzelnen Privatpersonen, Familien und Gruppen lässt sich so untersuchen und mit den Ergebnissen des ersten Kapitels in Bezie-

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

hung setzen. Im Folgenden wird deshalb versucht, anhand einiger Beispiele von Altarstiftungen, Allgemeines und Besonderheiten in Görlitz herauszuarbeiten. Bisher gibt es noch keine detaillierten Untersuchungen über die Zahl der Görlitzer Altäre, ihre Patrozinien und Standorte, ebenso wenig wie es gedruckte Arbeiten zum niederen Görlitzer Klerus gibt, ein Umstand, der die Einschätzung der im Folgenden untersuchten Altarstiftungen erschwert. Die Hauptpatrozinien der Görlitzer Kirchen, Kapellen und des Klosters sind zwar bekannt, jedoch sind die Einzelheiten zur Mehrzahl der Altäre bis heute ungeklärt. Nach einer Aufzeichnung von Bartholomäus Scultetus († 1614) hatte die Peterskirche mit der Georgenkapelle 29 Altäre, die Nikolaikirche sechs Altäre, die Frauenkirche fünf Altäre, die Kapelle des HeiligGeist-Hospitals drei Altäre und die Kapelle des Jakobs-Hospitals hatte nur einen Altar.168 Das Franziskanerkloster hatte 16 Altäre, die Kreuzkapelle einen und die Annenkapelle drei Altäre.169 Da es in Görlitz während der Reformation zu keinem Bildersturm gekommen war und im 16. Jahrhundert nur Altäre der Annenkapelle in die Peterskirche versetzt worden waren, kann man davon ausgehen, dass zu Lebzeiten des Scultetus und wahrscheinlich noch bis zum Stadtbrand von 1691 die mittelalterlichen Görlitzer Altäre weitestgehend erhalten geblieben waren. Bis zur Reformation waren demnach in Görlitz 64 Altäre gestiftet worden.170 Alfred Zobel gibt in seiner Studie zur Görlitzer Reformation insgesamt 78 Altäre an, eine Quellenangabe macht er nicht.171 Es scheint, dass er statt der Altäre die Altaristenstellen bzw. ministeria gezählt hat, denn für die Annenkapelle, die nachweislich nur drei Altäre hatte, an denen sechs Priester ihren Dienst verrichteten, gibt er fälschlicherweise sechs Altäre an. Die Stiftungen der Annen- und der Kreuzkapelle sind bereits oben in Kapitel 1 behandelt worden. Über die Altäre des Klosters gibt es kaum verlässliche Nachrichten.172 Einzig die Stiftung der »Beweinungsgruppe« durch Georg Emerich für einen wohl ebenfalls neugestifteten Altar im Franziskanerkloster ist in den Ratsannalen gut dokumentiert (siehe oben S. 166). Die ehemaligen Hospitalkapellen sind mitsamt der Ausstattung verlorengegangen und ihre Altarstifter bisher unbekannt. So bleibt nur, die Altarstiftungen der Kirchen St. Peter und Paul, St. Nikolai und der 168

169 170

171 172

Vgl. Sculteti, Extracta, S. 83–86. Siehe auch Neumann (1850), S. 641 ff., der sich wahrscheinlich auch auf dieses Verzeichnis bezieht. Knauth/Richter (1770–74), »Fünftes Stück« gibt für die Nikolaikirche sieben Altäre an. Zum Kloster vgl. die Angaben in Hortzschansky/Piltz (1780–98), Neumann (1850), S. 656 f. und Zobel (1910), S. 10 ff. Dresden hatte nach einem Verzeichnis von 1536 insgesamt 44 Altarlehen, an denen wöchentlich 194 Messen gefeiert wurden (nicht berücksichtigt wurden das Franziskanerkloster, die Dreikönigskirche zu Altendresden und das Augustiner-Eremitenkloster), vgl. Hasse (2005), S. 460. Vgl. Zobel (1926), S. 189 f. Von den zwei 1376 gestifteten Altären ist nur der Name des Ulman von Gersdorf als Stifter eines Altars überliefert, vgl. KNFMCG S. 306. Siehe auch Neumann (1850), S. 343.

2.1 Stiften und Schenken

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Frauenkirche zu untersuchen. Dies wird jedoch durch die Überlieferungslage erschwert. In den Quellen lassen sich mit Einschränkungen bisher 54 Neustiftungen von Altären nachweisen, wobei nicht in jedem Fall der Stifter, das Patrozinium und der Ort des Altars genau bezeichnet werden. Ebenso ist die Zahl der heute noch in Görlitz verbliebenen mittelalterlichen Altäre gering. Durch den Brand von 1691 ging die gesamte Innenausstattung der Peterskirche verloren und die Nikolaikirche173 büßte ihre mittelalterliche Ausstattung in der Neuzeit ein. So können keine Aussagen über die Gestaltung und Bildprogramme der Altäre gemacht werden. In der Frauenkirche steht von den ehemals fünf Altären noch ein Altar.174 Schließlich erschweren gewisse Fluktuationen in der Lebensdauer von Altarstiftungen die Beurteilung der historischen Verhältnisse. Es ist keineswegs so, dass bis zur Reformation von einem stetigen linearen Wachstum der Zahl der Altäre und Benefizien auszugehen ist. Durch äußere Einflüsse kam es immer wieder dazu, dass Altäre versetzt, zusammengelegt, neu geweiht und deren Patrozinien verändert oder erweitert wurden. Manchmal erloschen Benefizien weil die wirtschaftlichen Grundlagen wegbrachen und wurden neu begründet, ohne dass aus den Quellen klar wird, ob es sich um eine Wiederbelebung eines alten Patroziniums oder die Stiftung eines gänzlich neuen handelte, um nur einige Probleme zu nennen. So bat 1432 Lambertus Wacker von Seehusen, Kanoniker und später Propst zu Bautzen175, den Görlitzer Rat, das Gestift des Altars beim Ziborium in der Peterskirche nicht untergehen zu lassen, sondern die Zinsen von der Mühle, die nun wieder aufgebaut worden sei, dem Altar zukommen zu lassen und diesen dem Mauritius von Schönau, seinem Offizial, zu verleihen.176 Ebenso gingen zahlreiche Zinseinkünfte durch die Zerstörung von Landgütern während der Hussitenkriege verloren.177 Diese Einschränkungen bedenkend werden im Folgenden die Altarstiftungen der Frauenkirche und der Kirchen St. Nikolai sowie St. Peter untersucht. Aus einem Zinsregister der Stadt Görlitz von 1415 ist zu erfahren, dass die Stadt an drei Altäre in der Frauenkirche Zinsen zahlen musste. Es werden zwar weder die Patrozinien noch Standorte genannt, aber die damaligen Inhaber. So gehörte ein Altar 173

174

175

176 177

Das letzte Ausstattungsstück der Vorreformationszeit ist eine im 20. Jahrhundert in einer Gruft des Friedhofs aufgefundene Figur des Auferstehungschristus (um 1500–1520), die sich heute im Kulturhistorischen Museum Görlitz befindet. Für diesen Hinweis danke ich Marius Winzeler (Görlitz/Zittau). Von den fünf Altären hat sich die Mensa des Hochaltars im heutigen neogotischen Altar erhalten, bis 1945 wurden zudem zwei spätgotische Retabel im Görlitzer Museum verwahrt, davon existiert heute nur noch eines im Kulturhistorischen Museum Görlitz. Für diesen Hinweis danke ich Marius Winzeler (Görlitz/Zittau). Lambertus Wacker von Seehusen († 1453) war seit 1416 Kanoniker am Bautzener Domstift und seit 1439 Propst ebd., vgl. weitere biografische Angaben in Knothe (1890b), S. 34 und Donath (2004), S. 326 f. Vgl. das Regest der Urkunde im VOU Heft 5–8, S. 32. Vgl. zum Beispiel CDLS 2.2, S. 634 (anno 1436).

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

Heinrich dem Apotheker, vielleicht derselbe, der später Bürgermeister178 wurde, ein weiterer Altar einem »Herrn« Eckilman und der dritte dem »Herrn« Horn.179 Die beiden letztgenannten lassen sich kaum einordnen. Eckilman tritt sonst nicht in Erscheinung. Mit dem »Herrn« Horn könnte der Görlitzer Pfarrer gemeint sein, dieser ist aber bisher nur in den Ratsrechnungen von 1406 nachweisbar.180 Falls die beiden letztgenannten Kleriker oder Altaristen waren, weist ihre Namensnennung nicht auf den Stifter, sondern nur auf den Belehnten für 1415 hin. Anders verhält es sich bei Heinrich Apotheker. Dieser wird als Apotheker sicher der Besitzer, aber nicht der Altarist gewesen sein. Da Altarlehen gewöhnlich vom Stifter nur auf die eigene Familie, aber meist schon nach der ersten Besetzung an den Rat übergingen, ist Heinrich Apotheker oder einer seiner namensgleichen Vorfahren auch als Stifter des Altars anzusehen. Der Ratsherr Heinrich Apotheker beteiligte sich darüber hinaus am Bau der Frauenkirche, indem er 18 mr. zur Verfügung stellte, und er stiftete mit anderen zusammen einen Zins für Jahrestage von 5 mr. 24 gr. für zwei Altäre in der Peterskirche.181 In der Frauenkirche lassen sich noch drei weitere Altäre mit Stiftern namentlich in Verbindung bringen, jedoch nicht mehr dem heutigen Befund zuordnen: (1) Ein um 1456 gestifteter, aber nicht genau beschriebener Altar für die Frauenkirche ist wahrscheinlich als gemeinschaftliche Stiftung der Bürgerbruderschaft anzusehen.182 Mehr Fakten sind dazu nicht bekannt. (2) Im Jahr 1459 bestätigte der Meißner Bischof Caspar die letztwillige Schenkung des Görlitzer Bürgers Stefan Braun von 111 mr., die verzinst werden sollte zugunsten des neu zu errichtenden »Altars zu Ehren der Heiligen Maria, Barbara, Dorothea, Apollonia, Katharina, Gertrud, dem Apostel Johannes, Matthias, Stefan, Laurentius, Leonhard, Alexius, Dominikus, Nikolaus, Bernhardinus und Michael«.183 Zur Person des Stefan Braun kann bisher nur gesagt werden, dass er kein Ratsherr war. Ob er mit dem später im Rat sitzenden Fleischhauerältesten Hans Braun oder dem Tuchmacherältesten Martin Braun verwandt war, kann nicht beantwortet werden. (3) Zu den wenigen Stifterpersönlichkeiten, die sich in der Frauenkirche konkreter fassen lassen, sind Augustin Hirschberg und sein Sohn Bartholomäus zu zählen. Vor 1483 muss Augustin Hirschberg je einen Altar in der Peterskirche und in der 178

179 180 181 182 183

Ein Heinrich bzw. Henricus Apotheker war von 1346 bis 1355 im Rat, ein anderer von 1435 bis 1451. Letzterer war zweimal Bürgermeister und 1442 auch als kirchenbether, also Kirchenverweser, der Peterskirche nachweisbar, vgl. CDLS 4, S. 219. 1443 gehörte er zu den vier reichsten Görlitzern, vgl. CDLS 4, S. 287. Zu den Ratsapothekern vgl. Wentscher (1930). Vgl. Jecht (1941b), S. 78 f. Vgl. CDLS 3, S. 507. Betreffs der Frauenkirche vgl. CDLS 4, S. 700 f. und zur Zinsstiftung CDLS 4, S. 1009 f.: […] Henricus quondam appotecarius in Gorlicz bone memorie […]. Vgl. den Abdruck im CDLS 4, S. 1048. Zu den ersten drei Altären siehe oben S. 81. Vgl. Lose Urkunde 1459. Oktober 1.; HospA fol. 4v; Reg. VOU Heft 7–8, S. 86; CDLS 6.1, S. 122; siehe auch LO 1434–1483, fol. 72r.

2.1 Stiften und Schenken

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Frauenkirche gestiftet haben, deren Urkunden nicht überliefert sind. In einer letztwilligen Verfügung des Augustin Hirschberg heißt es jedoch: So dann Augustin Hirszberg zcweh altaria [nach] inhalt einis instrument gestifft unnd sein selgerethe gemacht had, einis in sand Petirs kirchen das andre in unnser lieben ffrauen kirchen, ist seyn will unnd meynung, das dy lehen der selbin altarien nach seinem und seines sones tode, ab er ane lehns erbin abgehin wurde, an den rath komen und gefallin sullen.184

Welchen Altar Augustin Hirschberg gestiftet hat, lässt sich bisher nicht sagen. Ebenso lückenhaft ist die Überlieferung in Bezug auf die Altarstiftung seines Sohnes Bartholomäus. Nach einer unbekannten Quelle, die nur als Regest überliefert ist, soll 1490 zwischen den Kirchenvätern und Bartholomäus Hirschberg ein Vertrag über die Errichtung von zwei neuen Altären in der Frauenkirche ausgehandelt worden sein, bischöfliche Bestätigungen sind dazu nicht überliefert.185 Dies ist wohl damit zu erklären, dass jene Stiftung wahrscheinlich nie in die Tat umgesetzt wurde.186 Die Frauen- und Peterskirche waren aber nicht die einzigen Orte der Görlitzer Sakraltopografie, an denen sich die Hirschbergs engagierten. Sie sind uns schon als Stifter für das Kloster begegnet, dem sie 1478 und 1482 eine jährliche Tonne Heringe für das Lesen von Seelenmessen für die ganze Familie vermachten. Des Weiteren schenkte Augustin Hirschberg den Mönchen Samt für eine Kasel und 50 fl. rh. für Bücher. Nach seinem Tod im August 1483 wurde er wie sein Vater in der Barbarakapelle des Görlitzer Franziskanerklosters beigesetzt.187 So waren die Hirschbergs insgesamt durch Altäre, Seelenmessen und ein Grab in der Pfarrkirche St. Peter, dem Franziskanerkloster und der Frauenkirche präsent. Diese Tatsache ist umso bemerkenswerter, da jene Familie vom Handwerk der Fleischer zu Krämern und Händlern sowie über den Besitz eines Brauhofes zu Ratsherren aufgestiegen war.188 Das größte Betätigungsfeld für Altarstiftungen boten die alte Pfarrkirche St. Nikolai und die neue Pfarrkirche St. Peter, wobei die Letztgenannte mit zunehmender Vollendung des aufwendigen und repräsentativen Umbaus der attraktivere Standort wurde. Dies zeigt sich deutlich in der Überlieferung, in der sich für die Nikolaikirche nur vier von sechs Altarstiftungen nachweisen lassen. 1396 stiftete eine Elisabeth, Witwe des Görlitzer Bürgers Nicolaus Cronwil alias dicti Vidinkamp, 100 mr. gr. polnischer Zahl zur Errichtung eines neuen Altars.189 Im Rechnungsjahr 1405/06 sind Ausgaben des Rates für die Weihen zweier nicht genau beschriebener 184 185 186 187 188 189

Vgl. LR 1470–1488, fol. 191r–v (1483. Juli 8.) und KNFMCG S. 284. Vgl. dazu das Regest im VOU Heft 9–20, S. 6. Siehe oben S. 168, Anm. 594. Siehe oben S. 167. Siehe oben S. 167. Vgl. Lose Urkunde 1396. Dezember 31. (Auslagerungsverlust) und das Regest im VOU Heft 3 und 4, S. 143 f., Nr. 709. Eine Kopie des Originals ist erhalten in: Urkundenabschriften Bd. 255, fol. 148r–149v.

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

Altäre in der Nikolaikirche nachweisbar, und 1416 soll ein Zittauer Bürger einen Altar »Nicolai, Marie und Bernhardi« in der Pfarrkirche zu Görlitz (Nikolaikirche?) gestiftet haben.190 Schließlich lässt sich eine Altarstiftung von 1424 vage der Priesterbruderschaft zuordnen.191 An Altarstiftern für die Peterskirche inklusive Georgenkapelle lassen sich ca. 20 Personennamen und als Gruppen die Priesterbruderschaft, der Rat und die Kramer nachweisen. Unter den Einzelpersonen finden sich außer Görlitzer Bürgern und Ratsherren auch Geistliche wie der Görlitzer Pfarrer Leonhard, der 1374 gleich zwei Altäre stiftete192, der Wellersdorfer Pfarrer Zacharias Lemke (1394)193 und der Priester Georg Wainmann (um 1490). Die letztgenannte Stiftung erlaubt uns einen seltenen Einblick in die lokale Stiftungspraxis. Georg Wainmann194 fragte um 1490 beim Rat der konigklichen stath Görlitz an, ob man ihm den Altar in der dresekammer in synth Petirß kirche verleihen möge, damit er darauf sein Testament ausrichten könne. Die zahlreichen Altargeräte lassen vermuten, dass es sich entweder um eine Neustiftung oder die »Erneuerung« eines bereits bestehenden Altars handelte, denn Wainmann gelobte in dem Brief, 13 mr. Zinsen zu stiften, um wöchentlich zwei Messen und ein Anniversar zu lesen. Des Weiteren schrieb er, dass er dem Altar 2 adir 3 kaßeln, item eyn kelch, item 2 phar a[m]ppoln 195, item eyne gutthe toffil 196, item eyn phar leuchtir, so iß vor nicht leuchtir hoth, item czwene vorhenge, item 2 adir 3 pallen 197, item eyn mesße buch, item eyn pacem 198, item eyne gutthe al [marium]199, do man daß selbige gerethe ynne helth, übereignen wolle. Um die Konfirmation der Messen wolle er sich ebenfalls kümmern, was bedeutet, dass er die Kosten für Korrespondenz, Boten und Gebühren beim Bischof übernahm. Den Altar wollte er Zeit seines Lebens behalten oder einer Person seiner Wahl übertragen, zwar mit Zustimmung aber ohne hinderniß des Rates. Wainmann wollte dafür Sorge tragen, dass die Messen und Anniversarien regelmäßig gehalten werden und er verpflichtete sich und seine Nachfolger ad 190 191 192 193 194

195 196 197 198 199

Vgl. CDLS 3, S. 424 [RR] sowie ZUB S. 268, Nr. 1257. Vgl. Lose Urkunde 1424. September 14. und das Regest im VOU Heft 5–8, S. 14. Vgl. Lose Urkunde 1374. Juli 13. und die bischöfliche Bestätigung in der Losen Urkunde 1374. August 7. sowie die Regesten im VOU Heft 2, S. 94 f., Nr. 464, 465 und 466. Vgl. den Abdruck in Gelbe (1883), 185 f. 1490 erscheint er erstmals in den Quellen (VOU Heft 9–20, S. 4) und 1499 wird er als Verweser der Bruderschaft bezeichnet (VOU Heft 9–20, S. 49). Er ist wohl derselbe, der 1489 im Zusammenhang mit dem Bierstreit zwischen Rat und Pfarrer als der Priester Georgius Waynman bezeichnet wird, vgl. SRL N. F., S. 252. Wohl Ampel im Sinne von Licht/Leuchter. Tafel. Gemeint sind wohl die kleinen weißen Leinentücher (pallae) zum Abdecken der Kelche. Pazifikale. Armarium (?).

2.1 Stiften und Schenken

249

residentiam. Dieses Versprechen der Anwesenheitspflicht in Görlitz, das in Anbetracht der teils umgekehrten Realität wohl auch nötig gewesen war, um vom Rat den Altar genehmigt zu erhalten, war ein Versprechen, das die Bedeutung und Wertschätzung der liturgischen Verpflichtungen vor den Versorgungscharakter des Benefiziums stellte. Nach des Stifters Tod sollte die Kollatur auf den Bruder Wenzel Wainmann übertragen werden und danach auf den Rat, mit der Bitte des Stifters, meynen frunden unde kyndern auß meyniß brudirs geslecht, auch auß Weders 200 unnd Segemundiß 201 geslecht, meynen nehisten fründe, so ymandiß togelich dorczu ist, den Altar zu übertragen. Fände sich aber kein tauglicher Priester aus der Familie, solle ein anderer bestellt werden. Schließlich gelobte er, diese ganzen Verpflichtungen auf sich zu nehmen, obwohl dy medici mir rothen, ich sal andirßwo wonen und locum mutiren und man möge ihm doch gestatten, noch rath der ertzthe alle Vierteljahr ein Viertel Bier in sein Haus einzuführen, ein Anliegen, welches beim Rat sicher nur mit Begründung der Krankheit genehmigt wurde, schließlich war die Einfuhr fremden Bieres immer ein Ärgernis für die Görlitzer Braubürger gewesen. Deshalb versprach der Priester auch: Ich will mich gerne geborlich mith dem byre halden unnd daß nicht schencken noch vorkeufen als sich auch nicht geborth … dorumme will ich gerne euir fleißig capplan seyn unde goth bethin vor euir allir ßelikeyth unnd langiß leben.202 Ob der Rat über das Ansinnen positiv entschied, kann nicht gesagt werden. Erst aus dem Jahr 1503 gibt es eine bischöfliche Bestätigung von 25 mr. jährlicher Zinsen für einen Marienaltar in der Peterskirche.203 Von demselben Georg Wainmann liegt noch ein zweites ähnliches Schreiben an den Rat vor, indem er gemeinsam mit der Jakobsbruderschaft einen Jakobs-Altar in der Peterskirche stiften wollte. Diesen gedachte er mit 18 mr. jährlicher Zinsen zu bestiften und mit Altargeräten, ähnlich wie in der ersten Stiftung, mit dem Unterschied, dass er die drei Messen erst nach seinem Tod wollte bestätigt sehen. Die Lehensverhältnisse sollten wie in der ersten Stiftung geregelt werden mit der Erweiterung, wenn aus der Familie kein geeigneter Priester hervorginge, solle das Lehen an die Jocoffs brudir kynder fallen. Aus einer Ergänzung auf diesem zweiten Schreiben ist zu schließen, dass der Jakobs-Altar vom Bischof konfirmiert wurde, allerdings schien die Übertragung des Kollaturrechtes nicht nach Wainmanns Vorstel200 201 202

203

In Urkundenbuch 2, Nr. 93, fol. alt. 158d, fol. neu 98r heißt es Jocoff Weyder. In Urkundenbuch 2, Nr. 93, fol. alt. 158d, fol. neu 98r heißt es vater Segemundiß. Vgl. Urkundenbuch 2, Nr. 92, fol. alt. 157d, fol. neu 97. Die Regesten im Ratsarchiv geben als Datum zwar »um 1450« an, aber das dazugehörige Dokument ebd. Nr. 93, fol. alt. 158d, fol. neu 98v nennt drei Ratsherren, Jeorgius Foyth [= Magister Georg Vogt], magister Conradus [= Stadtschreiber Magister Konrad Nißmann] und Bernhardinus [= Bernhardin Melzer], deren Amtszeiten sich nur zwischen 1488 und 1497 überschneiden und das Schreiben somit wahrscheinlich in jenem Zeitraum verfasst wurde. Vgl. Lose Urkunden 1503. Januar 25. (Auslagerungsverlust); Urkundenabschriften Bd. 259, fol. 311v–313v und Reg. VOU Heft 9–20, S. 62.

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

lungen gelaufen zu sein.204 Ein erster Zinskauf durch den Altaristen Georg Wainmann ist für den neuen Jakobs-Altar im Jahr 1500 nachweisbar.205 Zu den Altarstiftern in der Peterskirche gehörten, wie zu erwarten ist, einige der bereits mehrfach erwähnten lokalen Persönlichkeiten. Der Ratsherr Augustin Hirschberg206 hatte vor 1483 einen Altar gestiftet, der Bürgermeister Nikolaus Mondenschein207 in seinem Testament 1494, Georg Emerich208 1492, Wenzel Emerich209 1498, Caspar Tilicke210, der Schwiegervater Hans Frenzels, 1499 und die Familie Canitz211 vor 1503. Es ist aber keineswegs so, dass nur die reichsten und einflussreichsten Ratsherren und deren Familien in der Peterskirche Altäre errichten ließen. Es finden sich ebenso Ratsherren, die in der Stadtgeschichte kaum in Erscheinung traten sowie Personen, deren Familien nicht im Rat saßen. Dazu sind zu zählen der Ratsherr Claus Winkler (zwei Altäre vor 1415)212, der Ratsherr Asswerus Luterbach und seine Frau Dorothea (1422)213, Magdalena Fritsch (vor 1426)214, Peter und Anna

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Vgl. Urkundenbuch 2, Nr. 93, fol. alt. 158d, fol. neu 98r–v. Vgl. LO 1484–1520, fol. 91r (1500. Oktober 21.). Die Lage des Altars wird wie folgt beschrieben: inn sanct Peters kirchen bey dem thor alß man vons Richters houe eingeth. 1518 wird derselbe Zins vom Altaristen Dietrich Cranleid (III.) weiterverkauft. Vgl. den Abschnitt zur Frauenkirche S. 75 ff. Vgl. die Anmerkungen zu seinem Testament im Anhang A (1494. Juli 8.) und den Abschnitt zur Hl.-Grab-Anlage S. 100 f. Siehe oben S. 166 die Altarstiftung für das Franziskanerkloster. Vgl. die Stiftungsurkunde im Anhang A (1498. November 27.) und S. 240 f. Vgl. sein Testament im Anhang A (1499. September 13.). Wer aus der Ratsherrenfamilie Canitz einen Altar in der Peterskirche stiftete, lässt sich heute nicht mehr genau sagen, da die originale Lose Urkunde 1503. August 12. Kriegsverlust ist und die Regesten im Ratsarchiv, VOU Heft 9–20, S. 63 sowie Zobel MS (1939), S. 8 keine detaillierten Angaben machen. Im LO 1434–1483, fol. 75r werden bereits im Jahr 1465 Zinsen ad altare corporis Christi in ecclesia s. Petri, Andreas Canitz gestieffte, verkauft. Ein Claus bzw. Nikolaus Winkler war von 1404 bis 1416 als Tuchmacherältester im Rat. Bereits 1410 hatte er zusammen mit Nikolaus Scherenschmied für kurze Zeit einem Altar in der Nikolaikirche einen jährlichen Zins überlassen (Lose Urkunde 1410. Oktober 4.; Kladde [1406– 1414] zum Ältesten Stadtbuch 1305–1416, fol. 31r; VOU Heft 3 und 4, S. 172, Nr. 868). 1415 werden im Zinsregister der Stadt zwei Altäre in der Peterskirche als Claus Winkler gehörig bezeichnet (Jecht [1941b], S. 79). Kurz nach 1416 stifteten Claus Winkler und seine Frau Margaretha 25 mr. gr. zu einem ewigen Seelgerät »den Schülern, die da singen in der Prozession vor dem heiligen Leichnam« (LO 1384–1435, fol. 30v). 1418 stiftete Claus Winkler gemeinsam mit Martin Fryher 11 mr. jährlicher Zinsen für einen Altar (Lose Urkunde 1418. November 27. [Auslagerungsverlust]; VOU Heft 3 und 4, S. 195, Nr. 1001). 1421 bestätigte der Meißner Bischof die Stiftung von 20 mr. jährlicher Zinsen durch Nikolaus (Claus) Winkler für zwei Altäre (Lose Urkunde 1421. September 15.; VOU Heft 5–8, S. 7). Asswerus Luterbach bzw. Lauterbach war von 1420 bis 1425 im Rat. Er stiftete gemeinsam mit seiner Frau Ortey [=Dorothea] 1422 einen Altar zu Ehren der Hl. Petrus, Paulus und Katharina, vgl. LO 1384–1435, fol. 54v. An diesen Altar wurden weitere Zinsen verkauft und gestiftet, wobei

2.1 Stiften und Schenken

251

Falkenhain (zwei Altäre, 1433 und 1443)215, der Tuchmacherälteste (?) Hans Friedrich (1433)216, der Ratsherr Heinrich Stange (1434)217, Barbara Frenzel Heynin

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jedes Mal der Name des Altarstifters erwähnt wurde (1422: LO 1384–1435, fol. 56r; 1428: Entscheidebuch 1396–1434, 60v; 1437: LO 1434–1483, fol. 10v–11r). Siehe auch Speer (2006), S. 57. Magdalena hatte den »Altar der Jungfrau Maria, Andreas, Jakob und Philipp, Maria Magdalena, Erasmus, Licinius Märtyrer, Katharina, Barbara, Dorothea, Juliane virginis, Basilius, Hieronymus, Wolfgang und aller Heiligen« vor 1426 gestiftet (LO 1384–1435, fol. 67r; Speer [2006], S. 57). Durch weitere Zustiftungen konnte der Altarist Andreas Kicke seine Einkünfte am Altar steigern (1426: 5 mr. jährlicher Zinsen vom Ratsherrn Hans Weider, LO 1384–1435, fol. 67r; 1427: 4 mr. jährlicher Zinsen vom Ratsherrn Heinze Teuernicht und seiner Ehefrau Margarethe, ebd.; 1 ½ mr. jährlicher Zinsen vom Ratsherrn Heinrich Eberhard, Lose Urkunde 1427. April 8. und LO 1384–1435, fol. 67v; 4 mr. jährlicher Zinsen von Stephan Lindner und seiner Frau Margarethe, Lose Urkunde 1427. April 8. und LO 1384–1435, fol. 68v). 1428 bestätigte der Meißner Bischof eine Schenkung von 126 mr. zur Errichtung und Instandsetzung eines neuen Altars in der Peterskirche zu Ehren der »Jungfrau Maria, Maria Magdalena, Agneten, Andreas, Wolfgang«. Diese 126 mr. hatte Magdalena Fritsch dem Presbyter Andreas Kerig als dem Inhaber des Altars überlassen. Nach dem Tod des Altaristen sollte das Lehen an den Rat fallen (Lose Urkunde 1428. Februar 19.; VOU Heft 5–8, S. 22). Da die Bezeichnung von ein und demselben Altar in den Görlitzer Quellen häufig unterschiedlich ist, kann nicht gesagt werden, ob es sich hier um eine zweite Altarstiftung der Magdalena oder nur eine Kapitalerhöhung des ersten Altars handelt. Magdalena war die Tochter des Andreas Fritsch, der 1413 zu einer Pilgerfahrt nach Aachen aufgebrochen war (vgl. sein Testament in Speer [2007], S. 103). Einer der wenigen als Fragment überlieferten Einträge des Totenbuchs der Peterskirche führt die Namen der Magdalena und ihrer Eltern Andreas und Klara Fritsch († 25. März 1434) auf, vgl. Köhler (1858). Ob diese Fritsches mit dem Ratsherrn Jost Fritsch verwandt waren, der von 1431 bis 1451 im Rat saß, kann nicht beantwortet werden. Peter und Anna Falkenhain hatten vor dem 31. März 1433 als Seelgerät die Stiftung eines Altars zu Ehren der »Heiligen Laurentius, Erasmus, 11tausend Jungfrauen, Dorothea etc.« ausgesetzt. Die Stiftungsurkunde ist nicht überliefert, aber zahlreiche Zinsverkäufe des belehnten Altaristen Peter Mephred bzw. Meffred (1433: Hans Reyntsch und Hans Krodan [wohl derselbe Ratsherr Crodan, der eine Wallfahrt nach Wilsnack und Rom unternahm, vgl. Speer (2007), S. 105, Anm. 40 und S. 107] überlassen dem Altar jeder 1 mr. Zins [LO 1384–1435, fol. 86r]; die Gerbermeister und das ganze Handwerk der Gerber verkaufen dem Altaristen 2 mr. jährlicher Zinsen [Abdr.: Speer (2006), S. 64]; 1434: Anna Schützenmeister aus der Brüdergasse verkauft dem Altar 4 mr. jährlicher Zinsen und Hans Molner aus der Petersgasse 1 mr. [ebd. fol. 89r]; 1436: Hans Kindler verkauft an den Altar 1 mr. jährlicher Zinsen [LO 1434– 1483, fol. 9v]; 1439: der Kannengießer Hans Leginsteyn aus der Brüdergasse verkauft 2 mr. jährlicher Zinsen dem Altaristen [LO 1384–1435, fol. 89r]); 1443 bestätigte der Meißner Bischof die Wiedererrichtung des »Altars der Jungfrau Maria«, zu welcher Peter Falkenhain 10 sch. gr. jährlicher Zinsen gestiftet hatte (Lose Urkunde 1443. November 12.; Reg.: CDLS 4, S. 286 und VOU Heft 5–8, S. 56). Der Altarist war derselbe wie bei der ersten Altarstiftung. Bereits am 8. November hatte Vinzenz Heller (der spätere Ratsherr?) dem Altaristen 2 mr. jährlicher Zinsen verkauft, der Altar wird hier als »neuer Altar Unser lieben Frauen« bezeichnet (CDLS 4, S. 286). 1450 verkaufte Anna Cunrad Scheitmollerin diesem Altar 1 mr. jährlicher Zinsen (CDLS 4, S. 668). Bei allen Geschäften wird der Name des Stifters gleichsam als Akt der Memoria wiederholt!

252

2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

(1444)218, der Hospitalmeister Johannes de Dahme und seine Frau Margarethe (1447/64)219, Katharina Feurig (1452)220, der Prokurator der (Priester?)-Bruderschaft Laurentius Melan (1454)221, Elisabeth Melzer (vor 1454)222, der Ratsherr (?) Andreas

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Ein Hans Friedrich war 1428 Ältester der Tuchmacher. Wohl derselbe machte 1431 sein Testament, in dem er 10 mr. jährlicher Zinsen für einen neuen Altar stiftete. Der Altarist Nikolaus Buling und seine Nachfolger sollten frei von jeder städtischen Abgabe sein. Martin Buling und Hans Langehensel sowie ihre Erben sollten auf ewig im Besitz des Lehens bleiben (CDLS 2.2, S. 305; CDLS 4, S. 493 f. [RR]; Reg. VOU Heft 5–8, S. 30; Jecht [1911], S. 317). Nach dem Tod des Testators bestätigte 1433 Heinrich Gastmeister, Notar des Bischofs Johannes von Meißen, die Stiftung des »Altars zu Ehren der heiligen Petrus und Paulus, der conceptio der heiligen Jungfrau, der Hedwig, Brigitta, Antonii et omnium sanctorum« (Lose Urkunde 1433. Februar 1.; Reg.: VOU Heft 5–8, S. 33). Zu weiteren Zinsverkäufen an den Altar siehe CDLS 4, S. 498 Anm. 1, S. 524, 602 f., 633 und 946 sowie SRL N. F. 1, S. 225, Zeile 23. Um 1415 hatte Heinrich Stange bereits 1 ½ mr. aus seinen Zolleinnahmen in Ostritz für zwei Schüler gestiftet, die jede Woche »in der Prozession vor dem heiligen Leichnam gehen und singen« (Ältestes Stadtbuch 1305–1416, S. 303b–304a; Zander [1929], S. 65 f.). Aus einem Zinsverkauf im Jahr 1434 erfahren wir, dass Heinrich Stange einen Altar in der Peterskirche gestiftet hatte (LO 1384–1435, fol. 90r, 1434–1483, fol. 2v–3r: Heinrich Stangen gestifte zu eynem nuwen altar). 1452 wird an jenem »einst von Heinrich Stangen gestifteten Altar S. Philippi und Jacobi« Magister Markus Meissner als Altarist genannt (CDLS 4, S. 771). Siehe auch LO 1434–1483, fol. 78v. Barbara hatte vor ihrem Tod 1444 8 mr. 16 gr. jährlicher Zinsen und 100 mr. an Bargeld gestiftet für einen Altar gelegin in dem winckel by dem geheuse des heiligen leichnams bzw. in angulo prope ciborium zu Ehren der Hl. Bartholomäus, Laurentius, Hieronymus, Barbara und Dorothea. Belehnt war der Löbauer Pfarrer Andreas Smotczel (CDLS 4, S. 323 und 354; Diplomatarium Joachimsteinense, S. 74 f.), der zahlreiche weitere Lehen in der Oberlausitz besaß, vgl. Seeliger (1908), Sp. 44. 1435 ist Hans von der Dohme als Spitalmeister des Hl.-Geist-Hospitals nachweisbar (LR 1432– 1450, fol. 36v; CDLS 4, S. 311). Bereits 1434 hatte er der Frauenkirche 3 mr. jährlicher Zinsen und einen Wald oder die Heide zu Lodenau geschenkt (HospA fol. 4v; CDLS 4, S. 85 f.). Johannes, Bischof von Meißen, bestätigte 1447 die Schenkung des verstorbenen Bürgers Johannes de Dahme von 9 sch. 11 gr. jährlicher Zinsen zur Stiftung eines »neuen Altars zum Lobe des allmächtigen Gottes, der Jungfrau Maria und der Heiligen Petrus, Paulus und Bartholomäus«. Der Görlitzer Pleban und die Kirchenväter sollten davon jährlich je 12 gr. erhalten. Die Kollatur lag beim Görlitzer Altaristen Markus Wisner, seiner Mutter und Tante und deren Verwandten, nach deren Ableben sollte es an den Görlitzer Rat fallen (CDLS 4, S. 471 f.). ’ Johannes Witwe Margarethe stiftete zu diesem Altar weitere 14 mr. (bischöfliche Bestätigung: Lose Urkunde 1464. Mai 26.; Reg.: VOU Heft 7–8, S. 94). Zu ihren Stiftungen siehe oben S. 136. Der Altar sollte zu Ehren der »heiligen Dreifaltigkeit, Unser lieben Frauen und dem hl. Kreuz« geweiht werden, Altarist war Peter Molgreber, vgl. CDLS 4, S. 855. Auf diesen Altar bezieht sich wahrscheinlich eine bischöfliche Zinsbestätigung vom 12. März 1454, wo der Altar als »Altar des allmächtigen Gottes, seiner Mutter Maria, der Heiligen Dreifaltigkeit, des heiligen Kreuzes, der Apostel Petrus und Paulus, der Märtyrer Erasmus und Nikasius und der heiligen Agnes und Otilia« bezeichnet wird, vgl. CDLS 4, S. 861.

2.1 Stiften und Schenken

253

Eckart (um 1474)223, die Brauhofbesitzerin Barbara Helischer mit dem Priester Thomas Heber (1488/89)224 und der Tuchmacher Andreas Tschaul gemeinsam mit Heinrich Teuernicht (um 1513)225. Genauso wie Auswärtige in Görlitz Altäre stifteten oder deren Lehen besaßen, stiften auch Görlitzer in anderen Städten der Oberlausitz, beispielsweise die (Fleischerin Katharina [?]) Peter Simonin vor 1456 einen Altar in Kamenz.226 Wie aus einigen vorgenannten Stiftungen ersichtlich wird, waren Altarstiftungen selten die Sache einzelner Personen. Oft stifteten Eheleute oder mehrere Mitglieder einer Familie gemeinsam einen Altar mit der dazugehörigen Ausstattung und den Messen. Aber nicht nur Mitglieder einer Familie fanden sich zu Stiftergemeinschaften zusammen, sondern auch Berufs- und Standesgenossen im weitesten Sinne. Es sei hier auf den Altar der Kramer oder den Ratsaltar verwiesen. Bei der 222 223

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Die Stiftung ist indirekt über einen Zinsvertrag von 1454 nachweisbar, in dem ein Altar erwähnt wird, den die verstorbene Elze Melczerynnen gestiftet hatte, vgl. CDLS 4, S. 875. Ein Andreas Eckart war von 1453 bis 1463 im Rat. Sein Testament ist 1474 überliefert, allerdings vermacht er dort seinen Nachlass dem Rat, von einer Altarstiftung ist nicht die Rede (LR 1470–1487, fol. 20v). Am 6. Oktober 1474 bestätigte der Meißner Bischof die Zuwendung von 13 ½ mr. von Seiten des verstorbenen Andreas Eckard und seiner Frau Ursula für den neuen Altar zu Ehren »der Jungfrau Maria, des Evangelisten Johannes, des Apostel Paulus und der Maria Magdalena«. Rector des Altars war Michael Storcko, wahrscheinlich Pfarrer in Wendisch-Ossig (Lose Urkunde 1474. Oktober 6.; Reg.: VOU Heft 7–8, S. 121 f.). 1489 wird der Altar noch als »neuer Altar, Eckarts Gestift« bezeichnet (LO 1484–1520, fol. 10v–11r) und 1494 ist in einem Urkundenregest vom Altar, »das man nennt Eckarts Gestift«, die Rede (VOU Heft 9–20, S. 23 bezieht sich wahrscheinlich auf LO 1484–1520, fol. 46v). Die Altarstiftung »zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit, der fünf Wunden Christi, der elftausend Jungfrauen, Johannis Evangelist und des heiligen Zwölfboten Thomas« war 1488 bereits vom Bischof konfirmiert worden, aber aus dem Testament der Barbara Helischer geht hervor, dass er 1489 noch nicht errichtet war. Am Altar sollten drei Messen gelesen werden, eine vom Hl. Kreuz mit der Passion nach Johannes, die zweite für die verstorbenen Stifter und die dritte nach dem Wunsch des Altaristen. Dazu haben Barbara Helischer 14 ½ mr. und Thomas Herber, der das primum ministerium an jenem Altar haben sollte, 4 mr. jährlicher Zinsen sowie ein Messgewand, einen Kelch, eine Paxtafel und ein Messbuch gestiftet. Das Lehen sollte Paul Sigmund haben und nach dessen Tod der Rat, mit der Bedingung, wenn einer aus den Familien der Stifter oder des Paul Sigmund Priester werde, sei diesem der Altar zu verleihen (Urkundenbuch 2, Nr. 177, fol. alt 304r–v, neu 244r–v). Vgl. alles Weitere zu dieser Stiftung in den Anmerkungen zu ihrem Testament im Anhang A (1489. Oktober 19.). Er stiftete den Altar unter dem Predigtstuhl in der Peterskirche, vgl. dazu die Anmerkungen zu seinem Testament im Anhang A (1513. Juli 12.). Ein Peter Symon war 1426 bis 1432 Fleischhauerältester in Görlitz. Da eine Katharina Symon 1440 Fleischbänke aufgibt, wird sie wohl Peters Frau gewesen sein (LR 1432–1450, fol. 83v). Katharina Simon machte vor ihrer Pilgerfahrt nach Rom 1450 ihr Testament (Speer [2007], S. 110 f.). Die Altarstiftung ist nur indirekt in einer Schuldverschreibung überliefert (Abdr.: CDSR 2.7, S. 87, Nr. 115, 1456. Januar 7.), die Herausgeber der Edition machten dabei fälschlicherweise aus Petir Symony einen Mann, statt zu Petir Symonyn zu verbessern; Reg.: CDLS 4, S. 1009, dort richtig: Petir Symonyn.

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

gemeinschaftlichen Stiftung des Ratsherrn Nikolaus Pellifex und seiner Frau Katharina, des Andreas an der Mauer227 und seiner Frau Anna sowie der Margarethe Silbermann228 und ihres Mannes Erasmus kann allerdings nicht gesagt werden, ob es familiäre oder berufliche Bande waren, die diese sechs Personen 1447 zur Stiftung eines Marien-Altars in der Peterskirche zusammenführten.229 Das Besondere an dieser Gründung ist vielmehr, dass sie bisher die einzige nachweisbare vorreformatorische Prädikaturstiftung in Görlitz ist. In der Stiftungsurkunde heißt es, dass der census altaris predicatoris von den Stiftern zu eynem testament und gestifte eynes nuwen altaris in sand Peters kirchen gegeben wurde, damit ein Prediger zu ewigen czeytin, das ganze Jahr, jeden Freitag vor der Hohen Messe eyne prediget thun sal und dorczu alle woche obir demselben altar drey messin.230 Als gemeinschaftliche Stiftung ist der Ratsaltar bzw. die Ratskapelle bereits ausführlich behandelt worden (oben S. 71 ff.). Als letzter Punkt zu den kollektiven Görlitzer Altarstiftungen sollen daher die Altäre der Zünfte bzw. Innungen thematisiert werden. Eigentlich ist zu erwarten, dass sich die Organisationsstrukturen der Görlitzer Handwerker auch im kirchlichen Bereich dokumentierten und sich zahlreiche Handwerksbruderschaften mit ihren Altären nachweisen lassen sollten. Dem ist aber nicht so. Allein die Reichkramer hatten einen Altar, der nach ihrer Zunft benannt wurde. Sonst gibt es keine schriftlichen Hinweise, dass Vereinigungen von Handwerkern als Stifter in Erscheinung traten. Einzig die Annalen des Stephan Furmann († 1503) erwähnen einen altare pistorum sub titulo sancti Wenceslai.231 Die Bäcker hatten vielleicht am Ende des 15. Jahrhunderts das Patronat über diesen Altar erhalten, ähnlich wie 1415 die magistri artifici lanificum das Patronat über den Nikolai-Altar in der Peterskirche von den Erben des Petrus Stoll erhalten hatten.232 Die Stiftung des Kramer-Altars zu Ehren der Heiligen Maria, Paulus, Barbara und Katharina erfolgte 1474 per institorum communitatem, wie es in der bischöfli-

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Er hatte als Seelgerät noch ein Messbuch gestiftet, vgl. CDLS 4, S. 545, 547 [RR] und 667: »Wegen des Seelgerätes des Andreas von der Mauer 6 sch. gr. gezahlt«. Wahrscheinlich dieselbe ging 1449 auf Pilgerfahrt nach Rom, vgl. Speer (2007), S. 109. Die drei Ehepaare stifteten zusammen einen jährlichen Zins von 10 mr. für einen neuen Marienaltar in der Peterskirche, vgl. die Konfirmationsurkunde des Meißner Bischofs: Lose Urkunde 1447. Juni 12.; Reg.: VOU Heft 5–8, S. 62. Siehe auch CDLS 4, S. 468 f. und 417, Zeile 6. Vgl. 1434–1483, fol. 33v–34r. Der Altar »Katherine et Apollinaris« in der Nikolaikirche wird in Varia 59, fol. 17v (vor 1448) als ein prediger gestifft bezeichnet, unklar bleibt allerdings, ob der Altar ein Lehen des Predigers war oder der Altar gestiftet wurde, um an ihm Predigten halten zu lassen. Vgl. Furmann, Annalen, unter dem Jahr 1481 (nicht paginiert). Wahrscheinlich ist der Altar »Wenceslai et Martini« in der Peterskirche gemeint. Der war 1421 vom Tuchmacherältesten Claus Winkler gestiftet worden (siehe oben S. 250). Wie nun die Bäcker zu diesem Altar gekommen sind, wird sich vorerst nicht klären lassen. Vgl. das Regest der Urkunde im VOU Heft 3 und 4, S. 186, Nr. 947.

2.1 Stiften und Schenken

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chen Konfirmationsurkunde heißt.233 Die Wortwahl belegt eindeutig, dass die Zunft der Kramer und nicht eine Bruderschaft den Altar stiftete, sonst hätte der Bischof sicher fraternitas schreiben lassen. Ein Hypothekenbucheintrag von 1482 nennt erstmals explizit die Reichkramer als Stifter.234 Diese Reich- oder Würz- und Seidenkramer war die angesehenere von zwei Händlergruppen in Görlitz. Die andere war die der Spitz- und Kleinkrämer, auch als Sonnen- oder Pudritzkramer bekannt.235 Bereits das älteste Privileg der Görlitzer Krämerzunft von 1351, das nicht mehr erhalten ist, unterscheidet diese beiden Händlergruppen, die sich im 15. Jahrhundert die 18 vom Rat erbauten Kramläden auf dem Untermarkt teilten.236 Als im Sommer 1494 der Altarist des Kramer-Altars, Johann Mondenschein, verstorben war, übernahmen kurzzeitig die Ältesten der Kramer selbst die Zinsgeschäfte am Altar.237 Bis 1501 wurden von den Verwesern des Altars sieben Zinskäufe getätigt, von denen fünf bis 1514 wieder aus dem Liber obligationum gestrichen wurden.238 Im Vergleich zu den Bruderschaften hatten die Geschäfte am KramerAltar also nur bescheidene Ausmaße. Nach einer Aufstellung von 1527 gehörte er jedoch durch Stiftungen und Zinskäufe zu den einkommensstärksten in der Peterskirche. Allein Zinszahler außerhalb von Görlitz hatten insgesamt 4 fl. ung. und 32 ½ mr. 10 gr. jährlicher Zinsen zu zahlen.239 Viel interessanter als diese wirtschaftlichen Aspekte ist die Frage nach den Personen, die durch Zustiftungen das Kapital des Altars erhöhten. Dies waren nämlich die führenden Persönlichkeiten der Reichkramer. Zwei von ihnen haben wir bereits kennengelernt – den sozialen Aufsteiger Dietrich von Cranleid (II.) und seine Schwester Anna.240 Einschränkend muss hier allerdings bemerkt werden, dass die Testamente der Geschwister im Angesicht ei233

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Vgl. die Lose Urkunde 1474. März 8. und das Regest im VOU Heft 7–8, S. 120. Im Testament des Ältesten der Kramerzeche Hans Seifensieder wird der Altar als »Altar der heiligen drei Könige bezeichnet«, vgl. Anhang A (1505. Januar 26.). 1494 bestätigt der Meißner Bischof eine erneute Zinsstiftung durch die communitas institorum opidi Gorlitz für den »Altar der Heiligen Maria, Petrus und Paulus, Barbara und Katharina, Dreikönige, Laurentius, Erasmus, Anne und Hedwig« in der ecclesia parrochialis s. Petri in Görlitz, vgl. das Regest im VOU Heft 9–20, S. 22. Vgl. LO 1434–1483, fol. 132r: […] ad altare, das dy reichkramer zco Gorlitz gestifft habin in sand Peters kirche gelegen. Zur Etymologie des Wortes »Pudritz«, das so viel wie »Unterbau« bedeutet und den Ort der Kramläden bezeichnete, vgl. Jecht (1894d), S. 236. Vgl. Jecht (1927–34), S. 336. Siehe auch den Abdruck des ältesten Privilegs in Schulze (1897), S. 185 f. Zu den Vermögen der Reichkramer Onophrius Rosenhain und Hans Matern vgl. Jacob (1975), S. 131. Siehe auch zu den Rosenhains Pietsch (1935), S. 120, Anm. 378. Vgl. LO 1484–1520, fol. 48v. Der Altar wird hier als inn der ere unnser lieben frauen geweiet bezeichnet. Als Altarist lässt sich Georg Sale 1501 und 1527 am Kramer-Altar nachweisen, vgl. LO 1484–1520, fol. 98r und NPB fol. 4r. Vgl. LO 1484–1520, fol. 46v, 48v, 51v, 53v, 56r, 59v und 98r. Das verzinste Kapital belief sich auf 48 fl. ung. und 296 ½ mr. gr., vgl. NPB fol. 174r. Zu den Cranleids siehe oben S. 139 ff. Vgl. ihre Testamente im Anhang A (1483. Oktober 21.).

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

ner Pestepidemie verfasst wurden und wie es in solchen Situationen typisch war, alle Görlitzer Kirchen, Kapellen, Hospitäler, Bruderschaften und das Kloster mit Spenden bedacht wurden. Auch wenn die Testamente 1484 wieder kassiert wurden, wird doch deutlich, dass die Cranleids zu den wenigen gehörten, die explizit ihre Memorien am Kramer-Altar halten lassen wollten, was ihre Identifikation mit dieser angesehenen Berufsgruppe unterstrich, in der sie es zu Wohlstand gebracht hatten. Vielleicht spielte auch der Gedanke der Versöhnung mit den Kramern eine Rolle, die Dietrichs (II.) Vater vor den Magdeburger Schöffen verklagt hatten, weil er als Biereigner seine Kramertätigkeit nicht einstellen wollte. Der Kramer Andreas Weißjorge ließ in seinem Testament von 1492 dem KramerAltar und der Peterskirche die höchsten Legate von je 40 mr. zukommen.241 Darüber hinaus folgte er in seinem Stiftungsverhalten den Gewohnheiten der städtischen Führungsschicht, indem er die Görlitzer Kirchen, Kapellen und Hospitäler beschenkte, Seelenmessen in der Pfarrei und im Franziskanerkloster kaufte und den devotis patribus auf dem Oybin 18 mr. zukommen ließ. Ein vergleichbares Stiftungsverhalten zeigten die Ältesten der Kramerzeche Hans Seifensieder (gemeinsam mit seiner Frau Veronika) und Hans Brückner.242 Hans Seifensieders höchstes Legat von 15 mr. sollte an den Rat gehen und die zweithöchsten Geschenke von jeweils 10 mr. an die Peterskirche, das Franziskanerkloster und den Kramer-Altar. An dritter Stelle sollten der Oybin und die Nikolaikirche 6 mr. erhalten. Hans Brückner, der Älteste der Kramerzeche, hinterließ dem Altar eine rote Samtkasel, dem dortigen Altaristen Georg Sale 10 mr. und dieselbe Summe dem Cölestinerkloster auf dem Oybin. Das höchste Legat von 20 mr. erhielt der Rat. Auffällig ist bei den Letztgenannten, dass sie als Vertreter der Zeche zwar im Rat saßen, jedoch nie das höchste Amt eines Schöffen oder Bürgermeisters erlangten und trotzdem ostentativ die höchsten Legate dem Rat und dem Oybiner Kloster zuwendeten, so wie dies einige der Görlitzer Bürgermeister taten. Dies macht deutlich, dass repräsentative Altarstiftungen im Besonderen so wie Stiftungen im Allgemeinen von sozialen Aufsteigern, nicht im Rat sitzenden Brauhofbesitzern und einfachen Konsuln genutzt wurden, um ihren sozialen Status und ihr politisches wie wirtschaftliches Potenzial in der städtischen Gesellschaft zu unterstreichen und möglichst zu erhöhen. Zweckmäßig war es daher, nicht erst testamentarisch, sondern schon zu Lebzeiten als Stifter in Erscheinung zu treten. Über diese gesellschaftlichen und politischen Implikationen darf aber nicht vergessen werden, dass Stiftungen vor allem Ausdruck innerer Frömmigkeit waren und die liturgische Memoria der eigentliche Antrieb frommer Stiftungen war. Diese Tatsachen werden zum Beispiel dadurch verdeutlicht, dass Altarstifter selten nur einen Altar stifteten, sondern mittels weiterer testamentarischer 241 242

Vgl. sein Testament im Anhang A (1492. September 25.). Vgl. im Anhang A die Testamente von Hans Seifensieder (1505. Januar 26.), Veronika Seifensieder (1507. Dezember 29.) und Hans Brückner (1505. März 18.).

2.1 Stiften und Schenken

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Stiftungen und Schenkungen versuchten, an möglichst vielen und manchmal allen Institutionen der Görlitzer Sakraltopografie durch Memorien präsent zu sein. Es verwundert dann nicht, unter diesen »besonders frommen« Altarstiftern zahlreiche Pilgerfahrer zu entdecken.243 Die Memoria der Altarstifter wurde nicht nur durch die zahlreichen Messen gesichert, sondern ebenfalls durch das jedesmalige Nennen der Stifter in den Stadtbüchern, wenn irgendwelche Geschäfte den Altar betrafen. Bei diesen Geschäften ist zu beobachten, dass Zustiftungen oder Zinsverkäufe oft aus dem sozialen Umfeld der Stifter kamen und der Altar so zum religiösen Mittelpunkt einer Familie oder Gruppe wie Ratsherren oder Kramer werden konnte und so wiederum Gemeinschaft und Identität stiftete. Schließlich dienten Altar- und Messstiftungen ebenfalls zur Sicherung des Lebensunterhalts von Mitgliedern jener Familien und Gruppen. Das bis hier Geschriebene entspricht mit Einschränkungen den üblichen Verhältnissen einer mittelalterlichen Stadt und bestätigt Untersuchungen zu anderen Städten. Dabei äußerte sich die relativ autonome Ratsherrschaft in Görlitz in einigen Besonderheiten: Bevor eine Stiftung überhaupt ins Werk gesetzt werden konnte, wurden nicht zuerst der Bischof oder die lokalen Kirchenverweser gefragt, sondern der Rat, der bei positivem Bescheid die Anfrage mit Bitte um Genehmigung an den Bischof nach Meißen bzw. Stolpen weitersandte. Des Weiteren schien es die Regel gewesen zu sein, dass sich der Stifter die Kollatur des Altars nur für sich selbst und lediglich eine weitere Generation seiner Familie oder Freunde vorbehielt und danach das Lehen an den Rat überging. So kam der Görlitzer Rat im Laufe der Zeit zum Patronat über die meisten Altäre der Stadt.244 Im Vergleich zu Nürnberg ist aber zum Beispiel keine Exklusivität bestimmter ratsfähiger Familien zu beobachten, denen es allein vorbehalten gewesen wäre, Altäre zu stiften.245 Dies ist sicher damit zu erklären, dass zwar in Görlitz ein streng oligarchischer Rat regierte, aber der Kreis der regierenden Familien nicht hermetisch abgeschlossen, sondern prinzipiell für Aufsteiger offen war. Noch ein weiterer Punkt wäre hier hervorzuheben. Trotz der geltenden Empfängerhierarchie, die individuelle Vorlieben von Stiftern und Schenkern verdeckte, war es doch möglich, bei Altarstiftungen durch die Wahl von Patrozinien, die künstlerische Ausgestaltung und die Stiftung bestimmter Messen und Gesänge Individualität und Identität zum Ausdruck zu bringen.

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Siehe dazu den Abschnitt 2.1.3, S. 298 ff. Vgl. dazu Abschnitt 3.4, S. 356 ff. Siehe auch die ähnlichen Ergebnisse, wie sie Poeck (1994), S. 297 für Wismar herausarbeitete. Zu Nürnberg vgl. Boockmann (1994b), S. 198 und Boockmann (1998).

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

2.1.3 Das »Gestift der Priester« in der Pfarrkirche St. Peter und Paul Die Bestrebungen des Görlitzer Rates, die Pfarrei unter seine administrative Kontrolle zu bringen, indem er erfolgreich das Patronatsrecht dem Landesherrn sukzessive abrang, sind schon in Kapitel 1.1 dargelegt worden. Der darauf folgende Exkurs zur Ratskapelle konnte zeigen wie die Ratsherren durch die Verlegung der Ratsmessen und der Ratsmemoria aus der räumlichen Isolation des Rathauses an den Hauptaltar der Peterskirche einen weiteren Schritt taten, um das kommunikative Zentrum der Gemeinde zu dominieren. Mittels der Gründung eines »Gestifts« für sechs bis dreizehn Personen (partim presbiteri, partim chorales) durch den Stadtschreiber Johann Bereit von Jüterbog († 1472) und seine Frau Katharina im Jahr 1465 konnte der Rat nun auch die Priesterbruderschaft und damit wohl alle in Görlitz tätigen Altaristen unter seine Verwaltungshoheit bringen und sie wie in einem Domstift organisieren.246 Zudem gelang ihm mit dieser Übernahme auch die Kontrolle des größten mittelalterlichen Kreditinstituts in Görlitz, welches aus der Priesterbruderschaft und dem Gestift gebildet wurde. Dieses in städtischer Obhut liegende »Gestift« soll im Folgenden als ein Beispiel für die komplexe Verflechtung von privaten Stiftungsinteressen, städtischer Politik und praktizierter Frömmigkeit genau untersucht werden. Zur Person des Stifters: Zwar wurde das »Gestift der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche von Johann Bereit und seiner Frau ausdrücklich gemeinsam gestiftet, den Zeit- und Quellenverhältnissen geschuldet, sind wir aber nur über Johann Bereit in seiner Funktion als Ratsherr genauer unterrichtet. Wie sein Namenszusatz verrät, stammte er gebürtig aus Jüterbog im Niederen Fläming. Er studierte in Leipzig, nahm 1432/33 Görlitzer Bürgerrecht an und wurde 1436 zum Stadtschreiber berufen. 1469 kürte man ihn schließlich zum Bürgermeister der Neißestadt. Nach diesem Amt legte er wohl aus Altersgründen alle Funktionen nieder und starb 1472.247 Neben seiner Tätigkeit als Stadtschreiber und Ratsherr führte er einen Handel, der ihm beträchtlichen Wohlstand einbrachte und dessen Gewinne er in den Ankauf

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Bereits unter Herzog Johann von Görlitz hatte es Bestrebungen gegeben, in Görlitz ein Domstift einzurichten, die Pläne wurden aber nie ausgeführt (siehe oben S. 204). Aufgrund fehlender Quellen über die Görlitzer Priesterbruderschaft und das »Gestift der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche kann hier nicht entschieden werden, ob es sich in Görlitz de facto um ein Halbstift handelte. Vgl. die Definition »Halbstift« von Hirnsperger (1995) und die Überlegungen zum »Stadtstift« in Marchal (1982). Letztlich treffen aber die resümierenden Worte von Marchal (2003), S. 73 auch auf die Görlitzer Verhältnisse zu: Nirgends ist es so sehr zu einer gegenseitigen Durchdringung von Kirche und Welt gekommen wie bei den weltlichen Kollegiatstiften. Schließt man diesen zentralen Aspekt aus, so verkennt man die geschichtliche Bedeutung dieser Institution im Mittelalter. Zu seiner Biografie vgl. die Anmerkungen zu seinem Testament im Anhang A (1450. Februar 14.). Zu seinen Annalen und sonstigen Schriften vgl. oben S. 45, Anm. 116, S. 73, Anm. 76 sowie Jecht, Quellen, S. 174 ff.

2.1 Stiften und Schenken

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von Grundbesitz investierte.248 Seine finanzielle Situation erlaubte es ihm, im Heiligen Jahr 1450 auf Pilgerfahrt nach Rom zu gehen. Damit folgte er einer allgemeinen Bewegung, die die Görlitzer Oberschicht erfasst hatte. Denn in jenem Jahr pilgerten so viele Görlitzer wie niemals zuvor oder danach Richtung Rom.249 Wie seine pilgernden Zeitgenossen setzte er ein Testament vor seiner Abreise auf, indem er natürlich Frau und Sohn bedachte, aber auch mit 40 sch. gr. die Kirchen St. Nikolai und St. Peter sowie die Gebäude der Stadt.250 Nach glücklicher Heimkehr ließ Johann Bereit sein Testament aus dem Stadtbuch streichen. Er gedachte offensichtlich, sein Vermögen gezielter und für sich zu seinen Lebzeiten nutz- und prestigebringender einzusetzen. So stiftete er gemeinsam mit seiner Frau 1465 das »Gestift der sieben Gezeiten de passione Domini«, sonst in den Quellen oft nur als »das neue Gestift« oder das »Gestift der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche bezeichnet. Die Stiftungsurkunde selbst ist nicht überliefert, aber die gemeinsame Anfrage des Görlitzer Rates und des Pfarrers Petrus Bartholomäus beim Bischof in Meißen, die Stiftung der Eheleute Bereit zu bestätigen. Da diese Anfrage alle Einzelheiten der schon getätigten Stiftung enthält, sind wir trotz des Verlustes der Originalurkunden über den Inhalt, der zugleich von der erhaltenen bischöflichen Bestätigungsurkunde referiert wird, genau unterrichtet.251 Darin wünschten die Stifter neben den umfänglichen Messen und Gesängen, die zum einen im Kirchenschiff und zum anderen in der Krypta der Peterskirche gehalten werden sollten, vor allem Seelmesse vor alle Gläubige, besonder der Stifter und ihrrer Vorfahren Seelen zu Trost. Es wurde bis ins kleinste Detail geregelt, wie viele Personen wann, wo und an welchen Tagen Messen halten sollten. Zusätzlich erklärte sich der Pfarrer bereit, noch einen Choral zu halten, und der Rat vergrößerte aus eigener Initiative die Pfründen, indem er den Ratsaltar aus dem Rathaus in die Georgenkapelle versetzen ließ und zwei freiwerdende Altäre dem Gestift zu inkorporieren gelobte.252 Die Kosten dafür wurden vom Stifterehepaar übernommen. Diese dabei zu beobachtende Eintracht von privater Stifterinitiative, Stadtrat und Pfarrer ist – soweit bisher bekannt – ein einzigartiges Beispiel in der Görlitzer Geschichte. Sollten hier bewusst 248 249

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Zu seinem Grundbesitz vgl. die Anmerkungen zu seinem Testament im Anhang A (1450. Februar 14.). Vgl. Speer (2007), dort werden für 1450 19 Pilgerfahrten nach Rom nachgewiesen, allerdings ließen sich diese nur über Testamente, die in den Stadtbüchern niedergeschrieben waren, belegen. Die Zahl der Pilger könnte also noch größer gewesen sein. Vgl. den Abdruck des Testaments im CDLS 4, S. 651 f. und das Regest im Anhang A (1450. Februar 14.). Die originale Stiftungsurkunde aus Görlitz war bereits vor dem Zweiten Weltkrieg verloren gegangen. Zu den erhaltenen Abschriften vgl. das Regest im Anhang A (1465. August 14.). Die Bestätigungsurkunde des Meißner Bischofs Theoderich auf Pergament mit anhangendem Siegel befindet sich im RA Görlitz unter den Losen Urkunden: 1466. März 26. Nach Furmann, Annalen, fol. 13r begann man die horae de passione domini ab dem 5. September 1465 zu feiern. Eines dieser freiwerdenden Altarlehen war wohl das des Ratsaltars St. Hippolytus, das andere Lehen war das des Hl.-Kreuz-Altars am Predigerstuhl in der Peterskirche, vgl. SRL N. F. 3, S. 395 f.

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

concordia und Frömmigkeit demonstriert werden? Sucht man nach möglichen Beweggründen fallen einige Besonderheiten um das Jahr 1465 auf. Ein Jahr zuvor hatte Georg Emerich durch sein illegitimes Verhältnis zu Benigna Horschel eine schwere politische Krise in Görlitz ausgelöst, die zur Spaltung des Rates und schließlich zur sogenannten »Pulververschwörung« 1467 führte. Emerich selbst war 1465 nach Jerusalem gepilgert um Buße zu tun.253 Im gleichen Jahr begann der oben genannte Pfarrer Petrus Bartholomäus mit der ersten größeren Geldsammlung für einen Neubau der Heilig-Kreuz-Kapelle und schließlich wollten in jenem Jahr, vielleicht auf Veranlassung des Rates, die Oybiner Cölestiner in der unmittelbaren Nähe von Görlitz eine Niederlassung errichten.254 Es liegt auf der Hand zu vermuten, dass der Rat in einer innenpolitisch sehr gefährlichen Situation, die auf Separation einzelner Ratsherren hinauslief, versuchte, Einigkeit im Ratsgremium mindestens nach außen zu demonstrieren, und im besten Fall auch wirklich herzustellen, indem man sich zum Wohl der Gemeinde für Projekte engagierte, die dem Heil aller dienten und viele mit einbanden. Dazu musste das gemeinsame Handeln des Rates und ein gutes Verhältnis zum höchsten kirchlichen Repräsentanten in Görlitz, dem Stadtpfarrer, inszeniert werden. Denn wie schon mehrfach erwähnt, lagen Görlitzer Pfarrer des Öfteren im Streit mit dem Rat oder dem städtischen Franziskanerkloster. Schließlich kam es nicht nur darauf an, Eintracht in der politischen und kirchlichen Führung zu zeigen, sondern den darin sinnfälligen »Gemeinen Nutzen« für die Bürgerschaft offenbar werden zu lassen: nämlich das Engagement für das Seelenheil der ganzen Gemeinde. So konnte außerdem vor Augen geführt werden, dass die Stiftung eines Einzelnen (bzw. eines Ehepaares) nicht nur diesem zugutekam, sondern in einem Akt der ostentativen Aufwertung durch Rat und Pfarrer auf die ganze Gemeinde zurückwirkte und zu Zustiftungen einlud, die ein Angebot der Teilhabe an diesen gottgefälligen Werken darstellten. Bei allen individuellen Präferenzen von frommen oder liturgischen Inhalten werden sicher auch pragmatische Erwägungen die inhaltliche Ausgestaltung der Stiftung mitbestimmt haben, die ja möglichst große Teile der Bevölkerung ansprechen sollte. Das gewählte Thema der Passion Christi, das gerade am Ende des 15. Jahrhunderts in der Liturgie und Kunst besonders reichhaltige Ausgestaltung erfuhr und wichtiger Bestandteil frommer Praktiken weiter Teile der Bevölkerung war, sei es in Andacht, Gebet oder Prozession, sollte helfen, die gesteckten Ziele der Stifter zu erreichen.255 Es sei hier noch einmal an die gleichzeitige Initiative des Baus der Heilig-Grab-Anlage erinnert.

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Vgl. oben S. 86, Anm. 142. Zur Hl.-Kreuz-Kapelle siehe oben S. 96, Anm. 184 und Anhang C. Zur Niederlassung der Cölestiner siehe oben S. 178, Anm. 642. Zu Geschichte, Inhalt und Verbreitung der Passionsfrömmigkeit vgl. den Überblick von Köpf (1994), besonders S. 722–754.

2.1 Stiften und Schenken

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Neben den genannten innenpolitischen Beweggründen der Stifter wären noch die außenpolitischen Spannungen als Antriebsmoment zu berücksichtigen. Das zerrüttete Verhältnis zwischen dem Landesherrn Georg von Podĕbrad und der römischen Kurie, das schließlich 1466 zur Bannung Podĕbrads führte, mag die Görlitzer Führung ebenfalls veranlasst haben, dem Papst einen Beweis ihrer Rechtgläubigkeit und Frömmigkeit zu geben. Auch wenn im Rat durch die gemeinsame Stiftung letztlich keine Einigkeit hergestellt werden konnte, wie die Ereignisse von 1467 zeigen, so stellte die Gründung des Gestifts doch ein anschauliches Beispiel dafür dar, welches Potenzial eine derartige fromme Stiftung haben konnte und welche politischen, wirtschaftlichen, sozialen und religiösen Implikationen damit verbunden waren. Obschon die Stiftung ihre Wirkung auf den innenpolitischen Frieden verfehlte, stellte sie doch eine prestigeträchtige Erweiterung der Görlitzer Sakraltopografie dar. Ihr »Verweser« war kein geringerer als der Stifter selbst, der vom Neubürger über das Stadtschreiberamt bis hin zum Bürgermeister aufgestiegen war und dessen Rückzug aus der Politik keinen Abstieg bedeutete, sondern die Übernahme eines ehrenwerten Amtes. Besser und idealtypischer lassen sich die sozialen Aufstiegsmöglichkeiten in Görlitz kaum beobachten. Es sei hier noch darauf verwiesen, dass Johann Bereit nach Lage der Quellen der erste Görlitzer war, der Ratsannalen verfasste.256 Diese enthalten neben politischen Ereignissen, Listen zu den Stadtfinanzen und Stiftungen auch eine Passage zur Koer des rathis unde wie die gemeinde desir stat Gorlicz furder vom rathe geordent unde regirt sal werden.257 Es liegt auf der Hand anzunehmen, dass diese initiierte »historische Memoria« die »liturgische Memoria« des Rates ergänzen sollte und im Zuge der oben angesprochenen Concordia-Bestrebungen das Selbstbewusstsein der Ratsherren stärken und der Befriedigung ihres Repräsentationsbedürfnisses dienen sollte.258 Dietrich W. Poeck fasste seine Untersuchung zur Memoria des Lübecker Rates mit den auch für Görlitz gültigen Worten zusammen, dass die Ratsmemoria ein wesentliches Element der Fundierung des ratsherrlichen und so auch städtischen Selbstbewusstseins war, das aus Stiftungen, herrschaftlicher Repräsentation und städtischer Geschichtsschreibung gebildet wurde und in ihrer Wirkung auch auf die Legitimation der Ratsherrschaft zielte.259 256 257 258

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Siehe oben S. 45, Anm. 116. Vgl. Varia 59, fol. 27r. Ähnliche Beobachtungen machte Poeck (1994), S. 325 ff. im Zusammenhang mit der Memoria und Geschichtsschreibung der Lübecker Ratsherren. Aspekte der Rats-Frömmigkeit untersuchte ebenfalls Heckert (1993), demzufolge Ratskapellen notwendig waren zur Stiftung von concordia sowohl unter Herrschenden als auch zwischen Herrschern und Beherrschten, vgl. ebd. S. 156 ff. und 163 f. Siehe auch die Untersuchung zur Konstanzer Ratskapelle von Maurer (1972). Bei der Untersuchung der Stiftungsgeschichte des Nürnberger Rochus-Altars stellte Dormeier (1985), S. 35 ebenfalls fest, dass die Stiftung, ob dies nun beabsichtigt war oder nicht, zur sozialen Befriedung der von der Pest heimgesuchten, dezimierten und irritierten Bevölkerung beitrug. Vgl. Poeck (1994), S. 328.

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

Welche Bedeutung man dem Amt des »Verwesers des Gestifts« beimaß, wird erst ersichtlich, wenn man sich die Nachfolger Johann Bereits anschaut (Tabelle 5, S. 280). Ihm folgten nämlich Stadtschreiber und Bürgermeister, die zeitweise in Personalunion das Gestift und die Priesterbruderschaft verwalteten.260 Im Fall des Nikolaus Mondenschein bedeutete der Posten dieses Verwesers nicht den ehrenvollen Ausklang einer politischen Karriere, sondern den Anfang einer beispielhaften politischen Laufbahn eines Neubürgers, die über verschiedene Ämter der Kirchenverwaltung in den Rat und schließlich zum Bürgermeisteramt führte.261 Nach diesem Überblick zu den gesellschaftlichen Implikationen des »Gestifts der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche soll im Folgenden kurz die Verortung der Stiftung in der Görlitzer Testier- und Stiftungspraxis skizziert werden. Wie schon erwähnt, ließ sich als erster »Verweser« des Gestifts Johann Bereit einsetzen.262 Zum einen gebührte ihm als Stifter dieser Posten und zum anderen wird der Rat keine Einwände gehabt haben, einen der seinen auf diesem Posten zu sehen, den Bereit bis zu seinem Tod 1472 bekleidete. Als erste Amtshandlung besserte er die regelmäßigen Zinseinnahmen der Stiftung auf, indem er 1466 Renten kaufte und dafür Kredite zu besonderen Konditionen vergab. So bekamen die Kreditnehmer, im damaligen Sprachgebrauch Zinsverkäufer, für 1 mr. jährlicher Zinsen 15 statt der üblichen 12 mr. Kapital überreicht. Nach diesen »Eröffnungsangeboten«, von denen sieben Personen Gebrauch machten, wurden 1468 gar keine Zinsen an das Gestift veräußert und 1468 bis 1470 waren es jedes Jahr nur zwei, die dann aber zu den üblichen Konditionen von 1 zu 12 verkauft wurden.263 Unklar ist dabei, ob das ausgegebene Kapital von immerhin 123 mr. gr. aus dem Privatvermögen des Stifters stammte oder ob dieses Geld aus dem Vermögen der Priesterbruderschaft entnommen wurde.264 Der Stifter besserte 1468 noch die Einnahmen seiner Fundation auf, indem er eine Wiese in Kuhna für das Gestift kaufte.265 Auffällig ist, dass in den ersten zehn Jahren nach der Gründung das Gestift keine frommen Zuwendungen erhielt. In den Zinsverträgen ist nie von Messstiftungen oder dem Wunsch nach Fürbitten für die Zinszahlungen zu lesen. Zwar ist im Vergleich mit der Priester- und der Bürgerbruderschaft in Bezug auf Zinsverträge eine durchschnittliche Geschäftstätigkeit zu beobachten, der Anreiz für weitere Zustif260 261 262 263 264 265

Zur administrativen Verflechtung von Priesterbruderschaft und Gestift vgl. den Abschnitt 2.2.1 Struktur und Organisation der Bruderschaften in Görlitz, S. 268. Zur Karriere Nikolaus Mondenscheins und seiner Söhne siehe oben S. 100. Johann Bereit wird am 12. Juli 1466 erstmals als Verweser erwähnt, vgl. LO 1434–1483, fol. 77r. Vgl. LO 1434–1483, fol. 77r ff. Zum mittelalterlichen »Bankwesen« in Görlitz siehe auch Speer (2006). Zur administrativen und finanziellen Verflechtung von Gestift und Priesterbruderschaft vgl. den Abschnitt 2.1.3, S. 258 ff. Vgl. die Anmerkungen zur Stiftung im Anhang A (1465. August 14.).

2.1 Stiften und Schenken

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tungen schien auf die Görlitzer jedoch keine Wirkung zu haben. Eine Ausnahme ist hier die Schenkung des Mertin Tschewszler, der den Verkaufserlös seines Hauses nach dem Tod seiner Frau dem Gestift vermachte.266 Nur mit Einschränkungen lässt sich der in dieser Arbeit schon mehrfach betonte Trend auch am Beispiel des Gestifts bestätigen, dass nämlich in Görlitz erst ab der Mitte der 1470er Jahre eine großzügigere und systematische Testier- und Schenkungspraxis einsetzte. Den Auftakt der Testamente machte 1475 Antonius Schmied, der dem »Neuen Gestift« ein Seidentuch für eine Kasel hinterließ und dem Pfarrer 2 sch. gr. vermachte, das iss by dem gestiffte bleibe.267 Das nächste großzügige Testament zugunsten des Gestifts im Allgemeinen (10 mr.), und im Besonderen den Herrn, die die Gezeiten singen (14 mr., um 1 mr. Zins zu kaufen), hinterließ Katharina Riemer 1477.268 Im gleichen Jahr folgten die Eheleute Hans und Elisabeth Lyppa, die dem Gestift 3 mr. vermachten.269 Ein Jahr später übertrug Nikolaus Vogt einen Jahreszins von 1 mr. auf das Gestift.270 Erst mit einer Unterbrechung von elf Jahren wird die Bereitsche Stiftung 1489 wieder Empfänger eines testamentarischen Legats.271 Es dauerte danach erneut fast zwanzig Jahre bis das Gestift zahlreicher bedacht wurde. Im Pestjahr 1508 wurde es fünfmal beschenkt, jedes Mal im Zusammenhang mit der Priesterbruderschaft.272 Danach wird es kaum noch berücksichtigt.273 Diese unstete und verhältnismäßig geringe Berücksichtigung des »Gestifts der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche dürfte aber weniger mit einer geringeren Wertschätzung, als vielmehr mit der engen Verflechtung von Gestift und Priesterbruderschaft zu erklären sein. Da die Priester bzw. Altaristen des Gestifts in der Priesterbruderschaft organisiert gewesen waren und beide Institutionen de facto durch den Rat wie eine einzige behandelt wurden, war es für Testatoren ausreichend, die Priesterbruderschaft beispielsweise mit dem Totengedenken zu beauftragen. Nur in Krisenzeiten wie dem Pestjahr 1508, indem man möglichst viele Personen und Gruppen mit Messen etc. ausdrücklich beauftragen wollte oder wenn dezidiert die »Gezeiten« bedacht werden sollten, war es notwendig, das Gestift gesondert zu erwähnen. Diese scheinbare Unterordnung des Gestifts soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass deren

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Vgl. LR 1457–1470, fol. 136v. Vgl. das Testament des Antonius Schmied im Anhang A (1475. August 3.). Vgl. Anhang A (1477. April 29.). Vgl. LR 1470–1488, fol. 93r. Vgl. LO 1434–1483, fol. 108v. Vgl. das Testament der Barbara Oswald im Anhang A (1489. Oktober 16.). Siehe auch aus demselben Jahr das Testament des Simon Kretzschmer (1489. November 13.) und das Testament seiner Ehefrau (1498. Oktober 16.). Vgl. im Anhang A die Testamente zu 1508. Vgl. im Anhang A die Testamente von Katharina Engelhart (1517. April 20.), Elisabeth Frenzel (1519. Juli 15.) und Balthasar Kirchoff (1520. Juni 2.).

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

Verwaltung und Funktion von hohem Ansehen waren, wie es die herausgehobene soziale und politische Stellung seiner Verwalter belegt. Die Bedeutung des Gestifts für das Totengedenken der Görlitzer und besonders für den Rat wird im Abschnitt »2.2.2 Die Memoria der Görlitzer Bürger bis zur Reformation«, Seite 283 ff. dargestellt. Hier soll noch ein Ausblick auf das Schicksal der Stiftung in den Jahren bis 1550 folgen. Nach Johann Bereits Tod 1472 wurden die bescheidenen aber regelmäßigen Zinskäufe und -verkäufe fortgesetzt, sodass die Stiftung ausreichend Einkünfte hatte, um ihrem Zweck nachzukommen. Aus einer überlieferten Abrechnung des Jahres 1519 ergibt sich, dass jährlich ca. 215 mr. eingenommen wurden und nach allen Ausgaben noch ca. 38 mr. übrig blieben, die die Kapitalgrundlage weiterer Geschäfte bildeten.274 Als nach der Reformation 1527 ein Verzeichnis über die Ortschaften angelegt wurde, die dem Gestift zinspflichtig waren, wurden 34 Orte aufgezählt, die etwa 90 mr. jährlicher Zinsen auf eine verliehene Kapitalsumme von ca. 988 mr. zu zahlen hatten.275 Trotz der rechtlich eindeutigen Situation, die die Zinszahler auch nach der Reformation in der Pflicht sah, die Zinsen zu zahlen, kamen sie ihren Verpflichtungen zum großen Teil nicht nach. Im Stadtgebiet waren die säumigen Zahler besser zu kontrollieren, sodass zu beobachten ist, dass die meisten ihre Zinsen weiter zahlten oder diese ordnungsgemäß ablösten.276 Bisher liegt keine Analyse aller Libri obligationum vor, auf deren Grundlage man vollständigere Aussagen über die städtischen Zinszahler machen könnte. Die Auswertung des Liber obligationum 1434– 1483 zeigt immerhin, dass nach 1530 noch von 20 Zinszahlern ca. 32 mr. jährlicher Zinsen auf ein Kapital von insgesamt 395 mr. hätten gezahlt werden müssen.277 274

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Vgl. Entscheidebuch 1454–1467, fol. 35r: Rechnung vom gestifte vom leiden unsers lieben hern Jhesu Christi 1519. Der wirdige herr Franciscus Presse procurator fundationis de passione domini hat berechent alles eynnemen und ausgeben, dyweil er doran gwest, nemlich a festo trinitatis 1518 usque ad dominicam s. Valentini 1519. Perceptiones: an czinen eingenomen 118 mr. 14 gr. Item von hern Bartolomeo Kretschmern, alder procuratore, an barem gelde entpfangen 13 mr. Item alde schult und vorsessene zinse, dy bey hern Bartolomeo ausstendig bliebenn, eingenommen 84 mr. 27 gr. 4 d. Summa 215 mr. 41 gr. 4 d. Distributiones: Item den priestern, choralibus und vor andere notdorft zur kirchen dinende 77 mr. minus 4 d. Item zu notdorft und baue des hauses 19 mr. 4 gr. 5 d. Item vor notdorft und zugehörunge des tissches und köchen obir das, das sie zusamen haben gelegt, ausgegeben 81 mr. 27 gr. 4 d. Summa 177 mr. 31 gr. 5 d. Restat das am einkomen obirlauffen ist 38 mr. 10 gr. minus 1 d. Hat auch dorbey angetzeigt, wievil das gestift ierlich an zinsen hat eintzukomen. Her Bartolomeus hat an inen vorweist an zinsen 167 mr. 44 gr. Item eidem obirantwortet houptgelt der abgelesten zinse 166 mr., faciunt, so se angelegt werden 13 mr. 40 gr. Summa omnium censuum 181 mr. 36 gr. Vgl. NPB fol. 34r–38v. So wurde ein Zins von 1466 erst 1530 abgelöst, vgl. LO 1434–1483, fol. 79r. Ebenso musste Ursula Balduff 1538 die Zinslast von ihrem Haus lösen, obwohl angeblich seit dreißig Jahren keine Zinsen mehr für den Altar in der Peterskirche gefordert worden waren, vgl. LO 1484–1520, fol. 86v. Diesem Wert liegt die Annahme zugrunde, dass alle im Liber obligationum 1434–1483 nicht gestrichenen und damit abgelösten Zinsen noch zu zahlen waren.

2.2 Memoria und Gebet

265

Mit der Einführung einer veränderten Liturgie durch die Reformation wurden nicht schlagartig alle alten Formen von Messen oder Gesängen abgeschafft, vielmehr begann ein langsamer Prozess der Transformation und Neugestaltung im gottesdienstlichen Bereich. Dieser Wandel betraf nicht nur Inhalte, sondern auch die Verwaltung des Vermögens von Kirchen, Klöstern und Stiftungen. So verwundert es nicht, dass 1546 noch fünf Priester, 1547 drei Priester und 1554 wieder vier Priester für das Singen der horae im Gestift entlohnt wurden.278 Dem Stiftungszweck wurde also weiter nachgekommen, wegen der zurückgegangenen Einnahmen aber nur mit verminderter Personenzahl.279

2.2 Memoria und Gebet Das die christliche Gemeinschaft konstituierende gemeinsame Erinnern und Gedenken an die Heilstaten Gottes wie auch das Erinnern an die Verstorbenen sind wesentliche Glaubensinhalte und Praktiken der christlichen Religion. Die Liturgie des Gottesdienstes vergegenwärtigte dabei das Heilsgeschehen, so wie die Memoria die Toten im kognitiven und emotionellen aber auch sozialen und rechtlichen Sinn vergegenwärtigte. Seit der Antike wurden das Erinnern an die Verstorbenen und die Fürbitten für die Lebenden mittels Memoria verbunden. So wurde immer wieder durch »Memoria als soziales Handeln« die Gemeinschaft der Lebenden und der Toten konstituiert und fortgeschrieben.280 Die liturgische Memoria war dabei organisatorisch eng mit sozialer Memoria verbunden, die sich vor allem im gemeinsamen Mahl, der Armenfürsorge und in der Kunst, beispielsweise in Memorialbildern, äußerte. Der Wunsch nach sozialer Gemeinschaft, die auch Träger der Erinnerungskultur wurde und das Gedächtnis möglichst für die Ewigkeit bewahren sollte, führte seit dem Hochmittelalter zur Herausbildung spezifischer Formen der Memoria und Memorialüberlieferung beim Adel, in Gilden, Bruderschaften oder anderen Gruppen.281 Ein wesentlicher Antrieb des Engagements in bzw. für derartige Ge278 279 280

281

Vgl. Zobel (1938), S. 103, Anm. 55, der das heute verschollene Urkundenbuch 9, fol. 165, 183v, 217v, 226, 236, 237 und 254 zitiert. Zu Neuorganisation der Verwaltung der Bruderschaften, Stiftungen und Hospitäler vgl. die Abschnitte 2.2.1, S. 268 und 3.5.2, S. 382 ff. Vgl. dazu ausführlich Oexle (1983), Oexle (1985) und Oexle (1995b), besonders S. 30–78. Memoria als Kultur und Form des sozialen Handelns von der Antike bis in die Gegenwart untersucht Oexle (1994b). Zum »Gedächtnis, das Gemeinschaft stiftet« vgl. den Sammelband Schmid (1985) und zum »Zeugniswert des liturgischen Gedenkens im Mittelalter« den Sammelband Schmid/Wollasch (1984). Oexle (1985), S. 103 formuliert zusammenfassend: Bemerkenswert ist aber auch die Tatsache, dass jenseits der von Wissenschaft und von der Theologie ausgehenden Kontroverse, im Bereich des Lebens nämlich, das Wissen der Menschen um die Einheit von Mahl, Memoria, Gegenwart und

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

meinschaften war der Wunsch nach Sühne der im Leben begangenen Sünden, die nach adäquater Buße verlangten, um das ewige Heil zu erlangen.282 Gleichsam als Erinnerungshilfen wurden dafür Verzeichnisse angelegt, die die Namen von Einzelnen und Gruppen, von Stiftern und Wohltätern sowie »verbrüderten« geistlichen und monastischen Kommunitäten enthielten. Neben der materiellen Repräsentanz des Verstorbenen durch von ihm gestiftete Bauwerke, Kunstgegenstände und vieles mehr wurde durch die Nennung seines Namens im Zuge von Votivmessen oder anderen Gottesdiensten seine Gegenwart evoziert. Die erinnernde Messe der Lebenden für die Toten sollte dabei als ein Opfer für Gott verstanden werden, von dem man als Gegengabe die Vergebung der Sünden und die Erlangung des ewigen Lebens für die Verstorbenen erbat. Die seit dem frühen Mittelalter bestehende Auffassung, dass bestimmte Sünden entsprechende Bußleistungen verlangten, die sich in einer Art Tarifierung niederschlug und die Auffassung, dass eine Messe zwar das Heil beförderte in ihrer Wirkung aber nicht von ewiger Dauer war, mussten die Menschen dafür Sorge tragen, dass am besten schon zu Lebzeiten und erst recht nach dem Tod möglichst bis zum Tag des Jüngsten Gerichts Messen gehalten wurden, die das Seelenheil beförderten und am besten nützten, wenn sie einem allein dargebracht wurden.283 Die Entwicklung der Messliturgie und ihrer Konnotationen hatte es mit sich gebracht, dass Messen quasi als Ersatzleistungen für jede Form sonst üblicher Bußen wie Beten, Fasten, Almosengeben oder auf Pilgerfahrt gehen anerkannt wurden.284 So wurde es bei den Wohlhabenden in Görlitz wie in anderen Städten zum Standard, dass an die bei der Beerdigung anwesenden Kleriker, Kirchendiener und Schüler Legate ausgeteilt wurden, damit diese für den Verstorbenen beteten, des Weiteren ließ man üblicherweise am siebten und dreißigsten Tag nach dem Tod besondere Messen285 halten, und schließlich wurden bei möglichst allen Görlitzer Kirchen ewige Gedenkmessen gestiftet, die an bestimmten Tagen für die Verstorbenen und meist auch für ihre Vor- und Nachfahren zu halten waren. Kleriker und Laien waren gleichermaßen in die Praktiken des Erinnerns eingebunden. Neben den bereits genannten Gruppen kam den Armen der Gesellschaft

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Gemeinschaft als einer selbstverständlichen Wirklichkeit immer gegeben war, – sowohl im Alltagsleben sozialer Gruppen als auch im Hinblick auf die Memoria und Gemeinschaft des »Herrenmahls«, die immer der Bezugspunkt für alle Formen sozialer Memoria war. Wir müssen diesen geschichtlichen Sachverhalt erkennen und anerkennen. Zum Aspekt von »Macht und Memoria« vgl. den gleichnamigen Sammelband Hengerer (2005). Vgl. Wollasch (1985), der die Entwicklung dieser Vorstellungen von der Spätantike bis ins späte Mittelalter nachzeichnet. Vgl. zu dieser Auffassung von der Wirkung der Messe Angenendt (1983), S. 213 ff. Vgl. die ausführlichen Erläuterungen zur Entwicklung der missa specialis von Angenendt (1983); siehe auch ebd. S. 170 zur Entstehung des Messstipendiums im 8. Jahrhundert. Vgl. zu den üblicherweise am 3., 7. und 30. Tag stattfindenden Messen Angenendt (1983), S. 196–203 und die ebd. S. 196 in Anm. 226 angegebene ältere Literatur. Bisweilen wurden die Messen an 30 Tagen in ununterbrochener Folge gefeiert.

2.2 Memoria und Gebet

267

eine besondere Rolle zu. Obwohl das Almosengeben eine christliche Pflicht war, so verbanden sich doch mit der Hilfe für Arme besondere Hoffnungen. Durch die ihnen mittels Stiftung immer wieder entrichteten Wohltaten, konnten für den Stifter auch nach dessen Tod weitere gute Taten »verbucht« werden. Die Gebete der Beschenkten kamen dem Seelenheil der Betenden und dem des Stifters zugute, denn die Empfänger der Wohltaten waren üblicherweise verpflichtet, als Gegengabe für die Almosen für die Stifter zu beten, weil nach mittelalterlicher Auffassung Lebende wie Tote Rechtssubjekte waren, die im sozialen und rechtlichen Sinne interagierten.286 Anders als beispielsweise in Londoner Testamenten werden die Armen in den Görlitzer Testamenten jedoch nie explizit zu Gebeten aufgefordert.287 Nicht nur im Bereich der materiellen Armenfürsorge stand »Memoria im Dienst von Gemeinwohl und Öffentlichkeit«288. Das Stiften von Gesängen, Messen, Altären und deren Ausstattung diente eben nicht nur dem Seelenheil des Stifters und der von ihm unmittelbar im Stiftungszweck genannten Verwandten und Bekannten, sondern wirkte auf das Heil der gesamten Gemeinde, das bekanntlich oberstes Ziel von »Gemeinwohl« war. Es galt der Grundsatz: Was einzelne zur Ehre Gottes dargebracht hatten, gereichte allen zum Heil.289 Das steigende Bedürfnis nach häufiger und lang andauernder Fürbitte führte ab der Mitte des 15. Jahrhunderts zu einer Blüte des Stiftungswesens, zu einer wachsenden Zahl von geistlichen Bruderschaften und zu einer steigenden Anzahl von niederen Klerikern, die für die neu gestifteten Benefizien engagiert wurden. Ursachen dieser intensivierten Frömmigkeitspraxis sind unter anderem in der Ausstrahlung der devotio moderna 290 und in den durch Epidemien ausgelösten Mortalitätskrisen des späten Mittelalters zu sehen. Erstere beförderte das Interesse an einem nach christlichen Idealen geführten Leben und letztere veranlassten die Menschen, sich möglichst detailliert und auf viele Institutionen verteilt ihrer Memoria zu versichern, denn die hohe Sterblichkeit zerstörte soziale Strukturen, die bis dahin üblicherweise das Gedenken an die Toten aufrecht erhalten hatten.291 Der daraus resultierende Wunsch nach vielfältigen Formen der liturgischen Memoria, korrelierte am Ende des 15. Jahrhunderts in Görlitz mit einem starken wirtschaftlichen Auf286

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Vgl. dazu Wollasch (1985), S. 19 ff. und ebd. S. 26 das Zitat aus Thomas Morus’ »Bittschrift der Toten« wonach Tote und Arme zur selben Genossenschaft und Fakultät zählten, denn im Namen der Verstorbenen bäten und empfingen die Armen. So könnten sie zu den Stellvertretern, Anwälten und Beauftragten der Toten vor Gott werden. Siehe zur »Gegenwart der Toten« Oexle (1983), besonders S. 29 ff. Zu »Armut und Memoria im spätmittelalterlichen London« vgl. Rexroth (1994), hier S. 346. Vgl. ausführlich den gleichnamigen Aufsatz Staub (1995). Zur Definition von Gemeinwohl als oberster öffentlich-rechtlicher Norm vgl. ebd. S. 287, Anm. 7. Vgl. das hier sinngemäß wiedergegebene Zitat in Angenendt (1983), S. 178 und ebd. Anm. 124. Vgl. dazu den Abschnitt 2.3.3, S. 307 ff. Vgl. Oexle (1983), S. 65 ff. und Wollasch (1990).

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

schwung, der besonders der städtischen Elite die Mittel in die Hand gab, in großem Maße Messen zu stiften sowie Kirchen und Klöster zu beschenken. Mit der gestiegenen Nachfrage nach »Seelgeräten« ging eine Rationalisierung im Verwaltungsschriftgut einher, dass die Vielzahl der Schenkungen und Stiftungen rechtssichernd verzeichnete. Diese letztgenannten Sachverhalte sollen im Folgenden anhand der wichtigsten Träger der liturgischen Memoria in Görlitz – den Bruderschaften – näher erläutert werden, bevor die Formen und Funktionen der Memorien an Görlitzer Kirchen vorgestellt werden.

2.2.1 Struktur und Organisation der Bruderschaften in Görlitz bis 1550 Die Geschichte der liturgischen Memoria ist auf das Engste mit der Geschichte von Bruderschaften verknüpft. Für zahlreiche deutsche Städte und Territorien liegen detaillierte Untersuchungen zu diesem Thema vor, jedoch wurden bisher weder zur Memoria noch zu Bruderschaften in der Oberlausitz Forschungen unternommen.292 Bisweilen werden Bruderschaften in den Gesamtdarstellungen zu den jeweiligen Sechsstädten erwähnt, ohne dass detailliert auf ihre Geschichte und Funktion eingegangen wird.293 Einzig die Bautzener »Brüderschaft Unser lieben Frauen« (ge-

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Vgl. zum Beispiel zu den Kalanden im südlichen Niedersachsen Prietzel (1995) und den Forschungsüberblick ebd. S. 31 ff., zu Franken Remling (1986), zu Böhmen den Überblick von Pátková (1999), den Sammelband Johanek (1993) zu Einungen und Bruderschaften in der spätmittelalterlichen Stadt sowie Fouquet/Steinbrink/Zeilinger (2003) zu Geschlechtergesellschaften, ZunftTrinkstuben und Bruderschaften in spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Städten. Vgl. zu Görlitz die zum Teil falschen Angaben in Neumann (1850), S. 262–270; Zittau: Carpzov, Analecta 3, S. 10 f. (Brüderschaft unserer lieben Frauen oder die »Constabuley«); Pescheck (1834/37), Bd. 1, S. 380 ff.; Neumann (1850), S. 263 (Bruderschaft Unser lieben Frauen ab 1469, Jakobsbruderschaft ca. 1517, Antoniusbruderschaft ca. 1521, Johannesbruderschaft ca. 1521); Köhler (1865), S. 157 f. sowie Stempel (2009), S. 201 (Bruderschaft Unser lieben Frauen); Lauban: Müller (1818), S. 90–108 (Bruderschaft Unser lieben Frauen um 1464 gegründet, Kalandbrüderschaft um 1500 [siehe auch Dietmann (1777), S. 444, Anm. **]; eine Priesterbruderschaft existierte mindestens bis 1528); Kamenz vgl. die Exzerpte aus den Stadtbüchern im Kamenzer Stadtarchiv (Signatur: 7042) sowie die Verweise im Register des CDSR 2.7 (eine vom Pfarrer gestiftete Bruderschaft 1436 [kurz darauf vom Rat verboten], eine St. Annen- oder Schusterbruderschaft, eine Jakobsbruderschaft 1487, eine Marien- oder Corpus-ChristiBruderschaft 1466, eine Schützenbruderschaft 1500 und eine St. Sebastiansbruderschaft 1509); siehe auch Knothe (1890), S. 181 zur Marienbruderschaft im Kamenzer Franziskanerkloster sowie Zschornak (2010), S. 47; die Haberkornsche Stadtchronik erwähnt für das Jahr 1485 noch eine Wolfgangsbruderschaft, vgl. Stephan (1934), S. 48; Löbau: Seeliger (1908), Sp. 27, 32 f. erwähnt eine Annenbruderschaft (Vereinigung der Tuchknappen, Artikel 1510 erhalten, bestand bis kurz vor 1723), eine Marienbruderschaft (gegründet 1463, Altar in der Pfarrkirche St. Nikolai) und eine Bruderschaft der Schuhknechte (Satzung 1489 bestätigt, Sitz 1792 aus der Pfarrkirche St. Nikolai in die Hl.-Geist-Kirche verlegt); Knothe (1882) erwähnt in seiner »Ge-

2.2 Memoria und Gebet

269

gründet kurz vor 1410) und die Bruderschaft der Zittauer Kaufleute (gegründet vor 1400) wurden in kurzen Artikeln der jeweiligen lokalen Geschichtsblätter besprochen.294 Dementsprechend wird eine vergleichende Betrachtung der Oberlausitzer Städte kaum möglich sein. Diese Forschungslücke wollte die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften schon 1890 schließen, indem sie einen Preis von 300 Mark für eine »Geschichte der geistlichen Brüderschaften in der Oberlausitz« auslobte. Die Preisaufgabe wurde bis 1894 jährlich erneut ausgerufen, jedoch sah sich wohl kein Forscher in der Lage, das Thema adäquat zu bearbeiten. Die 1894 von Georg Müller eingereichte Arbeit empfand die Kommission nicht für preiswürdig.295 So klafft denn immer noch diese große Lücke in der Oberlausitzer Forschungslandschaft. Eine Ursache dafür dürfte unter anderem die schlechte Überlieferungslage, die Bruderschaften betreffend, sein. Die mittelalterlichen Bestände des Zittauer Ratsarchivs sind fast vollständig verloren. Ebenso wenig wird man im Görlitzer Ratsarchiv zu den Bruderschaften fündig. Einzig das Bautzener Ratsarchiv besitzt Fragmente eines Registrum fraternitatis (1510–13, 1530/31), das Einnahmen und Ausgaben der Frauenbruderschaft verzeichnet und Einblicke in Funktion und Bedeutung dieser Vereinigung ermöglicht.296 Das Fehlen von Dokumenten in Görlitz erstaunt umso mehr, da die dortigen Bestände sehr geschlossen überliefert sind und man sehr gut über Lücken und einst vorhandene Materialien informiert ist. Es ist daher zu vermuten, dass die Bücher und Urkunden, die die Bruderschaften betrafen, bei der Auslieferung des Görlitzer Archivs nach dem Pönfall 1547 mit nach Prag gebracht wurden, aber von dort nicht mehr zurückkehrten.297 So ist es nur möglich, aus den verstreuten Hinweisen der Görlitzer Stadtbücher Erkenntnisse über Bedeutung und Funktion der hiesigen Bruderschaften zu gewinnen. Auf Grundlage dieses Materials wird zuerst ein kurzer Überblick über die in Görlitz nachweisbaren Bruderschaften, Innungen und Zechen

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schichte des Tuchmacherhandwerks in der Oberlausitz« S. 307 f. eine Bruderschaft der Gesellen der Tuchmacher. Siehe auch den Überblick von Pescheck (1847–55), Teil 1, S. 343. Vgl. Needon (1910) und Seeliger (1931c). Zu Bautzen sei noch auf Bruger (1937) verwiesen, der die Zeche der Bautzener Tischler (gegründet 1356) untersuchte, die sich selbst auch als Bruderschaft bezeichnete. Zu den Preisaufgaben vgl. NLM 66 (1890), S. 309; NLM 67 (1891), S. 253; NLM 68 (1892), S. 285; NLM 69 (1893), S. 317 sowie NLM 70 (1894), S. 292 und 295. Das Manuskript von Georg Müller befindet sich in der OLB unter der Signatur L VI, Nr. 1 (MS Sect. X 13: Handschriftliche Aufzeichnungen zu den Preisaufgaben 1889–1895, hier Preisaufgabe 1894). Seine Arbeit beruhte ausschließlich auf Görlitzer Stadtbüchern und da hauptsächlich auf den Libri obligationum. Siehe auch den Nachruf zu Georg Müller im NLM 114 (1938), S. 425. Vgl. Needon (1910), Nr. 11. Die durch Mitglieder der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften bis ca. 1945 vorgenommenen Suchen in den Prager Archivbeständen nach Oberlausitzer Material förderte in Bezug auf die Bruderschaften keine Archivalien zu Tage.

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

der Händler und Handwerker gegeben. Im Anschluss daran werden die mit der liturgischen Memoria in Görlitz betrauten Bruderschaften eingehend besprochen. Die wohl bedeutendsten Görlitzer Bruderschaften, zu deren wesentlicher Aufgabe die liturgische Memoria gehörte, waren die der Priester an den Kirchen St. Nikolai und St. Peter (Ersterwähnung 1423) und die der Bürger an der Frauenkirche (Ersterwähnung 1420).298 Die Gründungsjahre dürften kurz vor den hier genannten Ersterwähnungen liegen und den Verhältnissen anderer deutscher Städte entsprechen, wo die wachsende Zahl von Priestern und der vermehrte Wunsch nach liturgischer Memoria die Gründung von Bruderschaften am Ende des 14. und dem Anfang des 15. Jahrhunderts begünstigte.299 Daneben gab es in Görlitz um 1400 eine Baderbruderschaft300 und seit 1475 ist das Wirken einer Antoniusbruderschaft301 in Görlitz nachweisbar, die ausschließlich als Empfänger von Legaten in Testamenten erscheint. Darüber hinaus sind namentlich nur noch eine Jakobsbruderschaft302 (um 1490, 1503, 1544/47) und eine Kürschnerbruderschaft303 (1497 und 1506) nachweisbar. Da die Letztgenannte nur zweimal in den Stadtbüchern erscheint, liegt die Vermutung nahe, dass eigentlich die Zeche bzw. Innung der Kürschner gemeint ist. Die von Christian A. Pescheck unter Berufung auf Manuskripte von Christian Knauth erwähnte »Franziskus-Bruderschaft« entbehrt jeder Grundlage.304 Seit den Anfängen der Stadt gab es auch eine »Schützengesellschaft«, die aber erst seit 1582 als »Schützenbruderschaft« bezeichnet wurde.305 Ebenso bezeichnet sich die Vereinigung der Leineweber erst ab 1556 als »Brüderschaft«.306 Die irrtümliche Annahme einer »Bruderschaft der Schneidergesellen« am Görlitzer Franziskanerkloster 298

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Vgl. die jeweiligen Erstnennungen in den Stadtbüchern: Bruderschaft zu Unser lieben Frauen oder Frauenbruderschaft, seit 1475 meistens Bürgerbruderschaft genannt (LO 1384–1435, fol. 45r, ediert in Speer [2006], S. 60, Anhang 3), Bruderschaft der Priester zu St. Nikolaus und zu St. Peter oder Priesterbruderschaft (ebd. fol. 56v). Zu den wirtschaftlichen Aspekten der Bruderschaften und ihren Geldgeschäften vgl. den Abschnitt 1.2, S. 75 ff. zur Bürgerbruderschaft und den Abschnitt 2.1.3, S. 258 ff. zur Priesterbruderschaft sowie Speer (2006). Vgl. zum Beispiel die Angaben von Prietzel (1995), S. 76 und Remling (1993), S. 154. Vgl. dazu die Edition der Bruderschaftsordnung in Speer (2008). Vgl. LA 1470–1478, fol. 127r–v. Vgl. Urkundenbuch 2, Nr. 93, fol. alt. 158d, fol. neu 98r–v (um 1490); siehe zur Datierung oben S. 249, Anm. 202; so ist die bisher in der Literatur (Speer [2006], S. 55 Anm. 20 und Speer [2007], S. 116, Anm. 104) als Ersterwähnung angegebene Jahreszahl von 1450 zu korrigieren; zu 1503 vgl. LR 1488–1505, fol. 279r–280r. Zu 1544/47 vgl. Zobel MS (1939), S. 13 und 33, der sich auf das verschollene »Urkundenbuch 9« bezieht. Vgl. LR 1505–1516, fol. 12v–13v; bereits 1497 heißt es im Testament des Kürschners Cleinestein: item in der meister seines hantwergs bruderschaft 4 mr., LR 1488–1505, fol. 173r. Vgl. Pescheck (1847–55), Teil 1, S. 343. Zur Schützengesellschaft vgl. Jecht (1915), hier S. 3. Vgl. Jecht, Quellen, S. 169.

2.2 Memoria und Gebet

271

um 1475 geht hingegen auf die Fehlinterpretation einer Urkunde zurück, die die Gebetsverbrüderung der Görlitzer Franziskaner mit einigen Schneidergesellen betraf.307 Ebenso wenig ließ sich der Hinweis auf eine Fleischerbruderschaft verifizieren.308 Von den bis hier aufgeführten »Bruderschaften« sind im Verlauf der Untersuchung nur jene von Bedeutung, die durch die überlieferten Testamente nachweislich mit der liturgischen Memoria betraut wurden: die Bruderschaften der Priester, Bürger und Antoniter. Neben diesen dezidiert religiösen Bruderschaften gab es in Görlitz noch die älteren Zusammenschlüsse verschiedener Händler- und Handwerkergruppen, die in den Quellen nicht als Bruderschaften, sondern als Zechen und Innungen bezeichnet werden, aber in ihr Gemeinschaftsleben auch fromme Praktiken einschlossen.309 Wie Untersuchungen zu anderen Städten zeigen, gehörten dazu das Totengedenken, das gemeinsame Mahl310, gemeinschaftliche Gottesdienstbesuche, die Teilnahme an Prozessionen und das letzte Geleit verstorbener Mitglieder zum Grab, mithin die Einbettung religiöser Handlungen in bestimmte soziale Kontexte.311 In den Görlitzer Quellen finden sich dazu nur ganz vereinzelt Hinweise. Die Handschrift Varia 47 im Görlitzer Ratsarchiv enthält 38 Handwerksordnungen aus der Zeit von 1395 bis 1564.312 Diese Ordnungen regeln hauptsächlich die Verhältnisse zwischen Meistern und Lehrlingen sowie handwerksspezifische Vorschriften. Nur in drei Satzungen werden die Sorge um bzw. die Verantwortlichen für Kerzen, die wohl auf den Altären der Innungen brannten, genannt.313 In sieben Ordnungen wird als Strafzahlung beim Verstoß gegen die Regeln der Innung die Buße in Wachs eingefordert.314 Jenes Wachs dürfte für die Altäre der Innungen be307

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Eine »Bruderschaft der Schneidergesellen« nehmen Drexhage-Leisebein (1992), S. 218 und Wąs (1998), S. 68 an. Beide beziehen sich auf ein stark verkürztes Regest in den MGF 1.1, S. 224, Nr. 529. Vollständig wird der Text der heute verschollenen Urkunden wiedergegeben von Neumann (1849), siehe dazu Jecht, Quellen, S. 21. Der Hinweis auf eine Fleischerbruderschaft aus dem Jahr 1522 wie bei Speer (2006), S. 55, Anm. 20 und Speer (2007), S. 116, Anm. 104 angegeben, hat sich als inhaltlich falsch herausgestellt. Zu den Innungen bzw. Zechen der Leineweber in der Oberlausitz vgl. die Spezialstudie Aubin (1915). Oexle (1985), S. 75: die wichtigste Form des Ausdrucks sozialer Memoria [ist] das gemeinsame Mahl, das gemeinsame Essen und Trinken. Vgl. dazu den Forschungsbericht von Remling (1980) und den Sammelband Johanek (1993); zu Lübeck Zmyslony (1977); zu Köln Jakobs (1985); zu Franken Remling (1986) und zu sozialgeschichtlichen Aspekten des Bruderschaftswesens Remling (1993); zu Toulouse Oberste (2003), Bd. 2, Kapitel 3; unter rechtshistorischer Sicht Sydow (1985); zu wirtschaftlichen Aspekten Brück (1993). Zu semireligiösen Lebensformen in Mittelalter und früher Neuzeit vgl. den Überblick von Elm (1998). Zu Varia 47 vgl. Jecht, Quellen, S. 166 f. Zu einigen weiteren Satzungen vgl. ebd. S. 165–171. Vgl. Varia 47, fol. 12v (Schusterordnung), Jecht (1889), S. 5 (Böttcherinnung) und Speer (2008), S. 108 ff. (Baderbruderschaft). Vgl. Varia 47: fol. 4v, 5r (Bäckerordnung 1395), 11r–v (Schusterordnung), 22r (Fleischerordnung), 28r–30r (Kürschnergesellenordnung 1564), 33v (Knechte zahlen bei Aufnahme Wachs, Hutmacherordnung), 104r (Wachs ist zum letzten Geleit mitzubringen, Kürschnerordnung 1540), Jecht (1889), S. 7 und 11 (Böttcherinnung) sowie Speer (2008) (Baderbruderschaft).

272

2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

stimmt gewesen sein. Hinweise auf ein gemeinsames Mahl werden in sechs Satzungen indirekt durch das an die Gemeinschaft zu verteilende Bier gegeben.315 Nur bei den Badern werden konkrete, regelmäßige Termine dieser Zusammenkünfte genannt: Fronleichnam, Kirmes und Weihnachten, außerdem werden bei ihnen Prozessionen erwähnt. Die Bader sind schließlich die Einzigen, die sich in den erhaltenen Görlitzer Satzungen selbst als bruderschaft bezeichnen.316 Ob sich der Ausdruck »Bruderschaft«, der in der Ordnung der Kürschnergesellen von 1540 genannt wird, auf die »Bruderschaft der Kürschner« oder eine andere Gemeinschaft bezieht, lässt sich bisher nicht entscheiden.317 Das letzte Geleit zum Grab eines verstorbenen Innungsmitglieds oder dessen nächster Angehöriger fordern sechs Satzungen ein.318 Selten gibt es Hinweise auf ein gemeinschaftliches Totengedenken der Handwerker. In der Bäckerordnung von 1395 heißt es in einer Ergänzung von 1432 in Bezug auf die Meister: der gedechtnis allermitenander ist.319 Im Testament der Magdalena, Frau des Paul Groman, ist zu lesen: Czum irsten ist ir wille, das man inn der fleisscher czechen alhie geben sal, se dorein zunemen, 2 mr. unnd und 1 mr. zum einschreybenn.320 Der Zusammenhang ergibt, dass es sich hier nur um die Aufnahme in das Gedenken der Fleischerzeche handeln kann, die das liturgische Erinnern wiederum an eine Bruderschaft delegiert haben wird. Vergleichbare Schlussfolgerungen lassen der gemeinschaftliche Zinsverkauf der Gerbermeister an einen Altar321, die Kelchstiftung der Bäcker für das Görlitzer Franziskanerkloster322 und eine Gebetsverbrüderung der Görlitzer und Neißer Kesslerinnung323 zu. Aus dem bisher Gesagten lässt sich folgendes Verhältnis von Görlitzer Innungen bzw. Zechen und Bruderschaften rekonstruieren: Die Innungen und Zechen organisierten ein Mindestmaß gemeinschaftlicher Aktivitäten wie Mahlzeiten, Umtrunke, Prozessionen, Totengeleit und Totengedenken, aber die eigentliche liturgische Memoria, um die es in diesem Abschnitt geht, wurde durch die zwei großen Bruderschaften der Priester und Bürger organisiert. In letzterer konnten die Handwerker 315 316

317 318

319 320 321 322 323

Vgl. Varia 47: fol. 12r (Schusterordnung), 16v (Schusterknechteordnung 1540), 56r–v (Bäckergesellenordnung 1552), 76r–7r (Ordnung der Sattlermeister 1560) und 100r (Kürschnerordnung 1564). Vgl. die Edition der Ordnung der Baderbruderschaft von ca. 1400 in Speer (2008), S. 108–110. Das umme geen mit kerczen am Fronleichnamstag könnte auch der Hinweis auf eine Prozession sein, vgl. Jecht (1889), S. 5 (Böttcherinnung). Vgl. Varia 47, fol. 30r–30v. Vgl. Varia 47: fol. 12v (Schusterordnung), 57r (Bäckergesellenordnung 1552), 95r (Ordnung der Fleischerknechte 1564), 104r (Kürschnerordnung 1564), Jecht (1889), S. 6 f. (Böttcherinnung) und Speer (2008), S. 108 (Baderbruderschaft). Vgl. Varia 47, fol. 6r. Vgl. LR 1505–1516, fol. 13r (1517. Februar 11.). Vgl. Speer (2006), Anhang 11, S. 64. Siehe oben S. 219, Anm. 50. Vgl. das Regest im VOU Heft 5–8, S. 63.

2.2 Memoria und Gebet

273

gleichsam als Vertreter ihrer Gewerke auch selbst präsent sein. Wer aber genau die »Träger« der Bürgerbruderschaft waren, wird sich nicht klären lassen.324 Als Beispiel für die Vernetzung von Innungen und Bruderschaften seien die Kramer genannt. Sie hatten nachweislich in der Peterskirche einen eigenen Altar, welcher in ihrem Auftrag von der Priesterbruderschaft betreut worden ist. Andere Gewerke und Innungen werden ebenfalls ihre Altäre besessen haben, in der Zeit vor 1550 sind aber keine genauen Zuschreibungen möglich.325 Das Wirken der Antoniusbruderschaft lässt sich in Görlitz kaum nachvollziehen. Als sicher dürfte gelten, dass diese Bruderschaft in der Neißestadt keine Niederlassung hatte, sonst wäre dies irgendwo in den Stadtbüchern erwähnt worden. Ebenso wenig gab es in Görlitz einen Antonius-Altar. Die Chroniken berichten auch nichts von »Antonius-Schweinen« in den Gassen der Stadt.326 Wie in vielen Städten dürften Vertreter dieser Bruderschaft regelmäßig in Görlitz erschienen sein, um Spenden zu sammeln.327 Bei dieser Gelegenheit werden ihnen die Testamentsvollstrecker die Summen oder Wertgegenstände übergeben haben, die ihnen von den Görlitzer Bürgern vermacht worden waren. Dafür wurden die Testatoren dann in das Gebetsgedenken der Antoniusbruderschaft aufgenommen, zelebriert haben sie dieses aber nicht in Görlitz. Testamentarische Spenden für die »Antonius-Herren«, wie sie in den Quellen genannt werden, sind zwischen 1475 und 1522 nachweisbar. Aus dem Dargestellten wird ersichtlich, dass es in Görlitz trotz seiner Größe und der zahlreichen Zechen und Innungen nur zwei Bruderschaften gab, die im Wesentlichen das lokale Gebetsgedenken organisierten – die eingangs erwähnten Bruderschaften der Priester und der Bürger.328 Die Baderbruderschaft kann hier wegen fehlender Nachweise nicht mit berücksichtigt werden. Hätte sie nach 1400 noch eine wichtige Rolle innerhalb der Görlitzer Memoria gespielt, wäre sie in den Stadtbüchern auch dementsprechend erwähnt worden. Schaut man auf andere deutsche Städte, sind die gerade einmal zwei religiösen Bruderschaften, die sich um die liturgische Memoria in Görlitz kümmerten, umso erstaunlicher. In Lübeck gab 324

325 326

327 328

Zum Problem der »Träger« von Bruderschaften in Bezug auf die Definition von Bruderschaften und ihrer Vernetzung mit der Gesellschaft vgl. die Rezension von Klaus Graf im Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte 8 (1989), S. 333–334 zu Remling (1986). Vgl. zum Kramer-Altar den Abschnitt zu den Altarstiftungen S. 254 ff. Zu diesen Schweinen, die als Frischlinge der Bruderschaft übereignet und dann von der Allgemeinheit gefüttert wurden und dementsprechend in den Straßen herumliefen, vgl. Mischlewski (1992), S. 144 f. Zur Antoniusbruderschaft vgl. den Überblick von Mischlewski (1992), besonders S. 140 f. Da im Görlitzer Fall die Termini der Quellen weitestgehend deckungsgleich mit dem Forschungsterminus »Bruderschaft« sind, bedarf es hier keiner weiteren Abgrenzungen. Vgl. zum Problem der Definition von »Bruderschaft« Remling (1986) und dazu die kritischen Anmerkungen von Klaus Graf im Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte 8 (1989), S. 333– 334, Prietzel (1995), S. 34–43 sowie Remling (1993), S. 149 ff.

274

2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

es vor der Reformation mehr als 70 Bruderschaften und in Dresden 26.329 Die Ursachen dafür dürften wieder beim Görlitzer Rat zu suchen sein. Wie der Abschnitt zum Franziskanerkloster gezeigt hat, duldete man nur den Franziskanerorden in der Stadt, die Wiederansiedlung der Dominikaner oder die Anwesenheit von Augustiner-Eremiten wurde nicht gestattet. So darf man annehmen, dass der Rat dahin wirkte, dass vornehmlich die zwei genannten Bruderschaften mit den Memorien betraut wurden, während die Innungen und Zechen diesen bedeutenden Teil ihrer religiösen Funktion im Wesentlichen an die in der Priester- und Bürgerbruderschaft zusammengeschlossenen Kleriker delegieren mussten. Zudem wird der Rat die Gründung neuer Bruderschaften verhindert haben, um der Organisation von womöglich politischen Interessengruppen entgegenzutreten. Sicher kam den Ratsherren dabei die Forderung des Königs Ladislaus vom Jahr 1457 entgegen, die verlangte, dass man verhindern solle, dass Kleriker und Laien unter dem Vorwand einer neu gegründeten Bruderschaft Häuser, Güter und Äcker mit geistlichen Zinsen belasten330 oder das Dekret »Sanctorum patrum instituta«, das Nikolaus von Kues 1451 auch in Breslau verkündete. Dieses Dekret wandte sich gegen die Gründung neuer Bruderschaften, vor allem von Sakramentsbruderschaften.331 Über die inneren Strukturen der Görlitzer Bruderschaften oder gar ihre soziale Zusammensetzung können wegen der Quellenlage kaum Aussagen gemacht werden. Es ist anzunehmen, dass die in Görlitz tätigen Priester und Altaristen, die zum Teil namentlich bekannt sind, in der Priesterbruderschaft organisiert waren. Im »Alten Urbarium« von 1527, das man drei Jahre nach den ersten reformatorischen Veränderungen in Görlitz verfasste, wurden noch 40 Altaristen verzeichnet, die an 45 Altären Pfründen besaßen.332 Interessanterweise gibt es bei keiner der Pfründen einen Hinweis darauf, dass die genannten Männer nur die Vertreter von außerhalb lebenden Eigentümern wären, sodass man schlussfolgern kann, dass der Rat durch seine Kontrolle die Präsenzpflicht der Kleriker durchsetzen konnte, was andernorts eher ein Problem war.333 Über die Mitglieder in der Bürgerbruderschaft fehlen jegliche Hinweise. Etwas besser ist die Überlieferungslage in Bezug auf die Namen der Vorsteher der beiden Korporationen. In der Ratsordnung von 1489 ist von zwei Verwesern die Rede, die 329

330 331 332 333

Vgl. zu Lübeck Rüther (2003), S. 157; zu Dresden Stanislaw-Kemenah (2005), S. 221 (für das Jahr 1495), allerdings werden bei den Zahlenangaben von den Autoren keine genaueren Angaben zur religiösen Praxis der Bruderschaften gemacht. Vgl. CDLS 4, S. 1096. Vgl. Staub (1995), S. 327 ff. Vgl. NPB 1527. Nach einem Verzeichnis von 1536 standen in Dresden 14 ansässigen Pfründnern 27 nichtansässige gegenüber, vgl. Hasse (2005), S. 462.

2.2 Memoria und Gebet

275

der Rat für die Bürgerbruderschaft kürte.334 Ob die Priesterbruderschaft ihre zwei Verweser selbst wählte oder diese vom Rat vorgesetzt bekam und ob der Görlitzer Pfarrer, wie bei anderen pfarrkirchlichen Bruderschaften üblich, das Oberhaupt dieser Bruderschaft war, kann nicht genau beantwortet werden.335 Da 1522 ein städtischer Beamter Vorsteher der Priesterbruderschaft wurde, ist anzunehmen, dass spätestens seit dieser Zeit der Rat ebenfalls für diese Bruderschaft die Vorsteher ernannte. Ob der Rat seit Gründung der Bürgerbruderschaft deren Vorsteher bestimmte oder ob er seinen Einfluss erst allmählich durchsetzen konnte, lässt sich nicht mehr feststellen. Eine vorläufige und unvollständige Sammlung von Quellenstellen aus Stadtbüchern und Losen Urkunden ergibt folgende Übersicht: Tabelle 3:

Verweser der Bürgerbruderschaft

1480 1483

Magister Johannes Scheytmöller 336 Magister Johannes Scheytmöller 337 Johann Kichel338 Matthias Schwalm339 Magister Gregor Voit und Nicolaus Mondenschein (procuratoribus fraternitatis beate virginis) 340 Johannes Arnoldt 341 Johannes Arnoldt 342 Daniel Goritz 343

1485 1489–91 1508 1511 1516

Eine Analyse dieser Liste zeigt, dass alle Verweser der Bürgerbruderschaft Ratsherren waren. Ein anderes Bild offenbart das besser rekonstruierbare Verzeichnis der Vorsteher der Priesterbruderschaft. Bis 1480 war keiner von ihnen ein Ratsherr, was es als wahrscheinlich gelten lässt, dass die Vorsteher aus den Reihen der Bruder334 335 336 337 338 339 340 341 342 343

Vgl. Ratsordnung 1489, S. 225. Vgl. dazu Prietzel (1995), S. 74 ff. Vgl. LA 1478–1485, fol. 119v. Vgl. LO 1434–1483, fol. 133r. Vgl. Neumann (1850), S. 265, ohne Quellenangabe. Neumann meinte wahrscheinlich den Ratsherrn Johannes Kochel. Vgl. Jancke/Richter (1811–19), »Dritter Beytrag«, ohne Quellenangabe. Vgl. Scultetus, Kürbuch, S. 205, zu 1489 und den Quittiervermerk zum Testament des Michael Schmied im Anhang A (1483. Oktober 14.). Vgl. Anhang A (1506. April 27.). Vgl. Anhang A (1508. Mai 13.). Vgl. LA 1512–1521, fol. 178v–179v.

276

2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

schaft gewählt wurden. Die meisten von ihnen sind als Altaristen in Görlitz nachweisbar. Erst 1522 änderten sich die Verhältnisse. Mit Paul Schneider († 1545) wurde der damalige königlicher Richter (1517–1526) und einer der bedeutendsten Politiker und Verwaltungsspezialisten der Reformationszeit Vorsteher der Priesterbruderschaft. Der Einfluss des Rates auf die Bruderschaft wird in den Jahren zuvor aber nicht viel geringer gewesen sein, denn einige Priester und Altaristen, die zu Vorstehern gewählt worden waren, entstammten Görlitzer Ratsfamilien: Caspar Seliger (1472) Wenzeslaus Schuffel (1480), zwei Johannes Breitmichel (1474/1501/1504/1512– 13), Andreas Mondenschein (1493), Johannes Marienam (1510), Michael Wentscher (1516 und 1525) sowie Hans Wolmerstet (1526). Von den 1527 im Alten Urbarium genannten 40 Altaristen waren mindestens 12 mit Ratsfamilien verwandt. Tabelle 4:

Verweser der Priesterbruderschaft

1446 1447 1450 1456

Johann Freiberg344 Laurentius Melan und Johannes de Nissa 345 Lorenz Cromer 346 Balthasar Petri de Lobin und Petrus Molgreber (procuratores et presbiteri) 347 Paulus Rüdiger und Paulus Crobenis 348 Johann Gotaw und Matthias Grawpin 349 Paul Rudiger und Johannes Petzold 350 Niclas Trogscherer 351 Caspar Seliger und Peter Hertwig352 Peter Scheidt und Johann Breitmichel353 Wenzeslaus Schuffel und protonotarius [Johannes Frauenburg]354 Johann Pretentor, Johann Henricus355 Magister Petrus Scheyt 356

1460 1464–65 1465–66 1467 1471 1474 1480 1481 344 345 346 347 348 349 350 351 352 353 354 355

Vgl. Neumann (1850), S. 265, ohne Quellenangabe. Vgl. CDLS 4, S. 1060. Vgl. LA 1445–1452, fol. 152v. Vgl. CDLS 4, S. 1060 und 1062. Vgl. Speer (2007), S. 116, Nr. 95. Vgl. LO 1434–1483, fol. 74r–75r und 76r. Vgl. LO 1434–1483, fol. 76v und 77r. Vgl. LO 1434–1483, fol. 80v. Vgl. Neumann (1850), S. 265, ohne Quellenangabe. Vgl. Neumann (1850), S. 265, ohne Quellenangabe. Vgl. LO 1434–1483, fol. 120v–121r. Vgl. Neumann (1850), S. 265, ohne Quellenangabe.

2.2 Memoria und Gebet

1487 1490 1492 1493 1494 1495–96 1497 1499 1500 1501 1502 1503 1504

1506

356 357 358 359 360 361 362 363 364 365 366 367 368 369 370 371 372 373 374

277

Marcus Starke 357 Gregorius Radag und Oswaldus Reichenawer 358 der wirdige her Oswald Reichnawer 359 Thomas Nasse und Andreas Mondenschein360 Gregorius Radax 361 Gregorius Radax 362 Johann Molgreber und Peter Hermann363 Johannes Herman und Georg Weyman 364 Johann Molgreber und Jocoff Spaltewynd365 Johann Hermann und Georg Weymann366 Johann Hermann und Johann Breitmichel367 Martinus Bartsch [?]368 Gregorius Radax und Paulus Heilbiger 369 Gregorius Radax und Johannes Breythmichel 370 Gregorius Radax (primarius der Priesterbruderschaft)371 Gregorius Radax und Matthias Roßmann 372 Gregorius Radax und Paulus Heilbiger 373 Johannes Molgreber 374 Mattheus Roßmann375

Vgl. LO 1434–1483, fol. 126r. Anhang A (1487. Juni 27.) und LO 1484–1520, fol. 4v. CDSR 2.7, S. 277, Nr. 88 (1490. Februar 8.). CDSR 2.7, S. 277, Nr. 88 (1490. Februar 8.). Vgl. Neumann (1850), S. 265 (ohne Quellenangabe), der sich wohl auf Jancke/Richter (1811– 19), »Dritter Beytrag« (ohne Quellenangabe), bezieht. Vgl. Anhang A (1493. Juni 25.) das Testament der Dorothea Gessner. Vgl. Anhang A (1495. November 18. und 1489. Oktober 16.). Vgl. Neumann (1850), S. 265, ohne Quellenangabe. Vgl. Anhang A (1499. September 13.) und VOU Heft 9–20, S. 49. Zu Stiftungen Georg Wainmanns siehe S. 248. Vgl. Neumann (1850), S. 265, ohne Quellenangabe. Vgl. Neumann (1850), S. 265, ohne Quellenangabe. Vgl. Neumann (1850), S. 265, ohne Quellenangabe. Vgl. LR 1488–1505, fol. 271r. Vgl. Löbauer Urkunden, S. 471. Vgl. Urkundenabschriften Bd. 259, fol. 344r–v und das Regest im VOU Heft 9–20, S. 65. Vgl. LR 1488–1505, fol. 173r. Vgl. Lose Urkunde 1504. Dezember 10. (Auslagerungsverlust), hier zitiert nach dem Zettelregest im RA Görlitz. Vgl. Löbauer Urkunden, S. 472. Vgl. Anhang A (1506. November 21.).

278 1508 1510 1512 1513 1514 1516 1517 1518 1520 1522 1524 1525 1526 375 376 377 378 379 380 381 382 383 384 385 386

387 388 389 390 391 392 393

2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

Michael Wenscher 376 Johannes Molgreber und Leonhart Moller 377 Mathes Schwalm 378 Matthias Swalme und Johann Marienam379 Johannes Breitmichel und Gregorius Haße 380 Johann Breitmichel und Leonhard Moller381 Mathes Schwalm 382 Johann Breitmichel und Leonhard Moller383 Johann Breitmichel und Peter Hermann384 Michael Wentscher und George Hök385 Michel Wentscher und Andres Schöptz 386 Peter Hermann und Ambrosius Koch387 George Höe 388 Peter Hermann389 Paul Schneider 390 Johann Breitmichel391 Michel Wenscher 392 Hans Wolmerstet und Paul Schneider 393

Vgl. Neumann (1850), S. 265, ohne Quellenangabe. Vgl. Jancke/Richter (1811–19), »Dritter Beytrag«, ohne Quellenangabe. Vgl. Lose Urkunde 1508. Januar 25. Vgl. Anhang A (1508. September 20.). Vgl. Neumann (1850), S. 265, ohne Quellenangabe. Vgl. Lose Urkunde 1512. Januar 20. Vgl. Neumann (1850), S. 265, ohne Quellenangabe. Vgl. Anhang A (1508. August 26.). Vgl. Neumann (1850), S. 265, ohne Quellenangabe. Vgl. Neumann (1850), S. 265, ohne Quellenangabe. Vgl. Neumann (1850), S. 265, ohne Quellenangabe. Er gibt zwar Michael Wenstor an, doch dürfte Wentscher gemeint sein. Vgl. Lose Urkunden 1517. März 3. (Auslagerungsverlust); Urkundenabschriften Bd. 260, fol. 253v und Reg.: VOU Heft 9–20, S. 107. Zur Geschichte der Familie Wenscher/Wentscher vgl. Wentscher (1916). Vgl. Neumann (1850), S. 265, ohne Quellenangabe. Vgl. Lose Urkunde 1520. Juni 5. Vgl. Neumann (1850), S. 265, ohne Quellenangabe. Vgl. LO 1520–1550, fol. 10v. Vgl. Neumann (1850), S. 265, ohne Quellenangabe. Vgl. LO 1520–1550, fol. 14v. Vgl. LO 1520–1555, fol. 16v.

2.2 Memoria und Gebet

279

Schon 1480 hatte der Rat durch den protonotarius und vormaligen Bürgermeister Johannes Frauenburg, als einem der Verweser der Priesterbruderschaft, direkten Einfluss auf diese Bruderschaft erreicht. Die Verflechtungen von Ratsinteressen (über Ratsmessen und Ratsmemoria) mit der Priesterbruderschaft begannen jedoch schon viel früher. Durch die oben dargelegten engen personellen Verflechtungen von Priesterbruderschaft und »Gestift der Leiden Jesu Christi« dürfte der Einfluss des Rates mittels des »Gestifts« auf die Priesterbruderschaft beträchtlich gewesen sein. Als nämlich der Stadtschreiber und spätere Bürgermeister Johann Bereit von Jüterbog gemeinsam mit seiner Frau Katharina das »Gestift der Leiden Jesu Christi« 1465 in der Peterskirche gestiftet hatte (siehe oben S. 258 ff.), war er bis 1470 »Verweser daselbst«, wie es im Stadtbuch heißt.394 Wie die Liste der Verweser des »Gestifts« zeigt, folgte ihm der nächste ranghöchste Görlitzer Politiker, nämlich der Stadtschreiber und Bürgermeister Johannes Frauenburg, der wahrscheinlich neben seinem Kollegen bis 1480 als Verweser amtierte. Schaut man sich die beiden Listen der Verweser von Priesterbruderschaft und »Gestift« für die Jahre 1480 bis 1481 genau an, so scheint es, dass Frauenburg vom Aufsichtsposten des »Gestifts« in den der Priesterbruderschaft wechselte oder Frauenburg in Personalunion sogar Verweser beider Institutionen war. In der Verwaltung des »Gestifts« folgte dem Johannes Frauenburg der nicht weniger ambitionierte Nikolaus Mondenschein. Dieser war 1481 noch nicht einmal Ratsherr, aber dieser prestigeträchtige Posten im »Gestift« schien ihm den Weg in die Görlitzer Politik geebnet zu haben, auf dem er über verschiedene Posten bis hin zum Bürgermeisteramt 1493/94 aufstieg.395 Mondenscheins Kollege war der Altarist Wenzeslaus Schuffel, der zwar selbst kein Ratsherr, aber wahrscheinlich mit der Ratsfamilie Schuffel verwandt war. Er wechselte ebenfalls vom Verweserposten der Priesterbruderschaft zum Verweserposten des »Gestifts«, so wie dies 1522/24 bei Paul Schneider zu beobachten ist. Die längste Zeit (30 Jahre) amtierte Bartholomäus Kretzschmer in diesem Amt. Er gehörte zwar nicht zu den führenden Ratsherren der Stadt, stammte aber vielleicht aus der gleichnamigen Ratsherrenfamilie. 1492 bekam er das »erste Gestift« am Hohen Altar der Peterskirche verliehen und damit das angesehenste Benefizium der Stadt, zu dem auch die Ratsmessen gehörten.396 1516 wurde er noch mit dem Ratsaltar St. Hippolytus belehnt.397 Die Leitung des »Gestifts der Leiden Jesu Christi« wurde so mit den für die Ratsherren wichtigsten Messen und Altären verknüpft und die Kontrolle der laufenden Geschäfte wurde weiterhin dadurch gewährleistet, dass immer mindestens ein Ratsherr als Zeuge zugegen war, wie dies die Stadtbucheinträge belegen. 394 395 396 397

Vgl. LO 1434–1483, fol. 77r, 78r, 79v, 80r, 86r–v und 89r. Zur »Karriereleiter« des Nikolaus Mondenschein vgl. oben S. 100. Vgl. VOU Heft 9–20, S. 14. Das Original ist unbekannt, vgl. den Band Urkundenabschriften 260, fol. 225r und das Regest im VOU Heft 9–20, S. 104.

280

2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

Die Umstände der Verleihung des Prokuratorenpostens des »Gestifts« sind einzig für 1518 in den Scriptores rerum Lusaticarum dokumentiert. Dort heißt es, dass dem Görlitzer Rat aufgefallen sei, dass der bisherige precentor her Bartholomeus wohl durch Altersschwäche bei dem gesange in der kirchen verseumlich sei und man habe durch den Oberstadtschreiber Johannes Hass mit ihm reden lassen, ob er seinen Posten nicht übergeben wollte. Er könne auch seine andere stat 398 behalten, von den ca. 6 mr. Entlohnung solle er 3 mr. weiterhin erhalten und ins Priesterhaus, welches zum altare pretorii gehört, dürfe er ebenfalls einziehen.399 Darauf willigte Bartholomäus ein und der neue Verweser, Franziskus Presse, der ein Patenkind (!) des Oberstadtschreibers war, wurde in sein Amt eingeführt.400 Dies geschah am 5. Juni 1518 durch den Oberstadtschreiber Johannes Hass, den Unterstadtschreiber Johannes Arnold und den Schöffen Magister Martin Eisenmenger401 in Gegenwart aller Priester. Dem neuen Vorsteher wurden zu diesem Anlass die gebrechen des gestieffts, sunderlich des gesangs, der zumol ubel in der kirchen gehalden wurden etc. vorgetragen, der Rechnungsabschluss vorgelegt und alle Urkunden, die das »Gestift« betrafen, übergeben. Schließlich wurde er vom Rat aufgefordert, alle Jahre die Rechnung zu legen, und weil zahlreiche Altäre dem Gestift übergeben worden waren sowie wegen der steigenden Zinsen, solle er sehen, die personenn zu mehrenn – also mehr Priester zu engagieren.402 Tabelle 5:

Verweser des »Gestifts der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche

1466–70 1472–73

Johann Bereith etwan Stadtschreiber und Verweser daselbst 403 Gregor Selige, ehemaliger Bürgermeister, und Magister Johannes Frauenburg, Stadtschreiber404 Magister Johannes Frauenburg, Stadtschreiber [und der mehrfache Bürgermeister Seyfried Goswin (?)]405

1474

398 399

400 401 402 403

404 405

Damit dürfte die Pfründe des Ratsaltars, die er besaß, gemeint sein, vgl. VOU Heft 9–20, S. 104. Vgl. SRL N. F. 3, S. 544 f. Dass Johannes Hass der Patenonkel von Franziskus Presse war, ergibt sich aus einem Schreiben des Klosters Oybin, in welchem Hass als »Gevatter« von Presse bezeichnet wird, vgl. Oybin Varia (ohne Signatur, 1519. Dezember 10.). Franziskus Presse hatte einst in Leipzig studiert, vgl. Knothe (1901), S. 186. In den SRL N. F. 3, S. 544 steht magistrum Marcum Eisenmenger, der richtige Vorname ist aber Martin. Die Jahresrechnung für 1518/19 ist überliefert im Entscheidebuch 1454–1467, fol. 33r–35v. Sie weist einen Einnahmenüberschuss von ca. 38 mr. aus. Vgl. LO 1434–1483, fol. 77r, 78r, 79v, 80r, 86r–v und 89r. Nach Zobel MS (1939), S. 113 erscheinen in den seit 1945 verschollenen Kürbüchern 2 und 3 unter den Ämterbezeichnungen auch die »Verweser des Gestifts«. Letztmalig werden sie 1546 erwähnt. Vgl. LO 1434–1483, fol. 96r–97v, 98r. Vgl. LO 1434–1483, fol. 99r. Er wurde 1433 notarius, 1436 Konsul und 1441 Schöffe. 1449 bis zu seinem Tod am 30. September 1484 war er neunmal Bürgermeister, vgl. Knauth (1753), S. 5.

2.2 Memoria und Gebet

1478 1479 1481 1482 1485 1486 1488 1491 1493 1493–1518 1508 1518–19 1520 1523 1524

406 407 408 409 410 411 412 413 414 415 416 417 418 419

420 421 422

281

Magister Johannes Frauenburg, Stadtschreiber, und Nicolaus Voyt 406 Magister Johannes Frauenburg, Stadtschreiber407 Nicolaus Mondenschein und Altarist Wenzeslaus Schuffel 408 Priester und Altarist Wenzeslaus Schuffel 409 Altarist Wenzeslaus Schuffel410 Jacob [Vogt?]411 Altarist Wenzeslaus Schuffel 412 Jacobus [Vogt?], Schöffe Hans Bottener, Stadtschreiber Magister Conrad [Nyssman]413 Jacobus Foigt [= Vogt]414 die ersamen und weißen burgirmeister und rathmannen der stat Gorlitz werden als ubirste vorweßer des gestiffts bezeichnet415 Bartholomeus Kretschemer alias Tabernator alias von Senftenberg/ Senftenberger 416 Bartolomeus Kretschemer von Senftenberg 417, Schöffe Mathes Axt 418 Franciscus Presse 419 Bartholomeus Kretschmer 420 Bartholomeus Senftenberger [= Kretzschmer]421 Schöffe Johann Wolmerstet und königlicher Richter Paul Schneider 422

Vgl. LO 1434–1483, fol. 107v. Vgl. LO 1434–1483, fol. 118v. Vgl. LO 1434–1483, fol. 86r. Vgl. LO 1434–1483, fol. 126r und VOU Heft 7–8, S. 149. Nach Jancke/Richter (1811–19), »Dritter Beytrag« (ohne Quellenangabe), war er 1485 Mittverweser. Vgl. LO 1434–1483, fol. 134v. Vgl. LO 1484–1520, fol. 2r–v. Vgl. LO 1484–1520, fol. 6r. Vgl. Anhang A (1489. November 13.). Vgl. Urkundenbuch 7, fol. 88 (alte Nr. 82); Reg. VOU Heft 9–20, S. 19. Vgl. LO 1484–1520, fol. 40v passim. Vgl. LO 1484–1520, fol. 137v. Siehe auch LA 1505–1512, fol. 168r–v und Entscheidebuch 1454– 1467, fol. 35r. Vgl. Anhang A (1508. September 17.). Zu seiner Amtseinsetzung vgl. SRL N. F. 3, S. 544 f. Siehe auch LM 1517–1520, fol. 181r (1518. September 27.) und dazu Zobel (1925), S. 161. Als Vertreter des Gestifts verkauft er erstmals am 19. Juni 1518 Kredite, vgl. LO 1484–1520, fol. 224r. Siehe auch ebd. fol. 229r–v. Vgl. LO 1484–1520, fol. 241r. Vgl. LO 1520–1550, fol. 11r. Vgl. LO 1520–1550, fol. 13v–14r.

282 1524 1547

2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

Bartholomäus 423 vacat 424

Wegen der lückenhaften Quellenlage kann zurzeit kein vollständiges Bild über die Verweser des »Gestifts der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche gegeben werden, aber die bisher in den Quellen identifizierten Personen der Verweser zeigen deutlich, dass der höchste Posten der Stiftung oft und über lange Zeiträume von den ranghöchsten städtischen Politikern eingenommen wurde. Diese waren Schöffen, Stadtschreiber, Bürgermeister oder königlicher Richter.425 Mit der Einführung eines reformierten Gottesdienstes in Görlitz im Jahr 1525 wurden die Messen der liturgischen Memoria eingestellt. Das Weiterbestehen bzw. die Auflösung der Görlitzer Bruderschaften lässt sich in den Quellen aber kaum nachvollziehen.426 Wegen fehlender Einnahmen und ausbleibender Zinszahlungen waren die Bruderschaften wirtschaftlich kaum handlungsfähig und aufgrund der Umstrukturierung der Görlitzer Finanzverwaltung enden die Eintragungen, die die Bruderschaften betreffen, in den Hypothekenbüchern. Im Liber Obligationum 1520–1550 werden nur noch vereinzelt Rückzahlungen oder Umschreibungen von Hypotheken an die Priesterbruderschaft vermerkt. Die ehemaligen Verweser derselben erscheinen seit 1532 nur noch als »Versorger der Priesterschaft« und seit 1540 als »Versorger der Gestifte und Hospitäler«, was bedeutet, dass alle Geschäfte, die die Bruderschaften, das Gestift und die Hospitäler betrafen, nun zusammengelegt worden waren. 1558 erfolgte die letzte Eintragung in dieses noch zu drei Vierteln leere Buch. Die Stadtbuchreihe der Libri obligationum, die man einst speziell für die Zinskäufe der Bruderschaften eingerichtet hatte, wurde beendet. Für die sogenannten »Priesterzinsen« waren schon 1525 gesonderte Register angelegt worden, die der Verwaltung helfen sollten, wenigstens einen Teil der seit der Reformation nicht mehr gezahlten Zinsen einzunehmen.427 Zu den Bruderschaften finden sich dann nur noch ganz wenige Hinweise nach 1524: 1533 wird das Einkommen der Priesterbruderschaft abgerechnet, 1544/47 werden die Priester-, die Jakobs- und die Bürger423

424 425

426 427

Vgl. LO 1520–1550, fol. 13v–14r. Unklar ist 1524 ob hier der alte Bartholomäus Kretzschmer alias Senftenberger gemeint ist oder ein gleichnamiger Bartholomäus, denn in einem Vermerk LO 1484–1520, fol. 40v quittiert ein dominus Bartholomeus junior anstatt und von wegen des wirdigen hern Bartholomeus senioris vorsorgers des gestifts des leydens Christi. Vgl. Scultetus, Kürbuch. fol. 115v. Derartige enge Verbindungen zwischen städtischer Führungsschicht und kirchlichen Institutionen lassen sich in vielen Städten beobachten und waren ein wichtiger Bestandteil bürgerlichen Selbstverständnisses, vgl. zum Beispiel zu Regensburg Oberste (2007), S. 29 und Richard (2006b). Kämmel (1874), S. 152 schreibt von einer Aufhebung der Bruderschaften am 1. Oktober 1527, dies lässt sich jedoch bisher nicht belegen. Siehe unten S. 382 ff.

2.2 Memoria und Gebet

283

bruderschaft genannt, 1545 soll das Vermögen der Priesterbruderschaft umgewidmet werden und 1563 werden noch Vorsteher der Bruderschaft erwähnt.428 Dass die Kreditgeschäfte mit dem einstigen Vermögen der Bruderschaften fortgesetzt wurden, zeigen die Aufzeichnungen des Bartholomäus Scultetus († 1614), der ein Verzeichnis jener Personen anlegte, die zwischen 1536 und 1594 von der Peterskirche Geld geliehen hatten.429 Ob die Görlitzer Bruderschaften ähnlich wie in Zittau oder Bautzen transformiert wurden, müssen weitere Forschungen klären. In Zittau430 war 1582 die Frauenbruderschaft in die »Bürgerbegräbnisgesellschaft« umgewandelt worden, und das Register (Rechnungsbuch) der Bautzener431 Frauenbruderschaft hieß 1563 nicht mehr Registrum fraternitatis, sondern Registrum eleemosinarum und 1583 wurde die »Große Brüderschaft« gegründet, die sich der Begräbnisse ihrer Mitglieder annahm. Zur Neugründung einer »Leichen- und Begräbnisfraternität« kam es in Görlitz erst 1723. Die Tuchmacherbegräbniskasse wurde 1733 gegründet und die Tuchmacherknappenkasse sogar erst 1754.432

2.2.2 Die Memoria der Görlitzer Bürger bis zur Reformation Nachdem ein Überblick zu Struktur und Organisation der Görlitzer Bruderschaften zwei der wichtigsten Träger der lokalen Memoria vorgestellt hat und die engen Verbindungen der politischen Führungsschicht zu den kirchlichen Institutionen aufzeigte, soll im Folgenden die Praxis des Görlitzer Gebetsgedenkens untersucht werden, wie sie sich in letztwilligen Verfügungen darstellte. Im Kapitel zur Genese der Görlitzer Sakraltopografie wurden bereits die Gotteshäuser vorgestellt, in denen die Bewohner ihre Fürbitten hielten und ihrer Toten gedachten bzw. erinnern ließen. Während zum Beispiel an der Ratskapelle, der Heilig-Kreuz-Kapelle, der Annenkapelle oder auf dem Berg Oybin jeweils eine relativ kleine Gruppe oder nur wenige Privatpersonen ihr Gebetsgedenken organisierten, ließen sich die meisten Görlitzer in die Totenbücher der Pfarrkirche, der Frauenkirche und des Görlitzer Franziskanerklosters eintragen. Das in Edition vorliegende Nekrologium der Franziskaner wurde bereits oben besprochen.433 Die mittelalterlichen Totenbücher der Kirchen St. Nikolai bzw. St. Peter sowie der Frauenkirche 428 429 430 431 432 433

Vgl. Urkundenbuch 9, hier zitiert nach Zobel (1941), S. 63 und Zobel MS (1939), S. 39; siehe auch Zobel (1938), S. 113 sowie Lose Urkunde 1563. Juli 15. Vgl. Sculteti, Signaturen, 11v–14r. Vgl. Pescheck (1834/37), Bd. 1, S. 382. Vgl. Needon (1910), Nr. 11. Vgl. Jecht (1916), S. 97. Vgl. die quellenkritischen Bemerkungen in der Einleitung oben S. 49, S. 130 sowie die Angaben in den Abschnitten zum Franziskanerkloster S. 146 ff. und S. 283 ff.

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

sind nicht erhalten, nur einige Fragmente des erstgenannten sind sekundär überliefert worden.434 Aus den Testamenten wissen wir aber von zahlreichen Görlitzern, wie sie sich das Gebetsgedenken für sich und ihre Angehörigen vorstellten. Dabei soll im Folgenden keine Statistik und Auswertung des gesamten Materials geboten werden, sondern nur an einigen Beispielen die Bandbreite der Möglichkeiten in Görlitz dargestellt werden, wobei der Focus auf den sozialen, politischen und wirtschaftlichen Implikationen der Memorien liegt.435 Im Allgemeinen kann man davon ausgehen, dass jeder, der einer Kirche oder Kapelle zu Lebzeiten oder nach dem Tod Teile seiner Habe oder seines Vermögens hinterließ, auch in das Totenbuch und damit das regelmäßige Totengedenken der jeweiligen Institution aufgenommen wurde. Dieses beschränkte sich im einfachsten Fall auf das Verlesen des Namens am Todestag während einer Messfeier.436 So wird es mit dem Großteil der Namen geschehen sein, die das Nekrologium der Franziskaner nennt.437 Ebenso dürften die zahlreichen Testatoren, die die anderen Görlitzer Kirchen bedachten, ohne Spezifisches über die Verwendung zu formulieren, ebenfalls in die jeweiligen Gedächtnisbücher aufgenommen worden sein. Nur selten findet sich die explizite Formulierung von Testatoren, dass sie in das jeweilige Totenbuch Aufnahme finden wollten.438 Umgekehrt lassen sich jedoch nicht alle Personen, die dem Franziskanerkloster Zuwendungen machten oder wünschten, ins Totenbuch geschrieben zu werden, dort auch nachweisen. Dabei dürfte es sich allerdings um ein Problem der Überlieferung handeln. Es ist zu vermuten, dass einst mehrere Verzeichnisse von Wohltätern vorhanden waren. Wer mehr finanzielle Mittel zu Verfügung hatte, stiftete eine oder mehrere Messen oder einen Altar und dazu eine Messe. Wenn möglich wurden die Messen auf mehrere Altäre oder sogar mehrere Kirchen verteilt. Eines der ersten derartigen Gör434

435

436 437 438

Vgl. in der Einleitung oben S. 49, Anm. 129 und den Abschnitt zur Ratskapelle S. 73. Mit Totenbüchern sind hier alle Formen von Verzeichnissen gemeint, in die Gedenktage von Verstorbenen eingetragen wurden. Zu einer genauen Typologie von Nekrologien, Anniversarien etc. vgl. Schuler (1987), S. 67–89. Mit Einschränkungen sind die statistischen Beobachtungen, die Brigitte Klosterberg in Köln in Bezug auf die Vermögens- und Familienverhältnisse der Testatoren und der daraus resultierenden Testierpraxis machte bis zur Reformation auch in Görlitz zu beobachten, vgl. Klosterberg (1995), besonders S. 264–275 sowie Marquardt (2009). Vgl. Missa solemnis, siehe auch Schuler (1987), S. 83. Zur Praxis von Anniversarstiftungen und Ewigmessen bei den Franziskanern im Allgemeinen vgl. Neidiger (1981), S. 59 f. Vgl. zum Beispiel im Anhang A die Testamente von Katharina Riemer (1477. April 29.), Gregor Hornig (1482), Andreas Weißjorge (1492. September 25.), Nikolaus Mondenschein (1494. Juli 8.), Barbara Asmann (1496. September 30.), Margaretha Kretzschmer (1497. Januar 18.), Martin Schubert (1499. Oktober 29.), Margaretha Schmied (1504. Oktober 15.), Barbara Braun (1508. August 15. nach), Michael Weider (1508. August 26.), Benigna Kirchoff (1508. September 11.) und Martin Braun (1513. März 16.).

2.2 Memoria und Gebet

285

litzer Testamente, das eine möglichst große Verteilung der Gedächtnisse vorsah und explizit die noch lebenden frunde in die Fürbitten mit einschloss, ist das Testament der Katharina Leuchkynne vom 7. Januar 1427. Sie ist ebenfalls die erste, die in ihrem Testament das Totengedächtnis bei der Görlitzer Priesterbruderschaft wünschte. Ich Katherina Leuchkynne bekenne, das ich mit gutem wolbedochtem mute zcu eynem ewigen testament und zelgerethe gemacht habe vyer mr. geldis jerlichen czins von mynem erbeteil mit myner swestir Barbaren willen und dorzcu mit myns brudirs Paul Rynckengyssers 439 willen, mynes vormunden; und mache und schicke noch lauthe disse[r] schrift und notln, noch mynem tode also, das man die vyer mr. geldis jerlich zcu ewigin geczeitin gebin sal also bescheidenlich nemlich uff den nehistin zcukunftigen sente Michels tag noch mynem tode anzcuhebin und czwu mr. geldis zcugebin zcu dem altare sente Nicklas, das do gehoret zcu der bruderschaft der prister, dorummb, das die prister in der selbien bruderschaft mir alle jar jerlichen jargeczit legin sullin und alle[n] mynen frunden zcu ewigin geczeitin, und dovon so sal der prister, der denne czu czeitin seyn wirt altariste desselbien altares, gebin deme pharrer 4 gr., dem prediger 3 gr. und yczlichem caplan 2 gr. und yczlichen altaristen 1 gr., die do by der messe und vigilien seyn werdin; und das oberige [= übrige], was denne van den selbien czweyen mr. geldis obir bleybet, das sal dem prister, der denne das altar belist, und der selbie prister sal sunderlichin lesen eyn requien und eyne vigilie zcu der jargeczeit und dorczu eyne messe den lebinden iren frunden. Item dornach so sal man gebin eyne mr. geldis zcu den czweyen altarien in der pharrekirchin zcu sente Petir, do man die fruesten erstin messin czu des morgens offe li[e]st; dovon so sullen die prister, die die altaria habin, ir yczlicher eyne messe und eyne vigilie lesin alle jargeczeit czu ewigin gezeitin und sundirlich eyne messe den lebinden iren frunden. Item dornoch so sal man gebin 1 mr. geldis czu Unsir libin frauen [Kirche] czu den dreyen altarien den pristern, die die altaria belesin, und ir eyn yczlicher sal eyne messe und yne vigilia lesin alle jargeczeit czu ewigin geczeiten und ir yczlicher sal auch lesin eyne 440 messe den lebinden iren frunden.

Auf diese Weise wurde Sorge getragen, dass das Band zwischen den Lebenden und den Toten nicht abriss, und dass die Gebete nicht nur den Verstorbenen, sondern auch dem Seelenheil der Verbliebenen galten. Neben dieser Form des ewigen Gedenkens wurde bisweilen die Möglichkeit der befristeten Memoria gewählt. Das bisher für Görlitz erschlossene Material reicht allerdings nicht aus, um etwa wie für Stralsund oder Avignon herauszuarbeiten, in welchen Epochen oder von welchen Personenkreisen die eine oder andere Form des Gedenkens bevorzugt wurde.441 Auf Fälle der befriste-

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440 441

Paul Rinckengießer wohnte um 1430 im Haus Untermarkt 1, vgl. Jecht (1927–34), S. 358. Er war seit 1427 im Rat und 1430/31 Bürgermeister. Seine Tochter Margarethe war mit Urban Emerich verheiratet. Rinckengießer starb um 1431, vgl. Jecht (1892b), S. 87. Vgl. den vollständigen Text in der Edition Speer (2006), S. 62 f. Vgl. zu Stralsund Lusiardi (2000), S. 59 ff. sowie Lusiardi (2000b), der auch Bezug nimmt auf die Avignon-Studie von Chiffoleau (1980). Chiffoleau stellte in seiner Studie fest, dass besonders in Avignon etwa seit der Mitte des 14. Jahrhunderts die Zahl der gestifteten Ewigmessen zurückging, aber die Zahl von kumulativen Messstiftungen, die möglichst viele Mes-

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

ten Memoria trifft man vor allem im Zusammenhang mit Kreditgeschäften von Privatpersonen, in denen der Kreditgeber die Zinsen zum Lesen einer Messe stiftete. Dabei wird vorher selten ein Termin der Rückzahlung vereinbart. Dem Stifter schien es in gewisser Weise egal gewesen zu sein, wie lange seiner gedacht wurde.442 Vielleicht hatte er auf anderem Weg schon für ein ewiges Gedächtnis vorgesorgt. Gewöhnlich findet man in Görlitz jährlich stattfindende Ewigmessen und für die unmittelbare Zeit nach dem Tod wurden für den dritten, siebten und dreißigsten Tag Messen bestellt. Je mehr sich die Görlitzer Quellen dem Ende des 15. Jahrhunderts nähern, desto umfangreicher wird auch die testamentarische Überlieferung. Wirtschaftlicher Aufschwung und gesteigerte Frömmigkeit führten zu umfangreichen Testamenten, die ein möglichst vielfältiges und weit gefächertes Totengedenken wünschten. Bis dahin hatte man es für ausreichend empfunden, einer oder mehreren Bruderschaften oder Kirchen für ein »Begängnis« Geld oder Wertgegenstände zu hinterlassen.443 Georg Emerich († 1507) hatte sich 1487 nach Ausweis des Stadtbuches bei der Stiftung einer jährlichen Gedächtnismesse für sich und seine Familie noch damit begnügt, Vigil und Messe nach »Gewohnheit« der Bruderschaft ausrichten zu lassen.444 Der ehemalige Bürgermeister Hans Bottener († 1492) war 1492 bei den Ausführungen für sein letztes Geleit, das Begräbnis und die Jahrfeiern etc. viel ausführlicher. In seinem Testament heißt es dazu: Is sal der rath ein ewig begengniß bestellen, also nemlich ime seinen eldern unnd das gantze geschlecht alle jar jerlichen uff itzlich quatortempora mit vigil unnd selmessen zubegehen, iren selen zu hulffe unnd zu trost. Dazu gab er 1 mr. jährlichen, wiederkäuflichen Zins … wo aber sulch geldt dortzu nicht genugsam sein wolde, mag der rath nach seinem irkentniß bessern und irhohen, unnd ap der pfarher mit seinem capellan ader die prister in irer bruderschafft sulch begengniß halden sullen, stellet er gentzlich zu des rathes gefallen. Item man sal im den salter bey der leiche in seinem hauße lesen lassen. Item man sal im vilgen singen und alle prister mitgehen lassen unnd ein itzlich prister sal seiner selen zu 445 troste eine vilgen bethen und eine selemessen halten.

Bemerkenswert ist, dass Bottener auf der einen Seite sehr detaillierte Vorstellungen äußerte, auf der anderen Seite aber sehr gewichtige Entscheidungen dem Rat überließ. Diese Delegation der Entscheidung dürfte vor allem symbolischen Charakter besessen

442 443

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sen in einer kurzen Zeit nach dem Tod gewährleisteten, anstieg. Diese Tendenz konnte Lusiardi in Stralsund nicht feststellen, vgl. ebd. S. 101 und 106. Vgl. Speer (2006), S. 56 f. und 60 f. Vgl. z. B. im Anhang A die Testamente: 1475. Juli 27.; 1475. August 3.; 1475. September 2.; 1477. April 29.; 1483. Oktober 14.; 1483. Oktober 21.; 1484. Oktober 27.; 1487. Juni 27.; 1488. März 4.; 1489. Mai 5.; 1489. Oktober 16. und 1492. März 9. Vgl. im Anhang A eine der Stiftungen des Bürgermeisters Georg Emerich (1487. Juni 27.). Vgl. Anhang A (1492. April 1.).

2.2 Memoria und Gebet

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haben. Hier unterwarf sich der Bürgermeister zwar der Entscheidung des Rates, für eine angemessene und standesgerechte Memoria zu sorgen, aber der Testator konnte sicher sein, dass er diese auch erhielt. Denn zum einen hatte er als Bürgermeister einst den Ratsherren vorgestanden und als einem der ihren wird man ihm auch die entsprechenden Ehren zuteilwerden lassen und zum anderen konnte er auf das gute Funktionieren der Zusammenarbeit von Rat und Priesterschaft bauen. Die Eintragungen im Liber obligationum 1484–1520 zeigen, dass der Rat in dem mit der Priesterbruderschaft abgeschlossenen Zinsvertrag ca. drei Jahre später die Erwartungen Botteners voll erfüllte und die vorgesehene Zinssumme sogar vervierfachte.446 Die Ausführungs- und Aufsichtsfunktion des Görlitzer Rates unterstreicht ebenso der Wunsch des ehemaligen Bürgermeisters Valentin Schneider († 1508), der formulierte: Es ist auch seine fleißige bethe und beger, das der rath dorein sehn wolle, das die getzeiten ordenlich gesungen werden.447

Der Rat wachte aber nicht nur darüber, dass »ordentlich« gesungen wurde, sondern er stritt sich sogar mit dem Görlitzer Pfarrer Martin Schmied, wann der Prediger die registri mortuorum zu verlesen habe. Der Bischof entschied den Streit 1507 dahingehend, dass nach der Predigt die »Seelenregister« vorzulesen seien und für die Verstorbenen gebetet werden solle.448 Als 1516 die Bauarbeiten an der Nikolaikirche fortgeführt werden sollten, betonte der Rat in einem Schreiben an den Bischof in Meißen, dass man den Kirchenbau vorantreibe, damit Andacht und Fürbitte für die Verstorbenen gemehrt würden.449 Der Rat sah sich also in der Verantwortung, Memorien zu fördern und zu sichern. Eine weitere Besonderheit der ratsherrlichen Memoria war, dass einige Ratsherren neben den üblichen Messen wünschten, dass ihrer während der Predigt gedacht wurde und dafür dem Prediger Geld vermachten. So heißt es in dem Vertrag zwischen Rat und Priesterbruderschaft, dass die Priesterbruderschaft vierteljährlich um die Quatemberwochen dem oben genannten Hans Bottener, seiner Frau, seinen Eltern und allen Verstorbenen seines Geschlechtes Vigilien und Seelenmessen halten sollten und dasselbige den sontag dorvor uff dem predigerstull zuvorkundigen lassen.450 Ähnliches wünschten der Bürgermeister Nikolaus Mondenschein († 1494) und der ehemalige Ratsherr Caspar Tilicke († 1499).451 In dessen Testament ist zu lesen: Man solle ewig alle Sonntage und Freitage vor in bitte uffem predigerstull zu 446 447 448 449 450 451

Vgl. die Anmerkungen im Testament, Anhang A (1492. April 1.). Vgl. das Testament Valentin Schneiders im Anhang A (1508. Juni 29.). Vgl. die zwei Losen Urkunden (1507. November 24.) und das Regest im VOU Heft 9–20, S. 77. Vgl. LM 1515–1517, fol. 165r–v, abgedruckt in Zobel (1926), S. 206 f. Vgl. die Anmerkungen zum Testament des Hans Bottener im Anhang A (1492. April 1.). Vgl. im Anhang A das Testament Nikolaus Mondenscheins (1494. Juli 8.) und das Testament Caspar Tilickes (1499. September 13.).

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

Sanct Peter alhie. Das Gedenken sollte also nicht nur an einem Altar vor wenigen Priestern, sondern vor der versammelten Gemeinde gefeiert werden. Neben dieser Vergrößerung des potenziellen Publikums der Gedächtnismessen ist bei den Mitgliedern der wohlhabenden Ratsherrenfamilien eine größtmögliche Ausdifferenzierung und Verteilung der Memorien zu beobachten. Exemplarisch stehen dafür die Testamente und Stiftungen des Bürgermeisters Georg Emerich und seiner Frau Klara sowie das Testament des Bürgermeisters Nikolaus Mondenschein.452 Alle Kirchen, Kapellen, Hospitäler und das Franziskanerkloster der Stadt Görlitz wurden beschenkt und zu Memorialleistungen verpflichtet. Hinzu kamen noch außerhalb von Görlitz gelegene Klöster und die Kirchen der Dörfer, die sie besaßen. Es wurden aber nicht nur zahlreiche Geistliche mit Memorien beauftragt, sondern auch Bewohner der Stadt, die vornehmlich als Insassen der Hospitäler in den Genuss von testamentarischen Zuwendungen kamen und dafür die Geber in ihre Gebete einschlossen.453 So aktivierten die städtischen Eliten ein weites Netz sozialer Kontakte, dass von den städtischen Hospitälern, den Kirchen und dem Franziskanerkloster bis hin zum Cölestinerkloster auf dem Oybin reichte und weitere Klöster der Oberlausitz mit einschließen konnte. Bis auf die Inanspruchnahme von Hospitalinsassen oder Armen wurden diese sozialen Kontakte aber nicht erst mit der Testamentsvollstreckung geschaffen, sie waren vielmehr die Fortsetzung von zu Lebzeiten begründeten oder von Bekannten und Verwandten übernommenen Verbindungen, die so gefestigt und für die Zukunft gesichert werden sollten. Im Testament der Ratsherrnwitwe Ursula Canitz ist zum Beispiel zu lesen, dass die Schwester für die 10 mr., die sie erhalten solle, irer selen auch dorbey gedencke.454 Um herauszufinden, ob bestimmte städtische Gruppen Memorien bei besonderen Bruderschaften oder in spezifischen Kirchen und Klöstern bevorzugten, wurden die erhaltenen Görlitzer Testamente daraufhin verglichen. Das Ergebnis zeigt eine relative Gleichverteilung von Zuwendungen für Memorien, was sicher daran liegt, dass durch das Bestehen einer vorgegebenen Empfängerhierarchie individuelle Präferenzen der Testatoren überdeckt werden. Gerade bei Ratsherren, die alle in und um Görlitz möglichen kirchlichen Institutionen mit Schenkungen und Stiftungen bedachten, sind durch die flächenartige und stereotype Verteilung kaum individuelle Tendenzen erkennbar. Ausgenommen seien hier »Extremfälle« wie Nikolaus Mondenschein, Georg Emerich oder Hans Frenzel. Bei jenen Testatoren aber, die nur wenig Nachlass zu vergeben hatten und daher nicht alle Kirchen etc. beschenken konnten, ist anzunehmen, dass sie bestimmte Gründe hatten, sich für die jeweilige 452

453 454

Vgl. zu Nikolaus Mondenschein Anhang A (1494. Juli 8.). Zu den Stiftungen der Emerichs siehe ebd.: 1482. November 5.; 1487. Juni 27.; 1489; 1489. September 1.; 1492. Februar 6.; 1495. November 18.; 1497. August 16.; 1497. August 26.; 1498. November 27.; 1503. Juni 20.; 1503. Juli 13.; 1506; 1515. April 30.; 1530. September 28.; 1544. Dezember 8. und 1552. Februar 27. Siehe oben die Abschnitte zu den Hospitälern. Vgl. das Testament der Ursula Canitz im Anhang A (1508. Oktober 9.).

2.2 Memoria und Gebet

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Einrichtung zu entscheiden. Da diese Erblasser aber wegen fehlender prosopographischer Forschungen nicht oder nur vage in der Görlitzer Gesellschaft verortet werden können, ist es bisher nicht möglich, etwa Zusammenhänge zwischen Berufsgruppen, gesellschaftlichem Status und politischen Aktivitäten festzustellen. Diese Zusammenhänge wären aber wichtig, um herauszufinden, ob die Görlitzer Bruderschaften nicht nur Vereinigungen waren, die das Gebetsgedenken organisierten, sondern auch Gruppen, die politische Interessen widerspiegelten.455 Es bleibt damit zukünftigen Forschungen vorbehalten, herauszuarbeiten inwiefern die Görlitzer Bruderschaften auch oder vor allem Vereinigungen der politischen Willensbildung waren, wie dies Mathias Kälble bei seinen Untersuchungen nichtzünftiger Stubengesellschaften feststellte.456 Auf der Basis des bisher Dargelegten kann aber angenommen werden, dass die Görlitzer Bruderschaften ebenfalls soziale und politische Interessengruppen darstellten. Allein die Benennung der für die städtische memoria bedeutendsten Bruderschaften nicht nach ihren Patrozinien, sondern nach dem wichtigsten gemeinsamen Merkmal ihrer Mitglieder – nämlich Bürger oder Priester – lässt eine bewusste, öffentliche Abgrenzung erkennen. Es liegt daher die Vermutung nahe, dass sich die Bürger genau wie die Priester, zumindest in den Anfangsjahren dieser Bruderschaften, vor allem aus Gründen der Organisation und Durchsetzung gemeinsamer Interessen zusammenfanden und nicht primär beispielsweise wegen der kultischen Verehrung Marias. Ähnlich wie bei den Innungen, bei denen das gemeinsam ausgeübte Handwerk Ausgangspunkt der Gemeinschaftsbildung war, so war bei der Bürgerbruderschaft der »Stand des Bürgers« gemeinsames Merkmal und Antrieb der Vergemeinschaftung. Natürlich waren der Wunsch nach Gemeinschaft, gemeinsame Wertvorstellungen und praktizierte Frömmigkeit mindestens gleichrangige Beweggründe, den Gruppen beizutreten, aber der Kult eines/einer Heiligen war wohl nicht »das« gemeinsame Identifikationsmerkmal der Mitglieder.457 Auf diesem Wege war die Integration von Bürgern 455 456 457

Vgl. dazu die Beiträge des Sammelbands Fouquet/Steinbrink/Zeilinger (2003). Vgl. Kälble (2003), S. 34 f. und 38 f., siehe auch den Sammelband Fouquet/Steinbrink/Zeilinger (2003). Vgl. zu möglichen Ausgangspunkten bruderschaftlicher Gemeinschaftsbildung Remling (1993), S. 154 ff. Siehe auch die grundsätzlichen Reflexionen über »soziale Gruppen im Mittelalter« in Oexle (1982), Oexle (1994) sowie Borgolte (1996). Oexle (1994), S. 132–159 setzt sich eingehend mit dem Begriffspaar »Vergemeinschaftung« und »Vergesellschaftung« sowie der Bedeutung sozialer Gruppen bei Max Weber auseinander. Zu Max Webers Theorien von der okzidentalen Stadt siehe auch Oexle (2003) und zu den sozialen Gruppen Oexle (1990), Oexle (1996) sowie Oexle (1998). Mit diesen und weiteren Arbeiten von Oexle setzte sich Gerhard Fouquet auseinander und erweitert die Definition des Gruppenbegriffs von Oexle (1998), S. 17 f. Gruppen sollen dabei als soziale, auf relative Dauer und zeitliche Kontinuität hin angelegte Einheiten verstanden werden, die aufgrund von explizit oder implizit vereinbarten Regeln und Normen abgrenzbar sind und damit über gemeinsame, unverwechselbare und Identität stiftende Lebensformen und Verhaltensweisen, verfügten. Gruppen zeichneten sich darüber hinaus dadurch aus, dass sie mehr oder

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

ungeachtet diverser Berufe und frommer Vorlieben in eine religiöse Bruderschaft möglich, die allerdings aufgrund ihrer Basis in der Stadtbevölkerung auch eine politische Kraft darstellen konnte. Durch die vom Rat eingesetzten Verweser der Bruderschaften war diesem aber die Kontrolle der Bruderschaften und vielleicht opponierender Bestrebungen möglich.458

2.2.3 Die Memoria nach der Reformation Die gesellschaftlichen Veränderungen der Reformation brachten es mit sich, dass die verschiedenartigen vorreformatorischen Stiftungen in unterschiedlichem Maße in ihrer Ausführung und Zweckbestimmung Veränderungen erfuhren. Stiftungen, die einzig und allein zum Beispiel mittels Privatmessen der liturgischen Memoria dienten, wurden durch die lutherischen Lehren459 in Frage gestellt und in Görlitz nach 1525 abgeschafft. Stiftungen aber, die zum Beispiel neben der Erinnerung und Seelenheilfürsorge des Stifters in ihrem materiellen Ertrag vor allem der Unterstützung von Armen, Kranken, Studenten oder städtischen Aufgaben wie Straßenbau zugutekamen, wurden in der Regel in ihrer Sinnhaftigkeit weniger in Frage gestellt und weiterhin ausgeführt.460 Die Gesamtheit aller Stiftungen wurde jedoch durch zwei Probleme bedroht: Zum einen durch die besonders in den Jahren der Reformation sinkende Zahlungsmoral der Zinspflichtigen, die meinten, den zu Zeiten der

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minder ausgeprägte Kohäsionen über Bekanntschaft, Freundschaft und Verwandtschaft besaßen und über einen gewissen Grad innerer Organisiertheit verfügten. Dadurch wurden Funktionen differenziert und »soziale Rollen« festgelegt. Zitiert nach Fouquet (2003), S. 14. Prietzel (1995), S. 33 ff. und 45 gibt einige Beispiele, wie Bischöfe, Adlige und Stadträte durch die Kontrolle von Bruderschaften versuchten, ihre Interessen durchzusetzen. Anders schien sich die Situation in Franken dargestellt zu haben, wo Bruderschaften weniger verbreitet waren als in mittel- und norddeutschen Städten und die »sozialgeschichtliche Bedeutung des Bruderschaftswesens« weniger in seiner »Integrationsfunktion, sondern mehr im repräsentativen Bereich« lag, vgl. Remling (1993), S. 169. Vgl. Angenendt (1983), S. 216 f. und die dort zitierte Stelle aus Luthers Schrift »Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche«, in der Luther die Vervielfältigung der Messfeier und deren Interpretation als Sühneopfer anprangert und die daraus entstandenen Missbräuche, die aus dem Sakrament lauter Jahrmärkte, Krämerei und gewinnsüchtige Kontrakte gemacht hätten, die wiederum Bruderschaften, Fürbitten, Verdienste, Jahrbegängnisse, Gedächtnisse und dergleichen mehr haben entstehen lassen, an denen die ganze Nahrung der Pfaffen und Mönchen hänge. In Luthers Schrift »An den christlichen Adel der deutschen Nation« findet sich das vielzitierte Dictum: Es wäre mir lieber, ja Gott angenehmer und viel besser, dass ein Stift, Kirche oder Kloster alle ihre jährlichen Messen und Vigilien auf einen Haufen nähmen und hielten einen Tage eine rechte Vigilie und Messe mit herzlichem Ernst, Andacht und Glauben für alle ihre Wohltäter, als dass sie ihrer tausend und tausend alle Jahr, einem jeglichen eine besondere, hielten ohne solch Andacht und Glauben. Vgl. das Zitat ebd. S. 217. Vgl. zum Beispiel die Arbeit Scheller (2004), die »Die Stiftungen Jakob Fuggers des Reichen vor und während der Reformation (ca. 1505–1555)« untersucht.

2.2 Memoria und Gebet

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»alten Glaubensvorstellungen« geschlossenen Verträgen nicht mehr nachkommen zu müssen, und zum anderen wurde der Stiftungsvollzug durch die sich verändernde Auffassung über die Gemeinschaft von Lebenden und Toten gefährdet, die ihren sinnfälligen Ausdruck zum Beispiel in der Verlegung von Friedhöfen, aus der Stadt heraus, fand.461 Es kann aber nicht davon die Rede sein, dass die Memoria an sich in Frage gestellt wurde, sondern vielmehr die Art des Vollzugs. Das Schicksal von Messstiftungen war es, wenn sich die Altaristen nicht mitsamt den Zinsverträgen auf und davon gemacht hatten, dass die verbleibenden Resteinnahmen in Görlitz vom Rat zusammengefasst und neuen, meist karitativen Zwecken zugeführt wurden. Dies galt freilich nur für jene Stiftungen, bei denen der Rat das Patronat innehatte oder vermittels der Bruderschaften seinen Einfluss geltend machen konnte. Eine Erinnerung an die Stifter konnte aber nach solcherart haushaltstechnischen Umstrukturierungen nicht mehr aufrecht erhalten werden. Etwas anders lag der Fall bei jenen Stiftungen, die von Anfang an beispielsweise Arme, Kranke und Studenten unterstützten. Die Stiftungsempfänger beteten zwar nicht mehr für das Seelenheil der Stifter, jedoch wurde die Erinnerung an sie auf vielfältigem Wege aufrecht erhalten und so weiterhin eine Gemeinschaft von Lebenden und Toten gepflegt.462 Dies geschah zum Beispiel einfach durch die visuelle Präsenz von gestifteten Hospitälern oder Kapellen, durch die Namensnennung in Dankgebeten von Hospitalinsassen oder durch die Wiederholung des Stifternamens im administrativen Schriftgut. Ein Beispiel dafür wäre das älteste Görlitzer Stadtbuch von 1305, dass die bewahrende und erinnernde Funktion der eingetragenen Schriften auf der ersten Seite mit den Worten hervorhob: … zu eime gedechtnisse allen, die diz buch gesehn, daz daz niemant anden shol …463

Auch wenn die Stadtbücher in erster Linie zur Sicherung von Rechtgeschäften angelegt worden waren, so bewahren sie doch darüber hinaus die Erinnerung an Personen und ihre Schenkungen sowie Stiftungen bis in die Gegenwart. Dass dieses 461

462

463

Vgl. hierzu die Arbeit Koslofsky (1995), die »Die Trennung der Lebenden von den Toten« anhand der Leipziger Friedhofsverlegungen 1536 nachzeichnet. In Görlitz lassen sich solche Tendenzen, das außerstädtische Begräbnis als »trojanisches Pferd des Luthertums« (ebd. S. 385) zu charakterisieren, freilich nicht nachzeichnen, weil aufgrund der Stadtentwicklung und Topografie die Toten schon immer größtenteils außerhalb der Stadt auf dem Kirchhof der alten Nikolaikirche bestattet wurden. Zur Begräbniskultur in Görlitz siehe auch Hoche (2006). Scribner (2002), S. 303 verweist auf Zürich, wo der Rat im November 1525 anordnete, dass alle Grabsteine innerhalb eines Monats aus der Stadt zu schaffen seien, sonst würden sie als Baumaterial verwendet. Nach Oexle (1983), S. 65 ff. kam es erst im 18. Jahrhundert zu endgültigen Absonderung der Toten aus der Gegenwart der Lebenden. Othenin-Girard (1999), S. 186–191 sieht eine »Verdrängung der Toten« bereits im frühen 16. Jahrhundert. Vgl. Ältestes Stadtbuch 1305–1416, S. 1a, abgedruckt in Jecht (1891), S. 5.

292

2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

»Gedächtnis der Stadt«464 von höchstem Wert für die Gesellschaft war, zeigt die Feuerordnung, mit der der Stadtschreiber verpflichtet wurde, im Falle eines Brandes die Stadtbücher sofort in ein sicheres Gewölbe zu bringen.465 Stifter wurden ebenfalls in den Ratsannalen erwähnt. Ihre Namen kursierten aber auch in Briefwechseln zum Beispiel mit dem Bischof, und bei Stiftungen, die weiteren Personen die Möglichkeit der Zustiftung boten, wurden die Namen der eigentlichen Stifter in den jeweiligen Dokumenten immer wieder niedergeschrieben. Wie bei den Altarstiftungen gezeigt werden konnte, stand der Name des Stifters dabei oft synonym für einen Altar und war für dessen genaue Identifizierung in einer Kirche für die Zeitgenossen ausreichend. Die Patrozinien wurden dann nicht mehr genannt. Aus heutiger Sicht war diese profane Memoria sogar langlebiger als die liturgische, die mit der Reformation ihr Ende fand. Die Stadtbücher waren allerdings nicht wirklich der Öffentlichkeit im weitesten Sinne zugänglich. Wer Informationen aus den Büchern wollte, musste schon triftige Gründe vorweisen.466 Anders war dies bei Kunstwerken, die in Kirchen dezidiert für ein breites Publikum geschaffen worden waren, so zum Beispiel Altarretabel, die in den Görlitzer Kirchen weiterhin von ihren Stiftern kündeten oder Epitaphe, die auch nach der Reformation angebracht wurden und an die Verstorbenen erinnerten. Otto Gerhard Oexle hat darauf aufmerksam gemacht, dass die Erinnerung an die Toten auch und vielleicht besonders in der Reformationszeit ihren Niederschlag in der Kunst in Form von Memorialbildern fand.467 Martin Luther hatte das Kultbild und die damit verbundene »Werkgerechtigkeit« zwar bekämpft, doch ließ er das Bild als »Gedenkbild« gelten. In seiner Schrift Wider die himmlischen Propheten (1524/25) wünschte er, das man eyn crucifix odder heyligen bilde lasse zum ansehen, zum zeugnis, zum gedechtnis, zum zeychen und er möchte biblische Bilder an die wende malen umb gedechtnis und besser verstands willen.468 Inhaltlich wollte er aber die Themen der Altarretabel auf Leben, Leiden, Tod und Auferstehung Jesu konzentriert sehen. Im Unterschied zur vorreformatorischen Zeit sollten jene Bilder den Betrachter nicht mehr zum fürbittenden Gebet auffordern469, sondern sie manifestierten das 464 465 466

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Vgl. die Arbeit Oberste (2005), die unter dem Gesichtspunkt des »Gedächtnisses der alten Stadt« die Dresdner Stadtbücher untersuchte, ebenso wie Oberste (2006), besonders S. 10. Vgl. zum Brand von 1525 den Bericht des Johannes Hass in SRL N. F. 4, S. 25. In Dresden wurden beispielsweise die Stadtbücher gemeinsam mit der Stadtkasse in eine Lade eingeschlossen, die nur gemeinsam mittels dreier Schlüssel vom Kämmerer und zwei Ratsherren geöffnet werden konnte, vgl. Oberste (2006), S. 10. Zu den Görlitzer Verhältnissen siehe die Ausführungen Abschnitt 3.1, S. 324 ff. Zu Memorialbildern vgl. Oexle (1984) und zu Memorialbildern der Reformationszeit Oexle (2006) sowie Oexle (2008); an dieser Stelle sei Herrn Professor Oexle ganz herzlich für die Zurverfügungstellung des Manuskripts gedankt. Vgl. WA 18, S. 80 und 82. Vgl. zu diesem appelatorischen Charakter von vorreformatorischen Stifterbildern Müller (2000), S. 33.

2.2 Memoria und Gebet

293

Bekenntnis der Toten zu ihrem Glauben.470 Für Martin Luther spielte die Memoria, die bei ihm nicht nur das Erinnern an die Toten meinte, sondern vor allem das Verinnerlichen des Heilsgeschehens, eine wichtige Rolle bei der Erlösung der Menschen.471 Resümierend fasst Oexle zusammen, dass Memoria nicht nur als Traditionselement weitergeführt wurde, sondern sie vielmehr zu einem Instrument der Reformation selbst wurde, sie wurde zur »Memoria der Reformation«. Auf dem von ihm exemplarisch untersuchten Dessauer Retabel, 1565 geschaffen von Lucas Cranach dem Jüngeren, das den Stifter im Kreise verstorbener Familienmitglieder und der als Jünger dargestellten führenden Reformatoren zeigt, durchdrangen sich in noch nie dagewesener Weise reformatorische Gedanken, Abendmahlstheologie und die Vorstellung von der Gegenwart der Toten.472 Oexle spricht sich weiter dafür aus, in der Steigerung und Dynamisierung der Memoria ein fundamentales Moment der Reformation und des 16. Jahrhunderts zu sehen.473 Wenn man die Bezugspunkte dieser Memoria, nämlich das Abendmahl, den Kreuzestod, die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu bedenkt, dann wird auch verständlich, dass sich die Nachbauten von Heilig-Grab-Anlagen erst recht nach der Reformation ausgesprochener Beliebtheit erfreuten, und dass sich die Nachfahren des Stifters der Görlitzer Anlage so für die Repräsentation von Georg Emerich auf Gedenktafeln einsetzten.474

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Vgl. Oexle (2008), S. 28. Siehe auch zur »Bildfrage im frühneuzeitlichen Luthertum« Kaufmann (2006), S. 157–204, der unter anderem S. 199 resümiert: […] 4. Die theologisch als ›Adiaphora‹ bestimmten Bilder wurden im Luthertum als Symbole christlicher Freiheit gewertet und insofern als wesentliche Ausdrucksmittel konfessionskultureller Identität angesehen, denen als Objekten von Repräsentation und Stiftungspraxis eine erhebliche sozial-kulturelle, jedoch keine religiös-kultische Bedeutung zukam. 5. Das Luthertum ist diejenige Konfession der abendländischen Christentumsgeschichte, die mit der größten Entschiedenheit Bilder als Auslegungen der Heiligen Schrift förderte und bejahte. Die im lutherischen Kirchenraum seit dem 16. Jahrhundert heimisch werdenden Reformatoren-, Superintendenten- und Pastorenporträts waren der memoria exponierter Schriftausleger und Bewahrer der reinen Lehre in der Nachfolge der Propheten und Apostel gewidmet. Zu Luthers Verständnis von Memoria vgl. Lexutt (2007), die am Ende ihrer Arbeit sehr pointiert zusammenfasst: … [so] könnte man zu den bekannten vier Exklusivpartikeln solus Christus, sola scriptura, sola gratia und sola fide eine fünfte anfügen, wie Luther es in der Beschreibung der Kampfeskraft der memoria zuletzt getan hat: sola memoria nominis domini – durch das Gedenken allein an den Namen des Herrn. Vgl. Oexle (2008), S. 27. Bereits Oexle (1985), S. 88 schrieb, dass die Reformatoren des 16. Jahrhunderts die Totenmemoria zwar leidenschaftlich bekämpften, aber der Gedanke der Gegenwart der Toten in der Reformation keineswegs erlosch, er hatte vielmehr neue Ausformung erfahren. Siehe auch den Überblick zur »Memorialkunst im Wandel« von Zerbe (2007), S. 143 ff., die die Veränderungen in der Auswahl der Bildmotive, in der Darstellung der verstorbenen Personen und im Inhalt der Textelemente nachzeichnet und einen speziell lutherischen Typus des Grab- und Gedächtnismals herausarbeitet. Vgl. Oexle (2008), S. 33 und Oexle (1985), S. 103 (zitiert oben S. 265, Anm. 281). Siehe den Abschnitt zur Hl.-Grab-Anlage S. 83 ff.

294

2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

Mit der Reformation war also keinesfalls das Ende der Memoria gekommen, sie wurde nun verstärkt durch Kunst visualisiert und nicht mehr durch Seelenmessen oder Fürbitten zelebriert. Die von Oexle gemachten Aussagen können an Beispielen der Görlitzer Kunst leider nicht verifiziert werden, da vor allem durch den Stadtbrand von 1691, der das Inventar der Peterskirche zerstörte, keine vergleichbaren Bilder erhalten geblieben sind, in den Dorfkirchen des Görlitzer Umlandes wurden aber einige wenige derartige Bilder überliefert.475 Es lässt sich außerdem auf anderen Gebieten sehr wohl erkennen, dass man weiterhin der Verstorbenen gedachte, dass die Vorstellung von der Gegenwart der Toten erhalten geblieben war, und dass man sich selbst in einer Beziehung mit den Verstorbenen sah.476 Das Erinnern an Verstorbene und ihre Wohltaten für die Gemeinde wurde nämlich nicht nur im Rahmen von Gebeten, Messen oder Gottesdiensten perpetuiert, sondern auch durch profanes Schrifttum und natürlich auch durch die von ihnen gestifteten Gebäude. Zwei Görlitzer Beispiele wurden bereits oben ausführlich beschrieben: Die Inszenierung Georg Emerichs als Stifter des Heiligen Grabes durch seine Nachfahren und die Emerichsche Familienchronik sowie die Vita des Hans Frenzel.477 Die Vita, das Hausoder Familienbuch und Familiengeschichtsschreibungen gab es als Formen der »Memorialliteratur« zwar schon lange vor der Reformation, doch die zwei Görlitzer 475

476

477

Im nordwestlich von Görlitz gelegenen Königshain, das einst der Stifter der Annenkapelle Hans Frenzel gekauft hatte, ist in der Dorfkirche ein Tafelbild aus der Zeit um 1581 erhalten geblieben, das Joachim Frenzel und dessen Frau zeigt. Sie sind zusammen mit den trauernden Figuren der Maria und des Evangelisten Johannes zur Rechten und Linken des Gekreuzigten kniend und betend dargestellt, den Blick zum Betrachter gewandt. Zweifellos handelt es sich bei dem auf Holz gemalten, künstlerisch herausragenden Gemälde um ein Epitaph des Ehepaars; Größe und Darstellungsweise deuten darauf hin, dass es zusammen mit einem verlorenen Architekturrahmen das ehemalige Altarretabel bildete. Für den freundlichen Hinweis auf dieses Werk gilt mein Dank Marius Winzeler (Görlitz/Zittau). Siehe auch den Überblick zu Kunst und Architektur in der Oberlausitz zwischen 1526 und 1635 von Wenzel/Winzeler (2002) und besonders S. 135 die Abbildung des Epitaphs des Abraham von Nostitz auf Rengersdorf (poln. Stankowice) (um 1572), das die Autoren als ein Hauptwerk der evangelischen Kunst in der Oberlausitz bezeichnen. Ebenfalls herausragende Bedeutung kommt dem Epitaphaltar des Caspar von Nostitz von 1587 zu, ebd. S. 144 abgebildet. Siehe auch zu beiden Kunstwerken Brückner (2007), S. 66 und 72 ff. und zum erstgenannten Wulf (2009). Scribner (2002), S. 303–330 hat darüber hinaus an zahlreichen Beispielen aus dem Alltag nach der Reformation aufgezeigt, dass gerade im Zusammenhang von Übergangssituationen wie Geburt oder Tod eine erhebliche Unsicherheit der Zeitgenossen zu beobachten ist, die noch fest an die Interaktionsmöglichkeiten von Lebenden und Toten und eine Präsenz der Verstorbenen glaubten. Dieser Unsicherheit versuchte man durch Rituale zu begegnen, die mehr oder weniger abgewandelt der katholischen Tradition entsprachen, von Reformatoren aber abgelehnt wurden; ebd. S. 225: Solche Bräuche spiegelten die Vorstellung wider, der Verstorbene habe nur seinen Zustand geändert, sei aber immer noch anwesend als ein »lebender Leichnam«, der sehen, hören, denken, gehen, fühlen und vor allem, wegen seines übernatürlichen liminalen Zustands, schützen oder schaden könne. Siehe oben S. 88 ff., 242 ff. und S. 124 ff.

2.2 Memoria und Gebet

295

Beispiele bestätigen die auch andernorts gemachte Beobachtung, dass Stadtbürger während der Reformation und im Zeitalter der Konfessionalisierung auf diese Formen der Memoria verstärkt zurückgriffen, selbstverständlich nicht wegen des bloßen Erinnerns und Erinnert-Werden-Wollens, sondern auch wegen der so möglichen Selbstdarstellung, Distinktion oder Legitimation des eigenen Status’.478 Vergleichbar mit der Darstellungsform der Autobiografie als Erinnerungsliteratur sind sogenannte Diaria oder Amtstagebücher.479 Sie schildern aus der Sicht eines Amtsträgers historische Ereignisse verschiedenster Art des lokalen aber auch überregionalen Raumes und eben besonders alles, was die meist eigenen Amtsgeschäfte des Verfassers betraf. Die Intentionen, derartige Schriften zu verfassen, lag in den rationalisierteren Kanzleien des 15. und 16. Jahrhunderts sicher im Gedanken der Rechtfertigung und Absicherung des eigenen Tuns begründet, jedoch dürfte der Wunsch des Autors, den Nachfolgenden im Gedächtnis zu bleiben, mit ausschlaggebend gewesen sein, auch wenn diese Bücher oft wenig über die Person des Schreibers enthalten. Trotzdem sollte man sie als ein Beispiel der Verweltlichung der Memoria verstehen, die sich von den alten Bezügen der Frömmigkeitspraxis loslöste und eine Historisierung der eigenen Person vorantrieb und damit Erinnerung erzeugte. Diese Form der Memoria war jedoch weniger stark auf das Evozieren von Präsenz des Verstorbenen unter den Lebenden angelegt, zumal zum Kreis der angedachten Rezipienten wahrscheinlich keinerlei soziale Beziehungen bestanden, die doch ureigenstes Merkmal der liturgischen und sozialen Memoria waren, die wiederum vom Grundgedanken der »Gegenwart der Toten« geprägt war. Der Gedanke der Verankerung des eigenen Ichs oder der Familie in der Geschichte der Stadt lässt sich im Grunde genommen gleichermaßen in der Stadtgeschichtsschreibung beobachten. Dort ging es zwar nicht in erster Linie um Einzel478

478 479

Vgl. zu den zahlreichen Autobiografien aus Nürnberg und Augsburg den ersten Teil von Schmid (2006) über »Schreiben für Status und Herrschaft«. Vgl. ebenfalls die Viten in Wenzel (1980), besonders die Werke des Nürnbergers Christoph Fürer d. Ä. († 1537), ebd. S. 73 ff., und des Augsburgers Lucas Rem († 1542), ebd. S. 102 ff. sowie Studt (2007b). Siehe auch die Untersuchung von Christian Kuhn, der bei der Erforschung des familiären Gedächtnisses und der Gedächtnisbildung der Nürnberger Tucher zwischen 1450 und 1550 feststellte, dass durch historiographische Überformung das Gedächtnis an die Stiftungen der Vorfahren weiter vermittelt werden sollte und im Verlauf dieses Prozesses eine Uminterpretation und Umwertung der vorreformatorischen Stiftungen in zeitgenössische Wertvorstellungen möglich wurde, die wiederum der Identität und Statuslegitimation der Familie Tucher dienten, Kuhn (2007), besonders S. 130 f. Vgl. zum Folgenden die Schilderung am Beginn seiner Vita mercatoris. Zu Abgrenzungsproblemen der Gattung »Autobiografie« und Forschungsproblemen vgl. den Überblick Schmid (2006), S. 13–20. Zu den Görlitzer Beständen an »Amtstagebüchern« vgl. Jecht, Quellen, S. 130 ff. Eine Erforschung dieser Bücher unter dem Aspekt der Memoria steht noch aus. Das »Tagebuch« des Görlitzer Ratsherrn Elias Melzer († 1594) wurde untersucht von Weihrauch (2005). Von derselben Autorin wurde darüber eine Dissertation angefertigt, die das Tagebuch als kommentierte Edition beinhaltet.

296

2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

individuen, sondern um Gruppen, meist den Rat oder die städtischen Eliten, die über sich und ihre Stadt schrieben. Der Gedanke der Verknüpfung von Person, Geschichte, Gegenwart sowie Zukunft und damit das Erzeugen von Memoria lag auch hier als eine Intention zugrunde.480 Es ist hier nicht der Ort, ausführlich über Stadtgeschichtsschreibung im Allgemeinen und für Görlitz im Besonderen zu schreiben.481 Es sei lediglich darauf hingewiesen, dass mit den Görlitzer Ratsannalen (1487–1495) und besonders mit den Annalen (1509–1542) des Stadtschreibers und Bürgermeisters Johannes Hass († 1544), die er zu ewigem gedencktnus verfasste, einzigartige Zeugnisse der Görlitzer Historiografie des 15. und 16. Jahrhunderts vorliegen.482 Ganz bemerkenswert ist der stilistische Bruch, der den dritten Teil jener Annalen von den zwei vorausgegangenen unterscheidet. Die ersten zwei Bände sind eine sehr nüchterne Aneinanderreihung von Ereignisberichten und teilweise wörtlichen Abschriften von Briefen und Urkunden, die die Angelegenheiten der Stadt betrafen. Der dritte Teil aber, den Hass nach einer Unterbrechung von etwa 13 Jahren 1534 zu schreiben begann, ist eine sehr subjektiv gefärbte und durchkomponierte Berichterstattung, die vor allem dramatische Momente der Görlitzer Geschichte betont. Hass spricht den Leser oft direkt an, zum Beispiel mit den Worten […] kann ich dir nicht ertzelen, bedenckts selbst, bistu ein getreuer lesir und liebhabir dysir stadt und gemeines nutz […].483

480

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483

Nach Augustinus waren die Gegenwart des Vergangenen, die Gegenwart des Gegenwärtigen und die Gegenwart des Zukünftigen lediglich drei Ausprägungen desselben Phänomens – der Memoria. Vgl. dazu ausführlich Oexle (1985), S. 75 ff. Vgl. zur Oberlausitzer Geschichtsschreibung vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert Bahlcke (2001b) und zur Stadtgeschichtsschreibung den Sammelband Johanek (2000), der auch Arbeiten zu Böhmen und der Oberlausitz enthält. Zu Görlitz siehe Czok (1989) [wieder abgedruckt in Czok (2000)] und Bräuer (2009). Zu Besonderheiten der »Städtischen Geschichtsschreibung und Erinnerungskultur im Zeitalter von Reformation und Konfessionalisierung in Bremen, Breslau, Hamburg und Köln« vgl. den Aufsatz Rau (2001) und die Monografie Rau (2002). Vgl. SRL N. F., Bde. 1–4, das Zitat ebd. Bd. 4, S. 2. Vgl. zu Johannes Hass die Biografie von Kämmel (1874), zu seinen Vermögensverhältnissen 1528 Jacob (1975), S. 124 sowie zu seinem Werk Czok (1989) [wieder abgedruckt in Czok (2000)]. Siehe auch das Oberlausitzer Geschichtswerk des Christoph Manlius († 1575) in den SRL 1.1, S. 99–468. Zu den Annalen von Hass gilt mit Einschränkungen auch das Resümee in Rau (2001), S. 254: Tatsache ist, dass die spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadtchroniken oft auf Aufstände innerhalb der städtischen Gesellschaften reagierten oder, wenig später, entscheidende Umbrüche thematisierten, und auch die konfessionellen Auseinandersetzungen nehmen in fast allen diesen Chroniken einen breiten Raum ein. Die Schreiber, die meist an zentralen Stellen des städtischen Geschehens mitwirkten, nahmen das Medium der Geschichtsschreibung zum Anlass, um Ordnung in die durch die Reformation erzeugten Wirren zu bringen und um die konfessionelle und politische Linie der Städte zu formulieren. Ihre Funktion kann daher, modern ausgedrückt, mit Vergangenheitsbewältigung, Gegenwartsanalyse und Zukunftsorientierung umschrieben werden. Vgl. SRL N. F. 4, S. 25.

2.3 Pilgerfahrten und der Eintritt in religiöse Gemeinschaften

297

Die Tendenz seit Ende des 16. Jahrhunderts, Memoria zu intensivieren, zu historisieren und zu verweltlichen, ließe sich noch an zahlreichen weiteren Erinnerungsmedien außerhalb von Bild und Text beobachten.484

2.3 Pilgerfahrten und der Eintritt in religiöse Gemeinschaften Den städtischen Eliten wird sehr wohl bewusst gewesen sein, dass zwischen ihrem Lebensalltag und dem Ideal einer christlichen Lebensführung eine erhebliche Diskrepanz bestand, die ihr Seelenheil bedrohte, und dass dieser Gefahr nicht allein mit dem durchaus auch kritisch betrachteten Ablasshandel begegnet werden konnte.485 Allein die Qualität und Quantität der oben besprochenen Schenkungen und Stiftungen zu frommen Zwecken zeigen doch, dass bei allen politischen oder sonstigen Implikationen dieser Werke eine gewisse Unsicherheit oder sogar Furcht vor dem, was nach dem Tode kommen werde, die Menschen umtrieb. Der Aufruf zu »Umkehr und Buße«, wie er vom Franziskanerprediger Johannes Capistranus († 1456) im Januar 1453 auch in Görlitz erklang486, wurde daher nicht nur als leere Formel verstanden, sondern bisweilen auch versucht, in die Tat umzusetzen. Dies bedeutete aber nicht mehr nur eine der vielfältigen Möglichkeiten zu nutzen, mit denen man vermittels Dritter durch Gebete oder Messen die Erlangung des eigenen Seelenheils beförderte, sondern persönlich, mit körperlichem Einsatz aktiv zu werden, zum Beispiel durch eine Wallfahrt oder durch den Beitritt zu einer religiösen Gemeinschaft. Die Bereitschaft zu aktivem physischen wie psychischen Einsatz, um Buße zu tun oder sich einer besonderen, religiösen Lebensführung zuzuwenden, lässt sich in den Görlitzer Quellen zum Beispiel an der Zahl der Testamente ablesen, die vor längeren Pilgerreisen ausgestellt wurden, an den Kommentaren im Totenbuch der Franziskaner, in denen Stifter als im Ordenshabit Bestattete eingetragen wurden oder an Einträgen in derselben Quelle, die von Terziarinnen handeln.487 Im Folgenden wird es dabei nicht um eine erschöpfende Behandlung dieser Phänomene gehen, sie sollen vielmehr die ausführlich besprochenen frommen Praktiken des Stif484

485

486 487

Siehe zum Beispiel Graf (2003) zu Erinnerungsfesten, Ritualen und erfundenen Traditionen. Am Beispiel Görlitz versucht Laube (2005) die lokale Erinnerungskultur der Frühen Neuzeit zu skizzieren. Die Materialgrundlage und vor allem die Deutungen Laubes sind aber sehr kritisch zu hinterfragen. Vgl. zum Wirken des Dominikanerpredigers Johannes Tetzel 1509/10 in Görlitz Zobel (1925), S. 135–143; Köhler (1864), S. 222–124 sowie SRL N. F. 3, S. 5. Durch den von Tetzel gepredigten Ablass wurden 1509 ca. 2.411 mr. eingenommen und 1510 84 mr. und 111 sch. gr. Der Rat sah ungern so viel Geld aus der Stadt fließen und gewährte Tetzel 1510 keine Verlängerung der Predigterlaubnis. Der Görlitzer Rat ließ ihm einen Predigerstuhl auf dem Obermarkt erbauen, vgl. Jecht (1926), S. 190 f. Zum Totenbuch der Görlitzer Franziskaner vgl. oben S. 130.

298

2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

tens, Schenkens, Betens und Erinnerns um eine »körperliche Dimension« der Protagonisten erweitern, um nicht ein einseitiges Bild von vermeintlich oberflächlicher Frömmigkeit im späten Mittelalter entstehen zu lassen. Im Gegensatz zu den bisher untersuchten Entwicklungslinien der Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit wird die »Einführung der Reformation« in Görlitz hier eine tatsächliche Zäsur bilden und somit den Untersuchungszeitraum verkürzen.

2.3.1 Pilgerfahrten Sich auf Pilgerfahrt zu entfernten Wallfahrtsorten zu begeben hieß bis in die Neuzeit, vor allem körperliche Strapazen und finanzielle Belastungen auf sich zu nehmen. Die Motivationen für eine solche Reise, von der nach Ausweis der Görlitzer Testamente nicht jeder wiederkehrte, waren vielfältig.488 Sie reichten von der imitatio Christi, über den Wunsch nach Heilung von Krankheit, die Erwartung, Wunder zu sehen bis hin zur Erfüllung eines Wallfahrtsgelübdes aus Zeiten der Not. Aber auch eine selbst oder durch andere auferlegte Buße bzw. Strafe, zum Beispiel für einen begangenen Totschlag, war der Anlass für eine Pilgerfahrt. Denn man war der Auffassung, Fürbitten an einem Wallfahrtsort würden wegen der unmittelbaren Präsenz eines Heiligen besonders sündenlösende Kraft haben. Neben den persönlichen oder aufgetragenen Beweggründen der Pilger, zu fernen, heilsmächtigen Orten aufzubrechen, spielten auch äußere Faktoren eine wichtige Rolle. So pilgerten in den vom Papst ausgerufenen Heiligen Jahren, die mit besonderen Ablässen verbunden waren, ausnehmend viele Menschen nach Rom.489 Dabei sollten den Gläubigen Pilgerzeichen wie Hut und Stab oder von den Wallfahrtsstätten mitgebrachte Amulette oder Abzeichen sowie ein Pilgerbrief als Wallfahrer kenntlich machen und ihn als einen von der Kirche Geschützten ausweisen.490 Ein gut ausgebautes Netz von Hospitälern gewährte dem Pilger nachts einen sicheren Unterschlupf.491

488 489 490

491

Vgl. zum Folgenden die Regesteneditionen zur Wallfahrt in der Oberlausitz Speer (2007) und Speer (2010). Zu auf der Wallfahrt verstorbenen Görlitzern siehe ebd. Nr. 33, 54, 58, 108, 124 und 134. Wie die Regesten der Editionen Speer (2007) und Speer (2010) zeigen, pilgerten im Heiligen Jahr 1450 mehr Menschen nach Rom als sonst in irgend einem Jahr bis zur Reformation. Zu Pilgerzeichen vgl. den Sammelband Kühne/Lambacher/Vanja (2008). Ein namentlich ausgestellter Pilgerbrief hat sich in Görlitz nicht erhalten. Das Formular für ein derartiges Reisedokument hat sich im »Formularium cancellariae episcopalis Misnensis« erhalten. Vgl. die Handschrift J 54 e in der SLUB Dresden, fol. 33r–v; siehe auch die Beschreibung dieser Handschrift in Schnorr von Carolsfeld (1981), S. 36 f. (dort fälschlich mit fol. 32 angegeben). Zu diesen allgemeinen Ausführungen vgl. Schmugge (1999). In Görlitz wurden seit den Anfängen der Stadt Pilger im Hl.-Geist- und im St.-Jakobs-Hospital beherbergt. Die Stiftungsbriefe des Seelhauses (1456) und des Hospitals Unser lieben Frauen (1489) nennen explizit die Aufnahme von Pilgern als Zweck der Einrichtung, vgl. oben den Abschnitt zu den Hospitälern S. 132 ff.

2.3 Pilgerfahrten und der Eintritt in religiöse Gemeinschaften

299

Neben den drei peregrinationes maiores nach Jerusalem, wo man den Leidensweg Jesu abschreiten konnte, nach Santiago de Compostela492, wo sich das Jakobusgrab befand und nach Rom, in die Stadt der Apostel Petrus und Paulus, unternahmen die meisten Görlitzer Pilgerfahrten nach Wilsnack493, wo man das Wunder einer blutenden Hostie bestaunen konnte oder nach Aachen494 zum Hemd der Maria. Zu letzterem Ort führten vor allem die sogenannten Strafwallfahrten nach einem begangenen Totschlag. Die Görlitzer hatten aber auch die Möglichkeit, zu viel näher gelegenen Wallfahrtsorten zu ziehen. Allein für das heutige Sachsen konnten 72 Wallfahrtsorte nachgewiesen werden.495 Von diesen Orten findet sich jedoch keiner in den Görlitzer Quellen wieder, denn vor Wallfahrten zu in der Nähe gelegenen Zielen wird man keine Testamente, der häufigste Nachweis von Pilgerfahrten, aufgesetzt haben. Im Folgenden können wir uns daher nur auf die großen Fernwallfahrten konzentrieren.

492 493 494 495

Zu mitteldeutschen Jakobspilgern vgl. Kühne (2007), der um die Nachweise bei Speer (2007) und Speer (2010) zu ergänzen ist. Vgl. zur Wilsnackfahrt den Sammelband Escher/Kühne (2006). Zu mitteldeutschen Aachfahrten vgl. Kühne (2007), S. 36 ff., der um die Nachweise bei Speer (2007) und Speer (2010) zu ergänzen ist. Vgl. Franke (2002).

300

2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

Pilgerfahrten von Görlitzern zwischen 1379 und 1519496

Tabelle 6: Rom

Aachen

Santiago de Compostela

Jerusalem

Wilsnack

Sonstige

Summe

1

2

(2)

5 (+2)

1379 | 1400

2

1401 | 1425

2

1

1

1

5

1426 | 1450

26

5

4

4

39

1451 | 1475

9

2

1 (+1)

13 (+1)

1476 | 1500

12

1

1501 | 1519 Summe

1

(1)

(1)

13 (+2)

2 (+1) 51

9

2 (+2)

2 (+1)

7

1

3 (+1)

7 (+3)

78 (+6)

Die Ergebnisse der Untersuchung der Görlitzer Fernwallfahrten zeigen in ihrer Quantität nicht den gleichen Trend einer Zunahme oder Intensivierung wie er im Bereich der frommen Praktiken bei Schenkungen und Stiftungen am Ende des 15. Jahrhunderts zu beobachten ist. Im gesamten Untersuchungszeitraum ist, bis auf eine Ausnahme, eine weite Streuung festzustellen, die es nicht erlaubt, Aussagen über Trends oder die Zusammenhänge mit äußeren Faktoren zu machen. Sehr deutlich ist jedoch der Einfluss zu erkennen, den das Heilige Jahr 1450 auf die Bereitschaft der Görlitzer ausgeübt hat, eine Pilgerfahrt – vor allem nach Rom – anzutreten.497 In jenem Jahr pilgerten so viele Menschen wie niemals zuvor und niemals 496

497

Die Auswertung basiert auf Speer (2007) und Speer (2010). Werte in runden Klammern geben Pilgerfahrten an, deren Ziel nicht bekannt ist bzw. bei denen unklar ist, ob es Pilgerfahrten oder andere Reisen waren. In jenem Jahr wurden auch zwei Wallfahrten ins böhmischen Haindorf (Hejnice) und eine nach Sagan unternommen, vgl. Speer (2007), Nr. 77, 79 und 88 sowie Speer (2010), Nr. 50b und

2.3 Pilgerfahrten und der Eintritt in religiöse Gemeinschaften

301

danach in Richtung der Ewigen Stadt. Danach sanken die Pilgerzahlen wieder, blieben aber über dem Durchschnitt der vorangegangenen 100 Jahre. Eine Ursache für den Rückgang von Fernpilgerreisen dürfte die Errichtung der Görlitzer HeiligGrab-Anlage gewesen sein, die es den Bewohnern der Stadt und des Umlandes ermöglichte, gleichsam vor ihrer Haustür auf Pilgerfahrt zum Grab Jesu zu gehen. So wie in Rom der Besuch der sieben Hauptkirchen ein Abbild der Jerusalemer Via dolorosa nachzeichnete, so konnte man nun vor den Toren der Stadt als Pilger vergleichbare göttliche Gnadenerweise erwarten, besonders in Zeiten, in denen der Besuch der Heilig-Kreuz-Kapelle mit speziellen Ablässen verbunden war.498 Die letzte in einem Testament belegte Pilgerfahrt eines Görlitzers unternahm 1519 der Ratsherr Hieronymus Eppeler nach Santiago de Compostela.499 Die Reformation beendete dann gänzlich den Brauch, auf Wallfahrt zu gehen.500 Schaut man sich nun die einzelnen Pilger an, ist festzustellen, dass der größte Teil der Personen nicht zu der sehr vermögenden städtischen Oberschicht zu zählen ist. Aus dem Kreis der Ratsherren sind nur Urban Emerich, Johann Bereit und Georg Emerich zu identifizieren.501 Ein paar weitere Personen lassen sich aus anderen Quellen noch im weitesten Sinne einer Mittelschicht zuordnen, während sich der größte Teil momentan noch einer genauen Verortung in der Görlitzer Gesellschaft entzieht. Die zahlreichen Belege in den Görlitzer Ratsrechnungen zeigen darüber hinaus, dass der Rat ärmeren Bürgern und Fremden finanzielle Unterstützung für eine Pilgerfahrt gewährte und so seinem eigenen Anspruch, Frömmigkeit zu fördern und zu unterstützen, gerecht wurde. Die Motivationen auf Pilgerfahrt zu gehen, lassen sich nur in wenigen Fällen wörtlich aus den Quellen entnehmen. Die Aachfahrten und einige Romfahrten sind zum größten Teil auferlegte Buß- oder Strafwallfahrten nach einem begangenen Totschlag, um für das Seelenheil des Opfers wie des Täters zu beten. Nach Wilsnack pilgerte man vor allem, um für Heilung von Krankheit zu bitten, für Genesung zu danken oder um in Zeiten von Epidemien um Gnade zu flehen.502

498 499 500 501 502

132b. Noodt (2000), S. 250 stellte für das Heilige Jahr 1350 besonders viele Wallfahrten von Lübeck nach Rom fest. Siehe auch die Beispiele anderer Hl.-Grab-Anlagen in Rüdiger (2003), S. 144 ff. und zur Repräsentation eines heiligen Ortes durch einen anderen Leppin (2006), besonders S. 388 ff. Er war der Sohn des Ratsherrn und Apothekers Johann Eppeler († 1514), er selbst war von 1533 bis 1559 im Rat und starb am 6. Januar 1559. Vgl. zum Forschungsfeld »Wallfahrt und Reformation« den gleichnamigen Sammelband Hrdina/Kühne/Müller (2007). Vgl. Speer (2007), Nr. 61, 66 und 99. Vgl. zum Beispiel Speer (2007), Nr. 44. Als 1450 eine tödliche Krankheit grassierte, schickte der Görlitzer Rat einen Kirchendiener zweimal nach Haindorf und einmal nach Sagan, vgl. ebd. Nr. 77, 79 und 80.

302

2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

Nach Inhalt der Testamente gingen Männer wie Frauen ohne Ehepartner auf Pilgerfahrt, allein die Eheleute Paul und Zara Pfankuche pilgerten gemeinsam nach Rom.503 Die Mehrzahl der Görlitzer Pilger waren Männer, jedoch sind 19 Frauen nachweisbar; darunter eine Witwe, eine mayt und eine junckfrau.504 Im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts erscheinen in den Quellen Vertreter der Görlitzer Oberschicht wieder häufiger im Zusammenhang mit Wallfahrten, aber sie machen sich nicht mehr selbst auf den entbehrungsreichen Weg, sondern sie setzten Legate für andere aus, die auf Wallfahrt gehen und für ihre und die Seelen ihrer Angehörigen beten sollten.505 Diese Fahrten waren dann in doppelter Hinsicht fromme Werke, da sie sowohl dem Seelenheil der Stifter als auch dem der Pilger zugutekamen. Zu diesen »Wallfahrtsstiftern« gehörten in Görlitz der Ratsherr Peter Walde, der das Legat für den Fall aussetzte, dass er vor seinem Tod nicht mehr selbst pilgern könne; Jakob Weinreich, der Anwalt Georg Emerichs; Caspar Tilicke, der Schwiegervater Hans Frenzels des Reichen, der den Altaristen Andreas Mondenschein, Sohn des späteren Bürgermeisters Nikolaus Mondenschein, für eine Wallfahrt nach Rom ausstatten wollte; der Tuchmacher Nikolaus Adam; der Vorwerksbesitzer Martin Mauermann, der je eine Wallfahrt nach Wilsnack und Haindorf506 aussetzte und schließlich die Terziarin junckfrau Anna Bottener, Enkelin des Bürgermeisters Hans Bottener, die wie Martin Mauermann die Wallfahrt im Pestjahr 1508 auslobte.507 Hier ist also ein entgegengesetzter Trend zu den anfangs gemachten Bemerkungen zu sehen, die darauf verwiesen, dass es ja gerade der persönliche körperliche Einsatz und die unmittelbare Nähe des Heiligen am Wallfahrtsziel waren, die die Pilger motivierten. Diesem Trend der Stellvertretung auf einer Wallfahrt lag die Auffassung zu Grunde, die bereits seit dem frühen Mittelalter zu beobachten ist, dass Buße nämlich auch kollektiv oder stellvertretend geleistet werden könne, denn Buße bezeichnete zunächst nicht eine Gesinnung, sondern die Technik der Beseitigung von Störung und Unheil; und: es kam nicht darauf an, wer die Buße zahlte; Hauptsache war, sie wurde gezahlt.508 Nicht nur der Pilger konnte sich vertreten lassen, sondern auch der Wallfahrtsort konnte ersetzt werden. So war es durch spezielle Ablässe möglich, bestimmte Gebete und Messen 1475 im Görlitzer Franziskanerkloster zu absolvieren oder 1451/52 nach Meißen zu pilgern und dafür die gleichen Gnaden zu empfangen,

503 504 505 506 507

508

Vgl. Speer (2007), Nr. 78. Vgl. Speer (2007), Nr. 110, 26 und 71. Für Lübeck stellte Brandt (1973), S. 344 fest, dass mehr Wallfahrtslegate in Testamenten ausgesetzt wurden, als dass Leute selbst auf Wallfahrt gingen. Haindorf in Böhmen, tschechisch: Hejnice. Vgl. Speer (2007), Nr. 103, 114, 119, 129, 131 und 132. Zu Anna Bottener heißt es im KNFMCG S. 291 und 282: [anno 1485] recommendavit se devota soror tercie regule Anna Botin, die duos florenos pro sacristie utensilibus et post mortem satis magnum testamentum disposuit pro utilitate fratrum. Vgl. zur »Stellvertretung« Angenendt (1997), S. 639 und Angenendt (2003), S. 42.

2.3 Pilgerfahrten und der Eintritt in religiöse Gemeinschaften

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als wenn man nach Rom gezogen wäre.509 So schien also im Fall der Wallfahrten am Ende des 15. Jahrhunderts die Auffassung von der Verrechenbarkeit und Stellvertretung von Bußleistungen häufiger praktiziert worden zu sein als eine persönliche und individuelle Buße bzw. Wallfahrt.

2.3.2 Der Eintritt ins Kloster Der vorhergehende Abschnitt hat gezeigt, dass selbst die fromme Praktik der Pilgerfahrt durch Stellvertreter geleistet werden konnte oder der Wallfahrtsort Rom durch einen anderen ersetzt wurde, wenn dieser durch Ablässe die gleichwertige Sündenvergebung und Heilskraft zugesprochen bekam. Den im Folgenden zu besprechenden Kloster- bzw. Ordenseintritt konnte man jedoch nur persönlich vornehmen und er war im Normalfall ein unumkehrbarer Schritt. Wie schon im Abschnitt über das Cölestinerkloster auf dem Oybin dargelegt, hatten Görlitzer Familien der Oberschicht sehr enge familiäre Beziehungen zu jenem Kloster, in dem sie zeitweise sogar die Prioren stellten. Weit schwieriger erweist sich die Untersuchung desselben Problems am Beispiel des Görlitzer Franziskanerklosters. Hier lässt sich kaum sagen, inwieweit Männer aus Görlitzer Familien in dieses Kloster eintraten oder sogar die Führung übernahmen. Denn außer einer Liste der Guardiane gibt es kein mittelalterliches Verzeichnis der Klosterinsassen.510 Wir sind daher auf die seltenen Namensnennungen von Franziskanern im Totenbuch oder den Görlitzer Stadtbüchern angewiesen. Demnach können die wenigen Franziskaner aus ortsansässigen Familien grob in zwei Gruppen eingeteilt werden; zum einen in jene, die meist als großzügige Wohltäter für das Kloster in Erscheinung traten und bei Krankheit oder angesichts des Todes in den Orden eintraten, um dann in habitu ordinis 511 im Kloster bestattet zu werden und zum anderen in jene, die offensichtlich schon in ihrer Jugend ins Kloster eintraten und dann bei Streitigkeiten oder Geschäften mit ihren Görlitzer Angehörigen in den Stadtbüchern erscheinen. Erstere wollten vor allem nach dem Tod als Mitglieder des Ordens in den vollen Genuss der Verdienste und Memorial- sowie Fürbittleistungen 509 510

511

Vgl. Speer (2007), Nr. 86 und die Anmerkungen ebd. Nach einer Anmerkung zum KNFMCG S. 349 soll in einer Abschrift des Bartholomäus Scultetus für das Jahr 1475 eine Liste von 42 fratres, darunter ein diaconus, ein subdiaconus, fünf novicii und fünf Laien verzeichnet sein. Für diese Arbeit konnte die Abschrift nicht mehr recherchiert werden. Ein Verzeichnis aller namentlich im KNFMCG genannten Mönche bietet Jancke (1850), S. 94 ff. Vgl. im KNFMCG: Nikolaus Kymer († 23. November 1483); Thomas Becker († 11. Dezember 1483); Nicolesch († 18. April 1485) mercator, in habitu ordinis; Tyczko († 31. Dezember) plebanus in Friedrichdorf, sepultus in habitu fratrum; frater Franciscus Frawenbergk († 9. März 1503) novicius in habitu seculari.

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

des Konvents oder ganzen Ordens gelangen.512 Die Motive der letzteren lassen sich im Einzelfall nicht ermitteln, man wird aber nicht fehl gehen in der Annahme, dass neben dem dezidierten Wunsch einer religiösen Gemeinschaft beizutreten, auch der Wunsch nach Sicherung der Existenzgrundlage eine Rolle spielte. Im Totenbuch der Franziskaner erscheinen zahlreiche Namen, die aus Görlitzer Kürbüchern oder Testamenten bekannt sind und daher der Ober- und Mittelschicht zugeordnet werden können, so zum Beispiel Arnold, Bischofswerde, Büttner, Stellmacher (Carpentarius), Döring, Fichtner, Gessner, Hofemann, Rachnau, Rösler oder Schwertfeger. Bisher können zwar keine direkten verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen diesen fratres und den Görlitzer Familien nachgewiesen werden, sie sind aber sehr wahrscheinlich, so wie im Fall des Hieronymus Jungnickel († 1508)513. Dieser machte 1504 vor seinem Eintritt ins Kloster ein Testament, in welchem er der Peterskirche 10 mr. und seinem Bruder Franziskus sowie seiner Schwester Martha je 50 mr. hinterließ.514 Sich selbst wollte er 10 mr. für Bücher und Kleidung vorbehalten, der Rest sollte an das Kloster fallen. Weiter ist aus dem Dokument zu entnehmen, dass seine Schwester mit Hans Rosenberg verheiratet war. Da sowohl aus der Familie Jungnickel wie auch aus der Familie Rosenberg in den Jahren um 1500 ein Ratsherr nachweisbar ist und diese Familien gewöhnlich ihre Kinder untereinander verheirateten, darf man davon ausgehen, dass Hieronymus der Ratsherrenfamilie Jungnickel angehörte.515 Diese These wird durch die Tatsache gestützt, dass fünf weitere Mitglieder der Familie Jungnickel im Totenbuch der Franziskaner verzeichnet sind, für die ein Anniversar gestiftet worden war.516 Auffällig ist, dass Jakob Jungnickel (der Vater/ein Verwandter des Hieronymus?) 1496 an der Pest starb und Hieronymus im Pestjahr 1504 ins Kloster eintrat. In der Epidemie, die durchaus als Strafe Gottes angesehen wurde, auch die Motivation für den Klostereintritt zu sehen, muss aber Spekulation bleiben. Letztlich starb Hieronymus während der Pestepidemie 1508 in Görlitz. Aus einer Ratsherrenfamilie stammte höchstwahrscheinlich ebenso Franziskus Hancke († 1496), der 1491 in den Konvent eingetreten war und ein Jahr später die Ansprüche an seinem Erbteil an seine Geschwister abtrat.517 Die Titu512 513 514 515 516

517

Vgl. dazu den kurzen Überblick in Angenendt (1997), S. 672 ff. Vgl. KNFMCG S. 287 (24. Juli 1508): Obiit frater Jeronimus Jungenickel dyaconus, in peste, hic sepultus. Vgl. den Abdruck in Boetticher (1915), S. 192. Jakob Jungnickel war von 1474 bis 1496 und Matthias Rosenberg von 1494 bis 1521 Ratsherr, beide fielen der Pest zum Opfer, letzterer war mehrfach Bürgermeister. Vgl. KNFMVG S. 281: Item anno domini 1488 [Juli 21.] recommendavit se in vita pariter in morte dominus Jacobus Jungenickel cum uxore sua Ursula cum liberis eorundem. In morte quoque Jocoff Jungenickel cum uxore qui fuerunt parentes supradicti domini Jacobi Jungenickel. Item Margaretha et Wgibara [?] uxores ipsius Jocoff Jungenickelsz cum tota progenie. Quorum anniversarius semper peragetur cum participacione in memoria fratrum penultima die ante festum Marie Magdalene cum denuncciacione de ambone. Der hier genannte Jakob war vielleicht der gleichnamige Ratsherr. Vgl. LA 1484–1490 fol. 111r (1492. September 26.): Der andechtige bruder Franciscus Hancke, so er ein jar alhir im closter der mynner bruder gwest und observantiam hat thun wollen, tritt sein

2.3 Pilgerfahrten und der Eintritt in religiöse Gemeinschaften

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lierung seines Vaters Hans Hancke († 1494) im Testament mit ersam macht es wahrscheinlich, dass in ihm der gleichnamige Ratsherr und Franziskanerprokurator zu sehen ist.518 Nach dem Eintrag im Totenbuch hatte Franziskus den Rang eines Diakons erreicht.519 In den Stadtbüchern finden sich noch drei Franziskaner aus Görlitzer Familien, die wahrscheinlich schon in ihrer Jugend in den Konvent eintraten. Sie lassen sich aber bisher nicht in ihrer gesellschaftlichen Stellung verorten. Sie hießen herr Huck520, Johannes Nikerisch521 und Nikolaus Tewcher522. Wie Nikolaus Tewcher machte auch Petrus Pletzel 1462 sein Testament bevor er ins Kloster eintreten wollte. Allerdings bevorzugte er die observanten Franziskaner und nicht die Görlitzer Konventualen, sodass er sich nach Breslau zum orden sante Bernhardini wandte.523 Leonhart Cromer (Sohn des gleichnamigen Ratsherrn?) war sogar bis nach Köln gegangen, um in das dortige Karthäuserkloster einzutreten.524 Schließlich wird im

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väterliches Erbe an seine Eltern, den ersamen Hans Hancke und dessen Frau Ursula, ab, mit der Bestimmung, dass es nach seiner Eltern Tod an seine Geschwister fallen solle. Siehe auch MGF 1.1, S. 273 f., Nr. 650. Vgl. zu den Prokuratoren oben S. 151. Siehe auch das Testament des Ratsherrn Markus Hancke, in dem sein Schwager Hans erwähnt wird, Anhang A (1531. Mai 1.). Vgl. KNFMCG S. 292 (5. November 1496): Tempore pestis obiit frater Franciscus Hanke diaconus. Der Franziskaner Huck einigte sich 1415 gerichtlich mit seinem Schwager Lorenz Huck wegen der Ansprüche des ersteren von 6 Schillingen und einem Solidus, vgl. LA 1413–1422, fol. 53r und MGF 1.1, S. 110, Nr. 313. Richard Jecht liest »Hak« bzw. »Hauck statt »Huck«, vgl. Rosenhauer (1957/58), S. 397. Vielleicht ist Nikerisch hier auch die Herkunftsangabe »aus Nikrisch«, dem heutigen Hagenwerder, südlich von Görlitz. Johannes verglich sich 1425 mit seiner Mutter wegen 13 ½ mr. aus dem väterlichen Erbe, vgl. Entscheidebuch 1396–1434, 31v und MGF 1.1, S. 116, Nr. 323. Nikolaus Tewcher wollte in den orden des wirdigen vaters (Franziskanerorden?) eintreten und bestimmte in seinem Testament vom 19. Januar 1452 dem Stiefvater Andreas Mölner 10 mr. sowie alle Kleider und der Frauenkirche, Peterskirche, Nikolaikirche und Hl.-Geist-Kirche je 1 mr., des Weiteren 3 mr. zu cappen und 3 mr. den Armen, vgl. LA 1452–1463, fol. 19r. Siehe auch das Regest im CDLS 4, S. 797 allerdings mit dem Datum 1453. Januar 24. Vgl. CDLS 6.1, S. 244. Ob Petrus Pletzel mit der Ratsherrenfamilie Pletzel/Pletzil verwandt war, kann bisher nicht gesagt werden. Vgl. LR 1516–1540, fol. 65v–66v (ohne Datum, zwischen dem 23. Mai und dem 21. Juni 1519 eingetragen): […] Lucas Cunrad und Jorg Richter in beweister macht der hochgelarten achtbarn wirdigen hernn Pauli Schwoffheim, freyer kunste und der heyligen schrifte doctoris, und Lodivici Schneyder, der heyligen schrift licenciati, als testamentarien und exequtores des testaments, etwan durch den andechtigen wirdigen vater Leonarden Cromer von hynnen, des convents und closters sancte Barbare Cartheuser ordens zu Cölln bruders und professen, im eingang gemelts ordens, ehe er profession getan, gemacht, vorschaft und vorordent etc. haben uffgegebenn und vorreicht so gemelter vater Leonardus Cromer von wegen seins vaterlichen und muterlichen angefelss […]. Cromer hinterließ 200 fl. ung., was es wahrscheinlich macht, dass er zur Ratsherrenfamilie Cromer/Kramer gehörte. Vielleicht war er 1508 nach Köln gegangen als sein Vater in Görlitz an der Pest gestorben war.

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Görlitzer Totenbuch noch an einen Franziskus Winkeler erinnert, der in Erfurt während seines Theologiestudiums verstorben war.525 Der einzige Guardian, dessen Herkunft zweifelsfrei in Görlitz zu sehen ist, ist Paul Körner († 1462), der vielleicht mit dem Tuchmacherältesten Peter Körner verwandt war. Paul war vor 1430 in den Görlitzer Konvent eingetreten, in dem er mindestens 1446, 1451, 1453 und 1461 Guardian wurde.526 Er muss durch eigenes Vermögen oder Erbschaft recht wohlhabend gewesen sein, denn 1433 trat er alle seine Besitzungen in Florsdorf und Kosma seinem Schwager Wenzel Weitschreiber ab. Leider gibt es keine Quellen, die über die näheren Umstände seiner Konversion berichten. Ebenso wenig lässt sich den Stadtbüchern oder anderen Überlieferungen etwas über das Verhältnis des Rates zu jenem Guardian entnehmen. So kann man aufgrund der Quellenlage und des derzeitigen Forschungsstandes nur festhalten, dass sich einige Görlitzer schon in ihrer Jugend für das Leben im Franziskanerorden entschieden, während andere erst im Angesicht des Todes um ihres Seelenheils willen in den Orden eintraten. Schließlich sei noch auf Georg Heu hingewiesen. Er soll ebenfalls gebürtiger Görlitzer gewesen sein und war bis 1525 Lektor des Klosters, welches er in jenem Jahr verließ, um zuerst als Kaplan für den lutherischen Pfarrer Rotbart in Görlitz zu arbeiten und dann kurz darauf nach Lauban zu gehen, um dort die Reformation einzuführen. Das »Alte Urbarium« von 1527 verzeichnet ihn allerdings noch als Inhaber des Altares Petri et Pauli sub organo in der Frauenkirche.527 Für die Görlitzer Familien ergab sich ein mehrfacher Vorteil daraus, einen ihrer Söhne ins Kloster geschickt zu haben. Zum einen war der Lebensunterhalt der Söhne gesichert und zum anderen konnten sie sich durch das Görlitzer Studium eine höhere Bildung erwerben und im Orden »Karriere« machen. Darüber hinaus hatte die Familie durch ihren Sohn einen unmittelbaren Zugang zu den Heilswerken der Kirche und von Söhnen aus Ratsfamilien war zu erwarten, dass sie sich, was Disziplin und Seelsorge anbelangte, den Vorstellungen des Rates unterwarfen. Es gingen aber nicht nur Männer ins Kloster der Franziskaner oder in jenes der Cölestiner auf dem Oybin, sondern auch einige Frauen aus Görlitzer Familien zum Beispiel nach Lauban oder Naumburg am Queis in die dortigen Magdalenerinnen Klöster528, seltener in die Zisterzienserinnenklöster nach Marienthal529 oder Marienstern530. 525 526

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Vgl. KNFMCG S. 293 (25. November): Obijt in Erfordia Erfurt studens theologie fr. Franciscus Winkeler pred. et conf. natus de Gorlicz. Vgl. Entscheidebuch 1434–1454, fol. 66r; LR 1432–1450, fol. 69v und 118v; CDLS 4, S. 392; KNFMCG S. 348; MGF 1.1, S. 136, Nr. 360, S. 176, Nr. 441 und S. 199, Nr. 482; Neumann (1850), S. 353; Speer (2006), S. 63, Anm. 83 und S. 64, Anhang 10. Paul Körners Görlitzer »Wurzeln« ergeben sich aus den ebd. geschilderten Nachlassangelegenheiten des Wenzel Weitschreiber. Vgl. Jecht (1926), S. 312; NPB fol. 3v. sowie Dietmann (1777), S. 479. Siehe zu Georg Heu und der Reformation in Lauban auch Gude (1745), S. 15 f. Vgl. im Anhang A die Testamente zu 1509. Januar 31.; 1511. Oktober 24.; 1513. September 5.; 1532. April 10. und 1519. März 12. sowie im CDLS 4, S. 970. Margarethe, die Tochter des Stadt-

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2.3.3 Die Görlitzer Terziarinnen Wer im Mittelalter nicht in ein Kloster eintreten konnte oder wollte, aber dennoch eine Lebensform suchte, die ihm durch ein bußfertiges, kontemplatives und Nächstenliebe praktizierendes Leben Heilsgewissheit versprach, dem stand der Weg zu einer jener religiösen Laiengemeinschaften offen, die die Armuts- und Büßerbewegung des 12. Jahrhunderts und seit dem 14. Jahrhundert die »Devotio moderna« hervorgebracht hatten. Einer der Begründer der letztgenannten war der Deventer Patriziersohn Gert Groote († 1384). Er sah das Ideal einer gemeinsamen, frommen und brüderlichen Lebensführung jenseits der Trennung in Kleriker, Mönche und Laien in einer Gemeinschaft, die ohne Ordenskleid, Gelübde und Klausur dennoch ein Leben führte, dass sich zwar körperlicher Arbeit zur Existenzsicherung, aber besonders der geistlichen Erbauung und religiösen Übungen widmete. Die für diesen Zweck oft durch Schenkungen zur Verfügung gestellten Häuser sollten weder privilegiert werden noch sich in Verbänden zusammenschließen.531 Von dieser relativ freien Organisationsstruktur unterschieden sich die sogenannten »Dritten Orden«. Sie wurden ebenfalls von einer Gemeinschaft von Laien gebildet, die spirituelle Vollkommenheit anstrebten, jedoch taten sie dies, indem sie sich der geistlichen Leitung und Disziplin eines Bettelordens unterstellten und dem Prior Gehorsam gelobten, ohne jedoch im Konvent zu wohnen. Sie lebten entweder allein oder gemeinsam.532 Ihr Leben war geprägt von Buße, Gebet und karitativen Tätigkeiten im Bereich der Armen- und Krankenfürsorge. »Religio« bedeutete nicht mehr klösterliche Existenz, sondern christliches Leben in der Welt.533 Personen dieser »Dritten

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schreibers Heinrich, war Nonne in Lauban, vgl. Ältestes Stadtbuch 1305–1416, S. 192a. Elisabeth, Nikolaus Horschels Tochter, Nonne in Naumburg am Queis, erhält 1478 ein Erbteil aus Görlitz, vgl. LR 1470–1488, fol. 113r–v. Margaretha Wolf hatte ebenfalls eine geistliche Tochter, vgl. ihr Testament im LA 1484–1490, fol. 218v (1488. Mai 16.). Vgl. im Anhang A das Testament zu 1298. Juli 7. Im LA 1457–1470, fol. 144r findet sich folgender Eintrag: Die Jungfrau Margarethe begibt sich in das Kloster Marienthal und bekommt dafür von ihren Brüdern unter anderem 100 mr. gr., by solchem entscheide sein gewest dy frau eptischin mit juncfrau Agnes irer prioryn, juncfrau Margaretha irer kellnerynn, der ersame herre N. probst des closters, Mattes Creische voyt der zeit und her Johanns Blawda pharrer zu Ostricz. Nach Fritsch (1891), S. 28 soll eine Tochter Augustin Hirschbergs Nonne in Marienthal gewesen sein. Siehe auch ZUB S. 49, Nr. 129. Nach Pescheck (1847–55), Teil 2, S. 11 waren zwei Töchter aus der Familie Schwofheim um 1500 Nonnen in Marienstern. Vgl. den kurzen Überblick in Angenendt (1997), S. 77 ff. sowie den Sammelband Derwich/Staub (2004), der das Phänomen der »Neuen Frömmigkeit« in europäische Perspektive behandelt. Auf die Unterschiede der Lebensformen der Dritten Orden bzw. auf ihre unterschiedliche Ausprägung in regulierte und nicht regulierte kann hier nicht weiter eingegangen werden. Zu besonderen Formen der Frömmigkeit von weiblichen Laien vgl. Vauchez (1993), S. 137–243. Vgl. dazu mit Blick auf die Reformation Oberman (2003), S. 30–34.

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

Orden« übernahmen oft eine Vermittlerrolle zwischen Kloster und Welt so wie dies die Görlitzer Prokuratorinnen des Franziskaner-Klosters taten, die zum Teil nachweislich sorores ordinis tertie regule waren (siehe oben S. 151). Ihren Lebensunterhalt erhielten die Görlitzer Terziarinnen zum Teil in Form einer Präbende vom Kloster, dem sie zuvor ihr Hab und Gut übertragen hatten.534 Darüber hinaus lässt sich aus den lokalen Quellen nur sehr wenig über ihr Leben in der Stadt sagen. Der erste Anhaltspunkt für die Existenz von Terziarinnen in Görlitz liegt im Namen der »Nonnengasse« oder »Platea monialium« vor.535 Das älteste Görlitzer Stadtbuch von 1305 erwähnt diese Bezeichnungen mehrfach schon am Anfang das Buches, sodass die Vermutung nahe liegt, dass schon vor 1305 der Name gebräuchlich war und demzufolge eine Niederlassung von Terziarinnen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Franziskanerkloster existierte. Der Name »Schwestergasse« war ebenfalls gebräuchlich.536 Die Schwestern lebten in ihren eigenen Häusern in der Nonnengasse und kamen laut dem Stadtbuch von 1305 aus Bautzen, Ostritz, Rothenburg, Kamenz, Goldberg, Nikolausdorf und sicher auch aus Görlitz. 1335 wird eine Odilie als der brüdere schefferinne – also Schaffnerin – bezeichnet.537 1340 lässt Else dy gardianinna einen Teil ihres Hofes auf.538 1361 wird im Totenbuch der Franziskaner eine soror Cristina genannt, 1371 eine soror Elisabeth Leschzaynne und im gleichen Jahr sowie 1380 eine soror Jutta Libeste, schließlich finden noch ohne Jahresangabe die sorores Clara Crischow († um 1380?), Katherina de Sale († um 1380?), Elizabet Libeste († um 1380?), soror Helegan († um 1370?) und Anna Maczin Erwähnung.539 Nur zwei der letztgenannten lassen sich in der Görlitzer Gesellschaft annähernd verorten. Katharina stammte wahrscheinlich aus der adeligen Familie de-

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Doelle (1933), S. 208 behauptet, dass die Görlitzer Terziarinnen das Braurecht und somit eine lukrative Einnahmequelle gehabt hätten. In der von Doelle angegebenen Quelle (Zobel [1932], S. 26) steht davon aber nichts. Neumann (1850), S. 268, Anm. * meint, dass der Name auch von einer Görlitzer Niederlassung der Marienthaler Zisterzienserinnen herrühren könnte. Dafür gibt es jedoch keine Anhaltspunkte. Knauth (1739), Sp. 122 f. schreibt wiederum, dass der Name von den Laubaner Magdalenerinnen herrühre, die während der Hussitenkriege ihr dortiges Kloster verlassen hätten und für zehn Jahre im Schutz der Görlitzer Mauern gelebt hätten. Vgl. Jecht (1927–34), S. 429 ff. und Ältestes Stadtbuch 1305–1416, S. 4b, 7b, 34a und 89a. In den MVRGB 2, Nr. 752, S. 296 und Nr. 763, S. 300 findet sich noch folgender Hinweis: […] monasterium monialium seu sororum ordini s. Clare in Zuzelicz Misnensis dioc. […]; der Herausgeber der Edition schlug folgende Interpretation des Ortsnamens vor: Zuszelicz = Zhořelec? =Görlitz? Vgl. Ältestes Stadtbuch 1305–1416, S. 30a und MGF 1.1, S. 44, Nr. 151. Vgl. Ältestes Stadtbuch 1305–1416, S. 76b. Vgl. KNFMCG S. 283, 299 f., 302 ff., 275 f., 292 sowie VOU Heft 3–4, S. 110, Nr. 526. Das jeweilige Todesjahr bestimmte Richard Jecht mittels paläographischer Indizien, vgl. Rosenhauer (1957/58), S. 391 f.

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rer von Salza540 während Klara Crischow vielleicht mit einem der gleichnamigen Franziskaner541 verwandt war. Alle diese aufgezählten Schwestern hatten dem Orden Geld hinterlassen oder waren Inhaberin einer Präbende, also regelmäßiger Verpflegungsansprüche. 1390 hatte Bindeguestyne die nunne ein Viertel ihres Hauses dem convente des clostirs czu den brudern aufgegeben, um dafür vielleicht eine derartige Pfründe zu erwerben.542 Die Schwestern, die im Haus der Prokuratorin eine Präbende besaßen, werden im Totenbuch ausführlicher behandelt: Obiit soror Maye Schenczelinne prebendaria in domo procuratricis, a qua conventus habuit plus quam 40 marcas in vita et in morte quilibet frater duos grossos anno domini 1386 [Mai. 12.]. Anno domini 1386 soror Kela Relingeringe dedit conventui 18 marcas in parata pecunia pro una prebenda et una camera in domo procuratricis et promisit singulis annis dare 6 sol. grossorum pro allecibus comparandis profesto omnium sanctorum 3 sol. et pro 40 marti. et donavit omnia bona sua postquam decesserit de hac vita. Anno domini 1402 [Januar 1.] obiit Margareta Rachnawynne 543 que fuit prebendaria in domo procuratricis per modum tempus et conventui post mortem suam bonam elemosinam reliquit videlicet 13 marcas. Anno domini 1402 [April 15.] obiit soror Tela Reberyngerinne prebendaria in domo procuratricis, que multa bona fecit conventui.544

Alle vier werden Witwen oder unverheiratete Frauen gewesen sein, die ihr Vermögen dem Franziskaner-Orden überschrieben hatten und von den Zinsen eine regelmäßige Verpflegung bei den Brüdern erhielten. Die 1450 bei einem Präbendenkauf erwähnte Elze Döring wird ebenfalls eine Terziarin gewesen sein.545 In der Mitte des 15. Jahrhunderts scheinen die Terziarinnen nicht mehr in verschiedenen Häu540 541

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Vgl. zur Familie von Salza Knothe (1879), S. 462–470, besonders S. 463 die Nachweise zu einer »Schwester Katharina«. Im KNFMCG finden sich Augustinus Crischow predicator et confessor (S. 278 und Rosenhauer [1957/58], S. 391: † um 1400?), Hencze Crischow (S. 283 und Rosenhauer [1957/58], S. 392: † um 1380?), frater Jeremyas Crischow subdyaconus (S. 286), Heynricus Crischau (S. 290), Nyckil Crischow pater minorum fratrum nostrorum hic sepultus (S. 291 und Rosenhauer [1957/58], S. 394: † um 1380?), frater Johannes Crieschaw lector et tum visitator dominarum wratis. et diffinitor provincie (S. 295), frater Johannes Crischaw (anno 1369, Autor der Annalen ebd. S. 301), frater Petrus Crischow gardianus (anno 1372, Autor der Annalen ebd. S. 302) und frater Johannes Crischow lector (S. 305). Die überdurchschnittliche Häufung von Franziskanern gleichen Namens könnte auch bedeuten, dass hier nicht die Mitglieder einer Familie gemeint sind, sondern der Herkunftsort. Denn ebd. S. 302 findet sich ein Conradus plebanus in Cryschaw. Vgl. Ältestes Stadtbuch 1305–1416, S. 229b und MGF 1.1, S. 87, Nr. 261. Unter demselben Datum ist im Totenbuch auch ein Mychael Rachnaw subdyaconus verzeichnet, ob beide zur selben Familie gehörten kann nicht gesagt werden. Vgl. KNFMCG S. 276, 302, 291 und 273. Vgl. CDLS 4, S. 670 f. (1450. Dezember 4.), ohne Quellenangabe abgedruckt von Neumann (1849), S. 81, siehe auch das Regest in: MGF 1.1, S. 176, Nr. 439. Vielleicht war sie mit Nikolaus Doring verwandt, der 1420 dem Kloster Zinsen verkauft hatte, vgl. Speer (2006), S. 58.

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

sern, sondern nur noch in einem Haus in der Nonnengasse gewohnt zu haben, denn in den Ratsrechnungen wird 1455 als Ausgabe verzeichnet: Item den armen frauen in der clauszen 2 gr.546 Die nächste Nachricht stammt aus dem Jahr 1476, als im Totenbuch vermerkt wurde Ursula Scheumannin soror de tercia regula, hic sepulta, obiit.547 Die unter 1500 verzeichnete soror Cristina Schewmanynne dürfte mit jener Ursula verwandt gewesen sein.548 1483 wurde Ursule Kamentczin 549 soror tertie regule ebenfalls im Kloster begraben und 1485 recommendavit se devota soror tercie regule Anna Botin, die duos florenos pro sacristie utensilibus et post mortem satis magnum testamentum disposuit pro utilitate fratrum.550 Bei dieser Anna handelt es sich wahrscheinlich um Anna Bottener, die Tochter des Brauhofbesitzers Balthasar Bottener, die im Pestjahr 1508 ein umfangreiches Testament aufstellen ließ, in dem sie selbst als junckfrauen Annen, Baltzer Botteners gelassenen tochter, bezeichnet wird und dem Görlitzer Franziskanerkloster 20 mr. vermachte.551 1488 hinterließ Margaretha, die Frau des Georg Wolf, in ihrem Testament den swestern von der drittin regel 1 mr.552 Sie und ihr Mann hatten zuvor im Kloster ein Anniversar gestiftet.553 Dieser Georg Wolf dürfte jener gewesen sein, der 1476 als Zimmermann einen Vertrag mit dem Kloster und dessen Verwesern über den Abbruch und Neubau von drei Giebeln der Konventsgebäude abschloss.554 Bemerkenswert an Margarethas Testament ist, dass das höchste Legat (14 mr.) an die Franziskaner gehen sollte und nur der etwaige Rest ihres Besitzes an die Pfarrkirche und die Frauenkirche und laut des Textes hatte sie noch eine geistliche Tochter namens Anna.555 Man kann also resümieren, dass die Familie Wolf in vielerlei Hinsicht Beziehungen zu klösterlichen Lebensformen hatte.

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Vgl. CDLS 4, S. 937 [RR]. Vgl. KNFMCG S. 275. Vgl. KNFMCG S. 280: Anno domini 1500 soror Cristina Schewmanynne recomedavit se in vita pariter et in morte et animas parentum et progenitorum eius desiderans participacionem bonorum operum que comparavit eodem anno pulcrum rubeum samentum cum suis attinenciis pro 15 florenis. Ebd. S. 266 unter dem 12. Januar findet sich die Todesanzeige der wahrscheinlich selben Christina: Anno domini obiit devota soror tertie regule Christina Schewneryn que legavit pro salute anime sue et suorum progenitorum 30 marcas pollonicales. In einem verwandschaftlichen Verhältnis zu ihr dürften die folgenden, ebenfalls im Totenbuch verzeichneten Eheleute gestanden haben: Item anno domini recommendavit se in vita [pariter et in morte] Barbara Kamentczynne pro salute anime sue nec non mariti eius Peter Kamentz dedit calicem argenteum deauratum. Vgl. KNFMCG S. 291 und 282. Vgl. das Testament der Anna Bottener im Anhang A (1508. September 30.). Vgl. LA 1484–1490, fol. 218v. Vgl. KNFMCG S. 270. Der Vertrag ist abgedruckt in MGF 1.1, S. 226 f., Nr. 540. Vgl. das Testament der Margaretha Wolf im LA 1484–1490, fol. 218v (1488. Mai 16.).

2.3 Pilgerfahrten und der Eintritt in religiöse Gemeinschaften

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Im Jahr 1489 schenkte die Brauhofbesitzerin Barbara Oswald testamentarisch itzlicher regil nonnen 2 gr. Darüber hinaus ließ sie den Franziskanern das sehr hohe Legat von 50 mr. zukommen, die in ihrem Testament somit auf die gleiche Stufe wie die Pfarrkirche St. Peter gestellt wurden. Die nächst höheren Legate an die Nikolai- und Frauenkirche betrugen nur 10 mr.556 Barbara Asmann, über deren Familie keine weiteren Angaben gemacht werden können, bestimmte in ihrem umfangreichen Testament von 1496 unter anderem dem Franziskanerkloster 6 mr. sowie Kleider, Hausrat und mehrere Tuche. Dafür sollten die Testamentsvollstrecker drei Seelbäder im Franziskanerkloster zugunsten ihrer Seele und den Seelen ihrer Familie ausrichten sowie 30 Seelenmessen und 30 Vigilien und sie sowie das ganze Geschlecht ins Totenbuch schreiben lassen. Im Nekrologium ist sie allerdings nicht nachweisbar. Schließlich verfügt sie noch: Item itzlicher schwester sancti Francisci des dritten regels sal man geben einen schleuer von den besten, die do sein ane drey, und nicht die geringsten. Item des vatern Teichs mutter, der do hie im closter visitator gwest ist, sal man geben einen groben rock, als die swestern pflegen zutragen und einen schleuer.557

Ein Jahr später ist im Testament der Margaretha Kretzschmer zu lesen, dass sie den regel nonnen alhier itzlicher 1 behmischen gr. übereignete und den Franziskanern ein halbes Fuder Altbier sowie ein weißes Kürtuch. Im Vergleich dazu erhielt die Peterskirche zwar 10 mr., jedoch werden noch vier weitere Klöster der Oberlausitz mit Zuwendungen bedacht, was in dieser Häufung in Görlitzer Testamenten selten geschah.558 Dass Margaretha mit dem Prokurator der Franziskaner Simon Kretzschmer verwandt war, ist möglich, aber bisher nicht belegt. Aus dem Jahr 1500 gibt es noch den Hinweis, dass Margaretha Prinzel soror tertie regule auf der Pilgerfahrt nach Rom verstorben sei.559 In den folgenden Jahren werden nur noch in zwei Testamenten Terziarinnen erwähnt. Im Pestjahr 1508 wird im letzten Willen des knaben Jorg Schwetsch als Zeugin eine juncfrau Anna, eine regelnonne, seine wärteryn genannt.560 Vielleicht war jene Regelnonne die oben genannte Anna Bottener. Das letzte Legat aus einem Görlitzer Testament erhielten die Terziarinnen 1518 aus dem Testament der Agnes Kretzschmer, wo es heißt: Item den schwestern der dryten regels s. Francisci 1 sch. Den Franziskanern vermachte sie noch 10 mr., welches das höchste Einzellegat ihres Testaments war und sie wünschte des Weiteren, dass man für sie sieben Dreißigermessen im Kloster bestelle, dort auch drei Seelbäder ausrichten ließe, zu denen jeweils ein Viertel Bier ausgeschenkt werden solle. Man sollte au556 557 558 559

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Vgl. das Testament der Barbara Oswald im Anhang A (1489. Oktober 16.). Vgl. das Testament der Barbara Asmann im Anhang A (1496. September 30.). Vgl. das Testament der Margaretha Kretzschmer im Anhang A (1497. Januar 18.). Vgl. KNFMCG S. 295 und 347: Anno domini 1499 [Dezember 19.] obiit in via romana Margaretha Princelynne soror 3. regulae que legavit conventui solempne testamentum pro salute anime sue et suorum progenitorum. Siehe dazu Speer (2007), S. 127. Vgl. das Testament des Jorg Schwetsch im LR 1505–1516, fol. 90v (1508. Oktober 9.).

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

ßerdem noch sieben große Messen lesen lassen mit sieben Lichtern dazu.561 Ihre Namensgleichheit mit dem Prokurator Simon Kretzschmer und der Stifterin Margaretha Kretzschmer sowie ihre Spendenbereitschaft für die Terziarinnen lässt vermuten, dass sie mit jenen Kretzschmers verwandt war. Der letzte Hinweis auf eine Terziarin findet sich im Totenbuch. Dort wurde unter dem 26. März, wahrscheinlich nach 1524, der Tod der soror Katharina Wiegand verzeichnet.562 Auf die Anwesenheit von »Nonnen« in Görlitz weist noch eine weitere Bezeichnung hin. So gab es in der Pfarrkirche St. Peter um 1466 einen Nonnenchor, über dessen Funktionen können jedoch keine Aussagen gemacht werden. Es sind ebenso wenig »Nonnen« als Inhaberinnen von Altären nachzuweisen.563 Bei der von Richard Jecht angegebenen »Nonnenkapelle« im Turm der Peterskirche, dürfte es sich um einen Lesefehler handeln, denn in dem als Quelle angeführten Liber obligationum steht: in der newyn [nicht: nonnen !] cappelyn by dem thorme in sand Peters kirchen.564 Inwiefern die Görlitzer Terziarinnen tatsächlich in die Geschäfte des Franziskanerklosters eingebunden waren, kann nicht genau gesagt werden. Neben den eingangs erwähnten Prokuratorinnen aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts (Odilie und Else) konnten nur vier weitere procuratrices nachgewiesen werden, zudem in einer Zeit, als parallel auch männliche Kloster-Verweser tätig waren: eine Katharina (vor 1497), die wohlhabende Katharina Jeutener (um 1502), die Ratsherrenwitwe Barbara Geisler (vor 1508) sowie Dorothea Machemist (vor 1510). Es ist anzunehmen, dass alle vier dem Dritten Orden angehörten, nachweislich waren aber nur Katharina und Dorothea sorores.565 Besonders bemerkenswert ist der Fall der Eheleute Heseler, wo erst Andreas Heseler und nach seinem Tod seine Frau Barbara Prokuratoren der Franziskaner waren. Dass die Terziarinnen oder »Schwestern« das Seelhaus in der Krebsgasse geführt haben sollen, wird in der Literatur des Öfteren behauptet, Belege gibt es dafür jedoch nicht.566 Vielleicht erklärt sich diese Behauptung aus einem Analogieschluss zu den 561 562 563

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Vgl. das Testament der Agnes Kretzschmer im Anhang A (1517. Mai 2.). Vgl. KNFMCG S. 271: Obiit soror Katherina Wygandynne hic sepulta que legavit conventui partem domus sue. Vgl. LO 1434–1483, fol. 77r–v (anno 1466): ad altare Bartholomei in dem nonnen kore in sand Peters kirchen; mehrfach auf fol. 81r: Ad altare Bartholomei etc. in ecclesia s. Petri in choro monialium und Paul Otto, Verweser des Altars in dem nonnenchore in sand Peters kirchen gelegen in der eren sand Bartholomei geweyt. Des Weiteren auf fol. 82r. (anno 1467), 100v (anno 1476) und 110v (anno 1478) sowie im LO 1484–1520, fol. 115v–116r (anno 1503): ierlich 2 mr. zinsz zu dem altare in sant Peters kirchen, das etwan in der nonnen chore bey dem sacrament geheuse gestanden hat und itzt genant wirt das altar visitiationis Marie, Philippi und Jacobi, Nicetii, Martini etc. Die letztgenannte Stelle ist abgedruckt in Jecht (1892d), S. 259 f. Pescheck (1847–55), Teil 2, S. 7 vermutet, dass der Nonnenchor den Zisterzienserinnen von Marienthal gedient habe. Vgl. Jecht (1927–34), S. 429, der LO 1434–1483, 80v statt richtig fol. 82r angibt. Siehe dazu ausführlich Abschnitt 2.3.3, S. 307 ff. Vgl. Neumann (1850), S. 267–270, auf den sich alle anderen Autoren berufen, und Boetticher (1930), S. 143. Neumann wiederum wird die Arbeit Pescheck (1847–55), Teil 1, S. 343 benutzt

2.3 Pilgerfahrten und der Eintritt in religiöse Gemeinschaften

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Zittauer »Regelschwestern«, für die 1378 ein Haus gestiftet wurde mit der Auflage, eine Wohnstatt für Nonnen sowie arme Frauen und Kinder zu sein.567 In den Städten des Sechsstädtebundes gab es noch in Kamenz, Bautzen und Lauban Terziarinnen.568 Überblickt man die hier zusammengetragenen Quellenhinweise, so ist festzuhalten, dass sich die Nachrichten zu Beginn des 14. Jahrhunderts und an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert häufen. Zu erklären wäre diese Schwankung mit einem abebbenden Gründungsenthusiasmus, der um die Mitte des 15. Jahrhunderts die Zahl der Terziarinnen schrumpfen ließ, während zu Ende jenes Jahrhunderts eine allgemeine Intensivierung der Frömmigkeit bzw. frommer Praktiken und die Suche nach spiritueller Vollkommenheit bzw. die Suche nach Partizipation an heilsmäßigen Lebensformen den Zulauf zu den Orden der Dritten Regel wieder verstärkten. Gerade für Frauen war dies meist der einzige Weg außerhalb eines Klosters, aber nicht gänzlich getrennt von ihm, in Gemeinschaft leben zu können und für das Heil der eigenen Seele tätig zu sein. Über die Familienverhältnisse oder die Herkunft der Schwestern konnten kaum Angaben gemacht werden. Nur bei den Prokuratorinnen wurde ersichtlich, dass zumindest zwei von ihnen aus sehr wohlhabenden Verhältnissen stammten, aber auch die einfachen Schwestern schienen bei ihrem Eintritt in den Dritten Orden gewisse Vermögenswerte eingebracht zu haben. Ebenso stammten die Testatorinnen, die die Terziarinnen und die Franziskaner beschenkten, aus begüterten Verhältnissen. Ihre Testamente zeigen zudem, dass sie offensichtlich in verschiedenen Hinsichten ein besonderes Verhältnis zu klösterlichen Lebensformen hatten: Sei es, dass sie die Franziskaner in der Höhe der Legate im Vergleich zu anderen bevorzugten, dass sie für das Kloster arbeiteten, Familienmitglieder einem Konvent beigetreten waren oder dass sie generell Klöster in ihren Testamenten reicher beschenkten als andere Kirchen. Es ist ebenfalls zu betonen, dass nur Frauen zugunsten der Terziarinnen testierten! In den Jahren der Reformation werden auch die Terziarinnen ihre letzten Anhängerinnen verloren haben. Johannes Hass schreibt in seinen Annalen in einer Passage um das Jahr 1535, dass es zwei Regelnonnen gegeben habe, die sich verheiratet hätten und bisz auff ein wenig [Nonnen?], sein noch heute in der stadt, vhast alle lutterisch geworden.569

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haben, der von »Beghinen« und »Regelschwestern« schreibt und sich wiederum auf Knauths († 1784) Manuskripte beruft. Die gedruckte Form dieses Manuskripts ist wahrscheinlich der Beitrag »Von den Beghinen oder Seelen-Weibern überhaupt, und besonders in Görlitz« in den »Beyträgen zur Gelahrheit 1738« (vgl. Knauth [1739]), den wiederum ein Anonymus 1791 rezipierte, vgl. [Anonym] (1791). Vgl. Pescheck (1834/37), Bd. 2, S. 710 ff. sowie Pescheck (1836), S. 12 ff. Vgl. Boetticher (1930), S. 143 f. und Pescheck (1834/37), Bd. 2, S. 712, Anm. 2. Zu Bautzen vgl. ebenfalls Knothe (1890), S. 175 und zu Kamenz Zschornak (2010), S. 48 f. Vgl. SRL N. F. 4, S. 236.

Zusammenfassung Im späten Mittelalter hatte die Bevölkerung einer Stadt viele Möglichkeiten, ihrer Frömmigkeit Ausdruck zu verleihen. Zu Lebzeiten konnte man auf Pilgerfahrt gehen, einer religiösen Gemeinschaft beitreten, lokalen kirchlichen und karitativen Einrichtungen spenden oder stiften. Die umfänglichsten Vorkehrungen für das Seelenheil wurden oft jedoch erst gegen Ende des Lebens oder im Angesicht des Todes mittels Testamenten getroffen. Die zahlenmäßige Zunahme, inhaltliche Ausdifferenzierung und der steigende Vermögenswert der Testamente am Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts haben gezeigt, dass in Görlitz wie auch in anderen europäischen Städten wirtschaftlicher Aufschwung, soziale Differenzierung und gesteigerte Frömmigkeitspraxis in einem engen Zusammenhang standen. Erst der wirtschaftliche Aufschwung seit dem letzten Drittel des 15. Jahrhunderts ermöglichte es den zu Wohlstand gelangten Görlitzern der Mittel- und Oberschicht, sich als großzügige Stifter und Testatoren zu betätigen. Der Verweis auf die höheren Vermögensklassen bezeichnet hier gleichfalls ein Defizit der vorgelegten Untersuchung, denn die Quellenlage und fehlende Forschungen erlauben es bisher nur, eingeschränkt Aussagen über die Frömmigkeitspraxis der weniger Begüterten zu machen, die nicht an den Testier- und Stiftungspraktiken der Eliten partizipieren konnten. Darüber hinaus muss betont werden, dass letztwillige Verfügungen in erster Linie die Intentionen der Testatoren zum Zeitpunkt der Niederschrift widerspiegeln, aber nicht in jedem Fall eine in die Tat umgesetzte Realität. Die Gründe, warum geplante Schenkungen und Stiftungen nur zum Teil oder gar nicht umgesetzt wurden, waren vielfältig. In den meisten Fällen hatten die Verstorbenen nach Aufsetzen des Testaments ihr Vermögen aufgebraucht oder ein Altar bzw. eine bestimmte Messe konnten wegen anderer Zwänge nicht wie gewünscht ausgeführt werden. Sowohl Schenkungen als auch Stiftungen wurden von Einzelpersonen wie auch von Gruppen getätigt, dabei konnten sich Bekannte, Verwandte oder Berufsgenossen zusammenfinden. Im Grunde bestand Freiheit darin, wem und wie viel man letztwillig außerhalb der rechtlich festgelegten Erbfolge vergeben wollte. Dem Görlitzer Rat war es jedoch gelungen, eine gewisse Hierarchie innerhalb der Legatsempfänger durchzusetzen, an die sich gerade die Begütertsten auch hielten und damit ihr ratskonformes Testier- und Stiftungsverhalten demonstrierten. Die Anerkennung der ratsherrlichen »Oberaufsicht« über die Frömmigkeitspraxis äußerte sich ebenfalls darin, dass zahlreiche Testatoren die Größe und inhaltliche Ausgestaltung von Stiftungen oder Schenkungen der »Erkenntnis« des Rates anempfahlen und dafür bestimmte Geldbeträge oder schlicht den Rest der nicht verteilten Erb-

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masse zur Verfügung stellten. Mit diesem symbolischen Akt der Unterwerfung, der zum Beispiel der herausgehobenen Stellung des Bürgermeisteramts widersprach, zeigten sie mit humilitas eine bedeutende christliche Tugend, die gerade am Lebensende dem Seelenheil förderlich war und die eigentliche Gleichheit der Ratsherren betonte und somit auch eine politische Dimension hatte. In diesem Zusammenhang wurde ebenfalls deutlich, dass die vom Rat beanspruchte und von den Bürgern anerkannte Autorität in Sachen Testamentsvollstreckung so gefestigt war, dass es in Testamenten oder Stiftungen nicht der in anderen Städten zu findenden Klauseln bedurfte, die das Nichtbefolgen des letzten Willens sanktionierten oder durch bestimmte Mechanismen die korrekte Ausführung der Testamente mittels Dritter durchsetzen und überwachen sollten. Inhalt und Gegenstände der Görlitzer Testamente lassen im Vergleich zu anderen Städten keine wesentlichen Unterschiede erkennen. Einzig die andernorts häufig zu findenden Prädikaturstiftungen haben in Görlitz keine Entsprechung, wo vor 1526 bisher nur eine derartige Stiftung nachgewiesen werden konnte. Es ist wahrscheinlich, darin zum einen die Zufriedenheit der Görlitzer mit der Tätigkeit ihres Predigers und mit den Predigten der Franziskaner zu sehen, weshalb keine weiteren Prädikaturstiftungen erforderlich waren; zum anderen dürfte der Rat das Engagement weiterer Prediger mit Argwohn betrachtet haben, denn diese konnten mitunter einen erheblichen Einfluss auf die öffentliche Meinung in der Stadt haben. Die hier im Einzelfall sichtbaren Zusammenhänge von Politik und Frömmigkeitspraktiken lassen sich auf weiteren gesellschaftlichen Ebenen beobachten, nicht nur bei Stiftungen, sondern auch bei Schenkungen. Wesentliche Charakteristika spätmittelalterlicher Stiftungen waren die aus den regelmäßigen Erträgen von verzinstem Kapital oder Grundstücken zur Verfügung gestellten Gelder oder Naturalien, die für einen begrenzten oder unbegrenzten Zeitraum einem vom Stifter zugedachten Zweck zufallen sollten, zum Beispiel regelmäßigen Messen oder Armenspeisungen für das Seelenheil.1 Um die Aus- oder Fortführung des Stifterwillens zu sichern, wurden Institutionen wie Kirchen, Bruderschaften oder Stadträte mit der Verwaltung und Ausschüttung der Stiftungsgelder und 1

Vgl. zur »Definition« sowie allgemein zu mittelalterlichen Stiftungen Borgolte (1993) und Borgolte (1994) sowie die Auseinandersetzung Michael Borgoltes mit den rein rechtshistorischen Auffassungen von Stiftungen in der älteren Forschung, z. B. mit Reicke (1933), in Borgolte (1988). Hier (S. 83) fordert er, dass mittelalterliche Stiftungen als sozialer Mechanismus verstanden werden sollten und primär sozialhistorisch analysiert werden müssten. Ebd. S. 94 schreibt er: […] indem wir anregen, statt des modernen, juristischen Begriffs der Stiftung, die Gegenwart der Toten als Denkform des Mittelalters zum Ausgangspunkt für die Bearbeitung der Stiftungen zu machen, dürfen wir hoffen, einen Weg zur sozialen Wirklichkeit des Mittelalters zu bahnen. Vor einer Unterschätzung rechtlich abstrakter Begriffe wie »juristische Person«, die im Zusammenhang mit Stiftungen nicht vernachlässigt werden dürfen, warnt jedoch zu Recht Kleinknecht (1996), S. 18 f.

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

-zinsen beauftragt.Diese Institutionen waren bekanntlich in der Lage, die Rechtssicherheit und damit Beständigkeit der schriftlich fixierten Stiftungsakte zu garantieren. Aber nicht nur diese aus heutiger Sicht pragmatischen Zwänge veranlassten die Stiftungsorgane, dem Willen der Stifter nachzukommen, sondern auch die soziale und rechtliche Verbundenheit von Lebenden und Toten. Die im Detail besprochenen Stiftungen der Familie Emerich, die Altarstiftungen und das »Gestift der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche haben gezeigt, dass neben den erstrangigen Wünschen von Seelenheilfürsorge und Stiftermemoria eine ganze Reihe lebensweltlicher Aspekte Form und Ausgestaltung der Stiftungen bestimmten. Sie sollten ferner sozialen Status repräsentieren, Prestige ausstrahlen, Selbstverständnis und Gruppenidentität ausdrücken, Verwandte versorgen oder concordia in der Gemeinde herstellen, um nur einiges zu nennen. Mit vergleichbaren Konnotationen waren Geschenke zu frommen Zwecken verbunden. Der Unterschied zwischen Geschenken und Stiftungen besteht lediglich darin, dass erstere einmalig dem Empfänger übereignet wurden, während sich bei letzteren der Akt des Gebens regelmäßig wiederholte. Bei allem Engagement für die Erforschung mittelalterlicher Testamente und Stiftungen der letzten Jahre scheinen die Intentionen, Wirkungen und der Wert von Schenkungen zu frommen Zwecken etwas außer Acht gelassen worden zu sein. Denn gerade durch das Schenken von Altären sowie durch ihre künstlerische Ausgestaltung und durch das Übereignen von Tüchern, Büchern, Kelchen, Kusstafeln, Leuchtern oder Ornaten für liturgische Handlungen aller Art konnte eine Präsenz der Wohltäter, zum Beispiel bei der Eucharistie, erreicht werden, die nicht weniger effektiv als bei Gedächtnisstiftungen war. Freilich war nicht jedem Anwesenden der Name des Spenders eines Leuchters oder eines Ornates bekannt, weshalb es wie bei einer Messstiftung nicht zur präsenzevozierenden Namensnennung des Stifters kam. Der Schenkende konnte sich aber dessen gewiss sein, dass der wichtigste Bezugspunkt seiner Gabe – nämlich Gott – um den Urheber der Gabe wusste, und zweitens, dass der Geber unmittelbar bei der Durchführung der eucharistischen Handlungen mitwirken konnte, und drittens wurden auch Schenkungen einerseits in Totenbüchern und andererseits in Testamenten oder Stadtbüchern verzeichnet und so an den Wohltäter erinnert. Nicht selten wurden dort die genaue Verwendung der Gabe und ihre Unveräußerlichkeit betont. In Nürnberg ist sogar dahingehend ein Wandel beobachtet worden, dass zwischen 1450 und 1500 Stiftungen von Altargeräten für die Eucharistiefeier aus den eben genannten Gründen als Gaben für das Gemeinwohl verstanden und bevorzugt wurden und dafür die Zahl von Stiftungen zugunsten von Gedächtnismessen zurückging.2 Dieses Beispiel zeigt, dass man Schenkungen zugunsten des Gemeinwohls in ihrer Bedeutung für die mittelalterliche Stadtgesellschaft nicht hoch genug einschätzen kann.

2

Vgl. Staub (1995), besonders S. 288 und 304 f.

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Die Untersuchung der Görlitzer Altarstiftungen konnte außerdem verdeutlichen, dass sich Altarstifter, die aus den oberen wie den unteren Vermögensklassen stammten, selten darauf beschränkten, nur an ihrem Altar repräsentiert zu werden. Sie engagierten sich ferner mittels Stiftungen oder Schenkungen in weiteren Kirchen oder Klöstern. Diese Mehrfachpräsenz innerhalb der Sakraltopografie kann wiederum als ein Rekurs auf die Praxis der reichsten und einflussreichsten Bürger gewertet werden, die im Idealfall alle Kirchen, Hospitäler und das städtische Kloster sowie die Cölestiner auf dem Oybin bedachten. Gegenüber letztwilligen Verfügungen hatten Altarstiftungen zudem den Vorteil, dass das mit ihnen verbundene »soziale Kapital« bereits dem Stifter zu Lebzeiten zugutekam. Peter Johannes Schuler hat in seiner grundlegenden Studie über das Anniversar ebenfalls festgestellt, dass gesellschaftliche Aufsteiger möglichst schnell für ihre Familien in der zentralen Pfarrkirche ein Familiengedenken stifteten, um öffentlich als Familie präsent zu sein.3 Es sei hier ebenfalls an Ergebnisse aus dem ersten Kapitel erinnert. Diese haben gezeigt, dass soziale Aufsteiger bemüht waren, zu Lebzeiten und testamentarisch besondere Frömmigkeit an den Tag zu legen, sei es, dass sie versuchten, freie Plätze in der Sakraltopografie (Schwetz, Mondenschein) zu besetzen oder große Stiftungen zu tätigen (Cranleid, Mondenschein), um sich die Anerkennung ihrer »neuen Standesgenossen« zu sichern und etwaige politische Ambitionen umzusetzen. Als Besonderheiten der Görlitzer Altarstiftungen des späten 15. Jahrhunderts konnte ermittelt werden, dass zuallererst der Rat um Genehmigung der Stiftung gebeten wurde, bevor man die Sache an den Bischof übermittelte, und dass die Görlitzer Gewerke bis auf die Kramer wohl keine eigenen Altäre besaßen, die dezidiert das liturgische Zentrum einer Berufsgruppe waren. Hier scheint sich ebenfalls der Einfluss des Rates bemerkbar zu machen, der offensichtlich die Präsenz der Zünfte in den Gotteshäusern genauso einschränkte wie deren politische Mitbestimmung. Wie komplex politische und fromme Interessen miteinander verwoben sein konnten, hat die Untersuchung des »Gestifts der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche vor Augen geführt. In seltener Geschlossenheit versuchten ein Stifterehepaar, der Rat und der Pfarrer in einer innen- wie außenpolitisch angespannten Situation, Eintracht im gemeinsamen Engagement für das Seelenheil der Gemeinde zu demonstrieren. Dabei ging es nicht nur darum, das Mitwirken der drei Hauptbeteiligten zu inszenieren, sondern auch darum, weitere Mitbürger zu Zustiftungen einzuladen und sie so aktiv in die Gruppe derer einzubinden, die sich für ihr eigenes Seelenheil und das ihrer Stadt einsetzten. Das Anbieten von Partizipation an den Heilswerken der Kirche war das Mittel, Integration sowie Identifikation mit den Belangen der Stadt waren das Ziel, um letztlich die Akzeptanz der Ratsherrschaft zu fördern. Innen- wie außenpolitische Ziele versuchte der Rat hier mittels frommer Praktiken durchzusetzen. Dazu gehörte desgleichen die hauptsächlich im Gestift ze3

Vgl. Schuler (1987), S. 108.

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lebrierte Ratsmemoria. Sie kann als ein wesentliches Element benannt werden, das neben herrschaftlicher Repräsentation und städtischer Geschichtsschreibung der Fundierung des ratsherrlichen und städtischen Selbstbewusstseins diente und in seiner Wirkung auf die Legitimation der Ratsherrschaft zielte. Die Bedeutung des Gestifts innerhalb der Görlitzer Sakraltopografie und sein Ansehen äußerten sich schließlich darin, dass der Leitungsposten der Korporation oft von Bürgermeistern bekleidet wurde und in einem Fall (Nikolaus Mondenschein) sogar Ausgangsposition einer steilen politischen Karriere war. Die Untersuchung der in Görlitz an der liturgischen Memoria beteiligten Institutionen und Personen hat erneut gezeigt, wie weit der Einfluss des Rates ebenfalls in diesen Bereich der Frömmigkeitspraktiken vorgedrungen war. Offenbar hatte die Führung der Stadt nicht mehr als zwei große Bruderschaften geduldet, die zudem durch Verweser des Rates kontrolliert wurden. So war ihm eine effektive Aufsicht über alle Versammlungen von Görlitzern möglich, die ansonsten nur genehmigt und unter Anwesenheit von Abgesandten des Rates erlaubt waren.4 Aufgrund der schlechten Quellenlage bezüglich der Görlitzer Bruderschaften kann zwar bisher nicht genau herausgearbeitet werden, inwiefern diese Gemeinschaften auch Zentren der politischen Willensbildung waren, jedoch kann man davon ausgehen, dass sie ebenfalls soziale und politische Interessengruppen darstellten. Allein die Benennung der Bruderschaften nicht nach ihren Patrozinien, sondern nach dem wichtigsten gemeinsamen Merkmal ihrer Mitglieder – nämlich Bürger oder Priester – lässt eine bewusste, öffentliche Abgrenzung erkennen. Es liegt daher die Vermutung nahe, dass sich die Bürger genau wie die Priester, zumindest in den Anfangsjahren dieser Bruderschaften, vor allem aus Gründen der Organisation und Durchsetzung gemeinsamer Interessen zusammenfanden. Durch die Einschränkung der Vielfalt von religiösen Bruderschaften erreichte der Rat daher eine gewisse Kontrolle über mögliche politische Opponenten in der Stadt. Die detaillierte Ausgestaltung der Totenmemoria durch Messen etc., zeitlich begrenzt oder auf ewig, war den persönlichen Vorlieben der Testatoren überlassen. Je mehr Mittel ihnen zur Verfügung standen, desto mehr Kirchen und Klöster wurden mit Memorialleistungen beauftragt, besonders in Krisenzeiten. Über die Vollstreckung der Testamente und damit über die Ausführung der Stiftungen zur Memoria wachte der Rat. Einige Testatoren, darunter meist Ratsherren, die ihrer Akzeptanz der ratsherrlichen Aufsicht über Testamente und Stiftungen ostentativ Ausdruck verleihen wollten, machten nur sehr allgemeine Ausführungen, beispielsweise zu Messstiftungen, und überließen die konkrete Umsetzung der »Erkenntnis« des Rates. Diese Delegation der Entscheidung dürfte vor allem symbolischen Charakter besessen haben, weil man sicher davon ausgehen konnte, dass der Rat für eine an4

Prietzel (1995), S. 419 f. hatte außerdem feststellen können, dass Stadträte ihren Einfluss auf Bruderschaften nutzten, um ihren Stadtschreibern Pfründen zu verschaffen.

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gemessene und standesgerechte, womöglich vorher abgesprochene Umsetzung des letzten Willens sorgen würde. Abgesehen davon, dass die Memoria der Ratsherren im »Gestift der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche gefeiert wurde, lassen sich bei ihnen noch zwei weitere Besonderheiten ausmachen, mit denen sie ihre herausgehobene gesellschaftliche Stellung und ihre damit zusammenhängende vorbildhafte Frömmigkeit unterstrichen. Einigen von ihnen reichte es nämlich offensichtlich nicht aus, dass man ihrer in einer Privatmesse vor kleinem oder gar keinem Publikum gedachte, sie wünschten ausdrücklich, vor versammelter Gemeinde in Erinnerung gerufen zu werden, um so gleichfalls in die Gebete möglichst vieler eingeschlossen zu werden. Neben dieser Vergrößerung des potenziellen Publikums der Gedächtnismessen ist bei den Mitgliedern der wohlhabenden Ratsherrenfamilien schließlich noch eine größtmögliche Ausdifferenzierung und Verteilung der Memorien innerhalb der Görlitzer Sakraltopografie zu beobachten. So erreichten sie eine flächendeckende Memoria und Repräsentation des sozialen Status ihrer Person und ihrer gesamten Familie, der verstorbenen Vorfahren wie der Nachkommen und Verwandten. Die Antwort auf die Frage nach Brüchen und Kontinuitäten in der Görlitzer Testier- und Stiftungspraxis muss sehr differenziert und zurückhaltend beantwortet werden. Es steht fest, dass die »Einführung der Reformation« 1525, bei aller Problematik der Begrifflichkeit, nicht pauschal als absolute Zäsur angesehen werden kann. Gleichzeitige Ereignisse der lokalen Geschichte in den 1520er Jahren wie Pest, Stadtbrand, die aufgedeckte Verschwörung der Tuchmacher, wirtschaftliche Stagnation durch Währungsprobleme und die zu entrichtende Türkensteuer machen es schwer, die eigentlichen Ursachen der in diesem Jahrzehnt zurückgehenden Schenkungen und Stiftungen zu benennen. Erst die Testamente der Dreißigerjahre lassen erkennen, dass ein Wandel nicht nur in der Praxis, sondern auch in den religiösen Einstellungen der Testatoren stattgefunden hat. Einzelnen Testamenten wurden lange Passagen vorangestellt, in denen der Testator seine Seele dem Allmächtigen empfahl, in dem Wissen, dass irdische Werke wie Privatmessen nichts, aber die Gnade Gottes alles zur Errettung der Seele beitrugen. Demzufolge wurden größtenteils nur noch die Hospitäler und der Gemeine Kasten mit Geldschenkungen versehen, weil caritas auch von den Reformatoren eine eingeforderte Tugend war. Eine systematische Zuwendung an die Bedürftigen der Gesellschaft ist aber nicht zu beobachten. Wolfgang Hartung hat bei seiner Untersuchung der Verhältnisse in Nürnberg, Augsburg, Ulm, Konstanz, Zürich, Basel, Lindau, Memmingen und Isny ebenfalls festgestellt, dass die Reformation keinesfalls das Phänomen der rational gesteuerten Armenfürsorge mit sich brachte.5 5

Vgl. Hartung (1989), S. 179 f.: Vielmehr wurde das schon teilweise säkularisierte, schlecht und recht funktionierende und seit Jahrhunderten eingespielte Fürsorgewesen kirchlicher Institutionen in den Städten auf Jahrzehnte hinaus gestört, indem Erträge nach Einzug durch die weltli-

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

Linien der Kontinuität vom späten Mittelalter in die frühe Neuzeit lassen sich ebenfalls nachweisen. Vereinzelt wurden weiterhin Seelbäder ausgelobt und Kirchen bedacht. Es darf ebenfalls nicht vergessen werden, dass in den ersten Jahren der Reformation immer noch Testamente vollstreckt wurden, die vor der Reformation aufgestellt und nicht kassiert worden waren und so die alte Testierpraxis in einer Übergangsphase neben der neuen Praxis weiterhin Bestand hatte. Zu einer grundlegenden Akzentverschiebung in der Testierpraxis kommt es erst am Ende des 16. Jahrhunderts, als die möglichst ungeteilte Weitergabe des eigenen Brauhofes an einen Nachkommen zum zentralen Anliegen der Nachlassregelung der Görlitzer Eliten geworden war.6 Stellvertretend für das Gefühl der Zeit der Zwanziger- und Dreißigerjahre des 16. Jahrhunderts steht die Studienstiftung des Ludwig Schneider. Er hatte sein Vermächtnis zur Unterstützung von Görlitzer Studenten in Leipzig 1516 aufgesetzt. Obwohl der jeweilige Stipendienempfänger zu Gebeten für das Seelenheil des Stifters verpflichtet war und diese seit der Reformation nicht mehr gehalten wurden, wollte Schneider 1535 seine Stiftung bestehen lassen, denn er hegte die Hoffnung, dass man zu den alten kirchlichen Verhältnissen zurückkommen werde. Aus damaliger Sicht kein realitätsferner Wunsch, denn wer hätte mit Sicherheit sagen können, in welche Richtung sich die kirchlichen Zustände entwickeln würden. Es war aber nicht nur der Wille des Stifters, der dessen Vermächtnis auf Dauer sicherte, sondern noch zwei weitere Umstände. Zum Ersten hatte er den Zins beim Rat der Stadt Leipzig gekauft, einer Institution, deren Zahlungsfähigkeit auf Dauer verhältnismäßig sicher war. Zum Zweiten war der Zweck der Stiftung, die Unterstützung eines Studenten, von der Reformation nicht in Frage gestellt und ihr Überleben somit begünstigt worden. Im Gegensatz dazu hatten bekanntlich die »klassischen Seelgerätstiftungen«, die Messen für Verstorbene sichern sollten, ihre Grundlage verloren, weil sie in ihrer Wirkung als nichtig angesehen wurden. Das gesamte nachreformatorische Stiftungsverhalten in Görlitz überblickend, kann nicht, wie beispielsweise in Nürnberg, von einer Kontinuität der frommen Stiftungen gesprochen werden.7 Das in Nürnberg beobachtete Phänomen, dass die

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che Obrigkeit zu einem großen Teil durch Entfremdung seitens der Stadt (Kontributionen, Sanierung der Stadtkasse) sowie durch Güterverschleuderung in Verbindung mit Korruption und »Selbstbedienung« städtischer Familien beachtliche Minderung erfahren haben. Weiter führt er aus, dass die Städte aber auch Maßnahmen ergriffen hätten, diese Verschlechterungen zu kompensieren. Bereits vor der Reformation hatte der Rat seine Zuständigkeiten zum Teil auf die Armenfürsorge ausgedehnt. Generell beobachtet er, dass mit der Reformation eher eine Verschlechterung als eine Verbesserung kam. Dafür sprechen unter anderem strikte Bettelverbote für fremde Bettler und weit gehende Armenüberwachung z. B. durch die Verpflichtung, kenntliche Zeichen zu tragen. In Hamburg kontrollierte der Rat hingegen, ob die Almosenempfänger auch zum Gottesdienst etc. gingen, vgl. Postel (1978), S. 172. Vgl. dazu Lindenau (2007), S. 119–152 sowie Speer (2009b). Vgl. zu dieser Kontinuität in Nürnberg Kuhn (2007), besonders S. 130. Demzufolge bildete die Reformation nur eine äußerliche Zäsur. Seelenmessen und Jahrestage wurden zwar nicht

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frommen Stiftungen in ihrer Zahl nicht abnahmen, aber sich vermehrt anderen Inhalten bzw. Institutionen zuwendeten, kann nicht bestätigt werden, weil offensichtlich zu viele äußere Faktoren neben der »Veränderung der Religion«8 die finanziellen Mittel der Görlitzer banden. Hinzu kommt, dass der Rat, der bis dahin die Leitlinien der Frömmigkeitspraxis vorgegeben hatte, zwar die Veränderungen in der Ausgestaltung des Gottesdienstes zuließ, aber sonst keine eindeutige Stellung zur »evangelischen« oder »katholischen« Kirche bezog und damit eine gewisse Orientierungslosigkeit verursachte9 – ein Zustand, der bis über die Jahrhundertmitte anhielt. Mit der Reformation war jedoch keinesfalls das Ende der Memoria gekommen, sie wurde nun verstärkt durch Kunst visualisiert und nicht mehr durch Seelenmessen oder Fürbitten zelebriert. Auch auf anderen Gebieten lässt sich sehr gut erkennen, dass man weiterhin der Verstorbenen gedachte, dass die Vorstellung von der Gegenwart der Toten erhalten geblieben war, und dass man sich selbst in einer Beziehung mit den Verstorbenen sah. Das Erinnern an Verstorbene und ihre Wohltaten für die Gemeinde wurde nun nicht mehr nur im Rahmen von Gebeten, Messen oder Gottesdiensten perpetuiert, sondern auch durch profanes Schrifttum wie Annalen, Chroniken oder Amtstagebücher. Zukünftigen Forschungen bleibt es vorbehalten, diese seit dem Ende des 16. Jahrhunderts zu beobachtende Tendenz der Intensivierung, Historisierung und Verweltlichung auch außerhalb der Erinnerungsmedien Bild und Text am Beispiel Görlitz zu untersuchen. Nachdem bisher vor allem über die vielfältigen Möglichkeiten geschrieben worden ist, mit denen man vermittels Dritter durch Gebete oder Messen die Erlangung des eigenen Seelenheils befördern konnte, haben die letzten Abschnitte des zweiten Kapitels gezeigt, dass fromme Görlitzer auch bereit waren, durch körperlichen Einsatz ihrer Frömmigkeit Ausdruck zu verleihen. Sie pilgerten zu weit entfernten Wallfahrtsorten, traten in das Görlitzer Franziskanerkloster oder jenes der Cölestiner auf dem Berg Oybin ein, und Frauen schlossen sich der Gemeinschaft der Görlitzer Terziarinnen an. Dabei konnte herausgearbeitet werden, dass um die Mönche oder Terziarinnen jeweils ein soziales Netzwerk bestand, das auf verschiedenen Ebenen besonders enge Kontakte zu den Klöstern pflegte, und dass es ausschließlich Frauen waren, die die Terziarinnen mittels testamentarischer Legate unterstützten. Die Mönche und Terziarinnen, die aus Görlitzer Familien stammten, belegen darüber hinaus, dass es neben einer von heilsarithmetischem Kalkül geprägten Frömmigkeit eben auch Kleriker und Laien gab, für die nicht die Verrechenbarkeit von Leistungen und Gegenleistungen ausschlaggebend war, sondern das Maß an

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mehr gestiftet, aber es bestand »unter der Oberfläche Kontinuität der Stiftungsaktivitäten«. Der Umfang der Stiftungen blieb unverändert, nur Zwecke und Kontexte änderten sich. Der Historiograph Bartholomäus Scultetus († 1614) verwendet diese Begrifflichkeit für die Görlitzer Verhältnisse der 1520er Jahre und trifft damit die Sache wohl besser als wir heute mit dem Wort »Reformation«. Vgl. ausführlich zu diesem Schwebezustand den Abschnitt 3.5.1, S. 364 ff.

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2. Praktiken bürgerlicher Frömmigkeit

Innigkeit und Andacht sowie das Vertrauen auf Gottes helfende Gnade.10 Dies ist wichtig zu betonen, weil die Ergebnisse der ersten beiden Kapitel zum Teil recht deutlich gezeigt haben, dass Religion im Allgemeinen und Frömmigkeitspraxis im Speziellen bisweilen einer starken Funktionalisierung für politische und soziale Belange der Stadtbewohner unterlagen.11

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Vgl. Schreiner (2000), S. 63 und grundlegend zu Laienfrömmigkeit Schreiner (1992) sowie Schreiner (1992b). Vgl. dazu Schreiner (2002), S. 19.

Drittes Kapitel

Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis In den Kapiteln 1 und 2 wurde nachgewiesen, dass der Görlitzer Rat schon lange vor der Reformation in der Stadt über das sogenannte »Kirchenregiment« verfügte. Das heißt, er hatte sich zum einen die Privilegien verschafft, die ihm die Patronatsherrschaft über die Pfarrei und über die meisten Görlitzer Altarlehen sicherte, und zum anderen kontrollierte er durch von ihm ernannte Verweser oder Prokuratoren das Franziskanerkloster, die Bruderschaften und Hospitäler. Dabei wurde seine Herrschaft rechtlich durch die städtische Verfassung nach dem Magdeburger Weichbildrecht, zusätzliche Privilegien und durch die städtischen Statuten gestützt. Die Gerichtshoheit in der Stadt und im Weichbild sicherte dem Rat die Möglichkeit, die Verletzung seiner Privilegien zu sanktionieren. Ein Teil, der in den ersten beiden Kapiteln festgestellten Einflussmöglichkeiten des Rates auf die lokalen Praktiken der Frömmigkeit, findet aber keinen Niederschlag in schriftlich fixierten Normen. Es lassen sich keine Festlegungen zur Empfängerhierarchie frommer Zuwendungen, kein Verbot, Immobilien an die »Tote Hand« zu veräußern, keine Vorgaben über die Art und Weise Testamente auszuführen oder wie man Stiftungen zu realisieren und zu überwachen hatte, nachweisen. Alle jene Aspekte, die im wahrsten Sinne des Wortes mit der »Praxis« zu tun hatten, wurden durch tradierte und immer wieder angepasste und rationalisierte Verwaltungsabläufe ausgeführt und kontrolliert. Diese Verwaltungspraxis lässt sich aus den für diese Arbeit benutzten Quellen ablesen und soll im Folgenden näher untersucht werden, denn sie ist ein entscheidendes Mittel bei der Durchsetzung von Interessen und der Ausübung von Herrschaft, für deren Zwecke, wie bereits gezeigt wurde, auch Einfluss auf fromme Praktiken ausgeübt wurde.1 Die Untersuchung wird mit einer Darstellung der rechtlichen Rahmenbedingungen beginnen, mit denen der Rat seine Entscheidungs- und Kontrollhoheit in der Stadt und im Weichbild legitimierte. Danach folgt ein Blick auf die Auffassung der 1

Zu Max Weber und dessen Thesen zum Zusammenhang von Verwaltung und Herrschaft siehe oben S. 30.

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

Ratsherren über den »Gemeinen Nutzen«. Dieser Abschnitt wird zeigen, wie der Rat mit dem Verweis, für das Allgemeinwohl zu sorgen, weite Bereiche des städtischen Lebens und vor allem der Frömmigkeitspraxis beeinflusste. Wie sich dieser Einfluss auf die Testier- und Stiftungspraxis auswirkte, illustriert der nächste Abschnitt. Ergänzt wurde das Repertoire der Herrschaftsmittel durch Patronatsrechte, die der Rat an Altären und in den Pfarreien in und um Görlitz hatte. Diese dienten aber nicht nur dazu, die personelle Zusammensetzung des lokalen Klerus zu steuern und Familienmitglieder mit Pfründen zu versorgen, sondern halfen auch dabei, politische Interessen durchzusetzen, wie der Fortgang der Untersuchung zeigen wird. Die Vakanz der Pfarrei seit 1520 markiert den Übergang in den letzten Abschnitt. Dort wird dargestellt, wie der Rat versuchte, mittels der Besetzung der Pfarrei die Reformation in Görlitz zu steuern und welche Herausforderungen und Veränderungen die sich ändernden kirchlichen Verhältnisse und religiösen Einstellungen auf das administrative und politische Gefüge der Stadt hatten.

3.1 Die rechtlichen Rahmenbedingungen der Verwaltungspraxis Bevor im Detail auf die Einflussmöglichkeiten der Kanzlei- und Verwaltungspraxis auf fromme Praktiken eingegangen werden kann, müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen der Ratsherrschaft und die sich überschneidenden Bereiche von Stadtund Kirchenrecht kurz skizziert werden. Görlitz gehörte innerhalb des Bistums Meißen zum Archidiakonat Oberlausitz.2 Archidiakon war seit 1222 in Personalunion der Propst des Bautzener Domkapitels.3 Dieser wurde vor allem in Sachen des Rechts, der Verwaltung, Visitation und Pfarrbesetzung durch seinen Offizial vertreten. In Kirchenangelegenheiten wandte sich der Görlitzer Rat also an den Bautzener Offizial oder direkt an die nächsthöhere Instanz, den Offizial des Meißner Bischofs in Stolpen. Die Görlitzer Ratsrechnungen und Briefbücher belegen den regen Austausch zwischen den jeweiligen Kanzleien. Dabei war es sicher von Vorteil, wenn zu den Offizialen gute Beziehungen bestanden, wofür zum Beispiel die Verwandtschaft zu Görlitzer Ratsfamilien eine gute Grundlage bildete. So war Dr. Caspar Marienam aus der gleichnamigen Görlitzer Ratsherrenfamilie von 1465 bis 1470 Offizial des Propstes zu Bautzen.4 Ein gutes

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Vgl. zur Kirchenorganisation des Bistums Meißen um 1500 Blaschke/Haupt/Wiessner (1969) und die Meissner Bistumsmatrikel. Vgl. zu Archidiakonat, Erzpriesterstuhl und Pfarrei Bautzen Bönhoff (1913), hier S. 125. Ein Verzeichnis der Archidiakone gibt Klaehn (1859), siehe ergänzend Klaehn (1859b) und Knothe (1883). Vgl. Jecht (1902), S. 211, Anm. 2.

3.1 Die rechtlichen Rahmenbedingungen der Verwaltungspraxis

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Verhältnis zum Meißner Bischof und seinen Vertretern sollten auch die zahlreichen Geschenke des Rates sichern.5 Das Archidiakonat Oberlausitz wurde weiter unterteilt in elf Erzpriestersprengel, genannt sedes.6 Görlitz war Sitz eines solchen Erzpriesters, der nur manchmal zugleich der örtliche Pfarrer war, meistens aber ein Dorfgeistlicher.7 Grund dafür, dass oft Priester vom Lande für diese Position ausgewählt wurden, war vermutlich, dass die städtischen Pfarrer nicht in der Oberlausitz anwesend waren, und sie sich vor Ort oft vertreten ließen, weil die jeweilige Pfarrei nur eine von mehreren ihrer Pfründen war. Den Erzpriestern unterstanden die Pfarrer der jeweiligen sedes und die unter ihnen stehenden Altaristen, Kapläne und Prädikanten. Zum Görlitzer Erzpriestersprengel gehörten 33 Pfarreien.8 Die tatsächliche Amtsgewalt der Erzpriester dürfte aber nicht sehr hoch gewesen sein, denn in den Oberlausitzer Urkunden erscheinen sie äußerst selten. Ihre wichtigste Aufgabe wird in der Repräsentation ihres Sprengels bestanden haben, zum Beispiel wenn sich die Erzpriester der sedes Görlitz, Reichenbach und Seidenberg zweimal jährlich mit der gesamten Pfarrgeistlichkeit der ihnen unterstellten 79 Pfarreien in Görlitz trafen, um für das Seelenheil König Johanns und all seiner Vorgänger und Nachfolger ein Anniversar zu feiern.9 Dies taten sie wahrscheinlich schon seit 1319 und hatten dafür Steuerfreiheit vom böhmischen König erhalten. Dieses Privileg wirkte sich wiederum auf die Konstituierung des Görlitzer Weichbildes aus, das seitdem von den drei Erzpriestersprengeln Görlitz, Reichenbach und Seidenberg gebildet wurde.10 Die Anwesenheit der drei Erzpriester repräsentierte demzufolge die Ausdehnung des Görlitzer Rechtsbereichs und damit das Herrschaftsgebiet des Görlitzer Rates, vertreten durch das 5

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Vgl. den ehrerbietigen Brief von 1488, mit dem man einen Hirsch als Geschenk sandte, in SRL N. F. 2, S. 80 und in den Ratsrechnungen CDLS 3, S. 9 f. und 15; CDLS 4, S. 227, 248 und 351; 1488 schenkte der Bischof dem Görlitzer Rat ein Reh, vgl. VOU Heft 7–8, S. 154. Siehe auch die Beschreibung der Görlitzer Geschenke zur Inthronisation des neuen Bischofs Johannes von Schleinitz 1518 in den SRL N. F. 3, S. 542 f. Bischofswerda, Kamenz, Görlitz, Hohenstein, Sebnitz, Stolpen, Löbau, Lauban, Sorau, Reichenbach und Seidenberg. Vgl. Knothe (1883), der anhand genauer Quellenanalyse gegenteilige Behauptungen älterer Forschungen widerlegen kann. In die Zählung sind Hähnichen, Oberbielau und Rauscha aufgenommen, vgl. Zobel (1926), S. 189. Dabei übernahm der Görlitzer Rat zum Beispiel folgende Kosten: In die Thome ad obsequia domini inperatoris vor eyn guldin tuch 11 sch. Vor waschs 6 sex. 18 gr. Den knechten, dy luthen und kerczen getragin habin 27 gr. Dy den salthir lozen [=Psalter lasen] ½ mr. Den monchen und den pristern vom lande pro collaciam 6 sol. 5 gr. Vgl. CDLS 3, S. 44 (anno 1379). Siehe ähnliche Abrechnungen in CDLS 2.1, S. 4 (anno 1419), S. 6 (anno 1438), S. 79 f. (anno 1439) und CDLS 6.1, S. 29 (anno 1458). Zur spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Memoria der Landesherren in der Oberlausitz im Bereich künstlerischer Darstellungen siehe Wenzel (2007b), S. 64 ff. Vgl. zum Görlitzer »Erzpriesterkonvent« und zum Görlitzer Weichbild Knothe (1877), S. 66, 73 und 75; Knothe (1879), S. 610–638; Knothe (1883), S. 39 ff. sowie Zobel (1926), S. 188 ff., der allerdings 78 Pfarreien zählte.

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

Schöffengericht, und niemand aus dem Weichbild sollte vor ein Gericht ziehen, als vor jenes im heupte des landes zu Gorlitz.11 In die Organisationsstrukturen des Bistums Meißen gehörte nicht die Stadt Zittau mit dem Zittauer Land und dem darin liegenden Cölestinerkloster auf dem Oybin. Dieses Gebiet zählte man zwar seit der Gründung des Sechsstädtebundes 1346 zu dem, was man später die Oberlausitz12 nannte, jedoch unterstand es dem Erzbischof von Prag.13 Das Patronatsrecht der Zittauer Pfarrei hatte der Komtur des ansässigen Johanniterordens, der zugleich Pfarrer der Hauptkirche St. Johannis war.14 Die Patronatsverhältnisse der Zittauer Pfarrei unterschieden sich daher grundlegend von denen der Görlitzer Parochie.15 Ebenso war es in den anderen Sechsstädten Bautzen (Patronat: Domstift)16, Lauban (Patronat: Prior des Maria-MagdalenenKlosters)17, Kamenz (Patronat: Zisterzienserinnen-Kloster Marienstern)18 und Löbau (Patronat: Landesherr bis 1702)19. Dem kanonischen Recht unterlagen nicht nur Kleriker, was deren Amts- und Lebensführung, Sakramentenrecht und Strafrecht anbelangte, sondern auch weite Teile des gesellschaftlichen Lebens. Für Ehe und Familie war, außer für Vermögensverhältnisse, das kirchliche Eherecht maßgebend. Ebenso war das Schulwesen, da weit gehend in kirchlichen Händen, dem kanonischen Recht unterworfen. Bußwesen und Strafrecht erfassten unter dem Aspekt der Sünde fast alle Bereiche des städtischen Zusammenlebens, das sich in seiner Konstitution wiederum auf weltliches Recht stützte. Die (Rats-)Verfassung der Stadt Görlitz beruhte auf dem 1303 bestätigten Privileg des Magdeburger Stadtrechts bzw. Weichbildrechts und der damit übertragenen richterlichen Gewalt eines bürgerlichen Schöffengerichts.20 Wesentlicher Inhalt des Stadt11 12 13

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Vgl. Frauenburg, Pflichten, S. 98 f. Zur Bezeichnung »Land der Sechsstädte« und »Oberlausitz« vgl. den Überblick in Knothe (1877), S. 277 ff. Wegen der Hussitischen Bewegung stand dem Erzbistum Prag seit 1421 kein kirchlich anerkannter Erzbischof mehr vor. Dessen Aufgaben wurden von 1446 bis 1561 von apostolischen Administratoren wahrgenommen, vgl. Eberhard (1996). Vgl. zu den Johannitern und den Patronatsverhältnissen Knothe (1846), Knothe (1890), S. 168 ff. sowie Hrachovec (2006). Erst 1570 erlangte der Zittauer Rat durch Kauf der Johanniter Kommende das Patronat über die Stadtpfarrei, vgl. Dudeck (2002), S. 180 und Stempel (2009), S. 202 f. Vgl. Knothe (1890), S. 175. Vgl. Knothe (1883), S. 35 und Knothe (1890), S. 180 f. Vgl. Knobloch (1999). Vgl. Seeliger (1908), Sp. 16. Vgl. die Abdrucke in CDLS 1, S. 174 ff. und Tzschoppe/Stenzel (1832), S. 446 f. sowie ebd. S. 448–478 die vollständige »Mitteilung« des Magdeburger Rechts durch die dortigen Schöffen vom 1. November 1304. Das Original war spätestens zu Anfang des 19. Jahrhunderts in Görlitz bereits verschollen. Zu den verschiedenen älteren Druckausgaben vgl. Jecht, Quellen, S. 119 und Jecht (1906), S. 225 f. Richard Jecht war die prächtige faksimilierte und durch den

3.1 Die rechtlichen Rahmenbedingungen der Verwaltungspraxis

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rechts waren Straf- und Zivilsachen, die jedoch nur einige grundlegende Probleme des Zusammenlebens regelten. Deshalb war es den Städten erlaubt, Statuten, sogenannte Willküren, zu erlassen und gegebenenfalls auch zu verändern. Welche Bedeutung man den Statuten zum einen für das Alltagsleben und zum anderen für das Inszenieren von Ordnung und Konsens zumaß, zeigt die Tatsache, dass sie in Görlitz jährlich öffentlich verlesen wurden.21 Dies taten die »Ältesten Herren« zuerst vor dem Rat, dann vor den Zunftvorstehern und schließlich vor der ganzen Gemeinde. Von einer öffentlichen Eidesleistung der Gemeinde ist hingegen nichts bekannt. Durch Privilegierungen war den Görlitzer Ratsherren die uneingeschränkte eigenständige Ratskür erlaubt, in die sich seit 1412 auch nicht mehr der Landesherr einmischte. Da keine genaue Beschreibung der Görlitzer Ratskür vorliegt, hat Lars Behrisch versucht, diese aus verschiedenen Quellen zu rekonstruieren.22 Der komplizierte Rotationszyklus ist hier nicht weiter von Bedeutung, es sei nur erwähnt, dass das Amt des Bürgermeisters unter vier exklusiven Anwärtern rotierte und jeder dieser »Ältesten Herren« alle vier Jahre erneut das höchste Amt der Stadt innehatte. Welche Macht dem Görlitzer Bürgermeisteramt innewohnte, veranschaulicht der »Bürgermeisterspiegel«, den der ehemalige Bürgermeister Johannes Frauenburg 1476 nicht etwa dem Rat, sondern allein dem Bürgermeister gewidmet hatte, der da Acht haben sollte uff seine ratmanne, di das jar bi im sitzcen.23 Im Vergleich zu anderen Städten kann man sagen, dass sich der Bürgermeister und die »Ältesten Herren« weniger als Amtsträger der Gemeinde, sondern als Vertreter des Landesherrn inn dißer unsers allergnedigsten heren des konigs stat begriffen24 – eine Attitüde, die sonst bei Frei- und Reichsstädten

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Görlitzer Oberstadtschreiber Johann David Reichel und den Konsul Daniel Riech am 2. April 1761 beglaubigte Abschrift, die sich heute in der SLUB Dresden (Signatur: M 33 [siehe dazu Schnorr von Carolsfeld (1981), S. 438 f.]) befindet, unbekannt. Zur Ratsverfassung im europäischen Kontext vgl. den Überblick in Isenmann (2003), S. 217–228. Vgl. Statuten, S. 421 und Behrisch (2005), S. 70 f. Der Symbolgehalt und die Bedeutung des öffentlichen Vorlesens von Statuten sind ausführlich an Beispielen italienischer Kommunen untersucht worden. Stellvertretend sei hier auf die Arbeit Keller/Dartmann (2004) zur »Inszenierung von Ordnung und Konsens. Privileg und Statutenbuch in der Symbolischen Kommunikation mittelalterlicher Rechtsgemeinschaften« verwiesen. Vgl. Behrisch (2000) und Behrisch (2005), S. 69 f. Vgl. zum »Bürgermeisterspiegel« Frauenburg, Pflichten und die kritischen Bemerkungen oben S. 46, Anm. 119; das Zitat ebd. S. 91. In Wurm, Stadtrechtsbuch, S. 43 im Artikel Von der ratmannen amacht, heißt es: Eyn burgermeister ist eyn meyster seyner burger und em synt die ratmanne gesaczt zu hulffe, den gemeynen notcz zu regiren. Und S. 44: Der ratmanne amacht ist das, das sy gehorsam sullen seyn irem burgermeister, in den rat zugeen also uffte, als es not ist und wenne seyn der burgermeister begeret […]. Siehe zu dieser Literaturgattung und zum Görlitzer »Bürgermeisterspiegel« auch Isenmann (2003), S. 237–245. Eine ähnliche Auffassung vertrat der Liegnitzer Jurist Nikolaus Wurm, der auch für Görlitz tätig gewesen war (siehe oben S. 42, Anm. 105), in seinem Stadtrechtsbuch: Wer die gemeyne regiren sal: […] Dis synt ratherren, burgermeister und die von dem herren gesaczt seyn, und was die thun, das thun sie als amecht leute der stat und ist zuhalden, als ab is der hirre selbir getan

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

zu beobachten ist.25 Die Ältesten kontrollierten auch die Ergänzung des Schöffenkollegiums, aus dem jährlich drei bis vier Vertreter ausgetauscht wurden. Sie stellten die zwei Stadtkämmerer und behielten sich alle wichtigen Entscheidungen vor. Zu diesen zählte unter anderem die Bearbeitung der städtischen Statuten. Des Weiteren bestand der Rat aus sieben Schöffen und elf nichtzünftigen Ratsmitgliedern. Die Zünfte waren nur durch drei Vertreter präsent: einen Tuchmacher, einen Fleischer und einen Gerber. Diese drei hatten allerdings kein politisches Gewicht, sie waren in den Rat gewählt worden, um die Zünfte besser kontrollieren zu können. In das Ratskollegium konnte kooptiert werden, wer im Besitz eines Brauhofes war. Dabei gehörten jene Braubürger zu den wohlhabendsten und angesehensten, die entlang der Brüderstraße, am Untermarkt und auf der Peterstraße ihre Häuser hatten.26 Für zugezogene Neubürger stand der Rat prinzipiell offen, wenn sie durch Kauf oder Heirat in den Besitz eine Brauhofes gelangt waren und über die entsprechenden Kontakte in der Stadt verfügten, die ihre Wahl in den Rat unterstützten.27 Die Bewohner der Stadt und des Weichbildes, das in Görlitz immerhin 256 Ortschaften und damit fast 1.000 km2 umfasste, unterstanden in weltlichen Angelegenheiten dem Görlitz verliehenen Magdeburger Weichbildrecht und damit dem Görlitzer Schöffengericht.28 Den Vorsitz im Gericht hatte ein sogenannter Erbrichter,

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hette, synt sie is in seinem namen thun ut ex. de regulis iuris c. potest l. vj.; vgl. Wurm, Stadtrechtsbuch, S. 24 f. Von des burgermeisters amacht: […] Was eyn burgermeister tut, das thut her in befelunge seines herren […]; ebd. S. 30. Nota: Ir sult wissen, das eyn burgermeister anders nicht en ist denne als eyn gesaczter vormunde seynir gemeyne […]; ebd. S. 40. Zur Selbstbezeichnung »königliche Stadt« vgl. die Briefe der LM und als Beispiel Anhang D (1493. August 24.). Vgl. Isenmann (2003), S. 222 f. Inwiefern die Görlitzer Ratsherren mit den zeitgenössischen theoretischen Diskursen städtischer Regierung bzw. Herrschaftsausübung vertraut waren, kann zur Zeit nicht gesagt werden, vgl. zur Theorie Meier, U. (1994), besonders S. 148–203. Vgl. dazu die verschiedenen Karten in Lindenau (2007). Zu diesen Aufsteigern gehörten alle Stadtschreiber, die immer von außerhalb kamen und nach einigen Jahren der Kanzleiarbeit in den Rat gewählt wurden. Nach Stange (1938), S. 93 waren unter den 340 Görlitzer Ratsherren zwischen 1450 und 1650 mindestens 142 Neubürger vertreten. Nach Wurm, Stadtrechtsbuch, S. 47 sollten Stadtschreiber keine Geistlichen sein. Vgl. zur Rechtgeschichte der Oberlausitz die grundlegende Arbeit Knothe (1877) und die ausführliche Auseinandersetzung mit der älteren Literatur und den Quellen Behrisch (2005), S. 37–104. Zum Görlitzer Gericht unter dem Aspekt der Strafgerichtsbarkeit vgl. Behrisch (2005), S. 42–51. Zur Größe des Görlitzer Weichbildes sind keine Urkunden überliefert, die dessen Ausdehnung bestimmen. Über die Dörfer des Löbauer Weichbildes gibt es hingegen Urkunden, vgl. Tzschoppe/Stenzel (1832), S. 480 f. (1306. Mai 1.) und S. 500 (1317. Dezember 3.). Selbst der Oberstadtschreiber Johannes Hass musste 1534 feststellen, dass dessen Größe nicht bewiesen sei, vgl. SRL N. F. 4, S. 139 ff. Eine Aufzählung der 256 Ortschaften bringt Neumann (1850), S. 98–102; Jecht (1926), S. 99 spricht nur von über 200 Orten. Ein Ortsverzeichnis anhand der Gerichtspraxis erstellte Behrisch (2005) im hinteren Buchdeckel. Johannes Hass hatte zwar Recht, dass das Görlitzer Weichbild nicht durch Urkunden festgeschrie-

3.1 Die rechtlichen Rahmenbedingungen der Verwaltungspraxis

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der Stellvertreter des Landvogts und königlicher Lehnbeamter war. Meist hatte dieses Amt ein Görlitzer Bürger inne, der selbst dem Spruch des Gerichtes unterworfen war. Damit hatten de facto die bürgerlichen Ratsschöffen das Obergericht inne, dem auch der Adel des Weichbildes unterworfen war.29 Ausgenommen von der städtischen Gerichtsbarkeit war intra muros das Areal des Franziskanerklosters und extra muros der Pfarrhof bei St. Nikolai.30 Zu den exemten Bereichen kann man mit Einschränkungen auch städtische Kirchen oder andere mit Asylrecht versehene Räume zählen.31 Die Existenz zweier Rechtsbereiche, die sich zwar territorial abgrenzen ließen, im Lebensalltag aber überlagerten, brachte keine Probleme mit sich, solange nicht Personen, die dem einen Rechtsbereich unterstanden, Ansprüche stellten, die den Normen von Personen des anderen Bereichs zuwiderliefen. Ein fast schon klassisches Beispiel eines daraus resultierenden Konfliktes war das Ausschenken von Wein und Bier in städtischen Klöstern oder Pfarrhäusern, das über die Mengen des Eigenbedarfs hinausging und das womöglich nicht von den privilegierten städtischen Brauern oder Kellern bezogen worden war.32 Hier kollidierten klar städtische Privilegien mit denen von Pfarrern und Klöstern, die ihre Exemtion ausnutzten. Ein weiteres Beispiel für die Streitigkeiten von Ratsherren und Klerikern waren die unterschiedlichen Auffassungen über die Verwendung von Opfergaben an Altären oder die Rechnungslegung von Kirchenverwesern: Durfte der Rat einen Teil der Opfergaben für den Kirchenbau beanspruchen und mussten die vom Rat ernannten Kirchenverwalter dem Stadtpfarrer die Rechnung legen?33 Abgesehen von diesen Reibungspunkten gerieten in Görlitz die zwei Rechtsbereiche selten in Konflikt. Es war vielmehr so, dass unterschiedliche Zuständigkeiten

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ben war, aber de facto wurde es durch die Fläche der Erzpriestersprengel Görlitz, Reichenbach und Seidenberg definiert, was Behrisch (2005) nicht zur Kenntnis nahm. Diese »Deckungsgleichheit« von sedes und Weichbild hatte schon Hermann Knothe 1883 erkannt, vgl. Knothe (1883), S. 39 ff. und oben S. 325. Vgl. zur Ausdehnung der Sedes die Karten in Blaschke/Haupt/Wiessner (1969), Karte 11. Siehe zur Ausbildung des Görlitzer Weichbildes auch Kötzschke (1938), besonders S. 26 ff. Das Görlitzer Privileg, über den Adel richten zu können, wurde immer wieder von diesem bekämpft, zeitweise erfolgreich. 1547 verlor Görlitz schließlich alle Privilegien. Vgl. dazu Behrisch (2005), S. 48–60. Zu den exemten Gebieten innerhalb des Weichbildes vgl. Behrisch (2005), S. 46. Wurm, Stadtrechtsbuch, S. 34–39 behandelt im Artikel Von den teilen eynir stadt ausführlich die unterschiedlichen Zuständigkeiten von weltlichen und geistlichen Gerichten. Vgl. zum Beispiel SRL N. F. 3, S. 17 ff., wo 1510 ein Bauer vor seinem Herrn im Kloster Schutz sucht und S. 49, wo ein Görlitzer Diener nach einer Schlägerei ins Krakauer Dominikanerkloster flüchtet. Vgl. zu diesem Konfliktfeld Lindenau (2007), S. 44–70. Dieses Problem behandelt Wurm, Stadtrechtsbuch, S. 34 ff. ausführlich. Vgl. dazu ausführlich oben S. 343 ff.

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

respektiert wurden und das Miteinander auf einem Geben und Nehmen beruhte.34 Besonders im Bereich frommer Praktiken war beispielsweise das Funktionieren von Stiftungen nicht ohne die Zusammenarbeit von Laien und Klerikern möglich. Die Görlitzer Rats- und Gerichtsverfassung garantierte die Rechtssicherheit aller vor dem Rat getätigter Geschäfte und somit den Vollzug von Testamenten, Schenkungen und Stiftungen. Rechtssicherheit war nur durch Verschriftlichung der Geschäfte, geschützte Aufbewahrung der Urkunden und Bücher sowie das Einholen von bischöflichen Bestätigungen, insofern kanonisches Recht berührt wurde, zu gewährleisten.35 In Zweifelsfällen mussten für die weltliche Gerichtsbarkeit vom Görlitzer Rat Rechtsgutachten aus Magdeburg eingeholt werden.36 Um 1470 hatte der Rat zudem vor eyne wilkur gesatzt, dass Magdeburger Schöffensprüche der Rechtssicherheit halber ins statbuch zu schreiben seien.37 Der hier skizzierte, ebenfalls die Frömmigkeitspraxis betreffende Gerichtszwang bildete sich in Görlitz in einem längeren Prozess heraus, der im Folgenden kurz geschildert wird. Alle Schenkungen, die über die üblichen Opfergaben an Altären etc. hinausgingen und Rechte, Eigentum oder Schulden Dritter berührten, mussten in die Stadtbücher eingetragen werden, ebenso wie Testamente und Stiftungen; denn nach der Görlitzer Ratsverfassung hatten spätestens seit dem 14. Jahrhundert alle inwoner und mitburger vor der stadt und jn der stat jre erbe unde gutter, dy sy keuffin unde verkeuffen vor gehegter banck anzuzeigen.38 Ebenfalls alle Entscheide, die Schöffen 34

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Die Statuten verboten, dass jemand einen anderen in weltlichen Sachen vor geistliche Gerichte lädt, vgl. Statuten, S. 386 und 402. 1437 musste der Görlitzer Pfarrer Johannes von Kittlitz bekennen, dass um weltliche Sachen niemand vor ein geistliches Gericht geladen werden sollte, vgl. das Regest im VOU Heft 5–8, S. 44. Zur Beweiskraft der Stadtbücher siehe Wurm, Stadtrechtsbuch, S. 42 die Nota: Und was man doreyn [in die Register des Rates] schreibet, das ist zuhalden an aller ande wedir sproche […]. Siehe auch ebd. S. 91 f. Von offinbaren schreiben und S. 99 Von des rechtis schreiber. Vgl. zu Magdeburger Schöffensprüchen für Görlitz oben S. 42, Anm. 108. Vgl. Frauenburg, Secretarium, S. 164. Vgl. Statuten, S. 386 und 402. Zur Beurkundung in Stadtbüchern und deren Rechtsverbindlichkeit vgl. Redlich (1911), S. 181–208. Siehe auch den kritischen Forschungsüberblick zu Stadtbüchern als besonderer Form des städtischen Schriftguts von Petter (2006), den Überblick zur mitteldeutschen Stadtbuchüberlieferung von Petter (2002/03) sowie zur geplanten Datenbank der Stadtbuchüberlieferung Kluge (2006). Die älteren Arbeiten zu Oberlausitzer Stadtbüchern werden hier zwar zur Kenntnis genommen, aber in neueren Forschungen sind diese Quellen nicht Gegenstand der Untersuchung. So schreibt Henning Steinführer (Steinführer [2005]) zwar über »Urkunden- und Kanzleiwesen der sächsischen Städte im Spätmittelalter«, er bleibt dabei aber tatsächlich auf dem mittelalterlichen Territorium Sachsens, ohne die Überlieferung der Oberlausitz zu berücksichtigen. Ebd. S. 166, Anm. 13 begründet er dies damit, dass jene Städte zum böhmischen Herrschaftsbereich und folglich in einen anderen historischen Kontext gehörten. Zukünftige Untersuchungen sollten die alten Landesgrenzen überschreiten, denn gerade der Vergleich zwischen den königlichen Städten der Oberlausitz und den Städten Sachsens dürfte interessante Ergebnisse hervorbringen.

3.1 Die rechtlichen Rahmenbedingungen der Verwaltungspraxis

331

und Ratsherren getroffen hatten, sollten die Betroffenen schreiben lossen, damit sie eingehalten würden.39 In einer Goldbulle Kaiser Sigismunds vom 29. August 1433 wurde dem Rat das Privileg bestätigt, wonach alle gerichtlichen Aufgaben vor einem Schöffen, die danach ins Stadtbuch geschrieben worden waren, dieselbe Gültigkeit »als getan vor gehegter Bank und sitzendem Rat« haben sollten.40 Diese Passage, die nur ein kleiner Bestandteil der gesamten Statutenbestätigung war, schien dem Rat besonders wichtig, denn er ließ sie zusätzlich in einer Urkunde durch den Görlitzer Pfarrer bestätigen.41 Das Testament der Margaretha Schmied, die ihren letzten Willen vor gehegter Bank hat verlesen lassen, nimmt darauf direkten Bezug: Doruff haben die scheppen außgesprochen, dyweil dy stat privilegiret ist, das ein yder eynwoner sein testament uffs wenigste vor zweiin ratmannen und geschwornem statschreyber vorordnen und bestellen möge. Wo er eß aber mit grösserm ansicht wolle bestellen, das er es möge thun vor dem koniglichen richter und den scheppe imm gerichte versamelt etc. und dy Michel Schmydym sulchs thut vor gehegter banck. So wirt eß billich zugelossen, auch ins gerichtsbuch vertzeichent, will denn jmand sulchs anfechten und widersprechen, der mag das zu rechte thun inn jar und tage von rathes wegenn.42

Wohl unter Federführung des notarius Magister Johannes Frauenburg wurde 1476 der entscheidende Passus in die Görlitzer Statuten eingefügt. Dieser verpflichtete die Betroffenen, alle rechtsrelevanten Akte, seien sie zwischen Einheimischen oder Fremden getätigt, in die Stadtbücher schreiben zu lassen: Von vorwillung unnd bekenntniss vor scheppenn. Was aber ein man dem andern jn dyssem lannd unnd stat Gorlitz, ader ein gast dem andern, ader ein weib einem manne ummb geltschuld bekenntniss, ader ander sachen, sich vorwillen unnd vorphlichten vor einem scheppen, unnd [auf] entphelung des scheppen jn der stat buch geschreben wirt, das hot solche crafft unnd macht, alz vor gehegter banc unnd dem sitzcenden rathe geschege. Unnd dor umb was vor scheppen unnd ratmanne geschyt, unnd dy by jren eyden bekennen, dovor kann unnd sal kein man gesweren. Was den dy herren, also, scheppen unnd ratmann zcwischen den leuthen berichten, dy sich vor ehn vorwilten, ader enander gelobde tethen, sal by recht unnd gesatzter buss gehalden werden. Unnd ein yderman sal dorumb, seinen entscheit, vorwillung unnd globde jnwendig einen monden jn das stat buch schreiben lassen, wer das nichten tette, dem sal der scheppen ader ratmann 43 nicht phlichtig sein, dy sachen lenger noch zcu gedenckenn.

Damit war endgültig festgeschrieben, dass alle zwischen Klerikern und Bewohnern der Stadt abgewickelten Schenkungen, Stiftungen oder sonstigen Geschäfte vor dem Görlitzer Rat zu geschehen hatten. Um die Belastung von Grundstücken mit 39 40 41 42 43

Vgl. Statuten, S. 390. Vgl. RI XI 2, 9650. Siehe dazu auch SRL N. F. 4, S. 131. Vgl. Urkundenbuch 1, Nr. 131. (1437. Juli 16.). Siehe ihr Testament im Anhang A (1512. Oktober 12.). Vgl. Statuten, S. 411.

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

Zinsen oder Ewigrenten zu kontrollieren, mit denen gewöhnlich Stiftungen finanziert wurden, verfügte der Rat: 15. Ouch sal nymand jn dem erbgerichte kein erbczinss uff kein erbe machin, der von alders doruffe nicht gewest ist. 16. Ouch sal nymandis geld zcu zcinsse uff wedirkouffe uff sich nehmen, er thu iss denn mit des rathis wissen, laube und willen.

1476 ergänzte man: Und ab der Rath durch redlicher ursachen willin jmandis vergonnen wurde zcinsse vil adder wenig uff sein erbe zcu nehmen, sal em nicht vergunst werden ane burgen dy dem rathe globen sullen, by allen jren guttern, aber eyn [= in] sulcher zceitt em vom rate gesatz[t], [falls er] dy zcinsse widder nicht abelossen wurden, das dy borgen sulchs geldis an alle irlassunge verfallen sullen seyn.44

Ob diese Bürgschaften im Einzelfall durchgesetzt werden konnten, ist fraglich, denn Bürgen erscheinen fast nie in den Zinsverträgen.45 In den ausführlicheren Statuten von 1565 ist von Bürgen keine Rede mehr.46 Der Gerichtszwang wurde 1496 von König Wladislaus II. bestätigt.47 In der Urkunde heißt es, dass letztwillige Verfügungen nur rechtliche Gültigkeit haben sollten, wenn sie in Gegenwart von zwei Geschworenen des Rates und dem Ratsschreiber oder einem vereideten Notar aufgenommen worden waren. Litt der Testator an einer ansteckenden Krankheit, hatte der Bürgermeister das Recht, zwei glaubwürdige Bürger in dessen Haus abzuordnen. Der König gestattete zudem, dass Testamente auch vor dem königlichen Richter und den Schöffen an ordentlichen Gerichtsstellen aufgenommen werden dürften. Wie wichtig das Übertragen von Testamenten aus losen Urkunden in die Stadtbücher war, um die letzten Willen erst rechtsgültig zu machen, zeigt der Fall des Bürgermeisters Georg Rösler († 20. November 1537), den Paul Schneider, zu diesem Zeitpunkt Schöffe, so bemerkenswert fand, dass er ihn ausführlich in sein Diarium aufnahm.48 Nach Röslers Tod war dessen Testament dem Rat übergeben worden. Hans Lindener, der Röslers Tochter geheiratet hatte, versuchte nach der Testamentseröffnung die Abschrift ins Stadtbuch zu verhindern, weil er seine Tochter von ihrem Großvater benachteiligt sah. Am 1. Februar 1538 hatte Lindener vor offenem sitzenden rathe Widerspruch gegen die Aufnahme ins Stadtbuch erhoben, in der Hoffnung, sich mit den anderen Erben außergerichtlich 44 45 46 47 48

Vgl. Statuten, S. 386 und 404. Lediglich im LO 1520–1555 erscheinen gehäuft Bürgen bei Kreditgeschäften. Vgl. den Abdruck in Fröde (2008), S. 239 f. Vgl. die zwei Losen Urkunden (1496. Mai 12.). Kardinal Paulus bestätigte dies 1501, vgl. Lose Urkunde (1501. Januar 18.), Auslagerungsverlust. Vgl. sein Testament im Anhang A (1538. November 2.) und Schulze (1895), S. 51 f.

3.1 Die rechtlichen Rahmenbedingungen der Verwaltungspraxis

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einigen zu können. Dazu zeigten diese wohl wenig Bereitschaft, denn der Bürgermeister ließ den Parteien verkünden, dass man das Testament ins Stadt- und Gerichtsbuch schreiben werde und wer es anfechten könne und wolle, solle dies tun. Damit war die Sache entschieden und das Testament wurde am 2. November 1538 in den Liber actorum eingetragen. Lindener legte zwar erneut Widerspruch ein, jedoch schien er die Sache nicht weiter gerichtlich verfolgt zu haben. Mit den hier beschriebenen Kontrollmechanismen, die die Niederschrift aller rechts- und eigentumsrelevanten Akte in die Stadtbücher vorschrieben, behielt der Rat den Überblick über die Bruderschaften und Altaristen als Kreditgeber, er kannte die Finanzlage der Bewohner und konnte im Zweifelsfall Überschuldungen verhindern. Klagen und Pfändungen von Gläubigern sind daher selten, dafür sind die Libri actorum voll von einvernehmlichen Lösungen bei der Schuldenrückzahlung, die vor Ratsvertretern ausgehandelt wurden. Dieses kontrollierende Eingreifen des Rates dürfte nicht unerheblich zum sozialen Frieden in der Stadt beigetragen haben. In der Forschung wurde dieser Sachverhalt aber bisher nicht beachtet.49 Die Görlitzer Stadtbücher waren allerdings nicht einfach für jedermann zugänglich.50 Wer mündliche Auskunft oder Abschriften aus ihnen begehrte, musste ein berechtigtes Interesse beim Rat nachweisen und Gebühren zahlen. Zwar ist keine Görlitzer Kanzlei- oder Gebührenordnung aus der Zeit vor 1565 erhalten, in Frauenburgs Secretarium findet sich aber ein Hinweis aus dem Jahr 1470, der eine Auskunftspflicht belegt.51 Bei Rechtsstreitigkeiten forderte Frauenburg sogar dezidiert auf, sich an den Rat zu wenden. Als 1475 die Gemeinde zu Heinichen den Heintze Retels wegen Ansprüchen auf bestimmte Güter verklagte, resümierte der Ratsherr:

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Behrisch (2005) bezieht dies zum Beispiel nicht in seine Untersuchung der »Sozialen Kontrolle« mit ein. Vgl. Wurm, Stadtrechtsbuch, S. 42 die Nota, in der es heißt, dass niemand außer dem Rat in die Bücher schreiben, etwas verändern, daraus abschreiben oder lesen dürfe, wenn dies nicht vor dem Rat geschehe. Vgl. Frauenburg, Secretarium, S. 162: 16. Vom Statbuch. So diss jmandes gounden ist unnd en anlanget, sal man zu lesenn und hören nymant umb seyn gelt versagenn. Adder abeschrifft pfleget man nymande zcu gebenn, er en dorffe iss denn zcu seynem rechtenn. Kommet aber jmand unnd begeret das buch zu hörenn, das en directe anelanget, sunder indirecte […], das solle ihm gestattet werden. Die Gebührenordnung des Königlichen Gerichts notierte Johannes Hass, vgl. SRL N. F. 4, S. 142 f. Die Görlitzer Statuten von 1565 beinhalten nur sehr knappe Angaben zur Canzley-Ordnung und verweisen auf eine publicirte Tax-Ordnung, vgl. den Abdruck der Statuten in Fröde (2008), S. 225 f.

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis … unn haben sich gezcogen ans stadtbuch. Also ist das stadtbuch unnd dy schrifft funden, unnd stehet eyn dem entscheidebuche. […] Dor noch wisse dich zu richten. Unnd wu es den armen luten not thut, so loss die schrifft suchen, das sihe by jrer gerechtikeit behaldenn werdenn.52

Wer aber heimlich aus den Stadtbüchern abschrieb oder Einträge veränderte, musste mit Strafe rechnen. So wurde 1487 der subnotarius Matthias Breitmichel des Rates verwiesen, weil er im stadtbuche hinder den scheppen außgethan und vorwandelt hat.53 Zum Schutz vor Feuer oder gar unbefugter Einsicht wurden die Bücher in Kisten in steinernen Gewölben des Rathauses verwahrt.54 In Görlitz dominierten seit Gründung der Gemeinde Stadtbücher gegenüber Siegelurkunden. Der Vergleich des Ältesten Stadtbuchs 1305–1416 mit der dazugehörigen Kladde zeigt, dass in den Anfangsjahren der Kanzlei nur Rechtsakte in den teuren Pergamentkodex aufgenommen wurden, deren Nachvollziehbarkeit auch nach mehreren Jahren noch gesichert werden sollte, alle kurzfristigen Angelegenheiten wurden nicht aus der papiernen Kladde in die Reinschrift übernommen.55 Die Ausdifferenzierung von einem Kodex in verschiedene Stadtbuchreihen seit dem Ende des 14. Jahrhunderts lässt die höhere Frequentierung der städtischen Kanzlei erkennen, die damit der steigenden Bevölkerungszahl und dem Wirtschaftswachstum Rechnung trug. Die aufblühende Produktion und bessere Verfügbarkeit von Papier seit dem Ende des 14. Jahrhunderts begünstigte die ausführliche Verschriftung von Amts- bzw. Rechtsgeschäften. In der Görlitzer Kanzlei schlug sich ebenfalls das strenge Wachen des Rates über die Besitzverhältnisse seiner verwaisten, unmündigen Kinder und jungen, elternlosen, unverheirateten Frauen in Büchern nieder. Bereits das Magdeburger Recht56 regelte deren Schutz, doch die Statuten präzisierten, dass zu den Mündeln zwei oder drei Ratsherren zur Erfassung des Besitzes geschickt werden sollten, und was

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Vgl. Frauenburg, Secretarium, S. 173. Vgl. Scultetus, Kürbuch, S. 204, zu 1487: In diesem jar ist Mathias Breitmichel umb Passnacht ussen gelassen etzlicher ursachen halben anderswo vorzeichnet: und besunder das er im Stadtbuche hinder den Scheppen außgethan und vorwandelt hat: ut in resignationibus huius anni: auch das er die eldisten herrn einen nach dem andern groblichen ubirfaren hat etc. Matthias Breitmichel war seit 1470 subnotarius und seit 1472 Ratsherr. Vgl. Wurm, Stadtrechtsbuch, S. 42, der forderte die register der Ratskür in einem verschlossenen Kasten aufzubewahren, und dass eine Person die Lade und eine andere den Schlüssel verwahren sollte. In Schweidnitz verwahrte man die Siegel und die Stadtkasse in Laden, die je zwei Schlüssel hatten, vgl. Tzschoppe/Stenzel (1832), S. 608 f. (1389. März 19.). Zum Beispiel wurden Testamente, die nach Rückkehr von einer Pilgerfahrt wieder kassiert wurden, nicht in den Pergamentkodex aufgenommen, vgl. Speer (2007a), S. 103, Nr. 30. Vgl. Tzschoppe/Stenzel (1832), §§ 77 und 85 (Witwen/Halbwaisen), 37, 60, 131 und 134 (Vormundschaft).

3.1 Die rechtlichen Rahmenbedingungen der Verwaltungspraxis

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der dinge und gerade ist, sollte man in das statbuch zeichen lossin.57 Mit »Stadtbuch« sind hier vor allem die Libri actorum und die extra angelegten Mündelbücher gemeint.58 Aufgezeichnet wurden die mobilen und immobilen Wertgegenstände, damit die Kinder bzw. »Jungfrauen« ihren rechten Erbteil erhielten, der die Existenzgrundlage der Betroffenen sicherte.59 Das Erbrecht und alles, was mit gegenseitigen Gaben von Eheleuten und mit der Erbfolge nach dem Tode einer Person zu tun hatte, wurde in 27 von 140 Paragraphen des Magdeburger Rechts thematisiert und durch weitere Ergänzungen der Görlitzer Statuten genauer beschrieben.60 Hier ist nur von Bedeutung, dass alle damit verbundenen Besitzwechsel von Gütern jeder Art oder Streitigkeiten vor der »gehegten Bank« des Görlitzer Gerichtes stattzufinden hatten. In einigen Fällen wurde der Rat gebeten, die Hinterlassenschaften eines Verstorbenen zu besichtigen und zu verzeichnen61, bis alle Einzelheiten geklärt waren und der dreißigste Tag nach dem Sterbetag verstrichen war. In den Statuten heißt es dazu: 57

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Vgl. Statuten, S. 391, 393 und 409 f. Frauenburg hält es in seinem Bürgermeisterspiegel ebenfalls für besonders wichtig, dass der Bürgermeister darauf achte, die unmündigen Kinder zu versorgen und über die Ausrichtung der Gerade zu wachen, vgl. Frauenburg, Pflichten, S. 96. Siehe auch Wurm, Stadtrechtsbuch, S. 134–169 und 255–263. Die »Gerade« war die fahrende habe der frau, hausrat und kleider, vor allem aber der weibliche schmuck und putz, beim tode des mannes von rechtswegen der witwe (witwengerade), beim tode der frau gesetzlich der tochter oder der nächsten verwandten weiblicher linie (jungfrauen-, niftel-, mumengerade), im mittelalter auch dem sohne geistlichen standes aus dem nachlasz zukommend, vgl. Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, 16 Bde., Leipzig 1854–1960, hier Bd. 5, Sp. 3554 f. Siehe auch zur Oberlausitz Fröde (2008), S. 93 f. und die entsprechenden Passagen in den Görlitzer Statuten von 1565, ebd. S. 244–247. Vgl. Varia 67: Mündelbuch 1470–1503 sowie Varia 98: Mündelbuch 1499–1544. Siehe dazu auch Jecht, Quellen, S. 146 f. und die Angaben hinten im Quellenverzeichnis. Siehe auch im Anhang A das Testament des Balthasar Bottener (1493. Februar 23.). Neumann (1851), S. 108 verzeichnet elf Klagen von Mündeln wegen Schädigung der Erbmasse durch Dritte. Vgl. in Tzschoppe/Stenzel (1832), Morgengabe: § 20; Gaben in gehegtem Ding: §§ 21, 34, 76 und 83; Gabe eines Gebäudes: § 22; Gerade: §§ 26, 39, 57, 80, 124 und 130; Erbe: §§ 38, 61, 67, 108, 123, 129, 135 und 136; Heergewäte: § 41; Witwen/Halbwaisen: §§ 77 und 85; Vormundschaft: §§ 37, 60, 131 sowie 134. Siehe auch die sachsenrechtlichen Bestimmungen zu Erbe, Gaben und Vormundschaft im Sachsenspiegel, I.4–6, 9–33, 36–38, 41–48, 52; II.20–21, 30–31; III.15, 31, 72–77 und Wurm, Stadtrechtsbuch, S. 170–217. Vgl. LA 1452–1463, fol. 37r: Nachdem 1453 der Tuchhändler Johannes Calow in Breslau verstorben war, wurden zwei Görlitzer Schöffen mit den »Machtleuten der Seelwarten«, dem Stadtschreiber und mit dem Notar Johann Henrici in Calows Gewölbe zu Buttener geschickt, um alles zu verzeichnen. Siehe dazu auch die Regesten im CDLS 4, S. 810 ff. und 813 sowie Jecht, Quellen, S. 48. Als 1492 Bartel Eckart gestorben war, begutachteten die Ratsherren Hans Schmied und Valentin Schneider als gekorene Vormunden den Nachlass, verzeichneten den Hausrat, die Schulden und verteilten die Erbmasse, vgl. LA 1490–1497, fol. 93r–v. Nach dem Tod des Hans Melzer waren am 25. Mai 1500 Mathes Axt und Merten Wolff auf bephel

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis Jtem sal unnd mag yde person, dy zcu einer gerade recht hat, zcu hant noch tode der person, dy gerade vorsichern lassen, adir besehen, unnd noch dem dreyssigsten jn jar unnd tag fordernn.62

Weiter verfügen die Statuten, dass Witwen erst wieder heiraten durften, wenn sie sich mit den Kindern über den väterlichen Erbteil geeinigt hatten.63 Zum Ausstellungsort von Urkunden und Stadtbucheinträgen lässt sich Folgendes den Quellen entnehmen: Bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts wurden Urkunden, die Stiftungen betrafen, bisweilen in der Peterskirche ante altaris 64, in sacristia 65 oder ante sacristia 66 ausgestellt, manchmal auch in der alten Pfarrkirche St. Nikolai67. Notariatsinstrumente zum gleichen Zweck wurden außerdem in Privathäusern angefertigt.68 Dies war aber nicht die Regel, denn bereits seit 1387 gab es die extra für Zins- bzw. Kreditgeschäfte angelegten Libri obligationum und seit 1389 die Libri actorum. In Ausnahmesituationen wie dem Pestjahr 1508, als die Ratsherren größtenteils die Stadt verlassen hatten, konnten Rechtsgeschäfte vor vom Rat geschickten Zeugen, zum Beispiel in der Peterskirche, aufgenommen werden. In einem Testament heißt es beispielsweise: Thomas Gässener möller, Jocoff Gasseners etwan möllers inn der Consulsmöle son, hat in der kirchen [= Peterskirche] inn kegenwertickeit des hochwirdigen sacraments vor hernn Francisco Jost dem caplan, Michel Haßen dem schencken und dem glockener bey guter vornunft sein testament und letzten willen gemacht, wie hirnoch folget […]. Gescheen freitag am tage

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des Rates geschickt worden und hatten die Güter des Hans Melzer besichtiget und gewirdigt, vgl. LR 1488–1505, fol. 93v. Siehe auch Anhang A das Testament des Nikolaus Schultz (1531. Oktober 23.) sowie das des Johannes Frauenburg (1486. Juni 13.). Vgl. Statuten, S. 392 f. und 410 f. Siehe auch die ausführlichen Bestimmungen im Sachsenspiegel, I.22. Die dreißig Tage nach dem Tod waren die Trauerzeit und zugleich eine rechtliche Schutzfrist, in der zum Beispiel allen im Haus lebenden Personen eine weitere Versorgung aus der Erbmasse zustand; eine Regelung, die noch heute im Bürgerlichen Gesetzbuch § 1969 steht. Der dreißigste Tag nach dem Tod wurde dann mit Seelenmessen und Vigilien gefeiert, vgl. dementsprechende Bestimmungen in den Testamenten im Anhang A. Vgl. Statuten, S. 319 f. Siehe oben die Altarstiftung S. 247, Anm. 189. Vgl. das Notariatsinstrument Lose Urkunde 252/201 (1427. April 8.). Vgl. CDLS 4, S. 99. Vgl. Urkundenbuch 5, Nr. 207, Abschrift im Band Urkundenabschriften 255, fol. 197r–v und das Regest im VOU Heft 3–4, S. 159, Nr. 796. Vgl. CDLS 4, S. 1062: In stubella minori domus ac habitacionis venerabilis viri domini Petri Bartholomei in decretis baccalaurei prope dotem parrochialem situate extra muros opidi Gorlicz. Petrus Bartholomäus dürfte jener Görlitzer sein, der 1444 Student in Leipzig war, vgl. Knothe (1901), S. 163.

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nativitatis Marie bey abend anno 1508. So denn die scheppen des eigentlich berichtet geworden, haben sie es ins buch ze schreiben befolen, 2. post Mauritii [25. September].69

Mit sacrament dürfte hier das Sakramentshäuschen oder das Hostienziborium in der Pfarrkirche gemeint sein.70 In den 1420er Jahren findet sich in den Libri obligationum als Ausstellungsort vereinzelt die Angabe in parva stuba praetorii.71 Diesen Zusatz hat man dann später weggelassen und nur die Anwesenden aufgezählt, denn es schien überflüssig geworden zu sein, darauf hinzuweisen, dass die Stadtbücher im Rathaus geführt wurden.72 Wie dieser Überblick gezeigt hat, wurden grundlegende Sachverhalte, die fromme Praktiken in den Formen Schenkungen und Stiftungen betrafen, vom Stadtrecht und den Willküren geregelt. Dadurch dass der Rat die Beteiligten verpflichtete, alle damit verbundenen rechtsrelevanten Angelegenheiten vor den Schöffen zu regeln und aufschreiben zu lassen, hatte dieser die Möglichkeit, Form und Inhalt zu beeinflussen. Die daraus entwickelte Verwaltungspraxis, die im Einzelnen nicht in den Rechten oder Willküren verankert war, sich aber an diesen und den in Gebrauch befindlichen Rechtsammlungen wie Sachsenspiegel oder am Rechtsbuch von Nikolaus Wurm73 orientierte und von den juristisch geschulten Stadtschreibern vorgegeben wurde, lässt sich aus den Quellen ablesen.74 Bevor dies im Einzelnen dargestellt wird, muss der Blick noch auf einen weiteren Bereich von Hoheiten fallen, den der Rat für sich reklamierte und der für fromme Praktiken von großer Bedeutung war.

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Vgl. das Testament des Thomas Gässner im Anhang A (1508. September 8.). Siehe auch die Testamente von Wenzel Weinknecht (1490. vor August 31.), Georg Hans (1508. September 14.) und Anna Bottener (1508. September 30.). Im Testament des Nikolaus Mondenschein heißt es: […] alle Donnerstage, so man das hochwurdige sacrament umbetragen wil, mitt der grossen glocke dortzu [zu] leuten, vgl. Anhang A (1494. Juli 8.). Vgl. Speer (2006), S. 60 ff. die Anhänge 3, 5 und 6. Ein Rathaus (praetorium, curia) gab es in Görlitz seit ca. 1350, vgl. Jecht (1927–34), S. 340 ff. Zu den bis 1945 in Görlitz vorhandenen Rechtshandschriften wie dem Sachsenspiegel vgl. Jecht (1906), Jecht (1919), die Edition des Auctor vetus (Görlitzer Rechtsbuch) und zu den heutigen Standorten der Handschriften in Polen siehe Oppitz (1990), S. 520–522. Es ist ebenfalls anzunehmen, dass der für Görlitz tätige Nikolaus Wurm die Praxis der Görlitzer Kanzlei stark beeinflusste, vgl. dessen Auffassungen zur Stadtverwaltung in Wurm, Stadtrechtsbuch. Vgl. Groebner (2003), S. 138 f., der darauf hinweist, dass Amtspraxis und Schriftlichkeit in Bezug auf Regelungen und Rechtstexte oft weiter voneinander entfernt waren, als dies Historiker gemeinhin darstellen. Die Forschungen der letzten Jahrzehnte haben deutlich gemacht, wie stark die städtische Rechtswirklichkeit von infrajudiziären Regelungen, diskretem Gnadenhandel, selektivem Sanktionsverzicht und mehrfachen Verfahrensstandards geprägt war. Erst die Görlitzer Statuten von 1565 widmen dem hier Besprochenen ein eigenes Kapitel: Von Verwilligung zweyer Parthen, von der Schöppen Bekänntniß, vom Stadtbuche und gerichtlicher Hülfe, vgl. den Abdruck in Fröde (2008), S. 236 f.

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

3.2 Des Rates Auffassung über den »Gemeinen Nutzen« Formulierungen wie »zu Nutz und Frommen«, für den »Gemeinen Nutzen«, »zum Nutzen gemeiner Stadt« oder »für arm und reich der Stadt« bezeichneten neben der Friedenswahrung das wichtigste Leitmotiv ratsherrlicher Machtausübung und Legitimation seit dem hohen Mittelalter.75 Im Sinne des »Gemeinen Nutzens« zu handeln, beanspruchte der Görlitzer Rat für sich, ohne diesen jedoch genau zu definieren.76 Vielmehr schien es so gewesen zu sein, dass der Rat die städtischen Willküren und sein darauf begründetes Regiment a priori als das ansah, was dem Nutzen und der Notwenigkeit der ganzen Gemeinde diente. Dazu gehörte ganz wesentlich alles zu tun und zu fördern, was dem Seelenheil der Bewohner bzw. dem Heil der ganzen Gemeinde dienlich war. An erster Stelle stand dabei, für die Einhaltung des kirchlichen Festkalenders zu sorgen und die durch die Liturgie vorgeschriebenen Feiertage und Messen zu feiern. Um dies zu gewährleisten, schrieben die städtischen Statuten vor, dass jeder besonders an den kyrchgengin seinen mist wegzuräumen habe, dass an heiligen tagen kein kauffmanschatz getrieben werden dürfe und dass keine Schweine oder andere Waren vor der Kirche an Feiertagen angeboten werden dürfen.77 Des Weiteren war es Männern und Knechten verboten, in der Kirche spazieren zu gehen und kauffslayn und reden zu halten, noch dem der prediger doruff geredt und gepredigt hat.78 In der Fastenzeit durfte Gästen kein Essen und Bier vorgesetzt werden bis noch der hoe messe, und es war nicht erlaubt, Wöchnerinnen an Sonn- oder Heiligentagen zu besuchen.79 Um »Standesunterschiede« nicht zu verdecken und dem Prunk in Kleidung sowie einem Übermaß bei Festen, wie Taufe und Hochzeit, Einhalt zu gebieten, regelten die Statuten in langen Passagen die Kleiderordnung, die Anzahl der Gäste und die Größe der Geschenke. Noch detaillierter sind die Empfehlungen, die Johannes Frauenburg in seinem »Bürgermeisterspiegel« gibt, den er zwischen zwei Amtsperioden als magister civium selbst verfasst hatte und am 12. Januar 1476 dem versammelten Kollegium von Ratsherren und Schöffen

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Die ältesten Görlitzer Statuten sind überschrieben mit: Desse nochgeschrebene gebot und statuta sint alhir czu Gorlitz von alders zuhaldin, der stat zcu fromen und nutcze und zcu eren, arm und reich zu frede und zu gemache gesaczt und vorwillet. Vgl. zum Begriff des »Gemeinen Nutzens« als kommunalem Wert und zu seiner »politischen Karriere« ausführlich Blickle (2001) und als Fallbeispiel die Studie Rogge (1996): »Für den Gemeinen Nutzen. Politisches Handeln und Politikverständnis von Rat und Bürgerschaft in Augsburg im Spätmittelalter«. Der königliche Richter Paul Schneider († 1545) schreibt in seinem »Richterlichen Tagebuch« (Schneider, Tagebuch, fol. 44v–53r) im Kapitel zur »Obrigkeit« zwar auch davon, dass selbige zum Nutzen der Gemeinde handeln sollte, er erläutert dies jedoch nicht genauer. Vgl. Statuten, S. 378, 402 und 405. Vgl. Statuten, S. 394. Vgl. Statuten, S. 406 f.

3.2 Des Rates Auffassung über den »Gemeinen Nutzen«

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überreichte.80 Gleich die einleitenden Worte verdeutlichen, woran sich ein Bürgermeister als erstes zu orientieren habe: Zum ersten und vor allen dingen, so ein burgermeister gekorn wird, sall er sich gote dem almechtigen entphelen und Marien der mutter gotis, das si em hülffe, gnade, rat, gesundheit und beistand vorleihen wolde, dem gemeinen gutte nutzcbarlichen vorzustehen, got zu lobe und der stat zu ern, nutz, und fromen. Wenn ane di hülffe gotis nichtis im gemeinen gutte mag fruchtbarlich verbracht werden.81

Nach dieser recht allgemeinen Aufforderung folgt in dem Abschnitt, der die Angelegenheiten benennt, woruff der burgermeister vliessige achtung haben sal, als erste Mahnung: Item ein burgermeister sal vor allen dingen achtung habin uff gotis ere und dinst, das der gemeret werde.82

Weiter schreibt Frauenburg, dass der Bürgermeister darauf zu achten habe, dass die Gebote Gottes, soweit sie nicht die Sache der Geistlichkeit seien, eingehalten würden, dass man Sonn- und Feiertage achte sowie den ganzen priesterliche stand. Es sei ebenfalls wichtig, die Gotteshäuser und ihre Verweser zu beaufsichtigen, um die Kirchen zu bauen und zu erhalten, und dass man den Kirchenvätern helfe, Erträge aus Schenkungen und Testamenten einzunehmen, denn zum Dank wird got distemehr gnade und zeligkeit einem gemeinen gutt vorleihen.83 Gottesfurcht und die Mehrung des gemeinen Nutzens waren also für Frauenburg die wichtigsten Maßstäbe der Amtsführung, für die einem Gott bei getreulicher Einhaltung einen sitz im himel geben wirth und ein achtbar lon im ewigen leben, amen. Hier könnte nun eingewendet werden, dass der »Bürgermeisterspiegel« kein normativer Text wie die Statuten gewesen sei und daher nur ein Ideal, aber keine Realität abbildete. Dagegen ist anzuführen, dass die Untersuchung bisher deutlich gezeigt hat, dass der Rat in hohem Maße Einfluss auf die nach seiner Auffassung rechte Ausgestaltung frommer Praktiken in Görlitz ausübte, weil dies nach seiner Meinung im Sinne des Allgemeinwohls war, welches das Heil der Stadt zum obersten Gebot hatte. Schließlich ist noch anzumerken, dass Frauenburg, nachdem er seine Schrift dem Rat überreicht hatte, 1478 erneut Bürgermeister wurde und dann in seiner Amtszeit seinen eigenen Maßstäben gerecht werden musste. Die Besitzver80 81

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Vgl. Frauenburg, Pflichten, S. 102. Zu Magister Johannes Frauenburg vgl. die Anmerkungen zu seinem Testament im Anhang A (1486. Juni 13.). Vgl. Frauenburg, Pflichten, S. 91. In Wurm, Stadtrechtsbuch, S. 39 ff. beginnt der Artikel Von des burgermeisters amacht ebenfalls mit den Worten, dass der Bürgermeister Gotis dinst helffen beschirmen solle. Vgl. Frauenburg, Pflichten, S. 93. Vgl. Frauenburg, Pflichten, S. 93 f. Siehe SRL N. F. 2, S. 46–50 die Schilderung, wie die Ratsherren den Ausbau der Peterskirche beaufsichtigten.

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

merke auf der Rückseite des Einbands des »Bürgermeisterspiegels« belegen überdies, dass dieser tatsächlich bis ins 17. Jahrhundert unter den Ratsherren kursierte.84 Diese in Textform gehaltenen »Anweisungen« lassen sich als Handlungsmotive im städtischen Alltag wiederfinden. In den Kapiteln 1 und 2 sind bereits zahlreiche Beispiele angeführt worden, die das Engagement der städtischen Eliten für den Kirchen- und Klosterbau, die Hospitäler, die Armen und Kranken sowie für den Gottesdienst und die Erinnerungskultur belegen. Darüber hinaus lassen sich in den Ratsrechnungen und Görlitzer Annalen noch weitere Belege dafür finden, dass der Rat versuchte, seiner Verantwortung für das städtische Seelenheil gerecht zu werden. Aus der Stadtkasse wurden zum Beispiel die Kosten für Ablässe85, Ablassprediger86 und Votivmessen87 gezahlt, der Frühmessner88, der Glöckner89, der Organist90 sowie der Schulmeister, der Locat, die Schüler und Kapläne für ihren Anteil an Messen91 entlohnt, der Kirchenbau92 und die Ausstattung (Orgel93, Glocken94, Kunstgegenstände95) bezahlt, für all dies »Betteleien«96 durchgeführt, Almosen97 an 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95

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Vgl. Jancke (1841), S. 2. Siehe auch Frauenburg, Pflichten, S. 102: […] so das es in kunftigen gezeiten einem burgermeister, so er gekorn wirt, sal obirantwortet werden. Vgl. Frauenburg, Secretarium, S. 176; CDLS 3, S. 10 sowie CDLS 4, S. 13 und 1109. Vgl. CDLS 4, S. 1045 und 1065. Vgl. CDLS 4, S. 299 f., 508, 636 und 840. Vgl. CDLS 4, S. 2, 101, 158 und 437. Vgl. CDLS 4, S. 347, 431 f., 1007 und 1077. Vgl. CDLS 4, S. 8, 14, 19, 65, 68, 70, 77, 81 und 164 sowie CDLS 6.1, S. 168. Vgl. CDLS 4, S. 101, 158, 200, 253, 278 f., 343, 417 f., 821, 1045, 1109 sowie CDLS 6.1, S. 165, 168 und 337. Vgl. CDLS 3, S. 87, 208, 725, 788 ff., 835 f., 942 und 1109 sowie CDLS 6.1, S. 134,167 und 304. Vgl. CDLS 4, S. 14 sowie Zobel (1932), S. 55. Vgl. CDLS 3, S. 25, 32 sowie CDLS 6.1, S. 263. Vgl. zum Guss der neuen Glocke für St. Peter, für den eine Sonderabgabe erhoben wurde, SRL N. F. 3, S. 425. Vgl. CDLS 3, S. 14 (anno 1376: Ad ymagines beate virginis 1 mr.); CDLS 4, S. 147 (anno 1441: Item dem moler vor crucifixe vor die stat 14 gr.); S. 248 (anno 1442: Item Pawel moler vor die creucze vor der stad und die katczin uff die buechsen 1 mr. 3 gr.); S. 272 (anno 1443: Item Paul moler vor eyn crucifix ½ mr.); S. 336 (anno 1444: Item meister Pawel moler an syner erbeit 5 mr. 13 gr.); S. 437 (anno 1447: Item Pawel Moler vor das grose wappen, vor eyne Barbaran under das thor und vor eyn altartuch in die herfart und herfart geld 2 sch. 5 gr. [anno 1420 war für die Heerfahrt ein Altar angefertigt worden, vgl. CDLS 2.1, S. 24]); S. 475 (anno 1447: Item meister Pawel vor eyne marter uff der Lawbenischen strosse 9 gr.) sowie S. 500 (anno 1448: Item vor das gemelde des totin 12 gr. [dem Herausgeber der Edition zufolge geht es hier um das Totaustreiben am Sonntag Lätare, ebd. Anm. 1]). Für den Bau der Peterskirche wurden 1495 zwei Sammlungen durchgeführt und 280 mr. eingenommen (SRL N. F. 2, S. 48), 1496 ein »außerordentliches Geschoss« erhoben (Jecht [1896], S. 286, Anm. 2) und 1497 eine weitere Sammlung durchgeführt, die 86 mr. und 17 Scheffel Korn erbrachte (SRL N. F. 2, S. 48). Vgl. CDLS 3, S. 198; CDLS 4, S. 1065 f. und 1070 sowie CDLS 6.1, S. 129. Es wurde auch beschlagnahmtes fremdes Bier armen leuthen gegeben, vgl. SRL N. F. 2, S. 147 und 156. Den Cölestinern auf dem Oybin gab man ebenfalls Almosen, vgl. CDLS 2.2, S. 58: […] Item umbe zwe malder korns den monchin uff dem Moybin zu geschenke, als sie anruftin die stet umbe irer notdurft wille

3.2 Des Rates Auffassung über den »Gemeinen Nutzen«

341

Bedürftige verteilt, städtische und fremde Pilger98 unterstützt, für die in der Heerfahrt Gefallenen Messen bezahlt99, bischöfliche Visitatoren100 bewirtet, zur Kirmes Bier101 bereitgestellt, vor der Fronleichnamsprozession Stroh ausgestreut102, die Memoria für die böhmischen Herrscher in der Peterskirche mitfinanziert103 und schließlich Osterkerzen, Wein, Weihrauch und Myrrhe104 gekauft. Allerdings lässt sich heute nur sehr selten nachvollziehen, woher das Geld für diese Ausgaben stammte, ob aus Steuereinnahmen, Sammlungen oder Testamenten. Die wohl nicht nur aus heutiger Sicht etwas undurchsichtige und vor allem für die damals Außenstehenden nicht einsehbare Kassenverwaltung war daher immer auch ein Grund, das Ratsregiment zu kritisieren. Der Rat hatte dabei aber die Meinung des Rechtsgelehrten Nikolaus Wurm auf seiner Seite, der schrieb, dass der Kämmerer nur dem Rat und dem Bürgermeister Rechenschaft schuldig sei.105 Ganz besonders wachte der Görlitzer Rat über die Disziplin, den Lebenswandel und die liturgische Pflichterfüllung der in Görlitz lebenden Kleriker, von denen am Ende des 15. Jahrhunderts ca. 40 in der Stadt residierten.106 Aus dem Jahr 1416 ist die Aufforderung des Meißner Bischofs an vier Görlitzer Altaristen überliefert, die sich unter Androhung der Exkommunikation zu ihren Benefizien nach Görlitz begeben sollten.107 Veranlasst wurde diese Aufforderung wahrscheinlich durch den Rat, der die Klage über abwesende Stadtpfarrer auch als Grund für die Erlangung des Patronatsrechtes über die Görlitzer Pfarrei angeführt hatte.108 Im Jahr 1442 bat der Rat

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und das sie das hus ane hulffe nicht gehaldin mochten, 13 sol. gr. […] (1429. August 28.); CDLS 4, S. 675: Item den herren uff dem Owin umbe gotis willen gebin 2 ½ sch. gr. (1451. März 7.). Vgl. die Regesten in Speer (2007a). Vgl. CDLS 4, S. 218, 251 und 341. Zu bischöflichen Visitationen in Görlitz vgl. Gelbe (1883), S. 65; Bönhoff (1913), S. 165 und Jecht (1926), S. 98. Ausgaben für Visitatoren finden sich in den Ratsrechnungen im CDLS 3, S. 45, 85, 107, 181, 222, 246, 331 und 676. Die Ausgaben erscheinen regelmäßig in den RR, vgl. die entsprechenden Bände. Vgl. CDLS 4, S. 70, 111, 211, 569 und 840. Vgl. CDLS 2.1, S. 4; CDLS 3, S. 44; CDLS 4, S. 6, 79 f. und 1077 sowie CDLS 6.1, S. 29. Vgl. CDLS 4, S. 208, 292, 349, 675 und 996 sowie CDLS 6.1, S. 291. Vgl. Wurm, Stadtrechtsbuch, S. 42. Vgl. zu dieser Zahl, die altaristen und lectoristen umfasst, SRL N. F. 3, S. 411. Ebd. Bd. 4, S. 13 schreibt Johannes Hass im Jahr 1543 von 42 Priester. Jsz hat auch ein rathe die priestir, der alle tag bisz jn 42 zu chore der presentz in stuben gestanden, jn grosser forchte gehalden, hat jnen zuvormeydung jrer puberey wenig eigener wonung zugelassen, haben tragen mussen grosse studenten kappen mit langen zeippeln auff jren achsseln, wie ichs den etwan vor etzlichen und dreissig jaren, so ich alhie zu schule gegangen, selbst gesehen habe, wiewol diese trachte nhumals [anno 1534] die zeit meines dinsts bey 24. jaren abgangen. Vgl. das Regest im RA Görlitz, das auf Sculteti, Annal. II, fol. 31v verweist. Siehe weitere Beispiele wie sich der Rat um geistliche Angelegenheiten auch auf dem Lande kümmerte in Zobel (1926), S. 126 ff. Vgl. z. B. CDLS 4, S. 1095 f. (anno 1457).

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

einen namentlich nicht bekannten hohen Geistlichen, dem Görlitzer Pfarrer Peter Kalde bei der Reform der Görlitzer Kirchendisziplin – »zum Lobe Gottes« – zur Seite zu stehen.109 Zwischen demselben Pfarrer und dem Schulmeister musste der Rat ferner einen Entscheid herbeiführen, der detailliert regelte, welche Verpflegungsleistungen der Pfarrer jenem gegenüber zu erbringen hatte. Solange dies nicht geklärt war weigerte sich der Schulmeister mit seinen Schülern, an den Seelenmessen teilzunehmen.110 Um die ordentliche Feier von Messen ging es ebenfalls in einem Streit mit dem Pfarrer Dr. Hieronymus Schwofheim, der aus einer Görlitzer Ratsherrenfamilie stammte, seit 1474 Görlitzer Pfarrer war und 1476 als Offizial nach Bautzen berufen wurde.111 Der Rat beklagte sich 1489, dass es Schwofheim dereinst aufgebracht hätte, an heiligen Tagen in der Frühmesse die Seelengebete gleich mit der Predigt zu verbinden, was die Predigt um fast eine halbe Stunde verkürzt habe, außerdem habe er fremdes Bier auf dem Pfarrhof verkauft.112 Seit der Resignation des Pfarrers Peter Kalde war es mit dessen Nachfolgern immer wieder zu Streitigkeiten wegen des Verkaufs von eingeführtem Bier auf dem Görlitzer Pfarrhof gekommen. Heinrich Steube, der 1454 die Pfarrei erhalten hatte, erklärte sich bereit, eine Verzichtsurkunde zu unterschreiben.113 Vincentius Schwofheim, der Vater des oben genannten Dr. Hieronymus Schwofheim und Vertreter des Heinrich Steube in der Görlitzer Pfarrei, hielt sich an die Vereinbarung ebenso wie der 1460 folgende Pfarrer Petrus Bartholomäus. Der seit 1476 dem Dr. Hieronymus Schwofheim nachfolgende Pfarrer Magister Johannes Behem114 schien die Eingriffe und Bevormundungen des Görlitzer Rates 109

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Vgl. CDLS 4, S. 219 f. Siehe auch Wurm, Stadtrechtsbuch, S. 86 f.: Von pristerschaft (über ihr würdiges Benehmen); S. 87 f.: Von schulern capitulum; S. 88: Von kirchen und kirchoffen; S. 88 f.: Capitulum von den schulmeistern und S. 89 f.: Von der schuler freyheit. Vgl. CDLS 4, S. 392–396 und die Ergänzung in Varia 59, fol. 11v–12r. Zum Verhältnis von Rat und Schulmeister siehe Zobel (1939), S. 182, SRL N. F. 3, S. 244 und den früheren »Vertrag« von 1446 in Müller (1886), S. 282 ff. Auch im Weichbild musste der Rat in Kirchenangelegenheiten schlichten. So führte er 1475 einen Entscheid zwischen Pfarrer und kirchenbitter zu Heinichen herbei, demzufolge der Pfarrer das beghengnisslicht nicht für sich beanspruchen sollte, sondern dafür von den kirchbittern 7 gr. zcum bethe lichtenn erhalten sollte, vgl. Frauenburg, Secretarium, S. 173. Vgl. zu den Schwofheims Wentscher (1928b) und zu besagtem Streit ebd. S. 48. Siehe auch Mylius, Annales, S. 25 (Inschrift des Epitaphs von Hieronymus Schwofheim), die Anmerkungen in SRL N. F. 2, S. 435 f. sowie Clemen (1936), S. 264 f. Vgl. SRL N. F. 2, S. 233. Die Urkunde ist abgedruckt in SRL N. F. 2, S. 434 f. Heinrich Steube war gleichzeitig Stiftskanoniker in Zeitz (CDLS 4, S. 975 f. [1455. August 31.]), als sein Stellvertreter in Görlitz (procurator parrochialis ecclesie opidi Gorlitz) wird ein Martinus Rumpoldi de Pernis, Altarist in der Pfarrei, genannt (CDLS 4, S. 985 [1455. Oktober 19.]); siehe zu Rumpold ebd. S. 1012 f. und S. 1092 f. Johannes Behem oder Böhme war vielleicht schon zuvor Altarist in Görlitz, zugleich war er Domherr in Breslau und Bautzen, vgl. SRL N. F. 2, S. 434. In zwei bischöflichen Urkunden vom 6. bzw. 21. Juni 1474 (CDSR 2.3, S. 228, Nr. 1180) und vom 4. August 1474 (CDSR 2.3, S. 229, Nr.

3.2 Des Rates Auffassung über den »Gemeinen Nutzen«

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nicht länger dulden zu wollen. Der Auslöser des Streits, der grundlegende Kompetenzen der Pfarrei berührte, war wieder einmal der Verkauf fremden Bieres an Görlitzer auf dem Pfarrhof. Daraufhin sandte der Rat eine Klageschrift zum Meißner Bischof nach Stolpen, in welcher er die ihm zur Last gelegten Vorwürfe aufführte. Diese offenbaren zugleich, in welchem Ausmaß der Rat in das kirchliche Leben in Görlitz eingriff.115 Im Folgenden werden die Punkte mit der Nummerierung wie im Original wiedergegeben. Danach folgen jeweils die Position des Rates und die Entscheidung des Bischofs. 1. Der Rat habe dem Schulmeister und dessen Schülern verboten den lobgesang als hymnos magnificat etc. in mensuris zu singen. Rat: Die Schüler sollten die Zeit zum Lernen nutzen und man sollte an der Art und Weise des Gesangs festhalten, wie es von den heyligen vetern festgelegt wurde, außerdem habe der Rat das Recht, den Schulmeister einzusetzen und demzufolge auch Weisungsbefugnis.116 Bischof: Er stimmt dem Rat zu und macht einige Präzisierungen. 2. Der Rat habe ohne des Pfarrers Wissen eine Ordnung über das Orgelspielen beschlossen. Rat: Die Orgel sei von arm und reich und nicht von der Kirche bezahlt und der Rat habe das Recht, den Orgelmeister einzusetzen und demzufolge auch festzulegen, wann und was auf der Orgel gespielt werde. Bischof: Er stimmt dem Rat zu und macht einige Präzisierungen. 3. Der Rat habe den Lohn für Orgelspiel und Glockenläuten bei Votivmessen erhöht, was die Zahl der Votivmessen zurückgehen ließ, was wiederum den Lohn des Kaplans und der Kirchendiener schmälerte. Rat: Die Mehreinnahmen seien für den Erhalt von Orgel und Glocken notwendig, und es werde niemand wegen der Erhöhung keine Votiven mehr bestellen. Bischof: Er stimmt dem Rat zu. 4. Der Rat stelle Glöckner und Kirchendiener ohne Wissen des Pfarrers ein. 117 Rat: Dies sei eine alte, schon lange bestehende Gewohnheit. Bischof: Er stimmt dem Rat zu.

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1181) urkundet ein Johann Behm de Gorlitz clericus Misnensis dioc. publicus imp. aucht. notarius. Nach Schmitt (1966), S. 430 war derselbe 1461–70 Schulmeister in Zwickau; die von Schmitt hierzu angegebene Quelle (CDSR 2.3, S. 216, Nr. 1164) enthält allerdings keinen Hinweis auf Behem. Vgl. die ausführliche Schilderung der Ratsannalen in den SRL N. F. 2, S. 217–281 und die Anmerkungen dazu S. 434–446. Müller (1886), S. 327 f. macht aus dieser kurzen Passage eine »Ratsverordnung wegen des Kirchengesangs des Schulmeisters zu Görlitz«. Die Bedeutung des hier geschilderten Streits für die musikhistorische Forschung macht die Arbeit von Rob C. Wegman, The Crisis of Music in Early Modern Europe, 1470–1530, New York 2005, S. 1–9 deutlich. Vgl. dazu die kritische Rezension von Napp (2009). Bereits 1385 hatte der damalige Pfarrer Johannes von Luttitz eine notarielle Verzichtserklärung abgegeben, die dem Rat die Einkünfte aus Leichenbegräbnissen, die Verwendung von Opfergaben und Kircheneinkünften sowie die Einsetzung des Schulmeisters und des Glöckners zugestand. Vgl. die Edition des Spruchs in Jecht (1910b), S. 141 ff. Der Landvogt Beneš von der Duba bestätigte diesen Vertrag erneut 1387, vgl. VOU Heft 3–4, S. 125, Nr. 613.

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis 5. Der Rat baue an den Kirchen, ließ dies durch Älteste und Geschworene überwachen, ohne aber den Pfarrer hinzuzuziehen, der doch vom Rat gewählt worden sei. Rat: Der Pfarrer sei mit ander vorsorgung der kirchen unnd seelen beladen, man wolle ihn daher nicht auch noch mit dem Kirchenbau beschweren. Bischof: Er stimmt dem Rat zu, meint aber, dass man der Ehre halber den Pfarrer hinzuziehen solle. 6. Die Kirchenväter haben dem Pfarrer nie die Rechnungen gelegt und seien vom Rat nie dazu aufgefordert worden. Rat: Dies sei eine alte Gewohnheit, die das Vertrauen der Meißner Bischöfe genieße. Bischof: Er stimmt dem Rat zu. 7. Der Rat enthalte dem Pfarrer die Einnahmen der Tafeln und Stöcke der Heilig-KreuzKapelle vor. Rat: Es sei eine alte Gewohnheit, dass dieses Geld für Kirchbauten und der Kirchen Notdurft verwendet würde. Bischof: Er legt eine Teilung der Einnahmen fest. 8. Der Rat werfe dem Pfarrer vor, Frauen auf den Pfarrhof zu bringen. Rat: Dies tue er nicht, aber wenn dem so wäre, sähen sie es lieber, das sich die prister hilden als sie sich halden sullen. Bischof: Er enthält sich eines Kommentars und vertraut dem Rat, das Richtige zu tun. 9. Der Rat würde Bürgern und frunden verbieten, auf den Pfarrhof zu gehen. Rat: Das Verbot gelte nur für Bierkauf und Spiel, um des Seelenheils willen solle jeder auf den Pfarrhof gehen. Bischof: Er gibt keinen Kommentar ab. 10. Der Rat habe den Pfarrer wie einen Übeltäter verhören lassen. Rat: Dies sei nicht wahr, man habe andere weltliche Personen befragt, was sie auf dem Pfarrhof zu schaffen hätten. Bischof: Er gibt keinen Kommentar ab. 11. Der Rat würde über die Bauern des Pfarrers Recht sprechen, obwohl der Pfarrer dies zu tun gelobt hat. Rat: Die Bauern hätten wider die kaiserlichen und königlichen Privilegien der Stadt gehandelt, so habe der Rat nur von seinem Recht Gebrauch gemacht. Bischof: Er gibt keinen Kommentar ab. 12. Der Bürgermeister trage für alle diese Missstände die Verantwortung. Rat: Der Bürgermeister Georg Emerich handle nur im Sinne der Stadt, wie er es gelobt und geschworen habe. Bischof: Er gibt keinen Kommentar ab. 13. Der Rat würde dem Pfarrer das Recht auf Einfuhr fremden Bieres beschneiden. Rat: Der Pfarrer verstoße gegen kaiserliche und königliche Privilegien der Stadt. Bischof: Die Priester dürfen bei einer Strafe von 20 sch. gr. nur Bier für sich selbst einführen. 14: Der Rat habe gegen das Privileg der Biereinfuhr auf den Kirchhof den Priestern ihre Kannen und Gefäße weggenommen. Rat: Er habe nur weltlichen Personen die Kannen nehmen lassen, wenn diese Eigentum von Priestern seien, sollten sie die auf dem Rathaus abholen. Bischof: Er stimmt dem Rat zu. 15: Der Rat habe die Kammertüren der Priester in ihren Häusern aufgestoßen und das Gesinde hinausgewiesen und eingesperrt. Rat: Der Stadtdiener habe nach der Köchin vom Herrn Wolfgang gesucht, was aber nicht sein Auftrag gewesen sei, man habe ihn daraufhin entlassen.

3.2 Des Rates Auffassung über den »Gemeinen Nutzen«

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Bischof: Er gibt keinen Kommentar ab. 16. Der Rat habe eine Willkür gesatzt, wonach keine Priester zu des Pfarrers Ehren zur ersten Messe weder Wein noch Bier einführen sollen, auch dass die matron nach der Messe nicht zu den neuen Priestern gehen sollen. Rat: Die Willkür über Wirtschaft und Hochzeiten sei nicht gegen die Priester erlassen worden, sondern gegen die Bürger, die fremdes Bier oder Wein einführen wollten, bezüglich der matronen wollte man sich gegen überflüssigen Kostenaufwand aussprechen. Bischof: Er gibt keinen Kommentar ab. 17. Der Rat habe es nicht gern gesehen, wenn die pfaffen bei angesehenen Leuten ausund eingehen. Rat: Er habe nichts gegen die Besuche von Priestern, jedoch wenn es zu oft geschehe und dazu des Nachts, sei das für die Priester unstatthaft. Bischof: Er gibt keinen Kommentar ab.

Damit war für den Pfarrer die Sache aber noch nicht erledigt, die Verhandlungen wegen der Bierfuhre zwischen ihm, dem Rat und dem Bischof dauerten noch das ganze Jahr 1489. Im Advent desselben Jahres wies der Pfarrer sogar etzliche prister an, den Ältesten des Rates nicht die Beichte abzunehmen.118 Der Rat beschwerte sich daraufhin beim Bischof und trug neue Klagepunkte vor. Denen zufolge habe der Pfarrer untzymlich predigen lassen, sowohl in der Pfarrkirche als auch im Kloster, er habe verkündigen lassen, dass der Rat statut und wilkoren erlasse, die wider der geistlichen freyheit etc. seien, dass die leyhen welden die prister regiern etc., dass der Rat arme leuthe unvorhort etc. vertriebe, dass der Rat zur Abschreckung strafe, und dass der Rat den Guardian und den Visitator wegen der unziemlichen Predigten des Lesemeisters aufs Rathaus zitiert hätte etc. – woraus tzweytracht der geistlichen unnd wertlichen entstanden sei.119 Zugleich hatte der Görlitzer Rat beim Bischof die Entsetzung des Görlitzer Pfarrers betrieben und über Georg vom Stein, Landvogt der Oberlausitz, beim König versucht, eine erneute Bestätigung der anderthalb Bannmeilen zu erhalten, innerhalb derer nur Görlitzer Bier ausgeschenkt werden sollte und der Pfarrer nur für sich, das Gesinde und die Priester fremdes Bier einführen durfte.120 Am 7. Januar 1490 hatte Johannes Behem schließlich darum gebeten, die Görlitzer Pfarrei verlassen zu dürfen und sich durch einen conventor vertreten zu lassen. Dies versagte ihm der Rat, denn das hätte bedeutet, dass dieser Mann, der dem Rat so viel Ärger bereitet hatte, weiter im Besitz der reichsten Pfründe des Bistums Meißen geblieben wäre. Stattdessen ließ man den Pfarrer wissen, dass er seine Stelle gern räumen und einem anderen zur Verfügung stellen dürfe:

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Vgl. SRL N. F. 2, S. 254. Vgl. SRL N. F. 2, S. 254. Vgl. SRL N. F. 2, S. 257 f.

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis […] und die weyl wir keinen trost zu jm hetten, das er sich irkennen und solich sein untzymlich furnehmen gein uns abstellen muge, haben wir begert, das er permutiren und uns forder alhir unbekomert lassen sulde.121

Der Bischof ließ daraufhin dem Rat erst mündlich, später schriftlich mitteilen, dass er den Pfarrer zu einem Tausch bewegen wolle.122 Der Pfarrer versuchte nun erneut, Stärke zu demonstrieren und bedeutete den Beichtvätern, die Ratsherren nicht zu entbinden, da sie im Bann seien, täten sie es doch, würden sie selbst gebannt. Der Bischof schrieb daraufhin Behem, solche Drohungen zu unterlassen.123 Am 19. Juli 1490 sollte es zu einer gütlichen Einigung der Parteien vor dem Meißner Bischof in Stolpen kommen, diese stellten sich jedoch stur.124 Kurz darauf war der Görlitzer Pfarrer wegen einer restaur auch noch mit dem Bischof in Streit geraten und versuchte daraufhin, seine Interessen gegen diesen und gegen die Stadt Görlitz vor der römischen Kurie durchzusetzen.125 Dafür zog er selbst nach Rom und ließ sich in Görlitz vom Priester Thomas Bessko vertreten. Jener versuchte weiterhin, die gesamte Görlitzer Priesterschaft für die Sache des Pfarrers einzunehmen, was nur zum Teil gelang. Am 12. April 1491 wurde der Rat dann vor die Kurie geladen und schickte mit Gunst des Bischofs den Offizial Johannes Taubenheim, dem drei Pferde und 200 fl. ung. mitgegeben wurden, nach Rom. Der Streit zog sich bis 1498 hin. Nachdem der Rat einen neuen Fürsprecher gewonnen hatte und weitere 100 fl. ung. investierte, die sich vorerst nicht auszuzahlen schienen, entschied er sich 1495 in einer »Nacht- und Nebelaktion«, den Pfarrhof mit Wachen zu besetzten und einen neuen Pfarrer bzw. dessen Prokurator Caspar Pausla einzusetzen.126 Mit Briefen an die Bischöfe in Breslau, Meißen und nach Rom versuchte der Rat, sein Tun abzusichern. Der Stadtschreiber Conrad Nißmann reiste selbst nach Rom, ohne jedoch etwas ausrichten zu können. Erst 1498 und nachdem der Rat weitere 300 Dukaten und 30 fl. ung. ausgegeben hatte, kam es zu einem Vergleich, dessen Inhalt aus den Görlitzer Archivalien nicht genau zu ermitteln ist. Behem erhielt die Pfarrei zurück und wurde später »überredet« mit Martin Schmied, einem Domherrn zu Breslau, Glogau und Bautzen zu tauschen. Der Sinneswandel Behems ist durch eine Klage der Görlitzer vor König Wladislaus II. erreicht worden, der den Pfarrer aufgefordert hatte, sich persönlich vor dem König dafür zu verantworten, dass er den Rat in Rom verklagt habe. Als Behem dem Tausch mit Schmied zustimmte, wurde die Klage zurückgezogen und ein Vergleich zwischen dem alten und neuen Pfarrer aufgesetzt, 121 122 123 124 125 126

Vgl. SRL N. F. 2, S. 257. Die Bitte an den Bischof, den Pfarrer zu tauschen wurde am 15. Februar 1490 schriftlich wiederholt, vgl. ebd. S. 260. Vgl. SRL N. F. 2, S. 258. Siehe das Schreiben ebd. S. 260 vom 18. Februar 1490. Vgl. SRL N. F. 2, S. 261 f. Vgl. SRL N. F. 2, S. 263. Vgl. SRL N. F. 2, S. 263 f. Vgl. SRL N. F. 2, S. 266–281 und die Anmerkungen dazu ebd. S. 439 ff.

3.2 Des Rates Auffassung über den »Gemeinen Nutzen«

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der die Versorgungspflichten für den Prediger, fünf Kapläne, den Schulmeister, Glöckner, Locaten, Knechte und das Personal des Pfarrhofes regelte sowie die Einkünfte beschrieb.127 Martin Schmied alias Fabri wurde am 5. September 1501 investiert und erwies sich bis zu seinem Tod am 10. April 1520 als »folgsamer« Pfarrer, auch wenn er 1507 noch einmal den alten Streit um die Opfergaben an der HeiligKreuz-Kapelle entfachte und im gleichen Jahr das Verlesen des »Seelenregisters« vermittels des Bischofs geregelt werden musste.128 Die Hartnäckigkeit, mit der der Streit zwischen Rat und Pfarrer länger als zehn Jahre geführt worden war, und die außergewöhnliche Ausführlichkeit, mit der er in den Ratsannalen dokumentiert wurde, zeigt, dass hier um Zuständigkeiten und Privilegien gefochten wurde, die von elementarer Bedeutung für die Auffassung und Praxis des ratsherrlichen Kirchenregiments waren und in Sachen des Bierstreits sogar bürgerliche Privilegien berührte, die als ein konstitutives Element der städtischen Elite von hohem wirtschaftlichen und symbolischen Wert waren. Es wäre für den Rat daher undenkbar gewesen, von seinen Standpunkten abzuweichen. Die Beendigung des Streits hatte die Position des Rates gefestigt. Er war die Instanz in der Stadt, die zur Ehre Gottes und zum Nutzen der Gemeinde das kirchliche Leben überwachte und förderte. Dazu gehörte die Aufsicht über Disziplin und Kirchenordnung genauso wie der Schutz der Kleriker und des Pfarrers. Als zum Beispiel 1518 der neue Meißner Bischof Johannes von Schleinitz kurz nach seinem Amtsantritt die Besetzung des ersten freihen Lehens der Görlitzer Pfarrei von Martin Schmied forderte, wandte sich dieser hilfesuchend an den Rat.129 Der ließ selbstbewusst dem Bischof mitteilen, dass man nichts von einem solchen Recht der primarien wisse und demzufolge dem Wunsch nicht stattgeben könne. Da der Görlitzer Pfarrer schon in fortgeschrittenem Alter und gesundheitlich angeschlagen war, fürchtete man jedoch, dass im Fall seines Tode der Bischof alles daran setzen würde, von seinem Recht Gebrauch zu machen und die wegen ihres Einkommens begehrte Görlitzer Pfarrei zu besetzen. So entschied sich der Rat, schnellstmöglich dem Bischof ein Altarlehen zu gewähren, man betonte dabei jedoch, dass man dies nicht aus Pflicht, sondern aus Ehrerbietung

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Vgl. den Abdruck nach Bartholomäus Scultetus in SRL N. F. 2, S. 442 f. Vgl. zu Martin Schmied alias Fabri dessen Testament im Anhang A (1519. Juni 14.). Zum Streit wegen der Opfergaben siehe die Regesten im Anhang C (1500. März 24.; 1507. August 26.; 1508. Juni 6.). Aus dem bischöflichen Erlass, der in zweifacher Ausfertigung vorhanden ist (Lose Urkunden 1507. November 24.), wohl ein Exemplar für den Rat und eines für den Pfarrer, kann man nur entnehmen, dass es zwischen den Parteien differencias et dissensiones gab, ob das Totenregister während der Predigt zu verlesen sei und welcher Lohn dem Prediger dafür zustehe. Der Bischof entschied, dass das registrum animarum christifidelium sibi commendatarum non in principio nec modio sed fine sermonis zu verlesen und für die Toten zu beten sei. Der Prediger sollte dafür vierteljährlich 6 böhmische Groschen erhalten. Vgl. SRL N. F. 3, S. 553 f.

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

täte. Der Rat konnte so zum Nutzen der Stadt die Pfarrei schützen, sein Gesicht wahren und zugleich dem Willen des Bischofs entsprechen.

3.3 Der Einfluss des Rates auf Testier- und Stiftungspraxis Die vorangegangenen Abschnitte haben gezeigt, dass die Grundlagen der Görlitzer Verwaltungspraxis auf Magdeburger Weichbildrecht, den lokalen Statuten und verschiedenen Rechtsbüchern ruhten, die durch Kommentare wie den »Bürgermeisterspiegel« von Johannes Frauenburg ergänzt wurden. Darauf gestützt baute der Rat ein umfassendes Kirchenregiment auf, zu dem Aufsicht, Schutz und Förderung frommer Praktiken gehörte. Für den hier zu untersuchenden Einfluss des Rates auf die praktizierte Frömmigkeit war es von entscheidender Bedeutung, dass in Görlitz die Vorschrift galt, dass alle rechtsrelevanten Akte vor den Schöffen zu geschehen hatten und in den Stadtbüchern verzeichnet sein mussten, sei es, dass der Rechtsakt erst vor der Schöffenbank beschlossen wurde oder dass Abschriften von einzelnen Dokumenten ins Stadtbuch übernommen wurden. Die Übertragung (fast) aller Testamente in die Stadtbücher führte zu der Görlitzer Besonderheit, dass keine Testamente in Form von Einzelurkunden überliefert wurden. Im Folgenden soll nun die Testier- und Stiftungspraxis, wie sie sich in der Regel vor dem Rat seit dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts in Görlitz vollzog, an einigen Beispielen illustriert und die Möglichkeiten des Einflusses der Ratsherren verdeutlicht werden. Wie bereits mehrfach erwähnt, mussten Testamente eigentlich nur aufgesetzt werden, wenn sie Regelungen über die gewöhnliche Erbfolge hinaus betrafen und sie durften nur Güter anbelangen über die der Erblasser frei verfügte, im Normalfall nämlich das, was er durch eigene Tätigkeit im Laufe seines Lebens hinzugewonnen hatte (das sogenannte Kaufgut) und noch nicht durch andere Vorkehrungen an seine Frau oder Kinder bereits vergeben hatte.130 Einige Testamente verweisen sogar am Anfang des Textes auf die an anderen Stellen in Stadtbüchern verzeichneten Gaben für die Erben, dann heben sie hervor, dass die Ehefrau bzw. der Ehemann und die Kinder, die ihnen von Rechts wegen zustehenden Teile erhalten sollten, um schließlich die frei verfügbare Erbmasse aufzuzählen.131 Paul Grich betonte zum Beispiel in seinem Testament:

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Vgl. zu Testamenten bzw. Nachlassregelungen im Bereich des Magdeburger Stadtrechts Loening (1906), der auch Görlitz berücksichtigt, Müller (1911) und speziell zu Görlitz den Überblick in Marquardt (2009), S. 18–30. Vgl. im Anhang A das Testament des Georg Helischer (1482. März 18.).

3.3 Der Einfluss des Rates auf Testier- und Stiftungspraxis

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Also das seine frunde kein teyl doran haben sullen, nach dem sie im zu sulchenn gutern nichts gehulffen haben, sunder se sullen die frau geruglich und unbekömmert dorbey lassen bleiben.132

In vielen Fällen war es so, dass nach dem Todesfall die Erben mit dem Testament vor dem Rat erschienen und dieses ins Stadtbuch übertragen ließen. Diese Testamente sind meist daran zu erkennen, dass sie als vollständiges Inserat in dem entsprechenden Stadtbucheintrag vom Schreiber gekennzeichnet wurden und das Datum des Ausstellungstages sowie das der Übernahme ins Stadtbuch tragen. Ein solches Einzeltestament, von dem in Görlitz bis auf vier Ausnahmen keine erhalten sind, konnte zum Beispiel die Form eines Notariatsinstruments haben, das den Anwesenden verlesen und nach deren Zustimmung ins Stadtbuch übernommen wurde.133 Die zweithäufigste Variante waren Testamente, die zu Lebzeiten vom Erblasser »direkt in die Bücher diktiert« wurden, wobei man erst ein Konzept und dann die Reinschrift verfasste. Zwischen dem Datum der Niederschrift und dem der Vollstreckung können dann oft Zeiträume von mehreren Jahren bis Jahrzehnten liegen. Bei der Aufnahme ins Stadtbuch waren meist die Ehepartner oder deren Vormunde zugegen. So ist im letzten Satz des Testaments des Tuchmachers Andreas Tschaul zu lesen: Und ist mit wissen und willen des rathes ins gerichtsbuch mit bewilligung gnantes seynes weybes, geschriben worden.134

Einige Bürger machten davon Gebrauch, ihr selbst verfasstes Testament dem Rat zu übergeben und um sofortige Übertragung in Stadtbuch zu bitten.135 Die Schöffen prüften dann den Inhalt auf Zulässigkeit und kamen der Bitte nach. Waren Formulierungen unklar oder ungewöhnlich, ließ der Rat den Sachverhalt klären. So wurden 1548 ein Schöffe und der Stadtschreiber zu Wendel Roskopf geschickt, weil … … solch testament etwas tungkel und sonderlich [war], wegen frau Ursulen seiner stiefftochter, ab die nebenn und mit seinen rechten kindern zu gleicher theilung kommen solde […].136

Erst danach schrieb man das Testament ins Stadtbuch.137 Die dritte, aber eher seltener praktizierte Möglichkeit war, ein Testament verschlossen beim Rat zu hinterlegen. Georg Emerich hatte vor allem deshalb davon Ge132 133 134 135 136 137

Vgl. Anhang A (1495. Februar 6.). Vgl. im Anhang A die Testamente von Wenzel Weinknecht (1490. vor August 31.) und Andreas Weißjorge (1492. September 25.). Vgl. im Anhang A das Testament des Andreas Tschaul (1513. Juli 12.). Vgl. die einleitenden Worte in den Testamenten von Margaretha Schmied (1504. Oktober 15. und 1512. Oktober 12.) sowie Valentin Schneider (1508. Juni 29.) im Anhang A. Vgl. Anhang A (1548. November 27.). Ein vergleichbares Verfahren kann zum Beispiel in Lübeck, Hamburg und Regensburg beobachtet werden, vgl. den Überblick zu unterschiedlichen Testierpraktiken im deutschen Sprachraum von Richard (2006), S. 98–102.

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

brauch gemacht, weil er seine Frau vor der Verdächtigung der Erben schützen wollte, dass sie etwas veruntreut oder unterschlagen haben könnte.138 Wie ungewöhnlich dieser Vorgang war, lassen die Worte des Chronisten Johannes Hass erkennen, der schreibt, dass die Ratsherren dem Georg Emerich mit gebung der hende alle semptlich haben zusagen mussen, wiewol keyner gewost, was jm beslossen testament einem itzlichen kynde vormacht gewest ist, ader was dorinnen geschrieben, über die Ausführung des Testament zu wachen.139 Wenzel Emerich übergab 1501 ebenfalls sein versiegeltes Testament dem Rat, der diesen Akt im Liber actorum festhielt: Der ersame Wentzel Emerich ist vor gehegter banck erschynen unnd hat vertzalt, wie er seiner gutter halben, farendt unnd unfarendt, seinen letzten willenn vertzeichent unnd mit seinem pitschafft versigelt hett. Unnd hat daßselbige also inn gehegte banck geleget unnd doruff gefraget, ab recht sulch sein letzter wille, als er eingeleget ist, krafft unnd macht habe, unnd also bey dem rathe bleibenn sulle, unveröffent biß noch seinem tode nach dem dreysigstenn.140

Nach dieser Einleitung folgt die Widerrufsklausel und die Schöffen bestätigen die Rechtmäßigkeit des eingelegten Testaments. Wenzel Emerich ernennt seine als Zeugen anwesenden ältesten drei Söhne Paul, Wenzel und Urban zu Vormunden und Testamentsvollstreckern. Testierfähig war nur, wer bei geistiger und körperlicher Gesundheit war. Deshalb beginnen fast alle Testamente damit, dies als erstes festzustellen. Wer zu Zeiten einer Epidemie trotzdem einen letzten Willen niederschreiben lassen wollte, musste dem Rat beweisen, dass er nicht zu krank sei. Daher beginnt das Testament des Jakob Schleife mit folgender sehr ausführlicher Schilderung des Gesundheitszustandes des Testators: Jacoff Sleiffe in der Nonnengasse, als her irkante, daz die luthe gemeynlichen in krangheit fylen und sere verschiden, do schickte her zum burgermeister und begerte zwene scheppen zu im zu sendin, vor den her sein gut vorschicken welde. Des wart der burgermeister zu rathe und sante zu ym die erbern Hanns Weider und Henricum den apoteker zu der zyt scheppen; und in derselben keinwertikeit her obir syme tische gesessin hatte und donoch mechtig synes leibis und gutis ane ander luthe und stabis hulffe ufgestandin und in der stobin uff und 141 nedir gegangin und sich wedir obir den tisch gesaczt hat.

Alle Testatoren behielten sich vor, ihren letzten Willen zu ändern oder zu streichen. Nachträge wurden meist an den Rand neben die Testamente oder darunter

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Vgl. Anhang A (1497. August 26.). Der Tuchmacher Schöngregor ließ am 3. August 1520 zusätzlich zu seinem Testament (LR 1516–1540, fol. 51v–52r) eine Aufzählung von Bargeld, Kleinodien, Silberringen etc. ins Stadtbuch aufnehmen, damit seine Frau unverdacht bleiben sollte, vgl. LR 1516–1540, fol. 88r und die Erbauseinandersetzung im LA 1512–1521, fol. 34v–35v. Vgl. SRL N. F. 3, S. 249. Vgl. Anhang A (1503. Juni 20.). Siehe auch ebd. das Testament des Andreas Tschaul (1513. Juli 12.). Vgl. den Abdruck im CDLS 4, S. 141 f. (1440. Mai 24.).

3.3 Der Einfluss des Rates auf Testier- und Stiftungspraxis

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geschrieben.142 Bei gestrichenen Testamenten kann nicht immer gesagt werden, warum dies geschah. Bei einigen kassierten findet sich der Hinweis, dass dies auf Veranlassung des Testators oder eines Ratsherrn geschah, bei anderen lassen Streichungen und Bemerkungen erkennen, dass die Erbmasse verteilt wurde, und wieder andere wurden kommentarlos gestrichen.143 Nach dem Tod des Erblassers und einer Zeit von dreißig Tagen wurde das Testament dann vollstreckt. Im Fall des oben erwähnten Wenzel Emerich wurde das beim Rat hinterlegte Dokument geöffnet und der Vorgang im Liber resignationum festgehalten: Das testament, so gnanter Wenczel Emerich vorslossen und versigelt bey den rath gelegt, vom rathe [durch die Testamentsvollstrecker] wider gefordert, und dasselbige vor den eldesten herenn haben lassen eröffenen und lesen und dornoch begeret, das eß ins statbuch möchte geschrieben werden; haben eß die eldistenn herenn uff solich ir beger dorein zuschreyben vorgunt und zugelossen und lautet von worte zu worte wie hirnoch folget. Actum 3. post Viti [20. Juni] 1503. Jhesus Maria Johannes Ich Wenczel Emerich, burger zu Görlitz, bekenne offentlich und thu kund […].144

Gab es von Seiten der Empfänger keine Einsprüche wurden die Güter durch den Rat bzw. die Testamentsvollstrecker verteilt, wie dies die Quittiervermerke an zahlreichen Testamenten erkennen lassen. Für Kinder und Frauen waren vom Erblasser meist Vormunde bestellt worden, die stellvertretend für die ihnen Anbefohlenen die Gaben entgegennahmen. Einige wenige Testamente benennen noch »Testamentarien«, die über die Ausführung der letztwilligen Verfügungen wachen sollten.145 Meistens waren Vormunde und Testamentarien, auch »Seelwärter« genannt, personengleich. In einigen Fällen ist den Quittiervermerken zu entnehmen, dass diese zum

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Vgl. im Anhang A die Testamente von Barbara Arnold (1491. Juli 21.), Katharina Schwetz (1491. Oktober 21.), Caspar Landreiter (1493. Februar 23.), Georg Emerich (1497. August 16.), Martin Mauermann (1508. September 20.), Barbara Braun (1510. Mai 31.), Nikolaus und Dorothea Steinberg (1510. Dezember 17.), Michael Eichler (1511. Januar 1.), Matthias Axt (1511. April 28.) und Barbara Wainer (1522. Januar 4.). Siehe die zahlreichen Beispiele im Anhang A. Vgl. Anhang A (1503. Juni 20.). Vgl. die Testamente in den Stadtbüchern bzw. im Anhang A von Dorothea Weinschenk (1475. Juli 27.), Agnes Finger (1475. Oktober 27.), Barbara Stellmacher (1481. August 13.), Margaretha Schurge (1485. Mai 10.), Michael Schmied (1483. Oktober 14.), Hans Eitener (1488. April 29.), Margaretha Wolf (1488. Mai 16., LA 1484–1490, fol. 218v), Katharina Schwetz (1491. Oktober 21.), Georg Dietrich (1493. Juni 12.), Andreas Weißjorge (1492. September 25.), Hans Bufe (1496. Oktober 31.), Margaretha Kretzschmer (1498. Oktober 16.), Caspar Tilicke (1499. September 13.), Wenzel Emerich (1503. Juni 20.), Margaretha Schmied (1504. Oktober 15.), Nikolaus Adam (1506. November 21.), Margarethe Seifert (1508. Juli 21.), Magdalena Schmied (1511. August 19.), Andreas Tschaul (1513. Juli 12.), Klara Emerich (1515. April 30.), Ludwig Schneider (1516. Juli 24.), Katharina Jeutener (1518. März 22.) und Anna Frenzel (1531. September 19.).

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

Dank für ihre Mühen Geld erhielten.146 Um die Arbeit der Testamentsvollstrecker zu erleichtern, wollte der Brauhofbesitzer Hans Bufe sogar an allem Hausrat und allen Wertgegenstände in seinem Haus, die von den Testamentsvollstreckern nicht verkauft werden sollten, Zettel anbringen, die die Namen der Empfänger tragen sollten.147 Wenn von den Testatoren keine Vollstrecker namentlich genannt worden waren, galt wie im Testament der Katharina Riemer, dass sich der rath noch irem tode allir irer guter underwinden unnd solch testament ußrichtn unnd gebin sal.148 Bei unmündigen Erben oder Streitigkeiten besichtigte und verzeichnete der Rat die Erbmasse, um unberechtigten Zugriff bis zur Klärung des Streites oder bis zur Volljährigkeit der Erben zu verhindern.149 In einigen wenigen Fällen einigten sich die Erben darauf, das ganze Testament ihres verstorbenen Verwandten für ungültig zu erklären.150 Konnten sich die Erben nicht über die Verteilung der Güter einig werden, kam es zum Gerichtsprozess, der bisweilen bis zum Obergerichtshof nach Magdeburg getragen wurde.151 Grund hierfür war vor allem das zum Teil hochkomplizierte Erb- und Ehegüterrecht, das eine Vielzahl von anspruchsberechtigten Personen und Gruppen schuf, deren Rangfolge beim Erbgang nicht immer klar war.152 Waren Empfänger außerhalb von Görlitz zu benachrichtigen, übernahm der Rat den Schriftwechsel.153 Hatten sich die Erben über die Verteilung der Güter geeinigt, wurde die »Erbauseinandersetzung« ins Stadtbuch eingetragen. Manchmal sind sogar nur diese überliefert, aber kein dazugehöriges Testament.154 War die Sache vor Gericht entschieden worden, duldete der Rat keinen Widerspruch mehr. Als sich

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Vgl. im Anhang A das Testament des Andreas Weißjorge (1492. September 25.), wo die Testamentarien den hohen Betrag von 40 mr. erhalten. Vgl. Anhang A (1496. Oktober 31.). Vgl. ihr Testament im Anhang A (1475. Dezember 11.). Nach dem Tod des Bartel Eckart begutachteten die Ratsherrn Hans Schmied und Valentin Schneider als gekorene Vormunden den Nachlass für dessen Witwe Margarethe und die Kinder Paul, Dorothea und Gregor, vgl. LA 1490–1497, fol. 93r–v (1492. Mai 5.). Zu Leipzig, wo ebenfalls der Rat den Nachlass der Mündel inventarisierte und versiegelte, vgl. Berger (1994), S. 115. Vgl. den Fall des Georg Emerich im Anhang A (1497. August 26.). Vgl. zum Beispiel die Schöffensprüche in Neumann (1851), S. 107, der allein zu Erbschaftsangelegenheiten 127 Sprüche zählte. Die Kosten für die Sprüche erscheinen bisweilen in den Ratsrechnungen, vgl. CDLS 4, S. 79: Item als der rath vor arm unde reich drey ortel kein Magdeburg sante, 1 ½ sch. gr. Vgl. dazu den Überblick von Brauneder (1988), besonders S. 159 ff. Der Görlitzer Richter Paul Schneider hatte sich 1517 eine detaillierte Liste der Gegenstände notiert, die zum Beispiel zur Gerade gehörten, vgl. Schneider, Tagebuch, fol. 110r–113r. Vgl. zum Beispiel das Testament des Nikolaus Mondenschein im Anhang A (1494. Juli 8.). Vgl. im Anhang A (1498. Februar 17.). Siehe auch das Testament, das die Erben der LorenzKinder aufsetzen ließen, ebd. (1509. Juli 3.).

3.3 Der Einfluss des Rates auf Testier- und Stiftungspraxis

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1491 der Ratsherr Hans Axt gegen eine uns nicht näher bekannte Entscheidung in einer Erbschaftsangelegenheit auflehnte, wurde er aus dem Rat ausgeschlossen.155 Die uns hier interessierenden Vermächtnisse zugunsten der Kirche, die manchmal nur einen Bruchteil eines Testaments ausmachten, zuweilen aber den gesamten Inhalt, wurden von den Verwesern der Kirchen, Bruderschaften oder Klöster entgegengenommen.156 Handelte es sich um Schenkungen, deren Verwendung nur sehr allgemein formuliert war oder der »Erkenntnis« des Rates anbefohlen war, lässt sich der Weg dieser Gaben wegen fehlender Rechnungsbücher kaum nachvollziehen. Allein in einem Fall ist ein »Zettel« erhalten, der in den Liber actorum zwischen die Seiten des Testaments eingeklebt wurde und wahrscheinlich die Abrechnung der durch den Rat ausgezahlten Legate darstellt.157 Die Jahresabrechnung der Verweser des Heilig-GeistHospitals, Hans Hockner und Caspar Hartman, für 1517/18 ist ebenso eine zufällige Überlieferung, der zu entnehmen ist, dass aus dem Testament des Tuchmachers Hans Wolf 12 sch. 41 gr. Stiftungsgelder an das Görlitzer Franziskanerkloster ausgezahlt wurden.158 Abschließend sei auf den letzten Willen der Elisabeth Frenzel hingewiesen. Sie hatte in ihrem Testament abschließend formuliert, dass alles, was übrig bleiben werde, von den testamentarien zu der ere gotes, wo man es am aller nötigsten bedarff, und armen leuten, in sonderheit zu almosen, gegeben werden solle.159 Einträge aus dem Liber obligationum 1520–1550 belegen, dass der Rat das Geld einsetzte, um es zu verleihen und Zinsgewinne für die Hospitäler zu erwirtschaften.160 So verlieh 1520/21 der »Versorger« des Jakobs-Hospitals, Markus Hancke, insgesamt 16 mr. an Privatpersonen für Zinseinnahmen in Höhe von 1 mr. 15½ gr. jährlich. Die Herkunft des Kapitals wurde dabei im Stadtbuch als obirlouff der Gregor Frenzelin testament bezeichnet.161 Ebenso kauften die »Versorger« des Heilig-Geist-Hospitals, Oswald Meister und Caspar Hartmann, 1521 2½ mr. 8 gr. jährlicher Zinsen für 34 mr., die vom gelde der Gregor Frentzelin außgegebin wurden.162 Hin und wieder enthalten die äußerst knappen Formulierungen der Ratsrechnungen ebenfalls Hinweise darauf, dass die dort verzeichneten Ausgaben Gelder aus Nachlässen waren, die frommen Zwecken zugeführt werden sollten.163 Namentlich werden Testatoren oder Stifter aber nur sehr selten genannt.164 155 156 157 158 159 160 161 162 163

Vgl. Neumann (1850), S. 55 und Scultetus, Kürbuch, Randbemerkung zum Jahr 1491. Vgl. die zahlreichen Quittiervermerke an den Testamenten im Anhang A. Vgl. im Anhang A das Testament der Barbara Fichtner (1493. August 27.). Vgl. Entscheidebuch 1454–1467, fol. 34r und Hans Wolfs Testament im LR 1488–1505, fol. 302r (1504. Januar 1.). Vgl. Anhang A (1519. Juli 15.). Vgl. die Anmerkungen an ihrem Testament ebd. Vgl. LO 1520–1550, fol. 5r. Vgl. LO 1520–1550, fol. 7v–8v. Zu den Ratsrechnungen siehe oben S. 43, Anm. 109. In den edierten Jahrgängen der Rechnungen lassen sich unter anderem Ausgaben für folgende Zwecke nachweisen: Ablässe, Ablassprediger,

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

Bei der Vergabe von immobilem Besitz – wie Häusern, Gärten, Äckern oder Verkaufsständen – lässt sich der Weg dieser Güter besser nachvollziehen. Sie gingen niemals in den direkten Besitz der beschenkten Kirche, sondern wurden von den jeweiligen Verwesern treuhänderisch binnen kurzer Zeit verkauft, wenn nicht direkt der Rat testamentarisch beauftragt worden war, die Immobilien zu verkaufen und das Geld frommen Zwecken zuzuführen.165 Ebenso lassen sich Stiftungen, die von Testatoren konkret formuliert worden waren, in den Stadtbüchern, zumeist den Libri obligationum, wiederfinden.166 Es gab vereinzelt Fälle, in denen den frommen Wünschen der Testatoren nicht in voller Höhe nachgegangen werden konnte, weil sich die Erbmasse seit Aufstellung des Testaments sehr stark verringert hatte. Dies geschah, wenn zwischen dem Verfassen des Testaments und dem Ableben des Testators viele Jahre bis Jahrzehnte lagen. Dann mussten die Erben die Testamentsvollstrecker förmlich von ihrer Pflicht entbinden, um sich danach über die Aufteilung einigen zu können. Meist

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Almosen, Altäre, Altaristen, Frühmessner, Glöckner, bischöfliche Rente, Begräbnisse, Bruderschaften, Gesänge, Geläut/Läutgeld, Glocken, Gras/Stroh am Fronleichnamstag, Gottesgroschen, Kirchen-/Klosterbau, Kirchenkunst, Kirchenmeister, Kirchwein, Kirmesbier/Spielleute zur Kirmes, Memoria der böhmischen Herrscher, Leichzeichen, Messbücher, Myrrhe, Organist und Orgel, Osterkerzen, Pilger (vgl. die Regesten bei Speer [2007] und Speer [2010]), Priesterzinsen, Seelgeräte, Seelbäder, Schöffensprüche, Vigilien, Visitationen, Wachs, Wege und Stege sowie Weihrauch. Vgl. CDLS 4, S. 667 (anno 1450/51): wegen des Seelgerätes des Andreas von der Mauer 6 sch. gr.; S. 821 (anno 1453/54): aus dem Testament des Herrn Gebese (siehe auch CDLS 6.1, S. 168); S. 833 und 931 (anno 1454 und 1555): für Gewand den Armen aus Weiders selgerethe 6 sch. gr.; S. 1054 (anno 1456/57): dem Hospitalmeister zu St. Jakob wegen Wenzel Monchs Seelgerät 6 sch. gr., dem Hospitalmeister des Hl.-Geist-Hospitals wegen desselben Seelgeräts 10 sch. gr. sowie den kirchenbetern zu unser lieben Frauen 40 sch. gr.; CDLS 6.1, S. 126 (anno 1460): für Wenzel Monchs Seelgerät 1 sch. 24 gr.; S. 238 f. (anno 1462): für begrebnisz, viglien, vor wachsz und selebath Georg des Baumeisters 1 sch. 20 gr. und 3 sol. Vgl. die Immobilienverkäufe im Anhang A in den Testamenten von Matthias Zacharias (1474. März 8.), Peter Walde (1474. März 15.), Dorothea Weinschenk (1475. Juli 27.), Paul und Martha Sigmund (1475. Oktober 14.), Barbara Oswald (1489. Oktober 16.), Simon Kretzschmer (1489. November 13.), Dorothea Leder (1492. April 3.), Barbara Weißgerber (1494. August 28.), Barbara Braun (1508. August 15. nach), Martin Mauermann (1508. September 20.), Michael Friedländer (1517. November 17.) und Hieronymus Eppeler (1519. März 12.). Siehe auch den Verkauf der Krame des Andreas Weißjorge (1492. September 25.). Vgl. die Anmerkungen an den Testamenten im Anhang A. Siehe auch das Beispiel der Zinsstiftung des Johannes Gebese von 1415, wovon ein Teil auf einem Haus in der Judengasse lastete und erst 107 Jahre später abgelöst wurde: Nicel Kerscher hat eyn haus in der Judengassen gekauft und disen zins doruff gnommen. Noch seinem tode hot Jorg Tyle sein weib zur ehe gnommen und dißen zins auch behalden. Noch desselbigen Jorgen Tylens tode hat Mathes Schönfeldder sein weib zur ehe auch genomen und den zins bißher gegeben. So er aber vorstorben und Peter Möseler das haus gekauft, hat er den zins abgelöst mit den 12 mr. dem achtbaren hern magister Johannes Has prothonotarius, der inen und das haus hat los gesagt. Coram Johanne Arnolt scabino et subnotario, cuius jussu deletum est 4. post cantate [21. Mai] anno 1522. Vgl. LO 1434–1483, fol. 77v.

3.3 Der Einfluss des Rates auf Testier- und Stiftungspraxis

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wurde der Nachlass in gleiche Teile zerlegt.167 Andere Testatoren hatten für den Fall, dass die Erbmasse höher oder geringer als gedacht ausfallen sollte, Klauseln in ihre Testamente eingefügt, wie zum Beispiel Margaretha Meihe168, die etwaigen Überschuss der Peterskirche vermachte oder Margarethe Windischmann169, die die Legate nur in Aussicht stellte, sofern sie ihr Vermögen nicht aufbrauchen würde. Nicht alle in Testamenten festgeschriebenen Legate wurden erst nach dem Tod der Stifter ausgereicht. Einige Testatoren ließen Teile ihres letzten Willens schon zu Lebzeiten vollstrecken. So ist aus den Quittiervermerken des Testaments der Margaretha Schmied zu entnehmen, dass sie den Verwesern der Görlitzer Kirchen, Hospitäler und des Klosters mehrere Jahre vor ihrem Tod Bargeld überreichen ließ.170 Wieder andere wollten ihrem verbliebenen Lebenspartner nicht die Existenzgrundlage schmälern und verfügten, dass die Legate zu frommen Zwecken erst ausgeteilt werden sollten, wenn auch der Ehegatte verstorben sei.171 Von der Aufnahme ins Stadtbuch, ohne die in der Regel kein Testament gültig war, bis zur Vollstreckung des Testaments, der Verteilung der Legate und Ausführung der Stiftungen, waren Ratsherren oder die vom Rat bestimmten Vollstrecker, Prokuratoren und Verweser in den Prozess der Nachlassregelung eingebunden. Nichts geschah ohne Wissen der städtischen Führung. Dementsprechend groß waren die formellen und informellen Einflussmöglichkeiten auf das Aufstellen und Ausführen frommer Gaben und Stiftungen. Der durch die Präsenzpflicht vor Vertretern des Rates und andere heute nicht mehr rekonstruierbare informelle Handlungsmechanismen und soziale Kontakte ausgeübte Einfluss schien so gut funktioniert zu haben, dass keine Verkaufs- oder Vererbungsverbote von Immobilien an die »Tote Hand« erlassen werden mussten. Das Recht der Stadt Brieg gebot hingegen deren Einwohnern, dass zu Seelgeräten ausgesetztes Erbe oder Zinsen von den Erben aus der Hand der Kirche wieder abgelöst werden mussten, notfalls auf Kosten der Stadt, damit dieses Gut nicht der Stadt entfremdet werde, also nicht dem zu versteuernden Besitz entzogen würde.172 In Leipzig wurde 1345 eine Vorschrift erlassen, die es geistlichen Orden oder Personen verbot, durch Seelgerätstiftungen erhaltene 167 168 169 170 171 172

Vgl. im Anhang A die Testamente von Katharina Schwetz (1491. Oktober 21.), Caspar Landreiter (1493. Februar 23.) und Barbara Weißgerber (1494. August 28.). Vgl. Anhang A (1496. August 16.). Siehe auch ebd. das Testament des Michael Friedländer (1517. November 17.). Vgl. ihr Testament im LA 1529–1538, fol. 356r–v. Vgl. im Anhang A (1504. Oktober 15.). Siehe auch das Testament der Margarethe Jocoff Johnin, LA 1512–1521, fol. 178v–179v. Vgl. im Anhang A das Testament des Caspar Landreiter (1493. Februar 23.). Vgl. Tzschoppe/Stenzel (1832), S. 504–509 (anno 1324), hier S. 507, § 22. Siehe auch Wurm, Stadtrechtsbuch, S. 36 f. wo der Gelehrte ausführlich die Probleme beschreibt, die kirchliches Eigentum betreffen. Zu den Verhältnissen in Regensburg vgl. Richard (2007), S. 100 f.

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

Grundstücke innerhalb des Weichbildes länger als »Jahr und Tag« zu behalten.173 Der Görlitzer Rat hatte hingegen erreicht, dass nicht die Kirche als Empfänger von Immobilien eingesetzt wurde, sondern die Verweser, die diese Güter dann treuhänderisch verkaufen sollten. Der Druck, den der Rat ausüben konnte, war offenbar groß genug, dass er 1515 Dr. Caspar Emerich »überzeugen« konnte, erbliche Gartenzinsen, die dessen Mutter zu drei Messen ausgesetzt hatte, an Hans Frenzel und Hans Balduff zu veräußern und von dem Kapital anderweitig Zinsen für seine Präbenden in Bautzen zu kaufen, denn der Rat trug daran beschverung, dass diese Zinsen zu geistlichen Lehen geschlagen werden sollten.174 Die Görlitzer Kirchen und das Kloster hatten unter dieser Praxis eigentlich nicht zu leiden, denn ihnen konnte es egal sein, auf welchen Grundstücken die Zinsen lasteten, die sie erhielten, jedoch warf der Guardian Franciscus Sutor, der sich schon wegen des Bierausschanks im Klosterhof mit dem Rat gestritten hatte, den Ratsherren 1417 vor, dass sie gemeinlichen alle selgerthe und bescheidungen hindern, wo sie kunnen unde moegen.175 Da diese Äußerung in einem Streit gefallen ist, sollte man sie nicht überbewerten, im Kern wird sie aber ein Reflex auf die »Überwachung« durch den Rat gewesen sein. Etwa siebzig Jahre später erreichte den Meißner Bischof eine andere Klage bezüglich eines Testaments.176 Hedwig, die Mutter des Bartholomäus Hirschberg, hatte in einem uns nicht überlieferten Testament wahrscheinlich eine Altarstiftung ausgesetzt, die der Sohn nicht ausführte und daraufhin vom Rat wegen der Gelder verklagt wurde. Hirschberg hatte daraufhin den Bischof um Hilfe ersucht, der dem Rat wiederum mit dem Interdikt drohte. Der ließ unbeeindruckt antworten, dass er in weltlichen Angelegenheiten in diesem Fall die Gerichtskompetenz habe. Der Ausgang der Begebenheit ist nicht überliefert, jedoch zeigt der Fall sehr anschaulich, dass der Rat die Interessen von Testatoren, die es im Sinne des städtischen Nutzens und Seelenheils zu schützen galt, notfalls auf dem Gerichtsweg durchzusetzen versuchte.

3.4 Das Patronat als Herrschaftsmittel Das Recht auf die Besetzung (Kollatur) einer Pfarrei, eines Altarlehens oder eines sonstigen Benefiziums oder wenigstens des Präsentationsrechts dafür, waren die entscheidenden Mittel, um auf die personelle Zusammensetzung des Klerus einer Stadt Einfluss zu nehmen und die mit den Pfründen verbundenen Besitzstände zu 173 174 175 176

Vgl. Berger (1994), S. 111. Vgl. die Anmerkungen zum Testament der Klara Emerich im Anhang A (1515. April 30.). Vgl. KNFMCG S. 318 f. (ohne Quellenangabe). Zur Datierung vgl. oben S. 160, Anm. 549. Vgl. Urkundenbuch 7, fol. 79 (alte Nr. 75a), fol. 80 (alte Nr. 75b) sowie die Regesten im VOU Heft 7–8, S. 156 f.

3.4 Das Patronat als Herrschaftsmittel

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kontrollieren bzw. zu verteilen. Bei der Besetzung ging es den Patronatsherren zwar auch um die persönliche Eignung des Kandidaten im Sinne einer angemessenen und rechtlich vorgeschriebenen Qualifizierung, um die mit dem Lehen verbundenen Aufgaben erfüllen zu können, aber besonders darum, mittels Personalpolitik politische, gesellschaftliche und private Interessen zu befriedigen. Daher war es für den Rat einer mittelalterlichen Stadt bedeutend, ob und wie viele Lehen der lokalen Sakraltopografie durch auswärtige Herren kontrolliert wurden und über welche Lehen der Rat oder die Bürger einer Stadt verfügten. Ganz entscheidend war die Frage, wer die Besetzung der städtischen Pfarreien in seinen Händen hielt, denn Rechte und Pflichten des Patronatsherren wie auch die Persönlichkeit des Pfarrers konnten je nach Situation und Konstellation weit reichende Konsequenzen für die städtische Gesellschaft haben. Oft war das eigentliche Besetzungs- oder Übertragungsrecht (Kollatur), das im späten Mittelalter nur einem Kirchenoberen wie dem Bischof zustand, vom Vorschlags- oder Präsentationsrecht (jus praesentandi) getrennt.177 Da dem Vorschlag nur anhand genauer rechtlicher Kriterien vom Kirchenoberen widersprochen werden konnte, was eher die Ausnahme war, wird in den Quellen wie in der Literatur oft etwas unscharf das jus praesentandi als Patronat bzw. Patronatsrecht oder Lehen bezeichnet, besonders dann, wenn alle weiteren mit dem Benefizium verbundenen Rechte ebenfalls dem Vorschlagsberechtigten zustanden.178 Diese Bedeutung von »Patronat« soll im Folgenden beibehalten werden. Zu den Pflichten eines Patronatsherrn gehörte meist, die Baulast der Kirche oder Kapelle zu tragen und den Lebensunterhalt für den Pfarrer und weiterer Amtsträger wie zum Beispiel Schulmeister, Glöckner, Organisten etc. sicherzustellen. Dafür hatte er das Recht, eben jene letztgenannten zu bestellen, ihm gebührte ein Ehrenplatz bei Prozessionen sowie in der Kirche und das Begräbnisrecht ebenda, er durfte sein Wappen im Kirchenraum anbringen oder wurde ehrenhalber namentlich in bestimmte Gebete aufgenommen. Darüber hinaus hatte er Einblick in die Finanzverwaltung des Benefiziums.179 All jene Rechte vereint in einer Hand machten die Patronatsherrschaft zu einem begehrten Gut. Wie schon der Abschnitt zur Görlitzer Pfarrkirche im ersten Kapitel (S. 60 ff.) gezeigt hat, war der Rat seit den Anfängen der Stadt bemüht, das dauerhafte und uneingeschränkte Patronatsrecht über die Görlitzer Pfarrei zu erhalten, um so den 177

178

179

Vgl. die grundlegende Studie zur Entwicklung des Patronats im Dekretalenrecht und der Kanonistik des 12. und 13. Jahrhunderts von Landau (1975). Zum Kirchenpatronatsrecht im 15. und 16. Jahrhundert vgl. Sieglerschmidt (1987), besonders S. 53–126 und zur Pfründenbesetzung S. 99–111. Vgl. zu dieser begrifflichen Unschärfe, die sich schon bei den Kanonisten finden lässt, Sieglerschmidt (1987), 107 f. und Ulbrich (1998), S. 37. Frölich (1931) versuchte »Die Rechtsformen der mittelalterlichen Altarpfründen« zu systematisieren, was allerdings wegen der seit dem Mittelalter bestehenden Unschärfen nur eingeschränkt möglich ist. Zu den Rechten und Pflichten von Patronatsherren vgl. Sieglerschmidt (1987), S. 91–114.

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

Neubau der Pfarrkirche St. Peter zur repräsentativen Bürgerkirche uneingeschränkt vorantreiben zu können. Andererseits konnte der Rat aus seinem finanziellen Engagement für den Neubau der Peterskirche und aus dem späteren Wiederaufbau der Nikolaikirche Ansprüche auf Patronatsrechte geltend machen.180 Er oder vielmehr die Gemeinde musste zwar die Baukosten tragen, dafür konnte der Rat aber unwidersprochen die Gestaltung und vor allem die künstlerische Innenausstattung seinen Repräsentationsansprüchen gemäß bestimmen. Dazu gehörten Bildprogramme von Altären und Epitaphen genauso wie das Ratsgestühl.181 In einer Stadt wie Görlitz, in der es nur eine Pfarrei und nur ein Kloster gab, war die umfassende und zufriedenstellende Seelsorgetätigkeit des Pfarrers und der ihm unterstellten Geistlichen ganz besonders wichtig. Dies war aber nur gewährleistet, wenn ein gutes Verhältnis zwischen städtischer Führung und Pfarrer sowie zwischen diesem und dem Kloster bestand. Die in den Abschnitten 1.8 und 3.2 dargestellten Streitigkeiten zwischen den drei Parteien haben gezeigt, wie durch Interessenkonflikte, die mit der Banndrohung oder Exkommunikation eines Kontrahenten enden konnte, die Seelsorgetätigkeit zeitweise in Gefahr war und nur eingeschränkt gewährleistet werden konnte. Ebenso negativ wirkte sich auf die cura animarum die Abwesenheit des Pfarrers aus, wenn für ihn die Görlitzer Parochie nur eine von vielen Pfründen war und er sich von anderen Klerikern vertreten ließ, die womöglich schlecht bezahlt und wenig motiviert waren. Daher wurde beispielsweise im Januar 1496 vom Meißner Bischof dem Görlitzer Pfarrer Andreas Simonis die dreijährige Abwesenheit von Görlitz nur unter der Bedingung gestattet, dass er dafür sorge, dass dem Gottesdienst kein Abbruch geschehe.182 Die Pfarrei mit einer geeigneten Person zu besetzen, war daher eine schwierige Aufgabe, bei der es galt, zahlreiche Interessen und mögliches Konfliktpotenzial zu berücksichtigen. Die seelsorgerischen und religiösen Aspekte des Patronats über Pfarrei und Altäre sollen hier aber nicht weiter verfolgt werden, weil dies schon in den vorhergehenden Kapiteln ausführlich behandelt wurde. Im Folgenden sollen vielmehr einige Beispiele illustrieren, wie politische und private wirtschaftliche Interessen die Patronatsherren bei der Vergabe von Pfründen beeinflussten. Aufgrund fehlender Forschungen kann bisher nicht genau gesagt werden, wie viele und welche Altarlehen und Messpfründen vom Rat zu vergeben waren. Am Ende des 15. Jahrhunderts dürfte es der größte Teil der in Görlitz bestehenden Stiftungen gewesen sein, denn wie der Abschnitt zu den Altarstiftungen (S. 243 ff.) gezeigt hat, war es wohl die Regel, dass der Stifter das Erstvorschlagsrecht für die 180 181 182

Vgl. zur Beanspruchung von Patronatsrechten durch »Konstruktion« des Kirchengebäudes Sieglerschmidt (1987), S. 68 f. Zum Kirchengestühl als sozialem, politischem und religiösem Kommunikationsmedium vgl. Signori (2002). Vgl. Urkundenbuch 7, fol. 100 (alte Nr. 91a) und das Regest im VOU Heft 9–20, S. 27.

3.4 Das Patronat als Herrschaftsmittel

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personelle Besetzung hatte, das danach an den Rat fiel. Dieser war durch die Kontrolle der Bruderschaften über alle Vorgänge an den Altären und mögliche Vakanzen sehr gut informiert und duldete es nicht, wenn Lehen »unter der Hand« vergeben wurden. Im Jahr 1416 sandte er zum Beispiel einen Boten zum Bischof nach Stolpen, um gegen den wechselseitigen Pfründentausch zweier Altaristen zu protestieren, die den Rat weder informiert noch um Erlaubnis gebeten hatten.183 In seiner Funktion als Patronatsherr wurde der Görlitzer Rat des Öfteren um die Übertragung von Pfründen an den Meißner Bischof oder seine Vertreter in Bautzen und Stolpen gebeten. Bisher kann aber nicht gesagt werden, ob er dem immer nachkam. Da der Rat aber in geistlichen Angelegenheiten auf die Unterstützung des Bischofs und seiner Amtsträger angewiesen und an einem guten Verhältnis zu ihnen interessiert war, wird er sicher versucht haben, den Wünschen entgegen zu kommen.184 Wie die bischöfliche Forderung nach den primarien im Jahr 1518 gezeigt hat, wies der Rat zwar direkte Ansprüche zurück, er bemühte sich aber aus taktischen Gründen und unter Verweis auf Freiwilligkeit und Ehrerbietung, dem Bischof seinen Wunsch zu erfüllen.185 Ein bezeichnendes Licht auf den politischen Wert von Pfründen werfen zwei andere Fälle. Als 1511 zwei Altarlehen frei wurden, eines im Heilig-Geist-Hospital und eines in der Pfarrkirche, baten der Meißner Bischof und das Bautzener Domkapitel gemeinsam den Rat, diese Pfründen dem Peter Bordich zu verleihen, da er sich doch als Notar und Kanzleischreiber in der bischöflichen Kanzlei in Stolpen immer als gefällig erwiesen habe.186 Der Bautzener Offizial Christoph Betschitz muss sich ebenfalls ganz besonders für die Görlitzer Belange eingesetzt haben, wenn er meinte, dass ihm der Görlitzer Rat 1516 den Wunsch erfüllen werde, seinem Neffen Johannes Sorgenfrei, der noch nicht einmal Priester war, das vakante Lehen der Kapelle des Heilig-Geist-Hospitals zu übertragen.187 Betschitz versprach eilfertig im selben Brief, solange den Altar von einem anderen Mann versorgen zu lassen, bis sein Neffe die Priesterweihe erhalten haben werde. Kurze Zeit später zog der Offizial jedoch seine Bitte zurück 183

184

185

186 187

Vgl. CDLS 3, S. 713 [RR]: Der statschreibr kein deme Stolpen zu unserm herren deme bisschoff durch der altaristen wille, ire altaria zu bestellen, unde als sie einer dem andern sein alter oflassen wolde der stat lehn zu schaden, 3 fert. Im Jahr 1493 ereignete sich ein vergleichbarer Fall, vgl. SRL N. F. 2, S. 380. 1432 erbat der Bautzener Kanoniker und spätere Propst Lambertus Wacker von Seehusen für den Bautzener Offizial Mauritius von Schönau ein Altarlehen in der Görlitzer Peterskirche (VOU Heft 5–8, S. 32); 1452 erbat der Meißner Bischof das Lehen des Katherinen-Altars in derselben Kirche (CDLS 4, S. 776 f.). Siehe oben S. 347. Im gleichen Jahr ersuchte der Meißner Bischof für seinen Notar Gregor Wolf um ein Lehen in Görlitz cum cura vel sine cura, quod vacat vel vacaverit pro futuro, vgl. Urkundenbuch 6, Nr. 40 und VOU Heft 9–20, S. 111 (1518. Dezember 16.) sowie Urkundenbuch 6, Nr. 43 und VOU Heft 9–20, S. 111 (1518. Dezember 22.). Nach Zobel (1941), S. 59 und Zobel MS (1939), S. 11 scheint er ein Lehen erhalten zu haben, denn ein Gregorius Wolff wird als Altarist genannt. Vgl. zu diesem Brief Zobel (1925), S. 182. Vgl. Zobel (1925), S. 182.

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

und erbat die Pfründe stattdessen für Kommerstadts Sohn Nikolaus, der schon Priester war.188 Jener Nikolaus war ebenfalls ein Neffe des Offizials. Die Oberlausitzer Landvögte Sigmund und Christoph von Wartenberg, die ein wichtiges Bindeglied zum Landesherrn, dem böhmischen König, darstellten, ersuchten ebenfalls den Görlitzer Rat, Personen aus ihrer Klientel 1509 (?) und 1511 mit Altarlehen zu versorgen.189 Die Ratsherren bedienten mit Pfründen nicht nur außenpolitische Interessen, sie nutzten sie ebenfalls zur Förderung innerstädtischer Angelegenheiten. Als nämlich 1493 ein Vertrag mit Conrad Pflüger, dem Baumeister an der Peterskirche, der auch andernorts begehrt war, über den Fortgang der Bauarbeiten geschlossen wurde, sicherte man dessen Sohn zu, dass man ihm, sobald er erwachsen sei und die erste Weihe empfangen habe, das Lehen des ersten freiwerdenden Altares in der Peterskirche übertragen werde.190 Etwas heikler war die Vergabe von Pfründen und Ämtern durch den Rat an Mitglieder der Ratsherrenfamilien. Um dabei Zwietracht unter den Herren zu vermeiden, bat man zum Beispiel 1513, als der alte Schulmeister Thomas Spieß191 seinen Abschied nahm, den Magister Wolfgang Schindeler vom Ellbogen um ein Gutachten, wer der geeignetere Kandidat sei. Er sollte zwischen Magister Matthias Melzer, dem Sohn des ehemaligen Bürgermeisters Bernhardin Melzer († 1512), und Magister Andreas Hubner, einem Angehörigen der Familie des vormaligen Bürgermeisters Michael Schwarz, entscheiden. Schindeler, der die Görlitzer Verhältnisse und die Kandidaten persönlich kannte, da er einst selbst Schulmeister in Görlitz gewesen war, empfahl den Magister Hubner.192 Die leer ausgegangenen Melzers hatten hier nicht zum ersten Mal versucht, dem Matthias Melzer eine einträgliche Stellung in Görlitz zu sichern, bereits 1510 wollte Bernhardin diesem seiner Söhne die Görlitzer Pfarrstelle verschaffen.193 Als nämlich der Görlitzer Pfarrer Martin Schmied in jenem Jahr aus Altersgründen die Pfarrei im Tausch gegen andere Lehen abgeben wollte, wandte er sich nicht direkt an den Rat, sondern an die Bautzener Domherren Doktor Caspar Emerich und Magister Paul Kuchel, die über ihre familiären und politischen Beziehungen nach Görlitz sein Ansinnen der permutation befördern sollten.194 Kuchel wandte sich wiederum an Bernhardin Melzer, der in jenem Jahr ein Ältester im Rat war. Dieser gab dem 188 189 190 191 192 193 194

Zobel (1925), S. 182 schreibt weiter, dass Betschitz aufgrund einer Mitteilung (welcher?) seines Oheims, des Görlitzer Ratsherrn Johannes Kommerstadt, die Bitte zurückgezogen habe. Vgl. VOU Heft 9–20, S. 79 (sine anno), Nikolaus Kretzschmer sollte hier belehnt werden und ebd. S. 91, wo Caspar Schindel begünstigt werden sollte. Vgl. LA 1490–1497, fol. 340r–v, abgedruckt in Jacob (1972), S. 97 f., Anm. 184. Thomas Spieß war von 1509 bis 1513 Görlitzer Schulmeister. Er verließ Görlitz, um in Leipzig Theologie zu studieren, vgl. ausführlich zu seinem Leben WA Br 4, Nr. 1110, S. 207, Anm. 3. Vgl. SRL N. F. 3, S. 244. Vgl. SRL N. F. 3, S. 185–188. Vgl. zu den Domherren Clemen (1936).

3.4 Das Patronat als Herrschaftsmittel

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Domherrn jedoch zu verstehen, dass es nicht in seiner Macht stünde, dem Rat dieses abzuverlangen. Melzer schlug stattdessen vor, Kuchel solle sich beim Bischof für die permutation verwenden, während er beim Rat versuchen werde, das Anliegen des Pfarrers zu befördern und zugleich die Pfarrei für seinen Sohn Matthias zu erlangen. Der Ratsherr hoffte wahrscheinlich, dass der Rat geneigter sei, das Lehen lieber einem Stadtkind als sonst einem anderen zu verleihen. Um die Angelegenheit zu seinen Gunsten in die richtigen Bahnen zu lenken, besprach sich Melzer mit Pfarrer Schmied, dem er zusagte, eine Domherrenstelle in Bautzen, 40 fl. rh. Rente, ein Altarlehen und ein Haus in Bautzen zu verschaffen. Erst danach wandte sich Melzer offiziell mit der Sache an den Rat, dem er zu verstehen gab, dass sich der Pfarrer andernfalls selbst um einen Vertreter bemühen werde, was nicht im Interesse des Rates sein kann und darum bitte er nun, auch im Namen des Pfarrers, um das Lehen für seinen Sohn den Bakkalaureus Matthias Melzer. Diesen versprach er außerdem, sobald er Magister sei, zum Studium nach Italien zu schicken. Schließlich gelobte er noch, dass sein Sohn als Pfarrer dafür sorgen werde, dass das Problem des Bierschanks auf dem Pfarrhof und alle weiteren Gebrechen zwischen Pfarrei und Rat endgültig gelöst würden. Der Rat sagte daraufhin Bernhardin Melzer zu, dessen Sohn die Pfarrei zu verleihen und betonte dabei, dass dieser als erstes dafür sorgen solle, den Bierausschank auf dem Pfarrhof einzuschränken.195 Die Neubesetzung der Pfarrei schien sich so im Interesse aller Beteiligten zu entwickeln. Der Pfarrer erhielt aufwendungsarme Pfründeneinkünfte, Melzers Sohn wurde versorgt und die Stadt sollte einen Pfarrer bekommen, der keinen Ärger machte. Doch es kam anders. Letztlich scheiterten die Bemühungen Bernhardin Melzers daran, dass sich sein Sohn bei einem Kampf 1511 die Finger der rechten Hand schwer verletzte. Dadurch erfüllte er nicht mehr die Voraussetzungen der körperlichen Unversehrtheit, um alle gottesdienstlichen Zeremonien, wie vorgeschrieben, ausführen zu können. Dazu gehörte zum Beispiel die Hostie mit den Fingern zu teilen. Erst wenn er dies vor Zeugen tun könne, wollte ihn der Papst davon dispensieren. Als er schließlich die Dispens196 1511 erhielt, wollte der Rat seine Zusage nicht mehr aufrechterhalten, denn Matthias Melzer hatte noch nicht die Priesterweihen empfangen und wegen der ganzen Angelegenheit war bereits bose nachsage im gemeynen volke erwachsen. Als Bernhardin Melzer darauf drängte, die Sache vor den Bischof zu bringen, mit einem Brief, den er bereits verfasst hatte, lehnten es die Ratsherren vorerst ab, das Schreiben als offiziellen Ratsbrief weiterzubefördern. Erst nach zehn Tagen schrieben sie an den Bischof, der den Pfarrer Schmied und Melzer zu sich zitierte. Dort haben sie sich am 18. Dezember 1511 frunthlich vortragen. Allerdings behielten die beteiligten Parteien die Einzelheiten dieser Einigung, die das peinliche Ende eines unrühmlichen Geschachers um die Görlitzer Pfarrei war, für sich. Viel195 196

Zum Problem des Bierausschanks vgl. vor allem die Schilderungen im Kapitel 3.2, S. 338 ff. Vgl. VOU Heft 9–20, S. 91.

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

leicht stehen mit dieser Einigung die 100 fl. ung. in Verbindung, die Melzer dem Pfarrer noch schuldete als er 1512 starb.197 Martin Schmied blieb trotz seiner geschwächten Gesundheit bis zu seinem Tod am 10. April 1520 Görlitzer Pfarrer. Die nun anstehende Neubesetzung der Pfarrei gestaltete sich wesentlich komplizierter und langwieriger als jemals zuvor. Zwar hatte König Ludwig II. den Görlitzer Rat gebeten, dem Bautzener Domherrn Doktor Caspar Emerich die Pfarrei zu übertragen, doch der Rat kam dem Wunsch nicht nach.198 Die Sache verzögerte sich weiter. Dem Rat und den Görlitzer Einwohnern waren die Ereignisse um Martin Luther in Wittenberg seit 1517 nicht verborgen geblieben, und König Ludwig II. hatte bereits am 27. Februar 1519 den Meißner Bischof aufgefordert, die schon weit verbreiteten lutherischen Ansichten zu unterdrücken.199 Es galt daher für den Görlitzer Rat, sorgsam auf die Auswahl des Pfarrers zu achten. Als 1521 eine verheerende Pestepidemie in Görlitz ausbrach und fast alle Ratsherren die Stadt verließen, geriet jedoch einiges in der Pfarrei außer Kontrolle. Dies soll im nächsten Abschnitt (3.5.1, S. 364 ff.) geschildert werden. Hier gilt es, noch einmal zu den Görlitzer Patronatsverhältnissen zurückzukommen. Der Einfluss des Görlitzer Rates auf die Besetzung von Altären und Pfarreien beschränkte sich nicht nur auf das unmittelbare Stadtgebiet intra und extra muros, sondern auch direkt auf die sogenannten Rats- und Hospitaldörfer sowie indirekt auf die sogenannten Bürgerdörfer, die zumeist Ratsfamilien oder ratsnahen Familien gehörten. Aufgrund fehlender Forschungen zu diesem Thema und der häufigen Besitzerwechsel können zu den Patronatsverhältnissen im Görlitzer Weichbild nur einige Andeutungen gemacht werden. Zu verschiedenen Zeiten konnte der Rat nachweislich über Benefizien in den Dörfern Leschwitz200, Wendisch-Ossig201, Heinersdorf202, Hähnichen203, Penzig204, Rauscha205 und Leuba206 verfügen. Eine Steuerliste von 1537 nennt 25 weitere Ortschaften als »Rats- und Hospitaldörfer« und au197 198 199 200

201 202 203 204

205 206

Vgl. Jecht, Quellen, S. 61, der LA 1512–1512 ohne Blatt angibt. Vgl. Urkundenbuch 6, fol. 53, Nr. 49 und das Regest im VOU Heft 9–20, S. 116. Vgl. VOU Heft 9–12, S. 112. 1337 erhält der Görlitzer Rat das Patronat über Leschwitz (CDLS 1, S. 317 f., Nr. 228), 1347 und 1356 bestätigt dies Karl IV. (Lose Urkunde 1347. September 14; VOU Heft 2, S. 51, Nr. 249 und S. 67 f., Nr. 336), 1440 kauft Jost Fritsch das Dorf inklusive Pfarrlehen (CDLS 4, S. 154). Leschwitz ist der heutige Görlitzer Ortsteil Weinhübel. Vgl. VOU Heft 3–4, S. 184, Nr. 932 (anno 1410) und CDLS 4, S. 136 f. (anno 1440). Vgl. CDLS 4, S. 194 und Menzel (2010), S. 75 ff. Vgl. Lose Urkunde 1479. August 5. und das Regest im VOU Heft 7–8, S. 138. Wahrscheinlich besaß der Görlitzer Rat seit dem Kauf des letzten Anteils von Penzig (1494, vgl. Knothe [1879], S. 417 ff.) das dortige Patronat, für 1506 ist eine Präsentation des Rates überliefert, vgl. Urkundenbuch 7, fol. 120r, Nr. 111a und das Regest im VOU Heft 9–20, S. 73. Vgl. VOU Heft 9–20, S. 78 (anno 1508) und ebd. S. 128 (anno 1523). Vgl. SRL N. F. 4, S. 291 f. (anno 1534); Lose Urkunde (1534. April 24.) und VOU Heft 9–20, S. 145. Nach Doehler (1907), S. 102 besaß der Görlitzer Rat 1532–1547 das Kollaturrecht in Leuba.

3.5 Die »Verwandlung der Religion und Zeremonien« in Görlitz 1525

363

ßerdem 23 als »Ratsdörfer auf der Heide und zum Penzig«.207 Als »Bürgerdörfer« werden 30 Orte bzw. Ortsteile angegeben.208 Am Anfang des 16. Jahrhunderts hatte der Görlitzer Rat demnach die Möglichkeit, auf die kirchlichen Verhältnisse von ca. 50 Dörfern direkten Einfluss auszuüben und bei ca. 30 Orten die Aussicht, mittels persönlicher Kontakte zu den führenden Familien, Interessen zu verfolgen. Politische Bedeutung erhielt der Klerus dieser ca. 80 Ortschaften, als auf der Versammlung aller Kleriker der Erzpriestersprengel Görlitz, Reichenbach und Seidenberg am 27. April 1525, die Loslösung von der Gerichtsbarkeit des Meißner Bischofs beschlossen wurde.209 Mit der Bedeutung der Patronatsrechte in der Reformationszeit wird sich ausführlich der nächste Abschnitt beschäftigen.

3.5 Die »Verwandlung der Religion und Zeremonien« in Görlitz 1525 Die Einführung dessen, was in der Forschung als »Reformation«210 bezeichnet wird, vom Görlitzer Zeitzeugen Bartholomäus Scultetus (1540–1614), der 1557 in Wittenberg studiert hatte, aber nur als »Verwandlung der Religion und Zeremonien«211 wahrgenommen wurde, ging in Görlitz zwar nicht reibungslos, aber ohne größere Unruhen oder gar einen Bildersturm vonstatten.212 Hier offenbarte sich, wie geschickt es der Rat verstand, einen Prozess, der einem Teil der Ratsherren eigentlich zuwiderlief, so zu steuern, dass trotz der Veränderungen von Glaubensinhalten und 207 208

209 210

211 212

Vgl. Eichler (1938), S. 151 f. Siehe auch zu den Görlitzer Ratsdörfern Wenzel (2010). Vgl. Eichler (1938), S. 152 sowie zur »Görlitzer Heide und den Stadtgütern« Jecht (1916), S. 69–83. Georg Emerich besaß zum Beispiel das Patronat in Hennersdorf und Sorau, vgl. Urkundenbuch 7, fol. neu 94, alte Nr. 86a (anno 1494) sowie LA 1505–1512, fol. 305v–306r. Vgl. Zobel (1925), S. 174 und Zobel (1926), S. 186–193 sowie unten S. 368. Gemeint sind vor allem Charakteristika im Bereich der religiösen Praxis (neue Gottesdienstordnungen, Abendmahl in beiderlei Gestalt, deutsche Predigt etc.), die signifikante Veränderungen im kirchlichen Alltag darstellten. Von dieser ereignisgeschichtlichen Kennzeichnung abgesehen, gibt es natürlich Debatten, die beispielsweise die Ersetzung des Reformationsbergriffes durch »Konfessionalisierung« bevorzugen (vgl. eine Zusammenfassung der Debatte in Klueting [2003]) und andere, die Reformation als »Kommunikationsprozess« verstanden wissen wollten (Moeller [1994]). Einen treffenden Überblick zur Lage und zu Debatten der deutschen Reformationsforschung aus amerikanischer Sicht bieten Brady (2001b), Brady (2007) (zur Konfessionalisierungsthese), Brady (2009) (zur englischsprachigen Literatur über die deutsche Reformation, 1970–2005) und die Beiträge in Ocker (2007), besonders S. 1–196. Vgl. den Bericht in Sculteti, Chronicon 2, fol. 54v–55v. Der sonst sehr detaillierte und ausführliche Historiograph widmete diesem Thema nicht einmal zwei ganze Seiten! Für Zittau liegt eine bischöflichen Beschwerde vom 18. Februar 1534 vor, der zufolge keine Lampen vorm Sakramente brannten, auch etlichen Bilder die Häupter und Nasen abgestoßen wären, vgl. RGBS 3, S. 57 f.

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religiösen Zeremonien, sich nichts am sozialen und politischen Status der Ratsherren änderte, obwohl gerade der soziale Status aufs engste mit religiösen Praktiken verbunden war. Um diese Feststellung nachvollziehen zu können, werden im Folgenden die wichtigsten Ereignisse seit der Vakanz der Pfarrstelle im April 1520 nachgezeichnet und es soll herausgearbeitet werden, was »Reformation« im Detail eigentlich für die Görlitzer bedeutete.213 Danach wird ein Überblick zur Umstrukturierung der Görlitzer Kirchenverwaltung zwischen 1525 und 1550 gegeben, die eine direkte Folge der »Reformation« war.

3.5.1 Ereignisse und Protagonisten der »Görlitzer Reformation« Nach dem Tod des Pfarrers Martin Schmied am 10. April 1520 wurde der Görlitzer Rat von »königlichen Majestäten, Fürsten und Herren, Doktoren, Pröpsten, Magistern etc.« um die Pfarrei angegangen.214 Die Erinnerungen an die Streitigkeiten mit dem Pfarrer Behem, Schmieds Vorgänger, für den man sich aufgrund auswärtiger Empfehlungen und wegen dessen Bildungsstand und Herkunft entschieden hatte, waren nach 20 Jahren den Ratsherren noch so präsent, dass sie keinem der Ersuchen entgegen kamen. Der Rat beriet sich weitere vier Wochen und konnte sich trotzdem nicht auf einen Vorschlag aus den eigenen Reihen einigen, sodass man bereits fürchtete, ein Pfründenjäger aus Rom könnte sich der Pfarrei bemächtigen. Schließlich entschied man sich für den gebürtigen Görlitzer Magister Franziskus Rotbart, den damaligen Prediger zu Sprottau, in der Zuversicht, einen pfarhern an jme zu haben, der sich nochm rathte richten wurde.215 Johannes Hass beschreibt ihn sogar als ein gut simpel man und zu der zeit ungeleret, dessen Predigten niemand hören wollte, der also wenig Aufsehen erregen konnte.216 Rotbart nahm die Bitte an und wurde am 29. April 1520 in die Pfarrei investiert.217 Er schien den Vorstellungen des Rates zu entsprechen, denn am 23. Februar 1521 wurde dem Görlitzer Erzpriester Thomas Lei213 214 215

216 217

Zur Reformation in Görlitz vgl. die grundlegende Studie von Zobel (1925) und die dort S. 133 f. angegebene Literatur sowie Zobel (1926). Vgl. zur Neubesetzung der Pfarrei SRL N. F. 3, S. 572. Vgl. SRL N. F. 4, S. 5 und zu biografischen Angaben über Rotbart Zobel (1926), S. 147 f. Franziskus Rotbart war demnach der Sohn eines Gerbers, der außerhalb der Stadt auf dem Töpferberg aufgewachsen war und in Leipzig studiert hatte, wo er den Magistergrad erreichte. Sein Vater Martin Rotbart war vom Rat ernannter »Umgeher der Gerber«, zu dessen Pflichten die Kontrolle der Gerbereien gehörte. Nach Knauth (1753), S. 7 soll Franziskus Rotbart 1477 geboren worden sein und 1503 durch den Meißner Bischof die Priesterweihe erhalten haben. Vgl. SRL N. F. 4, S. 5. Der Rat bat am 4. Mai 1520 Petrus Weippersdorf, den bischöflichen Offizial in Bautzen, um die Bestätigung der Investitur, vgl. VOU Heft 9–20, S. 117. Dieser schrieb am 5. Juni 1520 zurück, dass die Konfirmation auf der nächsten Synode in Bautzen ausgefertigt werde, vgl. Urkundenbuch 8, alte Nr. 59, zitiert nach Zobel (1926), S. 148.

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se mit der Zustimmung des Rates und des Pfarrers gestattet, eine Abschrift der päpstlichen Bannbulle gegen Martin Luther an die Tür der Peterskirche zu schlagen.218 Dass der neue Pfarrer aber weder ratshörig noch konservativ in Glaubensdingen war, zeigte sich im Sommer 1521 als wegen einer verheerenden Pestepidemie von Juli bis Ende Dezember kaum ein Ratsherr in Görlitz anwesend war, sogar die Ratskür ausfiel und auch viel volks ausgetzogen war.219 Das Stadtregiment hatte man den Unterstadtschreibern Johannes Arnold († 1531) und Paul Leise († 1521) sowie dem Ratsherrn Johannes Wolmerstet († 1538) übertragen. In dieser Situation soll nach den Worten des Johannes Hass der Pfarrer angefangen haben, das Evangelium im lutherischen Sinn zu predigen. Ausmaß und Inhalt der Predigten sind nicht überliefert, jedoch müssen auch einige Ratsherren den neuen Lehren offen gegenüber gestanden haben, denn Hass schreibt, dass die Reden Rotbarts schließlich sogar den gewogensten Ratsherrn zuwider gewesen wären, und der gemeine Mann habe durch sie einen »Widerwillen« gegen die Ratsherren entwickelt.220 Mit Widerwillen meinte Hass die immer lauter werdenden Forderungen der Tuchmacher nach Transparenz in den Regierungsgeschäften und nach politischer Partizipation, die 1527 im sogenannten »Tuchmacheraufstand«, der eigentlich nur eine aufgedeckte Verschwörung war, endete. Da Johannes Hass die gesamte Passage seiner Annalen, die die Jahre zwischen 1521 und 1534 betrifft, erst 1534221 niederschrieb und so die Geschichte von ihren »Ergebnissen« her betrachtete, ist für ihn der kausale Zusammenhang von Reformation und Tuchmacheraufstand evident, sodass er nicht müde wird, die Geschehnisse der 1520er Jahre in dunkelsten Farben zu malen. Für die Zeitgenossen von 1520/21 war allerdings nicht abzusehen, in welche Richtung sich die Ereignisse entwickeln würden. So ließ der Rat den Pfarrer Rotbart weiterhin gewähren, nur sandte man immer wieder Ratsherren zu ihm, die ihn um Mäßigung in seinen Predigten baten. Zwischen Rat und Pfarrer wurde also in gewisser Weise über die Reden verhandelt bzw. versuchten die Politiker, das Ganze in bestimmten Bahnen zu halten. Wenn der Rat aber Alleingänge von Predigern oder Altaristen bei der Abwandlung von Zeremonien oder Gesängen entdeckte, wurden die »Täter« mit Stadtverweis oder Arrest bestraft, ebenso erging es Wiedertäufern in der Görlitzer Heide.222 Des Weiteren versuchte der Rat, altgläubige Pfarrer des Weichbildes gegen Übergriffe223 zu schützen und im Jahr 1523 bestellte er wie früher drei Kürmessen auf dem Oybin224. Die 218 219 220

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Vgl. Zobel (1926), S. 142 und den Abdruck der Bulle S. 210, Beilage 7. Vgl. SRL N. F. 4, S. 5. Zur Pest in Görlitz siehe auch Jecht (1926), S. 274 ff. Vgl. SRL N. F. 4, S. 5. In den Matrikeln der Wittenberger Universität sind zwischen 1517 und 1521 18 Görlitzer (unter anderem aus Ratsherrenfamilien) nachweisbar, vgl. Knothe (1895), S. 153 ff. und Zobel (1926), S. 144 f. Vgl. SRL N. F. 4, S. 1. Vgl. Zobel (1926), S. 161 und zu den Wiedertäufern Rothkegel (2000). Vgl. Zobel (1926), S. 161. Vgl. LM 1520–1523, fol. 527r–v (1523. August 26.).

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städtische Führung lavierte also zwischen Zulassen und Verbieten hin und her und versuchte, selbst an alten Praktiken festzuhalten. Am 6. Mai 1522 erging ein bischöflicher Befehl an die Geistlichen der Meißner Diözese, auf die »alte Religion« zu achten.225 Dies schien geboten, denn die lutherischen Lehren hatten bereits die Einnahmen aus frommen Stiftungen zurückgehen lassen, wie es in einem Görlitzer Ratsbrief heißt.226 Da sich Rotbart nicht den Mund verbieten lassen wollte, aber auch nicht einfach dem Rat ungehorsam sein konnte, bat er um Entlassung, die ihm um Ostern 1523 gewährt wurde.227 Die Pfarrei war erneut vakant. Kurz zuvor hatte sich der Rat um einen altgläubigen Prediger bemüht, um den Reden Rotbarts etwas entgegen halten zu können. Es wurde Magister Nikolaus Zeidler, Prediger an St. Elisabeth in Breslau, bestellt, der bei seiner Probepredigt zum Schrecken der Ratsherren ebenfalls die lutherischen Lehren verteidigte.228 Sie schickten ihn aber nicht weg, sondern beschworen ihn, so zu predigen, dass kein Aufruhr in der Stadt entstehe. Der vorreterisch boswicht, wie ihn Hass nennt, hat später trotzdem die Gottesdienstteilnehmer gegen den Rat aufgebracht und damit gemurmel und geschrey heraufbeschworen, bisweilen wie in einem kretschmer und bierhause. Magister Nikolaus predigte weiter die lutherischen Lehren, der Rat ließ ihn gewähren und hatte, um auffrurhr zuvormeiden, gedult tragen mussen.229 Der Rat bemühte sich nun beim Meißner Bischof um einen neuen Kandidaten für die Pfarrei, der nach längerer Suche gefunden wurde, aber aus gesundheitlichen Gründen nur von April bis Oktober in Görlitz weilte.230 Man suchte weiter vergebens nach geeigneten altgläubigen Predigern, die sich aber nicht finden ließen. Unterdessen hatte sich Missstimmung in der Bevölkerung ausgebreitet, die sich in Schmähbriefen niederschlug, die bisweilen an Häuser angeschlagen wurden und die Rückkehr Rotbarts forderten. Ein Teil der Ratsherren unterstützte diese Forderung sogar. Um aber nicht den Eindruck entstehen zu lassen, dass die Handwerker oder sonst wer über die Pfarrei entschied, ließ der Rat die Zechen versammeln und ihnen mitteilen, dass sie die Verfasser der Schmähbriefe bei Strafe zu melden hätten und sie sich nicht um die Besetzung der Pfarrei zu kümmern hätten. Dies schienen wohl die meisten Zechen hinzunehmen, aber bei den Tuchmachern, die die zahlenmäßig stärkste Zeche bildeten und sich im Haus des Tuchmacherältesten Wenzel Wainmann231 versammelt hatten, war daraufhin Tumult entstanden. 225 226 227 228 229 230 231

Vgl. VOU Heft 9–12, S. 123. Vgl. Zobel (1926), S. 147. Nach Knauth (1753), S. 7 soll er nach Wittenberg gegangen sein, von dort wurde er 1523 nach Breslau als evangelischer Prediger an die St. Elisabeth-Kirche berufen. Vgl. SRL N. F. 4, S. 14 f. und Zobel (1926), S. 155. Vgl. SRL N. F. 4, S. 15 f. Vgl. ausführlich Zobel (1926), S. 156. Sein Sohn gehörte zu jenen, die 1525 erstmals das Abendmahl in beiderlei Gestalt feierten, siehe den Abschnitt 3.5.1, S. 364 ff.

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Den Tuchmachern ging es nämlich nicht nur um den Pfarrer, sondern vor allem um die Offenlegung ratsinterner Vorgänge und letztlich um politische Partizipation. Sie wollten die Chance eines durch Meinungsverschiedenheiten geschwächten Rates nutzen, um ihre Forderungen nach Beteiligung an der Macht durchzusetzen. Der Rat gab aber nur in einem Punkt nach, denn er entschied sich mit Hilfe des Bautzener Domherrn Paul Kuchel, über die Rückkehr Rotbarts zu verhandeln, damit der gemein mann etwas domit gestillet sei. Der ehemalige Pfarrer willigte ein, musste aber den Rat in aller Form um die Übertragung der Pfarrei bitten. Er bezog vorerst nicht den Pfarrhof, denn darum hätte er extra den Rat bitten müssen, sondern das Haus seiner Schwester der George Weiderin auf dem Obermarkt 1. Erst später durfte er wieder im Pfarrhaus wohnen. Eine förmliche Neuinvestitur des alten und zugleich neuen Pfarrers war nach Auskunft des Offizials nicht nötig. Rotbart seinerseits hatte ebenfalls Forderungen durchgesetzt. Zu ihnen zählte, das Evangelium frei predigen zu können und die althergebrachten Zeremonien Messe, Vesper, Taufe etc. mit »Rat und Wissen des Rates« verändern zu dürfen.232 Des Weiteren durfte er selbst einen Prediger ernennen und der Rat hatte sich verpflichten müssen, die Kapläne zu besolden. Als Prediger wählte er sich den oben genannten Magister Nikolaus Zeidler und als Kaplan den Görlitzer Franziskaner und ehemaligen Lektor Georg Heu, der kurz darauf nach Lauban ging und dort die Reformation einführte. Mit diesen Zugeständnissen hatte die Führung der Stadt im März 1525 gegen einen Teil von altgläubigen Ratsherren eine schrittweise Reformation des Gottesdienstes und aller kirchlichen Feiern und Bräuche zugelassen. Was sich sonst im kirchlichen Alltag änderte ist schwer feststellbar. Johannes Hass in seiner Abneigung gegen Rotbart warf diesem vor, dass er gewaldig triebe ummbzustossen alle ceremonien und auffzurichten die communion beider gestalt. Erst der Ratsherr und Historiograph Bartholomäus Scultetus (1540–1614) macht zu den Ereignissen des Jahres 1525 genauere Angaben. Bezeichnenderweise spricht Scultetus hier nicht von »Reformation« sondern von der »Verwandlung der Religion und Zeremonien«.233 Seinem Bericht entsprechend geschah Ostern 1525234 Folgendes: Der zurückberufene Pfarrer Rotbart hielt am 5. April seine erste Predigt und schaffte Ostern erstmals viel »alten Brauch ab, ungeachtet ob es dem Rat gefiele oder nicht«. Am Palmsonntag wurde der Palmesel nicht mehr herumgeführt, am Gründonnerstag die Altäre nicht mehr gewaschen, am Karfreitag »der Herrgott« nicht mehr in der Kirche herumgetragen, am Osterabend das Feuer nicht mehr geweiht, und es fand keine Prozession mit »Osterbildern« zum Obermarkt und um die Salzkammer statt. Weiter berichtet Scultetus, dass die evangelische Beichte »geordnet« worden sei, ohne diesen Punkt nä-

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Vgl. zu diesen Forderungen Zobel (1926), S. 159 f. Vgl. den Bericht in Sculteti, Chronicon 2, fol. 54v–55v. Zobel (1926), S. 163 versetzt in seiner Schilderung die Ereignisse versehentlich in das Jahr 1523.

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her zu erklären. Nach einer anderen Chronik sollen die Menschen größtenteils die Fastengebote nicht mehr eingehalten haben.235 Am 23. April, dem ersten Sonntag nach Ostern, verkündete der Pfarrer dann von der Kanzel, dass jedem gewährt werde, der über seinen Glauben guten Bericht geben könne, das Sakrament in beiderlei Gestalt und die Taufe für seine Kinder auf Deutsch zu empfangen. Daraufhin wurde am 25. April 1525 die erste deutsche Taufe am Sohn des Paul Gürtler aus Bamberg vollzogen. Die sonst an jenem Tag des Hl. Markus durchgeführten »Begehungen und Prozessionen« von einer Kirche zur anderen fanden nicht mehr statt. Weiter berichtet Scultetus, dass man die Vesper und die Seelenmessen, die für die Verstorbenen gestiftet worden waren, nicht mehr feierte, und dass am Himmelfahrtstag nicht mehr die Christusfigur an Seilen in das Gewölbe der Pfarrkirche hinaufgezogen wurde. Viele Priester hörten auf, ihre Kappen und eine Tonsur zu tragen. Zum genauen Datum, wann das erste Mal eine Abendmahlsfeier »in beiderlei Gestalt« in Görlitz gefeiert wurde, gibt es unterschiedliche Angaben. Scultetus erwähnt nur, dass am 29. März 1526, dem Gründonnerstag, das heilige Sakrament sub utraque specie den Schülern gereicht worden sei.236 Unter den Anwesenden sollen der Sohn Wenzel Wainmanns, Ältester der Tuchmacher, und Hans Frenzel gewesen sein. Ein früherer Termin ist aber wahrscheinlicher. Laut den Angaben von Otto Kämmel in seiner Biografie des Johannes Hass und von Alfred Zobel in seiner Reformationsgeschichte, war es der 30. April 1525.237 Jener wird der tatsächliche Tag der ersten evangelischen Abendmahlsfeier gewesen sein, da er der erste Sonntag nach Ankündigung des Pfarrers war, das Abendmahl nach evangelischem Ritus feiern zu wollen. Der Rat hatte dem Pfarrer angeblich sowohl die deutsche Taufe als auch das Reichen des Abendmahls in beiderlei Gestalt untersagt. Daher wagte er es nicht, die Gottesdienste im Hauptschiff der Pfarrkirche zu feiern und benutzte die Krypta der Peterskirche, die sogenannte Georgenkapelle.238 Eine formelle Loslösung der Geistlichen des Görlitzer Weichbildes vom Meißner Bischof war bereits am 27. April 1525 erfolgt. Als sich anlässlich der Anniversar235

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Vgl. Jecht (1926), S. 313, der Frenzels Annalen angibt (siehe unten S. 368, Anm. 237). In Mylius, Annales, S. 26 heißt es: […] obrogate item fuere missae et vesperae pro defunctis. […] denique pauci observarunt veteres ritus. Vgl. Sculteti, Chronicon 2, fol. 54v–55v. Vgl. Kämmel (1874), der S. 235, Anm. 133 die »Annal. Meisteri« und »Annal. Frenzel. ad anno 1525« als Quelle angibt. Dabei dürfte es sich zum einen um die »Annales Gorlicenses ab anno P. C. N. MCXXXI continuati usque ad anno MDCLI« von Martin Mylius († 1611), gedruckt in den SRL Bd. 1.2, S. 1–94, handeln, die fälschlicherweise unter dem Autorennamen Martin Meister erschienen (vgl. Jecht, Quellen, S. 181 f.) und zum anderen um die ungedruckten Görlitzer Annalen des Abraham Frenzel († 1740) (vgl. Jecht, Quellen, S. 201 f.). Zobel (1926) gibt S. 164 ein Manuskript (OLB L III 102, S. 47) von Christian Knauth († 1784) als Quelle an. Vgl. Kämmel (1874), S. 137.

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feiern für die böhmischen Herrscher die Geistlichen der Erzpriestersprengel Görlitz, Reichenbach und Seidenberg in Görlitz versammelten, beschlossen sie, sich von der geistlichen Jurisdiktion des Meißner Bischofs loszusagen und keine Abgaben mehr an den Bischof zu zahlen.239 Schon Alfred Zobel hat davor gewarnt, diese »Lossagung« zu überschätzen oder sie gar als Beginn der flächendeckenden Reformation der Oberlausitz zu bewerten.240 Nach eingehenden Studien der sehr lückenhaften Überlieferung, konnte er Folgendes nachweisen241: Von den dorfbesitzenden Görlitzer Familien setzten 1524 Hans Frenzel in Schönberg und die Gebrüder Jakob und Urban Emerich 1527 in Ludwigsdorf einen evangelischen Pfarrer ein. In Königshain, das ebenfalls dem Hans Frenzel gehörte, blieb weiterhin ein katholischer Pfarrer im Amt. Erst Frenzels Sohn Joachim berief 1555 einen evangelischen Prediger. Im Görlitzer Erzpriestersprengel wurde 1522 der katholische Pfarrer aus Hennersdorf vertrieben, Hohkirch hatte seit 1525 oder 1529 einen neuen Pfarrer, der Pfarrer von Leopoldshain wurde 1525 evangelisch, und Rothenburg wurde wie Görlitz um 1525 reformiert. Viel später folgte die Reformation in Meffersdorf (1530/31)242, Zodel (um 1535), Horka und Wendisch-Ossig (1536), Rengersdorf (1539), Ebersbach (1540), Tauchritz und Leuba (1545), Nieda (1548), Troitschendorf und Gruna (1549 [?]), Lichtenberg (um 1550), Langenau (um 1551), Sohra (um 1552), Leschwitz (1552 [?]), Kieslingswalde 1552 [?]) sowie Oberbielau (1558). Katholisch waren in jenen Jahren noch Schönbrunn (1524), Lissa und Hermsdorf (1529) sowie Jauernick243, das dem Kloster Marienthal gehörte. Die Reformation der Ortschaften der sedes Seidenberg und Reichenbach erfolgte ebenso spät, außer wenn sie im Besitz der Klöster Marienstern oder Marienthal waren, dann erhielten sie meist keine evangelischen Geistlichen.244 Die weiteren Auswirkungen der Reformation auf die Frömmigkeitspraktiken in Görlitz lassen sich in den Monaten und Jahren nach Ostern 1525 in den Quellen kaum nachvollziehen, denn der verheerende Stadtbrand vom 12. Juni 1525 und der sogenannte Tuchmacheraufstand von 1527 dominieren die »Berichterstattung« je-

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Vgl. dazu Zobel (1926), S. 186–203 und die kritische Diskussion der Quellen ebd. S. 186 f. Vgl. Zobel (1926), S. 193 ff. Vgl. ebd. und das Verzeichnis der Prediger des Görlitzer Kirchenkreises Zobel (1939b). Siehe auch die zahlreichen seit 1537 in Wittenberg ordinierten evangelischen Pfarrer für die Oberlausitz im Wittenberger Ordiniertenbuch 1537–1560. Zu Meffersdorf vgl. Frietzsche (1760), S. 12. Jauernick erhielt 1539 wieder einen katholischen Pfarrer vorgesetzt, sodass die Bewohner des Dorfes zwar für Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen auf ihren Pfarrer angewiesen waren, aber zu Gottesdiensten die umliegenden protestantischen Kirchen besuchten. Zu den komplizierten Verhältnissen in den Klosterdörfern vgl. Blaschke (1996), S. 101 f. und den Überblick Blaschke/Seifert (2002).

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ner Jahre.245 Doch kurz nach dem Brand, der wohl nicht nur von Johannes Hass als göttliche Strafe empfunden wurde, mäßigten der Pfarrer Rotbart und der Prediger Nikolaus ihr reformerisches Engagement. Hass schreibt dazu, sie hätten sich zimlich gehalden, doch alwege ein stucklein wiedir die alde geistlikeit und zum widirwille mitlauffen lassen.246 Dieses kurze Innehalten in den Reformmaßnahmen bezüglich der kirchlichen Sakramente und Zeremonien wird nicht von langer Dauer gewesen sein, denn am 6. Januar 1528 forderte König Ferdinand I. den Rat auf, Rotbart zu entlassen, und am 6. Februar verlangte der Meißner Bischof, das Abendmahl wieder nach altem Ritus zu feiern.247 Es folgten weitere landesherrliche und bischöfliche Briefe und Anordnungen, die der Rat verkünden ließ, mit welchen gottesdienstlichen Konsequenzen ist nicht bekannt. Als sich der Pfarrer Rotbart 1530 verehelichte, verließ er gemäß einer Vereinbarung mit dem Rat die Stadt, denn ein geduldeter verheirateter Pfarrer hätte leicht vom König als Zeichen der Auflehnung verstanden werden können zumal kurz darauf ein Haftbefehl, mit der Aufforderung der Überstellung des Pfarrers nach Stolpen, in Görlitz eingetroffen war.248 Seit dem 30. August 1530 war die Görlitzer Pfarrei wieder vakant. Nun wandte sich der Rat aber nicht mehr an den Meißner Bischof, sondern gleich nach Wittenberg an Johann Bugenhagen bzw. Philipp Melanchthon249, um einen neuen Prediger zu erhalten. Spätestens seit diesem Zeitpunkt ist zu erkennen, dass der Rat nicht mehr versuchte, in der Pfarrei vorreformatorische Verhältnisse wiederherzustellen. Die Zeit der Vakanz nutzte der Rat, um sich des exemten Pfarrhofes außerhalb der Stadtmauern zu bemächtigen, der durch den Bierschank dem Rat immer ein Dorn im Auge gewesen war. Bis 1532 wurden die Gebäude abgerissen und die Steine zum Ausbau des Pries-

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Zum Stadtbrand und Tuchmacheraufstand vgl. ausführlich SRL N. F. 4, S. 22–99; Kämmel (1874), S. 137–153; Jecht (1926), S. 288–298; Wenzel (1999/2003) und Behrisch (2005), S. 91–101. Vgl. SRL N. F. 4, S. 28, siehe auch S. 333 f. Vgl. Urkundenbuch 5, Nr. 10 und VOU Heft 13, S. 136 und zum Folgenden Zobel (1926), S. 165 ff. König Ludwig II. hatte bereits am 14. Dezember 1525 die Sechsstädte gemahnt, vom lutherischen Glauben abzustehen und ihm gegen die Türken behilflich zu sein, vgl. das Regest in Arras (1893), S. 23. Vgl. SRL N. F. 4, S. 94 f. Vgl. ebd. Der Rat hatte am 15. Oktober 1530 an Bugenhagen geschrieben, der den Brief an Melanchthon weiterleitete. Vgl. die abgedruckten Briefe in Weber (1913), S. 560 ff. Des Weiteren sind in anderen Angelegenheiten zwei Briefe Melanchthons an den Görlitzer Schulmeister Peter Ritter, ein Brief an Joachim Frenzel (siehe Abschnitt 1.4, S. 106) und drei Briefe an den Görlitzer Schulrektor und späteren Bürgermeister Georg Ottmann (Otthomannus) nachweisbar, vgl. CR 4, Sp. 956, Nr. 366b; CR Suppl. 1, Sp. 311, Nr. 450 (29. Januar 1528); CR 4, Sp. 1014, Nr. 1083b (1532); CR 6, Sp. 664, Nr. 3999 (1. September 1547); CR 10, Sp. 35, Nr. 7020 (15. September 1547) und CR 10, S. 34 f., Nr. 7019 (1. Juli 1559). Zu Ottmann vgl. Köstlin (1887–91), Heft 3, S. 13; Knothe (1895), S. 154; Knothe (1901), S. 199 und Stange (1938), S. 92. Zu Ritter vgl. Neumann (1801), S. 20; Jancke (1859/64), S. 123 und Stange (1938), S. 90.

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terhauses gegenüber der Peterskirche (Hainwald Nr. 7) genutzt.250 Dieses Gebäude war einst für die Priester des »Gestifts der Leiden Jesu Christi« errichtet worden. Nach Rotbarts Weggang wurde vom Görlitzer Rat nie wieder ein »Pfarrherr« im rechtlichen Sinne berufen. Stattdessen wurden ein »Erster« und ein »Zweiter« Prediger ernannt. Damit hielt sich der Rat die Option offen, flexibler über die höchsten Repräsentanten der Görlitzer Kirche zu verfügen, und er setzte so konsequent die bereits begonnene Umstrukturierung der Verwaltung des Kirchenvermögens fort. Die kirchlichen Würdenträger sollten hinfort ihre Einnahmen nicht mehr aus den ehemaligen Pfründen der Pfarrei beziehen, diese flossen jetzt in die Stadtkasse, sondern durch ein festes Besoldungssystem entlohnt werden, was sie zu Angestellten der Stadt machte. Als 1539 der Meißner Bischof forderte, die Pfarrei wieder mit einem regulären Pfarrer zu besetzen, antwortete der Rat, dass man die Pfarrei mit Absicht vakant halte und weder einem lutherischen noch einem päpstlichen Geistlichen verleihe, da man die Hoffnung hege, dass Gott vorerst durch die christliche Kirche geordnete Verhältnisse schaffen werde.251 Im Oktober 1530 hielt der neue Erste Prediger Wolfgang Sustelius seine Antrittspredigt. Er war bis 1536 im Amt, welches er wahrscheinlich wegen seiner Eheschließung zurückgab. Als Zweiter Prediger kam 1535 Magister Benedikt Fischer nach Görlitz, der 1538 wieder entlassen wurde, weil er ebenfalls heiraten wollte. Als neuer Prediger wurde Hans Kittel, ein ehemaliger Mönch aus Pirna, berufen, der wegen einer Predigt gegen den Rat ein Jahr später wieder entlassen wurde.252 Ihm folgte der Kaplan Johannes Marienam, ein gebürtiger Görlitzer, der im gleichen Jahr heiratete und ebenfalls gehen musste.253 Diesem Kommen und Gehen setzte der Rat 1545 ein Ende. Er entschied sich, die landesherrliche Vorschrift eines unverheirateten Predigers nicht zu beachten. Der in Görlitz bereits bekannte und geschätzte Wolfgang Sustelius wurde erneut vom Rat berufen und war somit der erste primarius, der dieses Amt als verheirateter Mann bekleiden konnte.254 Damit setzte der Rat erstmals nach außen ein Zeichen seines evangelischen Bekenntnisses. Eine Hintertür behielt sich die Führung der Stadt dennoch offen. Zeit seines Lebens wurde Wolfgang Sustelius nicht gestattet, ein Haus sowie einen Garten und somit das an Grundbesitz gebundene Bürgerrecht in Görlitz zu erwerben, wahrscheinlich wollte sich der Rat immer noch das Recht auf Ausweisung vorbehalten.255 Sustelius starb am 17. Oktober 1553. 250 251 252 253 254 255

Siehe oben S. 67, Anm. 47. Vgl. die abgedruckten Briefe in Zobel (1926), S. 229 f. Vgl. Kämmel (1874), S. 184. Vgl. Kämmel (1874), S. 184. Vgl. zu Wolfgang Sustelius die Biografie Zobel (1938), S. 97–101; zu den Predigern seit 1536 ebd. S. 108 ff.; Zobel (1939b), S. 8 ff. sowie Weber (1913), S. 570–576. In den meisten deutschen Städten hatten Kleriker und damit auch der Pfarrer vor der Reformation kein Bürgerrecht. Zu den Görlitzer Verhältnissen fehlen noch genaue Untersuchungen. Wahr-

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Die Ereignisse von Ostern 1525 werden seit der Neuzeit als formelle »Einführung der Reformation« in Görlitz bezeichnet, und 1725 veranstaltete man zu diesem Anlass die erste Gedenkfeier.256 Der Görlitzer Pfarrer und Historiker Alfred Zobel bezeichnete jenen Ratsbeschluss, den Pfarrer Rotbart im März 1525 wieder einzustellen und somit die Reformation des Gottesdienstes und der religiösen Bräuche zu gestatten, als »Kapitulation des Görlitzer Rates vor der lutherischen Reformation«257, doch ganz so einfach darf man sich die Einschätzung der Ereignisse nicht machen. Mit Sicherheit wird politisches Kalkül und eine drohende Erhebung der Tuchmacher die Entscheidung bei einigen Ratsherren beeinflusst haben, wie aber die Auswertung des Stiftungs- und Testierverhaltens gezeigt hat und die Zahlen der Görlitzer Studenten in Wittenberg andeuten, standen auch Vertreter der städtischen Eliten den lutherischen Ideen aufgeschlossen gegenüber, wenn auch bisweilen verunsichert oder abwartend.258 Johannes Hass aber, einer jener Verfechter der alten Zustände, wurde nicht müde, sich über den zurückgekehrten Pfarrer Rotbart zu beschweren und ihm Konspiration vorzuwerfen. Hass war sehr detailliert durch Druckschriften259 über Luthers Lehren, die Prozesse gegen ihn sowie über die Disputationen unterrichtet. Er fürchtete daher nicht zu Unrecht um den Frieden in der Stadt, wenn Luthers Forderungen nach Abkehr von den bisherigen frommen Praktiken, die ja ein Gutteil des ratsherrlichen Legitimationsrepertoires ausmachten, in die Tat umgesetzt würden und die Menschen nyemandis den gote allein gehorsam sein solden.260 Für Hass sind daher die neuen Lehren, und allen voran als ihr Propagandist der Görlitzer Pfarrer, für die aufrührerische Haltung der Tuchmacher verantwortlich, die letztlich in den sogenannten Tuchmacheraufstand von 1527 mündete. Jedoch macht es sich der Stadtschreiber mit seiner Kausalkette ebenfalls etwas einfach, denn soziale und politische Spannungen lagen

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scheinlich haben nur die in Görlitz geborenen und dort tätigen Altaristen auch das Bürgerrecht besessen. Vgl. zum Problem der »Kleriker als Bürger« Moeller (1972), besonders S. 210 f. Vgl. Zobel (1925), S. 133. Nach Knauth (1753), S. 4 soll das erste »Jubelgedächtnis« der Reformation in Görlitz 1617 gefeiert worden sein, 1630 das Jubiläum der Augsburger Konfession und 1655 das des Augsburger Religionsfriedens. Brückner (1767), S. 7 schreibt hingegen, dass er keine Hinweise finden konnte, dass das von Kurfürst Johann Georg I. für dessen Herrschaftsbereich verordnete Reformationsfest 1617 auch in der Oberlausitz gefeiert worden sein soll; für 1717 kann er die Reformationsfeiern bestätigen. In Görlitz wurde 1757 auch eine jährliche Predigt zum Reformationsjubiläum gestiftet, vgl. ebd. S. 8. Vgl. Zobel (1926), S. 160. Siehe oben zum Beispiel die Testamente von Georg Schmied (S. 232) und Daniel Göritz (S. 233). Zu den Wittenberger Studenten aus Görlitz siehe oben S. 373. Vgl. ausführlich die Schilderungen von Johannes Hass zu Martin Luther und anderen Reformatoren in SRL N. F. 4, S. 5–16, 294 ff. und Kämmel (1874), S. 117–141. Die Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften in Görlitz weist heute einen Bestand von 980 Flugschriften aus der Zeit von 1517 bis 1550 auf, ein Teil davon dürfte schon zu Zeiten ihrer Veröffentlichung in Görlitz bekannt gewesen sein, vgl. Klammt (1983). Vgl. SRL N. F. 4, S. 6 f.

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seit je her in der Görlitzer Verfassung und ihrer Ausgestaltung begründet, die je nach äußeren Bedingungen mal mehr, mal weniger stark zu Tage traten. Es war vor allem die Inflation der Jahre nach 1515, die die wirtschaftlich schlechte Lage vieler Görlitzer Tuchmacher verursachte sowie soziale und politische Spannungen begünstigte. Andererseits sind Zusammenhänge zwischen der Reformation und dem Aufbegehren der Tuchmacher nicht von der Hand zu weisen. Denn gerade die führenden Persönlichkeiten der Verschwörung waren wohlhabende und gebildete Tuchmacher, die das sozialkritische Potenzial der lutherischen Schriften erkannten und zur Erlangung ihrer politischen Ziele einsetzen wollten. Unterstützt wurden sie dabei wohl maßgeblich vom ehemaligen Görlitzer Priester Jakob Hase, der den Tuchmachern versicherte, dass ihre Anliegen nicht wider das Evangelium seien.261 Als die Tuchmacher am 1. September 1527 in der Peterskirche ihre Ansprüche gegen den Rat berieten, gehörten unter anderen die Forderungen nach Partizipation am Rat und freier Predigt des Evangeliums dazu. Die Ansinnen der Zünfte wurden vom Rat jedoch in Gänze zurückgewiesen und einige Tage später führende Köpfe der Handwerker verhaftet, gefoltert und verhört. Daraufhin planten einige Handwerker einen bewaffneten Aufstand gegen den Rat, der verraten wurde. In der Folge kam es zu zahlreichen Verhaftungen und neun Todesurteilen. 25 Verschwörer blieben flüchtig. Zwei von ihnen hatten sich sogar an Martin Luther gewandt, der in Sachen der weltlichen Gerichtsbarkeit aber nichts für sie tun konnte. In Fragen der städtischen Machtverteilung ließ der Rat nicht mit sich diskutieren. Die zwar offiziell zurückgewiesene, aber tatsächlich gestattete lutherische Predigt des Evangeliums, war das einzige Zugeständnis, zu welchem der Rat vorerst bereit war, zumal von den neuen Lehren auch ein Teil der Ratsherren angetan war. Aber »den altgläubigen Rat«, der sich vehement und geschlossen gegen alle Neuerungen in der gottesdienstlichen Praxis gestemmt haben soll, hat es nicht gegeben. In der Literatur wird dies seit den Arbeiten Alfred Zobels von 1924/25 immer wieder behauptet und besonders durch Karlheinz Blaschke262 weiterverbreitet, der in der Literatur in Sachen Sächsischer und Oberlausitzer Landesgeschichte immer wieder als Referenzquelle genannt wird. Wie nahe jedoch die Görlitzer Eliten Wittenberg standen, lässt sich an den Studentenzahlen ermessen. Zwischen 1517 und 1550 studierten mindestens 72 Görlitzer in Wittenberg, davon 45 zwischen 1517 und 1540, also in der »heißen Phase der Reformation«.263 In Leipzig studierten zwischen 1517 und 1540 nur 18 und danach bis 1550 30 Görlitzer, an der Universität Frankfurt (Oder) waren in denselben Zeiträumen 5 bzw. 20 Studenten aus

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Vgl. SRL N. F. 4, S. 43 und zu den hier dargestellten Ereignissen Jecht (1926), S. 288–298. Vgl. zuletzt Blaschke (2005b), S. 122. Die Arbeiten von Lars Behrisch zu Görlitz transportieren diese überholte Forschungsmeinung ebenfalls weiter, vgl. zuletzt Behrisch (2007), S. 487 f.; Behrisch (2007b), S. 36 sowie neuerdings auch Marquardt (2009), S. 47. Vgl. die im Register zum AAV nachgewiesenen Görlitzer sowie Knothe (1895), S. 152–164.

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

Görlitz inskribiert.264 Man darf also annehmen, dass Ratsherren, die ihre Söhne in Wittenberg studieren ließen, auch mit den dortigen Vorgängen um Martin Luther und den anderen Reformatoren vertraut waren und ein reges Interesse an den neuen Ideen aus Wittenberg hatten.265 Gregorius Berndt, der von 1519 bis zu seinem Tod 1533 Görlitzer Ratsherr war, hatte zum Beispiel Luther in Wittenberg predigen gehört und Caspar Cruciger gebeten, die Predigten zu veröffentlichen.266 Aus den Familien 264

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Vgl. zu Leipzig Knothe (1901), S. 191–202; zu Frankfurt (Oder) Pfotenhauer (1886) sowie Knothe (1895), S. 165–174. Zwischen 1517 und 1540 studierten aus Görlitzer Ratsherrenfamilien acht Söhne in Leipzig, wobei ein Teil derselben oder ihre Brüder auch in Wittenberg studierten. Folgende Görlitzer aus Ratsherrenfamilien (wobei die Zuordnung nicht immer sicher ist) studierten zwischen 1517 und 1540 in Wittenberg: Franz Othman/Uthman (1517), Josephus Clett (1517, bacc. 1519), Peter Frenzel (1517, bacc. 1520), Josephus Voyt/Vogt (1519), Bonaventura Sussekop/Süßkopf (1519) (zuvor 1517 in Leipzig), Valentin Schneider (1519), Hieronymus Frenzel (1519), Balthasar Arnold (bacc. 1519, mag. 1521[?]), Paul Rosenberg (1520), Sigismund Peitzner (1520), Georg Weyder (bacc. 1523), Jakob Rösler (1530, mag. 1535; 1531 auch in Leipzig), Bonaventura Rösler (1530/38, mag. 1542; siehe im Anhang A [1538. November 2.] das Testament des Bürgermeisters Georg Rösler, der seinem Sohn Bonaventura mit 150 mr. das Studium in Wittenberg finanzierte), Wencislaus Waynmann (1532, bacc. 1533[?]), Johannes Göritz (1533; zuvor in Leipzig), Gregorius, Paulus und Thomas Bernhard (=Bernt?) (1534), Bonaventura Rösler (1536, bacc. 1538, mag. und Lehrtätigkeit 1543; vgl. auch den Brief des Görlitzer Rates an Melanchthon in Weber [1913], S. 565 f.), Martin Frenzel (bacc. 1538), Valentin (1540) und Jakob Kommerstadt (1540), vgl. die jeweiligen Jahrgänge im AAV, in Köstlin (1887–91) sowie Knothe (1895), S. 152–164. Johannes Rosenberg, wohl aus der gleichnamigen Ratsherrenfamilie, war 1523 von Luther als Prediger nach Leisnig geschickt worden, vgl. WA Br 8, Nr. 3230, S. 225 f.; WA 10, Nr. 3859, S. 279 f. sowie WA 11, Nr. 4127, S. 121 f. Ambrosius Bernt aus Jüterbog war 1530 Dekan der Wittenberger Universität, 1531 (?) Rektor der Görlitzer Schule, danach wurde er als Professor wieder nach Wittenberg berufen, vgl. Manlius, S. 444 f. und Friedensburg (1917), S. 223 f. Zu weiteren Verbindungen zwischen Reformatoren und Görlitzern vgl. WA 8, Nr. 3391, S. 560 (Franz Herzenberger); WA 7, Nr. 2157, S. 112 ff. (Anna Göritz); WA 9, Nr. 3639, S. 465 und Knothe (1895), S. 159 (Andreas Hinderthür); WA Br 10, Nr. 3848, S. 264 (Peter Lemberg); WA Br 11, Nr. 4075, S. 33 ff. (Christoph Lasius) sowie Weber (1913), S. 564 ff. Siehe zum Wittenberger Medizinstudium des Johannes Sigismund aus Görlitz, der später ein gefragter Arzt in Schlesien und der Oberlausitz wurde, Koch (2007), S. 330 f. Zur Frage »Leipzig oder Wittenberg?« bei der Wahl der Universitäten in der Reformationszeit vgl. Bünz (2008c). Nur als Anekdote sei darauf verwiesen, dass der aus Görlitz stammende Georg Rudel/Rutilius Anastasia Rörer, die Tochter des Luther-Herausgebers Georg Rörer, heiratete, vgl. Apel (1937), S. 223. Vgl. die abgedruckte Widmung in der WA 36, S. XXXI f.: Dem Erbarn und fursichtigen Gregorio Berndt, Ratherrn zu Goerlitz, meinem guenstigen freund. Gnad und fride von Gott durch Christum. Erbar fursichtiger, guenstiger herr und freund, Nach dem jr offt und viel mich gebeten umb die predigten unsers lieben Vaters D. Mart. Luth. von der Christlichen Liebe gethan, so jr selbs alhie gehoeret und sonderlich gefallen dazu habt, und fur noetig achtet auch andern mit zu teilen, Hab ich auff solch ewer bitt und beger die selbigen predigten zu samen gefasset und euch zugefallen und andern (so es begeren) zu dienst lassen ausgehen, Denn ich hoffe, sie sollen vielen nützlich sein, deste stercker zu der rechten Christlichen liebe zu reitzen und auch denen das maul zu stopffen, die nicht auffhoeren, widder die unsern zu schreyen, als lere und halte man nichts von der liebe und guten wercken. Hiemit Gott befolen, Wittemberg, prima Maji. M. D. xxxiij.

3.5 Die »Verwandlung der Religion und Zeremonien« in Görlitz 1525

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der Görlitzer Tuchmacher wurden 1541 sogar drei zu evangelischen Pfarrern für Dörfer der Görlitzer Umgebung berufen und 1543/44 wechselten drei Görlitzer Schulmeister in Landpfarreien.267 Insgesamt wurden in Wittenberg zwischen 1543 und 1560 16 aus Görlitz stammende oder in der Neißestadt tätige Geistliche, Schulmeister oder baccalaurei in evangelische Pfarrämter berufen.268 Einer jener Görlitzer aus der »alten Elite«, der zu Veränderungen bereit war, war Paul Schneider. Der gebürtige Görlitzer war seit 1513 Unterstadtschreiber, 1517 bis 1531 königlicher Richter des Görlitzer Gerichts und seit 1532 bis zu seinem Tod am 28. Juni 1545 Ratsherr.269 1522 und 1526 war er Verweser der Priesterbruderschaft, 1524 Verweser des »Gestifts der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche und seit 1532 mit verschiedenen Amtskollegen bis zu seinem Tod Verweser der Kirchen und Bruderschaften. In dieser Funktion hat er maßgeblich die Umstrukturierung der Görlitzer Kirchenverwaltung mitgestaltet (siehe unten). Aus einigen überlieferten Notizen Paul Schneiders wird ersichtlich, dass er zum einen nicht auf die Zeremonien, Bräuche und Kleriker der alten Kirche verzichten wollte, weil sie einen hohen Beitrag zur sozialen Disziplinierung leisteten, auf der anderen Seite war ihm klar, dass die Kirche das Heil auf dem Weg einer »reformierten Religion« vermitteln müsse. Wollen wir nicht ganz rohe und wüste Christen werden, so müssen wir die Geistlichkeit von den Zinsen und anderen Einkommen erhalten. Wir müssen Personen haben, die uns, was die Seele anbetrifft, zu Gott führen und, wie wir uns halten sollen, lehren. Es dürfen auch die geziemenden Ceremonien nicht abgeworfen werden, sondern sie müssen sein, damit, wie ein Pferd am Zaume geführt werde, der gemeine Mann nicht in ein wüstes unvernünftiges Leben falle und Gehorsam und Untertänigkeit in Liebe und Einigkeit erhalten werden. Ohne die Geistlichkeit kann christliche Ordnung nicht bestehen. Der jetzige Irrtum kann in keinem

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Caspar Creutziger. Siehe auch den Brief Luthers an Stenzel Guldschmidt in Breslau vom 19. April 1535, wo es um die Verlobung der Tochter eines Georgen Bernhards geht, der vielleicht mit dem Görlitzer Gregorius Berndt gleichzusetzen ist, WA Br 7, S. 178 ff., Nr. 2190. Valentin Fischer (nach Ebersbach), Antonius Schöngregor (gen Bertzdorff beim Laubenn [= Lauban?]) und Benedictus Kuna (gen der Schwertaw beim Laubenn [= Lauban?]), alle drei waren Bürger und Tuchmacher aus Görlitz, vgl. Wittenberger Ordiniertenbuch 1537–1560, S. 22 f., Nr. 346, 353 und 354; Collaborator Bartholomeus Kleinstein (nach Sohland), Schulmeister Bartholomeus Regulus (nach Seifersdorf) und Georgius Tilenus (nach Hartmannsdorf), vgl. ebd. S. 34 f., Nr. 524, 538 und S. 39, Nr. 615. Vgl. im Wittenberger Ordiniertenbuch 1537–1560 die Nummern 542 (Bartholomeus Kleinstein), 538 (Bartholomeus Regulus), 615 (Georgius Tilenus), 889 (Balthasar Tittrich [= Dietrich?]), 942 (Johannes Klotz), 961 (Gregorius Endelius), 972 (Donatus Wolff), 1183 (Gregorius Eckert), 1251 (Adam Schultz), 1259 (Johannes Claesel), 1290 (Gregorius Rudolff), 1327 (Nikolaus Biler), 1624 (Abraham Benedictus), 1831 (Sacharias Korber), 1865 (Georgius Ungarus) und 1926 (Johannes Langus). Vgl. zu seiner Biografie Schulze (1895), S. 1–13.

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis Wege in die Länge bleiben. Es wird müssen die Religion von neuem geordnet und reformiert werden. Ohne das wird bei uns Christen eine rechte Heidenschaft erwachsen.270

Man war sich also durchaus der Reformbedürftigkeit der Kirche bewusst, wollte aber nicht einen so radikalen Weg wie Luther einschlagen. Welchen Pfad man allerdings nehmen wollte, wie die »Reformation« im Detail aussehen sollte und welche Rolle die Ratsherren dabei spielen sollten, darüber schien man sich in Görlitz nicht wirklich klar gewesen zu sein. Als Beobachter kann man sich aus heutiger Sicht nicht des Eindruckes erwehren, dass sich der Rat wie überhaupt die Bürgerschaft von den Ereignissen und Entwicklungen der Zeit mehr treiben ließ, als dass sie sie aktiv gestalteten. Dies führte zu einem teils widersprüchlichen Nebeneinander von altgläubigen Traditionen und lutherischen Reformen, in das der Rat nur eingriff, wenn es ihm seiner Meinung nach zu weit ging oder es ihm opportun erschien, die eine oder andere Richtung zu unterstützen. Dazu im Folgenden einige Beispiele: Als am 6. Juni 1534 König Ferdinand I. nach Görlitz kommen sollte, wurden die Ältesten und Geschworenen vor den Rat zitiert und ermahnt, nicht anzufangen in Glaubenssachen zu disputieren und mit den aptrunigen – also den Evangelischen – keine Gemeinschaft zu haben. Das Gleiche wurde danach den Bürgern im Rathaussaal befohlen.271 Der König besuchte dann doch nicht die Stadt. Als er aber am 25. Mai 1538 tatsächlich nach Görlitz kam, bereiteten ihm die Bürger einen grandiosen Empfang. Eine Prozession der mehr als 300 Schüler in »Chorkitteln« und der Geistlichen in ihren Ornaten, Kreuze und Kelche tragend, empfing den Landesherrn und zog ihm voran in die Stadt. Das zur Begrüßung des Herrschers von den Schülern vorgetragene Epigramm hatte der Rektor der Görlitzer Schule, Christoph Lasius, der 1540 von Luther zum Pfarrer ordiniert wurde, verfasst.272 Der Zug endete in der Peterskirche, wo der König am Hochaltar eine Andacht hielt, währenddessen von der Empore in aldir cristlicher gewonheit gesungen und georgelt wurde.273 Die Altäre hatte man geschmückt und auf den Hochaltar die Monstranz mit dem Sakrament gestellt. Dies hatte zwar bei den geistlichen Begleitern des Königs für etwas Verwunderung gesorgt und es war von »Idolatrie« geredet worden, jedoch konnte Johannes Hass alle Zweifel aus der Welt räumen und er versicherte, dass man entgegen allen entstandenen (lutherischen) Irrtümern guten christlichen Glaubens sei.274 Am nächsten Tag besuchte der König die Messe im Kloster, für die der Görlitzer Rat eigens beim Provinzial Benedikt von Löwenberg um den Bruder Michael

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Vgl. das verschollene Urkundenbuch 9, fol. 2 ff. hier zitiert nach Zobel (1926), S. 137. Vgl. das Diarium des Paul Schneider, ediert von Schulze (1895), S. 35. Vgl. Wittenberger Ordiniertenbuch 1537–1560, S. 14, Nr. 217 sowie WA Br 11, S. 36. Vgl. zu Lasius Weber (1913), S. 553 ff. und den dort abgedruckten Brief. Vgl. SRL N. F. 4, S. 372. Vgl. SRL N. F. 4, S. 378.

3.5 Die »Verwandlung der Religion und Zeremonien« in Görlitz 1525

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Hillebrand ersucht hatte.275 Nach zwei Tagen Aufenthalt in der Neißestadt hatte König Ferdinand I. den Eindruck gewinnen können, die Görlitzer seien in der Mehrzahl noch Anhänger des alten Glaubens.276 Dies dürfte aber weniger mit dem schauspielerischen Talent der Görlitzer zu erklären sein, als vielmehr mit dem nach heutigen Maßstäben widersprüchlichen Nebeneinander von vorreformatorischen frommen Ausdrucksformen im repräsentativen Bereich und neuen Glaubensauffassungen im Privaten, was für Zeitgenossen durchaus vereinbar war.277 Eine weitere Anekdote mag die Zwiespältigkeit der nachreformatorischen Frömmigkeitspraxis illustrieren. Zwar hatte der Rat den deutschsprachigen Gottesdienst geduldet, als jedoch der Organist und Ratsherr Johannes Arnold während der Messe, entgegen der Vorschrift, kurz das Orgelspiel aussetzte, damit man den deutschen Worten der Einsetzung des Sakraments besser folgen könne, wurde er aus dem Ratskollegium ausgeschlossen.278 Die Ambivalenz von katholischer Tradition und evangelischer Lehre lässt sich bis ins 18. Jahrhundert beobachten. Noch bis 1683 wurden die katholischen Gesänge der horae de passione domini gesungen, die 1465 gestiftet worden waren, und als 1717 der 200. Jahrestag der Reformation gefeiert wurde, trugen die evangelischen Geistlichen in Görlitz katholische Messgewänder, und es wurden sogar neue nach altem Vorbild angefertigt.279 Selbst die besonderen Feiertage der 275 276

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Vgl. das Bittschreiben in Haselbeck (1925–32), Heft 2, S. 219 (1538. Mai 13.). Vgl. die sehr ausführlichen Schilderungen von Johannes Hass in den SRL N. F. 4, S. 367–379; Jecht (1893b), S. 43–50; Jecht (1926), S. 298 ff. und die Zusammenstellung aus diversen Chroniken in Haselbeck (1925–32), Heft 2, S. 219 f. Lemper (1997), S. 289 spricht vom »Vortäuschen« einer altgläubigen Stadt, initiiert durch den Oberstadtschreiber Johannes Hass, was allerdings nicht den Kern der Sache treffen dürfte. Robert Scribner hat bei seinen Untersuchungen zum nachreformatorischen Lebensalltag betont, dass gerade rituelle Handlungen die Fähigkeit haben, den Alltag durch sinnstiftende Ereignisse zu gliedern und geordnete Beziehungen durch Grenzziehungen zu schaffen, im Fall des Volksglaubens Grenzen zwischen der sakralen und der profanen Welt. Diese Trennung in zwei Sphären schaffte auch der Protestantismus nicht ab. Jenseits der sicheren Grenzen der profanen Welt lauerte das Unbekannte, das liminale Reich des »Anderen«, des »Heiligen«. Vgl. Scribner (2002), S. 229. Bei seinen Beobachtungen zur Frömmigkeitspraxis in der frühen Neuzeit formuliert Molitor (2004), S. 330: Die von den gelehrten Theologen ausgearbeiteten Differenzierungen hatten in der Frömmigkeitspraxis wenig Gewicht. Daran konnten auch die Indoktrinationsanstrengungen der Obrigkeit und Kirchenleitungen nichts ändern. Von Bedeutung war vielmehr der Sitz im Leben, den eine fromme Übung oder ein Ritus hatte. Vgl. Jecht (1926), S. 321, Anm. 1. Nach Mylius, Annales, S. 31 sollen in Görlitz die Worte des Abendmahls erstmals 1542 deutsch gesprochen worden sein: (1542) In natalitiis verba coena primum vernacula lecta sunt. Die lateinischen Gesänge des Gottesdienste sollen 1683 abgeschafft worden sein, vgl. Müller (1895), S. 99, Anm. 160. Vgl. zur Stiftung den Abschnitt 2.1.3 Das »Gestift der Priester« in der Pfarrkirche St. Peter und Paul, S. 258 ff. und zu den Messgewändern Zobel (1938), S. 103. Lemper (1997), S. 290, Anm. 48 verweist auf eine lutherische Abendmahlsdarstellung auf dem Epitaph des Abraham von Nostitz aus dem Jahr 1565 (Städtische Kunstsammlungen Görlitz, siehe S. 294, Anm. 475), die die

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

»alten katholischen Heiligen« wurden noch lange nach der Reformation mit mehreren täglichen Messen begangen.280 Görlitz stand mit diesen Erscheinungen aber nicht allein da. Die Untersuchungen von Robert W. Scribner zu den Auswirkungen der Reformation auf das Alltagsleben haben gezeigt, dass vielerorts im Deutschen Reich die »protestantische Kultur« der frühen Neuzeit durchsetzt war von »katholischen Überbleibseln«, weil sich die Menschen nicht einfach ihres Bedürfnisses nach geheiligten Orten, Zeiten, Personen oder Dingen entledigen konnten.281 Der Görlitzer Rat war offensichtlich nicht gewillt, bereits in den 1520er und Dreißigerjahren einen sichtbaren Schlussstrich unter die alten kirchlichen Verhältnisse zu ziehen. Dies wird allein daran deutlich, dass er sich in Sachen Ehegerichtsbarkeit282 noch dem (katholischen) Offizial in Bautzen unterstellte und keine Kirchenordnung erließ. In einem Brief283 an den Abt von Zelle vom 1. Dezember 1523 schrieb er zwar, wegen der Zustände in der Pfarrei geursacht zu sein, statut und willkorn zu erlassen, bei den ceremonien und gebrauch der kirchen, die bisher vor gut und cristlich angesehen, zu bleiben, jedoch ließ er dem keine Taten folgen, weil er wohl mit der Zeit einsehen musste, dass allein am Alten festzuhalten kein gangbarer Weg war. Erst seit 1565 finden sich in den Stadtstatuten vereinzelt Ratsbeschlüsse zu Kirchenangelegenheiten, eine Kirchenordnung im eigentlichen Sinne gibt es nicht.284 Die von Emil Sehling publizierte »Ordnung für Altaristen von ca. 1530« darf ebenfalls nicht als offizielles Dokument des Rates angesehen werden.285 Diese Schrift ist als loser Bogen ohne jeden Zusammenhang und ohne Da-

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Geistlichen in katholischen Messgewändern zeigt. Vgl. zur Abschaffung der lateinischen Gesänge in Görlitz und Zittau Müller (1895), S. 99, Anm. 160 sowie Stempel (2009), S. 226. Vgl. Zobel (1938), S. 103. Vgl. Scribner (2002), S. 303–330 sowie dessen Beitrag über »Die Wahrnehmung des Heiligen am Ende des Mittelalters« ebd. S. 101–119. Siehe auch die Studie Postel (1978) »Zur Bedeutung der Reformation für das religiöse und soziale Verhalten des Bürgertums in Hamburg« und die Arbeit Herrmann (2000) zur Kontinuität von Frömmigkeitsformen vor und nach der Reformation im Leipziger Land. Für Görlitz werden die »Merkmale protestantischer Frömmigkeit« erstmals konkreter greifbar im Leben und Werk des Martin Moller (1547–1606), der seit 1600 Pastor primarius in Görlitz war, vgl. dazu die »Thesen und Erläuterungen« in Axmacher (1990), S. 337–342. Zur Geschichte der protestantischen Frömmigkeit siehe den Überblick Hölscher (2005), besonders S. 23–29 zur Problematisierung des Begriffs Frömmigkeit. Vgl. dazu Behrisch (2007b), besonders S. 52 ff. Vgl. LM 1523–1526, fol. 50r–51r. Vgl. den Überblick bei Sehling (1909), S. 374–377. Die Passage aus den Stadtstatuten, die die Kirchenordnung betrifft und alle zu haltenden Feiertage aufzählt, ist abgedruckt in Dietmann (1777), S. 126 f. und erneut in Fröde (2008), S. 223. Die erste umfassende Kirchenordnung ist wohl 1617 gedruckt worden (vgl. ebd. S. 127), doch bedarf es hier weiterer Forschungen. Der Beginn der Messen im Winter- und Sommerhalbjahr wurde erstmals (?) 1595 festgelegt, vgl. Trillmich (1914), S. 25. Vgl. Sehling (1909), S. 375 f.

3.5 Die »Verwandlung der Religion und Zeremonien« in Görlitz 1525

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tum überliefert.286 Nichts weist darauf hin, dass es sich um einen Ratsbeschluss handeln könnte. Die Datierung ist paläographisch und durch das Wasserzeichen nicht zuverlässig möglich, allein der Inhalt verweist auf die Zeit nach 1525. Die Almosenordnung von 1552 zeigt, dass man nach der Reorganisation der Kirchenverwaltung auch das Betteln institutionalisiert hatte. Von Bettlern ist gar nicht mehr die Rede, sondern nur davon, an welchen Tagen die bettelvoit welche Stadtviertel zu begehen hatten und wie die eingenommenen Almosen wiederum an die Gassenmeister übergeben werden, die dann Brot und Geld an die Bedürftigen der Nachbarschaft auszugeben hatten.287 Andere Oberlausitzer Städte publizierten ebenso wenig im 16. Jahrhundert Kirchenordnungen, allein Zittau, wo seit 1521 lutherisch gepredigt wurde, erließ 1564 eine Ordnung und der Ort Herwigsdorf 1595.288 In Bautzen begann die Reformation 1523 Fuß zu fassen, jedoch ist die Lage dort eine besondere, weil der evangelisch gesinnte Rat mit dem katholischen Domstift zu einer schrittweisen Einigung über die Nutzung der Pfarrkirche St. Peter kommen musste, die schließlich bis in die Gegenwart von beiden Konfessionen als »Simultaneum« genutzt wird.289 In Lauban wurde seit 1525 evangelisch gepredigt und in Kamenz seit 1524/27, ohne dass Verordnungen erlassen wurden.290 Der Löbauer Rat erließ 1581 eine Willkür, die nur am Rande die Kirchen berührte, lutherische Reformen waren aber schon seit 1527 im Gange.291 Die früheste Kirchenordnung der Oberlausitz ist aus der Standesherrschaft Seidenberg bekannt. Dort führte Joachim von Biberstein 1524 (?) die Reformation und 1542 eine besondere Kirchenordnung ein.292 286

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Die »Altaristenordnung« befindet sich heute im Görlitzer Archiv des Evangelischen Kirchenkreisverbandes Schlesische Oberlausitz, Bestand 32, Parochialverband Görlitz: Az. 384 (alte Signatur Arch. I. A. 38): »Acht Artikel die Abstellung der Winkelmessen und die Verwendung der Altaristen in Görlitz betreffend (nach 1525)«. Vgl. den Abdruck der »Ordnung den armen Leuten das Almosen auszuteilen« in Boetticher (1930), S. 170 f. Vgl. Sehling (1909), S. 378 ff. Die Ordnung ist abgedruckt in Sauppe (1904), Sp. 43 f., siehe auch Stöbe (1912) und Stempel (2009), S. 228. Vgl. zur Reformation in Bautzen den Überblick von Schulz (2004) und zur besonderen Situation des katholischen Domstifts Sehling (1909), S. 373 f.; Blaschke (1996), S. 107 ff. sowie Blaschke/Seifert (2002). Sehling (1909), S. 374 gibt das Datum der ersten Kirchenordnung in Kamenz mit 1691 an. Diese Ordnung druckt Ronneberger (1913), S. 221–237 ab sowie das Bruchstück einer Kirchenordnung (ebd. S. 237 ff.), die er auf die Zeit zwischen 1561 (der Rat erhält das Patronat der Pfarrei) und 1566 datiert. Vgl. Sehling (1909), S. 377 f. Zur Reformation in Löbau vgl. Seeliger (1908), Sp. 34 ff. Vgl. Sehling (1909), S. 365 f. Zu den in diesem Abschnitt genannten Jahreszahlen zum Beginn der Reformation vgl. mit weiteren Beispielen der Ober- und Niederlausitz den Überblick von Blaschke (1996), S. 99 ff. und die ausführliche Darstellung von Müller (1801); Neumann (1860), S. 266–282; Bönhoff (1914) und Rosenkranz (1917); siehe zum letztgenannten die kritische Rezension im NLM 93 (1917), S. 174 ff., die zahlreiche Berichtigungen und Ergänzungen

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

Eine fehlende Görlitzer Kirchenordnung der Reformationszeit ist somit kein Einzelfall, sondern veranschaulicht vielmehr die Gesamtsituation der Oberlausitzer Städte, für die Görlitz nur beispielhaft steht. Da die Ständeversammlung keinen Beschluss zur Religionsfrage in der Oberlausitz verfasste, wurde dieses Problem auf der Ebene der Grundherrschaft gelöst.293 Dass der Rat betreffs der inhaltlichen Ausgestaltung von Gottesdiensten, Liturgie, Abendmahl, Beichte und Frömmigkeitspraxis keine eindeutige Stellung bezog, lag vor allem an den außenpolitischen Interessen der Stadt bzw. am Desinteresse des Landesherrn. König Ludwig II. war besonders seit 1521 mit der Abwehr der »Türkennot« beschäftigt, bei der er wie sein Nachfolger Ferdinand I. vor allem auf Geldzahlungen aus der Oberlausitz angewiesen war. Ludwig II. sandte zwar 1519, 1524 und 1525 Aufforderungen an die Städte, nicht vom alten Glauben abzufallen, gegenteiliges Verhalten wurde jedoch nicht sanktioniert.294 Nach König Ludwigs II. Tod am 29. August 1526 wurde Ferdinand I. König von Böhmen und Ungarn und somit das Haus Habsburg Landesherr der Oberlausitz. Nach der Anerkennung des Königs durch die Oberlausitzer Städte am 24. Februar 1527 wurden diesen ihre Privilegien aber nicht bestätigt.295 Der Adel hatte es erreicht, dass vor dem König erst zahlreiche Streitpunkte zwischen dem Adel und den Sechsstädten geklärt werden mussten. Der Streit, der seit dem 14. Jahrhundert immer wieder ausbrach und meist zugunsten der Städte ausging, betraf in den Hauptpunkten die Obergerichtsbarkeit, die prozentuale Verteilung des Steueraufkommens, die Bierfuhre und die Stimmenverteilung in der Oberlausitzer Ständeversammlung. Die Görlitzer waren für einen günstigen Ausgang der Verhandlungen auf das Wohlwollen des Königs und seiner Beamten angewiesen und konnten es sich nicht leisten, eine eindeutig evangelische Stellung zu beziehen, zumal Ferdinand I. bereits 1526 die Oberlausitzer ermahnt hatte, zu den alten Zeremonien zurückzukehren.296 Des Weiteren hatte der Landesherr vom Görlitzer Rat gefordert, für die Entfernung der evangelischen Prediger Sorge zu tragen, was der Rat bekanntlich nicht tat.297 Mit dem ersten Prager Vertrag von 1530 erlitt Görlitz eine schwere Niederlage in allen Verhandlungspunkten, die erst 1533 durch die Bestätigung aller Privilegien der

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bringt. Zu Kamenz vgl. Knobloch (1999). Herzog (1959), S. 83 gibt für die Sechsstädte folgende Jahre für die ersten Kirchenordnungen an: Kamenz 1564, Zittau 1564, Lauban 1613, Görlitz 1617, Bautzen 1633 und Löbau 1648. Vgl. zur Oberlausitzer Verfassung die Einleitung oben S. 13 ff. Vgl. VOU Heft 9–12, S. 112 (1519. Februar 27.); S. 130 (1524. Oktober 4.) und RGBS 2, S. 131 (1525. Dezember 12.). Der Brief von 1524 nach einer Abschrift aus Varia 232, S. 182–183 ist abgedruckt in Hoche (2009), S. 5, Anm. 21. Siehe zum Verhältnis von Landesherrschaft und Reformation in der Oberlausitz den Überblick von Hoche (2009), besonders ebd. den Abschnitt 2.3 und die in Rothkegel (2000), S. 191 f. abgedruckten königlichen Befehle an die Oberlausitzer Sechsstädte aus dem Jahr 1538. Vgl. die ausführlichen Schilderungen in Jecht (1926), S. 279 ff. Vgl. VOU Heft 13, S. 134. Vgl. zu diesem und folgenden königlichen Mandaten Zobel (1936), S. 164 f.

3.5 Die »Verwandlung der Religion und Zeremonien« in Görlitz 1525

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Sechsstädte aufgehoben und durch den zweiten Prager Vertrag im Wesentlichen bestätigt wurden. Allein im Bereich der Obergerichtsbarkeit musste man dem Adel Zugeständnisse machen. 1544 wurde das Görlitzer Gericht in seiner Selbständigkeit weiter beschnitten, indem ihm der Landvogt als Vertreter des Landesherrn beigesetzt wurde.298 Die Folgen des sogenannten Pönfalls von 1547 trafen die Stadt, wenn auch nur kurzfristig, viel härter. Sie wurde all ihrer Freiheiten und Privilegien beraubt, der Rat und alle städtischen Ämter wurden durch königliche Kommissare besetzt. Erst 1557 fand wieder eine freie Ratskür statt.299 Das Fehlen einer Görlitzer Kirchenordnung ist also kein Überlieferungsproblem, sondern ein Ergebnis der spezifischen lokalen und außenpolitischen Verhältnisse, die zwar alle Sechsstädte früher oder später die Reformation einführen ließ, diese aber nicht durch formelle Akte bekräftigten, sondern immer wieder eine abwartende Haltung einnahmen, um dem Landesherrn keinen Vorwand für Eingriffe zu bieten.300 Andererseits leisteten die Städte den Anordnungen, die alten Verhältnisse wieder herzustellen, nicht Folge und Ferdinand I. musste die Städte in gewisser Weise gewähren lassen, um seine Geldforderungen an Steuern und Türkenhilfe durchzusetzen. In Görlitz war darüber hinaus eine neue Kirchenordnung nicht nötig, weil der Rat schon vor der Reformation das Kirchenregiment fest in seiner Hand hatte. Das heißt, dass die Kompetenzen innerhalb der Görlitzer Sakraltopografie vor allem in Bezug auf Ämterbestellung und Vermögensverwaltung der Kirche bereits klar umrissen waren und keiner weiteren schriftlichen Fixierung bedurften. Ein Blick auf die Nachbarterritorien zeigt, wie die dortigen politischen Rahmenbedingungen zu ganz anderen Verhältnissen führten. In Breslau zum Beispiel wurde schneller und eindeutiger Position bezogen. 1523 wurde der erste evangelische Geistliche berufen und 1524 erklärte der Rat, nur noch die neue Lehre zulassen zu wollen. Eine erste Schul- und Kirchenordnung wurde 1528 publiziert.301

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Vgl. SRL N. F. 4, S. 100–391; Kämmel (1874), S. 153–170 und Behrisch (2005), S. 48–52. Vgl. ausführlich zum Pönfall und seinen Folgen Pietsch (1935), den Sammelband Pönfall (1999), Herrmann (2002) und den prägnanten Überblick in Behrisch (2005), S. 52–63. Eine allmähliche Einschränkung der Autonomie der Oberlausitz hatte sich bereits seit den ersten Herrschaftsjahren Ferdinands I. angekündigt. Der Pönfall war aus Habsburger Sicht eine lang erwartete Möglichkeit, die Herrschaftsintensivierung in der Oberlausitz voranzutreiben, vgl. dazu besonders Fickenscher (2006). Vgl. zur Besetzung der Ämter, die die Kirchen, Hospitäler und Stiftungen verwalteten, Scultetus, Kürbuch, fol. 115v (anno 1547), 116v (anno 1556) und 117r (anno 1558). Seit 1552 konnte der Rat seine Mitglieder zwar wieder selbst wählen, er musste aber die Bestätigung der königlichen Kommissare einholen. Nach dem Regest in Neumann (1847), S. 40 erhielt der Rat erst am 20. Juni 1559 von Kaiser Ferdinand I. die freie Wahl und Ratskür zurück. Vgl. zu den Kirchenordnungen S. 378. Vgl. den Abdruck in Sehling (1909), S. 396–400. Eberlein (1898), S. 217 gibt die erste Gottesdienstordnung in Breslau mit um 1550 an.

382

3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

3.5.2 Die Umstrukturierung der Görlitzer Kirchenverwaltung Die offensichtlich indifferente Haltung des Görlitzer Rates in der Religionsfrage und sein innen- wie außenpolitisches Lavieren wirkten sich nicht auf die straff geführte Verwaltung der Stadt aus. Wie schon oben angegeben, erahnte der Rat seit 1525 die bedrohlichen Ausmaße, die die Diebstähle, Veruntreuungen oder Fluchten von Mönchen und Altaristen, die Johannes Hass zum Teil für »ungelarte Gesellen«302 hielt, noch nehmen könnten.303 Aus seinem Selbstverständnis heraus, Schutzherr über das Eigentum der Stadt und der Bürger zu sein, versuchte der Rat, das Verbliebene zu retten. Der Ratsherr Paul Schneider rechtfertigte das Eingreifen des Rates explizit damit, dass die beachtlichen Werte (Priesterzinsen, Stiftungen etc.) durch die Stadt und ihre Bürger geschaffen worden waren und nun für diese gesichert werden müssten.304 Dabei erwiesen sich die engen Verbindungen zwischen dem Rat und den Bruderschaften in den Jahren nach 1525 aus der Sicht der städtischen Vermögenssicherung als Glücksfall. Da die Einführung der Reformation in Görlitz, abgesehen vom Aufbegehren der Tuchmacher, in sehr ruhigen Bahnen verlief und es weder zu einem Bildersturm noch zu größeren personellen Umwälzungen im Stadtrat kam, konnten sich erfahrene Juristen und Verwaltungsfachleute wie Paul Schneider und Daniel Göritz mit ihren vorreformatorischen Erfahrungen bei der Verwaltung der Bruderschaften an eine allgemeine Verwaltungsreform des Görlitzer Kirchenwesens machen. Die Quellen berichten zwar kaum Details zur Umstrukturierung der Verwaltung, sie ist aber deutlich aus den Görlitzer Quellenbeständen abzulesen. Zuerst fällt auf, dass 1525 der Posten eines »Verwesers der Kirchen« geschaffen wurde, der wie üblich mit zwei Amtsträgern besetzt wurde und wahrscheinlich als eine Art Oberaufsicht über alle verwaltungstechnischen Angelegenheiten der Görlitzer Kirchen und des Klosters zu verstehen ist. Die Namen der Prokuratoren zeigen die personelle Kontinuität aus den Jahren vor der Reformation an.

302 303

304

Vgl. SRL N. F. 4, S. 305. Johannes Hass erwähnt diese Vorkommnisse erstmals in den 1530er Jahren (SRL N. F. 4, S. 235 f. und 300 f.), doch deuten andere Quellen auf das Jahr 1527, vgl. Zobel (1926), S. 165, Anm. 2. Siehe auch ebd. S. 200 ff. die ausführlichen Zitate des Ratsherrn Paul Schneider zu gestohlenen Kleinodien. Die Liste (Tabelle 7, S. 383) der neugeschaffenen Prokuratorenämter zeigt aber, dass der Rat schon 1525 erste Maßnahmen ergriff, um das Vermögen der Kirche zu schützen. Vgl. den Abdruck einer längeren Passage aus den Aufzeichnungen des Paul Schneider in Zobel (1926), S. 200 ff.

3.5 Die »Verwandlung der Religion und Zeremonien« in Görlitz 1525

383

Tabelle 7:

Prokuratoren und Verweser der Kirchen ab 1525305

1525–28 1525–28 1525–33 1528–32 1528–36 1532–45 1533–38 1535–45 1536–45 1545

Peter Thiele (Ratsherr seit 1508, seit 1519 mehrfach Bürgermeister) Michael Wentscher (Priester) Daniel Göritz (Ratsherr seit 1507) Magister Martin Eisenmenger (Ratsherr seit 1513) Leonhard Möller (Priester) Paul Schneider (Ratsherr seit 1517) Johannes Wolmerstet (Ratsherr seit 1513) Magister Jakob Rösler306 (Ratsherr seit 1538, seit 1546 Bürgermeister) Andreas Schöps307 (Priester) Valentin Ritter (Ratsherr [?])

Sehr auffällig ist, dass in der Anfangszeit der neuen Prokuratoren drei statt zwei Personen die Amtsgewalt innehatten. Eine Art Oberaufsicht wird der Bürgermeister Peter Thiele geführt haben, der zu den konservativ altgläubigen Ratsherren gehörte und über jeden Zweifel erhaben war, in den aus damaliger Sicht ungewissen Zeiten, alles zur Rettung der alten Kirche im Rahmen des Möglichen zu tun.308 Ihm zur Seite stand Daniel Göritz. Er war seit 1500 in verschiedenen Verwaltungsämtern für die Kirche tätig gewesen und einer der besten Kenner der Verwaltungs- und Finanzstrukturen der Görlitzer Bruderschaften, deren Kapitalien und Zinsbriefe es in die Zukunft zu überführen galt.309 Als dritter Amtsträger wurde Michael Wentscher ernannt. Auch er hatte seit 1506 mehrfach der Priesterbruderschaft vorgestanden, war selbst Priester und als Sohn einer alteingesessenen Familie mit dem Rat eng verbunden.310 Er selbst und ein Bruder (?) namens Valentin hatten Altäre inne und von daher ebenso ein privates Interesse, die Finanzverwaltung der Kirche zu reorganisieren und für das Einnehmen der Zinsen zu sorgen.311

305 306 307 308 309 310 311

Vgl. Varia 221, fol. II. Vgl. zur Familie Rösler in Görlitz Pietsch (1935), S. 67, Anm. 95. Nach Knauth (1753), S. 8 soll er 1472 geboren worden sein und war seit 1498 Priester bzw. Kaplan in Görlitz. Er soll mit 84 Jahren am 28. Januar 1556 gestorben sein, er hinterließ zwei Söhne. Peter Thiele war seit 1508 Ratsherr und seit 1519 mehrfach Bürgermeister, er starb am 13. September 1535. Vgl. zu Daniel Göritz oben S. 233. Zur Geschichte der Familie Wenscher/Wentscher vgl. Wentscher (1916). Vgl. NPB fol. 3r–v: Michael Wentscher erhielt Einkünfte vom Altar Marie Empfängnis, 2. Ministerium, in der Peterskirche und vom Marienaltar der Frauenkirche, Valentin Wentscher besaß den Altar S. Spiritus im Hl.-Geist-Hospital.

384

3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

Eine erste Revision des Görlitzer Kirchenvermögens führten die neuen Prokuratoren nach der Ratskür 1525 durch.312 Dazu wurde in Anwesenheit des Ratsherrn Magister Martin Eisenmenger ein Verzeichnis der Zinsbriefe aus der Truhe der Sakristei in der Peterskirche angelegt, dass auf 13 nur wenig beschriebenen Blättern selten mehr als den Altar und den dort tätigen Altaristen nennt.313 Ein zweites Verzeichnis, welches als »Altes Urbarium« oder »Notitia possessorum beneficiorum« bezeichnet wird, legte man 1527 an. Dieses beinhaltete, nach Altären und Altaristen aufgeschlüsselt, alle Grundstücke und Personen außerhalb von Görlitz, die an die Peters-, Nikolai- und Frauenkirche sowie an die Kapelle des Heilig-Geist-Hospitals Zinsen zu zahlen hatten.314 Diese Liste spiegelt jedoch nicht die vollständigen Einkommensverhältnisse der Görlitzer Kirchen wieder. Vielleicht waren sie nur als Handreichung für die Kanzlei gedacht, die auf dieser Grundlage die Mahnbriefe an die säumigen Zahler auf dem Lande verschickte. Über Details zu den Zinsverträgen gaben doch immer noch die Stadtbücher, und dort besonders die Libri obligationum, Auskunft. Die stark zurückgegangenen Zinseinnahmen, vor allem aus vorreformatorischen Seelgerätstiftungen, veranlassten den Rat 1532, für deren Einnahme und Verwaltung ein spezielles Amt zu schaffen, das der »Versorger der Priesterschaft, Gestifte und Hospitäler«. Dieses wurde ebenfalls kollegial besetzt und teilweise in Personalunion mit dem Amt eines »Prokurators der Kirchen« geführt. Sein Terminus schwankt stark in den Quellen, doch scheint es, dass dessen Träger dezidiert die sogenannten Priester- und Stiftungszinsen verwalteten.

Tabelle 8:

Versorger der Priesterschaft, Gestifte und Hospitäler315

1532 1533 1533 1533

Daniel Göritz und Paul Schneider (Versorger der Priesterschaft)316 Paul Schneider (Versorger des Gestifts)317 Johannes Wolmerstet und Paul Schneider (Vorsteher der Bruderschaft)318 Paul Schneider (Versorger der Gestifte und Bruderschaften der Priester)319

312 313 314 315 316 317 318 319

Vgl. Original der Priestergelder 1533, fol. Ir (b) und SRL N. F. 4, S. 235 f. Zur Beschlagnahmung der Kirchenkleinodien vgl. Urkundenbuch 9, fol. 2 und Zobel (1926), S. 200. Vgl. »Register über die Altaristenzinsbriefe 1525«, OLB Archiv XIII 1. und Jecht, Quellen, S. 162. Vgl. »Altes Urbarium 1527«, auch »Notitia possessorum beneficiorum« (= NPB), RA Görlitz, Reponierte Akten XIV a, Nr. 3, Aktenverzeichnis I 75 b und Jecht, Quellen, S. 162. Die in Klammern stehenden Worte geben die Amtsbezeichnung laut Quelle wieder. Vgl. LO 1520–1550, fol. 20r–v. Vgl. LO 1520–1550, fol. 22v. Vgl. LO 1520–1550, fol. 16v. Vgl. LO 1520–1550, fol. 23r.

3.5 Die »Verwandlung der Religion und Zeremonien« in Görlitz 1525

1535 1538 1540 1540–42 1543 1545/56 1552–55

385

Johannes Wolmerstet und Paul Schneider (Versorger der Priesterschaften und der Gestifte)320 Magister Jakob Rösler (Vorsteher der Priesterschaft und Gestifte)321 Paul Schneider und Magister Jakob Rösler (Versorger der Gestifte und der Hospitäler)322 Paul Schneider und Magister Jakob Rösler (Versorger der Priesterschaft, Hospitäler und Gestifte)323 Paul Schneider und Magister Jakob Rösler (Versorger der Priesterzinsen)324 Peter Ritter (Versorger der Gestifte)325 Magister Jakob Rösler und Georg Weider (Versorger der geistlichen Gestifte zu Görlitz)326

Um rechtliche Sicherheit für seine Tätigkeit zu gewinnen, hatte Paul Schneider als neuer »Versorger«, ganz Jurist wie er war, Anfang 1533 beim Gerichtsoberhof in Magdeburg angefragt, wie man sich in Sachen der »geistlichen Zinsen« verhalten solle.327 Die Schöffen schrieben zurück, dass gemäß der alten Zinsbriefe, so sie besiegelt und materiell unversehrt seien, egal wie lange nichts mehr gezahlt oder gefordert worden sei, die Priesterzinsen von Rechts wegen bezahlt werden müssten.328 Der Adel wiederum hatte argumentiert, dass er nicht mehr zahlen müsse, weil für die Zinseinnahmen von der Stadt keine Gegenleistungen mehr erbracht würden, doch der Rat führte dagegen ins Feld, dass er die Erträge anderen guten Zwecken zukommen ließ: Ab auch die ceremonien mit der pristerschafft zum theil gefallen, so wurden doch die zinze der geistlichen, die von uns und unsern communen gekaufft, zu andern guttigen sachen und underhaldung der armen gewant und ausgeteilet.329

Für den Rat schien die Sache damit auch schon geklärt zu sein. Von langwierigen Verhandlungen oder gar Gutachten zur Frage, ob und wie man Stiftungsgelder

320 321 322 323 324 325 326 327 328 329

Vgl. LO 1520–1550, fol. 24v und 25r. Vgl. LO 1520–1550, fol. 27v–28r. Vgl. LO 1520–1550, fol. 30r–v und 31r. Vgl. LO 1520–1550, fol. 31r–v und 40r–42r. Vgl. LO 1520–1550, fol. 42r. Vgl. Gondolatsch (1927), S. 349. Vgl. LO 1520–1550, fol. 52v–53r. Vgl. den Brief im LM 1528–1534, fol. 397, Anfrage vom 11. Januar 1533. Vgl. den Abdruck des Magdeburger Schöffenspruchs Nr. 460 in Neumann (1851), S. 338 f. Vgl. Neumann (1851), S. 338 f. Siehe auch Jancke/Richter (1802–10), hier »Fünfter Beytrag«, wo in Bezug auf die Umwidmung der Priesterzinsen ausführlich aus den Aufzeichnungen des Ratsherren Jakob Rösler († 2. Februar 1558) zitiert wird.

386

3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

umwidmen dürfe, wie dies in Nürnberg330 oder Memmingen331 sehr gut belegt ist, wurde in Görlitz offenbar keine Diskussion geführt. Der Rat sah sich, wie die Kapitel eins und zwei bereits ausführlich dargelegt haben, stets als oberster Sachwalter über den »Gemeinen Nutzen« und beanspruchte für sich die Interpretations- und Entscheidungshoheit über Stiftungszwecke und deren mögliche Umwidmung.332 Einzig der Meißner Bischof protestierte gegen das Vorgehen des Görlitzer Rates und verlangte 1539 die Wiedereinsetzung der Altaristen. Dies wies der Rat zurück, denn er habe nur »Apostaten« abgesetzt und viele Altaristen seien unerlaubt unter Mitnahme der Zinsbriefe und Kleinodien entwichen.333 Im gleichen Jahr verlangte König Ferdinand I. Einblick in die Görlitzer Finanzlage bezüglich der »Geistlichen Zinsen«.334 Die Übergabe der geforderten Register zögerte der Rat aber beharrlich hinaus und schrieb an den König, dass man wegen der »Zerrüttung der Geistlichkeit« die verbliebenen Einnahmen zur Versorgung der Hospitäler, des Predigers, des Schulmeisters, der Bakkalaurei, der Kapläne, Organisten etc. – also für den Gemeinen Nutzen – verwendet habe, eines der wichtigsten Argumente übrigens, mit dem die Protestanten auf den Reichstagen die Umwidmung von Kirchengut recht330

331

332

333 334

Vgl. Boockmann (1998) und die Gutachten von Andreas Osiander d. Ä. zur Umwidmung von Stiftungen oder der Rückzahlung von Stiftungskapitalien an die Familien der Stifter in Osiander 1, Nr. 35: Ratschlag über die Stiftungsordnung Matthäus Landauers (1525. Januar 30.), S. 434–437; Nr. 37: Ratschlag über die Landauersche Stiftungsordnung (1525. Februar, zwischen 11. und 17.), S. 449 f.; Nr. 38: Ratschlag über die Rückforderung einer Stiftung (1525. vor Februar 17.), S. 451– 453 sowie in Osiander 2, Nr. 44: Gutachten über die weltliche Obrigkeit (1525. März/April), S. 51– 65; Nr. 49: Ratschlag zur Rückforderung einer Stiftung durch Barbara Querichsfelder (1525. Mai 2.), S. 108–111; Nr. 59: Gutachten zur Rückgabe von Stiftungen (1525. zwischen November 1. und 27.), S. 176–194; Nr. 62: Ratschlag zur Entrichtung von Zinsen (1525. November 21.), S. 204–214; Nr. 67: Ratschlag über Stiftungsrückforderung durch Peter Imhoff und Hans Kiefhaber (1526. Januar 2.), S. 231–241; Nr. 68: Gutachten über die Zeremonien (1526. Februar 5.), S. 242–295; Nachtrag Nr. 4a: Ratschlag zur Besetzung einer Pfründe (1523. Juni 1.), S. 595–598. Siehe den Streit um den Stiftungsvollzug der Vöhlinschen Prädikatur bei St. Martin in Memmingen nach der Reformation, der mit zwei Vergleichen endete und dem Rat die Umwidmung der Stiftungsgelder erlaubte, in Scheller (2000), besonders S. 271 ff. Eigentliche Ursache des Streits war hier der Umstand, dass sich der Patronatsherr der Stiftung und der Stadtrat als ausführende Instanz in entgegengesetzten religiösen Lagern befanden, die jeweils versuchten, »das Terrain des eigenen konfessionellen Lagers auszudehnen« (ebd. S. 278). Siehe zum Beispiel oben die Umwidmung der Oertelschen Stiftung S. 195 ff. Der Görlitzer Rat stützte sich dabei höchstwahrscheinlich, ohne dass dies bisher explizit nachgewiesen werden kann, auf die protestantischen Positionen zu den Reichstagsabschieden seit 1529, die Kirchengut im Allgemeinen und Benefizien, Pfründen, Stiftungen und Klöster im Besonderen berührten. Vgl. zu diesen Aspekten der Reichstagsabschiede ausführlich Sieglerschmidt (1987), S. 130–146. Vgl. die abgedruckten Briefe in Zobel (1926), S. 228 ff. Vgl. SRL N. F. 4, S. 319 f., 322 ff. und 329; Urkundenbuch 6, fol. 93r–v, Nr. 87; VOU Heft 9–20, S. 153 sowie Zobel (1936), S. 165. Bereits König Ludwig II. hatte wohl von allen Oberlausitzer Städten gefordert, ein Verzeichnis aller geistlichen und weltlichen Güter bei der königlichen Kammer einzureichen, vgl. die Mahnung an den Bautzener Rat vom 27. August 1522 in Arras (1893), S. 15.

3.5 Die »Verwandlung der Religion und Zeremonien« in Görlitz 1525

387

fertigten.335 Der König hatte erst einmal dagegen keine Einwände und ließ die Sache auf sich beruhen.336 Der Rat hatte so alle Versuche der Einmischung von außen erfolgreich abwenden können. Mit der gleichen Begründung wollte er dann die Kleinodien des Klosters einziehen, dies war jedoch nicht so einfach möglich, denn der Landesherr machte hier seine Ansprüche geltend. Bereits 1529 war deren Einzug zugunsten der Krone für die Kriege gegen die Türken gefordert worden.337 Paul Schneider hingegen vertrat die Meinung, dass sie der Stadt gehörten.338 Seit 1537 hatte König Ferdinand I. zweimal die Inventarisierung aller Kirchenkleinodien und Berichterstattung darüber angeordnet, doch erst 1544 wurden die verbliebenen Kleinodien, deren Wert auf 297 ½ mr. geschätzt wurde, von königlichen Kommissaren inventarisiert, verpackt und versiegelt.339 Ein Jahr später bat der Rat den König, die Kirchenschätze zum Bau der geplanten steinernen Neißebrücke verwenden zu dürfen.340 Als der König dies gestattet, begann man 1545 mit dem seit 1536 geplanten Bau.341 Dabei wurde der Wochenlohn, wie den bisher geschehn, von den Prokuratoren der Priesterzinsen ausgezahlt, die Kleinodien wurden jedoch nicht angetas-

335

336 337 338 339

340 341

Vgl. den Abdruck des Görlitzer Briefs in Zobel (1926), S. 231 f. Zu den protestantischen Positionen bezüglich des Kirchenguts auf den Reichstagen seit 1529 vgl. Sieglerschmidt (1987), S. 130–172, hier S. 145 f. und 165 ff. Siehe auch Angenendt (2005), S. 123 f., der darlegt, dass man sich bei der Umwidmung von Kirchengut argumentativ auf das altchristliche Prinzip bezog, dass Kirchengut eigentlich Armengut sei. Anders gelagert ist die Sache allerdings bei der großräumigen Konfiszierung kirchlicher Güter, die einzig dazu dienten, den Staatshaushalt einiger Landesherren zu sanieren. Vgl. ausführlich zum Thema »Enteignung oder Umwidmung?« Klueting (1996), zur »Reformation als Rechtsbruch« Brady (2005), »Zum Umgang mit dem Kirchengut im alten Reich« Müller (2005), die Zusammenhänge von »Reformation und Staatsfinanzen« im ernestinischen und albertinischen Sachsen in Schirmer (2008) und zu den »Church Robbers and Reformers« Ocker (2006). Vgl. VOU Heft 9–20, S. 153 und Zobel (1936), S. 165. Vgl. SRL N. F. 4, S. 308. Vgl. Schulze (1895), S. 49. Vgl. zu den Anordnungen des Königs RGBS 3, S. 63 f.; VOU Heft 13, S. 149 und Schulze (1895), S. 67 f., ebd. eine detaillierte Liste der Kleinodien. Siehe auch Urkundenbuch 9, fol. 22 f.; Pietsch (1935), S. 55 ff.; Zobel (1941), S. 61 und Wenzel (2008b), S. 173 ff. sowie 180 f. Problematisch sind allerdings die von Pietsch und Wenzel im Zusammenhang mit den Kirchschätzen verwendeten Begriffe »Priestergelder« und »Kirchenvermögen«. Diese suggerieren eine von den städtischen Finanzen unabhängige Vermögensverwaltung der lokalen Kirche und den Besitz von großen Geldmengen durch die Görlitzer Kirchen und das Franziskanerkloster. Dass dem nicht so war, wird in Kapitel 3.5.2, S. 382 ff. ausführlich dargelegt. Vgl. LM 1544–1548, fol. 115r (1545. August 21.) und fol. 178 f. (1545. September 28.) sowie Arnold-Geierhos (2002), S. 62. Vgl. SRL N. F. 4, S. 367 und Arnold-Geierhos (2002), S. 62; siehe zu den Kleinodien des Klosters ausführlich Zobel (1912) und im Görlitzer Ratsarchiv die »Acta die Säkularisation des Franziskanerklosters in Görlitz betreffend, 1544–1665«, ehemals OLB L I 266, jetzt RA Görlitz, Varia 223.

388

3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

tet.342 Erst im Jahr 1665 wurde die 1544 versiegelte Kiste mit den Kleinodien wieder geöffnet und ein Jahr später der gesamte Schatz eingeschmolzen, wofür die Stadt 2.217 th. und 14 gr. erhielt.343 Als zweite wichtige Amtshandlung legte Paul Schneider 1533 ein vollständiges, ca. 300 Blatt umfassendes Verzeichnis an, das alle Grundstücke und Personen mit dem Stand von 1534 aufführt, die Zinsen an die Görlitzer Kirchen, Kapellen und Bruderschaften zu zahlen hatten – das sogenannte »Original der Priestergelder«.344 Es wurden die Verpflichteten, ihre Wohnorte, die Empfänger, zumeist das Datum des Stiftungsbriefs, die Hauptsummen, Zinsen und Zahlen zu Rückständen oder Ablösungen eingetragen. Wenn möglich wurde angegeben, in welchem Stadtbuch der Originalzinsvertrag zu finden ist. Es werden Bürger (nicht nur Görlitzer) wie auch der Adel mit seinen Untertanen aufgeführt.345 Die letzten Vermerke stammen aus dem Jahr 1555. Alfred Zobel, der dieses Buch 1925 für seine »Reformationsgeschichte« benutzte, zählte etwa 173 zinspflichtige Ortschaften und 620 verpflichtete Personen.346 Nach einer Zusammenstellung vom 30. November 1544 betrug die Summe des zu verzinsenden Kapitals aller Zinsbriefe 8.288 ½ mr. 12 gr., 500 fl. ung. und 318 fl. rh. Als Bemerkung zu dieser Zusammenstellung schrieb der Prokurator: Daran werden kaum dy zinse gegeben von 2793 ½ mr.347 1527 soll das Kapital noch 11.545 mr., 717 fl. ung. und 158 fl. rh. betragen haben. Diese Zahlen machen deutlich wie hoch der Aufwand war, erst einmal alle Informationen zu den Zinsen zusammenzutragen, sie ständig zu aktualisieren und die Außenstände einzumahnen. Nimmt man die Zahlen von 1544, dann wurden nach dem neuen Zinssatz von 5 % nur etwa 140 mr. an Zinsen eingenommen, die bei weitem nicht für die Besoldung der Geistlichen, des Schulpersonals, zur Unterstützung der Franziskaner, der Hospitäler oder Armen ausgereicht hätten. Es ist daher verständlich, dass der Görlitzer Rat nicht locker ließ, ausstehende Zinsen einzutreiben und Schuldner gegebenenfalls zu verklagen. So bedrohte er zum Beispiel 1527 Bauern in Schönborn mit der Acht, falls sie nicht zahlen sollten.348 Wie deprimierend in der Mitte der 1530er Jahre die Finanzlage der Görlitzer Geistlichen gewesen sein muss, lässt eine Äußerung Paul Schneiders von 1537 erahnen:

342 343 344

345 346 347 348

Vgl. SRL N. F. 4, S. 299. Vgl. zum Bestand der Kleinodien auch nach 1545 Zobel (1912), S. 187 ff. und Pietsch (1935), S. 56–58. Vgl. Wenzel (2008b), S. 186 f. Vgl. »Original der Priestergelder 1533«, ehemals im Evangelischen Kirchenarchiv Görlitz, jetzt RA Görlitz, Varia 221; vgl. dazu Jecht, Quellen, 161 f., das ebd. S. 162 unter »3.« angegebene Buch gilt derzeit als Kriegsverlust. Vgl. die »Benutzerhinweise« von Paul Schneider ebd. fol. IVr–VIr. Vgl. Zobel (1925), S. 152 ff. Vgl. Zobel (1925), S. 154 f. Vgl. Urkundenbuch 6, fol. 71r–v, Nr. 66.

3.5 Die »Verwandlung der Religion und Zeremonien« in Görlitz 1525

389

Ab man wolde sagen, es wern zu Gorlitz vil beneficien gewest, das ist war. Ir ist fast bis in 47 gewest. Manches hat ein jahr kaum 3, 4, 5, 6, 10 mr. gehabt, und keins, das übr 40 mr. de manu hat gehabt. Sunder dy accidentalia seyn gut gewest. Manche tag kommen 2, 3, 4 anniversaria. Die beging man alle mit eyner vigil und mit einer selmeße. So wart von itzlichem anniversario itzlich prister 3 gr., das brachte manchen tag eynem 12 gr. Dazu hatte [man] dy votiven. Nam der auch 1, 2, 3 zusam, was auh aufs wenigste eyn tagk 4 gr. Item, wen sy preces hylden, pro funere, pro spolio gingen, beichte herrn und dergleichen, trugk alles gelt. Gingen sie zu einem kranken, was alles gelt. Hatten weyte aermel, nichts umsonst! So nu das fegefeuer ausgeloschen, die verstorben faul sein worden, komen nymmer under, das opfer ist abgefallen, almus geben ist umbgestoßen und andere gütliche ausgabe vor nichtigk geworden, mus nu dy geistlichkeit undergehen und kan nicht mer erhalden 349 werden. Denn alles uff betteley gericht was!

Das größte Problem der Prokuratoren war das schon erwähnte Ausbleiben der Zinseinnahmen vom Lande bzw. die Weigerung des Adels, seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, die auf vorreformatorischen Hypothekenverträgen beruhten.350 Erstmals seit 1522 häuften sich diesbezüglich die Schreiben der Görlitzer Kanzlei, in denen »versessene« Zinsen gefordert oder sich bei Dritten darüber beklagt wurde.351 Der Rat versuchte daraufhin, 1523 eine schriftliche Erlaubnis vom Landvogt zu erhalten, die nicht gezahlten Zinsen selbst eintreiben zu dürfen.352 Zwar erhielt er keinen schriftlichen Bescheid, doch hinderte ihn dies nicht daran, selbst aktiv zu werden, wie die Schaffung der neuen Ämter zeigt.353 Viele Adelige weigerten sich trotzt der Mahnungen, Zahlungen zu leisten, mit der Begründung, dass doch keine Gegenleistungen mehr in Formen von Messen erbracht würden. Ein zweites Argument des Adels war die »Gewohnheit des Nicht-Zahlens«. Viele Altaristen, die durch Präsenzgelder und Votivmessen gut versorgt waren, hatten sich über Jahre oder Jahrzehnte nicht die Mühe gemacht, ausstehende Zinsen auf dem Lande einzunehmen oder durch häufiges Umschreiben der Belastungen wussten einige Verpflichtete gar nicht mehr, warum und wofür die Zinsen überhaupt zu zahlen seien, sodass Versäumnisse und Unkenntnis zum gewohnheitsmäßigen Ausbleiben der Zinszahlungen führten.354 Andere wiederum waren auch bei alten Verträgen nur bereit, den seit 1524 per königlichem Dekret geltenden Zinssatz von nur 5 % statt der bis dahin üblichen 8 bis 10 % zu zahlen, obwohl als Gegenleistung für den neuen Zinssatz vereinbart worden

349 350 351 352 353 354

Vgl. das vollständige Zitat in Zobel (1925), S. 156 f., der als Quelle versehentlich das Kürbuch angibt. Tatsächlich findet sich die Stelle im Urkundenbuch 9, fol. 2. (vgl. Pietsch [1935], S. 55, Anm. 20). Vgl. die Schilderungen von Johannes Hass in den SRL N. F. 4, S. 243 ff. und 300–307. Vgl. Zobel (1925), S. 161 f. Vgl. LM 1520–1523, fol. 510r (1523. Juli 15.). Dass die ernannten Amtsinhaber die versessenen Zinsen einziehen sollten belegt SRL N. F. 4, S. 300, Zeile 26. Vgl. zu diesen Problemen den Magdeburger Schöffenspruch in Neumann (1851), S. 338 f.

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

war, zuerst alle aufgelaufenen Schulden zu bezahlen.355 Selbst der König mahnte 1525 die säumigen Zahler.356 Letztlich musste sich die Stadt mit dem begnügen, was sie überhaupt noch bekommen konnte; Johannes Hass zufolge sollen dem Adel so über 2.000 sch. gr. erlassen worden sein.357 Die ausbleibenden Zinseinnahmen und die zusätzliche Belastung der städtischen Finanzen führten allerdings auch dazu, dass der Görlitzer Rat die bei anderen bemängelte Zahlungsmoral bisweilen selbst an den Tag legte. Die nicht geleisteten Zahlungen an den Oybin und im Besonderen zugunsten der Oertelschen Stiftung sind bereits oben (S. 195) ausführlich dargelegt worden. Die noch zu Anfang der Reformation regelmäßig gezahlte Bischofsrente musste der Meißner Bischof seit 1549 immer häufiger einmahnen.358 Wegen der schwierigen Finanzlage der Görlitzer Kirche mussten die ansässigen Geistlichen erst einmal aus der Stadtkasse unterstützt werden. Von den einst 40 bis 45 Klerikern waren in den 1530er Jahren noch fünf Kapläne und fünf weitere Geistliche in Görlitz geblieben.359 Die Versorgung des Ersten Predigers, der eigentlich die Stellung eines Pfarrers hatte, ist dabei am besten dokumentiert. Er bekam spätestens seit 1530 1 mr. Wochenlohn, jährlich Bier für 22 mr., Holz und zusätzlich über 50 sch. gr. pro Jahr.360 Des Weiteren mussten der Zweite Prediger, die fünf Kapläne, die Priester, die noch immer im »Gestift der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche sangen, der Schulmeister mit seinen zwei Gehilfen und der Kantor besoldet werden. Andere Gehilfen des Schulmeisters konnten nicht auf die Hilfe der Stadt zählen und mussten sich weiterhin selbst von den Einnahmen der Schule ernähren.361 Langfristig musste die Finanzierung des Gemeinwohls, also Geistlichkeit, Schule, Armenwesen, Bauaufgaben etc. zum Teil auf völlig neue Grundlagen gestellt werden. Dieser Prozess der Umgestaltung dauerte mehrere Jahre und schien erst am Anfang der 1550er Jahre Früchte zu tragen, die sich erst dann an ganz neuen Reihen von Ver355 356 357 358

359 360 361

Vgl. SRL N. F. 4, S. 301 und RGBS 2, S. 141. Als nicht hinnehmbar bezeichnete Paul Schneider den niedrigen Zinssatz, vgl. dessen Diarium, Schulze (1895), S. 33. Vgl. zum Beispiel das Schreiben vom 6. Juni 1525 im VOU Heft 9–20, S. 131. Vgl. SRL N. F. 4, S. 301. Vgl. Zobel (1925), S. 166 ff., der die Zahlungen bis 1576 nachverfolgte. Die sogenannte Bischofsrente war eine Jahresrente von 120 sch. gr., die Görlitz seit den Anfängen der Stadt an den Landesherrn zahlen musste, vgl. Jecht (1926), S. 71. Diese Rente kam 1408 an den Bischof von Meißen (CDSR 2.2, Nr. 803 und 804, S. 342–345) und betrug zu Anfang des 16. Jahrhunderts 135 fl. ung., die bis 1525 auch ohne Beanstandung gezahlt wurden, vgl. Seeliger (1896), S. 24– 28 sowie den »Verwaltungsbericht« des Meißner Bischofs von 1512 in Schirmer (1995), S. 82 f. Vgl. deren Namen und Biografien in Zobel (1938), S. 103 ff. Vgl. SRL N. F. 4, S. 302, ebd. die Besoldung ab 1536, siehe auch die in Zobel (1925), S. 156–160 abgedruckten Verzeichnisse. Vgl. SRL N. F. 4, S. 303. Seit 1530 wurde in der Krebsgasse 7 ein neues Schulgebäude errichtet, vgl. Neumann (1850), S. 450 ff. Da für den untersuchten Zeitraum keine Görlitzer Schulordnung erhalten ist, sei hier auf die Bautzener aus dem Jahr 1418 verwiesen, die detaillierte Angaben zu den diversen Gebühren der Schüler macht, vgl. Müller (1885), S. 38 ff.

3.5 Die »Verwandlung der Religion und Zeremonien« in Görlitz 1525

391

waltungsschriftgut ablesen lassen.362 Ab dem dritten Viertel des 16. Jahrhunderts ist wieder ein stetiger Anstieg von Einnahmen und Ausgaben, zum Beispiel für die Armenfürsorge, zu verzeichnen.363 Diese leicht positive Entwicklung bezog ihre Kraft zum Teil aus der seit Anfang der 1530er Jahre leicht ansteigenden wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt: Die Inflation durch die Münzverschlechterung der Jahre nach 1515 war überwunden, die Eisenhämmer der Görlitzer Heide florierten, und 1534 war der Streit zwischen den Oberlausitzer Ständen und dem Adel zugunsten von Görlitz ausgegangen. Schließlich schienen sich auch die Spannungen zwischen dem Rat und den Handwerkern nach der Verschwörung der Tuchmacher von 1527 ein wenig zu lösen als man 1536 gestattete, im Salzhaus auf dem Obermarkt einen großen Tanzsaal für die Handwerker einzurichten.364

362 363 364

Vgl. Jecht, Quellen, S. 160 ff. Vgl. ausführlich dazu Boetticher (1930). Vgl. SRL N. F. 4, S. 297 f.; Zobel (1938), S. 101 und Jecht (1926), S. 282 ff.

Zusammenfassung Das dritte Kapitel ging unter verschiedenen Aspekten und mit dem Fokus auf die Reformationszeit der Verschränkung von städtischer Administration und Frömmigkeitspraxis nach. Dass hier sehr enge Verbindungen bestehen mussten, haben die Ergebnisse der ersten zwei Kapitel vermuten lassen, die ein umfassendes Kirchenregiment des Görlitzer Rates lange vor der Reformation nachgewiesen haben. Um seine Herrschaftsansprüche nicht nur im Bereich der Kirchenführung im Alltag zu behaupten und durchzusetzen, bedurfte der Rat bestimmter Mechanismen, die auf der Ebene der Verwaltung installiert wurden – denn Verwaltung ist bekanntermaßen »praktizierte Herrschaft«. Aber: Keine Herrschaft begnügt sich, nach aller Erfahrung, freiwillig mit den nur materiellen oder nur affektuellen oder nur wertrationalen Motiven als Chancen ihres Fortbestandes. Jede sucht vielmehr den Glauben an ihre »Legitimität« zu erwecken und zu pflegen.1 Dieses, wenn auch etwas überspitzte, Diktum Max Webers führt direkt zu den Fragestellungen des ersten Teiles von Kapitel 3, der nach den Legitimationsstrategien des Görlitzer Rates forschte. Diese wurden auf zwei Ebenen – einer rechtlichen und einer ideellen – lokalisiert, ohne dass diese jedoch wirklich voneinander zu trennen sind. Den rechtlichen Rahmen, auf dem die Görlitzer Ratsherrschaft beruhte, bildeten in gegenseitiger Ergänzung und Verschränkung das Magdeburger Weichbildrecht, königliche und kaiserliche Privilegien sowie vom Rat gesatzte Willküren. Seine Legitimität bezog der Rat nicht aus einer Konsensentscheidung oder Wahl durch die Bürger. Er sah sich als vom Landesherrn eingesetzt und zur Herrschaft ermächtigt an, wobei die Kooption neuer Ratsmitglieder und die Ämtervergabe innerhalb des Rates durch göttlichen Beistand legitimiert wurden. Denn einen »glücklichen Ausgang der Ratskür« hatte man durch Messen und Gebete vermittels der Cölestiner und Franziskaner immer kurz vor der Wahl erbeten. Innerhalb des Rates hatten die vier Ältesten und unter ihnen der Bürgermeister eine besonders herausgehobene Stellung inne. Der magister civium bestimmte zu großen Teilen die Agenda der Politik, welche sich idealerweise am Gemeinwohl der Stadt zu orientieren hatte, welches wiederum unlösbar mit der Frömmigkeitspraxis verbunden war, in der sich kirchliche und weltliche Aspekte des Lebens stark überlagerten. So bestimmten zum Beispiel das weltliche und das kirchliche Recht nicht nur in einem Nebeneinander die konkreten Rahmenbedingungen von Frömmigkeitspraktiken, sondern sie durchdrangen sich gegenseitig und waren teilweise aufeinander angewiesen. Die Umsetzung von Stiftungen und Testamenten sowie von Schenkungen zugunsten der Kirche wurde zum Beispiel mittels der städtischen Statuten 1

Vgl. Weber (1980), S. 122.

Zusammenfassung

393

und bestimmter Verwaltungsabläufe abgesichert. Dadurch waren Laien und Kleriker im gemeinsamen Interesse zu einer Zusammenarbeit gewissermaßen verpflichtet. Erst durch den Umstand, dass in Görlitz alle Angelegenheiten, die mobilen oder immobilen Besitz betrafen, vor dem Görlitzer Gericht verhandelt und in die Stadtbücher eingetragen werden mussten, erlangten diese für die Zukunft Rechtssicherheit. Dieser Gerichtszwang forcierte das Zusammenwirken von Stadt und Kirche und stärkte die Kontrollmöglichkeiten des Rates, die nicht nur Herrschaftsausübung bedeuteten, sondern dem Rat ebenso gewisse Schutzfunktionen übertrugen, die wiederum die Legitimität desselben stärkten. Es sei hier an die Aufsicht über den Vermögensschutz von Waisen, Mündeln oder unverheirateten Frauen erinnert. Mit der Sicherung von Hab und Gut der Bürger sowie von Frieden und Wohlstand sind weitere Aspekte stadtherrlicher Legitimation angesprochen, die alle auf den Bereich des »Gemeinen Nutzens« verweisen. Zu diesem zählte gleichfalls der Auftrag an den Rat, für das Seelenheil jedes Einzelnen sowie der Gemeinde in ihrer Gesamtheit Sorge zu tragen.2 Um dies zu gewährleisten, wachte der Rat über die Einhaltung von Feiertagen, Fasten und Disziplin in der Kirche, damit die äußeren Bedingungen und Voraussetzungen eines gottgefälligen Lebenswandels erfüllt würden. Der Bürgermeisterspiegel des Johannes Frauenburg spitzte dies auf die Forderung an den magister civium zu, dass dieser dafür verantwortlich sei, dass zum Lobe Gottes und der Stadt zu Nutz, Ehre und Frommen die Gebote Gottes zu achten seien, die Gotteshäuser erhalten werden müssten und der Kirche zu helfen sei bei der Einnahme von Erträgen aus Schenkungen und Stiftungen. Konnte sich der Rat hier als Garant der himmlischen wie städtischen Ordnung erweisen, sich als Autorität und Leitfigur in Sachen Frömmigkeitspraxis generieren, stärkte dies die Position seiner Herrschaft, die eben auch von der Erfüllung des Versprechens abhing, für das Heil und Gemeinwohl zu sorgen. Daher sah sich der Rat desgleichen in der Verantwortung, über die »Zucht und Ordnung« der Vermittler der Heilswerke der Kirche – der Kleriker – zu wachen. Deren gottgefälliger Lebenswandel und ihre Pflichterfüllung in Spendung der Sakramente, Predigten und Gottesdiensten war eine unabdingbare Voraussetzung für die Erlangung des Heils. Der Rat war deshalb wenig kompromissbereit, wenn nach seiner Meinung der Lebenswandel von Klerikern zu wünschen übrig ließ, oder jene Ansprüche auf Geldeinnahmen stellten, die ihnen nicht zustanden. Der langwierige Streit mit dem Görlitzer Pfarrer Johannes Behem um den Bierschank und die Disziplin auf dem Pfarrhof sowie um die Einnahmen an Opferstöcken hat offenbart, wie weit und tief greifend der Görlitzer Rat personelle, sachliche und inhaltliche Angelegenheiten der Görlitzer Pfarrei beeinflusste.3 Die scheinbar unbedeutenden Streitigkeiten waren von Seiten des Pfarrers wie des Rates zu einem Machtkampf gesteigert worden, der bis nach Rom getragen wurde und letztlich zugunsten der Stadt 2 3

Hamm (1996), S. 69 bezeichnet diesen Anspruch als stereotyp für städtische Magistrate. Siehe zu dem Streit oben S. 342 ff.

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

endete. Den Beteiligten war es um nichts Geringeres als um die Führungsposition in der Görlitzer Pfarrei gegangen und damit um die Deutungshoheit über Inhalt und Form gottgefälliger Lebensführung und frommer Praktiken. Schließlich war dem Rat daran gelegen gewesen, sich als Autorität und Vorbild in Aufsicht, Schutz und Förderung frommer Praktiken zu behaupten und zu festigen, was ihm letztlich gelang. Die bis hier angeführten ratsherrlichen Strategien der Herrschaftslegitimierung erforderten eine ständige Sichtbarmachung, Wiederholung und Anpassung, um in einem sich permanent verändernden sozialen System wie einer Stadtgesellschaft auch immer wieder die beabsichtigte Wirkung entfalten zu können. Aufbau und Ausübung einer effektiven Verwaltung waren daher in Ergänzung der Legitimierungsstrategien ein immens wichtiges Element der Herrschaftsausübung und in unserem Beispiel ein Mittel, um die inhaltliche und formelle Ausgestaltung frommer Praktiken zu steuern. Durch die in Görlitz geschaffenen rechtlichen Rahmenbedingungen mussten alle rechts- bzw. eigentumsrelevanten Angelegenheiten vor dem ortsansässigen Gericht verhandelt, geprüft und in die Stadtbücher eingetragen werden und damit alle letztwilligen frommen Verfügungen, Stiftungen oder Schenkungen. Die Möglichkeit des Rates bestand dann weniger darin, anhand schriftlich fixierter Normen Inhalte zu beeinflussen, sondern vielmehr durch seine Omnipräsenz informell Interessen durchzusetzen. Zwar lassen sich diese informellen Mechanismen anhand der Quellen nicht konkret benennen, aber die Untersuchungsergebnisse lassen den Schluss zu, dass die Ratsherren einen nennenswerten Einfluss ausüben konnten. Denn sie waren bei allen Schritten der Nachlassregelung zugegen. Sie waren Zeugen beim Verfassen von Testamenten in Privathäusern, sie nahmen auf dem Rathaus bereits verfasste Willenserklärungen entgegen, sie prüften diese, ließen sie in die Stadtbücher schreiben, führten die damit verbundene Korrespondenz mit Auswärtigen, vollstreckten sie nach dem Tod, verteilten die Güter und schlichteten bei etwaigen Streitigkeiten. So konnte der Rat trotz der praktizierten großen Bandbreite inhaltlicher Ausgestaltungsmöglichkeiten von Testamenten und Stiftungen zum Beispiel eine bestimmte Empfängerhierarchie durchsetzen und verhindern, dass die »Tote Hand« in den Besitz von Immobilien kam. Erst in den Görlitzer Statuten von 1565 wurden die bis dahin angewandten Verfahren in größerem Umfang schriftlich fixiert.4 Zum Bereich der herrschaftsstützenden Verwaltungspraktiken ist ebenfalls die Verfügungsgewalt über Patronatsrechte an diversen Altären oder der Pfarrkirche zu zählen. Weil der Rat den Neubau der Pfarrkirche St. Peter und Paul organisierte und mit Hilfe der Bürger finanzierte, stärkte dies sein Anrecht auf das Präsentationsrecht des Pfarrers, welches er schließlich 1502 uneingeschränkt erlangte. Des Weiteren konnte er die künstlerische Gestaltung des Neubaus bestimmen, die sich an den Vorgaben und Maßstäben bürgerlichen Repräsentationsbedürfnisses orientierte, und letztlich diente auch das Engagement für den vergrößerten Neubau des Gotteshauses 4

Vgl. den Abdruck der Statuten in Fröde (2008), S. 221–248.

Zusammenfassung

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der Absicherung des Führungsanspruchs der Görlitzer Ratsherren. Denn die neue Pfarrkirche bot der gesamten Gemeinde Platz und zeigte des Rates Einsatz für die cura animarum und damit für den »Gemeinen Nutzen« der Stadt. Der Besitz von (wahrscheinlich) den meisten Altarlehen in Görlitz sicherte dem Rat ein nicht zu unterschätzendes Mittel, Innen- wie Außenpolitik zu betreiben. Die finanziell gut ausgestatteten Görlitzer Altarlehen waren überregional begehrte Einkommensquellen, deren Vergabe durch den Rat genutzt wurde, um beim Meißner Bischof, seinem Offizial, beim Landvogt oder bei Görlitzer Bürgern Interessen zu bedienen oder eigene Ambitionen zu verfolgen. Von besonderer Bedeutung wurden die ratsherrlichen Patronatsrechte in der Zeit der Reformation. In jenen Jahren ab 1520, in denen der Rat selbst in zwei Fraktionen zerfiel, versuchte dieses Gremium mit der Wahl der Pfarrer und der Prediger einen Spagat zwischen dem Bewahren alter kirchlicher Verhältnisse und dem Zulassen von Neuerungen.5 Wichtig war dem Rat dabei seine Außenwirkung auf die Stadtbevölkerung. Er war es, der über die Person des Pfarrers entschied und sonst niemand. Hier muss in aller Deutlichkeit unterstrichen werden, dass es in Görlitz nicht »den altgläubigen Rat gab«, der zwar gegen Veränderungen in der Kirche gewesen sei, sie aber auf Drängen der Tuchmacher habe zulassen müssen. Interesse an und Aufgeschlossenheit für die Ideen der Wittenberger Reformatoren waren die treibenden Kräfte für die Görlitzer Eliten, die kirchlichen Verhältnisse ihrer Stadt und des dazugehörigen Weichbildes zu gestalten. Denn einige Ratsherren standen bekanntlich den kirchlichen Reformideen Luthers ebenfalls aufgeschlossen gegenüber. »Antiklerikalismus« spielte in Görlitz keine Rolle. Bis auf die abschätzigen Äußerungen des Ratsherrn Hass gibt es dafür keine Belege.6 Die Verhaftungen nach der 1527 aufgedeckten Verschwörung der Tuchmacher, denen es vor allem um politische Partizipation ging, zeigten dann in aller Deutlichkeit, dass Zugeständnisse in der inhaltlichen Ausgestaltung von Predigt und Gottesdienst keineswegs als Preisgabe von politischer Macht missverstanden werden sollten. Die Zulassung des Abendmahls in beiderlei Gestalt am 30. April 1525 und die Akzeptanz eines verheirateten primarius seit 1545 sind daher weniger Beweise der Schwäche als vielmehr der Stärke und des Geschicks der Görlitzer Ratsherren. Luther 5

6

Zur Rolle der Prediger bei der Einführung der Reformation in den Städten, die bisweilen als »Einbruchstellen der Reformation« bezeichnet werden, vgl. den Überblick in Neidiger (2002), S. 186 f. und die dort angegebene Literatur. Berndt Hamm hat auch darauf hingewiesen, dass es bei Konflikten zwischen klerikalen Institutionen und Bürgergemeinden im Spätmittelalter normalerweise keinen wirklichen Antiklerikalismus, keine grundlegende Ablehnung der Priester und Ordensleute gab; vielmehr bezog man sie so intensiv in die Geltungssphäre der sozialen Werte ein, dass man sich nicht vorstellen konnte, wie das Gemeinwohl auf Dauer ohne ihre geistliche Mittlerschaft Bestand haben könnte. Erst der reformatorische Antiklerikalismus vollzog den Bruch zwischen der sozialen Wertegemeinschaft und der klerikalen Sakramentalgemeinschaft des Mittelalters; vgl. Hamm (2001), S. 95. Zum Modell des »Antiklerikalismus« vgl. vor allem Goertz (1995).

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

selbst hatte ja, wie dessen Korrespondenz mit anderen Stadträten belegt, den Ratsherren eine starke Position bei den anstehenden Veränderungen zugedacht.7 Gestützt auf ein solide ausgebautes Kirchen- und Stadtregiment, konnte es sich der Görlitzer Rat aber leisten, zu lavieren und in gewisser Weise zu experimentieren, wo Veränderungen akzeptiert werden sollten und wo nicht, solange die Position des Rates nicht bedroht wurde. Dieses ureigene Interesse der Machterhaltung ließ den Rat gegenüber dem Landesherren eine wenig eindeutige Position beziehen. Forderungen des böhmischen Königs, die alten katholischen Verhältnisse in der Görlitzer Pfarrei wiederherzustellen, wurden ignoriert, aber andererseits auch kein formelles Bekenntnis zur Reformation abgegeben. Als 1538 König Ferdinand I. Görlitz besuchte, wurde ihm eine altgläubige Stadt präsentiert, ein Vorgang, der für die Görlitzer jener Jahre offenbar weniger widersprüchlich war, als dies der heutige Betrachter annehmen mag.8 Die politischen Kräfteverhältnisse in der Oberlausitz, die letztlich auf einem gegenseitigen Geben und Nehmen von Landesherr, königlichen Städten und Adel beruhte, ließ Demonstrationen von Stärke dem jeweils anderen gegenüber in jenen Jahren des Umbruchs nicht zu. So wurde die Reformation in den Städten zwar vorangetrieben, ohne dies aber nach außen zu propagieren. Daher wurde nicht nur in Görlitz bis 1550 keine Kirchenordnung erlassen, die die Veränderungen der Reformation festgeschrieben und verkündet hätte, sondern in der gesamten Oberlausitz ist diese sehr zurückhaltende Positionierung der Stadträte zu beobachten.9 Alles andere als zurückhaltend war das Agieren der Görlitzer Ratsherren bei der Umstrukturierung der Görlitzer Kirchenverwaltung und des Kirchenvermögens. Mit der Rechtfertigung, der Schutzherr über das Eigentum von Stadt und Bürgern zu sein, machte er sich daran, alle Vermögenswerte, die in Verbindungen mit Stiftungen oder sonstigen Einkünften von Kirchen und Klerikern standen, unter seine Verwaltungshoheit zu bringen. Dabei halfen den vom Rat neu ernannten Verwaltern die bereits sehr engen Verbindungen zwischen der Führung der Stadt und den Bruderschaften. Wichtigstes Anliegen war dabei, Kapitalien und Zinsbriefe vor Veruntreuung zu bewahren, »versessene Zinsen« einzumahnen und die verbliebenen Einnahmen koordiniert gemeinnützigen Zwecken wie Armenwesen, Kirchenbau oder Schule zuzuwen7

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Vgl. Brecht (1995), besonders S. 17, als Beispiele werden Leisnig, Erfurt, Goslar, Nürnberg, Stettin, Frankfurt (Main), Bremen und Göttingen aufgeführt. Siehe auch ebd. S. 18: Ohne Zweifel hat der lutherische Einfluss die obrigkeitliche Position der Stadträte gestärkt, dagegen nicht die der Gemeinden oder der Geistlichen. Als Merten Schmidt, einer der reichsten Görlitzer, 1545 zum wiederholten Mal mit dem Rat in Streit und danach ins Gefängnis geriet, wollte er die Stadt vor dem Kaiser verklagen. Als Grund gab er an, dass der Rat nicht gestattet hätte, einen papistischen beichtvater zu ihm zu lassen, vgl. das Memoriale 1519–1548, fol. 174r–175v, hier 174v. Zu Merten Schmidt, der häufig gegen den Rat agierte, vgl. Pietsch (1935), S. 65 f. Stempel (2009), der die Zittauer Verhältnisse in der Reformationszeit untersuchte, gelangte zu vergleichbaren Ergebnissen.

Zusammenfassung

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den. Dafür wurden erstmals umfassende Gesamtverzeichnisse der Einnahmen der Görlitzer Altäre angelegt und am Ende der 1540er Jahre neue Reihen von Rechnungsbüchern, beispielsweise für die Hospitäler oder den Gemeinen Kasten, begonnen. Zu keiner Zeit sind dabei wie in anderen Städten des Reiches Diskussionen zu beobachten, ob und inwieweit vorreformatorische Stiftungen umgewidmet werden durften. Der Rat tat dies einfach und beanspruchte für sich die alleinige Interpretations-, Deutungs- und Entscheidungshoheit darüber.10 In vielen Bereichen des städtischen Lebens konnte der Rat also seinen direkten oder indirekten Einfluss geltend machen und diesen sogar seit 1520 weiter ausbauen. Dieses Ergebnis steht damit im Gegensatz zu einigen Schlüssen, die Lars Behrisch aus seiner Untersuchung der »Sozialen Kontrolle« in Görlitz gezogen hat.11 Er stellte Defizite der informellen Sozialkontrolle vor allem in Bezug auf Gewaltdelinquenz fest und zugleich ein gewisses Desinteresse des Rates, dem Bedürfnis der Städter nach Sozialkontrolle nachzukommen. Die wesentliche Ursache sieht Behrisch darin, dass der Rat nicht an einem Konsens mit der Bürgerschaft interessiert gewesen sei, weil er sich ausschließlich durch den Landesherrn legitimiert gesehen habe. Es ist richtig, dass der Görlitzer Rat in Sachen Legitimation immer auf den Landesherrn und die göttliche Ordnung verwies, aber meine Untersuchungen dürften hinlänglich gezeigt haben, dass die städtische Führung in der Praxis den Konsens mit den Bürgern suchte.12 Dieser drückte sich freilich nicht nach den Maßstäben modernen Demokratieverständnisses aus, er zeigte sich vielmehr darin, dass die Eliten versuchten, zum Beispiel im Bereich der Frömmigkeitspraxis weite Teile der Bevölkerung einzubinden und über ihren besonderen Einsatz für das städtische See10

11 12

Spätestens zu Beginn des 18. und erneut in der Mitte des 19. Jahrhunderts schien die Frage nach der Rechtmäßigkeit der Umwidmung des Görlitzer Kirchenvermögens in der Refomrationszeit wieder aufzukommen bzw. wurde von Seiten der Görlitzer Kirchgemeinden und ihrer Vorsteher eine Trennung der Stadtkasse von jener der Kirchen und eine Rückzahlung der auf Kosten der Kirchen ausgegebenen Darlehen gefordert. 1731 schuldete die Stadt der Peterskirchengemeinde mehr als 46.767 sch. Pfennige und 1865 sollte die Stadt eine endgültige Abfindungssumme von 6.000 Thalern an die evangelische Kirchengemeinde Görlitz zahlen. Die näheren Umstände dieser Ereignisse sind bisher nicht erforscht, sie wurden vom Archidiakon Haupt auf einer Abendversammlung der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften (12. Dezember 1865) lediglich mündlich vorgetragen, vgl. NLM 43 (1866), S. 418. Vgl. Behrisch (2005) und erneut Behrisch (2007), S. 491: Eine grundsätzliche Akzeptanz des Stadtregiments, einen politischen Grundkonsens gab es in Görlitz nicht. Mager (2004), S. 98 hat den »Konsens« zur Ratsherrschaft frühneuzeitlicher Städte treffend beschrieben: »Konsens« bedeutet nicht Beteiligung der Bürgerschaft am Ratshandeln im Sinne von Aufsicht und Mitwirkung, sondern drückte die Befugnis aus, Gravamina vorzubringen und Ratsentscheidungen zu beanstanden, ohne in den Geruch der Unbotmäßigkeit oder gar des Hochverrats zu gelangen. Im Alltag der Geschäfte erschöpfte sich das Konsensrecht in der »schweigenden Zustimmung« (tacitus consensus) zum Ratshandeln. In Not- und Krisenzeiten konnte der Konsens rasch in den Dissens umschlagen und sich dann bis zum offenen Widerstand gegen den Rat steigern.

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3. Städtische Administration und Frömmigkeitspraxis

lenheil ihre Vormachtstellung im Gemeinwesen plausibel zu machen. Schließlich verfügten sie nicht nur im Bereich der Frömmigkeitspraxis über ein großes Repertoire, soziale Kontrolle auszuüben. Die These von der konsensfernen Görlitzer Ratsherrschaft dürfte damit nicht zu halten sein.13 Nach all dem Geschilderten bleibt noch die Frage, ob die Reformation in Görlitz einem Typus zugeordnet werden kann oder nicht.14 Mit ja wäre die Frage zu beantworten, wenn man die Parallelen zu Reichsstädten wie Nürnberg oder Memmingen in den unmittelbaren gesellschaftlichen und politischen Voraussetzungen und in den unmittelbaren Ergebnissen der Reformation bedenkt; mit nein wäre zu antworten, wenn man allein den Weg bzw. die Art und Weise, wie in Görlitz Veränderungen eingeführt wurden, betrachtet. Dass wir in Görlitz von einer bürgerlichen Reformation sprechen können, dem ist uneingeschränkt zuzustimmen. Verlässt man den unmittelbaren Zeithorizont der 1520er Jahre, dann gehen die Ereignisse bis zum Pönfall 1547 aber wieder ihren eigenen Weg, der vor allem von einem teilweise sogar widersprüchlichen Nebeneinander altgläubiger Erscheinungsformen und protestantischer Neuerungen im Bereich der Frömmigkeitspraxis geprägt war. Der Protestantismus scheint erst nach der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Kontur gewonnen zu haben, in einer Zeit, die, auf die Gesamtoberlausitz betrachtet, ein kaum untersuchtes Gebiet der Forschung darstellt.15 Die Ergebnisse dieses und des vorangegangenen Kapitels dürften in aller Ausführlichkeit nachvollziehbar gemacht haben, dass es bei der Bewertung der Ereignisse und Prozesse von der Mitte des 15. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts nicht um die Alternativen Kontinuität oder Wandel, sondern um ein »sowohl als auch« geht.16

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14

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Zu einer ausführlichen Auseinandersetzung mit den Argumenten und Deutungen Behrischs vgl. die Rezension seiner Dissertation in Speer (2008c). Auch Lindenau (2007), S. 188 hält Behrischs These für revisionswürdig. Zum Verhältnis von Sozialkontrolle und Reformation siehe auch Scribner (1978). Nach Meier/Schreiner (1994), S. 18 bildete »Konsens« sogar ein unverzichtbares Element bei der institutionellen Sicherung des »Gemeinen Nutzens«. Vgl. ausführlich zur Bewertung der »Reformation« in Görlitz den letzten Abschnitt Resümee und Ausblick unten S. 399 ff. Siehe auch die Gedanken von Dorothea Wendebourg zur historischen Wahrnehmung der Reformation in Wendebourg (1994), S. 228: Eine Einheit ist die Reformation nicht in sich; was sie zur Einheit macht, ist vielmehr das Urteil der Gegenreformation. Die einzige neuere Arbeit für die Zeit nach 1550, allerdings mit einem Schwerpunkt auf das Amt Stolpen, bietet Bulisch (2009). Leppin (2005), S. 315 spricht sich für eine Betonung der Kontinuität zwischen spätem Mittelalter und Reformation aus, er plädiert aber für eine spezifische Form dieser Kontinuität. Das, was das Neue der Reformation ausmacht, ist nicht dieser oder jener Gedanke, diese oder jene Sozialgestalt, sondern neu ist die Weise, in der Mittelalterliches weitergeführt wurde.

Resümee und Ausblick

Frömmigkeitspraxis, Politik und der gesellschaftliche Wandel im frühen 16. Jahrhundert Der mittelalterlichen Kirche als Institution kam die Rolle des Vermittlers zwischen den Lebenden und den Toten, zwischen Menschen und Gott zu. Sie allein stellte die Mittel und Wege zur Erlangung des Seelenheils bereit. An der daraus resultierenden Macht über das Seelenheil der Menschen und der damit verbundenen irdischen Frömmigkeitspraxis mit all ihren weltlichen Implikationen verstand es der Görlitzer Rat in hohem Maße zu partizipieren. Er hatte Einfluss auf die Ernennung der Pfarrer, ihm unterstanden die Hospitäler, er kontrollierte die Bruderschaften und das Franziskanerkloster, Söhne aus Ratsfamilien waren Prioren im Cölestinerkloster auf dem Berg Oybin, der Rat konnte eine Empfängerhierarchie bei Schenkungen durchsetzen und er überwachte und verwaltete Schenkungen und Stiftungen. All diese Einflussmöglichkeiten gaben dem Rat die Gelegenheit, sich als verantwortliche Instanz für eine adäquate Seelenheilsorge für jeden Einzelnen, aber auch für die Gemeinde in ihrer Gesamtheit zu etablieren. Je besser durch den Einfluss des Rates die Gebete, Messen, Almosen, Schenkungen und Stiftungen zur Ausführung gebracht wurden, umso geeigneter waren sie, das Heil der Gemeinde zu befördern. Dieses Heil konnte sich der Rat dann als sein Verdienst anrechnen lassen. Aus diesem Verdienst sowie der Deutungs- und Ausführungshoheit über fromme Praktiken, immer unter der Prämisse, das Beste für das Wohl von »Arm und Reich« zu tun, konnte der Rat wiederum die Legitimation seiner Position, Autorität und Prestige für seine Mitglieder ableiten. Diese Aneignung religionsbezogener Werte und spezifisch religiöser Praktiken durch städtische Eliten im Zusammenhang mit Herrschaftsausübung ist ein Phänomen, das wohl in den meisten europäischen Städten beobachtet werden kann.1 1

Dieser vor allem in der französischsprachigen Forschung mit religion civique bezeichnete Habitus städtischer Führungsgruppen ist jüngst von Olivier Richard am Beispiel des Regensburger Rates und seiner Rolle bei der bürgerlichen Memoria untersucht worden. Durch die Analy-

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Resümee und Ausblick

Die Auffassung von der Rolle des Priesters als Mediator zwischen Menschen und Gott – eine Eigenschaft, die eigentlich nur Christus zustand – hatte sich, wenn auch nicht unhinterfragt, im frühen Mittelalter durchgesetzt. Die Scholastik hatte dann zwar allein Christus wieder die Funktion des mediator inter deum et homines zugewiesen, jedoch hatte in der Praxis die zuvor genannte Auffassung weiterhin Bestand, was für die Reformatoren einen wesentlichen Angriffspunkt an den kirchlichen Verhältnissen bot.2 Diese Kritik traf natürlich auch städtische Räte als »oberste Aufsichtsbehörde« über fromme Praktiken und mediatores. Jedoch wäre es falsch zu vermuten, dass mit der Reformation der 1520er Jahre dem Görlitzer Rat seine Kontrollmechanismen in der Gesellschaft durch die Veränderung oder den Wegfall bestimmter frommer Praktiken genommen worden wären. Das Kirchenregiment des Rates und die oligarchischen Herrschaftsstrukturen in Görlitz waren bereits lange vor der Reformation zu fest gefügt, als dass die Ereignisse jener Jahre sie hätten ins Wanken bringen können. Von seinen Herrschaftsansprüchen war der Rat nicht bereit zurückzuweichen, jedoch musste er sich seit 1520 immer wieder den Fragen stellen bzw. punktuelle Entscheidungen treffen, welche Veränderungen in welcher Form im Bereich der Frömmigkeitspraxis zuzulassen seien, um dasselbe Ziel wie vor der »Reformation« verfolgen zu können, nämlich dem Heil der Gemeinde zu dienen. Es ist also kein Bruch zwischen sogenannten »spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Verhältnissen« festzustellen, sondern Kontinuität in den lokalen Kräfteverhältnissen, die sich sogar weiter zugunsten des Rates verschoben.3 Impulse, die Veränderungen anstießen, kamen dabei sowohl von Handwerkern als auch von Ratsherren und Klerikern, die – und daran besteht kein Zweifel – durch die Ideen und Äußerungen Martin Luthers und anderer Reformatoren beeinflusst wurden. Frömmigkeitspraxis und Politik waren nach wie vor eng verwoben4, aber die Rahmenbedingungen, Inhalte und Formen der Ausgestaltung von Frömmigkeit hatten sich verändert. Zwar wurde Altes zum Teil bewahrt, aber es fanden gewichtige Akzentverschiebungen, beispielsweise bei der Gestaltung der Got-

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se der Wechselbeziehungen zwischen religion civique und individuellen frommen Stiftungen hat er gezeigt, dass memoriale/memorierende Praktiken nicht nur die Sorge um das Seelenheil oder die soziale Distinktion widerspiegelten, sondern auch Stadtbezogenheit und Integration, Verantwortung für das Wohl der gesamten Stadt und Identitätsgefühl. Vgl. Richard (2009). Vgl. zum Problem der Mediatorenfunktion die kurze Skizze in Angenendt (1983), S. 218–221. Görlitz bildet hierin keinen Sonderfall, in Straßburg (vgl. Brady [1987]) und Augsburg (vgl. Sieh-Burens [1986], S. 216) führte die Reformation ebenso wenig zu fundamentalen Veränderungen der Herrschaftsstrukturen. Ebenso resümiert Luise Schorn-Schütte ihre Untersuchung von Religion und Politik im lutherischen Protestantismus des alten Reiches: Religion und Politik waren, so lässt sich der Durchgang für das 16. Jahrhundert zusammenfassen, in der Wahrnehmung der juristisch und theologisch geschulten Amtsträger so eng ineinander verwoben, dass eine strikte Trennung in der jeweiligen Amtsführung nie zur Debatte stand. Das aber schloss die Anerkennung der Verschiedenartigkeit der inneren Logik und der Traditionen beider Wissensbestände nicht aus. Vgl. Schorn-Schütte (2007), S. 30.

Frömmigkeitspraxis, Politik und der gesellschaftliche Wandel im frühen 16. Jahrhundert

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tesdienste oder in der Testier-, Stiftungs- und Memorialpraxis, statt. Um das Allgemeine und Besondere des Fallbeispiels Görlitz noch einmal herauszuarbeiten, soll im Folgenden geklärt werden, ob die »Görlitzer Reformation« einem bestimmten Typ zugeordnet werden kann.5 Dabei soll es weniger um einen Vergleich mit allen möglichen Formen und Verläufen von »Reformationen« in anderen Städten des Reiches gehen, sondern vielmehr um einen Blick auf die Stadträte einiger ausgewählter Kommunen, um herauszuarbeiten, inwieweit das Agieren oder vielmehr Lavieren des Görlitzer Rates zwischen den Positionen vereinfacht gesagt ein »Einzelfall« oder ein »Normalfall« in der Geschichte des »Reformationszeitalters« war. Im Vergleich mit den königlichen Städten der Oberlausitz ist bereits dargestellt worden, dass diese aufgrund gleicher Rahmenbedingungen ähnlich agierten, doch wie sah es außerhalb der Oberlausitz aus? Daran, dass die Reformation vor allem, aber nicht nur ein »städtisches Ereignis« war, besteht in der Forschung kein Zweifel mehr, jedoch gab es nicht »die« Reformation, sondern verschiedenste Verlaufsformen, die von unterschiedlichen Motiven und Gruppeninteressen getragen wurden.6 Die Ausgangslage am Vorabend der Reformation teilten aber die meisten Städte des deutschsprachigen Raumes: Das Streben nach politischer Autonomie geriet in den Gegensatz zum Landesfürstentum, breitere Bevölkerungsschichten außerhalb der Ratsoligarchien drängten nach politischer Partizipation, und es entstanden durch die Veränderung von Produktionsweisen neue soziale Spannungen zwischen lohnabhängigen Arbeitern und Unternehmern.7 Peter Blickle hat, um die Vorgänge der Reformation beispielhaft darzulegen, drei Städte miteinander verglichen, die je für sich einen idealisierten Stadttyp in politischer Verfassung und Größe vertreten: Nürnberg (Reichsstadt, Großstadt, patrizisch verfasst), Memmingen (Reichsstadt, Mittelstadt, zünftisch verfasst) und Kitzingen (Land- und Kleinstadt).8 Nimmt man Blickles Ergebnisse und vergleicht sie mit den bisher zur Autonomiestadt9 Görlitz gewonnen, offenbaren sich Parallelen vor allem zu den Reichsstädten Nürnberg und Memmingen.10 In Nürnberg wie in Görlitz hatte sich der Rat erfolgreich um die Kontrolle über 5 6 7

8 9

10

Zur Diskussion über »Einheit und Vielfalt der Reformation« siehe auch die Beiträge von Berndt Hamm, Bernd Moeller und Dorothea Wendebourg in Hamm/Moeller/Wendebourg (1995). Vgl. den Überblick Blickle (2000), S. 101–130 und die dort angegebene Literatur. Vgl. zu diesen drei Strukturmerkmalen Blickle (2000), S. 108. Die ersten zwei Punkte sind im dritten Kapitel ausführlich besprochen worden, zum letzten Punkt vgl. Wenzel (1999/2003) und Wenzel (2004). Vgl. zum Folgenden Blickle (2000), S. 108–122. Vgl. zu diesem Terminus Blickle (2000), S. 102 ff. und Schilling (2004), S. 40 f., der Görlitz allerdings nicht unter den Autonomiestädten führt. Hamm (1996), S. 21 führt Görlitz unter den größeren Mittelstädten, die 2.000–10.000 Einwohner hatten. Siehe auch die »Definition« städtischer Autonomie von Weber (1980), S. 788–796 und die kritische Auseinandersetzung damit in Schreiner (1994), S. 181–195. Das Thema der reichsstädtischen Reformation behandelt einschlägig Moeller (1987).

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die kirchlichen Einrichtungen der Stadt bemüht. In der Neißestadt sind allerdings nicht in derselben Deutlichkeit wie in Nürnberg die Bestrebungen des Rates zu beobachten, die Kleriker in die Bürgerschaft zu integrieren, die Stadt in rechtlicher und administrativer Hinsicht zu vereinheitlichen und die Privilegien der Geistlichen abzuschaffen. Beiden Städten ist jedoch gemein, dass durch die zunehmende Kontrolle des Rates über Bürgerschaft und Kirche politische und kirchliche Gemeinde zu einer Gesamtgemeinde unter Kontrolle des Rates verschmolzen. Görlitz entfernt sich aber wieder von Nürnberg, wenn man die Positionierungen der Räte vergleicht: Während in Nürnberg der Rat ohne Scheu die Verbreitung der lutherischen Lehren zum Beispiel durch Personalentscheidungen betreffs der Propsteistelle an St. Sebald und St. Lorenz beförderte, agierten die Görlitzer zögerlich, obwohl sie wie die Nürnberger unter hohem Druck von »unten« standen und die Nürnberger durch Kaiser und Kurie wohl stärker bedrängt wurden als die Görlitzer vom böhmischen König. Dies sollte aber nicht dazu verleiten, den Görlitzern Schwäche zu unterstellen, denn sie hatten eben nicht das politische, wirtschaftliche und intellektuelle Potenzial einer Reichsstadt, womit auf das Nürnberger Religionsgespräch von 1525 verwiesen sei. Heinz Schilling hat bei seiner vergleichenden Untersuchung zu nordwestdeutschen Städten ebenfalls festgestellt, dass deren politische Eliten meist wegen verschiedenster innenwie außenpolitischer Erwägungen in Kirchenfragen nicht die Initiative ergriffen.11 Interessanterweise führte das unterschiedliche Auftreten der Räte zu ähnlichen Ergebnissen. Was in Görlitz an ratsherrlicher Positionierung fehlte, wurde durch administratives »Durchgreifen« kompensiert, denn in Görlitz und Nürnberg wurden letztlich die Kirchen sowie Klöster und ihr Vermögen der Stadt unterstellt, ehemalige Kleriker im Dienst der städtischen Seelsorge besoldet, das Almosenwesen durch die Stadtkasse organisiert und ein reformierter Gottesdienst eingeführt. Ebenfalls ist den Ratsherren in diesen beiden Städten gemeinsam, dass bei aller inneren Akzeptanz reformatorischer Ideen und allem Interesse an Veränderung insbesondere rationales Denken und das Streben nach Machterhaltung die Handlungen bestimmten. Die Interpretation dieses Sachverhaltes führte, etwas grob dargestellt, zu entgegengesetzten Forschungsmeinungen. Die einen sahen im Agieren der Räte Stärke und Geschick, während die anderen ein »Getrieben-Sein« oder Schwäche des Rates konstatierten, das Modell »Ratsreformation« stand hier gegen jenes der »Gemeindereformation«. Letzteres wird heute jedoch als adäquateres Beschreibungsmodell in der Forschung bevorzugt.12 Wie noch zu zeigen sein wird, ist die Theorie der »Gemeindereformation« jedoch nur mit erheblichen Einschränkungen auf Görlitz übertragbar.

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Vgl. Schilling (1979), S. 303. Vgl. zu Nürnberg Blickle (2000), S. 111 f. und die dort angegebene Literatur. Zu Görlitz vgl. Zobel (1925), Zobel (1926) und Behrisch (2005), S. 79–91, die eher Schwäche unterstellen, während die hier vorgelegte Arbeit immer wieder die Stärke und das Geschick des Rates betont.

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In der zünftisch verfassten Mittelstadt Memmingen lassen sich trotz der andersartigen Verfassung ebenfalls Parallelen zu Görlitz finden. Auch hier wurde der Rat durch Kräfte in der Stadt zu Zugeständnissen gezwungen, ohne jedoch eine aktive Führungsrolle zu spielen. Wie in Nürnberg wurde 1525 eine Art Religionsgespräch geführt, das zugunsten der Reformwilligen endete. Neben dem Rat und den Zünften bzw. der Gemeinde spielte in Memmingen noch eine dritte Kraft bei der Durchsetzung der Reformation eine entscheidende Rolle – die Bauern der umliegenden Dörfer. In Görlitz hingegen lässt sich ein derartiger Einfluss der Ortschaften des Weichbildes nicht beobachten, weshalb man sagen kann, dass der »Druck« in Görlitz tatsächlich nur aus der Bürgerschaft kam. Ähnlich wie Görlitz stand Memmingen unter erheblichem außenpolitischem Druck, daher wurde die vermittelnde Haltung nach allen Seiten […] zum Nonplusultra der politischen Weisheit reichsstädtischer Räte.13 Das von Blickle als drittes Beispiel vorgestellte Kitzingen soll hier nicht weiter referiert werden.14 Es sei lediglich darauf hingewiesen, dass sich die Reformation vereinfacht dargestellt in drei Phasen vollzog, in der jeweils andere Akteure eigene Motive hatten: Zuerst war es der Rat, der eine Kommunalisierung der Kirche anstrebte, dann war es die Gemeinde, die ihren politischen Handlungsspielraum vergrößern wollte, und schließlich der Landesherr, der sein Fürstentum territorial konsolidieren und stabilisieren wollte. Es sei hier noch ein viertes Beispiel vorgestellt, welches vor Augen führt, dass ein in Religionsfragen nach außen hin nicht eindeutig positionierter Rat keine Seltenheit im Reich war. Die Führung der Stadt Nördlingen, die eine Zunftverfassung hatte, bemühte sich Kaisertreue zu zeigen und die Änderungen im Kirchenwesen nicht als konfessionell festgelegt erscheinen zu lassen, was den Handlungsspielraum erheblich einengte.15 So stand die Stadt im Ruf, evangelisch zu sein, ohne dies aber nach außen hin bekannt zu haben. Rublack fasst die Ergebnisse seiner Studie zur Reformation in Nördlingen mit Worten zusammen, die so auch für Görlitz stehen könnten: Was hier dagegen in den Beziehungen zwischen Stadt und Kirche passiert, ist dies: Die Stadt passt sich ihre Kirche an. Die große Herausforderung der Zeit weckt zwar ein Echo, es bricht aber an den Mauern, es gerät in die Fangnetze der politischen und sozialen Kontrolle. Nichts wird umgestürzt, wiewohl Anläufe dazu gemacht sind, alles wird obachtmäßig und in gekonnter Leitungstechnik auf ein altes Gleis geschoben: Die Stadt passt sich ihre Kirche ein. […] Vom Ende her könnte Nördlingen in der Reformation als ein Regelfall erscheinen. Der Unterschied zu 16 anderen, gleichsam heldenhafteren Städten liegt im Prozess und den eingesetzten Mitteln […].

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Vgl. das Zitat in Blickle (2000), S. 117. Vgl. Blickle (2000), S. 117–122. Vgl. Rublack (1982), S. 217–226 und Bátori (2007), die die Nördlinger Führungsschicht eingehend untersuchte. Vgl. Rublack (1982), S. 261.

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Die bis hierhin zwischen Görlitz und anderen Städten des Reiches aufgezählten Parallelen im Verlauf der Reformation haben gezeigt, dass zwar die politischen Rahmenbedingungen jeweils andere waren, aber deren Auswirkungen in Görlitz zu teilweise ähnlichen Abläufen wie in Nürnberg, Memmingen oder Nördlingen führten und am Ende, bezogen auf die kirchlichen, gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse, vergleichbare Ergebnisse standen, wenn auch bis dahin unterschiedliche Wege beschritten und andere Mittel eingesetzt worden waren. Wenn die äußeren Bedingungen also unterschiedliche waren, sich aber die Ergebnisse glichen, ist anzunehmen, dass die Räte der genannten Städte wohl von ähnlichen Motiven angetrieben wurden. In seinem Versuch, die städtische Reformation zu systematisieren, hat Peter Blickle drei Grundmotive zur Annahme der Reformation in den Städten herausgearbeitet: (1.) die Tendenz zur exklusiv städtischen Gerichtsbarkeit, (2.) die Tendenz zur Kommunalisierung der Kirche und (3.) die Tendenz zur Rationalisierung von Religion und Frömmigkeit.17 Von diesen drei Motiven können aber nur zwei, und diese zum Teil nur mit Einschränkungen, den Görlitzern unterstellt werden: (1.) Die weltliche Gerichtsbarkeit befand sich zwar schon lange vor der Reformation in den Händen des Görlitzer Rates18, jedoch dürfte er daran interessiert gewesen sein, den Einfluss bzw. die Zuständigkeit der geistlichen Gerichte zurückzudrängen, deren Existenz ihn besonders bei Streitigkeiten über die Disziplin oder den Bierschank auf dem exemten Pfarrhof gestört haben dürfte.19 (2.) Die Kommunalisierung20 der Kirche ist im Gegensatz zu Blickles Verallgemeinerung in Görlitz nicht das Motiv, sondern, da sie de facto schon erreicht war, vielmehr ein Steuerinstrument während der Reformation gewesen, dessen sich der Rat bediente und womit er seine Führungsposition stärkte. Da er bereits die Besetzung der Pfarrei und der meisten Altäre kontrollierte, war es wohl auch nicht nötig, die Kleriker mit den Bürgern gleichzustellen und ihnen ihre Privilegien abzuerkennen – die Vermögenswerte und die daran geknüpften Steuern der ehemaligen Messstiftungen wurden einfach der Stadtkasse inkorporiert und die verbliebenen Kleriker aus den in eine gemeinsame Kasse fließenden Zins- bzw. Renteneinnahmen besoldet. In diesen Zusammenhängen hat Heinrich Richard Schmidt darauf aufmerksam gemacht, dass die Kommunalisierung in Bezug auf die Erlangung der Kirchen17 18 19 20

Vgl. Blickle (2000), S. 122 ff. Siehe auch die Synthese Hamm (1996): »Bürgertum und Glaube. Konturen der städtischen Reformation«, besonders S. 77–140. Vgl. ausführlich dazu Behrisch (2005). In Sachen von Ehegerichtsbarkeit wandte sich der Görlitzer Rat allerdings noch lange nach der Reformation an den (katholischen) Offizial in Bautzen, vgl. dazu ausführlich Behrisch (2007b). Kommunalisierung meint hier vor allem das Erlangen des Kirchenregiments bzw. Übernahme von Entscheidungskompetenzen durch die Gemeinde. Davon zu unterscheiden ist der »Kommunalismus«, zu dem Peter Blickle eine »Begriffsbildung in heuristischer Absicht« unternahm, vgl. Blickle (1991). Siehe auch Blickle (1996) zu »Theorien kommunaler Ordnung in Europa«.

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hoheit im Allgemeinen nicht das primäre Ziel reformatorischer Bestrebungen gewesen sei, sondern vielmehr das individuelle und kollektive Heil der Laien. Obrigkeit wurde dabei nirgends negiert, sondern als Gestalterin einer rechten Ordnung in die Verantwortung genommen.21 Dass ein ausgeprägtes vorreformatorisches Kirchenregiment nicht Ziel, sondern entscheidende Einflussgröße für den Verlauf der Reformation sein konnte, zeigt ein Blick auf das albertinische Sachsen. Dort hatte Herzog Georg mittels der Kirchenherrschaft entschieden gegen die evangelische Bewegung gesteuert und den Erfolg der Reformation zumindest vorläufig verhindert.22 (3.) Am schwierigsten greifbar ist das Motiv der Rationalisierung von Frömmigkeit und Religion, das in eine allgemeine Tendenz zur Rationalität im Denken und Handeln der Menschen des frühen 16. Jahrhunderts eingebettet zu sein scheint. Die ersten beiden Punkte zur kirchlichen Gerichtsbarkeit und Kommunalisierung der Kirche lassen bereits rationales Rechts- und Verwaltungsdenken der an europäischen Universitäten23 ausgebildeten Görlitzer erkennen. Blickle bringt in Sachen Rationalisierung von Frömmigkeit das Beispiel der Prädikaturstiftungen als kongeniale Form der religiösen Verkündigung, welches aber jüngst in seiner Bedeutung für die Reformation relativiert wurde und darüber hinaus in Görlitz nicht signifikant nachweisbar ist.24 Blickles verallgemeinernden Feststellungen ist allerdings wieder in Bezug auf die Rollenzuweisung der Kleriker zu folgen. Denn für Görlitz ist uneingeschränkt zu konstatieren, dass der Rat alle herrschaftlichen Funktionen der Kirche schon vor der Reformation zurückzudrängen versuchte und die Kleriker auf ihre Rolle als Verkünder des Wortes Gottes sowie die Heilsvermittlung beschränkt wissen wollte. Nach der Reformation sollte die Funktion der Kleriker allein auf die Verkündigung des Evangeliums reduziert werden und sie, wie alle Bürger, der Obrigkeit unterstellt sein. Diese Rationalisierungstendenzen, die im Gegensatz zur vorreformatorischen Leistungs- und Sakramentsfrömmigkeit auf einen intellektuellen Zugang zu Gott mittels des Wortes und der reinen Lehre setzten, wurden freilich nicht in voller Konsequenz sofort von allen Teilen der Bevölkerung mitgetragen, wie dies allein die Görlitzer Ereignisse von 1538 zeigen.25 Der allgemeine Bedeutungsverlust der »alten Frömmigkeitspraktiken«, die offensichtlich nicht mehr die Bedürfnisse der städtischen Eliten befriedigen konnten, macht zugleich die in dieser Arbeit schon mehrfach erhobene Forderung nach einer Neubewertung der Oberlausitzer Reformationsgeschichte plausibel. Entgegen der verbreiteten Forschungsmeinung ist den Ratseliten eine führende Rolle in jenen Prozessen des frühen 16. Jahrhunderts zuzu21 22 23 24 25

Vgl. Schmidt (2001), S. 155 ff. Vgl. Bünz/Volkmar (2005), S. 108. Siehe zum Beispiel die Görlitzer an der Universität Bologna oben S. 186, Anm. 679. Vgl. Neidiger (2002), der zahlreiche Stiftungen von Predigtpfründen für Weltkleriker schon vor der Reformation nachweist. Siehe die geschilderten Ereignisse beim Besuch König Ferdinands I. in Görlitz S. 376.

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schreiben. Die Auswirkungen der Rationalisierung und der damit verbundenen Individualisierung des Zugangs zum Heil lassen sich bereits seit den 1520er Jahren beobachten.26 Ostentative Frömmigkeit, ausgedrückt in umfangreichen Stiftungen für das Seelenheil, hatten ihre Wirkung auf den sozialen Status der Stifter verloren, die Ratsherren schienen sich nun mehr darauf zu konzentrieren, im Sinne einer »Guten Policey«27 bzw. Obrigkeit vor allem die Rahmenbedingungen im Bereich einer effektiven Verwaltung zu gestalten und auf Disziplin, Zucht und Ordnung zu achten, um weiterhin eine bestmögliche Seelsorge, Schulversorgung und Armenfürsorge innerhalb der Stadt zu gewährleisten.28 Aus dieser Verantwortungsübernahme konnten die Ratsherren wiederum ihre Position legitimieren. Man kann sogar die These aufstellen, dass durch den Wegfall der mit der »Heilsökonomie« verbundenen Frömmigkeitspraktiken der Rat seine Kontroll- und Einflusssphäre erweiterte. Bisher hatte er durch die Aufsicht über die Frömmigkeitspraktiken all jene besonders gut kontrollieren können, die sich mit Geldbeträgen (egal welcher Größenordnung) an Stiftungen, Schenkungen und dergleichen beteiligten. All jene aber, die sich eine derartige Seelenheilfürsorge nicht leisten konnten, kamen auf dieser Ebene nie in Berührung mit dem Rat. Dies änderte sich, als der Magistrat begann, seine Aufsicht über weite Teile des städtischen Lebens auszudehnen und zu intensivieren, und alle Bevölkerungsgruppen Gegenstand der »Guten Policey« wurden.29 Trotz dessen kann man sich aber nicht des Eindrucks erwehren, dass durch den Wegfall des alten Sinnzusammenhangs von sozialem Status und repräsentativ inszenierter Frömmigkeit den Ratsherren ein Begründungszusammenhang zu ihrer politischen Vormachtstellung abhanden gekommen war. Denn auffällig viele Bürger wurden seit 1530 in den 26

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Siehe zu den Problemfeldern »Rationalisierung« und »Säkularisierung« in der Frühen Neuzeit den Sammelband Blickle/Schlögl (2005) und dort besonders den Beitrag Schlögls (Schlögl [2005], S. 37 ff. und 64), der sich ausführlich mit der »Rationalisierungs-« und »Säkularisierungsthese« Max Webers auseinandersetzt. Zum Begriff der Rationalisierung bei Max Weber vgl. auch die Diskussion in Schreiner (1994), S. 195–210. Es bleibt zukünftigen Forschungen vorbehalten zu überprüfen, ob in Görlitz die andernorts (vgl. Blickle [2005], S. 92) mit der Reformation gestiegene Anzahl ratsherrlicher Verordnungen und Mandate zum Ausbau der »Guten Policey« ebenfalls nachweisbar ist. Vergleichbares stellte Boockmann (1994b), S. 202 in Bezug auf Almosen fest: Das herkömmliche Verteilungssystem war durch Luthers Polemik gegen die religiöse Wirkung der guten Werke zerstört worden, und so musste es durch Instrumente der Ermahnung und Kontrolle ersetzt werden. Ein Stück Modernisierung wird sichtbar – und mit ihr deren Folgen: Kontrolle und ein formalisierter Druck anstelle der alten informellen – religiös vermittelten – Zwänge. […] Wo die Kirchen wirklich in der Hand der Bürger und die regierenden Familien geschickt genug waren, die Reformation ebenso in die Hand zu nehmen, wie sie die städtischen Kirchen schon seit längerem in der Hand hatten, konnten alle Ansätze zu einem Bildersturm erstickt werden. So geschah es in Nürnberg. Anders in Ulm […]. Verwiesen sei hier auf die in vermehrtem Maße in anderen Städten publizierten Kirchen-, Armen-, Bettel- und sonstigen Ordnungen. Die Görlitzer Verhältnisse sind diesbezüglich weitestgehend unerforscht.

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Adelsstand erhoben oder erhielten vom Kaiser oder König ein Wappen verliehen.30 Zum einen wird dies Teil der Strategie Kaiser Karls V. und König Ferdinands I. gewesen sein, mögliche Anhänger für eine »Rekatholisierung« zu gewinnen und den Territorialstaat auszubauen. Andererseits ist zu vermuten, dass jene geadelten Görlitzer durch die direkte Anbindung an den Landesherrn ihren sozialen Status, aber auch ihre Stellung in der städtischen Politik festigen und legitimieren wollten.31 Diese Vermutungen bedürfen zwar weiterer Untersuchungen in der Zukunft, jedoch scheint sich abzuzeichnen, dass ein religiös strukturiertes Repräsentationssystem durch ein säkulares abgelöst wurde.32 Wie wenig Wert die Görlitzer allerdings auf die habsburgische Landesherrschaft legten, zeigt die Verleihung des neuen Stadtwappens durch Kaiser Karl V. 1536, welches in der Mitte des nun viergeteilten Schildes das habsburgische Bindenschild und darauf die Kaiserkrone zeigt. Bis in die Neuzeit wurde dieses Wappen als Siegel kaum verwendet, der Rat siegelte weiterhin mit dem alten 1433 durch Kaiser Sigismund verliehenen Wappen.33 Wie sieht es nun in Görlitz mit der Umsetzung bzw. Stärkung des Gemeindeprinzips aus, welches idealtypisch (nach Blickle) das Konzept einer autonomen Gemeinde, die über die wahre Lehre und ihre Vertreter entschied, verfolgte und von den Reformatoren propagiert wurde?34 Die bis hier in der Arbeit vorgestellten Einzelergebnisse lassen nicht erkennen, dass die Gemeinde – im Sinne einer breiten Beteiligung von Personen außerhalb der Ratsoligarchie an politischen und kirchlichen Entscheidungen – gestärkt worden wäre. Es entsteht vielmehr der Eindruck, 30

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Da es zu diesem Thema noch keine neueren Forschungen gibt, kann hier nur ein unvollständiger Überblick über Wappenverleihungen und Adelserhebungen gegeben werden: Schmied 1530 (VOU Heft 13, S. 140; Hortzschansky [1783], S. 12); Melzer/Eschlauer 1534 (VOU Heft 13, S. 145; Fritsch [1891], S. 33); Schneider/Schnitter 1536 (Stange [1938], S. 86; nach Knauth (1753), S. 6 Schnitter: 1562); Hass und Schneider 1536 (Lose Urkunde 1536. Oktober 2., Auslagerungsverlust; VOU Heft 13, S. 148); Bernhardt 1537 (ebd.); Schmidt 1537 (ebd. S. 148 f.); Willer 1537 (ebd.), Reuber 1537 (ebd.); Schütze 1539 (VOU Heft 13, S. 152); Schubert 1539 (Wallis [1919], S. 22); Fries 1541 (VOU Heft 13, S. 156); Kober 1542 (VOU Heft 13, S. 158, der Adelsbrief ist vollständig abgedruckt in Knauth [1777], S. 3–5); Frenzel 1544 (VOU Heft 13, S. 162; Jecht [1930]); Rosenhain 1544 (VOU Heft 13, S. 162; Fritsch [1891], S. 43); Seifart 1545 (VOU Heft 13, S. 163); Feuerbach 1545 (VOU Heft 13, S. 163; nach Knothe [1901], S. 194 soll Feuerbach wegen seiner Teilnahme an den Türkenfeldzügen geadelt worden sein); Rösler 1546 (VOU Heft 13, S. 165; Fritsch [1891], S. 43); Lindener 1546 (VOU Heft 13, S. 165; Fritsch [1891], S. 33) und Emerich 1559 (Knothe [1879], S. 178). Vgl. zum Beispiel Trillmich (1914), S. 20, Anm. 1, der aus dem Adelsbrief (24. Juni 1575) von Peter und Valentin Ritter zitiert, in dem es heißt, dass ihnen der Adel verliehen worden sei, weil sie sich 1547 in der »Sächsischen Empörung beständig gezeigt hatten«. Vgl. weiterführend dazu die Arbeiten des SFB 640 »Repräsentationen sozialer Ordnungen im Wandel« und die thematische Einführung von Isaiasz/Pohlig (2007). Vgl. die Beschreibungen der Wappen in Heinrich (1891). Vgl. ausführlich zur »Gemeindereformation« in der Stadt Blickle (1985), besonders S. 76–122.

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dass das durch die Reformation geförderte Aufbegehren der Tuchmacher nicht der Erlangung der städtischen Autonomie und damit der Gemeindeemanzipation galt, sondern allein vom Willen nach politischer Partizipation der Handwerker angetrieben wurde. Durch den bereits hohen Grad an politischer und kirchlicher Autonomie der Stadt Görlitz und durch die Zentrierung der Herrschaft innerhalb der Stadt und des Weichbildes auf die Ratsoligarchie stand die Stärkung des Gemeindeprinzips nie zur Debatte. Der Rat hatte sich als Führer der Stadt in weltlichen und kirchlichen Angelegenheiten behaupten können. Man kann sogar so weit gehen zu sagen, dass der Görlitzer Rat ohne Umwege seine Stellung und Funktion als »Obrigkeit« bis 1547 (Pönfall) ausbaute. Allein die Tatsache, dass erst 1920 das Pfarrwahlrecht vom Rat auf die Gemeinde übertragen wurde, zeigt in aller Deutlichkeit, dass zu den ureigensten Herrschaftsansprüchen des Rates seit dem Mittelalter die Besetzung der Görlitzer Pfarrei zählte. Dass es in Görlitz nicht zu einer konsequenteren Reformation auch im Sinne des Gemeindeprinzips kam oder gar zu Religionsgesprächen35, muss wohl vor allem mit dem Fehlen von reformatorisch wirkenden Führungspersönlichkeiten begründet werden. Die theologischen und intellektuellen Diskurse der Reformatoren wurden zwar wahrgenommen, wie dies die Kenntnisse des allerdings altgläubigen Stadtschreibers und Bürgermeisters Johannes Hass beweisen, doch wurde darüber in Görlitz keine Diskussion geführt. Des Weiteren hatten sich die Tuchmacher und andere Handwerker durch die Planung eines Aufruhrs selbst in die Illegalität begeben, wofür sie keine Gnade vor Gericht erwarten durften. Die zaghaften Ansätze der Bildung eines »Ausschusses«, der die Gemeinde gegenüber der städtischen Führung hätte repräsentieren können, wurden so wieder zerstört. In vielen anderen Städten des Reiches gab es derartige Gremien, die zu einem legalen und anerkannten Vertragspartner der Räte geworden waren und dadurch Forderungen breiter Bevölkerungsschichten durchsetzen konnten.36 In Görlitz muss zusätzlich berücksichtigt werden, dass es keine »Tradition« der Bildung politisch einflussreicher Interessengruppen gab, auf deren Erfahrungen etwaige Ausschüsse hätten zurückgreifen können. Der Rat hatte seit jeher alle Formen der Versammlung kontrolliert, die Zünfte waren daher schwach und die zwei großen Bruderschaften außerhalb ihrer engen Zweckbestimmung nicht handlungsfähig. Die Voraussetzungen zur Bildung von Ausschüssen waren daher denkbar ungünstig. Dies dürfte einer der wichtigsten Gründe sein, warum die politische Verfassung der Stadt durch die Reformation nicht erschüttert wurde. Es hatte sich keine »politische Kultur der Opposition« entwickeln können. Vor diesem Hintergrund ist noch einmal zu fragen, wie man die Reformation in Görlitz einordnen sollte – Rats- oder Gemeindereformation oder keines von bei35 36

Die bei Dietmann (1777), S. 19 für Görlitz angegebenen Treffen waren keine »Religionsgespräche«. Vgl. zum Beispiel die Aufzählung in Blickle (2000), S. 128 und Ehbrecht (1978), S. 32–38, der die Bedeutung dieser Ausschüsse bei innerstädtischen Konflikten hervorhebt.

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dem?37 Am treffendsten dürfte für Görlitz der von Hans-Christoph Rublack auf Nördlingen angewendete Terminus der »bürgerlichen Reformation« sein.38 Denn er definiert die Träger der Bewegung über ihren Status als Bürger39, der noch nichts über ihr Vermögen oder ihre politische Partizipation aussagt und dadurch sowohl jene erfasst, von denen starke Impulse ausgingen (Tuchmacher/Handwerker), als auch jene, die letztlich die Vorgänge steuerten (Ratsherren). Die durch die Ereignisse der Reformation in ihren Forderungen nach Partizipation an der politischen Gewalt beflügelten Tuchmacher in Görlitz beriefen sich zwar auf die theologisch-ethischen Appelle der Reformatoren und das Evangelium, doch waren ihre Interessen größtenteils politischer Natur. Der Rat wiederum musste den Tuchmachern den Wind aus den »theologischen Segeln« nehmen und in der Frömmigkeitspraxis Zugeständnisse machen, um nicht seine weltliche Machtstellung zu gefährden. Es galt die soziale und politische Bewegung von der theologisch-reformatorischen zu entkoppeln. Denn die Ausübung politischer Herrschaft war an den sozialen Status und die Autorität der Ratsherren gebunden, die wiederum an die Eigentumsordnung, die Statussymbole und die Seelenheilfürsorge der alten Ordnung geknüpft waren. Hätte man hier anderen als den Ratsherren die Deutungshoheit und Ordnungsfunktion zuerkannt, wären der Status oder gar die Existenz der Ratsherren in Gefahr geraten. Thomas A. Brady hat dies treffend am Beispiel des Straßburger Rates mit den Worten zusammengefasst: Sie veränderten so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig, um ihre Existenz und Position zu behaupten.40 Man hat zwar bei Brady die Außerachtlassung der geistigen und religiösen Komponente bei seinen Deutungen moniert, doch treffen diese Vorwürfe nicht den Kern des Problems, da ja, wie meine Arbeit gezeigt hat, Frömmigkeit von politischen und sozialen Kontexten nicht abgekoppelt werden kann, weil die Behauptung einer sozialen und politischen Stellung mit der Durchsetzung von Deutungshoheiten und Geltungsansprüchen im Bereich der Frömmigkeitspraxis ver37 38

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Vgl. dazu die Diskussion der verschiedenen Meinungen über »das Wesen« der städtischen Reformation in Blickle (2000), S. 125 ff. Vgl. Rublack (1982), besonders S. 260 ff. Einen vergleichbaren Ansatz verfolgt Heinrich Richard Schmidt, der sich gegen die Zweiteilung in Gemeinde- und Obrigkeitsreformation ausspricht und stattdessen für ein Modell plädiert, das die Anteile von Predigern, Gemeinde und Obrigkeit in einem Kräftedreieck sieht, vgl. Schmidt (2001), S. 124. Bürger einer mittelalterlichen Stadt verstanden sich im Idealfall als eine durch Schwur verbundene Gemeinschaft. Bürger war im Rechtssinn, wer das Bürgerrecht erlangt hatte. Wer dieses nicht von den Eltern erbte, musste es beim Rat erwerben, wenn er in Görlitz Grundbesitz erben oder kaufen, in der Stadt Handel treiben oder das Meisterrecht einer Innung erlangen wollte. Durch diverse Abgaben trug jeder Bürger seinen Teil zum Schutz und Wohlergehen der Stadt bei. Zu den weiteren Modalitäten der Bürgerrechtsvergabe in Görlitz vgl. CDLS 5, S. 5–9 und 193 ff. Vgl. Brady (1978), S. 235: They had altered as little as possible but as much as necessary and had survived the storms with hegemony intact. Zur kritischen Auseinandersetzung mit Bradys Arbeit über Straßburg und den daraus entwickelten Thesen vgl. Moeller (1979), S. 27–30, Bradys »Reply« Brady (1979) sowie die Literaturangaben in Blickle (2000), S. 127, Anm. 21 und 22.

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bunden war und dies umso mehr in einer Zeit, in der sich äußere Rahmenbedingungen und Ausgestaltungen von Frömmigkeitspraktiken erheblich veränderten. Für die Görlitzer Ratsherren galt es daher nach wie vor, für die Erlangung des Heils der Bewohner die rechten Rahmenbedingungen zu schaffen, entweder durch Bewahren von Altem oder durch Zulassen von Neuem im Sinne des bereits thematisierten »Gemeinen Nutzens«, der ja unter evangelischen Vorzeichen keinesfalls seine Bedeutung verloren hatte. Die oben angesprochene Rationalität konnte dabei nur hilfreich sein. Die von den Reformatoren aufgezeigten und geforderten neuen Wege zum Heil galt es vor dem Hintergrund der individuellen lokalen Gegebenheiten aus Sicht einer traditionell selbstbewusst und selbständig agierenden Ratsoligarchie in die rechten Bahnen zu lenken. Es sei hier noch einmal daran erinnert, dass es in Görlitz nicht nur darum ging, Impulse von außen aufzunehmen und dem Drängen der Tuchmacher nachzugeben, der Rat also immer als ein Getriebener reagierte. Aus den Reihen der Ratsherren selbst kamen Anstöße und der feste Wunsch nach Veränderungen in der Frömmigkeitspraxis, also in Messen, Abendmahl, Taufe etc.41 Abschließend ist noch einmal auf die Arbeit von Rublack aus dem Jahr 1982 zurückzukommen, der seine Ergebnisse zu Nördlingen für eher untypisch hielt. Die Resultate zu Görlitz und die Andeutungen zu den anderen königlichen Städten der Oberlausitz lassen jedoch vermuten, dass Nördlingen gar kein so untypischer Fall war. Hier wie da machte der Rat nie wirklich ernst mit der Reformation.42 Sie war für ihn je nachdem Innen- oder Außenpolitik, es genügte, politische Technik zu praktizieren: Ratsansprachen halten, Einfluss auf die Bürger nehmen und im Fall ernster Bedrohung abschreckende Beispiele statuieren. Sonst genügten das Lavieren, das allmähliche Verschieben der Akzente und die Einrichtung bzw. der Ausbau des evangelischen Kirchenregiments. All dies macht Nördlingen, Görlitz und sicher noch viele andere Städte nicht bedeutend im Sinne der Wittenberger, Nürnberger, Zürcher oder Genfer Reformation. Helden fehlen, Menschen herrschen, vielleicht verwalten sie nur. Hier ist kein Maß, keine Maßlosigkeit, sondern nur die Mäßigkeit städtischen und bürgerlichen Lebens. Es laviert sich durch die Risiken, ohne Steigerung der Heroismus, ohne machiavellistische List. Aber auch das Übermaß der Reformatoren des großen Stils greift hier nicht. Das macht diesen Fall bedeutsam. Denn hier vollzog eine Stadt ihre bürgerliche Reformation.43

Die Erklärung der Vorgänge in Görlitz, bei denen sich »Reformation« vorerst nur in wenigen Veränderungen der Frömmigkeitspraxis, kaum in den kirchlichen Strukturen, aber überhaupt nicht in der politischen Machtverteilung äußerte, liefert die 41 42 43

Vgl. zum Beispiel die Kontakte von Görlitzern zur Wittenberger Universität und zu den Reformatoren S. 373, Anm. 263 bis 266. Vgl. zu dieser und den folgenden Formulierungen Rublack (1982), S. 263. Vgl. Rublack (1982), S. 263.

Frömmigkeitspraxis, Politik und der gesellschaftliche Wandel im frühen 16. Jahrhundert

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Gegenproben für Blickles Kommunalismus-Theorie.44 Eine der Ursachen, warum im Reich und in Frankreich eine Reformation stattfand, in Italien, Spanien und Skandinavien aber nicht, sieht er darin, dass in diesen Regionen in der Praxis und Theorie der spätmittelalterlichen Politik die Gemeinden unstrittige und anerkannte Bestandteile gewesen sein; dort wo sie es nicht waren, konnte sich der Aufschwung des »kommunalen Geistes« zu dem entwickeln bzw. nach Blickle zum eigentlichen Movens dessen werden, was wir heute als Reformation bezeichnen. Auch wenn in Görlitz keine idealtypische Gemeinde – mit einer Partizipation möglichst vieler an den städtischen Entscheidungen – ausgebildet war und diese Kommune nicht mit italienischen Städten gleichgesetzt werden sollte, so bildeten die Görlitzer Eliten in Rat und Gericht doch eine Gruppe, die für sich beanspruchte, die Interessen der politischen wie kirchlichen Gemeinde zu vertreten.45 Der Gemeindegedanke war also, wenn auch mit einer gewissen Akzentverschiebung, bereits stark ausgeprägt – somit fehlten in unserem Fall das von Blickle benannte Movens des »kommunalen Geistes« und seine Folgen. Dass sich die Eliten als Interessenvertreter der Stadt empfanden und wie sie dies legitimierten, ist in dieser Arbeit ausführlich dargelegt worden. Wie stark die Identifikation der Görlitzer Führungsschicht mit der eigenen civitas war und wie schwer die Verantwortung für das Wohl und Wehe der Stadt auf den Schultern derjenigen lastete, die sie regierten, aber auch ihr wirtschaftliches Rückgrat bildeten, zeigt ein Blick auf die Wehrverfassung, die hier noch nicht zur Sprache kam und im Forschungsfeld »Ratsherrschaft« kaum Beachtung findet.46 Im Fall Görlitz dürften diese Aspekte zu einer besseren Erklärung der oligarchischen Herrschaftsverhältnisse führen. Die militärische Feuertaufe hatte Görlitz in den Kriegszügen der Hussiten 1419–1437 erfolgreich bestanden. Fehden mit dem lokalen Adel waren beinahe an der Tagesordnung. Auch wenn diese nur über militärische Drohgebärden oder mit Rechtsmitteln ausgetragen wurden, musste die Stadt permanent kriegsbereit sein. Für die dabei entstehenden Kosten wurden alle Bürger 44

45

46

Olaf Mörke stellte bezüglich des Einflusses der Reformation auf städtische Machtverhältnisse fest, dass nachweislich mit der Reformation einsetzende Veränderungen im Lüneburger Rat nicht das Produkt einer Transformation religiöser Programmatik in der Sphäre weltlicher Herrschaftsorganisation, etwa in Form religiös motivierter Obrigkeitskritik, waren, sondern auf das profane Phänomen personalstruktureller Destabilisierung zurückzuführen ist, die ihrerseits Resultat der den Rat bestimmenden Konsensnotwendigkeit war; vgl. Mörke (1983), S. 293. Mit der Betonung der politischen Vertretung der Oberlausitzer Sechsstädte nach außen bzw. innerhalb der landständischen Verfassung der Oberlausitz durch Stadträte und städtische Amtsträger sieht Blaschke (2007), S. 56 f. die sachliche Nähe von landständischer und kommunaler Verfassung als zwei einander verwandte Formen korporativer politischer Ordnung […] in ihrer grundsätzlichen Andersartigkeit gegenüber dem monarchischen Prinzip […] gegeben. Vgl. dazu den Forschungsüberblick und die weiterführenden Gedanken von Voltmer (1994), der sich auch mit den von Max Weber (Weber [1980], S. 756 f.) geäußerten Gedanken zur Militärverfassung der okzidentalen Stadt auseinandersetzt.

412

Resümee und Ausblick

prozentual gleich belastet, aber – und das ist das Entscheidende – der Großteil der Ausgaben wurde bei Sondererhebungen nur von wenigen »Superreichen« bestritten, die mit ihren Familien im Rat präsent waren.47 Dass diese daraus einen gewissen Führungsanspruch und die Legitimität ihrer Position ableiteten, erklärt sich von selbst, bedarf im Einzelfall aber noch einer eingehenden Untersuchung. Die bis auf einige tiefe Einschnitte sehr allmählichen Veränderungen im gesellschaftlichen und vor allem kirchlichen Leben der Görlitzer in den Zwanziger- und Dreißigerjahren des 16. Jahrhunderts wurden von den Zeitgenossen zwar wahrgenommen, aber mit Sicherheit nicht als »die Reformation« erlebt. Das, was wir heute als »Reformation« und unausgesprochen oftmals als »Ereignis« oder Beginn einer neuen »Epoche« bezeichnen, war ein Prozess, von dem die meisten Zeitgenossen wohl nicht einmal hätten sagen können, dass sie gerade mitten darin steckten. Sicher war für sie, dass seit 1518 Dinge in Bewegung geraten waren und Veränderungen nach sich zogen, und das wahrscheinlich in größerem Maßstab und mit weiter reichenden Folgen als bei Ereignissen, die dem Erlebnishorizont der meisten Zeitgenossen zu eigen waren. Veränderungen wurden wahrgenommen, doch war nicht abzusehen, was die Zukunft bringen würde, und es fehlte der Maßstab, das Wahrgenommene zu bewerten.48 Kontinuitäten, Brüche und Widersprüche existierten nebeneinander. Erst die subjektive und individuelle Perspektive des rückschauenden Betrachters verleiht den Dingen ihre Bedeutung, dann, wenn aus »Menschenalter« »Zeitalter« geworden ist, um ein Diktum von Arnold Esch aufzugreifen.49

***

47

48

49

Zur Bereitstellung von Männern, Geld, Waffen, Pferden etc. für Kriegszüge der Stadt Görlitz vgl. für die Zeit zwischen 1466 und 1479 die Aufstellungen in Boetticher (1915), S. 164–171 und die »Mannschaft der Görlitzer vor Glogau 1488« in Wentscher (1933). Eine Auswertung des Görlitzer Türkensteuerregisters von 1528 hat ergeben, dass die zehn reichsten Bürger insgesamt 30,8 % des zu versteuernden Besitzes in ihren Händen vereinten und dementsprechend hohe Abgaben leisten mussten, vgl. Jecht, H. (1938), S. 129. Vgl. zur Wahrnehmung sozialen Wandels im Mittelalter den Sammelband Miethke/Schreiner (1994). Zu den dort aufgeführten Beispielen gibt es in Görlitz jedoch keine vergleichbaren Quellen. Die Görlitzer Annalen des Johannes Hass sind nur mit Einschränkungen in diesen Zusammenhängen auswertbar. Vgl. die Aufsatzsammlung Esch (1994) unter dem Titel »Zeitalter und Menschenalter. Der Historiker und die Erfahrung vergangener Gegenwart« und dort besonders die Aufsätze »Zeitalter und Menschenalter. Die Perspektiven historischer Periodisierung« (S. 9–38) und »Geschichte im Entstehen. Der Historiker und die Erfahrung der Gegenwart« (S. 217–226). Siehe auch zum Umbruchcharakter der Reformation Kaufmann (1996), besonders Sp. 1117– 1121 sowie Kaufmann (2002) zum Thema »Die Reformation als Epoche?«.

Anhänge A bis F

Anhang A Regesten zu Görlitzer Testamenten, Legaten und Stiftungen 1298 bis 1552 Anhang B Regesten zu Hans Frenzel und zur Annenkapelle Görlitz 1474 bis 1583 Anhang C Regesten zur Heilig-Kreuz-Kapelle und Heilig-Grab-Anlage Görlitz 1325 bis 1583 Anhang D Regesten zum Cölestinerkloster Oybin 1493 bis 1498 Anhang E Karte zum Görlitzer Ratsbesitz im Jahr 1547 Anhang F

Konkordanz der Ortsnamen

Hinweise zu den Regesten – Zitate sind kursiv gesetzt. – Unlesbare, nicht rekonstruierbare Stellen, meist Wasserschäden an den Büchern, werden mit » […] « gekennzeichnet. – Auslassungen von nicht relevanten Textstellen werden mit » … « gekennzeichnet. Fragezeichen in eckigen Klammern kennzeichnen die unsichere Lesart des vorhergehenden Wortes. – In runden Klammern stehen Paraphrasen, die sich aus dem Originaltext ergeben. – In eckigen Klammern stehen Ergänzungen des Autors. – Personen und Ortsnamen werden generell in der Grafie des Originals abgedruckt. Normierend wurde im weiteren Text nur bei der Wiedergabe von » u «, » w « (vokalisch) und » v « (konsonantisch) eingegriffen (z. B.: vnd = und, zw = zu). Für » j « wurde bei vokalischem Gebrauch » i « gesetzt (z. B.: jren = iren). – Dieses Zeichen » ∏ « entspricht den Zeichen in den Quellen und bedeutet, dass Geldzahlungen z. B. aus Stiftungen geleistet wurden. – Alle weiteren Abkürzungen sind dem Abkürzungsverzeichnis S. 647 zu entnehmen.

Anhang A

Regesten zu Görlitzer Testamenten, Legaten und Stiftungen 1298 bis 1552 Index der Testatoren und Stifter A Adam, Nikolaus Arnold Barbara Johann Asmann, Barbara Axt Hans Matthias

488 446, 447 504 465 528 506

Balthasar Hans Böttner/Böttcher Braun Barbara Hans Martin Brückner, Hans Bufe, Hans Büttner

B Bäcker, Anna Bartsch, Barbara Bartusch, Martin Bereit Johann Johann jun. Katharina Borisch, Margaretha Bottener Anna

485 515 438 421, 422 424 422 478 499

454 450 siehe Bottener 494, 503 428 510 484 466 siehe Bottener

C Can, Ursula Canitz Anna Ursula Cranleid Anna Dietrich (II.) v.

475 469, 538 500 436 436

416

Anhang A

D Dietrich Georg Margarethe

455 492

E Eichler Georg 446, 580 Michael 505 Eitener, Hans 440 Emerich Dorothea siehe Schmied, Dorothea Georg 434, 439, 441, 442, 449, 468, 486 Jakob 552 Katharina 548 Klara 514, 515 Margaretha siehe Meihe, Margaretha Wenzel 464, 471, 479, 481 Engelhart 420 Katharina 522, 534 Matthias 477 Eppeler Hieronymus 525 Johann 507 Margarethe siehe Meister, Margarethe Eschlauer Klara siehe Emerich, Klara

F Fabri siehe Schmied Fechsel, Caspar 425, 576 Fichtner Barbara 456 Jost 483 Finger, Agnes 424, 429, 439, 507, 517 Franke Barbara siehe Braun, Barbara Frauenburg, Johannes 438 Frenzel Anna 535, 538, 571, 572

Elisabeth Hans Friedländer, Michael Frömpter Hans Margaretha

527 491, 514, 554 523 431 431, 432

G Gässner, Thomas 495 Gebauerin, Valentin siehe Wainer, Barbara Geisler, Barbara 490 Gessner, Dorothea 457 Göritz Daniel 546 Margaretha 545 Grich, Paul 463 Grundmann, Anna 527

H Hancke, Markus 537 Hans Georg 496 Ursula 497 Heineke, Andreas 452 Heinrich vom Dorfe 419 Helischer Barbara 444 Georg 434 Hermann Dorothea siehe Gessner, Dorothea Martha 448 Hilderich, Georg 549 Hornig, Gregor 433 Hutter, Ursula 514

J Jeutener, Katharina Jüterbog, Bereit v.

524 siehe Bereit

417

Index der Testatoren und Stifter

K Kirchoff Balthasar Benigna Kochel, Johannes Kraft, Barbara Kretzschmer Agnes Margaretha Simon

530 496 473 532 522 467, 470 445

L Landreiter, Caspar Langschneider Lattener, Anne Leder, Dorothea Leie, Wilhelm v. der Lorenz, Peter

454 siehe auch Schneider 484 437, 451 542 502

M Mauermann, Martin Meihe, Margaretha Meister Margarethe Oswald Mondenschein Andreas Johann Nikolaus Mussenitz, Martin

497 464 533 549 524 463 458 577

O Oswald, Barbara

443

P Penzig, Hans v.

578

R Reißener, Elisabeth

440

Richter, Georg Riemer, Katharina Rolle, Margaretha Margaretha Roskopf, Wendel Rösler, Georg Rößer, Anna Rote, Thomas Rotenberg, Hans

474 430 siehe Frömpter, 550 544 477 502 534

S Schelner, Anna Schmidt Schmied Anna Antonius Dorothea Georg Magdalena Margaretha Martin Michael Nikolaus Paul Schneider Christina Ludwig Valentin Schnorre, Dorothea Dorothea Schubert Martin Ursula Schultz Martin Nikolaus Schurge, Margaretha Schwalm, Jodokus Schwebel, Ursula Schwetz, Katharina Schwofheim, Barbara

450 siehe Schmied 442 427 535, 536 539 476, 506 482, 508, 525, 548 526 434 529 481 505 519 492 siehe Steinberg,

472 501 490 538 437 542 500 448, 579 513

418

Anhang A Voit

Seifensieder Hans Veronika Seifert, Margarethe Selige Anna Gregor Seliger Sigmund Martha Paul Steinberg Dorothea Nikolaus Stellmacher, Barbara

483 489 493, 518

W Wainer, Barbara Wainmann, Wenzel Walde Ludwig Margaretha Peter Weider Margarethe Michael Nikolaus Weinknecht Katharina Wenzel Weinreich, Jakob Weinschenk, Dorothea Weißgerber, Barbara Weißjorge, Andreas Witschel, Margaretha Wolmerstet Anna Johannes

422 422 siehe Selige 428 428 504, 505 504, 505 433

T Tilicke Anna Caspar Dorothea Töpfer, Anna Tschaul Andreas Katharina

siehe Frenzel, Anna 471, 478 514 487 511 535

Zacharias Anna Katharina Matthias Zeidler, Ursula Zwinling, Hans

420 446, 455

V Vogt, Georg

533 531 513 425 425 478 486, 495 420 447 447 441 426, 432 462 452 479 siehe Canitz, Anna 543

Z

U Uthman Christoph Margarethe

siehe Vogt

476, 536

***

422 512 422, 425 501 493

Regesten zu Görlitzer Testamenten, Legaten und Stiftungen 1298 bis 1552

(1) 1298. Juli 7. Testament Heinrich vom Dorfe († zw. 1305 und 1310) Heinrich vom Dorfe verfügt letztwillig folgende Legate: den Kirchen Sente Petere und zu Sente Nyclawise 22 Schilling Gartenzins, die Fleischbank bei der Badestube solle nach dem Tod der Ehefrau an Sente Petere fallen, die Fleischbank auf dem Obermarkt solle den Töchtern Elisabeth und Hildegunt im Kloster Syfridesdorf [= Marienthal] gehören und nach deren Tod ebenfalls an die Peterskirche gelangen, zwei Gärten am stocburn sollen nach dem Tod der genannten Töchter dem spitale [= Hl.-GeistHospital] gehören, die sichin uf deme velde [= Jakobs-Hospital] sollen ein phunt uf dem garten, der da liet an der Lunze [= Lunitzbach], und ein halb phunt 1 vom Garten am Vorwerk des Münzmeisters Apezkon erhalten, den Zins von drei Häusern auf der Langen gazzen in Höhe von 28 Pfennigen sollen ebenfalls die siechin [= Jakobs-Hospital] erhalten, vier weitere Fleischbänke sollen die Töchter im Kloster erhalten und nach deren Tod sollen sie an die dritte Tochter Sophie und ihre Kinder kommen. Nachträglich wird eine der letztgenannten Fleischbänke, nach dem Tod der Töchter im Kloster, der Peterskirche vermacht.2 RA Görlitz: Lose Urkunden (1298. Juli 7.). Ed.: Jecht (1894c), S. 153 f.

1 2

Gemeint ist wahrscheinlich Zins in Form von Pfeffer, der zu den ältesten Zinsleistungen in Görlitz zählt. 1305 kauft Heinrich für sich und seine Frau eine Leibrente in Höhe von 30 Schilling jährlicher Zinsen im Hl.-Geist-Hospital, vgl. Stadtbuch 1305–1416, fol. 2a, abgedruckt in Jecht (1894c), S. 163. Um 1305 verfügt Heinrich, dass sein Hof der Frau zur Hälfte gehören solle, will sie auch die zweite Hälfte behalten, so solle sie dafür der Tochter Sophie 18 mr. geben und sol die achzen marg zcu gotes husen gebben, swa her di bescheidet, daz sol tun die vrowe. Vgl. Stadtbuch 1305–1416, fol. 5b, abgedruckt in Jecht (1894c), S. 163.

420

Anhang A

(2) 1422. Januar 30. Testament Nikolaus Weider, Bürgermeister (?) Der Rat verspricht, aus dem Erbe des Niclos Wieder 3 1 mr. gr. für den Altaristen des Altars der Jungfrauen der Frauenkirche zu verwenden und 8 mr. zum Ankauf von sechs Tuchen zur Bekleidung armer Leute.4 RA Görlitz: Urkundenbuch 5, fol. alt 184r–v, neu 189r–v. Reg.: VOU Heft 5–8, S. 8. RA Görlitz: HospA fol. 4r–v [Kämmerei-Archiv Nr. 193].

(3) 1443/44. Testament Engelhart Item vor vir tuch gewandes armen luthen gesnitten von Engelhards wegin, davor 6 mr. gr. Ed.: CDLS 4, S. 279 [RR].

(4) 1450 Aufgabe Christoph Uthman († 1483 [?]), Ratsherr 5 Christoff Utman hat sulche gobe, die her vorczytn synem ehlichin weibe vor gehegetem dinge getan und gegebin, Margarethan, so sie sint mittenandir kinder und erbin habin, gewinnen mit irem guten willen vorwandelt in sulcher maße, daz Margarethe nach Christophs Tod von allen seinen Gütern ein Drittel haben solle und die Kinder je ein Drittel. Darüber hinaus solle Margaretha mechtig sein, dreissig adir 3 4

5

Ein Nikolaus Weider ist 1417 als Ratsherr und 1420 als Bürgermeister nachweisbar. Eine Woche später bekennt der Rat, an die Verweser von Niclas Weiders Seelgerät 9 mr. jährlicher Zinsen um 135 mr. auf Wiederkauf verkauft zu haben, von den 135 mr. gr. um 110 mr. gr. einen Brief über 10 mr. jährlicher Zinsen von Niclas Lemer, Bürger zu Swinitz [Schweidnitz?], eingelöst und das übrige Geld zum Nutzen der Stadt verwendet zu haben. Die 9 mr. Zins sollen wie oben verwendet werden, vgl. Lose Urkunden 1422. Februar 6. Im Tagebuch des Stadtschreibers steht dazu: Nicolaus Weider, etwan burger hye zcu Gorlitz, 7½ sch. 6 gr. jährlicher Zinsen um 108 sch. gr. auf Wiederkauf veräußert, damit hat man abgelöst 8 sch. gr. Zins bei Lewen [?] von der Sweidnitz; die 7 ½ sch. 6 gr. sollen als Seelgerät verwendet werden, nemelichin das der burgermeister, camerer und der statschreiber dasselbie geld uffgebin sullin und vor 6½ sch. minus 6 gr. gewand kouffen, das man armen luthen iherlichin sneiden sal und zcu eynem altare zcu unßer liebin frauen 48 gr. und dem burgermeister, den camerern und dem statschreiber itczlichim 6 gr. das sie vor ire muhe hebin sullin, vgl. Varia 59, fol. 10v. In den Ratsrechnungen zu 1454 und 1455 heißt es: Für Gewand den Armen aus Weiders selgerethe 6 sch. gr., vgl. CDLS 4, S. 833 und 931. Wohl dieser Christoph Uthman erwarb 1438/39 Görlitzer Bürgerrecht und war seit 1455 im Rat. 1464 musste er Görlitz wegen Verwicklungen in die sogenannte Pulververschwörung verlassen, vgl. CDLS 5, S. 37 und Stange (1938), S. 92. 1443 gehörte er zu den vier reichsten Görlitzern, vgl. CDLS 4, S. 287. Im LA 1478–1484, fol. 233v–235r findet sich unter dem 23. Juli 1483 die Erbauseinandersetzung der sechs Kinder aus erster und der sieben Kinder aus zweiter Ehe des Christoph Uthman. Zum Nachlass gehörten ein Haus in der Petersgasse, neben der Canitzin, ein Garten in der Kahle, eine Wiese unter dem Weinberg, Girbigsdorf, Heinersdorf, Florsdorf, Heidersdorf, Hermansdorf, Halbendorf und Schönberg. Am 22. Januar 1484 lässt Donat Uthman dem Cölestinerkloster auf dem Oybin 2 fl. ung. von dem Vorwerk zu Schönberg (Schomberg) zukommen, er gelobt, das Geld jetzt nach dem Tod seines Vaters Christoph zu zahlen, vgl. LO 1434–1483, fol. 134r und VOU Heft 7–8, S. 151.

Regesten zu Görlitzer Testamenten, Legaten und Stiftungen 1298 bis 1552

421

viertzig marg gr. in die guter gar zuvorgebin adir an zelgerethe zuwendin. Sollte sie erneut heiraten, solle ihr Drittel nach ihrem Tod an die Kinder fallen. Actum Nicolao Neuwirt dominicam post vincula Petri, doby sein gewest Hannus Ylian von großen Glogaw und Lorentz Utman. RA Görlitz: LR 1432–1450, fol. 160v.

(5)

Testament Johann Bereit von Jüterbog († 18. März 1472), Neubürger, Stadtschreiber 6 und Bürgermeister, kassiert ohne Datum Johannes Bereit 7 statschreiber, ee wenner her sich gab uff den weg keine Rome, hat er zuvor eyne benennunge syner guter unde unfarende Katherinen synem elichin weibe und Johanni 8 synem sone, was eynem itczlichen noch synem tode dovon folgen sal, getan. Seine Frau und sein Sohn sollen für etwa 20 sch. gr. ein Seelgerät aussetzen, seine Schulden begleichen und seiner Mutter in Jüterbog 20 mr. gr. zukommen lassen und wenn sie es wünsche, in sein Haus in Görlitz aufnehmen. Vom Rest der Erbmasse sollen Ehefrau und Sohn ihren Lebensunterhalt bestreiten. Die Mutter solle dem Sohn für sein Studium in Leipzig, bis er Magister werde, 10 sch. gr. geben. Würde sie sich aber wieder verheiraten, solle sie ihrem Sohn 150 sch. gr. auszahlen. Stürbe Johannes vor seiner Mutter, so solle die Mutter um ihrer aller Seelenheil zu den beuwen der Nikolaikirche und der Peterskirche zu Görlitz 40 sch. gr. geben und der stat zu iren beuwen ouch 40 sch. gr. Den Rest solle die Frau nach Belieben ausgeben, aber die Armen, die Kirche und die Stadt nicht vergessen. Vormund der Ka-

6

7

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1450. Februar 14.

Als Johann Bereit vier Monate später wohlbehalten aus Rom zurückkehrte, ließ er sein Testament kassieren. In den Görlitzer Stadtbüchern ist er nach seiner Pilgerfahrt erstmals wieder am 12. Juni 1450 nachweisbar (LA 1445–1452, fol. 145v). Die gegenseitige Erbeinsetzung von Johann und Katharina findet sich im LR 1450–1470, fol. 62r (1461. August 28.), als Regest abgedruckt im CDLS 6.1, S. 211 f. Er war 1425 in Leipzig als Student eingeschrieben. 1432/33 wurde er Neubürger in Görlitz (CDLS 5, S. 34), 1436 war er als Stadtschreiber bzw. notarius in den Rat eingetreten, 1465 wird er zum letzten Mal als Protonotar erwähnt. Er wird 1441 Konsul, 1449 Schöffe und 1469 Bürgermeister. Er handelte mit Tuch, Wolle und Waid. 1463 kaufte er Hähnichen, Trebus und Viereichen. Er starb am 18. März 1472 und wurde im Franziskanerkloster zu Görlitz begraben (Jecht [1910], S. 178). Seine Annalen (RA Görlitz: Varia 59) wurden zum Teil hrsg. von Gustav Köhler in den SRL N. F., Bd. 1, S. 216–261. Zu seinem Leben vgl. Lippert (1901) und Lippert (1901b). Siehe auch Jecht (1926), S. 166, 168, 178, 180, 182, 184, 200, 203 und 228; Jecht (1911), S. 419 f.; Jecht (1933b) sowie SRL N. F. 1, S. XIX. Johann Bereit junior studierte 1449 ebenfalls in Leipzig, 1450 wurde er Baccalaureus und 1454 Magister, vgl. Lippert (1901), S. 133.

422

Anhang A

tharina ist Andreas Canitz 9. Coram Nicolao Neuwirt [scabino] sabbato ipso die Valentini 1450.10 RA Görlitz: LR 1432–1450, fol. 155r–156r. Reg.: Speer (2007), S. 110. Abdr.: CDLS 4, S. 651 f.

(6)

1456. Juni 11.

Gegenseitige Erbeinsetzung Matthias und Anna Zacharias Mathis Czacheris zu clein Besenicz [= Biesnitz] hat seiner Frau Anna durch ihren Vormund Georgen Bawmeister 200 mr. gr. aufgegeben zu ihren Lebtagen, und mit 20 mr. gr. davon solle sie tun und lassen, was sie will. Sollte sie ihn überleben, solle der Rat mit den 180 mr. ein Seelgerät ausrichten noch irem besten irkenntnisse. RA Görlitz: LR 1450–1470, fol. 36r. Reg.: CDLS 4, S. 1031, gekürzt.

(7)

1462. März 17.

Testament Gregor († 1474/75) und Anna Selige, Bürgermeister Betracht die kortcze des lebins und die ferlichkeit des todis machen Gregor 11 und Anna Selige ihr Testament mit folgenden Legaten: der Nikolaikirche und der Peterskirche 12 mr., dem Hl.-Geist-Hospital 4 mr., der Frauenkirche 3 mr., dem Jakobs-Hospital 3 mr. und den Herren auf dem Oybin 5 mr. Als gerade adir freulich gebende werden genannt: cleider, sleuwer, karallen paternoster, marszer [= Mörser] adir andir leinen gerethe. Der Tochter, Nickel, M[…]chart, Caspar und Barbara sollen 40 mr. zu gleichen Teilen sowie Hausrat etc. gegeben werden. 1462 am mittwoche noch reminiscere. Das Testament pronunciatum est coram judicio 6. feria [1462. März 26.] ante letare. RA Görlitz: Entscheidebuch 1454–467, Varia 66, fol. 28v–29v. Reg.: CDLS 6.1, S. 250, stark gekürzt.

(8)

Stiftung des »Gestifts der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche durch Johann Bereit von Jüterbog und seine Frau Katharina Die originale Stiftungsurkunde ist verloren. Der Inhalt der Stiftung geht aus der gemeinsamen Anfrage des Görlitzer Rates und des Pfarrers Petrus Bartholomäus an den Bischof Theoderich von Meißen vom 19. August 1465 hervor. Die Grafie des Originals wurde bei der Abschrift im 18. Jahrhundert angepasst und hier übernommen.

9 10

11

1465. August 14.

Er war seit 1448 im Rat und seit 1457 dreimal Bürgermeister, vgl. Fritsch (1891), S. 4 f. Er starb 1471. Siehe zu Johann Bereit S. 167, Anm. 586. Siehe auch die gegenseitige Erbeinsetzung der Eheleute vom 28. Januar 1461 im LR 1450–1470, fol. 62r und das Regest im CDLS 6.1, S. 211 f. sowie die Regelung vom 22. Oktober 1463 im LR 1450–1470, fol. 85v und das Regest im CDLS 6.1, S. 340. Er war von 1432 bis 1474 Ratsherr und seit 1438 achtmal Bürgermeister. Er wohnte seit 1430 im Brauhof Brüdergasse 14, er starb 1474/75, vgl. Jecht (1927–34), S. 384 und 485.

Regesten zu Görlitzer Testamenten, Legaten und Stiftungen 1298 bis 1552

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Der Pfarrer Petrus Bartholomäus und der Rat bekennen, dass Johannes Bereith, etwan unser Stadtschreiber, und Catharina, seine ehelich Hausfrau, wohlmögende, gesund, bey guter Vernunft und Verstand, wie sie hoffen von Eingebung des heiligen Geistes vor sich und ihre Vorfahren, Gott zu Lobe, Marie der Himmelskönigin aller himmlischen Here zu Ehren, den christgläubigen, besonder ihren Vorfahren Seelen zu Trost, ein neu Gestifft der sieben Gezeiten de passione domini gehalten werden. Item alle Montage den sieben Gezeiten Passione Domini: sondern alleine Seelmesse vor alle Gläubige, besonder der Stifter und ihrer Vorfahren Seelen zu Trost. Item alle Dienstage und Mittwochen die sieben Gezeiten de passione Domini und auch hohe Messe. Item als man von diesen Gestifte in Peters Kirchen am Donnerstage frühe, so nicht Fest gewesen ist, alleine de corpore Christi und nicht hoheMesse gesungen hat, und es denn auch bilig von diesen Gestifft je einen Pfarrer hätte sollen restauret gemacht werden, habe ich vorgemelter Petrus, Pfarrer, vor mich und meine nachkommende Pfarrer begehrte, dass an statt des restaures dieselben Priester und Chorales am Donnerstage alleine die hohe Messe in S. Peters Kirche (so nicht heilig Tag wäre) de passione Domini oder gefiele ein gemein Fest am Donnerstage und vormals mit den Schülern nicht gesungen hätte, daß man von demselben Feste die hohe Messe in S. Peters Kirchen singe, sondern die andern Gezeite, als vor in der Crafft. Es folgen weitere detaillierte Regelungen für jeden Tag, jede Messe und die Seelenmessen. Dazu geben die Stifter 32 gr. jährlichen Zinses. […] nu und ewiglich in der Grufft und S. Georgen Capell und S. Peters Kirchen behalten und anders wohin nicht geleget werde, und uns zu vergönnen auch darzu uns Hülfe mit etlichen Altarien zu thun gebeten, darzu wir alles willig seyn. Besonders ich, Petrus Bartholomaei Pfarrer, einen Choralem halten will. Und wir vom Rathe ein Altare, alleine und längst auf dem Rathause bey uns zu seyn gestifft, und der würdige M. Johannes Göldner Official zu Loben von uns zu Lehen empfangen, in dieselbe Gruft legen, darzu die Stifter jährlich 6 mr. gr. Zins machen wollen, und daß derselbe Altarist der selben Gezeiten Praecentor seyn soll. Der Rat gelobt weiter, diesem Priester habitation zu gewähren und zwei frei werdende Altäre dem Gestift zu incorporieren, die Altäre zwar in ihrem Stand bleiben, aber mit Messen etc. ins Gestift gehören sollen. Dazu haben die Stifter je Altar 8 mr. gr. eines jährlichen Zinses gegeben.12 OLB: Urkundenabschriften Bd. 7, fol. 48r–50v, Nr. 1121. Eine Abschrift desselben Briefes in Sculteti, Chronicon 1, S. 476–485. Reg.: VOU Heft 7–8, S. 97 f. Lit.: SRL N. F. 1, S. XIX. SRL N. F. 3, S. 541 f. und 544 f. Jecht (1927–34), S. 489 f. und 754.

12

Diese 24 mr. jährlicher Zinsen, welche Bereit von der Stadt Görlitz gekauft hatte, wurden 1476 zur Hälfte von der Stadt abgelöst, vgl. Lose Urkunde 1476. Mai 8.

424

Anhang A

Weitere Quellen besagen, dass Johann Bereit noch das Haus (Bei der Peterskirche 9, Ecke Hainwald 6) für die Altaristen gestiftet haben soll. OLB: Sculteti, Relationes, fol. 16v–17r. Lit.: SRL N. F. 1, S. XIX. SRL N. F. 3, S. 541 f. und 544 f. Jecht (1927–34), S. 489 f. und 754.

1466. März 26. Verbesserung der Stiftung Bischof Johannes von Meißen bestätigt einen jährlichen Zins von 34 sch. 24 gr., welche Johann Bereit von Jüterbog und seine Frau Katharina zum Singen von horae passionis nostri salvatoris domini durch 13 Personen in dem [neuen] Gestift in cripta nova sub ecclesia sanctorum Petri et Pauli gemacht haben. RA Görlitz: Lose Urkunden (1466. März 26). Reg.: VOU Heft 7–8, S. 99. Lit.: Zobel MS (1939), S. 20.

1468. Juni 24. Verbesserung der Stiftung Johann Bereit von Jüterbog, ehemaliger Stadtschreiber, kauft von der Agnes Finger für das Gestift vom Leiden unseres Herrn Jesu Christi eine Wiese in Kuhna, die einst Lange Jakob gehört hat. Freitag s. Johannes des Täufers. RA Görlitz: Lose Urkunde (1468. Juni 24.), Urkundenbuch 7, fol. 4, Nr. 4c (Auslagerungsverlust). Hier zitiert nach dem Reg. im VOU Heft 7–8, S. 107. Lit.: Zobel MS (1939), S. 20.

(9)

1471.

Stiftung Agnes Finger († kurz nach 28. Juli 1515), Händlerin Agnes, Langejacobs Tochter, Georg Fingers Witwe, stiftet das sogenannte Agnetenbrot.13 Original unbekannt. Reg.: VOU Heft 7–8, S. 116. Lit.: Jecht (1892b), S. 104.

(10) 1472. Juli 1. Testament Johann Bereit des Jüngeren Ultima voluntas domini Johannis Bereit [des Jüngeren]. Seine Frau [Ursula?] solle 200 mr. gr. erhalten und das Kind das Haus, alle Schulden und 100 mr. gr., wenn aber das Kind stirbt, so sollen das Haus und die 100 mr. gr. an das »Gestift der Lei13

Zu Agnes Finger vgl. die Anmerkungen in ihrem Testament 1475. Oktober 27. Nach Jecht (1892b), S. 104, Anm. 5, der aus der verschollenen Emerichschen Familienchronik zitiert, wurde das Agnetenbrot 1563 abgeschafft und 1615 wieder eingesetzt. Jecht (MS UB 242), bringt zahlreiche Belege für die Zeit zwischen 1480 und 1487 aus den ungedruckten Ratsrechnungen, die die Auszahlung des Agnetenbrots durch den Rat belegen. In zeitgenössischen Annalen heißt es: Panes, quos aularum more Pocheneten vocabant, olim tempore fundati cenotaphii ab Agnete relicta vidua Georgii Fingeri, […] ordinati, ut cuivis venienti in Oenopolium & ad potum bucellam panis roganti apponerentur, hoc anno [1562] abrogantur. Vgl. Mylius, Annales, S. 36. Siehe auch Jancke/Richter (1802–10), hier »Zweyter Beytrag«.

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den Jesu Christi« in der Peterskirche fallen. Es folgen weitere Bestimmungen zu Bargeld, Hausrat, Gerade, dem Haus, einem Garten und Schmuck (eyn silbernes horbant, zwei Gürtel, ein Haarband, Korallenpaternoster), die je nachdem an die Frau, das Kind und das Gestift gehen sollen. Sunder das cleyne paternosterleyn eyn der lade sal dem kinde folgen, so iß eyn medleyn wurde. Actum anno domini 1472 feria quarta post Johannis baptiste. RA Görlitz: LA 1478–1484, fol. 289r–v.

(11) 1473. März 16. Legat Caspar Fechsel Caspar Fechsel resignavit Hanns einen Garten uff Commerawe by der capellen gelegen erblich omni jure, quo possedit, also das das stucke hinder der capellen, das dorzcu gegebin ist, by der capelen bleyben sal, so man dy ymmer weitter machen wurde, doch das Hans Halß ader wer den garten haben wurde, desselben stucks gniessen mogen, dy weile dy capelle nicht gebaut wert. Tertia post reminiscere. RA Görlitz: LR 1470–1488, fol. 23r. Reg.: Dalman (1915), S. 234. Lit.: Jecht (1892b), S. 126.

(12) 1474. März 8. Testament Matthias Zacharias Mathes Zacharias verschreibt seiner Frau Barbara das Haus in der Langengasse mit der Bestimmung, dass es der Rat zu Görlitz nach ihrem Tode verkaufen und das erlöste Geld an alle sechs Görlitzer Kirchen gehen soll, doch so, dass die Frauenkirche und die Peterskirche je 4 mr. gr. mehr als die anderen Kirchen erhalten. Die Tochter Anna solle 12 mr. und sein Neffe Jacob Zacharias den Garten in der Jakobsgasse bekommen. RA Görlitz: LR 1470–1488 [?]. Hier zitiert nach dem Zettelregest ebd.

(13)

Testament Peter Walde († 30. August 1491), Bürgermeister Testament und selgerethe des Petrus Walde 14 und seiner Frau Margaretha. Das Haus mit allen Gefäßen, Kannen und Schüsseln und 16 versilberten Löffeln sowie der 14

1474. März 15.

Er war 1458/59 und erst wieder ab 1469 Ratsherr, 1474 Schöffe, 1482 Bürgermeister, 1486 wurde er wegen ungebührlichen Verhaltens aus dem Rat gewiesen, 1487 bis 1490 wird er noch als Ältester geführt, vgl. KNFMCG S. 319 f. Er besaß den Brauhof Hellegasse 7, vgl. Jecht (1902), S. 215, Anm. 3. Er gehörte zu den wenigen aus der Görlitzer Oberschicht, die sich in das Totenbuch der Franziskaner eintragen ließen! Bereits 1471 hatte er sich und seine Frau finanziell abgesichert, indem er bei der Stadt Löwenberg eine Leibrente von 12 fl. ung. für 132 fl. ung. gekauft hatte, vgl. Lose Urkunden 2, 421/327. 1479 erscheint er gemeinsam mit Hans Frenzel als Verweser des Hl.-Geist-Hospitals (LR 1470–1488, fol. 125r) und im gleichen Jahr auch als Kirchenvater und Verweser der Frauenkirche (Lose Urkunden 2, H. 24/17; LR 1470–1488, fol. 127r).

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Anhang A

Hausrat sollen an Balthasar seinen Stiefsohn gehen. Der hatte 1464 Görlitz verlassen. Sollte er nicht zurückkehren, um das Erbe anzutreten, so solle der Görlitzer Rat sich all dessen annehmen, das Haus eine Zeit vermieten und dann verkaufen. Das Geld solle zur Hälfte an die Peterskirche in Görlitz gehen. Von dem Erlös aus dem Verkauf des Hausrats und der anderen Hälfte aus dem Hausverkauf sollen Zinsen gekauft werden, von denen man dem Görlitzer Franziskanerkloster jährlich Heringe, Fische, Fleisch oder andere Notdurft ausrichten solle. Ebenfalls sollen die Güter in Moyß dem Rath arm und reich zcu gutte komen. Der Garten auf der Crewlsgasse 15 solle vom Rat verkauft werden, von dem Erlös sollen je 20 mr. gr. uffn Oywin, an die Frauenkirche, Peterskirche, Nikolaikirche und die monchs kirchen 16 in Görlitz gehen. Vom Rest solle der Rat Zinsen kaufen, die jährlich armen Schülern zugutekommen und zum Kauf von Gewand und Schuhen für Arme verwendet werden sollen. Stürbe er vor seiner Frau, solle sie zu ihren Lebtagen in voller Macht von Haus und Besitz sein. Zu ihren Vormunden bestimmt er Hanns Bebirstyn 17 und Magister Johannes Frauenburg, dirzceit statschreyber. Stürbe er, ohne vorher auf Romfahrt gegangen zu sein, so solle der Rat einen guten frommen Mann auf die Pilgerfahrt schicken. Schließlich wünschte er, dass der Rat alle seine Kleider und Geräte lippken, brusste, armbruste und allis, das zu herfart gehort, verkaufen und solches Geld den Brüdern ins Franziskanerkloster18 geben solle. Vor gehegktem dinge feria 3. post oculi 1474.19 RA Görlitz: LA 1470–1478, fol. 87v–88r. Reg.: Speer (2007), S. . Lit.: Jecht, Quellen, S. 51.

(14) 1475. Juli 27. Testament Dorothea Weinschenk Dorothea etwan Michel Weinschenkyn geloßne witwe hat by gesundem leibe und gutten wissen diß hinoch geschreben testament gemacht: Der Rat und Peter Lessche, ihr Schwager, sollen es vollstrecken. Zuerst sollen sie ihr Haus an der bagergasse [= Badergasse?]

15 16 17

18

19

1483 verfasste er erneut ein Testament (LR 1470–1488, fol. 182v–183v) mit ähnlichem Inhalt, was aber ohne Kommentar kassiert wurde. Sein Sohn war zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht zurückgekehrt. 1483 folgte eine Stiftung für die Peterskirche, 1487 ein weiteres Testament und 1488, 1489, 1491 Testamentsänderungen. Er starb am 30. Januar 1491, vgl. KNFMCG S. 267. Krölstraße? Kirche des Franziskanerklosters in Görlitz, heute Dreifaltigkeitskirche. Hans Bieberstein erhielt 1433 Bürgerrecht. Er war Fleischer, 1442–1450 Fleischerältester, 1451– 1456 Ratsherr, ab 1457 Schöffe und 1472, 1475, 1479 Bürgermeister. Er starb 1480 als einer der wenigen Aufsteiger aus dem Handwerkerstand in die Ratselite, vgl. Stange (1938), S. 88. Vgl. KNFMCG S. 267 (1491. Januar 30.): Anno domini 1491 obiit Peter Walde olim magister civium, qui pro testamento legavit conventui centum sexagenas et perpetuis temporibus unam tonnam allecum a dominis huius civitatis postulandum, ea de causa eius anniversarius annuatim cum vigiliis et missis defunctorum peragetur. Peter Walde veränderte sein Testament noch mehrfach, vgl. LR 1470–1488, fol. 182v–183v, 201r, 258v–261r, 279r–281v; LR 1488–1505, fol. 16r–19r und LA 1484–1490, fol. 302r–v.

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neben meister Heintzen Kannegisßer verkaufen und von dem Geld der Peterskirche, der Nikolaikirche, den Franziskanern und der Frauenkirche je 17 mr. gr. geben, der Hl.Geist-Kapelle, der Jakobs-Kapelle und dem Cölestinerkloster uffen Oywin je 6 mr. gr., der Priesterbruderschaft 12 mr. gr. und der Antoniusbruderschaft 1 mr. Der Rest solle dem Rat arm und reich zugutekommen. Der Garten auf der Comeraw solle an die Geschwister Hanns Kadisch, Barbara Lesschyn und Katherina Teichgreberynn fallen, man solle aber dem Brudersohn Peter Kadisch und seiner Schwester je 4 mr. gr. davon geben. Man solle auch die große zinnerne Kanne und acht andere Kannen dem Franziskanerkloster für ein Paar Leuchter geben. Feria 5. post Jacobi. RA Görlitz: LA 1470–1478, fol. 127r–v.

(15)

1475. August 3.

Testament Antonius Schmied († 17. September 20 1475) Antonius Smid macht sein Testament und bestimmt folgende Legate: dem Rat arm und reich 100 mr., seinem Bruder Michel 21 50 mr., der Peterskirche 30 mr., in das neu gestiffte 22 50 mr., der Frauenkirche 20 mr. gr., den [Görlitzer Franziskaner] monchen 20 mr., der Jakobs-Kapelle 10 mr., der Hl.-Geist-Kapelle 10 mr., der Nikolaikirche 10 mr., in das zelhuß [= Seelhaus in der Krebsgasse] 12 mr., drei mittlertuch armen luthen vor 10 mr., 10 mr. gr. zcu schuen armen luthen, uffen Oywyn 20 mr. gr., der Bürgerbruderschaft 5 mr., für drei Steine Wachs 9 mr., ein Seidentuch zu einer Kasel ins neue »Gestift der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche – dafür dem Pfarrer 2 sch. gr., das iss by dem gestiffte bleibe, dem Balthasar Lanndreyter und seiner Schwester Tochter 14 mr. gr. zu Kleidern, zcu dem steinwege zu Ossig 10 mr. gr., zcu dem steinwege zcu Heinersdorff 10 mr. gr. und zcu dem steyge, das man gen Moyß geet jennehalben der scheffe [?], 10 mr. gr. Den Rest solle der Rat erhalten zu gotes dinst zcu wegen und stegen. Actum coram judicio feria 5. post advincula [Petri] anno etc. 75. RA Görlitz: LR 1470–1488, fol. 59v–60r.

20 21 22

Vgl. KNFMCG S. 287 (1475. September 17.): Item anno domini obiit Anthonius Smedt qui legavit conventui 20 mr. Vielleicht der Michael Schmied, dessen Testament hier unter 1483. Oktober 14. verzeichnet ist. »Gestift der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche.

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Anhang A

(16)

1475. September 2.

Testament Hans Braun († 26. Dezember 1506), Ältester der Fleischhauer, kassiert 12. März 1482 23 So unnd als sich Hanns Brawn uff den weg gen Rome siner selen zcu seligkeyt gegeben, hat er vor sein testament wy hinochfolget gemacht: dem Rat arm und reich 10 mr. gr., der Peterskirche und der Nikolaikirche 10 mr. gr., der Bürgerbruderschaft 6 mr. gr., der Priesterbruderschaft 6 mr. gr., dem Cölestinerkloster Oybin 10 mr. gr., den Franziskanern in Görlitz 6 mr. gr., ins Seelhaus 3 mr. gr., zcu dem steinwege zcu Ossig 3 mr. gr., zum heiligen gestift 24 3 mr. gr. und der Kapelle des Jakobs-Hospitals 3 mr. gr. Es folgt die Erbeinsetzung seiner Frau Barbara vermittels des Vormundes Michel Brawn, Bruder des Testators. Geschee iß aber, das Hanns Brawn uff dem Rom wege todes halbn abeginge unnd Barbara sine eheliche husfrau ouch alhir vor em ader nach im sturbe, denn sal diß obengeschrebin testament unnd gemechte allis gezcwifeldigt werden. Es folgt die Aufzählung der verdoppelten Legate. Was an fahrender und nicht fahrender Habe übrigbleibt, solle zu gleichen Teilen an Hans Brauns Bruder und Schwägerin fallen. Actum in iudicio speciali sabbato post Egidii. Kassiert: Sulch testament und gabe had Hans Brawn wideruffen unnd widersprachen vor gehegkter bank am dinstage noch oculi anno etc. 1482. RA Görlitz: LR 1470–1488, fol. 63r. Reg.: Speer (2007), S. 119.

(17)

Testament Paul († 1500) und Martha Sigmund († 1517), Vorwerksbesitzer Paul Sigmund 25 und seine Frau Martha machen ihr testament und zelgerethe mit folgenden Legaten: der Peterskirche 10 mr., der Nikolaikirche 5 mr., der Frauenkirche 5 mr. und dem Franziskanerkloster 20 mr. Sollten die Kinder vor ihrer Mündigkeit sterben, dann sollen die zwei Fleischbänke dem Rat arm und reich zu fallen. Das Haus Gregor Muldeners gewest solle an das Franziskanerkloster, sunderlich zcu der capellen sand Barbare dy uffzcufurend der kirchen gleich, gehen.26 Der Acker Gregor Muldeners gewest und dazu alle gerade und kistengewand, das ir kynder lassin wurden, solle in das Seelhaus gegeben werden. Das Haus bei den Fleischbänken mit allem Hausrat und ein Garten sollen an die drei Kirchen St. Peter, St. Nikolai und Unser lieben Frauen kommen. Doch sollen davon 100 mr. genommen werden, um Armen Gewand und Schuhe sowie etliche Seelbäder auszurichten.

23 24 25 26

1475. Oktober 14.

Er war 1486 bis 1502 Ältester der Fleischhauer. 1491 erscheint er im LR 1488–1505, fol. 59v als Verweser des Jakobs-Hospitals. Wahrscheinlich das »Gestift der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche. Paul Sigmund verkaufte 1488 ein Vorwerk, genannt Hoppenborn (vor dem Reichenbacher Tor), an Hans Wulff, vgl. Jecht (1927–34), S. 519 und ebd. Anm. 3 sowie S. 641. Martha Sigmund wurde in der Barbarakapelle beigesetzt, vgl. Jecht (1910), S. 180 f.

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Des Weiteren solle man aus dem Verkaufserlös von Haus und Garten der Jakobs-Kapelle und dem Hl.-Geist-Hospital je 6 mr. geben, uffen Oywin 20 mr. und ins Kloster nach Naumburg 30 mr. Sabbato ante Hedwigis anno etc. ut supra [1475].27 RA Görlitz: LR 1470–1488, fol. 65r–v. Reg.: MGF 1.1, S. 225, Nr. 534, stark gekürzt mit dem Datum 2. Oktober. Lit.: Jecht (1910), S. 180 f. Jecht (1927–34), S. 636.

(18)

1475. Oktober 27.

Testament Agnes Finger († kurz nach 28. Juli 1515), Händlerin, kassiert 22. Januar 1512 Agnes Fingerynn gibt durch ihren Vormund magister Johannes Frawenburg, derzeit Stadtschreiber, ihrem Schwager Hanns Smid ihr Haus auf dem Federmarkt zunest Hans Rautenstrauch gelegen auf. Dabei bedingt sie sich freie Kost sowie Arbeitsund Wohnraum zu ihren Lebzeiten aus. Actum ut supra (am freytage sand Symonis und Jude der heiligen zwelffboten obind anno domini 1475). Der nachstehende Teil des Testaments wurde am 22. Januar 1512 kassiert: Es folgen gesondert die Legate, die Hanns Smid von der Kaufsumme für Waren in Höhe von 500 fl. ung., die er eigentlich Agnes Fingerynn schuldig ist, ausrichten solle. Testamentsvollstrecker sind Magister Johannes Frauenburg und Hanns Bebirstein (Bürgermeister). Legate: zu einem Altar 100 fl. ung. als Benefizium dem baccalaureus Andreas Beler, wenn er Priester wird, wird er es nicht, dann soll das Geld einem anderen Verwandten, der Priester wird, zukommen. Wird aber keiner Priester, so sollen die Vormunden zwei oder drei Altäre mit Zinseinkommen aufbessern. Der Peterskirche, Nikolaikirche, Frauenkirche und dem Franziskanerkloster sollen je 20 fl. ung. zufließen, dem Hl.-Geist- und dem Jakobs-Hospital je 10 fl., armen Leuten für Kleider und Schuhe 10 fl., Caspar Winckeler 20 fl., der Andreas Belerynn 30 fl., Nickel Kirchoff 30 fl., Marusch Ricolynn [?] 20 fl., der Andreas Schulczcynn 20 fl., Marcus Michler 30 fl., den Kindern des Gregor Hisse [?] 30 fl., der Schrakinsteynyn [?] 20 fl., den Kindern des alden Statschreybers 20 fl., der Hl.-Kreuz-Kapelle 4 fl., Wain[…] dem […] 15 fl., Hoffemichel vonn der Bele [Bielau?] 10 fl. und Paul Michlers Kindern 11 fl. ung. RA Görlitz: LR 1470–1488, fol. 67r–v. Abdr. ohne Legate: Jecht (1892b), S. 144 f. Reg.: Speer (2007), S. 119. Dalman (1915), S. 234, gekürzt. Lit.: Kämmel (1874), S. 207, Anm. 226. Jecht (1892b), S. 105. Speer (2007), S. 119. Speer (2010), S. 138. 27

Im gleichen Jahr stiftete er auch ein Stück zum Straßenbau an der Bautzener Straße am Kellerborn (heute etwa Brunnenstraße, vgl. Jecht [1927–34], S. 636): Dy neue strosse gen Reychenbach uff der hoe: der Rat vereinbart mit den Erben des Paul Sigmunds, Georg Helischer, Nickel Schulcz und Dyttrich Olsleger, dass diese den Teil des Ackers, den Paul Sigmund zcu ewigen zceiten […] wy iß abegereint ist, seinem unnd allir siner vorfaren selen zcu troste ummbe gots willin zcu dem wege und strossin gegeben hat, je nach ihrem Anteil geben werden. Actum feria tertia post Remigii anno etc. uts. [1475]. Vgl. LR 1470–1487, fol. 64v. Siehe dazu auch Frauenburg, Secretarium, S. 179.

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(19) 1475. Dezember 11. Testament Katharina Riemer († 5. Januar 1476) Ffrau Katherina Rymerynn ist kommen uff heute vor gehegkte banngk unnd had irzalt, wy an sy komen wer der wirdige her Matheis pharrer zcu Rossenaw ir frund unnd sy mit gutten worten angelegen unnd obirredt, das sy em alle ir anirstorbenn guter, farende und unfarende, noch irem tode zu habin gegbin hette unnd doch ir dormite dy macht zcu iren lebetagen behalden. Also haben dy scheppen irkannt, das sy solch gabe wider sprechen mag uff ir recht unnd die selben ire gutter fordir iren kyndern unnd eydemen ader wo hin sy will vergeben […]. Aus den Kindsteilen von Haus28 und Garten vermacht sie der Tochter Barbara Kettenerynn durch den Vormund Caspar Gutjar, der Tochter Ursula durch den Vormund Hanns Hanncke, der Tochter Anne durch den Vormund Siffrid Wolff und N[ickel] dem usslendischen sone je 30 mr. gr. und den Töchtern allen zugleich 20 mr. Sie legiert weiterhin zum Weg in DeutschOssig 3 mr., der Kirche in Wendisch-Ossig 2 mr., in Görlitz der Frauenkirche 2 mr., dem Franziskanerkloster29 6 mr., der Peterskirche 3 mr., der Nikolaikirche 6 mr., der Hl.-Geist-Kapelle 2 mr. sowie dem Pfarrer zu Rassenaw, herrn Matheiß, 6 mr. In Görlitz sollen zcu heligen crewces capellen 4 mr. gr. gegeben werden, wurde man dy bawen, wer das abir nicht, sal man dy zcu wegen und stegen nach irkentnisß des rates geben und dem Cölestinerkloster auf dem Oybin 6 mr. 2. post conceptionis Marie [1475]. RA Görlitz: LR 1470–1488, fol. 70r–v. Reg.: MGF 1.1, S. 226, Nr. 537, stark gekürzt.

(20) 1477. April 29. Testament Katharina Riemer († 5. Januar 1476) 30 Katherina Rymerynn macht durch ihren Vormund Hannßen Snewpelenn [?] ihr testament unnd zelgerethe, also das sich der rath noch irem tode allir irer guter underwinden unnd solch testament ußrichtn unnd gebin sal mit folgenden Bestimmungen: Als erstes solle man sie uff sand Niclaß kirchoff zcur erden bestatten so das alle prister mite gehen sullen und jeder Priester, der mitgehe, solle 6 gr. erhalten, so das itzlicher verphlicht sey ein vigillyn zu lesen und ein zelmeß zu halden, dazu gibt sie 1 ½ Stein Wachs zu vier Lichtern sowie sechs Ellen Görlitzer Tuch, [sie damit] zu bedecken. Jeder der sechs Görlitzer Kirchen vermacht sie 10 mr. gr., der Priesterbruderschaft zu 28

29

30

Ebd. fol. 70v.: Hanns Hancke hat sich des Hofes/Hauses (bei der Salzkammer, neben dem Marstall und Helischer) für 430 mr. und des Gartens (auf der Salmansgasse) für 40 mr. und. der nichtfahrenden Habe für 80 mr. gr. unterwunden, dafür solle er Katherina Rymerin Kost und Logis gewähren sowie jährlich 4 mr. gr., wohnt sie aber woanders, solle er ihr 6 mr. geben. Es folgen noch einige Bestimmungen dazu. Gestorben ist sie am 5. Januar 1476. Ins Totenbuch der Franziskaner wurde sie als magna benefactrix eingetragen, vgl. KNFMCG S. 265. Ebd. S. 293 findet sich unter dem 23. November folgender Eintrag, der einen Verwandten (Ehemann?) der Katherina betreffen könnte: Anno domini 1483 obiit Nicolaus Rymer, in habitu ordinis hic sepultus. Vgl. zur Korrektur der Edition von Kymer zu Rymer Rosenhauer (1957/58), S. 394. Vgl. ihr erstes ebenfalls gültiges Testament: 1475. Dezember 11.

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einer ewigen jorgezceit und begengniß 14 mr. gr., dem neuen gestifft vom leyden unsers hern Jhesu Christi 10 mr. gr., den Herren, die die gezceitten dort singen 14 mr. gr., um 1 mr. jährlichen Zinses zcu der kachin zu kaufen31, den Herren im gestiffte 18 gr., sie mit Vigilien und Seelenmesse zu begehen, den Nonnen zu Lauban 6 mr. gr., den Nonnen zu Naumburg 6 mr. gr., den vettern uffen Oywin 10 mr. gr., den Armen im Hl.-Geist-Hospital 10 mr., der Antoniusbruderschaft 1 sch. gr., den armen Schülern der Schule zu Schuhen und Gewand 10 mr., Mertin Meisners Tochter Kindern 40 mr., dem Pfarrer 1 fl. ung., dass er sie ins Totenbuch schreibe, Herrn Johanni Heinrici 1 fl. ung., Herrn Peter Quittuk [?] 1 fl. ung. und den besten schre[…], Hanns Snewpelen 1 fl. ung. sowie N. Schmidt [?] 1 fl. ung. Folgende Personen erhalten diverse Kleidungsstücke: Katherinen Meisners tachter kynde den besten mantel, ist das sy nicht im closter bleybit, bleybt sy aber im closter, sal man den mantel verkeuffen und ir weiß cleider dorumb kouffen, Margarethe und Barbara der Schuwerttyn Töchter, Dorothen Kysewetterynn, Barbara die Nonne und die Zcotten Mattynn zcu Luban. Schließlich solle die größte Kanne der Priesterbruderschaft gegeben werden, dem Franziskanerkloster ½ Fuder Märzbier, dazu solle man zwei Seelbäder ausrichten und man solle ausreichen 2/4 trenckbyr den Armen. Judicium 3. post jubilate [1477]. RA Görlitz: LA 1470–1478, fol. 204v–205r. Abdr.: KNFMCG S. 317 f., mit Abweichungen.

(21)

1477. Oktober 3.

Gegenseitige Erbeinsetzung Margaretha und Hans Frömpter Margaretha etwan Balthasar Rollin 32 und ietz Hans Frompters 33 Ehefrau gibt durch ihren Vormund Mathias Breytmichel 34 ihrem Mann alles auf, was sie hat oder jemals gewinnt, ausgenommen 60 mr. gr., die ihrem Sohn Balthasar gehören sollen und 80 mr. gr. für ein zelgerethe. Ebenso setzt Hans Frompter sie in seine Güter ein, ausgenommen 80 mr. gr. für ein Seelgerät. Judicium speziale feria sexta post Remigii [1477]. RA Görlitz: LR 1470–1487, fol. 96v–97r.

31

32 33 34

Vgl. den Eintrag der Stiftung im LO 1484–1520, fol. 45v (1494. April 15.) für das »Gestift der Priester«. Dort vermacht sie 1 mr. jährlichen Zinses dem Bartholomeo Kretschmer, vorwesern des gestifftes vom leyden unsers hernn Jhesu Christi, die ausgegeben werden sollen zu der kochen [= Küche], so die prister im selbigen gestyfte miteinander haben. Dieses Geld hat Katherina Rymerynn etwan in irem testament dortzu bescheiden. Zu Balthasar Rolle vgl. das Testament der Margaretha Frömpter: 1477. Oktober 6. Zu Hans Frömpter vgl. das Testament der Margaretha Frömpter: 1477. Oktober 6. Matthias Breitmichel war von 1472 bis 1487 Ratsherr und Unterstadtschreiber. Er wurde 1487 aus dem Rat gewiesen, vgl. Scultetus, Kürbuch, S. 204 zu 1487: In diesem jar ist Mathias Breitmichel umb passnacht ussen gelassen etzlicher ursachen halben anderswo vorzeichnet: und besunder das er im stadtbuche hinder den Scheppen außgethan und vorwandelt hat: ut in resignationibus huius anni: auch das er die eldisten herrn einen nach dem andern groblichen ubirfaren hat etc.

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Anhang A 35

(22) 1477. Oktober 6. Testament Margaretha Frömpter († 1507 [?]) 36 Weil Balthasar Rolle uffm Romwege todes halbin abgegangin unnd verstorbin ist und seine Frau Margaretha nun auch schwer erkrankt ist, macht sie ihr Testament zugunsten ihres Sohnes Balthasar 37 und der Mutter ihres Mannes, der alden Rollynn. Sie hat sich mit ihrem zweiten Ehemann Hannßn Frompter 38 dahingehend geeinigt, dass ihr Sohn die Hälfte des Hauses in der Neißgasse und den Garten an der Kale und die Hälfte aller fahrenden und nicht fahrenden Habe sowie der gerade erhalten solle, dazu noch 208 mr. gr. Solchen entscheyde haben gemacht die hern burgermeister 39 und camerarius als vormunden des kyndes, actum feria 2. post Remigii ut supra (1477). RA Görlitz: LA 1470–1478, fol. 225v. Reg.: Speer (2007), S. 119 f.

(23) 1478. Mai 10. Testament Dorothea Weinschenk Dorothea Weinschenckynn verfasst durch ihren Vormund Johann Scheytmoller 40 vor ihrer Pilgerfahrt nach Rom ihren letzten Willen. Darin bestimmt sie folgende Legate: dem Kloster Oybin 4 mr. gr., der Hl.-Geist-Kapelle 6 mr. gr., dem Franziskanerkloster 3 mr. gr. für das Lesen von [gestrichen: drei] vier Dreißigermessen, Hans Kadisch 3 mr. gr., Peter Kadisch 3 mr. gr., Hans Kadischs Tochter und den synen zu Legnitz itzlichem 2 mr. gr. Man solle alle Schulden bezahlen und die 30 mr., die sie Lorentz Swarcze geborgt hatte, einfordern. Der Hausrat solle der Schwester Barbara zufallen. Alles was darüber hinaus übrig bleibt, solle man zu gleichen Teilen der Peterskirche, Frauenkirche, Nikolaikirche und dem Franziskanerkloster geben. Dafür bürgt auch Peter von Leschin. 6. post Johannis ante portam latinam [1478]. RA Görlitz: LR 1470–1488, fol. 106v–107r. Reg.: MGF 1.1, S. 234, Nr. 559, gekürzt. 35

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38

39 40

Vgl. zum Todesdatum LM 1505–1508, fol. 249v–250r (1507. Juli 17.): Der Görlitzer Rat teilt dem Prior Thomas von Sorau in Oybin mit, dass die Vormunde Hans Frompters in Görlitz den Nachlass zu teilen beabsichtigen und an Vater Balthasar die Gerade abgeben wollen, die ihm nach seiner Mutter Tode gebührt. Im Totenbuch der Franziskaner findet sich unter dem 6. Dezember 1470 (KNFMCG S. 294) folgender Eintrag: Item anno domini 1470 recommendavit se in vita Dorothea Rollin necnon Balthasar filium et in morte animam Nicolai mariti et omnium progenitorum pro quorum omnium salute dedit calicem argenteum deauratum. Ein Balthasar Rolle war 1494 an der Universität Leipzig eingeschrieben (Knothe [1901], S. 179). Der hier angeführte Sohn war später Mönch im Cölestinerkloster Oybin, vgl. LM 1505–1508, fol. 249v–250r, LM 1534–1540, fol. 93r–v, LA 1512–1521, 106r–v. Hans Frömpter war Tuchmacher und von 1483 bis zu seinem Tod am 5. Mai 1506 Ratsherr. Er erscheint später in den Görlitzer Stadtbüchern als Verweser des Hl.-Geist-Hospitals. Er besaß das Haus Neißgasse 26 und gehörte zu den wenigen Aufsteigern aus dem Handwerkerstand in die Ratselite, vgl. Stange (1938), S. 88. Bürgermeister war in diesem Jahr Seifried Goswin. Er war Prokurator des Görlitzer Franziskanerklosters, vgl. MGF 1.1, S. 234, Nr. 559 und S. 241, Nr. 571.

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433

(24) 1480. Testament Gregor Hornig Ich Gregir Hornigk tuchmecher yn kegenwertikeyt des wirdigen herrn, herrn Steffans, meyenes gefattern mith wol bedochtem muthe etc. bestelle meyn testament unde selgerethe mit folgenden Legaten: dem Franziskanerkloster ein Fass Bier, dafür sollen sie ihn ins Totenbuch schreiben und ihm dreyßiger ßelmeßen lesen41, und 2 fl. für das Gebäude des Klosters; der Peterskirche, der Frauenkirche, der Jakobs-Kapelle, czu dem neuen gebeude czum heyligen creuze [= Hl.-Kreuz-Kapelle] und der Nikolaikirche je 1 fl. ung. Im Hl.-Geist-Hospital sollen zweimal drei tägliche Mahlzeiten ausgerichtet werden (unde nyrne anderßwo, sunder yn dem hospittal außwenigk der stad vor der brugken) und nach jeder Mahlzeit solle eynem menschen, daß eß magk, czum bade gehyn eyn badelon [= Seelbad]. Der Antoniusbruderschaft solle gegeben werden ½ fl. und dem gefattirn Steffano Schyngk 12 Ellen Fordertuch zu einem Kleid. Des Weiteren sollen drei Seelbäder und Getränke dazu bestellt werden. Der älteste Sohn Gregir solle 20 mr. vor den anderen Kindern erhalten, die man ihm aber nicht eher geben soll, als das her sich yn eyne narunghe richte. RA Görlitz: Urkundenbuch 2, No. 201, fol. alt 309r–v. Abschr.: RA Görlitz, Urkundenabschriften, Bd. 258, fol. 102r–v. Urkundenabschriften der OLB, Bd. 8, Nr. 1329. Reg.: VOU Heft 7–8, S. 170. MGF 1.1, S. 237, Nr. 565, stark gekürzt.

(25) 1481. August 13. Testament Barbara Stellmacher Die Witwe Barbara Nickel Stellmacherin 42 bestimmt vor ihrer Romfahrt 21 fl. ung., die ihr Christoph Hoberg zu Wilkaw schuldig ist, nach ihrem Tod an die Hl.-Kreuz-Kapelle zu einem Altar43 zu geben. Als Testamentsvollstrecker werden Simon Hockener 44 und Hans Braun eingesetzt. Coram Petro Walde [scabino] feria 2. post Laurentii anno etc. 1481. RA Görlitz: Original unbekannt. Abschr.: B. Sculteti extracta e libris rerum gestarum Gorlicensium, Signatur: OLB, Mil. Bibl. IV/73, fol. 272r (Auslagerungsverlust, z.Z. UB Breslau, Signatur: Mil. IV/73 [MS 6626]). Reg.: Speer (2007), S. 120. Lit.: Kämmel (1874), S. 28. Dalman (1915), S. 235.

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43 44

Er lässt sich nicht im KNFMCG nachweisen. Sie ist die Witwe des Schulmeisters, vgl. Kämmel (1874), S. 28. Jancke (1861) verzeichnet keinen Schulmeister dieses Namens. Das Anniversar für einen Nikolaus Stellmacher findet sich im KNFMCG S. 283 unter dem 8. August 1479. Das Anniversar für Barbara Stellmacher ist unter dem 23. Juli 1487, ebd. S. 281, eingetragen. Mit den Worten: Barbara Stellemecheryn magna fautrix fratrum in vita sua et post mortem notabilem elemosinam reliquit. In der Hl.-Kreuz-Kapelle lässt sich bisher nur die Altarstiftung der Katharina Schwetz von 1489 als tatsächlich ausgeführt nachweisen, vgl. Anhang C (1489. September 22.). Er war Fleischer, dann Besitzer des Brauhofs Petersgasse 7, Fleischerältester 1480 bis 1487, Ratsherr 1490 bis 1504, Schöffe 1505 bis 1512, Bürgermeister 1511 und 1513, gestorben ist er 1514. Er gehörte zu den wenigen Aufsteigern aus dem Handwerkerstand in die Ratselite, vgl. Stange (1938), S. 88 und Jecht (1927–1934), S. 394.

434

Anhang A

(26) 1482. März 18. Testament Georg Helischer († vor 1488?) 45 Georg Hilischer bestimmt letztwillig folgende Legate: der Peters-, Nikolai- und Frauenkirche je 10 mr., dem Franziskanerkloster 10 mr. gr.46, dem Hl.-Geist-Hospital 5 mr. gr. und dem Jakobs-Hospital 5 mr. gr. Falls die Ehefrau Barbara die Legate nicht zu Lebzeiten verteile, sollen sie nach ihrem Tode aus dem Nachlass genommen werden, den er ihr laut Stadtbuch vermacht hat. Aus den gelassenen Gütern der Eheleute sollen schließlich dem Rat arm und reich 50 mr. gr. gegeben werden und der Rest zcu wegen unnd stegen 47 sowie den Armen zu Kleidung wy iß der rath am besten irkennet. Paul Sigmund, dem Schwager und Vormund der Frau, solle das Haus verkauft werden (mit einem Preisnachlass [?] von 30 mr.). Actum iudicio speciali feria 2. post letare anno etc. 82. RA Görlitz: LR 1470–1488, fol. 164r–v. Reg.: MGF 1.1, S. 246, N. 585, stark gekürzt, mit dem Datum 12. März. S. a. ebd. S. 259, Nr. 620.

(27)

1482. November 5.

Stiftung des Georg Emerich († 25. Januar 1507), Bürgermeister Georg Emerich schenkt 6 mr. erblichen Gartenzins zcu ewigenn zceitten dem selhuße der armen luthe inn der Crebis gasse [= Seelhaus in der Krebsgasse]. Judicium tercia post omnium sanctorum (1482).48 RA Görlitz: LR 1470–1488, fol. 175r–176v.

(28)

Testament Michael Schmied († um 1489), Brauhofbesitzer Michel Smidt 49 verfügt in seinem Testament folgende Legate: der Peterskirche 15 mr., der Nikolaikirche 5 mr., der Frauenkirche 10 mr., dem Franziskanerkloster50 45

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1483. Oktober 14.

Ein George Helischer erlangte 1437/38 das Görlitzer Bürgerrecht, vgl. CDLS 5, S. 37. Er starb vor 1488, weil seine Frau in diesem Jahr als Brauhofbesitzerin genannt wurde, vgl. Wentscher (1933), S. 261. Siehe auch das Testament und die Stiftungen seines Schwagers Paul Sigmund (1475. Oktober 14.). Siehe ebenfalls seinen Kauf von Koselitz im Magdeburger Schöffenspruch in der Handschrift Preußischer Kulturbesitz Nr. 79 (»Magdeburger Schöffensprüche für Görlitz«), fol. 82r–v. Siehe das Testament der Barbara Helischer (1489. Oktober 19.). Die hier gemachte Wegebaustiftung meint vermutlich Prochno (1939), S. 41. In der Auseinandersetzung der Erben von 1512 wird dieser Zins bestätigt, vgl. LR 1505–1516, fol. 205r. Er besaß mindestens seit 1472 den Brauhof Petersgasse 15, seine Familie besaß ihn noch bis 1535, vgl. Jecht (1927–34), S. 400. Im KNFMCG findet sich ein Michel Smith unter dem 16. Januar 1488. Jecht (1910), S. 167 bringt diesen aber mit dem Kramer Michael Schmidt in Verbindung, dessen Grabstein in der Klosterkirche steht und der 1510 verstorben war.

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435

5 mr., dem Cölestinerkloster auf dem Oybin 20 mr., der Bürgerbruderschaft 5 mr. und 5 mr. den Armen auszuteilen. Stürben seine Frau [Margaretha] und seine Kinder vor ihm oder gleich nach ihm, dann sollen der Peterskirche 20 mr., der Nikolaikirche 10 mr., der Hl.-KreuzKapelle 10 mr., der Frauenkirche 10 mr., dem Jakobs-Hospital 10 mr., dem Hl.-GeistHospital 10 mr., dem Pfarrer 5 mr., jedem Kaplan 1 mr., dem Franziskanerkloster 10 mr., dem Altar des Johannes Gothain, von meinen frunden gestifft, 60 mr. zum Kauf eines Zinses von jährlich 5 mr. für eine neue Messe, dazu sollen gegeben werden 12 silberne Löffel zu einem pacem und den Cölestinern auf dem Oybin 400 mr. (davon 100 mr. Schuldenrückzahlung51). Johann Heinrich solle 10 mr. erhalten, der Merten, Pfarrer czu der Lissen [Lissa?], sein Gevatter, 10 mr., die Priesterbruderschaft 13 mr. zu einem anniversario vor mich unnd dy meynen ewiclich zcuhalden, die stadt Gorlitcz 50 mr., der Schwager [Hans] Kochel 100 mr. und Balthasar Lantreyters 52 Kinder, die er mit seiner Schwester hat, je 25 mr. (stirbt eines, sollen die anderen das Geld haben, sterben alle, dann solle es an den Rat arm und reich fallen). Den Rest gebe man armen leuten, die sullen meyn erben sein. Selewertern adir testamentarien sind Johannes Behme, Pfarrer zu Görlitz, magister Georg Voyt, der Stadtschreiber, und der Schwager Hans Kochel, Bürger zu Görlitz, unnd uff das ire muh unnd erbeit derhalben zcu habin nicht unnbelonet bleibet, gebe ich dem vermelten hernn pharrer eyn silbern koppichenn, ernn Niclas Voyt, gewest magistro Georgio, menen bestenn silbernen kopff, meinem swager Kochel funffzcig margk an meinem hauße. Auch so iß geschee durch das vorhengniß gotis, das ich storbe unnd mein weib adir kindern bleibin, so ist meyne meynunge, das das unndirste testament sulle abegsaczt werdenn unnd das obirste gahaldenn. Datum ut supra (die Kalixti 1483). Quittiervermerke: Michel Schwartze scheppe und Verweser des Franziskanerklosters resignavit, dass ihm die Michel Schmydin 5 mr. für das Kloster gegeben hat, ohne Tag, 1489. Hanns Meyhe scheppe und Verweser der Peters- und der Nikolaikirche erhält von der Michel Schmydin 20 mr. gr., 6. post pentecoste [4. Juni] 1490. Michel Schwartze, Verweser des Franziskanerklosters, erhält von der Michel Schmydin 5 mr., 6. post Martini [13. November] 148953. Joannes Kochel, Kirchenvater der Frauenkirche erhält von der Michel Schmydin die ausgesetzten Legate 4. in festo pentecoste [22. Mai] 1491. Magister Gregor Voit und Niclas Mondenschein, Vorsteher der

51

52 53

In diesem Zusammenhang stehen vielleicht auch die Schulden von 140 fl. ung., die er im Namen seines Schwagers den Cölestinern zu zahlen hatte und die erst am 16. November 1500 endgültig abgelöst wurden. Vgl. LA 1478–1484, fol. 195r. Er besaß den Brauhof Brüdergasse 18/Obermarkt 34, vgl. Wentscher (1933), S. 261. Am 13. November 1489 quittiert Michael Schwarz, von der Michel Schmiedin 5 mr. aus dem Testament ihres Mannes erhalten zu haben, vgl. LA 1484–1490, fol. 299v.

436

Anhang A

Frauenbruderschaft (procuratoribus fraternitatis beate virginis), erhalten 5 mr. 5. in festivitatibus pasque 1491, actum coram magistro [Johann] Scheitmoller scabino. RA Görlitz: LA 1478–1484, fol. 242v–243r.

(29)

1483. Oktober 21. Testament Anna Cranleid, kassiert 18. Mai 1484. 54 Junckfrau Anna Tydrichs von Cronleit [= Dietrich von Cranleid (I.)] geloßne tachter had ir testament unnd selgeret vor gehegetter bangk wy hinoch beschrebin folget gemacht: der Peterskirche 10 mr., der Nikolaikirche 6 mr., der Frauenkirche 7 mr., der Hl.-Geist-Kapelle 5 mr., der Jakobs-Kapelle 4 mr., dem Franziskanerkloster 6 mr., zcu spennde 10 mr., zcu sele baden 4 mr., der Bürgerbruderschaft 4 mr., der Priesterbruderschaft 4 mr., 2 mr. jährlichen Zinses auf ein Kapital von 24 mr. wy man iß irkent zcu enem altare, dem Kramer-Altar 6 mr., meister Johannes Scheitmoller 55 50 mr., Gregor Adam 56 50 mr., Nickel Lieber 57 100 mr., Dytterich [= Dietrich Cranleid (II.)] ihrem Bruder 50 mr. (oder an arm und reich, wenn er ein Testament macht), den Rest der Mutter [Barbara]. (Datum undecim mila virginum 1483.) Kassiert durch Anna Cranleid am dinstag nach dem sontage cantate [18. Mai] 1484. RA Görlitz: LR 1470–1488, fol. 199r. Reg.: MGF 1.1, S. 250, Nr. 596, stark gekürzt.

(30)

Testament Dietrich (II.) von Cranleid († um 1509), Händler/Krämer, Brauhofbesitzer, kassiert 12. Oktober 1484 58 Tyderich von Cranleith bestimmt in seinem Testament folgende Legate: der Peterskirche 10 mr., der Nikolaikirche 6 mr., der Frauenkirche 7 mr., dem Franziskanerkloster 6 mr., der Hl.-Geist-Kapelle 5 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 5 mr., der Jakobs-Kapelle 4 mr., zu einem Altar in der Georgenkapelle 5 mr., 12 mr. zum Kauf eines jährlichen Zinses von 1 mr. zum Kauf von Brot oder Kleidung für arme Leute, 5 mr. zu Seelbädern, der Priesterbruderschaft 5 mr. zu einem Altar, der Bürgerbruderschaft 5 mr. zu

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1483. Oktober 21.

Anna heiratete um 1484 den Unterstadtschreiber und Ratsherrn Paul Eilenberg († 18. Februar 1504), der den Brauhof Neißgasse 30 besaß. Zur Familie Cranleid vgl. Wentscher (1934). Er war der Ehemann der Schwester Ursula Cranleid. Er war der Ehemann der Schwester Cecilia Cranleid. Er war der Ehemann der Schwester Marie Cranleid, genannt Marisch. Sein Vater Dietrich I. besaß wahrscheinlich seit 1455 den Brauhof Untermarkt Nr. 22. Dieser zahlte als Dyterich von Cranleid 1455/56 1 sch. gr. Bürgergeld und stammte aus dem Kirchspiel Obermörmter (Kreis Mörs), seine Eltern waren Johann von der Craenleyen und dessen Frau Oelent, vgl. Wentscher (1934). Durch Heirat der Kinder Dietrichs II. waren die Cranleids unter anderem mit den Ratsherrenfamilien Scheitmöller, Emerich, Uthman, Eilenberg und Schmied verwandt.

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einem Altar, 8 mr. zum Kramer-Altar, 50 mr. czu einem spittal ader selehause vor der stadt zu vir mr. zcinße arme leute zcu herbergen unnd pilgerluthe den iß not ist, wy iß meyne hernn unnd guttin frunndt irkennen nach dem besten. Der Ursula Scheitmolleryn 50 mr., Csecilian der Gregor Adamyn 50 mr., seiner Schwester Anna, dy noch ein iunckfrau ist, 50 mr., stirbt sie, dann solle das Geld an seine Geschwister fallen, seiner Schwester Marisch der Nickel Liberyn 100 sch., seinem Vetter Kontze von der Cranleith 20 mr., den Rest der Mutter [Barbara] .59 (Datum undecim mila virginum 1483.) Kassiert durch Dietrich von Cranleid dinstag nach Dyonisy [12. Oktober] 1484. RA Görlitz: LR 1470–1488, fol. 199v. Lit.: Jecht (1892b), S. 131. Jecht (1927–34), S. 791.

(31) 1484. Oktober 27. Testament Dorothea Leder Dorothea Lederynn bestimmt durch ihren Vormund Hans Braun, dass Nickel Weidemann die Nieder-Fleischbank nach ihrem Tode erhalten solle und dafür an die Peterskirche 24 mr. gr., an die Nikolaikirche 8 mr., an das Franziskanerkloster 12 mr., an die Frauenkirche 6 mr., an das Hl.-Geist-Hospital 3 mr., an die Hl.-Kreuz-Kapelle 6 mr. und an die Bürgerbruderschaft 6 mr. zahlen solle. Für den Fall, dass er das nicht übernehmen wolle, sollen die vier geschworenen Handwerksmeister der Fleischer an seine Stelle treten. Datum 4. post Crispini et Crispiniani. RA Görlitz: LR 1470–1488, fol. 220r. Reg.: MGF 1.1, S. 252, Nr. 601 mit falschen Datum und falscher Folioangabe.

(32) 1485. Mai 10. Testament Margaretha Schurge Margareta Hans Schurge des alden gloßne witwe bestimmt vor dem Schöffen Jocoff Jungnickel zu Testamentsvollstreckern Peter Walde und Nickel Cretschmer, die folgende Legate nach ihrem Tod ausreichen sollen: der Peters- und Nikolaikirche zusammen 10 mr., der Jakobs-Kapelle 1 mr., der Frauenkirche 2 mr., der Hl.-GeistKapelle 1 mr., dem Franziskanerkloster60 2 mr. und der Hl.-Kreuz-Kapelle 2 mr., dem Nickel Cretschmer 3 fl. ung., Scheffers Kindern von Gerlachsheim, die ihrer Schwester Kinder sind, 10 mr. Der Rest solle nach Erkenntnis der Testamentsvollstrecker zu ihrer selen selikeit ausgeben werden. Datum 3. post dominicam rog[ate]. RA Görlitz: LA 1484–1490, fol. 46r.

59 60

Die hier genannten Ursula und Cecilia waren ebenfalls Schwestern von Dietrich junior. Sie findet sich nicht im KNFMCG.

438

Anhang A

(33) 1485. Juni 6. Testament Martin Bartusch, Glöckner Der Glöckner Martinus Bartusch 61 überreicht dem herrn Johannes Jahn ein Haus in der Krebsgasse mit der Bestimmung, dass er bis zu seinem Tode darin wohnen darf und nach dem Tode des Johannes Jahn das Haus an die Hl.-Kreuz-Kapelle fallen soll. Datum 3. post Erasmi. RA Görlitz: LR 1470–1488, fol. 229v–230r. Reg.: Dalman (1915), S. 235 f., ohne Tag und Monat.

(34)

Testament Johannes Frauenburg († 5. Februar 1495), Stadtschreiber, Bürgermeister, kassiert 4. Februar 1495 62 Magister Joannes Ffrawinbergk verfügt folgende Legate: der Peters-, Nikolai- und Frauenkirche sowie der Jakobs-Kapelle je 6 mr. gr., der Hl.-Geist-Kapelle 5 mr. gr.63 und der Hl.-Kreuz-Kapelle 5 mr. gr. Dem Franziskanerkloster legiert er 10 mr. gr., dafür möchte er seyn begrebniß haben und sullen i[h]n auch dy vettern unnd brudern mit vigilien unnd selmessen begehen unnd einen trecesimen [= Dreißigermesse] halden. Des Weiteren wünscht er, dass die veter im closter seiner nach seinem Tod zehn Jahre nacheinander alle quatuor tempora mit Seelenmessen in der Barbarakapelle im Kloster gedenken und nach der Seelenmesse immer ein salve regina singen sollen. Dafür werde man ihnen 15 mr. gr. geben. Es folgt die Erbeinsetzung der Frau Barbara 64, als Vormund wird der Ratsherr Peter Walde bestimmt. Datum 3. post Primi et Feliciani [13. Juni 1486].

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1486. Juni 13.

Im LR 1505–1516, fol. 1r findet sich ein Glöckner dieses Namens. Er stammte aus Danzig (?) und war 1462 als Schulmeister nach Görlitz gezogen. Er war seit 1469 Ratsherr und 1474 sowie 1478 Bürgermeister. Er starb am 5. Februar 1495. Sein Grabstein befindet sich in der Klosterkirche. Vgl. zu seiner Biografie Jecht (1933b), Bd. 1, Sp. 640–643 sowie in der Neuauflage des Verfasserlexikons Bd. 2, Sp. 861–862 und Honemann (2004). Nach MGF 1.1, S. 225, Nr. 531 soll Frauenburg dem Kloster angeblich 15 mr. vermacht haben. Diese Aussage ist jedoch falsch, denn sie beruht auf der Fehlinterpretation der Testamentsvollstreckung des Michael Man, Frauenburg erhält hier als Vertreter der Stadt das Erbe aufgegeben. Sie war eine geborene Canitz und Tochter des einflussreichen Bürgermeisters Andreas Canitz.

Regesten zu Görlitzer Testamenten, Legaten und Stiftungen 1298 bis 1552

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Kassiert: Bis auf die Erbeinsetzung seiner Frau Barbara 65, lässt Frauenburg den Rest des Testaments streichen. Datum 4. post Blasii [4. Februar] 1495.66 RA Görlitz: LR 1470–1488, fol. 246v–247r.

(35)

1487. März 16.

Stiftung Agnes Finger († kurz nach 28. Juli 1515), Händlerin Johannes, Bischof von Meißen, inkorporiert dem Altar der Hl. Anna, Ottilie etc. in der Peterskirche einen jährlichen Zins von 4 mr., den Agnete Fingerynne gekauft hatte. Datum Stolpen, 1487, 16. Marcij. Original unbekannt. RA Görlitz? Reg.: VOU Heft 7–8, S. 158. Lit.: Jecht (1892b), S. 105.

(36)

Messstiftung Georg Emerich († 25. Januar 1507), Bürgermeister Der ersame Georg Emerich verschreibt 1 mr. gr. Erbzins auf Virlings gartten uff der Lawbanischen straßen dem wirdigen hernn Marcus Starcken als eym vorwesern der Priesterbruderschaft in konnftigenn zceittenn ewiglich zcuhaben. Davon solle die Bruderschaft ihm und seinem Geschlecht jährlich einen Jahrestag halten und diesen nach Gewohnheit der Bruderschaft mit Vigilien und Messe begehen.

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1487. Juni 27.

Seine zweite Frau hieß ebenfalls Barbara und war Tochter des Balthasar Landreiter, vgl. Jecht (1927–34), S. 387. Die Löschung des Testaments wird im LR 1488–1505, fol. 130r (1495. Februar 4.) mit dem Zusatz wiederholt, dass 3 mr. gr. an das Franziskanerkloster gehen sollen, dorinne er sein begrebniß habenn wil. Sein Grabstein steht zwar heute noch in der Klosterkirche, im Totenbuch lässt er sich aber nicht nachweisen. Der Nachlass des Johannes Frauenburg wird nach dessen Tod für seine Witwe Barbara und die Kinder Franz, Caspar, Leon und Valentin auseinandergesetzt. Vormunde sind: Bernhardin Melzer und Johann Eppeler. Der Nachlass wird besichtigt und geschätzt: ein Haus, fünf Gärten in der Kahle, Barschaft, Biergetreide, Holz, Hopfen, Speckseiten etc. Barbaras Privateigentum wird nicht in die Teilung einbezogen, es befindet sich in einem verschlossenen Kasten im Gewölbe (unter anderem Hausrat, Besteck, Kleider, Schmuck, darunter 1 silberyn pacem uff der einen seyten vergoldt, uff der andrenn Anglica salutatio mit einer silberyn ketchen, noch zwei pacem, ein silbernes Kreuz, 1 silberyn täffelen außwendig vergoldt innwendig von perlen geschmyten, mit einer silberyn kethe, 1 silberyn koffe außwendig vergolt inwendig eine Veronica an eine schnure, ein Paternoster mit Chalzedonen, ein großes Korallenpaternoster, ein Korallenpaternoster); ebenfalls dort befinden sich Frauenburgs Bücher »große und kleine«. Um das Vermögen für die Kinder zu bewahren, sollten wohl die Vormunde die Schlüssel für den Raum verwahren (und haben die schlössel bey in behalden, so das se alle jare sulch gerethe besichtigen und vor schaden bewaren mugen), vgl. LA 1484–1490, fol. 247r–248r (1495. März 25.). Siehe auch LA 1497–1505, fol. 254v ff. (anno 1503), wo eine neue Auseinandersetzung der Witwe Frauenburgs, die Antonius Eschenloer geheiratet hatte, zu finden ist.

440

Anhang A

Actum in judicio speciali feria 6. post Johannis baptiste anno 1487. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 4v. Lit.: Jecht (1892b), S. 133.

(37) 1488. März 4. Testament Elisabeth Reißener Die togentsamen ffraw Else Reyßenerin setzt folgende Legate in ihrem Testament aus: 20 mr. gr. der Peterskirche, je 6 mr. gr. der Nikolaikirche, Frauenkirche und den Franziskanern; je 4 mr. gr. der Hl.-Kreuz-Kapelle, der Hl.-Geist-Kapelle, der JakobsKapelle, dem Gestifte zu St. Peter [= »Gestift der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche], den St. Antoniusherren und der Priesterbruderschaft, ihre beste koche 67 an die Frauenkirche und für 4 mr. gr. zwei Seelbäder für Arme sowie drei Tücher zur Bekleidung Armer. Item 12 mr. gr. zcu enir Romfarth vor sich iren son unnde ir geslechte. Es werden genannt ihr Vormund Peter Machmester 68 und seine Schwester Ursula die alde Axtin 69. Actum coram judicio speciali feria 3. post dominicam reminiscere anno etc. 1488. RA Görlitz: LA 1484–1490, fol. 197r. Reg.: Speer (2007), S. 121.

(38) 1488. April 29. Testament Hans Eitener († vor 27. Februar 1491) Georg Emerich und Schoneheintze sind Hans Eytener 200 fl. ung. schuldig, darüber macht er sein Testament und Seelgerät und bestimmt folgende Legate: dem Rat arm und reich 12 mr., der Peterskirche 30 mr., der Nikolaikirche 10 mr., der Frauenkirche 10 mr., dem Franziskanerkloster 20 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 5 mr., den Armen im Jakobs-Hospital 5 mr., den Armen im Hl.-Geist-Hospital 5 mr. und dem neuen Hospital vor unser lieben frauen thore 12 mr. Der Pfarrkirche zu Lauban vermacht er 20 mr., den Franziskanern daselbst 10 mr., der Pfarrkirche zu Zittau (Syttaw) 30 mr., den Franziskanern daselbst 10 mr.; Cristine Herzogyn und Ursula Kalborneryn ihrer Schwester in Zittau 71 mr. Datum 3. post jubilate 1488. Quittiervermerke: Sewberlich, Vorsteher des Zittauer Franziskanerklosters, resignavit von Paulus Eylenberg 10 mr. erhalten zu haben, coram Magistro Johanne Scheitmoller scabino dominica ante oculi [27. Februar] 1491. Nicolaus Mondenschein, Kirchenvater zum Hl.-Kreuz, erhält 5 mr., 4. post assumptionis Marie [17. August] 1491. Der Rat erhält 12 mr. sabbato post Johannis [25. Juni] 1491. Jacoff Jungnickel 70, Kirchenvater der Peterskirche erhält 30 mr. und weitere 10 mr. für die Nikolaikir67 68 69 70

Wahrscheinlich ist korsche, ein Pelzmantel/-rock, gemeint. Die Lesart ist nicht eindeutig, Machemist war in Görlitz ein geläufiger Nachname. Angehörige der Familie Axt saßen von 1445 bis 1511 im Rat, vgl. Stange (1938), S. 89. Er war von 1476 bis zu seinem Tod 1496 im Rat und besaß einen Brauhof im Nikolaiviertel.

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441

che, 6. ante trium regum [28. Dezember] 1492. Hans Klose, Kirchenvater der Pfarrkirche Zittau, erhält 30 mr. 3. post Johannis [26. Juni] 1492. Merten [?] Beyer aus Lauban, Kirchenvater der Pfarrkirche ebenda, erhält 20 mr. coram magistro [Georg] Voit scabino, in vigilia Margarethe virginis [12. Juli] 1492. Cristina Hertzogyn aus Zittau, vertreten durch ihren Vormund Hans Tyle, erhält 28 mr., coram [Jakob] Jungenickel scabino 5. post Margarethe [18. Juli] 1493. Sie sagt noch einmal den Testamentsvollstrecker Paulus Eylenberg durch ihren Vormund Martinus Pferrer loß und ledig coram Bernhardino Melzer scabino 5. post quasimodogeniti [1. April] 1494. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 6v.

(39)

1489.

Stiftung Georg Emerich († 25. Januar 1507), Bürgermeister Georg Emerich stiftet die achte Domherrenstelle im Domstift Bautzen (Präbend oder Thumerey des Speeres und der Nägel des Herrn Christi) für seinen Sohn Caspar Emerich. Original unbekannt. Reg.: VOU Heft 7–8, S. 168. Lit.: Jecht (1892b), S. 133.

(40) 1489. Mai 5. Testament Jakob Weinreich, »Vorreder« Testament unnde zelgerethe des Jacobus Weynreich vorreder 71. Legate: 20 fl. ung. der Peterskirche, 10 fl. ung. zcu unser lieben frauen capellen [= Frauenkirche], je 8 fl. ung. den Franziskanern und der Nikolaikirche, je 4 fl. ung. für die Jakobs- und für die Hl.Geist-Kapelle, item zcum newen spittal gen unßer lieben frawen 50 fl. ung., der Hl.Kreuz-Kapelle 50 fl. ung., dy der ersame er Georg Emerich geben sal 72. Es sollen 15 Seelbäder ausgerichtet werden und je 30 Seelenmessen in der Peters- und Nikolaikirche. Die Cölestiner auf dem Oybin sollen 10 fl. ung. erhalten und der Rat für arm und reich 20 fl. ung. Eine walfard gen Och [= Aachen] solle ausgerichtet werden. Der Bürgerbruderschaft werden dy mardrynne schawbe 73 und 4 fl. ung. legiert, dem Richter74 10 fl. ung., der Richterin 5 fl. ung. und ein kolnisch leymit, Hanß, dem Sohn des Richters, ein brauner Rock, der Priesterbruderschaft 12 mr. gr. und 1 mr. für ein jährliches Gedächtnis, dem Herrn Andreas im gestifft 75 dy Rucken peltcz und schwarzer Stoff zu einer Kasel, den Mönchen in Sagan 3 fl. ung., Herrn Wulffgang zcu sant Niclaß die brawn harriß 71 72

73 74 75

Vorreder: Anwalt, Advokat. Er war Georg Emerichs häufiger Vertreter vor Gericht, vgl. Jecht (1892b), S. 113 und Jecht (1927–1934), S. 780 und 792. Wohl eine Geldschuld. Dalman (1915) S. 237 übernimmt einen Schreibfehler aus Richard Jechts Manuskript (OLB: HS Archiv V UB 242, Heft 6, fol. 125) und gibt für das Testament fälschlicherweise den April 1489 an, das Legat für die Hl.-Kreuz-Kapelle gibt er mit 500 statt mit 50 fl. ung. an. Eine Schaube ist ein Hut/Mütze aus Marderfell. Diese war besonders wertvoll. Es ist wohl das Amt gemeint, da sonst üblicherweise der Vorname hinzugesetzt wäre. »Gestift der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche.

442

Anhang A

schawbe sowie Wachs nach Trebnitcz und Hayndorff 76. Der Rest der fahrenden Habe solle nach Erkenntnis des Rates an Arme verteilt werden. Noch ausstehende Schulden sollen nach seinem Tode wie folgt legiert werden: 10 sch. gr. der Pfarrkirche in Sagan, je 2 sch. gr. der Frauenkirche sowie St. Georg und den Armen zum Hl. Kreuz in Sagan. Actum anno domini 1489 denstag noch misericordias domini coram Georgio Emerich magistro civium, Johanne Kochel [scabino] et magistro Conrado Nyßman notario, scabinis et etiam coram iudice Heynrich Eschenlower. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 21v–22r. Lit.: Jecht (1892), S. 132. Jecht (1927–34), S. 780 und 792. Dalman (1915), S. 237.

(41) 1489. Juli 14. Testament Anna Schmied Anna nochgeloßne witwe des Nickl Smedis bekennt in ihrem Testament vor dem Schöffen Johannes Meye und ihrem Vormund Jocoff Jungnickl, dass sie der Peterskirche bereits 39 fl. ung. gegeben habe. Sollte sie aber länger leben, so verpflichten sich die Genannten, die zugleich Kirchenväter der Peterskirche sind, ihr von diesem Geld Unterhalt zu zahlen. Des Weiteren sollen der Pfarrer und sein Kaplan 1 mr. gr., jeder Priester, so mit dem conduct gehet, 3 gr. und der Pfarrer sowie der Prediger je 4 gr. erhalten; und man solle einen Stein Wachs kaufen, um Lichter daraus zu machen. Ihr Haus, mit allem was dazu gehört, hat sie Matthes Cvnradt für 40 mr. verkauft, dafür hat sie den Rest ihres Lebens darin freie Herberge. Von den 40 mr. solle Matthes Cvnradt wiederum für sich und seine Mutter 8 mr. behalten, dem Baltasar Rawttenstrauch 10 mr. gr., dem Peter Reymtsch, ihrem Bruder, 6 mr. gr. und dessen Kindern Do[ro]thee, Magdalene, Anne und Bartholomeo je 4 mr. gr. geben. Alles was übrig bleibt, sollen sich diese Kinder ebenfalls teilen. Actum coram Johanne Meyh scabino feria tertia post Margarethe. RA Görlitz: LA 1484–1490, fol. 277v–278r.

(42)

Hospitalstiftung Georg Emerich († 25. Januar 1507), Bürgermeister Anno ut supra 1489 hat Georg Emmerich, die tzeit burgermeister, mit gunst des rathes das hospital bey unser lieben frauen kirchen aussgesatzt und gebauet, also das er bey tausend schacken [= Schock] zum bauhe unnd uffrichtunge desselbigen hospitals gegeben hat. Unnd uff das ander jar hat er mit gunst des rathes eldisten und geschwornen den Salmannsborn in roren furen lassen biss an das gemelte hospital, also das die

76

1489. September 1.

Es ist anzunehmen, dass das Wachs für die Kirchen bestimmt war.

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443

armen leute dorinne unnd auch die uffem Rademargte desselbigen zu irer notdorfft gebrauchen mügen. Ed.: SRL N. F. 2, S. 6 (Ratsannalen).

(43)

1489. September 22.

Stiftung des Altars der Hl.-Kreuz-Kapelle

Siehe Anhang C.

(44)

Testament Barbara Oswald († vor 12. September 77 1496), Brauhofbesitzerin Die [Barbara]78 Oswaldyn bestimmt in ihrem Testament folgende Legate: der Peterskirche 50 mr., dem Franziskanerkloster 50 mr., der Frauenkirche 10 mr., der Nikolaikirche 10 mr. gr., der Jakobs-Kapelle 6 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 6 mr., dem Hl.-Geist-Hospital 6 mr., dem Rat arm und reich 50 mr., ins Gestift vom Leiden etc. 10 mr., der Priesterbruderschaft 10 mr., jedem Armen im Hl.-Geist-Hospital und im Jakobs-Hospital 2 gr., itzlicher regil nonnen auch 2 gr., Asman Seydilman 100 mr. gr., Mathes Seydelman zu Breslaw 100 mr. gr., Hans Frenczel 50 fl. ung. Actum coram Johanne Meyhe et Johanne Schmyd vom rathe doutzu geschickt feria 6. ipso die sancti Galli confirmatum. Quittiervermerke: Der Rat erhält aus dem Verkauf des Hauses der Oswaldyn 200 mr., davon gibt er den Kirchenvätern der Peterskirche 50 mr., den Vorstehern des Franziskanerklosters 50 mr., der Frauenkirche 10 mr., der Nikolaikirche 10 mr., der Jakobs-Kapelle 6 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 6 mr., dem Hl.-Geist-Hospital 6 mr., für arm und reich 50 mr., dem Gestift der Leiden etc. 10 mr., den Armen in den Hospitälern und den Regel-Nonnen 2 mr. Actum sabbato ante exaltationis b. crucis [12. September] 1495. Von weiteren 200 mr. werden ausgezahlt: der Priesterbruderschaft 10 mr. (Herrn Gregorius Radax, Vorsteher), an das selehauß [in der Krebsgasse] 23 mr. 12 ½ gr. Actum 3. post quasimodogeniti [12. April] 1496. Asman Sedilman resignavit, dass er 100 mr. gr. erhalten habe. Actum coram magistro civium [Bernhardin Meltzer] et camerariis 3. post quasimodogeniti [12. April] 1496. Peter Frenczel empfängt für Mathes Seydelman zu Breslaw im Beisein von Asman Sedelman, seinem Bruder, 100 mr. gr. Actum coram magistro civium [Bernhardin Meltzer] et camerariis sabato ante quasimodogeniti [1. April] 1497. 77 78

1489. Oktober 16.

Sie besaß den Brauhof Brüdergasse 13, vgl. Wentscher (1933), S. 261. Ihr Vorname ergibt sich aus LR 1488–1505, fol. 231v–236v, wo Hans Frömpter als Testamentsvollstrecker der Barbara Oswaldin und des Asman Seidelman und in Macht des Maths Seidelman ein Haus dem Markus Heinze in der Brüdergasse aufgibt.

444

Anhang A

Frenczels erbnemen wurden 50 fl. ung., facit 68 mr. 36 gr., ausgezahlt. Sabbato ante Donati [5. August] 1497. Was darüber hinaus übrig blieb, wurde den Gebrüdern Seydelman gegeben und im registro depositorum verzeichnet, 6. in vigilia b. Jacobi 1500. RA Görlitz: LA 1484–1490 fol. 284v–285r.

(45)

Testament Barbara Helischer († vor 25. April 79 1494) , Brauhofbesitzerin Die togendsame frau Barbara Helischerynn 80, bekennt, dass sie aus dem Testament ihres Mannes Jorge Helischer 81 noch folgende Legate schuldig ist: der Peterskirche 5 mr., dem Rat arm und reych 50 mr., der Nikolaikirche 5 mr., der Hl.-Geist-Kapelle 5 mr., der Jakobs-Kapelle 5 mr. und dem Franziskanerkloster82 4 mr. Es folgt das Testament der Barbara, dessen Legate man aus ihrem Haus auf dem nawen margte gelegen fordern soll. Dem Rat arm unnd reich 20 mr., der Peterskirche 23 mr., das sie ir eine stat zu dem nawen altare, das sie gestifft hat, geben unnd das sullen mauern lassen 83, der Nikolaikirche 15 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 10 mr., dem Franziskanerkloster zum bauhe 10 mr., der Frauenkirche 5 mr., dem neuen Hospital an der Frauenkirche 10 mr., dem Altar, den sie gestiftet hat und den her Thomas innehat, 30 mr., den Cölestinern auf dem Oybin 12 mr., dem Pfarrer und seinem Kaplan 4 mr., der Priesterbruderschaft 8 mr., das sie Gregor Muldnern und Katherinen seine eliche haußfraue sullen einschreyben. Item zu dem Steynwege 8 mr. Die Cristoff Hobergynn zu Wilke schuldet ihr 9 mr., die sollen an die Peterskirche fallen, für 100 mr. solle Armen Gewand und Schuhe gekauft werden sowie Seelbäder die weyle das gelt wereth nach des raths irkentniß. 79 80 81 82

83

1489. Oktober 19.

Das Datum ergibt sich aus einem Brief des Görlitzer Rates vom 25. April 1494 an den Rat zu Bautzen wegen der Erbschaft der Barbara Helischer, vgl. LM 1491–1496, fol. 301r–v. Sie wird 1488 als Besitzerin eines Brauhofs im Reichenbacher Viertel genannt, vgl. Wentscher (1933), S. 261. Siehe oben das Testament des Georg Helischer (1482. März 18.). Vgl. KNFMCG S. 271: Anno domini 1486 [19. März] recommendavit se in vita Barbara Hilliszeryn pariter et in morte et virum suum Jorge Hilliszer cum tota progenie que comparavit cappam coralem de rubeo sameto pro salute anime sue et suorum. Im Jahr 1488 benachrichtigt der Rat den Offizial Johannes Taubenheim zu Meißen, dass der Barbara Hilscherin und dem Priester Thomas Heber vom Rat ist vergönnt worden, zur Errichtung des neuen Altars in der Peterskirche verschiedene Zinsen zu verschreiben, vgl. die Abschrift im Urkundenbuch 2, fol. alt 339r–v, neu 278r–v. Siehe dazu auch das Schreiben im Urkundenbuch 2, Nr. 177, fol. alt 304r–v, neu 244r–v. Am 2. September 1488 bestätigt Johannes Bischof von Meißen die Stiftung der Barbara Hilscherynne von 18 ½ mr. zur fundation des neuen Altars zu Ehren der Hl. Dreifaltigkeit und des Hl. Kreuzes etc. in der Parochialkirche zu Görlitz, vgl. Lose Urkunden 1488. September 2., Reg.: VOU Heft 7–8, S. 164 sowie LO 1484–1520, fol. 5r–v.

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Haus und Hof auf dem Neumarkt [= Obermarkt] solle Paul Sigmund [der Schwager des Georg Helischer] inklusive des aufgezählten Hausrates für 500 mr. gr. kaufen.84 Actum feria secunda post Burghardi 85 coram magistro civium et camerariis 1489. RA Görlitz: LA 1484–1490, fol. 290r–v. Abdr.: KNFMCG S. 321 f., gekürzt. Reg.: MGF 1.1, S. 259, Nr. 620, stark gekürzt.

(46)

Testament Simon Kretzschmer († 14. August 1489), Ratsherr, Prokurator des Franziskanerklosters 86 Symon Kretzschmer trifft folgende Bestimmungen: Das Haus in der Petersgasse, zcu nehst Mertten Ottho und der Reymannyn gelegen, solle nach dem Tod seiner Frau Margareta verkauft werden, vom Erlös sind auszurichten: arm und reich 50 mr., der Peterskirche 50 mr., der Nikolaikirche 50 mr., der Frauenkirche 6 mr., der Hl.-KreuzKapelle 12 mr., dem Franziskanerkloster87 30 mr., dem Cölestinerkloster auf dem Oybin 10 mr., den Mönchen in Lauban 6 mr., den Nonnen zu Lauban 6 mr., den Nonnen zu Naumburg 6 mr., der Antoniusbruderschaft in Görlitz 4 mr., der Hl.Geist-Kapelle 6 mr., der Jakobs-Kapelle 6 mr., seinem Paten Georg, der Paul Gircken son, 6 mr., Johannes zcu Leipzcig 2 fl. ung., ins Gestift von den Leiden etc. 6 mr., den Rest an Arme zu Schuhen und Gewand. Alle fahrende Habe, den Hauszins und den Erbteil, wie er im Stadtbuch steht, solle die Ehefrau Margareta erhalten. Das Haus auf dem Neumarkt [= Obermarkt] im Winkel bei den gorstenbindern solle an seine Schwester Ursula [Pophansynn] und ihre Kinder fallen. Den Garten auf der consu[l]sgasse solle sein Frau nutzen oder Pophans 88 sowie dessen Frau Ursula und die Kinder, dann sollen sie aber Margareta 6 mr. jährliche Zinsen zahlen. Nach dem Tod der Frau fällt der Garten an die Schwester Ursula [Pophansynn] und ihre Kinder. Vormund der Ursula ist Caspar Gleich. Juditio speciali feria 6. post Martini anno 1489. 84

85 86

87

88

1489. November 13.

Am 7. Dezember 1494 kommt es zu einer gerichtlichen Einigung: Bernhardin Melzer, Hans Frömpter und Valentin Schneider vergleichen sich im Namen des Rates mit Paul Sigmund, der laut Testament der Helischerin dem Rat 150 mr. zahlen soll, die er ihr schuldete (davon 100 mr. von dem hause uffem Neumarckte und 50 mr. Erbgeld). Es werden Zahlungstermine in Raten zu 25 mr. vereinbart, vgl. LA 1490–1497, fol. 229v–230r. Die Datierung nach »Burchardi« wird sonst in der Görlitzer Kanzlei nie benutzt, post Galli oder Luce wäre hier zu erwarten. Er war von 1458 bis 1489 Ratsherr und wird 1488 als Besitzer des Brauhofs Petersgasse 5 ausgewiesen, vgl. Wentscher (1933), S. 262. 1489 wird er in der Ämterliste des Kürbuchs als einer der Scheffel eychten bezeichnet, vgl. Scultetus, Kürbuch, S. 205, zum Jahr 1489. Vgl. KNFMCG S. 274: Anno domini 1475 [24. April] recommendavit se dominus Simon Kretczmer procurator noster una cum uxore sua Margarete qui fideles fuere fautores conventus et desiderarunt participacionem vigilie et misse pro se ipsum et suorum parentum et progenie. Ein Poppe Hans besaß 1488 einen Brauhof im Reichenbacher Viertel, vgl. Wentscher (1933), S. 261.

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Anhang A

Quittiervermerke: Margareta Simon Kretschmeriynn zahlt folgende Legate aus: dem Rat 50 mr. in vigilia palmarum [26. März] 1491; der Peters- und Nikolaikirche 100 mr. Johanni [24. Juni] 1491; der Frauenkirche 6 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 12 mr. und der Hl.-Geist-Kapelle 6 mr. 2. post Laurentii [15. August] 1491; Michel Schwartze, dem Verweser des Franziskanerklosters89 30 mr., den vetern uffen Oywyn 10 mr., dem Guardian zu Lauban 6 mr. und dem Guardian zu Zittau 6 mr. ut supra 1491; den juncfrauen des closters zum Luban, vertreten durch Agnes Cotwitzyn und Barbara Schutzyn, 6 mr. ut supra 1491; dem Kloster Naumburg, vertreten durch juncfrau Margaretha Schellendorssig [?] und Ursula Seligyn 6 mr. 1491; Hans Brawn, Verweser des Jakobs-Hospitals, 6 mr. 2. post Laurentii [15. August] 1491; Jacobus Foigt, Vorsteher des Gestifts von den Leiden etc., 6 mr. 4. ante Egydii [31. August] 1491. RA Görlitz: LA 1484–1490, fol. 298v–299v.

(47) 1490. April 6. Stiftung eines Messgewandes durch Georg Eichler Andreas Mondenschein erhält von Georg Eicheler dem Älteren und dessen Söhnen Paul und Michel ein Messgewand, das nach Mondenscheins Tod an den Hl.-KreuzKaplan fallen soll. RA Görlitz: LA 1484–1490, fol. 325r. Abdr.: Jecht (1892b), S. 156. Dalman (1915), S. 237. Abbildung in Anders/Winzeler (2004), S. 57.

(48) 1490. August 10. Legat Barbara Arnold und Margarethe Uthman Barbara Caspar Arnoldynn und [Margarethe] Lorentz Uthmanyn haben einen neuen kelich, so sie haben machen lassen, zu sanct Peters kirchen alhir geeignet und gegeben. Mit dem bescheyde, so Hans Axts irkein [= irgendein] sohn priester wurde, sal im sulch kelich als dannen folgen und zustehn. Wurde aber keiner siner sohne ein priester, sal sulch kelch bey sanct Peters kirchen bleiben und behalden werden. Actum coram Magistro Johnanne Scheitmeller et Jacoff Jungnickel scabinis dinstage am abend sancti Laurentii. RA Görlitz: LA 1490–1498, fol. 53v (in Jecht, Quellen, S. 57 fälschlicherweise mit dem Band LA 1484–1490 angegeben).

89

Vgl. KNFMCG S. 274: Item anno domini 1475 [24. April] recommendavit se dominus Simon Kretczmer procurator noster una cum uxore sua Margarete qui fideles fuere fautores conventus et desiderarunt participacionem vigilie et misse pro se ipsum et suorum parentum et progenie.

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(49) 1490. vor August 31. Testament Wenzel Weinknecht, Krämer Als denn Wenczil Waynknecht, so er sich schwaches liebes gefult 90, bey gutter vornunft, vor dem hochwurdigen sacrament, diß nachgeschribne testament seiner zelen zu troste gemacht und begert hath das außczurichen und zubestellen von dem hauße ader dem crome, so der eins vorkaufft wirt […]. Seine Frau Katharina stimmt dem Testament und Seelgerät mit folgenden Legaten zu: der Peterskirche 10 mr. gr., der Nikolaikirche 10 mr., der Frauenkirche 10 mr., dem Franziskanerkloster 5 mr., der Jakobs-Kapelle 5 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 5 mr., der Hl.-Geist-Kapelle 5 mr., dem Cölestinerkloster auf dem Oybin 5 mr. und der Antoniusbruderschaft 5 mr. Auf entpheel der ersamen Hanß Bötteners burgermeyster, Georgen Emerichs und Urban Schelners camerherren uff heuthe (ins statbuch) geschriben ist. Actum 6. post nativitatis Marie 91 [10. September] anno etc. 90. RA Görlitz: LA 1484–1490, fol. 340r–v.

(50) 1490. August 31. Testament Katharina Weinknecht, Krämerin Die Witwe Katherina Wenczel Waynknechtyn bestimmt in ihrem letzten Willen irer selen zu troste unnd selickeit, dass folgende Legate vom Rat nach ihrem Tode auszureichen sind: der Peterskirche, der Nikolaikirche, der Jakobs-Kapelle, dem Franziskanerkloster, der Frauenkirche, der Hl.-Kreuz-Kapelle, der Hl.-Geist-Kapelle und dem Cölestinerkloster auf dem Oybin je 5 mr. Unnd allis was dorobir bleiben wirt, sal arm und reich zugutte gegeben werden. Actum coram Georgio Emerici scabino 3. ante Egidy anno etc. 90. RA Görlitz: LA 1484–1490, fol. 340v.

(51) 1491. Juli 21. Testament Barbara Arnold, Ratsherrnwitwe In ihrem Testament bestimmt die Witwe Barbara Caspar Arnoldyn 92 durch ihren Vormund Caspar Canitz folgende Legate: Von ihrem Haus, das die helle genannt wird, und allen Gütern sollen gegeben werden: der Peterskirche 20 mr., der Nikolaikirche, dem Franziskanerkloster93 und der Frauenkirche je 10 mr., dem Hl.-Geist90 91 92

93

Im selben Stadtbuch fol. 340v wird seine Frau zum Datum 3. post Egidy 1490 bereits als Witwe bezeichnet. Dies ist das Datum der Übertragung des Testaments ins Stadtbuch, nicht das Datum der Ausstellung des Originaltestaments in Form einer Urkunde, welche nicht überliefert wurde. Er besaß 1479, 1491 Langengasse 48/49/Ecke Hellegasse 1 (= »die Helle«), einen Brauhof, und 1491 den Brauhof Langengasse 55/56/Hellegasse 1, vgl. Jecht (1927–34), S. 457 und Jecht (1902), S. 214. Er war 1458–84 im Rat und starb am 9. Oktober 1484. Sie findet sich im KNFMCG S. 266: Anno Domini 1488 [16. Januar] recommendarunt se in vita pariter et in morte Nickel Arnold, Caspar Arnold, Barbara Uxor, Anna, Ursula, Barbara, filie eorum.

448

Anhang A

Hospital 5 mr. und der Hl.-Kreuz-Kapelle 5 mr. Actum in vigilia Marie Magdalene coram juditio speciali. Nachtrag: Die Hälfte ihrer Güter solle an Anna ihre Tochter, Frau des Hanß Axt, gehen, die andere Hälfte an Caspar Canitz und seine Frau, auch ire tachter. Gescheen vor magistro Johanne Scheitmoller und Jacoff Jungenickel scheppen. Dinstag am abend sancti Laurentii [16. August] anno etc. 1491. RA Görlitz: LA 1490–1498, fol. 52v.

(52)

Testament Katharina Schwetz († vor 13. April 94 1507) , kassiert 13. April 1507 Testamentum relicte Katherine (Merten) Swetschynn. Die toguntsame frau Katherina Swetschynn hat so sie sich swachen leibes fuelte diß hirnachgeschribene testament und letztenn willen irer selen zu trost und selickeit gemacht. Zeugen sind ihre nehsten frunde¸ nämlich ihr Bruder Mathes Engelhartt und Hans Hermann (in Vormundschaft seiner Frau Martha – Schwester der Katherina). Folgendes solle nach dem Tod ausgezahlt werden: dem Rat arm und reich 12 mr., der Frauenkirche 12 mr., der Peterskirche 60 mr., der Nikolaikirche 12 mr., dem Franziskanerkloster 30 mr. und tuch gewand von 4 sch. gr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 6 mr., dem Hl.-Geist-Hospital 6 mr., der Jakobs-Kapelle 4 mr., dem Cölestinerkloster auf dem Oybin 6 mr., armen Leuten zwei tuch gewand von 6 mr. und 6 mr. zu Schuhen, so man Spenden gibt, dann jedem Armen 2 Pfennige und den Schülern sowie jedem Priester, der mit zum Grabe geht, 4 gr. und danach solle jeder eine Vigil und Seelenmesse lesen. [gestrichen: der Magd Marsich 6 mr.], Hans Hermann und seiner Frau Martha 100 mr. gr. sowie dem baccalaureus Peter [Hermann?] und Anna, seiner Schwester, je 100 mr. Gibt Nickel Ossigers seiner Frau Anna den Kindesteil nicht auf, so sollen die 100 mr. nur an Peter gehen. Weiterhin werden bedacht Mathes Engelhart und seine Kinder mit 100 mr., Barbara Engelharts Tochter mit 30 mr., [gestrichen: den anderen vier Engelhart Kindern – Margarethe, Anne, Appolonie, Johannes – 60 mr.], den Engelhart Kindern: einen silbernen Gürtel, ein Perlenkreuz und ein Korallenpaternoster. Der Hausrat (Bettzeug, Kleider etc.) solle an den Bruder, die Schwester und ihre Kinder verteilt werden. Den Hof will sie Bruder Mathes Engelhart angeschlagen haben vor 600 mr., dafür solle er die Legate an die Kirchen ausrichten und die Legate für die frunde. Des Weiteren sollen 13 Seelbäder ausgereicht werden, zu jedem ¼ zweimaß [Bier]. Und sie begehrt, dass der erbare rath das gestyffte so sie zu dem altar [Adamskapelle] 94

1491. Oktober 21.

Im LE 1505–1510, Geschoss vom 2. Juni 1505, ist noch Merten Swetschynn als Hausbesitzerin eingetragen, ebd. fol. 50r, findet sich bereits Merten Ulman, ein Verwandter der Familie, als neuer Hauseigentümer verzeichnet.

Regesten zu Görlitzer Testamenten, Legaten und Stiftungen 1298 bis 1552

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inn des heiligen Creutzs capellan alhir vor der stat vorschaft und bestalt hat mit vleis vorsorgen wolle. Gegeben vor ihrem Vormund Jacoff Marisschern, actum coram juditio speciali 6. ipso die undecim mila virginum 91. Nachtrag fol. 64v: Veränderung der Legate. Weil die Mayt Marisch gestorben ist, gehen die 6 mr. an die Peterskirche. Appolonia, Anna und Johannes Engelhart sind gestorben, daher solle Martha, die andere Tochter, 30 mr. erhalten und 30 mr. sollen an die Peterskirche fallen. Weitere 6 mr. erhält die Nikolaikirche und weitere 12 mr. die Frauenkirche. Actum 6. ante oculi [20. März] 1500. Nachtrag fol. 64v: Mit Wissen des Bruders Mathes Engelhart soll der Hof nicht an den Bruder fallen, sondern verkauft werden. Actum 6. ante oculi [20. März] 1500. Nachtrag 64r: Petrus Hermann für sich, seine Mutter und Barbara sowie Margarethe Engelharts Töchter und Anne Ossigerin sagen die Testamentsvollstrecker los und ledig, da nach dem Tode der Katherina nicht mehr so viel Vermögen vorhanden war, und es einigen sich die Legatsempfänger und der Rat, den Rest gleich aufzuteilen und an jeden Ort so viel wie möglich zu geben. Geeinigt durch Hans Schmyd und Mathes Rosenberg, actum coram Mathes Axt et Johannes Eppeler scabino 3. post quasimodogeniti [13. April] 1507. Nachtrag fol. 64v: Deletum est jussu dominorum Hans Schmyd, Mathes Axt, Johannes Eppelers und Mathes Rosenberg scabinis 3. post quasimodogeniti [13. April] 1507. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 64r–v. Lit.: Dalman (1915), S. 238, ohne Tag und Monat. Meinert (2004), S. 116 und ebd. in Anmerkung 166 mit falschem Inhalt zitiert!

(53)

1492. Februar 6.

Stiftung Georg Emerich († 25. Januar 1507), Bürgermeister Georg Emerich stiftet für einen Altar im Görlitzer Franziskanerkloster eine »Beweinungsgruppe«. Anno etc. 1492 am tage Dorotee hat Hanss Olmutzer angefangen zu erbitten an dem steyne der in der monche kirchen zur lincken hant als man inn den kohr geht, uffs altar doselbst gesatzt ist, dorein er funff bylde als eine Marie, einen toten Jhesum, einen Johannem, Joseph unnd Nicodemum meisterlich gehauet, unnd der ersame Jorge Emmerich hat den steyn nicht weit von Prage brechen unnd holen unnd mit seiner eygen kost unnd darlegung also bereiten unnd zu einem testament dohyn setzen lassen. Ed.: SRL N. F. 2, S. 360.

Thematisch zur Passionsgeschichte Jesu passend, hatte Emerich dem Kloster noch vier weitere Figuren geschenkt, von denen lediglich die Schnitzfigur des »Christus

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in der Rast« erhalten geblieben ist. Die drei anderen stellten dar: »Ecce homo«, »Simon von Kyrene trägt das Kreuz« und »Veronika reicht Jesus das Schweißtuch«. Lit.: Jecht (1892b), S. 132 f.

(54) 1492. März 9. Testament Anna Schelner, Brauhofbesitzerin Durch ihren Vormund Barthel Brendel bestimmt Anna Heintz Schelner 95 folgende Legate: dem Hl.-Geist-Hospital 3 mr., der Peterskirche 10 mr., der Nikolaikirche 6 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 3 mr., der Jakobs-Kapelle 6 mr., der Priesterbruderschaft 16 mr. für jährliche Vigilien und Seelenmessen für sie und die ganze Familie sowie dem Franziskanerkloster 6 mr. und dem Nonnenkloster in Lauban 4 mr. Anne, meister Gregers Tochter, im Kloster solle 4 mr., zwei Perlenbänder und diverse Kleidungsstücke erhalten. Elisabeth, ihre Schwester zu Lemberg, solle 5 mr. und die Stiefschwester Barbara in Lauban 1 mr. erhalten. Der Rest solle den frunden nach Erkenntnis des Rates gegeben werden. Actum coram magistro Johanne Scheitmüller scabino et Niclas Girnige 6. ante invocavit anno etc. 1492. RA Görlitz: LA 1490–1498, fol. 81r.

(55)

96

Testament Hans Bottener († 27. März 1492), Bürgermeister 97 Der ersame her Hannß Bottener hat bey gutter vornunft vor seinem ende sein testament unnd letzten willen gemacht unnd bestalt. Sein Sohn Baltasar solle vor seinen Geschwistern 400 mr. gr. bekommen und den houe under den leuben behalten. Die Tynnyn solle 100 mr. gr. erhalten, sollte sie aber das Haus in der Neyßgasse bekommen, sollen davon jene 100 mr. abgezogen werden, die 100 fl. rh., die doctor Andreas Rudiger 98 noch schuldig ist, solle sie mit den Geschwistern teilen.

95 96 97

98

1492. April 1.

Er besaß 1488 einen Brauhof im Reichenbacher Viertel, vgl. Wentscher (1933), S. 261. Ein Ausstellungsdatum des Testaments ist nicht überliefert, daher wurde es unter dem Datum der Übertragung ins Stadtbuch hier eingeordnet. Ein Johannes/Hans Bottener/Böttner/Büttner war von 1448 bis 1491 im Rat, 1487 und 1490 war er Bürgermeister. Er besaß den Brauhof Untermarkt 17 (Pilzläuben) und hatte einen Sohn Balthasar sowie vier Töchter. Hans starb am 8. März 1491. Seine Erben führten 1535 mit der Stadt einen Prozess wegen »verhaltener Steuern«/»verschwiegenen Geschosses« (Steuerhinterziehung), vgl. SRL N. F. 4, S. 334–338; Neumann (1851), S. 109 f., 347–352 und 354–357; Jecht (1902), S. 210, Anm. 1; Boetticher (1915), S. 192 sowie Jecht (1927–34), S. 364. Andreas Rüdiger war Professor der Theologie und Rektor der Universität Leipzig, zu seinem Lebensweg vgl. CDLS 5, S. 33 und 36, Anm. 4; Knothe (1895), S. 150; Knothe (1901), S. 160; Jecht (1926), S. 227 f. und Donath (2004), S. 100.

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Is sal der rath ein ewig begengniß bestellen, also nemlich ime seinen eldern unnd das gantze geschlecht alle jar jerlichen uff itzlich quatortempora mit vigil unnd selmessen zubegehen iren selen zu hulffe unnd zu trost. Dazu gibt er 1 mr. jährlichen wiederkäuflichen Zinses, wo aber sulch geldt dortzu nicht genugsam sein wolde, mag der rath nach seinem irkentniß bessern und irhohen, unnd ap der pfarher mit seinem capellan ader die prister in irer bruderschafft sulch begengniß halden sullen, stellet er gentzlich zu des rathes gefallen.99 Dem rathe arm unnd reich sollen 100 fl. ung., der Peterskirche 30 mr., dem Franziskanerkloster 20 mr., zum Begräbnis zwei Steine Wachs und ein schwarzes Tuch über die Bahre gegeben werden. Item man sal im den salter bey der leiche in seinem hauße lesen lassen. Item man sal im vilgen singen und alle prister mitgehen lassen unnd ein itzlich prister sal seiner selen zu troste eine vilgen bethen und eine selemessen halten. Der Langeschneideryn erlässt er 20 fl. ung. Schulden unter der Bedingung, dass sie die Zinsen bis zu seinem Tod zahle. Alles was am Ende übrig bleibt, solle an seine Kinder fallen. Die schrifft im stadtbuche, die seine Schwiegersöhne Marcus Heyntze 100 und Martin Jungehanß 101 betrifft, solle, so sie Marcus Heintze betrifft, krafftloß sein. Dieser solle dafür seine Frau mit einer tzymlichen gobe nach des rathes irkentniß vorsorgen. In Bezug auf Martin Jungehanß solle die Eintragung in Kraft bleiben. Schließlich ist sein letzter Wille, dass der Rat zwei heren kysen unnd vororden soll, die das Testament ausrichten sollen. Actum coram magistro Johanne Scheitmuller et magistro Conrado Nyßman scabinis, dominica letare.102 RA Görlitz: LA 1490–1498, fol. 85r–86r.

(56) 1492. April 3. Testament Dorothea Leder († vor 23. März 1493) Testament und selegerethe der Dorothea Lederynn bestellt durch ihren Vormund Mathes Engelhart: dem Rat arm und reich 12 mr., der Peterskirche 18 mr. gr., der Nikolaikirche 8 mr. gr., dem Franziskanerkloster 12 mr. gr., dem Cölestinerkloster auf 99

100 101 102

Erst drei Jahre später, am 13. September 1493, schloss der Rat mit der Priesterbruderschaft einen Zinsvertrag für ein ewiges Gedächtnis ab, demzufolge 88 mr. Kapital mit 4 mr. jährlich verzinst werden sollten, wovon die Priesterbruderschaft vierteljährlich um die Quatemberwochen dem Hans Bottener, seiner Frau, seinen Eltern und allen Verstorbenen seines Geschlechtes Vigilien und Seelenmessen halten sollten und dasselbige den sontag dorvor uff dem predigerstull zuvorkundigen lassen. Vgl. LO 1484–1520, fol. 41r. Markus Heinze war von 1489 bis 1494, als er nach Freistadt abzog, im Rat. Martin Jungehans war nur 1482/83 als Konsul im Rat. Die Erbteilung erfolgte im Beisein des Rates (Urkundenbuch 2, fol. alt 323r–324v, neu 262r– 263v), Stiftungen werden nicht erwähnt. Auf der Rückseite der Urkunde verzeichnete Bartholomäus Scultetus eine Aufstellung der Güter und Zinsen sowie aller Erbnehmer: N. Canitzin (Kinder: Alexius und Franz); Balthasar und Anna (Kinder Nikolaus Münzer, Baccalaureus Jungehans); Ursula Thymin (Kinder: Caspar, Hans) und Margarethe die Markus Heinzin.

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dem Oybin 10 mr. gr., der Frauenkirche 6 mr. gr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 6 mr., dem Hl.-Geist-Hospital 3 mr. gr., dem Thomas Heber 8 mr. gr., der Priesterbruderschaft 12 mr. gr., dem Christoff Rudeloff, seiner Schwester und ihrer Schwester Kinder zu Posen je 8 mr. gr., ihren Nichten Katherina und Barbara zu tuchgewand 4 mr., ihrem Bruder Niclas, der Priester ist, 8 mr. gr., ist er aber thod, solle man für 2 mr. tuch gewande für Arme kaufen, ein Stein Wachs zu sechs Lichtern, vier Seelbäder für 4 mr., was dabei übrig bleibt, solle Armen gegeben werden. Die Legate solle zum einen Mathes Wedemann innerhalb von zwei Jahren auszahlen, da sie ihm eine Bank für 60 mr. verkauft hatte, und zum anderen soll das Geld aus dem Hausverkauf erlöst werden. Actum coram juditio 3 post letare ut supra (1492). Quittiervermerk: Bürgermeister Johannes Kuchel erhält von Nickel Wedemann für arm und reich 12 mr. Sabbato ante judica [23. März] 1493. Magister Georg Voit, Verweser der Peterskirche, erhält von Nickel Wedemann 26 mr. gr. für die Petersund die Nikolaikirche. 3. post reminiscere [5. März] anno etc. 93. RA Görlitz: LA 1490–1498, fol. 87r–v.

(57) 1492. Mai 14. Testament Andreas Heineke Testament des Andres Heyneke von Moys mit folgenden Legaten, die vom Erbgeld seines Gutes in Görlitz Moys, das er seinem Sohn verkauft hat, ausgereicht werden sollen: der Peterskirche 10 mr. gr., der Nikolaikirche 6 mr., der Frauenkirche 10 mr., dem Franziskanerkloster 10 mr., der Jakobs-Kapelle 3 mr., dem Hl.-Geist-Hospital 3 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 3 mr., der Kirche in Trotschendorff ist er 12 mr. schuldig, die sie ihm geliehen hat, drei Seelbäder, eine Dreißigermesse im Franziskanerkloster zu lesen, eine Vigil und dabei fünf Kapläne zubestellen. Der Rest solle an seinen Sohn sowie seine Nichten und Neffen zu gleichen Teilen ausgereicht werden. Actum 2. post dominicam jubilate coram Hans Kochel scabino. RA Görlitz: LA 1484–1490, fol. 93v–94r.

(58)

1492. September 25.

Testament Andreas Weißjorge († vor 14. Januar 1494), Kramer Testamentum Andree Weisjorgen institorie. So und als Andreas cromer, Weißjorge genant, den got selige, sein testament und letzten willen […] vor einem publico notario gemacht und bestalt hat, lauts eines codicills und instruments doruber voltzogen, und von worte zu worte hirnoch geschriben, haben Georgius statschreiber zu Senftenberg vor sich und Petrus Grauenhayn zu Witchenaw an statt seiner Frau und in Vollmacht für Merten Jacoff, Paul Wentzel, Marissch Nickel, Gregor und Else (des Georg stadtschreibers Geschwister) und Wentzel Schmyd zu Budissen diesem Testament zugestimmt, nachdem ihnen das Instrument vorgelesen worden ist. Actum coram ma-

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gistro civium [Johannes Kuchel] et camerario [Georg Emerich] 4. ante Simonis et Jude [24. Oktober] anno salute etc. 92. Die oben Genannten bestätigen, dass den testamentarien […] tzu dancke 40 mr. gr. ausgezahlt wurden. Actum coram magistro civium [Johannes Kuchel] et Georgio Emerici camerario et scabino in vigilia Simonis et Jude [27. Oktober] anno etc. 92. Es folgt das lateinische Notariatsinstrument: In anno salute 1492, indictione decima, die 25, menßis Septemberis etc. Andreas Weißjorge wünscht, in cimiterio parochiali sancti Nicolai, extra muros Görlitz bestattet zu werden und 12 mr. gr. für sein Seelenheil und das seiner Familie und Vorfahren auszugeben. Des Weiteren bestimmt er 2 Denare und Brot für die Armen, 40 mr. für den Altar der Kramer in der Peterskirche zum Kauf von Zinsen103 für die Bestellung von Seelenmessen für sich, seine Freunde und für seine Familie, des Weiteren für arm und reich 30 mr., item donat et legavit pro fabrica ecclesie parochialis b. Petri in Görlitz 40 mr., pro fabrica der Nikolaikirche104 10 mr., pro fabrica des Franziskanerklosters 10 mr., pro fabrica capelle beate Marie virginis extra muros [= Frauenkirche] 10 mr., pro fabrica der Jakobs-Kapelle 2 mr., pro fabrica der Hl.-Geist-Kapelle 2 mr. und jedem Armen daselbst 6 gr. in die Hand, pro fabrica der Hl.-Kreuz-Kapelle 2 mr., dem Cölestinerkloster auf dem Oybin (devotis patribus) 18 mr., pro fabrica der Pfarrkirche St. Peter in Bautzen 12 mr., der Priesterbruderschaft in Görlitz 20 mr. zum Zinskauf für ein jährliches Gedächtnis, dem Pleban 2 mr. ut in libero mortuorum suorum scribatur et memoriale habeatur, dem Franziskanerkloster 2 mr., damit sie ihn ins Totenbuch schreiben, drei Seelbäder, dem Johann Johann [?] 11 fl. ung., Steffan Drewko 3 mr. und Johann Heinrich 3 mr. Der Rest solle den Armen gegeben werden. Johannes Bruckener et Johannes Seyffensider institoribus senioribus et jurates de zcecha sind Zeugen. In Latein aufgesetzt von Johannes Heinrici de Loebschitz clericus Olomuczensis, kaiserlicher Notar. Es folgt das Notariatszeichen auf fol. 133r. RA Görlitz: LA 1490–1497, fol. 131r–133r. Reg.: MGF 1.1, S. 273, Nr. 649, stark gekürzt. Dalman (1915), S. 238, fälschlicherweise mit dem Jahr 1491 nach Jecht (MS V UB 242), 10. Heft,

103

104

Die eldisten herenn an stat des rathes haben bewilliget und zugelassen, das Hans Brückener und Hans Seyffensyder, eldisten der cromerczeche, und neben Martinus Pulsenitz als testamentarien und selewärter Andree Weiß Jorgen, den got gnade, von der ubirmasse seiner gelassenen guter 6 mr. jährlichen Zinses für 72 mr. zur besserung des altaris, das die cromer zuvorleyen haben, gekauft haben, um eine neue Messe zu stiften. Das Lehen hat zurzeit Johann Mondenschein inne; dazu sollen noch einmal 2 mr. jährlichen Zinses um 24 mr. gekauft werden. Sobald das Lehen frei wird, solle es Georgio Salem, des gnanten Andreen Weiß Jorgen angebornen frunde, gegeben werden. Vgl. LA 1490–1497, fol. 191r (1495. April 13.). Die Kirchenväter der Peters- und Nikolaikirche, Magister Georg Vogt und Jakob Jungnickel, erhalten von den Testamentarien Nikolaus Mondenschein (Bürgermeister) und Martinus Pulsnitz den Kramen des Andreas Weißjorge übertragen und verkaufen ihn weiter an den Werkmeister Konrad Pflüger, vgl. LR 1488–1505, fol. 112v–113r (1494. Januar 14.).

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Anhang A fol. 209r. Lit.: Jecht, Quellen, S. 57 wird als Quelle fälschlicherweise LA 1484–1490 angegeben, diesen Fehler übernimmt Meinert (2004), S. 117, Anm. 169.

(59)

1493. Februar 23.

Testament Balthasar Bottener († vor 11. Juni 1496), Brauhofbesitzer Baltzer Bottener 105 resignavit Barbare, seiner Ehefrau, durch den Vormund Valten Schneyder 100 mr. und dortzu gleich kynde teyl in allen seinen gutern nach seinem Tod. Ferner solle sie mit den Kindern, biß se ertzogen und mundisch werden, im Haus wohnen bleiben. Für den Fall seines Todes vermacht er, seiner selen zu troste und selickeit, der Peterskirche 20 mr. gr., der Frauenkirche 4 mr., dem Franziskanerkloster 4 mr. gr. und der Jakobs-Kapelle 2 mr. gr. Actum ut supra (iudicium speciale sabbato post kathedra Petri). Quittiervermerk: Die 30 mr. gr. wurden an die Kirchen ausgezahlt sabbato ante Viti [11. Juni] 1496 als es dann vortzeichnet ist in der unmundigen kynder büchelein.106 RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 91v.

(60)

Testament Caspar Landreiter († vor 19. Juli 1496), Brauhofbesitzer Caspar Lantreiter 107 vermacht letztwillig alles seiner Frau Katherina, deren Vormund Johannes Arnolt ist. Nach seinem und seiner Frau Tod sollen folgende Legate ausgereicht werden: der Peterskirche den Garten uff der viehweide 108, dem Rat arm und reich 50 mr. (datum est), dem Franziskanerkloster 50 mr. (datum est hernn Bernardo)109, der Frauenkirche 30 mr. gr. (datum est), der Jakobs-Kapelle 10 mr. (datum est), der Nikolaikirche 20 mr. (datum est vitriciis sabbato Francisci 1511[!]), der Hl.Kreuz-Kapelle 10 mr. (datum est), dem Hl.-Geist-Hospital 10 mr. (datum est); seine Frau solle, solange sie lebe, jedes Jahr vier Seelbäder bestellen und zu vier Tischen Arme setzen. Weiterhin sollen erhalten: die Brüder Gregern und Jorgen (Söhne sei105

106 107 108 109

1493. Februar 23.

Er besaß kurzzeitig den Brauhof Untermarkt 17, vgl. Lindenau (2007), S. 233. Siehe oben das Testament seines Vaters Hans Bottener (1492. April 1.) und unten das Testament seiner Tochter Anna (1508. September 30.). Gemeint ist das Mündelbuch 1470–1503 (= Varia 67), vgl. den Eintrag ebd. fol. 98r zu Botteners Kindern. Er wohnte 1484 und 1488 im Brauhof Brüdergasse 14, vgl. Jecht (1927–34), S. 384 und Wentscher (1933), S. 261. Am 19. Juli 1496 übernehmen die Kirchenväter der Peterskirche den Garten aus Caspar Landreiters Erbmasse und verkaufen ihn an Mathes Axt, vgl. LR 1488–1505, fol. 152v. Vgl. KNFMCG S. 267: Anno domini 1510 [31. Januar] honesta domina Katherina Lanthreyteryn in vita dedit 50 mr. conventui pro salute anime sue et mariti eius defuncti Caspar Lanthreyter pro quibus desideravit fieri in vigiliis et missis pro futura septimana particeps et virum eius ac totam progeniem et post eius mortem iterum 50 mr. legavit.

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nes Bruders Balthasar) 100 mr. (datum est) und seine Frau 100 mr. (die 100 mr. hat sie beschieden der Simon Hockenerin, Simon Hockener hat sie empfangen 1511). Der Rest solle nach Erkenntnis des Rates den Armen gegeben werden. Actum Coram iudicio speciali ut supra (sabbato post kathedra Petri 1493). Nachtrag: 2. ante […]eorum 1512 einigen sich die Erbnehmer des Georg Lantreiter, nämlich Antonius Eschenloer, Nicel Hofeman der korschner und Hans Bach für seine Frau (der Hausmanin Mutter), der 50 mr. laut eines Entscheides zustanden. Eschenloer hat 50 mr. erhalten und gibt diese weiter an den Landvogt Sigmund von Wartenberg, dem er diese schuldig war. Geschehen vor Valten Hirsman richtern sabbato Anne [26. Juli] 1511. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 94v–95r.

(61) 1493. April 5. Testament Margarethe Uthman, Ratsherrenfamilie In ihrem Testament bestimmt Margaretha Lorentz Uthmaninn durch ihren Vormund Nickel Rote folgende Legate: Es sollen fünf Dreißigermessen und fünf Seelbäder ausgerichtet werden, fünf »Tuch Gewand« seien den Armen zu schneidern. Zu geben seien der Peterskirche 20 mr. gr.; 15 fl. ung., die Hans Axt ihr schuldet, je zur Hälfte an die Nikolaikirche und die Peterskirche, der Frauenkirche 10 mr., dem Franziskanerkloster110 10 mr., der Jakobs-Kapelle 5 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 5 mr., dem Hl.Geist-Hospital 5 mr. und zu einer sunderlichen stube vor sieche leuthe 5 mr., in das Gestift der Priester 10 mr., dem Cölestinerkloster auf dem Oybin 10 mr., dem Seelhause [in der Krebsgasse] 5 mr., der Schneiderynn 10 mr., Barbara Richelerin 5 mr., der Asmannyn 5 mr., Cristoff Uthman 10 mr., Nickel Uthman 24 mr. und der Bürgerbruderschaft 6 mr. Was sie dem Rat zur Bezahlung von Penzig geliehen hat, solle an arm und reich gehen.111 Der Rest falle an ihre Schwester Dorothea Rosenickelynn. Actum coram Jacoff Jungnickel et Niclas Girnig scabinis 6. post palmarum. RA Görlitz: LA 1490–1497, fol. 139r–v.

(62) 1493. Juni 12. Testament Georg Dietrich, Knecht Jorg Ditterichs Steinbergs Knecht lässt durch seinen Schwager und Testamentsvollstrecker Simon Nickelman folgende Legate testamentarisch ausreichen: der Ehefrau Barbara 15 mr. und von den Außenständen an die Peterskirche 10 mr., ans Franziskanerkloster 5 mr., an die Hl.-Kreuz-Kapelle [gestrichen: 5 mr.] 3 fl. rh., in das Bernhardiner closter zu Breßlaw 10 mr., item zum crucifix under dem Rewßnisschen 110 111

Vgl. KNFMCG S. 266: Anno domini 1488 [16. Januar] recommendarunt se in vita pariter et in morte […] Lorencz Utman cum uxore et liberis et Andreas Prebisser famulos eorum […]. Vgl. zum Kauf von Penzig Menzel (2004).

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thore zu Breßlaw 5 mr. Vom Verkauf der Kleider und anderer fahrender Habe solle die Bestattung bezahlt und der Rest an Arme gespendet werden. Actum coram Niclas Girnig scabino 4. infra octavas corporis Christi anno etc. 93. RA Görlitz: LA 1490–1497, fol. 148v.

(63)

1493. August 27.

Testament Barbara Fichtner († vor 11. Juli 1500), Ratsherrenfamilie, Händlerin Barbara, Witwe des Jost Fichtener 112, verfügt durch ihren Vormund Merten Hofeman letztwillig folgende Legate: der Peterskirche 60 mr., dem Franziskanerkloster113 50 mr., dem Kloster in Sorau 20 mr., ihres Bruders Sohn und seinen Brüdern im Dominikanerkloster St. Albrecht in Breslau 24 mr., dem Cölestinerkloster auf dem Oybin 24 mr., der Nikolaikirche 8 mr., dem Hl.-Geist-Hospital 8 mr., der Hl.Kreuz-Kapelle 8 mr., der Jakobs-Kapelle 8 mr., der Frauenkirche 40 mr. sowie dem Rat arm und reich 30 mr. zu wegen und stehgen. Des Weiteren solle man drei Seelbäder ausrichten und zu jedem ein scheffel weisse backen lassen und den Armen geben. Vom Rest solle der Rat an ihre Schwester Margarethe Hermanyn zu Colditz 10 mr. auszahlen, sollte Margarethe die 10 mr. nicht innerhalb eines Jahres fordern, solle sie der Rat mit dem anderen Rest an die Peterskirche geben oder nach seinem Ermessen verteilen. Actum coram iudicio 3. post Bartholomei anno etc. 93.114 RA Görlitz: LA 1490–1497, fol. 164r–v.

Allein zu diesem Testament ist ein loses Blatt überliefert, das zum einen die hinterlassene Barschaft und zum anderen die Auszahlung der einzelnen Legate überliefert: recto: Der meister Jostynn testament Item an hungerischem golde sein 48 mr. 41 gr. Item 4 fl. rh. facit 4 mr. 8 gr. Item 18 mr. 12 gr. 4 d. an behm. gr. Item an pfennigen 9 mr. 30 gr. 4 d. 112

113

114

Ein Jost Vichtener, wohl derselbe, erlangte 1453/54 das Görlitzer Bürgerrecht, vgl. CDLS 5, S. 48. Er war 1492 bis 1493 im Rat und starb 1493, vgl. Neumann (1801), S. 18. Er besaß einen Brauhof im Reichenbacher Viertel, vgl. Wentscher (1933), S. 261. Vgl. KNFMCG S. 272: Anno domini 1498 [4. April] recommendavit se in vita Barbara Jöstynne cum viro suo meister Jost Fichtener, cum eorum tota progenie, qui conventui magna bona fecerunt et pro salute eorum dedit plusquam 300 fl. ung. cuius anima requiescat in sancta pace amen. Vgl. die Auseinandersetzung von (Witwe) Barbara Jost Fichtener sowie Hans und Georg Fichtener ebd. fol. 184r.

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Item an pf. 5 mr. 6 gr. Item arm und reich hat uff rechnunge entpfangen 20 mr. Item sanct Niclas 8 mr. 18 gr. Item erbgelt uffen hausse 40 mr. Item Schwartzpe[ter?] von Ebirssbach […] 1 rh. fl. Summa facit 155 mr. 22 gr. ½ d. Testat[…] facit 225 mr. 24 gr. Tertia p[ars?] testamenti […] facit 65 mr. 8 gr. In superflus […] sunt 5 ½ mr. 6 gr. ½ d. facit 246 gr. Quae tertia parte a[bs]tracta [a] q[…] summa et [?] gr. superfluus addi[…] ∏ Cedit ins closter 34 mr. 18 gr. (datum est domino Bernardo) ∏ Item ins kloster kein Sorau 13 mr. 36 gr. (datum domino Bernardo [?] pro pl[…] jussu guardiani in Sorau) ∏ Item sunt Martino ires brudern sone gen Breslau 16 mr. 24 gr. (datum est Johanne borger […] […] […]d ord[…] et Johanne Martino möller legato [?] […] est. Dominica post Mathei [25. September] 1502 et q[…] coram Johanne Arnolt) verso: ∏ Item uffem Oywen [= Oybin] (24 verbessert zu) 16 mr. 24 gr. (darüber: Doruff gegeben Gregorio sabbato ante Margarethe [11. Juli] 1500 11 mr. 3 sol. minus 5 d.; darunter: Item eidem dat. sunt 4 mr. 36 gr. 5 d.) Zu Sant Niclas 6 mr. datum est (dahinter durchgestrichen: reddet 3 mr. minus […] gr.) Ad b. spiritum 6 mr. dat. sunt Mathie Rischyn. Ad b. Crucem 6 mr. dat. Apotecario. Ad b. Jacobum 5 ½ mr. dat. sunt Mathes Axte. Item zu unser lieben frauen 27 ½ mr. dat. sunt. Item consilatii (darübr: Michel Schwartze) 20 mr. 30 gr. dat. sunt. Item zu 2 selebad 2 mr. 6 solidi 8 gr. Hans Schmyd cepit. Restant ungeferlich 27 gr. 2 d. RA Görlitz: LA 1490–1497, fol. 164r–v.

(64) 1493. Juni 25. Testament Dorothea Gessner († vor 11. August 1494) Dorothea, Witwe des Steffan Gessener, bestellt durch ihren Vormund Jorge Prebus testamentarisch folgende Legate: der Peterskirche 8 mr., dem Franziskanerkloster 2 mr., der Frauenkirche 1 mr., der Jakobs-Kapelle 1 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 1 mr., der Nikolaikirche 1 mr., dem Hl.-Geist-Hospital 1 mr. und der Priesterbruderschaft für ein jährliches Gedächtnis 12 mr. Item den zween […]elenden kyndern, die sie bey ir hat,

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itzlichen 6 mr., Kleidung und diversen Hausrat, stürben sie aber, solle alles an die Peterskirche kommen. Alles was im Testament nicht aufgeführt ist, solle an ihren Bruder Barthel Herman fallen. Actum coram iudicio 3. ut supra (3. post Johannis) anno etc. 93. Quittiervermerke: Jocoff Jungenickel, Kirchenvater der Nikolaikirche, resignavit, dass ihm Barthel Herman 8 mr. gegeben habe coram Bernhardino Melzer scabino 2. post Laurencii [11. August] anno etc. 94. Paulus Eylenberg, Verweser des Franziskanerklosters erhält von Barthel Herman 2 mr., actum coram Georgio Emerich scabino anno etc. 94. Barthel Herman verreicht durch Hans Kuchel den funff kirchen Frauenkirche, Nikolaikirche, Hl.-Geist-Kapelle, Hl.-Kreuz-Kapelle und Jakobs-Kapelle 5 mr. gr. Coram Bernhardino Meltzer scabino anno etc. 94 feria 4. post visitationis Marie. Gregorius Radax resignavit, dass ihm Barthel Herman, zcue zeit so er vorweser der bruderschaft der prister gewest, 12 mr. bezahlt habe. Actum coram Hans Frompter dinstag noch Barbare [8. Dezember]. RA Görlitz: LA 1490–1497, fol. 155r–v.

(65)

Testament Nikolaus Mondenschein († 10. De115 zember 1494 ), Neubürger, Bürgermeister Der ersame Niclas Mondenschein, die zceit burgermeister, hat bey gesundem leibe und guter vornunft und mit wolbedochtem mute diß nochgeschriebene sein testament und letzten willen gemacht und wil, das is also sal außgericht und gehalden werden: Nach seinem Tode solle jedem Priester in Görlitz 1 böhm. gr. gegeben werden, dovor ein itzlicher ane vortzihen seiner selen zu troste ein requiem lesen sal. Item man sal in erlichenn und uffs beste zur erden bestaten unnde nichts doran sparen noch gebrechen lassen. Am Tag nach seiner Bestattung solle man jedem Armen ein warm weißbrot vor zwene pfennige ader ein warm weißbrot vor einen d. und dortzu einen pfennig spenden, des Weiteren den Armen zwei Tuch Gewand für 6 mr. und für 2 mr. Schuhe, zwei Seelbäder und zu jedem ¼ Zweimaß [Bier] dazu 1 ½ Scheffel Weißbrot, also jedem Armen 1 Weißbrot und jedem Alten einen Pfennig, eine Siebener- und Dreißigermesse, diese soll man auch in der Priesterbruderschaft begehen – dafür 1 sch. gr. Quittiervermerk: ist alles außgereicht. Item man sal auch noch seinem tode uffs ehste bestellen 8 tricesimen mit vigilien und selemessen wo man kann und dortzu sollen auß seinem gelassen gutte gegeben werden 42 mr. gr. Quittiervermerk: Die tricesimen sein halb im closter und halb im gestifte ausgericht, dovon gegeben 42 mr. 1495. Jeder, der im Kloster Priester ist, solle eine Seelenmesse lesen und ihn danach mit einer Vigil und einer singenden selmesse bedenken, auch sollen sie dazu sechs Dreißigermessen mit Vigilien beten für ihn, seinen Vater Peter Mondenschein, seine Mutter 115

1494. Juli 8.

Vgl. Scultetus, Kürbuch, S. 102.

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Barbara, seine Frau Margarethe 116 sowie ihn ins Totenbuch schreiben und immer für ihn beten, dafür sollen sie 30 mr. erhalten.117 Quittiervermerk: Michel Schwartz, Vorsteher des Klosters, hat die 30 mr. empfangen 4. post Mathie [25. Februar] anno 95. Es sollen 16 gr. Zins gekauft werden für 4 mr. Hauptsumme für den Pfarrer, den Prediger und den Kaplan, dafür sollen sie jährlich Vigilien und Seelenmessen zu St. Niclas begehen. ½ mr. Zins um 6 mr. gr. solle man kaufen für den Prediger, dass er auf dem Predigerstuhl für ihn bete und sulche 16 gr. und ½ mr. zinses soll der Altarist des Altars in der Georgenkapelle, den Niclas Mondenschein gestiftet hat, kaufen, versorgen und ausrichten.118 Quittiervermerk: die beiden Zinsen hat Andreas Mondenschein, Altarist des Altars, auszurichten versprochen und das Geld empfangen. Dem Rat arm und reich sollen 50 mr. gegeben werden. Quittiervermerk: Gegeben 3. post quasimodogeniti [28. April] 1495. Der Peterskirche sollen 80 mr., der Nikolaikirche 20 mr., der Frauenkirche 4 mr., dem Hl.-Geist-Hospital 3 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 4 mr. und der Jakobs-Kapelle 3 mr. ausgezahlt werden. Quittiervermerk: Ist alles außgericht. Dem neuen Hospital bei der Frauenkirche sollen 12 mr. zum Kauf 1 mr. Zins zu enthaldung der pylgram, die dorinne behausen, gegeben werden. Quittiervermerk: Mathes Axt hat se entpfangen 6. post visitationis Marie [3. Juli] anno etc. 96. Dem Seelhaus [in der Krebsgasse] solle man nach seinem Tode 6 mr. gr. geben, um ½ mr. Zins zu kaufen. Quittiervermerk: Niclas Tilicke hat se entpfangen. Niclas Mondenschein hatte vormals eine ewige Messe auf dem neuen altare inn sanct Georgenn capellen zu Ehren der Hl.-Dreifaltigkeit, Unser lieben Frauen, Georgii, Laurentii, und Magdalene, gestiftet mit 5 mr. wiederkäuflicher Zinsen um 60 mr. Hauptgeld auf die Hälfte der Consulsmölenn, jetzt solle man dazu noch 12 mr. Zinsen für 144 mr. kaufen und noch zwei weitere Messen (de assumptione b. Marie virginis jeden Sonnabend und die andere de tempore) für den Altar kaufen. Zur Konfirmation dieser Messen solle man noch 2 sch. gr. und 14 mr. zur Notdurft desselben

116 117 118

Sie lebte mindestens bis 1490. Das Datum post quem der zweiten Ehe ergibt sich aus dem Eintrag im LR 1488–1505, fol. 39v, wo Margaretha mit ihrem Sohn Andreas ein Haus kauft. Im KNFMCG finden sich ihre Namen nicht verzeichnet. Die bischöfliche Bestätigung des Altars s. trinitatis, b. Marie virginis, Georgii et Laurentii, s. Katherine virginis et s. Marie Magdalene, kurz Trinitatis genannt, befindet sich in der Losen Urkunde 1494. Dezember 22., siehe auch das Regest im VOU Heft 9–20, S. 24. Johann Mondenschein und Andreas Friedrich waren die Altaristen. Die Höhe der Stiftung betrug 12. mr. jährlicher Zinsen. Es handelt sich hier nicht um eine Neustiftung, sondern um die erneute Stiftung eines bereits bestehenden Altars, der dadurch aufgewertet und in seinem Stiftungskapital erhöht wurde. Dies ergibt sich aus der bischöflichen Bestätigung und dem Brief im LM 1496–1499, fol. 272v, wo es heißt, der Altar wurde von neuem uffgericht.

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Altars (summa summarum 220 mr.) geben. Quittiervermerk: Mit dem Geld wurden Zinsen gekauft und diese an herrn Andreas Mondenschein vorwest anno 1496.119 Nach dem Tod seiner Frau hatte er für die Jahrfeiern 1 mr. jährlichen Zinses um 12 mr. bei der Priesterbruderschaft gekauft, nun sollen erneut 24 mr. für weitere 2 mr. jährlichen Zinses ausgegeben werden, um Vigilien, Seelenmessen und dazu das salve regina singen zu lassen und jeder Priester solle eine Seelenmesse lesen für ihn, seinen Vater, seine Mutter und seine Frau sowie seinen Bruder Johann Mondenschein. Quittiervermerk: ist gegeben durch herrn Gregor Radax […] die inventionis b. crucis [3. Mai] 96. Den vätern uffem Oywyn solle man 15 mr. gr. geben, damit sie eine ganze Vigil und eine Seelenmesse feiern, sechs Dreißigermessen mit Vigilien für ihn, seine Eltern und seine Frau lesen und in das Totenbuch schreiben.120 Quittiervermerk: Gegeben dem Diener Gregor 3. post jubilate [12. Mai] 1495. Dem Pfarrherrn sollen 4 sch. oder 4 fl. ung. gegeben werden, damit er jede Woche für seine Familie (wie oben) betet. Quittiervermerk: Sein i[h]m gegeben. Darüber hinaus solle man nach seinem Tod von 30 mr. stiften, alle Donnerstage nach der Vesper oder Komplet zu singen das responsorium: in monte oliveti mit einem versiculo und einer collecten dazu, alle Freitage in der hoen messe nach der elevation zusingen das responsorium: tenebre facte sunt mit versiculo und collecten dortzu und die gröste glocke dortzu zuleuten inn allermasse als hir in der pfarkirchen gehalden wurth. Quittiervermerk: So man sulchs mit disem gelde nicht hat stiften mögen, sein sie gegeben noch rate des hernn bisschoffs zum altare b. virginis in quo cantatur in ecclesia b. Petri. Her Mathes Schwalm hat sie entpfangen und sein an zinse gelegt. Er sal alle wochen 1 passion ader de passione domini lesen etc.121 119

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Im LO 1484–1520, fol. 48r (1494. August 8.) findet sich der Zinsvertrag, der auf der Konsulsmühle zugunsten des nauen altare inn sanct Georgen capellen an der thöre der schule gelegen, das in der ere der heyligenn dreyfaltigkeit, unser lieben frauen, Georgii, Laurentii unnd Mariae Magdalene geweyet sal werden, lastete. Nikolaus Mondenschein hatte dazu 5 mr. jährlichen Zins um 60 mr. dem Andreas Friedrich, Verweser des Altars, verkauft. Der Zins wurde abgelöst als die Testamentarien die Hälfte der Konsulsmühle dem Rat verkauften und dieser den Zins am 28. Mai 1496 ablöste. Siehe dazu auch die Anfrage des Rates vom 16. Juni 1498 an den Bischof in Meißen im LM 1496–1499, fol. 272r–v und die bischöfliche Bestätigung vom 8. Juni 1499 als Lose Urkunden 2, 600/467 (1498. Juni 16.) bzw. das Regest im VOU Heft 9–20, S. 47. Der Görlitzer Rat schreibt am 11. Dezember 1494 an den Cölestiner Prior Vincentius auf dem Oybin und zeigt an, dass Nikolaus Mondenschein vergangene Nacht verstorben sei und man bittet nun, dessen letzten Willen zu erfüllen, vgl. LM 1491–1496, fol. 373r–v bzw. diesen Brief im Anhang D (1494. Dezember 11.). Im LO 1484–1520, fol. 47v–48r (1494. August 8.) findet sich der Vertrag zur Zinszahlung, um Alle donerstage die gröste glacke, a[…]e eine, ehe denn man das hoch wirdige sacrament umbehertrecht, zuleuten. Dafür hatte er 1 sch. gr. jährlichen Zinses auf Wiederkauf um 20 sch. gr. auf seine Wiese under dem weynberge den Kirchenvätern der Peterskirche verkauft und regelt detailliert, wie man zu läuten habe. Der Eintrag wurde am 27. Oktober 1495 wieder ge-

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Dem Rat sollen 220 fl. rh. zum Kauf von 10 fl. rh. jährlichen Zinses gegeben werden, davon solle der Rat jährlich auf Martini drei selbfarbe Tuch für 9 fl. rh. und für 1 fl. rh. Schuhe für Arme umbe gotes willen kaufen. Quittiervermerk: Sein geben 3. post quasimodogeniti [28. April] 1495.122 Seinem Bruder Johannes Mondenschein sollen 100 fl. rh., sofern er ihn überlebt, gegeben werden. Nachtrag: Hat seinen tod nicht erlebt. Dem Kloster zu Grünberg sollen 20 fl. rh. gegeben werden, dafür zu läuten drei pulß und eine ganze Vigil sowie Seelenmesse mit den Schülern zu singen, danach zwei Dreißigermessen mit Vigilien und Seelenmesse zu feiern und danach alle Jahre für die Familie (wie oben) eine ganze Vigil und Seelenmesse mit den Schülern zu singen, dazu drei pulß zu läuten und alle ins Totenbuch schreiben zu lassen und für sie wöchentlich zu bitten. Die Pfarrkirche daselbst solle 6 fl. rh. und das Hospital daselbst 12 fl. rh. zum Kauf eines Guldens Zinsen den Armen zur Speise erhalten.123 Quittiervermerk: Lorenz Seyfferd von Grünberg erhält 38 fl. rh. Coram magistro [Johann] Scheitmoller 4. post Jacobi [27. Juli] 1496.124 Die Pfarrkirche zu Crossen solle 5 fl. rh. erhalten. Quittiervermerk: Gegeben durch Mathes Beyr […] sabbato post Bonifacci [10. Juni] 1497. Lorentz Herman und Cristine Schöngregoryn (seine Schwester) sollen je 20 mr. gr. erhalten. Quittiervermerk: Gegeben 6. ante Valentini [12. Februar] et 3. ante ascensionis [?] [domini?] [10. Mai] anno 1496.

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löscht, da die Hauptsumme den Kirchenvätern Wenzel Emerich und Hans Schmidt zurückgezahlt worden war, weil die Testamentarien des Nikolaus Mondenschein die Wiese verkauft hatten. Die Kirchenväter sollten nun einen neuen Zins für das Läuten kaufen. Die neue Stiftungsurkunde findet sich im LO 1484–1520, fol. 140v–141r (1496. Juli 30.) unter der Überschrift: Neugestifte Niclas Mondenscheyns – Sanct Peters kirche alle donrstage die grosse glacke zuleuten. Ein weiterer Eintrag ebd. fol. 141r–v (1508. August 25.) regelt die Zinsstiftung ad altare b. virginis in ecclesia b. Petri in quo quotidie canitur [!]. Valten Pewrlen barbirer hat dem Mathes Schwalm, Altarist ebd., 2 sch. gr. jährlichen Zinses (um 24 sch. gr.), welche einst Nikolaus Mondenschein dem Altar in seinem Testament beschieden hatte, verkauft. Es folgt die Regelung wie oben im Quittiervermerk. Dieser Eintrag wurde am 10. Juli 1514 wieder gelöscht als der Zins abgelöst wurde. Der Vollzug dieser Stiftung findet sich im LO 1484–1520, fol. 139v–140r (1495. Mai 2.), hier bestätigt der Rat, auf die Stadt 10 fl. rh. jährlichen Zinses auf Wiederkauf um 220 fl. rh. erworben zu haben, und für den Zins jährlich für 9 fl. rh. drey selbfarbe tuch sowie für 1 fl. rh. schuhe zu kaufen und ummbe gotes willen armen leuten zugeben. Vgl. dazu den Brief des Görlitzer Rates vom 10. April 1495 an den Magister Schönknecht, Domherr zu Grünberg, LM 1491–1496, fol. 395r–v, siehe auch LM 1496–1499, fol. 57v. Am 27. Juli 1496 quittieren ebenfalls Schönknecht, Domherr, der Bürgermeister und die Ratsherren der Stadt Grünberg über 20 fl. rh. für ein ewiges Gedächtnis und etliche Dreißigermessen, über 6 fl. für die Frauenkirche ebenda und über 12 fl. für das Hospital, vgl. LA 1490– 1497, fol. 321r.

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Seiner (jetzigen) Frau Anna 125 hat er laut Stadtbuch schon eine Gabe gemacht, dazu erhält sie 32 mr. Ein sch. gr. jährlichen Zinses mit einer Hauptsumme von 20 sch. gr. auf der Wiese unter dem Weinberg solle verwendet werden, um alle Donnerstage, so man das hochwurdige sacrament umbetragen wil, mitt der grossen glocke dortzu [zu] leuten. Den Rest solle der Rat Armen zu Gewand und Schuhen geben oder zu noch einer Messe.126 Quittiervermerk: Es ist ye gar wenig bliben, ist zu sant Peter gegeben. Die guter haben nicht [so viel] gegolden, als er sie geschatzt hatte. Sulchs testament und letzten willens erkennen an seine Frau Anna und sein Bruder Johannes Mondenschein. Actum coram iudicio 3. post visitationis Marie anno salute etc. 94. RA Görlitz: LA 1490–1497, fol. 212v–215r. Abdr.: Pescheck (1839e), gekürzt. Lit.: Jecht, Quellen, S. 57 gibt fälschlicherweise LA 1484–1490 an.

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Testament Barbara Weißgerber († 1512), Leinwandschneiderin Testamentum Barbare Weyßgerberynn der leynwo[n]tschneyderyn. Barbara Weyßgerberynn, betrachtend die ungewisse stund des todes unnd irer selen selickeit, hat diß nochgeschriben testament und letzten willen mit wolbedochtem mute, bey guter vornunft und bey gesundem leibe bestalt und gemacht, bestätigt durch ihren Vormund Johannes Arnolt. Legate: der Nikolaikirche, der Peterskirche, der Frauenkirche und dem Franziskanerkloster je 10 mr., den vätern uffem Oywyn, do sie bruderschaft hat 6 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 5 mr., dem Hl.-Geist-Hospital 3 mr. und der JakobsKapelle 3 mr. Des Weiteren sollen drei Seelbäder und dazu Weißbrot sowie im Franziskanerkloster zwei Seelbäder und dazu eine Tonne Märzenbier sowie ½ mr. ausgerichtet werden. Dem bruder closter in Sorau, do sie all ir geslecht hat und aldo leyt, vermacht sie 5 mr. (∏) und dem Rat arm und reich 12 mr., begerend und bittend, genug doran zuhaben und se zu irer selen selickeit zuvorsorgen. Item iren frunden, die gar arm sein 30 mr., ihnen solle auch der Rest nach Erkenntnis des Rates gegeben 125

126

1494. August 28.

Anna war die Tochter des sehr wohlhabenden Ratsherrn Christoph Uthman. Sie heiratete in zweiter Ehe Magister Ruprecht aus Bautzen, der in ihrem Namen das Haus der Mondenscheins (Untermarkt 25) an Peter Kirchoff verkauft hatte, vgl. LR 1488–1505, fol. 178r (anno 1497). Mit der angesprochenen »Gabe im Stadtbuch« ist die gegenseitige Erbeinsetzung der Eheleute Mondenschein gemeint, in der Nikolaus seiner Frau Anna 200 sch. gr. vermachte, vgl. 1470–1487, fol. 56v (1490. Juni 29.). Am 20. Januar 1495 bekam sie von den Testamentarien aus der Erbmasse ein Haus am Ring (Obermarkt) aufgegeben, vgl. LR 1488–1505, fol. 129r, siehe auch den Verkauf des Hauses für 600 mr. ebd. fol. 176v–177r. Im LO 1484–1520, fol. 58v (1496. Mai 4.) wird eine ausstehende Schuld an die Testamentarien zurückgezahlt, die die ½ mr. Zinsen an Andreas Fridrichs, altarist des altars in sanct Jorgen capellen, die gnanter Nicel Mondenschein gestift, weiterreichen mit der Bedingung, dass der Prediger für Nikolaus Mondenschein uffem predigerstul bitten sal.

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werden (∏). Der Rat solle schließlich das Haus verkaufen, wen sich niemand von den frunden einfindet. Actum coram magistro Johannes Scheitmoller scabino am tage b. Augustini anno salute etc. 1494. Dazu ein eingelegter Zettel: So als ungeferlich vor 18 jaren Barbara Weyssgerberyn, die leymetschneyderyn ir testament gemacht und sust weniger, denn ir testament uffgetragen, noch sich gelossen hat, deshalben ann allen ortern, dohin se wes bescheyden, abebroch hat gescheen mussen noch ider antzal, das kaume das dritte teil hin ausgereicht mogen werde. RA Görlitz: LA 1490–1497, fol. 280v–281r. Lit.: Jecht, Quellen, S. 57. MGF 1.1, S. 286, Nr. 676.

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1494. Dezember 22.

Stiftung Johann Mondenschein († 10. Dezember 1494), Neubürger, Bürgermeister Bischof Johannes von Meißen bestätigt dem Johann Mondenschein eine Kapitalerhöhung um 12 mr. jährlichen Zinses am »Familienaltar« zu Ehren der Hl. Dreifaltigkeit, der Jungfrau Maria sowie der Heiligen Georg, Laurentius, Katharina und Maria Magdalena in der Krypta der Peterskirche. RA Görlitz: Lose Urkunden, 1494. Dezember 22. Reg.: VOU Heft 9–20, S. 24.

(68) 1495. Februar 6. Testament Paul Grich († vor 30. September 1495) So sich Paul Grych schwachen leibes fulte hat er mit wissen und willen Margarethe seiner ehlichen hausfrauen bey guter vornunft gote zu lobe und seiner selen zu troste sein testament und letzten willen gemacht und vor gehegtem dinge vorlauten lassen. Legate: der Peterskirche 50 mr., der Nikolaikirche 6 mr., dem Franziskanerkloster 18 mr., der Frauenkirche 12 mr., dem Hl.-Geist-Hospital 6 mr., der Jakobs-Kapelle 4 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 6 mr. gr. und Ursule seiner frundyn 12 mr. gr. Alles was übrig bleiben sollte, gibt er seiner Frau Margarethen durch ihren Vormund Hans Meltzer auf. Also das seine frunde kein teyl doran haben sullen, nach dem sie im zu sulchenn gutern nichts gehulffen haben, sunder se sullen die frau geruglich und unbekömmert dorbey lassen bleiben. Actum coram iudicio speciali 6. ipso die b. Dorothee virginis anno salute nostre 1495. Quittiervermerke: Hans Schmyd, Kirchenvater der Peterskirche, erhält von der Witwe 56 mr. für die Peterskirche und die Nikolaikirche, actum coram magistro [Johann] Scheitmöller scabino 4. in die Jeronimi [30. September] 1495. Bernhardinus Meltzer, Verweser des Franziskanerklosters, erhält von Jorg Dithmar und seiner Ehefrau [!] Margaretha Grichin 18 mr., actum coram [Johann] Scheitmöller scabino 3. post trium regum [12. Januar] 1496. Valten Sneyder, Verweser der Hl.-KreuzKapelle, erhält von Jorg Dithmar 6 mr. coram Hans Frömpter scabino 4. post Ambrosii [5. April] 1497. Mathes Axt, Verweser der Jakobs-Kapelle, erhält von Jorg

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Dithmar und Margaretha seiner Frau 4 mr., actum coram [Johann] Scheitmöller scabino dominica oculi [6. März] 1496. Hans Frömpter, Verweser zum Hl.-GeistHospital, erhält von Jorg Dithmar 6 mr., actum coram Johanne Eppeler scabino 2. post cantate 1498. Caspar Canitz, Kirchenvater der Frauenkirche, erhält von Jorg Dithmar 12 mr., actum coram Mathes Axt scabino 4. in festivitatibus pentecoste 1500. Ursula Paul Grichs frundyn erhält durch Mathes Röstel ihren Vormund 12 mr., actum coram Mathes Axt scabino 4. ipso die b. Gerdrudis 1501. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 132r.

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1495. November 18.

Messstiftung Wenzel Emerich († 4. März 1503), 127 Ratsherr, kassiert 7. Oktober 1495 (?) Wenczel Emerich 128 verkauft der Priesterbruderschaft in Görlitz 1 mr. jährlichen Zinses auf Wiederkauf auf dem Gut Jocoff Richters in Lodvigsdorff um 12 mr. Das man jerlichenn begehen sal Margareten [† 19. Mai 1494]129 seine vorstorbene eliche hausfrau und nach seinem tode i[h]n mit irem geslechte. Actum coram Johanne Scheitmoller scabino quinta post Martini anno Christi 1495. Ablösung: Gregorius Radax, Verweser der Priesterbruderschaft, bekennt, dass Wenczel Emerich den Zins wieder abgelöst hat. Actum coram Hans Frömpter scabino 4. feria post Francisci anno etc. 95. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 51r.

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Testament Margaretha Meihe († vor 18. Februar 1505), Ratsherrnwitwe Margaretha, Schwester des Georg Emerich und Witwe des Hans Meyhe 130, verfügt durch ihren Vormund Mathes Axt 131 testamentarisch folgende Legate: der Peterskirche 60 mr. und zu dem geheuse des heyligenn woren leichnams 20 mr. unnd tzu der neuen taffel uff unser liebenn frauen altare doselbst zu sanct Peter 20 mr. gr., der Nikolaikirche 20 mr., zum Öl für die Lampen im Beinhaus den Seelen zum Troste und Gott zum Lobe 20 mr., dem Franziskanerkloster 30 mr., der Frauenkirche 7 mr., dem neuen Hospital bei der Frauenkirche 6 mr., der Jakobs-Kapelle 20 mr., dem Hl.Geist-Hospital 3 mr., dem Seelhaus in der Krebsgasse 6 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 127 128 129 130

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1496. August 16.

Beim Jahr muss ein Schreibfehler passiert sein, es ist aber eindeutig xc quinto, also 95, zu lesen. Zu Wenzel Emerich vgl. sein Testament unten 1503. Juni 20. Vgl. dazu die Inschrift des Altars in der Peterskirche in Funcke (1704), S. 54. Ein Hanns Meyh zahlte 1466/67 48 gr. Bürgergeld, er ist wohl der Eidam des älteren Urban Emerich (Jecht [1892b], S. 92), vgl. CDLS 5, S. 57, Anm. 2. Er war 1486 bis 1491 im Rat und 1490 neben Jakob Jungnickel Kirchenvater der Peterskirche (LR 1488–1505, fol. 46v). Er starb am 5. Oktober 1491. Matthias Axt junior war mit Margarethas Schwester Regina verheiratet.

Regesten zu Görlitzer Testamenten, Legaten und Stiftungen 1298 bis 1552

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5 mr., den erbnehmen 100 sch. gr., dem Rat arm und reich zu Wegen und Stegen oder zur Notdurft der Stadt 100 sch. gr. Des Weiteren sollen eine Siebener- und eine Dreißigermesse ausgerichtet und die Schulden bezahlt werden. Sollte nach ihrem Tode weniger als erwartet bleiben, solle man es nach Anteilen wie oben gedacht ausreichen, bleibt mehr übrig, solle es an die Peterskirche gehen. Actum coram iudicio speciali 3. post assumptionis Marie 1496.132 RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 154r–v. Reg.: MGF 1.1, S. 289, Nr. 682, stark gekürzt.

(71) 1496. September 30. Testament Barbara Asmann Barbara, der Asmanynn tachter uff der Salmonsgasse, bestimmt durch ihren Vormund Hans Melzer testamentarisch folgende Legate: vom Garten in der Salmansgasse dem Rat arm und reich 2 mr., so er verkauft wird, 1 mr. jährlichen Zinses solle für 12 mr. für den St. Annen-Altar in der Frauenkirche, den Johannes Marienam zu Lehen hat, für eine jährliche Vigil und eine Seelenmesse für Barbara und ihr ganzes Geschlecht gekauft werden; der Frauenkirche 4 mr., der Peterskirche 5 mr., der Nikolaikirche 3 mr., dem Cölestinerkloster auf dem Oybin 1 mr., dem Franziskanerkloster 6 mr. sowie Kleider, Hausrat und mehrere Tuche, dafür sollen sie drei Seelbäder im Franziskanerkloster für sie und ihr Geschlecht und 30 Seelenmessen [= eine Dreißigermesse?] sowie 30 Vigilien ausrichten lassen und sie und das ganze Geschlecht ins Totenbuch schreiben lassen133; Item itzlicher schwester sancti Francisci des dritten regels sal man geben einen schleuer von den besten, die do sein ane drey, und nicht die geringsten. Item des vatern Teichs mutter, der do hie im closter visitator gwest ist, sal man geben einen groben rock, als die swestern pflegen zutragen und einen schleuer; der Hl.-Kreuz-Kapelle 2 mr., dem Hl.-GeistHospital 1 mr., der Jakobs-Kapelle 1 mr. und der Antoniusbruderschaft 2 mr. (sofern noch so viel Geld da sein wird). Anne, Bronisch tachter, und Dorothea Doringynn, der Hausgenossin Tochter, sowie Barbara, Langehans Tochter auf der Salmansgasse, sollen diverse Kleider erhalten. Ihrer Nachbarin, der Wölfferichynn, solle man Bettzeug geben und deren mayt Margarethe Kleider. Ihre gevatterin Schillingynn auf der Crewlgasse solle diverse Kleider erhalten ebenso ihre mume, die Lodvigyn auf der Krewlsgasse, Merten Burgers Tochter und ihre Hausgenossin Anna. Eier und Käse sollen den Armen gegeben werden. Alles was übrig bleibt

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Ebd. fol. 322r (1505. Februar 18.): Mathes Axt und Simon Hockener als testamentarien der Hans Meyhyn verkaufen mit Wissen des Rates dem Gabriel Fursten das Haus der verstorbenen Meyhansyn inn der Seyngassen an der ecken gelegen. Derselbe Gabriel kauft zugleich das Haus der Kinder des Peter Swob auf dem Neumarkt (Obermarkt); nach Wentscher (1933), S. 261 wahrscheinlich der Brauhof Obermarkt Nr. 2. Sie lässt sich im KNFMCG nicht nachweisen.

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oder der Anteil eines verstorbenen Erben, solle an die Peterskirche fallen. Actum coram iudicio speciali 6. ipso die Jeronimi anno 1496. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 157v–158v. Lit.: Jecht (1927–34), S. 429. MGF 1.1, S. 291, Nr. 685.

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Testament Hans Bufe, Brauhofbesitzer, kassiert 12. September 1497 134 Hans Bufe , betrachtend die ferlichkeit und ungewisse stunde des todes, hat seiner selen zu trost und selickeit diß nochgeschribene testament bey gesundem leybe und guter vornunft gemacht und bestalt und begeret, wo er todeshalben abegynge, das eß also ausgericht sulle werden; unnd hat zu seinen testamentarien gekorn und außerwelet die erhaftigen herren Mathes Schwalmen, Thomas Naßen, herren Niclas Prewssen, Hans Bruckenern, Merten Welß und Michel Huttich. Legate: der Peterskirche 50 mr., der Nikolaikirche 30 mr., der Frauenkirche 30 mr., der Jakobs-Kapelle 10 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 10 mr., dem Hl.-Geist-Hospital 10 mr., dem Franziskanerkloster 20 mr., der Bürgerbruderschaft 10 mr., dem Cölestinerkloster auf dem Oybin 40 mr. gr., der Priesterbruderschaft 40 mr. zu einer jährlichen Seelenmesse für ihn, seine Frau, seine Eltern und das ganze Geschlecht von einem jeden Priester zu lesen und dem Rat für arm und reich 25 mr. Des Weiteren solle Michel Huttiche bzw. seine drei Töchter Barbara, Anna und Margaretha 30 fl. ung. erhalten, dazu 10 mr. und seine grosse hölle, das beste armbrost ane eins und eine brost zu seinem hausße. Paul, der Pfarrer zu Trotschendorff, erhält 5 mr. sowie einen Rock und Peter, der Pfarrer zu Heynersdorff, 5 mr. Mit Geld, Schmuck, Hausrat und Kleidern werden bedacht: Thomas Brendel, Mathes Schwalm, Thomas Nase, Niclas Prewsse, Merten Wels, Valentin Westval zu Budissen, Nickel Bebirstein, die Stenzelyn in der Neyssgasse, Jorge Herrichen und seine Kinder. Martin, sein Sohn, erhält Kleider und 10 mr., wenn er Geistlicher wird, sonst fällt das Geld den Armen zu, seine Tochter Eve erhält 30 mr., seine Mutter Czacherissyn 10 mr., die Hausgenossin Dorothea 5 mr. und die mayt Nyßen 2 sch. Insgesamt belaufen sich die Legate an Bargeld auf ca. 130 mr. Schließlich solle man zwei silberne Kelche machen und vergolden lassen und dieselben nach Erkenntnis des Rates vergeben. Vom Rest solle man 30 Dreißigermessen und 30 Seelbäder bestellen und den Armen Gewand und was nötig ist für arme Leute, Priester, Schüler, geistliche Leute ausrichten lassen. Das Haus mit allem Geräte und Braupfannen, Hausrat etc. solle von den Testamentarien verkauft und ausgereicht werden, außer alleine was sunderlich bescheyden ist und doran villeichte eine czedel wurt hengen, das och ausgericht sal

134

1496. Oktober 31.

Siehe unten das Testament der Margaretha Schmied (1504. Oktober 15.), dort erscheint er als deren schweher. 1529 wird sein Haus auf dem Federmarkt neben der Hansinn Buffin erwähnt, vgl. LA 1521–1529, fol. 288v–289r.

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werden inhalt derselbigen czedel uffs treueste. Den Rest können sie nach eigener Erkenntnis ausgeben zu seiner und seiner Familie Seligkeit. Actum coram iudicio speciali 2. in vigilia omnium sanctorum 1496. Kassiert: Widerrufen durch Hans Bufe und auf bephel der scheppen außgetan und getötet, actum coram iudicio speciali 3. ante exlatationis b. crucis 1497. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 159v–161r.

(73)

1497. Januar 18.

Testament Margaretha Kretzschmer, Tuchmacherin (?) 135 Margaretha Nickel Kretschmerin, betrachtend dye ungewissen stunde des todes, hat in beywessen des ersamen hern Hansen Schmid und … [Platz im Original freigelassen] vom rath uff ir begir dorzcu vorordent irer selen zcu trost und seligkeit dies nochgeschrieben testament und letzten willen mit wolbedachtem mute und gutter vornunft bestalt und gemacht. Legate: der Peterskirche 10 mr., ins Franziskanerkloster ½ Fuder Altbier und ein weißes Kürtuch, dem Cölestinerkloster auf dem Oybin (vetern uffem Oyben) 1 fl. ung. und 1 sch. zcu XXX messen [= Dreißigermesse?], der Antoniusbruderschaft ½ mr., den Mönchen zu Kempnitz ein Tuch für 3 mr., den Nonnen zu Naumberg 1 sch., den Nonnen zu Lwben [= Lauban?] 1 sch., den regel nonnen alhier itzlicher 1 behmischen gr., zwei Tische [= Speisen] den Armen auszurichten, dem baccalaureo den silbernen Gürtel, die Kreuzkette und das Perlenpaternoster, der Hubnerin den großen Perlenkranz, das sechswochengerethe, dor auß sall sie dem hern geben 2 fl. ung. und das beste Leinentuch, der Gleispornin die kursche, der Jorkelinne einen schwarzen Rock und alle Holzschüsseln, der kachen [= Köchin?] den besten Mantel und den Schülern vier Tischtücher. Zu ihrer Bestattung bestimmt sie zwei Stein Wachs und sie möchte durch die Priesterbruderschaft sowie den Pfarrer mit seiner Priesterschaft begangen werden und in das Totenbuch eingetragen werden.136 Item dem herren sall auch gegeben werden ein rock, der großmutter gwest, und ein schrein beyn becher. Schließlich solle man noch an zwei Tischen die Armen speisen. Actum coram dominis anno 1497 feria 4. ante Fabiani et Sebastiani. RA Görlitz: LA 1490–1497, fol. 338r–v.

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Ein Niclas Kretzschmer war von 1474 bis 1484 der Älteste der Tuchmacher. Matthias Breitmichel verkaufte als Seelgerät für die Testatorin am 21. Februar 1500 10 mr. 16 gr. jährlichen Zinses an den Marienaltar in der Peterskirche für Messen eines zweiten ministeriums s. Annen, vgl. LO 1484–1520, fol. 86v–87r. 1538 wurde der Zinsvertrag gelöscht mit der Bedingung, dass Ursula Balduff, die Besitzerin des belasteten Hauses, einmalig 10 mr. an die Hospitäler zahlen musste.

468

Anhang A

(74)

1497. August 16.

Messstiftung Georg Emerich († 25. Januar 1507), Bürgermeister Der ersame Wentzel Emerich verkauft 3 mr. jährlichen Zinses auf Wiederkauf auf sein Vorwerk zu Lodwigsdorf seinem Bruder Georg Emerich für 36 mr. Coram Valten Sneyder scabino 4. post assumptionis Marie anno etc. 97. Kassiert durch Valten Sneyder scabino sabbato post Thome [28. Dezember.] 1499. Nachtrag: Von den Zinsen sollen 2 mr. an Valentin Mysschyn pfarrern zum Sore [= Sorau?] gehen, damit er davon für Georg Emerich und dessen Familie und die von Zore [= Sorau?] ewiglich bete. Actum ut supra. Nachtrag: Von den Zinsen solle ½ mr. an Johann Rentsch [?], den Pfarrer von Liesse [= Lissa?] gehen. Actum ut supra.137 RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 68r–v und 73r–v. Lit.: Jecht (1892b), S. 133.

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Testament Georg Emerich († 25. Januar 1507), Bürgermeister, kassiert 7. Januar 1500 Voluntas ultima domini Georgii Emerici 138. Mit Wissen Wenzel Emerichs, seines Bruders, und Peter Emerichs, seines ältesten Sohns, und damit seine Frau Clara 139 nicht möchte verdocht werde, das sie etwas an farender habe und gelde zu sich genomen unnd den kyndern zu schade entwant hatt, listet er seine Barschaft auf: 500 sch. gr. (an montze), 250 fl. ung. (an golde) und 1.550 fl. rh. nach Frankfurt für gewande fortgeschickt. Für seine Ehefrau Clara bestimmt er 100 fl. ung., dem jüngsten Kind alle hoppe, Geräte in allen Vorwerken und Gärten. Fromme Stiftungen macht er keine. Das urkundenförmige Originaltestament wurde sabbato post Bartholomei [26. August] 1497 ausgestellt. Die Abschrift ins Stadtbuch erfolgte coram domino Bernhardino Meltzer scabino 2. ipso die b. Augustini [28. August] 1497.

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1497. August 26.

Da die Zinszahlungen an die Pfarrer nicht kassiert sind, aber Wenzel Emerich die Zinsen bei Georg Emerich wieder abgelöst hatte, wird Georg Emerich den Pfarrern Zinsen auf anderen Gütern überwiesen haben. Georg Emerich gehörte seinerzeit zu den reichsten Bürgern der Stadt mit umfangreichem Besitz an Landgütern. Er war Ratsherr und mehrfach Bürgermeister. Mitglieder der Familie Emerich saßen von 1434 bis 1621 im Rat. Klara, die zweite Ehefrau des Georg Emerich, war die Tochter des Breslauer Stadtschreibers Peter Eschlauer, vgl. zu ihm Roth (2004).

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Kassiert: Deletum est jussu scabinorum 3. post epiphanie domini anno 1500 uff die widerruffung so er getan hat.140 RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 170r–171v. Lit.: Jecht (1892b), S. 137 und 161 f.

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Erbauseinandersetzung der Erben der Anna Canitz († kurz vor dem 17. Februar 1498), Ratsherrnwitwe (?) 141 Von Anna Canitz ist kein Testament überliefert nur die Aufteilung der Erbmasse inklusive der Austeilung frommer Legate. Es werden 900 mr. Erbgeld auf Deutsch-Ossig, das Peter Frenczel gekauft hatte, verteilt, Erbnehmer bzw. ihre Vertreter sind Georgius Voit für seine Frau Anna [geborene Canitz], Caspar Canitz für sich und als Vormund für Regina und Martin (Albrecht Sporens Kinder), Jorg Canitz für sich und doctor Bernhardin Canitz, Hedwig Lorentz Sporin [geborene Canitz] für sich, Peter Frenczel für seine Frau Ursula, die auslendischen Frantz, Alexius und Elizabet (magister Alexius Canitz gelassene Kinder) und die väter uffem Oywin. Ursula Peter Frenczelyn erhält 200 mr., alle anderen Parteien je 100 mr. Des Weiteren verteilt Georg Canitz, Sohn der verstorbenen Anna Canitz, aus dem Nachlass: uffem Oywyn 4 sch. gr.; 30 mr. zur Besserung der Zinsen für Arme im Hospital und 14 mr. zur Besserung des Altars Angelorum in der Peterskirche, damit man dort alle Freitage die passion doruff lesen sal. Es folgen Regelungen das Haus in der Petersgasse142 und die auslendischen Kinder betreffend. Actum coram Bernhardino Meltzer antiquo magistro civium, Hansen Frömpter und Johannes Eppeler scabinis vom rathe dortzu vorordent. Sabbato post Valentini anno etc. 98.

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1498. Februar 17.

Nach dem Tod des Georg Emerich setzen sich die Erben über das folgende Testament (ebd. fol. 213r–215v, 1500. Januar 1.) hinweg. Erst 1512 kommt es zu einer Einigung, vgl. LR 1505– 1516, fol. 191v–216v. Siehe dazu auch Jecht (1892b), S. 137 ff. und die Angabe der entsprechenden Schöffensprüche in Neumann (1851), S. 107. Johannes Hass berichtet in seinen Annalen, dass 1513 Hans Emerich wegen der Streitigkeiten um Georg Emerichs Erbe, von dem er zu wenig bekommen habe, nicht mehr in Görlitz wohnen wollte und auf seine Landgüter ging. Daraufhin hat man ihn vor den Rat zitiert und als er nicht freiwillig kam, wurde er festgenommen und 17 Tage im Nikolaiturm festgehalten; vgl. SRL N. F. 3, S. 249. Er ist dann heimlich nach Breslau gegangen, von wo ihn der Rat nach Görlitz zitierte; ebd. S. 268 ff. Angehörige der Familie Canitz saßen von 1399 bis 1505 im Rat, vgl. Stange (1938), S. 89. Zur Geschichte der Familie siehe auch Knothe (1879), S. 142 ff., Knothe (1888), S. 50 f. sowie Fritsch (1891), S. 4 f. Die Canitzschen Erben überlassen 1498 dem Georg Emerich das Canitzsche Haus in der Petersgasse. Unter den Vertretern der Erben wird unter anderem Gregorius [Mösel?] der veter uffem Oywyn eingeleybter dyner genannt, vgl. LR 1488–1505, fol. 187r.

470

Anhang A

Es folgen Nachträge das Erbgeld auf Deutsch-Ossig betreffend unter dem gleichen Datum und unter 4. post Jubilate [9. Mai] 1498. RA Görlitz: LA 1497–1505, fol. 51v–52v.

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1498. Oktober 16.

Testament Margaretha Kretzschmer, Frau eines Ratsherrn und des Prokurators des Franziskanerklosters Der Simon Cretzschmeryn testament vnnde letzter wille. Margaretha Symon Cretzschmeryn betrachtende dy ferlickeyt unde ungewysse stunde deß todiß, hot yrer selenn selickeit zcu troste diß nochgeschrybene testament mit folgende Legaten gemacht: dem herenn Johanni Breytmicheln, irer schwester sone, 160 mr., um Zinsen für drei Messen zu kaufen143, 60 mr. hat sie ihm bereits bezahlt; den pristern ym gestyffte [= »Gestift der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche«] 3 mr. und 3 mr. für das Gestift selbst; den Anthonitern [= Antoniusbruderschaft] 2 mr., den vetern offen Owyn [= Oybin] 4 mr., den Nonnen im Kloster Nawnburg [= Naumburg] 20 mr., dem Franziskanerkloster144 in Görlitz 6 mr., 20 mr. zum Kauf einer ½ mr. Erbzins dy selenn zcu unser liebenn frauen noch der kyrmiß zcubegehen, 20 mr. zum Kauf einer ½ mr. Erbzins für das fest commemorationis virginis gloriose in der Peterskirche; Matthias und Ursula, ihrer Schwester Kinder, je 20 mr., dem herenn testamentarius noch die hinterstelligen 60 mr.; der Peterskirche 10 mr.; der Nikolaikirche 10 mr., der Frauenkirche 6 mr. und den Rest dem Rat. Actum coram judicio feria 3. post Hedwigis 1495 in presentia Hanß Schmydiß et Caspar Canitz tutorum suorum. Quittiervermerke: Mathias Breytmichel der alder hat dem Rat 147 mr. und das andere, was geschrieben steht, ausgezahlt und dem Johann Breytmichel 5 mr. zu einem Messbuch gegeben. RA Görlitz: loses Blatt im LR 1488–1505, fol. 191c (ein eingebundenes Blatt, das Originaltestament [?], Kopie im LR ebd. fol. 197v–198r). 143

144

Die Bestätigungsurkunde des Meißner Bischofs zeigt, dass von dem Geld 14 mr. 16 gr. jährlichen Zinses für den Altar SS. Virginum, Joachim, Jozeph, Petri et Pauli, Bartholomej, Andree, Erasmi, Johannis bapt. , Georgii et Alexij in der Peterskirche gekauft wurden, vgl. Lose Urkunde 1500. Juni 3. und das Regest im VOU Heft 9–20, S. 53. Im LO 1484–1520, fol. 88v–89r (1500. Februar 17.) findet sich eine Messstiftung, genannt das Neue gestifte der Simon Kretschemerynn, die aus dem Nachlass der Frau finanziert wurde. Die Stiftung war das andere ministerium zu Ehren der Hl. Anna am altare virginum. Am 1. Februar 1538 wurde der Eintrag vom Rat gestrichen, weil 30 Jahre lang keine Zinsen gemanet sein und man nicht gewust, ab sie abgeloset sein und weil die neuen Besitzer des Hauses (Johannes Balduff und seine Frau Ursula) sich überlastet sahen. Im Gegenzug leisteten die Eheleute Balduff eine Einmalzahlung an die hospitalia. Vgl. KNFMCG S. 274: Anno domini 1475 [24. April] recommendavit se dominus Simon Kretczmer procurator noster una cum uxore sua Margarete qui fideles fuere fautores conventus et desiderarunt participacionem vigilie et misse pro se ipsum et suorum parentum et progenie.

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1498. November 27.

Altarstiftung Wenzel Emerich († 4. März 1503), Ratsherr Wentzel Emerich 145 hat einen neuen Altar zu Ehren des Hl. Geistes, der Himmelfahrt Marias, Martha Magdalenas, Lazarus’ etc. in der Peterskirche hynder der grossen thöre under der porkirchenn uffgericht.146 Zu diesem Altar hat er dem Lamperto Jurman [?], ministro und vorwesern des Altars, 12 mr. wiederkäuflichen jährlichen Zinses legiert. Es folgt die Aufzählung der zahlreichen Güter und Grundstücke, die mit je einem Teil des Zinses belastet sind. Actum coram Hans Schmyd scabino 3. Katherine 1498. Und ist geschriben mit vorwilligung der eldistenn herrnn. Am Rand sind Umschreibungen diverser Anteile aus den Jahren 1503, 1517 und 1523 vermerkt. 1523 war Lampertus Jurman immer noch Inhaber des Altars. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 73v–74r.

(79)

Testament Caspar Tilicke († 6. Oktober 1499), Ratsherr, Tuchhändler Caspar Tilicke 147 (Schwiegervater des Hans Frenzel) setzt kurz vor seinem Tod testamentarisch folgende Legate aus: Dem rate arm und reich verschreibt er 100 mr. Paul Tylicke, Caspars Bruder, solle für 300 mr. Zinsen kaufen und mit ihnen in der Peterskirche einen Altar zu Ehren der Hl. Anna stiften (zu einer Messe zum andrenn ministerium). Das Altarlehen solle an den Bruder gehen, nach dessen Tod an die Seinen.148 Der Peterskirche legiert Caspar 100 mr., die Priesterbruderschaft solle dafür für seine Eltern, seine verstorbene Frau Hedwig, seine derzeitige Frau Dorothee und für deren Eltern jährlich je eine Messe feiern. Den Franziskanern in Görlitz solle man ein Messgewand für 26 mr. kaufen, dem Cölestinerkloster Oybin 25 mr. und der Kirche zu Frydersdorff 149 10 mr. zukommen lassen. Der Pfarrkirche zu Crossen legiert er 20 mr. (dazu hat sein Vetter Bernhart Bernte 150 einen Weingarten zu Cros-

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1499. September 13.

Zu Wenzel Emerich vgl. die Anmerkungen zu seinem Testament (1503. Juni 20.). Vgl. die Beschreibung des Altars in der Peterskirche in Funcke (1704), S. 54. Er war von 1479 bis 1484 im Rat, besaß Untermarkt Nr. 5 und war Tuchhändler. Am 5. Oktober 1500 bestätigt der Meißner Bischof eine Zinsstiftung in Höhe von 12 mr. des Caspar Tilicke für die fundation eines Altares zu Ehren des Hl. Jakobus in der Görlitzer Peterskirche, vgl. die Abschrift im Urkundenbuch 5, fol. alt 168r–v, neu 173r–v. Paul Tilicke starb 1508, denn am 23. Dezember 1508 gab Magister Valerius Rosenhayn, bischöflicher Offizial in Bautzen, den Auftrag, den Leonhard Müller, der von Hans Frenzel präsentiert sei, anstatt des verstorbenen Paulus Thielicke als rector des Altars des Hl. Jakobus in der Peterskirche einzuweisen, vgl. Urkundenbuch 7, fol. 142r, Nr. 132b und das Regest im VOU Heft 9–20, S. 80. Friedersdorf an der Landeskrone bei Görlitz war in seinem Besitz. Bernhard Bernt war Tuchhändler und gehörte zu den wohlhabendsten Bürgern der Stadt, erst 1500/01 erwarb er das Bürgerrecht, vgl. Jecht (1926), S. 304 f., Jecht (1927–1934), S. 356 f. und CDLS 5, S. 8. Er starb 1527.

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Anhang A

sen und 200 mr. bescheyden), der Prediger mönche kirchen ebenda 6 mr. und zu Sanct Hedwig daselbst 4 mr. Außerdem sollen jährlich vier Seelbäder151 ausgerichtet werden. Item herrn Andreas Mondenscheyne sal man geben drey fl. rh. uff den Rhomweg. Man solle ewiglich alle Sonntage und Freitage vor in bitte uffem predigerstull zu Sanct Peter alhie. Seine Frau erhält darüber hinaus 400 fl. ung. in bar und 80 fl. rh. an Zinsen. Zu selewärten bestimmt er seinen Bruder Paul und Hans Frenczel, seinen eydem, und Dorotheen seine hausfrau und Berntenn, seinen vetter, die im mit hand und munde itzlichs in sunder zcugesaget und globt haben, sulches treulich ausczurichtenn. Judicium speziale feria 6. in vigilia exaltationis b. crucis 1499.152 Quittiervermerke: Der Rat empfängt von Hans Frenczel 100 mr. sabbato ante Simonis et Jude [2. November] 1499. Johannes Herman, Verweser der Priesterbruderschaft, erhält von Hans Frenczel 144 mr. für das begengnyß des Caspar Tylicke, sabbato post omnium sanctorum [2. November] 1499. Valten Schneyder 153 vitricius ecclesie b. Petri bestätigt von 100 mr. erhalten zu haben 4. post undecim milum virginum [23. Oktober] 1499. Paul Tilicke resignavit, dass Hans Frenczel zur Stiftung des Altars 12 mr. Zins für 144 mr. gekauft habe 6. post judica [29. März] 1504. Valten Hensel und Nickel Schultz aus Crossen erhalten von Hans Frenczel alle oben genannten Legate ausgezahlt 5. post Hedwigis [17. Oktober] 1499. Bernhart Bernt [Konsul] bekennt, dass ihm Hans Frenczel den Weingarten in Crossen und die 200 mr. bezahlt habe 2. ante Georgii [22. April] 1504. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 205v–206v. Reg.: Speer (2007), S. 123 f. Lit.: Boetticher (1930), S. 155.

(80) 1499. Oktober 29. Testament Martin Schubert Merten Schubirt verfügt letztwillig: Item der großen mutter sal man geben 30 mr., wenn se wider von Rhome heym komet, wo se aber aussen bleibe, so solle man je 15 mr. dem Sohn und der Tochter geben. Dem Sohn Frantze sollen das Haus auf dem Federmarkt und 50 fl. ung., der Tochter Regine das Haus vor der Stadt und dem Neffen Peter 10 mr. und Kleider gegeben werden. Er vermacht dem pfarrherrn 1 mr., dem Kaplan 1 sch., der Antoniusbruderschaft 3 mr., das se in schreibenn sullen in die 151

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Der Rat schien sich wohl nicht an diese Stiftungsvorgaben gehalten zu haben. Aus den Aufzeichnungen des Bartholomäus Scultetus zum Armenwesen (anno 1583) geht hervor, dass jährlich 10 mr. zu Gewand, 4 mr. zu Schuhen sowie jährlich vier Seelbäder den Armen aus Tilickes Testament zukamen, vgl. Boetticher (1930), S. 155 f. sowie VOU Heft 9–20, S. 232. Er stirbt am 6. Oktober 1499 nachdem er 14 Tage auf dem sichbette lag, Hans Frenzel hat dieses Testament, das er selber aufschrieb, innerhalb eines Vierteljahres ausgereicht, vgl. die Vita mercatoris, S. 169 und das Kapitel zur Annenkapelle, S. 106. Valentin Schneider oder Langschneider, Sohn des Hans Langschneider, war 1491–1508 im Rat sowie zwischen 1497 und 1514 dreimal Bürgermeister, vgl. Stange (1938), S. 90 und Knothe (1901), S. 174. Als Kirchenvater ist er zwischen 1501 und 1507 nachweisbar, vgl. LR 1488–1505, fol. 243r, 271r und 276r sowie LR 1505–1516, fol. 47r.

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bruderschaft, der Priesterbruderschaft 18 mr. für jährliche Seelenmessen für seine Eltern, die Ehefrau Barbara und die Kinder, der Peterskirche 10 mr., der Frauenkirche 10 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 5 mr., dem Franziskanerkloster 10 mr. und ein graues selbfarbtuch, damit sie ihn in das Totenbuch154 schreiben. Das körwarff, das das gesponnen ist, hinterlässt er seinem Bruder Nickel Schubarte. 3. post Simonis et Jude anno etc. 1499. Coram Hans Eppeler scabino et Johannes Arnolt [Ältester]. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 208v–209v. Reg.: Speer (2007), S. 124 f.

(81)

Testament Johannes Kochel († 19. Januar 1500), Neubürger, Bürgermeister 155 Der ersame Hans Köchel , so er alders halbenn in schwacheit seins leibs gefallen, hat mit wolbedachtem mute und guter vornunft diß sein testament und letzten willen mit vorwilligung des ersamen Mathie Rosenbergs 156 an stat seins unmundigen kyndes, so er mit des genannten hern Kochels tachter, die got selige, getzeuget, aufgesetzt. Hans Bufe 157 ist der Vormund seiner Frau, und Paul Schmyd 158 wird als Vormund der juncfraun Margarethen, seiner Tochter eingesetzt. Item zum irsten hat er seiner selen zu troste bescheyden der Peterskirche 6 mr., dem Franziskanerkloster 1 mr. sowie zwei Viertel Bier, der Frauenkirche 2 mr., den vätern uff den Oywin 4 mr., der Nikolaikirche 2 mr. und der Priesterbruderschaft 18 mr. zu einem gestifte – alle jar in und die seinen zubeghen, als man das wirt befelen. Des Weiteren solle man für Arme sechs Seelbäder ausrichten, in das Hl.-Geist-Hospital den Armen je 1 gr. in die Hand geben, der Bürgerbruderschaft 1 mr. überantworten und für 10 mr. Tuch kaufen, den Armen daraus Kleider zu schneidern.

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1499. Dezember 27.

Er lässt sich im Totenbuch (KNFMCG) nicht nachweisen. Johannes Kochel bzw. Kachel zahlte 1451/52 als Neubürger 3 sol. gr. Bürgergeld (CDLS 5, S. 47) und war von 1473 bis 1500 Ratsherr. In den Jahren 1486 und 1492 war er Bürgermeister, er starb am 19. Januar 1500. Als Kirchenvater der Peterskirche lässt er sich 1479 nachweisen (LR 1470– 1487, fol. 138v–139r), als Kirchenvater der Frauenkirche 1483 und 1485 (LA 1478–1484, fol. 242v– 243r; LR 1470–1488, fol. 237r). Er war mit der Ratsherrenfamilie Rosenberg und der Familie Schmied versippt (er war der Schwager des Michael Schmied, siehe dessen Testament: 1483. Oktober 14.). Wahrscheinlich einer seiner Nachfahren ist jener Dr. Johannes Kochel aus Görlitz, der 1525/26 Ratsherr in Leipzig war, vgl. seine Kurzbiografie in Steinführer (2005b), S. 56, Nr. 156. Matthias Rosenberg hatte zwischen 1490 und 1493 das Görlitzer Bürgerrecht erworben und als Neubürger 3 sol. gr. gezahlt. Er war von 1494 bis 1521 Ratsherr und 1509, 1512, 1516 sowie 1520 Bürgermeister, er erlag am 21. Oktober 1521 auf seinem Gut Hähnichen der Pest. Siehe das Testament des Hans Bufe: 1496. Oktober 31. Siehe das Testament des Paul Schmied: 1503. August 14.

474

Anhang A

Actum coram Johannes Eppeler scabino et subnotario 6. ipso die b. Johannis ewangeliste 1499. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 210r–v. Lit.: CDLS 5, S. 47, Anm. 2. 159

(82) 1499. Dezember 30. Testament Georg Richter († vor 16. September 1508) So unde als Jorg Richter 160 sich seiner Selen zu beste unde selickeit uff den Rhomweg hat erhebenn wollen, hat er zuvoran sein testament und letztenn wille verfasst: Er vermacht dem Rat arm und reich 50 mr.161, der Peterskirche 30 mr., der Nikolaikirche 20 mr., der Frauenkirche 20 mr., dem Hl.-Geist-Hospital 10 mr. und jedem Armen daselbst 1 gr. in die Hand, der Hl.-Kreuz-Kapelle 10 mr. und der Jakobs-Kapelle 10 mr. Seiner Stieftochter Barbara Schwartze Hanßen 162 hinterlässt er 50 mr. Wenn Barbara oder einer der ihren die Summe für zu wenig erachten sollte, solle sie diese 50 mr. nicht bekommen, sunder se mag mit rechte erlangen was se kann.163 Seinem Bruder Hans Richter zu Berlynn legiert er 30 mr., die er innerhalb eines Jahres abholen muss, sonst fallen sie an die Priesterbruderschaft zu Görlitz für ein jährliches begengnyß vor in und sein geslecht. Jedem Priester verschreibt er 18 gr., damit jeder mindestens eine Vigil bete und eine Seelenmesse halden sol seiner selen zu troste. Den Cölestinern auf dem Oybin sollen 30 mr., den Franziskanern 50 mr.164 und der Bürgerbruderschaft 6 mr. gegeben werden. Dieses Testament solle seine eliche wirtin Ursula noch seinem tode aufrichten inn anderhalben jare. Es folgt die gegenseitige Erbeinsetzung des Jorge Richter und seiner Frau Ursula, vertreten durch ihren Vormund Gregor Airisch 165. Actum coram judicio speciali 2. ante circumcisionis domini anno 99 a nativitate eiusdem millesimo quingentesimo. 159

160 161 162 163

164 165

Interessant ist an dieser Stelle, dass hier die Übergangsphase in der Datierung des Jahresanfangs in der Görlitzer Kanzlei greifbar wird. Die vorhergehende Urkunde im Stadtbuch trägt das Datum 6. ipso die beate Johannis evangeliste 1499 also 27. Dezember. Das darauf folgende Testament des Georg Richter wird bereits mit anno 1500 datiert. Der Jahreswechsel fand also nicht an den sonst üblichen Terminen 25. Dezember oder 1. Januar statt. Siehe auch zum Jahresanfang der Görlitzer Kanzlei Jecht (1931). Vgl. zu ihm Jecht (1927–1934), S. 405. An dieser Zeile, wie auch an den meisten anderen, findet sich im Original ein Π-förmiges Zeichen, das die Auszahlung der Legate bezeichnete. Hans Schwartze oder Schwartzhans wurde 1488/89 Neubürger, vgl. CDLS 5, S. 73 sowie ebd. Anm. 1 und Jecht (1927–1934), S. 366. Dass die Option eines Rechtstreites unter den Erben des Öfteren genutzt wurde, zeigen die Görlitzer Stadtbücher und Magdeburger Schöffensprüche für Görlitz. Zu diesen Schöffensprüchen vgl. Jecht, Quellen, S. 73–81, die dort angegebenen Görlitzer Originale sind seit 1945 verschollen. KNFMCG S. 285: […] in peste […] Jorge Rychter cum uxore sua eodem tempore [3. September 1508] legaverat conventui pro structura ecclesie 50 mr. Die Lesart ist unsicher.

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Quittiervermerke: Diese 50 mr. [für die Peters- und Nikolaikirche] sein gegeben herrn Hans Schmyde itz in tutela puerorum sabbato Eufemie [16. September] 1508. Für St. Jakob quittieren Mathes Axt [scabinus] et Apotecarius. Idem Hans Richter, sust Schnurmacher genannt, itzt zu Beßkow, resignavit, dass er die 30 mr. empfangen habe. Actum coram Mathis Axt scabino et Johanne Arnolt subnotario. Sabbato post conceptionis Marie [9. Dezember] 1508. Für den Oybin quittiert Gregorius famulus eorum 4. post conceptionis Marie [13. Dezember] 1508. Der Bürgerbruderschaft 6 mr. datum est. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 210v–211r. Reg.: Speer (2007), S. 125 f. MGF 1.1, S. 316, Nr. 734, stark gekürzt.

(83) 1500. Januar 4. Testament Ursula Can († vor 6. Juli 1503) Ursula Canyn, so se gen Rhom geganginn, hat durch irn vormunden zuvor ir testament und letzten willen bestalt: Sie schuldet Wolffgang Tschassel, dem Sohn ihres Bruders, 60 mr. und 4 fl. ung., die solle man bezahlen mit dem hauße und der war[e], als nemlich gespönst und wolle. Legate: Tuche für das Franziskanerkloster in Görlitz und eines für das Cölestinerkloster auf dem Oybin. Aus zwei körtuch solle man den Armen Kleider fertigen, wie sie es der Peter Kretschmeryn und Steffan Garbe, ihrem Bruder, befohlen hat. Weitere Kleidungsstücke bestimmt sie für die Antonius hern [= Antoniusbruderschaft], die Frauenkirche und die Andreas Canyn. Den Rest der Kleider solle man verkaufen und dafür ein steyn wachs erwerben und den Pfarrer, den Prediger und seinen Kaplan bei der Beerdigung bezahlen und eine Siebenersowie eine Dreißigermesse in der Nikolaikirche166 lesen lassen. Für die Peterskirche bestimmt sie 10 mr. (wenn so viel übrig bleibt). Der Rest solle den Kindern der Schwester in Deutsch-Ossig, Simon und Jorge Cunscher, zugutekommen. Actum coram Hanns Frömpter scabino sabbato ante trium regum 1500. Quittiervermerk: Die Brüder Simon und Jorge Kunscher quittieren vor Mathes Axt [scabinus] und Merten Welß, den Testamentsvollstreckern, den Erhalt von 20 mr. Actum coram Johanne Eppeler und Johanne Arnolt scabinis 5. post visitationis Marie [6. Juli] 1503. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 219v–220r. Reg.: Speer (2007), S. 123, fälschlicherweise mit dem Jahr 1499.

166

Für solche Messen wurde die Nikolaikirche in anderen Testamenten nur selten ausgewählt.

476

Anhang A

(84)

1500. Januar 5.

Testament Magdalena Schmied, kassiert 19. August 1511 Magdalena Hansschinn Schmydyn 167 verfügt letztwillig vor ihrer Romfahrt: der Peterskirche sollen 3 mr. und der grüne Rock, der Priesterbruderschaft 4 mr., der Bürgerbruderschaft 1 mr., der Nikolaikirche 1 mr. gr., dem Franziskanerkloster 2 mr. (dafür sollen sie ihr und ihrem verstorbenen Mann die Dreißigermesse lesen), der Frauenkirche 1 mr., jedem Armen im Jakobs- und Hl.-Geist-Hospital jede Woche 1 gr. bis 2 mr. aufgebraucht sind und der Kapelle zum Hl. Kreuz 1 mr. gegeben werden. Den Perlenkranz solle man irer Ursulen lassen vor 5 mr. und diese dem Cölestinerkloster Oybin geben oder den Kranz selbst. Dem Neffen Lorentzen, so er Priester wird, vermacht sie diversen Hausrat und Kleider, dem Neffen Jorgen, Urseln und deren Tochter Margarete sowie dem eydem Michel Goltschmyde verschiedene Kleider, der Köchin Anne, Tochter der Mölleryn aus Ostris [= Ostritz], einen Mantel und dem Rat arm und reich 4 mr. Actum coram Georgio Emerich scabino dominica ante trium regum 1500. Kassiert: Deletum est 3. post assumptionis Marie [19. August] anno etc. 1511, ein neues Testament wurde am donerstag nach judica [10. April] 1511 niedergeschrieben. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 219r–v. Reg.: Speer (2007), S. 126.

(85)

168

Testament Georg Vogt († 16. Februar 1501) , Stadtschreiber, kassiert 25. Mai 1509 Der ersame magister Georg Voit 169 hat bey guter vornunft vermeldet und aufgesaget, das sein letzter wille folgender ist: Seine Frau Anna [geborene Canitz] solle zu ihren Lebtagen all sein Hab und Gut bekommen und nutzen. Die zwei Gärten dürfe sie verkaufen, das Haus darf sie nutzen, aber nach ihrem Tod soll alles an seine und ihre Kinder fallen. Zu Vormunden werden ernannt Caspar Canitz ir bruder und Hans Frenzel. Gescheen vor Paulo Eylenberg, scheppen, Claus Kölern, ratmanne, und baccalaureo Daniele Göritz, understatschreyber, vom rathe dortzu vorordent am dinstage noch Valentini anno 1500 und ist vom rate bepholen ins buch zeschreiben am sonnabende des tages sancti Galli [16. Oktober] anno 1500 und im irsten [= 1501].

167

168 169

1500. Februar 18.

Ein Hans Schmied war 1486/87 als Ältester der Tuchmacher im Rat, vielleicht derselbe starb als senior am 22. Oktober 1512. Ebenfalls zu jener Zeit erscheint in den Stadtbüchern ein Hans Schmied mehrfach als Kirchenvater der Peterskirche, ob es ihr Ehemann war, muss wegen der Namenshäufigkeit unentschieden bleiben. Vgl. zum Todestag Scultetus, Kürbuch, fol. 104r zum Jahr 1500. Magister Georg Voit oder Vogt kam als Neubürger nach Görlitz, wo er von 1482 bis 1486 Stadtschreiber und bis 1501 im Rat war, vgl. CDLS 5, S. 68, Anm. 1.

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Kassiert: … ex consensu et jussu consulatus feria sexta ipso die b. Urbani anno 1509. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 256v.

(86) 1500. April 23. Testament Matthias Engelhart Testament des Mathes Engelhart und Erbeinsetzung seiner Frau Ursula. Matthias gibt seiner Frau Ursula durch den Vormund Merten Berndt die Oberfleischbank (zwischen Andreas Röbrots und Jocoff Geybigßdorffs kyndern bang gelegen) auf, dazu 12 mr. aus seinem Besitz und von dem, was er aus dem Testament seiner Schwester Katharina Schwetz (Schwetschynn) erhalten wird, weitere 40 mr. Sein letzter Wille ist, dass zuvor aus seinen Gütern der Priesterbruderschaft 12 mr. zu einem jährlichen begengniß für ihn, seine Frau und das ganze Geschlecht gegeben werden. Den Rest sollen seine Kinder zu gleichen Teilen erhalten. Die für seine Frau zuvor im Stadtbuch niedergeschriebene Gabe widerruft er hiermit. Ihre Zustimmung geben Merten Ulman und Hans Lindener seine eydeme inn vormundenschafft Barbarae und Margarethe erer eleichen weiber. Actum coram iudicio speciali 5. post pasche 1500. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 224r.

(87) 1500. April 25. Testament Anna Rößer So als Anna Rößerynn gen Rohm hat wellen gehen, hat sie ir testament durch Gregor Wehenern irn gekorn vormund gemacht. Darin legiert sie je 5 mr. der Peterskirche sowie der Nikolaikirche, 3 mr. dem Franziskanerkloster, 2 mr. der Frauenkirche, 2 mr. je zur Jakobs-Kapelle, zur Hl.-Geist-Kapelle und zur Hl.-Kreuz-Kapelle, dem Rat arm und reich 2 mr. sowie der Kirche in Liebentaell 2 mr. Des Weiteren sollen zwei Seelbäder ausgerichtet und dabei den armen Leuten zu Trinken gegeben werden. Falls etwas übrig bleibt, solle es den Kindern ihres Bruders Jorg Schultze in Sorau zukommen. Actum coram Hans Schmyd et Hans Frompter scabinis sabbato post pasche anno domini 1500. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 224v–225r. Reg.: Speer (2007), S. 126. MGF 1.1, S. 320, Nr. 741, stark gekürzt.

478

Anhang A

(88) 1500. Mai 4. Testament Margarethe Weider, Brauhofbesitzerin Margarethe Jocoff Weyderyn 170 verfügt letztwillig durch ihre vom rathe zcugegebenen Vormunde Johannes Eppeler und Johannes Axt und mit Zustimmung ihrer Söhne Jorge und Michel folgende Legate: der Peterskirche 10 mr. gr. (Datum est.), von den 20 mr., die ihr der verstorbene Magister [Johann] Scheitmöller schuldete 10 mr. an die Peterskirche und 10 mr. an das Cölestinerkloster auf dem Oybin; dem Franziskanerkloster171, der Nikolaikirche und der Frauenkirche je 10 mr. (Datum est.); dem Hl.-Geist-Hospital, der Jakobs-Kapelle und der Hl.-Kreuz-Kapelle je 5 mr. (Datum est.); der Priesterbruderschaft 18 mr. zu einem jährlichen Gedächtnis und drei Seelbäder (Datum est.); dem Rat arm und reich 36 mr., den Armen im Hl.Geist-Hospital, Jakobs-Hospital und im Seelhaus jedem 1 gr. Actum coram ut supra 2. post misericordias domini anno etc. 1500. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 225v–226r. Reg.: MGF 1.1, S. 320, Nr. 743, stark gekürzt.

(89)

1500. Oktober 5.

Bischöfliche Bestätigung der Altarstiftung des Caspar Tilicke Johannes Bischof von Meißen konfirmiert das Legat des Caspar Tilke, des Schwiegervaters von Hans Frenzel, in Höhe von 12 mr. jährlichen Zinses zur Fundation eines Altars des Hl. Jakob in der Peterskirche. RA Görlitz: Original Altverlust. Abschr.: Urkundenbuch 5, fol. alt 168r–v, neu 173r–v.

(90) 1502. April 2. Testament Margaretha Borisch 172 Margaretha Borisch verfügt testamentarisch folgende Legate: 29 ½ mr. für die Peterskirche, die Nikolaikirche, die Jakobs-Kapelle, die Hl.-Kreuz-Kapelle und das Cölestinerkloster auf dem Oybin. Original unbekannt. RA Görlitz: LR 1488–1505? Hier zitiert nach den handschriftlichen Regesten im RA Görlitz, die dort angegebene Fundstelle ist falsch. 170

171

172

Die Familie Weider besaß von 1426–1568 den Brauhof Obermarkt Nr. 1, vgl. Jecht (1927–34), S. 372. Ihre Kinder waren Anna, Georg und Michael. Anna war verheiratet mit Georg Landreiter, siehe oben das Testament von Caspar Landreiter unter 1493. Februar 23. Vgl. KNFMCG S. 278 (15. Juni): Item obiit Jacobus Weyder Margareta uxor eius magna fautrix huius conventus que dedit ultra 30 fl. ung. anno 1500. Ebd. S. 286 (8. Februar): Obiit Margaretha Wydenerrin et dedit conventui 4 marcas. Ihr Sohn Michael Weider findet sich im Totenbuch unter dem 10. Oktober (S. 289): 1508 obiit Michel Weydener legavit conventui 50 mr., siehe sein Testament: 1506. April 7. (kassiert) und 1508. August 26. Vgl. KNFMCG S. 266: Anno domini 1487 [14. Januar] recommendavit se in vita pariter et in morte Margareta Boriszyn et maritum suum Nicol Borisz et Andresz Tryllebergk et Agnetem filiam et totam progeniem.

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(91) 1502. Juli 23. Testament Margaretha Witschel Margaretha Merten Witschelynn bestimmt in ihrem Testament folgende Legate: der Peterskirche, der Frauenkirche und dem Franziskanerkloster je 1 mr., den Rest dem Kinde ihres Sohnes Lorenz Witschel, der bei Mathes Wyndenreisser bottenmacher lernt, stürbe er aber vor seiner Mündigkeit, so solle das Geld an die Peterskirche, Nikolaikirche und die Hl.-Kreuz-Kapelle nach Meinung des Rates gehen. Actum coram Johanne Eppeler scabino, Leonhardo Cromer et Jorg Cuntze consulibus et Daniel Goritz subnotario sabbato ante Jacobi 1502. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 268v. Reg.: MGF 1.1, S. 328, Nr. 759, stark gekürzt.

(92)

1503. Juni 20.

Testament Wenzel Emerich († 4. März 1503), Ratsherr Wentzel Emerichs 173 letzter Wille. Der ersame Wentzel Emerich ist vor gehegter banck erschynen unnd hat vertzalt, wie er seiner gutter halben, farendt unnd unfarendt, seinen letzten willenn vertzeichent unnd mit seinem pitschafft versigelt hett. Unnd hat daßselbige also inn gehegte banck geleget unnd doruff gefraget, ab recht sulch sein letzter wille, als er eingeleget ist, krafft unnd macht habe unnd also bey dem rathe bleibenn sulle unveröffent biß noch seinem tode nach dem dreysigstenn. Es folgt die Widerrufsklausel und die Schöffen bestätigen die Rechtmäßigkeit des eingelegten Testaments. Wenzel Emerich ernennt seine als Zeugen anwesenden ältesten drei Söhne Paul, Wentzel 174 und Urban zu Vormunden und Testamentsvollstreckern. Actum coram judicio speciali in vigilia penthecostes [29. Mai] 1501. RA Görlitz: LA 1497–1505, fol. 190r–v.

Abeschrift [h]er Wenczel Emerichs testament, das er verslossen eingelegt hatte. Als Vormunde erscheinen Hans Schmyd, Hans Frompter, Nicklas Tilicke, Paul Emerich und Urban Emerich. Anwesend sind Jacob Emerich und Ditrich Cranleit, ein Schwa173

174

Wenzel Emerich war der Stiefbruder Georg Emerichs und stammte aus der zweiten Ehe Urban Emerichs. Er war von 1477 bis zu seinem Tod am 24. März 1503 Ratsherr, er besaß die Dörfer Heidersdorf, Nickelsdorf, Ludwigsdorf, Klingewalde, Rauschwalde, vgl. Wallis (1919), S. 18. Er war mit Margarethe Uthman, der Tochter Christoph Uthmans, verheiratet. Sie starb 1494, ihr Epitaph befand sich in der Peterskirche (Jecht [1892b], S. 93 f.). Vgl. zu seiner Biografie Jecht (1892b), S. 93 f., Jecht (1927–34), S. 374 und 734 sowie Knothe (1901), S. 168. 1478–79 war er Verweser des Jakobs-Hospitals (LR 1470–1488, fol. 112v–113r; LO 1434–1483, fol. 112v, 114r, 115r); 1479, 1489 Kirchenvater der Frauenkirche (VOU Heft 5–8, S. 139; Scultetus, Kürbuch, S. 205 zum Jahr 1489); 1490, 1495, 1496–97 und 1499 ist er als Kirchenvater der Peterskirche nachweisbar (SRL N. F. 1, S. 46–50; LR 1488–1505, fol. 142r, 148v, 166r und 195r). Wenzel Emerich junior starb noch vor der Testamentseröffnung 1503.

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ger der Emerichs. Das testament, so gnanter Wenczel Emerich vorlossen und versigelt bey den rath gelegt, vom rathe [durch die Testamentsvollstrecker] wider gefordert und dasselbige vor den eldesten herenn haben lassen eröffenen und lesen und dornoch begeret, das eß ins statbuch möchte geschrieben werden; haben eß die eldistenn herenn uff solich ir beger dorein zuschreyben vorgunt und zugelossen und lautet von worte zu worte wie hirnoch folget. Actum 3. post Viti [20. Juni] 1503. Jhesus Maria Johannes Ich Wenczel Emerich, burger zu Görlitz, bekenne offentlich und thu kund, das ich mehrmoln fleissig zubetrachtenn furgenommen habe, das einem itzlichen menschen ein mol zusterben naturlich offgesatzt, dem tode nichts gewissers und der stunde des todes nichts ungewissers ist. Das auch noch abgange der menschen umbe ire tzeitliche habe und verslossene guter zwischenn den kyndern, do got vor sey, ofte und dicke irrung und speern zweytracht offerstand und erwachsen [ist]. … Item zum irstenn so ich mit tode abegegangen, sal man mich zu aller neste, so man kann, bey meine liebe Margaretha [Uthman] legen und begraben und sol ein steyn uff uns beyde legen und sal mich denn mit leuten, begrebnis, vorkündigung, selmesse, sebende [= Siebener] und dreyssigstenn begehen lossen alß ander irber [= ehrbare] leudt in meinem stande. Des Weiteren sollen der Pfarrer, der Prediger und die fünf Kapläne je 1 mr. erhalten und man solle alle Schulden bezahlen. Es folgt die Aufteilung des Grundbesitzes mit der Aufzählung der darauf befindlichen zwei Mühlen, drei Teiche, einer Wüstung, Zinslasten, Zinseinnahmen etc. in Heydersdorf. Davon sollen je ein Viertel seine Kinder Paul Emerich, Margaretha Dietrich175, Dorothea Schmied176 und die Kinder seiner Tochter Hedwig177 (Katharina, Anna) erhalten. Es folgen Bestimmungen für den Todesfall eines Erben. Die vier jüngeren Söhne Wenzel, Urban, Jakob und Simon sollten sich Lodwigißdorff [= Ludwigsdorf] mit allem was dazu gehört teilen (Vorwerk, Teich, Mühle, Hammerwerk178, Bischofszehnt, den Crewschenen [Krauscha?] walde, den man den neder wald nennet, Zeidlerweide, Wasserläufe etc.). Urban solle das Haus in der Neißgasse erhalten. Die jüngsten vier Söhne sollen alle fahrende Habe bekommen, alles Silberwerk sowie 1.200 fl. ung., da die anderen Kinder schon zu Lebzeiten je 300 fl. ung. sowie 1.200 fl. ung. erhalten hatten und ihnen die Hochzeiten ausgestat175 176

177 178

Sie war die Frau des Dietrich von Cranleid (II.?), dessen Vorname hier zur Benennung der Frau dient, siehe die Testamente der Cranleids: 1483. Oktober 21. Sie hatte Paul Schmied geheiratet. Sein Testament ist nicht überliefert, aber der ausführliche Widerruf desselben, vgl. LR 1488–1505, fol. 291r–292r (1503. August 14.). Siehe das Testament der Dorothea Schmied unten 1530. September 28. Hedwig war die Frau des Nikolaus Tilicke. Vgl. zum Ludwigsdorfer Hammer Menzel/Koschke (2008), S. 179.

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tet worden sind. Allen Kindern solle man gleich viel leynyn gerethe geben und alles, was sonst an Hausrat übrig sei, teilen. Es folgen einige Sonderregelungen, wenn die Söhne ihren stand verändern. Sollte ein Kind dem anderen einen Teil streitig machen, so solle es gar nichts erhalten. Und des zu worem bekentnys und mehr sicherheit habe ich sulch meyn testament mit meiner eigenn hantschrift geschreben und mit meinem pitzt 179 vorsegeld. Actum anno 1500 und dornoch im irstenn jor 2. rogationum 180. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 284v–289r.

(93)

1503. Juli 13.

Testament Wenzel Emerich junior († kurz vor dem 20. Juni 1503) Das Testament des Wenzel Emerich junior ist nicht überliefert, sein Inhalt geht aus der Erbauseinandersetzung der Emerich-Kinder hervor. Dort heißt es: So abir der vorstorbene bruder Wentzel uff seinem sichbette begeret, ein teil seins guts zu testament und seiner selen selichkeit antzuwenden, haben die obgnanten geschwister bewilliget, das itzlich geschwister, deßgleichen Hedwig Tilickens gelassene kynder, 10 fl. ung. heraus sullen geben, so das solliche 70 fl. ung. zusampt den hinderstelligen 40 fl. ung. zu besserunge des altares, das ir vater gestifft, sullen gegeben unnd angelegt werden. … Am tage Margarethe virginis anno etc. im dritten jarenn. RA Görlitz: LA 1497–1505, fol. 268v–271v (269v–270r).

(94) 1503. August 14. Testament Paul Schmied Das Testament des Paul Schmyd ist nicht überliefert, nur der ausführliche Widerruf desselben. Dort heißt es: … des gnannten Paul Schmids testament, so ferre eß der gnannten seiner schwester und irn kyndernn zu schade komen möchte und seins vaters testament und andernn schriften im statbuche entkegen wer, widerruft und begeret hat, das die scheppen dasselbige nicht zulossen wolden … Anwesend ist Paul Emerich als Vormund der Dorothea Emerich, die die Frau des Paul Schmied war. Actum coram judicio extraordinario sive speciali feria secunda in vigilia assumptionis Marie virginis gloriose 1503. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 291r–292r.

179 180

Petschaft? Die Datierung ist ungewöhnlich. Wenn Emerich »Rogationes« meinte, also die drei Tage vor Himmelfahrt, dann wäre der Dienstag innerhalb dieser Festtage der 26. Mai 1501 gewesen. Am 13. Juli 1503 wurde die Erbauseinandersetzung der Emerich Kinder, die dem Willen des Vaters folgte, im Stadtbuch verzeichnet, vgl. LA 1497–1505, fol. 268v–271v.

482

(95)

Anhang A

Testament Margaretha Schmied, kassiert 12. Oktober 1512 Margarethe, Witwe des Michel Schmyd, hat durch ihren Vormund Michel Pulckherhayn ihren letzten Willen auf einen tzedel schreiben, in gehegte bank legen und nach offentlicher verlesung desselben ins gerichtsbuch schreiben lassen. Die Schöffen haben das Testament zugelassen und doruff zu rech[t]e erkant und gesprochen, das es bey crafft und macht bleibe. Auch zu gerichtsbuch geschriben, gehalden und ausgericht werde billich von rechtswegen. Actum 3. ipso die sancte Hedwigis anno domini 1504. Hirnach folgit der inhalt sulchs testaments und letzten willens von worte zu worte. Sie solle an der Nikolaikirche bei den frunden begraben werden, mit Vigilien und Leichzeichen, czu welcher beigraft alle prister wie gewonlich sollen gefordert werden durch welche auch den andern tagk noch dem begrebnisse, aber die weil der leichnam noch uff erden ist; alle Priester im Franziskanerkloster sollen die Messe lesen und wie gewöhnlich ihre Gebühr empfangen. Des Weiteren wünscht sie den vetern uffn Oywin uff das ehste zu wissen zuthun, uff das sie vor meyne sele beten, demnoch sie mir zugesagt haben, von wegen steter herberge, ßo sie bey mir gehabt haben. Dann solle man zwei Tische armen Leuten und armen Schülern zu Mittag ausrichten und jedem einen Pfennig geben, in der Peterskirche und im Franziskanerkloster sollen Dreißigermessen vier Wochen nacheinander gehalten und vier Freitage lang Arme gespeist sowie jedem Armen ein Pfennig gegeben werden; dazu sollen drei Seelbäder mit je ¼ Weißbier oder trengkbir bestellt werden. Darüber hinaus sollen arm und reich 10 mr., das Cölestinerkloster auf dem Oybin 10 mr., die Peterskirche und die Nikolaikirche je 10 mr., die Frauenkirche 5 mr. und das Franziskanerkloster 10 mr. erhalten. Die Franziskaner sollen noch vier Viertel trenckbir oder Weißbier bekommen, dafür die Messen lesen und sie ins Totenbuch eintragen. Das Hl.-Geist-Hospital und das Jakobs-Hospital erhalten je 2 mr. und jeder Arme darin 2 gr. in die Hand. Die Hl.-Kreuz-Kapelle solle 2 mr. bekommen. Dem Altar Trinitatis, so meine frunde gestifft unnd zuvorleyen haben, den gerade magister Johannes Köchel besitzt, 72 mr. zum Kauf von 6 mr. wiederkäuflicher jährlicher Zinsen.181 Des Weiteren solle man sie in die Priesterbruderschaft schreiben zu beyden meinen wirthen und jherlichen beghee. Margarethe (ihrer Schwester Tochter), itzund Daniel Goeritz Hausfrau, erhalte einen Mantel [gestrichen 1510: und ihre armen frunde Kleider]. Zu testamentarien bestimmt sie Daniel Goeritz und Hans Bufe, ihre schweher.

181

1504. Oktober 15.

Im LO 1484–1520, fol. 136v–137r (1508. Juli 26.) findet sich der Vertrag, in dem sie auf ihr Vorwerk an der Neiße, gegenüber der Consulsmölen, 7 mr. jährlichen Zinses um 84 mr. Hauptgeld auf Wiederkauf an den wirdigen hern magistro Joanni Köchel, irer schwester sone, altaristen des altaris (b. trinitatis, Bartholomei, Laurentii etc.) in sanct Peters kirchen bey dem wendelsteyne als man uff die porkirchen gehet, gelegen, verkauft für eine wöchentliche Messe den stifftern sulchs altaris und allen christgleubigen selen zu troste und hulfe.

Regesten zu Görlitzer Testamenten, Legaten und Stiftungen 1298 bis 1552

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Quittiervermerk: die Michel Schmydyn hat zu Lebzeiten gegeben der Peterskirche und der Nikolaikirche 20 mr., der Frauenkirche 5 mr., dem Franziskanerkloster 10 mr., dem Hl.-Geist-Hospital sowie dem Jakobs-Hospital je 2 mr. und den Armen daselbst, der Hl.-Kreuz-Kapelle 2 mr., wie denn die kirchenveter alle bekannt haben coram consulatu 3. post Francisci [8. Oktober] 1510. Kassiert: Deletum est coram judicio 3. post Dyonisy 1512. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 316r–317v.

(96) 1504. November 13. Stiftung Jost Fichtner († vor 21. Juli 1495) Sanct Peters kirchenn belangende und Nickel Knothe zu Konigshayn. Jost Fichtener uffem Newmarkte, den got selige, hatte Erbgeld auf dem Gericht zu Königshain, was er der Peterskirche beschieden hatte. Nickel Knote, Richter daselbst, hat das Gericht nun gekauft und gelobt, dem Valten Schneyder, Kirchenvater der genannten Kirche, die noch ausstehenden 36 mr. 24 gr. in Raten zu 2 mr. pro Jahr zu zahlen. Jorg Hartman zu Königshain solle auch 6 mr. Erbgeld, die er darauf hat, ausheben. Actum coram Bernhardino Melzer scabino, mit wissen und willen Hans Frenczels, erbherrn, inn beywesen Merten Hamemans und Andreas Czerers eldstenn daselbst zu Konigshayn. Feria 4. post Martini anno 1504. RA Görlitz: LA 1497–1505, fol. 330r–v.

(97)

Testament Hans Seifensieder († vor 29. Dezember 1507), Ältester der Kramerzeche Meister Hans Seyffensyder, der cromer 182, hat seiner und Veronicken, seines elichen weibes, selen zu troste und selickeit sein testament und letzten willen gemacht und vorordent, dass er nach seinem und Veronikas Tode ausgerichtet werde. Vormund der Ehefrau ist Andreas Meyhe 183. Sollten die Güter nicht so groß sein wie angenommen, dann solle dem Verhältnis entsprechend verteilt werden. Legate: dem Rat arm und reich 15 mr., der Peterskirche 10 mr., dem Franziskanerkloster 10 mr., dem Cölestinerkloster auf dem Oybin 6 mr., der Nikolaikirche 6 mr., der Frauenkirche 5 mr., dem Hl.-Geist-Hospital 5 mr., zum Altar der Hl. drei Könige, der cromer altare gnant 10 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle, der Jakobs-Kapelle und zu unser lieben frauen ader burgerbruderschaft je 5 mr.

182

183

1505. Januar 26.

Hans Seifensieder wird neben Hans Brückner 1492 (siehe oben das Testament des Andreas Weißjorge unter 1492. September 25.) und 1495 als Ältester der Kramerzeche genannt, vgl. LA 1490–1497, fol. 191r. Andreas Meihe verkauft 1511 als Testamentsvollstrecker einen Kramen an Johann Eppeler, vgl. LR 1505–1516, fol. 147v und Wentscher (1930), S. 98.

484

Anhang A

Hans Jost schuldet ihm 10 ½ Pfund Wachs, je Stein 12 ½ sol. gr., Gregor Myrisch, der biereyge, schuldet ihm 7 mr. minus 12 gr. und Merten Beyer zum Luban ist noch 5 mr. schuldig. Dieses Geld solle zur neuen Orgel184 an die Peterskirche gehen. Actum coram Mathes Axt scabino, Johannes Warnhovr consule, Johannes Arnolt scabinorum vom hern burgermeister dortzu vorordent am sontag noch conversionis sancti Pauli anno 1505. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 321v–322r. Reg.: MGF 1.1, S. 340, Nr. 791, stark gekürzt.

(98)

1505. März 17.

185

Testament Anna Lattener († um 1507?) , Frau des Baumeisters So und als Anna etwan Hans Melzers itzunt Andreas Latteners 186, des alden baumeisters, eelich weyb mit schwacheit ihres leybes befallen, hat sie ihr Testament gemacht. Vormund ist Simon der Bierschröter. Item zum irsten hat sie bescheyden noch irem tode uffen Oywyn 3 mr. ader die 2 besten kleyder nemlich 1 peltz und 1 mantel, und der man sal die wilkör haben, das gelt ader die kleyder zugeben. Die Hälfte der Gerade, die ihrem Manne noch der stat wilkör nicht gehöret, solle den Mönchen und anderen Kirchen oder armen Leuten, ihrer Seele zum Troste, wie es ihr Mann für das beste erkennen wird, gegeben werden. Actum coram Hans Frömpter et Mathes Axt scabinis et Johanne Arnolt subnotario (juditium spetiale feria [?] post palmarum) anno 1505. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 323v.

(99)

Testament Hans Brückner († 19. März 1505), Ältester der Kramerzeche Testament und letzter wille des Hans Bruckeners 187 den got selige, verfasst in Anwesenheit und mit Zustimmung seiner Frau Ursula 188, vertreten durch ihren Vormund 184 185

186

187

1505. März 18.

Vgl. Zobel (1932), S. 54–73. Es ist möglich, dass Anna Lattener kurz nach dem Verfassen des Testaments starb, denn im LR 1505–1516, fol. 36r heißt es, dass Katherina, etwan Paul Eylenbergs Frau, jetzt Andres Latteners Frau sei. Andreas Lattener erhielt 1501/02 das Görlitzer Bürgerrecht als underbaumeister geschenkt, vgl. CDLS 5, S. 81. Ein Andreas Lattner war 1515 Unterverwalter des Hl.-Geist-Hospitals, vgl. Knauth (1772), S. 48. Er hatte in Nürnberg gelebt und gearbeitet und erlangte 1481 das Bürgerecht in Görlitz. Er heiratete Ursula Schmidt, Schwester des Michael Schmidt, Tochter des Heinze Schmidt, Stieftochter des Thomas Peyer. Er besaß 1495–1505 den Brauhof Petersgasse 7 und starb 1505, vgl. Jecht (1927–34), S. 394 und zu seiner Biografie Schulze (1897). Von 1501 bis zu seinem Tod saß er im Rat, 1503 wird ein Hans Brückner als einer der zwei Verweser des Hl.-GeistHospitals erwähnt, vgl. Zobel MS (1939), S. 23.

Regesten zu Görlitzer Testamenten, Legaten und Stiftungen 1298 bis 1552

485

Mathes Törsteher. Zcum irsten hat er befolen seine sele inn die barmhertzickeit gotes des allmechtigen unnd Marien seiner gebenedeyten mutter, sancto Andree seinem zwelffboten und allen auferweckten gotes und seinen cörper der geweyeten stellen. Legate: der Peterskirche 12 mr., der Nikolaikirche 10 mr., dem Franziskanerkloster 10 mr., der Frauenkirche 10 mr., dem Hl.-Geist-Hospital 10 mr., der Jakobs-Kapelle 10 mr. zum Baue, der Hl.-Kreuz-Kapelle 10 mr., arm und reich 20 sch., Georg Sale189 10 mr., Mathes Schwalm 4 mr., [Pfarrer?] Johannes Behem 2 sch., dem Pfarrer 1 sch. und dem Kramer-Altar die rote samtene Kasel. Des Weiteren sollen vier Seelbäder und sechs Dreißigermessen ausgerichtet werden und dem Cölestinerkloster auf dem Oybin 10 mr., der Priesterbruderschaft zu einer Jahrfeier 4 mr. gr. sowie der Bürgerbruderschaft 4 sch. gegeben werden. Den Rest, das Haus, hergewette, silberwerg, gerade sowie drei Gärten solle die Ehefrau erhalten. Als Schulden lässt er verzeichnen: das Hl.-Geist-Hospital schuldet ihm 66 sch., die Weinherren vom Keller 22 sch. 43 gr., Mathias Rosenberg 17 sch. und Mathes Axt 14 mr. ungeferlich. Actum feria 3. post palmarum 1505 coram dominis Valentin Schneyder et Claus Koler scabinis et Johannes Arnolt subnotario. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 323v–324v. Reg.: MGF 1.1, S. 340, Nr. 792, stark gekürzt.

(100) 1505. August 30. Testament Anna Bäcker († vor 23. Oktober 1506) Anna Peter Beckeryn uff der Creulsgasse verfügt letztwillig durch Andreas Kirchoff, ihren öhem und Vormund, folgende Legate: dem Rat arm und reich 5 mr., der Peterskirche 10 mr., dem Franziskanerkloster 10 mr., der Jakobs-Kapelle, der Hl.-KreuzKapelle, der Frauenkirche, der Nikolaikirche sowie dem Hl.-Geist-Hospital je 4 mr., der Bürgerbruderschaft 2 mr. und der Antoniusbruderschaft 4 mr. Des Weiteren sollen zwei Seelbäder mit Spenden und Trinken ausgerichtet sowie zwei Tuche für Arme gekauft werden. Ihre Schwester Dorothea in Seidenberg solle 12 mr., Kleider und Hausrat erhalten. Actum coram Mathes Axt scabino et Hans Teychler consule et subnotario sabbato ipso die sanctorum Felici et Adaucti martyr. anno salute christ. 1505.

188

189

Sie war die Tochter des Heinze Schmidt und in zweiter Ehe mit Lorenz Maucke, in dritter Ehe mit Simon Hockener und in vierter Ehe mit Fabian Lindener verheiratet. Die Ehemänner kommen jeweils in den Besitz des Hauses Petersgasse 7, vgl. Jecht (1927–34), S. 394 und Schulze (1897), S. 183 ff. Georg Sale lässt sich 1501 und 1527 als Altarist am Kramer-Altar nachweisen, vgl. LO 1484– 1520, fol. 98r und NPB fol. 4r.

486

Anhang A

Quittiervermerk: Dorothe Mathes Lorentzin zu Seydenberg 12 mr. 6. post Galli [23. Oktober] 1506; der Rest der Kleidung und Hausrat solle zu gleichen Teilen an die Peterskirche, das Franziskanerkloster und das Cölestinerkloster auf dem Oybin gehen. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 336r–v. Reg.: MGF 1.1, S. 341, Nr. 794, stark gekürzt.

(101)

1506.

Stiftung Georg Emerich († 25. Januar 1507), Bürgermeister Georg Emerich bestimmt, dass zwei Gärten auf Mathes Schneiders Vorwerk 190 und die Wiese darunter gelegen sowohl auch beide Gärten neben dem Hospital, davon demselben Heu zu drei Kühen zur Notdurft über Sommer und Winter samt dem Stroh, sollen gegeben werden. Der Hopfen, die Körner und das Obst sollen verkauft und davon das Bettgewand gebessert werden und das übrige zum Brot genommen werden. Und soll von ersten sein Sohn Peter nach seinem [Georgs] Tode oder der älteste und nächste danach auch zweene Ältesten vom Rat, die zugeordnet werden, welche die Testamente und anderes, was dem Hospital gegebn wird werden, in Verwaltung haben sollen. Original unbekannt. Hier zitiert nach Jecht (MS V UB 242), 4. Heft, fol. 69r (die dort angegebene Quelle ist nicht nachvollziehbar). Reg.: VOU Heft 9–20, S. 75 (ohne genaues Datum und Details).

(102) 1506. April 7. Testament Michael Weider, kassiert 26. August 1508 Michel Weyder verfügt testamentarisch folgende Legate: dem Rat arm und reich 1 mr. Zins in Girbigsdorf, der Peterskirche 40 mr., der Frauenkirche 40 mr., dem Franziskanerkloster 40 mr., der Nikolaikirche 12 mr., dem Hl.-Geist-Hospital 12 mr., der Jakobs-Kapelle 12 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 12 mr. Des Weiteren sollen 12 Seelbäder ausgerichtet werden mit je einem Viertel Bier, 15 Dreißigermessen in der Pfarrei und bei den Mönchen, und armen Leuten sollen vier graue Tuch gegeben werden. Actum coram Hans Frömpter scabino et Barthel Reynolde consulibus […] Barthel Winckler subnotario […] Mathes Axt eius tutore tertia feria post palmarum anno1506. Kassiert: Deletum est coram judicio speciali sabbato post Bartholomei 1508 in presentiam Mathes Axts tutore. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 12r.

190

Nach Jecht (1927–34), S. 792, Anm. 3 vielleicht jenes Gehöft in der Kahle. Siehe dazu auch Wentscher (1983), Sp. 230 f.

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(103)

487

Testament Anna Töpfer († vor 10. Mai 1506), Ratsherrnwitwe (?) Anna, Witwe des Michel Töpfers 191, verfügt testamentarisch vermittels ihres Vormundes Simon Gerlach folgende Legate: der Peterskirche und dem Franziskanerkloster je 10 mr., der Frauenkirche und der Nikolaikirche je 5 mr., dem Jakobs-Hospital und dem Hl.-Geist-Hospital je 3 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 2 mr., der Bruderschaft der korßner [= Kürschner] 4 mr., der Bürgerbruderschaft 2 mr., dem Cölestinerkloster auf dem Oybin 10 mr., dem Zisterzienserinnenkloster Marienthal (closter gen Ostrys) 5 mr., Herrn Thomas von Moßko [Altarist?] allhie im gestiffte 5 mr., Hans Voyte dem korßner 100 mr., seinem Bruder Peter Voyt 10 mr., Melcher Griß und dessen Frau 24 mr., Hans Schultze (ihrem Bruder zu Zittau) und seinen Kindern 20 mr., Pfender Merten (ihrer Schwester Ursula Sohn) 6 mr., ihrer Schwester Ilßen zu Panchwitz [= Panschwitz (Zisterzienserinnenkloster Marienstern?)] 6 mr., Jeronimi der korßners tochtern hynder den monchen alhie 4 mr., Ursula (Meister Cunrads Tochter) Kleidung sowie Hausrat und der mayt einen schwarzen Rock. Des Weiteren sollen fünf Seelbäder ausgerichtet werden, drei Tuche den Armen zu Gewand gegeben werden sowie vier Dreißigermessen in der Pfarrei oder bei den Mönchen192 ausgerichtet werden. Sie hat insgesamt 3 ½ sol., 10 fl. ung. und 4 mr. Schulden, diese sollen vom Rest getilgt werden, was danach noch übrig ist, solle der Rat für arm und reich erhalten. Actum coram Simon Höckner scabino, Barthel Reinolde consulibus et Bertholdo Winckler subnotario feria secunda post sancti Marci anno 1506.193 Quittiervermerke: Hans Schultz aus Zittau 20 mr. 1508; Bernhardinus Meltzer als Vorsteher des Kloster 10 mr. 1508; Michel Schwartz, Verweser der Frauenkirche, 5 mr., Johannes Arnoldt als Vorsteher der Bürgerbruderschaft 2 mr. 1508; Hans Voyt, [Vorsteher?] in die Kürschnerbruderschaft, 4 mr., Valten Schneider Schöffe [und Kirchenvater] der Peterskirche und der Nikolaikirche 15 mr., Hans Voit 100 mr., Hans Jost, Vorsteher zum Hl. Kreuz [= Hl.-Kreuz-Kapelle] 2 mr., Mathes Sigmund, Vorsteher zum Hl.-Geist-Hospital, 3 mr. […], Simon Hockener als Testamentsvoll-

191 192 193

1506. April 27.

Er war Kürschner, vgl. LA 1505–1512, fol. 45r. Ein Michel Täpper war 1505 im Rat und starb am 6. April 1505. Sie lässt sich nicht im KNFMCG nachweisen. Über das Testament war es unter den Erben zum Streit gekommen, den sie am 11. Mai 1506 beilegten, vgl. LA 1505–1512, fol. 45r–v: Bewilligung Anne Michel Töpferyn Frunde inn ihr testament und letzten willen. Anne Michel Töpfers Korscheners nachgelassene Witwe ist gestorben: Hans Voit (Kürschner, ihr Schwager aus Görlitz) und Melchior Grieß aus Bunzlau als Vormund seiner Frau Barbara (Schwester der Verstorbenen) und Hans Schultz ihr Bruder aus Zittau und Else Schieljorgiynn zu Parchewitz irer schwester und schwegeryn, irrig und uneyne gwest, sein sie deshalbenn in sune unnd fruntlichkeit entsatzt und gescheyden […] und haben inn angetzeiget testament gewilliget, und dasselbig zugelassen […], also das es allenthalben bey kraft und macht bleiben und nach allem seinem inhalt, wie es laut, gehalden und ausgereicht werden sulle. Man einigt sich weiter auf Geldzahlungen untereinander, die sich an den Testamentsbestimmungen orientieren.

488

Anhang A

strecker des Michel Töpfer bekennt, dass Voit alle Legate ausgezahlt habe, gegeben sabbato exaltationis crucis 1510. Peter Voits 10 mr. hat Hans Voit bei sich behalten, geschehen sabbato exaltationis crucis 1510. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 12v–13v. Reg.: MGF 1.1, S. 341, Nr. 796, stark gekürzt mit dem Datum 6. April.

(104)

Testament Nikolaus Adam († vor 2. Dezember 1506), Tuchmacher Testament des Tuchmachers Nicolaus Adam 194. Item ist sein letzter wille und meynung, das man sol bestellen eine Romfart zu seiner czeit. Er vermacht seiner Frau Anne 600 mr. und Tuch für 2 mr., das Haus auf dem Federmarkt und den besten silbernen Gürtel. Seinem Bruder Merten 195 hinterlässt er 500 mr. und die Meisterei am Niclasthore, der Bendictissynn 50 mr., Merten Keyl 50 mr., der Bartel Schultzynn 50 mr., dem Rat arm und reich 100 mr., der Peters- und Nikolaikirche 100 mr., der Frauenkirche 20 mr., dem Jakobs-Hospital 10 mr., dem Franziskanerkloster 50 mr., dem Cölestinerkloster auf dem Oybin 50 mr., dem Hl.-Geist-Hospital 10 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 10 mr. und der Priesterbruderschaft 48 mr. zu einem ewigen jährlichen Begängnis für ihn, seine Frau Anne und seinen Bruder Merten und für alle Verstorbenen seines Geschlechtes nach ihrem Tode zu begehen. Item das getreyde sal gegeben werden ummbe gotes willen. Mathes Schäps, seinem Paten, vermacht er 10 mr. Des Weiteren solle man 20 Dreißigermessen lesen lassen und sechs Tuche armen Leuten zu Gewand geben. Mathes Schwalm 196 solle 20 mr. erhalten. Zu St. Peter solle man auf einem Altar, der wenige Messen hat, eine neue Messe stiften aller lieben selen und sein gantz geslecht zugute. Zu Testamentsvollstreckern werden Mathes Schwalm und sein Bruder Merten Adam ernannt. Actum coram Hans Schmyd et Mathis Axt scabinis et Joanne Arnoldt scabino et subnotario sabbato post Elysabet 1506. Quittiervermerke: Der Rat quittiert über 100 mr. 4. post Andree [2. Dezember] 1506. Valten Schneyder und Hans Schmyd, kirchenvater zu Sanct Peter 197, quittieren über 100 194 195 196

197

1506. November 21.

Seine Frau Anna heiratet später den Ratsherren Caspar Stetzel († 6. Juni 1447), vgl. LR 1505– 1516, fol. 73v (1508. Juli 28.). Ein Martin Adam war 1525–1559 im Rat, er starb am 22. April 1559. Ein Matthias Schwalm ist seit 1489 als Altarist am Hohen-Altar der Frauenkirche nachweisbar, vgl. LO 1484–1520, fol. 10r. Zwischen 1503 und 1511 war er Altarist am Altar Unser lieben Frauen in der Peterskirche, vgl. Löbauer Urkunden, Nr. 118, S. 471 f. und VOU Heft 9–12, S. 90. 1508 war er Verweser der Priesterbruderschaft, vgl. LR 1505–1516, fol. 77v–78r. In den SRL N. F. 2, S. 261 wird er als Beichtvater des Georg Emerich genannt. Nach Jancke/Richter (1811–19), »Sechster Beytrag«, starb er am 9. Juni 1514. Zu Valentin Schneider siehe oben das Regest zu 1499. September 13. Ein Hans Schmidt ist zwischen 1502 und 1510 als Kirchenvater der Peterskirche nachweisbar, vgl. LR 1488–1505, fol. 271r und LR 1505–1516, fol. 8v, 47r sowie 121r.

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489

mr., actum ut supra. Der Prior Gregorius 198 vom Oybin bekennt, 50 mr. erhalten zu haben 4. post conceptionis Marie [9. Dezember] 1506. Mathes Schäps bestätigt den Erhalt von 10 mr., actum ut supra. Johannes Molgreber 199, Verweser der Priesterbruderschaft, quittiert durch seinen Vormund Bertold Winkeler über 48 mr., 4. [?] post […]. Mathes Schwalm bekennt, 72 mr. erhalten zu haben, um damit 6 mr. jährlichen Zinses für seinen Altar Unser lieben Frau in der Peterskirche zu kaufen, 3. post nativitate Christi [28. Dezember] 1507. Mathes Schwalm erhält 20 mr. 5. post Andree apostoli [3. Dezember] 1506. Der Tuchmacher Merten Keyl erhält 50 mr., actum ut supra. Margareta Bartel Schultzyn, quittiert durch Merten Keyl iren bruder und vormunden über 50 mr., actum ut supra. Gregor Egyl [?], als Vormund und Ehemann der Dorotheen, etwan Benedictus Schneyders Frau, bestätigt den Erhalt von 50 mr., actum ut supra. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 25r–28r. Durch einen Wasserschaden ist das ganze Buch zum Teil unlesbar. Reg.: Speer (2007), S. 127 f. MGF 1.1, S. 342, Nr. 798, stark gekürzt.

(105)

1507. Dezember 29.

Testament Veronika Meister Hansin, die Seifensiederin Testament und letzter wille Veronice Hans Seyffensyderyn. Vormund ist Andreas Meye. Es werden folgende Legate bestimmt: der Gevatterin Jorg Rymeryn zu Lodwigsdorff Bettzeug, 2 mr. und Kleider, der meister Hansyn Bochsenmeisteryn 4 mr. und die mutter gotes, die sie am halse trägt, der Köchin Ursula einen Rock, dem Nachbarn Andreas zwei Betten, die uff der stange hangenn, den vätern und brudern zu Löbaw ein Zinngefäß, ins Seelhaus 1 mr., dem Görlitzer Franziskanerkloster die körsche, dem Kramer-Altar 3 mr. zu einem Vorhang und 10 Ellen leymet zu einer palla 200 sowie 5 lot colnische seyde; der Peterskirche zum dache 4 mr. und das der Emerichschen Schwester (frau Bebe [?]) geborgte Geld, der Antoniusbruderschaft 3 mr., den Armen ein Tuch zu Gewand und den armen Leuten im Neuen Haus [= Franzosenhaus] 1 mr. Actum 4. post nativitatis Christi coram Hans Schmyd scabino, Bernardo Bernt consule et Johanne Arnolt subnotario anno 1508 201. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 47v–48r.

198 199

200 201

Gregor Voit bzw. Vogt war mindestens 1495 und 1508 Prior der Oybiner Cölestiner, vgl. Sauppe (1903), S. 229 sowie Carpzov, Analecta 1, S. 166, beide ohne Quellenangabe. Ein Johannes Molgreber wird 1489 als vorweser der armen im Hl.-Geist-Hospital bezeichnet, vgl. LO 1484–1520, fol. 8r. Er ist als Altarist bzw. Verweser der Priesterbruderschaft zwischen 1506 und 1516 nachweisbar, Lose Urkunde 1508. Januar 25., LR 1505–1516, fol. 80v–82r sowie Zobel MS (1939), S. 11. Palla: quadratisches Tuch zum Abdecken des Kelches während der Messfeier. Da in Görlitz zu dieser Zeit das neue Jahr mit Weihnachten begann, ist das Testament auf 1507 zu datieren.

490

Anhang A

(106) 1508. März 19. Testament Martin Schultz, Bergknecht (?) Testament und letzter wille Merten Schultzens berknechts, Aspen Schultzen sones. Merten Schultz ein berknecht 202, so er mit schwacheit seins leibes befallen, verfügt letztwillig: der Peterskirche 14 mr., dem Franziskanerkloster 6 mr., der Frauenkirche 6 mr. gr., der Nikolaikirche 4 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle, dem Jakobs-Hospital und dem Hl.-Geist-Hospital je 2 mr., Katherine Kleynhansyn, seiner wärteryn, 2 mr., den etwaigen Rest des Nachlasses, alhie ader zum Luban bey seinem vater, zur Bestattung und für die Peterskirche. Actum coram Simon Hockener scabino, Hans Fritsche consule et Johannes Arnoldt subnotario vom rate dortzu verordentt dominica reminiscere alias post Gertrudis 1508. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 54v–55r.

(107)

Testament Barbara Geisler († 23. Mai 1508), Prokuratorin der Franziskaner, Ratsherrnwitwe Im namen gotes amen. Barbara, etwan Andres Heselers 203, den got selige, itzt Hans Geyselers 204 eliche Haußfrau, in bedocht der ungewissen stunde des todes hat irer selen zu troste und selickeit, vermittels ihres Vormunds Peter Beyr, folgende Legate ausgesetzt: Und zum irsten hat sie befolen ire sele dem allmechtigen gote, iren leichnam und corper der erden im closter alhie des ordens b. Francisci inn der kirchen an die stelle, do gemelter Andreas Heseler, ir voriger elicher man, den got gnade, leyet, im kleyde des ordens zu begraben und dorneben, i[h]ne bescheyden und benumet 30 mr. Nemlich 15 mr. zum gebrauchen und die andernn 15 mr. zu gewande und gemeinem nutz den vatern und brudern. Sie sollen auch sechs Seelbäder ausrichten, sechs Dreißigermessen sowie sechs große Seelenmessen lesen, dazu solle Hans Geyseler, ihr Mann, 5 pf. Wachs für Lichter geben und eine grüne, seidene […]aulte zu Vorhängen vor den Altar.205 Des Weiteren sollen ausgezahlt werden der Peters-

202 203

204 205

1508. Mai 13.

Es ist auch die Lesart becknecht möglich. Andreas Heseler war von 1483 bis 1492 im Rat. Im Jahr 1475 ist er als Verweser, also Prokurator, der Görlitzer Franziskaner nachweisbar, vgl. LR 1470–1488, fol. 68r abgedruckt in MGF 1.1, S. 225 f., Nr. 536. 1489 soll Kirchvater zu S. Jocoff (Jakobs-Hospital) gewesen sein, vgl. Jancke/Richter (1802–10), hier »Dritter Beytrag«. Er besaß einen Brauhof im Reichenbacher Viertel, vgl. Wentscher (1933), S. 261. Er und seine erste Frau Barbara († 21. August 1474) haben laut KNFMCG S. 284 notabilem elemosinam pro structura nova prope chorum, que dicitur domus capituli, dem Franziskanerkloster vermacht. Der Grabstein des Andreas Heseler († 1493) lag im Langhaus der Klosterkirche, vgl. Zobel (1910), S. 10 und Jecht (1910), S. 166. Ein Hans Geisler war von 1523 bis 1534 im Rat, vielleicht derselbe. Vgl. KNFMCG S. 277: Anno domini 1508 [23. Mai] obiit honesta et devota domina Barbara Geyszlerin per longa tempora conventus procuratrix fidelissima que legavit 30 mr. 15 pro utilitate et necessitate fratrum alias 15 pro edificio ecclesie nostre tunc temporis erecte tam in muro quam in tecto. Cuius anniversarius annuatim de ambone denunccietur. Requiescat in pace.

Regesten zu Görlitzer Testamenten, Legaten und Stiftungen 1298 bis 1552

491

kirche 20 mr., der Frauenkirche 5 mr., der Jakobs-Kapelle 5 mr. (davon 1 mr. den Armen ebenda), der Nikolaikirche 2 mr., den armen Leuten im Hl.-Geist-Hospital 2 mr. gr. und der Hl.-Kreuz-Kapelle 1 mr., der Priesterbruderschaft zu den früher ausgesetzten 20 mr. noch 10 mr. und zwei silberne Gürtel zu einem jährlichen Begängnis, der Bürgerbruderschaft und der Antoniusbruderschaft je 5 mr. und dem »Gestift der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche 5 mr. für ein jährliches Gedächtnis für sie und ihr Geschlecht. Der Stieftochter Magdalena solle man den besten Perlenkranz, ein kleines Perlenband, den besten silbernen Gürtel und das Korallenpaternoster geben, stürbe sie, dann solle es zur Seligkeit der Barbara eingesetzt werden. Der Bruder Nickel Hofeman solle 100 mr. erhalten. Für ihre eigene Bestattung bestimmt sie 10 mr. Was übrig bleibt solle an die Armen gehen. Actum coram Mathes Axt scabino, Merten Welß consule et subnotario vom rate dortzu vororden sabbato ipso die Servatii anno 1508. Quittiervermerk 1511: Johannes Arnoldt, Vorsteher der Bürgerbruderschaft, erhält 5 mr. coram Hans Jost scabino sabbato post corporis Christi [21. Juni] 1511. Nickel Hofeman erhält 100 mr. coram Johanne Jost scabino 4. post Viti [18. Juni] 1511. Quittiervermerke 1514: Daniel Goritz, Vorsteher des Franziskanerklosters, erhält von Hans Geysler 30 mr. und was dem Kloster beschieden wurde coram Johanne Arnolt scabino 4. [?] post assumptionis Marie 1514. Mathes Rosenberg, Kirchenvater der Peterskirche und Nikolaikirche erhält 22 mr. für beide Kirchen coram Johanne Arnolt scabino 2. post assumptionis Marie [21. August] 1514. Gregor Jost und Nickel, arme leute zum heyligen geiste, haben vor sich und von wegen der andern bekannt, dass sie 2 mr. erhalten haben, Hans Schubert, Glöckner in St. Jakob, erhält für Mathes Axt, Vorsteher von St. Jakob, 5 mr., die er auch Mathes Axt überantwortet hat dyweil er am leben gwest, coram Johanne Arnolt scabino 6. post assumptionis Marie [25. August] 1514. Johannes Breitmichel bekennt, dass Hans Geiseler die 10 mr. sowie 18 mr., für die zwei Gürtel, der Priesterbruderschaft gegeben hat, coram Johanne Arnolt scabino 6. post assumptionis Marie [25. August] 1514. Gregor Hegel [?] erhält als Vormund und Ehemann von Hans Geyselers Tochter Magdalena die ihr zugedachten Schmuckstücke 4. post assumptionis Marie 1514. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 59r–60r. Reg.: MGF 1.1, S. 355, Nr. 824, stark gekürzt.

(108)

1508. Juni 20.

Siehe Anhang B.

Testament Hans Frenzel († 16. September 1526)

492

Anhang A

(109) 1508. Juni 27. Testament Margarethe Dietrich Letzter Wille der Margarete Dietterichynn 206 […]: der Peterskirche 6 mr., dem Franziskanerkloster 6 mr. Zinsen, der Nikolaikirche 2 mr., dem Hl.-Geist-Hospital 2 mr., der Frauenkirche 2 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 1 mr. und dem Cölestinerkloster auf dem Oybin 1 mr. Schließlich sollen 38 mr. Schulden aus dem Nachlass bezahlt werden. Actum coram Mathes Axt scabino, Baltzer Kirchoff consule tertia post Johannis baptiste 1508. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 65r–v. Reg.: MGF 1.1, S. 355, Nr. 825, stark gekürzt.

(110)

Testament Valentin Schneider († 30. Juni 1508), Bürgermeister Der ersame herr Valten Schneider 207, alder burgemeister, hat bey guter vornunft, von gutem freyen willen und aus wolbedachtem mute, wiewol er mit schwacheit seins leibes befallen gwest, uff der stat begnadung und freyheit in kegenwertigkeit von unden benanten getzeugen [und] mit vorwilligung fraun Cristinen, seiner ehlichen haußfraun, diß nochfolgende sein testament und letzten willen mit seiner eigenen hand vertzeichnet und geschreiben, ubirantwortet mit beger, das der rath sulchs bestetigenn und ins statbuch zuschreiben befelen wolle, domit eß kreftig gehalden und außgereicht werden möge. Zuerst bestätigt er die begabung seiner Frau mit dem kindsteyl, die er vor 13 Jahren, nach Inhalt des Stadtbuchs, gemacht hat. Die Zinsen zu Liesse [= Lissa?], nämlich 32 gr. böhm., 5 Scheffel Korn und. 10 Scheffel Hafer, sollen nach dem Tode seiner Ehefrau an das »Gestift der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche zur Abhaltung eines jährlichen Gedächtnisses mit einer Vigil für ihn und seine Ehefrau gehen, und so vil ir [an Priestern?] do sein werden, itzlicher eine selemesse lesen solle. Es ist auch seine fleißige bethe und beger, das der rath dorein sehn wolle, das die getzeiten ordenlich gesungen, werden. Nach dem Tod seiner Frau sollen 200 mr. von seinen Gütern an seine Geschwister gegeben werden. Gescheen am tage sancti Petri und Pauli im beywesen der achtbaren wirdigen hernn doctors Andree Jöppener physici [= Stadtphysikus], Hans Esschenloers und Lo206

207

1508. Juni 29.

Es ist möglich, dass Margaretha Dietrich die Tochter des Wenzel Emerich ist, die in dessen Testament ebenfalls Margaretha Dietrich genannt wird, nach ihrem Mann Dietrich von Cranleid. Siehe oben das Testament des Wenzel Emerich (1503. Juni 20.). Es gab in Görlitz zwei nicht stammesgleiche Ratsfamilien selben Namens, die Söhne des Hans Schneider auf Schlauroth waren der Görlitzer Bürgermeister Valentin, der Leipziger Professor Ludwig und der Görlitzer Richter Paul, welche sich oft auch Langschneider nannten; die vier Söhne des anderen Matthes Schneider nannten sich Schnitter, vgl. Wentscher (1938), S. 77. Valentin Schneider war zwischen 1497 und 1514 fünfmal Bürgermeister, 1495 war er Verweser der Hl.-Kreuz-Kapelle (siehe oben das Testament des Paul Grich 1495. Februar 6.), und Kirchenvater der Peterskirche sowie der Frauenkirche. Valentin Schneider wird 1488 als Besitzer des Brauhofes Petersgasse 4 ausgewiesen, vgl. Wentscher (1933), S. 262.

Regesten zu Görlitzer Testamenten, Legaten und Stiftungen 1298 bis 1552

493

renz Mauckens mitburger uffs rathes verschaffen dortzu gefordert und geschicket anno 1508. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 89v–90r.

(111)

1508. Juli 21.

Testament Margarethe Seifert († 4. November 1517), Tuchhändlerin (?) Margarete Caspar Seyffertynn verfügt vermittels ihres Vormundes Michel Pulkenhayn, dass man in der Peterskirche einen neuen Altar zu Ehren der Hl. Anna, den sie mit 14 mr. wiederkäuflicher Zinsen bestiftet für zwei Messen (eine der Hl. Anna, die andere […]) bauen und uffrichtenn solle. […] danach soll der Rat das Patronat haben. Des Weiteren erhalten arm und reich 100 mr., die Peterskirche 20 mr. und ein Messgewand aus Samt, das Franziskanerkloster208 20 mr., die Frauenkirche 20 mr., das Hl.-Geist-Hospital, die Jakobs-Kapelle, die Hl.-Kreuz-Kapelle, die Nikolaikirche, das Kloster in Naumburg, das Cölestinerkloster auf dem Oybin und das Kloster Marienthal (gen Ostriß ins closter) je 10 mr., Peter Schmydes Kinder 30 mr., Neumans Frau (ihre mumen) 5 mr., der Andrissyn Sohn 5 mr., das Gestift zum Leiden unseres Herrn 12 mr., die Bürgerbruderschaft 10 mr. sowie die Antoniusbruderschaft 5 mr. gr. Ferner sind 15 Seelbäder auszurichten. Sollte keine Stelle für einen neuen Altar in der Peterskirche frei sein, so sal er uff ein ander altare zum andern ministerio gelegt werden. Zu Testamentarien werden Gregor Radax und Mathes Bottener [?] ernannt. Actum coram judicio speciali feria 6. ante Marie Magdalene 1508. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 71v–72v. Reg.: KNFMCG S. 292. Reg.: MGF 1.1, S. 356, Nr. 830, stark gekürzt.

(112)

Testament Hans Zwinling († 1532), Ratsherr, kassiert 1. November 1515 209 Testament des Hans Zwynling . Legate: dem Rat arm und reich 10 mr., dem Cölestinerkloster auf dem Oybin 10 mr., den lieben herenn sanct Petro allhie [= den Kir208

209

1508. August 11.

Vgl. KNFMCG S. 282: Anno domini 1508 [31. Juli] recommendavit se in vita devota domina Margaretha Szeyffartin dedique in promta pecunia 40 mr. polonicales pro quibus desideravit singulis ebdomadis participationem duarum missarum in altari S. Francisci. Ad eandemque participacionem peciit recipi suos parentes mortuos videlicet Hansz Szelighe, Ursulam et Barbaram eius uxores ac suos maritos Caspar Szeyfarth et Nickel Szefart et Barbaram eius uxorem priorem Deus faciat easdem animas participes prefatarum missarum Ast totam eius progeniem Amen. Et post mortem legavit conventui 20 mr. Ebd. S. 292: Anno domini 1517 [4. November] obiit devota Margaretha Szeyffartin que prosalute anime sue legavit conventui 20 mr. Ein Hans Zwinling war von 1508 bis 1532 Ratsherr und starb 1532.

494

Anhang A

chenvätern der Peterskirche] 80 mr., der Nikolaikirche 20 mr., dem Franziskanerkloster 40 mr., der Priesterbruderschaft 40 mr., dem Gestift vom Leiden etc. 20 mr., der Hl.-Geist-Kapelle 20 mr., der Frauenkirche 20 mr., der Jakobs-Kapelle 20 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 20 mr. und der neuen Annenkapelle 20 mr. Das Haus am Nikolaitor solle an die Peterskirche fallen. Actum coram scabinis 3. post Donati anno 1508. Kassiert: Diß testament hat obgenanter Hans Zwinling wideruft […] am freitage 210 des abends aller heyligen 1515. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 75r.

(113)

1508. August 15., nach

Testament Barbara Braun, Frau des Ältesten der Fleischhauer, kassiert […] 1509 Barbara Hans Brawnyn 211 fleisscherin und Besitzerin einer Fleischbank verfügt vermittels ihres Vormunds Jorg Förster folgende Legate: […] Nikolaikirche […], der Peterskirche 4 mr., der Nikolaikirche 2 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 1 mr., der JakobsKapelle 3 mr., der Frauenkirche 2 mr., dem Franziskanerkloster 5 mr., damit sie Hans Brawnen und sie ins Totenbuch schreiben, der Hl.-Geist-Kapelle 1 mr., dem Cölestinerkloster auf dem Oybin 3 mr. gr., für sechs Seelbäder 10 mr., dazu einem itzlichen sal man geben 1 fyrtel zweymaß, Merten Brawnen 212 Kindern 10 mr., ihrer mayt Anne den schuldigen Lohn von 20 mr., Hedwig (Tochter ihres Bruders) 20 mr. und Kleider, Hans Gr[…]schen 10 mr., die Fleischbank solle man für 80 mr. und ihr Haus für 70 mr. dem […] verkaufen, wenn er es nicht wolle, solle es meistbietend verkauft werden. Des Weiteren vermacht sie der Bürgerbruderschaft 1 mr., der Priesterbruderschaft für die Jahreszeiten ihres Mannes 3 mr. und ihrer mumen Else 5 mr. Was übrig bleibt, solle verkauft werden, um armen Leuten Gewand und Schuhe zu kaufen und um Messen zu bestellen. Actum coram scabinis 4, post assumptionis Marie 1508. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 75v–76v.

Nachträge: Von den 16 mr. Schulden, die Cristoff […] bei ihr hat, sollen 8 mr. an die Peterskirche und 8 mr. an den Rat gehen. Folgende Privatpersonen werden darüber hinaus bedacht: Item Kretzeln 20 mr. und die Scheune, seinem Sohn Caspar 10 mr., Hans Grätschen 20 mr., Annen [Braun?] das Haus vor der Stadt, Andreas Higman 10 mr. und dem hantwerg der fleisscher 3 mr. Gescheen vor Merten Wels, Hans

210 211 212

Allerheiligen (1. November) fiel 1515 auf einen Donnerstag. Hans Braun war 1486 bis 1502 Ältester der Fleischhauer. 1491 erscheint er im LR 1488–1505, fol. 59v als Verweser des Jakobs-Hospitals. Ein Martin Braun war 1505 bis 1509 Ältester der Tuchmacher, vgl. sein Testament 1513. März 16.

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Grätsch und Cretzeln vom rate dortzu geschickt. Sabato post Andree apostoli [2. Dezember] 1508. Kassiert ohne Datum. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 91r–v.

(114) 1508. August 26. Testament Michael Weider († 10. Oktober 1508) Testament des Michel Weyder. Legate: dem Franziskanerkloster 50 mr., damit er bei ihnen beerdigt werde und sie zehn Dreißigermessen für ihn lesen und ihn ins Totenbuch schreiben, vor in zu bettenn inn der woche, sullen in auch begehen mit vigilien und selemessen 213 (am Rand: datum est); der Peterskirche 12 mr. (am Rand: datum est Hans Schmyde), der Frauenkirche 10 mr. (am Rand: datum est hernn Schwartzen), der Nikolaikirche 8 mr., dem Rat arm und reich 20 mr., den armen Leuten im JakobsHospital und im Hl.-Geist-Hospital zu Schuhen und Kleidung je 6 mr. (am Rand: datum est), der Hl.-Kreuz-Kapelle 7 mr.(am Rand: datum est), der Bürgerbruderschaft 4 mr. (am Rand: datum est Apotecario Peter Tyle scabino), der Priesterbruderschaft 20 mr., um für ihn und seine Frau nach dem Tod ein jährliches Begängnis zu feiern (am Rand: Mathes Schwalm, Verweser der Priesterbruderschaft, resignavit, von Jorg Weider 20 mr. erhalten zu haben coram Baltzer Kirchoff scabino 4. Viti 1513), der Antoniusbruderschaft 4 mr., seiner Frau 200 mr., alles Silberwerk, Leinengeräte und die Gerade. Gescheen vor Jocoff Heyllern statschmyde, Jocoff Jensch, Michel Möcken und Gregor Kittelman vom rate zu im geschickt, die er vor gehegter banck also […] und haben bekreftigenn lossen sabbato post Bartholomei anno 1508. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 77v–78r.

(115)

Testament Thomas Gässner († vor 26. September 1508), Müller Thomas Gässener Möller, Jocoff Gasseners etwan möllers inn der Consulsmöle son, hat in der kirchen [Peterskirche?] inn kegenwertickeit des hochwirdigen sacraments vor hernn Francisco Jost dem caplan, Michel Haßen dem schencken und dem glockener bey guter vornunft sein testament und letzten willen gemacht, wie hirnoch folget: der Peterskirche, der Nikolaikirche, der Frauenkirche und dem Franziskanerkloster je 5 mr., dem Hl.-Geist-Hospital, der Jakobs-Kapelle und der Hl.-Kreuz-Kapelle je 3 mr., dem Kaplan 4 mr. sowie Franciscus Jost, seinem Beichtvater, 1 mr. Gescheen freitag am tage nativitatis Marie bey abend anno 1508. So denn die scheppen des eigentlich berichtet geworden, haben sie es ins buch ze schreiben befolen 2. post Mauritii [25. September]. 213

1508. September 8.

Vgl. KNFMCG S. 289: 1508 [10. Oktober] obiit Michel Weydener legavit conventui 50 marcas.

496

Anhang A

Quittiervermerk: Diß testament ist außgereicht vom gelde, das er uffem rathhause hat gehabt, 3. post Mauritii [26. September] anno etc. 1508. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 83r. Reg.: MGF 1.1, S. 357, Nr. 833 stark gekürzt.

(116) 1508. September 11. Testament Benigna Kirchoff, Tuchmacherwitwe Benigna, Witwe des Peter Kirchhoffs 214, verfügt durch ihren Sohn und Vormund Peter Kirchoff folgende Legate: der Peterskirche 7 mr., allen kirchen in der eren der heyligen funff wunden Jesu Chr. itzlicher 5 mr.; (∏) nämlich dem Franziskanerkloster 5 mr., dazu ein Fass Bier aus dem Keller oder Geld, eins zu kaufen; (∏) der Frauenkirche 5 mr.; (∏) der Jakobs-Kapelle, dem Hl.-Geist-Hospital, der Hl.-KreuzKapelle und der Nikolaikirche je 5 mr.; (∏) gen Naumburg ins closter 6 mr.; (∏) Herrn Bartholomäus Leffeler 4 mr.; (∏) der Annenkirche 12 mr. zum Ankauf einer mr. Zinses; (∏) der Antoniusbruderschaft 2 mr., ihren Mann und sie eintzuschreybenn 215 [ins Totenbuch]; (∏) den Schülern sechs Scheffel Korn, ihnen sechs Wochen lang je einen Scheffel die Woche zu backen, (∏) zum Beinhause zur Nikolaikirche 3 mr.; (∏) sie ins Totenbuch [der Peterskirche] zu schreiben 1 sch.; (∏) drei Seelbäder und drei Dreißigermessen auszurichten und dazu zwei Stein Wachs zum Begängnis; (∏) Marischen, ihrer Schwester, 5 mr. oder zwei Fordertuch; (∏) dem Hl.-Geist-Hospital ½ mr. oder […], ferner 4 selbfarbtuch den nacktesten und ärmsten leuten. Actum coram Mathes Axt scabino 2. post nativitatis Marie […]. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 82r–v. Reg.: MGF 1.1, S. 357, Nr. 834.

(117)

Testament Georg Hans († vor 18. September 1508), Leinwandschneider Jorge Hans leynwotschneyder hat bey guter vornunft seiner selen zu troste und selickeit inn sanct Peters kirchen vor dem hochwurdigen sacrament vor hernn Johanne dem caplan, hernn Marienam dem priester unnd dem glackner sein testament und letzten willen gemacht und vorordent: der Peterskirche 60 mr., der Nikolaikirche 20 mr. (die sollen aus den Schulden des Tuchmachers Peter Czacherist bezahlt werden), dem Franziskanerkloster216 50 mr. (∏-Zeichen am Rand), der Priesterbruderschaft zu einem jährlichen Begängnis 50 mr. (∏), seiner Frau Ursulen 100 mr. und das Haus […]. 214

215 216

1508. September 14.

Ein Peter Kirchhoff war 1496 bis 1500 als Ältester der Tuchmacher im Rat. Wohl derselbe eröffnete gemeinsam mit Georg Emerich und Nikolaus Adam ein Bergwerk am Weinberg in Görlitz, das nie etwas förderte, vgl. Jecht (1892b), S. 147 f. Dies ist bisher der einzige (!) Beleg für ein Gebetsgedenken durch die Antoniusbruderschaft. Vgl. KNFMCG S. 286: Item anno domini 1508 [12. September] Jorge Leymath-sneyder cum uxore sua testarunt pro ecclesie structura 50 mr.

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Die oben genannten Priester haben das Testament anstatt des Rates ins Stadtbuch schreiben lassen. Actum coram quinta ipso die exaltationis b. crucis 1508. Quittiervermerk: sulch testament ist allenthalben außgereicht […]. Am Montag nach Lamperti [18. September] hat man ausgereicht aus dem Testament des Jorge Hans der Priesterbruderschaft 50 mr., vertreten durch Hans Mölgreber und den Mönchen, vertreten durch Gregor Behme 50 mr. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 80v–82r.

(118) 1508. September 17. Testament Ursula Hans († vor 18. September 1508) Ursula Jorg Hanses gelassene Witwe verfügt testamentarisch folgende Legate: der Frauenkirche 50 mr. (∏), dem Rat arm und reich das Haus bei der Waage zur Hälfte, dem Hl.-Geist-Hospital 8 mr. (die ir die Jorg Voityn schuldig ist), dem Cölestinerkloster auf dem Oybin 10 fl. ung. (∏), der Antoniusbruderschaft 8 mr. (∏), dem Jakobs-Hospital 6 mr. (∏), der Hl.-Kreuz-Kapelle 2 mr. (∏), der Kirche gen Lichtenberg 6 mr. (∏), […] Marienam 1 gut bette ane tziche und […] zum andern ministerio des altares Anne und Erasmi [?] in der Frauenkirche unter der Orgel und 10 mr. zu einem Messgewand, dem Andreas Mondenschein einen neuen Altar zu stiften 6 mr. […], Johannes G[…] […] Johannes Marienam […] Jorg Wenczel […] am sontage des tages Lamperti […]. Quittiervermerk: am Montag nach Lamperti [18. September] hat man ausgereicht aus dem Testament: der Priesterbruderschaft, vertreten durch Hans Mölgreber, 50 mr., den Mönchen, vertreten durch Gregor Behme, 50 mr., der Frauenkirche 50 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle, vertreten durch Johannes Eppler, 2 mr., dem Jakobs-Hospital, vertreten durch Mathes Axt, 6 mr., der Kirche gen Lichtenberg, vertreten durch Hans Schmidt, 6 mr., den Antonitern [= Antoniusbruderschaft], vertreten durch Mathes Axt 8 mr. und den Vätern auf dem Oybin, vertreten durch Mathes Schwalm, 10 fl. ung. ader 15 mr. Item hernn Andreas Mondenschein 6 mr. zu hulffe einen neuen altar ze stiften. Schließlich wurden 10 mr. zu einem Ornat des andern ministerium für den Altar Anne und Erasmus an Herrn Johannes Marienam, dem sie es befohlen und überantwortet hat, ausgezahlt. Item ein corallen-paternoster […]. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 80v–82r.

(119)

Testament Martin Mauermann († vor 6. November 1508), Vorwerksbesitzer Testament und letzter wille des Merten Mauermans furwergmans 217 [= Vorwerksbesitzer]. Er vermacht der Priesterbruderschaft so vil gelde als man bedarff, i[h]n mit 217

1508. September 20.

Zur Familie Mauermann und ihren Vorwerken vgl. Jecht (1927–1934), S. 611.

498

Anhang A

seinem weibe und geslechte dorein zunemen und alle jare ierlich mit einem sonderlichen begengnys zubegehen. (∏)218 Item man sal ein fart bestellen zum heyligen blute und auch eine gen Hayndorff unt einen lichte von einem halben pfund wachs. Man solle ausrichten ein Seelbad, dazu Weißbrot (∏), der Peterskirche 20 mr. (∏), der Nikolaikirche 12 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 10 mr., dem Franziskanerkloster 14 mr., der Frauenkirche 18 mr., dem Jakobs-Hospital 10 mr. und dem Hl.-Geist-Hospital 8 mr. So sein Kind stürbe, sollen die 50 mr. Erbgeld auf Lodwigsdorff 219 aufgeteilt werden: der Peterskirche 20 mr., der Nikolaikirche 12 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 10 mr. und den Rest zu itzlicher kirchen. Am abend sancti Mathei apostoli et evangeliste 1508 inn beywesen Marcus Seydels, Lorenz Hofemans, Caspar Hanses und Merten Schultzens, die es dem scheppen angesagt und uff iren befel also geschriben ist. Nachtrag: So denn das kynde und dornoch der vater auch verstorben sind, wurden alle Güter durch Hanß Jost 220 verkauft. Ipso die b. Leonhardi [6. November] 1508. Vom Erlös wurden 200 mr. Schulden beglichen und an die Kirchen und Kapellen ihre Anteile ausgezahlt. Die selebad und reysen zum heyligen blute und Hayndorff sein auch durch Hans Zwinling221 bestalt und außgericht. Mathes Schwalm erhält für die Priesterbruderschaft insgesamt 48 mr. für ein jährliches begengnis […] vor in, sein weib und geslecht, dass jeder Priester eine Messe halte, dazu 2 mr., das sie itzt ein begengnis halden, actum feria 2. Leonhardy [6. November] 1508. 1509 erhält derselbe abermals 2 mr. für ein Begängnis und 24 mr. für die Bruderschaft, in vigilia Petri et Pauli. 1510 erhält der Prediger und Rat zu Heynersdorff 1 mr. und 6 sol. Das ubrige ist den kirchen gereicht. Dominica post circumcisionis Domini 1511 wurden 35 mr. ausgezahlt an […]. Quittiervermerk: Der ersame Mathias Rosenberg, burger und kirchenvater zu sanct Peter und Niclas, resignavit, dass er von Hans Ryseling zu Lodwigsdorff 50 mr. erhalten habe. Coram Johanne Arnoldt scabino in presentiam domini Frantz Schneyders 222 5. post visitationis Marie [4. Juli] 1521. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 88r–89r. Reg.: Speer (2007), S. 129. Lit.: Jecht (1927–34), S. 611, Anm. 14. MGF 1.1, S. 357, Nr. 838, mit dem Datum 6. November. 218

219 220

221 222

Dieses Zeichen findet sich bei zahlreichen Testamenten und bedeutet einen Auszahlungsvermerk. Das Fehlen eines solchen Zeichens in anderen Testamenten heißt aber nicht, dass jene Legate nicht ausgereicht wurden. Ludwigsdorf, nordöstlich von Görlitz. Ein Hans Jost Waidgast wurde 1502/03 Neubürger, vgl. CDLS 5, S. 82. Wohl derselbe war von 1505 bis 1512 Ratsherr. 1506 ist er als Verweser der Hl.-Kreuz-Kapelle nachweisbar, vgl. LR 1505–1516, fol. 12v–13v. Zum Verkauf des Vorwerks vgl. LR 1505–1516, fol. 56r sowie Jecht (1927–1934), S. 330. Er war 1508 Konsul, siehe auch Jecht (1927–1934), S. 603. Er war von 1510 bis 1549 im Rat und zehnmal Bürgermeister, so auch im Juli 1520. 1536 wurde er geadelt und hat den Namen Schnitter angenommen, vgl. Knothe (1895), S. 166 und Wentscher (1983).

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499

(120) 1508. September 30. Testament Anna Bottener, Brauhofbesitzerin Testament und letzter wille junckfrauen Annen, Baltzer Botteners 223 gelassenen tochter. […] so sie mit schwachheit ires leibes befallen, hat aus eigenem freyen willen, wolbedachten mutes und bey guter vornunft folgende Legate bestimmt: der Peterskirche 20 mr., (∏) zu sanct Annen [= Annenkapelle] und dem Franziskanerkloster224 je 20 mr., der Nikolai- und Frauenkirche 10 mr., dem Jakobs-Hospital 10 mr., (∏) Bernhardin Melzer 225 und seiner Frau 60 mr. und den gesamten Hausrat, ihren Kindern je 10 mr., (∏) Albrecht Schmyd und seiner Frau Barbara je 20 mr., ihren Kindern je 10 mr., dazu der Margarethe das bendelen und Plonen den Gürtel und die Kleider, der (∏) Priesterbruderschaft 80 mr., (∏) Johannes ihrem Beichtvater und Kaplan 10 mr., den Perlenkranz der Frauenkirche, den flitteryn krantz der Peterskirche uff den heyligen waren leichnam am donirstage ze setzen, den (∏) armen Leuten im Neuen Haus 6 mr., der (∏) Hanssyn Böchsenmeisterynn 6 mr., (∏) […] 50 mr. […]. Zu einer Romfart vor das ganze geschlecht 20 mr., (∏) […] 10 mr. […]. Aufgenommen in der Peterskirche226. Zeugen: Johannes der caplan, Paul Hilbiger altesten, Barbara Albrecht Schmydyn und meister Hanßyn die böchsenmeisterynn, freitags am tage sancti Michaelis [29. September] und ist aus befel der scheppen inns buch geschriben. So sie denn uff Sonnabend dornach begert, das man jmande wider zu ir schicken wolde, sie wolde mehr bescheyden, ist durch die scheppen befolen, das Albrecht Schmyd mit seiner hausfrau, und wenn se welche gehaben kunden frunden, anhörn sulden, was ir letzter wille wer. […] 227 Gescheen vor Albrecht Schmyd, Barbaren seiner Hausfrau, meister Hanßyn und der Andreas Heynyn irer wärterin am Sonnabend des tages b. Jeronimi 1508. Am Montag danach hat sie die Auszahlung der Legate bewilligt, aber der Adamyn sollen nur noch 32 mr. gegeben werden. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 83v–85r. Reg.: Speer (2007), S. 123 f. MGF 1.1, S. 357, Nr. 837, stark gekürzt.

223 224

225 226

227

Siehe oben das Testament des Balthasar Bottener (1493. Februar 23.). Vgl. KNFMCG S. 282 (1. August): Anno domini 1485 recommendavit se devota soror tercie regule Anna Botin dans bonam elemosinam videlicet duos florenos pro sacristie utensilibus et post mortem satis magnum testamentum disposuit pro utilitate fratrum. Es ist nicht sicher, ob diese hier genannte Anna Bottener mit der Testatorin identisch ist. Er wurde 1487/88 Neubürger, war Unterstadtschreiber, Schöffe, fünfmal Bürgermeister und starb am 29. Juni 1512, vgl. CDLS 5, S. 72, Anm. 3. Wegen der Pest waren die meisten Ratsherren nicht in der Stadt. So ist es zu erklären, dass das Testament nicht vor den Schöffen und gehegter Bank im Rathaus aufgenommen wurde, dies trifft auf fast alle Testamente für das Jahr 1508 zu. Es folgen Erhöhungen der genannten Legate, die wegen des Wasserschadens nicht lesbar sind.

500

Anhang A

(121)

1508. Oktober 9.

Testament Ursula Canitz, Ratsherrenfamilie, kassiert 26. Februar 1510 Ursula Caspar Canytzinn 228 verfügt vermittels ihres Vormundes Mathes Torsteher ihrer selenn zu troste und seligkeit folgende Legate: der Peterskirche 20 mr., der Nikolaikirche 10 mr., der Frauenkirche 10 mr., dem Franziskanerkloster 15 mr., der Jakobs-Kapelle 5 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 5 mr., dem Hl.-Geist-Hospital 5 mr., der heyligen frauen sanct Annen [= Annenkapelle] 15 mr., dem Gestift der Leiden etc. 10 mr., item zu der engel altare inn sanct Peters kirchen zu einer sammt casel 10 mr., der Bürgerbruderschaft 8 mr., der Priesterbruderschaft 10 mr., den besten silbernen Gürtel zu einem Kelch in die Peterskirche, ihrer Schwester der Hans Axtin 10 mr. (die man ir in ire hand geben sal, das sie irer selen auch dorbey gedencke); ihrem wärter ½ mr. und die Zinsen auf den Fleischbänken an Anne ihre Schwester (nach deren Tod solle man mit dem Geld eine ewige Messe kaufen). Des Weiteren sollen drei Seelbäder ausgerichtet und zu jedem für 1 mr. Brot gekauft werden, die Antoniusbruderschaft solle 1 sch. erhalten und den man armen Schülern solle man 2 mr. zu tischlachen, für das Essen an Weihnachten und Gründonnerstag, geben. Margaretha Schutzin, ihrer Gärtnerin, hat sie 1 mr. beschieden, den Armen im Hospital ein Fass Bier, Marischa ihrer Wärterin 10 mr., der Köchin Anne 1 mr., den Armen im Neuen Haus [=Franzosenhaus] ein Fass Zweimaß [= Bier] und der Schwester ihres verstorbenen Mannes, der Georg Voitin, den Garten vor dem Neißetor. Actum feria 2. post Francisci coram Simon Hockener scabino, Ma[artinus] Wels consule et Luca M[…] famulo fraternitate civium vom rate dortzu verordent 1508. Kassiert: Deletum est jussu consulibus 3. post reminiscere [26. Februar] 1510. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 85r–86r.

(122) 1509. Januar 31. Testament Ursula Schwebel Testament Ursula Schwebelyn ader Laurysschyn. Legate: der junckfrauen Urselen, irer tochter inns closter zum Lauban zu irer nottdorfft 10 mr., item in die gemein ins bemelte kloster 12 mr., ihrer Schwester Reginen im Kloster 3 mr., der Antoniusbruderschaft 1 mr., dem Cölestinerkloster auf dem Oybin 1 mr., dem Görlitzer Franziskanerkloster ein Viertel Altbier und eine große Zinnkanne und dem Augustinerkloster in Breslau 1 mr. Den silbernen Gürtel, das Bier im Keller und was im haus ist, solle man verkaufen und zu gelde machen, um von dem Erlös die Bestattung und die Schulden zu bezahlen. Was übrig sein wird an Kannen, Pfannen und Leinen und sonstigem Gerät mitsamt dem Haus und allem was dazu gehört, solle die Tochter 228

Ein Caspar Canitz war 1486 bis 1507 im Rat. Er wohnte 1485 bis 1510 Petersgasse 8, eines der vornehmsten Häuser der Stadt, vgl. Jecht (1927–34), S. 394.

Regesten zu Görlitzer Testamenten, Legaten und Stiftungen 1298 bis 1552

501

Regina erhalten. Actum coram Mattes Axt, Simon Hockner scabinis et Valentino Gorner subnotario vom rathe zu ir geschickt quarta ante purificationis anno etc. 9. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 95r–v. Reg.: MGF 1.1, S. 358, Nr. 840, stark gekürzt.

(123) 1509. Februar 6. Testament Ursula Schubert 229 Ursula Nickel Schubertin verfügt testamentarisch folgende Legate: je 1 mr. der Peterskirche, der Nikolaikirche, der Frauenkirche, der Jakobs-Kapelle und der Hl.Kreuz-Kapelle. Item zu sanct Anna kirchen [= Annenkapelle], welche man bauen wirt 1 mr., dem Franziskanerkloster ein silbernes Haarband, der Kirche zu Lauernig [= Jauernick?] 3 mr., für zwei Seelbäder und zwei Dreißigermessen sollen 5 mr. gegeben werden und das forberg [= Vorwerk] mit allem was dazu gehört solle ihr Sohn Hans Schubert 230 erhalten. Actum coram Simon Hockener scabino, Hans Zwiling consule, Valentino Gorner subnotario 3. in die Dorothee anno etc. nono. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 96r–v. Reg.: MGF 1.1, S. 358, Nr. 841, stark gekürzt.

(124) 1509. Mai 18. Testament Ursula Zeidler, Fleischerin (?) Ursula Bartel Czeydeleryn bestimmt in ihrem letzten Willen Folgendes, ane alle widerspruche irer frunde: Die Fleischbank, die sie Bernt Menzel irem frunde (für wenig Geld) verkauft hat, soll er behalten und sie dafür zu Lebtagen beherbergen. Ihr Haus an der Ecke hat sie bruder Werner für 20 mr. gelassen. Sie vermacht der Peterskirche 8 mr., dem Franziskanerkloster 4 mr., dem Kloster in Löbau 3 mr., der Jakobs-Kapelle, der Frauenkirche, dem Hl.-Geist-Hospital, der Hl.-Kreuz-Kapelle und der Nikolaikirche je 1 mr., der Antoniusbruderschaft 1 mr. und dem Bernhardino Endichen 4 mr. sowie bette. Diverser Hausrat und die Kleider sollen verkauft werden für eine Dreißiger- und eine Seelenmesse, dem Bernhardino Menzel sollen 10 mr. und Hausrat gegeben werden, dem Bernhardino Werner 4 mr., Katherina Czacherissen, ihrer Schwester, 6 mr., Andreas Zacharias 1 mr., Franz Zacherias 2 mr., der mayt 1 mr., der Barbara, Peter Dorntheyms Tochter 1 mr., zu den geschwornen meistern der fleischer dem handwerge zu gute 2 mr.

229

230

1477 erscheint ein Nikolaus Schuwert als Vorwerksbesitzer auf der Jakobsgasse im LR 1470– 1488, fol. 85v, 1506 als Besitzer einer Fleischbank, vgl. LR 1505–1516, fol. 8r. Ein Mann gleichen Namens erscheint 1490 in einem Prozess um einen »Schatzfund« in den Görlitzer Akten, vgl. dazu Speer (2008b), S. 277. Ein Hans Schubert wird als Glöckner am Jakobs-Hospital erwähnt, vgl. oben das Testament der Barbara Geisler 1508. Mai 13.

502

Anhang A

Gescheen vor Mathes Storche [?], Jocoff Otten, Lorenz Hillebrand und Mathes Schultzen eldsten der fleischer vom rate dortzu geschickt, die es vor den scheppen eingebrocht und also doruff zu schreiben befolen ist. Sexta post ascensionis domini 1509. Quittiervermerk hinter jeder Zeile: datum est. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 101r–v. Reg.: MGF 1.1, S. 358, Nr. 843, stark gekürzt.

(125) 1509. Mai 18. Testament Thomas Rote Thomas Rote von Moys in bedocht seiner selenn selickeit etc. bestellt folgendes Testament: 20 mr. für arm und reich, alles was er darüber hinaus hinterlässt, solle an die Peterskirche, die Nikolaikirche, das Franziskanerkloster, die Frauenkirche, die Hl.-Geist-Kapelle, die Jakobs-Kapelle, die Hl.-Kreuz-Kapelle und St. Anna [= Annenkapelle] verteilt werden. Seine Frau Anna solle in seinem Haus wohnen bleiben. Actum vor gehegkten dinges banck sabato post ascensionis domini 1509. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 100v.

(126) 1509. Juli 3. Testament der Erben der Kinder des Peter Lorenz Peter Lorenzens kynder erbnehmer und testament. Nach dem Tod der Kinder des Peter Lorentz (Anne, Ursula, Katherina) einigen sich folgende Erbnehmer auf ein Testament: Dorothea (Mutter der Kinder), Nickel Hennig zum Luban (anstatt Agnes, der Kinder Mutter Schwester [= Tante]), Caspar Lorentz 231 und Margaretha Nickel Gromanyn (Stiefgeschwister der Kinder), Baltzer Rautenstrauch (anstatt Jocoff Lorentz vom Schönborne, Großvater der Kinder) sind miteinander entscheyden umbe den anfall von genannten dreyn kyndern an sie gekommen, und zu irsten bewilliget, das von der angetzeigtenn kyndern gelde zu einem testament gegeben sullen werden folgende Legate: (∏) arm und reich 10 mr. und dortzu umbe gotes willen auch 10 mr., (∏) der Peterskirche und der Nikolaikirche 50 mr., (∏) der Frauenkirche 5 mr., (∏) dem Franziskanerkloster 2 mr., (∏) der Jakobs-Kapelle 2 mr., (∏) der Hl.-KreuzKapelle 1 mr., (∏) der Hl.-Geist-Kapelle 1 mr., (∏) Agnes der Wärterin 3 mr. und 3 mr. zur Bestattung der Kinder. Den Rest an Geld und Gerade solle in vier gleiche Teile den Erbnehmern ausgezahlt werden. Es werden die einzelnen Geldzahlungen und Modalitäten festgelegt. Actum coram dominis Gregorio Clett 232, legum licentiatus, magistro Johanne Koch, Gorlitzensi et Lubanensi notariis; Mathia Rosenberg, Simon Hockener et Bernhardo Bernt scabinis 3. post visitationis Marie 1509. 231 232

Ein Caspar Lorenz machte vor einer Reise nach Krakau sein Testament (1510. März 16.), vgl. das Regest in Speer (2007), S. 130. Zu Gregor bzw. Georg Klett/Clett († 1513) vgl. Lexikon des Mittelalters, Bd. 5, Sp. 1211 sowie Gelius (1987), S. 62–70.

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503

Off sulchen fruntlichen scheyd und vortracht ist berechnet in beywesen der part alles geld, das uffen Rathause leyt, nemlich insgesamt 612 mr. 21 gr. Geschehen vor magister Johannes statschreyber zum Luban, Hansen Schmyd der verstorbenen kynder vormunden, und Johansen Arnolt scheppen und andern statschreybern alhie am dinstag ut supra uff bephel des hernn burgermeisters. Quittiervermerk: Dis testament ist auch ausgericht itz in tutela pueorum. Baltzer Rautenstrauch erhält von Agnes Nicel Henigyn 24 mr. coram Hans Schmyd scabino 2. ante Georgy 1510. Nicel Groman erhält vom Rat 133 mr. 17 gr. coram ut supra. Agnes Nicel Henigyn erhält vom Rat 131 mr. 17 gr. Jorg Helbig erhält (für Ursula etwann Andreas Lorentzen itzt seines elichen weibes) 346 mr. 24 gr. RA Görlitz: LA 1505–1512, fol. 189r–v.

(127)

1510. Mai 31.

Testament Barbara Braun, Frau des Ältesten der Fleischhauer Barbara (Hans) Braunyn [Zusatz von späterer Hand (19. Jh.?): geb. Franke] inn bedocht irer selen selickeit, hat bey guter vernunft, so sie sich schwaches leibes gefult, mit genuglich vorbetrachtung diß testament und iren leczten willen gemacht, und begeret, das es noch irem tode also gehalden sal werden. Legate: Barbararen und Ursulen, den Töchtern des ersamen Merten Braun je 10 mr., Anne Fridrichs tachter irer dinerin 20 mr., der Peterskirche 3 mr., für jede Kirche 1 mr., dem Cölestinerkloster auf dem Oybin 2 mr., dem Franziskanerkloster Görlitz 5 mr. zu ihrer und ihres Mannes Eintragung in das Totenbuch233, zu Seelbädern 6 mr., der Priesterbruderschaft 3 mr., der Bürgerbruderschaft 1 mr., dem Pancratius Heyncken die Fleischbank (zu nest an der ecken hinder Steynberg gelegen), er solle dafür dem Gregorio Franken, ihres Bruders Sohne, so im got wider her gehilft, 80 mr. geben. Was denn hinderstellig am hauße und scheune, kannen, pfannen und andrenn sein wirt, solle alles Gregorio Francken zustehen. Actum coram Hans Schmidt, Simon Hockener scabinis et Valentino Görner subnotario 6. post corporis Christi 1510. Nachtrag: Am freitage vor Viti [14. Juni] hat sie ihr Testament geändert. Falls Gregorius [Franke] nicht nach Hause käme, solle Andreas Hickman 10 mr., Pancratius Hayncken 10 mr., Hans Gräetsch der Schuster 10 mr., Anna Täckelmacherin das Häuschen auf der Salmans gasse zu nest des herren licentiaten 234 garten gelegen, Anna ihre Dienerin weitere 5 mr. und Michel Schultz 10 mr. erhalten. Der Rest solle nach Erkenntnis des Rates an die Kirchen fallen. Kommt Gregor aber wieder, so solle Michael Schultz nur 5 mr. bekommen. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 130r–v. Reg.: MGF 1.1, S. 365, Nr. 859, stark gekürzt. 233 234

Im KNFMCG sind sie nicht nachweisbar. Vielleicht ist mit »Lizentiat« Gregor Clett gemeint.

504

Anhang A

(128)

1510. September 17.

Stiftung Johann Arnold († 4. Januar 1532), Ratsherr Johannes Arnold235, Unterstadtschreiber, stiftet einen Gesang, den der Pfarrer mit seinem Kaplan ad festum inventionis pueri zu singen habe. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 15r–v.

(129)

236

Testament Nikolaus († vor 16. April 1513) und Dorothea Steinberg Im gegenseitiges Testament des Niklas Steynberg 237 und seiner Frau Dorothea (vertreten durch ihren Vormund Hans Jost) setzt Niklas seine Frau in das Erbe seiner Güter (Schöps, Teile und Gerechtigkeiten zu Girbigsdorf und Holtendorf etc.) ein und sie ihn etc. Folgende Legate werden ausgesetzt: Silber für einen Kelch für die Bürgerbruderschaft, 150 mr. zu einer Frühmesse in Friedland und einen Kelch dahin, von 370 mr. ausstehendem Geld 100 mr. für arm und reich, 100 mr. für die Bürgerbrüderschaft, 80 mr. für die Priesterbruderschaft, weitere ausstehende 106 mr. in Leipzig für die Görlitzer Peterskirche, ausstehende 80 mr. an das Franziskanerkloster, ausstehende 40 mr. an die Frauenkirche, ausstehende 50 mr. an die Nikolaikirche, ausstehende 20 mr. an die Hl-Kreuz-Kapelle, ausstehende 15 mr. ans Hl.-GeistHospital, ausstehende 19 fl. ung. an die Jakobs-Kapelle, 26 Tonnen Kalk, die ihm Hans Jost, Baltzer Kirchoff und Hans Frentzel schulden, sollen an die Peterskirche gehen. Was er aber an obgenannte schulden bey seinem leben einnemen wirt, wil er vor sich behalden. Actum coram judicio speciali 3. post Lucie 1510. Nachtrag: Der Rat solle weitere 200 sch. erhalten. Coram Hans Schmyd et Johannes Arnolt scabinis sabbato post Dorothee 1510.

235

236 237

1510. Dezember 17.

Er wurde 1494/95 als subnotarius Bürger der Stadt (CDLS 5, S. 77), war seit 1496 Ratsherr, seit 1498 Schöffe, 1522 und 1526 Bürgermeister, von 1494/1498 bis 1520 war er Unterstadtschreiber. Siehe die Zusammensetzung seines Vermögens im Jahr 1528 in Jacob (1975), S. 125. Sculteti, Relationes, fol. 18v gibt als Todesdatum den 14. Mai 1513 an. 1490/93 zahlte ein Niclas Steynberg 4 sch. gr. Bürgergeld. Nach CDLS 5, S. 75, Anm. 3 gab es zwei gleichnamige Niclas Steinberg, Vater und Sohn, einer von beiden wurde im Kloster 1503/1513 (?) beerdigt (Jecht [1910], S. 179 f. und 187 f.) und wohnte im Brauhof Obermarkt 32 (Goldener Adler), vgl. Jecht (1927–34), S. 512 und Lindenau (2007), Anhang A, S. 222. Ein Niclas Steinberg war 1499 für kurze Zeit im Rat bis er entsetzt wurde. Siehe auch KNFMCG S. 280: Insuper honestus vir Nickel Steynberg, qui obiit anno domini 1503 [9. Juli] ante cancellas sepultus, in vita dedit pro salute anime sue uxoris eius Regine et parentum suorum ac pro tota eius progenie 100 mr. polonicales ad novam tabulacionem chori obtavitque cum supra dictis animabus annuatim peragi. Bei der Tafel handelt es sich wahrscheinlich um die »Goldene Maria)«, einen Altarschrein, der in Teilen bereits um 1400 begonnen worden war. Siehe dazu auch die Anmerkungen ebd. S. 343 ff.

Regesten zu Görlitzer Testamenten, Legaten und Stiftungen 1298 bis 1552

505

Quittiervermerk: aus einem der zahlreichen und umfangreichen Vermerke geht hervor, dass Dorothea Steynberger sabbato post misericordias domini [16. April] 1513 Witwe ist. Laut eines späteren Vermerks ist sie mit Hans Schnorre verheiratet, 4. in vigilia s. Jacobi [24. Juli] 1521. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 153v–154v. Abdr.: Jecht (1910), S. 187 f., gekürzt.

(130)

1510. Juni 11.

238

Testament Christina Schneider, Bürgermeisterehefrau Cristina Valten Schneyderyn ader Kommerstatyn 239 bestimmt letztwillig folgende Legate: […] der Peterskirche 8 mr. nebst zwei Kleidern, der Nikolaikirche, dem Franziskanerkloster, der Hl.-Geist-Kapelle, der Jakobs-Kapelle je 3 mr., der Hl.Kreuz-Kapelle 8 mr., der Frauenkirche 4 mr., Ursula und Barbara Reymannyn je 2 mr., dem Cölestinerkloster auf dem Oybin 5 mr., der Antoniusbruderschaft 2 mr., Kleider für Margaretha, Mathes Windischin Tochter, den Pelz Mathes Windisch […], vier Seelbäder, den Rest […]. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 131r–v.

(131) 1511 Stiftung Nikolaus Steinberg († 14. Mai 1513) 1511 hat Nicol Steinbergk, Bürger und Handelsman alhier, welcher das Dorf Scheps kaufft und gehalten, dem Convent 100. mr. verordnet zu der Taffel auff dem hohen Altar im Chor, hat auch lassen das Crucifix ante Ecclesiam zwischen beiden Schechern erigiren. Item bey dem Perdigerstul die Ausführung Christi mit den andern Biltnussen, und ist hernachmals Anno 1513 Sonnabends vor Pfingsten den 14 Maij tode abgangen und im Chor begraben worden. OLB Görlitz: Sculteti, Relationes, fol. 18v.

(132)

Testament Michael Eichler († vor 6. November 1512), Gerber Michel Eicheler der gerber, so er eczlicher moße mit swacheit beladenn unnd doch bey guter vornunfft betrachtende die selichkeit unnd ungewisse stunde des todes, hat seiner selen zcu trost unnd seligkeit diese noch geschribene testament unnd letzte willen gemacht und bestalt: der Peterskirche 20 mr., der Nikolaikirche 8 mr., der Frauenkirche 8 mr., dem Franziskanerkloster 12 mr., der Jakobs-Kapelle, der Hl.238 239

1511. Januar 1.

Datum laut Zettelregest im RA Görlitz. Mitglieder der Familie Kommerstadt waren im Rat, mit wem Christina verheiratet war, ließ sich bisher nicht feststellen. Vgl. Mylius, Annales, S. 31 f.

506

Anhang A

Kreuz-Kapelle und dem Hl.-Geist-Hospital je 6 mr., dem Rat arm und reich 12 mr., des Bruders Tochter Hans Eichelers […] 12 mr., […] Scharffinbergs frau […] den Kranken im Neuen Haus auf der Galgengasse 1 mr. […]. Nachtrag: Die Beträge für die Peterskirche und die Nikolaikirche solle Peter Bartel geben. Quittiervermerk: Mathes Rosenberg [Kirchenvater] erhält für die Peterskirche und die Nikolaikirche von Peter Bartel 28 mr., der Rat erhält von demselben 12 mr. sabbato Leonhardi [6. November] 1512.240 RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 137v. Reg.: MGF 1.1, S. 370, Nr. 868 stark gekürzt.

(133)

1511. April 28.

Testament Matthias Axt junior († 26. April 1511), Ratsherr 241 Mathes Axt , so er mit schwacheit beladen und dennoch bey guter vornunfte gwest, überschreibt dem rate arm und reich 100 mr. aus seinen Gütern nach seinem und seiner Frau Regine [geborene Emerich]242 Tod. Actum sexta post pasche coram Hans Schmyd, Johanne Arnolt scabino et consule vom rate dortzu geschickt 1511 in presentia Hans Josts, Hans Axts et uxoris. Nachtrag: Statt dieser 100 mr. könne der Rat, wenn er wolle, die 100 und etzliche mr., die ihm Ventsch Kretschmer uffem Newnhammer 243 schuldig ist, nehmen. Actum feria secunda post quasimodogeniti coram Johanne Arnolt scabino in presentia uxoris Mates Axts. RA Görlitz: LA 1505–1512, fol. 299v.

(134) 1511. August 19. Testament Magdalena Schmied († vor 14. Mai 1516) Magdalena Hans Schmidin, so sie mit schwacheit ihres leibes befallen, verfügt letztwillig folgende Legate: der Peterskirche 1 mr. und einen grauen Rock, der Nikolaikirche, der Hl.-Kreuz-Kapelle sowie der Jakobs-Kapelle je 1 mr., den Armen im Hl.-GeistHospital 1 mr., dem Franziskanerkloster 2 mr., dem Rat arm und reich 5 mr., dem 240

241

242 243

LA 1505–1512, fol. 277v: Peter Bartel hatte das Haus Michel Eychlers in der Hotergassen neben Hans Eichelers hauße erhalten und gelobt, 20 mr. an die Peterskirche, 8 mr. an die Nikolaikirche und 12 mr. dem Rat auszuzahlen. Coram Hans Smidt, Baltizar Kirchoff, Jocuff Girloch consulibus 4. post Fabiani et Sebastiani [21. Januar]. Kassiert sabbato Leonhardi [6. November] 1512. Mitglieder der Familie Axt waren von 1445 bis 1511 im Rat, vgl. Stange (1938), S. 89. Matthias Axt war am 16. Dezember 1510 aus dem Rat ausgeschlossen worden: Exclusus celeriter consilio seniorum, secunda post Lucie, et facta convocatione seniorum et juratorum sexta quatuor temporum revocabatur; obiit sabato primo festa paschalia anno 1511; vgl. SRL N. F. 3, S. 65. Regina war eine Tochter Urban Emerichs und Schwester von Georg Emerich. Vgl. zum Neuhammer Wenzel (2008), S. 184 ff.

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Laurentio Sateler (ihrer Schwester Sohn), eine Zinnkanne, Schüsseln und diversen Hausrat, der Ursula der Borchardyn (ihrer Schwester Tochter), ihrer Tochter Margarethe und Georg (der Schwester Sohn) Kleidung. Des Weiteren sollen zwei Seelbäder ausgerichtet werde. Coram dominis seniroribus 3. post assumptionis Marie 1511. Quittiervermerk: Der Neffe und Testamentsvollstrecker Lorenz Satler zahlt dem Rat 5 mr. aus 4. in feste pentecoste [14. Mai] 1516. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 174r–v.

(135)

1511. Oktober 24.

Testament Agnes Finger († kurz nach 28. Juli 1515), Händlerin, kassiert 27. November 1512 Frau Agnes Fingerin mach ihr Testament und letzten Willen mit folgenden Legaten: dem ersamen Hans Schmide und seinen Kindern die 200 fl. ung., die er noch schuldig ist, der Katherina Bawmeisterin 19 fl. ung., die sie noch schuldig ist, dem Jorge Schmidt 100 fl. ung., 28 mr. und silber[…], das er noch schuldig ist. Des Weiteren solle Jorge Schmidt von jenem Geld in das Magdalenerinnen-Kloster nach Lauban (von wegen seiner schwester) 300 mr. geben und Agnes Finger erlich lassen bestaten zur erdinn. Die 70 mr., die Fabian Hartman an seinem Hause der Agens schuldig ist, soll er Hans Schmides weibe geben, aber die betzalung nicht ubereylen. Alles, was Fabian darüber hinaus der Agnes schuldet, möge er behalten. Sie widerruft ihr vorhergehendes Testament im Stadtbuch, alles solle todt unnd crafftloss sein, ausgenommen die Legate für das Hl.-Geist-Hospital und das JakobsHospital. Doruff der erbar rath etzlich gelt entpfangen sulchs jerlich außzerichten, das sal hirmit bey wirdenn bleibenn. Actum coram [gestrichen: Hans Schmid], Daniele Göritz scabino et Baltzer Kirchoff consule 6. ante Crispini et Crispiniani 1511. Kassiert: Agnes Finger hat durch ihren Vormund baccalaureum Paulum Leyse ihr Testament widerrufen und zetöten begeret, was die Ältesten Herren zugelassen und auszulöschen befohlen haben. Am sonnabend noch Catherine [27. November] anno domini 12. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 161r–v. Lit.: Speer (2007), S. 119. Speer (2010), S. 138 und zum Rechtsstreit um ihren Nachlass SRL N. F. 3, S. 412 ff.

(136)

1512. März 30.

Testament Johann Eppeler († 30. Januar 1514), Ratsherr und Apotheker Hans Eppelers des apotekers testament und letzter Wille. Eppeler macht sein Testament unter anderem domit seine unmundigen kynder auch ertzogen und zwytracht und uneynickeit zwisschen inen vormyden blybe. Er übergibt das Schriftstück (actum 3. ipso die b. Ciriaci alias post dominicam oculi [16. März] 1512) den ersamen Hans Schmyde, Bernhart Bernt, scheppen, und Johannes Arnolt, understatschreiber, vom rate seinem beger noch zu im geschickt, damit sie es in das Stadtbuch schreiben lassen.

508

Anhang A

So denn sulches furder an den rath gelanget, hat der rath doreyn verwilliget und befolen, dasselbige also zu schreyben. Actum 3. post dominicam judica 1512. Hirnach folget das Testament. Oswalt Meyster, der eydem, solle das Haus und den Garten bei Paul Emerichs Vorwerk erhalten und dafür die sechs Kinder bis zur Mündigkeit versorgen (es folgt eine detaillierte Aufzählung des dazugehörigen Hausrats im Wert von 800 mr.). Derselbe erhält für 400 mr. den Schneydergarten, den Feldgarten und die Apotheke mit allem was dazugehört (materialien, wurtzen, wogen, schalen, gewichten, buchern). Derselbe solle jedem Kind (Jeronimo, Magdalenen, Catherinen, Otilien, Joachim, Claren) 180 mr. auszahlen. Tritt eines der Kinder in den ehelichen oder geistlichen Stand, dann sollen sie von den 180 mr. für Kleidung und Wirtschaft 30 mr. erhalten. Der jüngste Sohn Joachim solle das Haus, den große Garten mit allem dem, das zu einem schenckehoffe gehöret, von Oswald für 800 mr. kaufen können, sofern er wolle und mogende wurde, möchte er es wieder verkaufen, soll er dies an Oswald veräußern. Will Oswald es wiederum verkaufen, solle er es den anderen Geschwister (Jeronymo, Brabare, Agneti, Magdalenen, Catherinen etc.) anbieten. Stürbe eines der Kinder, sollen eine mr. ader 30 beschieden werden seiner armen selen was gutes thun und gedechtnis sein, den Rest sollen sich die verbliebenen Kinder teilen. Der Tochter Barbara solle man den Kramen für 100 mr. anschlohen, von etwaigen Schulden an ihren Vater solle man ihr 50 mr. erlassen bzw. auszahlen. Außerdem werden folgende Legate ausgesetzt: dem Eidam doctor Adam Schwynge 150 mr., einen silbernen Gürtel, für 16 mr., ein perlen koller für 10 mr., drei Bücher für 10 mr. und dem Eidam Oswald Meister 150 mr. Das Häuschen bei der Apotheke und den Garten solle man verkaufen und damit Schulden bezahlen, wobei die Kinder Vorkaufsrecht haben. Man solle auch die Außenstände einholen und die Kinder sollen versorget werden von iren elichenn mannen noch gewonheit dieser koniglichen stat ader noch erkenntnys des ersamen und weisen rathes, dann sollen sie auch ihr Erbe ausgezahlt bekommen. Es werden diverse Schmuckstücke (Perlenkränze, creutzbendel, flittern krentzelen, silberne Gürtel, Brauthaube) aufgezählt, die alle Kinder gleichermaßen benutzen dürfen. Quittiervermerke: Jocof […] empfängt für seine Frau Clara [Eppeler?] ) 55 mr., actum coram Johanne Kommerstat scabino quinta post quasimodogeniti anno 1526 [?]. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 170r–174v. Lit.: Wentscher (1930). Speer (2010), S. 141 ff.

(137)

1512. Oktober 12.

Testament Margaretha Schmied († vor 11. Januar 1513), kassiert 11. Januar 1513 Margaretha Michel Schmydyn durch Hans Pesschel, iren hirtzu gekorenen vormunden, hat ir testament und letzten willen, wie von worte zu worte hirnach folget, uffgeschriben, inn gehegte banck geleget, offentlich lossen vorlesen und begeret, dasselbige

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zuglossen, zubekreftigenn und also ins gerichtsbuch vortzeichent zuwerden. Doruff haben die scheppen außgesprochen, dyweil dy stat privilegiret ist, das ein yder eynwoner sein testament uffs wenigste vor zweiin ratmannen und geschwornem statschreyber vorordnen und bestellen möge. Wo er eß aber mit grösserm ansicht wolle bestellen, das er es möge thun vor dem koniglichen richter und den scheppe imm gerichte versamelt etc. und dy Michel Schmydyn sulchs thut vor gehegter banck. So wirt eß billich zugelossen auch ins gerichtsbuch vertzeichent, will denn jmand sulchs anfechten und widersprechen, der mag das zu rechte thun inn jar und tage von rathes wegenn. Ich Margaretha, Michel Schmidis seligen nachgelassene witwe, betrachtende, das ein itzlich mensch sterben muß und doch nichtes ungewissers hat, denn dye stunde seynes todes unnd sunderlich inn bedacht meiner selen seligkeit, habe ich mit guter vernunfft unnd rechter wissenschaft, bey gesundem leibe, unnd dieweile ich zu wegen unnd stegen habe gehenn könnenn, diesßen meynen letztenn willen unnd testament gemacht unnd beschlossenn, begerende, wo ye derselbige mein letzter wille als eynn ordenlich testament zu rechte nicht genugsam nach bestedig seyn wurde, das er dennach als eyn codicill, ader itzlicher ander letzter wille, inn allen stucken, wie volget, töglich sey unnd nach meynem tode unverruglich gehalden werde unnd also alle andere testament, die ich vormals gemacht unnd eynsteyls bey meinem lebenn außgericht, krafftlos unnd un[…]digk seynn sollenn etc. Deme also noch ordinire ich, testire, setze unnd will, dass meine Güter und der Anteil meines bereits verstorbenen Sohnes Paul Schmidis, wie im Stadtbuch beschrieben, an dessen Kinder fallen sollen (es folgen zahlreiche Regelungen für den Todesfall dieser Erben). Des Weiteren möchte ich an der Nikolaikirche bei den frunden bestattet werden, und mit vigilien, leichtzeichenn und andrenn heyligkeiten nach gewonheit disser stat begangen werden, zu welcher beygrafft alle priester wie gewonlich sollen gefordert werden, durch welche priester auch denn andrenn tag nach deme begrebnyß, ader die weile der leichnam nach uff der erdenn ist, wie sich das am bestenn schicken wirdet, und auch alle priester alhie im closter 244, die messe zu lessen geschickt sein, selemessen sollen bestalt werden und die monche sollen das thun, von deme so ich ine bescheidenn habe. Ader den priestern sal man wie gewonlich die gebure gebenn. Item ich begere unnd ist mein letzter wille, das mein todt denn vettern uff dem Owynn [= Oybin] uffs eheste vorkundet werde, uff das sye vor meyne sele bitten, wie sie mir das stetter herberge halbe, so sie be mir gehabt, zuthun zugesagt haben. An meinem Todestag sollen zwei Tische mit Armen gespeist werden und armen Schülern sowie anderen Armen solle man je 1 Pfennig geben. In der Peterskirche und dem Franziskanerkloster sollen Dreißigermessen vier Wochen nacheinander gehalten werden. An vier Freitagen solle ein Tisch Armer gespeist werden, jedem Armen solle man 1 Pfennig reichen. Es sollen vier Seelbäder und dazu ¼ Weiß- oder trenkebir ausgereicht werden. Item ich begere unnd ist mein letzter wille, dass man mich in der priester bruderschaft zu beyden meinen wirten schreibe 244

Es findet sich nur ein Michel Smith im KNFMCG, vgl. ebd. S. 266 (1488. Januar 16.).

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Anhang A

unnd mit ine jerlichenn begehe. Der Nichte (Margarethen meiner schwester tachter), die jetzt mit Daniel Goritz verheiratet ist, solle man den zetynen ader bestenn harres mantell, nach irem geffallenn, geben. […] bitte ich, das eynn erbar rath dieser stat dies mein obingeschriebenn testament hanthaben unnd schutzenn wolde unnd das zu zcwene executores verordenn werden welthenn ich auch zcwene kyße unnd erwele, nemlichenn die ersamen Daniel Goritz und Hans Buffen meine schweger […]. Der Rat solle schließlich für arm und reich 10 mr. erhalten. Actum coram judicio 3. post Dionisy anno etc. 12. Quittiervermerk: Michel Schwartze burgermeister erhält die 10 mr. für arm und reich coram Matthias Rosenberg et Daniele Goritz scabinis et prothonotario sabbato post Juliane virginis [17. Februar] 1515. Kassiert: Diß testament und letztenn willen Margarethe Michel Schmydyn hat Dorothea Paul Schmydyn und Mertenn, ir son, durch Pauln, Urban und Jocoff Emeriche, gebrudern, ire vormunden, widerruft. Das denn gerichte zugelossen haben uff ir recht. Actum coram judicio 3. ante Anthonii [11. Januar] 1513. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 187r–189v.

(138) 1513. März 16. Testament Martin Braun, Tuchmacher Merten Braun verfügt folgende Bestimmungen: Seine Frau Margaretha solle die Gabe, die bereits im Stadtbuch verzeichnet ist, behalten und zu ihren Lebtagen im Haus wohnen bleiben, so sie sich nicht verandert. Die Töchter Barbara und Ursula, die er zusammen mit Margaretha hat, sollen 10 mr. erhalten, den Kindern und der Frau soll der rote, silberbeschlagene Samtgürtel bleiben, die Frau solle das Korallenpaternoster, das er ihr zcum malschatz gegeben hat, behalten und Raupeter seyn eydem solle die zehn Löffel mit den Silberstielen erhalten. Des Weiteren solle das Franziskanerkloster 5 mr. bekommen, damit sie ihn, seine erste Frau Barbara, seinen Sohn Greger und dessen verstorbene Frau Dorothea ins Totenbuch245 schreiben und für sie beten. Es sollen auch vier Seelbäder ausgerichtet werden. Jeronimus Hoffemann von Harcke [= Horka?] hat noch 25 ½ mr. Schulden bei Martin Braun, die er gelobt, innerhalb der nächsten zwei Jahre zurückzuzahlen. Actum coram Daniele Göritz, Baltzer Kirchoff et Gregorio Berndt subnotario vom rathe zu sich geschickt quarta post judica anno etc. 13. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 221r–v.

245

Sie sind nicht im KNFMCG nachweisbar.

Regesten zu Görlitzer Testamenten, Legaten und Stiftungen 1298 bis 1552

(139)

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Testament Andreas Tschaul († 26. Juni 1514), Tuchmacher Endres Tschaul der tuchmacher so er auß sonderlicher götlicher gnade zu hertzen genomen und bedocht hott, das ime gleich anderen menschen auß gemeynem geßetz der natur zuo sterben aussgesatzt sey und doch der stunde, in welcher er von dem himelischen vater durch den todt ime auch nach seynem todlichen abegang nichts dann die wergk folgeten, hat umb seyner und seynes geschlechts selen seligkeyt willen mit genugklicher vorbetrachtung, von guttem freyen willen und wolbedochtem muthe wie wol seynes leybes etzlicher masse schwach, yedoch bey clarer vornunft, gutem gedechtnuß und wissenschaft dieses seyn nochfolgende testament und letzten willen inn kraft und auff den inhaldt gemeyner stadt freyheit und begnadung inn der besten weise und form, wie sulchs durch berurte der stadt begnadung und gewonheit, ader sust durch zulossen der recht und landtleuffiger ubung zubestellen, gestattet und vorgunst, und am hochsten und meistenn wieder mennigklichs vorteyls und abesprechen kraft haben sal und mag, vorschaft, gemacht und vorordent mit inhangender vleissiger bethe, das solchs im stadtbuch vortzeichent und nach seynem tode alßo gehalden und außgericht sal werden, wo er iß bey seynem leben nicht vorandernn ader gar eynsteils wandeln ader widerruffenn wurde. Dortzu er ime denn seyne lebetage volkomene macht will vorbehalden haben. Unn zum allir ersten hott er seyne sele befolen gote dem almechtigen und inn die verbethe Marie und aller lieben heiligen. Zum anderenn … es folgen die Legate: der Ehefrau Catherina, vertreten durch ihren Vormund Hans Frentzel, die Gabe nach Inhalt des Stadtbuchs, das Haus zu ihren Lebtagen, nach ihrem Tod solle es an die Peterskirche kommen, schließlich solle sie 30 mr. jährlichen Zinses zu 600 mr. Hauptgeld auf den Gütern des Hans Axt genießen246, man solle 15 mr. jährlichen Zinses (zu 300 mr. Hauptgeld) für zwei Messen247 und dazu Kelche, Messgewänder, Bücher und alles, was dazu nötig ist, kaufen; dem Rat arm und reich 100 mr., der Nikolaikirche, der Frauenkirche und dem Franziskanerkloster je 50 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle, der Jakobs-Kapelle und

246

247

1513. Juli 12.

Der Zinsvertrag findet sich im RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 165v–166r mit dem Datum 15. Juli 1512. Der Vertrag wurde am 21. August 1521 auf Veranlassung des Schöffen Hans Wolmerstet und der Witwe Katharina Tschaul kassiert. Siehe auch zwei weitere Verträge über je 5 mr. jährlichen Zinses um je 100 mr. ebd. fol. 172v–173r. (1513. August 13.) und fol. 173v (sexta Galli 1514, Galli war aber ein Dienstag = 16. Oktober 1514). Katharina Tschaul kauft am 10. Mai 1516 15 mr. jährlichen Zinses um 300 mr., vgl. ebd. fol. 205r–v (abgelöst 1529), am 1. Januar 1517 5 mr. um 100 mr., vgl. fol. 214r–v und am 3. Februar 1517 5 mr. um 100 mr., vgl. fol. 212v–213r. Vgl. dazu die Bitte des Görlitzer Rates vom 15. Januar 1515 beim Meißner Bischof um Bestätigung der Altarstiftung im LM 1512–1515, fol. 432r–433r und die bischöflichen Bestätigungen: Lose Urkunde 1515. Februar 1. sowie Lose Urkunde 1515. Februar 2. (beide Auslagerungsverlust), LM 1512–1515, fol. 433 f. (Altar unter dem Predigtstuhl) und die Regesten im VOU Heft 9–20, S. 100.

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Anhang A

dem Hl.-Geist-Hospital je 10 mr., der Annenkapelle 30 mr. und dem Cölestinerkloster auf dem Oybin 50 mr. Des Weiteren legiert er: seinem Vetter Peter und dessen Kindern zu Freystadt 50 mr., junckfrau Anne (seines Bruders Tochter) 50 mr. sowie der alden Katherina Gleispergyn und ihren Kindern 50 mr. Zu Vormunden seiner Frau und selwertern ernennt er Hans Frentzel und Michael Tscherntern. Das sie [die Seelwärter] dasselbige zu gottes, seyner lieben mutter und aller lieben heyligen ehre unnd lob auch armen leuten und gottes willen noch irer besten erkentennis unnd seyners selen seligkeit treulichen außteylen und geben wolden. Actum coram Bernhardt Berndt, Balzer Kirchoff scabinis et Gregorio Berndt subnotario. Dienstag am obennt Margarethe anno etc. 1513. Und ist mit wissen und willen des rathes ins gerichtsbuch mit bewilligung gnantes seynes weybes geschriben worden. Quittiervermerk: Catherina Andres Gleißbergyn, her Michel Gleißberg und Hans ire sone bekennen, dass sie von Hans Frenczel und Michel Tsch[anter], den Testamentarien, 50 mr. erhalten haben, coram Jo[hannes] Arnolt scabino 2. post Johannes baptiste [26. Juni] 1514. […] Buffe erhält für junckfrau Anna, seine Stieftochter, 50 mr. […] 4. ante Michaelis [27. September] anno 1514. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 231v–234r.

(140)

1513. August 30.

Testament Katharina Zacharias († vor 17. April 1521), Brauhofbesitzerin (?) So als Catherine Nicel Tzacherissyn 248 zu hertzen genomen, das alhie auff erden keyne bleybende stadt ist etc., verfügt sie durch ihren Vormund Hans Schubirt folgende Legate: ihre banck zwischen Schundepauls und Andreas Zcacheris solle ihr Sohn Andreas Tzacheris erhalten und sie dafür mit Kleidung, Nahrung und jährlich 10 mr. versorgen, der Peterskirche 10 mr., der Nikolaikirche 3 mr., der Hl.-Geist-Kapelle 2 mr., der Frauenkirche 3 mr., der Jakobs-Kapelle 2 mr., sant Annen [= Annenkapelle] 3 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 2 mr., dem Franziskanerkloster 4 mr., Barbara irer tochter kyndt, itzt Hans Försters eheliche haußfrau, 20 mr. Actum coram Bernhardt Berndt et Baltzer Kirchoff scabinis et Gregorio Berndt subnotario 3. post festum decolationis Johannis 1513. Quittiervermerk: Hans Forster resignavit, dass ihm Andreas Tzacheris 20 mr. ausgezahlt habe coram Peter Tylen scabino 4. post misericordias domini [17. April] 1521. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 237v–238v. 248

Vielleicht ist sie die Schwester der Ursula Zeidler, siehe oben deren Testament unter 1509. Mai 18. Eine Zcacherissyn wird 1488 als Brauhofbesitzerin ausgewiesen, vgl. Wentscher (1933), S. 261. Nickel Zcacheris erwarb 1465/66 das Görlitzer Bürgerrecht, vgl. CDLS 5, S. 57.

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(141) 1513. September 5. Testament Ludwig Walde († 11. September 1513) 249 So Lodwig Walde mit schwacheit seins leibes befallen, hat er folgende letztwillige Verfügungen getroffen: 19 mr. auf dem kretschem zum Pentzig auf Walpurgis zu heben, davon solle man geben der Peterskirche und der Nikolaikirche je 5 mr., dem Hl.-Geist-Hospital, der Hl.-Kreuz-Kapelle und zu s. Annen [= Annenkapelle] je 3 mr. Der Frauenkirche und der Jakobs-Kapelle sollen je 3 mr. gegeben werden (bey Gelern dem byreygen zufordern). Baccalaureo Bernhardino, seinem sone mit der vorigen frauen getzeuget, dyweil er seine narung von ir entpfange 50 sch., juncfrauen Barbaren der tachter im closter zum Luban 50 sch. (zu irer notdorft 30 sch. und dem closter 20 sch.)250, Grewteln der mayt, dy sein gewartet hot, 2 mr. und Kleider zu den 2 fl., die ihr seine Frau [Barbara] 251 noch schuldet, und noch 2 fl. dortzu von irem gelde. Actum coram Johanne Arnolt scabino et subnotario, Frantz Schultz et Paulo Leysen consulibus vom rate dortzu vorordent. Secunda post Egidi 1513. Quittiervermerk: Hans Fritsch zu s. Jocoff erhält 3 mr. coram Hans Wolmerstet scabino sabbato Agnetis [21. Januar] 1520.252 RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 238v–239r.

(142)

1514. Mai 30.

Testament Barbara Schwofheim, Bautzen († vor dem 7. Dezember 1514) 253 Barabara Schwofheim setzt folgende Legate aus: dem Peter Hoppe eine Scheune und einen Garten, dem Simon Germanin 10 mr., Schenkungen an alle Bautzener Kirchen, dem Oybin 10 mr., dem Barfüßerkloster vor Kamenz 10 mr., den Mönchen zu Alten-Dresden 5 mr., den Klosterjungfrauen zu Marienstern zur Kleidung 7 mr., dem Kloster Marienthal 4 mr., der Bautzener Petrikirche für den Predigerstuhl und für den Prediger 25 mr. mit der Auflage, ewig für die Familie zu beten. Des Weiteren bestellt sie 30 Seelenmessen und 30 Vigilien im Görlitzer Franziskanerkloster. Stadtarchiv Bautzen: Gerichtsbuch 1499, CLXVI ff. Abdr.: Arras (1938). 249 250 251 252

253

Enkel des 1491 verstorbenen Bürgermeisters Peter Walde? Er wird 1488 als Besitzer eines Brauhofes genannt, vgl. Wentscher (1933), S. 262. Ebd. fol. 240v (1493. September 3.) heißt es im Auszahlungsbeleg für Bernhard und Barbara, dass Barbara im closter zu Naunberg am Queis lebe. Vgl. LO 1484–1520, fol. 175r (anno 1514), wo sie dem Seelhaus in der Krebsgasse einen Zins von 2 mr. um 24 mr. auf ihr Haus in der Steingasse verkauft. Vgl. KNFMCG S. 286: Anno 1513 dominica post nativitatis b. virginis [11. September] obiit devotus vir Ludowicus Walde, qui pro salute anime sue et uxoris Cristine et parentum suorum Cristoferi Walde et Katherine uxoris et pro tota eius progenie comparavit bonum calicem pro quo desideravit annuatim anniversarium eorum de ambone denuncciari et cum ceteris animabus nobis recommendatis in futura septimana cum vigiliis et missa peragi requiescat in pace. Zu den Schwofheims vgl. Wentscher (1928b).

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(143) 1514. Juni 15. Vermächtnis Dorothea Tilicke Dorothea Caspar Tilickin, Schwiegermutter des Hans Frenzel, ist gestorben. Was sie von gelde hatte unndt ererbte, das gab sie alles wo sie gnade hatte zu kirchen, Klostern, Hospiethalien unndt sunst armen Leutten, das sie das getreulich austeilte, ich unndt mein liebes weib hielten sie auch getreulich darzu. Von ihr ist kein Testament überliefert. Siehe Vita mercatoris, S. 168 f.

(144)

1515 [?]

Stiftung Klara Emerich, († vor 12. Juli 1515), Ratsherrnwitwe Aus einem Brief Hans Emerichs von 1583 geht hervor, dass seine Großmutter, Klara Emerich, geborene Eschlauer, doselbst auch zu Budissin zu s. Peter ein canonicat oder groessere præbende der heiligen s. Hedwig und Claren gestifftet und hat zu erhaltung dieser præbende gegeben 500 fl. rh. heuptsumma, welche præbende anno 1516 zur cantorey zu Budissin ist geschlagen worden. Hans Emerich möchte nun wissen, in welchem jahre und tage meine grosmutter diese præbende uffgericht und fundiert hat. RA Görlitz: ohne Signatur. Faszikel Hans Emerich, fol. 18r. Lit.: Cenotaphium (1721), B 4. Siehe Anhang C unter 1583.

(145)

1515.

Hans Frenzels Schenkung für die Nikolaikirche

Siehe Anhang B.

(146)

1515.

Hans Frenzels Schenkung für die Peterskirche

Siehe Anhang B.

(147) 1515. März 3. Testament Ursula Hutter, Vorwerksbesitzerin Ursula Jacoff Hutters des furwergsmanns Witwe (sonst Jentschyn Gunter [?] genannt), macht in Anwesenheit und mit Zustimmung ihres Sohnes Melcher Hutter, der Schwiegersöhne Thomas Sumerfelt und Thomas Bumprechts sowie des Vormunds Nickel Uthmann ihr Testament: je 4 mr. für die Peterskirche, die Hl.-Geist-Kapelle, die Frauenkirche, die Jakobs-Kapelle, St. Annen [= Annenkapelle], das Franziskanerkloster und die Hl.-Kreuz-Kapelle sowie der Appolonia Gunter [?] (Mathes Langhansen weybe) 4 mr. (noch bevor die Kirchen ausbezahlt werden). Des Weiteren sollen vier Seelbäder, vier Dreißigermessen und vier Tische für Arme ausgerichtet werden. Die Kinder des verstorbenen Christoff Uthman (Margarethe, Frau des Jost

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Mensels; Jorg Uthmann, Thomas Uthman) sollen je 10 mr. erhalten. Actum coram judicio speciali sabbato ante reminiscere 1515. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 275v–276v.

(148) 1515. April 30. Testament Barbara Bartsch, Bäckerin Barbara etwan Bartel Herman itzundt Mathes Bartschs 254 (oder creutzbecker) elich weyb macht durch ihren Vormund Baltzer Scholtz ihr Testament: der Peterskirche und der Nikolaikirche je 2 mr., der Hl.-Geist-Kapelle, der Frauenkirche, der Jakobs-Kapelle, St. Annen [= Annenkapelle], dem Franziskanerkloster und der Hl.-Kreuz-Kapelle je 1 mr., der Priesterbruderschaft 6 Schillinge, der Antoniusbruderschaft 1 mr., zwei Seelbäder (eins im Franziskanerkloster und das andere […]) armen Leuten auszurichten, Anne, ihrer Tochter (die sie mit Bartel Herman hat), 5 mr., einen Perlenkranz und ihre Kleider […] sowie ein Leinentuch Mathes dem Kaplan zu eyner alben. Was von den 40 mr. übrig bleibt, solle ihr Mann erhalten. Actum coram Martino Eysenmenger und Frantz Schneider scabinis feria 2. ante appostoli Philippi et Jacobi 1515. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 279v–280r.

(149)

Testament Klara Emerich († vor 12. Juli 1515), Ratsherrnwitwe Clare Jorg Emerichs nachgelassenen witwen testament. Zu Testamentsvollstreckern werden ihre Söhne Doctor Caspar 255 und Hans Emerich der jüngere sowie ir eydem Adolarius ernannt mit rathe des Klaus Koler und des baccalaureus Gregor Berndt, ihrer eidam. Sie wünscht die Bestattung auf dem Nikolaifriedhof bei und neben Georg Emerich und under seynem steyn mit einem ganzen conduct, Vigilien, Messelesen, Dreißigermesse, almussenn und anderen guten Werken. Dabei sind jedem Priester, der im conduct unnd leichtzeichen zu holen gegenwertig seyn wirt, 12 gr. zu geben. 21 mr. jährlichen Zinses (je die mr. Zins zu 20 mr.) sollen zu lehen und stiftung in der Peterskirche oder einen anderen Kirche für drei Messen jede Woche gehen.256

254

255

256

1515. April 30.

Er nahm 1503/04 das Görlitzer Bürgerecht an und ehelichte 1504 Barbara, die Witwe des Bäckers Bartel Hermann, und übernahm dessen Backhaus »auf dem Kreuz« (Webergasse 4/Handwerk 23) sowie Garten und Schweinestall in der Kahle, vgl. CDLS 5, S. 83, Anm. 1. Er war 1504 Rektor der juristischen Fakultät in Bologna und kehrte 1505 nach Görlitz zurück, 1506 wurde er Domherr in Bautzen und 1507 Dekan des Domstifts. Er legte 1522 sein Amt, nachdem er der Unredlichkeit in Geldangelegenheiten beschuldigt worden war, nieder und starb in Freiberg (Sachsen) bei seiner Schwester, vgl. Knothe (1895), S. 138, Zimmermann (1938), S. 239 ff., Dallari (1888), S. 186 f., Knod (1899), S. 113, Simeoni (1940), S. 14. Der Görlitzer Rat sah es nicht gern, dass erbliche Zinsen an geistliche Lehen fielen. Der Sohn Dr. Caspar Emerich wollte wiederum die Stiftung nach Bautzen legen lassen. Wegen dieser

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Davon ist eine Messe freitags mit der passion zu feiern, das Patronat solle der Rat haben, jedoch zuerst ihr Sohn Doctor Caspar Emerich (oder wem er es überträgt), dann Hans Emerich der jungere, danach seine Geschwister und schließlich Hans Emerichs Kinder. Dazu gibt sie den grossen perlen crantz unnd das beste fliterne krentzel, do vann eyn seuberlich humeral 257 sal gestickt werden und dasselbe vom besitzer deß lehens an großen festen gebraucht werden; dazu den grossen silbern kopp [= Becher], eyn teyl dovann zu eynn kelliche unnd das paczificale mit dem engel unnd viel gesteynen, um damit drei Ornate zu kaufen, eyns guldenn ader sammet, das ander vonn k[…]chen, das dritte vonn schwartzen harris sowie ein Messbuch. Der Priesterbruderschaft legiert sie 2 mr. jährlichen Zinses für Anniversarien für Georg, Clara und alle Angehörigen (um die Stiftung Georg Emerichs von 1 mr. für sein Begängnis zu bessern). Des Weiteren sollen die Testamentarien der Bruderschaft 12 mr. übergeben, damit diese 1 mr. jährlichen Zinses für ein jährliches Begängnis für eine Messe kaufen. Der Bürgerbruderschaft vermacht sie 2 mr. jährlichen Zinses, damit sie jerlich uff die zceitt der quatember ein Begängnis halten für die Seelen des ganzen Geschlechts. Die Perlenkrone solle in das heilige Sakrament der Pfarrkirche St. Peter zu dem hehligen leichnam kommen, und selbige Krone solle am Tage Corporis Christi der großen Monstranz aufgesetzt werden oder wann immer man sie gebraucht, sie solle aber zu nichts anderem benutzt werden. 300 mr. vermacht sie Doctor Caspar Emerich, damit er seine Schulden bezahlen kann, dem Bruder Anthonius [Eschlauer] 30 mr., Johann Zacharie 12 mr., Wolfgang Albers 12 mr. (irer inn seym gebethe unnd messe leßenn nicht vorgessen solle) und Wolfgang Widerolff (Pfarrer zu Ebersbach) 12 mr. Des Weiteren legiert sie der Peterskirche 10 mr., dem Franziskanerkloster 10 mr., zum Gebäude der Nikolaikirche 10 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 5 mr., der Frauenkirche 5 mr., der Annenkapelle 5 mr., den Armen im Neuen Haus auf der Galgengasse 6 mr., Sanct Laurentio zu Hermansdorff 5 mr., damit der Pfarrer ebenda eine Dreißigermesse lese, der Kirche zu Leschwitz zum selben Zweck 5 mr., Sancto Jeorgio zu Lissa 5 mr., dem Pfarrer zu Heynersdorff solle man eine Dreißigermesse bezahlen und der armen Frau Kuntzyn auf dem Töpferberge 3 mr. geben. Diverse Wertgegen-

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Meinungsverschiedenheit blieb das Testament eine zceitlang auffgeschlagen, bis Emerich zusagte, dass der Zinskauf dem Rat überlassen werde und er die Zinsen für seine Präbende im Bautzener Domstift verwenden könne. Das Lehen sollte vom Bautzener Kapitel aber dem Görlitzer Rat eingeräumt werden. Dafür verlangte wiederum das Kapitel, dass die Präbende durch weitere Zustiftungen ergänzt würde. Vgl. SRL N. F. 3, S. 410 ff. Diese Stiftung wurde dann wahrscheinlich mit einer schon bestehenden Präbende am Domstift zusammengelegt, vgl. die übernächste Anmerkung. Die bisher unklaren Verhältnisse bedürfen noch einer detaillierten Erforschung der Archivalien des Bautzener Domstiftsarchivs. Humerale: rechteckiges Schultertuch aus weißem Leinen, Bestandteil des liturgischen Ornats.

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stände und Kleider gehen an Privatpersonen und dem Dechant [in Bautzen?] sollen noch die hinterstelligen 238 mr. [?] gegeben werden.258 Was an Schulden, Geschenken, Außenständen oder sonst vom Geld übrig bleibt, sollen die Testamentarien nach ihrem Gutdünken armen Freunden oder sonst wie ausgeben […]. Actum coram magistro Martino Eisenmenger scabino et Frantz Schneider scabino et Johannes Arnolt subnotario. Secunda post Jubilate etc. 1515.259 RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 284v–294r.

(150)

Testament Agnes Finger († kurz nach 28. Juli 1515), Händlerin Agnes Fingerin so sy mit schwacheit ihres leybes beladen etc. macht durch ihren Vormund Jorge Tiltzigk ihr Testament mit folgenden Legaten: Was von den 200 fl. ung., die ihr der verstorbene Hans Schmidt schuldig geblieben ist, nach ihrem Tode noch übrig sein wird, sollen die drei Kinder des Hans Schmidt zu gleichen Teilen erhalten. Des Weiteren sollen an die Peterskirche, Nikolaikirche, Frauenkirche, zu sanct Annen [= Annenkapelle], Jakobs-Kapelle und an die Hl.-Geist-Kapelle je 5 mr.

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1515. Juli 28.

Dahinter dürften sich Stiftungsgelder für die von Georg Emerich gestiftete Domherrenstelle in Bautzen verbergen. Aus einer anderen Urkunde geht hervor, dass Klara Emerich noch eine weitere Präbende zu Ehren der Hl. Hedwig und Klara in der Kollegiatkirche zu Bautzen stiftete und dafür 30 fl. ung. jährlicher Zinsen bereitstellte (siehe auch Anhang A: 1515 [?]). Das Patronat sollte der Görlitzer Rat nach Vorschlag der Klara Emerich und der Nachkommen des Hans Emerich (des jüngeren) haben. Dazu gibt es einen längeren Briefwechsel, der erst mit der Bestätigungsurkunde für die neue Stiftung des Meißner Bischofs beendet wurde. Vgl. Urkundenbuch 5, fol. 1r–v und das Regest dazu im VOU Heft 9–20, S. 101 (1515. Juli 12.) sowie LM 1515–1517, fol. 95r–v (1515. November 14.); ebd. 113r–v (1515. Dezember 9.); ebd. 232r–v (1516. Juni 26.); ebd. 241v–242r. (1516. Juli 13.) sowie die bischöfliche Urkunde vom 6. Februar 1518 im RA Görlitz und die Losen Urkunden 3, 733/572, Nr. 3 und Nr. 4, Auslagerungsverlust (siehe Regest im Zettelkasten des Ratsarchivs Görlitz). Ein Verzeichnis der Präbenden und Vikarien der Bautzner Stiftskirche aus dem 17. Jahrhundert zeigt, dass zu jener Zeit die Praebenda S. Clara noch ein Emerich Lehen war, welches aber unbesetzt blieb, weil die Emerichs keinen Kandidaten präsentiert hätten, vgl. die Handschrift L 13 b der SLUB Dresden, fol. 147r. Ebd. fol. 147v und 148v werden noch die Thumerey S. Laurentii als im Besitz des Görlitzers Laurentius Schneider (Sohn des Franz) und die Vicaria S. Catharina (zweites ministerium) als Görlitzer Lehen bezeichnet. Siehe auch die Reinschrift von L 13 b, fol. 144r–151r in der Dresdener Handschrift K 74, fol. 25–34. Zur Vollstreckung des Testaments vgl. die Briefe in den LM 1515–1517, fol. 84r–v (1515. Oktober 30.), ebd. 111r–v (1515. Dezember 7.) und 137v–138r (1516. Januar 24.). Am 8. Mai 1516 erhob Ulrich Schütze, Vormund der Erben der Klara Emerich, Protest gegen das von den Testamentarien der Erblasserin befolgte Testament, vgl. LR 1505–1516, fol. 318v–320v.

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Anhang A

fallen, die Jorg Schmid ausreichen solle. Actum coram magistro Martino Eysenmenger scabino et Paulo Leyse consule sabbato post Anne 1515.260 Quittungsvermerk: Michel Schwartz, Bernt [= Bernhardt] Bernt, Hans Wolmerstat und Marcus Hancke, Kirchenväter und Versorger der Frauenkirche, sanct Annen, zum heyligen geyste und s. Jocoff bekennen, dass Jorg Schmid jeder Kirche die volle Summe bezahlt habe, actum coram Daniel Goritz, scabino 4. feria post Martini [19. November] 1516. Peter Tyle, Kirchenvater der Peters- und der Nikolaikirche, bekennt, dass Jorg Schmid die volle Summe bezahlt habe, actum coram Hans Teichler scabino 4. feria post Martini 1516. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 294v.

(151)

Testament Margarethe Seifert († 4. November 1517), Tuchhändlerin (?) So als Margareta Casparn Seyffertin mit schwacheit ihres leybes befallen und vormals ein testament gemacht, das ins statbuch am freytag vor Marie Magdalene vorzeichent ist worden, hot sy durch Nickeln Reicheln sollichs in etlichen artickeln wy hernochvolget gewandelt und geendert mit fleyssiger beger, dy artickel, so sy ungeendert gelassen, mit den itzigen hirzu gesatzten zuhalden unnd auszerichten. Ihr Schwager Peter Schmid erhält zu den 30 mr. aus dem ersten Testament für seine Frau und seine Kinder einige Mäntel und Röcke, einen Perlenkranz und ein bendel, das dy tochter im closter hot. Anthonnius Buchner ihr frund solle statt der 5 mr. 30 mr. erhalten, dazu eine badekappe, ein Paternoster, das sy itzundt an irem arme hat und diversen Hausrat. Michel Newman solle statt der 5 mr. 10 mr. erhalten und seine Frau ein kürtuch. Zusätzlich sollen erhalten die Nikolaikirche 5 mr., das Cölestinerkloster auf dem Oybin 10 mr., das Kloster zu Nawmburg am Queis 14 mr. und das Reichencloster zum Sagen [= Sagan] solle von den 5 noch nicht bezahlten Tuchen zwei geschenkt bekommen und die anderen für 12 mr. kaufen. Des Weiteren sollen nach ihrem Tod zehn Seelbäder ausgerichtet werden. Die Ze[…]rin solle 8 mr. und ein Federbett erhalten, Veronica die werterin 3 mr. und acht Ellen Fordertuch, die Köchin acht Ellen Fordertuch, die junge mayt sechs Ellen Kürtuch, der [fö]aller [?] drei Ellen blo tuch, der alde [fö]aller, der ir entloffen ist, vier Ellen blo tuch und der Gärtnerin 3 mr. und eine alte kursche. All dieses solle ihnen über ihren Lohn hinaus gegeben werden. Gregor Radax, Michel Hubener und Michel Wentscher sollen je 6 mr. erhalten, Mathes Buthner 10 mr., Joannis, ihr beichtvater, zehn Ellen schwarzes 260

1515. Oktober 27.

Georg Schmied hatte sich der Hinterlassenschaft angenommen, die auch von einem mitburger Witschel beansprucht wurde. Schmied klagte daraufhin vor dem Magdeburger Schöffengericht, vgl. die Urteile in SRL N. F. 3, S. 412 ff.

Regesten zu Görlitzer Testamenten, Legaten und Stiftungen 1298 bis 1552

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Fordertuch, die Matis Buthnerin eine schwarze seidene schaube 261, Gregorio Hubnern, itzundt eyn student zu Leipzigk, 5 mr., Hans dem jungeweber acht Ellen blo fordertuch, ihrem Knecht acht Ellen blo kurtuch, der nyblin eine schwarze harras schaube und einen schwarzen harras mantel, Weytmessers tochter ein schillern harras rock, den zweyen seligen tachter kindern je acht Ellen blo fordertuch, Michel Newman eyn armbrost mit pfeylen und schilden, Peter Schmid den harnisch, der alten Scholtzin sechs Ellen Kürtuch, dem Altar (den gerade Michel Hubner innehat) zwei handtuch und ein tischtuch, ein gro tuch den armen Schülern und Michel Hubner 7 ½ Ellen ausgelesenn schwartz fordertuch. Die Kasel aus dem ersten Testament reno[viert] [?] sie und die 20 mr. sollen bei der Peterskirche bleiben. Den Armen im Hl.-Geist-Hospital solle man in die Hände geben 4 mr., den Armen im JakobsHospital 1 sch. sowie den Armen mit der frantzesen [= Franzosenkrankheit] beladen und im hause beym galgen liegen 1 sch. Der Schüler Hans, Sohn des Peter Schneider, solle sechs Ellen Fordertuch bekommen und die Frantz Schneiderin 1 schaube. Über die Bahre sollen sieben Ellen schwarzes Tuch gelegt werden. Alles was darüber hinaus bleibt, solle zu den zwei bereits gestifteten Messen zu einer dritten Messe verwendet werden und was dann noch übrig ist, solle umbe gotes willen den Armen gegeben werden. Actum coram Baltezar Kirchoff scabino et Joannis Wolmerstat consule feria 6. ante Symonis et Jude 1515. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 304r–305v.

(152)

Testament Ludwig (Lang-) Schneider († 1536), Universitätsstipendium Testamentum Ludovici Schneiders 262, dorinnen vorordent, das ein student zu Leipzcig in studio sal gehalden werden. Der achtbar wirdige her Ludovicus Schneider, der heiligen schrifft licentiatus, in bedocht, das einem yeden menschen nichts gewissers den der todt und nichts ungewissers den die stunde des todes sey, hat ummb seiner und seines geschlechts selen selikeit willen und wolbedochtem muete, gesundes leibes und gueter vornunfft diss

261 262

1516. Juli 24.

Ein langes, weites, bis auf die Füße gehendes Oberkleid für Männer und Frauen. Ludwig Schneider, auch Langschneider genannt, war ein Sohn des Görlitzer Bürgermeisters Hans Schneider und dessen Frau Dorothea) (CDSR 2.9, Nr. 438, S. 409). 1488 war er Student in Leipzig, 1495 mag. phil., später Dr. theol., 1507 und 1528 Rektor ebd. Des Weiteren war er Domherr zu Meißen, vgl. Knothe (1895), S. 151. Siehe auch die Briefe des Görlitzer Rates an den Leipziger Rat wegen Schneiders Testament im LM 1534–1539/40, fol. 287–289, vier Briefe und fol. 319 f. zwei Briefe. Vgl. zu ihm und seiner Familie Wentscher (1983). Nach NPB fol. 5r besaß er den Altar Quatuor doctorum in der Peterskirche. In der Pfarrkirche zu Lauban soll er den Altar der Apostel Petri und Pauli innegehabt haben, vgl. Müller (1801), S. 120. In Leipzig hatte er den Annenaltar in der Thomaskirche inne, vgl. CDSR 2.9, Nr. 396, S. 376 (1517. März 28.) und Nr. 399, S. 378 (1518. August 11.)

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sein testament und letzten willen in der besten form und weise, wie sich das zu recht auch auff der stad begnadung und freiheit und noch lantleuffiger gewonheit eigent und geburt, vorschafft, gemacht und geordent mit anhangender fleissiger bethe, das solchs ins statbuch vorzeichent und noch seinem tode also von yderman ungehindert hinfurt zu ewigen tzeiten gehalden werde und diss lauts, wie hirnoch folget: Die 20 fl. rh. jährlichen Zinses, die er beim Rat der Stadt Leipzig für 400 fl. rh. gekauft hatte263, sollen solange er lebt an ihn gezahlt werden und danach an einen Studenten aus seiner freunthschafft, so dohin vonn einem erbarn rathe zu Gorlitz presentirt, sich domit in gemeiner universitet und hohen schule zuenthalden. Die betreffende Person solle aus seinem gesippe der mogenschaft 264, der auch sunst im nehsten grade consa[n]guinitatis der nehste ist, vom Görlitzer Rat schriftlich in Leipzig vorgestellt werden und jährlich die 20 fl. rh. fünf Jahre hintereinander erhalten. Sollte der Stipendiat noch vor Ende der fünf Jahre Leipzig verlassen, solle der nächste aus der blutffreuntschaft das Stipendium erhalten. Sollte der nächstmögliche männliche Kandidat der freuntschaft unter 13 Jahren alt sein, so solle der nächstältere, der das 13. Lebensjahr vollendet hat, das Stipendium erhalten, unangesehn, ab er auch eins ader mehr gradis 265 weiter were. Gäbe es mehr als einen Berechtigten in gleichem grad und zugehorung, sollte der Görlitzer Rat den ältesten präsentieren, wären aber alle gleich alt, solle der Rat die Macht haben, einen auszuwählen. Die Reihenfolge der Erbberechtigung wird wie folgt festgelegt: erst die Söhne der Schwester, dann die nepotes und Enkel der Schwester, danach die pronepotes und urenckel, danach ad consobrinos [= Geschwisterkinder] und paren[t]eles, das ist auff seines vaters und mutters bruder und schwester kinder und also furt, wie die nocheinander in arbore folgen auff beiden seiten in abesteigender linie, dornach yhe auff die nehsten und eldisten, wie beruret, so lange die blutsfreunthschafft weret. Danach sollen die in schwegerschafft verwandten und deren Kinder folgen und die nehstvorwannten. Wenn es keine Blutsverwandten oder angeheiratete mehr geben sollte, kann der Rat das Stipendium einem gorlitschen stadkinde geben. Die jeweiligen Empfänger des Stipendiums sollen zu der ehre gottes ime als stiefftern und seinem geschlechte und allen cristgleubigen selen zu troste alle sondtage und sunst alle feiertage horas privatas, das ist die sieben getzeiten unser lieben frauen, zu beten vormöge und die selbigen sal er beten alle die zceit solang er diss stipendium gebrauchet. Um das Stipendium zu erhalten, solle der Kandidat vor den sitzenden Rat kommen und darum bitten. Dieser solle ihm dann sagen, wie er sich an der hohen schule geburlich, besunders mit seinem gebethe, zu verhalten habe und sich nicht zu boeser geselschaft halden sal. 263 264 265

Die darüber am 25. Juni 1516 ausgestellte Urkunde befand sich im RA Görlitz und gilt seit der Auslagerung im 2. Weltkrieg als verschollen. Vgl. das Regest im VOU Heft 9–20, S. 104. Mogenschaft = Magenschaft = (Bluts)verwandte. Es dürfte hier der »Grad« der Verwandtschaft gemeint sein.

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Zu rechten warhafftigen testamentarien wird der ersame rath dieser koniglichen stadt Gorlitz ernannt. Damit diss gestieffte ewig erhalden werde, solle der Görlitzer Rat im Fall der Ablösung der Hauptsumme diese auf die Stadt nehmen und hinfort das Stipendium auszahlen. Actum quinta vigilie sancti Jacobi apostoli anno etc. decimosexto.266 Eyn ander testament obgnanten hernn Ludovici Schneyder von wegen der 300 fl. rh., so i[h]m uff Slaurot 267 vorschriben sein. Von den 15 fl. rh. jährlichen Zinses, die er für 300 fl. rh. auf das dorffe und gute Schlaurot inn dißem weichbilde gelegenn, gekauft hatte, sollen je mit dem entsprechenden Hauptgeld seine Schwestern Agnes Greger Behemyn und Elyzabeth Jorg R[i]chterin 5 fl. rh. erhalten und die anderen 5. fl. rh. sollen Mathes Windischs kyndern und baccalaurii Johannis Kommerstats zweyn kyndern an stat M[…] irer verstorbenen mutter, desselben Mathes Windischs tachter gwest, zustehen. Stürben die Kinder, solle das Geld an die Nächsten der Erbfolge fallen. Actum coram domino Mi266

267

Zwischen die beiden Blätter 330 und 331 ist eine Druckseite der Größe oktav eingebunden, die angesichts »des grausamen Wütens und Tobens der Türken« zur Buße aufrief (Initium: »Weil dann so viel und mancherley Wunderzeichen … «). Nach Hortzschansky (1765), S. 6, Anm. ** war dem Autor ein Particula Testamenti […] in die Hände gekommen, das er in der Anmerkung abdruckte, um zu zeigen, welch ein eyfrig Papist er [L. Schneider] gewesen sei. In N. D. Amen. Anno a Nativitate 1535. die vero Lucae etc. [18. Oktober] […] Et quia Gorlicenses recesserunt ab Ecclesia Romana, volo ut filius D. Egidii, compatris mei, Andreas March, ad 5. annos habeat illos 20. fl. pro studio, aut, cum promotionem receperit, in sumtus. Postquam autem elapsi fuerint isti 5. anni, volo similiter et ordine, ut redeant amitos (so steht in der Particula Testamenti) illos fl. 20. pro studio, aut aliquo filio Gorlicensi, ut habeat tenor literarum atque fundationis. Sperandum est enim, quod, ex misericordia Dei atque gratia, redeant ad unionem Ecclesiae. Etiam dato, quod non fiet, nihilominus volo, ut amici mei, aut unus ex Gorlicensibus filiis habeat illos 20 fl. ad 5. annos pro studio. Sic sperandum est, quod in istis 5. annis Deus eundem illuminabit sua benignitate, ut ab erroribus discedat. Die Quelle ist unbekannt, ein Regest mit Verweis auf diese Anmerkung findet sich im VOU Heft 9–20, S. 147. In einem vom Magistrat der Stadt Görlitz 1849 herausgegebenen Verzeichnis der milden Stiftungen findet sich diese mit der Bemerkung wieder: […] mit der früher, später aufgehobenen Verpflichtung, den horis canonicis in Leipzig beizuwohnen. 15 Taler Zinsbestände sind dem Ursprungskapital zugeschlagen worden, vgl. Stiftungsverzeichnis (1849), S. 10 f. Die nächste Studienstiftung ist erst für das Jahr 1572 überliefert, vgl. ebd. S. 4 f. In Leipzig hatte Ludwig Schneider am 6. Februar 1534 (!) ein Jahrgedächtnis für sich und seine Familie beim Handwerk der Schneider für 60 fl. rh. gestiftet, vgl. CDSR 2.9, Nr. 438, S. 409 f. Von dem Zinsertrag sollte vom Pfarrer der Thomaskirche jährlich umb Laetare (4. Fastensonntag) am Nachmittag eine Vigil gefeiert werden, wobei mindestens die vier Jungmeister des Schneiderhandwerks mit Kerzen anwesend sein sollten; des morgens aber sollte das gantze handtwergk bei der busse zcur seel messen erscheinen und got czu lobe sein opffer nach [der] andacht thun. Des Weiteren sollte das Handwerk eine gesungene und zwei gelesene Seelenmessen bestellen. In der Bestätigungsurkunde vom 15. Juni 1534 wurde der Jahrestag auf den 2. August festgeschrieben, vgl. ebd. Nr. 441, S. 411. Schlauroth westlich von Görlitz.

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chael Schwartzen et Johannes Arnolt scabinis et subnotario. Quinta in vigilia sancti Jacobi anno 1516.268 RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 327r–332r. Lit.: Hortzschansky (1765), S. 5 ff. Stiftungsverzeichnis (1849), S. 10 f. Hirche (1860).

(153) 1517. April 20. Testament Katharina Engelhart Katherine, Michel Engelharts ehliche hausfrau macht durch ihren Vormund Lorentz Puschman ihr Testament mit folgenden Legaten: dem »Gestift der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche für Seelenmessen 40 mr., der Bürgerbruderschaft 10 mr., zum Gebäude der Nikolaikirche 10 mr., der Peterskirche, zu sanct Annen kirchen [= Annenkapelle] und der Frauenkirche je 5 mr., dem Franziskanerkloster 8 mr. und dem Seelhaus 2 mr.; Micheln dem knaben Knebischen sone von [wen]dischen Ossig 6 mr. und ihrem Bruder Merten Ryst erlässt sie 50 mr. Schulden (diese Bestimmung wird später gestrichen). Was übrig bleiben wird an Haus, Hof und Habe solle Michel Engelhart, yr ehlicher wirt, behaldin. Actum coram magistro Martino Eysenmenger et Baltzer Kirchhofe scabinis et subnotario 2. feria post quasimodogeniti anno etc. 17. Quittiervermerk: Micheln dem knaben Knebischen sone von [wen]dischen Ossig werden 1528 5 mr. ausgezahlt. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 18v–19r.

(154)

Testament Agnes Kretzschmer († vor 4. Januar 1518 [?]) Agnes Nickel Kretschmerin setzt folgende Legate mittels ihres Vormunds Mats Schelen aus: der Frauenkirche 5 mr., der Nikolaikirche 5 mr., dem Franziskanerkloster 10 mr., der Antoniusbruderschaft 2 sch. gr., den schwestern der […] dryten regels s. Francisci 1 sch. gr., dem Rat arm und reich 5 mr. sowie irer schwester tochter, dy Barbara Bretschneiderin, und deren Kindern 10 mr. und ein kurtuch zu Mänteln und Röcken. Des Weiteren soll man sieben Dreißigermessen (im Franziskanerkloster, zu jeder Messe eine Kerze) und drei Seelbäder dazu je ein Viertel trengk ader weßen byr bestellen. Ursula Peter Ermelreichyn und Margarete Nickel Eichlerin, die Kinder ihrer Tochter, sollen je einen Perlenkranz und ein Perlenband bekommen und Frantz Werder einen silbernen Gürtel. Alexander Werder, der dreyen Kinder vater [= Schwiegersohn der Testatorin], die er etwan mit Ursulen irer tochter getzeuget, solle der oben genannten Margarethe 13 mr., die er noch schuldig ist, geben. Der Rest solle an die 268

1517. Mai 2.

Das Kapital von 300 fl. rh. wurde am 26. Juni 1534 vom Dorf Schlauroth durch dessen Besitzer Georg Rösler, der das Dorf von Elisabeth, Witwe des Georg Richter, und ihren Kindern gekauft hatte, abgelöst, vgl. LR 1516–1540, fol. 315r.

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zuerst genannten drei Enkelkinder fallen. Actum sabbato ipso die s. Sigismundi coram magistro [Martino] Eysenmenger scabino et Johanne Komerstat 1517. Quittiervermerke: Für das Franziskanerkloster quittiert Magister [Martin] Eysenmenger, vorsteher der bruder 2. post circumcisionis domini [4. Januar] 1518. Das Legat dem Rat arm und reich hat sie gegeben bey irem leben 1518 RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 22r–v.

(155)

1517. November 17.

Testament Michael Friedländer († vor 25. Juni 1520), Brauhofbesitzer Michel Frydlender macht sein Testament seiner selen zu tröste und domit zweytracht und uneynickeit vorhutt nochbliebe. Zum Vormund der Ehefrau Katherina wurde Paul Leysener bestellt. Seiner Frau vermacht er allen Hausrat und die fahrende Habe an Geld, Bier, Gerste, Korn etc., dem Hans Michel, kretschmer zu Ulersdorf, und seinen Geschwistern als seinen nesten frunden 6 mr. sowie Kleider. Sein Haus mit Schänkkannen und allem Zubehör, solle seine Frau nach seinem Tode vier Jahr haben, dann solle es auf das Teuerste von den Kirchenvätern der Peterskirche verkauft werden, nachdem es vorher der Frau angeboten wurde, und der Erlös solle wie folgt verteilt werden: der Peterskirche 100 mr., der Nikolaikirche 40 mr., dem Franziskanerkloster 16 mr., der Frauenkirche 10 mr., der Jakobs-Kapelle 10 mr., der Hl.-Geist-Kapelle 8 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 5 mr., St. Annen [= Annenkapelle] 5 mr., der Bürgerbruderschaft 8 mr., dem Rat arm und reich 16 mr. und den Überschuss armen Schülern. Sollte der Verkaufserlös des Hauses nicht 218 mr. betragen, so solle dem Verhältnis entsprechend gegeben werden. Actum coram judicio speciali 3. ante Elizabet 1517 Quittiervermerke: Die Ullersdorfer erhalten die 6 mr. 2. post Johannis baptiste [25. Juni] 1520. Diß hus ist vorkauft Lorenz Mauermann itz in acticatorum 3. post nativitatis Marie [11. September] 1522.269 RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 31r–32r.

269

Der Verkauf des Hauses in der Langengasse durch die Kirchenväter Daniel Göritz und Georg Rösler für 150 mr. an Lorenz Neumann findet sich im LA 1521–1529, fol. 44r unter dem Datum 22. September 1522.

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1518. Februar 6.

Testament Andreas Mondenschein († 1517), Altarist Der Rest der Hinterlassenschaft des Andreas Mondenschein270 solle dem Altar Maria Magdalena im Hl.-Geist-Hospital zukommen.271 Zur Schenkung an das Hl.-Geist-Hospital vgl. RA Görlitz, Urkundenbuch 8, fol. 40 und 49 (1518. Februar 6.), hier zitiert nach Zobel MS (1939), S. 23.

(157)

Testament Katharina Jeutener († vor 29. April 1522), Prokuratorin des Görlitzer Franziskanerklosters Katherina Jocoff Jewtenerin inn bedocht der ungewissen stunde des todes macht durch ihren Vormund Hans Irmeler irer selenn zu selickeit dis nochfolgende testament und irenn letzten willen. Legate: Czum irstenn hat sie benummet und bescheyden zum ausbereiten der neuen taffel uff unser lieben frauen altare zu S. Peter uff welchen man teglich pfleget zusingen 30 mr., der Nikolaikirche 20 mr. (datum [est]), der Frauenkirche 3 mr., der Jakobs-Kapelle 3 mr., arm und reich 20 mr., Hesten [= Hedwig] Thomas Dentschin irer schwester 30 mr., ir und iren kyndern zubleiben und irer tachter der Rawcristoffin auch 30 mr. (datum est), Frantzen unnd Joergen, gebrudern, Jörgen Crodans ihres verstorben bruders sönen, 60 mr. (datum sunt), stürben beide unverheiratet, dann sollen die 60 mr. an die Peterskirche fallen, der Jorg Vyrlyn irer schwester 10 mr., item zu unser lieben frauen und burger bruderschaft 5 mr., item uffen Oywyn zwey weisse fordertuch, dem Franziskanerkloster alle essende war an korne, byre, fleische, potter, kese sowie zwey weisse forder tuch.272 Alles was übrig bleibt, solle zu je einem Drittel für die Armen für Schuhe, Kleider und Seelbäder verwendet werden. Gescheen am montage noch dem sontage judica alias post Benedicti 1518 vor Johanne Arnolt scheppen, Simon Wolff unnd Casper Stettzeln ratmannen vom herenn burgermeister dortzu vorordent inn beywesen des wirdigen herenn Michel Wentscher, altaristen des hoen altares in unser lieben frauen kirchen, den sie neben gnanten Simon Wolffen zu testamentarien will haben. Quittiervermerke: Hedwig Thomas Dentschin erhält 30 mr. sabbato post omnium sanctorum [7. November] 1523. Jörge Crodan resignavit, von Jörge Firle 30 mr. erhal270 271 272

1518. März 22.

Zu Andreas Mondenschein vgl. das Kapitel zur Hl.-Grab-Anlage. Das Testament des Andreas Mondenschein ist nicht überliefert. Es wird in einem Schreiben des Görlitzer Rates an den Offizial in Bautzen vom 1. Februar 1518, LM 1517–1520, fol. 68r erwähnt. Im Totenbuch des Görlitzer Franziskanerklosters ist sie unter dem 9. Januar 1502 eingetragen, vgl. KNFMCG S. 265: Item anno domini 1502 recommendant se in vita pariter et in morte Jocuff Jewtener, Katherina uxor cum tota progenie quorum anime requiescant in sancta pace. Nicol Krode, Katherina uxor, parentes Katherine Jeuthneryn que fuit procuratrix nostra fidelissima ad multa tempora et dederunt bonam elemosinam pro usu fratrum.

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ten zu haben coram Johan Peitznern scabino sabbato post Jacobi [29. Juli] anno etc. 25. Raucristoff erhält 30 mr. 4. ante Johannis ante portam latinam [29. April] 1522. Frantz Crodan resignavit, dass ihm Jorge Firle 30 mr. gegeben habe 2. post exaudi [4. Juni] 1525. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 41r–42r.

(158) 1518. Dezember 11. Testament: der Margaretha Schmied Margarethe der aldenn Michel Schmiedyn testament. Margaretha hat sich vertraglich mit den Kindern ihres Sohne geeinigt, dass innehrhalb eines Jahres nach ihrem Tode 100 mr. wie folgt ausgegeben werden sollen: der Peterskirche 10 mr., der Nikolaikirche 10 mr., magistro Johanni Rosenbergs sone 10 mr., der doctorynn Buffyn tochter 10 mr., der Buffyn 10 mr., Daniel Goritz kyndernn, nemlich Johanni, Celestino, Francisco, Joachym und Annen je 10 mr., stirbt ein Kind, sollen die anderen dessen Teil erhalten. Geschehn sonabend noch conceptionis sancte Marie coram senioribus anno domini etc. 18. RA Görlitz: LR 1516–1560, fol. 54r–v.

(159)

Testament des Hieronymus Eppeler († 6. Januar 1559), Ratsherr So als Hieronymus Epeler 273 willens gewest, zu sanct Jocoff zcugehen, hat er vorordent und gemacht sein letzten willen und testament, ap er uffen wege mit tode vorschide. Er vermacht seinen drei Schwestern [Magdalena, Katharina, Ottilie]274 im junnckfrauenn closter zcum Luban 275 semptlich 20 mr., der Barbare Lodwig Heintzynn 276 10 mr., Clare 277, der jüngsten Schwester, 40 mr., seinem Bruder Joachim 30 mr. und dazu alles was yme geburet am silberwerke und perlen, der Margarete 278, Oswalt Meisters weibe, 30 mr., der Agnis, des herrn doctoris Adam Schwingen weibe, 10 mr., seinem Schwager Oswalt Meister 20 mr. und mit weiteren 20 mr. solle Hieronymus Eppelers sele gerethe bestalt werden. Zum exequtor und testamentarius bestimmt er seinen Schwager meister Hans Voyt den korschner, der ihn auch im Fal273 274 275 276 277 278

1519. März 12.

Er war der Sohn des Ratsherrn und Apothekers Johann Eppeler († 30. Januar 1514) und war von 1533 bis 1559 im Rat. Vgl. Wentscher (1930), S. 99. Magdalenerinnen in Lauban. Ludwig war der Sohn des Kaufmanns Markus Heinze in Görlitz, vgl. Wentscher (1930), S. 99. Klara war in erster Ehe mit dem Görlitzer Kürschner Hans Voit verheiratet und in zweiter Ehe mit dem Tuchscherer Jakob Ammon aus Friesenhausen (Unterfranken), vgl. Wentscher (1930), S. 99. Sie war mit Oswald Meister, an den die Apotheke der Familie Eppeler übergegangen war, verheiratet. Zu Oswald Meister siehe sein Testament 1548. März 17.

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Anhang A

le des Verkaufs seines Hauses und Gartens vertreten solle. Actum coram Mathia Rosenbergk scabino sabato post dominicam esto mihi anno domini etc. decimonono.279 RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 61v–62r.

(160)

280

Testament Martin Schmied alias Martinus Fabri 281 († 10. April 1520) , Görlitzer Pfarrer 5. September 1501 bis 20. April. 1520 Der Görlitzer Pfarrer Martin Schmied alias Martinus Fabri 282 bestimmt in seinem umfangreichen Testament unter anderem folgende Legate: allen Priestern, die bei der Beerdigung mitgehen und die Siebener- und Dreißigermesse feiern 12 gr., den patribus in Oywin [= Oybin] 16 mr., den Görlitzer Franziskanern 10 mr. pro trecesimis legendis 283, dem magister Johannes Hass prothonotarius ein vergoldetes Silbergefäß mit Deckel, dem Johannes Frentzel einen Ring mit einem Rubin und dessen Frau Anne zwei Ringe, einen mit einem Diamanten (demant) und den anderen mit einem Saphir, allen Görlitzer Kaplänen 2 fl. ung. für ein tricesimen, jedem Gör279

280

281 282

283

1519. Juni 14.

Kurz vor seinem Tod verfasste Hieronymus Eppeler noch ein zweites Testament, in dem er seine Frau Apollonia, seine Tochter Rebekka und seinen Enkel Rudolf Stegkbus beschenkte, vgl. LR 1555–1561, fol. 217v–219r (1558. Oktober 19.) und Wentscher (1930), S. 100. Der letzte Wille seiner Frau ist im LR 1555–1561, fol. 323r–342r (1560. November 4.) verzeichnet. Nach dem Wortlaut des Testaments wurde es am 14. Dezember 1518 im Hause des Paul Küchler zu Bautzen entworfen und am 4. Dezember 1519 vom bischöflichen Offizial Christoph von Betschütz bestätigt, vgl. das Regest der Bestätigungsurkunde im VOU Heft 9–20, S. 115. Zum Todestag vgl. SRL N. F. 3, S. 571. Nach SRL N. F. 2, S. 446 soll er sein Vermögen von über 9.000 fl. vor allem durch den Verkauf des Pfarrhofes erworben haben. Er wurde direkt vor dem Portal der Nikolaikirche, welches er selbst gestiftet haben soll, beigesetzt. 1504 soll er auch eine Präbende im Bautzener Domstift gestiftet haben, vgl. VOU Heft 9–20, S. 66 f. Bartholomäus Scultetus schreibt dazu: […] Testamentarien Paulus Kuchler und Valerius Rosenhain, Thumherrn zu Budissin und Prediger zu Görlitz, so wol auch M. Johann Hass, Protonotarius, denen er biß in 6.000 fl. rh. an Zinsen und Baarschaft gelassen. Dieser Pfarrer ist bey dem Eingange der Thür gegen der Stadt, unter dem ausgehauenen Creutze und auswendigem steinernem Thurgerichte (mit S. Nicolai und S. Catharinen biltnissen) so er auff eigenen Unkoßten bauen lassen und bei seinem Leben an die Kirchthure zu seinem begrebnis zusetzen geordnet hatte, mit aller herrligkeit begraben worden. Vgl. die Abschrift in Sculteti, Relationes, fol. 18v–19r. Nach Knauth (1753), S. 6 f. war Schmied in Hennersdorf geboren worden, seine Priesterweihe soll er 1458 durch den Meißner Bischof erhalten haben und wohl im gleichen Jahr auch ein Altarlehen in Görlitz. In Glogau und Bautzen soll er Kanonikate besessen haben. Diese Stellen tauschte er mit Johannes Behem 1498 gegen die Görlitzer Pfarrstelle. Martinus Fabri wurde unter dem 13. November 1518 in das Totenbuch der Franziskaner eingetragen, vgl. KNFMCG S. 292: Anno domini 1518 recommendavit se in vita pariter in morte dominus Martinus Fabri plebanus in Görlicz deditque 20 mr. pro utilitate fratrum, optavit participacionem unius vigilie et misse pro se et pro suis benefactoribus annuatim.

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litzer Priester 1 fl. ung. pro tricesimo, pro fabrica der Görlitzer Peterskirche 10 mr., der Nikolaikirche pro fabrica 20 mr., den Armen im Hl.-Geist-Hospital 5 mr., aufzuteilen den Armen in die Hände, dem Paul recurenti in eodem hospitale 1 fl. ung., den Armen im Jakobs-Hospital 2 sch. an sie auszuteilen, ad hospitale peregrinorum [= Frauenhospital?] 5 mr., den armen Schülern und Hausarmen zehn Tuche, den armen Schülern oder anderen, die es bedürfen, 10 mr. zu Schuhen und den Armen für Bäder 5 mr. Darüber hinaus wurden diverse Geistliche, Kirchen und Klöster der Oberlausitz und darüber hinaus bedacht. RA Görlitz: Urkundenbuch 2, fol. neu 296r–300v, fol. alt 357r–361v. Abschrift: Sculteti, Chronicon 2, fol. 45v–48v. Lit.: Pufe (1813).

(161) 1519. Juni 20. Testament Anna Grundmann, Schneiderin Anna Mathes Gruntmannyn schneyderin macht durch ihren Vormund Peter Beyr ihr Testament, in dem sie alles, was sie hat, ihrem Mann verschreibt, ausgenommen 10 mr. und ein silbernes Haarband. Es folgt die Erbeinsetzung der Anna durch ihren Ehemann Mathes. An Legaten sollen nach Annas Tod von den 10 mr. an die Nikolaikirche 4 mr. fallen, an die Frauenkirche 2 mr., zu s. Annen [= Annenkapelle] 2 mr. und an die Antoniusbruderschaft 2 mr. Das silberne Haarband solle das Franziskanerkloster erhalten für einen Kelch. Judicium speciali 2. post trinitatis alias post Gervasii et Prothasii 1519. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 66v.

(162)

Testament Elisabeth Frenzel († vor 17. Dezember 1520), Gerberin Elyzabeth, Greger Frentzels 284 des gerbers seligen gelossene witwe, lässt ihr Testament durch ihren Schwager Hans Frenzel dem Rat überantworten, damit es als Bestätigung ins Stadtbuch geschrieben werde. Legate: ihr Wohnhaus solle an die Peterskirche fallen, 10 mr. an die Nikolaikirche (datum est) und sust zu itzlicher andern kirchen 6 mr., den kellich und dy alba 285, die sie hot lossen machen, hat sie bescheyden zu s. Niclas zum gebrauch gotlicher ampt der selenmessen, die der capellan doselbst singet. Des Weiteren solle ein Messbuch gekauft werden, des auch alleine derselb capellan gebrauchen sal (datum est). Im Franziskanerkloster solle man drei

284

285

1519. Juli 15.

Elisabeth war die Tochter des Tuchmachers Nikolaus Schmied, vgl. das Legat ihres gleichnamigen Bruders Nikolaus Schmied 1519. August 18. Die hier genannten Frenzels sind nicht mit der Familie des Hans Frenzel des Reichen verwandt. Albe: Eine Art Tunika aus weißem Leinen, Bestandteil des liturgischen Ornats.

528

Anhang A

Seelbäder ausrichten und zu jedem 1 sch. geben (datum est). Item den vätern uffem Oywyn [= Oybin] sal man geben 3 mr. (datum est). Die juncfrauen im closter zu Ostritz [= Marienthal] sollen 2 mr. erhalten, die Antoniusbruderschaft 2 mr. und den besten Mantel, ihre mayt zahlreiche Kleidungsstücke und Hausrat (datum est), Pankratius, Pfarrer zu Ulerßdorff irem frunde, Kleider und Hausrat (datum est), ihr weißes Bahrtuch der Bürgerbruderschaft (datum est), den besten bangkpföel mit reussisschem leder obirtzogen für Gregor den capellan und auch das stucke kleyne leymet zu einem korrocke (datum est), für das »Gestift der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche drei Stück leymet zu Chorröcken für die schreyber, dy darinn singen sollen zur ere gotes (datum est), Regina irer paten, die ein badergesellen gnomen hot, eine Kanne (datum est), ihrer Schwester im Hl.-Geist-Hospital 3 mr. (datum est), das Korallenpaternoster dem Franziskanerkloster zum schmock und tzyer des bildes der muter gotes (datum est), die 10 mr., die ir wirt seligen dem Rat geliehen hatte, sollen bleiben arm und reich zu erhaldung wege und stege, Zinngefäße, Schüsseln etc. an die Nikolaikirche zu Leuchtern (datum est) und schließlich solle der märschel an Michel Wenscher kommen (datum est). Alles was übrig bleibt, sollen die testamentarien zu der ere gotes, wo man es am aller nötigsten bedarff und armen leuten in sonderheit, zu almosen gegeben werden. Actum 6. post Margarethe 1519.286 RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 80v–81v.

(163)

Testament Hans Axt († vor 3. März 1521), bis 1491/92 Ratsherr 287 Hans Axt mit schwachheit seines leibes beladenn etc. vermacht in seinem Testament seiner Frau Anna 288 durch ihren Vormund baccalaureus Christopher Pfeyl laut der Gabe im Stadtbuch alle fahrende Habe, Bargeld, Getreide und Bier. 600 mr. (300 mr. aus der Schuld des Paul Emerich, 300 mr. von einem Garten) legiert er zur Stiftung eines Altars in einer vom Rat zu bestimmenden Kirche, dessen Lehen zuerst sein Sohn magister Donatus, nach dessen Tod sein Bruder Johannes Axt und darauf Johannes Marienam haben und besitzen soll. Danach solle die collation des Lehens auf sein Weib und nach deren Tode auf den Rat übergehen. Wer von den drei 286

287

288

1519. Juli 27.

Einträge im LO 1520–1550, fol. 5r–v sowie 7v–8v zeigen, dass erhebliche Mengen Bargeld übrig geblieben waren, denn Markus Hancke, der Verweser des Jakobs-Hospitals, verlieh am 17. Dezember 1520, am 4. Januar 1521, am 25. Mai 1521 und am 2. August 1521 insgesamt 50 mr. gegen Zinsen, dabei wurde jeweils vermerkt, dass das Kapital vom obirlouff der Gregor Frenzelin testament außgegeben worden sei. Mitglieder der Familie Axt waren von 1445 bis 1511 im Rat, vgl. Stange (1938), S. 89. Hans Axt war von 1485 bis 1492, als er entsetzt wurde, im Rat. 1489/90 war er gemeinsam mit Nikolaus Mondenschein Kirchenvater der Hl.-Kreuz-Kapelle, vgl. Anhang C 1489/90. Sie ist die Tochter der Barbara(?) Caspar Arnoldin (siehe oben deren Testament von 1491. Juli 21.) und die Schwester der Ursula Caspar Canitzin (siehe oben deren Testament von 1508. Oktober 9.).

Regesten zu Görlitzer Testamenten, Legaten und Stiftungen 1298 bis 1552

529

Genannten den Altar innehat, solle die Mutter von den Zinsen mit versorgen. Und wiewol ers zcum heiligen kreutze begeret, so sall es doch im gefallen eines erbarn rathes stehen, in welche kirche dieses lehen zcu stifftenn sei.289 Des Weiteren bestimmt er für arm und reich 10 Malter Hafer und was nach Zahlung des versessenen Geschosses von seinem Geld noch übrig ist; der Nikolaikirche vermacht er zum Bau das Geld für sieben Tonnen Heringe, das ihm der Müller Andres Reichenaw schuldig ist und dem Franziskanerkloster drei Fässer Bier. Actum coram judicio speciali mitwoch noch sancte Anne anno domini etc. decimanono. Quittiervermerk: Die Zinsen auf die Schuld von 300 mr. des Paul Emerich werden an magister Donatus Axt zu seinen Lebtagen zugesagt. Nach dessen Tod fallen sie an Johannes Axt und nach dessen Tod sal das hauptgut und zins noch wolgefallen des rates zu einem lehen geslagen werden, actum 5. post Simonis et Jude [30. Oktober] 1522. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 69r–70r. Reg.: Dalman (1915), S. 239, gekürzt.

(164) 1519. August 18. Legat des Nikolaus Schmied, Tuchmacher (?) Nickel Schmyd, Sohn Nickel Schmyds des Tuchmachers vor dem Nikolaitor, war seit 30 Jahren nicht mehr in Görlitz und ist vielleicht tot (der obir 30 jare außlendisch gewest und wie vormutlich villeicht vorstorbenn ist). Er hatte 27 fl. ung. 31 gr. bei Hans Schmyde seinem Onkel und 53 mr. bei Hans Mauermann in Leschwitz stehen. Hans Schmyd hat nun seinen Anteil an diesem Geld der Peterskirche und der Nikolaikirche übergeben. Der Rat hat sich daraufhin der Zustimmung der anderen Erbnehmer versichert (Elizabet Greger Frentzelin, gerberin; Katherina Hans Frawnsteynyn, im Hl.Geist-Hospital, seine Schwestern; Jorg Schmyd, Sohn des Hans Schmyd; Mathes Mauermann zu Leschwitz; die Brüder Paul und Mathes Florien zu Olbersdorff beim Oybin, für ihre Mutter Katherina). Alle stimmen zu, dass das Geld zum Bau der Nikolaikirche gegeben werden solle, mit der Auflage, dass die Kirchenväter der Peters- und Nikolaikirche der oben genannten Katharina im Hl.-Geist-Hospital pro Woche 2 gr. geben sollen, solange sie lebe; es sei denn, es kommt jemand, der die Macht habe, das Geld des Nikolaus Schmied zu fordern. Die derzeitigen Kirchenväter Mathias Rosenberg und Jorg Röseler stimmen dem zu, die Zahlungen ins Spital übernimmt aber Jorg Schmyd. Weil Mathes Mauermann und Katherina Florinssyn sust arm sein, sollen beide die hinterstelligen 40 mr. auf Hans Mauermanns Gut erhalten, darin stimmen alle zu, auch Paul Florien mit willen der väter uffem Oywin seiner erbherschaft. Actum coram dominis senioribus et Daniele Göritz, magistro Martino Eysenmenger et Jorg Röseler scabinis 5. post assumptionis Marie 1519. 289

Vgl. dazu den Brief des Görlitzer Rates an den Meißner Bischof vom 3. März 1521 im LM 1520–1523, fol. 143r–v und den Brief vom 11. März 1522 an Donatus Axt in Cottbus im LM 1520–1523, fol. 264r–v.

530

Anhang A

Danach folgt die Lossagung von Ansprüchen der Erbnehmer der Schwester des Mathes Mauermann 4. in festivitatibus pasche [27. April] 1519. Quittiervermerk: Mathes Rosenberg erhält von Mathes Mauermann 13 mr., actum coram domino Franz Schneider scabino 6. post Andree [2. Dezember] 1519. RA Görlitz: LA 1512–1521, fol. 338r–339v.

(165)

Testament Balthasar Kirchoff († vor 10. September 1521), Neubürger, Ratsherr So als der ersame Baltzer Kirchoff 290 mit alder unnd swacheit seins leibs beladen, hat er folgendes Testament uff einer zcetel begriffen inn gehegte dingbanck uberantwort mit beger unnd fleissiger bethe, das es inns stadtbuch geschriben und noch seinem tode gehalden werde. Die Gabe für seine Frau Agnete 291, die bereits im Stadtbuch verzeichnet ist, solle gültig bleiben, darüber hinaus solle sie Macht über alle hinterlassenen Güter haben, da sie keine leiblichen Kinder und Erben haben. Vormunde der Frau sind Gregorius Bernt 292 und Gregorius Schmidt und sie wünscht, ihre endtpfangene donation unnd gobe zcu nichts anders, denn zcu der ehre gotis noch erheischung cristlicher liebe unnd rat des rathis als obirsten vormunden auszugeben. Balthasar Kirchoff bestellt folgende Legate: dem Rat arm und reich 100 mr.; für das geleuchte des »Gestifts der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche solle jährlich ein Stein Wachs gekauft werden, dafür gibt er 100 mr., die mit 5 mr. verzinst werden sollen; der Nikolaikirche 20 mr.; der Peterskirche 20 mr.; der Frauenkirche 10 mr.; der Jakobs-Kapelle 10 mr.; der Hl.-Geist-Kapelle 10 mr.; den hern procuratoribus unnd vorstehern der moniche zcu erhaldung der bruder notturfft 20 mr.[= Franziskanerkloster]; den Armen im neuen haus 6 mr., dem Cölestinerkloster auf dem Oybin 20 mr.; dem Jakobs-Hospital 20 mr. und den Armen im Hospital je 12 gr. Die Priesterbruderschaft solle für ihn und seine Frau ein jährliches Begängnis feiern und dafür 80 mr. zum Kauf von Zinsen erhalten. Actum coram judicio speciali sabatho post penthecostem anno domini etc. 20.

290

291 292

1520. Juni 2.

Er nahm 1469/70 das Görlitzer Bürgerrecht an und zahlte statt der durchschnittlichen 12 bis 24 gr. die hohe Summe von 48 gr. Bürgergeld, vgl. CDLS 5, S. 59. Er war von 1506 bis 1521 Ratsherr und besaß eines der prestigeträchtigsten Häuser de Stadt – den Schönhof, schräg dem Rathaus gegenüber, wo meist die hohen »Staatsgäste« Quartier nahmen, vgl. Jecht (1908b), S. 139. Agnes war die Tochter des Hans Weider, vgl. CDLS 5, S. 59. Ein Bakkalaureus Gregorius Bernt erhielt 1515/16 als subnotarius das Görlitzer Bürgerecht geschenkt. Er war mit der Katharina (geborene Emerich), Witwe des Stadtschreibers Gregor Clett, verheiratet, vgl. Jecht (1927–34), S. 362. Von 1519 bis 1533 saß er im Rat.

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Quittiervermerk: Oswalt Meister, der Vorsteher der Hl.-Geist-Kapelle, resignavit, dass ihm die [Agnes] Baltzer Kirchoffyn 20 mr. für das Jakobs-Hospital gegeben habe 3. post nativitatis Marie [10. September]1521. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 89v–91r.

(166)

Testament Wenzel Wainmann († 1528), Ältester der Tuchmacher, kassiert 10. Juni 1524 293 Wentzel Waynman tuchmacher inn bedocht der ungewissen stunden des todes, zuvoran itzt inn zeit des sterbens 294, szo noch willen gottis des almechtigen vor ougen ist, hat sein testament und leczten willen bey gesundem leybe und wolbedochtem mute freywilliglich mit seiner eigen hand beschribenn, inn geheckte banck gelegt und öbirantwortt, mit fleissiger bethe und beger, das noch seinem tode gotte dem almechtigen zu lobe und seyner selen zu troste den rath also vorschaffet, das er durch heren Georgen Häen, seynen schwoger, und Ursulen 295 seyne hausfrau ader sust von seynen frunden, die sich seyner guttr undertzyhen und annemen wolden, auszgericht und gehalden werde. Es folgt das Inserat des eigenhändigen Testaments mit dem Datum 1521 alszo balde noch assumptione Marie und dem Wunsch, einen Teil seines Nachlasses tzu gottis ehre und dinste und dem almechtigen zu lobe und meiner armen selen zu troste auszureichen. Item tzu dem ersten mole bescheyde ich gotte dem almechtigen meyne arme sele und Marie seiner allergelibstenn mutter und allen heiligen gottis; und meinen leichnam bescheyde ich der erden, i[h]n zubegraben tzu sanct Niclas bey meyner lieben eldern grab und i[h]n erlich zubstatenn noch gutter gewonheyt. Legate: der Nikolaikirche 30 mr., tzu dem bau und tzu der Peterskirche 5 mr., den anderen Kirchen je 3 mr., wenn seine Frau sterbe und die Kinder nach ihm, dann sollen die Kirchen den Rest seines Nachlasses erhalten, fünf ungefärbte Tuche oder fünf weiße Kürtuche zu Kleidern den armen Leuten und Schülern, zwei weiße Fordertuch dem Franziskanerkloster und befehle yn, gott vor meine sele zu bittenn, dem Cölestinerkloster auf dem Oybin zwei weiße Fordertuch und beger dorvor eyn dreysigistenn [= Dreißigermesse] tzu lesenn und meyner armen selen sullen sie nicht vorgessenn vor 293

294 295

1521. September 3.

Ein Wenzel Wayman oder Weinmann war 1475 (Frauenburg S. 176 und 177), von 1477 bis 1479 (oder sein Vater?) sowie von 1510 bis 1526 Ältester der Tuchmacher. Er starb 1528. Aus der Erbauseinandersetzung vom 22. Januar 1529 (LA 1521–1529, fol. 288v–289r) geht hervor, dass er aus erster Ehe eine Tochter Anna hatte, die mit dem Tuchmacherältesten Simon Wolf verheiratet war. Wahrscheinlich aus der Ehe mit Ursula stammten die Kinder Wenzel, Gregor und Anna. Zum Nachlass gehörte ein Haus auf dem Federmarkt neben der Witwe des Hans Bufe. Siehe oben das Testament des Hans Bufe 1496. Oktober 31. Im Jahr 1521 grassierte in Görlitz die Pest, die zahlreiche Görlitzer veranlasste, ihren letzten Willen ins Stadtbuch eintragen zu lassen. Ursula war in erster Ehe mit dem Tuchmacher Jeronimus Schubert verheiratet, vgl. die Erbauseinandersetzung der Ursula mit den Brüdern des verstorbenen Jeronimus im LA 1505–1512, fol. 155v.

532

Anhang A

sie zubittenn, der Priesterbruderschaft 24 mr. für ein jährliches Begängnis mit vigil und einer selmesse tzu troste unsernn armen selen ausz unseren geschlechte vorscheydenn, der Bürgerbruderschaft 4 mr. und beger auch vor mich zubittenn, der Antoniusbruderschaft 3 mr. und befel mich auch inn ir gebethe sowie den Armen drei Seelbäder und dazu Weißbrot. Des Weiteren wünscht er, noch drei Dreißigermessen von den Priestern oder im Franziskanerkloster lesen zu lassen. Jeder Priester, der ihn zum Grab begleitet, solle 6 gr. erhalten und dafür zwei Seelenmessen und zwei Vigilien pro famulo feiern. Der Schwager Georg Häe solle 30 mr. und eine füchsene schaube erhalten und bfele mich ime in eynn gebethe. Dem lieben heren und gefattern, dem prediger, gebe man 10 mr., wenn Weib und Kinder sterben und beger, das er gott vor uns wolle bittenn; jedem Armen in den Hospitälern je 1 gr., dem Neuen Haus 4 mr., dem Rat arm und reich 10 mr., der Ehefrau Ursula 30 mr. und den Ratsherrn, so Frau und Kinder sterben, 10 mr. Der Rest solle unter Georg Hän und Ursula aufgeteilt werden und was sie nicht benötigen, solle zum Troste ihrer aller Seelen aufgewendet werden. Sterbe seine Frau, sollen die Kinder erzogen werden und im Haus wohnen bleiben, worüber der Rat wache. Gott vorleihe tzeit und weile dortzu durch seines bitternn leidens wille. Amen. Actum coram judicio speciali 3. post Egidii 1521. Kassiert auf Wunsch des Testators 6. post Bonifacii 1524. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 120r–122r. Abdr.: Marquardt (2009), S. 230 ff., unvollständig.

(167)

1521. September 16.

Testament Barbara Kraft, kassiert 11. September 1522 Barbara Jorg Kraftyn, angesehn die ungewisse stunde des todes, hat irer selen zu troste und selickeit durch ihren Vormund Wenczel Weber ihr Testament gemacht. Legate: Zinngefäße im Wert von 3 Schillingen an die Peterskirche und die Nikolaikirche, dem Franziskanerkloster eine korsche, damit sie für sie beten und eine Dreißigermesse lesen, der Bürgerbruderschaft eine silberne Kette, der Antoniusbruderschaft 1 mr. sie eintzuschreiben, der Jakobs-Kapelle den schwarzen Mantel, der Frauenkirche das Korallenpaternoster, zu Annen kirchen [Annenkapelle] ein silbernes Marienbild mit Krönchen, der Hl.-Geist-Kapelle ein Paternoster aus Jaspis, den Kranken im frantzosen hause 6 mr. und dem Seelhaus den Rest an Betten, Kleidung, silbernen Ringen, Leinen usw. für ein Seelbad. Actum coram Johanne Arnold, magistro Martino Eysenmenger et Hans Wolmerstet scabinis secunda ipso die Eufemie virginis 1521. Kassiert durch Barbara Kraft donnertag noch nativitatis Marie 1522. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 123v–124r.

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(168)

533

1521. Oktober 18.

Testament Margarethe Meister († 19. Oktober 1521), Apothekerin Margarethæ Oswald 296 apotteckeryn testament. Mattes Haenel, Hans Voyt und Mattes Prasse bekennen, dass Margarethe Oswald Meisteryn apothekeryn bey gutter vornunft, idoch zu diesen unsichern und verlichen tzeiten des sterbens 297 mit schwacheit ihres leybes befallen, durch ihren Vormund Jeronymum Eppelern, iren bruder ihr Testament gemacht hat, nämlich dass ihr Ehemann Oswaldus Meister, apotecker, nach ihrem Tod all ihr Hab und Gut erhalten solle. Actum coram Johanne Arnoldo scabino 6. Lucæ 1521. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 127v–128r. Abdr.: Jecht (1910), S. 169.

(169) 1522. Januar 4. Testament Barbara Wainer, kassiert 3. Januar 1523 Barbara Valten Gebawrynn, sust Mathes Wayneryn gnant, bedocht die ungewisse stunde des todis, den jderman gote, wenn im behaget, zubetzalen schuldig ist, hot sie bey gesundem und gehendem leibe ihr Testament durch ihren Vormund Hans Wecke gemacht. Legate: der Peterskirche 10 mr. und der Nikolaikirche 20 mr. [gestrichen: sollte sie ihr Testament widerrufen, sollen dennoch 20 mr. an beide Kirchen fallen]; der Frauenkirche 10 mr., der s. Annen kirchen [= Annenkapelle] 10 mr., dem Franziskanerkloster 10 mr., der Jakobs-Kapelle 8 mr., der Hl.-Geist-Kapelle 10 mr., dem Seelhaus 2 mr., der Hl.-Kreuz-Kapelle 3 mr., den Armen im Neuen Haus 2 mr., den drei Kindern ihrer Tochter Anne Hans Serichynn je 10 mr., wenn aber alle Kinder sterben, solle das Geld an die Peterskirche und die Nikolaikirche fallen, schließlich solle die Nikolaikirche 19 Zinngefäße erhalten. Der Rest solle an ihre Tochter bzw. deren Kinder fallen. Actum sabbato post circumcisionis domini 1522 coram scabinis. Kassiert: Barbara Valten Gebaurynn lässt durch ihren Vormund Bartel […]ynichen ihr Testament widerrufen, ausgenommen 20 mr., die an die Peterskirche und die Nikolaikirche gehen sollen, sabbato post circumcisionis domini 1523. – Auch dieser Vermerk wurde wieder gestrichen.

296 297

Margarethe Meister war die Tochter des Ratsherrn und Apothekers Johann Eppeler († 30. Januar 1514), der wie sie in der Klosterkirche begraben wurde, vgl. Jecht (1910), S. 168 f. Seit Ende Juli 1521 wütete die Pest in Görlitz, der 2.000 Menschen zum Opfer gefallen sein sollen, vgl. SRL N. F. 4, S. 5 und Kämmel (1874), S. 125 f.

534

Anhang A

Nachtrag: Daniel Göritz hat von den oben genannten 20 mr. für die Peterskirche und die Nikolaikirche 10 mr. erhalten und sagt die frau und ir haus allenthalben queit, loß und ledig, 3. post. Jacobi apostoli [28. Juli] 1534.298 RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 131v–132v.

(170) 1524. November 26. Testament Katharina Engelhart Catherine Michel Engelhartin testament und letzter wille. Durch ihren Vormund Lorentzen Walterstein hat sie ihr Testament, wie es zuvore den montag nach quasimodogeniti im 17 jare [siehe oben 1517. April 20.] hirinnen vorschriben ist, gesatzt und vorordent, mit beger, das es nach irem tode also gehalden und ausgericht sall werden. Da ihr Mann, der das Haus erben sollte, bereits verstorben ist, solle es durch ihren Vormund Andressen Rosselern irem hausgenossen zugeeigennt und vor 80 mr. angeschlogen werden. Dieser solle der Testatorin dafür jährlich zu Ostern sowie Michaelis 4 mr. Erbgeld geben, dieweile gelt wert tamquam omni jure peracto, und davon solle das Testament ausgereicht werden. Sollte das aber nicht genügen, möge der Rat nach seiner Erkenntnis verteilen. Der Rest an Habe und bettegewande solle der Kisen Beben von Pentzig irer muhme gegeben werden. Actum coram George Röselern scabino et Paulo Leysen consule sabbato post Elisabet anno etc. 1524 299. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 158v–159r

(171) 1524. März 22. Testament Hans Rotenberg 300 Testament des Hans Rotenberg mit folgenden Legaten: der Tochter Appolonia den besten silbernen Gürtel, einen Perlenkranz, zwei Betten, seinen besten Rock und alle Kleider der Mutter; sein Sohn Joachim erhalte alle seine Kleider (ausgenommen den besten Rock) und alles susten was menlicher schmuck und cleinot ist; der Peterskirche 3 mr., der Nikolaikirche 1 mr. und der Hl.-Kreuz-Kapelle 1 mr. Den Rest an Haus und Hof sollen die Kinder zu gleichen Teilen haben. An Außenständen werden aufgelis-

298

299 300

Im LO 1484–1520, fol. 132r–v (1507. August 5.) findet sich eine Zinsstiftung der Barbara Mathes Waynerin zugunsten des Plebans und seiner Kapläne pro alma cantandum. Dafür hatte sie auf ihr Haus auf dem Töpferberg 1 mr. jährlichen Zinses um 12 mr. auf Wiederkauf dem Görlitz Pfarrer Martin Schmied verkauft, damit er und die Kapläne jeden Sonntag nach der Vesper in der Nikolaikirche das alma redemptoris mater singen. Den Zins gelobte sie innerhalb von zwei Jahren abzulösen, jedoch tat sie dies erst am 2. Januar 1534. Im Original steht anno etc. vigesimotertio, dies dürfte aber ein Schreibfehler sein, da die vorhergehenden und folgenden Eintragungen im Stadtbuch alle von 1524 sind. Ein Andreas und ein Thomas Rottinbergk werden 1488 je als Besitzer eines Brauhofs im Nikolaiviertel genannt, vgl. Wentscher (1933), S. 262.

Regesten zu Görlitzer Testamenten, Legaten und Stiftungen 1298 bis 1552

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tet: 10 mr. beim creutzbecker und 4 Schillinge bei Baltzer Rautenstrauch. Actum coram Hansen Peitzener scabino et Marco Hancken consule 3. post palmarum anno etc. 24. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 156r–v.

(172)

1526. Jahresende

Testament Anna Frenzel († vor 19. September 1531)

Siehe Anhang B.

(173) 1527. Oktober 7. Testament Dorothea Schmied, Krämerin Dorothea Michael Schmidin widerruft durch ihren Vormund Hans Walterstein ihr Testament, das sie am dinstage circumcisionis domini [1. Januar 1527] gemacht hat. Der cram an den Kuchenbänken, den zurzeit Wilhelm 301 hat, solle ihr Sohn Michael Schmide nach ihrem Tod kaufen, die anderen Erben sollen daraus ihren Anteil bekommen. Thomas Cramer, irem eydem, erlässt sie bis auf 15 mr. seine Schulden, diese 15 mr. solle er seiner Tochter Appolonia mit der Mündigkeit auszahlen dazu eine schwarze schaube, die beste kursche, einen schwarzen und einen blauen Rock und ein perlen bendlein für 12 mr. Dorotheas Schwester Margareta solle dafür, dass sie ihr in der kranckheit gewartet hat, 3 mr. erhalten. Wilhelm, ihr eidem, solle für seine zwei Kinder 15 mr. erhalten. Actum coram Martino Eysenmenger scabino et Merten Adam consule 2. post Francisci anno 1527. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 214r.

(174) 1529. März 19. Testament Katharina Tschaul Der Andres Tschaulin testament unnd letzter wille. Catherina 302 Andres Tschaulin verfasst durch ihren Vormund Peter Emerich ihren letzten Willen. Alle ihre nachgelassene Habe solle den Hospitälern und Armen nach Erkenntnis des Rates gegeben werden, ausgenommen ein kunigels mantel kursche, 2 schlöher, 2 kittilchen, ein leinlach, ein schwartzer mantel, dennoch dem besten – all das solle Gats Bartsch tachter des fleischers tachter erhalten. Actum coram dominis senioribus sexta post judica anno domini 1529. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 243r

301 302

Der Name Wilhelm erscheint sehr selten in den Görlitzer Stadtbüchern, es könnte sich daher um den Kramer Wilhelm von der Leye handeln, siehe sein Testament unten (1535. Mai 14.). Sie ist die Ehefrau des Andreas Tschaul, siehe oben (1513. Juli 12.).

536

Anhang A

(175) 1530. August 8. Testament Georg Vogt 303 George Voit macht sein Testament mit folgenden Bestimmungen: dem Matthis Sigemunden seinem eidem ahn stadt seines weibes solle man 50 mr. geben und den andren seinen kindern je 50 mr. Seiner Ehefrau Anna solle das hynder heuselein, dorinne ehr itzunder seine wonung, und der Rotkessel mit einem freien gange durchs haus zum borne zu iren lebetagen bleiben. Zusätzlich solle ihr alles Bargeld nach seinem Tode gehören. Zum Vormund wird Steffen Rurteich [?] ernannt. Actum coram Caspero Eschlauer consule et Paulo Romer notario secunda post vincula Petri 1530. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 252v–253r.

(176) 1530. September 28. Dorothea Schmied, Brauhofbesitzerin Paul Schmiedin testament unnd letzter wille. Als die tugendsame frau Dorothea Paul Schmydin 304 mit schwacheit ihres leibes beladen gewest doch bey guter vornunnfft und wolbedochtem mute, hat sie ihr Testament gemacht. Vom Rat wurden dazu verordnet die Schöffen Johann Arnolt und Hans Wolmerstad sowie der (Unter-) Stadtschreiber Paul Rhomer. Ihr Schwager Magister Johannes Hass prothonotarius ist der Vormund. Die Kinder Merten, Anna und Hedwig sollen zu den 700 mr. noch 1.000 mr. erhalten. Den Brauhof in der Petersgasse zwischen Hans Leutloff und Urban Meltzer sollen Anna († 1560) und ihr Mann Hans Willer († 1545) mit allem Hausrat, vor 900 mr. geschatzt unnd angeschlagenn, erhalten sowie 100 mr. – anstatt der 1.000 mr. Dafür solle Hans Willer dem Mann der Hedwig, Georg Reuber, 280 mr. auszahlen. Der Sohn Merten Schmidt, der gerade geheiratet hat und auf der Rosengasse neben Johann Arnolt an der Ecke wohnt, solle Hans Willer und Georg Reuber alle Zinngefäße, die sie nicht für den Schank benötigen, geben sowie allis silberwerg, perlin, leimet und alles was zur Gerade gehört. Die Töchter Anna und Hedwig sollen die besten zwei Gürtel erhalten. Der Sohn Merten solle anstatt der 1.000 mr. das Vorwerk an der Neiße305, mit allem was dazugehört, erhalten, so wie es seine Großmutter, die alde Schmydin, noch laut der zedelnn erhalten hat.

303 304 305

Es ist nicht klar, ob es sich hier um den Sohn des gleichnamigen Stadtschreibers handelt, siehe oben (1500. Februar 18.) dessen Testament. Dorothea Schmied war die Tochter Wenzel Emerichs senior. Siehe die Zusammensetzung ihres Vermögens im Jahr 1528 in Jacob (1975), S. 125. Zu den Besitzern des »Viadukt-Vorwerks« vgl. Jecht (1927–34), S. 608 ff.

Regesten zu Görlitzer Testamenten, Legaten und Stiftungen 1298 bis 1552

537

Alles, was nicht auf den Zetteln steht, sollen die Kinder untereinander teilen. Georg Reuber solle 1.000 mr. in bar erhalten.306 Actum quarta sancti Wentzeslai 28. septembris anno etc. 30. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 255v–258r. Abdr.: Marquardt (2009), S. 232 ff.

(177) 1531. Mai 1. Testament Markus Hancke († 6. Mai 1531), Ratsherr 307 Marcus Hancke trifft letztwillig in Gegenwart Johan Wolmerstets, scheppe, Caspar Stetzels, ratsfrunds, und Pauli Römers, stadtschreibers, folgende Verfügungen: die Ehefrau Ursula erhält 200 mr. und den Kindsteil, Hansen, Levinen [?] und juncfrau Annen, die Geschwister seiner Frau, sollen die 14 Gärten auf der Salmonsgasse und sechs Kühe erhalten, wenn sich seine Frau nach seinem Tod wieder verheiraten sollte, bleibt sie jedoch allein, solle sie die Gärten und die Kühe behalten und nach ihrem Tod diese an die drei Geschwister fallen. Hansen und Levinen [?] sollen alle seine Kleider erhalten, und hirinne unvorgeben bleiben, sunderlich eine schwartze marderne schaube, eine braune tschmossene [?] schaube, die er von Joachim Frentzeln gekaufft, etwan seines vatern Hansen Frentzels gewest, und viele Kleidungsstücke mehr (es folgt eine detaillierte Aufzählung). Juncfrau Anna solle bekommen das geflitter, einen perlen crantz, einen silbern gurtel uff einem grunen goltpalen, das kleine ubergulte becherlein und al ire cleider, die er ir angeschnitten zusampt dem roten sammyt [?] rockstucke, so er itzund von Leipzig hat brengen lassen. Die Gärtnerin soll einen Pelz und 10 mr. erhalten. Seine Frau Ursula solle noch drei Silberbecher, Silberlöffel und ein golden […]ring [?] bekommen. Was an leimet übrig sein wird solle die Frau mit den Kindern teilen. Die Bücher sollen Hansen und Levinen [?] folgen. An Legaten vermacht er den Armen im Jakobs-Hospital 10 mr., ins Frantzosen haus 2 mr. und dem Gemeinen Kasten 4 mr. Actum secunda post jubilate coram dominis ut supra 1531. Quittiervermerke: Das Franzosenhaus erhält sein Geld sexta post cantate [12. Mai] 1531. Die Auszahlung an den Gemeinen Kasten wird ohne Datum vermerkt. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 290v–291v.

306

307

Vgl. zu den geadelten Ratsherren Georg Reuber und Hans Willer Fritsch (1891), S. 42, die dort gemachte Gleichsetzung des genannten Martin Schmidt mit dem gleichnamigen Görlitzer Pfarrer ist falsch, vielmehr dürfte jener Martin der oben genannte Merten Schmied sein, der gemeinsam mit Reuber und Willer eine Handelsgesellschaft führte. Siehe auch Pietsch (1938), S. 54, Anm. 1. Er war von 1515 bis zu seinem Tod 1531 Ratsherr.

538

Anhang A

(178)

1531. September 19.

Vollstreckung des Testaments der Anna Frenzel

Siehe Anhang B.

(179)

1531. Oktober 23.

Testament Nikolaus Schultz († kurz nach 23. Oktober 1531) Nickel Schultz macht vor magister Martin Eisenmenger, scheppen, Merten Adam, ratmann, und Paul Rhömer, stadtschreiber, sein Testament und bestimmt, dass von den 50 mr. Schulden, die Simon Eichler bei ihm hat, an Paul Schultzen zu Ulersdorff, seinen Bruder, 25 mr. gehen sollen und an seine Schwester Margarethe die anderen 25 mr. Simon Eichler bürgt dafür mit seinem Haus in der Brudergasse. Hans Specht, der hammermeister zu Sprehe [= Spree308], schuldet ihm 50 mr., die sollen an das Jakobs-Hospital und das Neue Haus, oder wohin es der Rat geben will, fallen. Was sonst an Barschaft, Leinengeräten und anderem bleibt, solle der Rat nach seinem Ermessen verteilen. Actum coram prothonotario, consulibus et notario secunda post Ursule virginis in presentia Simon Eichlers anno domini 1531. Quittiervermerk: Paul Schultz erhält seinen Teil sabbato post Bartholomei [27. August] 1524. Nachtrag: Unnd nochdem er kurtz dornoch verstorben, folget die gelassene schult […] unnd ware. Es folgt eine detaillierte Auflistung der Schuldner, es sind 22 Privatpersonen, die insgesamt 133 mr. 6 sol. 60 gr. 12 d. und 2 Taler schuldig sind. Der Rat bestimmt, dass davon den Armen zwei Tische mit Speisen auszurichten sind, neun Seelbäder bezahlt werden, die Armen 5 mr. erhalten, das Hl.-Geist-Hospital 2 mr. und der Gemeine Kasten 21 mr. Actum coram Johanne Kommerstate scabino quinta post Catherine [30. November] 1531. Nachtrag: Sontagis noch Simonis et Jude [29. Oktober] Nickel Schultzen gelassene parschaft und habe besichtiget und befunden, anno ut supra. Es folgt eine detaillierte Liste der vom Rat aufgefundenen Wertgegenstände. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 280r–281r.

(180)

Testament Anna Wolmerstet († vor 7. Mai 1538), Ratsherrnfamilie Frau Anna 309 etwan des ersamen magister Georgy Voits 310, itzt und uff heute des ersamen Johansen Wolmerstets 311 eheliche hausfrau, gibt ihrem Mann durch ihren 308 309

1532. Juli 8.

Vgl. zum Spreehammer Menzel/Koschke (2008), S. 206. Anna stammte aus der alteingesessenen Görlitzer Ratsherrenfamilie Canitz, siehe oben die Anmerkungen zu ihrer Mutter Anna Canitz (1498. Februar 17.). Ihr Sohn aus der Ehe mit Georg Vogt bzw. Voit – Nikolaus Vogt – war Cölestiner auf dem Oybin. Ein frater Nikolaus

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Vormund Lewpold Porsach alles was sie hat oder jemals hinzugewinnt auf, ausgenommen 200 mr., die für die Kinder bestimmt sind. Ebenso setzt Johannes Wolmerstet seine Frau in sein Erbe ein. Nochdem aber der frauen fruntschafft unnd geschlechte gestifft haben jährlich je auf Walpurgis und Michaelis den Armen im Jakobs-Hospital 2 sch. gr. und den Armen im Hl.-Geist-Hospital 3 sol. in ire hende auszuteilen, verpflichtet sich Johannes Wolmerstet nach dem Tod der Frau und zu seinen Lebtagen, einen Teil der Zinsen zu fordern und auszuteilen. Judicium spetiale secunda post visitationis Marie anno etc. 32. Quittiervermerk: Der wirdige bruder Laurentius Voit uffem Oywin resignavit, dass ihm Johannes Wolmerstet sein stiffvater 50 mr. übergeben hat, actum Paulo Schneidern scabino tertia post misericordias domini [7. Mai] 1538. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 307r–v.

(181)

Testament Georg Schmied (1482–16. April 1532), Großhändler 312 Georg Schmiedis testament und letzter wille. Dor allen und itzlichen die disen meinen letztenn willen und testament sehen, horen adir lesen ist dis mein bekentnis, das ich aus gotlicher gnaden und hulff sterben will als ein from christen mensch, wiewol ich mit allem meinem leben, wandel und thun viel anders gelebt habe dann einem rechten fromen christen mensche zusteht. Dorumb und derhalben der barmhertzige got und vater im hymmel billich ursach hette, unnd ich auch solchs wol vordinet, von seiner götlichen gnaden billichen vorwurffe und abstisse und ins ewige hellische feuer sampt meinen werckenn vorstisse. Nhu hab ich allein disen trost unnd zuvorsicht, dieweil mir got der himmelische vater aus gnadenn seinen son Christum geliebet vor mich mensch wurden ist und umb meinet willen unnd von wegen allir sunden willen. Der dann sein leiden, blutvorgiessen und sterben umb meinet willen

310 311 312

1532. April 10.

Vogt und prior Gregorius Vogt waren ebenfalls Cölestiner auf dem Oybin, ihr verwandtschaftliches Verhältnis zu den Eheleuten Vogt ließ sich noch nicht klären. Siehe sein Testament oben (1500. Februar 18.). Johann Wolmerstet war von 1513 bis zu seinem Tod 1538 Ratsherr, siehe die Anmerkungen an seinem Testament 1538. Mai 14. Er war der Sohn des Ratsherrn Hans Schmied (bzw. Schmidt) und nach dem Türkensteuerregister von 1528 mit ca. 18.203 mr. geschätztem Vermögen der zweitreichste Görlitzer. Siehe die Zusammensetzung seines Vermögens im Jahr 1528 in Jacob (1975), S. 121. Sein Vater Hans war der Schwager der Agnes Finger. Seine Frau Katharina (1493–1557) war eine Tochter Dietrichs (II.) von Cranleid und mit den Ratsherrenfamilien Scheitmöller, Emerich, Uthman und Eilenberg verwandt, vgl. Wentscher (1934). Nach ihrem Tod erhielten Georg und Katharina Schmied ein Epitaph in der Peterskirche, vgl. Zobel (1933), S. 111. Die Enkel des Georg Schmied wurden 1575 geadelt und nannten sich Schmied von Schmiedebach. Siehe weitere Details zu den Schmieds in Funcke (1704), S. 21 f., Pietsch (1935), S. 119, Anm. 378 und Fritsch (1891), S. 45 f.

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Anhang A

erlieden und also vor meine sunde genug gethan, welchs allein aus liebe und lauter gnaden und barmhertzikeit zu versunung meiner sunde gescheen ist. Und also dem vater im himmel vor mich genug gethan und am dritten tage aufferstanden vom tode diselbe erbliche gerechtikeit mir und allen christen menschen erworben, dasselbige auch der vater im hymel vor genug angenommen, das ich nhu itzt, der ich vorhin ein bose mensch gewest, billich der vorgenanten straffe hette sollen gewartenn. Dieweile aber dis aus gnaden bey got dem vater vorliehen und gegeben aus lauter gnade und barmhertzikeit, das dieselbige genugtuhung und rechtfertigung got dem vater angeneme sey, unnd mein umb Christus willen sich erbarmet, unnd mir allis das vorgeben sey, das ich mit worten adir mit wercken begangen unnd gethan, und mich got der vater anneme von wegen seines lieben sones, und mir mit teile seiner gotlichen gnade und barmhertzikeit, und noch disem leben die ewige selikeit wie Christus selbist, dis hat bestetigit Joannis tercio, also hat got die weldt geliebt etc.313 Auf welchen spruch Christi ich meinen glauben setze der zuvorsicht mir also aus gnaden geschee unnd widerfare. Doruf ich aus gotlicher gnadenn und gentzlicher vorhoffnung und zuvorsicht sterben will. Gott helff mit gnaden unnd barmhertzikeit. Ab ich auch vom teuffel adir menschen anders besagit wurde an meinem letzten ende, das ich mein genugtuhung unnd rechtfertigung durch irgent ein ander werg solt bey got erlangenn, dem will ich itzund bey gueter vornunfft auch noch zimlicher gesuntheit gantz und gar abgesagit habenn und allein auf dem beruhen und bleibenn, das Christus alleine durch seine genugtuhung und rechtfertigung mich erledigit und vor mich genug gethan. Dodurch ich allein dem vater im hymmel lieb wurden bin, dorauf ich mich allein vorlasse und mein gentzlichs vortrauenn glauben, stelle und setze doruf ich sterben will. Der almechtige got wolle mich in seinen gnaden erhalten biß ann mein letztes ende, amen. Ich will auch einen itzlichen fromen christen mir des zum zeugnus angerufft haben, mir solchs gestendig zusein, das dis mein entlicher und letzte wille und beschlus sey. Auch will ich einen itzlichen fromen christen umb goths willen gebeten habenn, womit ich i[h]n erleidiget adir erzurnet habe, er wolt mirs umb gots wille vorgeben, den ich jhe mocht erzurnet haben, mith worten adir mit wercken, desgleichen will ich auch thun und einem itzlichen vorgeben unnd vorzeigenn allis, das er wider mich möchte furgenomen haben. Goth sei uns allen gnedig und er wolle uns in seinen gotlichen gnaden und barmhertzikeit erhaltenn. Die Hinterlassenschaft solle gleich an alle Kinder und seine Ehefrau gehen. Die Frau solle 100 mr. mehr bekommen und das Haus, das nach ihrem Tod an die Kinder fallen solle. Es werden die Töchter Kethe, Orte [= Dorothea] und Anna sowie der Sohn Joachim genannt.314 Der Eidam Frantz Göritz hat eine ehelich wirtschaft erhalten im Wert von 200 sch. gr. und weitere 1.000 sch. gr. Mitgift. Es folgen 313 314

Vgl. den Vers Johannes 3.16: Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Nach Wentscher (1934) hatte er noch einen Sohn Johannes.

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ausführliche Bestimmungen für den Fall, dass seine anderen Kinder ebenfalls heiraten oder ihren Anteil vom Handel ausgezahlt haben wollen. Danach werden alle Schulden und Außenstände in Geld und Handelsware sowie Bergwerkskuxen315 aufgelistet, wobei an Schuldnern und Gläubigern aus dem Blei- und Tuchhandel genannt werden: die heren Schlick in Joachimsthal; Simon Anshelm 316 und Friderich Gutetern aus Görlitz; Friedrich Schmaltz, Georg Kupfner und Hans Zehekorn aus Posen und Gnesen; Asman Pflug zu Breslau; Michel Lewa zu Kosten, Peter Bolitag zu Posen, Arnolt von Kosten, Peter Helmer zu Lauban; Andres Reckweils zu Joachimsthal; Hans Posselt; Nickel Magerstat; Merten Rotbart; Pramst [?] und Steffan Garbe tuchmachere; Donat Schneider; Thomas Lenhart; Simon Bauman der alte furknecht; Urban Emerich; Greger Becker schuster im huß bey der köchin gelegen sowie die Hans Buffin. An Mobilien und Immobilien werden hinterlassen: Haus und Hof für 800 mr.; Teiche und ein Wald zu Koselitz sowie 3 mr. Erbzins zusammen für 850 mr.; die Oberwiese zu Koselitz für 430 mr.; zwei Wiesen unterm Weinberg für 400 mr.; eine kleine Wiese unterm Weinberg und eine am zippel gelegen für 100 mr.; ein Garten in der Calo für 150 mr.; ein Garten auf der Jocofs gasse für 125 mr. sowie zwei Scheunen bei der zigelscheune für 70 mr. Dem Rat arm und reich hinterlässt er 400 mr., der gemeinem armut, nicht den, die aus gemeinem kasten vorsorgit werden, sunder den, die alhie gedinet, und irem hern zwey bis in drey jar treulich ungeferlich gedinet und die kuntschafft getreues dinsts von iren hern haben, welche also sich vorehelichen, denselbigen zum anheben irer narung, sal man geben 10 mr. und ander armen hausleuten den iß groß von nöten, jdem hauswirte 10 mr., doch so viel und so lange 300 mr. gr. zcalung ausgegebn sint. In gemeinen kasten armen leuten 40 sch., in die vier hospitalia je 10 mr., doch sal das geld den armen leuten zu gleich personlich uberreicht werden. Alle oben nicht aufgelisteten Schulden sollen jedem erlassen werden umb gotes willen. Den Geschwistern Catherina alhie und juncfrau Barbara im closter zum Luban vermacht er je 10 mr. jährlich, Geiselers 7 kindern 317, jedem jung und alt 25 mr., dem Heinrich Scheuslich 318 für vier Jahre Dienst sowie dessen Vater und Sohn 100 sch., den beiden meyden sollen 2 mr., seinen Vettern zu Bulnsdorff und Bernsdorf je einen Rock für 5 sch., dem Diener Rudolff Benner 40 sch., den Vormunden Simon Anshelm, Fridrich Guttetern, Georg Reuber und Urban Emerich je 20 sch., doctor Falckenn im tal 20 fl., Urban und Jocof Emerich sowie ihren Kindern 400 sch. [?]. 315 316 317 318

Zu Bergwerksbeteiligungen Görlitzer Bürger siehe Werner (1937), S. 147 und Jacob (1975), S. 116. Vielleicht derselbe, den Werner (1937), S. 147 als »größten Viehhändler seiner Zeit« bezeichnet und der Vieh sowie Blei nach Annaberg und in andere Bergstädte lieferte. Margarethe, die Schwester seiner Frau, war mit Hans Geisler verheiratet, deren Kinder wohl hier gemeint sind. Katharina Schmied heiratete nach dem Tod Georgs in zweiter Ehe einen Heinrich Scheutzlich, wohl den Vater des hier genannten.

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Anhang A

Es folgen Bestimmungen über die Verteilung der Gewinne aus dem Handel, des silbernen und goldenen Geschirrs, Hausrats, Schänkkannen und Schmucks (darunter ein gulden paternoster mit einem ubergulten creutz und Cristoff, ein corallen paternoster mit einem ubergulten Cristof und Georgen, ein clein silbern paternoster mit einem marien bilde). Den gulden rinck mit meinem petschir [= Petschaft] solle der Sohn Joachim erhalten. Dis testament geendet mitwoch noch sontags quasimodogeniti, das ist der 10 tag Aprilis im 1532. jare. In beiwesen der ersamen Johansen Kommerstat scheppen, Caspero Eschenlauern rathmanne und Paulo Rhömern stadschreibernn, vom rathe hinzu vorordent und ist auf befehl der eldisten hernn ins stadbuch vorschrieben wurden secunda post vocem jocunditatis anno ut supra. Quittiervermerk: Die 400 mr. an den Rat wurden sonnabunds noch Ostern [11. April] anno domini 1534 ausgezahlt. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 292r–303r.

(182) 1535. Mai 14. Testament Wilhelm [von der Leye], Kramer 319 Wilhelmen des Cromers testament unnd letzter wille. Ersame wolweise gunstige lieben hern, dieweile der almechtige mein leben und gesuntheit auff dieser werlt vhast dohin gericht, das ich dasselbigen forthin wenig trostes habe, so ist mein gantz undertheinig gehorsam unnd fleissig bit, euer erbare w. ein erbar rath wollen mein weib und kinder noch folgender meiner meynung, testaments und letzten willens noch meinem tode gunstislich schutzenn unnd hanthaben. Legate: der Tochter aus erster Ehe 50 mr., vom Kramen, den er für 170 mr. gekauft hatte, seiner Frau Anna und ihren Kindern je 20 mr. (es folgen Sonderbestimmungen). Actum coram Johanne Wolmerstet et Johanne Emerich consulibus et Paulo Romern notario sexta post exaudi 1535. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 348v–349r.

(183) 1537. Juli 13. Testament Jodokus Schwalm, Tuchmacher Jodoci Schwalmen testament. Just Schwalme der tuchmacher verfügt folgende Legate: dem Rat arm und reich 10 mr., zum Brückenbau 10 mr., von den 12 mr., die ihm Caspar Lange der tuchmacher bzw. Merten Hartmann schulden, 5 mr. zum Brückenbau und 5 mr. an St. Jakob, der Frauenkirche 5 mr., dem Gemeinen Kasten 5 mr., dem Franzosenhaus 5 mr., dem Bartel Schwalmen seines bruders sone Andres Schwalmen 10 mr., seinem Bruder Lucas Schwalmen 10 mr., seiner Frau Dorotheen 30 mr., jedem seiner Brüder 10 mr. und den Kindern des magister Schwalmen 50 mr. Alles was üb319

Der Name trägt von moderner Hand (Richard Jecht?) mit Bleistift den Zusatz von der Leye.

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rig bleibt, solle seine Frau erhalten und dafür die Erben auszahlen, was sie durch ihren Vormund Hansen Schultzen gelobt hat. Actum coram Paulo Schneider, scheppen, Jorge Hilderiche, ratmanne, et Paulo Römern, notario, sexta Margarete 1537. Nachtrag: Nach dem Tod seiner Frau sollen noch Legate erhalten: Merten Ritzelin 10 mr., Thomas Ritzeln 10 mr., Nickel Hillebrandin kindern 6 mr., Merten Ritzeln 2 mr. und Hesen Mats Seibots tachter den […]dischen mantel mit andern stucken. Coram Urbano Meltzern scabino 2. post Kiliani [11. Juli] 1547. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 346r–v.

(184)

Testament Johannes Wolmerstet († vor 6. September 1538), Ratsherr Der ersame Hans Wolmerstet 320 hat bey gehendem leybe, wiewol etwas schwach doch bey guter vornunft und wolbedochtem mute, diß sein nachfolgendes testament und letzten willen gemacht. Einem erbarn rathe an stad arm und reich 20 sch. gr., dem Jakobs-Hospital 8 sch. gr., dem Hl.-Geist-Hospital 8 sch. gr., dem gemeinen kasten 8 sch. gr., hausarmen leuten in ire hende 8 sch. gr., dem Frauenhospital 4 sch. gr. und den franzosenn [= Neues Haus] 4 sch. gr. Elsen, seiner biermayd, solle man geben einen Rock, 12 mr. für eine kursche sowie drei Tuche, die sie selbst gesponnen hat. Des Weiteren solle man ihr die hochzeitliche wirtschaft mit vier Tischen und aller Notdurft ausrichten – zwei mittags und zwei abends. Würde sie aber nicht in Görlitz heiraten (nicht vorandernn wurde), solle man sich gütlich mit ihr vertragen. Anne, der vorweisten, die er nach dem Brande aufgenommen hatte, vermacht er 20 sch. gr., diverse Kleider, zu ihrer Hochzeit zwei Tische mit jeder Notdurft und Wohnrecht in seinem Haus. Dem Bruder Claus Wolmerstet zu Ostermunde [?] 20 Taler, Joachim, seinem sone doselbst, 10 Taler, seinem sone Hans zu Grossensummer [?] und der Tochter des Claus Wolmerstet in Packelöbenn [?] 3 Taler. Den Kindern aus den beiden Ehen seines Bruders Hans Wolmerstet vermacht er je 3 Taler. Item gemeinen hausarmen leuthen uffen winter funff gemeine tuch zur cleidung. Dem Michel Voite zu Bernstat legiert er 10 Taler, dem Lorentz Voite uffem Oywin 10 Taler und dem Joseph Voit ebenfalls 10 Taler. Actum cum consensu dominorum seniorum et coram Paulo Schneidern scabino tertia post Jubilate, Anno etc. 38. 320

1538. Mai 14.

Johannes bzw. Hans Wolmerstet hatte 1505/06 das Görlitzer Bürgerrecht angenommen und dafür 3 sol. Bürgergeld bezahlt, vgl. CDLS 5, S. 84. Er war von 1513 bis 1538 im Rat. Des Weiteren ist er in folgenden Ämtern nachweisbar: 1513, 1515 Vorsteher des Hl.-Geist-Hospitals (Knauth [1772], S. 47), 1517/18 Mühlenverwalter (Entscheidebuch 1454–1467, fol. 33v), 1526 mit Paul Schneider Vorsteher der Priesterbruderschaft (LO 1520–1550, fol. 16v), mindestens 1532 mit Paul Schneider für das Einnehmen der versessenen Priesterzinsen zuständig (Schulze [1895], S. 8. SRL N. F. 3, S. 484, Zeile 6 und 485, Zeile 12. SRL N. F. 4, S. 300, Zeile 26. Scultetus, Kürbuch unter 1532), 1533 bis 1538 Kirchenverweser (Original der Priestergelder 1533, fol. II). Er besaß um 1520 den Brauhof Untermarkt 26, vgl. Jecht (1927–34), S. 359.

544

Anhang A

Quittiervermerke: Über den einzelnen Geldbeträgen wurde jeweils die Auszahlung vermerkt. Am Rand stehen folgende Bemerkungen: Diß testament hat Michel Schmidt allenthalben ausgericht und ist durch die eldisten herrenn Danielen Göritz, George Roten, Jeronimmus Eppeler, Caspar Hartman, versorger der hospitalien, los und ledig gesagit sexta und sabato post Egidii [6. und 7. September] 1538. Caspar Thomas quittiert für seine Frau Anne 3. post Martini [14. November] 1542. Hans Wolmerstädt zu Grossu[mm]ern [?], dessen Vater Claus Wolmerstädt sowie Joachim und Margarete (die Kinder des H. Wolmerstet) erhalten zusammen 43 Taler; Elisabet, Michel Schmides, die birmayt, erhält durch den Vormund Pawl Romer ihren Anteil mit Ausnahme der wirtschaft, actum coram Jorg Rothen scabino 3. post quasimodogeniti [15. April] 1539. Et bruder Laurentius [Vogt vom Oybin?] quitiert coram Urbanus Meltzern scabino, 6. post Invocavit [20. Februar] 1540. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 385r–v. Lit.: Jecht (1927–34), S. 796.

(185)

Testament Georg Rösler († 20. November 1537), Bürgermeister Des ersamen Georgen Röselers 321 testament und erbschichtung. Der ersame her George Röseler, aldir burgermeister, so er mit schwacheit seines leibes beladen gewest doch bey guter vornunfft und wolbedochtem mute, hat in gegenwert der ersamen Hansen Wolmerstets, scheppenn, und Pauli Romers, stadtschreybers, vom rathe dorzu vorordent, sein Testament mit folgenden Bestimmungen gemacht: die Ehefrau Anna und der jüngste Sohn Frantz erhalten im Wert von ca. 2.000 mr. das Haus in der Neisgasse, die vier Bauern zu Girbigisdorf, Hermans Garten am Vorwerk und dazu 200 mr. Bargeld. Nach dem Tode der Mutter sollen die anderen Kinder ihren Anteil von der Erbmasse erhalten. Das Vorwerk auf der Consulsgasse mit allem was dazu gehört im Wert von 1.800 mr. sollen zwei Geschwister erhalten, das Gut Slaurot im Wert von 1.430 mr. sollen zwei andere Geschwister bekommen, und die letzten zwei Geschwister sollen das Gut Holtendorff mit Vorwerk und Mühle im Wert von 1.900 mr. erben. Annen Hansen Linderners 322 unnd meiner tachter kinder sollen jährlich 30 mr. erhalten, die Möller Hans und Wentzel Roseler zu Holtendorff schuldig sind, bis ihr Erbteil vollständig abgegolten ist. Juncfrau Barbara, die unmündige Tochter, solle aus allen Gütern mit Lebensunterhalt und Kleidung versorgt werden, Bonaventura Roselern zu Wittenberg solle 150 mr. erhalten, so ferne er fortfheret und studiret, falls er mehr braucht, solle es ihm aus der Erbmasse gegeben werden. Beendet er sein Studium bevor die 150 mr. 321 322

1538. November 2.

Siehe die Zusammensetzung seines Vermögens im Jahr 1528 in Jacob (1975), S. 124. Vgl. zu ihm und seiner Familie auch Pietsch (1935), S. 67, Anm. 98. Hans Lindener wollte wegen dieser Bestimmung das Testament anfechten, vgl. ausführlich dazu Schulze (1895), S. 51 f.

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verbraucht sind, solle ihm die Differenz aber nicht ausgezahlt werden. Das JakobsHospital solle 10 mr. 12 gr. jährlichen Erbzinses erhalten. Item ein erbar rathe ist mir schuldig meinen vordinten lon vom ampte etzlicher jar lang, ich schulde ihm wiederum weniger Geld für Kalk, Zeug und Ziegel, die Differenz solle an den Rat arm und reich gehen. Dem hern magistro Johanni Hassen umb sunderliches fleis willen, den er Rösler gegenüber gezeigt hat, 10 Taler. Was die Kinder Mattissen, magistro Jacobo und Onoffrio schon zuvor erhalten haben, solle bei der Auszahlung des Erbes berücksichtigt werden. Den besten silbernen Gürtel solle seine Frau bekommen und den anderen seine Tochter Barbara. Alle genannten und Caspar Stetzel, in ehelicher Vormundschaft seiner Frau Juliane, stimmen diesem letzen Willen zu. Actum coram dominis consulibus sexta post omnium sanctorum anno domini 1537. Nachtrag: Hirnach folget der muter unnd kinder hern Georgen Röselers entliche teilung. Es folgt die Aufzählung und Aufteilung der oben genannten Erbmasse. Der Rat erhält unter anderem den oben genannten Zins für das Jakobs-Hospital. Actum sexta post invocavit anno domini [15. März] 1538. RA Görlitz: LA 1529–1538, fol. 373r–375v. Lit.: Schulze (1895), S. 51 f. 323

(186) 1540. Juni 7. Testament Margaretha Göritz, Ratsherrnwitwe Demnach allen Menschen die sterblickeit auß dem falh ade [?] ane vorgewisserung der zeit ist aufferlegit, auß betrachtung derselbigen hab ich nun Margaretha, Daniel Göritz 324 seliger nachgelassene Witwe, furgenommen, mit meinem gute, so mir von meinem hern, den got selige, zugefallen ist und geburet hat, ein testament und letztenn willen zumachen, der gestalt und form wie folget. Erstlich will ich meine arme sele in und noch dem tode in die gruntloße gute und barmherzikeit gotes des almechtigen befolen haben, der wolle sie zu seinen gnaden nemen von wegen seiner grossen barmherzikeit, ane allen meinen vordinst. Sie trifft folgende Bestimmungen: Auf Bitten der Kinder sollen die 500 mr. Außenstände den Gütern der Erbmasse zugerechnet werden. Daniel, Sohn des magisters Johann Göritz, solle zum Studium 100 mr. erhalten, den anderen Kindern des Johann, die er mit Wolf Rotens Tochter hat, solle man ebenfalls 100 mr. geben. Margarethas Sohn Joachim Göritz und die Kinder, die er mit Bartel Schneiders Tochter hat, sollen 200 mr. erhalten, ihre Tochter Anne und die Kinder, die sie mit Gregor Schlusselfelder hat, ebenfalls 200 mr. und der Sohn des verstorben Frantz Göritz 325, den dieser mit der Tochter des Frantz Beier gehabt hat, solle 50 mr. bekommen.

323 324 325

Das Datum ergibt sich aus dem nachfolgenden Testament des Ehemanns. Zu Daniel Göritz vgl. die Anmerkungen am folgenden Testament. Wohl derselbe war von 1538 bis zu seinem Tod 1540 Ratsherr.

546

Anhang A

Der alden Marischen solle man 3 mr., dem maidlein Else 2 mr. und der alden maid Tibgen 1 Taler gr. geben. Des Weiteren sollen das Jakobs-Hospital 4 mr., der Gemeine Kasten 5 mr. und das Neue Haus 2 mr. bekommen. Schließlich gebe ich itzund baldt und uberreiche mit meiner eigen hand Anne, Joachim Göritz tachter, meinen silberin gurteil mit einem schwartzen sammit borten. Der Rest solle unter den Kindern und Erbnehmern aufgeteilt werden. Actum coram Martino Adam et Johansenn Hermanne scabinis et cum consensu dominorum seniorum [und] durch Jorge Mentlern [?], ir der frauen, hirzu gekornen vormunden. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 410r–v.

(187)

326

Testament Daniel Göritz († 16. Februar 1539) , Ratsherr Testament und erbschichtung des ersamen Daniel Göritz.327 Demnach und dieweile allen menschen durch den falh ade [?] die sterblichkeit ane vorgewisserung der zeit und stunde zur ubortretung auß gothlichem urteil ufferlegit ist, derhalben hab ich 326 327

1540. Juni 7.

Nach Scultetus, Kürbuch, fol. 113r, soll er schon 1537 gestorben sein, aber nach Sculteti, Signaturen, fol. 3r am Sonntag Invokavit [23. Februar] 1539. Der baccalaureus Daniel Göritz subnotarius nahm 1500/1501 Görlitzer Bürgerrecht an, wofür er als Unterstadtschreiber keine Gebühr zahlte, vgl. CDLS 5, S. 81. Ab September 1505 war Bertoldus Winckeler subnotarius und im folgenden Jahr findet sich Daniel Göritz als Konsul erstmals unter den Ratsherren. Bis zu seinem Tod 1539 blieb er im Rat. 1511 ist er als protonotarius nachweisbar, vgl. LR 1505–1516, fol. 153r. Von 1513 bis 1518 und noch einmal 1524 ist er als Prokurator des Görlitzer Franziskanerklosters belegt. Mindestens von 1525 bis 1536 war er »Kirchenverweser«, vgl. Original der Priestergelder 1533, fol. II, LR 1516–1540, fol. 349v sowie Sculteti, Signaturen, fol. 3r. Franz und Joachim Göritz (Söhne des Daniel) waren 1521 Studenten in Leipzig, vgl. Knothe (1901), S. 192. Franz wohnte 1549 im Brauhof Brüdergasse 15, vgl. Jecht (1927–34), S. 384, er war mit einer geborenen Schmidt/Schmied (Anna?) verheiratet und hatte eine Tochter namens Anna, vgl. Pietsch (1935), S. 119, Anm. 378. Joachim war Kaufmann und mit Anna Frankenstein verheiratet, vgl. Anders/Winzeler (2004), S. 26, Anm. 14 sowie Wentscher (1983), Sp. 232. Johannes Göritz/Goritz (*1. Februar 1500, ein Sohn des Daniel) war Student in Leipzig und 1533 in Wittenberg, 1528 Bürgermeister in Leipzig und 1543 Stadtrichter ebd., er starb am 16. Dezember 1551 und wurde in der Leipziger Paulinerkirche beigesetzt, vgl. LA 1521–1529, fol. 283r; Mylius, Annales, S. 34; Knothe (1901), S. 191 und Knothe (1895), S. 157. Vgl. zu den Leipziger Göritz auch die Anm. zu den Briefen Martin Luthers an Anna (WA Br 7, Nr. 2157, S. 131) und Johannes Göritz (WA Br 10, Nr. 3636, S. 519 f.). Celestin Göritz, ein vierter Sohn des Daniel (aus erster Ehe?), war 1518 Student und 1526 bacc. jur. utr. in Leipzig, vgl. Knothe (1901), S. 191. 1526 erscheint Celestin gemeinsam mit Lucas Spilhausen in einem Streitfall mit den Magistern der Philosophie über die Rangfolge in der Fronleichnamsprozession, vgl. Weller (2006), S. 267–272. Die Familie Göritz war mit der Ratsherrenfamilie Schmied verwandt, vgl. dazu die Testamente von Margaretha Schmied (1504. Oktober 15.) und Georg Schmied (1532. April 10.). Mit seinem Vermögen lag Daniel Göritz 1528 in Görlitz auf Platz 14, vgl. Jacob (1975), S. 124.

Regesten zu Görlitzer Testamenten, Legaten und Stiftungen 1298 bis 1552

547

Daniel Göritz burger alhie zu Gorlitz in betrachtung desselbigen und damit nach meinem tode zwischen meinem ehelichen gemal Margareten und unsern erben zukunfftiger irthumb adir zwitracht mit gotes hulffe vorhut möchte werden, diese nachfolgende erbschichtung und meinen letzten willen, die zit, do ich noch gesundes leibes, rechter und witziger vornunfft gewest auch zu wege und stege, got lob, wol habe gehen mugen, und meine narung und gewerbe selbist aufrichten und fertigen konnen, also vorordent und gemacht. Zum ersten wyl ich armer sunder meine sele in und nach irem abscheide von irem leibe in die grundlosse guote und barmhertzikeit des hohisten almechtigen gothis durch Jhesum Christum seinen son befolen haben, darnach hab ich mir mit meinen zeitlichen gutern und vermögen, welchs mir got aus sunder milder guete und barmhertzikeit unvordinet gegeben und vorliehen hat also furgenomen, zuvorordenen welcherley wyse unnd gestalt dieselbigen gotes gabenn also durch eine Erbschichtung, so sein an liegenden grunden, adir farender habe, nach meinem tode von meinem ehelichen weibe, kindern und erbnemen gebraucht gewessen und innegehabt sollen werden, domit sie zur zeit zu irem geburlichenn anteil kommen mögen. Zum andern ist mein wille […]. Es folgt die Aufzählung der Erbmasse: ein Haus (1.200 mr.) mit Braugerät etc. für die Ehefrau und Kinder, Gärten auf der Laubanischen Straße (500 mr.) sowie zwei Gürtel und einen Perlenkranz für die nicht mehr in Görlitz wohnende Tochter Anne und ihren Ehemann Gregorius Schlösselfelder, eine Wiese in Serche [= Sercha?] (für die er dem verstorbenen doctor Johann Kochel, der Anne in seinem Testament 180 mr. vermacht hatte, noch 180 mr. schuldet), der nicht mehr in Görlitz lebende Sohn Johann Göritz solle die beiden Meistereien sampt den mitheusern bekommen sowie 500 mr., der Sohn Frantz 328 solle die Gärten in der Cale für 200 mr. erhalten und vom Anteil des Hauses 300 mr., der Rest solle geteilt werden. Gescheenn mit vorwilligung beider part, als der erben und vormunden, und auß zulosung der eldisten herrn am montage noch Bonifacii anno etc. im 40ten. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 411r–413r.

328

Wohl derselbe war von 1538 bis zu seinem Tod 1540 Ratsherr.

548

Anhang A 329

(188) 1540. August 14. Testament Margaretha Schmied († 1542?) Margaretha Paul Schmiedin macht durch ihre Vormunde Lorenz Hillebrandt und Just Meusel, Ältester der Fleischer330, ihr Testament. Anne Merten Meyhin unnd Hedwigen Ventur [?] Schneyderin, ihren muhmen und […]freunden, solle ihr Nachlass überreicht werden, sie sollen auch die Schulden bezahlen. Actum cum consensu dominorum seniorum sabato post Laurentii anno 1540. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 29r.

(189) 1544. Dezember 8. Testament Katharina Emerich Frau Catherina Hansen Emerichin 331, so sie mit schwachheit ihres leibis als eine sechswocherin vhast beladen doch bey guter vornunfft und wolbedochtem mute, macht durch ihren Vormund Valten Werner und vor den vom Rat geschickten Schöffen Merten Adam und Jorge Rothe sowie dem Ratsherrn Johann Arnold und dem Stadtschreiber Paul Romer ihr Testament. Ihre Mutter Catherina, Frau des Urban Melzer 332, solle 800 mr. Außenstände auf dem Rathaus erhalten. Des Weiteren erlässt sie ihrer Mutter und deren Mann alle Schulden und sie sollen al ire cleider und silberwerg sambt der cronen bekommen. Den Rest und die Mühle, Häuser, Bauern zu Halbendorf und Holtendorf solle ihr Ehemann Hans erhalten und davon folgende Legate ausrichten:dem Hl.-Geist-Hospital, dem Frauen-Hospital, der Jakobs-Kapelle und dem Neuen Haus [= Franzosenhaus] je 10 mr., dem neuen hospital 333 5 mr., dem Gemeinen Kasten 10 mr., den armen Hausleuten 20 mr., armen kindern in die schule adir uffs handwergk zuhelffenn 30 mr., der Jocoff Tylin 10 mr., der alden Magdalenen, Urban Meltzers mayt, 10 mr., der maid Meloten [?] 2 mr., irer mayd 1 mr. und in der Chris[…]mon 1 mr.

329 330 331 332

333

Das Testament ist 1540 ausgestellt, aber in das LR 1541–1548 zwischen den Einträgen für 1542 verzeichnet. Nach Neumann (1801), S. 31 war er auch von 1559 bis 1561 Ältester der Fleischhauer. Wegen der Häufung der Vornamen Hans kann hier nicht genau gesagt werden, welcher der Emerich-Männer gemeint ist. Vgl. zur Genealogie der Emerichs Jecht (1892b). Urban Melzer war der Sohn des Bürgermeisters Bernhardin Melzer. Er war von 1535 bis 1548 Ratsherr und starb am 15. Januar 1554. Er erbte von seinem Vater 1512 den Brauhof Petersgasse 14, vgl. Jecht (1927–34), S. 399 und Stange (1938), S. 90. Er wurde 1534 geadelt, vgl. Knothe (1901), S. 199. Jecht (1927–34), S. 796 hält es für das Franzosenhaus, welches aber gewöhnlich als »Neues Haus« bezeichnet wurde, siehe oben den Abschnitt zu den Hospitälern. Mit dem »Neuen Hospital« könnte auch das »Siechhaus« in der Nähe des Frauenhospitals gemeint sein, das auf dem von Anna Frenzel gestifteten Grundstück 1536 errichtet worden war, vgl. Jecht (1927– 34), S. 634 und 792.

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549

Actum coram scabinis et consulibus ut supra et ex jussu dominorum seniorum secunda conceptionis Marie anno domini 1544. RA Görlitz: LR 1541–1548, fol. 74v–75r. 334

Testament Oswald Meister († 20. April 1542)335, Apotheker 336 Oswald Meisters des alden apotegers testament. Demnach ein jeglich mensch sterblich uff diese erde geboren wird, und so lange wir in diesem kurtzen vorgenglichen leben sein, alle stunde des todes gewertig sein mussen, doch förderlich in unserm letzten alter, der stunde des abscheidens gantz ungewiss sein, so hab ich Oswald Meister solchs zu gemutte getzogen und damit also nach meinem todlichen abgang meine kinder und weib wissen mögen, was ietzlichs nach meinen nachgelassenn guttern, farende und unfarende etc. zustehe. Er schätzt seinen Brauhof auf der Kuntzel gassen mit allem was dazu gehört (es folgt eine detaillierte Aufzählung von Hausrat und Braugeräten) und zwei Gärten auf 1.800 mr. (an der mr. 7 d. vor 1 gr.). Es folgt eine detailreiche und komplizierte Aufteilung der Erbmasse an die Ehefrau Dorothee und die acht Kinder (davon drei aus erster Eher, es werden genannt: Bonifatio als Ehemann einer Tochter, die Söhne Oswaldt und Hans sowie die Töchter Dorothee und Elisabeth). Actum sabato post letare 1548 coram Johanne Hermanne, Urban Meltzern, scabinis, et Paulo Römern notario et cum consensu dominorum seniorum. (190)

1548. März 17.

RA Görlitz: LR 1541–1548, fol. 107v–110r. Lit.: Wentscher (1930).

(191) 1548. Juli 24. Testament Georg Hilderich († 1549), Ratsherr 337 Georg Hilderichs testament und letzter wille. Demenach und dieweile allen menschen nach götlicher ordenung, aus dem sahl [?] […]de , und nach antzeigung des lieben Pauli, der todt vorsehen und aufgeleget ist, und ihe nichtis gewisser denn die stunde des todis, erckenne ich mich Georg Hildrich der selben gebrechlickeit auch 334 335 336

337

Das Testament wurde wohl erst sechs Jahre nach dem Tod vollstreckt. Vgl. Wentscher (1930), S. 99. Oswald Meister nahm 1513/14 bereits als Apotheker Görlitzer Bürgerrecht an (CDLS 5, S. 92), erhielt 1512 die Apotheke von seinem Schwiegervater Johann Eppeler und war von 1514 bis zu seinem Tod am 20. April 1542 Ratsherr. 1519 und 1521 war er gemeinsam mit Caspar Hartmann Verwalter des Hl.-Geist-Hospitals, vgl. LO 1520–1550, fol. 7v–8v und Knauth (1772), S. 47. Nach dem Tod seiner ersten Frau Margarethe, geborene Eppeler, heiratete er eine Tochter des Ratsherrn Gregorius Bernt. 1532 wurde ihr Sohn Joachim geboren, der 1559 Rektor in Lauban, 1566 in Elbing, 1569 in Görlitz und 1584 in Bremen wurde und dort 1587 starb. Er war von 1530 bis zu seinem Tod 1549 Ratsherr.

550

Anhang A

schuldig, und habe dorumb aus sunder innerlicher bewegung, guter vornunfft, hertzlicher betrachtung mit gesundem leibe synnen und wolbedochtem mutte vormittels götlicher genaden und barmhertzigkeit diesen meinen letzten willen, testament und gemechte vorordent etc. Die Habe, so der allemechtige mir und meinem sone Jorgen Hildriche unvordienet aus sunder grossen milden gnaden beschert und gegeben hat etc. Und erstlich will ich meine seele dem allmechtigen und Christo Jesu seinem liebsten sone unserm erlöser und seligmacher in seine gnade und barmhertzigkeit und den leib der erden bevohlen haben mit gantz fleißiger bit, dass der Rat Sorge tragen möge, dass alles so ausgerichtet werde. Legate: dem Neuen Haus 5 mr., dem Gemeinen Kasten 4 mr., der Frauenkirche 3 mr., dem Jakobs-Hospital 3 mr., dem Hl.Geist-Hospital 3 mr., zu drei Seelbädern solle den jeweiligen Personen je ein Brot für 1 d. und ein haus veste gegeben werden, der Großmutter 4 mr., Frantzen, meinem stifsone, 5 mr., Zacherinen, meiner stifftochter, 10 mr. und bettegewand, Thomassen, Frantzen Wyndischs sone, 1 Taler, seinen Brüdern Achatio [?] und Joann je 45 Taler und seiner Schwester Ursulen 20 Taler. Gescheen fur den ersamen Michel Schmide, an stat der koniglichen gerichte, Joachim Schmide, scheppen, und Paulo Römern, stadtschreibern, vom errbarn rathe hirtzu vorordent, und den erbaren magistro Petro Schwoffheim, Jorgen Roeubern als vorordenten vormunden am dinstage des abends s. Jacobi den 24ten July anno domini 1548. Quittiervermerk: Der Bürgermeister Frantz Lindener 338 erhält vom Sohn George Hilderich das Geld für die Hospitäler, actum dienstagis nach Margarethe anno etc. [15. Juli] 1550. Die Großmutter erhält in Gegenwart des George Weiders am 25. Oktober 1550 ihr Geld. RA Görlitz: LR 1541–1548, fol. 1r–v.

(192)

Testament Wendel Roskopf († 25. Juni 1549), Baumeister und Ratsherr Juditium 3. post Catherine. Wendel Rosskopps 339 testament unnd letzter Wille. Erbare namhafftige wolweise gunstige liebenn herren, dieweil es menniglich offenbar, das ich mit meinem vorigen weibe, frau Margareten etwan Albrecht Stiglitzen seligen, in eine unbetzalte narunge und haus kommen bin, als auch das nicht mehr denn hundert mr. dorein betzalt gewest sein, habe ich alle Schulden des Albrecht Stieglitzer bezahlt und auch dessen Kinder Hansen und Ursulen versorgt, genauso wie ich meine 338 339

1548. November 27.

Er wurde 1513 notarius, 1530 königlicher Richter und 1549 durch die königlichen Kommissare zum Bürgermeister ernannt. Er starb am 8. Februar 1564. Vgl. Knauth (1753), S. 6. Der Steinmetz Wendel Roskopf d. Ä. kam um 1517 nach Görlitz, wo er die Stelle eines Stadtwerkmeisters übernahm. Vgl. zu ihm Arnold (1999), Arnold-Geierhos (2001), ArnoldGeierhos (2002), Kaczmarek-Patralska (2004), Wenzel (2005), S. 376 ff., Kaczmarek-Löw (2009) und die Kurzbiografie Donath (2009).

Regesten zu Görlitzer Testamenten, Legaten und Stiftungen 1298 bis 1552

551

Kinder, die ich mit Margarethe habe, mit der gerade an kleidernn und anderem, was gerade ist und heist, beschieden habe. Meine derzeitige Frau Margarethe, Clausen Kölers tochter, soll aus meinem Erbe die 200 mr. erhalten, die sie mit in die Ehe gebracht hat und das Haus in einem bestendigenn erbkauff vor 1.400 mr. mit allen Braugeräten, Baumaterial, Tischen etc. und allem, was zu einem bierhofe und schank gehöret. Die Kinder sollen ihren Anteil ausgezahlt bekommen. Die zwei unvertzogenen kinder und jungkfreulein sollen je 50 mr. erhalten, sonderlich dieweil Wendeln und Nickeln meinen sönen zu irem handwergk und der schulenn viel hulffe widerfaren ist. Die übrigen Baum- und Feldgärten mit einer Scheune will ich meinen anderen Kindern für 400 mr. kauffsweise angeschlagen haben zu irem geburenden antheil. Es folgen detaillierte Ausführungen zu den jeweils auszuzahlenden Erbgeldern. Der Rest des Nachlasses solle unter der Frau und den Kindern aufgeteilt werden. Diesen seinen letzten willen, testament unnd vorordnung hat der ersame Wendel Rosskopf gemeltem seinem weibe und iren zweien kindern durch Hansen Lindenern, irenn hirtzu gekornen vormunden, heute dinstag nach Catherine fur gehegtem offenem dinge dieser khoniglichen gerichte allenthalb eingereumet, aufgegeben und zugeeignet, nach seinem tode domit zu thun und zu lassenn, wie das testament allenthalben besaget, welchs auch die khoniglichen gerichte fur krefftig zugelassen, angenohmen und bevohlen haben, in das erbare statbuch zuvorschreibenn. Actum am tage wie oben anno 1548. Nachtrag: Wendel Roskopf hat am Dienstag nach Katherine sein Testament dem königlichen Gericht übergeben mit der Bitte, es zu autorisieren, so aber solch testament etwas tungkel und sonderlich wegen frau Ursulen, seiner stiefftochter, ab die nebenn und mit seinen rechten kindern zu gleicher theilung kommen solde, hat der Rat die ersamen Valtenn Hass, schöppenn, und Paulo Romern, stadtschreibern, zu Wendel Roskopf geschickt, der nun bekräftigt, dass Ursula zu gleicher Teilung kommen solle. Actum freitagis nach Nicolai [7. Dezember] anno 1548. RA Görlitz: LR 1548–1554, fol. 8r–10r. Faksimile in: Denkmalpflege in Görlitz 8 (1999), S. 9.

Nachtrag: Wendel Roskopfs anhang. Wendel Roskopf macht von seinem Recht Gebrauch und ändert sontags estomihi den dritten Martii des itzigen lauffenden 49. jaris sein Testament. Zeugen sind die erbaren weisen hern Nickel Schmiden, Frantz Lindnern und Onophrio Rosenhaine, koniglichen richtern und scheppen, und Pauln Römern, stadtschreibernn, sowie Catherine Scharffenbergin, seine Tochter. Rosskopf möchte nun 10 fl. ung. dem Gemeinen Kasten für die armen Leute geben und 40 Taler zum königlichen Strafgeld340 beisteuern. Sein Sohn Nikolaus solle den besten Rock erhalten. 340

Gemeint sind die Strafgelder, die die Stadt nach dem Pönfall von 1547 zu entrichten hatte.

552

Anhang A

Zu Vormunden seiner Frau und Kinder ernennt er den ersamen hern magistrum Jacobum Röseler, Valten Hassen und Urban Meltzern. RA Görlitz: LR 1548–1554, fol. 15v–16r.

(193) 1552. Februar 27. Testament Jakob Emerich († vor 13. Oktober 1556) Jocoff Emerichs testament und letzter wille. Anno domini 1552 am sonnabende nach Matthie, welcher ist der 27 tagk Februarii, hat der erbar Jocoff Emerich, welcher nach dem willen des almechtigenn mit schwacheit seines leybes beladenn, doch bey gutter vornunfft, sein testament unnd letzten willen den vorordenten eynes ersamen rats uffs pappir geschribenn überantwort welcher als balde in gegenwertigkeit frau Annen seines eheweybes, Joachim seines sons unnd Hedwigenn, Annen unnd Elisabethenn seiner dreyer töchter, Merten Mullers 341 und Jheronimi Cunradis öffentlich vorlesen, welches von worte zu worte geschriebenn gewesen wie folget. Im namen Gottis hab ich Jocoff Emerich, wolbedechtig und unbezwungenn mit vorwilligung und ja wort aller meiner erbenn unnd erbnehmen, damit sich nicht irrung twischenn inen nach meynem tode begeben möge, folgendes verfügt: Joachim solle das Gut Rauschewalde außerhalb des Stadtgrabens mit allem was dazu gehört sampt dem pusch zu Königshain erhalten. Dafür solle er nach Ablauf eines Jahres in den dann folgenden vier Jahren jeder Schwester 200 sch. auszahlen. Das Gut innerhalb des Stadtgrabens, welches Jakob Emerich seiner Frau zu Lebzeiten überlassen hat, solle nach ihrem Tod an die Töchter gehen. Dem Gemeinen Kasten sollen für die Armen 30 mr. gegeben werden.342 Wurde in aber goth lenger am lebenn erhaltenn, sollten die armen leuthe eines bessern von ihme gewislich gewartenn. Die Ratsherren versichern, den letzten Willen zu erfüllen und das Testament ins Stadtbuch eintragen zu lassen. Geschehen vor Onophrio Rosenhain als richtern, magistro Jacobo Reslern, Jorg Weydern scheppen und Ambrosio Laube notarien hierzu von einem ersamenn rathe vorordent. Anno et die ut supra. Quittiervermerke: Johannes Lindener in macht des erbarn Hieronimi Schnitters und seiner Frau sowie Merten Möller für seine Frau quittieren über 150 sch. coram juditio ordinario 13. Octobris und coram Onophrio Schnitter scabino 14. Octobris anno etc. 1556. Hieronimus Cunrat bekennt, von Joachim Emerich 200 sch. erhalten zu haben. Coram Onophrio Rosenhaine scabino dornstage post Erhardi [14. Januar] 1557. RA Görlitz: LR 1548–1554, fol. 124v–126r. Lit.: Jecht (1892b).

*** 341 342

Martin Moller von Mollerstein war mit Anna Emerich verheiratet, vgl. zu ihm und dem gemeinsamen Besitz, Jecht (1927–34), S. 588, Anm. 4. Das Legat wurde in Form von 33 Scheffeln Korn im Wert von 30 mr. ausgezahlt, vgl. Boetticher (1930), S. 170, Anm. 93.

Anhang B

Regesten zu Hans Frenzel und zur Annenkapelle Görlitz 1474 bis 1583 Ist ein gebeude und gestiefft gewest mehr eines fursten den eines burgers.1 (1)

1474. Oktober 12.

König Matthias Corvinus überlässt der Stadt das ehemalige herzogliche Schloss als Baugrund für die Annenkapelle Wir Mathias von gots gnaden zu Hungern, zu Behem, Dalmatien, Croatien etc. kunig herczug zu Luczemburg etc. übertragen den Görlitzer Ratsherren auf ihre Bitte das angehabene und unvolbrachte gebeude mit seiner zugehorunge, dasto etwenn zu eyner furstelichen wonunge zu bauen angehaben gewest ist in der genanten unnser stat Gorlitz bey dem thor, als man auß der stat zu unnser lieben frauen kirchen geet, gelegen. Als eyn kunig zu Behem und eyn furst zu Gorlitz erlauben wir den Ratsherren, dass sie damit mugen anrichten, bauen, brechen, halden und haben unnd damite zuthun, wie sie das am besten erkennen mugen. Geben czu Breslaw am mitwoch vor sand Gallen tag etc. 1474. RA Görlitz: Lose Urkunde 1474. Oktober 12.

(2) 1503. April 6. Magdeburg, Bezahlung der »St. Annen Tafel« Pasca Alvenszleve artium et medicine doctor in Magdeburg an die Görlitzer: Meister Hans Olmützer habe Hans Frenzel eine Tafel S. Annen mit ihrem Geschlechte ausge-

1

SRL N. F. 3, S. 406 (Ratsannalen).

554

Anhang B

reicht und bereit 2 für das Gedinge von 110 fl. rh. mit der Vertröstung von Seiten des Bürgermeisters Valten Schneider, was sie mehr koste, solle ihm außerdem entrichtet werden. Nun habe die Tafel 10 fl. mehr gekostet, welche Summe man dem Olmützer noch reichen möge. Wo nicht, müsse er andere Schritte tun. Donnerstag nach Judica. RA Görlitz: Urkundenbuch 7, fol. 131r–v, Nr. 121. Abschr.: RA Görlitz, Urkundenabschriften, Bd. 259, fol. 339r. S. a. die Nachrichten von Bartholomäus Scultetus zu diesem Altar: Sculteti, Chronicon 2, fol. 24r. Abdr.: SRL N. F. 1, S. 344 f., verbesserter Abdr. in Zobel (1932), S. 21 f. Reg.: Regestenwerk Sauppe (2001), S. 355.

(3)

1505. Juli 1.

Gegenseitige Erbeinsetzung von Hans und Anna Frenzel, kassiert 2. August 1521 Hans Frenczel und Anna uxor eius, vertreten durch ihren Vormund Baltzer Kirchoff, setzen sich gegenseitig in ihre Güter, Häuser, Hausgeräte, Barschaft etc. ein. Anna bringt aus dem Besitz ihres Vaters Caspar Tilicke mit ein: gut und dorff Fridersdorff, iren teyl an dem dorffe Girbigsdorf, das hauß am Ringe zu nest Baltzer Kirchoffs (und Baltzer Kobers3) hauße gelegen, die meisterey uffem graben und den garten vor unser lieben frauen thore. Neben diesen genannten Gütern überträgt er Anna, für den Fall, dass er ohne leibliche Erben stürbe: die möle, die er dort gekauft hat (in Girbigsdorf), die meisterey bey dem kottelhaue den garten in der Cale zu nest Hans Axts garten. So fern seine Schwiegermutter Dorothea Tilicke vor ihm stürbe, sollen die Güter Konigshain und Markerßdorf als mütterliche Gabe auch an Anna fallen. Schließlich verschreibt Hans Frenzel seiner Frau alles geworchte silber und golt und alles haußgerete keins außgenommen, das nicht zur gerade gehöret, auch alles bier und getreyde, das zur tzeit seines todes im hauße befunden wirt, dortzu 1.000 fl. ung. und alle andere fahrende und nichtfahrende Habe, die er hat oder dazugewinnt. Actum coram judici 3. post Petri et Pauli anno salute 1505. Kassiert: Deletum 6. post ad vincula s. Petri anno 1521. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 329r–v.

(4)

Testament Hans Frenzel († 16. September 1526), kassiert 1510/19? Testament und letzter wille Hans Frentzels. So und als sich die graußame plage der pestilentz etzliche maße beweist, und als zu besorgen ist, weitter einreißen möchte, hat der erbare Hans Frentzel inn bedocht seiner selen selichkeit und domit noch seynem tode seiner gelassenen güter halben zwitracht, zcang und hadere vorhut mogen wer2 3

1508. Juni 20.

Der Altar wurde 1559 in die Peterskirche versetzt (siehe unten 1559. November 8.) und 1691 beim Brand der Kirche zerstört, Jecht (1927–34), S. 773. Balthasar Kober war von 1498 bis zu seinem Tod 1508 Ratsherr, vgl. Knauth (1777), S. 7.

Regesten zu Hans Frenzel und zur Annenkapelle Görlitz 1474 bis 1583

555

den, seinen letzte willen, wie und durch wen dieselbigen sullen geschickt und außgegben werdenn, vor gehegetem dinge angezceiget, bekräfftigen und ins statbuch schreiben lassen […], es folgt die Widerrufsformel. Danach bestätigt er die Vergabung an seine Frau Anna aus dem Stadtbuch vom 1. Juli 1505.4 Und wiewol seine geschwister, die seinen todt erleben wurden, noch rechte und der stat wilkör an der gerade, so sich die noch seinem tode vorstörbe teyl haben sulden, dennoch ist sein letzter Wille, dass die Gerade und alles was dazu gehört an seine Frau gehen solle. Seine Geschwister Anna Hans Reintschyn, Barbara Barthel Reynoldyn und Katherina Bernhart Berntyn sollen je 800 sch. gr. erhalten. Es folgen Bestimmungen falls sich die Geschwister uneinig sein sollten. Als denn gnannter Hans Frentzel mit gonst und zulassen des rats furgenommen hat, gote zu lobe eine kirche oder capelle inn der ere der heyligen Anne zu bauenn, ist sein letzter wille und meynung, wo etwas an ime geschege ehr denne dieselbige kirche mit gebeuden, altarien, zcinsen, meszgerete und andere zugehörung, vorbracht und vorsorget wurde, das dieselbige kirche mit angezceigetter irer zcugehörung, inn und auß seinen gelassenen gutern, die uber obberurte seiner haußfrauen und seiner geschwister gobe, uberig und hinderstellig sein wurden gentzlichen und volkömlichen sulle gebauet und volbrocht werden, wie die visirung, so die wergmeister doruber gemacht, an zceiget und sunderlich mit dreien altaren, welcher itzlicher mit 20 mr. jerlichen zcinse und geborlichem rest[aurum] itzliche mr. mit 20 mr. heuptgeldes zu keuffen sal dotieret und doröber mit meß[gerete] und ander zugehörung vorsorget werden. [Itzund] sullen auch dieselbigen drei altaria uff seine darlege con[firmieret] und be[steti]get werden uff [meynung] wie er sollichs inn seiner [hantschrifft begreiffen] und [hinder] ime lossen wirt. Des Weiteren möchte er, dass die Legate aus Caspar Tilickens seines schwehers Testament, nämlich jährlich armen Leuten 10 mr. zu Gewand [?], 4 mr. für Schuhe und jährlich vier Seelbäder auszurichten – nicht versäumt werden. Dafür gibt er aus seinem Nachlass 50 sch. gr. Die Kinder Peter Frentzels seines vetters sollen 150 sch. gr. erhalten sowie der Rat auch 150 sch. gr. Zu testamentarien bestimmt er Michel Schwartzen die zceit burgermeister, Bernhardinum Meltzer und Valentinum Schneidern camerar[ium], dafür solle jeder 50 sch. erhalten. Was noch übrig bleibt von seinen Gütern sollen die Testamentsvollstrecker an Kirchen, Hospitäler [?], […], Wege und Stege, […] ausreichen. Actum coram judicio tertia feria post festum individue trinitatis anno etc. octavo.

4

Vgl. LR 1488–1505, fol. 329r, auch dieser Eintrag wurde kassiert.

556

Anhang B

Kassiert: Dyweil Hans Frentzel vor gehegter bang sulch sein testament, in mossen er zetun i[h]m vorbehalden, wideruft und begeret hat außtzulesschen und zetöten, ist es auf bephel der scheppen durchstrichen und getötet feria […] festi b. Hedwygis […].5 RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 62r–65r. Abdr.: Marquardt (2009), S. 230 ff., unvollständig.

(5) 1508. Dezember 23. Patronat des Tilicke Altars in der Peterskirche Magister Valerius Rosenhayn, bischöflicher Offizial in Bautzen, gibt den Auftrag, den Leonhard Müller, der von Hans Frentzel präsentiert sei, anstatt des verstorbenen Paulus Thielicke als rector des Altars des Hl. Jakobus in der Peterskirche einzuweisen. RA Görlitz: Urkundenbuch 7, fol. 142r, Nr. 132b. Reg.: VOU Heft 9–20, S. 80. Regestenwerk Sauppe (2001), S. 356.

(6)

1510. Mai 11.

Hans Frenzel gibt den Eheleuten Schwarzhans 400 mr. Kredit, kassiert 8. April 1514 Hans Frenczel kauft von Schwartzehans und dessen Frau Barbara auf deren Häuser, eins an der ecken bey der möntze und das andere zwischen Claus Köler und Thomas Cromer, 20 mr. jährlichen Zinses um 400 mr. Hauptgeld. Der Zins solle in drei Jahren abgelöst werden, dafür bürgen Hans Bewtler und Hans Kyseling. Coram domino magistro Gregorio Clett legum licentiato scabino in presentia magistri civium Michel Schwartze et prothonotarii sabbato post Stanislai 6 anno 1510. Kassiert: Sabbato ante palmarum 1514. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 154r.

(7)

Hans Frenzel gibt den Eheleuten Schneider 100 mr. Kredit Hans Frenczel kauft von Frantz Schneyder 7 und dessen Frau Agnes 10 mr. jährlichen Zinses um 100 mr. auf ihr Haus in der Neyssegasse an der Neydecke uffem gange zu

5

6 7

1510. Oktober 1.

Vielleicht wurde das Testament kassiert, als er sich 1519 geschossfrei kaufte: Wollte lieber es ginge ein wenige zuviel uber mich, den[n] das arm unndt reich als gemeinen Nucz Abbruch geschen solt […], das ich Hans Frenczell vor die Freyhet aller unser farender Habe nimmermehr zuvorschoßen, unndt wie oben berürt was zuviel gethan wirdt sol arm und reich zu gutte als ein Testament meines letczten Willens geschehen sein […]. Vgl. die Vita mercatoris, S. 174. Die Datierung nach Stanislaus ist ungewöhnlich, man hätte Johannes ante portam latinam zu erwarten. Er war seit 1510 im Rat und 1515, 1518, 1523, 1528, 1531, 1537, 1540, 1545 sowie 1548 Bürgermeister, vgl. Wentscher (1938) und Wentscher (1983), Sp. 232. Nach Knauth (1753), S. 6 soll er insgesamt elfmal Bürgermeister gewesen sein. 1550 wurde er durch die königlichen Kommissare aus dem Rat entlassen, er starb am 5. oder 9. Oktober 1560, vgl. ebd.

Regesten zu Hans Frenzel und zur Annenkapelle Görlitz 1474 bis 1583

557

nest gemelten Mathes Rosenberges, itzt burgermeister, hause gelegen. Coram domino Bernhardino Meltzer scabino 3. post Michaelis anno 1510. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 154r–v.

(8)

1511. April 25.

Hans Frenzel gibt Valentin Hirschmann 100 mr. Kredit Hans Frenczel kauft von Valten Hirschman 8 5 mr. jährlichen Zinses um 100 mr. auf dessen Haus auf dem Neumarckte zwischen Hans Balduffs des möntzmeisters und Nickel Kirchoffs des Kuchelers heusern gelegen. Er gelobt, den Zins in vier Jahren abzulösen, dafür bürgt meister Hans Balduff. Actum 6. post pasche anno 1511. Nachtrag: 3. post trinitatis [24. Mai] 1524 werden die Zinsen auf ein anderes Haus verschrieben, 6. post visitationis Marie [4. Juli] 1539 werden 50 mr. abgelöst, 6. post Francisci [7. Oktober] 1541 werden 20 mr. abgelöst, 6. post […] werden 10 mr. abgelöst. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 160r.

(9) 1512. Februar 18. Hans Frenzel gibt Regina Axt 300 mr. Kredit Hans Frenczel kauft von Regina, Mathes Axts 9 Witwe, durch ihren Vormund Hans Jost 15 mr. jährlichen Zinses um 300 mr. auf ihr Haus an der neunbadestuben. Actum coram Hans Schmyde, Bernhard Bernt et Daniele Göritz scabinis 4. post Juliane virginis anno 1512. Nachtrag: Jorg Kröger löst davon 100 mr. ab, 6.10 scolastice [10. Februar] 1545. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 166v–167r.

(10)

Der Rat an Johannes Bischof von Meißen wegen der Weihe der Annenkapelle Der Rat schreibt an Johannes Bischof von Meißen wegen des Briefes bezüglich der Annenkapelle, den Bernhardin Meltzer vom Bischof empfangen hat. In diesem schrieb der Bischof, dass sein suffragano und weybischoffe kurz nach Walpurgis [1. Mai] nach Görlitz kommen werde, um die Annenkapelle und ihre Altäre zu weihen. Hans Frenzel habe nun berichtet, dass die Kapelle bereit zur Weihe sei, nur wisse er noch nicht, wie hoch er die Altäre dotieren wolle. Er bitte nun den Bischof, seinen Suffragan 8 9 10

1512. April 16.

Er erlangte 1509/10 Görlitzer Bürgerrecht, wohnte auf dem Obermarkt 4 und war 1511 bis 1517 königlicher Richter in Görlitz, vgl. CDLS 5, S. 89, Jecht (1927–34), S. 370 und Schulze (1895), S. 3. Mitglieder der Familie Axt waren von 1445 bis 1511 im Rat, vgl. Stange (1938), S. 89. Matthias Axt war von 1445 bis 1474 im Rat. Scolastice fiel nicht auf einen sechsten, sondern auf einen dritten Wochentag.

558

Anhang B

trotzdem die Altäre weihen zu lassen. Hans Frentzel habe versichert, er werde die Altäre ausreichend dotieren und euer (bischöflichen) gnaden an irer gebure und gerechtikeit nichts abbrengen. Datum freitags in der heiligen osterwochen 1512. RA Görlitz: LM 1510–1512, fol. 317r–318r.

(11)

1512. August 13.

Hans Frenzel gibt den Eheleuten Frömpter 60 mr. Kredit Hans Frenczel kauft von Jocoff Frömpter 11 und dessen Frau Margaretha 3 mr. jährlichen Zinses um 60 mr. auf ihr Haus in der Neyße gassinn zwischen Paul Emerich und Bartel Schneider. 6. post Laurentii coram Mathia Rosenberg als ein vormunde, Hans Schmid, Hans Jost, Bernhardt Bernt scheppen anno etc. 1512. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 166r–v.

(12) 1512. September 29. Fertigstellung der Annenkapelle Auf Michaelis 1512 war die Ausstattung der Kapelle gancz unndt gar ferttig mit der Orgel, 3 Glocken, 6 Meßgewandt, 3 sammete, 3 tomaschkene [= damastene], 3 Meßtüchern, Taffeln, Leuchter, 3 Vazen unndt 6 Prister 12 beleget, zu iglichem Altare 2 Prister unndt iglichem Prister alle Jhar 30 mr. Zins.13 Zu solchen allem hat nymandts nichts Hilffe gethan, allein was der almechtige Gott durch mich vorliehen unndt vorordnet hat, der loß i[h]m unndt seyner heyligen Mutter Mariæ Lob unndt Ehre sein unndt [der] heiligen Frauen S. Annen mitt ihrem Geschlechte unndt der heilige Jochem wolden es laßen angenehm sein unndt wollen Gott vor mich unndt alle die meinen fleyßig bietten umb alles was uns nach dem Wiellen Gottes seliglich ist durch diesen Bau unndt alles [was] doczu gezeuget [und] vorbracht wardt, befandt ich von Gnaden Gottes, das ich an meiner Nahrung also reich war als da ich anhub zubauen. Das alles allenthalben gestundt mich ungefehrlich umb 8.500 fl. rh. der Priester Zinß gerechnet immer vor 200 mr. zu kauffen, so kost das große crucifix 14 neben dem hohen Altar 50 fl. rh. (Dieses Crucifix ist Anno 1577 dem Herrn von Dittrichsteni zukommen, welches zuvor war aus S. Annen Kirche zu S. Peters vor das Rathsgestiel gesetzt icz sthet eines for [neu]en zu der stelle.) Ed.: Vita mercatoris, S. 171 f. 11 12 13 14

Jakob Frömpter war wahrscheinlich verwandt mit dem Ratsherrn Hans Frömpter, der von 1483 bis 1506 im Rat saß. Der Rat wollte anfänglich nur drei Priester gestatten, vgl. SRL N. F. 3, S. 426 (Ratsannalen). Dafür waren sie unter anderem verpflichtet, horas de beate virgine in der capellen zu singen, vgl. SRL N. F. 3, S. 573. In der Peterskirche.

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559

Dazu vermerken die Ratsannalen: Doreyn gestiefft 6 priester, auff einen itzlichen altarn tzweie ministeria, und itzlichem priester 30 mr. gorlitscher were auff funff messenn vormacht, die mark ummb 20 andere gekaufft. Wiewol der rath doran, das sechs priester aldo solden gestiefft werden, alwege beschverung gehabt, doch dieweile isz gemeltem Frentzeln also gefallen, hat ein rath dasselbige auch also geschehen lassen. Da die Priesterbruderschaft Einnahmeverluste befürchtete, wurde mit Hans Frenzel ein gesonderter Vertrag darüber vereinbart, der im Detail aber nicht überliefert ist.15 Ed.: SRL N. F. 3, S. 406 (Ratsannalen).

(13)

1512. November 16.

Hans Frenzel gibt Valentin Hirschmann 200 mr. Kredit Hans Frenczel kauft von Valten Hirschman 10 mr. jährlichen Zinses um 200 mr. auf dessen zwei Häuser auf dem Neumarckte zwischen Hans Balduff montzmeister und Jorge Schwertfeger. Actum 3. post Martini 1512 coram dominis senioribus. Nachträge: 3. post trinitatis [24. Mai] 1524 werden die 200 mr. auf das größere der beiden Häuser überschrieben. 6.16 s. Dionysii [9. Oktober] 1531 löst Daniel Göritz für seinen Sohn Joachim Göritz 5 mr. ab. 6. Crispini [25. Oktober] 1532 löst Joachim Göritz 2 ½ mr. ab. 6. post Vincentii [23. Januar] 1534 löst Joachim Göritz die letzten 2½ mr. ab. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 168r.

(14) 1512. Dezember 22. Hans Frenzel gibt Thomas Kramer 100 mr. Kredit Hans Frenczel kauft von Thomas Cromer 5 mr. jährlichen Zinses um 100 mr. auf dessen Teich und Garten in Moys. Actum coram Baltzer Kirchoff scabino 4. post Thome apostoli anno 1512. Ablösung: 2. post corporis Christi [15. Juni] 1528. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 168v.

(15) 1513. Februar 18. Dotation der Altäre der Annenkapelle Der Rat schreibt an Johannes Bischof von Meißen über die Dotation der Altäre in der Annenkapelle. Hans Frentzel wollte zu jedem Altar 50 mr. jährlichen Zinses stiften, der Bischof habe aber [gestrichen: 30 mr.17] 40 mr. für ausreichend erachtet, woran sich Frenzel auch halten wolle. Da jeder Priester schon 1 mr. für Wein und 15 16 17

Sculteti, Extracta, S. 188 gibt als Datum dieses Vertrags den 3. Juli 1513 an. Dionysii fiel nicht auf einen Freitag, sondern auf einen Montag. Ab hier ist das Briefbuch durch einen Wasserschaden stark ausgewaschen und die Zahlenangabe schwer zu lesen.

560

Anhang B

Brot ausgebe und Frenzel nun erfahren habe, dass der Bischof jeden Altar mit 5 mr. taxiere (eine so hohe Taxe sei aber in Görlitzer Kirchen wie St. Peter nicht üblich), bitte er, die Taxe zu mindern. Weiter schreibt der Rat, dass man sich mit dem Pfarrer [Martin Schmied] geeinigt habe, dass er von jedem Altar in der Annenkapelle 12 gr. erhalten solle, was der Bischof bestätigen möge, den iß weren etzliche altarien zu Gorlitz, die dem pfarher keine restauren geben. Darüber hinaus hat sich Frenzel mit dem Pfarrer über die Opfergaben geeinigt, so auff die taffeln und in die stocke auch des wachs, das in der genannten kirchen und uff die altarien allenthalben gefallet, und zwar so, dass der Pfarrer ein Viertel davon nehmen dürfe. Auch hierfür bitte man um die bischöfliche Genehmigung. Datum 6. post invocavit. RA Görlitz: LM 1512–1515, fol. 35r–36r.

(16)

1513. Februar 20. Stolpen

Bischöfliche Bestätigung der Altarlehen der Annenkapelle Johannes Bischof von Meißen schickt dem Görlitzer Rat die Bestätigung der Lehen in der Annenkapelle. Und dye weyl es sustend gewoenlich, das man allewege uff eyne messe eyn margk subsidium biennale zcu secztzen pfleget […], haben wir befohlen, eyne margk außzcuthun und uff vier margk zcutaxieren […], das eyn prister nicht mehr dan dreissig gulden haben sol […] für wein und brot der kirche eine halbe mr. geben […] von jedem altar 12 gr. dem pfarrer restauro, von den opfern den 4. teil. Sonntags reminiscere anno domini 1513. RA Görlitz: Urkundenbuch 6, fol. 23r, Nr. 22. Reg.: VOU Heft 9–20, S. 94. Regestenwerk Sauppe (2001), S. 341.

(17)

1513. März. 9. Stolpen

Bischöfliche Bestätigung der Altaristenzinsen der Annenkapelle Johannes Bischof von Meißen confirmat centum et octoginta fl. renenses sive marcas Gorlicensis [180 fl. rh.] jährlichen Zinses in den Dörfern Königshain und Markersdorf (im Kapitalwert von 3.600 fl. ung.) pro dote trium altarium in capella S. Anne, quam in opido Gorlitz Johannes Frenzel edificari fecit et missarum celebracionem ordinat etc. RA Görlitz: Lose Urkunde 1513. März 9. (Auslagerungsverlust). Abschr.: RA Görlitz, Urkundenabschriften, Bd. 260, fol. 164r–170r. Reg.: VOU Heft 9–20, S. 94.

Regesten zu Hans Frenzel und zur Annenkapelle Görlitz 1474 bis 1583

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(18) 1513. April 11. Streit mit der Priesterbruderschaft Der Görlitzer Rat berichtet Johannes Bischof von Meißen, dass Hans Frenzel sich beklagt habe, dass die Verweser der Priesterbruderschaft den Altaristen der Annenkapelle gesagt hätten, sie solden sich enthalden in die aniversarien zugehen, wenn sie es doch täten, so solden sie doch wiessen, das sie nicht gemeinet weren, jnen die presentien zu geben und zu folgen lassen. Hans Frenzel bittet nun den Bischof zu gestatten, dass die Altaristen besagter Kapelle der freitzeit und presentien wie andere priester zu Gorlitz gebrauchen und nemmen solden. Der Rat habe Frenzels Ansinnen auch der Priesterbruderschaft vorgetragen. Die habe sich mit auslendischen Altaristen in Breslau, Liegnitz und Bautzen beraten und sei zu dem Schluss gekommen, dass den Altaristen der Annenkapelle die presentien nicht zustünden, es sei denn, das sie der beschverung, so inen daraus erwachsen wolde, widderstattung entpfunden. Dieweile auch die selbigen presentien ein teglich almosen ist, nicht auff eine antzal, sunder auff die priester so zu Gorlitz wonen, und dieselbigen vordinen, ausgesatzt und sie zu selen selikeit vormacht und bestalt wirt und der Bischof bereits die confirmation dafür gegeben hatte, bittet man nun, die Altaristen der Annenkapelle in ihren Rechten zu belassen. Datum 2. post misericordias domini 1513. RA Görlitz: LM 1512–1515, fol. 68r–69v.

(19) 1513. April 14. Hans Frenzel gibt Hans Glöckner 40 sch. gr. Kredit Hans Frenczel kauft von Hans Gläckner, dem rymer, 2 sch. jährlichen Zinses um 40 sch. geldes auf dessen Haus in der Brudergasse zwischen Hans Bewtler und Hans Eppeler. Er wolle den Zins innerhalb von zwei Jahren ablösen, dafür bürgen Mathes Henel und Nicel Kyrkener der sattler. Actum coram Bernardo Bernt scabino feria quinta post dominicam misericordias domini alias ipso die b. Tiburtii anno 1512. Nachträge: Hans Frenczel vorweyst den Zins an Johannes Breitmichel, vorsorger der pristerbruderschaft, für das Gestift der Priester 2. post […] 1524. Georg Glockner löst 25 mr. bei Paulus Schneider, Prokurator der Priesterbruderschaft, ab 3. post Augustini [2. September] 1533; derselbe löst weitere 25 mr. bei demselben ab sabbato post Johannis baptiste 1540. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 170r–v.

(20)

1513. Juni 17.

Hans Frenzel kauft einen Schuldschein für 400 sch. poln. gr. Hans Frenczel übernimmt einen Schuldschein von Thomas Scheitlern über 20 sch. jährlichen Zinses um 400 sch. polnische gr., die Peter Emerich auf seine Dörfer Lissa und Zodel verkauft hatte. Sexta post Viti 1513. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 163r–v.

562

Anhang B

(21) 1513. November 26. Hans Frenzel gibt Jost Möller 100 mr. Kredit Hans Frenczel kauft von meister Jost Möller, dem Rörmeister, 5 mr. jährlichen Zinses um 100 mr. ganghaftiger möntze auf dessen Haus an unser liebenn frauen thore. Möller gelobt, den Zins innerhalb von drei Jahren abzulösen, dafür bürgen Mathes Bottener und Mathes Meurer. Actum coram Johanne Arnolt scabino et subnotario sabbato post festum Katherine virginis 1513. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 174v.

(22)

1514. Januar 11.

Hans Frenzel gibt Caspar Bischofswerda 200 mr. Kredit Hans Frenczel verkauft Caspar Bischwerder 18 und dessen Mutter Margaretha 10 mr. jährlichen Zinses um 200 mr. auf deren Haus in der Webergasse zwischen Hans Pramse und Nicel Hammer. Sie geloben, den Zins innerhalb von fünf Jahren abzulösen, dafür bürgen Kirchenpeter und Mathes Meurer und der Vormund der Mutter Hans Bischwerder ir son. Actum coram Johanne Arnolt scabino 4. post trium regum 1514. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 176r.

(23) 1514. Februar 18. Hans Frenzel gibt Regina Axt 300 mr. Kredit Hans Frenczel kauft von Regina Mathes Axtyn, vertreten durch ihren Vormund Hans Eschenloer, 15 mr. jährlichen Zinses um 300 mr. auf deren Haus bey der neuen badstuben gelegen. Nachtrag: Jorg Tröger, der neue Hausbesitzer, löst an mehreren Terminen 1537 insgesamt 550 mr. Hauptgeld vom Haus ab, dazu gehörten auch ältere Hypotheken (s.o. 1514. Februar 18.) und Priestergelder. Auf dem Haus lasten noch 200 mr. Restschuld. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 177v–178v.

(24)

Hans Frenzel gibt den Eheleuten Schultz 100 mr. Kredit Hans Frenczel kauft von Frantz Schultz 19 und dessen Frau Marta 5 mr. jährlichen Zinses um 100 mr. auf deren Haus in der Brudergasse und den Garten uff der

18 19

1514. März 14.

Er gehört zur Familie »von Bischofswerda« und erlangte 1508/09 das Görlitzer Bürgerrecht, vgl. CDLS 5, S. 87 und Boetticher (1910). Ein Franz Schulz war 1510 bis 1519 im Rat, er starb am 22. Januar 1519.

Regesten zu Hans Frenzel und zur Annenkapelle Görlitz 1474 bis 1583

563

Salmonsgassen gelegen. Actum coram Bernhart Bernt scabino 3. post reminiscere anno salute 1514. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 176v–177r.

(25)

1514. Mai 2.

Hans Frenzel gibt der Stadt Görlitz 2.000 mr. Kredit Der Rat von Görlitz verkauft dem Hans Frenzel 100 mr. jährlichen Zinses auf der stat nuzunge für 2.000 mr. Dienstag s. Sigismundi. RA Görlitz: Urkundenbuch 5, fol. alt 227r–v, neu 220r–v und fol. alt 230r, neu 223r. Sculteti, Chronicon 2, fol. 41r. Reg.: VOU Heft 9–20, S. 98. Regestenwerk Sauppe (2001), S. 338.

(26)

1514. Juli 10.

Hans Frenzel gibt Regina Kirchler 80 sch. gr. Kredit Hans Frenczel kauft von Regina, Jeronymi Kirchelers gelassener witwe, und Brosius Kircheler, ihrem Sohn, 4 sch. geldes jährlichen Zinses um 80 sch. gr. auf deren Haus in der S. Niclas gasse zwischen Cristoff Behmen und Stenczel Teysener gelegen. Sie geloben, den Zins innerhalb von vier Jahren abzulösen, dafür bürgen Merten Adam der junge und Peter Eychler. Actum coram Johanne Arnolt scabino 2. post Kyliani 1514. Ablösung: Frantz Schneider und Hans Feuerbach, Vormunde von Anna Hans Frenczel und ihrem Sohn Joachim, bestätigen, dass der neue Hausbesitzer Hans […] den Zins abgelöst hat. 2. post decollationis s. Johannis 1528. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 179r–v.

(27)

1514. November 24.

Hans Frenzel gibt Valentin Peuerlein 40 mr. Kredit, kassiert 6. Juli 1537 Hans Frenczel kauft von Valten Pewrleynn barbierer 2 mr. jährlichen Zinses um 40 mr. auf dessen Haus am Rynge zwischen Hans Warnhofer und Adolarius Ottera. Actum coram Baltzer Kirchoff scabino sexta inn vigilia Catherine anno 1514. Kassiert auf Befehl von Martinus Adolarius und Joachim Frentczel 6. post visitationis Marie 1537. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 184r–v.

564

Anhang B

(28)

1514. November 28.

Hans Frenzel gibt Martin Eisenmenger 100 mr. Kredit, kassiert 7. Mai 1520 Hans Frenczel kauft von magister Martinus Eysenmenger 20 5 mr. jährlichen Zinses um 100 mr. auf dessen Haus in der Petersgassenn zwischen Hans Esschenloer und baccalaureus Simon Hockener gelegen. Actum coram Baltzer Kirchoff scabino secunda post Catherine anno 1514. Kassiert: 2. post Johannis ante portam latinam anno 1520. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 184v.

(29) 1514. November 29. Hans Frenzel gibt Kirchpeter 200 mr. Kredit Hans Frenczel kauft von Kirchenpeter 10 mr. jährlichen Zinses um 200 mr. auf dessen Haus auf dem Neuenmarckte zwischen Hans Steyrer und Jocoff Heyller gelegen. Actum coram Frantz Schneider scabino 3. post Catherine anno 1514. Ablösung: Joachim Frentzel erhält vom neuen Hausbesitzer Hans Köler 100 mr. 6. post ascensionis domini [23. Mai] 1533 und weitere 100 mr. sabbato post Margarete [14. Juli] 1537. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 185r.

(30)

1514. Dezember 5.

Hans Frenzel gibt Walpurga Melzer 100 mr. Kredit Hans Frenczel kauft von Walpurga, Bernhardin Meltzers 21 Witwe, durch ihren Vormund Frantz Schultz 5 mr. jährlichen Zinses um 100 mr. auf ihr Haus in der Peters gasse zwischen Michel Schmidyn und Peter Tyle, auf die Mühle zu Moys und auf den Garten auf dem Pfarberg. Actum coram Baltzer Kirchoff, […] in vigilia Nicolai anno etc. 1514. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 183v–184r.

20 21

Er war von 1513 bis 1539 im Rat, er starb 1539. Des Weiteren war er Vorsteher des Görlitzer Franziskanerklosters und Verweser des Seelhauses in der Krebsgasse. Bernhardin Melzer erlangte 1487/88 das Görlitzer Bürgerrecht, zahlte als subnotarius aber keine Gebühr, vgl. CDLS 5, S. 72. Seine Laufbahn begann er als Unterstadtschreiber, 1491 wurde er in den Rat kooptiert, 1495, 1499, 1503, 1506 und 1508 war er Bürgermeister. Er war bis zu seinem Tod am 29. Juni 1512 Ratsmitglied. Er besaß den Brauhof Petersgasse 14, vgl. Jecht (1927–34), S. 399. Seine vier Söhne wurden 1534 geadelt als »Melzer genannt Eschenlauer«, vgl. Fritsch (1891), S. 33, Knothe (1901), S. 185 und Stange (1938), S. 94.

Regesten zu Hans Frenzel und zur Annenkapelle Görlitz 1474 bis 1583

(31)

565

1515.

Hans Frenzel gibt der Stadt Görlitz 600 fl. ung. Kredit Der Görlitzer Rat leiht von Hans Frenzel 600 fl. ung., von Bernhardt Bernt 600 fl. ung., von Georg Schmied 313 fl. ung., von Hans Schnur 50 fl. ung. und von Johannes Hass 60 fl. ung., um einen Zins in Breslau abzulösen. Ed.: SRL N. F. 3, S. 358.

(32) 1515. Januar 3. Hans Frenzel gibt Gregor Seidel 30 mr. Kredit Hans Frenczel kauft von Greger Seydel 1 ½ mr. um 30 mr. auf dessen Vorwerk auf dem Töpperberge. Actum coram Baltzer Kirchoff scabino 3. post circumcisionis domini anno 1515. Nachtrag: Hans Frenzel vorweist die 30 mr. an Bartholomäus Baruth juniore, besitzer des altaris angelorum in sanct Peters kirchen. Dieser solle nun die Zinsen fordern. 2. post circumcisionis domini 1524. Kassiert: 6. post Lucie 1544. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 191v–192r.

(33) 1515. Januar 15. Testament Ein Testament zugunsten der Annenkapelle. Details unbekannt. Original unbekannt. Zitiert nach Zobel (1926), S. 129, Anm. 3.

(34)

1515. März 27.

Hans Frenzel gibt den Eheleuten Franke 60 mr. Kredit Hans Frenczel kauft von Gregorius Francke dem cromer und Appolonia seiner Frau 3 mr. jährlichen Zinses um 60 mr. auf deren crom am durchgange gelegen. Sie geloben, den Zins binnen drei Jahren abzulösen, dafür bürgt Hans Wels in der Langengasse. Actum coram Daniele Göritz scabino 3. post annuntiationis Marie anno 1515. Nachtrag: Hans Frenczel vorweist die 60 mr. an Jeronimus Albrecht, besitzer des altaris zum Czodell gelegen. Dieser solle nun die Zinsen einfordern. 2. post circumcisionis domini 1524. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 190v–191r.

566

Anhang B

(35)

1515. August 28.

Hans Frenzel gibt den Eheleuten Peitzner 200 mr. Kredit, kassiert 29. März 1516 Hans Frenczel kauft von Hans Peitzener 22 und dessen Frau Dorothea 10 mr. jährlichen Zinses um 200 mr. auf deren Haus neben Mathes Mewrer. Actum coram Baltzer Kirchoff scabino 3. ipso die domini Augustini anno 1515. Kassiert: Sabbato post pasche 1516. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 193v–194r.

(36)

1516. März 29.

Hans Frenzel gibt den Eheleuten Peitzner weitere 200 mr. Kredit Hans Frenczel kauft von Hans Peytzener 23 und dessen Frau Dorothea 10 mr. jährlichen Zinses um 200 mr. auf deren Haus am Rynge an der ecken zwischen Mathes Sigmund und Schwarzhans. Actum coram Johanne Arnolt scabino et subnotario sabbato post pasche anno 1516. Nachträge: Hans Peitzner löst 100 mr. ab 6. post […] 1523. Die anderen 100 mr. vorweist er mit der Erlaubnis Hans Frenzels an Bartholomeus [Kretzschmer], vorsorger des gestieffts des leidens Cristi, 2. post circumcisionis [4. Januar] anno 1524. Sabbato […] octavas corporis Christi [29. Mai ?] 1524 löst er weitere 50 mr. und schließlich 4. post misericordias domini [14. April] 1529 die letzten 50 mr. ab. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 200v–201r.

(37)

1516. Juli 4.

Hans Frenzel gibt Gregor Seidel 40 mr. Kredit, kassiert 19. Dezember 1544 Hans Frenczel kauft von Gregor Seydel furwergman [= Vorwerksbesitzer] 2 mr. jährlichen Zinses um 40 mr. auf dessen Vorwerk auf dem Töpperberge. Actum 6. ipso die sancti Udalrici coram Johanne Arnolt scabino 1516. Nachtrag: Hans Frenzel vorweist die 40 mr. an magister Johannes Blumenroder, besitzer des altaris visitatione Marie in s. Peters kirchen gelegen 2. post circumcisionis [4. Januar] 1524. Kassiert: 6. post Lucie 1544. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 208r.

22 23

Er war von 1511 bis 1529 im Rat, er starb 1529. Er war von 1511 bis zu seinem Tod 1529 im Rat.

Regesten zu Hans Frenzel und zur Annenkapelle Görlitz 1474 bis 1583

567

(38) 1516. September 3. Hans Frenzel gibt Hans Wels 100 mr. Kredit Hans Frenczel kauft von Hans Wels 24 5 mr. jährlichen Zinses um 100 mr. auf dessen Haus in der Langengass an der ecken neben Lenhart Glaser. Er gelobt, den Zins binnen drei Jahren abzulösen. Actum coram dominis senioribus quarta post Egidy 1516. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 209v–210r.

(39)

1517. September 11.

Hans Frenzel gibt Adam Schwinge 160 mr. poln. Kredit Hans Frenczel kauft von dem achtbaren hochgelarten hern doctor Adam Schwynge, itzunt phisicus zur Schweydnitz, 8 mr. genger montze jährlichen Zinses um 160 mr. an polnischen, ye 48 mr. polnischen vor eine mr. gerechent, auf dessen Haus in der Brudergasse an der ecken kegen der apotecken öbir gelegen und auf den Garten in der sanct Jocoffs gassen. Er gelobt, den eldisten herenn den Zins binnen drei Jahren abzulösen. Actum coram Johanne Arnolt scabino et subnotario 6. post Nativitatis Marie 1517. Nachträge: Heinrich Trappe, der neue Hausbesitzer, löst 3. post epiphanie domini [10. Januar] 1525 60 mr. ab und 6. post Michaelis [6. Oktober] 1525 50 mr. Der neue Gartenbesitzer Hans Kestner wird von Hans Frenzel aller Verpflichtungen losgesagt 6. post conversionis s. Pauli apostoli [26. Januar] 1526. Heinrich Trappe löst 50 mr. ab 4. post. Thome apostoli [23. Dezember] anno 1528. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 217r–v.

(40) 1517. Oktober 5. Hans Frenzel gibt Franz Süßkopf 60 mr. Kredit Hans Frenczel kauft von Frantz Sussekoph 25 3 mr. jährlichen Zinses um 60 mr. auf dessen Haus am Rynge zwischen Gregorius Bernt und Valten [Peuerlein?] barbirers gelegen. Er gelobt, den Zins binnen drei Jahren abzulösen, dafür bürgen Hans Sussekoph, sein vater, Magdalena Frantz Sussekophin hat auch in sulche vorschreibung neben irem manne gewilligt und dy zinse helffen zurichten globt. Actum coram Johanne Arnolt scabino et subnotario 2. post Francisci 1517. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 217v–218r.

24 25

Er war vielleicht ein Verwandter des Martin Wels, der von 1497 bis 1507 Ältester der Fleischhauer und von 1509 bis 1512 im Rat war. Er war sicher ein Verwandter des Hans Süßkopf, der von 1511 bis 1519 als Ältester der Tuchmacher im Rat saß.

568

Anhang B

(41)

1517. Oktober 31.

Hans Frenzel gibt den Eheleuten Kramer 100 mr. Kredit Hans Frenczel kauft von Thomas Cromer und dessen Frau Anna 5 mr. jährlichen Zinses um 100 mr. auf dessen Teiche, Äcker und Gärten zu Moys. Actum coram Johannes Arnolt scabino et subnotario sabbato in vigilia omnium sanctorum 1517. Ablösung: Thomas Cromer löst den Zins ab 2. post corporis Christi [15. Juni] 1528. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 218v–219r.

(42)

1518. Januar 2.

Hans Frenzel gibt den Eheleuten Schütze 1.000 fl. rh. und 665 fl. ung. Kredit Hans Frenczel kauft von Sebastian Schutze 26 und dessen Frau Dorothea 50 fl. rh., 33 fl. ung. und einen ort jährlichen Zinses um 1.000 fl. rh. an meißnyscher möntze, ye 21 zins groschen vor einen gulden rh. gerechent, sowie für 665 fl. ung., gut an golde und gewichte, auf deren gut und dorff Leupoldshain und allem was dazu gehört. Actum coram Johanne Arnolt scabino et subnotario sabbato post circumcisionis domini 1518. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 220r–v.

(43)

1518. März 30.

Hans Frenzel gibt Margaretha Machemist 100 mr. Kredit Hans Frenczel kauft von Margaretha, Anthonius Machmitzes Witwe, durch ihre Vormunde Paul Leyse und Caspar Stetzel 4 sch. gr. jährlichen Zinses um 100 mr. auf ihr Haus auf dem Neumarkte neben den fleyschbenkenn und auf ihren Garten in der Creulsgassen. Actum coram dominis senioribus 3. post palmarum anno etc. 1518. Nachtrag: Die 100 mr. wurden durch Hans Frenzel vorweist an Johan Tyle, besitzer des altaris assumptione Marie etc. in s. Peter kirchen gelegen, 2. post circumcisionis [4. Januar] 1524. Jorg Hildrich, der neue Hausbesitzer, löst bei der Priesterschaft 50 mr. ab 3. post […] domini 1535. Ablösung: Jorg Hildrich löst die restlichen 50 mr. bei den Prokuratoren der Priesterschaft ab sabbato post Jacobi [28. Juli] 1537. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 223r. 26

Sebastian Schütze stammte aus Nürnberg und erwarb 1506/07 das Görlitzer Bürgerrecht, vgl. CDLS 5, S. 85. Er heiratete 1507 Dorothea, das neunte Kind aus erster Ehe des Georg Emerich. 1508 kaufte er das Haus Untermarkt 23 und 1527 das Haus Neißgasse 10. Dorothea brachte das Dorf Leopoldshain in die Ehe ein, später kaufte er noch Hennersdorf. Er war ein Anhänger Caspar Schwenckfelds und starb am 6. Juli 1569. Vgl. zu ihm den CDLS 5, S. 85 und die dort angegebene Literatur; Jecht (1892d), S. 254 f. sowie die Berichtigungen in Jecht (1913d). Siehe die Zusammensetzung seines Vermögens im Jahr 1528 in Jacob (1975), S. 121.

Regesten zu Hans Frenzel und zur Annenkapelle Görlitz 1474 bis 1583

(44)

569

1518. Oktober 2.

Hans Frenzel gibt Barbara Aspe 800 fl. ung. Kredit Hans Frenczel kauft von Barbara 27, etwan Claus Kolers 28 itzt Jocoff Aspen 29 eliche hausfrau, vertreten durch ihre Vormunde Antonius Esschenloer 30, ihren vetter, und Mathes Köler, ihren Sohn, 60 fl. rh. jährlichen Zinses um 800 fl. ung. ader 1.200 fl. rh., ye 21 silbern gr. ader 24 bemische gr. vor einen fl. rh. zurechnenn. Belastet werden ihr gut und dorff Hermansdorff, dy holtzmöle doselbst und dy nydermöle zu Moys. Actum coram domino Mathia Rosenberg scabino sabbato post Remigii 1518. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 234v–235r. S. a. LO 1520–1555, fol. 15–16r.

(45)

1518. Oktober. 5.

Hans Frenzel gibt der Stadt Görlitz 600 fl. ung. Kredit Die Stadt Görlitz verkauft Hans Frenzel 30 fl. ung. jährlichen Zinses für 600 fl. ung. Kapital. RA Görlitz: Lose Urkunde 1518. Oktober 5.

(46)

1518. November 16.

Hans Frenzel gibt den Emerichs 2.000 fl. ung. Kredit Hans Frenczel kauft von den Brüdern Urban Emerich 31 und dessen Frau Dorothea (Vormund: baccalaureus Christoph Pfeyl ) sowie Jocoff Emerich 100 fl. ung. jährlichen Zinses um 2.000 fl. ung., welche sie an barem gutem golde entpfangen und zu iren nutz und fromme geleget habenn. Belastet werden die Emerichschen Güter Lodwigsdorff, der Crauschwaldt, ihre Teiche und ihre drei Vorwerke mit allem was dazu gehört. Actum coram Jorge Rösler scabino 3. post Briccii 1518. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 226v–227r.

27

28 29 30

31

Barbara war das siebente von neun Kindern aus Georg Emerichs erster Ehe mit Barbara Knebel, vgl. Jecht (1892b). Sie war in erster Ehe mit Klaus Köhler verheiratet, der 1498/99 das Görlitzer Bürgerrecht erworben hatte und 1500 bis 1515 im Rat saß. Er übernahm aus dem Emerichschen Erbe Hermsdorf und den Brauhof Untermarkt 25, vgl. CDLS 5, S. 79. In zweiter Ehe heiratete sie Jakob Aspe, der 1515/16 das Görlitzer Bürgerrecht erlangt hatte und Erbherr von Hermsdorf war, vgl. CDLS 5, S. 94. Siehe die Zusammensetzung ihres Vermögens 1528 in Jacob (1975), S. 123. Er hatte 1498/99 das Görlitzer Bürgerrecht erworben und saß 1500 bis 1515 im Rat. Er übernahm aus dem Emerichschen Erbe das Dorf Hermsdorf und das Haus Untermarkt 25, vgl. CDLS 5, S. 79. Er erlangte 1515/16 das Görlitzer Bürgerrecht und war Erbherr von Hermsdorf, vgl. CDLS 5, S. 94. Antonius Eschlauer hatte die Witwe (Barbara) des Stadtschreibers Johannes Frauenburg geheiratet, er gehörte der Familie des Breslauer Stadtschreibers Peter Eschenloer/Eschlauer an, vgl. Jecht (1927–34), S. 387. Urban war der Sohn des Ratsherrn (1477–1503) Wenzel Emerich, der wiederum der Bruder des Georg Emerich war, vgl. zu ihnen Jecht (1892b).

570

Anhang B

(47)

1518. November 24.

Hans Frenzel gibt Peter Emerich 1.000 fl. ung. Kredit, kassiert 4. Januar 1524 Hans Frenczel kauft von Peter Emerich 32 50 fl. ung. jährlichen Zinses um 1.000 fl. ung. auf dessen Dörfer Czodel und Liesse. Actum 4. post Clemente coram Baltzer Kirchoff scabino 1518. Kassiert: 2. post circumcisionis domini 1524. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 227r.

(48) 1520. Juli 19. Hans Frenzel gibt Paul Schneider 50 mr. Kredit Hans Frenczel kauft von baccalaureus Paulus Schneider 33, itzundt richter der koniglichen gerichte alhie, 2 sch. jährlichen Zinses um 50 mr. auf dessen Haus auf dem Neumarckte im winckel zwisschen Jeronymi Hillers des schmydes und Hans Steyrers des hutters heusers gelegen. Actum coram Daniele Göritz scabino 3. post Margarethe 1519. Ablösung: 6. post Galli [23. Oktober] 1545. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 235r–v.

(49)

1525. Juni 16.

Hans Frenzel nimmt bei den Eheleuten Emerich einen Kredit von 1.000 fl. ung. auf Hans Frenzel hat auf seine Güter Zodel und Lissa, in disen koniglichin gerichten und weichbilde gelegen, dem Peter Emerich und seiner Frau Katharina 50 fl. rh. jährlichen Zinses auf Wiederkauf um 1.000 fl. rh. verkauft, diese vermacht Peter seiner Frau als gabe. Gescheen vor den eldisten hernn am freitage noch corporis Christi im 25. jarenn. RA Görlitz: LO 1520–1555, fol. 17v–18r.

32 33

Peter war ein Sohn des Georg Emerich aus erster Ehe, vgl. zu ihm Jecht (1892b). Paul Schneider war seit 1517 im Rat und starb am 28. Juni 1545. Siehe zur Familie Schneider auch Anhang A (1508. Juni 29).

Regesten zu Hans Frenzel und zur Annenkapelle Görlitz 1474 bis 1583

571

34

(50) 1526. Jahresende Testament Anna Frenzel († vor 19. September 1531) Anna, Witwe des Hans Frentzel, hat ihrer seelen seeligkeit auch zu trost den armen, ihr Testament gemacht. Dem rahthe anstad arm und reich übereignet sie zu nutz undt nothurfft gemeiner stadt die Hälfte der Schulden, die die Herren von Schleinitz uff Tollenstein, Schluckenawe und Cuntzn Sauermann bürger zu Breslaw noch bei ihr haben.35 Des Weiteren überträgt sie dem Rat alle Zinseinnahmen, die an die sechs altarien zu sanct Annen gehören, mit der Bedingung, dem Pfarrer ader wer da predigen wirdt, 30 mr. und dem Schulmeister 20 sch. zu geben, damit dieselben sich so viel desto stedlicher enthalten undt das worth gottes undt die kinder in der schule so viel desto fleißiger möchte gepredigt undt unterweiset werden. Dem Franzosenhaus vermacht sie 20 sch., zu jährlichen oder gemeinen seelbaden setzt sie 10 sch. aus und alles Übrige solle der Rat an die Hospitäler und die Armen, oder wo er es für notdürftig hält, ausgeben. Darüber hinaus sollen dem Rat jährlich aus ihren Gütern 40 sch. gr. den Armen zur Kleidung und 20 sch. gr. zu Schuhen gegeben werden. Die Peterskirche erhält 100 sch. gr. Die alte Beben solle über ihren verdienten Lohn 30 sch. erhalten, Johann der Schreiber 200 sch., Hans Dunel der alte Knecht 20 sch., Orthe die junge Magd 10 sch., die neue biermagdt 4 sch., die Gärtnerin 10 sch., Newhanß 10 sch., Mathieß der Fuhrknecht 10 sch., des pfarrers knaben undt freunde zu Marckersdorf 10 sch., Georg Hiltmann 100 sch., herr Johann Press 50 sch., Magdalena die Köchin 10 sch., Clara die Dienerin 20 sch., Tinne die biergeberin 19 sch., Jacoff undt Peter Moller je 100 sch. und Schuldenerlass, der Reinholdin 100 sch. und Schuldenerlass, dem Pfarrer zu Marckersdorff 30 sch., der alten Buchsenmeisterin 10 sch., Anne der alten biermagdt 10 sch., der Beyerin Schuldenerlass, Paul [Römer] dem Stadtschreiber 10 th. und Hans Reinsichs Tochter Erlass der 100 th. Schulden. Die Vormunde, die der Rat für ihren Sohn Joachim bestellt, will sie mit einem geschenke versehen. Original unbekannt. Reg.: Abschrift im RA, Bd. 260, fol. 363r–364r (mit Datum circa 1522, ohne Angabe eines Originals). VOU Heft 9–20, S. 125.

34

35

In den Urkundenabschriften steht das Testament unter 1522, da Anna aber als Witwe bezeichnet wird, muss das Testament nach dem 16. September 1526 im Stadtbuch niedergeschrieben worden sein. Der im Testament genannte Stadtschreiber Paul könnte Paul Römer sein, der sich als subnotarius 1527 und als »Stadtschreiber« ab 1530 nachweisen lässt, womit das Testament eher auf Ende 1530 zu datieren wäre, vgl. Scultetus, Kürbuch zu den entsprechenden Jahren. 1532 reisten der Ratsherr Paul Schneider und Joachim Frenzel nach Breslau, um von Cuntz Sauermann 2.000 fl. ung. einzuziehen, dies war vielleicht die noch immer nicht gezahlte Schuld, vgl. ausführlicher dazu Schulze (1895), S. 8 ff.

572

Anhang B

(51) 1531. September 19. Vollstreckung des Testaments der Anna Frenzel Joachim Frentzel übergibt dem letzten Willen (s. o.) seiner Mutter Anna, geb. Tilicke, folgend dem Rat bzw. den Armen im neuen hospital gegen unser lieben frauen kirchen uber das Dorf und Gut Fridersdorf an der Landeskrone, wie es sein Großvater Caspar Tilicke und seine Mutter Anna und sein Vater Hans Frentzel gehabt haben. Bei Wiederverkauf durch den Rat erhält Joachim Frenzel ein Vorkaufsrecht. Ferner gibt er dem Rat den garten bey dem Salmonsborn an der ecken und neben Hansen Kesteners töppers garten auf, in der meynung, das ein rathe mit zutat der milden almosen frommer christlicher leute darauf bauen sal und mag ein hauß und hospital fur alle die, die mit anfallender seuche der pestilentz, heuptkrankheiten und dergleichen uberfallen und die einem wirthe in seinem hause von wegen der anfellikeit zurdulden beschwerlich und sorglich ist.36 Gescheen fur gehegtem dinge in anwesenheit von Frantz Schneider bürgermeister, Johann Balduf und Caspar Stetzel ratsfrunde sowie Johann Feurbach sein Vormund, Paulus Leise und Hans Geiseler ratsfrunde am dienstage noch Lamperti. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 275v–276v. Reg.: VOU Heft 9–20, S. 142. Lit.: Jecht (1927–34), S. 792. Jecht, Quellen, S. 32.

(52) 1531. September 19. Übertragung der Annenkapelle an den Rat Wir burgermeister und rathmanne der stad Görlitz bekenen vor uns und unsere nachkommende hir mit offentlich: Nachdem der erbare unser burger Joachim Frentzel betrachtet das sant Annen geschtifte, so etwan durch Hansen Frentzeln seinen vater ausgericht, an gebeuden, zinsen und einkommen vhast in abnemen fallen wolde, das auch Anna seine muter seliger ir testament uff diselben zinse zum teil sunderlich dem prediger, schulmeister und den armen leuthen in hospitalien nach leuffte der zeit vormacht und vorordent hette unnd dorumb uns dem rathe dosselbige sant Annen gestiffte mit allen wirden [= Würden] an gebeuden, einkommen, zinsen, pristerschaften und andern herlikeiten dorzu gehörende durch sich und seine vom rathe vorordente vormunden vor den koniglichen gerichten krefftiglich ubergeben und aufgereicht, dasselbige allis furder wie andere des rathis und gemeiner stad gescheffte nach unserm erkentnus zuvorsorgen laut unsers stadtbuchs, dorein solche gobe und aufreichung vorlebet [?] und vorzeichent ist, das wir der rathe vor uns und unsere nachkommende gedochtem Joachim Frenzelnn seinen erben und erbnemen widerumb zugesaget habenn, hir mitte zusagen und globen, ab er seine erben und nachkommen vilgemelts sant Annen gestiffte halb von jemandem geistlich adir weltlich angesprochen wurden, das wir sie derhalben vortreten und vorantworten auch schadloß halden gegen menniglich. Sagen auch die guter gnants Joachim 36

An Stelle der Scheune (Berliner Str. 1 ff.) wurde 1536 das Siechhaus errichtet, es stand bis 1618 unter der Verwaltung des Frauenhospitals, dann der Stadt. 1544 wird es das Neue Haus vor dem Frauentor genannt, vgl. Jecht (1927–34), S. 634.

Regesten zu Hans Frenzel und zur Annenkapelle Görlitz 1474 bis 1583

573

Frentzels Markersdorf und Konigshain, doruff die zinse gedochts s. Annen gestifts widerkouflich vorschriben gewest, und die weile wir an andere zinse vorweiset, hirmitte queit, ledig und loß 37, treulich und ane gefherde zu urkunde warer und steter haldung haben wir unser der stad gröstis insigel vor uns und unser nachkommende an disen briff hengen lassen, geschen uf unserm rathause dinstag noch exaltationis crucis 19 septembris anno domini 1531. RA Görlitz: LR 1516–1540, fol. 274r. Reg.: VOU Heft 9–20, S. 142. Abdr.: Hortzschansky/Meltzer (1790–1801), »Drittes Stück« (mit Abweichungen). Lit.: Jecht (1927–34), S. 773.

(53) 1539. Glocken der Annenkapelle werden umgehangen Der Rat lässt zwei Glocken aus der Annenkapelle auf den Nikolai- und den Reichenbacher Turm hängen. Die vom Reichenbacher Turm zersprang 1544, die vom Nikolaiturm ist auf den Rathausturm gehängt worden. OLB Görlitz: Sculteti, Relationes, fol. 21r. Sculteti, Chronicon 2, fol 112r. Lit.: Jecht (1927–34), S. 773.

(54)

1559. Oktober 27.

Kruzifix der Annenkapelle wird in die Peterskirche versetzt Eodem anno 1559 am abend Simonis und Jude, den 27. Oktober, ist ein hölzern crucifix aus s. Annen kirche genommen [und] kegen eines ehrbar rathes gestule über zu dem pfeiler gesetzt worden. Dieses Kreuz wurde 1577 an den kaiserlichen Oberhofmeister Adam von Dietrichstein für eine neue Kirche gesandt. Das Nachfolgekreuz wurde 1581 auf Wunsch Kaiser Rudolfs II. an dessen Mutter Maria von Österreich in Madrid geschickt.38 OLB Görlitz: Sculteti, Chronicon 2, fol. 151v–152r.

(55) 1559. November 8. Annen-Altar wird versetzt Eodem anno, den 8. November, mittwochs, hatt man des hohenaltars taffel 39 (1503 diese taffel zu Magdeburg ist gemacht worden) aus s. Annen kirchen in die Kirchen 37 38

39

Nach der Schilderung der Ratsannalen (SRL N. F. 4, S. 300) vermachte Joachim Frenzel dem Görlitzer Rat als Ausgleich Gartenzinsen und Zinsen auf Wiederkauf in gleicher Höhe. Nach Mock (2006), S. 148, Anm. 50 kehrte Maria von Österreich 1581 von Wien in ihre Geburtsstadt Madrid zurück, wo sie bis zu ihrem Tod 1603 im Monasterio de las Descalzas Reales lebte. Das genannte Kreuz ist dort nicht mehr nachweisbar. Siehe dazu auch die Nachrichten in Sculteti, Chronicon 2, fol. 208v; Vita mercatoris, S. 171 f. und Zobel (1932), S. 75. Dabei handelt es sich um ein Werk Hans Olmützers, welches bereits 1503 angefertigt worden war, siehe oben.

574

Anhang B

S. S. Petri und Pauli transferiert und auff desselben Altar gesetzet, dagegen die zu S. Petri in dieselbe hinauf getan worden. OLB Görlitz: Sculteti, Chronicon 2, fol. 151r. Lit. Zobel (1932), S. 21.

(56) 1575. Juni 14. Orgel und Altäre der Annenkapelle werden versetzt Die orgel zu s. Anna, die laden und altar werden in die Peterskirche versetzt. RA Görlitz: Sculteti, Signaturen, fol. 9b. und Sculteti, Armenwesen, fol. 2r. Lit.: Jecht, Quellen, S. 194 f. Zobel (1931).

(57)

1583. Oktober 21.

Der Rat verpflichtet sich, die Annenkapelle instand zu halten Caspar Tilicke hatte in seinem Testament (s. o) zugunsten der Armen eine Stiftung mit folgender Ausschüttung verfügt: jährlich 10 mr. zu Gewand, 4 mr. zu Schuhen und dazu jährlich vier Seelbäder. 1583 vergleicht sich der Rat mit den Nachfahren, die dem Rat 400 sch. auszahlen sollten, von denen der Rat Zinsen kaufen solle. Von den Zinsen sollte der Rat wiederum den Armen ein Bad bestellen sowie Spenden an Arme verteilen und Kleidung für arme Schüler kaufen. Im Gegenzug bewilligt der Rat, das Kirchlein S. Annen baufellig zu halten. OLB Görlitz: Sculteti, Armenwesen, fol. 8v. Reg.: VOU Heft 9–20, S. 232. Lit.: Boetticher (1930), S. 147 f. Jecht, Quellen, S. 193.

***

Anhang C

Regesten zur Heilig-Kreuz-Kapelle und Heilig-Grab-Anlage Görlitz 1325 bis 15831 (1) 1325. Ersterwähnung einer Kreuz (-Kapelle) Erwähnung eines Hofes bie dem cruce vor der stat. RA Görlitz: Stadtbuch 1305–1416, S. 30a, s. a. S. 60b (anno 1330). Reg.: Dalman (1915), S. 233. Lit.: Jecht (1892b), S. 125.

(2) 1453. November 12. Ersterwähnung der Hl.-Kreuz-Kapelle Symon Schultis resignavit Hanns Ysendrescher eyn garten uff Cumeraw by des heiligin creuces capellin erblich omni jure quo possedit. Judicium speciale secunda feria post Martini. RA Görlitz: LR 1450–1470, fol. 20v. Lit.: Cenotaphium (1721), A 4v. 2

(3) 1464/65. Sammlung zugunsten der Hl.-Kreuz-Kapelle Der Görlitzer Pfarrer Petrus Bartholomäus sammelt 100 sch. gr. für den Bau einer steinernen Kapelle, die die hölzerne Kapelle am Hl.-Kreuz ersetzen sollte. Das Geld gab er jedoch Georg Emerich mit auf den Weg nach Jerusalem zum Ankauf goldenen Stoffes in Venedig für ein Ornat für die Peterskirche. Ed.: SRL N. F. 2, S. 219 f. (Ratsannalen), Datierung nach Jecht (OLB MS V UB 242), 3. Heft, fol. 74r. Reg.: Dalman (1915), S. 233 f.

1 2

Siehe im Register die Verweise auf Legate zugunsten der Hl.-Kreuz-Kapelle in den anderen Anhängen. Jancke MS Mil. Bibl. IV 226 gibt das Jahr 1458 an, vgl. dazu auch Jecht (OLB MS V UB 242), 4. Heft, fol. 74r. Pufe (1815), fol. 1v gibt wiederum 1474 an.

576

Anhang C

(4) 1473. März 16. Legat Caspar Fechsel Caspar Fechsel resignavit Hanns einen Garten uff Commerawe by der capellen gelegen erblich omni jure, quo possedit, also das das stucke hinder der capellen, das dorzcu gegebin ist, by der capelen bleyben sal, so man dy ymmer weitter machen wurde, doch das Hans Halß, ader wer den garten haben wurde, desselben stucks gniessen mogen dy weile dy capelle nicht gebaut wert. Tertia post reminiscere. RA Görlitz: LR 1470–1488, fol. 23r. Reg.: Dalman (1915), S. 234. Lit.: Cenotaphium (1721), A 4v. Jecht (1892b), S. 126.

(5)

1477.

Heinrich Thymeus angeblich canonicus der Hl.-Kreuz-Kapelle Anno 1477. ist M. Heinrich Thymeus oder Thueme, von Freystadt, SS. Theol. Baccalaureus, der Philosophischen Facultaet Assessor, und zugleich Ecclesiae Sepulchri Domini Gorl[icensis] Canonicus gewesen. In Matricula prima Decanor. in der Philosophischen Facultaet. Lit.: Cenotaphium (1721), B.

Der Eintrag in der Leipziger Universitätsmatrikel lautet hingegen: […] magister Hinricus Thyme 3 de Freynstat, sacre theologie baccalaurius formatus ac ecclesie sepulchri dominici Legnicensis canonicus, de nacione Polonorum. Ed.: CDSR 2.17, S. 255.

(6) 1480. Oktober 1. Baugenehmigung für die Hl.-Kreuz-Kapelle 4 Caspar Marienam , Generalvikar des Bischofs von Meißen, gestattet auf Ersuchen des Rates und einiger Einwohner die Errichtung einer neuen Kapelle zum Hl.-Kreuz vor der Stadt. Original unbekannt. Reg.: VOU Heft 7–8, S. 142. Abdr.: Dalman (1915), S. 234 f. mit Angabe diverser Abschriften des verlorenen Originals. Lit.: Cenotaphium (1721), A 3. Pufe (1815). Jecht (1892b), S. 126.

3 4

Vgl. zu ihm die Einträge im Register der Matrikel (CDSR 2.18, S. 869) unter Thime, Henr. de Freyenstat. Dr. Caspar Marienam aus der gleichnamigen Görlitzer Ratsherrenfamilie war von 1465 bis 1470 Offizial des Propstes zu Bautzen.

Regesten zur Heilig-Kreuz-Kapelle und Heilig-Grab-Anlage 1325 bis 1583

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(7) 1482. November 21. RomAblass zugunsten der Hl.-Kreuz-Kapelle Guillelmus Ostiensis und sechs andere Kardinäle versehen die Kirche zum Hl.Kreuz zugunsten ihrer Reparatur, Erhaltung und Ausstattung mit einem Ablass von 100 Tagen für ihre Besucher und Spender am Montag nach Ostern und vor Himmelfahrt, an Kreuzfindung (3. Mai), Kreuzeserhöhung (14. September) und an Kirchweih stets vom Vortage bis zum Schluss des betreffenden Tages. Original unbekannt. Reg.: VOU Heft 7–8, S. 148. Abdr.: Dalman (1915), S. 235 mit Angabe diverser Abschriften vom verlorenen Original. Lit.: Jecht (1892b), S. 126.

(8) 1483 Legat Martin Mussenitz Martin Mussenitz soll der Hl.-Kreuz-Kapelle 5 mr. hinterlassen haben. Original unbekannt. Lit.: Pufe (1815.)

(9) 1485. März 18. Rom Ablass zugunsten der Hl.-Kreuz-Kapelle Onophrius, Bischof von Sabina, und fünf andere Kardinäle gewähren auf Bitten des Hans Frimpter [= Frömpter] und Nikolaus Polsenitz [= Pulsnitz], und um die Gläubigen zu Stiftungen für die Erhaltung und Ausschmückung der Hl.-Kreuz-Kapelle anzuregen, allen denen, welche an den Festzeiten der Kapelle ein Jahr lang die erste bis zweite Messe besuchen, einen Ablass von 100 Tagen. Johannes Bischof von Meißen bestätigt am Rand der Urkunde den Erlass am 18. Mai 1485 und fügt 40 Tage für alle Besucher und Spender an den Tagen Peter und Paul (29. Juni), Kreuzfindung (3. Mai), Laurentius (10. August), Katharine (25. November) und Kirchweih hinzu. RA Görlitz: Lose Urkunden 1485. März 18. Reg.: VOU Heft 7–8, S. 152. Abdr.: Dalman (1915), S. 236 f., ohne Quellenangabe. Lit.: Jecht (1892b), S. 126.

(10)

1485/1486.

Der Rat borgt bei den Kirchenvätern der Hl.Kreuz-Kapelle Geld Item vonn den kirchenbittern der capellen zcum heligen creucz geborgt 60 sch. gr.5 RA Görlitz: RR 1484–1487, fol. alt 96v, neu 89v.

5

Nach Jecht (1892b), S. 126 wurde das Geld 1487 zurückgezahlt.

578

Anhang C

(11) 1486. April 2. Legat des Hans von Penzig Hanns Pentczk, doselbest gesessen, befreit auf Bitten des Altaristen des Hl.-KreuzAltars Mertin John einen Garten, den er dem Michil Schimmelpfennig verkauft hatte, von allen Diensten und Lasten. 1486 am sontage quasi modo geniti.6 RA Görlitz: Original Altverlust. Abschr.: Urkundenabschriften der OLB, Bd. 8, Nr. 1350. Reg.: VOU Heft 7–8, S. 155. Dalman (1915), S. 237.

(12) 1487. Juni 8. Werkmeister an der Hl.-Kreuz-Kapelle Caspar Aye wird als parlirer sancte crucis im Vertrag zwischen dem Steinmetz Hans Trauernicht und dem Werkmeister Thomas Neukirch genannt. RA Görlitz: LA 1484–1490, fol. 156r. Abdr.: Jecht (1892b), S. 153. Lit.: Jecht (1892b), S. 126.

(13) 1489. Vollendung (?) der Hl.-Kreuz-Kapelle Im Streit mit dem Görlitzer Pfarrer um die Opfergaben heißt es: […] is were auch etwan geschehen, die weile eine holtzene Capelle doselbst gestanden […]. Ed.: SRL N. F. 2, S. 220 (Ratsannalen). Lit.: Jecht (1892b), S. 127.

(14)

1489.

Ratsordnung zur Wahl der Verweser der Kirchen und Kapellen Laut Ratsordnung sind jährlich zu wählen: je zwei Verweser (kirchenveter) für die Peterskirche, die Frauenkirche, die Hl.-Kreuz-Kapelle und das Franziskanerkloster. Für das Hl.-Geist-Hospital und das Jakobs-Hospital ist jährlich je ein Verweser zu benennen. Ed.: Ratsordnung 1489, S. 225 f.

(15) 1489/90. Kirchenväter der Hl.-Kreuz-Kapelle Niclas Mondenschein und Hanns Axt sind Kirchenväter bzw. Verweser der Hl.Kreuz-Kapelle. RA Görlitz: Scultetus, Kürbuch, S. 205, zu 1489. Reg.: Dalman (1915), S. 237.

6

Es ist wahrscheinlich, dass sich die Schenkung auf einen Hl.-Kreuz-Altar in einer Görlitzer Kirche, aber nicht auf die Hl.-Kreuz-Kapelle bezieht.

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(16) 1489. März 23. Streit um die Opfergaben an der Hl.-Kreuz-Kapelle Der Görlitzer Pfarrer Johannes Behem beschwert sich in Stolpen bei Johannes Bischof von Meißen, dass ihm das in die Tafeln und Stöcke der Hl.-Kreuze Kapelle gespendete Geld vom Rat vorenthalten werde. Der Stadtschreiber antwortet, diese Gaben seien immer zum Kirchenbau und für andere Notdurft verwendet worden. Ed.: SRL N. F. 2, S. 219 ff. Reg.: Dalman (1915), S. 237. Lit.: Jecht (1892b), S. 129.

(17)

1489. September 22. Altarstiftung durch Katharina Schwetz Fundatio nova Katherine Schwetzschynn.7 Dy toguntsame frau Katherina, Merttenn Swetscs geloßne witwe, had mit willen unnd wissen des rattes gote zcu eynem ewigen lobe unnd ummbe irer unnd alle der so auß irem geslechte verstorben seyn selen selickeit willen eyn neu altar in deß heilgen creuces capellen vor der Stadt gelegen in der ere a. b. etc. [= assumptionis beate Marie virginis? ] zcu stifften vorgnohmenn in moßen als hyrnoch geschreben. Is sal haben 15 mr. geldes jerlicher zcinße [auf] widderkauff, itzliche margk vor ander 12 mr. gr. zcu keuffen, unnd sal uff drei messen alle wochen zcu lessen confermiert werden. Am freittag eyne messe von dem leiden unßres hern mit der passion zcu lessen. Am sontag eyne messe noch wolgefallen des priesters, der solichs altar inhelt unnd den andern tag eyne. In der woche eyne selemesse vor alle cristgloebige selen unnd sonderlichs die auß dem geslechte der stiffterin diß altares verstorben seyn, unnd so ir die erste collatio vom rathe zcugelassen ist, vorderet sie solchs altar, so iß confermiert werdt, Petro Herman, irer swester sohne; wurde aber der gnante Petrus Herman eher denn solchs altare uffgereicht unnd confirmieret werth todishalben abgehen, sal dy frau gleichwol die erste collatio haben unnd dis vorleyhen weme sy wil. Sunder hirfur zcu ewigen zceitten sol solichs altar vom rathe zcu lehen gehoren, unnd so denn der gemelte Petrus Hermann noch nicht zcu seynen bequehmen [?] altare [?] komen ist, had die mehersgemelte frau Katherina etczlichs geldt als nehmlich hondert unnd achzcig margk gr., 15 mr. geldes iczlichs margk vor ander 12 mr. gr., dorrummbe zcu keuffen den eldsten hern oberantwort; also das sie dovon anderhalbs ader zcwe jare uffs lengste soliche messen in der gnanten capellen durch eynen priester zcu lessen bestellen, und die obrigen zcinsse in der zceit zcu der selben capellen geben sallen. Nach solicher zceit sal das altar uffgereicht und dem gnannten Petro Herman ader ap 7

Im LR 1470–1488, fol. 56v (anno 1474) findet sich die gegenseitige Erbeinsetzung von Katherina etwan Andreas Scheytes gelaßne Witwe, jetzt Mertin Swetsch elich husfrau. Sie gibt ihrem Mann 80 mr. und alles was sie hat auf, ausgenommen einen silbernen Gürtel und annder cleynoth sowie ihre Kleider. Mertin Swetsch wiederum gibt seiner Frau 1 ½ mr. gr. auf und alle seine Güter. Stürbe er aber ohne Erben, so solle der Rat seine Güter erhalten und sie nach seiner Erkenntnis ze wegen unnd stettyn geben.

580

Anhang C

er todishalbenn abeginge, weme die gedochte frau Katherina welde, gelehen werden; unnd waß alß denn dy confirmatio unnd was iß hangit und langit an gelde machen werdt, wil sie außreichen unnd geben, und wil dornoch uffs ehste als sie kan angverlich [?], kellich, buch, kasel unnd ander messegewandt dorzcu zceugen und keuffen, unnd so dy zcinße gan[z] ader eynes teiles abegelost werden, sal das heubtgut zcu rate eyngelegt unnd mit deß rattes wissen und willen widder außgegeben werden. Actum feria tertia post festum sancti Mathei apostoli anno etc. 89. Nachtrag: Katherina Schwetschyn hat den eldisten hern ubiranwortet 60 mr. gr. dorumbe 5 mr. uff widerkouf, itzliche mr. vor 12 mr., zuberuffen [?] zum oben berurten altare ins heiligen creuces capellen, also das man noch eine messe, nemlich de annunciatione beate virginis, zu lesen uff einen tag, der dem priester beqwemet, zu den vorigen dreyen stiften sal. Das dann der rath zu geschen vorwilliget hat und sich bevleissigen will, sulche zinse zu keuffen; und noch abelösung der zinse sal das heuptgelt auch zum rathe widereingelegt werden inn maßen oben geschriben steht. Actum 3. post invocavit [11. März] anno etc. 22.8 RA Görlitz: LA 1484–1490 fol. 286r–v. Reg.: Dalman (1915), S. 237, fälschlicherweise mit dem Datum 21. September. Lit.: Knauth (1772), S. 34 gibt diese Stiftung als Altarstiftung im Hl.Geist-Hospital an.

(18) 1489. Oktober 16. Zinsverkauf an den neuen Altar Die Ältesten des Dorfes Jamen im Gorlitzschen weychbilde verkaufen zu dem nawen altaren, das fraw Katherina Schwetzschen in des heyligen crewces capelle vor der stad gelegen zu styfften vorgnomen hat 15 mr. jährlichen Zins für 180 mr. Actum ut supra (feria sexta ante festum Luce ewangeliste anno etc. 89). RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 11v–12r.

(19) 1490. April 6. Stiftung eines Messgewands Andreas Mondenschein erhält von Georg Eicheler dem Älteren und dessen Söhnen Paul und Michel ein Messgewand, das nach Mondenscheins Tod an den Hl.-KreuzKaplan fallen soll. RA Görlitz: LA 1484–1490, fol. 325r. Abdr.: Jecht (1892b), S. 156. Dalman (1915), S. 237.

8

Das Jahr 1522 ist eindeutig zu lesen, muss aber ein Schreibfehler sein, da sie vor dem 13. April 1507 starb. Dies ergibt sich aus dem Datum des Nachtrags am Testament der Katharina Schwetz, die darin als »verstorben« bezeichnet wird, vgl. Anhang A (1491. Oktober 21.).

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(20) 1490. Juli 22. Bauarbeiten an der Hl.-Kreuz-Kapelle Vertrag mit meister Cunrad [Pflüger], baumeister, dass er unter anderem an des heiligen creuces capellen, so er daran bauen wurde, sal er obir die summa, die ihm die kirchveter daselbst geben werden, nichts fordern solle. Actum coram consulatu ipso die Marie Magdalene anno etc. 90. RA Görlitz: LA 1490–1498, fol. 3r–v. Reg.: Dalman (1915), S. 237. Lit.: Jecht (1892b), S. 127.

(21) 1490. September 21. Messen an der Hl.-Kreuz-Kapelle, Altarist Der Görlitzer Ratet bittet den Offizial in Stolpen, in der Hl.-Kreuz-Kapelle Messen lesen zu dürfen, denn der Pfarrer Johannes Behem hatte Johann Mondenschein, der bisher Messen zelebriert hatte, verboten, dies weiterhin zu tun (Behem fühlte sich wohl in seinen Gerechtigkeiten beschränkt). RA Görlitz: LM 1487–1491, fol. 282v–283r. Abdr.: Jecht (1892b), S. 155. Reg.: Dalman (1915), S. 237 f. Lit.: Jecht (1892b), S. 129.

(22) 1491. August 1. Messen in der Hl.-Kreuz-Kapelle Der Görlitzer Rat bittet Johannes Bischof von Meißen, in der Hl.-Kreuz-Kapelle Messen lesen zu dürfen, weil das einjährige Indult abgelaufen und der Pfarrer nicht vor Ort sei, bitten sie erneut um ein Indult für ein Jahr. RA Görlitz: LM 1491–1496, fol. 9r. Abdr.: Jecht (1892b), S. 155 f. Reg.: Dalman (1915), S. 238. Lit.: Jecht (1892b), S. 129.

(23) 1492. April 5. Altarist Petrus Hermann Der Görlitzer Rat schreibt dem bischöflichen Offizial in Bautzen, dass die toguntsame Katherina, Merten Schwetzsch gelassene witwe, unser mitburgerin, got zu lobe und irer selen zu selickeit mit unser gunst vorgnomen, ein neu altar in des heiligen creuces capellen vor der stad gelegen, innhalts dieser eingelegten tzedeln, zustyfften und offzurichten. Dem erhaftigen baccalaureus Petrus Herman solle der Altar verliehen werden und der Rat bittet nun den Bischof, der Stiftung und Verleihung zuzustimmen. Gegeben dornstag nach letare (1492). RA Görlitz: LM 1491–1496, fol. 101r. Reg.: Dalman (1915), S. 238, mit dem Datum 3. April. [nach Jecht (MS V UB 242): 10. Heft, fol. 220r]. Lit.: Jecht (1892b), S. 129.

582

Anhang C

(24) 1492. April 15. Bestätigung der Altarstiftung Johannes Bischof von Meißen bestätigt die Stiftung für den Altar zu Ehren der Gottesmutter (Marie Verkündigung) und dem Hl. Kreuz im Untergeschoss der Hl.Kreuz-Kapelle mit 20 mr. Zins, die die Katharina, Witwe des Martin Schwetsch [= Schwetz], gemacht hat. Er ordnet die dafür zu leistenden kirchlichen Dienste an. Datum in castro nostro Stolpen anno 1492 die 15. mensis Aprilis. RA Görlitz: Lose Urkunden 1492. April 15. Reg.: VOU Heft 9–20, S. 14. Dalman (1915), S. 238, der als Original nur die Urkundenabschrift in der sogenannten Zobelschen Bibliothek (jetzt RA Görlitz, Urkundenabschriften), Bd. 258, fol. 308v ff. angibt.

(25) 1494. Altarist an der Hl.-Kreuz-Kapelle Petrus Hermann wird als Versorger des Altars in der Hl.-Kreuz-Kapelle genannt. Original unbekannt. Reg.: Dalman (1915), S. 238, zitiert nach Knauth MS, Bd. VI, S. 408.

(26) 1494. Mai 14. Zinsverkauf an den Altar, abgelöst 18. Mai 1499 Simon Hockener verkauft 2 mr. geldes jährlichen Zinses auf Wiederkauf um 24 mr. auf sein Haus zum neuen altar inn des heyligen creuces capellen gelegen, das die Schwetschynn uffgericht und gestifet und baccalaureus [Peter] Herman in vorsorgung hat. Er gelobt, die Zinsen in zwei Jahren abzulösen. Actum coram magistro civium et camerario 4. ante pentecoste anno 1494. Abgelöst: sabbato post Sophie 1499. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 47v.

(27) 1495. Verweser der Hl.-Kreuz-Kapelle 9 Valentin Schneider (Valten Sneyder) ist Verweser der Hl.-Kreuz-Kapelle. RA Görlitz: LR 1488–1505, fol. 132r. 10

(28) 1498. Januar 23. Vertrag mit dem Werkmeister Blasius Börer († 1505) Vortracht des erbarn rats und Blasy Börers wergmeisters. Conrad Pflüger hat seinen Abschied genommen und folgenden Lohn erhalten: pro Quartal 3 fl. ung. und von den Kirchenvätern der Peterskirche 1 fl. ung., vom Rat jede Woche ½ sch. gr. für die 9 10

Er war 1497, 1501, 1505, 1510 und 1514 Bürgermeister, vgl. zu ihm die Anmerkungen im Testament seiner Frau Christina 1510. Juni 11. Vgl. Scultetus, Kürbuch, unter 1504: obiit circa festum Pentecoste [1505].

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Peterskirche und die Stadtbauten, für Arbeiten an anderen Kirchen je Woche 12 gr. außer für die Nikolaikirche, da solle er nichts extra bekommen [weil sie wohl zur Pfarrkirche St. Peter gehörte]. Den Bau der Kapelle zum Hl.-Kreuz solle Blasius Börer für den noch vorhandenen Rest, der mit Pflüger ausgemachten Summe, fertig bauen, er solle dafür drei Steinmetze und drei diener meurer haben. Es folgen diverse Sonderregelungen. Des Weiteren solle Börer frei sein von Wach- und Heerfahrtgeld. Actum 3. post Vincentii 1498. RA Görlitz: LA 1490–1497, fol. 340v–341v. Reg.: Dalman (1915), S. 238. Lit.: Wernicke (1885), S. 257 ff. Jecht (1892b), S. 127.

(29) 1498. November 6. Altarist an der Hl.-Kreuz-Kapelle Landvogt Sigmund von Wartenberg gestattet, dass Hans und Leonhardt, Gebrüder Planitz zu Teichnitz, an Bartholomeo, Verweser des Neuen Gestifts zu Görlitz, und Peter Hermann, Altarist zum Hl. Kreuz daselbst, gewisse jährliche Zinsen auf Belgern und Ratibor verkaufen dürfen. Dienstag nach Allerheiligen 1498. Original unbekannt (RA Görlitz: LO 1484–1520?). Hier zitiert nach dem Regest im VOU Heft 9–20, S. 42.

(30) 1499. Altarist an der Hl.-Kreuz-Kapelle Petrus Hermann wird als Versorger des Altars in der Hl.-Kreuz-Kapelle genannt. Original unbekannt. Reg.: Dalman (1915), S. 238 nach Knauth MS, Bd. VI, S. 409 ff.

(31) 1499. März 27. Zinsverkauf an den Altar der Hl.-Kreuz-Kapelle Ad altare novum in capella sancte crucis ab Schwetschynn fundatum. Andreas Higman und Katherina Higman, seine Mutter, verkaufen 2 mr. geldes jährlichen Zinses auf ihr Haus in der Langengasse neben Gregor Spremberg und auf ihre Fleischbank dem Petro Herman, altaristen des altaris in des heyligen creuces capellen, um 24 mr. Hauptgeld. Man wolle den Zins binnen zweier Jahre ablösen. Dafür bürgen Michel Jhener und Merten Frydrich. Actum 4. post palmarum 1499 coram Johanne Arnoldt scabino et subnotario. Nachtrag: Die Peter Libigin löst 12 mr. Hauptgeld des Zinses vom Haus, das jetzt ihr gehört, und gibt sie Johannes Wolmerstet und Paulus Schneider, vorsorger der pristerschaft. Dominica quasimodogeniti [28. April] 1538. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 77r.

584

Anhang C

(32) 1500. März 24. Streit um die Opfergaben an der Hl.-Kreuz-Kapelle Papst Alexander VI. schlichtet den Streit zwischen dem Pfarrer Johannes Behem und dem Rat betreffend die Opfergaben in capella sancte crucis extra muros. Alle Opfergaben von den Tafeln und dem Opferstock sollen vom Rat für die Kapelle bestimmt werden, die Gaben in der Kapelle oder am Altar an Geld, Wachs etc. sollen an den Pfarrer fallen. RA Görlitz: Original Altverlust. Abschr.: Urkundenbuch 2, fol. alt 335r–v, neu 274r–v und fol. alt 338r–v, neu 277r–v. Reg.: VOU Heft 9–20, S. 52. Dalman (1915), S. 238 f. Regestenwerk Sauppe (2001), S. 318. Lit.: Pufe (1815).

(33) 1503. Altarist an der Hl.-Kreuz-Kapelle Petrus Hermann kauft als Mitglied der Priesterbruderschaft und Altarist des Hl.Kreuz-Altars an der Hl.-Kreuz-Kapelle neben anderen Görlitzer Altaristen beim Löbauer Rat 8 mr. 16 gr. jährliche Zinsen für 96 mr. RA Görlitz: Original unbekannt. Ed. nach einer Abschrift: CDSR 2.7, S. 291 f., Nr. 115. Reg.: Dalman (1915), S. 239, zitiert nach Knauth MS Bd. VI, S. 408 f.

(34) 1503. Dezember 15. Ablass für die Hl.-Kreuz-Kapelle Kardinal Raymund erteilt einen Ablass von 100 Tagen für den Neubau der Hl.Kreuz- Kapelle und für die Nikolaikirche für Besuche an den Tagen der Jungfrau Maria, St. Anna, Ostern, Pfingsten, Weihnachten, Allerheiligen, Allerapostel, Allerseelen, Kreuzfindung, Kreuzerhöhung sowie vieler Heiliger mehr. Den am 9. Juli gewährten 100 Tagen werden von Johannes Bischof von Meißen am 15. Dezember weitere 40 Tage hinzugefügt. RA Görlitz: Original verloren. Abschr.: Urkundenabschriften der OLB, Bd. 10, fol. 225r–v, Nr. 1667b. Reg.: VOU Heft 9–20, S. 63. Dalman (1915), S. 239, zitiert nach den Urkundenabschriften der OLB, Bd. 8, Nr. 1667b. Lit.: Jecht (1892b), S. 126.

(35)

1504. Mai 9.

Zinsablösung durch den Altaristen der Hl.Kreuz-Kapelle Niclas Mondenschein als Kirchenvater der heyligen creuces capellen hatte 36 mr. Hauptgeld jährlich mit 3 mr. dem Altaristen in der Hl.-Kreuz-Kapelle dem bau zu gute zu verzinsen, bis sie abgekauft werden. Petrus Herman als Altarist daselbst bekennt nun, dass Hans Eppeler und Bartel Reynolt, vorsorger und kirchenväter zum heyligen creutze, diese Zinsen mit 36 mr. Hauptgeld und den versessenen Zinsen abgelöst haben. Actum coram Mathes Axt scabino feria quinta post Johannis ante portam latinam anno 1504. RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 116r.

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(36) 1504. Mai 28. Altarweihe in der Hl.-Kreuz-Kapelle Wilhelmus Betzschütz doctor official etc., Offizial des Bischofs von Meißen, erteilt dem Rat den Konsens, dass Johannes etwan bischoff von Waradin den neuen altar in der capellen des heiligenn creuczes weihen dürfe.11 [… und dass man die Kirchen zu Penzig und Heynichen brechn mag]. Gebin auff dem Stolpin dinstags in pffingest feiertagen anno domini etc. 1504. RA Görlitz: Urkundenbuch 7, fol. 137r–v, Nr. 127. Abschr.: RA Görlitz, Urkundenabschriften, Bd. 259, fol. 359r. Sculteti, Chronicon 2, fol. 25r. Reg.: VOU Heft 9–20, S. 66. Dalman (1915), S. 239. Regestenwerk Sauppe (2001), S. 355.

(37) 1507. August 26. Streit um Opfergaben an der Hl.-Kreuz-Kapelle Johannes Bischof von Meißen akzeptiert die gütliche Einigung zwischen dem Görlitzer Pfarrer Martin Schmied und dem Görlitzer Rat betreffs der auf den Altar und in die Opferstöcke der Hl.-Kreuz-Kapelle gelegten Opfergaben und in Bezug auf die Wasserleitung in die Küche des Pfarrhauses. RA Görlitz: 2 Lose Urkunden, 679.680/528 (1507. August 26.). Reg.: VOU Heft 9–20, S. 76.

(38) 1508. Juni 6. Streit um die Opfergaben an der Hl.-Kreuz-Kapelle Einigung im Streit um die Einnahmen des Opferstocks in der Hl.-Kreuz-Kapelle zwischen dem Pfarrer Martin Schmied und dem Rat der Stadt Görlitz: Der Pfarrer und seine Amtsnachfolger sollen alle Gaben (Geld, Seide, Wachs oder was sonst noch geopfert wird) erhalten [es ist auch nur von einem Altar die Rede!]. Der Rat verpflichtet sich darüber hinaus, in die bötten und in der koche uff pfarhofe frisches Wasser zu leiten, Abwasser abzuleiten und alle nötigen Instandsetzungen sorgsam durchzuführen. RA Görlitz: Lose Urkunde 1508. Juni 6. LO 1484–1520, fol. 146r–147r und 235v–236r. Abdr.: Jecht (1892b), S. 153–155. Reg.: VOU Heft 9–20, S. 79. Dalman (1915), S. 239. Lit.: Jecht (1892b), S. 129.

(39) 1508. Juli 4. Kirchenvater an der Hl.-Kreuz-Kapelle Johannes Eppler ist Kirchenvater an der Hl.-Kreuz-Kapelle. RA Görlitz: LR 1505–1516, fol. 67v.

11

Nach der Abschrift L I 278 (OLB, Auslagerungsverlust, z.Z. UB Breslau, Akc. 1948/499), Bl. 853a des Chronicon Sculteti hielt der Bischof von Waradin 1504 in der Kreuzkapelle eine Messe.

586

Anhang C

(40) 1514. Juni 30. Altarlehen an der Hl.-Kreuz-Kapelle Der Görlitzer Rat bittet den Magister Petrus Weippersdorf, Offizial des Bischofs von Meißen, den Valentin Wentscher, dem er den Altar des Hl. Kreuzes in der Hl.Geist-Kapelle in der Vorstadt verliehen hat, zu bestätigen. Am Freitag commemorationis S. Pauli. Original unbekannt. Reg.: VOU Heft 9–20, S. 99.

Die Bestätigung des Offizials wird in Bautzen am 3. Juli 1514 gegeben. Original unbekannt. Reg.: VOU Heft 9–20, S. 99.

(41) 1525. April 16. »Reformation« Der lutherisch gesinnte Pfarrer [Franziskus] Rupertus lässt nicht mehr das am Karfreitag von der Hl.-Kreuz-Kapelle ins Grab getragene Christusbild am Ostermorgen durch die Stadt und um die Salzkammer tragen. OLB Görlitz: Sculteti, Chronicon 2, fol. 54v–55v. Abdr.: Dalman (1915), S. 23, zitiert nach Knauth MS, Bd. VI, S. 83 f.

(42) 1528. Übergabe von Kleinodien Daniel Göritz übernimmt von der Hl.-Kreuz-Kapelle eine samtene Kasel, ein silbernes Kreuz, ein Pazifikal, zwei Kelche und zwei Missalien. Original unbekannt. Abdr.: Dalman (1915), S. 239, angeblich zitiert nach SRL N. F. 3, S. 118 und 147 (dort aber nicht zu finden). Lit.: Pufe (1815).

(43) 1528 Kirchenväter der Hl.-Kreuz-Kapelle Die Ratsherren Caspar Eschlauer und Hans Zwinling sollen Verweser/Vorsteher der Hl.-Kreuz-Kapelle gewesen sein. Original unbekannt. Lit.: Pufe (1815).

(44) 1537. Mai 31. Christusbild zerstört Ein Blitz zerschlägt das hölzerne Christusbild in der Hl.-Kreuz-Kapelle, das man bis dahin immer noch am Karfreitag ins Grab gelegt hatte, was nun nicht mehr geschah. Original unbekannt. Lit.: Cenotaphium (1721), B. Dalman (1915), S. 240, zitiert nach Knauth MS, Bd. VI, S. 83 f.

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(45) 1559. Juni 16. Vertrag des Rates mit Johann Emerich Vertrag des Rates mit Johann Emerich, wonach die Familie Emerich die Schlüssel von Hl.-Kreuz-Kapelle und Grab an den von ihr bestellten Mittmann gibt und Mietzins12 sowie eine Gebühr für die Grasnutzung an die Peterskirche zahlt, während der Rat und die Peterskirche den Bau zu erhalten verpflichtet sind, auch den Grund und Boden als einen locus publicus et sacer erhalten wollen, die Gräber der bisher dort bestatteten Ungetauften und »Gerechtfertigten« einebnen und freien Umgang um das Grab herstellen wollen. RA Görlitz: Sculteti, Signaturen in Kirchensachen fol. 34v–36v und in der »Emerichschen Familienchronik« (Kriegsverlust), Abschrift in Jechts Notizen II, S. 26 ff. (OLB Jecht [MS V UB 242]). Reg.: Dalman (1915), S. 240. 13

(46) 1581 Mai 3. Ratsbeschluss zum Friedhof Der Rat beschließt, keine Enthaupteten mehr auf dem Friedhof neben der HeiligKreuz-Kapelle zu bestatten, stattdessen sollten sie von da an neben der Frauenkirche ihre letzte Ruhe finden. OLB Görlitz: Sculteti, Relationes, fol. 25v. Reg.: Dalman (1915), S. 240 zitiert nach Knauth MS Bd. VI, S. 526. Lit.: Cenotaphium (1721), A 4v.

(47)

14

Hans Emerich an den Administrator Johann Leisentritt in Bautzen Hanns Emerich richtet sich in einem Brief an Johann Leisentritt in Bautzen, betreffend seinen Vetter Caspar Emerich, Domherr in Bautzen, die Stiftung15 dieser Domherrenstellen durch seinen Großvater Georg Emerich und die Stiftung einer weiteren Präbende durch seine Großmutter Klara Eschlauer. Seine erste Frage lautet aber:

12

13 14 15

1583

Der Zins bezieht sich auf das Häuschen des Grabhüters, dessen Schlüssel der Rat in Verwahrung hatte. Nach Aufhören des Altardienstes hatten wohl die Emerichs einen Grabhüter bestimmt, dem die Opfergaben der Besucher zufielen, die Emerichs wiederum bezahlten »Miete« und Grasnutzung von der die Stadt die Kapelle erhalten konnte. Jancke/Richter (1811–19), »Achter Beytrag« gibt 1531 an. Dieser Brief ist nicht datiert, das folgende Schreiben an Johann Leisentritt in Bautzen (fol. 22r–23r) trägt das Datum 21. November 1583. Siehe Anhang A unter 1489 und 1515 [?] zu den genannten Stiftungen.

588

Anhang C

Erstlich bitt ich mich zuberichten, ob meines großvaters Georg Emerichs reise nach dem heiligen lande, welche er selbst beschrieben, wie es ihme anno 1465 zu wasser und lande ergangen, auch wie er ubern heiligen grabe zu ritter geschlagen worden et cetera, in der dechaney zu Budissin nach zu finden sey. RA Görlitz: ohne Signatur. Faszikel Hans Emerich, fol. 18r–21v.

***

Anhang D

Regesten zum Cölestinerkloster Oybin 1493 bis 1498 (1) 1493. August 24. Der Görlitzer Rat bittet um eine Kürmesse Der Rat ersucht den Prior Vincentius auf dem Oybin um eine Messe uff neste dinstag, mitwoch ader dornstag schirst komend für die Ratskür inn dißer unsers allergnedigsten heren des konigs stat. Geben sonnabend am tag Bartholomei anno etc. 93. RA Görlitz: LM 1491–1496, fol. 230v.

(2)

1494. Dezember 11.

Der Görlitzer Rat an den Prior auf dem Oybin wegen des Ablebens des Nikolaus Mondenschein Der Rat an Prior Vincentius auf dem Oybin zeigt an, dass Niclas Mondenschein vergangene Nacht verstorben sei, man bittet dessen letzten Willen zu erfüllen. An den vater Vincentium priorem uffem Oywen. Unsern fruntlichen dinst zuvor wirdiger andechtiger vater bsunder gutter gonner. Der ersame Niclaß Mondenscheyn, unser eldster und rathsfrund, dem got selige, hat bey seinem leben sein testament und leczten willen bey uns an krefftigen sollen [?] gemacht und in unser stadbuch vortzeichen lassen. Das under andern inneholdet, das nach seinem tode von seinen gelassenen gutter eurer sampnunge 15 mr. werden und gefallen sulden, dorumbe, das ir in balde nach seinem tode mit einer gantzen vigil und selemesse singende begehen und dortzu 6 dreissigste mit vigilien […]lesen, vor i[h]n, Peter Mondenschein, seinen vater, Barbaran, seine Mutter, und Margarete, seine hausfrau, halden suldet und sie inn euer totenbuch schreiben lossen Dieweil danne der gnannte Niclaß Mondenschein diße vorgangene nacht nach dem willen gotes vorstorben ist, geben wir sulchs euer wird[…] zuerkennen, ungetzweivelt werdet sulchen seinen letzen willen annehmen; und demselbigen also fulge thuen wollen wir fruntlichen ummbe euer wird[…] vordinen. Geben quinta post conceptionnis Marie. RA Görlitz: LM 1491–1496, fol. 373r–v.

590

(3)

Anhang D

1498. August 13.

Der Görlitzer Rat verkauft dem Cölestinerkloster auf dem Oybin einen Zins von jährlich 40 fl. ung. für 1.000 fl. ung.; Stiftung Johann Oertel Der Rat zu Görlitz bekennt, den achtbarwurdigen und andechtigen vätern der ganczen samplung des closters Oyben für 1.000 fl. ung. einen Zins von jährlich 40 fl. in und uf allen unsern obgenandter stat gutern, renten, czinsen, noczen [= Nutzen], genissen, gefellen und einkomen […] zu einem gestiefft zue Sittaw [= Zittau] inn und auszurichten, verkauft zu haben. Die Stadt verpflichtet sich, 20 fl. ung. auf Walpurgis [1. Mai] und 20 fl. ung. auf Michaelis [29. September] zu zahlen. Bei einem Versäumnis seitens der Stadt sollen alle Gerichtskosten und andere Unkosten zu Lasten der Stadt erhoben werden. Am montag vor assumptionis Marie nach Christi geburt etc. 1498.1 RA Görlitz: LO 1484–1520, fol. 68v–70r. Abdr. nach einer Abschrift aus der Sammlung der Oberlausitzischen Urkunden: Pescheck (1846), S. 305f. Kloster Oybin 1551–1574, S. 6 f. Reg.: VOU Heft 9–20, S. 38.

(4) 1498. September 28. Zinskauf durch den Dresdner Rat Wir nochgeschribenne mit nomen Bastian Jobst bürgermeister, Lorentz Wetzel, Michel Cluge, George Kurschner, Hanns Abendt, Andres Kirchain, Caspar Torler, Mathes Pfeil, Bartel Jentzsch und Paul Merwitz rathmanne gesworne zu Dresden bekennen mit Gunst des herren Georgen hertzogen zcu Sachsen etc. und mit vorwilligunge unser alden rete, handtwergker und gemeine, den prioren und brudern der clostere zcu Alden-Dresden und uff dem Oywin, sancti Augustini und Celestiner ordens, und den kirchenvetern der kirchenvorstender zu Pirne auf Wiederkauf einen jährlichen Zins von 30 fl. rh. für 600 fl. rh. rechter landiswerung erworben zu haben. Eine Hälfte der Zinsen ist auf Walpurgis [1. Mai] und die andere auf Michaelis [29. September] fällig, die Ablösung solle von beiden Seiten ein halbes Jahr zuvor angekündigt werden. Noch Cristi unsers lieben herren geburt virzcehenhudert dornoch im achtundneuntzigisten jare am freitage sant Michaelis abende des heiligen ertzengels. Dorsualvermerk: Zu mercken, diese vorschreibunge ist geandert, also das den innigen brudern uffn Oweyn sunderlich 200 gulden mit gunst meines gnedigen herrn und

1

Mit dem Kapital von 1.000 fl. ung. führte der Görlitzer Rat die Stiftung des Johann Oertel aus Budweis aus. Er hatte diese 1.000 fl. ung., die ihm die Stadt Görlitz wohl noch schuldete, zum Lesen von Messen in der Dreifaltigkeitskirche und zur Verteilung von Almosen in Zittau bestimmt, vgl. Sauppe (1903), S. 204 sowie Sauppe (1907), S. 123 und 184. Siehe auch zur Geschichte dieser Stiftung Pescheck (1834/37), Bd. 1, S. 106, 369, 545 f., 653 ff. und Bd. 2, S. 700 f.

Regesten zum Cölestinerkloster Oybin 1493 bis 1498

591

400 meister Conradt Pflugern steynmetzen uff bete des convents zu Alden Dresden vorschriben, die sollen sie ablohsen. Actum dinstags nach Johanni decollacionis anno domini 1500 secundo [30. August 1502]. Stadtarchiv Dresden: Pergamenturkunde mit dem Siegel der Stadt Dresden (verschollen). Abschr.: ebd. in den sogenannten »Editionsregesten«2. Reg.: ebd. Rat der Stadt, Urkundenregesten 1260–1499, Nr. 1005b.3

***

2 3

Vgl. zu diesem Bestand: Das Stadtarchiv Dresden und seine Bestände, hrsg. von der Landeshauptstadt Dresden, Dresden 1994, S. 47. Durch das Regestenwerk Sauppe (2001), S. 204 wird der Inhalt des Dorsualvermerks noch um die Angabe »uff 3 jar« ergänzt. Als Quellenangabe des Zinsvertrages werden die »Kämmereirechnungen zu Dresden 1498« angegeben. Diese Provenienz, die Sauppe in seiner handschriftlichen Sammlung vermerkte, lässt sich aber heute nicht mehr nachvollziehen. Im Dresdner Stadtarchiv befinden sich noch die Dresdner »Kämmereirechnungen 1480–1484/1489–1506« (Signatur: A. XV. b. 9), in die keine Zinsverträge aufgenommen wurden und die Sauppe (nach dem Inhalt zu beurteilen) auch nicht gemeint haben kann. Eine weitere Reihe von Kämmereirechnungen für 1498, 1499 und 1500 (Signatur: A. XV. b. 48, Verlust) sowie für 1501, 1504 und 1505 (Signatur: A. XV. b. 49) lässt sich ebenfalls als Quelle Sauppes ausscheiden. Die »Altendresdner Stadtrechnung (Bruchstück 1467–1516)« ist ein Verlust des Stadtarchivs und ließ sich nicht mehr überprüfen. Aus konservatorischen Gründen konnten die »Altendresdner Kämmereirechnungen 1500–1508/1519–1549« im September 2007 nicht eingesehen werden.

Anhang E Karte zum Görlitzer Ratsbesitz im Jahr 1547

Entwurf: Steffen Menzel (Rothenburg/OL)

Anhang F

Konkordanz der Ortsnamen Beldramsdorf = Bellmannsdorf (?) – Radzimów (PL) Bertzdorf bei Lauban = Bertelsdorf b. Lauban – Uniegoszcz (PL) Bielau (Nieder-) – Bielawa Dolna (PL) Bielau (Ober-) – Bielawa Górna (PL) Birkenlache – Brzezna (PL) Bobersberg – Bobrowice (PL) Bolkenhain – Bolków (PL) Breslau – Wrocław (PL) Brieg – Brzeg (PL) Budweis – České Budějovice (CZ) Bulnsdorf = Bunzendorf (?) – Boleslav (CZ) Bunzlau – Bolesławiec (PL) Bürgstein – Sloup v Čechách (CZ) Crossen – Krosno Odrzańskie (PL) Cryschaw = Krischau (?) – Křížov (CZ) Dauba – Dubá (CZ) Elbing – Elbląg (PL) Florsdorf – Żarska Wieś (PL) Freistadt (in Schlesien?) – Kożuchów (PL) Friedland – Frýdlant (CZ) Gabel – Jablonné v Podještědí (CZ) Glogau – Głogów (PL) Gnesen – Gniezno (PL) Goldberg – Złotoryja (PL) Gruna (b. Görlitz?) – Gronów (PL) Grünberg – Zielona Góra (PL) Haindorf – Hejnice (CZ)

Halbendorf (Nieder-) – Mała Wieś Dolna (PL) Halbendorf (Ober-) – Mała Wieś Dolna (PL) Heidersdorf – Włosień (PL) Heiligensee – Poświętne (PL) Heinersdorf = Hennersdorf Heinrichsdorf = Hennersdorf Hennersdorf – Jędrzychowice (PL) Hermansdorf/Hermsdorf – Jerzmanki (PL) Hohkirch – Przesieczany (PL) Joachimstein – Pałac Radomierzyce (PL) Kieslingswalde – Sławnikowice (PL) Kohlfurt – Węgliniec (PL) Kolowrat – Kolovrat (CZ) Köslitz – Koźlice (PL) Kosma – Koźmin (PL) Kosten – Kościan (PL) Krakau – Kraków (PL) Kuhna – Kunów (PL) Langenau – Dłużyna (PL) Langenau (Nieder-) – Dłużyna Dolna (PL) Langenau (Ober-) – Dłużyna Górna (PL) Lauban – Lubań (PL) Lauterbach – Gozdanin (PL) Lemberg – Lwiw (UA) Leopoldshain – Łagów Lichtenberg – Białogorze Liebenthal – Lubomierz (PL) Liegnitz – Legnica (PL) Lissa – Lasów (PL)

596 Loebschitz (= Leobschütz?) – Głubczyce (PL) Löwenberg – Lwówek Śląski (PL) Meffersdorf – Unięcice (PL) Moys – Zgorzelec Ujazd (PL) Mühlbock – Ołobok (PL) Namslau – Namysłów (PL) Naumburg am Queis – Nowogrodziec (PL) Neiße – Nysa (PL) Neuhammer – Jagodzin (PL) Neumarkt – Środa Śląska (PL) Neuhaus – Nowiny (PL) Nieda – Niedów (PL) Nikolausdorf – Mikułowa (PL) Olmütz – Olomouc (CZ) Parchwitz – Prochowice (PL) Penzig – Pieńsk (PL) Pilsen – Plzeň (CZ) Posen – Poznań (PL) Radmeritz – Radomierzyce (PL) Ratibor – Racibórz (PL) Rauscha – Ruszów (PL) Rengersdorf – Stankowice (PL) Reutnitz – Ręczyn (PL) Rothwasser – Czerwona Woda (PL) Sagan – Żagań (PL) Sänitz – Sanice (PL) Schluckenau – Šluknov (CZ)

Anhang F Schnellenfurt – Bronowiec (PL) Schnellförtel – Okrąglica (PL) Schönberg – Piaseczna (PL) Schönberg (in der Heide) – Piaseczna (PL) Schönberg (Stadt) – Sulików (PL) Schützenhain – Strzelno (PL) Schweidnitz – Świdnica (PL) Schwertaw b. Lauban = Schwerta (?) – Świecie (PL) Schwiebus – Świebodzin (PL) Seidenberg – Zawidów (PL) Sercha – Żarka (PL) Sohra – Żarki (PL) Sohrneundorf – Żarska Wieś (PL) Sorau – Żary (PL) Sprottau – Szprotawa (PL) Steinkirchen /Stenker – Kościelna Wieś (PL) Stettin – Szczecin (PL) Striegau – Strzegom (PL) Tiefenfurt – Parowa (PL) Troitschendorf – Trójca (PL) Wartenberg – Stráž pod Ralskem (CZ) Wellersdorf – Olszyniec (PL) Wendisch-Ossig – Osiek Łużicki (PL) Wilkau (in Niederschlesien?) – Wilków (PL) Winzig – Wińsko (PL)

Verzeichnis der Tabellen

Tabelle 1 Prokuratoren/-innen des Görlitzer Franziskanerklosters .........................151 Tabelle 2 Statistische Verteilung von Testamenten und außertestamentarischen Legaten von 1300 bis 1550 .............................................................213 Tabelle 3 Verweser der Bürgerbruderschaft.................................................................275 Tabelle 4 Verweser der Priesterbruderschaft ...............................................................276 Tabelle 5 Verweser des »Gestifts der Leiden Jesu Christi« in der Peterskirche .....280 Tabelle 6 Pilgerfahrten von Görlitzern zwischen 1379 und 1519 ..............................300 Tabelle 7 Prokuratoren und Verweser der Kirchen ab 1525 ......................................383 Tabelle 8 Versorger der Priesterschaft, Gestifte und Hospitäler ..............................384

Verzeichnis der Abbildungen

Vordere Spiegel

Ausschnitt aus Johann Georg Mentzel, nach Daniel Petzold, Görlitz aus der Vogelschau, Kupferstich, 1714, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. 188-52. Hinterer Spiegel Die Oberlausitz im 16. Jahrhundert, Entwurf: Tino Fröde, Olbersdorf, 2011. Abbildung 1 Nikolaikirche von NW, Aufnahme Robert Scholz, um 1900, Ratsarchiv Görlitz. Abbildung 2 Nikolaikirche, Südportal, Zeichnung Felix Thieme, Feder in Schwarz, um 1840, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. H 575. Abbildung 3 Peterskirche von SW, Lithographie aus Saxonia, 1837, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. 147-93. Abbildung 4 Peterskirche von NO, Aufnahme Robert Scholz, vor 1891, Ratsarchiv Görlitz. Abbildung 5 Peterskirche, Grundriss, Federzeichnung, unbekannter Künstler, nach Johann Culmann, Grundriss der Peterskirche, 2. Hälfte 18. Jahrhundert (Vorlage 1621), Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. 242-48. Abbildung 6 Peterskirche, Georgenkapelle, Zeichnung E. S., Feder und Pinsel in Grau, 1880, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. HK 164. Abbildung 7 Peterskirche von W (neugotische Turmhelme 1889–1891), Aufnahme Robert Scholz, um 1900, Ratsarchiv Görlitz. Abbildung 8 Peterskirche von W, Aufnahme Christian Speer, 2010. Abbildung 9 Peterskirche von SO, Aufnahme Christian Speer, 2010. Abbildung 10 Peterskirche, Gewölbeschlusssteine der oberen Sakristei (Christus als Weltenherrscher und Erlöser, Maria als Himmelskönigin, Petrus, Paulus, Nikolaus, Wappen der Stadt Görlitz), Aufnahmen Rolf-Dieter Speer, 2010. Abbildung 11 Frauenkirche von SW, Aufnahme Robert Scholz, um 1900, Ratsarchiv Görlitz. Abbildung 12 Frauenkirche, Altarretabel, unbekannter Bildhauer und Maler, um 1430/40, Leihgabe der Ev. Innenstadtgemeinde im Kulturhistorischen Museum Görlitz, Inv.-Nr. 36-55.

Verzeichnis der Abbildungen

Abbildung 13

Abbildung 14

Abbildung 15

Abbildung 16

Abbildung 17 Abbildung 18

Abbildung 19

Abbildung 20

Abbildung 21 Abbildung 22 Abbildung 23 Abbildung 24 Abbildung 25 Abbildung 26 Abbildung 27

599

Frauentor (1847 abgerissen) mit großem Stadtwappen (heute am Frauenturm), dahinter Frauenturm (»Dicker Turm«), Federzeichnung Felix Thieme, 1841, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. 80-52. Görlitzer Stadtwappen zwischen Maria und der Hl. Barbara am Frauenturm (ehemals am Frauentor), 1477, Aufnahme Robert Scholz, um 1900, Ratsarchiv Görlitz. Franziskanerklosterkirche (heute Dreifaltigkeitskirche), unbekannter Zeichner, Feder und Pinsel in Sepia, um 1820, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. 287-54. Franziskanerklosterkirche (heute Dreifaltigkeitskirche), Giebel mit dem Görlitzer Stadtwappen, Zeichnung Johann Gottfried Schultz, Feder und Pinsel in Grau, in: Zeichnungen, Bd. 3, fol. 2r, Kulturhistorisches Museum Görlitz. Franziskanerklosterkirche (heute Dreifaltigkeitskirche), Aufnahme Robert Scholz, um 1900, Ratsarchiv Görlitz. Franziskanerklosterkirche (heute Dreifaltigkeitskirche), Altarretabel »Goldene Maria«, Aufnahme Robert Scholz, um 1900, Ratsarchiv Görlitz. Franziskanerklosterkirche (heute Dreifaltigkeitskirche), von Georg Emerich 1492 gestiftete sogenannte Beweinungsgruppe, Aufnahme Kai Wenzel, 2009. Annengymnasium (1903) mit Annenkapelle (1512) von SW, Frauenturm (»Dicker Turm«), Aufnahme Robert Scholz, um 1900, Ratsarchiv Görlitz. Annenkapelle (1512) am Annengymnasium (1903) von NO, Aufnahme Robert Scholz, um 1900, Ratsarchiv Görlitz. Annengymnasium (1903) mit Annenkapelle (1512) von SO, Aufnahme Christian Speer, 2010. Annenkapelle, Detail: Hausmarke Hans Frenzels († 1526), Aufnahme Christian Speer, 2010. Frenzelhof und Schönhof (Untermarkt 3 und Brüderstr. 8), Aufnahme Matthias Breitkopf, 2007. Frenzelhof, Oratorium (sogenannte Schatzkammer), Nordwand, Aufnahme Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, W. Rabich, ca. 1995. Frenzelhof, Oratorium (sogenannte Schatzkammer), Westwand, Aufnahme Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, W. Rabich, ca. 1995. Frenzelhof, Oratorium (sogenannte Schatzkammer), Detail, Aufnahme Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, W. Rabich, ca. 1995.

600 Abbildung 28 Abbildung 29

Abbildung 30

Abbildung 31

Abbildung 32

Abbildung 33 Abbildung 34 Abbildung 35

Abbildung 36

Abbildung 37

Abbildung 38

Abbildung 39

Abbildung 40 Abbildung 41

Verzeichnis der Abbildungen

Kreuzweg von der Peterskirche zum Heiligen Grab, unbekannter Kupferstecher, 1719, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. 6-49. Kreuzweg von der Peterskirche zum Heiligen Grab, Kupferstich Moritz Bodenehr, nach Daniel Petzold, Der Kreuzweg zwischen Peterskirche und Heiligem Grab, 1718, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. 9-49. Kreuzkapelle, Salbhäuschen, Grabtempel und Peterskirche, Kupferstich Johann Daniel de Montalegre, nach J. G. Weilep, Das heilige Grab, um 1740, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. 36-48. Das Heilige Grab zu Görlitz, Zeichnung Daniel Petzold, Feder und Pinsel in Wasserfarben über Graphit, um 1713, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. GB II 68, 1125. Heiliges Grab, Bauaufnahme Daniel Petzold, Feder und Pinsel in Wasserfarben über Graphit, um 1713, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. GB II 68, 1124. Das Heilige Grab zu Görlitz, Aufnahme Christian Speer, 2010. Kreuzkapelle, Aufnahme Robert Scholz, um 1900, Ratsarchiv Görlitz. Kreuzkapelle, Querschnitt, Zeichnung Daniel Petzold, Feder und Pinsel in Wasserfarben über Graphit, um 1713, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. GB II 68, 1145. Heilig-Geist-Hospital von SO, Zeichnung Johann Gottfried Schultz, Feder und Pinsel in Grau, in: Alterthümer und Denckmähler, Teil 2, fol. 319r, 1769, Kulturhistorisches Museum Görlitz. Heilig-Geist-Hospital, Innenhof, Zeichnung Johann Gottfried Schultz, Feder und Pinsel in Grau, in: Alterthümer und Denckmähler, Teil 2, fol. 319r, 1769, Kulturhistorisches Museum Görlitz. Jakobs-Hospital, links daneben die sogenannte Minoritenkapelle, Zeichnung Johann Gottfried Schultz, Feder und Pinsel in Grau, in: Alterthümer und Denckmähler, Teil 2, fol. 315r, 1769, Kulturhistorisches Museum Görlitz. Sogenannte Minoritenkapelle beim Jakobs-Hospital, Zeichnung Johann Gottfried Schultz, Feder und Pinsel in Grau, in: Alterthümer und Denckmähler, Teil 2, fol. 317r, 1769, Kulturhistorisches Museum Görlitz. Rathaus am Untermarkt, ältester Gebäudeteil mit Rathausturm, Aufnahme Christian Speer, 2010. Rathaus, Portal des Ratssaales, unbekannter Zeichner, Feder und Pinsel in Wasserfarben, um 1850, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. 100-92.

Verzeichnis der Abbildungen

Abbildung 42

Abbildung 43

Abbildung 44

Abbildung 45

Abbildung 46 Abbildung 47 Abbildung 48 Abbildung 49

Abbildung 51

Abbildung 50

Abbildung 52

601

Rathaus, Treppenaufgang (1537/38) an der SO Ecke mit Justitia (1591) und Stadtwappen (sogenanntes Corvinus-Wappen, 1488), Aufnahme Christian Speer, 2010. Rathaus, sogenanntes Corvinus-Wappen (1488) über dem Treppenaufgang an der SO Ecke, Aufnahme Robert Scholz, um 1900, Ratsarchiv Görlitz. Untermarkt, links die sogenannte »Zeile« mit der »Waage« an der Ostseite, gegenüber die Laubengänge des »Braunen Hirschs«, Aufnahme Christian Speer, 2010. Untermarkt, zwischen »Waage« und »Braunem Hirsch«, Blick in die Petersgasse (Peterstraße) und auf die neugotischen Türme der Peterskirche, Aufnahme Christian Speer, 2010. Untermarkt, Nordseite, an der Ecke zur Petersgasse (Peterstraße) die Ratsapotheke, Aufnahme Christian Speer, 2010. Neißstraße, Blick Richtung W, Aufnahme Christian Speer, 2010. Imago Pietatis, an der Westfassade des Hauses Bei der Peterskirche 9, Aufnahme Christian Speer, 2010. Der Oybin von S mit den Ruinen von Burg und Kloster, Kupferstich, in: Carpzov, Johann Benedict, Analecta Fastorum Zittaviensium oder Historischer Schauplatz der wohllöblichen Sechsstadt Zittau im Markgrafentum Ober-Lausitz, Zittau 1716. Brief des Cölestinerpriors Andreas an den Görlitzer Rat, 30. August 1510 (Bestätigung der gewünschten Messfeier), RA Görlitz, Oybin Varia, Aufnahme Christian Speer, 2010. Südansicht der Burg- und Klosterruine Oybin, Zustand 1999 (Aufnahme: Dipl.-Ing. Josef Linsinger, St. Johann, 1997, Kartenbearbeitung: Gunter Oettel, Görlitz 1999). Testament des Nikolaus Mondenschein († 1494), RA Görlitz, LA 1490–1497, fol. 212v–215r, Aufnahme Christian Speer, 2010.

Abbildungen

Abb. 1 Nikolaikirche von NW, Aufnahme Robert Scholz, um 1900, Ratsarchiv Görlitz.

604

Abb. 2 Nikolaikirche, Südportal, Zeichnung Felix Thieme, Feder in Schwarz, um 1840, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. H 575.p

Abbildungen

Abbildungen

605

Abb. 3 Peterskirche von SW, Lithographie aus Saxonia, 1837, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. 147-93.

606

Abb. 4 Peterskirche von NO, Aufnahme Robert Scholz, vor 1891, Ratsarchiv Görlitz.

Abbildungen

Abbildungen

Abb. 5 Peterskirche, Grundriss, Federzeichnung, unbekannter Künstler, nach Johann Culmann, Grundriss der Peterskirche, 2. Hälfte 18. Jahrhundert (Vorlage 1621), Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. 242-48.

607

608

Abb. 6 Peterskirche, Georgenkapelle, Zeichnung E. S., Feder und Pinsel in Grau, 1880, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. HK 164.

Abbildungen

Abbildungen

609

Abb. 7 Peterskirche von W (neugotische Turmhelme 1889–1891), Aufnahme Robert Scholz, um 1900, Ratsarchiv Görlitz.

610

Abb. 8 Peterskirche von W, Aufnahme Christian Speer, 2010.

Abbildungen

Abbildungen

Abb. 9 Peterskirche von SO, Aufnahme Christian Speer, 2010.

611

612

Abbildungen

Abb. 10 Peterskirche, Gewölbeschlusssteine der oberen Sakristei (Christus als Weltenherrscher und Erlöser, Maria als Himmelskönigin, Petrus, Paulus, Nikolaus, Wappen der Stadt Görlitz), Aufnahmen Rolf-Dieter Speer, 2010.

Abbildungen

Abb. 11 Frauenkirche von SW, Aufnahme Robert Scholz, um 1900, Ratsarchiv Görlitz.

613

614

Abbildungen

Abb. 12 Frauenkirche, Altarretabel, unbekannter Bildhauer und Maler, um 1430/40, Leihgabe der Ev. Innenstadtgemeinde im Kulturhistorischen Museum Görlitz, Inv.-Nr. 36-55.

Abbildungen

615

Abb. 13 Frauentor (1847 abgerissen) mit großem Stadtwappen (heute am Frauenturm), dahinter Frauenturm (»Dicker Turm«), Federzeichnung Felix Thieme, 1841, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. 80-52.

616

Abbildungen

Abb. 14 Görlitzer Stadtwappen zwischen Maria und der Hl. Barbara am Frauenturm (ehemals am Frauentor), 1477, Aufnahme Robert Scholz, um 1900, Ratsarchiv Görlitz.

Abbildungen

Abb. 15 Franziskanerklosterkirche (heute Dreifaltigkeitskirche), unbekannter Zeichner, Feder und Pinsel in Sepia, um 1820, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. 287-54.

Abb. 16 Franziskanerklosterkirche (heute Dreifaltigkeitskirche), Giebel mit dem Görlitzer Stadtwappen, Zeichnung Johann Gottfried Schultz, Feder und Pinsel in Grau, in: Zeichnungen, Bd. 3, fol. 2r, Kulturhistorisches Museum Görlitz.

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618

Abbildungen

Abb. 17 Franziskanerklosterkirche (heute Dreifaltigkeitskirche), Aufnahme Robert Scholz, um 1900, Ratsarchiv Görlitz.

Abbildungen

Abb. 18 Franziskanerklosterkirche (heute Dreifaltigkeitskirche), Altarretabel »Goldene Maria«, Aufnahme Robert Scholz, um 1900, Ratsarchiv Görlitz.

619

620

Abbildungen

Abb. 19 Franziskanerklosterkirche (heute Dreifaltigkeitskirche), von Georg Emerich 1492 gestiftete sogenannte Beweinungsgruppe, Aufnahme Kai Wenzel, 2009.

Abbildungen

621

Abb. 20 Annengymnasium (1903) mit Annenkapelle (1512) von SW, Frauenturm (»Dicker Turm«), Aufnahme Robert Scholz, um 1900, Ratsarchiv Görlitz.

622

Abbildungen

Abb. 21 Annenkapelle (1512) am Annengymnasium (1903) von NO, Aufnahme Robert Scholz, um 1900, Ratsarchiv Görlitz.

Abbildungen

623

Abb. 22 Annengymnasium (1903) mit Annenkapelle (1512) von SO, Aufnahme Christian Speer, 2010.

Abb. 23 Annenkapelle, Detail: Hausmarke Hans Frenzels († 1526), Aufnahme Christian Speer, 2010.

624

Abbildungen

Abb. 24 Frenzelhof und Schönhof (Untermarkt 3 und Brüderstr. 8), Aufnahme M. Breitkopf, 2007.

Abbildungen

625

Abb. 25 Frenzelhof, Oratorium (sogenannte Schatzkammer), Nordwand, Aufnahme Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, W. Rabich, ca. 1995.

626

Abbildungen

Abb. 26 Frenzelhof, Oratorium (sogenannte Schatzkammer), Westwand, Aufnahme Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, W. Rabich, ca. 1995.

Abbildungen

Abb. 27 Frenzelhof, Oratorium (sogenannte Schatzkammer), Detail, Aufnahme Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, W. Rabich, ca. 1995.

627

628

Abbildungen

Abb. 28 Kreuzweg von der Peterskirche zum Heiligen Grab, unbekannter Kupferstecher, 1719, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. 6-49.

Abb. 29 Kreuzweg von der Peterskirche zum Heiligen Grab, Kupferstich Moritz Bodenehr, nach Daniel Petzold, Der Kreuzweg zwischen Peterskirche und Heiligem Grab, 1718, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. 9-49.

Abbildungen

629

Abb. 30 Kreuzkapelle, Salbhäuschen, Grabtempel und Peterskirche, Kupferstich Johann Daniel de Montalegre, nach J. G. Weilep, Das heilige Grab, um 1740, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. 36-48.

Abb. 31 Das Heilige Grab zu Görlitz, Zeichnung Daniel Petzold, Feder und Pinsel in Wasserfarben über Graphit, um 1713, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. GB II 68, 1125.

630

Abbildungen

Abb. 32 Das Heilige Grab zu Görlitz, Bauaufnahme Daniel Petzold, Feder und Pinsel in Wasserfarben über Graphit, um 1713, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. GB II 68, 1124.

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Abb. 33 Das Heilige Grab zu Görlitz, Aufnahme Christian Speer, 2010.

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Abb. 34 Kreuzkapelle, Aufnahme Robert Scholz, um 1900, Ratsarchiv Görlitz.

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Abb. 35 Kreuzkapelle, Querschnitt, Zeichnung Daniel Petzold, Feder und Pinsel in Wasserfarben über Graphit, um 1713, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. GB II 68, 1145.

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Abb. 36 Heilig-Geist-Hospital von SO, Zeichnung Johann Gottfried Schultz, Feder und Pinsel in Grau, in: Alterthümer und Denckmähler, Teil 2, fol. 319r, 1769, Kulturhistorisches Museum Görlitz.

Abb. 37 Heilig-Geist-Hospital, Innenhof, Zeichnung Johann Gottfried Schultz, Feder und Pinsel in Grau, in: Alterthümer und Denckmähler, Teil 2, fol. 319r, 1769, Kulturhistorisches Museum Görlitz.

Abbildungen

Abb. 38 Jakobs-Hospital, links daneben die sogenannte Minoritenkapelle, Zeichnung Johann Gottfried Schultz, Feder und Pinsel in Grau, in: Alterthümer und Denckmähler, Teil 2, fol. 315r, 1769, Kulturhistorisches Museum Görlitz.

Abb. 39 Sogenannte Minoritenkapelle beim Jakobs-Hospital, Zeichnung Johann Gottfried Schultz, Feder und Pinsel in Grau, in: Alterthümer und Denckmähler, Teil 2, fol. 317r, 1769, Kulturhistorisches Museum Görlitz.

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Abb. 40 Rathaus am Untermarkt, ältester Gebäudeteil mit Rathausturm, Aufnahme C. Speer, 2010.

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Abb. 41 Rathaus, Portal des Ratssaales, unbekannter Zeichner, Feder und Pinsel in Wasserfarben, um 1850, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Inv.-Nr. 100-92.

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Abb. 42 Rathaus, Treppenaufgang (1537/38) an der SO Ecke mit Justitia (1591) und Stadtwappen (sogenanntes Corvinus-Wappen, 1488), Aufnahme Christian Speer, 2010.

Abbildungen

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Abb. 43 Rathaus, sogenanntes Corvinus-Wappen (1488) über dem Treppenaufgang an der SO Ecke, Aufnahme Robert Scholz, um 1900, Ratsarchiv Görlitz.

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Abb. 44 Untermarkt, links die sogenannte »Zeile« mit der »Waage« an der Ostseite, gegenüber die Laubengänge des »Braunen Hirschs«, Aufnahme C. Speer, 2010.

Abb. 45 Untermarkt, zwischen »Waage« und »Braunem Hirsch«, Blick in die Petersgasse (Peterstraße) und auf die neugotischen Türme der Peterskirche, Aufnahme C. Speer, 2010.

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Abb. 46 Untermarkt, Nordseite, an der Ecke zur Petersgasse (Peterstraße) die Ratsapotheke, Aufnahme C. Speer, 2010.

Abb. 47 Neißstraße, Blick Richtung W, Aufnahme C Speer, 2010.

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Abbildungen

Abb. 48 Imago Pietatis, an der Westfassade des Hauses Bei der Peterskirche 9, Aufnahme C. Speer, 2010.

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Abb. 49 Der Oybin von S mit den Ruinen von Burg und Kloster, Kupferstich, in: Carpzov, Johann Benedict, Analecta Fastorum Zittaviensium oder Historischer Schauplatz der wohllöblichen Sechsstadt Zittau im Markgrafentum Ober-Lausitz, Zittau 1716.

Abb. 50 Südansicht der Burg- und Klosterruine Oybin, Zustand 1999 (Aufnahme: Dipl.-Ing. Josef Linsinger, St. Johann, 1997, Kartenbearbeitung: Gunter Oettel, Görlitz 1999).

644 Abbildungen

Abb. 51 Brief des Cölestinerpriors Andreas an den Görlitzer Rat, 30. August 1510 (Bestätigung der gewünschten Messfeier), RA Görlitz, Oybin Varia, Aufnahme Christian Speer, 2010.

Abbildungen

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Abbildungen

Abb. 52 Testament des Nikolaus Mondenschein († 1494), RA Görlitz, LA 1490–1497, fol. 212v–215r, Aufnahme Christian Speer, 2010.

Abkürzungen und Siglen

AAV Abdr. Abschr. bacc. Bf. Bohuslai Epp. CDLS CDLS 1 CDLS 2.1 CDLS 2.2

CDLS 3 CDLS 4 CDLS 5 CDLS 6.1 CDSR CDSR 2.2 CDSR 2.3 CDSR 2.5 CDSR 2.7 CDSR 2.9 CDSR 2.17 CDSR 2.18 CR

Album Academiae Vitenbergensis Abdruck Abschrift baccalaureus Bischof Bohuslai Hassensteinii a Lobkowicz Epistulae Codex Diplomaticus Lusatiae Superioris, mehrbändig Sammlung der Urkunden für die Geschichte des Markgrafentums Oberlausitz Urkunden des Oberlausitzer Hussitenkrieges und der gleichzeitigen die Sechslande angehenden Fehden (1419–1428) Urkunden des Oberlausitzer Hussitenkrieges und der gleichzeitigen die Sechslande angehenden Fehden (1429– 1437 und ein Anhang) Die ältesten Görlitzer Ratsrechnungen bis 1419 Oberlausitzer Urkunden von 1437–1457 Die Görlitzer Bürgerrechtslisten von 1379–1600 Oberlausitzer Urkunden unter Georg Podjebrad, 1. Heft: 1458–63 Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae, mehrbändig Urkundenbuch des Hochstifts Meissen, Bd. 2 Urkundenbuch des Hochstifts Meissen, Bd. 3 Urkundenbuch der Städte Dresden und Pirna Urkundenbuch der Städte Kamenz und Löbau Urkundenbuch der Stadt Leipzig, Bd. 2 Die Matrikel der Universität Leipzig, Bd. 2: Die Promotionen 1409–1559 Die Matrikel der Universität Leipzig, Bd. 3: Register Corpus Reformatorum

648 CR Suppl. CWB d. fl. rh. fl. ung. fol. FRB gr. HospA hrsg. Hrsg. HS HSA Jh. Kloster Oybin 1551–1574 KNFMCG LA LE LM LO LR mag. MBM MGF MHB Mil. Bibl. mr. MVRGB MS NASG N. F. NLM NPB OLB Pf.

Abkürzungen und Siglen

Corpus Reformatorum. Supplementa Melanchthoniana Christian-Weise-Bibliothek Zittau Denar (Pfennig) Rheinischer Gulden Ungarischer Gulden Folium Fontes Rerum Bohemicarum Groschen Hospitalarchiv herausgegeben Herausgeber Handschrift Hauptstaatsarchiv Jahrhundert Kloster Oybin 1551–1574, bearbeitet von Wolfgang Ludwig, Dresden 1999 (Manuskript maschinenschriftlich) Kalendarium Necrologicum Fratrum Minorum Conventus in Goerlicz Liber actorum Liber exactorum Liber missivarum Liber obligationum Liber resignationum magister Meissner Bistumsmatrikel Monumenta Germaniae Franciscana, siehe Urkundenbuch der Kustodien Goldberg und Breslau Monumenta Historica Bohemica Milichsche Bibliothek Görlitz Mark Monumenta Vaticana Res Gestas Bohemicas illustrantia Manuskript Neues Archiv für Sächsische Geschichte Neue Folge Neues Lausitzisches Magazin Altes Urbarium 1527, auch »Notitia Possessorum Beneficiorum« Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften Görlitz Pfennig

Abkürzungen und Siglen

RA RAB Reg. RepGerm RGBS RI RR s. s. a. s. o. sch. sol. SRB SRL SRL N. F. SRL N. F. 2 SRL N. F. 3 SRL N. F. 4 th. u. a. UB vgl. Vita mercatoris VOU WA WA Br ZRG GA ZRG KA ZUB

649 Ratsarchiv Register über die Altaristenzinsbriefe 1525 Regest Repertorium Germanicum Regestenbeiträge zur Geschichte des Bundes der Sechsstädte der Ober-Lausitz von 1541–1547 Regesta Imperii Ratsrechnungen siehe siehe auch siehe oben Schock Solidus Scriptores Rerum Bohemicarum Scriptores Rerum Lusaticarum Scriptores Rerum Lusaticarum. Sammlung ober- und niederlausitzischer Geschichtsschreiber. Neue Folge, mehrbändig Görlitzer Ratsannalen 1. und 2. Bd. (1480–1496) Görlitzer Ratsannalen des Mag. Johannes Hass, 1. und 2. Bd. (1509–1520) Görlitzer Ratsannalen des Mag. Johannes Hass, 3. Bd. (1521–1542) Taler unter anderem/und andere Universitätsbibliothek vergleiche siehe Speer (2009) Verzeichnis Oberlausitzischer Urkunden D. Martin Luthers Werke: kritische Gesamtausgabe (Weimarer Ausgabe), Schriften, Weimar 1883 ff. D. Martin Luthers Werke: kritische Gesamtausgabe (Weimarer Ausgabe), Briefwechsel, Weimar 1930 ff. Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kanonistische Abteilung Zittauer Urkundenbuch

Quellen- und Literaturverzeichnis

Ungedruckte Quellen Alle in der Arbeit erwähnten Handschriften, deren Aufbewahrungsort bzw. Archiv nicht gesondert genannt wird, befinden sich im Ratsarchiv Görlitz.

Berlin – Staatsbibliothek Handschrift Preußischer Kulturbesitz Nr. 79 (»Magdeburger Schöffensprüche für Görlitz«) Handschrift Ms. germ. fol. 809 (»Magdeburger Schöffensprüche für Görlitz«)

Breslau/Wrocław – Universitätsbibliothek (Biblioteka Uniwersytecka) Vergleiche zu den Beständen, die durch die Auslagerungen während des Zweiten Weltkriegs in die Universitätsbibliothek Breslau gelangten, die Angaben hinter den Görlitzer Archivalien. Die Handschriften sind zum großen Teil zugänglich im Lesesaal der Sondersammlungen (Biblioteka Uniwersytecka Wrocław, Czytelnia Zbiorów Specjalnych).

Breslau/Wrocław – Staatsarchiv (Archiwum Państwowe) Vergleiche zu den Beständen, die durch die Auslagerungen während des Zweiten Weltkriegs in das Staatsarchiv Breslau gelangten, die Angaben hinter den Görlitzer Archivalien.

Dresden – Sächsisches Hauptstaatsarchiv Geheimer Rat (Geheimes Archiv) (Bestand 10024), Loc. 8941/28.

652

Quellen- und Literaturverzeichnis

Dresden – Stadtarchiv Urkunden des Rates, Abschriften im s. g. »Editionsregest«, ohne Signaturen. Dresdner »Kämmereirechnungen 1480–1484/1489–1506«, A. XV. b. 9. Dresdner »Kämmereirechnungen 1501, 1504 und 1505«, A. XV. b. 49

Dresden – Sächsische Landes-, Staats- und Universitätsbibliothek Handschriften J 54 e K 74 L 13 b M 33

Formularium cancellariae episcopalis Misnensis (16. Jahrhundert) Sammelhandschrift 18. Jahrhundert (fol. 25r–34v: Des Dom-Stifts St. Petri zu Budißin Praebenden, Vicarien und unterschiedens Einkommen betreffend [Reinschrift zu L 13 b, fol. 144r–151r]). Sammelhandschrift 17. Jahrhundert (fol. 144r–151r: Des Thumb-Stifts zu Budissin Prebenden, Vicarien, und unterschiedliches Einkommen) Beglaubigte und faksimilierte Abschrift des der Stadt Görlitz 1304 von Magdeburg aus zugeschickten Rechtscodex (1761)

Manuskripte (maschinenschriftlich) Kloster Oybin 1551–1574: Kloster Oybin 1551–1574, bearbeitet von Wolfgang Ludwig, Dresden 1999, RSN: 1342675. Diese Zusammenstellung enthält als Fotokopie (in Auswahl) mit Transkription folgende Prager Archivalien: (1) Oybinischer Schatzzettel um 1551/1552 (Státní ústřední archiv v Praze, Archivni Správa, Signatur: APA C 148 3, Karton 2260, ehemals im Archiv des Erzbischöflichen Konsistoriums Prag, Varia miscellanea, Faszikel) (2) Oybinisches Urbarium vom 29. Mai 1553 (Státní ústřední archiv v Praze, Archivni Správa, Sig1 natur: APA C 148 3, Karton 2260) (3) Taxierung der einzelnen Oybinischen Güter vom 14. Oktober 1574 [ohne Transkription] (Státní ústřední archiv v Praze, Archivni Správa, Fond: ČDKM Signatur: IV Ž Nr. 1, S. 314– 321, Žitava Oibinske statky, ehemals K. K. Finanzarchiv Wien, böhmische Herrschaftsfaszikel, Lit. Z Nr. 1, Nr. 20) (4) Kaufvertrag über die Oybinischen Güter, Kaiser Maximilian II. an die Stadt Zittau, Wien 17.11.1574 (Státní ústřední archiv v Praze, Archivni Správa, Signatur: Č inv. Jesuitica Rkp 13, ehemals XXXVII Nr. 13)]

Görlitz – Ratsarchiv (RA) und Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften (OLB) Wie in der Einleitung beschrieben, befinden sich durch kriegsbedingte Auslagerungen zahlreiche Handschriften aus Görlitz in polnischen Archiven und Bibliotheken, 1

Vgl. dazu die separat erschienene Transkription von Neumann (2005).

Ungedruckte Quellen

653

deren Standorte für die Zukunft noch nicht endgültig entschieden sind. Des Weiteren wechselten nach 1945 auch innerhalb von Görlitz einige Handschriften ihren Standort. Daher wurden die heute in Polen befindlichen Quellen hier unter ihrem Standort bis 1945 eingetragen und die Görlitzer Manuskripte, versehen mit der jeweils alten und neuen Signatur (so vorhanden), systematisch geordnet. Alle Handschriften ohne Standortangabe bzw. Signatur befinden sich im Ratsarchiv Görlitz, die anderen Standorte ergeben sich aus den Signaturen. Ein Teil der hier angegebenen Handschriften ist, wenn auch in unterschiedlicher Tiefe und Vollständigkeit, durch handschriftliche Regesten im Görlitzer Ratsarchiv erschlossen. Diese sind vor allem in den Fällen zu benutzen, bei denen der Verbleib der Originale nach 1945 bisher nicht ermittelt werden konnte.

Stadtbücher Ältestes Stadtbuch 1305–1416 (Auslagerungsverlust, z. Z. im Stadtarchiv Lauban, Filiale des Staatsarchivs Breslau). Kladde (1406–1414) zum Ältesten Stadtbuch 1305–1416, OLB L II 282. Stadtbuch 1337–1400, in der Literatur oft als Stadtbuch 1342 ff. bezeichnet (ehemals OLB L III 431, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau, Akc. 1948/116). Libri resignationum: (1417–1431 [Altverlust]), 1432–1450, 1450–1470, 1470–1488, 1488–1505, 1505– 1516, 1516–1540, 1541–1548, 1548–1554. Libri obligationum: 1384–1411 (ehemals OLB L III 429, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau, Akc. 1948/115), 1384–1435 (ehemals OLB L I 261, jetzt RA Görlitz, Varia 225), 1434–1483 (ehemals OLB L II 286, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau, Akc. 1948/593), 1484–1520 (ehemals OLB Archiv XIII 16, jetzt RA Görlitz, Varia 219), 1520–1555 (RA Görlitz, Varia 78). Libri actorum: 1389–1413, 1413–1422, 1422–1432 (Altverlust, Auszüge in Kloss, Mil. Bibl. 335, fol. 169–187 [siehe Urkundenabschriften]), 1432–1445 (Altverlust, Auszüge in Kloss, Mil. Bibl. 335, fol. 188–205 [siehe Urkundenabschriften]), 1445–1452, 1452–1463, 1457–1470, 1470–1478, 1478–1484, 1484–1490, 1490–1497, 1497–1505, 1505–1512, 1512–1521, 1521–1529, 1529–1538, 1538–1548, 1548–1551. Libri exactorum: 1426–1430, 1472–1482, 1482–1496, 1496–1499. Türkensteuerregister 1528, Beilage zu den Geschossbüchern 1528–1543.

Entscheidebücher Entscheidebuch 1396–1434 (ehemals Landständearchiv Görlitz, Auslagerungsverlust, z. Z. Staatsarchiv Breslau, Bestand: Wsie powiatu Zgorzelec [Die Dörfer des Kreises Görlitz], Nr. 3043). Entscheidebuch 1396–1434, Abschrift aus dem Jahr 1938 mit Register (ehemals RA Görlitz, Varia 202, Auslagerungsverlust, z. Z. Staatsarchiv Breslau, Bestand: Wsie powiatu Zgorzelec [Die Dörfer des Kreises Görlitz], Nr. 3044). Entscheidebuch 1434–1454 (ehemals RA Görlitz, Varia 65b bzw. Mil. Bibl. II/194, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau, Mil. II/194). Entscheidebuch 1454–1467 (ehemals RA Görlitz, Varia 66, Auslagerungsverlust, z. Z. Staatsarchiv Breslau, Bestand: Wsie powiatu Zgorzelec [Die Dörfer des Kreises Görlitz], Nr. 3044).

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Achtsbücher Liber proscriptionum I = Stadtbuch 1337–1400 (siehe oben). Liber proscriptionum II 1370–1447 (ehemals OLB L III 433, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau, Akc. 1948/119). Liber proscriptionum III, 1447–1471 (= Gerichtsbuch Nr. 3).

Gerichtsbücher Memoriale über kriminelle Sachen 1519–1548 (= Gerichtsbuch Nr. 6).

Briefbücher Libri missivarum: 1487–1491, 1491–1496, 1496–1499, (1499–1502 [Altverlust]), 1502–1505, 1505– 1508, Lose Blätter 1508–1510 (ehemals OLB L I 298 l, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau, Akc. 1948/510), 1510–1512, 1512–1515, 1515–1517, 1517–1520, 1520–1523, 1523–1526, 1526–1528, 1528–1531, 1531–1534, 1534–1536 (1. Halbband), 1536–1540 (2. Halbband), 1539–1543, 1544– 1548, 1547–1567, 1548–1551, Lose Blätter 1400–1642 (ehemals OLB L I 297 und 298, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau, Akc. 1948/531 [= L I 297] und Akc. 1948/507–508, 509, 524 [= L I 298]), Lose Blätter 1508–1509 (ehemals OLB L I 298 l, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau, Akc. 1948/510), Lose Blätter 1512–1615 (ehemals OLB L I 297 c, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau, Akc. 1948/520). Akc. 1969/311: In der UB Breslau liegt unter dieser Signatur eine Mappe mit der Aufschrift »Sanct Jacob Hospital«. Dabei handelt es sich höchstwahrscheinlich um Briefe aus den losen Briefsammlungen oder Dokumente der ehemaligen Urkundensammlung der OLB, von der seit 1945 jede Spur fehlt: 1.: 1528, von Dr. Adam Schwingk an den Bürgermeister Franz Schneider, der König wolle wissen was die monche iczundt bey uns eingesaczt predigen und sulches schrifftlichen bericht haben (der Brief trägt oben rechts eine rote Nummer 128). 2.: undatiert, wahrscheinlich Mitte 16. Jh.; die Insassen des Jakobs-Hospital beschweren sich über ihren Verweser, weil er nicht genug Holz bereitstelle, die Hospitalpferde für seinen Acker verwende und seine Schweine auf Kosten des Hospitals mäste; und wenn die Insassen sich beklagten, drohe er sie aus dem Hof zu werfen. 3.: Schuldschein von 1458, Rheinhold Kretzschmer bekennt, dass das Jakobs-Hospital dem Simon Kretzschmer 75 mr. gr. wegen eines Ackers schuldet. 4.: 1434, was der Kaplan am Jakobs-Hospital erhält. Akc. 1969/310: in der UB Breslau liegt unter dieser Signatur eine Mappe mit der irreführenden Aufschrift »Sächsische Urkunden«. Dabei handelt es sich höchstwahrscheinlich ebenfalls um Schreiben aus der losen Briefsammlung der OLB. Die 12 Briefe sind an den Rat und den Bürgermeister der Stadt Görlitz gerichtet, datiert zwischen 1509 und 1560. Sie betreffen vor allem Schuldforderungen an Görlitzer Bürger.

Urkunden Lose Urkunden, ohne Signatur, im RA Görlitz nach Ausstellungsdatum abgelegt.

655

Ungedruckte Quellen

Urkundenbücher

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Urkundenbuch 1 (1301–1507), ehemals RA Görlitz, Mil. Bibl. cod. mspt. fol. 217, Auslagerungsverlust, Abschriften in Kloss, Diplomatarium 1, S. 1–150 (siehe Urkundenabschriften) und eine komplette Abschrift von Moritz Oskar Sauppe in der CWB Zittau MS A 245 h, davon eine Kopie im RA Görlitz (1. – 2. Hefter mit Folien). Urkundenbuch 2 (1282–1567), ehemals RA Görlitz, Mil. Bibl. cod. mspt. fol. 230, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau, Mil. II/230. Urkundenbuch 3 (1396–1495), ehemals RA Görlitz, Mil. Bibl. cod. mspt. fol. 231, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau, Mil. II/231. Urkundenbuch 4 (1474–1489), ehemals RA Görlitz, Mil. Bibl. cod. mspt. fol. 232, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau, Mil. II/232. Urkundenbuch 5 (1405 – Anfang 19. Jh.), ehemals RA Görlitz, Mil. Bibl. cod. mspt. fol. 233, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau, Mil. II/233. Urkundenbuch 6 (1440–1621), ehemals RA Görlitz, Mil. Bibl. cod. mspt. fol. 234, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau, Mil. II/234. Urkundenbuch 7 (1377–1510), ehemals RA Görlitz, Mil. Bibl. cod. mspt. fol. 235, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau, Mil. II/235. Urkundenbuch 8 (1507–1591), Auslagerungsverlust (z. Z. UB Breslau?) (siehe das maschinenschriftliche Inhaltsverzeichnis im RA Görlitz). Urkundenbuch 9 (1533–1554), Auslagerungsverlust (z. Z. UB Breslau?) (siehe das maschinenschriftliche Inhaltsverzeichnis im RA Görlitz).

Urkundenabschriften Kloß, Diplomatarium: Diplomatarium. Abschriften von Görlitzer Urkunden angelegt durch Jacob Gottlieb Kloss, 3 Teile, ehemals OLB Mil. Bibl. fol. 319, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau, Mil. II/319 (MS 6415). Kloß, Mil. Bibl. 335: Jakob Gottlieb Kloss, Miscellanea Gorlicensia I, ehemals OLB Mil. Bibl. fol. 335, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau, Mil. II/335 (MS 6431). Oberlausitzer Urkundenabschriften »Zobelsches Exemplar«, 15 Bde., RA Görlitz unter den alten Signaturen Nr. 254–268. Oberlausitzer Urkundenabschriften, 18 Bde., ehemals OLB L I 2, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau, Akc. 1948/212–229 (Bd. 5: 1420–1440 [Akc. 1948/216]; Bd. 6: 1441–1463 [Akc. 1948/217]; Bd. 7: 1464–1478 [Akc. 1948/218]; Bd. 8: 1479–1490 [Akc. 1948/219], Bd. 9: 1491–1498 [Akc. 1948/220]; Bd. 10: 1499–1508 [Akc. 1948/221]).

Zinsbücher Der Stadt Görlitz Einnahmenbuch an Erbzinsen und Ausgabebuch an Hypotheken und Leibrenten, um 1410, ehemals OLB L II 285, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau Akc. 1968/413 (vgl. dazu Jecht, Quellen, S. 138 f. sowie die Edition Jecht [1941b]).

Ratsrechnungen Ratsrechnungen 1484–1487.

2

Siehe zu den Urkundenbüchern auch Speer (2008).

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Hospitalarchiv HospA: Hospital-Archiv der Stadt Görlitz. Chronologisches Repertorium 1282–1837, Reinschrift.

Kürbücher Kürbuch 1: Kürbuch des Rates, Bd. 1 (1400–1462), ehemals OLB L II 283, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau, Akc. 1948/589. Kürbuch 2: Kürbuch des Rates, Bd. 2 (1474–1543), ehemals RA Görlitz, Varia 35, Auslagerungsverlust (z. Z. UB Breslau?). Kürbuch 3: Kürbuch des Rates, Bd. 3 (1544–1609), ehemals RA Görlitz, Varia 36, Auslagerungsverlust (z. Z. UB Breslau?). Kürbuch 4: Kürbuch des Rates, Bd. 4 (1610–1705), ehemals RA Görlitz, Varia 37, Auslagerungsverlust (z. Z. UB Breslau?). Kürbuch 5: Kürbuch des Rates, Bd. 5 (1706–1797), ehemals RA Görlitz, Varia 38, Auslagerungsverlust (z. Z. UB Breslau?). Kürbuch 6: Kürbuch des Rates, Bd. 6 (1798–1819), ehemals RA Görlitz, Varia 39, Auslagerungsverlust (z. Z. UB Breslau?). Siehe unten das Kürbuch des Bartholomäus Scultetus.

Handschrift Johann Bereit von Jüterbog († 1472) Bereit, Annalen: Johann Bereit von Jüterbog, Annalen 1448 und andere Nachrichten (bis 1468), RA Görlitz, Varia 59, fol. 1r–40v.

Handschriften Johannes Frauenburg († 1495) Frauenburg, Anweisung HS: Johannes Frauenburg, Anweisung für den Görlitzer Bürgermeister 1476, RA Görlitz, Varia 23. Frauenburg, Bekenntnisse: Johannes Frauenburg, Bekenntnisse zur Pulververschwörung (1466– 1468), RA Görlitz, Varia 59, fol. 74–84. Frauenburg, Diarium: Johannes Frauenburg, Diarium (1457–1477), ehemals OLB L I 274, jetzt RA Görlitz, Varia 224. Frauenburg, Secretarium HS: Johannes Frauenburg, Secretarium, ehemals OLB III 2, Teil 4 (S. 287–346 bzw. fol. 143r–172v), Auslagerungsverlust, z.Z. UB Breslau, Akc. 1947/5.

Handschrift Stephan Furmann († 1503) Furmann, Annalen: Furmanns Annalen (1131–1484), OLB Archiv XIII 105.

Handschrift Paul Schneider († 1545) Schneider, Tagebuch: Paul Schneiders Richterliches Tagebuch (1517–1520/21, verfasst 1530–1536), RA Görlitz, Gerichtsbuch Nr. 5.

Ungedruckte Quellen

657

Handschriften Bartholomäus Scultetus (1540–1614) Sculteti, Annales 5: Bartholomaei Sculteti Annales Gorlicenses, Bd. 5, ehemals OLB L III 1, UB Breslau, Akc. 1947/4, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau, Akc. 1947/4. Sculteti, Armenwesen: Bartholomaei Sculteti Signaturen. Armenwesen betreffend (1580–1607), ehemals OLB L I 272, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau, Akc. 1948/496. Sculteti, Chronicon 1: Bartholomaei Sculteti Chronicon 1131 bis 1495, Original Altverlust, Abschrift im RA Görlitz, alte Signatur: Zobel. Bibl. 328, jetzt ohne Signatur. Sculteti, Chronicon 2: Bartholomaei Sculteti Chronicon 1495 bis 1587 (1592) (auch Annales Gorlicenses genannt), ehemals OLB Mil. Bibl. 4° 75, Auslagerungsverlust, z.Z. UB Breslau, MS 6628 [siehe auch die Abschrift, ehemals OLB L I 278, Auslagerungsverlust, z.Z. UB Breslau, Akc. 1948/499]. Sculteti, Extracta: Bartholomaei Sculteti extractorium e libris rerum gestarum Gorlicensium, ehemals OLB Mil. Bibl. IV/73, Auslagerungsverlust, z.Z. UB Breslau, Mil. IV/73 (Mscr. 6626), Abschrift von Moritz Oskar Sauppe, ehemals CWB Zittau A 245 c, jetzt RA Görlitz ohne Signatur. Sculteti, Relationes: Bartholomaei Sculteti historicae relationes (1226–1607), ehemals OLB Mil. Bibl. IV/145, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau, Mil. IV/145 (Mscr. 6678). Benutzt wurde die Abschrift: Bartholomaei Sculteti Görlitzische Jahrbücher 1576–1607, ehemals OLB L I 170, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau Akc. 1948/429 (Mscr. 6678). Scultetus, Kürbuch: Kürbuch des Bartholomäus Scultetus (1264–1631), in der Sammelhandschrift des Bartholomäus Scultetus, ehemals OLB L III 2, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau, Akc. 1947/5, S. 93–271 bzw. fol. 45r–135r; eine Kopie der Abschrift von Moritz Oskar Sauppe, CWB Zittau, A 245 h und A 245 i, im RA Görlitz, neuerdings auch eine Kopie des Originals. Sculteti, Signaturen: Bartholomaei Sculteti Signaturen in Kirchensachen (1594–1614), RA Görlitz ohne Signatur.

Handschrift Hans Emerich († 1628) Hans Emerich, Faszikel ohne Signatur, ca. 1583.

Handschrift Gottfried Schmid (1611–1675) Schmid, Gottfried: Adelicher Tugendspiegel. Darinnen vieler adlicher und wolverdinter Leute adliche Claynote, Insignia und Wappenbriefe […] klährlich zu sehen sind ([Görlitz] 1656), OLB SH III 68.

Handschrift Christian Schäffer (1666–1747) Schäffer, Genealogische Tabellen: Christian Schäffer, Genealogische Tabellen über Görlitzer Geschlechter, Varia 156.

Handschriften 19. und 20. Jahrhundert Jancke, Johann Christian, Presbyterologia Lusatiae Superioris. Bd. 4: Deutsche Kirchdörfer I–L, ehemals OLB L IV 161, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau Akc. 1948/171. Jecht (OLB MS V UB 242): Jecht, Richard, Handschriftliche Notizen zum Leben Georg Emmerichs und Vorarbeiten zum Aufsatz von 1892 im NLM3, OLB HS Archiv V UB 242.

3

Jecht (1892b).

658

Quellen- und Literaturverzeichnis

Müller, Georg, Die geistlichen Bruderschaften in der Oberlausitz, OLB L VI, Nr. 1 (MS Sect. X 13: Handschriftliche Aufzeichnungen zu den Preisaufgaben der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, 1889–1895, hier Preisaufgabe 1894). Zobel MS (1939): Zobel, Alfred, Ein Beitrag zur Quellenkunde für die Kirchengeschichte in der Preußischen Oberlausitz von Pfarrer Alfred Zobel in Görlitz, maschinenschriftlich, Görlitz (1939), OLB L VI 969.

Kirchensachen Acta die Säkularisation des Franziskanerklosters in Görlitz betreffend, 1544–1665, ehemals OLB L I 266, jetzt RA Görlitz, Varia 223. Acta vocationes der Herrn Pastorum Primarium bei den Kirchen der Stadt Görlitz, 1600–1760 (nicht paginiert), Reponierte Akten, Aktenverzeichnis: Rep. I, S. 82, Nr. 92. Altes Urbarium 1527, auch »Notitia Possessorum Beneficiorum«, RA Görlitz, Reponierte Akten XIV a, Nr. 3, Aktenverzeichnis I 75 b. Kalendarium Necrologicum Fratrum Minorum Conventus in Goerlicz, ehemals OLB Mil. Bibl. cod. mspt. 13, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau, Mil. II/13 membr. (siehe auch die Edition im Quellenverzeichnis unter KNFMCG). Original der Priestergelder 1533, ehemals im Evangelischen Kirchenarchiv Görlitz, jetzt RA Görlitz, Varia 221. Oybin Varia (lose Sammlungen von Briefen des Rates an den Oybin und eingehender Briefe den Oybin betreffend, 1509–1555, ohne Signatur). Register über die Altaristenzinsbriefe 1525, OLB Archiv XIII 1.

»Varia« Signaturen Varia 22: Von der Stadtverwaltung, den Ämtern und deren Besoldung. 1488, 1489 nebst Nachträgen, ehemals RA Görlitz, Auslagerungsverlust, z. Z. UB Breslau, Akc. 1948/970. Varia 23: Frauenburg, Anweisung HS (siehe Handschriften Johannes Frauenburg). Varia 35–39: Kürbücher (siehe oben). Varia 47: Handwerker-Ordnung und Artikel 1534 bis 1564. Varia 59: Frauenburg, Bekenntnisse (siehe Handschriften Johannes Frauenburg). Varia 65b: Entscheidebuch 1434–1454 (siehe Stadtbücher). Varia 66: Entscheidebuch 1454–1467 (siehe Stadtbücher). Varia 67: Mündelbuch 1470–1503. Varia 78: Liber obligationum 1520–1555 (siehe Stadtbücher). Varia 98: Mündelbuch 1499–1544. Varia 202: Entscheidebuch 1396–1434 (siehe Stadtbücher). Varia 59: Bereit, Annalen (siehe Handschrift Johann Bereit von Jüterbog). Varia 156: Schäffer, Genealogische Tabellen (siehe Handschrift Christian Schäffer). Varia 221: Original der Priestergelder 1533 (siehe Kirchensachen). Varia 223: Acta die Säkularisation des Franziskanerklosters in Görlitz betreffend (siehe Kirchensachen). Varia 224: Frauenburg, Diarium (siehe Handschriften Johannes Frauenburg). Varia 225: Liber obligationum 1384–1411 (siehe Stadtbücher). Varia 232: Christian Gabriel Funckes Görlitzer Chronik.

Ungedruckte Quellen

659

Görlitz – Archiv des Evangelischen Kirchenkreisverbandes Schlesische Oberlausitz, Bestand 32, Parochialverband Görlitz »Altaristenordnung«: Acht Artikel die Abstellung der Winkelmessen und die Verwendung der Altaristen in Görlitz betreffend, nach 1525, Az. 384 (alte Signatur: Arch. I. A. 38).

Kamenz – Stadtarchiv Auszüge aus den Stadt-, Lehn- und Gerichtsbüchern der Stadt Kamenz 1400-1748, Signatur Altes Archiv 7042.

Lauban/Lubań – Stadtarchiv (Staatsarchiv Breslau, Filiale Lauban – Archiwum Państwowe Wrocław, Oddział Lubań) Ältestes Görlitzer Stadtbuch 1305–1416, bis 1945 im RA Görlitz (siehe oben).

Gedruckte Quellen Acta Sanctorum, quotquot toto orbe coluntur, vel a Catholicis scriptoribus celebrantur etc., Mensis Iulius, Bd. 1, Antwerpen 1719. Album Academiae Vitenbergensis ab anno Christi 1502 usque ad annum 1560, hrsg. von Carl Eduard Förstemann, Bd. 1, Leipzig 1841. Alte Brive, in: NLM 22 (1844), S. 260 f. Anonymus, Continuator: Anonymus continuator Pulkavae ab anno 1346 usque 1378, in: MHB, Bd. 4, hrsg. von Gelasius Dobner, Prag 1779, S. 124–131. Anonymus, Cronica: Cronica Principum Regni Boemiae, in: SRB 2, hrsg. von Martin Pelzl und Josef Dobrovský, Prag 1784, S. 427–434. Anoymus, Chronicon Bohemicum: Chronicon Bohemicum anonymi ab anno 1338 usque ad anno 1432, in: SRB 2, S. 446–487. Apel (1937): Jenas Einwohner aus der Zeit von 1250 bis 1600. Quellenbuch zur Jenaer Sippengeschichte, bearbeitet von Hans Apel, Görlitz 1937. Arras(1893): Regestenbeiträge zur Geschichte König Ludwigs II. von Ungarn und Böhmen [1510– 1526], hrsg. von Paul Arras. Wissenschaftliche Beilage zu dem Programm des Gymnasiums zu Bautzen, Bautzen 1893. Auctor vetus: Auctor vetus de beneficii (MGH Fontes iuris Germanici antiqui, nova series 2), Bd. 2: Archetypus und Görlitzer Rechtsbuch, hrsg. von August Eckhardt, Hannover 1966. Balbín, Miscellanea: Balbín, Bohuslav, Miscellanea Historica Regni Bohemiae in 8 Büchern, Prag 1679–1687. Bartossek, Chronicon: Chronicon Bartossek de Drahonicz, in: FRB 5, hrsg. von Josef Emler und Jan Gebauer, Prag 1893, S. 589–628. Bartossek, Historia: Historia Bartossek seu Bartholomaei de Drahonicz, in: MHB, Bd. 1, hrsg. von Gelasius Dobner, Prag 1764, S. 143–218. Bereith von Geuterbog [Johann Bereit von Jüterbog] Goerlitzer Annalen, hrsg. von Gustav Köhler, in: SRL N. F., Bd. 1, S. 216–261. Boetticher (1915): B. Sculteti e libris rerum gestarum Gorlicensium. Abschnitt III, Ex libro expeditionum bellicarum 1404–1479, hrsg. von Walter von Boetticher, in: NLM 91 (1915), S. 161–197. Boetticher (1920): Alte Zinsregister des Hospitals zum heiligen Geiste in Görlitz, hrsg. von Walter von Boetticher, in: NLM 96 (1920), S. 1–41. Bohuslai Hassensteinii a Lobkowicz Epistulae. Tomus I: Epistulae de Re Publica Scriptae, hrsg. von Jan Martínek und Dana Martínková, Leipzig 1969. Bohuslai Hassensteinii a Lobkowicz Epistulae. Tomus II: Epistulae ad Familiares, hrsg. von Jan Martínek und Dana Martínková, Leipzig 1980. Brzezowa, Historia: Laurentii de Brzezowa historia Hussitica, in: FRB 5, hrsg. von Josef Emler und Jan Gebauer, Prag 1893, S. 327–534. Corpus Reformatorum, Bd. 6: Philipp Melanchthon – Opera Quae Supersunt Omnia, hrsg. von Karl Gottlieb Bretschneider und Heinrich Ernst Bindseil, Halle (Saale) 1839. Corpus Reformatorum. Supplementa Melanchthoniana: Werke Philipp Melanchthons die im Corpus Reformatorum vermisst werden, Bd. 1, hrsg. von der Melanchthon-Kommission des Vereins für Reformationsgeschichte, Leipzig 1910. Dallari (1888): Dallari, Umberto (Hrsg.), I Rotuli die Lettori Legisit e Artisti dello Studio Bolognese dal 1384 al 1799, Bd. 1, Bologna 1888.

662

Quellen- und Literaturverzeichnis

Die ältesten Görlitzer Ratsrechnungen bis 1419 (CDLS 3), hrsg. von Richard Jecht, Görlitz 1905–10. Die Görlitzer Bürgerrechtslisten von 1379–1600 (CDLS 5), hrsg. von Erich Wentscher, Görlitz 1928. Die Matrikel der Universität Leipzig, Bd. 2: Die Promotionen 1409–1559 (CDSR 2.17), hrsg. von Georg Erler, Leipzig 1897. Die Matrikel der Universität Leipzig, Bd. 3: Register (CDSR 2.18), hrsg. von Georg Erler, Leipzig 1902. Diplomatarium Joachimsteinense [1380–1843], hrsg. von Richard Doehler, in: NLM 81 (1905), S. 1–192. Ein Magdeburger Schöffenspruch, 1421, in: NLM 28 (1851), S. 102 ff. Frauenburg, Anweisungen: M. Johannes Frawenburg’s Anweisung, wie sich ein Bürgermeister unter seinem Amacht halten soll, hrsg. von Johann Karl Otto Jancke, in: NLM 23 (1846), S. 1–28. Frauenburg, Pflichten: Die Pflichten eines mittelalterlichen Bürgermeisters (Instruktion eines Görlitzer Bürgermeisters, verfasst 1476 vom Stadtschreiber Johannes Frauenburg), hrsg. von Richard Jecht in: Deutsche Geschichtsblätter 10 (1909), S. 89–102 [Neuausgabe von Frauenburg, Anweisungen]. Frauenburg, Secretarium: Das Tagebuch des Görlitzischen Stadtschreibers Johannes Frauenburg 1470–1480, nach der Abschrift und mit Anmerkungen des Bartholomäus Scultetus, hrsg. von Moritz Oskar Sauppe, in: NLM 65 (1889), S. 151–189. Gess (1905): Akten und Briefe zur Kirchenpolitik Herzog Georgs von Sachsen, hrsg. von Felician Gess, 1. Band: 1517–1524, Leipzig 1905. Görlitzer Ratsannalen 1. und 2. Bd. (1480–1496) (SRL N. F. 2), hrsg. von Leopold Haupt, Görlitz 1841. Görlitzer Ratsannalen des Mag. Johannes Hass, 1. und 2. Bd. (1509–1520) (SRL N. F. 3), hrsg. von Theodor Neumann, Görlitz 1852. Görlitzer Ratsannalen des Mag. Johannes Hass, 3. Bd. (1521–1542) (SRL N. F. 4), hrsg. von Ernst Emil Struve, Görlitz 1870. Hagecius (1596): Wenceslai Hagecii, Böhmische Chronica, 2 Bde., übersetzt und hrsg. von Johannes Sandel, o. O. 1596. Haselbeck (1925–32): Haselbeck, Gallus (Hrsg.), Urkunden, Akten, Briefe und Chronikalische Aufzeichnungen zur Geschichte der Thüringischen Ordensprovinz 1521–1600 (Obersächsische Provinz vom hl. Johannes dem Täufer), 3 Hefte, Fulda 1925–32. Haupt (1841): Görlitz zur Zeit der Reformation. Eine Mitteilung aus dem zweiten Jahrbuch des Bürgermeister Hass, hrsg. von Joachim Leopold Haupt, in: NLM 19 (1841), S. 1–44 und 129–157. Jancke (1859/64): Jancke, Johann Karl Otto, Einige historisch-genealogisch-kritische Zusätze und Berichtigungen zu Knauth’s Gymnasium Augustum, in: NLM 35 (1859), S. 120–136 und NLM 41 (1864), S. 93–119. Jancke (1869): Sculteti Registrum Consulum Gorlicensium, hrsg. von Johann Karl Otto Jancke, in: NLM 45 (1869), S. 301–307. Jancke/Richter (1802–10): Jancke, Johann Christian/Richter, Samuel Ernst Christlieb, Erster bis neunter (und letzter) Beytrag zur Geschichte der Kirche und des Hospitals zu St. Jacobi in Görlitz (Görlitzer Umgangszettel), Görlitz 1802–10. Jancke/Richter (1811–19): Jancke, Johann Christian/Richter, Samuel Ernst Christlieb, Erster bis neunter (und letzter) Beytrag zur Geschichte der Kirche und des Hospitals zur L. Frauen in Görlitz (Görlitzer Umgangszettel), Görlitz 1811–19. Jecht (1889): Jecht, Richard (Hrsg.), Satzungen der Görlitzer Böttcherinnung aus dem 15. Jahrhunderte. Festschrift des Gymnasiums zu Görlitz, Görlitz 1889. Johannes von Guben: Jahrbücher des Zittauischen Stadtschreibers und einiger seiner Amtsnachfolger, hrsg. von Ernst Friedrich Haupt, in: SRL N. F., Bd. 1, S. 1–213. Kalendarium Necrologicum Fratrum Minorum Conventus in Goerlicz, hrsg. von Gustav Köhler, in: SRL N. F., Bd. 1, S. 263–307. Knod (1899): Knod, Gustav C. (Hrsg.), Deutsche Studenten in Bologna (1298–1562). Biographischer Index zu den Acta nationis Germanicae universitatis Bononiensis, Berlin 1899.

Gedruckte Quellen

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Köhler (1858): Fragmente des Totenkalenders der Peterskirche in Görlitz, hrsg. von Gustav Köhler, in: NLM 34 (1858), S. 520 f. Köhler (1859b): Köhler, Gustav (Hrsg.), Testament des Pfarrers zu Wendischossig, Bartholomäus von Kleditzsch, vom Jahre 1524, in: NLM 35 (1859), S. 349–352. Köhler (1864): Köhler, Gustav (Hrsg.), Briefliche Verhandlungen des Görlitzer Rates mit dem Ablasskrämer Tetzel [1509–1510], in: NLM 41 (1864), S. 222 ff. Köstlin (1887–91): Die Baccalaurei und Magistri der Wittenberger Philosophischen Facultät und die öffentlichen Disputationen derselben Jahre aus der Facultätsmatrikel veröffentlicht (1503–1560) (Osterprogramm der Universität Halle-Wittenberg), hrsg. von Julius Köstlin, 4 Hefte, Halle 1887–91. Le livre du chapitre: Le livre du chapitre des Célestins de Marcoussis [1539] (Recueil des historiens de la France. Obituaires. Série in 8°, 4), hrsg. von Jean-Loup Lemaitre, Paris 1999. Leisering (1992): Leisering, Eckhard (Hrsg.), Quellen zur Stadt Görlitz und zur Oberlausitz im Bestand Hof- und Zentralverwaltung der Wettiner bis 1485 (Wittenberger Archiv) und des Staatsarchivs Dresden, in: Görlitzer Magazin 6 (1992), S. 102–106. Löbauer Urkunden, hrsg. von Otto Staudinger, in: Löbauer Heimatblätter (1933 f.), Nr. 116: S. 463 f.; Nr. 117: S. 467 f.; Nr. 118: S. 471 f. Magdeburger Schöppensprüche [hrsg. von C. G. Neumann], in: NLM 17 (1839), S. 278 ff. Manlius, Christoph, Commentariorum Rerum Lusaticarum Libri VII, in: SRL 1.1, hrsg. von Christian Gottfried Hoffmann, Leipzig/Bautzen 1719, S. 99–468. Martin von Bolkenhain, Von Hussitenkriegen in Schlesien und der Lausitz, hrsg. von Hoffmann von Fallersleben, in: SRL N. F. Bd. 1, S. 351–379. Meissner Bistumsmatrikel: Die Meissner Bistumsmatrikel von 1495 (Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte 4), hrsg. von Walter Haupt, Dresden 1968. Monachus Pirnensis: Excerpta saxonica, Misnica et Thuringiaca ex Monachi Pirnensis seu vero nomine, Johannes Lindneri sive Tillani onomastico autographo, in: Scriptores Rerum Germanicarum praecipue Saxonicarum, Bd. 2., hrsg. von Johann Burchard Mencken, Leipzig 1728, Sp. 1447–1631. Monumenta vaticana res gestas Bohemicas illustrantia. Sumptibus comitiorum regni Bohemiae ediderunt ad recensendos historiae Bohemicae fontes delegati. Bd. 2: Acta Innocentii VI., Pontificis Romani 1352–1362, hrsg. von Johann Friedrich Novák, Prag 1903. Monumenta vaticana res gestas Bohemicas illustrantia. Sumptibus comitiorum regni Bohemiae ediderunt ad recensendos historiae Bohemicae fontes delegati. Bd. 5: Acta Urbani VI. et Bonifatii IX., 1378–1404, Pars II 1397–1404, hrsg. von Camillus Krofta, Prag 1905. Müller (1885): Vor- und frühreformatorische Schulordnungen und Schulverträge in deutscher und niederländischer Sprache, 1. Abteilung: Schulordnungen etc. aus den Jahren 1296–1505 (Sammlung selten gewordener pädagogischer Schriften früherer Zeiten 12), hrsg. von Johannes Müller, Zschopau 1885. Müller (1886): Vor- und frühreformatorische Schulordnungen und Schulverträge in deutscher und niederländischer Sprache, 2. Abteilung: Schulordnungen etc. aus den Jahren 1505–1523 nebst Nachträgen vom Jahre 1319 an (Sammlung selten gewordener pädagogischer Schriften früherer Zeiten 13), hrsg. von Johannes Müller, Zschopau 1886. Mylius, Annales: Mylius, Martin, Annales Gorlicenses ab anno P. C. N. MCXXXI continuati usque ad anno MDCLI, in: SRL, S. 1–94. Neumann (1847): Neumann, Theodor (Hrsg.), Regesten über den Pönfall der Oberlausitzischen Sechsstädte und die Folgen desselben. Nebst Beilagen, Dokumente und Briefe, den Schmalkaldischen Krieg und die Böhmische Empörung im Jahre 1547, sowie den Pönfall speciell und dessen Folgen besonders in Bezug auf die Stadt Görlitz enthaltend, in: NLM 24 (1847), S. 1–190. Neumann (1849): Neumann, Theodor (Hrsg.), Vier Urkunden, die Franziskanerbrüder in Görlitz betreffend, in: NLM 26 (1849), S. 79–83.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

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Gedruckte Quellen

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712

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Orts-, Personen- und Sachregister

Namen finden sich im Register, wenn keine anderslautenden Querverweise erstellt wurden, nur in einer normalisierten bzw. vereinfachten Schreibweise wieder (Bartel = Bartholomäus; Beyer = Beier; Jocof = Jakob; Jorge = Georg; Merten = Martin; Mathes = Matthias; Meyer = Meier; Nickel, Niclas etc. = Nikolaus; Valten = Valentin u. s. w.). Personen, die verschiedene Vornamenformen tragen (Hans, Johann, Johannes etc.), wurden unter der am häufigsten vorkommenden Form im Register zusammengefasst, während die jeweilige Stelle im Text dann die Namen immer in der Grafie des zitierten Originals bringt. Gleiche Namen bedeuten aber nicht immer Personengleichheit.

A Aachen siehe Pilgerfahrt Abend, Hans 590 Abendmahl 124, 125, 226, 227, 363, 366, 368, 370, 377 Abendmahlstheologie 293 Ablass53, 72, 76, 77, 80, 96, 105, 106, 164, 297, 298, 301, 302, 340, 353, 577, 584 Ablassbrief 61, 80, 140 Ablassprediger 340, 353 Acker 137, 143, 149, 274, 354, 428, 429, 568 Adam Anna 488 Cecilia 437 Gregor 436, 437 Martin 488, 535, 538, 546, 548, 563 Nikolaus 302, 351, 488, 496 Adelserhebung 127, 154, 233, 407, 498, 539, 548, 564

Adolarius, Martin 563 Agnes (Priorin in Marienthal) 307 Agnetenbrot 424 Airisch, Gregor 474 Albers, Wolfgang 516 Albertus Magnus 29, 207 Albrecht II. v. Habsburg 16 Albrecht, Hieronymus 565 Alexander VI., Papst 96, 584 Almosen 136, 164, 230, 340, 353, 354, 379, 406, 515, 528, 561, 572 Altar 64, 71, 72, 74, 76, 78, 81, 82, 92, 93, 96, 97, 103, 104, 110, 112, 113, 114, 115, 116, 119, 122, 127, 132, 133, 134, 138, 165, 166, 168, 214, 271, 273, 284, 285, 288, 312, 324, 329, 330, 336, 340, 354, 358, 359, 362, 367, 383, 384, 420, 423, 429, 433, 435, 436, 439, 453, 459, 463, 488, 490, 519, 554, 555, 556, 557, 558, 559, 560, 565, 566, 568, 571, 574,

714 580, 581, 582, 583, 584, 585, siehe auch Heilige und Patrozinien Annen-A. 122, 573 Goldene Maria 165, 219, 504 Hoch-A. 69, 71, 72, 73, 76, 81, 82, 132, 165, 245, 279, 376, 488, 505, 524, 573 Kramer-A. 69, 104, 253, 254, 255, 256, 436, 437, 453, 483, 485, 489 Mensa 245 Rats-A. 73, 75, 253, 254, 259, 279, 280, 423 Weihe 247 Altargeräte 248, 249 Altargeräte u. Zubehör Albe 135, 221, 515, 527 Altartücher 135 Antiphonar 135 armarium 248 Bücher 168, 511 Calix 137, 219, 310, 432, 513 Humerale 135, 516 Kasel 98, 135, 168, 217, 247, 248, 256, 263, 427, 441, 485, 500, 519, 580, 586 Kelch 98, 135, 220, 221, 248, 253, 446, 500, 504, 511, 516, 527, 580, 586 Kerzen 216, 219, 256, 521, 522 Kreuz 219, 586 Kruzifix 113, 127, 505, 558, 573 Lampen 363, 464 Leuchter 77, 113, 135, 216, 217, 248, 427, 528, 530, 558 leymet (Leinwand?) 489, 528 Lichter 137, 430, 442, 452, 490, 498 Marienbild mit Krönchen 118, 220, 532 Messbuch 98, 135, 137, 217, 239, 247, 248, 253, 254, 291, 354, 470, 516, 527, 580 Messbuch (Missale) 586 Messgeräte 555 Messtücher 113, 558 Monstranz 220, 240, 376, 516 Myrrhe 341, 354 Öl 464

Orts-, Personen- und Sachregister Ornat 93, 98, 113, 135, 137, 217, 239, 253, 377, 444, 446, 471, 493, 497, 511, 516, 528, 558, 575, 580 Osterkerze 341, 354 Palla 135, 248, 489 Pazifikal (Kusstafel) 135, 221, 248, 253, 435, 439, 516, 586 Pokal 439 Silberkelch 219, 221, 466 Stola 135 Tafel 80, 96, 113, 118, 219, 220, 240, 248, 344, 439, 464, 504, 505, 524, 528, 553, 558, 573, 579, 584 Vase 113, 558 Vorhänge 135, 248, 489, 490 Wachs 96, 216, 271, 354, 427, 430, 442, 451, 452, 467, 475, 484, 490, 496, 498, 530, 560, 584, 585 Weihrauch 341, 354 Wein 137, 216, 341, 345 Weinkanne 135 Altarist 46, 47, 72, 73, 76, 79, 82, 99, 101, 103, 104, 114, 119, 126, 133, 135, 136, 137, 184, 217, 230, 241, 244, 246, 250, 252, 255, 256, 258, 263, 274, 276, 279, 281, 285, 291, 325, 333, 341, 342, 354, 359, 365, 372, 382, 384, 386, 389, 420, 423, 424, 459, 461, 462, 471, 482, 485, 487, 488, 489, 519, 524, 561, 578, 581, 582, 583, 584 Altaristenzinsen 46, 560 Altarlehen 81, 98, 104, 133, 137, 168, 177, 244, 246, 249, 251, 253, 254, 257, 259, 347, 356, 357, 358, 359, 360, 361, 423, 453, 465, 471, 515, 516, 517, 526, 528, 560 Altarretabel 106, 110, 118, 165, 219, 220, 292, 294, 504, 553, 573 Altarstiftung 94, 96, 98, 103, 114, 168, 215, 216, 240, 241, 243, 244, 292, 356, 433, 444, 449, 459, 471, 478, 481, 482, 493, 497, 511, 528, 579, 582 Altenberger 128

Orts-, Personen- und Sachregister Altendresden 176 Augustiner-Eremiten 159, 165, 244, 513, 590, 591 Dreikönigskirche 244 Alvenszleve, Pasca 553 Ammon, Jakob 525 Amt 545 Amtstagebuch 45, 50, 295 Andreas an der Mauer 254, 354 Andrissin 493 Anjou 187 Annaberg 541 Annalen 45, 48, 254, 340 Anne d. alte Biermagd 571 Annenkapelle siehe Kirchen u. Kapellen Anniversar 99, 103, 115, 223, 235, 237, 248, 286, 304, 310, 317, 325, 369, 431, 433, 435, 439, 441, 451, 453, 457, 460, 461, 472, 473, 474, 477, 478, 482, 485, 488, 491, 492, 494, 495, 496, 498, 513, 516, 521, 530, 532 Anselm, Simon 541 Antiklerikalismus 395 Antonius-Schweine 273 Apezkon, Münzmeister 419 Apostaten 386 Apotheke 169, 508, 525, 567 Apotheker 77, 169, 234, 246, 301, 457, 475, 495, 507, 525, 533, 549 Apothekerin 169, 533 Archidiakon 324 Archidiakonat 175, 324, 325 arm u. reich 99, 112, 222, 338, 426, 427, 428, 434, 435, 436, 440, 441, 443, 444, 445, 447, 448, 451, 452, 453, 454, 455, 456, 457, 459, 462, 465, 466, 471, 474, 476, 477, 478, 482, 483, 485, 486, 487, 488, 493, 495, 497, 502, 504, 506, 510, 511, 522, 523, 524, 528, 529, 530, 532, 541, 542, 543, 545, 556, 571 Armbrust siehe Waffen Arme 80, 92, 119, 126, 133, 137, 139, 141, 143, 144, 146, 159, 193, 195, 217, 221, 229, 231,

715 240, 267, 288, 305, 340, 353, 354, 385, 420, 421, 426, 427, 428, 429, 431, 434, 435, 440, 442, 443, 444, 445, 448, 452, 453, 455, 456, 461, 462, 466, 472, 473, 474, 475, 476, 482, 483, 484, 486, 487, 488, 489, 491, 494, 496, 499, 506, 512, 514, 515, 516, 517, 519, 524, 528, 530, 531, 535, 541, 551, 552, 555, 571, 572, 574 arme Hausleute 241, 541, 548 arme Kinder 548 Armengut 387 Armenspeisung 142, 217, 271, 433, 454, 456, 458, 461, 465, 467, 477, 482, 485, 500, 509, 514, 538 Armenüberwachung 320 Arnold Anna 447, 448 Balthasar 374 Barbara 94, 351, 446, 447, 528 Caspar 94, 221, 446, 447, 528 Familie 304 Johann 217, 275, 280, 354, 365, 377, 454, 457, 462, 473, 475, 484, 485, 487, 488, 489, 490, 491, 498, 503, 504, 506, 507, 512, 513, 517, 522, 524, 532, 533, 536, 548, 562, 563, 566, 567, 568, 583 Nikolaus 447 Ursula 447 Arrest 365 Arznei 178 Arzt 159, 177 Askanier 16, 65 Asmann, Barbara 284, 311, 465 Asmannin 455 Aspe Barbara 569 Jakob 569 Asylrecht 329 Aufsteiger 18, 256, 317, 426, 432, 433 Aufstieg 168 Aufstiegsmöglichkeiten 261

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Orts-, Personen- und Sachregister

Augsburg 19, 23, 29, 207, 295, 319, 338, 400 Augsburger Konfession 372 Augsburger Religionsfrieden 372 Augustiner-Eremiten 274 Auskunftspflicht 333 Ausschuss 408 Autobiografie 121, 124, 295 Autonomiestadt 401 Avignon 285, siehe auch Cölestiner Axt Anna 528 Donatus 528, 529 Hans 94, 96, 102, 216, 221, 353, 446, 448, 455, 506, 511, 528, 554, 578 Johann 478, 528, 529 Matthias 94, 109, 142, 281, 335, 351, 449, 454, 457, 459, 463, 464, 465, 475, 484, 485, 486, 488, 491, 492, 496, 497, 501, 506, 557, 562, 584 Regina 109, 506, 557, 562 Ursula 440 Axtin, Hans 500 Aye, Caspar 578

B Bach, Hans 455 Bäcker 254, 272, 515 Anna 485 Peter 485 Bäckergesellenordnung 272 Bäckerin 117, 515 Bäckerinnung 219 Bäckerordnung 271, 272 Bader 272 Badergeselle 528 Badestube 419 Neue B. 557, 562 Bahre 451, 519 Bahrtuch 528 Balduff Hans 227, 356, 470, 557, 559, 572

Ursula 227, 264, 467, 470 Balthasar, Herzog v. Sagan 177 Bamberg 368 Bank (Laden) 512 Bannbulle 365 Bannmeile 345 Barbara d. Nonne 431 Barbarakapelle siehe Kirchen u. Kapellen Barbier 461, 563, 567 Bartel, Peter 506 Bartelheiner, Margaretha 143 Bartholomäus, Petrus 96, 259, 260, 336, 342, 422, 423, 575 Bartsch Barbara 117, 515 Gats 535 Matthias 515 Bartusch, Martin 438 Baruth, Bartholomäus 135, 565 Basel 20, 22, 27, 146, 154, 155, 164, 319 Augustiner-Eremiten 170 Dominikaner 164 Bauer 344, 388, 403, 544, 548 Bauholz 176 Baukosten 358 Baumann, Simon 541 Baumaterial 118, 227, 291, 551 Baumeister 91, 177, 354, 360, 484, 581 Georg 422 Baumeisterin, Katharina 507 Baumwolle 135 Bautzen 13, 14, 54, 115, 149, 157, 162, 308, 356, 364, 444, 452, 462, 466, 513, 515, 526, 561, 587 Augustiner-Eremiten 159 Bruderschaften 268, 269, 283 Domkapitel 14, 104, 186, 238, 240, 245, 324, 326, 342, 346, 359, 360, 361, 362, 367, 379, 441, 514, 516, 517, 526, 576, 587 Dekan 186, 515 Franziskaner 147, 157, 159

Orts-, Personen- und Sachregister Franziskanerkustodie 147 Frauenbruderschaft 79 Kirchenordnung 379 Offizial d. Bf.s siehe Meißen (Bistum) Ortenburg 14 Petrikirche 79, 92, 240, 379, 453, 513 Pfarrei 326 Probst 324 Prokuratorin 150 Rat 386 Simultaneum 379 Staatsfilialarchiv 38, 40 Terziaren 313 Beatrix, Markgräfin v. Brandenburg 41 Bebe, Kisen 534 Becker Gregor 541 Thomas 303 Beerdigung siehe Begräbnis Begängnis siehe Anniversar Beginen siehe Terziaren Begräbnis 49, 62, 82, 95, 111, 148, 155, 165, 166, 169, 170, 226, 240, 247, 266, 286, 354, 369, 428, 430, 438, 439, 442, 451, 456, 458, 467, 475, 480, 482, 490, 495, 500, 502, 504, 507, 509, 515, 526, 531, 533, 546 Begräbniskirche 62 Begräbnisrecht 357 Behem, Johannes 104, 149, 342, 345, 435, 485, 526, 579, 581, 584 Behm, Behem siehe auch Böhme Behm, Christoph 563 Behme, Gregor 152, 497 Beichte 148, 149, 164, 367 Beichtvater 346, 396, 488, 495, 499, 518 Beier Familie 82 Franz 545 Martin 441, 484 Matthias 461 Peter 490, 527

717 Thomas 484 Beierin 571 Beinhaus 464, 496 Beldramsdorf 70 Bele (Bielau?) 429 Beler Andreas 429 Lorenz 152 Peter 152 Belgern 583 Bendictisin (Personnenname) 488 Benedictus, Abraham 375 Benefizium 24, 36, 46, 74, 238, 245, 249, 267, 341, 357, 362, 389, 429 Benner, Rudolf 541 Bereit Johann 45, 69, 72, 73, 83, 84, 92, 167, 177, 237, 258, 259, 261, 262, 264, 279, 280, 301, 421, 422, 424 Johann jun. 421, 424 Katharina 92, 258, 279, 421, 422 Bergknecht (Beruf) 490 Bergwerk 496 Bergwerkskuxen 541 Berlin 107, 189, 474 Staatsbibliothek 43 Bern 62, 213 Bernhard 151, 160 Familie 407 Gregor 374 Paul 374 Thomas 374 Bernsdorf 541 Bernstadt 543 Bernt Ambrosius 374 Bernhard 109, 110, 115, 138, 471, 472, 489, 502, 507, 512, 518, 555, 557, 558, 561, 563, 565 Familie 374 Gregor374, 375, 510, 512, 515, 530, 549, 567

718 Katharina 555 Martin 477 Bertzdorf 375 Besack, Matthias 108, 220 Beskow 475 Bessko, Thomas 346 Bestattung siehe Begräbnis Betschütz Christoph v. 359, 526 Wilhelm v. 119, 585 Bettelei 133, 148, 159, 165, 219, 340, 379 Bettelorden siehe Mendikanten Bettelverbote 320 Beutler, Hans 556, 561 Beweinungsgruppe 91, 122, 165, 166, 239, 244, 449 Biberstein Friedrich v. 75 Hans 426, 429 Joachim v. 379 Nikolaus 466 Bibliothek 69, 188 Bibliothekskatalog 49 Bier siehe Lebensmittel Bierausschankrecht 110 Biereigner siehe Braubürger Bierfuhre 15, 344, 345, 380 Biergeberin 571 Bierhaus 366 Bierhof siehe Brauhof Bierkauf 344 Biermagd 543, 544, 571 Bierschank 149, 157, 160, 329, 343, 344, 345, 356, 361, 370, 404 Bierschröter 484 Bierstreit 160, 248, 347 Biesnitz 422 Bildersturm 105, 244, 363, 406 Bildstock 127, 128, 129 Biler, Nikolaus 375 Bindeguestyne 309

Orts-, Personen- und Sachregister Biografie 46, 48, 49, 85, 102, 110, 152, 167, 371, 438, 479, 484 Bischof siehe unter den Bistümern Meißen, Prag etc. Bischofswerda Caspar 562 Familie 304 Hans 562 Margaretha 562 Bischofswerda (Stadt) 325 Blauda, Johannes 307 Bleckerin 103 Bleihandel 541 Blumenroder, Johannes 566 Bobersberg, Johannes v. 188 Böhme Agnes siehe Schneider, Agnes Gregor 521 Bolitag, Peter 541 Bologna 186 Universität 186 Rektor 515 Bolze, Alexander 70 Bonifatius IX., Papst 176 Borchard, Ursula 507 Bordich, Peter 359 Börer, Blasius 108, 582, 583 Borisch Agnes 478 Margaretha 478 Nikolaus 478 Born (Toponym) 536 Borna 65 Bornemann, Lorenz 72 Bote 176 Boten 176 Böttcher (Beruf) 479 Böttcherinnung 271, 272 Bottener Anna 117, 145, 302, 310, 311, 337, 451, 499 Balthasar 117, 310, 335, 450, 451, 454, 499

Orts-, Personen- und Sachregister Barbara 454 Familie 304 Hans 117, 216, 223, 281, 286, 287, 302, 447, 450, 451 Matthias 493, 562 Michael 142 Böttner/Böttcher siehe Bottener Braubürger 17, 56, 160, 249, 328, 484, 513 Braugerät siehe Hausrat Brauhof 17, 99, 107, 117, 139, 168, 247, 328, 508, 551 Brauhofbesitzer 56, 79, 82, 87, 97, 117, 169, 256, 352, 434, 436, 454, 466, 523 Brauhofbesitzerin117, 253, 311, 443, 444, 450, 478, 499, 512, 536 Braun Anna 494 Barbara 284, 351, 354, 428, 494, 503, 510 Dorothea 510 Familie 182 Gregor 510 Hans 137, 246, 428, 433, 437, 446, 494, 503 Margaretha 510 Martin 246, 284, 494, 503, 510 Michael 428 Stefan 81, 246 Ursula 503, 510 Brauner Hirsch siehe Häuser u. Brauhöfe Braunschweig 52, 213 Braunschweig, Barbara 229 Braurecht 56, 308 Breitmichel Johannes 99, 115, 276, 278, 470, 491, 561 Matthias 45, 334, 431, 467, 470 Bremen 296, 396, 549 Brendel Barthel 450 Thomas 466 Breslau 55, 79, 83, 85, 107, 110, 112, 115, 132, 161, 171, 178, 188, 189, 213, 221, 274, 296,

719 335, 366, 375, 381, 443, 457, 468, 469, 541, 561, 565, 569, 571 Augustiner-Eremiten 185, 500 Bernhardinerkloster 305, 455 bfl. Offizial 176 Bischof 186, 189, 346 Dominikaner 185 Dominikanerkloster 456 Domkapitel 186, 342, 346 Franziskaner 146 Reußnisches Tor 456 St. Elisabeth 366 Staatsarchiv 38, 39 Universitätsbibliothek 38, 39, 44, 49, 77, 150 Bretschneider, Barbara 522 Brief 176 Briefbücher 324 Brieg 355 Bronisch 193 Bronisch, Anne 465 Brot siehe Lebensmittel Brückenbau 218, 542 Brückner Familie 182 Hans 95, 101, 217, 256, 453, 466, 484 Ursula 484 Bruderschaft 22, 45, 79, 81, 82, 133, 170, 216, 221, 223, 255, 267, 268, 286, 333, 354, 359, 382, 383, 408 Bruderschaften Antonius-B. 270, 273, 427, 431, 433, 440, 445, 447, 465, 467, 470, 472, 475, 485, 489, 491, 493, 495, 496, 497, 500, 501, 505, 515, 522, 527, 528, 532 Bader-B. 271, 272 Bürger-B. 60, 75, 77, 79, 80, 81, 82, 102, 103, 135, 144, 220, 233, 239, 246, 270, 274, 289, 427, 428, 435, 436, 437, 441, 455, 466, 473, 474, 475, 476, 483, 485,

720 487, 491, 493, 494, 495, 500, 503, 504, 516, 522, 523, 524, 528, 532 Fleischer-B. 271 Frauen-B. 191 Jakobs-B. 135, 136, 249 Kürschner-B. 270, 272, 487 Leichen- und Begräbnisfraternität 283 Leineweber-B. 270 Priester-B. 69, 73, 75, 77, 79, 82, 83, 90, 99, 103, 115, 135, 237, 239, 248, 258, 262, 263, 270, 273, 274, 275, 277, 285, 287, 375, 383, 427, 428, 430, 431, 435, 436, 440, 441, 443, 444, 450, 451, 452, 453, 457, 458, 460, 464, 466, 467, 471, 472, 473, 474, 476, 477, 478, 482, 485, 488, 489, 491, 494, 495, 496, 497, 498, 499, 500, 503, 504, 509, 515, 516, 530, 532, 543, 559, 561, 584 Sakraments-B. 274 Schützen-B. 122, 270 Bücher 78, 304, 334, 439, 508, 537 Buchner, Antonius 518 Büchsenmeisterin 571 Hansin 489, 499 Budissin siehe Bautzen Budweis 193, 590 Bufe 512 Eva 466 Hans 221, 351, 352, 466, 467, 473, 482, 510, 531 Martin 466 Bufin 525 Hans 541 Bugenhagen, Johann 370 Buling Martin 252 Nikolaus 252 Bulnsdorf (Bunzendorf?) 541 Bumprechts, Thomas 514 Bunzlau 60, 171, 487 Dominikaner 164

Orts-, Personen- und Sachregister Burg 61 Bürge 332, 432, 538, 556, 557, 561, 562, 563, 565, 567, 583 Burger, Martin 465 Bürgerausschuss 20 Bürgerdörfer 362 Bürgerkirche 63, 68, 358 Bürgermeisterspiegel 46, 327, 335, 338, 339, 348 Bürgerrecht 23, 371, 409 Bürgerrechtslisten 48 Burglehen 61 Bürgschaft 332 Bürgstein 189 Buße 36, 76, 128, 209, 218, 229, 260, 266, 271, 297, 298, 302, 521 Bußwallfahrt siehe Pilgerfahrt Buthner, Matthias 518 Buthnerin, Matthias 519 Büttner siehe Bottener

C Calow, Johannes 335 Can Andreas 475 Ursula 216, 475 Canitz Alexius 451, 469 Andreas 250, 422, 438 Anna 119, 191, 469, 538, siehe auch Vogt, Anna Bartholomäus 191 Bernhard 186, 469 Caspar 94, 447, 448, 464, 469, 470, 476, 500, 528 Elisabeth 469 Familie 82, 117, 119, 182, 186, 191, 192, 250, 469 Franz 451, 469 Georg 151, 469 Ursula 94, 117, 119, 145, 217, 288, 500, 528

Orts-, Personen- und Sachregister Capistranus, Johannes 157, 297 Caspar 156 Choral 259, 264 Chorkittel 376 Christusfigur 368 Chronik 45, 78, 93, 136 Claesel, Johannes 375 Clara d. Dienerin 571 Cleinestein 270 Colditz 65, 456 Cölestiner Avignon 172, 187 Frankreich 186, 187 Italien 185, 186 Königstein b. Dresden 172, 185, 190, 191 Marcoussis 187 Oybin siehe Oybin Paris 174, 187 Prag (Vyšehrad) 172, 174, 185 S. Martial de Gentilly au pont de Sorgue (b. Avignon) 174 Schönfeld b. Dürkheim 172, 185 Studium 186 Colorator, Nikolaus 224 concordia 123, 261 Conductus 442, 515 Cottbus 85, 529 Craczberinne, Margarete 160 Craenleyen (Cranleid) Johann v. der 436 Oelent v. der 436 Cranach, Lucas d. J. 293 Cranleid Anna 140, 255, 436, 437 Barbara 140, 436, 437 Cecilia 436 Dietrich 95, 479, 492 Dietrich (I.) v. 139, 140, 436 Dietrich (II.) v. 139, 140, 255, 256, 436, 480, 539 Dietrich (III.) 250

721 Familie 45, 55 Katharina v. 233 Kunze 437 Margaretha siehe Emerich, Margaretha Marie 436, 437 Ursula 436 Crapff, Hans d. J. 110 Crischow Augustinus 309 Clara 308 Hencze 309 Henricus 309 Jeremias 309 Johannes 309 Nikolaus 309 Petrus 309 Cristina 308 Crodan Franz 524, 525 Georg 524 Katharina 524 Nikolaus 524 Crohda, Nikolaus 141 Cromer siehe Kramer Cronwil Elisabeth 247 Nikolaus 247 Crossen 472 Dominikaner 472 Pfarrkirche 461, 471 St. Hedwig 472 Weingarten 472 Crossen, Jakob 152 Cruciger, Caspar 374 Cryschaw 309 Cunradt Lorenz 225 Margaretha 225 Czan, Nikolaus 219 Czerer, Andreas 483

722

Orts-, Personen- und Sachregister

D Dahme, Johannes v. 252 Danzig 438 Dekretalenrecht 357 Dentsch Hedwig 524 Thomas 524 Dessau 293 Deutsch-Ossig siehe Ossig devotio moderna 31, 267, 307 Diakon 135 Diener 177, 232, 329, 455, 460, 541 Dienerin 503, 571 Dietmar, Georg 463, 464 Dietrich Balthasar 126, 375 Barbara 455 Georg 351, 455 Margarethe 492 Stefan 113 Dietrichstein, Adam v. 558, 573 Dispens 361 Dohna Beneš v. 66 Burggrafen v. 185 Wenzel II. v. 66 Domaslavius, Johannes 189 Dominikaner 60, 159, 160, 164, 274, 329 Domkapitel, Görlitz (geplant) 204, 205, 258 Döring Dorothea 465 Elisabeth 309 Familie 304 Dorntheim Barbara 501 Peter 501 Dreifaltigkeitskirche siehe Franziskaner, Kloster Görlitz Dresden 23, 52, 154, 213, 229, 244, 274, 292, 590, siehe auch Altendresden Franziskaner 147, 244

Rat Sächsische Landes-, Staats- und Universitätsbibliothek Drewko (Drebkau?), Stefan Duba Beneš v. der Zdislav Berka v. der Dunel, Hans

590 40 453 343 195 571

E Eberhard, Heinrich 251 Ebersbach 369, 375, 457, 516 Eckart 92 Andreas 253 Bartholomäus 335, 352 Dorothea 352 Gregor 352 Margarethe 352 Paul 352 Ursula 253 Valentin 135 Eckert, Gregorius 375 Eckilman 77, 246 Egil Dorothea 489 Georg 489 Ehebruch 107, 123 Ehegerichtsbarkeit 378 Eichhaupt, Klara 145 Eichler Georg 446, 580 Hans 506 Margarethe 522 Michael 145, 351, 446, 505, 506, 580 Nikolaus 522 Paul 446, 580 Peter 563 Simon 538 Eilenberg Anna 220 Familie 436, 539

Orts-, Personen- und Sachregister Katharina siehe Lattener, Katharina Paul 152, 436, 440, 441, 458, 476, 484 Einung 22, 268 Einwohnerzahlen 16 Eisenmenger, Martin 109, 138, 153, 219, 280, 383, 384, 515, 517, 518, 522, 523, 529, 532, 535, 538, 564 Eitener, Hans 101, 141, 351, 440 Elbing 549 Elite 13, 18, 20, 22, 23, 25, 31, 33, 34, 37, 50, 56, 60, 148, 170, 187, 188, 190, 228, 236, 268, 288, 296, 297, 347, 372, 375 Elsass 27, 146 Else 155, 308 Else d. Magd 546 Emerich Anna 552 Barbara 109, 569 Caspar 186, 238, 240, 356, 360, 362, 441, 515, 516, 587 Dorothea 480, 481, 568, 569, siehe auch Schmied, Dorothea Elisabeth 552 Familie 35, 45, 55, 86, 88, 89, 142, 191, 192, 215, 237, 407, 436, 468, 481, 539, 548, 587 Georg 62, 84, 85, 88, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 96, 101, 102, 106, 108, 110, 111, 120, 121, 122, 123, 140, 141, 142, 143, 144, 145, 166, 168, 169, 186, 219, 223, 237, 238, 239, 240, 241, 242, 243, 244, 250, 260, 286, 288, 293, 294, 301, 302, 344, 349, 351, 352, 363, 434, 439, 440, 441, 442, 447, 449, 453, 458, 464, 468, 469, 476, 479, 486, 488, 496, 506, 515, 516, 517, 568, 569, 570, 575, 587, 588 Hans 88, 109, 241, 469, 514, 515, 516, 517, 548, 587 Hedwig 480, 552 Jakob 109, 241, 369, 479, 480, 510, 541, 552, 569

723 Joachim 142, 552 Johann 88, 89, 186, 542, 587 Katharina 145, 241, 530, 548, 570 Klara 85, 94, 95, 117, 143, 217, 220, 239, 240, 242, 288, 351, 356, 468, 514, 515, 516, 517, 587 Margaretha 240, 464, 480, siehe auch Meihe, Margaretha Margarethe 140, 220, 285 Paul 350, 479, 480, 481, 508, 510, 528, 529, 558 Peter 109, 142, 468, 486, 535, 561, 570 Regina siehe Axt, Regina Simon 241, 480 Urban 84, 85, 109, 237, 285, 301, 350, 369, 464, 479, 480, 506, 510, 541, 569 Wenzel 140, 240, 241, 250, 350, 351, 461, 464, 468, 471, 479, 480, 481, 492, 536, 569 Endelius, Gregorius 375 Endicher, Bernhard 501 Engelhart 420 Anna 99, 448, 449 Apollonia 448, 449 Barbara 448 Familie 45 Johannes 448, 449 Katharina 117, 137, 263, 522, 534 Margaretha 448, 449 Martha 99 Matthias 99, 448, 449, 451, 477 Michael 522, 534 Ursula 99, 477 Epitaph 49, 50, 62, 82, 88, 167, 168, 233, 240, 292, 294, 342, 358, 377, 479, 539 Epitaphaltar 294 Eppeler Agnes 508 Apollonia 526 Barbara 508

724 Hieronymus 301, 354, 508, 525, 526, 533, 544 Joachim 508, 525 Johann 169, 301, 439, 449, 464, 469, 473, 474, 475, 478, 479, 483, 497, 507, 525, 533, 549, 561, 584, 585 Katharina 508, 525 Klara 508, 525 Magdalena 508, 525 Margarethe siehe Meister, Margarethe Ottilie 508, 525 Rebekka 526 Erbauseinandersetzung 110, 350, 352, 420, 469, 481, 531 Erbeinsetzung 97, 101, 214, 421, 422, 428, 431, 438, 439, 462, 474, 477, 527, 554, 579 Erbfolge 212 Erbgeld 445, 452, 457, 469, 470, 483, 498, 534 Erblasser 212 Erbmasse 222, 315, 335, 336, 355, siehe auch Altargeräte u. Zubehör, Hausrat, Kleidung, Lebensmittel, Schmuck, Waffen etc. Erbnehmer 451, 455, 465, 469, 502, 529, 530, 546, 552 Erbrichter 328 Erbschichtung 544, 546 Erbzins 76, 439, 470, 541, 545 Erenberg, Laurentius 77 Erfurt 306, 396 Erinnerungskultur 297 Ermelreich Nikolaus 82, 87 Peter 522 Ursula 522 Erzpriester 325, 364 Erzpriestersprengel 325, 329, 363, 369 Eschlauer Antonius 439, 455, 516, 569 Caspar 536, 542, 586 Familie 407

Orts-, Personen- und Sachregister Hans 492, 562, 564 Heinrich 442 Klara siehe Emerich, Klara Peter 85, 468, 569 Evangelium 125, 126, 193, 367, 373, 405 Ewigrenten 332 Exemtion 329 Exkommunikation 341 Eysack, Vinzenz 159

F Fabri siehe Schmied Falcke, Dr. 541 Falkenhain Anna 251 Peter 250, 251 Familie u. Verwandtschaft Blutfreundschaft 520 Eidam 113, 464, 472, 476, 477, 508, 510, 515, 535, 536, 540 Freunde, frunde etc. 232, 249, 257, 285, 344, 349, 430, 435, 448, 450, 453, 462, 463, 464, 482, 487, 499, 501, 509, 517, 518, 520, 523, 528, 531, 539, 571 Geschlecht 98, 184, 235, 286, 440, 464, 498, 520, 532, 539, 579 Gevatter 433, 435, 532 Gevatterin 465, 489 Mogenschaft = Magenschaft = (Bluts)verwandte 520 Muhme 465, 493, 494, 534, 548 Neffe 98, 359 Oheim 485 Onkel 107, 529 Pate 114, 445, 488, 528 Patenkind 280 Schwager 115, 426, 429, 434, 435, 445, 455, 480, 487, 510, 518, 525, 527, 531, 532, 536, 555 Stiefvater 539 Vetter 541, 555

Orts-, Personen- und Sachregister Familienchronik 89, 142, 166, 241, 294, 424, 587 Familiengeschichtsschreibungen 294 Familienmemoria 88, 242 Fastengebote 368 Fastentücher 52, 53, 242 Fastenzeit 338 Fechsel, Caspar 425, 576 Fegefeuer 209, 389 Fehde 78, 411 Ferdinand I., Kaiser 15, 16, 70, 171, 228, 370, 376, 377, 380, 381, 386, 387, 396, 407 Fernhändler 124, 131 Fernstraße 132 Feuerbach Familie 407 Hans 154, 563, 572 Feurig, Katharina 136, 252 Fichtner Barbara 94, 95, 108, 185, 222, 353, 456 Familie 95, 182, 304 Georg 456 Hans 456 Jost 94, 95, 222, 456, 483 Finger Agnes 86, 108, 115, 117, 351, 424, 429, 439, 507, 517, 539 Georg 424 Firle, Georg 524 Firlin, Georg 524 Fischer Benedikt 125, 371 Valentin 375 Fläming 258 Fleischbank 99, 215, 253, 419, 428, 437, 477, 494, 500, 501, 503, 568, 583 Fleischer 168, 231, 247, 328, 426, 433, 437, 535 Ältester d. 426, 433, 502, 548 Handwerk d. 494 Fleischerbruderschaft siehe Bruderschaften Fleischerin 253, 501

725 Fleischerknechteordnung 272 Fleischermeister 501 Fleischerordnung 271 Fleischerzeche 272 Fleischhauer, Ältester d. 84, 246, 253, 428, 494, 503, 548, 567 Florien Katharina 529 Matthias 529 Paul 529 Florsdorf 101, 306, 420 Flugschrift 372 Förster Barbara 512 Georg 494 Hans 512 Förster (Beruf) 84 Franke Apollonia 565 Barbara siehe Braun, Barbara Gregor 503, 565 Franken 22, 268, 271, 290 Frankfurt 468 Frankfurt (Main) 52, 396 Frankfurt (Oder) 107 Universität 373 Frankreich 411 Franziskaner 52, 53, 128, 526 Diakon 147, 152, 303, 304, 305 frater 147, 303 Generalmagister 157 Guardian 147, 150, 151, 155, 159, 160, 165, 171, 306, 309, 345, 356 Kloster Görlitz 46, 49, 60, 74, 75, 82, 89, 91, 94, 95, 111, 117, 118, 122, 129, 146, 169, 176, 181, 183, 184, 196, 213, 216, 219, 221, 222, 233, 239, 240, 244, 260, 270, 272, 283, 284, 302, 303, 311, 329, 353, 376, 421, 426, 427, 428, 429, 430, 431, 432, 433, 434, 435, 436, 437, 438, 439, 440, 441, 443, 444, 445, 446, 447,

726 448, 449, 450, 451, 452, 453, 454, 455, 456, 457, 458, 462, 463, 464, 465, 466, 467, 470, 471, 473, 474, 475, 476, 477, 478, 479, 482, 483, 485, 486, 487, 488, 489, 490, 491, 492, 493, 494, 495, 496, 497, 498, 499, 500, 501, 502, 503, 504, 505, 506, 509, 510, 511, 512, 513, 514, 515, 516, 522, 523, 524, 527, 528, 529, 530, 531, 532, 533, 546, 578 Mönchsgestühl 147 Refektorium 170 Klosterfriedhof 163 Klosterhof 157, 160, 166, 356 Konventualen 157, 305 Kreuzgang 166 Kustodie Bautzen 147 Kustodie Goldberg 147 Kustos 159 Laienbruder 147, 155, 156, 303 Lektor 159, 171, 306, 309, 345, 367 Martinianische Reform 149, 157, 158, 159 Novizen 147, 156, 303 Observanten 157, 158, 159, 161 Ordensgeneral 149 Ordenshabit 297, 303 Ordensregel 158 Provinz Sachsen 147, 156, 158, 159, 161, 164 Provinzen, Südfrankreich 52 Provinzialminister 158, 160, 171, 376 Schaffnerin 308 Studium 147, 170, 224, 306 Subdiakon 147, 303, 309 Visitator 158, 159, 160, 309, 311, 345, 465 Franzosenkrankheit 519 Frauenbergk, Franziskus 303 Frauenburg Barbara 438, 439, 569, siehe auch Eschlauer, Barbara Caspar 439 Franz 439

Orts-, Personen- und Sachregister Johannes 45, 46, 94, 111, 120, 168, 169, 276, 279, 280, 281, 327, 331, 336, 338, 348, 426, 429, 438, 439, 569 Leon 439 Valentin 439 Frauenkirche siehe Kirchen u. Kapellen Frauenstein Hans 529 Katharina 529 Frauentor 60, 111, 114, 129, 134, 141, 440, 554, 562, 572 Frauenviertel 97 Fregono, Marinus de 140 Freiberg (Sachsen) 515 Freiberg, Johann 276 Freistadt 451, 512, 576 Fremde 331 Frenzel Anna 95, 106, 110, 123, 126, 143, 229, 231, 232, 351, 526, 535, 538, 548, 554, 555, 563, 571, 572 Barbara 110 Elisabeth 185, 217, 221, 263, 353, 527, 529 Familie 35, 45, 95, 112, 192, 231, 237, 242, 407 Gregor 107, 353, 527, 529 Hans 49, 62, 90, 95, 103, 106, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 113, 114, 115, 116, 118, 119, 120, 121, 123, 124, 125, 126, 130, 138, 140, 143, 191, 219, 242, 243, 250, 288, 294, 302, 356, 368, 369, 425, 443, 471, 472, 476, 478, 483, 491, 504, 511, 512, 514, 526, 527, 537, 553, 554, 555, 556, 557, 558, 559, 561, 562, 563, 564, 565, 566, 567, 568, 569, 570, 571, 572 Hieronymus 374 Joachim 108, 123, 126, 127, 294, 369, 370, 537, 563, 564, 571, 572, 573 Johannes 115 Katharina 110 Martin 374

727

Orts-, Personen- und Sachregister Peter 107, 176, 231, 374, 443, 469, 555 Ursula 145, 222, 231, 469 Friedenswahrung 338 Friedersdorf (an d. Landeskrone) 108, 143, 471, 554, 572 Friedhof 62, 64, 70, 82, 83, 94, 163, 166, 170, 226, 291, 453, 587 Friedhofskirche 60, 65, 82 Friedland 75, 76, 504 Friedländer Katharina 523 Michael 117, 215, 354, 355, 523 Friedrich Andreas 459, 460, 462 Anna 503 Martin 583 Friedrich, Hans 251, 252 Friedrichdorf 303 Fries, Familie 407 Friesenhausen 525 Friher, Martin 250 Fritsch Andreas 251 Hans 490, 513 Jost 251, 362 Klara 251 Magdalena 250, 251 Fritzlar 52 Frömpter Hans 191, 431, 432, 443, 445, 458, 463, 464, 469, 475, 477, 479, 484, 486, 558, 577 Jakob 109, 558 Margaretha 431, 432, 558 Fronleichnamsprozession 217, 272, 341, 354, 546 Frühmessner 62, 340, 354 Fugger, Jakob 290 Fuhrknecht (Beruf) 541, 571 Fullschüssel, Georg 176 Fürbitten 71, 73, 74, 178, 179, 181, 196, 262, 265, 267, 285, 287, 294, 298

Fürer, Christoph d. Ä. Furmann, Stephan Furst, Gabriel

295 136, 254 465

G Gabel 168 Gabler Pass 172 Galgen 519 Garbe Hans 112 Pramst (?) 541 Stefan 475, 541 Garten 78, 93, 101, 108, 128, 131, 142, 143, 155, 215, 354, 371, 419, 420, 425, 426, 427, 428, 430, 432, 439, 445, 454, 465, 468, 476, 485, 486, 500, 503, 508, 513, 515, 528, 537, 541, 544, 547, 549, 551, 554, 559, 562, 564, 567, 568, 572, 575, 576, 578 Gartenzins 61, 101, 356, 419, 434 Gärtnerin (Beruf) 500, 518, 537, 571 Gassen u. Straßen Apothekergasse 72, 97 Badergasse 426 Bautzner Str. 429 Brüdergasse 97, 251, 328, 443, 538, 561, 562, 567 Brunnen Str. 429 Galgengasse 127, 144, 145, 240, 506, 516 Hainwald 129 Hirschwinkel 146 Hothergasse 506 Jakobsgasse 425, 501, 541, 567 Judengasse 354 Kahle 420, 432, 439, 515, 541, 547, 554 Karpfengasse 164 Kellerborn 429 Konsulsgasse 445, 544 Krebsgasse 99, 103, 136, 138, 165, 438 Krölstr. 426, 465, 485, 568 Kummerau 425, 427, 575, 576 Kunzelgasse (?) 549

728 Langengasse 99, 111, 419, 425, 523, 565, 567, 583 Laubaner Str. 340, 439, 547 Lunitz 128 Neißgasse 432, 450, 466, 480, 544, 556, 558 Nikolaigasse 107, 563 Nonnengasse 308, 310 Petersgasse 328, 420, 445, 469, 536, 564 Rehngasse 112 Rosengasse 536 Salomonsgasse 101, 430, 465, 503, 537, 563 Seyngasse (Steingasse?) 465 Steingasse 513 Webergasse 562 Gassenmeister 379 Gässner siehe auch Gessner Jakob 336, 495 Thomas 336, 495 Gasthöfe siehe Häuser u. Brauhöfe Gastmeister, Heinrich 252 Gebauer, Valentin 533 Gebauerin, Valentin siehe Wainer, Barbara Gebese, Johannes 92, 354 Gebetsverbrüderung 271, 272 Gebühr 248, 509, 558 Gebührenordnung 333 Gedächtnis, ewiges/jährliches siehe Anniversar Gedenktafel 88, 90, 233, 242, 293 Gefängnis 396 Geisler 541 Barbara 94, 153, 155, 216, 234, 312, 490 Hans 153, 490, 491, 541, 572 Magdalena 491 Margarethe 541 Geistliche siehe Kleriker Geläut 144, 337, 354, 460, 461, 462, 480 Geld (Bargeld) 69, 108, 149, 162, 212, 217, 222, 240, 241, 252, 350, 355, 379, 425, 439, 444, 456, 466, 468, 472, 484, 507, 523, 526, 528, 534, 536, 537, 538, 544, 554, 584, 585

Orts-, Personen- und Sachregister Geler 513 Gemeindeemanzipation 408 Gemeine Armut 541 Gemeiner Kasten 229, 230, 233, 234, 241, 537, 538, 541, 542, 543, 546, 548, 550, 551, 552 Gemeiner Nutzen 46, 141, 230, 260, 267, 324, 338, 386, 410 Genf 410 Georg d. Bärtige, Herzog v. Sachsen 190, 405, 590 Georg d. Baumeister 354 Georg v. Podĕbrad, König 16, 70, 85, 86, 87, 261 Georgenkapelle siehe Kirchen u. Kapellen (Görlitz) Gerade 335, 336, 352, 422, 425, 428, 432, 484, 485, 495, 502, 536, 551, 554, 555 Gerber (Beruf) 124, 145, 251, 328, 364, 505, 527 Gerber, Umgeher d. 364 Gerberin (Beruf) 527, 529 Gerbermeister 251, 272 Gerhardus Advocatus 41 Gericht 41, 86, 96, 211, 326, 352, 381, 408, 483 königliches (Görlitz) 126, 550, 551, 570, 572 gerichtliche Auflassung 42 Auseinandersetzung 42, 434 Gerichtsbarkeit 15, 17, 56, 83, 329, 330, 363, 373, 404, 405 Gerichtsbuch 49, 50, 331, 333, 349, 482, 509, 512, siehe auch Stadtbuch Gerichtsversammlung (Ding, gehegte Bank etc.) 112, 330, 331, 332, 335, 350, 420, 426, 463, 479, 482, 495, 499, 502, 508, 530, 531, 551, 555, 556, 572 Gerichtszwang 330, 332 Gerlach, Simon 487 Germanin, Simon 513 Gersdorf, Ulman v. 244

Orts-, Personen- und Sachregister Gesandte 185 Gesänge 70, 73, 114, 179, 181, 216, 220, 221, 250, 252, 259, 263, 265, 280, 286, 343, 354, 365, 376, 377, 378, 423, 424, 431, 451, 458, 460, 461, 492, 504, 521, 524, 527, 558 alma redemptoris mater 217, 232, 534 regina caeli 217 salve regina 216, 217, 438, 460 Gesangsstiftung 504 Geschenk 16, 133, 325, 338, 340, 571 Geschichtsschreibung 154 Geschoss 33, 70, 101, 103, 108, 136, 228, siehe auch Steuern außerordentliches 340 versessenes 219, 450, 529 Geschossbuch 16, 99, 100, 101, 103, 144, 151, 228, 362, 448 Geschossfreikauf 86, 108, 112, 222, 556 Gesinde 345 Gessner siehe auch Gässner Dorothea 152, 277, 457 Familie 304 Stefan 457 Gestift der Leiden Jesu Christi (Peterskirche) 73, 92, 101, 103, 113, 167, 215, 258, 279, 371, 375, 390, 422, 424, 425, 427, 428, 431, 440, 441, 443, 445, 455, 458, 470, 487, 491, 492, 493, 494, 500, 522, 528, 530, 559, 561, 566 Gewichte 508 Gewölbe (Steinkammer) 120, 292, 335, 439 Gewürze (Arzneien) 508 Girbigsdorf 108, 227, 420, 486, 504, 544, 554 Girbigsdorf, Jakob 477 Gircke, Georg 445 Girckin, Paul 445 Girloch, Jakob 506 Girnig, Nikolaus 102, 450, 455, 456 Glaser, Leonhard 567 Gläubiger 333, 541 Gleich, Caspar 445

729 Gleisberg Andreas 512 Hans 512 Katharina 512 Michael 512 Gleispornin 467 Glich v. Miltitz, Familie 82 Glocke 113, 127, 337, 340, 343, 354, 460, 462, 558, 573 Glockenläuten 343 Glockenstuhl 80 Glöckner 76, 116, 216, 336, 340, 343, 347, 354, 357, 438, 491, 495, 496, 501 Georg 561 Hans 561 Glogau 97, 412, 421 Domkapitel 186, 346, 526 Gnesen 541 Gold 135, 468, 568, 569 Goldberg 308 Franziskanerkustodie 147 Goldene Maria siehe Altar Goldener Baum siehe Häuser u. Brauhöfe Göldner, Johannes 423 Goldschmied, Michael 476 Gorigk, Johannes 74 Göritz Anna 374, 525, 545, 546, 547 Celestin 525, 546 Daniel 153, 154, 232, 233, 234, 275, 372, 382, 383, 384, 476, 479, 482, 491, 507, 510, 518, 523, 525, 529, 534, 544, 545, 546, 547, 557, 559, 565, 570, 586 Familie 45, 82 Franz 525, 540, 545, 547 Joachim 525, 545, 546, 559 Johann 525, 545, 547 Johannes 234, 374, 546 Margaretha 145, 233, 234, 482, 510, 545, 547 Görner, Valentin 501, 503

730 Goslar 396 Goswin, Seifried 280, 432 Gotau, Johann 276 Gothain, Johannes 435 Gottesdienst 68, 71, 127, 135, 147, 158, 171, 208, 226, 282, 358, 367, 368, 369, 377, 402 Gottesdienstordnung 363 Gottesgroschen 354 Gotteskasten 20, siehe auch Gemeiner Kasten Göttingen 396 Grabstein 49, 62, 82, 123, 166, 167, 168, 169, 170, 434, 438, 439, 490, 515 Grätsch, Hans 494, 495, 503 Grauenhain, Petrus 452 Gregor d. Kaplan 528 Gregor, Diener d. Oybiner Cölestiner 460, 475 Gregor, Prior d. Oybiner Cölestiner 489 Greifswald 28, 154 Greutel 513 Grich Margarethe 463 Paul 348, 463, 464 Grieß Barbara 487 Melchior 487 Groman Magdalena 272 Margaretha 502 Nikolaus 502, 503 Paul 272 Grossensummer (?) 543 Großhändler 101, 124 Gruna 369 Grünberg 185, 461 Domkapitel 461 Hospital 461 Kloster 461 Pfarrkirche 461 Grundbesitz 371

Orts-, Personen- und Sachregister Grundherr 15, 116 Grundherrschaft 380 Grundmann Anna 117, 527 Matthias 527 Grundsteinlegung 80 Guillelmus Ostiensis, Kardinal 577 Guldschmidt, Stenzel 375 Gunter, Apollonia 514 Günzel Nikolaus 66 Peter 66 Gürtler, Paul 368 Güter 85, 97, 108, 274, 333, 336, 426, 431, 448, 451, 452, 483, 498, 504, 509, 530, 554, 569, 570, 579 Gutetern, Friedrich 541 Gymnasium 126, 147

H Haag, Jakob v. 196 Habe, fahrende 112, 428, 456, 468, 547 Habsburger 167, 380 Häe, Georg 531, 532 Hagenwerder 305 Hähnichen 325, 333, 342, 362, 421, 473, 585 Hainau, Johannes 76 Haindorf 442, siehe auch Pilgerfahrt Halbendorf 420, 548 Halberstadt 120 Halbstift 258 Halbwaise 334, 335 Halle (Saale) 52 Hallenhaus 130, 131 Hals, Hans 425, 576 Hamburg 62, 225, 296, 320, 349, 378 Hamemans, Martin 483 Hammer 480 Hammer, Nikolaus 562 Hammermeister 538 Hammerwerk 391, 480

Orts-, Personen- und Sachregister Hancke Franziskus 152, 304 Hans 152, 305, 430 Markus 123, 134, 229, 353, 518, 528, 535, 537 Ursula 152, 537 Handelsgesellschaft 55, 110, 537 Händler 60, 107, 108, 139, 166, 168, 182, 227, 247, 270, 436, 505, 539 Händlerin 117, 424, 429, 439, 456, 507, 517 Handwerk 70, 168, 251, 289, 548, 551 Handwerker 17, 27, 161, 166, 182, 207, 254, 270, 272, 366, 373, 391 Handwerksbruderschaft 254 Handwerksgeselle 142 Handwerksmeister 437 Handwerksordnung 271 Hans Familie 95 Georg 95, 337, 496, 497 Ursula 95, 216, 217, 496, 497 Hans d. Hausknecht 231 Hanse 159 Hanse, Caspar 498 Hansestädte 170 Hartmann Caspar 353, 544, 549 Fabian 507 Georg 483 Martin 542 Hartmannsdorf 375 Hase, Jakob 373 Hass Familie 407 Johannes 48, 51, 107, 135, 153, 154, 156, 157, 170, 218, 227, 229, 280, 296, 313, 328, 341, 350, 354, 364, 365, 367, 368, 370, 372, 376, 377, 382, 390, 408, 526, 536, 545, 565 Michael 336, 495 Valentin 551, 552

731 Hasse, Gregor 115, 278 Hassenstein, Bohuslav Lobkowitz v. 189 Hauptin, Peter 101 Hausarme 217, 527, 543 Häuser u. Brauhöfe Apothekergasse 2/3 97 Bei der Peterskirche 9 129, 424 Berliner Str. 1 572 Brüdergasse 8 (Schönhof) 108, 154, 530 Brüdergasse 10 169 Brüdergasse 13 443 Brüdergasse 14 422, 454 Brüdergasse 15 97, 546 Brüdergasse 18 435 Hainwald 6 424 Hainwald 7 371 Handwerk 18 100 Handwerk 23 515 Haus bei der Waage 497 Hellegasse 1 (Die Helle) 447 Hellegasse 7 425 Jüdengasse 1 131 Kränzelstr. 27 131 Krebsgasse 7 136, 390 Langengasse 19 99 Langengasse 39 99 Langengasse 48/49 447 Langengasse 55/56 447 Neißgasse 10 568 Neißgasse 25 107 Neißgasse 26 432 Neißgasse 29 107 Neißgasse 29 (Biblisches Haus) 53 Neißgasse 30 53, 436 Neydecke 556 Nikolaigasse 10 107 Nikolaigasse 12 107 Obermarkt 1 478 Obermarkt 2 465 Obermarkt 4 557 Obermarkt 32 (Goldener Adler) 165, 504

732 Obermarkt 34 435 Petersgasse 1 251 Petersgasse 4 492 Petersgasse 5 445 Petersgasse 7 99, 433, 484, 485 Petersgasse 8 168, 500 Petersgasse 13 99 Petersgasse 14 131, 548, 564 Petersgasse 15 434 Petersgasse 16 131 Rosengasse 5 152 Untermarkt 1 285 Untermarkt 2 110, 128 Untermarkt 3 107, 110 Untermarkt 4 (Goldener Baum) 85, 108 Untermarkt 5 108, 120, 126, 128, 130, 131, 471 Untermarkt 17 (Pilzläuben) 450, 454 Untermarkt 22 139, 436 Untermarkt 23 85, 102, 568 Untermarkt 25 101, 462, 569 Untermarkt 26 (Brauner Hirsch) 119, 543 Webergasse 4 (Backhaus auf dem Kreuz) 515 Hausgenosse 534 Hausgenossin 465, 466 Hauskapelle siehe Privatoratorium Hausknecht 231 Hausmanin 455 Hausmarke 113 Hausrat allgemein 311, 335, 352, 422, 425, 426, 428, 432, 439, 448, 458, 465, 466, 476, 481, 485, 486, 487, 499, 501, 507, 508, 518, 523, 528, 536, 542, 549 Becher 537 Besteck 439 Bettgewand 144, 534, 550 Bettzeug 137, 142, 216, 448, 465, 486, 489, 497, 501, 518, 532, 534 Braugerät 547, 549, 551

Orts-, Personen- und Sachregister Braupfanne 466 Gefäß 425 Geräte 426, 466, 468 Geschirr 216 gespönst 475 Goldgeschirr 542 Handtuch 519 Hausgeräte 554 Holzschüssel 467 Kanne 425, 427, 431, 500, 503, 528 Kissen 528 leimet (Leinwand?) 536, 537 Leinen 137, 500, 532 Leinengeräte 142, 481, 495, 538 Leinentuch 535 Mörser 422 Pfanne 500, 503 Schale 508 Schänkkanne 523, 542 Schüssel 425, 507, 528 Sechswochengeräte 467 Silberbecher 435, 516, 537 Silbergefäß 526 Silbergeschirr 542 Silberlöffel 221, 425, 435, 510, 537 Silberwerk 480, 485, 495, 525, 536, 548 Tischtuch 467, 519 Zinngefäß 489, 500, 528, 532, 533, 536 Zinnkanne 216, 507 Hausverkauf siehe Immobilienverkäufe Heber, Thomas 253, 444, 452 Heergewäte 335, 426, 485 Hegel, Gregor 491 Heide zu Lodenau 252 Heide, Görlitzer 365, 391 Heidersdorf 420, 479, 480 Heiler, Jakob 495, 564 Heilige u. Patrozinien 11.000 Jungfr. 251, 253 5 Wunden Christi 253 Agnes 251, 252

Orts-, Personen- und Sachregister Alexius 81, 246, 470 Aller Apostel 114 Allerhl. 135, 251, 252 Andreas 104, 251, 470 Anna 81, 112, 113, 114, 119, 122, 255, 439, 465, 467, 470, 471, 493, 497, 519, 553, 555, 558, 573 Antonius 252 Apollinaris 132, 254 Apollonia 81, 246 Augustinus 114 Barbara 81, 114, 129, 246, 251, 252, 254, 255, 340 Bartholomäus 252, 312, 470, 482 Basilius 251 Bernhard 81, 246, 248 Brigitta 252 Christopherus 130, 542 Dominikus 81, 246 Dorothea 81, 128, 132, 246, 251, 252 Dreifaltigkeit 103, 104, 114, 252, 253, 444, 459, 463, 482 Dreikönige 114, 120, 130, 255, 483 Elisabeth 131, 132 Engel 135, 469, 500, 565 Erasmus 251, 252, 255, 470, 497 Franziskus 146, 493 Georg 61, 103, 104, 121, 128, 459, 463, 470, 516, 542 Gertrud 81, 246 Hedwig 240, 252, 255, 514 Hieronymus 114, 130, 137, 251, 252 Hippolyt 72, 259 Hl. Geist 240, 383, 471 Hl. Kreuz 132, 241, 252, 259, 444, 578, 582, 584, 586 Hl. Sippe 120, 122, 128, 130 Jakob 103, 119, 122, 135, 249, 251, 252, 312, 471, 478, 556 Jesus 113 Joachim 113, 470, 558

733 Johannes Apost. 81, 246, 253, 294 Johannes d. Täufer 104, 113, 121, 128, 470 Josef 113, 470 Juliane 251 Katharina 61, 72, 81, 103, 104, 114, 132, 137, 246, 250, 251, 254, 255, 359, 459, 463, 526 Klara 240, 514 Laurentius 81, 103, 104, 113, 219, 246, 251, 252, 255, 459, 463, 482, 516 Lazarus 240, 471 Leichnam Christi 64, 72, 132, 250, 516 Leonhard 81, 246 Licinius 251 Margaretha 132 Maria 79, 80, 81, 103, 104, 113, 114, 121, 128, 129, 130, 131, 132, 146, 165, 219, 220, 240, 246, 248, 249, 251, 252, 253, 254, 255, 289, 294, 383, 420, 459, 460, 463, 464, 467, 470, 488, 489, 511, 512, 524, 531, 542, 558 Mariä Empfängnis (conceptio) 252, 383 Mariä Heimsuchung (visitatio) 312, 566 Mariä Himmelfahrt (assumptio) 240, 471, 568, 579 Maria Magdalena 103, 104, 114, 132, 240, 251, 253, 459, 463, 471, 524 Mariä Verkündigung (annuntiatio) 580, 582 Martha 240 Martin 114, 254, 312 Matthias 81, 246 Michael 81, 246 Nicetius 312 Nikasius 252 Nikolaus 60, 61, 64, 81, 129, 137, 241, 246, 248, 254, 285, 526 Onophrius 130 Ottilie 252, 439 Pankratius 137 Paul 253, 254

734 Peter 114 Peter u. Paul 59, 61, 72, 104, 129, 250, 252, 255, 306, 470, 519 Philipp 103, 251, 252, 312 Quatuor doctorum 519 Rochus 225, 261 Sebastian 114, 122 Stefan 81, 246 Thomas 253 Valentin 114, 128 Veronika 439 Wenzel 254 Wolfgang 251 Heiliges Jahr 162, 225, 237, 259, 298, 300 Heilig-Grab-Anlage 56, 60, 83, 110, 122, 125, 128, 143, 166, 241, 260, 301, 575 Heiligsprechung 157 Heilungswunder 157 Heincke, Pancratius 503 Heine Barbara 251 Frenzel 251 Heineke, Andreas 452 Heinersdorf siehe Hennersdorf Heinichen siehe Hähnichen Heinin, Andreas 499 Heinrich (Stadtschreiber) 307 Heinrich d. Apotheker 77, 246, 350 Heinrich I., Herzog v. Jauer 65 Heinrich vom Dorfe 41, 61, 63, 211, 419 Töchter Elisabet, Hildegunt, Sophie 419 Heinrich, Johannes 276, 335, 431, 435, 453 Heinze Barbara 525 Ludwig 525 Margarethe 451 Markus 138, 443, 451, 525 Helbig Georg 503 Ursula siehe Lorenz, Ursula Helegan 308

Orts-, Personen- und Sachregister Helischer 430 Barbara 142, 253, 434, 444 Familie 95, 237 Georg 95, 142, 348, 429, 434, 444, 445 Heller Klaus 66 Vinzenz 84, 251 Helmer, Peter 541 Henel, Matthias 533, 561 Hennersdorf 218, 240, 362, 363, 369, 420, 427, 466, 498, 516, 526, 568 Hennig Agnes 503 Nikolaus 502, 503 Hensel, Valentin 472 Herber, Thomas 253 Hermann Anna 515 Barbara 449 Bartholomäus 458, 515 Christine siehe Schöngregor, Christine Dorothea siehe Gessner, Dorothea Familie 99 Hans 99, 448 Johann 99, 277, 448, 472, 546, 549 Lorenz 461 Margaretha 456 Peter 98, 99, 104, 184, 277, 278, 448, 449, 579, 581, 582, 583, 584 Hermansdorf 219, 239, 369, 420, 516, 569 Holzmühle 569 Hermsdorf siehe Hermansdorf Herrichen, Georg 466 Hertwig, Peter 276 Herwigsdorf, Kirchenordnung 379 Herzenberger, Franz 374 Herzog, Christina 440, 441 Herzogtum Görlitz 17, 66 Heseler Andreas 94, 152, 155, 312, 490 Barbara 312, siehe auch Geisler, Barbara

Orts-, Personen- und Sachregister Hans 153 Heu, Georg 306, 367 Hickman Andreas 494, 503, 583 Katharina 583 Hilbiger, Paul 499 Hildebrand Lorenz 502, 548 Nikolaus 543 Hilderich, Georg 145, 231, 234, 543, 549, 550, 568 Hillebrand, Michael 377 Hiller Hans 230 Hieronymus 570 Hiltmann, Georg 571 Hinderthür, Andreas 374 Hirschberg 216, 217 Augustin 81, 167, 168, 246, 247, 250, 307 Bartholomäus 81, 167, 168, 246, 247, 356 Hedwig 356 Hirschberg, Nikolaus v. 165 Hirschmann, Valentin 109, 455, 557, 559 Hisse, Gregor 429 Hoberg, Christoph 433 Hobergin, Christoph 444 Hochwasser 134 Hochzeit 107, 338, 345, 369, 480, 543 Hochzeitszettel 231 Hockener Hans 353 Simon 150, 153, 433, 455, 465, 485, 487, 490, 500, 501, 502, 503, 564, 582 Hockenerin, Simon 455 Hofemann Familie 304 Hieronymus 510 Lorenz 498 Martin 456 Nikolaus 455, 491 Hoffemichel 429

735 Hoffman, Hans 142 Hohenstein 325 Hohkirch 369 Höllenfeuer 232, 539 Holstein 21 Holtendorf 504, 544, 548 Holz 156, 390, 439 Hoppe, Peter 513 Hoppenborn 428 Horka 369, 510 Horn 77, 246 Familie 62 Hornig, Gregor 211, 284, 433 Horschel Benigna 85, 260 Elisabeth 307 Nikolaus 85, 86, 87, 307 Hospital 46, 106, 119, 122, 126, 229, 240, 241, 386, 437, 469, 470, 486, 500, 514, 531, 535, 541, 550, 555, 571, 572 Hospitaldörfer 132, 134, 362 Hospitäler Franzosen- o. Neues Haus 60, 123, 144, 234, 240, 489, 499, 500, 506, 516, 519, 530, 532, 533, 537, 538, 542, 543, 546, 548, 550, 571, 572 Frauen-H. 60, 82, 91, 96, 122, 138, 139, 229, 298, 440, 441, 444, 459, 464, 527, 543, 548, 572 Hl.-Geist-H. 41, 60, 74, 93, 104, 107, 132, 134, 135, 137, 138, 144, 145, 152, 227, 244, 252, 298, 353, 354, 359, 383, 384, 419, 422, 425, 429, 431, 432, 433, 434, 435, 437, 440, 443, 448, 450, 452, 454, 455, 456, 457, 459, 462, 463, 464, 465, 466, 473, 474, 476, 478, 482, 483, 484, 485, 486, 487, 488, 489, 490, 491, 492, 493, 495, 496, 497, 498, 500, 501, 504, 506, 507, 512, 513, 519, 524, 527, 528, 529, 538, 539, 543, 548, 549, 550, 578

736 Jakobs-H. 60, 93, 111, 128, 133, 134, 135, 137, 138, 144, 145, 146, 229, 231, 234, 298, 353, 354, 419, 422, 428, 429, 434, 435, 440, 443, 446, 476, 478, 479, 482, 483, 487, 488, 490, 494, 495, 497, 498, 499, 501, 507, 519, 527, 528, 530, 531, 537, 538, 539, 543, 545, 546, 550, 578, 654 Seelhaus 60, 110, 133, 136, 139, 237, 298, 312, 427, 428, 434, 437, 443, 455, 459, 464, 478, 489, 513, 522, 532, 533 Siechhaus 143, 146, 548, 572 Siechhaus (?) 455 Zentralhospital 143, 146 Hospitalgüter 135 Hospitalkapelle 132, 133, 244 Hospitalkirche 133 Hospitalmeister 132, 134, 152, 219, 252, 354 Hospitalpferde 654 Hospitalstiftung 123, 139, 140, 141, 143, 144, 442 Hostienziborium 337 Hoyerswerda 100 Hubner Andreas 360 Gregor 519 Michael 135, 518, 519 Hubnerin 467 Huck 305 Lorenz 305 Huffener, Martin 72 hurheid 160 Hussiten 16, 73, 78, 83, 174, 245, 308, 326, 411 Hüter 570 Hutmacherordnung 271 Hutter Jakob 514 Melchior 514 Ursula 117, 514 Huttich Anna 466

Orts-, Personen- und Sachregister Barbara Margaretha Michael Hypothek Hypothekenvertrag

466 466 466 41, 79, 108, 282, 562 109

I Idolatrie 376 Ilian, Hans 421 Imago Pietatis 129 Imhoff, Peter 386 Immobilienverkäufe 67, 100, 103, 112, 215, 263, 425, 426, 427, 428, 429, 434, 443, 445, 452, 462, 463, 465, 466, 494, 498, 501, 508, 523, 526, 534, 541, 544, 547, 549, 551 Individualisierung 406 Indult 93, 581 Inkunabel 38 Innung 70, 139, 254, 269, 271, 272, 273, 274, 289 Inschrift 49, 50, 81, 82, 88, 113, 128, 132, 134, 147, 167, 168, 342, 464 Interdikt 161, 356 Investitur 364 Irmeler, Hans 524 Isendrescher, Hans 575 Isinhut, Nikolaus 76 Isny 319 Italien 80, 124, 172, 185, 186, 361, 411

J Jahmen Jahn, Johannes Jahrestag Jakob Jakob, Martin Jakobusgrab Jancke, Johann Christian Jauernick-Buschbach Jecht, Richard

580 438 siehe Anniversar 219 452 299 39 369, 501 54

737

Orts-, Personen- und Sachregister Jensch, Jakob 495 Jenseitsvorstellungen 28 Jenstein, Johannes v. 174 Jentschin, Gunter 514 Jentzsch, Bartholomäus 590 Jerusalem 88, siehe auch Pilgerfahrt himmlisches 29, 59, 70, 207 Hl. Grab 35 Ritter d. Hl. Grabes 86 Jesuiten 173, 188, 196 Jeutener Jakob 153, 524 Katharina 153, 155, 220, 312, 351, 524 Jhener, Michael 583 Joachimstein, Stift 37 Joachimsthal 541 Jobst, Sebastian 590 Johann Cottbus v. Sommerfeld 188 Johann d. Schreiber 571 Johann Georg I. v. Sachsen, Kurfürst 372 Johann v. Böhmen, König 16, 65, 325 Johann, Herzog v. Görlitz 66, 72, 73, 74, 148, 204, 258 Johannes de Dahme 252 Johannes de Gorlitze 186 Johannes de Nissa 276 Johannes v. Bobersberg 188 Johannes v. Guben 17 Johannes, Bf. v. Waradin 585 Johanniterorden 326 John Jakob 355 Johannes 103 Margarethe 355 Martin 578 Jöppener, Andreas 492 Jorkelinne 467 Jost Franziskus 336, 495 Gregor 491 Hans 484, 487, 491, 498, 504, 506, 557, 558

Johann 491 Jubelgedächtnis 372 Jubiläum 372, 377 Juden 83, 204 Junghans 451 Martin 451 Jungnickel Franziskus 304 Hieronymus 304 Jakob 221, 304, 437, 440, 441, 442, 446, 448, 453, 455, 458, 464 Margaretha 304 Martha 304 Ursula 304 Wgibara (?) 304 Jurman, Lampertus 471 jus praesentandi 65, 357 Jüterbog 45, 69, 72, 83, 92, 167, 237, 258, 279, 374, 421, 422 Jüterbog, Bereit v. siehe Bereit

K K siehe auch C Kadisch Hans 427, 432 Peter 427, 432 Kalborner, Ursula 440 Kalde, Peter 342 Kalk 69, 504, 545 Kamenz Barbara 310 Peter 310 Kamenz (Stadt) 13, 14, 52, 157, 253, 308, 325 Bruderschaften 268 Franziskaner 147, 158, 268, 513 Kirchenordnung 379 Patronat 379 Pfarrei 326 Terziaren 313 Kämmerer 292, 341, 432, 443, 445, 447, 453, 555, 582

738 Kannegießer, Heinz 427 Kannengießer (Beruf) 251 Kanonikat 514 Kanoniker 186, 245, 576 Kanonistik 357 Kantor 390 Kanzel siehe Predigtstuhl Kanzlei 15, 37, 40, 45, 46, 78, 90, 154, 179, 189, 212, 295, 324, 328, 333, 334, 337, 384, 389 Datierung in d. Görlitzer K. 41, 445, 474, 481, 556 Jahresanfang in d. Görlitzer K. 474, 489 Kanzleiordnung 333 Kapitalerhöhung 92, 104, 251, 463 Kaplan 72, 74, 134, 217, 221, 223, 224, 232, 285, 286, 306, 325, 336, 340, 343, 347, 367, 371, 383, 386, 390, 435, 442, 444, 446, 449, 451, 452, 459, 472, 475, 480, 495, 496, 499, 504, 515, 526, 527, 534, 580, 654 Kappen 368 Kardinal 67, 332, 577 Karfreitagsprozession 92, 105 Karl IV., Kaiser 16, 65, 66, 76, 162, 172, 173, 174, 175, 176, 185, 189, 190 Karl V., Kaiser 15, 127, 187, 407 Karl VI., König 187 Karl VIII., König 144 Karlowitz 228 Karlsfried 172 Kasten 439 Katharina 151, 155 Katharina (famula procuratoris) 151 Katharina de Sale 308 Katherine, Johannes 76 Kaufgut 348 Keil Martin 144, 488, 489 Regina 144 Kelchstiftung 272 Kempnitz (Kemnitz?) 185, 467 Kerig, Andreas 251

Orts-, Personen- und Sachregister Kerscher, Nikolaus 354 Kesslerinnung 272 Kesslerinnung (Neiße) 272 Kestner, Hans 567, 572 Kettener, Barbara 430 Kicke, Andreas 251 Kidrontal 88 Kiesewetter, Dorothea 431 Kiesling Hans 556 Simon 145 Kieslingswalde 369 Kilian 103 Kimer 430 Kimer, Nikolaus 303 Kindeler, Nikolaus 216, 217 Kindler, Hans 251 Kindsteil 492, 537 Kirchen u. Kapellen (Görlitz) Adamskapelle (Hl.-Kreuz-Kapelle) 448 Annenkapelle 35, 60, 75, 89, 90, 106, 130, 143, 144, 220, 232, 240, 242, 244, 283, 294, 494, 496, 499, 500, 501, 502, 512, 513, 514, 515, 516, 517, 518, 522, 523, 527, 532, 533, 553, 555, 557, 558, 559, 560, 561, 565, 571, 572, 573, 574 Barbarakapelle 90, 111, 147, 165, 166, 167, 168, 169, 239, 247, 428, 438 Frauenkirche 60, 75, 94, 95, 96, 102, 111, 118, 122, 135, 140, 141, 144, 163, 168, 221, 231, 238, 239, 240, 244, 245, 246, 252, 270, 283, 285, 305, 306, 310, 311, 383, 384, 420, 422, 425, 426, 427, 428, 429, 430, 432, 433, 434, 435, 436, 437, 438, 440, 441, 442, 443, 444, 445, 446, 447, 448, 449, 452, 453, 454, 455, 456, 457, 458, 459, 462, 463, 464, 465, 466, 470, 473, 474, 475, 476, 477, 478, 479, 482, 483, 485, 486, 487, 488, 490, 491, 492, 493, 494, 495, 496, 497, 498, 499, 500, 501, 502, 504, 505, 511, 512, 513,

Orts-, Personen- und Sachregister 514, 515, 516, 517, 518, 522, 523, 524, 527, 530, 532, 533, 542, 548, 550, 553, 572, 578, 587 Georgenkapelle (Krypta d. Peterskirche) 61, 63, 73, 103, 104, 105, 226, 244, 248, 259, 368, 423, 436, 459, 462, 463 Hl.-Geist-Kapelle 305, 427, 430, 432, 436, 437, 438, 440, 441, 444, 445, 446, 447, 453, 457, 458, 477, 494, 502, 505, 512, 514, 515, 517, 518, 523, 530, 531, 532, 533, 586 Hl.-Kreuz-Kapelle 87, 111, 118, 122, 131, 149, 155, 169, 214, 240, 242, 244, 260, 283, 301, 344, 347, 425, 429, 433, 435, 436, 437, 438, 440, 441, 443, 444, 445, 446, 447, 448, 449, 450, 452, 453, 454, 455, 456, 457, 458, 459, 462, 463, 464, 465, 466, 473, 474, 476, 477, 478, 479, 482, 483, 485, 486, 487, 488, 490, 491, 492, 493, 494, 495, 496, 497, 498, 500, 501, 502, 504, 505, 506, 511, 512, 513, 514, 515, 516, 523, 528, 533, 534, 575, 580 Jakobskapelle 95, 134, 244, 427, 428, 429, 433, 436, 437, 438, 440, 441, 443, 444, 445, 447, 448, 450, 452, 453, 454, 455, 456, 457, 458, 459, 462, 463, 464, 465, 466, 474, 477, 478, 483, 485, 486, 491, 493, 494, 495, 496, 500, 501, 502, 504, 505, 506, 511, 512, 513, 514, 515, 517, 518, 523, 524, 530, 532, 533, 548 Minoritenkapelle 60, 128 Nikolaikirche 55, 60, 73, 75, 78, 83, 94, 95, 103, 106, 117, 118, 119, 127, 159, 163, 166, 217, 221, 225, 232, 240, 244, 247, 254, 270, 283, 287, 291, 305, 311, 329, 336, 358, 384, 419, 421, 422, 426, 427, 428, 429, 430, 432, 433, 434, 435, 436, 437, 438, 440, 441, 443, 444, 445, 446, 447, 448, 449, 450, 451, 452, 453, 454, 455, 456, 457, 458, 459, 463, 464, 465,

739 466, 470, 473, 474, 475, 476, 477, 478, 479, 482, 483, 485, 486, 487, 488, 490, 491, 492, 493, 494, 495, 496, 498, 499, 500, 501, 502, 504, 505, 506, 511, 512, 513, 515, 516, 517, 518, 522, 523, 524, 525, 526, 527, 528, 529, 530, 531, 532, 533, 534, 583, 584 Peterskirche 49, 55, 60, 71, 72, 73, 75, 78, 80, 81, 82, 88, 89, 94, 96, 101, 103, 104, 105, 106, 117, 118, 119, 122, 127, 128, 129, 134, 135, 137, 139, 159, 163, 164, 167, 171, 215, 216, 217, 219, 220, 221, 223, 225, 226, 227, 230, 231, 232, 233, 239, 240, 241, 244, 246, 247, 249, 250, 253, 254, 255, 256, 264, 270, 273, 279, 283, 285, 288, 294, 304, 305, 311, 312, 336, 339, 340, 341, 355, 358, 359, 360, 365, 371, 373, 376, 383, 384, 419, 421, 422, 425, 426, 427, 428, 429, 430, 432, 433, 434, 435, 436, 437, 438, 439, 440, 441, 442, 443, 444, 445, 446, 447, 448, 449, 450, 451, 452, 453, 454, 455, 456, 457, 459, 460, 462, 463, 464, 465, 466, 467, 469, 470, 471, 472, 473, 474, 475, 476, 477, 478, 479, 482, 483, 484, 485, 486, 487, 488, 489, 490, 491, 492, 493, 494, 495, 496, 498, 499, 500, 501, 502, 503, 504, 505, 506, 509, 511, 512, 513, 514, 515, 516, 517, 518, 519, 522, 523, 524, 525, 527, 529, 530, 531, 532, 533, 534, 539, 554, 556, 558, 560, 565, 566, 568, 571, 573, 574, 575, 578, 582, 587 St. Peter siehe Peterskirche St. Peter und Paul siehe Peterskirche Kirchenarchiv 38, 47 Kirchenbann 85, 148, 161 Kirchenbau 329, 340, 344, 354, 387 Kirchenbücher 39 Kirchendiener 266, 301, 343 Kirchenfabrik 80 Kirchengestühl 22, 118, 358

740 Kirchengut 386 Kirchenkunst 340, 354 Kirchenmeister 354 Kirchenordnung 378, 381 Herwigsdorf 379 Kirchenpatronat 125 Kirchenpatronatsrecht 357 Kirchenregiment 16, 36, 347, 348, 381, 405, 410 Kirchenschätze 387 Kirchenvater siehe Prokurator Kirchenvermögen 397 Kirchenverwaltung 262, 375, 379, 382 Kirchhain, Andreas 590 Kirchhof 344 Kirchlehen 16 Kirchler Ambrosius 563 Hieronymus 563 Regina 563 Kirchoff Agnes 530, 531 Andreas 485 Balthasar 145, 216, 237, 263, 492, 495, 504, 506, 507, 510, 512, 519, 522, 530, 531, 554, 559, 563, 564, 565, 566, 570 Benigna 117, 216, 284, 496 Familie 182 Marisch 496 Nikolaus 429, 557 Peter 117, 462, 496 Kirchpeter 562, 564 Kirchwein 354 Kirkener, Nikolaus 561 Kirmes 341, 354, 470 Kirmesbier 354 Kittel, Hans 371 Kittelman, Gregor 495 Kittlitz, Johannes v. 330 Kitzingen 401, 403 Klage 41, 333, 335

Orts-, Personen- und Sachregister Kleditzsch, Bartholomäus v. 211 Kleiderordnung 338 Kleidung 441 allgemein 97, 137, 216, 217, 304, 305, 311, 338, 354, 420, 422, 426, 427, 428, 429, 431, 433, 434, 436, 439, 440, 444, 445, 448, 450, 452, 456, 458, 462, 465, 466, 468, 472, 473, 475, 476, 482, 484, 485, 486, 487, 488, 489, 490, 494, 495, 499, 501, 505, 507, 508, 512, 513, 515, 517, 523, 524, 528, 531, 532, 534, 537, 543, 544, 548, 551, 555, 571, 574, 579 Badekappe 518 Brauthaube 508 Gürtel 425, 491, 499, 536, 547 Hut/Mütze 441 Kittel 535 Kursche (Pelzmantel) 440, 467, 489, 518, 532, 535, 543 Mantel 431, 467, 476, 482, 484, 510, 518, 519, 522, 528, 532, 535, 543 Pelz 441, 484, 505, 537 Rock 311, 441, 465, 466, 467, 476, 487, 489, 506, 518, 519, 522, 534, 535, 537, 541, 543, 551 Schaube (Mantel) 519, 532, 535, 537 Schleier 311, 422, 465, 535 Schuhe 217, 426, 428, 429, 431, 444, 445, 448, 458, 461, 462, 472, 494, 495, 524, 527, 555, 571, 574 Tuchgewand 420, 448, 452, 455, 458 Kleinhans, Katharina 490 Kleinodien 46, 158, 171, 350, 384, 386, 387, 388, 534, 586, siehe auch Schmuck und Altargeräte u. Zubehör Kleinstein, Bartholomeus 375 Kleriker 19, 21, 24, 27, 31, 46, 51, 164, 221, 244, 246, 248, 266, 267, 274, 288, 324, 326, 329, 330, 331, 341, 347, 356, 358, 363, 390, 404, 405, 466, 508, 527 Klerus 20

Orts-, Personen- und Sachregister Klett Gregor 96, 502, 503, 530, 556 Josef 374 Klingewalde 479 Klose, Hans 441 Kloß, Jakob Gottlieb 39 Klosterdörfer 369 Klosterkirche siehe Franziskaner, Kloster Görlitz Klotz, Johannes 375 Kluge, Michael 590 Knauth, Christian 39 Knebel Barbara 569 Margarethe 85 Knecht 232, 338, 347, 455, 519, 571 Knothe Hermann 40 Nikolaus 483 Kober Balthasar 554 Familie 407 Thomas 133 Koch Ambrosius 278 Johann 502 Kochel Familie 182 Johannes 102, 186, 222, 237, 275, 435, 442, 452, 453, 458, 473, 482, 547 Margarethe 473 Paul 360, 367, 526 Köchin 138, 344, 467, 476, 489, 500, 518, 541, 571 Kodizill 452, 509 Kogilbergine, Kunne 76 Köhler Barbara siehe Aspe, Barbara Hans 564 Klaus 476, 485, 515, 551, 556, 569 Matthias 569

741 Kole, Nikolaus 191 Kollatur 252, 257, 356, 528 Kollaturrecht 249, 362 Köln 20, 22, 213, 223, 224, 225, 271, 284, 296, 305 Karthäuserkloster 305 Kolowrat, Beneš v. 70, 86 Kommerstadt 505 Familie 505 Jakob 374 Johann 138, 360, 508, 521, 523, 538, 542 Nikolaus 360 Valentin 374 Kommissare, königliche 142, 171, 230, 381, 387, 550, 556 Kommunalisierung 403, 404, 405 Kommunalismus 404, 411 Konfessionalisierung 32, 105, 210, 243, 295, 296, 363 König, Vitus 160 Königshain 108, 119, 121, 126, 127, 168, 294, 369, 483, 552, 554, 560, 573 Königshufen 64 Königstein b. Dresden siehe Cölestiner Konrad Hieronymus 552 Lukas 305 Matthias 442 Konsens 17, 57, 327, 397, 398 Konstanz 213, 225, 261, 319 Korber, Sacharias 375 Körner Paul 306 Peter 306 Koselitz (= Köslitz) 434, 541 Kosten (Stadt) 541 Kosten, Arnold v. 541 Kottwitz, Agnes 446 Kraft Barbara 82, 118, 137, 220, 532 Georg 532

742 Krakau 329, 502 Kram 255, 354, 453, 483, 508, 535, 542, 565 Kramer 452 Anna 568 Apollonia 535 Leonhard 101, 305, 479 Lorenz 276 Thomas 535, 556, 559, 568 Kramer (Beruf) 95, 168, 169, 247, 248, 256, 257, 273, 434, 436, 447, 452, 453, 483, 535, 542, 565 Ältester d. 255, 256, 453, 483, 484 Klein-K. 255 Pudritz-K. 255 Reich-K. 139, 254, 255 Seiden-K. 255 Sonnen-K. 255 Spitz-K. 255 Würz-K. 255 Krameraltar siehe Altar Krämerin (Beruf) 447, 535 Krankheit 298, 301, 332, 535 Kratzberg 182 Krauscha 480 Krauschaer Wald 569 Kredit 79, 109, 138, 176, 262, 281, 286, 332, 556, 557, 558, 559, 561, 562, 563, 564, 565, 566, 567, 568, 569, 570 Kreditgeber 108, 133, 286, 333 Kreditgeschäfte 336 Kreditinstitut 73, 83, 258 Kreische, Matthias 307 Krell, Familie 62 Kretscham 366, 513, 523, siehe auch Gericht Kretzel Hans 494 Kaspar 494 Kretzschmer Agnes 153, 311, 312, 522 Bartholomäus 264, 279, 281, 282, 431, 566 Familie 95, 182

Orts-, Personen- und Sachregister Margaretha 95, 184, 185, 216, 217, 284, 311, 312, 351, 445, 446, 467, 470 Nikolaus 360, 437, 467, 522 Peter 475 Reinhold 654 Simon 94, 95, 152, 263, 311, 312, 354, 445, 446, 470, 654 Ursula 522 Ventsch 506 Kretzschmerin, Peter 475 Kreuzbäcker 515, 535 Kreuzweg 92, 105, 128 Kriegsverlust 39 Krodan, Hans 251 Krode Katharina 153 Nikolaus 153 Kröger, Georg 557 Krüger, Caspar 156 Küche 264, 431, 585 Kuchel siehe Kochel Kuchenbänke 535 Kuchenpeter 152 Küchler (Beruf) 557 Kühe 537 Kuhna 262, 424 Kuna, Benedictus 375 Kunscher Georg 475 Simon 475 Kunstwerke 219, 340 Kunze, Georg 479 Kunzin 516 Kupfner, Georg 541 Kürmesse 178, 180, 181, 365, 589 Kürschner 270, 455, 487, 525 Kurschner, Georg 590 Kürschnerbruderschaftsiehe Bruderschaften Kürschnergesellen 272 Kürschnergesellenordnung 271 Kürschnerordnung 271, 272

743

Orts-, Personen- und Sachregister Kustos Kuttelhau Kutteltor

92 554 218

L Ladislaus Postumus, König 16, 66, 274 Laienfrömmigkeit 25 Lakmann, Nikolaus 157 Landauers, Matthäus 386 Landeskrone 143, 572 Landesverwaltung 15 Landfrieden 14 Landfriedensbündnis 14 Landgüter 15 Landreiter Balthasar 427, 435, 439, 455 Caspar 95, 351, 355, 454 Familie 95 Georg 454, 455, 478 Gregor 454 Katharina 95, 454 Landstände 14, 37 Landständearchiv 38 Landtage 14, 170 Landtagsakten 37 Landtagsentscheid 15 Landvogt 14, 70, 86, 171, 194, 195, 196, 329, 343, 345, 360, 381, 389, 455, 583 Lang, Paul 190 Lange Anna 227 Caspar 542 Jakob 424 Langehans Barbara 465 Matthias 514 Langehensel, Hans 252 Langenau 108, 369 Langschneider 472, 492, 519, siehe auch Schneider Hans 472

Langschneiderin 451 Langus, Johannes 375 Lasius, Christoph 374, 376 Lattener Andreas 484 Anna 484 Katharina 484 Lauban 13, 14, 38, 68, 128, 149, 157, 160, 161, 162, 172, 225, 306, 307, 325, 367, 375, 431, 450, 484, 490, 502, 503, 541 Bruderschaften 268 Franziskaner 147, 157, 440, 445, 446, 541 Kirchenordnung 379 Magdalenerinnen 14, 175, 184, 221, 306, 308, 326, 431, 445, 446, 450, 467, 500, 507, 513, 525 Pfarrei 326 Pfarrkirche 440, 441, 519 Schulrektor 549 Stadtarchiv 41 Terziaren 313 Laubaner Tor 218 Laube, Ambrosius 552 Laufbahn 262 Laurischin 500 Lausch Margarethe 145, 231 Peter 231 Lauterbach 92 Asswerus 250 Dorothea 250 Familie 86 Martin 82, 87, 136, 137 Läutgeld 354 Lebensmittel 156, 216, 512 Bier 116, 145, 150, 151, 156, 160, 249, 272, 311, 338, 340, 341, 342, 344, 345, 390, 431, 433, 448, 458, 467, 473, 482, 486, 494, 496, 500, 509, 522, 523, 524, 528, 529, 554 Biergetreide 439

744 Brot 379, 436, 453, 456, 458, 486, 500, 550, 560 Butter 156, 524 Eier 156, 465 Fisch 426 Fleisch 426 Früchte 178 Gerste 523, 524 Getränke 433 Getreide 488, 528, 554 Hafer 492, 529 Heringe 151, 168, 178, 179, 193, 194, 195, 247, 309, 426, 529, siehe auch Zinsen Honig 178 Hopfen 439, 486 Käse 156, 465, 524 Korn 340, 492, 496, 523, 524, 552 Körner 486 Märzenbier 462 Obst 486 Speckseiten 439 Wein 160, 345, 559 Weißbrot 458, 462, 498, 532 Leder, Dorothea 99, 216, 354, 437, 451 Leffler, Bartholomäus 496 Leginstein, Hans 251 Lehmann, Anna 145, 231 Leibrente 64, 133, 136, 419, 425 Leichzeichen 354, 482, 509, 515 Leie Anna v. der 542 Wilhelm v. der 535, 542 Leinwandschneider 462 Leinwandschneider (Beruf) 496 Leinwandschneiderin 463 Leipzig 52, 71, 107, 152, 154, 186, 234, 235, 258, 280, 291, 320, 336, 352, 355, 360, 364, 421, 445, 473, 492, 504, 519, 537, 546 Franziskaner 147, 158 Paulinerkirche 546 Rat 236, 520

Orts-, Personen- und Sachregister Thomaskirche 235, 519, 521 Universität 373, 432, 519, 546 Matrikel 100, 576 Rektor 235, 450, 519 Leipziger Land 378 Leise Paul 365, 507, 513, 518, 523, 534, 568, 572 Thomas 365 Leisentritt, Johann 88, 587 Leisnig 374, 396 Lelau Andreas 84 Caspar 84 Lemberg 450 Lemberg, Peter 374 Lemer, Nikolaus 420 Lemke, Zacharias 248 Leonardus (Novize) 156 Leonhard (Pfarrer) 248 Leonhard, Thomas 541 Leopoldshain 127, 369, 568 Lesche Barbara 427 Peter 426 Leschin, Peter v. 432 Leschwitz, OT Görlitz (heute Weinhübel)66, 239, 362, 369, 516, 529 Leschzainne, Elisabeth 308 Leuba 362, 369 Leuchkinne, Katharina 285 Leutloff, Hans 142, 536 Lewa, Michael 541 Libeste Elisabeth 308 Jutta 308 Lichtenberg 369, 497 Liebenthal 477 Lieber, Nikolaus 436 Liebigin, Peter 583 Liebstein 108, 127 Liegnitz 42, 115, 327, 432, 561

745

Orts-, Personen- und Sachregister Domkapitel 576 Lindau 319 Lindener Anna 544 Fabian 485 Familie 407 Franz 550, 551 Hans 332, 477, 544, 551, 552 Margarethe 477 Lippa Elisabeth 263 Hans 263 Lissa 108, 168, 239, 369, 435, 468, 492, 516, 561, 570 Löbau 13, 14, 43, 83, 149, 161, 162, 252, 325 Bruderschaften 268 Franziskaner 147, 157, 489, 501 Kirchenordnung 379 Nikolaikirche 241 Pfarrei 326 Rat 584 Weichbild 328 Locat 340, 347 Lodenau 110, 252 Loebschitz (Leobschütz?) 453 Lohn 156, 545 London 267 Lorenz Andreas 503 Anna 502 Caspar 502 Dorothea 486, 502 Familie 352 Jakob 502 Katharina 502 Matthias 486 Peter 502 Ursula 502, 503 Lousch, Peter 231 Löwenberg 83, 425 Löwenberg, Benedikt v. 376

Lübeck 19, 22, 23, 27, 52, 74, 105, 145, 146, 149, 154, 170, 199, 213, 225, 238, 261, 271, 273, 274, 301, 302, 349 Marienkirche 68 Ludwig II., König 16, 159, 192, 228, 362, 370, 380, 386 Ludwigin 465 Ludwigsdorf 177, 369, 464, 468, 479, 480, 489, 498, 569 Lüneburg 213, 411 Lunitz (Bach) 60, 61, 419 Luther, Martin 31, 106, 192, 200, 209, 290, 292, 293, 362, 365, 372, 373, 374, 376, 546 Luttitz, Johannes v. 64, 66, 72, 148, 176, 343

M Machemist Antonius 568 Dorothea 153, 155, 312 Margaretha 568 Peter 440 Ursula 440 Maczin, Anna 308 Madrid 573 Magd 232, 302, 448, 465, 466, 487, 494, 501, 513, 518, 528, 541, 546, 548, 571 Magdalena d. Köchin 571 Magdeburg 352, 553, 573 Gerichtsoberhof 352, 385 Schöffenstuhl 139, 256, 518 Magdeburger Recht 32, 61, 214, 326, 334, 335, 348 Magdeburger Schöffensprüche siehe Schöffensprüche Magdeburger Weichbildrecht 323 Magerstat, Nikolaus 541 Malschatz 510 Man, Michael 438 Manlius, Christoph 14, 173, 189, 200, 296 Mantel, Johannes 190 March, Andreas 521

746 Marcoussis siehe Cölestiner Margaretha (Schwester in Marienthal) 307 Maria v. Österreich, Erzherzogin 573 Marienam 496, 497 Caspar 324, 576 Johannes 276, 278, 371, 465, 497, 528 Marienstern (Zisterzienserinnen-Kloster)14, 53, 175, 306, 307, 326, 369, 487, 513 Marienthal (Zisterzienserinnen-Kloster) 14, 53, 162, 172, 175, 185, 221, 306, 307, 308, 312, 369, 419, 487, 493, 513, 528 Marisscher, Jakob 449 Mark Brandenburg 172 Markersdorf 108, 168, 554, 560, 571, 573 Markgrafen v. Brandenburg 14, 16 Marktaufseher 102 Märkte Feder-M. 99, 429, 466, 472, 488, 531 Neu-M. (Ober-M.) 100, 111, 114, 128, 297, 367, 391, 419, 444, 445, 462, 465, 483, 554, 557, 559, 563, 564, 566, 567, 568, 570 Rade-M. 141, 443 Topf-M. 111 Unter-M. 131, 132, 328 märschel 528 Marstall 430 Martin (Altarist) 82 Martin (Konverse) 156 Martin V., Papst 149 Martin, Johann 457 Matern, Hans 255 Graupin 276 Matthias (frater) 156 Matthias Corvinus, König 16, 66, 80, 87, 111, 129, 553 Matthias d. Fuhrknecht 571 Matthias v. Böhmen 174 Mattinn, Zcotten 431 Maucke, Lorenz 485, 493 Mauermann

Orts-, Personen- und Sachregister Hans 529 Martin 216, 302, 351, 354, 497 Matthias 529, 530 Maurerdiener 583 Maxen, Martin v. 86 Meersburg 139 Meffersdorf 369 Meffred, Peter 251 Mehefleisch, Nikolaus 86 Meie Conlin 165 Cunlin 165 Kunki 165 Meihe Andreas 483, 489 Anna 548 Hans 94, 220, 240 Hansin 465 Johannes 435, 442, 443, 464 Margaretha 94, 137, 142, 220, 355, 464 Martin 548 Meißen (Bistum) 52, 175, 324, 326, 345, 366 Bischof 43, 64, 65, 66, 67, 70, 76, 81, 91, 93, 96, 97, 111, 113, 114, 115, 119, 130, 137, 149, 174, 250, 251, 253, 254, 255, 257, 259, 287, 341, 346, 356, 358, 359, 362, 363, 364, 366, 368, 370, 386, 586 Bischof in Stolpen 96, 343, 346, 359, 370, 579 Bischöfe Caspar 81, 246 Johannes 96, 112, 119, 252, 325, 347, 424, 439, 444, 463, 478, 557, 559, 560, 561, 577, 579, 581, 582, 584, 585 Nikolaus I. 72 Theoderich 259, 422 Bischofsrente 390 Bischofszehnt 480 Bistumsmatrikel 114 Generalvikar 576 Kanzleischreiber 359

Orts-, Personen- und Sachregister Notar 359 Offizial 119, 186, 245, 324, 346, 444, 585 Offizial in Bautzen 66, 104, 157, 342, 359, 364, 378, 471, 524, 526, 556, 581, 586 Offizial in Stolpen 104, 324, 359, 581 Rente, bfl. 354 subsidium biennale 560 Visitation 324 Meißen (Stadt) 65 Domkapitel 519 Franziskaner 147 Meissner Katharina 431 Lorenz 113 Markus 252 Martin 431 Meister Dorothea 549 Elisabeth 549 Hans 549 Joachim 549 Margarethe 169, 525, 533, 549 Oswald 169, 234, 353, 508, 525, 531, 533, 549 Meisterei 108, 488, 547, 554 Melan, Laurentius 252, 276 Melanchthon, Philipp 370, 374 Melzer Bernhardin 109, 152, 154, 186, 249, 360, 439, 441, 443, 445, 458, 463, 468, 469, 483, 487, 499, 548, 555, 557, 564 Elias 295 Elisabeth 252 Familie 407 Hans 99, 335, 463, 465, 484 Katharina 548 Matthias 186, 360, 361 Urban 536, 543, 544, 548, 549, 552 Walpurga 109, 564 Melzer genannt Eschenlauer 564 Memmingen 319, 386, 398, 401, 403, 404

747 Religionsgespräch 403 St. Martin 386 Memorialbilder 292 Memorialliteratur 294 Mendikanten 22, 27, 31, 146, 185 Mentler, Georg 546 Menzel Bernhard 501 Jost 515 Merkur 128 Merseburg (Bistum) 52 Merwitz, Paul 590 Messbücher siehe Altargeräte u. Zubehör Messe 62, 68, 69, 71, 73, 81, 93, 98, 104, 105, 106, 114, 148, 164, 166, 170, 178, 181, 193, 216, 237, 239, 240, 244, 259, 263, 266, 279, 284, 312, 338, 340, 341, 356, 367, 376, 378, 423, 426, 439, 445, 446, 454, 459, 467, 470, 471, 482, 488, 493, 494, 500, 511, 526, 532, 559, 579, 581, 590 Dreißiger-M. 183, 184, 311, 432, 433, 438, 452, 455, 458, 460, 461, 465, 466, 467, 475, 476, 480, 482, 485, 486, 487, 488, 490, 495, 496, 501, 509, 514, 515, 516, 522, 526, 531, 532 Früh-M. 504 Siebener-M. 458, 465, 475, 480, 526 Messerschmidt 171 Messstiftung 92, 103, 262, 439, 464, 468, 470, 515, 519 Meurer, Matthias 562, 566 Meusel, Just 548 Michael v. Schwiebus 188 Michel, Hans 523 Michler Markus 429 Paul 429 Milichsche Bibliothek 39 Militärverfassung 411 Mirisch, Gregor 484 Mischin, Valentin 468

748 Mitgift 540 Mittagsprediger 127 Möcke, Michael 495 Molgreber Johannes 277, 278, 489, 497 Peter 252, 276 Moller Hans 544 Jakob 571 Jost 562 Leonhard 278, 383 Martin 378, 552 Peter 571 Möller siehe Moller Mollerstein (Personenname) 552 Mölner, Andreas 305 Molner, Hans 251 Monch, Wenzel 354 Mondenschein Andreas 100, 103, 104, 276, 277, 302, 446, 459, 460, 472, 497, 524, 580 Anna 100, 462 Barbara 183, 459, 589 Familie 45, 182, 192 Johann 98, 103, 104, 255, 453, 459, 460, 461, 462, 463, 581 Margarethe 100, 183, 459, 589 Martin 100 Nikolaus 74, 92, 94, 96, 97, 98, 100, 101, 102, 104, 105, 137, 142, 183, 185, 191, 217, 237, 250, 262, 275, 279, 281, 284, 287, 288, 302, 337, 352, 435, 440, 453, 458, 459, 460, 461, 462, 528, 578, 584, 589 Peter 183, 458, 589 Montecassino 191 Morgensin, Franz 107 Mörs 436 Mösel, Gregor 177, 469 Möseler, Peter 354 Moys 218, 426, 427, 452, 502, 559, 564, 568

Orts-, Personen- und Sachregister Niedermühle 569 Mühlberg 15, 70 Mühle 133, 215, 245, 480, 544, 548, 554, 564 Holz-M. 569 Konsuls-M. 101, 336, 459, 460, 482, 495 Nieder-M. (Moys) 569 Ober-M. 101 Mühlenverwalter 543 Muldner Gregor 167, 428, 444 Katharina 444 Müller Anne 476 Leonhard 471, 556 Martin 552 Müller (Beruf) 336, 457, 495, 529 Mündel 334, 335, 352, 457 Mündelbücher 335 Mündigkeit 428, 479, 508, 535 Münsterberg, Karl v. 194 Münze (Haus) 556 Münzen 468, 567 Münzer, Nikolaus 451 Münzmeister 227, 419, 557, 559 Münzverschlechterung 110, 391 Mussenitz, Martin 577

N Nadelwitz, Familie 82 Namslau 161 Nase, Thomas 277, 466 Nattenheim, Nikolaus v. 122 Naumburg (Bistum) 52 Naumburg am Queis 162, 172, 184, 185, 221, 306, 307, 429, 431, 445, 446, 467, 470, 493, 496, 513, 518 Neiße (Fluss) 37, 59, 128, 132, 236, 482, 536 Neiße (Stadt), Kesslerinnung 272 Neißebrücke 218, 227, 236, 387 Neißetor 500 Nekrologium siehe Totenbuch

749

Orts-, Personen- und Sachregister Neubürger 17, 23, 34, 100, 102, 119, 139, 233, 237, 261, 262, 328, 421, 458, 473, 474, 476, 498, 499, 530 Neuhammer 506 Neuhans 571 Neukirch, Thomas 578 Neumann 493 Lorenz 523 Michael 518 Neumarkt 161 Neuwirt, Nikolaus 421, 422 Nickel, Marisch 452 Nickelmann, Simon 455 Nickelsdorf (= Nikolausdorf) 479 Nicolesch 303 Nieda 369 Niederlausitz 52, 85, 379 Nikerisch, Johannes 305 Nikolaifriedhof 82, 123, 515 Nikolaitor 99, 146, 488, 494, 529 Nikolaiturm 469, 573 Nikolaiviertel 102, 440, 534 Nikolaus 156 Nikolaus v. Kues 274 Nikolausdorf 308 Nikrisch (Hagenwerder) 305 Nißmann, Konrad 249, 346, 442, 451 Nonnenchor 312 Nonnenkapelle 312 Nordhausen 154 Nördlingen 403, 404, 409, 410 Nostitz Abraham v. 294, 377 Caspar v. 200, 294 Notar 189, 252, 331, 332, 335, 359, 442, 452, 453, 502, 536, 538, 542, 543, 549, 552 Notariatsinstrument 336, 349, 452, 453 Notariatszeichen 453 notarielle Beurkundung 42

Nürnberg 43, 62, 90, 123, 170, 213, 217, 225, 242, 257, 295, 316, 319, 320, 386, 396, 398, 401, 402, 403, 404, 406, 410, 484, 568 Religionsgespräch 402 St. Lorenz 62, 71, 402 St. Sebald 402

O Oberbielau 325, 369 Obergerichtsbarkeit 381 Oberkirche siehe Franziskaner, Kloster Görlitz Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften 37 Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften 39, 47, 50, 54, 269 Obermarkt siehe Märkte, Neu-M. Obermörmter 436 Oblaten 137 Oblationen 28 Obrigkeit 408 Odilie 151, 155, 308 Oertel, Johann 193, 195, 590 Öffentliche Bekanntgabe 482, 508 Ölberg 88 Olbersdorf 529 Olmütz 453 Olmützer, Hans87, 88, 110, 166, 220, 239, 449, 553, 573 Ölschläger, Dietrich 429 Onophrius, Bf. v. St. Sabina 577 Opfergabe 72, 96, 111, 112, 114, 149, 209, 214, 329, 330, 343, 347, 560, 578, 579, 584, 585, 587 Opferstock 80, 96, 114, 344, 560, 579, 584, 585 Organist 340, 354, 357, 377, 386 Orgel 113, 127, 306, 340, 343, 354, 484, 497, 558, 574 Orgelmeister 343 Orgelspiel 343, 376, 377 Orleans 187

750

Orts-, Personen- und Sachregister

Orthe d. junge Magd 571 Osiander, Andreas d. Ä. 386 Osnabrück 19 Ossig 218, 427, 428 Deutsch-O. 218, 430, 469, 470, 475 Wendisch-O. 253, 362, 369, 430, 522 Ossiger Anna 99, 184, 185, 448, 449 Familie 99 Nikolaus 99, 448 Osterbilder 367 Ostermünde 543 Ostritz 252, 307, 308, 476, 528 Oswald, Barbara 263, 311, 354, 443 Othman 374 Ott, Jakob 502 Ottera, Adolarius 563 Ottho, Martin 445 Ottmann, Georg 370 Oybin Burg 172, 174 Cölestinerkloster 40, 43, 53, 74, 75, 95, 162, 170, 172, 221, 229, 256, 260, 283, 288, 306, 326, 340, 365, 390, 420, 422, 426, 427, 428, 429, 430, 431, 432, 435, 441, 444, 445, 446, 447, 448, 452, 453, 455, 456, 457, 460, 462, 465, 466, 467, 469, 470, 471, 473, 474, 475, 476, 478, 482, 483, 484, 485, 486, 487, 488, 489, 492, 493, 494, 497, 500, 503, 505, 509, 512, 513, 518, 524, 526, 528, 529, 530, 531, 538, 539, 543, 544 Bibliothek 188 Prior 176, 178, 179, 181, 183, 191, 196, 589 Kaiserhaus 173

P Packelöben (Ort) Palmesel Pankratius

543 105, 367 528

Panschwitz 487 Parchwitz 487 Paris 174, siehe auch Cölestiner Parlier 578 Passion Christi 90, 120, 122, 238, 239, 240, 242, 243, 260, 460, 516, 579 Passionsfrömmigkeit 84, 97, 106, 122, 242, 260 Passionsgedenken 106 Passionsgeschichte 166, 292 Passionszyklus 122 Pastor primarius 126, 371, 378, 390 Paternoster siehe Schmuck Patronat 16, 36, 46, 65, 67, 98, 122, 126, 133, 254, 257, 291, 356, 493, 516, 517, 556, siehe auch Altarlehen Patronatsablösung 68 Patronatsherr 63, 359 Patronatsrecht 15, 63, 64, 65, 324, 326, 341, 357, 363 Patrozinien siehe Heilige u. Patrozinien Paul d. Tischlermeister 220 Paulus, Kardinal 332 Pausla, Caspar 346 Pedeck, Christian 186, 189 Pegau 65 Peitzner Dorothea 566 Hans 109, 535, 566 Johann 525 Sigismund 374 Pellifex Caspar 156 Katharina 254 Nikolaus 254 Penzig 108, 362, 455, 513, 534, 585 Hans v. 578 Pergamentkodex 334 Pernis 342 Pescheck, Christian Adolph 51 Peschel, Hans 508

Orts-, Personen- und Sachregister Pest 78, 93, 99, 112, 116, 118, 179, 181, 192, 224, 225, 226, 229, 261, 263, 302, 304, 305, 310, 311, 336, 362, 365, 473, 499, 531, 533, 554, 572 Pestflucht 226 Pestprediger 225 Peter d. Tischlermeister 220 Peter, Mei 163 Petrarca 173 Petri, Balthasar 276 Petrus, Kardinal 67 Petschaft 350, 479, 481, 542 Petzold, Johannes 276 Peucer, Caspar 14 Peuerlein, Valentin 461, 563, 567 Pfändung 333 Pfankuche Paul 128, 302 Zara 302 Pfarrberg 564 Pfarrei 28, 34, 324 Pfarreinkünfte 28 Pfarrer 15, 28, 54, 60, 63, 64, 65, 66, 68, 70, 72, 77, 93, 96, 104, 110, 114, 115, 123, 125, 126, 137, 148, 149, 153, 159, 160, 164, 176, 192, 217, 223, 224, 226, 232, 239, 246, 248, 253, 259, 260, 263, 275, 285, 286, 287, 306, 307, 325, 326, 329, 330, 331, 341, 342, 343, 344, 345, 346, 347, 357, 358, 360, 364, 367, 368, 369, 370, 371, 376, 423, 427, 430, 431, 435, 442, 444, 451, 459, 460, 466, 467, 468, 472, 475, 480, 485, 504, 516, 521, 526, 528, 534, 537, 560, 571, 575, 578, 579, 581, 584, 585, 586 Pfarrerwahl 67 Pfarrhaus 129, 367, 585 Pfarrhof 64, 67, 110, 149, 329, 342, 343, 344, 346, 361, 367, 370, 404, 526 Pfarrkirche 28, 45, 49, 54, 60, 61, 63, 64, 65, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 77, 82, 89, 95, 96, 101, 115, 117, 118, 122, 123, 133, 148, 163,

751 166, 184, 283, 310, 311, 336, 345, 359, 368, 460, 583 Pfarrrechte 55, 60, 61, 63 Pfarrwahlrecht 224 Pfarrwiedemuht 64 Pfarrzwang 28 Pfefferzins 419 Pfeil Christoph 528, 569 Matthias 590 Pfender, Martin 487 Pferde 176 Pferrer, Martin 441 Pfleger (Wärter) 500 Pflegerin (Wärterin) 311, 490, 499, 500, 502, 513, 518 Pflug, Asmann 541 Pflüger, Konrad 91, 177, 360, 453, 581, 582, 591 Pfründe 16, 186, 238, 240, 259, 274, 318, 324, 325, 345, 356, 358, 359, 360, 371, 386 Pfründenjäger 364 Pfründner 138 Pfulman, Nikolaus 145 Pibra, Johannes v. 189 Pierre aus d. Auvergne 174 Piger, Anna 231 Pilger 136, 139, 141, 143, 185, 341, 354, 437, 459 Pilgerbrief 298 Pilgerfahrt 334 Aachen 41, 84, 218, 251, 299, 301, 441 Bußwallfahrt 218 Gelübde 298 Haindorf 218, 300, 301, 302, 498 Jerusalem 86, 88, 90, 92, 237, 242, 260, 299, 575, 588 Legat 302 Meißen 302 Rom 80, 84, 86, 103, 162, 167, 218, 237, 251, 253, 254, 259, 298, 299, 300, 301, 302,

752 311, 421, 426, 428, 432, 433, 440, 472, 474, 475, 476, 477, 488, 499 Sagan 84, 300, 301 Santiago de Compostela 135, 299, 301, 525 Stiftung 302 Strafwallfahrt 84, 218, 299, 301 Wilsnack 84, 218, 251, 299, 301, 302, 498 Pilgerzeichen 298 Pilsen 218 Pirna 65, 190, 371, 590 Planitz Hans 583 Leonhardt 583 Pleban 64, 67, 70, 72, 149, 232, 252, 303, 309, 453, 534 Pletzel Johannes 151 Petrus 305 Polen 28, 337 Policey 28, 218, 406 Pönfall 15, 33, 54, 70, 230, 269, 381, 551 Pophans, Ursula 445 Poppe, Hans 445 Porsach, Leopold 539 Posen 106, 107, 452, 541 Posselt, Hans 541 Präbende 151, 222, 238, 240, 308, 309, 356, 441, 514, 516, 517, 526, 587 Prädikant 325 Prädikaturstiftung 224, 254, 405 Prag 66, 72, 148, 166, 188, 192, 205, 239, 269, 449, siehe auch Cölestiner Clementinum 188 Domkapitel 174 Domschatz 174 Erzbischof 174, 326 Erzbistum 174, 175, 326 Hradschin 174 Jesuiten 188 Kanzlei 189 Staatsarchiv 40

Orts-, Personen- und Sachregister Universitätsbibliothek 40, 188 Vyšehrad 174 Prager Vertrag 380 Pramse, Hans 562 Präsentationsrecht 357 Präsenzgelder 389 Prasse, Matthias 533 Prebisser, Andreas 455 Prebus, Georg 457 Prediger 15, 54, 70, 125, 126, 171, 207, 224, 254, 285, 287, 347, 364, 366, 367, 369, 370, 371, 374, 380, 386, 442, 459, 462, 475, 480, 498, 513, 526, 532, 572 Prediger, erster siehe Pastor primarius Predigerhäuser 164 Predigt 29, 68, 70, 71, 126, 148, 157, 171, 207, 224, 232, 254, 287, 338, 342, 345, 347, 363, 364, 365, 367, 371, 373, 374, 571 Predigterlaubnis 297 Predigtstuhl (Kanzel) 253, 259, 287, 297, 368, 451, 459, 462, 472, 505, 511, 513 Přemysliden 16 Presbyter 251 Press, Johann 571 Presse, Franziskus 264, 281 Pretentor, Johann 276 Prettin 72, 73 Preuße, Nikolaus 466 Priester 46, 69, 73, 74, 77, 90, 92, 98, 103, 106, 110, 111, 112, 113, 114, 115, 116, 126, 130, 177, 194, 195, 223, 238, 241, 244, 248, 249, 253, 264, 274, 276, 280, 281, 285, 286, 288, 289, 325, 341, 344, 345, 346, 359, 368, 373, 383, 390, 423, 429, 430, 431, 442, 444, 446, 448, 451, 452, 458, 460, 466, 467, 474, 476, 482, 492, 496, 498, 509, 515, 526, 527, 532, 558, 559, 560, 561, 568, 572, 579, 580 Priestergelder 562 Priestergeldlisten 46 Priesterhaus 116, 227, 371 Priesterlehen 44, 46

753

Orts-, Personen- und Sachregister Priesterweihe 359, 364 Priesterzinsen 46, 282, 354, 382, 385, 387, 543 primarius siehe Pastor primarius Prinzel, Margaretha 311 Privatoratorium 60, 114, 120, 121, 129, 131 Pro fabrica (Schenkung zugunsten d. Kirchenbaus) 80, 119, 221, 236, 453, 485, 489, 516, 522, 527, 529, 531, 542 Prokurator/-in49, 69, 73, 75, 76, 79, 81, 82, 88, 89, 94, 96, 101, 102, 103, 107, 110, 115, 133, 138, 142, 146, 147, 149, 150, 151, 152, 153, 154, 155, 156, 158, 163, 166, 167, 169, 176, 177, 191, 215, 230, 232, 233, 246, 247, 252, 255, 257, 261, 262, 274, 275, 279, 280, 282, 290, 309, 310, 312, 339, 344, 353, 354, 355, 375, 382, 383, 384, 385, 387, 389, 420, 425, 428, 431, 432, 435, 439, 440, 442, 443, 446, 452, 453, 454, 458, 459, 460, 463, 464, 470, 472, 473, 476, 479, 483, 484, 487, 488, 489, 490, 491, 492, 494, 495, 498, 506, 518, 523, 524, 528, 529, 531, 543, 544, 546, 549, 561, 566, 568, 577, 578, 581, 582, 583, 584, 585, 586 Prozession 105, 122, 250, 252, 271, 272, 357, 367, 368, 376 Psalter 451 Pulckherhain, Michael 482, 493 Pulsnitz Martin 453 Nikolaus 577 Pulververschwörung 45, 82, 86, 100, 140, 141, 237, 260, 420 Puschmann Familie 55 Lorenz 522

Q Querichsfelder, Barbara Quittiervermerk Quittuk, Peter

386 351 431

R Rachnau Familie 304 Margareta 151, 309 Michael 309 Radagk 84 Radax, Gregor 277, 443, 458, 460, 464, 493, 518 Radmeritz 110 Raimund, Kardinal 584 Rassenaw 430 Rathaus 65, 71, 72, 73, 74, 83, 84, 107, 108, 129, 131, 170, 259, 337, 344, 345, 499, 548 Rathaussaal 376 Ratibor 583 Rationalisierung 30, 42, 268, 404, 405, 406 Ratsaltar siehe Altar Ratsapotheker 169, 246 Ratsarchiv 37, 38, 41, 43, 46, 50, 82, 269, 271 Ratsdörfer 362 Ratsfähigkeit 56, 139 Ratsfreund 183, 537, 572, 589 Ratsgestühl 69, 83, 358, 558, 573 Ratsherrentrinkstube 22 Ratskapelle 69, 71, 72, 73, 74, 170, 254, 261, 283 Ratskirche 68 Ratskür 55, 56, 74, 154, 170, 178, 180, 181, 192, 196, 327, 334, 365, 381, 384, 589 Ratskürordnung 69, 83 Ratsliteratur 22, 42, 46 Ratsmemoria 22, 74, 111, 261, 279 Ratsmessen 71, 72, 74, 170, 279 Ratsordnung 22, 150, 274, 578 Ratsprotokolle 90 Ratsrechnungen 43, 48, 61, 66, 70, 72, 76, 79, 80, 156, 178, 182, 217, 246, 301, 310, 324, 325, 340, 352, 353, 424 Ratsschreiber 90, 332 Ratssitzung 69 Ratsverfassung 17, 18, 55, 330

754 Ratswahl 22, 74 Raubüberfall 163 Raucristoff 525 Raucristoffin 524 Raupeter 510 Rauscha 325, 362 Rauschwalde 479, 552 Rautenstrauch Balthasar 442, 502, 503, 535 Hans 429 Rawßindorff, Friedrich 216 Reberingerinne, Tela 151, 309 Rechenberg, Melchior v. 168 Rechnungsbücher 132, 353 Rechtsanwendung 57 Rechtsgutachten 330 Rechtssetzung 57 Reckweil, Andreas 541 Reformation bürgerliche R. 409 Gemeinde-R. 402, 408, 409 Obrigkeits-R. 409 Rats-R. 402, 408 Reformation, Typen d. 401 Reformationsjubiläum 372, 377 Regelnonnen siehe Terziaren Regensburg 20, 121, 130, 131, 213, 215, 224, 282, 349, 355, 399 Regulus, Bartholomeus 375 Reichel Johann David 327 Nikolaus 518 Reichenau, Andreas 529 Reichenauer, Oswald 277 Reichenbach (OL) 325, 329, 363, 369, 429 Reichenbacher Tor 428 Reichenbacher Turm 127, 573 Reichenbacher Viertel 97, 444, 445, 450, 456, 490 Reichsmatrikel 14 Reichstag 386

Orts-, Personen- und Sachregister Reimann Barbara 505 Ursula 505 Reimannin 445 Reimtsch Anna 442 Bartholomäus 442 Dorothea 442 Magdalena 442 Peter 442 Reinhold Barbara 555 Bartholomäus 110, 486, 487, 555, 584 Reinholdin 571 Reinsich, Hans 571 Reintsch, Hans 110, 251, 555 Reise 502 Reißener, Elisabeth 440 religion civique 399 Religionsfrage 380, 382, 403 Relingeringe, Kela 151, 309 Rem, Lukas 295 Renaissance 124, 227 Rengersdorf 294, 369 Rente 136, 173, 361 Rentsch, Johann 468 Retel, Heintze 333 Reuber Familie 407 Georg 536, 537, 541, 550 Hedwig 536 Richeler, Barbara 455 Richter Elisabeth 522, siehe auch Schneider, Elisabeth Georg 222, 305, 474, 521, 522 Hans 474, 475 Jakob 464 Ursula 474 Richter (Amt) 42, 45, 86, 109, 277, 338, 352, 441, 455, 483, 492, 552

Orts-, Personen- und Sachregister Richter, königlicher 46, 48, 109, 276, 281, 332, 375, 509, 550, 551, 557 Riech, Daniel 327 Riemer 430 Anna 430 Georg 489 Katharina 185, 216, 263, 284, 352, 430 Nikolaus 430 Ursula 430 Riemer (?), Nikolaus 303 Riemer (Beruf) 561 Riemerin, Georg 489 Rinckengießer Margarethe 285 Paul 285 Ring siehe Märkte, Neu-M. Rischin, Matthias 457 Riseling, Hans 498 Rist, Martin 522 Ritter Peter 370, 385, 407 Valentin 383, 407 Ritzel Martin 543 Thomas 543 Robrot, Andreas 135, 477 Roger, Michel 174 Rohrmeister 220 Rolle Balthasar 191, 431, 432 Heinrich 66 Margaretha siehe Frömpter, Margaretha Rom 16, 77, 103, 364, 577, siehe auch Pilgerfahrt Kurie 78, 148, 261, 346 Vatikan 187, 191 Römer, Paul 536, 537, 538, 542, 543, 544, 548, 549, 550, 551, 571 Ronau, Familie 82 Rörer Anastasia 374

755 Georg 374 Rörmeister (Beruf) 562 Rosenberg Familie 473 Johann 304, 374, 525 Matthias 150, 304, 449, 473, 485, 491, 498, 502, 506, 510, 526, 529, 530, 557, 558, 569 Paul 374 Rosenhain Familie 82, 407 Onophrius 255, 551, 552 Valerius 471, 526, 556 Rosennickel Dorothea siehe Uthman, Dorothea Roskopf Katharina 551 Margaretha 550 Nikolaus 551 Wendel 349, 550, 551 Wendel jun. 551 Rösler Andreas 534 Anna 544 Barbara 544, 545 Bonaventura 374, 544 Familie 304, 407 Franz 544 Georg 332, 374, 522, 523, 529, 534, 544, 545, 569 Jakob 142, 374, 383, 385, 545, 552 Juliane 545 Matthias 545 Onophrio 545 Wenzel 544 Rossenaw 430 Rößer, Anna 477 Röstel, Matthias 464 Rostock 74 Rotbart Franziskus 192, 306, 364, 370, 586

756

Orts-, Personen- und Sachregister

Martin Rote Ambrosius Anna Georg Nikolaus Thomas Wolf Rotenberg Andreas Apollonia Hans Joachim Thomas Rothenburg (OL) Rotkessel Rudel (Rutiulius), Georg Rudeloff, Christoph Rüdiger Andreas Paul Rudolf II., Kaiser Rudolf, Bf. v. Breslau Rudolf, Gregorius Rumpoldi, Martinus Ruprecht Rurteich, Steffen

364, 541 113 502 142, 544, 548 455 502 545 534 534 534 534 534 153, 308, 369 536 374 452 103, 450 276 573 80, 85 375 342 462 536

S Sachsenrecht 57 Sachsenspiegel 39, 335, 336, 337 Sagan 87, 177, 185, 441 Frauenkirche 442 Hl. Kreuz 442 Kloster 518 Pfarrkirche 442 St. Georg 442 Sage 157 Sakramente 24, 28, 68, 148, 368, 370, 377 Sakramentenrecht 326

Sakramentshaus 216, 220, 240, 252, 312, 337, 363, 376, 447, 464, 495, 499, 516 Sakristei 69, 119, 129, 159, 171, 384 Salbhäuschen 85, 87, 89, 90, 91, 92 Sale, Georg 255, 256, 453, 485 Salomonsborn 141, 238, 442, 572 Salz 176 Salza Jakob v. 186 Ottilie 132 Salzhaus 391 Salzkammer 367, 430, 586 Sammlung 340, 575 Sand 69 Santiago de Compostela siehe Pilgerfahrt Sattler (Beruf) 561 Sattler, Lorenz 507 Sattlermeisterordnung 272 Sauermann, Kunz 571 Sauppe, Moritz Oskar 40, 44, 53, 175 Schaffnerin 151, 155 Scharfenberg 506 Katharina 551 Schatzfund 501 Schatzkammer 120, 131 Scheffeleicher 445 Scheit Andreas 97, 579 Peter 276 Scheitler, Thomas 561 Scheitmöller Anna 251 Familie 436, 539 Johann 152, 221, 275, 432, 436, 440, 446, 448, 450, 451, 461, 463, 464, 478 Konrad 251 Ursula 437 Schel, Matthias 522 Schellendorssig, Margaretha 446 Schelner Anna 450

Orts-, Personen- und Sachregister Heinz 450 Urban 447 Schenczelinne, Maye 151, 309 Schenk (Beruf) 336, 495 Schenkung 81, 89, 92, 104, 122, 212, 215, 524, 578 Scherenschmied, Nikolaus 250 Scheumann Christina 310 Ursula 310 Scheune 108, 494, 513, 541, 551, 572 Scheuslich, Heinrich 541 Schieljorgin, Else 487 Schillingin 465 Schimmelpfennig, Michael 578 Schindel, Caspar 360 Schindeler, Wolfgang, vom Ellbogen 360 Schingk, Stefan 433 Schlauroth 168, 492, 521, 522, 544 Schleife Familie 86 Jakob 350 Martin 82, 87 Schleinitz auf Tollenstein, Herren v. 571 Schleinitz, Johannes v. 325, 347 Schlesien 22, 52, 149, 158, 161, 174, 194, 374 Schleswig 21 Schlick 541 Schloss, herzogl. 111, 112, 121, 553 Schluckenau 571 Schlüssel 292, 334, 439, 587 Schlüsselfelder Anna siehe Göritz, Anna Gregor 545, 547 Schmähbrief 366 Schmalkaldischer Krieg 15 Schmalz, Friedrich 541 Schmerzensmann 129 Schmidt siehe Schmied Schmied Albrecht 499

757 Anna 216, 442, 536, 540, siehe auch Willer, Anna Antonius 216, 217, 263, 427 Barbara 499, 541 Dorothea 241, 510, 535, 536, 540, siehe Emerich, Dorothea Elisabeth 544 Familie 45, 82, 95, 192, 237, 407, 436, 473 Georg 229, 232, 233, 372, 507, 518, 529, 539, 565 Gregor 530 Hans 86, 232, 335, 352, 429, 449, 457, 461, 463, 467, 470, 471, 475, 476, 477, 479, 488, 489, 495, 497, 503, 504, 506, 507, 517, 529, 539, 557, 558 Hedwig 536, siehe auch Reuber, Hedwig Heinze 484, 485 Joachim 540, 542, 550 Johannes 443, 540 Katharina 539, 540, 541 Magdalena 351, 476, 506 Margaretha 95, 177, 184, 222, 284, 331, 349, 351, 355, 435, 466, 482, 507, 508, 525, 548 Martin 67, 112, 114, 115, 211, 222, 287, 346, 347, 360, 362, 364, 396, 510, 526, 534, 536, 537, 560, 585 Michael 95, 102, 163, 169, 221, 275, 331, 351, 427, 434, 435, 473, 482, 483, 484, 508, 509, 510, 525, 535, 544, 550 Nikolaus 442, 527, 529, 551 Paul 473, 480, 481, 509, 510, 536, 548 Peter 493, 518, 519 Ursula 484 Wenzel 452 Schmied (Beruf) 570 Schmied v. Schmiedebach 233, 539 Schmiede 116 Schmiedehandwerk 116 Schmiedin, Michael 564

758 Schmuck allgemein 220, 239, 425, 439, 466, 491, 508, 534, 542 Band 518 Flitterkranz 499, 508, 516 Geflitter 537 Gold u. Silber 554 Kette 439, 499 Kette (Marienbild) 489 Kleinod 97, 579 Kreuzband 508 Kreuzkette 467 Krone 548 Paternoster 518 Chalzedon-P. 439 Gold-P. 542 Jaspis-P. 532 Korallen-P. 220, 422, 425, 439, 448, 491, 497, 510, 528, 532, 542 Perlen-P. 467 Silber-P. 542 Perlen 508, 516, 525, 535, 536, 537 Perlenband 450, 491, 522, 535 Perlenkette 508 Perlenkranz 467, 476, 491, 499, 508, 515, 516, 518, 522, 534, 537, 547 Perlenkreuz 448 Perlenkrone 220, 240, 516 Ring 78, 100, 115, 526 Samtgürtel 510 Siegelring 542 Silber 221 Silbergürtel 97, 448, 467, 488, 491, 500, 508, 510, 522, 534, 537, 545, 546, 579 Silberhaarband 425, 501, 527 Silberkette 532 Silberring 137, 350, 532 Schneider Agnes 521, 556 Bartholomäus 545, 558 Benedikt 489

Orts-, Personen- und Sachregister Bonaventura (?) 548 Christina 94, 95, 492, 505 Donat 541 Dorothea 519, siehe auch Egil, Dorothea Elisabeth 521 Familie 55, 182, 407 Franz 109, 498, 515, 517, 530, 556, 563, 564, 572, 654 Hans 235, 492, 519 Hedwig 548 Ludwig 208, 235, 236, 305, 351, 492, 519, 521 Matthias 486 Onophrius 154 Paul 46, 48, 109, 142, 200, 276, 278, 279, 281, 332, 338, 352, 375, 382, 383, 384, 385, 387, 388, 492, 539, 543, 561, 570, 571, 583 Peter 519 Valentin 94, 95, 287, 335, 349, 352, 374, 445, 454, 463, 468, 472, 483, 485, 487, 488, 492, 505, 554, 555, 582 Schneider alias Schnitter, Matthias 492 Schneidergesellen 271 Schneiderhandwerk 521 Schneiderin 455 Franz 519 Schneiderin (Beruf) 117, 527 Schnitter 492, 498 Alexander 154 Familie 55, 407 Hieronymus 552 Matthias 492 Onophrius 552 Schnorre, Hans 505 Schnur, Hans 565 Schnurmacher 475 Schöffenbank 348 Schöffenbuch 45 Schöffengericht 326, 328 Schöffenspruch 69

Orts-, Personen- und Sachregister Schöffensprüche, Magdeburger 42, 43, 69, 163, 241, 330, 354, 385, 389, 434, 474 Scholastik 400 Scholtz, Balthasar 515 Scholtzin 519 Schönau, Mauritius v. 245, 359 Schönberg 125, 369, 420 Schönborn 388, 502 Schönbrunn 137, 369 Schönfeld b. Dürkheim siehe Cölestiner Schönfelder, Matthias 354 Schöngregor 350 Antonius 375 Christine 461 Schönheinze 440 Schönhof siehe Häuser u. Brauhöfe Schönknecht 461 Schöps Andreas 278, 383 Matthias 488, 489 Schöps (Ort) 504, 505 Schrakinsteinin 429 Schreiber 571 Schubert Barbara 431, 473 Familie 407 Franz 472 Hans 491, 501, 512 Hieronymus 531 Margarethe 431 Martin 284, 472 Nikolaus 218, 473, 501 Regina 472 Ursula 117, 501 Schuffel, Wenzeslaus 101, 276, 279, 281 Schulden 194, 330, 335, 390, 421, 424, 432, 435, 442, 451, 465, 480, 485, 487, 492, 494, 496, 498, 500, 508, 510, 516, 517, 522, 535, 538, 541, 548, 550, 571 Schuldenerlass 571 Schuldner 215, 538, 541

759 Schuldschein 561 Schule 83, 147, 171, 216, 548, 551 Rektor 370, 374, 376 Schüler 136, 142, 143, 216, 217, 250, 252, 266, 340, 342, 343, 368, 376, 423, 426, 431, 448, 461, 467, 482, 496, 500, 509, 519, 523, 527, 531, 574 Schulgebäude 390 Schulmeister 72, 73, 85, 94, 123, 126, 168, 216, 232, 340, 342, 343, 347, 357, 360, 370, 375, 386, 390, 433, 438, 571, 572 Schulordnung 390 Schultz Adam 375 Andreas 429 Anna siehe Rößer, Anna Aspe 490 Bartholomäus 489 Franz 109, 513, 562, 564 Georg 477 Hans 487, 543 Johann Gottfried 50 Margaretha 489, 538 Martha 562 Martin 490, 498 Matthias 502 Michael 503 Nikolaus 145, 231, 336, 429, 472, 538 Paul 538 Simon 575 Schultzin, Bartholomäus 488 Schulwesen 326 Schundepaul 512 Schurge Hans 437 Margaretha 351, 437 Schuster (Beruf) 503, 541 Schuster, Johannes 156 Schusterknechteordnung 272 Schusterordnung 271, 272 Schütze

760 Barbara 446 Dorothea 166, 568 Familie 109, 407 Margaretha 500 Sebastian 109, 568 Ulrich 517 Schützenhain 108 Schützenmeister, Anna 251 Schutzfrist 336 Schuwert siehe Schubert Schwalm Andreas 119, 542 Bartholomäus 542 Dorothea 542 Jodokus 236, 542 Lukas 542 Matthias 82, 119, 275, 278, 460, 461, 466, 485, 488, 489, 495, 497, 498 Schwartz 495 Barbara 474 Hans 112, 474, 556, 566 Lorenz 432 Michael 102, 152, 360, 435, 446, 457, 459, 487, 510, 518, 522, 555, 556 Peter 457 Schwartzepeter siehe Schwartz, Peter Schwartzhans siehe Schwartz, Hans Schwartzhans, Barbara 556 Schwebel Regina 501 Ursula 185, 500 Schweidnitz 77, 83, 161, 170, 334, 420, 567 Franziskaner 158 Schweine 156, 338 Schweinestall 515 Schweiz 27, 146 Schwenckfeld, Caspar 568 Schwertaw b. Lauban (Schwertau?) 375 Schwertfeger Familie 304 Georg 559

Orts-, Personen- und Sachregister Schwetsch siehe Schwetz Schwetz Familie 45 Georg 311 Katharina 93, 96, 97, 98, 105, 184, 199, 214, 351, 355, 448, 477, 579, 580, 581, 582, 583 Martin 97, 448, 579, 581, 582 Schwiebus, Michael v. 188 Schwinge Adam 508, 525, 567, 654 Agnes 525 Schwob Andreas 179 Peter 465 Schwofheim Barbara 513 Familie 55, 182, 307 Hieronymus 342 Paul 305 Peter 145, 231, 550 Vincentius 186, 342 Scultetus Bartholomäus 40, 49, 74, 85, 86, 89, 105, 125, 128, 142, 143, 168, 225, 230, 244, 283, 303, 321, 347, 363, 367, 451, 472, 526 Bernhard 152 Christianus 40 Sebnitz 325 Sechsstädte 14, 16, 37, 39, 48, 51, 52, 53, 78, 159, 171, 326, 370, 380, 381 Sechsstädtebund 14, 15, 39, 62, 160, 169, 176, 313, 326 Sechswöchnerin 548 Seelbad 137, 217, 226, 231, 232, 311, 354, 428, 431, 433, 436, 440, 441, 444, 448, 452, 453, 454, 455, 456, 457, 458, 462, 465, 466, 472, 473, 477, 478, 482, 485, 486, 487, 490, 493, 494, 496, 498, 500, 501, 503, 505, 507, 509,

Orts-, Personen- und Sachregister 510, 514, 515, 518, 522, 524, 527, 528, 532, 538, 550, 555, 571, 574 Seelbadstiftung 231 Seelenheil 42, 84, 104, 112, 123, 141, 188, 214, 222, 224, 234, 235, 238, 239, 260, 266, 267, 285, 291, 297, 301, 325, 338, 340, 421, 453 Seelenmesse 92, 95, 98, 166, 168, 178, 182, 183, 184, 218, 223, 230, 247, 256, 286, 287, 294, 311, 336, 342, 368, 423, 430, 438, 441, 448, 450, 451, 453, 458, 459, 460, 461, 465, 466, 473, 474, 480, 490, 492, 495, 501, 509, 513, 521, 522, 527, 532, 579, 589, siehe auch Vigil Seelenregister 287, 347 Seelgerät 214, 250, 251, 254, 285, 354, 420, 421, 422, 428, 430, 431, 433, 440, 441, 447, 451, 467 Seelgerätstiftung 384 Seelhaus siehe Hospitäler Seelsorge 27, 31, 68, 146, 148, 149, 157, 161, 170, 176, 306, 358 Seelsorgeprivilegien 148, 157 Seelwärter 119, 221, 435, 453, 512, siehe auch Testamentsvollstrecker Seibot, Matthias 543 Seidel Gregor 565, 566 Markus 498 Seidelman Asman 443 Matthias 443 Seidenberg 325, 329, 363, 369, 485, 486 Kirchenordnung 379 Seifart, Familie 407 Seifensieder Familie 95, 182 Hans 95, 144, 216, 255, 256, 453, 483, 489 Veronika 95, 137, 144, 256, 483, 489 Seifersdorf 375 Seifert Barbara 493

761 Caspar 493, 518 Lorenz 461 Margarethe 145, 185, 216, 217, 222, 351, 493, 518 Nikolaus 493 Selige Anna 422 Barbara 493 Caspar 276 Familie 182 Gregor 280, 422 Hans 493 Ursula 446, 493 Seliger siehe Selige Senftenberg 281, 452 Sercha 547 Serich Anne 533 Hans 533 Seuberlich 440 Siegel 83, 129, 259, 334, 407, 573, siehe auch Petschaft Siegelring 542 Siegelurkunde 334 Siegelwachs grünes 83 rotes 83 Siegen 139 Sigismund I., König v. Polen 228 Sigismund v. Luxemburg, Kaiser 16, 83, 174, 176, 331, 407 Sigismund, Johannes 374 Sigmund Familie 249 Martha 167, 354, 428 Matthias 487, 536, 566 Paul 167, 218, 253, 354, 428, 429, 434, 445 Silbermann Erasmus 254 Margarethe 254 Simon

762 Katharina 84, 253 Peter 253 Simon d. Bierschröter 484 Simonis, Andreas 358 Skandinavien 411 Smalcz, Johannes 72 Smerlle, Wenzeslaus 156 Smotczel, Andreas 252 Snewpelen, Hans 430, 431 Sohland 375 Sohra 369 Sommerfeld Johann Cottbus v. 188 Thomas 514 Sorau 185, 239, 325, 363, 432, 468, 477 Kloster 456, 457, 462 Sorer, Bartholomäus 112 Sorgenfrei, Johannes 359 Spanien 411 Spät, Friedrich 217 Specht, Hans 538 Spenden 79, 123, 223, 273, 448, 485, 574 Spiel 344 Spielhausen, Lukas 546 Spielleute 354 Spieß Nikolaus 87 Thomas 360 Spor Albrecht 469 Hedwig 469 Lorenz 469 Martin 469 Regina 469 Spree (Ort) 538 Spreehammer 538 Spremberg, Gregor 583 Sprottau 364 Stadtbefestigung 60, 70, 78, 111 Stadtbrand 124, 132, 134, 164, 193, 227, 229, 230, 244, 245, 292, 294, 369, 370, 543, 554

Orts-, Personen- und Sachregister Stadtbuch 37, 41, 42, 44, 45, 50, 78, 93, 112, 183, 211, 257, 291, 303, 330, 332, 333, 334, 349, 351, 384, 431, 447, 451, 476, 480, 481, 492, 495, 497, 499, 507, 509, 511, 518, 520, 527, 530, 542, 551, 552, 555, 572, 589, siehe auch Gerichtsbuch Stadtchronik 45 Stadtdiener 344 Stadtentstehung 54, 61 Stadtgeschichtsschreibung 295 Stadtgraben 218, 552 Stadtkasse 78, 135, 156, 195, 236, 292, 320, 334, 340, 371, 390, 397, 402, 404 Stadtmauer 111, 156 Stadtpatron 129 Stadtpfarrei 16 Stadtphysikus 492, 567 Stadtrecht 45 Stadtrichter 546 Stadtschmied 495 Stadtschreiber 43, 45, 48, 51, 69, 72, 74, 77, 83, 85, 92, 94, 96, 101, 102, 107, 119, 153, 154, 157, 167, 168, 170, 177, 183, 191, 205, 211, 229, 249, 258, 261, 262, 279, 292, 296, 307, 318, 328, 331, 335, 337, 346, 349, 421, 423, 424, 426, 429, 435, 438, 452, 468, 476, 503, 509, 530, 537, 542, 544, 548, 550, 551, 569, 571, 579 Ober-St. 421, 526, 536 Unter-St. 45, 46, 217, 233, 280, 334, 365, 375, 431, 436, 474, 475, 476, 479, 484, 485, 486, 487, 488, 489, 490, 491, 499, 501, 503, 504, 507, 510, 512, 513, 517, 522, 530, 536, 538, 546, 556, 562, 564, 566, 567, 568, 571, 583 Stadttor 129 Stadtverfassung 22, 56, 57 Stadtverweis 365 Stadtwappen 77, 129, 159 Stadtwerkmeister 550 Ständerepublik 14

Orts-, Personen- und Sachregister Ständeversammlung 15, 380 Stange Anna 231 Balthasar 231 Heinrich 92, 217, 251, 252 Starke, Markus 277, 439 Statuten 150, 323, 327, 331, 333, 335, 338 Stegkbus, Rudolf 526 Stein Georg vom 345 Ursula 145 Steinberg 455, 503 Dorothea 351, 504 Nikolaus 165, 219, 220, 351, 504, 505 Regina 165, 504 Steinkreuz 127 Steinmetz 550, 578, 583, 591 Steinmetzzeichen 81, 91 Steinrücker, Nikolaus 219 Steirer, Hans 564, 570 Stellmacher Barbara 94, 351, 433 Familie 304 Nikolaus 94, 433 Stenzelin 466 Stettin 396 Stetzel, Caspar 219, 488, 524, 537, 545, 568, 572 Steube, Heinrich 342 Steuereinnehmer 102 Steuerfreiheit 116, 227, 325 Steuerhinterziehung siehe Geschoss, versessenes Steuern 15, 381, 404 Heerfahrtgeld 583 Ketzer-St. 78 Sonder-St. 16, 80, 87, 412 Türken-St. 192, 228, 229, 381 Türken-St.register 109, 228, 232, 412, 539 Wachgeld 583 Steuerpflicht 124

763 Steuerquote 15, 380 Stieglitzer Albrecht 113, 550 Hans 550 Margaretha siehe Roskopf, Margaretha Ursula 550 Stiftung 76, 81, 88, 89, 90, 92, 116, 122, 140, 212, 422, 424, 434, 439, 441, 446, 463, 470, 483, 486, 505, 514, 574, 580, 590 Stiftungsbrief 141 Stiftungsgeschichte 90, 261 Stiftungsgewohnheiten 137 Stiftungskapital 92, 104, 140, 459 Stiftungstradition 45 Stiftungsurkunde 93, 98, 137, 167, 172, 173, 250, 251, 254, 259, 422, 461 Stiftungsvollzug 386 Stiftungswirklichkeit 43, 215 Stockborn 419 Stoff goldener 575 Samt 168, 493 Seide 427, 489, 585 Stoffe 162 Stolgebühren 24, 28 Stoll, Petrus 254 Stolpen 81, 205, 325, 398, 439, 560, 582, 585 Storch, Matthias 502 Storcko, Michael 253 Strafe 298 Strafgeld, königliches 551 Strafgelder 15, 42 Strafrecht 57, 326 Strafwallfahrt siehe Pilgerfahrt Stralsund 74, 213, 225, 285 Straßburg 27, 146, 400, 409 Strauch, Margaretha 221 Streit Katharina 163 Nikolaus 163 Striegau 83

764

Orts-, Personen- und Sachregister

Stroh 341, 354 Stubengesellschaft 22, 289 Student 185, 186, 235, 336, 372, 421, 519, 546 Studienstiftung 519 Studienstipendium 235 Studium 234, 361, 374, 421, 544, 545 Stutzmann, Nikolaus 82 Suffragan 557 Sulmona 172, 191 Süßkopf Bonaventura 374 Franz 567 Hans 567 Magdalena 567 Sustelius, Wolfgang 371 Sutor, Franciscus 160, 356 Synagoge 204 Synode 364

T Täckelmacherin, Anna 503 Tagebuch 46, 48, 111, 295 Tanzsaal 391 Täpper, Michel 487 Taubenheim, Johannes 346, 444 Tauchritz 127, 369 Taufe 338, 367, 368, 369 Teich 480, 541, 559, 568, 569 Teich (Personenname) 311, 465 Teichgräber, Katharina 427 Teichler, Hans 485, 518 Teichnitz 583 Teisener, Stenzel 563 Terminei 60, 159, 160, 164 Terziaren 49, 117, 138, 151, 155, 163, 169, 185, 297, 302, 307, 443, 465, 467, 522 Teschkaw (Personenname) 76 Testament 112, 154, 223, 239, 277, 356, 442 Testamentarien siehe Testamentsvollstrecker Testamente, Empfängerhierarchie 117, 133, 163, 164, 184, 222, 257, 288, 323

Testamentsanfechtung 352, 517, 544 Testamentsvollstrecker 44, 103, 116, 119, 136, 137, 184, 214, 215, 221, 222, 273, 305, 311, 335, 350, 351, 353, 354, 429, 433, 435, 437, 441, 443, 449, 451, 453, 455, 461, 465, 466, 470, 472, 475, 479, 480, 482, 483, 488, 507, 510, 512, 515, 517, 521, 524, 525, 528, 555 Testierfähigkeit 211, 350 Tetzel, Johannes 297 Teucher, Nikolaus 305 Teuernicht Heinrich 253 Heinze 251 Margarethe 251 Teufel 232, 540 Thiele Georg 354 Hans 441 Jakob 548 Johann 568 Peter 383, 495, 512, 518, 564 Thime, Heinrich 576 Thimin Caspar 451 Hans 451 Ursula 451 Thomas Anne 544 Caspar 544 Thomas d. Altarist 444 Thomas v. Moßko ([Bad] Muskau?) 487 Thomas v. Sorau, Prior d. Oybiner Cölestiner 432 Tibge d. Magd 546 Ticzko 303 Tilenus, Georgius 375 Tilicke Anna siehe Frenzel, Anna Caspar 103, 107, 119, 122, 130, 216, 250, 287, 302, 351, 471, 478, 514, 554, 555, 572, 574

Orts-, Personen- und Sachregister Dorothea 119, 471, 472, 514, 554 Familie 182, 192 Hedwig 471, 481 Nikolaus 459, 479, 480 Paul 119, 471, 472, 556 Tiltzig, Georg 517 Tinne d. Biergeberin 571 Tinnin 450 Tischlermeister 220 Tittrich, Balthasar 375 Tonsur 368 Töpfer Anna 94, 185, 487 Michael 94, 487, 488 Töpfer (Beruf) 572 Töpferberg 128, 364, 516, 534, 565, 566 Torgau 73 Torler, Caspar 590 Torsteher, Matthias 485, 500 Totaustreiben 340 Tote Hand 215, 323, 355 Totenbuch 49, 73, 155, 161, 162, 163, 165, 166, 183, 188, 214, 216, 284, 297, 303, 304, 308, 311, 312, 425, 431, 433, 453, 459, 460, 461, 465, 467, 473, 482, 494, 495, 496, 503, 510, 589 Totengedenken 22, 62, 68, 73, 83, 148, 185, 263, 271 Totenleuchte 129 Totschlag 84, 128, 218, 298, 299, 301 Toulouse 22, 23, 31, 271 Trappe, Heinrich 567 Trauernicht siehe auch Teuernicht Hans 578 Trauerzeit 336 Trebnitz 442 Trebus 421 Tresenkammer 69 Trier 22, 122, 223, 225 Trillebergk, Andreas 478 Tröger, Georg 562

765 Trogscherer, Nikolaus 276 Troitschendorf 369, 452, 466 Trutmanne, Otilge 64 Tschassel Ursula siehe Can, Ursula Wolfgang 475 Tschaul Andreas 95, 117, 119, 234, 253, 349, 350, 351, 511, 535 Anna 512 Familie 95 Katharina 95, 119, 511, 535 Tschechien 28 Tschernter, Michael 512 Tschewszler, Martin 263 Tschirnigk, Hans 191 Tuch 70, 108, 311, 375, 420, 421, 430, 440, 451, 465, 467, 473, 475, 485, 486, 487, 488, 489, 518, 519, 527, 543 Bahr-T. 528 Blau-T. (?) 518 Forder-T. 184, 433, 496, 518, 519, 524, 531 Kür-T. 311, 467, 475, 518, 519, 522, 531 Leinen-T. 467, 515 Mittel-T. 427 Selbfarb-T. 461, 473, 496 Tucher, Familie 242, 295 Tuchfabrikation 83, 108 Tuchhandel 17, 107, 541 Tuchhändler 110, 335, 471 Tuchhändlerin 493, 518 Tuchmacher 69, 70, 99, 102, 107, 117, 119, 144, 227, 253, 254, 269, 302, 328, 349, 350, 353, 365, 366, 375, 432, 433, 488, 489, 496, 510, 511, 527, 529, 531, 541, 542 Ältester d. 117, 152, 177, 184, 227, 250, 251, 252, 254, 366, 368, 467, 476, 494, 496, 531, 567 Tuchmacheraufstand 70, 229, 365, 369, 370, 372 Tuchmacherbegräbniskasse 283

766

Orts-, Personen- und Sachregister

Tuchmacherhandwerk Tuchmacherknappenkasse Tuchscherer Türken Türkensteuer Tzacherissin Tzappe

83 283 525 370, 387, 521 siehe Steuern siehe Zacharias 108

U Ullersdorf 523, 528, 538 Ulm 319, 406 Ulman Barbara 477 Martin 99, 448, 477 Umwidmung 386, 397 Ungarn 28 Ungarus, Georgius 375 Universität siehe Bologna, Frankfurt (Oder), Leipzig, Wittenberg Universitätsstipendium 519 Urkunde 296, 330 Uthman Anna 100 Christoph 87, 100, 101, 178, 191, 193, 217, 420, 455, 462, 479, 514 Donat 420 Dorothea 455 Familie 100, 182, 183, 191, 192, 436, 539 Franz 374 Franziskus 191, 193 Georg 515 Hans 176 Lorenz 94, 221, 421, 446, 455 Margarethe 94, 137, 176, 221, 240, 420, 446, 455, 479, 514, siehe auch Emerich, Margaretha Nikolaus 455, 514 Thomas 515

V Valentin d. Barbier 567 Vaucluse 173 Vechsel, Caspar 131 Venedig 575 Verkauf 41, 354, 426, 456, siehe auch Immobilienverkäufe Verkaufsstand 354 Vermögensverteilung 34 Veronika d. Wärterin 518 Verpfändung 42 Verschwörung 86, 365 Versorger siehe Prokurator Vertrag 79, 81, 89, 91, 114, 126, 287, 310, 342, 343, 360, 460, 482, 559, 578, 581, 582, 587 Verwalter siehe Prokurator Verwaltung 14, 36, 49, 138, 282, 572 Verweser siehe Prokurator Vesper 367, 368 Vidinkamp 247 Vieh 486 Viehhändler 541 Viehweide 454 Viereichen 421 Vigil 183, 223, 237, 285, 286, 287, 311, 336, 354, 426, 431, 438, 439, 445, 446, 448, 450, 451, 452, 454, 458, 459, 460, 461, 465, 470, 474, 482, 492, 495, 509, 513, 515, 521, 526, 532, 589, siehe auch Seelenmesse Vincentius, Prior d. Oybiner Cölestiner 460, 589 Virle siehe Firle Visitation 354 Visitator 341 Vogt Anna 469, 476, 536 Familie 192 Georg 101, 119, 191, 249, 435, 441, 452, 453, 469, 476, 536, 538 Gregor 102, 191, 275, 435, 489, 539 Hans 487, 488, 525, 533

Orts-, Personen- und Sachregister Jakob 281, 446 Josef 374, 543 Laurentius 191, 539, 543 Michael 543 Nikolaus 191, 263, 281, 435, 538, 539 Peter 487, 488 Ursula siehe Canitz, Ursula Vogtin, Georg 497, 500 Vogtshof 171, 250 Voit siehe Vogt Volljährigkeit 211, 352 Vorkaufsrecht 508, 572 Vormund 44, 99, 103, 119, 126, 211, 285, 334, 335, 349, 350, 352, 421, 422, 426, 429, 430, 431, 432, 434, 437, 438, 440, 441, 442, 445, 447, 448, 449, 450, 451, 454, 455, 456, 457, 462, 463, 464, 465, 469, 470, 473, 474, 475, 476, 477, 479, 481, 482, 483, 484, 485, 486, 487, 489, 490, 491, 494, 496, 503, 504, 507, 508, 510, 511, 512, 514, 515, 517, 522, 523, 524, 527, 528, 530, 532, 533, 534, 535, 536, 539, 541, 543, 544, 545, 546, 547, 548, 550, 551, 552, 554, 557, 558, 562, 564, 569, 571, 572 Vorschlagsrecht 357 Vorsteher siehe Prokurator Vorwerk 419, 420, 428, 468, 480, 482, 486, 501, 508, 536, 544, 565, 566, 569 Viadukt-V. 536 Vorwerksbesitzer 152, 302, 428, 497, 501, 566 Vorwerksbesitzerin 117, 514 Votivmessen 46, 182, 209, 217, 266, 340, 343, 389 Vyrle siehe Firle Vyšehrad siehe Cölestiner

W Waage 508 Wachs siehe Altargeräte u. Zubehör Wächter 70 Wacker, Lambertus, v. Seehusen 245, 359

767 Waffen siehe auch Heergewäte Armbrust 426, 466, 519 Harnisch 519 Pfeile 519 Rüstung 466 Schilde 519 Zeug 545 Waid 108, 421 Waidgast 498 Waidhandel 83 Waiman siehe Wainmann Wainer Barbara 118, 137, 145, 226, 232, 351, 533, 534 Matthias 533, 534 Wainknecht siehe Weinknecht Wainmann Anna 531 Familie 182 Georg 248, 249, 250, 277 Gregor 531 Ursula 531, 532 Wenzel 145, 184, 227, 249, 366, 368, 374, 531 Waise 543 Wald 252, 541, 552 Walde Barbara 513 Bernhard 513 Christina 513 Christoph 513 Familie 182 Katharina 513 Ludwig 117, 513 Margaretha 425 Peter 120, 142, 183, 193, 194, 195, 216, 221, 302, 354, 425, 433, 437, 438 Wallfahrt siehe Pilgerfahrt Walterstein Hans 535 Lorenz 534

768 Ursula 145 Wandbrunnen 131 Wandmalerei 130, 131 Wappen 16, 83, 127, 129, 159, 167, 340, 357, 407 Wappenverleihung 407 Warnhofer, Hans 484, 563 Wartenberg 168 Christoph v. 360 Sigmund v. 360, 455, 583 Wärterin siehe Pflegerin Wasserläufe 480 Wasserleitung 236, 238, 585 Wayman siehe Wainmann Waynknecht siehe Weinknecht Weber 519 Max 18, 21, 25, 30, 289, 392, 411 Wenzel 532 Wecke, Hans 533 Wedemann Matthias 452 Nikolaus 452 Weder, Familie 249 Wege u. Stege (Schenkung zugunsten d.) 53, 97, 218, 354, 427, 429, 430, 434, 444, 456, 465, 528, 555, 579 Wehener, Gregor 477 Wehranlage 61 Wehrverfassung 411 Weichbild 16, 37, 57, 100, 125, 176, 323, 325, 326, 328, 342, 356, 362, 365, 368, 403, 408, 521, 570 Weidemann, Nickel 437 Weider Anna 478 Georg 374, 385, 478, 495, 550, 552 Hans 251, 350, 530 Jakob 249, 478 Margarethe 137, 478 Michael 284, 478, 486, 495 Nikolaus 420

Orts-, Personen- und Sachregister Weiderin, Georg 367 Weihbischof 557 Weihe 63, 74, 75, 76, 80, 96, 113, 119, 120, 130, 146, 173, 360, 557 Wein siehe Lebensmittel Weinberg 101, 149, 420, 460, 462, 496, 541 Weingarten 471 Weinherren 485 Weinknecht Familie 45, 95 Katharina 95, 447 Wenzel 95, 337, 349, 447 Weinmann siehe Wainmann Weinreich, Jakob 96, 142, 216, 217, 302, 441 Weinschank 70, 329 Weinschenk Barbara 432 Dorothea 217, 351, 354, 426, 432 Michael 426 Weippersdorf, Petrus 364, 586 Weise, Nikolaus 145 Weissag, Jacob 136 Weissepeterin 217 Weißgerber, Barbara 184, 354, 355, 462 Weißjorge, Andreas 95, 222, 256, 284, 349, 351, 352, 354, 452, 453 Weitmesser 519 Weitschreiber, Wenzel 306 Wellersdorf 248 Wels Hans 565, 567 Martin 115, 466, 475, 491, 494, 500, 567 Wendisch-Ossig siehe Ossig Wentscher Familie 55 Hans 177 Michael 177, 276, 278, 383, 518, 524, 528 Nikolaus 222 Valentin 383, 586 Wenzel Georg 497

Orts-, Personen- und Sachregister Paul 452 Wenzel IV., König 66 Werder Alexander 522 Franz 522 Werkfrömmigkeit 106 Werkgerechtigkeit 292 Werkmeister 91, 453, 555, 578, 582 Werner Bernhard 501 Hans 152 Johannes 152 Valentin 548 Westphal, Valentin 466 Wetzel, Lorenz 590 Widemann Hans 231 Magdalena 231 Widerolff, Wolfgang 516 Wiedertäufer 365 Wiegand, Katharina 312 Wien 189, 213, 573 Wiese 101, 142, 262, 420, 424, 460, 462, 486, 541, 547 Wiggerinck, Godert 199 Wilkau 433 Wilkau (?) 444 Willer Anna 536 Familie 407 Hans 145, 536, 537 Wilsnack siehe Pilgerfahrt Windenreisser, Matthias 479 Windisch Achatio (?) 550 Franz 550 Johann 550 Margaretha 505 Matthias 505, 521 Thomas 550 Ursula 550

769 Windischin, Matthias 505 Windischmann, Margarethe 231, 355 Winkelmessen 47, 379 Winkler Bartholomäus 486 Berthold 487, 489, 546 Caspar 429 Claus 250, 254 Franziskus 306 Margaretha 250 Winzig 83 Wismar 257 Wisner, Markus 252 Witschel 518 Lorenz 479 Margaretha 479 Martin 479 Wittenberg 126, 153, 190, 234, 362, 363, 366, 369, 370, 372, 373, 410, 544 Universität 365, 374, 544, 546 Wittichenau 452 Witwe 334, 335, 336 Wladislaus II., König 16, 67, 87, 158, 189, 228, 332, 346 Wöchnerin 338 Wohnrecht 543 Wolf Anna 310 Donatus 375 Georg 156, 310 Gregor 359 Hans 144, 353, 428 Margaretha 307, 310, 351 Martin 335 Siffrid 430 Simon 524, 531 Wölfferichin 465 Wolfgang (Priester?) 344 Wolle 108, 421, 475 Wolltuchweberei 83 Wolmerstet

770

Orts-, Personen- und Sachregister

Anna 222, siehe auch Canitz, Anna Familie 192 Hans 276, 278, 511, 513, 518, 532, 536, 543, 544 Joachim 543, 544 Johannes 143, 145, 222, 281, 365, 383, 384, 385, 519, 537, 538, 539, 542, 543, 583 Klaus 543, 544 Margarethe 544 Wunder 298 Wunderzeichen 229, 521 Wurm, Nikolaus 42, 327, 337, 341 Wurzen 65 Wüstung 54, 480

Y Y siehe I

Z Zacharias 550 Andreas 501, 512 Anna 422, 425 Barbara 425 Franz 501 Jakob 425 Johann 516 Katharina 117, 501, 512 Matthias 354, 422, 425 Nikolaus 512 Peter 496 Zachariasin 466 Zapperi, Nicolaus 152 Zeche 69, 269, 271, 272, 273, 274, 366 Zehekorn, Hans 541 Zehnt 28 Zeidler Bartholomäus 501 Nikolaus 366, 367, 370 Ursula 501, 512 Zeidlerweide 480

Zeitz 342 Zelle 378 Zeremonien 364, 365, 367, 370, 375, 380 Zettel 217, 352, 353, 466, 482, 530 Zeugen 336, 479, 551 Ziborium 245, 252 Ziegel 545 Zimmermann (Beruf) 310 Zimmermann, Nikolaus 70 Zinsbrief 46, 69, 195 Zinsbriefe 383, 384, 385, 386, 388 Zinseinkünfte 46, 75, 101, 109, 125, 132, 156, 193, 245 Zinsen Herings-Z. 156, 162, 216 Z. auf Wiederkauf siehe Kredit Zinsregister 132, 245, 250 Zinssatz 389 Zinsvertrag 42, 79, 156, 262, 332 Zinszahler 46, 194, 255, 264 Zinszahlungen46, 126, 149, 195, 196, 262, 282, 389 Zippel (Toponym) 541 Zittau 13, 14, 17, 43, 44, 52, 53, 83, 107, 111, 127, 154, 161, 162, 172, 173, 174, 175, 176, 177, 188, 189, 191, 193, 195, 225, 229, 248, 326, 363, 378, 396, 487, 590 Bruderschaften 268, 269, 283 Christian-Weise-Bibliothek 40, 44 Dreifaltigkeitskirche 590 Fastentücher 242 Franziskaner 147, 157, 440, 446 Johanniskirche 326 Johanniter 326 Kirchenordnung 379 Pfarrei 326 Pfarrkirche 440, 441 Terziaren 313 Väterhof (Cölestiner) 177, 196 Zittauer Land 174 Zodel 108, 168, 369, 561, 565, 570

771

Orts-, Personen- und Sachregister Zöllner Zunft Zürich Zwickau Franziskaner

102 254, 255, 268, 373 23, 291, 319, 410 154, 343 158

Zwicker, Petrus 176 Zwinling Familie 182 Hans 94, 117, 493, 494, 498, 501, 586 Zwirling siehe Zwinling

***