corpus und universitas: Römisches Körperschafts- und Gesellschaftsrecht: zwischen griechischer Philosophie und römischer Politik 316153316X, 9783161533167

Die antike römische Gesellschaft kannte eine Vielzahl von Personenverbänden unterschiedlicher Ausprägung. Darunter fande

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corpus und universitas: Römisches Körperschafts- und Gesellschaftsrecht: zwischen griechischer Philosophie und römischer Politik
 316153316X, 9783161533167

Table of contents :
Cover
Titel
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
I. Titel und Fragestellung
II. Stand der Forschung
1. Das Recht der Personenverbände
2. Theoretische Grundlage der Teilhabe am Rechtsverkehr
3. Der philosophische Einfluss
a) Systematik und Philosophie
b) Stoische Einflüsse
c) Akademisch-peripatetische Einflüsse
d) Epikureische Einflüsse
e) Skeptische Einflüsse
3. Universitas
III. Der römische Jurist und seine Umgebung
IV. corpus habere und universitas
1. Die Ausgangsquelle: Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1)
2. Personenverbände als universitas bei Gaius
3. Corpus habere
1. Abschnitt: Entwicklung des universitas-Begriffs
I. Universitas und corpus habere bei Gaius
II. Entstehung des Terminus universitas
III. Der untechnische Gebrauch des Terminus universitas
IV. Universitas in der Fachsprache der Landvermesser
V. Rezeption des universitas-Begriffs durch die Juristen
VI. Ausdehnung des universitas-Begriffs auf weitere Rechtsfragen
1. Die Einheit des Gebäudes
2. Die Einheit der Erbschaft und des Nachlasses
3. Die Einheit der Gemeinde
VII. Universitas als Oberbegriff über öffentliche Personenverbände
2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus
I. corpus habere und corpus ex distantibus
II. Vorstellungen von Körperlichkeit
1. Griechische Philosophie in Rom
2. Platon und die Akademie
3. Aristoteles und der Peripatos
4. Epikur und der Garten
5. Die Stoa
a) Einleitung
b) Körperbegriff und Erkenntnislehre
c) Die Einheitslehre
d) Das aktive und das passive Wesen
e) Mischung
f) Geeinte und zusammengesetzte Körper
g) Gesamtkörper aus getrennt bestehenden Einzelkörpern
h) Die gemeinsame Beschaffenheit
i) Das gemeinschaftsbildende Wesen
j) Das Band des Rechts
k) Identität des corpus ex distantibus
l) Zusammenfassung
6. Skeptische Akademie
a) Einleitung
aa) Die skeptische Akademie
bb) Das Verhältnis der skeptischen Schulen
b) Unsicherheit der stoischen Erkenntnis
aa) Unerkennbarkeit und Unsicherheit
bb) Abgrenzung der Einheitsgrade
cc) Einheit und Sympathie
dd) Handeln der Gesamtheit als Einheit
ee) Der Begriff
III. Rezeption des stoischen σῶμα -Begriffs
1. Das corpus ex distantibus in der juristischen Literatur
2. Corpora ex distantibus aus Personen
3. Corpus habere der Personenverbände
a) Der Verein als corpus und die Rechtswissenschaft
b) Corpus habere
aa) Corpus habere in der Kommentierung des Gaius zum Provinzialedikt (D. 3.4.1)
bb) Corpus habere im principium (D. 3.4.1 pr.)
cc) Corpus habere im ersten Prargraphen (D. 3.4.1.1)
IV. Corpora certa und der skeptische Einfluss
1. Das rechtliche Bestimmtheitserfordernis
2. Der Ursprung des Bestimmtheitserfordernisses
3. Die Rezeption der akademisch-skeptischen Stoakritik
4. Gesamtkörper und Begriff – Die stoische Einheitslehre in der klassischen Zeit
V. Überprüfung der Ergebnisse
1. Senatsbeschlüsse und Kaiserkonstitutionen
2. Die Rechtsliteratur
3. Die Inschriften
VI. Corpus und collegium als Synonyme
VII. Corpus als wirtschaftliche Vereinigung
VIII. Das ius corporis
3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung
I. Corpus habere conceditur
II. Die Anfänge
III. Lex duodecim tabularum
IV. Senatus Consultum de Bacchanalibus (186 v. Chr.)
1. Die Überlieferung
2. Der Text
3. Die Gliederung
4. Der erste Regelungsabschnitt des Senatsbeschlusses (Z. 3–9)
a) Der erste Sinnabschnitt des Senatsbeschlusses (Z. 3–6)
b) Der zweite Sinnabschnitt des Senatsbeschlusses (Z. 7–9)
5. Der zweite Regelungsabschnitt des Senatsbeschlusses (Z. 10–18)
a) Die Regelungsstruktur
b) Der dritte Sinnabschnitt des Senatsbeschlusses (Z. 10–14)
c) Der vierte Sinnabschnitt des Senatsbeschlusses (Z. 15–18)
6. Der dritte Regelungsabschnitt (Z. 19–22)
7. Die Strafandrohung
8. Der Bericht des Livius
9. Zusammenfassung
V. Optimaten und Popularen
VI. Caesars Gesetzgebung
VII. Augustus und die lex Iulia de collegiis
VIII. Die Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis
1. CCC
2. Senatus Consultum
3. Collegium habere
4. Coire
a) Bedeutungsspektrum
b) Cicero und die lex Cornelia de sicariis et veneficis
c) Coire bei Plinius
d) Der Senatsbeschluss aus Lanuvium
e) Stadtgesetze
f) Marcian
aa) Marcianus libro tertio institutionum (D. 47.22.1)
bb) Marcianus libro secundo iudiciorum publicorum (D. 47.22.3)
cc) Das Recht der Personenverbände bei Marcian
g) coire in der lex Iulia de collegiis
5. Convenire
6. Cogi
7. Convocari
8. Collegium celebrare
9. Collegium constituere
10. Colligi
11. Conferre
12. CCC – coire, convenire, conferre
IX. Die Versammlungsgenehmigung als Zeichen politischer Zuverlässigkeit
X. Bestätigung (confirmare)
XI. Das Genehmigungsverfahren und die räumliche Geltung der lex Iulia de collegiis
XII. Datierung und Geltungsdauer der lex Iulia de collegiis
XIII. Illicita collegia
XIV. Gaius: Einheit im Privatrecht und ordnungsrechtliche Genehmigung
4. Abschnitt: Die rechtliche Ausgestaltung der Personenverbände
I. Handlungsfähigkeit der Personenverbände als corpora unter stoischem Einfluss
II. Handlungsfähigkeit der unter einem Begriff organisierten Personenverbände
1. Universi
2. Handlungsfähigkeit der Personenverbände nach prätorischem Recht
3. Handlungsfähigkeit der Personenverbände nach ius civile
4. Eigentum und Besitz
a) Ziviler Eigentumserwerb
b) Besitz und Ersitzung
5. Erbrecht
III. Identität der Personenverbände und Wechsel im Mitgliederbestand
1. Wechsel im Mitgliederbestand
2. Mindestanzahl der Mitglieder
IV. Societas
1. Societas als corpus in klassischer Zeit
2. Societas als corpus in vorklassischer Zeit
5. Abschnitt: Die iustinianische Kodifikation
I. Ein altes Problem: corpus und corpus habere
II. Eine neue Lösung: universitas als Oberbegriff
III. Die Gliederung der res bei Iustinian und ihr Verhältnis zu Marcian und Gaius
IV. Iustinianische Kodifikation und Interpolationen
6. Abschnitt: Die älteste Schicht – Die Analogie zur Gemeinde
I. Modellfunktion eines Gemeinwesens
II. Die klassische Terminologie
7. Abschnitt: Die Entwicklung des Rechts der Personenverbände
I. Fünf Entwicklungsstufen
II. Die erste Entwicklungsstufe: Analogie zum Gemeinwesen
III. Systematisierungsbemühungen und griechischer Einfluss: Der Verband als corpus
IV. Die akademisch-skeptische Kritik: Der Körper verliert seine Bestimmtheit
V. Das ius corporis
VI. Die iustinianische Kodifikation
Sintesi della ricerca
I. Introduzione
II. universitas nell’età classica
III. corpus habere
1. Sforzi sistematici e influsso greco: la collettività come corpus
2. La critica accademico-scettica: il corpo perde la sua determinatezza
3. Interazione tra diritto amministrativo e dogmatica privatistica
4. Astrazione dal substrato personale
IV. Ulteriori gradi di sviluppo
1. La concezione più antica – l’analogia con la res publica
2. Il ius corporis
3. La codificazione giustinianea
V. Conclusioni
Literaturverzeichnis
Quellen und Kommentare
Quellenregister
Sachregister

Citation preview

Ius Romanum Beiträge zu Methode und Geschichte des römischen Rechts herausgegeben von Martin Avenarius, Christian Baldus, Richard Böhr, Wojciech Dajczak, Massimo Miglietta und José-Domingo Rodríguez Martín

3

Andreas Groten

corpus und universitas Römisches Körperschafts- und Gesellschaftsrecht: zwischen griechischer Philosophie und römischer Politik

Mohr Siebeck

Andreas Groten, geboren 1982; Studium der Rechtswissenschaft an der Universität zu Köln; 2013 Promotion bei Prof. Dr. Martin Avenarius an der Universität zu Köln; 2009– 11 Stipendiat der Promotionsförderung der Hanns-Seidel-Stiftung; 2010 und 2011 For­ schungs­aufenthalte bei Prof. Carlo Venturini an der Università di Pisa; derzeit Rechts­ anwalt in Köln.

Die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität zu Köln hat diese Arbeit im Wintersemester 2012/13 als Dissertation angenommen.

ISBN 978-3-16-153316-7 / eISBN 978-3-16-160505-5 unveränderte eBook-Ausgabe 2021 ISSN 2197-8573 (Ius Romanum) Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb. dnb.de abrufbar. © 2015 Mohr Siebeck Tübingen. www.mohr.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Buch wurde von Gulde Druck in Tübingen auf alterungsbeständiges Werkdruckpapier gedruckt und gebunden.

Dr. Heinz-Günter Scholz 09.05.1924–08.06.2013

Vorwort Die hier vorgelegte Arbeit wurde im Wintersemester 2012/2013 von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln als Dissertation angenommen. Besonderen Dank schulde ich meinem Doktorvater Professor Martin Avenarius, der mich seit meinem zweiten Fachsemester durch mein Studium begleitet hat und mir stets mit Rat und Tat zur Seite stand. In seinen Seminaren habe ich die Forschungsmethoden erlernt und immer wieder neue Impulse für meine Arbeit erhalten. Professor Hans-Peter Haferkamp danke ich für die Übernahme des Zweitgutachtens, seine Anmerkungen und Hinweise. Den Herausgebern Professor Martin Avenarius, Professor Christian Baldus, Professor Wojciech Dajczak, Professor Massimo Miglietta, Professor José-Domingo Rodríguez Martín und Dr. Richard Böhr danke ich für die Aufnahme in die Schriftenreihe Ius Romanum und die fruchtbaren Anregungen im Vorfeld der Publikation. Von ganzem Herzen danken möchte ich meinen Eltern und meiner Familie, die mich immer unterstützt haben und ohne deren Rückhalt dieses Werk nie zustande gekommen wäre. Gefördert wurde mein Projekt von der Hanns-Seidel-Stiftung, wofür ich an dieser Stelle Dank sagen möchte. Für die freundliche Aufnahme und Betreuung während meiner Gastaufenthalte am Dipartimento di Diritto Privato „U. Natoli“ der Università di Pisa danke ich Professor Carlo Venturini, der mir als profunder Kenner der republikanischen Rechtsgeschichte wichtige Anregungen gegeben hat. Professor Werner Eck danke ich für die Unterstützung bei der Bearbeitung des epigraphischen Materials. Sein Rat und sein unerschöpflicher Erfahrungsschatz waren mir eine große Hilfe. Für die anregende Diskussion meiner Ausgangsquelle danke ich Professor Peter Schenk, der immer hilfsbereit und entgegenkommend Fragen beantwortete und neue Perspektiven eröffnete. Frau Professor Cosima Möller danke ich für die Erstellung des Gutachtens zur Bewerbung um das Forschungsstipendium. Dr. Angelo Giavatto danke ich für die Durchsicht meines Kapitels zur stoischen Philosophie. Dr. Salvatore Marino gilt mein Dank für die Übersetzung der Zusammenfassung in die italienische Sprache.

VIII

Vorwort

Für Anregungen, Ermutigungen, Unterstützung und konstruktive Kritik danke ich den Mitgliedern unseres Doktorandenseminars Georg von Daniels, Isabell Diehl, Lara Itschert, Dr. Salvatore Marino, Rosaria Mazzola, Anna Novitskaya, Philipp Rohdenburg, Dr. Anna Seelentag, Jan Wendorf sowie meinen Freunden an der Università di Pisa Dr. Federico Procchi und Dr. Fausto Giumetti. Weiter danke ich den Mitarbeitern des Instituts für Römisches Recht der Universität zu Köln Renate Weber, Rahel Kruse, Neal Burtoft, Alexandra Golik, Marcel Leines, Tatjana Hammer, Leonie Herstell, Laurène Bernot und Dorothee Moos für ihre Hilfsbereitschaft und die gute Zusammenarbeit. Für unermüdliches Korrekturlesen, viele Verbesserungen und Hinweise danke ich Sabine und Professor Sebastian Scholz. Köln, im Oktober 2014

Andreas Groten

Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1

I. Titel und Fragestellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1

II. Stand der Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

5

1. Das Recht der Personenverbände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Theoretische Grundlage der Teilhabe am Rechtsverkehr . . . . . . . . . . . . . . . 3. Der philosophische Einfluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Systematik und Philosophie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Stoische Einflüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Akademisch-peripatetische Einflüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Epikureische Einflüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Skeptische Einflüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Universitas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

5 6 15 15 16 21 22 23 28

III. Der römische Jurist und seine Umgebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 IV. corpus habere und universitas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 1. Die Ausgangsquelle: Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 2. Personenverbände als universitas bei Gaius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 3. Corpus habere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

1. Abschnitt: Entwicklung des universitas-Begriffs . . . . . . . . . . . . 47 I. Universitas und corpus habere bei Gaius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 II. Entstehung des Terminus universitas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 III. Der untechnische Gebrauch des Terminus universitas . . . . . . . . . . . . . . . . 50

X

Inhaltsverzeichnis

IV. Universitas in der Fachsprache der Landvermesser . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 V. Rezeption des universitas-Begriffs durch die Juristen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 VI. Ausdehnung des universitas-Begriffs auf weitere Rechtsfragen . . . . . . . . 56 1. Die Einheit des Gebäudes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 2. Die Einheit der Erbschaft und des Nachlasses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 3. Die Einheit der Gemeinde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 VII. Universitas als Oberbegriff über öffentliche Personenverbände . . . . . . 60

2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 I. corpus habere und corpus ex distantibus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 II. Vorstellungen von Körperlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 1. Griechische Philosophie in Rom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 2. Platon und die Akademie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 3. Aristoteles und der Peripatos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 4. Epikur und der Garten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 5. Die Stoa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 a) Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 b) Körperbegriff und Erkenntnislehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 c) Die Einheitslehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 d) Das aktive und das passive Wesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 e) Mischung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 f) Geeinte und zusammengesetzte Körper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 g) Gesamtkörper aus getrennt bestehenden Einzelkörpern . . . . . . . . . . . . . 102 h) Die gemeinsame Beschaffenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 i) Das gemeinschaftsbildende Wesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 j) Das Band des Rechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 k) Identität des corpus ex distantibus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 l) Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 6. Skeptische Akademie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 a) Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 aa) Die skeptische Akademie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 bb) Das Verhältnis der skeptischen Schulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 b) Unsicherheit der stoischen Erkenntnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 aa) Unerkennbarkeit und Unsicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 bb) Abgrenzung der Einheitsgrade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 cc) Einheit und Sympathie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 dd) Handeln der Gesamtheit als Einheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142

Inhaltsverzeichnis

XI

ee) Der Begriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 III. Rezeption des stoischen -Begriffs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 1. Das corpus ex distantibus in der juristischen Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 2. Corpora ex distantibus aus Personen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 3. Corpus habere der Personenverbände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 a) Der Verein als corpus und die Rechtswissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 b) Corpus habere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 aa) Corpus habere in der Kommentierung des Gaius zum Provinzialedikt (D. 3.4.1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 bb) Corpus habere im principium (D. 3.4.1 pr.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 cc) Corpus habere im ersten Prargraphen (D. 3.4.1.1) . . . . . . . . . . . . . . 158 IV. Corpora certa und der skeptische Einfluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 1. Das rechtliche Bestimmtheitserfordernis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 2. Der Ursprung des Bestimmtheitserfordernisses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 3. Die Rezeption der akademisch-skeptischen Stoakritik . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 4. Gesamtkörper und Begriff – Die stoische Einheitslehre in der klassischen Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 V. Überprüfung der Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 1. Senatsbeschlüsse und Kaiserkonstitutionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 2. Die Rechtsliteratur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 3. Die Inschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 VI. Corpus und collegium als Synonyme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190 VII. Corpus als wirtschaftliche Vereinigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 VIII. Das ius corporis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199

3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung . . . . . . . . . 205 I. Corpus habere conceditur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205 II. Die Anfänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206 III. Lex duodecim tabularum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 IV. Senatus Consultum de Bacchanalibus (186 v. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 1. Die Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 2. Der Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210

XII

Inhaltsverzeichnis

3. Die Gliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214 4. Der erste Regelungsabschnitt des Senatsbeschlusses (Z. 3–9) . . . . . . . . . . 219 a) Der erste Sinnabschnitt des Senatsbeschlusses (Z. 3–6) . . . . . . . . . . . . . 219 b) Der zweite Sinnabschnitt des Senatsbeschlusses (Z. 7–9) . . . . . . . . . . . 224 5. Der zweite Regelungsabschnitt des Senatsbeschlusses (Z. 10–18) . . . . . . 224 a) Die Regelungsstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 b) Der dritte Sinnabschnitt des Senatsbeschlusses (Z. 10–14) . . . . . . . . . . 227 c) Der vierte Sinnabschnitt des Senatsbeschlusses (Z. 15–18) . . . . . . . . . . 228 6. Der dritte Regelungsabschnitt (Z. 19–22) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229 7. Die Strafandrohung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230 8. Der Bericht des Livius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232 9. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234 V. Optimaten und Popularen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235 VI. Caesars Gesetzgebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238 VII. Augustus und die lex Iulia de collegiis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241 VIII. Die Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 1. CCC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 2. Senatus Consultum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 3. Collegium habere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 4. Coire . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250 a) Bedeutungsspektrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250 b) Cicero und die lex Cornelia de sicariis et veneficis . . . . . . . . . . . . . . . . . 252 c) Coire bei Plinius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254 d) Der Senatsbeschluss aus Lanuvium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 e) Stadtgesetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264 f) Marcian . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267 aa) Marcianus libro tertio institutionum (D. 47.22.1) . . . . . . . . . . . . . . . 267 bb) Marcianus libro secundo iudiciorum publicorum (D. 47.22.3) . . . 275 cc) Das Recht der Personenverbände bei Marcian . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 g) coire in der lex Iulia de collegiis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278 5. Convenire . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280 6. Cogi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285 7. Convocari . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287 8. Collegium celebrare . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287 9. Collegium constituere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288 10. Colligi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288 11. Conferre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289 12. CCC – coire, convenire, conferre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293

Inhaltsverzeichnis

XIII

IX. Die Versammlungsgenehmigung als Zeichen politischer Zuverlässigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296 X.

Bestätigung (confirmare) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297

XI. Das Genehmigungsverfahren und die räumliche Geltung der lex Iulia de collegiis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298 XII. Datierung und Geltungsdauer der lex Iulia de collegiis . . . . . . . . . . . . . 302 XIII. Illicita collegia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305 XIV. Gaius: Einheit im Privatrecht und ordnungsrechtliche Genehmigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311

4. Abschnitt: Die rechtliche Ausgestaltung der Personenverbände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315 I.

Handlungsfähigkeit der Personenverbände als corpora unter stoischem Einfluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315

II. Handlungsfähigkeit der unter einem Begriff organisierten Personenverbände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 316 1. Universi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 316 2. Handlungsfähigkeit der Personenverbände nach prätorischem Recht . . . 317 3. Handlungsfähigkeit der Personenverbände nach ius civile . . . . . . . . . . . . . 323 4. Eigentum und Besitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323 a) Ziviler Eigentumserwerb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323 b) Besitz und Ersitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325 5. Erbrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 327 III. Identität der Personenverbände und Wechsel im Mitgliederbestand . . . 331 1. Wechsel im Mitgliederbestand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331 2. Mindestanzahl der Mitglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339 IV. Societas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344 1. Societas als corpus in klassischer Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344 2. Societas als corpus in vorklassischer Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347

XIV

Inhaltsverzeichnis

5. Abschnitt: Die iustinianische Kodifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349 I. Ein altes Problem: corpus und corpus habere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349 II. Eine neue Lösung: universitas als Oberbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 350 III. Die Gliederung der res bei Iustinian und ihr Verhältnis zu Marcian und Gaius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 353 IV. Iustinianische Kodifikation und Interpolationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 355

6. Abschnitt: Die älteste Schicht – Die Analogie zur Gemeinde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357 I. Modellfunktion eines Gemeinwesens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357 II. Die klassische Terminologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 358

7. Abschnitt: Die Entwicklung des Rechts der Personenverbände. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363 I. Fünf Entwicklungsstufen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363 II. Die erste Entwicklungsstufe: Analogie zum Gemeinwesen . . . . . . . . . . . . . 363 III. Systematisierungsbemühungen und griechischer Einfluss: Der Verband als corpus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 364 IV. Die akademisch-skeptische Kritik: Der Körper verliert seine Bestimmtheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 366 V. Das ius corporis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 368 VI. Die iustinianische Kodifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369

Sintesi della ricerca . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 371 I. Introduzione . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372 II. universitas nell’età classica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 374 III. corpus habere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379 1. Sforzi sistematici e influsso greco: la collettività come corpus . . . . . . . . . 379 2. La critica accademico-scettica: il corpo perde la sua determinatezza . . . . 382

Inhaltsverzeichnis

XV

3. Interazione tra diritto amministrativo e dogmatica privatistica . . . . . . . . . 383 4. Astrazione dal substrato personale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 385 IV. Ulteriori gradi di sviluppo. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 386 1. La concezione più antica – l’analogia con la res publica . . . . . . . . . . . . . . . 386 2. Il ius corporis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387 3. La codificazione giustinianea . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387 V. Conclusioni . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 389 Quellen und Kommentare . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 439 Quellenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 447 Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 475

Einleitung I. Titel und Fragestellung Die nunmehr unter dem Titel „corpus und universitas. Römisches Körperschafts- und Gesellschaftsrecht: zwischen griechischer Philosophie und römischer Politik“ vorliegende Arbeit ist das Ergebnis eines langen Prozesses. Am Ende bereitete es nicht unerhebliche Schwierigkeiten einen Titel zu finden, der das weite Feld der untersuchten Gegenstände möglichst umfassend wiedergibt und zugleich einem weiten Kreis potenzieller Leser die interdisziplinäre Ausrichtung der Arbeit vermittelt. Dabei wurde die zu erwartende Kritik wegen der Wahl anachronistischer Begriffe im Untertitel billigend in Kauf genommen.1 Der romanistische Leser wird das Thema im Haupttitel umrissen finden. Der Untertitel soll Interessenten außerhalb der Romanistik den Gegenstand der Arbeit näher bringen. Zwar könnte eingewandt werden, dass die Ausdrücke „Körperschaftsrecht“ und „Gesellschaftsrecht“ zunächst an moderne Institute denken lassen. Andererseits gab es vor der iustinianischen Kodifikation keinen antiken Terminus der das untersuchte, historische Phänomen umfassend beschrieben hätte.2 Daher lag es näher, moderne Ausdrücke zu wählen, die in ihrem abstraktesten Verständnis die untersuchten rechtlichen Problemkreise umfassen, als eine neue Terminologie zu schaffen, die ihrerseits gleichermaßen erklärungsbedürftig wäre.3 Unter Körperschaftsrecht möchte ich das Recht der Körperschaften im weitesten Sinne verstehen.4 Körperschaften in diesem Sinne sind auf der Mitgliedschaft von Personen beruhende und in ihrer Existenz vom jeweiligen Mitgliederbestand unabhängige 1

Vgl. dazu Aubert, Gestion des collegia. In: Cahiers du centre Gustave-Glotz 10 (1999), S. 56. 2 Ferrara, Persone giuridiche, S. 11 f.; Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 380; De Robertis, Storia I, S. 11 ff.; Kurz, Methodische Bemerkungen. In: Acta Antiqua 8 (1960), S. 138; Orestano, Problema delle Fondazioni, S. 98; Jolowicz, Roman Foundations, S. 129; Impallomeni, Persona Giuridica. In: NNDI 12, S. 1029. Dazu lesenswerte Anmerkung bei Kaden, Rez.: Schnorr v. Carolsfeld, Gesch. d. Jurist. Pers. I. In: Deutsche Literaturzeitung 55 (1934), Sp. 2056 f. 3 Vgl. etwa die Bemühungen bei Gutsfeld, Vereinigungswesen. In: Gesellschaften im Vergleich, S. 13 f. 4 Vgl. Flume, Juristische Person, S. 95 ff.

2

Einleitung

Verbände.5 Dieser Begriff ist denkbar weit und umfasst sowohl Verbände, die auf privater Initiative beruhen, als auch hoheitliche Gründungen.6 Der Begriff des Gesellschaftsrechts, wie ich ihn verstanden wissen will, deckt sich mit dem Begriff des Körperschaftsrechts nur teilweise. Hierunter verstehe ich das Recht der Personenvereinigungen, deren Mitglieder sich zur Verfolgung eines gemeinsamen Zwecks, sei er wirtschaftlicher oder ideeller Art, auf private Initiative zusammengeschlossen haben.7 Es sind also neben den privaten Körperschaften auch Personengesellschaften im engeren Sinne umfasst, nicht jedoch öffentliche Verbände.8 Gegenstand dieser Arbeit ist die Behandlung der Personenverbände im römischen Recht. Es soll untersucht werden mit welchen Konzepten die römische Rechtswissenschaft der Spannung zwischen Einheit und Vielheit der Personenverbände und ihrer Mitglieder begegnete. Dabei kann bereits auf ein reiches Schrifttum zurückgegriffen werden.9 Es ist jedoch bisher kaum gelungen, befriedigende Erkenntnisse über die rechtliche Natur der Personenverbände im römischen Recht zu gewinnen. Dies ist wohl der beschränkten Quellenlage geschuldet.10 Soweit wir aus dem uns erhaltenen Material schließen können, hat das Thema der Personenverbände in der römischen Rechtswissenschaft keine monographische Behandlung erfahren. Was wir über die Behandlung von Personenverbänden im römischen Recht wissen, erfahren wir überwiegend aus den in den Digesten überlieferten Fragmenten der Ediktkommentare.11 Dies hat Anlass zu der Annahme gegeben, dass die römischen Juristen die rechtliche Natur der Personenverbände nicht theoretisch durchgebildet hätten, sondern lediglich Regelungen schufen, wo dies der Rechtsverkehr erforderte.12 Es ist jedoch kaum vorstellbar, dass sich die römischen Juristen im Angesicht des regen Vereins- und Verbandslebens Roms keine

5 Westermann, Gesellschaft. In: Dt. Rechts-Lexikon II, S. 180; Fleckner, Gesellschaftsrecht. In: Handwörterbuch Europ. PR, S. 734. Vgl. auch Flume, Juristische Person, S. 97 f. 6 Vgl. Forsthoff, Öffentliche Körperschaft, S. 22 f.; Flume, Juristische Person, S. 98. 7 Heimbach, Gesellschaftsvertrag. In: Rechtslexikon IV, S. 679 f.; Westermann, Gesellschaft. In: Dt. Rechts-Lexikon II, S. 180; Fleckner, Gesellschaftsrecht. In: Handwörterbuch Europ. PR, S. 734. Vgl. die „Gesellschaft überhaupt“ des preußischen Allgemeinen Landrechts (II 6 § 1). Dazu Bieback, Öffentliche Körperschaft, S. 52 ff. 8 Heimbach, Gesellschaftsvertrag. In: Rechtslexikon IV, S. 679 f.; Westermann, Gesellschaft. In: Dt. Rechts-Lexikon II, S. 180; Fleckner, Gesellschaftsrecht. In: Handwörterbuch Europ. PR, S. 734. 9 Dazu vgl. den Forschungsüberblick unter II. 10 Vgl. Groag, Collegien und Zwangsgenossenschaften. In: VSWG 2 (1904), S. 481; Schulz-Falkenthal, Untersuchungen, S. 1; Flambard, Éléments. In: La mort, S. 211 f. 11 Honsell in Honsell/Mayer-Maly/Selb, RR, S. 77. Vgl. auch Schulz, Classical Roman Law, S. 88; Masi, Lezioni, S. 57 f.; Jolowicz, Roman Foundations, S. 128. 12 Pernice, Labeo I, S. 263, 277 f.; Kaser, RP I, S. 303.

I. Titel und Fragestellung

3

Vorstellung von der allgemeinen rechtlichen Natur der öffentlichen und privaten Verbände gebildet hätten.13 Den einzigen unmittelbaren Hinweis auf die rechtliche Konstruktion der Personenverbände als Einheit im Rechtsverkehr bei den römischen Juristen der klassischen Zeit finden wir in einem längeren Auszug aus dem dritten Buch des Kommentars des Gaius zum Provinzialedikt, den die Kompilatoren dem Digestentitel „Wenn im Namen einer Einheit oder gegen sie geklagt wird“ (Quod cuiuscumque universitatis nomine vel contra eam agatur)14 als erste lex vorangestellt haben.15 Dabei handelt es sich um eine Kommentierung der Regelungen des Provinzialedikts über die Beteiligung von Personenverbänden an Prozessen in den Provinzen.16 Gaius beginnt seine Kommentierung im principium und dem ersten Paragraphen mit einer allgemeinen Einführung in das Recht der römischen Personenverbände.17 Diese Stelle wird uns als Ausgangsquelle für die folgenden Erörterungen dienen. Sie liefert uns zwei wichtige Hinweise für den Versuch, eine Theorie der Personenverbände im klassischen römischen Recht nachzuweisen. Zunächst erörtert Gaius in seiner allgemeinen Einführung im principium und dem ersten Paragraphen die Möglichkeit, dass Personenverbände „einen Körper haben“ (corpus habere). Im dritten Paragraphen behandelt er die prozessuale Wahrnehmung der Interessen der „Einheit“ (universitas).18 Damit stellt sich die Frage, wie sich die Fähigkeit, einen Körper zu haben (corpus habere), zu der Einheit (universitas) verhält und welche Vorstellungen dahinter stehen. Ausgehend von dem Zeugnis des Gaius soll zunächst der Begriff der universitas erörtert werden. Wir werden zeigen, dass dieser Begriff weder interpoliert ist,19 noch, wie heute wohl überwiegend angenommen, untechnisch verwendet wurde.20 Um die technische Bedeutung von universitas in den klassischen Quellen aufzuzeigen, werden wir die Entwicklung des Terminus universitas und sein Eindringen in die Fachsprache der römischen Rechtswis13

Allgemein Ferrara, Persone giuridiche, S. 8. D. 3.4. 15 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1). 16 Radin, Legislation, S. 106; Kreller, Zwei Stellen. In: Atti Verona III, S. 4; Sirks, Qui annonae serviunt, S. 171; ders., Food for Rome, S. 87; Bendlin, Zusammenkunft um der religio willen. In: Verrechtlichte Religion, S. 72. 17 Lenel, EP, S. 100 f.; Olivecrona, D.3.4.1. In: IURA 5 (1954), S. 188; Behrends, Rechtsformen In: IP II, S. 679. 18 Zur Bedeutung von universitas in den juristischen Quellen 1. Abschnitt, V. Abweichendes Verständnis bei Sirks, Kaiserliche Gesetzgebung. In: Vereine, Synagogen und Gemeinden, S. 28. Kritisch zur Übersetzung von universitas mit Einheit Platschek, Nomen universitatis. In: Index 40 (2012), S. 630, Fn. 42. 19 So Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 144; Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 104 ff.; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 439 ff. 20 Pernice, Labeo I, S. 289; Kaser, RP I, S. 304; Duff, Personality, S. 38. 14

4

Einleitung

senschaft nachzeichnen. Die Untersuchung der Entwicklungsgeschichte des universitas-Begriffs wird zeigen, dass er in klassischer Zeit ausschließlich öffentliche Verbände, das heißt das römische Volk, die abhängigen Gemeinden und deren Untergliederungen, erfasste.21 Im zweiten Abschnitt werden wir zeigen, dass die Vorstellung, dass die Mitglieder eines Personenverbands einen (einheitlichen) Körper haben, im Einklang mit der stoischen Vorstellung von Körperlichkeit steht. Diese Vorstellung war, wenn auch nicht unbestritten, in den gebildeten Kreisen Roms in spätrepublikanischer Zeit herrschend.22 Um die Auswirkungen dieser außerrechtlichen Vorstellung auf die Ausgestaltung der Rechtsinstitute zu untersuchen, werden wir zunächst die zur Verfügung stehenden konkurrierenden Vorstellungen von Körperlichkeit und ihren Einfluss auf das Denken der römischen Juristen darstellen. Wir werden zeigen, dass der aus den Mitgliedern der Verbände gebildete Körper im stoischen Sinne Träger der Rechte und Pflichten des Personenverbandes war. Weiter werden wir darlegen, dass dieses Konzept unter dem Eindruck der akademisch-skeptischen Kritik seine ontologische Grundlage verlor und in klassischer Zeit allein als begriffliches Konzept fortbestand. Am Ende des zweiten Abschnitts werden wir zeigen, dass die Formel „corpus habere“ in nachklassischer Zeit durch den Begriff des ius corporis überlagert wurde. Darunter wurden die an den Körper des Verbandes anknüpfenden Rechte und Pflichten zusammengefasst. Im dritten Abschnitt werden wir den politischen Ordnungsrahmen erörtern, in dem die dogmatischen Konzepte umgesetzt wurden.23 Dazu werden wir die Gesetze, Senatsbeschlüsse und kaiserlichen Rechtsetzungsakte behandeln, die das Vereinswesen regelten. Damit sollen die Grundlagen gelegt werden, um im vierten Abschnitt die Entwicklung der Ausgestaltung der Personenverbände im römischen Privatrecht im Spannungsfeld zwischen theoretischer Konzeption und politischen Rahmenbedingungen zu untersuchen. Im fünften Abschnitt werden wir dann vor dem Hintergrund unserer Erkenntnisse über das klassische Recht und seine Weiterentwicklung in nachklassischer Zeit die Regelung des Rechts der Personenverbände in der iustinianischen Kodifikation behandeln. Dabei werden wir darlegen, dass die Kommission Iustinians die nachklassische Modifikation der Terminologie im Recht der Personenverbände aufgab und zur klassischen Terminologie zu21 So schon Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 8 ff. und Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), S. 518 ff. 22 Wieacker, RRG I, S. 642 ff.; Waldstein, Ulpian D. 1,1,1,1. In: SZ 125 (2008), S. 330 f.; Waldstein/Rainer, RRG, S. 94, 135; Behrends, Wissenschaftslehre. In: Nachr. Akad. Wiss. Göttingen 7 (1976), S. 266; ders., Les veteres. In: RD 55 (1977), S. 23 f. 23 Zu den Wechselwirkungen zwischen politischem Ordnungsrahmen und Rechtswissenschaft vgl. Guarino, Istituzioni, S. 14 ff.

II. Stand der Forschung

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rückkehrte. Entscheidender, wenn auch nicht neu, ist aber die Erkenntnis, dass spätestens im Rahmen der Kodifikation in den Digesten private und öffentliche Verbände unter einem neuen Oberbegriff der universitas zusammengefasst und allgemeine Regeln für beide Typen von Verbänden geschaffen wurden. Nachdem wir das Recht der klassischen und nachklassischen Zeit erörtert haben, werden wir im sechsten Abschnitt anhand der wenigen Indizien im epigraphischen Material den ältesten Ansatz einer systematischen Erfassung des Rechts der privaten Personenverbände in Analogie zu den öffentlichen Gemeinwesen rekonstruieren. In einem abschließenden siebten Abschnitt werden wir die Entwicklung des Rechts der Personenverbände im römischen Recht noch einmal chronologisch zusammenfassen. Von unserer Untersuchung ausgeschlossen bleiben wird der Begriff der Person (persona) und seine Beziehung zu den Personenverbände im römischen Privatrecht.24 Um in dieser Frage Fortschritte über das bereits im Schrifttum Geleistete hinaus erreichen zu können, hätte es einer umfassenden Untersuchung zu den geistesgeschichtlichen Grundlagen des Begriffs und seiner Entwicklung bedurft. Dies hätte den Rahmen dieser Arbeit gesprengt. Diese Arbeit wird zeigen, wie die römische Rechtswissenschaft im Kontext der wechselnden geistesgeschichtlichen, wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen das Recht der Personenverbände stetig fortentwickelt hat.25 Dieser Prozess reichte über die klassische Zeit hinaus. Wir werden sehen, dass die Entwicklung der juristischen Konzepte durch Einflüsse aus verschiedenen außerjuristischen Wissensgebieten Impulse erhielt. Es wird aber auch gezeigt werden, dass die von den Juristen erarbeiteten Konzepte durch Vorgaben der Tradition, der Politik und die Praxis der kaiserlichen Verwaltung in ihrer Umsetzung beschränkt wurden.

II. Stand der Forschung 1. Das Recht der Personenverbände Die Literatur der letzten zwei Jahrhunderte zum Recht der Personenverbände im römischen Recht ist unüberschaubar und die Entwicklung der Forschung 24 Zu dieser Frage vgl. Schlossmann, Persona und prosopon, S. 124 ff.; Costa, Cicerone I, S. 85 f.; Ferrara, Persone giuridiche, S. 33 f.; Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 52 ff.; Olivecrona, Corporations. In: Three essays, S. 7 ff.; Duff, Personality, S. 1 ff.; Lübtow, Problem der juristischen Person. In: FS Koschaker II, S. 473 ff.; Behrends, Subjektivität. In: IP I, S. 386 ff.; Peppe, Persone Giuridiche. In: Studi Martini III, S. 72 ff. Zum iustinianischen Recht Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 174 ff. 25 Vgl. schon den Ansatz von Schulz-Falkenthal, Untersuchungen, S. 1.

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Einleitung

ihrerseits schon zum Forschungsgegenstand geworden.26 Daher würde es den Rahmen dieser Einleitung sprengen, wollten wir hier den Versuch unternehmen, die Entwicklung der Forschung in allen Fragen detailliert darzustellen. Für den Stand der Forschung kann im Allgemeinen immer noch auf das monumentale Werk „Storia delle Corporazioni e del Regime Associativo nel Mondo Romano“ (1971) von Francesco Maria de Robertis verwiesen werden, in dem er die Erkenntnisse aus fast vierzig Jahren Forschung zu diesem Thema zusammenfasst und das seit seinem Erscheinen einen unvergleichlichen Einfluss auf die Forschung in diesem Forschungsfeld ausgeübt hat.27 Daneben steht weiterhin die umfassende Auswertung des Quellenmaterials bei Ludwig Schnorr von Carolsfeld in seiner Geschichte der juristischen Person (1933) sowie die Bearbeitung insbesondere des epigraphischen Materials durch Jean Pierre Waltzing in seiner „Étude historique sur les corporations professionelles chez les Romains“ in vier Bänden (1895, 1896, 1899, 1900),28 jetzt mit Ergänzungen für Italien von Giovanni Mennella und Giuseppina Apicella (2000). Eine neue Aufbereitung des Materials verspricht die kommentierte Quellenedition von John S. Kloppenborg und Richard S. Ascough unter dem Titel „Greco-Roman Associations“, von der jedoch bisher nur der erste Band „Attica, Central Greece, Macedonia, Thrace“ (2011) erschienen ist. Für die Fülle der weiteren wegweisenden Arbeiten muss auf das Literaturverzeichnis und die wissenschaftsgeschichtlichen Arbeiten29 verwiesen werden. Hier sollen lediglich einige Entwicklungslinien der Forschung in Fragen, die für die nachfolgenden Erörterungen besondere Relevanz erlangen, nachgezeichnet werden. 2. Theoretische Grundlage der Teilhabe am Rechtsverkehr Trotz zahlreicher Arbeiten, die sich mit systematischen Ansätzen im Recht der Personenverbände befassen, herrscht bis heute die Vorstellung vor, dass den römischen Juristen, jedenfalls bis in die klassische Zeit, ein theoretisches 26 Zur Rechtsgeschichte: Perry, Roman collegia (2006). Zur althistorischen und sozialhistorischen Forschung: Dissen, Kollegien und Geschichtswissenschaft (2009); Perry, Collegia. In: Handbook of Social Relations, S. 499 ff. Vgl. dazu die Rezension Cascione, Rez.: Dissen. In: SZ 129 (2012), S. 922 ff. Zur theologischen Forschung: Schmeller, Zum exegetischen Interesse. In: Vereine, Synagogen und Gemeinden, S. 1 ff.; Koch/Schinkel, Vereine in der Geistes- und Theologiegeschichte. In: Vereine, Synagogen und Gemeinden, S. 129 ff. Vgl. auch Kurz, Methodische Bemerkungen. In: Acta Antiqua 8 (1960), S. 134 f.; Schulz-Falkenthal, Untersuchungen, S. 2 f.; Cracco Ruggini, Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 59 ff. 27 Vgl. dazu Cascione, Rez.: Dissen. In: SZ 129 (2012), S. 923 m.w.N. in Fn. 4. 28 Dazu die Einordnung in die Forschungsgeschichte bei Mennella/Apicella, Corporazioni professionali, S. 13 ff. und Clemente, Patronato nei collegia. In: Studi classici e orientali 21 (1972), S. 142. 29 Perry, Roman collegia (2006).

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Konzept in der Behandlung der Personenverbände im Rechtsverkehr gefehlt habe.30 Damit wird auch die Annahme einer überindividuellen Einheit der Personenverbände ausgeschlossen.31 Um die unzweifelhaft bestehenden gemeinschaftlichen Rechtspositionen32 zu erklären, folgt der überwiegende Teil der Literatur weiterhin der Auffassung, dass die Mitglieder positivrechtlich als gemeinsame Rechtsträger anerkannt worden seien.33 So habe es ein Verbandsvermögen gegeben, das von den Vermögen der Mitglieder des Verbandes getrennt gewesen34 und von Funktionären des Verbandes verwaltet worden sei.35 Inhaber dieses Sondervermögens sei aber nicht der Verband als selbständiger Rechtsträger gewesen, sondern die Mitglieder in ihrer Gesamtheit.36 Damit werden die römischen Verbände unserem dogmatischen Konzept der Gesamthand angenähert.37 30 Pernice, Labeo I, S. 263, 277 f.; Drioux, Associations, S. 16; Mitteis, RP, S. 340; Rabel, Grundzüge, S. 42; Jolowicz, Roman Foundations, S. 132; Impallomeni, Persona Giuridica. In: NNDI 12, S. 1029; Kaser, RP I, S. 303; Honsell in Honsell/Mayer-Maly/Selb, RR, S. 76 f.; Alexander, Anstalten und Stiftungen, S. 7; Nicosia, Institutiones, S. 103; Peppe, Persone Giuridiche. In: Studi Martini III, S. 71; Martini/Pietrini, Appunti, S. 60. Vgl. auch De Robertis, Storia I, S. 13, der jedoch seine Ansicht später überdachte, Storia II, S. 406 ff. Vorsichtig Bruck, Rez. Schnorr v. Carolsfeld. In: SZ 54 (1934), S. 427. Einschränkend Kaden, Rezension: Eliachevitch. In: SZ 64 (1944), S. 440 f.; Johnston, Jurists. In: Cambr. Hist. of Gr. and Rom. Polit. Thought, S. 630 ff. Allgemein zur Skepsis der älteren Forschung gegenüber der Annahme von Theoriebildungen in klassischer Zeit schon Riccobono in seiner Einleitung zu Stroux „Summum ius summa iniuria“: Riccobono, Summum ius, Vorwort. In: Röm. Rechtsw. und Rhet., S. 70. 31 Vgl. Bonfante, Dottrina dell’universitas. In: Scritti I, S. 291; Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 65. 32 Drioux, Associations, S. 40; Peppe, Persone Giuridiche. In: Studi Martini III, S. 71. 33 Pernice, Labeo I, S. 265 f., 277; Drioux, Associations, S. 16 f., 40 f.; Gradenwitz, Nochmals Statut der Elfenbeinarbeiter. In: SZ 12 (1892), S. 143 ff.; Saleilles, Personnalité juridique, S. 92 f.; Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 402 ff.; Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 97; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 189; Siber, RR II, S. 49; Beseler, Jur. Min., S. 132 ff. 34 Pernice, Labeo I, S. 265, 277; Honsell in Honsell/Mayer-Maly/Selb, RR, S. 78. Für private Verbände: Mitteis, RP, S. 345. 35 Pernice, Labeo I, S. 265 f., 277. 36 Pernice, Labeo I, S. 266 f.; Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, S. 69; Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 402; Schulz, Classical Roman Law, S. 87; Kaser, RP I, S. 303; Sirks, Kaiserliche Gesetzgebung. In: Vereine, Synagogen und Gemeinden, S. 24. Für private Verbände: Mitteis, RP, S. 345 f. Vgl. auch Jhering, Geist III/1, S. 357 f. Dagegen schon für die klassische Zeit Ferrara, Persone giuridiche, S. 34 f. 37 Beseler, Jur. Min., S. 132 ff.; ders., Rom. Stud. In: SZ 46 (1926), S. 83; ders., Miscellanea. In: SZ 45 (1925), S. 188; Kreller, Zwei Stellen. In: Atti Verona III, S. 7 f.; Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, S. 69; Schulz, Classical Roman Law, S. 87; Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 61 f.; Lübtow, Problem der juristischen Person. In: FS Koschaker II, S. 478; Impallomeni, Persona Giuridica. In: NNDI 12, S. 1029; Kaser, RP I, S. 303; Alexander, Anstalten und Stiftungen, S. 5; Dufour, Societates publicanorum,

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Einleitung

Das römische Verbandswesen wurde immer wieder aus den unterschiedlichen Gründen in das Interesse der rechtshistorischen Forschung gerückt. So näherte sich Theodor Mommsen,38 der Wegbereiter der modernen Forschung über das römische Verbandswesen, den Quellen vor dem Hintergrund der Gedankenwelt des sich emanzipierenden Bürgertums des 19. Jahrhunderts.39 In seinen Arbeiten stand zunächst die rechtliche Reglementierung und Ausgestaltung der Personenverbände im Zentrum des Interesses.40 Alfred Pernice, der Begründer der bis heute vorherrschenden Meinung, behandelte 1873 im ersten Band seines „Labeo“ im zweiten Abschnitt die „juristischen Personen“. Er vertrat die Ansicht, dass das römische Volk (populus Romanus) und die abhängigen Gemeinden faktisch durch die Juristen als Rechtssubjekt anerkannt worden seien, ohne dass es einer theoretischen Grundlage bedurft hätte.41 Private Verbände seien im Außenverhältnis in Analogie zu den Gemeinden behandelt worden.42 Demgegenüber ging Ferdinand Kniep in seiner Arbeit zur „Societas Publicanorum“ 1896 davon aus, dass die römischen Juristen unbewusst allgemeinen Auffassungen folgend die Einheit der Personenverbände im Rechtsverkehr aufgrund ihrer einheitlichen Vermögensverwaltung fingiert hätten.43 Inspiriert durch die Arbeit Pernices stellte sich auch Mommsen in seiner postum veröffentlichten letzten Befassung mit den Personenverbänden im römischen Recht der Frage der theoretischen Grundlage der Teilhabe am Rechtsverkehr.44 Er kam zu dem Schluss, dass das römische Volk (populus Romanus) als Ausfluss seiner Souveränität im vollen Umfang rechtsfähig gewesen sei und durch seine Beamten rechtlich habe handeln können.45 Das gleiche habe für die abhängigen Gemeinden gegolten, bei denen ihre ursprüngliche Souveränität insoweit fortgewirkt habe.46 Sie seien daher als „Rechtssubjekt ... (corpus)“ bezeichnet worden. Private Verbänden seien, soweit dies im öffentlichen Interesse lag, gleichfalls als „corpora“ anerkannt S. 206 ff. Vgl. auch Schmid, Genossenschaften. In: ACP 36 (1853), S. 163 ff. Dagegen Olivecrona, Corporations. In: Three essays, S. 36 f. und für die öffentlichen Verbände Thomas, Les juristes. In: Idéologies et valeurs, S. 202. 38 Mommsen, De collegiis et sodaliciis Romanorum (Kiel 1843); ders., StrR, S. 871–872, 875–877 (Leipzig 1899); ders., Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 75–124. 39 Vgl. Dissen, Kollegien und Geschichtswissenschaft, S. 37 ff.; Masi Doria, Nota di lettura. In: Mommsen, De coll., S. xvii. Vgl. zu Parallelen in der theologischen Forschung Koch/Schinkel, Vereine in der Geistes- und Theologiegeschichte. In: Vereine, Synagogen und Gemeinden, S. 136 ff. 40 Dissen, Kollegien und Geschichtswissenschaft, S. 35 ff. 41 Pernice, Labeo I, S. 263 ff., insb. 266, 277 ff. 42 Pernice, Labeo I, S. 291 ff. 43 Kniep, Soc. Publ., S. 278 f. 44 Mommsen, Römische Korporationen. In: SZ 25 (1904), S. 33–51. 45 Mommsen, Römische Korporationen. In: SZ 25 (1904), S. 34 ff. 46 Mommsen, Römische Korporationen. In: SZ 25 (1904), S. 35 ff.

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worden und damit den öffentlichen Verbänden in ihrer Rechtsstellung angenähert worden.47 Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Recht der römischen Personenverbände zunehmend unter dem Gesichtspunkt der „sozialen Frage“ erörtert.48 Dabei wurden die früheren Fragestellungen um sozial- und wirtschaftshistorische Untersuchungen unter stärkerer Einbeziehung der Belange der einfachen Bevölkerung ergänzt.49 An diese Arbeiten knüpfte später in der Deutschen Demokratischen Republik Heinz Schulz-Falkenthal in seinen Studien zu den römischen Berufsverbänden an,50 der den politischen Charakter der Berufsverbände als Interessenvertretungen herauszuarbeiten suchte.51 Die Gedanken Pernices und Mommsens nahm insbesondere Ludwig Mitteis im „Römischen Privatrecht“52 1908 auf und stieß durch seine Ausführungen eine bis über die Mitte des 20. Jahrhunderts hinausreichende, historischkritische Untersuchung der theoretischen Grundlagen des römischen Rechts der Personenverbände an.53 Er nahm für die öffentlichen Verbände54 eine von den Mitgliedern unabhängige Rechtspersönlichkeit an.55 In ihr sah er wie Mommsen56 einen Ausfluss der Souveränität des römischen Volkes (populus

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Mommsen, Römische Korporationen. In: SZ 25 (1904), S. 48 ff. Liebenam, Röm. Vereinswesen (Leipzig 1890); Waltzing, Étude historique sur les corporations professionelles chez les Romains, Tome I–IV (Louvain 1895–1900); Botton, Collèges d’artisans (Paris 1882); Gérard, Corporations ouvrières (Montbéliard 1884); Drioux, Associations (Paris 1884); Stemler, Collèges d’artisans (Paris 1887); Mahaim, Association professionelle, S. 1–19 (Liége 1891); Trouette, Collèges d’artisans (Montpellier 1892); Labat, Collèges d’artisans (Toulouse 1893); Gilly, Collèges funéraires (Paris 1895); Müller, Veteranenvereine. In: Neue Jahrbücher 15 (1912), S. 183 ff. Dazu Gutsfeld, Vereinigungswesen. In: Gesellschaften im Vergleich, S. 14 ff.; Dissen, Kollegien und Geschichtswissenschaft, S. 65 ff.; Perry, Roman collegia, S. 63 ff. 49 Dissen, Kollegien und Geschichtswissenschaft, S. 61 ff. 50 Perry, Roman collegia, S. 202 f. Vgl. auch Dissen, Kollegien und Geschichtswissenschaft, S. 177 f., die jedoch die ideologische Bindung Schulz-Falkenthals überbetont (S. 176 ff.). Dagegen schon Perry, Roman collegia, S. 203. 51 Schulz-Falkenthal, Untersuchungen zur Entstehung, Entwicklung und gesellschaftspolitischen Bedeutung der römischen Handwerkerkollegien in der Republik und frühen Kaiserzeit (Prinzipat). (Habilitationsschrift, Halle (Saale) 1968); ders., Entstehung der römischen Handwerkerkollegien. In: WZ Halle-Wittenberg 14/2 (1965), S. 59 f.; ders., Gegenseitigkeitshilfe. In: WZ Halle-Wittenberg 20/1 (1971), S. 64; ders., Politische Aktivität. In: WZ Halle-Wittenberg 21/2 (1972), S. 80 ff. 52 Mitteis, RP, S. 339 ff. 53 Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 4, 153; Olivecrona, Juridisk person, S. 79 ff.; ders., Corporations. In: Three essays, S. 12 ff.; De Visscher, Notion du corpus. In: Études III, S. 172 ff. 54 Mitteis, RP, S. 341 ff. 55 Mitteis, RP, S. 341, 376 ff. 56 Mommsen, Römische Korporationen. In: SZ 25 (1904), S. 34 ff. 48

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Romanus) und der abhängigen Gemeinden.57 Bei den privaten Verbänden betonte Mitteis die prozessuale Einheit im Außenverhältnis.58 Dabei hob er jedoch hervor, dass die Rechtsstellung sowohl der öffentlichen als auch der privaten Verbände in klassischer Zeit das Ergebnis eines gesellschaftlichen und politischen Entwicklungsprozesses sei und keineswegs das Produkt systematischer theoretischer Überlegungen der Rechtsgelehrten.59 Einen abweichenden Ansatz wählte Franscesco Ferrara 1915 in seiner historischen Einführung zur „Teoria delle persone giuridiche“.60 Er ging davon aus, dass das römische Recht allein im Bereich des öffentlichen Rechts Personenverbände als Einheiten anerkannte,61 die dann bis zur Zeit des Prinzipats Rechtssubjektivität im Privatrecht erlangten.62 Dabei meint er, dass auch die auf private Gründung zurückgehenden Verbände durch eine Genehmigung seitens des Staates zu Verbänden des öffentlichen Rechts geworden seien.63 In der Anerkennung der Rechtssubjektivität der Personenverbände sah Ferrara keine Fiktion, sondern die Gleichstellung der als Einheit begriffenen Gesamtheit der Mitglieder mit den natürlichen Personen.64 Er kam zu dem Ergebnis, dass diese Einheit der Mitglieder als corpus bezeichnet worden sei.65 In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts richtete sich besonders das Interesse der italienischen Romanisten66 auf die römischen Personenverbände, die die italienischen Faschisten zu Vorbildern ihrer „fasci“ stilisierten.67 Der Schwerpunkt dieser Untersuchungen lag jedoch wieder auf der Entwicklung des römischen Verbandswesens und seinen rechtlichen Rahmenbedingungen.68 Eine Ausnahme bildete Emilio Betti, der sich 1935 in seinem „Diritto romano“ den theoretischen Grundlagen der Teilhabe der Personenverbände am 57

Mitteis, RP, S. 347 ff., 376. Mitteis, RP, S. 346 f. 59 Mitteis, RP, S. 340 ff. 60 Ferrara, Persone giuridiche, S. 22 ff. 61 Ferrara, Persone giuridiche, S. 22 ff. 62 Ferrara, Persone giuridiche, S. 30 ff. 63 Ferrara, Persone giuridiche, S. 28 ff. 64 Ferrara, Persone giuridiche, S. 37. 65 Ferrara, Persone giuridiche, S. 35 ff. 66 De Robertis, Paternità della Lex Julia. In: Diritto del Lavoro 6 (1932), S. 457–459; ders., Problema della Illiceità. In: BIDR 44 (1936/37), S. 407–414; ders., Dir. Ass. (Bari 1938); Lo Bianco, Collegi Artigiani (Bologna 1934); Monti, Corporazioni (Bari 1934); Bandini, Appunti sulle corporazioni romane (Milano 1937); Leicht, Corporazioni (Torino 1937); Torri, Corporazioni (Roma 1941). 67 Vgl. insbesondere Torri, Corporazioni (Roma 1941). Dazu Cracco Ruggini, Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 61 f.; Clemente, Patronato nei collegia. In: Studi classici e orientali 21 (1972), S. 143; Perry, Roman collegia, S. 89 ff.; Japella Contardi, Propaganda imperiale, S. 28 f. 68 De Robertis, Storia I, S. VII f. 58

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Rechtsverkehr zuwandte.69 Er ging von einer langsamen Entwicklung hin zu einer immer abstrakteren Betrachtung der Verbände aus.70 Auch Betti nahm an, dass das römische Volk aufgrund seiner Souveränität a priori als Rechtssubjekt anerkannt worden sei.71 Das Gleiche habe in geringerem Umfang für die abhängigen Gemeinden gegolten.72 Seiner Ansicht nach seien in klassischer Zeit auch die privaten Verbände im Außenverhältnis als einheitliche Rechtssubjekte anerkannt worden, während sie im Innenverhältnis nach den Grundsätzen der Gesellschaft (societas) organisiert gewesen seien.73 Auch Betti nahm an, dass die Anerkennung der Rechtsfähigkeit im Außenverhältnis als Analogiebildung zu den öffentlichen Verbänden erfolgt sei.74 Dabei kam er zu dem Schluss, dass sich die Einheit aller Personenverbände letztlich aus der rechtlichen Bindung der Mitglieder an die Gemeinschaft und ihre Rechtsordnung oder Satzung ergeben habe.75 An den Thesen Mitteis’ entzündete sich Mitte des 20. Jahrhunderts eine gesamteuropäischen Debatte über die theoretischen Grundlagen des römischen Rechts der Personenverbände. Anfang der dreißiger Jahre unternahm in Deutschland Ludwig Schnorr von Carolsfeld im ersten und einzigen Band seiner unvollendeten „Geschichte der juristischen Person“ den Versuch, ein dem modernen Konzept der juristischen Person vorausgehendes Konzept in den antiken Quellen zu finden.76 Dabei bemerkte er gewisse Parallelen zwischen der Bezeichnung der Personenverbände als „corpora“ und der stoischen Körperlehre.77 Aus dem inschriftlichen Befund, dass jedenfalls Vereinen privatrechtliche Rechtspositionen zugeschrieben werden,78 schloss er vorsichtig, dass es eine Teilhabe am Rechtsverkehr gegeben haben müsse.79 Seine Versuche, die dahinterstehende Auffassung der Juristen zu erhellen, kamen jedoch zu keinem klaren Ergebnis. Zum einen versuchte er an der überkommenen, der deutschen Gesamthand angenäherten Vorstellung festzuhalten.80 Zum andere gelang es ihm nicht, dies mit dem Quellenbefund übereinzubringen.81 Daher entwarf auch Schnorr von Carolsfeld als Erklärungsansatz die Möglichkeit einer sich nach und nach entwickelnden Analogiebildung hinsichtlich 69

Betti, Diritto romano I, S. 159 ff. Betti, Diritto romano I, S. 159. 71 Betti, Diritto romano I, S. 160, 165. 72 Betti, Diritto romano I, S. 160, 165 f. 73 Betti, Diritto romano I, S. 159. 74 Betti, Diritto romano I, S. 160. 75 Betti, Diritto romano I, S. 162 f. 76 Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 1 ff., 82, Fn.1. 77 Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 176 ff. 78 Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 313 ff. 79 Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 315 ff. 80 Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 225, 351, 385 ff. 81 Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 220 ff.; 315 ff., 352. 70

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der privaten Verbände zu den vom öffentlichen Recht beherrschten öffentlichen Verbänden.82 Dabei nahm er an, dass die Verbände zunehmend unter stoischem Einfluss als Einheit wahrgenommen worden seien.83 Von schwedischer Seite betonte Karl Olivecrona demgegenüber die überindividuelle Einheit der Personenverbände.84 Er zeigte, dass römische Juristen unter Rückgriff auf stoisches Gedankengut ein Konzept der Personenverbände als einheitliche Rechtsträger unter dem Begriff „corpus“ entwickelten.85 Indes nahm der belgische Rechtshistoriker Fernand de Visscher an, dass die auf stoischem Gedankengut beruhende Einheit unter dem Begriff „corpus“86 nicht den Personenverband, sondern allein sein Vermögen betreffe.87 Seiner Ansicht nach, sei das Vermögen der Personenverbände als einheitliche Vermögensmasse den Verbänden positivrechtlich zugeordnet worden.88 Kritisch setzte sich Alexander Philipsborn mit der Annahme eines einheitlichen Rechtsubjekts bei den römischen Personenverbänden auseinander.89 Auch er nahm einen stoischen Einfluss auf die Konzeption der Personenverbände durch die römischen Juristen an.90 Er fand jedoch in der stoischen Lehre keinen Anhaltspunkt für die Konstruktion der rechtlichen Einheit der Personenverbände.91 Daher kam er zu dem Ergebnis, dass die Personenverbände nur im Außenverhältnis aus praktischen Erwägungen ohne theoretische Grundlage den natürlichen Personen gleichgestellt worden seien, um ihnen die Teilhabe am Rechtsverkehr zu ermöglichen.92 Riccardo Orestano entwarf 1968 eine Geschichte93 der Theorie der Personenverbände.94 Er nahm an, dass sich ab dem ersten Jahrhundert vor Christus unter stoischem Einfluss95 eine Lehre von den Personenverbänden entwickelt habe, die die Mitglieder der Verbände als zu einem einheitliche Rechtsträger verbundene Gesamtheit unter dem Begriff corpus96 erfasste. Dabei kam er zu 82

Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 316 ff. Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 322, 349 ff. 84 Olivecrona, Juridisk person, S. 64 ff.; ders., Corporations. In: Three essays, S. 31. Insoweit zustimmend Burdese, Rez.: Olivecrona, Three essays. In: IURA 1 (1950), S. 350 f. 85 Olivecrona, Juridisk person, S. 64 ff.; ders., Corporations. In: Three essays, S. 29 ff. Kritisch Burdese, Rez.: Olivecrona, Three essays. In: IURA 1 (1950), S. 351. 86 De Visscher, Les édits, S. 91 ff. 87 De Visscher, Notion du corpus. In: Études III, S. 180. 88 De Visscher, Notion du corpus. In: Études III, S. 180. Kritisch dazu Olivecrona, D.3.4.1. In: IURA 5 (1954), S. 183 ff. 89 Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 41 ff. 90 Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 41 ff. 91 Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 46 ff. 92 Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 65. 93 Vgl. die Zusammenfassung bei Peppe, Persone Giuridiche. In: Studi Martini III, S. 76 f. 94 Dazu Peppe, Persone Giuridiche. In: Studi Martini III, S. 69 ff. 95 Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 125 f., 131 ff. 96 Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 171 ff. 83

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dem Ergebnis, dass der Begriff corpus noch im ersten Jahrhundert vor Christus97 unter dem Einfluss einer nicht näher benannten, anderen philosophischen Strömung seine „materialistische“ Natur zunehmend verloren habe.98 Weiter führ er aus, dass in klassischer Zeit die römischen Juristen stärker den formalen Charakter dieser Bindung unter einem gemeinsamen Begriff (nomen) herausgearbeitet haben.99 In der Folge sei es zu einer stärkeren Abstraktion des Konzepts der Personenverbände als einheitliche Rechtsträger gekommen.100 Orestano nimmt an, dass dieser Prozess bis zum Ende des dritten Jahrhunderts abgeschlossen gewesen sei.101 In der Folge sei der universitas-Begriff an die Stelle des corpus-Begriffs getreten,102 so dass corpus und universitas in den Quellen als Synonyme begegneten.103 Beeinflusst durch die Arbeit Orestanos104 gab Francesco Maria de Robertis seine ursprünglich skeptische Haltung105 gegenüber der Annahme von theoretischen Ansätzen hinsichtlich der rechtlichen Natur der Personenverbände auf.106 Er nahm nunmehr an, dass die Juristen in klassischer Zeit zu einer abstrakten Betrachtung der Personenverbände übergingen, um der rechtlichen wie sozialen Realität gerecht zu werden.107 Zur Begründung sei auf stoische Konzepte zurückgegriffen worden.108 Wie Orestano nahm er an, dass dieser Prozess noch in klassischer Zeit seien Abschluss fand.109 Unabhängig von Orestano entwarf Okko Behrends eine Geschichte der Theorie der Personenverbände.110 Auch er geht davon aus, dass zunächst in spätrepublikanischer Zeit unter dem Einfluss stoischer Lehren die Personenverbände als natürliche Einheit und damit Träger von Rechten und Pflichten betrachtet wurden.111 Weiter nimmt er jedoch an, dass ab der Mitte des 1. Jahrhunderts vor Christus die Lehre von den Personenverbänden dann unter dem Einfluss akademisch-skeptischen Gedankenguts weiter entwickelt worden sei.112 Die Juristen seien in der Folge nicht mehr von einer natürlichen 97

Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 144 ff. Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 174 ff. 99 Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 163. 100 Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 163 ff. 101 Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 176. 102 Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 175 f. 103 Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 176. 104 De Robertis, Storia II, S. 408. 105 De Robertis, Storia I, S. 13. 106 De Robertis, Storia II, S. 406 ff. 107 De Robertis, Storia II, S. 408. 108 De Robertis, Storia II, S. 408. 109 De Robertis, Storia II, S. 409. 110 Behrends, Subjektivität. In: IP I, S. 386 ff.; ders., Rechtsformen. In: IP II, S. 685 ff. 111 Behrends, Subjektivität. In: IP I, S. 386 f.; ders., Rechtsformen. In: IP II, S. 685 f. 112 Behrends, Subjektivität. In: IP I, S. 394 ff. 98

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Einleitung

Einheit der Personenverbände ausgegangen, sondern ihre Rechtspersönlichkeit sei aufgrund von Rechtsnormen fingiert worden.113 In jüngerer Zeit haben sich insbesondere Autoren des französischen Sprachraums mit der Frage der theoretischen Grundlagen der Teilhabe der römischen Personenverbände am Rechtsverkehr befasst. In einem Aufsatz aus dem Jahre 1999 versuchte Jean-Jacques Aubert einen positivistischen Erklärungsansatz.114 Er nahm an, die Rechtspersönlichkeit sei aus wirtschaftlichen Erwägungen hoheitlich verliehen worden115 und damit den Juristen in Analogie zu der früher anerkannten Rechtspersönlichkeit des populus Romanus und der Gemeinden116 vorgegeben worden.117 Dabei bedient sich Aubert bewusst einer anachronistischen Terminologie.118 Yan Thomas entwickelte in seinem Beitrag zur Festschrift Lepelley 2002 die Vorstellung, die römischen Juristen hätten die theoretische Grundlage119 der Teilhabe der Gemeinden am Rechtsverkehr mit der Fiktion der Einheit im Außenverhältnis als „sujet fonctionnel et attributif“120 begründet.121 Diese Fiktion sei aus dem Versuch der Juristen erwachsen, die tatsächliche Teilnahme der Gemeinden am Rechtsverkehr theoretisch zu erfassen und einzuordnen.122 Angeregt durch die Arbeiten Orestanos123 befasste sich Emmanuelle Chevreau in ihrem Beitrag zu den „Mélanges en l’honneur d’Anne LefebvreTeillard“ mit der Frage der theoretischen Konzeption der Teilhabe der Personenverbände am Rechtsverkehr. Sie nahm an, dass die Rechtsfähigkeit der Personenverbände spätestens seit dem ersten Jahrhundert vor Christus aus praktischen Erwägungen heraus anerkannt gewesen sei.124 In der Konzeption der Juristen seien die Individuen hinter dem Verband zurückgetreten.125 Die Personenverbände seien von ihrem personellen Substrat abstrakt unter einem Begriff (nomen) erfasst worden.126 Die Entwicklung dieses systematischen

113

Behrends, Subjektivität. In: IP I, S. 399 ff.; ders., Rechtsformen. In: IP II, S. 686 f.; ders., Person oder Sache. In: Labeo 44 (1998), S. 42. 114 Aubert, Gestion des collegia. In: Cahiers du centre Gustave-Glotz 10 (1999), S. 56 ff. 115 Aubert, Gestion des collegia. In: Cahiers du centre Gustave-Glotz 10 (1999), S. 56. 116 Aubert, Gestion des collegia. In: Cahiers du centre Gustave-Glotz 10 (1999), S. 58. 117 Aubert, Gestion des collegia. In: Cahiers du centre Gustave-Glotz 10 (1999), S. 56. 118 Aubert, Gestion des collegia. In: Cahiers du centre Gustave-Glotz 10 (1999), S. 56. 119 Thomas, Les juristes. In: Idéologies et valeurs, S. 189. 120 Thomas, Les juristes. In: Idéologies et valeurs, S. 194. 121 Thomas, Les juristes. In: Idéologies et valeurs, S. 190 ff. 122 Thomas, Les juristes. In: Idéologies et valeurs, S. 192 ff. 123 Chevreau, Continuité des personnes juridiques. In: Mélanges Lefebvre-Teillard, S. 217. 124 Chevreau, Continuité des personnes juridiques. In: Mélanges Lefebvre-Teillard, S. 220 f. 125 Chevreau, Continuité des personnes juridiques. In: Mélanges Lefebvre-Teillard, S. 221 ff. 126 Chevreau, Continuité des personnes juridiques. In: Mélanges Lefebvre-Teillard, S. 226.

II. Stand der Forschung

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Ansatzes schreibt sie der intuitiven Wahrnehmung der Juristen zu („«dépersonnalisation» intuitive“).127 Diese Arbeit setzt die Bemühungen um die theoretischen Grundlagen des Rechts der Personenverbände fort. Das zentrale Problem der theoretischen Konzeption der Teilhabe der Personenverbände am Rechtsverkehr ist die Frage des Verhältnisses der Mitglieder eines Verbandes zu dem Verband als Ganzem. Wir werden die in den juristischen Quellen erhaltenen Hinweise auf die Lösung dieses Problems untersuchen und die dahinterstehenden Vorstellungen der Juristen herausarbeiten. Gegenüber den früheren Arbeiten verfolgt diese Untersuchung einen breiteren Ansatz. So werden die von den Juristen rezipierten außerrechtlichen Lösungsansätze in ihrer Systematik detailliert untersucht und ihre Rezeption nachvollzogen. Dabei wird nicht davon ausgegangen, dass sich ein außerrechtliches System eins zu eins in der Beantwortung der rechtlichen Fragestellung wiederfindet. Es wird vielmehr gezeigt werden, dass die rechtliche Lösung ohne den Bildungs- und Vorstellungshorizont der Juristen genauso wenig verstanden werden kann, wie wenn der politische und gesellschaftliche Rahmen außer Betracht gelassen wird. Daher werden wir versuchen, das Wechselspiel philosophischer, gesellschaftlicher und politischer Einflüsse auf die Frage des rechtlichen Bestands der Personenverbände und die theoretische Konzeption ihrer Teilhabe am Rechtsverkehr aufzuzeigen. 3. Der philosophische Einfluss a) Systematik und Philosophie Die Resonanz der vorangegangenen Versuche, systematische Ansätze der römischen Juristen im Recht der Personenverbände nachzuweisen, stand und fiel immer mit der allgemeinen Akzeptanz der Annahme von Systematisierungsbemühungen im römischen Recht.128 Diese Frage ist auf das Engste mit der Frage nach Einflüssen der griechischen Philosophie auf die römische

127

226.

Chevreau, Continuité des personnes juridiques. In: Mélanges Lefebvre-Teillard, S. 221,

128 La Pira, Genesi del Sistema II. In: BIDR 42 (1934), S. 336 ff.; ders., Genesi del Sistema III. In: SDHI 1 (1935), S. 319 ff.; ders., Genesi del Sistema IV. In: BIDR 44 (1936– 1937), S. 131 ff.; Schulz, Prinzipien, S. 30 f.; Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 124 f.; Knütel, Spaziergänge, S. 236 ff.; Barta, Graeca non leguntur, S. 515 ff. Zurückhaltend Schulz, Geschichte, S. 73 ff.; Gaudemet, Tentatives de systématisation. In: Index 15 (1987), S. 81 ff.; Giaro, Methodologische Werkmittel. In: SZ 105 (1988), S. 196 ff., insb. S. 204 f.; Vgl. auch Bona, L’ideale retorico ciceroniano. In: SDHI 46 (1980), S. 282 ff. m.w.N. Kritisch: Viehweg, Topik und Jurisprudenz, S. 46 ff.; Cuena Boy, Sistema jurídico y derecho romano, S. 70 ff.

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Einleitung

Rechtswissenschaft verknüpft.129 Soweit systematische Ansätze im Schrifttum anerkannt werden, ist es allgemeine Meinung, dass die Systematisierung des römischen Rechts in der Auseinandersetzung der römischen Oberschicht mit griechischer Philosophie und Rhetorik ihre wesentlichen Impulse empfing.130 Welche philosophische Ausrichtung in welchem Ausmaß Impulse gegeben hat, ist dagegen bis heute heftig umstritten. Wenn auch jedenfalls weitreichende Einflüsse der stoischen Philosophie, wie die folgende Darstellung des Forschungsstandes zeigen wird, vielfach anerkannt werden, finden Einflüsse anderer Schulen nur vereinzelt Interesse. Diese Arbeit wird alle in Betracht kommenden Schulen berücksichtigen, wobei die Fragestellung eine Beschränkung im Wesentlichen auf die vier großen Schulen der Stoa, der Akademie, des Peripatos und des Gartens Epikurs erlauben wird. Im Einzelfall werden wir die Einflüsse der verschiedenen Lehren in einer eklektizistischen Vermischung abzugrenzen haben. b) Stoische Einflüsse Stoische Einflüsse auf die römische Rechtswissenschaft sind seit langem bekannt.131 Einen wesentlichen Beitrag zur Erkenntnis der Bedeutung der 129

Besonders einflussreich war hier wohl die negative Einschätzung Mommsens: Mommsen, RG II, S. 418. Zu Mommsens Einstellung vgl. u.a. schon Harder, Einbürgerung der Philosophie. In: Die Antike 5 (1929), S. 302 f. Allgemein vgl. Kübler, Einfluß der griechischen Philosophie. In: FS Binder, S. 71 ff.; ders., Rez.: Schnorr v. Carolsfeld, Gesch. d. Jurist. Pers. I. In: KritV 27 (1934), S. 112 ff.; La Pira, Genesi del Sistema II. In: BIDR 42 (1934), S. 342 f.; Bruck, Rez. Schnorr v. Carolsfeld. In: SZ 54 (1934), S. 426; Longo/Scherillo, Storia, S. 152 f.; Longo, Cose, S. 28 ff.; Burdese, Rez.: Olivecrona, Three essays. In: IURA 1 (1950), S. 351; Ehrhardt, Corpus Christi I. In: SZ 70 (1953), S. 305 ff., 310, Fn. 26; Pólay, Rechtswissenschaft im republikanischen Rom. In: Gesellschaft und Recht, S. 155 ff.; Nörr, Rechtskritik, S. 21 ff.; Behrends, Grundbegriffe der Romanistik. In: Index 24 (1996), S. 5 ff.; Schermaier, Materia, S. 35 ff.; Barta, Graeca non leguntur, S. 515 ff.; Johnston, Jurists. In: Cambr. Hist. of Gr. and Rom. Polit. Thought, S. 630 f.; Armgardt, Salvius Iulianus. In: FS Krampe, S. 36. Vgl. zuletzt die Debatte zwischen Nörr, Exempla. In: SZ 126 (2009), S. 1 ff. und Behrends, Schiff des Theseus. In: Index 37 (2009), S. 397 ff.; ders., Römische Juristen. In: SZ 128 (2011), S. 83 ff. Kritisch Kreller, Res als Zentralbegriff. In: SZ 66 (1948), S. 590 ff. 130 Vernay, Servius, S. 56 f.; Stroux, Griechische Einflüsse. In: Röm. Rechtsw. und Rhet., S. 97 ff.; Wieacker, RRG I, S. 352, 536 ff., 574; ders., Verhältnis der röm. Fachjurispr. zur griech.-hellen. Theorie. In: IURA 20 (1969), S. 464 ff.; Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 125 f.; Behrends, Wissenschaftslehre. In: Nachr. Akad. Wiss. Göttingen 1976, S. 266; ders., Les veteres. In: RD 55 (1977), S. 23 f.; ders., Rechtsformen. In: IP II, S. 685; ders., Tiberius Gracchus. Symposion Wieacker, S. 30 f., 41 ff.; Göppert, Gesammt-Sachen, S. 110; Rawson, Intellectual life, S. 204 ff.; Pólay, Rechtswissenschaft im republikanischen Rom. In: Gesellschaft und Recht, S. 155 ff., 161 f.; Barta, Graeca non leguntur, S. 137 f. 131 Zur ältere Literatur Göppert, Gesammt-Sachen, S. 1 ff.; Sokolowski, Phil. im PrivatR I, S. 16 ff.

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stoischen Physik als Grundlage der Beantwortung bestimmter tatsächlicher Vorfragen hat 1871 Göppert in seiner Schrift zum fünfzigjährigen Doktorjubiläum von Eduard Huschke geleistet.132 Göppert hat sich ausführlich mit der stoischen Körperlehre auseinandergesetzt.133 Dabei verkennt er jedoch in entscheidender Weise die Bedeutung der stoischen Kategorie der Beschaffenheit ()134 und die damit in Zusammenhang stehende Bedeutung der Wahrnehmung,135 die eine unerlässliche Voraussetzung für das Verständnis der stoischen Körperlehre sind.136 Carlo Fadda und Paolo Emilio Bensa haben 1904 im Kommentar zu ihrer Übersetzung von Windscheids Pandekten besonders die Bedeutung der stoischen Vorstellung von Körperlichkeit für die Weltsicht der römischen Juristen hervorgehoben und sich kritisch mit den Ausführungen Göpperts sowie der pandektistischen Literatur auseinandergesetzt.137 Die Bedeutung der stoischen Physik für die kaiserzeitliche Rechtswissenschaft hat erstmals Paul Sokolowski in seinem zweibändigen Werk „Die Philosophie im Privatrecht“ (Bd. 1: 1902; Bd. 2: 1907) ins Zentrum des Interesses gerückt. Sokolowski arbeitete die Verbindung zwischen sabinianischer Lehre und stoischer Philosophie heraus. Er legte seiner Arbeit eine Entwicklung des geistesgeschichtlichen Hintergrunds von einer akademisch-peripatetisch beeinflussten Rechtswissenschaft der ausgehenden Republik, die sich in der prokulianischen Schule fortsetzt,138 hin zu einer stoischen Beeinflussung ab dem Prinzipat, die maßgeblich von der sabinianischen Schule getragen wurde, zu Grunde.139 Wie vor ihm schon Emilio Costa140 verkannte Sokolowski jedoch den heute überwiegend anerkannten Einfluss der stoischen Philosophie auf die führenden römischen Juristen der zweiten Hälfte des zweiten und beginnenden ersten Jahrhunderts vor Christus.141 Dies führte dazu, dass er ältere Hinweise auf stoische Einflüsse übersah.142 Zustimmung fand seine Arbeit bei

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Vgl. seine Fragestellung Göppert, Gesammt-Sachen, S. 2 f. Göppert, Gesammt-Sachen, S. 10 ff. 134 2. Abschnitt, II. 5. h). 135 2. Abschnitt, II. 5. h). 136 Göppert, Gesammt-Sachen, S. 36 f., 49 ff. Kritisch schon Sokolowski, Phil. im PrivatR I, S. 49 ff.; Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 188 ff. 137 Fadda/Bensa, Windscheid pandette I, S. 445 ff. 138 A. A. noch Costa, Filosofia greca, S. 16. 139 Sokolowski, Phil. im PrivatR I, S. 9, 12. Zustimmend Vernay, Servius, S. 93. 140 Costa, Filosofia greca, S. 13. 141 Vgl. Wieacker, RRG I, S. 642 ff.; Waldstein, Ulpian D. 1,1,1,1. In: SZ 125 (2008), S. 330 f.; Waldstein/ Rainer, RRG, S. 94, 135. 142 Vgl. die Verkennung der früheren Rezeption der stoischen Einheitslehre bei Sokolowski, Phil. im PrivatR I, S. 42 f. und seine Ausführungen zu Alfenus libro sexto digestorum (D. 5.1.76) bei ders., Phil. im PrivatR I, S. 36 f. Dazu Horak, Rationes Decidendi I, S. 231 ff. 133

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Einleitung

Eugène Vernay, der seine These zum stoischen Einfluss 1909 in seiner Arbeit „Servius et son école“ weiterverfolgte.143 Mit den Ansichten Sokolowskis setzten sich die Vertreter der Uppsalaer Schule144 konstruktiv auseinander. Insbesondere Axel Hägerström berücksichtigte 1927 für seine Species-Theorie Sokolowskis Thesen im zweiten Band seiner Arbeit über den römischen Obligationenbegriff.145 Seine Ansätze griff Karl Olivecrona im folgenden Jahr in seiner Schrift über den Begriff der juristischen Person (Studier över begreppet juridisk person i romersk och modern rätt) auf und wandte sie auf die Personenverbände an.146 Dabei betonte Olivecrona die Notwendigkeit, sich von den modernen Anschauungen zu lösen und sich auf die antiken Konzepte einzulassen.147 Die Grundlage der antiken Anschauungen fand er in der stoischen Körper- und Einheitslehre.148 Aus ihr erklärte er den gesamten Quellenbestand. 1949 folgte die Zusammenfassung seiner Ergebnisse in englischer Sprache unter dem Titel „Corporations as universitates“ in seiner Aufsatzsammlung „Three essays in Roman Law“.149 In seiner 1940 veröffentlichten Arbeit „Les édits d’Auguste découverts a Cyrène“ arbeitete Fernand De Visscher ebenfalls den Einfluss der stoischen Körper- und Einheitslehre auf das Denken der römischen Juristen heraus.150 In seinem Beitrag zu den „Scritti in onore di Contardo Ferrini“ 1949, erneut veröffentlicht im dritten Band seiner „Études de droit romain public et privé“ 1966, wandte er diese Erkenntnisse auf die Quellen zur Rechtstellung der privaten Personenverbände im römischen Recht an.151 Auf die Bedeutung der stoischen Körper- und Einheitslehre für das Recht der Personenverbände verwies auch Ludwig Schnorr von Carolsfeld in seiner Geschichte der juristischen Person 1933.152 Im Ergebnis blieb er jedoch vage.153 Dies liegt zum Teil daran, dass er in den Quellen eine Entsprechung zu dem modernen Begriff der juristischen Person suchte. Dennoch beflügelten 143

Vernay, Servius, S. 95 ff. Vgl. Modéer, Olivecrona. In: Juristen, S. 476. 145 Hägerström, Obligationsbegriff I, S. 246 ff. 146 Olivecrona, Juridisk person, S. 62 ff. 147 Olivecrona, Juridisk person, S. 62, 67; ders., Corporations. In: Three essays, S. 32 ff. 148 Olivecrona, Juridisk person, S. 64 ff.; ders., Corporations. In: Three essays, S. 31 ff. 149 Dazu Kaden, Rez. Olivecrona, Three Essays. In: SZ 70 (1953), S. 457 ff.; Burdese, Rez.: Olivecrona, Three essays. In: IURA 1 (1950), S. 349 ff. 150 De Visscher, Les édits, S. 91 ff. 151 De Visscher, Notion du corpus. In: Études III, S. 177 ff. Kritisch dazu Olivecrona, D. 3.4.1. In: IURA 5 (1954), S. 183 ff. 152 Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 176 ff. 153 Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 199 ff. Vereinzelt zieht er die Quellen jedoch wieder heran. Vgl. etwa Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 322. Dazu die Kritik bei Kübler, Rez.: Schnorr v. Carolsfeld, Gesch. d. Jurist. Pers. I. In: KritV 27 (1934), S. 112 ff. 144

II. Stand der Forschung

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seine Ausführungen die Diskussion über den stoischen Einfluss auf das Recht der Personenverbände. So griff Bernhard Kübler in seiner Rezension zu Schnorr von Carolsfeld die Frage auf und hob die Bedeutung der Rezeption der stoischen Lehre stärker hervor.154 Insbesondere betonte er die Einheit der Gesamtkörper im stoischen Sinne und den Einfluss dieses Konzepts auf die Entwicklung einer abstrakten Vorstellung von den Personenverbänden als Rechtssubjekten.155 Arnold Ehrhardt kritisierte 1953 Methode156 und Ergebnis157 Schnorr von Carolsfelds im ersten Teil seines Aufsatzes „Das Corpus Christi und die Korporationen im spät-römischen Recht“.158 Dabei setzte er sich selbst ausführlich mit dem stoischen Einfluss auf das Recht der Personenverbände auseinander.159 Ehrhardt datiert den Einfluss jedoch erst auf das Ende der klassischen Zeit,160 so dass er eine Vielzahl der Zeugnisse in den Quellen für interpoliert erklären muss.161 Im folgenden Jahr antwortete Alexander Philipsborn in einem Aufsatz auf die Arbeit Schnorr von Carolsfelds. Auch er kritisierte dessen Ausführungen scharf.162 Dabei leugnete Philipsborn die Körperlichkeit der Gesamtkörper.163 Trotz seiner grundsätzlichen Aufgeschlossenheit gegenüber der Annahme philosophischer Einflüsse164 verkannte Philipsborn die Bedeutung der stoischen Philosophie für das Recht der Personenverbände.165 Jürgen Hammerstein schloss sich in seiner Arbeit „Die Herde im römischen Recht“ von 1975 den Grundannahmen Philipsborns zwar nicht an, leugnete aber jeden Einfluss der stoischen Lehre auf die juristische Behandlung seines Untersuchungsgegenstandes.166 Vorsichtig aufgeschlossen zeigte sich 1968 Riccardo Orestano in seinem Werk „Il »Problema delle Persone Giuridiche« in Diritto Romano“ gegenüber Einflüssen stoischer Lehren auf die Systematisierung der römischen Theorie des Rechts der Personenverbände.167 Dabei bemühte er sich insbesondere um 154 Kübler, Rez.: Schnorr v. Carolsfeld, Gesch. d. Jurist. Pers. I. In: KritV 27 (1934), S. 112 ff. 155 Kübler, Rez.: Schnorr v. Carolsfeld, Gesch. d. Jurist. Pers. I. In: KritV 27 (1934), S. 113 ff. 156 Ehrhardt, Corpus Christi I. In: SZ 70 (1953), S. 305, Fn. 6. 157 Ehrhardt, Corpus Christi I. In: SZ 70 (1953), S. 310, Fn. 26. 158 Ehrhardt, Corpus Christi I. In: SZ 70 (1953), S. 299 ff. 159 Ehrhardt, Corpus Christi I. In: SZ 70 (1953), S. 310 ff., 320 f. 160 Ehrhardt, Corpus Christi I. In: SZ 70 (1953), S. 308 f.; 333 ff. 161 Ehrhardt, Corpus Christi I. In: SZ 70 (1953), S. 337 ff. 162 Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 47 ff. 163 Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 50 f. 164 Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 53 ff. 165 Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 57 ff. 166 Hammerstein, Herde, S. 136, 153. 167 Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 125 f., 131 ff.

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Einleitung

die Abgrenzung des stoischen Konzepts der aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörper (  ) gegenüber der einer anderen philosophischen Tradition entspringenden Unterscheidung zwischen körperlichen Gegenständen (res corporales) und unkörperlichen Gegenständen (res incorporales).168 Okko Behrends hat in seiner Arbeit über die Wissenschaftslehre im Zivilrecht des Q. Mucius Scaevola pontifex 1976 die besondere Bedeutung der stoischen Philosophie für die Entwicklung der Rechtswissenschaft ab der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts vor Christus herausgearbeitet.169 In seinem Aufsatz „Die Rechtsformen des römischen Handwerks“170 von 1981 wies Behrends auf die stoischen Einflüsse auf das Recht der Personenverbände hin.171 Dies führte er 1998 in seinen Aufsätzen „Der römische Weg zur Subjektivität“172 und „Die Person oder die Sache?“173 weiter aus.174 Behrends nimmt an, dass ab dem zweiten Jahrhundert vor Christus die Personenverbände unter stoischem Einfluss als Körper (corpora) aufgefasst worden seien, die als Einheit rechts- und handlungsfähig waren.175 Dieses Konzept sei in der Mitte des ersten Jahrhunderts vor Christus durch ein akademisch-skeptisch geprägtes Konzept abgelöst worden. Im Zusammenhang damit sei der Begriff des corpus durch den Begriff der universitas ersetzt worden.176 Das ältere, stoisch beeinflusste Konzept sei in klassischer Zeit von der sabinianischen Schule177 und der kaiserlichen Verwaltung178 wieder aufgenommen worden. Den grundsätzlichen Annahmen Behrends’ ist Franz Horak entgegengetreten.179 Jedoch konnte auch er die Möglichkeit stoischer Einflüsse, insbesondere 168

Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 144 ff. Behrends, Wissenschaftslehre. In: Nachr. Akad. Wiss. Göttingen 1976, S. 281 ff.; ders., Les veteres. In: RD 55 (1977), S. 23 ff. Zustimmend Waldstein, Ulpian D. 1,1,1,1. In: SZ 125 (2008), S. 330 f. 170 Ursprünglich in: Das Handwerk in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. Teil 1, Historische und rechtshistorische Beiträge und Untersuchungen zur Frühgeschichte der Gilde, S. 141–203, Hrsg.: Herbert Jankuhn et al., Göttingen 1981. Jetzt in: IP II, S. 654–722. 171 Behrends, Rechtsformen. In: IP II, S. 685 ff. 172 Ursprünglich in: Geschichte und Vorgeschichte der modernen Subjektivität. Band 1, S. 204–254, Hrsg.: Reto Luzius Fetz, Roland Hagebüchle und Peter Schulz, Berlin et al. 1998. Jetzt in: IP I, S. 366–416. 173 Behrends, Die Person oder die Sache? In: Labeo 44 (1998), S. 26–60. 174 Behrends, Subjektivität. In: IP I, S. 386 ff.; ders., Person oder Sache. In: Labeo 44 (1998), S. 42 ff. Jetzt auch ders., Geistige Mitte. In: SZ 125 (2008), S. 48 f. 175 Behrends, Subjektivität. In: IP I, S. 386 f.; ders., Rechtsformen. In: IP II, S. 685 f. 176 Dazu unten unter 2. d) und 3. 177 Behrends, Subjektivität. In: IP I, S. 386 f. 178 Behrends, Die Person oder die Sache? In: Labeo 44 (1998), S. 42 mit Fn. 27; ders., Princeps legibus solutus. In: FS Starck, S. 15. 179 Horak, Rezension Behrends/Schiavone. In: SZ 95 (1978), S. 404 ff. Anders, wenn auch kritisch Bund, Rezension: Behrends. In: Gnomon 51 (1979), S. 499 f. 169

II. Stand der Forschung

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auf das Werk des Quintus Mucius, nicht völlig leugnen.180 Hinsichtlich ihrer Bestimmbarkeit blieb er jedoch skeptisch. 1980 unterwarf Bund in seinem Beitrag zur Festgabe für Ulrich von Lübtow den Einfluss der Stoa einer neuerlichen Untersuchung.181 Dabei knüpfte er zwar zunächst an die stoische Physik an,182 unterschätzte dann aber ihre Bedeutung für die römische Rechtswissenschaft erheblich.183 Im Ganzen beschränkt er sich darauf, die Möglichkeit einer Rezeption stoischen Gedankenguts durch den Nachweis der Nähe vieler uns bekannter römischer Juristen zur Lehre der Stoa zu untermauern. c) Akademisch-peripatetische Einflüsse Insbesondere Paul Sokolowski hat in dem bereits oben erwähnten Werk „Die Philosophie im Privatrecht“ (Bd. 1: 1902; Bd. 2: 1907) akademisch-peripatetische Einflüsse auf das römische Recht untersucht. Dabei ging er von einer Rezeption des akademisch-peripatetischen Gedankenguts durch die römische Rechtswissenschaft des ersten Jahrhunderts vor Christus aus.184 Diese Tradition habe sich unter dem Prinzipat in der prokulianischen Schule fortgesetzt.185 Sokolowskis Thesen wurden allgemein kritisch aufgenommen.186 In seinem Bestreben, die Bedeutung akademisch-peripatetischer Einflüsse nachzuweisen, hat er tatsächlich viele Stellen voreilig der akademisch-peripatetischen Sphäre zugeordnet.187 Dennoch ist seine Arbeit zu Recht nicht ohne Wirkung geblieben. Viele Forscher zeigten sich seitdem offen gegenüber der Annahme akademisch-peripatetischer Einflüsse auf die Methodik der römischen Juristen.188 180

Horak, Rezension Behrends/Schiavone. In: SZ 95 (1978), S. 405. Bund, Rahmenerwägungen. In: FS Lübtow, S. 127 ff. 182 Bund, Rahmenerwägungen. In: FS Lübtow, S. 138. 183 Bund, Rahmenerwägungen. In: FS Lübtow, S. 142. 184 Sokolowski, Phil. im PrivatR I, S. 9, 12. 185 Sokolowski, Phil. im PrivatR I, S. 12. Zustimmend Vernay, Servius, S. 93. 186 Coing, Einfluß der Phil. des Arist. In: SZ 69 (1952), S. 56 f.; Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 42. Vgl. auch Schermaier, Materia, S. 35. 187 Vgl. z. B. seine Ausführungen zu Alfenus libro sexto digestorum (D. 5.1.76) Sokolowski, Phil. im PrivatR I, S. 36 f. Dazu Horak, Rationes Decidendi I, S. 231 ff. und oben 4. Abschnitt, III. 1). 188 Vgl. schon die Zusammenstellung bei Coing, Einfluß der Phil. des Arist. In: SZ 69 (1952), S. 24 f. sowie Vernay, Servius, S. 92 f.; Hägerström, Obligationsbegriff I, S. 241 ff.; Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 42, 50 f.; Pólay, Rechtswissenschaft im republikanischen Rom. In: Gesellschaft und Recht, S. 155 ff., 161 f.; Wieacker, Verhältnis der röm. Fachjurispr. zur griech.-hellen. Theorie. In: IURA 20 (1969), S. 451, 461 ff.; Waldstein, Gewohnheitsrecht. In: FS Lübtow, S. 120 f.; Bund, Rahmenerwägungen. In: FS Lübtow, S. 134; Schermaier, Materia, S. 59 ff.; Barta, Graeca non leguntur, S. 137 f. La Pira, Genesi del Sistema II. In: BIDR 42 (1934), S. 347 ff. nimmt eine Vermittlung akademisch-peripatetische Lehren durch die Stoa an. 181

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Einleitung

Eugène Vernay nahm 1909 in seiner Arbeit „Servius et son école“ an, dass der akademisch-peripatetische Einfluss in der prokulianischen Schule bis auf Servius Sulpicius Rufus zurückreiche.189 Ludwig Schnorr von Carolsfeld untersuchte in seiner Geschichte der juristischen Person 1933 Einflüsse akademisch-peripatetischer Lehren auf das Recht der Personenverbände.190 Auch hier ließ er jedoch das Ergebnis offen.191 Eine umfangreiche Untersuchung widmete Helmut Coing 1952 den aristotelischen Einflüssen auf die römische Rechtswissenschaft, wobei er jedoch keine Einflüsse auf das Rechts der Personenverbände feststellte.192 Im Allgemeinen ist seine Arbeit eher von Zurückhaltung gegenüber der Annahme philosophischer Einflüsse auf die Entscheidungen, insbesondere der klassischen Juristen, geprägt.193 Mario Talamanca hat 1977 in seiner detaillierten Untersuchung der Gliederung nach genus und species insbesondere die Rezeption der akademischperipatetischen Dialektik aufgearbeitet.194 Jedoch hat auch er keine Hinweise auf eine Verbindung zum Recht der Personenverbände gefunden. d) Epikureische Einflüsse Immer wieder sind auch vereinzelte epikureische Einflüsse auf die römische Rechtswissenschaft angenommen oder jedenfalls nicht ausgeschlossen worden.195 Wie Ciceros Briefwechsel mit Trebatius Testa zeigt, fand die epikureische Philosophie auch unter römischen Juristen Anhänger.196 Das gleiche wird für Alfenus Varus angenommen.197 Die Möglichkeit epikureischer Einflüsse darf folglich nicht gänzlich außer Betracht gelassen werden.198

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Vernay, Servius, S. 95 ff. Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 181 f., 190, 191 ff. 191 Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 196 f. 192 Coing, Einfluß der Phil. des Arist. In: SZ 69 (1952), S. 24 ff. 193 Coing, Einfluß der Phil. des Arist. In: SZ 69 (1952), S. 26. 194 Talamanca, Genus-species. In: Filosofia Greca e diritto Romano II, passim. 195 Vernay, Servius, S. 92 f.; Bund, Rahmenerwägungen. In: FS Lübtow, S. 129 f., 134 ff.; Jörs, Alfenus 8). In: RE I, Sp. 1472 f.; Mantello, Natura e diritto. In: Testi e problemi, S. 233 f. Zurückhaltend was die juristischen Lehren angeht D’Orta, Giurisprudenza e Epicureismo. In: IURA 42 (1991), S. 123 ff.; Nörr, Rechtskritik, S. 23; Schermaier, Materia, S. 78 f. 196 Cic., ad fam. 7.12.1. Dazu D’Orta, Giurisprudenza e Epicureismo. In: IURA 42 (1991), S. 123 ff.; Bund, Rahmenerwägungen. In: FS Lübtow, S. 136 f. 197 Jörs, Alfenus 8). In: RE I, Sp. 1472; D’Orta, Giurisprudenza e Epicureismo. In: IURA 42 (1991), S. 131 ff. 198 Vgl. die Ausführungen bei Schermaier, Materia, S. 100 ff. 190

II. Stand der Forschung

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Schnorr von Carolsfeld hat 1933 in seiner Geschichte der juristischen Person epikureische Einflüsse auf das Recht der Personenverbände untersucht.199 Im Ergebnis blieb er erneut wage, verfolgte den Ansatz jedoch nicht weiter.200 e) Skeptische Einflüsse Einflüsse skeptischer Philosophie auf das römische Recht sind lange Zeit kaum beachtet worden. Ein Grund hierfür könnte darin zu sehen sein, dass skeptische Konzepte aufgrund ihres negierenden Ansatzes nur schwer fassbar sind und sich nicht in klar zuzuordnenden Dogmen niederschlagen.201 Auch im philosophisch-philologischen Schrifttum blieben die skeptischen Ansätze in der griechischen Philosophie lange ein wenig beachtetes Phänomen.202 Ausnahmen bildeten die umfassende Behandlung des Themas durch Victor Brochard unter dem Titel „Les sceptiques grecs“ (1887, 2. Aufl. 1923), Luigi Credaro mit seinem 1893 erschienenen zweibändigen Werk „Lo Scetticismo degli Accademici“, Mary Mills Patrick mit ihrer 1899 veröffentlichten Dissertation „Sextus Empiricus and Greek Scepticism“ und ihrer zweiten Arbeit zu dem Thema „The Greek sceptics“ (1929) sowie Albert Goedeckemeyer mit seiner 1905 erschienenen „Geschichte des griechischen Skeptizismus“. Seit den sechziger Jahren sind der griechische Skeptizismus und insbesondere die Akademie in ihrer skeptischen Phase zunehmend zum Gegenstand umfassender Forschungsbemühungen geworden.203 Die vereinzelten Ansätze in der rechtsgeschichtlichen Literatur, skeptische Einflüsse auf das Denken der römischen Juristen zu untersuchen, sind überwiegend zurückhaltend ausgefallen. So sprach Schnorr von Carolsfeld skeptische Lehren zwar an, verwarf sie aber sofort ohne genauere Prüfung, da das skeptische Ergebnis „so wenig mit dem Leben übereinstimmt, dass die Außenstehenden es abgelehnt haben werden.“204 Nicht ganz so radikal fiel die Einschätzung Dieter Nörrs 1973 in seinem im folgenden Jahr veröffentlichten Vortrag „Rechtskritik in der römischen Antike“ 199

Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 190 f. Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 191. 201 Bretone, Coscienza ironica. In: Labeo 43 (1997), S. 191. 202 Vgl. die Behandlung bei Zeller, Phil. d. Griech. III, 1, S. 494 ff., 609 ff. 203 Weische, Cicero und die Neue Akademie (1961); Stough, Greek Skepticism (1969); Schofield/Burnyeat/ Barnes (Hrsg.), Doubt and Dogmatism (1980); Giannantoni (Hrsg.), Lo Scetticismo Antico (1981); Burnyeat (Hrsg.), The Skeptical Tradition (1983); Tarrant, Scepticism or Platonism? (1985); Sihvola (Hrsg.), Ancient Scepticism and the Sceptical Tradition (2000); Brittain, Philo of Larissa (2001); Chiesara, Storia dello scetticismo greco (2003); La Sala, Die Züge des Skeptikers (2005); Bonazzi/Celluprica (Hrsg.), L’eredita platonica (2005); Gabriel, Antike und moderne Skepsis (2008); ders., Skeptizismus und Idealismus (2009); Bett (Hrsg.), The Cambridge Companion to Ancient Scepticism (2010). 204 Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 197 f. Ähnlich jetzt Waldstein, Ulpian D. 1,1,1,1. In: SZ 125 (2008), S. 332. 200

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Einleitung

aus. Nörr erörterte allgemein die Möglichkeit skeptischer Einflüsse im Wege der Rechtskritik.205 Dabei beschränkte er sich auf die Untersuchung der radikalen Skepsis. Die radikale Skepsis fand jedoch in der Akademie nur bis zur Übernahme der Leitung durch Karneades Anhänger sowie bei den Pyroneern. Gemilderte Formen der Skepsis ließ Nörr im Wesentlichen außer Betracht. Im Ergebnis nahm er an, dass skeptische Einflüsse lediglich zu Konservatismus und Positivismus in der Rechtswissenschaft geführt haben könnten.206 Dabei untersuchte er nicht die möglichen Wechselwirkungen mit den dogmatischen Lehren.207 Es ist die besondere Leistung von Okko Behrends, die Auswirkungen der Einflüsse, die die Akademie gegen Ende ihrer skeptischen Phase auf die römische Oberschicht ausübte,208 auf die römische Rechtswissenschaft zu untersuchen.209 Behrends geht davon aus, dass im Laufe der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts vor Christus akademisch-skeptisch geprägte Juristen Einfluss auf die Entwicklung der römischen Rechtswissenschaft gewannen.210 Eine zentrale Rolle sei dabei Servius Sulpicius Rufus211 zugekommen,212 der mit Cicero in Rom bei Philon von Larissa und in Griechenland studierte.213

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Nörr, Rechtskritik, S. 22 f. Nörr, Rechtskritik, S. 23. 207 Vgl. aber die Überlegungen Nörr, Rechtskritik, S. 22, Fn. 40. 208 Plut., Cic. 3, 1. Brittain, Philo of Larissa, S. 65; Goedeckemeyer, Skeptizismus, S. 129 f.; Behrends, Geistige Mitte. In: SZ 125 (2008), S. 96 ff. 209 Behrends, Wissenschaftslehre. In: Nachr. Akad. Wiss. Göttingen 1976, S. 268 ff.; ders., Fraus legis, S. 63 ff.; ders., Les veteres. In: RD 55 (1977), S. 26 ff.; ders., Institutionelles und prinzipielles Denken. In: IP I, S. 43 ff.; ders., Gesetz und Sprache. In: IP I, S. 156 ff.; ders., Grundbegriffe der Romanistik. In: Index 24 (1996), S. 15 ff.; ders., Geistige Mitte. In: SZ 125 (2008), S. 42 ff., 93 ff. 210 Behrends, Geistige Mitte. In: SZ 125 (2008), S. 42 ff.; ders., Fraus legis, S. 61 ff.; ders., Les veteres. In: RD 55 (1977), S. 26 ff.; ders., Le due giurisprudenze. In: Index 12 (1983/84), S. 198; ders., Grundbegriffe der Romanistik. In: Index 24 (1996), S. 38. 211 Kunkel, Herkunft und soziale Stellung, S. 25; Behrends, Servius Sulpicius Rufus. In: Juristen, S. 577 f. 212 Behrends, Servius Sulpicius Rufus. In: Juristen, S. 577 f.; ders., Wissenschaftslehre. In: Nachr. Akad. Wiss. Göttingen 1976, S. 268 ff.; ders., Fraus legis, S. 65 ff.; ders., Lebendige Natur. In: FS Wolf, S. 21 ff.; ders., Les veteres. In: RD 55 (1977), S. 10 ff., 26 ff.; ders., Grundbegriffe der Romanistik. In: Index 24 (1996), S. 38; ders., Geistige Mitte. In: SZ 125 (2008), S. 42 ff. 213 Rawson, Intellectual life, S. 207; Viehweg, Topik und Jurisprudenz, S. 51; Gaudemet, Tentatives de systématisation. In: Index 15 (1987), S. 84; Behrends, Servius Sulpicius Rufus. In: Juristen, S. 577 f.; ders., Wissenschaftslehre. In: Nachr. Akad. Wiss. Göttingen 1976, S. 274 f.; ders., Les veteres. In: RD 55 (1977), S. 26 ff.; ders., Grundbegriffe der Romanistik. In: Index 24 (1996), S. 38; ders., Geistige Mitte. In: SZ 125 (2008), S. 42 ff.; Jocelyn, Ruling Class. In: BJRL 59 (1977), S. 339 (anders: S. 343). 206

II. Stand der Forschung

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Seine Überlegungen sind immer wieder auf Kritik gestoßen.214 Vorsichtig kritisch äußerte sich Bund 1980 in seinem Beitrag zur Festgabe für Ulrich von Lübtow.215 Er lehnte zwar das von Behrends entworfene Modell der Entwicklung der Rechtswissenschaft in der ausgehenden Republik ab,216 blieb aber für mögliche Einflüsse gemäßigter skeptischer Lehren offen.217 Vereinzelt finden sich auch bei weiteren Autoren Überlegungen hinsichtlich möglicher akademisch-skeptischer Einflüsse.218 Zuletzt hat Dieter Nörr die von Behrends herausgearbeiteten Einflüsse als „Phantom“ abgetan.219 Die scharfe Kritik Nörrs richtet sich insbesondere gegen Behrends vermeintliche Annahme eines „skeptischen Rechtssystems“220 oder einer „skeptischen Rechtstheorie“221.222 Zu beachten ist jedoch, dass sich Behrends erst in seiner Antwort auf Nörrs Angriff dieser unglücklichen Wortwahl bedient.223 In der vornehmlich von Nörr angegriffenen Schrift „Die geistige Mitte des römischen Rechts.“224 verwendet Behrends noch den Ausdruck „skeptisch geprägte Rechtstheorie“225 In Anbetracht der Tatsache, dass alle Vertreter der skeptischen Akademie gerade bemüht waren, den Eindruck, dass sie ein Kriterium zur Unterscheidung von Richtig und Falsch verwandten,226 zu vermeiden, ist Behrends neue Terminologie in „Das Schiff des Theseus 214 Honsell, Rez. Behrends, Fraus legis. In: SZ 102 (1985), S. 579; Waldstein, Neue Jurisprudenz. In: IURA 44 (1993), S. 107 ff.; ders., Ulpian D. 1,1,1,1. In: SZ 125 (2008), S. 332; Schanbacher, Einfluß der stoischen Sprachtheorie. In: FS Knütel, S. 1028, Fn. 27; Platschek, Paradigmenwechsel. In: Index 38 (2010), 401 ff. 215 Bund, Rahmenerwägungen. In: FS Lübtow, S. 132 ff. 216 Bund, Rahmenerwägungen. In: FS Lübtow, S. 133 f. 217 Bund, Rahmenerwägungen. In: FS Lübtow, S. 133. 218 Bretone, Ricerche Labeoniane. In: Parola del Passato 28 (1973), S. 180, 188 f. Kritisch dazu Talamanca, Pithana di Labeone. In: IURA 26 (1975), S. 31 ff. Vgl. auch die zurückhaltenden Überlegungen bei Bretone, Fondamenti, S. 123 ff. und ders., Coscienza ironica. In: Labeo 43 (1997), S. 191. 219 Nörr, Exempla. In: SZ 126 (2009), S. 47. 220 Behrends, Schiff des Theseus. In: Index 37 (2009), S. 442. 221 Behrends, Schiff des Theseus. In: Index 37 (2009), S. 443. 222 Nörr, Exempla. In: SZ 126 (2009), S. 48 ff. 223 Behrends, Schiff des Theseus. In: Index 37 (2009), S. 442 f. gegen Nörr, Exempla. In: SZ 126 (2009), S. 48 ff. 224 Behrends, Geistige Mitte. In: SZ 125 (2008), S. 25–107. 225 Behrends, Geistige Mitte. In: SZ 125 (2008), S. 59. Vgl. noch deutlicher ders., Subjektivität. In: IP I, S. 395: „Servius, ..., der das Rechtssystem aus dem Geiste der akademischen Skepsis erneuerte“. 226 Vgl. dazu 2. Abschnitt, 6. a) aa). Der von Karneades eingeführte wahrscheinliche Eindruck ( /probabilis visio) stellt demgegenüber nach akademisch-skeptischem Verständnis lediglich eine Annäherung an die an sich unerkennbare Wahrheit als Grundlage der Handlungsentscheidung dar. Vgl. Gabriel, Antike und moderne Skepsis, S. 50 f.; Görler, Ciceros Philosophie, S. 188 f.; Behrends, Corpus und universitas. In: Index 41 (2013), S. 153 f.

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Einleitung

und die skeptische Sprachtheorie“227 tatsächlich leicht missverständlich. Zwischenzeitlich hat Behrends hier sein Verständnis auch klargestellt.228 Nörr macht jedoch nicht Bedenken gegen Behrends Terminologie geltend, sondern verwirft gleich die Möglichkeit eines akademisch-skeptischen Einflusses. Damit geht seine Kritik in jedem Falle zu weit. Richtig ist, wie Behrends nicht verkennt,229 dass die skeptische Akademie ihrem Selbstverständnis nach, auch in ihrer gemäßigten Phase nach Karneades, keine Theorien über das Wesen der Dinge vertrat.230 Von ihr konnte also zunächst ein methodischer Einfluss insoweit ausgehen, als es um die Analyse von Phänomenen ging.231 Neben dem Einfluss der dialektischen Methode der akademischen Skepsis auf die Analyse rechtlicher Probleme war jedoch, wie Nörr zu Recht betont hat,232 die Erschütterung der Lehren der dogmatischen Schulen von entscheidender Bedeutung.233 Denn die spätrepublikanische Jurisprudenz des zweiten und des beginnenden ersten Jahrhunderts vor Christus stand zunächst, wie auch Nörr vorsichtig anerkennt,234 unter dem maßgeblichen Einfluss stoischer Lehren.235 Behrends nimmt an, dass der Einfluss der stoischen Lehre bis zur Mitte des ersten Jahrhunderts vor Christus durch akademisch-skeptisches Gedankengut verdrängt wurde236 und die bisher durch stoisches Denken geprägten, juristischen Theorien einer neuen Begründung bedurften.237 Hinweise auf eine grundlegende Begründung des Rechts ohne weitreichende dogmatische Annahmen hat Behrends in der bei Cicero238 und Laktanz239 überlieferten kar227

Behrends, Schiff des Theseus. In: Index 37 (2009), S. 397–452. Behrends, Corpus und universitas. In: Index 41 (2013), S. 153 f. 229 Behrends, Geistige Mitte. In: SZ 125 (2008), S. 50, 61. 230 Dazu unten 2. Abschnitt, II. 6. a) aa). 231 Vgl. Behrends, Wissenschaftslehre. In: Nachr. Akad. Wiss. Göttingen 1976, S. 277; ders., Geistige Mitte. In: SZ 125 (2008), S. 54 ff.; Nörr, Rechtskritik, S. 22. 232 Nörr, Rechtskritik, S. 22. 233 Dazu unten 2. Abschnitt, II. 6. b). 234 Nörr, Exempla. In: SZ 126 (2009), S. 47. 235 Vernay, Servius, S. 56 f.; Stroux, Griechische Einflüsse. In: Röm. Rechtsw. und Rhet., S. 97 ff.; Wieacker, RRG I, S. 352, 536 ff., 574; ders., Verhältnis der röm. Fachjurispr. zur griech.-hellen. Theorie. In: IURA 20 (1969), S. 464 ff.; Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 125 f.; Behrends, Wissenschaftslehre. In: Nachr. Akad. Wiss. Göttingen 1976, S. 266; ders., Les veteres. In: RD 55 (1977), S. 23 f.; ders., Rechtsformen. In: IP II, S. 685; ders., Tiberius Gracchus. Symposion Wieacker, S. 30 f., 41 ff. Vgl. auch Göppert, GesammtSachen, S. 110; Rawson, Intellectual life, S. 204 ff. Einen überwiegend aristotelischen Einfluss nehmen Pólay, Rechtswissenschaft im republikanischen Rom. In: Gesellschaft und Recht, S. 155 ff., 161 f. und Barta, Graeca non leguntur, S. 137 f. an. 236 Behrends, Person oder Sache. In: Labeo 44 (1998), S. 39 ff.; ders., Geistige Mitte. In: SZ 125 (2008), S. 50, 72, insoweit missverständlich S. 45. 237 Vgl. Behrends, Dalla mediazione arbitrale alla protezione giudiziaria. In: Diritto e Giustizia, S. 318 ff. Zur Umsetzung Behrends, Geistige Mitte. In: SZ 125 (2008), S. 72. 238 Cic., de rep. 3.5.8 ff. Dazu vgl. auch Nörr, Rechtskritik, S. 22 mit Fn. 39 und 40. 239 Lact., div. inst. 5.16 ff. 228

II. Stand der Forschung

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neadeische Gerechtigkeitskritik gefunden.240 Jedoch geht Behrends wohl zu weit, wenn er annimmt, Karneades habe einen neuen Gerechtigkeitsbegriff vertreten wollen.241 Es handelt sich bei der Gerechtigkeitskritik des Karneades wohl eher um ein klassisches Beispiel seiner dialektischen Methode.242 Indem er an einem Tag überzeugend für und am nächsten Tag überzeugend gegen die Gerechtigkeit sprach, suchte er die Unsicherheit der Erkenntnis des Gerechtigkeitsbegriffs und seine mangelnde Eignung als Richtschnur für das Leben aufzuzeigen. In jedem Falle zeigen die Quellenbelege, dass die von Karneades präsentierte alternative Sichtweise zu den Gerechtigkeitslehren der dogmatischen Schulen in Rom Wirkung entfaltet hat. Damit ist die Berücksichtigung der Möglichkeit akademisch-skeptischer Einflüsse auf die Entwicklung der römischen Rechtswissenschaft für eine umfassende Erörterung des römischen Rechts in seinem geistesgeschichtlichen Kontext unerlässlich.243 Hier konnte Behrends zeigen, dass die Erkenntnis des Einflusses akademisch-skeptischer Lehren auf die römische Rechtswissenschaft zu neuen Lösungsvorschlägen führt.244 Bereits 1960 hat Charles Saumagne auf die Bedeutung des philosophischen Begriffs der Unsicherheit oder mangelnden Bestimmtheit (incertum) im Recht der Personenverbände hingewiesen.245 Dabei handelt es sich um einen zentralen Begriff der akademisch-skeptischen Stoakritik, der sich direkt gegen die wohl seit dem zweiten Jahrhundert vor Christus in Rom herrschende Lehre der Stoa von den Personenverbänden als Gesamtkörper (  ) richtet.246 Unabhängig von Saumagne hat Behrends als Konsequenz aus seinem Modell der Entwicklung der römischen Rechtswissenschaft eine Theorie des Rechts der Personenverbände aus den Quellen herausgearbeitet, die unter dem Eindruck der akademisch-skeptischen Stoakritik stand.247 Seine Erkenntnisse 240

Behrends, Geistige Mitte. In: SZ 125 (2008), S. 94 f. Behrends, Geistige Mitte. In: SZ 125 (2008), S. 94 f. 242 Vgl. Brochard, Sceptiques grecs, S. 163 ff.; Chiesara, Storia, S. 58 f.; Görler, Ciceros Philosophie, S. 186 ff.; Gabriel, Skeptizismus und Idealismus, S. 147 f.; Wilkerson, Carneades at Rome. In: Philosophy and Rhetoric 21 (1988), S. 133 ff.; Minar, Positive Beliefs. In: CW 43 (1949), S. 70 f.; Bringmann, Bedeutung der Philosophie. In: Philosophie und Lebenswelt, S. 149. Zur Methode Weische, Cicero und die Neue Akademie, S. 78 f.; Gigon, Neue Akademie. In: Mus. Helv. 1 (1944), S. 427 f.; Jehne, Cato. In: Rezeption und Identität, S. 121. 243 Vgl. schon die Ausführungen zu philosophischen Einflüssen bei Wieacker, RRG I, S. 640 ff. In jüngerer Zeit vgl. z.B. Möller, Servituten, S. 223 ff.; Giglio, Coherence and Corporeality. In: SZ 130 (2013), S. 136 ff. 244 Behrends, Subjektivität. In: IP I, S. 399. 245 Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 457 f. 246 Dazu unten 2. Abschnitt, 6. b) aa). 247 Behrends, Person oder Sache. In: Labeo 44 (1998), S. 39 ff. 241

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Einleitung

stellte er in seinem Aufsatz „Die Rechtsformen des römischen Handwerks“248 von 1981 vor249 und führte sie 1998 in seinen Aufsätzen „Der römische Weg zur Subjektivität“250 und „Die Person oder die Sache?“251 weiter aus.252 Behrends entwickelte die Vorstellung, dass sich in der Mitte des ersten Jahrhunderts vor Christus eine Lehre durchsetzte, die Personenverbände als abstrakte, „unkörperliche, vom Bestand der Mitglieder unabhängige Einheiten“, als „nomen universitatis“253 auffasste. Für diese Lehre nahm Behrends den universitas-Begriff in Anspruch.254 3. Universitas Ein weiteres Problem der Quellen zu der rechtlichen Behandlung der Personenverbände im römischen Recht ist der Begriff universitas. Dieser Begriff ist seit langem in der Literatur umstritten. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert hat die Literatur überwiegend dem gemeinrechtlichen Sprachgebrauch entsprechend „universitas“ für den Oberbegriff über alle Personenverbände gehalten.255 Eine Ausnahme bildete hier bereits im 18. Jahrhundert Johannes Ludovicus Haganus de Wassenaer, der in seiner Dissertation 1740 vertrat, „universitas“ habe in den antiken Quellen allein die öffentlichen Gemeindeverbände bezeichnet.256 Diese Terminologie wollte er entweder aus der Bezeichnung des Ganzen Menschengeschlechts als „universitas“ bei Cicero (universitas generis humani)257 herleiten258 oder aus der Bezeichnung des gesamten Gemeindegebiets als „universitas“259 bei den Landvermessern.260 Zu ähnlichen Ergeb248

Ursprünglich in: Das Handwerk in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. Teil 1, Historische und rechtshistorische Beiträge und Untersuchungen zur Frühgeschichte der Gilde, S. 141–203, Hrsg.: Herbert Jankuhn et al., Göttingen 1981. Jetzt in: IP II, S. 654–722. 249 Behrends, Rechtsformen. In: IP II, S. 686 f. 250 Ursprünglich in: Geschichte und Vorgeschichte der modernen Subjektivität. Band 1, S. 204–254, Hrsg.: Reto Luzius Fetz, Roland Hagebüchle und Peter Schulz, Berlin et al. 1998. Jetzt in: IP I, S. 366–416. 251 Behrends, Die Person oder die Sache? In: Labeo 44 (1998), S. 26–60. 252 Behrends, Subjektivität. In: IP I, S. 399 ff.; ders., Person oder Sache. In: Labeo 44 (1998), S. 42 ff. Jetzt auch ders., Geistige Mitte. In: SZ 125 (2008), S. 47 f. 253 Behrends, Person oder Sache. In: Labeo 44 (1998), S. 44. 254 Behrends, Rechtsformen. In: IP II, S. 686 f.; ders., Geistige Mitte. In: SZ 125 (2008), S. 47. Ihm folgend Giglio, Coherence and Corporeality. In: SZ 130 (2013), S. 140. 255 Savigny, System II, S. 260; Pernice, Labeo I, S. 289; Drioux, Associations, S. 18; Hölder, Nat. und jur. Personen, S. 170 f. Kritisch Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 4 ff.; Waltzing, Étude II, S. 441 f. Jetzt wieder Brutti, Diritto privato, S. 244. 256 Wassenaer, De collegiis et corporibus. In: Jurisprudentia antiqua, S. 409 ff. 257 Cic., de nat. deor. 2.65.164. 258 Wassenaer, De collegiis et corporibus. In: Jurisprudentia antiqua, S. 407 f. 259 Front., de lim. S. 14, Z. 22 ff., ed. Thulin. 260 Wassenaer, De collegiis et corporibus. In: Jurisprudentia antiqua, S. 410 f. Diesen Ansatz werden wir oben wieder aufgreifen: 1. Abschnitt VI. 3.

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nissen kamen Max Cohn in seiner Schrift „Zum römischen Vereinsrecht“ 1873261 und Hugo Krüger 1908 in seiner Rezension zu Julius Binder im neunundzwanzigsten Band der Zeitschrift der Savigny-Stiftung.262 Sie hielten den Terminus „universitas“ in den klassischen Quellen für echt und nahmen ebenfalls an, dass er allein öffentliche Verbände bezeichnet habe. Ihre Ansicht findet bis heute insbesondere in Italien Zustimmung.263 Die gegenteilige Ansicht vertrat Waltzing, der annahm, „universitas“ bezeichne allein private Verbände.264 Im Zuge der radikalen Interpolationistik setzte sich die Auffassung durch, universitas stelle überall, wo sich der Terminus in den Quellen finde, eine iustinianische Interpolation dar.265 Diese Ansicht beruhte insbesondere auf den Arbeiten Emilio Albertarios.266 Albertario hatte bereits 1919 in seinem Aufsatz „Actio de universitate e actio specialis in rem“ den Ausdruck universitas, wo er sich auf Personenverbände bezieht, für interpoliert erklärt.267 Diese Auffassung führte er in „Corpus e universitas nella designazione della persona giuridica“ im ersten Band seiner Studi di diritto romano 1933 weiter aus.268 Sie wurde durch die ausführlichen Untersuchungen von Ludwig Schnorr von Carolsfeld in seiner Geschichte der juristischen Person 1933 bestätigt.269 Dieser Auffassung widersprach 1955 Biondo Biondi in einem Vortrag auf einem Kongress zu Ehren Carlo Faddas, der mit einigen Ergänzungen 1957 unter dem Titel „La Dottrina Giuridica della universitas nelle Fonti Romane“ im Bulletino dell’Istituto di Diritto Romano „Vittorio Scialoja“ veröffentlicht wurde.270 Biondi erörterte die Erfassung der Personenverbände unter dem Begriff der universitas zwar nur am Rande,271 lehnte jedoch auch hier die Interpolationsvermutungen ab und ordnete die relevanten Stellen in ein einheitliches juristisches Konzept der „universitas“ als ideelle Einheit gegenüber den 261

Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 8 ff. Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), S. 518 ff. 263 Albertario, Diritto romano, S. 102; Arangio-Ruiz, Istituzioni, S. 69, Fn. 1; Guarino, Diritto Privato, S. 305 f.; ders., Istituzioni, S. 42; Nicosia, Institutiones, S. 102; Masi, Lezioni, S. 58 f. 264 Waltzing, Étude II, S. 441 ff. 265 Zu den Vorarbeiten siehe die Zusammenstellung bei Orestano, Problema delle Fondazioni, S. 123 f. 266 Orestano, Problema delle Fondazioni, S. 124 ff. 267 Albertario, Actio de universitate. In: Studi IV, S. 74. 268 Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 104 ff. Dazu Olivecrona, Corporations. In: Three essays, S. 37 ff. 269 Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 59 ff. Dazu Olivecrona, Corporations. In: Three essays, S. 41 f. 270 Biondi, Dottrina della universitas. In: Scritti III, S. 119 ff. 271 Biondi, Dottrina della universitas. In: Scritti III, S. 121 ff. 262

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Einleitung

einzelnen Bestandteilen der Gesamtheit ein.272 Die Ansicht Biondis konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Auch Patrick William Duff bemühte sich in seiner 1938 veröffentlichten Arbeit „Personality in Roman Private Law“, die weitreichenden Interpolationsvermutungen zu widerlegen.273 Mit der Abwendung von der radikalen Interpolationistik setzte sich die bereits 1873 von Pernice im ersten Band seines Labeo vertretene Auffassung im Schrifttum durch,274 dass die Verwendung des Ausdrucks universitas in den Juristenschriften der klassischen Zeit untechnisch gewesen sei.275 Demgegenüber hat Riccardo Orestano in seiner Arbeit „Il »Problema delle Persone Giuridiche« in Diritto Romano“ 1968 unter Zurückweisung der älteren interpolationistischen Ansätze den technischen Wert des Begriffs der universitas herausgearbeitet.276 Er nimmt an, dass der seit republikanischer Zeit vorherrschende, stoisch geprägte277 Begriff corpus278 durch den Einfluss einer nicht näher benannten, anderen philosophischen Strömung ab dem ersten Jahrhundert vor Christus279 seine „materialistische“ Natur zunehmend verloren habe.280 Dieser Prozess sei bis zum Ende des dritten Jahrhunderts abgeschlossen gewesen.281 In der Folge sei der universitas-Begriff an die Stelle des corpus-Begriffs getreten,282 so dass corpus und universitas in den Quellen als Synonyme begegneten.283 Okko Behrends hat 1981 in seinem Aufsatz „Die Rechtsformen des römischen Handwerks“ diese Entwicklung weiter zurück datiert.284 Wie bereits oben beschrieben, nimmt er eine Abkehr von dem stoisch geprägten corpusBegriff unter akademisch-skeptischem Einfluss in der Mitte des ersten Jahrhunderts vor Christus an. In der Folge ist auch nach seiner Vorstellung der universitas-Begriff an die Stelle des corpus-Begriffs getreten.285 Behrends zu Folge steht der universitas-Begriff für ein dogmatisches Konzept, unter dem

272

Biondi, Dottrina della universitas. In: Scritti III, S. 175. Duff, Personality, S. 37 ff. 274 Pernice, Labeo I, S. 289. 275 Kaser, RP I, S. 304; Duff, Personality, S. 38. 276 Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 162 ff. 277 Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 125 f., 131 ff. 278 Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 171 ff. 279 Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 144 ff. 280 Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 174 ff. 281 Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 176. 282 Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 175 f. 283 Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 176. 284 Ursprünglich in: Das Handwerk in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. Teil 1, Historische und rechtshistorische Beiträge und Untersuchungen zur Frühgeschichte der Gilde, S. 141– 203, Hrsg.: Herbert Jankuhn et al., Göttingen 1981. Jetzt in: IP II, S. 654–722. 285 Behrends, Rechtsformen. In: IP II, S. 685 ff.; ders., Subjektivität. In: IP I, S. 399 ff. 273

III. Der römische Jurist und seine Umgebung

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der Personenverband „eine reine Begriffsfigur ist, die als solche keiner rechtlichen Handlungsfähigkeit teilhaftig ist“.286 Die vorangegangenen Arbeiten haben den Begriff universitas überwiegend allein aus den juristischen Quellen heraus interpretiert.287 Diese Arbeit wird den Versuch unternehmen, die technische Bedeutung von universitas in den klassischen Quellen aufzuzeigen, indem wir die Entwicklung des Terminus universitas in der lateinischen Sprache nachvollziehen werden. Dies erscheint insbesondere möglich, da universitas ein sehr junges Wort ist, das erstmalig bei Cicero nachgewiesen werden kann.288

III. Der römische Jurist und seine Umgebung Es ist davon auszugehen, dass die römische Oberschicht und damit auch die führenden Juristen erstmals in republikanischer Zeit, vielleicht ab der Mitte des 2. Jahrhunderts vor Christus, in verstärktem Maße mit der griechischen Philosophie in Kontakt gekommen sind.289 Die römischen Juristen der republikanischen Zeit absolvierten als Angehörige der höheren Stände die Ämterlaufbahn. In ihren Ämtern als Jahresbeamte oder auch als Priester profilierten sie sich als Rechtsgelehrte und nahmen Einfluss auf die Rechtsentwicklung.290 Man darf davon ausgehen, dass diese Männer über eine gehobene Bildung verfügten.291 286

Behrends, Rechtsformen. In: IP II, S. 687. Eine Ausnahme bilden: Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 81 ff. und Fadda/ Bensa, Windscheid pandette I, S. 433 f. 288 Cic., Tim. 2.6. Vgl. Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 83; Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 163. 289 Zeller, Religion und Philosophie, S. 20 ff.; Harder, Einbürgerung der Philosophie. In: Die Antike 5 (1929), S. 295 ff.; Wieacker, RRG I, S. 519 f.; ders., Offene Wertungen. In: SZ 94 (1977), S. 18 f.; ders., Verhältnis der röm. Fachjurispr. zur griech.-hellen. Theorie. In: IURA 20 (1969), S. 449; Schulz, Geschichte, S. 44 f.; Coing, Einfluß der Phil. des Arist. In: SZ 69 (1952), S. 29; Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 125; Watson, Law Making, S. 186; Waldstein, Gewohnheitsrecht. In: FS Lübtow, S. 119 f.; ders., Konsequenz. In: SZ 92 (1975), S. 58; Behrends, Institutionelles und prinzipielles Denken. In: IP I, S. 41 ff.; ders., Gesetz und Sprache. In: IP I, S. 94; ders., Tiberius Gracchus. Symposion Wieacker, S. 30 f.; Bund, Rahmenerwägungen. In: FS Lübtow, S. 131 f.; Bringmann, Bedeutung der Philosophie. In: Philosophie und Lebenswelt, S. 149; Avenarius, Ps.-Ulp., S. 87 ff.; Barta, Graeca non leguntur, S. 136 ff.; Pólay, Rechtswissenschaft im republikanischen Rom. In: Gesellschaft und Recht, S. 155, 167 ff., 185 f. Bereits früher (4. Jh. v. Chr.) setzt Jocelyn, Ruling Class. In: BJRL 59 (1977), S. 328 ff. den kulturellen Austausch an. 290 Kunkel, Herkunft und soziale Stellung, S. 56 ff.; Schulz, Geschichte, S. 47 ff., 71; Longo/Scherillo, Storia, S. 150 f.; Wieacker, RRG I, S. 523 ff. 291 Vernay, Servius, S. 47; Stroux, Griechische Einflüsse. In: Röm. Rechtsw. und Rhet., S. 87; Longo/Scherillo, Storia, S. 153; Waldstein, Konsequenz. In: SZ 92 (1975), S. 62 f.; D’Orta, Cultura dei giuristi. In: BIDR 90 (1987), S. 235 ff.; Bretone, Storia, S. 164; Giglio, Coherence and Corporeality. In: SZ 130 (2013), S. 130. 287

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Einleitung

Die griechische Kultur gewann ab der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts vor Christus zunehmend Einfluss auf die Ausbildung der Angehörigen der höheren Stände.292 So gehörte es in der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts vor Christus noch zum guten Ton für gebildete Römer, wenn sich die Gelegenheit ergab, die Stätten der griechischen Bildung im griechischen Kulturraum aufzusuchen, mit griechischen Philosophen zu korrespondieren, sie zu sich einzuladen oder gar dauerhaft bei sich im Haushalt aufzunehmen.293 Anfang des 1. Jahrhunderts vor Christus haben sich bereits griechische Grammatik- und Rhetoriklehrer in Rom etabliert und wohlhabende junge Römer studieren in griechischen Städten Philosophie und Rhetorik,294 die ebenfalls mit philosophischem Gedankengut arbeitet.295 Diese Entwicklung setzte sich mit der Maßgabe weiter fort, dass zunehmend eine solche Ausbildung ebenfalls in Rom und teilweise auch auf Latein zu erlangen war.296

292 Zeller, Religion und Philosophie, S. 23; Gwynn, Roman education, S. 39 ff.; Marrou, Erziehung im klass. Altertum, S. 448 ff.; Garbarino, Roma e la Filosofia Greca II, S. 349 ff.; Schulz, Geschichte, S. 74; Bund, Rahmenerwägungen. In: FS Lübtow, S. 131 f.; Thomas, Droit entre mots et choses. In: APD 23 (1978), S. 97; Griffin, Philosophy, Politics, and Politicians. In: Philosophia togata, S. 3; Bringmann, Bedeutung der Philosophie. In: Philosophie und Lebenswelt, S. 152; Sacchi, Influenza della dottrina stoica. In: RIDA 52 (2005), S. 327 ff. Zu den sich daraus ergebenden Problemen: Jehne, Cato. In: Rezeption und Identität, S. 120 ff. Einschränkend Flaig, Grenzen der Akkulturation. In: Rezeption und Identität, S. 102 ff.; Jocelyn, Ruling Class. In: BJRL 59 (1977), S. 332 ff. 293 Zeller, Religion und Philosophie, S. 23 f.; Marrou, Erziehung im klass. Altertum, S. 453 ff.; Bund, Rahmenerwägungen. In: FS Lübtow, S. 132; Griffin, Philosophy, Politics, and Politicians. In: Philosophia togata, S. 3 ff.; Waldstein, Konsequenz. In: SZ 92 (1975), S. 62 f.; Strasburger, Scipionenkreis. In: Hermes 94 (1966), S. 69 ff.; ders., Poseidonios. In: JRS 55 (1965), S. 40; Behrends, Tiberius Gracchus. Symposion Wieacker, S. 56 f.; Kolb, Rom, S. 193; Bringmann, Bedeutung der Philosophie. In: Philosophie und Lebenswelt, S. 154 f.; Ferrary, Les philosophes. In: Pyrrhonists, Patricians, Platonizers, S. 37 ff. 294 Rawson, Intellectual life, S. 66 ff.; Flaig, Grenzen der Akkulturation. In: Rezeption und Identität, S. 105; Tomulescu, Juristischer Wert Ciceros. In: Gesellschaft und Recht, S. 228; Blänsdorf, Ciceros Rechtstheorie. In: WJA 2 (1976), S. 135; Jocelyn, Ruling Class. In: BJRL 59 (1977), S. 340 f. Am Beispiel des Servius Sulpicius Rufus Pólay, Rechtswissenschaft im republikanischen Rom. In: Gesellschaft und Recht, S. 181 ff. Zurückhaltend Ferrary, Les philosophes. In: Pyrrhonists, Patricians, Platonizers, S. 39 ff. 295 Stroux, Summum ius. In: Röm. Rechtsw. und Rhet., S. 52; ders., Griechische Einflüsse. In: Röm. Rechtsw. und Rhet., S. 97; Schulz, Geschichte, S. 74; Blänsdorf, Ciceros Rechtstheorie. In: WJA 2 (1976), S. 135; Hahn, Philosophy. In: Handbook of Social Relations, S. 121 f.; Pólay, Rechtswissenschaft im republikanischen Rom. In: Gesellschaft und Recht, S. 155. 296 Bonner, Education, S. 90 ff.; Daly, Study Abroad. In: AJPh 71 (1950), S. 40 ff.; Vössing, Rom. In: Handbuch der Erziehung, S. 137 f.

III. Der römische Jurist und seine Umgebung

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Das Studium umfasste wohl in der Regel neben einer rhetorischen Ausbildung jedenfalls auch Grundlagen einer philosophischen Bildung.297 Dabei ist weniger an vertiefte metaphysische Spekulation zu denken,298 als an eine Art Welterklärung, die vielleicht mit der Stellung heutiger naturwissenschaftlicher Allgemeinbildung zu vergleichen ist.299 So waren ihnen die vorherrschenden philosophischen Lehren als Stand der Wissenschaft ihrer Zeit zumindest in groben Zügen vertraut.300 Dieses aus der Lehre der jeweils vorherrschenden Philosophenschulen bestehende Allgemeinwissen bildete also die Folie, vor der die Juristen und ihre Standesgenossen juristische Frage diskutierten und Probleme lösten.301 Damit stellte die Philosophie das Begriffs- und Methodenmaterial zur Erörterung auch juristischer Fragen zur Verfügung.302 Zudem konnte die Philo-

297

Horak, Rationes Decidendi I, S. 225; Hahn, Philosophy. In: Handbook of Social Relations, S. 127; Bringmann, Bedeutung der Philosophie. In: Philosophie und Lebenswelt, S. 155. 298 Zintzen, Rezeption und Originalität. In: Abh. Akad. Mainz 1986, Nr. 7, S. 30; Schulz, Geschichte, S. 84; Johnston, Jurists. In: Cambr. Hist. of Gr. and Rom. Polit. Thought, S. 617. 299 Göppert, Gesammt-Sachen, S. 2 f.; Harder, Einbürgerung der Philosophie. In: Die Antike 5 (1929), S. 296; Olivecrona, Juridisk person, S. 66; ders., Corporations. In: Three essays, S. 29; Schermaier, Materia, S. 38; 138; Bringmann, Bedeutung der Philosophie. In: Philosophie und Lebenswelt, S. 156; Dajczak, Res incorporales. In: Studies in Memory of Kupiszewski, S. 202. Abzulehnen ist die Annahme bei Hägerström, Obligationsbegriff I, S. 278 ff., wonach eine Verwissenschaftlichung von Vorstellungen der ursprünglichen römischen Volksreligion durch philosophische Begriffe und Systeme vorliegt. Beachtenswert ist die, wenn auch zurückhaltende, Einschätzung bei Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 132 f., Fn. 52. 300 Göppert, Gesammt-Sachen, S. 3; Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 186; Schulz, Geschichte, S. 74, 100; Longo/Scherillo, Storia, S. 153; Watson, Law Making, S. 191; Brunt, Philosophy and Religion. In: Philosophia togata, S. 174; Jocelyn, Ruling Class. In: BJRL 59 (1977), S. 344 f.; Bretone, Storia, S. 165 f. 301 Vernay, Servius, S. 46 ff.; Olivecrona, Juridisk person, S. 65; ders., Corporations. In: Three essays, S. 21; Stroux, Griechische Einflüsse. In: Röm. Rechtsw. und Rhet., S. 87; Duff, Personality, S. 35; Longo/Scherillo, Storia, S. 153; Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 126 f.; Wieacker, RRG I, S. 648 ff.; Schermaier, Materia, S. 39 f.; Dajczak, Natur des corpus. In: RIDA 52 (2005), S. 124 f.; Behrends, Römische Juristen. In: SZ 128 (2011), S. 121; Johnston, Jurists. In: Cambr. Hist. of Gr. and Rom. Polit. Thought, S. 630. Vgl. auch Harries, Defining of the Ius Civile. In: FS Griffin, S. 52 f. 302 Vernay, Servius, S. 50; Thomas, Form and Substance. CLP 19 (1966), S. 148; Wieacker, Verhältnis der röm. Fachjurispr. zur griech.-hellen. Theorie. In: IURA 20 (1969), S. 449 f.; Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 170 f.; Armgardt, Salvius Iulianus. In: FS Krampe, S. 36; Bringmann, Bedeutung der Philosophie. In: Philosophie und Lebenswelt, S. 158 f. So für die Rhetorik Vlahos, La preposition pro, S. 38 f. Kritische Untersuchung bei Gotter, Ontologie versus exemplum. In: Philosophie und Lebenswelt, S. 173 ff. (Ergebnis S. 179). A. A. Watson, Law Making, S. 191 f.; Tomulescu, Juristischer Wert Ciceros. In: Gesellschaft und Recht, S. 230 f.; Miquel, Stoische Logik. In: SZ 87 (1970), 85 ff.

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Einleitung

sophie Antworten auf bestimmte Vorfragen juristischer Fragestellungen geben.303

IV. corpus habere und universitas 1. Die Ausgangsquelle: Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1) Der Dreh- und Angelpunkt einer jeden Beschäftigung mit den Personenverbänden im römischen Recht der klassischen Zeit ist die uns im Titel „Wenn im Namen einer Einheit oder gegen sie geklagt wird“ (Quod cuiuscumque universitatis nomine vel contra eam agatur) der Digesten (D. 3.4.) als erste lex erhaltene Stelle aus dem dritten Buch des Kommentars des Gaius zum Provinzialedikt.304 Dabei handelt es sich um eine Kommentierung der Regelungen des Provinzialedikts über die Beteiligung von Personenverbänden an Prozessen in den Provinzen,305 wie sich aus der Bezugnahme auf den Prokonsul ergibt.306 Gaius beginnt seine Kommentierung im principium und dem ersten Paragraphen mit einer allgemeinen Einführung in das Recht der privaten Personenverbände.307 Darin erörtert er die Voraussetzungen der Teilnahme privater Personenverbände am Rechtsverkehr. Insoweit kommt es auf die Frage, inwieweit das Provinzialedikt mit dem stadtrömischen Edikt übereinstimmt, nicht an.308 Diesen allgemeinen Einführungsparagraphen folgen zwei kurze Paragraphen über die prozessuale Wahrnehmung der Interessen von Personenverbänden in den Provinzen. Betrachtet man diesen Auszug aus dem dritten Buch des Kommentars des Gaius zum Provinzialedikt, so fällt zunächst in terminologischer Hinsicht auf, dass Gaius in seiner allgemeinen Einführung im principium und dem ersten Paragraphen ein Konzept des „einen Körper haben“ (corpus habere) erörtert. Im dritten Paragraphen behandelt er jedoch die prozessuale Wahrnehmung der Interessen der Einheit (universitas). Damit stellt sich ein zentrales Problem der Beschäftigung mit dem römischen Recht der Personenverbände. Es ist die 303

Fadda/Bensa, Windscheid pandette I, S. 445 ff.; Vernay, Servius, S. 50 f., 92; Kritische Untersuchung der Reichweite dieser Einflüsse bei Wieacker, RRG I, S. 618 ff. Allgemein Zintzen, Rezeption und Originalität. In: Abh. Akad. Mainz 1986, Nr. 7, S. 22, 32. 304 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1). Vgl. De Robertis, Storia II, S. 239, 386. 305 Radin, Legislation, S. 106; Kreller, Zwei Stellen. In: Atti Verona III, S. 4; Sirks, Qui annonae serviunt, S. 171; ders., Food for Rome, S. 87. 306 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1.2 und 3). 307 Lenel, EP, S. 100 f.; Olivecrona, D.3.4.1. In: IURA 5 (1954), S. 188; Behrends, Rechtsformen In: IP II, S. 679. 308 Dazu Martini, Editto provinciale, 103 ff.; Guarino, Gaio e l’„edictum provinciale“. In: IURA 20 (1969), S. 154 ff.; Liebs, Gaius. In: Handbuch der lat. Lit. IV, S. 189; Kniep, Rechtsgelehrte, S. 154 ff.

IV. corpus habere und universitas

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Frage, wie sich das „einen Körper haben“ zu dem Begriff „universitas“ verhält. Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1) 309 neque collegium neque huiusmodi corpus passim omnibus pr. Neque societatem habere conceditur: nam et legibus et senatus consultis et principalibus constitutionibus ea res coercetur. paucis admodum in causis concessa sunt huiusmodi corpora: ut ecce vectigalium publicorum sociis permissum est corpus habere vel aurifodinarum vel argentifodinarum et salinarum. item collegia Romae certa sunt, quorum corpus senatus consultis atque constitutionibus principalibus confirmatum est, veluti pistorum et quorundam aliorum, et naviculariorum, qui et in provinciis sunt. Weder eine Gesellschaft noch einen Verein noch sonst einen Körper dieser Art zu haben, wird jedem ohne weiteres zugestanden. Denn dies wird sowohl durch Gesetze als auch durch Senatsbeschlüsse und Kaiserkonstitutionen beschränkt. Es sind nur in ganz wenigen Fällen solche Körper zugestanden worden, wie es zum Beispiel den Gesellschaftern der Gesellschaften zur Eintreibung öffentlicher Abgaben gestattet ist, einen Körper zu haben, oder denen der Gold- oder Silberbergwerke oder zur Salzgewinnung. Ebenso sind die Vereine Roms bestimmt, deren Körper durch Senatsbeschlüsse und Kaiserkonstitutionen bestätigt sind, wie zum Beispiel der der Bäcker und etlicher anderer und der der Reeder, die es auch in den Provinzen gibt. 1. Quibus autem permissum est corpus habere collegii societatis sive cuiusque alterius eorum nomine, proprium est ad exemplum rei publicae habere res communes, arcam communem et actorem sive syndicum, per quem tamquam in re publica, quod communiter agi fierique oporteat, agatur fiat. Denen es aber gestattet ist, einen Körper zu haben unter dem Begriff eines Vereins, einer Gesellschaft oder irgendeines anderen von diesen, ist es eigen, nach dem Vorbild eines Gemeinwesens gemeinsame Gegenstände, eine gemeinsame Kasse und einen Geschäftsführer oder Syndicus zu haben, durch den, wie in einem Gemeinwesen, was gemeinsam erklärt oder getan werden muss, erklärt oder getan wird. 2. Quod si nemo eos defendat, quod eorum commune erit possideri et, si admoniti non excitentur ad sui defensionem venire se iussurum proconsul ait. et quidem non esse actorem vel syndicum tunc quoque intellegimus, cum is absit aut valetudine impedietur aut inhabilis sit ad agendum. Dass, auch wenn niemand für sie eintritt, das, was ihnen gemeinsam gehört, in Besitz genommen wird und dass er, wenn sie nach einer Ermahnung nicht zum Eintreten für das Ihre veranlasst werden, den Verkauf anordnen werde, sagt der Proconsul. Und dass sie keinen Geschäftsführer oder Syndicus haben, nehmen wir auch dann an, wenn er abwesend, oder durch seine Gesundheit verhindert oder handlungsunfähig ist. 3. Et si extraneus defendere velit universitatem, permittit proconsul, sicut in privatorum defensionibus observatur, quia eo modo melior condicio universitatis fit. Auch wenn ein Außenstehender für die Einheit eintreten will, gestattet dies der Proconsul, wie dies auch beim Eintreten für Private gehandhabt wird, weil auf diese Weise die Lage der Einheit verbessert wird.

Zu der Frage, wie sich das „einen Körper haben“, zu dem Begriff „universitas“ verhält, hat das romanistische Schrifttum verschiedene Theorien entwickelt. Im 19. Jahrhundert hat die Literatur überwiegend dem gemeinrechtlichen 309

Zur Korrektur der Lesart „societas“ der Florentina vgl. unten 2. Abschnitt, III. 3. b) bb).

36

Einleitung

Sprachgebrauch entsprechend „universitas“ für den Oberbegriff über alle Personenverbände gehalten,310 „corpus“ aber für die Bezeichnung eines privaten Personenverbandes.311 Heute wird überwiegend angenommen, dass es keinen Ausdruck gegeben habe, der alle Personenverbände erfasste. Vielmehr haben die Verbände unter den verschiedensten Bezeichnungen am Rechtsverkehr teilgenommen.312 Das ihnen zu diesem Zweck zugestandene Maß an Einheit sei als „corpus habere“ bezeichnet worden.313 Die Verwendung des Ausdrucks universitas sei dem gegenüber untechnisch gewesen314 oder die Stellen, an denen er verwandt wird, gar alle interpoliert315. Zunächst ist festzuhalten, dass Gaius nach dem uns überlieferten Text offensichtlich neben einem Konzept des „einen Körper haben“ (corpus habere) auch die Einheit (universitas) als einen Begriff, der Personenverbände erfasst, kannte. Dabei ist die Verwendung des Begriffs „universitas“ durch die im Codex Veronensis überlieferte Stelle aus den Institutionen des Gaius außerhalb der iustinianischen Kodifikation gesichert:316 Gai Institutiones 2.10-11 (= D. 1.8.1 pr.) 10. Hae autem quae humani iuris sunt, aut publicae sunt aut privatae. Die (Sachen) aber, die menschlichem Recht unterliegen, sind entweder öffentlich oder privat. 11. Quae publicae sunt, nullius videntur in bonis esse; ipsius enim universitatis esse creduntur.317 privatae sunt quae singulorum hominum sunt.

310

Savigny, System II, S. 260; Pernice, Labeo I, S. 289; Hölder, Nat. und jur. Personen, S. 170 f.; Kritisch Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 4 ff.; Waltzing, Étude II, S. 441 f. 311 Savigny, System II, S. 261; Pernice, Labeo I, S. 289. Kritisch Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 8 ff. Anders Hölder, Nat. und jur. Personen, S. 171; Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 380. 312 Ferrara, Persone giuridiche, S. 11 f.; Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 380; De Robertis, Storia I, S. 11 ff.; Kurz, Methodische Bemerkungen. In: Acta Antiqua 8 (1960), S. 138; Orestano, Problema delle Fondazioni, S. 98; Jolowicz, Roman Foundations, S. 129; Impallomeni, Persona Giuridica. In: NNDI 12, S. 1029. Dazu lesenswerte Anmerkung bei Kaden, Rez.: Schnorr v. Carolsfeld, Gesch. d. Jurist. Pers. I. In: Deutsche Literaturzeitung 55 (1934), Sp. 2056 f. 313 Kaser, RP I, S. 304. A. A. Duff, Personality, S. 33, der auch corpus letztlich für einen untechnischen Ausdruck hält. Ebenso Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 212 für die iustinianische Kodifikation. 314 Pernice, Labeo I, S. 289; Ferrara, Persone giuridiche, S. 11 f.; Kaser, RP I, S. 304; Duff, Personality, S. 38. 315 So Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 144; Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 104 ff.; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 439 ff. Dagegen schon Kaden, Rez.: Schnorr v. Carolsfeld, Gesch. d. Jurist. Pers. I. In: Deutsche Literaturzeitung 55 (1934), Sp. 2058; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 184. 316 G. 2.10–11 (Krüger/Studemund, Ed.7, S. 46). 317 Dazu Behrends, Corpus und universitas. In: Index 41 (2013), S. 150, Fn. 13.

IV. corpus habere und universitas

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Die, die öffentlich sind, scheinen sich in niemandes (individuellem) Vermögen zu befinden, denn man nimmt an, sie gehörten der Einheit selbst. Privat sind die, die den einzelnen Menschen gehören.

Ein Interpolationsverdacht scheidet also wohl in beiden Fällen aus.318 Damit ist Gaius der älteste Autor, der uns den Begriff „universitas“ im Recht der Personenverbände überliefert. Es stellt sich also die Frage, wie sich bei Gaius der Begriff der „universitas“ zu dem Konzept des „einen Körper haben“ (corpus habere) verhält. 2. Personenverbände als universitas bei Gaius Um das Verhältnis des Begriffs der „universitas“ zu dem Konzept des „einen Körper haben“ (corpus habere) zu erklären, wollen wir zunächst die Verwendung von „universitas“ als Begriff für Personenverbände bei Gaius erörtern. Einen entscheidenden Hinweis auf die spezifische Bedeutung von „universitas“ in Bezug auf Personenverbände bei Gaius können wir der oben zitierten Stelle aus dem zweiten Buch der Institutionen319 entnehmen. Da es sich um die Zuordnung öffentlicher Sachen (res publicae)320 handelt, kann „universitas“ hier nur Personenverbände umfassen, die der Sphäre des öffentlichen Rechts321 zuzuordnen sind.322 Fraglich ist jedoch, welche Verbände hier als Eigentümer der öffentlichen Sachen (res publicae) in Betracht kommen. Kaser dachte, geleitet von einem Fragment des zehnten Buchs des Ediktkommentars Ulpians, nur an das römische Volk (populus Romanus):323

318

Biondi, Dottrina della universitas. In: Scritti III, S. 122; Kaden, Rez.: Schnorr v. Carolsfeld, Gesch. d. Jurist. Pers. I. In: Deutsche Literaturzeitung 55 (1934), Sp. 2058; Kübler, Rez.: Schnorr v. Carolsfeld, Gesch. d. Jurist. Pers. I. In: KritV 27 (1934), S. 111 f.; Orestano, Problema delle Fondazioni, S. 147; Brutti, Diritto privato, S. 244. Nur für die Institutionen Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 112 f. A. A. Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 91; 101 f. Dagegen Bruck, Rez. Schnorr v. Carolsfeld. In: SZ 54 (1934), S. 425. Nicht zum „Grundstock“ des Textes rechnet Kniep, Gai Inst. comm. 2.1, S. 119, 288 den Ausdruck „universitas“. Eine Begründung bleibt er schuldig. 319 G. 2.10–11 (= D. 1.8.1 pr.). 320 Zur Entwicklung des Konzepts der res publica Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 111 ff. 321 Zur Abgrenzung vgl. Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 1 f. 322 Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 10 f.; Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), S. 520 f.; Biondi, Dottrina della universitas. In: Scritti III, S. 122 f.; Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 60 ff., insb. S. 67; Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 112 f.; Kreller, Zwei Stellen. In: Atti Verona III, S. 7; Bonfante, Corso II/1, S. 78 f.; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 195; Behrends, Geistige Mitte. In: SZ 125 (2008), S. 49, Fn. 49. 323 Kaser, RP I, S. 304, Fn. 7. Eine historische Erklärung dieser Ansicht versucht Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 104 ff. So auch Lübtow, Problem der juristischen Person. In: FS Koschaker II, S. 498 f. Mit Einschränkung für die vorklassische Zeit Bonfante, Corso II/1, S. 78 f., 105. Dagegen Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 195, Fn. 39.

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Einleitung Ulpianus libro decimo ad edictum (D. 50.16.15) Bona civitatis abusive „publica“ dicta sunt: sola enim ea publica sunt, quae populi Romani sunt. Das Vermögen einer Gemeinde wird untechnisch „öffentlich“ genannt. Denn nur das ist öffentlich, was im Eigentum des römischen Volkes steht.

Schon Lenel vermutete aber wohl zu Recht, dass der Begriff im Edikt weiter gefasst war.324 Denn es wurde auch das Vermögen der Gemeinden, wie Ulpian im gleichen Buch seines Ediktkommentars einräumt, als „bona publica“ bezeichnet:325 Ulpianus libro decimo ad edictum (D. 50.16.17 pr.) Inter „publica“ habemus non sacra nec religiosa nec quae publicis usibus destinata sunt: sed si qua sunt civitatium velut bona. sed peculia servorum civitatium procul dubio publica habentur. 326 Unter öffentlichen (Sachen) verstehen wir (hier) weder geweihte noch religiose Sachen noch was zum öffentlichen Gebrauch bestimmt ist, sondern etwas wie die Vermögen der Gemeinden. Aber auch die Sondervermögen der Sklaven der Gemeinden fallen zweifelsohne unter die öffentlichen (Sachen).

Dieses Verständnis legt auch Gaius in seinem Kommentar zum Provinzialedikt zu Grunde.327 Gaius libro quarto ad edictum provinciale (D. 41.3.9) Usucapionem recipiunt maxime res corporales, exceptis rebus sacris, sanctis, publicis populi Romani et civitatium, item liberis hominibus. Am häufigsten werden körperliche Sachen ersessen, ausgenommen geweihte, heilige und öffentliche Sachen des römischen Volkes und der Gemeinden sowie freie Menschen.

Es liegt also nahe, dass die öffentlichen Sachen (res publicae) in den Institutionen des Gaius328 nicht nur die Sachen im Eigentum des römischen Volkes (Populus Romanus), sondern auch die im Eigentum der Gemeinden erfassen.329 Dem steht, wie die oben zitierte Stelle zeigt,330 nicht entgegen, dass 324 Lenel, EP, S. 99. Zustimmend Mitteis, RP, S. 348, Fn. 2; Ramadier, Représentation judicaire. In: FS Girard, S. 260. Vgl. auch Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 109. 325 Vgl. auch Ulpianus libro sexagensimo octavo ad edictum (D. 43.8.2.2). Eine noch weitere umgangssprachliche Verwendung nimmt Tran, Associations privées. In: Collegia, S. 66 ff. aufgrund epigraphischer Befunde an. 326 Zur Terminologie vgl. Behrends, Ius und ius civile. In: Sympotica Wieacker, S. 11, Fn. 3. 327 Dazu Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 195. 328 G. 2.10–11 (= D. 1.8.1 pr.). 329 Kniep, Gai Inst. comm. 2.1, S. 119 f. Ebenso Mommsen, Römische Korporationen. In: Ges. Schr. III, S. 56 mit anderer Erklärung. Zustimmend Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 102, Fn. 5, S. 109; Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), S. 520 f.; Branca, Cose extra patrimonium, S. 206; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 195. 330 Gaius libro quarto ad edictum provinciale (D. 41.3.9).

IV. corpus habere und universitas

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auch Gaius die Benennung als „öffentlich“ (publicus) meistens (in compluribus causis) auf das römische Volk (Populus Romanus) bezogen wissen will.331 Dass Gaius zunächst sagt, die öffentlichen Sachen gehörten offenbar niemandem (nullius videntur in bonis esse), stellt keinen Widerspruch in sich dar. Der Kontext ergibt klar, dass Gaius darin zum Ausdruck gebracht hat, dass die öffentlichen Sachen (res publicae) nicht dem privaten Vermögen einer einzelnen Person (alicuius in bonis) zuzuordnen sind, sondern sich im Vermögen der öffentlichen Verbände, der „universitates“, befinden.332 Dabei ist zu beachten, dass Gaius nicht nur die nicht verkehrsfähigen Sachen, die dem Sakralrecht unterlagen, als niemandem gehörend (nullius in bonis) beschrieb, sondern auch solche, die zeitweilig keinem einzelnen privaten Eigentümer zugeordnet werden konnten.333 Hier nennt er als Beispiel die Erbschaftssachen vor dem Antritt der Erbschaft.334 Gai Institutiones 2.9: ... Quod autem divini iuris est, id nullius in bonis est; id vero, quod humani iuris est, plerumque alicuius in bonis est: potest autem et nullius in bonis esse; nam res hereditariae, antequam aliquis heres existat, nullius in bonis sunt ... Was aber göttlichem Recht unterliegt, das gehört niemandem. Das aber, was menschlichem Recht unterliegt, gehört meistens irgendjemandem. Es kann aber auch niemandem gehören. Denn die Erbschaftssachen befinden sich, bevor der Erbe antritt, in niemandes Vermögen.

Gaius verwendet den Ausdruck „niemandem gehörend“ (nullius in bonis) also sehr weit in dem Sinne, dass er damit Sachen beschreibt, die mindestens zeitweilig keinem Eigentümer privatrechtlich zugewiesen werden können. Dies gilt auch für die in öffentlichem Eigentum stehenden Sachen.335 Wir können bereits festhalten, dass der Begriff der „universitas“, der Gaius die öffentlichen Sachen (res publicae) zuordnet, das römische Volk (Populus Romanus) und die abhängigen Gemeinden, also Verbände, die der Sphäre des 331 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 50.16.16). Dazu Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 11, Fn. 26; Mommsen, Römische Korporationen. In: SZ 25 (1904), S. 36 f.; Mitteis, RP, S. 348, Fn. 2. 332 Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 27 und insbesondere 108; Kübler, Rez.: Schnorr v. Carolsfeld, Gesch. d. Jurist. Pers. I. In: KritV 27 (1934), S. 111; Grosso, Distinzioni delle res. In Studi Besta I, S. 40 f.; ders., Problemi sistematici, S. 23 f.; Archi, Summa divisio. SDHI 3 (1937), S. 13; Kreller, Res als Zentralbegriff. In: SZ 66 (1948), S. 582 f.; Robleda, Populus Romanus. In: Studi Grosso III, S. 109 f.; Lübtow, Problem der juristischen Person. In: FS Koschaker II, S. 498; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 454; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 195; David/Nelson, Gai Inst. II, S. 237 f. Andere Erklärung bei Behrends, Fines regere. In: Index 32 (2004), S. 19. Vgl. auch Masi, Lezioni, S. 59. 333 Vgl. David/Nelson, Gai Inst. II, S. 238. 334 Zu dieser Frage ausführlich Busacca, Classificazione delle cose, S. 59 ff. 335 Grosso, Distinzioni delle res. In Studi Besta I, S. 40 ff., 44; Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 27; Busacca, Classificazione delle cose, S. 72.

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Einleitung

öffentlichen Rechts zuzuordnen sind, erfasst.336 Betrachtet man vor diesem Hintergrund den dritten Paragraphen unserer Ausgangsquelle, so bestätigt sich dieser Befund: Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1.3) Et si extraneus defendere velit universitatem, permittit proconsul, sicut in privatorum defensionibus observatur, quia eo modo melior condicio universitatis fit. Auch wenn ein Außenstehender für die Einheit eintreten will, gestattet dies der Proconsul, wie dies auch beim Eintreten für Private gehandhabt wird, weil auf diese Weise die Lage der Einheit verbessert wird.

Gaius kommentiert hier eine Regelung des Provinzialedikts über die Prozessvertretung einer Einheit (universitas) durch einen Außenstehenden, indem er sie mit der Regelung für private Parteien vergleicht.337 Dabei ist nicht anzunehmen, dass Gaius mit Private (privati) die Einzelnen (singuli) im Gegensatz zur Einheit meint.338 Mit Einheiten (universitates) können auch hier also nur öffentliche Verbände, aufgrund des provinzialen Kontexts wohl Gemeinden, gemeint sein, deren rechtliche Stellung im Prozess der der Privaten gegenübergestellt wird. Die abweichende Meinung Lenels misst demgegenüber dem Wortlaut der Stelle zu wenig Gewicht bei.339 Auch das aus Iavolens Auszügen aus Cassius340 abgeleitete Gegenargument341 kann nicht überzeugen.342 Nach der Interpretation Lenels „war nicht jedermann, sondern waren nur ihre gesetzmäßigen Vertreter befugt“, Gemeinden zu vertreten.343 Iavolen behandelt jedoch nur den einfachen Fall, dass die bestellten Vertreter die Interessen der Gemeinde nicht

336 So auch David/Nelson, Gai Inst. II, S. 238; Nicosia, Institutiones, S. 102; Masi, Lezioni, S. 58 f. Einschränkend auf die Gemeinden Albertario, Diritto romano, S. 102; Arangio-Ruiz, Istituzioni, S. 69, Fn. 1; Guarino, Diritto Privato, S. 305 f.; ders., Istituzioni, S. 42. Vgl. auch Wassenaer, De collegiis et corporibus. In: Jurisprudentia antiqua, S. 409 f. 337 Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 11; Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), S. 522; Ramadier, Représentation judicaire. In: FS Girard, S. 269. 338 Vgl. das Begriffspaar privatus und publicus in der oben behandelten Stelle zu den Gegenständen (G. 2.10 f.) und eine Stelle zum Vermögensverkauf (G. 3.154). Vgl. auch das Begriffspaar universitas und singuli (G. 2.11). Zu diesem Ergebnis kommt auch Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 137 f. A.A.: Lenel, EP, S. 100, Fn. 9. Zu dem Begriffspaar publicus – privatus Mantovani, Iudicium pecuniae communis. In: Statuti municipali, S. 311 ff. A. A. vielleicht Lobrano, Pater et filius, S. 73 ff. 339 Lenel, EP, S. 99 ff., insb. 101. Dagegen Kreller, Zwei Stellen. In: Atti Verona III, S. 12, Fn. 28. 340 Iavolenus libro quinto decimo ex Cassio (D. 3.4.8). 341 Naber, Observatiunculae. In: Mnemosyne, NS 22 (1894), S. 66. 342 Vgl. Ramadier, Représentation judicaire. In: FS Girard, S. 270 f.; Duff, Personality, S. 76 f. A. A. Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 110, 272. 343 Lenel, EP, S. 100. Zustimmend Kniep, Rechtsgelehrte, S. 155; Rabel, Grundzüge, S. 43; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 189.

IV. corpus habere und universitas

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wahrnehmen. Damit ist nichts über die Möglichkeit des Eintretens Dritter für die Gemeinde gesagt. Iavolenus libro quinto decimo ex Cassio (D. 3.4.8): Civitates si per eos qui res earum administrant non defenduntur nec quicquam est corporale rei publicae quod possideatur, per actiones debitorum civitatis agentibus satisfieri oportet. Wenn Gemeinden durch diejenigen, die ihr Vermögen verwalten, nicht verteidigt werden und dem Gemeinwesen nichts Körperliches gehört, das in Besitz genommen werden kann, sollen die Kläger durch Klagen gegen die Schuldner der Gemeinde befriedigt werden.

Iavolen kommt es hier allein auf die Möglichkeiten des Gläubigers einer Gemeinde, in deren Eigentum sich keine körperlichen Gegenstände befinden, in die vollstreckt werden kann,344 an.345 Demgegenüber wird keine Aussage über die Möglichkeiten des Eintretens für die Gemeinde getroffen. Zudem macht Gaius346 gerade deutlich, dass die Zulassung Dritter zur Interessenwahrnehmung auch für öffentlichen Personenverbände eine besondere Regelung darstellt, die die Benachteiligung dieser Verbände im Rechtsverkehr gegenüber Privaten vermeiden soll:347 „wie dies auch beim Eintreten für Private gehandhabt wird, weil auf diese Weise die Lage der Einheit verbessert wird“ (sicut in privatorum defensionibus observatur, quia eo modo melior condicio universitatis fit). Die beiden Quellen widersprechen sich also nicht. Auch aus einer im Codex Iustinianus überlieferten Konstitution über die Begünstigung der Gemeinden, die noch keinen Verteidiger bestellt haben, ergibt sich nichts anderes:348 C. 11.30.1 Imp. ANTONINUS A. DIONYSIO. Si quid adversus rem publicam indefensam in ea specie, in qua neque defensores creati fuerint neque ut crearentur placuerit, statutum est, actionibus eius nihil est praeiudicatum. Der Kaiser Antoninus an Dionysios. Wenn etwas gegen ein unverteidigtes Gemeinwesen in einer Situation entschieden worden ist, in der weder Verteidiger bestellt sind, noch beschlossen ist, dass sie bestellt werden, wird ihre Rechtslage durch die Klagen nicht beeinträchtigt.

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Zu den Grenzen vgl. Ulpianus libro decimo ad edictum (D. 50.16.17 pr.). Dazu Lenel, EP, S. 99; Solazzi, Distractio bonorum. In: BIDR 16 (1904), S. 120 f.; Mantovani, Iudicium pecuniae communis. In: Statuti municipali, S. 325, Fn. 224. 345 Solazzi, Distractio bonorum. In: BIDR 16 (1904), S. 119 ff.; Ramadier, Représentation judicaire. In: FS Girard, S. 270 f. 346 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1.3) 347 Vgl. Naber, Observatiunculae. In: Mnemosyne, NS 22 (1894), S. 68, der aufgrund seiner abweichenden vorausgehenden Ergebnisse zu einer anderen Bewertung gelangt. 348 So aber Lenel, EP, S. 100, Fn. 1. Zustimmend Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 189 f.

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Einleitung

Der Kaiser ordnet in dieser Konstitution an, auf die möglicherweise längeren Verfahren zur Bestellung eines Verteidigers in den einzelnen Gemeinwesen Rücksicht zu nehmen, und versagt in einer solchen Situation ergangenen Urteilen die Wirkung. Dies sagt jedoch nichts darüber aus, ob nicht ein Dritter, wie für einen privaten Beklagten, für das Gemeinwesen hätte auftreten können,349 da allein der zum Eintreten für das Gemeinwesen bereite Dritte das Risiko trug.350 Die weitgehende Gleichstellung der Gemeinden mit Privaten im Verfahren entspricht auch den Grundannahmen des Gaius.351 So stellt er ebenfalls im dritten Buch seines Kommentars zum Provinzialedikt fest, dass die einzelnen Gemeinden (civitates) im Gegensatz zum römischen Volk (Populus Romanus) eher wie Private behandelt werden.352 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 50.16.16) Eum qui vectigal populi Romani conductum habet, „publicanum“ appellamus. nam „publica“ appellatio in compluribus causis ad populum Romanum respicit: civitates enim privatorum loco habentur. Denjenigen, der Abgaben an das römische Volk gepachtet hat, nennen wir „Publicanus“. Denn die Benennung „öffentlich“ (publicus) bezieht sich in vielen Fällen auf das römische Volk: Gemeinden werden nämlich wie Private behandelt.

Diese Stelle wurde als einzige von Lenel dem Edikt über die Klagen gegen die Gemeinden zugeordnet.353 Diese Entscheidung begründete er damit, dass hier das öffentliche Vermögen (bona publica) als Haftungsmasse erörtert worden sei.354 Zwar gibt Gaius eine Etymologie des Begriffs des Steuerpächters (publicanus), was Zweifel an der Zuordnung Lenels wecken könnte.355 Jedoch behandelt auch Ulpian in seinem zehnten Buch zum prätorischen Edikt die Abgaben (vectigalia) im Rahmen der Kommentierung der Regelungen hinsichtlich des öffentlichen Vermögens (bona publica).356 Diese Stelle ordnete Lenel allerdings erst dem folgenden Edikt zu.357 Die Aussage des Gaius, dass Gemeinden (civitates) grundsätzlich im Rechtsverkehr wie Private behandelt 349

Kreller, Zwei Stellen. In: Atti Verona III, S. 12, Fn. 28. Kaser/Hackl, Zivilprozessrecht, S. 214 f.; Kreller, Zwei Stellen. In: Atti Verona III, S. 12, Fn. 28. 351 Dazu allgemein Biscardi, Rappresentanza. In: IURA 31 (1980), S. 6 ff. 352 Solazzi, Distractio bonorum. In: BIDR 16 (1904), S. 119, Fn. 3. Eine andere Bedeutung misst dieser Stelle Thomas, Les juristes. In: Idéologies et valeurs, S. 190 mit Fn. 2 bei, der hierin einen Hinweis auf eine Analogiebildung zur Rechtsstellung des Einzelnen sieht. 353 Lenel, Palingenesia I, Sp. 194; Lenel, EP, S. 99, Fn. 1. 354 Lenel, EP, S. 99. 355 Vielleicht könnten hier auch Zweifel an der Inskription berechtigt sein, so dass die lex dem Kommentar zum Edikt über die Publikanen (Tit. XXXII, Lenel, EP, S. 387 ff.) zuzuordnen wäre. 356 Ulpianus libro decimo ad edictum (D. 50.16.17.1). 357 Lenel, EP, S. 100 Fn. 6; Lenel, Palingenesia II, Sp. 455. 350

IV. corpus habere und universitas

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werden (civitates enim privatorum loco habentur), spricht jedenfalls für unsere Auffassung, dass der dritte Paragraph unserer Ausgangsquelle358 Personenverbände behandelt, die der Sphäre des öffentlichen Rechts zuzuordnen sind. Die Zuordnung des zweiten Paragraphen unserer Ausgangsquelle359 ist dem gegenüber unsicher, da die Art der behandelten Verbände nicht bezeichnet wird. Nach dem Kommentar des Gaius bestand eine Regelung des Provinzialedikts, die Personenverbände im Falle der Versäumnis in der Verteidigung im Prozess privaten Beklagten gleichstellte. Das hieß, dass der Kläger zur Sicherung seiner Ansprüche in den Besitz des Vermögens des Beklagten eingewiesen wurde und, wenn sich der Beklagte weiter nicht verteidigte, sein Vermögen verkauft wurde.360 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1.2) Quod si nemo eos defendat, quod eorum commune erit possideri et, si admoniti non excitentur ad sui defensionem venire se iussurum proconsul ait. et quidem non esse actorem vel syndicum tunc quoque intellegimus, cum is absit aut valetudine impedietur aut inhabilis sit ad agendum. Dass, auch wenn niemand für sie eintritt, das, was ihnen gemeinsam gehört, in Besitz genommen wird und dass er, wenn sie nach einer Ermahnung nicht zum Eintreten für das Ihre veranlasst werden, den Verkauf anordnen werde, sagt der Proconsul. Und dass sie keinen Geschäftsführer oder Syndicus haben, nehmen wir auch dann an, wenn er abwesend oder durch seine Gesundheit verhindert oder handlungsunfähig ist.

Das Personalpronomen (eos) könnte sich auf die im principium und ersten Paragraphen genannten privaten Verbände beziehen.361 Es könnte aber auch, trotz der auffälligen Härte der Regelung, für die im dritten Paragraphen genannten öffentlichen Verbände stehen.362 Naber und Lenel haben aufgrund der Härte der Regelung ausschließen wollen, dass sich die Regelung auf öffentliche Verbände habe beziehen können. Ihrer Ansicht nach stünde einer solchen Regelung ein öffentliches Interesse entgegen.363 Das von Naber und Lenel ausgemachte, entgegenstehende öffentliche Interesse müsste jedoch anhand der Quellen untermauert werden.364 Wie Solazzi richtig bemerkt, könnte gerade die oben behandelte Anmerkung des 358

Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1.3). Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1.2). 360 Kaser/Hackl, Zivilprozessrecht, S. 388 ff. m.w.N. 361 Gradenwitz, Nochmals Statut der Elfenbeinarbeiter. In: SZ 12 (1892), S. 144; Naber, Observatiunculae. In: Mnemosyne, NS 22 (1894), S. 66; Lenel, EP, S. 99; Mitteis, RP, S. 390; Duff, Personality, S. 77; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 110; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 188 ff. 362 Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 16; Solazzi, Distractio bonorum. In: BIDR 16 (1904), S. 119. 363 Naber, Observatiunculae. In: Mnemosyne, NS 22 (1894), S. 66; Lenel, EP, S. 99. Zustimmend Mitteis, RP, S. 390; Duff, Personality, S. 77; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 110. 364 Solazzi, Distractio bonorum. In: BIDR 16 (1904), S. 119. 359

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Einleitung

Gaius zur Annährung der Rechtsstellung der Gemeinden an die der Privaten365 der Annahme eines entgegenstehenden öffentlichen Interesses, wie es vielleicht hinsichtlich des römischen Volkes (Populus Romanus) gegeben wäre,366 widersprechen.367 Auch steht die sehr harte grundsätzliche Regelung bei Versäumnis in der Verteidigung der Gemeinden im Einklang mit der nachfolgend von Gaius behandelten Zulassung des Eintretens Dritter für öffentliche Verbände an Stelle der bestellten Vertreter und der oben behandelten Ausnahmeregelung für den Fall noch nicht erfolgter Bestellung der Vertreter der Gemeinde.368 Wir kommen also entgegen der Auffassung Lenels369 zu dem Ergebnis, dass der zweite Paragraph unserer Ausgangsquelle370 nicht zwingend allein private Verbände betrifft. Der ursprüngliche Zusammenhang lässt sich nicht mehr mit Sicherheit feststellen. Im Ergebnis bleibt festzuhalten, dass bei Gaius der Begriff universitas ausschließlich Personenverbände erfasste, die der Sphäre des öffentlichen Rechts zuzuordnen sind. Den Detailfragen der Entwicklung vor und nach Gaius werden wir uns später widmen.371 Daneben verwendete Gaius das Konzept des „einen Körper haben“ (corpus habere). Diesem werden wir uns nun zuwenden. 3. Corpus habere Im principium unserer Ausgangsquelle372 erörtert Gaius die Möglichkeit, dass es Personenverbänden durch Gesetze, Senatsbeschlüsse oder Kaiserkonstitutionen erlaubt ist, einen Körper zu haben (corpus habere). Dabei ist diese auf den ersten Blick plump erscheinende wörtliche Übersetzung der weit verbreiteten, interpretatorisch freieren Übersetzung „Körperschaft“373 vorzuziehen, da uns die Übersetzung mit Körperschaft verleiten könnte, die uns vertrauten 365

Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 50.16.16). Pomponius libro nono ad Sabinum (D. 18.1.6 pr.). 367 Solazzi, Distractio bonorum. In: BIDR 16 (1904), S. 119, Fn. 3. Vgl. auch Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 11, Fn. 26. 368 C. 11.30.1. 369 Lenel, Palingenesia I, Sp. 194. 370 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1.2). 371 Siehe 1. Abschnitt. 372 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.). 373 Jörs/Wenger, Geschichte und System, S. 52 f., Fn. 5; Behrends/Knütel/Kupisch/Seiler, Corp. Iur. Civ. II, S. 305; Kriegel et al., Cuerpo del derecho I, S. 321; D’Ors et al., El Digesto I, S. 157. In seiner Übersetzung von D. 3.4 pr.-1 macht sich Watson, Digest I, den Bedeutungsumfang des Ausdrucks „body“ in der englischen Sprache zu Nutze, lässt aber in der Übersetzung zu § 1 keinen Zweifel an der intendierten Bedeutung („corporate body“). Dazu Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 6; Baron, Gesammtrechtsverhältnisse, S. 26; Lübtow, Problem der juristischen Person. In: FS Koschaker II, S. 472. 366

IV. corpus habere und universitas

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modernen Vorstellungen von Körperschaften in die Quelle zu projizieren.374 Dies würde den Blick auf die grundlegenden Unterschiede zwischen unserem Verständnis von Körperlichkeit und der hier zu Tage tretenden antiken Vorstellung verdecken.375 Gaius spricht in den einleitenden Paragraphen nur Personenverbände, die der Sphäre des Privatrechts zuzuordnen sind, an.376 Dies ergibt sich zwingend aus dem erörterten Problem der Genehmigung der Errichtung der Personenverbände. Personenverbände, die der Sphäre des öffentlichen Rechts zuzuordnen sind, bedurften zu ihrer Errichtung keiner Genehmigung in diesem Sinne, da sie ohnehin durch Hoheitsakt errichtet wurden.377 Damit können wir zu diesem Zeitpunkt noch keine Aussage über die Reichweite des Konzepts des „einen Körper haben“ (corpus habere) machen.378 Im ersten Paragraphen erörtert Gaius nun die charakteristische Ausgestaltung dieser privaten Personenverbände, denen es erlaubt war, einen Körper zu haben. Sie verfügten in der Regel über gemeinsames Vermögen und bestellte Vertreter zur prozessualen und außerprozessualen Wahrnehmung ihrer Interessen. Damit wendet Gaius in unserer Ausgangsquelle379 das Konzept des „einen Körper haben“ allein auf private Verbände an. Im Folgenden werden wir die Frage erörtern, was es für einen Personenverband bedeutete, einen Körper zu haben und welche Auswirkungen dieses Konzept auf die Ausgestaltung des Rechts der Personenverbände hatte. Zur Beantwortung dieser Frage ist es erforderlich, die Vorstellung, die hinter dem Konzept des „einen Körper haben“ stand, näher zu beleuchten. Zu diesem 374

Vgl. auch die bis heute vorherrschende Vorstellung, die die römischen Verbände unserem dogmatischen Konzept der Gesamthand annähert. Vgl. Saleilles, Personnalité juridique, S. 92 f.; Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 402 ff.; Kreller, Zwei Stellen. In: Atti Verona III, S. 7 f.; Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 61 f.; Kaser, RP I, S. 303; Lübtow, Problem der juristischen Person. In: FS Koschaker II, S. 478; Dufour, Societates publicanorum, S. 206 ff. Vgl. auch Jhering, Geist III/1, S. 357 f. Dagegen Olivecrona, Corporations. In: Three essays, S. 36 f. und für die öffentlichen Verbände Thomas, Les juristes. In: Idéologies et valeurs, S. 202. 375 Fadda/Bensa, Windscheid pandette I, S. 445 ff.; Olivecrona, Juridisk person, S. 62, 67; ders., Corporations. In: Three essays, S. 32 ff.; Longo, Cose, S. 32; Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 132 ff. Zur Problematik der Fremdheit antiker „naturwissenschaftlicher“ Vorstellungen Göppert, Gesammt-Sachen, S. 3, 94; Schermaier, Materia, S. 138 ff. Vgl. zudem das Ringen mit diesen Vorstellungen bei Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 181 f., insb. S. 182 Fn. 3. Allgemein auch Avenarius, Tradition. In: Hermeneutik, S. 10. 376 Kreller, Zwei Stellen. In: Atti Verona III, S. 9. 377 Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 225 f.; Impallomeni, Persona Giuridica. In: NNDI 12, S. 1029; Chevreau, Continuité des personnes juridiques. In: Mélanges LefebvreTeillard, S. 224. 378 Dazu vgl. 4. Abschnitt, II. 2. 379 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.-1).

46

Einleitung

Zweck soll die Vorstellung der römischen Juristen von Körperlichkeit näher untersucht werden. Vor dem Hintergrund der Ergebnisse dieser Untersuchung soll eine Erklärung des Konzepts des „einen Körper haben“ im principium und dem ersten Paragraphen unserer Ausgangsquelle versucht werden. Das so gefundene juristische Konzept soll an Hand der übrigen Überlieferung der juristischen Fachschriftstellerei unter Heranziehung der übrigen literarischen und epigraphischen Überlieferung überprüft und seine weitere Entwicklung nachvollzogen werden.

1. Abschnitt

Entwicklung des universitas-Begriffs I. Universitas und corpus habere bei Gaius Wie wir bereits zeigen konnten, kennt Gaius neben dem Konzept des „einen Körper haben“ (corpus habere) die Einheit (universitas) als Oberbegriff über Personenverbände, die der Sphäre des öffentlichen Rechts zuzuordnen sind.1 Gaius ist der älteste Autor, der uns „universitas“ als Bezeichnung für Personenverbände überliefert. Um diesen Befund weiter verorten zu können, ist es erforderlich, die Entwicklung des juristischen Begriffs „universitas“ näher zu untersuchen. Dazu soll neben den juristischen Quellen auch die außerjuristische Literatur herangezogen werden.2 Die folgende Abhandlung wird jedoch nicht, wie Schnorr v. Carolsfeld,3 Anspruch auf eine erschöpfende Behandlung aller Stellen, in denen der Ausdruck universitas vorkommt, erheben. Wir werden uns vielmehr auf die Erörterung einiger Quellen konzentrieren, die die Entwicklung der Verwendung des Ausdrucks universitas im technischen und untechnischen Gebrauch in der lateinischen Literatur ermöglichen.

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Einleitung, IV. 2. Vgl. die Zusammenstellung bei Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 81 ff. und Fadda/Bensa, Windscheid pandette I, S. 433. Zur Rezeptionsgeschichte: Fadda/Bensa, Windscheid pandette I, S. 434 ff. 3 Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 81 ff. hat bereits das gesamte Material zum ThLL ausgewertet (S. 83). Sein Fehler liegt jedoch darin, dass er allein Belege für „die Frage der Auffassung des Verhältnisses von Ganzem und Teilen bei den Römern“ sucht (S. 83). Daher scheidet er viele Quellen, wie die zentralen Stellen aus Ciceros Timaiosübersetzung, aus (S. 83). Dabei übersieht er, dass den in der Regel durch die griechische Philosophie vorgebildeten Autoren immer bewusst war, dass der Begriff der Einheit ihre Teile umfasst und das Verhältnis zwischen Teilen und Ganzem klärungsbedürftig ist. Bei der Untersuchung der Entwicklung eines Begriffes der universitas kann es nicht von Anfang an auf einen „Gegensatz“ (S. 85) von Ganzem und Teilen in dem von Schnorr v. Carolsfeld angenommenen Sinne gegenseitiger Ausschließlichkeit ankommen. 2

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1. Abschnitt: Entwicklung des universitas-Begriffs

II. Entstehung des Terminus universitas Zum ersten Mal kann das Wort universitas bei Cicero in seiner Übersetzung des platonischen Timaios, möglicherweise in Vorbereitung zu de natura deorum,4 um 45 v. Chr.5 nachgewiesen werden.6 Cicero, Timaeus 2.6: Atque illum quidem quasi parentem huius universitatis invenire difficile, et cum iam invenerit indicare in vulgus nefas. ... Platon, Timaios 28 C                    Den Schöpfer und Vater dieses Weltalls zu erkennen, ist schwer, und das Erkannte 7 allen zu sagen, unmöglich.

Hier stellt universitas eine Übersetzung für das griechische   (das All) dar und bedeutet das Weltall.8 Dies lässt jedenfalls die Vermutung zu, dass Cicero, wie auch in anderen Fällen,9 ein neues Wort in die lateinische Literatur eingeführt hat, um seine griechische Vorlage adäquat wiederzugeben zu können.10 In seiner Schrift de natura deorum aus dem Jahre 44 v. Chr.11 verwendet Cicero universitas erneut an zwei Stellen in der Bedeutung Weltall (universitas rerum).12 Zudem weitet er die Verwendung aber aus:

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Vgl. Cic., de nat. deor. 1.12.30 f. Hermann, De interpretatione Timaei, S. 2; Lambardi, Il Timaeus ciceroniano, S. 7; Pini, Cic. Tim., S. 14 ff.; Ax, Cic., Tim., S. VI f.; Philippson, Cicero. phil. Schr. In: RE, Bd. VII A 1, Sp. 1150. 6 Wassenaer, De collegiis et corporibus. In: Jurisprudentia antiqua, S. 407 f.; Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 83; Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 163. 7 Die Übersetzung bezieht sich auf den Text Platons. Es geht vorliegend nicht darum, die Genauigkeit und Worttreue der ciceronischen Übersetzung herauszustellen. Soweit nicht anders angegeben, spielen Abweichungen der Übersetzung von der heute üblichen Textgestalt der Vorlage für unsere Fragestellung keine Rolle. 8 Vgl. auch Cic., Tim. 12.43 (Plat., Tim. 41 D f.); Cic., Tim. 14.52 (Plat., Tim. 47 A). Dazu Clavel, Cic. Graec. Interpr., S. 284. Zu den verschiedenen Varianten der Übersetzung von   Lambardi, Il Timaeus ciceroniano, S. 110 f.; Heindorf, Cic. de nat., S. 44; Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 84. 9 Vgl. Cic., de fin. 3.1.3 ff.; zur Wortfindung Cic., top. 8, 35; Varr. 11, 40 f.; ad Att. 13.21.3. Dazu Clavel, Cic. Graec. Interpr., S. 277. Allgemein Guazzoni Foà, Terminologia filosofica. In: Giornale di metafisica 13 (1958), S. 225 ff. 10 Clavel, Cic. Graec. Interpr., S. 284 und 298 f. 11 Philippson, Cicero. phil. Schr. In: RE, Bd. VII A 1, Sp. 1151. 12 Cic., de nat. deor. 1.15.39; 1.43.120. Dazu Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 84. Kritisch zu Cic., de nat. deor. 1.15.39 Pearson, Stoica Frustula. In: JPh 30 (1907), S. 217 f. 5

II. Entstehung des Terminus universitas

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Cicero, de natura deorum 2.65.164 Nec vero universo generi hominum solum sed etiam singulis a dis inmortalibus consuli et provideri solet. Licet enim contrahere universitatem generis humani eamque gradatim ad pauciores postremo deducere ad singulos. ... Es wird aber gewöhnlich nicht nur dem Menschengeschlecht als Ganzem, sondern auch den Einzelnen von den unsterblichen Göttern geholfen und für sie vorgesorgt. Man kann nämlich die Gesamtheit des Menschengeschlechts zusammenfassen und es schrittweise auf wenige und schließlich auf die Einzelnen herunterbrechen. ...

Hier verwendet Cicero in der dem Stoiker Q. Lucilius Balbus in den Mund gelegten Rede universitas für die Gesamtheit des Menschengeschlechts (universitas generis humani) im Gegensatz zu den Einzelnen.13 Dies ist der älteste Beleg für die Verwendung von universitas für eine Vielheit von Menschen. Jedoch handelt es sich bei der Gesamtheit des Menschengeschlechts, wie beim Weltall, um eine nicht konkret abgrenzbare Gesamtheit, so dass diese Verwendung noch weit von einem Oberbegriff über konkret abgrenzbare Personenverbände entfernt ist. Zudem liegt die Annahme nahe, dass Cicero seiner Linie bei der Wiedergabe griechischer Fachterminologie treu bleibt. Damit drängt sich erneut die Vermutung auf, dass universitas hier an die Stelle des griechischen Ausdrucks   getreten ist. Diese Vermutung lässt sich näher konkretisieren, wenn man eine weitere Stelle aus der Timaiosübersetzung heranzieht: Cicero, Timaeus 12.44 sed cum duplex esset natura generis humani, sic se res habebat ut praestantius genus esset eorum qui essent futuri viri. Platon, Timaios 42 A                  Da aber die menschliche Natur zweifach ist, soll das stärkere Geschlecht dasjenige sein, das in der Folge Mann genannt werden soll.

Hier gibt Cicero das Adjektiv menschlich () mit dem Genitiv des Menschengeschlechts (generis humani) wieder. Damit lässt sich vermuten, dass Cicero bei der Wendung die Gesamtheit des Menschengeschlechts (universitats generis humani) den griechischen Ausdruck    (alles Menschliche = die menschlichen Dinge/das ganze Menschengeschlecht) vorschwebte, wie wir es zum Beispiel bei Platon im Theaitetos oder der Politeia vorfinden.14 Wir können also wohl davon ausgehen, dass Cicero den Terminus universitas zur Übersetzung des griechischen Ausdrucks   in die römische Literatur eingeführt hat. Schon bei Cicero geht der Anwendungsbereich des Terminus universitas jedoch über die Übersetzung von   in der Bedeutung Weltall 13

Biondi, Dottrina della universitas. In: Scritti III, S. 121. A. A. Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 85. 14 Z. B.: Plat., Theait. 170 B; Polit. 486 A.

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1. Abschnitt: Entwicklung des universitas-Begriffs

hinaus und wird auch für andere Ganzheiten, die im Griechischen mit   bezeichnet werden, verwendet. Damit kann universitas bei Cicero jede nicht konkret begrenzbare Vielheit, die über ein einendes Element verfügt, bezeichnen. Der Terminus findet aber gerade nicht auf konkret abgrenzbare Vielheiten, wie rechtlich fassbare Personenverbände, Anwendung.

III. Der untechnische Gebrauch des Terminus universitas Aus dem Werk Ciceros findet der Terminus universitas Eingang in die römische Literatur. In der naturwissenschaftlichen Literatur wird universitas zu einem der technischen Begriffe für das Weltall.15 Er findet aber auch neue Anwendungsgebiete. So wird universitas in der Bedeutung „teilbare Einheit von körperlich oder gedanklich verbundenen Gegenständen“ Teil der Literatursprache.16 Bei Columella17 und Plinius dem Jüngeren18 finden wir universitas als Bezeichnung für eine ganze Schrift oder eine ganze Kompilation, wo Cicero noch nach stoisch geprägtem Sprachgebrauch corpus verwandt hätte.19 Zudem kann universitas bei Columella auch ein ganzes Wissensgebiet (universitas rusticationis)20 im Gegensatz zu seinen Teilgebieten oder ein ganzes Schaffell21 im Gegensatz zu seinen unterschiedlich gefärbten Bereichen bezeichnen.22 Diese ursprüngliche Grundbedeutung23 von universitas als teilbare Einheit von körperlich oder gedanklich verbundenen Gegenständen in der lateinischen Literatur überliefert uns etymologisch begründet Isidor von Sevilla in seiner Schrift Etymologiarum sive originum libri XX aus dem siebten Jahrhundert nach Christus24 im 8. Buch, 1. Kapitel Paragraph 2:25

15 Plin. mai., nat. hist. 2, 217; 3, 1; Quint., inst. orat. 4, 14; 5, 12; Ammianus, hist. 14.11.26; 15.1.4; 20.3.12. Auch in der Timaiosübersetzung des Calcidius, comm. in Plat. Tim., S. 20, 8 (Plat., Tim. 27 C); 21, 12 (Plat., Tim. 28 C); 35, 9 (Plat., Tim. 41 A); 45, 24 (Plat., Tim. 48 B), ed. Waszink. 16 Vgl. Fadda/Bensa, Windscheid pandette I, S. 433. 17 Columella, de re rust. 9.2.2. 18 Plin. min., epist. 1.8.3; 2.5.7; 3.15.5; 9.4.2. 19 Cic., de orat. 3.25.96; orat. 36.126; ad fam. 5.12.4; ad Q. frat. 2.12 (11).4. 20 Columella, de re rust. 1. praef. 21 Columella, de re rust. 7.3.2. 22 Weitere Beispiele aus dem Werk Plinius des Älteren bei Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 86 f. 23 Dazu Biondi, Dottrina della universitas. In: Scritti III, S. 121. 24 Schmidt, Isidorus. In: DNP 5, Sp. 1122 f. 25 Vgl. Parallelen zusammengestellt bei Biondi, Dottrina della universitas. In: Scritti III, S. 121.

IV. Universitas in der Fachsprache der Landvermesser

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Hinc et universitas ab uno cognominata est, propter quod in unitatem colligitur. Daher wird universitas auch nach der Zahl Eins benannt, weil etwas zu einer Einheit zusammengefasst wird.

Diese Verwendung stellt den Regelfall der untechnischen Verwendung von universitas in der antiken lateinischen Literatur ab dem ersten Jahrhundert nach Christus dar. Auch in der juristischen Literatur findet sich diese Verwendung ab dem ersten Jahrhundert nach Christus. So unterscheidet Iavolenus Priscus im elften Buch seiner Briefe26 die gesamte Vollendung (universitas consummationis) eines Werkes, die der Unternehmer (conductor) dem Besteller (locator) schuldet, von den einzelnen Tagwerken (singulae operae). Hier lässt sich die gesamte geschuldete Werkleistung in einzelne Arbeitsabschnitte, die möglicherweise getrennt entlohnt werden, teilen. Sie stellt aber einen einheitlichen geschuldeten Erfolg der Vollendung des Werkes dar.

IV. Universitas in der Fachsprache der Landvermesser Im Laufe des ersten Jahrhunderts nach Christus findet der Terminus universitas in der römischen Verwaltungssprache Verwendung.27 Dies lässt sich in den Schriften des Sextus Iulius Frontinus nachweisen.28 In seinen Schriften über die Tätigkeit der Feldvermesser bezeichnet universitas die Einheit eines Grundstücks oder Gemeindegebiets unabhängig von seiner Teilbarkeit. Die Bedeutung dieses Aspekts der Begriffsgeschichte ist in der Literatur bisher wenig beachtet worden.29 Soweit man die Verwandtschaft der Terminologie der Landvermesser mit der der Juristen in verschiedenen Punkten bemerkt hat, wurde dieser Punkt mit wenigen Worten übergangen.30 Wie die folgende Untersuchung jedoch zeigen wird, ist gerade hier der Schlüssel zur Erklärung des Aufkommens eines juristischen universitas-Begriffs zu suchen. 26

Iavolenus libro undecimo epistularum (D. 19.2.51.1). Vgl. dazu Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 117 f. 27 Zum parallel gelagerten Fall der qualitas bei Frontinus Guillaumin, Arpenteurs Rom. I, S. 131. 28 Zur Identität des Autors und zur Datierung Eck, Gestalt Frontins. In: Wasserversorgung, S. 56 ff.; Dilke, Roman Land Surveyors, S. 41; Clavel-Lévêque/Gonzales et al., Frontin, S. VIII f., XIII ff.; vorsichtiger Campbell, Writings of the Roman Land Surveyors, S. XXVIII ff.; kritisch, aber zustimmend hinsichtlich der Datierung Guillaumin, Arpenteurs Rom. I, S. 127 ff. 29 Zu Wechselwirkung zwischen der Terminologie der Juristen und der Landvermesser vgl. aber Behrends, Terminologie gromatique et celle de la jurisprudence. In: Vocabulaires techniques des arpenteurs, S. 208 f. und Peppe, Persone Giuridiche. In: Studi Martini III, S. 74. 30 Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), S. 519; Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 88 f.

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1. Abschnitt: Entwicklung des universitas-Begriffs

In seiner Schrift über die Beschaffenheit von Bodenbesitz (de agrorum qualitate) behandelt Frontinus das grundsteuerpflichtige Land der tributpflichtigen Gemeinden in den Provinzen.31 Die Grundsteuer wurde von der römischen Reichsverwaltung für das gesamte Gemeindegebiet unabhängig von der eigentumsrechtlichen Zuweisung innerhalb der Gemeinde festgelegt.32 Dies drückt Frontinus wie folgt aus: Frontinus, de agrorum qualitate., S. 1, Z. 17 ff., ed. Thulin ... Ager est mensura conprehensus, cuius modus universus civitati est adsignatus, sicut in Lusitania Salmaticensibus aut Hispania citeriore Palatinis et in conpluribus provinciis tributarium solum per universitatem populis est definitum. Eadem ratione et privatorum agrorum mensurae aguntur. ... Land wird durch Vermessung erfasst und dessen gesamte Fläche einer Gemeinde zugesprochen, wie in Lusitania den Bürgern von Salamanca oder in Hispania citerior den Bürgern von Palencia und in mehreren (anderen) Provinzen der tributpflichtige Boden als Einheit für die Völker bestimmt ist. Auf die gleiche Weise werden auch die Vermessungen privater Äcker durchgeführt.

Frontinus bezeichnet also die einheitliche Behandlung des Gemeindegebiets hinsichtlich der Festsetzung der Grundsteuer (tributum soli) mit der Wendung „Bestimmung als Einheit“ (definire per universitatem). Dabei bezeichnet die universitas hier die Einheit des Gemeindegebiets unabhängig von seiner privatrechtlichen Teilbarkeit.33 Bei dem hohen Maß an fachlicher Spezialisierung dieser Schrift, die der Einweisung von mit Fragen der Landvermessung konfrontierten Beamten diente,34 ist von einem technischen Sprachgebrauch auszugehen. Dies erlaubt den Schluss, dass universitas in der Fachterminologie der Landvermesser des ersten Jahrhunderts nach Christus bereits technische Begriffsqualität erlangt hatte. Dabei ist universitas als die übergeordnete Einheit rechtlich teilbarer Bodenflächen definiert.35 Dieses Ergebnis bestätigt Frontinus an einer weiteren Stelle aus einer Abhandlung über den Begriff der Grenze, seine Geschichte und Untergliederungen (de limitibus).36 Frontinus erörtert in diesem Zusammenhang unterschiedlichen 31 Schwahn, Tributum. In: RE VII, 1 A, Sp. 10 f.; Grelle, Stipendium vel Tributum, S. 24; Campbell, Writings of the Roman Land Surveyors, S. 319. Vgl. zu dieser Schrift auch Behrends, Terminologie gromatique et celle de la jurisprudence. In: Vocabulaires techniques des arpenteurs, S. 208 f. 32 Schwahn, Tributum. In: RE VII, 1 A, Sp. 11; Grelle, Stipendium vel Tributum, S. 24 f.; Campbell, Writings of the Roman Land Surveyors, S. 319. 33 Grelle, Stipendium vel Tributum, S. 24 f.; Behrends, Terminologie gromatique et celle de la jurisprudence. In: Vocabulaires techniques des arpenteurs, S. 208. 34 Eck, Gestalt Frontins. In: Wasserversorgung, S. 57 f., 61; Hinrichs, Gesch. der gromat. Inst., S. 164; von Cranach, Opuscula agrimensorum, S. 54 f. Zur Entstehung dieser Art der Handbuchliteratur zur Zeit des Frontinus Dell’Oro, Libri de off., S. 17 ff. 35 Verallgemeinernd Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 88. 36 Front., de lim. S. 10, Z. 20 ff., ed. Thulin. Zum Titel Campbell, Writings of the Roman Land Surveyors, S. 325 f. Allgemein von Cranach, Opuscula agrimensorum, S. 50 ff.

IV. Universitas in der Fachsprache der Landvermesser

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Verfahren der Zuweisung von Land an Gemeinden.37 Dabei unterscheidet er zwei Fälle. Der erste Fall ist die ursprüngliche Zuweisung von Land an eine neu zu gründende Gemeinde oder bisher nicht erschlossenen Lands an eine bereits bestehende Gemeinde. Der zweite Fall ist die Zuweisung von Land einer möglicherweise neu unterworfenen Gemeinde an eine römische colonia.38 Der Begriff der universitas umfasst hier erneut das ganze alte Gemeindegebiet als Einheit, dem das neue Land angegliedert wird.39 Frontinus, de limitibus S. 14, Z. 22 ff., ed. Thulin ... Sunt et aliae limitum condiciones, quae ad solum non pertinent [, hoc est ad artem nostram]. Solum autem quodcumque coloniae est adsignatum, id universum pertica appellatur: quidquid huic universitati adplicitum est ex alterius civitatis fine, ... praefectura appellatur. ... Es gibt auch andere Bestimmungen der Grenzen, die sich nicht auf den Boden bezie40 hen [, das heißt auf unser Fachgebiet.] Wird nämlich wie auch immer beschaffener 41 Boden einer colonia zugesprochen, wird das Ganze pertica genannt. Was dieser Einheit (des zugesprochenen Gebiets) auch immer aus dem Gebiet einer anderen Ge42 meinde angefügt wird, ... wird Präfektur genannt.

Die oben bereits angenommene technische Verwendung von universitas als Begriff der Landvermessung wird also auch hier bestätigt. Der Begriff der universitas erfasst die übergeordnete Einheit des Gemeindegebiets unabhängig von seinen Untergliederungen, an die der neue Gebietsteil angegliedert wird (adplicitum). Fraglich ist bis jetzt jedoch, ob der Begriff der universitas in der Sprache der Landvermesser des ersten Jahrhunderts nach Christus auf Verwaltungseinheiten beschränkt ist.43 Die Antwort auf diese Frage bietet eine Stelle aus dem Werk des Frontinus über Grenzstreitigkeiten (de controversiis).44 In diesem Werk versucht Frontinus, Fallgruppen typischer Streitgegenstände in Grenzstreitigkeiten zu erstel37 Front., de lim. S. 14, Z. 22 ff., ed. Thulin. Zur Zuordnung des Fragments Campbell, Writings of the Roman Land Surveyors, S. 327. 38 Campbell, Writings of the Roman Land Surveyors, S. 502; Rudorff, Gromat. Inst. In: Schriften der röm. Feldmesser, S. 402. 39 Behrends, Bodenhoheit und priv. Bodeneigentum. In: Feldmeßkunst, S. 234, Fn. 123. 40 Thulin nimmt hier eine spätere Glosse an. A. A. Clavel-Lévêque/Gonzales et al., Frontin, S. 51, Fn. 65. 41 „Pertica“ bezeichnet ursprünglich die Messlatte, die die römischen Landvermesser zur Vermessung verwandten. Der Ausdruck wurde wohl auch für das so vermessene Gebiet gebraucht. Vgl. Campbell, Writings of the Roman Land Surveyors, S. 501. Demgegenüber nimmt Behrends, Bodenhoheit und priv. Bodeneigentum. In: Feldmeßkunst, S. 234, Fn. 123 an, dass „pertica“ hier eine Flurkarte bezeichnet. 42 Dazu Campbell, Writings of the Roman Land Surveyors, S. 502. 43 Dagegen sprechen könnte zum jetzigen Zeitpunkt bereits Front., de agr. qual., S. 2, Z. 3 f., ed. Thulin. 44 Front., de contr. S. 5, Z. 16 ff., ed. Thulin.

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1. Abschnitt: Entwicklung des universitas-Begriffs

len und die zentralen Probleme dieser Fallgruppen zu benennen.45 Die fünfte dieser Fallgruppen ist der Streit über eine Fläche (de modo controversia).46 Als Beispiel für einen Problemfall in dieser Fallgruppe beschreibt Frontinus den Fall, dass die Grenzen eines Grundstücks nicht mehr dem römischen Grenzsystem der limites entsprachen.47 In einem solchen Falle konnten die Grenzen des Grundstücks nach einiger Zeit streitig werden, da die deutlich sichtbaren Grenzen der limites, die gleichzeitig das Wegenetz darstellten, hier nicht gleichzeitig die Grundstücksgrenze markierten.48 In dieser Stelle bezeichnet universitas die Einheit des alten Grundstücks unabhängig von den dasselbe durchschneidenden limites. Die hier relevanten Grenzlinien stellten die Raumordnung eines römischen Siedlungsgebiets dar. Eine römische Siedlung49 wurde nach außen von der äußeren Grenze (finitima linea) umgeben.50 Das Siedlungsgebiet innerhalb dieser äußeren Grenze wurde durch in OstWest-Richtung verlaufende Grenzlinien (decumani oder decimani)51 und in Nord-Süd-Richtung verlaufende Grenzlinien (cardines oder kardines)52 in meist quadratische Flächen (centuriae)53 geteilt. Diese öffentliche Raumord45

Guillaumin, Arpenteurs Rom. I, S. 132 f.; Behrends, Bodenhoheit und priv. Bodeneigentum. In: Feldmeßkunst, S. 247; ders., Terminologie gromatique et celle de la jurisprudence. In: Vocabulaires techniques des arpenteurs, S. 202 ff.; Brugi, Dottrine degli Agrimensori, S. 194; von Cranach, Opuscula agrimensorum, S. 44. Knütel, Actio finium reg. In: Feldmeßkunst, S. 299 ff. ordnet den Fallgruppen in einigen Fällen Klagearten zu, hält die Darstellung im Übrigen aber für aus juristischer Sicht untechnisch (S. 303); vgl. auch Brugi, Dottrine degli Agrimensori, S. 196 ff. 46 Vgl. dazu Behrends, Bodenhoheit und priv. Bodeneigentum. In: Feldmeßkunst, S. 247; Hinrichs, Gesch. der gromat. Inst., S. 93 ff. Maganzani, Gli Agrimensori, S. 167 ff. 47 Campbell, Writings of the Roman Land Surveyors, S. 322 f.; Behrends, Bodenhoheit und priv. Bodeneigentum. In: Feldmeßkunst, S. 265 ff. Zur geschichtlichen Entwicklung solcher Konflikte Behrends, Bodenhoheit und priv. Bodeneigentum. In: Feldmeßkunst, S. 194 ff., 252 ff.; Brugi, Dottrine degli Agrimensori, S. 258 ff. Es könnte sich aber auch um einen Konflikt zwischen den Vermessungssystemen der limitatio (Dilke, Roman Land Surveyors, S. 87) und der Vermessung per strigas et per scamna (Dilke, Roman Land Surveyors, S. 94 ff.) handeln. Vgl. Behrends, Bodenhoheit und priv. Bodeneigentum. In: Feldmeßkunst, S. 237 ff. und die Diskussion S. 282 ff. Ein solcher Fall konnte bei der Erhebung eines alten municipium zur colonia entstehen. Vgl. Hyg., const., S. 143, Z. 3 ff., ed. Thulin. 48 Campbell, Writings of the Roman Land Surveyors, S. 322 f.; Dilke, Roman Land Surveyors, S. 106; Maganzani, Gli Agrimensori, S. 169; Clavel-Lévêque/Gonzales et al., Frontin, S. 19, Fn. 25. 49 Zur geschichtlichen Entwicklung Behrends, Bodenhoheit und priv. Bodeneigentum. In: Feldmeßkunst, S. 223 ff. 50 Front., de contr. S. 9, Z. 8 ff., ed. Thulin. 51 Front., de lim. S. 14, Z. 12, ed. Thulin. Vgl. Campbell, Writings of the Roman Land Surveyors, S. 500; Dilke, Roman Land Surveyors, S. 88, 231 ff. 52 Front., de lim. S. 14, Z. 13, ed. Thulin. Vgl. Campbell, Writings of the Roman Land Surveyors, S. 500 f.; Dilke, Roman Land Surveyors, S. 87 f., 231. 53 Front., de lim. S. 14, Z. 3 ff., ed. Thulin. Vgl. Campbell, Writings of the Roman Land Surveyors, S. 499; Dilke, Roman Land Surveyors, S. 90 ff., 133 ff.

V. Rezeption des universitas-Begriffs durch die Juristen

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nung wurde teilweise von den privaten Grundeigentumsverhältnissen überlagert.54 Frontinus, de modo controversia S. 5, Z. 16 ff., ed. Thulin ... De modo controversia est in agro adsignato: agitur enim de antiquorum nominum propria defensione; ut si L. Titius dextra decimanum tertium, citra cardinem quartum, acceperit sortis suae partes tres sive quod huic simile, quartam habeat in quacumque proxima centuria: huic enim universitati limes finem non facit, etiam si publico itineri serviat. ... Streit über eine Fläche entsteht bei zugesprochenem Land. Es wird nämlich über die besondere Verteidigung alter Titel gestritten, wie wenn L. Titius drei Viertel seines Landes rechts des dritten decumanus diesseits des vierten cardo erhält oder etwas Ähnliches, und er ein Viertel in einer benachbarten centuria hat. Für diese Einheit (des Grundstücks) bildet der Ackerrain keine Grenze, auch wenn er als öffentlicher Weg dient.

Der Begriff der universitas als Begriff der Landvermessung umfasst also bei Frontinus in der Fachsprache der Landvermesser nicht nur die Einheit eines Gemeindegebiets im Rahmen der Festlegung der Grenzen desselben oder seiner Steuerpflichtigkeit, sondern auch die übergeordnete rechtliche Einheit privater Grundstücke unabhängig von deren rechtlicher oder tatsächlicher Teilbarkeit.55

V. Rezeption des universitas-Begriffs durch die Juristen Dieser Begriff wurde aus der Fachsprache der Agrimensoren von den Juristen des ersten Jahrhunderts nach Christus übernommen.56 So finden sich die ältesten Belege für die Verwendung des Ausdrucks universitas in der erhaltenen juristischen Literatur im Umfeld der Verfahren und Rechtsfragen, bei denen Landvermesser als Experten hinzugezogen wurden. Dies ist ohne weiteres bei privaten57 oder öffentlichen58 Streitigkeiten über die Größe oder die Grenzen wie auch immer erworbener Grundstücke ersichtlich. In solchen Fällen wurden Landvermesser sowohl von den Parteien als Parteigutachter hinzugezogen

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Zur historischen Entwicklung Behrends, Bodenhoheit und priv. Bodeneigentum. In: Feldmeßkunst, S. 244 ff. 55 Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), S. 519; Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 88 f. 56 Allgemein zum Terminologietransfer Brugi, Dottrine degli Agrimensori, S. 199 f. Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 121 spricht von enger Verwandtschaft. 57 Iavolenus libro primo ex Plautio (D. 31.10); Paulus quinquagensimo quarto ad edictum (D. 41.4.2.6). 58 Pomponius libro singulari enchiridii (D. 50.16.239.8). Vgl. Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 121.

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1. Abschnitt: Entwicklung des universitas-Begriffs

als auch vom Richter als Sachverständige konsultiert.59 Als Beispiel möge hier eine Stelle aus dem ersten Buch des Kommentars des Iavolenus Priscus zum Werk des Plautius zwischen dem Ende des ersten Jahrhunderts und dem Anfang des zweiten Jahrhunderts nach Christus60 genügen: Iavolenus libro primo ex Plautio (D. 31.10) Cum fundus nominatim legatus sit, si quid ei post testamentum factum adiectum est, id quoque legato cedit, etiamsi illa verba adiecta non sint „qui meus erit“, si modo testator eam partem non separatim possedit, sed universitati prioris fundi adiunxit. Wenn ein konkret benanntes Grundstück vermacht wird und ihm (dem Grundstück) nach Testamentserrichtung etwas hinzugefügt wird, wird auch dies dem Vermächtnis zugerechnet, auch wenn jene Worte nicht hinzugefügt sein sollten: „was mein sein wird“, wenn der Erblasser diesen Teil nicht getrennt (unter einer anderen Bezeichnung) besessen hat, sondern ihn der Einheit des früheren Grundstücks hinzugefügt hat.

Hier bezeichnet universitas wie in den Schriften der Agrimensoren die Einheit eines unter einer bestimmten Bezeichnung besessenen Grundstücks unabhängig von einer möglichen Teilbarkeit.61

VI. Ausdehnung des universitas-Begriffs auf weitere Rechtsfragen 1. Die Einheit des Gebäudes Die Juristen dehnten den universitas-Begriff auf Streitigkeiten über die zu den Landgütern (fundi) gehörenden Gebäude (aedes/aedificium) aus.62 Als Beispiel soll uns hier erneut eine Stelle aus dem neunten Buch der Briefe des Iavolenus Priscus genügen: Iavolenus libro nono epistularum (D. 41.3.23. pr.) Eum, qui aedes mercatus est, non puto aliud quam ipsas aedes possidere: nam si singulas res possidere intellegetur, ipsas non possidebit: separatis enim corporibus, ex quibus aedes constant, universitas aedium intellegi non poterit. accedit eo, quod, si quis singulas res possidere dixerit, necesse erit dicat possessione superficiei tempori de mobilibus statuto locum esse, solum se capturum esse ampliori: quod absurdum et 59

Behrends, Bodenhoheit und priv. Bodeneigentum. In: Feldmeßkunst, S. 247; ders., Terminologie gromatique et celle de la jurisprudence. In: Vocabulaires techniques des arpenteurs, S. 205, 212 f.; Maganzani, Gli Agrimensori, S. 115 ff.; dies., Arpenter la terre. In: RIDA 53 (2006), S. 283 ff.; Brugi, dottrine degli Agrimensori, S. 197 f., 202 ff.; Dilke, Roman Land Surveyors, S. 63, 99 f., 105 ff. 60 Kunkel, Herkunft und soziale Stellung, S. 138. 61 Biondi, Dottrina della universitas. In: Scritti III, S. 121; Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 118 ff. A. A. Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 164. Für untechnisch hält diese Terminologie Bonfante, Successione. In: Studi Scialoja I, S. 551. 62 Iavolenus libro nono epistularum (D. 41.3.23. pr.); Venuleius libro secundo interdictorum (D. 43.24.8); Gaius libro secundo rerum cottidianarum sive aereorum (D. 41.1.7.11). Diesen Gebrauch hält Bonfante, Successione. In: Studi Scialoja I, S. 551 für untechnisch.

VI. Ausdehnung des universitas-Begriffs auf weitere Rechtsfragen

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minime iuri civili conveniens est, ut una res diversis temporibus capiatur, ut puta cum aedes ex duabus rebus constant, ex solo et superficie, et universitas earum possessionem temporis immobilium rerum omnium mutet. Ich glaube nicht, dass der, der ein Gebäude gekauft hat, etwas anderes besitzt als das Gebäude selbst: Denn wenn angenommen würde, dass er die einzelnen Bauteile besitzt, wird er nicht das Gebäude selbst besitzen. Die getrennten Körper nämlich, aus denen das Gebäude besteht, können nicht als Einheit des Gebäudes begriffen werden. Hinzu kommt, dass, wenn man sagt, dass er die einzelnen Bauteile besitzt, man sagen muss, dass beim Besitz des Gebäudes die für bewegliche Sachen festgesetzte Ersitzungsfrist Anwendung findet, man das Grundstück aber in einer längeren Frist ersitzt. Dies ist absurd und keineswegs dem ius civile entsprechend, dass eine einzige Sache in verschiedenen Fristen ersessen wird, wie zum Beispiel ein Gebäude, das aus zwei Sachen besteht, aus dem Grundstück und dem Gebäude, und die Einheit aus beiden die Ersitzungsfrist, die für alle unbeweglichen Sachen gilt, ändert.

Universitas bezeichnet hier also nicht mehr wie bei den Agrimensoren die Einheit des Grundstücks unabhängig von dessen Teilbarkeit. Im ersten Fall erfasst der Begriff der universitas die Einheit des auf dem Grundstück stehenden Gebäudes unabhängig von der Summe der das Gebäude konstituierenden Bauteile.63 Im zweiten Fall erfasst die universitas die Einheit von Grundstück und Gebäude in der rechtlichen Betrachtung unabhängig von der Möglichkeit einer getrennten Betrachtung. Der Begriff der universitas aus der Fachsprache der Agrimensoren, der die Einheit des Grundstücks unabhängig von dessen Teilbarkeit bezeichnete, wird also von den Juristen des ersten Jahrhunderts nach Christus übernommen und schnell analog auch auf benachbarte Rechtsfragen übertragen. 2. Die Einheit der Erbschaft und des Nachlasses Das Gleiche lässt sich auch für ein anderes Rechtsgebiet, in dem die Agrimensoren tätig wurden, beobachten. Dies ist das Erbrecht. Auch im Verfahren der Erbteilungsklage (actio familiae erciscundae) mussten neue Grundstückgrenzen der unter den Erben geteilten Grundstücke festgelegt werden.64 Es ist naheliegend, dass im Streitfall auch in diesem Verfahren Landvermesser hinzugezogen wurden.65 Und so überrascht es nach dem zuvor Gezeigten nicht, dass auch hier der Begriff der universitas Einzug hielt. Das alte Konzept der aus einer Vielzahl verschiedenartiger Gegenstände bestehenden Erbschaft (hereditas), die rechtlich als Einheit im Rahmen der Gesamtrechtsnachfolge

63 Milone, Universitates rerum, S. 10 sieht diese Verwendung des Begriffs vor seinem gemeinrechtlichen Hintergrund als untechnisch an. 64 Biondi, Diritto ereditario, S. 458. 65 Front., de contr. S. 6, Z. 11 f., ed. Thulin. Dazu Brugi, Dottrine degli Agrimensori, S. 259 ff.; Dilke, Roman Land Surveyors, S. 63.

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1. Abschnitt: Entwicklung des universitas-Begriffs

behandelt wurde,66 entsprach genau dem zunehmend von den Grenzfragen der Grundstücke losgelösten Konzept der universitas als tatsächlich oder rechtlich teilbarer Einheit.67 Eine analoge Übertragung des Begriffes bot sich also an. So finden wir bei Gaius in den Institutionen den Erwerb der Erbschaftsgegenstände als Einheit (per universitatem) im Rahmen der Gesamtrechtsnachfolge.68 Dies entspricht präzise dem Sprachgebrauch der Landvermesser, die bereits bei der einheitlichen rechtlichen Behandlung eines Gesamtgebiets unabhängig von seinen Untergliederungen von einer Behandlung als Einheit (per universitatem) sprachen.69 Auch die Einheit der Erbmasse wurde von dem Begriff der universitas erfasst,70 wie uns bei Africanus im vierten Buch der Rechtsfragen überliefert ist:71 Africanus libro quarto quaestionum (D. 50.16.208) „Bonorum“ appellatio, sicut hereditatis, universitatem quandam ac ius successionis et non singulas res demonstrat. Die Benennung als „Nachlass“ bezeichnet, wie die als Erbschaft, eine Einheit und das Nachfolgerecht und nicht die einzelnen Sachen.

Diese Übertragung des Begriffs der universitas auf die Erbschaft stellt fraglos einen höheren Abstraktionsgrad als die anderen bereits untersuchten analogen Übertragungen des Begriffs der universitas dar, da bei der Übertragung auf die Erbschaft eine Einheit aus physisch unverbundenen körperlichen und unkörperlichen Gegenständen erfasst wird.72 Zudem zeigt die analoge Übertragung des Begriffs der universitas bei Africanus auf den Nachlass im Rahmen der bonorum possessio, dass jedenfalls im zweiten Jahrhundert nach Christus der Begriff der universitas auch das prätorische Erbrecht erfasst hatte. Auf dem Weg über das Erbrecht konnte sich der Begriff der universitas auf weitere

66 Fadda/Bensa, Windscheid pandette I, S. 488; Biondi, Diritto ereditario, S. 51 ff.; ders., Dottrina della universitas. In: Scritti 3, S. 140 f. 67 Fadda/Bensa, Windscheid pandette I, S. 488. Vgl. zur dogmatischen Konstruktion Behrends, Schiff des Theseus. In: Index 37 (2009), S. 424 f. 68 G. 2.97; 2.191. Vgl. Biondi, Diritto ereditario, S. 56 f.; ders., Dottrina della universitas. In: Scritti 3, S. 147 ff. A. A. Longo, Sull’hereditas. In: Studi Fadda I, S. 136 ff. Ebenso Bonfante, Successione. In: Studi Scialoja I, S. 544 f., der keine Interpolation annimmt, aber auch keine Einheit ausgedrückt sieht. 69 Front., de agr. qual., S. 1, Z. 17 ff., ed. Thulin. Vgl. Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 88. 70 Voci, Diritto ereditario, S. 149 f. A. A. Longo, Sull’hereditas. In: Studi Fadda I, S. 134. Ebenso Bonfante, Successione. In: Studi Scialoja I, S. 555, der diesen Gebrauch für mindestens untechnisch hält. 71 Dazu Biondi, Diritto ereditario, S. 56; Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 118. 72 Voci, Diritto ereditario, S. 149. A. A. Bonfante, Successione. In: Studi Scialoja I, S. 549 f.

VI. Ausdehnung des universitas-Begriffs auf weitere Rechtsfragen

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Sachgesamtheiten ausdehnen.73 So wurde er zu einem allgemeinen Begriff der juristischen Fachsprache.74 Bis zur Zeit Ulpians hatte er den Begriff der aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörper (corpora ex distantibus)75 im Wesentlichen ersetzt.76 3. Die Einheit der Gemeinde Damit bleibt noch der Ursprung der uns primär interessierenden Erstreckung des Begriffs der universitas auf Personengesamtheiten zu erörtern. Wie wir bereits festgestellt haben, bezeichnen die Juristen zunächst nur Personenverbände, die der Sphäre des öffentlichen Rechts zuzuordnen sind, als universitates.77 Die wohl bedeutendsten Verfahren, in denen Landvermesser seit republikanischer Zeit tätig wurden, waren Grenzstreitigkeiten zwischen Gemeinden.78 In diesen Verfahren wurde die Einheit des gesamten Gemeindegebiets als universitas bezeichnet,79 wie uns noch Pomponius in seinem Handbuch auch für die juristische Fachsprache bestätigt: Pomponius libro singulari enchiridii (D. 50.16.239.8) „Territorium“ est universitas agrorum intra fines cuiusque civitatis ... Das Gemeindegebiet ist die Einheit der Ländereien innerhalb der Grenzen einer Gemeinde ...

Von hier aus wird der Begriff der Einheit (universitas) auf die Bürger der Gemeinde in ihrer Gesamtheit übergegangen sein, so dass Gaius von den öffentlichen Sachen (res publicae) sagen konnte, dass sie der Einheit gehörten:80 Gai Institutiones 2.11 (= D. 1.8.1 pr.) 11. Quae publicae sunt, nullius videntur in bonis esse; ipsius enim universitatis esse creduntur. privatae sunt quae singulorum hominum sunt. 73

Vielleicht schon Iavolen bei Paulus libro nono ad Plautium (D. 34.2.8): ornamentorum universitas; Ulpianus libro quinto decimo ad edictum (D. 5.3.20.10): „Non solum autem in hereditate utimur senatus consulto, sed et in peculio castrensi vel alia universitate.“; Ulpianus libro nono decimo ad Sabinum (D. 33.4.1.4): universitas dotis; Ulpianus libro septimo decimo ad Sabinum (D. 7.1.70.3): „totiens verum est, quotiens gregis vel armenti vel equitii, id est universitatis usus fructus legatus est“. 74 Dazu vgl. Biondi, Dottrina della universitas. In: Scritti III, S. 175; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 213 ff. 75 Dazu 2. Abschnitt, I. und III. 1. 76 Ulpianus libro septimo decimo ad Sabinum (D. 7.1.70.3). 77 Siehe Einleitung IV. 2. 78 Front., de contr. S. 7, Z. 1 ff., S. 8, Z. 12 ff., ed. Thulin. Vgl. Dilke, Roman Land Surveyors, S. 99 f. 79 Front., de lim. S. 14, Z. 22 ff.; de agr. qual., S. 1, Z. 17 ff., ed. Thulin. 80 Vgl. Wassenaer, De collegiis et corporibus. In: Jurisprudentia antiqua, S. 410 f.; Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 112 f. Vgl. auch die spätere ähnliche Entwicklung des Begriffs capitulum. Dazu Groten, Gemeinschaft der Brüder. In: FS Polley, S. 111 f.

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1. Abschnitt: Entwicklung des universitas-Begriffs Die, die öffentlich sind, scheinen sich in niemandes (individuellem) Vermögen zu befinden, denn man nimmt an, sie gehörten der Einheit selbst. Privat sind die, die den einzelnen Menschen gehören.

Damit ist universitas bis zur Entstehungszeit der Institutionen des Gaius (160/161 n. Chr.)81 zum Oberbegriff über das römische Volk (Populus Romanus) und die verschiedenen Gemeindetypen (municipia, coloniae, civitates)82 geworden.83 Wann dieser Begriff aus dem bodenrechtlichen universitasBegriff entstanden ist, lässt sich nicht sicher feststellen. Da die Verwendung in den Institutionen des Gaius nahelegt, dass sich der Begriff zur Zeit ihrer Entstehung bereits allgemein durchgesetzt hatte, ist der Übergang vielleicht in den letzten Jahrzehnten des ersten oder dem ersten Jahrzehnt des zweiten Jahrhunderts anzusetzen.

VII. Universitas als Oberbegriff über öffentliche Personenverbände Diese Verwendung von universitas als Oberbegriff über die verschiedenen Gemeindetypen und das römische Volk (Populus Romanus) setzt sich durch die gesamte klassische Zeit hindurch fort.84 Im dritten Buch der Institutionen des severischen Juristen Marcian finden wir eine Weiterentwicklung85 der Gliederung des Sachbegriffs des Gaius86: Marcianus libro tertio institutionum (D. 1.8.2 pr.) Quaedam naturali iure communia sunt omnium, quaedam universitatis, quaedam nullius, pleraque singulorum, quae variis ex causis cuique adquiruntur. Manche (Sachen) sind nach natürlichem Recht allen gemein, manche gehören einer Einheit, manche niemandem, die meisten, die aus verschiedenen Gründen von jemandem erworben werden, den Einzelnen. Marcianus libro tertio institutionum (D. 1.8.6.1) Universitatis sunt, non singulorum veluti quae in civitatibus sunt theatra et stadia et similia et si qua alia sunt communia civitatium. ideoque nec servus communis civitatis 81

Liebs, Gaius. In: Handbuch der lat. Lit. IV, S. 192; Wieacker, RRG II, S. 113. Zu den Gemeindetypen Vittinghoff, Stadtrechtsformen. In: SZ 68 (1951), S. 440 ff.; Nörr, Origo. In: TR 31 (1963), S. 550 ff. m.w.N.; Bleicken, Verf.- und Sozialgeschichte I, S. 177 f.; ders., Verf.- und Sozialgeschichte II, S. 14 ff.; Kaser, RP I, S. 306, Fn. 30; Bruna, Lex Rubria, S. 240 ff.; Mitteis, RP, S. 376 f. 83 Vgl. Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 104; Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 15; Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), S. 519. 84 So Davis, Corporations II, S. 224; Nicosia, Institutiones, S. 102; Masi, Lezioni, S. 58 f. Einschränkend auf die Gemeinden: Albertario, Diritto romano, S. 102; Arangio-Ruiz, Istituzioni, S. 69, Fn. 1; Guarino, Diritto Privato 305 f.; ders., Istituzioni, S. 42. 85 Grosso, Distinzioni delle res. In Studi Besta I, S. 43; Busacca, Classificazione delle cose, S. 13; Masi, Lezioni, S. 59 f. A. A. Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 102 ff. 86 G. 2.2 ff. 82

VII. Universitas als Oberbegriff über öffentliche Personenverbände

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singulorum pro parte intellegitur, sed universitatis et ideo tam contra civem quam pro eo posse servum civitatis torqueri divi fratres rescripserunt. ideo et libertus civitatis non habet necesse veniam edicti petere, si vocet in ius aliquem ex civibus. Der Einheit und nicht den Einzelnen gehört zum Beispiel was sich in den Gemeinden befindet: die Theater, Stadien und Ähnliches und das Übrige, was es sonst an Gemeinsamem der Gemeinden gibt. Daher wird auch der Gemeindesklave nicht als im Teileigentum der Einzelnen stehend betrachtet, sondern als der Einheit gehörend, und daher haben die vergöttlichten Brüder entschieden, dass ein Gemeindesklave sowohl zu Lasten als auch zu Gunsten eines Bürgers gefoltert werden kann. Daher muss der Freigelassene der Gemeinde auch nicht die Erlaubnis nach dem Edikt erbitten, wenn er einen Bürger vor Gericht laden will.

Wie die Beispiele deutlich zeigen, erfasst der universitas-Begriff auch bei Marcian die Verbände, die der Sphäre des öffentlichen Rechts zuzuordnen sind.87 Allerdings ersetzt bei ihm die Kategorie der Sachen einer Einheit (res universitatis) die Kategorie der öffentlichen Sachen (res publicae) des Gaius.88 Das heißt nicht, dass ihm die Kategorie der öffentlichen Sachen (res publicae) unbekannt gewesen wäre.89 Marcian scheint sie jedoch enger gefasst zu haben, so dass sie einen Unterfall der einer Einheit (universitas) gehörenden Sachen, nämlich im Eigentum des römischen Volkes (Populus Romanus) stehende Sachen, erfasste.90 Jedenfalls ist zu beachten, dass Marcian die von Ulpian geforderte91 und auch Gaius wohl schon bekannte92 strenge terminologische Scheidung93 zwischen den öffentlichen Sachen (res publicae) des römischen Volkes (Populus Romanus) und den gemeinsamen Sachen der Gemeinden (res communes civitatium)94 konsequent durchführt. So spricht er in seinem Beispiel von den Sachen der Gemeinden nicht wie Gaius95 als öffentlichen (publicae), sondern als gemeinsamen (communes). Wollte Marcian diese terminologische Scheidung konsequent durchführen, so konnte er die im Eigentum einer Einheit (universitas), nämlich eines öffentlichen Verbandes, stehenden Sachen als Oberbegriff über die im engeren Sinne öffentlichen 87 Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), S. 520 f.; Archi, Summa divisio. SDHI 3 (1937), S. 13; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 197. 88 Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 106; Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 112 f.; Masi, Lezioni, S. 59 f. A. A. Branca, Cose extra patrimonium, S. 205; De Giovanni, Marciano, S. 34, Fn. 64; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 196 f. 89 Marcianus libro tertio institutionum (D. 1.8.4.1). 90 Branca, Cose extra patrimonium, S. 207. 91 Ulpianus libro decimo ad edictum (D. 50.16.15). 92 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 50.16.16). 93 Vgl. Einleitung IV. 2. 94 Die Wahl des allgemeineren Begriffs „civitas“ für die Gemeinden mag mit Rücksicht auf die Rechtslage nach der constitutio Antoniniana getroffen sein. Vgl. De Giovanni, Marciano, S. 20; Kolb, Stadt, S. 183. 95 Kniep, Gai Inst. comm. 2.1, S. 119 f. Mit anderer Erklärung Mommsen, Römische Korporationen. In: Ges. Schr. III, S. 56. Zustimmend Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 102, Fn. 5, S. 109.

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1. Abschnitt: Entwicklung des universitas-Begriffs

Sachen (res publicae) des römischen Volkes (Populus Romanus) und die gemeinsamen Sachen der Gemeinden (res communes civitatium) verwenden. Die teilweise aus den Institutionen Iustinians96 abgeleitete Annahme, dass die im engeren Sinne öffentlichen Sachen (res publicae) im Text Marcians im Rahmen der Kompilation oder der Überlieferung ausgefallen seien,97 kann demgegenüber nicht überzeugen. Es ist nicht anzunehmen, dass, wenn Marcian die Sachen einer Einheit (res universitatis) und die im engeren Sinne öffentlichen Sachen (res publicae) auf der obersten Gliederungsebene seiner Gliederung des Sachbegriffs unterschieden hätte und dies für die Institutionen Iustinians übernommen wurde, die Stelle dementgegen für die Digesten gekürzt worden wäre.98 Vielmehr scheint Marcian die im engeren Sinne öffentlichen Sachen (res publicae) als Sachen, die dem römischen Volk (Populus Romanus) zugeordnet werden, unter die Sachen einer Einheit (res universitatis) gestellt zu haben. Die Annahme Schnorr v. Carolsfelds, dass es sich bei den Gliederungen des Sachbegriffs in den Institutionen des Gaius und Marcians um unterschiedlich interpolierte Fassungen derselben Unterteilung handelt,99 scheint uns ebenfalls erzwungen. Jedoch muss man Schnorr v. Carolsfeld zugeben, dass die bei Marcian erhaltene Einteilung die bei Gaius erhaltene vielleicht nicht vollständig verdrängte. So finden wir bei Ulpian im siebenundsechzigsten Buch seines Kommentars zum prätorischen Edikt eine Aufzählung der Sachen, auf die sich Interdikte beziehen können.100 Dabei unterteilt er die dem Recht der Menschen unterliegenden Sachen in solche, die im Eigentum einer Person stehen und Sachen, die in niemandes Eigentum stehen. Die Sachen, die in jemandes Eigentum stehen, zerfallen in solche, die in öffentlichem Eigentum stehen (res publicae) und Sachen, die im Eigentum Einzelner stehen (res singulorum). Dabei stehen die Sachen, die im Eigentum Einzelner stehen (res singulorum) an Stelle der privaten Sachen (res privatae).101 102

Ulpianus libro sexagesimo septimo ad edictum (D. 43.1.1 pr.) Videamus, de quibus rebus interdicta competunt. et sciendum est interdicta aut de divinis rebus aut de humanis competere. divinis, ut de locis sacris vel de locis religiosis. de rebus hominum interdicta redduntur aut de his, quae sunt alicuius, aut de his, quae 96

I. 2.1. pr. Branca, Cose extra patrimonium, S. 205; Busacca, Classificazione delle cose, S. 13; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 196 f.; De Giovanni, Marciano, S. 34, Fn. 64; Grosso, Problemi sistematici, S. 24 f. Dagegen schon Ferrini, Fonti delle Istituzioni. In: Opere II, S. 354. 98 So aber Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 196 f. 99 Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 102 ff., Ergebnis S. 106. A. A.: Busacca, Classificazione delle cose, S. 13. 100 Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 107 f. 101 Vgl. G. 2.11. A. A. Olivecrona, Juridisk person, S. 73. 102 Vgl. auch Paulus libro sexagensimo tertio ad edictum (D. 43.1.2.1). 97

VII. Universitas als Oberbegriff über öffentliche Personenverbände

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nullius sunt. quae sunt nullius, haec sunt: liberae personae, de quibus exhibendis ducendis interdicta competunt. quae sunt alicuius, haec sunt aut publica aut singulorum. publica: de locis publicis, de viis deque fluminibus publicis. quae autem singulorum sunt, aut ad universitatem pertinent, ut interdictum quorum bonorum, aut ad singulas res, ut est interdictum uti possidetis, de itinere actuque. Wir wollen nun betrachten, bei welchen Sachen Interdikte eingreifen. Und man muss wissen, dass Interdikte bei göttlichen oder menschlichen Sachen eingreifen. (Sie greifen) bei göttlichen (Sachen) wie geweihten Orten oder religiosen Orten ein. Bei Sachen der Menschen werden Interdikte bei den Sachen gegeben, die jemandem gehören, oder bei denen, die niemandem gehören. Die, die niemandem gehören, sind diese: Freie Personen, bei denen Interdikte zur Vorführung und Wegführung eingreifen. Die, die jemandem gehören, sind entweder öffentliche (Sachen) oder (Sachen) Einzelner. Öffentliche (Sachen) betreffen die Interdikte hinsichtlich öffentlicher Grundstücke, Wege und Flüsse. (Interdikte hinsichtlich der Sachen,) die den Einzelnen gehören, betreffen entweder eine (Sach-) Gesamtheit, wie das Interdikt über den Schutz des prätorischen Erbschaftsbesitzes, oder einzelne Sachen, wie das Besitzschutzinterdikt „Wie ihr besitzt“ oder das Interdikt hinsichtlich der Wege- und Viehtriftrechte.

Diese Stelle hat jedoch nicht das Gewicht, das Schnorr v. Carolsfeld ihr beimisst.103 Ulpian muss hier keinen Wert auf eine vollständige Gliederung des Sachbegriffs legen. Sein Schwerpunkt ist die Zuordnung der Interdikte. Zudem kommentiert Ulpian das prätorische Edikt. Wie wir bereits oben gesehen haben,104 verwendet das prätorische Edikt auch an anderer Stelle „öffentlich“ (publicus) in einem weiteren Sinne.105 Danach umfassen die öffentlichen Sachen (res publicae) sowohl die im engeren Sinne öffentlichen Sachen des römischen Volkes (res publicae Populi Romani) als auch die gemeinsamen Sachen der Gemeinden (res communes civitatium) nach der von Ulpian106 geforderten strengeren Terminologie.107 Damit lässt sich keine Interpolationsvermutung gegen die Gliederung des Sachbegriffs bei Marcian aus dieser Stelle ableiten. Vielmehr ist anzunehmen, dass Marcian die im Eigentum einer Einheit (universitas), nämlich eines öffentlichen Verbandes, stehenden Sachen als Oberbegriff über die öffentlichen Sachen (res publicae) des römischen Volkes (Populus Romanus) und die gemeinsamen Sachen der Gemeinden (res communes civitatium) verwendet und so das römische Volk (Populus Romanus) unter den Begriff „universitas“ einbezieht. Bei Paulus finden wir im neunten Buch seines Kommentars zum prätorischen Edikt eine Stelle, die den Vertreter einer Einheit (actor universitatis) behandelt.108 Lenel ordnet diese Stelle der Kommentierung des Edikts über 103

Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 107 f. Siehe Einleitung, IV. 2. 105 Ulpianus libro decimo ad edictum (D. 50.16.17 pr.); Ulpianus libro sexagensimo octavo ad edictum (D. 43.8.2.2). 106 Ulpianus libro decimo ad edictum (D. 50.16.15). 107 Lenel, EP, S. 99. Zustimmend Mitteis, RP, S. 348, Fn. 2. 108 Paulus libro nono ad edictum (D. 3.4.6.3). 104

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1. Abschnitt: Entwicklung des universitas-Begriffs

die privaten Verbände zu.109 Dabei geht er davon aus, dass „universitas“ überall in diesem Edikttitel interpoliert sei.110 Diese Annahmen scheinen jedoch nach unseren bisherigen Ergebnissen willkürlich. Schon der Überlieferungskontext spricht gegen Lenels Zuordnung. Alle übrigen Fragmente des neunten Buches des Ediktkommentars des Paulus in der sechsten lex des vierten Titels des dritten Buches der Digesten behandeln die gerichtliche Vertretung der Gemeinde (municipium). Das unserer Stelle vorhergehende Fragment111 behandelt den Fall, dass einem Vertreter (actor) nachträglich die Führung des Prozesses durch den Dekurionenrat der von ihm vertretenen Gemeinde untersagt wird. Die folgende Stelle scheint also schon aufgrund des Überlieferungszusammenhangs ebenfalls öffentliche Verbände zu behandeln.112 Paulus libro nono ad edictum (D. 3.4.6.3) Actor universitatis si agat, compellitur etiam defendere, non autem compellitur cavere de rato. sed interdum si de decreto dubitetur, puto interponendam et de rato cautionem. actor itaque iste procuratoris partibus fungitur et iudicati actio ei ex edicto non datur nisi in rem suam datus sit. et constitui ei potest. ex isdem causis mutandi actoris potestas erit, ex quibus etiam procuratoris. actor etiam filius familias dari potest. Wenn der Vertreter einer Einheit klagt, wird er gezwungen, sie auch zu verteidigen. Er wird aber nicht gezwungen, für die Genehmigung der Prozessführung Sicherheit zu leisten. Wenn aber zuweilen der Beschluss in Zweifel steht, glaube ich, dass er auch Sicherheit für die Genehmigung leisten muss. Und daher tritt dieser Vertreter an die Stelle des Prokurators und ihm wird die Klage aus dem Urteil nach dem Edikt nicht erteilt, wenn er nicht in eigener Sache bestellt wurde. Ihm kann auch eine Erfüllungszusage erteilt werden. Aus denselben Gründen wird es möglich sein den Vertreter auszuwechseln, wie den Prokurator. Als Vertreter kann auch ein Haussohn bestellt werden.

Zudem sprechen einige inhaltliche Indizien für die Annahme, dass es sich bei dem Vertreter einer Einheit (actor universitatis) um einen Vertreter einer Gemeinde handelt. Zum einen werden als Grund für die Forderung von Sicherheiten Zweifel am Bestellungsbeschluss (decretum) genannt. Zwar bezeichnen auch private Verbände ihre Beschlüsse teilweise als „decreta“,113 jedoch gibt es keinen Beleg, dass die klassischen Juristen diese Terminologie übernommen hätten.114 Zusammen mit dem Überlieferungszusammenhang in den

109

Lenel, EP, S. 100, Fn. 7, S. 101, Fn. 1; ders., Palingenesia I, Sp. 980 f. Lenel, EP, S. 100, Fn. 5. 111 Paulus libro nono ad edictum (D. 3.4.6.2). 112 Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 109; Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), S. 521; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 441; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 191. 113 Cic., In Pis. 18; Pro Sest. 14, 32. Dazu Schumann, De collegiis, S. 46; Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 13 mit Fn. 28; Waltzing, Étude IV, S. 314; Gilly, Collèges funéraires, S. 127 f.; Fellmeth, Politisches Bewusstsein. In: Eirene 27 (1990), S. 57 f. Zum terminologischen Spektrum Waltzing, Étude IV, S. 304 ff. 114 Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 14 mit Fn. 29. 110

VII. Universitas als Oberbegriff über öffentliche Personenverbände

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Digesten spricht also alles dafür, dass es sich hier ebenfalls um einen Beschluss des Dekurionenrates einer Gemeinde handelt.115 Zum zweiten könnte der Vergleich mit dem privaten Prokurator116 für den Vertreter eines öffentlichen Verbandes sprechen.117 Insbesondere das Argument, dass der Vertreter die gleiche Funktion wie der Prokurator erfülle und dem Geschäftsherrn deshalb auch der Wechsel des Vertreters im Prozess erlaubt werden müsse, spricht für das Bemühen um eine Gleichstellung von privaten Prozessparteien und öffentlichen Verbänden.118 Aufgrund dieser Erwägungen glauben wir folglich annehmen zu dürfen, dass auch bei Paulus der universitas-Begriff allein öffentliche Verbände erfasst.119 Ebenso verhält es sich mit zwei Stellen aus dem zehnten Buch des Kommentars Ulpians zum prätorischen Edikt: Ulpianus libro decimo ad edictum (D. 3.4.7.1-2) 1. Si quid universitati debetur, singulis non debetur: nec quod debet universitas singuli debent. Wenn etwas einer Einheit geschuldet wird, wird es nicht den Einzelnen geschuldet und was die Einheit schuldet, schulden nicht die Einzelnen. 2. In decurionibus vel aliis universitatibus nihil refert, utrum omnes idem maneant an pars maneat vel omnes immutati sint. sed si universitas ad unum redit, magis admittitur posse eum convenire et conveniri, cum ius omnium in unum recciderit et stet nomen universitatis. Bei Dekurionenräten oder anderen Einheiten spielt es keine Rolle, ob alle dieselben bleiben oder nur ein Teil oder alle ausgewechselt worden sind. Aber wenn die Einheit auf einen zurückgeht, wird eher zugelassen, dass dieser klagen und verklagt werden kann, weil das Recht aller dem einen zufällt und der Begriff der Einheit bestehen bleibt.

Lenel hat diese beiden Stellen wieder dem Edikt über die privaten Verbände zugewiesen.120 Dabei fällt auf den ersten Blick auf, dass es ungewöhnlich wäre, wenn eine Kommentierung zu einer Regelung bezüglich privater Verbände mit dem Dekurionenrat einer Gemeinde als Beispiel begönne.121 Zudem spricht 115

Pugliese, Processo civil II, S. 326; Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 12 ff., 16. Zur Entwicklung und zum Tätigkeitsfeld des Prokurators Behrends, Prokuratur. In: SZ 88 (1971), S. 215 ff. 117 Pugliese, Processo civil II, S. 338 hält den Vergleich für interpoliert. 118 Vgl. die ähnlichen Bemühungen bei Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 50.16.16) und Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1.2). Dazu Einleitung, IV. 2. 119 So Pugliese, Processo civil II, S. 326, 333 mit Fn. 69, 338. 120 Lenel, EP, S. 100, Fn. 6; ders., Palingenesia II, Sp. 455. Dazu Behrends, Corpus und universitas. In: Index 41 (2013), S. 148 mit Fn. 9. A. A. Kniep, Rechtsgelehrte, S. 155. 121 Vgl. Drioux, Associations, S. 17; Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), S. 521 f. Bedenken schon bei Gradenwitz, Conjecturen. In: ZPöR 18 (1891), S. 338, der jedoch an Lenels Auffassung festhielt. Vgl. auch Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 140 f. Jedoch zeigt Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 379, dass vereinzelt auch große Vereine über Dekurienräte verfügten. Vgl. auch Biró, Collegium funeraticium. In: Gesellschaft und Recht, S. 4. 116

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1. Abschnitt: Entwicklung des universitas-Begriffs

erneut der Überlieferungskontext in den Digesten gegen Lenels Annahme. Die siebte lex des vierten Titels des dritten Buches der Digesten überliefert drei Fragmente aus dem zehnten Buch des ulpianischen Ediktkommentars. Im principium spricht Ulpian ausdrücklich von den Bürgern einer Gemeinde (municipes). Im zweiten Paragraphen spricht er, wie wir gesehen haben, von dem Dekurionenrat einer Gemeinde. Es scheint also willkürlich, ohne weitere Anhaltspunkte für den ersten Paragraphen einen anderen ursprünglichen Zusammenhang anzunehmen.122 Damit liegt es auch hier nahe, dass Ulpian an dem überkommenen universitas-Begriff festhält. Dieser umfasst die verschiedenen Gemeindetypen. Bemerkenswert ist jedoch, dass Ulpian, wie aus dem zweiten Paragraphen hervor geht, den universitas-Begriff pars pro toto auch auf den Dekurionenrat der Gemeinden ausdehnt.123 Dies geht deutlich aus der Formulierung „bei Dekurionenräten oder anderen Einheiten“ (in decurionibus vel aliis universitatibus) hervor. Das Gleiche gilt für eine Stelle aus dem achten Buch des Ediktkommentars Ulpians. Hier behandelt Ulpian die Bestellung des Vertreters (actor) der Gemeindebürger (municipes) oder einer anderen Einheit (universitas). Dabei betont Ulpian, dass der für die Einheit handelnde Vertreter allein als Vertreter der Einheit und nicht als gemeinsamer Vertreter der einzelnen Bürger anzusehen sei. Ulpianus libro octavo ad edictum (D. 3.4.2) Si municipes vel aliqua universitas ad agendum det actorem, non erit dicendum quasi a pluribus datum sic haberi: hic enim pro re publica vel universitate intervenit, non pro singulis. Wenn die Bürger oder sonst eine Einheit zur Prozessführung einen Vertreter bestellen, wird er nicht als gleichsam von vielen bestellt anzusehen sein: Denn er handelt für das Gemeinwesen oder (sonst) eine Einheit, nicht für die Einzelnen.

Wie zu erwarten nennt Ulpian hier als konkretes Beispiel einer „universitas“ die Gemeindebürger. Dies ergibt sich aus dem Anschluss mit „vel aliqua“ (oder sonst eine).124 Ulpian erklärt, dass alle Vertreter öffentlicher Verbände, der „universitates“, als Vertreter allein der Einheit und nicht der Vielzahl ihrer Mitglieder anzusehen sind.125 Als konkretes Beispiel nennt er den Vertreter einer Gemeinde. 122

Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 441. So im Ergebnis auch Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 111; Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 141; Rabel, Grundzüge, S. 43; Peppe, Persone Giuridiche. In: Studi Martini III, S. 71. 123 Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 109 hält dies nicht für möglich. Bedenken auch bei Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), S. 521 f. 124 Vgl. zur Bedeutung von aliquis Menge/Burkard/Schauer, Lehrbuch der lat. Syntax, S. 134 (§ 89, (5)). A. A.: Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 107 f. 125 Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), S. 520.

VII. Universitas als Oberbegriff über öffentliche Personenverbände

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Zwar könnte die Begründung, dass der Vertreter für das Gemeinwesen oder eine Einheit und nicht für die Einzelnen auftritt (pro re publica vel universitate intervenit, non pro singulis), eine Erweiterung des universitas-Begriffs über den öffentlichen Raum hinaus andeuten. Ein Beleg ist sie indes nicht. Zum einen könnte nämlich das „aliqua“ in der Begründung ausgefallen sein. Zum anderen dehnte Ulpian, wie wir bereits oben gesehen haben, den universitas-Begriff auf andere öffentliche Personenverbände als die Gemeinden, die als Gemeinwesen (res publica) benannt werden können, aus.126 Auch haben wir ebenfalls bereits gesehen, dass Ulpian die Einzelnen (singuli) an Stelle der Privaten (privati) im Gegensatz zum öffentlichen (publicus) Verband verwendet.127 Es spricht also wohl mehr dafür, auch hier anzunehmen, dass Ulpian den Begriff der universitas nicht auf private Personenverbände ausgedehnt hat. Schwieriger zu beurteilen ist die folgende Stelle aus dem fünften Buch des Kommentars Ulpians zum prätorischen Edikt. Es ist allgemein bekannt, dass diese Stelle in sich Brüche aufweist.128 Im ersten Satz spricht Ulpian nach dem uns in den Digesten überlieferten Text von Körpern (corpora), Vereinen (collegia) und Gemeinden (civitates) im Gegensatz zu den Einzelnen. Im dritten Satz spricht er allein von einem Gemeinwesen (res publica) und später von einem Gemeinwesen (res publica) oder einer Einheit (universitas). Ulpianus libro quinto ad edictum (D. 2.4.10.4) Qui manumittitur a corpore aliquo vel collegio vel civitate, singulos in ius vocabit: nam non est illorum libertus. sed rei publicae honorem habere debet et si adversus rem publicam vel universitatem velit experiri, veniam edicti petere debet, quamvis actorem eorum constitutum in ius sit vocaturus. Wer von irgendeinem Körper oder einem Verein oder einer Gemeinde freigelassen wird, wird die Einzelnen vor Gericht laden können. Denn er ist nicht deren Freigelassener, sondern die Ehrerbietung gebührt dem Gemeinwesen und wenn er gegen das Gemeinwesen oder die Einheit klagen will, muss er die Erlaubnis nach dem Edikt erbitten, wenn auch nur deren bestellter Vertreter vor Gericht geladen werden soll.

Diese Stelle lässt verschiedene Deutungen zu. Zunächst könnte sie einen Beleg für eine Ausdehnung des universitas-Begriffs auf private Personenverbände (collegia/corpora) darstellen.129 Sie könnte aber auch im Rahmen der iustinianischen Kodifikation entweder gekürzt oder entsprechend der zu dieser Zeit geltenden Rechtslage interpoliert worden sein.

126 Ulpianus libro decimo ad edictum (D. 3.4.7. 2). Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), S. 520 geht auch hier von anderen Gemeindetypen aus. 127 Ulpianus libro sexagesimo septimo ad edictum (D. 43.1.1 pr.). 128 Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 68; Duff, Personality, S. 30 f. Vgl. auch die wenig glücklichen Erklärungsversuche bei Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 470 f. 129 So Brutti, Diritto privato, S. 244 f.

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1. Abschnitt: Entwicklung des universitas-Begriffs

Nach unseren bisherigen Ergebnissen scheint eine iustinianische Interpolation der Worte „von irgendeinem Körper oder einem Verein oder“ (corpore aliquo vel collegio vel) nicht auszuschließen zu sein.130 Dann lautete der erste Satz: „Wer von einer Gemeinde freigelassen wird, wird die Einzelnen vor Gericht laden können.“ (Qui manumittitur a civitate, singulos in ius vocabit). Dies stünde im Einklang mit dem zweiten Satz, da eine Gemeinde (civitas) als Gemeinwesen (res publica) bezeichnet werden kann.131 Die Aussage im zweiten Teil des Satzes, dass der Freigelassene, wenn er das Gemeinwesen (res publica) oder eine Einheit (universitas) verklagen will, die Erlaubnis nach dem Edikt erbitten muss, ließe dann zwei Erklärungen zu. Zunächst könnten die Kompilatoren in ihrem Bestreben, die Regelung auf alle Personenverbände auszudehnen, auch universitas im Sinne der iustinianischen Kodifikation132 ergänzt haben.133 Dann wäre aber, wie Schnorr von Carolsfeld richtig bemerkt, „vel alia/aliqua universitas“ zu erwarten.134 Zum anderen könnte universitas aber, wie wir oben gesehen haben,135 ein Gremium der Gemeindeverwaltung, wie den Dekurionenrat, bezeichnen.136 Auch diese Formulierung wäre dann immer noch unbeholfen. Es lassen sich also Argumente für die Annahme einer iustinianischen Interpolation der Worte „von irgendeinem Körper oder einem Verein oder“ (corpore aliquo vel collegio vel) anführen.137 Die durch eine solche Interpolation erreichte weitgehende Gleichstellung von öffentlichen und privaten Personenverbänden und ihre Erfassung unter einem einheitlichen Begriff der universitas würden, wie wir unten sehen werden,138 der Rechtslage zur Zeit der iustinianischen Kodifikation entsprechen. Es ist jedoch nicht von der Hand zu weisen, dass wir auch an anderer Stelle im Ediktkommentar Ulpians eine Kommentierung einer Ediktklausel finden, die sowohl öffentliche als auch private Verbände erfasst.139 Sollte dies hier der 130 So Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 105; Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 143, 151. Vgl. auch Mannino, Defensor Civitatis, S. 61 f. A. A. aber Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 5; Waltzing, Étude I, S. 455. 131 Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 105; Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), S. 520. Einschränkend Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 199 f. A. A.: Duff, Personality, S. 39, der aufgrund inschriftlichen Materials annimmt, dass res publica auch private Verbände erfassen könne. 132 Dazu vgl. 5. Abschnitt, II. 133 Orestano, Problema delle Fondazioni, S. 146. 134 Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 68. 135 Vgl. Ulpianus libro decimo ad edictum (D. 3.4.7.2). 136 Bedenken bei Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), S. 521 f. 137 Dagegen Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 199 f. 138 Dazu vgl. 5. Abschnitt, II. 139 Ulpianus libro undecimo ad edictum (D. 4.2.9.1): „... vel populus vel curia vel collegium vel corpus ...“.

VII. Universitas als Oberbegriff über öffentliche Personenverbände

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Fall gewesen sein, so müssten wir wohl annehmen, dass der uns überlieferte Text in den Digesten massive Kürzungen erfahren hat. Dann wäre aus ihm nichts mehr für die Reichweite des universitas-Begriffs zu entnehmen. Sicherheit lässt sich in dieser Frage nicht erzielen. Die Stelle ist jedenfalls ungeeignet, eine von unseren bisherigen Ergebnissen abweichende Bestimmung des universitas-Begriffs vorzunehmen.140 Eine weitere umstrittene Stelle ist uns aus dem neunten Buch Ulpians zum prätorischen Edikt erhalten. Ulpian kommentiert hier die Ediktregel zur Sicherheitsleistung der Prozessvertreter für die Genehmigung ihrer Geschäftsführung:141 Ulpianus libro nono ad edictum (D. 46.8.9) Actor a tutore datus omnimodo cavet: actor civitatis nec ipse cavet, nec magister universitatis, nec curator bonis consensu creditorum datus. Ein vom Vormund bestellter Prozessvertreter muss auf jeden Fall Sicherheit leisten. Der Vertreter einer Gemeinde muss aber nicht selbst Sicherheit leisten, ebenso wenig der Geschäftsführer einer Sachgesamtheit (im Konkursverfahren) oder der im Einvernehmen der Gläubiger eingesetzte Insolvenzverwalter.

Umstritten ist die Bedeutung des magister universitatis. Zum einen könnte es sich hierbei um den Geschäftsführer (magister) einer Einheit (universitas) im Sinne eines Personenverbandes handeln.142 Zum anderen könnte, wie schon Cujas vermutete,143 der von den Gläubigern gewählte Geschäftsführer (magister bonorum) gemeint sein.144 Der Geschäftsführer der Gläubiger (magister bonorum) bereitet den Verkauf des Vermögens (bonorum venditio) eines insolventen Schuldners vor145 und fungiert insofern als Geschäftsführer (magister) einer Sachgesamtheit (universitas rerum).

140

Demgegenüber hält Duff, Personality, S. 46 dies für möglich, wenn auch nicht für zwingend. 141 Lenel, EP, S. 98 f. 142 So Wassenaer, De collegiis et corporibus. In: Jurisprudentia antiqua, S. 429 f.; Voigt, XII Tafeln II, S. 749, Fn. 12; De Robertis, Storia II, S. 285, Fn. 105; Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 67; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 271 mit Fn. 6; Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), S. 520; Fleckner, Kapitalvereinigungen, S. 285. 143 Cujas, Paratitla ad D. 50.8 De admin. rer. ad. civ. pert. Vgl. dazu auch Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 106. 144 Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 14 f.; Solazzi, Concorso II, S. 35, 81 ff., anders noch 1916 in ders., Rappresentanza proc. dei pupilli. In: Scritti II, S. 173, Fn. 13; Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 105 f.; Boak, Master of the Offices, S. 8 und 131; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 203. 145 Vgl. Kaser/Hackl, Zivilprozessrecht, S. 395 ff. m.w.N. Zur Entstehung Behrends, Zwölftafelprozeß, S. 187 ff.

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1. Abschnitt: Entwicklung des universitas-Begriffs

Ein magister ohne nähere Amtsbezeichnung eines öffentlichen Verbandes ist in den juristischen Quellen nicht bezeugt.146 Allein eine Inschrift aus Mutina (Modena) überliefert möglicherweise einen magister municipii aus Ravenna.147 Wenn es sich dabei um einen vertretungsberechtigten Beamten der Gemeinde handeln sollte, wäre dies jedoch eine seltene Ausnahme,148 die keine Schlussfolgerung hinsichtlich unserer Stelle aus dem Kommentar Ulpians zum prätorischen Edikt zuließe. Es erscheint aber wohl ohnehin wahrscheinlicher, dass es sich bei der in der Inschrift genannten Person um einen Kultbeamten der Gemeinde gehandelt hat, der ausschließlich sakrale Funktionen ausübte.149 In Betracht kommen könnten hingegen die Vorsteher untergeordneter Verwaltungseinheiten150 (magister vici/pagi)151.152 Dann wäre an eine weitere Ausdehnung des universitas-Begriffs in bekannten Bahnen zu denken.153 Zumindest die Siedlungen (vici) bestanden rechtlich in leicht modifizierter Form bis in severische Zeit fort.154 Fraglich ist jedoch, welche Bedeutung sie noch hatten und ob es wahrscheinlich ist, dass Ulpian sie hier berücksichtigt haben sollte. Dafür könnte sprechen, dass mit der zunehmenden festen Grenzsicherung ab dem zweiten Jahrhundert nach Christus vermehrt feste Siedlungen in der Umgebung der römischen Heerlager an den Grenzen entstanden, die teilweise zunächst den Status von Siedlungen (vici) hatten.155 Bereits seit den Adoptivkaisern bemühte sich die kaiserliche Verwaltung um eine Aufwertung dieser Siedlungen.156 Jedoch mag fraglich erscheinen, ob Regelungen hin146

Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 200; Boak, Master of the Offices, S. 6. Vgl. auch zur inschriftlichen Überlieferung Chilver, Cisalpine Gaul, S. 19 und die Beispiele bei Voigt, XII Tafeln II, S. 749, Fn. 12. 147 CIL XI, 863: „mag. mun.“. Dazu Boak, Master of the Offices, S. 137; Chilver, Cisalpine Gaul, S. 19. 148 Chilver, Cisalpine Gaul, S. 19. 149 Vgl. Lex Coloniae Genetivae Iuliae CXXVIII. 150 Zur Entstehung Behrends, Bodenhoheit und priv. Bodeneigentum. In: Feldmeßkunst, S. 231. Zur republikanischen und augusteischen Zeit Bruna, Lex Rubria, S. 261 ff. Für den Prinzipat Jacques/ Scheid, Rom und das Reich I, S. 270 ff.; Tarpin, Vici et pagi, S. 140 ff.; Kolb, Rom, S. 510 ff. 151 Festus, de sign., ed. Lindsay, S. 113 und 502. Dazu Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, S. 40; Boak, Master of the Offices, S. 9; S. 135 f. m.w.N.; Bruna, Lex Rubria, S. 263 mit Fn. 26; Mitteis, RP, S. 376, Fn. 3. Magister vici: Tarpin, Vici et pagi, S. 140 ff. Magister pagi: Kornemann, Pagus. In: RE XVIII, 2, Sp. 2323 ff.; Tarpin, Vici et pagi, S. 227 f. 152 Vgl. Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 14, Fn. 31. 153 So Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), S. 520. 154 Galsterer, Vicus. In: DNP XII/2, Sp. 193; Vittinghoff, Stadtrechtsformen. In: SZ 68 (1951), S. 463; Bleicken, Verf.- und Sozialgeschichte II, S. 18 f.; Tarpin, Vici et pagi, S. 173 f. 155 Vittinghoff, Stadtrechtsformen. In: SZ 68 (1951), S. 463; Bleicken, Verf.- und Sozialgeschichte II, S. 18 f.; Jacques/ Scheid, Rom und das Reich I, S. 295 f.; Christ, Kaiserzeit, S. 456. 156 Jacques/Scheid, Rom und das Reich I, S. 295 f.

VII. Universitas als Oberbegriff über öffentliche Personenverbände

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sichtlich der Vorsteher einer Siedlung (magistri vici) für das Edikt des Stadtprätors eine Rolle spielten. Jedoch bestand auch die unterste Bezirksebene der Viertel (vici) in Rom fort.157 Es ist also durchaus möglich, dass Ulpian sich mit den Geschäftsführern solcher Siedlungen befasste. Zwar könnte Ulpian auch von dem Geschäftsführer (magister) eines privaten Verbandes als Einheit (universitas) im Gegensatz zu dem Vertreter der Gemeinde (actor civitatis) gesprochen haben.158 Da wir jedoch keinen weiteren Hinweis auf einen solchen Terminologiewandel bei Ulpian gefunden haben, scheint dies kaum wahrscheinlich. Aber auch die Annahme, es handele sich um den Geschäftsführer der Gläubiger (magister bonorum), wirft Fragen auf. So ist die Bezeichnung als magister universitatis anderweitig nicht belegt. Jedoch handelt es sich bei dem Vermögenskauf (bonorum emptio) um eine Gesamtrechtsnachfolge (per universitatem).159 Der Geschäftsführer der Gläubiger (magister bonorum) verwaltet diese Gesamtheit (universitas) des Schuldnervermögens in der letzten Phase der Vollstreckung. Ulpian könnte ihn also als Geschäftsführer der Gesamtheit des Schuldnervermögens (magister universitatis) bezeichnet haben. Für dieses Verständnis des Fragments könnte auch die Stellung neben dem Insolvenzverwalter (curator bonorum) sprechen. Jedenfalls wird teilweise angenommen, dass auch dem Geschäftsführer der Gläubiger (magister bonorum) in begrenztem Umfang ein Klagerecht zustand.160 Letzte Sicherheit lässt sich in dieser Frage nicht erzielen. Jedenfalls bietet die Stelle keinen Anlass zu der Annahme, Ulpian wäre von dem klassischen Gebrauch des universitas-Begriffs für Personenverbände, die der Sphäre des öffentlichen Rechts zuzuordnen sind, abgewichen. Wir können also abschließend festhalten, dass der Begriff der Einheit (universitas) im Recht der Personenverbände in klassischer Zeit ausschließlich solche Personenverbände erfasst, die der Sphäre des öffentlichen Rechts zuzuordnen sind.161

157

Galsterer, Vicus. In: DNP XII/2, Sp. 193; Christ, Kaiserzeit, S. 436 f.; Tarpin, Vici et pagi, S. 88 ff., 138 ff., 173 f. 158 Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 67; De Robertis, Storia II, S. 328, Fn. 120; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 314 f.; Duff, Personality, S. 39 f. 159 G. 2.97 f. 160 Behrends, Zwölftafelprozeß, S. 188, Fn. 382; Solazzi, Concorso II, S. 35, 81 ff. 161 So schon Wassenaer, De collegiis et corporibus. In: Jurisprudentia antiqua, S. 409 f.; Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 104; Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 15; Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), S. 519; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 442.

2. Abschnitt

Der Personenverband als corpus I. corpus habere und corpus ex distantibus Nachdem wir nun gezeigt haben, dass der universitas-Begriff in klassischer Zeit allein öffentliche Verbände erfasste, werden wir uns nun dem Konzept des „einen Körper haben“ (corpus habere) zuwenden. Wir haben bereits in der Einleitung gezeigt, dass Gaius seine Kommentierung der Regelungen des Provinzialedikts über die Beteiligung von Personenverbänden an Prozessen in den Provinzen1 mit einer allgemeinen Einführung in das Recht der privaten Personenverbände beginnt.2 Für unsere Zwecke genügt es an dieser Stelle vorerst, das principium in Erinnerung zu rufen. Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.) Neque societatem3 neque collegium neque huiusmodi corpus passim omnibus habere conceditur: nam et legibus et senatus consultis et principalibus constitutionibus ea res coercetur. paucis admodum in causis concessa sunt huiusmodi corpora: ut ecce vectigalium publicorum sociis permissum est corpus habere vel aurifodinarum vel argentifodinarum et salinarum. item collegia Romae certa sunt, quorum corpus senatus consultis atque constitutionibus principalibus confirmatum est, veluti pistorum et quorundam aliorum, et naviculariorum, qui et in provinciis sunt. Weder eine Gesellschaft noch einen Verein noch sonst einen Körper dieser Art zu haben, wird jedem ohne weiteres zugestanden. Denn dies wird sowohl durch Gesetze als auch durch Senatsbeschlüsse und Kaiserkonstitutionen beschränkt. Es sind nur in ganz wenigen Fällen solche Körper zugestanden worden, wie es zum Beispiel den Gesellschaftern der Gesellschaften zur Eintreibung öffentlicher Abgaben gestattet ist, einen Körper zu haben, oder denen der Gold- oder Silberbergwerke oder zur Salzgewinnung. Ebenso sind die Vereine Roms bestimmt, deren Körper durch Senatsbeschlüsse und Kaiserkonstitutionen bestätigt sind, wie zum Beispiel der der Bäcker und etlicher anderer und der der Reeder, die es auch in den Provinzen gibt.

Gaius erörtert hier die Frage, inwieweit es privaten Personenverbänden erlaubt war, einen Körper zu haben (corpus habere). Dabei stellt sich die Frage, was es für einen römischen Juristen bedeutete, wenn es einem Personenver1 Dazu Radin, Legislation, S. 106; Kreller, Zwei Stellen. In: Atti Verona, S. 4; Sirks, Qui annonae serviunt, S. 171; ders., Food for Rome, S. 87. 2 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.-1). Dazu Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), S. 522; Lenel, EP, S. 100 f. Vgl. auch Behrends, Rechtsformen In: IP II, S. 679. 3 Zur Korrektur der Lesart „societas“ der Florentina vgl. unten 2. Abschnitt, III. 3. b) bb).

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

band erlaubt war, einen Körper zu haben (corpus habere). Zu diesem Zweck soll die Vorstellung der römischen Juristen von Körperlichkeit näher untersucht werden. Hier gewinnt insbesondere eine Stelle aus dem dreißigsten Buch des Pomponius, eines Zeit-4 und Schulgenossen5 des Gaius in der sabinianischen Schule,6 Bedeutung:7 Pomponius libro trigensimo ad Sabinum (D.41.3.30 pr.): Rerum mixtura facta an usucapionem cuiusque praecedentem interrumpit, quaeritur. tria autem genera sunt corporum, unum, quod continetur uno spiritu et Graece  vocatur, ut homo tignum lapis et similia: alterum, quod ex contingentibus, hoc est pluribus inter se cohaerentibus constat, quod  vocatur, ut aedificium navis armarium: tertium, quod ex distantibus constat, ut corpora plura non soluta, sed uni nomini subiecta, veluti populus legio grex. (…) Ob eine erfolgte Vermischung eine bereits begonnene Ersitzung unterbricht, ist fraglich. Es gibt nämlich drei Arten von Körpern, eine, die von einem Geist umschlossen wird und im Griechischen  genannt wird, wie ein Mensch, ein Balken, ein Stein und ähnliches, eine zweite, die aus zusammengesetzten, das heißt mehreren unter einander zusammenhängenden Körpern besteht, die  genannt wird, wie ein Gebäude, ein Schiff oder ein Schrank und eine dritte, die aus getrennten Körpern besteht, wie mehrere Körper, die nicht voneinander losgelöst sind, sondern einem Begriff untergeordnet werden, wie zum Beispiel ein Volk, eine Legion oder eine Herde. (...)

Pomponius beruft sich hier auf eine griechische Lehre zur Erörterung eines Problems des Ersitzungsrechts. Diese Lehre beinhaltet einen dreigliedrigen Körperbegriff, der Körper verschiedener Einheitsgrade umfasst. Darunter sind auch Personenverbände, wenn auch keine im Privatrecht relevanten,8 als aus getrennten Einzelkörpern bestehende Gesamtkörper (corpora ex distantibus) erfasst. Damit könnte uns Pomponius einen Hinweis auf das auch bei seinem Zeitgenossen Gaius vorliegenden Verständnis von Körperlichkeit geben.9 Dafür spricht, dass diese Lehre wohl auch von dem sabinianischen Schuloberhaupt Iulianus,10 dem Lehrer des Gaius,11 und später von dem Juristen Paulus12 verwandt wurde und bis auf die Zeit der Kodifikation unter Kaiser Iustinian13 in Gebrauch war. Da es sich bei der von Pomponius verwandten 4

Kunkel, Herkunft und soziale Stellung, S. 170 f.; Honoré, Gaius, S. 26. Behrends, Gemeinsame Sachen In: IP II, S. 619; Honoré, Gaius, S. 25. 6 Kunkel, Herkunft und soziale Stellung, S. 189; Honoré, Gaius, S. 18, 25. 7 Vgl. aber auch Paulus libro vicensimo primo ad edictum (D. 6.1.23.5) und Iulian in I. 2.20.18. 8 Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 4 ff.; Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 177. 9 Vgl. Martini/Pietrini, Appunti, S. 60 f. 10 I. 2.20.18. Die von Baron, Gesammtrechtsverhältnisse, S. 30 nicht näher begründeten Zweifel an der Echtheit des Zitats erscheinen unhaltbar. 11 Honoré, Gaius, S. 30. 12 Paulus libro vicensimo primo ad edictum (D. 6.1.23.5). 13 I. 2.20.18. 5

I. corpus habere und corpus ex distantibus

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Lehre ausdrücklich um eine griechische Lehre handelt, ist vorliegend mit der Rezeption einer philosophischen Lehre zu rechnen. So ist es heute allgemein anerkannt, dass es sich bei der von Pomponius verwandten Lehre um stoisches Gedankengut handelte.14 Dieses Ergebnis gilt, es im Folgenden zu überprüfen und gegebenenfalls zu präzisieren. Dazu sollen nun zunächst in einem ersten Schritt die Konzepte von Körperlichkeit, die die vier großen hellenistischen Philosophenschulen – die Akademie, der Peripatos, die Epikureer und die Stoa – lehrten, dargestellt werden.15 Die Untersuchung wird zeigen, dass es sich bei dem bei Pomponius verwandten Konzept im Kern tatsächlich um die stoische Lehre von den Einheitsgraden der Körper in ihrer mittelstoischen Ausprägung handelt. Um die weitere Wirkung der Rezeption der stoischen Vorstellung würdigen zu können, werden wir uns im Detail mit der stoischen Lehre von den Einheitsgraden der Körper auseinandersetzen. Dabei werden wir ihre Konzeption, Entwicklung und Einbettung in die stoische Lehre erörtern. Zudem werden wir auch die konkurrierenden Vorstellungen von Körperlichkeit herausgearbeitet, um in der weiteren Analyse der juristischen Quellen stoische Einflüsse gegenüber anderen Einflüssen soweit erforderlich abgrenzen zu können.16 Ein weiterer wichtiger Punkt wird die Betrachtung der akademisch-skeptischen Kritik an der stoischen Körperlehre sein.17 Wie die Untersuchung der Rezeption der philosophischen Konzepte in der römischen Rechtswissenschaft zeigen wird,18 stellten diese Angriffe auf die stoische Lehre auch die Grundlage der Diskussion der ontologischen Grundlagen juristischer Konzepte dar.

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Göppert, Gesammt-Sachen, S. 7 ff., insb. S. 14; Costa, Filosofia greca, S. 25; Sokolowski, Phil. im PrivatR I, S. 48 ff.; Fadda/Bensa, Windscheid pandette I, S. 445; Vernay, Servius, S. 100 ff.; Hägerström, Obligationsbegriff I, S. 238, Fn.1, S. 245, Fn. 2, S. 251; Olivecrona, Juridisk person, S. 64; ders., Corporations. In: Three essays, S. 20 ff.; Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 177 ff.; Kübler, Rez.: Schnorr v. Carolsfeld, Gesch. d. Jurist. Pers. I. In: KritV 27 (1934), S. 112 ff.; Longo, Cose, S. 28 ff.; Ehrhardt, Corpus Christi I. In: SZ 70 (1953), S. 308 ff.; Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 42 f.; De Visscher, Les édits, S. 93; Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 131; Grosso, Problemi sistematici, S. 90 ff.; Talamanca, Genus-species. In: Filosofia Greca e diritto Romano II, S. 110, Fn. 331; Hammerstein, Herde, S. 4 ff.; Wieacker, RRG I, S. 648 f.; Daubermann, Sachgesamtheit, S. 12; Behrends, Subjektivität. In: IP I, S. 386, Fn. 47; ders., Spezifikationslehre. In: SZ 112 (1995), S. 221, Fn. 37; ders., Vertragsgedanke im römischen Gesetzesbegriff. In: Gesetz und Vertrag I, S. 47 mit Fn. 74; Bretone, Fondamenti, S. 80; Schermaier, Materia, S. 215 f.; Alexander, Anstalten und Stiftungen, S. 5 f.; Johnston, Jurists. In: Cambr. Hist. of Gr. and Rom. Polit. Thought, S. 630. 15 2. Abschnitt, II. 16 2. Abschnitt, II. 2., 3., und 4. 17 2. Abschnitt, II. 6. 18 Dazu im 2. Abschnitt, IV.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

In einem zweiten Schritt sollen die erhaltenen juristischen Quellen, die das Recht der Personenverbände erörtert oder Hinweise zu seinem Verständnis geben, auf Einflüsse der zuvor erörterten philosophischen Konzepte untersucht werden.19 Hierbei erlangen natürlich insbesondere direkte Zitate philosophischer Lehren in den juristischen Quellen Gewicht. Wo diese fehlen, erscheint es aber zulässig, auch weitreichende konzeptionelle Parallelen heranzuziehen. Unsere Untersuchung wird zeigen, dass das juristische Konzept des „einen Körper haben“ (corpus habere), wie die oben erörterte Stelle aus dem Sabinuskommentar des Pomponius,20 durch die im Folgenden21 erörterte stoische Vorstellung von den aus getrennten Einzelkörpern bestehende Gesamtkörper (  ) in ihrer mittelstoischen Form geprägt ist.22 Zudem werden wir erkennen, dass die juristische Lehre von den Personenverbänden als Körpern (corpora) unter dem Einfluss akademisch-skeptischer Kritik an der stoischen Körperlehre modifiziert wurde.23 Nachdem wir die durch die Rezeption philosophischer Konzepte geprägten Grundlagen des Rechts der Personenverbände erörtert haben, werden wir in diesem Abschnitt die weitere Entwicklung der juristischen Lehren vor dem Hintergrund dieser Anschauungen untersuchen.24 Wir werden zeigen, dass insbesondere epigraphische Quellen gelegentlich einen laienhaften Sprachgebrauch aufweisen, der mit den juristischen Konzepten nicht in Einklang stand.25 Weiter werden wir erkennen, dass dieser Sprachgebrauch über die Sprache der kaiserlichen Kanzlei Einfluss auf die juristische Terminologie erlangte.26 Zum Abschluss dieses Abschnitts werden wir die Lösung der nachklassischen Juristen für die mit der neuen Terminologie einhergehenden Probleme untersuchen.27

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2. Abschnitt, III., IV., V.; 4. Abschnitt. Pomponius libro trigensimo ad Sabinum (D.41.3.30 pr.). 21 2. Abschnitt, II. 5. 22 2. Abschnitt, III. 2. und 3. 23 Dazu im 2. Abschnitt, IV. 24 2. Abschnitt, VI., VII. und VIII. Fortsetzung im 5. Abschnitt. 25 2. Abschnitt, VI. 26 2. Abschnitt, VII. 27 2. Abschnitt, VIII. 20

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

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II. Vorstellungen von Körperlichkeit 1. Griechische Philosophie in Rom Wir werden nun versuchen, den geistigen Hintergrund der Dreiteilung des Körperbegriffs bei Pomponius,28 Iulianus29 und Paulus30 näher zu beleuchten. Wie wir von Pomponius ausdrücklich erfahren, handelt es sich um eine griechische und damit wohl um eine philosophische Lehre. Auch wenn allgemein angenommen wird, dass es sich hierbei um eine stoische Lehre handelte,31 sollen im Folgenden mögliche Einflüsse anderer Schulen nicht außer Betracht bleiben. Wir werden also zunächst die dogmatischen32 Lehren der vier großen hellenistischen Philosophenschulen zu untersuchen haben, die sich ab der Mitte des zweiten Jahrhunderts vor Christus auch in Rom etablierten. Dabei handelt es sich um die platonische Akademie, die jedoch seit Arkesilaos von Pitane (Scholarch ca. 268–241 v. Chr.33) zum Skeptizismus übergegangen war34, den Peripatos, der aus der Lehre des Aristoteles (384–322 v. Chr.35) hervorgegangen war, den Epikureismus, der auf die Lehre des Epikuros von Samos (341–270 v. Chr.36) zurückging und die Stoa, die durch Zenon von Kition (332–262 v. Chr.) gegründet wurde.37 Die kleineren sokratischen Schulen leg28

Pomponius libro trigensimo ad Sabinum (D. 41.3.30 pr.). I. 2.20.18. 30 Paulus libro vicensimo primo ad edictum (D. 6.1.23.5). 31 Göppert, Gesammt-Sachen, S. 7 ff., insb. S. 14; Costa, Filosofia greca, S. 25; Sokolowski, Phil. im PrivatR I, S.48 ff.; Fadda/Bensa, Windscheid pandette I, S. 445; Vernay, Servius, S. 100 ff.; Hägerström, Obligationsbegriff I, S. 238, Fn.1, S. 245, Fn. 2, S. 251; Olivecrona, Juridisk person, S. 64; ders., Corporations. In: Three essays, S. 20 ff.; Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 177 ff.; Ehrhardt, Corpus Christi I. In: SZ 70 (1953), S. 308 ff.; Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 42 f.; De Visscher, Les édits, S. 93; Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 131; Talamanca, Genus-species. In: Filosofia Greca e diritto Romano II, S. 110, Fn. 331; Hammerstein, Herde, S. 4 ff.; Wieacker, RRG I, S. 648 f.; Behrends, Subjektivität. In: IP I, S. 386, Fn. 47; ders., Spezifikationslehre. In: SZ 112 (1995), S. 221, Fn. 37; Bretone, Fondamenti, S. 80; Schermaier, Materia, S. 215 f. 32 Unter dogmatischen Lehren sind hier im Sinne der antiken Doxographie die Lehren der Schulen zu verstehen, die Aussagen über nicht offensichtliche Dinge trafen und diese für beweisbar hielten. Vgl. Sext. Emp., Pyrrh. Hyp. 1, 13 ff.; Diog. Laert., vit. phil. 1, 16. Dazu Striker, Pyrrh. und Akad. In: Phronesis 26 (1981), S. 156; Barnes, Sextan Scept. In: Maieusis, S. 324 f.; Gould, Being, the World and Appearance. In: Review of Metaphysics 28 (1974), S. 265. 33 Szlezák, Akademeia. In: DNP I, Sp. 383. 34 Szlezák, Akademeia. In: DNP I, Sp. 383. Gigon, Neue Akademie. In: Mus. Helv. 1 (1944), S. 49 ff. 35 Frede, Aristoteles. In: DNP I, Sp. 1134 f. 36 Erler, Epikuros. In: DNP III, Sp. 1130 f. 37 Pohlenz, Stoa I, S. 22 ff. 29

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

ten ihren Schwerpunkt im Wesentlichen auf die Ethik, Logik und Erkenntnistheorie, so dass uns keine weitergehenden Zeugnisse physischer oder metaphysisch-ontologischer Lehren, die für die Erörterung der vorliegenden Fragen von Interesse sein könnten, erhalten sind.38 Anschließend soll die skeptische Kritik an den dogmatischen Lehren erörtert werden. So können wir mögliche Einflüsse skeptischer Kritik auf die Rezeption erkennen und erklären. 2. Platon und die Akademie Unsere Untersuchung beginnt mit Platon als dem ersten Gründer einer hellenistischen Philosophenschule, der Akademie.39 Dabei ist zu beachten, dass die platonische Lehre einen anderen Ansatz verfolgt als die uns bei Pomponius,40 Iulianus41 und Paulus42 begegnende Dreiteilung des Körperbegriffs. Während es sich bei dieser Einteilung um eine Gliederung der Phänomene in der Wahrnehmungswelt handelt, interessiert Platon vornehmlich das begriffliche Wesen hinter den Phänomenen der wahrnehmbaren Welt. Dieses ewige unwandelbare Sein (/  ) ist für Platon der alleinige Gegenstand des Wissens (), nach dem ein Philosoph strebt. Die Schattenwelt der Wahrnehmung () ist der Bereich des unbeständigen Wandels, des Werdens (), und lässt nur Meinungen (), aber kein Wissen (), zu.43 Erst in seinem Spätwerk befasst sich Platon vertieft mit der wahrnehmbaren Welt des Werdens. Er versucht das Wahrscheinliche ( )44, als die bestmögliche Aussage über das Werden der Wahrnehmungswelt, zu ermit38

Zu den Megarikern, insbesondere Euklides: Döring, Megariker, S. 84 ff.; Zeller, Phil. d. Griech. II, 1, S. 257. Zu den Kyrenaikern: Döring, Aristipp und die Kyrenaiker; Zeller, Phil. d. Griech. II, 1, S. 344 ff. Zu den Kynikern: Zeller, Phil. d. Griech. II, 1, S. 289 ff. Zu deren Rezeption in Rom: Billerbeck, Demetrius, S. 3 ff. Eine Ausnahme unter den Kynikern bildete ihr Gründer Antisthenes, der eine staatstheoretische Abhandlung verfasste, die jedoch auch im Wesentlichen ethischen Charakter hatte. Dazu Nestle, Sokratiker, S. 15 f., 84 f.; Patzer, Antisthenes, S. 92 ff. 39 Die Werke Platons werden nach der Stephanus-Paginierung zitiert. Zur Kenntnis des platonischen Werks in Rom kann pauschal auf die philosophischen Schriften Ciceros verwiesen werden, vielleicht insbesondere auf seine Übersetzung des platonischen Timaios. Dazu Lambardi, Il Timaeus ciceroniano; Hermann, De interpretatione Timaei. 40 Pomponius libro trigensimo ad Sabinum (D. 41.3.30 pr.). 41 I. 2.20.18. 42 Paulus libro vicensimo primo ad edictum (D. 6.1.23.5). 43 Plat., Soph. 248 a, 254 a; Theait. 184 b ff.; Phd. 65 d ff.; Tim. 27 d ff., 35 a; 51 b ff. Dazu Taylor, Commentary Tim., S. 61 ff.; Thiel, Xenokrates, S. 140 ff.; Prior, Unity and Development, S. 29 ff., 89 ff. Zur ontologischen Dimension Gloy, Naturphil. im Tim., S. 11 ff. 44 Plat., Tim. 29 b f. Dazu von Kutschera, Platons Phil. III, S. 45 f.; Taylor, Commentary Tim., S. 59 f.; Gloy, Naturphil. im Tim., S. 34 ff.

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

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teln.45 Dabei definiert er die gewordenen Dinge () als körperlich (), sichtbar () und ertastbar ().46 Den gewordenen Dingen () liegen geometrische Körper, die mit den Elementen identifiziert werden zu Grunde.47 Im Rahmen seiner Kosmologie unterscheidet Platon zwischen den vergänglichen, aus bestimmten Anteilen an Elementen zusammengesetzten Körpern ( ) innerhalb der Welt und der Welt als Ganzem aus allen Ganzen (   ), das heißt aus der Gesamtheit der vorhandenen Elemente.48 Diese Einteilung lässt jedoch keinen Platz für die hier untersuchte Dreiteilung weltimmanenter Körper. Zwar vergleicht Platon in seiner Politeia den Idealstaat mit einem menschlichen Körper.49 Hierbei handelt es sich jedoch ausschließlich um ein Vergleichsbild ().50 Die hier untersuchte Dreiteilung des Körperbegriffs findet keine Stütze in der platonischen Philosophie.51 Unter Platons Schülern wäre allein aus der alten Akademie bis zum Übergang zum Skeptizismus unter Arkesilaos von Pitane (Scholarch ca. 268–241 v. Chr.52) ein dogmatischer Ansatz zu erwarten, der einen selbstständigen Beitrag zur vorliegenden Frage leisten konnte. Die unter Antiochos von Askalon (ca. 125–68 v. Chr.53) zum Dogmatismus zurückgekehrte Akademie war in erheblichem Maße von der Stoa abhängig.54 Die Vertreter der alten Akademie, insbesondere seine Nachfolger im Scholarchat Speusippos (Scholarch 347– 339 v. Chr.55) und Xenokrates (Scholarch 339–314 v. Chr.56), wichen zwar in entscheidenden Punkten von Platon ab. Sie entwickelten die platonische Lehre

45 Plat., Tim. 31 b ff. Dazu von Kutschera, Platons Phil. III, S. 42 f., 45 f.; Prior, Unity and Development, S. 90 f. Zu den Gründen Sayre, Late ontology, S. 13 ff., 187. 46 Plat., Tim. 28 b, 31 b. Dazu Taylor, Commentary Tim., S. 62, 88. 47 Plat., Tim. 53 c ff. Dazu Taylor, Commentary Tim., S. 361 f. 48 Plat., Tim. 33 a. 49 Plat., Pol. 462 c; 464 b. 50 Plat., Pol. 464 b. 51 Teilweise anderer Ansicht ist Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 51. 52 Szlezák, Akademeia. In: DNP I, Sp. 383; Zumpt, Bestand der philosophischen Schulen. In: Abh. d. Königl. Akad. d. Wiss. Berlin 1842, S. 65. 53 Szlezák, Akademeia. In: DNP I, Sp. 385. Vgl. auch Zumpt, Bestand der philosophischen Schulen. In: Abh. d. Königl. Akad. d. Wiss. Berlin 1842, S. 67 f. 54 Szlezák, Akademeia. In: DNP I, Sp. 385. 55 Szlezák, Akademeia. In: DNP I, Sp. 383; Zumpt, Bestand der philosophischen Schulen. In: Abh. d. Königl. Akad. d. Wiss. Berlin 1842, S. 64. 56 Szlezák, Akademeia. In: DNP I, Sp. 383; Zumpt, Bestand der philosophischen Schulen. In: Abh. d. Königl. Akad. d. Wiss. Berlin 1842, S. 64 f.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

jedoch in einer Richtung weiter, die für unsere Untersuchungen zu keinem anderen Ergebnis führt.57 3. Aristoteles und der Peripatos Der zweite große hellenistische Denker, den es zu betrachten gilt, ist Aristoteles58, der Gründer des Peripatos.59 Sein Werk wird allgemein in die heute im Wesentlichen verlorenen, sogenannten exoterischen Schriften, veröffentlichte, sorgfältig ausgearbeitete Jugendwerke und die in unseren heutigen Ausgaben enthaltenen, esoterischen Schulschriften, die nur für den schulinternen Verkehr bestimmt waren, unterteilt.60 Die aristotelische Philosophie wird in Rom jedenfalls spätestens Anfang des ersten Jahrhunderts vor Christus bekannt, als Sulla die Bibliothek des Apellikon nach Rom brachte.61 Aristoteles unterscheidet mathematische Körper (   ) und natürlich vorkommende Körper (  ).62 Mathematische Körper werden als durch Flächen begrenzt      63) und in drei Richtungen bestimmt (       64;          65) definiert und sind Objekte abstrakter Betrachtung66. Der mathematische Körper besteht also nur auf begrifflicher Ebene (). Der Gegenstand der menschlichen Wahrnehmung ist hingegen der natürliche Körper (  ). Er ist ertastbar () und daher wahr-

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Cherniss, Ältere Akademie, S. 44 ff.; Tarrant, Plato’s first Interpreters, S. 21 f. Zur Konzeption physischer und ideeller Körper bei Speusippos Tarán, Seusippus, S. 30 f. Zum Seinsbegriff bei Speusippos Metry, Speusippos, S. 111 ff. Zur Lehre des Xenokrates Thiel, Xenokrates, S. 226 ff. 58 Alle Stellen aus dem Werk des Aristoteles werden nach Aristotelis opera, Ex rec. Immanuelis Bekkeri ed. Acad. regia Borussica in 5 Bd., Berlin 1831–1870 zitiert. Die Abkürzungen folgen Bd. 5 Index Aristotelicus ed. Hermannus Bonitz, Berlin 1870. 59 Zur aristotelischen Lehre schon Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 190 und S.192 ff. 60 Moraux, Arist. bei den Griech. I, S. 6 ff. 61 Moraux, Arist. bei den Griech. I, S. 18; Lord, Arist. Corpus. In: AJPh 107 (1986), S. 140. Mit einer Rezeption aristotelischer Logik im römischen Recht rechnet Coing, Einfluß der Phil. des Arist. In: SZ 69 (1952), S. 29 ab dem 2. Jh. v. Chr. 62 Rolfes, Philosophie des Aristoteles, S. 50. 63 Arist.,   5, 204 b 5. 64 Arist.,   5, 204 b 20. 65 Arist.,   6, 1016 b 27. 66 Arist.,   2, 193 b 31 ff.:                                  Vgl. auch Arist.,   10, 1036 a 2 ff. Dazu Brandis, Entwicklung der griechischen Philosophie I, S. 410.

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

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nehmbar ( )67 und wird durch seinen Stoff () und seine Form () definiert.68 Dem natürlich vorkommenden Körper liegt in der Regel ein mathematischer Körper als Teil seiner Formbestimmung zu Grunde.69 Die natürlichen Körper unterteilt Aristoteles weiter nach ihrer stofflichen Zusammensetzung (  )70 in einfache () Körper und zusammengesetzte () beziehungsweise gemischte () Körper.71 Einfache Körper ( ) bestehen nur aus einem Element ().72 Die zusammengesetzten ( ) oder gemischten Körper ( ) bestehen aus mehreren unterschiedlichen Elementen (), also einfachen Körpern73 oder wiederum zusammengesetzten Körpern74. Hierunter fallen sowohl solche Körper, die erkennbar aus mehreren Teilen zusammengesetzt sind, wie eine Liege oder ein Haus,75 als auch solche, deren Zusammensetzung nicht offensichtlich nach außen in Erscheinung tritt, wie ein Lebewesen.76 Bei den zusammengesetzten oder gemischten Körpern unterscheidet Aristoteles dann weiter solche, deren Gestalt () von Natur aus besteht () und solchen, bei denen die künstlich herbeigeführt wird ().77 Hier stellt sich die Frage, ob Aristoteles auch eine in irgendeiner Weise verfasste Mehrheit von Personen als zusammengesetzten Körper ( ) anerkannt hat. Eine solche verfasste Mehrheit heißt bei Aristoteles Gemeinschaft ().78 Als Beispiel einer Gemeinschaft behandelt Aristoteles unter anderen die Polis79 sowie den Chor.80 Zudem zählt Aristoteles als weitere Gemeinschaften, die ihrerseits Teile der Stadt oder des Staates () bilden, Bruderschaften (  ), Priester-

67 Arist.,   12, 434 b 13 f.;  7, 7 b 36. Dazu Brandis, Entwicklung der griechischen Philosophie I, S. 486 f. 68 Arist.,   2, 194 a 12 f. Dazu Rolfes, Philosophie des Aristoteles, S 55. 69 Arist.,   2, 193 b 23 ff.;   6, 1045 a 7 ff. 70 Arist.,   2, 1042 b 16. 71 Arist.,   2, 268 b 26 ff. Die in Arist.,   , insbesondere 328 a 5 ff. dargestellte Differenzierung wird nicht immer konsequent durchgehalten. 72 Arist.,   1, 192 b 10 f.;   2, 268 b 27 ff. (Dazu Steinmetz, Elementenlehre. In: Naturphil., S. 226.); Arist.,   3, 302 a 10 ff. 73 Arist.,   1, 192 b 19 f.;   2, 268 b 27 f.,  3, 302 a 15 ff.;   8;   1, 646 a 14 ff. Vgl. Steinmetz, Elementenlehre. In: Naturphil., S. 232 f. 74 Arist.,   4, 381 b 24 ff.;   1, 646 a 23 f. 75 Arist.,   1, 192 b 16 ff.;   2, 1043 a 15. 76 Arist.,   13, 435 a 1 ff.;   1, 646 a 21 ff.;   8, 1017 b 11 f. 77 Arist.,   1, 192 b 16 ff., 193 a 31 ff. 78 Arist.,   3, 1276 b 1 ff. 79 Arist.,   1, 1252 a 1. 80 Arist.,   3, 1276 b 4 ff.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

schaften (  ) und wirtschaftlichen Vereinigungen ( ) auf.81 Die Gemeinschaft () stellt einen Fall der Verbindung () dar.82 Fraglich ist jedoch, ob jede Verbindung () zur Entstehung eines neuen zusammengesetzten Körpers ( ) führt. Zur Beantwortung dieser Frage ist es erforderlich, die Stelle, an der Aristoteles die Gemeinschaft () als Unterfall der Verbindung () behandelt, näher zu betrachten. Aristoteles,   3, 1276 b 1 ff.:                                                                                Denn wenn die Polis eine Gemeinschaft ist, dann ist sie die Gemeinschaft der Bürger und es scheint notwendig so zu sein, dass sie, wenn die Verfassung der Art nach eine andere wird und von der früheren verschieden ist, wohl auch nicht die selbe Polis bleibt, wie wir auch von einem Chor, der bald als komischer, bald als tragischer auftritt, sagen, es sei ein anderer, auch wenn es oftmals die selben Menschen sind. Ebenso ist jede andere Gemeinschaft und Verbindung, wenn die Art der Verbindung eine andere ist, eine andere, wie wir zum Beispiel eine Verbindung der gleichen Einzeltöne eine andere nennen, wenn es sich bald um eine Dorische, bald um eine Phrygische handelt.

Für eine Auffassung der Polis als körperlich könnte sprechen, dass sie ihrerseits aus zusammengesetzten Körpern ( ), den Bürger () als Lebewesen (),83 zusammengesetzt ist.84 Jedoch besteht hier das verbindende Element nicht in einer stofflichen Verbindung (  ), sondern in einem gemeinsamen Zweck ( , )85, der sich in der Freundschaft () der Mitglieder untereinander in einer der jeweiligen Verfassung oder Verbindung entsprechenden Form86 manifestiert.87 Auch führt Aristoteles hier zu Vergleichszwecken als Fall einer Verbindung () keines der typischen Beispiele für zusammengesetzte Kör81

Arist.,   9, 1241 b 25 ff. Arist.,   3, 1276 b 8. 83 Arist.,   13, 435 a 1 ff.;   1, 646 a 21 ff. 84 Arist.,   3, 1276 b 2. 85 Arist.,   1, 1252 a 1 ff.,   4, 1278 b 22 ff.,   5, 1280 b 33 ff.;   11, 1160 a 8 ff.; dazu Kamp, Politische Philosophie, S. 95, 107. 86 Arist.,   11, 1160 a 29 f.;   13, 1161 a 10. 87 Arist.,   5, 1280 b 39 f.;   9, 1159 b 26 ff. Vgl. Weber-Schäfer, Aristoteles, S. 110. Dazu auch Koslowski, Politik und Ökonomie, S. 43. Zum Verfassungsbegriff Frede, Staatsverf. In: Arist., Pol., S. 76 ff. 82

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

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per ( )88 an, sondern eine Tonfolge (  ). Dabei handelt es sich um eine nicht stoffliche Verbindung unkörperlicher Teile.89 Es zeigt sich also, dass nicht jedes Produkt einer Verbindung () als zusammengesetzter Körper ( ) aufzufassen ist. Dies setzt vielmehr voraus, dass die Verbindung () durch eine stoffliche Verbindung (  ) einen einheitlichen zusammengesetzten oder gemischten Körper hervorbringen. Aristoteles,   2, 1042 b 15 ff.:                                      Es scheint aber viele Wesensunterscheidungen zugeben, wie zum Beispiel die Unterscheidung nach der Zusammensetzung des Stoffes. Ein Beispiel hierfür ist die Verbindung durch Mischung, wie beim Honigtrank, oder durch die Bindung, wie bei einem Bündel, oder durch Leim, wie bei einem Büchlein, oder durch einen Nagel, wie bei einem Kistchen, oder durch mehreres von diesen.

Hier führt also die stoffliche Verbindung (  ) zur Herstellung eines zusammengesetzten Körpers ( ). Ein solcher zusammengesetzter Körper ( ) bildet nach der Definition im fünften Buch der Metaphysik eine Einheit (), indem er nur zu einer einheitlichen Bewegung (    ) fähig und damit stetig () ist.90 Zudem erfüllt er auch, wie die angeführten Beispiele zeigen, die Forderung, dass jeder Körper ertastbar ()91 sein müsse. Somit kommt ihm als Teil der wahrnehmbaren Welt92 ein zusammengesetztes Sein ( ) als verbundenes Ganzes () zu.93 Demgegenüber bildet die Polis, als erste94 und eigentlichste ()95 Gemeinschaft (), zwar ein Ganzes (96, da sie ihre Bürger, die ihrerseits als Menschen einheitliche Wesen darstellen, umfasst.97 Im Gegensatz zur Verbindung zwischen Herrn und Sklaven zum Beispiel ist sie jedoch selbst keine Einheit ( ).98 Dies ergibt sich daraus, 88

Arist.,   2, 1042 b 15 ff. Töne () werden als Geräusche () nicht körperlich durch unmittelbare Berührung, sondern als Bewegung eines Mediums mittelbar wahrgenommen. Arist.,   8, 419 b 4 ff. 90 Arist.,   6, 1015 b 36 ff. 91 Arist.,   12, 434 b 13;  7, 7 b 36. 92 Arist.,   2, 1042 b 11:     . 93 Arist.,   2, 1043 a 30 f. 94 Arist.,   2, 1252 b 31. 95 Arist.,   2, 1252 a 5. 96 Arist.,   2, 1253 a 20. 97 Arist.,   6, 1023 b 26 ff. 98 Arist.,   9, 1241 b 18 ff. 89

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

dass der Sklave notwendig das Schicksal seines Herrn teilt, die Bürger einer Polis jedoch nicht das der Polis.99 Daher wird der Sklave nur als Teil seines Herrn, der seinerseits eine Einheit bildet, angesehen, während die Bürger nur eine lose Zweckgemeinschaft bilden, die sich gerade dadurch auszeichnet, dass sie keine Einheit bildet, sondern ihrer Natur nach eine Vielheit darstellt.100 Auch fehlt einer nicht körperlich verbundenen Gesamtheit in der Regel die nach der Definition in der Metaphysik geforderte einheitliche Bewegung.101 Damit wendet sich Aristoteles ausdrücklich gegen die Lehre Platons vom Idealstaat,102 der eine möglichst weitgehende dem menschlichen Körper vergleichbare Einheit bilden soll.103 Zwar finden sich auch bei Aristoteles an einigen Stellen Vergleiche der Polis mit dem menschlichen Körper.104 Dies ergibt sich jedoch aus dem jeweiligen Kontext und darf nicht zu weitergehenden Schlüssen verleiten. Eine körperliche Auffassung der Gemeinschaft () war Aristoteles also fremd. Eine für die vorliegende Untersuchung entscheidende Wandlung der aristotelischen Körperlehre oder des Gemeinschaftsverständnisses im Peripatos ist nicht ersichtlich.105 So findet sich noch bei Areios Didymos eine Darstellung der peripatetischen Körperlehre, die mit der des Aristoteles übereinstimmt.106 Ein unmittelbar aristotelisch-peripatetischer Einfluss auf die von Pomponius,107 Iulianus108

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Dieses Argument wird später von den skeptischen Kritikern der stoischen Körperlehre aufgegriffen. Vgl. Sext. Emp., adv. math. 9, 78. 100 Arist.,   1, 1261 a 17 ff. 101 Arist.,   6, 1015 b 36 ff. 102 Dazu Koslowski, Politik und Ökonomie, S. 33 ff. 103 Plat., Pol.  10, 462 c;  12, 464 b. 104 Arist.,   2, 1253 a 20 f.;  3, 1302 b 35 ff. 105 Zum Fortwirken der aristotelischen Schriften im Peripatos: Lord, Arist. Corpus. In: AJPh 107 (1986), S. 137 ff. Für Theophrastos zur Elementenlehre: Steinmetz, Elementenlehre. In: Naturphil., S. 244 ff. Zur wechselseitigen Beeinflussung: Gaiser, Theophr. in Assos, S. 87 ff. Zur Körperlehre und deren Weiterentwicklung: Steinmetz, Physik, S. 148 ff. Vgl. auch die Quellen bei Fortenbaugh et al., Theophr. I, S. 298 ff. Dazu Sharples/Gutas, Theophr. III.1, S. 41 ff. Siehe auch Simpl., comm. in Arist. phys., S. 9, 7 ff., ed. Diels; Philop., comm. in Arist. phys., S. 4, 8 ff., ed. Vitelli. Dazu Laks, Début d’une physique. In: Theophrastus, S. 144 ff.; Haas, Theophrastus on Composition. In: Theophrastus, S. 171 ff. Vgl. auch Fortenbaugh et al., Theophr. II, Frgm. 278, 426. Zum verbindenden Element menschlicher Gemeinschaften: Fortenbaugh et al., Theophr. II, Frgm. 531. Zur Freundschaft als Manifestation der Verbindung: Fortenbaugh et al., Theophr. II, Frgm. 533. 106 Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.14.1c, ed. Wachsmuth I, S. 141, Z. 7 ff. Dazu Moraux, Arist. bei den Griech. I, S. 283. 107 Pomponius libro trigensimo ad Sabinum (D. 41.3.30 pr.). 108 I. 2.20.18.

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und Paulus109 verwandte Dreiteilung des Körperbegriffs ist also auszuschließen.110 4. Epikur und der Garten Der dritte mögliche Einfluss auf die Dreiteilung des Körperbegriffs ist die Lehre Epikurs von Samos (341–270 v. Chr.),111 der 306 vor Christus in Athen seine Schule, den sprichwörtlichen Garten (), gründete.112 Die Schule fasste im zweiten Jahrhundert vor Christus in Rom Fuß und fand weite Verbreitung.113 Abgesehen von dem uns heute erhaltenen Werk des Titus Lucretius Carus (ca. 97–55 v. Chr.114) gab es eine relativ umfangreiche Literaturproduktion in lateinischer Sprache.115 Ziel der epikureischen Philosophie ist Gemütsruhe ().116 Zur Erreichung dieses Ziel bedarf es der Naturerkenntnis, um sich nicht durch Phänomene der Natur beunruhigen zu lassen.117 Zu diesem Zweck greift Epikur auf die atomistischen Ansätze der Vorsokratiker Leukippos und Demokritos zurück, ohne sich allerdings auf diese zu berufen.118 Für Epikur sind alle sinnlich wahrnehmbaren Dinge () wahr und seiend (  ).119 Damit ist einziges Kriterium der Erkenntnis die sinnliche Wahrnehmung.120 Wahrnehmung geschieht, indem von dem Objekt der Wahrnehmung ausgesandte Bildchen () aufgenommen werden.121 Die wahrnehmbare, seiende Welt besteht aus Körpern () und Leere ().122 Bei den Körpern unterscheidet Epikur Zusammensetzungen () und die Körper, aus denen sie zusammengesetzt sind.123 Die Körper, aus denen sie zusammengesetzt sind, sind unteilbar () und un109

Paulus libro vicensimo primo ad edictum (D. 6.1.23.5). Ebenso Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 190; Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 50. 111 Dazu Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 190. 112 Rist, Epicurus, S. 1 ff. 113 Cic., Tusc. 2.3.7 f.; 4.3.6 f. Dazu Zeller, Religion und Philosophie, S. 21, 24; Edelstein, Rez. Pohlenz, Stoa. In: AJPh 72 (1951), S. 430 f. 114 Sallmann, Lucrecius Carus. In: DNP VII, Sp. 472. 115 Cic., Tusc. 2.3.7. 116 Brief an Menoikeus, Diog. Laert., vit. phil. 10, 128. 117   XII., Diog. Laert., vit. phil. 10, 143; Brief an Herodotos, Diog. Laert., vit. phil. 10, 37 und 78 ff. Dazu Rist, Epicurus, S. 41. 118 Rist, Epicurus, S. 41. 119 Sext. Emp., adv. math. 8, 9. 120 Rist, Epicurus, S. 15 ff. 121 Brief an Herodotos, Diog. Laert., vit. phil. 10, 49 ff.; Lucr., de re. nat. 6, 921 ff. Dazu Rist, Epicurus, S. 19. 122 Brief an Herodotos, Diog. Laert., vit. phil. 10, 39; Lucr., de re. nat. 1, 433 ff. 123 Brief an Herodotos, Diog. Laert., vit. phil. 10, 40. 110

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

veränderlich ().124 Die zusammengesetzten Körper erhalten ihre Eigenschaften durch ihre atomare Zusammensetzung.125 Schon die hier abweichende Terminologie spricht gegen einen epikureischen Einfluss auf die Dreiteilung des Körperbegriffs bei Pomponius,126 Iulianus127 und Paulus.128 Auch fehlt eine Entsprechung der uns primär interessierenden dritten Gruppe der aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Körper (  ). Zudem hatte Epikur keine Staatstheorie entwickelt, da er ein zurückgezogenes Leben für vorzugswürdig, wenn auch nicht zwingend hielt.129 Der Staat bietet dem epikureischen Philosophen nur die Rahmenbedingungen für sein der Philosophie zugewandtes Leben.130 Daher war die Natur des Staates oder anderer Personenverbände kein Gegenstand von besonderem Interesse für die epikureische Schule. Ein epikureischer Einfluss auf die Dreiteilung des Körperbegriffs bei Pomponius,131 Iulianus132 und Paulus133 ist also eher unwahrscheinlich. Die Anhänglichkeit an die Lehren des Stifters war unter den großen hellenistischen Philosophenschulen im Garten Epikurs wohl am stärksten ausgeprägt. Dies schloss zwar einen Wandel in der Interpretation der Lehren des Meisters nicht aus, setzte ihm aber schon durch die streng hierarchische Struktur und kultischen Formen der Schule Grenzen.134 Die sich findenden Ansätze einer epikureischen Theorie der Entstehung menschlicher Gesellschaften und Staaten im fünften Buch de rerum natura des Titus Lucretius Carus befassen sich nur mit der Entwicklung der Lebensbedingungen der Menschen. Sie sollen der epikureischen Ethik lediglich als Fundament dienen, ohne sich vertieft mit der Natur menschlicher Verbände an sich zu befassen.135 124

Brief an Herodotos, Diog. Laert., vit. phil. 10, 41 und 54. Brief an Herodotos, Diog. Laert., vit. phil. 10, 69. 126 Pomponius libro trigensimo ad Sabinum (D. 41.3.30 pr.). 127 I. 2.20.18. 128 Paulus libro vicensimo primo ad edictum (D. 6.1.23.5). 129   XIV., Diog. Laert., vit. phil. 10, 143; Diog. Laert., vit. phil. 10, 119. 130 Goldschmidt, Doctrine d’Épicure, S. 14, 123, 261; Philippson, Rechtsphil. der Epikureer. In: Arch. f. d. Gesch. d. Phil. 23 (1910), S. 303 ff.; Müller, Epikur. Gesellschaftstheorie, S. 73. 131 Pomponius libro trigensimo ad Sabinum (D. 41.3.30 pr.). 132 I. 2.20.18. 133 Paulus libro vicensimo primo ad edictum (D. 6.1.23.5). 134 Rist, Epicurus, S. 9 ff., Gigon, Neue Akademie. In: Mus. Helv. 1 (1944), S. 47. Spöttisch bzgl. des dogmatischen Auftretens der Epikureer Cic., de nat. deor. 1.8.18. Zur Entwicklung der epikureischen Rechtstheorie unter besonderer Beachtung der Staatstheorie vgl. Philippson, Rechtsphil. der Epikureer. In: Arch. f. d. Gesch. d. Phil. 23 (1910), S. 310 ff. 135 Vgl. Lucr., de re. nat. 5, 1011 ff. Dazu Nichols, Epicurean Polit. Phil., S. 121 ff. Zu einer vielleicht auf den Schulgründer zurückgehenden Tradition dieser Lehre Philippson, Rechtsphil. der Epikureer. In: Arch. f. d. Gesch. d. Phil. 23 (1910), S. 304, 313 ff.; Müller, Epikur. Gesellschaftstheorie, S. 68 ff. 125

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

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Für die vorliegende Untersuchung erlangt also weder die Lehre Epikurs noch die seiner Schule große Bedeutung. 5. Die Stoa a) Einleitung Nach überwiegender Ansicht im Schrifttum stützte sich die von Pomponius,136 Iulianus137 und Paulus138 verwandte Dreiteilung des Körperbegriffs auf stoisches Gedankengut.139 Im Folgenden soll nun die stoische Körperlehre erörtert werden, wobei jedoch einige Punkte aufgrund des begrenzten Rahmens der Arbeit nur oberflächlich behandelt werden können. Insbesondere können die vielen, sich häufig überwiegend terminologisch unterscheidenden Strömungen innerhalb der Stoa, die immer wieder auf unterschiedliche Weise versuchen, den Angriffen ihrer Gegner auszuweichen, hier nicht detailliert behandelt werden. Die Stoa befand sich seit ihrer Gründung vor allem in ständiger Auseinandersetzung mit der seit Arkesilaos zum Skeptizismus übergegangenen Akademie.140 Die skeptischen Akademiker bestritten die Möglichkeit irgendeiner sicheren Erkenntnis und machten es sich zur Aufgabe, die Lehren der konkurrierenden Schulen zu dekonstruieren.141 Die stetigen Angriffe der skeptischen Akademiker zwangen die Stoa zu immer neuen Variationen ihrer Lehre.142 In dem für die vorliegende Untersuchung relevanten Zeitraum von der Gründung der Stoa durch Zenon von Kition bis zur Aufnahme stoischer Konzepte in das Denken relevanter Kreise der römischen

136

Pomponius libro trigensimo ad Sabinum (D. 41.3.30 pr.). I. 2.20.18. 138 Paulus libro vicensimo primo ad edictum (D. 6.1.23.5). 139 Göppert, Gesammt-Sachen, S. 7 ff., insb. S. 14; Costa, Filosofia greca, S. 25; Sokolowski, Phil. im PrivatR I, S.48 ff.; Fadda/Bensa, Windscheid pandette I, S. 445; Vernay, Servius, S. 100 ff.; Hägerström, Obligationsbegriff I, S. 238, Fn.1, S. 245, Fn. 2, S. 251; Olivecrona, Juridisk person, S. 64; ders., Corporations. In: Three essays, S. 20 ff.; Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 177 ff.; Ehrhardt, Corpus Christi I. In: SZ 70 (1953), S. 308 ff.; Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 42 f.; De Visscher, Les édits, S. 93; Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 131; Talamanca, Genusspecies. In: Filosofia Greca e diritto Romano II, S. 110, Fn. 331; Hammerstein, Herde, S. 4 ff.; Wieacker, RRG I, S. 648 f.; Behrends, Subjektivität. In: IP I, S. 386, Fn. 47; ders., Spezifikationslehre. In: SZ 112 (1995), S. 221, Fn. 37; Bretone, Fondamenti, S. 80; Schermaier, Materia, S. 215 f. 140 Goedeckemeyer, Skeptizismus, S. 32 ff.; Doty, Criterion, S. 31 ff. 141 Goedeckemeyer, Skeptizismus, S. 34 ff. mit Bezug auf die Stoa. 142 Stein, Erkenntnistheorie, S. 124; Barth/Goedeckemeyer, Stoa, S. 121 ff.; Sandbach, Stoics, S. 15; Schmekel, Mittlere Stoa, S. 379 f. 137

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

Gesellschaft um die Zeit des sogenannten Scipionenkreises143 lassen sich zwei Phasen unterscheiden. Dies ist zunächst die sogenannte alte Stoa. Den Kern ihrer Lehre bildete die systematische Bearbeitung der Lehren Zenons durch Chrysippos von Soloi.144 Ihr folgte mit den Reformen der Lehre unter anderen durch Panaitios von Rhodos und Poseidonios von Apameia die in der Regel als mittlere Stoa145 bezeichnete Phase. Um die Rezeption stoischer Konzepte in Rom untersuchen zu können, ist es erforderlich, sich zunächst mit der ursprünglichen stoischen Konzeption sowie ihrer späteren Entwicklung zu befassen.146 Zentrales Charakteristikum der stoischen Philosophie ist es, dass es sich bei ihr um eine monistische Lehre handelt. Daher erlangt die vielleicht von Xenokrates zur Strukturierung der Lehre übernommene147 Einteilung der Philosophie in Logik, Physik und Ethik keine eigentliche Bedeutung.148 Logische, physische und ethische Betrachtung stellen nur unterschiedliche Blickwinkel auf dasselbe Phänomen dar.149 Dies führt dazu, dass sie sich in vielen Fragen vermischen, so dass es einer Zusammenschau aller Ebenen philosophischen Denkens bedarf, um ein bestimmtes Problem zu erklären. Daher wird auch die folgende Erörterung nicht auf eines dieser Untergebiete beschränkt bleiben, sondern alle zum Verständnis des stoischen Konzepts relevanten Aspekte darstellen.

143

Harder, Einbürgerung der Philosophie. In: Die Antike 5 (1929), S. 298 ff., 308 f.; Brown, Scipionic Circle, S. 52 ff.; Strasburger, Scipionenkreis. In: Hermes 94 (1966), S. 69 ff.; Sacchi, Influenza della dottrina stoica. In: RIDA 52 (2005), S. 329 ff. A. A. Zetzel, Scipionic Circle. In: HSCP 76 (1972), S. 173 ff. 144 Pohlenz, Zenon und Chrysipp. In: NGG N.F. 2 (1938), S. 173 ff.; Sandbach, Stoics, S.123; zurückhaltender Gould, Chrysippus, S. 10 ff. 145 Vgl. Schmekel, Mittlere Stoa, S. 379 ff. Dazu Gigon, Erneuerung der Philosophie. In: Entretiens sur l’antiquité classique 3 (1957), S. 49 f. Kritisch zu diesem Begriff Pohlenz, Stoa I, S. 191; Rist, Stoic Phil., S. 173. Zur Entwicklung: Sandbach, Stoics, S.123; ReydamsSchils, Roman Stoics, S. 93. 146 Mayr, Lehre der mittl. Stoa, S. 8. 147 Cic., de fin. 4.2.4.; Sen., ep. moral. 89, 1 ff. Vgl. aber auch Arist.,   14, 105b, 19 ff. Dazu Graeser, Zenon, S. 8 ff.; Pohlenz, Stoa I, S. 34. Mehr Eigenständigkeit billigt Stein, Erkenntnistheorie, S. 93 ff. Zenon zu. Zu Xenokates: Thiel, Xenokrates, S. 240 ff. 148 Diog. Laert., vit. phil. 7, 40. Dazu Pohlenz, Stoa I, S. 34; Bloos, Probleme, S. 18 ff. 149 Diog. Laert., vit. phil. 7, 39 f. Einschränkende Interpretation bei Hirzel, Untersuchungen II/1, S. 169 ff. Vgl. auch Diog. Laert., vit. phil. 7, 83 und 89; Plut., de Stoic. repugn. 9, moralia 1035 A ff. Dazu Pohlenz, Stoa I, S. 35, 118; Hadot, Eint. d. Phil. In: ZphF 36 (1982), S. 429 ff.; Thiel, Arist. und stoische Kategorienlehre. In: Phil. im Umbr., S. 52; De Lacy, Stoic Categories. In: TPAPA 76 (1945), S. 246 ff.; Elorduy, Sozialphilosophie. In: Philologus Suppl. 28, 3, S. 3; Forschner, Ethik, S. 22 ff.

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

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b) Körperbegriff und Erkenntnislehre Seit ihrer Gründung nimmt der physische Körperbegriff in der Philosophie der Stoa eine zentrale Rolle ein. Alles Seiende ( ) wird körperlich aufgefasst, das Unkörperliche als etwas Nichtseiendes (  ).150 Der Körperbegriff der Stoa steht in engem Zusammenhang mit ihrer Erkenntnislehre.151 Alleiniger Maßstab () der Erkenntnis der Wahrheit ist der aus der sinnlichen Wahrnehmung ()152 resultierende greifbare153 Eindruck ( )154, der das Objekt der Erkenntnis präzise in der Seele abbildet.155 Dieser kann nur von einem real existierenden Objekt () stammen.156 Dieses Objekt wirkt über die Sinne auf die Seele.157 Wirken und leiden, das heißt eine Wirkung erfahren, können jedoch nur Körper.158 Daher muss jedes einen greifbaren Eindruck ( ) erzeugende Objekt notwendig auch körperlich sein.159

150

Alex. Aphr., comm. in Arist. Top., S. 301, 19 ff., ed. Wallies; Plut., com. not. 30, moralia 1073 E. Unkörperlich und damit nicht seiend sind bloße Gedanken und Gedankenkonstruktionen (, ). Sext. Emp., adv. math. 8, 12, 75 f., 409; Diog. Laert., vit. phil. 7, 61. Dazu Pohlenz, Stoa I, S. 64; ders., Stoa II, S. 37; Rist, Stoic Phil., S. 153; Zeller, Phil. d. Griech. III, 1, S. 119 ff. 151 Zu dieser Frage vgl. Zeller, Phil. d. Griech. III, 1, S. 71 ff. m. w. N. Die Bedeutung dieses entscheidenden Zusammenhangs verkennt Göppert, Gesammt-Sachen, S. 49 ff. 152 Aet., plac. 4.12.1 (Diels, Dox. graec. 401, 14 ff.). 153 Dies bedeutet, dass dem Eindruck die Zustimmung () des die Stichhaltigkeit der Wahrnehmung prüfenden menschlichen Geistes () erteilt werden kann oder sogar muss. Vgl. Sext. Emp., adv. math. 8, 397; Varr. 11, 40 f.; de fat. 19, 43. 154 Diog. Laert., vit. phil. 7, 46, 54; Sext. Emp., adv. math. 7, 227; Cic., Varr. 11, 40 ff. Dazu Stein, Erkenntnistheorie, S. 167 ff. 155 Diog. Laert., vit. phil. 7, 46; Sext. Emp., adv. math. 7, 248, 252. Dazu Stein, Erkenntnistheorie, S. 142 ff. Zu den Differenzen zwischen Zenon und Kleanthes einerseits und Chrysippos auf der anderen Seite bezüglich der Art der Abbildung in der Seele: Diog. Laert., vit. phil. 7, 50; Sext. Emp., adv. math. 7, 228 ff. Dazu ausführlich Pohlenz, Zenon und Chrysipp. In: NGG N.F. 2 (1938), S. 173 ff. Zur Kritik der Gegner z. B. Plut., de com. not. 47, moralia 1084 F f. 156 Diog. Laert., vit. phil. 7, 46, 54; Sext. Emp., adv. math.7, 248; Calcidius, comm. in Plat. Tim., cap. 220, S. 233, 9 ff., ed. Waszink. Dazu Hunt, Phys. interpretation, S. 63; Gould, Chrysippus, S. 59; Doty, Criterion, S. 9 ff. 157 Nem., de nat. hom. 6.172; Aet., plac. 4.12.1 (Diels, Dox. graec. 401, 14 ff.); Diog. Laert., vit. phil. 7, 52, 55 f. Dazu Zeller, Phil. d. Griech. III, 1, S. 73. A. A. Stein, Erkenntnistheorie, S. 126 f., der dies für Zenon bestreitet und diese Lehre erst für Chrysippos annimmt. 158 Cic., Varr. 11, 39 f.; Sext. Emp., adv. math. 8, 263; Alex. Aphr., comm.in Arist. Top., S. 301, Z. 22 f., ed. Wallies; Aet., plac. 4.20.2 (Diels, Dox. graec. 410, 5 ff.). Zu stoischen Körperbegriff überzeugend Reesor, Stoic Concept of Quality. In: AJPh 75 (1954), S. 57. 159 Diog. Laert., vit. phil. 7, 56; Cic., Varr. 11, 39; Plut., com. not. 30, moralia 1073; Sext. Emp., adv. math. 8, 406, Sen., ep. moral. 117, 13. Dazu Graeser, Zenon, S. 92. A. A. Sandbach, Stoics, S. 91, der hier platonische Einflüsse aufzeigt.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

c) Die Einheitslehre Bei den Körpern werden drei Einheitsgrade unterschieden: geeinte Körper ( ), aus mehreren Einzelkörpern zusammengesetzte Körper () und aus getrennten Einzelkörpern bestehende Körper (  ). Die Einheitsgrade stimmen mit den von Pomponius160 aufgezählten Arten der Körper (genera corporum) überein. Diese stoische Lehre ist besonders anschaulich bei Plutarch von Chaironeia, coniugalia praecepta 34, moralia 142 E erhalten. Hier werden die Einheitsgrade der Körper als Bild für bestimmte Formen zwischenmenschlicher Beziehungen verwandt. Die Stelle stammt wohl aus einer stoischen Vorlage, wie eine Parallele bei Antipatros beweist.161 Stobaios, Eklogai 4.22.25, ed. Hense II, S. 508:                                 Von den Körpern sagen die (stoischen) Philosophen, dass manche aus getrennten Einzelkörpern bestehen, wie eine Flotte oder ein Heer, andere aus zusammengefügten Einzelkörpern, wie ein Haus oder ein Schiff, wieder andere sind einheitliche und verwachsene Einzelkörper, wie es sich mit einem jedem Lebewesen verhält.

Plutarch verwendet die stoische Lehre, um die drei von ihm angenommenen Eheformen zu illustrieren. So entspreche eine der Lust wegen eingegangene Ehe einem aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Körper und eine der Mitgift wegen oder allein um der Zeugung von Kindern willen eingegangene Ehe einem aus zusammengefügten Einzelkörpern bestehenden Körper. Die Ehe der Liebenden aber sei einem einheitlichen und verwachsenen Einzelkörper entsprechend. Plutarch, coniugalia praecepta 34, moralia 142 F - 143 A:162                              ... So, wie die Physiker über die Flüssigkeiten sagen, dass eine völlige Mischung entsteht, müssen sich auch bei Eheleuten Körper, Vermögen, Freunde und Hausstände völlig mischen.

Damit greift Plutarch die der stoischen Körperlehre zugrunde liegende Theorie der Mischung () auf.163 Dass er hier nur von der Mischung von Flüssigkeiten spricht, mag der Kritik der anderen Schulen geschuldet sein, die 160

Pomponius libro trigensimo ad Sabinum (D. 41.3.30 pr.). Zu dieser Stelle Sandbach, Stoics, S. 118. 162 Vgl. Antipatros bei Stob. Ekl. 4.22.25, ed. Hense II, S. 508. 163 Dieser Zusammenhang ist auch in unserer Ausgangsquelle Pomponius libro trigensimo ad Sabinum (D. 41.3.30 pr.) sichtbar. 161

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

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sich darauf beriefen, dass nur bei Flüssigkeiten eine völlige Mischung wahrnehmbar sei164 oder einer abweichenden Terminologie innerhalb der stoischen Schule.165 d) Das aktive und das passive Wesen Um das stoische Konzept der  (Mischung) zu verstehen, bedarf es eines Blicks auf die stoische Weltkonzeption. Nach stoischer Lehre ist die Welt aus Feuer entstanden und wird auch wieder in der Weltverbrennung () in Feuer aufgehen166, um neu zu entstehen.167 Über das stoische Konzept der Weltentstehung berichtet der Doxograph Diogenes Laertios. Diogenes Laertios, vitae philosophorum 7, 142:                                                                                     Die Welt aber entstehe, wenn das Wesen () aus dem Feuer durch Luft in Feuchtigkeit verwandelt wird und dann das Grobgliedrige davon zu Erde verfestigt worden ist, das Feingliedrige aber verdünnt und daraus noch feineres Feuer geworden ist. Dann entstünden daraus durch Mischung Pflanzen, Lebewesen und alle anderen Gattungen. Über Entstehung und Untergang der Welt schreibt Zenon in „Über das Ganze“, Chrysippos aber im ersten Buch der „Physik“ und Poseidonios in „Über die Welt“, auch Kleanthes und Antipatros im zehnten Buch „Über die Welt“. ...

164

Vgl. die Kritik an der stoischen Lehre bei Alex. Aphr., de mixt. 223, 19 ff., der die Möglichkeit einer völligen Mischung von Flüssigkeiten mit Gasen damit bestreitet, dass es offensichtlich unmöglich sei, unter Wasser zu atmen und dass unter Wasser gedrückte Luft aus dem Wasser ausgestoßen werde. 165 Abweichend von Alex. Aphr., de mixt. 216, 25 ff. ebenfalls unter Berufung auf Chrysippos Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.17.4, ed. Wachsmuth I, S. 154, Z. 21 ff., wo dieser Begriff nur auf Flüssigkeiten angewendet werden soll. Vgl. auch die Ausführungen zu Mischung (), Vermischung () und Verschmelzung () bei Bloos, Probleme, S. 107 ff.; Wildberger, Seneca II, S. 466 f., Anm. 60. 166 Diog. Laert., vit. phil. 7, 134 und 141 f.; Philon Alex., de aet. 76 f.; Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.20.1e, ed. Wachsmuth I, S. 171, Z. 2 ff. Abweichend Boethos von Sidon und Panaitios: Philon Alex., de aet. 76 ff.; Diog. Laert., vit. phil. 7, 142; Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.20.1e, ed. Wachsmuth I, S. 171, Z. 5 ff. Dazu Zeller, Phil. d. Griech. III, 1, S. 155 f. 167 Philon Alex., de aet. 47; Plut., de Stoic. repugn. 39, moralia 1052 C; Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.20.1e, ed. Wachsmuth I, S. 171, Z. 4. Dazu Zeller, Phil. d. Griech. III, 1, S. 157.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

Der stoische Monismus geht also von einem Urwesen () aus, das alles Seiende umfasst168 und mit der Gottheit () gleichgesetzt wird.169 Dieses Urwesen differenziert sich ausgehend vom Urelement Feuer170 über das zweite aktive Element Luft in einen aktiven, hauchartigen Teil ( ) und einen passiven, im engeren Sinne stofflichen, die Elemente Wasser und Erde umfassenden Teil ( ), aus.171 Dies überliefert uns noch deutlicher der Arzt Galenos von Pergamon172 in seiner Polemik gegen die Herophileer173, eine Ärzteschule, die, wie die Stoa, eine alles zusammenhaltende Kraft ( ) oder Ursache ( ) annahm.174 Galenos, de plenitudine 3, S. 34, Z. 14 ff., ed. Otte                                     ... die Stoiker machen das eine zu etwas Zusammenhaltendem, etwas anderes aber zu etwas Zusammengehaltenem. Denn das hauchartige Wesen sei das Zusammenhaltende, das Stoffliche aber das Zusammengehaltene. Daher, sagen sie, hielten Luft und Feuer zusammen, Erde und Wasser würden zusammengehalten.

168

Kleanthes nach Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.17.3, ed. Wachsmuth I, S. 153, Z. 20 ff. Diog. Laert., vit. phil. 7, 148; Calcidius, comm. in Plat. Tim., cap. 294, S. 297, 1 f., ed. Waszink. Dazu Pohlenz, Stoa I, S. 95; Hunt, Phys. interpretation, S. 18; Zeller, Phil. d. Griech. III, 1, S. 145 ff.; Schmekel, Mittlere Stoa, S. 186 f. 170 Cic., Varr. 11, 39; Kleanthes nach Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.17.3, ed. Wachsmuth I, S. 153; Chrysippos nach Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.10.16c, ed. Wachsmuth I, S. 129; Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.20.1e, ed. Wachsmuth I, S. 171, Z. 2 ff. Dazu Hunt, Phys. interpretation, S. 48; Gould, Chrysippus, S. 98 f.; Zeller, Phil. d. Griech. III, 1, S. 152. 171 Diog. Laert., vit. phil. 7, 134 ff.; Zenon nach Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.17.3, ed. Wachsmuth I, S. 152 f. und Stob., Ekl. 1.11.5a, ed. Wachsmuth I, S. 132 f.; Kleanthes nach Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.17.3, ed. Wachsmuth I, S. 153; Chrysippos nach Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.10.16c, ed. Wachsmuth I, S. 129; Alex. Aphr., de mixt. 224, 32 ff.; Plut., de com. not. 49, moralia 1085 C ff.; ders., de Stoic. repugn. 41, moralia 1053 A; Sext. Emp., adv. math. 9, 11. Dazu Pohlenz, Stoa I, S. 38, 74; ders., Stoa II, S. 41; Long, Soul and Body. In: Phronesis 27 (1982), S. 36 f., 39; Sambursky, Phys. Weltbild, S. 186 f.; Zeller, Phil. d. Griech. III, 1, S. 153 f.; Schmekel, Mittlere Stoa, S. 239 f.; Hunt, Phys. interpretation, S. 18, 20 ff., 45, besonders zur Entwicklung dieser Theorie in der Stoa S. 50 ff. 172 Gal., de plen. 3, S. 34, Z. 14 ff., ed. Otte. 173 Schule des Arztes Herophilos von Chalkedon, der im 3. Jh. v. Chr. lehrte. Vgl. Gossen, Herophilos 4). In: RE VIII, Sp. 1104 ff. 174 Missverständlich demgegenüber die Wiedergabe der stoischen Lehre bei Diog. Laert., vit. phil. 7, 150, den hier der monistische Ansatz, den er auch in vit. phil. 7, 134 nicht sauber erfasst, zu verwirren scheint. Dieses Unverständnis gegenüber der stoischen Lehre findet sich auch in der Kritik bei Alex. Aphr., de mixt. 223, 14 ff.; 224, 27 ff.; Plut., de com. not. 48 f., moralia 1085 B ff. Dazu und insbesondere zum Wesensbegriff () Reydams- Schils, Posidonius. In: CQ NS 47 (1997), S. 457 ff. 169

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

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Aus der Mischung passiven und aktiven Wesens entsteht alles Seiende.175 Dieser Prozess ist reversibel, so dass sich alles Seiende am Ende einer Weltperiode wieder in der großen Weltverbrennung () über das Feuer in das Urwesen () zurückverwandelt.176 Die als Wesen () alles Seiende umfassende Gottheit () ordnet177 und formt durch ihren aktiven Teil, die  , als Weltgeist (), Weltvernunft ()178 oder Natur ()179 die Welt und hält sie zusammen.180 Die zusammenhaltende Wirkung des aktiven Teils des Wesens ( ) wird auch als Spannung () bezeichnet.181 Diogenes Laertios überliefert die stoische Lehre folgendermaßen: Diogenes Laertios, vitae philosophorum 7, 138–139:                                                 138 Die Welt werde also durch einen Geist () und eine Vorsehung () verwaltet, wie Chrysippos im fünften Buch seines Werkes „Über die Vorsehung“ sagt und Poseidonios im dreizehnten Buch seines Werkes „Über die Götter“, so dass jedes ihrer Teile vom Geist durchwirkt ist, wie unser Körper durch die Seele, die einen aber mehr, die anderen weniger.                                                                                   175 Diog. Laert., vit. phil. 7, 134; Zenon nach Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.11.5a, ed. Wachsmuth I, S. 132 f. und Poseidonios nach Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.11.5c, ed. Wachsmuth I, S. 133. 176 Diog. Laert., vit. phil. 7, 134; Philon Alex., de aet. 81. Dazu Hunt, Phys. interpretation, S. 45. 177 Zenon nach Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.17.3, ed. Wachsmuth I, S. 152; Kleanthes nach Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.17.3, ed. Wachsmuth I, S. 153. 178 Diog. Laert., vit. phil. 7, 134; Stob., Ekl. 1.11.5a, ed. Wachsmuth I, S. 132 f. 179 Diog. Laert., vit. phil. 7, 148. Diogenes berichtet hier über eine zweifache Verwendung des -Begriffs in der Stoa. Dabei ist die erstgenannte Verwendung die hier relevante. Die zweite Verwendung betrifft die lebendige Natur wachsender Dinge. Zu dieser Bedeutung gehört auch die darauf folgende Definition. Vgl. auch Cic., de nat. deor. 2.32.82. 180 Alex. Aphr., de mixt. 224, 32 ff.; dazu Gould, Chrysippus, S. 99 ff.; Sambursky, Phys. Weltbild, S. 188. 181 Plut., de com. not. 49, moralia 1085 D; de Stoic. repugn. 7, moralia 1034 D f. und 43, moralia 1054 A f.; Alex. Aphr., de mixt. 218, 2 ff., 223, 34; Kleanthes nach Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.17.3, ed. Wachsmuth I, S. 153; Nem., de nat. hom. 2.70 f. Dazu Pohlenz, Stoa I, S. 74 f.; ders., Stoa II, S. 42; Sambursky, Phys. Weltbild, S. 187 f.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus                               139 Durch die einen bewegt er sich als Vermögen (), wie durch Knochen und Sehnen, durch andere aber als Geist (), wie zum Beispiel durch den leitenden Teil der Seele. So verhalte es sich also auch mit der ganzen Welt, die ein Lebewesen sei und beseelt und vernünftig und die die oberste Luftschicht als leitenden Seelenteil habe, wie Antipatros der Tyrier im achten Buch seines Werkes „Über die Welt“ sagt. Chrysippos aber im ersten Buch seines Werkes „Über die Vorsehung“ und Poseidonios in seinem Werk „Über die Götter“ nennen den Himmel den leitenden Teil der Seele der Welt, Kleanthes aber die Sonne. Chrysippos182 jedoch sagt wieder etwas ganz anderes, indem er an gleicher Stelle behauptet, dass es der reinste Teil der oberen Luftschicht sei, von dem sie auch als der höchsten Gottheit sagen, dass sie sich sinnlich wahrnehmbar durch das, was in der Luft ist, und alle Lebewesen und Pflanzen bewegt, durch die Erde selbst aber als Vermögen ().

Die Gottheit () gibt also durch verschiedene Anteile an passiven und aktiven Elementen den Dingen ihre grundlegende Bestimmtheit183, ihr eigenes Wesen ( ).184 Dies erfolgt in mehreren Abstufungen.185 Als erste Stufe ergibt sich hierbei die der unbeseelten Gegenstände, die nur über eine einfache Bestimmtheit in Form des sogenannten Vermögens () verfügen. Die zweite Stufe umfasst die beseelten, aber unvernünftigen Wesen, die neben einem Vermögen () eine Seele () haben. Die dritte Stufe bilden die vernunftbegabten Wesen, die sowohl über ein Vermögen () als auch über eine Seele () verfügen und an der Vernunft () teilhaben. Teilweise wird zwischen der ersten und der zweiten Stufe noch eine Zwischenstufe der unbeseelten, aber wachsenden Dinge angenommen, die neben dem Vermögen () über eine belebte Natur ()186 verfügen.

182

Es wird immer wieder berichtet, dass Chrysippos sich widersprüchlich oder jedenfalls undeutlich geäußert habe. Vgl. Diog. Laert., vit. phil. 7, 180 und 184; Plut., de Stoic. repugn. 10, moralia 1036 B; de Stoic. repugn. 13, moralia 1038 C; de Stoic. repugn. 14, moralia 1039 D; Epikt., Ench. 49. Zu den Motiven der Gegner Pohlenz, Plutarchs Schriften. In: Ges. Schr. I, S. 454. 183 Vgl. die Kritik bei Plut., de com. not. 50, moralia 1085 E ff. unter Verkennung des stoischen Monismus sowie bei Gal., de plen. 3, S. 36, Z. 27 ff., ed. Otte. 184 Vgl. zur Terminologie Alex. Aphr., de mixt. 216, 30 f. Allgemein: Pohlenz, Stoa I, S. 74; Long, Soul and Body. In: Phronesis 27 (1982), S. 38; Gould, Chrysippus, S. 103; Rieth, Grundbegriffe, S. 125 ff.; Sambursky, Phys. Weltbild, S. 192; Forschner, Ethik, S. 61. Vgl. auch die akademische Rezeption bei Cic., Varr. 6, 24. 185 Vgl. Alex. Aphr., de mixt. 217, 32 ff. Dazu Sandbach, Stoics, S. 130, der hierin eine altstoische Lehre sieht. Ebenso Pohlenz, Stoa I, S. 83; ders., Stoa II, S. 49; Schmekel, Mittlere Stoa , S. 189. Vgl. auch Long, Soul and Body. In: Phronesis 27 (1982), S. 38. 186 Vgl. die zweite Verwendung bei Diog. Laert., vit. phil. 7, 148 mit der nachfolgenden Definition und Cic., de nat. deor. 2.32.82. Dazu Long, Soul and Body. In: Phronesis 27 (1982), S. 38.

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

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In der stoischen „Kategorienlehre“187 stellt das eigene Wesen ( ) die erste Stufe der Bestimmtheit des Seienden ( )188 dar und wird als Zugrundeliegendes ()189 bezeichnet. Aus dem Zugrundeliegenden () ergibt sich die grundlegende Eigenschaft ().190 In ihr manifestiert sich die formgebende Wirkung der aktiven Elemente.191 187

„Kategorienlehre“ steht hier in Anführungszeichen, weil diese Bezeichnung zwar seit der späten Antike gebräuchlich, jedoch missverständlich ist. Der stoische Monismus führt dazu, dass es sich bei dieser Lehre in erster Linie um eine Gliederung des Seienden ( ) handelt. So Pohlenz, Stoa I, S. 69 und ders., Stoa II, S. 39 f.; Sandbach, Aristotle and the Stoics, S. 40 f.; Sedley, Criterion of Identity. In: Phronesis 27 (1982), S. 259; Rieth, Grundbegriffe, S. 70 ff.; Thiel, Arist. und stoische Kategorienlehre. In: Phil. im Umbr., S. 51 f., 56 ff.; Rist, Stoic Phil., S. 155 ff. So wohl auch Wildberger, Seneca II, S. 600 f., Anm. 462 mit knapper Darstellung des Meinungsstandes. Wenn ich ihn recht verstehe so auch Forschner, Ethik, S. 47 f. Interessant ist der Ansatz von De Lacy, Stoic Categories. In: TPAPA 76 (1945), S. 246 ff., der jedoch die ontologische Bedeutung, die er, wie S. 253, Fn. 34 zeigt, nicht verkennt, nicht hinreichend würdigt. Diese Stufung darf nicht mit der stoischen Sprachtheorie und Dialektik, wie sie uns bei Diog. Laert., vit. phil. 7, 63 f. begegnet, verwechselt werden. Jedoch werden beide Elemente der stoischen Lehre natürlich oft zusammen diskutiert. Hierzu: Long, Language and thought. In: Problems in Stoicism, S. 75 f. und 94 ff. Anders: Lloyd, Grammar and Metaphysics. In: Problems in Stoicism, S. 71, der jedoch eine Nähe zur Ontologie einräumt. Abzulehnen ist die Ansicht Graesers, Plotinus and the Stoics, S. 87, Fn. 1; ders., Zenon, S.14 ff., insb. S. 19 ff., der die Gesamtkonstruktion des stoischen Systems nicht ernst nimmt und ein modernes Verständnis von Erkenntnis zugrundelegt. Vgl. die Kritik von Mansfeld, Zenon. In: Mnemosyne 4. Serie, Bd. 31 (1978), S. 135, 142 f. Zurückhaltend in dieser Frage ist Mates, Stoic logic, S. 18. Vgl. zu diesem Fragenkomplex die Fragmente bei Hülser, Fragmente III, 1008 f. 188 Pophyr., comm. in Arist. cat., S. 59, 5, ed. Busse; Plot., Ennead. 6.1.1; 6.1.25; 6.2.1. Dazu Sedley, Criterion of Identity. In: Phronesis 27 (1982), S. 260. 189 Die bei Simpl., comm. in Arist. cat., S. 48, 11 ff., ed. Kalbfleisch und Dex., comm. in Arist. cat., S. 23, 25 ff., ed. Busse überlieferte zweifache Verwendung des Begriffs geht wohl auf eine Darstellung des Porphyrios zurück. Vgl. Simpl., comm. in Arist. cat., S. 48, 11 ff., ed. Kalbfleisch. Nach dieser Darstellung wird als erstes Zugrundeliegendes ( ) der bestimmungslose Stoff ( ), also das passive Prinzip ( ), und als zweites Zugrundeliegendes ( ) der im Sinne der Beschaffenheit ( ) bestimmte Stoff bezeichnet. Sollte diese Darstellung, wie Porphyrios wohl behauptet, tatsächlich auf stoisches Material zurückgehen, könnte dies die Folge einer frühen stoischen Lehre sein, die nur eine Zweiteilung in Wesen () und Zukommendes (), vgl. Simpl., comm. in Arist. cat., S. 63, 24, ed. Kalbfleisch, oder in Zugrundeliegendes () und Zukommendes (), vielleicht Dex., comm. in Arist. cat., S. 31, 15 f., ed. Busse, kannte. Vgl. auch die Behandlung bei Sandbach, Aristotle and the Stoics, S. 41. 190 Plut., de com. not. 50, moralia 1085 E f.; Simpl., comm. in Arist. cat., S. 222, 30 f., ed. Kalbfleisch. Vgl. Rieth, Grundbegriffe, S. 25 f., 120, 123. Zur stoischen Terminologie Simpl., comm. in Arist. cat., S. 214, 26 f., ed. Kalbfleisch, sowie die wohl fehlerhaft überlieferte Stelle S. 209, 10 ff. Dazu Hülser, Fragmente III, S. 1068 ff. Abweichende Interpretation Elorduy, Sozialphilosophie. In: Philologus Suppl. 28, 3, S. 106 f. Vgl. auch die akademische Rezeption bei Cic., Varr. 6, 24. 191 Plut., de Stoic. repugn. 43, moralia 1054 A f.; Nem., de nat. hom. 2.70 f.; Gal., de plac. Hipp. et Plat. 7, 1, 15.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

Die zweite Stufe der Bestimmtheit des Seienden ist die Beschaffenheit ( ). In ihr manifestiert sich die grundlegende Eigenschaft () an dem einzelnen Gegenstand der Wahrnehmung.192 Dabei unterscheidet die Stoa zwischen der allgemeinen Gattungsbeschaffenheit ( ), die allen Einzelgegenständen einer Gattung gemeinsam ist, und der individuellen Beschaffenheit ( ), die die Individualität des einzelnen Gegenstands der Wahrnehmung und damit des Seins ausmacht.193 In der individuellen Beschaffenheit ( ) verwirklicht sich die allgemeine Gattungsbeschaffenheit ( ) an dem jeweiligen Individuum.194 Die individuelle Beschaffenheit ( ) ist jedem Seienden eigen. Sie ist unverwechselbar und daher Garantin der Richtigkeit des greifbaren Eindrucks ( ).195 Als Gegenstand der Erkenntnis ist umgekehrt alles, was über eine wahrnehmbare Beschaffenheit verfügt, körperlich196 und damit seiend.197 Daneben unterscheidet die Stoa als weitere Stufen der Bestimmtheit des Seienden ( ) das „sich in bestimmter Weise Verhaltende“ ( ), das jegliche auch nur vorübergehende Erscheinung erfasst198, und das „sich im Verhältnis zu etwas anderem in bestimmter Weise Verhaltende“ (   ).199 Diese weiteren Stufen der Bestimmtheit umfassen Bestimmungen, die nicht Folge der wesensmäßigen Zusammensetzung des Gegenstands der Wahrnehmung sind.200 Sie kommen dem an sich bereits bestimmten Gegenstand in einer bestimmten Situation oder einem bestimmten Verhältnis zu einem anderen Gegenstand der Wahrnehmung zu ().201 Sie stellen

192 Simpl., comm. in Arist. cat., S. 212, 25 ff., 222, 30 ff., ed. Kalbfleisch; Gal., de plac. Hipp. et Plat. 7, 1, 15; Cic., de fat. 19, 43. Dazu Rieth, Grundbegriffe, S. 61; Graeser, Zenon, S. 85 f.; Elorduy, Sozialphilosophie. In: Philologus Suppl. 28, 3, S. 102. 193 Dex., comm. in Arist. cat., S. 30, 20 ff., ed. Busse. Vgl. Pohlenz, Stoa II, S. 40; Sedley, Criterion of Identity. In: Phronesis 27 (1982), S. 260; Doty, Criterion, S. 56 f.; Zeller, Phil. d. Griech. III, 1, S. 96 ff.; Forschner, Ethik, S. 48 f. Mit abweichender Ansicht zur allgemeinen Gattungsbeschaffenheit ( ) Rist, Stoic Phil., S. 160 ff. 194 Simpl., comm. in Arist. cat., S. 212, 12 ff., ed. Kalbfleisch. 195 Cic., Luc. 17, 54 f.; 18, 56 ff., 26, 85; Plut., de com. not. 36, moralia 1077 C. Dazu Sedley, Criterion of Identity. In: Phronesis 27 (1982), S. 263 ff.; Gould, Chrysippus, S. 104 f. 196 Simpl., comm. in Arist. cat., S. 271, 20 ff., ed. Kalbfleisch. Vgl. Wildberger, Seneca I, S. 86. 197 Umkehrschluss aus Diog. Laert., vit. phil. 7, 61. Zu dem gleichen Schluss kommt Rieth, Grundbegriffe, S. 27 mit anderer Begründung. 198 Plot., Ennead. 6.1.25; 6.1.30; Simpl., comm. in Arist. cat., S. 212, 14 ff., ed. Kalbfleisch. Vgl. Forschner, Ethik, S. 49 f. 199 Plot., Ennead. 6.1.25; 6.1.30. Dazu Forschner, Ethik, S. 50. 200 Insoweit ist die Kritik bei Plot., Ennead. 6.1.29 Folge einer Verkennung des stoischen Denkens. 201 Forschner, Ethik, S. 85 ff.

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

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für sich nichts Seiendes oder Körperliches dar, sondern beschreiben nur einen Prozess oder ein Verhältnis.202 e) Mischung Das Werden aller Dinge entsteht also nach stoischer Lehre durch die Vermischung ()203 passiver und aktiver Elemente in einem bestimmten Verhältnis und lässt sich auf ein Urwesen zurückführen.204 Dieser Prozess ist reversibel, so dass sich am Ende einer Weltperiode alles entmischen und wieder zum Urwesen werden kann. Mit dieser Annahme steht und fällt der stoische Monismus. Alexander von Aphrodisias überliefert in seiner Schrift de mixtione205 eine Verteidigung dieser Lehre durch Chrysippos,206 die für die weitere Betrachtung außerordentliche Bedeutung hat. Alexander greift hier möglicherweise auf die dritte Physik des Chrysippos zurück.207 Chrysippos muss, um das Fundament der stoischen Lehre zu erhalten, beweisen, dass die Welt von dem aktiven, hauchartigen Wesen ( ) durchwirkt und zusammenhalten wird und dieses wieder in der Weltverbrennung () von dem passiven, im engeren Sinne stofflichen Wesen ( ) getrennt werden kann, um in dem Urwesen () aufzugehen. Daher führt er zwei Prämissen an. Die erste besagt, dass alles (stoffliche) Wesen geeint ist, weil ein Hauch, durch den es zusammengehalten wird, es ganz durchdringt (             ).208 Als zweite Prämisse setzt er die Möglichkeit voraus, dass das Gemischte wieder eines vom anderen gelöst wird, was nur möglich wird, durch den Erhalt der eigenen Natur der gemischten Teile in der Vermischung. (   

202 Unter Übergehung der Beschaffenheit ( ) Simpl., comm. in Arist. cat., S. 173, 24 ff., ed. Kalbfleisch, was sich möglicherweise aus dem weiteren zweiten Begriff des Zugrundeliegenden ( ) bei Porphyrios nach Simpl., comm. in Arist. cat., S. 48, 11 ff., ed. Kalbfleisch erklärt. 203 Alex. Aphr., de mixt. 217, 32 ff.; Kleanthes nach Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.17.3, ed. Wachsmuth I, S. 153, Z. 18 ff.; Chrysippos nach Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.17.4, ed. Wachsmuth I, S. 154, Z. 5 ff. 204 Pohlenz, Stoa I, S. 70 ff. Zum Konzept der Mischung Sambursky, Phys. Weltbild, S. 194 ff. 205 Alex. Aphr., de mixt. 216, 14–217, 7. 206 Reinhardt, Poseid. In: RE 22, 1, Sp. 653; Todd, Alex. Aphr., de mixt., S. 188; Rex, Mischungslehre, S. 21 ff.; Gould, Chrysippus, S. 100 f., 110 ff.; Bloos, Probleme, S. 92, 105. A. A. Theiler, Poseidonios II, S. 150 f., der hier Einschübe aus der Lehre des Poseidonios erkennen möchte. Zu dieser Stelle auch Long, Soul and Body. In: Phronesis 27 (1982), S. 39. 207 Diog. Laert., vit. phil. 7, 151. 208 Alex. Aphr., de mixt. 216, 14 ff.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

                ).209 Es muss also eine Erklärung gefunden werden, wie das von der Stoa als körperlich aufgefasste aktive, hauchartige Wesen ( ) das ebenfalls körperlich gedachten passive, im engeren Sinne stofflichen Wesen ( )210 durchwirken und zusammenhalten kann. Dabei muss es jederzeit wieder herausgelöst werden können, um die Weltverbrennung () zu ermöglichen. Dies setzt voraus, dass die Bestandteile der Welt zunächst zu einer Einheit () verbunden sind, dabei jedoch ihr eigenes Wesen ( ), das heißt ihre individuelle Wesenszusammensetzung, behalten. Die Lösung für dieses Problem findet die Stoa in der Lehre von der Mischung (). Diese definiert Chrysippos im engeren, eigentlichen Sinne () als Vermischung durch die völlige Ausdehnung der Wesen und ihrer Eigenschaften durcheinander, während die ursprünglichen Wesen und Eigenschaften in einer solchen Vermischung erhalten bleiben                        ).211 Als Beweis führt er die allgemeinen Begriffe ( ) an.212 Die Stoa kennt zwei Arten von Begriffen ().213 Zum einen sind dies solche, die sich auf natürlichem Wege () aus der Erfahrung zahlreicher gleicher Eindrücke in der Seele des Menschen bilden.214 Diese werden auch als  bezeichnet und als Maßstab der Erkenntnis anerkannt.215 Daneben kennt die Stoa auch künstlich () erworbene, das heißt erlernte Begriffe.216 Bei den allgemeinen Begriffen ( ) handelt es sich

209

Alex. Aphr., de mixt. 216, 32 ff. Diog. Laert., vit. phil. 7, 150. 211 Alex. Aphr., de mixt. 216, 25 ff.; abweichend ebenfalls unter Berufung auf Chrysippos Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.17.4, ed. Wachsmuth I, S. 154, Z. 21 ff., wo dieser Begriff nur auf Flüssigkeiten angewendet werden soll. Vgl. auch die Ausführungen zu Mischung (), Vermischung () und Verschmelzung () bei Bloos, Probleme, S. 107 ff. 212 Dazu Gould, Chrysippus, S. 61 ff.; Stein, Erkenntnistheorie, S. 228 ff.; Sandbach, Ennoia and Prolepsis. In: Problems in Stoicism, S. 22 ff. 213 Aet., plac. 4.11 (Diels, Dox. graec. 400, 4 ff.); Diog. Laert., vit. phil. 7, 54. 214 Aet., plac. 4.11 (Diels, Dox. graec. 400, 4 ff.); Plut., de com. not. 47, moralia 1084 F ff. 215 Diog. Laert., vit. phil. 7, 54; Alex. Aphr., de mixt. 217, 3. Dazu Pohlenz, Grundfragen, S. 83 ff.; Zeller, Phil. d. Griech. III, 1, S. 75 ff., 86. Zum Kriterium der Stoa Stein, Erkenntnistheorie, S. 250 ff. 216 Aet., plac. 4.11.3 (Diels, Dox. graec. 400, 19 ff.). 210

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

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um natürliche Begriffe (), die ihre besondere Glaubwürdigkeit dadurch erhalten, dass sie bei allen Menschen gleich entstehen.217 Entsprechend der monistischen Weltauffassung der Stoa muss ein und dasselbe Prinzip im Kleinen wie im Großen wirken und sich als Teil der natürlichen Ordnung erweisen. Daher illustriert Chrysippos die Theorie der völligen Durchmischung (   ) mit einer Schale Wein, die ins Meer gegossen wird. Der Wein ist anschließend nicht mehr sichtbar. Dennoch weiß man, dass er dort ist.218 Das zugrunde liegende Prinzip lässt sich also von jedermann durch sinnliche Wahrnehmung aus der Natur entnehmen und wird so zum allgemeinen Begriff ( ). Hier setzen die Gegner der stoischen Lehre an. Nach allgemeiner Auffassung findet bei der Herstellung von Arzneimitteln eine irreversible völlige Verschmelzung der Bestandteile statt, die zum Untergang der  (Eigenschaften) führt.219 Chrysippos gibt dies zu220 und nimmt die völlige Verschmelzung (  ) als irreversiblen Sonderfall der Mischung () an.221 Sie stellt also eine Mischung im uneigentlichen Sinne dar. Während bei der eigentlichen Mischung () ein neues gemeinsames Wesen () entsteht, das einen von den eigenen Wesen ( ) seiner Bestandteile nicht zu trennenden Körper bildet, bewirkt die Verschmelzung () die Vernichtung der ursprünglichen eigenen Wesen ( ) der Bestandteile und ihrer Eigenschaften (), die in einem neuen Wesen und einem von seinen Bestandteilen völlig verschiedenen Körper aufgehen (     ).222 Daneben muss Chrysippos die Lehre der Mischung () gegenüber den Vermischungen () im weiteren Sinne abgrenzen.223 Sie umfasst auch Gegenstände der Wahrnehmung, deren einzelne Bestandteile noch klar abgrenzbar sind, die jedoch als Einheit wahrgenommen werden. Hier gibt Chrysippos das Beispiel eines Haufens aus Getreide oder Bohnen. Die vielen zusammengeschütteten Körner (  ) liegen in ober-

217

Alex. Aphr., de mixt. 217, 2 ff. Dazu Pohlenz, Stoa I, S.56; ders., Stoa II, S. 33; ders, Grundfragen, S. 84 f.; Rex, Mischungslehre, S. 41; Sandbach, Ennoia and Prolepsis. In: Problems in Stoicism, S. 23 ff. 218 Diog. Laert., vit. phil. 7, 151; Plut., de com. not. 37, moralia 1078 E. Dazu Todd, Alex. Aphr., de mixt., S. 31; Sandbach, Stoics, S. 76. 219 Vgl. Boetos bei Philon Alex., de aet. 79; Ps.-Gal., de qual. 11. 220 Alex. Aphr., de mixt. 217, 4 ff. 221 Alex. Aphr., de mixt. 216, 22 ff. Dazu Rex, Mischungslehre, S. 36. 222 Alex. Aphr., de mixt. 216, 24 f.; Chrysippos nach Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.17.4, ed. Wachsmuth I, S. 155, Z. 11 ff. 223 Abweichend Chrysippos nach Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.17.4, ed. Wachsmuth I, S. 154, Z. 14 ff.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

flächlicher Berührung (  ) nebeneinander ().224 Sie bilden eine Verbindung ().225 Ihr eigenes Wesen ( ) oder ihre Eigenschaften () sind davon nicht betroffen. f) Geeinte und zusammengesetzte Körper Nun gilt es, den Bogen zurück zu den Einheitsgraden der Körper zu schlagen. Dazu möchten wir zwei Stellen aus Sextus Empiricus, adversus mathematicos heranziehen. Bei Sextus Empiricus handelt es sich um einen Anhänger der empirischen Ärzteschule und einen Philosophen pyrrhonisch-skeptischer Prägung aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus.226 Die pyrrhonischen Skeptiker beriefen sich auf den Zeitgenossen Alexanders des Großen den Philosophen Pyrrhon von Elis.227 Sie vertraten einen radikalen Skeptizismus und leugneten so jede Erkenntnismöglichkeit.228 Damit standen sie in dauerndem Widerspruch zu den dogmatischen Schulen, insbesondere der Stoa. Um die Unbeweisbarkeit der dogmatischen Lehren zu demonstrieren, referierten sie diese und versuchten, deren Widersprüchlichkeit oder mangelnde innere Konsequenz aufzuzeigen.229 Die erste dieser Stellen stammt aus dem Referat eines stoischen Gottesbeweises in adversus mathematicos 9, 78:                                                                    Von den Körpern sind manche geeint, manche aus Einzelkörpern zusammengefügt, andere bestehen aus getrennten Einzelkörpern. Die geeinten Körper nun werden von einem Vermögen () beherrscht, wie Pflanzen und Lebewesen. Aus Einzelkörpern zusammengefügte aber sind die, die aus nebeneinanderliegenden und zu einer Hauptsache verbundenen Einzelkörpern bestehen, wie Ketten, Wehrmauern oder Schiffe. Aus getrennten Einzelkörpern bestehende sind solche, die aus getrennten, von einander entfernten und für sich bestehenden Einzelkörpern () zusammengesetzt sind, wie Heere, Herden oder Chöre.

224

Vgl. Chrysippos nach Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.17.4, ed. Wachsmuth I, S. 154, Z. 10 ff. 225 Zu diesem Begriff Rex, Mischungslehre, S. 31 ff. 226 Sedley, Protagonists. In: Doubt and Dogmatism, S. 17. 227 Diog. Laert., vit. phil. 9, 70; 9, 115 f. Dazu Sedley, Protagonists. In: Doubt and Dogmatism, S. 8, 17. 228 Diog. Laert., vit. phil. 9, 74; 9, 78 ff. 229 Diog. Laert., vit. phil. 9, 74; 9, 78 f.

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

101

Eine weitere Wiedergabe der stoischen Einheitsgrade der Körper findet sich in adversus mathematicos 7, 102:                                       Ferner aber bestehen die Körper zum Teil aus verbundenen Einzelkörpern, wie Schiffe, Ketten oder Wehrmauern, zum Teil aus geeinten Teilen, die durch ein Vermögen () zusammengehalten werden, wie Pflanzen oder Lebewesen, zum Teil aus getrennten Einzelkörpern, wie Chöre, Heere oder Herden.

Geeinte Körper ( ) werden also von einem Vermögen () durchdrungen und zusammengehalten.230 Das Vermögen () ist die sich aus dem eigenen Wesen ( ) ergebende unterste Wesensstufe, die allen Dingen gemein ist.231 Das eigene Wesen ( ) entsteht durch die Mischung im engeren Sinne () oder ausnahmsweise durch eine Verschmelzung () aktiver und passiver Elemente. Der geeinte Körper () entsteht also durch eine Mischung im engeren Sinne () oder ausnahmsweise durch eine Verschmelzung ().232 Innerhalb der geeinten Körper werden dann die oben bereits genannten, sich aus dem Verhältnis von passiven und aktiven Wesensanteilen ergebenden Wesensstufen unterschieden.233 Dies überliefert der bei Sextus Empiricus, adversus mathematicos 9, 81 erhaltene Gottesbeweis:                                     Es werden aber von den einheitlichen Körpern die einen von einem einfachen Vermögen () zusammengehalten, andere durch ihre lebendige Natur (), andere durch ihre Seele (). Durch ein Vermögen () werden solche wie Steine oder Holzstücke zusammengehalten, durch ihre belebte Natur () zum Beispiel Pflanzen und durch ihre Seele Lebewesen. ...

Die aus Einzelkörpern zusammengefügten Körper (  ) definiert die Quelle von Sextus Empiricus näher als Körper, die aus nebeneinanderliegenden und zu einer Hauptsache verbundenen Einzelkörpern bestehen (       

230

Dazu Forschner, Ethik, S. 61. Die höheren Wesensstufen umfassen notwendig immer auch die niedrigeren. Vgl. Sext. Emp., adv. math. 9, 84. 232 Vgl. die Verwendung als Bild für die Ehe bei Plut., coniug. praec. 34, moralia 142 E zusammen mit der Überlieferung der Schrift des Antipatros über die Ehe bei Stob. Ekl. 4.22.25, ed. Hense II, S. 508. Vgl. auch Long, Soul and Body. In: Phronesis 27 (1982), S. 38 f.; Wildberger, Seneca I, S. 8. 233 Pohlenz, Rez. Poseidoniosforschung. In: Ges. Schr. I, S. 177; Long, Soul and Body. In: Phronesis 27 (1982), S. 38; Bloos, Probleme, S. 119 f.; Rist, Stoic Phil., S. 180, 210. 231

102

2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

).234 Diese Definition entspricht der der chrysippeischen Verbindung (), die durch die oberflächliche Berührung (  ) in Folge einer Vermischung, bei der die Teile nebeneinanderliegen ( ), zustande kommt.235 Hierbei wird die neue Hauptsache, die aus der Verbindung erwächst, als Ganzes wahrgenommen und bildet somit einen einheitlichen Gegenstand der Wahrnehmung. Als solcher ist der zusammengesetzte Körper ein einheitlicher Körper im Sinne der stoischen Körperlehre.236 g) Gesamtkörper aus getrennt bestehenden Einzelkörpern Es verbleibt also, das hinter den uns primär interessierenden, aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörpern (  ) stehende Konzept zu erklären. Sextus Empiricus überliefert die folgende Definition: Aus getrennten Einzelkörpern bestehende Körper sind solche, die aus getrennten, von einander entfernten und für sich bestehenden Körpern zusammengesetzt sind (            ).237 Das heißt, dass die aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Körper (  ) nicht wie die geeinte Körper ( ) durch ein gemeinsames Vermögen () oder die aus Einzelkörpern zusammengesetzten Körper (  ) durch einen unmittelbaren körperlichen Kontakt zueinander ( ) als ein Körper wahrgenommen werden. Sextus enthält für die vorliegend erörterte Fragestellung also nur eine negative Bestimmung. Damit bleibt die Frage offen, was die den Gesamtkörper konstituierenden für sich bestehenden Einzelkörper zu einer übergeordneten Einheit verbindet.238 Die Antwort auf diese Frage überliefert uns der Neuplatoniker Simplikios in seinem Kommentar zur aristotelischen Kategorienlehre in einer kritischen Auseinandersetzung mit der Lehre der Stoa.239 Simplikios untersucht hier den Satz, dass alle Beschaffenheiten gemäß einer Eigenschaft benannt werden (     ). Dabei sieht er in der hier erörterten stoischen Dreiteilung des Körperbegriffs einen Verstoß gegen diesen Satz. Hierzu referiert er zunächst die stoische Lehre. 234

Vgl. hierzu Rieth, Grundbegriffe, S. 43. Vgl. Bloos, Probleme, S. 107; Wildberger, Seneca I, S. 18 f. 236 Vgl. die Darstellung der stoischen Erkenntnistheorie oben 2. Abschnitt, II. 5. b). Bildlich übertragen findet diese Lehre Verwendung als Bild für die Ehe bei Plut., coniug. praec. 34, moralia 142 E zusammen mit der Überlieferung der Schrift des Antipatros über die Ehe bei Stob. Ekl. 4.22.25, ed. Hense II, S. 508. 237 Sext. Emp., adv. math. 9, 78. 238 Bloos, Probleme, S. 79, 89 ff., 120 tendiert wohl zur Lösung über einen altstoischen Sympathiebegriff. Er bleibt aber letztlich eine klare Konzeption schuldig. 239 Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 187 ff. scheidet bei seiner Untersuchung der Stelle nicht sauber zwischen der neuplatonischen Kritik und dem stoischen Gut. 235

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

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Simplikios, In Aristotelis categorias commentarium, S. 214, 24 ff., ed. Kalbfleisch:                                                                                                                                                                            Auch die Stoiker aber führen wohl, gemäß ihren Grundsätzen, die gleichen Schwierigkeiten herbei in Bezug auf die genannte Aussage, dass alle Beschaffenheiten () gemäß einer Eigenschaft () benannt werden. Denn sie nennen die Eigenschaften () Gehabtes () und lassen sie nur für die geeinten Körper () zu. Bei den durch Berührung verbundenen, wie bei einem Schiff, und den über eine Entfernung hinweg bestehenden, wie bei einem Heer, gebe es weder ein Gehabtes (), noch ließe sich irgendein hauchartiges Eines (  ) bei ihnen finden, noch haben sie einen Geist (), so dass ihnen irgendein Wesen in Form eines einzigen Vermögens () zukäme. Eine Beschaffenheit () wird aber sowohl in Körpern aus zusammengesetzten Teilkörpern als auch solchen aus getrennten angenommen. Denn wie sich ein einzelner Elementarlehrer aufgrund des Erwerbs einer bestimmten Beschaffenheit und gemeinsamer Übung dauernd beständig in seinen Unterscheidungsmerkmalen verhält, so verhält sich auch der Chor aufgrund der Einübung einer bestimmten Beschaffenheit beständig in seinen Unterscheidungsmerkmalen. Deshalb besteht etwas Beschaffenes () aufgrund der Ordnung und des Zusammenwirkens zu einem einheitlichen Werk. Es ist aber Beschaffenes () ohne Eigenschaft (), denn in ihnen ist kein Vermögen (). Denn auch allgemein gibt es bei getrennten Wesen, die auch keine natürliche Einheit miteinander haben, keine Eigenschaft () oder Vermögen (). Wenn aber etwas, das eine Beschaffenheit () hat, keine Eigenschaft () hat, entsprechen sie an sich nicht einander, so müsste man sagen, und es ist nicht möglich durch die Beschaffenheit () die Eigenschaft () zu bestimmen.

Simplikios bestätigt zunächst hinsichtlich der geeinten und zusammengesetzten Körper das bereits oben hergeleiteten Ergebnis: Nur die geeinten Körper ( ) erhalten aufgrund der Mischung () ein einheitliches eigenes Wesen ( ) und so ein einheitliches Vermögen (). Dies fehlt sowohl den zusammengesetzten Körpern ( ) als auch den Körpern aus getrennten Einzelkörpern (  ).240 Dem folgt die Darstellung des in der übrigen Überlieferung fehlenden Teils 240

Sambursky, Phys. Weltbild, S. 190 f. spricht von einer rein additiven Beziehung. Vgl. auch Forschner, Ethik, S. 61; Zeller, Phil. d. Griech. III, 1, S. 99, Fn. 1 zu S. 98.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

der stoischen Lehre. Die die zusammengesetzten Körper ( ) und die aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Körper (  ) konstituierenden Einzelkörper stellen für sich abgeschlossene Wesenheiten dar.241 Diese Einzelkörper werden nicht zu einem neuen geeinten Körper ( ) mit eigenem Wesen gemischt. Sie bleiben bestehen. Daher verfügen weder die zusammengesetzten noch die aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörper über ein eigenes einheitliches Vermögen (). Ihnen kommt jedoch nach stoischer Lehre, wie Simplikios berichtet, eine einheitliche Beschaffenheit () zu.242 Diese macht sie zu einem einheitlichen Gegenstand der Wahrnehmung und damit einem Körper.243 Bei den zusammengesetzten Körpern ( ) ergibt sich die Gesamtbeschaffenheit, wie bereits gesehen, aus der Wahrnehmung aufgrund des unmittelbaren körperlichen Kontakts ( ). Ein solcher Oberflächenkontakt fehlt jedoch den aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörpern (  ). Dennoch kommt ihnen in ihrer Gesamtheit eine Beschaffenheit ( ) zu, die ihnen als Einzelkörper nicht zukommt.244 Dies illustriert Simplikios mit dem im griechischen Kulturraum üblichen Beispiel des Chores245, der durch gemeinsames Proben zu einem Eindruck zusammenwirkt, den ein einzelner Sänger nicht erzeugen kann.246 So nimmt der Betrachter eine Ordnung () und ein Zusammenwirken () oder -klingen wahr, das nur dem Chor als

241

78.

242

Vgl. die Definitionen bei Alex. Aphr., de mixt. 216, 19 ff. und Sext. Emp., adv. math. 9,

Dies verkennt Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 49, der, obwohl er auf S. 45 die stoischen Kategorien behandelt, die Beschaffenheit () und das „Sich in bestimmter Weise Verhalten“ ( ) verwechselt. 243 Dazu bereits kurz oben 2. Abschnitt, II. 5. d) Vgl. schon die Überlegungen bei Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 187 ff. Diese Lehre greift Alex. Aphr., de mixt. 223, 27 ff. in peripatetischer Terminologie auf, um von hieraus die Lehre von den geeinten Körpern anzugreifen. Die ausschließliche Überlieferung dieser Lehre in einer peripatetischen Quellen und einer Aristoteleskommentierung könnte diese Nachricht verdächtig erscheinen lassen. Vergleicht man die Terminologie bei Simplikos jedoch mit der aristotelischen, z.B. Arist.,   2, 194 a 12 f. und zieht man die Lösung des vermeintlichen Problems durch Simplikios, comm. in Arist. cat., S. 214, 37 ff., ed. Kalbfleisch, hinzu, so schwindet der Verdacht. Es handelt sich um eine authentische Überlieferung der stoischen Lehre. 244 Vgl. Reesor, Stoic Concept of Quality. In: AJPh 75 (1954), S. 48; Zeller, Phil. d. Griech. III, 1, S. 99, Fn. 1 zu S. 98. Dieser Gedanke findet sich vielleicht schon in dem verbindendenden gemeinsamen Zweck der Gemeinschaft () bei Arist.,   1, 1252 a 1 ff.,   4, 1278 b 22 ff.,   5, 1280 b 33 ff.;   11, 1160 a 8 ff. und der identitässtiftenden Art () in   3, 1276 b 1 ff., angelegt. 245 Witt, Plotinus and Posidonius. In: CQ 24 (1930), S. 200. 246 Sen., ep. moral. 84, 9 f. Andere Beispiele bei Alex. Aphr., de mixt. 217, 21 ff.

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

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Ganzem zukommt.247 Diese Beschaffenheit kommt dem Chor, solange er regelmäßig übt, genauso dauerhaft zu, wie dem als zweites Beispiel genannten Grammatiker () seine Kenntnis der Grammatik. Die den Gesamtkörper konstituierenden Einzelkörper sind also durch eine ihnen allein in ihrer Gesamtheit zukommende Beschaffenheit () zu einem einheitlichen Gesamtkörper verbunden.248 h) Die gemeinsame Beschaffenheit Um die Lehre von den Gesamtkörpern begreifen zu können, bedarf es also einer genaueren Untersuchung der stoischen Lehre von der zweiten Stufe der Bestimmtheit des Seienden, der Beschaffenheit (). Dabei geht es um die Frage, wie es möglich ist, dass auch mehrere geeinte Einzelkörper () nach stoischer Lehre eine gemeinsame Gesamtbeschaffenheit haben und so zu einer Einheit verbunden werden können. Simplikios setzt sich an einer anderen Stelle seines Kommentars zu den aristotelischen Kategorien mit dem Problem der Beschaffenheit () nach stoischer Lehre auseinander.249 Diese Stelle ist missverständlich, insbesondere, da sie in einigen Punkten von der üblichen stoischen Terminologie abweicht.250 Simplikios oder seine Vorlage erörtern an dieser Stelle die Beschaffenheit () nicht in ihrem aus der stoischen Kategorienlehre bekannten technischen Sinn, sondern im Sinne irgendeiner Bestimmtheit.251 Bringt man diesen Text mit den üblichen stoischen Bezeichnungen der Stufen der Bestimmtheit des Seienden in Einklang, so ergibt sich das Folgende: Die erste Bedeutung der Beschaffenheit () im Sinne einer allgemeinsten Stufe der Bestimmtheit, das Unterscheidbare (  ), entspricht dem „sich in bestimmter Weise Verhalten“ ( ).252 Die zweite Bedeutung, das, was in seinem Unterschied verharrt (   ), entspricht der individuellen Beschaffenheit ( ). Die dritte Bedeutung, die als die Beschaffenheit im engsten Sinne ( ) bezeichnet und als das, was beständig in seinem Unterschied verharrt (   ), definiert wird, entspricht der allgemeinen Gattungsbeschaffenheit

247

Wildberger, Seneca I, S. 9; Pembroke, Oikeiosis. In: Problems in Stoicism, S. 131. Vgl. Zeller, Phil. d. Griech. III, 1, S. 98 f., Fn. 1. A. A. Göppert, Gesammt-Sachen, S. 36 f. 249 Simpl., comm. in Arist. cat., S. 212, 12 ff., ed. Kalbfleisch. Zu dieser Stelle Pohlenz, Stoa II, S. 39 f.; Rieth, Grundbegriffe, S. 22 ff.; Elorduy, Sozialphilosophie. In: Philologus Suppl. 28, 3, S. 103 ff.; Forschner, Ethik, S. 64. 250 Reesor, Stoic Categories. In: AJPh 78 (1957), S. 77 glaubt, das hier eine andere Einteilung vorläge. 251 Elorduy, Sozialphilosophie. In: Philologus Suppl. 28, 3, S. 103. 252 Zeller, Phil. d. Griech. III, 1, S. 98, Fn. 1 zu S. 97; wohl auch Forschner, Ethik, S. 64. 248

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

( ).253 Entscheidend ist der folgende Teil, der das Verhältnis der Eigenschaft () zur dritten Bedeutung des Bestimmten, der allgemeinen Gattungsbeschaffenheit ( ), behandelt.254 Danach stellt die Eigenschaft () ein im eigenen Wesen ( ) angelegtes Vermögen () dar, das sich in der allgemeinen Gattungsbeschaffenheit ( ) realisiert, wenn es nach außen wahrnehmbar wird: Simplikios, In Aristotelis categorias commentarium, S. 212, 25 ff., ed. Kalbfleisch:                                                                                       Sie sagen aber, dass sie (die Dinge, die beständig in ihrem Unterschied verharren) sich nach ihrem Ausdruck vollenden, wenn sie sich mit der Eigenschaft () verbinden, wie der Grammatiker oder der Besonnene. Denn keiner von ihnen ist mehr oder weniger als seine Eigenschaft. Ebenso auch der Feinschmecker oder der Weinliebhaber. Die nämlich, die in ihrem Handeln so beschaffen sind, wie der Schlemmer und der Weintrinker, werden so bezeichnet, weil sie solche Dinge haben, die sie genießen können. Und daher, wenn einer ein Schlemmer ist, ist er immer auch ein Feinschmecker. Wenn aber jemand ein Feinschmecker ist, ist er nicht immer ein Schlemmer. Denn, wenn ihm die Dinge, durch die er zum Schlemmer wird, fehlen, dann kann er der Schlemmerei nicht frönen, das Vermögen, ein Feinschmecker zu sein ( ), aber hebt es nicht auf.

Die Stoa stellt also, wie nicht anders zu erwarten, auf die sinnliche Wahrnehmung ab. Der Feinschmecker () verfügt zunächst nur über das Vermögen, ein Feinschmecker zu sein ( ). Dies bewirkt die aus seinem eigenen Wesen ( ) erwachsende Eigenschaft (). Diese Eigenschaft () tritt jedoch noch nicht in den Bereich des unmittelbar sinnlich Wahrnehmbaren. Dies geschieht erst, wenn sich ihm die Möglichkeit bietet, seiner Leidenschaft zu frönen, und an ihm so die Beschaffenheit () eines Schlemmers ()255 wahrnehmbar wird. Primärer 253

Elorduy, Sozialphilosophie. In: Philologus Suppl. 28, 3, S. 105. Bei der Unterscheidung innerhalb der allgemeinen Gattungsbeschaffenheit nach der Vollständigkeit in Bezug auf Ausdruck und Vorstellungsbild handelt es sich um eine Frage der Sprachtheorie. Zudem gibt Simplikios hier möglicher Weise die stoische Lehre unsauber wieder. Vgl. Rieth, Grundbegriffe, S. 28. Diese Unterscheidung spielt für die hier erörterte Frage keine Rolle. Vgl. die Terminologie mit Diog. Laert., vit. phil. 7, 63 f. Dazu Mates, Stoic logic, S. 16 ff.; Rieth, Grundbegriffe, S. 23 ff., 42 f. 254 Simpl., comm. in Arist. cat., S. 212, 25 ff., ed. Kalbfleisch. 255 Dieses Wort lässt sich auf Deutsch nicht präzise wiedergeben.  umfasst den edleren Teil der Speisen, also insbesondere Fleisch oder Fisch.  ist ein Infinitiv Aorist zu

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

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Gegenstand der sinnlichen Wahrnehmung ist also immer die Beschaffenheit ().256 Daher ist auch alles, von dem eine Beschaffenheit wahrnehmbar ist, nach dem bereits oben Ausgeführten, notwendig körperlich257 und damit seiend.258 Dies erklärt, wie die Stoa zur Einheit der Gesamtkörper kam. Es stellt sich aber die Frage, wie sich der durch seine Gesamtbeschaffenheit wahrnehmbare Gesamtkörper zu den für sich individuell beschaffenen Einzelkörpern, die ihn konstituieren, verhält. Dazu überliefert uns Sextus Empiricus in einer Abhandlung über das Verhältnis des Ganzen zu seinen Teilen im 9. Buch adversus mathematicos:               ˙                          Die Stoiker aber sagen, dass der Teil weder etwas anderes als das Ganze noch dasselbe darstelle. Denn die Hand sei weder dasselbe wie der Mensch (denn sie ist kein Mensch), noch ist sie etwas anderes neben dem Menschen (denn mit ihr wird der Mensch als Mensch wahrgenommen).                                                                                                                Wenn das kritisch betrachtet wird, pflegen die Dogmatiker, um sich ein wenig Atem zu verschaffen, zu sagen, dass das nach außen hin Zugrundeliegende und Wahrnehmbare weder Ganzes noch Teil sei. Wir aber seien es, die diesen Dingen noch die Bezeichnung das Ganze oder der Teil beilegten. Denn das Ganze wäre etwas, das im Verhältnis zu etwas ( ) bestehe. So werde nämlich das Ganze im Verhältnis zu den Teilen wahrgenommen. Auch die Teile wiederum wären etwas, das im Verhältnis zu etwas besteht. So würden Teile im Verhältnis zum Ganzen wahrgenommen. Etwas, , essen. Es bezeichnet also jemanden, der die Beilagen verschmäht. Vgl. ThGL VI, Sp. 2496 sowie  bei Frisk, Etym. Wörterbuch II, S. 459. 256 Vgl. auch Poseidonios bei Stob., Ekl., 1.20.7, ed. Wachsmuth I, S. 177, Z. 21 ff.; Cic., de fat. 19, 43; Calcidius, comm. in Plat. Tim., cap. 220, S. 233, 6 ff., ed. Waszink; Aet., plac. 4.12.1 (Diels, Dox. graec. 401, 14 ff.); Nem., de nat. hom. 6.172. Dazu Reesor, Stoic Concept of Quality. In: AJPh 75 (1954), S. 44; Gould, Chrysippus, S. 59. Mit feiner Unterscheidung nach den stoischen „Kategorien“ Rieth, Grundbegriffe, S. 83. Dies verkennt Göppert, Gesammt-Sachen, S. 49. 257 Simpl., comm. in Arist. cat., S. 271, 20 ff., ed. Kalbfleisch. Dazu Wildberger, Seneca I, S. 86. Vgl. auch die akademische Rezeption bei Cic., Varr. 6, 24 zum Zusammenhang von Körperlichkeit und Eigenschaft. 258 Umkehrschluss aus Diog. Laert., vit. phil. 7, 61. Zu dem gleichen Schluss kommt Rieth, Grundbegriffe, S. 27 mit anderer Begründung.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus das im Verhältnis zu etwas besteht, besteht nur in unserer verknüpfenden Erinnerung, unsere verknüpfende Erinnerung aber ist in uns. Also sind das Ganze und der Teil in uns. Das nach außen wahrnehmbare Zugrundeliegende aber ist weder Ganzes noch Teil, sondern ein Ding, dem wir die Bezeichnungen nach unserer eigenen verknüpfenden Erinnerung beilegen.

Maßgeblich ist also nur das, was gerade aus einem bestimmten Blickwickel heraus Gegenstand der konkreten Wahrnehmung ist. So wird entweder die Hand als einzelner, abgrenzbarer Körperteil wahrgenommen oder der ganze menschliche Körper mit der Hand in seiner Gesamtheit. Ist der menschliche Körper in seiner Gesamtheit Gegenstand der Betrachtung, so komplettiert die Hand lediglich dieses Bild und tritt als einzelner Körperteil hinter dem Eindruck der Gesamtheit zurück. Ebenso wird der Sänger eines Chores entweder in seiner individuellen Beschaffenheit als einzelner Sänger wahrgenommen oder der Chor als aus Sängern bestehende größere Einheit.259 Dies ist eine zentrale Annahme des stoischen Monismus. Anders ließe sich die Welt nicht als durch die aktiven Elemente aus dem Urwesen geeint denken.260 Sonst wäre das Ganze nur die für sich belanglose Summe seiner Teile, wie dies die Kritiker der Stoa annehmen.261 Daher stellt die Stoa, wie Simplikios262 überliefert, allein auf den äußeren Gesamteindruck ab.263 Kommt der Gesamtheit eine erkennbare Beschaffenheit zu, die die Gesamtheit als mehr als die Summe ihrer Teile erscheinen lässt, so handelt es sich um die Gesamtbeschaffenheit, die der Gesamtheit eine eigene Körperlichkeit verleiht. Dazu überliefert Plutarch von Chaironeia gestützt auf eine nicht näher identifizierte Schrift des Chrysippos das Folgende.264 Plutarch, de defectu oraculorum 29, moralia 426 A:                              

259

Vgl. auch Simpl., comm. in Arist. cat., S. 187, 24 ff., ed. Kalbfleisch. Dazu Wildberger, Seneca I, S. 83 f. 261 Sext. Emp., adv. math. 9, 338 ff. 262 Simpl., comm. in Arist. cat., S. 214, 34 f., ed. Kalbfleisch. 263 Graeser, Zenon, S. 87. 264 So Pohlenz, Rez. Poseidoniosforschung. In: Ges. Schr. I, S. 177; ders., Rez. Kosmos und Sympathie. In: Ges. Schr. I, S. 201 f.; zustimmend Hine, Commentary, S. 146; Reesor, Stoic Concept of Quality. In: AJPh 75 (1954), S. 48; Heinemann, Poseidonios I, S. 186; Wildberger, Seneca II, S. 467 f., Anm. 61; a.A. Reinhardt, Kosmos und Sympathie, S. 35 ff.; ders., Poseid. In: RE 22, 1, Sp. 651; vorsichtig: Theiler, Vorneuplat., 97 f.; ders., Poseidonios II, S. 148; Neuenschwander, Mark Aurels Beziehungen, S. 18; Rieth, Grundbegriffe, S. 15 f. 260

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

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Denn besteht nicht oft ein einzelner Körper aus getrennten Körpern, wie eine Gemeinde, ein Heer oder ein Chor, von denen einem jedem Leben, Denken und Lernen zukommt, wie Chrysippos glaubt.265 ...

Chrysippos erkennt also bei einer Gemeinde, einem Heer oder einem Chor ein kollektives266 Leben, Denken und Lernen267 und damit eine gemeinsame Beschaffenheit ().268 Dass Chrysippos dabei davon spricht, dass diese Tätigkeiten den aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Körpern (  ) zukommen (), heißt nicht, wie teilweise angenommen,269 dass es sich hierbei um Tätigkeiten im uneigentlichen Sinne handele.270 Im Gegenteil ist der Vorgang des Wirkens oder Leidens ein „sich in bestimmter Weise Verhalten“ ( ) und damit nach stoischer Lehre etwas Unkörperliches, das von einem körperlichen Gegenstand als Ursache () bewirkt wird oder von einem solchen erlitten wird. Der Vorgang als solcher stellt nur eine Aussage () dar, die etwas, was den beteiligten Körpern zukommt (), beschreibt.271 Er hat für sich kein Sein. Dazu ist bei Stobaios schon für Zenon das Folgende bezeugt:272 Stobaios, Eklogai 1.13.1c, ed. Wachsmuth I, S. 138                                                                                      Zenon: Die Ursache, sagt Zenon ist das „Weswegen“; das, dessen Ursache sie ist, etwas Zukommendes (). Die Ursache ist ein Körper, das, dessen Ursache sie ist, aber (nur) eine Aussage. Es ist aber unmöglich, dass es zwar eine Ursache gibt, das aber, dessen Ursache sie ist, nicht besteht. Das Gesagte hat aber folgende Bedeutung. 265

Umstritten ist, ob sich der Relativsatz auf die den Gesamtkörper konstituierenden Einzelkörper bezieht oder auf die ihm vorangehenden Beispiele. Wir folgen der zweiten Möglichkeit, da die Aussage nur für die gegebenen Beispiele Sinn hat und die erste Möglichkeit keiner Diskussion bedürfte. 266 Hine, Commentary, S. 145; Reinhardt, Kosmos und Sympathie, S. 35 f.; Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 322. A. A. Pohlenz, Rez. Kosmos und Sympathie. In: Ges. Schr. I, S. 201 f.; Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 47. 267 Vgl. auch den Spott über diese stoische Lehre bei Cicero, de nat. deor. 3.9.21 und den Nachhall bei Plot., Ennead. 6.5.10. 268 Reesor, Stoic Concept of Quality. In: AJPh 75 (1954), S. 48. Im Ergebnis ebenso Göppert, Gesammt-Sachen, S. 51, jedoch mit einer unzutreffenden Einschränkung. 269 Hine, Commentary, S. 146, der diese Tätigkeiten als nur per accidens im aristotelischen Sinne auftretend versteht. 270 Graeser, Zenon, S. 82; Forschner, Ethik, S. 85. 271 Vgl. auch Clem. Alex., Strom. 8, 9, 26, 2 ff. Dazu Gould, Chrysippus, S. 108; Forschner, Ethik, S. 86 ff. 272 Zu dieser Stelle und der Folgenden Pohlenz, Grundfragen, S. 105 f.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus Ursache ist das, aufgrund dessen etwas wird, wie zum Beispiel durch den Verstand das Denken entsteht oder durch die Seele das Leben oder durch die Besonnenheit das Besonnensein. Denn es ist unmöglich, dass, wenn bei jemandem Besonnenheit vorliegt, er nicht besonnen ist, oder jemand, der eine Seele hat, nicht lebt oder jemand, der Verstand hat, nicht denkt.

Weiter überliefert Sextus Empiricus, adversus mathematicos 9, 211:                                            ... Die Stoiker sagen freilich, dass jede Ursache selbst ein Körper sei und Ursache von etwas Unkörperlichem in Bezug auf einen Körper werde, wie zum Beispiel das Messer selbst ein Körper und in Bezug auf das Fleisch als Körper Ursache der unkörperlichen Aussage „Schneiden“ ist, und ebenso ist das Feuer ein Körper und in Bezug auf das Holz als Körper Ursache der unkörperlichen Aussage „verbrennen“.

Dass sich bei den aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Körpern (  ) also bestimmte Tätigkeiten oder ein bestimmtes Erleiden beobachten lassen, die nur der Gesamtheit als Gesamtheit zukommen (), reicht Chrysippos als Beleg für die Anerkennung als eigenständiger Gesamtkörper neben den Teilkörpern. Für den Stoiker stellt der im Ratsbeschluss sich vollendende politische Meinungsbildungsprozess der Gemeinde das sinnlich wahrnehmbare Denken der Gemeinde dar. Genauso lässt sich in dem oben bei Simplikios genannten Beispiel das kollektive Lernen des Chores wahrnehmen.273 Für die Stoa genügt die Wahrnehmbarkeit einer einheitlichen Beschaffenheit () zur Anerkennung als Gesamtkörper.274 i) Das gemeinschaftsbildende Wesen Simplikios kritisiert an der oben behandelten Stelle die stoische Lehre von den aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Körpern (  ) als Verstoß gegen die Grundannahme, dass alle Beschaffenheiten gemäß einer Eigenschaft benannt werden (     ).275 Die bisher erörterten Stellen lassen nicht erkennen, ob es sich bei der Gesamtbeschaffenheit der aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Körper um eine Beschaffenheit handelt, die der Grundlage einer Eigenschaft entbehrt. Es ist anerkannt, dass die aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Körper an sich nicht über eine eigene Eigenschaft () verfügen können, da sie nicht Produkt einer elementaren Mischung () sind. Die geforder273 Dabei bedarf es an dieser Stelle keiner Erörterung der Frage, ob Chrysippos den aus Menschen gebildeten Gesamtkörpern eine Gesamtseele zugebilligt hätte, so wie es das bei Stobaios, Ekl. 1.13.1c, ed. Wachsmuth I, S. 138 überlieferte Beispiel des Zenon nahe legt. 274 Vgl. auch Alex. Aphr., de mixt. 223, 27 ff. 275 Simpl., comm. in Arist. cat., S. 214, 24 ff., ed. Kalbfleisch.

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

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te Grundlage der Gesamtbeschaffenheit kann also nur in einer allen, den Gesamtkörper konstituierenden Einzelkörpern gemeinsamen Eigenschaft zu suchen sein. Diese Frage muss jedoch für jeden Gesamtkörper abhängig von den ihn konstituierenden Teilkörpern beantwortet werden. Für die aus Menschen gebildeten Gesamtkörper fand Chrysippos die Antwort in der schon von Aristoteles erkannten Eigenschaft des Menschen ein staats- und gemeinschaftsbildendes Lebewesen (   ) zu sein.276 Sie ergibt sich nach der stoischen Lehre von der Entwicklung des Menschen als zweite Stufe der sogenannten Aneignung (277).278 Danach nimmt das Kind zunächst in einem ersten Schritt sich selbst wahr und lernt, was als ihm schädlich zu meiden ist und was als ihm zuträglich zu erstreben ist.279 Im zweiten Schritt erkennt der heranwachsende Mensch die Bindung an seine Mitmenschen, zunächst die engsten Verwandten, später alle Menschen.280 Die menschliche Eigenschaft (), ein staats- und gemeinschaftsbildendes Wesen (   )281 zu sein, manifestiert sich also nach stoischer Lehre spätestens seit Chrysippos282 in der sich aus dem geordneten Zusammenwirken der beteiligten Menschen ergebenden Gesamtbeschaffenheit () des Gesamtkörpers (  ). Dies stellt zugleich eine 276 Marcianus libro primo institutionum (D. 1.3.2); Cic., de fin. 3.20.67. Vgl. Arist.,   2, 1253 a 3;   10, 1242 a 22 ff. Dazu Pohlenz, Stoa I, S. 115, 139; Verbeke, Recht en Gemeenschap, S. 5; Forschner, Ethik, S. 148; Göppert, Gesammt-Sachen, S. 49 f. Demgegenüber bezweifelt Sandbach, Aristotle and the Stoics, S. 14 f. eine Kenntnis der unveröffentlichten Schulschriften, schließt aber eine Kenntnis der veröffentlichten Schriften nicht aus. 277 Zum Begriff Forschner, Ethik, S. 144 f.; Pembroke, Oikeiosis. In: Problems in Stoicism, S. 115 f. 278 Hierokles,   11, 14. Dazu Pohlenz, Grundfragen, S. 2; v. Arnim/ Schubart, Hierokles, S. XXXIV f.; Isnardi Parente, Ierocle. In: ANRW II.36.3, S. 2209 ff. Zurückhaltend Bastianini/Long, Hierocles. In: CPF I.1**, S. 450 f. Vgl. auch Verbeke, Recht en Gemeenschap, S. 7. 279 Cic., de off. 1.4.11; de fin. 3.5.16 ff.; Diog. Laert., vit. phil. 7, 85 ff.; Sen., ep. moral. 121, 17 ff. Dazu Engberg-Petersen, Oikeiosis, S. 64 ff.; Forschner, Ethik, S. 145 ff.; Pembroke, Oikeiosis. In: Problems in Stoicism, S. 116 ff. Eine feinere Unterteilung dieser Lehre nimmt Radice, Oikeiosis, S. 183 ff. an. Vgl. auch Hierokles,   1, 35 ff. Dazu Pohlenz, Grundfragen, S. 1 f.; v. Arnim/Schubart, Hierokles, S. XX ff. 280 Panaitios bei Cic., de off. 1.4.11 f.; Antipatros bei Cic., de fin. 3.19.62 ff. Dazu Pohlenz, Grundfragen, S. 2 ff.; ders., Ant. Führ., S. 18 ff.; v. Arnim/Schubart, Hierokles, S. XXXIV f.; Engberg-Petersen, Oikeiosis, S. 123 ff.; Forschner, Ethik, S. 157 ff.; Schofield, Stoic approaches to justice. In: Justice and Generosity, S. 195 ff.; Pembroke, Oikeiosis. In: Problems in Stoicism, S. 121 ff.; stärker differenzierend Radice, Oikeiosis, S. 222 ff. Die Lehre ähnelt der aristotelischen Theorie von der Entstehung des Gemeinwesens. Vgl. Arist.,   2, 1252 a 24 ff. 281 Vgl. auch die Ausführungen bei Sen., ep. moral. 95, 52: Haec (natura) nobis amorem indidit mutuum et sociabiles fecit. (Sie [die Natur] hat uns gegenseitige Liebe eingegeben und uns gesellig gemacht.) 282 Marcianus libro primo institutionum (D. 1.3.2); Cic., de fin. 3.20.67.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

zentrale Grundlage der stoischen Ethik und insbesondere der Rechtsphilosophie dar.283 Besonders deutlich finden wir diese Lehre bei Marcus Aurelius überliefert, der dieser alten Lehre seiner Schule mit Blick auf ihre Bedeutung für die stoische Ethik, große Bedeutung beimisst. So lesen wir bei Marcus Aurelius, ad se ipsum 7, 13: 284                                            1 Wie es sich bei den einheitlichen Körpern mit den Gliedern des Körpers verhält, so verhält es sich bei den aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Körpern mit den Vernunftwesen, die zu irgendeinem einheitlichen Zusammenwirken geschaffen sind. 2 Umso mehr wird Dir die Erkenntnis davon zukommen, wenn Du zu Dir selbst oft sagst, dass Du ein Glied () eines Gebildes () aus Vernunftwesen bist.

Die getrennten vernunftbegabten Einzelwesen ( ) sind zu irgendeinem einheitlichen Zusammenwirken geschaffen (    ) und bilden so ein Gebilde aus Vernunftwesen (285  ). Dies entspringt nach Marcus Aurelius der menschlichen Natur als vernunftbegabtes und gemeinschaftsbildendes Lebewesen (   )286. Diese traditionelle stoische Lehre lernte Marcus Aurelius vielleicht bei Epiktet kennen.287 Was aber im Großen für die Weltgemeinschaft aller Menschen gilt, muss auch für jeden anderen menschlichen Verband gelten. Denn jeder menschliche Verband ist ein kleines Abbild ( ) der Weltgemeinschaft.288

283 Diog. Laert., vit. phil. 7, 87 ff.; Cic., de fin. 3.4.16 ff. Pohlenz, Grundfragen, S. 2. v. Arnim/Schubart, Hierokles, S. 16; Engberg-Petersen, Oikeiosis, S. 80 ff. 284 Vgl. auch Marc. Aur., ad se ips. 2, 1, 4. 285  stellt keinen technischen Ausdruck dar, sondern bezeichnet allgemein jedes aus Teilen gefügte Ganze. Vgl. die Nachweise in ThGL VIII, Sp. 1543 ff. Anders vielleicht Wildberger, Seneca I, S. 245 mit Seneca II, S. 821, Anm. 1185. 286 Marc. Aur., ad se ips. 5, 6, 6; 5, 16, 3 ff.; 5, 29, 2; 5, 30; 7, 55, 3; 8, 2. Dabei betont Marcus immer wieder insbesondere den Zusammenhang mit der vernünftigen Natur der Menschen. 287 Zur Lehre des Epiktet vgl. Epikt., diss. 1, 23, 1; 2, 10, 3; 2, 10, 14; 3, 13, 5; 3, 24, 10 f.; 4, 11, 1; Stob., Ekl. 2.1.31, ed. Wachsmuth II, S. 13 f. Dazu Stanton, Cosmopolitan ideas. In: Phronesis 13 (1968), S. 138 ff., der jedoch besonders die Unterschiede in der Argumentationsstruktur beider Philosophen herausarbeitet. Seiner Bewunderung für Epiktet verleiht Marcus Aurelius in ad se ips. 1, 7, 8 und 7, 19, 2 Ausdruck. 288 Epikt., diss. 2, 5, 26; Marc. Aur., ad se ips. 3, 11, 2; 6, 44, 6. Vgl. allgemeiner auch Long, Soul and Body. In: Phronesis 27 (1982), S. 36 f.

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

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j) Das Band des Rechts Damit lässt sich die Lehre der alten Stoa von den aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Körpern (  ) wie folgt zusammenfassen. Die Einzelkörper (), die den Gesamtkörpern (  ) zugrunde liegen, verfügen über eine gemeinsame Eigenschaft (), die sich nach außen in einer Gesamtbeschaffenheit () manifestiert. Diese lässt sich insbesondere in den allein dem Gesamtkörper als solchem zukommenden Tätigkeiten und Erleiden () wahrnehmen. Diese Lehre ist nur vor dem Hintergrund der gesamten stoischen Philosophie verständlich und steht und fällt mit ihren Grundannahmen. Daher war diese Lehre fortwährend der Kritik der gegnerischen Schulen ausgesetzt. Dies führte dazu, dass sich die Philosophen der mittleren Stoa289 zur Präzisierung dieser Lehre gezwungen sahen. Dabei spielt eine besondere Rolle, dass die Widersprüche unter den Lehren der dogmatischen Schulen eines der beliebtesten Argumente der skeptischen Gegner bildeten.290 Um zu beweisen, dass eine sichere Erkenntnis der Wahrheit nicht möglich sei und daher die Zurückhaltung des Urteils vorzuziehen sei, spielten sie die Lehren der dogmatischen Schulen gegeneinander aus. Dies drängte die dogmatischen Schulen zu einer zumindest terminologischen Annäherung, um den Skeptikern die Angriffe nicht zu erleichtern.291 So finden wir bei Seneca in den naturales quaestiones ein Zeugnis der mittelstoischen Bemühungen, die Lehre von den Einheitsgraden der Körper gegen ihre Gegner zu halten. Seneca, naturales quaestiones 2, 2:292 1 Quoniam dixi de partibus in quas omnis rerum naturae materia dividitur, quaedam in commune dicenda sunt; et hoc primum praesumendum, inter ea corpora quibus unitas est aëra esse. 2 quid sit hoc, quare praecipiendum fuerit, scies si paulo altius repetiero et dixero esse aliquid continuum aliquid commissum. continuatio est partium inter se non intermissa coniunctio; [unitas ... continuatio] ‹commissura› est duorum coniunctorum inter se corporum tactus; ‹unitas est sine commissura continuatio.› 3 numquid dubium est quin ex his corporibus quae videmus tractamusque, quae aut sentiuntur aut senti‹ri poss›unt, quaedam sint composita (illa constant aut nexu, aut

289 Vgl. Schmekel, Mittlere Stoa, S. 379 ff. Dazu Gigon, Erneuerung der Philosophie. In: Entretiens sur l’antiquité classique 3 (1957), S. 49 f. Kritisch zu diesem Begriff Pohlenz, Stoa I, S. 191 und Rist, Stoic Phil., S. 173. Zur Entwicklung: Sandbach, Stoics, S.123; Reydams-Schils, Roman Stoics, S. 93. 290 Schmekel, Mittlere Stoa, S. 383 ff.; Barth/Goedeckemeyer, Stoa, S. 121 ff. 291 Schmekel, Mittlere Stoa, S. 382 ff.; Barth/ Goedeckemeyer, Stoa, S. 123. 292 Zitiert nach der Edition von Harry M. Hine. Die hier vorliegende Auflösung der crux in der Überlieferung der behandelten Stelle ist heute im Wesentlichen unbestritten. Vgl. Hine, Commentary, S. 151 ff.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus acervatione ‹aut compactione›, ut puta funis, frumentum, navis), rursus non composita (ut arbor lapis)? ergo concedas oportet, ex his quoque quae sensum quidem effugiunt, ceterum ratione prenduntur, esse in quibusdam unitatem corporum. 4 vide quomodo auribus tuis parcam: expedire me poteram si philosophorum lingua uti voluissem, ut dicerem unita corpora. hoc cum tibi remittam, tu invicem mihi refer gratiam. „quare istud?“ si quando dixero unum, memineris me non ad numerum referre, sed ad naturam corporis nulla ope externa sed unitate sua cohaerentis. ex hac nota corporum aër est. 1 Weil ich von den Teilen gesprochen habe, in die alle Materie der Dinge der Natur geteilt wird, ist einiges Allgemeines zu sagen und zuerst ist vorauszusetzen, dass unter den Körpern, denen Einheit zukommt, die Luft ist. 2 Was das ist und warum es vorweggenommen werden muss, weißt Du, wenn ich etwas weiter aushole und sage, dass manches geeint, wieder anderes verbunden ist. Geeintheit ist eine ununterbrochene Verbindung der Teile untereinander, Verbindung ist die Berührung zweier untereinander verbundener Körper, Einheit ist Geeintheit ohne Verbindung. 3 Nun bestehen Zweifel, welche der Körper, die wir sehen und berühren, die sinnlich wahrgenommen werden oder wahrgenommen werden können, zusammengesetzt sind. Jene bestehen entweder aufgrund einer Verknüpfung oder losen Anhäufung oder Zusammenfügung, wie zum Beispiel ein Seil, Getreide oder ein Schiff, oder sie sind nicht zusammengesetzt, wie ein Baum oder Stein. Also musst Du zugeben, dass auch bei einigen von denen, die sich den Sinnen entziehen, im Übrigen aber durch die Vernunft erfasst werden, die Einheit der Körper vorhanden ist. 4 Sieh, wie ich Deine Ohren schone: Ich hätte mich entfalten können, wenn ich die Sprache der Philosophen hätte nutzen wollen, so dass ich von einheitlichen Körpern gesprochen hätte. Davon sehe ich bei Dir ab, Du hingegen sei mir dankbar. „Warum?“ Wenn ich einmal eins sagen sollte, wirst Du Dich erinnern, dass ich mich nicht auf die Zahl beziehe, sondern auf die Natur eines Körpers, der nicht durch eine äußere Kraft, sondern durch seine Einheitlichkeit zusammenhält: Von dieser Art von Körpern ist die Luft.

In seiner Erörterung versucht Seneca zu beweisen, dass unter den Körpern, denen Einheit zukommt, die Luft ist.293 Damit wehrt er sich gegen die epikureische Lehre,294 dass die Luft aus getrennten Körperchen (ex distantibus corpusculis)295 bestehe.296 Die reale Teilbarkeit der Elemente in abgrenzbare kleinste Partikel widerspricht der Lehre der Stoa. Die Elemente entstehen nach stoischer Lehre, wie oben erörtert,297 durch Verdünnung oder Verdichtung des feurigen Urwesens,298 alles andere durch Mischung (), Vermischung () der Elemente oder die Ausbildung einer gemeinsamen Beschaffenheit (). Alles einmal Entstandene besteht bis zu seinem Vergehen als Einheit. Ganzes und Teil sind nur Aussagekategorien und haben 293

Sen., nat. quaest. 2, 2, 1. Vgl. zum Streit zwischen Stoa und Epikureern Cic., de nat. deor. 2.44.115 f. 295 Sen., nat. quaest. 2, 6, 2. 296 Reinhardt, Kosmos und Sympathie, S. 33, 38 ff. 297 2. Abschnitt, II. 5. d) und e). 298 Diog. Laert., vit. phil. 7, 142. 294

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

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für sich keinerlei Realität.299 Nach stoischer Lehre ist also die gesamte Luft, das heißt der gesamte Luftraum, eine Einheit. Seneca beginnt seine Behandlung des Problems mit einer Erörterung der stoischen Einheitslehre. Dabei setzt er sich mit peripatetischen Einwänden gegen das stoische Konzept auseinander und versucht eine vermittelnde Position zu finden. Dieser Ansatzpunkt bietet sich für Seneca an, da dem Peripatos, der aristotelischen Schule, der fundamentale Widerstand gegen den epikureischen Atomismus mit der Stoa gemein ist und er daher ein naheliegender Verbündeter der Stoa gegen die Epikureer ist.300 Die stoische Lehre von den Elementen () stand von Anfang an in einem Spannungsverhältnis zur peripatetischen Lehre.301 Feuer, Luft, Erde und Wasser wurden von der Stoa zwar nach aristotelischem Vorbild als Elemente () bezeichnet, infolge des monistischen Ansatzes der Stoa lag ihnen aber eine andere Konzeption zugrunde.302 Elemente () müssen nach aristotelischer Lehre einfach (), das heißt nicht aus Ungleichartigem zusammengesetzt sein303 und Einheit haben (unitas/).304 Alle stoischen Elemente entstehen jedoch aus Feuer und werden wieder zu Feuer.305 Damit sind sie nach aristotelischem Verständnis nicht nur in Gleichartiges teilbar.306 Nimmt man, um dies zu verdeutlichen, das von Aristoteles in der Metaphysik als Beispiel verwendete Wasser,307 so lässt sich dieses nach aristotelischer Vorstellung nur in kleinere Wassereinheiten teilen, bleibt aber immer Wasser. Nach stoischer Vorstellung lässt es sich jedoch auf das ursprüngliche Feuer zurückführen.308

299

Sext. Emp., adv. math. 9, 352. Gigon, Peripatos in De fin. In: Theophr. Studies III, S. 260. 301 Vgl. die Erörterung des Chrysippos nach Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.10.16c, ed. Wachsmuth I, S. 129 f. Zu dieser Stelle Hirzel, Untersuchungen II/2, S. 737 ff. Vgl. auch die Kritik bei Plut., de com. not. 48, moralia 1085 B. Dazu Sandbach, Aristotle and the Stoics, S. 34. Die Entwicklung der stoischen aus der aristotelischen Lehre nachzuvollziehen versucht Pohlenz, Stoa I, S. 71. 302 Pohlenz, Stoa I, S. 71. 303 Arist.,   3, 1014 a 30 ff. Vgl. auch Philop., comm. in Arist. phys., S. 5, 1 f., ed. Vitelli. 304 Arist.,   3, 1014 b 7; Plut., de com. not. 48, moralia 1085 B. 305 Diog. Laert., vit. phil. 7, 134; Zenon nach Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.17.3, ed. Wachsmuth I, S. 152 f.; Chrysippos nach Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.10.16c, ed. Wachsmuth I, S. 129 f. 306 Die aristotelische Definition greift lediglich im Rahmen der bestimmten Einzeldinge innerhalb einer Weltperiode. Sie ist somit aber nicht im eigentlichen Sinne kompatibel. Vgl. Chrysippos nach Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.10.16c, ed. Wachsmuth I, S. 129 f.; Diog. Laert., vit. phil. 7, 136 f. 307 Arist.,   3, 1014 a 30 f. 308 Chrysippos nach Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.10.16c, ed. Wachsmuth I, S. 129. 300

116

2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

Vor diesem Hintergrund versucht Seneca nun zu beweisen, dass der Luft als Ganzes Einheit zukommt. Um die stoische Lehre zu verteidigen und zu befestigen, gibt Seneca eine Einleitung in die stoische Körperlehre: Die griechischen   (geeinte Körper) übersetzt er mit continua (Geeinte).309 Sie sind das Produkt der völligen Mischung (   ). Hierzu gibt Seneca die Definition: Geeintheit ist eine ununterbrochene Verbindung der Teile untereinander (continuatio est partium inter se non intermissa coniunctio).310 Die zusammengesetzten Körper ( ), die durch Verbindung ( ) entstehen, übersetzt er als commissa (Verbundene).311 Sie definiert Seneca im Einklang mit der stoischen Lehre von der Vermischung, bei der die Teile in oberflächlichem Kontakt nebeneinanderliegen (    ): Verbindung ist die Berührung zweier untereinander verbundener Körper (commissura est duorum coniunctorum inter se corporum tactus). Neben den ersten beiden Einheitsgraden der Körper definiert Seneca das Ziel seiner Beweisführung, die Einheit (unitas). Sie ist Geeintheit ohne Verbindung (sine commissura continuatio). Diese Definition entspricht im Ergebnis der der geeinten Körper (continua/), was dem Ziel Senecas entspricht. Im folgenden Paragraphen erörtert Seneca die stoischen Einheitsgrade weiter,312 wobei er untechnisch von composita und non composita spricht. Dabei greift er einen Kritikpunkt der Gegner auf. Hierbei handelt es sich um die mangelnde Unterscheidbarkeit der Einheitsgrade nach der sinnlichen Wahrnehmung. Ein Vergleich mit der übrigen Überlieferung ergibt, dass Seneca hier weiterhin nur geeinte Körper (continua corpora/ ) und zusammengesetzte Körper (composita corpora/ ) behandelt. Dies lässt sich insbesondere aus der Wahl der Beispiele sicher schließen. Baum (arbor) und Stein (lapis) sind übliche Beispiele der Stoa für geeinte Körper ().313 Als Beispiele für die composita stimmt jedenfalls das Schiff (navis) mit dem traditionellen Beispielsbestand der zusammengesetzten Körper () überein.314 Das Seil (funis) mag eine Abwandlung der in anderen Quellen auftauchenden Kette () sein.315 Das Getreide (frumen309

So auch Sen., ep. moral. 102, 6. Vgl. Behrends, Vertragsgedanke im römischen Gesetzesbegriff. In: Gesetz und Vertrag I, S. 47 mit Fn. 74. 310 Wildberger, Seneca I, S. 10 f. 311 Wildberger, Seneca I, S. 11. 312 Sen., nat. quaest. 2, 2, 3. 313 Vgl. Achilleus, Isag. 14, ed. Maass; Sext. Emp., adv. math. 7, 102; 9, 78; Plut., coniug. praec. 34, moralia 142 E. 314 Sen., ep. moral. 102, 6; Plut., coniug. praec. 34, moralia 142 E; Achilleus, Isag. 14; Sext. Emp., adv. math. 7, 102; 9, 78. 315 Sext. Emp., adv. math. 7, 102; 9, 78.

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

117

tum) ist untypisch und missverständlich.316 Das Rätsel lässt sich jedoch auflösen, wenn man die von Seneca angegebenen Arten der Verbindung heranzieht: Jene bestehen entweder aufgrund einer Verknüpfung oder losen Anhäufung oder Zusammenfügung, wie zum Beispiel ein Seil, Getreide, oder ein Schiff (illa constant aut nexu, aut acervatione ‹aut compactione›, ut puta funis, frumentum, navis.). Mit der Anhäufung (acervatio) knüpft Seneca an die Mischungslehre an, zu deren typischen Beispielen der Getreidehaufen zählt.317 Acervatio ist möglicherweise eine Wortschöpfung318 Senecas zu acervus (Haufen). Die Etymologie ist nicht gesichert.319 Acervus wird zur Bezeichnung eines Haufens im Allgemeinen und eines Getreidehaufens im Besonderen gebraucht.320 Dem entspricht der griechische  mit ebenso unklarer Etymologie, aber dem gleichen Bedeutungsfeld.321 Dies eröffnet eine interessante Perspektive. Der Haufen () ist ein typisches Bild der aristotelischen Einheitslehre.322 Zieht man Senecas Ziel, zu beweisen, dass der Luft Einheit zukommt, hinzu und berücksichtigt man, dass die angegriffenen Gegner möglicherweise mit aristotelischem Begriffsmaterial argumentieren,323 lohnt es sich, diese Parallele genauer zu betrachten. Dazu können zunächst zwei Stellen aus Aristoteles’ Metaphysik herangezogen werden. Aristoteles,   6, 1015 b, 36 ff.:                                                                    Von dem, was an sich eins genannt wird, wird ein Teil so genannt, weil es zusammenhaltend () ist, wie ein Bündel durch ein Band oder Hölzer durch Leim.324 ... Zusammenhaltend () wird aber genannt, wessen Bewegung an sich eine ist und nicht anders (sein kann). Eine aber ist sie, wenn dessen Bewegung ungeteilt ist, 316 Daher hat Reinhardt, Kosmos und Sympathie, S. 38 ff. und Poseid. In: RE 22, 1, Sp. 650 eine unscharfe Darstellung aller drei Körperklassen angenommen. Neuenschwander, Mark Aurels Beziehungen, S. 18 folgt ihm. Diese Ansicht wird heute zu Recht allgemein zurückgewiesen. Vgl. Hine, Commentary, S. 149, 160; Gross, Sen. Nat. Quaest., S. 79; Theiler, Poseidonios II, S. 210; Wildberger, Seneca I, S. 10; aber auch schon Göppert, GesammtSachen, S. 14. 317 Vgl. Alex. Aphr., de mixt. 216, 21. 318 Walde/Hofmann, Etym. Wörterbuch I, S. 8: Überliefert erstmalig bei Seneca. 319 Walde/Hofmann, Etym. Wörterbuch I, S. 8. 320 ThLL I, S. 374 f. Vgl. etwa ein Beispiel bei Cic., Tusc. 5.15.45. 321 Frisk, Etym. Wörterbuch II, S. 843; ThGL VIII, Sp. 1726 f. 322 Ross, Arist. Met. II, S. 219. 323 Kritik bei Plut., de com. not. 48, moralia 1085 B. Vgl. aber die Zweifel an aristotelischen Einflüssen insbesondere aus den unveröffentlichten Schulschriften bei Sandbach, Aristotle and the Stoics, passim. 324 Vgl. auch die Definition des  Arist.,   3, 227 a, 10 ff.

118

2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus ungeteilt aber der Zeit nach. An sich aber ist dasjenige nahtlos verbunden, was nicht (allein) durch Berührung eins ist. Denn, wenn Du einander berührende Hölzer hinlegtest, würdest Du nicht sagen, dass diese eins seien, weder ein Holz noch ein Körper, noch etwas anderes nahtlos Verbundenes. Aristoteles,   17, 1041 b, 11 ff.:                     Das aus etwas Zusammengesetzte aber ist nämlich so, dass das Ganze eins ist, aber nicht wie ein Haufen, sondern wie eine Silbe.

Nach Aristoteles gibt es also, wie in der Lehre der Stoa, verschiedene Grade der Einheit, wobei die höchste Einheit des Einen an sich (  ) die des Zusammenhaltenden () ist.325 Dabei stellt Aristoteles auf die Einheitlichkeit der Bewegung und nicht wie die Stoa bei den geeinten Körpern ( ) auf die elementare Mischung ab. Daher ist der aristotelische Begriff des Zusammenhaltenden () weiter als der der stoischen geeinten Körper ( ). Er umfasst auch die fest und unbeweglich verbundenen zusammengesetzten Körper ( ) der Stoa. Demgegenüber stehen bei Aristoteles die Sichberührenden (). Ihre Verbindung beruht ausschließlich auf einer bloßen oberflächlichen Berührung (). Damit stellen sie keine eigentliche Einheit dar. Das von Aristoteles bevorzugte Beispiel hierfür ist das des  (Haufen)326. Der aristotelische Begriff der die Sichberührenden () deckt sich also nur teilweise mit dem stoischen Begriff der zusammengesetzte Körper (). Um die stoische Lehre gegen die epikureischen Angriffe zu befestigen, die nach ihm der Wahrheit am fernsten liegen,327 versucht Seneca, sich hierzu der bestehenden Parallelen zwischen dem stoischen und dem aristotelischen System zu bedienen. Dazu nähert Seneca, seinen Gedankengang abschließend,328 die stoischen geeinten Körper ( ) dem aristotelischen Einheitsbegriff ( 329)

325

Zu diesem Begriff und dessen Vergleich mit stoischen Konzepten Bloos, Probleme, S. 74 ff. 326 Arist.,   5, 212 b, 6;   3, 1044 a, 4;   6, 1045 a, 9;   16, 1040 b, 9, die hier abweichende Lesart  bei Bekker wurde zu Recht bereits von Ross, Arist. Met. II, S. 219 unter Verweis auf den aristotelischen Sprachgebrauch und die Parallelstellen zurückgewiesen. Vgl. zur Verwendung von  Bonitz, Index 530 b. 327 Sen., nat. quaest. 2, 6, 2. 328 Sen., nat. quaest. 2, 2, 4. 329 Aristoteles kennt keine technische Verwendung des Begriffs der . Vgl. die Stellen Bonitz, Index 257 b. Technische Verwendung erfährt nur das Eine ( ). Vgl. Arist.,   6, 1015 b, 16 ff. Auch für die Stoa ist an keiner anderen Stelle eine einheitliche Definition überliefert.

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

119

an,330 indem er die geeinten Körper ( ) nicht wie vorher331 als continua corpora übersetzt, sondern in Anlehnung an den Begriff des Einen ( ) als unita corpora.332 Diese definiert er als Körper, die nicht durch eine äußere Kraft, sondern durch ihre Einheitlichkeit zusammenhalten (corpora nulla ope externa sed unitate sua cohaerentia). Cohaerens (zusammenhaltend) stellt eine Annäherung an das aristotelische  (zusammenhaltend) dar.333 Jedoch wird dieser Begriff seiner Definition nach nicht übernommen, sondern die stoische Definition präzisiert und peripatetischem Begriffsverständnis angenährt, um die am Anfang des vorhergehenden Paragraphen angesprochenen334 Abgrenzungsprobleme in der Wahrnehmung zu beheben. Mit der neuen Definition versucht Seneca, das stoische Verständnis in peripatetische Begriffe zu übersetzen. Er verwahrt sich dagegen, dass eine äußerliche verbindende Kraft (ops externa), wie bei fest und unbeweglich verbundenen zusammengesetzten Körpern ( ) der Stoa, ausreicht, einen geeinten Körper ( ) zu bilden. Er verlangt hierzu die innere Einheit (unitas sua), die sich aus der Mischung () ergibt. Diese Stelle zeigt die stoischen Bemühungen seit der mittleren Stoa, ihre Einheitslehre zu befestigen. Jedoch ist hier nicht von den vorrangig interessierenden Gesamtkörpern (  ) die Rede. Senecas abschließende Ausführung335 ist aber noch unter einem anderen Aspekt interessant. Seneca belehrt Lucilius: Wenn ich einmal eins sagen sollte, wirst Du Dich erinnern, dass ich mich nicht auf die Zahl beziehe, sondern auf die Natur eines Körpers (si quando dixero unum, memineris me non ad numerum referre, sed ad naturam corporis). Diese Erörterung des Begriffs des Einen (unum) verweist auf eine weiteren aristotelischen Gedanken. Aristoteles,   3, 1043 b, 34 ff.                                 

330

In diese Richtung dachte schon Ruhkopf, Sen. op. omn., S. 77. Dies verkennt Hine, Commentary, S. 152, der jedoch S. 153 ff. den Zusammenhang sieht, auch wenn sein mir aus den Quellen unbekanntes Beispiel für ein continuum (), „a chair and a person sitting on it“, fehl geht. Im Folgenden erörtert Hine sowohl die Möglichkeit eines stoischen Verständnisses, bei ihm „philosophical“, als auch die eines aristotelischen, bei ihm „ordinary“. An eine Vermischung beider Systeme scheint er nicht zu denken. 331 Sen., nat. quaest. 2, 2, 2. Vgl. auch Sen., ep. moral. 102, 6. 332 Theiler, Poseidonios II, S. 210, auch er geht auf S. 211 von einer direkten Benutzung aristotelischer Schriften durch Seneca aus. 333 Interessant in diesem Zusammenhang Proc., in Eucl. element., Prop. X, probl. V, S. 278, 15 f. (ed. Friedlein) unter Bezugnahme auf den Stoiker Geminos. Zur Rezeption der stoischen Lehre in das neuplatonische System siehe Plot., Ennead. 6.2.11, wo sich die übernahme der aristotelischen Terminologie fortsetzt. 334 Sen., nat. quaest. 2, 2, 3. 335 Sen., nat. quaest. 2, 2, 4.

120

2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus                          Die Definition ist nämlich eine Art Zahl. Denn auch sie ist teilbar bis auf etwas Unteilbares. Zudem sind die Begriffe nicht unbegrenzt, wie auch die Zahl. ... Und es muss etwas geben, durch das die Zahl eins ist. Das, wodurch sie eins ist, können sie wohl aber nicht benennen, wenn sie denn eins ist. Entweder ist sie es nämlich nicht, sondern wie ein Haufen oder wenn doch, muss man benennen, was aus den Vielen eines macht. Aristoteles,   6, 1045 a, 7 ff.                                                                               Was ist bei den genannten Problemen bezüglich der Definitionen und Zahlen die Ursache des Eins-seins? Denn bei allem, das mehrere Teile hat und bei dem das Ganze nicht wie ein Haufen ist, sondern es irgendein Ganzes neben den Teilen gibt, gibt es irgendeine Ursache, weil auch bei den Körpern für die einen die Berührung Ursache des Eins-seins ist, für die anderen aber Klebrigkeit oder irgendeine andere solche Einwirkung. Die Definition aber ist ein einziger Begriff nicht durch Zusammenfügung, wie die Ilias, sondern dadurch, dass sie von Einem ist.

An dieser Stelle führt Aristoteles einen Angriff gegen die von der Akademie ursprünglich weiter vertretene Lehre seines Lehrers Platon, so wie er sie verstand, dass das Wesen () eine Zahl sei.336 Dabei formuliert er seinen Anspruch an eine Lehre, die eine Einheit behauptet: Was ist die Ursache des Eins-seins (    )?337 Nach stoischer Lehre gibt die Antwort hierauf die Wahrnehmung338 und damit die Beschaffenheit ().339 Vor allem die epikureischen Angriffe zwingen jedoch für die Zwecke des Schulenstreits nach außen zu einer deutlicheren und leichter verständlichen Abgrenzung. Dies gilt besonders für die geeinten Körper ( ) und die aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Körper (  ), denn die epikureischen Gegner der Stoa scheinen in der stoischen Lehre von den aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Körpern (  /corpora ex distantibus) ein Einfallstor in die stoische Einheitslehre gefunden zu haben. Dies verdeutlicht die weitere Argumentation Senecas in naturales quaestiones 2, 6, 2: Hunc quidam ex distantibus corpusculis ut pulverem struunt, plurimumque a vero recedunt, numquam enim nisi contexti per unitatem corporis nisus est, cum partes consentire ad intentionem debeant et conferre vires. aër autem si in atomos inciditur sparsus est; tendi vero disiecta non possunt. 336

Ross, Arist. Met. II, S. 233. Vgl. den Nachhall dieser Debatte bei Plot., Ennead. 6.9.1; 6.2.11. 338 Sext. Emp., adv. math. 9, 336 und 352. 339 Simpl., comm. in Arist. cat., S. 212, 28 ff., ed. Kalbfleisch. 337

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

121

Manche bauen sie (die Luft) aus getrennten Körperchen (Atomen) wie Staub auf und sie entfernen sich am weitesten von der Wahrheit. Denn niemals hat etwas Kraft erzeugt, wenn nicht durch die Einheit eines zusammenhängenden Körpers, weil die Teile zu einer Spannung zusammenstimmen müssen und die Kräfte bündeln. Die Luft aber, wenn sie in Atome zerfiele, würde zerstreut. Sich spannen aber können zerstreute Dinge nicht.

Hier wird die zusammenhaltende Wirkung des aktiven Teils des Wesens ( ), die Spannung (/intentio), die sich besonders in der Luft manifestiert340 und hier wahrnehmbar wird,341 als Argument zur Widerlegung der epikureischen Atomistik verwandt.342 Seneca betont die Einheit des so zusammengehaltenen eigenen Wesens ( ) als Charakteristikum der geeinten Körper ( ). Dies entspricht seiner vorher gegebenen Definition als nicht durch eine äußere Kraft, sondern durch seine Einheitlichkeit zusammengehalten (nulla ope externa sed unitate sua cohaerens).343 Diese greift er jetzt wieder auf: Denn niemals hat etwas Kraft erzeugt, wenn nicht durch die Einheit eines zusammenhängenden Körpers, weil die Teile zu einer Spannung zusammenstimmen müssen ... (numquam enim nisi contexti per unitatem corporis nisus est, cum partes consentire ad intentionem debeant ...) und bestimmt die innere Kraft (ops interna), die die Einheit (unitas) bewirkt, als die Spannung (/intentio).344 Damit blendet Seneca aus, dass die bestimmende Wirkung des aktiven Teils des Wesens ( ) nach orthodoxer Lehre auch bei den aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Körpern (  /corpora ex distantibus) letztlich die die Einheit erzeugende Beschaffenheit () bewirkt. Um den Angriffen mit aristotelischen Argumenten zu begegnen, bedarf es dann aber erneut der deutlichen Benennung der Ursache des Eins-seins (   ) für die aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Körper (  /corpora ex distantibus), um die stoische Lehre nicht an dieser Front zu gefährden. Die Lösung dieses Problems überliefert ebenfalls Seneca in epistulae morales 102, 6. In diesem Brief behandelt er Einwände345 gegen die stoische Lehre, dass der Ruhm (claritas), der nach

340

Vgl. zu der Bedeutung der Luft als Spannungsträger die Kritik an Chrysippos bei Plut., de Stoic. repugn. 43, moralia 1053 E ff. 341 Vgl. die von Seneca angeführten Beispiele für die sinnliche Wahrnehmbarkeit der Spannung () Sen., nat. quaest. 2, 6, 3 ff. 342 Reinhardt, Kosmos und Sympathie, S. 33 f., 38 ff, der hierin eine ursprüngliche Anwendung der Dreiteilung des stoischen Körperbegriffs durch Poseidonios sieht. 343 Sen., nat. quaest. 2, 2, 4. 344 Reinhardt, Kosmos und Sympathie, S. 42 f. 345 Leeman, Seneca and Posidonius. In: Mnemosyne, 4. Serie, Bd. 5 (1952), S. 66 vermutet peripatetische oder akademische Gegner.

122

2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

dem Tode zuteil wird, ein Gut ist.346 In den Paragraphen 8–10 werden drei Argumente der Kritiker aufgezählt, die in den folgenden Paragraphen 11–19 widerlegt werden. Das erste Argument der Gegner ist ein vermeintlicher Widerspruch in den stoischen Lehren. Der Ruhm (claritas) genüge nicht der stoischen Anforderung an ein Gut (bonum/), dass kein Gut aus getrennten Körper347 besteht (nullum bonum ex distantibus esse),348 da sich darin viele ausgezeichnete und angesehene Männer einig sein müssen. Zur Einleitung in die Behandlung dieses Problems hat Seneca zuvor in Paragraph 6 dem Vortrag der Argumente der Gegner eine Einführung in die stoische Einheitslehre vorangestellt. Seneca in epistulae morales 102, 6: Nisi aliquid praedixero, intellegi non poterunt quae refellentur. Quid est quod praedicere velim? quaedam continua corpora esse, ut hominem; quaedam esse composita, ut navem, domum, omnia denique quorum diversae partes iunctura in unum coactae sunt; quaedam ex distantibus, quorum adhuc membra separata sunt, tamquam exercitus, populus, senatus. Illi enim, per quos ista corpora efficiuntur iure aut officio cohaerent, natura diducti et singuli sunt. Wenn ich nicht etwas vorweg erkläre, kann man nicht verstehen, was widerlegt werden wird. Was ist es, das ich vorweg erklären will? Manche Körper sind einheitlich, wie ein Mensch, manche zusammengesetzt, wie ein Schiff oder ein Haus, nämlich alle, deren verschiedene Teile durch eine Verbindung zu einem zusammengefügt sind, andere bestehen aus getrennten Teilen, deren Glieder getrennt sind, wie das Heer, das Volk oder der Senat. Diejenigen, aus denen diese Körper gebildet werden, hängen durch eine rechtliche Verbindung oder ein Pflichtverhältnis zusammen, von Natur aus sind sie getrennt und einzeln.

Zunächst sind für die vorliegende Stelle einige Besonderheiten hervorzuheben, die sich aus dem Vergleich mit den Überlieferungen der stoischen Körperlehre aus dem griechischen Kulturkreis ergeben. Augenfällig ist zuerst die Wahl der spezifisch römischen Beispiele für die dritte Klasse der Körper, die aus getrennten Einzelkörpern (corpora ex distantibus) bestehen. Während exercitus noch dem üblichen Bestand an Beispielen entspricht,349 wählt Seneca mit populus und senatus spezifisch römische Beispiele. Dafür entfällt das als fremd empfundene, im griechischen Kulturraum übliche, Beispiel des

346

Zum Problem Leeman, Seneca and Posidonius. In: Mnemosyne, 4. Serie, Bd. 5 (1952), S. 57 ff. 347 Ein Gut (bonum/) ist nach stoischer Lehre körperlich: Sen., ep. moral. 106, 4 ff. Zu den  zählen auch die : Stob., Ekl. 2.7.5b, ed. Wachsmuth II, S. 58; Epikt. diss. 2, 19, 13; Cic., Luc. 130; Plut., de comm. not. 45, moralia 1084 A f.; Plut., de superst. 1, moralia 165 A; Alex. Aphr., de anima, S. 116, 13, ed. Bruns. 348 Vgl. Stob., Ekl. 2.7.11c, ed. Wachsmuth II, S. 94, Z. 24:      . 349 Sext. Emp., adv. math. 7, 102; 9, 78: ; Plut., coniug. praec. 34, moralia 142 E: ; Plut., de def. orac. 29, moralia 426 A; Philon Alex., de aet. 79: .

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

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Chors ().350 Soweit handelt es sich lediglich um eine Rezeption der stoischen Lehre in die römische Vorstellungswelt.351 Im folgenden Satz aber verlässt Seneca den traditionellen Boden der stoischen Schule: Diejenigen, aus denen diese Körper gebildet werden, hängen durch eine rechtliche Verbindung oder ein Pflichtverhältnis zusammen, von Natur aus sind sie getrennt und einzeln. (Illi enim, per quos ista corpora efficiuntur iure aut officio cohaerent, natura diducti et singuli sunt.) Bei der Begründung der Einheit der aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Körper (corpora ex distantibus) wird zunächst betont das es sich bei der verbindenden gemeinsamen Beschaffenheit () nicht um einen Natursachverhalt handele, sondern um einen Zivilisationssachverhalt.352 Dabei wird nicht mehr allein auf ein irgendwie geordnetes Zusammenwirken als sich aus dem menschlichen Wesen ergebenden Natursachverhalt abgestellt, sondern auf das institutionelle Band des Gesetzes (ius) oder eines Pflichtverhältnisses (officium). Damit knüpft Seneca unmittelbar an die Gegenstände der Wahrnehmung an, in denen sich die gemeinsame Beschaffenheit () manifestiert. Diese Auffassung weicht, wie Reinhardt353 zutreffend erkannt hat, von der altstoischen Lehre, wie sie uns für Chrysippos354 überliefert ist, ab. Damit folgt Seneca in seiner Darstellung der stoischen Einheitslehre einer mittelstoischen, auf Panaitios zurückgehenden Form.355 Panaitios hat die Lehre von den aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Körpern (  ) für die Anwendung im Kontext ethischer Erörterungen im Hinblick auf die menschlichen Verbände überarbeitet. Dabei hat er das die menschlichen Verbände einende Band, in dem sich ihre gemeinsame Beschaffenheit () manifestiert, näher konkretisiert. Diesen Zustand der stoischen Lehre überliefert uns Cicero in seiner Schrift de officiis. Cicero, de officiis 1.16.50: ... sed quae naturae principia sint communitatis et societatis humanae, repetendum videtur altius. est enim primum quod cernitur in universi generis humani societate. eius autem vinculum est ratio et oratio, quae docendo, discendo, communicando,

350

Seneca verwendet das Beispiel des chorus in epistulae morales 84, 8, sieht sich dort aber zu einer besonderen Erläuterung genötigt. Zur allgemeinen Verwendung in der philosophischen Literatur Witt, Plotinus and Posidonius. In: CQ 24 (1930), S. 201. 351 Eine gewisse Eigenständigkeit erkennt auch Reinhardt, Poseidonios, S. 137 ff. an, auch wenn er vor allem bemüht ist, Teile der Darstellung Senecas für Poseidonios zu vindizieren. 352 A. A. Göppert, Gesammt-Sachen, S. 50. 353 Reinhardt, Kosmos und Sympathie, S. 35. 354 Plut., de def. orac. 29, moralia 426 A. 355 Cic., de off. 1.2.6. f. und 1.3.9 mit dem Folgenden. So auch van Straaten, Panétius, S. 208 ff.; Pohlenz, Grundfragen, S. 3; ders., Ant. Führ., S. 36 ff.; Alesse, Panezio, S. 231. A. A. Reinhardt, Kosmos und Sympathie, S. 35 ff., der hierin eine Wiedergabe poseidonischer Lehren sieht.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus disceptando, iudicando conciliat inter se homines coniungitque naturali quadam societate ... ... Aber was die natürlichen Ursachen der menschlichen Gemeinschaft und Gesellschaft sind, scheint tiefgreifender wiederholt werden zu müssen. Die erste Ursache nämlich, die unterschieden wird, betrifft die Gemeinschaft des ganzen Menschengeschlechts. Ihr Band aber sind die Vernunft und die Sprache, die durch Lehren, Lernen, Beraten, Verhandeln und Urteilen die Menschen untereinander eint und zu einer natürlichen Gemeinschaft verbindet ... Cicero, de officiis 1.17.53-54: 53 Gradus autem plures sunt societatis hominum. ut enim ab illa infinita discedatur, proprior est eiusdem gentis, nationis, linguae, qua maxime homines coniunguntur. interius etiam est eiusdem esse civitatis; multa enim sunt civibus inter se communia, forum, fana, porticus, viae, leges, iura, iudicia, suffragia, consuetudines praeterea et familiaritates multisque cum multis res rationesque contractae. artior vero colligatio est societatis propinquorum; ab illa enim inmensa societate humani generis in exiguum angustumque concluditur. 53 Es gibt aber mehrere Stufen der Gemeinschaft der Menschen.356 Um nämlich von jener unbegrenzten Gemeinschaft abzusehen, gibt es die engere Gemeinschaft eines Stammes, Volkes oder einer Sprache, durch die die Menschen am meisten verbunden werden. Noch enger ist die Verbindung derer, die einer Gemeinde angehören. Denn die Bürger haben vieles miteinander gemein: das Forum, Tempelanlagen, Säulenhallen, Straßen, Gesetze, Rechte, Gerichte, Wahlen, außerdem Gewohnheiten und Bekanntschaften und Rechts- und Geschäftsbeziehungen vieler mit vielen. Noch enger ist aber die Bindung der Gemeinschaft der Verwandten. Von jener unermesslichen Gemeinschaft des Menschengeschlechts wird sie im Kleinen und Begrenzten umfasst. 54 nam cum sit hoc natura commune animantium, ut habeant libidinem procreandi, prima societas in ipso coniugio est, proxima in liberis, deinde una domus, communia omnia; id autem est principium urbis et quasi seminarium rei publicae. sequuntur fratrum coniunctiones, post consobrinorum sobrinorumque, qui cum una domo iam capi non possint, in alias domos tamquam in colonias exeunt. sequuntur conubia et affinitates ex quibus etiam plures propinqui; quae propagatio et suboles origo est rerum publicarum. sanguinis autem coniunctio et benivolentia devincit homines caritate. 54 Denn weil dies von Natur aus den beseelten Wesen gemein ist, dass sie den Trieb haben sich fortzupflanzen, besteht die erste Gemeinschaft in dieser Verbindung, die nächste mit den Kindern, dann ein Haushalt und alles Gemeinschaftliche. Das aber ist die Keimzelle der Stadt und gleichsam Brutstätte des Gemeinwesens. Es folgt die Verbindung der Brüder, dann der Vettern, die, weil man sie nicht mehr in einen Haushalt fassen kann, in andere Haushalte, wie in Kolonien, ausweichen. Es folgen Ehen und Schwägerschaft und daraus viele Verwandte. Diese Erweiterung und dieser Zuwachs sind der Ursprung der Gemeinwesen. Die Blutsbande aber verbinden die Menschen sowohl durch Wohlwollen als auch durch Liebe.

Panaitios, der an dieser Stelle von Cicero verwendet wird,357 behandelt hier die einzelnen Schritte der zweiten Stufe der stoischen Lehre von der Aneig356

Vgl. auch Cic., de off. 3.17.69. Van Straaten, Panétius, S. 207; Pohlenz, Grundfragen, S. 3; ders., Ant. Führ., S. 36 ff.; Alesse, Panezio, S. 228 ff. 357

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

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nung ().358 Dabei arbeitet er die verbindenden Beschaffenheitsmerkmale, die die Wahrnehmung als Einheit bewirken, scharf heraus.359 Zu diesem Zweck unterscheidet er im Wesentlichen drei große Bereiche.360 Der erste ist die Weltgemeinschaft aller Menschen, die kraft der menschlichen Vernunft und Sprachbegabung besteht361 und daher vom Gesetz der Natur362 beherrscht wird. Der zweite Bereich ist die Gemeinschaft eines rechtlich verfassten Verbandes363, der durch das Band des Rechts eine Einheit bildet.364 Die dritte Ebene bildet der Familienverband, der durch die Blutsbande verbunden ist. Diesen Zustand der stoischen Lehre gibt Seneca in epistulae morales 102, 6 im Hinblick auf die Institutionen des einzelnen Gemeinwesens verkürzt wieder. In dieser Form wird die stoische Lehre von den aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Körpern (  ) in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts vor Christus wohl auch in Rom bekannt geworden sein.365 Neben der eng an die philosophische Lehre angelehnten Überlieferung bei Cicero findet sich dieser Gedanke auch als Allgemeingut bei Titus Livius.366 Nicht zu verwechseln367 ist diese Lehre mit dem vielleicht schon auf die griechische Sophistik des 5. Jahrhunderts vor Christus zurückzuführenden368 und möglicherweise von Anfang an in den Ethikunterricht der Stoa rezipierten369 Vergleich der menschlichen Gesellschaft mit dem menschlichen Kör358

Pohlenz, Grundfragen, S. 3; Alesse, Panezio, S.228 f.; Dyck, Commentary de off., S. 171 f. Zur Verwendung der Lehre von der Aneignung () bei Panaitios Rist, Stoic Phil., S. 199 f. 359 Vgl. Pohlenz, Ant. Führ., S. 37 f. 360 Vgl. auch Cic., de off. 3.17.69. 361 Vgl. auch Cic., de off. 1.4.12. 362 Vgl. Cic., de off. 3.6.27. 363 Vgl. Cic., de off. 2.4.15; 3.5.23; 3.6.28; de rep. 1.32.49. 364 Damit nimmt Panaitios ebenfalls einen aristotelischen Gedanken auf. Aristoteles bezeichnet Gesetz () und Sitte () als Ordnung () des Gemeinwesens. Die Ordnung () ist aber eines der Gesamtbeschaffenheitsmerkmale des menschlichen Verbandes nach altstoischer Lehre. Vgl. Arist.   2, 1253 a 37;   16, 1287 a 18. 365 Vgl. den Befund bei Peppe, Persone Giuridiche. In: Studi Martini III, S. 83. 366 Liv., ab urbe cond. 1, 8, 1 f. in seiner Darstellung der Gründung Roms; Liv., ab urbe cond. 34, 9, 3 durch gemeinsames Bürgerrecht; Liv., ab urbe cond. 38, 34, 3 über die Eingliederung Spartas in den achaiischen Bund. Vgl. Liebenam, Städteverwaltung, S. 175. 367 Vgl. die Überlegungen bei Wassenaer, De collegiis et corporibus. In: Jurisprudentia antiqua, S. 401 f., der die Unstimmigkeit der Gleichstellung nicht verkennt (S. 402). 368 Nestle, Menenius Agrippa. In: Klio 21 (1927), S. 354. Zweifel bei Hillgruber, Menenius Agrippa. In: AA 42 (1996), S. 50 f., der die Grundlage für die Fabel bei Aristoteles sucht. 369 Nestle, Menenius Agrippa. In: Klio 21 (1927), S. 354 ff.; Hillgruber, Menenius Agrippa. In: AA 42 (1996), S. 52 ff.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

per,370 der vielleicht auch von Panaitios zur Illustration seiner Lehre verwendet wurde.371 Dieses Bild findet sich in der berühmten Fabel372 des Agrippa Menenius Lanatus373 in einen staatstragenden römischen Mythos gekleidet, der dem gebildeten Römer natürlich auch bekannt gewesen sein dürfte.374 Damit ist abschließend festzuhalten, dass die stoische Lehre von den aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörpern (  ) in Rom wohl in der durch die mittlere Stoa, vielleicht durch Panaitios, konkretisierten Form bekannt geworden ist. Bezogen auf einen Personenverband bedeutet dies, wie bei Seneca epistulae morales 102, 6 überliefert, dass die den Verband bildenden Menschen durch das Band einer Rechts- oder Pflichtbeziehung verbunden sind. Hierin konkretisiert sich ihre gemeinsame individuelle Beschaffenheit ( ) in der Wahrnehmung des Betrachters. Auf Grund der Parallelität der Formulierung und der Beispiele kann wohl kein Zweifel mehr bestehen, dass diese Vorstellung den Erörterungen des Pomponius,375 Iulianus376 und Paulus377 zu Grunde liegt. k) Identität des corpus ex distantibus Für die Rezeption der oben dargelegten stoischen Körper- und Einheitslehre durch die Juristen ist ein Problem von besonderem Interesse. Dies ist das Verhältnis der einzelnen, den Gesamtkörper konstituierenden Teilkörper zu dem durch sie konstituierten Gesamtkörper. Wie bereits oben erörtert,378 spielt für die Stoa die Betrachtung als Ganzes oder Teil keine Rolle.379 Vielmehr handelt es sich um verschiedene Blickwinkel einer relativen Betrachtungsweise 370

Zur Geschichte dieses Bildes vgl. Hillgruber, Menenius Agrippa. In: AA 42 (1996), S. 49 ff. 371 Vgl. Cic., de off. 1.25.85; 3.5.22; 3.6.32. Die letzte dieser Stellen wird von Heinemann, Poseidonios II, S. 47 mit guten Argumenten Poseidonios zugeschrieben. Vgl. auch die Ausführungen von Theiler, Vorbereitung des Neuplat., S. 73 f., 119 ff. zur Verwendung des Körperbeispiels in der Ethik des Poseidonios und der Weiterentwicklung gegenüber der Lehre des Panaitios durch die besondere Verwendung des Gedankens der . 372 Eine Literaturgeschichte der Magen-Glieder-Fabel bei Peil, Streit der Glieder. 373 Liv., ab urbe cond. 2, 32, 8 ff.; daraus Florus, epitomae 1, 23; Dion. Hal., ant. Rom. 6, 86 f.; Plut., Coriol. 6, 2–5; Zonaras, epit. hist. 7, 14 wohl nach Cass. Dio, hist. Rom. 4, 17, 10–13; Anon., de vir. illustr. 18, 1–5. 374 Für Ciceros Kenntnis der Geschichtsschreibung abgesehen von seinen zahlreichen historischen Beispielen vgl. Cic., de leg. 1.2.6 f. Vgl. für Senecas Kenntnis des Livius Sen., nat. quaest. 5, 16, 4; ep. moral. 100, 9. 375 Pomponius libro trigensimo ad Sabinum (D. 41.3.30 pr.). 376 I. 2.20.18. 377 Paulus libro vicensimo primo ad edictum (D. 6.1.23.5). 378 2. Abschnitt, II. 5. h). 379 Sext. Emp., adv. math. 9, 336 und 352.

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

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( ). Ob man den den Gesamtkörper konstituierenden Einzelkörper oder den Gesamtkörper wahrnimmt, ist also nur eine Frage des Blickwinkels. Beide bestehen nach ihrer maßgeblichen Beschaffenheit () unabhängig voneinander. Fraglich ist jedoch, wie sich dieses Verhältnis im Hinblick auf die Identität, also die individuelle Beschaffenheit ( ) des Gesamtkörpers auswirkt. Die Einzelkörper stellen bei der Betrachtung des Gesamtkörpers dessen Zugrundeliegendes (), also sein eigenes Wesen ( ), dar. Aus ihren Eigenschaften () ergibt sich die gemeinsame Beschaffenheit () des Gesamtkörpers (  ) und damit auch die individuelle Beschaffenheit ( ) eines jeden Gesamtkörpers. Hieraus folgt die Frage, wie sich eine Veränderung im Bestand der Einzelkörper auf den Gesamtkörper auswirkt. Zur Beantwortung dieser Frage ist daran zu erinnern, dass die Gesamtkörper (  ) sich von den geeinten Körpern () nur durch die Art ihrer Einheit unterscheiden. Beide sind der maßgeblichen Wahrnehmung nach Körper und auf beide treffen die gleichen Kategorien des Seins zu. Damit stellt eine Veränderung im Bestand der Teilkörper nur eine Veränderung des eigenen Wesens ( ) des Gesamtkörpers, also eine Veränderung im Bereich des Zugrundeliegenden (), dar. Die Auswirkungen einer Veränderung im Bereich des Zugrundeliegenden () spielten in der Auseinandersetzung der Schulen an anderer Stelle eine bedeutende Rolle. So ergab sich die gleiche Problematik in der Frage der Identität wachsender geeinter Körper (). Wachstum wurde als Vermehrung des Zugrundeliegenden () und damit des eigenen Wesens ( ) definiert.380 Hier stellte sich nun die Frage, ob ein Körper, dessen Zugrundeliegendes () nicht identisch ist, selbst eine bleibende Identität haben kann.381 Dieses Problem führte zu einer scharfen Auseinandersetzung zwischen den verschiedenen Schulen.382 Die stoische Lösung für dieses Problem, die in ihrer bekanntesten Fassung wohl von Chrysippos stammt,383 überliefert uns Plutarch.

380

Plut., de comm. not. 44, moralia 1083 B. Dazu Pearson, Stoica Frustula. In: JPh 30 (1907), S. 212. 381 Plut., de comm. not. 44, moralia 1083 C ff. Dazu Pearson, Stoica Frustula. In: JPh 30 (1907), S. 212. 382 Plut., de comm. not. 44, moralia 1083 A. Vgl. auch die weiteren Stellen mit Erläuterungen bei Hülser, Fragmente III, S. 1040 ff. 383 Plut., de comm. not. 44, moralia 1083 A. Dazu Sedley, Criterion of Identity. In: Phronesis 27 (1982), 259.

128

2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus Plutarch, de communibus notitiis contra Stoicos 44, moralia 1083 A ff.: A                                                    B                                                                                       C                                                                                      D                                                         E                                                                 Nun ist die Lehre vom Wachstum alt. Diese Frage wurde nämlich schon, wie Chrysippos sagt, von Epicharmos aufgeworfen. Weil die Akademiker meinen, dass dieses Problem weder völlig leicht zu lösen noch sofort einleuchtend sei, machten diese (die Stoiker)389 ihnen viele Vorwürfe und erhoben großes Geschrei, weil sie die natürlichen Begriffe aufhöben und entgegen den (allgemeinen) Begriffen philosophierten. Selbst aber beachten sie nicht nur die (allgemeinen) Begriffe nicht, sondern verdrehen zudem auch die Sinneswahrnehmung. Denn die Frage ist einfach und die Prämissen gestehen sie zu:

384

Add. Pohlenz. Add. Bernardakis. 386 Add. van Herwerden. 387 Add. Bernardakis. 388 Add. Wyttenbach, nach der Überlieferung wohl zutreffend, wenn auch die Ergänzung Zellers  die stoische Lehre zutreffender wiedergibt. Anders Rist, Stoic Phil., S. 160. 389 Gegen diese richtet sich die ganze Schrift Plutarchs. Vgl. den Titel. 385

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

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(1.) Dass alle Wesen im Fluss und in Bewegung sind, indem sie zum einen etwas von sich abgeben, zum anderen, indem sie von irgendwoher Kommendes aufnehmen. (2.) Dass das, was der Zahl oder Menge nach etwas hinzubekommt oder verliert, nicht das Gleiche bleibt, sondern ein anderes wird, indem das Wesen durch die genannten Zu- und Abgänge eine Veränderung erfährt. (3.) Dass diese Veränderungen, nicht, wie in der Umgangssprache in Gebrauch gekommen, Wachsen und Abnehmen genannt werden sollen, sondern dass sie passender Werden und Vergehen genannt werden, weil etwas aus einem Zustand in einen anderen wechselt. Das Wachsen aber und Abnehmen sind Einwirkungen auf den zugrunde liegenden und bestehen bleibenden Körper. Indem sie dies aber irgendwie so vertreten und darstellen, was behaupten diese Fürsprecher der Klarheit und des Maßstabs der (allgemeinen) Begriffe? Ein jeder von uns sei zweigestaltig, zweier Naturen und doppelt – nicht, wie die Dichter sich die Molioniden390 vorstellen, zum Teil vereint, zum Teil getrennt, sondern zwei Körper, die die gleiche Farbe haben, die gleiche Form, das gleiche Gewicht und den gleichen Ort einnehmen und noch von keinem Menschen gesehen wurden. Aber sie (die Stoiker) allein haben diese Zusammensetzung, Verdoppelung und Zweideutigkeit gesehen, dass jeder von uns aus zwei Zugrundeliegenden besteht, zum einen dem Wesen, zum anderen einer Eigenschaft. Und das eine ist immer im Fluss und in Bewegung und wächst weder noch nimmt es ab noch bleibt es, wie es ist, das andere ist beständig, wächst oder nimmt ab und erfährt immer das Gegenteil vom anderen. Dabei sind sie verwachsen, verbunden und vermischt und geben der Sinneswahrnehmung kein Unterscheidungsmerkmal zu fassen. ... Wenn wir nämlich Pentheus in der Tragödie sagen hören, er sehe zwei Sonnen und Theben doppelt, sagen wir nicht, er sehe das, sondern er sehe falsch, da er (geistig) abwesend und wahnsinnig sei. Die aber, die behaupten, nicht nur eine einzige Stadt, sondern alle Menschen, Lebewesen und Bäume und alle Geräte, Werkzeuge und Kleider seien doppelt und hätten zwei Naturen, vernachlässigen wir nicht, obwohl sie uns mehr falsch zu denken, als zum Denken nötigen. ...

Die Stoa bestreitet also nicht, dass sich das eigene Wesen ( ) und damit in stoischer Terminologie das Zugrundeliegende () laufend verändert und somit hier keine Identität besteht.391 Vereinfacht gesprochen ist etwas, das mehr oder weniger Teile hat als vorher, nicht mehr das Gleiche wie vorher, sondern ein anderes. Da man aber einen Menschen, auch wenn er gewachsen ist und damit Stoff hinzugewonnen hat, doch wieder erkennen kann, muss die Identität auf einer anderen Ebene erhalten bleiben. Dies lehren die aus dem täglichen Erleben gewonnenen allgemeinen Begriffe ( ). Die Lösung liegt nach stoischer Lehre in der zweiten Stufe der Bestimmtheit, der individuellen Beschaffenheit ( ).392 Diese ergibt 390 Eine Art mythologischer siamesischer Zwillinge. Vgl. Auffarth, Aktorione. In: DNP I, Sp. 418. 391 Sedley, Criterion of Identity. In: Phronesis 27 (1982), S. 260; Pearson, Stoica Frustula. In: JPh 30 (1907), S. 212. 392 Sedley, Criterion of Identity. In: Phronesis 27 (1982), S. 260; Pohlenz, Plutarchs Schriften. In: Ges. Schr. I, S. 477; Zeller, Phil. d. Griech. III, 1, S. 96; Pearson, Stoica Frustula. In: JPh 30 (1907), S. 212; Göppert, Gesammt-Sachen, S. 30 f.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

sich aus der Eigenschaft (), woher wohl die verkürzende Formulierung bei Plutarch rührt.393 Bei Stobaios finden wir diese Lehre nach Poseidonios folgendermaßen referiert: Stobaios, Eklogai 1.20.7, Ed. Wachsmuth I, S. 178, Z. 10 ff.:                                                                                                                                                                                                                    Das Wesen wächst weder noch nimmt es ab durch Hinzutun oder Wegnahme von etwas, sondern es verändert sich nur, wie es zum Beispiel bei Zahlen und Maßen vorkommt. Bei den individuellen Beschaffenheiten aber, wie Dion und Theon,394 kommt sowohl Wachstum als auch Abnehmen vor. Deshalb bleibt auch die Eigenschaft eines jeden Dinges von der Entstehung bis zum Untergang erhalten wie bei Lebewesen, Pflanzen und ähnlichen solchen Dingen, die untergehen können. Bei der individuellen Beschaffenheit aber, sagt er,395 gebe es zwei aufnahmefähige Teile, zum einen etwas auf Grundlage des Wesens, zum anderen etwas auf Grundlage der Beschaffenheit. Denn dieser letzte Teil, wie wir schon oft sagten, nimmt das Wachstum und die Abnahme auf. Die individuelle Beschaffenheit ist aber nicht dasselbe, wie das Wesen, aus dem sie entsteht, sie ist aber auch nichts anderes, sondern nur nicht dasselbe, weil sie auch ein Teil des Wesens ist und den gleichen Raum einnimmt. Das aber, was von etwas verschieden genannt wird, muss sowohl räumlich getrennt sein, als auch nicht als Teil betrachtet werden. Dass etwas nicht dasselbe ist im Hinblick auf seine individuelle Beschaffenheit und im Hinblick auf sein Wesen, ist offensichtlich, sagt Mnesarchos.396 Denn denselben Dingen kommt auch dasselbe zu. Wenn nämlich zum Beispiel jemand (aus Ton) ein Pferd geformt hat, es wieder zerdrückt und dann einen Hund macht, ist es wohl begründet, dass wir sagen, wenn wir das sehen, dass der Hund nicht schon immer bestand, jetzt aber existiert. Daher ist das, was nach der Beschaffenheit ausgesagt wird, etwas anderes als das, was nach dem Wesen ausgesagt wird. 393

Vgl. auch Chrysippos nach Areios Didymos bei Stob., Ekl. 1.11.5a, ed. Wachsmuth I, S. 133, Z. 6 ff. Gleiches Ergebnis bei Pearson, Stoica Frustula. In: JPh 30 (1907), S. 212. 394 Beispiele des Chrysippos: Philon Alex., de aet. 48 ff. 395 Entweder Poseidonios als Autor der Vorlage oder vielleicht wahrscheinlicher Chrysippos, der von Poseidonios verwandt wurde. 396 Nachfolger des Panaitios als stoisches Schuloberhaupt: Vgl. Cic., de orat. 1.11.45.

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

131

Das Wesen hat also mit dem unmittelbar wahrgenommenen Individuum, das sich über seine individuelle Beschaffenheit ( ) definiert, nichts zu tun. Solange es sich nicht so grundlegend verändert, dass die bisherige Eigenschaft () untergeht, bleibt die individuelle Beschaffenheit ( ) unabhängig vom Wesen () bestehen. Dies bedeutet für den aus mehreren Teilkörpern bestehenden Gesamtkörper (  ), dass er unabhängig von der Zahl oder der Identität seiner Teilkörper Bestand haben kann. l) Zusammenfassung Abschließend können wir die den römischen Juristen zur Verfügung stehende stoische Vorstellung von Körperlichkeit wie folgt beschreiben. Die Stoa fasst alles Seiende ( ) körperlich auf.397 Diese Vorstellung von Körperlichkeit steht in engem Zusammenhang mit der stoischen Erkenntnislehre. Alleiniger Maßstab der Erkenntnis ist der aus der sinnlichen Wahrnehmung resultierende greifbare Eindruck ( ), der das Objekt der Erkenntnis präzise in der Seele abbildet.398 Das Objekt wirkt also über die Sinne auf die Seele.399 Wirken und leiden können jedoch nur Körper.400 Daher muss jedes einen greifbaren Eindruck erzeugende Objekt notwendig auch körperlich sein.401 Zudem muss der greifbare Eindruck als Kriterium der Wahrheit unverwechselbar sein. Dies ist gesichert, da der primäre Gegenstand der Wahrnehmung die Beschaffenheit () des Objekts ist, die die Individualität des einzelnen Gegenstands und damit des Seins ausmacht.402 Daher ist alles, von

397 Alex. Aphr., comm. in Arist. Top., S. 301, 19 ff., ed. Wallies; Plut., com. not. 30, moralia 1073 E. Dazu Pohlenz, Stoa I, S. 64; ders., Stoa II, S. 37; Rist, Stoic Phil., S. 153; Zeller, Phil. d. Griech. III, 1, S. 119 ff. 398 Diog. Laert., vit. phil. 7, 46; Sext. Emp., adv. math. 7, 248, 252. Dazu Stein, Erkenntnistheorie, S. 142 ff. 399 Nem., de nat. hom. 6.172; Aet., plac. 4.12.1 (Diels, Dox. graec. 401, 14 ff.); Diog. Laert., vit. phil. 7, 52, 55 f. 400 Cic., Varr. 11, 39 f.; Sext. Emp., adv. math. 8, 263; Alex. Aphr., comm.in Arist. Top., S. 301, Z. 22 f., ed. Wallies; Aet., plac. 4.20.2 (Diels, Dox. graec. 410, 5 ff.). Dazu Reesor, Stoic Concept of Quality. In: AJPh 75 (1954), S. 57. 401 Diog. Laert., vit. phil. 7, 56; Cic., Varr. 11, 39; Plut., com. not. 30, moralia 1073; Sext. Emp., adv. math. 8, 406, Sen., ep. moral. 117, 13. Dazu Graeser, Zenon, S. 92. 402 Vgl. Poseidonios bei Stob., Ekl., 1.20.7, ed. Wachsmuth I, S. 177, Z. 21 ff.; Cic., de fat. 19, 43; Calcidius, comm. in Plat. Tim., cap. 220, S. 233, 6 ff., ed. Waszink; Aet., plac. 4.12.1 (Diels, Dox. graec. 401, 14 ff.); Nem., de nat. hom. 6.172. Dazu Reesor, Stoic Concept of Quality. In: AJPh 75 (1954), S. 44; Gould, Chrysippus, S. 59.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

dem eine Beschaffenheit wahrnehmbar ist notwendig körperlich403 und damit seiend.404 Bei den Körpern werden drei Einheitsgrade unterschieden: geeinte Körper ( ), aus mehreren Einzelkörpern zusammengesetzte Körper () und aus getrennten Einzelkörpern bestehende Gesamtkörper (  ). Die Einzelkörper, die die uns hier allein interessierenden Gesamtkörper konstituieren, stellen für sich abgeschlossene Wesenheiten dar.405 Diese Einzelkörper gehen nicht in einem neuen geeinten Körper ( ) auf. Sie bleiben vielmehr als Einzelkörper bestehen und sind allein durch eine ihnen in ihrer Gesamtheit zukommende Beschaffenheit () zu einem einheitlichen Gesamtkörper verbunden.406 Diese macht sie zu einem einheitlichen Gegenstand der Wahrnehmung und damit einem Körper. 6. Skeptische Akademie a) Einleitung aa) Die skeptische Akademie Die stoische Position stand aber, wie wir bereits immer wieder gesehen haben, in ständiger Wechselwirkung mit der Kritik ihrer akademisch-skeptischen Gegner. Um die stoische Lehre und ihren Einfluss auf die Vorstellungen der Gesellschaft verstehen und bewerten zu können, muss man auch diesen Gegenpol kennen. Daher wollen wir im Folgenden die skeptische Kritik an der stoischen Einheitslehre erörtern. Dazu bedarf es einiger einleitender Bemerkungen zur Akademie in ihrer skeptischen407 Phase. Die Akademie ist, wie bereits oben erörtert, die Schule Platons. Da Platon jedoch kein umfassendes, philosophisches System geschaffen hat, sondern in den veröffentlichten und seinen Nachfolgern zugänglichen Dialogen dauernd mit den fundamentalen Problemen seiner Philosophie rang, wurde in der Geschichte der Akademie immer wieder um das richtige Verständnis der platonischen Lehren gestritten.408 So knüpft man mal an die eine, mal an eine andere

403

Simpl., comm. in Arist. cat., S. 271, 20 ff., ed. Kalbfleisch. Dazu Wildberger, Seneca I,

S. 86.

404

Umkehrschluss aus Diog. Laert., vit. phil. 7, 61. Zu dem gleichen Schluss kommt Rieth, Grundbegriffe, S. 27. 405 Vgl. die Definitionen bei Alex. Aphr., de mixt. 216, 19 ff. und Sext. Emp., adv. math. 9, 78. 406 Vgl. Zeller, Phil. d. Griech. III, 1, S. 98 f., Fn. 1. A. A. Göppert, Gesammt-Sachen, S. 36 f. 407 Zum Skepsisbegriff Striker, Scept. Strategies. In: Doubt and Dogmatism, S. 54 mit Fn. 1. 408 Gigon, Neue Akademie. In: Mus. Helv. 1 (1944), S. 47 ff.; Tarrant, Plato’s first Interpreters, S. 10 ff.

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

133

Phase des platonischen Werks an.409 Unter Arkesilaos von Pitane (Scholarch ca. 268–241 v. Chr.) setzte sich unter Rückgriff auf die sokratische Untersuchungsmethode der frühen Dialoge410 ein skeptischer Ansatz durch, der sich der zu dieser Zeit vorherrschenden stoischen Erkenntnistheorie und der damit verbundenen monistischen Ontologie entgegenstellte.411 Arkesilaos griff die Annahme verlässlicher Aussagen über die Wahrnehmungswelt, die platonische Welt des Werdens und Vergehens, an und empfahl in solchen Fragen die Zurückhaltung () des Urteils.412 Dies schloss jedoch anders als in der pyrrhonischen Skepsis die Suche nach Wissen nicht aus, sondern betraf nur die bisher entwickelten Methoden.413

409

Gigon, Neue Akademie. In: Mus. Helv. 1 (1944), S. 49 ff. Ausdrücklich Cic., de nat. deor. 1.5.11; de orat. 3.18.67; de fin. 2.1.2; Varr. 12, 44 f.; Diog. Laert., vit. phil. 4, 28. Für ein Selbstverständnis als Platoniker spricht auch das gründliche Studium der platonischen Schriften: Diog. Laert., vit. phil. 4, 32. Vielleicht nach Philon von Larissa Cic., Varr. 12, 46. So Zumpt, Bestand der philosophischen Schulen. In: Abh. d. Königl. Akad. d. Wiss. Berlin 1842, S. 65; Thorsrud, Arcesilaus and Carneades. In: Cambridge Companion to Ancient Scepticism, S. 58 ff.; Tarrant, Plato’s first Interpreters, S. 58 f.; ders., Scept. or Plat., S. 25 ff.; Sedley, Protagonists. In: Doubt and Dogmatism, S. 11 f.; Gigon, Neue Akademie. In: Mus. Helv. 1 (1944), S. 49 ff.; ders., Erneuerung der Philosophie. In: Entretiens sur l’antiquité classique 3 (1957), S. 47; Long, Socrates in Hellenist. Phil. In: CQ, NS 38 (1988), S. 158; Brittain, Cic., Acad. Scepticism, S. XI mit Fn. 10 und S. XXXVI f. mit m.w.N., S. XXXVII, Fn. 70; Trabattoni, Arcesilao platonico? In: L’eredita platonica, S. 21 ff.; Hirzel, Untersuchungen III, S. 35 ff., 149 f., 159 f.; Calogero, Socratismo. In: Scetticismo Antico, S. 38 ff.; Patrick, Sextus Empiricus, S. 88 f.; Chiesara, Storia, S. 36 ff. Demgegenüber hält Weische, Cicero und die Neue Akademie, S. 102 ff. den Rückgriff auf die frühen Dialoge nur für eine spätere Rechtfertigung und vermutet S. 16 f. statt dessen eine Rezeption zeitgenössischer peripatetischer Gedanken. 411 Sext. Emp., adv. math. 7, 150 ff.; Cic., Luc. 13, 40; Varr. 12, 44; Aug., contra Acad. 3.17.38; Euseb., Praep. Ev. 14.6.7 ff. Dazu Brochard, Sceptiques grecs, S. 95 ff.; Doty, Criterion, S. 37 ff.; Allen, Academic Probabilism. In: CQ, NS 44 (1994), S. 87; Thorsrud, Arcesilaus and Carneades. In: Cambridge Companion to Ancient Scepticism, S. 62 ff.; Trabattoni, Arcesilao platonico? In: L’eredita platonica, S. 15 ff. 412 Euseb., Praep. Ev. 14.4.15 und 14.6.6; Cic., Luc. 18, 59; 21, 67; 24, 77; Varr. 12, 45. Dazu Brochard, Sceptiques grecs, S. 104 ff.; Gigon, Neue Akademie. In: Mus. Helv. 1 (1944), S. 53; Sedley, Protagonists. In: Doubt and Dogmatism, S. 11 f.; Striker, Pyrrh. und Akad. In: Phronesis 26 (1981), S. 160; Weische, Cicero und die Neue Akademie, S. 51; Couissin, Stoicism of the New Academy. In: Skeptical Tradition, S. 33 ff.; Chiesara, Storia, S. 44 ff. Zur platonischen Tradition: Tarrant, Scept. or Plat., S. 10 ff.; Trabattoni, Arcesilao platonico? In: L’eredita platonica, S. 21 ff. 413 Cic., Luc. 24, 76; Aug., contra Acad. 3.14.32. Dazu Striker, Pyrrh. und Akad. In: Phronesis 26 (1981), S. 159; Brittain, Cic., Acad. Scepticism, S. XII mit Fn. 11; Tarrant, Scept. or Plat., S. 26 ff.; Trabattoni, Arcesilao platonico? In: L’eredita platonica, S. 17. Zur Position der pyrrhonischen Schule Sext. Emp., Pyrrh. Hyp. 1, 26 ff. Kritik an der pyrrhoneischen Position bei Aristokles von Messene bei Euseb., Praep. Ev. 14.18.7. Vgl. auch Doty, Criterion, S. 31 f. und zu Karneades S. 87. 410

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

Wie Sokrates untersuchte Arkesilaos die Lehrsätze der anderen Schulen auf ihre innere Konsequenz und Beweisbarkeit, immer auf der Suche nach der Wahrheit.414 Zudem verteidigte er seine skeptische Haltung gegen die Angriffe der dogmatischen Schulen. Dazu begab er sich auf den Boden der Angreifer, so dass er keine eigenen Dogmen aufzustellen genötigt war, sondern mit deren Annahmen und Terminologie argumentieren konnte.415 Das bekannteste Beispiel dieser Art ist seine Verteidigung gegen den Vorwurf, dass es unmöglich sei, zu handeln, wenn nicht auf Grundlage einer sicheren Erkenntnis.416 Arkesilaos bediente sich der stoischen Lehre von der Wohlbegründetheit ( ),417 die er als hinreichende Grundlage einer Handlungstheorie anerkannte.418 Die Nachfolger des Arkesilaos blieben dessen Verständnis platonischen Philosophierens treu.419 Arkesilaos war es gelungen, die dogmatischen Schulen in Bedrängnis zu bringen. Erst Chrysippos gelang es auf stoischer Seite die Lehre seiner Schule gegen die Angriffe der Akademie zu befestigen. Zudem ging er seinerseits zum Angriff gegen die akademische Philosophie über.420 Daraufhin sah sich Karneades (Scholarch 156–127 v. Chr. 421) gezwungen, 414

So dargestellt bei Cic., Luc. 24, 76 ff. Vgl. auch Cic., Luc. 18, 60 wohl nach Karneades. So Thorsrud, Arcesilaus and Carneades. In: Cambridge Companion to Ancient Scepticism, S. 60 f.; Sedley, Protagonists. In: Doubt and Dogmatism, S. 12; Szlezák, Akademeia. In: DNP I, Sp. 384; Allen, Academic Probabilism. In: CQ, NS 44 (1994), S. 86; Stough, Greek Skepticism, S. 41 f.; Trabattoni, Arcesilao platonico? In: L’eredita platonica, S. 18 ff.; Chiesara, Storia, S. 36 ff. 415 Cic., de orat. 3.18.67. Vgl. auch Cic., Luc. 20, 66 f.; 24, 77. Dazu Striker, Pyrrh. und Akad. In: Phronesis 26 (1981), S. 155 ff. Eine abfällige Darstellung bei Euseb., Praep. Ev. 14.6.1 ff. 416 Cic., Luc. 8, 24 ff. Dazu Striker, Academics versus Pyrrhonists. In: Cambridge Companion to Ancient Scepticism, S. 197 f. 417 Diog. Laert., vit. phil. 7, 76; 7, 177. Dazu Brochard, Sceptiques grecs, S. 110 ff.; Doty, Criterion, S. 46 f.; Couissin, Stoicism of the New Academy. In: Skeptical Tradition, S. 35 ff.; Thorsrud, Arcesilaus and Carneades. In: Cambridge Companion to Ancient Scepticism, S. 69. Vgl. auch Chiesara, Storia, S. 50 ff., die eher aristotelische Einflüsse vermutet. A. A. Ioppolo, Concetto di „Eulogon“. In: Scetticismo Antico., S. 146 ff. Vermittelnd Trabattoni, Arcesilao platonico? In: L’eredita platonica, S. 38 ff. 418 Sext. Emp., adv. math. 7, 158. Dazu Striker, Scept. Strategies. In: Doubt and Dogmatism, S. 63 ff.; dies., Pyrrh. und Akad. In: Phronesis 26 (1981), S. 160; Gigon, Neue Akademie. In: Mus. Helv. 1 (1944), S. 59; Doty, Criterion, S. 46 ff.; Thorsrud, Arcesilaus and Carneades. In: Cambridge Companion to Ancient Scepticism, S. 67 ff.; Hirzel, Untersuchungen III, S. 150 ff. 419 Cic., Luc. 6, 16. Dazu Thorsrud, Arcesilaus and Carneades. In: Cambridge Companion to Ancient Scepticism, S. 58; Gigon, Neue Akademie. In: Mus. Helv. 1 (1944), S. 60; Tarrant, Plato’s first Interpreters, S. 59; Hirzel, Untersuchungen III, S. 162. 420 Cic., Luc. 24, 75; Plut., com. not. 1, moralia 1059 B; Nachhall bei Aug., contra Acad. 3.17.39. 421 Szlezák, Akademeia. In: DNP I, Sp. 384.

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

135

den Ansatz des Arkesilaos zu überarbeiten.422 Damit wurde Karneades zum Vollender des akademischen Skeptizismus.423 Die Kritiker werden den akademischen Skeptikern vorgeworfen haben, auch die Wohlbegründetheit ( ) als Grundlage der Handlungsentscheidung bedürfe eines Kriteriums zur Differenzierung zwischen falsch und richtig.424 Dem begegnete Karneades mit der Einführung des wahrscheinlichen Eindrucks ( / probabilis visio)425 als Grundlage der Handlungsentscheidung.426 Für schwierige Fragen forderte er zudem, dass der zugrunde gelegte Eindruck () unwidersprochen ()427 sei, bei Fragen, die die Glückseligkeit betreffen, dass er eingehend geprüft sei (/).428 Dabei konnte der skeptische Akademiker offenlassen, ob der wahrscheinliche Eindruck der Wahrheit entspricht oder nicht, solange er die Erscheinung hin-

422

Plut., com. not. 1, moralia 1059 B; Sext. Emp., adv. math. 7, 159 ff.; Nachhall bei Aug., contra Acad. 3.17.39 f.; Euseb., Praep. Ev. 14.7.15 ff. Dazu Striker, Scept. Strategies. In: Doubt and Dogmatism, S. 70 ff.; Gigon, Neue Akademie. In: Mus. Helv. 1 (1944), S. 60; Doty, Criterion, S. 87; Thorsrud, Arcesilaus and Carneades. In: Cambridge Companion to Ancient Scepticism, S. 71; Ioppolo, Opinione e Scienza, S. 193 ff.; dies., Critica di Carneade. In: L’eredita platonica, S. 82 ff.; Goedeckemeyer, Skeptizismus, S. 52 ff. Zum Verhältnis der Handlungslehren des Arkesilaos und Karneades Hirzel, Untersuchungen III, S. 150, Fn. 3. 423 Cic., Luc. 6, 16. Zeller, Phil. d. Griech. III, 1, S. 514 ff. 424 Cic., Luc. 11, 33. 425 Zur Entwicklung Ioppolo, Opinione e Scienza, S. 198 ff. Vgl. Chiesara, Storia, S. 71. 426 Sext. Emp., adv. math. 7, 166; Cic., Luc. 11, 33. Dazu Gigon, Neue Akademie. In: Mus. Helv. 1 (1944), S. 60; Tarrant, Scept. or Plat., S. 8 f.; Doty, Criterion, S. 87 ff.; Allen, Academic Probabilism. In: CQ, NS 44 (1994), S. 89 ff.; Ioppolo, Critica di Carneade. In: L’eredita platonica, S. 99 ff.; Patrick, Greek sceptics, S. 153; Gabriel, Antike und moderne Skepsis, S. 50 f. 427 Vgl. auch Cic., Luc. 11, 33; 18, 59; 31, 99. Sowohl Sext. Emp., adv. math. 7, 176; 7, 182 als auch Cic., Luc. 31, 99 zeigen, dass dieser schwierig zu übersetzende Begriff einen Eindruck bezeichnet, der nicht durch andere Eindrücke in Zweifel gezogen wird. So Thorsrud, Arcesilaus and Carneades. In: Cambridge Companion to Ancient Scepticism, S. 72; Stough, Greek Skepticism, S. 56; Credaro, Scetticismo degli Accademici II, S. 76 f.; Zeller, Phil. d. Griech. III, 1, S. 534. Vgl. auch Allen, Academic Probabilism. In: CQ, NS 44 (1994), S. 92 ff., der auf S. 97 einen weiteren Begriff annimmt. 428 Sext. Emp., adv. math. 7, 166; 7, 184 und Pyrrh. Hyp. 1, 227 und 229. Dazu Credaro, Scetticismo degli Accademici II, S. 75 ff.; Zeller, Phil. d. Griech. III, 1, S. 533 f.; Couissin, Stoicism of the New Academy. In: Skeptical Tradition, S. 48 ff.; Thorsrud, Arcesilaus and Carneades. In: Cambridge Companion to Ancient Scepticism, S. 72 f.; Ioppolo, Opinione e Scienza, S. 203 ff. Anders: Mutschmann, Stufen der Wahrscheinlichkeit. In: RhM NF 66 (1911), S. 191 ff., der die letzten beiden Stufen umkehren möchte. Demgegenüber nimmt Allen, Academic Probabilism. In: CQ, NS 44 (1994), S. 91 ff. nur zwei Stufen der Wahrscheinlichkeit an, indem er die letzten beiden Stufen gleichsetzt. Ähnlich Hirzel, Untersuchungen III, S. 174, Fn. 3.

136

2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

reichend geprüft hatte.429 Diesen Anforderungen genügte insbesondere die stoische Physik als Grundlage des stoischen Systems nicht.430 Der Karthager Kleitomachos (Scholarch 127–110 v. Chr. 431), ein Schüler des Karneades, führte die Methoden seines Lehrers fort.432 Mit dessen Nachfolger Philon von Larissa (Scholarch 110–84 v. Chr.433) endete die skeptische Phase der Akademie.434 Der Nachfolger Philons von Larissa Antiochos von Askalon (ca. 125–68 v. Chr.435) kehrte zu einem dogmatischen Platonverständnis zurück.436 bb) Das Verhältnis der skeptischen Schulen Während bereits Philon von Larissa im Alter den akademischen Skeptizismus abschwächte und sein Schüler Antiochos von Askalon zum Dogmatismus und den Lehren der „Alten Akademie“ zurückkehrte, wählte ein anderer Akademiker437 einen anderen Weg. Ainesidemos von Knossos438 (1. Jh. v. Chr.439),

429

Zeller, Phil. d. Griech. III, 1, S. 533 m.w.N.; Chiesara, Storia, S. 71 f. Cic., Luc. 37, 119 ff. Vgl. auch Plut., com. not. 14, moralia 1065 D und 29, moralia 1073 C ff. Allgemein Doty, Criterion, S. 90 ff. 431 Szlezák, Akademeia. In: DNP I, Sp. 384. 432 Cic., Luc. 6, 16; 31, 98 ff. 433 Szlezák, Akademeia. In: DNP I, Sp. 384. 434 Cic., Luc. 6, 17 f. Dazu Brittain, Philo of Larissa, S. 73 ff.; Gigon, Neue Akademie. In: Mus. Helv. 1 (1944), S. 62. Auch Aug., contra Acad. 3.17.41. Zur weiteren Milderung des Skeptizismus bei Philon von Larissa Tarrant, Scept. or Plat., S. 9 f.; Allen, Academic Probabilism. In: CQ, NS 44 (1994), S. 88 f.; Lévy, Sceptical Academy. In: Cambridge Companion to Ancient Scepticism, S. 85 ff.; Hirzel, Untersuchungen III, S. 196 ff., 214 ff. 435 Szlezák, Akademeia. In: DNP I, Sp. 385. 436 Euseb., Praep. Ev. 14.9.3. Dazu Szlezák, Akademeia. In: DNP I, Sp. 385; Gigon, Neue Akademie. In: Mus. Helv. 1 (1944), S. 62. 437 Phot., Bib. 212, 169 b, 33; 170 a, 26. Dazu Sedley, Protagonists. In: Doubt and Dogmatism, S. 16 f.; Burnyeat, Can the Sceptic Live his Scepticism? In: Doubt and Dogmatism, S. 29; Frede, Ainesidemos. In: DNP I, Sp. 333; Weische, Cicero und die Neue Akademie, S. 85, 105; Brittain, Cic., Acad. Scepticism, S. XIV; Goedeckemeyer, Skeptizismus, S. 211 ff.; Lévy, Sceptical Academy. In: Cambridge Companion to Ancient Scepticism, S. 89. Demgegenüber hält Tarrant, Scept. or Plat., S. 22 mit Fn. 4 den gemäßigten Skeptizismus im Spätwerk Philons von Larissa für den Gegenstand des Angriffs. Ebenso La Sala, Züge des Skeptikers, S. 180. Kritisch: Chiesara, Storia, S. 108 ff. A. A. Hirzel, Untersuchungen III, S. 1, Fn. 1; Caizzi, Aenesidemus and the Academy. In: CQ 42 (1992), S. 182 ff. Dagegen Mansfeld, Aenesidemus. In: Passionate Intellect, S. 241 ff. 438 Zum Lebensweg vgl. Rist, Heracliteanism of Aenesidemus. In: Phoenix 24 (1970), S. 313 ff. Anders Caizzi, Aenesidemus and the Academy. In: CQ 42 (1992), S. 177. Dagegen Mansfeld, Aenesidemus. In: Passionate Intellect, S. 237 ff. Vgl. auch Chiesara, Storia, S. 104 ff. 439 Frede, Ainesidemos. In: DNP I, Sp. 333. 430

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

137

radikalisierte die Skepsis wieder, gründete eine eigene Schule440 und verfasste ein heute in weiten Teilen verlorenes Manifest der Methode seiner Schule.441 Für seine neu gegründete Schule berief sich Ainesidemos auf die Autorität Pyrrhons von Elis (ca. 365–275 v. Chr.442), einen für seine skeptische Haltung berühmten Philosophen und Zeitgenossen Alexanders des Großen.443 Dazu versuchte er, einen lückenlosen Stammbaum bis zum vermeintlichen Stammvater seiner Schule zu konstruieren.444 Ainesidemos forderte die völlige Zurückhaltung () des Urteils, um die Gemütsruhe () zu erreichen.445 Im täglichen Leben sollte sich der pyrrhonische Skeptiker jeder Meinung enthalten446, indem er sich an den

440

Burnyeat, Can the Sceptic Live his Scepticism? In: Doubt and Dogmatism, S. 27 ff.; Frede, Ainesidemos. In: DNP I, Sp. 333; La Sala, Züge des Skeptikers, S. 180 f.; Bett, Pyrrho, S. 191 f. Vielleicht hat Ainesidemos in dieser frühen Phase der Abspaltung von der Akademie noch ein skeptisches Platonverständnis vertreten. Vgl. die umstrittene Stelle Sext. Emp., Pyrrh. Hyp. 1, 222. Zum Meinungstand Spinelli, Neighbouring Philosophies. In: Ancient Scepticism, S. 40 ff. und Caizzi, Aenesidemus and the Academy. In: CQ 42 (1992), S. 186 f. 441 Diog. Laert., vit. phil. 9, 78; Phot., Bib. 212, 169 b, 18 f. Dazu Caizzi, Aenesidemus and the Academy. In: CQ 42 (1992), S. 188. 442 Frede, Pyrrhon. In: DNP X, Sp. 644. 443 Phot., Bib. 212, 169 b, 27. Diog. Laert., vit. phil. 9, 70. Noch Cicero kennt keine aktive pyrrhonische Schule. Vgl. Cic., de fin. 5.8.23 und Cic., Tusc. 5.30.85. Dazu Weische, Cicero und die Neue Akademie, S. 15 m.w.N. und 105 f.; Mansfeld, Aenesidemus. In: Passionate Intellect, S. 247. Zu Pyrrhons Philosophie vgl. Diog. Laert., vit. phil. 9, 61 ff. Zum Rückgriff auf die Lehren Pyrrhons Sedley, Protagonists. In: Doubt and Dogmatism, S. 8, 17; Burnyeat, Can the Sceptic Live his Scepticism? In: Doubt and Dogmatism, S. 30; Frede, Pyrrhon. In: DNP X, Sp. 644. Gigon, Neue Akademie. In: Mus. Helv. 1 (1944), S. 58; Striker, Pyrrh. und Akad. In: Phronesis 26 (1981), S. 154, 164; La Sala, Züge des Skeptikers, S. 180 f.; Lévy, Sceptical Academy. In: Cambridge Companion to Ancient Scepticism, S. 89 f. Zur Begründung der Wahl Pyrrhons als Stammvater Weische, Cicero und die Neue Akademie, S. 13; Bett, Pyrrho, S. 214 ff.; Striker, Academics versus Pyrrhonists. In: Cambridge Companion to Ancient Scepticism, S. 196 ff. 444 Diog. Laert., vit. phil. 9, 115 f. Eine weiterreichende Traditionsbildung bei Diog. Laert., vit. phil. 9, 70 ff., hier Zweifel hinsichtlich der Schulgründerschaft Pyrrhons. Zur Konstruktion Caizzi, Aenesidemus and the Academy. In: CQ 42 (1992), S. 178 f.; Tarrant, Scept. or Plat., S. 22, Fn. 5; Mansfeld, Aenesidemus. In: Passionate Intellect, S. 247; Lévy, Sceptical Academy. In: Cambridge Companion to Ancient Scepticism, S. 90; Bett, Pyrrho, S. 190; Giannantoni, Pirone. In: Scetticismo Antico, S. 23 ff.; Chiesara, Storia, S. 102 ff. 445 Sext. Emp., Pyrrh. Hyp. 1, 8; 1, 25 ff. Nach Aristokles von Messene bei Euseb., Praep. Ev. 14.18.4 Lust (). Anders die skeptische Akademie: Thorsrud, Arcesilaus and Carneades. In: Cambridge Companion to Ancient Scepticism, S. 62. 446 Sext. Emp., Pyrrh. Hyp. 1, 226 und 231; Gell., noct. Att. 11.5.3; Diog. Laert., vit. phil. 9, 106.

138

2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

Erscheinungen () orientierte,447 ohne sich die Frage nach der Wahrheit seiner Wahrnehmung zu stellen.448 Damit verwarf er sowohl die Wohlbegründetheit ( ) des Arkesilaos als auch den wahrscheinlichen Eindruck ( ) des Karneades.449 Dies begründete er vor allem damit, dass die Wahrnehmung der Menschen von einander abweiche450 und selbst die Philosophen sich nicht über das wahre Sein einigen könnten,451 so dass jeder Versuch, die Erscheinungen zu objektivieren, zum Scheitern verurteilt sei und den Menschen nur beunruhige.452 Im Streit der Schulen knüpfte die pyrrhonische Schule des Ainesidemos jedoch an die Vorarbeiten der skeptischen Akademie an.453 Wenn sie den akademischen Skeptikern auch dogmatische Tendenzen vorwarf,454 so bediente sie sich doch der von diesen entwickelten Argumente und Methoden im Kampf gegen die dogmatischen Schulen.455 Dies führt zum einen dazu, dass sich der pyrrhonisch-skeptische Ansatz nur schwer von dem akademisch-

447

Diog. Laert., vit. phil. 9, 78; 9, 106; Sext. Emp., Pyrrh. Hyp. 1, 21 ff.; Gell., noct. Att. 11.5.6 f.; Burnyeat, Can the Sceptic Live his Scepticism? In: Doubt and Dogmatism, S. 31 ff.; Frede, Ainesidemos. In: DNP I, Sp. 333; Striker, Pyrrh. und Akad. In: Phronesis 26 (1981), S. 164; Weische, Cicero und die Neue Akademie, S. 87. 448 Phot., Bib. 212, 169 b, 21 ff.; 170 a 6 ff.; Gell., noct. Att. 11.5.4; Diog. Laert., vit. phil. 9, 76, vielleicht nach Timon von Phlious. Aristokles von Messene bei Euseb., Praep. Ev. 14.18.3. (Dazu Striker, Pyrrh. und Akad. In: Phronesis 26 (1981), S. 164 f.); Sext. Emp., Pyrrh. Hyp. 1, 14 und 22. (Dazu La Sala, Züge des Skeptikers, S. 21 ff.). 449 Phot., Bib. 212, 169 b, 40 ff.; Sext. Emp., Pyrrh. Hyp. 1, 130; Sext. Emp., adv. math. 7, 420 ff. Dazu Striker, Scept. Strategies. In: Doubt and Dogmatism, S. 80; Burnyeat, Can the Sceptic Live his Scepticism? In: Doubt and Dogmatism, S. 28 f. 450 Diog. Laert., vit. phil. 9, 78 ff. Dazu Striker, Pyrrh. und Akad. In: Phronesis 26 (1981), S. 158 f.; Weische, Cicero und die Neue Akademie, S. 95 f. 451 Sext. Emp., Pyrrh. Hyp. 1, 98; Diog. Laert., vit. phil. 9, 83 f. insbesondere der vierte Tropos des Ainesidemos spielt auf ethische Streitstände an. Ausdrücklich Agrippa nach Diog. Laert., vit. phil. 9, 88. Dazu Striker, Pyrrh. und Akad. In: Phronesis 26 (1981), S. 159. 452 Diog. Laert., vit. phil. 9, 78. Striker, Pyrrh. und Akad. In: Phronesis 26 (1981), S. 160; Weische, Cicero und die Neue Akademie, S. 86 f. 453 Verteidigung bei Sext. Emp., Pyrrh. Hyp. 1, 232 ff. Dazu Gigon, Neue Akademie. In: Mus. Helv. 1 (1944), S. 58; Lévy, Sceptical Academy. In: Cambridge Companion to Ancient Scepticism, S. 90; Couissin, Stoicism of the New Academy. In: Skeptical Tradition, S. 32. Zur Tradition Tarrant, Scept. or Plat., S. 22. Vgl. auch das Fazit bei La Sala, Züge des Skeptikers, S. 178 ff., der zu dem Ergebnis kommt, dass sich die pyrrhonischen Skeptiker ausschließlich fremder Argumente bedienen und diese dialektisch auswerten. 454 Phot., Bib. 212, 169 b, 40 ff.; Sext. Emp., adv. math. 7, 150 ff.; 7, 166 ff. und Pyrrh. Hyp. 1, 226 f. 455 Gell., noct. Att. 11.5.8. Vgl. z. B. den fünften Tropos des Ainesidemos bei Diog. Laert., vit. phil. 9, 83 f. mit der Argumentation des Karneades bei Cic., de rep. 3.9.14 ff. Dazu Weische, Cicero und die Neue Akademie, S. 105 ff. Vgl. auch Gabriel, Antike und moderne Skepsis, S. 46.

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

139

skeptischen abgrenzen lässt.456 Zum anderen finden wir in den erhaltenen Schriften der pyrrhonischen Skeptiker, insbesondere bei Sextus Empiricus,457 Argumentationsmuster, die sicher bereits aus der akademischen Skepsis stammen. Dies wird insbesondere für die Argumente gegen die stoischen Lehren gelten. Da die Pyrrhoneer selber kein Interesse an der Aufstellung von Thesen hatten, bedienten sie sich soweit als möglich doxographischen Materials, um dem Vorwurf, selbst Thesen aufzustellen, auszuweichen. Daher halten wir es für gerechtfertigt, auch Material aus pyrrhonisch-skeptischen Quellen heranzuziehen, um die Argumente der akademisch-skeptischen Stoakritiker zu rekonstruieren.458 b) Unsicherheit der stoischen Erkenntnis aa) Unerkennbarkeit und Unsicherheit Die akademisch-skeptische Stoakritik lehnt die Erkennbarkeit der wahren Natur der Dinge durch die Zustimmung zu einem greifbaren Eindruck ( ) im stoischen Sinne ab.459 Dies wird unter anderem regelmäßig mit der Ununterscheidbarkeit () wahrer und falscher sinnlichen Eindrücke und damit greifbarer und nicht greifbarer Eindrücke demonstriert.460 Als Beispiel dient unter anderem eine Anekdote über den stoischen Philosophen Sphairos von Borysthenes, einen Schüler des Zenon von Kition und des Kleanthes von Assos.461 Sphairos ging an den Hof des ptolemäischen Königs Antiochos Philopator. Dort ließ der König, um Sphairos seine Fehlbarkeit zu demonstrieren, Granatäpfel aus Wachs servieren, die dieser zu essen versuchte.462 Da wahre und falsche sinnliche Eindrücke für den Menschen also ununterscheidbar () seien, kann es nach akademisch-skeptischer Auf456 Gell., noct. Att. 11.5.6. Versuch bei Sext. Emp., Pyrrh. Hyp. 1, 226 ff. Dazu Striker, Pyrrh. und Akad. In: Phronesis 26 (1981), S. 153 ff.; Mansfeld, Aenesidemus. In: Passionate Intellect, S. 245, Fn. 42 m.w.N. 457 Tarrant, Scept. or Plat., S. 22. Zu verschiedenen möglichen Einflüssen aber Frede, Ainesidemos. In: DNP I, Sp. 333. 458 Vgl. Ioppolo, Critica di Carneade. In: L’eredita platonica, S. 82. Vorsichtig Weische, Cicero und die Neue Akademie, S. 11 f., der Cicero, soweit seine Informationen reichen, den Vorzug gibt. 459 Cic., Luc. 13, 40; Aug., contra Acad. 3.17.38; Euseb., Praep. Ev. 14.6.7 ff. 460 Cic., Luc. 13, 40; 17, 54; Sext. Emp., adv. math. 7, 154, 164, 252 und 408 f. Dazu Brochard, Sceptiques grecs, S. 127 ff.; Allen, Academic Probabilism. In: CQ, NS 44 (1994), S. 86, 91; Ioppolo, Opinione e Scienza, S. 199 f.; dies., Critica di Carneade. In: L’eredita platonica, S. 97 f.; Frede, Stoics and Skeptics. In: Skeptical Tradition, S. 88 ff.; Hartmann, Gewissheit und Wahrheit, S. 30 ff.; Gabriel, Antike und moderne Skepsis, S. 46 ff. 461 Diog. Laert., vit. phil. 7, 37. 462 Diog. Laert., vit. phil. 7, 177.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

fassung keinen greifbaren Eindruck ( ) geben. Alle Eindrücke, die der Mensch durch seine Sinne erlangen könne, seien also nicht greifbar ().463 Als Grundlage der Handlungsentscheidung konnte seit Karneades allein der wahrscheinliche Eindruck ( /probabilis visio) herangezogen werden.464 Für schwierige Fragen forderte er zudem, dass der zugrunde gelegte Eindruck () unbestritten () sei, bei Fragen, die die Glückseligkeit betreffen, dass er eingehend geprüft sei (/ ).465 Was diesen Anforderungen nicht genügte, galt als unsicher (///incertum) und damit in jeder Hinsicht unbrauchbar.466 Im Rahmen der Prüfung, ob ein Gegenstand der skeptischen Überprüfung standhielt, wurde insbesondere die Frage, ob die Wahrnehmung unbestritten () war zum Prüfstein. Dabei bedienten sich die akademischen Skeptiker der von der Stoa als Kriterium akzeptierten467 allgemeinen Begriffen ( ).468 Diese erlangten ihre besondere Glaubwürdigkeit dadurch, dass sie bei allen Menschen gleich entstehen. Das heißt, dass sie allen Menschen, sofern sie über ein durchschnittliches Wahrnehmungsvermögen verfügen, sofort einleuchtend seien müssen. War dies nicht der Fall, so war das betreffende Konzept unsicher ().469 bb) Abgrenzung der Einheitsgrade Im Falle der stoischen Einheitslehre wurde das Argument der Ununterscheidbarkeit () zunächst gegen die Abgrenzbarkeit der einzelnen Einheitsgrade verwandt. Die Stoa unterschied, wie bereits oben erörtert,470 463

Euseb., Praep. Ev. 14.7.15; Cic., Luc. 31, 99. Sext. Emp., adv. math. 7, 166; Cic., Luc. 11, 33; 31, 99. Dazu Chiesara, Storia, S. 67 ff. 465 Sext. Emp., adv. math. 7, 166; 7, 184. 466 Sext. Emp., adv. math. 7, 171 f.; Numenios bei Euseb., Praep. Ev. wörtlich 14.8.6 und wohl auch 14.7.15; Cic., Luc. 10, 32; ohne Namensnennung Sext. Emp., Pyrrh. Hyp. 2, 97 ff.; Sext. Emp., adv. math. 8, 145 ff. Weitere Belege bei Brittain, Cic., Acad. Scepticism, S. XXIX Fn. 49. Er schreibt jedoch S. XXVIII f. diese Ansicht erst Philon von Larissa zu. Zur Entwicklung ders., Philo of Larissa, S. 94 ff. A. A. Hirzel, Untersuchungen III, S. 208 ff. Vgl. auch Thorsrud, Arcesilaus and Carneades. In: Cambridge Companion to Ancient Scepticism, S. 71 f.; Stough, Greek Skepticism, S. 52; Zeller, Phil. d. Griech. III, 1, S. 533, Fn. 4; Goedeckemeyer, Skeptizismus, S. 60 f.; Hartmann, Gewissheit und Wahrheit, S. 45; Ioppolo, Opinione e Scienza, S. 66 ff., zur Entwicklung S. 96 ff., 193 ff. 467 Alex. Aphr., de mixt. 217, 2 ff. Dazu Pohlenz, Stoa I, S.56; ders., Stoa II, S. 33; ders., Grundfragen, S. 84 f.; Rex, Mischungslehre, S. 41; Sandbach, Ennoia and Prolepsis. In: Problems in Stoicism, S. 23 ff. 468 Sext. Emp., adv. math. 8, 158. Weiteres Material bei Plut., com. not. 1, moralia 1058 E ff. 469 Sext. Emp., adv. math. 8, 158. 470 2. Abschnitt, II. 5. c). 464

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

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drei Einheitsgrade der Körper: geeinte Körper ( ), aus mehreren Einzelkörpern zusammengesetzte Körper () und aus getrennten Einzelkörpern bestehende Körper (  ). Die skeptischen Kritiker warfen der Stoa vor, es gebe keine sinnlich wahrnehmbaren Anhaltspunkte für die Zuweisung zu einer der drei Gruppen. Eine Verteidigung gegen diesen Vorwurf finden wir bei Lucius Annaeus Seneca dem Jüngeren in den naturales quaestiones erhalten. Seneca, naturales quaestiones 2, 3: numquid dubium est quin ex his corporibus quae videmus tractamusque, quae aut sentiuntur aut senti‹ri poss›unt, quaedam sint composita (illa constant aut nexu, aut acervatione ‹aut compactione›, ut puta funis, frumentum, navis), rursus non composita (ut arbor lapis)? ... Nun bestehen Zweifel, welche der Körper, die wir sehen und berühren, die sinnlich wahrgenommen werden oder wahrgenommen werden können, zusammengesetzt sind. Jene bestehen entweder aufgrund einer Verknüpfung oder losen Anhäufung oder Zusammenfügung, wie zum Beispiel ein Seil, Getreide oder ein Schiff, oder sie sind nicht zusammengesetzt, wie ein Baum oder Stein. ...

Im Falle der stoischen Einheitslehre wiesen die akademischen Skeptiker also nicht nur daraufhin, dass der nicht greifbare Eindruck ( ) von dem greifbaren Eindruck ( ) ununterscheidbar () sei. Vielmehr erlaubte ihrer Ansicht nach die sinnliche Wahrnehmung auch keine Unterscheidung der ontologischen Einheitskategorien, wenn man deren Existenz und Erkennbarkeit unterstellte. Damit war die Einteilung in jeglicher Hinsicht unbrauchbar. cc) Einheit und Sympathie Ein weiterer Angriffspunkt der akademischen Skeptiker gegen die stoische Einheitslehre waren vermeintliche Widersprüche zu den allgemeinen Begriffen ( ). Einen solchen Widerspruch meinten sie in Bezug auf die aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Körper (  ) gefunden zu haben. Sie warfen der Stoa vor, die von Poseidonios von Apameia besonders betonte Lehre von der kosmischen Leidensgemeinschaft ()471 sei im Hinblick auf die aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Körper (  ) mit den allgemeinen Begriffen ( ) unvereinbar. Nach Ansicht der Kritiker verlangte die Einheit im stoischen Sinne immer die unbedingte Leidensgemeinschaft () aller Teile. Diese sei aber bei den aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Körpern (  ) nicht gewährleistet. Dieser Angriff ist uns bei Sextus Empiricus in einem Gottesbeweis erhalten. 471

Reinhardt, Kosmos und Sympathie, S. 42 und 45 ff.; Pohlenz, Rez. Kosmos und Sympathie. In: Ges. Schr. I, S. 203.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus Sextus Empiricus, adversus mathematicos 9, 80:                                                 Denn bei den aus verbundenen oder getrennten Einzelkörpern bestehenden Körpern leiden die Teile nicht miteinander. Wenn es sich nämlich bei einem Heer ereignen sollte, dass alle Soldaten (bis auf einen) fallen, so scheint der Überlebende nicht einmal anteilig zu leiden. Aber bei den einheitlichen Körpern ist die Leidensgemeinschaft derart ausgeprägt, dass, wenn man sich in den Finger schneidet, der ganze Körper mitempfindet. Also ist auch die Welt ein einheitlicher Körper.

In dieser Passage akzeptiert der stoische Autor die skeptische Kritik an den stoischen aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörpern (  ), um für seine Theorie der Welt als einheitlicher Körper ( ) zu streiten. Die skeptische Vorlage argumentierte mit den von der Stoa als Kriterium akzeptierten allgemeinen Begriffen ( ).472 Dabei setzte sie zunächst voraus, dass ein stoischer Körper seine Einheit nur durch die Leidensgemeinschaft () seiner Bestandteile erhalten könne.473 Wenn dies zuträfe, mussten alle Menschen, sofern sie über ein durchschnittliches Wahrnehmungsvermögen verfügten, sofort erkennen können, dass bei den aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörpern (  ) eine Leidensgemeinschaft () vorliegt. Dies sei jedoch bei dem Heer, das eines der typischen stoischen Beispiele für die Gesamtkörper (  ) darstellte, nicht der Fall. Damit habe die stoische Einheitslehre gegen die allgemeinen Begriffe ( ) verstoßen. Folglich konnte sie nicht als Resultat eines wahrscheinlichen Eindrucks ( ) anerkannt werden und war daher als unsicher () einzustufen. dd) Handeln der Gesamtheit als Einheit Einen weiteren akademisch-skeptischen Angriff auf die stoische Lehre von den aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörpern (  ) unter dem Gesichtspunkt der allgemeinen Begriffe ( ) finden wir etwas versteckt bei Cicero in seiner Schrift de natura 472

Alex. Aphr., de mixt. 217, 2 ff. Dazu Pohlenz, Stoa I, S.56; ders., Stoa II, S. 33; ders., Grundfragen, S. 84 f.; Rex, Mischungslehre, S. 41; Sandbach, Ennoia and Prolepsis. In: Problems in Stoicism, S. 23 ff. 473 Diese Annahme verfehlt, wie die Exegese von Simpl., comm. in Arist. cat. S. 214, 24 ff., ed. Kalbfleisch gezeigt hat, die stoische Konstruktion. Die Stoa nimmt für die aus getrennt bestehenden Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörper (  ) gerade keine hauchartige Einheit (  ) an, die eine unbedingten Leidensgemeinschaft () bewirken würde.

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

143

deorum erhalten. An dieser Stelle setzt sich der Sprecher der akademischskeptischen Position C. Aurelius Cotta mit einem stoischen Beweis für die vernünftige Natur der Götter auseinander. Dabei liegt ein dem Zenon von Kition zugeschriebener Syllogismus zu Grunde. Dieser lautet: „Was über Vernunft verfügt, ist besser als das, was nicht über Vernunft verfügt. Nichts aber ist besser als die Welt. Also verfügt die Welt über Vernunft.“474 Daraus folgerten die Stoiker, dass etwas Vernünftiges nur von einer Wesenheit geschaffen werden könne, die selbst über Vernunft verfügt. Cicero lässt C. Aurelius Cotta den der stoischen Argumentation zugrunde liegenden Syllogismus des Zenon von Kition angreifen, indem er die Überlegenheit vernünftiger Wesen als allgemeinen Grundsatz bestreitet. Als Beispiel wählt er polemisch die Stadt Rom. Er wirft dem Sprecher der stoischen Position, Balbus, vor, die Stoa müsse diesem Syllogismus folgend die Überlegenheit einer Ameise gegen über der Stadt Rom anerkennen.475 Dabei greift Cicero wohl auf eine akademisch-skeptische Kritik476 an der Handlungsfähigkeit der aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörper (  ) zurück. So lesen wir bei Cicero, de natura deorum 3.8.21 f.: Sed cum mundo negas quicquam esse melius, quid dicis melius? Si pulcherius, adsentior; si aptius ad utilitates nostras, id quoque adsentior; sin autem id dicis, nihil esse mundo sapientius, nullo modo prorsus adsentior, non quod difficile sit mentem ab oculis sevocare, sed quo magis sevoco eo minus id quod tu vis possum mente comprendere. „Nihil est mundo melius in rerum natura.“ Ne in terris quidem urbe nostra; num igitur idcirco in urbe esse rationem cogitationem mentem putas, aut, quoniam non sit, num idcirco existimas formicam anteponendam esse huic pulcherrumae urbi, quod in urbe sensus sit nullus, in formica non modo sensus sed etiam mens ratio memoria? videre oportet Balbe quid tibi concedatur, non te ipsum quod velis sumere. Aber wenn du bestreitest, dass etwas besser sei als die Welt, was meinst du mit besser? Wenn du schöner meinst, stimme ich zu. Wenn du geeigneter für unseren Nutzen meinst, gestehe ich auch das zu. Wenn du aber sagst, nichts sei weiser als die Welt, stimme ich dir durchaus in keiner Weise zu, nicht weil es schwer ist, den Geist von den Augen wegzulenken, sondern umso mehr ich ihn weglenke, umso weniger kann ich das, was du meinst, mit dem Geist erfassen. Nichts ist besser als die Welt unter den Dingen der Natur. Und auf Erden gibt es nichts Besseres als unsere Stadt. Nun meinst du also deshalb die Stadt verfüge über Vernunft, Denken und Geist oder, wenn dies nicht der Fall ist, nimmst du an, eine Ameise sei der schönsten Stadt vorzuziehen, weil die Stadt keine Wahrnehmung habe, die Ameise aber nicht nur über Wahrnehmung, sondern auch über Geist, Vernunft und Gedächtnis verfüge? Man muss sehen, mein lieber Balbus, was dir zugestanden werden kann, dass du nicht selbst behauptest, was du willst.

Cicero lässt C. Aurelius Cotta also bestreiten, dass eine Stadt Vernunft, Denken und Geist habe. Dabei hat er wohl eine akademisch-skeptische Argumentation 474

Cic., de nat. deor. 3.8.21; Sext. Emp., adv. math. 9, 104. Die Ameise scheint häufiger Mittel der Polemik der philosophischen Schuldebatte gewesen zu sein, wie Aug., contra Acad. 3, 10, 22 zeigt. 476 Vgl. Krumme, Kritik, S. 81 ff. 475

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

als Vorlage, die sich auf Widersprüche der stoischen Lehre zu den allgemeinen Begriffen ( ) stützt. Daher wird auf die allgemein anerkannten Fähigkeiten der Ameise zurückgegriffen,477 die im Gegensatz zu denen der Stadt für jeden Menschen erkennbar wären. Die Vernunft der Stadt als Einheit ist im Gegensatz zu der der Ameise nicht unbestritten () im Sinne der karneadeischen Lehre und damit unsicher (). Cicero wird diese Polemik wegen ihrer Bildhaftigkeit aufgegriffen haben. Die hier zugrunde liegende akademisch-skeptische Kritik legt die Axt an die Wurzel der stoischen Konzeption. Wenn sich nach den allgemeinen Begriffen ( ) kein kollektives Handeln der aus getrennt bestehenden Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörper (  ) erkennen ließ, so nahm der Betrachter weder eine Ordnung () noch ein Zusammenwirken () und damit keine Gesamtbeschaffenheit () wahr.478 Damit war die Gesamtheit nicht als Gesamtheit wahrnehmbar und folglich im Rahmen der stoischen Ontologie auch nicht existent. ee) Der Begriff Wie im Vorausgegangenen verschiedentlich gezeigt, begaben sich die skeptischen Akademiker auf den Boden ihrer Gegner, um diese mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Dazu gestanden sie ihren Gegnern einzelne Argumente zu, um aufzuzeigen, dass die daraus gezogenen Schlussfolgerungen nicht zwingend oder gar unhaltbar wären.479 Bei Sextus Empiricus finden wir einen skeptischen Angriff auf die stoische Einheitslehre überliefert. Ohne die Gegner zu benennen, wird das Verhältnis zwischen Gesamtheit und Individuum untersucht.480 Dabei wird die Undurchführbarkeit der stoischen Scheidung der Betrachtung der Gesamtheit von der Betrachtungsebene des Individuums aufgezeigt.481 Sextus Empiricus,   3, 98 f.:                                                                   

477 Arist.,   4, 650 b 24 ff.;   3, 428 a 8 ff.; Plin. mai., nat. hist. 11.30.108 f. Vgl. auch Dierauer, Tier und Mensch, S. 34 f., 104, 221 f., 267 mit Fn. 4. 478 Vgl. Simpl., comm. in Arist. cat., S. 214, 24 ff., ed. Kalbfleisch. 479 Vgl. Couissin, Stoicism of the New Academy. In: Skeptical Tradition, S. 40 f. 480 Zur geschichtlichen Entwicklung der Fragestellung und ihren philosophischen Implikationen Barnes, Bits and Pieces. In: Matter and Metaphysics, S. 224 ff., der sich jedoch zu sehr bemüht, ein aus moderner Sicht widerspruchsfreies Bild zu zeichnen und sich oft kritisch mit den antiken Theorien auseinandersetzt. 481 Die stoische Antwort findet sich bei Sext. Emp., adv. math. 9, 352 und 336.

II. Vorstellungen von Körperlichkeit

145

... Wenn es ein Ganzes gibt, ist es entweder etwas anderes neben seinen Teilen oder seine Teile selbst sind das Ganze. Nun scheint das Ganze nichts anderes als die Teile zu sein. Denn, wenn die Teile vernichtet sind, bleibt nichts übrig, so dass wir etwas anderes neben diesen das Ganze nennen könnten. Wenn aber die Teile selbst das Ganze sind, ist das Ganze bloß ein Begriff und eine leere Bezeichnung, eine eigene Grundlage (in der Realität)482 hat es nicht ...

Sextus Empiricus greift in der vorliegenden Stelle wohl auf älteres akademisch-skeptisches Material zurück. Dies ergibt sich aus dem Aufbau der parallelen Erörterung über das Problem von Einheit und Vielheit im neunten Buch adversus mathematicos.483 Dort werden zunächst die stoische,484 epikureische485 und peripatetische486 Verwendung des Begriffs „das Ganze“ ( ) zitiert. Dem folgt die Verwendung des Begriffs „die Teile“ ( ) in der epikureischen487 und stoischen488 Philosophie. Daran schließt sich die pyrrhonische Kritik des Ainesidemos an, der die stoische Position im Rahmen seiner Heraklitinterpretation mit den Begriffen Heraklits angriff.489 Dies bot sich für Ainesidemos besonders an, da Heraklit als Vordenker der Stoa anerkannt war,490 die pyrrhonische Skepsis ihn jedoch für ihre Ahnengalerie beanspruchte.491 An die Kritik des Ainesidemos als seinem Vorgänger schließt Sextus Empiricus seine eigene Kritik an.492 Von den Ansichten der großen Philosophenschulen, fehlt also allein die akademische Position. Bei der von Sextus vertretenen Position handelt es sich um eine systematisch ausgearbeitete Kritik an stoischen Konzepten.493 Dasselbe Argumentationsschema wird auch an anderer Stelle in Angriffen speziell gegen stoische 482

Zur Wortbedeutung Aug., de trin. 5, 8. Zur möglichen stoischen Herkunft Dörrie, . In: Nachr. Akad. Göttingen Jg. 1955, S. 48 ff. mit Beispielen aus der akademischen Stoakritik u.a. bei Plutarch. Vgl. auch Witt, . In: Amicitiae Corolla, S. 320 ff., insb. S. 327 ff. 483 Sext. Emp., adv. math. 9, 331–358. 484 Sext. Emp., adv. math. 9, 332. 485 Sext. Emp., adv. math. 9, 333. 486 Sext. Emp., adv. math. 9, 334. 487 Sext. Emp., adv. math. 9, 335. 488 Sext. Emp., adv. math. 9, 336. 489 Sext. Emp., adv. math. 9, 337. Dazu Burkhard, Heraklit-Nachfolge, S. 123 ff.; Hirzel, Untersuchungen III, S. 64 ff.; Pérez-Jean, Dogmatisme et scepticisme, S. 165 ff. A. A. Rist, Heracliteanism of Aenesidemus. In: Phoenix 24 (1970), S. 315 ff., der ein herakliteische Phase vor der radikalen Skepsis des Ainesidemos annimmt. 490 Bereits Kleanthes hatte eine Heraklitinterpretation verfasst. Vgl. Diog. Laert., vit. phil. 7, 174. Dazu Long, Heraclitus and Stoicism. In: Stoic Studies, S. 35 ff. Zur vorliegenden Stelle Pérez-Jean, Dogmatisme et scepticisme, S. 172 f. 491 Diog. Laert., vit. phil. 9, 73. 492 Sext. Emp., adv. math. 9, 338 ff. 493 Vgl. Sext. Emp., adv. math. 9, 340, wo auf die stoischen Argumente aus Sext. Emp., adv. math. 9, 352 f. zurückgegriffen wird.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

Konzepte überliefert.494 Die Argumentationstechnik, ein Problem aus allen denkbaren Blickwinkeln zu betrachten und so mögliche Antworten der Gegner zu antizipieren, entspricht dem Ansatz der skeptischen Akademie, insbesondere des Karneades.495 Es spricht also alles dafür, dass Sextus sich hier die akademisch-skeptische Position zu eigen macht. Diesen akademisch-skeptischen Ausführungen folgt die stoische Antwort.496 Die akademisch-skeptische Argumentation gesteht zu, dass es eine Art „Ganzes“ ( )497 gibt und untersucht dann das Verhältnis zu den dieses Ganze konstituierenden Individuen, den Teilen. Dabei kommt sie zu dem von der Stoa nicht bestrittenen Ergebnis, dass das Ganze, wenn seine Teile vernichtet werden, mit ihnen untergeht. Da die Skeptiker dieses Ergebnis jedoch nicht auf Grundlage der stoischen Erkenntnistheorie auswerteten, konnten sie die Erkennbarkeit einer Art „Ganzes“ ( ) zugeben, ohne dessen Realität neben den Teilen anerkennen zu müssen. Die stoische Unterscheidung zwischen den ontologischen Ebenen stellte für sie lediglich eine begriffliche Scheidung ( )498 dar. Damit war das Ganze keine andere ontologische Einheit als die es konstituierenden Teile. Es handelte sich lediglich um eine begriffliche Kategorie ohne ontologische Bedeutung (    ), die als bloßer Begriff ( ) im Rahmen einer ontologischen Betrachtung nicht mehr als eine leere Bezeichnung ( ) war. Der Begriff hatte keine Grundlage in der Natur der Dinge, sondern war ein Produkt menschlicher Konvention.499 Eine solche Lösung ist bereits für Arkesilaos in einer Argumentation gegen die stoische Theorie vom greifbaren Eindruck ( ) bezeugt.500 Die akademischen Skeptiker gestanden der Stoa also eine begriffliche Einheit bei den aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörpern (  ) zu. Ihre ontologische Einheit lehnten sie jedoch ab. Eine ontologische Einheit ließ sich aus den zuvor erörterten Gründen nicht wahrscheinlich () machen und wurde daher als unsicher () verworfen. 494

So Sext. Emp., adv. math. 1, 134 ff. mit 1, 155 gegen einen Lehrsatz der stoischen Grammatik. 495 Cic., de fin. 2.1.2; 5.6.16; Sext. Emp., adv. math. 7, 159 f. Dazu Thorsrud, Arcesilaus and Carneades. In: Cambridge Companion to Ancient Scepticism, S. 70 f.; Goedeckemeyer, Skeptizismus, S. 65; Couissin, Stoicism of the New Academy. In: Skeptical Tradition, S. 41 ff. 496 Sext. Emp., adv. math. 9, 352 ff. 497 Zur abweichenden stoischen Verwendung des Begriffs Sext. Emp., adv. math. 9, 332. 498 Für den skeptischen Akademiker, der selber keine Lehre zu verteidigen hatte, kam es nie auf die Terminologie an. Wichtig war nur, sich Klarheit über die dahinter stehenden Konzepte zu verschaffen. Vgl. Cicero bei Aug., contra Acad. 2.11.26. 499 Sext. Emp., Pyrrh. Hyp. 2, 215. 500 Sext. Emp., adv. math. 7, 153.

III. Rezeption des stoischen -Begriffs

147

III. Rezeption des stoischen -Begriffs 1. Das corpus ex distantibus in der juristischen Literatur Wir haben gezeigt, dass die Römer mit der stoischen Lehre von den aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörpern (  ) in der durch die mittlere Stoa konkretisierten Form vertraut waren. Bezogen auf einen Personenverband bedeutet dies, wie bei Seneca epistulae morales 102, 6 überliefert, dass die den Verband bildenden Menschen durch das Band einer Rechts- oder Pflichtbeziehung verbunden sind. Hierin konkretisiert sich ihre gemeinsame individuelle Beschaffenheit ( ) in der Wahrnehmung des Betrachters.501 Anhand der zahlreichen Parallelstellen502 kann wohl kein Zweifel bestehen, dass die von Pomponius,503 Iulianus504 und Paulus505 verwandte Lehre von den drei Einheitsgraden der Körper eine stoische Lehre ist. Diese Erkenntnis ist jedoch weder neu, noch mangelt es ihr an Anerkennung.506 Als 501

Vgl. Sokolowski, Phil. im PrivatR I, S. 52; Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 187 f. Ähnlich Olivecrona, Juridisk person, S. 64 f., der jedoch S. 91 den Zusammenhang von Wahrnehmung und körperlichem Sein im stoischen Sinne verkennt. Vgl. aber ders., Corporations. In: Three essays, S. 25 f. Vgl. auch Behrends, Person oder Sache. In: Labeo 44 (1998), S. 43 f. mit Fn. 29; ders., Corpus und universitas. In: Index 41 (2013), S. 145 f. Anders ders., Kunstwerk. In: Gedächtnisschrift Eckert, S. 96 ff. Den Zusammenhang sieht auch Thomas, Les juristes. In: Idéologies et valeurs, S. 197 ff., auch wenn er die konstitutive Bedeutung der stoischen Lehre leugnet. Dagegen verkennt die Bedeutung der Wahrnehmung völlig Ehrhardt, Corpus Christi I. In: SZ 70 (1953), S. 310 ff., 320 f., 334. 502 Plut., coniug. praec. 34, moralia 142 E; de def. orac. 29, moralia 426 A; Philon Alex., de aet. 79; Sen., ep. moral. 102, 5; Sext. Emp., adv. math. 7, 102; 9, 78; Marc. Aur., ad se ips. 7, 13; Achilleus, Isag. 14, S. 41, Z. 25 ff., ed. Maass; Simpl., comm. in Arist. cat., S. 214, 24 ff., ed. Kalbfleisch. 503 Pomponius libro trigensimo ad Sabinum (D. 41.3.30 pr.). Vielleicht auch schon Sabinus vgl. Kübler, Rez.: Schnorr v. Carolsfeld, Gesch. d. Jurist. Pers. I. In: KritV 27 (1934), S. 113. 504 I. 2.20.18. 505 Paulus libro vicensimo primo ad edictum (D. 6.1.23.5). 506 Cujas, Observat. 26, 40 (S. 804, ed. Fabrot, Paris 1658); Wassenaer, De collegiis et corporibus. In: Jurisprudentia antiqua, S. 400 f.; Göppert, Gesammt-Sachen, S. 7 ff., insb. S. 14; Costa, Filosofia greca, S. 25; Sokolowski, Phil. im PrivatR I, S. 48 ff.; Fadda/Bensa, Windscheid pandette I, S. 445; Vernay, Servius, S. 100 ff.; Hägerström, Obligationsbegriff I, S. 238, Fn.1, S. 245, Fn. 2, S. 251; Olivecrona, Juridisk person, S. 64; ders., Corporations. In: Three essays, S. 20 ff.; Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 177 ff.; Kübler, Rez.: Schnorr v. Carolsfeld, Gesch. d. Jurist. Pers. I. In: KritV 27 (1934), S. 112 ff.; Longo, Cose, S. 28 ff.; Ehrhardt, Corpus Christi I. In: SZ 70 (1953), S. 308 ff.; Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 42 f.; De Visscher, Les édits, S. 93; Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 131; Grosso, Problemi sistematici, S. 90 ff.; Talamanca, Genus-species. In: Filosofia Greca e diritto Romano II, S. 110, Fn. 331; Hammerstein, Herde, S. 4 ff.; Wieacker, Textstufen, S. 122, Fn. 13; ders., RRG I, S. 648 f.; Daubermann,

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

neu kann insoweit nur die umfassende Abgrenzung gegen andere zur Verfügung stehende Körperbegriffe erachtet werden.507 Wichtiger ist aber, dass wir in den vorausgegangenen Gliederungspunkten nicht nur die Grundlage für die zu erwartende Bestätigung der allgemeinen Annahme, dass es sich um eine stoische Lehre handele, geschaffen haben, sondern, dass wir umfassend den Inhalt und die Begründung der stoischen Einheitslehre rekonstruiert haben.508 Damit wird es möglich, die Reichweite ihres konzeptionellen Einflusses auf die theoretische Konstruktion der Personenverbände durch die römische Jurisprudenz zu erfassen. Im Folgenden wird es unser Ziel sein, diesen Einfluss und seine Konsequenzen für die Entwicklung des Rechts der Personenverbände ab dem zweiten Jahrhundert vor Christus nachzuweisen. Zwar wurden bereits stoische Einflüsse in zahlreichen Einzelfragen angenommen. Diese Befunde blieben jedoch Momentaufnahmen, so dass sie oft in ihrer Bedeutung für die rechtliche Gesamtkonstruktion unterschätzt wurden.509 Ausgangspunkt unserer Untersuchung soll erneut die Kommentierung des Gaius zu den Regelungen des Provinzialedikts über die Beteiligung von Personenverbänden an Prozessen in den Provinzen sein.510 Dabei soll uns zunächst nur der Anfang des principium beschäftigen, das von der Möglichkeit für Personenverbände handelt, einen Körper zu haben (corpus habere). Auf die Ausgestaltung dieser Körper (corpora), die uns im ersten Paragraphen überliefert ist, soll später eingegangen werden.511 Sachgesamtheit, S. 12; Behrends, Subjektivität. In: IP I, S. 386, Fn. 47; ders., Spezifikationslehre. In: SZ 112 (1995), S. 221, Fn. 37; ders., Vertragsgedanke im römischen Gesetzesbegriff. In: Gesetz und Vertrag I, S. 47 mit Fn. 74; Bretone, Fondamenti, S. 80; Schermaier, Materia, S. 215 f.; Alexander, Anstalten und Stiftungen, S. 5 f.; Johnston, Jurists. In: Cambr. Hist. of Gr. and Rom. Polit. Thought, S. 630. 507 Demgegenüber ist der Versuch, eine antike Einheitsphilosophie zu finden, bei Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 190 ff. völlig verfehlt. Wie unsere Ausführungen gezeigt haben, war das stoisch Konzept trotz mancher Ähnlichkeit zu anderen Konzepten mit diesen keinesfalls kompatibel oder von den Vertretern der anderen Schulen anerkannt. 508 Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 180 ff. scheitert in diesem Versuch, da er die stoische Philosophie nicht in ihrer Gesamtheit betrachtet und so das Ineinandergreifen der verschiedenen Lehren nicht überblickt. Zudem Übersieht er die Möglichkeit einer Entwicklung innerhalb der Stoa. 509 Vgl. die Ergebnisse bei Radin, Legislation, S. 26; Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 186 f.; Jolowicz, Roman Foundations, S. 134; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 212. Anders schon insbesondere Olivecrona, Juridisk person, S. 62 ff.; Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 125 f., 131 ff.; Behrends, Subjektivität. In: IP I, S. 386 f.; ders., Rechtsformen. In: IP II, S. 685 f. 510 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.-1). Dazu Radin, Legislation, S. 106; Kreller, Zwei Stellen. In: Atti Verona III, S. 4; Sirks, Qui annonae serviunt, S. 171; ders., Food for Rome, S. 87. 511 4. Abschnitt.

III. Rezeption des stoischen -Begriffs

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Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.) Neque societatem512 neque collegium neque huiusmodi corpus passim omnibus habere conceditur: nam et legibus et senatus consultis et principalibus constitutionibus ea res coercetur. ... Weder eine Gesellschaft noch einen Verein noch sonst einen Körper dieser Art zu haben, wird jedem ohne weiteres zugestanden. Denn dies wird sowohl durch Gesetze als auch durch Senatsbeschlüsse und Kaiserkonstitutionen beschränkt. ...

Bisher können wir als bewiesen annehmen, dass die stoische Einheitslehre für das römische Sachenrecht rezipiert wurde. Wir sind jedoch noch den Beweis schuldig geblieben, dass das den Personenverbänden eingeräumt Recht, einen Körper zu haben (corpus habere), ebenfalls auf die Rezeption der stoischen Lehre von den aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörper (  ) zurückgeht. 2. Corpora ex distantibus aus Personen Zunächst lässt sich zeigen, dass der stoische Begriff der aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörper (  ) in einem sehr weiten Sinne rezipiert wurde.513 Darunter fielen, wie in der stoischen Philosophie, alle Gruppen von Personen, die durch eine ihnen allein als Gesamtheit zukommende, verbindende Eigenschaft zu einer Einheit zusammengefasst werden. Dies finden wir besonders deutlich bei Ulpian in seinem Ediktkommentar ausgesprochen:514 Ulpianus libro quadragensimo sexto ad edictum (D. 50.16.195.2) Familiae appellatio refertur et ad corporis cuiusdam significationem, quod aut iure proprio ipsorum aut communi universae cognationis continetur... Der Ausdruck Familie wird auch im Sinne eines Körpers verwandt, der entweder durch die eigenen Rechte seiner Mitglieder oder die gemeinsame allgemeine Abstammung zusammengehalten wird...

Hier verwendet Ulpian wohl in der Tradition der Ediktinterpretation die stoische Formel, die uns aus Seneca epistulae morales 102, 6 bekannt ist:515 ... quaedam ex distantibus, quorum adhuc membra separata sunt, tamquam exercitus, populus, senatus. Illi enim, per quos ista corpora efficiuntur iure aut officio cohaerent, natura diducti et singuli sunt. ... andere (Körper) bestehen aus getrennten Teilen, deren Glieder getrennt sind, wie das Heer, das Volk oder der Senat. Diejenigen, aus denen diese Körper gebildet werden, hängen durch eine rechtliche Verbindung oder ein Pflichtverhältnis zusammen, von Natur aus sind sie getrennt und einzeln.

512

Zur Korrektur der Lesart „societas“ der Florentina vgl. unten 2. Abschnitt, III. 3. b) bb). Vgl. auch Wassenaer, De collegiis et corporibus. In: Jurisprudentia antiqua, S. 403; Olivecrona, Juridisk person, S. 69 ff.; Orestano, Problema delle Fondazioni, S. 137 ff. 514 Olivecrona, Juridisk person, S. 67; ders., Corporations. In: Three essays, S. 25. 515 Dazu Orestano, Problema delle Fondazioni, S. 139 ff. 513

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

Die einzelnen Körper, die dem Gesamtkörper zugrunde liegen, also in diesem Falle die Familienmitglieder, müssen durch eine erkennbare, innere Beziehung, wie eine rechtliche oder eine pflichtenhaltige Beziehung, zum Gesamtkörper, hier der Familie,516 verbunden sein. Bei der von Ulpian erörterten Familie sind sogar beide von Seneca erwähnten Bindungen vorhanden. So werden die Familienmitglieder, wie Ulpian weiter ausführt, durch die rechtliche Bindung an den pater familias oder ihre agnatischen Rechte,517 etwa im Erbrecht, verbunden. Zudem ergeben sich aus der verwandtschaftlichen Bindung Pflichten,518 die eine Bindung durch ein Pflichtverhältnis bedeuten. Die Familie stellt also einen Personenverband dar, der die Voraussetzungen der stoischen Definition eines aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörpers (  ) erfüllt.519 Ulpian betont in seiner Subsumption unter die stoische Definition gerade das verbindende Element,520 das die einzelnen Familienmitglieder zur Einheit des Gesamtkörpers der Familie verbindet. Eine weitere einschlägige Stelle finden wir bei Scaevola im neunten Buch seiner Digesten,521 wo fünfzehn Freigelassene derselben Herrin nach deren Tod gemeinschaftlich ein Grundstück und eine darauf befindliche taberna als Legat erhalten. Diese Mitfreigelassenen (colliberti) bilden als Gemeinschaft der Vermächtnisnehmer einen Körper (corpus).522 Auch hier besteht die besondere rechtliche Bindung durch das Legat, das es ihnen verbietet, ihre Gemeinschaft aufzulösen. Zudem finden wir bei Pomponius in der historischen Einleitung zu seinem Handbuch die Plebs und den Senat als corpora.523 Diese Passage könnte aller-

516

Vgl. zur stoischen Philosophie Cic., de off. 1.17.54. Vgl. Olivecrona, Juridisk person, S. 67; ders., Corporations. In: Three essays, S. 25; Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 121; Avenarius, Continuatio dominii. In: Studii Labruna I, S. 231 ff.; Brutti, Diritto privato, S. 170 ff. 518 Avenarius, Erbrecht und Religion. In: Einfluss religiöser Vorstellungen, S. 31 ff.; Franciosi, Famiglia, S. 7 ff.; ders., Famiglia Romana, S. 21 ff.; Behrends, Sessualita riproduttiva. In: Marriage, S. 34 ff. 519 Ehrhardt, Corpus Christi I. In: SZ 70 (1953), S. 345 f. erkennt hier erste Anzeichen einer Rezeption an. 520 Vgl. auch bei Cic., top. 6, 29 die Definition der gens durch Quintus Mucius Scaevola Pontifex, der sich um die Herausarbeitung der verbindenden Eigenschaft bemühte. Dazu Behrends, Gesetz und Sprache. In: IP I, S. 189 ff.; ders., Person oder Sache. In: Labeo 44 (1998), S. 43 f. mit Fn. 29; Vlahos, La preposition pro, S. 41. Vgl. auch die allgemeinen Überlegungen bei Betti, Diritto romano I, S. 162 f. 521 Scaevola libro nono decimo digestorum (D. 32.38.5). 522 Nach Ehrhardt, Corpus Christi I. In: SZ 70 (1953), S. 342 f. ist diese Verwendung untechnisch. 523 Pomponius libro singulari enchiridii (D. 1.2.2.25–26). Dazu Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 147 f. und 162 m.w.N. 517

III. Rezeption des stoischen -Begriffs

151

dings auch auf einer älteren, stoisch geprägten, annalistischen Vorlage beruhen.524 An anderer Stelle genügt es Ulpian,525 dass eine Gruppe Sklaven zu einer bestimmten Verwendung zusammengefasst oder, wie Cohn526 vielleicht zu Recht annimmt, von einer einheitlichen Ediktregelung erfasst ist. Hier ist aber natürlich schon fraglich, ob Ulpian in der Gruppe Sklaven eine Sach- oder Personenmehrheit sah.527 Damit können wir zeigen, dass das stoische Konzept der aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörper (  ) samt der Bezeichnung als Körper (corpus) auch in Bezug auf rechtlich verbundene Personenmehrheiten Eingang in das Denken der römischen Juristen der klassischen Zeit gefunden hat.528 3. Corpus habere der Personenverbände a) Der Verein als corpus und die Rechtswissenschaft Nun wollen wir untersuchen, ob eine Verbindung zwischen dem stoischen Konzept der aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörper (  ) und dem juristischen Konzept des „einen Körper haben“ (corpus habere) unserer Ausgangsquelle529 besteht.530 Dabei stellt sich die Frage, welche Funktion das „einen Körper haben“ im Rahmen des Rechts der Personenverbände hatte. Wir wollen uns zunächst dem Verhältnis zwischen der Vorstellung, dass ein Personenverband einen Körper hat, und dem Verband selbst aus einer historischen Perspektive nähern. Dazu soll der Verein (collegium) als Beispiel dienen, weil wir hier die sicherste Quellenbasis vorfinden. Der Terminus collegium 524

Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 148. Ulpianus libro quadragensimo sexto ad edictum (D. 50.16.195.3). Dazu Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 7. 526 Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 7. 527 Dazu vgl. Kaser, RP I, S. 285; Avenarius, Ps.-Ulp., S. 134 ff. 528 Ehrhardt, Corpus Christi I. In: SZ 70 (1953), S. 309; Jolowicz, Roman Foundations, S. 134. Dagegen hält Cracco Ruggini, Collegium e corpus. In: Istituzioni giur. e realtà polit., S. 64 diesen Gebrauch von corpus für untechnisch. Die ausdifferenzierte Subsumption unter die stoische Definition zeigt jedoch deutlich, dass sich die Juristen das philosophische Konzept im durchaus technischen Sinne zu Eigen gemacht haben. Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 148 übergeht die hier behandelten Stellen als Übernahme des allgemeinen Sprachgebrauchs mit der Bedeutung „Organisation“. 529 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.-1). 530 So Olivecrona, D.3.4.1. In: IURA 5 (1954), S. 184; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 212; Bendlin, Zusammenkunft um der religio willen. In: Verrechtlichte Religion, S. 72 f. A. A.: Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 153, Fn. 8, der hier ein anderes corpus-Konzept als bei Pomponius libro trigensimo ad Sabinum (D. 41.3.30 pr.) vermutet, anders aber S. 177. 525

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

oder conlegium531 ist sicher älter als die Rezeption des stoischen Konzepts Gesamtkörper. Verbände, denen jedenfalls in der späteren Zwölftafelinterpretation der Name collegium beigelegt wurde,532 existieren bereits seit der Königszeit.533 Diese bestehende Realität sollte das unter Rezeption des stoischen Gedankenguts entwickelte Recht der Personenverbände erfassen und ordnen.534 Wir wollen nun versuchen, den Rezeptionsprozess nachzuvollziehen und vielleicht so einen neuen Blickwinkel auf die Quellen zu erhalten. Ein Jurist, der die weit verbreitete stoische Einheitslehre für die juristische Erfassung der Personenverbände nutzbar machen wollte, erkannte in den unter einer Satzung (lex collegii)535 zu einem Verein organisierten Personen leicht einen aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörper (  ) im stoischen Sinne.536 Die rechtliche Verbindung der Mitglieder durch die in der Satzung festgelegten Rechte und Pflichten stellte, wie die familienrechtlichen Bindungen innerhalb der Familie in der oben erörterten Stelle aus dem Ediktkommentar Ulpians,537 eine hinreichende Grundlage für die Wahrnehmung einer gemeinsamen Gesamtbeschaffenheit () im stoischen Sinne dar. Der stoisch denkende Betrachter erkennt folglich den Verein als übergeordneten Gesamtkörper. Nun verbleibt die Frage, wie diese Erkenntnis in das juristische Denken eingebunden wurde. Zunächst hätte die Vorstellung von den Gesamtkörpern als ontologische Kategorie zu einem juristischen Oberbegriff „corpus“ führen können. Dieser hätte dann alle oder, wie ein Teil des Schrifttums angenommen hat,538 531

Zur Terminologie Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 340; Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, S. 43; Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 380; Perozzi, Istituzioni, S. 570, Fn. 5; Behrends, Rechtsformen. In: IP II, S. 680. Vgl. auch lex collegii Aquae CIL VI 10298. 532 Gaius libro quarto ad legem duodecim tabularum (D. 47.22.4). 533 Zur Entwicklung vgl. Behrends, Rechtsformen. In: IP II, S. 669 ff.; Fiori, Sodales. In: FS Serrao, S. 101 ff. Für eine jüngere Datierung auf jedenfalls den Anfang der Republik sehr vorsichtig Monti, Corporazioni, S. 12 ff. m.w.N. der älteren Literatur. Vgl. dazu auch unten im 3. Abschnitt, II. 534 Behrends, Wissenschaftslehre. In: Nachr. Akad. Wiss. Göttingen 1976, S. 266; ders., Rechtsformen. In: IP II, S. 685. Vgl. auch Dajczak, Natur des corpus. In: RIDA 52 (2005), S. 124 ff. 535 Gaius libro quarto ad legem duodecim tabularum (D. 47.22.4). Dazu Fiori, Sodales. In: FS Serrao, S. 141 ff.; Behrends, Rechtsformen. In: IP II, S. 679; Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, S. 43. Vgl. auch CIL XIV 2112. Vgl. auch Betti, Diritto romano I, S. 163. 536 Wassenaer, De collegiis et corporibus. In: Jurisprudentia antiqua, S. 401; Olivecrona, D.3.4.1. In: IURA 5 (1954), S. 183; Behrends, Corpus und universitas. In: Index 41 (2013), S. 146. Dagegen Burdese, Rez.: Olivecrona, Three essays. In: IURA 1 (1950), S. 351. 537 Ulpianus libro quadragensimo sexto ad edictum (D. 50.16.195.2). 538 Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 5 ff.; Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 153; Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 27; Bandini, Appunti, S. 183; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 203. Einschränkend Monti, Corporazioni, S. 8. Weiter Wassenaer, De collegiis et corporibus. In: Jurisprudentia antiqua, S. 402 ff.

III. Rezeption des stoischen -Begriffs

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einen Teil der unter diese ontologische Kategorie fallenden Verbände umfassen können. Er hätte aber auch die zu einem Personenverband organisierten Personen als Einheit erfassen können.539 Diese Einheit wäre dann geeignet gewesen, als Anknüpfungspunkt bestimmter rechtlicher Ausformungen zu dienen.540 In diesem Falle bestünde im Ergebnis eine gewisse Schnittmenge zwischen dem Konzept des „einen Körper haben“ und unserem modernen Begriff der, möglicherweise beschränkten, Rechtsfähigkeit.541 Es ist also zunächst die Frage zu beantworten, was es für einen Personenverband zur Zeit des Gaius bedeutete, einen Körper zu haben (corpus habere). Diese Frage ist, wie Mitteis zu Recht betont,542 zunächst von der Frage, ob möglicherweise eine ordnungsrechtliche Genehmigung erforderlich war, die bei Gaius543 in den Wendungen „es wird zugestanden“ (conceditur) oder „es ist gestattet“ (permissum est) zum Ausdruck kommt, zu trennen.544 b) Corpus habere aa) Corpus habere in der Kommentierung des Gaius zum Provinzialedikt (D. 3.4.1) Im Folgenden wollen wir damit beginnen die relevanten Passagen unserer Ausgangsquelle aus dem dritten Buch des Gaius zum Provinzialedikt detailliert zu betrachten. Die Wendung „einen Körper haben“ (corpus habere) tritt zweimal im principium, im ersten und dritten Satz auf und einmal im ersten Paragraphen. Zudem findet sich corpus noch zweimal im principium unter Auslassung des habere. So spricht Gaius im dritten Satz des principium davon, dass wenige derartige Körper zugestanden worden seien und im vierten Satz des principium, dass die Körper der Vereine Roms bestätigt worden seien. 539 Pernice, Labeo I, S. 289; Biondi, Dottrina della universitas. In: Scritti III, S. 126 f.; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 212 f.; Sirks, Qui annonae serviunt, S. 166; ders., Food for Rome, S. 83; De Visscher, Les édits, S. 92 f.; ders., Notion du corpus. In: Études III, S. 178. 540 Olivecrona, Corporations. In: Three essays, S. 31. Vgl. auch De Robertis, Storia II, S. 244; Orestano, Problema delle Fondazioni, S. 98. 541 Mitteis, RP, S. 400 f.; Behrends, Subjektivität. In: IP I, S. 387. Dagegen Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 153; Kübler, Rez.: Schnorr v. Carolsfeld, Gesch. d. Jurist. Pers. I. In: KritV 27 (1934), S. 118. Berechtigt ist allerdings die Kritik an dem von Mitteis, RP, S. 401 unterbreitetem Vorschlag corpus mit Rechtsfähigkeit zu übersetzen. Allein der feststehende Ausdruck corpus habere kann in die nähe dieses modernen Konzepts kommen. Vgl. die Kritik bei Olivecrona, Corporations. In: Three essays, S. 12 ff. 542 Mitteis, RP, S. 394 ff. Zustimmend De Robertis, Storia II, S. 242 ff. Anders Waltzing, Étude I, S. 340 f.; ders., Étude II, S. 140; Monti, Corporazioni, S. 8. 543 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.-1). 544 Dazu im 3. Abschnitt.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.-1) 545 neque collegium neque huiusmodi corpus passim omnibus [1] Neque societatem habere conceditur: [2] nam et legibus et senatus consultis et principalibus constitutionibus ea res coercetur. [3] paucis admodum in causis concessa sunt huiusmodi corpora: ut ecce vectigalium publicorum sociis permissum est corpus habere vel aurifodinarum vel argentifodinarum et salinarum. [4] item collegia Romae certa sunt, quorum corpus senatus consultis atque constitutionibus principalibus confirmatum est, veluti pistorum et quorundam aliorum, et naviculariorum, qui et in provinciis sunt. [1] Weder eine Gesellschaft noch einen Verein noch sonst einen Körper dieser Art zu haben, wird jedem ohne weiteres zugestanden. [2] Denn dies wird sowohl durch Gesetze als auch durch Senatsbeschlüsse und Kaiserkonstitutionen beschränkt. [3] Es sind nur in ganz wenigen Fällen solche Körper zugestanden worden, wie es zum Beispiel den Gesellschaftern der Gesellschaften zur Eintreibung öffentlicher Abgaben gestattet ist, einen Körper zu haben, oder denen der Gold- oder Silberbergwerke oder denen zur Salzgewinnung. [4] Ebenso sind die Vereine Roms bestimmt, deren Körper durch Senatsbeschlüsse und Kaiserkonstitutionen bestätigt sind, wie zum Beispiel der der Bäcker und etlicher anderer und der der Reeder, die es auch in den Provinzen gibt. 1. Quibus autem permissum est corpus habere collegii societatis sive cuiusque alterius eorum nomine, proprium est ... Denen es aber gestattet ist, einen Körper zu haben unter dem Begriff eines Vereins, einer Gesellschaft oder irgendeines anderen von diesen, ist es eigen ...

bb) Corpus habere im principium (D. 3.4.1 pr.) Das erste Mal findet sich „einen Körper haben“ (corpus habere) im ersten Satz des principium. Dieser Satz bietet eine Vielzahl von Problemen. Es wurde häufig angenommen, dass er nicht unversehrt überliefert ist.546 So forderte bereits die Glosse547 statt des in der Florentina überlieferten Nominativs „societas“548 den Akkusativ „societatem“.549 Dem ist zuzustimmen. Jedoch han545

Zur Korrektur der Lesart „societas“ der Florentina vgl. unten 2. Abschnitt, III. 3. b) bb). Gradenwitz, Nochmals Statut der Elfenbeinarbeiter. In: SZ 12 (1892), S. 144; Mitteis, RP, S. 396, Fn. 25; Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 153; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 264; Lübtow, Problem der juristischen Person. In: FS Koschaker II, S. 477; Jolowicz, Roman Foundations, S. 131; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 448; De Robertis, Storia II, S. 386 f.; Cracco Ruggini, Collegium e corpus. In: Istituzioni giur. e realtà polit., S. 91; Cimma, Società di publicani, S. 181; Aubert, Gestion des collegia. In: Cahiers du centre Gustave-Glotz 10 (1999), S. 53. A. A.: De Visscher, Notion du corpus. In: Études III, S. 181 ff. 547 Glosse zu D. 3.4.1 pr. 548 Zu der Frage, ob eine Gesellschaft (societas) einen Körper haben kann 4. Abschnitt, IV. 549 In der Folge Haloander, Dig. S. 115; Savigny, System II, S. 255, Fn. h; Kalb, Juristenlatein, S. 76, Fn. 4 mit häufig akzeptierter Begründung; Mitteis, RP, S. 396, Fn. 25; Beseler, Beiträge IV, S. 120; Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 153; Duff, Personality, S. 141; Arangio-Ruiz, Società, S. 80; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 448 f.; Orestano, Problema delle Fondazioni, S. 95; Fleckner, Kapitalvereinigungen, S. 386. Demgegenüber nimmt De Visscher, Notion du corpus. In: Études III, S. 182 f. eine Glosse im Nominativ an. „Neque sociis neque collegis“ hält Gradenwitz, Nochmals Statut der Elfenbeinarbeiter. In: SZ 12 (1892), S. 144 für den ursprünglichen Wortlaut. 546

III. Rezeption des stoischen -Begriffs

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delt es sich hierbei, wie bereits Brassloff und Krüger wohl zu Recht annahmen,550 nicht um eine durch Interpolationen im klassischen Text verursachten Fehler,551 sondern um einen einfachen Schreibfehler in der Überlieferung der Florentina. Jedenfalls die Bedeutung des Hauptsatzes stellt kein Problem dar: „Es ist nicht jedem (omnibus) ohne weiteres (passim) erlaubt.“ Die Verneinung ergibt sich aus der Aneinanderreihung mit neque in der von „es ist zugestanden“ (conceditur) abhängigen Infinitivkonstruktion. Die Probleme bietet der Nebensatz. Die schon von den Glossatoren aus sprachästhetischen Gründen vorgeschlagene Verbesserung von habere zu haberi552 findet nach den Untersuchungen Kalbs keine Grundlage in den Quellen.553 Schwieriger sind die Verhältnisse der Substantive zueinander im Nebensatz zu bestimmen.554 Hier bereitet das letzte Glied der Aufzählung Probleme: „neque huiusmodi corpus ... habere“. Dabei stellt sich die Frage, ob sich „huiusmodi“ unmittelbar auf „corpus“ bezieht.555 Wenn dies der Fall wäre, so würde dies eine Gleichordnung der Substantive des Nebensatzes nahe legen.556 Dann bezöge sich das Verb „habere“ auf alle drei Substantive.557 Es wäre aber auch denkbar, dass sich das Verb „habere“ allein auf „corpus“ bezieht. Dann würden „societatem“, „collegium“ und „huiusmodi“ gleichgeordnet eine Apposition zu der Wendung „einen Körper haben“ (corpus habere) darstellen.558 Dies würde jedoch voraussetzen, dass „huiusmodi“

550 Brassloff, Satura critica. In: Studi Riccobono I, S. 317 f., der den Plural „societates“ als den ursprünglichen Wortlaut annimmt. Ebenso Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 27, die eine falsch aufgelöste Kürzung annimmt. Vgl. auch Orestano, Problema delle Fondazioni, S. 95; Albanese, Persone, S. 565, Fn. 48. 551 Vgl. Kalb, Juristenlatein, S. 76, Fn. 4 mit häufig akzeptierter Begründung; Mitteis, RP, S. 396, Fn. 25; Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 153; Duff, Personality, S. 141; De Visscher, Notion du corpus. In: Études III, S. 182 f. 552 Glosse zu D. 3.4.1 pr. So Mommsen, De collegiis, S. 84; Pernice, Labeo I, S. 289; De Robertis, Storia II, S. 387. Vgl. auch Duff, Personality, S. 141. 553 Kalb, Juristenlatein, S. 76, Fn. 4. Ebenso Brassloff, Satura critica. In: Studi Riccobono I, S. 317. Vgl. auch Fleckner, Kapitalvereinigungen, S. 392, 408. 554 Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 104 weicht dem Problem aus, indem er die Substantive des Nebensatzes für interpoliert hält. 555 So Kniep, Soc. Publ., S. 243; De Visscher, Notion du corpus. In: Études III, S. 182; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 451 f.; Fleckner, Kapitalvereinigungen, S. 387. 556 Vgl. De Visscher, Notion du corpus. In: Études III, S. 173, 175; Cimma, Società di publicani, S. 195; Brutti, Diritto privato, S. 243. 557 So Betti, Diritto romano I, S. 158, wenn ich ihn richtig verstehe. 558 So wohl Betti, Diritto romano I, S. 158.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

in subjektivischer Funktion allein stünde und eine Ellipse von aliquid (irgendein) oder etwas dieser Art anzunehmen sei.559 Die Entscheidung in dieser Frage bringt jedoch bereits der dritte Satz des principium. Nachdem Gaius in den ersten beiden Sätzen die grundsätzlich restriktiven Regelungen der Gründung von Personenverbänden behandelt hat, wendet er sich nun den Ausnahmen zu. Dabei stellt der dritte Satz gewissermaßen die Umkehrung des ersten Satzes dar. Das Verb „zugestehen“ (concedere) ist identisch. Ebenso die Wendung „huiusmodi corpus“ (ein derartiger Körper). Es wäre kaum erklärbar, wenn die gleiche Wortfolge so kurz hintereinander, ohne besonderen Hinweis aus der Satzkonstruktion, anders zu verstehen wäre. Die Wendung „huiusmodi corpus“ (ein derartiger Körper) scheint also festzustehen.560 Folglich liegt es nahe, dass sich das Verb „habere“ des Nebensatzes auf alle drei Substantive bezieht. Es ist also zu übersetzen: „eine Gesellschaft oder einen Verein oder einen derartigen Körper zu haben.“ Gesellschaft (societas), Verein (collegium) und Körper (corpus) wären also durch die Aneinanderreihung mit „und nicht“ (neque) gleichgeordnet.561 Damit könnte der Körper zunächst eine bestimmte Art von Personenverbänden bezeichnen, wie die Gesellschaft oder der Verein.562 Dieses Verständnis ist uns für die Rechtsentwicklung nach der iustinianischen Kodifikation in den Basiliken überliefert563 und setzt sich in der Glosse fort.564 Für die Basiliken mag dies aus der späteren Entwicklung der Terminologie565 zu erklären sein.566 Dann wäre jedoch das „huiusmodi“ (derartig) für sich nicht zu erklären. Der Verfasser der Hermeneia in den Basiliken567 übergeht dieses Problem und übersetzt „huiusmodi“, falls es in seiner Vorlage stand, nicht mit. Auch die Glossatoren übergehen „huiusmodi“ in ihrer Kommentierung.568 559 Vgl. für spätere Literatur ThLL VI 3, Sp. 2744. Dies nimmt Duff, Personality, S. 144 ff. an, der zudem die Verbände zu Adressaten der Genehmigung machen will und daher „Neque societati neque collegio neque huiusmodi aliis corpus passim omnibus habere conceditur“ vorschlägt. 560 Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 451. Vgl. auch Fleckner, Kapitalvereinigungen, S. 407. 561 Olivecrona, D.3.4.1. In: IURA 5 (1954), S. 187; De Visscher, Notion du corpus. In: Études III, S. 173; Cimma, Società di publicani, S. 195. Demgegenüber möchte Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 450 deshalb „neque“ vor „huiusmodi“ streichen. 562 So Ausbüttel, Vereine, S. 16. Dagegen Mitteis, RP, S. 401. Vgl. auch Beseler, Beiträge IV, S. 120. 563 Bas. 8.2.101. Dazu De Visscher, Notion du corpus. In: Études III, S. 183. 564 Glosse zu D. 3.4.1. pr. Dazu De Visscher, Notion du corpus. In: Études III, S. 172. 565 Vgl. De Visscher, Notion du corpus. In: Études III, S. 182. 566 Dazu im 2. Abschnitt, VII. 567 Bas. 8.2.101. 568 Glosse zu D. 3.4.1. pr.

III. Rezeption des stoischen -Begriffs

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Eine weitere Erklärung könnte darin liegen, dass vor dem „huiusmodi“ in der Überlieferung ein aliud (ein anderer) ausgefallen ist.569 Dann wäre zu übersetzen: „eine Gesellschaft oder einen Verein oder einen anderen derartigen Körper zu haben“. Diese Ergänzung ist jedoch nicht zwingend. Man könnte auch an eine Ellipse denken.570 Damit wäre der Weg zu der Annahme eröffnet, dass Körper (corpus) der Oberbegriff über alle oder einen Teil der Personenverbände wäre.571 Dafür könnte sprechen, dass Gaius im dritten Satz des principium allein von der Genehmigung derartiger Körper (huiusmodi corpora) spricht.572 Bei diesem Befund muss jedoch auffallen, dass der vermeintliche juristische Oberbegriff „corpus“ nie ohne nähere Bestimmung steht. Aber gerade hier, wenn „corpus“ die untergeordneten Begriffe vertritt, müsste man auf eine nähere Bestimmung durch das „ein derartiger“ (huiusmodi) verzichten können. Die einzige denkbare Erklärung wäre in diesem Falle, dass der Oberbegriff „corpus“ nicht nur genehmigungspflichtige Körper erfasst und daher die Einschränkung erforderlich wurde.573 Betrachten wir den dritten Satz des principium jedoch genauer, so ergibt sich eine andere Erklärung. Im dritten Satz des principium bietet Gaius einige Anwendungsbeispiele für die ausnahmsweise Genehmigung, einen Körper zuhaben. Dabei muss auffallen, dass Gaius für die Genehmigung, einen Körper zu haben, an die Gesellschafter (socii) einer Gesellschaft von Steuerpächtern oder einer Gesellschaft zur Gewinnung monopolisierter Rohstoffe anknüpft.574 Es wird also den Gesellschaftern in ihrer Gesamtheit erlaubt, einen Körper zu haben. Diese Annahme wir durch das „omnibus“ (allen) des ersten Satzes des principium gestützt.575 Besonders bei den konkreten Beispielen des dritten Satzes des principium erscheint es daher zweifelhaft, dass nur der Oberbegriff an Stelle der Gesellschaft (societas) genannt wird.576 569 Mitteis, RP, S. 401; Olivecrona, D.3.4.1. In: IURA 5 (1954), S. 187. Dazu De Visscher, Notion du corpus. In: Études III, S. 182, Fn. 25. 570 So wohl Kniep, Soc. Publ., S. 243; Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 5; Cracco Ruggini, Collegium e corpus. In: Istituzioni giur. e realtà polit., S. 91. 571 So Kniep, Soc. Publ., S. 243; Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 5; Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 27 mit Fn. 3; Bandini, Appunti, S. 183; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 265. Ohne Textergänzung Cracco Ruggini, Collegium e corpus. In: Istituzioni giur. e realtà polit., S. 91; dies., Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 142. Vgl. auch Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 153. 572 So schon Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 153; 240. 573 So Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 5. 574 Gradenwitz, Nochmals Statut der Elfenbeinarbeiter. In: SZ 12 (1892), S. 144; De Robertis, Storia II, S. 248 f. 575 Dazu Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 30. 576 Vgl. auch De Visscher, Notion du corpus. In: Études III, S. 175 und Olivecrona, D.3.4.1. In: IURA 5 (1954), S. 182, die annehmen, die Bezeichnung als Gesellschafter (socii) setze bereits das Bestehen der Gesellschaft (societas) voraus, so dass die Genehmigung sich nicht auf die Gesellschaft beziehen könne.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

Vielmehr scheint es wahrscheinlich, dass die zur Gesellschaft organisierten Personen einen aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörper (  ) im stoischen Sinne bilden und dies mit der Genehmigung für das Recht anerkannt wird. Die Folgen dieser Anerkennung schildert Gaius im ersten Paragraphen. Derartige Körper (huiusmodi corpora) bezieht sich also nicht auf eine Teilgruppe der privatrechtlich agierenden Personenverbände. Vielmehr sind die zu einem am Rechtsverkehr teilnehmenden Personenverband organisierten Personen, die gemeinsam einen Gesamtkörper (  ) im stoischen Sinne bilden, im Gegensatz zu den oben erörterten Gesamtkörpern, zum Beispiel der Familie, an die nicht die Rechtsfolgen des ersten Paragraphen geknüpft werden, durch das „derartig“ (huiusmodi) gekennzeichnet.577 Dies bestätigt der vierte Satz des principium. Hier behandelt Gaius eine weitere besondere Ausnahme von den allgemeinen Restriktionen der ersten beiden Sätze. So wurden die Körper der traditionsreichen stadtrömischen Vereine durch Senatsbeschlüsse und Kaiserkonstitutionen bestätigt. Dies macht zunächst die Annahme, dass Gesellschaft (societas), Verein (collegium) und Körper (corpus) auf einer begrifflichen Ebene stehen, wie sie die nachklassische Lehre bis hin zu den Glossatoren annimmt, inhaltlich vollends unmöglich, da das „einen Körper haben“ (corpus habere) hier die Existenz der Vereine (collegia) voraussetzt.578 Aber auch das Verständnis von „corpus“ als Oberbegriff über alle oder einen Teil der privatrechtlich agierenden Personenverbände wird hierdurch ausgeschlossen. Der Körper der Vereine (quorum corpus) kann nicht der Oberbegriff über Vereine und andere Personenverbände sein. Bestätigt wird die rechtliche Einheit der Mitglieder bereits traditionell bestehender Vereine als einheitlicher aus getrennten Einzelkörpern bestehender Gesamtkörper (  ) im stoischen Sinne mit den Folgen aus dem ersten Paragraphen.579 cc) Corpus habere im ersten Prargraphen (D. 3.4.1.1) Auch der erste Paragraph bestätigt dieses Ergebnis. Dort erörtert Gaius die Folgen der ausnahmsweisen Genehmigung, einen Körper zu haben (corpus habere), oder der Bestätigung im Falle bereits früheren Bestehens. Dabei stellt der Satz eine Art positiv formulierte Variante des ersten Satzes des principium dar. Zunächst wirft jedoch auch der erste Paragraph Fragen hinsichtlich seines 577 Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 452 geht davon aus, das Gaius sein Verständnis an einer nicht erhaltenen vorhergehenden Stelle erklärt habe. 578 De Visscher, Notion du corpus. In: Études III, S. 175 f.; Olivecrona, D.3.4.1. In: IURA 5 (1954), S. 182; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 455 f. 579 Vgl. den Senatsbeschluss über die Bestätigung des Vereins junger Männer () der griechischen Gemeinde Kyzikos in Mysien: CIL III 7060. Dazu unten 2. Abschnitt, V. 1.; 3. Abschnitt, X. und XI.

III. Rezeption des stoischen -Begriffs

159

Verständnisses auf.580 Die Gesellschaft (societas) und der Verein (collegium) stehen hier im Genitiv. Fraglich ist jedoch ob sie „corpus“ als Genitivattribute zuzuordnen sind581 oder sich mit der Verallgemeinerung (sive cuiusque alterius eorum) auf „nomine“ beziehen.582 Die Hermeneia der Basiliken bezieht die Genitivattribute auf „corpus“583 und lässt „nomine“ aus. Bas. 8.2.101:                       584 eines Vereins oder einer Gesellschaft oder sonst eines ... denen aber den Körper Verbandes zu haben gestattet worden ist, denen wird gestattet, nach dem Beispiel der Gemeinwesen gemeinsame Sachen zu haben ...

Wenn die Interpretation der Hermeneia der Basiliken zuträfe, wäre auch bei Gaius zu übersetzen: „Für die, denen es aber erlaubt ist, den Körper eines Vereins, einer Gesellschaft oder eines anderen unter einem von deren Namen (?) zu haben, ist es charakteristisch ...“ Der Sinn von „nomine“ lässt sich bei diesem Verständnis kaum erklären. Es war daher konsequent „nomine“ nicht zu übersetzen. Die Glosse bezieht die Genitivattribute ebenfalls auf „corpus“.585 Sie trennt jedoch „eorum nomine“ ab und bezieht es auf „proprium est“. Danach wäre zu übersetzen: „Für die, denen es aber erlaubt ist, den Körper eines Vereins, einer Gesellschaft oder irgendeines anderen zu haben, ist es charakteristisch unter deren Begriff ...“ Als dritte Möglichkeit bleibt, die Genitivattribute auf nomine zubeziehen.586 Dann wäre zu übersetzen: „Für die, denen es aber erlaubt ist, einen Körper unter dem Begriff eines Vereins, einer Gesellschaft oder irgendeines anderen von diesen zu haben, ist es charakteristisch ...“ 580

stützt.

Fleckner, Kapitalvereinigungen, S. 409, der darauf seine Interpolationsvermutung

581 So De Visscher, Notion du corpus. In: Études III, S. 176; Lübtow, Problem der juristischen Person. In: FS Koschaker II, S. 478. 582 Die Übersetzung bei Behrends/Knütel/Kupisch/Seiler, Corp. Iur. Civ. II, S. 305 weicht dieser Frage aus, indem auf eine wörtliche Wiedergabe von „nomine“ verzichtet wird. Vgl. die Überlegungen bei Kreller, Zwei Stellen. In: Atti Verona III, S. 11, Fn. 22. 583 So auch De Visscher, Notion du corpus. In: Études III, S. 176; Olivecrona, D.3.4.1. In: IURA 5 (1954), S. 182; Rodrígez Neila/Santero Santurino, „Hospitium“ y „Patronatus“. In: Habis 13 (1982), S. 145, Fn. 125. 584 Der Deminutiv stellt die übliche Übersetzung von corpus in Bezug auf die Personenverbände dar. Dies zeigt, dass den Übersetzern der Ursprung des Konzepts nicht mehr klar war. Daher umgingen sie den terminologischen Zwiespalt der direkten Übersetzung mit  (Körper). Vgl. Radin, Legislation, S. 20. 585 Glosse zu D. 3.4.1.1. 586 So Kniep, Soc. Publ., S. 242; Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 5, Fn. 13.

160

2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

Für die Annahme, dass Gaius von einem corpus collegii gesprochen habe, könnte der Vergleich mit dem vierten Satz des principium angeführt werden:587 „item collegia Romae certa sunt, quorum corpus senatus consultis atque constitutionibus principalibus confirmatum est,...“ (Ebenso sind Vereine Roms bestimmt, deren Körper durch Senatsbeschlüsse und Kaiserkonstitutionen bestätigt sind, ...). Hier bezieht sich „quorum corpus“ (deren Körper) auf collegia (Vereine). Es ist jedoch zu beachten, dass Gaius in diesem Satz die Formulierung „corpus habere“ nicht verwendet. Stattdessen spricht er von einer Bestätigung der Körper der Vereine. Zudem verträgt sich diese Formulierung kaum mit dem ersten Satz des principium, wie er uns überliefert ist und wir ihn bisher verteidigt haben. Wollte Gaius von einem Körper des Vereins sprechen, so müsste man auch für den ersten Satz des principium wohl Genitive fordern, so dass zumindest die ersten Worte in „neque societatis neque collegii“ zu ändern wären. Das folgende „neque huiusmodi“ müsste dann wieder dazu führen, dass „huiusmodi“ in subjektivischer Funktion allein stünde und eine Ellipse von aliquid (irgendein) oder etwas dieser Art anzunehmen wäre. Dies erscheint uns jedoch ein zu weitreichender Eingriff in den überlieferten Text zu sein. Zudem verlöre das am Ende der Aufzählung im ersten Paragraphen betont stehende nomine nahezu jegliche Bedeutung und könnte, wie in der Hermeneia der Basiliken, leicht ausfallen. Die Lösung der Glosse umgeht das Problem. Diese Lösung erscheint jedoch willkürlich. Für die Zuordnung von „eorum nomine“ zu „proprium est“ fehlt jeder Hinweis in der Struktur des Satzes. Zudem verlöre „eorum nomine“ wieder jede Bedeutung. Demgegenüber spricht der für das Konzept des „einen Körper haben“ (corpus habere) von uns angenommene geistesgeschichtliche Kontext für die Auffassung, dass sich die Reihe der Genitive „collegii societatis sive cuiusque alterius eorum“ auf „nomine“ bezieht. Pomponius definiert nämlich im dreißigsten Buch seines Kommentars zum ius civile des Sabinus die aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörper (  ) der stoischen Einheitslehre als „quod ex distantibus constat, ut corpora plura non soluta, sed uni nomini subiecta“ (was aus getrennten Körpern besteht, wie mehrere Körper, die nicht voneinander losgelöst sind, sondern einem Begriff untergeordnet werden).588 Ein solcher Begriff589 kann die Gesellschaft (societas) oder der Verein (collegium), zu dem sich die Mitglieder organisiert haben, sein. Hier wären die Mitglieder des Vereins also unter dem Begriff des Vereins

587 Vgl. Weiske, Ueber Corporationen, S. 138; De Visscher, Notion du corpus. In: Études III, S. 176; Savagnone, Corporazioni. In: BIDR 59–60 (1956), S. 98 f.; Cimma, Società di publicani, S. 195. 588 Pomponius libro trigensimo ad Sabinum (D. 41.3.30 pr.). 589 Zur Bedeutung dieser Konstruktion 2. Abschnitt, IV.

III. Rezeption des stoischen -Begriffs

161

zusammengefasst und hätten folglich einen Körper (corpus).590 Für dieses Verständnis könnte auch der Satzbau sprechen. Zwar zeigt die Sperrung des zentralen Ausdrucks „corpus habere“ durch die Worte „passim omnibus“ im ersten Satz des principium, dass wir bei Gaius mit einer Sperrstellung rechnen müssen. Jedoch könnte hier die geschlossene Verwendung der Wendung „corpus habere“ in Verbindung mit der betonten Stellung von nomine am Ende der Reihung der Genitive für das von uns favorisierte Verständnis sprechen. In beiden hier in Betracht gezogenen Bedeutungen spricht der Anfang des ersten Paragraphen jedenfalls wieder gegen die Annahme, dass Gesellschaft, Verein und Körper im ersten Satz des principium auf der gleichen begrifflichen Ebene stehen. Auch die Auffassung, dass „corpus“ der Oberbegriff über alle oder einen Teil der Personenverbände sei, kann durch keine der beiden Fassungen gestützt werden. Wenn es sich bei der Gesellschaft oder dem Verein nur um Beispiele für unter den Oberbegriff „corpus“ fallende Verbände handelte, würde man eine Unterordnung mit „wie zum Beispiel“ (ut, uti, sicut, veluti) erwarten, wie wir sie im dritten und vierten Satz des principium finden.591 Eine nähere Bestimmung des Oberbegriffs durch eine seiner Untergliederungen im Genitiv oder den Begriff einer solchen erscheint uns wenig wahrscheinlich. Sowohl die Annahme, Körper (corpus) bezeichne bei Gaius in der vorliegenden Stelle einen bestimmten Typ unter den Personenverbänden, als auch die Vorstellung, es handele sich um einen Oberbegriff über alle oder einen Teil derselben, finden also keine Stütze in der Quelle. Vielmehr bildeten die Mitglieder aller hier relevanten Personenverbände durch ihre Organisation eine Einheit und somit einen aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörper (  ) im Sinne der stoischen Lehre.592 Der einheitliche Körper stellt den Anknüpfungspunkt für die gemeinsamen Rechte und Pflichten dar.593 Dies kommt in dem „einen Körper haben“ (corpus habere) zum Ausdruck.

590

Vgl. Pernice, Labeo I, S. 289. Dazu auch Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 449 f., der jedoch „corpus“ als Objekt auffassen will und daher im Folgenden umfassende Interpolationsvermutungen aufstellt. Vgl. auch die Überlegungen bei Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 28. Zu weit gehen die Schlussfolgerungen bei Weiske, Ueber Corporationen, S. 138. 591 Vgl. auch Gaius libro secundo institutionum (D. 1.8.1.1) = G. 2.12–14. 592 Baron, Gesammtrechtsverhältnisse, S. 26.; Biondi, Dottrina della universitas. In: Scritti III, S. 126 f.; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 213. Dies verkennt Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 99 ff. mit seiner strikten Trennung zwischen einer vermeintlich klassichen Vorstellung, die die Mitglieder als Kollektiv wahrnimmt und einer postklassichen Annahme einer übergeordneten, abstrakten Einheit. 593 Olivecrona, Corporations. In: Three essays, S. 31; Cimma, Società di publicani, S. 184 f.

162

2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

Unser Ergebnis wird durch eine weitere systematische Überlegung gestützt. Gaius befasst sich an der dieser lex der Digesten zugrunde liegenden Stelle seines Kommentars zum Provinzialedikt mit der prozessualen Vertretung der Personenverbände in den Provinzen.594 Dem stellt er eine allgemeine Einführung voran. In dieser allgemeinen Einführung behandelt Gaius, soweit sie uns erhalten ist, allein private Personenverbände.595 Dabei wird er aber seine späteren Ausführungen im Blick behalten haben. Diese bedeutet, das Gaius von Anfang an auf die Vertretung der Personenverbände, insbesondere die prozessuale, abzielte. Diese Annahme wird durch den Aufbau der Stelle untermauert. Gaius erörtert im principium die Voraussetzungen und im ersten Paragraphen die Rechtsfolgen des „einen Körper haben“ (corpus habere). Personenverbände, die einen Körper haben, können eigenes Vermögen haben,596 vertreten durch einen actor oder syndicus am Rechtsverkehr teilnehmen und ihre Rechte prozessual durchzusetzen.597 Diese rechtlichen Fähigkeiten knüpfen an das „einen Körper haben“ und nicht etwa an die Erlaubnis an. Das ergibt sich aus dem Wortlaut. Denn die Erlaubnis bezieht sich allein auf das „einen Körper haben“. Wer einen Körper hat, der hat grundsätzlich auch die daraus folgenden juristischen Fähigkeiten.598 Der Anknüpfungspunkt der rechtlichen Fähigkeiten der Personenverbände ist also der Körper (corpus).599 Damit schlägt sich in dem Konzept des „einen Körper haben“ bei Gaius die ursprüngliche Rezeption des stoischen Konzepts der aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörper (  ) für das Recht der Personenverbände nieder. Die hier erörterte Einführung des Gaius in das Recht der Personenverbände behandelt das Konzept des „einen Körper haben“ am Beispiel der zu seiner Zeit Genehmigungspflichtigen privaten Verbände. Wie wir noch zeigen werden, stellte das Konzept des „einen Körper haben“ aber auch die Grundlage für die Teilnahme der öffentlichen Verbände am Rechtsverkehr dar.600 594 Radin, Legislation, S. 106; Kreller, Zwei Stellen. In: Atti Verona III, S. 4; Sirks, Qui annonae serviunt, S. 171; ders., Food for Rome, S. 87. 595 Olivecrona, D.3.4.1. In: IURA 5 (1954), S. 188 f. 596 De Visscher, Notion du corpus. In: Études III, S. 179 ff. versteht unter „corpus habere“ selbst schon „ein Vermögen haben“. Ihm folgend Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 454 ff. Kritisch Cracco Ruggini, Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 143, Fn. 172. 597 Liu, Collegia centonariorum, S. 104, 106. 598 Zu Einschränkungen vgl. 3. Abschnitt, VIII. 11. 599 Olivecrona, Corporations. In: Three essays, S. 31. A. A. Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 36; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 265. 600 Vgl. Ps.-Ulp. 22.5; Ulpianus libro vicensimo sexto ad edictum (D. 12.2.34.1); Ulpianus libro octavo de officio proconsulis (D. 48.18.1.7). Dazu 2. Abschnitt, IV. Vgl. auch Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), S. 522.

IV. Corpora certa und der skeptische Einfluss

163

IV. Corpora certa und der skeptische Einfluss 1. Das rechtliche Bestimmtheitserfordernis Wir haben jedoch bisher einen Punkt in der Erörterung unserer Ausgangsquelle601 übergangen: Im vierten Satz des principium spricht Gaius davon, dass die Vereine Roms (collegia Romae) bestimmt (certa) seien.602 Die Nachstellung von „certa“ in Verbindung mit seiner zusätzlichen Betonung durch die Sperrstellung, „collegia Romae certa“, schließt die verbreitete Übersetzung als „bestimmte Vereine“ im Sinne einer Verallgemeinerung aus.603 Dies macht die Formulierung des Gaius jedoch erklärungsbedürftig. Sie könnte Misstrauen erzeugen, wenn nicht an anderer Stelle der gleiche Gedanke negativ formuliert auftauchen würde. Der pseudo-ulpianische liber singularis regularum604 begründet den Mangel der Erbfähigkeit der Gemeinden und ihrer Bürgerschaft damit, dass sie einen unbestimmten Körper (incertum corpus) darstellten.605 Dieser Mangel kann durch spezifische Senatsbeschlüsse geheilt werden. Soweit also eine konkrete Regelung vorliegt, ist der Mangel der Bestimmtheit behoben.606 Zudem lehnt der pseudo-ulpianische liber singularis regularum ein kollektives Handeln oder die kollektive Abgabe von Erklärungen der Gemeinde oder ihrer Bürgerschaft oder die repräsentative Vornahme der entsprechenden Handlungen und Erklärungen durch einen bestellten Vertreter, zum Beispiel einen actor oder syndicus, ab.607

601

Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.-1). Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 458; De Robertis, Storia II, S. 392; Diosono, Collegia, S. 34. Vgl. auch Japella Contardi, Propaganda imperiale, S. 36 ff., die hierin eine Kategorie wirtschaftlicher Vereinigungen sieht. 603 So aber Behrends/Knütel/Kupisch/Seiler, Corp. Iur. Civ. II, S. 305; Brutti, Diritto privato, S. 243; Fleckner, Kapitalvereinigungen, S. 387; Cracco Ruggini, Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 130. 604 Wir gehen mit Avenarius, Ps.-Ulp. S. 76 ff.; ders., Liber singularis regularum. In: Index 34 (2006), S. 455 ff. davon aus, dass es sich bei dieser Quelle im Kern um klassisches Material handelt, dass in postklassischer Zeit gekürzt herausgegeben wurde. Für die hier relevanten Passagen vgl. Brutti, Diritto privato, S. 241. Für im Kern severisch halten das Werk: Schönbauer, Tituli ex corpore Ulpiani. In: Studi De Francisci III, S. 321 ff.; Mercogliano, Tituli ex corpore Ulpiani, S. 101 ff. 605 Ps.-Ulp. 22.5. Dazu Avenarius, Ps.-Ulp. S. 400 ff.; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 458 mit Fn. 18. Anders Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 49 ff. 606 Avenarius, Ps.-Ulp. S. 402 f.; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 458. Vgl. auch Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 115. 607 Liebenam, Städteverwaltung, S. 178; Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 114 f.; Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), S. 524; Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 50 f.; Avenarius, Ps.-Ulp. S. 402. A. A. Karlowa, Juristischen Personen. In: Grünhuts Zeitschrift 18 (1891), S. 425. 602

164

2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus Ps.-Ulp. 22.5: Nec municipia nec municipes heredes institui possunt, quoniam incertum corpus est, et neque cernere universi, neque pro herede gerere possunt, ut heredes fiant: senatus consulto tamen concessum est, ut a libertis suis heredes institui possint. Sed fideicommissa hereditas municipibus restitui potest; denique hoc senatus consulto prospectum est. Weder Gemeinden noch deren Bürger können zu Erben eingesetzt werden, weil sie ein unbestimmter Körper sind, und weder alle gemeinsam förmlich die Erbschaft antreten noch als Erben auftreten können, so dass sie Erben werden: Dennoch ist es durch Senatsbeschluss zugestanden, dass sie von ihren Freigelassenen zu Erben eingesetzt werden können. Auch im Wege des Fideikommiss kann den Bürgern eine Erbschaft herausgegeben werden; und dafür ist sogar durch einen Senatsbeschluss Sorge getragen worden.

Wir können anhand dieser Stelle zunächst zeigen, dass auch die durch das organisatorische Band der Zugehörigkeit zur selben Gemeinde geeinten Bürger aus Sicht der römischen Juristen einen einheitlichen Körper (corpus) bildeten.608 Damit erklärt sich, warum Gaius seine Kommentierung der Regelungen des Provinzialedikts über die Beteiligung von Personenverbänden an Prozessen in den Provinzen mit der Erörterung dieses grundlegenden Konzepts beginnt. Gaius wird zunächst anhand der privaten Personenverbände das Konzept des „einen Körper haben“ (corpus habere) erklärt haben und dies dann seinem gesamten Kapitel über die Beteiligung der Personenverbände an Verfahren in den Provinzen zugrunde gelegt haben. Zum Zweiten lehrt uns der pseudo-ulpianische liber singularis regularum jedoch, dass der Gemeinde für die Erbfähigkeit die hinreichende Bestimmtheit fehlte.609 Diese hinreichende Bestimmtheit kann nicht, wie der Kontext zunächst vielleicht vermuten ließe, mit der Anforderung an die Bestimmtheit der Erbeinsetzung gleichgesetzt werden.610 So fordert der pseudo-ulpianische 608 Vgl. auch Ulpianus libro vicensimo sexto ad edictum (D. 12.2.34.1); Ulpianus libro octavo de officio proconsulis (D. 48.18.1.7). Dazu Mommsen, Römische Korporationen. In: SZ 25 (1904), S. 37; Liebenam, Städteverwaltung, S. 175; Davis, Corporations II, S. 224; Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 380; Duff, Personality, S. 30; Avenarius, Ps.-Ulp. S. 401; Behrends, Subjektivität. In: IP I, S. 387. 609 Avenarius, Ps.-Ulp. S. 401 f.; Drioux, Associations, S. 47; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 461; Mommsen, Römische Korporationen. In: SZ 25 (1904), S. 37 ff. 610 Mühlenbruch, Glück’s Pandecten Bd. 39, S. 352 f.; Elvers, Testamentarische Erbfähigkeit, S. 93 f.; Savigny, System II, S. 301, Fn. b; Gérard, Corporations ouvrières, S. 62; Drioux, Associations, S. 47; Trouette, Collèges d’artisans, S. 111 f.; Labat, Collèges d’artisans, S. 73; Ferrini, Legati, S. 144; Albertario, Diritto romano, S. 102; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 155, Fn. 14; Jolowicz, Roman Foundations, S. 132; Plescia, Development. In: Studi Sanfilippo I, S. 508, 510; Brutti, Diritto privato, S. 240; Avenarius, Ps.-Ulp. S. 400, Fn. 73. A. A. Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 403; ders., Étude II, S. 443; Botton, Collèges d’artisans, S. 39; Liebenam, Städteverwaltung, S. 179 f.; Bonfante, Dottrina dell’universitas. In: Scritti I, S. 298; ders., Corso VI, S. 387 ff.; Radin, Legislation, S. 146; Duff, Personality, S. 86 ff.; Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 434; ders., Municipium.

IV. Corpora certa und der skeptische Einfluss

165

liber singularis regularum im vorausgehenden Paragraphen die Bestimmtheit der zum Erben einzusetzenden Person. Ps.-Ulp. 22.4: Incerta persona heres institui non potest, velut hoc modo: „quisquis primus ad funus meum venerit, heres esto“; quoniam certum consilium debet esse testantis. Eine unbestimmte Person kann nicht zum Erben eingesetzt werden, wie zum Beispiel auf diese Weise: „Wer auch immer als Erster zu meiner Bestattung kommen wird, sei Erbe“; weil die Absicht des Testierenden bestimmt sein muss.

Wäre der Gedanke hinter dem Bestimmtheitserfordernis des Testamentsrechts derselbe, wie der hinter der Vorstellung des unbestimmten Körpers im folgenden Paragraphen, so wäre dem Bestimmtheitserfordernis genüge getan, sobald der Testator die Gemeinde oder ihre Bürgerschaft zweifelsfrei benennt.611 Dies wäre also kein Ausschlussgrund. Die Unbestimmtheit des Körpers ist aber eine grundsätzliche.612 Sie führt dazu, dass der Körper nicht als Anknüpfungspunkt für Rechte und Pflichten herangezogen werden kann. Damit kann auch die Fähigkeit kollektiven Handelns nicht mehr anerkannt werden.613 Diese Unbestimmtheit kann nur durch Hoheitsakt, zum Beispiel einen Senatsbeschluss, behoben werden.614 Dann wird der Körper, wie wir bei Gaius im vierten Satz des principium lesen, im Umfang der hoheitlichen Verleihung zu einem bestimmten Körper (certum corpus) und kann folglich vertreten durch einen Repräsentanten am Rechtsverkehr teilnehmen.

In: RE XVI/1, Sp. 632; Rabel, Grundzüge, S. 44; Schulz, Classical Roman Law, S. 93; Lübtow, Problem der juristischen Person. In: FS Koschaker II, S. 483; Schönbauer, Tituli ex corpore Ulpiani. In: Studi De Francisci III, S. 323; Orestano, Problema delle Fondazioni, S. 99 f.; Chevreau, Continuité des personnes juridiques. In: Mélanges Lefebvre-Teillard, S. 219. Bedenken schon bei Pernice, Labeo I, S. 286. Offengelassen bei Grosso, Legati, S. 195. Vermittelnde Lösung bei Schumann, De collegiis, S. 47. 611 Florentinus libro undecimo institutionum (D. 35.1.34. pr.). So Savigny, System II, S. 301, Fn. b; Gérard, Corporations ouvrières, S. 62; Liebenam, Städteverwaltung, S. 180; Trouette, Collèges d’artisans, S. 111. Zu den Anforderungen Avenarius, Ps.-Ulp. S. 399. Auf die möglicherweise fehlende Indentität des personellen Substrats stellt Radin, Legislation, S. 146 f. ab. A. A. Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 403. 612 Mühlenbruch, Glück’s Pandecten Bd. 39, S. 352 f., 423; Ferrara, Persone giuridiche, S. 32, 36. A. A. Liebenam, Städteverwaltung, S. 186 ff., der zur Begründung auf die späte Durchbrechung des Grundsatzes hinweist. Er ist der Ansicht, eine grundsätzliche Bestimmung des Wesens der Verbände sei leichter zu überwinden gewesen. 613 Avenarius, Ps.-Ulp. S. 402. Vgl. auch Savigny, System II, S. 301, Fn. b; Gérard, Corporations ouvrières, S. 62 f.; Drioux, Associations, S. 47; Ferrara, Persone giuridiche, S. 36. 614 Zu den Regelungen im Einzelnen Avenarius, Ps.-Ulp. S. 402, Fn. 82 und 403. Vgl. auch Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 458 ff.; De Robertis, Storia II, S. 392; Mommsen, Römische Korporationen. In: SZ 25 (1904), S. 39; Plescia, Development. In: Studi Sanfilippo I, S. 508; Brutti, Diritto privato, S. 240 f.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

Dieses Ergebnis findet seine Bestätigung bei Paulus im zwölften Buch seines Kommentars zu Plautius.615 Paulus erörtert die Wirksamkeit eines Vermächtnisses zu Gunsten eines Vereins (collegium). Die Wirksamkeit solcher Vermächtnisse ist durch einen Senatsbeschluss aus der Regierungszeit Marc Aurels geregelt. Danach können Vereine, deren rechtliche Existenz insoweit anerkannt ist, dass sie zusammentreten dürfen, auch Vermächtnisse empfangen.616 Ein Problem tritt erst auf, wenn dem Verein, der das Vermächtnis empfangen soll, die rechtliche Anerkennung fehlt. Dann nämlich stellt der Verein, wie die Gemeinden und ihre Bürgerschaften im pseudo-ulpianischen liber singularis regularum, einen unbestimmten Körper (incertum corpus) dar.617 Der Verein kann nicht als ein aus seinen Mitgliedern gebildeter einheitlicher Körper (corpus) Anknüpfungspunkt von Rechten und Pflichten sein. Daher fällt er als bestimmter Adressat der Verfügung von Todeswegen weg. 618

Paulus libro duodecimo ad Plautium (D. 34.5.20) Cum senatus temporibus divi Marci permiserit collegiis legare, nulla dubitatio est, quod, si corpori cui licet coire legatum sit, debeatur: cui autem non licet si legetur, non valebit, nisi singulis legetur: hi enim non quasi collegium, sed quasi certi homines admittentur ad legatum. Weil es der Senat zur Zeit des vergöttlichten Marcus gestattete, Vereinen Vermächtnisse auszusetzen, besteht kein Zweifel, dass das Vermächtnis, wenn es einem Körper, dem es erlaubt ist, zusammenzutreten, vermacht ist, geschuldet wird. Wenn es aber einem ausgesetzt ist, dem es nicht erlaubt ist, wird es nicht wirksam, wenn es nicht den Einzelnen ausgesetzt wird. Denn sie werden nicht gleichsam als Verein, sondern gleichsam als bestimmte Menschen zum Vermächtnis zugelassen.

Wenn es den Mitgliedern des Vereins (collegium) also erlaubt ist, als einheitlicher Körper zusammenzutreten und es Vereinen grundsätzlich erlaubt ist, Vermächtnisse zu empfangen, dann genügt für ein Vermächtnis die genaue Bezeichnung des Vereins. Denn der Verein (collegium) ist als hinreichend bestimmter Körper (certum corpus) in der Lage, als Vermächtnisnehmer zu fungieren.619 Erst wenn die Mitglieder nicht als einheitlicher Körper unter der organisatorischen Verklammerung des Vereins anerkannt werden, stellt sich die Frage, ob sie individuell hinreichend bestimmt sind, um als Mitlegatare zugelassen zu werden.620 Eine weitere Bestätigung erfährt unsere Interpretation durch eine Stelle im Kommentar des Asconius zu Ciceros im Übrigen verlorener Verteidigungs615

Paulus libro duodecimo ad Plautium (D. 34.5.20). Nach einer Konstitution aus dem Jahre 290 n. Chr. können Vereine als Privileg auch die Fähigkeit erhalten Erbschaften zu empfangen: Impp. Diocletianus et Maximianus AA. Zizoni (C. 6.24.8). 617 Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 100; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 457. 618 Vgl. zu dieser Stelle auch die noch folgenden Ausführungen im 2. Abschnitt, V. 2. 619 Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 457. 620 Brutti, Diritto privato, S. 242. 616

IV. Corpora certa und der skeptische Einfluss

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rede621 für Gaius Cornelius.622 Asconius erinnert in seinem Kommentar an die unrühmliche Rolle der Vereine im Bürgerkrieg und erwähnt die daraus folgende spätere Regelung des Vereinswesens. In diesem Zusammenhang wird auch der besondere Zusammenhang zwischen Bestimmtheit der Vereine und hoheitlicher Genehmigung deutlich. Asconius, Orationum Ciceronis quinque enarratio 67 (S. 75 ed. Clark): ... Frequenter tum etiam coetus factiosorum hominum sine publica auctoritate malo publico fiebant: propter quod postea collegia et S.C. et pluribus legibus sunt sublata praeter pauca atque certa quae utilitas civitatis desiderasset, sicut fabrorum fictorumque. ... Damals (während des Bürgerkrieges) wirkten auch oft Versammlungen von Anhängern einer Bürgerkriegspartei, die ohne hoheitliche Genehmigung stattfanden, zum Schaden des Gemeinwesens. Daher wurden die Vereine später durch Senatsbeschlüsse und mehrere Gesetze aufgelöst mit Ausnahme weniger und bestimmter Vereine, die das Interesse des Staates erforderte, wie den Verein der Handwerker und den Verein der Bildhauer.

Wie die im weiteren Verlauf unserer Untersuchung folgende Erörterung der Genehmigung623 zeigen wird, wurden also die Vereine, die einem öffentlichen Nutzen dienten, nicht aufgelöst, sondern durch den Senat in ihrer Rechtsstellung bestätigt. Damit wurden sie zu bestimmten Körpern (corpora certa).624 Zwar könnte eingewandt werden, dass sich „bestimmte“ (certa) hier allein auf den folgenden Relativsatz beziehe. Dies wird jedoch durch die parallele Stellung von „wenige“ (pauca) und „bestimmte“ (certa) und ihre Verbindung mit „und“ (atque) ausgeschlossen. Würde „bestimmte“ (certa) allein eine Beschränkung auf die im Relativsatz näher bezeichneten Vereine darstellen, ergäbe das dann allein stehende „wenige“ (pauca) keinen Sinn mehr. Es werden also auch hier die genehmigten Vereine als hinreichend bestimmt (certa) behandelt.625 Wir haben es im Recht der Personenverbände also mit einem Bestimmtheitserfordernis zu tun, das eine Voraussetzung für die Teilnahme der Personenverbände am Rechtsverkehr darstellt.626 Diese Bestimmtheit und ihre Folgen ergeben sich aus einer hoheitlichen Anerkennung. Das Bestimmtheitserfordernis ist sowohl Gaius als auch dem pseudo-ulpianischen liber singularis regularum bekannt und wird als geltendes Recht dargestellt. 2. Der Ursprung des Bestimmtheitserfordernisses Damit stellt sich die Frage, wie dieses Bestimmtheitserfordernis mit der von uns vermuteten stoischen Grundlage des Konzepts des „einen Körper haben“ 621

Squires, Asconius, S. 88. Asc., Orat. Cic. 67 (S. 75 ed. Clark). 623 3. Abschnitt, VI., VII. und X. 624 Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 458, Fn. 15. A. A. Mahaim, Association professionelle, S. 5, der darunter namentlich benannte Vereine versteht. 625 Bandini, Appunti, S. 61 mit Beschränkung auf Handwerkervereine. 626 Vgl. die von unserer Erklärung abweichende Überlegung bei De Robertis, Storia II, S. 392. 622

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

als Anknüpfungspunkt für rechtliche Fähigkeiten der Personenverbände zu vereinbaren ist.627 In der stoischen Erkenntnislehre ist, wie wir gesehen haben, die sichere Erkenntnis Voraussetzung einer jeden ontologischen Aussage. An der Existenz des aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörpers (  ) eines organisierten Personenverbandes kann aus traditioneller stoischer Sicht kein Zweifel bestehen. Sicher (certum) und unsicher (incertum) sind insbesondere Kategorien der Gegner der Stoa, nämlich der durch Karneades geprägten skeptischen Akademie. Deren Angriffe auf die stoische Einheitslehre haben wir bereits erörtert.628 Rufen wir uns die Ergebnisse dieser Kritik ins Gedächtnis: Indem die skeptischen Akademiker unter Berufung auf die von der Stoa als Kriterium anerkannten allgemeinen Begriffe ( ) die Möglichkeit der Erkenntnis eines kollektiven Handelns der Gesamtkörper leugneten, entzogen sie der stoischen Lehre den Boden. Ließ sich kein kollektives Handeln erkennen, so konnte der Betrachter weder eine Ordnung () noch ein Zusammenwirken () und damit keine Gesamtbeschaffenheit () wahrnehmen.629 Damit beruhte die stoische Lehre aus skeptischer Sicht auf unsicheren Fundamenten. Die Gesamtkörper ließen sich nicht erkennen. Ihre Erkenntnis war somit unsicher (/incertum).630 Daher war ein jedes auf sie gestütztes Konzept unbrauchbar. Es blieb jedoch der Weg, im vollen Bewusstsein der Unbrauchbarkeit der sinnlichen Erkenntnis die alten Konzepte auf begrifflicher Ebene (/nomen631) weiter zu verwenden.632 Das hieß, dass man sich im Klaren darüber war, dass die Mitglieder eines Personenverbandes nicht tatsächlich eine körperliche Einheit als Verband bildeten. Wenn man dies zu Grunde legte, war jedoch nichts dagegen einzuwenden, gedanklich eine Einheit zu konstruieren und diese weiteren Überlegungen zugrunde zu legen.633 627 Brutti, Diritto privato, S. 240 f. nimmt an, dass die Unbestimmtheit durch das stoische Konzept behoben wurde. 628 2. Abschnitt, II. 6. b). 629 Vgl. Simpl., comm. in Arist. cat., S. 214, 24 ff., ed. Kalbfleisch. 630 Die abweichende Übersetzung von certum/incertum als sicher/unsicher im philosophischen Kontext und als bestimmt/unbestimmt ist eine Konzession an den deutschen Sprachgebrauch. Dennoch beschreibt der lateinische Ausdruck hier im Ursprung das gleiche Konzept. Die so beschriebenen Gegenstände sind oder sind nicht hinreichend definiert, um als Arbeitsgrundlage zu dienen. 631 Vgl. Cic., de inv. 1.8.11. Dazu Thomas, Droit entre mots et choses. In: APD 23 (1978), S. 104 ff.; Vlahos, La preposition pro, S. 39 f.; Behrends, Geistige Mitte. In: SZ 125 (2008), S. 55 f. 632 Sext. Emp., Pyrrh. Hyp. 3, 98 f. So Behrends, Geistige Mitte. In: SZ 125 (2008), S. 46 ff. Nach Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 58 „[entspricht dies] jedoch völlig dem stoischen Nominalismus.“ Zu den älteren römischen Grundlagen, an die die akademisch-skeptische Terminologie anknüpfen konnte Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 115 f., der jedoch ebenfalls einen späteren stoischen Einfluss annimmt (S. 118). 633 Behrends, Corpus und universitas. In: Index 41 (2013), S. 146, 154.

IV. Corpora certa und der skeptische Einfluss

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3. Die Rezeption der akademisch-skeptischen Stoakritik Die Verwendung dieses Konzepts im Hinblick auf das Gemeinwesen (res publica) sagt Sueton bereits Caesar nach: Sueton, Divus Iulius 77: Nec minoris inpotentiae voces propalam edebat, ut Titus Amp[r]ius scribit: nihil esse rem publicam, appellationem modo sine corpore ac specie. ... Und er sagte in der Öffentlichkeit Dinge von nicht geringerer Überheblichkeit, wie Titus Ampius schreibt: Das Gemeinwesen sei nichts außer einer Bezeichnung ohne Körper und Eigenschaft. ...

Sueton sieht hierin eine Schmähung der Republik, die er zur Begründung des Tyrannenmordes an Caesar heranzieht. Da der Zusammenhang, in dem Caesar dies aussprach, nicht mehr ersichlich ist, können wir die ursprüngliche Konnotation der Aussage nicht mehr feststellen. Jedoch verwendet Caesar hier, wie Behrends richtig bemerkt,634 das akademisch-skeptische, gegen die Stoa gerichtete Konzept. Dies wird in der polemischen Betonung des Fehlens eines Körpers (corpus) und einer verbindenden Eigenschaft (species) besonders deutlich. Wann Caesar den zitierten Ausspruch getan habe soll, ist nicht sicher bestimmbar. Sueton verlegt die Aussage in die Zeit kurz vor seiner Ermordung. Dies ist jedoch der Dramaturgie der Biographie geschuldet, da die aufgezählten Aussagen die Ermordung Caesars rechtfertigen sollen. Sueton scheint den Satz einer Sammlung von Aussprüchen Caesars, die der Anhänger der pompeianischen Partei Titus Ampius Balbus vielleicht zu dem gleichen Zweck zusammengestellt hatte, entnommen zu haben.635 Zwar befand sich Titus Ampius zunächst unter der Herrschaft Caesars im Exil und kehrte erst 47/46 vor Christus zurück.636 Er war aber, wie der Briefwechsel mit Cicero beweist, stets über die Lage in Rom informiert, so dass er auch früher schon anstößige Zitate gesammelt haben kann.637 Die Rezeption des akademisch-skeptischen Gedankenguts in die Rechtswissenschaft der Mitte des ersten Jahrhunderts vor Christus überliefert uns Cicero in seiner im Jahre 44 vor Christus verfassten638 Schrift Topica.639 634

Behrends, Princeps legibus solutus. In: FS Starck, S. 15, Fn. 33. Klebs, Ampius 1). In: RE I, Sp. 1979. 636 Klebs, Ampius 1). In: RE I, Sp. 1979. 637 Cic., ad fam. 6.12.1 ff. 638 Leonhardt, Cicero. In: DNP II, Sp. 1199. 639 Dazu die Überlegungen bei Fadda/Bensa, Windscheid pandette I, S. 446 und Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 146 ff. ohne Bestimmung der philosophischen Tradition. Vgl. auch Behrends, Gesetz und Sprache. In: IP I, S. 186 ff.; ders., Person oder Sache. In: Labeo 44 (1998), S. 39 ff.; ders., Geistige Mitte. In: SZ 125 (2008), S. 45 f. A. A.: Dajczak, Res incorporales. In: Studies in Memory of Kupiszewski, S. 201 ff., der die Rezeption der zugrundeliegenden philosophischen Gedanken erst Gaius zuschreibt. So wohl auch Giglio, Coherence and Corporeality. In: SZ 130 (2013), S. 135. 635

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

Darin gibt Cicero als Beispiel für eine Definition die juristische Gliederung der Gegenstände (res). Diesem Begriff unterfallen in der entwickelten Terminologie der hochklassischen Zeit bei Gaius körperliche Sachen (res corporales) und unkörperliche Sachen (res incorporales).640 Bei Cicero finden wir die Scheidung hingegen in der älteren Terminologie, die den akademisch skeptischen Einfluss noch deutlicher zeigt.641 Hier wird zwischen Gegenständen, die „sind“ (res quae sunt) und Gegenständen, die in der Vorstellung bestehen (res quae intelleguntur), unterschieden. Beide Kategorien von Gegenständen werden im Folgenden näher definiert: Cicero, Topica 5, 26–27: 26 ... et primum de ipsa definitione dicatur. Definitio est oratio, quae id quod definitur explicat quid sit. Definitionum autem duo genera prima: unum earum rerum quae sunt, alterum earum quae intelleguntur. Und zunächst soll über die Definition an sich gesprochen werden. Eine Definition ist eine Aussage, die ausführt, was das, was definiert wird, ist. Es gibt aber zwei grundsätzliche Zweige der Definitionen. Der erste ist der der Gegenstände, die sind, der zweite der der Gegenstände, die vorgestellt werden. 27 Esse ea dico quae cerni tangique possunt, ut fundum aedes, parietem stillicidium, mancipium pecudem, supellectilem penus et cetera; quo ex genere quaedam interdum vobis definienda sunt. Non esse rursus ea dico quae tangi demonstrarive non possunt, cerni tamen animo atque intellegi possunt, ut si usus capionem, si tutelam, si gentem, si agnationem definias, quarum rerum nullum subest [quasi] corpus, est tamen quaedam conformatio insignita et impressa intellegentia, quam notionem voco. Ea saepe in argumentando definitione explicanda est. Ich behaupte, dass die Gegenstände sind, die man wahrnehmen und berühren kann, wie ein Grundstück, ein Gebäude, eine Wand, eine Dachrinne, ein Sklave, Vieh, der Hausrat, Lebensmittel und das Übrige. Aus diesem Zweig müsst ihr zuweilen etwas definieren. Ich sage hingegen, dass die Gegenstände nicht sind, die man nicht berühren oder sichtbar machen kann, die man aber im Geiste wahrnehmen und sich vorstellen kann, wie wenn du die Ersitzung, die Vormundschaft, die Sippe oder die Blutsverwandtschaft definierst. Diese Gegenstände verfügen über keinen Körper. Dennoch gibt es eine klare Vorstellung und eindrückliche Wahrnehmung, die ich Begriff nenne. Dieser muss oft in Argumentationen durch eine Definition erklärt werden.

Cicero demonstriert hier also die Kunst der Definition anhand eines Beispiels aus der Rechtswissenschaft. Da es sich lediglich um ein Beispiel in einer rhetorischen Schrift handelt, wird Cicero hier ein hinlänglich bekanntes Schulbeispiel gewählt haben.642 Die Rechtswissenschaft in der Mitte des ersten 640

G. 2.12. Vgl. Behrends, Schiff des Theseus. In: Index 37 (2009), S. 424. Behrends, Gesetz und Sprache. In: IP I, S. 186; ders., Corpus und universitas. In: Index 41 (2013), S. 150, Fn. 13, 153 f.; Möller, Servituten, S. 223. A. A. Vernay, Servius, S. 99; Mette, Römisches Zivilrecht, S. 25; Wieacker, RRG I, S. 652; Bretone, Fondamenti, S. 173; ders., Coscienza ironica. In: Labeo 43 (1997), S. 190 f. 642 Bona, L’ideale retorico ciceroniano. In: SDHI 46 (1980), S. 380; Bretone, Fondamenti, S. 177 ff.; Giglio, Coherence and Corporeality. In: SZ 130 (2013), S. 133 ff. A. A. Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 146 ff., insb. 151. 641

IV. Corpora certa und der skeptische Einfluss

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Jahrhunderts vor Christus wird die die Gliederung des Begriffs des Gegenstandes (res) in Gegenstände, die sind (res quae sunt) und Gegenstände, die in der Vorstellung bestehen (res quae intelleguntur) in der bei Cicero präsentierten Weise gelehrt haben.643 Nach akademisch-skeptischer Manier bricht Cicero den zu definierenden Begriff des Gegenstandes (res) auf seine Bestandteile herunter und definiert zunächst die Unterbegriffe.644 In der ersten Definition der Gegenstände, die sind (res quae sunt),645 bedient er sich der aristotelischen Definition des natürlich vorkommenden Körpers ( ). Dieser muss ertastbar () und daher wahrnehmbar ( ) sein.646 Dieser Definition werden sich auch die Juristen ab der Mitte des ersten Jahrhunderts vor Christus bedient haben.647 Jedenfalls hat sie sich, wie erneut Gaius zeigt, bis zum zweiten Jahrhundert nach Christus im Recht durchgesetzt.648 Indem sich Cicero der leichter fassbaren aristotelischen Definition anschließt, schließt er die körperliche Existenz der nicht ertastbaren Körper im stoischen Sinne aus.649 Der Anschluss an die aristotelische Körperdefinition als Argumentationsgrundlage wurde wahrscheinlich mit den auch von der Stoa als Kriterium akzeptierten650 allgemeinen Begriffen ( )651 begründet. In dieser ersten Definition vermeidet Cicero jedoch alles, was an stoische Lehren erinnert. So spricht er, wie wohl auch seine juristische Vorlage, von Gegenständen (res) nicht von Körpern (corpora) und vermeidet das Wort „körperlich“. Erst in der Definition der Gegenstände, die in der Vorstellung bestehen (res quae intelleguntur), greift er die stoische Terminologie auf. Er spricht den Gegenständen, die nicht durch die fünf Sinne des Menschen unmittelbar wahrgenommen werden können (tangi demonstrarive non possunt), das Sein ab. Dies richtet sich direkt gegen die Lehre der Stoa, die auch mittelbare Eindrücke, wie die Verbundenheit der Gesamtkörper durch eine einende Eigenschaft, anerkannte und als Kriterium für deren Existenz und Körperlichkeit 643 Zu den juristischen Beispielen in Ciceros Topica Harries, Defining of the Ius Civile. In: FS Griffin, S. 60 ff. Vgl. auch Pólay, Rechtswissenschaft im republikanischen Rom. In: Gesellschaft und Recht, S. 161 ff. 644 Cic., Luc. 13, 40 ff. 645 Diese Kategorie kennt natürlich auch die Stoa wie Thomas, Droit entre mots et choses. In: APD 23 (1978), S. 112 und Vlahos, La preposition pro, S. 42 mit Fn. 39 richtig erkennen. Sie definiert sie jedoch anders. Vgl. dazu 2. Abschnitt, II. 5. b). 646 Aristoteles,   12, 434 b 13 f.;  7, 7 b 36. 647 Vgl. Sokolowski, Phil. im PrivatR I, S. 41. 648 G. 2.13 und 14. 649 Zum Verhältnis der Lehren Sokolowski, Phil. im PrivatR I, S. 44. 650 Alex. Aphr., de mixt. 217, 2 ff.; Pohlenz, Stoa I, S. 56; ders., Stoa II, S. 33; ders., Grundfragen, S. 84 f.; Rex, Mischungslehre, S. 41; Sandbach, Ennoia and Prolepsis. In: Problems in Stoicism, S. 23 ff. 651 Sext. Emp., adv. math. 8, 158. Weiteres Material bei Plut., com. not. 1, moralia 1058 E ff.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

gelten ließ.652 Für seinen Angriff gegen die stoische Position greift Cicero die Argumentation der Stoa in Andeutungen auf. Er spricht von der „notio“ (Begriff), die eine Übersetzung der griechischen  (Begriff) ist.653 Solche Begriffe bildete sich nach stoischer Lehre der menschliche Geist aufgrund der durch die Sinne gewonnenen Eindrücke. Das so Wahrgenommene war nach stoischer Lehre körperlich und somit seiend. Dies greift Cicero auf, wenn er behauptet, die Gegenstände, die in der Vorstellung bestehen (res quae intelleguntur), verfügten nicht über einen Körper (nullum subest corpus).654 Dem fügt er spöttisch hinzu, dass dies der Fall sei, obwohl sie eine klare Vorstellung (conformatio insignita) und eine eindrückliche Wahrnehmung (impressa intellegentia) im menschlichen Geist hinterließen.655 Dies ist eine deutliche Spitze gegen die stoische Erkenntnislehre. Unter den Gegenständen, deren Körperlichkeit hier bestritten wird, befindet sich auch ein Personenverband, die Sippe (gens).656 Sie ist nach Cicero kein Körper im eigentlichen Sinne (nullum subest corpus), sondern nur ein Begriff (notio),657 den es zu definieren gilt.658 4. Gesamtkörper und Begriff – Die stoische Einheitslehre in der klassischen Zeit In dieser Weise modifiziert finden wir die Vorstellung von den Gesamtkörpern bei den Juristen der klassischen Zeit.659 Dies tritt uns deutlich bei Pomponius im dreißigsten Buch seines Kommentars zum ius civile des Sabinus entgegen.660 Pomponius definiert die aus getrennten Einzelkörpern bestehenden 652

Cic., Luc. 10, 30. Dazu Behrends, Gesetz und Sprache. In: IP I, S. 188 ff.; ders., Person oder Sache. In: Labeo 44 (1998), S. 43 f. 653 Cic., top. 7, 31; de fin. 3, 21; Tusc. 1.24.57. 654 Vgl. die Kritik des römischen Stoikers Seneca an der klassischen Regelung der Ersitzung der Erbschaft in de ben. 6.5.3, der dies als ein Problem von Ganzem und Teil sieht. Diese Unterscheidung hat für die Stoa jedoch keine Realität. Vgl. 2. Abschnitt, II. 5. h) und k). 655 Vgl. auch Cic., Tusc. 1.24.57. 656 Dazu überliefert Cic., top. 6, 29 die Definition des Quintus Mucius Scaevola Pontifex, der sich um die Herausarbeitung der verbindenden Eigenschaft bemühte. Dazu Behrends, Gesetz und Sprache. In: IP I, S. 189 ff.; ders., Person oder Sache. In: Labeo 44 (1998), S. 42 ff.; ders., Geistige Mitte. In: SZ 125 (2008), S. 48 f., Fn. 48; ders., Schiff des Theseus. In: Index 37 (2009), S. 425. 657 Cicero verwendet hier als Spitze gegen die Stoa für den Begriff entsprechend der stoischen Terminologie notio und nicht wie in der akademisch-skeptischen Literatur üblich nomen. 658 Behrends, Schiff des Theseus. In: Index 37 (2009), S. 425. Vgl. auch Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 152. 659 Vgl. Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 130 ff. 660 Pomponius libro trigensimo ad Sabinum (D. 41.3.30 pr.). Vgl. Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 454 f., 457. Dies verkennt Göppert, Gesammt-Sachen, S. 53 ff.

IV. Corpora certa und der skeptische Einfluss

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Gesamtkörper (  ) der stoischen Einheitslehre als „was aus getrennten Körpern besteht, wie mehrere Körper, die nicht voneinander losgelöst sind, sondern einem Begriff untergeordnet werden“ (quod ex distantibus constat, ut corpora plura non soluta, sed uni nomini subiecta). Demgegenüber gesteht der überzeugte Stoiker Seneca der Kritik zwar entgegen der Lehre seiner Schule zu, dass die die Gesamtkörper konstituierenden Einzelkörper von Natur aus getrennt und einzeln sind (natura diducti et singuli sunt), an der Realität der durch eine rechtliche Verbindung oder ein Pflichtverhältnis zusammenhängenden (iure aut officio cohaerent) Gesamtkörper hegt er jedoch keinen Zweifel.661 Die klassischen Juristen verwandten also ein durch skeptische Einflüsse modifiziertes stoisches Konzept.662 Danach waren die Gesamtkörper nicht mehr naturgegebene Tatsachen, die der Mensch erkannte und die damit gewisse Konsequenzen, wie zum Beispiel ihre Handlungsfähigkeit, vorgaben. Sie waren vielmehr zu einer begrifflichen Kategorie degradiert. Damit wurden sie zu einem ausfüllungs- und definitionsbedürftigen Produkt der Konvention, ohne naturgegebene Grenzen. Nicht mehr das organisierte Zusammenwirken der Mitglieder eines Personenverbandes und auch nicht die rechtliche oder außerrechtliche Bindung der Personen genügte allein zur Anerkennung eines aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörpers (  ), vielmehr musste sich der Verband unter einen einheitlichen, klar definierten Begriff (nomen) subsumieren lassen und bezog erst daher seine begriffliche Einheit.663 Die begriffliche Einheit zeitigte jedoch nicht von Natur aus bestimmte Wirkungen, sondern auch diese bedurften der Definition.664 Die Gemeinden, ihre Bürger oder die stadtrömischen Vereine waren folglich von Natur aus unbestimmte Körper (incerta corpora), da ihre Erkenntnis im skeptischen Sinne unsicher (incertum) war. Erst die Anerkennung durch die Rechtsordnung in Form der Genehmigung oder der Verleihung bestimmter Rechte durch Senatsbeschlüsse oder kaiserliche Rechtsakte bestimmte die Personenverbände als Einheit hinreichend, so dass sie als

661

Sen., ep. moral. 102, 6. Vgl. Vernay, Servius, S. 103; Biondi, Dottrina della universitas. In: Scritti III, S. 127; Behrends, Schiff des Theseus. In: Index 37 (2009), S. 425 f. 662 Vernay, Servius, S. 102 ff. nimmt seinen Grundannahmen entsprechend ein durch peripatetische Einflüsse modifiziertes stoisches Konzept an. 663 Zur dieser Methode Behrends, Institutionelles und prinzipielles Denken. In: IP I, S 47; ders., Das Werk Otto Lenels. In: IP I, S. 277; ders., Subjektivität. In: IP I, S. 399 f. Vgl. auch die Überlegungen bei Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 58; De Robertis, Personificazione. In: Studi Santoro-Passarelli, S. 285 f.; Fadda/Bensa, Windscheid pandette I, S. 489. Vgl. zudem die Stelle Alfenus libro tertio digestorum a Paulo epitomatorum (D. 33.10.6 pr.) auf die Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 129 aufmerksam macht. Vgl. auch ders., a. a. O., S. 137 ff. 664 Vgl. den akademisch-skeptischen Angriff auf die Handlungsfähigkeit der Personenverbände bei Cic., de nat. deor. 3.8.21 f. Dazu 2. Abschnitt, II. 6. b) dd).

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

einheitliche Gesamtkörper eine Existenz im Recht erlangen.665 Der Umfang der daran geknüpften Rechtsfolgen war der Definitionsmacht der Rechtsordnung unterworfen. Somit waren gänzlich unterschiedliche Ausgestaltungen denkbar.666 Vor diesem Hintergrund wird der Anfang des ersten Paragraphen unserer Ausgangsstelle667 vollends verständlich: Quibus autem permissum est corpus habere collegii societatis sive cuiusque alterius eorum nomine, proprium est ... Denen es aber gestattet ist, einen Körper zu haben unter dem Begriff eines Vereins, einer Gesellschaft oder irgendeines anderen von diesen, ist es eigen ...

Die Reihe der Genitive „collegii societatis sive cuiusque alterius eorum“ muss sich auf nomine beziehen. Den Mitgliedern der Personenverbände (quibus) ist es gestattet, einen Körper (corpus) und zwar einen durch die Genehmigung unter einem Begriff (nomen) bestimmten (certum) zu haben.668 Damit sind die Mitglieder gemäß der Definition des Pomponius aus dem dreißigsten Buch seines Kommentars zum ius civile des Sabinus669 einem Begriff untergeordnet (uni nomini subiecta) und erfüllen die begrifflichen Anforderungen, um als aus getrennten Einzelkörpern bestehender Gesamtkörper (  ) im Recht anerkannt zu werden.670 So waren die stadtrömischen Vereine hinreichend bestimmt, da die Verbindung ihrer Mitglieder unter dem Begriff des Vereins (collegium) zu einem einheitlichen Körper durch den Senat und die Kaiser anerkannt worden war.671 Ihr Körper (quorum corpus) war bestätigt worden (confirmatum est).672 Solchen Vereinen aber, deren Mitglieder unter einem klar definierten Begriff zu einem bestimmten Körper vereint und vom Recht anerkannt waren, kam jedenfalls grundsätzlich Vermögensfähigkeit zu und sie konnten, vertreten durch ihre bestellten Vertreter, am Rechtsverkehr teilnehmen.673 Als bestimmte Körper (certa corpora) genossen sie Rechtsschutz. Zumindest im 665

Vgl. Botton, Collèges d’artisans, S. 34; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 457 f.; Liu, Economy of Endowments. In: FS Bogaert, S. 251. 666 Vgl. Perozzi, Istituzioni, S. 566 f. 667 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1.1). 668 So ist vielleicht auch Plin. min., ep. 10.34.1 zu verstehen: Quodcumque nomen ex quacumque causa dederimus iis, qui in idem contracti fuerint, hetaeriae eaeque brevi fient. (Welchen Namen wir ihnen aus welchem Grund auch immer geben, diejenigen, die in ihnen verbunden sind, werden sie in Kürze zu politischen Gruppierungen machen.) 669 Pomponius libro trigensimo ad Sabinum (D. 41.3.30 pr.). 670 Vgl. Sokolowski, Phil. im PrivatR I, S. 52; Olivecrona, Juridisk person, S. 68; Behrends, Schiff des Theseus. In: Index 37 (2009), S. 425 f.; ders., Corpus und universitas. In: Index 41 (2013), S. 150. 671 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1. pr.). 672 Vgl. unten 3. Abschnitt, X. 673 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1.1).

V. Überprüfung der Ergebnisse

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Rahmen des Edikts konnten sie, vertreten durch ihre bestellten Vertreter, klagen und verklagt werden.674 Dieselben Regeln galten grundsätzlich auch für die Gemeinden und die übrigen öffentlichen Verbände.675

V. Überprüfung der Ergebnisse 1. Senatsbeschlüsse und Kaiserkonstitutionen Dieses Ergebnis gilt es nun anhand der übrigen Überlieferung zu überprüfen. Dazu soll zunächst anhand der überlieferten Senatsbeschlüsse und Kaiserkonstitutionen untersucht werden, was Gegenstand der Gründungsgenehmigung beziehungsweise der Bestätigung bereits bestehender Personenverbände war. Dann sollen die aus der Interpretation unserer Ausgangsquelle676 gewonnenen Ergebnisse mit den erhaltenen juristischen Quellen verglichen werden. Abschließend soll weiteres epigraphisches Material erörtert und zur juristischen Überlieferung in Beziehung gesetzt werden. Von besonderem Interesse ist in diesem Zusammenhang ein Senatsbeschluss über die Zulassung eines Kultvereins in Lanuvium,677 dem heutigen Lanuvio in der Region Latium.678 Ein Kapitel aus diesem Senatsbeschluss ist auf einer 1816 entdeckten, stark beschädigten Tafel der Vereinssatzung (lex collegii) erhalten.679 Die Tafel war in einem öffentlichen Bad aufgestellt und

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Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1.1 und 2). Dazu 4. Abschnitt, II. 2. Vgl. Ps.-Ulp. 22.5; Ulpianus libro vicensimo sexto ad edictum (D. 12.2.34.1); Ulpianus libro octavo de officio proconsulis (D. 48.18.1.7). 676 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.-1). 677 Ratti, Antica iscrizione. In: Diss. d. Pont. Acc. 2 (1825), S. 446; Henzen, Colombarii di Vigna Codini. In: Monumenti ed Annali 1856, S. 18; De Rossi, Schola sodalium Serrensium. In: Bull. di arch. crist. 2 (1864), S. 60 f.; Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 144 ff.; Lyskowski, Collegia tenuiorum, S. 11 f.; Gilly, Collèges funéraires, S. 57 f., 63; Trouette, Collèges d’artisans, S. 56 ff.; Ausbüttel, Vereine, S. 24 ff.; Ebel, Attraktivität, S. 27 mit Fn. 83; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 216, 218; ders., Zusammenkunft um der religio willen. In: Verrechtlichte Religion, S. 98 f.; Öhler, Römisches Vereinsrecht. In: Zwischen den Reichen, S. 60. Eine allgemeine Genehmigung von Begräbnisvereinen nehmen an: Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 117; Schiess, Collegia funeraticia, S. 7 f.; Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 241; Waltzing, Étude I, S. 143; Müller, Sterbekassen. In: Neue Jahrbücher 8 (1905), S. 187 f.; De Robertis, Dir. Ass., S. 247 ff.; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 261 f.; Waszink, Genossenschaft. In: RAC 10, Sp. 106; De Ligt, Governmental Attitudes. In: Mercati, S. 246 ff. Eine vermittelnde Meinung vertreten Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 74 ff. und Schrumpf, Bestattung, S. 175 ff. Unentschieden Buongiorno, Senatus consulta, S. 422 ff. Ausführliche Diskussion bei Laubry/ Zevi, Inscription d’Ostie. In: Tribù romane, S. 461 ff. 678 Genaue Angaben bei Ebel, Attraktivität, S. 14 f. 679 CIL XIV 2112. Dazu unten 3. Abschnitt, VIII. 4. d). 675

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

stammt aus dem Jahr 136 nach Christus.680 Es handelt sich also um einen Text, der den Typ der von Gaius behandelten Senatsbeschlüsse wiedergibt. Die in der Inschrift wiedergegebene Passage lautet wie folgt:681 Kaput ex s(enatus) c(onsulto) p(opuli) R(omani) / [quibus coire co]nvenire collegiumq(ue) habere liceat qui stipem menstruam conferre vo/[lent in fune]ra in it collegium coeant neq(ue) sub specie eius collegi nisi semel in men/[se coeant stipem682 con]ferendi causa unde defuncti sepeliantur. 683 des Senatsbeschlusses des römischen Volkes: Diesen soll es erlaubt sein, Kapitel sich zu versammeln, förmlich zusammenzutreten und einen Verein zu haben. Die, die einen monatlichen Beitrag für Beerdigungen einsammeln wollen, sollen sich in diesem Verein versammeln und sie sollen sich nicht in Gestalt dieses Vereins versammeln, außer einmal im Monat, um die Beiträge einzusammeln, woraus die Verstorbenen beerdigt werden sollen.

Der Senatsbeschluss spricht nicht von „einen Körper haben“ (corpus habere), sondern erlaubt „einen Verein zu haben“ (collegium habere). Diese Formulierung steht aber mit unseren vorhergehenden Ergebnissen im Einklang. Der Senat genehmigt den Mitgliedern eines Kultvereins (quibus/qui) zusammenzutreten und „einen Verein zu haben“ (collegium habere).684 Die so organisierten Personen bilden unter dem Begriff des Vereins (collegium) einen einheitlichen Körper (corpus).685 Der Körper ist der Anknüpfungspunkt für ihre gemeinsamen Rechte und Pflichten. Gegenstand der Genehmigung ist jedoch die begriffliche Kategorie des Vereins (collegium), unter der die Mitglieder zur Einheit verbunden sind. Diese Gründungsgenehmigung ist von dem Versammlungsrecht der Vereine (coire licet) streng zu trennen.686 Immer, wenn auf die Genehmigung der Personenverbände Bezug genommen wird, finden wir die Genehmigung unter dem jeweiligen Begriff. Erst als Folge der Anerkennung der Vereinigung unter dem jeweiligen Begriff bilden 680

Ratti, Antica iscrizione. In: Diss. d. Pont. Acc. 2 (1825), S. 437 f.; Friggeri, Epigraphic Collection, S. 175 f.; Ebel, Attraktivität, S. 32; Waltzing, Étude I, S. 142; De Robertis, Dir. Ass., S. 247. 681 Der Text folgt im Wesentlichen der Rekonstruktion durch Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 116 = CIL XIV 2112, Sp. 1, Z. 10–13. Abweichungen werden durch Fußnoten angezeigt. 682 Rekonstruktion: Ausbüttel, Vereine, S. 28 = AE 1983, Nr. 181. Diese Rekonstruktion entspricht den Vorgaben bei Gordon, Album II, S. 66, der S. 63 „semel in men[se conveniant con]ferendi causa“ vorschlägt. Dazu unten 3. Abschnitt, VIII. 4. d). 683 Zur Bedeutung von „kaput“ an dieser Stelle vgl. Ebel, Attraktivität, S. 27, Fn. 82 m.w.N.; Laubry/Zevi, Inscription d’Ostie. In: Tribù romane, S. 464. 684 Dies verkennt Ehrhardt, Corpus Christi I. In: SZ 70 (1953), S. 332. Zum Inhalt der Genehmigung im Einzelnen 3. Abschnitt, VIII. 685 Vgl. Pernice, Labeo I, S. 289; De Robertis, Storia II, S. 388 f. A. A. Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 257, der die Formeln für synonym hält. 686 Dazu unten 3. Abschnitt, VIII. 4. A. A. Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 31 f.; De Robertis, Storia II, S. 243.

V. Überprüfung der Ergebnisse

177

die Mitglieder eines Personenverbandes einen einheitlichen Körper, der Anknüpfungspunkt für Rechte und Pflichten sein kann. So ist uns ein Fragment einer Inschrift erhalten,687 die sich auf die Genehmigung des Vereins der Centonarii688 von Hispalis (Sevilla)689 unter Antoninus Pius bezieht.690 Diese Inschrift gibt die Gründungsgenehmigung nach der Emendation durch die Bearbeiter wie folgt wieder: [Ex indulg]entia / [Imp(eratoris) Caesaris ...] T(iti) Aeli Hadrian]i Antonini Aug(usti) Pii ... [collegiu]m haberi centonarioru[m]... Durch die Gnade des Kaisers ... Titus Aelius Hadrianus Antoninus Pius ... einen Verein der Centonarii zu haben ...

Zudem ist uns bei Marcian das Verbot der Vereinsgründung für Soldaten in den Feldlagern in einer kaiserlichen Verordnung überliefert:691 ... Mandatis principalibus praecipitur praesidibus provinciarum, ne patiantur esse collegia sodalicia neve milites collegia in castris habeant. ... Die Statthalter der Provinzen werden durch kaiserliche Anordnungen angewiesen, dass sie weder dulden, dass Vereine oder Genossenschaften bestehen, noch dass Soldaten Vereine in den Lagern haben. ...

Auch Traian bedient sich dieser Terminologie in einer Antwort auf eine Anfrage Plinius’ des Jüngeren zur Gestattung eines Vereins in Amisus:692 Amisenos si legibus istorum, quibus beneficio foederis utuntur, concessum est eranum habere, possumus quo minus habeant non impedire ... Wenn es den Amisenern durch ihre Gesetze, die sie durch ein Vorrecht aus dem Bündnisvertrag anwenden dürfen, erlaubt ist, einen Verein zu gründen, können wir sie nicht daran hindern, dass sie einen gründen. ...

687

CIL II 1167 = CILA II/1, 6. Die genaue Funktion dieser Berufsgruppe ist nicht klar. Nach bisher herrschender Meinung müssen etwas mit aus Lumpen hergestellten Flicken-Stoffen zu tun gehabt haben (centones). Da aus solchen Stoffen Decken zum Löschen von Feuern hergestellt wurden, wurden die Centonarii zum Löschen von Bränden herangezogen. Vgl. dazu Waltzing, Étude IV, S. 51; Müller, Veteranenvereine. In: Neue Jahrbücher 15 (1912), S. 279 f.; Cuntz, Reskript. In: Jhh. d. österr. archäol. Inst. 18 (1915), S. 110; D’Ors, Epigrafía jurídica, S. 391; Vicari, Produzione e commercio, S. 12 f.; Ausbüttel, Vereine, S. 73 ff.; Lafer, Omnes collegiati, S. 54. Demgegenüber hat Liu, Collegia centonariorum, S. 57 ff. jetzt gezeigt, dass die Centonarii Produzenten und Verkäufer von Wollstoffen niedriger bis mittlerer Qualität umfassten. Anders Diosono, Collegia, S. 63 ff., die annimmt, dass es sich bei den Centonarii um Einzelhändler handelt. Allein Feuerwehrtätigkeiten nimmt Kneissl, Fabri. In: E fontibus haurire, S. 141 ff. an. 689 Zum dortigen Vereinswesen Goffaux, Édifices collégiaux hispaniques. In: Collegia, S. 216 ff. 690 AE 1987, Nr. 496. 691 Marcianus libro tertio institutionum (D. 47.22.1. pr.). 692 Plin. min., ep. 10.93. 688

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

„Einen Verein zu haben“ (collegium habere) bedeutet also in der technischen Sprache der Senatsbeschlüsse und kaiserlichen Verordnungen, die die Gründung der Vereine erlauben oder verbieten, „einen Verein zu bilden“. Dabei umfasst das „einen Vereine haben“ (collegium habere) neben der Gründung auch die fortdauernde Pflege des Vereinslebens.693 Mit der Genehmigung „einen Verein zu haben“ (collegium habere) tritt der Verein rechtlich ins Leben. Damit verbindet der Verein seine Mitglieder als organisatorische Einheit zu einem aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörper (  ) im stoischen Sinne, so dass sie „einen Körper haben“. An diesen Körper können dann die von Gaius behandelten rechtlichen Fähigkeiten der Personenverbände angeknüpfte werden. Ein weiteres wichtiges Zeugnis für die Regelung des Vereinswesens in klassischer Zeit scheint diesem Ergebnis jedoch auf den ersten Blick zuwiderzulaufen. Dabei handelt es sich um einen inschriftlich erhaltenen Senatsbeschluss aus der Regierungszeit des Antoninus Pius (140 oder 153 n. Chr.694).695 In diesem Beschluss wird dem Antrag der mysischen Gemeinde Kyzikos, in der Nähe der heutigen türkischen Stadt Erdek, auf Genehmigung eines Vereins junger Männer () stattgegeben. Die Vereine junger Männer sind im griechischen Raum weit verbreitete staatsnahe Vereine, in denen sich die jungen Männer der Gemeinde nach ihrer Ephebenzeit zusammenschließen.696 Bemerkenswert ist, dass die sicher griechischsprachige Gemeinde den lateinischen Wortlaut des Senatsbeschlusses in einer Inschrift veröffentlichte. Die Inschrift gibt den Wortlaut des Protokolls der Senatssitzung wieder.697 Im Gegensatz zu den oben behandelten Senatsbeschlüssen und Kaiserkonstitutionen genehmigt dieser Senatsbeschluss jedoch nicht die Gründung eines Vereins junger Männer. Dieser besteht bereits von alters her und ist auch nach lokalem Recht anerkannt.698 Die Gemeinde Kyzikos beantragt daher nur, dass ihr Verein junger Männer vom Senat bestätigt wird (confirmetur) und damit 693 So kann Marcianus libro tertio institutionum (D. 47.22.1.2) aus Sicht des einzelnen Mitglieds „einen Verein haben“ (collegium habere) im Sinne von „Mitglied sein“ verwenden. Vgl. auch den Auflösungsbeschluss des collegium Iovis Cerneni aus Alburnus Maior, CIL III 924. Dazu Huschke, Lateinische Wachstafeln. In: Ztschr. für geschichtl. Rechtsw. 12 (1845), S. 183; Radin, Legislation, S. 9; Liu, Government and Collegia. In: Tall order, S. 293 f. A. A. Saumagne, Coire. In: RD 32 (1954), S. 259 ff., der dies für die einzige Bedeutung hält. Anders ders., Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 449, Fn. 11: „tenir séance collégiale“. 694 Zur Datierung CIL III 12244; Nicolet, Jus relationis. MEFRA 100/2 (1988), S. 842 ff., Fn. 40. Anders Randazzo, Collegia iuvenum. In: SDHI 66 (2000), S. 209 (158 n. Chr.). 695 CIL III 7060. 696 Ziebarth, Vereinswesen, S. 110 ff.; Poland, Vereinswesen, S. 93 ff.; Forbes, NEOI, S. 2 f.; San Nicolò, Ägyptisches Vereinswesen I, S. 36 f. 697 Anders: Hammond, Rez.: Murphy, Sept. Sev. In: AJP 71 (1950), S. 194. 698 Forbes, NEOI, S. 40 f.; Radin, Legislation, S. 124 f.; Haeperen, Collèges de dendrophores. In: Collegia, S. 54.

V. Überprüfung der Ergebnisse

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die Mitglieder unter dem Begriff des Vereins junger Männer als einheitlicher Körper nach römischem Recht anerkannt werden.699 Dabei ist die griechische Bezeichnung für den Verein nur verkürzt mit dem Genitiv Plural „der jungen Männer“ (neon = ) wiedergegeben. Im Lateinischen würde man die Bezeichnung collegium iuvenum erwarten.700 Die griechischen Äquivalente sind vielfältig.701 Der erhaltene Text lautet: [S(enatus) c(onsultum) de p]ostulatione Kyzicenor(um) ex Asia / qui dicunt ut corpus quod appellatur ne/on et habent in civitate sua auctoritate / [amplissimi o]rdinis confirmetur scri/[bendo adfue]runt ... q(uod) sententia dicta ab Appio Gallo / co(n)s(ule) desig(nato) relatione IIII concedente / Imp(eratore) Caes[are] T[ito A]elio Hadriano An/to[nino Aug(usto) Pio] IIII relatione sua / [Kyziken]os ex Asia / [quos neos a]ppellant [ Senatsbeschluss über den Antrag der Bürger von Kyzikos aus der Provinz Asia: Sie beantragen, dass der Körper, den sie den „der jungen Männer“ nennen und den sie in ihrer Gemeinde gegründet haben, durch den Beschluss der erlauchten Versammlung bestätigt wird. Das Protokoll führten ... Das wurde auf Antrag des designierten Konsuls Appius Gallus als vierter Tagesordnungspunkt mit Zustimmung des Kaisers Titus Aelius Hadrianus Antoninus Augustus Pius als sein vierter Tagesordnungspunkt den Bürger von Kyzikos aus der Provinz Asia, die sie „die jungen Männer“ nennen ...

Bei diesem Senatsbeschluss handelt es sich also um ein Beispiel der nachträglichen Anerkennung eines bereits bestehenden Personenverbandes für das römische Recht.702 Bestätigt wird die rechtliche Einheit der Mitglieder als einheitlicher Gesamtkörper im römischen Recht. Diese Form einer nachträglichen Anerkennung durch eine Bestätigung des Senats oder Kaisers behandelt auch Gaius im vierten Satz des principium unserer Ausgangsquelle.703 Die erhaltenen Senatsbeschlüsse und Kaiserkonstitutionen bestätigen also unsere Interpretation der Passage aus dem dritten Buch des Kommentars des Gaius zum Provinzialedikt.704

699

Vgl. die textkritischen Überlegungen bei Olivecrona, D.3.4.1. In: IURA 5 (1954), S. 188. A. A.: Forbes, NEOI, S. 41. 700 Floss, De collegiis iuvenum, S. 7 ff. Z. B.: AE 1912, Nr. 92. Dazu Johnson/ColemanNorton/Bourne, Roman Statutes, S. 208. Vgl. aber Randazzo, Collegia iuvenum. In: SDHI 66 (2000), S. 208, Fn. 35, S. 213 f. Nach Mohler, Iuvenes. In: TAPhA 68 (1937), S. 450 im Westen des Reiches erst ab Ende des zweiten Jahrhunderts nach Christus. Zur Entwicklung im Prinzipat vgl. auch Levi, Inscrizioni. In: Athenaeum 41 (1963), S. 384 ff. 701 Dazu Forbes, NEOI, S. 38. 702 Dazu 3. Abschnitt, X. 703 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.). A. A. Pernice, Labeo I, S. 299. 704 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.-1).

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

2. Die Rechtsliteratur Nun sollen unsere Ergebnisse auch anhand der übrigen juristischen Überlieferung überprüft werden. Dazu soll erneut die bereits oben erwähnte705 Stelle aus dem zwölften Buch des Kommentars des Paulus zu Plautius erörtert werden. An dieser Stelle behandelt Paulus die Fähigkeit der Vereine (collegia), Vermächtnisse zu empfangen. In seinem ersten Halbsatz referiert Paulus einen Senatsbeschluss aus der Regierungszeit des Kaisers Marcus Aurelius, der den Vereinen erlaubt, Vermächtnisse zu empfangen. Im zweiten Halbsatz spricht er statt von den Vereinen (collegia) von Körpern (corpora), denen es erlaubt ist, zusammenzutreten. Paulus libro duodecimo ad Plautium (D. 34.5.20) Cum senatus temporibus divi Marci permiserit collegiis legare, nulla dubitatio est, quod, si corpori cui licet coire legatum sit, debeatur: cui autem non licet si legetur, non valebit, nisi singulis legetur: hi enim non quasi collegium, sed quasi certi homines admittentur ad legatum. Weil es der Senat zur Zeit des vergöttlichten Marcus gestattete, Vereinen Vermächtnisse auszusetzen, besteht kein Zweifel, dass das Vermächtnis, wenn es einem Körper, dem es erlaubt ist, zusammenzutreten, vermacht ist, geschuldet wird. Wenn es aber einem ausgesetzt ist, dem es nicht erlaubt ist, wird es nicht wirksam, wenn es nicht den Einzelnen ausgesetzt wird. Denn sie werden nicht gleichsam als Verein, sondern gleichsam als bestimmte Menschen zum Vermächtnis zugelassen.

Im ersten Fall bezieht sich Paulus auf den Wortlaut des Senatsbeschlusses. Daher verwendet er hier, wohl dem Wortlaut des Senatsbeschlusses folgend, den Begriff Verein (collegium), unter dem die Mitglieder im Rechtsverkehr zu einer Einheit zusammengefasst sind. Im zweiten Fall spricht er von dem Körper, dem es erlaubt ist, zusammenzutreten (corpus cui licet coire). Die Genehmigungen knüpfen, wie wir bei Gaius706 gesehen haben, an die Mitglieder des Personenverbandes an. Sie werden den Mitgliedern des Personenverbandes in ihrer Gesamtheit erteilt. Damit knüpft sie an den Körper als Einheit der Mitglieder an.707 Dies wird durch den nachfolgend erörterten abweichenden Fall bestätigt. Fehlt den Mitgliedern die Erlaubnis zusammenzutreten, so können sie nicht als einheitlicher Körper unter der organisatorischen Verklammerung des Vereins (collegium) auftreten und handeln, sondern nur, wenn sie individuell hinreichend bestimmt sind, als Mitlegatare zugelassen werden. Wenn diese Interpretation zutrifft, ist jedenfalls die teilweise angenommene synonyme Verwendung von Verein (collegium) und Körper (corpus) und

705

Zu dieser Stelle vgl. bereits oben 2. Abschnitt, IV. Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.). 707 Dies verkennt Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 468 f. 706

V. Überprüfung der Ergebnisse

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deren alternierende Verwendung allein aus stilistischen Gründen, die dem Juristen nur schwer zuzutrauen ist, abzulehnen.708 Eliachevitch will dementgegen auch in dieser Formulierung des Paulus einen Beleg für die Verwendung von „corpus“ als Oberbegriff sehen.709 Dann müsste Paulus eine Verallgemeinerung seiner Aussage beabsichtigt haben. Fraglich ist jedoch, ob dies der Intention des Paulus, dem hier offensichtlich ein Senatsbeschluss mit dem Wortlaut „collegium“ vorlag, entsprechen kann. Dann hätte Paulus auch andere privatrechtliche Verbände, die zu ihrer Gründung einer Genehmigung bedurften, miteinbeziehen wollen. Da Paulus hierfür weder ein Senatsbeschluss noch eine kaiserliche Verordnung anführt, erscheint dies kaum wahrscheinlich. „Corpus“ bezeichnet vielmehr auch hier die Mitglieder des Vereins als Einheit. Den gleichen Wechsel zwischen dem Begriff des Vereins (collegium) und den unter ihm zu einem einheitlichen Körper (corpus) verbundenen Mitgliedern finden wir auch bei Marcian im zweiten Buch über die öffentlichen Gerichtsverfahren:710 Marcianus libro secundo iudiciorum publicorum (D. 47.22.3.1) In summa autem, nisi ex senatus consulti auctoritate vel Caesaris collegium vel quodcumque tale corpus coierit, contra senatus consultum et mandata et constitutiones collegium celebrat. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass, wenn ein Verein oder sonst ein derartiger Körper sich nicht im Rahmen der Genehmigung durch einen Senatsbeschluss oder eine kaiserliche Verfügung versammelt, der Verein (die Versammlung) gegen den Senatsbeschluss, die kaiserlichen Anordnungen oder Konstitutionen abhält.

Hier spricht Marcian von einem „Verein oder irgendeinem solchen Körper“ (collegium vel quodcumque tale corpus). Dabei handelt es sich nicht, wie Gerda Krüger annimmt,711 um einen Beleg dafür, dass „corpus“ als Oberbegriff verwendet wurde. Wäre „corpus“ der Oberbegriff, dann wäre „ein solcher“ (tale), wie im Falle des ersten Satzes des principium unserer Ausgangsquelle „ein derartiger“ (huiusmodi),712 überflüssig. Vielmehr meint Marcian die Mitglieder, die unter dem Begriff des Vereins (collegium) oder sonst einem Begriff einen einheitlichen Körper (corpus) bilden.713 Dass Marcian auf 708

So aber Savigny, System II, S. 260; Cracco Ruggini, Collegium e corpus. In: Istituzioni giur. e realtà polit., S. 89 f.; dies., Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 140 f. Vgl. auch Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 340 f.; Tran, Membres des associations, S. 361. Mit beachtenswerter Erklärung Ferrara, Persone giuridiche, S. 12. Dagegen Fasciato, Associations professionelles. In: MAH 61 (1949), S. 237 ff. 709 Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 203 mit Fn. 3. 710 Zu dieser Stelle unten 3. Abschnitt, VIII. 4. f). 711 Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 27, Fn. 3. 712 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.). Vgl. dazu oben 2. Abschnitt, III. 3. b) bb). 713 Vgl. Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 86.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

der Grundlage der schon bei Gaius in unserer Ausgangsquelle714 verwandten Konzepte formuliert, zeigt uns der folgende Paragraph.715 Dort spricht Marcian im ersten Satz von den Unterschichtvereine (collegia tenuiorum).716 Dabei handelt es sich um Vereine der tenuiores oder humiliores.717 Dies sind die freien und unfreien Untertanen des römischen Kaiserreiches, die von der Teilnahme an der Verwaltung des Reiches und damit der Ausübung politischer Ämter in zunehmendem Maße ausgeschlossen waren.718 Hierzu zählen insbesondere die Freigelassenen, denen, obwohl sie teilweise über nicht unbeträchtliche Vermögen verfügten, keine Gelegenheit zur politischen Betätigung gewährt wurde.719 Im zweiten Satz erwähnt er hingegen die Geschäftsführer dieser Körper (curatores720 horum corporum): Marcianus libro secundo iudiciorum publicorum (D. 47.22.3.2). Servos quoque licet in collegio tenuiorum recipi volentibus dominis, ut curatores horum corporum sciant, ne invito aut ignorante domino in collegium tenuiorum reciperent, et in futurum poena teneantur in singulos homines aureorum centum. 714

Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.-1). Marcianus libro secundo iudiciorum publicorum (D. 47.22.3.2). 716 Zum Begriff Gilly, Collèges funéraires, S. 58 ff.; Ausbüttel, Vereine, S. 24 f.; Cracco Ruggini, Collegium e corpus. In: Istituzioni giur. e realtà polit., S. 66; Tran, Membres des associations, S. 356 ff.; Bendlin, Zusammenkunft um der religio willen. In: Verrechtlichte Religion, S. 100 f. 717 Müller, Sterbekassen. In: Neue Jahrbücher 8 (1905), S. 187; D’Ors, Epigrafía jurídica, S. 385; Ausbüttel, Vereine, S. 24 f.; Randazzo, Collegia tenuiorum. In: SDHI 64 (1998), S. 229. Kritisch Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 232 ff. A. A. Dirksen, Historische Bemerkungen. In: Civ. Abh. II, S. 22; De Robertis, Storia I, S. 276 ff. 718 Alföldy, Sozialgeschichte, S. 138 ff., 181 f.; ders., Röm. Gesellschaft: Nachbetrachtung. In: Gesellschaft, S. 80 f.; Jacques/Scheid, Rom und das Reich I, S. 329 f.; Langhammer, Stellung der Magistratus, S. 40 f.; Plümacher, Identitätsverlust und Identitätsgewinn, S. 9, 15 f.; Bleicken, Verf.- und Sozialgeschichte I, S. 27; ders., Verf.- und Sozialgeschichte II, S. 91; Mahjoubi, Villes et structures urbaines, S. 58 ff.; Van Nijf, Collegia. In: FS Pleket, S. 307 f.; Schulz-Falkenthal, Entstehung der römischen Handwerkerkollegien. In: WZ HalleWittenberg 14/2 (1965), S. 59 f.; ders., Vorbilder für den korporativen Zusammenschluß. In: WZ Halle-Wittenberg 19/2 (1970), S. 44; Biró, Collegium funeraticium. In: Gesellschaft und Recht, S. 1 ff.; Bollmann, Les collèges. In: Ostia, S. 172; Diosono, Collegia, S. 35; Sirks, Kaiserliche Gesetzgebung. In: Vereine, Synagogen und Gemeinden, S. 31 f.; Verboven, Collèges et la romanisation. In: Collegia, S. 14. A. A. Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 116 ff. (Dagegen Schiess, Collegia funeraticia, S. 4 f.; Gilly, Collèges funéraires, S. 60); Sünskes Thompson, Aufstände und Protestaktionen, S. 57 f. Vermittelnd Schumann, De collegiis, S. 43. 719 Insbesondere durch die lex Visellia (C. 9.21). Dazu Kaser, RP I, S. 298; Meiggs, Roman Ostia, S. 316 f.; Jacques/Scheid, Rom und das Reich I, S. 336; Alföldy, Sozialgeschichte, S. 138 f.; Bendlin, Zusammenkunft um der religio willen. In: Verrechtlichte Religion, S. 100 f.; Diosono, Collegia, S. 18 ff. Zur Entwicklung der Patizipationsmöglichkeiten in den Städten Hispaniens: Schulze-Oben, Freigelassene, S. 169 ff. A. A. Biró, Collegium funeraticium. In: Gesellschaft und Recht, S. 1 ff. 720 Zu diesem Amt Gradenwitz, Nochmals Statut der Elfenbeinarbeiter. In: SZ 12 (1892), S. 140 f. 715

V. Überprüfung der Ergebnisse

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Es ist auch erlaubt, dass Sklaven mit dem Willen der Eigentümer in einen Unterschichtverein aufgenommen werden. Damit die Geschäftsführer dieser Körper einsehen, dass sie sie nicht gegen den Willen oder ohne Wissen des Eigentümers in den Unterschichtverein aufnehmen dürfen, sollen sie auch in Zukunft für jeden einzelnen Sklaven hundert aurei Strafe zahlen.

Hieraus wird aber kaum abzuleiten sein, dass Körper der Oberbegriff über Vereine und andere Personenverbände ist. Die Stelle befasst sich allein mit den Unterschichtvereinen (collegia tenuiorum). Daher hätte Marcian hier kaum den Oberbegriff über alle oder einen Teil der Personenverbände gewählt. Es gibt keinen Anhaltspunkt dafür, dass Marcian im zweiten Satz eine allgemeine Aussage anfügen wollte. Der teilweise angenommene Wechsel zwischen „collegium“ und „corpus“ als Synonyme aus stilistischen Gründen,721 scheint hier in einem nüchternen Fachkommentar ebenfalls fehl am Platz.722 Vielmehr befasst sich der erste Satz mit der Aufnahme in den Verein. Bei dieser formellen, konstitutiven Handlung setzt Marcian, wie zu erwarten, den Begriff Verein (collegium). Im zweiten Satz hingegen gibt er eine Bestimmung über die bestellten Vertreter der Vereine wieder. Die bestellten Vertreter der Vereine repräsentieren die Mitglieder als Einheit. Diese hier repräsentierte Einheit ist der Körper (corpus), zu dem sich die Mitglieder unter dem Begriff des Vereins (collegium) organisiert haben. Daher spricht Marcian im zweiten Satz von den Geschäftsführern dieser Körper (curatores horum corporum). Damit bewegt sich Marcian, wie Paulus,723 auf derselben begrifflichen Grundlage wie Gaius in unserer Ausgangsquelle.724 Weiter sind in diesem Zusammenhang zwei Stellen aus dem Ediktkommentar Ulpians zu behandeln. In der ersten Stelle aus dem vierundzwanzigsten Buch spricht Ulpian von „den Vereinen und den übrigen Körpern“: Ulpianus libro vincensimo quarto ad edictum (D. 10.4.7.3) Item municipes ad exhibendum conveniri possunt, quia facultas est restituendi: nam et possidere et usucapere eos posse constat. idem et in collegiis ceterisque corporibus dicendum erit. Ebenso können die Bürger einer Gemeinde auf Herausgabe verklagt werden, weil sie die Fähigkeit haben herauszugeben, denn es steht fest, dass sie sowohl besitzen als auch ersitzen können. Das Gleiche wird wohl auch von den Vereinen und den übrigen Körpern zu sagen sein.

721 Savigny, System II, S. 260; Cracco Ruggini, Collegium e corpus. In: Istituzioni giur. e realtà polit., S. 90; dies., Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 140 f.; Tran, Membres des associations, S. 361. Mit beachtenswerter Erklärung Ferrara, Persone giuridiche, S. 12. Dagegen Fasciato, Associations professionelles. In: MAH 61 (1949), S. 237 ff. 722 Vgl. Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 444 f. 723 Paulus libro duodecimo ad Plautium (D. 34.5.20). 724 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.-1).

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

Die Quelle enthält wichtige Belege hinsichtlich des Besitzes der Personenverbände, die an dieser Stelle jedoch keine Rolle spielen können.725 Das Verhältnis von Verein und Körper ist bei Ulpian in der vorliegenden Stelle dasselbe wie oben bei Marcian,726 Paulus727 und Gaius.728 Auch hier bezeichnet „corpus“ die Mitglieder der Personenverbände, die unter dem Begriff des Vereins oder einem anderen Begriff zu einem einheitlichen Körper organisiert sind. Die zweite Stelle führt zu demselben Ergebnis, ist aber um eine interessante Facette reicher. An der zweiten Stelle behandelt Ulpian den „(Prozess-) Verteidiger der Bürger einer Gemeinde oder welches Körpers auch immer“: Ulpianus libro vicensimo sexto ad edictum (D. 12.2.34.1) Defensor municipum vel cuiusvis corporis iusiurandum deferre potest, si super hoc mandatum habeat. Der (Prozess-)Verteidiger der Bürger einer Gemeinde oder welches Körpers auch immer kann einen Eid ablegen, wenn er dazu ermächtigt ist.

Das Verständnis von Körper (corpus) ist offensichtlich dasselbe wie oben. Der Verteidiger bezieht seine Ermächtigung zur Eidleistung von den als Gemeinde zu einem einheitlichen Körper organisierten Bürgern oder den unter dem Begriff eines anderen Personenverbandes zu einem einheitlichen Körper organisierten Personen.729 Dabei wird deutlich, dass, wie wir bereits in der oben behandelten Stelle des pseudo-ulpianischen liber singularis regularum gesehen haben,730 sowohl öffentliche als auch private Verbände unter einem Begriff zu einem einheitlichen Körper (corpus) organisiert waren. Dieses Ergebnis bestätigt ein Auszug aus Ulpians achtem Buch über das Amt des Prokonsuls: Ulpianus libro octavo de officio proconsulis (D. 48.18.1.7): Servum municipum posse in caput civium torqueri saepissime rescriptum est, quia non sit illorum servus, sed rei publicae. idemque in ceteris servis corporum dicendum est: nec enim plurium servus videtur, sed corporis. Dass der Sklave der Bürger einer Gemeinde zu Lasten der Bürger gefoltert werden darf, ist sehr oft beschieden worden, weil er nicht deren Sklave sei, sondern der des Gemeinwesens. Und das Gleiche ist hinsichtlich der übrigen Sklaven, die Körpern gehören, festzustellen. Denn der Sklave gehört offenbar nicht vielen, sondern dem Körper. 725

Dazu 4. Abschnitt, II. 4. b). Marcianus libro secundo iudiciorum publicorum (D. 47.22.3.1). 727 Paulus libro duodecimo ad Plautium (D. 34.5.20). 728 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1. pr.-1). 729 A. A. Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 101, der in dem Plural „municipes“ eine Inkongruenz im Verhältnis zu dem Singular „corpus“ und damit einen Hinweis auf eine nachklassische Interpolation sieht. Zur verwendung von „municipes“ im Sinne der Gesamtheit vgl. Impallomeni, Persona Giuridica. In: NNDI 12, S. 1029; Brutti, Diritto privato, S. 240. Vgl. auch Jhering, Geist III/1, S. 358, Fn. 468. 730 Ps.-Ulp. 22.5. Dazu 2. Abschnitt, IV. 726

V. Überprüfung der Ergebnisse

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An dieser Stelle befasst sich Ulpian mit der Frage, ob der Sklave eines zu einem einheitlichen Körper organisierten Verbandes in einem Prozess gegen ein Mitglied des Verbandes unter der Folter befragt werden darf. Dies ist nur der Fall, wenn das einzelne Mitglied nicht als Eigentümer des Sklaven anzusehen ist.731 Im Falle von Sklaven der Gemeinden wurde bereits in einer Reihe von kaiserlichen Bescheiden eine Befragung zugelassen, weil als Eigentümer des Sklaven allein die Gemeinde anzusehen sei. Ulpian fordert daher eine konsequente Umsetzung des Konzepts der Einheit der unter einem Begriff zu einem Körper organisierten Verbände und vertritt, dass alle Sklaven, die im Eigentum eines unter irgendeinem Begriff organisierten Körpers stehen, gleich zu behandeln sind. Das Eigentum knüpft immer nur an den Körper an.732 Wir finden die Ergebnisse der Interpretation unserer Ausgangsquelle733 also in der übrigen juristischen Überlieferung bestätigt. „Corpus“ bezeichnet in der Fachsprache der Juristen der klassischen Zeit im Bereich des Rechts der Personenverbände, seien es private oder öffentliche, die Einheit der unter dem jeweiligen Begriff des Personenverbandes organisierten Mitglieder. 3. Die Inschriften Vor dem Hintergrund dieses Befundes für die juristische Fachliteratur wollen wir nun die inschriftlichen Zeugnisse des Rechtslebens betrachten. Dabei finden wir unsere Ergebnisse auch durch den im inschriftlichen Material dokumentierten allgemeinen Sprachgebrauch bestätigt. So bezeichnet der Verein der Elfenbein- und Zitronenholzhändler (collegium negotiatorum eborariorum aut citriariorum)734 in seiner inschriftlich überlieferten Satzung735 aus der Regierungszeit Hadrians736 ihre Vereinskasse als die Kasse des Körpers (arca corporis). Der Verein ist eindeutig als „collegium“ benannt. Dennoch wird im Sprachgebrauch der Satzung deutlich, dass die gemeinsame Kasse der Einheit der unter dem Begriff des Vereins zu einem Körper organisierten Mitglieder zugeordnet wird. 731 Tac., ann. 2, 30; Paul. Sent. 1.12.3; 5.16.5; Paulus libro quadragensimo sexto ad edictum (D. 29.5.6.1). Vgl. Mommsen, StrR, S. 414 m.w.N. 732 A. A.: Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 102 f. , der in dem Plural „municipes“ eine Inkongruenz im Verhältnis zu dem Singular „res publica“ und damit einen Hinweis auf eine nachklassische Interpolation sieht. 733 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1. pr.-1). 734 Hierbei handelt es sich um Händler und Handwerker, die Materialien für edle Möbel importieren und verarbeiten. Dazu Gradenwitz, Nochmals Statut der Elfenbeinarbeiter. In: SZ 12 (1892), S. 145; ders., Statut der Elfenbeinarbeiter. In: SZ 11 (1890), S. 76; Barnett, Ancient Ivories, S. 70 f.; Bollmann, Röm. Vereinshäuser, S. 270. Zur Verwendung des Zitronenholzes vgl. Paulus libro trigesimo tertio ad edictum (D. 19.1.21.2). Dazu Schermaier, Materia, S. 148. 735 CIL VI 33885. 736 Vgl. Paribeni, NSA 1928, S. 392 f., Fn. 2.

186

2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

Zudem zeigen die Inschriften, dass sich die Mitglieder der Vereine im laienhaften Sprachgebrauch häufig nur als Körper (corpus) bezeichneten und die Bezeichnung Verein (collegium) nur verwandten, wenn sie auf die Organisation als solche Bezug nahmen. So finden sich zwei Inschriften aus der Regierungszeit des Antoninus Pius,737 die dies besonders deutlich zeigen. Es handelt sich um zwei Inschriften des oben bereits erwähnten Vereins der Centonarii von Hispalis (Sevilla).738 Die erste, sehr fragmentarisch überlieferte Inschrift enthält einen Verweis auf die Befürwortung der Gründung durch Antoninus Pius:739 [Ex indulg]entia / [Imp(eratoris) Caesaris ...] T(iti) Aeli Hadrian]i Antonini Aug(usti) Pii ... [collegiu]m haberi centonarioru[m ---] / [corpor]e Hispalensium ho[mi]num [---] Durch die Gnade des Kaisers ... Titus Aelius Hadrianus Antoninus Pius ... einen Verein der Centonarii zu haben ... durch den Körper der Menschen von Hispalis ...

In dieser Inschrift bezeichnen die Aufsteller der Tafel ihre Vereinigung, wie wohl auch die ihnen vorliegende Genehmigung, als Verein der Centonarii ([collegiu]m centonarioru[m]). Wenn die Ergänzung der Bearbeiter richtig ist, bezeichnen sich die Mitglieder als Aufsteller der Tafel aber als Körper der Menschen von Hispalis ([corpor]e Hispalensium ho[mi]num). Die zweite Inschrift enthält eine Danksagung an den Kaiser anlässlich der Gründung.740 741

CIL II 1167 = CILA II/1, 6: [I]mp(eratori) Caes(ari) / [T(ito)]. Aelio. Hadr(iano) / Antonino. Aug(usto) / Pio. p(atri). p(atriae) / c(orpus). cento/nari[orum e]x / indu[lgentia ei]us / [c]ollegio 742 743 hominum / [Hispalens(ium) ... dumtax]at / [constituto d(onum) d(edit)] Dem Kaiser Titus Aelius Hadrianus Antoninus Augustus Pius, dem Vater des Vaterlands, hat der Körper der Centonarii, weil durch dessen Gnade der Verein der Menschen aus Hispalis mit bis zu ... (Mitgliedern) gegründet wurde, ein Geschenk gegeben.

737

Zur Datierung Liu, Collegia centonariorum, S. 47. Dazu 2. Abschnitt, V. 1. Vgl. Waltzing, Étude IV, S. 51. 739 AE 1987, Nr. 496. 740 Dazu Waltzing, Étude IV, S. 54, Nr. 33. 741 Der Text folgt im Wesentlichen der Rekonstruktion von González Fernández im CILA II/1, 6. 742 Mommsens im CIL II 1167 ergänzt hier centum. González Fernández im CILA II/1, 6 lässt die Zahl offen. 743 Rekonstruktion Mommsens im CIL II 1167. Die Rekonstruktion von González Fernández im CILA II/1, 6 wirft Probleme für das Verständnis der Stelle auf, da “collegio“ sicher überliefert ist. Er umgeht das Problem, indem er das Partizip auf die Centonarii bezieht, was sprachlich unmöglich ist. 738

V. Überprüfung der Ergebnisse

187

In der Danksagung an den Kaiser744 bezeichnen sich die Mitglieder in ihrer Eigenschaft als Aufsteller zunächst wieder als Körper diesmal der Centonarii ([c]orpus centonari[orum]). Dann nennen sie den Anlass des Geschenks an den Kaiser. Der Kaiser hat die Gründung ihres Vereins ([c]ollegium hominum [Hispalens(ium)]) unterstützt. Hier wird erneut der förmliche Begriff, unter dem die Centonarii organisiert sind, verwandt. Die Verwendung von Körper (corpus) und Verein (collegium) ist hier also nicht synonym.745 Wie wir gezeigt haben, ist der Wechsel zwischen beiden Begriffen vielmehr inhaltlich begründet. Handeln die Centonarii gemeinsam als Einheit, handelte der Körper der Centonarii (corpus centonariorum). Wurde auf die Organisationsform, zum Beispiel mit Bezug auf die Gründung, Bezug genommen, bezeichneten sie sich förmlich als Verein (collegium). Aus stilistischen Gründen mag die Bezeichnung der Aufsteller zwischen „die Menschen von Hispalis“ (hominum [Hispalens(ium)]) und der Funktionsbezeichnung „Centonarii“ wechseln. Es zeigt sich also, dass sich die Mitglieder der Personenverbände spätestens ab der Mitte des zweiten Jahrhunderts nach Christus mit dem Begriff, unter dem sie zur rechtlichen Einheit organisiert waren, bezeichneten, wenn sie förmliche, rechtserhebliche Handlungen ihres Verbandes beschrieben oder auf offizielle Dokumente Bezug nahmen. Namen die Mitglieder als Einheit lediglich tatsächliche Handlungen, wie das Aufstellen einer Statue oder Tafel, vor, so bezeichneten sie sich als Körper (corpus). Der durch ein Genitivattribut näher bestimmte Körper (z. B. corpus centonariorum) ist also Ausdruck für die zu einer Einheit organisierten Mitglieder eines Personenverbandes.746 Vereinzelt finden sich solche Beispiele auch schon in Inschriften des ersten Jahrhunderts nach Christus.747 Dieser Sprachgebrauch findet sich noch besonders deutlich in einer Inschrift748 aus dem Jahre 247 nach Christus.749 Über die Begründung eines Patronatsverhältnisses zwischen Bellus Licinianus und der Handwerkerschaft der fabri subaediani (Innenausstatter750) von Cordoba.751 744

CIL II 1167 = CILA II/1, 6. Vgl. unten 2. Abschnitt, VI. 746 De Visscher, Notion du corpus. In: Études III, S. 178 sieht demgegenüber die Vielheit (sens collectif) betont. Zudem hält er den Sprachgebrauch jedenfalls in klassischer Zeit für umgangssprachlich. Vgl. auch De Visscher, Les édits, S. 95 ff. 747 Z. B. CIL VI 8872. Dazu De Visscher, Notion du corpus. In: Études III, S. 178. 748 CIL II2 188. Dazu ausführlich Rodrígez Neila/Santero Santurino, „Hospitium“ y „Patronatus“. In: Habis 13 (1982), S. 137 ff. 749 Rodrígez Neila/Santero Santurino, „Hospitium“ y „Patronatus“. In: Habis 13 (1982), S. 141 f. 750 So Waltzing, Étude IV, S. 89; Lafer, Omnes collegiati, S. 52 f. Kritisch: Rodrígez Neila/Santero Santurino, „Hospitium“ y „Patronatus“. In: Habis 13 (1982), S. 148; Kneissl, Fabri. In: E fontibus haurire, S. 136 ff. 751 Dazu Waltzing, Étude IV, S. 89; Rodrígez Neila/Santero Santurino, „Hospitium“ y „Patronatus“. In: Habis 13 (1982), S. 146 f. 745

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

Die Inschrift spricht von dem Verein des Körpers der Innenausstatter (collegium corporis fabrorum sub(a)edianorum), wenn sie den formellen Beschluss zur Wahl des Patrons (cooptatio patroni) bekanntgibt,752 also eine formelle, zumindest im Innenrecht bindende Handlung des Vereins als solchen. Dabei ist bemerkenswert, dass die Innenausstatter von Cordoba ihre Vereinigung als Verein ihres Körpers (collegium corporis) bezeichneten. Hier wird also die zu einem Verein (collegium) organisierte Handwerkerschaft deutlich als Körper (corpus) aufgefasst.753 Demgegenüber bezeichneten sich die Innenausstatter, wenn sie ihre Aufnahme unter das Patronat des Bellus Licinianus bekannt gaben, nur als Körper der Innenausstatter (corpus fabror(um) sub(a)edianor(um)). Dies mag aus Gründen der Materialersparnis geschehen sein. Vielleicht stand hier aber auch im Vordergrund, dass das Patronatsverhältnis an den Körper als Einheit der Mitglieder anknüpfte. Jedenfalls bestätigt diese Inschrift erneut, dass „corpus“ die organisierten Mitglieder, die sich unter dem Begriff eines Vereins zusammenschlossen, bezeichnete. Dabei blieb in dem Verständnis der Laien häufig eine gewisse Spannung zwischen der organisatorischen Einheit und der dennoch empfundenen Vielheit der Mitglieder bestehen, die sich in der Verwendung von Verben im Plural niederschlug.754 Eine weitere Inschrift aus der Mitte des vierten Jahrhunderts nach Christus755 verdeutlicht besonders anschaulich die Funktion der unter dem Begriff des Vereins zu einem einheitlichen Gesamtkörper verbundenen Mitglieder als Anknüpfungspunkt von Rechten und Pflichten. Es handelt sich um den letzten Willen eines Haussohnes, worin er seinen Vater bittet, den Vereinen (collegia) der Stadt Praeneste756 ein Grundstück zu schenken, sowie ein weiteres günstig zu verkaufen.757 Der Fall wirft viele Fragen auf.758 Uns sollen aber nur die 752 Dazu Rodrígez Neila/Santero Santurino, „Hospitium“ y „Patronatus“. In: Habis 13 (1982), S. 145 f. 753 Anders: Rodrígez Neila/Santero Santurino, „Hospitium“ y „Patronatus“. In: Habis 13 (1982), S. 145 f. 754 Dazu Rodrígez Neila/Santero Santurino, „Hospitium“ y „Patronatus“. In: Habis 13 (1982), S. 145 f. m.w.N., deren Schlussfolgerungen wir jedoch nicht beitreten können. Vgl. auch Cracco Ruggini, Collegium e corpus. In: Istituzioni giur. e realtà polit., S. 89; Kurz, Methodische Bemerkungen. In: Acta Antiqua 8 (1960), S. 136 ff. 755 AE 1904, Nr. 108. Dazu Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 231 f.; Cuq, Une fondation. In: Nouv. Rev. hist. 28 (1904), S. 272; Gatti, Iscrizione. In: Studi e doc. di stor. e dir. 25 (1904), S. 80 f. 756 Vielleicht ist hierbei an eine Art Dachverband der Vereine der Stadt zu denken. Vgl. Ausbüttel, Vereine, S. 31. 757 Gatti, Iscrizione. In: Studi e doc. di stor. e dir. 25 (1904), S. 82, 86; Cuq, Une fondation. In: Nouv. Rev. hist. 28 (1904), S. 266; A. A.: Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 232. 758 Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 231 f.; Cuq, Une fondation. In: Nouv. Rev. hist. 28 (1904), S. 165 ff.

V. Überprüfung der Ergebnisse

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Formulierung einer Auflage, mit der die Schenkung erfolgen sollte, und eine parallele Formulierung hinsichtlich der Übertragung des von den Vereinen günstig erworbenen Grundstücks interessieren. An diesen beiden Stellen der auch ansonsten technisch formulierten Inschrift759 kommt besonders deutlich der Gedanke zum Ausdruck, dass es sich bei dem Körper eines Vereins (corpus collegii) um den Anknüpfungspunkt der Rechtspositionen des Vereins handelt. Bei der ersten Auflage, unter der die Schenkung erfolgen sollte, handelt es sich um ein Veräußerungsverbot, das die Vereine unabhängig von einem zukünftigen Wechsel der Mitglieder binden sollte:760 ... ea condicione ut isdem vel / (cu)ique in eorum iura corpusque successerit / (a)balienandi quocumque pacto potestas / non esset ... ... mit der Auflage, dass sie (die Vereine) oder wer auch immer in ihre Rechte und ihren Körper nachfolgt, nicht das Recht hat, durch irgendeine Vereinbarung (das Grundstück) zu veräußern ...

Die parallele Formulierung findet sich bei der Übertragung des entsprechend dem Wunsch des Sohnes besonders günstig an die Vereine zu veräußernden Grundstücks:761 ... quae eorum / iuri adque corpori cum supra dicta / condicione traderetur ... ... (das Grundstück), das ihrem Recht und Körper mit der oben genannten Auflage übertragen werden soll, ...

Hinsichtlich des Rechts der Vereine (ius collegiorum), in das ein Rechtsnachfolger eintreten kann oder in das ein Grundstück übergehen kann, verweist schon Cuq762 sicher zu Recht auf die parallele Formulierung des Rechts der Tempel (ius templorum) den Konstitutionen des Codex Theodosianus.763 Das Recht der Vereine (ius collegiorum) umfasst, wie später noch gezeigt werden wird, alle Rechtsposition des Vereins.764 Das Eigentum an dem Grundstück wird also den Rechtspositionen des Vereins hinzugefügt oder der Mitgliederbestand des Vereins wechselt, aber die Rechtspositionen des Vereins bleiben bestehen.765 759

Cuq, Une fondation. In: Nouv. Rev. hist. 28 (1904), S. 267; Gatti, Iscrizione. In: Studi e doc. di stor. e dir. 25 (1904), S. 87. 760 AE 1904, Nr. 108, Z. 13–16. Dazu Cuq, Une fondation. In: Nouv. Rev. hist. 28 (1904), S. 269. 761 AE 1904, Nr. 108, Z. 21–23. Dazu Gatti, Iscrizione. In: Studi e doc. di stor. e dir. 25 (1904), S. 84; Cuq, Une fondation. In: Nouv. Rev. hist. 28 (1904), S. 266. 762 Cuq, Une fondation. In: Nouv. Rev. hist. 28 (1904), S. 269, Fn. 3. 763 Cod. Theo. 10.1.8, 10.3.4, 10.3.5, 10.10.24. Dazu Steinwenter, Bedeutungen von ius. In: IURA 4 (1953), S. 138 f. 764 Dazu 2. Abschnitt, VIII. 765 Cuq, Une fondation. In: Nouv. Rev. hist. 28 (1904), S. 269 zur besonderen Situation der Berufsverbände im ausgehenden 4. Jh. n. Chr. Vgl. auch Bonfante, Successione. In: Studi Scialoja I, S. 539. Anders: Gatti, Iscrizione. In: Studi e doc. di stor. e dir. 25 (1904), S. 83.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

In diesem Zusammenhang interessiert uns jedoch zunächst nur der parallel stehende Körper der Vereine (corpus collegiorum). Dabei handelt es sich um die zu einem einheitlichen Körper organisierten Mitglieder jedes einzelnen Vereins. Dass „corpus“ hier im Singular steht, widerspricht dieser Annahme, wie wir bei Gaius im vierten Satz des principium unserer Ausgangsquelle gesehen haben (item collegia Romae certa sunt, quorum corpus)766, nicht. Wie bei Gaius wird der Bezug zu der Vielzahl der Vereine durch die Pronomina gewahrt. In dieser Inschrift kommt die Funktion der unter dem Begriff des Vereins zu einem einheitlichen Gesamtkörper verbundenen Mitglieder als Anknüpfungspunkt von Rechten und Pflichten besonders deutlich zum Tragen. Beim Eintritt neuer Mitglieder in die Rechtspositionen des Personenverbandes bleibt der Körper als Anknüpfungspunkt der Rechte bestehen.767 Die neuen Mitglieder treten in den Körper ein. Bliebe der Körper nicht bestehen, gingen die an ihn anknüpfenden Rechtspositionen unter. Daher ist die zweite Hälfte der Bedingung eigentlich juristisch überflüssig. Hier zeigt sich, dass auch juristisch gebildete Personen, wie der Schreiber der Vorlage dieser Inschrift, sich in der Praxis nicht immer auf den rechtlich gesicherten Fortbestand der Identität des Vereins verließen. Zwar war ihm bewusst, dass der Körper der Vereine und die daran geknüpften Rechtspositionen auch bei einem Mitgliederwechsel bestehen blieben. Dennoch betonte er, dass damit auch die Pflichten bestehen bleiben sollten. Unsere Interpretation der ersten Stelle dieser Inschrift wird insbesonders durch die zweite Stelle bestätigt. Das Grundstück wird „dem Recht und Körper der Vereine“ (ius adque corpus collegiorum) übertragen. Auch hier knüpft die Rechtsposition des Vereins an den Körper des Vereins (corpus collegii) an. Anknüpfungspunkt der Rechtspositionen eines Personenverbandes war also der aus den zum Personenverband organisierten Mitgliedern bestehende Gesamtkörper.

VI. Corpus und collegium als Synonyme Das juristische Konzept des Körpers (corpus) als die unter einem Begriff zur Einheit organisierten Mitglieder der Personenverbände im juristischen Sprachgebrauch führte jedoch dazu, dass der Unterschied zwischen dem Körper und dem die Mitglieder zu einer Einheit verklammernden Begriff, zum Beispiel des Vereins (collegium), in der täglichen Praxis mit der Zeit zuneh-

766 767

Vgl. Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.). Zum Fortbestand des corpus unten 4. Abschnitt, III.

VI. Corpus und collegium als Synonyme

191

mend an Schärfe verlor. Dies zeigt sich in den Inschriften.768 Ein bekanntes Beispiel ist die Satzung des Kultvereins des Silvanus (lex familiae Silvani)769 aus der antiken Gemeinde Trebula Mutuesca, heute bei Monteleone Sabino in der Provinz Rieti in der Region Latium, um das Jahr 60 nach Christus.770 Die Satzung leitet eine Regelung für den Fall, dass ein Mitglied aus dem Verein verstirbt mit den Worten ein: „qui ex ea familia decesserit“ (wer aus dem Verein (Familie genannt)771 stirbt).772 Eine weitere Regelung, deren unsaubere Formulierung das Verständnis erschwert,773 die den Austritt eines Mitglieds regelt, beginnt: „qui ex eo corpore decesserit“ (wer aus diesem Körper austritt).774 Ein inhaltlicher Grund für die Wahl einmal des formellen Begriffs „familia“ und einmal der Einheit der Mitglieder „corpus“ ist nicht ersichtlich. In beiden Fällen scheidet ein Mitglied aus dem Verein aus und damit der Einheit der Mitglieder aus. Ob dies durch den Tod oder einen Willensakt des ausscheidenden Mitglieds geschieht, hat nur Auswirkungen auf die Rechtsfolgen. Der Sachverhalt ist im Kern der gleiche. Der formelle Begriff, „familia“, unter dem die Mitglieder zur Einheit organisiert sind, und der Körper (corpus), den

768

Vgl. De Visscher, Les édits, S. 95 ff.; Cracco Ruggini, Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 140 f. Demgegenüber möchte Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 444 ff. hierunter auch einige der oben behandelten Digestentexte einordnen, die er für interpoliert hält. Vgl. auch Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 398. 769 AE 1929, Nr. 161. Vgl. auch Paribeni, NSA 1928, S. 387 ff.; Friggeri, Epigraphic Collection, S. 173 f. Dazu Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 376 ff. 770 Paribeni, NSA 1928, S. 392 f., Fn. 2; De Robertis, Contributi I. In: Scritti II, S. 19; Ausbüttel, Vereine, S. 65; Jacques, Les cités, S. 219; Dorcey, Cult of Silvanus, S. 85; Ebel, Attraktivität, S. 48; Flambard, Éléments. In: La mort, S. 223. Wenig später Friggeri, Epigraphic Collection, S. 173 f. 771 Nach Paribeni, NSA 1928, S. 394, De Robertis, Contributi I. In: Scritti II, S. 49 ff. und Dorcey, Cult of Silvanus, S. 84, Fn. 2 ein ungewöhnlicher Name für einen Verein. A. A.: Schnorr von Carolsfeld, Rezension: De Robertis, Contributi. In: SZ 56 (1936), S. 319 f.; Friggeri, Epigraphic Collection, S. 174. 772 Vgl. Paribeni, NSA 1928, S. 394 f.; Ausbüttel, Vereine, S. 65; Dorcey, Cult of Silvanus, S. 86; Ebel, Attraktivität, S. 49. 773 Paribeni, NSA 1928, S. 395; Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 377; Ausbüttel, Vereine, S. 66; Jacques, Les cités, S. 220; Dorcey, Cult of Silvanus, S. 86. 774 Zum Problem der unterschiedlichen Bedeutung von „decedere“: Für „austreten“ sprach sich schon Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 378 ff. aus. Ihm folgen Ausbüttel, Vereine, S. 66 und Ebel, Attraktivität, S. 48 ff. Für „versterben“ sprechen sich Paribeni, NSA 1928, S. 395; De Robertis, Contributi I. In: Scritti II, S. 27; Jacques, Les cités, S. 219 f.; Dorcey, Cult of Silvanus, S. 86 und Friggeri, Epigraphic Collection, S. 174 aus, die eine Nachfolgeregelung annehmen. In diesem Fall kämen wir aber erst recht zu keinem anderen Ergebnis, da dann beide Formulierungen vollends parallel wären.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

sie als Einheit bilden, werden hier nicht unterschieden. Die Ausdrücke „familia“ und „corpus“ werden synonym verwandt.775 Die gleiche Ungenauigkeit im Ausdruck finden wir in der oben bereits erwähnten Satzung des im Jahr 133 nach Christus gegründeten Kultvereins der Diana und des Antinoos (collegium salutare Dianae et Antinoi).776 Überwiegend bezeichnet die Satzung den Verein als „collegium“. Dies entspricht der Bezeichnung in dem auf der Tafel zitierten Senatsbeschluss, der die Gründungsgenehmigung enthält. Wenn es jedoch um Einzelne aus der Zahl der Mitglieder geht, wechselt der Ausdruck zwischen „collegium“ und „corpus“.777 In Zeile 23 der ersten Spalte der Inschrift steht eine Regelung für den Fall, dass „jemand aus diesem unserem Körper ... verstirbt“ (quisquis ex hoc corpo/re n(ostro) ... decesserit). In Zeile 27 der ersten Spalte beschreibt die Satzung die Abordnung von „drei aus unserem Körper ausgewählten Menschen“ (electi ex corpore n(ostro) homines tres) zur Bestattung eines in einem Zwanzigmeilenradius um die Stadt, vermutlich Lanuvium, verstorbenen Mitglieds. Demgegenüber regelt die Satzung in Zeile 3 der zweiten Spalte ein Scheinbegräbnis für „einen verstorbenen Sklaven aus diesem Verein“ (q[ui]squis ex hoc collegio servus defunctus), den sein Eigentümer oder seine Eigentümerin nicht ordnungsgemäß bestattet hat. Zudem ist in Zeile 7 der zweiten Spalte der Inschrift eine Sonderabgabe für „einen Sklaven aus diesem Verein, der freigelassen wird“ (quisquis servus ex hoc collegio liber factus fuerit) vorgesehen. Insbesondere die Regelungen über die verstorbenen Vereinsmitglieder in Zeile 23 der ersten Spalte und Zeile 3 der zweiten Spalte zeigen, dass auch hier Verein (collegium) und Körper (corpus) austauschbar sind.778 Auch hier werden beide Ausdrücke synonym verwandt.779 Wir haben also gesehen, dass in der Laiensphäre die juristische, begriffliche Scheidung zwischen dem Begriff, unter dem die Mitglieder eines Personenverbandes zur Einheit organisiert sind, und dem Begriff des Körpers (corpus), der diese Einheit bezeichnet, nicht immer sauber geschieden wurde. So konnten Körper (corpus) und Verein (collegium) auch in rechtlich relevanten Dokumenten, wie den Satzungen der Vereine, als Synonyme verwandt werden.

775 Jacques, Les cités, S. 219; Cracco Ruggini, Collegium e corpus. In: Istituzioni giur. e realtà polit., S. 85. 776 Ratti, Antica iscrizione. In: Diss. d. Pont. Acc. 2 (1825), S. 439; Friggeri, Epigraphic Collection, S. 175 f.; Ebel, Attraktivität, S. 12 ff. Vgl. oben 2. Abschnitt, V. 1. 777 Cracco Ruggini, Collegium e corpus. In: Istituzioni giur. e realtà polit., S. 86; Ebel, Attraktivität, S. 13; Ausbüttel, Vereine, S. 19. 778 Cracco Ruggini, Collegium e corpus. In: Istituzioni giur. e realtà polit., S. 86. 779 Cracco Ruggini, Collegium e corpus. In: Istituzioni giur. e realtà polit., S. 86; Ebel, Attraktivität, S. 13 f.

VII. Corpus als wirtschaftliche Vereinigung

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VII. Corpus als wirtschaftliche Vereinigung Dieser laienhafte Sprachgebrauch780 mag dafür verantwortlich sein, dass die unter den Adoptivkaisern zunehmend mit staatlicher Förderung gebildeten wirtschaftlichen Vereinigungen zur Versorgung Roms allein unter dem Begriff Körper (corpora) gebildet wurden.781 Während wir aus dem Briefwechsel Plinius des Jüngeren mit Kaiser Traian wissen, dass dieser Kaiser der Gründung von Vereinen noch grundsätzlich aus politischen Gründen misstrauisch gegenüberstand,782 begann dennoch unter ihm die Förderung dem Staat nützlicher wirtschaftlicher Vereinigungen.783 Dabei handelte es sich in erster Linie um Vereinigungen, die der Versorgung der Stadt Rom dienten.784 Diese Politik 780

Zu solchen Wechselwirkungen zwischen dem laienhaften Sprachgebrauch und dem der kaiserlichen Kanzlei Steinwenter, Bedeutungen von ius. In: IURA 4 (1953), S. 128 f. 781 Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, S. 54; Fasciato, Associations professionelles. In: MAH 61 (1949), S. 237 ff.; Olivecrona, D.3.4.1. In: IURA 5 (1954), S. 185; Graeber, Untersuchungen, S. 9 f. Vgl. zu einer späteren terminologischen Entwicklung im Osten des Reiches Zimmermann, Handwerkervereine, S. 186. 782 Plin. min., ep. 10.34; 10.93. Dazu Schumann, De collegiis, S. 37 f.; Drioux, Associations, S. 13; Leicht, Corporazioni, S. 42; Cracco Ruggini, Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 85, 87 f.; dies., Stato e associazioni. In: Akten des VI. Int. Kongr. für griech. und lat. Epigr., S. 278; Clemente, Patronato nei collegia. In: Studi classici e orientali 21 (1972), S. 157 f.; Jolowicz, Roman Foundations, S. 130; Cotter, Collegia. In: Voluntary Associations, S. 83 f.; Schulz-Falkenthal, Römische Handwerkerkollegien. In: WZ HalleWittenberg 22/2 (1973), S. 22; Gutsfeld, Vereinigungswesen. In: Gesellschaften im Vergleich, S. 31; Brutti, Diritto privato, S. 239. Einschränkend Arnaoutoglou, Collegia in Asia Minor. In: RIDA 49 (2002), S. 37 f. 783 Aur. Vict., de Caes. 13, 1; Ulpianus de officio praetoris tutelaris (Frag. Vat. 233). Dazu Drioux, Associations, S. 13; Maué, Praefectus Fabrum, S. 38 ff.; Gérard, Corporations ouvrières, S. 22 f.; Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 389; ders., Étude I, S. 153 f.; Lo Bianco, Collegi Artigiani, S. 49; Bandini, Appunti, S. 92 ff.; Leicht, Corporazioni, S. 42; Fasciato, Associations professionelles. In: MAH 61 (1949), S. 239; SchulzFalkenthal, Untersuchungen, S. 100; De Robertis, Storia II, S. 97 ff.; Cracco Ruggini, Collegium e corpus. In: Istituzioni giur. e realtà polit., S. 76 ff.; dies., Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 87, 130 ff.; dies., Stato e associazioni. In: Akten des VI. Int. Kongr. für griech. und lat. Epigr., S. 278; Bakker, Les boulangeries. In: Ostia, S. 183; Diosono, Collegia, S. 36. Vgl. auch Bleicken, Verf.- und Sozialgeschichte II, S. 91 f.; Liu, Government and Collegia. In: Tall order, S. 305 f.; Sirks, Qui annonae serviunt, S. 164; ders., Food for Rome, S. 81; Herz, Wirtschaftsgesetzgebung, S. 110 ff.; Weber, Kollegienwesen. In: Gesellschaft und Wirtschaft, S. 111 f., 115; Japella Contardi, Propaganda imperiale, S. 25 f.; Zimmermann, Handwerkervereine, S. 175 ff. Eine schleichende Entwicklung seit der frühen Kaiserzeit nimmt Matthiass, Zwangsverbände. In: FS Buchka, S. 16 ff. an. 784 Vgl. im Rückblick Cod. Theo. 14.2.1. So Cracco Ruggini, Collegium e corpus. In: Istituzioni giur. e realtà polit., S. 78; dies., Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 86 ff.; Schulz-Falkenthal, Römische Handwerkerkollegien. In: WZ Halle-Wittenberg 22/2 (1973), S. 25; Matthiass, Zwangsverbände. In: FS Buchka, S. 16 ff.; Bakker, Les boulangeries. In: Ostia, S. 183.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

setzte sich, wie die von Callistratus in seinem ersten Buch über die richterlichen Untersuchungen zitierten kaiserlichen Verfügungen zeigen, unter seinen Nachfolgern fort.785 Dies führte noch unter den Adoptivkaisern zur Gründung neuer wirtschaftlicher Vereinigungen. Diese wurden zunehmend unter der Bezeichnung Körper (corpus) gegründet.786 Damit wurde „corpus“ zu einem der Begriffe, unter denen sich Personenverbände organisierten.787 Unter den Severern wurden solche wirtschaftlichen Vereinigungen bereits in offiziellen Dokumenten als Körper (corpora) angesprochen.788 Bei Callistratus in seinem ersten Buch über die richterlichen Untersuchungen789 lässt sich der durch die kaiserliche Kanzlei vorgegebene Wandel in der juristischen Terminologie nachvollziehen.790 Die Stelle bereitet durch ihre grammatikalische Konstruktion Verständnisprobleme.791 Jedoch enthält sie eine Reihe entscheidender Informationen zur Entwicklung der Vereinspolitik unter den Adoptivkaisern792 und ihre Auswirkungen auf die juristische Terminologie. Callistratus, der unter den Severern schrieb,793 behandelt hier allgemein die an die Mitglieder von Vereinigungen gewährten Privilegien in Form von Befreiungen (immunitates) von öffentlichen Lasten (munera).794 Dabei 785

Callistratus libro primo de cognitionibus (D. 50.6.6.3-13). Dazu Cracco Ruggini, Collegium e corpus. In: Istituzioni giur. e realtà polit., S. 76 ff.; Schulz-Falkenthal, Lage der römischen Berufskollegien. In: WZ Halle-Wittenberg 15/2 (1966), S. 286 ff.; ders., Untersuchungen, S. 100; ders., Römische Handwerkerkollegien. In: WZ Halle-Wittenberg 22/2 (1973), S. 25 f. 786 Vgl. De Visscher, Les édits, S. 97; Bandini, Appunti, S. 111; Bakker, Les boulangeries. In: Ostia, S. 183. Eine teilweise Umwandlung alter collegia nimmt Fasciato, Associations professionelles. In: MAH 61 (1949), S. 239 an. 787 Vgl. Callistratus libro primo de cognitionibus (D. 50.6.6.13 in Verbindung mit D. 50.6.6.6) im Vergleich zu Marcianus libro secundo iudiciorum publicorum (D. 47.22.3.2). 788 CIL III 14165: navicularii marini Arelatenses quinque corporum (201 n. Chr.). Dazu Schulz-Falkenthal, Handwerkerkollegien. In: Altertum 20/1 (1974), S. 32; Cracco Ruggini, Collegium e corpus. In: Istituzioni giur. e realtà polit., S. 74 f. und 87 mit weiteren Beispielen in Fn. 72. Später vgl. Cod. Theo. 13.5.16 pr. (380 n. Chr.). Dazu Harries, Introduction. In: Theodosian Code, S. 11. 789 Kotz-Dobrž, Callistratus. In: RE Suppl. III, Sp. 228. 790 Callistratus libro primo de cognitionibus (D. 50.6.6.12). 791 Kunkel, Herkunft und soziale Stellung, S. 235; Kotz-Dobrž, Callistratus. In: RE Suppl. III, Sp. 226 und Kalb, Roms Juristen, S. 118 ff. sehen in seiner Sprache einen Hinweis auf eine griechischsprachige Herkunft. 792 Cracco Ruggini, Collegium e corpus. In: Istituzioni giur. e realtà polit., S. 76 ff. 793 Kotz-Dobrž, Callistratus. In: RE Suppl. III, Sp. 225, 228; Groag, Collegien und Zwangsgenossenschaften. In: VSWG 2 (1904), S. 482; Sünskes Thompson, Aufstände und Protestaktionen, S. 5. 794 Vgl. das inschriftlich erhaltene Reskript der Kaiser Septimius Severus und Caracalla über die Privilegien des collegium centonariorum bei Cuntz, Reskript. In: Jhh. d. österr. archäol. Inst. 18 (1915), S. 99 ff.; Weber, Inschr. der Steiermark, S. 199 ff. Nr. 149. Allgemein Lo Bianco, Collegi Artigiani, S. 51 f.; Bleicken, Verf.- und Sozialgeschichte I, S. 92; De

VII. Corpus als wirtschaftliche Vereinigung

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spricht er einerseits von einigen Vereinen (collegia), denen Befreiungen verliehen wurden. Parallel behandelt er aber die seit den Adoptivkaisern gegründeten wirtschaftlichen Vereinigungen, die Körper (corpora):795 Callistratus libro primo de cognitionibus (D. 50.6.6.12) Quibusdam collegiis vel corporibus, quibus ius coeundi lege permissum est, immunitas tribuitur: scilicet eis collegiis vel corporibus, in quibus artificii sui causa unusquisque adsumitur, ut fabrorum corpus est et si qua eandem rationem originis habent, id est idcirco instituta sunt, ut necessariam operam publicis utilitatibus exhiberent. nec omnibus promiscue, qui adsumpti sunt in his collegiis, immunitas datur, sed artificibus dumtaxat. nec ab omni aetate allegi possunt, ut divo Pio placuit, qui reprobavit prolixae vel inbecillae admodum aetatis homines. sed ne quidem eos, qui augeant facultates et munera civitatium sustinere possunt, privilegiis, quae tenuioribus per collegia distributis concessa sunt, uti posse plurifariam constitutum est. Einigen Vereinen oder den Körpern, denen das Recht, zusammenzutreten, von Gesetzes wegen gestattet ist, wird Befreiung (von öffentlichen Lasten) gewährt: das heißt jenen Vereinen und den Körpern, in die man wegen seines Handwerks aufgenommen wird, wie der Körper der Handwerker einer ist und wenn sie aus demselben Grund bestehen, das heißt, deshalb errichtet wurden, damit sie notwendige Arbeit zum öffentlichen Nutzen erledigen. Und es wird nicht ohne Unterschied allen, die in diese Vereine aufgenommen wurden, Befreiung gewährt, sondern nur den Handwerkern. Und man kann nicht von jedem Alter an aufgenommen werden, wie es dem vergöttlichten Pius gefiel, der die alten und schwachen Menschen ausschloss. Dass aber diejenigen, die die Mittel der Gemeinden mehren und ihre Lasten tragen können, nicht die Privilegien, die den über die Vereine verteilten einfachen Leuten gewährt werden, nutzen können, ist vielfach angeordnet worden.

Den mit staatlicher Unterstützung gegründeten Vereinigungen wurde also das Recht, zusammenzutreten (ius coeundi), von Gesetzes wegen eingeräumt.796 Auf welches Gesetz Callistratus hier Bezug nimmt, ist unklar. Teilweise wird angenommen, dass es sich hierbei um die bereits von Caesar oder Augustus erlassene lex Iulia de collegiis797 handelt.798 Als Hinweis hierauf wird angese-

Robertis, Storia II, S. 125 f.; Schulz-Falkenthal, Lage der römischen Berufskollegien. In: WZ Halle-Wittenberg 15/2 (1966), S. 287 ff. 795 A. A. Sirks, Qui annonae serviunt, S. 179 f.; ders., Food for Rome, S. 93. Andere Gliederung Savagnone, Corporazioni. In: BIDR 59–60 (1956), S. 97 f., 100; 796 Radin, Legislation, S. 106. Dies lässt sich noch nicht für die navicularii aus unserer Ausgangsquelle (Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1. pr.)) herauslesen, wie Diosono, Collegia, S. 15 meint. A. A. Groag, Collegien und Zwangsgenossenschaften. In: VSWG 2 (1904), S. 482, der ein allgemeineres Gesetz annimmt. 797 Dazu im 3. Abschnitt, VI. und VII. 798 D’Ors, Epigrafía jurídica, S. 393; De Robertis, Storia II, S. 99; Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 70; Weber, Kollegienwesen. In: Gesellschaft und Wirtschaft, S. 113; Tran, Associations privées. In: Collegia, S. 76.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

hen, dass die Vereinigungen zur Verrichtung notwendiger Arbeiten im öffentlichen Interesse gegründet wurden.799 Es scheint jedoch nicht unwahrscheinlich, dass unter den Adoptivkaisern eine neue gesetzliche Grundlage für die geförderten wirtschaftlichen Vereinigungen geschaffen wurde.800 Daneben sind bis unter Alexander Severus Verleihungen des Versammlungsrechts durch den Senat noch inschriftlich bezeugt.801 Daher nimmt Saumagne aufgrund des Berichts über die Gründung neuer wirtschaftlicher Vereinigungen unter Alexander Severus802 an, dass dieser im Zusammenhang damit ein solches Gesetz erlassen habe.803 Dafür könnte sprechen, dass Alexander Severus nach Auskunft der Historia Augusta neben der Einrichtung neuer wirtschaftlicher Vereinigungen als Körper (corpora)804 deren gerichtliche Vertretung und die Zuständigkeit805 neu geregelte:806 Sciptores Historiae Augustae, Alexander Severus 33, 2 corpora omnium constituit vinariorum, lupinariorum, caligariorum et omnino omnium artium isque ex ses[s]e defensores dedit et iussit, qui ad quos iudices pertineret. Er richtete Körper aller Weinhändler, Hülsenfruchthändler, Schuhmacher und überhaupt aller Handwerke ein und gab ihnen Verteidiger aus ihren Reihen und ordnete an, wer in die Zuständigkeit welcher Richter fiel.

Es ist also durchaus vorstellbar, dass Alexander Severus die Regelungen für den unter den Adoptivkaisern begonnenen Aufbau von wirtschaftlichen Vereinigungen als Ansprechpartner für die Verwaltung des Reiches in einer Kodifikation ordnete.807 Ob eine solche Kodifikation das Gesetz ist, dass Callistratus vor 799 De Robertis, Storia II, S. 99; Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991– 1992), S. 70; Weber, Kollegienwesen. In: Gesellschaft und Wirtschaft, S. 113. Vgl. dazu Sünskes Thompson, Aufstände und Protestaktionen, S. 5. 800 In diese Richtung könnte Cod. Theo. 14.2.1 deuten. So Diosono, Collegia, S. 38 f. 801 Vgl. die Aufstellung bei Liu, Collegia centonariorum, S. 105. Vgl. Waltzing, Étude II, S. 69 ff.; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 464; Fn. 27. 802 SHA, Alex. Sev. 33, 2. 803 Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 462. 804 Matthiass, Zwangsverbände. In: FS Buchka, S. 35. A. A. Liebenam, Röm. Vereinswesen, S. 49. 805 Drioux, Associations, S. 29 nimmt eine Regelung über eine Verbandsgerichtsbarkeit an. 806 In einen anderen Zusammenhang gehört wohl die Steuergesetzgebung zur Finanzierung der öffentlichen Bäder, die nach SHA, Alex. Sev. 24, 5 bestimmte Produktionszweige der Textil- und Schmuckherstellung belastete. A. A. Liebenam, Röm. Vereinswesen, S. 49 f. Kritisch zum Ganzen: Herz, Wirtschaftsgesetzgebung, S. 172 ff. Vgl. auch Matthiass, Zwangsverbände. In: FS Buchka, S. 35 ff. 807 Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 389; Groag, Collegien und Zwangsgenossenschaften. In: VSWG 2 (1904), S. 491 f.; Diosono, Collegia, S. 39. Vgl. auch Cracco Ruggini, Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 110 f.

VII. Corpus als wirtschaftliche Vereinigung

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Augen hatte, lässt sich nicht mit Sicherheit ausschließen, zumal eine sichere Datierung der Schriften des Callistratus nicht möglich ist. Kotz-Dobrž datiert die Schriften des Callistratus auf die Regierungszeit von Septimius Severus und Carcalla.808 Der Text des Callistratus zeigt uns, dass jedenfalls zu seiner Zeit das mit der Rechtsetzung des Alexander Severus in Verbindung gebrachte Zwangsverbandswesen809 noch nicht voll entwickelt war, sondern weiterhin die Leistungen an den Staat mit Privilegien vergolten wurden.810 So viel also auch für eine Rechtsetzung des Alexander Severus im Bereich der wirtschaftlichen Vereinigung spricht, so wenig lässt sich ein Zusammenhang mit dem von Callistratus genannten Gesetz aufzeigen. Für die Annahme, dass es sich bei dem von Callistratus erwähnten Gesetz ebenso wenig um die lex Iulia de collegiis handelt, spricht die nähere Bestimmung der Körper (corpora), denen das Gesetz das Recht, zusammenzutreten (ius coeundi) gibt. Es handelt sich nur um Körper, in denen ausschließlich Handwerker zusammengeschlossen sind, um notwendige Arbeiten im öffentlichen Interesse zu verrichten. Dies sind die Tatbestandsvoraussetzungen, um das Recht, zusammenzutreten (ius coeundi), aus dem Gesetz in Anspruch nehmen zu können. Wichtig ist hier zu erkennen, dass die näheren Bestimmungen sich immer nur auf die Körper (corpora) beziehen.811 Diese zeigt sich deutlich an den Beispielen. So dient als Beispiel für die nähere Bestimmung der Körper (corpora) allein der Körper der Handwerker (corpus fabrorum). Dabei scheint es sich nicht um den seit alters her bestehenden Verein der Holzhandwerker (collegium

808 Kotz-Dobrž, Callistratus. In: RE Suppl. III, Sp. 225. Ebenso Groag, Collegien und Zwangsgenossenschaften. In: VSWG 2 (1904), S. 482; Cuntz, Reskript. In: Jhh. d. österr. archäol. Inst. 18 (1915), S. 102; Bandini, Appunti, S. 94. 809 Labat, Collèges d’artisans, S. 32 ff.; Radin, Legislation, S. 106 f.; Liebenam, Röm. Vereinswesen, S. 49; Bandini, Appunti, S. 96 ff.; Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, S. 54; Orestano, Problema delle Fondazioni, S. 155 ff.; Schulz-Falkenthal, Lage der römischen Berufskollegien. In: WZ Halle-Wittenberg 15/2 (1966), S. 287; ders., Römische Handwerkerkollegien. In: WZ Halle-Wittenberg 22/2 (1973), S. 26. Ähnlich Leicht, Corporazioni, S. 42 ff. Einschränkend Japella Contardi, Propaganda imperiale, S. 54 ff. Vgl. auch am Beispiel der navicularii Jones, Roman Economy, S. 57 ff. Kritisch hinsichtlich der Quellenlage Fasciato, Associations professionelles. In: MAH 61 (1949), S. 239. Später Grosso, Storia, S. 430 f. Diokletian schreibt Groag, Collegien und Zwangsgenossenschaften. In: VSWG 2 (1904), S. 484 ff. die ersten Regelungen dieser Art zu. 810 Groag, Collegien und Zwangsgenossenschaften. In: VSWG 2 (1904), S. 483; De Robertis, Storia II, S. 125 f.; Schulz-Falkenthal, Lage der römischen Berufskollegien. In: WZ Halle-Wittenberg 15/2 (1966), S. 287; ders., Römische Handwerkerkollegien. In: WZ HalleWittenberg 22/2 (1973), S. 25; Sünskes Thompson, Aufstände und Protestaktionen, S. 5; Zimmermann, Handwerkervereine, S. 182 ff.; Tran, Clubs ou corporations. In: Ancient Society 41 (2011), S. 209. 811 Ähnlich De Robertis, Storia II, S. 120.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

fabrum tignariorum)812 oder einen ähnlichen unter der lex Iulia de collegiis gegründeten Verein zu handeln.813 Zum einen erhielten diese Vereine das Versammlungsrecht (ius coeundi) durch Senatsbeschluss und nicht aus einem Gesetz (ex lege).814 Zum anderen war die lex Iulia de collegiis nicht auf bestimmte Typen von Vereinen beschränkt. Callistratus scheidet streng zwischen den seit den Adoptivkaisern neu gegründeten wirtschaftlichen Vereinigungen, den Körpern (corpora), und den älteren Vereinen (collegia).815 Den Körpern kommen die Privilegien grundsätzlich immer zu, da sie nur Ausübende der vom Staat geförderten Berufe aufnehmen dürfen.816 Die Vereine werden nur insoweit gefördert, wie sie Ausübende der vom Staat geförderten Berufe aufnehmen.817 Das heißt, dass sie zwar Mitglieder, die nicht Ausübende der vom Staat geförderten Berufe sind, aufnehmen können.818 Diese gelangen aber nicht in den Genuss der Privilegien.819 Jedoch werden an die armen Mitglieder der Vereine besondere Privilegien vergeben. Dies ist vielleicht für die Körper nicht erforderlich, da in sie ursprünglich nur solvente Unternehmer aufgenommen wurden.820 Aus diesen Überlegungen wird wahrscheinlich, dass bereits unter den Adoptivkaisern eine gesetzliche Grundlage für die geförderten wirtschaftlichen Vereinigungen geschaffen wurde, die jedoch die Verleihungen des Versammlungsrechts durch den Senat aufrechterhielt. Jedoch wird das Gesetz neue Genehmigungsvoraussetzungen vorgesehen haben, so dass, wie die In-

812

Z. B. CIL VI 10299. Undeutlich Bandini, Appunti, S. 93 f. 814 Collegium fabrorum tignariorum: AE 1935, Nr. 25 = AE 1963, Nr. 17; CIL IX 2213. 815 Groag, Collegien und Zwangsgenossenschaften. In: VSWG 2 (1904), S. 482 f. A. A.: Cracco Ruggini, Collegium e corpus. In: Istituzioni giur. e realtà polit., S. 78, die keinen Unterschied annimmt. 816 Vgl. Callistratus libro quarto de cognitionibus (D. 27.1.17.2). Vgl. Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 394 und zu Vorgängerverbänden S. 357. Vgl. auch Herz, Kollegien in Ostia. In: E fontibus haurire, S. 296 ff. A. A. Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, S. 53. 817 Vgl. das inschriftlich erhaltene Reskript der Kaiser Septimius Severus und Caracalla über die Privilegien des collegium centonariorum bei Cuntz, Reskript. In: Jhh. d. österr. archäol. Inst. 18 (1915), S. 99 ff.; Weber, Inschr. der Steiermark, S. 199 ff. Nr. 149. Dazu Schulz-Falkenthal, Lage der römischen Berufskollegien. In: WZ Halle-Wittenberg 15/2 (1966), S. 287 ff. Vgl. auch Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 389, 394. 818 De Robertis, Storia II, S. 122; Weber, Inschr. der Steiermark, S. 203; SchulzFalkenthal, Lage der römischen Berufskollegien. In: WZ Halle-Wittenberg 15/2 (1966), S. 289; Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 357, 372 f. 819 De Robertis, Storia II, S. 121 f.; Schulz-Falkenthal, Lage der römischen Berufskollegien. In: WZ Halle-Wittenberg 15/2 (1966), S. 289. 820 Lo Bianco, Collegi Artigiani, S. 25 f.; Kolb, Rom, S. 480. 813

VIII. Das ius corporis

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schriften bezeugen,821 der Senat die Genehmigung nach dem Gesetz (ex lege) beschloss.822 Verein (collegium) und Körper (corpus) konnten also spätestes seit der Regierung der Severer auch in den juristischen Schriften als Begriffe, unter denen Personenverbände zur Einheit eines Körpers organisiert waren, verwandt werden. Die sich daraus ergebenden terminologischen Spannungen wurden den Juristen durch den Wortlaut der kaiserlichen Regelungen aufgezwungen.823 Das Bestehen der unter dem Begriff „corpus“ gegründeten Vereinigungen konnte von den Juristen nicht ignoriert werden. So finden wir bei Ulpian, von dem wir oben gezeigt haben, dass er das Konzept der unter einem Begriff zu einem Körper organisierten Personenverbände konsequent durchführte,824 an anderer Stelle Verein (collegium) und Körper (corpus) gleichrangig nebeneinandergestellt.825 „Corpus“ als Bezeichnung für wirtschaftliche Verbände tritt also seit severischer Zeit neben das ursprüngliche Konzept des „einen Körper haben“ (corpus habere).826

VIII. Das ius corporis Die sich aus dem Nebeneinander von Körper (corpus) als Begriff, unter dem wirtschaftliche Verbände gegründet werden, und dem ursprünglichen Konzept des „einen Körper haben“ (corpus habere) ergebenden terminologischen Spannungen stellten die Juristen seit severischer Zeit vor ein Problem. Als Lösung setzte sich im Laufe des dritten Jahrhunderts nach Christus die Zu821 Vgl. die Aufstellung bei Liu, Collegia centonariorum, S. 105. Siehe auch Waltzing, Étude II, S. 69 ff.; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 464; Fn. 27. 822 Vgl. CIL VI 2193 = CIL VI 4416: senatus c c c permisit e lege Iulia. Dazu im 3. Abschnitt, VIII. und XI. 823 Insoweit unbegründet ist die Kritik an den überlieferten Texten bei Olivecrona, D.3.4.1. In: IURA 5 (1954), S. 186. 824 2. Abschnitt, III. 2. 825 Ulpianus libro undecimo ad edictum (D. 4.2.9.1): „... vel populus vel curia vel collegium vel corpus ...“; Ulpianus libro tertio fideicommissorum (D. 36.1.1.15): „... collegium vel corpus ...“. Dazu Savagnone, Corporazioni. In: BIDR 59–60 (1956), S. 98. 826 Callistratus libro quarto de cognitionibus (D. 27.1.17.3) – Dazu Savagnone, Corporazioni. In: BIDR 59–60 (1956), S. 98; Hermogenianus libro secundo iuris epitomarum (D. 27.1.41.3); Maecenatus libro sexto decimo fideicommissorum (D. 40.5.36.2). Diese Texte hält Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 470 f. für die verkürzte Wiedergabe nach seiner Vorstellung klassischer Texte. Eine andere Erklärung bietet Sirks, Qui annonae serviunt, S. 171; ders., Food for Rome, S. 87, der die Entwicklung für eine Gleichstellung verschiedener Genehmigungsgrade hält. Demgegenüber hält De Visscher, Notion du corpus. In: Études III, S. 185 dies für die Übernahme der untechnischen, synonymen Verwendung der Ausdrücke. Eine Interpolation nimmt Olivecrona, D.3.4.1. In: IURA 5 (1954), S. 185 f. bei der parallelen Verwendung der Termini an.

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

sammenfassung der an den Körper (corpus) der Personenverbände im Sinne unserer Ausgangsquelle827 anknüpfenden Rechtspositionen unter dem Begriff des Rechts (ius) des Personenverbandes durch. Auch wenn die Quellenlage nach der klassischen Zeit noch dürftiger als für die klassische Zeit ist, können wir das Ergebnis dieses Prozesses in den Quellen vor allem des vierten Jahrhunderts nach Christus nachweisen. Eine Ausnahme bietet eine Inschrift aus dem Jahre 227 n. Chr.828 eines Pächters der Gemüsegärten, die an der Via Ostiensis liegen und dem Recht des großen Vereins der Kassen der beiden vergöttlichten Faustinae, der Mutter und der Pia unterfallen (colonus hortorum olitoriorum qui sunt via Ostiensi iuris / collegi(i) magni arkarum divarum Faustinarum matris et Piae).829 Die Inschrift gibt ein Gesuch an einen der Vorstände des Vereins (q(uin)q(uennalis))830 wieder, der Errichtung eines Grabmals auf einem Grundstück des Vereins zuzustimmen. Die Gärten an der Via Ostiensis werden im Eigentum des Vereins gestanden haben.831 Das Recht des Vereins (ius collegii) umfasst hier also wohl die Rechtspositionen des Vereins, die an den durch die zum Verein organisierten Mitglieder gebildeten Körper anknüpfen. Zwar kann diese Inschrift nicht sicher beweisen, dass sich die Zusammenfassung der Rechtspositionen der Personenverbände unter dem Begriff des Rechts (ius) des Personenverbandes bereits in severischer Zeit bei den Juristen durchsetzte.832 Jedoch scheint die Inschrift, wenn man die spätere Entwicklung berücksichtigt, einen Hinweis darauf zu geben, dass dieser Begriff bereits in severischer Zeit im Vordringen begriffen war, so dass er Eingang in ein sicher professionell formuliertes förmliches Schreiben fand. Die Verwendung von Recht (ius) im Sinne der Gesamtheit der einheitlich zugeordneten Rechtspositionen wurde nach den Studien Steinwenters ab dem dritten Jahrhundert nach Christus von den Juristen auf weitere Rechtsfragen 827

Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1. pr.-1). Gordon, Introduction, S. 161. 829 CIL VI, 33840. Dazu Mommsen, Collegium arkarum. In: Ges. Schr. 3, S. 71 ff.; Scialoja, Libello. In: BIDR 1 (1888), S. 21 ff.; Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 301 f.; Steinwenter, Bedeutungen von ius. In: IURA 4 (1953), S. 138. 830 Mommsen, Collegium arkarum. In: Ges. Schr. 3, S. 72. 831 Scialoja, Libello. In: BIDR 1 (1888), S. 27; Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 301 f. A. A.: Mommsen, Collegium arkarum. In: Ges. Schr. 3, S. 73, der eine von dem Verein verwaltete Stiftung als Eigentümer annimmt. Ebenso Beseler, Rom. Stud. In: SZ 46 (1926), S. 86. 832 Ein Ansatz könnte sich vielleicht auch schon bei Ulpianus libro decimo ad edictum (D. 3.4.7.2) in der Formulierung „ius omnium“ finden: sed si universitas ad unum redit, magis admittitur posse eum convenire et conveniri, cum ius omnium in unum recciderit et stet nomen universitatis. (Aber wenn die Einheit auf einen zurückgeht, wird eher zugelassen, dass dieser klagen und verklagt werden kann, weil das Recht aller dem einen zufällt und der Begriff der Einheit bestehen bleibt.). 828

VIII. Das ius corporis

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ausgedehnt.833 Dies mag ebenfalls auf die Sprache der kaiserlichen Kanzlei zurückgegangen sein.834 Bis zum fünften Jahrhundert nach Christus scheint sich die Verwendung von Recht (ius) im Sinne der Gesamtheit der einheitlich zugeordneten Rechtspositionen bei den Juristen allgemein durchgesetzt zu haben. So umfasst das Recht (ius) in der Epitome Gai835 das Eigentum (proprietas).836 GE 2.1.1 Omnes itaque res aut nostri iuris sunt, aut divini, aut publici. Nostri iuris sunt, quae in proprietate nostra esse noscuntur. Divini iuris sunt ecclesiae, id est, templa Dei, vel ea patrimonia ac substantiae, quae ad ecclesiastica iura pertinent. ... Alle Sachen sind entweder unseren Rechts oder göttlichen oder öffentlichen Rechts. Unseren Rechts sind die, die als in unserem Eigentum stehend betrachtet werden. Göttlichen Rechts sind die Sachen der Kirche, das heißt, die Tempel Gottes oder die Vermögen und Güter, die zu den kirchlichen Rechten zählen. ...

Der Epitomator ist bemüht, die oben behandelte gaianische Gliederung des Sachbegriffs837 dem im fünften Jahrhundert nach Christus geltenden Recht und der zu dieser Zeit gebräuchlichen Terminologie anzupassen. Dazu ordnet er die in unserem Eigentum (proprietas nostra) stehenden Sachen (res) der Gesamtheit der uns zugeordneten Rechtspositionen (ius nostrum) zu.838 Ebenso werden die Sachen göttlichen Rechts (res divini iuris), die jetzt als Sachen der Kirche (res ecclesiae) verstanden werden, zu der Gesamtheit einheitlich der Kirche zugeordneter Rechtspositionen (ecclesiastica iura) gezählt.839 Von besonderem Interesse für die vorliegende Fragestellung ist eine Stelle aus einem Brief des Kaisers Licinius, der die Osthälfte des Reiches kontrollierte, aus dem Jahr 313 n. Chr. an die Statthalter in seinem Einflussbereich.840 Der Brief ist bei Lactantius und Eusebios von Caesarea überliefert.841 Darin wurde in Folge der Mailänder Übereinkunft842 zwischen Licinius und Konstantin I., der zu dieser Zeit die Westhälfte des Reiches kontrollierte, die freie Religionsausübung und Gleichstellung aller Religionen im gesamten römi833

Steinwenter, Bedeutungen von ius. In: IURA 4 (1953), S. 127 ff. Steinwenter, Bedeutungen von ius. In: IURA 4 (1953), S. 128. 835 Zur Datierung und Entstehung Wieacker, RRG II, S. 246. Vgl. auch Archi, Epitome Gai, S. 53 ff. 836 Dazu Steinwenter, Bedeutungen von ius. In: IURA 4 (1953), S. 126 f. 837 G. 2.10–11 (= D. 1.8.1 pr.) Dazu Einleitung, IV. 1. und 2. 838 Steinwenter, Bedeutungen von ius. In: IURA 4 (1953), S. 127. 839 Steinwenter, Bedeutungen von ius. In: IURA 4 (1953), S. 127. 840 Seeck, Edikt von Mailand. In: Zeitschr. für Kirchengesch. 12 (1891) S. 383; Odahl, Constantine, S. 119; Rist, Mailänder Vereinbarung. In: Studia Patristica 34 (2001), S. 218. 841 Lact., de mort. 48; Euseb., Hist. Eccl. 10.5. 842 Zur Natur dieser Übereinkunft vgl. Seeck, Edikt von Mailand. In: Zeitschr. für Kirchengesch. 12 (1891) S. 381 ff.; Liebs, Konstantin als Gesetzgeber. In: Konstantin der Große, S. 100; Rist, Mailänder Vereinbarung. In: Studia Patristica 34 (2001), S. 218 f., 223. 834

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2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus

schen Reich garantiert und die Rückerstattung des christlichen Kirchengutes verfügt.843 Die hier relevante Stelle enthält eine Bestimmung über die Rückgabe von Kirchengut über die Kultorte hinaus an den Körper der Christen (corpus Christianorum).844 Von der Verfügung wurden solche Grundstücke (loca) erfasst, die zum Recht des Körpers gehörten (ad ius corporis pertinentia), also die im Eigentum der Kirchen (ecclesiae) standen. Lactantius, de mortibus persecutorum 48, 9: Et quoniam idem Christiani non [in] ea loca tantum ad quae convenire consuerunt, sed alia etiam habuisse noscuntur ad ius corporis eorum id est ecclesiarum, non hominum singulorum, pertinentia, ea omnia lege quam superius comprehendimus, citra ullam prorsus ambiguitatem vel controversiam isdem Christianis id est corpori et conventiculis eorum reddi iubebis, ... Und weil bekannt ist, dass denselben Christen nicht nur die Grundstücke, auf denen sie sich zu versammeln pflegten, sondern auch andere gehörten, die dem Recht ihres Körpers, das heißt der Kirchen, nicht der einzelnen Menschen, unterfielen, wirst Du befehlen, dass alle diese nach dem Gesetz, wie wir oben verfügt haben, ohne irgendeine Zweideutigkeit oder Streit den Christen, das heißt deren Körper und Gemeinschaften, zurückgegeben werden. ...

Die zurückzuerstattenden Grundstücke standen also ursprünglich, bevor sie durch christenfeindliche Maßnahmen enteignet wurden,845 im Eigentum der Kirchen (ecclesiae), die unter dem Begriff „Christen“ (nomen Christianorum)846 zu einheitlichen Körpern organisiert waren.847 Private Grundstücke von Christen waren von der Restitution nicht erfasst. Die Kanzlei des Licinius behandelte die Kirchen als anerkannte Kultverbände, die unter dem Begriff „Christen“ (Christiani) einen Körper hatten.848 Die Rechtspositionen der Kirche wurden unter dem Recht des Körpers (ius corporis) zusammengefasst.849 Dies entspricht dem Sprachgebrauch der kaiserlichen Kanzlei im vierten und fünften Jahrhundert nach Christus. So fassten 843 Liebs, Konstantin als Gesetzgeber. In: Konstantin der Große, S. 100; Rist, Mailänder Vereinbarung. In: Studia Patristica 34 (2001), S. 219. 844 Lact., de mort. 48, 9. Vgl. die griechische Übersetzung bei Euseb., Hist. Eccl. 10.5.11. Dazu Saleilles, Communautés chrétiennes. In: Mélanges Girard II, S. 475; Steinwenter, Bedeutungen von ius. In: IURA 4 (1953), S. 139. 845 Lact., de mort. 48, 4. 846 Lact., de mort. 48, 4. 847 Vgl. Saleilles, Communautés chrétiennes. In: Mélanges Girard II, S. 486 f., 498 ff.; Monti, Condizione giuridica della proprietà ecclesiastica. In: Studi Riccobono III, S. 76 ff., 91 ff. Vgl. auch Kippenberg, Vorbild eines öffentlichen Gemeinwesens. In: Verrechtlichte Religion, S. 51 ff. 848 Liebs, Konstantin als Gesetzgeber. In: Konstantin der Große, S. 105; Odahl, Constantine, S. 119. A. A. Steinwenter, Bedeutungen von ius. In: IURA 4 (1953), S. 138. Vgl. auch Saumagne, Corpus Christianorum II. In: RIDA 7 (1960), S. 276 ff. 849 Vgl. zu dieser Stelle Liebs, Konstantin als Gesetzgeber. In: Konstantin der Große, S. 105, Fn. 62.

VIII. Das ius corporis

203

die im Codex Theodosianus gesammelten kaiserlichen Konstitutionen regelmäßig die Rechtspositionen der Tempel unter dem Recht der Tempel (ius templorum) zusammen.850 Aber auch die Rechtspositionen der wirtschaftlichen Verbände an den Vermögen der Besitzer ihnen zustehender Grundstücke wurden unter dem Recht des Körpers (ius corporis) zusammengefasst.851 Auf Vereine angewandt finden wir diesen Begriff zudem als Recht der Vereine der Stadt Praeneste (ius collegiorum) in einer bereits oben behandelten852 Inschrift aus der Mitte des vierten Jahrhunderts nach Christus.853 Die Inschrift gibt den letzten Willen eines Haussohnes wieder, der seinen Vater bittet, den Vereinen (collegia) der Stadt Praeneste ein Grundstück zu schenken, sowie ein weiteres günstig zu verkaufen.854 Im Rahmen einer Auflage, unter der die Schenkung erfolgen sollte, und der Bitte um die Übertragung des von den Vereinen günstig zu erwerbenden Grundstücks wird zweimal auf das Recht der Vereine der Stadt Praeneste (ius collegiorum) Bezug genommen. Bei der ersten Auflage, unter der die Schenkung erfolgen sollte, handelt es sich um ein Veräußerungsverbot, das die Vereine unabhängig von einem zukünftigen Wechsel der Mitglieder binden soll:855 ... ea condicione ut isdem vel / (cu)ique in eorum iura corpusque successerit / (a)balienandi quocumque pacto potestas / non esset ... ... mit der Auflage, dass sie oder wer auch immer in ihre Rechte und ihren Körper nachfolgt, nicht das Recht hat, durch irgendeine Vereinbarung (das Grundstück) zu veräußern ...

Die parallele Formulierung findet sich bei der Übertragung des entsprechend dem Wunsch des Sohnes besonders günstig an die Vereine zu veräußernden Grundstücks:856

850 Cod. Theo. 10.1.8, 10.3.4, 10.3.5, 10.10.24. Dazu Steinwenter, Bedeutungen von ius. In: IURA 4 (1953), S. 138 f. Vgl. auch C. 11.70.4; 851 Cod. Theo. 13.6.2. Dazu De Salvo, Corpora naviculariorum, S. 529 ff. Vgl. bereits der Hinweis bei Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 206, Fn. 8; Steinwenter, Bedeutungen von ius. In: IURA 4 (1953), S. 139, Fn. 62. 852 2. Abschnitt, V. 3. 853 AE 1904, Nr. 108. Dazu Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 231 f. und 206, Fn. 8; Cuq, Une fondation. In: Nouv. Rev. hist. 28 (1904), S. 272; Gatti, Iscrizione. In: Studi e doc. di stor. e dir. 25 (1904), S. 80 f. 854 Gatti, Iscrizione. In: Studi e doc. di stor. e dir. 25 (1904), S. 82, 86; Cuq, Une fondation. In: Nouv. Rev. hist. 28 (1904), S. 266; A. A.: Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 232. 855 AE 1904, Nr. 108, Z. 13–16. Dazu Cuq, Une fondation. In: Nouv. Rev. hist. 28 (1904), S. 269. 856 AE 1904, Nr. 108, Z. 21–23. Dazu Gatti, Iscrizione. In: Studi e doc. di stor. e dir. 25 (1904), S. 84; Cuq, Une fondation. In: Nouv. Rev. hist. 28 (1904), S. 266.

204

2. Abschnitt: Der Personenverband als corpus ... quae eorum / iuri adque corpori cum supra dicta / condicione traderetur ... ... das Grundstück, das ihrem Recht und Körper mit der oben genannten Auflage übertragen werden soll, ...

Schon Cuq verwies sicher zu Recht hinsichtlich des Rechts der Vereine (ius collegiorum) auf die parallele Formulierung des Rechts der Tempel (ius templorum) im Codex Theodosianus.857 Das Recht der Vereine (ius collegiorum) umfasste alle Rechtsposition des Vereins.858 Das Eigentum an dem Grundstück wurde also den Rechtspositionen des Vereins hinzugefügt. Die Bedingung band die Vereine unabhängig von ihrem Mitgliederbestand, da die Identität und damit die Zuordnung der Rechtspositionen gewahrt blieb. Wie oben bereits gezeigt,859 steht hier das alte Konzept des einen Körper haben neben der Präzisierung durch den später zu diesem Zweck entwickelten Begriff des Rechts des Körpers (ius corporis). Der Verfasser der Inschrift wollte sicher gehen und setzte beide Begrifflichkeiten, die alte und die neue, nebeneinander. Die sich aus dem Nebeneinander von unter dem Begriff eines Körpers (corpus) gegründeten wirtschaftlichen Verbänden und dem ursprünglichen Konzept des „einen Körper haben“ (corpus habere) ergebenden terminologischen Spannungen wurden also im Laufe des dritten Jahrhunderts nach Christus durch die Einführungen des neuen Begriffs des Rechts (ius) des Personenverbandes beseitigt. Der Begriff des Rechts (ius) des Personenverbandes umfasste alle Rechtspositionen des Verbandes und ersetzte terminologisch das „einen Körper haben“ (corpus habere) unserer Ausgangsquelle.860

857

Cuq, Une fondation. In: Nouv. Rev. hist. 28 (1904), S. 269, Fn. 3. Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 206, Fn. 8; Steinwenter, Bedeutungen von ius. In: IURA 4 (1953), S. 139. 859 2. Abschnitt, V. 3. 860 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1. pr.-1). 858

3. Abschnitt

Die Genehmigung der Vereinsgründung I. Corpus habere conceditur Wir haben im vorangegangenen Abschnitt1 gezeigt, dass das klassische Konzept des „einen Körper haben“ (corpus habere) auf die stoische Lehre von den Gesamtkörpern (  ) zurückgeht und die rechtlichen Fähigkeiten der Personenverbände an die von den Mitgliedern gebildeten einheitlichen Körper (corpus) anknüpfen. Zudem haben wir gesehen, dass durch die Ausfüllungsbedürftigkeit des Begriffs des Körpers nach der akademischskeptisch beeinflussten Entwicklung des Rechts der Personenverbände in der ausgehenden Republik es einer besonderen Anerkennung als Rechtssubjekt zur Teilhabe am Privatrechtsverkehr bedurfte.2 Wir werden daher die mit dem Konzept des „einen Körper haben“ (corpus habere) in den Quellen aufs Engste verknüpfte Frage der Genehmigung der Personenverbände erörtern, bevor wir die einzelnen bei Gaius in seinem Kommentar zum Provinzialedikt aufgezählten rechtlichen Fähigkeiten der Personenverbände besprechen. Nach der Aussage des Gaius in unserer Ausgangsquelle3 setzt die rechtliche Anerkennung der Einheit der unter einem Begriff zu einem Körper (corpus) organisierten Mitglieder in der Sphäre des Privatrechts eine Gründungserlaubnis durch den Senat oder die kaiserliche Verwaltung voraus. Diese Erlaubnis ist, wie Mitteis zu Recht betonte,4 von dem Konzept des „einen Körper haben“ (corpus habere) getrennt zu betrachten.5 Dabei wollen wir aber anders als Mitteis nicht nur das Konzept des „einen Körper zu haben“ (corpus habere) von den erforderlichen Genehmigungen trennen, sondern auch die Abstufungen innerhalb der ordnungsrechtlichen Regelung des 1

2. Abschnitt, III., IV., V. Vgl. 2. Abschnitt IV. 3 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.-1). 4 Mitteis, RP, S. 394 ff. Ähnlich Betti, Diritto romano I, S.156 ff.; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 225; Bendlin, Zusammenkunft um der religio willen. In: Verrechtlichte Religion, S. 74 f.; Sirks, Kaiserliche Gesetzgebung. In: Vereine, Synagogen und Gemeinden, S. 30. Anders Waltzing, Étude I, S. 340 f.; ders., Étude II, S. 140; Monti, Corporazioni, S. 8. 5 Dabei werden wir jedoch zeigen, dass Mitteis fehlgeht in seiner Annahme einer besonderen Verleihung der Rechtsfähigkeit. Vgl. Mitteis, RP, S. 400 f. 2

206

3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

Vereinswesens nach klassischem römischen Recht herausarbeiten.6 Als Ordnungsrecht bezeichnen wir in diesem Abschnitt die Normen, die Gründung und Betätigung von Personenverbänden außerhalb des Privatrechts regeln.7 Dazu soll die Geschichte des Vereinswesens im Hinblick auf seinen rechtlichen Ordnungsrahmen kurz dargestellt werden. Dann soll das uns in den erhaltenen Quellen entgegentretende Recht der klassischen Zeit detailliert analysiert werden.

II. Die Anfänge Eine Aussage über die Entwicklung eines Instituts seit der Königszeit ist aufgrund der Quellenlage8 immer auf Modelle angewiesen.9 Dementsprechend weit liegen die im Schrifttum vertretenen Theorien auseinander.10 Unbestritten ist zunächst, dass es bereits seit der Königszeit kultisch geprägte11 und gesellige, kriegerische oder politische12 Personenverbände im römischen Herrschaftsbereich gegeben hat.13 Ob die Gründung solcher Verbände allein eine Frage des Gemeinwesens war und es somit einer im weitesten Sinne hoheit-

6

Hierbei können wir auf wichtige Vorarbeiten insbesondere bei Coli, Collegia, S. 112 ff. zurückgreifen. 7 Dazu vgl. Betti, Diritto romano I, S. 157. 8 Plut., Numa 17, 2 und Plin. mai., nat. hist. 34.1.1, 35.46.159 schreiben die Gründung der ersten Vereine (/collegia) Numa Pompilius, dem sagenhaften zweiten König Roms zu, der die römische Bevölkerung nach Berufsgruppen in Vereine gegliedert haben soll. Zu Plutarch vgl. die Analyse bei Storchi Marino, Tradizione plutarchea. In: Annali IISS 3 (1971/2, 1975), S. 9 ff. Zu Plinius dem Älteren Storchi Marino, Notizie pliniane. In: Ann. Napoli N. S. 4 (1973), S. 25 ff. Nach Florus, Epitomae 1.6.3 ist diese Einrichtung Servius Tullius zuzuschreiben. 9 Versnel, Historical implications. In: Lapis Satricanus, S. 108, 111; Gabba, Collegia of Numa. In: JRS 74 (1984), S. 82; Mommsen, Römische Korporationen. In: SZ 25 (1904), S. 46; Radin, Legislation, S. 8 f.; Mitteis, RP, S. 394 f.; Schulz-Falkenthal, Entstehung der römischen Handwerkerkollegien. In: WZ Halle-Wittenberg 14/2 (1965), S. 55. 10 Versnel, Historical implications. In: Lapis Satricanus, S. 108; Yavetz, Caesar, S. 90. 11 Hierin sehen z. B. Mommsen, De collegiis, S. 1 ff.; Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 29 und Waltzing, Étude I, S. 69, 77 den Ursprung des römischen Vereinswesens. Dazu Versnel, Historical implications. In: Lapis Satricanus, S. 109 ff. 12 Hierin sieht Fiori, Sodales. In: FS Serrao, S. 111 ff. den Ursprung der Verbände. Dazu Versnel, Historical implications. In: Lapis Satricanus, S. 112 ff. 13 Zur Entwicklung vgl. Behrends, Rechtsformen In: IP II, S. 669 ff.; Versnel, Historical implications. In: Lapis Satricanus, S. 108 ff.; Fiori, Sodales. In: FS Serrao, S. 101 ff., insb. 140 m.w.N. Für eine jüngere Datierung auf jedenfalls den Anfang der Republik sehr vorsichtig Monti, Corporazioni, S. 12 ff. m.w.N. der älteren Literatur.

III. Lex duodecim tabularum

207

lichen Genehmigung zu deren Gründung bedurfte, ist umstritten.14 Wir trauen uns aufgrund der Quellenlage in dieser Frage keine Entscheidung zu.

III. Lex duodecim tabularum In das Licht der juristischen Quellen treten die Personenverbände erstmals mit dem Zwölftafelgesetz. Gaius berichtet in seinem Kommentar zum Zwölftafelgesetz von einer Vorschrift, die Personenverbänden das Recht gegeben habe, sich eine Satzung15 zu geben. Welcher Art die in den Zwölftafeln behandelten Personenverbände waren, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit erschließen.16 Gaius libro quarto ad legem duodecim tabularum (D. 47.22.4) Sodales sunt, qui eiusdem collegii sunt: quam17 graeci  vocant. his autem potestatem facit lex pactionem quam velint sibi ferre, dum ne quid ex publica lege corrumpant. ...18 Vereinsmitglieder sind diejenigen, die dem gleichen Verein angehören, was die Griechen Hetaireia nennen. Diesen aber gibt das (Zwölftafel-)Gesetz das Recht, sich eine Satzung nach ihrem Willen zu geben, solange sie nicht gegen eine Vorschrift eines öffentlichen Gesetzes verstoßen.

14

Für eine hoheitliche Regelung: Mühlenbruch, Glück’s Pandecten Bd. 40, S. 8; Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 29; Gérard, Corporations ouvrières, S. 3 f.; Mommsen, Römische Korporationen. In: SZ 25 (1904), S. 46 (anders noch ders., De collegiis, S. 33 f.; ders., StR, S. 875); Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, S. 38 ff.; Coli, Collegia, S. 49; Behrends, Rechtsformen In: IP II, S. 670. Allein für die Republik Trouette, Collèges d’artisans, S. 32. Für eine ursprünglich freie Vereinsbildung: Kayser, Abhandlungen, S. 134, 139; Waltzing, Étude I, S. 69, 77; La Piana, Foreign groups. In: HThR 20 (1927), S. 235 f.; Kaser, RP I, S. 308; Honsell in Honsell/Mayer-Maly/Selb, RR, S. 78; Schulz-Falkenthal, Entstehung der römischen Handwerkerkollegien. In: WZ Halle-Wittenberg 14/2 (1965), S. 57; Waszink, Genossenschaft. In: RAC 10, Sp. 109; Romano, Collegium scribarum, S. 43 ff.; Kolb, Rom, S. 192; Öhler, Römisches Vereinsrecht. In: Zwischen den Reichen, S. 51. 15 Fiori, Sodales. In: FS Serrao, S. 141 ff.; Behrends, Rechtsformen In: IP II, S. 679 f.; San Nicolò, Ägyptisches Vereinswesen II, S. 18; Mitteis, RP, S. 395; Kaser, RP I, S. 308; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 445. A. A. Kayser, Abhandlungen, S. 140 f., 149. 16 Ausführlich: Fiori, Sodales. In: FS Serrao, S. 134 ff., der eine sodalitas im Sinne einer „Gefolgschaft“ vermutet (S. 148). Demgegenüber geht Behrends, Rechtsformen In: IP II, S. 680 von „hoheitlich gestifteten, städtischen Gewerbegenossenschaften“ aus. Allgemeiner: Kaser, RP I, S. 308. Mit weiteren Nachweisen insbesondere auch aus der russischen Literatur Kofanov, Sodales. In: BIDR 100 (1997), S. 457 ff., der einen sehr weiten Begiff annimmt. 17 Der Fall erscheint hier fehlerhaft. Vielleicht stand ursprünglich „qui eiusdem sodalitatis sunt, quam“. A. A.: Albanese, Brevi Studi III. In: Annali Palermo 47 (2002), S. 89, der societas statt collegium vorschlägt. 18 Auf die bei Gaius folgende vermeintliche Parallele zum Gesetz des Solon kommt es hier nicht an. Vgl. dazu Fiori, Sodales. In: FS Serrao, S. 133 ff.; Behrends, Rechtsformen In: IP II, S. 679; Radin, Legislation, S. 36 ff.; Ciulei, D. 47.22.4. In: SZ 84 (1967), S. 375.

208

3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

Der Text, den Gaius überliefert, stellt eine Paraphrase des Zwölftafelsatzes dar.19 Mangels sicherer Grundlage in den Quellen muss jeder Versuch einer Rekonstruktion des ursprünglichen Wortlauts spekulativ bleiben.20 Als gesichert kann heute gelten, dass eine Norm des Zwölftafelgesetzes entsprechenden Inhalts bestanden hat.21 Danach wurde den Mitgliedern der Verbände das Recht gewährt, ihr Innenverhältnis in den Grenzen der Volksgesetze22 frei zu regeln.23 Diese Regelung lässt jedoch keinen Schluss auf die Gründungsvoraussetzungen eines solchen Verbandes zu.24 Wahrscheinlicher ist hingegen, dass es sich bei dem Vorbehalt der Volksgesetze um eine Beschränkung der Gestaltungsfreiheit im Innenverhältnis handelt.25

IV. Senatus Consultum de Bacchanalibus (186 v. Chr.) 1. Die Überlieferung Die ersten belastbaren Hinweise bietet uns in der Frage eines Genehmigungserfordernisses das Senatus Consultum de Bacchanalibus26 aus dem Jahr 186 19 Fiori, Sodales. In: FS Serrao, S. 137 ff.; Bendlin, Zusammenkunft um der religio willen. In: Verrechtlichte Religion, S. 83 ff. 20 Versuche bei: Voigt, XII Tafeln II, S. 745; Zocco-Rosa, Commento di Gaio. In: RISG 5 (1888), S. 210; De Robertis, Storia I, S. 42; Humbert, XII Tab. VIII.27. In: Annali Palermo 53 (2009), S. 38 ff. 21 De Robertis, Storia I, S. 42 ff.; Fiori, Sodales. In: FS Serrao, S. 133. Einschränkend Humbert, XII Tab. VIII.27. In: Annali Palermo 53 (2009), S. 35 ff. 22 Dazu Fiori, Sodales. In: FS Serrao, S. 145 f.; Behrends, Rechtsformen In: IP II, S. 679; Maschi, Categoria dei contratti reali, S. 121 f.; Voigt, XII Tafeln II, S. 746; Ciulei, D. 47.22.4. In: SZ 84 (1967), S. 374 f.; Albanese, Brevi Studi III. In: Annali Palermo 47 (2002), S. 94 f.; Brutti, Diritto privato, S. 237. A. A. Humbert, XII Tab. VIII.27. In: Annali Palermo 53 (2009), S. 36 f. 23 Voigt, XII Tafeln II, S. 743 ff.; Liebenam, Röm. Vereinswesen, S. 18; Bernard, SC des Bacch., S. 113; Waltzing, Étude I, S. 334 f.; Mitteis, RP, S. 395; Monti, Corporazioni, S. 21; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 238 f.; Ciulei, D. 47.22.4. In: SZ 84 (1967), S. 374 f.; De Robertis, Storia I, S. 44 ff.; Fiori, Sodales. In: FS Serrao, S. 146; Behrends, Rechtsformen In: IP II, S. 679; Kaser, RP I, S. 308; Magdelain, La loi, S. 46 ff.; Maschi, Categoria dei contratti reali, S. 121 ff.; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 19 f.; Aubert, Gestion des collegia. In: Cahiers du centre Gustave-Glotz 10 (1999), S. 50; Brutti, Diritto privato, S. 237. Besondere Bedeutung misst diesem Umstand De Robertis, Autonomia statutaria. In: Études Macqueron, S. 593 f. bei. A. A.: Kayser, Abhandlungen, S. 140 f.; Humbert, XII Tab. VIII.27. In: Annali Palermo 53 (2009), S. 34 ff. Vgl. auch die Überlegungen von Albanese, Brevi Studi III. In: Annali Palermo 47 (2002), S. 90 ff. 24 Waltzing, Étude I, S. 335; Monti, Corporazioni, S. 21, Fn. 2; Behrends, Rechtsformen In: IP II, S. 680. A. A. Sommer, Vereinigungen im südwestl. Kleinasien, S. 54 f. 25 Fiori, Sodales. In: FS Serrao, S. 143. 26 De Robertis, Dir. Ass., S. 53.

IV. Senatus Consultum de Bacchanalibus (186 v. Chr.)

209

vor Christus.27 Wir befinden uns in der glücklichen Lage, dass wir für diesen Senatsbeschluss nicht allein auf den annalistischen Bericht des Livius,28 der wohl zwischen 20 und 15 vor Christus entstanden ist,29 angewiesen sind. Daneben ist uns auf einer Bronzetafel30 aus Tiriolo in Kalabrien der womöglich leicht verkürzte Wortlaut31 eines Briefes der Konsuln an die Gemeinde des Ager Teuranus erhalten geblieben.32 Die genaue Lage sowie der rechtliche Status der angesprochenen Gemeinde sind bis heute umstritten.33 In dem Brief der Konsuln an die lokalen Amtsträger werden die Beschlüsse des Senats hinsichtlich der Bacchuskultvereine wiedergegeben. Nachdem es scheinbar um das Jahr 186 vor Christus zu einem Skandal um den sich stark verbreitenden Bacchuskult gekommen war, ging der Senat mit aller Härte gegen die Kultvereine vor.34 Die Vorgänge lassen sich nicht mehr im Einzelnen rekonstruieren.35 Der Senat macht den Fortbestand der Bacchuskultvereine von seiner Genehmigung abhängig und stellt die Neugründung von Vereinen dieses Kults unter einen Genehmigungsvorbehalt. Zudem gibt er genaue Vorschriften über die Ausgestaltung der künftig zu genehmigenden Vereine. Diese Regelung

27

Mommsen, Epistula Consulum. In: CIL I1, S. 44; Lommatzsch, Epistula Consulum. In: CIL I , S. 437; Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 979. 28 Zur Bacchanalaffäre: Liv., ab urbe cond. 39, 8 ff. Darin zum Senatsbeschluss: Liv., ab urbe cond. 39, 18. 29 Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 86; Walsh, Making a Drama. In: Greece & Rome 43 (1996), S. 189. 30 CIL I1 196 = CIL X 104 = CIL I2 581 = Degrassi, Imagines, S. 309, Nr. 392. 31 Dihle, SC de Bacch. In: Hermes 90 (1962), S. 378; Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 979 mit Fn. 51 a. E. 32 Mommsen, Epistula Consulum. In: CIL I1, S. 44; Lommatzsch, Epistula Consulum. In: 2 CIL I , S. 438; Keil, SC de Bacch. In: Hermes 68 (1933), S. 307; Gelzer, Unterdrückung der Bacchanalien. In: Hermes 71 (1936), S. 278 ff.; Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945–1948), S. 90; Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 211; Robinson, Penal practice, S. 20. 33 Mommsen, Epistula Consulum. In: CIL I1, S. 43; ders., CIL X 104; Bernard, SC des Bacch., S. 1 f.; Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 213 ff.; Toynbee, Hannibal’s legacy II, S. 120, Fn. 6; Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 981; Pailler, Bacchanalia, S. 291 ff.; Perri, SC de Bacch., S. 135 ff.; De Cazanove, Destinatari dell’iscrizione. In: Athenaeum 88 (2000), S. 59 ff. 34 Vgl. North, Religious Toleration. In: PCPS 25 (1979), S. 86. 35 Dazu North, Religious Toleration. In: PCPS 25 (1979), S. 86 ff. Die verschiedenen in der Literatur vorgeschlagenen Anlässe kritisiert Gruen, Studies, S. 46 ff., der selber die Bacchanalverbänden als Opfer einer Intrige der Senatsaristokratie sieht (S. 64 f., 72 ff.). Ähnlich Toynbee, Hannibal’s legacy II, S. 374 ff. A. A.: Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945–1948), S. 94 f.; Robinson, Penal practice, S. 27; Rascon, Represion de las bacanales. In: Estudios Alvarez Suárez, S. 402 f. 2

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

wurde vielfach als Argument für die grundsätzliche Freiheit der Vereinsgründung im republikanischen Rom gewertet.36 Wir wollen zunächst den Text der Bronzetafel analysieren, um dann die stark verkürzte Wiedergabe des Senatsbeschlusses bei Livius zu betrachten.37 Die ältere Literatur hat zumeist den umgekehrten Weg gewählt und die vertrautere annalistische Überlieferung zur Interpretation der Bronzestafel herangezogen.38 Die Fragwürdigkeit dieses Ansatzes ist längst erkannt.39 Jedoch zeigt insbesondere die Behandlung durch Meyer,40 dass eine Neubewertung im Angesicht der gefestigten Literaturansichten schwerfällt. So kehrt Meyer zwar die Vorzeichen um und untersucht die Überlieferung bei Livius anhand der Inschrift.41 Jedoch löst er sich nicht von der älteren an Livius orientierte Interpretation der Inschrift.42 2. Der Text CIL I2 581:43 |1| [Q] MARCIVS L F S(P) POSTVMIVS L F COS SENATVM CONSOLVERVNT N OCTOB APVD AEDEM

36

Mommsen, De collegiis, S. 33 f.; Waltzing, Étude I, S. 79 ff.; Bernard, SC des Bacch., S. 112 ff.; Nock, Cult-Associations. In: CR 38 (1924), S. 106; Monti, Corporazioni, S. 23; De Robertis, Dir. Ass., S. 55 ff.; ders., Storia I, S. 64 ff. A. A.: Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 35 ff; Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 11 ff. 37 Dazu Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 978 f. Vgl. auch Aubert, Gestion des collegia. In: Cahiers du centre Gustave-Glotz 10 (1999), S. 50. 38 So insbesondere die bis heute maßgebliche Behandlung: Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 379, 388 f. Ihm folgend Krause, Aufbau der Bacchanal-Inschrift. In: Hermes 71 (1936), S. 215; Dihle, SC de Bacch. In: Hermes 90 (1962), S. 376 ff.; Accame, SC de Bacch. In: Riv. di filol. 16 (1938), S. 226. Vgl. auch schon Wölfflin, Epigr. Beitr. II. In: Sitzungsberichte Bayer. Akad. d. Wiss. 1896, S. 185. 39 Keil, SC de Bacch. In: Hermes 68 (1933), S. 312; Gelzer, Unterdrückung der Bacchanalien. In: Hermes 71 (1936), S. 278; Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 207; North, Religious Toleration. In: PCPS 25 (1979), S. 90; Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 978 f.; Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945–1948), S. 94; Heilmann, Bakchanalien-Inschrift. In: FS Rahn, S. 243; Bendlin, Zusammenkunft um der religio willen. In: Verrechtlichte Religion, S. 86. 40 Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 978 ff. 41 Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 979 ff. 42 Vgl. insb. Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 980. 43 Der Text folgt der Gliederung der Inschrift, um die Zitate leichter nachvollziehbar zu machen. Die Emendationen und Ergänzungen folgen CIL I2 581. Auf eine Interpunktion wurde im Quellentext verzichtet, da diese die Interpretation teilweise vorwegnehmen könnte. Zur Übersetzung wurden die Übersetzungen von Johnson/Coleman-Norton/Bourne, Roman Statutes, S. 27; Warmington, Old Latin IV, S. 255 ff.; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 79 f. und Pailler, Bacchanalia, S. 57 ff. verglichen.

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Die Konsuln Quintus Marcius, der Sohn des Lucius, und Spurius Postumius, der Sohn des Lucius, haben an den Nonen des Oktober den Beschluss des Senats eingeholt44 beim Tempel |2| DVELONAI SC(RIBENDO) ARF(VERVNT) M CLAVDI(VS) M F L VALERI(VS) P F Q MINVCI(VS) C F DE BACANALIBVS QVEI FOIDERATEI der Bellona.45 Schriftführer waren Marcus Claudius, der Sohn des Marcus, Lucius Valerius, der Sohn des Publius, und Quintus Minucius, Sohn des Caius.46 Der Senat hat beschlossen, über die Bacchanalia denen, die mit uns verbündet sind,47 |3| ESENT ITA EXDEICENDVM CENSVERE NEIQVIS EORVM [B]ACANAL HABVISE VELET SEIQVES das Folgende bekannt zu machen: Niemand von ihnen soll ein Bacchanal haben wollen. Wenn es jemanden |4| ESENT QVEI SIBEI DEICERENT NECESVS ESE BACANAL HABERE EEIS VTEI AD PR(AITOREM) VRBANVM geben sollte, der behauptet, dass es für ihn notwendig sei, ein Bacchanal zu haben, dann soll er zum Stadtprätor |5| ROMAM VENIRENT DEQVE EEIS REBVS VBEI EORVM V[E]R‹B›A AVDITA ESENT VTEI SENATVS nach Rom kommen und über ihre Sache soll, wenn sie angehört worden sind, unser Senat |6| NOSTER DECERNERET DVM NE MINVS SENATORBVS C ADESENT ‹QVOM E›A RES COSOLERETVR

44

Castello de Muschietti, SC de Bacch. In: AHAM 16 (1971), S. 410. Castello de Muschietti, SC de Bacch. In: AHAM 16 (1971), S. 410. 46 Dazu Lommatzsch, Epistula Consulum. In: CIL I2, S. 438; Warmington, Old Latin IV, S. 255, Fn. 6; Castello de Muschietti, SC de Bacch. In: AHAM 16 (1971), S. 410. 47 So Mommsen, Epistula Consulum. In: CIL I1, S. 44 (anders ders. vgl. unten); Lommatzsch, Epistula Consulum. In: CIL I2, S. 438; Gelzer, Unterdrückung der Bacchanalien. In: Hermes 71 (1936), S. 278, Fn. 4; Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945–1948), S. 93; Castello de Muschietti, SC de Bacch. In: AHAM 16 (1971), S. 410 f.; Gruen, Studies, S. 37 mit Fn. 11 m.w.N., S. 43; Accame, SC de Bacch. In: Riv. di filol. 16 (1938), S. 226; Warmington, Old Latin IV, S. 256, Fn. 1; Pailler, Bacchanalia, S. 290 f.; Robinson, Penal practice, S. 20 mit Fn. 61; De Cazanove, Destinatari dell’iscrizione. In: Athenaeum 88 (2000), S. 60. Demgegenüber beziehen Mommsen, StaatsR I, S. 249, Fn. 3; ders., StR, S. 875; Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 214 f., 217 f.; Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 981 und Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 7 ff., S. 14 f.; Perri, SC de Bacch., S. 142 ff. foederati auf die Mitglieder der Kultvereine. 45

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

entscheiden und es sollen nicht weniger als hundert Senatoren48 anwesend sein, wenn diese Sache beraten wird. |7| BACAS VIR NEQVIS ADIESE VELET CEIVIS ROMANVS NEVE NOMINVS LATINI NEVE SOCIVM Kein Mann soll sich den Bacchantinnen nähern,49 weder ein römischer Bürger noch ein Bürger einer Gemeinde latinischen Rechts50 noch irgendein Verbündeter, |8| QVISQVAM NISEI PR(AITOREM) VRBANVM ADIESENT ISQVE DE SENATVOS SENTENTIAD DVM NE wenn sie nicht (vorher) zum Stadtprätor gehen und der auf Beschluss des Senats, |9| MINVS SENATORIBVS C ADESENT QVOM EA RES COSOLERETVR IOVSISENT CENSVERE bei dessen Beratung nicht weniger als hundert Senatoren anwesend sind, die Erlaubnis gibt.51 Das wurde beschlossen. |10| SACERDOS NEQVIS VIR ESET MAGISTER NEQVE VIR NEQVE MVLIER QVISQVAM ESET Priester soll kein Mann sein, Vorstand soll weder ein Mann noch irgendeine Frau sein. |11| NEVE PECVNIAM QVISQVAM EORVM COMOINE[M H]ABVISE VE[L]ET NEVE MAGISTRATVM Weder soll jemand von ihnen gemeinsames Geld haben wollen noch soll jemand einen Mann oder |12| NEVE PRO MAGISTRATV[D] NEQVE VIRVM [NEQVE MVL]IEREM QVIQVAM FECISE VELET eine Frau zum Funktionär52 oder stellvertretenden Funktionär53 wählen wollen,

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Dazu Bernard, SC des Bacch., S. 56, Fn. 2; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 82 mit Fn. 10; Castello de Muschietti, SC de Bacch. In: AHAM 16 (1971), S. 412. 49 Zu dieser Stelle Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 370; Pailler, Bacchanalia, S. 25 f.; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 85. 50 Dabei wird es sich um die Gemeinden jüngeren latinischen Rechts handeln. Vgl. Wieacker, RRG I, S. 369. 51 Dazu Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 21; Heilmann, BakchanalienInschrift. In: FS Rahn, S. 243 f. 52 Dazu Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945–1948), S. 91; North, Religious Toleration. In: PCPS 25 (1979), S. 92 mit Fn. 45; Castello de Muschietti, SC de Bacch. In: AHAM 16 (1971), S. 417. 53 Bei den Promagistraten könnte es sich um ehemalige Funktionäre gehandelt haben. So Gruen, Studies, S. 54. Vgl. auch Van Haeperen, Collège Pontifical, S. 197. Dagegen spricht jedoch das Wahlverbot.

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|13| NEVE POST HAC INTER SED CONIOVRA[SE NEV]E COMVOVISE NEVE CONSPONDISE noch sollen sie sich von jetzt an untereinander verschwören, zur Teilnahme bewegen, durch wechselseitige Eide |14| NEVE CONPROMESISE VELET NEVE QVISQVAM FIDEM INTER SED DEDISE VELET oder durch wechselseitige Zusicherungen binden wollen, noch sollen sie sich untereinander Treue geloben. |15| SACRA IN [O]QVOLTOD NE QVISQVAM FECISE VELET NEVE IN POPLICOD NEVE IN Niemand soll Kulthandlungen im Verborgenen ausführen wollen, noch soll jemand in der Öffentlichkeit oder im |16| PREIVATOD NEVE EXSTRAD VRBEM SACRA QVISQVAM FECISE VELET NISEI Privaten oder außerhalb Roms Kulthandlungen durchführen wollen. Es sei denn, |17| PR(AITOREM) VRBANVM ADIESET ISQVE DE SENATVOS SENTENTIAD DVM NE MINVS dass sie den Stadtprätor aufsuchen und der auf Beschluss des Senats, bei dessen Beratung nicht weniger |18| SENATORIBVS C ADESENT QVOM EA RES COSOLERETVR IOVSISENT CENSVERE als hundert Senatoren anwesend sind, die Erlaubnis gibt. Das wurde beschlossen. |19| HOMINES PLOVS V OINVORSEI VIREI ATQVE MVLIERES SACRA NE QVISQVAM Es sollen nicht mehr als fünf Menschen insgesamt, Männer und Frauen, die Kulthandlungen |20| FECISE VELET NEVE INTER IBEI VIREI PLOVS DVOBVS MVLIERIBVS PLOVS TRIBVS durchführen wollen und unter ihnen sollen nicht mehr als zwei Männer und drei Frauen |21| ARFVISE VELENT NISEI DE PR(AITORIS) VRBANI SENATVOSQVE SENTENTIAD VTEI SVPRAD anwesend sein. Es sei denn, dass es auf Beschluss des Stadtprätors und des Senats, wie oben |22| SCRIPTVM EST HAICE VTEI IN COVENTIONID EXDEICATIS NE MINVS TRINVM beschrieben, geschieht. Das sollt ihr in der Volksversammlung bekannt machen an nicht weniger als drei |23| NOVNDINVM SENATVOSQVE SENTENTIAM VTEI SCIENTES ESETIS EORVM

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

Markttagen54 und ihr sollt den Senatsbeschluss kennen.55 Deren |24| SENTENTIA ITA FVIT SEI QVES ESENT, QVEI ARVORSVM EAD FECISENT QVAM SVPRAD Beschluss lautet so: Wenn es jemanden gibt, der gegen das handelt, was oben |25| SCRIPTVM EST EEIS REM CAPVTALEM FACIENDAM CENSVERE ATQVE VTEI geschrieben steht, ist gegen ihn ein Kapitalprozess einzuleiten. Das wurde beschlossen. Ferner sollt ihr |26| HOCE IN TABOLAM AHENAM INCEIDERETIS ITA SENATVS AIQVOM CENSVIT dies auf einer bronzenen Tafel eingravieren. Dass es so angemessen sei, hat der Senat beschlossen. |27| VTEIQVE EAM FIGIER IOVBEATIS VBEI FACILVMED GNOSCIER POTISIT ATQVE Und ihr sollt befehlen, dass die Tafel aufgestellt wird, wo sie am leichtesten zur Kenntnis genommen werden kann. Ferner |28| VTEI EA BACANALIA SEI QVA SVNT EXSTRAD QVAM SEI QVID IBEI SACRI EST sollt ihr bewirken, dass die Bacchanalia, wenn es welche gibt, außer wenn es bei ihnen etwas Geweihtes gibt, |29| ITA VTEI SVPRAD SCRIPTVM EST IN DIEBVS X QVIBVS VOBEIS TABELAI DATAI so wie es oben beschrieben ist, binnen zehn Tagen nachdem euch die Briefe56 übergeben |30| ERVNT FACIATIS VTEI DISMOTA SIENT wurden, aufgelöst werden. IN AGRO TEVRANO Im Ager Teuranus 3. Die Gliederung Für die Interpretation der Inschrift ist es zunächst erforderlich, die Struktur des Schreibens der Konsuln richtig zu erfassen. Die bis heute überwiegend akzeptierte Gliederung entspringt der Analyse Eduard Fraenkels von 1932.57 54 Dazu Warmington, Old Latin IV, S. 258, Fn. 3; Castello de Muschietti, SC de Bacch. In: AHAM 16 (1971), S. 405, 413 ff.; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 28, Fn. 30; Robinson, Penal practice, S. 21. 55 Abweichendes Verständnis bei Martina, SC de Bacch. In: Athenaeum 86 (1998), S. 106 ff. Vgl. auch Heilmann, Bakchanalien-Inschrift. In: FS Rahn, S. 244 f. 56 Dazu Wenger, Quellen, S. 71, Fn. 52; Gelzer, Unterdrückung der Bacchanalien. In: Hermes 71 (1936), S. 278; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 78 mit Fn. 4. 57 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 369 ff.

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Danach lässt sich der Text der Bronzetafel zunächst in zwei Blöcke gliedern. Der erste Textblock stellt einen leicht gekürzten Auszug aus dem Protokoll der Senatssitzung an den Nonen des Oktober (7. Oktober)58 des Jahres 186 vor Christus dar und umfasst die Zeilen 1–21 der Bronzetafel.59 Darauf folgt in den Zeilen 22–30 eine Reihe von Exekutivbestimmungen.60 Die Exekutivbestimmungen sind zum Teil bereits ausdrücklich vom Senat vorgesehen worden.61 Die übrigen sind Anweisungen der Konsuln an die lokalen Behörden.62 Umstritten ist bis heute, wer den uns überlieferten Text redigiert hat. Ein Teil des Schrifttums hält den gesamten Text für die wohl leicht gekürzte Abschrift des Briefes der Konsuln.63 Demgegenüber wird teilweise angenommen, dass ein lokaler oder regionaler Amtsträger den Text für die Veröffentlichung bearbeitet habe.64 Zudem herrscht Uneinigkeit über die Frage, ob die durch den 58 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 382 ff.; Gelzer, Unterdrückung der Bacchanalien. In: Hermes 71 (1936), S. 278 mit Fn. 3; Krause, Aufbau der BacchanalInschrift. In: Hermes 71 (1936), S. 216 ff.; Bauman, Suppression of the Bacchanals. In: Historia 39 (1990), S. 339. 59 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 369 ff., 391 f.; Krause, Aufbau der Bacchanal-Inschrift. In: Hermes 71 (1936), S. 217; Keil, SC de Bacch. In: Hermes 68 (1933), S. 307; Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 210; van Son, Livius’ behandeling, S. 85; Rascon, Represion de las bacanales. In: Estudios Alvarez Suárez, S. 388 f.; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 3 ff. 60 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 378 ff., 392 ff.; Krause, Aufbau der Bacchanal-Inschrift. In: Hermes 71 (1936), S. 218; Keil, SC de Bacch. In: Hermes 68 (1933), S. 308; Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 220 ff.; Rascon, Represion de las bacanales. In: Estudios Alvarez Suárez, S. 388 f.; Heilmann, BakchanalienInschrift. In: FS Rahn, S. 244. 61 Keil, SC de Bacch. In: Hermes 68 (1933), S. 308, 311 f.; Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945–1948), S. 102; Dihle, SC de Bacch. In: Hermes 90 (1962), S. 379; van Son, Livius’ behandeling, S. 85; Gruen, Studies, S. 37; Heilmann, Bakchanalien-Inschrift. In: FS Rahn, S. 244 ff.; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 31 f. A. A.: Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 221. 62 Keil, SC de Bacch. In: Hermes 68 (1933), S. 306 f., 311; Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945–1948), S. 102; Dihle, SC de Bacch. In: Hermes 90 (1962), S. 379; Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 220 ff.; Gruen, Studies, S. 37; Heilmann, Bakchanalien-Inschrift. In: FS Rahn, S. 244; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 27 ff.; Wenger, Quellen, S. 71, Fn. 52. 63 Mommsen, Epistula Consulum. In: CIL I1, S. 44; Lommatzsch, Epistula Consulum. In: 2 CIL I , S. 438; Keil, SC de Bacch. In: Hermes 68 (1933), S. 306 ff.; Gelzer, Unterdrückung der Bacchanalien. In: Hermes 71 (1936), S. 278 ff.; Accame, SC de Bacch. In: Riv. di filol. 16 (1938), S. 225; Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945–1948), S. 102; Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 210; van Son, Livius’ behandeling, S. 84; Gruen, Studies, S. 38 mit Fn. 17. Zur Rechtsnatur Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 10 f. 64 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 391 ff.; Krause, Aufbau der Bacchanal-Inschrift. In: Hermes 71 (1936), S. 217 ff.; Dihle, SC de Bacch. In: Hermes 90 (1962), S. 378 f.; Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 979, Fn. 51.

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

Senat beschlossenen Exekutivbestimmungen in derselben Sitzung wie die Regelungen des ersten Teils beraten wurden.65 Wir können diese Fragen offen lassen, da jedenfalls insoweit Einigkeit besteht, dass es sich im ersten Textblock um ein authentisches Protokoll des Senatsbeschlusses an den Nonen des Oktober (7. Oktober) des Jahres 186 vor Christus handelt. Auch gegen die Vorschriften des zweiten Teils werden, mit Ausnahme der Strafandrohung,66 keine Bedenken erhoben. Wir wollen, bevor wir mit der Erörterung der einzelnen Regelungen beginnen, den Aufbau der Inschrift untersuchen. Dazu soll zunächst Fraenkels Gliederung des ersten Teils der Inschrift wiedergegeben werden. Fraenkel teilt den Text des ersten Teils der Inschrift in fünf Sinnabschnitte ein.67 Der Text beginnt in den ersten drei Zeilen mit den Verfahrensnotizen des Protokolls (Z. 1–2)68 und dem Tenor des Senatsbeschlusses (Z. 2–3).69 Dem folgt der erste Sinnabschnitt (Z. 3–6) des Regelungstexts, in dem nach Fraenkel das Verbot der Kultstätten geregelt ist.70 Der zweite Sinnabschnitt (Z. 7–9) enthält Regelungen über die Kultteilnehmer71 und der dritte Sinnabschnitt

65

So Gelzer, Unterdrückung der Bacchanalien. In: Hermes 71 (1936), S. 278 ff.; Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 223. A. A.: Bernard, SC des Bacch., S. 49; Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 379 ff.; Krause, Aufbau der Bacchanal-Inschrift. In: Hermes 71 (1936), S. 216 ff.; Dihle, SC de Bacch. In: Hermes 90 (1962), S. 376 ff.; Volterra, SC. In: Scritti V, S. 227 ff.; Rascon, Represion de las bacanales. In: Estudios Alvarez Suárez, S. 397 f. Vorsichtig van Son, Livius’ behandeling, S. 85. Demgegenüber hält Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945–1948), S. 103 das Material nicht für ausreichend, um eine Entscheidung zu treffen. 66 Philologische Bedenken bei Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 375 ff. Inhaltliche Bedenken bei Fraenkel, a.a.O., S. 387 f.; Krause, Aufbau der Bacchanal-Inschrift. In: Hermes 71 (1936), S. 219. Dazu im 3. Abschnitt, IV. 7. 67 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 369 ff. Ihm folgend Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 81 ff. 68 Dazu Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 209; Bauman, Suppression of the Bacchanals. In: Historia 39 (1990), S. 345 ff.; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 4 f. 69 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 369; Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 209, 217 f.; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 80. Vgl. auch Rascon, Represion de las bacanales. In: Estudios Alvarez Suárez, S. 396; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 7 ff. 70 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 369 f.; Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 208, 218 f.; van Son, Livius’ behandeling, S. 88; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 82; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 14 ff.; Perri, SC de Bacch., S. 151 ff. 71 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 370 f.; Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 208, 219; van Son, Livius’ behandeling, S. 88; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 82; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 16 ff.; Perri, SC de Bacch., S. 154 f.

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(Z. 10–14)72 regelt die Organisation der Kultgemeinschaft.73 Im vierten Sinnabschnitt (Z. 15–18)74 wird die Durchführung der Kulthandlungen beschränkt.75 Der fünfte Sinnabschnitt (Z. 19–22) enthält Regelungen für die Kultversammlungen.76 Dieser Einteilung ist nichts hinzuzufügen. Mit der Gliederung des zweiten Teils der Inschrift hat sich Fraenkel nicht auseinandergesetzt, da es ihm nur darauf ankam, zu zeigen, dass hier weder der Wortlaut des Senatsbeschlusses von den Nonen des Oktober (7. Oktober) des Jahres 186 vor Christus vorliegt, noch der des Schreibens der Konsuln.77 Wie aber bereits Keil gezeigt hat, sind auch die Exekutivbestimmungen des zweiten Teils nachvollziehbar und klar gegliedert angeordnet.78 Danach lässt sich der zweite Teil der Bronzetafel wie folgt gliedern. Die erste Regelung (Z. 22–23) ist der Befehl der Konsuln an die Magistrate vor Ort, den Senatsbeschluss an mindestens drei Markttagen in der lokalen Volksversammlung bekannt zu geben.79 Dem folgt als zweite Regelung (Z. 23–25) die Bekanntgabe der vom Senat beschlossenen Strafvorschrift für den Fall der Missachtung der zuvor bekanntgegebenen Beschlüsse.80 Die dritte Regelung (Z. 26–27)81 72 Abweichend: Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 208 (Z. 10–12), S. 219 (Z. 10–15). Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 18 ff. fasst den dritten und vierten Sinnabschnitt zusammen. 73 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 371 f.; van Son, Livius’ behandeling, S. 88; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 82; Gruen, Studies, S. 37 mit Fn. 13; Perri, SC de Bacch., S. 155 ff. 74 Abweichend: Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 208 (Z. 13–18), S. 219 (Z. 15–19). 75 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 372; van Son, Livius’ behandeling, S. 88; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 83; Gruen, Studies, S. 37 mit Fn. 14. 76 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 372; Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 208, 219; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 83; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 23 f. Perri, SC de Bacch., S. 159 f. 77 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 378 ff. 78 Keil, SC de Bacch. In: Hermes 68 (1933), S. 308. Zustimmend Krause, Aufbau der Bacchanal-Inschrift. In: Hermes 71 (1936), S. 219 f.; Heilmann, Bakchanalien-Inschrift. In: FS Rahn, S. 246 ff. A. A.: Dihle, SC de Bacch. In: Hermes 90 (1962), S. 378 f. 79 Keil, SC de Bacch. In: Hermes 68 (1933), S. 308; Krause, Aufbau der BacchanalInschrift. In: Hermes 71 (1936), S. 219 f.; Dihle, SC de Bacch. In: Hermes 90 (1962), S. 379; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 79. 80 Keil, SC de Bacch. In: Hermes 68 (1933), S. 308; Krause, Aufbau der BacchanalInschrift. In: Hermes 71 (1936), S. 219 f.; Dihle, SC de Bacch. In: Hermes 90 (1962), S. 379; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 79. 81 Krause, Aufbau der Bacchanal-Inschrift. In: Hermes 71 (1936), S. 219 f. teilt diesen Absatz in zwei Absätze, da zwei Handlungen der Beamten vor Ort angeordnet werden. Demgegenüber ordnet Martina, SC de Bacch. In: Athenaeum 86 (1998), S. 106 ff. die erste Hälfte des Publikationsbefehls den unmittelbar vom Senat beschlossenen Bestimmungen über die Todesstrafe zu.

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

ist die Anordnung der durch den Senat beschlossenen Publikation auf einer Bronzetafel.82 Mit der vierten Regelung (Z. 27–30) befehlen die Konsuln die Auflösung etwa noch bestehender Bacchanale,83 die sich nicht auf einen anerkennenswerten alten Kult berufen können.84 Um den Regelungsgehalt des Senatsbeschlusses im ersten Teil der Inschrift jedoch möglichst genau zu erfassen, wollen wir seine Regelungsstruktur genauer beleuchten. Wie bereits Tierney treffend bemerkt hat, wechseln im Text Verbots- und Ausnahmeregelungen.85 Zudem findet sich jeweils nach zwei Sinnabschnitten ein Abstimmungsvermerk in Form des „censuere“86 (Z. 9 und 18).87 Nach dem fünften Sinnabschnitt lässt sich deutlich eine Kürzung feststellen.88 Dies legt die Vermutung nahe, dass nach diesem letzten kürzeren Regelungsabschnitt der Abstimmungsvermerk weggefallen ist.89 Trifft diese Überlegung zu, so haben wir in dem Senatsbeschluss drei Regelungsabschnitte vorliegen, über die getrennt abgestimmt wurde.90 Diese juristische Struktur des Dokuments wird bei seiner Interpretation oft vernachlässigt. Aus dem Wechsel der Verbote mit dem Vorbehalt der senato-

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Keil, SC de Bacch. In: Hermes 68 (1933), S. 308; Krause, Aufbau der BacchanalInschrift. In: Hermes 71 (1936), S. 219 f.; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 79. 83 Keil, SC de Bacch. In: Hermes 68 (1933), S. 308; Krause, Aufbau der BacchanalInschrift. In: Hermes 71 (1936), S. 219 f.; Dihle, SC de Bacch. In: Hermes 90 (1962), S. 379; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 79. 84 Zur Interpretation dieser Anordnung 3. Abschnitt, IV. 4. a). 85 Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945–1948), S. 91. Ebenso Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 81 f. 86 Mommsen, StaatsR III/2, S. 1009; Rascon, Represion de las bacanales. In: Estudios Alvarez Suárez, S. 394 ff. 87 Mommsen, Epistula Consulum. In: CIL I1, S. 44; Lommatzsch, Epistula Consulum. In: 2 CIL I , S. 438; Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 371 und 372; Keil, SC de Bacch. In: Hermes 68 (1933), S. 307, 310; Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 210; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 81; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 5, 16, 18. 88 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 373; Keil, SC de Bacch. In: Hermes 68 (1933), S. 307; Accame, SC de Bacch. In: Riv. di filol. 16 (1938), S. 231; McDonald, Italian Confederation. JRS 34 (1944), S. 29; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 83, Fn. 13; Dihle, SC de Bacch. In: Hermes 90 (1962), S. 378; Rascon, Represion de las bacanales. In: Estudios Alvarez Suárez, S. 396; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 23 f.; Perri, SC de Bacch., S. 161. 89 Mommsen, Epistula Consulum. In: CIL I1, S. 44; Lommatzsch, Epistula Consulum. In: 2 CIL I , S. 438; Keil, SC de Bacch. In: Hermes 68 (1933), S. 307; Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 210; Dihle, SC de Bacch. In: Hermes 90 (1962), S. 378; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 23 f. 90 So Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 13, der eine abweichende Einteilung vornimmt.

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rischen Ausnahmegenehmigung91 ergibt sich für den Senat die erwünschte Eindämmung des Bacchuskults ohne die Gefahr, althergebrachte Kulte zu treffen und so den Gott gegen Rom aufzubringen. Dies entspricht der allgemein angenommenen Politik des Senats.92 Dem widerspricht aber die häufig angenommene Interpretation von Teilen der Regelungen als Selbstbindung des Senats.93 Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen wollen wir nun die einzelnen Abschnitte des Senatsbeschlusses erörtern. 4. Der erste Regelungsabschnitt des Senatsbeschlusses (Z. 3–9) a) Der erste Sinnabschnitt des Senatsbeschlusses (Z. 3–6) Der erste Regelungsabschnitt (Z. 3–9) umfasst die ersten beiden Sinnabschnitte des Senatsbeschlusses und endet mit dem Abstimmungsvermerk in Zeile 9.94 Der erste Sinnabschnitt (Z. 3–6) verbietet, ein Bacchanal zu haben (Z. 3: Bacanal habere). Hier stellt sich zunächst die Frage, was an dieser Stelle unter einem Bacchanal zu verstehen ist.95 Diese Frage ist in der Literatur umstritten. Die wohl überwiegende Meinung nimmt an, dass es sich hierbei um eine Kultstätte handelt.96 Nach einer anderen Ansicht bedeutet ein

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Dazu North, Religious Toleration. In: PCPS 25 (1979), S. 91. Bernard, SC des Bacch., S. 74 f.; Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 385 f.; Gelzer, Unterdrückung der Bacchanalien. In: Hermes 71 (1936), S. 285; Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 219 f.; Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945–1948), S. 95; Tarditi, Questione dei baccanali. In: Parola del Passato 9 (1954), S. 281; Toynbee, Hannibal’s legacy II, S. 399; Sordi, Pax deorum. In: Pace, S. 150; Bauman, Suppression of the Bacchanals. In: Historia 39 (1990), S. 336; Pagán, Conspiracy, S. 55; Perri, SC de Bacch., S. 153 f., 181. 93 Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 11 f.; De Robertis, Dir. Ass., S. 56, Fn. 12; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 82 f.; Gruen, Studies, S. 37 mit Fn. 14; Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945–1948), S. 92. 94 Vgl. Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 371; Gruen, Studies, S. 37 mit Fn. 12. A. A. Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 16, der das „censuere“ in Zeile 3 auf den ersten Sinnabschnitt (Z. 3–6) bezieht und damit hierin einen eigenen Regelungsabschnitt sieht. 95 Dazu allgemein Robin, Bacchanal. In: Pallas 26 (1979), S. 63 ff. 96 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 369 f.; Wölfflin, Epigr. Beitr. II. In: Sitzungsberichte Bayer. Akad. d. Wiss. 1896, S. 185; Accame, SC de Bacch. In: Riv. di filol. 16 (1938), S. 227; Jörs/Wenger/Kunkel, RP, S. 75, Fn. 7; McDonald, Italian Confederation. JRS 34 (1944), S. 29; Gruen, Studies, S. 37; van Son, Livius’ behandeling, S. 83; North, Religious Toleration. In: PCPS 25 (1979), S. 90; Pailler, Bacchanalia, S. 24 (anders aber S. 185); Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 82. 92

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

Bacchanal zu haben (Z. 3: Bacanal habere), eine Bacchusfeier abzuhalten.97 Eine dritte Ansicht hält das Bacchanal für einen Kultverein.98 Um in dieser Frage eine Lösung vorzuschlagen, ist es erforderlich, eine Regelung aus dem zweiten Teil der Inschrift heranzuziehen.99 In der vierten Regelung des zweiten Teils der Inschrift (Z. 28–30) ordnen die Konsuln an: „dass die Bacchanalia, wenn es welche gibt, außer wenn es bei ihnen etwas Geweihtes gibt, so wie es oben beschrieben ist, binnen zehn Tagen, nachdem euch die Briefe übergeben wurden, aufgelöst werden.“ (Z. 28–30: utei ea bacanalia sei qua sunt extrad quam sei quid ibei sacri est ita utei suprad scriptum est in diebus X quibus vobeis tabelai datai erunt, faciatis utei dismota sient). Hieraus wird teilweise in Verbindung mit dem bei Livius100 überlieferten Verständnis abgeleitet, dass Bacchanalia in jedem Falle Kultorte sein müssten.101 Livius schreibt im neununddreißigsten Buch seiner Geschichte Roms: Livius, ab urbe condita 39, 18, 7: ... datum deinde consulibus negotium est, ut omnia Bacchanalia Romae primum, deinde per totam Italiam diruerent, extra quam si qua ibi vetusta ara aut signum consecratum esset. ... 97 Jörs/Wenger, Geschichte und System, S. 52 f., Fn. 5; De Robertis, Dir. Ass., S. 54; Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 218 f.; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 449, Fn. 11; Bauman, Suppression of the Bacchanals. In: Historia 39 (1990), S. 337; Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 980, Fn. 55; Rascon, Represion de las bacanales. In: Estudios Alvarez Suárez, S. 389; Wiseman, Roman drama, S. 41. So Bernard, SC des Bacch., S. 2, 53 f. und Robin, Bacchanal. In: Pallas 26 (1979), S. 69 für Z. 3. Ähnlich Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945– 1948), S. 91. Vgl. auch Castello de Muschietti, SC de Bacch. In: AHAM 16 (1971), S. 411; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 94, Fn. 50 und Robinson, Penal practice, S. 20 f., die eine doppelte Bedeutung annehmen. 98 Mommsen, De collegiis, S. 34; ders., Epistula Consulum. In: CIL I1, S. 44; Lommatzsch, Epistula Consulum. In: CIL I2, S. 438; Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 13 mit Fn. 1; Wissowa, Bacchanal. In: RE II 2, Sp. 2721 f.; Duff, Personality, S. 106; Lübtow, Problem der juristischen Person. In: FS Koschaker II, S. 476; Ménard, Maintenir l’ordre, S. 134; Schuol, Augustus und die Juden, S. 97; Aubert, Gestion des collegia. In: Cahiers du centre GustaveGlotz 10 (1999), S. 51. Für Z. 2 auch Perri, SC de Bacch., S. 153. Für Z. 28 Bernard, SC des Bacch., S. 56 f. In diese Richtung geht wohl auch die Interpretation von Robin, Bacchanal. In: Pallas 26 (1979), S. 69. 99 Vgl. Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 377; North, Religious Toleration. In: PCPS 25 (1979), S. 90, Fn. 36. 100 Liv., ab urb. cond. 39, 18. 101 Wölfflin, Epigr. Beitr. II. In: Sitzungsberichte Bayer. Akad. d. Wiss. 1896, S. 185; Dihle, SC de Bacch. In: Hermes 90 (1962), S. 379; van Son, Livius’ behandeling, S. 83 f.; Willems, Le sénat, S. 317; Warmington, Old Latin IV, S. 258 f., Fn. 4; McDonald, Italian Confederation. JRS 34 (1944), S. 31; Castello de Muschietti, SC de Bacch. In: AHAM 16 (1971), S. 417; North, Religious Toleration. In: PCPS 25 (1979), S. 90, Fn. 36; Pailler, Bacchanalia, S. 186 f.; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 32; Perri, SC de Bacch., S. 153. Ebenso Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 979, obwohl er an anderer Stelle Bacchanalia für Bacchusfeste hält (S. 980, Fn. 55).

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... Dann wurde den Konsuln die Aufgabe übertragen, dass sie alle Bacchanale zuerst in Rom, dann in ganz Italien zerstörten, außer wenn es dort einen alten Altar oder ein geweihtes Bildnis gab. ...

Bei Livius ist der Fall eindeutig.102 Es fragt sich aber, ob Livius oder seine annalistische Vorlage103 den ursprünglichen Wortlaut richtig verstanden hat.104 Der Senatsbeschluss sagt wörtlich übersetzt, dass Bacchanalia, soweit sie in einer Gemeinde bestehen, zu entfernen (Z. 30: dismovere) seien. Entfernen muss nicht gleichzusetzen sein mit zerstören (diruere).105 Es wird teilweise angenommen, Livius habe die Sprache lediglich modernisiert.106 Dies könnte aber auch eine Entstellung des Sinns bedeuten. Als starkes Argument für die Annahme, dass Bacchanal hier den Kultort bezeichnet, wird zudem angegeben, dass eine Ausnahme für den Fall angeordnet wird, dass „bei ihnen“ (Z. 28: ibei)107 etwas Geweihtes (Z. 28: quid sacri) sei.108 Livius hat dies mit seiner Ausschmückung109 sicher so aufgefasst. „Ibei“ ist hier jedoch nicht im engeren Sinne örtlich, im Sinne von „dort“ zu verstehen,110 sondern wie in Zeile 20 im Sinne von „bei ihnen“111 (Z. 20 f.: inter ibei ... arfuise).112 Zudem würde das in der Literatur vorherrschende Verständnis die folgende Präzisierung, „so wie es oben beschrieben ist“ (Z. 29: ita utei suprad scriptum est) jeden Sinns berauben.113 Von Altären, Kultbildern oder ähnlichem war 102

Van Son, Livius’ behandeling, S. 83; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 32. Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 224 ff.; Accame, SC de Bacch. In: Riv. di filol. 16 (1938), S. 227, Fn. 3; van Son, Livius’ behandeling, S. 63 ff.; Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 979; Robinson, Penal practice, S. 16; Toynbee, Hannibal’s legacy II, S. 38 ff. 104 So aber Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 218. 105 Mommsen, Epistula Consulum. In: CIL I1, S. 44; Lommatzsch, Epistula Consulum. In: 2 CIL I , S. 438; Rascon, Represion de las bacanales. In: Estudios Alvarez Suárez, S. 389, Fn. 21; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 32. A. A. Perri, SC de Bacch., S. 152. 106 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 379; van Son, Livius’ behandeling, S. 84 f. 107 So Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 80; Robinson, Penal practice, S. 21. 108 So Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 83. 109 Van Son, Livius’ behandeling, S. 84; Perri, SC de Bacch., S. 180. A. A.: Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 880, der in dem Liviustext den authentischen Wortlaut sieht. Ähnlich Pailler, Bacchanalia, S.186 ff. 110 So aber ThLL VII/1, S. 140; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 80; Robinson, Penal practice, S. 21. 111 Zu dieser Deutung ThLL VII/1, S. 149. 112 So ist vielleicht auch Warmington, Old Latin IV, S. 258, Fn. 1 zu verstehen. A. A. Robinson, Penal practice, S. 21. 113 Krause, Aufbau der Bacchanal-Inschrift. In: Hermes 71 (1936), S. 219 hält es für eine verkürzte Verweisung auf die Formel für den Ausnahmevorbehalt. Zustimmend McDonald, Italian Confederation. JRS 34 (1944), S. 31, Fn. 153. 103

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

bisher noch nicht die Rede.114 Wollte man diese Interpretation aufrechterhalten, müsste man auf den ungelenken, der lateinischen Sprache nicht mächtigen lokalen Beamten rekurrieren, der einen Satz aus einem anderen Senatsbeschluss eingefügt hätte.115 Die Stelle gewinnt jedoch einen Sinn, wenn man sich von dem Missverständnis des Livius löst und „wenn es bei ihnen etwas Geweihtes gibt, so wie es oben beschrieben ist“ (Z. 28 f.: sei quid ibei sacri est, ita utei suprad scriptum est) als Rückverweisung auf die Bestimmungen des ersten Sinnabschnitts des Senatsbeschlusses liest. Dort räumt der Senat die Möglichkeit ein, eine Sonderregelung zu beantragen, „wenn es jemanden geben sollte, der behauptet, dass es für ihn notwendig sei, ein Bacchanal zu haben“ (Z. 3 f.: seiquis esent quei sibei deicerent necesus ese bacanal habere). Eine solche Notwendigkeit mag sich aus dem Vorhandensein eines alten Altars oder Kultbildes ergeben. Sie mag sich aber auch aus einer alten Kultpraxis116 oder dem Bestehen einer alten Kultgemeinschaft ergeben, die für den Erhalt des Friedens mit dem Gott erforderlich ist.117 Zieht man zudem in Betracht, dass die übrigen Absätze des Senatsbeschlusses ausschließlich Kultgemeinschaften und deren Praktiken regeln und nie die Einrichtung von Kultorten, spricht unseres Erachtens mehr dafür, dass „ein Bacchanal haben“ (Z. 3 f.: bacanal habere) das Unterhalten einer Kultgemeinschaft bezeichnet.118 Dass es sich hierbei um das Abhalten eines Bacchusfestes handelt,119 ist demgegenüber unwahrscheinlich. Dies ergibt sich, wie bereits Wölfflin zu Recht bemerkte, daraus, dass die Kulthandlungen (sacra) erst im vierten Sinnabschnitt geregelt werden.120 Zudem beschränken die folgenden Absätze den Bacchuskult nur, verbieten ihn aber nicht, solange er nicht über feste Or-

114 Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 33 f.; Robin, Bacchanal. In: Pallas 26 (1979), S. 69. A. A. Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 377 f. 115 So Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 380. Dagegen van Son, Livius’ behandeling, S. 84. Genau so wenig überzeugend ist der Erklärungsversuch bei Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 33, der an eine fehlende zweite Tafel (auch S. 6) denkt. 116 Bernard, SC des Bacch., S. 56. A. A.: Pailler, Bacchanalia, S. 186; Perri, SC de Bacch., S. 180. 117 Bernard, SC des Bacch., S. 74 f.; Gelzer, Unterdrückung der Bacchanalien. In: Hermes 71 (1936), S. 285; Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945–1948), S. 95; Tarditi, Questione dei baccanali. In: Parola del Passato 9 (1954), S. 281; Toynbee, Hannibal’s legacy II, S. 399; Sordi, Pax deorum. In: Pace, S. 150; Bauman, Suppression of the Bacchanals. In: Historia 39 (1990), S. 336; Pagán, Conspiracy, S. 55; Perri, SC de Bacch., S. 153 f., 181. Allgemein Sini, Pravae et externae religiones. In SDHI 60 (1994), S. 58 ff., insb. S. 71. 118 So auch Bernard, SC des Bacch., S. 56 f. 119 Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 218 f.; Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 980, Fn. 55. 120 Wölfflin, Epigr. Beitr. II. In: Sitzungsberichte Bayer. Akad. d. Wiss. 1896, S. 185. Ebenso Perri, SC de Bacch., S. 152.

IV. Senatus Consultum de Bacchanalibus (186 v. Chr.)

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ganisationsstrukturen verfügt und nur von kleinen Gruppen von Gläubigen gemäß den Vorgaben des Senatsbeschlusses praktiziert wird. An diesem Befund ändert wohl auch die Begriffsbestimmung bei Festus, der die Bedeutung von Bacchanalia als Bacchusfeste angibt (Bacchanalia dicebantur Bacchi festa), nichts.121 Festus schrieb sein Werk über die Wortbedeutungen wohl in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts nach Christus.122 Seine Auffassung von der Wortbedeutung kann wohl kaum die aus der Bronzetafel gewonnenen Indizien aufwiegen.123 Zwar ist unbestritten, dass Bacchanal die Bedeutung Bacchusfest haben kann.124 Der Kontext spricht in diesem Falle jedoch, wie oben gezeigt, dagegen. Daher nehmen wir an, dass der erste Sinnabschnitt des Senatsbeschlusses von den Nonen des Oktober (7. Oktober) des Jahres 186 vor Christus die Bildung von Bacchuskultvereinen (bacanalia) nach der Verfolgung jenes Jahres verbietet. Allein wenn der Friede mit dem Gott es verlangt, sollen einzelne Kultvereine wieder errichtet werden dürfen.125 In der vierten Regelung des zweiten Teils der Inschrift ordnen die Konsuln an, dass alle in Italien vielleicht noch bestehenden Kultvereine durch die lokalen Magistrate aufzulösen (dismovere) seien. Eine Ausnahme soll nur dort greifen, wo ein alter, heiliger Kult (quid sacri) besteht, der ohnehin wieder genehmigt werden müsste und dessen Auflösung den Frieden mit dem Gott gefährden würde.126 Daraus ergeben sich für unsere Untersuchung die folgenden Konsequenzen. Wenn der Senat für die unerwünschten Bacchuskultvereine einen Genehmigungsvorbehalt durch Senatsbeschluss einführen musste, so ist davon auszugehen, dass mindestens ab dem Anfang des zweiten Jahrhunderts vor Christus die Bildung kultischer Vereine grundsätzlich ohne hoheitliche Mit-

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Festus, de sign., S. 27 ed. Lindsay. Schmidt, Sex. Pomp. Festus. In: DNP 4, Sp. 496. 123 A. A. Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 218, Fn. 89 mit weiteren späten Belegen. Ebenso Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 980, Fn. 55. 124 Vgl. den Verweis bei Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 980, Fn. 55 auf die Belegstellen bei Plautus. 125 Bernard, SC des Bacch., S. 74 f.; Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 385 f.; Tarditi, Questione dei baccanali. In: Parola del Passato 9 (1954), S. 281; Sordi, Pax deorum. In: Pace, S. 150; Pagán, Conspiracy, S. 55; Perri, SC de Bacch., S. 153 f., 181. 126 Bernard, SC des Bacch., S. 74 f.; Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 386; Gelzer, Unterdrückung der Bacchanalien. In: Hermes 71 (1936), S. 285; Toynbee, Hannibal’s legacy II, S. 399; Sordi, Pax deorum. In: Pace, S. 150; Bauman, Suppression of the Bacchanals. In: Historia 39 (1990), S. 336; Pagán, Conspiracy, S. 55; Perri, SC de Bacch., S. 153 f., 181. 122

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

wirkung erfolgen konnte.127 Zudem wurde schon zu Beginn des zweiten Jahrhunderts vor Christus die Wendung „einen Verband haben“, hier „bacanal habere“, in Senatsbeschlüssen verwandt. b) Der zweite Sinnabschnitt des Senatsbeschlusses (Z. 7–9) Der zweite Sinnabschnitt (Z. 7–9) regelt, wer sich den Bacchantinnen nähern darf (Z. 7: bacas adire). Dabei handelt es sich um eine Regelung der Mitgliedschaft in den Kultvereinen.128 Diese ist grundsätzlich nur Frauen gestattet. Dabei ist bemerkenswert, dass der Senatsbeschluss, wie insbesondere die folgenden Regelungen zeigen, konsequent zwischen den Geschlechtern differenziert.129 Sollen auch Männer aufgenommen werden, bedarf es einer besonderen Genehmigung durch den Senat. Zu beachten ist, dass, wenn die Urkunde insoweit vollständig ist, die Regelungen des Fortbestands oder der Neugründung der Kultvereine und der Mitgliedschaft gemeinsam abgestimmt wurden.130 Das hieße, dass der Senat die Diskussion über die Möglichkeit des Bestehens von Bacchuskultvereinen mit der Diskussion über die regelmäßige Zusammensetzung dieser Vereine verbunden hat. 5. Der zweite Regelungsabschnitt des Senatsbeschlusses (Z. 10–18) a) Die Regelungsstruktur Der zweite Regelungsabschnitt des Senatsbeschlusses (Z. 10–18) umfasst seinen dritten (Z. 10–14) und vierten Sinnabschnitt (Z. 15–18) und reicht bis zu dem Abstimmungsvermerk in Zeile 18.131 Er regelt die Innenorganisation der Kultvereine und die Durchführung des Kultes. Dabei handelt es sich um den 127 Mommsen, De collegiis, S. 33 f.; Waltzing, Étude I, S. 79 ff.; Bernard, SC des Bacch., S. 112 ff.; Nock, Cult-Associations. In: CR 38 (1924), S. 106; Monti, Corporazioni, S. 23; De Robertis, Dir. Ass., S. 55 ff. A. A.: Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 35 ff.; Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 11 ff. 128 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 370; Pailler, Bacchanalia, S. 25 f.; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 82, 85. A. A. Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 219 f.; Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945–1948), S. 91; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 17; Perri, SC de Bacch., S. 154. Vgl. auch van Son, Livius’ behandeling, S. 88, der hierin die Gründung eines Bacchanalvereins sieht. 129 Wölfflin, S.C. de Bacch. In: Arch. f. lat. Lexicograph. 9 (1896), S. 574; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 82, 84 f.; Perri, SC de Bacch., S. 155. 130 A. A. Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 16, der das „censuere“ in Zeile 3 auf den ersten Sinnabschnitt (Z. 3–6) bezieht und damit hierin einen eigenen Regelungsabschnitt sieht. 131 Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 18 ff.

IV. Senatus Consultum de Bacchanalibus (186 v. Chr.)

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Kern der Regelungen, die wir in den aus späterer Zeit erhaltenen Vereinssatzungen (leges collegii) zu finden pflegen.132 Die enthaltenen Regelungen stellen eine fortlaufende Reihe von Verboten dar, die mit „neve ... neve“ (weder ... noch) verbunden sind.133 Eine Ausnahme bildet das Verbot der Kulthandlungen im Verborgenen in Zeile 15. Hier wird durch eine Umstellung der sprachliche Fluss unterbrochen und so der Beginn des neuen Sinnabschnitts deutlich gemacht, ohne die Regelungsstruktur zu unterbrechen.134 Am Ende des Regelungsabschnitts steht wieder der Ausnahmevorbehalt.135 Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass dieser Vorbehalt nur den vierten Sinnabschnitt (Z. 15–18) oder gar nur einen Teil desselben betreffen sollte.136 Dies würde eine Selbstbindung des Senats bedeutet haben, die kaum plausibel erscheint. Denn der Senat hatte jederzeit die Möglichkeit, Anträge zurückzuweisen, zumal das Quorum von hundert bei der Abstimmung anwesenden Senatoren Maßnahmen einer Minderheit im Senat verhinderte. Somit ging von dem Ausnahmevorbehalt keine Gefahr aus. Es ist also kein Grund ersichtlich, warum sich der Senat selbst hätte binden sollen. Die abweichende im Schrifttum vorherrschende Interpretation geht erneut auf den Bericht des Livius zurück.137 Livius gibt eine stark verkürzte Darstellung des Inhalts des Senatsbeschlusses, die vermutlich einer älteren annalistischen Quelle entnommen ist.138 Wie Meyer richtig bemerkt, kürzt Livius oder

132

Vgl. lex collegii salutaris Dianae et Antinoi aus Lanuvium, CIL XIV 2112; lex familiae Silvani, AE 1929, Nr. 161. Dazu Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945–1948), S. 91; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 82. 133 Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 81 f. 134 A. A. Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 20, Fn. 18. 135 Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 219; Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945–1948), S. 92. 136 Alleine für den vierten Sinnabschnitt plädieren Gruen, Studies, S. 37, Fn. 14; De Robertis, Dir. Ass., S. 56, Fn. 12; North, Religious Toleration. In: PCPS 25 (1979), S. 90. Nur für öffentliche und private Kulte nehmen an: Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 372; McDonald, Italian Confederation. JRS 34 (1944), S. 29; van Son, Livius’ behandeling, S. 87; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 83; Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 980; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 20, 25; Perri, SC de Bacch., S. 158 f. Auch Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945– 1948), S. 92 tendiert zu einer Einschränkung auf den vierten Sinnabschnitt, lässt die Details aber offen. 137 Willems, Le sénat, S. 318; Wissowa, Bacchanal. In: RE II 2, Sp. 2722. 138 Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 224 ff.; Accame, SC de Bacch. In: Riv. di filol. 16 (1938), S. 227; van Son, Livius’ behandeling, S. 83; Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 979; Robinson, Penal practice, S. 16; Frank, Bacchanalian Cult. In: CQ 21 (1927), S. 130; Toynbee, Hannibal’s legacy II, S. 38 ff. A. A. Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 19. Vgl. zu einem ähnlichen Fall Venturini, Senatori e navi. Scritti Melillo III, S. 1462.

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

seine Quelle so stark, dass die Darstellung ungenau wird.139 Daraus zieht Meyer jedoch nicht die richtigen Konsequenzen. So hält er die Darstellung des Senatsbeschlusses bei Livius für „im Ganzen richtig“.140 Zutreffend stellt er jedoch fest, dass Livius die Differenzierung der Regelungen nach dem Geschlecht nicht berücksichtigt hat.141 Dies ist jedoch nicht der einzige wesentliche Aspekt, der bei Livius fehlt: Livius, ab urbe condita 39, 18, 8–9: in reliquum deinde senatus consulto cautum est, ne qua Bacchanalia Romae neve in Italia essent. si quis tale sacrum sollemne et necessarium duceret, nec sine religione et piaculo se id omittere posse, apud praetorem urbanum profiteretur, praetor senatum consuleret. si ei permissum esset, cum in senatu centum non minus essent, ita id sacrum faceret, dum ne plus quinque sacrificio interessent, neu qua pecunia communis neu quis magister sacrorum aut sacerdos esset. Im Übrigen ist dann im Senatsbeschluss vorgesehen worden, dass es weder in Rom noch in Italien Bacchanalia geben sollte. Wenn jemand sie als würdige und notwendige Kulthandlungen durchführen sollte und beim Stadtprätor angeben sollte, dass er sie nicht ohne Frevel und Sünde aufgeben dürfe, sollte der Prätor die Entscheidung des Senats einholen. Wenn es (die Durchführung der Kulthandlungen) ihm (dem Antragsteller) gestattet worden sein sollte, während nicht weniger als hundert Senatoren anwesend waren, so durfte er diese Kulthandlung durchführen, wenn nicht mehr als fünf Personen daran teilnahmen und weder gemeinsames Geld vorhanden war noch jemand Kultbeamter oder Priester war.

Liest man den Bericht des Livius, so erfährt man, dass die Priesterschaft im Bacchuskult für jedermann untersagt war. Dies widerspricht jedoch der ausdrücklichen Regelung des Senats in Zeile 10 der Bronzetafel. Dort wird nur das Priestertum von Männern verboten. Dass diese Beschränkung auf das männliche Geschlecht wörtlich zu nehmen ist, ergibt sich daraus, dass die Bekleidung des Amts des Vorstands für Männer und Frauen untersagt wird.142 Wenn aber eine Aussage in der Kette bei Livius falsch ist, so dürfen wir den anderen wohl kaum mehr Vertrauen schenken. Damit sind wir auf die Interpretation der Bronzetafel aus ihr selbst heraus zurückgeworfen. Aus unseren systematischen Erwägungen heraus spricht aber entgegen der Auffassung 139

Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 979. Ebenso Mommsen, Epistula Consulum. In: CIL I1, S. 44; Lommatzsch, Epistula Consulum. In: CIL I2, S. 438; Gruen, Studies, S. 37 f. mit Fn. 13; Rascon, Represion de las bacanales. In: Estudios Alvarez Suárez, S. 391; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 19. 140 Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 979. So auch Gruen, Studies, S. 38; van Son, Livius’ behandeling, S. 81; McDonald, Italian Confederation. JRS 34 (1944), S. 28 ff. 141 Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 979. Ebenso van Son, Livius’ behandeling, S. 85; Gruen, Studies, S. 37. 142 Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 82, 84 f.; North, Religious Toleration. In: PCPS 25 (1979), S. 90, Fn. 38. A. A.: Pailler, Bacchanalia, S. 188 ff., der einen abweichenden Wortlaut eines früheren, allein auf Rom zugeschnittenen Senatsbeschlusses annimmt. Ihm folgend Perri, SC de Bacch., S. 182 ff.

IV. Senatus Consultum de Bacchanalibus (186 v. Chr.)

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Tierneys143 mehr für die Annahme, dass alle Verbote des zweiten Regelungsabschnitts (Z. 10–18) dem Ausnahmevorbehalt in den Zeilen 16 f. unterliegen.144 b) Der dritte Sinnabschnitt des Senatsbeschlusses (Z. 10–14) Nachdem wir jetzt die Struktur der Regelung erfasst haben, wenden wir uns dem materiellen Regelungsgehalt zu. Der dritte Sinnabschnitt des Senatsbeschlusses (Z. 10–14) regelt die Innenorganisation der Kultgemeinschaft. Dabei dürfen wir nicht von den Regelungen auf die tatsächliche Organisation der Bacchuskultvereine schließen.145 Jedoch sind wir wohl berechtigt anzunehmen, dass der Senat in seinem Beschluss die ab der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts vor Christus übliche Innenorganisation eines römischen Vereins seinen Regelungen zu Grunde gelegt hat.146 In Zeile 10 beginnen die beschränkenden Vorschriften mit der Regelung des Priestertums. Zur Priesterschaft werden, wie wir bereits sahen, grundsätzlich nur Frauen zugelassen.147 Dies ergibt sich aus der Zusammenschau mit dem folgenden allgemeinen Verbot der Bestellung von Vorständen (Z. 10) oder anderen Funktionären (Z. 11 f.). Es ist ausdrücklich sowohl Männern als auch Frauen untersagt, das Amt des Vorstandes oder eines anderen Funktionärs zu bekleiden oder jemanden unabhängig von seinem Geschlecht in ein solches Amt zu wählen.148 Zudem wird den Kultvereinen grundsätzlich untersagt, ein gemeinsames Vermögen zu haben (Z. 11).149 Für die Zukunft werden alle bindenden Vereinbarungen untersagt. Der Senatsbeschluss zählt eine Reihe von unterschiedlichen Formen verbindlicher Vereinbarungen auf. Der Sinn dieser Regelungstechnik war es vermutlich, die Umgehung des Verbots zu vermeiden oder alle geläufigen Fälle abzudecken.150 143

Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945–1948), S. 92. Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 219; Volterra, SC. In: Scritti V, S. 227. 145 North, Religious Toleration. In: PCPS 25 (1979), S. 91 ff. A. A. Gruen, Studies, S. 54 f. 146 North, Religious Toleration. In: PCPS 25 (1979), S. 91 ff.; Aubert, Gestion des collegia. In: Cahiers du centre Gustave-Glotz 10 (1999), S. 51. Dazu im 6. Abschnitt. 147 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 371; Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945–1948), S. 92; van Son, Livius’ behandeling, S. 88; North, Religious Toleration. In: PCPS 25 (1979), S. 90; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 26. 148 Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 82, 84 f.; Wölfflin, Epigr. Beitr. II. In: Sitzungsberichte Bayer. Akad. d. Wiss. 1896, S. 185 f.; ders., S.C. de Bacch. In: Arch. f. lat. Lexicograph. 9 (1896), S. 574. 149 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 371; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 82. 150 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 371 f.; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 19 f.; Perri, SC de Bacch., S. 158 f. 144

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

Die Interpretation dieser Vorschrift ist in der Literatur umstritten. Es wurde angenommen, dass sie Verbindungen jenseits der Form des Vereins treffen151 oder die Aufnahme neuer Mitglieder verhindern sollte.152 Demgegenüber wurde vermutet, dass sie die Androhung enthalten habe, dass jede künftige Vereinigung als Verschwörung gegen das Gemeinwesen (coniuratio) betrachtet werden würde.153 Es könnte sich aber auch um verschiedene gängige Formulierungen dafür handeln, dass sich die Mitglieder eine Satzung geben.154 Dass Satzungen spätestens seit dem fünften Jahrhundert vor Christus üblich waren, konnten wir aus der oben behandelten Vorschrift des Zwölftafelgesetzes sehen.155 c) Der vierte Sinnabschnitt des Senatsbeschlusses (Z. 15–18) Der vierte Sinnabschnitt (Z. 15–18) regelt die Durchführung des Kultes. Der Senat verbietet alle denkbaren Formen von Kulthandlungen, die nicht ausdrücklich genehmigt sind. Wie wir oben bereits erörtert haben, behielt sich der Senat jedoch vor, alle denkbaren Kulthandlungen zu genehmigen, wenn ein überwiegendes, begründetes religiöses Interesse dies verlangte.156 Alles andere hätte potenziell den Frieden mit dem Gott gefährden können und wäre damit dem Interesse des Senats zuwidergelaufen.157 Daher ist auch die Annahme, der Senat habe mystische Kulthandlungen (sacra in oquoltod) ohne Ausnahme verbieten wollen,158 wenig überzeugend. 151

Bernard, SC des Bacch., S. 57; Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 371 f.; McDonald, Italian Confederation. JRS 34 (1944), S. 29. 152 Voigt, XII Tafeln II, S. 746. 153 Dihle, SC de Bacch. In: Hermes 90 (1962), S. 378. 154 Mommsen, StaatsR I, S. 249, Fn. 3; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 82; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 19 f.; Perri, SC de Bacch., S. 158 f.; Luisi, Terminologia del terrorismo. In: Terror et Pavor, S. 154. Vgl. zum Zwölftafelgesetz: Fiori, Sodales. In: FS Serrao, S. 144; Maschi, Categoria dei contratti reali, S. 121 ff.; Versnel, Historical implications. In: Lapis Satricanus, S. 112, 115, 118. 155 Gaius libro quarto ad legem duodecim tabularum (D. 47.22.4). 156 Dazu 3. Abschnitt, IV. 4. a). 157 Bernard, SC des Bacch., S. 74 f.; Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 385 f.; Gelzer, Unterdrückung der Bacchanalien. In: Hermes 71 (1936), S. 285; Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 219 f.; Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945–1948), S. 95; Tarditi, Questione dei baccanali. In: Parola del Passato 9 (1954), S. 281; Toynbee, Hannibal’s legacy II, S. 399; Sordi, Pax deorum. In: Pace, S. 150; Bauman, Suppression of the Bacchanals. In: Historia 39 (1990), S. 336; Pagán, Conspiracy, S. 55; Perri, SC de Bacch., S. 153 f., 181. Allgemein Sini, Pravae et externae religiones. In SDHI 60 (1994), S. 58 ff., insb. S. 71. 158 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 372; McDonald, Italian Confederation. JRS 34 (1944), S. 29; van Son, Livius’ behandeling, S. 87; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 83; Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 980; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 20, 25; Perri, SC de Bacch., S. 158 f.

IV. Senatus Consultum de Bacchanalibus (186 v. Chr.)

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Im Schrifttum ist umstritten, ob der Text des vierten Sinnabschnitts, wie ihn die Bronzetafel wiedergibt, eine Kürzung erfahren hat. Hierfür könnte sprechen, dass Livius in seinem Bericht von dem Verbot von Bacchanalia in Rom und Italien spricht (ne qua Bacchanalia Romae neue in Italia essent.).159 Es könnten also die Worte, die Kulthandlungen (sacra) in Rom (in urbid)160 ausdrücklich verboten, ausgefallen sein.161 Dies würde jedoch unsere Ergebnisse in keiner Weise beeinflussen und kann daher offenbleiben. Am Ende des zweiten Regelungsabschnitts folgt der Abstimmungsvermerk. Der Senat hat also in seiner Verhandlung, wenn die Bronzetafel das Protokoll insoweit vollständig wiedergibt, die Regelungen über die Innenorganisation der Kultvereine und die Durchführung des Kultes verbunden. Damit haben die Senatoren alles erörtert, was sie benötigten, um sich die vollständige Kontrolle über die Kultgemeinschaften in allen Einzelheiten zu sichern. 6. Der dritte Regelungsabschnitt (Z. 19–22) Der dritte Regelungsabschnitt ist mit dem fünften Sinnabschnitt (Z. 19–22) identisch. Die Kürze dieses Regelungsanschnitts mag einer Kürzung im Brief der Konsuln oder dem Zweck der Materialersparnis bei der Herstellung der Tafel geschuldet sein. Das Ende dieses Abschnitts weist deutliche Anzeichen einer Kürzung auf.162 Über den ursprünglichen Umfang dieses Regelungsabschnitts lassen sich keine sicheren Aussagen treffen. In dem uns als dritter Regelungsabschnitt überlieferten fünften Sinnabschnitt (Z. 19–22) wird zunächst die absolute Zahl der an den Kulthandlungen teilnehmenden Personen beschränkt (Z. 19 f.). An den Kulthandlungen dürfen nur fünf Personen teilnehmen. Dann wird das Verhältnis von an den Kulthandlungen teilnehmenden Männern zu Frauen geregelt (Z. 20 f.).163 Grundsätzlich dürfen nur drei Frauen und zwei Männer an den Kulthandlungen teilnehmen. Der Senat behält sich

159

Liv., ab urb. cond. 39, 18. So die Überlegung von Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 380. Zustimmend McDonald, Italian Confederation. JRS 34 (1944), S. 29, Fn. 138. 161 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 380; van Son, Livius’ behandeling, S. 84; Perri, SC de Bacch., S. 159. 162 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 373; Keil, SC de Bacch. In: Hermes 68 (1933), S. 307; Accame, SC de Bacch. In: Riv. di filol. 16 (1938), S. 231; McDonald, Italian Confederation. JRS 34 (1944), S. 29; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 83, Fn. 13; Dihle, SC de Bacch. In: Hermes 90 (1962), S. 378; Rascon, Represion de las bacanales. In: Estudios Alvarez Suárez, S. 396; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 23 f.; Perri, SC de Bacch., S. 161. 163 So Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 83, 86. 160

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

erneut vor, von diesen Vorschriften abweichende Genehmigungen zu erteilen (Z. 21 f.).164 Es wurde teilweise angenommen, dass das Ziel der Beschränkung des Anteils an männlichen Kultteilnehmern die Verhinderung des Zusammenkommens der für eine Manzipation oder Testamentserrichtung erforderlichen Zahl von Zeugen war.165 Zur Manzipation oder Testamentserrichtung bedurfte es einer Mindestzahl von fünf römischen Bürgern als Zeugen.166 Diese Ansicht wurde aber zu Recht zurückgewiesen.167 Sonst hätte die Zahl der Frauen nicht beschränkt werden müssen, da sie als Zeugen nicht in Betracht kamen.168 Vielmehr scheint es um den Erhalt des Charakters eines Frauenkults zu gehen,169 der wohl zu Recht als der ursprüngliche galt.170 Ist diese Überlegung richtig, so könnte der Senat mit dem dritten Regelungsabschnitt beabsichtigt haben, den Charakter der einzelnen Kultversammlungen zu regulieren. Auch unter dem Prinzipat umfassten die Genehmigungen der Vereinsgründung Regelungen bezüglich der Versammlungen des Verbandes (coire).171 Ob der Senat weitere Vorschriften erließ, die nicht in das Schreiben der Konsuln oder die Inschrift aufgenommen wurden, lässt sich nicht feststellen. 7. Die Strafandrohung Eine letzte Regelung des Senats, die wohl getrennt abgestimmt wurde, wie aus dem Abstimmungsvermerk in Zeile 25 hervorgeht, ist die Sanktionsbestimmung (Z. 23 25).172 Der Senat ordnete die Todesstrafe für alle, die seinem 164

So McDonald, Italian Confederation. JRS 34 (1944), S. 29; van Son, Livius’ behandeling, S. 88; North, Religious Toleration. In: PCPS 25 (1979), S. 90; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 26; Perri, SC de Bacch., S. 159 f. Demgegenüber bezieht Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945–1948), S. 92 den Ausnahmevorbehalt nur auf das Verhältnis der Geschlechter der Teilnehmer. Zustimmend Gruen, Studies, S. 37, Fn. 15. 165 Bauman, Suppression of the Bacchanals. In: Historia 39 (1990), S. 342 f. 166 Kaser, RP, S. 42. 167 Robinson, Penal practice, S. 23. 168 Kaser, RP, S. 42, 84. 169 Mommsen, Epistula Consulum. In: CIL I1, S. 44; Lommatzsch, Epistula Consulum. In: CIL I2, S. 438; Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 370, 372; Warmington, Old Latin IV, S. 256, Fn. 2; Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 979; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 17 f. 170 Liv., ab urb. cond. 39, 13; Mommsen, Epistula Consulum. In: CIL I1, S. 44; Lommatzsch, Epistula Consulum. In: CIL I2, S. 438; Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 370; Näsström, Bacchanalia. In: A Conciliation of Powers, S. 113 ff.; Walsh, Making a Drama. In: Greece & Rome 43 (1996), S. 191; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 25. A. A. North, Religious Toleration. In: PCPS 25 (1979), S. 89; Perri, SC de Bacch., S. 52 ff. 171 CIL XIV 2112, Sp. 1, Z. 13 f. Dazu 3. Abschnitt, VIII. 4. 172 Keil, SC de Bacch. In: Hermes 68 (1933), S. 310; McDonald, Italian Confederation. JRS 34 (1944), S. 29; Cova, Livio e la repressione. In: Athenaeum 52 (1974), S. 84, Fn. 6. Zudem nimmt Martina, SC de Bacch. In: Athenaeum 86 (1998), S. 106 ff. einen zugehörigen besonderen Publikationsbefehl an.

IV. Senatus Consultum de Bacchanalibus (186 v. Chr.)

231

Beschluss zuwiderhandelten, an. Diese Regelung hat viele Kontroversen ausgelöst, da sie nicht den Vorstellungen von einer toleranten römischen Gesellschaft entsprach.173 So wurden sowohl philologische Bedenken174 als auch inhaltliche Bedenken175 gegen diese Anordnung geltend gemacht, da die Härte des Vorgehens vielen Autoren unangemessen erschien.176 Heute hat sich, zum Teil unter Verweis auf die spätere Christenverfolgung,177 die Auffassung durchgesetzt, dass die Anordnung der Todesstrafe bei Zuwiderhandlung gegen den Senatsbeschluss durchaus als authentisch anzusehen ist.178 Umstritten bleibt, ob der Senat zur Anordnung der Todesstrafe für römische Bürger einer besonderen Rechtsgrundlage bedurfte179 und ob gegen die Urteile die Berufung an die Volksversammlung (provocatio ad populum) zulässig war.180 Gegen die auf der zeitgenössischen Bronzetafel überlieferte Inschrift können also keine Bedenken bestehen. Für eine Übertretung der getroffenen Regelungen setzte der Senat die Todesstrafe fest. 173

Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 385; Keil, SC de Bacch. In: Hermes 68 (1933), S. 10 f.; Mommsen, StR, S. 578 f. 174 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 375 ff. 175 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 387 f.; Krause, Aufbau der Bacchanal-Inschrift. In: Hermes 71 (1936), S. 219; Bauman, Suppression of the Bacchanals. In: Historia 39 (1990), S. 342; Robinson, Penal practice, S. 21; Liebenam, Röm. Vereinswesen, S. 18, Fn. 1. 176 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 375; Robinson, Penal practice, S. 21. 177 Gelzer, Unterdrückung der Bacchanalien. In: Hermes 71 (1936), S. 285 f.; Cova, Livio e la repressione. In: Athenaeum 52 (1974), S. 106 ff.; Rascon, Represion de las bacanales. In: Estudios Alvarez Suárez, S. 402; Näsström, Bacchanalia. In: A Conciliation of Powers, S. 117; Pailler, Bacchanalia, S. 175 f.; Perri, SC de Bacch., S. 168. 178 Mommsen, Epistula Consulum. In: CIL I1, S. 44; Lommatzsch, Epistula Consulum. In: CIL I2, S. 438; Frank, Bacchanalian Cult. In: CQ 21 (1927), S. 131 f.; Keil, SC de Bacch. In: Hermes 68 (1933), S. 311; Gelzer, Unterdrückung der Bacchanalien. In: Hermes 71 (1936), S. 284; Accame, SC de Bacch. In: Riv. di filol. 16 (1938), S. 229; Tarditi, Questione dei baccanali. In: Parola del Passato 9 (1954), S. 281; De Martino, Storia, S. 203 f.; Cova, Livio e la repressione. In: Athenaeum 52 (1974), S. 102; Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 980; Venturini, Processo penale, S. 139; Santalucia, Diritto e processo, S. 99; ders., Processi „fuori turno“. In: Altri studi, S. 264 f.; Pailler, Bacchanalia, S. 175 f.; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 83; Perri, SC de Bacch., S. 167 f.; Heilmann, Bakchanalien-Inschrift. In: FS Rahn, S. 245. 179 So Bernard, SC des Bacch., S. 83 ff.; Strachan-Davidson, Criminal Law I, S. 239 f.; McDonald, Italian Confederation. JRS 34 (1944), S. 30 ff. A. A. Venturini, Processo penale, S. 139 f.; Santalucia, Diritto e processo, S. 99 ff. 180 Dazu Mommsen, StaatsR II/1, S. 112, Fn. 2: ders., StrR, S. 153, Fn. 1; Willems, Le sénat, S. 287 ff.; Bernard, SC des Bacch., S. 81 ff.; Siber, Provocatio. In: SZ 62 (1942), S. 378 f.; Tarditi, Questione dei baccanali. In: Parola del Passato 9 (1954), S. 279; Kunkel, Röm. Kriminalverfahren, S. 25 ff.; Strachan-Davidson, Criminal Law I, S. 233 ff.; De Martino, Storia, S. 204 f.; Santalucia, Diritto e processo, S. 100; ders., Processi „fuori turno“. In: Altri studi, S. 264 f.; Rascon, Represion de las bacanales. In: Estudios Alvarez Suárez, S. 399 ff. Zusammenfassend Venturini, Processo penale, S. 161 ff.

232

3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

8. Der Bericht des Livius Nun bedarf es noch einer kurzen Erörterung des Berichts des Livius. Livius widmet der Bacchanalaffäre überproportional viel Raum im neununddreißigsten Buch seines Geschichtswerks.181 Der Bericht umfasst in einer weitausschweifenden Erzählung im Stile der neuen Komödie182 zwölf Kapitel.183 Ein junger Mann aus gutem Hause, Publius Aebutius,184 soll durch böse Ränke seines Stiefvaters mit Hilfe der Bacchanalverbände zu Grunde gerichtet werden.185 Seine Geliebte, Hispala Faecina,186 eine freigelassene Edelkurtisane, warnt den ahnungslosen Jüngling,187 und seine rechtschaffene Tante Aebutia bewegt ihn, die Sache dem Konsul Spurius Postumius Albinus zu melden.188 Dieser strengt eine Untersuchung an189 und berichtet dem Senat190 über die von den Bacchusanhängern begangenen Verbrechen.191 Darauf ordnet der Senat die Verfolgung der Bacchusverehrer an.192 Die Konsuln geben die nötigen Anweisungen193 und berufen eine informierende Volksversammlung (contio)194 ein, um das Volk von den Maßnahmen in Kenntnis zu setzen.195 Es kommt in der Folge zu einer Massenflucht, sodass sich der Senat gezwungen sieht, Gerichtsverfahren vorübergehend auszusetzen.196 Die Zahl der vermeintlichen Kultanhänger wird mit siebentausend angegeben.197 Am Ende wurden diejenigen, die sich zwar verschworen hatten, aber nicht an Verbrechen teilgenommen hatten, zu Gefängnisstrafen verurteilt. Die, denen Verbre181

Walsh, Making a Drama. In: Greece & Rome 43 (1996), S. 190; Cova, Livio e la repressione. In: Athenaeum 52 (1974), S. 85 ff. 182 McDonald, Italian Confederation. JRS 34 (1944), S. 26; Robinson, Penal practice, S. 15; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 89; Näsström, Bacchanalia. In: A Conciliation of Powers, S. 118; Walsh, Making a Drama. In: Greece & Rome 43 (1996), S. 195 ff.; Wiseman, Roman drama, S. 47 f. Einschränkend Scafuro, Comic Narrative. In: Livy, S. 331 ff. 183 Liv., ab urb. cond. 39, 8–19. 184 Zur Historizität der Person Scafuro, Comic Narrative. In: Livy, S. 323, 335; van Son, Livius’ behandeling, S. 203. 185 Liv., ab urb. cond. 39, 9. 186 Zur Historizität der Person Scafuro, Comic Narrative. In: Livy, S. 323, 335; van Son, Livius’ behandeling, S. 203. 187 Liv., ab urb. cond. 39, 10. 188 Liv., ab urb. cond. 39, 11. 189 Liv., ab urb. cond. 39, 12 f. 190 Liv., ab urb. cond. 39, 14. 191 Liv., ab urb. cond. 39, 8 und 13. 192 Liv., ab urb. cond. 39, 14. 193 Liv., ab urb. cond. 39, 14. 194 Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 11 f. 195 Liv., ab urb. cond. 39, 15 ff. 196 Liv., ab urb. cond. 39, 18. 197 Liv., ab urb. cond. 39, 17.

IV. Senatus Consultum de Bacchanalibus (186 v. Chr.)

233

chen nachgewiesen werden konnten, wurden hingerichtet.198 Nach dem Bericht über die unmittelbar ergriffenen Maßnahmen gibt Livius eine verkürzte Darstellung der Regelungen des Senats für die Zukunft.199 Am Ende werden Aebutius und Hispala für die Aufdeckung der Verschwörung belohnt.200 Dieser Bericht ist, wie heute überwiegend anerkannt, eine Ausschmückung des von Livius in der älteren Annalistik vorgefundenen Materials.201 Damit sind die Nachrichten des Livius mit Vorsicht zu behandeln. Sie geben weniger Aufschluss über die Verhältnisse im Jahre 186 vor Christus als vielmehr über die zeitgenössische Einstellung und Befürchtungen gegenüber östlichen Mysterienkulten.202 So wird in der jüngeren Literatur wohl zu Recht auf die Religionspolitik des Augustus verwiesen, der um die Entstehungszeit des Liviustexts (zwischen 20 und 15 v. Chr.)203 Maßnahmen gegen Mysterienreligionen erließ.204 Die früher angenommene Aufteilung der Senatsbeschlüsse auf zwei Sitzungen205 erscheint nicht zwingend. Vielmehr scheint Livius die vom Senat für die Zukunft erlassenen Regelungen erst am Ende seines Berichts gebracht zu haben.206 Der Grund hierfür wird wohl eher in der Stoffdisposition zu suchen

198

Liv., ab urb. cond. 39, 18. Liv., ab urb. cond. 39, 18. 200 Liv., ab urb. cond. 39, 19. 201 Frank, Bacchanalian Cult. In: CQ 21 (1927), S. 130; Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 979; Luisi, Terminologia del terrorismo. In: Terror et Pavor, S. 145 ff. 202 Ein Nachklang davon findet sich vielleicht bei Cass. Dio, hist. Rom. 52.36.2. Vgl. Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945–1948), S. 106; Tarditi, Questione dei baccanali. In: Parola del Passato 9 (1954), S. 283; Robinson, Penal practice, S. 26; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 89 ff.; Harland, Associations, S. 162 f.; Cotter, Collegia. In: Voluntary Associations, S. 79; Luisi, Terminologia del terrorismo. In: Terror et Pavor, S. 148 f., 155. Allgemein schon: Wenger, Quellen, S. 188. A. A. North, Religious Toleration. In: PCPS 25 (1979), S. 87. 203 Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 86; Walsh, Making a Drama. In: Greece & Rome 43 (1996), S. 189. 204 La Piana, Foreign groups. In: HThR 20 (1927), S. 293; De Robertis, Dir. Ass., S. 60, 63; McDonald, Italian Confederation. JRS 34 (1944), S. 28; Robinson, Penal practice, S. 26; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 86., Fn. 20, S. 93; Näsström, Bacchanalia. In: A Conciliation of Powers, S. 117 f. Vorsichtig hinsichtlich der Ehegesetze Scafuro, Comic Narrative. In: Livy, S. 349. Hinsichtlich des Prozessrechts Venturini, Processo penale, S. 164 f. Vgl. auch hinsichtlich des Berichts über die Gründung des collegium mercatorum (Liv., ab urbe cond. 2.27.5) Romano, Collegium scribarum, S. 64 f. 205 Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 379 ff.; Krause, Aufbau der Bacchanal-Inschrift. In: Hermes 71 (1936), S. 216 ff. Dihle, SC de Bacch. In: Hermes 90 (1962), S. 376 ff.; Rascon, Represion de las bacanales. In: Estudios Alvarez Suárez, S. 397 f. 206 Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 87. 199

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

sein als in den historischen Tatsachen.207 Zu dem Wert der Überlieferung des Livius hinsichtlich des Regelungsgehaltes des Senatsbeschlusses genügt das oben Gesagte.208 Da Livius scheinbar die Protokolle des Senats nicht benutzt hat, war er auf seine annalistischen Quellen angewiesen.209 Bemerkenswert ist die stereotype Aufzählung der Verbrechen, die die Kultanhänger begangen haben sollen.210 Sie stellen einen rhetorischen Topos dar, der auch im Rahmen der Christenverfolgung etwa fünfzig Jahre später wieder in Erscheinung tritt.211 9. Zusammenfassung Trotz vieler Unsicherheiten im Detail stellt der Senatsbeschluss über die Bacchanalia also eine ergiebige Quelle für die frühe Geschichte des römischen Rechts der Personenverbände dar.212 Auch wenn die Reichweite und Wirkung eines Senatsbeschlusses am Anfang des zweiten Jahrhunderts vor Christus umstritten sind,213 können wir davon ausgehen, dass uns der Text wertvolle Hinweise zumindest auf das Recht der kultischen Personenverbände dieser 207 McDonald, Italian Confederation. JRS 34 (1944), S. 29; Gelzer, Unterdrückung der Bacchanalien. In: Hermes 71 (1936), S. 283 ff.; Accame, SC de Bacch. In: Riv. di filol. 16 (1938), S. 227 ff. 208 3. Abschnitt, IV. 4. a) und 5. a). 209 Fronza, De Bacanalibus. In: Annali triestini, Sez. 1, 17 (1946/47), S. 224 ff.; Accame, SC de Bacch. In: Riv. di filol. 16 (1938), S. 227, Fn. 3; van Son, Livius’ behandeling, S. 88 ff.; Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 979; Robinson, Penal practice, S. 16; Toynbee, Hannibal’s legacy II, S. 39. A. A.: Wenger, Quellen, S. 188, Fn. 88; Albanese, SC de Bacch. In: Studi Talamanca, S. 19; Giovannini, Terrorismo e antiterrorismo. In: Terror et Pavor, S. 296. 210 Dazu insbesondere Harland, These People. In: FS Wilson, S. 64 ff. Vgl. auch Bernard, SC des Bacch., S. 114 f. (mit interessanter Erklärung); Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945–1948), S. 106; Tarditi, Questione dei baccanali. In: Parola del Passato 9 (1954), S. 283; Toynbee, Hannibal’s legacy II, S. 393 f.; Cova, Livio e la repressione. In: Athenaeum 52 (1974), S. 100 ff.; Robinson, Penal practice, S. 23; Rascon, Represion de las bacanales. In: Estudios Alvarez Suárez, S. 403; Meyer, Annalistik im Lichte der Urkunden. In: ANRW I, 2, S. 980. Vorsichtig: Perri, SC de Bacch., S. 67 ff. Dagegen sieht Fraenkel, SC de Bacch. In: Hermes 67 (1932), S. 387 hierin eine „einheitliche offizielle Formulierung“ eines Berichts über den Ausgang der Verfahren. Für die Authentizität des Berichts: Mommsen, StR, S. 579; McDonald, Italian Confederation. JRS 34 (1944), S. 27; Bauman, Suppression of the Bacchanals. In: Historia 39 (1990), S. 342. 211 Harland, These People. In: FS Wilson, S. 68 ff.; Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945–1948), S. 106; Toynbee, Hannibal’s legacy II, S. 394; Cova, Livio e la repressione. In: Athenaeum 52 (1974), S. 107; Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 93 f.; Perri, SC de Bacch., S. 68 f.; Nippel, Public Order, S. 30; Ménard, Maintenir l’ordre, S. 134 ff. A. A. Giovannini, Terrorismo e antiterrorismo. In: Terror et Pavor, S. 296 ff. 212 De Robertis, Dir. Ass., S. 53. 213 De Robertis, Dir. Ass., S. 57 ff.; Rascon, Represion de las bacanales. In: Estudios Alvarez Suárez, S. 394; 401 f.

V. Optimaten und Popularen

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Zeit gibt. Die Tatsache, dass der Senat ein besonderes Genehmigungserfordernis für die Gründung von Bacchuskultvereinen einführte, ist wohl zu Recht als Beweis dafür gewertet worden, dass jedenfalls am Anfang des zweiten Jahrhunderts vor Christus kein grundsätzlicher Genehmigungsvorbehalt bei der Gründung von Kultvereinen bestand.214 Zudem lässt sich aus dem Senatsbeschluss ablesen, dass Vereine am Anfang des zweiten Jahrhunderts vor Christus die gleichen Strukturen aufwiesen, wie sie uns unter anderem in unserer Ausgangsquelle215 im zweiten Jahrhundert nach Christus überliefert sind. Der Senat wird in dem Bestreben, den Anhängern des Bacchuskults die Bildung ungenehmigter Kultvereine zu untersagen, die zu dieser Zeit typischen Strukturen eines Vereins verboten haben.216 Kultvereine konnten also über einen Priester oder eine Priesterin (sacerdos) verfügen. Die meisten Vereine werden wohl unabhängig von ihrer Natur ein gemeinsames Vermögen (pecunia communis) und Funktionäre (magister/magistratus/promagistratus) gehabt haben. Für den Untersuchungsgegenstand dieses Kapitels bleibt jedoch insbesondere festzuhalten, dass die überlieferten Regelungen des Senatus Consultum de Bacchanalibus keinen Hinweis auf einen allgemeinen Genehmigungsvorbehalt bei der Vereinsgründung am Anfang des zweiten Jahrhunderts vor Christus enthalten. Wir gehen also davon aus, dass ein solcher allgemeiner Genehmigungsvorbehalt, wie er uns später begegnet, zu dieser Zeit noch nicht bestanden hat.

V. Optimaten und Popularen Im ersten Jahrhundert vor Christus gerieten die verschiedenen Personenverbände, wie alle gesellschaftlichen Institutionen, in den Sog der politischen Auseinandersetzungen der ausgehenden Republik. Zwar wissen wir nicht, inwieweit der im Prinzipat selbstverständliche Patronat über Vereine in der späten Republik ausgeprägt war. Jedoch legt die Struktur der römischen Gesellschaft nahe, dass sich die Vereine unter den Schutz bestimmter hochgestellter Persönlichkeiten begaben und von ihnen Unterstützung erfuhren. So berichtet uns Cicero in seiner Schrift über das Alter, dass Cato der Ältere während seiner Quästur im Jahre 205 vor Christus zu Gastmählern der Kultgenossen214 Mommsen, De collegiis, S. 33 f.; Waltzing, Étude I, S. 79 ff.; Bernard, SC des Bacch., S. 112 ff.; Nock, Cult-Associations. In: CR 38 (1924), S. 106; Monti, Corporazioni, S. 23; De Robertis, Dir. Ass., S. 55 ff. A. A.: Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 35 ff; Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 11 ff. 215 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.-1). 216 North, Religious Toleration. In: PCPS 25 (1979), S. 91 ff.; Bendlin, Zusammenkunft um der religio willen. In: Verrechtlichte Religion, S. 85.

236

3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

schaften (sodalitates)217 der ideischen Großen Mutter geladen wurde.218 Zwar geht aus dieser kurzen Randnotiz nicht hervor, ob Cato in seiner Eigenschaft als Amtsträger oder aufgrund seiner politischen Stellung geladen wurde.219 Auch können wir Ciceros Aussage nicht überprüfen. Jedoch lässt sich vermuten, dass Cicero einen Vorgang beschreibt, der seinen Zeitgenossen so natürlich erschien, dass man ihn dem sittenstrengen Cato zutraute. Wäre dies nicht der Fall, hätte Cicero sich der Wirkung der Stelle beraubt. Wir dürfen also annehmen, dass die führenden römischen Persönlichkeiten Beziehungen zu den unterschiedlichsten Vereinen pflegten und sie natürlich auch in ihre politischen Strategien einbezogen.220 Nach dem Kommentar des Asconius zu Ciceros Rede gegen Lucius Calpurnius Piso scheinen insbesondere die von Vereinen veranstalteten kultischen Spiele von Seiten der popularen Partei zu politischen Demonstrationen genutzt worden zu sein.221 So setzten die Optimaten im Senat im Jahre 64 vor Christus222 einen Beschluss durch, „der Vereine, die gegen das Gemeinwesen gerichtet waren“ (collegia adversus rem publicam constituta) verbot.223 Die populare Partei konterte im Jahre 58 vor Christus224 mit einem von dem Volkstribun Publius Clodius eingebrachten Gesetz, das die aufgelösten Vereine wieder erlaubte und das Vereinswesen schützte.225 In der Folge kam es laut Cicero zu zahlreichen Neugründungen.226 217

Zu deren Besonderheiten Graillot, Culte de Cybèle, S. 88 ff. Cic., de sen. 13, 45. 219 Graillot, Culte de Cybèle, S. 88 hält ihn für ein Gründungsmitglied. 220 Cic., de dom. 28.74; Q. Cic., Comm. pet. 30. Vgl. Gruen, Last generation, S. 228 f.; Taylor, Party Politics, S. 43; Nippel, Public Order, S. 72 m. w. N., S. 82; Rosillo López, Corruption, S. 68; Cracco Ruggini, Stato e associazioni. In: Akten des VI. Int. Kongr. für griech. und lat. Epigr., S. 273 f.; Feig Vishnia, Roman Elections, S. 55 f. 221 Asc., Orat. Cic. 6 (S. 7 ed. Clark). Vgl. auch Cic., ad Q. 2.3.4. Dazu Lintott, Violence, S. 80 f.; Nippel, Aufruhr, S. 112 f.; Accame, Legislazione. In: BMIR 70 (1942), S. 15 f.; De Robertis, Storia I, S. 93 ff.; Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, S. 45; Schulz-Falkenthal, Untersuchungen, S. 69; Haeperen, Collèges de dendrophores. In: Collegia, S. 55. 222 Rinkes, Asc. Orat. Cic. In: Mnemosyne 10 (1861), S. 207 ff.; Bandini, Appunti, S. 48 f.; Marshall, Commentary on Asconius, S. 94; Accame, Legislazione. In: BMIR 70 (1942), S. 13 ff.; Salerno, Collegia adv. rem publ. In: Sodalitas II, S. 618 ff. A. A. Drioux, Associations, S. 6 f.; Stemler, Collèges d’artisans, S. 9 f.; Labat, Collèges d’artisans, S. 21 f. 223 Cic., In Pis. 4, 8; Asc., Orat. Cic. 6 (S. 7 ed. Clark). Dazu De Robertis, Storia I, S. 83 ff.; Gruen, Last generation, S. 228; Yavetz, Caesar, S. 93; Kolb, Rom, S. 298. Kritisch Salerno, Collegia adv. rem publ. In: Sodalitas II, S. 624 ff. 224 Rinkes, Asc. Orat. Cic. In: Mnemosyne 10 (1861), S. 207 ff.; Drioux, Associations, S. 8 f.; Marshall, Commentary on Asconius, S. 94 f.; Salerno, Collegia adv. rem publ. In: Sodalitas II, S. 616. A. A. Stemler, Collèges d’artisans, S. 10. 225 Cic., In Pis. 4, 9; Asc., Orat. Cic. 7 f. (S. 7 f. ed. Clark); Cass. Dio, hist. Rom. 38.13.2. Dazu Gruen, Last generation, S. 228; Lintott, Violence, S. 82; De Robertis, Storia I, 218

V. Optimaten und Popularen

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Am 10. Februar 56 vor Christus reagierten die Optimaten mit einem Senatsbeschluss, der jetzt enger gefasst war und nur bestimmte Typen von Vereinen auflöste, die der Wahlbeeinflussung durch Einschüchterung oder Bestechung dienten.227 Dafür beschloss der Senat ein Gesetz einzubringen, dass die Missachtung des Senatsbeschlusses als öffentlichen Aufruhr werten sollte.228 Den Inhalt des Senatsbeschlusses referiert Cicero seinem Bruder Quintus in einem Brief: Cicero, ad Quintum fratrem 2.3.5: ... eodem die senatus consultum factum est ut sodalitates decuriatique discederent lexque de iis ferretur, ut qui non discessissent ea poena quae est de vi tenerentur. Am selben Tag (10. Februar) wurde ein Senatsbeschluss gefasst, dass Genossenschaften (hier Vereine zur Wahlbestechung)229 und deren Teilverbände230 sich aufzulösen haben und dass ein Gesetz über sie eingebracht werden sollte, damit die, die sich nicht auflösen, die Strafe erhalten, die für Aufstände vorgesehen ist.

Mit dem erneuten, aber spezielleren Verbot scheinen die Optimaten die Hoffnung verbunden zu haben, die Basis der popularen Partei zu treffen, ohne die öffentliche Meinung gegen sich aufzubringen und das auf Betreiben des Clodius erlassene Gesetz von 58 vor Christus zu verletzen.231 Das Gesetz, mit dem der Senat die Strafvorschrift einführen wollte, scheint jedoch nicht be-

S. 109 ff.; Cracco Ruggini, Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 74; Kolb, Rom, S. 298 f. 226 Cic., In Pis. 4, 9; pro Sest. 25, 55. Dazu Nippel, Aufruhr, S. 113. 227 Salerno, Collegia adv. rem publ. In: Sodalitas II, S. 621; De Robertis, Storia I, S. 116 ff.; Lintott, Violence, S. 123; Cracco Ruggini, Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 75; De Ligt, Governmental Attitudes. In: Mercati, S. 243; Linderski, Ciceros Rede pro Caelio. In: Hermes 89 (1961), S. 107 ff.; Rosillo López, Corruption, S. 69; Kolb, Rom, S. 299. 228 Dazu Linderski, Ciceros Rede pro Caelio. In: Hermes 89 (1961), S. 115; Rosillo López, Corruption, S. 69. Vgl. auch in severischer Zeit Ulpianus libro sexto de officio proconsulis (D. 47.22.2). Dazu nimmt Lintott, Violence, S. 123 an, dass die von Ulpian referierte Regelung aus severischer Zeit auf eine durch diesen Senatsbeschluss inspirierte Regelung der lex Iulia zurückgeht. Dazu 3. Abschnitt, XIII. 229 Cic., pro Planc. 15, 37. Dazu Gérard, Corporations ouvrières, S. 13; Trouette, Collèges d’artisans, S. 50; Bandini, Appunti, S. 55 f.; Accame, Legislazione. In: BMIR 70 (1942), S. 34 ff.; Cracco Ruggini, Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 75; Laser, Klientelen und Wahlkampf . In: GFA 2 (1999), S. 181. A. A. Kayser, Abhandlungen, S. 167. 230 Cic., pro Planc. 18, 45. Vgl. Gérard, Corporations ouvrières, S. 13 f.; Bandini, Appunti, S. 56; Accame, Legislazione. In: BMIR 70 (1942), S. 34; Linderski, Ciceros Rede pro Caelio. In: Hermes 89 (1961), S. 114; Radin, Legislation, S. 83 ff. A. A. Kayser, Abhandlungen, S. 167; Mommsen, StR, S. 871 f.; Rosillo López, Corruption, S. 69. 231 Vgl. Gruen, Last generation, S. 229; Linderski, Ciceros Rede pro Caelio. In: Hermes 89 (1961), S. 113; Accame, Legislazione. In: BMIR 70 (1942), S. 30, 32 f.; De Robertis, Storia I, S. 207. A. A. Kayser, Abhandlungen, S. 167.

238

3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

schlossen worden zu sein.232 Dafür wurde im Jahr 55 nach Christus die lex Licinia de sodaliciis verabschiedet, die den Einsatz politischer Vereine zur Wahlbeeinflussung verbot.233 Genehmigungserfordernisse scheinen jedoch weder die Senatsbeschlüsse von 64 und 56 vor Christus noch das Volksgesetz von 58 vor Christus eingeführt zu haben. Ziel der Senatsbeschlüsse scheint es gewesen zu sein, eine Rechtsgrundlage für die Auflösung politisch missliebiger Vereine zu schaffen. Zudem wird es den aufgelösten Vereinen verboten gewesen sein, sich neu zu konstituieren.234 Das Gesetz von 58 vor Christus hingegen sollte die Neugründung der vom Senat verbotenen Vereine wieder ermöglichen und die Verbotsmöglichkeiten beschränken. An der Einführung neuer Hürden für die Vereinsgründung konnte Clodius kein Interesse haben. Damit haben alle diese Regelungen nichts an der grundsätzlich freien Vereinsbildung in der ausgehenden Republik geändert.235

VI. Caesars Gesetzgebung Dies änderte sich erst am Ende der Republik. Es ist umstritten, ob bereits unter Caesar oder erst unter Augustus eine lex Iulia de collegiis erlassen wurde. Vielleicht wurden aber auch zwei leges Iuliae de collegiis, eine unter Caesar und eine unter Augustus, erlassen.236 Im Folgenden werden wir die Entwicklung der Gesetzgebung anhand der Quellen darstellen. Dabei werden wir versuchen, die Regelungen zu rekonstruieren, soweit dies die Überlieferung zulässt.

232

Kayser, Abhandlungen, S. 167. Zu den Gründen Gruen, Last generation, S. 229 f.; Accame, Legislazione. In: BMIR 70 (1942), S. 33 f.; De Robertis, Storia I, S. 135 f.; Rosillo López, Corruption, S. 69. Offen gelassen bei Schumann, De collegiis, S. 30. 233 Cic., pro Planc. 15, 36 f.; 18, 45. Dazu La Piana, Foreign groups. In: HThR 20 (1927), S. 236 f.; De Robertis, Storia I, S. 129 ff.; Gruen, Last generation, S. 230; Taylor, Party Politics, S. 68; Linderski, Ciceros Rede pro Caelio. In: Hermes 89 (1961), S. 116; Kayser, Abhandlungen, S. 168 ff.; Cracco Ruggini, Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 75; Rosillo López, Corruption, S. 69; Feig Vishnia, Roman Elections, S. 140 f. Für eine Identität mit dem im Vorjahr vom Senat angestrebten Gesetz Yavetz, Caesar, S. 94. 234 Vgl. die im Senatsbeschluss von 56 v. Chr. angestrebte Strafvorschrift bei Cic., ad Q. 2.3.5. 235 Zum Teil anderer Ansicht: Bandini, Appunti, S. 52, 57, 63. 236 Pernice, Labeo I, S. 299; La Piana, Foreign groups. In: HThR 20 (1927), S. 237; Ferrara, Persone giuridiche, S. 28; Cracco Ruggini, Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 75 f.; Mentxaka, Derecho de Asociación. In: BIDR 98–99 (1995–1996), S. 203 f.; Cotter, Collegia. In: Voluntary Associations, S. 78; Diosono, Collegia, S. 29. Vgl. auch Mommsen, StR, S. 876; Schulz-Falkenthal, Untersuchungen, S. 48.

VI. Caesars Gesetzgebung

239

Im Bürgerkrieg waren zahlreiche Vereine, insbesondere die von der popularen Partei neu geschaffenen, zu „irregulären Truppen“ geworden.237 Nach seinem Sieg löste Caesar alle Vereine, außer den seit alters her bestehenden Vereinen, auf. Dies berichtet uns Sueton in seiner Caesarbiographie: Sueton, Divus Iulius 42, 3: ... cuncta collegia praeter antiquitus constituta distraxit. ... ... Alle Vereine außer denen, die von alters her bestanden, löste er auf. ...

Caesar löste also nach dem Bürgerkrieg grundsätzlich alle Vereine auf. Ausgenommen wurden nur solche Vereine, die bestimmte Voraussetzungen erfüllten. Damit finden wir in der Regelung Caesars dieselbe Regelungstechnik, die uns schon aus dem Senatus Consultum de Bacchanalibus bekannt ist. Bestehen blieben nach Sueton die von alters her bestehenden Vereine (antiquitus constituta). Welche Vereine diese Eigenschaft erfüllten, ist nicht klar.238 Teilweise wird angenommen, dass die von Plutarch, Plinius dem Älteren und Florus239 überlieferten Legenden über die Gründung einiger Vereine durch König Numa Pompilius oder Servius Tullius auf die Legitimationsversuche der Vereine zurückgehen.240 Zudem überliefert uns Flavius Iosephus in seinen jüdischen Altertümern241, dass Caesar die jüdischen Kultvereine von seinen Verboten ausgenommen habe.242 In seinem Bericht erfahren wir auch mehr über den genauen Inhalt der Regelungen.243 237

Suet., Div. Aug. 32, 1. Schumann, De collegiis, S. 31; Gérard, Corporations ouvrières, S. 15; De Robertis, Storia I, S. 242 ff.; Linderski, Suetons Bericht. In: SZ 79 (1962), S. 326; Schulz-Falkenthal, Untersuchungen, S. 48, 74 f.; Yavetz, Caesar, S. 91 f.; De Ligt, Governmental Attitudes. In: Mercati, S. 244, Fn. 29; Cotter, Collegia. In: Voluntary Associations, S. 79; Öhler, Römisches Vereinsrecht. In: Zwischen den Reichen, S. 53. Die Annahme von Bandini, Appunti, S. 60, dass es sich allein um religiöse Vereine gehandelt habe, findet keine Grundlage in den Quellen. Vgl. auch Accame, Legislazione. In: BMIR 70 (1942), S. 43 ff.; Mitteis, RP, S. 397. Darauf, dass das Alter der Vereine nicht das einzige Kriterium gewesen sein kann, verweist Diosono, Collegia, S. 30. 239 Plut., Numa 17, 2; Plin. mai., nat. hist. 34.1.1, 35.46.159: Numa Pompilius. Florus, Epitomae 1.6.3: Servius Tullius. 240 Trouette, Collèges d’artisans, S. 12; Gabba, Collegia of Numa. In: JRS 74 (1984), S. 85. Ebenso Cracco Ruggini, Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 67; dies., Stato e associazioni. In: Akten des VI. Int. Kongr. für griech. und lat. Epigr., S. 274 f. und Storchi Marino, Notizie pliniane. In: Ann. Napoli N. S. 4 (1973), S. 33 ff. mit Blick auf die gesamten Maßnahmen gegen Vereine in der ausgehenden Republik und dem frühen Prinzipat. Andere Erklärung Verboven, Collèges et la romanisation. In: Collegia, S. 15. Zu Florus vgl. aber Storchi Marino, Censo e artigiani. In: Studi Lepore III, S. 600 ff. 241 Flav. Ioseph., Ant. Iud. 14.10.8 (215 f., ed. Niese). 242 Bandini, Appunti, S. 59; Cotter, Collegia. In: Voluntary Associations, S. 77 f. A. A. Radin, Legislation, S. 91. Kritisch Cappelletti, Jewish Community, S. 5 ff. 243 Yavetz, Caesar, S. 97; Radin, Legislation, S. 89 ff. 238

240

3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung Flavius Iosephus, Antiquitates Iudaicae 14.10.8 (215 f., ed. Niese):                                                Denn Gaius Caesar, unser Konsul, hat auch in dem Erlass,244 in dem er den Vereinen verbot, sich im Stadtgebiet zu versammeln, allein diesen (den Juden) nicht verboten, Geld zu sammeln und Gastmähler abzuhalten: „Zugleich mit dem Verbot der anderen Vereine gestatte ich allein diesen (den Juden), nach ihrer Väter Sitte und Gesetz sich zu versammeln und gemeinsam zu speisen.“

Auch die fortbestehenden Vereine waren also weiteren Einschränkungen unterworfen.245 So waren ihnen Versammlungen im Stadtgebiet Roms grundsätzlich untersagt und sie durften sich ohne besondere Genehmigung weder zur Einsammlung der Mitgliedsbeiträge noch zu gemeinsamen Mahlzeiten versammeln. Hiervon konnten, wie im Falle der jüdischen Gemeinden, Ausnahmen gewährt werden.246 Vielleicht lässt sich aus der Betonung der besonderen Genehmigung von Versammlungen zum Zwecke der Sammlung247 und des gemeinsamen Mahles bei Iosephus ableiten, dass die Durchführung der Kulthandlung allen genehmigten Vereinen gestattet war. Es wird teilweise angenommen, dass diese Maßnahmen Caesars in Form einer lex Iulia de collegiis erfolgten.248 Dies lässt sich ebenso wenig ausschließen wie beweisen.249 Die später im inschriftlichen Befund nachzuwei-

244

Accame, Legislazione. In: BMIR 70 (1942), S. 41 hält diese Maßnahme für ein Edikt nach dem Erlass einer lex Iulia de collegiis. Vgl. auch Cappelletti, Jewish Community, S. 7 f.; Öhler, Römisches Vereinsrecht. In: Zwischen den Reichen, S. 53 f. 245 Zu Augustus vgl. Stemler, Collèges d’artisans, S. 14. 246 Dazu Schürer, Gesch. d. jüd. Volkes III, S. 109 ff.; Smallwood, Jews, S. 133 ff.; Radin, Legislation, S. 122 ff.; Richardson, Early Synagogues. In: Voluntary Associations, S. 93; Seland, Philo and the Clubs. In: Voluntary Associations, S. 114 f.; Schuol, Augustus und die Juden, S. 95 ff.; Sommer, Vereinigungen im südwestl. Kleinasien, S. 56. 247 Zur Bedeutung Barclay, Money and Meetings. In: Vereine, Synagogen und Gemeinden, S. 117 ff. 248 Kayser, Abhandlungen, S. 179; Waltzing, Étude I, S. 112 f.; Radin, Legislation, S. 90 f.; De Robertis, Paternità della Lex Julia. In: Diritto del Lavoro 6 (1932), S. 457 ff.; ders., Dir. Ass., S. 177 ff.; ders., Storia I, S. 205 ff.; Monti, Corporazioni, S. 25 f.; Accame, Legislazione. In: BMIR 70 (1942), S. 39 f.; D’Orgeval, Hadrien, S. 278; D’Ors, Epigrafía jurídica, S. 382; Yavetz, Caesar, S. 96 ff.; Cotter, Collegia. In: Voluntary Associations, S. 76; De Ligt, Governmental Attitudes. In: Mercati, S. 243; Weber, Kollegienwesen. In: Gesellschaft und Wirtschaft, S. 107; Schulz-Falkenthal, Politische Aktivität. In: WZ Halle-Wittenberg 21/2 (1972), S. 79. Dagegen: Gilly, Collèges funéraires, S. 40 f.; Harland, Associations, S. 164 f. 249 Vgl. Liebenam, Röm. Vereinswesen, S. 29; Sommer, Vereinigungen im südwestl. Kleinasien, S. 55.

VII. Augustus und die lex Iulia de collegiis

241

sende lex Iulia de collegiis250 scheint jedoch, wie sogleich gezeigt werden soll, umfangreichere Regelungen enthalten zu haben. Für die Wahl der Form des Gesetzes könnte sprechen, dass Asconius in seinem Kommentar zu Ciceros im Übrigen verlorener Verteidigungsrede für Gaius Cornelius251 von mehreren Gesetzen, die Vereine verboten, weiß.252

VII. Augustus und die lex Iulia de collegiis In dem nach Caesars Ermordung erneut aufflammenden Bürgerkrieg traten wohl auch die von Caesar verbotenen Vereine wieder ins Leben.253 Augustus nahm sich im Rahmen der Neuordnung des Gemeinwesens nach seinem Sieg des Problems an und erließ eine lex Iulia de collegiis.254 In der lex Iulia de collegiis übernahm Augustus zunächst die bereits von Caesar erlassenen Maßnahmen gegen die Vereine, die sich an den Bürgerkriegshandlungen beteiligt hatten, wie uns erneut Sueton berichtet. Sueton, Divus Augustus 32, 1 Pleraque pessimi exempli in perniciem publicam aut ex consuetudine licentiaque bellorum civilium duraverant aut per pacem etiam exstiterant. Nam et grassatorum plurimi palam se ferebant succincti ferro, quasi tuendi sui causa, et rapti per agros viatores sine discrimine liberi servique ergastulis possessorum supprimebantur, et plurimae factiones titulo collegi novi ad nullius non facinoris societatem coibant. Igitur grassaturas dispositis per opportuna loca stationibus inhibuit, ergastula recognovit, collegia praeter antiqua et legitima dissolvit. 250

CIL VI 2193 = CIL VI 4416. Squires, Asconius, S. 88. 252 Asc., Orat. Cic. 67 (S. 75 ed. Clark). So unter Berufung auf Iosephus Radin, Legislation, S. 90. Demgegenüber hält Watson, Law Making, S. 29 die Gesetze für Ausführungsgesetze zu den früheren Senatsbeschlüssen. 253 Suet., Div. Aug. 32, 1. Dazu Schumann, De collegiis, S. 31; Kayser, Abhandlungen, S. 179; Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 352; Stemler, Collèges d’artisans, S. 14; Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, S. 51; Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 408; Waltzing, Étude I, S. 114; La Piana, Foreign groups. In: HThR 20 (1927), S. 237; Lo Bianco, Collegi Artigiani, S. 15; Duff, Personality, S. 109; De Robertis, Storia I, S. 196, 203; Schulz-Falkenthal, Untersuchungen, S. 48; ders., Politische Aktivität. In: WZ Halle-Wittenberg 21/2 (1972), S. 79; Waszink, Genossenschaft. In: RAC 10, Sp. 110 f.; Sommer, Vereinigungen im südwestl. Kleinasien, S. 56. Beachtenswert die Überlegungen von Gilly, Collèges funéraires, S. 41. 254 Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 115; Liebenam, Röm. Vereinswesen, S. 29; Rotondi, Leges publicae, S. 442; Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, S. 51; Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 408 f.; Mitteis, RP, S. 395; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 251 f. Demgegen über nimmt Schulz-Falkenthal, Politische Aktivität. In: WZ Halle-Wittenberg 21/2 (1972), S. 79 ein Edikt an, das der bestehenden lex Caesars wieder Wirkung verlieh und ihren Geltungsbereich ausdehnte. Dagegen De Robertis, Storia I, S. 205 ff.; Harland, Associations, S. 165 f. 251

242

3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung Viele der schlechtesten Beispiele zum Schaden der Öffentlichkeit dauerten entweder aus Gewohnheit und aufgrund der Zügellosigkeit der Jahre des Bürgerkriegs fort oder entstanden erst im Frieden. Denn viele der Wegelagerer trieben sich offen herum, mit Schwertern bewaffnet, angeblich um sich zu schützen. Es wurden auch Reisende auf den Feldern entführt ohne Unterschied, ob Freie oder Sklaven, und in die Arbeitshäuser der Grundbesitzer gezwungen. Auch traten vielen Gruppierungen unter der Bezeichnung eines neuen Vereins zu nichts anderem als Verbrecherbanden zusammen. Also gebot er (Augustus) der Wegelagerei durch die Einrichtung von Posten an geeigneten Orten Einhalt, überprüfte die Arbeitshäuser und löste die Vereine mit Ausnahme der alten und rechtmäßigen auf.

Augustus löste also nach dem Bürgerkrieg erneut grundsätzlich alle Vereine auf.255 Wie vor ihm Caesar, verschont er die alten Vereine (antiqua collegia). Welche Vereine diese Eigenschaft erfüllten, ist auch hier nicht klar. Sicher ist, dass die nach der lex Clodia von 58 vor Christus gegründeten Vereine (collegia nova) nicht hierunter fielen.256 Unter diese Ausnahme werden die Kultgemeinschaften gefallen sein, die im Zusammenhang mit den von Augustus wiedereingeführten Kulten standen.257 Bemerkenswert ist jedoch, dass Augustus nicht nur, wie Caesar, an das Alter der Vereine, sondern auch an deren Rechtmäßigkeit anknüpfte.258 Zwar lässt sich nicht belegen, dass Sueton den Wortlaut der Regelung des Augustus wortgetreu wiedergibt. Wenn man jedoch der Überlieferung Glauben schenkt, so lässt sich der Sinn dieser Erweiterung der Anforderungen an die fortbestehenden Vereine leicht erklären. Mit der Anerkennung rechtmäßiger Vereine (legitima collegia) wird sich Augustus auf die Regelung Caesars bezogen haben.259 So ersparte er seiner Kanzlei oder dem Senat die erneute Prüfung der bereits unter Caesar entschiedenen Anträge auf Anerkennung als althergebrachter Verein.260 Neben den repressiven Maßnahmen gegen die im Bürgerkrieg instrumentalisierten Vereine und den entsprechenden Ausnahmeregelungen enthielt die 255 Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 251 f., Fn. 41 nimmt an, dass diese Maßnahme nicht Teil der lex Iulia de collegiis gewesen sei. Zustimmend Weiss, Institutionen, S. 120. 256 Cic., In Pis. 4, 9; Suet., Div. Aug. 32, 1. Dazu Bandini, Appunti, S. 60 mit Fn. 5; Öhler, Römisches Vereinsrecht. In: Zwischen den Reichen, S. 54. 257 Suet., Div. Aug. 31, 4. Vgl. Liebenam, Röm. Vereinswesen, S. 30 m.w.N. 258 De Robertis, Storia I, S. 203; Linderski, Suetons Bericht. In: SZ 79 (1962), S. 323 ff.; Schulz-Falkenthal, Untersuchungen, S. 74 f. 259 Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 352; ders., Étude I, S. 116; Liebenam, Röm. Vereinswesen, S. 30; De Robertis, Dir. Ass., S. 177 ff.; ders., Storia I, S. 203 ff.; Accame, Legislazione. In: BMIR 70 (1942), S. 39 f.; Linderski, Suetons Bericht. In: SZ 79 (1962), S. 323 ff.; Cracco Ruggini, Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 76 f.; Yavetz, Caesar, S. 89; De Ligt, Governmental Attitudes. In: Mercati, S. 244; Sommer, Vereinigungen im südwestl. Kleinasien, S. 56; Bendlin, Zusammenkunft um der religio willen. In: Verrechtlichte Religion, S. 93. A. A. Bandini, Appunti, S. 60 f. 260 Es lässt sich freilich nicht ausschließen, dass Caesars Regelungen auch die Gründung neuer Vereins ermöglichten. So Linderski, Suetons Bericht. In: SZ 79 (1962), S. 327 f.

VII. Augustus und die lex Iulia de collegiis

243

lex Iulia de collegiis jedoch auch Regelungen für die Zukunft.261 Dies lässt sich zunächst aus der schon mehrfach erwähnten Stelle im Kommentar des Asconius zu Ciceros Rede für Gaius Cornelius entnehmen. Darin nimmt Asconius die Erwähnung des Wortes „Verein“ (collegium) in Ciceros Rede zum Anlass für eine Bemerkung zur Geschichte der Vereine in der jüngeren Vergangenheit. Er beschreibt die unrühmliche Rolle der Vereine im Bürgerkrieg und erwähnt die daraus folgende spätere Regelung des Vereinswesens. Zwar nennt Asconius die lex Iulia de collegiis nicht ausdrücklich, sondern schildert das zu seiner Zeit in der Mitte des ersten Jahrhunderts nach Christus262 geltende Recht als Ergebnis eines längeren gesetzgeberischen Prozesses.263 Es ist jedoch anzunehmen, dass die Ergebnisse dieses Regelungsprozesses in der lex Iulia de collegiis zusammengefasst wurden. Damit wird der Bericht des Asconius über die Regelung des Rechts der Personenverbände nach dem Bürgerkrieg als Baustein zur Rekonstruktion der Regelungen der lex Iulia de collegiis herangezogen werden können. Asconius, Orationum Ciceronis quinque enarratio 67 (S. 75 ed. Clark): ... Frequenter tum etiam coetus factiosorum hominum sine publica auctoritate malo publico fiebant: propter quod postea collegia et S.C. et pluribus legibus sunt sublata praeter pauca atque certa quae utilitas civitatis desiderasset, sicut fabrorum fictorumque. ... Damals (während des Bürgerkrieges) wirkten auch oft Versammlungen von Anhängern einer Bürgerkriegspartei, die ohne hoheitliche Genehmigung stattfanden, zum Schaden des Gemeinwesens. Daher wurden die Vereine später durch Senatsbeschlüsse und mehrere Gesetze aufgelöst mit Ausnahme weniger und bestimmter Vereine, die das Interesse des Staates erforderte, wie den Verein der Handwerker und den Verein der Bildhauer.

Asconius berichtet zunächst, wie bereits bekannt, dass grundsätzlich alle Vereine aufgelöst wurden und dass nur wenige Vereine eine Ausnahmegenehmigung erhielten.264 Die Vereine, die eine Ausnahmegenehmigung erhielten, waren in der Folge als hinreichend bestimmt anerkannt und konnten somit am Rechtsverkehr teilnehmen.265 Entscheidend ist jedoch, dass Asconius uns über das Bekannte hinaus noch ein Kriterium für die Anerkennung der Vereine mitteilt. Die anzuerkennenden Vereine mussten dem Interesse des Staates dienen

261

Trouette, Collèges d’artisans, S. 55. Clark, Praefatio. In: Ed. Asc., Orat. Cic., S. vi m. w. N.; Marshall, Commentary on Asconius, S. 29. 263 Bandini, Appunti, S. 50 f.; Accame, Legislazione. In: BMIR 70 (1942), S. 43. Vgl. auch Liu, Government and Collegia. In: Tall order, S. 299. A. A. Kayser, Abhandlungen, S. 160 f.; Radin, Legislation, S. 81. 264 Zweifelnd Accame, Legislazione. In: BMIR 70 (1942), S. 43; Van Nijf, Collegia. In: FS Pleket, S. 315 f. 265 Dazu oben 2. Abschnitt, IV. 262

244

3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

(quae utilitas civitatis desiderasset).266 Es ist wohl kaum anzunehmen, dass es sich hierbei um eine Auslegung des Begriffs „alter Verein“ (antiquum collegium) gehandelt habe.267 Wir haben es also zumindest mit einer anderen Ausnahmeregelung zu tun.268 Zudem lässt sich vielleicht bereits aus dem Kontrast zu der negativ konnotierten Zeit des Bürgerkriegs schließen, dass Versammlungen (coetus) der Vereine nur noch im hoheitlich genehmigten Rahmen (publica auctoritate) stattfinden durften.269 Dieses Bild wird durch eine inschriftliche Quelle ergänzt. Aus Rom ist uns eine Grabinschrift des Vereins der Musiker erhalten.270 Darin betont der Verein, dass er mit Erlaubnis des Senats gemäß der lex Iulia gegründet wurde.271 Die Inschrift stellt ein einmaliges Zeugnis dar. Leider gibt sie die Genehmigung nur in stark verkürzter Form wieder, so dass wir auf eine Rekonstruktion des Wortlauts angewiesen sind: CIL VI 2193 = CIL VI 4416: Dis Manibus / collegio symphonia/corum qui sacris publi/cis praestu sunt quibus / senatus c c c permisit e / lege Iulia ex auctoritate / Aug(usti) ludorum causa Den Manen (errichtet) durch den Verein der Musiker, die bei den öffentlichen Opfern mitwirken und denen der Senat mit Zustimmung des Kaisers nach der lex Iulia de collegiis zum Zweck der Spiele ...272 erlaubt hat.

Die lex Iulia de collegiis enthielt also eine Regelung über die Gestattung neuer Vereine.273 Die neuen Vereine wurden unter Verweis auf einen öffentlichen Nutzen genehmigt. Im Falle des Vereins der Musiker handelte es sich um die Mitwirkung bei öffentlichen Opferzeremonien.274 Zwar mögen bereits ältere Musikervereine bestanden haben.275 Jedoch spricht die Inschrift wohl eher gegen die Annahme Mommsens, der Verein der Musiker sei aufgrund seines

266

Dazu De Robertis, Storia I, S. 229 ff. A. A. Lo Bianco, Collegi Artigiani, S. 14 f. 268 Liu, Government and Collegia. In: Tall order, S. 299. 269 Dazu 3. Abschnitt, VIII. 4. g). 270 CIL VI 2193 = CIL VI 4416. Dazu Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 113 ff. 271 Radin, Legislation, S. 95 f. sieht in der genannten lex Iulia einen speziellen Gründungsbeschluss für ein „department of the religious administration“. 272 Der Inhalt dieser Erlaubnis wird im Folgenden (3. Abschnitt, VIII.) rekonstruiert und die Formel „ccc“ aufgelöst werden. 273 Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 352 f. 274 Dazu Vincent, Collèges de musiciens. In: Collegia, S. 188 ff. 275 Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 114; Accame, Legislazione. In: BMIR 70 (1942), S. 46 f.; Fleischhauer, Musikergenossenschaften, S. 59 ff.; Vincent, Collèges de musiciens. In: Collegia, S. 190 f. 267

VII. Augustus und die lex Iulia de collegiis

245

Alters aufrechterhalten worden.276 Vielmehr war die Genehmigung der Gründung durch den öffentlichen Nutzen motiviert.277 Dies legt nahe, dass Asconius sich in der zuvor behandelten Stelle auf eine Vorschrift bezieht, die zumindest auch die Genehmigung neuer Vereine für die Zukunft regelte. Dennoch wurden nach dem Zeugnis des Asconius bis zur Mitte des ersten Jahrhunderts nach Christus nur wenige (pauca), durch den Genehmigungsbeschluss bestimmte Vereine zugelassen. Diese Ansicht teilt Gaius in unserer Ausgangsquelle für das zweite Jahrhundert nach Christus.278 Dabei muss offen bleiben, warum die Zahl der genehmigten Vereine trotz der durch den epigraphischen Befund dokumentierten weit verbreiteten Tätigkeit von Vereinen279 in den ersten beiden Jahrhunderten nach Christus als gering empfunden wurde.280 Vielleicht handelte es sich hierbei um eine offizielle Sprachregelung, die dem nach wie vor bestehenden Misstrauen gegenüber Vereinen geschuldet war.281 Ebenso könnte die Erklärung Bendlins zutreffen, dass der Senat förmliche Genehmigungen nur an Vereine verlieh, die über einflussreiche Fürsprecher verfügten.282

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Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 114. Dagegen schon Liebenam, Röm. Vereinswesen, S. 31; Accame, Legislazione. In: BMIR 70 (1942), S. 46; Fleischhauer, Musikergenossenschaften, S. 76; Vincent, Collèges de musiciens. In: Collegia, S. 190 f. 277 Liebenam, Röm. Vereinswesen, S. 31. 278 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.). Dazu Bendlin, Zusammenkunft um der religio willen. In: Verrechtlichte Religion, S. 74. Abweichende Interpretation bei Cracco Ruggini, Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 130. 279 Radin, Legislation, S. 103; Japella Contardi, Propaganda imperiale, S. 36 f. mit Nota 47 (S. 100); Ausbüttel, Vereine, S. 24; De Ligt, Governmental Attitudes. In: Mercati, S. 248 f.; Arnaoutoglou, Collegia in Asia Minor. In: RIDA 49 (2002), S. 28 ff.; Zimmermann, Handwerkervereine, S. 18 f. 280 Duff, Personality, S. 98, der jedoch S. 148 ff. eine Erklärung für Gaius versucht. Vgl. auch Mahaim, Association professionelle, S. 5; Mühlenbruch, Glück’s Pandecten Bd. 40, S. 9; Stemler, Collèges d’artisans, S. 15; Trouette, Collèges d’artisans, S. 107; Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, S. 54; Jones, Roman Economy, S. 45 f.; Schulz, Classical Roman Law, S. 88; Schulz-Falkenthal, Untersuchungen, S. 64 f.; Tran, Associations privées. In: Collegia, S. 71; Aubert, Gestion des collegia. In: Cahiers du centre Gustave-Glotz 10 (1999), S. 53. Auf die privatrechtliche Anerkennung möchte Tran, Membres des associations, S. 348, 350 diese Wahrnehmung beschränken. 281 Vgl. die Haltung Traians Plin. min., ep. 10.34; 10.93. Dazu Drioux, Associations, S. 13; Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 356; ders., Étude I, S. 128; Jolowicz, Roman Foundations, S. 130; Meiggs, Roman Ostia, S. 311; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 245 f.; Schulz-Falkenthal, Politische Aktivität. In: WZ Halle-Wittenberg 21/2 (1972), S. 80; ders., Handwerkerkollegien. In: Altertum 20/1 (1974), S. 29; Ginsburg, Military Clubs. In: TPAPhA 71 (1940), S. 149; Fellmeth, Politisches Bewusstsein. In: Eirene 27 (1990), S. 50; Waszink, Genossenschaft. In: RAC 10, Sp. 112; Masi, Lezioni, S. 58; Diosono, Collegia, S. 33; Brutti, Diritto privato, S. 238 f. 282 Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 257 ff.

246

3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

Demgegenüber wird die auf unsere Ausgangsquelle283 gestützte These Waltzings, dass nicht die genehmigten Vereine wenige gewesen seien, sondern die Gründe, aus denen Vereine genehmigt wurden,284 durch das Zeugnis des Asconius widerlegt. Mitteis möchte demgegenüber in dem „corpus habere“ unserer Ausgangsquelle285 eine von der Gründungsgenehmigung unabhängige, seltener erfolgte Verleihung der Rechtsfähigkeit sehen.286 Auch diese Ansicht wird durch das Zeugnis des Asconius, der nur Vereine (collegia) behandelt, widerlegt. Radin versucht diesen Befund damit zu erklären, dass bis in severische Zeit nur Vereine, die im öffentlichen Interesse tätig waren und dafür bestimmte Privilegien erhielten, einer Genehmigung bedurften.287 Dies steht in Einklang mit seiner These, dass Augustus keine lex Iulia de collegiis erlassen habe, sondern die lex Iulia de vi lediglich ein Kapitel zur Auflösung politischer Vereine in Rom und Italien enthalten habe.288 Die in der oben behandelten Inschrift genannten Symphoniaci289 erklärt er zu einer öffentlichen Körperschaft im Rahmen der Verwaltung der öffentlichen Kulte.290 Zwar ist es zutreffend, dass Livius bereits für 495 vor Christus291 die Gründung eines collegium mercatorum (Verein der Händler) auf Anordnung des Senats oder der Volksversammlung im Rahmen des Merkurkults und zur Sicherung der Versorgung der Stadt Rom (annonae) berichtet.292 Der Verein der Händler wird sicher auch in der augusteischen aufrechterhalten worden und weiter in die Versorgung Roms eingebunden gewesen sein.293 Es gab also 283

Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.). Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S.353; ders., Étude I, S. 129. Ebenso Maué, Praefectus Fabrum, S. 39 f.; Olivecrona, Juridisk person, S. 84; Accame, Legislazione. In: BMIR 70 (1942), S. 45; De Robertis, Storia I, S. 270 f.; Brutti, Diritto privato, S. 243. Dagegen Duff, Personality, S.148 f. 285 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.). 286 Mitteis, RP, S. 397. 287 Radin, Legislation, S. 104 ff., 128 ff. Ähnlich Ferrara, Persone giuridiche, S. 26 ff.; Rostovtzeff/Fraser, Social and Economic History II, S. 607 f., Fn. 22; Schulz, Classical Roman Law, S. 88, 95 f.; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 257 ff.; Duff, Personality, S. 148 ff.; Waszink, Genossenschaft. In: RAC 10, Sp. 99 ff. 288 Radin, Legislation, S. 92 ff. Zustimmend Sommer, Vereinigungen im südwestl. Kleinasien, S. 56 f.; Thomas, Textbook, S. 473; Kippenberg, Vorbild eines öffentlichen Gemeinwesens. In: Verrechtlichte Religion, S. 48 f. Vgl. dazu Duff, Personality, S. 109; De Robertis, Storia I, S. 209 ff.; Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 59. Dagegen Bendlin, Zusammenkunft um der religio willen. In: Verrechtlichte Religion, S. 93 ff. 289 CIL VI 2193 = CIL VI 4416. 290 Radin, Legislation, S. 95. Vgl. aber auch die Überlegungen bei Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 353, 398 f. 291 Kritisch zur Datierung Combet Fanroux, Mercure romain. In: ANRW 17.1, S. 476. 292 Liv., ab urbe cond. 2.27.5. Dazu Combet Fanroux, Mercure romain. In: ANRW 17.1, S. 476; Romano, Collegium scribarum, S. 64 ff. 293 Combet Fanroux, Mercure romain. In: ANRW 17.1, S. 476. 284

VIII. Die Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis

247

bereits Vereine, die der Umsetzung öffentlicher Vorhaben dienten. Es gibt jedoch vor der Zeit der Adoptivkaiser keine Belege für gezielte Fördermaßnahmen oder Privilegien, die an die Vereine anknüpften.294 Es ist also wohl kaum so früh eine Art mittelbarer staatlicher Verwaltung bestimmter Gebiete der Daseinsvorsorge anzunehmen. Auch die erzwungene Einordnung der Unterschichtvereine (collegia tenuiorum) in Radins Konzept als „branch of the health department“ kann nicht überzeugen.295 Während Radin das Genehmigungserfordernis für private Vereine also erst auf die Zeit der Severer und damit nach unseren Erkenntnissen zu spät datierte, setzte er die hoheitliche Förderung von wirtschaftlichen oder im öffentlichen Interesse tätigen Vereinen mit der augusteischen Zeit zu früh an.296 Zwar trifft es zu, dass die meisten uns erhaltenen Quellen zum Recht der Vereine erst aus severischer Zeit stammen, dies gilt auf Grund der Quellenlage aber für die meisten Fragen und kann kaum als Argument für eine grundlegende Reform unter Alexander Severus gewertet werden,297 besonders wenn die Nachrichten severischen Quellen mit älteren übereinstimmen.298

VIII. Die Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis 1. CCC Fraglich ist jedoch, was der genaue Inhalt der Genehmigung war. Im Schrifttum wurden verschiedene Auflösungen für die Kürzung CCC in der Grabinschrift des Vereins der Musiker299 vorgeschlagen. Mommsen300 rekonstruiert den Inhalt der Genehmigung zunächst anhand einer Stelle des Kalenders von Praeneste. Darin werden die Versammlungstage (dies comitiales) definiert. CIL I2, S. 231: ... [comitiales dies appellantur cum popul]us coire convocare cogi potest / ac lege a[gi item licet ...

294 Cracco Ruggini, Collegium e corpus. In: Istituzioni giur. e realtà polit., S. 75 ff.; Garnsey, Famine and Food Supply, S. 233 ff.; Sirks, Qui annonae serviunt, S. 164; ders., Food for Rome, S. 81. Vgl. auch die Quellen bei Radin, Legislation, S. 104 f. 295 Radin, Legislation, S. 130 ff. 296 Radin, Legislation, S. 105 ff. 297 So aber Radin, Legislation, S. 106 f. 298 Vgl. unsere Ausführungen zu den illicita collegia im 3. Abschnitt, XIII. 299 CIL VI 2193 = CIL VI 4416. 300 Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 114 mit Fn. 54.

248

3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung Versammlungstage heißen die Tage, an denen sich das Volk versammeln, man es zusammenrufen oder es einbestellt werden kann und es ebenfalls erlaubt ist, Recht zu sprechen.

Daraus leitete Mommsen den folgenden Wortlaut der Genehmigung ab: coire, convocari, cogi (sich zu versammeln, zusammengerufen zu werden, einbestellt zu werden).301 Diese Rekonstruktion, die der Wiedergabe im CIL zu Grunde liegt,302 wird bis heute überwiegend akzeptiert.303 Dabei wurde, wie Berger zu Recht betont hat, die später von Mommsen im „Römischen Strafrecht“ gegebene Rekonstruktion selten berücksichtigt.304 Hier löste Mommsen den Wortlaut der Genehmigung zu coire, convenire, cogi (sich zu versammeln, förmlich zusammenzutreten,305 einbestellt zu werden) auf.306 1947 griff Berger die Frage wieder auf. Dabei lehnte er sich an den letzten Vorschlag Mommsens an und schlug zwei Lösungen vor. Als erste Möglichkeit zog Berger Collegium coire convenire (zu einem Verein zusammenzutreten, sich förmlich zu versammeln) in Betracht.307 Mit seinem zweiten Vorschlag löste er die Kürzung zu collegium constituere/ celebrare/condere, coire (einen Verein zu gründen/zu besuchen/zu gründen und sich zu versammeln) auf.308 Hiergegen verteidigte Duff, den ersten Vorschlag Mommsens.309 Berger antwortete auf die Kritik Duffs, ohne von seinen Rekonstruktionsvorschlägen abzurücken.310 Einen neuen Versuch unternahm wenige Jahre später Saumagne. Er schlug die Rekonstruktion coire, convenire, colligi (sich zu versammeln, förmlich zusammenzutreten, sich zu sammeln) vor.311 301

Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 114. Zustimmend Thomas, Textbook, S. 473. Falsch wiedergegeben bei De Robertis, Storia I, S. 197, Fn. 6 (cogi, coire, convocare), der den Namen Bergers mit dem Aufsatz Duffs verbindet (Der Grund hierfür mag darin zu suchen sein, dass De Robertis die Redaktion seines Werkes nicht mehr selbst vornahm: Vgl. De Robertis, Storia I, S. VIII.). Ein Fehler dürfte auch bei Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 259 vorliegen (coiri, cogi, convocari). 302 CIL VI 2193 = CIL VI 4416. 303 So schon Henzen, Colombarii di Vigna Codini. In: Monumenti ed Annali 1856, S. 18; De Rossi, Schola sodalium Serrensium. In: Bull. di arch. crist. 2 (1864), S. 60; Radin, Legislation, S. 130; Ausbüttel, Vereine, S. 26, Fn. 74. Vgl. zur Literatur bis 1947 die Zusammenstellung bei Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 44 f., Fn 3. 304 Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 50. 305 Dazu im 3. Abschnitt, VIII. 5. 306 Mommsen, StR, S. 876, Fn. 5. 307 Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 54. Zustimmend Orestano, Problema delle Fondazioni, S. 86; Luzzatto, Rassegna epigrafica IV. In: IURA 8 (1957), S. 368. Falsch wiedergegeben bei De Robertis, Storia I, S. 197 f., Fn. 6 (collegium coire, convocari). 308 Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 54. 309 Duff, CCC. In: RIDA 6 (1951), S. 79 ff. 310 Berger, Nochmals CCC. In: SZ 68 (1951), S. 486 ff. 311 Saumagne, Coire. In: RD 32 (1954), S. 262.

VIII. Die Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis

249

De Robertis vertrat im ersten Band seiner Storia delle Corporazioni die Auflösung zu „corpus coire, convocari“ (zu einem Körper zusammenzutreten, zusammengerufen zu werden).312 Wie Berger zu Recht betont,313 werden wir ohne weitere Funde keine Gewissheit in der Frage der richtigen Auflösung der drei C erhalten. Wir werden uns der Frage, wie Berger314 und Saumagne,315 nähern, indem wir zunächst die technische Bedeutung der einzelnen möglichen Rekonstruktionen erörtern. 2. Senatus Consultum Eine Möglichkeit das erste C aufzulösen wäre „quibus senatus c(onsultum) ... permisit“ (denen ein Senatsbeschluss ... erlaubt). Diese Möglichkeit wurde schon von Berger wohl zu Recht verworfen, da die Abkürzung „senatus c“ für „senatus consultum“ sonst nicht belegt ist.316 3. Collegium habere Eine weitere mögliche Auflösung für ein C könnte collegium habere (einen Verein haben)317 sein. Dieser Bestandteil findet sich in der Genehmigungsformel des oben bereits erörterten318 Senatsbeschlusses zur Genehmigung eines Kultvereins in Lanuvium:319 [quibus coire320 co]nvenire collegiumq(ue) 312

De Robertis, Storia I, S. 197 f., Fn. 6. Berger, Nochmals CCC. In: SZ 68 (1951), S. 486. 314 Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 45 ff. 315 Saumagne, Coire. In: RD 32 (1954), S. 254 ff. 316 Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 52. Vgl. die übliche Kürzung in AE 1935, Nr. 25; CIL V 7881. 317 Dazu im 2. Abschnitt, V. 1. 318 2. Abschnitt, V. 1. 319 CIL XIV 2112. Dazu Ratti, Antica iscrizione. In: Diss. d. Pont. Acc. 2 (1825), S. 446; Henzen, Colombarii di Vigna Codini. In: Monumenti ed Annali 1856, S. 18; De Rossi, Schola sodalium Serrensium. In: Bull. di arch. crist. 2 (1864), S. 60 f.; Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 144 ff.; Lyskowski, Collegia tenuiorum, S. 11 f.; Gilly, Collèges funéraires, S. 57 f., 63; Trouette, Collèges d’artisans, S. 56 ff.; Ausbüttel, Vereine, S. 24 ff.; Ebel, Attraktivität, S. 27 mit Fn. 83; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 216, 218; ders., Zusammenkunft um der religio willen. In: Verrechtlichte Religion, S. 98 f.; Öhler, Römisches Vereinsrecht. In: Zwischen den Reichen, S. 60. Eine allgemeine Genehmigung von Begräbnisvereinen nehmen an: Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 117; Schiess, Collegia funeraticia, S. 7 f.; Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 241; Waltzing, Étude I, S. 143; Müller, Sterbekassen. In: Neue Jahrbücher 8 (1905), S. 187 f.; de Robertis, Dir. Ass., S. 247 ff.; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 261 f.; Waszink, Genossenschaft. In: RAC 10, Sp. 106; De Ligt, Governmental Attitudes. In: Mercati, S. 246 ff. Eine vermittelnde Meinung vertreten Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 74 ff. und Schrumpf, Bestattung, S. 175 ff. Unentschieden Buongiorno, Senatus consulta, S. 422 ff. Ausführliche Diskussion bei: Laubry/Zevi, Inscription d’Ostie. In: Tribù romane, S. 461 ff. und Waszink, Genossenschaft. In: RAC 10, Sp. 104 ff. 320 Zur abweichenden Rekonstruktion bei Ausbüttel, Vereine, S. 26 vgl. 3. Abschnitt, VIII. 4. d). 313

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

habere liceat (Diesen soll es erlaubt sein, sich zu versammeln, förmlich zusammenzutreten und einen Verein zu haben.). Auch wenn Berger321 und Saumagne322 die Bedeutung dieses Senatsbeschlusses für die Rekonstruktion des Wortlauts unserer Inschrift betont haben, haben alle oben zitierten Vorschläge diese Möglichkeit zu Recht abgelehnt. Es ist trotz der Kürze der Inschrift kaum denkbar, dass „habere“ einfach spurlos ausgefallen sein sollte. Berger gewinnt jedoch aus der Genehmigungsformel aus Lanuvium, dass ein C für „collegium“ stehen müsse.323 4. Coire a) Bedeutungsspektrum Weitgehende Einigkeit besteht heute in der Annahme, dass ein C für „coire“ (sich versammeln) steht.324 Im Folgenden soll die Bedeutung von „coire“ näher beleuchtet werden. Dabei stellt sich die Schwierigkeit, dass „coire“ je nach Zusammenhang unterschiedliche technische Bedeutungen annehmen kann. Berger nimmt zunächst als technische Bedeutung „eine Versammlung der Verbandsmitglieder abhalten“ an.325 Daneben nennt er die Bedeutung „die Gründungsversammlung eines Vereins abhalten“.326 Gegen die Annahme der zweiten Bedeutung wendet sich Saumagne.327 Er weist darauf hin, dass die von Berger angenommene Formulierung „collegium coire“328 in den erhaltenen juristischen Quellen nur selten bezeugt ist.329 Die einzige Stelle in den 321

Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 52. Saumagne, Coire. In: RD 32 (1954), S. 256 f. 323 A. A.: Duff, CCC. In: RIDA 6 (1951), S. 81. 324 Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 114; ders., StR, S. 876, Fn. 5; Mahaim, Association professionelle, S. 5; Duff, CCC. In: RIDA 6 (1951), S. 79 ff.; Saumagne, Coire. In: RD 32 (1954), S. 259; Schulz, Classical Roman Law, S. 96; Thomas, Textbook, S. 473; Waszink, Genossenschaft. In: RAC 10, Sp. 111 f.; Tran, Associations privées. In: Collegia, S. 76; Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 50, mit Einschränkung 52 ff. 325 Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 50. Ebenso Saumagne, Coire. In: RD 32 (1954), S. 256 ff.,; ders., Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 473; Jolowicz, Roman Foundations, S. 128; Sirks, Kaiserliche Gesetzgebung. In: Vereine, Synagogen und Gemeinden, S. 30; Aubert, Gestion des collegia. In: Cahiers du centre Gustave-Glotz 10 (1999), S. 53; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 257. 326 Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 50 f.; Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 381; Hellegouarc’h, Vocabulaire, S. 92; Olivecrona, Juridisk person, S. 82 ff.; De Robertis, Storia II, S. 243. 327 Saumagne, Coire. In: RD 32 (1954), S. 255 ff.; ders., Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 473 f. Vgl. auch Bendlin, Zusammenkunft um der religio willen. In: Verrechtlichte Religion, S. 95 f. 328 Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 51. 329 Saumagne, Coire. In: RD 32 (1954), S. 56; ders., Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 473. 322

VIII. Die Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis

251

Digesten, die als Beleg dienen könnte, stammt aus Ulpians Handbuch zum Amt des Stadtpräfekten: Ulpianus libro singulari de officio praefecti urbi (D. 1.12.1.14) Divus Severus rescripsit eos etiam, qui illicitum collegium coisse dicuntur, apud praefectum urbi accusandos. Der vergöttlichte Severus hat geantwortet, dass auch die, von denen es heißt, dass sie sich als gesetzwidriger Verein versammeln, beim Stadtpräfekten anzuklagen sind.

Dieses Fragment allein ist jedoch nicht geeignet, die Bedeutung „die Gründungsversammlung eines Vereins abhalten“ zu belegen. Vielmehr erscheint es naheliegend, dass von einer Anklage wegen der Teilnahme an Versammlungen der Mitglieder eines gesetzwidrigen Vereins die Rede ist.330 Zwar ist es richtig, dass die Gründung einer Gesellschaft technisch als „societatem coire“ bezeichnet wird.331 Die vermeintlichen Parallelen mit Bezug auf Personenverbände unterscheiden sich jedoch in entscheidender Weise. Während die Gesellschafter die Gesellschaft gründen (socii societatem coeunt)332 oder die Gesellschaft von den Gesellschaftern gegründet wird (societas coitur),333 treten die Personenverbände als Personenverband zusammen (corpus coit334/collegium coit335). Subjekt zu „coire“ ist der Personenverband, wie sich unschwer aus dem Numerus ablesen lässt, nicht die Mitglieder.336 Damit der Personenverband aber als Einheit zusammentreten kann, muss er bereits gegründet sein.337 Dies ist auch De Robertis entgegen zu halten, der die Auflösung „corpus coire“ vorschlägt. Sollte ein C in dem Senatsbeschluss der die Gründung eines Vereins unter der lex Iulia de collegiis genehmigt für „coire“ stehen, scheint dies nicht die Gründungserlaubnis zu enthalten. Um die Bedeutung von „coire“ zu bestimmen, werden wir die Verwendung in den juristischen und literarischen Quellen mit Bezug auf Personenverbände untersuchen.

330

Dazu 3. Abschnitt, XIII. So Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 244. Ulpianus libro undecimo ad edictum (D. 4.4.16.1); Paulus libro tertio epitomarum Alfeni digestorum (D. 17.2.71 pr.-1); Marcianus libro quarto decimo institutionum (D. 48.10.1.1); Ulpianus libro nono de officio proconsulis (D. 48.12.2 pr.). Vgl. Saumagne, Coire. In: RD 32 (1954), S. 256; ders., Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 473. 332 Z. B.: Paulus libro tertio epitomarum Alfeni digestorum (D. 17.2.71 pr.-1). 333 Z. B.: Ulpianus libro trigesimo secundo ad edictum (D. 17.2.69); Paulus libro trigesimo secundo ad edictum (D. 17.2.1 pr.). 334 Paulus libro duodecimo ad Plautium (D. 34.5.20); Marcianus libro secundo publicorum iudiciorum (D. 47.22.3.1). 335 Marcianus libro tertio institutionum (D. 47.22.1. pr.); Marcianus libro secundo publicorum iudiciorum (D. 47.22.3.1). 336 Dazu 3. Abschnitt, VIII. 4. f) bb). 337 A. A. Olivecrona, Juridisk person, S. 84, ders., Corporations. In: Three essays, S. 15. 331

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

b) Cicero und die lex Cornelia de sicariis et veneficis Um die technische Bedeutung von „coire“ in der Gesetzgebung des Prinzipats über die Vereine zu bestimmen, werden wir zunächst die Verwendung von „coire“ in einem Zeugnis der republikanischen Gesetzgebung untersuchen. In Kapitel 6 der lex Cornelia de sicariis et veneficis wird die gemeinschaftliche Herbeiführung einer ungerechtfertigten Verurteilung in einem Kapitalverfahren unter Strafe gestellt.338 Kenntnis von Wortlaut und Anwendungsbereich der Vorschrift erhalten wir vor allem aus Ciceros Verteidigungsrede für Aulus Cluentius Habitus.339 Cluentius wurde im Jahr 66 vor Christus unter der lex Cornelia de sicariis et veneficis340 angeklagt.341 Der primäre Vorwurf scheint unter Kapitel 5 dieses Gesetzes342 der Giftmord an seinem Stiefvater gewesen zu sein.343 Daneben ist umstritten, ob zudem eine Anklage unter Kapitel 6 wegen gemeinschaftlicher Herbeiführung einer ungerechtfertigten Verurteilung in einem Kapitalverfahren vorlag.344 Jedenfalls befasst sich Cicero in seiner Verteidigungsrede ausführlich mit dem sechsten Kapitel der lex Cornelia de sicariis et veneficis. Die Strafvorschriften dieses Kapitels richteten sich allein gegen Senatoren.345 Aulus Cluentius Habitus aber war Ritter. Daher betont Cicero die ausdrückliche Beschränkung der Vorschrift auf den Senatorenstand.346 In diesem Zusammenhang beklagt er die Mehrdeutigkeit des Wortlauts des Gesetzes.347 Um seiner Auslegung Gewicht zu verleihen, gibt Cicero ein Beispiel, wie die Vorschrift zu formulieren sei, wenn sie allgemeine Gültigkeit beanspruchen wollte: Cicero, pro Cluentio 54, 148: ... Ubi enim omnes mortales adligat, ita loquitur: „QUI VENENUM MALUM FECIT, FECERIT.“ Omnes viri, mulieres, liberi, servi in iudicium vocantur. si idem de coitione voluisset, adiunxisset: „QUIVE COIERIT.“ Nunc ita est: DEQUE EIUS 338

Ferrary, Lex Cornelia de sic. In: Athenaeum, Bd. 79 (1991), S. 426 ff.; ders., Lex Cornelia de sic. In: RS II, S. 752; Venturini, Processo penale, S. 303, Fn. 42. 339 Ferrary, Lex Cornelia de sic. In: Athenaeum, Bd. 79 (1991), S. 426 f. 340 Vgl. Marcianus libro quarto decimo institutionum (D. 48.8.1 pr.-1). 341 Ferrary, Lex Cornelia de sic. In: RS II, S. 749; Kirby, Pro Cluentio, S. 5 ff.; Classen, Anklage gegen Cluentius. In: SZ 89 (1972), S. 1. 342 Ferrary, Lex Cornelia de sic. In: Athenaeum, Bd. 79 (1991), S. 424 ff.; ders., Lex Cornelia de sic. In: RS II, S. 752. 343 Kirby, Pro Cluentio, S. 11 f. Vgl. aber die Überlegungen bei Boyancé, Introduction. In: Pour Cluentius, S. 20. 344 Überblick bei Kirby, Pro Cluentio, S. 8, Fn. 26; Boyancé, Introduction. In: Pour Cluentius, S. 25 ff.; Classen, Anklage gegen Cluentius. In: SZ 89 (1972), S. 11 ff. 345 Rotondi, Leges publicae, S. 358; Bleicken, Cicero und die Ritter, S. 81 f.; Kirby, Pro Cluentio, S. 9 f. 346 Venturini, Crimen repetundarum, S. 378 ff. Zu den politischen Implikationen Gelzer, Cicero als Politiker. In: RE VII A, 1, Sp. 857; Bleicken, Cicero und die Ritter, S. 81 f. 347 Cic., pro. Cluent. 54, 148. Dazu Venturini, Crimen repetundarum, S. 379.

VIII. Die Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis

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CAPITE QUAERITO QUI MAGISTRATUM HABUERIT INVE SENATU SENTENTIAM DIXERIT, QUI EORUM COIT, COIERIT. Wo (das Gesetz) alle Sterblichen bindet, spricht es so: „Wer schädliches Gift hergestellt hat oder hergestellt haben wird.“ (Dann) können alle Männer, Frauen, Kinder und Sklaven vor Gericht geladen werden. Wenn es das Gleiche für Zusammenkünfte (zur Verabredung der Rechtsbeugung) vorsähe, hätte es hinzugefügt: „oder wer zusammentritt“. Nun ist es so: „Es soll ein Kapitalverfahren gegen den eingeleitet werden, der ein Amt bekleidet haben wird oder im Senat einen Beschlussantrag gestellt haben wird und der dabei (zur Verabredung der Rechtsbeugung) zusammentritt oder zusammengetreten sein wird.“

Die Senatoren, die zusammentreten (coire), um sich über eine widerrechtliche Verurteilung in einem Kapitalverfahren zu verständigen,348 begehen eine Zusammenkunft (coitio) im Sinne der lex Cornelia de sicariis et veneficis. Zusammenkunft (coitio) bezeichnet hier also die Verabredung zu der strafbaren Handlung.349 Dabei kann es sich jedoch nicht um eine rechtliche Bindung, wie bei der Gesellschaft (societas coire)350 oder der Ehe (matrimonium coire)351 handeln. Jedenfalls in klassischer Zeit werden Gesellschaften (societates) mit rechtswidrigem Ziel vom Recht nicht anerkannt.352 Cicero verwendet „societatem coire“ jedoch in seinen Reden regelmäßig im übertragenen Sinne für die Verabredung krimineller Handlungen353 und das Eingehen politischer Bündnisse.354 Dies ist jedoch wohl untechnisch. In der lex Cornelia de sicariis et veneficis gewinnt die übertragene Bedeutung von „coire“ im Sinne von „sich politisch verbinden“355 technischen Charakter. Der Begriff ist jedoch noch nicht durchgebildet. So konnte Cicero argumentieren, dass aufgrund der Unbestimmtheit der gesetzlichen Begriffe eine grenzenlose Anwendbarkeit der Norm drohe, wenn der persönliche Anwendungsbereich nicht wenigstens auf den Senatorenstand beschränkt bliebe: Cicero, pro Cluentio 57, 157: ... Video quanta et quam periculosa et quam infinita quaestio temptetur ab accusatoribus, cum eam legem quae in nostrum ordinem scripta sit in populum Romanum transferre conentur. Qua in lege est „QUI COIERIT“, quod quam late pateat videtis; „CONVENERIT“ aeque incertum et infinitum est. ... 348

Macer libro primo publicorum iudiciorum (D. 47.13.2). Hellegouarc’h, Vocabulaire, S. 91. 350 Cic., pro Rosc. Com. 18, 55. 351 Nerva libro secundo membranarum (D. 12.4.8); Modestinus libro septimo regularum (D. 24.1.27). 352 Gaius libro primo de verborum obligationibus (D. 46.1.70.5); Ulpianus libro trigesimo ad Sabinum (D. 17.2.57). Radin, Legislation, S. 119 nimmt an, dass dies auch auf Vereine übertragbar ist. 353 Cic., pro Sex. Rosc. 21, 96, 117. 354 Cic., Phil. 2.10.24. Dazu Hellegouarc’h, Vocabulaire, S. 92. Vgl. auch Mommsen, StR, S. 871. 355 Cic., ad Att. 1.17.11. Vgl. auch Liv., ab urb. cond. 9.26.8 f. Dazu Venturini, Quaestiones. In: Legge e società II, S. 246 ff. 349

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung Ich sehe, dass ein sehr weitreichendes und sehr gefährliches und völlig unbegrenztes Verfahren von den Anklägern angestrengt werden soll, indem sie dieses Gesetz, das gegen unseren Stand entworfen wurde, auf das (ganze) römische Volk zu übertragen versuchen. In diesem Gesetz heißt es: „Wer zusammentritt“. Ihr seht, wie weit das reicht. „Wer zusammenkommt“ ist gleichermaßen unsicher und unbegrenzt ...

Wäre die Bedeutung von „coire“ in diesem Zusammenhang klar definiert gewesen, so hätte sich Cicero, der den Prozess gewann,356 mit seiner Argumentation lächerlich gemacht. Vielmehr geht hieraus deutlich hervor, dass „coire“ in republikanischer Zeit einen sehr weiten Bedeutungsumfang im juristischen und politischen Umfeld hatte. Es bedeutete zunächst nur „sich versammeln“, konnte im übertragenen Sinne aber alles, was aus der Versammlung hervorging erfassen.357 Diese Bedeutungsvielfalt hinderte jedoch nicht daran, „coire“ als gewissermaßen unbestimmten Rechtsbegriff in Gesetze der republikanischen Zeit aufzunehmen. Es war Aufgabe der Richter im Verfahren zu bestimmen, was im konkreten Fall hierunter fiel. Damit ist übertragen auf Personenverbände grundsätzlich sowohl das Verständnis „eine allgemeine Versammlung abhalten“ als auch „die Gründungsversammlung abhalten“ möglich. c) Coire bei Plinius Einen Hinweis auf die spezifische, technische Bedeutung von „coire“ im Recht der Personenverbände können wir der Korrespondenz des jüngeren Plinius358 mit Kaiser Traian entnehmen. Plinius war vom Kaiser im Jahre 111 nach Christus als außerordentlicher Statthalter in die Provinz Bithynien und Pontus entsandt worden.359 Aus dieser Zeit ist eine umfangreiche Korrespondenz360 erhalten, in der sich Plinius der Richtlinien des Kaisers für seine Verwaltung versichert. Darunter bittet er mehrfach um Weisungen insbesondere, wenn es um Fragen des Vereinsrechts geht. Wir haben oben bereits gesehen,361 dass Traian in einer seiner Antworten zur Gestattung eines Vereins in Amisos sich des technischen Ausdrucks für die Gründung „habere“ bedient.362 356

Boyancé, Introduction. In: Pour Cluentius, S. 14. Vgl. Kayser, Abhandlungen, S. 153; Luisi, Terminologia del terrorismo. In: Terror et Pavor, S. 150 f. 358 Zur juristischen Ausbildung Plinius’ des Jüngeren vgl. jüngst Procchi, Plinio il Giovane, S. 25 ff. m.w.N. 359 Freudenberger, Verhalten der röm. Behörden, S. 17. Auf 109 n. Chr. datiert die Briefe Brutti, Diritto privato, S. 239. 360 Zum Forschungsstand hinsichtlich der Natur der Korrespondenz vgl. Procchi, Plinio il Giovane, S. 55 ff. m.w. N. 361 2. Abschnitt, V. 1. 362 Dazu Liu, Government and Collegia. In: Tall order, S. 305. 357

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Plinius der Jüngere, Epistulae 10.93: Amisenos si legibus istorum, quibus beneficio foederis utuntur, concessum est eranum habere, possumus quo minus habeant non impedire, eo facilius si tali collatione non ad turbas et ad illicitos coetus, sed ad sustinendam tenuiorum inopiam utuntur. In ceteris civitatibus, quae nostro iure obstrictae sunt, res huius modi prohibenda est. Wenn es den Amisenern durch ihre Gesetze, die sie durch ein Vorrecht aus dem Bündnisvertrag anwenden dürfen, erlaubt ist, einen Verein zu gründen, können wir sie nicht daran hindern, dass sie einen gründen, umso weniger, wenn eine solche Vereinigung nicht für Unruhen und gesetzwidrige Versammlungen, sondern zur Linderung der Armut der einfachen Leute genutzt wird. In den übrigen Gemeinden, die an unser Recht gebunden sind, sind solche Vereine zu verbieten.

Zwar erwähnt Traian nicht das Verb „coire“. Jedoch findet sich das entsprechende Substantiv „coetus“. Traian ordnet an, das Recht der Amisener, Vereine zu gründen, zu respektieren, solange sie sich nicht verbotenerweise versammeln. Wann eine Versammlung (coetus) gesetzwidrig (illicitus) ist, geht aus dem Brief nicht hervor. Jedoch wird deutlich, dass die von Gesetzes wegen gestattete Gründung von Vereinen noch keine unbeschränkte Versammlungsfreiheit beinhaltete.363 Zudem deutet der Hinweis Traians darauf hin, dass „coire“ nicht die Gründung eines Vereins bezeichnete, sondern allein das Abhalten einer Versammlung der Mitglieder des bereits bestehenden Vereins. Das Beispiel zeigt auch, dass Vereine als Armenkassen fungieren konnten, ohne zum Zweck der Sammlung regelmäßige gesellige Versammlungen abzuhalten.364 Eine weitere Anfrage des Plinius befasst sich mit der Durchführung von Christenprozessen. Darin fasst Plinius Angaben über das Verhalten der Christen in Bithynien zusammen. Plinius der Jüngere, Epistulae 10.96.7: Adfirmabant autem hanc fuisse summam vel culpae suae vel erroris, quod essent soliti stato die ante lucem convenire carmenque Christo quasi deo dicere secum invicem seque sacramento non in scelus aliquod obstringere, sed ne furta, ne latrocinia, ne adulteria committerent, ne fidem fallerent, ne depositum appellati abnegarent. quibus peractis morem sibi discedendi fuisse rursusque coeundi ad capiendum cibum, promiscuum tamen et innoxium; quod ipsum facere desisse post edictum meum, quo secundum mandata tua hetaerias esse vetueram. Sie (die abtrünnigen Christen) gaben an, dass dies das Äußerste ihrer Schuld und ihres Fehlverhaltens gewesen sei: Sie pflegten, sich an einem bestimmten Tag vor Tagesanbruch feierlich zu versammeln und für Christus, wie für einen Gott, einen Wechselgesang anzustimmen und sich mit einem Eid nicht zu irgendeinem Verbrechen zu verpflichteten, sondern dazu, keinen Diebstahl, Raub oder Ehebruch zu begehen, nicht ihr Wort zu brechen oder Hinterlegtes, wenn es zurückgefordert werde, zu verleugnen. Nachdem sie dies getan hatten, war es Sitte, auseinanderzugehen und sich später wieder zum Essen zu versammeln, gemeinschaftlich, doch harmlos. Das zu tun, haben sie 363

Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 93; Mayer-Maly, Gehalt der „Christenbriefe“. In: SDHI 22 (1956), S. 324. 364 Mayer-Maly, Gehalt der „Christenbriefe“. In: SDHI 22 (1956), S. 324.

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung aufgegeben, nachdem mein Edikt ergangen war, durch das ich gemäß deinen Anordnungen die Existenz von Vereinen verboten habe.

Die Christen in Bithynien pflegten an bestimmten Tagen vor Sonnenaufgang feierlich zum Gottesdienst zusammenzutreten (convenire)365 und im Laufe des Tages sich zu einem gemeinschaftlichen Mahl zu versammeln (coire).366 Die gesellige Versammlung (coire) fiel unter das Verbot politischer Vereine (hetaeriae), das Plinius auf Anordnung Traians in Bithynien erlassen hatte.367 Demgegenüber scheinen förmliche Zusammenkünfte (convenire) zu kultischen Zwecken nicht von dem Verbot erfasst worden zu sein.368 Die Formulierung des letzten Satzes, dass sie dies aufgegeben hätten, nachdem das Edikt des Plinius ergangen war (quod ipsum facere desisse post edictum meum ...), bezieht sich wohl nur auf den zweiten Satz, der die geselligen Zusammenkünfte (coire) betrifft.369 Zu beachten ist, dass Plinius und Traian  nicht als Übersetzung von collegium (Verein) verwenden, sondern von factio370 (politische Gruppierung).371 Plinius der Jüngere, Epistulae 10.34.1: TRAIANUS PLINIO Tibi quidem secundum exempla complurium in mentem venit posse collegium fabrorum apud Nicomedenses constitui. sed meminerimus provinciam istam et praecipue eas civitates eius modi factionibus esse vexatas. quodcumque nomen ex quacumque causa dederimus iis, qui in idem contracti fuerint, hetaeriae que brevi fient. Traian an Plinius: Dir ist entsprechend zahlreicher Beispiele in den Sinn gekommen, es könne in Nikomedia ein Handwerkerverein (als Feuerwehr) gegründet werden. Aber wir erinnern uns, dass diese Provinz und besonders diese Gemeinden von politi365 Dazu 3. Abschnitt, VIII. 5. Vgl. ohne Unterscheidung zwischen „coire“ und „convenire“ Tert., Apol. 39, 2 ff. 366 Vgl. Tert., Apol. 39, 16 ff. Dazu Kollmann, Frühchristliche Mahlfeier, S. 150. 367 Vgl. Orig., Cels. 1, 1; Tert., Apol. 39, 20. Dazu Freudenberger, Verhalten der röm. Behörden, S. 22, 158; Sherwin-White, Letters of Pliny, S. 704, 707 f.; Saleilles, Communautés chrétiennes. In: Mélanges Girard II, S. 488; Mayer-Maly, Gehalt der „Christenbriefe“. In: SDHI 22 (1956), S. 324 f.; De Rossi, Schola sodalium Serrensium. In: Bull. di arch. crist. 2 (1864), S. 62; Öhler, Römisches Vereinsrecht. In: Zwischen den Reichen, S. 58, 62 f.. A. A. Giovannini, Terrorismo e antiterrorismo. In: Terror et Pavor, S. 297 ff. 368 Saumagne, Coire. In: RD 32 (1954), S. 259 f. mit Fn. 24; Sherwin-White, Letters of Pliny, S. 704; Mayer-Maly, Gehalt der „Christenbriefe“. In: SDHI 22 (1956), S. 324 f. Dazu 3. Abschnitt, VIII. 5. 369 Sherwin-White, Letters of Pliny, S. 704; 707 f.; Mayer-Maly, Gehalt der „Christenbriefe“. In: SDHI 22 (1956), S. 324 f. 370 Zur Entwicklung der lateinischen Terminologie Hellegouarc’h, Vocabulaire, S. 100 ff. 371 Vgl. Waltzing, Étude I, S. 134; Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 92 f.; Saleilles, Communautés chrétiennes. In: Mélanges Girard II, S. 471; Radin, Legislation, S. 21; Premerstein, Edikte aus Kyrene. In: SZ 48 (1928), S. 440 f.; Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 390; Liu, Government and Collegia. In: Tall order, S. 304; Arnaoutoglou, Collegia in Asia Minor. In: RIDA 49 (2002), S. 40; Harland, Associations, S. 171.

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schen Gruppierungen solcher Art heimgesucht wurden. Welchen Namen wir ihnen aus welchem Grund auch immer geben, diejenigen, die in ihnen verbunden sind, werden sie in Kürze zu politischen Gruppierungen machen.

Rein politische Vereine (factiones) waren immer untersagt und auch nicht genehmigungsfähig.372 Daher wehrt sich auch der Kirchenvater Tertullian gegen die Annahme, die Christen seien eine politische Gruppierung (factio):373 Tertullian, Apologeticum 39, 21 Hoc sumus congregati quod et dispersi, hoc universi quod et singuli, neminem laedentes, neminem contristantes. Cum probi, cum boni coeunt, cum pii, cum casti congregantur, non est factio dicenda, sed curia. Dies sind wir versammelt, was wir auch getrennt sind, das gemeinsam, was wir einzeln sind: Wir schaden niemandem und betrüben niemanden. Wenn brave, wenn gute Menschen zusammentreten, wenn fromme, wenn keusche Menschen sich versammeln, dann kann man nicht von einer politischen Gruppierung sprechen, sondern nur von einer feierlichen Kultversammlung.

Die grundsätzlich genehmigungsfähigen (permittendum aut prohibendum)374 Vereine (collegia) bezeichnen Traian und Plinius hingegen als .375 Dies waren Vereine, die über den rein geselligen und damit potenziell politischen Zweck hinaus anerkennenswerte Ziele verfolgten,376 wie der von Plinius zur Brandbekämpfung in Nikomedia vorgesehen Handwerkerverein377 oder die Vereine zur Armenunterstützung in Amisos.378 Das auf Anordnung Traians erlassene Edikt des Plinius für die Provinz Bithynien und Pontus enthielt also ein umfassendes Verbot von allein geselligen Vereinen, die man politischer Aktivitäten verdächtigte. Damit ist festzuhalten, dass „coire“ für Traian und Plinius die Bedeutung, sich zu geselligen Zwecken versammeln, hatte. Die Versammlung zu geselligen Zwecken stellte einen wesentlichen Bestandteil des Vereinswesens (hetaerias esse) dar.379 Daher wurde es von den Vereinsverboten erfasst. Das Abhalten (coire) allein geselliger Versammlungen (coetus) der Mitglieder der Vereine hätte einer besonderen, kaum zu erlangenden Erlaubnis (ius coeundi)380 be372

De Robertis, Storia I, S. 230. Saleilles, Communautés chrétiennes. In: Mélanges Girard II, S. 501; Ehrhardt, Corpus Christi I. In: SZ 70 (1953), S. 302 f. 374 Plin. min., ep. 10.92. 375 Plin. min., ep. 10.92 f. 376 Zum Befund hinsichtlich der Berufsvereine Van Nijf, Professional Associations, S. 180. San Nicolò, Ägyptisches Vereinswesen I, S. 212 ff., insb. 224 sieht hierin wirtschaftliche Vereine. 377 Plin. min., ep. 10.33.3. 378 Plin. min., ep. 10.93. 379 Vgl. „esse collegia sodalicia“: Marcianus libro tertio institutionum (D. 47.22.1. pr.). Dazu Liu, Government and Collegia. In: Tall order, S. 294. 380 Callistratus libro primo de cognitionibus (D. 50.6.6.12). 373

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

durft.381 „Coire“ bezeichnete also bei Traian und Plinius nicht die Gründung eines Vereins, sondern das formlose, regelmäßige Zusammenkommen zu vornehmlich geselligen Zwecken. d) Der Senatsbeschluss aus Lanuvium In diesem Sinne ist „coire“ auch im Senatsbeschluss zur Genehmigung des Vereins der Verehrer der Diana und des Antinoos in Lanuvium jedenfalls einmal sicher überliefert (Z. 12):382 Z. 10 Kaput ex s(enatus) c(onsulto) p(opuli) R(omani) Z. 11 [quibus coire co]nvenire collegiumq(ue) habere liceat qui stipem menstruam conferre vo Z. 12 [lent in fune]ra in it collegium coeant neq(ue) sub specie eius collegi nisi semel in men Z. 13 [se coeant stipem383 con]ferendi causa unde defuncti sepeliantur. Kapitel384 aus dem Senatsbeschluss des römischen Volkes: Diesen soll es erlaubt sein, sich zu versammeln, förmlich zusammenzutreten und einen Verein zu haben. Die, die einen monatlichen Beitrag für Beerdigungen einsammeln wollen, sollen sich in diesem Verein versammeln und sie sollen sich nicht in Gestalt dieses Vereins versammeln, außer einmal im Monat, um die Beiträge einzusammeln, woraus die Verstorbenen beerdigt werden sollen.

Der stark beschädigte Text des Senatsbeschlusses ist seit der Entdeckung der Tafel 1816 in Lanuvium385 Gegenstand der Diskussion. Nachdem Ratti den Text erstmals 1825 im zweiten Band der Dissertazioni della Pontificia Accademia veröffentlicht hatte,386 Mommsen schlug 1843 in seiner Dissertationsschrift387 eine verbesserte Rekonstruktion vor,388 die er 1850, nachdem er die

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Saumagne, Coire. In: RD 32 (1954), S. 257 f.; Mayer-Maly, Gehalt der „Christenbriefe“. In: SDHI 22 (1956), S. 324. 382 Der Text folgt im Wesentlichen der Rekonstruktion durch Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 116 = CIL XIV 2112, Sp. 1, Z. 10–13. Abweichungen werden durch Fußnoten angezeigt. 383 Rekonstruktion: Ausbüttel, Vereine, S. 28 = AE 1983, Nr. 181. Diese Rekonstruktion entspricht den Vorgaben bei Gordon, Album II, S. 66, der S. 63, der „semel in men[se conveniant con]ferendi causa“ vorschlug. 384 Zur Bedeutung von „kaput“ an dieser Stelle vgl. Ebel, Attraktivität, S. 27, Fn. 82 m.w.N.; Laubry/Zevi, Inscription d’Ostie. In: Tribù romane, S. 464. 385 Ratti, Antica iscrizione. In: Diss. d. Pont. Acc. 2 (1825), S. 436 ff.; De Manteyer, L’inscription de Lanuvium. In: MAH 18 (1898), S. 271 f., 276. Vgl. auch Ebel, Attraktivität, S. 14 f. 386 Ratti, Antica iscrizione. In: Diss. d. Pont. Acc. 2 (1825), S. 435 ff., 462. 387 Dazu die historische Einordnung bei Masi Doria, Nota di lettura. In: Mommsen, De coll., S. xvii ff. 388 Mommsen, De collegiis, S. 98. Dazu kritisch Perry, Roman collegia, S. 29 ff.

VIII. Die Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis

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Fragmente gemeinsam mit Henzen in Augenschein genommen hatte,389 in einem Aufsatz im fünfzehnten Band der Zeitschrift für geschichtliche Rechtswissenschaft mit leichten Korrekturen bestätigte.390 Diese Rekonstruktion wurde später von Dessau in das CIL391 übernommen. Dabei lag Mommsen und Henzen ein Fragment vor, das die Zeilenanfänge der Wiedergabe des Senatsbeschlusses enthielt.392 Dieses Fragment konnte bereits Dessau nicht mehr auffinden.393 Die Rekonstruktion Mommsens kritisierte Gordon aufgrund der Annahme, der Senatsbeschluss müsse dieselbe Zeilenlänge wie andere Absätze der ersten Spalte der Inschrift haben.394 Dabei ist zunächst darauf hinzuweisen, dass aus dem von Mommsen veröffentlichten, verlorenen Fragment395 hervorgeht, dass die Zeilen des Senatsbeschlusses nicht auf einer Höhe begannen. Zudem könnte der Text des Senatsbeschlusses, wie von Dessau im CIL angedeutet, eingerückt gewesen sein. Auf Grundlage der Kritik Gordons hat Ausbüttel eine neue Rekonstruktion vorgeschlagen,396 die mit Ausnahme der ersten Ergänzung (Z. 11)397 sowohl den Vorgaben Gordons entsprach als auch zu dem von Mommsen veröffentlichten, verlorenen Fragment398 passte. Bendlin hat nach neuerlicher Untersuchung der Inschrift jedoch für Zeile 11 und 12 etwas kürzere Zeilen angenommen399 und den Text entsprechend rekonstruiert.400 Er mahnt zudem zu Recht an, die Schätzung der Zeilenlänge nicht überzubewerten, da die Inschrift gewisse Unregelmäßigkeiten aufweist.401 Wir glauben aus inhaltlichen Gründen im Wesentlichen der Rekonstruktion Mommsens folgen zu müssen.402 Mommsen rekonstruiert die Genehmigungsformel (Z. 11):403 [quibus coire co]nvenire collegiumq(ue) habere liceat (Diesen soll es erlaubt sein, sich zu versammeln, förmlich zusammenzutreten und einen Verein zu haben.). Diese 389 Das Misstrauen, das Perry, Roman collegia, S. 34 f. Mommsen in diesem Punkte entgegenbringt, scheint u. E. unbegründet. Vgl. Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 227. 390 Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 116. Dazu Masi Doria, Nota di lettura. In: Mommsen, De coll., S. xxvi f. 391 CIL XIV 2112, Sp. 1, Z. 10–13. 392 De Manteyer, L’inscription de Lanuvium. In: MAH 18 (1898), S. 272. 393 CIL XIV, S. 196. 394 Gordon, Album II, S. 66. 395 Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 116. 396 Ausbüttel, Vereine, S. 25 ff. = AE 1983, Nr. 181. 397 Vgl. Ebel, Attraktivität, S. 20, Fn. 44. 398 Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 116. 399 Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 230 f. 400 Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 253. 401 Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 231. 402 So im Wesentlichen auch Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 239. 403 Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 116 = CIL XIV 2112. Zustimmend Flambard, Éléments. In: La mort, S. 226.

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

Ergänzung ist nach Einschätzung Gordons zu kurz.404 Gordon geht aber davon aus, dass die Zeile zu den längeren Zeilen der ersten Spalte der Tafel gehört.405 Dies ist jedoch, wie die Rekonstruktion nach Mommsen bei Dessau im CIL zeigt, nicht zwingend. Die Zeilen könnten auch eingerückt gewesen sein.406 Gordon hat selbst keine Ergänzung vorgeschlagen. Ausbüttel schlug die heute wohl überwiegend akzeptierte Lösung vor: „[quibus permissum est co]nvenire collegiumq(ue) habere liceat“407 (Übersetzung von Ebel: Diesen ist es erlaubt, zusammenzukommen und soll es gestattet sein, einen Verein zu bilden).408 Diese Ergänzung ist, wie Ebel anmerkt, an der äußersten Grenze der denkbaren Zeilenlänge.409 Sie kann jedoch nicht überzeugen. Wie bereits Berger anmerkte, scheint „coire“ bereits durch die nachfolgenden Präzisierungen für die Genehmigungsformel gesichert.410 Dies bestätigt auch eine nur fragmentarisch erhaltene Inschrift aus Ostia.411 Zudem erscheint das Nebeneinander der indikativischen Form „permissum est“ und der übrigen konjunktivischen Formen (liceat; coeant),412 das sich ergibt, wenn man den Text wie Ebel versteht, zweifelhaft. Ausbüttel möchte dieses Problem zwar umgehen.413 Wir vermögen sein Verständnis der Stelle jedoch nicht nachzuvollziehen. Zudem scheint „permissum est“ und „liceat“ eine ungewöhnliche Doppelung.414 Ebenso wenig überzeugen kann die Rekonstruktion de Ligts, der „qui[bus res tenuior est co]nvenire collegiumq(ue) habere liceat“ (Dem, der über geringere Mittel verfügt, soll es erlaubt sein, feierlich zusammenzukommen und einen Verein zu haben.) vorschlägt.415 Dieser Vorschlag kann schon deshalb 404

Gordon, Album II, S. 66. Noch weiter geht Schrumpf, Bestattung, S. 177. Kritisch Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 230. Demgegenüber fordert Schrumpf, Bestattung, S. 177 sogar, dass diese Zeilen „bündig mit der linken Begrenzung der Inschrift, parallel zum ebenfalls als Kennzeichnung eines neuen Abschnitts vorgezogenen item von Z. 26“ stehen müsse. 406 A. A. Schrumpf, Bestattung, S. 177. 407 Ausbüttel, Vereine, S. 26 = AE 1983, Nr. 181. 408 Ebel, Attraktivität, S. 27. Im Wesentlichen auch Laubry/Zevi, Inscription d’Ostie. In: Tribù romane, S. 465 f.; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 238. 409 Ebel, Attraktivität, S. 20, Fn. 44. 410 Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 52. Vgl. auch Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 240. 411 CIL XIV 4548; Laubry/Zevi, Inscription d’Ostie. In: Tribù romane, S. 458. Dazu De Robertis, Contributi I. In: Scritti II, S. 58 ff.; Meiggs, Roman Ostia, S. 334; Schrumpf, Bestattung, S. 183. 412 Ebenfalls gesichert durch die Inschrift CIL XIV 4548; Laubry/Zevi, Inscription d’Ostie. In: Tribù romane, S. 458. 413 Ausbüttel, Vereine, S. 26 f. 414 Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 238. 415 De Ligt, Governmental Attitudes. In: Mercati, S. 246 f. Übernommen von Arnaoutoglou, Collegia in Asia Minor. In: RIDA 49 (2002), S. 32. Kritisch Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 231 f. 405

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nicht überzeugen, weil die Wendung „res tenuior“ in den einschlägigen Quellen nicht belegt ist.416 Zu retten wäre dieser Vorschlag vielleicht, wenn man ihn mit dem Huschkes kombiniert. Huschke schlug gegen Mommsen vor: „[Tenuiorib. tamen co]nvenire colegiumque habere liceat“ (Dennoch soll es den einfachen Leuten erlaubt sein, sich feierlich zu versammeln und einen Verein zu haben).417 Diese Rekonstruktion lässt sich jedoch nicht mit dem später von Mommsen gesehenen Anfangsfragment der Zeile in Einklag bringen.418 Wollte man Huschkes Ansatz folgen, könnten man de Ligts Rekonstruktion zu „qui[bus tenuioribus co]nvenire collegiumq(ue) habere liceat“ (Diesen einfachen Leuten soll es erlaubt sein, feierlich zusammenzukommen und einen Verein zu haben.) verändern. Doch auch diese Lösung wirkt wenig überzeugend, wenn man sie mit sonst überlieferten Formeln des Typs „quibus / senatus c c c permisit“ (Denen der Senat CCC gestattet hat)419 vergleicht. Auch die Ergänzung Schrumpfs,420 Quib[(us) adeuntib(us) s(enatus) P(opuli) R(omani) co]nvenire collegiumque habere liceat (Denen, die an den Senat des römischen Volkes herangetreten sind, soll es erlaubt sein, sich feierlich zu versammeln und einen Verein zu haben),421 kann trotz der Orientierung am Wortlaut des Senatus Consultum de Bacchanalibus nicht überzeugen, da es an zeitgenössischen parallelen Formeln fehlt. Auch scheint die Zeilenlänge bei dieser Rekonstruktion nicht zu dem von Mommsen gesehenen Anfangsfragment zu passen. Beachtenswert ist die Ergänzung Bendlins, der sich nahe an Mommsens Vorschlag hält. Er schlägt „[quibus ex s(enatus) c(onsulto) coire co]nvenire collegiumq(ue) habere liceat“ (Diesen soll es nach dem Senatsbeschluss erlaubt sein, sich zu versammeln, förmlich zusammenzutreten und einen Verein zu haben.).422 Es erscheint jedoch zweifelhaft, dass in einem Senatsbeschluss betont wurde, dass die Erlaubnis aus selbigem erfolgen sollte. Im Ergebnis ist ein Festhalten an der Rekonstruktion Mommsens wohl weiterhin vorzugswürdig. Am Anfang von Zeile 12 der ersten Spalte der Inschrift las Ratti ursprünglich „qui stipem menstruam conferre vo/[lent] in II. collegium coeant“ (sollen im zweiten (?) Verein zusammentreten).423 Daraus rekonstruierte Huschke 416 Vgl. Laubry/Zevi, Inscription d’Ostie. In: Tribù romane, S. 565 f., Fn. 48; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 232 ff. 417 Huschke, Lateinische Wachstafeln. In: Ztschr. für geschichtl. Rechtsw. 12 (1845), S. 210. 418 Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 116. 419 CIL VI 2193 = CIL VI 4416. 420 Schrumpf, Bestattung, S. 178. 421 Vgl. aber auch seine eigene Übersetzung Schrumpf, Bestattung, S. 181. 422 Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 239. 423 Ratti, Antica iscrizione. In: Diss. d. Pont. Acc. 2 (1825), S. 446.

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

1845 in Anlehnung an ein Fragment aus Marcians Institutionen:424 „[lent dum ne ult]ra in I collegium coeant“ (damit sie nicht in mehr als einem Verein zusammentreten).425 Seine Rekonstruktion wurde jedoch durch die später durch Mommsen gesicherte Lesart „... ra in it collegium coeant“ (sollen sich in diesem Verein versammeln) obsolet.426 Nach erneuter Untersuchung der Tafel veröffentlichte Mommsen 1850 seine Rekonstruktion aufgrund der verbesserten Lesart: ... qui stipem menstruam conferre vo/[lent in fune]ra in it collegium coeant (Die, die einen monatlichen Beitrag für Beerdigungen einsammeln wollen, sollen sich in diesem Verein versammeln).427 Diese Ergänzung passt ihrer Länge nach zu der ersten Ergänzung Mommsens. Sie setzt also voraus, dass der Text des Senatsbeschlusses eingerückt war. De Robertis glaubte in seiner 1938 veröffentlichten Schrift „Il Diritto Associativo Romano“, vor dem relativ sicher lesbaren „ra“ den Bogen eines c angedeutet zu sehen. Er schlug daher die Lesart „qui stipem menstruam conferre vo/[lent in sa]cra in it collegium coeant“ (Die, die einen monatlichen Beitrag für Kulthandlungen einsammeln wollen, sollen sich in diesem Verein versammeln.) vor.428 Er gab diese Rekonstruktion jedoch später ohne Begründung auf.429 Gordon griff diesen Gedanken wieder auf und äußerte sich hinsichtlich der Annahme eines c vorsichtig zustimmend.430 Die Ergänzung „in sacra“ hielt er jedoch für zu kurz. Dies gilt auch dann, wenn man an der ersten Ergänzung Mommsens (Z. 11) festhält. Einen eigenen Ergänzungsvorschlag unterbreitete Gordon nicht. Ausbüttel griff den Gedanken De Robertis’ wieder auf und entwickelte ihn anhand der Vorgaben Gordons weiter. So ergänzte er „ad facienda sacra“.431 Inhaltlich begründete Ausbüttel seine Ergänzung damit, dass die Mitglieder ihre Beiträge neben den Begräbnissen auch für die Kulthandlungen benötigt hätten.432 Dagegen spricht zunächst, dass in der folgenden Zeile (Z. 13) allein 424

Marcianus libro tertio institutionum (D. 47.22.1.3). Huschke, Lateinische Wachstafeln. In: Ztschr. für geschichtl. Rechtsw. 12 (1845), S. 210 mit Fn. 37. 426 Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 116. Vgl. Gordon, Album II, S. 63. 427 Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 116. Zustimmend Flambard, Éléments. In: La mort, S. 226. 428 De Robertis, Dir. Ass., S. 266, Fn. 92. Dazu D’Ors, Epigrafía jurídica, S. 386; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 248 f. 429 De Robertis, Fenomeno, S. 57; ders., Storia I, S. 307 mit Fn. 113. 430 Gordon, Album II, S. 66. 431 Ausbüttel, Vereine, S. 28 = AE 1983, Nr. 181. Zustimmend De Ligt, Governmental Attitudes. In: Mercati, S. 247; Schrumpf, Bestattung, S. 179. 432 Zustimmend Weber, Kollegienwesen. In: Gesellschaft und Wirtschaft, S. 109. So schon Ratti, Antica iscrizione. In: Diss. d. Pont. Acc. 2 (1825), S. 448; Schiess, Collegia funeraticia, S. 82; Biró, Collegium funeraticium. In: Gesellschaft und Recht, S. 1 f. Ähnlich Sirks, Kaiserliche Gesetzgebung. In: Vereine, Synagogen und Gemeinden, S. 24. Dagegen Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 249 ff. 425

VIII. Die Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis

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von der Sammlung von Beiträgen für Begräbnisse die Rede ist.433 Zudem ergibt sich aus der übrigen Inschrift, dass die Kosten der Kulthandlungen von Wohltätern des Vereins434 oder den Amtsträgern435 finanziert wurden.436 Die regelmäßigen Beiträge dienten, wie Zeile 22 zeigt, allein der Begräbnisfürsorge, die auch als Hauptzweck des Vereins angegeben wird.437 Wurden die Beiträge für sechs438 Monate in Folge nicht entrichtet, so ging der Anspruch auf ein Begräbnis durch den Verein verloren. Die Begräbnisfürsorge stand also im Zentrum der aus den Beiträgen der Mitglieder zu erbringenden Leistungen.439 Laubry und Zevi wiesen zu Recht darauf hin, dass unter den Vorgaben Gordons auch die Ergänzung „ad facienda funera“ denkbar sei.440 Bendlin schlug demgegenüber im Einklang mit der von ihm angenommenen kürzeren Zeilenlänge „qui stipem menstruam conferre vo/[lent unde fiant fune]ra“ (Die, die einen monatlichen Beitrag, aus dem sie die Begräbnisse bestreiten sollen, einsammeln wollen, ...).441 Wir wollen jedoch im Folgenden, passend zu unserer Annahme für Zeile 11, auch in Zeile 12 an Mommsens Rekonstruktion mit der kürzeren Zeilenlänge festhalten.442 Am Anfang der Zeile 13 ergänzt Mommsen den Text wie folgt: se c[oeant con]ferendi causa ... (sollen sich versammeln, um zu sammeln).443 Demgegenüber musste Gordon für die von ihm angenommene Zeilenlänge in jedem Falle eine längere Ergänzung fordern.444 Die Ergänzung Mommsens ist jedoch auch bei Annahme kürzerer Zeilen, wenn man die Stellung des Zeilenanfangs in dem von Mommsen veröffentlichten, verlorenen Fragment berücksichtigt, zu kurz. 433 Müller, Sterbekassen. In: Neue Jahrbücher 8 (1905), S. 187; Flambard, Éléments. In: La mort, S. 232; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 249. Vgl. auch Harland, Associations, S. 84. A. A. De Ligt, Governmental Attitudes. In: Mercati, S. 247. 434 CIL XIV 2112, Sp. 1, Z. 3 ff. 435 CIL XIV 2112, Sp. 2, Z. 8 ff. 436 Jaczynowska, Organisation intérieure. In: Gesellschaft und Recht, S. 97; Gutsfeld, Kollegium bei Tisch. In: Aposteldekret, S. 167. Vgl. auch Labat, Collèges d’artisans, S. 42 f. 437 CIL XIV 2112, Sp. 1, Z. 15 ff. So Waltzing, Étude I, S. 143; Lyskowski, Collegia tenuiorum, S. 12; Schrumpf, Bestattung, S. 180; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 249 ff. 438 Die Zahl ist nicht sicher lesbar. 439 Vgl. Laubry/Zevi, Inscription d’Ostie. In: Tribù romane, S. 466. 440 Laubry/Zevi, Inscription d’Ostie. In: Tribù romane, S. 466. Zustimmend De Ligt, Formation of Semi-Public Collegia. In: Latomus 60 (2001), S. 347, Fn. 17. 441 Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 253. 442 Dafür spricht sich aus inhaltlichen Gründen Waszink, Genossenschaft. In: RAC 10, Sp. 105 aus. 443 Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 116. Zustimmend Huschke, Lateinische Wachstafeln. In: Ztschr. für geschichtl. Rechtsw. 12 (1845), S. 210. 444 Gordon, Album II, S. 66.

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

Ausbüttel ergänzte „[se coeant stipem con]ferendi causa“ (sollen zusammenkommen, um die Beiträge einzusammeln).445 Damit blieb er an der Untergrenze der von Gordon geforderten Länge der Ergänzung. Seine Ergänzung füllt jedoch die Lücke in Mommsens Rekonstruktion. Daher haben wir sie übernommen. Diese Rekonstruktion überzeugt insbesondere auch wegen der sprachlichen Parallelität zu dem Vorhergehenden. Damit sind der ebenfalls zu kurzen Vorschlag Gordons und Bendlins (conveniant)446 sowie Cohns (cogantur)447 hinfällig. In Zeile 12 der ersten Spalte des so rekonstruierten Textes des Senatsbeschlusses zur Genehmigung des Vereins der Verehrer der Diana und des Antinoos in Lanuvium ist „coire“ also in dem auch bei Traian und Plinius vorgefundenen Sinne von „sich versammeln“ sicher überliefert (Z. 12). Der Senatsbeschluss erlaubt den Mitgliedern, regelmäßig zur Sammlung der Mitgliedsbeiträge zusammenzukommen. Auch hier kann „coire“ offensichtlich nicht „einen Verein gründen“ bedeuten, sondern muss die Bedeutung „sich versammeln“ haben. Nach den insoweit übereinstimmenden Rekonstruktionen Mommsens und Ausbüttels scheint „coire“ zudem für Zeile 13 gesichert.448 Die Formulierung ist parallel zu der in Zeile 12. Der Senat beschränkt das zuvor gewährte Recht, zur Sammlung der Beiträge zusammenzukommen auf ein monatliches Treffen. Damit scheint es naheliegend, dass „coire“ auch in der Genehmigungsformel in Zeile 11, wie wir sie Mommsen folgend ergänzen, im Sinne einer Erlaubnis, sich als Vereinsmitglieder zu versammeln, zu verstehen ist. Wir finden also unser Ergebnis der Interpretation des Briefwechsels zwischen Kaiser Traian und Plinius in dem Genehmigungsbeschluss für den Verein der Verehrer der Diana und des Antinoos in Lanuvium bestätigt. e) Stadtgesetze Eine weitere Bestätigung erfährt unsere These durch die erhaltenen Stadtgesetze. Bereits im Gesetz der von Caesar 44 vor Christus gegründeten Stadt Urso449, heute Osuna in der spanischen Provinz Sevilla, finden wir eine Regelung des Versammlungsrechts:450 445

Ausbüttel, Vereine, S. 28 = AE 1983, Nr. 181. Zustimmend De Ligt, Governmental Attitudes. In: Mercati, S. 247. 446 Gordon, Album II, S. 63, 66; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 239. 447 Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 145 f. Auch seine Begründung kann nicht überzeugen. 448 Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 116 = CIL XIV 2112; Ausbüttel, Vereine, S. 28 = AE 1983, Nr. 181. 449 Wolf, Lex Irnitana, S. 21; Jurewicz, Lex Coloniae Genetivae. In: RIDA 54 (2007), S. 296 f. 450 CIL II2 1022. Zitiert nach González Fernández, Bronces jurídicos romanos, S. 36. Dazu vgl. auch Jurewicz, Lex Coloniae Genetivae. In: RIDA 54 (2007), S. 293 ff.

VIII. Die Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis

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CVI QVICVMQVE C(olonus) C(oloniae) G(enetivae) ERIT QVAE IVSSV C(ai) CAESARIS DIC[T](atoris) DED(ucta) EST NE QVE IN EA COL(onia) COETVM CONVENTVM CONIV[rationem] ... 106 Kein Bürger der Kolonie Genetiva, die auf Befehl des Diktators Gaius Caesar errichtet worden ist, darf in dieser Kolonie eine Versammlung, eine förmliche Zusammenkunft oder eine Verschwörung ...

Leider ist die Bronzetafel an dieser Stelle beschädigt, so dass der volle Umfang der Regelung unbekannt ist.451 Jedenfalls werden allgemein Zusammenkünfte jeglicher Art verboten. Wie später Traian reglementierte bereits Caesar das Versammlungsrecht in der neugeschaffenen Kolonie auf das Strengste.452 Nach der Erfahrung des Bürgerkriegs sollte die Gefahr öffentlichen Aufruhrs minimiert werden.453 Inwieweit hierzu Ausnahmemöglichkeiten vorgesehen wurden, ist nicht mehr ersichtlich. Ebenso wenig wissen wir, ob der erhaltenen Regelung über das Versammlungsrecht eine Regelung des Vereinsrechts folgte. Wenn jedoch das Versammlungsrecht in den abhängigen Gemeinden bereits unter Caesar ausdrücklich restriktiv geregelt wurde, war es jedenfalls dort zwingend erforderlich, dass für genehmigte Vereine in dem zur Erreichung ihres Zwecks erforderlichen Umfang eine Ausnahmeregelung vorgesehen wurde. Eine ausführlichere Regelung ist im Kapitel 74 des Gesetzes der Stadt Municipium Flavium Irnitanum, heute bei dem Ort El Saucejo in der spanischen Provinz Sevilla, aus der ersten Hälfte der neunziger Jahre des ersten Jahrhunderts nach Christus erhalten.454 Die Gesetze der Gemeinden folgten sicher Formularen,455 die im Einzelfall an die Bedürfnisse der jeweiligen Gemeinde angepasst wurden,456 so dass wir davon ausgehen können, dass sich die in der lex Irnitana erhaltene Vorschrift457 auch in den Gesetzen der übrigen flavischen Gründungen fand. Die weiterentwickelte Regelung des flavischen Stadtgesetzes regelte ausdrücklich neben den bereits im erhaltenen Teil des Gesetzes von Urso geregelten einfachen Verboten von geselligen Zusammen451

Bendlin, Zusammenkunft um der religio willen. In: Verrechtlichte Religion, S. 90 f. scheint die Regelung für vollständig zu halten. 452 Dazu Liu, Government and Collegia. In: Tall order, S. 289; Mentxaka, Derecho de Asociación. In: BIDR 98–99 (1995–1996), S. 207 f. 453 Mentxaka, Derecho de Asociación. In: BIDR 98–99 (1995–1996), S. 213; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 243, 346. 454 Wolf, Lex Irnitana, S. 19 f. 455 Wolf, Lex Irnitana, S. 20 f.; Galsterer, Stadtgesetze. In: Statuti municipali, S. 35; Liu, Government and Collegia. In: Tall order, S. 287. Kritisch Lamberti, Tabulae Irnitanae, S. 201 ff. 456 Wolf, Lex Irnitana, S. 21; Liu, Government and Collegia. In: Tall order, S. 287. 457 Im Folgenden zitiert nach Wolf, Lex Irnitana, S. 106 mit Ergänzungen nach González Fernández, Bronces jurídicos romanos, S. 79.

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

künften und Verschwörungen auch Versammlungen von Vereinen.458 Damit wird erneut deutlich, dass Versammlungsrecht und Gründungserlaubnis getrennt zu behandeln sind. R(ubrica) DE COETU SODALICIO COLLEGIO NE QUIS IN EO MUNICIPIO COETUM FACITO NEVE SODALICIUM CONLE GIUMVE EIUS REI CAUSAM HABETO NEVE UT459 HABEATUR CONIURATO NEVE FACITO QUO QUID EARUM RERUM FIAT QUI ADVERSUS EA FE CERIT MUNICIPUM MUNICIPI FLAVI IRNITANI HS X D(are) D(amnas) ESTO EIUS QUE PECUNIAE ... Kapitel über Versammlungen, Genossenschaften und Vereine: Niemand in dieser Gemeinde darf eine Versammlung abhalten oder eine Genossenschaft oder einen Verein zu diesem Zweck gründen, noch darf sich jemand dazu verschwören, dass eine Genossenschaft oder ein Verein zu diesem Zweck gegründet wird,460 noch darf jemand veranlassen, dass etwas von diesen Dingen getan wird. Wer dagegen verstößt, soll verurteilt werden, den Bürgern des Municipium Flavium Irnitanum zehntausend Sesterzen zu zahlen ...

Auch nach dem Formulargesetz für die unter den Flaviern gegründeten Gemeinden waren gesellige Zusammenkünfte (coetus) also grundsätzlich verboten.461 Zudem verbot das Gesetz die Gründung von Vereinen (collegium habere) zum Zweck geselliger Zusammenkünfte (coetus).462 Damit bestätigt sich auch unser Ergebnis für die Rekonstruktion des Wortlauts der Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis. Soweit regelmäßige Treffen der Mitglieder eines Vereins zur Erreichung des vorgesehenen Zwecks in Rom oder den Provinzen erforderlich waren, musste neben der Gründungsgenehmigung (collegium habere) eine Versammlungsgenehmigung (coire) erfolgen.

458

Vgl. Mentxaka, Derecho de Asociación. In: BIDR 98–99 (1995–1996), S. 213; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 243. Auf eine grundsätzlich bestehende Vereinsfreiheit schließt deshalb Zimmermann, Handwerkervereine, S. 19. 459 Hier folgt Wolf der Lesart von Fernández Gómez/Del Amo y de la Hera, Lex Irnitana, S. 93. Wie die dort beigefügte gute Photographie zeigt, nehmen die Autoren eine, jedenfalls auf der Photographie kaum lesbare, nachträgliche Korrektur des Textes in Form der Einfügung des „ut“ in dem üblichen Raum zwischen „habeatur“ und „coniurato“ an. 460 Anders vor dem Hintergrund der dort vertretenen Lesart Lamberti, Tabulae Irnitanae, S. 336 f. Anders auch Wolf, Lex Irnitana, S. 107. 461 González/Crawford, Lex Irnitana. In: JRS 76 (1986), S. 223 f.; Lamberti, Tabulae Irnitanae, S. 337, Fn. 120; Liu, Government and Collegia. In: Tall order, S. 292; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 243. A. A. Galsterer, Flavium Irnitanum. In: JRS 78 (1988), S. 85 mit Fn. 34, der sogar ein generelles Vereinsverbot annimmt. Demgegenüber ist Mentxaka, Derecho de Asociación. In: BIDR 98–99 (1995–1996), S. 209 der Ansicht, die Vorschrift sei auf besondere gesetzwidrige Versammlungen beschränkt. 462 Vgl. zu den Möglichen Parallelen im Gnomon des Idios Logos Meyer, Juristische Papyri, S. 343; Liu, Government and Collegia. In: Tall order, S. 290 f. m. w. N.

VIII. Die Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis

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f) Marcian aa) Marcianus libro tertio institutionum (D. 47.22.1) Verwirrung gestiftet hat in der Frage der Bedeutung von „coire“ insbesondere eine stark verkürzte Stelle aus dem dritten Buch der Institutionen des severischen Juristen Marcian.463 Darin schildert Marcian das zu seiner Zeit in den Provinzen in Geltung stehende Vereinsrecht:464 Marcianus libro tertio institutionum (D. 47.22.1. pr.) Mandatis principalibus praecipitur praesidibus provinciarum, ne patiantur esse collegia sodalicia neve milites collegia in castris habeant. sed permittitur tenuioribus stipem menstruam conferre, dum tamen semel in mense coeant, ne sub praetextu huiusmodi illicitum collegium coeat. quod non tantum in urbe, sed et in Italia et in provinciis locum habere divus quoque Severus rescripsit. Die Statthalter der Provinzen werden durch kaiserliche Anordnungen angewiesen, dass sie weder dulden, dass Vereine oder Genossenschaften bestehen, noch dass Soldaten Vereine in den Lagern haben. Den einfachen Leuten wird aber gestattet, einen monatlichen Beitrag zu sammeln, solange sie sich nur einmal im Monat versammeln, so dass nicht unter einem solchen Vorwand ein gesetzwidriger Verein zusammentritt. Dass dies nicht nur in Rom, sondern sowohl in Italien als auch in den Provinzen gilt, hat der vergöttlichte Severus geantwortet.

Die Grundhaltung der Kaiser gegenüber Vereinen in den Provinzen scheint sich seit Traian nicht verändert zu haben.465 Grundsätzlich sind jedenfalls gesellige Vereine unerwünscht (ne patiantur esse collegia sodalicia). Dabei handelt es sich, wie bei Traian,466 nicht nur um ein Verbot der Neugründung von Vereinen, sondern auch um die Verfügung der Auflösung alter, nicht besonders genehmigter Vereine.467 Dies ergibt sich aus der absoluten Formulierung (ne patiantur esse collegia sodalicia).468 Die Frage, inwieweit Ausnahmen zugelassen wurden und unter welchen Voraussetzungen sie gewährt wurden, bedürfte weiterer Einzelfalluntersuchungen. Das Verbot der Gründung von Vereinen in den Feldlagern (collegia in castris habeant) dürfte eine Frage militärischer Disziplin gewesen sein, um 463

Zum Autor vgl. De Giovanni, Marciano, S. 13 ff.; Liebs, Älius Marcian. In: SZ 128 (2011), S. 39 ff. 464 Vgl. De Giovanni, Marciano, S. 43, 71; Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 83 f. 465 Vgl. Plin. min., ep. 10.93. So Drioux, Associations, S. 13; Waltzing, Étude I, S. 128 f.; Jolowicz, Roman Foundations, S. 130; Meiggs, Roman Ostia, S. 311; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 245. A. A. De Ligt, Governmental Attitudes. In: Mercati, S. 248 f.; Arnaoutoglou, Collegia in Asia Minor. In: RIDA 49 (2002), S. 37 ff. 466 Plin. min., ep. 10.93. 467 Die spitzfindige Unterscheidung bei Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 239 ändert hieran nichts. 468 Vgl. Liv., ab urb. cond. 39, 18: „in reliquum deinde senatus consulto cautum est, ne qua Bacchanalia Romae neue in Italia essent“.

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

Revolten zu erschweren und keine Hierarchien neben die militärische treten zu lassen.469 Jedoch finden sich zahlreiche Inschriften, die Vereine der Soldaten belegen.470 Das Verbot wird also nicht ausnahmslos gegolten haben.471 In der Literatur wurde die Frage nach der Funktion der „collegia sodalicia“ kontrovers diskutiert.472 Seit der Auffindung der lex Irnitana ist diese Frage mit einiger Sicherheit zu beantworten. Wie wir in dem oben zitierten Kapitel 74 sehen, enthält die Kopfzeile des Kapitels die erörterten Sachverhalte in unverbundener Aufzählung (R(ubrica) de coetu sodalicio collegio). Darin begegnet uns erneut das Nebeneinander von collegium (Verein) und sodalicium (Genossenschaft). Aus dem Text der Vorschrift geht dann aber offensichtlich hervor, dass es sich hierbei um zwei nebeneinanderstehende Typen von Verbänden handelt (sodalicium conlegiumve) und nicht um einen sonst unbekannten Typ.473 Marcian scheint, wie schon Schnorr von Carolsfeld richtig vermutet hat,474 die Worte den seinerzeit wohl allseits bekannten 469

Maué, Praefectus Fabrum, S. 34 f.; Stemler, Collèges d’artisans, S. 19; Waltzing, Étude I, S. 131 f.; Liebenam, Röm. Vereinswesen, S. 297 ff.; Coli, Collegia, S. 109; Monti, Corporazioni, S. 34; Duff, Personality, S. 100; Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 400; Ginsburg, Military Clubs. In: TPAPhA 71 (1940), S. 150; Schulz-Falkenthal, Untersuchungen, S. 119 f.; ders., Militärkollegium. In: Afrika und Rom, S. 158 f.; ders., Gegenseitigkeitshilfe. In: WZ Halle-Wittenberg 20/1 (1971), S. 63; Ausbüttel, Vereine, S. 24; ders., Militärvereine. In: Hermes 113 (1985), S. 502; Sünskes Thompson, Aufstände und Protestaktionen, S. 57. 470 Dazu die Zusammenstellung bei De Pascale, Collegia in castris, S. 36 ff.; Ausbüttel, Militärvereine. In: Hermes 113 (1985), S. 504 f. 471 Zu den möglichen Ausnahmen De Pascale, Collegia in castris, S. 51 ff. m.w.N. Vgl. auch Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 349, 367; Liebenam, Röm. Vereinswesen, S. 304 ff.; Müller, Veteranenvereine. In: Neue Jahrbücher 15 (1912), S. 283; Bandini, Appunti, S. 76 f.; Monti, Corporazioni, S. 34; Duff, Personality, S. 100 f.; Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 400; Ginsburg, Military Clubs. In: TPAPhA 71 (1940), S. 151; Schulz-Falkenthal, Untersuchungen, S. 117 ff.; ders., Militärkollegium. In: Afrika und Rom, S. 157 f.; ders., Gegenseitigkeitshilfe. In: WZ Halle-Wittenberg 20/1 (1971), S. 62 f.; Schmidt Heidenreich, Collèges militaires. In: Collegia, S. 165. A. A. Ausbüttel, Militärvereine. In: Hermes 113 (1985), S. 502 ff. Vgl. auch Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 391 ff. 472 Politische Vereine: Drioux, Associations, S. 4 f., 10; Maué, Praefectus Fabrum, S. 33 f.; Schiess, Collegia funeraticia, S. 3; Gilly, Collèges funéraires, S. 21, 34; Waltzing, Étude I, S. 134 f.; Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 409; Monti, Corporazioni, S. 34; Ciulei, D. 47.22.4. In: SZ 84 (1967), S. 374; Ausbüttel, Vereine, S. 24; Gutsfeld, Vereinigungswesen. In: Gesellschaften im Vergleich, S. 30; Schrumpf, Bestattung, S. 175; Sommer, Vereinigungen im südwestl. Kleinasien, S. 59; Diosono, Collegia, S. 34. Gesellige Vereine: Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 104 ff.; Coli, Collegia, S. 32, 108 ff.; Bandini, Appunti, S. 189. Private Vereine: Gérard, Corporations ouvrières, S. 17; De Robertis, Storia II, S. 46 f.; De Ligt, Formation of Semi-Public Collegia. In: Latomus 60 (2001), S. 356 f. Zusammenfassend Liu, Government and Collegia. In: Tall order, S. 292 f. 473 Mentxaka, Derecho de Asociación. In: BIDR 98–99 (1995–1996), S. 210 f. 474 Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 239, Fn. 1; ders., Rezension: De Robertis, Contributi. In: SZ 56 (1936), S. 322 f. Zustimmend Duff, Personality, S. 112.

VIII. Die Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis

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und geläufigen Rubriken entlehnt zu haben. Die von Ausbüttel für seine Ansicht, dass es sich bei „sodalicium“ hier um ein Adjektiv handele, angeführten Inschriften haben demgegenüber wenig Gewicht.475 Bei der Grabinschrift CIL XI 2722 aus Bolsena (Silvini / col(legium) sod(alium)) handelt es sich um einen Verein der Kultgenossen des Silvanus. Auch aus der stadtrömischen Weihinschrift CIL VI 10231 lässt sich nichts Sicheres gewinnen: … locus in quo aedificata est schola sub por(ticu) / consacrata Silvano et collegio eius sodalic(i)476 (… der Ort, an dem der Versammlungsraum unter einer Säulenhalle eingerichtet und dem Silvanus und dem Verein der Kultgenossenschaft des (Silvanus) geweiht worden ist). Hier hat der technische Wortlaut des sicher durch die Zentralgewalt genehmigten Stadtgesetzes wohl mehr Gewicht für das Verständnis des Regelungsinhalts der kaiserlichen Regelungen für die Provinzen. Dem steht auch nicht die spätere Fassung in den Basiliken entgegen, die „sodalicium“ ebenfalls adjektivisch übersetzen: „ “.477 Den Übersetzern lag nur die verkürzte Wiedergabe in den Digesten vor, so dass es aufgrund der großen zeitlichen Distanz zu dem ursprünglichen, klassischen Text leicht zu einem Missverständnis kommen konnte. Neben den Regelungen über den Bestand der Vereine enthält das Fragment aus Marcians Institutionen eine Aussage über das Versammlungsrecht von Vereinen: sed permittitur tenuioribus stipem menstruam conferre, dum tamen semel in mense coeant, ne sub praetextu huiusmodi illicitum collegium coeat. (Den einfachen Leuten wird aber gestattet, einen monatlichen Beitrag zu sammeln, solange sie sich nur einmal im Monat versammeln, so dass nicht unter einem solchen Vorwand ein gesetzwidriger Verein zusammentritt.)478 Der unvermittelte Anschluss an die Regelungen über den Bestand der Vereine könnte ein Hinweis auf eine Kürzung des Fragments in der Überlieferung sein.479 Die heutige Gestalt des Fragments hat bereits Mommsen480 und ihm

475

Ausbüttel, Vereine, S. 24, Fn. 57. Ergänzung Bormann, Henzen, Huelsen CIL VI 10231. Anders Schiess, Collegia funeraticia, S. 118, Nr. 90: collegio eius sodalic(io). So auch Flambard, Éléments. In: La mort, S. 219 f. 477 Bas. 60.32.1. Dazu anders Gérard, Corporations ouvrières, S. 17. 478 Marcianus libro tertio institutionum (D. 47.22.1. pr.). 479 Zum gleichen Ergebnis kommt aus anderen Gründen Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 80. Ebenso De Pascale, Collegia in castris, S. 49. Anders Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 116 ff. (Dagegen Schiess, Collegia funeraticia, S. 4 f.); Sünskes Thompson, Aufstände und Protestaktionen, S. 57 f., die annehmen, dass es sich bei den collegia tenuiorum um Vereine niederer Dienstgrade im Heer handelte. 480 Mommsen, De collegiis, S. 91; ders., Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 115 ff.; ders., StR, S. 876 f. 476

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

folgend eine große Zahl von Stimmen in der Literatur481 zu der Annahme veranlasst, dass es sich hierbei um einen Hinweis auf eine Regelung handele, die die Regelungen der lex Iulia de collegiis teilweise aufgehoben oder jedenfalls abgemildert habe.482 Mommsen wollte diese Regelung in dem oben behandelten Genehmigungsbeschluss des Senats für den Verein der Verehrer der Diana und des Antinoos in Lanuvium483 sehen, den er für den Auszug aus einem allgemeinen Beschluss hielt.484 Liest man die Stelle jedoch unvoreingenommen, 481 Huschke, Lateinische Wachstafeln. In: Ztschr. für geschichtl. Rechtsw. 12 (1845), S. 208 f.; De Rossi, Schola sodalium Serrensium. In: Bull. di arch. crist. 2 (1864), S. 61; Pernice, Labeo I, S. 305; Maué, Praefectus Fabrum, S. 29 ff.; Schiess, Collegia funeraticia, S. 7 f.; Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 354; ders., Étude I, S. 142 ff.; Lyskowski, Collegia tenuiorum, S. 10 ff.; Liebenam, Röm. Vereinswesen, S. 39 ff.; Müller, Sterbekassen. In: Neue Jahrbücher 8 (1905), S. 187 f.; Mitteis, RP, S. 397 f.; Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, S. 60; Neubecker, Vereine I, S. 71; Ferrara, Persone giuridiche, S. 31 f.; Saleilles, Communautés chrétiennes. In: Mélanges Girard II, S. 470; Coli, Collegia, S. 106 f.; Bandini, Appunti, S. 71 ff.; Monti, Corporazioni, S. 34 ff.; Duff, Personality, S. 112 ff.; Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 410; Ginsburg, Military Clubs. In: TPAPhA 71 (1940), S. 149; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 253, 261; Rabel, Grundzüge, S. 45; Perozzi, Istituzioni, S. 572 f.; D’Orgeval, Hadrien, S. 278; D’Ors, Epigrafía jurídica, S. 382, 386; Cracco Ruggini, Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 78 f.; Marotta, Mandata, S. 156 ff.; Kloppenborg, Collegia and Thiasoi. In: Voluntary Associations, S. 20 ff.; Gutsfeld, Vereinigungswesen. In: Gesellschaften im Vergleich, S. 31; De Ligt, Governmental Attitudes. In: Mercati, S. 245 ff.; Schrumpf, Bestattung, S. 175 ff.; Kippenberg, Vorbild eines öffentlichen Gemeinwesens. In: Verrechtlichte Religion, S. 50; Sirks, Kaiserliche Gesetzgebung. In: Vereine, Synagogen und Gemeinden, S. 22 ff.; Diosono, Collegia, S. 34; Masi, Lezioni, S. 58. Ebenso De Robertis, Storia I, S. 278 ff., 341 ff.; ders., Causa funeris. In: SDHI 54 (1988), S. 240 ff., der jedoch in ders., Collegia cultorum. In: SDHI 61 (1995), S. 433 ff. Zweifel an der herrschenden Vorstellung hinsichtlich der Regelungen des Senatsbeschlusses äußert. Dazu Randazzo, Collegia tenuiorum. In: SDHI 64 (1998), S. 231 ff. Dagegen Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 100 ff.; Kayser, Abhandlungen, S. 186 ff.; Weber, Kollegienwesen. In: Gesellschaft und Wirtschaft, S. 108 ff.; Bendlin, Zusammenkunft um der religio willen. In: Verrechtlichte Religion, S. 97 ff. Vgl. auch die Zusammenfassung des Forschungsstandes bei Buongiorno, Senatus consulta, S. 422 ff. und die vorsichtigen Überlegungen bei Waszink, Genossenschaft. In: RAC 10, Sp. 106. 482 Mommsen, De collegiis, S. 91; ders., Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 117; De Robertis, Problema della Illiceità. In: BIDR 44 (1936/37), S. 408 ff.; ders., Causa funeris. In: SDHI 54 (1988), S. 241; ders., Storia I, S. 285; D’Ors, Epigrafía jurídica, S. 382; De Giovanni, Marciano, S. 42 f.; De Ligt, Governmental Attitudes. In: Mercati, S. 248 f.; ders., Formation of Semi-Public Collegia. In: Latomus 60 (2001), S. 346. 483 CIL XIV 2112, Sp. 1, Z. 10–13. 484 Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 117; ders., StR, S. 877, Fn. 2. Zustimmend Huschke, Lateinische Wachstafeln. In: Ztschr. für geschichtl. Rechtsw. 12 (1845), S. 208 f.; Pernice, Labeo I, S. 305; Madvig, Verfassung und Verwaltung II, S. 140; Liebenam, Röm. Vereinswesen, S. 40 f.; Maué, Praefectus Fabrum, S. 29 ff.; Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 354; ders., Étude I, S. 142 ff.; Mitteis, RP, S. 397; Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, S. 60; Neubecker, Vereine I, S. 71 f.; Ferrara, Persone giuridiche, S. 31 f.; Saleilles, Communautés chrétiennes. In: Mélanges Girard II, S. 470; Coli, Collegia, S. 107; Olivecrona, Juridisk person, S. 84; Bandini, Appunti, S. 71 ff.; Monti, Corpora-

VIII. Die Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis

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so besagt sie lediglich, dass den einfachen Leuten, wohl den in Unterschichtvereinen (collegia tenuiorum) organisierten Personen, die Sammlung monatlicher Beiträge erlaubt war und dass sie sich zu diesem Zweck einmal im Monat versammeln durften.485 Diese Begrenzung sei erforderlich gewesen, damit nicht hinter der Fassade des Vereins zur sozialen Absicherung ein Verein zu unerlaubten, das heißt politischen Zwecken (illicitum collegium)486 zusammentrat.487 In welcher Form diese Regel aufgestellt wurde, wird nicht erwähnt. Aus dem oben behandelten Senatsbeschluss zur Genehmigung des Vereins der Verehrer der Diana und des Antinoos in Lanuvium488 wissen wir, dass jedenfalls in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts nach Christus eine solche Regelung bereits in den Genehmigungsbeschlüssen für Vereine getroffen wurde. Ihrem restriktiven Charakter nach erscheint es durchaus vorstellbar, dass eine solche Regelung bereits in der lex Iulia de collegiis vorgesehen war.489 Die einzige Information, die wir von Marcian erhalten, ist, dass die Möglichkeit, monatliche Zusammenkünfte zum Zweck der Beitragssammlung zu genehmigen, unter Septimius Severus auf die Provinzen ausgedehnt wurde.490 Den Hinweis auf einen Senatsbeschluss entnahm Mommsen erst dem in den Digesten folgenden Fragment. Darin schreibt Marcian, dass Versammlungen der Vereine zu kultischen Zwecken nicht verboten waren: zioni, S. 35 f.; Duff, Personality, S. 113 ff.; Ginsburg, Military Clubs. In: TPAPhA 71 (1940), S. 149; Perozzi, Istituzioni, S. 473, Fn. 1; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 260 ff.; D’Orgeval, Hadrien, S. 278; D’Ors, Epigrafía jurídica, S. 386; Meiggs, Roman Ostia, S. 334; De Giovanni, Marciano, S. 42 f.; De Robertis, Storia I, S. 278 ff.; ders., Causa funeris. In: SDHI 54 (1988), S. 240 ff.; De Ligt, Governmental Attitudes. In: Mercati, S. 246 ff.; Harland, Associations, S. 168; Kippenberg, Vorbild eines öffentlichen Gemeinwesens. In: Verrechtlichte Religion, S. 50; Sirks, Kaiserliche Gesetzgebung. In: Vereine, Synagogen und Gemeinden, S. 23; Diosono, Collegia, S. 34; Masi, Lezioni, S. 58. Zusammenfassend Laubry/Zevi, Inscription d’Ostie. In: Tribù romane, S. 463 ff. Vermittelnd Schrumpf, Bestattung, S. 175 ff. Dagegen Henzen, Colombarii di Vigna Codini. In: Monumenti ed Annali 1856, S. 18; De Rossi, Schola sodalium Serrensium. In: Bull. di arch. crist. 2 (1864), S. 60 f.; Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 139 ff.; Lyskowski, Collegia tenuiorum, S. 11 f.; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 232 ff.; ders., Zusammenkunft um der religio willen. In: Verrechtlichte Religion, S. 98 f. Abweichend auch Stemler, Collèges d’artisans, S. 18 ff. 485 De Robertis, Causa funeris. In: SDHI 54 (1988), S. 241 f. möchte die Beschränkung auf Versammlungen zur Einsammlung der Beiträge begrenzt sehen. 486 Dazu im 3. Abschnitt, XIII. 487 D’Ors, Epigrafía jurídica, S. 388. Für Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 80 f. macht diese Begründung vor dem Hintergrund seines Verständnisses der Bedeutung von „coire“ (= einen Vereingründen) keinen Sinn und ist daher ein Hinweis auf eine Interpolation. 488 CIL XIV 2112, Sp. 1, Z. 10–13. 489 Weiss, Institutionen, S. 120; Jolowicz, Roman Foundations, S. 130. A. A. Gilly, Collèges funéraires, S. 58. 490 Vgl. Gilly, Collèges funéraires, S. 58 ff. Als Grund für das Fehlen eines Hinweises auf den Senatsbeschluss sieht De Giovanni, Marciano, S. 43 den provinzialen Kontext an.

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung Marcianus libro tertio institutionum (D. 47.22.1.1) Sed religionis causa coire non prohibentur, dum tamen per hoc non fiat contra senatus consultum, quo illicita collegia arcentur. Aber sich aus religiösen Gründen zu versammeln, wird nicht verboten, wenn dadurch nicht gegen einen Senatsbeschluss verstoßen wird, der sich gegen gesetzwidrige Vereine richtet.

In diesem Fragment findet sich kein Hinweis mehr auf die Provinzen. Es ist also keineswegs sicher, dass die Fragmente ursprünglich unmittelbar aneinander anschlossen.491 Die Nennung eines Senatsbeschlusses, der sich gegen gesetzwidrige Vereine richtet, lässt zwei Interpretationen zu. Zunächst könnte die Annahme Mommsens insoweit zutreffen, dass es einen allgemeinen Senatsbeschluss gab, der das Vereinswesen in Rom neu regelte und die Regelungen der lex Iulia de collegiis ergänzte oder teilweise oder vollständig ersetzte.492 Dieser Senatsbeschluss müsste nach 133 nach Christus, dem Jahr der Gründung des Vereins der Verehrer der Diana und des Antinoos in Lanuvium,493 ergangen sein.494 Wie bereits Lyskowski überzeugend gezeigt hat,495 handelte es sich bei diesem Senatsbeschluss um die Gründungsgenehmigung für den konkreten Verein in Lanuvium. Der Senatsbeschluss enthält, wie wir oben gesehen haben, eine individuelle Regelung des Versammlungsrechts der Vereinsmitglieder.496 Hätte es eine umfassende allgemeine Regelung, wie Mommsen sie annimmt, gegeben, so könnte es sich hierbei höchstens um eine deklaratorische Feststellung für den Einzelfall handeln. Dann wäre aber eine Verweisung auf den all491

Lenel, Palingenesia I, Sp. 655 f. lässt beide Fragmente unmittelbar aneinander anschließen und ordnet sie dem Kapitel „De rerum divisione“ zu. 492 Vgl. Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 85 ff.; De Robertis, Storia I, S. 246 ff.; Saleilles, Communautés chrétiennes. In: Mélanges Girard II, S. 499; Tran, Membres des associations, S. 355 f. Demgegenüber nimmt Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 90 einen Spezialbeschluss für Kultvereine und Radin, Legislation, S. 117 f. eine Regelung des Versammlungsrechts in Rom an. 493 CIL XIV 2112, Sp. 1, Z. 8 f. 494 De Rossi, Schola sodalium Serrensium. In: Bull. di arch. crist. 2 (1864), S. 61; Lyskowski, Collegia tenuiorum, S. 11 f.; Gilly, Collèges funéraires, S. 57 f., 61 ff. (mit Einschränkung für Rom S. 63 f.). A. A. Coli, Collegia, S. 108; De Robertis, Causa funeris. In: SDHI 54 (1988), S. 242; Tran, Membres des associations, S. 356. Vgl. auch Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 74 ff., der die individuelle Genehmigung für einen Teil eines groß angelegten Reformprojekts hält. Bereits ein augusteisches Senatus Consultum nimmt Stemler, Collèges d’artisans, S. 14 an. 495 Lyskowski, Collegia tenuiorum, S. 11 f. So schon Ratti, Antica iscrizione. In: Diss. d. Pont. Acc. 2 (1825), S. 446; Henzen, Colombarii di Vigna Codini. In: Monumenti ed Annali 1856, S. 18; De Rossi, Schola sodalium Serrensium. In: Bull. di arch. crist. 2 (1864), S. 60 f.; Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 144 ff. Jetzt auch Ausbüttel, Vereine, S. 24 ff.; Ebel, Attraktivität, S. 27 mit Fn. 83; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 216, 218. 496 3. Abschnitt, VIII. 4. d).

VIII. Die Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis

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gemeinen Beschluss zu erwarten.497 Wenn es einen allgemeinen Senatsbeschluss über das Vereinsrecht gegeben hat, kann er erst nach 133 nach Christus ergangen sein.498 Die abweichende Ansicht Randazzos kann demgegenüber nicht überzeugen. Randazzo nimmt an, es handele sich bei dem Genehmigungsbeschluss für die Verehrer der Diana und des Antinoos in Lanuvium499 um eine individuelle Genehmigung, die Teil eines großen Reformbeschlusses zu Gunsten der Unterschichtvereine (collegia tenuiorum) gewesen sei.500 Auch wenn Randazzo viele interessante Überlegungen anstellt und seine Argumente für Reformen in diesem Bereich unter Hadrian nachvollziehbar sind,501 können wir seinem Ergebnis nicht beitreten. Es erscheint kaum vorstellbar, dass die individuelle Genehmigung eines Vereins für den Kult des Antinoos in Lanuvium Teil eines Senatsbeschlusses sein soll, der aus Anlass des Todes des Antinoos das Recht der Unterschichtvereine (collegia tenuiorum) reformiert. Wenn es diese Möglichkeit gegeben hätte, hätte nicht nur Lanuvium davon Gebrauch gemacht. Wir müssten also mit einer Flut von Genehmigungen für Vereine dieser Art rechnen. Sollte dies eingetreten sein, so ist es unwahrscheinlich, dass die Inschrift in Lanuvium das einzige Zeugnis für dieses Ereignis wäre.502 Vielmehr scheint der Antinooskult im Wesentlichen in bestehende Kulte des Ostens des Reiches integriert worden zu sein.503 Auch gibt es keine Zeugnisse für eine Einbindung des Senats in die Maßnahmen zur Verherrlichung des Antinoos.504 Im Übrigen ist für die Oberschicht des Westens des Reiches abgesehen von Lanuvium das Aufgreifen des Antinooskultes nicht belegt.505 Randazzos vermittelnder Meinung kann daher nicht gefolgt werden. Für die Ansicht Mommsens könnte hingegen sprechen, das Marcian hier von einem (Singular!) Senatsbeschluss (senatus consultum) spricht, der sich gegen mehrere gesetzwidrige Vereine richtet (quo illicita collegia arcentur). Dies ist jedoch nicht zwingend. Wie wir aus dem oben behandelten Senatus 497

So für Marcian Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 63. Vgl. Lyskowski, Collegia tenuiorum, S. 11 ff.; Gilly, Collèges funéraires, S. 57 f., 61 ff. (mit Einschränkung für Rom S. 63 f.). 499 CIL XIV 2112, Sp. 1, Z. 8 f. 500 Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 74 ff. Ähnliches zog schon Lyskowski, Collegia tenuiorum, S. 11 f. in Erwägung. 501 Vgl. Laubry/Zevi, Inscription d’Ostie. In: Tribù romane, S. 463 ff. 502 Zu Sonderstellung des Vereins in Lanuvium: Ratti, Antica iscrizione. In: Diss. d. Pont. Acc. 2 (1825), S. 441; Voisin, Apicata, Antinoüs. In: MERA 99 (1987), S. 264 ff.; Meyer, Antinoos, S. 207 f. 503 Meyer, Antinoos, S. 204 ff. Vgl. auch Ratti, Antica iscrizione. In: Diss. d. Pont. Acc. 2 (1825), S. 441; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 273 f. 504 Meyer, Antinoos, S. 195. 505 Meyer, Antinoos, S. 203 f.; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 273 f. Zu den Gründen in Lanuvium Flambard, Éléments. In: La mort, S. 234. 498

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

Consultum de Bacchanalibus ersehen können, konnte sich ein Senatsbeschluss auch gegen bestimmte Gruppen von Vereinen richten.506 Eine solche Regelung, allerdings in Form eines kaiserlichen Versammlungsverbots für die Juden in Rom, überliefert Cassius Dio unter der Herrschaft des Claudius.507 Vielleicht strebt Marcian hier also nur eine Verallgemeinerung an, da die Senatsbeschlüsse sowohl konkrete einzelne als auch eine bestimmte Gruppe von Vereinen betreffen konnten. Mommsens Ansicht untermauern könnte indes, dass Marcian den Senatsbeschluss im Singular in einer in der dritten lex des Titels de collegiis et corporibus (D. 47.22) überlieferten Stelle aus seinem Werk über die öffentlichen Verfahren neben kaiserlichen Rechtssetzungsakten im Plural wiederholt (contra senatus consultum et mandata et constitutiones collegium celebrat).508 Wie bereits Randazzo hervorhebt,509 spricht gegen diese Interpretation eine Stelle im dreizehnten Kapitel des Werks Tertullians „Über das Fasten gegen die Psychiker“:510 4. ... Itaque si et ex hominis edicto et in unum omnes  agitatis, quomodo in nobis ipsam quoque unitatem ieiunationum et xerophagiarum et stationum denotatis? 5. Nisi forte in senatus consulta et in principum mandata coitionibus opposita delinquimus. ... 4. ... Wenn ihr daher sowohl auf Anordnung eines Menschen als auch alle als Einheit Akte der Demut vornehmt, wie könnt ihr an uns dieselbe Einheit des Fastens, der Xerophagien511 und Stationen512 tadeln? 5. Solange wir nicht durch unsere Versammlungen gegen Senatsbeschlüsse oder kaiserliche Anordnungen verstoßen.

Hätte eine allgemeine Regelung des Versammlungsrechts der Vereine in einem Senatsbeschluss bestanden, so hätte der juristische gebildete Zeitgenosse des Marcian513 sicher darauf Bezug genommen.514 506 Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 238; Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 22. 507 Cass. Dio, hist. Rom. 60.6.6. Dazu Smallwood, Jews, S. 215. 508 Marcianus libro secundo iudiciorum publicorum (D. 47.22.3.1). Für einen Schreibfehler hält den Singular Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 85. 509 Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 66 ff. Zustimmend Laubry/Zevi, Inscription d’Ostie. In: Tribù romane, S. 464, Fn. 39. 510 Tert., de ieiunio 13, 4 f. 511 In der Ostkirche praktizierte Form des Fastens, bei der nur trockene Speisen zu sich genommen wurden. Dazu Lietzmann, Alte Kirche, Bd. II, S. 200. 512 Besondere Fastentage in der alten Kirche. Dazu Lietzmann, Alte Kirche, Bd. II, S. 199 f. 513 De Robertis, Causa funeris. In: SDHI 54 (1988), S. 244; Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 66; ders., Diritto associativo. In: Atti dell’Accad. Costant. XV, S. 96. 514 Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 68. Demgegenüber sieht Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 20 hierin einzelne allgemeine Verbote.

VIII. Die Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis

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Die weithin akzeptierte Theorie Mommsens ist also nicht zwingend. Der Senatsbeschluss, der sich gegen gesetzwidrige Vereine richtet (senatus consultum, quo illicita collegia arcentur), könnte auch ein konkreter Auflösungsbeschluss bezüglich bestimmter Vereine sein.515 Dann wäre die grundsätzliche Zulassung kultischer Versammlungen eine allgemeine Regel, die mit dem konkreten Senatsbeschluss nichts zu tun hätte. Die allgemeine Zulassung von Kultversammlungen fände ihre Grenze da, wo gesetzwidrige Vereine ausdrücklich aufgelöst wurden.516 In einem solchen Fall stellte die Versammlung der Mitglieder des aufgelösten Vereins unter dem Deckmantel einer kultischen Zusammenkunft einen Umgehungstatbestand dar.517 bb) Marcianus libro secundo iudiciorum publicorum (D. 47.22.3) Von Auflösungsbeschlüssen des Senats berichtet Marcian im zweiten Buch über die öffentlichen Verfahren:518 Marcianus libro secundo iudiciorum publicorum (D. 47.22.3 pr.) Collegia si qua fuerint illicita, mandatis et constitutionibus et senatus consultis dissolvuntur ... Vereine werden, wenn sie gesetzwidrig sind, durch kaiserliche Anordnungen oder Konstitutionen oder Senatsbeschlüsse aufgelöst.

Gesetzwidrige Vereine konnten also durch Senatsbeschluss aufgelöst werden.519 Demnach könnte es sich bei dem Senatsbeschluss, der sich gegen gesetzwidrige Vereine richtet (senatus consultum, quo illicita collegia arcentur) um einen speziellen Senatsbeschluss handeln, der sich gegen konkret benannte Vereine richtet.520 Jedoch könnte das in den Digesten folgende Fragment aus dem gleichen Buch Marcians zu einem anderen Verständnis Anlass geben. Hier spricht Marcian von Vereinen, die gegen einen Senatsbeschluss Versammlungen abhalten (contra senatus consultum et mandata et constitutiones collegium celebrat). Damit stellt sich erneut die Frage, ob es sich um einen allgemeinen oder speziellen Senatsbeschluss handelt. Das Fragment ist stark verkürzt. Seine ursprüngliche Aussage lässt sich kaum noch mit Sicherheit erschließen. Sollten das principium und der erste Paragraph in D. 47.22.3, wie Lenel an515

Vgl. Marcianus libro secundo iudiciorum publicorum (D. 47.22.3 pr.). So Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 238. 516 Vgl. die Überlegungen bei Dirksen, Historische Bemerkungen. In: Civ. Abh. II, S. 24 ff. 517 Vgl. auch den parallelen Fall Ulpianus libro quarto opinionum (D. 47.11.2). Vgl. dazu Müller, Veteranenvereine. In: Neue Jahrbücher 15 (1912), S. 282 f. 518 Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 385. A. A. Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 257. 519 Kritisch De Robertis, Storia I, S. 385 ff. 520 Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 238.

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

nimmt,521 demselben Kontext entstammen, dann fällt die Parallelität der genannten Regelungsformen auf. Im principium behandelte Marcian die Folgen der Auflösung gesetzwidriger Vereine durch kaiserliche Anordnungen oder Konstitutionen oder Senatsbeschlüsse. Im ersten Paragraphen fasst Marcian die Ergebnisse vorhergehender Ausführungen zusammen:522 Marcianus libro secundo iudiciorum publicorum (D. 47.22.3.1) In summa autem, nisi ex senatus consulti auctoritate vel Caesaris collegium vel quodcumque tale corpus coierit, contra senatus consultum et mandata et constitutiones collegium celebrat. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass, wenn ein Verein oder sonst ein derartiger Körper sich nicht im Rahmen der Genehmigung durch einen Senatsbeschluss oder eine kaiserliche Verfügung versammelt, der Verein (die Versammlung) gegen den Senatsbeschluss, die kaiserlichen Anordnungen oder Konstitutionen abhält.

Die Zusammenfassung kann sich nicht auf die Folgen der Auflösung der gesetzwidrigen Vereine beziehen. Um einen Bezug zum vorhergehenden Fragment zu erhalten, muss der erste Paragraph ursprünglich wohl die Frage behandelt haben, unter welchen Voraussetzungen ein Verein gesetzwidrig ist (si qua fuerint illicita). Dies würde bedeuten, dass uns in der dritten lex des Titels de collegiis et corporibus (D. 47.22) Fragmente des Endes eines Kapitels über gesetzwidrige Vereine (De illicitis collegiis) vorlägen. Trifft diese Überlegung zu, so enthielte das principium die Rechtsfolgen und der erste Paragraph eine Zusammenfassung der Voraussetzungen der Gesetzwidrigkeit der Vereine.523 Die bereits behandelten Stellen über gesetzwidrige Vereine oder die Auflösung von Vereinen legen nahe, dass Vereine als gesetzwidrig angesehen wurden, wenn sie sich nicht im genehmigten Rahmen versammelten.524 Danach handelt es sich bei den im ersten Paragraphen genannten Rechtsetzungsakten 521

Lenel, Palingenesia I, Sp. 677. Radin, Legislation, S. 106, 118. A. A. Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 254, Fn. 54. 523 Vgl. Radin, Legislation, S. 118. 524 Plin. min., ep. 10.93: „... possumus ... non impedire, eo facilius si tali collatione non ad turbas et ad illicitos coetus, ... utuntur.“ (können wir sie nicht daran hindern, (einen Verein zu Gründen) ..., umso weniger, wenn eine solche Vereinigung nicht für Unruhen und gesetzwidrige Versammlungen, ... genutzt wird.); Marcianus libro tertio institutionum (D. 47.22.1. pr.): „dum tamen semel in mense coeant, ne sub praetextu huiusmodi illicitum collegium coeat.“ (solange sie sich nur einmal im Monat versammeln, so dass nicht unter einem solchen Vorwand ein gesetzwidriger Verein zusammentritt); Marcianus libro tertio institutionum (D. 47.22.1.1): „Sed religionis causa coire non prohibentur, dum tamen per hoc non fiat contra senatus consultum, quo illicita collegia arcentur.“ (Aber sich aus religiösen Gründen zu versammeln, wird nicht verboten, wenn dadurch nicht gegen einen Senatsbeschluss verstoßen wird, der sich gegen gesetzwidrige Vereine richtet.); Ulpianus libro singulari de officio praefecti urbi (D. 1.12.1.14): „qui illicitum collegium coisse dicuntur“ (von denen es heißt, dass sie sich als verbotener Verein versammeln). Vgl. im Rahmen seines Modells Coli, Collegia, S. 114. 522

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um die Genehmigungen der Vereinsgründung mit ihren Verfügungen hinsichtlich der Versammlungen der Mitglieder.525 Für dieses Verständnis spricht, dass das Subjekt sowohl des Haupt- als auch des Nebensatzes der Personenverband ist. Dies ergibt sich abgesehen von der Übereinstimmung mit anderen Stellen526 aus dem Numerus des Verbs. Wollte man ein anderes Subjekt annehmen, so müsste man als Subjekt einen Einzelnen, der in einem ausgefallenen Teil näher benannt war, annehmen. Dafür könnte sprechen, dass „quis collegium celebrat“ (jemand besucht einen Verein),527 das sonst nicht überliefert ist,528 eine Parallele in Formulierungen wie zum Beispiel „quis coetum/conventum celebrat“ (jemand besucht eine Zusammenkunft)529 findet. Da es aber der Personenverband ist, der sich ohne Genehmigung versammelt (collegium vel quodcumque tale corpus coierit), wie die Parallelen zeigen, ist wohl „collegium [coetum] celebrat“ (der Verein hält eine Versammlung ab) zu verstehen. Der Verein hält also eine Versammlung unter Übertretung der in der Genehmigung festgesetzten Schranken ab.530 Mit dem Verlassen des genehmigten Rahmens wird der Verein gesetzwidrig.531 cc) Das Recht der Personenverbände bei Marcian Damit lässt sich der Befund wie folgt zusammenfassen. Marcian unterscheidet wie die übrigen untersuchten Quellen zunächst zwischen Regelungen über die Gründung und den Bestand der Vereine (collegium habere/esse)532 und dem Versammlungsrecht der Vereine (coire).533 525 So Schumann, De collegiis, S. 38; Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 88; Trouette, Collèges d’artisans, S. 57; Radin, Legislation, S. 118; Coli, Collegia, S. 129; Lo Bianco, Collegi Artigiani, S. 21 f.; Bendlin, Zusammenkunft um der religio willen. In: Verrechtlichte Religion, S. 74 f. Demgegenüber zieht Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 239 Verbotsbeschlüsse in Erwägung, bleibt aber unschlüssig. Wieder anders Monti, Corporazioni, S. 31. 526 Marcianus libro tertio institutionum (D. 47.22.1. pr.); Paulus libro duodecimo ad Plautium (D. 34.5.20). 527 Zur Textgestalt und Syntax vgl. die Überlegungen bei Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 239 f.; De Robertis, Storia I, S. 359, Fn. 19. Vgl. auch Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 85 f. 528 Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 53. 529 Vgl. Cic., ad. Att. 1.19.9; Tusc. 1.48.115. Vgl. Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 53. 530 Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 20 vermutet allgemeine, beschränkende Regelungen. 531 De Robertis, Storia I, S. 220; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 446. 532 Marcianus libro tertio institutionum (D. 47.22.1. pr.). 533 Marcianus libro tertio institutionum (D. 47.22.1. pr.-1); Marcianus libro secundo iudiciorum publicorum (D. 47.22.3.1).

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

Im Versammlungsrecht muss es entweder eine allgemeine Regelung oder eine gefestigte Praxis gegeben haben, die Unterschichtvereinen eine Versammlung monatlich zur Sammlung der Beiträge erlaubte534 und kultische Versammlungen von den Beschränkungen ausnahm.535 Vielleicht fanden diese Regelungen bereits ihre Grundlage in der lex Iulia de collegiis. Dies lässt sich jedoch ebenso wenig beweisen, wie der von Mommsen angenommene Senatsbeschluss. Nach unseren oben angestellten Überlegungen zu den Stellen aus Marcians zweiten Buch über die öffentlichen Verfahren536 scheint es sich bei dem von Marcian im dritten Buch seiner Institutionen erwähnten Senatsbeschluss,537 der gegen gesetzwidrige Vereine gerichtet ist (senatus consultum, quo illicita collegia arcentur), nicht um eine allgemeine Regelung, sondern um einen Typ von Einzelfallregelung zu handeln. Die allgemeine Regel, nach der Versammlungen zu rein kultischen Zwecken (religionis causa) von dem allgemeinen Versammlungsverbot ausgenommen waren,538 war nicht auf Vereine anwendbar, die bereits durch Senatsbeschluss aufgelöst waren.539 Ebenso wenig handelt es sich bei dem Senatsbeschluss, den Marcian im zweiten Buch über die öffentlichen Verfahren nennt und gegen den gesetzwidrig zusammentretende Vereine verstoßen,540 um eine allgemeine Regelung. Vielmehr handelt es sich um den jeweiligen Genehmigungsbeschluss, der den Rahmen zulässiger Versammlungen regelt. g) coire in der lex Iulia de collegiis Nach dem oben Ausgeführten kann als sicher angenommen werden, dass ein C der Genehmigungsformel nach der lex Iulia de collegiis für „coire“ im Sinne von „sich versammeln“ steht.541 Dies ergibt sich insbesondere aus den erhaltenen Vorschriften der Stadtgesetze und wird durch uns überlieferte Inhalte der augusteischen Gesetzgebung gestützt. Unter Augustus stellte die lex Iulia de 534

Marcianus libro tertio institutionum (D. 47.22.1. pr.). Marcianus libro tertio institutionum (D. 47.22.1.1). Dazu Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 80 f. mit Fn. 89. 536 Marcianus libro secundo iudiciorum publicorum (D. 47.22.3 pr.-1). 537 Marcianus libro tertio institutionum (D. 47.22.1.1). 538 Marcianus libro tertio institutionum (D. 47.22.1.1). Dazu Mommsen, De collegiis, S. 87 f.; Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 354; Stemler, Collèges d’artisans, S. 19; Coli, Collegia, S. 112; D’Ors, Epigrafía jurídica, S. 388; De Robertis, Storia I, S. 303 ff.; ders., Causa funeris. In: SDHI 54 (1988), S. 246 f.; Radin, Legislation, S. 118; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 445 mit Fn. 7; Sommer, Vereinigungen im südwestl. Kleinasien, S. 58; Sirks, Kaiserliche Gesetzgebung. In: Vereine, Synagogen und Gemeinden, S. 25. Einschränkend Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 224 f. 539 Vgl. Marcianus libro secundo iudiciorum publicorum (D. 47.22.3 pr.). 540 Marcianus libro secundo iudiciorum publicorum (D. 47.22.3.1). 541 Dazu Waszink, Genossenschaft. In: RAC 10, Sp. 111 f. 535

VIII. Die Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis

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vi542 unautorisierte Zusammenkünfte zu verschiedenen kriminellen Zwecken unter Strafe.543 Die lex Iulia maiestatis544 bedrohte die Organisation ungenehmigter Versammlungen545 mit schwerer Strafe.546 Spätestens in severischer Zeit fiel hierunter auch die Einberufung von Versammlungen aufgelöster, gesetzwidriger Vereine.547 Für die augusteische Zeit haben wir hierfür keinen Beleg. Dennoch zeigt die Androhung schwerer Strafen für ungenehmigte Versammlungen, die Besorgnis hinsichtlich unkontrollierter Ansammlungen von Menschen.548 Daher wurde teilweise angenommen, dass die lex Iulia de collegiis, deren vollständiger Titel nicht überliefert ist, ein Teil der lex Iulia de vi gewesen sei.549 Jedenfalls erscheint es naheliegend, dass unter Augustus jeder Verein, dessen Mitglieder zusammentreten wollten, dazu einer besonderen Genehmigung bedurfte.550 Dies zeigt die oben551 zitierte Stelle aus dem Kommentar des Asconius zu Ciceros Rede pro Cornelio.552 Dort nennt Asconius gerade die ungenehmigten politischen Versammlungen (coetus factiosorum hominum sine publica auctoritate) als Anlass der Vereinsgesetzgebung.553 Es kann also als wahrscheinlich gelten, dass eine Regelung des Versamm-

542

Wieacker, RRG II, S. 15; Vitzthum, Untersuchungen, S. 127 f.; Rotondi, Leges publicae, S. 450; Cloud, Lex Iulia de vi I. In: Athenaeum, N. S., Bd. 66 (1988), S. 579, 583 ff. 543 Paulus libro quinquagensimo ad edictum (D. 48.7.4 pr.); Marcianus libro quarto decimo institutionum (D. 48.6.5 pr.). Dazu Cloud, Lex Iulia de vi II. In:Athenaeum, N. S., Bd. 67 (1989), S. 438 f. 544 Rotondi, Leges publicae, S. 453. Zu den Problemen der Zuschreibung und Datierung Arangio-Ruiz, Legislazione. In: Augustus, S. 136 f.; Bauman, Crimen Maiestatis, S. 266 ff. 545 Ulpianus libro septimo de officio proconsulis (D. 48.4.1.1). 546 Marcianus libro quarto decimo institutionum (D. 48.4.3). 547 Ulpianus libro sexto de officio proconsulis (D. 47.22.2). Vgl. Mommsen, De collegiis, S. 126 f.; Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 152; Bauman, Crimen Maiestatis, S. 268. Dazu 3. Abschnitt, XIII. 548 Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 51 f. Einschränkend De Ligt, Governmental Attitudes. In: Mercati, S. 242 ff. 549 So Radin, Legislation, S. 93 f.; Sommer, Vereinigungen im südwestl. Kleinasien, S. 56 f.; Kippenberg, Vorbild eines öffentlichen Gemeinwesens. In: Verrechtlichte Religion, S. 48 f. Vgl. dazu Duff, Personality, S. 109; De Robertis, Storia I, S. 209 ff.; Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 59. 550 Vgl. Mayer-Maly, Gehalt der „Christenbriefe“. In: SDHI 22 (1956), S. 323. Bereits für die Republik trennt Kolb, Rom, S. 192 zwischen der Zulassung der Vereinsbildung und der Versammlungsfreiheit. 551 3. Abschnitt, VII. 552 Asc., Orat. Cic. 67 (S. 75 ed. Clark). 553 Vgl. De Robertis, Storia I, S. 213; Arangio-Ruiz, Legislazione. In: Augustus, S. 104 f.; Schulz, Classical Roman Law, S. 97; Schulz-Falkenthal, Politische Aktivität. In: WZ HalleWittenberg 21/2 (1972), S. 80; Ginsburg, Military Clubs. In: TPAPhA 71 (1940), S. 149; Fellmeth, Politisches Bewusstsein. In: Eirene 27 (1990), S. 50; Masi, Lezioni, S. 58; Diosono, Collegia, S. 33.

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

lungsrechts für zuzulassende Vereine im Rahmen der lex Iulia de collegiis unter Augustus vorgesehen wurde.554 Wir werden also mit der überwiegenden Zahl der Stimmen im Schrifttum ein C der Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis zu „coire“ im Sinne von „sich versammeln“ auflösen. 5. Convenire Teilweise wird angenommen, dass ein weiteres C der Genehmigungsformel nach der lex Iulia de collegiis für „convenire“ steht.555 Die Formel „coire convenire“ findet sich in juristischen556 und literarischen Texten.557 Insbesondere das Zeugnis558 des Livius in seiner Erzählung der Bacchanalaffäre aus der Zeit zwischen 20 und 15 vor Christus559 könnte für die Annahme des Wortlauts „coire convenire“ in der Genehmigungsformel nach der lex Iulia de collegiis sprechen. Der Bericht des Livius fällt zeitlich mit der großen augusteischen Gesetzgebung nach der Festigung der Herrschaft des Augustus zusammen.560 Wie wir durch die Bronzetafel aus Tiriolo wissen, sprachen die Senatsbeschlüsse des zweiten Jahrhunderts von „adire“ (hinzutreten)561 oder „adesse“ (anwesend sein).562 Demgegenüber gibt Livius den Senatsbeschluss in zeitgenössischer Terminologie wieder: censuit autem senatus ... edici praeterea in urbe Roma et per totam Italiam edicta mitti, ne quis, qui Bacchis initiatus esset, coisse aut convenisse sacrorum causa velit ... (Der Senat beschloss aber ..., dass (die Konsuln) in Rom ein Edikt erlassen und Edikte durch ganz Italien schicken, dass niemand, der in den Bacchuskult eingeweiht ist, sich zur Durchführung von Kulthandlungen versammeln oder feierlich zusammentreten möge.).563 Dabei fällt neben der Tatsache, dass die von Livius formulierte, nicht authentische Verbotsformel mit der uns überlieferten Genehmigungsformel nach der lex Iulia de collegiis zwei C gemein hat, auch die 554 Ménard, Maintenir l’ordre, S. 29; Schuol, Augustus und die Juden, S. 99. Vgl. auch zu zeitgenössischen Ereignissen Bringmann/Schäfer, Augustus, S. 90. 555 Mommsen, StR, S. 876, Fn. 5; Saumagne, Coire. In: RD 32 (1954), S. 259 f.; Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 54 556 Ulpianus libro septimo de officio proconsulis (D. 48.4.1.1); CIL VIII 270 = CIL VIII 11451 = CIL VIII 23246 (S(enatus) c(onsultum) de nundinis saltus Beguensis). 557 Cic., pro Cluent. 54, 148; Liv., ab urb. cond. 39, 14. 558 Liv., ab urb. cond. 39, 14. 559 Cancik-Lindemaier, Diskurs Religion. In: FS Hengel, S. 86; Walsh, Making a Drama. In: Greece & Rome 43 (1996), S. 189. 560 Christ, Kaiserzeit, S. 103; Rotondi, Leges publicae, S. 442 ff. Vgl. auch die Datierung der lex Iulia de vi (19. v. Chr.) bei Vitzthum, Untersuchungen, S. 128 und Cloud, Lex Iulia de vi I. In: Athenaeum, N. S., Bd. 66 (1988), S. 587. 561 CIL I2 581, Z. 7. 562 CIL I2 581, Z. 21. 563 Liv., ab urb. cond. 39, 14, 5 ff.

VIII. Die Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis

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Form der Angabe des Grundes der Versammlungen (ludorum causa/sacrorum causa) ins Auge. Es scheint also durchaus denkbar, dass Livius den Wortlaut der augusteischen Regelung vor Augen hatte. Zudem finden sich die entsprechenden Substantive (coetus conventusve) als Begriffspaar auch in der lex Iulia maiestatis,564 wie Ulpian im siebten Buch seines Werks über das Amt des Prokonsuls berichtet.565 Als für die Genehmigungsformel der lex Iulia de collegiis gesichert scheint „convenire“ darüber hinaus durch die unzweifelhafte Verwendung in der Genehmigungsformel im Senatsbeschluss zu Gunsten des Vereins der Verehrer der Diana und des Antinoos in Lanuvium.566 Damit kann es als nahezu sicher gelten, dass „coire convenire“ zwei der drei C der Genehmigungsformel der lex Iulia de collegiis abdeckt. Es verbleibt die Frage nach dem Verhältnis der beiden Termini zueinander. Die wohl überwiegende Zahl der Stimmen im Schrifttum hält die beiden Begriffe für synonym.567 Sie können sich insbesondere auf eine Stelle aus dem Lexikon des Nonius Marcellus berufen:568 Convenire, colligi, coire (sich feierlich versammeln, sich sammeln, sich versammeln). Nonius Marcellus versteht die drei Ausdrücke im vierten Jahrhundert nach Christus569 tatsächlich als Synonyme.570 Dies mag in ihrer Grundbedeutung auch zutreffen. Wie unsere Erörterung der Diskussion der beiden Begriffe bei Cicero in der Verteidigungsrede für Aulus Cluentius Habitus ergeben hat,571 bedeutete „coire“ zunächst nur „sich versammeln“, konnte im übertragenen Sinne aber alles, was aus der Versammlung hervorging, erfassen. Das Gleiche galt, wie uns Ulpian im vierten Buch seines Ediktkommentars überliefert, auch für „convenire“.572 Dennoch ist die juristisch-technische Bedeutung von „convenire“, die Ulpian für das Vertragsrecht erläutert, eine andere: Ulpianus libro quarto ad edictum (D. 2.14.1.3) ... nam sicuti convenire dicuntur qui ex diversis locis in unum locum colliguntur et veniunt, ita et qui ex diversis animi motibus in unum consentiunt, id est in unam sententiam decurrunt. ...

564

Rotondi, Leges publicae, S. 453. Zu den Problemen der Zuschreibung und Datierung Arangio-Ruiz, Legislazione. In: Augustus, S. 136 f.; Bauman, Crimen Maiestatis, S. 266 ff. 565 Ulpianus libro septimo de officio proconsulis (D. 48.4.1.1). 566 CIL XIV 2112, Sp. 1, Z. 11. 567 Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 51; Bendlin, Zusammenkunft um der religio willen. In: Verrechtlichte Religion, S. 91. 568 Non. Marc., de comp. doct., S. 415, ed. Lindsay. 569 Schmidt, Nonius Marcellus. In: DNP VIII, Sp. 994; Strzelecki, Nonius Marcellus. In: RE XVII, 1, Sp. 883. 570 Saumagne, Coire. In: RD 32 (1954), S. 261. 571 Cic., pro Cluent. 57, 157. Dazu 3. Abschnitt, VIII. 4. b). 572 Ulpianus libro quarto ad edictum (D. 2.14.1.3).

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung ... Denn wie man sagt, dass die zusammenkommen, die sich von verschiedenen Orten aus an einem Ort sammeln und dorthin kommen, so einigen sie sich aus verschiedenen Bewegungen des Geistes, das heißt, sie laufen in einem Entschluss zusammen. ...

Das einfache „Zusammenkommen“ (convenire) wurde also im juristischen Sprachgebrauch des Vertragsrechts in einem übertragenen Sinne für das Ergebnis des Zusammenkommens gebraucht, nämlich die Einigung. Auch in der oben erörterten Diskussion der beiden Begriffe in der Verteidigungsrede für Aulus Cluentius Habitus573 bezeichnet Cicero beide Begriffe zwar gleichermaßen als nicht hinreichend bestimmt (aeque incertum et infinitum). Er scheint sie jedoch nicht für Synonyme zu halten. Saumagne hat es unternommen, auch in Bezug auf das Recht der Personenverbände die spezifisch juristische Verwendung von „convenire“ herauszuarbeiten.574 Dazu analysierte er die lex collegii salutaris Dianae et Antinoi aus Lanuvium. Dabei stellte er fest, dass die Satzung des Vereins neben den zu begehenden Festtagen575 Versammlungen (conventus)576 vorsieht, die das Tagesgeschäft des Vereins abhandeln sollen.577 Damit stellt sich die Frage, ob alle vorgesehenen Versammlungen von der Versammlungsgenehmigung (neq(ue) sub specie eius collegi nisi semel in men[se coeant])578 des Senatsbeschlusses gedeckt sind.579 Jedenfalls für das collegium Aesculapi et Hygiae580 sind zwei Versammlungen im März, eine Verteilung von Spenden und ein Festmahl, vorgesehen.581 Jedoch ist uns für 573

Cicero, pro Cluent. 57, 157. Saumagne, Coire. In: RD 32 (1954), S. 259 f. mit Fn. 24. 575 CIL XIV 2112, Sp. 2, Z. 11 ff. 576 CIL XIV 2112, Sp. 2, Z. 23. 577 Saumagne, Coire. In: RD 32 (1954), S. 259, Fn. 24. Vgl. auch Schiess, Collegia funeraticia, S. 75; Ausbüttel, Vereine, S. 24 f.; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 240 ff.; Fellmeth, Politisches Bewusstsein. In: Eirene 27 (1990), S. 56 f. 578 CIL XIV 2112, Sp. 1, Z. 12 f. 579 Entgegen einer großen Zahl von Stimmen im Schrifttum teilen wir nicht die Ansicht, nach der „semel in mense“ (einmal im Monat), wie bei der Fristberechnung (Vgl. Donatuti, Computo del tempo. In: BIDR 69 (1966), S. 159 ff.), als innerhalb eines Zeitraums von 30 Tagen aufzufassen ist. Damit ist im ordo cenarum der Satzung des Vereins der Verehrer der Diana und des Antinoos aus Lanuvium (CIL XIV 2112, Sp. 2, Z. 10 ff.) auch nur ein förmliches Treffen pro Monat vorgesehen, so dass, wenn die Beiträge an diesen Tagen eingesammelt würden, die Versammlungen in jedem Falle von der Genehmigung gedeckt wären. A. A.: Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 142, Fn. 28; Ausbüttel, Vereine, S. 25, Fn. 62; Randazzo, Collegia tenuiorum. In: SDHI 64 (1998), S. 241; De Ligt, Formation of Semi-Public Collegia. In: Latomus 60 (2001), S. 349; Harland, Associations, S. 168; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 240; ders., Zusammenkunft um der religio willen. In: Verrechtlichte Religion, S. 99. Interessant in diesem Zusammenhang sind auch die Satzungen der ägyptische Vereine bei Schnöckel, Ägyptische Vereine, S. 35 ff. 580 CIL VI 10234. 581 Saumagne, Coire. In: RD 32 (1954), S. 259, Fn. 24; Ausbüttel, Vereine, S. 24 f. 574

VIII. Die Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis

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diesen Verein der Genehmigungsbeschluss des Senats nicht erhalten. Saumagne schlug vor, dass es sich bei den Versammlungen, die unter „convenire“ fielen, um förmliche Versammlungen im öffentlichen Raum, einem Tempel oder einer öffentlich zugänglichen schola eines Vereins,582 handelte, die bereits in der Satzung desselben vorgesehen waren.583 In der Tat fällt auf, dass die Satzung des Kultvereins aus Lanuvium neben dem aus dem Senatsbeschluss beschränkt genehmigten monatlichen einfachen Versammlungen (coire)584 beschließende Versammlungen (conventus)585 vorsieht,586 die terminologisch mit dem „convenire“ der Genehmigung korrelieren.587 Diese beschließenden Versammlungen (conventus) fanden im Tempel des Antinoos in Lanuvium statt.588 Vergleichbares findet sich in der lex collegii Aesculapi et Hygiae589 und vielleicht auch in der Satzung des collegium negotiatorum eborariorum aut citriariorum.590 Die Festsetzung der Tage, an denen die Mitglieder feierlich zusammentreten sollten (convenire), fand sich auch in der Satzung des collegium Iovis Cerneni aus Alburnus Maior, dem heutigen Roșia Montană (Rotseifen) in Siebenbürgen (Rumänien), dessen Auflösungsbeschluss auf einer Wachstafel erhaltenen ist.591 Als Begründung für die Auflösung wird unter anderem angegeben, dass niemand an den in der Satzung vorgesehenen Tagen feierlich zusammentrat (neque quisquam tam magno tempore diebus quibus legi continetur convenire voluerint).592 Die Unterscheidung zwischen „coire“ (sich versammeln) und „convenire“ (feierlich zusammentreten) könnte sich auch in dem Bericht der abtrünnigen Christen bei Plinius dem jüngeren niedergeschlagen haben.593 Wie wir oben bereits festgestellt haben,594 scheint das Vereinsverbot im Edikt des Plinius 582

Z. B.: CIL XI 6335; Act. Frat. Arv. a. 87, I, 9 (ed. Henzen, S. 116). Vgl. Schiess, Collegia funeraticia, S. 75 f.; Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 379. 583 Saumagne, Coire. In: RD 32 (1954), S. 259 f. mit Fn. 24. Vgl. auch Mommsen, De collegiis, S. 87 f.; Schiess, Collegia funeraticia, S. 7; Gilly, Collèges funéraires, S. 125 ff.; Gutsfeld, Kollegium bei Tisch. In: Aposteldekret, S. 161 ff.; Sirks, Kaiserliche Gesetzgebung. In: Vereine, Synagogen und Gemeinden, S. 25. Abweichend Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 240; ders., Zusammenkunft um der religio willen. In: Verrechtlichte Religion, S. 99 f. 584 CIL XIV 2112, Sp. 1, Z. 11 ff. 585 CIL XIV 2112, Sp. 2, Z. 23. 586 Anders Schiess, Collegia funeraticia, S. 75. 587 CIL XIV 2112, Sp. 1, Z. 11. 588 CIL XIV 2112, Sp. 1, Z. 1. 589 CIL VI 10234. 590 CIL VI 33885. Dazu Bollmann, Röm. Vereinshäuser, S. 270 f. 591 CIL III 924. 592 Dazu Biró, Collegium funeraticium. In: Gesellschaft und Recht, S. 15. 593 Plin. min., ep. 10.96.7. 594 3. Abschnitt, VIII. 4. c).

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

nur die regelmäßigen, geselligen Versammlungen (coire) der Christen getroffen zu haben, nicht aber die förmliche Versammlung (convenire) zu kultischen Zwecken.595 Wenn wir auch keine letzte Sicherheit über das Verhältnis und die Abgrenzung der Begriff „coire“ und „convenire“ zueinander gewinnen können, so scheint uns der Ansatz Saumagnes doch vielversprechend. Wir gehen also davon aus, dass „convenire“ ursprünglich im Recht der Personenverbände das Zusammentreten zu einer förmlichen Versammlung mit beschließendem oder kultischem Charakter im öffentlichen Raum bezeichnete. Die Anlässe waren in der Satzung des Vereins geregelt und mussten wahrscheinlich im Antrag auf die Gründungsgenehmigung benannt werden.596 Vielleicht waren sie aber auch durch den Vereinszweck begrenzt. Besonders schwierig ist die Abgrenzung gegenüber dem „religionis causa coire“ (sich aus religiösen Gründen versammeln) bei Marcian.597 Vielleicht wurde „convenire“ bis in severische Zeit durch einen einheitlichen Begriff „coire“ vollständig verdrängt. Dies könnte durch Tertullians Apologie bestätigt werden, der nicht mehr wie Plinius zwischen „coire“ und „convenire“ unterscheidet.598 Dies würde dann auch das Zeugnis des Nonius Marcellus erklären, der die Begriffe für austauschbar hielt.599 Nach der Überlieferung, insbesondere bei Livius600 und dem Genehmigungsbeschluss für den Verein der Verehrer der Diana und des Antinoos in Lanuvium,601 glauben wir also, davon ausgehen zu dürfen, dass ein weiteres C der Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis für „convenire“ im Sinn von „sich förmlich im öffentlichen Raum versammeln“ steht. Damit haben wir entsprechend der übrigen Überlieferung den Wortlaut der Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis zu „quibus / senatus (C)oire (C)onvenire C(...) permisit“ (denen der Senat sich zu versammeln, förmlich zusammenzutreten und (?) erlaubt hat) ergänzt. Es fehlt die Auflösung eines weiteren C.

595

Vgl. Saumagne, Coire. In: RD 32 (1954), S. 260, Fn. 24. La Piana, Foreign groups. In: HThR 20 (1927), S. 349; Gutsfeld, Vereinigungswesen. In: Gesellschaften im Vergleich, S. 23 f. Eine besondere Beschränkung nimmt hier Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 240 ff. an. Dagegen vielleicht Zimmermann, Handwerkervereine, S. 21. 597 Marcianus libro tertio institutionum (D. 47.22.1.1). Vgl. dazu Mommsen, De collegiis, S. 87 f.; Huschke, Lateinische Wachstafeln. In: Ztschr. für geschichtl. Rechtsw. 12 (1845), S. 208 f., Fn. 35; Saleilles, Communautés chrétiennes. In: Mélanges Girard II, S. 471; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 445. 598 Tert., Apol. 39, 2 ff. 599 Non. Marc., de comp. doct., S. 415, ed. Lindsay. 600 Liv., ab urb. cond. 39, 14. 601 CIL XIV 2112, Sp. 1, Z. 10–13. 596

VIII. Die Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis

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6. Cogi Das dritte C hat Mommsen nach dem Kalender von Praeneste602 zu „cogi“ (einbestellt zu werden) ergänzt.603 Diese Ergänzung findet wohl, wenn auch nicht ausdrücklich Niederschlag in Cohns604 Ergänzung des Genehmigungsbeschlusses für den Verein der Verehrer der Diana und des Antinoos in Lanuvium,605 dessen dreizehnte Zeile er wie folgt ergänzte:606 Z. 12 ... neq(ue) sub specie eius collegi nisi semel in men Z. 13 [se cogantur con]ferendi causa unde defuncti sepeliantur. ... und sie sollen in Gestalt dieses Vereins nur einmal im Monat einbestellt werden, um die Beiträge einzusammeln, woraus die Verstorbenen beerdigt werden sollen.

Die Ergänzung des dritten C der Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis zu „cogi“ wurde von Berger607 und Saumagne608 mit guten Gründen angegriffen, von Duff609 aber verteidigt. „Cogi“ bedeutet durch äußeren Einfluss versammelt werden, das heißt einer Aufforderung zur Versammlung Folge leisten.610 Wie Berger zu Recht betonte, haftet dem Ausdruck ein gewisser Zwangscharakter an.611 Dies unterstreicht deutlich eine von Berger in die Diskussion eingeführte612 Stelle aus dem fünfunddreißigsten Buch von Ulpians Ediktkommentar.613 Darin kommentiert Ulpian das Verfahren zur Bestellung eines Vormunds, wenn zu viele Personen grundsätzlich berechtigt oder verpflichtet wären, die Vormundschaft zu übernehmen. Ulpianus libro trigesimo quinto ad edictum (D. 26.7.3.7) Ne per multos tutela spargatur, si non erit a testatore electus tutor aut gerere nolet, tum is gerat, cui maior pars tutorum tutelam decreverit: praetor igitur iubebit eos 602

CIL I2, S. 231. Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 114; ders., StR, S. 876, Fn. 5; Thomas, Textbook, S. 473. 604 Zur Ergänzung des Genehmigungsbeschlusses für das collegium symphoniacorum äußert er sich nicht: Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 73, Fn. 164. 605 CIL XIV 2112, Sp. 1, Z. 10–13. 606 Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 145. 607 Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 49 f.; ders., Nochmals CCC. In: SZ 68 (1951), S. 488. 608 Saumagne, Coire. In: RD 32 (1954), S. 255. 609 Duff, CCC. In: RIDA 6 (1951), S. 80. 610 Saumagne, Coire. In: RD 32 (1954), S. 255: „être passivement rassemblés“. A. A. Brutti, Diritto privato, S. 239, Fn. 13: „L’uso del verbo cogi evoca una disciplina interna al collegium.“ 611 Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 49: „cogi is not free from a certain compulsory element“; ders., Nochmals CCC. In: SZ 68 (1951), S. 488: „Die passive Form cogi ... ist nicht frei von einem gewissen Beigeschmack eines Zwanges“. 612 Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 49; ders., Nochmals CCC. In: SZ 68 (1951), S. 488. 613 Ulpianus libro trigesimo quinto ad edictum (D. 26.7.3.7). 603

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung convocari aut, si non coibunt aut coacti non decernent, causa cognita ipse statuet, quis tutelam geret. Damit die Vormundschaft nicht auf viele verteilt wird, wenn der Vormund nicht vom Erblasser ausgewählt worden sein sollte oder der Gewählte die Vormundschaft nicht führen will, soll der die Vormundschaft führen, dem der größere Teil der Tutoren sie zugesprochen hat. Folglich wird der Prätor befehlen, sie zusammenzurufen oder, wenn sie nicht zusammentreten oder, nachdem sie einbestellt wurden, nicht entscheiden, entscheidet er selbst in einem Verfahren, wer die Vormundschaft führt.

Hier wird der hoheitliche Charakter von „cogi“ besonders deutlich.614 Die potentiellen Vormünder werden vom Prätor einbestellt (coacti) und sollen sich einigen. Die Stelle weist, wie Berger bemerkt hat, die gleiche Kette von Ausdrücken wie der Absatz des Kalenders von Praeneste über die Versammlungstage (dies comitiales) auf.615 Auch hier liegt ein hoheitlicher Kontext vor. Man muss sich also fragen, was die Genehmigung an die Mitglieder des Vereins, dass sie „einbestellt werden“ (cogi) dürfen, neben der Erlaubnis zusammenzutreten (coire) bedeuten soll.616 In Betracht käme, mit Berger anzunehmen,617 dass es sich um eine Genehmigung des Senats an die Funktionäre des Vereins handelte, die Mitglieder einzuberufen.618 Dann müsste man sich aber fragen, ob dies das Passiv des Verbs hergibt. Zudem stellt sich die Frage, ob der Senat den Funktionären des Vereins ein solches Recht verleihen könnte oder es nicht vielmehr von den Mitgliedern in der Satzung zugestanden werden müsste. Nach dem oben bereits erörterten619 Zwölftafelsatz620 scheint uns ein Zwangsrecht der Vereinsfunktionäre nur der autonom beschlossenen Satzung entspringen zu können.621 Die umgekehrte Annahme einer Erlaubnis an die Mitglieder, der Einberufung durch die Funktionäre Folge zu leisten, scheint, wie Berger zu Recht angemerkt hat, ebenso wenig sinnvoll.622 Wir kommen also mit Berger und Saumagne zu dem Ergebnis, dass „cogi“ (einbestellt werden) wohl kaum als Ergänzung für die Formel der Genehmigungen nach der lex Iulia de collegiis in Betracht kommt.

614

Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 49 f.; ders., Nochmals CCC. In: SZ 68 (1951), S. 488. A. A.: Duff, CCC. In: RIDA 6 (1951), S. 80. 615 Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 49 616 Saumagne, Coire. In: RD 32 (1954), S. 255. Dies ignoriert Thomas, Textbook, S. 473. 617 Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 49. 618 Vgl. Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 146. 619 3. Abschnitt, III. 620 Gaius libro quarto ad legem duodecim tabularum (D. 47.22.4). Zur Fortgeltung Liu, Government and Collegia. In: Tall order, S. 287. 621 Voigt, XII Tafeln II, S. 743 ff. 622 Berger, Nochmals CCC. In: SZ 68 (1951), S. 488.

VIII. Die Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis

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7. Convocari Das zweite C hatte Mommsen ursprünglich nach dem Kalender von Praeneste623 zu „convocari“ (zusammengerufen zu werden) ergänzt.624 Mommsen selbst hat „convocari“ in seinem zweiten Vorschlag im „Römischen Strafrecht“ aufgegeben.625 De Robertis hat es jedoch ohne Begründung wieder aufgegriffen.626 Auch hier würde sich die Frage stellen, welche Funktion das Recht, zusammengerufen zu werden (convocari), neben dem Versammlungsrecht (coire) für die Mitglieder des Vereins noch haben könnte. Hier gilt im Wesentlichen das Gleiche wie für „cogi“. Eine Genehmigung durch den Senat, zusammenzurufen oder zusammengerufen zu werden, ergibt nur im hoheitlichen Bereich einen Sinn.627 Im Bereich eines Vereins kann dies nur Gegenstand autonomer Satzung sein,628 die durch das Zwölftafelgesetz ausdrücklich anerkannt wird.629 8. Collegium celebrare Die von Berger630 in Betracht gezogene Variante „collegium celebrare“ (einen Verein besuchen) scheidet aus. Wie wir oben anhand des vermeintlich einzigen Belegs gezeigt haben,631 beruht dieses Verständnis auf einer Fehlinterpretation des Marciantextes.632 Subjekt zu „celebrare“ (besuchen) ist nicht ein Mitglied, sondern der Verein (collegium). Daher ist nicht „quis collegium celebrat“ (jemand besucht einen Verein)633 zu verstehen, sondern „collegium [coetum] celebrat“ (der Verein hält eine Versammlung ab). Damit ist „collegium celebrare“ (einen Verein besuchen) in den Quellen nicht nachzuweisen634 und scheidet folglich aus.

623

CIL I2, S. 231. Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 114. 625 Mommsen, StR, S. 876, Fn. 5. 626 De Robertis, Storia I, S. 197 f., Fn. 6. 627 Orestano, Problema delle Fondazioni, S. 86. 628 Voigt, XII Tafeln II, S. 743 ff. 629 Gaius libro quarto ad legem duodecim tabularum (D. 47.22.4). 630 Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 53. 631 3. Abschnitt, VIII. 4. f) bb). 632 Marcianus libro secundo iudiciorum publicorum (D. 47.22.3.1). 633 Zur Textgestalt und Syntax vgl. die Überlegungen bei Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 239 f. 634 Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 53. 624

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

9. Collegium constituere Eine weitere Möglichkeit, die Berger in Betracht zieht,635 ist ein C zu „constituere“ (gründen)636 aufzulösen. Die Wendung „collegium constituere“ (einen Verein Gründen) ist sowohl inschriftlich in der lex collegii salutaris Dianae et Antinoi aus Lanuvium überliefert637 als auch im Briefwechsel zwischen Plinius und Traian638 mehrfach belegt.639 Dies könnte ein Ersatz für das im Genehmigungsbeschluss aus Lanuvium überlieferte „collegium habere“ (einen Verein haben) sein,640 das wir Mangels der Widergabe des „habere“ ausgeschlossen haben.641 Dann müsste allerdings nach unseren bisherigen Überlegungen „constituere“ allein gestanden haben, also eine Ellipse von „collegium“ vorliegen. Dies scheint nicht völlig auszuschließen, es bleiben aber Zweifel. 10. Colligi Ein weiterer interessanter Vorschlag stammt von Saumagne.642 Er schlug vor, ein C zu „colligi“ (sich sammeln) aufzulösen. Diesen Vorschlag stützt er auf die oben bereits zitierte Stelle aus dem Lexikon des Nonius Marcellus.643 Dort nennt Nonius Marcellus als Synonyme für „convenire“ (sich feierlich versammeln) die Termini „colligi“ (sich sammeln) und „coire“ (sich versammeln).644 Dies ist jedoch das Verständnis des Grammatikers des vierten Jahrhunderts nach Christus. Wie wir bereits oben erörtert haben,645 ist es durchaus vorstellbar, dass die Termini in technischer Verwendung als juristische Begriffe ursprünglich eine differenzierte Bedeutung hatten. Die Zusammenstellung, insbesondere mit „colligi“ (sich sammeln), erscheint zunächst eigenwillig und könnte, wie Saumagne annahm,646 darauf hinweisen, dass die Worte einer alten juristischen Formel entnommen sind, die dem Grammatiker des vierten Jahrhunderts nach Christus bereits als Reihung von Synonymen erschien. Allerdings fehlen weitere Belege, die die Verwendung von „colligi“ (sich sammeln) als juristischen Fachbegriff in diesem Kontext wahrscheinlich machen 635

Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 53 f. Gleichermaßen denkbar, wenn auch seltener belegt ist „condere“ (gründen). Vgl. Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 54. 637 CIL XIV 2112, Sp. 1, Z. 8 f. 638 Plin. min., ep. 10.33.3, 10.34.1. 639 Weiter Nachweise bei Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 380 und Berger, C.C.C. In: Epigraphica 9 (1947 hrsg. 1949), S. 53 f. 640 CIL XIV 2112, Sp. 1, Z. 11. 641 3. Abschnitt, VIII. 3. 642 Saumagne, Coire. In: RD 32 (1954), S. 261. 643 Non. Marc., de comp. doct., S. 415, ed. Lindsay. 644 Saumagne, Coire. In: RD 32 (1954), S. 261. 645 3. Abschnitt, VIII. 5. 646 Saumagne, Coire. In: RD 32 (1954), S. 261. 636

VIII. Die Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis

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würden.647 Saumagne verwies daher auf die etymologische Verbindung und semantische Nähe zum Terminus, der die Aufnahme bezeichnet:648 „adlegere“ (zuwählen).649 Dies kann jedoch einen Beleg in den Quellen nicht ersetzen. Dieser Vorschlag kann damit letztlich nicht überzeugen. 11. Conferre Soweit ersichtlich, wurde „conferre“ (sammeln) noch nicht als Auflösung für ein C in Betracht gezogen. Dies würde unserer durch die aus hadrianischer Zeit überlieferten Senatsbeschlüsse650 genährten Vermutung, dass das dritte C für ein Wort steht, das die Stelle des dort überlieferten „collegium habere“ (einen Verein haben) ausfüllen könnte, zuwiderlaufen. Bei genauerer Betrachtung ist diese Möglichkeit jedoch durchaus naheliegend. Wie uns der Auflösungsbeschluss des collegium Iovis Cerneni aus Alburnus Maior lehrt, gehörte die Sammlung der Beiträge zu den wesentlichen Aufgaben eines Vereins.651 Das Recht, Beiträge einzusammeln, wird zudem auch in den aus hadrianischer Zeit überlieferten Senatsbeschlüssen652 ausdrücklich gestattet (qui stipem menstruam conferre vo[lent in fune]ra in it collegium coeant neq(ue) sub specie eius collegi nisi semel in men[se coeant stipem con]ferendi causa) und zu einem nicht sicher bestimmbaren Zeitpunkt den Unterschichtvereinen pauschal zuerkannt.653 Insbesondere die Formulierung bei Marcian macht deutlich, dass das Recht, Beiträge zu erheben, und das Versammlungsrecht nebeneinander gewährt wurden: sed permittitur tenuioribus stipem menstruam conferre, dum tamen semel in mense coeant, ne sub praetextu huiusmodi illicitum collegium coeat. (Den einfachen Leuten wird aber gestattet einen monatlichen Beitrag zu sammeln, solange sie sich nur einmal im Monat versammeln, so dass nicht unter einem solchen Vorwand ein gesetzwidriger Verein zusammentritt.) 647

Eine wenig aussagekräftige Ausnahme bildet C. 1.5.8.5: „conventicula interdicta collegerint“ (sich untersagte Gemeinschaften sammeln). Vgl. ThLL III, S. 1606 ff. 648 Saumagne, Coire. In: RD 32 (1954), S. 262. 649 CIL VI 10234; Callistratus libro primo de cognitionibus (D. 50.6.6.12). Vgl. Botton, Collèges d’artisans, S. 21 ff.; Gradenwitz, Statut der Elfenbeinarbeiter. In: SZ 11 (1890), S. 79. Zu den sozialen Aspekten: Broekaert, Partners in business. In: Ancient Society 41 (2011), S. 227 f. 650 CIL XIV 2112, Sp. 1, Z. 11–13; CIL XIV 4548; Laubry/Zevi, Inscription d’Ostie. In: Tribù romane, S. 458. 651 CIL III 924. Dazu Tran, Procédures d’exclusion. In: Exclus dans l’antiquité, S. 131. Allgemein Barclay, Money and Meetings. In: Vereine, Synagogen und Gemeinden, S. 124. 652 CIL XIV 2112, Sp. 1, Z. 11 f.; CIL XIV 4548; Laubry/Zevi, Inscription d’Ostie. In: Tribù romane, S. 458. 653 Marcianus libro tertio institutionum (D. 47.22.1. pr.). Vgl. Schumann, De collegiis, S. 43; Huschke, Lateinische Wachstafeln. In: Ztschr. für geschichtl. Rechtsw. 12 (1845), S. 211 ff. Siehe auch die Überlegungen bei Perozzi, Istituzioni, S. 574. Für den Osten des Reiches Zimmermann, Handwerkervereine, S. 16.

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

Zudem könnte eine bisher kaum zufriedenstellend erklärte Inschrift in diesem Sinne gedeutet werden.654 Darin findet ein Augustalenverein Erwähnung, der von Antoninus Pius die Erlaubnis erhielt, eine Kasse zu haben (Aug(ustales) soci / quibus ex permiss(u) divi Pii / arcam habere permiss(um)). Nehmen wir an, dass eine der erforderlichen Genehmigungen für das Vereinsleben die Erlaubnis war, ein Vereinsvermögen aufzubauen (stips conferre/ arcam habere), so erklärt sich, warum ein Verein, der dieses Recht vielleicht vor kurzer Zeit erhalten hatte oder dessen Recht bestätigt wurde, dies in einer Inschrift hervorhob.655 Eine vergleichbare Formel muss auch schon eine Genehmigung für einen Bacchuskultverein nach dem Senatus Consultum de Bacchanalibus enthalten haben (pecuniam communem habere).656 Unsere Überlegungen werden auch durch Tertullians Verteidigung der Christengemeinden gegen den Vorwurf, dass sie politisch verdächtige Gruppierungen (factiones) seien,657 gestützt. Tertullian erörtert zunächst die gottesdienstlichen Zusammenkünfte und Gemeindeversammlungen (coimus in coetum et congregationem). Dabei handelt es sich um Sachverhalte, die wir oben im technischen Sprachgebrauch, jedenfalls bis in hadrianische Zeit, unter dem Begriff des „convenire“ (sich feierlich versammeln) gefasst haben.658 Dem folgt eine Erörterung der Kollekte in Form eines freiwilligen Beitrags (stips).659 Zum Ende des Kapitels erörtert Tertullian die geselligen Zusammenkünfte der Christen (coire).660 Damit finden wir das Problem der Sammlung von Mitgliedsbeiträgen eingerahmt von den beiden anderen Sachverhalten, die wir bereits mit einiger Sicherheit als Regelungsgegenstände der lex Iulia de collegiis identifizieren konnten. Zudem ist auffallend, dass Tertullian bemüht ist, die christliche Kollekte nicht als monatlichen Beitrag, wie wir ihn aus den Genehmigungsbeschlüssen hadrianischer Zeit kennen, erscheinen zu lassen:661

654

CIL V 4428. Vgl. dazu Ferrara, Persone giuridiche, S. 30; San Nicolò, Ägyptisches Vereinswesen II, S. 11, Fn. 5; Abramenko, Munizipale Mittelschicht, S. 168 ff.; Tran, Membres des associations, S. 358 ff.; Liu, Economy of Endowments. In: FS Bogaert, S. 250. 655 Vgl. Ferrara, Persone giuridiche, S. 30; Tran, Membres des associations, S. 360 ff. Anders: Abramenko, Munizipale Mittelschicht, S. 171. 656 CIL I2 581, Z. 11. Dazu 3. Abschnitt, IV. 5. a). Vgl. auch Ferrara, Persone giuridiche, S. 30. 657 Tert., Apol. 39. Dazu Bandini, Appunti, S. 80 f.; Kippenberg, Vorbild eines öffentlichen Gemeinwesens. In: Verrechtlichte Religion, S. 52 f. 658 Tert., Apol. 39, 2–5. Dazu bereits oben 3. Abschnitt, VIII. 5. Vgl. auch D’Ors, Epigraph. Jur., S. 389. 659 Tert., Apol. 39, 5–6. 660 Tert., Apol. 39, 14–20. 661 Dazu Barclay, Money and Meetings. In: Vereine, Synagogen und Gemeinden, S. 122 f. A. A. Randazzo, Diritto associativo. In: Atti dell’Accad. Costant. XV, S. 102.

VIII. Die Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis

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Tertullian, Apologeticum 39, 5: ... Etiam, si quod arcae genus est, non de honoraria summa quasi redemptae religionis congregatur. Modicam unusquisque stipem menstrua die vel cum velit, et si modo velit et si modo possit, apponit. Nam nemo compellitur, sed sponte confert. Auch wenn eine Art Kasse besteht, wird sie nicht aus Spenden gleichsam zur Ablösung religiöser Pflichten zusammengebracht. Einen bescheidenen Beitrag an einem Tag im Monat leistet jeder, der will, wenn er nur will und kann. Denn niemand wird gezwungen, sondern man trägt aus freiem Willen etwas bei.

Tertullian betont also, dass die Gemeindekasse keine genehmigungspflichtige Vereinskasse, sondern nur eine Art Kasse (quod arcae genus) sei.662 Es gebe auch keine verpflichtenden (compellitur) monatlichen Beiträge (stips menstrua), sondern nur einen freiwilligen Beitrag (sponte confert) an einem bestimmten Tag im Monat (menstrua die). Tertullian versucht also aufzuzeigen, dass die Kollekte der Gemeinden kein unter der lex Iulia de collegiis genehmigungspflichtiger Mitgliedsbeitrag ist. Dabei enthält die Wortstellung (stipem menstrua die) durchaus eine Anspielung auf die ungenehmigte Sammlung von Beiträgen im Sinne der lex Iulia de collegiis, die den Gemeinden sicher vorgeworfen wurde. Zudem enthält die Stelle einen weiteren wichtigen Hinweis auf den Grund der Regelung des Rechts der Vermögensbildung für die Vereine. Tertullian betont, dass die Gemeinden ihre Gemeindekasse nicht durch Spenden (honorariae summae)663 füllen, sondern durch bescheidene, freiwillige Beiträge der Gemeindeglieder. Damit schließt er aus, dass finanzstarke und wahrscheinlich auch politisch aktive Patrone664 oder Gemeindevorsteher hinter den Gemeinden stehen und diese finanzieren. Wir haben oben gesehen, dass einer der ersten Gründe der republikanischen Zeit, gegen Vereine vorzugehen, deren Instrumentalisierung zum Zweck 662

Vgl. Bendlin, Zusammenkunft um der religio willen. In: Verrechtlichte Religion, S. 102 f. 663 Bandini, Appunti, S. 80 nimmt an, dass es sich um Antrittsgelder der Funktionäre handelt. Zustimmend Perozzi, Istituzioni, S. 575; De Robertis, Contributi I. In: Scritti II, S. 22; ders., Storia II, S. 354; Harrill, Manumission of Slaves, S. 146; Verboven, Collèges et la romanisation. In: Collegia, S. 15. A. A. Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 100 f. 664 Mahaim, Association professionelle, S. 10; Müller, Sterbekassen. In: Neue Jahrbücher 8 (1905), S. 189; Jaczynowska, Organisation intérieure. In: Gesellschaft und Recht, S. 97; Clemente, Patronato nei collegia. In: Studi classici e orientali 21 (1972), S. 165, 183 ff.; Graeber, Untersuchungen, S. 10 f., 15 f.; Seland, Philo and the Clubs. In: Voluntary Associations, S. 114; Patterson, Landscapes and Cities, S. 256; Schulz-Falkenthal, Untersuchungen, S. 79 ff.; ders., Magistratswahlen in Pompeji. In: Altertum 17/1 (1971), S. 25; Levi, Collegia e patronato. In: Index 13 (1985), S. 559 f.; Fellmeth, Politisches Bewusstsein. In: Eirene 27 (1990), S. 51; Zimmermann, Handwerkervereine, S. 176 f.; Gutsfeld, Vereinigungswesen. In: Gesellschaften im Vergleich, S. 27 f.; Diosono, Collegia, S. 71 ff. Vgl. auch Gradenwitz, Statut der Elfenbeinarbeiter. In: SZ 11 (1890), S. 78. Insbesondere für den Osten: Cracco Ruggini, Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 97 ff.

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

der Wahlbestechung war.665 Zudem konnten reiche Angehörige der oberen Stände durch den Patronat über Vereine ihre Klientel erweitern oder sichern.666 Damit war das Recht der Vereine zur Vermögensbildung eine Frage von politischer Bedeutung. Daher wurde das Recht, Beiträge zu erheben, bereits von Caesar beschränkt. Dies lässt sich aus der bei Flavius Iosephus überlieferten Ausnahmebestimmung für die jüdische Gemeinde erschließen.667 Darüber hinaus mag hier auch eine ältere ordnungsrechtliche Vorstellung hineinspielen. So sah Cicero in seiner Schrift über die Gesetze bereits ein Verbot für Religionsgemeinschaften vor, ohne besondere Genehmigung öffentlich Spenden zu sammeln.668 Damit hatte Augustus im Rahmen der Neuordnung des Rechts der Vereine durch die lex Iulia de collegiis nach dem Ende der Republik ein nachvollziehbares Interesse, die Vermögensbildung zu kontrollieren. Die Regelung wird wohl der bereits von Caesar erlassenen gefolgt sein. Dabei handelte es sich allein um ein ordnungsrechtliches Instrument, das nicht mit der privatrechtlichen Vermögensfähigkeit verwechselt werden darf.669 Die Genehmigung konnte zudem die Anlässe der Sammlung beschränken. So sehen wir bei der Genehmigung des Vereins der Verehrer der Diana und des Antinoos aus Lanuvium die Beschränkung auf die Sammlung von Geldern zum Hauptzweck des Vereins, der Beisetzung verstorbener Mitglieder (funeraticia).670 Traian billigte die Gründung eines Vereins nach amisenischem

665

Cic., ad Q. 2.3.5; pro Planc. 15, 37 und 45. Dirksen, Historische Bemerkungen. In: Civ. Abh. II, S. 64; Mahaim, Association professionelle, S. 10 f.; Müller, Sterbekassen. In: Neue Jahrbücher 8 (1905), S. 189; Clemente, Patronato nei collegia. In: Studi classici e orientali 21 (1972), S. 183 ff.; Patterson, Landscapes and Cities, S. 256 ff.; Gutsfeld, Kollegium bei Tisch. In: Aposteldekret, S. 170 f.; Schtajerman, Krise der Sklavenhalterordnung, S. 62; Schulz-Falkenthal, Untersuchungen, S. 79 ff.; ders., Magistratswahlen in Pompeji. In: Altertum 17/1 (1971), S. 25; Cracco Ruggini, Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 116 ff.; Fellmeth, Politisches Bewusstsein. In: Eirene 27 (1990), S. 51; Gutsfeld, Vereinigungswesen. In: Gesellschaften im Vergleich, S. 27 f.; Diosono, Collegia, S. 6, 31, 71 ff. Einschränkend Levi, Collegia e patronato. In: Index 13 (1985), S. 559 f. und für die Provinzen Verboven, Collèges et la romanisation. In: Collegia, S. 25 ff. Zu Geldverteilungen an die Mitglieder Slater, Handouts at Dinner. In: Phoenix 54 (2000), S. 108 ff. Vgl. die ähnliche Zielrichtung der leges sumptuariae. Dazu Baltrusch, Regimen morum, S. 101. 667 Flav. Ioseph., Ant. Iud. 14.10.8 (215 f., ed. Niese). Vgl. dazu Schürer, Gesch. d. jüd. Volkes III, S. 112 mit Fn. 44; Ferrara, Persone giuridiche, S. 30. 668 Cic., de leg. 2.9.22, 2.16.40. 669 Vgl. Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1.1). Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 24 ff. sieht hierin eine zwingende Verbindung. 670 CIL XIV 2112, Sp. 1, Z. 13. Huschke, Lateinische Wachstafeln. In: Ztschr. für geschichtl. Rechtsw. 12 (1845), S. 213 ff. sieht hierin den einzigen legitimen Zweck in vorchristlicher Zeit. 666

VIII. Die Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis

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Recht zur Unterstützung der Armen.671 Dies erforderte wohl auch die Sammlung entsprechender Mittel. Daher liegt es nahe, dass auch Tertullian die Lauterkeit der Ziele, für die gesammelt wurde, betont: Tertullian, Apologeticum 39, 6: Haec quasi deposita pietatis sunt. Quippe non epulis inde nec potaculis nec ingratis voratrinis dispensatur, sed egenis alendis humandisque et pueris ac puellis re ac parentibus destitutis [iamque] domesticis senibus iam otiosis, item naufragis, et si qui in metallis et si qui in insulis vel in custodiis, dumtaxat ex causa Dei sectae, alumni confessionis suae fiunt. Diese (die Beiträge) sind gleichsam Anlagen der Frömmigkeit. Deshalb werden von ihnen auch weder Gastmähler, noch Trinkgelage, noch unnütze Fresshallen finanziert, sondern der Unterhalt und die Begräbnisse der Armen sowie die Knaben und Mädchen, die ihr Vermögen oder ihre Eltern verloren haben, alte Dienstboten, die unnütz geworden sind sowie Schiffbrüchige oder wenn jemand in den Bergwerken oder auf den Inseln oder im Gefängnis, lediglich um der Gemeinde Gottes willen, in Folge seines Bekenntnisses zum Almosenempfänger wird.

Die von Tertullian aufgezählten Verwendungszwecke fielen im Wesentlichen unter die oben bereits als legitim behandelten Zwecke Begräbnis-672 und Armenfürsorge.673 Fraglich ist wohl, ob dies auch für die Gefangenenfürsorge gelten konnte. Das dritte C der Genehmigungsformel nach der lex Iulia de collegiis ist also mit großer Wahrscheinlichkeit zu „conferre“ aufzulösen. 12. CCC – coire, convenire, conferre Wir können also folgenden Wortlaut für die Genehmigung der Vereinsgründung nach der lex Iulia de collegiis vorschlagen: „quibus / senatus coire, convenire, conferre permisit e / lege Iulia ex auctoritate / Aug(usti) ... causa“ (Der Senat hat ihnen gestattet, sich zu versammeln, feierlich zusammenzukommen, (Beiträge) einzusammeln nach der lex Iulia mit Zustimmung des Augustus zum Zwecke ...).674 Die ersten beiden Rechte (coire, convenire) sind durch den Bericht des Livius über die Bacchanalaffäre675 sowie den überlie671

Plin. min., ep. 10.93 CIL XIV 2112, Sp. 1, Z. 13: Senatsbeschluss für den Verein der Verehrer der Diana und des Antinoos aus Lanuvium. Vgl. dazu Laubry/Zevi, Inscription d’Ostie. In: Tribù romane, S. 466; Bandini, Appunti, S. 76; De Ligt, Formation of Semi-Public Collegia. In: Latomus 60 (2001), S. 346 f., Fn. 12; Schrumpf, Bestattung, S. 173. 673 Plin. min., ep. 10.93: Traians Brief an Plinius den Jüngeren über die Vereine von Amisos. 674 Vgl. CIL VI 2193 = CIL VI 4416. Vgl. die zusammenfassende Bemerkung bei Levi, Inscrizioni. In: Athenaeum 41 (1963), S. 387, der jedoch an der überkommenen Auflösung der drei C festhält. 675 Liv., ab urb. cond. 39, 14. 672

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

ferten Tatbestand der lex Iulia maiestatis676 gesichert. Das Begriffspaar „coire, convenire“ ist eine feststehende Wendung im augusteischen Versammlungsrecht. Wie insbesondere das Zeugnis des Asconius zeigt, waren gerade die Versammlungen der Vereine Anlass und Gegenstand der augusteischen Vereinsgesetzgebung.677 Damit ist es naheliegend, dass Versammlungen der Vereine unter einen besonderen Genehmigungsvorbehalt gestellt wurden. Dies bestätigt auch die Weisung Traians an Plinius, der die Überwachung des ordnungsrechtlichen Rahmens bei den autonom gegründeten Vereinen der Amisener empfahl.678 Danach besteht auch bei gesetzmäßig gegründeten Vereinen die Gefahr gesetzwidriger Versammlungen (illiciti coetus). Soweit also zur Erreichung des Vereinszwecks Versammlungen notwendig waren, bedurfte es im Rahmen des Genehmigungsbeschlusses einer besonderen, möglicherweise besonders beschränkten, Versammlungsgenehmigung.679 Daneben hatten wir aufgrund der überlieferten hadrianischen Genehmigungsbeschlüsse eine spezifische Gründungserlaubnis (collegium habere) erwartet.680 Wie unsere Untersuchung jedoch gezeigt hat, konnte kein entsprechender Rekonstruktionsversuch überzeugen. Jedoch ist in den hadrianischen Genehmigungsbeschlüssen regelmäßig auch die Genehmigung, Mitgliedsbeiträge zu erheben (stipem conferre), inzident enthalten.681 Wie wir oben gezeigt haben, findet die Annahme, dass das dritte C der Genehmigungsformel nach der lex Iulia de collegiis für „conferre“ steht, eine Stütze in den Hinweisen auf die Genehmigung, eine Kasse zu haben (arcam habere).682 Zudem sprechen hierfür der politische Kontext der augusteischen Gesetzgebung sowie das Vorbild der Gesetzgebung Caesars. Damit ist jedoch die Frage, warum die Genehmigungsformel nach der lex Iulia de collegiis keine ausdrückliche Gründungsgenehmigung (collegium habere) enthält, nicht beantwortet. Hier bieten sich drei Erklärungen an. Zunächst könnten die drei ordnungsrechtlichen Genehmigungen konstitutiv für die Vereinsgründung sein,683 so dass es neben ihnen keiner ausdrücklichen Genehmigung der Vereinsgründung (collegium habere) bedurfte. Diese wäre dann erst später zu rein deklarato-

676

Ulpianus libro septimo de officio proconsulis (D. 48.4.1.1). Asc., Orat. Cic. 67 (S. 75 ed. Clark). 678 Plin. min., ep. 10.93. 679 Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 84; Mayer-Maly, Gehalt der „Christenbriefe“. In: SDHI 22 (1956), S. 323 f. 680 CIL XIV 2112, Sp. 1, Z. 11–13; CIL XIV 4548; Laubry/Zevi, Inscription d’Ostie. In: Tribù romane, S. 458. 681 CIL XIV 2112, Sp. 1, Z. 11 ff. 682 CIL V 4428; Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1.1). 683 Liu, Government and Collegia. In: Tall order, S. 294; Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 24 ff.; Kaden, Rezension: Eliachevitch. In: SZ 64 (1944), S. 446. 677

VIII. Die Genehmigung nach der lex Iulia de collegiis

295

rischen Zwecken in die Formel aufgenommen worden. Für diese Annahme könnte zunächst der bereits erwähnte,684 auf einer der Siebenbürger Wachstafel erhaltenen Auflösungsbeschluss des collegium Iovis Cerneni aus Alburnus Maior sprechen, der als Grund der Auflösung unteranderem die mangelnde Bereitschaft, sich satzungsgemäß zu versammeln (convenire) und Beiträge zu zahlen (conferre), nennt.685 Dagegen könnte jedoch der Fall der Vereine von Amisos sprechen, deren Versammlungsrecht zumindest stark eingeschränkt war.686 Die ausdrückliche Genehmigung der Vereinsgründung könnte aber auch in der recht knappen Inschrift des Musikervereins687 ausgespart worden sein, da ihre Bedeutung hinter den weiterreichenden, politisch relevanten, ordnungsrechtlichen Genehmigungen zurückstand.688 Als dritte Möglichkeit könnte in Betracht kommen, dass der Verein der Musiker, wie teilweise angenommen wurde,689 bereits in voraugusteischer Zeit bestand und lediglich nachträglich durch den Senat bestätigt wurde.690 Dann hätten die ordnungsrechtlichen Genehmigungen für den Verein vorrangige Bedeutung, da sie ihn als politisch zuverlässigen Verein auswiesen.691 Eine sichere Beantwortung der Frage ist anhand der uns erhaltenen Quellen nicht möglich. In jedem Falle konnten wir zeigen, dass die Genehmigung des Senats nach der lex Iulia de collegiis überwiegend ordnungsrechtlicher Natur war und die Beschränkung und Kontrolle der politischen Tätigkeit der Vereine zum Ziel hatte.692 Dies wurde zum Teil auch durch das Erfordernis eines öffentlichen Nutzens (utilitas civitatis) abgesichert,693 der in die Genehmigungsformel als Zweckbestimmung aufgenommen wurde (... causa).694

684

3. Abschnitt, VIII. 5. und 11. CIL III 924. 686 Plin. min., ep. 10.93. Vgl. Mayer-Maly, Gehalt der „Christenbriefe“. In: SDHI 22 (1956), S. 324 687 CIL VI 2193 = CIL VI 4416. 688 Dazu unten 3. Abschnitt, IX. 689 Vgl. Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 114. Dagegen Liebenam, Röm. Vereinswesen, S. 31. 690 Dazu oben 3. Abschnitt, VII. 691 Dazu unten 3. Abschnitt, IX. 692 Arangio-Ruiz, Legislazione. In: Augustus, S. 105. Jegliche privatrechtliche Bedeutung abstreitend Levi, Inscrizioni. In: Athenaeum 41 (1963), S. 387. 693 Asc., Orat. Cic. 67 (S. 75 ed. Clark). 694 CIL VI 2193 = CIL VI 4416. So Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 84. Vgl. auch Accame, Legislazione. In: BMIR 70 (1942), S. 45. Zudem nimmt Levi, Collegia e patronato. In: Index 13 (1985), S. 558 an, dass eine Höchstmitgliederzahl von Gesetzes wegen festgelegt wurde. 685

296

3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

IX. Die Versammlungsgenehmigung als Zeichen politischer Zuverlässigkeit In der Literatur wird regelmäßig angemerkt, dass die meisten Inschriften695 und Rechtstexte,696 die auf die Genehmigung Bezug nehmen, nur das „coire“ der Formel nennen.697 Dies wird überwiegend damit erklärt, dass es sich hierbei um eine verkürzte, vereinfachte Wiedergabe der Genehmigungsformel nach der lex Iulia de collegiis handele.698 Unsere obigen Ausführungen zur politischen Bedeutung des Versammlungsrechts (coire) legen jedoch einen anderen Schluss nahe. Bedenkt man, dass unkontrollierte Versammlungen (coetus factiosorum hominum sine publica auctoritate)699 einer der Hauptanlässe für die restriktive augusteische Vereinsgesetzgebung waren,700 so bedeutet die Zuerkennung des Versammlungsrechts die Anerkennung als politisch zuverlässiger Verein.701 Dies erklärt die überragende Bedeutung der Versammlungsgenehmigung (coire). Sie führte dazu, dass sich Vereine im Prinzipat allein mit der Bekanntmachung dieser Genehmigung schmückten. Zudem erklärt dies die Privilegierung der mit dem Versammlungsrecht (ius coeundi) ausgestatteten Vereine durch die kaiserliche Rechtsetzung.702 Wir haben oben bereits gesehen,703 dass im Prinzipat erst die Anerkennung durch 695

AE 1935, Nr. 25; AE 1955, Nr. 177, Nr. 184; CIL XIV 10, 168, 169, 256, 4577; AE 1909, Nr. 215; CIL V 7881; CIL VI 85, 1872, 29691; CIL IX 2213; CIL X 1642, 1643, 1647, 3700, 5198. 696 Paulus libro duodecimo ad Plautium (D. 34.5.20); Ulpianus libro quinto ad Sabinum (D. 40.3.1); Callistratus libro primo de cognitionibus (D. 50.6.6.12). 697 Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 114 f.; Trouette, Collèges d’artisans, S. 107; Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 59 f. 698 Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 114; Radin, Legislation, S. 130; Schulz, Classical Roman Law, S. 97; Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991– 1992), S. 60. Anders Waszink, Genossenschaft. In: RAC 10, Sp. 111 f.; Schrumpf, Bestattung, S. 184. 699 Asc., Orat. Cic. 67 (S. 75 ed. Clark). 700 Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 356; ders., Étude I, S. 128; Jolowicz, Roman Foundations, S. 130; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 243, 246; Schulz, Classical Roman Law, S. 97; Schulz-Falkenthal, Politische Aktivität. In: WZ HalleWittenberg 21/2 (1972), S. 80; ders., Handwerkerkollegien. In: Altertum 20/1 (1974), S. 29; Ginsburg, Military Clubs. In: TPAPhA 71 (1940), S. 149; Fellmeth, Politisches Bewusstsein. In: Eirene 27 (1990), S. 50. 701 Waszink, Genossenschaft. In: RAC 10, Sp. 112; Brutti, Diritto privato, S. 242; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 257 ff. 702 Paulus libro duodecimo ad Plautium (D. 34.5.20); Ulpianus libro quinto ad Sabinum (D. 40.3.1). So Fasciato, Associations professionelles. In: MAH 61 (1949), S. 240 f.; Schrumpf, Bestattung, S. 172. 703 2. Abschnitt, IV.

X. Bestätigung (confirmare)

297

die Rechtsordnung in Form der Genehmigung oder der Verleihung bestimmter Rechte durch Senatsbeschlüsse oder kaiserliche Rechtsakte die Personenverbände als Einheit hinreichend bestimmte, so dass sie als einheitliche Gesamtkörper eine Existenz im Recht erlangen.704 Der Umfang der daran geknüpften Rechtsfolgen war der Definitionsmacht der Rechtsordnung unterworfen. Somit waren gänzlich unterschiedliche Ausgestaltungen denkbar. Privilegien, zum Beispiel im Erbrecht, wurden an staatstragende Vereine verliehen, die für hinreichend ungefährlich gehalten wurden, dass man ihnen das Versammlungsrecht zugestand.705 Den unter den Adoptivkaisern mit staatlicher Unterstützung neu gegründeten wirtschaftlichen Vereinigungen wurde das Versammlungsrecht (ius coeundi) durch Gesetz (lege permissum est) verliehen.706 Bei der Bezeichnung der Vereine als solche, denen das Versammlungsrecht gewährt wurde (quibus coire permissum est/licet), handelt es sich also nicht um einen Hinweis auf eine spätere Vereinfachung der Genehmigungsformel nach der lex Iulia de collegiis, sondern um die Hervorhebung der Gewährung des Versammlungsrechts als Anknüpfungspunkt besonderer Privilegien für staatstragende Vereine.

X. Bestätigung (confirmare) Wie wir in unserer Ausgangsquelle707 und dem Senatsbeschluss über den Verein junger Männer () aus Kyzikos708 bereits gesehen haben,709 bestand noch unter den Adoptivkaisern insbesondere für unter römischem Recht lebende oder neu darunter gelangende Gemeinden in den Provinzen die Möglichkeit, bereits bestehende Vereine bestätigen (confirmare) zu lassen.710 Dieses Verfahren beruhte vermutlich auf der lex Iulia de collegiis711 und sollte ursprünglich den Fortbestand der alten (antiqua) oder bereits unter Caesar genehmigten Vereine (legitima) gewährleisten.712 Diese Regelung wird ihre Bedeutung in Rom wohl spätestens im ersten Jahrhundert nach Christus verloren 704

Vgl. Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 457 f. Vgl. Pernice, Labeo I, S. 303; Drioux, Associations, S. 19; Radin, Legislation, S. 116; De Ligt, Formation of Semi-Public Collegia. In: Latomus 60 (2001), S. 350; Sirks, Qui annonae serviunt, S. 171 ff.; ders., Food for Rome, S. 87. 706 Callistratus libro primo de cognitionibus (D. 50.6.6.12). Dazu im 2. Abschnitt, VII. 707 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.). 708 CIL III 7060. 709 2. Abschnitt, V. 1. 710 Vgl. Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 458, Fn. 17. Anders Pernice, Labeo I, S. 299. 711 Vgl. 3. Abschnitt, XI. 712 Suet., Div. Aug. 32, 1. Dazu im 3. Abschnitt, VII. A. A. Leicht, Corporazioni, S. 42, der hierin die allgemeine technische Bezeichnung der Genehmigung durch den princeps sieht. 705

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

haben, sobald die Altfälle entschieden waren und neue Anträge nicht mehr glaubhaft erscheinen konnten. Ein neues Feld eröffnete sich jedoch in den Gemeinden der Provinzen, die erst später unter römisches Recht fielen oder erst später die Notwendigkeit sahen, ihre althergebrachten Vereine durch den römischen Senat anerkennen zu lassen.713 So ist es bezeichnend, dass die uns erhaltenen Belege für Bestätigungsverfahren im provinzialen Kontext angesiedelt sind. Gaius erwähnt das Bestätigungsverfahren in seinem Kommentar zu Provinzialedikt.714 Der einzige fragmentarisch erhaltene Beschluss dieses Typs stammt aus der mysischen Gemeinde Kyzikos in der Provinz Asia.715 Die Bürger von Kyzikos bitten um die Bestätigung (ut ... confirmetur) ihres Vereins junger Männer (), der bereits von alters her besteht (corpus quod appellatur ne/on et habent in civitate).716 Damit bleibt die ursprünglich in ihrer Wirkungsdauer beschränkte Vorschrift der lex Iulia de collegiis vermutlich jedenfalls bis in severische Zeit in Anwendung. XI. Genehmigungsverfahren und räumliche Geltung

XI. Das Genehmigungsverfahren und die räumliche Geltung der lex Iulia de collegiis Aus der Inschrift des Vereins der Musiker lässt sich zudem ein Hinweis auf das Genehmigungsverfahren entnehmen. Die Genehmigung erfolgte durch den Senat mit Zustimmung des Kaisers nach der lex Iulia de collegiis.717 Die oben behandelte Inschrift aus Kyzikos718 könnte darauf hinweisen, dass der Genehmigungsantrag an die kaiserliche Kanzlei zu richten war und der Kaiser oder eine von ihm ermächtigte Person719 den Antrag dem Senat zur Entscheidung vorlegte (relatio)720.721 Darauf könnte auch eine Stelle im Panegyricus 713 Vgl. De Ligt, Formation of Semi-Public Collegia. In: Latomus 60 (2001), S. 351 f. Zu dem Nebeneinander lokaler und senatorischer Genehmigung Haeperen, Collèges de dendrophores. In: Collegia, S. 54 f. Einschränkend hinsichtlich der Bedeutung solcher Genehmigungen in den Provinzen Harland, Imperial Cults. In: AHB 17 (2003), S. 91. 714 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.). 715 CIL III 7060. 716 Forbes, NEOI, S. 40 f. 717 CIL VI 2193 = CIL VI 4416. Vgl. Mommsen, Röm. Urkunden. In: Ges. Schr. 3, S. 115; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 240 ff. 718 CIL III 7060. 719 Zu diesem Problem Nicolet, Jus relationis. MEFRA 100/2 (1988), S. 842 ff.; Jacques/ Scheid, Rom und das Reich I, S. 94. 720 Zum ius relationis Nicolet, Jus relationis. MEFRA 100/2 (1988), S. 840 ff.; Jacques/ Scheid, Rom und das Reich I, S. 94. 721 De Robertis, Dir. Ass., S. 195 ff.; ders., Storia I, S. 225 ff.; Laubry/Zevi, Inscription d’Ostie. In: Tribù romane, S. 462 f.; Nicolet, Jus relationis. MEFRA 100/2 (1988), S. 842 f.; Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 60; Radin, Legislation, S. 96. Vgl. auch Accame, Legislazione. In: BMIR 70 (1942), S. 45.

XI. Genehmigungsverfahren und räumliche Geltung

299

des jüngeren Plinius für Kaiser Traian hindeuten. Darin rechnet Plinius mit der Herrschaft Domitians ab und beklagt die Verzögerung der Senatssitzungen durch die Notwendigkeit exzessiven Herrscherlobs in jedem Beitrag zur Debatte. Dabei nennt er als Beispiel für eine einfache Frage des Tagesgeschäfts des Senats die Gründung eines Handwerkervereins. Plinius der Jüngere, Panegyricus 54, 3 f.: ... nihil ante tam vulgare, tam parvum in senatu agebatur, ut non laudibus principum immorarentur, quibuscumque censendi necessitas accidisset. de ampliando numero gladiatorum aut de instituendo collegio fabrorum consulebamur ... ... Vormals wurde nichts so Gewöhnliches, so Kleines im Senat behandelt, dass sich (die Senatoren) nicht mit Lobpreisungen der Kaiser aufhielten und jeden die Notwendigkeit traf, zuzustimmen. Wir berieten über die Erhöhung der Zahl der Gladiatoren oder die Gründung eines Handwerkervereins. ...

Die Stelle kann als sicherer Beleg dafür gelten, dass der Senat unter Domitian regelmäßig mit der Gründung von Vereinen befasst war.722 Über Details des Verfahrens erfahren wir jedoch nichts. Jedoch könnte es sich bei den Beispielen um Entscheidungen handeln, die einem Antrag des Kaisers folgten.723 Dies würde vielleicht auch erklären, warum sie als gute Beispiele der Verlängerung eigentlich einfacher Debatten durch exzessives Herrscherlob zu dienen, besonders geeignet waren.724 Wir können also davon ausgehen, dass die Anträge auf Genehmigung der Vereinsgründung nach der lex Iulia de Collegiis regelmäßig an die kaiserliche Kanzlei zu richten waren.725 Der Kaiser oder eine von ihm ermächtigte Person legte dann den Antrag dem Senat zur Entscheidung vor. Damit behielt der Kaiser die Kontrolle über das Vereinswesen und konnte verhindern, dass sich Senatoren mit dem Vorantreiben der Genehmigung der Vereinsgründung ihre eigene Machtbasis erweiterten.726 Ein solches Verfahren folgt einer althergebrachten Praxis. Dies ergibt sich aus dem oben behandelten Senatus Consultum de Bacchanalibus, nach dem der Antrag auf Ausnahmegenehmigung an den Stadtprätor zu richten war, der ihn dann dem Senat vorlegte.727 Insbesondere die Inschrift aus Kyzikos728 wirft zudem die Frage nach der räumlichen Geltung der lex Iulia de Collegiis auf. Fraglos galt die lex Iulia de

722 Vgl. auch Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 71; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 241. 723 Duff, Personality, S. 115 f. 724 A. A. Weber, Kollegienwesen. In: Gesellschaft und Wirtschaft, S. 112. 725 A. A. Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 83 f. 726 Vgl. Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 87; Cracco Ruggini, Stato e associazioni. In: Akten des VI. Int. Kongr. für griech. und lat. Epigr., S. 276. 727 CIL I2 581, Z. 4 ff., 8 f., 17 f., 21. So schon De Robertis, Storia I, S. 226. 728 CIL III 7060.

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

Collegiis in Rom und vermutlich auch in Italien.729 Dies legt schon der Bericht des Sueton nahe, nach dem Augustus durch seine Maßnahmen offensichtlich nicht nur die Sicherheit in der Stadt Rom wieder herstellen wollte, sondern ganz Italien zu sichern bemüht war.730 Wie wir aus unserer Ausgangsquelle731 erfahren, war die Anerkennung von Vereinen in den Provinzen für den Rechtsverkehr durch Gesetze, Senatsbeschlüsse und Kaiserkonstitutionen beschränkt (nam et legibus et senatus consultis et principalibus constitutionibus ea res coercetur). Wie Randazzo zu Recht betont, scheint es sich hierbei eher um allgemeine Regelungen mit restriktivem Charakter zu handeln, als um Genehmigungen einzelner Vereine.732 Dies lässt die Möglichkeit der Anwendbarkeit der lex Iulia de collegiis in den Provinzen offen.733 Über die nachträgliche Bestätigung von bereits bestehenden Vereinen berichtet Gaius in unserer Ausgangsquelle,734 dass die Bestätigung durch Senatsbeschlüsse oder Kaiserkonstitutionen erfolgte. Diese Aussage deckt sich mit dem aus Kyzikos überlieferten Senatsbeschluss.735 Wir können wohl davon ausgehen, dass das Gleiche auch von anfänglichen Genehmigungen gilt. Da die Genehmigung für den Verein aus Kyzikos durch Senatsbeschluss erfolgt und Kyzikos in der senatorischen Provinz Asia liegt,736 lässt sich vermuten, dass die Genehmigungen in den senatorischen Provinzen durch den Senat,737 in den kaiserlichen aber durch die kaiserliche Verwaltung erfolgte.738 729

So Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 409 unter Berufung auf Tac., Ann. 14, 1. Ebenso Lo Bianco, Collegi Artigiani, S. 15; Torri, Corporazioni, S. 47 f.; Weiss, Institutionen, S. 120; De Robertis, Storia I, S. 248 ff.; Liu, Government and Collegia. In: Tall order, S. 301. A. A. Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 82 f.; Gilly, Collèges funéraires, S. 52 f.; Mitteis, RP, S. 396. Insbesondere die zeitliche Entwicklung ist umstritten. Dazu zusammenfassend Mentxaka, Derecho de Asociación. In: BIDR 98–99 (1995–1996), S. 204 f. 730 Suet., Div. Aug. 32, 1. Dazu Radin, Legislation, S. 93. 731 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.). 732 Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 65. Ebenso Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 81 f.; Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 20. 733 Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 82. 734 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.). 735 CIL III 7060. 736 Christ, Kaiserzeit, S. 105. 737 Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 83; Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 353; Gilly, Collèges funéraires, S. 56; Trouette, Collèges d’artisans, S. 58; Müller, Veteranenvereine. In: Neue Jahrbücher 15 (1912), S. 282; San Nicolò, Ägyptisches Vereinswesen II, S. 11; Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 18; Leicht, Corporazioni, S. 41; D’Orgeval, Hadrien, S. 278; De Robertis, Storia I, S. 264 ff. Demgegenüber nimmt Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 409 ein anfänglich einheitliches System für alle Provinzen an. 738 Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 353; Gilly, Collèges funéraires, S. 56; Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 83 f.; Trouette, Collèges d’artisans, S. 58; Liebenam, Röm. Vereinswesen, S. 39; San Nicolò, Ägyptisches Vereinswesen II, S. 11; Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 18; Leicht, Corporazioni, S. 41; D’Orgeval, Hadrien, S. 278; De

XI. Genehmigungsverfahren und räumliche Geltung

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Einen Sonderfall bildet auch hier das Zeugnis des Briefwechsels zwischen Plinius und Traian,739 da Plinius als kaiserlicher Sondergesandter die grundsätzlich senatorische Provinz Bithynien und Pontus mit besonderem Mandat verwaltete.740 Damit stellt sich jedoch weiterhin die Frage nach dem räumlichen Anwendungsbereich der lex Iulia de collegiis. Wir haben durch die Inschrift aus Kyzikos gesehen, dass auch in einer senatorischen Provinz die Bestätigung des Vereins auf Beschlussantrag (relatio) eines Vertreters des Kaisers erfolgte. Zudem haben wir oben gesehen, dass, wenn auch keine Begründung erhalten ist, die Genehmigung den Vorgaben der lex Iulia de collegiis entsprach.741 Dies könnte ein Eingriff des Antoninus Pius in den Kompetenzbereich des Senats aufgrund der besonderen Beziehung von Kyzikos zum Kaiserhaus742 gewesen sein. Wahrscheinlicher scheint uns jedoch, dass jedenfalls auch in den senatorischen Provinzen die lex Iulia de collegiis unmittelbar Anwendung fand. Somit behielt der Kaiser auch hier die Kontrolle über das als politisch gefährlich erachtete Vereinswesen. Die scheinbar entgegenstehenden Inschriften der Centonarii von Hispalis (Sevilla)743 beziehen sich nicht auf eine Genehmigung durch den Kaiser, sondern auf dessen Unterstützung bei der Gründung.744 Auch in den kaiserlichen Provinzen werden sich die Statthalter am materiellen Recht Roms orientiert haben.745 Die Kontrolle des Vereinswesens oblag in den Provinzen, wie der Briefwechsel des jüngeren Plinius mit Traian zeigt, natürlich unabhängig von der Anwendbarkeit der lex Iulia den Stadthaltern.746 Zwar stellt Plinius als Sondergesandter des Kaisers einen Sonderfall dar, doch bestätigen dies auch Marcian747 und Philon von Alexandria,748 der in Robertis, Storia I, S. 266 ff.; Cotter, Collegia. In: Voluntary Associations, S. 79. Zusätzliche, konkurrierende kaiserliche Genehmigungen in den senatorischen Provinzen nimmt Müller, Veteranenvereine. In: Neue Jahrbücher 15 (1912), S. 282 an. A. A. Sommer, Vereinigungen im südwestl. Kleinasien, S. 59 ff. 739 Plin. min., ep. 10.33 f. 740 Christ, Kaiserzeit, S. 105; Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991– 1992), S. 72; Liu, Government and Collegia. In: Tall order, S. 302. 741 Dazu 3. Abschnitt, X. 742 Witulski, Kaiserkult, S. 101 ff. 743 AE 1987, Nr. 496; CIL II 1167 = CILA II/1, 6. Dazu im 2. Abschnitt, V. 1. 744 CIL II 1167 = CILA II/1, 6. A. A. Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 353; ders., Étude I, S. 126; Gilly, Collèges funéraires, S. 49, 56; Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 19; D’Ors, Epigrafía jurídica, S. 391; De Ligt, Formation of Semi-Public Collegia. In: Latomus 60 (2001), S. 345. 745 Mitteis, RP, S. 396; De Ligt, Formation of Semi-Public Collegia. In: Latomus 60 (2001), S. 347. Vgl. auch De Ligt, a.a.O., S. 353 zur  des griechischen Ostens. 746 Plin. min., ep. 10.33 f.; 10.92 f., 10.96.7. Vgl. De Robertis, Storia I, S. 261 f. 747 Marcianus libro tertio institutionum (D. 47.22.1. pr.). 748 Philon Alex., In Flac. 4.

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

seiner Schrift gegen Flaccus berichtet, Aulus Avillius Flaccus, der Präfekt von Ägypten (32–38 n. Chr.),749 habe alle Vereine, die nur vorgeblich religiösen Charakter hatten, aufgelöst.750 Wir gehen also davon aus, dass die lex Iulia de collegiis zumindest in Rom, Italien und den senatorischen Provinzen in Geltung stand.751 Unter ihr waren Anträge auf die Genehmigung der Gründung eines Vereins oder die Bestätigung eines bereits bestehenden Vereins an die kaiserliche Kanzlei zu richten. Wenn die Prüfung des Antrags hier keine Bedenken ergab, legte der Kaiser den Antrag dem Senat zur Beratung und Entscheidung vor.752

XII. Datierung und Geltungsdauer der lex Iulia de collegiis Eine sichere Grundlage für die Datierung der lex Iulia de collegiis bieten die Quellen nicht.753 Sie wird heute wohl überwiegend auf die Jahre der großen augusteischen Reformen nach der Festigung der Herrschaft754 und der Erlangung der vollen tribunizischen Gewalt755 etwa zwischen 22 und 17 vor Christus datiert.756 Demgegenüber wird teilweise angenommen, die lex Iulia de collegiis sei erst im Jahr 7 vor Christus erlassen worden.757 Diese Ansicht geht auf Waltzing zurück.758 Waltzing schlug das Jahr 7 vor Christus vor, da in diesem Jahr die Lustrenzählung des collegium fabrum tignariorum759 beginnt.760 Dies 749

Kienast, Avillius In: DNP II, Sp. 371. Mentxaka, Derecho de Asociación. In: BIDR 98–99 (1995–1996), S. 206. 751 Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 409; Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 18. Kritisch Zimmermann, Handwerkervereine, S. 16 f. 752 A. A. Waltzing, Étude I, S. 127 f. 753 Rotondi, Leges publicae, S. 443. 754 Christ, Kaiserzeit, S. 103; Rotondi, Leges publicae, S. 442 ff.; Levick, Augustus, S. 94 f.; Arangio-Ruiz, Legislazione. In: Augustus, S. 102; Behrends, Princeps legibus solutus. In: FS Starck, S. 3; Spagnuolo Vigorita, Nuove leggi, S. 41 ff. 755 Grosso, Storia, S. 354 ff.; Levick, Augustus, S. 84, 90; Behrends, Princeps legibus solutus. In: FS Starck, S. 12. Vgl. auch Buongiorno, Storia di un dialogo. In: Fontes Iuris, S. 275 f. 756 22 v. Chr.: Cracco Ruggini, Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 76; De Ligt, Governmental Attitudes. In: Mercati, S. 244, Fn. 33; Diosono, Collegia, S. 31. 21 v. Chr.: Rotondi, Leges publicae, S. 443; Spagnuolo Vigorita, Nuove leggi, S. 41 ff. 757 Mahaim, Association professionelle, S. 5; Mitteis, RP, S. 395, Fn. 22; Bandini, Appunti, S. 64; Torri, Corporazioni, S. 46. 758 Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 353; ders., Étude I, S. 117. 759 Dazu Lafer, Omnes collegiati, S. 50 f.; Kolb, Rom, S. 480 f.; Storchi Marino, Censo e artigiani. In: Studi Lepore III, S. 602. Zum collegium Kneissl, Fabri. In: E fontibus haurire, S. 134 f. 760 CIL VI 10299. 750

XII. Datierung und Geltungsdauer der lex Iulia de collegiis

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kann aber auch auf eine innere Reform des Vereins oder einen anderen Grund zurückgehen.761 Uns scheint es wahrscheinlicher, dass die lex Iulia de collegiis im gleichen Zeitraum wie die leges Iuliae de vi762 und maiestatis763 erlassen wurde. Es ist naheliegend, das Augustus in seinen Bestrebungen das Reich neu zu ordnen, die Sachverhalte, die sich in der ausgehenden Republik als gefährlich für die öffentliche Ordnung erwiesen hatten, in einem „Gesetzespaket“ regelte.764 Einen Hinweis auf das Jahr 22 vor Christus könnte Cassius Dio liefern, der berichtet, dass Augustus in diesem Jahr Gastmähler () verboten oder beschränkt habe.765 Es ist zwar möglich, aber keines Falls sicher, dass Gastmähler () hier gesellige Vereine meint.766 Vielmehr könnte Cassius, der an dieser Stelle Eingriffe des Augustus in den Aufgabenbereich der Zensur berichtet, sich auf sumptuarische Maßnahmen beziehen. Wir können also wohl mit hinreichender Sicherheit von einer Datierung etwa zwischen 22 und 17 vor Christus ausgehen. Eine genauere Datierung lässt die Quellenlage nicht zu. Wie wir oben bereits gezeigt haben,767 stellte die lex Iulia de collegiis das „Grundgesetz“768 für das Recht der privaten Personenverbände bis jedenfalls in severische Zeit dar.769 Eine grundlegende Neuregelung lässt sich nicht nachweisen. Natürlich ist davon auszugehen, dass die Bestimmungen der lex 761 Panciera, Fasti Fabrum Tign. In: ZPE 43 (1981), S. 271; Royden, Magistrates, S. 134, Fn. 36; Lafer, Omnes collegiati, S. 76; De Ligt, Governmental Attitudes. In: Mercati, S. 244, Fn. 29; Kolb, Rom, S. 481. Zweifel schon bei Premerstein, Edikte aus Kyrene. In: SZ 48 (1928), S. 442. 762 17 v. Chr.: Labruna, Vim fieri veto, S. 24. 19 v. Chr.: Vitzthum, Untersuchungen, S. 128; Cloud, Lex Iulia de vi I. In: Athenaeum, N. S., Bd. 66 (1988), S. 587. 763 Rotondi, Leges publicae, S. 453. Zu den Problemen der Zuschreibung und Datierung Arangio-Ruiz, Legislazione. In: Augustus, S. 136 f.; Bauman, Crimen Maiestatis, S. 266 ff.; Avenarius, Maiestas. In: RAC 23, Sp. 1143 m.w.N. 764 Schrumpf, Bestattung, S. 184; Spagnuolo Vigorita, Nuove leggi, S. 42 f. Vgl. allgemein Guarino, Ordinamento giuridico, S. 192. 765 Cass. Dio, hist. Rom. 54.2.3. So De Robertis, Dir. Ass., S. 178 f.; Accame, Legislazione. In: BMIR 70 (1942), S. 42. 766 Accame, Legislazione. In: BMIR 70 (1942), S. 42. 767 3. Abschnitt, VIII. 4. f). 768 Mitteis, RP, S. 395. 769 Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 353; ders., Étude I, S. 128; Maué, Praefectus Fabrum, S. 23 ff.; Müller, Veteranenvereine. In: Neue Jahrbücher 15 (1912), S. 282; De Robertis, Paternità della Lex Julia. In: Diritto del Lavoro 6 (1932), S. 457; ders., Storia I, S. 215 f.; Lo Bianco, Collegi Artigiani, S. 15; Monti, Corporazioni, S. 28 ff.; Leicht, Corporazioni, S. 41; Schulz, Classical Roman Law, S. 96; Schulz-Falkenthal, Römische Handwerkerkollegien. In: WZ Halle-Wittenberg 22/2 (1973), S. 22; Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 71 f.; Gutsfeld, Vereinigungswesen. In: Gesellschaften im Vergleich, S. 30; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 242; Tran, Membres des associations, S. 351 ff.

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

Iulia de collegiis in bestimmten Bereichen durch spätere Regelungen überlagert oder ergänzt wurden.770 Auch wird das Gesetz in der Praxis nicht immer gleich interpretiert und angewandt worden sein. Dennoch können wir der Annahme de Ligts nicht folgen, dass die Fortgeltung eines Gesetzes der Gründungszeit des Prinzipats771 jeglicher Grundlage entbehre. So sprechen unseres Erachtens die repressiven Maßnahmen des Kaisers Claudius gegen die unter Caligula wieder gegründeten Vereine für eine erneut strengere Durchsetzung der Regelungen der lex Iulia de collegiis.772 Das Gleiche gilt für die bei Tacitus berichtete Auflösung der gesetzwidrigen Vereine in Pompeii.773 Nachdem es im Rahmen von Gladiatorenspielen zu Ausschreitungen zwischen Bürgern von Nuceria Alfaterna, zwischen dem heutigen Nocera Inferiore und Nocera Superiore in der Provinz Salerno (Kampanien/Italien) gelegen, und den Einwohnern Pompeiis gekommen war, führten einige Bürger von Nuceria Beschwerde bei Kaiser Nero.774 Der Kaiser verwies den Fall an den Senat. Der Senat beauftragte die Konsuln mit der Untersuchung des Vorfalls. Die Untersuchung der Konsuln ergab unter anderem, dass es in Pompeii zahlreiche Vereine gab, die nicht im Einklang mit den Gesetzen gegründet worden waren (contra leges instituerant).775 Der Senat belegte daraufhin Pompeii mit einem zehnjährigen Verbot öffentlicher Spiele.776 Diejenigen, die im Rahmen der Unruhen Straftaten begangen hatten, wurden verurteilt und die Rädelsführer verbannt.777 Daneben beschloss der Senat die Auflösung der 770

Siehe den Plural (leges) bei Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.) und Tac., Ann. 14, 17. Vgl. Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 84 f.; Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 353; Gilly, Collèges funéraires, S. 53 f.; Saleilles, Communautés chrétiennes. In: Mélanges Girard II, S. 499; Schulz, Classical Roman Law, S. 86, 96; Impallomeni, Persona Giuridica. In: NNDI 12, S. 1030; Moeller, Riot at Pompeii. In: Historia 19 (1970), S. 86; De Robertis, Storia I, S. 246 ff.; Monti, Corporazioni, S. 31 ff.; Waszink, Genossenschaft. In: RAC 10, Sp. 111; Diosono, Collegia, S. 33. 771 De Ligt, Governmental Attitudes. In: Mercati, S. 249 nimmt Caesar als Urheber an. 772 Cass. Dio, hist. Rom. 60.6.6. A. A. De Ligt, Governmental Attitudes. In: Mercati, S. 247. 773 Tac., Ann. 14, 17. Vgl. auch Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991– 1992), S. 71. Dazu im 3. Abschnitt, XIII. 774 Castrén, Ordo populusque Pompeianus, S. 111. Überlegungen zum politischen Hintergrund bei Galsterer, Seditio. In: FS Vittinghoff, S. 324 ff. 775 Vgl. Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 71; Drioux, Associations, S. 13; Radin, Legislation, S. 121 f.; Cotter, Collegia. In: Voluntary Associations, S. 81; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 245 ff.; Öhler, Römisches Vereinsrecht. In: Zwischen den Reichen, S. 57. 776 Moeller, Riot at Pompeii. In: Historia 19 (1970), S. 91 ff.; Castrén, Ordo populusque Pompeianus, S. 111; Liu, Government and Collegia. In: Tall order, S. 301. 777 Vgl. Callistratus libro sexto de cognitionibus (D. 48.19.28.3). Dazu Moeller, Riot at Pompeii. In: Historia 19 (1970), S. 87 ff.; Galsterer, Seditio. In: FS Vittinghoff, S. 333; Castrén, Ordo populusque Pompeianus, S. 112.

XIII. Illicita collegia

305

gesetzwidrig bestehenden Vereine.778 Der Bericht des Tacitus enthält keinen Hinweis darauf, dass die betroffenen Vereine in die Unruhen verstrickt waren.779 Ihre Entdeckung scheint ein Nebenprodukt der Untersuchung der Konsuln vor Ort gewesen zu sein.780 Im Zuge der Wiederherstellung der Ordnung setzte der Senat auch die lex Iulia de collegiis konsequent durch. Ebenso gibt der Bestätigungsbeschluss für den Verein junger Männer () aus Kyzikos781 unter Antoninus Pius, auch wenn er keine Rechtsgrundlage nennt, keinen Anlass, eine von der lex Iulia de collegiis abweichende Gesetzeslage anzunehmen.782

XIII. Illicita collegia Wir haben bereits oben das Problem der gesetzwidrigen Vereine (collegia illicita) gestreift.783 Die Frage, wann ein Verein gesetzwidrig (illicitum) wird, ist im Schrifttum seit jeher umstritten. Teilweise wird angenommen, dass es sich hierbei um Vereine mit strafbaren oder politischen Zielen gehandelt habe, die somit nicht genehmigungsfähig waren.784 Andere nehmen an, dass es sich hierbei um ursprünglich genehmigte Vereine handelte, die dann strafbare oder politische Ziele verfolgten.785 Ebenso wird vertreten, dass es sich bei

778

Giovannini, Terrorismo e antiterrorismo. In: Terror et Pavor, S. 295; Labat, Collèges d’artisans, S. 28; Gilly, Collèges funéraires, S. 50, 56; Schulz-Falkenthal, Magistratswahlen in Pompeji. In: Altertum 17/1 (1971), S. 29; Öhler, Römisches Vereinsrecht. In: Zwischen den Reichen, S. 57; Bendlin, Zusammenkunft um der religio willen. In: Verrechtlichte Religion, S. 70 f. 779 So aber die Vermutung bei Müller, Veteranenvereine. In: Neue Jahrbücher 15 (1912), S. 283; Schulz-Falkenthal, Magistratswahlen in Pompeji. In: Altertum 17/1 (1971), S. 29; Jones, Roman Economy, S. 46; Cracco Ruggini, Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 92; Sommer, Vereinigungsunruhen. In: Vereine, Synagogen und Gemeinden, S. 79. Demgegen über nimmt Meiggs, Roman Ostia, S. 311 an, dass die Beteiligung jedenfalls von den Konsuln vermutet wurde. 780 Öhler, Römisches Vereinsrecht. In: Zwischen den Reichen, S. 57. 781 CIL III 7060. 782 Vgl. oben 3. Abschnitt, X. 783 3. Abschnitt, VIII. 4. f) bb). 784 Saleilles, Communautés chrétiennes. In: Mélanges Girard II, S. 487 ff., 499; Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, S. 60; Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 409; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 254 ff.; Schrumpf, Bestattung, S. 172; Sommer, Vereinigungen im südwestl. Kleinasien, S. 59; Sirks, Kaiserliche Gesetzgebung. In: Vereine, Synagogen und Gemeinden, S. 25, 27. Einschränkend Radin, Legislation, S. 116 f. für die Zeit bis Alexander Severus. 785 Waltzing, Étude I, S. 133 f. Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 93 ff.; Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 23, 57 f.

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

den gesetzwidrigen Vereinen (collegia illicita) um ungenehmigte Vereine handelte.786 Wir haben oben bereits zeigen können, dass ein Verein dann gesetzwidrig war, wenn er die Grenzen der Genehmigung überschritt.787 Das Gleiche muss für einen Verein gegolten haben, der von Anfang an nicht über die nach der lex Iulia de collegiis erforderliche Genehmigung verfügte,788 da seine Mitglieder immer ungenehmigte und damit gesetzwidrige Versammlungen bildeten. Dabei wird es im Rahmen des Ordnungsrechts aufgrund der anderen Zielsetzung nicht darauf angekommen sein, ob es sich bei dem aufzulösenden „collegium illicitum“ um einen rechtsfähigen Verein im Sinne Privatrechts, der erst aufgrund seiner Genehmigung anerkannt wurde, handelte.789 In der dritten lex des Titels de collegiis et corporibus (D. 47.22) sind uns in den Digesten Fragmente des Endes eines Kapitels über gesetzwidrige Vereine (De illicitis collegiis) aus Marcians zweitem Buch über die öffentliche Verfahren erhalten geblieben.790 Das principium des erhaltenen Texts behandelt die Folgen der Auflösung gesetzwidriger Vereine durch kaiserliche Anordnungen oder Konstitutionen oder Senatsbeschlüsse. Damit werden wir uns später befassen. Im ersten Paragraphen fasst Marcian die Ergebnisse vorhergehender Ausführungen zusammen: Marcianus libro secundo iudiciorum publicorum (D. 47.22.3.1) In summa autem, nisi ex senatus consulti auctoritate vel Caesaris collegium vel quodcumque tale corpus coierit, contra senatus consultum et mandata et constitutiones collegium celebrat. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass, wenn ein Verein oder sonst ein derartiger Körper sich nicht im Rahmen der Genehmigung durch einen Senatsbeschluss oder eine

786

Ratti, Antica iscrizione. In: Diss. d. Pont. Acc. 2 (1825), S. 445 f.; Savigny, System II, S. 259; Kayser, Abhandlungen, S. 195; Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 354; ders., Étude I, S. 132; Mahaim, Association professionelle, S. 6; Mommsen, Römische Korporationen. In: SZ 25 (1904), S. 47; Neubecker, Vereine I, S. 71; San Nicolò, Ägyptisches Vereinswesen II, S. 12; Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 238; Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 57; De Robertis, Problema della Illiceità. In: BIDR 44 (1936/37), S. 410; Lo Bianco, Collegi Artigiani, S. 21; Bandini, Appunti, S. 81 ff.; Torri, Corporazioni, S. 48; Rabel, Grundzüge, S. 45 f.; Schulz, Classical Roman Law, S. 98; Meiggs, Roman Ostia, S. 311; Marotta, Mandata, S. 157 f.; Brutti, Diritto privato, S. 241; Ménard, Maintenir l’ordre, S. 29; Giovannini, Terrorismo e antiterrorismo. In: Terror et Pavor, S. 294; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 226. Nach Radin, Legislation, S. 106 ab Alexander Severus. 787 3. Abschnitt, VIII. 4. f) bb). So auch Coli, Collegia, S. 114 f.; De Robertis, Storia I, S. 220, 353 ff.; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 446; De Ligt, Formation of Semi-Public Collegia. In: Latomus 60 (2001), S. 350. 788 So Coli, Collegia, S. 114 f., 129; Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 57; De Robertis, Problema della Illiceità. In: BIDR 44 (1936/37), S. 410; ders., Storia I, S. 220. A. A. Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 93 ff. 789 Vgl. die Überlegung bei Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, S. 55, 60. 790 Dazu oben 3. Abschnitt, VIII. 4. f) bb).

XIII. Illicita collegia

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kaiserliche Verfügung versammelt, der Verein (die Versammlung) gegen den Senatsbeschluss, die kaiserlichen Anordnungen oder Konstitutionen abhält.

Wie wir oben gezeigt haben, hat der erste Paragraph ursprünglich die Frage behandelt, unter welchen Voraussetzungen ein Verein gesetzwidrig ist (si qua fuerint illicita).791 Subjekt der Stelle ist der Verein. Am Ende der Stelle ist das Objekt „eine Versammlung“ (coetum) ausgefallen, so dass wir lesen: „hält der Verein eine Versammlung ab“ (collegium [coetum] celebrat). Wenn sich also ein Verein nicht im genehmigten Rahmen versammelt, verstößt er gegen seine Genehmigungsauflagen. Damit verlässt er den ihm von der Rechtsordnung eingeräumten Freiraum. Er handelt nicht mehr als genehmigter Verein und ist somit als gesetzwidriger Verein (illicitum collegium) anzusehen. Diese Ansicht wird durch die übrigen bereits behandelten Stellen über gesetzwidrige Vereine oder die Auflösung von Vereinen gestützt.792 Die Rechtsfolgen der Auflösung gesetzwidriger Vereine durch kaiserliche Anordnungen oder Konstitutionen oder Senatsbeschlüsse werden im principium der dritten lex des Titels de collegiis et corporibus (D. 47.22) behandelt: Marcianus libro secundo iudiciorum publicorum (D. 47.22.3 pr.) Collegia si qua fuerint illicita, mandatis et constitutionibus et senatus consultis dissolvuntur: sed permittitur eis, cum dissolvuntur, pecunias communes si quas habent dividere pecuniamque inter se partiri. Vereine werden, wenn sie gesetzwidrig sind, durch kaiserliche Anordnungen oder Konstitutionen oder Senatsbeschlüsse aufgelöst. Aber es wird ihnen gestattet, wenn sie aufgelöst werden, ihr gemeinsames Vermögen, so sie welches haben, zu teilen und das (verbliebene) Geld untereinander aufzuteilen.

791

3. Abschnitt, VIII. 4. f) bb). Plin. min., ep. 10.93: „... possumus ... non impedire, eo facilius si tali collatione non ad turbas et ad illicitos coetus, ... utuntur.“ (können wir sie nicht daran hindern, (einen Verein zu Gründen) ..., umso weniger, wenn eine solche Vereinigung nicht für Unruhen und gesetzwidrige Versammlungen, ... genutzt wird.); Plin. min., ep. 10.34.1: „Quodcumque nomen ex quacumque causa dederimus iis, qui in idem contracti fuerint, hetaeriae eaeque brevi fient.“ (Welchen Namen wir ihnen aus welchem Grund auch immer geben, diejenigen, die in ihnen verbunden sind, werden sie in Kürze zu politischen Gruppierungen machen.); Marcianus libro tertio institutionum (D. 47.22.1. pr.): „dum tamen semel in mense coeant, ne sub praetextu huiusmodi illicitum collegium coeat.“ (solange sie sich nur einmal im Monat versammeln, so dass nicht unter einem solchen Vorwand ein gesetzwidriger Verein zusammentritt); Marcianus libro tertio institutionum (D. 47.22.1.1): „Sed religionis causa coire non prohibentur, dum tamen per hoc non fiat contra senatus consultum, quo illicita collegia arcentur.“ (Aber aus religiösen Gründen sich zu versammeln wird nicht verboten, wenn dadurch nicht gegen einen Senatsbeschluss verstoßen wird, der sich gegen gesetzwidrige Vereine richtet.); Ulpianus libro singulari de officio praefecti urbi (D. 1.12.1.14): „qui illicitum collegium coisse dicuntur“ (von denen es heißt, dass sie sich als verbotener Verein versammeln). 792

308

3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

Der aufgelöste Verein verlor seine rechtliche Existenz.793 Das Vereinsvermögen durften die Mitglieder jedoch untereinander aufteilen.794 Diese Rechtsfolgen zeigen, dass es sich bei der Auflösung der Vereine lediglich um eine ordnungsrechtliche Maßnahme handelte. Es ist zu Recht betont worden, dass es unvorstellbar ist, dass die Mitglieder das Vereinsvermögen unter sich hätten aufteilen dürfen, wenn der gesetzwidrige Verein (illicitum collegium) als Straftatbestand angesehen worden wäre oder sich die Gesetzwidrigkeit aus Straftaten ergeben hätte.795 Damit stehen auch die sonstigen Nachrichten über Vereinsauflösungen in den Quellen in Einklang. Bei den Vereinsauflösungen unter Claudius796 und durch den Präfekten von Ägypten Aulus Avillius Flaccus797 unter Tiberius wird nur von der Auflösung rechtswidriger Vereine berichtet, nicht aber von durch deren Mitglieder begangenen Straftaten oder einer weitergehenden Verfolgung der Mitglieder. Insbesondere der oben erörterte Bericht des Tacitus über die Auflösung der gesetzwidrigen Vereine in Pompeii unterstreicht den ordnungsrechtlichen Charakter der Vereinsauflösung.798 Nach Unruhen bei Gladiatorenspielen stellten die mit der Untersuchung des Vorfalls betrauten Konsuln, wie oben gesehen, unter anderem fest, dass es in Pompeii zahlreiche Vereine gab, die nicht im Einklang mit den Gesetzen gegründet worden waren (contra leges instituerant).799 Der Senat beschloss Pompeii als Strafe für die öffentlichen Unruhen mit einem zehnjährigen Verbot öffentlicher Spiele800 zu bestrafen.801 Diejenigen, die im Rahmen der Unruhen Straftaten begangen hatten wurden bestraft und die Rädelsführer, vermutlich unter der lex Iulia maiestatis,802 in die Verbannung geschickt.803 Unabhängig davon beschloss der Senat, die Vereine, 793 Vgl. Paulus libro duodecimo ad Plautium (D. 34.5.20). So Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 58 f.; De Robertis, Storia I, S. 390, 395; Lübtow, Problem der juristischen Person. In: FS Koschaker II, S. 479. 794 Savigny, System II, S. 257, Fn. o sieht hierin die natürliche Konsequenz des Fehlens eines anderen Rechtssubjekts als möglichen Rechtsträger. Vgl. auch San Nicolò, Ägyptisches Vereinswesen II, S. 38 f. A. A. Thomas, Textbook, S. 473. 795 Neubecker, Vereine I, S. 77; Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 237, Fn. 2; Giovannini, Terrorismo e antiterrorismo. In: Terror et Pavor, S. 295. 796 Cass. Dio, hist. Rom. 60.6.6. 797 Philon Alex., In Flac. 4. 798 Tac., Ann. 14, 17. Dazu oben im 3. Abschnitt, XII. 799 Vgl. Randazzo, Senatus Consultum. In: BIDR 33–34 (1991–1992), S. 71; Radin, Legislation, S. 121 f.; Cotter, Collegia. In: Voluntary Associations, S. 81; Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 245 ff.; Öhler, Römisches Vereinsrecht. In: Zwischen den Reichen, S. 57. 800 Moeller, Riot at Pompeii. In: Historia 19 (1970), S. 91. 801 Moeller, Riot at Pompeii. In: Historia 19 (1970), S. 92 f.; Castrén, Ordo populusque Pompeianus, S. 111; Liu, Government and Collegia. In: Tall order, S. 301. 802 Radin, Legislation, S. 122 nimmt die lex Iulia de vi an. 803 Vgl. Callistratus libro sexto de cognitionibus (D. 48.19.28.3). Dazu Moeller, Riot at Pompeii. In: Historia 19 (1970), S. 87 ff.; Castrén, Ordo populusque Pompeianus, S. 112.

XIII. Illicita collegia

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deren Gesetzwidrigkeit zufällig zu seiner Kenntnis gelangt war, aufzulösen.804 Der Bericht des Tacitus enthält keinen Hinweis darauf, dass die Vereine in besonderer Weise in die Unruhen verstrickt waren. Vielmehr scheint die Entdeckung der Gesetzwidrigkeit vieler Vereine ein Nebenprodukt der Untersuchung der Konsuln vor Ort gewesen zu sein. Wir gehen also davon aus, dass die Auflösung eines Vereins eine Ordnungsmaßnahme der auch für die Genehmigung zuständigen Stelle war, wenn festgestellt wurde, dass ein Verein nicht über die erforderliche Genehmigung verfügte oder die in seiner Gründungsgenehmigung enthaltenen Auflagen missachtete.805 Diese Auflösung hatte jedoch keinen Strafcharakter, wie aus den Rechtsfolgen hervorgeht.806 Die Mitglieder erlitten keinen Vermögensverlust und hatten auch sonst keine weitergehenden rechtlichen Nachteile zu fürchten. In scheinbarem Widerspruch dazu steht eine Stelle aus Ulpians sechstem Buch über das Amt des Prokonsuls.807 Darin berichtet Ulpian, dass, wer einen gesetzwidrigen Verein führte, nach der lex Iulia maiestatis bestraft wurde:808 Ulpianus libro sexto de officio proconsulis (D. 47.22.2) Quisquis illicitum collegium usurpaverit, ea poena tenetur, qua tenentur, qui hominibus armatis loca publica vel templa occupasse iudicati sunt. Wer einen gesetzwidrigen Verein (weiter)geführt hat, wird so bestraft, wie jemand, der wegen der Besetzung öffentlicher Plätze oder Tempel mit bewaffneten Menschen verurteilt wird. 804

Gilly, Collèges funéraires, S. 56 f.; Giovannini, Terrorismo e antiterrorismo. In: Terror et Pavor, S. 295; Öhler, Römisches Vereinsrecht. In: Zwischen den Reichen, S. 57. A. A. Müller, Veteranenvereine. In: Neue Jahrbücher 15 (1912), S. 283; Meiggs, Roman Ostia, S. 311; Jones, Roman Economy, S. 46; Cracco Ruggini, Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 92; Sommer, Vereinigungsunruhen. In: Vereine, Synagogen und Gemeinden, S. 79; Cotter, Collegia. In: Voluntary Associations, S. 81. 805 Lübtow, Problem der juristischen Person. In: FS Koschaker II, S. 479. A. A. De Robertis, Storia I, S. 262 f. 806 Lübtow, Problem der juristischen Person. In: FS Koschaker II, S. 479. 807 Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 153; Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 237, Fn. 2; Jolowicz, Roman Foundations, S. 138. A. A. Kayser, Abhandlungen, S. 195 ff.; Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, S. 60 f.; Lo Bianco, Collegi Artigiani, S. 21; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 446; Marotta, Mandata, S. 158 ff.; Liebenam, Röm. Vereinswesen, S. 39; Torri, Corporazioni, S. 48; Bandini, Appunti, S. 84 f.; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 254 f. Für das allgemeine Verfahren gegen gesetzwidrige Vereine hält dies Radin, Legislation, S. 116 f. Er ist der Ansicht, es habe eine Rechtsgrundlage für die Einziehung des Vermögens derselben gefehlt (S. 118). 808 Ulpianus libro septimo de officio proconsulis (D. 48.4.1.1). Dazu Mommsen, De collegiis, S. 126 f.; Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 151 ff.; Gilly, Collèges funéraires, S. 48; Waltzing, Étude I, S. 137; Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, S. 60 f.; Torri, Corporazioni, S. 48; Marotta, Mandata, S. 160. Demgegenüber nimmt Bauman, Crimen Maiestatis, S. 268 eine Vorschrift der lex Iulia de collegiis an. Einen Verweis auf die lex Iulia de vi nimmt Sirks, Kaiserliche Gesetzgebung. In: Vereine, Synagogen und Gemeinden, S. 27 an. Kritisch auch Kayser, Abhandlungen, S. 196 f.

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

Dabei stellt sich die alles entscheidende Frage, was „illicitum collegium usurpare“ bedeutet. Wie bereits Key in Ansehung dieser Stelle zu Recht betonte, kann „usurpare“ hier nur im weitesten Sinne sich zu Nutzen machen bedeuten.809 Die Gesetzwidrigkeit ist schon in dem „illicitum“ ausgedrückt. Dies zeigt Key an der Parallele zu einer Stelle eines Briefs des Kaisers Traian an Plinius.810 Darin beantwortet Traian die Frage des Plinius, wie zu verfahren sei, wenn es üblich geworden sei, dass Bürger einer anderen Stadt in den Dekurionenrat der Gemeinde gewählt werden. Dies verstieß gegen geltendes Recht. Traian umschreibt in seiner Antwort die schwierige Lage des Plinius, der sich zwischen lang anhaltender Übung und dem geltenden Recht entscheiden musste, mit den Worten: nam et legis auctoritas et longa consuetudo usurpata contra legem in diversum movere te potuit. (Denn sowohl der Rang des Gesetzes als auch die lang anhaltende Übung, die gegen das Gesetz geübt wurde, konnten dich zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.) Auch hier ergibt sich die Rechtswidrigkeit nicht aus dem Partizip „usurpata“, sondern aus den Worten „contra legem“ (gegen das Gesetz). Strafwürdig erscheint es Ulpian also, aus einem gesetzwidrigen Verein Nutzen zu ziehen. Damit stellt sich weiter die Frage, wer sich den gesetzwidrigen Verein zu Nutzen machte und welcher Art dieser Nutzen war. Waltzing nahm an, dass es sich hierbei um einfache politische und damit potentiell staatsgefährdende Betätigungen gehandelt habe.811 Dann wäre die einfache Mitgliedschaft in einem politischen Verein nach der lex Iulia maiestatis zu bestrafen gewesen.812 Der Verweis Ulpians auf die Vorschrift der lex Iulia maiestatis weist jedoch in eine andere Richtung. Nach der lex Iulia maiestatis wurde bestraft, wer die Besetzung öffentlicher Plätze oder Tempel durch bewaffnete Menschen geplant hatte.813 Strafbar in diesem Sinne war also nur das Verhalten der Funktionäre oder vielleicht auch der Patrone des Vereins, die sich den gesetzwidrigen Verein zu Nutzen machten.814 Der strafbare Nutzen muss aber weitergegangen sein, als Versammlungen jenseits des genehmigten Rahmens einzuberufen (coire). Zwar sind solche Zusammenkünfte seit Septimius Severus vor dem Stadtpräfekten anzuklagen.815 Dennoch kann ein Verfahren nach der lex Iulia maiestatis gegen die Funktionäre eines gesetzwidrigen Vereins 809

Key, USURPARE. In: TPhS 2 (1855), S. 96. Ebenso De Robertis, Storia I, S. 393. Plin. min., ep. 10.115. 811 Waltzing, Étude I, S. 136 f. Ähnlich De Robertis, Storia I, S. 393 f. 812 Dazu Schumann, De collegiis, S. 40 f. 813 Ulpianus libro septimo de officio proconsulis (D. 48.4.1.1). 814 Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 152; Lo Bianco, Collegi Artigiani, S. 21. Im Ergebnis auch Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 354; ders., Étude I, S. 138. A. A. Schumann, De collegiis, S. 44; Kayser, Abhandlungen, S. 198. 815 Ulpianus libro singulari de officio praefecti urbi (D. 1.12.1.14). Dazu Bendlin, Associations. In: Aposteldekret, S. 244; ders., Zusammenkunft um der religio willen. In: Verrechtlichte Religion, S. 75. 810

XIV. Gaius: Einheit im Privatrecht und ordnungsrechtliche Genehmigung

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auch unter den Severern nicht der Regelfall gewesen sein, sonst hätte Marcian dies unter den Rechtsfolgen der Auflösung genannt.816 Zudem passt dies nicht zu der sonst milden Behandlung der Mitglieder eines gesetzwidrigen Vereins. Vielmehr muss das „usurpare“ über das einfache Einberufen jenseits der genehmigten Zusammenkünfte hinausgegangen sein. Die Nachricht Ulpians passt aber hervorragend zu dem Zeugnis Marcians, wenn wir annehmen, dass nach der lex Iulia maiestatis derjenige verurteilt wurde, der einen bereits aufgelösten Verein unter Missachtung der Auflösungsverfügung weiterführte.817 Ein solches Verhalten konnte leicht als staatsgefährdend gewertet werden und somit in den Anwendungsbereich der lex Iulia maiestatis fallen.818 Gesetzwidrige Vereine (illicita collegia) waren also solche Vereine, die entweder nicht über die erforderliche Gründungsgenehmigung verfügten oder die Grenzen der Genehmigung übertraten. Sie wurden durch die für die Genehmigung zuständige Stelle aufgelöst. Die Mitglieder durften das Vereinsvermögen untereinander aufteilen. Dies bedeutet, dass es sich hierbei um eine rein ordnungsrechtliche Maßnahme handelte. Eine Straftat unter der lex Iulia maiestatis hingegen beging, wer einen bereits aufgelösten, gesetzwidrigen Verein weiterführte.

XIV. Gaius: Einheit im Privatrecht und ordnungsrechtliche Genehmigung Im vorangegangenen Abschnitt819 haben wir gezeigt, dass das klassische Konzept des „einen Körper haben“ (corpus habere) auf die stoischen Lehre von den Gesamtkörpern (  ) zurückgeht und die rechtlichen Fähigkeiten der Personenverbände an die von den Mitgliedern gebildeten einheitlichen Körper (corpus) anknüpfen. Nach der Kommentierung des Gaius in unserer Ausgangsquelle820 setzt die rechtliche Anerkennung dieser Einheit der unter einem Begriff zu einem Körper (corpus) organisierten Mitglieder in der Sphäre des Privatrechts eine Gründungserlaubnis durch den Senat oder die kaiserliche Verwaltung voraus.821 Diese Erlaubnis ist, wie schon Mitteis zu 816

Schumann, De collegiis, S. 44. A. A. Radin, Legislation, S. 116 f.; Liebenam, Röm. Vereinswesen, S. 237. 817 Vgl. schon Schumann, De collegiis, S. 44. Ebenso Giovannini, Terrorismo e antiterrorismo. In: Terror et Pavor, S. 295. Vgl. auch Diosono, Collegia, S. 35. A. A. Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 152. 818 Vgl. Ulpianus libro septimo de officio proconsulis (D. 48.4.1.1). 819 2. Abschnitt, III., IV. und V. 820 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.-1). 821 Lübtow, Problem der juristischen Person. In: FS Koschaker II, S. 477 ff.; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 225; Sirks, Qui annonae serviunt, S. 166; ders., Food for Rome, S. 83.

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

Recht betonte,822 von dem Konzept des „einen Körper haben“ (corpus habere) getrennt zu betrachten.823 In diesem Abschnitt konnten wir zeigen, dass sich die ordnungsrechtliche Regelung des Vereinswesens gänzlich unabhängig von der theoretischen Verortung im Privatrecht entwickelte. Jedoch hat die Erörterung der rechtstheoretischen Seite des Problems gezeigt, dass durch die Ausfüllungsbedürftigkeit des Begriffs des Körpers (corpus) nach der akademisch-skeptisch beeinflussten Entwicklung des Rechts der Personenverbände in der ausgehenden Republik die ordnungsrechtliche Seite des Problems einen unmittelbaren Einfluss auf die Anerkennung als Rechtssubjekt des Privatrechts gewann.824 Zudem konnten wir in unserer Erörterung des ordnungsrechtlichen Rahmens sehen, dass diese rechtlichen Entwicklungen, obwohl sie ihr Fundament in der geistesgeschichtlichen Entwicklung der römischen Führungsschicht hatten, auch im Einklang mit den politischen Voraussetzungen nach dem Ende der Republik standen. Dem entsprechend finden wir bei Gaius in unserer Ausgangsquelle825 beide Ebenen eng verwoben. Die ordnungsrechtliche Gründungsgenehmigung ist Voraussetzung für die Anerkennung eines Personenverbandes als einheitlicher Körper (corpus) im Rechtsverkehr. Gaius, dem es auf diese Einheit im Rechtsverkehr ankommt, erörtert also zunächst die verschiedenen Möglichkeiten der Anerkennung für den Rechtsverkehr und damit der ordnungsrechtlichen Genehmigung. Wir haben gezeigt, dass die grundlegende Regelung der ordnungsrechtlichen Seite des Problems die unter Augustus erlassene lex Iulia de collegiis war. Sie wurde bis zur Zeit des Gaius durch weitere Regelungen ergänzt oder teilweise überlagert: nam et legibus et senatus consultis et principalibus constitutionibus ea res coercetur. (Denn dies wird sowohl durch Gesetze als auch durch Senatsbeschlüsse und Kaiserkonstitutionen beschränkt.)826 Über die einzelnen Modifikationen des ordnungsrechtlichen Rahmens bis zur Zeit 822

Mitteis, RP, S. 394 ff.; Sirks, Kaiserliche Gesetzgebung. In: Vereine, Synagogen und Gemeinden, S. 30. Anders Waltzing, Étude I, S. 340 f.; ders., Étude II, S. 140; Monti, Corporazioni, S. 8. 823 Vgl. Arangio-Ruiz, Legislazione. In: Augustus, S. 104 f.; Thomas, Textbook, S. 473. Siehe auch Mahaim, Association professionelle, S. 9, der allerdings annimmt, dass das eine aus dem anderen ohne weiteres folgt. A. A. Kaden, Rezension: Eliachevitch. In: SZ 64 (1944), S. 446. 824 Vgl. 2. Abschnitt IV. 825 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.-1). 826 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.). Vgl. Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 353; Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 81 f., 84 f.; Gilly, Collèges funéraires, S. 53 f.; Saleilles, Communautés chrétiennes. In: Mélanges Girard II, S. 499; Schulz, Classical Roman Law, S. 86, 96; Impallomeni, Persona Giuridica. In: NNDI 12, S. 1030; De Robertis, Storia I, S. 246 ff.; Monti, Corporazioni, S. 31 ff.; Waszink, Genossenschaft. In: RAC 10, Sp. 111; Diosono, Collegia, S. 33.

XIV. Gaius: Einheit im Privatrecht und ordnungsrechtliche Genehmigung

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der Adoptivkaiser haben wir keine sicheren Erkenntnisse. Die lex Iulia de collegiis stellte jedoch sicher weiter das Grundgerüst der ordnungsrechtlichen Regelung des Verbandswesens in Rom und auch den Provinzen dar. Nach ihr gab es zwei Typen des Genehmigungsverfahrens. Zum einen bestand die Möglichkeit einer anfänglichen Gründungsgenehmigung: neque huiusmodi corpus passim omnibus habere conceditur ... paucis admodum in causis concessa sunt huiusmodi corpora (Einen Körper dieser Art zu haben, wird nicht jedem ohne weiteres zugestanden. ... Es sind nur in ganz wenigen Fällen solche Körper zugestanden worden.).827 Wir haben bereits oben darauf hingewiesen, dass Gaius mit Asconius in der Einschätzung übereinstimmt, dass nur wenige Verbände eine entsprechende Genehmigung erhielten.828 Zum anderen konnten bereits bestehende Verbände unter bestimmten Voraussetzungen in ihrer rechtlichen Existenz bestätigt werden: item collegia Romae certa sunt, quorum corpus senatus consultis atque constitutionibus principalibus confirmatum est ... (Ebenso sind die Vereine Roms bestimmt, deren Körper durch Senatsbeschlüsse und Kaiserkonstitutionen bestätigt sind ...).829 Beide Verfahren nennt Gaius. Wie wir oben bereits bemerkt haben, hatte zur Zeit des Gaius das Bestätigungsverfahren in Rom seine Bedeutung verloren und fand nur noch in den Provinzen Anwendung.830 Daher fand es Eingang in den Kommentar des Gaius zum Provinzialedikt. Dabei betont Gaius, dass das Bestätigungsverfahren ursprünglich auf die altehrwürdigen stadtrömischen Vereine (collegia Romae) angewandt wurde. Dies ist wohl als historische Randnotiz zu verstehen und könnte der Vorlage des Gaius geschuldet sein. Anfängliche Genehmigung und nachträgliche Bestätigung wurden in Rom, Italien und den senatorischen Provinzen nach Antrag an die kaiserliche Kanzlei und Vorlage durch diese an den Senat durch den Senat (senatus consulta) erteilt. In den kaiserlichen Provinzen erfolgten sie durch kaiserliche Rechtsakte (constitutiones). Zudem haben wir zeigen können, dass die Genehmigung oder Bestätigung einzelne, politisch relevante Rechte und rechtliche Fähigkeiten, die an den Körper des Vereins anknüpfen, getrennt gewährte und mit individuellen Auflagen versah.831 Daher nennt Gaius im ersten Paragraphen die dort aufgezählten rechtlichen Fähigkeiten der als Einheit für den Rechtsverkehr anerkannten 827

Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.). Vgl. Trouette, Collèges d’artisans, S. 107; Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, S. 54. Beschränkt auf die privatrechtliche Anerkennung Tran, Membres des associations, S. 348, 350. A. A. Accame, Legislazione. In: BMIR 70 (1942), S. 45. Vgl. oben 3. Abschnitt, VII. 829 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.). 830 3. Abschnitt, X. 831 Sirks, Qui annonae serviunt, S. 171; ders., Food for Rome, S. 87 nimmt an, dass nur wer alle Genehmigungen erhält als Körper (corpus) anerkannt wird. 828

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3. Abschnitt: Die Genehmigung der Vereinsgründung

Verbände „charakteristisch“ (proprium): Quibus autem permissum est corpus habere ... proprium est ... habere res communes, arcam communem et actorem sive syndicum (Denen es aber gestattet ist, einen Körper zu haben ... ist es eigen, ... gemeinsame Gegenstände, eine gemeinsame Kasse und einen Geschäftsführer oder Syndicus). Die rechtliche Fähigkeit, als Einheit ein Vermögen zu haben und durch bestellte Vertreter am Rechtsverkehr teilzunehmen, war in der Regel von der Genehmigung gedeckt, jedoch mit unterschiedlichen Auflagen versehen.832 Versammlungsrechte erwähnt Gaius nicht. Sie spielten für die durch Gaius erörterte Frage nach der Möglichkeit durch bestellte Vertreter am Rechtsverkehr teilzunehmen keine Rolle. Daher konnte Gaius diese in anderen Zusammenhängen extrem bedeutsame Frage übergehen. Wir haben also gesehen, dass Gaius in seiner knappen, vielleicht einer Einführung in das Recht der Personenverbände entnommenen Einführung zu seinem Kapitel über die Vertretung von Personenverbänden in Prozessen in den Provinzen die ordnungsrechtlichen und dogmatischen Voraussetzungen der Teilnahme der Personenverbände am Rechtsverkehr skizziert

832

A. A. Ferrara, Persone giuridiche, S. 31; Radin, Legislation, S. 105 f.

4. Abschnitt

Die rechtliche Ausgestaltung der Personenverbände I. Handlungsfähigkeit der Personenverbände als corpora unter stoischem Einfluss Wie wir in unseren Ausführungen zum stoischen Körperbegriff gesehen haben, war es für die Stoa selbstverständlich, dass ein Gesamtkörper (  ) als Einheit handeln kann.1 Damit stellte sich für die mit dem stoischen Konzept vertrauten Juristen der spätrepublikanischen Zeit das Problem der Stellvertretung für Personenverbände nicht.2 Es handelte nicht der bestellte Vertreter des Personenverbandes, sondern der Gesamtkörper durch sein Organ.3 Bei der Betrachtung des Gesamtkörpers als Ganzes wird der einzelne Handelnde in der Wahrnehmung durch den Gesamtkörper mediatisiert. Der stoisch denkende Jurist befindet sich in diesem Moment auf der übergeordneten Betrachtungsebene des Gesamtkörpers.4 Diese Vorstellung kommt in der Äußerung Ciceros über die Magistrate der Republik zum Ausdruck: Est igitur proprium munus magistratus intellegere se gerere personam civitatis ... (Es ist also die besondere Aufgabe des Beamten sich zu vergegenwärtigen, dass er als Person der Gemeinde handelt.)5 Der Amtsträger schlüpfte gewissermaßen von Amts wegen in die Rolle des Gemeinwesens. Damit handelte nicht mehr der Amtsträger, sondern das Gemeinwesen. Dabei entsprach die Handlungsfähigkeit des Personenverbandes im Rechtsverkehr der des voll rechtsfähigen Bürgers und war nur durch das Wesen des Gesamtkörpers beschränkt. So konnte, wie Varro bezeugt, ein Gemein1

2. Abschnitt, II. 5. h). Zur älteren Zeit und zum Legisaktionenprozess Mitteis, RP, S. 398 f.; Arangio-Ruiz, Istituzioni, S. 72; Kofanov, Sodales. In: BIDR 100 (1997), S. 463 ff.; Aubert, Gestion des collegia. In: Cahiers du centre Gustave-Glotz 10 (1999), S. 52. A. A. Johnston, Jurists. In: Cambr. Hist. of Gr. and Rom. Polit. Thought, S. 631. 3 Vgl. die für die klassische Zeit unzutreffenden Erwägungen bei Karlowa, Juristischen Personen. In: Grünhuts Zeitschrift 18 (1891), S. 425 ff. A. A. Biró, Collegium funeraticium. In: Gesellschaft und Recht, S. 6. 4 Dazu im 2. Abschnitt, II. 5. h). Dies hat bereits Olivecrona, Juridisk person, S. 91 ff. ohne Kenntnis der stoischen Grundlage aus den juristischen Quellen herausgearbeitet. 5 Cic., de off. 1.34.125. Zu einer möglichen älteren römischen Vorstellung, die hierin aufgeht, vgl. Lobrano, Pater et filius, S. 71 ff., insb. S. 75. 2

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4. Abschnitt: Die rechtliche Ausgestaltung der Personenverbände

wesen oder eine (als Gesamtkörper aufgefasste) Gesellschaft6 einen Sklaven freilassen.7 Dieses Recht erhielten die Personenverbände im klassischen Recht erst sukzessive zurück.8 Auch in den Schriften der klassischen Juristen hallt diese Vorstellung vereinzelt noch nach. Dies liegt vielleicht daran, dass sie sich auf älteres Material stützten. So bezieht sich noch Iulian in seiner Begründung des Gewohnheitsrechts auf die Willensbildung des Volkes in Wahlen (suffragio populus voluntatem suam declaret).9 Mit dem Wegfall der Anerkennung der ontologischen Grundlage in Folge der akademisch-skeptischen Stoakritik10 erhöhte sich der Begründungsaufwand für die Handlungsfähigkeit der Personenverbände im Rechtsverkehr.11

II. Handlungsfähigkeit der unter einem Begriff organisierten Personenverbände 1. Universi Da der von den Mitgliedern oder Bürgern gebildete einheitliche Körper als Anknüpfungspunkt weggefallen war, fehlte es zunächst an einem überindividuellen Handlungssubjekt. Es konnte also nur auf die Masse der Einzelnen (universi) abgestellt werden.12 Jedoch war es offensichtlich, dass es diesen nicht möglich war, einen einheitlichen, bestimmbaren Willen zu bilden13 oder kollektiv rechtserhebliche Handlungen vorzunehmen.14 Damit waren alle Personenverbände zunächst bei strenger Durchführung des neuen Rechtsdenkens handlungsunfähig.15 Beamte der Gemeinden und Vorstände der Vereine konn6

Dazu unten 4. Abschnitt, IV. 2. Vgl. auch Mitteis, RP, S. 394, Fn. 15. Varro, de ling. 8.41.83 f. Vgl. dazu Pernice, Labeo I, S. 283 mit Fn. 17 mit anderer Erklärung für Vereine S. 307. Vgl. auch Mommsen, Römische Korporationen. In: SZ 25 (1904), S. 39 mit Fn. 2. 8 Ulpianus libro quinto ad Sabinum (D. 40.3.1); Ulpianus libro octavo ad Sabinum (D. 29.2.25.1); Papinianus libro decimo quarto responsorum (D. 40.3.3). 9 Iulianus libro octagensimo quarto digestorum (D. 1.3.32.1). Dazu Karlowa, Juristischen Personen. In: Grünhuts Zeitschrift 18 (1891), S. 424 f. 10 Dazu im 2. Abschnitt, IV. 11 Vgl. die Beobachtung bei Pernice, Labeo I, S. 282. 12 Vgl. Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 115. 13 Paulus libro quinquagensimo quarto ad edictum (D. 41.2.1.22); Ulpianus libro quadragensimo nono ad edictum (D. 38.3.1.1); Ps.-Ulp. 22.5. Dazu Labat, Collèges d’artisans, S. 73; Liebenam, Städteverwaltung, S. 178. A. A. Karlowa, Juristischen Personen. In: Grünhuts Zeitschrift 18 (1891), S. 424 f. 14 Ps.-Ulp. 22.5. Abweichende Interpretation bei Karlowa, Juristischen Personen. In: Grünhuts Zeitschrift 18 (1891), S. 425. 15 Ausgenommen blieb allein das Römische Volk (Populus Romanus). Vgl. Robleda, Populus Romanus. In: Studi Grosso III, S. 106 f. 7

II. Handlungsfähigkeit der unter einem Begriff organisierten Personenverbände

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ten nur noch im eigenen Namen die Interessen der Gesamtheit der Bürger oder Mitglieder wahrnehmen.16 Lediglich im Rahmen des Edikts konnte der Prätor das tatsächliche Handeln der Gesamtheit der Bürger oder Mitglieder berücksichtigen.17 So kam es beim Interdikt quod metus causa nicht darauf an, ob eine einzelne Person oder ein ganzes Volk, eine Kurie, ein Verein oder ein Körper Furcht einflößte (et ideo sive singularis sit persona, quae metum intulit, vel populus vel curia vel collegium vel corpus, huic edicto locus erit.)18 Wo es jedoch auf eine bestimmte Willensrichtung oder Kenntnis ankam, fand auch im prätorischen Recht die Masse der Einzelnen (universi) keine Beachtung, da sie nicht mit hinreichender Sicherheit bestimmbar war.19 So konnte es für die Feststellung, ob eine Gemeinde arglistig gehandelt hatte, nicht auf die Bürger ankommen. Daher stellt Ulpian in seinem Ediktkommentar auf den Vertreter ab und sieht eine analoge Klage vor, wenn dieser arglistig gehandelt hat.20 2. Handlungsfähigkeit der Personenverbände nach prätorischem Recht Spätestens im Edictum Perpetuum unter Hadrian wurde für den Regelungsbereich des Edikts die unmittelbare Vertretung der genehmigten Körper durch bestellte Vertreter (actor sive syndicus) in bestimmtem Umfang wieder anerkannt.21 16

Mitteis, RP, S. 382; Duff, Personality, S. 135 f.; Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 60 f.; San Nicolò, Ägyptisches Vereinswesen II, S. 127; Bricchi, Amministratori ed actores. In: Statuti municipali, S. 339 ff.; Chevreau, Continuité des personnes juridiques. In: Mélanges Lefebvre-Teillard, S. 227 Fn. 43; Liu, Economy of Endowments. In: FS Bogaert, S. 250. A. A. Olivecrona, Juridisk person, S. 82, der eine Ausnahme Regelung für öffentliche und genehmigte private Verbände annahm. Ähnlich wohl Platschek, Nomen universitatis. In: Index 40 (2012), S. 619 f. 17 Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 60. 18 Ulpianus libro undecimo ad edictum (D. 4.2.9.1 und 3). Dazu Bricchi, Amministratori ed actores. In: Statuti municipali, S. 362 ff. 19 Vgl. auch Papinianus libro quinto decimo quaestionum (D. 50.1.14). Dazu Bricchi, Amministratori ed actores. In: Statuti municipali, S. 361 f.; Mommsen, Römische Korporationen. In: SZ 25 (1904), S. 37. Einen Wandel im 2. Jh. n. Chr. nimmt Aubert, Gestion des collegia. In: Cahiers du centre Gustave-Glotz 10 (1999), S. 59 an. 20 Ulpianus libro undecimo ad edictum (D. 4.3.15.1). Dazu Lübtow, Problem der juristischen Person. In: FS Koschaker II, S. 503 ff.; Bricchi, Amministratori ed actores. In: Statuti municipali, S. 361 f. A. A. Karlowa, Juristischen Personen. In: Grünhuts Zeitschrift 18 (1891), S. 427 ff. 21 Für die Gemeinden Ulpianus libro octavo ad edictum (D. 3.4.2). Vgl. Rudorff, Edictum, S. 52 f.; Botton, Collèges d’artisans, S. 41 ff.; Lenel, EP, S. 97 ff.; Coli, Collegia, S. 18, 125; Mannino, Defensor Civitatis, S. 63; San Nicolò, Ägyptisches Vereinswesen II, S. 127; Müller, Veteranenvereine. In: Neue Jahrbücher 15 (1912), S. 277 f.; Kreller, Zwei Stellen. In: Atti Verona III, S. 8; Betti, Diritto romano I, S. 167; Duff, Personality, S. 74 f., 136 ff.; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 107, 118 ff., 265 ff., 273 ff.; Arangio-Ruiz, Istituzioni,

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4. Abschnitt: Die rechtliche Ausgestaltung der Personenverbände

Dies geht aus unserer Ausgangsquelle aus dem Kommentar des Gaius zum Provinzialedikt hervor:22 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1.1) Quibus autem permissum est corpus habere collegii societatis sive cuiusque alterius eorum nomine, proprium est ad exemplum rei publicae habere res communes, arcam communem et actorem sive syndicum, per quem tamquam in re publica, quod communiter agi fierique oporteat, agatur fiat. Denen es aber gestattet ist, einen Körper zu haben unter dem Begriff eines Vereins, einer Gesellschaft oder irgendeines anderen von diesen, ist es eigen, nach dem Vorbild eines Gemeinwesens gemeinsame Gegenstände, eine gemeinsame Kasse und einen Geschäftsführer oder Syndicus zu haben, durch den, wie in einem Gemeinwesen, was gemeinsam erklärt oder getan werden muss, erklärt oder getan wird.

Es ist kaum anzunehmen, dass eine solche Regelung nur in den Provinzen gegolten haben sollte.23 Zumal Gaius, wie seine Beispiele im principium zeigen, wohl einer stadtrömischen Vorlage folgt.24 Die Darstellung der ediktalen Vertretungsregelung als Ausfluss der Genehmigung der Gründung privater Verbände bei Gaius könnte darauf hinweisen, dass eine solche Regelung vielleicht schon kurz nach der Neuregelung des Vereinsrechts unter Augustus25 in das Edikt aufgenommen wurde, so dass die durch ihre Genehmigung für die Rechtsordnung als bestimmte Körper (corpora certa) anerkannten privaten Verbände ungehindert am Rechtsverkehr teilnehmen konnten.26 S. 70 ff.; Jolowicz, Roman Foundations, S. 132 f.; Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 123; De Robertis, Autonomia statutaria. In: Études Macqueron, S. 593; Herz, Wirtschaftsgesetzgebung, S. 173; Mitteis, RP, S. 382 f., 400, 402; Albanese, Persone, S. 553; Behrends, Prokuratur. In: SZ 88 (1971), S. 250 f.; ders., Person oder Sache. In: Labeo 44 (1998), S. 42; Aubert, Business Managers, S. 411; Chevreau, Continuité des personnes juridiques. In: Mélanges Lefebvre-Teillard, S. 227, Fn. 43; Johnston, Jurists. In: Cambr. Hist. of Gr. and Rom. Polit. Thought, S. 631; Brutti, Diritto privato, S. 239, 243. A. A. Platschek, Nomen universitatis. In: Index 40 (2012), S. 619 f. 22 Vgl. auch Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1.2); Ulpianus libro septuagensimo ad edictum (D. 43.24.5.10). 23 Vgl. Paulus libro nono ad edictum (D. 3.4.6.2); Ulpianus libro quinto ad edictum (D. 2.4.10.4 und 13); Ulpianus libro octavo ad edictum (D. 3.4.2); Ulpianus libro septuagensimo ad edictum (D. 43.24.5.10); Ulpianus libro decimo ad edictum (D. 3.4.7 pr.). Vgl. Avenarius, Ps.-Ulp., S. 401. 24 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1. pr.). 25 Dazu im 3. Abschnitt, VII und XII. 26 So Mitteis, RP, S. 399; Guarino, Diritto Privato, S. 307; ders., Istituzioni, S. 43; Cascione, Manuale, S. 52. Demgegenüber datiert Duff, Personality, S. 136 die Aufnahme in das Edikt kurz nach der lex Aebutia (2. Hälfte 2. Jh. v. Chr. – vgl. Rotondi, Leges publicae, S. 304 f.) und Ramadier, Représentation judicaire. In: FS Girard, S. 261 f. vor 51 v. Chr. Zustimmend: Plescia, Development. In: Studi Sanfilippo I, S. 506, 514; Dufour, Societates publicanorum, S. 207. Ebenfalls für eine Aufnahme jedenfalls im Laufe des ersten Jahrhunderts vor Christus: Behrends, Prokuratur. In: SZ 88 (1971), S. 250 f.; Aubert, Gestion des col-

II. Handlungsfähigkeit der unter einem Begriff organisierten Personenverbände

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Die Vertretung der Gemeinden27 scheint bereits früher im Edikt anerkannt worden zu sein, wie der Hinweis auf die Gleichstellung mit dem Gemeinwesen (ad exemplum rei publicae/ tamquam in re publica) vermuten lässt.28 Die bestellten Vertreter konnten sowohl rechtserhebliche Erklärungen namens des Verbandes abgeben (agere)29 als auch rechtserhebliche, tatsächliche Handlungen für den Verband vornehmen (fieri).30 Dabei war es den Vertretern der Gemeinden untersagt, zur Erfüllung ihrer Aufgaben einen Prokurator zu bestellen.31 Im Rechtsstreit wurde der actor der Gemeinde unmittelbar als Vertreter der Gemeinde als Einheit anerkannt.32 Die Vollstreckungsklage (actio iudicati) wurde wie bei der durch einen Prokurator vertretenen Einzelperson direkt dem Verband gewährt.33 Anders als bei der durch einen Prokurator vertretenen Einzelperson34 richtet sich die Vollstreckungsklage (actio iudicati) des Gegners unmittelbar gegen den Verband.35 Mit der Anerkennung der Handlungsfähigkeit der Personenverbände durch bestellte Vertreter im prätorischen Recht war also die Teilnahme am Rechtsverkehr für alle Personenverbände gewährleistet und praktikabel.

legia. In: Cahiers du centre Gustave-Glotz 10 (1999), S. 53; Chevreau, Continuité des personnes juridiques. In: Mélanges Lefebvre-Teillard, S. 220 f. Für eine Aufnahme erst in die zweite Hälfte des ersten Jahrhunderts tritt Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 250 ein. 27 Zu den Vertretern der Gemeinden Ulpianus libro tertio de officio consulis (D. 50.12.8). 28 Dirksen, Historische Bemerkungen. In: Civ. Abh. II, S. 127 f.; Pernice, Labeo I, S. 292; Drioux, Associations, S. 61; Kreller, Zwei Stellen. In: Atti Verona III, S. 8 f.; Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, S. 54; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 107, Fn. 15, 201; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 186; Biró, Collegium funeraticium. In: Gesellschaft und Recht, S. 14; Aubert, Gestion des collegia. In: Cahiers du centre GustaveGlotz 10 (1999), S. 53; Brutti, Diritto privato, S. 239; Thomas, Les juristes. In: Idéologies et valeurs, S. 192 f. 29 Vgl. Lex Irnitana 70. 30 Pernice, Labeo I, S. 287; Biró, Collegium funeraticium. In: Gesellschaft und Recht, S. 12 f. Zur Bedeutung von „agi fierique“ vgl. die Unterscheidung von „agere“ und „gerere“ in Ulpianus libro undecimo ad edictum (D. 50.16.19). 31 Ulpianus libro quarto opinionum (D. 3.3.74). 32 Ulpianus libro octavo ad edictum (D. 3.4.2); Lex Irnitana 70. Vgl. Ramadier, Représentation judicaire. In: FS Girard, S. 266 ff.; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 122 f.; Mantovani, Iudicium pecuniae communis. In: Statuti municipali, S. 308 ff.; Bricchi, Amministratori ed actores. In: Statuti municipali, S. 337; Brutti, Diritto privato, S. 245. A. A. Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 60 f.; nur hinsichtlich des actor Rümelin, Stellvertretung, S. 121. Eine vollkommen entsprechende Behandlung der privaten Verbände nimmt Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 271 an. 33 Paulus libro nono ad edictum (D. 3.4.6.3). Zweifelnd Rümelin, Stellvertretung, S. 122 f. 34 Kaser/Hackl, Zivilprozessrecht, S. 216. 35 Ulpianus libro quinquagensimo octavo ad edictum (D. 42.1.4.2). Vgl. auch Rümelin, Stellvertretung, S. 122.

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4. Abschnitt: Die rechtliche Ausgestaltung der Personenverbände

Die in der Literatur gegen diesen Befund erhobenen Bedenken scheinen indes unbegründet.36 Insbesondere eine hierzu häufig angeführte Stelle aus dem neunten Buch des Ediktkommentars des Paulus37 ist nicht geeignet, die Annahme der Existenz eines ständigen Vertreters als actor oder syndicus zur Vertretung eines Vereins oder einer Gemeinde im Rechtsverkehr zu widerlegen. Paulus erörtert im neunten Buch seines Ediktkommentars alle Formen der Vertretung einer Gemeinde.38 So ist uns im principium der sechsten lex des Titels „Wenn im Namen einer Einheit oder gegen sie geklagt wird“ (Quod cuiuscumque universitatis nomine vel contra eam agatur) der Digesten (D. 3.4.) die Erörterung der Abstimmungsmodalitäten eines Dekurionenrats erhalten.39 Dem folgt im ersten Paragraphen die Erörterung der prozessualen Vertretung der Gemeinden: Paulus libro nono ad edictum (D. 3.4.6.1) Si decuriones decreverunt actionem per eum movendam quem duumviri elegerint, is videtur ab ordine electus et ideo experiri potest: parvi enim refert, ipse ordo elegerit an is cui ordo negotium dedit. sed si ita decreverint, ut quaecumque incidisset controversia, eius petendae negotium Titius haberet, ipso iure id decretum nullius momenti esse, quia non possit videri de ea re, quae adhuc in controversia non sit, decreto datam persecutionem. sed hodie haec omnia per syndicos solent secundum locorum consuetudinem explicari. Wenn die Dekurionen beschlossen haben, dass durch den Klage erhoben werden soll, den die duumviri wählen, so scheint er durch den Rat gewählt zu sein, und daher kann er klagen. Es bedeutet nämlich wenig, ob ihn der Rat selbst bestellt oder der, den der Rat beauftragt hat. Aber wenn sie beschließen, dass, welcher Streit auch immer auftrete, Titius beauftragt sei, ihn zu führen, ist dieser Beschluss von Rechts wegen nichtig, weil von einer Sache, die noch nicht streitig ist, nicht angenommen werden kann, dass durch Beschluss die Rechtsverfolgung übertragen wurde. Aber heute pflegt dies alles durch die syndici nach örtlichem Brauch abgewickelt zu werden.

Die Nennung des Blankettnamens (Titius) zeigt, dass es sich um den Fall der Ermächtigung eines Dritten zur Prozessvertretung durch die zuständigen Behörden einer Gemeinde handelt. Die Übernahme der Prozessvertretung in einzelnen Fällen durch Bürger der Gemeinde ist auch an anderer Stelle belegt.40 Die zuständigen Beamten der Gemeinde konnten jedoch weder ihre Aufgaben

36 Albertario, Syndicus. In: Studi I, S. 123 ff.; Costa, Profilo storico, S. 129; Lenel, Albertario, Syndicus. In: SZ 44 (1924), S. 550; Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 325 f.; Weiß, Sklave der Stadt, S. 68. A. A. De Simone, Actor sive Syndicus. In: Synteleia Arangio-Ruiz II, S. 1064 f.; De Robertis, Syndicus. In: SDHI 36 (1970), S. 305 ff.; Mannino, Defensor Civitatis, S. 63. 37 Paulus libro nono ad edictum (D. 3.4.6.1). 38 De Robertis, Syndicus. In: SDHI 36 (1970), S. 308; Mannino, Defensor Civitatis, S. 64. 39 Paulus libro nono ad edictum (D. 3.4.6. pr.). 40 Arcadius Charisius libro singulari de muneribus civilibus (D. 50.4.18.13).

II. Handlungsfähigkeit der unter einem Begriff organisierten Personenverbände

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an einen Prokurator delegieren,41 noch konnten sie sich von ihrer Pflicht, die Interessen der Gemeinde im Prozess wahrzunehmen, dadurch befreien, dass sie einen Dritten pauschal zum Prozessvertreter bestellten.42 Dies schließt jedoch nicht die regelmäßige Vertretung der Gemeinden durch ihre Beamten oder der Vereine durch ihre Funktionäre als dauerhaft bestellte Vertreter aus.43 Im juristischen Sprachgebrauch wurden die Funktionäre der Personenverbände häufig verallgemeinernd nach der von ihnen wahrgenommenen Funktion als actor oder syndicus bezeichnet.44 Dies sagt nichts über den Titel aus, den diese Funktionäre im Vereinsleben oder der Selbstverwaltung der Gemeinde führten.45 Damit lässt sich auch erklären, warum sich in den Digesten kein Hinweis auf Vereinsfunktionäre (magister/quinquennalis) findet.46 Die Lex Irnitana kannte zum Beispiel einen oder mehrere ständige Funktionäre, die den Titel actor führten und von den Dekurionen47 für eine bestimmte Zeit zur gerichtlichen Verfolgung der rechtlichen Interessen der Gemeinde bestellt wurden.48 Es ist zu vermuten, dass sich eine solche Regelung wohl in allen flavischen Munizipalverfassungen fand. Sie scheint spätestens in severischer Zeit im gesamten Reich die Regel gewesen zu sein.49 Dies zeigt der Nachsatz des Paulus,50 dass die Bestellung Dritter von Fall zu Fall zu seiner

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Ulpianus libro quarto opinionum (D. 3.3.74). De Robertis, Syndicus. In: SDHI 36 (1970), S. 315. 43 Ulpianus libro tertio de officio consulis (D. 50.12.8). So Pernice, Labeo I, S. 277; Mannino, Defensor Civitatis, S. 56 ff.; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 108 f., 271, 275; Aubert, Gestion des collegia. In: Cahiers du centre Gustave-Glotz 10 (1999), S. 55. 44 Sirks, Kaiserliche Gesetzgebung. In: Vereine, Synagogen und Gemeinden, S. 29; Lyskowski, Collegia tenuiorum, S. 18 ff.; Kaser/Hackl, Zivilprozessrecht, S. 218; Biscardi, Rappresentanza. In: IURA 31 (1980), S. 16; Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 435. A. A. Rümelin, Stellvertretung, S. 120. 45 Vgl. Paulus libro primo ad edictum praetoris (D. 44.7.35.1); Ulpianus libro septuagensimo ad edictum (D. 43.24.5.12). Lyskowski, Collegia tenuiorum, S. 18 ff.; Kaser/Hackl, Zivilprozessrecht, S. 218; De Robertis, Syndicus. In: SDHI 36 (1970), S. 328 f., vgl. aber S. 330 ff.; Mannino, Defensor Civitatis, S. 58 f., 61 f.; Dirksen, Historische Bemerkungen. In: Civ. Abh. II, S. 59 f. Vgl. auch Botton, Collèges d’artisans, S. 29. 46 Zweifelnd Rümelin, Stellvertretung, S. 120. 47 Dazu Mantovani, Iudicium pecuniae communis. In: Statuti municipali, S. 305, Fn. 163, S. 307. 48 Lex Irnitana 70. 49 A. A. Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 115 f. 50 Paulus libro nono ad edictum (D. 3.4.6.1). Zur interpolazionistischen Kritik vgl. Albertario, Syndicus. In: Studi I, S. 124; De Simone, Actor sive Syndicus. In: Synteleia ArangioRuiz II, S. 1064 f. Dazu De Robertis, Syndicus. In: SDHI 36 (1970), S. 305 ff.; Mannino, Defensor Civitatis, S. 54 ff. 42

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4. Abschnitt: Die rechtliche Ausgestaltung der Personenverbände

Zeit nicht mehr üblich war, da diese Aufgabe nach lokaler Gepflogenheit in der Regel durch syndici51 wahrgenommen wurde.52 Es ist also wohl anzunehmen, dass Personenverbände zur Zeit des Gaius bereits ständige Vertreter haben konnten, die im juristischen Sprachgebrauch technisch mit der funktionellen Bezeichnung actor oder, da Gaius besonders die Situation in den Provinzen berücksichtigt, auch syndicus53 benannt wurden.54 Daneben konnten auch Vertreter für einzelne Prozesse oder Geschäfte bestellt werden55 oder ein Gremium den Verband vertreten.56 Dies wird eine Frage der Innenorganisation des jeweiligen Verbandes gewesen sein.57 Im Prozess wurden die Vertreter zumindest der öffentlichen Verbände, anders als die privater Personen, privilegiert.58 Sie mussten für die Genehmigung des Prozesses keine Sicherheit Leisten, solange kein Zweifel an ihrer ordnungsgemäßen Bestellung bestand.59 Vielleicht wurden die Vertreter privater Verbände auch in dieser Hinsicht den Vertretern der öffentlichen Verbände gleichgestellt (tamquam in re publica).60 Dies ist in den erhaltenen Quellen jedoch nicht belegt. 51

Hier mag Paulus terminologisch den Osten des Reiches im Blick haben. Paulus libro nono ad edictum (D. 3.4.6.1). Vgl. auch Ulpianus libro septuagensimo ad edictum (D. 43.24.5.10). Später Hermogenianus libro primo epitomarum (D. 50.4.1.2); Arcadius Charisius libro singulari de muneribus civilibus (D. 50.4.18.13). Dazu Seeck, Defensor civitatis. In: RE IV 2, Sp. 2365 f. Vgl. auch Lyskowski, Collegia tenuiorum, S. 17 f.; Mannino, Defensor Civitatis, S. 62 f.; Aubert, Gestion des collegia. In: Cahiers du centre Gustave-Glotz 10 (1999), S. 55. A. A. De Robertis, Syndicus. In: SDHI 36 (1970), S. 308 ff.; Bandini, Appunti, S. 204 f. 53 Zur griechischen Terminologie Kahrstedt,  2). In: RE IV A, 2, Sp. 1332; Ziebarth, Vereinswesen, S. 182; Poland, Vereinswesen, S. 404; Lenel, Albertario, Syndicus. In: SZ 44 (1924), S. 550; De Simone, Actor sive Syndicus. In: Synteleia Arangio-Ruiz II, S. 1064 f.; Bendlin, Zusammenkunft um der religio willen. In: Verrechtlichte Religion, S. 73. Anders Albertario, Syndicus. In: Studi I, S. 126. 54 Ulpianus libro quinto ad edictum (D. 2.4.10.4). Vgl. Lyskowski, Collegia tenuiorum, S. 18 ff.; De Simone, Actor sive Syndicus. In: Synteleia Arangio-Ruiz II, S. 1065; De Robertis, Syndicus. In: SDHI 36 (1970), S. 332 f.; ders., Storia II, S. 285 f., 328 ff.; Mannino, Defensor Civitatis, S. 60 f. A. A. insbesondere Albertario, Syndicus. In: Studi I, S. 125 ff. 55 Paulus libro nono ad edictum (D. 3.4.6.1); Paulus libro primo manualium (D. 3.4.10); Modestinus libro primo responsorum (D. 3.5.25); Arcadius Charisius libro singulari de muneribus civilibus (D. 50.4.18.13); vielleicht auch Ulpianus libro octavo ad edictum (D. 3.4.2). Vgl. Seeck, Defensor civitatis. In: RE IV 2, Sp. 2365; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 109 f. 56 Ulpianus libro septuagensimo sexto ad edictum (D. 50.17.160.1); Scaevola libro primo quaestionum (D. 50.1.19). Vgl. Lyskowski, Collegia tenuiorum, S. 17 f.; Jolowicz, Roman Foundations, S. 133. 57 Vgl. Lex Irnitana 70. So Rümelin, Stellvertretung, S. 120 mit Fn. 5; Pernice, Labeo I, S. 264, 292; Ramadier, Représentation judicaire. In: FS Girard, S. 264 ff.; Duff, Personality, S. 75; De Robertis, Storia II, S. 286, 330. 58 Dazu Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 111 ff.; Duff, Personality, S. 75 f. 59 Paulus libro nono ad edictum (D. 3.4.6.1); Ulpianus libro nono ad edictum (D. 46.8.9). 60 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1.1). 52

II. Handlungsfähigkeit der unter einem Begriff organisierten Personenverbände

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Das prätorische Recht schützte das Eigentum der vom Recht anerkannten Verbände (res communes, arcam communem),61 soweit es ihnen erlaubt war, Vermögen zu haben.62 Zudem wurden die Verbände und nicht ihre Mitglieder als Gläubiger oder Schuldner der Forderungen aus den Geschäften des Verbandes angesehen.63 Daher waren Ansprüche aus solchen Geschäften unmittelbar durch den durch seine bestellten Vertreter vertretenen Verband oder gegen ihn geltend zu machen.64 3. Handlungsfähigkeit der Personenverbände nach ius civile Trotz der erleichterten Teilnahme am Rechtsverkehr nach prätorischem Recht blieben die Personenverbände jedoch vom Rechtsverkehr nach ius civile ausgeschlossen. Wo die ediktalen Vertretungsregelungen nicht griffen, blieb die Handlungsunfähigkeit der Masse der Einzelnen (universi) bestehen. Zu den hier relevanten Materien zählten insbesondere das zivile Eigentum und die Rechtsnachfolge von Todes wegen. Theoretisch könnte man als Lösung für dieses Problem einen Vertreter aller Mitglieder oder Bürger annehmen. Eine unmittelbare Stellvertretung war dem klassischen römischen Recht jedoch grundsätzlich fremd.65 Damit konnte der Vertreter nur im eigenen Namen die Interessen der Gesamtheit wahrnehmen, soweit dies möglich war.66 Diese Lösung war umständlich und daher wenig befriedigend. 4. Eigentum und Besitz a) Ziviler Eigentumserwerb Wie wir bereits gesehen haben, erkannte das ius civile die begriffliche Einheit der Personenverbände im Gegensatz zum prätorischen Recht nicht an. Daher 61 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1.1). So Ramadier, Représentation judicaire. In: FS Girard, S. 260; Duff, Personality, S. 137. Vgl. Mantovani, Iudicium pecuniae communis. In: Statuti municipali, S. 325. 62 Dazu 3. Abschnitt, VIII. 11. 63 Ulpianus libro decimo ad edictum (D. 3.4.7.1). 64 Ulpianus libro decimo ad edictum (D. 3.4.7 pr.); Paulus libro primo ad edictum praetoris (D. 44.7.35.1). Dazu Bricchi, Amministratori ed actores. In: Statuti municipali, S. 351 f. 65 G. 2.95. Vgl. Schmid, Genossenschaften. In: ACP 36 (1853), S. 176 ff.; Botton, Collèges d’artisans, S. 36; Betti, Diritto romano I, S. 166; Kaser, RP, S. 260 ff.; Hölzl, Savignys Lehre von der Stellvertretung, S. 256 ff. 66 Schmid, Genossenschaften. In: ACP 36 (1853), S. 177 ff.; Mitteis, RP, S. 382; Duff, Personality, S. 135 f.; Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 60 f.; San Nicolò, Ägyptisches Vereinswesen II, S. 127; Biró, Collegium funeraticium. In: Gesellschaft und Recht, S. 6; Bricchi, Amministratori ed actores. In: Statuti municipali, S. 339 ff. A. A. Olivecrona, Juridisk person, S. 82, der eine Ausnahme Regelung für öffentlichen und genehmigte private Verbände annimmt. Ähnlich Perozzi, Istituzioni, S. 568 f.

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4. Abschnitt: Die rechtliche Ausgestaltung der Personenverbände

schützte zwar das prätorische Recht das Verbandsvermögen, der zivile Erwerb war jedoch für den Verband ausgeschlossen. Den Mitgliedern des Verbandes als Masse von Einzelpersonen war der zivile Eigentumserwerb unmöglich, da sie nicht in der Lage waren, kollektiv die erforderlichen, förmlichen Handlungen auszuführen oder einen einheitlichen Gesamtwillen zu bilden. Damit waren sie im Rahmen des ius civile handlungsunfähig.67 Eine Lösung bot hier allein die kollektive Ersitzung.68 Dies setzte jedoch voraus, dass der Besitz kein Willenselement erforderte.69 Daneben wird auch die Möglichkeit des zivilen Eigentumserwerbs durch den Sklaven der öffentlichen Verbände angenommen.70 Allgemein wird der Manzipationserwerb durch Sklaven trotz der schwierigen Quellenlage71 für möglich gehalten.72 Diese Möglichkeit, wenn sie vielleicht auch nicht den Regelfall darstellte,73 könnte die Quellen erklären, die von einer Manzipation an öffentliche und auch private Verbände sprechen.74 Dies setzt jedoch voraus, dass diese Quellen tatsächlich technisch formuliert sind. Dass der zivile Erwerb durch Sklaven nicht der Regelfall gewesen ist, zeigt die überlieferte Diskussion über die Frage des Eigentums an öffentlich aufgestellten Statuen. So vertraten Trebatius, der Zeitgenosse des Cicero,75 und das prokulianische Schuloberhaupt Pegasus,76 dass eine zivile Übereignung nicht stattfand (civium non esse), sondern die Rechte der Gemeinde an den Statuen 67 Drioux, Associations, S. 37 ff. Einen Wandel nimmt auch hier Aubert, Gestion des collegia. In: Cahiers du centre Gustave-Glotz 10 (1999), S. 59 im 2. Jh. n. Chr. an. A. A. Botton, Collèges d’artisans, S. 38. 68 Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 400; Duff, Personality, S. 78 f. A. A. Botton, Collèges d’artisans, S. 37 f. 69 Dazu 4. Abschnitt, II. 4. b). 70 Für die Gemeindesklaven Halkin, Esclaves publics, S. 42 f., 153 f.; Eder, Servitus publica, S. 82 f.; Weiß, Sklave der Stadt, S. 61; Duff, Personality, S. 78 f.; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 125 f.; Arangio-Ruiz, Istituzioni, S. 71; Aubert, Gestion des collegia. In: Cahiers du centre Gustave-Glotz 10 (1999), S. 59; Bricchi, Amministratori ed actores. In: Statuti municipali, S. 366 ff.; Betti, Diritto romano I, S. 166; Karlowa, Juristischen Personen. In: Grünhuts Zeitschrift 18 (1891), S. 425 f. Vgl. aber Mitteis, RP, S. 384 f. Auch für private Verbände Dirksen, Historische Bemerkungen. In: Civ. Abh. II, S. 128; Drioux, Associations, S. 42; Coli, Collegia, S. 124; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 277. Bedenken bei Lübtow, Problem der juristischen Person. In: FS Koschaker II, S. 485. 71 Buckland, Law of Slavery, S. 159. 72 Gérard, Corporations ouvrières, S. 56; Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 399 f.; Botton, Collèges d’artisans, S. 38; Trouette, Collèges d’artisans, S. 110; Labat, Collèges d’artisans, S. 64; Eisele, Sklavenrecht. In: SZ 26 (1905), S. 68; Buckland, Law of Slavery, S. 159. 73 Zum inschriftlichen Befund Waltzing, Étude II, S. 450. 74 Plin. min., ep. 7.18.2; Tac., Ann. 2.30.3, 3.67; CIL VI 10231. Dazu Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 327. Vgl. auch Waltzing, Étude II, S. 450 f. m.w.N. 75 Kunkel, Herkunft und soziale Stellung, S. 28. 76 Kunkel, Herkunft und soziale Stellung, S. 133.

II. Handlungsfähigkeit der unter einem Begriff organisierten Personenverbände

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allein durch prätorisches Recht geschützt wurden.77 Dies drückt auch das sabinianische Schuloberhaupt Cassius78 aus, in dem er die Statuen als Sachen der Bürger (res municipum), die gleichsam vergesellschaftet seien (quasi publicatae), behandelt.79 b) Besitz und Ersitzung Die Möglichkeit des Besitzes war für Personenverbände in klassischer Zeit umstritten.80 Dies berichtet uns Paulus im fünfzigsten Buch seines Ediktkommentars.81 Paulus libro quinquagensimo quarto ad edictum (D. 41.2.1.22) Municipes per se nihil possidere possunt, quia universi consentire non possunt. forum autem et basilicam hisque similia non possident, sed promiscue his utuntur. sed Nerva filius ait, per servum quae peculiariter adquisierint et possidere et usucapere posse: sed quidam contra putant, quoniam ipsos servos non possideant. Die Bürger können von sich aus nichts besitzen, weil sie nicht alle zusammen zustimmen können. Ein Forum aber und eine Basilika und ähnliches besitzen sie nicht, sondern nutzen sie gemeinschaftlich. Aber Nerva der Jüngere sagt, dass sie das, was sie durch einen Sklaven als Sondergut erworben haben werden, sowohl besitzen als auch ersitzen können. Aber einige meinen das Gegenteil, weil die Bürger die Sklaven selbst nicht besäßen.

Eine Ansicht sprach den Bürgern also den Besitz an den Liegenschaften der Gemeinde ab. Dies wurde damit begründet, dass die Bürger nicht in der Lage waren, einen einheitlichen Besitzwillen zu bilden.82 Da jedoch auch die Vertreter dieser Ansicht auf Dauer die Augen nicht vor der Tatsache verschließen konnten, dass die Gemeinde tatsächlich über Liegenschaften und Vermögen verfügte und diese im prätorischen Recht anerkannt waren, nahm sie eine gemeinsame Nutzungszuständigkeit (promiscue his utuntur) ohne Besitzqualität im technischen Sinne an.83 77 Ulpianus libro nono ad edictum (D. 41.1.41). Bei Paulus libro quinto ad legem Iuliam et Papiam (D. 42.5.29) handelt es sich wohl um eine Auslegungsregel des Fufidius. Ihm folgt Paulus in Labeo libro sexto pithanon a Paulo epitomatorum (D. 44.1.23). Vgl. zu diesen Stellen Pernice, Labeo I, S. 279 ff. 78 Kunkel, Herkunft und soziale Stellung, S. 130 f. 79 Ulpianus libro septuagensimo primo ad edictum (D. 43.24.11.1). 80 Vgl. Drioux, Associations, S. 43; Trouette, Collèges d’artisans, S. 109 f.; Liebenam, Städteverwaltung, S. 177 f.; Ferrara, Persone giuridiche, S. 32 f., 36; Kornemann, Municipium. In: RE XVI/1, Sp. 632; Hölzl, Savignys Lehre von der Stellvertretung, S. 267 ff. 81 Vgl. auch Paulus libro quinquagensimo quarto ad edictum (D. 41.2.1.22). 82 Dazu Gérard, Corporations ouvrières, S. 56 ff.; Drioux, Associations, S. 43; Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 59. Weiter geht Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 399. A. A. De Robertis, Storia II, S. 327; Johnston, Jurists. In: Cambr. Hist. of Gr. and Rom. Polit. Thought, S. 631. 83 Vgl. auch Pomponius libro nono ad Sabinum (D. 18.1.6 pr.); Paulus libro sebtuagensimo secundo ad edictum (D. 45.1.83.5). Dazu Drioux, Associations, S. 43.

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4. Abschnitt: Die rechtliche Ausgestaltung der Personenverbände

Dem gegenüber schlug der jüngere Nerva, Vater des Kaisers und Anhänger der prokulianischen Schule,84 um die Mitte des ersten Jahrhunderts nach Christus vor, für den Besitz am Vermögen der Gemeinde nicht auf die Bürger, sondern auf die Gemeindesklaven abzustellen.85 Dies lehnten die Vertreter der anderen Ansicht mit der Begründung ab, dass die Bürger auch die Sklaven nicht besäßen und damit eine Besitzmittlung durch die Sklaven nicht in Betracht komme. Die Fähigkeit der Personenverbände zu besitzen wurde also teilweise mit der Begründung abgelehnt, dass es ihnen an dem erforderlichen Besitzwillen mangele. Ob der Besitz ein Willenselement fordere, war aber ebenfalls umstritten.86 Dies berichtet uns Paulus ebenfalls im fünfzigsten Buch seines Ediktkommentars: Paulus quinquagensimo quarto ad edictum (D. 41.2.1.3) Furiosus, et pupillus sine tutoris auctoritate, non potest incipere possidere, quia affectionem tenendi non habent, ... Ofilius quidem et Nerva filius etiam sine tutoris auctoritate possidere incipere posse pupillum aiunt: eam enim rem facti, non iuris esse ... Der Geisteskranke und das Mündel ohne Zustimmung des Vormunds können nicht Anfangen zu besitzen, weil sie den Besitzwillen nicht haben, ... Ofilius aber und Nerva der Jüngere sagen, dass das Mündel auch ohne Zustimmung des Vormunds zu besitzen beginnen könne. Dies sei nämlich eine Tatsachenfrage und keine Rechtsfrage.

Während die von Paulus wieder erstgenannte Ansicht ein Willenselement fordert, lehnt der Prokulianer Nerva, dem Ofilius folgend, das Erfordernis eines Besitzwillens ab. Ofilius, ein Schüler des Servius Sulpicius Rufus, schrieb Ende des ersten Jahrhunderts vor Christus, also in einer Zeit, in der die Aufgabe des stoisch geprägten Konzepts der Gesamtkörper unter akademischskeptischem Einfluss gerade vollzogen war. Nach seiner Ansicht erforderte der Besitz kein Willenselement. Damit konnten die Personenverbände besitzen und folglich auch ersitzen.87 Damit ergab sich für den zivilen Eigentumserwerb der Verbände kein Problem. Diese Lehre wurde von der prokulianischen Schule fortgeführt. Ein Problem ergab sich nur nach der von Paulus erstgenannten Meinung. Dies ist die Lehre der sabinianischen Schule, die ein Willenselement für den Besitz forderte und den Versuch des jüngeren Nerva eine konsensfähige Mittelmeinung zu entwickeln zurückwies. Umgekehrt bemühte sich, wie wir gesehen haben, aber die sabinianische Schule unter Festhalten an ihrer Besitzlehre durch die Anerkennung einer Nutzungszuständigkeit der Bürger an den 84 Kupisch, Nerva filius. In: Juristen, S. 466 f.; Kunkel, Herkunft und soziale Stellung, S. 130. 85 Dazu Drioux, Associations, S. 43. 86 Arnò, Possesso, S. 66 ff. Dies verkennt Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 152 ff. 87 Ulpianus libro vicensimo quarto ad edictum (D. 10.4.7.3).

II. Handlungsfähigkeit der unter einem Begriff organisierten Personenverbände

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Sachen der Gemeinde dem geltenden Recht gerecht zu werden.88 Denn die sabinianische Position scheint sich langfristig, trotz der Erwähnung bei Paulus, nicht durchgesetzt zu haben.89 Dies zeigt die beiläufige Erwähnung der Besitz- und Ersitzungsfähigkeit der Personenverbände in einer Begründung Ulpians: Ulpianus libro vincensimo quarto ad edictum (D. 10.4.7.3) Item municipes ad exhibendum conveniri possunt, quia facultas est restituendi: nam et possidere et usucapere eos posse constat. idem et in collegiis ceterisque corporibus dicendum erit. Ebenso können die Bürger einer Gemeinde auf Herausgabe verklagt werden, weil sie die Fähigkeit haben herauszugeben, denn es steht fest, dass sie sowohl besitzen als auch ersitzen können. Das Gleiche wird wohl auch von den Vereinen und den übrigen Körpern zu sagen sein.

Damit konnten die Mitglieder der Personenverbände vermutlich sobald die Verbände an sich nur noch als begriffliche Konstruktionen angesehen wurden entweder kollektiv oder durch ihre bestellten Vertreter90 auch unter dem ius civile Eigentum durch Ersitzung erlangen. Daran änderte die sabinianische Kritik, die sich bis zur Zeit des Paulus hielt, nichts. 5. Erbrecht Das gleiche Problem wie beim Eigentum ergab sich auch bei der Rechtsnachfolge von Todes wegen. Während jedoch das zivile Eigentum durch Ersitzung vermittelt werden konnte, gab es keine Möglichkeit, Personenverbände zu Erben einzusetzen. So lehrt der pseudo-ulpianische liber singularis regularum, dass, egal ob an den Verband oder seine Mitglieder angeknüpft wurde, eine Einsetzung als Erben unmöglich war.91 Dies ergibt sich, daraus, dass der Verband als an sich unbestimmter Körper (incertum corpus) nur die ihm gesetzlich zugebilligten Fähigkeiten hatte.92 Die Mitglieder aber können weder einheitlich durch Erklärung die Erbschaft antreten (cernere) noch alle zugleich 88

Vgl. auch die Lösung bei Maecianus libro duodecimo fideicommissorum (D. 36.4.12). Drioux, Associations, S. 43; Trouette, Collèges d’artisans, S. 110. 90 Maecianus libro duodecimo fideicommissorum (D. 36.4.12); Ulpianus libro trigesimo nono ad edictum (D. 37.1.3.4). 91 Ps.-Ulp. 22.5; Plin. min., ep. 5.7.1. Dazu Avenarius, Ps.-Ulp., S. 400 f. A. A. Sirks, Corporate Character of Towns. In: FS Litewski II, S. 132 ff., der hier ein Problem der Rechtsgemeinschaft zwischen römischen Bürgern und Bürgern der municipia annimmt. Dies stützt er insbesondere auf G. 2.195. Dabei handelt es sich jedoch um eine Quelle zur Behandlung von Legaten zu Gunsten einer Gemeinde nach der Regelung unter Nerva (Ps.-Ulp. 24.28). Zudem schenkt er der Begründung in Ps.-Ulp. 22.5 zu wenig Beachtung. 92 Mitteis, RP, S. 379; Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 61; Avenarius, Ps.-Ulp., S. 401 ff. Dieser Auffassung widersprechen nicht die Überlegungen bei Pernice, Labeo I, S. 283 f. zum Zeitpunkt oder den Gründen der Verleihung bestimmter Rechte. 89

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4. Abschnitt: Die rechtliche Ausgestaltung der Personenverbände

„als Erben“ auftreten (pro herede gerere).93 Möglicherweise konnten jedoch die Sklaven der Verbände zu Erben eingesetzt werden.94 Sicher ist demgegenüber, dass Personenverbände ab einem gewissen Zeitpunkt von ihren Freigelassenen zu Erben eingesetzt werden konnten. Den Vereinen wurde unter Marcus Aurelius das Recht verliehen, ihre Sklaven freizulassen,95 und ab diesem Zeitpunkt erlangten sie wahrscheinlich auch die Patronatsrechte einschließlich des Rechts, von ihren Freigelassenen zu Erben eingesetzt zu werden beziehungsweise den gesetzlichen Erbteil zu fordern.96 Das Recht, Erbschaften von ihren Freigelassenen zu empfangen, wurde nach dem pseudo-ulpianischen liber singularis regularum auch den Gemeinden durch Senatsbeschluss verliehen.97 Das sie das Recht zur Freilassung in severischer Zeit hatten, ist klar.98 Wann sie dieses Recht erhielten, lässt sich nicht mit Sicherheit erschließen.99 Vermutlich wurde es den Gemeinden bereits früher als den Vereinen verliehen, da Pomponius bereits die Bürgerschaft als Miterben erörtert.100 Mitteis nimmt an, dass die Gemeinden das Recht zur Freilassung nie verloren. Dies lässt sich ebenso wenig wie das Gegenteil beweisen.101 Zur Durchsetzung ihres Patronatsrechts an der Erbschaft des Frei-

93

Mühlenbruch, Glück’s Pandecten Bd. 39, S. 352 f., 423; Gérard, Corporations ouvrières, S. 62 f.; Drioux, Associations, S. 47; Trouette, Collèges d’artisans, S. 111 f.; Labat, Collèges d’artisans, S. 73; Mitteis, RP, S. 379 f.; Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 114; Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 61; Bonfante, Corso VI, S. 389; Avenarius, Ps.-Ulp., S. 402. Andere Erklärung bei De Robertis, Storia II, S. 380. 94 Ulpianus libro octavo ad Sabinum (D. 29.2.25.1). Vgl. Bonfante, Corso VI, S. 390; Sirks, Kaiserliche Gesetzgebung. In: Vereine, Synagogen und Gemeinden, S. 28. A. A. Betti, Diritto romano I, S. 166. 95 Ulpianus libro quinto ad Sabinum (D. 40.3.1). Dazu Mitteis, RP, S. 399 f.; Ferrara, Persone giuridiche, S. 33; Harrill, Manumission of Slaves, S. 152 ff.; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 284 f.; Tran, Associations privées. In: Collegia, S. 65. Vgl. auch Meiggs, Roman Ostia, S. 318. 96 Ulpianus libro quarto decimo ad Sabinum (D. 40.3.2). Dazu Drioux, Associations, S. 46; Trouette, Collèges d’artisans, S. 114 f.; Impallomeni, Persona Giuridica. In: NNDI 12, S. 1031; Tran, Membres des associations, S. 349 f. 97 Ps.-Ulp. 22.5. 98 Ulpianus libro octavo ad Sabinum (D. 29.2.25.1); Papinianus libro decimo quarto responsorum (D. 40.3.3). 99 129 n. Chr.: Ferrara, Persone giuridiche, S. 33. Vgl. die Überlegungen bei Mühlenbruch, Glück’s Pandecten Bd. 39, S. 426 ff.; Drioux, Associations, S. 46; Perozzi, Istituzioni, S. 569; Duff, Personality, S. 86. 100 Pomponius libro tertio decimo ad Sabinum (D. 3.4.9). Vgl. Ferrara, Persone giuridiche, S. 33; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 156; Tran, Associations privées. In: Collegia, S. 66. 101 Mitteis, RP, S. 377.

II. Handlungsfähigkeit der unter einem Begriff organisierten Personenverbände

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gelassenen102 konnte den Personenverbänden die bonorum possessio erteilt werden.103 Noch in einer Konstitution der Kaiser Diocletian und Maximian aus dem Jahr 290 nach Christus wird bestätigt, dass bis zu dieser Zeit Vereine nur durch spezielles Privileg die allgemeine passive Testierfähigkeit erhalten konnten.104 Die Aufnahme dieser Konstitution in den Codex Iustinianus beweist, dass hier bis zur iustinianischen Kodifikation keine Änderung eingetreten ist.105 Die Gemeinden erhielten die passive Testierfähigkeit spätestens unter Kaiser Leo, wie eine Konstitution aus dem Jahre 469 nach Christus belegt.106 Die Möglichkeit Vermächtnisse, zu empfangen, war zunächst umstritten. Nach sabinianischer Lehre konnten allen Personenverbänden Vindikationslegate zugewandt werden, da die sabinianische Schule hier anders als die prokulianische Schule keine Willensbetätigung forderte.107 Jedoch scheint sich unter Antoninus Pius die prokulianische Ansicht durchgesetzt zu haben.108 Bereits unter Nerva wurde aber den Gemeinden allgemein das Recht gegeben, Vermächtnisse zu empfangen.109 Dieses Recht wurde durch einen Senatsbe102

Kaser, RP, S. 708 f. Ulpianus libro trigesimo nono ad edictum (D. 37.1.3.4); Ulpianus libro quadragensimo nono ad edictum (D. 38.3.1 pr.-2). Zweifel aufgrund der Besitzproblematik bei Ulpianus libro quadragensimo nono ad edictum (D. 38.3.1.1). Dazu Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 403; Trouette, Collèges d’artisans, S. 115; Perozzi, Istituzioni, S. 574; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 157 ff., 285; Bonfante, Corso VI, S. 394; Impallomeni, Persona Giuridica. In: NNDI 12, S. 1031. Anders: Gérard, Corporations ouvrières, S. 63; Drioux, Associations, S. 47 f. 104 C. 6.24.8. Dazu Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 282 f.; Trouette, Collèges d’artisans, S. 113. Darauf bezieht sich wohl Ulpianus libro quarto fideicommissorum (D. 36.1.6.4). A. A. Sirks, Kaiserliche Gesetzgebung. In: Vereine, Synagogen und Gemeinden, S. 28. 105 A. A. Botton, Collèges d’artisans, S. 40. Vorsichtige Vermutung bei Trouette, Collèges d’artisans, S. 113. 106 C. 6.24.12. Vgl. Mühlenbruch, Glück’s Pandecten Bd. 39, S. 432 ff.; Elvers, Testamentarische Erbfähigkeit, S. 106 ff.; Liebenam, Städteverwaltung, S. 184 ff.; Mitteis, RP, S. 378; Kornemann, Municipium. In: RE XVI/1, Sp. 633; Peppe, Persone Giuridiche. In: Studi Martini III, S. 76. Zudem nimmt Grosso, Legati, S. 195, Fn. 4 an, dass die passive Testierfähigkeit bereits früher als Privileg an einzelne Städte verliehen wurde. Dagegen Bonfante, Corso VI, S. 395. 107 G. 2.195. Dazu Avenarius, Ps.-Ulp., S. 445. 108 G. 2.195. 109 Ps.-Ulp. 24.28. Dazu Mühlenbruch, Glück’s Pandecten Bd. 39, S. 431; Pernice, Labeo I, S. 284 f.; Drioux, Associations, S. 51; Liebenam, Städteverwaltung, S. 189; Ferrara, Persone giuridiche, S. 33; Perozzi, Istituzioni, S. 570; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 160 ff.; Bonfante, Corso VI, S. 394; Grosso, Legati, S. 195 f.; Impallomeni, Persona Giuridica. In: NNDI 12, S. 1031; Brutti, Diritto privato, S. 241; Avenarius, Ps.-Ulp., S. 471. A. A. Mommsen, Römische Korporationen. In: SZ 25 (1904), S. 40 f.; Mitteis, RP, S. 337 f. 103

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4. Abschnitt: Die rechtliche Ausgestaltung der Personenverbände

schluss auf Betreiben Hadrians110 und eine Reskript des Antoninus Pius weiter ausgestaltet.111 Vielleicht war das Recht Vermächtnisse zu empfangen, auf Vermächtnisse zu bestimmten Zwecken beschränkt.112 Seit Antoninus Pius konnten auch vici Vermächtnisse empfangen.113 Daneben konnte das Recht, Vermächtnisse zu empfangen, auch an pagi verliehen werden. Dies geht aus einer Inschrift anlässlich der Verleihung als kaiserliche Wohltat (beneficium) durch Marcus Aurelius an den pagus Thuggensis hervor.114 Unter Marcus Aurelius wurde zudem durch Senatsbeschluss auch den Vereinen, denen das Versammlungsrecht (ius coeundi) gewährt worden war, das Recht gegeben, Vermächtnisse zu empfangen.115 Die passive Legatsfähigkeit der Vereine wurde 528/529 nach Christus durch Iustinian bestätigt.116 Den Gemeinden konnte nach dem Senatus Consultum Apronianum unter Hadrian die Erbschaft auch im Wege des Fideikommisses herausgegeben werden.117 Mitteis nimmt an, dass diese Regelung nur die Universalfideikommisse betraf und dass Gemeinden bereits seit alters her Singularfideikommisse empfangen konnten.118 Liebenam verwies jedoch bereits zu Recht darauf, dass eine Regelung im Zusammenhang mit der Neuregelung des 110

Ps.-Ulp. 24.28. Dazu Mühlenbruch, Glück’s Pandecten Bd. 39, S. 431; Liebenam, Städteverwaltung, S. 189; Perozzi, Istituzioni, S. 570; Bonfante, Corso VI, S. 394; Kornemann, Municipium. In: RE XVI/1, Sp. 632; Grosso, Legati, S. 196; Impallomeni, Persona Giuridica. In: NNDI 12, S. 1031; Brutti, Diritto privato, S. 241; Avenarius, Ps.-Ulp., S. 471. 111 Gaius libro tertio de legatis ad edictum praetoris (D. 30.73.1). Dazu Grosso, Legati, S. 196; Impallomeni, Persona Giuridica. In: NNDI 12, S. 1031. Zudem die scheinbar Einflussreiche Konstitution des Antoninus Pius bei G. 2.195. Dazu Sirks, Corporate Character of Towns. In: FS Litewski II, S. 132. 112 Paulus libro tertio regularum (D. 30.122 pr.); Marcianus libro tertio decimo institutionum (D. 30.117). 113 Gaius libro tertio de legatis ad edictum praetoris (D. 30.73.1). 114 CIL VIII 26528b. Dazu Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 459. 115 Paulus libro duodecimo ad Plautium (D. 34.5.20). Dazu Drioux, Associations, S. 51; Mitteis, RP, S. 399 f.; Ferrara, Persone giuridiche, S. 33; Bonfante, Corso VI, S. 396 f.; Impallomeni, Persona Giuridica. In: NNDI 12, S. 1031; Brutti, Diritto privato, S. 242. 116 C. 6.48.10. 117 Paulus libro singulari de senatus consultis (D. 36.1.27); Ps.-Ulp. 22.5; Paulus libro singulari de iuris et facti ignoratia (D. 22.6.9.5); Scaevola libro nono decimo digestorum (D. 32.38.5); Maecianus libro duodecimo fideicommissorum (D. 36.4.12); Modestinus libro primo responsorum (D. 3.5.25). Dazu Avenarius, Ps.-Ulp., S. 400 ff.; Mühlenbruch, Glück’s Pandecten Bd. 39, S. 426 ff.; Liebenam, Städteverwaltung, S. 182; Bonfante, Corso VI, S. 394; Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 61; Dirksen, Historische Bemerkungen. In: Civ. Abh. II, S. 131, 138 f.; Schulz, Classical Roman Law, S. 94; Impallomeni, Persona Giuridica. In: NNDI 12, S. 1031. 118 Mitteis, RP, S. 378. Vgl. auch Mühlenbruch, Glück’s Pandecten Bd. 39, S. 431; Liebenam, Städteverwaltung, S. 184; Schulz, Classical Roman Law, S. 94; Brutti, Diritto privato, S. 240 f.

III. Identität der Personenverbände und Wechsel im Mitgliederbestand

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Rechts der Fideikommisse unter Hadrian119 erforderlich geworden sein könnte.120 Damit bestätigt die Ausgestaltung des Rechts der Personenverbände in klassischer Zeit unsere Annahme, dass die Personenverbände eine begriffliche Einheit bildeten, soweit ihnen dies durch Gesetze, Senatsbeschlüsse oder kaiserliche Rechtssetzung gestattet wurde.

III. Identität der Personenverbände und Wechsel im Mitgliederbestand 1. Wechsel im Mitgliederbestand Ein zentrales Problem der Personenverbände ist die Frage ihrer Identität. Im Gegensatz zur klassischen Gesellschaft (societas), die mit dem Ausscheiden eines Mitglieds ihre Identität verliert,121 bestehen öffentliche Verbände, wie Gemeinden, und private Vereine unabhängig von ihrem Mitgliederbestand fort.122 Damit stellt sich eine der ältesten Fragen des Rechts der Personenverbände, nämlich, bis zu welcher Grenze ein Personenverband fortbesteht und seine rechtliche Identität behält. Die Antwort auf diese Frage entscheidet, ob eine Gemeinde nach einem Regierungswechsel für die unter der alten Regierung angefallenen Schulden haftet oder ein Verein an die durch einen bereits verstorbenen Vorstand namens des Vereins geschlossenen Verträge gebunden bleibt. Diese Frage beschäftigte bereits Aristoteles in seiner Politik, der ohne namentliche Nennung auf bereits ältere Meinungen Bezug nimmt, die Frage jedoch offen lässt.123 Aristoteles schneidet die juristische Frage nach dem Fortbestand der Verpflichtung auf das philosophische Problem der Identität zu:                         (Das eigentliche Problem aber liegt in der Antwort auf diese Frage: Man muss nämlich fragen, ob die Stadt (die ihre Regierungsform gewechselt hat) dieselbe oder eine andere ist.).124 Für die Identität der Polis stellt Aristoteles auf ihre Form (), die Verfassung (), als ausschlaggebendes Kriterium ab.125 119

G. 2.287. Liebenam, Städteverwaltung, S. 182. Vgl. auch Schulz, Classical Roman Law, S. 94. 121 Pomponius libro duodecimo ad Sabinum (D. 17.2.59 pr.); Paulus libro trigesimo secundo ad edictum (D. 17.2.65.9). 122 Vgl. zu den öffentlichen Verbänden Ulpianus libro decimo ad edictum (D. 3.4.7.2). Allg. Kaser, RP I, S. 303 f. 123 Aristoteles,   3, 1276 a 17 ff. Vgl. Thomas, Les juristes. In: Idéologies et valeurs, S. 196 f. 124 Aristoteles,   3, 1276 a 17 ff. 125 Aristoteles,   3, 1276 b 2 ff. Zu dieser Stelle im 2. Abschnitt, II. 3. 120

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4. Abschnitt: Die rechtliche Ausgestaltung der Personenverbände

Die gleiche Frage stellt sich jedoch für den Juristen insbesondere im Hinblick auf den wechselnden Mitgliederbestand. Das heißt, es ist fraglich, ob ein Verein, aus dem Mitglieder ausgeschieden sind und der neue Mitglieder aufgenommen hat, noch derselbe oder ein anderer Verein ist. Zudem stellt sich die Frage, ob einer Gemeinde, deren Mitgliederbestand durch Geburten und Todesfälle regelmäßig schwankt, jemals eine gleichbleibende Identität ausbilden kann.126 Aristoteles übergeht dieses Problem mit dem Hinweis, dass der Abfluss und Zufluss des Wassers eines Flusses auch nicht daran hindere, den Fluss als denselben anzusehen.127 Wir haben oben gesehen, dass das Problem des Wachstums auch nach Aristoteles ein bedeutender Streitpunkt der griechischen Philosophie war.128 Dass auch die römischen Juristen dieses Problem bereits in republikanischer Zeit durchdrungen hatten, beweist eine Stelle aus dem sechsten Buch der Digesten des Publius Alfenus Varus.129 Darin erörtert Alfen, Schüler des Servius Sulpicius Rufus,130 die Identität eines Richterkollegiums (iudicium) bei wechselnden Richtern.131 Iudicium muss hier den Spruchkörper bezeichnen,132 da zum relevanten Zeitpunkt noch kein Urteil gesprochen wurde. Würde iudicium das Verfahren bezeichnen, so wäre „rem eandem et iudicium idem“ in der Antwort eine Tautologie. Es stellt sich die Frage, ob trotz des Wechsels der Mitglieder des Richterkollegiums die Rechtssache (res) noch dieselbe ist oder mit einem neuen Spruchkörper (iudicium) neu verhandelt werden muss.133 Alfen kommt aufgrund der Anwendung einer nicht näher bestimmten philosophischen Lehre zu dem Ergebnis, dass die Identität des Richterkollegiums von seinem Mitgliederbestand unabhängig ist. Auch wenn die hier behandelte Frage keinen unmittelbaren Bezug zum Recht der Personenverbände aufweist,

126

Aristoteles,   3, 1276 a 36 f. Aristoteles,   3, 1276 a 37 f. 128 Plut., de comm. not. 44, moralia 1083 A. Vgl. auch die weiteren Stellen mit Erläuterungen bei Hülser, Fragmente III, S. 1040 ff. und oben 2. Abschnitt, II. 5. k). 129 Vgl. Jörs, Alfenus 8). In: RE I, Sp. 1472; Kunkel, Herkunft und soziale Stellung, S. 29. 130 Pomponius liber singularis enchiridii (D. 1.2.2.44). Dazu Jörs, Alfenus 8). In: RE I, Sp. 1472; Kunkel, Herkunft und soziale Stellung, S. 29; Guarino, Giusromanistica, S. 181; Mantovani, Identità. In: Homo, caput, persona, S. 7; Liebs, Alfenus Varus. In: SZ 127 (2010), S. 32. Demgegenüber möchten Costa, Cicerone I, S. 86 und Schiavone, Giuristi e nobili, S. 133 ff.; ders., Ius, S. 232 den Text sogar Servius zuschreiben. Kritisch dazu Guarino, Giusromanistica, S. 183 ff. 131 Zum Sachverhalt Roth, Alfeni Digesta, S. 172 f.; Mantovani, Identità. In: Homo, caput, persona, S. 9 ff. 132 Horak, Rationes Decidendi I, S. 232. Vgl. allg. Kaser/Hackl, Zivilprozessrecht, S. 350 ff. A. A. Roth, Alfeni Digesta, S. 174, der einen uneinheitlichen Gebrauch annimmt. 133 Grosso, Problemi sistematici, S. 20; Guarino, Giusromanistica, S. 182; Roth, Alfeni Digesta, S. 173. Vgl. allg. Kaser/Hackl, Zivilprozessrecht, S. 350, 375. 127

III. Identität der Personenverbände und Wechsel im Mitgliederbestand

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lassen sich der methodische Ansatz und die dahinter stehende Vorstellung, wie sich gleich zeigen wird, mühelos auf alle Personenverbände übertragen. Alfenus libro sexto digestorum (D. 5.1.76) Proponebatur ex his iudicibus, qui in eandem rem dati essent, nonullos causa audita excusatos esse inque eorum locum alios esse sumptos, et quaerebatur, singulorum iudicum mutatio eandem rem an aliud iudicium fecisset. respondi, non modo si unus aut alter, sed et si omnes iudices mutati essent, tamen et rem eandem et iudicium idem quod antea fuisset permanere: neque in hoc solum evenire, ut partibus commutatis eadem res esse existimaretur, sed et in multis ceteris rebus: nam et legionem eandem haberi, ex qua multi decessissent, quorum in locum alii subiecti essent: et populum eundem hoc tempore putari qui abhinc centum annis fuissent, cum ex illis nemo nunc viveret: itemque navem, si adeo saepe refecta esset, ut nulla tabula eadem permaneret quae non nova fuisset, nihilo minus eandem navem esse existimari. quod si quis putaret partibus commutatis aliam rem fieri, fore ut ex eius ratione nos ipsi non idem essemus qui abhinc anno fuissemus, propterea quod, ut philosophi dicerent, ex quibus particulis minimis constiteremus, hae cottidie ex nostro corpore decederent aliaeque extrinsecus in earum locum accederent. quapropter cuius rei species eadem consisteret, rem quoque eandem esse existimari. Es wurde vorgetragen, dass von den Richtern, die in derselben Rechtssache bestellt waren, einige nach der Verhandlung entschuldigt und an deren Stelle andere bestellt wurden, und es wurde gefragt, ob der Wechsel einzelner Richter die Rechtssache unberührt gelassen oder das Richterkollegium zu einem anderen gemacht habe. Ich habe geantwortet, dass nicht nur wenn der eine oder andere, sondern sogar wenn alle Richter ausgetauscht wurden, dennoch sowohl die Rechtssache dieselbe als auch das Richterkollegium dasselbe, das es vorher war, bliebe: Und dies begegnet nicht nur hier, dass, wenn Teile gewechselt haben, ein Gegenstand als der gleiche angesehen wird, sondern auch bei vielen anderen Gegenständen. Denn auch eine Legion wird für dieselbe gehalten, aus der Viele gefallen sind und an deren Stelle andere gesetzt wurden. Auch ein Volk wird heute für dasselbe gehalten, das es vor hundert Jahren war, auch wenn von damals niemand mehr lebt. Und ebenso wird ein Schiff, wenn es so oft ausgebessert worden ist, dass keine Planke dieselbe bleibt und nicht erneuert wäre, nichtsdestoweniger als dasselbe Schiff angesehen. Wenn nämlich jemand meinte, die Veränderung der Teile ließe eine neue Sache entstehen, folgte daraus, dass wir selbst nicht dieselben wären, die wir vor einem Jahr waren. Deswegen weil wir, wie die Philosophen sagen, aus kleinsten Teilchen bestehen, die täglich aus unserem Körper entweichen und andere kommen von außerhalb an deren Stelle hinzu. Bleibt daher die Gestalt einer Sache dieselbe, wird auch angenommen, sie sei dieselbe.

Dieses Fragment ist eine der bekanntesten Stellen in den Digesten, in denen ein Jurist unmittelbar auf eine philosophische Theorie Bezug nimmt. Die Echtheit dieser Begründung wird heute überwiegend anerkannt.134 Uns liegt

134

Horak, Rationes Decidendi I, S. 231 mit Fn. 21; Schermaier, Materia, S. 39 f.; Guarino, Giusromanistica, S. 182 f.; Schiavone, Giuristi e nobili, S. 132 ff.; ders., Ius, S. 232. A. A. Schulz, Geschichte, S. 101 f.

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4. Abschnitt: Die rechtliche Ausgestaltung der Personenverbände

in diesem Fragment der Digesten Alfens eine im Wesentlichen ungekürzte Entscheidung eines spätrepublikanischen Juristen vor.135 Dies ergibt sich schon aus dem schlüssigen Aufbau der Stelle. Ihn haben wir durch die Absätze im Text verdeutlicht. Die Stelle beginnt mit der Schilderung des Sachverhalts. Dem folgt die Entscheidung des Juristen. Am Ende steht die ausführliche Begründung der Entscheidung. Dabei bezieht sich Alfen auf eine philosophische Lehre, die auch im Sachenrecht Anwendung findet. Diese systematische Begründung wird Alfen wohl einem älteren Werk entnommen haben. Sie ist, wie insbesondere die parallele Formulierung des zweiten (populus) und vierten (nos ipsi) Beispiels zeigt, konsequent durchstilisiert. Besonders die ersten, für den Juristen eher selten relevanten Beispiele weisen auf einen Ursprung in der philosophischen Doxographie hin.136 Die hier zitierte philosophische Lehre trägt die Argumentation des Juristen.137 Sie fand in verschiedenen juristischen Zusammenhängen Anwendung, bei denen sich die Frage von Einheit und Vielheit stellte.138 Damit handelte es sich um ein allgemein anerkanntes Prinzip.139 Alfen nennt nicht ausdrücklich eine bestimmte Schule, der diese Lehre zuzuordnen ist. Der letzte Satz könnte auf Aristoteles hinweisen.140 So fällt zunächst die Ähnlichkeit zu der oben genannten Behandlung der Identität der Polis ins Auge. Hier stellt Aristoteles auf die Form (), das heißt auf die Verfassung () der Polis, ab.141 Die Form () im aristotelischen Sinne wird im Lateinischen unter anderem mit species wiedergegeben.142 135

Guarino, Giusromanistica, S. 181 nimmt einen fiktiven Fall an. A. A. Mantovani, Identità. In: Homo, caput, persona, S. 11. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf das Ergebnis. 136 Zurückhaltend Schermaier, An eadem res. In: Studi Talamanca VII, S. 297. 137 Gandolfo, Nave, S. 149 f.; Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 127; Horak, Rationes Decidendi I, S. 232 f.; Schermaier, Materia, S. 45, 215 f.; Liebs, Alfenus Varus. In: SZ 127 (2010), S. 44. A. A. Göppert, Gesammt-Sachen, S. 4; Costa, Filosofia greca, S. 28; Thomas, Form and Substance. CLP 19 (1966), S. 157; Watson, Law Making, S. 191; Mantovani, Identità. In: Homo, caput, persona, S. 28. Für ein Schulbeispiel forensischer Rhetorik, das die rechtlichen Probleme nicht löst, hält den Text Roth, Alfeni Digesta, S. 177 f. Zustimmend Alexander, Anstalten und Stiftungen, S. 6, Fn. 10. 138 Vgl. Pomponius libro trigensimo primo ad Sabinum (D. 44.2.21.1); Pomponius libro quinto ad Sabinum (D. 30.22); Iulianus in I. 2.20.18. 139 Vgl. Beseler, Miscellanea. In: SZ 45 (1925), S. 189; Thomas, Form and Substance. CLP 19 (1966), S. 157; Schermaier, Materia, S. 221 f.; Behrends, Schiff des Theseus. In: Index 37 (2009), S. 424; De Sarlo, Alfeno Varo, S. 43. Allgemeiner Dajczak, Natur des corpus. In: RIDA 52 (2005), S. 124. 140 Zur den Schwierigkeiten die Ansätze in der Rezeption zu unterscheiden Schermaier, Materia, S. 216. 141 Aristoteles,   3, 1276 b 2 ff. Zu dieser Stelle im 2. Abschnitt, II. 3. 142 Cic., top. 7, 30. Vgl. Talamanca, Genus-species. In: Filosofia Greca e diritto Romano II, S. 215, Fn. 608.

III. Identität der Personenverbände und Wechsel im Mitgliederbestand

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Damit könnte es sich bei der philosophischen Lehre, auf die Alfen Bezug nimmt, um die aristotelische oder jedenfalls peripatetische Lehre handeln.143 Der erste Eindruck trügt jedoch. Die Beispiele für Ganze, deren Teile wechseln, geben einen sicheren Hinweis.144 Es handelt sich um Beispiele aus allen stoischen Einheitsgraden.145 Zunächst nennt Alfen mit Legion und Volk typische Beispiele der stoischen Literatur für aus getrennten Einzelkörpern bestehende Gesamtkörper (  ).146 Zu diesen gehört nach stoischer Auffassung auch das Richterkollegium. Aus dem Zusammenwirken in der Entscheidung einer Rechtssache ergibt sich die gemeinsame Beschaffenheit (), die das Richterkollegium in der menschlichen Wahrnehmung zu einem Gesamtkörper macht.147 Zur Begründung der allgemeinen Anwendbarkeit des der Entscheidung zugrundeliegenden Prinzips verweist Alfen auf die zweite juristisch relevante Anwendung im Bereich des zweiten stoischen Einheitsgrades148 der zusammengesetzten Körper ( ).149 Das Schiff, dessen Planken Stück für Stück im Laufe der Jahre ausgetauscht wurden, ist ein reales juristisches Problem im antiken Seehandel.150 Der Vollständigkeit halber behandelt Alfen auch den ersten Einheitsgrad der stoischen Einheitslehre, den geeinten Körper (), am Beispiel des

143 So Sokolowski, Phil. im PrivatR I, S. 36 f.; Talamanca, Genus-species. In: Filosofia Greca e diritto Romano II, S. 215, Fn. 608; Schiavone, Ius, S. 232. Kritisch dazu Horak, Rationes Decidendi I, S. 231 f., der selber von einer eklektizistischen „Vulgärphilosophie“ ausgeht. Ihm folgend Watson, Law Making, S. 190 f. Ähnlich Mantovani, Identità. In: Homo, caput, persona, S. 17 mit Fn. 55. Vgl. auch Hägerström, Obligationsbegriff I, S. 241 f. 144 Es handelt sich nicht bloß um eine Kette von Analogien wie Schiavone, Giuristi e nobili, S. 133 meint. 145 Olivecrona, Corporations. In: Three essays, S. 19 ff.; Mette, Römisches Zivilrecht, S. 84 f.; Wieacker, RRG I, S. 649; Roth, Alfeni Digesta, S. 175 ff.; Mantovani, Identità. In: Homo, caput, persona, S. 15 f.; Mantello, Natura e diritto. In: Testi e problemi, S. 232; Alexander, Anstalten und Stiftungen, S. 5 f. A. A. Sokolowski, Phil. im PrivatR I, S. 36 f. Dazu Horak, Rationes Decidendi I, S. 231 f. 146 Plut., de def. orac. 29, moralia 426 A; Sext. Emp., adv. math. 7, 102 und 9, 78. Vgl. auch Pomponius libro trigensimo ad Sabinum (D. 41.3.30 pr.) und insbesondere die Anwendung der stoischen Wachstumslehre Pomponius libro trigensimo ad Sabinum (D. 41.3.30.2) und libro trigensimo primo ad Sabinum (D. 44.2.21.1). 147 Vgl. Sokolowski, Phil. im PrivatR I, S. 52; Hägerström, Obligationsbegriff I, S. 240 ff., 260; Olivecrona, Juridisk person, S. 65 f.; Wieacker, RRG I, S. 649 f. Siehe auch die abweichende Verortung bei Behrends, Schiff des Theseus. In: Index 37 (2009), S. 424. 148 Vgl. dazu 2. Abschnitt, II. 5. c) und f). 149 Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 127 f. 150 Zum Problem der Identität von Schiffen Paulus libro quarto decimo ad Sabinum (D. 41.1.26 pr.). Vgl. auch Ulpianus libro septimo decimo ad Sabinum (D. 7.4.10.7); Paulus libro sebtuagensimo secundo ad edictum (D. 45.1.83.5). Dazu Gandolfo, Nave, S. 146 ff.; Behrends, Schiff des Theseus. In: Index 37 (2009), S. 423.

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4. Abschnitt: Die rechtliche Ausgestaltung der Personenverbände

menschlichen Körpers (nos ipsi).151 Dieser Fall dürfte in der Regel keine juristische Relevanz erlangt haben. Nach den Beispielen scheint der Begründung Alfens, trotz des an Aristoteles erinnernden letzten Satzes, die stoische Lehre zugrunde zu liegen.152 Damit unterfällt das Richterkollegium der bereits oben erörterten stoischen Wachstumslehre.153 Danach bilden die einzelnen Richter bei der Betrachtung des Richterkollegiums als Gesamtkörpers dessen Zugrundeliegendes (), also dessen personales Substrat. Aus ihrem Zusammenwirken auf die Entscheidung in der Rechtssache hin ergibt sich die gemeinsame Beschaffenheit () des Gesamtkörpers, die Gegenstand der menschlichen Wahrnehmung ist. Eine Veränderung in der Zusammensetzung des Richterkollegiums stellt somit nur eine Veränderung des zugrunde liegenden personalen Substrats des Gesamtkörpers dar.154 Die funktionelle Wahrnehmbarkeit als Richterkollegium bleibt bestehen.155 Daher wahrt das Richterkollegium seine Identität. Die stoische Einheitslehre und mit ihr die stoische Wachstumslehre wurden von den römischen Juristen in republikanischer Zeit als allgemeine Prinzipien rezipiert und fanden sowohl im Sachenrecht156 als auch im Recht der Personenverbände157 Verwendung.158 Jedoch haben wir bereits oben gezeigt, dass das stoische Konzept bereits ab der Mitte des ersten Jahrhunderts in Folge der sich durchsetzenden akademisch-skeptischen Kritik modifiziert wurde.159 Damit stellt sich die Frage, wie die Verwendung durch Alfen zu erklären ist,

151

Jörs, Alfenus 8). In: RE I, Sp. 1472 f. ordnet diesen Teil zu Unrecht wegen der Erwähnung der Teilchen der epikureischen Lehre zu. Ebenso Mantello, Natura e diritto. In: Testi e problemi, S. 233 f.; Liebs, Alfenus Varus. In: SZ 127 (2010), S. 44. Das gleiche gilt für die Annahme bei Schiavone, Giuristi e nobili, S. 133, es handele sich um die Lehre des Demokrit. Sicher ist der Gedanke des aus kleinsten Körpern bestehenden Menschen ursprünglich auf die Lehre Demokrits zurückzuführen. Sie ist jedoch längst in der Doxographie weit verbreitet. Vgl. Göppert, Gesammt-Sachen, S. 4, Fn. 7; Mantovani, Identità. In: Homo, caput, persona, S. 23 f. 152 Costa, Filosofia greca, S. 28; Olivecrona, Corporations. In: Three essays, S. 18 ff., 26; Grosso, Problemi sistematici, S. 20. A. A. Mantovani, Identità. In: Homo, caput, persona, S. 18. 153 2. Abschnitt, II. 5. k). 154 Olivecrona, Corporations. In: Three essays, S. 18 ff. A. A. Mantovani, Identità. In: Homo, caput, persona, S. 25 f., der hier keinen Zusammenhang sieht. 155 Dies verkennt Giglio, Coherence and Corporeality. In: SZ 130 (2013), S. 140. 156 Pomponius libro trigensimo ad Sabinum (D. 41.3.30.2); Pomponius libro trigensimo primo ad Sabinum (D. 44.2.21.1). 157 Ulpianus libro decimo ad edictum (D. 3.4.7.2). 158 Göppert, Gesammt-Sachen, S. 95; Schermaier, Materia, S. 215 f. Vgl. auch ohne Bezugnahme auf die Herkunft Brutti, Diritto privato, S. 172. 159 2. Abschnitt, IV.

III. Identität der Personenverbände und Wechsel im Mitgliederbestand

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der zu einer Zeit schreibt, zu der sich der akademisch-skeptische Einfluss bereits durchgesetzt hat.160 Wir haben jedoch bereits gesehen, dass das stoische Konzept auch nach seiner Überwindung durch die skeptische Akademie auf begrifflicher Ebene fortwirkte.161 In diesem Zusammenhang ist auf einige Besonderheiten des Textes hinzuweisen.162 Alfen vermeidet, auch wenn er in seiner Argumentation die stoischen Einheitsgrade der Körper verwendet und sich auf das stoische Konzept des Wachstums stützt, den Ausdruck Körper (corpus). Statt dessen verwendet er den Ausdruck Gegenstand (res):163 neque in hoc solum evenire, ut partibus commutatis eadem res esse existimaretur, sed et in multis ceteris rebus (Und dies begegnet nicht nur hier, dass, wenn Teile gewechselt haben, ein Gegenstand als der gleiche angesehen wird, sondern auch bei vielen anderen Gegenständen.). Dabei dürfte es gewöhnungsbedürftig gewesen sein, eine Legion oder ein Volk als Gegenstand (res) zu begreifen.164 Wie wir gesehen haben, wäre jedoch die Bezeichnung als Körper (corpus) völlig geläufig gewesen. Diese terminologische Ungereimtheit erklärt sich jedoch leicht aus der Abkehr von den ontologischen Grundlagen des stoisch geprägten Konzepts. Wie wir bereits oben aus der juristischen Gliederung der Gegenstände (res) in Ciceros Schrift Topica165 aus dem Jahre 44 vor Christus166 gesehen haben, wurden die stoische Vorstellung von Körperlichkeit mit ihren Einheitsgraden durch eine stärker akademisch-peripatetisch orientierte Einteilung in Gegenständen, die „sind“ (res quae sunt) und Gegenständen, die nur in der Vorstellung bestehen (res quae intelleguntur) überlagert. Diese neue Terminologie entwickelte sich bis zur hochklassischen Zeit bei Gaius nach der Schulenkonvergenz zur Unterscheidung zwischen körperlichen Sachen (res corporales) und unkörperliche Sachen (res incorporales) fort.167 160

Zur Datierung Jörs, Alfenus 8). In: RE I, Sp. 1472; Kunkel, Herkunft und soziale Stellung, S. 29. 161 Vgl. Behrends, Schiff des Theseus. In: Index 37 (2009), S. 425. 162 Vgl. auch die Überlegungen zum Sprachgebrauch bei Behrends, Schiff des Theseus. In: Index 37 (2009), S. 424 und Schiavone, Giuristi e nobili, S. 133. Kritisch dazu Guarino, Giusromanistica, S. 184. 163 Dazu Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 150; Grosso, Problemi sistematici, S. 19 ff.; De Sarlo, Alfeno Varo, S. 43; D’Orta, Giurisprudenza e Epicureismo. In: IURA 42 (1991), S. 132. Für einfach untechnisch hält diese Ausdrucksweise Horak, Rationes Decidendi I, S. 231, Fn. 21. 164 Dazu Behrends, Schiff des Theseus. In: Index 37 (2009), S. 424. Missverständlich ist der Versuch bei Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 105 ff., sich auf die antiken Vorstellungen einzulassen. Vgl. seine Auflösung des Problems S. 144 ff. 165 Cic., top. 5, 26 f. 166 Leonhardt, Cicero. In: DNP Bd. 2, Sp. 1199. 167 G. 2.12. Dazu im 2. Abschnitt, IV. Vgl. Behrends, Schiff des Theseus. In: Index 37 (2009), S. 424.

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4. Abschnitt: Die rechtliche Ausgestaltung der Personenverbände

Unter dem akademisch-skeptischen Einfluss sind die Personenverbände zu rein begrifflichen Gebilden der Konvention geworden. Somit ist es erklärlich, dass Alfen, der, kurz nachdem die akademisch-skeptische Kritik ein Umdenken der römischen Juristen erreicht hatte, schrieb, beide Terminologien in einer solchen Weise kontaminierte. Indem er den Ausdruck Körper (corpus) durch Gegenstand (res) ersetzte, versuchte Alfen die Abkehr von der stoischen, ontologischen Basis zu verdeutlichen. Durch die Beibehaltung des stoischen Konzepts auf begrifflicher Ebene änderte sich jedoch in der hier behandelten Rechtsfrage nichts. Demselben Umstand dürfte geschuldet sein, dass Alfen species als Übersetzung der verbindenden gemeinsamen Beschaffenheit () an Stelle der vielleicht treffenderen Übersetzung mit qualitas168 wählt. Species ist eine der typischen lateinischen Übersetzungen der Form () im aristotelischen Sinne.169 Dabei ist zu beachten, dass die lateinischen Äquivalente nicht immer konsequent gebraucht wurden und häufig stilistischen Erwägungen unterworfen waren.170 Dennoch scheint es das Bild zu ergänzen, wenn Alfen auch hier den stoischen Ausdruck meidet. Die breite Anlage der Begründung, die die einheitliche Anwendung der stoischen Wachstumslehre in verschiedenen Rechtsgebieten aufzeigt, könnte ein Hinweis darauf sein, dass Alfen eine ältere allgemeine Vorlage in stoisch geprägter Terminologie für seine Begründung verwandt hat. Aufgrund der übertragenen Anwendung bei Alfen kann es als sicher angenommen werden, dass die stoische Wachstumslehre in vorklassischer Zeit auf die als Gesamtkörper aufgefassten Personenverbände angewandt und zur Begründung ihrer fortdauernden Identität herangezogen wurde. Die Verwendung bei Alfen lässt zudem vermuten, dass das hieraus folgende Ergebnis auch nach der Aufgabe der stoischen ontologischen Grundlage unter akademischskeptischem Einfluss fortgalt. Dies bestätigt für die öffentlichen Verbände (universitates) ein Fragment aus dem zehnten Buche des Ediktkommentars Ulpians.171 Damit waren die Personenverbände grundsätzlich unabhängig von ihrem Mitgliederbestand, solange die funktionelle Wahrnehmbarkeit als Gesamtkörper bestehen blieb.

168

Cic., nat. deor. 2, 37; Varr. 7, 25. Dabei ist zu beachten, dass auch in der griechischen Doxographie die feine stoische Differenzierung zwischen der Eigenschaft () und der sich aus dieser ergebenden individuellen Beschaffenheit ( ) nicht immer nachvollzogen wurde. Vgl. Plut., de comm. not. 44, moralia 1083 A ff. Dazu im 2. Abschnitt, II. 5. k). 169 Cic., top. 7, 30. Vgl. aber Sokolowski, Phil. im PrivatR I, S. 36. 170 Cic., top. 7, 30. 171 Ulpianus libro decimo ad edictum (D. 3.4.7.2).

III. Identität der Personenverbände und Wechsel im Mitgliederbestand

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2. Mindestanzahl der Mitglieder Fraglich ist jedoch, wenn die Zahl der Mitglieder eines Personenverbandes abnimmt, bis zu welchem Punkt die funktionelle Wahrnehmbarkeit als Gesamtkörper bestehen bleibt. Darauf gibt die Entscheidung Alfens keine Antwort. Alfen spricht nur von dem sukzessiven Austausch einzelner oder aller Richter (non modo si unus aut alter, sed et si omnes iudices mutati essent). Dies ergibt sich bereits aus der Sachverhaltsschilderung am Anfang der Stelle: Gefragt ist, ob es Auswirkungen hat, wenn nach der Verhandlung und wohl vor Urteilsspruch einige der ursprünglichen Richter entlassen werden und andere, die nicht an der Verhandlung teilgenommen haben, an ihrer Stelle berufen werden (nonullos causa audita excusatos esse inque eorum locum alios esse sumptos).172 Daher erörtert Alfen nicht die Frage, ob die Identität des Richterkollegiums gewahrt bleibt, wenn es nicht mehr vollzählig besetzt ist. Nach der ursprünglich zugrunde liegenden stoischen Auffassung musste der Verband noch als funktionelle überindividuelle Einheit des Gesamtkörpers wahrnehmbar sein.173 Wann diese Untergrenze erreicht ist, ist eine Spielart des Sorites, des Problems des Haufens ().174 Diese Paradoxie erörtert die Frage, wie viele Getreidekörner erforderlich sind, damit sie einen Haufen bilden. Die Stoa hat hierauf nie eine befriedigende Antwort gefunden,175 so dass es einer Beurteilung im Einzelfall bedurfte.176 Dies zeigen die Entscheidungen der Juristen zur Herde. Die Herde wurde als einheitlicher Gesamtkörper behandelt,177 solange sie genug Tiere umfasste, um als Herde wahrgenommen zu werden.178 Dabei ist sicher, dass mehr als ein Tier vorhanden sein musste.179 Nach Callistratus wurden für eine Schafherde mindestens zehn Schafe gefordert.180

172

Vgl. Kaser/Hackl, Zivilprozessrecht, S. 354; Guarino, Giusromanistica, S. 182; Orestano, Problema delle Fondazioni, S. 103. 173 Behrends, Spezifikationslehre. In: SZ 112 (1995), S. 223; ders., Schiff des Theseus. In: Index 37 (2009), S. 426. A. A. Schermaier, An eadem res. In: Studi Talamanca VII, S. 320 f. 174 Patrick, Greek sceptics, S. 156 f.; Behrends, Schiff des Theseus. In: Index 37 (2009), S. 439. 175 Sext. Emp., adv. math. 7, 416. 176 Vgl. die abweichende Interpretation dieses Befundes bei Schermaier, An eadem res. In: Studi Talamanca VII, S. 320 f. 177 Pomponius libro trigensimo ad Sabinum (D. 41.3.30 pr. und 2). 178 Pomponius libro quarto ad Quintum Mucium (D. 7.4.31). Dazu Dell’Oro, Cose collettive, S. 33 f. A. A. Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 55. 179 Pomponius libro quinto ad Sabinum (D. 30.22). Vgl. Behrends, Corpus und universitas. In: Index 41 (2013), S. 149. A. A.: Biondi, Dottrina della universitas. In: Scritti III, S. 134. 180 Callistratus libro sexto de cognitionibus (D. 47.14.3 pr.).

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4. Abschnitt: Die rechtliche Ausgestaltung der Personenverbände

Eine leider sehr verkürzt überlieferte Stelle aus dem ersten Buch der Digesten des Ulpius Marcellus zeigt, dass die Mindestmitgliederzahl eines Vereins noch unter den Adoptivkaisern181 umstritten war.182 Marcellus libro primo digestorum (D. 50.16.85) Neratius Priscus tres facere existimat „collegium“, et hoc magis sequendum est. Neratius Priscus meint, dass drei einen Verein bilden können, und dem ist wohl eher zu folgen.

Neben der bis heute fortwirkenden Lösung des Neratius Priscus muss die Stelle ursprünglich andere Meinungen enthalten haben, die die iustinianische Kommission nicht in die Digesten aufgenommen hat. Sonst wäre die Streitentscheidung (hoc magis sequendum est) am Ende der Stelle nicht zu erklären. Wir dürfen wohl annehmen, dass eine Personengruppe aus weniger als drei Personen nie eine gemeinsame Beschaffenheit () ausbilden konnte, die geeignet war, eine Wahrnehmung als einheitlicher Gesamtkörper im stoischen Sinne hervorzurufen.183 Etwas anderes vertritt Ulpian im zehnten Buch seines Ediktkommentars hinsichtlich der öffentlichen Verbände (universitates).184 Dort bestätigt er zunächst die Unabhängigkeit der öffentlichen Verbände vom Wechsel in ihrem Mitgliederbestand. Doch dann beantwortet Ulpian die Frage nach der Untergrenze für den Fortbestand des öffentlichen Personenverbandes anders als noch die Juristen unter den Adoptivkaisern.185 Er lässt den Begriff des öffentlichen Verbandes (nomen universitatis)186 fortbestehen, auch wenn nur noch 181

Zur Datierung Kunkel, Herkunft und soziale Stellung, S. 213. Albertario, Diritto romano, S. 103 ff. Eine Regel allein für die Gründung eines Vereins nehmen an: Drioux, Associations, S. 36; Davis, Corporations II, S. 225; Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 224 (vorsichtig anders S. 385); Perozzi, Istituzioni, S. 573; Chevreau, Continuité des personnes juridiques. In: Mélanges Lefebvre-Teillard, S. 226, Fn. 26; Masi, Lezioni, S. 60. Eine Überlegung im Rahmen des Strafrechts nehmen an: Coli, Collegia, S. 118; Bandini, Appunti, S. 189. 183 Vgl. Pernice, Labeo I, S. 292, 308. Dies verkennt Platschek, Nomen universitatis. In: Index 40 (2012), S. 620. 184 Dazu schon im 1. Abschnitt, VII. 185 Marcellus libro primo digestorum (D. 50.16.85); Pomponius libro quinto ad Sabinum (D. 30.22). Diese Neuerung erklärt auch die häufig als Indiz für eine Interpolation gewertete Einleitung mit „sed si“. Vgl. De Robertis, Personificazione. In: Studi Santoro-Passarelli VI, S. 280 f.; ders., Storia II, S. 268 ff. Vgl. auch Behrends, Corpus und universitas. In: Index 41 (2013), S. 149, der auf „magis“ abstellt. Anders Olivecrona, Juridisk person, S. 70, der keine Neuerung sieht, da er die gemeinsame Beschaffenheit im stoischen Sinne zu sehr begrifflich auffasst (S. 68). Ebenso ders., Corporations. In: Three essays, S. 35 f. Andere Erklärung auch bei Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 193; Platschek, Nomen universitatis. In: Index 40 (2012), S. 623. 186 Vgl. schon Gierke, Genossenschaftsrecht III, S. 182; Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), S. 522; De Robertis, Personificazione. In: Studi Santoro-Passarelli, S. 285; Thomas, Les juristes. In: Idéologies et valeurs, S. 194 ff.; Chevreau, Continuité des personnes juridi182

III. Identität der Personenverbände und Wechsel im Mitgliederbestand

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ein Mitglied übrig ist.187 Für diesen Fall sieht er lediglich eine vereinfachte Vertretungsregel für die Prozesse des Verbandes vor. Ulpianus libro decimo ad edictum (D. 3.4.7.2) In decurionibus vel aliis universitatibus nihil refert, utrum omnes idem maneant an pars maneat vel omnes immutati sint. sed si universitas ad unum redit, magis admittitur posse eum convenire et conveniri, cum ius omnium in unum recciderit et stet nomen universitatis. Bei Dekurionenräten oder anderen Einheiten spielt es keine Rolle, ob alle dieselben bleiben oder nur ein Teil oder alle ausgewechselt worden sind. Aber wenn die Einheit auf einen zurückgeht, wird eher zugelassen, dass dieser klagen und verklagt werden kann, weil das Recht aller dem einen zufällt und der Begriff der Einheit bestehen bleibt.

Diese Abweichung von der bis in die Zeit der Adoptivkaiser herrschenden stoisch geprägten Lehre machte die abstrakte Konstruktion der Personenverbände im Recht unter einem Begriff (nomen) in Folge des Einflusses der akademisch-skeptischen Stoakritik möglich.188 Sie eröffnete den Weg zu einer weiteren Abstraktion von dem personalen Substrat des allein auf begrifflicher Ebene fortbestehenden Gesamtkörpers.189 Diese Entwicklung fand jedoch erst

ques. In: Mélanges Lefebvre-Teillard, S. 226. A. A. Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 58, der hier unter „nomen“ einfach den Namen im gemeinen Sprachgebrauch im Sinnen seiner Vorstellung von einem stoischen Nominalismus versteht. Demgegenüber überlegt Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, S. 140, Fn. 3 vor dem Hintergrund seiner interpolationistischen Annahmen, ob „nomen“ eine fortbestehende Schuld bezeichnen könnte. Zustimmend Lübtow, Problem der juristischen Person. In: FS Koschaker II, S. 482; Platschek, Nomen universitatis. In: Index 40 (2012), S. 620 ff.. Dagegen De Robertis, Personificazione. In: Studi Santoro-Passarelli, S. 285; ders., Storia II, S. 273; Thomas, Les juristes. In: Idéologies et valeurs, S. 195, Fn. 14; Behrends, Corpus und universitas. In: Index 41 (2013), S. 147 unter Verweis auf die Basiliken (Bas. 8.2.107). Dem stimmt Lübtow, Problem der juristischen Person. In: FS Koschaker II, S. 482 für die Basiliken zu, hält dieses Verständnis aber für nachklassisch. Auch Platschek, Nomen universitatis. In: Index 40 (2012), S. 624 f. kann dies nicht gänzlich leugnen, bestreitet aber, dass  Begriff bedeuten könne. 187 Vgl. Drioux, Associations, S. 35 f.; Trouette, Collèges d’artisans, S. 106; Davis, Corporations II, S. 225; De Robertis, Personificazione. In: Studi Santoro-Passarelli, S. 282; ders., Storia II, S. 267 mit Fn. 26; Behrends, Schiff des Theseus. In: Index 37 (2009), S. 428; ders., Corpus und universitas. In: Index 41 (2013), S. 151 f. Demgegenüber betont Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 226 f. das Fortbestehen der Gründungsgenehmigung bzw. des Gründungsakts. Zur Interpretationsgeschichte bietet Jolowicz, Roman Foundations, S. 136 f. eine knappe Zusammenfassung. 188 Eine abweichende Erklärung bietet Saleilles, Personnalité juridique, S. 83 ff. vor dem Hintergrund seiner genossenschaftlichen Vorstellung. 189 Insofern betont De Robertis, Personificazione. In: Studi Santoro-Passarelli, S. 282 zu Recht den alleinigen Fortbestand des Begriffs (nomen). Vgl. auch Betti, Diritto romano I, S. 165; Orestano, Problema delle Fondazioni, S. 103 f.; Behrends, Corpus und universitas. In: Index 41 (2013), S. 154.

342

4. Abschnitt: Die rechtliche Ausgestaltung der Personenverbände

in severischer Zeit ihren Abschluss,190 wie die oben zitierten abweichenden Entscheidungen unter den Adoptivkaisern zeigen. Dabei ist es bezeichnend, dass sich diese Entwicklung zuerst im Bereich der öffentlichen Verbände (universitas) nachweisen lässt.191 Bereits im zweiten Jahrhundert nach Christus befanden sich einige Städte im römischen Reich im Niedergang.192 Im Laufe der Kaiserzeit verringerte sich die Zahl der Poleis im Osten des Reiches stetig.193 Aber auch in anderen Gebieten des Reiches kam es zu Auflösungserscheinungen.194 Das hatte verschiedene Gründe. Zum Teil wanderte die Bevölkerung kleinerer Gemeinwesen in Richtung größerer, von den Kaisern besonders geförderter oder wirtschaftlich erfolgreicher Gemeinwesen ab.195 Andere Gemeinwesen verödeten in Folge von Naturkatastrophen oder Epidemien.196 In wieder anderen Fällen hatte die römische Urbanisierungspolitik zu viele kleine, auf Dauer nicht lebensfähige Gemeinwesen geschaffen.197 Von besonderer Bedeutung für Ulpians Überlegungen dürfte die Erfahrung der großen Pest- oder Pockenepidemie unter Marcus Aurelius gewesen sein.198 Es ist durchaus vorstellbar, das während der Epidemie die Zahl der Dekurionen eines Rates so massiv dezimiert wurde, dass sich die Frage nach dessen Handlungsfähigkeit stellte.199 Diese Frage wird umso drängender gewesen sein, bei Fragen, deren Entscheidung ein bestimmtes Quorum verlangte.200 190

Der zugrunde liegende Gedanke findet sich zumindest für ein ganzes Volk schon im 1. Jh. n. Chr. bei Quint., Inst. Orat. 5.10.117. Dazu Behrends, Corpus und universitas. In: Index 41 (2013), S. 155 f. Einen Vorläufer findet diese Entwicklung vielleicht schon in der Behandlung der Erbschaft bei Labeo, der für den Erbschaftsbesitz auf körperliche Gegenstände in der Erbmasse verzichtet (Ulpianus libro trigesimo nono ad edictum (D. 37.1.3.1)). Dazu Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 147 ff. 191 Abweichende Begründung bei Drioux, Associations, S. 36; Thomas, Les juristes. In: Idéologies et valeurs, S. 196, Fn. 16. A. A. Arangio-Ruiz, Istituzioni, S. 73. 192 Vgl. bereits Tac., Ann. 14, 27; 13, 31. Dazu Madvig, Verfassung und Verwaltung II, S. 37; Kolb, Stadt, S. 173. Eine andere Erklärung bietet Schermaier, An eadem res. In: Studi Talamanca VII, S. 321, der annimmt, dass Ulpian lediglich das Problem der Untergrenze vermeiden wollte. Demgegenüber erklärte De Robertis, Personificazione. In: Studi SantoroPassarelli, S. 280, 282; ders., Storia II, S. 267, 385 f. die Stelle als eine Art Abwicklungsgesellschaft. Ähnlich schon Pernice, Labeo I, S. 308. 193 Pausanias, Descr. Graec. 2.7.1, 9.7.6. Dazu Kolb, Stadt, S. 173 f.; Freitag, Griechische Antike. In: Schrumpfende Städte, S. 7 ff. 194 Witschel, Sterbende Städte. In: Schrumpfende Städte, S. 37 f., 40. 195 Witschel, Sterbende Städte. In: Schrumpfende Städte, S. 37 f.; Kolb, Stadt, S. 174. 196 Pausanias, Descr. Graec. 2.7.1. Dazu Freitag, Griechische Antike. In: Schrumpfende Städte, S. 7 f. 197 Witschel, Sterbende Städte. In: Schrumpfende Städte, S. 40. 198 SHA, L. Ver. 8, 1 ff.; SHA, Marc. Aur. 13, 3 ff.; 17, 2. Dazu Grimm, Darstellung der Pest, S. 76 ff.; Kobes, Hohe Kaiserzeit. In: Pest, S. 67 f., 76 f.; Bergdolt, Pest, S. 24 f. 199 In eine andere Richtung mit dem gleichen Ergebnis denkt Saleilles, Personnalité juridique, S. 85. 200 Ulpianus libro nono ad edictum (D. 3.4.3); Paulus libro nono ad edictum (D. 3.4.4).

III. Identität der Personenverbände und Wechsel im Mitgliederbestand

343

Die Antwort Ulpians im zehnten Buch seines Ediktkommentars201 ist wohl eher theoretischer Natur.202 Ulpian führt die Konsequenzen der Konstruktion der Einheit des Personenverbandes unter einem Begriff bis ins äußerste Extrem durch. Selbst wenn nur noch ein einziges Mitglied übrigbleiben sollte, besteht der Dekurionenrat oder sonst ein öffentlicher Personenverband (universitas) auf begrifflicher Ebene fort. Die Einheit im Rechtsverkehr ergibt sich nicht mehr aus dem Eindruck eines organisierten Zusammenwirkens im stoischen Sinne. Die Einheit ist vielmehr solange gegeben, wie sich der Lebenssachverhalt unter den von der Rechtsordnung anerkannten Begriff (nomen) subsumieren lässt.203 Solange noch ein Mitglied des Dekurionenrates oder einer Gemeinde übrig bleibt, besteht noch ein personales Substrat, an das der Begriff angeknüpft werden kann.204 Damit lässt sich der Lebenssachverhalt weiter unter den jeweiligen Begriff einer Einheit (universitas) subsumieren, so dass der Begriff des betreffenden Personenverbandes und damit der Anknüpfungspunkt der Rechte und Pflichten fortbesteht. Die Grenze ist somit auf ein Mitglied herabgesetzt. Erst wenn das letzte Mitglied den Verband verlässt, erlischt der Begriff. Eine völlige Abstraktion der Existenz des Begriffs von dem personalen Substrat wäre auch für Ulpian nicht denkbar gewesen, da in diesem Moment kein Lebenssachverhalt mehr vorhanden gewesen wäre, der unter den Begriff hätte subsumiert werden können.205 Dass in einem solchen Fall das einzige verbliebene Mitglied unmittelbar im eigenen Namen klagen und verklagt werden können müsse, sieht Ulpian allein aus Gründen der Prozessökonomie vor.206 Diese konsequente Durchführung der Abstraktion, die bereits in der akademisch-skeptisch beeinflussten Modifikation der stoischen Lehre von den Gesamtkörpern (  ) angelegten war, setzte sich bis zur Zeit der iustinianischen Kodifikation allgemein durch.207 Dies wird anhand der Konzeption der Herde in Iustinians Institutionen deutlich. Im Gegensatz zur klassischen Lehre bestand eine Herde auch dann als Herde fort, wenn nur noch ein Tier vorhanden war.208

201

Ulpianus libro decimo ad edictum (D. 3.4.7.2). Thomas, Les juristes. In: Idéologies et valeurs, S. 195. Vgl. auch Chevreau, Continuité des personnes juridiques. In: Mélanges Lefebvre-Teillard, S. 224 ff.; Masi, Lezioni, S. 61. 203 Vgl. die Argumentation bei Cic., top. 3, 13 und Alfenus libro tertio digestorum a Paulo epitomatorum (D. 33.10.6 pr.). Dazu Behrends, Schiff des Theseus. In: Index 37 (2009), S. 433 f., 440. 204 Behrends, Spezifikationslehre. In: SZ 112 (1995), S. 223; Masi, Lezioni, S. 61. 205 Vgl. Olivecrona, Corporations. In: Three essays, S. 18 f.; Lübtow, Problem der juristischen Person. In: FS Koschaker II, S. 492. 206 A. A. San Nicolò, Ägyptisches Vereinswesen II, S. 39. 207 A. A. De Robertis, Personificazione. In: Studi Santoro-Passarelli, S. 282 ff. 208 Dell’Oro, Cose collettive, S. 32 f., der diese Ansicht jedoch Iulian zuschreibt. 202

344

4. Abschnitt: Die rechtliche Ausgestaltung der Personenverbände I. 2.20.18 Si grex legatus fuerit posteaque ad unam ovem pervenerit, quod superfuerit vindicari potest. ... Wenn eine Herde vermacht wird und sie später bis auf ein Schaf zurückgegangen ist, so kann das, was übrig ist, herausverlangt werden. ...

Diese Aussage ähnelt der klassischen Lehre, wie sie uns bei Pomponius im fünften Buch seines Kommentars zu Sabinus erhalten geblieben ist, zumal das Ergebnis dasselbe bleibt: Pomponius libro quinto ad Sabinum (D. 30.22) Si grege legato aliqua pecora vivo testatore mortua essent in eorumque locum aliqua essent substituta, eundem gregem videri: et si deminutum ex eo grege pecus esset et vel unus bos superesset, eum vindicari posse, quamvis grex desisset esse ... Wenn eine Herde vermacht wird und einige Schafe zu Lebzeiten des Erblassers sterben und an deren Stelle andere als Ersatz treten, ist es offensichtlich die gleiche Herde. Und wenn sich die Zahl des Viehs aus dieser Herde verringert hat und gar nur ein Rind übrig bleibt, kann es herausverlangt werden, auch wenn die Herde aufgehört hat, zu existieren. ...

Es findet sich jedoch in der zugrunde liegenden Konzeption ein entscheidender Unterschied. Die Institutionen sprechen davon, dass die Herde auf ein Tier zurückgeht. Dies entspricht der Vorstellung Ulpians, dass der öffentliche Personenverband auf eine Person zurückgehen kann (si universitas ad unum redit).209 Nach der klassischen Vorstellung bei Pomponius konnte die Herde nicht auf ein Tier zurückgehen, weil sie vorher aufhörte, zu existieren (grex desisset esse). Bis zur Zeit der iustinianischen Kodifikation setzte sich die abstrakte Betrachtung der Sachgesamtheiten und Personenverbände unter einem sie einenden Begriff allgemein durch. Die Rückbindung an die ursprünglich stoische Konzeption war endgültig verloren gegangen.

IV. Societas 1. Societas als corpus in klassischer Zeit Nach unserer Ausgangsquelle in der uns überlieferten Form unterfielen auch Gesellschaften (societates) dem Konzept des „einen Körper haben“ (corpus habere): Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.-1) Neque societatem210 neque collegium neque huiusmodi corpus passim omnibus habere conceditur: ... paucis admodum in causis concessa sunt huiusmodi corpora: ut ecce vectigalium publicorum sociis permissum est corpus habere vel aurifodinarum vel argentifodinarum et salinarum. ... 209 210

Ulpianus libro decimo ad edictum (D. 3.4.7.2). Zur Korrektur der Lesart „societas“ der Florentina vgl. oben 2. Abschnitt, III. 3. b) bb).

IV. Societas

345

Weder eine Gesellschaft noch einen Verein noch sonst einen Körper dieser Art zu haben, wird jedem ohne weiteres zugestanden. ... Es sind nur in ganz wenigen Fällen solche Körper zugestanden worden, wie es zum Beispiel den Gesellschaftern der Gesellschaften zur Eintreibung öffentlicher Abgaben gestattet ist, einen Körper zu haben, oder denen der Gold- oder Silberbergwerke oder zur Salzgewinnung. ... 1. Quibus autem permissum est corpus habere collegii societatis sive cuiusque alterius eorum nomine, proprium est ad exemplum rei publicae habere res communes, arcam communem et actorem sive syndicum, per quem tamquam in re publica, quod communiter agi fierique oporteat, agatur fiat. Denen es aber gestattet ist, einen Körper zu haben unter dem Begriff eines Vereins, einer Gesellschaft oder irgendeines anderen von diesen, ist es eigen, nach dem Vorbild eines Gemeinwesens gemeinsame Gegenstände, eine gemeinsame Kasse und einen Geschäftsführer oder Syndicus zu haben, durch den, wie in einem Gemeinwesen, was gemeinsam erklärt oder getan werden muss, erklärt oder getan wird.

Hiergegen wurden in der Literatur immer wieder Bedenken erhoben. Ein Teil der Bedenken stützt sich, wie wir bereits oben erörtert haben,211 auf die fehlerhafte Überlieferung212 des ersten Satzes des principium.213 Es ist jedoch zu beachten, dass sich die Gesellschaft (societas) auch als Beispiel im dritten Satz des principium214 und am Anfang des ersten Paragraphen wiederfindet.215 Heute wird wohl überwiegend angenommen, dass es sich bei der Gesellschaft, die „einen Körper haben“ (corpus habere) kann, nicht um eine sorgfältige Interpolation handelt.216 Vielmehr wird in der Regel auf Grund der Beispiele im dritten Satz des principium angenommen, dass es sich um eine bestimmte Art von Gesellschaften handelte, die ihre Tätigkeit im besonderen

211

Dazu im 2. Abschnitt, III. 3 b) bb). So Brassloff, Satura critica. In: Studi Riccobono I, S. 317 f., der den Plural „societates“ als den ursprünglichen Wortlaut annimmt. Ebenso Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 27, die eine falsch aufgelöste Kürzung annimmt. Vgl. auch Orestano, Problema delle Fondazioni, S. 95; Albanese, Persone, S. 565, Fn. 48 213 Kalb, Juristenlatein, S. 76, Fn. 4 mit häufig akzeptierter Begründung; Mitteis, RP, S. 396, Fn. 25; Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 153; Duff, Personality, S. 141 f.; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 448 f. Jetzt wieder Fleckner, Kapitalvereinigungen, S.408 f. Demgegenüber nimmt De Visscher, Notion du corpus. In: Études III, S. 182 f. eine Glosse im Nominativ an. 214 Zu den Beispielen Radin, Legislation, S. 104; Beseler, Rom. Stud. In: SZ 46 (1926), S. 83. 215 Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 28; Duff, Personality, S. 143; Cimma, Società di publicani, S. 181, 190. 216 Arangio-Ruiz, Società, S. 81; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 448 f.; De Robertis, Storia II, S. 390; Meissel, Societas, S. 209 f.; Sirks, Qui annonae serviunt, S. 167 ff.; ders., Food for Rome, S. 84 ff. Dagegen noch Beseler, Rom. Stud. In: SZ 46 (1926), S. 83. Jetzt auch Fleckner, Kapitalvereinigungen, S. 394 ff. 212

346

4. Abschnitt: Die rechtliche Ausgestaltung der Personenverbände

öffentlichen Interesse entfalteten.217 Diese Einschränkung wird erforderlich, weil zu Recht bemerkt wird, dass in klassischer Zeit erhebliche Unterschiede zwischen der Ausgestaltung der unter dem Begriff des Vereins (collegium) gegründeten Verbände und den Gesellschaften (societates) bestanden.218 Eine Ausnahme bildeten jedoch in gewissem Umfang die Gesellschaften zur Eintreibung öffentlicher Abgaben.219 So war die Gesellschaft (societas) regelmäßig in ihrem Fortbestand an ihren ursprünglichen Mitgliederbestand gebunden.220 Eine Ausnahme galt für die Gesellschaften zur Eintreibung öffentlicher Abgaben.221 Zudem erörtert Gaius im principium und ersten Paragraphen unserer Ausgangsquelle222 die Genehmigung von Personenverbänden und ihre Wirkungen. Die Gründung einer Gesellschaft war aber im Allgemeinen ohne hoheitliche Mitwirkung und sogar formlos möglich.223 Dieser scheinbare Widerspruch in 217

Mommsen, De collegiis, S. 84 f.; ders., Römische Korporationen. In: SZ 25 (1904), S. 50 f.; Pernice, Labeo I, S. 296; Georg, Études, S. 113 ff.; Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, S. 71 ff.; Ferrara, Persone giuridiche, S. 29; Radin, Legislation, S. 105; Krüger, Vorkonstantinische Kirchen, S. 28 ff.; Bandini, Appunti, S. 183 ff.; Rabel, Grundzüge, S. 44; Duff, Personality, S. 144; Arangio-Ruiz, Società, S. 80 ff.; Perozzi, Istituzioni, S. 576; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 305; Cracco Ruggini, Associazoni professionali. In: Artigianato e tecnica I, S. 130; Thomas, Textbook, S. 472; De Robertis, Storia II, S. 390 f.; Behrends, Rechtsformen. In: IP II, S. 688; Meissel, Societas, S. 209 f.; Sirks, Qui annonae serviunt, S. 167 ff.; ders., Food for Rome, S. 84 ff.; Malmendier, Societas publicanorum, S. 240 ff.; Peppe, Persone Giuridiche. In: Studi Martini III, S. 81; Nicolet, Censeurs et publicains, S. 300 ff. Abweichend Cimma, Società di publicani, S. 186. Vgl. auch Brutti, Diritto privato, S. 237. Zu möglichen politischen Interessen: Serrao, Rilevanza esterna. In: Impresa e responsabilità, S. 87 f.; Diosono, Collegia, S. 13 ff. Kritisch Mitteis, RP, S. 403 ff. 218 Mommsen, De collegiis, S. 84 ff.; Pernice, Labeo I, S. 293 ff.; Lyskowski, Collegia tenuiorum, S. 16 f.; Fadda, Istituti commerciali, S. 95; Ferrara, Persone giuridiche, S. 37 f.; Bandini, Appunti, S. 200 f.; Schulz, Prinzipien, S. 49 f.; ders., Classical Roman Law, S. 87 f.; Radin, Legislation, S. 105; Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 429; Olivecrona, D.3.4.1. In: IURA 5 (1954), S. 186; Lübtow, Problem der juristischen Person. In: FS Koschaker II, S. 482; Sirks, Qui annonae serviunt, S. 167; ders., Food for Rome, S. 84; Fleckner, Kapitalvereinigungen, S. 339 ff. Vgl. auch Tournon, Personnalité civile, S. 82 ff. 219 Schmid, Genossenschaften. In: ACP 36 (1853), S. 168 ff.; Pernice, Labeo I, S. 297 ff.; Drioux, Associations, S. 18 f.; De Robertis, Storia II, S. 390; Serrao, Rilevanza esterna. In: Impresa e responsabilità, S. 67; Hernando Lera, Contrato de sociedad, S. 190 ff.; Nicolet, Censeurs et publicains, S. 299 ff.; Aubert, Business Managers, S. 326. 220 Pomponius libro duodecimo ad Sabinum (D. 17.2.59 pr.); Paulus libro trigesimo secundo ad edictum (D. 17.2.65.9). Dazu Aubert, Business Managers, S. 326. Im iustinianischen Recht: I. 3.25.5. Dazu Meincke, Gesellschaftsrecht. In: FS Maier-Reimer, S. 452 ff. 221 Pomponius libro duodecimo ad Sabinum (D. 17.2.59 pr.); Ulpianus libro trigensimo primo ad edictum (D. 17.2.63.8). Dazu Fleckner, Kapitalvereinigungen, S. 372 ff. 222 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.-1). 223 Ulpianus libro trigesimo ad Sabinum (D. 17.2.7). Zu dieser Stelle vgl. Meissel, Societas, S. 110 ff. Siehe auch Radin, Legislation, S. 105.

IV. Societas

347

den Quellen löst sich jedoch auf, wenn man annimmt, dass Gaius sich allein auf die als Beispiele genannten Gesellschaften der Pächter öffentlicher Abgaben und die Gesellschaften zur Gewinnung monopolisierter Rohstoffe bezieht. Diese Gesellschaften bedurften zur Anerkennung ihrer Einheit im Recht einer Genehmigung. Mit Erhalt der Genehmigung wurde ihre Rechtsstellung der der Vereine (collegia) angenähert. 2. Societas als corpus in vorklassischer Zeit Es ist jedoch zu beachten, dass der Verein (collegium) nicht das ursprüngliche Leitbild des Konzepts des „einen Körper haben“ (corpus habere) war. Vielmehr haben wir gesehen,224 dass dieses Konzept viel weiter war. Das ursprünglich rezipierte stoische Konzept der aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörper (  ), wie es uns Seneca225 überliefert, erfasste alle Verbände, die durch das Band einer Rechts- oder Pflichtbeziehung verbunden sind. In der rechtlichen Verbundenheit konkretisierte sich die gemeinsame individuelle Beschaffenheit ( ), die den Verband in der Wahrnehmung des Betrachters zu einer Einheit werden ließ. Dieser weite Begriff erfasste nicht nur Vereine (collegia), sondern auch den Familienverband226 oder die Mitvermächtnisnehmer.227 Daher kann es nicht überraschen, wenn auch die Gesellschaft als Körper aufgefasst wurde. Damit ist noch nicht gesagt, welche Rechte und Pflichten an den Körper der Gesellschaft angeknüpft wurden.228 Gaius teilt uns im ersten Paragraphen mit, dass die Verbände, die einen Körper haben, über gemeinsame Gegenstände, eine gemeinsame Kasse und einen Geschäftsführer verfügen.229 Dies wird uns alles für die Gesellschaft auch aus klassischer Zeit überliefert.230 Damit lässt sich vermuten, dass die societas ursprünglich ebenfalls immer als aus getrennten Einzelkörpern bestehender Gesamtkörper (  ) aufgefasst wurde.231 224

2. Abschnitt, III. 1. und 2. Sen., ep. moral. 102, 6. 226 Ulpianus libro quadragensimo sexto ad edictum (D. 50.16.195.2). 227 Scaevola libro nono decimo digestorum (D. 32.38.5). 228 Vgl. Pernice, Labeo I, S. 289. 229 Vgl. dazu Cimma, Società di publicani, S. 186; Fleckner, Kapitalvereinigungen, S. 388 ff. 230 Res communes: Paulus libro trigesimo secundo ad edictum (D. 17.2.65.9). Actor: Gaius libro septimo ad edictum provinciale (D. 10.3.11); Ulpianus libro trigesimo nono ad edictum (D. 37.1.3.4). Arca: Papinianus libro tertio responsorum (D. 17.2.82). Dazu aber Pernice, Labeo I, S. 293. Vgl. auch Fleckner, Kapitalvereinigungen, S. 348 ff., 388 ff. m.w.N. Dass es sich bei der Kasse nur um faktisches Vermögen handeln soll, wie Mommsen, Römische Korporationen. In: SZ 25 (1904), S. 50 meint, ist bei juristischen Schriften kaum anzunehmen. 231 Dagegen Aubert, Gestion des collegia. In: Cahiers du centre Gustave-Glotz 10 (1999), S. 58 und Fleckner, Kapitalvereinigungen, S. 399. Beachtenswert sind aber die von Fleckner zusammengetragenen Stellen S. 411 f. 225

5. Abschnitt

Die iustinianische Kodifikation I. Ein altes Problem: corpus und corpus habere Eine grundlegende Neuordnung erfuhr das Recht der Personenverbände im Rahmen der iustinianischen Kodifikation. Wie wir bereits oben gesehen haben, waren seit der Zeit der Adoptivkaiser durch das Nebeneinander von unter dem Begriff eines Körpers (corpus) gegründeten wirtschaftlichen Verbänden und dem ursprünglichen Konzept des „einen Körper haben“ (corpus habere) terminologische Spannungen entstanden.1 Diese terminologischen Spannungen wurden im Laufe des dritten Jahrhunderts nach Christus durch die Einführung des neuen Begriffs des Rechts (ius) des Personenverbandes beseitigt.2 Der Begriff des Rechts (ius) des Personenverbandes umfasst alle Rechtspositionen des Verbandes und ersetzt terminologisch das „einen Körper haben“ (corpus habere) unserer Ausgangsquelle.3 Diese Lösung verwarf die iustinianische Kommission4 und kehrt zunächst, wie der Anfang des Titelns „Wenn im Namen einer Einheit oder gegen sie geklagt wird“ (Quod cuiuscumque universitatis nomine vel contra eam agatur)5 zeigt, zur klassischen Terminologie des Gaius zurück.6 Auch im Sprachgebrauch der Kanzlei wurde der jüngere Begriff des Rechts (ius) der Personenverbände zurückgedrängt.7 Allein im Osten des Reiches lebte der iusBegriff vereinzelt in der Praxis fort.8 Damit war jedoch der alte terminologische Konflikt zwischen den unter dem Begriff eines Körpers (corpus) gegründeten wirtschaftlichen Verbänden

1

2. Abschnitt, VII. 2. Abschnitt, VIII. 3 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1. pr.-1). 4 Dazu vgl. Schindler, Justinians Haltung zur Klassik, S. 2 ff. 5 D. 3.4. 6 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1. pr.-1). Vgl. Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 451 f. Zu den Gründen allgemein Guarino, Ordinamento giuridico, S. 261; Schindler, Justinians Haltung zur Klassik, S. 12 f., 47 ff., 341 ff. 7 Ausnahme: C. 1.3.54.7. Vgl. Steinwenter, Bedeutungen von ius. In: IURA 4 (1953), S. 139. 8 Dazu Steinwenter, Bedeutungen von ius. In: IURA 4 (1953), S. 139. 2

350

5. Abschnitt: Die iustinianische Kodifikation

und dem ursprünglichen Begriff des „einen Körper haben“ (corpus habere) erneut aufgebrochen und bedurfte einer Lösung.

II. Eine neue Lösung: universitas als Oberbegriff Da die Kommission die jüngere Lösung zu Gunsten der Übernahme der klassischen Texte verworfen hatte, bedurfte es nun einer Lösung, die mit den klassischen Texten in Einklang zu bringen war. Eine Lösung bot erneut der Sprachgebrauch der Kanzlei, der, wie eine Konstitution aus der Regierungszeit des Kaisers Zenon9 zeigt, den Terminus universitas in einem weiteren als dem technischen, klassischen Sinn verwandte. In der Sache ordnete der Kaiser an, dass pragmatische Sanktionen nur Personenverbänden erteilt werden durften.10 Pragmatische Sanktionen waren kaiserliche Einzelfallentscheidungen, die Regelungen grundsätzlicher Art und von allgemeiner Bedeutung enthielten.11 Diese Beschränkung hatte zum Ziel, den Missbrauch oder die Fälschung kaiserlicher Einzelfallentscheidungen zu erschweren.12 Konkret zählt die Konstitution als mögliche Adressaten pragmatischer Sanktionen einen Körper, eine militärische Abteilung, ein Amt, ein Gemeinderat, eine Gemeinde, eine Provinz oder sonst eine Einheit von Menschen auf. Zwar enthält die Aufzählung überwiegend öffentliche Verbände und die Regelung beschränkt die möglichen Gegenstände pragmatischer Sanktionen auf öffentliche Fragen. Jedoch finden sich in der Aufzählung zumindest die mittelbar in die öffentliche Verwaltung eingebundenen, ihrem Ursprung nach aber privaten Körper (corpora).13 Damit lässt sich vermuten, dass auch die Körper der Verallgemeinerung am Ende der Reihung, „oder sonst eine Einheit von Menschen“ (vel quaedam universitas hominum), unterfallen.14 C. 1.23.7.2 Imp. Zeno A. Sebastiano pp. Pragmaticas praeterea sanctiones non ad singulorum preces super privatis negotiis proferri, sed si quando corpus aut schola vel officium vel curia vel civitas vel provincia vel quaedam universitas hominum ob causam publicam fuderit preces, manare decernimus, ut hic etiam veritatis quaestio reservetur. D. x k. Ian. Constantinopoli post consulatum Armati. [a. 477] 9

C. 1.23.7.2. Dazu Bianchi Fossati Vanzetti, Novelle di Valentiniano III, S. 142 ff. Wieacker, RRG I, S. 193. A. A. Bianchi Fossati Vanzetti, Novelle di Valentiniano III, S. 145. 11 Wieacker, RRG I, S. 192 f.; Waldstein/Rainer, RRG, S. 237; Jolowicz/Nicholas, Historical Introduction, S. 461 f.; Bianchi Fossati Vanzetti, Novelle di Valentiniano III, S. 75 ff. 12 Bianchi Fossati Vanzetti, Novelle di Valentiniano III, S. 145 f. 13 Murga, Corporati obnoxii. In: Studi Biscardi IV, S. 547 ff.; Herz, Wirtschaftsgesetzgebung, S. 235 ff. Zur Entwicklung Waltzing, Étude II, S. 16 ff., 248 ff. 14 So Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 205. 10

II. Eine neue Lösung: universitas als Oberbegriff

351

Außerdem ordnen wir an, dass pragmatische Sanktionen nicht auf Gesuch Einzelner in privaten Angelegenheiten gewährt werden, sondern dass sie nur erlassen werden, wenn ein Körper, eine militärische Abteilung, ein Amt, ein Gemeinderat, eine Gemeinde, eine Provinz oder sonst eine Einheit von Menschen in einer öffentlichen Angelegenheit ein Gesuch vorträgt, damit auch hier die Frage nach der Wahrheit vorbehalten werde.

Der wohl überwiegende Teil der Literatur hält die Wendung, „oder sonst eine Einheit von Menschen“ (vel quaedam universitas hominum), für untechnisch.15 Hiergegen spricht jedoch, dass kaum anzunehmen sein wird, dass pragmatische Sanktionen an „soziologisch organisierte Mehrheiten von Menschen ..., die nicht als Rechtsträger aufgefasst werden sollten“,16 ergehen sollten. Ziel der Maßnahme war die Beschränkung des Adressatenkreises auf rechtlich organisierte Einheiten (universitates), die eine Gewähr für die Seriosität des Anliegens boten. Damit scheint sich hier bereits eine weitere Ausdehnung des universitas-Begriffs über den klassischen Rahmen der öffentlichen Verbände hinaus abzuzeichnen. Zudem könnte die Konstitution einen Hinweis auf die Begründung dieser Ausdehnung des Begriffs enthalten. Spätestens ab dem vierten Jahrhundert waren die ursprünglich privaten Verbände bestimmter Berufsgruppen mittelbar in die Verwaltung des Reiches eingebunden.17 Damit rückten sie näher an die öffentlicher Verbände heran. Immer häufiger wurden Regelungen geschaffen, die alle Personenverbände unabhängig von ihrem Ursprung erfassten. So finden sich in einer Konstitution Iustinians aus dem Jahre 531 nach Christus über die Verpflichtung, den Kalumnieneid zu leisten, als konkrete Beispiele für Einheiten (universitates) der Körper (corpus) als ursprünglich privater Verband und die Siedlung (vicus) als Verwaltungseinheit. Der Kalumnieneid war ein Eid, der den Parteien vor Prozessbeginn abverlangt wurde, in dem sie schworen, keine rechtsmissbräuchlichen Prozesshandlungen vorzunehmen.18 Iustinian verlangte diesen Eid auch von abwesenden, vertretenen Prozessparteien und von gerichtlich vertretenen Einheiten oder deren bestellten Repräsentanten. C. 2.58.2.5 Imperator Iustinianus A. Iuliano pp. Hoc etiam huic legi addendum esse sancimus, ut, si quis pro alio litem movere voluerit nullo mandato prolato, sed per fideiussionem ratam rem dominum habiturum suam 15

Cohn (Conrat), Vereinsrecht, S. 15; Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 69. Dagegen Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 205 f. 16 Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, S. 69. Dagegen Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 206. 17 Liebenam, Röm. Vereinswesen, S. 49; Murga, Corporati obnoxii. In: Studi Biscardi IV, S. 547 ff.; Weber, Kollegienwesen. In: Gesellschaft und Wirtschaft, S. 120 ff.; De Robertis, Lavoro e lavoratori, S. 243 ff. 18 C. 2.58. Dazu Kaser/Hackl, Zivilprozessrecht, S. 630 f.

352

5. Abschnitt: Die iustinianische Kodifikation personam firmaverit, ne vel ex hac machinatione lex circumscribi videatur, sancimus, si quid tale in posterum emerserit, sive pro una persona quis litem movere voluerit sive pro aliquo corpore vel vico vel alia universitate, fideiussionem quidem solitam praestare, litem autem ulterius minime procedere, nisi intra a iudice statuendum tempus faciat personas principales sacramentum subire, vel praesente adversario, si hoc maluerit, vel alio pro eo agente, vel penitus altera parte cessante inter acta apud defensorem locorum huiusmodi sacramentum vel ab ipso pro quo agitur vel plurima parte vel idonea universitatis procedat. PP. x k. Mart. Constantinopoli post Consulatum Lampadii et Orestis vv. cc. [a. 531] Wir ordnen an, dass auch das Folgende diesem Gesetz (über den Kalumnieneid) angefügt wird, dass nämlich, wenn jemand für einen anderen eine Klage erheben will und kein Mandat vorlegt, sondern seine Stellung durch Bürgschaft dafür, dass der Geschäftsherr seine Geschäftsführung genehmigen wird, festigt, und damit niemand versucht, durch diesen Winkelzug das Gesetz (über den Kalumnieneid) zu umgehen, ordnen wir an, dass, wenn sich künftig etwas solches ereignet, sei es, dass jemand für eine Person Klage erheben will, sei es für irgendeinen Körper oder eine Siedlung oder eine andere Einheit, er die übliche Bürgschaft leistet, die Klage aber auf keinen Fall weiter verhandelt wird, wenn nicht in einer vom Richter zu bestimmenden Frist erreicht wird, dass die Geschäftsherren den (Kalumnien-)Eid ablegen entweder in Gegenwart des Gegners, wenn er dies vorzieht, oder in Gegenwart eines anderen, der für ihn handelt oder dass bei völligem Fernbleiben der anderen Partei dieser Eid zu Protokoll bei dem (öffentlichen) Verteidiger des Ortes entweder von dem für den gehandelt wird oder der Mehrheit oder den vorgesehenen Mitgliedern der Einheit geleistet wird.

In der Kanzleisprache hatte sich also unter Iustinian die Ausdehnung des universitas-Begriffs auf alle Personenverbände öffentlicher und privater Natur bereits vor der Entstehung der Digesten durchgesetzt. Die iustinianische Kommission vollendete diese Entwicklung in der Kompilation der Digesten.19 Sie löste den wieder aufgebrochenen terminologischen Konflikt zwischen den unter dem Begriff eines Körpers (corpus) gegründeten wirtschaftlichen Verbänden und dem ursprünglichen Begriff des „einen Körper haben“ (corpus habere), indem sie den Begriff der Einheit (universitas) zum Oberbegriff über alle Personenverbände, öffentlicher und privater Natur erhob.20 Dies geht deutlich aus den leges, die unter die Digesten Titel „Wenn im Namen einer Einheit oder gegen sie geklagt wird“ (Quod cui-

19

Zur Kompilation Coli, Collegia, S. 17 ff.; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 183 ff. 20 Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 119; Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), S. 519; Rabel, Grundzüge, S. 43; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 443 f.; Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), S. 64; De Robertis, Storia II, S. 264; Orestano, Problema delle Fondazioni, S. 133 f.; ders., Problema delle Persone Giuridiche, S. 176 f.; Bonfante, Corso VI, S. 389; Chevreau, Continuité des personnes juridiques. In: Mélanges Lefebvre-Teillard, S. 221; Platschek, Nomen universitatis. In: Index 40 (2012), S. 617, Fn. 1; Masi, Lezioni, S. 58. Vgl. auch die differenzierende Untersuchung bei Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 182 ff.

III. Die Gliederung der res bei Iustinian und ihr Verhältnis zu Marcian und Gaius 353

uscumque universitatis nomine vel contra eam agatur),21 „Über die Freigelassenen der Einheiten“ (De libertis universitatium)22 und „Über die Freilassungen, die den einer Einheit gehörenden Sklaven zuteilwerden“ (De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur)23 geordnet wurden, hervor.24 Die alten Spezialregelungen und Aussagen der klassischen Juristen zu ausschließlich privaten oder öffentlichen Verbänden wurden damit verallgemeinert,25 da die unter den verschiedensten Begriffen gegründeten und anerkannten Personenverbände nun dem Oberbegriff der Einheit (universitas) unterfielen.26

III. Die Gliederung der res bei Iustinian und ihr Verhältnis zu Marcian und Gaius Ein weiterer Hinweis auf diese Entwicklung findet sich in der Gliederung des Sachbegriffs in den Institutionen27 und Digesten28 Iustinians. Die iustinianische Gliederung des Sachbegriffs stellt eine Synthese der gaianischen Gliederung29 und der Gliederung Marcians30 dar.31 In den Digesten sind die Fragmente beider Autoren mit Einschaltung weniger Stellen anderer Autoren vermutlich entsprechend der Gliederung des Werks Marcians,32 jedenfalls aber nicht der des Gaius folgend, angeordnet. Dabei fällt im Vergleich mit den Institutionen Iustinians auf, dass die Fragmente in den Digesten nicht entsprechend der neuen Gliederung interpoliert wurden, sondern ihren eigenen 21

D. 3.4. Dazu Gradenwitz, Conjecturen. In: ZPöR 18 (1891), S. 338; ders., Nochmals Statut der Elfenbeinarbeiter. In: SZ 12 (1892), S. 144 f.; Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 119; Olivecrona, Juridisk person, S. 73 f.; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 184 ff. Für eine klassische Ediktrubrik halten dieses Rubrum Impallomeni, Persona Giuridica. In: NNDI 12, S. 1029; Behrends, Das Werk Otto Lenels. In: IP I, S. 277; ders., Schiff des Theseus. In: Index 37 (2009), S. 424. 22 D. 38.3. 23 D. 40.3. 24 Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), S. 522 f. 25 Vgl. die leges des Titels D. 3.4. Zu den einzelnen Stellen vgl. die vorangegangenen Erörterungen. 26 Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 224 f. 27 I. 2.1. 28 De divisione rerum et qualitate (D. 1.8). 29 G. 2.1 ff. 30 Marcianus libro tertio institutionum (D. 1.8.2, 1.8.4, 1.8.6). 31 Ferrini, Fonti delle Istituzioni. In: Opere II, S. 354 ff.; Kreller, Res als Zentralbegriff. In: SZ 66 (1948), S. 584; Masi, Lezioni, S. 59 f. Vgl. allgemein Honoré, Tribonian, S. 190; Meincke, Institutionen. In: JZ 1988, S. 1097. 32 Busacca, Classificazione delle cose, S. 13, 54. Vgl. auch Branca, Cose extra patrimonium, S. 75 f., 83 f. A. A. Lenel, Palingenesia I, Sp. 655 f.

354

5. Abschnitt: Die iustinianische Kodifikation

Charakter behielten. Wir wollen also das Ergebnis der Synthese zwischen der Gliederung des Sachbegriffs, die uns bei Gaius überliefert ist, und der modifizierten bei Marcian erhaltenen Gliederung anhand des principium des ersten Titels des zweiten Buches der Institutionen Iustinians erörtern. I. 2.1 pr. Superiore libro de iure personarum exposuimus: modo videamus de rebus. quae vel in nostro patrimonio vel extra nostrum patrimonium habentur. quaedam enim naturali iure communia sunt omnium, quaedam publica, quaedam universitatis, quaedam nullius, pleraque singulorum, quae variis ex causis cuique adquiruntur, sicut ex subiectis apparebit. Im vorhergehenden Buch haben wir von dem Recht der Personen gehandelt. Jetzt wollen wir die Sachen betrachten, die entweder in unserem Eigentum stehen oder nicht in unserem Eigentum stehen. Manche (Sachen) stehen nämlich nach natürlichem Recht allen gemeinsam zu, manche sind öffentlich, manche gehören einer Einheit, manche niemandem, die meisten einzelnen (Personen). Sie werden jemandem aus verschiedenen Gründen erworben, wie aus dem Nachfolgenden deutlich werden wird.

Die Institutionen Iustinians behandeln hier sowohl die öffentlichen Sachen (res publicae) des Gaius33 als auch die Sachen einer Einheit (res universitatis) Marcians.34 Anders als ausdrücklich bei Gaius und nach unseren obigen Überlegungen35 auch anders als bei Marcian bilden die öffentlichen Sachen (res publicae) und die Sachen einer Einheit (res universitatis) in den Institutionen Iustinians keine mehr oder minder große Schnittmenge.36 Sie stehen als zwei verschiedene Kategorien streng getrennt nebeneinander. Zwar wird die Definition der Sachen einer Einheit (res universitatis) aus den Institutionen Marcians37 übernommen und damit die Beispiele, die allein Gemeinden betreffen.38 Zuvor wird jedoch eine lange, kasuistische Liste der im engeren Sinne öffentlichen Sachen (res publicae) gegeben.39 Das Material dieser Liste stammt zwar zum Teil aus den Institutionen Marcians,40 misst ihm jedoch eine andere Bedeutung zu. Es ist nicht anzunehmen, dass, wenn Marcian die Sachen einer Einheit (res universitatis) und die öffentlichen Sachen (res publicae) auf der obersten Gliederungsebene seiner Gliederung des Sachbegriffs unterschieden

33

G. 2.11 (= D. 1.8.1 pr.) Marcianus libro tertio institutionum (D. 1.8.2 pr.) 35 1. Abschnitt, VII. 36 Vgl. die terminologischen Einschränkungen bei Marcian. Dazu im 1. Abschnitt, VII. Branca, Cose extra patrimonium, S. 205 hält die Gleichsetzung von öffentlichen Sachen (res publicae) und Sachen der Einheit (res universitatis) für byzantinisch. 37 Marcianus libro tertio institutionum (D. 1.8.6.1). Dazu Ferrini, Fonti delle Istituzioni. In: Opere II, S. 354. 38 I. 2.1.6. 39 I. 2.1.2 ff. 40 Vgl. Marcianus libro tertio institutionum (D. 1.8.4) mit I. 2.1.2. 34

IV. Iustinianische Kodifikation und Interpolationen

355

hätte, dies für die Digesten gekürzt worden wäre.41 Vielmehr scheint Marcian, wie bereits oben festgestellt,42 die öffentlichen Sachen (res publicae), die dem römischen Volk (Populus Romanus) zugeordnet wurden, unter der Kategorie der Sachen einer Einheit (res universitatis) eingeordnet zu haben. Zwar ließe sich annehmen, dass die Autoren der Institutionen Iustinians43 die Gliederung Marcians hier für ergänzungsbedürftig hielten, da sie eine Gliederung der Kategorie der Sachen einer Einheit (res universitatis) in gemeinsame Sachen der Gemeinden (res communes civitatium) und öffentliche Sachen (res publicae) des römischen Volkes (Populus Romanus) für unzulässig hielten.44 Dafür finden sich jedoch keine Anhaltspunkte. Vielmehr ist nach dem oben aus der Anordnung in den Digesten Abgeleiteten anzunehmen, dass die öffentlichen Sachen (res publicae) und die Sachen einer Einheit (res universitatis) deshalb nebeneinanderstehen, weil die Sachen einer Einheit (res universitatis) nicht mehr nur im weiteren Sinne öffentliche Sachen (res publicae) umfassten, sondern auch solche privater Verbände.45 Auch die Gliederung der Gegenstände (res) in den Institutionen Iustinians steht also im Einklang mit der Annahme, dass in der iustinianischen Kodifikation der Begriff der Einheit (universitas) zu einem Oberbegriff über alle Personenverbände öffentlicher und privater Natur wurde.

IV. Iustinianische Kodifikation und Interpolationen Die nunmehr rechtlich anerkannten und damit im Recht relevanten Verbände waren also entweder öffentliche und damit staatlich gegründete Verbände oder solche, denen die Gründung durch die kaiserliche Verwaltung gestattet war.46 Den Verbänden wurde mit der Gründung im Falle der öffentlichen oder der Gründungsgenehmigung im Falle der privaten Verbände die Rechts- und Handlungsfähigkeit eingeräumt.47 Das Konzept des „einen Körper haben“ (corpus habere) wurde als Anknüpfungspunkt der Rechte und Pflichten der 41

Ferrini, Fonti delle Istituzioni. In: Opere II, S. 354. A. A. Branca, Cose extra patrimonium, S. 205; Busacca, Classificazione delle cose, S. 13. 42 1. Abschnitt, VII. 43 Dazu Honoré, Tribonian, S. 187 ff.; Meincke, Institutionen. In: JZ 1988, S. 1096 f.; ders., Institutionen. In: JZ 1997, S. 693. 44 So im Ergebnis Branca, Cose extra patrimonium, S. 80. 45 A. A. Bonfante, Corso II/1, S. 51, 105, der die Kategorie auf Sachen der Gemeinden beschränkt. 46 So die Bedeutung von Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1. pr.-1) in den Digesten. Vgl. Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), S. 442; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 225 f. 47 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1. pr.-1). Vgl. Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, S. 119 f.

356

5. Abschnitt: Die iustinianische Kodifikation

Personenverbände aufrechterhalten.48 In der Terminologie wurde Körper (corpus) in dem ursprünglichen Sinne der rechtlichen Einheit der Mitglieder durch den neuen Oberbegriff der Einheit (universitas) verdrängt. Damit war der terminologische Konflikt zwischen den unter dem Begriff eines Körpers (corpus) gegründeten wirtschaftlichen Verbänden und dem ursprünglichen Begriff des „einen Körper haben“ (corpus habere) entschärft, wenn er auch nicht durch konsequente Interpolationen gänzlich aus den Quellen getilgt wurde. Eine konsequente Überarbeitung aller Stellen wurde aber auch insofern nicht notwendig, da die neue Terminologie ein geeignetes, dem geltenden Recht entsprechendes Verständnis der übernommenen Stelle zuließ. Diese Umdeutung der klassischen Quellen führte zu dem heutigen Zustand der Überlieferung in den Digesten und verhinderte insbesondere, dass die Interpolationenforschung das klassische Recht der Personenverbände rekonstruieren konnte. Wie unser Ergebnis zeigt, sind bei den Stellen, die das Recht der Personenverbände betreffen, nur in den seltensten Fällen Interpolationen zu erwarten.49 Eine Ausnahme bildet vielleicht die Einschaltung von Glossemen in die klassischen Texte, soweit sie der Verallgemeinerung einer Stelle dienen.50

48

Vgl. Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 213. Vgl. schon Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 184 f. 50 Vgl. oben im 1. Abschnitt, VII. zu Ulpianus libro quinto ad edictum (D. 2.4.10.4). 49

6. Abschnitt

Die älteste Schicht – Die Analogie zur Gemeinde I. Modellfunktion eines Gemeinwesens Nach der Erörterung der Entwicklung des Rechts der Personenverbände seit der Rezeption griechischen philosophischen Gedankenguts im zweiten Jahrhundert vor Christus soll nun versucht werden, anhand der wenigen Indizien im epigraphischen Material den ältesten Ansatz einer systematischen Erfassung des Rechts der privaten Personenverbände zu rekonstruieren. Schon Mommsen vermutete aufgrund der Modellfunktion eines Gemeinwesens (ad exemplum rei publicae) bei Gaius im ersten Paragraphen unserer Ausgangsquelle1, dass die privaten Personenverbände ursprünglich nach dem Vorbild der Gemeinden (municipia) behandelt wurden.2 Demgegenüber nahm Biscardi eine Modellfunktion des populus Romanus für die rechtliche Konstruktion sowohl der Gemeinden als auch der privaten Verbände an.3 Trumpler und Schulz-Falkenthal vermuteten das Vorbild für die privaten Personenver-

1

Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1.1). Mommsen, De collegiis, S. 120. So schon Savigny, System II, S. 259. Zustimmend Pernice, Labeo I, S. 291 f.; Floss, De collegiis iuvenum, S. 9 ff.; Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 399; Trouette, Collèges d’artisans, S. 104 f.; Liebenam, Städteverwaltung, S. 176; Botton, Collèges d’artisans, S. 29; Stemler, Collèges d’artisans, S. 26; Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 415; ders., Municipium. In: RE XVI/1, Sp. 632; Betti, Diritto romano I, S. 160; Perozzi, Istituzioni, S. 473; Burdese, Rez.: Olivecrona, Three essays. In: IURA 1 (1950), S. 350; Jaczynowska, Organisation intérieure. In: Gesellschaft und Recht, S. 95 f.; Brutti, Diritto privato, S. 239, 244; Peppe, Persone Giuridiche. In: Studi Martini III, S. 82; Cannata, Corso I, S. 82; Masi, Lezioni, S. 58 f. Vgl. auch Labat, Collèges d’artisans, S. 38 ff. Anders verstanden bei Schtajerman, Krise der Sklavenhalterordnung, S. 62. Dagegen Schulz-Falkenthal, Untersuchungen, S. 37 ff.; ders., Vorbilder für den korporativen Zusammenschluß. In: WZ Halle-Wittenberg 19/2 (1970), S. 41 ff. Ausführlich Ferrara, Persone giuridiche, S. 27 ff. 3 Biscardi, Rappresentanza. In: IURA 31 (1980), S. 6 ff. Ähnlich Voigt, XII Tafeln II, S. 744. Zustimmend Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 201; Guarino, Diritto Privato, S. 305; ders., Istituzioni, S. 42; Giuffrè, Istituzioni, S. 36; ders., Diritto dei privati, S. 88. Vgl. auch Biró, Collegium funeraticium. In: Gesellschaft und Recht, S. 14; Thomas, Textbook, S. 471 ff. 2

358

6. Abschnitt: Die älteste Schicht – Die Analogie zur Gemeinde

bände in den vici und pagi.4 Wie wir jedoch bei der Erörterung der Handlungsfähigkeit der Personenverbände im Privatrecht gesehen haben, erklärt sich die Formulierung des Gaius aus der Geschichte des Edikts.5 Dennoch dürfte Mommsens Überlegung im Ergebnis zutreffen.

II. Die klassische Terminologie Mommsen erkannte, dass sich bis in die klassische Zeit Folgen der Modellfunktion der Gemeinden für die Innenorganisation der privaten Personenverbände in dem erhaltenen epigraphischen Material nachweisen lassen.6 So wurde die Satzung der Vereine, wie die Verfassung der Gemeinden, als lex bezeichnet.7 Die leitenden Funktionäre der Vereine und ihr Amt wurden wie öffentliche Ämter bezeichnet (magister8/magisterium/ quaestor/decuriones/ praetor9).10 Zudem wurden die Mitglieder Volk (populus, plebs)11 des Vereins 4

Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, S. 46; Schulz-Falkenthal, Untersuchungen, S. 39 ff.; ders., Vorbilder für den korporativen Zusammenschluß. In: WZ Halle-Wittenberg 19/2 (1970), S. 42 ff. 5 4. Abschnitt, II. 2. 6 Mommsen, De collegiis, S. 120, Fn. 5. Vgl. auch Wassenaer, De collegiis et corporibus. In: Jurisprudentia antiqua, S. 435 ff.; Dirksen, Historische Bemerkungen. In: Civ. Abh. II, S. 48 ff; Drioux, Associations, S. 17, 27 ff.; Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 415; Voigt, XII Tafeln II, S. 744; Pernice, Labeo I, S. 291 f.; Betti, Diritto romano I, S. 161; Patterson, Landscapes and Cities, S. 255; Bollmann, Les collèges. In: Ostia, S. 172. A. A. Schiess, Collegia funeraticia, S. 63 ff.; Eliachevitch, Personnalité juridique, S. 200 f. Andere Datierung und Begründung Steuernagel, Corporate Identity. In: Mitteilungen DAI Rom 106 (1999), S. 185. 7 Lex collegii salutaris Dianae et Antinoi aus Lanuvium (136 n. Chr.) CIL XIV 2112. Dazu Gordon, Album II, S. 61. Lex collegii Aesculapii et Hygiae (153 n. Chr.) CIL VI 10234. Dazu Gordon, Album II, S. 90. Vgl. auch Ferrara, Persone giuridiche, S. 31; Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 415. Im Zwölftafelgesetz noch pactio: Gaius libro quarto ad legem duodecim tabularum (D. 47.22.4). Dazu Magdelain, La loi, S. 46 ff. Vgl. auch die Überlegungen zum iustinianischen Recht hinsichtlich der Bedeutung der unterschiedlichen Statute bei Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), S. 227. 8 Vgl. Boak, Master of the Offices, S. 5 ff.; Jaczynowska, Organisation intérieure. In: Gesellschaft und Recht, S. 96. A. A. Dirksen, Historische Bemerkungen. In: Civ. Abh. II, S. 50 ff. Vgl. auch Kofanov, Sodales. In: BIDR 100 (1997), S. 462. 9 Floss, De collegiis iuvenum, S. 14. 10 Lex collegii Aquae (augusteisch oder spätrepublikanisch) CIL VI 10298. Dazu Paribeni, NSA 1928, S. 392. Lex collegii salutaris Dianae et Antinoi aus Lanuvium (136 n. Chr.) CIL XIV 2112. Dazu Gordon, Album II, S. 61. Lex curiae Iovis (184 n. Chr.) CIL VIII, 14683. Dazu Paribeni, NSA 1928, S. 392 f., Fn. 2. Lex familiae Silvani (60 n. Chr.) AE 1929, Nr. 161. Dazu Paribeni, NSA 1928, S. 392 f., Fn. 2. Allgemein: Floss, De collegiis iuvenum, S. 11 ff.; Müller, Veteranenvereine. In: Neue Jahrbücher 15 (1912), S. 276 ff.; Ferrara, Persone giuridiche, S. 31; Cracco Ruggini, Collegium e corpus. In: Istituzioni giur. e realtà polit., S. 85; Harrill, Manumission of Slaves, S. 146; Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 419 ff.

II. Die klassische Terminologie

359

genannt und bei großen Vereinen in Dekurien (decuriae)12 und Zenturien (centuriae)13 untergliedert. Diese Terminologie geht auf die vielleicht älteste erschließbare rechtliche Konstruktion der Personenverbände zurück.14 So finden wir bereits in einem der ältesten erhaltenen Zeugnisse einen an der Terminologie zur Beschreibung der Organisation des Gemeinwesens orientierten Sprachgebrauch. In dem oben erörterten Senatus Consultum de Bacchanalibus15 aus dem Jahre 186 v. Chr. wird die Gründung beziehungsweise Fortführung von Vereinen des Bacchuskults massiven Beschränkungen unterworfen. Dazu wurde den Anhängern des Bacchuskultes grundsätzlich untersagt, sich als Vereine zu organisieren. Dieses Verbot wurde, vermutlich zur Vermeidung von Schlupflöchern im Senatsbeschluss, so formuliert, dass die einzelnen typischen Merkmale eines Vereins verboten wurden. Wir können davon ausgehen, dass die vom Senat verbotenen Strukturmerkmale eines Kultvereins jedenfalls ab der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts vor Christus als Regelfall einer solchen Organisation verbreitet waren.16 Auch wird die Terminologie des Senatsbeschlusses der technischen Sprache der Juristen der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts entsprochen haben. Die hier relevanten Bestimmungen in Zeile 10–12 der Tafel lauten:17

m.w.N.; Schiess, Collegia funeraticia, S. 42 ff.; Jones, Roman Economy, S. 44; Biró, Collegium funeraticium. In: Gesellschaft und Recht, S. 4 f.; Jaczynowska, Organisation intérieure. In: Gesellschaft und Recht, S. 96 f.; Levi, Collegia e patronato. In: Index 13 (1985), S. 558. 11 Populus: lex collegii salutaris Dianae et Antinoi aus Lanuvium (136 n. Chr.) CIL XIV 2112. Dazu Gordon, Album II, S. 61. Lex collegii Aesculapii et Hygiae (153 n. Chr.) CIL VI 10234. Dazu Gordon, Album II, S. 90. Werner, Inschr. der Steiermark, S. 199 ff., Nr. 149, Z. 9. Plebs: CIL XIV 250 (152 n. Chr.). Dazu Gordon, Album II, S. 87. CIL XIV 252 (200 n. Chr.). Dazu Gordon, Album III, S. 10. CIL XIV 251. Vgl. Schiess, Collegia funeraticia, S. 71; Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, S. 46; Levi, Collegia e patronato. In: Index 13 (1985), S. 558. 12 Lex familiae Silvani (60 n. Chr.) AE 1929, Nr. 161. Dazu Paribeni, NSA 1928, S. 392 f., Fn. 2; Flambard, Éléments. In: La mort, S. 223. Vgl. auch Storchi Marino, Censo e artigiani. In: Studi Lepore III, S. 595 f.; Liu, Collegia centonariorum, S. 143 f. und Fn. 60 m.w.N.; Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 418; Schiess, Collegia funeraticia, S. 63 ff., 71 f.; Floss, De collegiis iuvenum, S. 10. 13 CIL X 1873; CIL X 1874; CIL X 1888. Dazu Liu, Collegia centonariorum, S. 143 f. und Fn. 60 m.w.N. Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 418. 14 Vgl. auch Radin, Legislation, S. 29. 15 CIL I1 196 = CIL X 104 = CIL I2 581 = Bruns et al., Fontes I, S. 164 ff. = Riccobono, FIRA I, S. 240 f. = Girard/Senn, Lois des Romains II, S. 270 ff. Zum Kontext Liv., ab urbe cond. 39, 8–19. Dazu im 3. Abschnitt, IV. 16 North, Religious Toleration. In: PCPS 25 (1979), S. 91 ff.; Aubert, Gestion des collegia. In: Cahiers du centre Gustave-Glotz 10 (1999), S. 51. 17 Auf die auf der Tafel fehlende Interpunktion wird hier ebenfalls verzichtet.

360

6. Abschnitt: Die älteste Schicht – Die Analogie zur Gemeinde |10| SACERDOS NEQVIS VIR ESET MAGISTER NEQVE VIR NEQVE MVLIER QVISQVAM ESET |11| NEVE PECVNIAM QVISQVAM EORVM COMOINE[M H]ABVISE VE[L]ET NEVE MAGISTRATVM |12| NEVE PRO MAGISTRATV[D] NEQVE VIRVM [NEQVE MVL]IEREM QVIQVAM FECISE VELET Priester soll kein Mann sein, Geschäftsführer soll weder ein Mann noch irgendeine Frau sein. Weder soll jemand von ihnen gemeinsames Geld haben wollen noch soll 18 jemand einen Mann oder eine Frau zum „Magistraten“ (Funktionär) oder stellvertre19 tenden „Magistraten“ (Funktionär) wählen wollen.

Die Senatoren gingen also davon aus, dass ein Kultverein, der über eine gemeinsame Kasse (pecunia communis) verfügte, einen Vorstand (magister) und weitere Funktionäre, die als Beamte (magistratus/promagistratus) bezeichnet wurden, hatte. Die Anlehnung der Terminologie für die Innenorganisation des Vereinswesens an die öffentlichen Verbände am Anfang des zweiten Jahrhunderts vor Christus lässt den Schluss zu, dass die mit der Rechtspflege in der hohen Republik betrauten Kreise die Innenorganisation der Personenverbände mit der für die Gemeinwesen entwickelten Terminologie beschrieben und die entsprechenden Konzepte20 ins Kleine übertrugen. Dirksen vermutete den Ursprung dieser Entwicklung in der Anerkennung eines gemeinsamen Kultes (sacra) einzelner Verbände und damit deren sakralrechtlicher Annäherung an die Stellung der Gemeinden.21 Es kann mit einem großen Teil der Literatur22 vermutet werden, dass den privaten Personenverbänden mit Hilfe dieser Analogie zu den Gemeinwesen die Teilnahme am Rechtsverkehr ermöglicht wurde, ohne dass es einer tieferen Auseinandersetzung mit ihrem Wesen bedurfte.23 Damit haben wir hier Spuren einer ersten rechtlichen Konstruktion der privaten Personenverbände in Analogie zu der früher ausgestalteten Regelung der Gemeinwesen vorliegen. Diese rechtliche Konstruktion liegt vor den gro18 19

Dazu Tierney, SC de Bacch. In: PRIA/C 51 (1945–1948), S. 91. Vielleicht handelt es sich auch um einen ehemaligen Funktionär. Vgl. Gruen, Studies,

S. 54. 20

Hinweise auf einen sehr alten Ansatz der rechtlichen Einordnung der organschaftlichen Vertretung von Gemeindeverbänden durch ihre Beamten könnten die Untersuchungen von Lobrano, Pater et filius, S. 71 ff. geben. 21 Dirksen, Historische Bemerkungen. In: Civ. Abh. II, S. 23 ff. Vgl. auch Ferrara, Persone giuridiche, S. 26 f. 22 Mommsen, De collegiis, S. 120. So schon Savigny, System II, S. 259. Zustimmend Pernice, Labeo I, S. 291 f.; Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, S. 399; Liebenam, Städteverwaltung, S. 176; Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 415; ders., Municipium. In: RE XVI/1, Sp. 632; Betti, Diritto romano I, S. 160; Perozzi, Istituzioni, S. 473; Brutti, Diritto privato, S. 239, 244; Peppe, Persone Giuridiche. In: Studi Martini III, S. 82; Cannata, Corso I, S. 82; Masi, Lezioni, S. 58 f. 23 Vgl. Ferrara, Persone giuridiche, S. 31 f.

II. Die klassische Terminologie

361

ßen Systematisierungsbemühungen unter Einfluss griechischen, wissenschaftlichen Systemdenkens.24 Die Entwicklung dieser Vorstellung lässt sich sicher spätestens in das dritte Jahrhundert vor Christus datieren.25 Ihre Nachwirkungen zeigen sich in der Terminologie der Inschriften bis in die klassische Zeit.

24

A. A. Behrends, Rechtsformen. In: IP II, S. 688. Schulz-Falkenthal, Vorbilder für den korporativen Zusammenschluß. In: WZ HalleWittenberg 19/2 (1970), S. 41 nennt als terminus ante quem das frühe 4. Jh. v. Chr. 25

7. Abschnitt

Die Entwicklung des Rechts der Personenverbände I. Fünf Entwicklungsstufen Wir konnten zeigen, dass sich bei Gaius in der Einleitung zu seinem Kommentar zu den Regelungen des Provinzialedikts über die prozessuale Vertretung der Personenverbände die Nachwirkungen von zwei Entwicklungsstufen der Behandlung der Personenverbände durch die römischen Juristen nachweisen lassen. Zudem konnten wir im Laufe der Untersuchung drei weitere Entwicklungsstufen aufzeigen. Zum Abschluss wollen wir daher die Entwicklung des Rechts der Personenverbände nach römischem Recht chronologisch zusammenfassen. Dabei stellen die Entwicklungsstufen nur ein Modell dar. Sie gingen fließend ineinander über. Daher lassen sich keine scharfen zeitlichen Grenzen ziehen.

II. Die erste Entwicklungsstufe: Analogie zum Gemeinwesen Die früheste für uns erschließbare rechtliche Konstruktion privater Personenverbände durch die römischen Rechtsgelehrten ist die analoge Übertragung der Strukturen öffentlich organisierter Personenverbände. Sie lässt sich spätestens auf das dritte Jahrhundert vor Christus datieren. Auf dieser Entwicklungsstufe bemühten sich die römischen Juristen noch nicht, das Wesen der Personenverbände theoretisch zu durchdringen. Vielmehr wurden für die Erfordernisse des Rechtsverkehrs die bereits weiterentwickelten Regelungen für öffentliche Verbände auf private Personenverbände analog angewandt. Bereits seit dem Zwölftafelgesetz wurde die innere Ordnung privater Personenverbände anerkannt, solange sie nicht im Widerstreit zu der des Gemeinwesens stand.1 Die Innenorganisation sah in der Regel Repräsentanten (magistri, magistratus) vor, die das Volk der Mitglieder (populus, plebs) nach außen vertraten. Es existierte ein an die Gemeinschaft gebundenes Vermögen (pecunia communis), von dem Ausgaben für die gemeinschaftlichen Aktivitäten, wie zum Beispiel Kulthandlungen, bestritten werden konnten. Mit Hilfe der Analogie zu den Gemeinwesen konnten die Personenverbände so am Rechtsver1

Gaius libro quarto ad legem duodecim tabularum (D. 47.22.4).

364

7. Abschnitt: Die Entwicklung des Rechts der Personenverbände

kehr teilnehmen, ohne dass es einer tieferen Auseinandersetzung mit ihrem Wesen bedurfte. Wie weit diese Analogie reichte und auf welche Weise die Verbände am Rechtsverkehr teilnahmen, ist nicht überliefert. III. Der Verband als corpus

III. Systematisierungsbemühungen und griechischer Einfluss: Der Verband als corpus Ein Umdenken setzte vielleicht in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts vor Christus ein.2 In dieser Zeit begannen römische Rechtsgelehrte das geltende Recht unter dem Einfluss griechischer, insbesondere stoischer, wissenschaftlicher Methodik systematisch darzustellen und zu erklären.3 Dabei wird sich irgendwann die Frage nach dem Wesen der Personenverbände gestellt habe. Die stoische Philosophie bot mit ihrem Konzept der zu einem Gesamtkörper verbundenen Einzelteile eine Antwort.4 So zeigen noch die Quellen der klassischen Zeit, dass dieses Konzept allgemein zur Erklärung der einheitlichen Behandlung einer Vielheit sowohl im Sachenrecht5 als auch im Personenrecht6 herangezogen wurde. Dieses Konzept erfasste sowohl öffentlich als auch privat organisierte Personenverbände.7 Auch wenn wir gezeigt haben, dass dieses Konzept in klassischer Zeit nur noch in durch skeptische Einflüsse 2

Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 125 f.; Behrends, Rechtsformen. In: IP II, S. 685; Alexander, Anstalten und Stiftungen, S. 6. 3 Smiley, Ulpian o Keitoukeitos. In: AJPh 29 (1908), S. 322; Vernay, Servius, S. 56 f.; Stroux, Griechische Einflüsse. In: Röm. Rechtsw. und Rhet., S. 97 ff.; Schulz, Geschichte, S. 74 ff.; Wieacker, RRG I, S. 352, 536 ff., 574; ders., Verhältnis der röm. Fachjurispr. zur griech.-hellen. Theorie. In: IURA 20 (1969), S. 464 ff.; Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, S. 125 f.; Behrends, Wissenschaftslehre. In: Nachr. Akad. Wiss. Göttingen 1976, S. 266; ders., Les veteres. In: RD 55 (1977), S. 23 f.; ders., Rechtsformen. In: IP II, S. 685; ders., Tiberius Gracchus. Symposion Wieacker, S. 30 f., 41 ff. Vgl. auch Göppert, GesammtSachen, S. 110; Rawson, Intellectual life, S. 204 ff. Einen überwiegend aristotelischen Einfluss nehmen Pólay, Rechtswissenschaft im republikanischen Rom. In: Gesellschaft und Recht, S. 155 ff., 161 f. und Barta, Graeca non leguntur, S. 137 f. an. Einschränkend Viehweg, Topik und Jurisprudenz, S. 50. 4 Behrends, Rechtsformen. In: IP II, S. 685; ders., Subjektivität. In: IP I, S. 386 f.; Alexander, Anstalten und Stiftungen, S. 5 f. 5 Pomponius libro trigensimo ad Sabinum (D. 41.3.30 pr.); Paulus libro vicensimo primo ad edictum (D. 6.1.23.5); I. 2.20.18. Vgl. dazu Dajczak, Natur des corpus. In: RIDA 52 (2005), S. 124 f. 6 Im weiteren Sinne: Ulpianus libro quadragensimo sexto ad edictum (D. 50.16.195.2). Im engeren Sinne: Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.-1). 7 Pomponius libro trigensimo ad Sabinum (D. 41.3.30 pr.); Ps.-Ulp. 22.5; Ulpianus libro vicensimo sexto ad edictum (D. 12.2.34.1); Ulpianus libro octavo de officio proconsulis (D. 48.18.1.7).

III. Der Verband als corpus

365

modifizierter Form vorlag, setzt dies notwendig voraus, dass zunächst das stoische Konzept in seiner ursprünglichen Form rezipiert wurde, bevor es durch die skeptischen Einwände überwunden werden konnte.8 Zudem zeigt die Definition der gens, die Cicero aus dem Werk des Quintus Mucius Scaevola Pontifex zitiert, deutlich den stoischen Einfluss.9 Quintus Mucius bemühte sich um die Herausarbeitung der verbindenden Eigenschaft des Sippenverbandes, die die Mitglieder des Verbandes zum Gesamtkörper nach stoischer Lehre verband. Die Rezeption des stoischen Konzepts der Gesamtkörper wird also wohl in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts vor Christus anzusetzen sein.10 Jedenfalls weisen die Definition des Quintus Mucius und die bereits modifizierte Verwendung in den Digesten Alfens11 Mitte des ersten Jahrhunderts12 auf diese Datierung hin.13 Bereits in der Mitte des ersten Jahrhunderts vor Christus ist Körper (corpus) im Sinne einer aus getrennten Einzelteilen bestehenden Einheit soweit im römischen Sprachgebrauch verwurzelt, dass sich auch Cicero, der ein bekennender Anhänger der akademischen Skepsis war,14 dieses Konzepts bediente.15 Das römische Denken hatte sich den stoischen Begriff soweit zu eigen gemacht, dass er von den meisten Autoren nicht mehr als fremd angesehen wurde.16 Dies galt auch für die Auffassung eines Personenverbandes als durch Rechtsverhältnis oder Pflichtbindung zu einem Gesamtkörper verbundener Einheit. So spricht Livius Ende des ersten Jahrhunderts nach Christus ganz selbstverständlich in seinem Bericht über die Gründung Roms davon, dass Romulus die Römer durch Gesetze zu dem Körper eines Volkes (populi unius corpus) verbunden habe.17 An anderer Stelle spricht er davon, dass verschie8

Ohne die philosophischen Hintergründe zu erörtern geht Brutti, Diritto privato, S. 240 f. von einer umgekehrten Entwicklung aus. 9 Cic., top. 6, 29. Dazu Behrends, Person oder Sache. In: Labeo 44 (1998), S. 43 f. mit Fn. 29. 10 Behrends, Rechtsformen. In: IP II, S. 685. 11 Alfenus libro sexto digestorum (D. 5.1.76). 12 Jörs, Alfenus 8). In: RE I, Sp. 1472; Kunkel, Herkunft und soziale Stellung, S. 29. 13 Wieacker, RRG I, S. 649 f. 14 Cic., de off. 3.4.20; de nat. deor. 1.12, 1.17. Brittain, Cic., Acad, Scepticism, S. XI mit Fn. 9; Harder, Einbürgerung der Philosophie. In: Die Antike 5 (1929), S. 311 f.; Weische, Cicero und die Neue Akademie, S. 9, 80 f.; Gigon, Erneuerung der Philosophie. In: Entretiens sur l’antiquité classique 3 (1957), S. 51 f.; Tarrant, Plato’s first Interpreters, S. 60; Goedeckemeyer, Skeptizismus, S. 131; Bona, L’ideale retorico ciceroniano. In: SDHI 46 (1980), S. 320 f.; Görler, Ciceros Philosophie, S. 185 ff.; Ferrary, Les philosophes. In: Pyrrhonists, Patricians, Platonizers, S. 44; Giglio, Coherence and Corporeality. In: SZ 130 (2013), S. 136. A. A. Waldstein, Neue Jurisprudenz. In: IURA 44 (1993), S. 109 f., 112 f. 15 Cic., de orat. 3.25.96; orat. 126; ad fam. 5.12.4; ad Q. frat. 2.13.4. 16 Mantello, Natura e diritto. In: Testi e problemi, S. 232. 17 Liv., ab urbe cond. 1, 8, 1 f.

366

7. Abschnitt: Die Entwicklung des Rechts der Personenverbände

dene Völker durch die Verleihung des römischen Bürgerrechts zu einem Körper verschmolzen wurden (in corpus unum confusi)18 oder die Spartaner durch die Annahme der Gesetze des achaiischen Bundes mit diesem zu einem Körper vereint wurden (unius corporis fore).19 Nehmen wir den Umstand hinzu, dass insbesondere durch die Kontakte des sogenannten Scipionenkreises und der nachfolgenden Generation zu Vertretern der stoischen Schule die stoische Philosophie in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts vor Christus den vorherrschenden Einfluss auf die römische Oberschicht ausübte,20 so ist es wohl naheliegend, die Rezeption des stoischen Konzepts der Gesamtkörper in diesem Zeitraum zu vermuten.21 Das heißt, dass Personenverbände an der Wende zum ersten Jahrhundert vor Christus als einheitlicher Gesamtkörper im Recht anerkannt wurden und als solcher rechts- und handlungsfähig waren.22

IV. Die akademisch-skeptische Kritik: Der Körper verliert seine Bestimmtheit Nach unserer Auswertung der oben behandelten Stelle aus dem sechsten Buch der Digesten des Alfenus Varus23 hat bis zur Mitte des ersten Jahrhunderts vor Christus die akademisch-skeptische Kritik24 die stoische ontologische Grundlage des Konzepts der Gesamtkörper untergraben. Bereits im Rahmen der Philosophengesandtschaft im Jahre 155 v. Chr.25 hatte der skeptische Akademiker Karneades bei der römischen Jugend großen Eindruck gemacht.26 Der Censor Marcus Porcius Cato hatte in Folge der Vor18

Liv., ab urbe cond. 34, 9, 3. Liv., ab urbe cond. 38, 34, 3. 20 Wieacker, RRG I, S. 642 ff.; Behrends, Wissenschaftslehre. In: Nachr. Akad. Wiss. Göttingen 1976, S. 281 ff.; Waldstein, Ulpian D. 1,1,1,1. In: SZ 125 (2008), S. 330 f.; Rawson, Intellectual life, S. 206; Kübler, Rez.: Schnorr v. Carolsfeld, Gesch. d. Jurist. Pers. I. In: KritV 27 (1934), S. 113; Sacchi, Influenza della dottrina stoica. In: RIDA 52 (2005), S. 327 ff. 21 Behrends, Rechtsformen. In: IP II, S. 685 f. mit Fn. 121; ders., Subjektivität. In: IP I, S. 386 f. 22 Behrends, Rechtsformen. In: IP II, S. 686. 23 Alfenus libro sexto digestorum (D. 5.1.76). 24 Vgl. den akademisch-skeptischen Angriff auf die Handlungsfähigkeit der Personenverbände bei Cic., de nat. deor. 3, 21. 25 Cic., tusc. 4.3.5; de orat. 2.155. Plut., Cato 22, 1. 26 Plut., Cato 22, 2 f. Vgl. Jehne, Cato. In: Rezeption und Identität, S. 120 f.; Wilkerson, Carneades at Rome. In: Philosophy and Rhetoric 21 (1988), S. 131 ff. Demgegenüber stellt Drecoll, Karneadesgesandtschaft. In: Hermes 132 (2004), S. 86 ff. allein auf die Rhetorik ab. Kritische Untersuchung Ferrary, Les philosophes. In: Pyrrhonists, Patricians, Platonizers, S. 22 ff.; Jocelyn, Ruling Class. In: BJRL 59 (1977), S. 330 ff. 19

IV. Die akademisch-skeptische Kritik: Der Körper verliert seine Bestimmtheit

367

träge des Karneades auf eine schnelle Abreise der Gesandtschaft gedrängt.27 Karneades konnte jedoch wohl keinen bleibenden Einfluss in der römischen Führungsschicht gewinnen.28 Dennoch blieben seine Reden über die Gerechtigkeit im Gedächtnis der Römer.29 Erst Philon von Larissa konnte, trotz der politisch unruhigen Zeiten während seines Aufenthalts in Rom (88–84 v. Chr.30), die Jugend der Nobilität31 für seine Schule gewinnen und nachhaltig an die skeptische Lehre der Akademie binden.32 Damit verlor auch die bisher verwandte, stoisch geprägte rechtliche Konstruktion der Personenverbände ihre Überzeugungskraft. In Folge der Rezeption der akademisch-skeptischen Stoakritik wurden die aus getrennten Einzelkörpern bestehenden Gesamtkörper nicht mehr als ontologische Tatsache, sondern allein als begriffliche Kategorie anerkannt.33 Damit wurden sie zu einem ausfüllungs- und definitionsbedürftigen Produkt der Konvention. Um weiterhin am Rechtsverkehr teilnehmen zu können, mussten sich die Personenverbände jetzt unter einen einheitlichen, klar definierten Begriff subsumieren lassen und bezogen erst daher ihre begriffliche Einheit. Diese begriffliche Einheit zeitigte jedoch nicht von Natur aus bestimmte Wirkungen, sondern auch diese bedurften der Definition. Erst die Anerkennung durch die Rechtsordnung in Form einer Genehmigung oder der Verleihung bestimmter Rechte durch Volksgesetze, Senatsbeschlüsse oder kaiserliche Rechtsakte bestimmte die Personenverbände als Einheit hinreichend, so dass sie als Einheit eine Existenz im Recht erlangten.34 Der Umfang der daran ge27

Plut., Cato 22, 5. Dazu Jehne, Cato. In: Rezeption und Identität, S. 119 ff. Abweichende vorsichtige Vermutung bei Behrends, Staatsrecht und Philosophie. In: SZ 100 (1983), S. 459, 482 ff. 29 Cic., de rep. 3.6.9 = Lact., div. inst. 5.14.3 ff.; Quint., inst. or. 12.1.35. Dazu Gotter, Ontologie versus exemplum. In: Philosophie und Lebenswelt, S. 167. Kritisch Drecoll, Karneadesgesandtschaft. In: Hermes 132 (2004), S. 85 ff. Anders wohl auch Ferrary, Les philosophes. In: Pyrrhonists, Patricians, Platonizers, S. 25, der eine akademische Quelle animmt. 30 Brittain, Philo of Larissa, S. 64; Zumpt, Bestand der philosophischen Schulen. In: Abh. d. Königl. Akad. d. Wiss. Berlin 1842, S. 67. 31 Neben M. Tullius Cicero auch:; C. Aurelius Cotta (Cic., de nat. deor. 1, 17; ad. Att. 13.19.3; de orat., 3, 145. Dazu v. Rohden, Aurelius 96). In: RE Bd. 2, Sp. 2484); P. und C. Selius und Tetrilius Rogus (Cic., Luc. 4, 11. Dazu Zeller, Religion und Philosophie, S. 44; Brochard, Sceptiques grecs, S. 190; Brittain, Philo of Larissa, S. 65 mit Fn. 78). Vgl. auch Goedeckemeyer, Skeptizismus, S. 129 f. Zu S. Sulpicius Rufus vgl. vorsichtig Rawson, Intellectual life, S. 207 sowie Behrends, Geistige Mitte. In: SZ 125 (2008), S. 64 ff.; ders., Wissenschaftslehre. In: Nachr. Akad. Wiss. Göttingen 1976, S. 273 ff. und passim. 32 Plut., Cic. 3, 1. Dazu Brittain, Philo of Larissa, S. 65; Goedeckemeyer, Skeptizismus, S. 129 f.; Gigon, Erneuerung der Philosophie. In: Entretiens sur l’antiquité classique 3 (1957), S. 51 f.; Ferrary, Les philosophes. In: Pyrrhonists, Patricians, Platonizers, S. 44; Giglio, Coherence and Corporeality. In: SZ 130 (2013), S. 137. 33 Behrends, Subjektivität. In: IP I, S. 387, 399. 34 Behrends, Rechtsformen. In: IP II, S. 686 f. 28

368

7. Abschnitt: Die Entwicklung des Rechts der Personenverbände

knüpften Rechtsfolgen war der Definitionsmacht der Rechtsordnung unterworfen. Somit waren gänzlich unterschiedliche Ausgestaltungen denkbar. Die Konzentration auf die abstrakte Konstruktion der Personenverbände im Recht unter einem Begriff (nomen) eröffnete den Weg zu einer weiteren Abstraktion von dem personalen Substrat. Diese Entwicklung fand in severischer Zeit im Bereich der öffentlichen Verbände ihren Abschluss. So blieb nach Ulpian35 ein öffentlicher Personenverband (universitas) auch dann begrifflich bestehen, wenn nur noch ein einziges Mitglied übrig war. Zwar konnte dann das einzige Mitglied unmittelbar im eigenen Namen klagen und verklagt werden, der Begriff des betreffenden Personenverbandes bestand jedoch fort und blieb der Anknüpfungspunkt der Rechte und Pflichten des Verbandes.

V. Das ius corporis Spätestens ab der Regierungszeit der Severer konnte Körper (corpus) einer der Begriffe sein, unter denen Personenverbände zur Einheit eines Körpers (corpus) organisiert werden konnten. Mit dem Zuwachs der Bedeutung der zunächst staatlich geförderten, später auch in die Verwaltung des Reiches eingebundenen wirtschaftlichen Vereinigungen schwand die Bedeutung der alten unter dem Begriff des Vereins (collegium) gegründeten Verbände.36 Die sich aus dem Nebeneinander von Körper (corpus) als Begriff, unter dem wirtschaftliche Verbände gegründet wurden, und dem ursprünglichen Konzept des „einen Körper haben“ (corpus habere) ergebenden terminologischen Spannungen stellten die Juristen ab severischer Zeit vor ein Problem. Als Lösung setzte sich im Laufe des dritten Jahrhunderts nach Christus die Zusammenfassung der an den Körper (corpus) der Personenverbände im Sinne unserer Ausgangsquelle37 anknüpfenden Rechtspositionen unter dem Begriff des Rechts (ius) des Personenverbandes durch. Dies entspricht dem Sprachgebrauch der kaiserlichen Kanzlei im vierten Jahrhundert nach Christus. So fassen die im Codex Theodosianus gesammelten kaiserlichen Konstitutionen regelmäßig die Rechtspositionen der wirtschaftlichen Verbände38 und Vereine39 unter ihrem Recht (ius) zusammen. 35

Ulpianus libro decimo ad edictum (D. 3.4.7.2). Vgl. die Kapitel des Codex Theodosianus: De naviculariis (Cod. Theo. 13.5); De praediis naviculariorum (Cod. Theo. 13.6); De privilegiis corporatorum urbis Romae (Cod. Theo. 14.2); De pistoribus et catabolensibus (Cod. Theo. 14.3); De suariis, pecuariis et susceptoribus vini ceterisque corporatis (Cod. Theo. 14.4). Dazu Cracco Ruggini, Collegium e corpus. In: Istituzioni giur. e realtà polit., S. 88. 37 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1. pr.-1). 38 Cod. Theo. 13.6.2. Dazu De Salvo, Corpora naviculariorum, S. 529 ff. 39 CIL VI, 33840; AE 1904, Nr. 108. 36

VI. Die iustinianische Kodifikation

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VI. Die iustinianische Kodifikation Diese Lösung konnte sich jedoch nicht langfristig durchsetzen. Wie wir aus den Quellen in den Digesten Titeln „Wenn im Namen einer Gesamtheit oder gegen sie geklagt wird“ (Quod cuiuscumque universitatis nomine vel contra eam agatur),40 „Über die Freigelassenen der Gesamtheiten“ (De libertis universitatium)41 und „Über die Freilassungen, die den Gesamtheiten gehörenden Sklaven zuteilwerden“ (De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur)42 sehen, wandte sich die iustinianische Kodifikation wieder der klassischen Terminologie des „einen Körper haben“ (corpus habere) zu und verwarf die jüngere Lösung des Rechts (ius) des Personenverbandes. Damit war der alte terminologische Konflikt zwischen den unter dem Begriff „Körper“ (corpus) gegründeten wirtschaftlichen Verbänden und dem ursprünglichen Konzept des „einen Körper haben“ (corpus habere) erneut aufgebrochen. Eine Lösung fand die Kommission Iustinians in der sich spätestens seit der Regierung Kaiser Zenons43 in der kaiserlichen Kanzlei entwickelnden Erweiterung des Begriffs der Einheit (universitas) zu einem Oberbegriff über alle Personenverbände, öffentlicher und privater Natur.44 Die Anwendung der alten Spezialregelungen wurde verallgemeinert.45 Die unter den verschiedensten Begriffen gegründeten und anerkannten Personenverbände unterfielen nunmehr dem Oberbegriff der Einheit (universitas). Die Einheiten (universitates) wurden als Rechtssubjekte anerkannt. Zur Begründung wurde auf das klassische Konzept des „einen Körper haben“ (corpus habere) zurückgegriffen, ohne dass es noch eine große Rolle in der Beantwortung einzelner Rechtsfragen gespielt hätte.

40

D. 3.4. D. 38.3. 42 D. 40.3. 43 C. 1.23.7.2. 44 C. 2.58.2.5; sowie die Rubra zu D. 3.4, D. 38.3 und D. 40.3. 45 Vgl. den Titel D. 3.4. 41

Sintesi della ricerca1*

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Ringrazio l’amico dr. Salvatore Marino per la traduzione del riassunto in italiano e per la stimolante discussione delle mie tesi che ne è risultata. * [Nota del Traduttore] Qualche precisazione sulle due parole chiave della ricerca può essere utile perché presentano entrambe un profilo molto complesso e l’autore ne fa un uso preciso. A) Corporazioni – Personenverbände. Il termine corporazione è di certo il più adatto, per la sua complessiva capacità semantica e per la sua storia, a racchiudere le varie forme di collettività organizzate di persone oggetto della ricerca, cioè quelle indicate dall’autore con Personenverbände. Per quanto nella lingua giuridica italiana, invero, il termine sia sempre meno usato e sempre più residuale, preferibilmente lasciato allo specifico uso che ne fece lo Stato corporativo fascista o alla peculiare realtà medievale. Ad ogni modo, tuttavia, il nome „corporazione“ tende già a dare la risposta al problema d’inquadramento e di denominazione che l’autore vuole mostrare nel suo sviluppo. Per questo motivo, quello che l’autore chiama coerentemente e generalmente Personenverband (o talvolta solo Verband) si è qui reso, a seconda del contesto, con corporazioni, collettività di persone, entità collettive, nonché, se private, associazioni (ricomprendenti in questo senso anche i collegia), se pubbliche, enti collettivi o enti pubblici. B) Concetto – Begriff. La seconda parola chiave del lavoro è quella che l’autore ha scelto come corrispettivo tedesco del termine nomen, cioè Begriff. È una parola che porta con sé l’intera storia del pensiero. Dal punto di vista linguistico, invero, begreifen e concepire hanno lo stesso significato (afferrare, cogliere, comprendere) e Begriff corrisponde dunque pienamente al nostro concetto, inteso proprio come (cfr. v. concetto in Enciclopedia Italiana, 1931) „attività della concezione, che si contrappone alla passività del senso, e il risultato di quest’atto, il concepito“. In italiano è quindi nettamente distinto dal termine o dalla denominazione e corrisponde a nozione nella accezione di questa come „idea generale relativa a oggetti astratti della conoscenza“, arrivando ad esprimere addirittura, in senso aristotelico, „la definizione dell’essenza“. Soprattutto in campo giuridico, però (in particolare se si considera l’influenza del formalismo neo-kantiano sulla scienza giuridica) la differenza tra l’aspetto definitorio privo di implicazioni ontologiche e quello di rinvio alla natura astratta dell’oggetto della conoscenza è notevole. Per evitare le implicazioni metafisiche o sostanzialistiche della parola concetto, quindi, si tende a preferirgli l’espressione termine o nozione. In tedesco c’è invece un’altra parola per indicare l’aspetto più generale del concetto, la sua componente più astratta e meno definita, e cioè la parola di origine latina Konzept, usata anche come sinonimo di linea generale, progetto, idea, in contrapposizione al più definito Begriff. Di qui, nel caso in specie, viene l’uso che l’autore fa di Konzept per l’espressione corpus habere come concetto generale dietro le costruzioni giuridiche e di Begriff per qualificare queste ultime. Si è scelto (pur potendo essere entrambi concetti in diverse accezioni) rendere Konzept con concetto e Begriff con nozione o termine.

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Sintesi della ricerca

I. Introduzione Oggetto del presente lavoro è la trattazione delle corporazioni nel diritto romano. L’indagine è stata condotta sui concetti con i quali la giurisprudenza romana ha affrontato la differenza tra unità e pluralità delle collettività organizzate di persone e dei loro membri. Sul punto si può far già ricorso ad un’abbondante letteratura;2 tuttavia non si è ancora riusciti ad ottenere una soddisfacente nozione della natura giuridica delle corporazioni nel diritto romano. Ciò è dovuto, invero, al limitato stato delle fonti. Per quanto possibile desumere dal materiale giunto fino a noi, il nostro tema non ha avuto una trattazione monografica da parte della giurisprudenza romana. Quello che sappiamo sulla disciplina delle corporazioni si ricava prevalentemente dai frammenti dei commenti all’Editto tramandatici nel digesto.3 Il che ha fatto supporre che i giuristi romani non avessero sviluppato una teoria della natura giuridica delle corporazioni e si fossero invece limitati a disciplinare variamente la materia, a seconda delle esigenze del traffico giuridico.4 È tuttavia inimmaginabile, soprattutto se si considera la vivace attività del fenomeno associativo a Roma, che i giuristi romani non si fossero formati alcuna idea della natura giuridica generale delle associazioni pubbliche e private.5 Tra i giuristi romani d’età classica, l’unico riferimento diretto alla configurazione giuridica delle corporazioni come realtà unitaria nel traffico giuridico si trova in un lungo passaggio del 3º libro del commento di Gaio all’editto provinciale, passo che i compilatori hanno preposto come prima lex al titolo del digesto Quod cuiuscumque universitatis nomine vel contra eam agatur.6 Si tratta di un commento alla disciplina edittale della capacità processuale di collettività di persone nelle provincie7 (come si può ricavare dal riferimento al Proconsole).8 Questo passo è servito come fonte di partenza della ricerca. Gaio inizia il commento, nel principium e nel 1º paragrafo, con un’introduzione generale al diritto delle corporazioni private9 e discute i requisiti per la loro partecipazione al traffico giuridico. Questi paragrafi introduttivi sono seguiti da due brevi paragrafi sulla tutela processuale dell’interesse di collettività di persone. Analizzando il passo sotto il profilo terminologico, la prima 2

Sul punto v. infra II. Honsell in Honsell/Mayer-Maly/Selb, RR, p. 77. Cfr. anche Schulz, Classical Roman Law, p. 88; Masi, Lezioni, p. 57 s.; Jolowicz, Roman Foundations, p. 128. 4 Pernice, Labeo I, p. 263, 277 s.; Kaser, RP I, p. 303. 5 In gen. Ferrara, Persone giuridiche, p. 8. 6 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1). 7 Radin, Legislation, p. 106; Kreller, Zwei Stellen. In: Atti Verona III, p. 4; Sirks, Qui annonae serviunt, p. 171; id., Food for Rome, p. 87. 8 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1.2 e 3). 9 Lenel, EP, p. 100 s.; Olivecrona, D.3.4.1. In: IURA 5 (1954), p. 188; Behrends, Rechtsformen. In: IP II, p. 679. 3

I. Introduzione

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cosa che si nota è che Gaio, nell’introduzione in principium e nel 1º paragrafo, discute del concetto di „corpus habere“. Nel 3º paragrafo tratta la tutela processuale degli interessi della universitas. Ci si pone quindi la domanda di come si rapporti il concetto di corpus habere con il termine universitas. A tale proposito, nella letteratura romanistica sono state avanzate diverse teorie. Oggi si ritiene prevalentemente che non fosse esistita un’espressione capace di ricomprendere tutte le associazioni di persone; e che queste avessero invece preso parte al traffico giuridico sotto le più disparate denominazioni.10 Nei limiti in cui gli studiosi vi abbiano potuto ravvisare una unità effettiva, questa sarebbe stata designata come corpus habere.11 L’utilizzo dell’espressione universitas, invece, sarebbe stato non tecnico,12 oppure i passi in cui è utilizzata sarebbero stati tutti interpolati.13 Per prima cosa occorre attenersi al fatto che, sulla base del testo a noi giunto, accanto al concetto di corpus habere Gaio conosce con tutta evidenza anche universitas come termine ricomprendente le collettività di persone. Sulla base del Codex Veronensis, perciò, l’utilizzo di „universitas“ fuori dalla compilazione giustinianea è sicuro14 e il sospetto di interpolazione si può escludere del tutto.15 Gaio è dunque l’autore più risalente che ci tramanda il termine universitas per il diritto delle corporazioni. Si pone così la domanda del rapporto del termine „universitas“ con il concetto di „corpus habere“ in Gaio.

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Ferrara, Persone giuridiche, p. 11 s.; Kornemann, Collegium. in: RE IV, 1, Sp. 380; De Robertis, Storia I, p. 11 ss.; Kurz, Methodische Bemerkungen. In: Acta Antiqua 8 (1960), p. 138; Orestano, Problema delle Fondazioni, p. 98; Jolowicz, Roman Foundations, p. 129. Su questo annotazione meritevole di lettura in Kaden, Rez.: Schnorr v. Carolsfeld, Gesch. d. Jurist. Pers. I. In: Deutsche Literaturzeitung 55 (1934), Sp. 2056 s. 11 Kaser, RP I, p. 304. Diversamente Duff, Personality, p. 33, che anche considera corpus un termine non tecnico. Parimenti Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), p. 212 per la codificazione giustinianea. 12 Pernice, Labeo I, p. 289; Ferrara, Persone giuridiche, p. 11 s.; Kaser, RP I, p. 304; Duff, Personality, p. 38. 13 Così Schnorr von Carolsfeld, Juristische Person, p. 144; Albertario, Corpus e universitas. in: Studi I, p. 104 ss.; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), p. 439 ss. Contra già Kaden, Rez.: Schnorr v. Carolsfeld, Gesch. d. Jurist. Pers. I. In: Deutsche Literaturzeitung 55 (1934), Sp. 2058; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), p. 184. 14 G. 2.10–11 (= D. 1.8.1 pr.). 15 Biondi, Dottrina della universitas. In: Scritti III, p. 122; Kaden, Rez.: Schnorr v. Carolsfeld, Gesch. d. Jurist. Pers. I. In: Deutsche Literaturzeitung 55 (1934), Sp. 2058; Kübler, Rez.: Schnorr v. Carolsfeld, Gesch. d. Jurist. Pers. I. In: KritV 27 (1934), p. 111 s.; Orestano, Problema delle Fondazioni, p. 147; Brutti, Diritto privato, p. 244. Solo per le Istituzioni, Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, p. 112 s. Diversamente Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, p. 91; 101 s. Contra Bruck, Rez. Schnorr v. Carolsfeld. In: SZ 54 (1934), p. 425. Kniep, Gai Inst. comm. 2.1, p. 119, 288 considera l’espressione universitas come non appartenente al „Grundstock“ del testo. Non fornisce però motivazione.

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Sintesi della ricerca

II. universitas nell’età classica Per chiarire il rapporto tra il termine „universitas“ e il concetto di „corpus habere“, abbiamo analizzato per prima cosa l’utilizzo di universitas in Gaio come denominazione delle collettività di persone. Un decisivo rimando al significato specifico di „universitas“ per le collettività di persone si ricava dal 2º libro delle Istituzioni.16 Dato che ivi si tratta della proprietà di res publicae,17 „universitas“ può ricomprendere solo entità collettive riconducibili18 alla sfera del diritto pubblico.19 Rimane tuttavia il problema di identificare quali entità possano essere prese in considerazione come proprietarie di res publicae. Kaser pensò, a ciò spinto da un frammento del 10º libro del commento all’editto di Ulpiano,20 che si potesse trattare del solo populus Romanus.21 Già Lenel però suppose, e a ragione, che nell’editto il termine era inteso in senso più esteso.22 Poiché, come ammette Ulpiano nello stesso libro del suo commento all’editto,23 anche il patrimonio delle comunità cittadine era denominato „bona publica“.24 Questa stessa terminologia è alla base del commento all’editto provinciale di Gaio.25 È evidente, cioè, che le res publicae nelle Istituzioni di Gaio26 ricomprendono non solo le cose in proprietà del Popolo Romano, ma anche quelle in proprietà degli altri enti pubblici minori.27 Al che 16

G. 2.10–11 (= D. 1.8.1 pr.). Sullo sviluppo del concetto di res publica, Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, p. 111 ss. 18 Cohn (Conrat), Vereinsrecht, p. 10 s.; Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), p. 520 s.; Biondi, Dottrina della universitas. In: Scritti III, p. 122 s.; Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, p. 60 ss., in part. p. 67; Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, p. 112 s.; Kreller, Zwei Stellen. In: Atti Verona III, p. 7; Bonfante, Corso II/1, p. 78 s.; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), p. 195; Behrends, Geistige Mitte. In: SZ 125 (2008), p. 49, nt. 49. 19 Sulla delimitazione cfr. Cohn (Conrat), Vereinsrecht, p. 1 s. 20 Ulpianus libro decimo ad edictum (D. 50.16.15). 21 Kaser, RP I, p. 304, nt. 7. Una spiegazione storica di quest’opinione è tentata da Eliachevitch, Personnalité juridique, p. 104 ss. Nello stesso senso anche Lübtow, Problem der juristischen Person. In: FS Koschaker II, p. 498 s. Limitatamente al diritto preclassico, Bonfante, Corso II/1, p. 78 s., 105. Contra Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), p. 195, nt. 39. 22 Lenel, EP, p. 99. Concordano Mitteis, RP, p. 348, nt. 2; Ramadier, Représentation judicaire. In: FS Girard, p. 260. Cfr. anche Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, p. 109. 23 Ulpianus libro decimo ad edictum (D. 50.16.17 pr.). 24 Cfr. anche Ulpianus libro sexagensimo octavo ad edictum (D. 43.8.2.2). 25 Gaius libro quarto ad edictum provinciale (D. 41.3.9). Su cui Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), p. 195. 26 G. 2.10–11 (= D. 1.8.1 pr.). 27 Kniep, Gai Inst. comm. 2.1, p. 119 s. Parimenti Mommsen, Römische Korporationen. In: Ges. Schr. III, p. 56 con altra spiegazione. D’accordo Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, p. 102, nt. 5, p. 109; Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), p. 520 s.; Branca, Cose extra patrimonium, p. 206; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), p. 195. 17

II. universitas nell’età classica

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non osta, come mostra il passo sopra citato, che anche Gaio intendesse usare la denominazione di publicus soprattutto (in compluribus causis) in riferimento al populus Romanus.28 Che Gaio prima dica che le res publicae non appartengono a nessuno (nullius videntur in bonis esse), non costituisce in sé contraddizione. Dal contesto si capisce chiaramente che egli intendeva dire che le res publicae non possono essere ricondotte al patrimonio privato di una singola persona (alicuius in bonis), ma che ricadono nel patrimonio delle enti collettivi pubblici, le „universitates“.29 Con ciò occorre fare attenzione al fatto che Gaio descrive come non appartenenti a nessuno (nullius in bonis) non solo le cose extra commercium, sottoposte al diritto sacro, ma anche quelle che provvisoriamente non sono nella titolarità di un singolo privato proprietario.30 A tal proposito menziona per esempio i beni ereditari prima dell’adizione dell’eredità.31 Gaio utilizza l’espressione „non appartenente a nessuno“ (nullius in bonis), quindi, nel senso più esteso, descrivendo cose che per il diritto privato almeno provvisoriamente non possono essere attribuite a un proprietario. Questo vale anche per le cose che sono di proprietà pubblica.32 Nelle Istituzioni di Gaio, dunque, il termine „universitas“ ricomprende il populus Romanus e le comunità cittadine dipendenti, cioè enti collettivi riconducibili alla sfera del diritto pubblico.33 Se si considera in questa prospettiva il 3º paragrafo della fonte da cui siamo partiti,34 questo dato trova conferma. Gaio commenta ivi una disciplina dell’editto provinciale sulla rappresentanza processuale dell’universitas da parte di un soggetto esterno, confrontandola con la disciplina valida per le parti private.35 Non si deve tut28

Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 50.16.16). Su cui Cohn (Conrat), Vereinsrecht, p. 11, nt. 26; Mommsen, Römische Korporationen. In: SZ 25 (1904), p. 36 s.; Mitteis, RP, p. 348, nt. 2. Cfr. però Gaius libro quarto ad edictum provinciale (D. 41.3.9). 29 Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, p. 27 e in particolare p. 108; Kübler, Rez.: Schnorr v. Carolsfeld, Gesch. d. Jurist. Pers. I. In: KritV 27 (1934), p. 111; Grosso, Distinzioni delle res. In: Studi Besta I, p. 40 s.; Archi, Summa divisio. In: SDHI 3 (1937), p. 13; Lübtow, Problem der juristischen Person. In: FS Koschaker II, p. 498; Saumagne, Corpus Christianorum I. In: RIDA 7 (1960), p. 454; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), p. 195; David/Nelson, Gai Inst. II, p. 237 s. Altra spiegazione in Behrends, Fines regere. In: Index 32 (2004), p. 19. Cfr. anche Masi, Lezioni, p. 59. 30 Cfr. David/Nelson, Gai Inst. II, p. 238. 31 G. 2.9. Sulla questione, diffusamente Busacca, Classificazione delle cose, p. 59 ss. 32 Grosso, Distinzioni delle res. In: Studi Besta I, p. 40 ss., 44; Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, p. 27; Busacca, Classificazione delle cose, p. 72. 33 Così anche David/Nelson, Gai Inst. II, p. 238; Nicosia, Institutiones, p. 102; Masi, Lezioni, p. 58 s. Limitatamente alle comunità cittadine Albertario, Diritto romano, p. 102; Arangio-Ruiz, Istituzioni, p. 69, nt. 1; Guarino, Diritto Privato, p. 305 s.; id., Istituzioni, p. 42. Cfr. anche Wassenaer, De collegiis et corporibus. In: Jurisprudentia antiqua, S. 409. 34 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1.3). 35 Cohn (Conrat), Vereinsrecht, p. 11; Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), p. 522; Ramadier, Représentation judicaire. In: FS Girard, p. 269.

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tavia credere che con privati Gaio intenda i singuli in opposizione alla universitas.36 Anche in questo caso, infatti, con universitates si possono intendere esclusivamente enti collettivi pubblici – considerando il contesto provinciale sicuramente comunità cittadine – la cui posizione giuridica processuale è contrapposta a quella dei singoli privati. Rispetto a quanto detto, il riferimento del 2º paragrafo della nostra fonte di partenza37 non è sicuro, poiché non dice di che tipo di associazioni si tratta. Il pronome personale (eos) potrebbe riferirsi alle associazioni private citate in principium e nel primo paragrafo.38 Potrebbe però anche riferirsi, nonostante la singolare durezza della disciplina, agli enti collettivi pubblici citati nel terzo paragrafo.39 Il contesto originario non si può più ricostruire con sicurezza. Il risultato è che bisogna attenersi al fatto che, in Gaio, il termine universitas ricomprende esclusivamente enti collettivi riconducibili alla sfera del diritto pubblico. Per collocare meglio tale risultato, abbiamo analizzato più in dettaglio lo sviluppo del termine giuridico „universitas“. La parola universitas è documentata per la prima volta in Cicerone, nella sua traduzione del Timeo platonico,40 probabilmente in preparazione al de natura deorum,41 intorno al 45 a.C.42 Universitas è lì una traduzione del greco   (il tutto) e indica l’universo.43 Questo lascia in ogni caso supporre che Cicerone, come anche in

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Cfr. la coppia terminologica privatus e publicus nel passo sulle res sopra trattato (G. 2.10 s.) e in un passo sulla vendita del patrimonio (G. 3.154). Cfr. anche i termini universitas e singuli (G. 2.11). A questo risultato perviene anche Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, p. 137 s. Diversamente Lenel, EP, p. 100, nt. 9. Sulla coppia publicus – privatus Mantovani, Iudicium pecuniae communis. In: Statuti municipali, p. 311 ss. 37 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1.2). 38 Gradenwitz, Nochmals Statut der Elfenbeinarbeiter. In: SZ 12 (1892), p. 144; Naber, Observatiunculae. In: Mnemosyne, NS 22 (1894), p. 66; Lenel, EP, p. 99; Mitteis, RP, p. 390; Duff, Personality, p. 77; Eliachevitch, Personnalité juridique, p. 110; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), p. 188 ss. 39 Cohn (Conrat), Vereinsrecht, p. 16; Solazzi, Distractio bonorum. In: BIDR 16 (1904), p. 119. 40 Cicero, Timaeus 2.6. Su cui Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, p. 83; Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, p. 163. 41 Cfr. Cic., de nat. deor. 1.12.30 s. 42 Hermann, De interpretatione Timaei, p. 2; Lambardi, Il Timaeus ciceroniano, p. 7; Pini, Cic. Tim., p. 14 ss.; Ax, Cic., Tim., p. VI s.; Philippson, Cicero. phil. Schr. In: RE, Bd. VII A 1, Sp. 1150. 43 Cfr. anche Cic., Tim. 12.43 (Plat., Tim. 41 D s.); Cic., Tim. 14.52 (Plat., Tim. 47 A). Su cui Clavel, Cic. Graec. Interpr., p. 284. Sulle diverse varianti nella traduzione di   Lambardi, Il Timaeus ciceroniano, p. 110 s.; Heindorf, Cic. de nat., p. 44; Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, p. 84.

II. universitas nell’età classica

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altri casi,44 abbia introdotto una nuova parola per rendere in maniera adeguata gli originali greci.45 In due passi del de natura deorum del 44 a.C.,46 Cicerone utilizza nuovamente universitas, nel significato di totalità delle cose (universitas rerum).47 Estende inoltre l’accezione e utilizza „universitas“ anche per altre universalità, denominate in greco con  .48 In Cicerone, dunque, universitas indica una non concretamente delimitabile pluralità che dispone di un elemento unificante. Dall’opera di Cicerone il termine universitas fa il suo ingresso nella letteratura latina. Nelle scienze naturali esso è il termine tecnico per indicare l’universo.49 Ma ha anche nuovi campi di applicazione. Così universitas, nel senso di „unità divisibile di oggetti fra loro uniti fisicamente o concettualmente“ diventa parte della lingua letteraria.50 Questo costituisce l’uso regolare, non tecnico, di universitas nella letteratura latina antica a partire dal I secolo d.C. e, a partire da questo periodo si trova anche nella letteratura giuridica.51 Nel corso del I secolo d.C. il termine universitas trova applicazione nella lingua dell’amministrazione.52 Questo è documentato dagli scritti di Sesto Giulio Frontino.53 Nella sua opera sull’attività degli agrimensori, universitas indica l’unità di un fondo o del territorio della comunità indipendentemente dalla sua divisibilità.54

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Cfr. Cic., de fin. 3.1.3 ss.; sulla scelta delle parole Cic., top. 8, 35; Varr. 11, 40 s.; ad Att. 13.21.3. Su cui Clavel, Cic. Graec. Interpr., p. 277. In gen. Guazzoni Foà, Terminologia filosofica. In: Giornale di metafisica 13 (1958), p. 225 ss. 45 Clavel, Cic. Graec. Interpr., p. 284 e 298 s. 46 Philippson, Cicero. phil. Schr. In: RE, Bd. VII A 1, Sp. 1151. 47 Cic., de nat. deor. 1.15.39; 1.43.120. Su cui Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, p. 84. Critico su Cic., de nat. deor. 1.15.39 Pearson, Stoica Frustula. In: JPh 30 (1907), p. 217 s. 48 Cic., de nat. deor. 2.65.164. 49 Plin. mai., nat. hist. 2, 217; 3, 1; Quint., inst. orat. 4, 14; 5, 12; Ammianus, hist. 14.11.26; 15.1.4; 20.3.12. Anche nella traduzione del Timeo di Calcidius, comm. in Plat. Tim., p. 20, 8 (Plat., Tim. 27 C); 21, 12 (Plat., Tim. 28 C); 35, 9 (Plat., Tim. 41 A); 45, 24 (Plat., Tim. 48 B), ed. Waszink. 50 Così in Isid. v. Sev., Etym. 8.1.2. Paralleli in Biondi, Dottrina della universitas. In: Scritti III, p. 121. Cfr. anche Fadda/Bensa, Windscheid pandette I, p. 433. 51 Iavolenus libro undecimo epistularum (D. 19.2.51.1). Cfr. Su questo Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, p. 117 s. 52 Sul parallelo caso della qualitas in Frontinus Guillaumin, Arpenteurs Rom. I, p. 131. 53 Sull’identità dell’autore e sulla datazione, Eck, Gestalt Frontins. In: Wasserversorgung, p. 56 ss.; Dilke, Roman Land Surveyors, p. 41; Clavel-Lévêque/Gonzales et al., Frontin, p. VIII s., XIII ss.; prudente Campbell, Writings of the Roman Land Surveyors, p. XXVIII ss.; critico, ma concorde sulla datazione, Guillaumin, Arpenteurs Rom. I, p. 127 ss. 54 Front., de agr. qual. p. 1, riga 17 ss.; de lim. p. 14, riga 22 ss.; de contr. p. 5, riga 16 ss., ed. Thulin.

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Sintesi della ricerca

Dal linguaggio tecnico degli agrimensori il termine viene adottato dai giuristi del I secolo d.C.55 Le prime attestazioni a noi rimaste dell’utilizzo del termine universitas nella letteratura giuridica vengono, infatti, dal settore processuale, in relazione alle questioni in cui gli agrimensori erano coinvolti come esperti. Questo è senz’altro evidente nelle controversie private56 o pubbliche57 sulla grandezza o sui confini di fondi. Da qui i giuristi estesero la nozione di universitas agli edifici (aedes/aedificium) appartenenti ai fundi, intesi come unità indipendente dalla somma delle parti che li costituiscono.58 Allo stesso fenomeno si può assistere nel diritto delle successioni. Anche nella actio familiae erciscundae bisognava fissare nuovi confini per i fondi divisi tra gli eredi.59 È chiaro che anche qui, insorta una controversia, venivano coinvolti gli agrimensori.60 Da qui il termine universitas passò ad indicare l’eredità, intesa come unità concretamente o giuridicamente divisibile. Il che rappresenta senza dubbio un maggiore grado di astrazione dei casi prima menzionati, poiché con l’eredità si ricomprende un’unità di oggetti corporali e incorporali non connessi fisicamente.61 Attraverso il diritto ereditario, il termine si estese ad altre universalità di cose.62 Così il termine divenne nozione generale del linguaggio tecnico-giuridico.63 Al più tardi all’epoca di Ulpiano, esso aveva sostanzialmente soppiantato64 l’espressione corpora ex distantibus.65 55 In generale sul passaggio di terminologia, Brugi, Dottrine degli Agrimensori, p. 199 s. Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, p. 121 parla di stretta affinità. 56 Iavolenus libro primo ex Plautio (D. 31.10); Paulus quinquagensimo quarto ad edictum (D. 41.4.2.6). 57 Pomponius libro singulari enchiridii (D. 50.16.239.8). Cfr. Schnorr v. Carolsfeld, Juristische Person, p. 121. 58 Iavolenus libro nono epistularum (D. 41.3.23. pr.); Venuleius libro secundo interdictorum (D. 43.24.8); Gaius libro secundo rerum cottidianarum sive aereorum (D. 41.1.7.11). Considerano quest‘uso non tecnico: Bonfante, Successione. In: Studi Scialoja I, p. 551; Milone, Universitates rerum, p. 10. 59 Biondi, Diritto ereditario, p. 458. 60 Front., de contr. p. 6, riga 11 s., ed. Thulin. Su cui Brugi, Dottrine degli Agrimensori, p. 259 ss.; Dilke, Roman Land Surveyors, p. 63. 61 Voci, Diritto ereditario, p. 149. Diversamente Bonfante, Successione. In: Studi Scialoja I, p. 549 s. 62 Forse già Giavoleno in Paulus libro nono ad Plautium (D. 34.2.8): ornamentorum universitas; Ulpianus libro quinto decimo ad edictum (D. 5.3.20.10): „Non solum autem in hereditate utimur senatus consulto, sed et in peculio castrensi vel alia universitate.“; Ulpianus libro nono decimo ad Sabinum (D. 33.4.1.4): universitas dotis; Ulpianus libro septimo decimo ad Sabinum (D. 7.1.70.3): „totiens verum est, quotiens gregis vel armenti vel equitii, id est universitatis usus fructus legatus est“. 63 Su cui cfr. Biondi, Dottrina della universitas. In: Scritti III, p. 175; Hanenburg, Rechtspersoon. In: TR 31 (1963), p. 213 ss. 64 Ulpianus libro septimo decimo ad Sabinum (D. 7.1.70.3). 65 Su cui cfr. Sez. 2. I. e III. 1.

III. corpus habere

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I procedimenti più importanti in cui, dall’età repubblicana, gli agrimensori erano coinvolti erano certo le controversie che coinvolgevano le comunità cittadine.66 In esse, l’unità complessiva del territorio della comunità era indicato con universitas.67 Da qui il termine universitas può essere passato a denominare i membri delle comunità,68 così che Gaio può dire delle res publicae che appartengono a quell’unità.69 Con ciò universitas è diventato, al più tardi al tempo della stesura delle istituzioni di Gaio (160/161 d.C.),70 il termine generale comprensivo del popolo Romano e delle altre tipologie di comunità minori.71 Quando il termine sia sorto di preciso, evolvendosi dal concetto di universitas del diritto fondiario, non si può stabilire con sicurezza. Dal suo utilizzo nelle istituzioni di Gaio è chiaro che la nozione si fosse già affermata al momento della loro stesura, per cui il passaggio è forse da collocare nell’ultimo decennio del I o nel primo decennio del II secolo. Con questo, il termine universitas nell’età classica non fornisce alcun contributo alla nozione della concezione delle corporazioni nel diritto romano.72

III. corpus habere La risposta al quesito si nasconde nel concetto di corpus habere. Siamo in grado di mostrare come in Gaio, nell’introduzione al commento all’editto provinciale sulla rappresentanza processuale delle collettività di persone, si presentino le tracce di due livelli di evoluzione della trattazione di esse da parte dei giuristi romani. 1. Sforzi sistematici e influsso greco: la collettività come corpus Nella 2ª metà del II secolo a.C., giuristi romani iniziarono a esporre e a spiegare in maniera sistematica il diritto vigente, sotto l’influsso di metodologia

66

Front., de contr. p. 7, riga 1 ss., p. 8, riga 12 ss., ed. Thulin. Cfr. Dilke, Roman Land Surveyors, p. 99 s. 67 Front., de lim. p. 14, riga 22 ss.; de agr. qual., p. 1, riga 17 ss., ed. Thulin; Pomponius libro singulari enchiridii (D. 50.16.239.8). 68 Cfr. Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, p. 112 s. Cfr. simile sviluppo del più tardo termine capitulum. Su cui Groten, Gemeinschaft der Brüder. In: FS Polley, p. 111 s. 69 G. 2.11 (= D. 1.8.1 pr.). Cfr. Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, p. 112 s. 70 Liebs, Gaius. In: Handbuch der lat. Lit. IV, p. 192; Wieacker, RRG II, p. 113. 71 Cfr. Albertario, Corpus e universitas. In: Studi I, p. 104; Cohn (Conrat), Vereinsrecht, p. 15; Krüger, Rez. Binder. In: SZ 29 (1908), p. 519. 72 Diversamente Behrends, Rechtsformen. In: IP II, p. 685 ss.; id., Subjektivität. In: IP I, p. 399 ss. Cfr. Su cui Einleitung, II. 4.

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scientifica greca, in particolare stoica.73 In questo contesto, in un certo momento si sarà posta la domanda della natura delle collettività di persone.74 La filosofia stoica, col suo concetto di singole parti collegate fra loro da un corpo collettivo (corpus ex distantibus), offriva una risposta.75 Gli stoici concepivano tutto l’essere ( ) come corporeo.76 La concezione stoica della corporeità era strettamente connessa con la loro gnoseologia. L’unico criterio per la conoscenza era la rappresentazione apprensiva ( ) risultante dalla percezione sensoriale, che riproduce nell’anima in maniera precisa l’oggetto della conoscenza.77 Attraverso i sensi, dunque, l’oggetto agisce sull’anima.78 Solo i corpi, però, possono agire e subire.79 Quindi ogni oggetto capace di produrre una rappresentazione deve necessariamente essere corporeo.80 La rappresentazione catalettica come criterio di verità, inoltre, deve essere inequivocabile, il che è garantito, perché l’oggetto primario della percezione è la qualità (ποιόν) della cosa, che accerta l’individualità dei singoli oggetti e quindi dell’essere.81 Per questo motivo, ciò la cui qualità è per-

73 Vernay, Servius, p. 56 s.; Stroux, Griechische Einflüsse. In: Röm. Rechtsw. und Rhet., p. 97 ss.; Schulz, Geschichte, p. 74 ss.; Wieacker, RRG I, p. 352, 536 ss., 574; id., Verhältnis der röm. Fachjurispr. zur griech.-hellen. Theorie. In: IURA 20 (1969), p. 464 ss.; Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, p. 125 s.; Behrends, Wissenschaftslehre. In: Nachr. Akad. Wiss. Göttingen 1976, p. 266; id., Les veteres. In: RD 55 (1977), p. 23 s.; id., Rechtsformen. In: IP II, p. 685; id., Tiberius Gracchus. Symposion Wieacker, p. 30 s., 41 ss. Cfr. anche Göppert, Gesammt-Sachen, p. 110; Rawson, Intellectual life, p. 204 ss. Un influsso prevalentemente aristotelico è presupposto da Pólay, Rechtswissenschaft im republikanischen Rom. In: Gesellschaft und Recht, p. 155 ss., 161 s. e Barta, Graeca non leguntur, p. 137 s. 74 Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, p. 125 s.; Behrends, Rechtsformen. In: IP II, p. 685; Alexander, Anstalten und Stiftungen, p. 6. 75 Behrends, Rechtsformen. In: IP II, p. 685; id., Subjektivität. In: IP I, p. 386 s.; Alexander, Anstalten und Stiftungen, p. 5 s. 76 Alex. Aphr., comm. in Arist. Top., p. 301, 19 ss., ed. Wallies; Plut., com. not. 30, moralia 1073 E. Su cui Pohlenz, Stoa I, p. 64; id., Stoa II, p. 37; Rist, Stoic Phil., p. 153; Zeller, Phil. d. Griech. III, 1, p. 119 ss. 77 Diog. Laert., vit. phil. 7, 46; Sext. Emp., adv. math. 7, 248, 252. Su cui Stein, Erkenntnistheorie, p. 142 ss. 78 Nem., de nat. hom. 6.172; Aet., plac. 4.12.1 (Diels, Dox. graec. 401, 14 ss.); Diog. Laert., vit. phil. 7, 52, 55 s. 79 Cic., Varr. 11, 39 s.; Sext. Emp., adv. math. 8, 263; Alex. Aphr., comm.in Arist. Top., p. 301, riga 22 s., ed. Wallies; Aet., plac. 4.20.2 (Diels, Dox. graec. 410, 5 ss.). Su cui Reesor, Stoic Concept of Quality. In: AJPh 75 (1954), p. 57. 80 Diog. Laert., vit. phil. 7, 56; Cic., Varr. 11, 39; Plut., com. not. 30, moralia 1073; Sext. Emp., adv. math. 8, 406, Sen., ep. moral. 117, 13. Su cui Graeser, Zenon, p. 92. 81 Cfr. Poseidonios in Stob., Ekl., 1.20.7, ed. Wachsmuth I, p. 177, riga 21 ss.; Cic., de fat. 19, 43; Calcidius, comm. in Plat. Tim., cap. 220, p. 233, 6 ss., ed. Waszink; Aet., plac. 4.12.1 (Diels, Dox. graec. 401, 14 ss.); Nem., de nat. hom. 6.172. Su cui Reesor, Stoic Concept of Quality. In: AJPh 75 (1954), p. 44; Gould, Chrysippus, p. 59.

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cepibile deve necessariamente essere corporeo82 e quindi essente.83 I corpi, vengono distinti secondo tre gradi di unità: corpi uniti ( ), corpi composti da più corpi singoli () e corpi collettivi costituiti da singoli corpi separati fra loro (  ). I singoli corpi che costituiscono i corpi collettivi, che qui solo interessano, rappresentano entità autonome e distinte.84 Questi singoli corpi non si amalgamano in un nuovo corpo unito ( ), bensì rimangono come parti distinte, connesse in un singolo corpo esclusivamente dalla qualità () che spetta loro come collettività.85 Solo questa loro qualità li rende un oggetto unitario della percezione e quindi un corpo. In questo senso ancora le fonti dell’età classica mostrano che questo concetto fu generalmente impiegato come spiegazione per il trattamento unitario di una pluralità, tanto nel settore dei diritti reali86 che in quello delle persone.87 Il concetto racchiudeva collettività organizzate sia pubblicamente che privatamente.88 Anche se abbiamo mostrato come questo concetto nel diritto classico fosse stato utilizzato solo in forma modificata da influssi scettici,89 purtuttavia ciò presuppone necessariamente che esso all’inizio fu recepito nella sua forma originaria stoica, prima di poter essere superato dalle obiezioni scettiche.90 Inoltre, la definizione di gens, che Cicerone cita dall’opera di Quinto Mucio Scevola Pontefice, rivela chiaramente influssi stoici.91 Quinto Mucio si sforzò di individuare la qualità capace di collegare, secondo l’insegnamento stoico, i membri della gens in un corpo collettivo. La recezione del concetto stoico di corpo collettivo andrà dunque collocata nella 2ª metà

82

p. 86.

Simpl., comm. in Arist. cat., p. 271, 20 ss., ed. Kalbfleisch. Su cui Wildberger, Seneca I,

83 Ragionando e contrario da Diog. Laert., vit. phil. 7, 61. Alla stessa deduzione giunge Rieth, Grundbegriffe, p. 27. 84 Cfr. le definizioni in Alex. Aphr., de mixt. 216, 19 ss. e Sext. Emp., adv. math. 9, 78. 85 Cfr. Zeller, Phil. d. Griech. III, 1, p. 98 s., nt. 1. Diversamente Göppert, GesammtSachen, p. 36 s. 86 Pomponius libro trigensimo ad Sabinum (D. 41.3.30 pr.); Paulus libro vicensimo primo ad edictum (D. 6.1.23.5); I. 2.20.18. Cfr. su questo Dajczak, Natur des corpus. In: RIDA 52 (2005), p. 124 s. 87 In senso più esteso: Ulpianus libro quadragensimo sexto ad edictum (D. 50.16.195.2). In senso più stretto: Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.-1). 88 Pomponius libro trigensimo ad Sabinum (D. 41.3.30 pr.); Ps.-Ulp. 22.5; Ulpianus libro vicensimo sexto ad edictum (D. 12.2.34.1); Ulpianus libro octavo de officio proconsulis (D. 48.18.1.7). 89 Su cui, a seguire. 90 Senza discutere i contesti filosofici, Brutti, Diritto privato, p. 240 s. immagina uno sviluppo inverso. 91 Cic., top. 6, 29. Su cui Behrends, Person oder Sache. In: Labeo 44 (1998), p. 43 s. con nt. 29.

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del II secolo a.C.92 Ad ogni modo, la definizione di Quinto Mucio e l’utilizzo già modificato nei Digesti di Alfeno93 nella metà del I secolo94 portano a questa data.95 Ciò significa che nel passaggio al I secolo a.C. le collettività di persone erano riconosciute come corpi collettivi unitari nel mondo del diritto e come tali erano giuridicamente capaci e investiti della capacità di agire.96 2. La critica accademico-scettica: il corpo perde la sua determinatezza Con la metà del I secolo a.C., la critica accademico-scettica97 aveva minato il fondamento ontologico stoico del concetto di corpo collettivo. Nel corso del suo soggiorno a Roma (88–4 a.C.),98 Filone di Larissa ebbe la possibilità di conquistare alla sua scuola una considerevole parte della gioventù della nobilità romana99 e legarla durevolmente alla dottrina scettica dell’accademia.100 In questo contesto anche la concezione giuridica delle corporazioni di stampo stoico perse la sua forza persuasiva. Questo lo abbiamo mostrato grazie all’interpretazione di un passo del 6º libro dei digesta di Alfeno Varo101 e del principium della nostra fonte di partenza.102 Nel momento in cui gli accademici scettici, richiamandosi ai concetti generali ( ) riconosciuti come criterio dalla Stoà, negavano la possibilità di riconoscere di un agire collettivo dei corpi collettivi, toglievano terreno alla dottrina stoica. Se non era identificabile un agire collettivo, l’osservatore non poteva percepire né un ordine (), né un’interazione () e quindi nessuna qualità () collettiva.103 Dal punto di vista scettico, la dottrina stoica poggiava su fondamenti non sicuri. Il corpo collet92

Behrends, Rechtsformen. In: IP II, p. 685. Alfenus libro sexto digestorum (D. 5.1.76). 94 Jörs, Alfenus 8). In: RE I, Sp. 1472; Kunkel, Herkunft und soziale Stellung, p. 29. 95 Wieacker, RRG I, p. 649 s. 96 Behrends, Rechtsformen. In: IP II, p. 686. 97 Cfr. l’attacco accademico-scettico alla capacità di agire delle collettività di persone in Cic., de nat. deor. 3, 21. 98 Brittain, Philo of Larissa, p. 64; Zumpt, Bestand der philosophischen Schulen. In: Abh. d. Königl. Akad. d. Wiss. Berlin 1842, p. 67. 99 Oltre a M. Tullius Cicero anche: C. Aurelius Cotta (Cic., de nat. deor. 1, 17; ad. Att. 13.19.3; de orat., 3, 145. Su cui v. Rohden, Aurelius 96). In: RE Bd. 2, Sp. 2484); P. ed C. Selius e Tetrilius Rogus (Cic., Luc. 4, 11. Su cui Zeller, Religion und Philosophie, p. 44; Brittain, Philo of Larissa, p. 65 con nt. 78). Cfr. anche Goedeckemeyer, Skeptizismus, p. 129 s. Su P. Sulpicius Rufus cfr. prudente Rawson, Intellectual life, p. 207 nonché Behrends, Geistige Mitte. In: SZ 125 (2008), p. 64 ss.; id., Wissenschaftslehre. In: Nachr. Akad. Wiss. Göttingen 1976, p. 273 ss. e passim. 100 Plut., Cic. 3, 1. Su cui Brittain, Philo of Larissa, p. 65; Goedeckemeyer, Skeptizismus, p. 129 s. 101 Alfenus libro sexto digestorum (D. 5.1.76). Su cui Sez. 4. III. 1. 102 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.). Su cui Sez. 2. IV. 103 Cfr. Simpl., comm. in Arist. cat., p. 214, 24 ss., ed. Kalbfleisch. 93

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tivo non era individuabile e la sua nozione era quindi oscura (/ incertum).104 Ogni concetto che si basava su di essa era dunque inutilizzabile. Rimaneva tuttavia ancora una via: utilizzare i vecchi concetti a livello concettuale astratto (/nomen), in piena consapevolezza dell’inutilità della conoscenza sensibile.105 Detto altrimenti: era chiaro che i membri di una associazione di persone non costituivano effettivamente una unità corporale come collettività; ma, posto questo, nulla ostava che si potesse costruire un’unità idealmente e porre questa a fondamento di ulteriori riflessioni. A seguito della recezione della critica accademica alla Stoà, i corpi collettivi costituiti da parti distinte (  ) costituivano quindi non più una realtà ontologica, ma solamente una categoria concettuale,106 diventando così un prodotto di convenzione, bisognoso di essere riempito e definito. Inoltre, per poter partecipare alla vita giuridica era ora necessario che le corporazioni potessero essere sussunte sotto un concetto chiaramente definito e unitario. Solo da ciò potevano acquisire unità concettuale. Questa unità concettuale non produceva però i suoi effetti per via naturale: anche questi avevano bisogno di definizione. E solo con il riconoscimento da parte dell’ordinamento, in forma di concessione o conferimento di determinati diritti attraverso leggi pubbliche, senatusconsulta o atti imperiali, si determinava sufficientemente la corporazione come unità, così che poteva ottenere esistenza giuridica.107 La dimensione degli effetti ad essa collegati dipendeva dalla forza definitoria dell’ordinamento. In questo modo si potevano concepire configurazioni molto differenti. 3. Interazione tra diritto amministrativo108 e dogmatica privatistica Come giustamente rilevava Mitteis,109 l’autorizzazione discussa in Gaio al principium della nostra fonte di partenza110 va considerata distintamente dal 104

In riferimento al testo tedesco la traduzione, nel corso della ricerca, di certum/incertum come sicher/unsicher nel contesto filosofico e come bestimmt/unbestimmt nel contesto giuridico è una concessione all’uso comune. Tuttavia l’espressione latina descrive originariamente lo stesso concetto. 105 Sext. Emp., Pyrrh. Hyp. 3, 98 s. Così Behrends, Geistige Mitte. In: SZ 125 (2008), p. 46 ss. Per Philipsborn, Begriff der Juristischen Person. In: SZ 71 (1954), p. 58 „[entspricht dies] jedoch völlig dem stoischen Nominalismus.“ Sulla più antica concezione romana, alla quale ricollegò la successiva terminologia accademico-scettica, Orestano, Problema delle Persone Giuridiche, p. 115 s., che pure presuppone un influsso stoico tra le due fasi (p. 118). 106 Behrends, Subjektivität. In: IP I, p. 387, 399. 107 Behrends, Rechtsformen. In: IP II, p. 686 s. 108 Con diritto pubblico-amministrativo indichiamo qui le norme che disciplinano costituzione e attività di associazioni di persone al di fuori del diritto privato. Su questo cfr. Betti, Diritto romano I, p. 157. 109 Mitteis, RP, p. 394 ss. Diversamente Waltzing, Étude I, p. 340 s.; id., Étude II, p. 140; Monti, Corporazioni, p. 8. 110 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.). Su cui Sez. 2. IV.

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concetto di corpus habere.111 La regolamentazione di ordine amministrativo del fenomeno associativo si sviluppò del tutto indipendentemente dalla qualificazione teorica delle corporazioni nel diritto privato. Tuttavia, dall’età augustea si può assistere, per le associazioni private, ad una interazione reciproca tra il controllo politico della realtà associativa e l’estensione della loro capacità di agire di diritto privato. In piena corrispondenza con ciò, troviamo in Gaio, nella fonte da cui siamo partiti,112 entrambe le sfere strettamente intrecciate. L’autorizzazione pubblica per la costituzione è il presupposto per il riconoscimento di una associazione come corpus unico nel mondo del diritto. La disciplina di base dell’aspetto pubblico-amministrativo del problema era la lex Iulia de collegiis di Augusto.113 Fino all’età di Gaio essa fu integrata, o parzialmente sovrapposta, da ulteriori norme: nam et legibus et senatus consultis et principalibus constitutionibus ea res coercetur.114 Sulle singole modifiche del contesto pubblico-amministrativo fino all’età del principato adottivo non abbiamo una conoscenza sicura. Tuttavia, la lex Iulia del collegiis costituiva di certo l’armatura fondamentale della disciplina pubblica del fenomeno associativo, a Roma come nelle province. La legge prevedeva due tipi di procedimenti di concessione. Da un lato, c’era la possibilità di una concessione iniziale costitutiva: neque huiusmodi corpus passim omnibus habere conceditur ... paucis admodum in causis concessa sunt huiusmodi corpora115. A tale proposito, Gaio concorda con Asconio nell’osservare che solo poche associazioni ottenevano una tale autorizzazione.116 Dall’altro, associazioni già esistenti potevano, a fronte di certi presupposti, ottenere un riconoscimento della loro esistenza giuridica: item collegia Romae certa117 sunt, quorum corpus senatus consultis atque constitutionibus principalibus confirmatum est ...118 Ai tempi di Gaio quest’ultimo procedi111

Cfr. Arangio-Ruiz, Legislazione. In: Augustus, p. 104 s. Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.-1). 113 Sulla questione della paternità della lex Iulia de collegiis v. supra Sez. 3. VI. e VII. 114 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.). Cfr. Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, p. 353; Cohn (Conrat), Vereinsrecht, p. 81 s., 84 s.; Saleilles, Communautés chrétiennes. In: Mélanges Girard II, p. 499; Schulz, Classical Roman Law, p. 86, 96; De Robertis, Storia I, p. 246 ss.; Monti, Corporazioni, p. 31 ss.; Waszink, Genossenschaft. In: RAC 10, Sp. 111; Diosono, Collegia, p. 33. 115 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.). 116 Cfr. Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, p. 54. Limitatamente al riconoscimento di diritto privato Tran, Membres des associations, p. 348, 350. Diversamente Accame, Legislazione. In: BMIR 70 (1942), p. 45. Cfr. supra Sez. 3. VII. 117 La posposizione di „certa“, ulteriormente rimarcata dall’iperbato, „collegia Romae certa“, esclude l’idea, pure diffusa, di „determinati collegi“ nel senso di una generalizzazione. Così però Behrends/Knütel/Kupisch/Seiler, Corp. Iur. Civ. II, p. 305; Brutti, Diritto privato, p. 243; Fleckner, Kapitalvereinigungen, p. 387; Cracco Ruggini, Associazioni professionali. In: Artigianato e tecnica I, p. 130. 118 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1 pr.). 112

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mento aveva perso importanza e trovava applicazione ancora solo nelle provincie.119 Di qui fa il suo ingresso nel commento gaiano all’editto provinciale. Con ciò Gaio ricorda che il procedimento di riconoscimento era originariamente applicato alle più antiche associazioni dell’Urbe (collegia Romae). Questa notizia potrebbe essere una marginale di carattere storico forse dovuta al modello di Gaio. Concessione iniziale e riconoscimento successivo erano accordati, a Roma, in Italia e nelle provincie senatorie, dopo richiesta alla cancelleria imperiale e presentazione da parte di questa al Senato, per atto del Senato (senatus consulta). Nelle provincie imperiali avvenivano con atti imperiali (constitutiones). Concessione e riconoscimento conferivano singoli diritti e facoltà politicamente rilevanti, collegati al corpo della associazione. Il conferimento dei singoli diritti e facoltà era indipendente l’uno dal altro e poteva essere sottoposto a particolari condizioni.120 Secondo la nostra ricostruzione, la concessione costitutiva tipica prevista dalla lex Iulia de collegiis autorizzava le associazioni a coire, convenire, conferre – riunirsi, adunarsi (formalmente) e conferire. Da questo derivava tipicamente (proprium) il riconoscimento delle facoltà indicate da Gaio nel 1º paragrafo della nostra fonte di partenza.121 Di norma, esse conseguivano all’autorizzazione, tuttavia potevano intervenire ulteriori obblighi di ordine amministrativo.122 Gaio non menziona il diritto di riunione (coire). Esso non ha alcuna rilevanza per la questione, da lui discussa, sulla possibilità di partecipare al traffico giuridico a mezzo di un rappresentante. Tuttavia, il diritto di riunione nel corso dell’età imperiale diventò un criterio di collegamento fondamentale, in particolare per l’ammissione a forme di acquisizione del ius civile.123 4. Astrazione dal substrato personale Il concentrarsi sulla construzione astratta delle corporazioni attraverso un termine astratto (nomen) aprì la strada a un’ulteriore astrazione di queste dal substrato personale. Questo sviluppo giunse a compimento nell’età severiana nel settore delle corporazioni pubbliche (universitas). Infatti, per Ulpiano124 una collettività pubblica (universitas) poteva sussistere concettualmente, anche se ne rimaneva solo un unico membro. Invero, l’unico membro poteva 119

Su cui Sez. 3. X. Sirks, Qui annonae serviunt, p. 171; id., Food for Rome, p. 87 suppone che sia riconosciuto come corpus solo chi ottiene tutte le autorizzazioni. 121 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1.1). 122 Diversamente Ferrara, Persone giuridiche, p. 31; Radin, Legislation, p. 105 s. 123 Paulus libro duodecimo ad Plautium (D. 34.5.20); Ulpianus libro quinto ad Sabinum (D. 40.3.1). Su cui Schrumpf, Bestattung, p. 172. 124 Ulpianus libro decimo ad edictum (D. 3.4.7.2). 120

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Sintesi della ricerca

agire direttamente in proprio nome ed essere convenuto, il nomen della corporazione in oggetto tuttavia continuava ad esistere e rimaneva il criterio di collegamento per i diritti e i doveri della collettività.

IV. Ulteriori gradi di sviluppo 1. La concezione più antica – l’analogia con la res publica Accanto ai due livelli di sviluppo sopra discussi, che si nascondevano nella fonte di partenza, nel corso della ricerca siamo stati in grado di mostrare altre tre livelli evolutivi. La prima configurazione giuridica delle associazioni private da parte dei giuristi romani, che siamo in grado di enucleare, è la trasposizione analogica delle regole da lungo tempo riconosciute per le comunità pubbliche.125 È possibile datarla al più tardi per il III secolo a. C.126 In questo stadio evolutivo i giuristi romani non si sforzavano ancora di costruire teoricamente la natura delle corporazioni. Piuttosto, come requisiti per la partecipazione alla vita giuridica furono applicate in via analogica alle associazioni private le regole già sviluppate per le collettività pubbliche. Già dalle XII Tavole l’ordinamento interno di associazioni private era riconosciuto, fintanto che non era in contrasto con quello della cosa pubblica.127 L’organizzazione interna prevedeva di regola funzionari (magistri, magistratus) che rappresentassero esternamente il gruppo dei membri (populus, plebs). Esisteva un patrimonio collegato alla comunità (pecunia communis), con il quale potevano essere finanziate le atti125

Al Populus Romanus pensano: Biscardi, Rappresentanza. In: IURA 31 (1980), p. 6 ff.; Voigt, XII Tafeln II, p. 744; Eliachevitch, Personnalité juridique, p. 201; Guarino, Diritto Privato, p. 305; id., Istituzioni, p. 42; Giuffrè, Istituzioni, p. 36; id., Diritto dei privati, p. 88. Cfr. anche Biró, Collegium funeraticium. In: Gesellschaft und Recht, p. 14; Thomas, Textbook, p. 471 ss. Ai municipia pensano: Mommsen, De collegiis, p. 120; Savigny, System II, p. 259; Pernice, Labeo I, p. 291 s.; Waltzing, Collegium. In: Dizionario Epigrafico II, p. 399; Liebenam, Städteverwaltung, p. 176; Stemler, Collèges d’artisans, p. 26; Kornemann, Collegium. In: RE IV, 1, Sp. 415; id., Municipium. In: RE XVI/1, Sp. 632; Betti, Diritto romano I, p. 160; Perozzi, Istituzioni, p. 473; Brutti, Diritto privato, p. 239, 244; Peppe, Persone Giuridiche. In: Studi Martini III, p. 82; Cannata, Corso I, p. 82; Masi, Lezioni, p. 58 s. Diversamente inteso in Schtajerman, Krise der Sklavenhalterordnung, p. 62. Ai vici pensano: Trumpler, Römische Gesellschaftsformen, p. 46; Schulz-Falkenthal, Untersuchungen, p. 39 ss.; id., Vorbilder für den korporativen Zusammenschluß. In: WZ Halle-Wittenberg 19/2 (1970), p. 42 ss. 126 Cfr. il Senatus Consultum de Bacchanalibus (186 v. Chr.): CIL I1 196 = CIL X 104 = CIL I2 581 = Bruns et al., Fontes I, p. 164 ss. = Riccobono, FIRA I, p. 240 s. = Girard/Senn, Lois des Romains II, p. 270 ss. Sul contesto Liv., ab urbe cond. 39, 8–19. Su cui nel Sez. 3. IV. Schulz-Falkenthal, Vorbilder für den korporativen Zusammenschluß. In: WZ HalleWittenberg 19/2 (1970), p. 41 considera come terminus ante quem l’inizio del IV sec. a. C. 127 Gaius libro quarto ad legem duodecim tabularum (D. 47.22.4).

IV. Ulteriori gradi di sviluppo

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vità comuni, ad esempio di natura cultuale. Grazie all’analogia con le comunità pubbliche, potevano così partecipare al traffico giuridico anche realtà collettive di persone, senza che ci fosse il bisogno di una più approfondita riflessione sulla loro natura.128 Fin dove si spinse quest’analogia e in che modo le associazioni prendevano parte al traffico giuridico, non ci è stato tramandato. 2. Il ius corporis Al più tardi dal regno dei Severi, corpus fu in grado di essere uno dei termini sotto cui le corporazioni potevano essere organizzate in unità. Con la crescita d’importanza delle associazioni prima favorite pubblicamente e più tardi collegate all’amministrazione imperiale, diminuì la rilevanza delle associazioni costituite con l’antica denominazione di collegium.129 L’equivocità terminologica causata dalla coesistenza di corpus quale termine sotto cui si costituivano associazioni economiche, e dell’originario concetto di „corpus habere“ mise i giuristi a partire dall’età dei Severi di fronte ad un problema. Come soluzione s’impose, nel corso del III secolo d.C., la riassunzione delle titolarità giuridiche dei corpora, nel senso della fonte da cui siamo partiti,130 sotto la denominazione di ius delle corporazioni. Questo corrisponde al linguaggio della cancelleria imperiale nel IV secolo d.C. Così le costituzioni imperiali raccolte nel Codice Teodosiano di regola riassumono le titolarità giuridiche delle associazioni di natura economicha131 e dei collegi come loro ius.132 3. La codificazione giustinianea Questa soluzione non poteva imporsi a lungo, però. Come si vede nei titoli del Digesto Quod cuiuscumque universitatis nomine vel contra eam agatur,133 De libertis universitatium134 ed De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur135 la codificazione giustinianea reintrodusse la terminologia classica di „corpus habere“ e rigettò la più recente soluzione di ius delle corporazioni. In questo modo il conflitto terminologico tra le associazioni di natura economica costituite sotto il nome di corpus e l’originario concet128

Cfr. Ferrara, Persone giuridiche, p. 31 s. Cfr. i capitoli del Codex Theodosianus: De naviculariis (Cod. Theo. 13.5); De praediis naviculariorum (Cod. Theo. 13.6); De privilegiis corporatorum urbis Romae (Cod. Theo. 14.2); De pistoribus et catabolensibus (Cod. Theo. 14.3); De suariis, pecuariis et susceptoribus vini ceterisque corporatis (Cod. Theo. 14.4). Su cui Cracco Ruggini, Collegium e corpus. In: Istituzioni giur. e realtà polit., p. 88. 130 Gaius libro tertio ad edictum provinciale (D. 3.4.1. pr.-1). 131 Cod. Theo. 13.6.2. Su cui De Salvo, Corpora naviculariorum, p. 529 ss. 132 CIL VI, 33840; AE 1904, Nr. 108. 133 D. 3.4. 134 D. 38.3. 135 D. 40.3. 129

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to di „corpus habere“ si riproponeva nuovamente. La commissione di Giustiniano trovò la soluzione, sviluppatasi al più tardi a partire dal regno dell’imperatore Zenone,136 nella estensione del termine universitas, facendone così un termine generale comprensivo di tutte le corporazioni, di natura pubblica e privata.137 L’applicazione di vecchie regole speciali fu generalizzata.138 Le collettività organizzate di persone, costituite e riconosciute sotto le più varie denominazioni, ora ricadevano sotto il termine generale di universitas. Le universitates furono riconosciute come soggetti giuridici. Come la motivazione si ricorse al concetto classico di „corpus habere“, senza che però avesse grande rilevanza nella risposta a singole questioni giuridiche.

V. Conclusioni In conclusione, si può affermare che il diritto delle corporazioni è stato costantemente sviluppato dalla giurisprudenza romana nel contesto delle cangianti condizioni economiche, politiche e di storia delle idee. Questa evoluzione si spinse oltre l’età classica e ricevette impulsi da diversi settori extragiuridici. In questo, il processo fu guidato dalla tradizione, della politica e dalla prassi dell’amministrazione imperiale.

136

C. 1.23.7.2. C. 2.58.2.5; nonché le rubra zu D. 3.4, D. 38.3 e D. 40.3. 138 Cfr. il titolo D. 3.4. 137

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Quellen und Kommentare

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446

Quellen und Kommentare

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Quellenregister Juristische Quellen: Basiliken Bas. 8.2.101 Bas. 8.2.107 Bas. 60.32.1

156.563,567 ; 159 341.186 269.477

Codex Iustinianus C. 1.3.54.7 C. 1.5.8.5. C. 1.23.7.2 C. 2.58 C. 2.58.2.5 C. 6.24.8 C. 6.24.12 C. 6.48.10 C. 9.21 C. 11.30.1 C. 11.70.4

349.7 289.647 350 f.; 350.9; 369.43; 388.136 351.18 351 f.; 369.44; 388.137 166.616; 329.104 329.106 330.116 182.719 41 f.; 44.368 203.850

Codex Theodosianus Cod. Theo. 10.1.8 Cod. Theo. 10.3.4 Cod. Theo. 10.3.5 Cod. Theo. 10.10.24 Cod. Theo. 13.5 Cod. Theo. 13.5.16 pr. Cod. Theo. 13.6 Cod. Theo. 13.6.2 Cod. Theo. 14.2 Cod. Theo. 14.2.1 Cod. Theo. 14.3 Cod. Theo. 14.4

189.763; 203.850 189.763; 203.850 189.763; 203.850 189.763; 203.850 368.36; 387.129 194.788 368.36; 387.129 203.851; 368.38; 387.131 368.36; 387.129 193.784; 196.800 368.36; 387.129 368.36; 387.129

Digesta Iustiniani Augusti Buch 1 D. 1.2.2.25-26 D. 1.2.2.44 D. 1.3.2

150.523 332.130 111.276,282

1

Seite.Fußnote,Fußnote.

1

448

Quellenregister

D. 1.3.32.1 D. 1.8 D. 1.8.1 pr. = G. 2.10-11 D. 1.8.1.1 = G. 2.12-14 D. 1.8.2 D. 1.8.2 pr. D. 1.8.4 D. 1.8.4.1 D. 1.8.6 D. 1.8.6.1 D. 1.12.1.14

316.9 353.28 36; 37.319; 38.328; 59 f.; 201.837; 354.33; 373.14; 374.16, 26; 379.69. 161.591 353.30 60 f.; 354.34 353.30; 354.40 61.89 353.30 60 f.; 354.37 251; 276.524; 307.792; 310.815

Buch 2 D. 2.4.10.4 D. 2.4.10.13 D. 2.14.1.3

67; 318.23; 322.54; 356.50 318.23 281 f.; 281.572

Buch 3 D. 3.3.74 D. 3.4 D. 3.4.1 D. 3.4.1 pr.

D. 3.4.1.1

D. 3.4.1.2 D. 3.4.1.3 D. 3.4.2 D. 3.4.3 D. 3.4.4 D. 3.4.6 pr. D. 3.4.6.1 D. 3.4.6.2 D. 3.4.6.3 D. 3.4.7 pr. D. 3.4.7.1

319.31; 321.41 3.14; 34; 320; 349; 352 f.; 369; 387 f. 3.15; 34 ff.; 34.304; 35; 153 f.; 372.6 44.372; 45.379; 73; 73.2; 148.510; 149; 151.529; 154 ff.; 153.543; 163.601; 174.671; 175.676; 179.703,704; 180.706; 181.712; 182.714; 183.724; 184.728; 185.733;190.766; 195.796; 200.827; 204.860; 205.3; 235.215; 245.278; 246.283,285; 297.707; 298.714; 300.731,734; 304.770; 311.820; 312.825,826; 313.827,829; 318.24; 344 ff.; 346.222; 349.3,6; 355.46,47; 364.6; 368.37; 381.87; 382.102; 383.110; 384.112,114,115,118; 387.130 45.379; 73.2; 148.510; 151.529; 153.543; 154; 158 ff.; 163.601; 174.667,673; 175.674,676; 179.704; 182.714; 183.724; 184.728; 185.733; 200.827; 204.860; 205.3; 235.215; 292.669; 294.682; 311.820; 312.825; 318; 322.60; 323.61; 344 ff.; 346.222; 349.3,6; 355.46,47; 357.1; 364.6; 368.37; 381.87; 384.112; 385.121; 387.130 34.306; 43; 43.359; 44.370; 65.118; 175.674; 318.22; 372.8; 376.37 34.306; 40; 41.346; 43.358; 372.8; 375.34 66; 317.21; 318.23; 319.32; 322.55 342.200 342.200 320.39 320; 320.37; 321.50; 322.52,55,59 64.111; 318.23 63.108; 64; 319.33 318.23; 323.64 65; 323.63

Quellenregister D. 3.4.7.2

449

D. 3.4.8 D. 3.4.9 D. 3.4.10 D. 3.5.25

65; 67.126; 68.135; 200.832; 331.122; 336.157; 338.171; 341; 343.201; 344.209; 368.35; 385.124 40.340; 41 328.100 322.55 322.55; 330.117

Buch 4 D. 4.2.9.1 D. 4.2.9.3 D. 4.3.15.1 D. 4.4.16.1

68.139; 199.825; 317.18 317.18 317.20 251.331

Buch 5 D. 5.1.76 D. 5.3.20.10

17.142; 21.187; 332 ff.; 365.11; 366.23; 382.93,101 59.73; 378.62

Buch 6 D. 6.1.23.5

74.7,12; 77.30; 78.42; 85.109; 86.128,133; 87.138; 126.377; 147.505; 364.5; 381.86

Buch 7 D. 7.1.70.3 D.7.4.10.7 D. 7.4.31

59.73,76; 378.62,64 335.150 339.178

Buch 10 D. 10.3.11 D. 10.4.7.3

347.230 183; 326.87; 327

Buch 12 D. 12.2.34.1 D. 12.4.8

162.600; 164.608; 175.675; 184; 364.7; 381.88 253.351

Buch 17 D. 17.2.1 pr. D. 17.2.7 D. 17.2.57 D. 17.2.59 pr. D. 17.2.63.8 D. 17.2.65.9 D. 17.2.69 D. 17.2.71 pr.-1 D. 17.2.82

251.333 346.223 253.352 331.121; 346.220,221 346.221 331.121; 346.220; 347.230 251.333 251.331,332 347.230

Buch 18 D. 18.1.6 pr.

44.366; 325.83

Buch 19 D. 19.1.21.2 D. 19.2.51.1

185.734 51.26; 377.51

450

Quellenregister

Buch 22 D. 22.6.9.5

330.117

Buch 24 D. 24.1.27

253.351

Buch 26 D. 26.7.3.7

285 f.; 285.613

Buch 27 D. 27.1.17.2 D. 27.1.17.3 D. 27.1.41.3

198.816 199.826 199.826

Buch 29 D. 29.2.25.1 D. 29.5.6.1

316.8; 328.94,98 185.731

Buch 30 D. 30.22 D. 30.73.1 D. 30.117 D. 30.122 pr.

334.138; 339.179; 340.185; 344 330.111,113 330.112 330.112

Buch 31 D. 31.10

55.57; 56; 378.56

Buch 32 D. 32.38.5

150.521; 330.117; 347.227

Buch 33 D. 33.4.1.4 D. 33.10.6 pr.

59.73; 378.62 173.663; 343.203

Buch 34 D. 34.2.8 D. 34.5.20

59.73; 378.62 166; 166.615; 180; 183.723; 184.727; 251.334; 277.526; 296.696,702; 308.793; 330.115; 385.123

Buch 35 D. 35.1.34 pr.

165.611

Buch 36 D. 36.1.1.15 D. 36.1.6.4 D. 36.1.27 D. 36.4.12

199.825 329.104 330.117 327.88,90; 330.117

Buch 37 D. 37.1.3.1 D. 37.1.3.4

342.190 327.90; 329.103; 347.230

Quellenregister Buch 38 D. 38.3 D. 38.3.1 pr. D. 38.3.1.1 D. 38.3.1.2

353; 369; 387 f. 329.103 316.13; 329.103 329.103

Buch 40 D. 40.3 D. 40.3.1 D. 40.3.2 D. 40.3.3 D. 40.5.36.2

353; 369; 387 f. 296.696,702; 316.8; 328.95; 385.123 328.96 316.8; 328.98 199.826

Buch 41 D. 41.1.7.11 D. 41.1.26 pr. D. 41.1.41 D. 41.2.1.22 D. 41.3.9 D. 41.3.23 pr. D. 41.3.30 pr.

451

D. 41.3.30.2 D. 41.4.2.6

56.62; 378.58 335.150 325.77 316.13; 325 f.; 325.81 38; 38.330; 374.25; 375.28 56; 56.62; 378.58 74; 76.20; 77.28; 78.40; 84.107; 86.126,131; 87.136; 90.160,163; 126.375; 147.503; 151.530; 160.588; 172.660; 174.669; 335.146; 339.177; 364.5,7; 381.86,88 335.146; 336.156; 339.177 55.57; 378.56

Buch 42 D. 42.1.4.2 D. 42.2.1.3 D. 42.5.29

319.35 326 325.77

Buch 43 D. 43.1.1 pr. D. 43.1.2.1 D. 43.8.2.2 D. 43.24.5.10 D. 43.24.5.12 D. 43.24.8 D. 43.24.11.1

62 f.; 67.127 62.102 38.325; 63.105; 374.24 318.22,23; 322.52 321.45 56.62; 378.58 325.79

Buch 44 D. 44.1.23 D. 44.2.21.1 D. 44.7.35.1

325.77 334.138; 335.146; 336.156 321.45; 323.64

Buch 45 D. 45.1.83.5

325.83; 335.150

452

Quellenregister

Buch 46 D. 46.1.70.5 D. 46.8.9

253.352 69; 322.59

Buch 47 D. 47.11.2 D. 47.13.2 D. 47.14.3 pr. D. 47.22 D. 47.22.1 D. 47.22.1 pr. D.47.22.1.1 D. 47.22.1.2 D. 47.22.1.3 D. 47.22.2 D. 47.22.3 D. 47.22.3 pr. D. 47.22.3.1 D. 47.22.3.2 D. 47.22.4 Buch 48 D. 48.4.1.1 D. 48.4.3 D. 48.6.5 pr. D. 48.7.4 pr. D. 48.8.1 pr. D. 48.8.1.1 D. 48.10.1.1 D. 48.12.2 pr. D. 48.18.1.7 D. 48.19.28.3 Buch 50 D. 50.1.14 D. 50.1.19 D. 50.4.1.2 D. 50.4.18.13 D. 50.6.6.3-13 D. 50.6.6.6 D. 50.6.6.12 D. 50.6.6.13 D. 50.12.8

275.517 253.348 339.180 274; 276; 306 ff. 267 ff. 177.691; 251.335; 257.379; 267 ff.; 269.478; 276.524; 277.526,532,533; 278.534; 289.653; 301.747; 307.792 271 ff.; 276.524; 277.533; 278.535.537.538; 284.597; 307.792 178.693 262.424 237.228; 279.547; 309 ff. 275 ff. 275 f.; 275.515; 278.536,539; 307 f. 181 f.; 184.726; 251.334,335; 274.508; 276 f.; 277.533; 278.536,540; 287.632; 306 f. 182 f.; 182.715; 194.787 152.532,535; 207 f.; 228.155; 286.620; 287.629; 358.7; 363.1; 386.127 279.543; 280.556; 281.565; 294.676; 309.808; 310.813; 311.818 279.546 279.543 279.543 252.340 252.340 251.331 251.331 162.600; 164.608; 175.675. 184 f.; 364.7; 381.88 304.777; 308.803 317.19 322.56 322.52 320.40; 322.52,55 194.785 194.785,787 194.785,790; 194 ff.; 257.380; 289.649; 296.696; 297.706 194.785,787 319.27; 321.43

Quellenregister D. 50.16.15 D. 50.16.16 D. 50.16.17 pr. D. 50.16.17.1 D. 50.16.19 D. 50.16.85 D. 50.16.195.2 D. 50.16.195.3 D. 50.16.208 D. 50.16.239.8 D. 50.17.160.1

37 f.; 61.91; 63.106; 374.20 39.331; 42; 44.365; 61.92; 65.118; 375.28 38; 41.344; 63.105; 374.23 42.356 319.30 340; 340.185 149 f.; 152.537; 347.226; 364.6; 381.87 151.525 58 55.58; 59; 378.57; 379.67 322.56

Fragmenta Vaticana Frag. Vat. 233

193.783

Gai Epitome GE 2.1.1

216

Gaius, Institutiones G. 2.1 ff. G. 2.2 G. 2.9 G. 2.10-11 G. 2.11 G. 2.12-14 G. 2.12 G. 2.13 G. 2.14 G. 2.95 G. 2.97 G. 2.191 G. 2.195 G. 2.287 G. 3.154 Iustiniani Institutiones I. 2.1 I. 2.1 pr. I. 2.1.2 I. 2.1.6 I. 2.20.18

453

353.29 60.86 375.31 36.316; 37.319; 38.328; 40.338; 201.837; 373.14; 374.16,26; 376.36 40.338; 62.101; 354.33; 376.36; 379.69 161.591 170.640; 337.167 171.648 171.648 323.65 58.68; 71.159 58.68 327.91; 329.107,108; 330.111 331.119 40.338

I. 3.25.5

353.27 62.96; 354 f. 354.39,40 354.38 74.7,10,13; 77.29; 78.41; 84.108; 86.127; 86.132; 87.137; 126.376; 147.504; 334.138; 343 f.; 364.5; 381.86 346.220

Pauli Sententiae Paul. Sent. 1.12.3 Paul. Sent. 5.16.5

185.731 185.731

454

Quellenregister

Pseudo-Ulpianischer liber singularis regularum Ps. Ulp. 22.4 164 f. Ps. Ulp. 22.5 162.600; 163.605; 163 f.; 175.675; 184.730; 316.13,14; 327.91; 328.97; 330.117; 364.7; 381.88 Ps. Ulp. 24.28 327.91; 329.109; 330.110 Literarische Quellen: Achilleus Tatios (Astronom) Isagoge Isag. 14

116.313,314; 147.502

Alexander Aphrodisiensis De mixtione de mixt. 216, 19 ff. de mixt. 216, 21 de mixt. 216, 22 ff. de mixt. 216, 24 f. de mixt. 216, 25 ff. de mixt. 216, 30 f. de mixt. 216, 32 ff. de mixt. 216, 14–217, 7 de mixt. 217, 2 ff. de mixt. 217, 3 de mixt. 217, 4 ff. de mixt. 217, 21 ff. de mixt. 217, 32 ff. de mixt. 218, 2 ff. de mixt. 223, 14 ff. de mixt. 223, 19 ff. de mixt. 223, 27 ff. de mixt. 223, 34 de mixt. 224, 27 ff. de mixt. 224, 32 ff.

104.241; 132.405; 381.84 117.317 99.221 99.222 91.165; 98.211 94.184 98.209 97.205,208 99.217; 140.467; 142.472; 171.650 98.215 99.220 104.246 94.185; 97.203 93.181 92.174 91.164 104.243; 110.274 93.181 92.174 92.171; 93.180

De anima liber cum Mantissa, ed. Bruns de anima, S. 116, 13 122.347 In Aristotelis topica libros octo commentaria, ed. Wallies comm. in Arist. Top., S. 301, 19 ff. 89.150; 131.397; 380.76 comm. in Arist. Top., S. 301, 22 f. 89.158; 131.400; 380.79 Anonymus Liber de viris illustribus urbis Romae de vir. illustr. 18, 1–5

126.373

Aristoteles     ()   10, 328 a 5 ff. 8

81.71 81.73

Quellenregister    ()   1, 646 a 14 ff.   1, 646 a 21 ff.   1, 646 a 23 f.   4, 650 b 24 ff.

81.73 81.76; 82.83 81.74 144.477

  ()   9, 1159 b 26 ff.   11, 1160 a 8 ff.   11, 1160 a 29 f.   13, 1161 a 10

82.87 82.85; 104.244 82.86 82.86

  ()   10, 1242 a 22 ff.   9, 1241 b 18 ff.   9, 1241 b 25 ff.

111.276 83.98 82.81

 ()  7, 7 b 36

81.67; 83.91

    ()   3, 1014 a 30 ff.   3, 1014 b 7   6, 1015 b 36 ff.   6, 1016 b 27   6, 1015 b 36 ff.   8, 1017 b 11 f.   26, 1023 b 26 ff.   6, 1015 b, 16 ff.   2, 1042 b 11   2, 1042 b 15 ff.   2, 1042 b 16   2, 1043 a 15   2, 1043 a 30 f.   3, 1043 b, 34 ff.   3, 1044 a, 4   6, 1045 a 7 ff.   6, 1045 a, 9   10, 1036 a 2 ff.   16, 1040 b, 9   17, 1041 b, 11 ff.

115.303,307 115.304 84.101; 117 f. 80.65 83.90 81.76 83.97 118.329 83.92 83.88; 83 81.70 81.75 83.93 119 f. 118.326 81.69; 120 118.326 80.66 118.326 118

 ()   4, 381 b 24 ff.

81.74

  ()   2, 268 b 26 ff.   2, 268 b 27 ff.   3, 302 a 10 ff.   3, 302 a 15 ff.

81.71 81.72,73 81.72 81.73

455

456

Quellenregister

 ()   1, 1252 a 1 ff.   2, 1252 a 5   2, 1252 a 24 ff.   2, 1252 b 31   2, 1253 a 3   2, 1253 a 20 f.   2, 1253 a 37   1, 1261 a 17 ff.   3, 1276 b 1 ff.   3, 1276 b 2   3, 1276 b 4 ff.   3, 1276 b 8.   4, 1278 b 22 ff.   5, 1280 b 33 ff.   5, 1280 b 39 f.   16, 1287 a 18   3, 1302 b 35 ff.

81.79; 82.85; 104.244 83.95 111.280 83.94 111.276 83.96; 84.104 125.364 84.100 81.78; 82; 104.244 82.84 81.80 82.82 82.85; 104.244 82.85; 104.244 82.87 125.364 84.104

 ()   14, 105b, 19 ff.

88.147

  ()   1, 192 b 10 f.   1, 192 b 16 ff.   1, 192 b 19 f.   1, 193 a 31 ff.   2, 193 b 23 ff.   2, 193 b 31 ff.   2, 194 a 12 f.   5, 204 b 5   5, 204 b 20   5, 212 b, 6   3, 227 a, 10 ff.

80.72 81.75,77 81.73 81.77 81.69 80.66 81.68; 104.243 80.63 80.64 118.326 117.324

  ()   8, 419 b 4 ff.   3, 428 a 8 ff.   12, 434 b 13 f.   13, 435 a 1 ff.

83.89 144.477 81.67; 83.91 81.76; 82.83

Asconius Pedianus, Quintus Orationum Ciceronis quinque enarratio Asc., Orat. Cic. 6 236.221,223 Asc., Orat. Cic. 7 f. 236.225 Asc., Orat. Cic. 67 167; 241.252; 243; 279.552; 294.677; 295.693; 296.699

Quellenregister Aurelius Augustinus Contra Academicos contra Acad. 2.11.26 contra Acad. 3, 10, 22 contra Acad. 3.14.32 contra Acad. 3.17.38 contra Acad. 3.17.39f. contra Acad. 3.17.41

146.498 143.475 133.413 133.411; 139.459 133.420; 135.422 136.343

De trinitate. de trin. 5, 8

145.482

Calcidius Timaeus a Calcidio translatus commentarioque instructus, ed. Waszink comm. in Plat. Tim., S. 20, 8 50.15; 377.49 comm. in Plat. Tim., S. 21, 12 50.15; 377.49 comm. in Plat. Tim., S. 35, 9 50.15; 377.49 comm. in Plat. Tim., S. 45, 24 50.15; 377.49 comm. in Plat. Tim., S. 297, 1 f. 92.169 comm. in Plat. Tim., S. 233, 6 ff. 107.256; 131.402; 380.81 comm. in Plat. Tim., S. 233, 9 ff. 89.156 Cassius Dio Cocceianus, Lucius Historiae Romanae hist. Rom. 4, 17, 10–13 hist. Rom. 38.13.2 hist. Rom. 52.36.2 hist. Rom. 54.2.3 hist. Rom. 60.6.6

126.373 236.225 233.202 303.765 274.507; 304.772; 308.796

Cicero, Marcus Tullius De domo sua de dom. 28.74

236.220

De fato. de fat. 19, 43

89.153; 96.192; 107.256; 131.402; 380.81

De finibus bonorum et malorum de fin. 2.1.2 de fin. 3.1.3 ff. de fin. 3.4.16 ff. de fin. 3.5.16 ff. de fin. 3.19.62 ff. de fin. 3.20.67 de fin. 3, 21 de fin. 4.2.4 de fin. 5.6.16 de fin. 5.8.23

133.410; 146.495 48.9; 377.44 112.283 111.279 111.280 111.276,282 172.653 88.147 146.495 137.443

457

458

Quellenregister

De inventione de inv. 1.8.11

168.631

De Legibus de leg. 1.2.6 f. de leg. 2.9.22 de leg. 2.16.40

126.374 292.668 292.668

De natura deorum de nat. deor. 1.5.11 de nat. deor. 1.8.18 de nat. deor. 1.12 de nat. deor. 1.12.30 f. de nat. deor. 1.15.39 de nat. deor. 1.17 de nat. deor. 1.43.120 de nat. deor. 2.32.82 de nat. deor. 2.44.115 f. de nat. deor. 2.65.164 de nat. deor. 3.8.21 f. de nat. deor. 3.9.21 de nat. deor. 3, 21

133.410 86.134 365.14 48.4; 376.41 48.12; 377.47 365.14; 367.31; 382.99 48.12; 377.47 93.179; 94.186 114.294 28.257; 49; 377.48 143; 143.474; 173.664 109.267 366.24; 382.97

De officiis de off. 1.2.6. f. de off. 1.3.9 de off. 1.4.11 f. de off. 1.4.12 de off. 1.16.50 de off. 1.17.53–54 de off. 1.25.85 de off. 1.34.125 de off. 2.4.15 de off. 3.4.20 de off. 3.5.22 de off. 3.5.23 de off. 3.6.27 de off. 3.6.28 de off. 3.6.32 de off. 3.17.69

123.355 123.355 111.279,280 125.361 123 f. 124; 150.516 126.371 315.5 125.363 365.14 126.371 125.363 125.362 125.363 126.371 124.356; 125.360

De oratore de orat. 1.11.45 de orat. 2.155 de orat. 3.18.67 de orat. 3.25.96 de orat. 3, 145

130.396 366.25 133.410; 134.415 50.19; 365.15 367.31; 382.99

De re publica de rep. 1.32.49

125.363

Quellenregister de rep. 3.5.8 ff. de rep. 3.6.9 de rep. 3.9.14 ff.

26.238 367.29 138.455

Epistulae ad Atticum ad Att. 1.17.11 ad. Att. 1.19.9 ad. Att. 13.19.3 ad Att. 13.21.3

253.355 277.529 367.31; 382.99 48.9; 377.44

Epistulae ad Quintum fratrem ad Q. frat. 2.3.4 ad Q. frat. 2.3.5 ad Q. frat. 2.12 (11).4 ad Q. frat. 2.13.4

236.221 237; 238.234; 292.665 50.19 365.15

Epistularum ad familiares libri ad fam. 5.12.4 ad fam. 6.12.1 ff. ad fam. 7.12.1

50.19; 365.15 169.637 22.196

In Pisonem In Pis. 4.8 In Pis. 4.9 In Pis. 18

236.223 236.225; 237.226; 242.256 64.113

Lucullus Luc. 4, 11 Luc. 6, 16 Luc. 6, 17 f. Luc. 8, 24 ff. Luc. 10, 30 Luc. 10, 32 Luc. 11, 33 Luc. 13, 40 ff. Luc. 17, 54 f. Luc. 18, 56 ff. Luc. 18, 59 Luc. 18, 60 Luc. 20, 66 f. Luc. 21, 67 Luc. 24, 75 Luc. 24, 76 ff. Luc. 24, 77 Luc. 26, 85 Luc. 31, 98 ff. Luc. 31, 99 Luc. 37, 119 ff. Luc. 130

367.31; 382.99 134.419; 135.423; 136.432 136.434 134.416 172.652 140.466 135.424,426,427; 140.464 133.411; 139.459,460; 171.644 96.195 96.195 133.412; 135.427 134.414 134.415 133.412 134.420 133.413; 134.414 133.412; 134.415 96.195 136.432 135.427; 140.463; 140.464 136.430 122.347

459

460

Quellenregister

Cato maior (de senectute) de sen. 13, 45

236.218

Orator orat. 36.126

50.19; 365.15

Philippicae orationes Phil. 2.10.24

253.354

Pro Cluentio pro. Cluent. 54, 148 pro. Cluent. 57, 157

252 f. 253 f.

Pro Cn. Plancio pro Planc. 15, 36 f. pro Planc. 15, 37 pro Planc. 15, 45 pro Planc. 18, 45

238.233 237.229; 292.665 292.665 237.230; 238.233

Pro Q. Roscio Comoedo pro Rosc. Com. 18, 55 Pro Sestio pro Sest. 14, 32 pro Sest. 25, 55

64.113 237.226

Timaeus Tim. 2.6 Tim. 12.43 Tim. 12.44 Tim. 14.52

31.288; 48; 376.40 48.8; 376.43; 49 48.8; 376.43

Topica top. 3, 13 top. 5, 26–27 top. 6, 29 top. 7, 30 top. 7, 31 top. 8, 35

343.203 170; 337.165 150.520; 172.656; 365.9; 381.91 334.142; 338.169,170 172.653 48.9; 377.44

Tusculanae disputationes Tusc. 1.24.57 Tusc. 2.3.7 f. Tusc. 4.3.5 Tusc. 4.3.6 f. Tusc. 5.15.45 Tusc. 5.30.85

172.655 85.113,115 366.25 85.113 117.320 137.443

Varro Varr. 6, 24 Varr. 7, 25

94.184; 95.190; 107.257 338.168

253.350

Quellenregister Varr. 11, 39 f. Varr. 11, 40 f. Varr. 12, 44 f. Varr. 12, 45 Varr. 12, 46

89.158,159; 92.170; 131.400,401; 380.79,80 48.9; 89.153,154; 377.44 133.410,411 133.412 133.410

Cicero, Quintus Tullius Commentariolum petitionis Comm. pet. 30

236.220

Dexippos Atheniensis In Aristotelis categorias commentarium, ed. Busse comm. in Arist. cat., S. 23, 25 ff. 95.189 comm. in Arist. cat., S. 30, 20 ff. 96.193 comm. in Arist. cat., S. 31, 15 f. 95.189 Diogenes Laertios Vitae Philosophorum vit. phil. 1, 16 vit. phil. 4, 28 vit. phil. 4, 32 vit. phil. 7, 37 vit. phil. 7, 39 f. vit. phil. 7, 40 vit. phil. 7, 46 vit. phil. 7, 50 vit. phil. 7, 52 vit. phil. 7, 54 vit. phil. 7, 55 f. vit. phil. 7, 56 vit. phil. 7, 61 vit. phil. 7, 63 f. vit. phil. 7, 76 vit. phil. 7, 83 vit. phil. 7, 85 ff. vit. phil. 7, 87 ff. vit. phil. 7, 89 vit. phil. 7, 134 ff. vit. phil. 7, 136 f. vit. phil. 7, 138–139 vit. phil. 7, 141 f. vit. phil. 7, 142 vit. phil. 7, 148 vit. phil. 7, 150 vit. phil. 7, 151 vit. phil. 7, 174 vit. phil. 7, 177 vit. phil. 7, 180 vit. phil. 7, 184 vit. phil. 9, 61 ff.

77.32 133.410 133.410 139.461 88.149 88.148; 89.154,155,156; 131.398; 380.77 89.155 89.157; 131.399; 380.78 89.154,156; 98.213,215; 131.399 89.157; 380.78 89.159; 131.401; 380.80 89.150; 96.197; 107.258; 132.404; 381.83 95.187; 106.253 134.417 88.149 111.279 112.283 88.149 91.166; 92.171,174; 93.175,176,178; 115.305 115.306 93 91.166 91; 114.298 92.169; 93.179; 94.186 92.174; 98.210 97.207; 99.218 145.490 134.417; 139.462 94.182 94.182 137.443

461

462

Quellenregister

vit. phil. 9, 70 vit. phil. 9, 73 vit. phil. 9, 74 vit. phil. 9, 76 vit. phil. 9, 78 ff. vit. phil. 9, 83 f. vit. phil. 9, 88 vit. phil. 9, 106 vit. phil. 9, 115 f. vit. phil. 10, 37 vit. phil. 10, 39 vit. phil. 10, 40 vit. phil. 10, 41 vit. phil. 10, 49 ff. vit. phil. 10, 54 vit. phil. 10, 69 vit. phil. 10, 78 ff. vit. phil. 10, 119 vit. phil. 10, 128 vit. phil. 10, 143

100.227; 137.443,444 145.491 100.228,229 138.448 100.228,229; 137.441; 138.447,450,452 138.451,455 138.451 137.446; 138.447 100.227; 137.444 85.117 85.122 85.123 86.124 85.121 86.124 86.125 85.117 86.129 85.116 85.117; 86.129

Dionysios Halicarnensis Antiquitates Romanae ant. Rom. 6, 86 f.

126.373

Epiktet Dissertationes ab Arriano digestae diss. 1, 23, 1 diss. 2, 5, 26 diss. 2, 10, 3 diss. 2, 19, 13 diss. 3, 13, 5 diss. 3, 24, 10 f. diss. 4, 11, 1

112.287 112.288 112.287 122.347 112.287 112.287 112.287

Manuale Ench. 49

94.182

Eusebios von Caesarea Praeparatio Evangelica Praep. Ev. 14.4.15 Praep. Ev. 14.6.1 ff. Praep. Ev. 14.6.6 Praep. Ev. 14.6.7 ff. Praep. Ev. 14.7.15 ff. Praep. Ev. 14.9.3 Praep. Ev. 14.18.3 Praep. Ev. 14.18.4 Praep. Ev. 14.8.6 Praep. Ev. 14.18.7

133.412 134.415 133.412 133.411; 139.459 135.422; 140.463; 140.466 136.436 138.448 137.445 140.466 133.413

Quellenregister Historia Ecclesiastica Hist. Eccl. 10.5 Hist. Eccl. 10.5.11

201.841 202.844

Festus, Sextus Pomponius De verborum significatu de sign., S. 113, ed. Lindsay de sign., S. 502, ed. Lindsay de sign., S. 27, ed. Lindsay

70.151 70.151 223

Flavius Iosephus Antiquitates Iudaicae Ant. Iud. 14.10.8 (215 f., ed. Niese)

239.241; 240; 292.667

Florus, Lucius Annaeus Epitomae de Tito Livio bellorum omnium annorum DCC libri duo epitomae 1.6.3 206.8; 239.239 epitomae 1, 23 126.373 Frontinus, Sextus Iulius De agrorum qualitate de agr. qual. S. 1, Z. 17 ff., ed. Thulin de agr. qual., S. 2, Z. 3 f., ed. Thulin

52; 58.69; 59.79; 377.54; 379.67 53.43

De controversiis de contr. S. 5, Z. 16 ff., ed. Thulin de contr. S. 6, Z. 11 f., ed. Thulin de contr. S. 7, Z. 1 ff., ed. Thulin de contr. S. 8, Z. 12 ff., ed. Thulin de contr. S. 9, Z. 8 ff., ed. Thulin

53.44; 377.54 57.65; 378.60 59.78; 379.66 59.78 54.50

De limitibus de lim. S. 10, Z. 20 ff., ed. Thulin de lim. S. 14, Z. 3 ff., ed. Thulin de lim. S. 14, Z. 12, ed. Thulin de lim. S. 14, Z. 13, ed. Thulin de lim. S. 14, Z. 22 ff., ed. Thulin

52.36; 53.37 54.53 54.51 54.52 28.259; 53; 59.79; 377.54; 379.67

Galenos, Klaudios De plenitudine de plen. 3, S. 34, Z. 14 ff., ed. Otte de plen. 3, S. 36, Z. 27 ff., ed. Otte

92 94.183

De placitis Hippocratis et Platonis de plac. Hipp. et Plat. 7, 1, 15

95.191; 96.192

Gellius, Aulus Noctes Atticae noct. Att. 11.5.3 noct. Att. 11.5.4

137.446 138.448

463

464

Quellenregister

noct. Att. 11.5.6 f. noct. Att. 11.5.8

138.447; 139.456 138.455

Hierokles Stoicus     11, 14.   1, 35 ff.

111.278 111.279

Hyginus Gromaticus Constitutio limitum. const., S. 143, Z. 3 ff., ed. Thulin

54.47

Isidor von Sevilla Etymologiae sive origines Etym. 8.1.2

50 f.; 377.50

Lactantius, L. Caelius Firmianus De mortibus persecutorum de mort. 48 de mort. 48, 4 de mort. 48, 9

201.841 202.845,846 202.844

Divinarum Institutionum libri septem div. inst. 5.14.3 ff. div. inst. 5.16 ff.

367.29 26.239

Livius, Titus Ab urbe condita ab urb. cond. 1, 8, 1 f. ab urb. cond. 2.27.5 ab urb. cond. 2, 32, 8 ff. ab urb. cond. 9.26.8 f. ab urb. cond. 34, 9, 3 ab urb. cond. 38, 34, 3 ab urb. cond. 39, 8 ff. ab urb. cond. 39, 8–19 ab urb. cond. 39, 9 ab urb. cond. 39, 10 ab urb. cond. 39, 11 ab urb. cond. 39, 12 f. ab urb. cond. 39, 13 ab urb. cond. 39, 14 ab urb. cond. 39, 14, 5 ff. ab urb. cond. 39, 15 ff. ab urb. cond. 39, 17 ab urbe cond. 39, 18 ab urbe cond. 39, 18, 7 ab urbe cond. 39, 18, 8–9 ab urb. cond. 39, 19

125.366; 365.17 233.204; 246.292 126.373 253.355 125.366; 366.18 125.366; 366.19 209.28; 232.191 232.183; 359.15; 386.126 232.185 232.187 232.188 232.189 232.191 232.190,192,193; 280.557,558; 284.600; 293.675 280.563 232.195 232.197 209.28; 232.196; 233.198,199; 267.468 220 f. 226 233.200

Quellenregister Lucretius Carus, Titus De rerum natura de re. nat. 1, 433 ff. de re. nat. 5, 1011 ff. de re. nat. 6, 921 ff.

85.122 86.135 85.121

Marcus Aurelius Antoninus Ad se ipsum ad se ips. 1, 7, 8 ad se ips. 2, 1, 4 ad se ips. 3, 11, 2 ad se ips. 5, 6, 6 ad se ips. 5, 16, 3 ff. ad se ips. 5, 29, 2 ad se ips. 5, 30 ad se ips. 6, 44, 6 ad se ips. 7, 13 ad se ips. 7, 19, 2 ad se ips. 7, 55, 3 ad se ips. 8, 2

112.287 112.284 112.288 112.286 112.286 112.286 112.286 112.288 112; 147.502 112.287 112.286 112.286

Nemesios Emesenus De natura hominis de nat. hom. 2.70 f. de nat. hom. 6.172

93.181; 95.191 89.157; 107.256; 131.399,402; 380.78,81

Nonius Marcellus De compendiosa doctrina de comp. doct., S. 415, ed. Lindsay

281.568; 284.599; 288.643

Origenes Contra Celsum Cels. 1, 1

256.367

Pausanias Descriptio Graeciae Descr. Graec. 2.7.1 Descr. Graec. 9.7.6

342.193,196 342.193

Philon Alexandrinus In Flaccum In Flac. 4

301.748; 308.797

De aeternitate mundi de aet. 47 de aet. 48 ff. de aet. 81 de aet. 76 ff. de aet. 79

91.167 130.394 93.176 91.166 99.219; 122.349; 147.502

465

466

Quellenregister

Philoponos, Ioannes In Aristotelis physicorum libros tres priores commentaria, ed. Vitelli comm. in Arist. phys., S. 4, 8 ff. 84.105 comm. in Arist. phys., S. 5, 1 f. 115.303 Photius Constantinopolitanus Bibliotheca Bib. 212, 169 b, 18 f. Bib. 212, 169 b, 21 ff. Bib. 212, 169 b, 27 Bib. 212, 169 b, 33 Bib. 212, 169 b, 40 ff. Bib. 212, 170 a 6 ff. Bib. 212, 170 a, 26

137.441 138.448 137.443 136.437 138.449,454 138.448 136.437

Platon Phaidon Phd. 65 D ff.

78.43

Politeia Pol. 462 C Pol. 464 B Pol. 486 A

79.49; 84.103 79.49,50; 84.103 49.14

Sophistes Soph. 248 A Soph. 254 A

78.43 78.43

Theaitetos Theait. 184 B ff. Theait. 170 B

78.43 49.14

Timaios Tim. 27 C Tim. 27 D ff. Tim. 28 B Tim. 28 C Tim. 29 B f. Tim. 31 B ff. Tim. 33 A Tim. 35 A Tim. 41 A Tim. 41 D f. Tim. 47 A Tim. 48 B Tim. 51 B ff. Tim. 53 C ff.

50.15; 377.49 78.43 79.46 50.15; 377.49 78.44 79.45,46 79.48 78.43 50.15; 377.49 48.8; 376.43 48.8; 376.43 50.15; 377.49 78.43 79.47

Plinius Caecilius Secundus minor, Caius Epistolae ep. 5.7.1 327.91

Quellenregister ep. 7.18.2 ep. 10.33 f. ep. 10.33.3 ep. 10.34 ep. 10.34.1 ep. 10.92 f. ep. 10.93

467

ep. 10.96.7 ep. 10.115

324.74 301.739,746 257.377; 288.638 193.782; 245.281 174.668; 256 ff.; 288.638; 307.792 257.374,375; 301.746 177 f.; 193.782; 245.281; 255; 257.378; 267.465,466; 276.524; 293.671,673; 294.678; 295.686; 307.792 255; 283.593; 301.746 310.810

Panegyricus. Panegyr. 54, 3 f.

298 f.

Plinius Secundus maior, Caius Naturalis Historia nat. hist. 2, 217 nat. hist. 3, 1 nat. hist. 11.30.108 f. nat. hist. 34.1.1 nat. hist. 35.46.159

50.15; 377.49 50.15; 377.49 144.477 206.8; 239.239 206.8; 239.239

Plotinos Enneaden Ennead. 6.1.1 Ennead. 6.1.25 Ennead. 6.1.29 Ennead. 6.1.30 Ennead. 6.2.1 Ennead. 6.2.11 Ennead. 6.5.10 Ennead. 6.9.1

95.188 95.188; 96.198,199 96.200 96.198,199 95.188 119.333; 120.337 109.267 120.337

Plutarch von Chaironeia Cicero Cic. 3, 1

24.208; 367.32; 382.100

Cato Cato 22, 1 Cato 22, 2 f. Cato 22, 5

366.25 366.26 367.27

Coniugalia praecepta coniug. praec. 34, moralia 142 E

101.232; 102.236; 116.313,314; 122.349; 147.502

Coriolanus Coriol. 6, 2–5

126.373

468

Quellenregister

De communibus notitiis de com. not. 1, moralia 1058 E ff. de com. not. 1, moralia 1059 B de com. not. 14, moralia 1065 D de com. not. 29, moralia 1073 C ff. de com. not. 30, moralia 1073 E de com. not. 36, moralia 1077 C de com. not. 37, moralia 1078 E de com. not. 44, moralia 1083 A de com. not. 44, moralia 1083 B de com. not. 44, moralia 1083 C ff. de com. not. 45, moralia 1084 A f. de com. not. 47, moralia 1084 F f. de com. not. 48 f., moralia 1085 B ff. de com. not. 49, moralia 1085 C ff. de com. not. 49, moralia 1085 D de com. not. 50, moralia 1085 E ff.

140.468; 171.651 135.422 136.430 136.430 89.150,159; 131.397,401; 380.76,80 96.195 99.218 127.382,383 127.380; 332.128 127.381 122.347 89.155; 98.214 92.174; 115.301,304; 117.323 92.171 93.181 94.183; 95.190

De defectu oraculorum Plut., de def. orac. 29, moralia 426 A

122.349; 123.354; 147.502; 335.146

De Stoicorum repugnantiis de Stoic. repugn. 7, moralia 1034 D f. de Stoic. repugn. 9, moralia 1035 A ff. de Stoic. repugn. 10, moralia 1036 B de Stoic. repugn. 13, moralia 1038 C de Stoic. repugn. 14, moralia 1039 D de Stoic. repugn. 39, moralia 1052 C de Stoic. repugn. 41, moralia 1053 A de Stoic. repugn. 43, moralia 1053 E ff. de Stoic. repugn. 43, moralia 1054 A f.

93.181 88.149 94.182 94.182 94.182 91.167 92.171 121.340 93.181; 95.191

De superstitione de superst. 1, moralia 165 A

122.347

Numa Numa 17, 2

206.8; 239.239

Porphyrios In Aristotelis categorias commentarium comm. in Arist. cat., S. 59, 5, ed. Busse

95.188

Proclus Diadochus In primum Euclidis elementorum librum commentarii in Eucl. element., Prop. X, probl. V 119.333 Pseudo Galen De Qualitate de qual. 11

99.219

Quellenregister Quintilianus, Marcus Fabius Institutio oratoria inst. orat. 4, 14 inst. orat. 5.10.117 inst. orat. 5, 12

50.15; 377.49 342.190 50.15; 377.49

Scriptores historiae Augustae SHA, Alex. Sev. 24, 5 SHA, Alex. Sev. 33, 2 SHA, L. Ver. 8, 1 ff. SHA, Marc. Aur. 13, 3 ff.

196.806 196.802 342.198 342.198

Seneca, Lucius Annaeus Ad Lucilium epistulae morales ep. moral. 84, 8 ep. moral. 84, 9 f. ep. moral. 89, 1 ff. ep. moral. 95, 52 ep. moral. 102, 5 ep. moral. 102, 6

469

ep. moral. 106, 4 ff. ep. moral. 117, 13. ep. moral. 121, 17 ff.

123.350 104.246 88.147 111.281 147.502 116.309,314; 119.331, 121 ff.; 125 f.; 147; 149; 173.661; 347.225 122.347 89.159; 131.401; 380.80 111.279

Naturales quaestiones nat. quaest. 2, 2 nat. quaest. 2, 2, 1 nat. quaest. 2, 2, 2 nat. quaest. 2, 2, 3 nat. quaest. 2, 2, 4 nat. quaest. 2, 3 nat. quaest. 2, 2, 4 nat. quaest. 2, 6, 2 nat. quaest. 2, 6, 3 ff. nat. quaest. 5, 16, 4

113 ff. 114.293 119.331 116.312; 119.334 119.335 141 118.328; 121.343 120 ff.; 114.295; 118.327 121.341 126.374

Sextus Aurelius Victor Liber de Caesaribus. de Caes. 13, 1

193.783

Sextus Empiricus Adversus Mathematicos adv. math. 1, 134 ff. adv. math. 1, 155 adv. math. 7, 102 adv. math. 7, 150 ff. adv. math. 7, 153 adv. math. 7, 154 adv. math. 7, 158

146.494 146.494 101; 116.313,314,315; 122.349; 147.502; 335.146 133.411; 138.454 146.500 139.460 134.418

470 adv. math. 7, 159 ff. adv. math. 7, 164 adv. math. 7, 166 adv. math. 7, 171 f. adv. math. 7, 176 adv. math. 7, 182 adv. math. 7, 184 adv. math. 7, 227 adv. math. 7, 228 ff. adv. math. 7, 248 adv. math. 7, 252 adv. math. 7, 408 f. adv. math. 7, 416 adv. math. 7, 420 ff. adv. math. 8, 9 adv. math. 8, 12 adv. math. 8, 75 f. adv. math. 8, 145 ff. adv. math. 8, 158 adv. math. 8, 263 adv. math. 8, 397 adv. math. 8, 406 adv. math. 8, 409 adv. math. 9, 11 adv. math. 9, 78 adv. math. 9, 80 adv. math. 9, 81 adv. math. 9, 84 adv. math. 9, 104 adv. math. 9, 211 adv. math. 9, 331–358 adv. math. 9, 332 adv. math. 9, 333 adv. math. 9, 334 adv. math. 9, 335 adv. math. 9, 336 adv. math. 9, 337 adv. math. 9, 338 ff. adv. math. 9, 340 adv. math. 9, 352 ff.   Pyrrh. Hyp. 1, 8 Pyrrh. Hyp. 1, 13 ff. Pyrrh. Hyp. 1, 14 Pyrrh. Hyp. 1, 21 ff. Pyrrh. Hyp. 1, 22 Pyrrh. Hyp. 1, 25 ff. Pyrrh. Hyp. 1, 26 ff.

Quellenregister 135.422; 146.495 139.460 135.426; 135.428; 138.454; 140.464,465 140.466 135.427 135.427 135.428; 140.465 89.154 89.155 89.155,156; 131.398; 380.77 89.155; 131.398; 139.460; 380.77 139.460 339.175 138.449 85.119 89.150 89.150 140.466 140.468,469; 171.651 89.158; 131.400; 380.79 89.153 89.159; 131.401; 380.80 89.150 92.171 84.99; 100; 102.237; 104.241; 116.313,314,315; 122.349; 132.405; 147.502; 335.146; 381.84 142 101 101.231 143.474 110 145 f. 145.484; 146.497 145.485 145.486 145.487 107 f.; 120.338; 126.379; 144.481; 145.488 145.489 108.261; 145.492 145.493 107 f.; 115.299; 120.338; 126.379; 144.481; 145.493; 146.496 137.445 77.32 138.448 138.447 138.448 137.445 133.413

Quellenregister Pyrrh. Hyp. 1, 98 Pyrrh. Hyp. 1, 130 Pyrrh. Hyp. 1, 222 Pyrrh. Hyp. 1, 226 ff. Pyrrh. Hyp. 1, 227 Pyrrh. Hyp. 1, 229 Pyrrh. Hyp. 1, 231 Pyrrh. Hyp. 1, 232 ff. Pyrrh. Hyp. 2, 97 ff. Pyrrh. Hyp. 2, 215 Pyrrh. Hyp. 3, 98 f.

471

138.451 138.449 137.440 137.446; 138.454; 139.456 135.428 135.428 137.446 138.453 140.466 146.499 144 ff.; 168.632; 383.105

Simplikios Cilicius In Aristotelis categorias commentarium, ed. Kalbfleisch comm. in Arist. cat., S. 48, 11 ff. 95.189; 97.202 comm. in Arist. cat., S. 63, 24 95.189 comm. in Arist. cat., S. 173, 24 ff. 97.202 comm. in Arist. cat., S. 187, 24 ff. 108.259 comm. in Arist. cat., S. 212, 12 ff. 96.194; 105.249 comm. in Arist. cat., S. 212, 14 ff. 96.198 comm. in Arist. cat., S. 212, 25 ff. 96.192; 105 ff. comm. in Arist. cat., S. 212, 28 ff. 120.339 comm. in Arist. cat., S. 214, 24 ff. 103 ff.; 110.275; 142.473; 144.478; 147.502; 168.629; 382.103 comm. in Arist. cat., S. 214, 26 f. 95.190 comm. in Arist. cat., S. 214, 34 f. 108.262 comm. in Arist. cat., S. 222, 30 f. 95.190; 96.192 comm. in Arist. cat., S. 271, 20 ff. 96.196; 107.257; 132.403; 381.82 In Aristotelis physicorum libros quattuor priores commentaria, ed. Diels comm. in Arist. phys., S. 9, 7 ff. 84.105 Stobaios, Ioannes Anthologii libri duo priores qui inscribi solent eclogae physicae et ethicae Ekl. 1.10.16c 92.170,171; 115.301,306,308 Ekl. 1.11.5a 92.171; 93.175; 93.178; 130.393 Ekl. 1.11.5c 93.175 Ekl. 1.14.1c 84.106 Ekl. 1.17.3 92.168,170,171; 93.177; 93.181; 97.203; 115.305 Ekl. 1.17.4 91.165; 97.203; 98.211; 99.222,223; 100.224 Ekl. 1.20.1e 91.166,167; 92.170 Ekl. 1.20.7 107.256; 131.402; 380.81 Ekl. 2.7.5b 122.347 Ekl. 2.7.11c 122.348 Ekl. 2.1.31 112.287 Ekl. 4.22.25 90.162; 101.232; 102.236 Suetonius Tranquillus, Gaius De vita Caesarum Div. Iul. 42, 3

239

472

Quellenregister

Div. Iul. 77 Div. Aug. 32, 1 Div. Aug. 31, 4

169 239.237; 241 f.; 297.712; 300.730 242.257

Tacitus, Publius Cornelius Annales ab excessu divi Augusti Ann. 2, 30 Ann. 3.67 Ann. 13, 31 Ann. 14, 1 Ann. 14, 17 Ann. 14, 27

185.731; 324.74 324.74 342.192 300.729 304.770,773; 308.798 342.192

Tertullianus, Quintus Septimius Florens Apologeticum Apol. 39 290.657 Apol. 39, 2 ff. 256.365; 284.598; 290.658 Apol. 39, 5–6 290.659 Apol. 39, 5 291 Apol. 39, 6 293 Apol. 39, 14–20 290.660 Apol. 39, 16 ff. 256.366 Apol. 39, 20 256.367 Apol. 39, 21 257 f. De Ieiunio adversus Psychicos. de ieiunio 13, 4 f.

274

Varro, Marcus Terentius De lingua latina de ling. 8.41.83 f.

316.7

Zonaras, Ioannes Epitome historiarum epit. hist. 7, 14

126.373

Epigraphische Quellen AE AE 1904, Nr. 108 AE 1909, Nr. 215 AE 1912, Nr. 92 AE 1929, Nr. 161 AE 1935, Nr. 25 AE 1955, Nr. 177 AE 1955, Nr. 184 AE 1963, Nr. 17 AE 1983, Nr. 181 AE 1987, Nr. 496

188 f.; 203; 368.39; 387.132 296.695 179 191 f.; 225.132; 358.10; 359.12 198; 249.316; 296.695 296.695 296.695 198 175 f.; 258 ff. 177; 186; 301.743

Quellenregister CIL CIL I1 196 CIL I2 231 CIL I2 581 CIL II2 188 CIL II2 1022 CIL II 1167 CIL III 924 CIL III 7060 CIL III 12244 CIL III 14165 CIL V 4428 CIL V 7881 CIL VI 85 CIL VI 1872 CIL VI 2193 CIL VI 4416 CIL VI 8872 CIL VI 10231 CIL VI 10234 CIL VI 10298 CIL VI 10299 CIL VI 29691 CIL VI 33840 CIL VI 33885 CIL VIII 270 CIL VIII 11451 CIL VIII, 14683 CIL VIII 23246 CIL VIII 26528b CIL IX 2213 CIL X 104 CIL X 1642 CIL X 1643 CIL X 1647 CIL X 1873 CIL X 1874 CIL X 1888 CIL X 3700 CIL X 5198 CIL XI, 863 CIL XI 2722 CIL XI 6335 CIL XIV 10 CIL XIV 168 CIL XIV 169

473

209 ff.; 359.15; 386.126 247 f.; 285.602; 287.623 209 ff.; 280.561,562; 290.656; 299.727; 359.15; 386.126 187.748 264 f. 177.687; 186 f.; 301.743,744 178.693; 283.591; 289.651; 295.685 158.579; 178.695; 297.708; 298.715,718; 299.728; 300.735; 305.781 178.694 194.788 290.654; 294.682 249.316; 296.695 296.695 296.695 199.822; 240 f.; 244 ff.; 247 ff.; 261.419; 293.674; 295.687,694; 298.717 199.822; 240 f.; 244 ff.; 247 ff.; 261.419; 293.674; 295.687,694; 298.717 187.747 269; 324.74 283.589; 289.649; 358.7; 359.11 152.531; 358.10 198.812; 302.760 296.695 200.829; 368.39; 387.132 185.735; 283.590 280.556 280.556 358.10 280.556 330.114 296.695; 198.814 209 ff.; 359.15; 386.126 296.695 296.695 296.695 359.13 359.13 359.13 296.695 296.695 70.147 269 283. 582 296.695 296.695 296.695

474 CIL XIV 250 CIL XIV 251 CIL XIV 252 CIL XIV 256 CIL XIV 2112 CIL XIV 4548 CIL XIV 4577

Quellenregister 359.11 359.11 359.11 296.695 152.535; 175 f.; 225.132; 230.171; 249 f.; 258 ff.; 270.483; 271 ff.; 281 ff.; 292.670; 293.672; 294.680,681; 358.7,10; 359.11 260.411,412; 289.650,652; 294.680 296.695

Sachregister actor 64 ff.; 162; 163; 314; 317 ff. actor civitatis 69 ff. actor universitatis 63 ff. Akademie 21f.; 75; 77; 78 ff.; 120 Akademie (skeptische) 23 ff.; 75 f.; 77; 87; 132 ff.; 169 ff.; 205; 312; 316; 326; 336 ff.; 341; 343; 365; 366 ff. Alexander Severus 196 f.; 247 Alfenus Varus, Publius 17.142; 21.187; 22; 332 ff.; 365; 382 arca communis 185; 290 f.; 314; 323; 347; 360 arca corporis 185 arcam habere 290; 294 Aristoteles 77; 80 ff.; 111; 115; 117 ff.; 171; 331 f.; 334; 336 Bacanal habere 219 ff. Beschaffenheit () 95.189; 96 f.; 102; 104 ff.; 120 f.; 123 ff.; 131 f.; 144; 147; 152; 168; 335 f.; 338; 340; 347 Bestätigung (confirmare) 153; 158; 160; 167; 174; 175; 178 f.; 290; 295; 297 ff.; 300 ff.; 313; 384 f. Callistratus 194 ff.; 339 capitulum 59.80; 379.68 Christengemeinde 202; 255 ff.; 290 f.; 283 f. Cicero, Markus Tullius 22; 24; 26; 28; 31; 47.3; 48 ff.; 123 ff.; 137.443; 142 ff.; 166 ff.; 235 ff.; 241; 243; 252 ff.; 282; 292; 316; 324; 337; 365; 367.31; 376 f.; 381; 382.99 civitas 38; 41 ff.; 52 f.; 59 f.; 60 ff.; 61.94; 67 f.; 71; 124; 167; 315; 350; 355 cogi 247 f.; 285 ff. coire 30; 247 ff.; 250 ff.; 281; 283 f.; 286; 287; 288; 290; 293 f.; 296 f.; 310; 385

coire convenire 280 f.; 293 f. coire licet 166; 176; 180; 247 f.; 259; 261; 297 collegia sodalicia 177; 257.379; 267 ff. collegia tenuiorum 182 f.; 247; 269.479; 270 f.; 273 collegium 151 f.; 166; 174; 176; 178; 180 f.; 183; 185 f.; 187 f.; 190 ff.; 199; 243 f.; 256; 340; 346 f.; 368 Collegium Aesculapi et Hygiae 282 f. collegium celebrare 248; 287; 274 ff.; 307 collegium coire 250 f.; 176; 258; 261 f.; 267; 269 collegium constituere 248; 288 collegium corporis 188 collegium habere 176; 178; 249 f.; 266; 288; 289; 294 Collegium Iovis Cerneni (Alburnus Maior) 178.693; 283; 289; 295 Collegium Salutare Dianae et Antinoi 175; 192; 249 f.; 258 ff.; 270 ff.; 281 ff.; 285 f.; 288; 292 f. collegium usurpare 310 colligi 51; 124; 248; 281; 288 f. conferre 261 ff.; 269; 289 ff.; 293 ff.; 385 convenire 202; 248; 255 f.; 280 ff.; 288; 290; 293 ff.; 385 convocari 247 f.; 249; 285 f.; 287 corpus (Personenverband) 8; 10; 12 f.; 20; 30; 36; 50; 74 ff.; 122 f.; 149 ff.; 162; 176; 179 ff.; 187; 190 ff.; 311 ff.; 337 f.; 344 ff.; 349 ff.; 364 ff.; 368; 382 f. corpus (wirtschaftliche Vereiningung) 193 ff.; 199 f.; 204; 349 ff.; 352; 356; 368; 369 corpus Christianorum 202 corpus certum/incertum 163 ff.; 173 f.; 318; 327 corpus collegii 160; 189; 190

476

Sachregister

corpus ex distantibus (  ) 20; 27; 74; 76; 86; 90 f.; 102 ff.; 110 ff.; 120 ff.; 126 ff.; 131 f.; 141 ff.; 147; 149 ff.; 158 ff.; 168; 172 f.; 173 f.; 178; 205; 311; 315; 335; 343; 347; 364; 367; 378; 380; 381; 383 corpus habere 3 f.; 34 ff.; 44 ff.; 47; 73 f.; 76; 148 ff.; 151 ff.; 176; 178; 199 f.; 204; 205; 246; 311 ff.; 344 ff.; 349 ff.; 352; 355 ff.; 368; 369; 373 f.; 379 ff.; 383 f.; 387 ff. Einheitslehre (Stoa) 18; 90 ff.; 115; 117; 119 f.; 122 f.; 126; 132; 140 ff.; 148 f. 152; 160; 168; 172 ff.; 335 ff. Epikur 16; 22 f.; 75; 77; 85 ff.; 114 f.; 118; 120 f.; 145 Erbschaft/hereditas (Einheit) 57 f.; 172.654; 378 Erbschaft/hereditas (Personenverbände) 327 ff. Erbschaftsbesitz 63; 342.190 Erbschaftsgegenstände 39; 58 Erkenntnislehre (skeptische Kritik) 87; 100; 113; 133 f.; 139 ff.; 146; 168 ff.; 172 f. Erkenntnislehre (Stoa) 89; 96 ff.; 113 ff.; 131; 168; 172 familia 149 f.; 191 f. Gaius 3; 34; 36 ff.; 58; 59 f.; 60; 73 f.; 153 ff.; 162; 164; 311 ff.; 353 f.; 363 Genehmigung 10; 45; 153; 156.559; 157 f.; 162; 167; 174; 175 ff.; 192; 198 f.; 205 ff.; 207ff.; 218 f.; 223 f.; 228; 230; 235; 238; 240; 243 ff.; 247 ff.; 258 ff.; 264 f.; 266; 267; 270 ff.; 276 ff.; 280 ff.; 285 f.; 287; 288; 290 ff.; 293 ff.; 296 f.; 298 ff.; 305 ff.; 311 ff.; 317 f.; 322; 346 f.; 355; 367 gens 150.52; 172; 365 Haus 56 ff.; 81; 90; 122 Heer/Legion 74; 90; 100 f.; 103; 108 f.; 122; 142; 149; 333; 335; 337 illicitum collegium 271; 276 f.; 305 ff. incertum/ 27; 87; 113; 139 ff.; 163 ff.; 168; 173; 383

Interpolation 29 f.; 37; 63; 68; 155; 345; 355 f. iudicium 332 ff. ius corporis 199 ff.; 349; 368 f.; 369; 387 Judengemeinde 239 f.; 274 Karneades 24 ff.; 134 ff.; 138; 140; 146; 168; 366 f. Körperschaft 1 f.; 44 f. legatum/Vermächtnis 56; 150; 166; 180; 329 f.; 344; 347 leges sumptuariae 292.666; 303 Lex Coloniae Genetivae Iuliae 70.149; 264 f. Lex Cornelia de sicariis et venefici 252 ff. Lex Irnitana 265 f.; 288; 319.29,32; 321 Lex Iulia de collegiis 197 f.; 237.228; 238 ff.; 241 ff.; 298 ff.; 302 ff.; 312 f.; 384 f. Lex Iulia de vi 303; 308.802; 309.808; 246, 279; 280.560 Lex Iulia maiestatis 279; 281; 293 f.; 303; 308 ff. Livius, Titus 125; 126.374; 209 f.; 220 ff.; 225 f.; 229; 232 ff.; 246; 280 f.; 284; 293 f.; 365 magister 69 ff.; 212; 226; 235; 321; 358; 360; 363; 386 magister bonorum 69; 71 magister municipii 70 magister pagi/vici 70 f. magister universitatis 69 ff. municipes 66; 183 f.; 184 f.; 266; 325; 327 municipium 60; 64; 164; 266; 357 nomen 13 ff.; 28; 168; 173 f.; 202; 341 ff.; 368; 371; 383; 385 f. nomen Christianorum 202 nomen universitatis 28; 65; 340 ff. notio 170; 172  144 ff.; 168; 341; 383 pagus 70; 330; 358 pecunia communis 235; 360; 363; 386 f. Peripatos 16; 75; 77; 80 ff.; 115 Philon von Larissa 24; 136; 367

Sachregister Philosophie (Rom) 15 ff.; 31 ff.; 77; 80; 85; 87 f.; 364; 366 f. Platon 48f.; 77; 78 ff.; 84; 120 132 ff.; 136; 376 Plinius Caecilius Secundus minor, Caius 50; 177; 193; 254 ff.; 264; 283 f.; 288; 294; 298 f.; 301; 310 Pompeii 304 f.; 308 f. populus 74; 122; 149; 199.825; 316; 317; 334; 358; 363; 386 populus Romanus 8 ff.; 14; 37 ff.; 42; 44; 60 ff.; 316.15; 355; 357; 374 f. privati 40; 67; 376 publicus 39; 40.338; 42; 63; 67; 375; 376.36 Quintus Mucius Scaevola 21; 150.520; 172.656; 365 res (Personenverband) 337 f. res communes 61 ff.; 314; 323; 355 res corporales 20; 38; 170 ff.; 337 res incorporales 20; 170 ff.; 337 res nullius 39; 375 res publica 67 f.; 169; 357; 386 res publicae 37 ff.; 59; 61 ff.; 354 f.; 374 f.; 379 res universitatis 61 f.; 354 f. Rezeption 15; 19; 21 f.; 55 ff.; 75 f.; 78; 88; 126 f.; 147 ff.; 169 ff.; 365 f.; 367 Rhetorik (Rom) 16; 32 Schiff 74; 90; 100 f.; 103; 114; 116 f.; 122; 141; 333; 335 Senat 122; 149; 150 f.; 176; 178 f.; 196; 198 f.; 218 f.; 223 f.; 225; 228 ff.; 230 f.; 235; 244 f.; 252 f.; 273; 298 ff.; 300 f.; 304 f.; 308 f. Senatus Consultum de Bacchanalibus 208 ff.; 239; 261; 280; 299; 359 f.; 385

477

Seneca, Lucius Annaeus 113 ff.; 141; 147; 149 f.; 173; 347 Servius Sulpicius Rufus 22; 24; 326; 332 singuli 40; 62; 65 f.; 67 f.; 376 Sklave 38; 60 f.; 83 f.; 151; 170; 182 f.; 184 f.; 192; 241 f.; 252 f.; 316; 324 ff.; 328; 353; 369 societas 11; 35; 73; 124; 149; 154; 156 ff.; 251; 253; 331; 344 ff. stips conferre 290 f. Stoa 4; 11 ff.; 16 ff.; 21; 30; 49; 50; 75 f.; 77; 79; 87 ff.; 132 ff.; 147 ff.; 168; 171 ff.; 178; 205; 312; 315; 326; 335 ff.; 347; 364 ff.; 366f.; 379 ff.; 382 f. syndicus 162; 163; 314; 317; 320 ff. Tacitus, Publius Cornelius 304 f.; 308 f. Tertullianus, Quintus Septimius Florens 257; 274; 284; 290 ff. universitas 3ff.; 28ff.; 48 f.; 50 ff.; 376 f. universitas (iustinianisch) 68; 350 ff.; 354 f.; 356; 369; 387 f. universitas (Landvermesser) 51 ff.; 55 f.; 59; 377 f. universitas (Personen) 34ff.; 37 ff.; 47; 59 f.; 60 ff.; 340 ff.; 368; 373; 374 ff.; 379; 385 f. universitas (Sachen) 56 ff.; 69; 378 universitas bonorum 58; 71 universitas hominum 350 f. utilitas civitatis 167; 243 ff.; 295 utilitas publica 195 vicus 70 f.; 330; 351 f.; 358 Zwangsverband 197 Zwölftafelgesetz 207 f.