Entstehung und Entwicklung des alexandrinischen Münzwesens von 30 v. Chr. bis zum Ende der julisch-claudischen Dynastie [Reprint 2014 ed.] 9783050084176, 9783050040899

Das römische Ägypten bildete einen bevölkerungsreichen, ausgedehnten Binnenwirtschaftsraum, in dem allein die alexandrin

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Entstehung und Entwicklung des alexandrinischen Münzwesens von 30 v. Chr. bis zum Ende der julisch-claudischen Dynastie [Reprint 2014 ed.]
 9783050084176, 9783050040899

Table of contents :
1. Einleitung, Problemstellung, Forschungslage
2. Münzen in Ägypten vor der Römerzeit
2.1. Pharaonenzeit
2.2. Zeit Alexanders des Großen
2.3. Zeit der Ptolemäer
3. Alexandrinische Silberprägungen
3.1. Δραχημαί άργυριου Σεβαστου καί Πτολεμαικου νομίσματος
3.2. Untersuchte Münzen - Farbtafeln 1-3
3.2.1. Ptolemäische Münzen: Übersicht
3.2.2 Alexandrinische Münzen: Übersicht
3.3. Meßsystem, Probenvorbereitung, Probleme der Silberanreicherung
3.3.1. Das µ-Probe X-Ray Microfluorescence System - die Mikro-RFA (μRFA)
3.3.2. Feingehaltsbestimmende Anteile der untersuchten Münzen: Suche nach welchen Elementen?
3.3.3. Vorbereitung der Untersuchungsobjekte/Problematik der Oberflächenbeschaffenheit (Silberanreicherung)
3.4. Analysendurchführung - Meßergebnisse
3.4.1. Tabelle: Meßergebnisse an eigenen Proben
3.5. Diskussion der Meßergebnisse
3.5.1. Verwendung der Daten der Tabelle „Meßergebnisse“
3.5.2. KLEO-16, Zone 1
3.5.3. KLEO-17
3.5.4. KAIS-3
3.5.5. NERO-X
3.6. Verwertbare frühere Untersuchungsergebnisse
3.6.1. Analysen spätptolemäischer und alexandrinischer Silbermünzen in der Literatur
3.6.2. Ptolemäer - Giesecke
3.6.3. Ptolemäer - Hazzard
3.6.4. Alexandriner - Giesecke
3.6.5. Alexandriner - Caley
3.6.6. Alexandriner - Reece
3.6.7. Alexandriner - Schwartz
3.6.8. Tabelle früherer verwertbarer Meßergebnisse
3.7. Synopsis der Silberprägungen nach 3.4.1 und 3.6.8
3.8. Veränderungen der ptolemäischen Silberwährung - Übergang zur alexandrinischen Silberwährung und deren Entwicklung bis zum Ende der julischclaudischen Dynastie
3.9. Die Silbernominale Drachme und Didrachme
3.10. Der Gewichtsstandard
4. Alexandrinische Kupferprägungen
4.1. Kupfer/Bronce/Aes/χαλκός/χαλκους - Forschungsgeschichte
4.2. Synopsis der alexandrinischen Kupferprägungen
4.3. Diskussion der Synopsis alexandrinischer Kupfermünzen
5. Das alexandrinische Währungssystem
5.1. Das rekonstruierte Prägesystem - Abgrenzung, Fragestellungen
5.2. Ephemere Drachmen und Didrachmen
5.3. Das Verhältnis des alexandrinischen zum reichsrömischen Münzwesen
5.3.1. Bedingungen für das alexandrinische Münzwesen
5.3.2. Tetradrachme und Denar
5.3.3. Alexandrinische Kupfermünzen und reichsrömisches Aes
5.3.4. Ägypten: Eine besondere Provinz und ein Wirtschaftraum mit eigenem Binnenwährungssystem
5.4. Die Akzeptanz der alexandrinischen Münzen
5.5. Ein kaiserliches Silbergewinnungsprogramm in Ägypten?
6. Die alexandrinische Münze als Kommunikationsmedium
6.1. Münze: Staatliches Metallgeld mit der Nebenfunktion eines Nachrichten- und Massenkommunikationsmittels
6.2. Oktavian/Augustus
6.3. Tiberius
6.4. Claudius
6.5. Nero
6.6. Von der einfachen Aussage zum komplexen Programm
7. Zusammenfassung der Ergebnisse
A. Technisch-metallurgischer Anhang
A.1. Besonderheiten bei der Herstellung alexandrinischer Münzen: Ergänzende Betrachtungen
A.2. „Oberflächenanreicherung“ bei Münzen aus Cu-Ag-Legierungen
A.3. Walker: Metrologie 1 bis 3
A.4. Münzfuß und Durchschnittsgewicht der ptolemäischen Tetradrachmen von 51 v. C. bis 30 v. C
A.5. Kupferentreicherte, untergewichtige Münzen
B. Bibliographie
B.1. Quellen - Münzkataloge
B.2. Forschungsliteratur
B.3. Zeitschriften, Reihen, Lexika
C. Register
C. 1. Griechisches Register
C. 2. Namensregister
C. 3. Sachregister

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Ernst Gölitzer Entstehung und Entwicklung des alexandrinischen Münzwesens

Ernst Gölitzer

Entstehung und Entwicklung des alexandrinischen Münzwesens von 30 v. Chr. bis zum Ende der julisch-claudischen Dynastie

Akademie Verlag

ISBN 3-05-004089-0

© Akademie Verlag GmbH, Berlin 2004 Das eingesetzte Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706. Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form - durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren - reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. Satz: Werksatz Schmidt & Schulz, Gräfenhainichen Druck: Druckhaus „Thomas Müntzer", Bad Langensalza Bindung: Norbert Klotz, Jettingen-Scheppach Printed in the Federal Republic of Germany

Vorbemerkung

Die Anregung zur Beschäftigung mit alexandrinischen Münzen verdanke ich Herrn Prof. Dr. L. Schumacher, Leiter des Instituts für Alte Geschichte der Universität Mainz, dem ich besonderen Dank schulde für interessante Konsultationen und wertvolle Ratschläge. Herrn Prof. Dr. W. Tremel, Leiter des Instituts für Anorganische Chemie und Analytische Chemie der Universität Mainz, bin ich zu großem Dank für die Übernahme des Korreferats verpflichtet. Für die (iRF-Analysen meiner Münzen, die für diese Arbeit von zentraler Bedeutung sind, bin ich Herrn Dr. R. Fischer und Frau B. Reiße (Bundeskriminalamt Wiesbaden) in besonderem Maße dankbar. Ohne ihre umfangreichen akribischen Untersuchungen an meinen Münzen wären die dargelegten Forschungsergebnisse nicht zu erzielen gewesen. Die Bulk-Analysen wurden mit Engagement von Herrn Dr. B. Mathiasch (Institut für Anorganische Chemie und Analytische Chemie, Universität Mainz) durchgeführt, weitere von Herrn K. Kunzmann (INFRACOR, Hanau-Wolfgang) mit Beratung von Herrn Prof. H.-G. Bachmann, Hanau. Münzen haben zur Bulk-Analyse Herr Dr. R. Walburg (Deutsche Bundesbank, Frankfurt/Main) und Herr Dr. F. Berger (Historisches Museum, Frankfurt/Main) zur Verfügung gestellt. Besondere Anerkennung bei der Beschaffung meiner Proben darf ich Herrn M. Weder, Pratteln, Schweiz aussprechen. Herr C. Schneider, Mainz hat mir die Erstellung der Farb-Scans von Schliffen und Münzen ermöglicht, wofür ich ihm freundschaftlich danke. Wichtige Auskünfte gaben mir Herr M. Czastka, Friedrichsdorf, Herr M. Arndt (Staatliche Münze, Berlin) und Herr P. Pfannekuch, Taunusstein. Wertvolle Hinweise erhielt ich von Herrn Dr. A. Burnett (British Museum, Dept. of Coins and Medals, London) und Herrn Dr. C. Howgego (Ashmolean Museum, Heberden Coin Room, Oxford); ferner von Herrn Dr. A. Geissen (Institut für Altertumskunde der Universität zu Köln). Diese Arbeit hätte ohne die Förderung und Geduld meiner Frau Antje nicht entstehen können, ihr ist sie deshalb in liebevoller Dankbarkeit gewidmet.

Inhaltsverzeichnis

1.

Einleitung, Problemstellung, Forschungslage

1

2. 2.1. 2.2. 2.3.

Münzen in Ägypten vor der Römerzeit Pharaonenzeit Zeit Alexanders des Großen Zeit der Ptolemäer

5 5 8 9

3. 3.1. 3.2. 3.2.1. 3.2.2 3.3. 3.3.1. 3.3.2.

Alexandrinische Silberprägungen AgaxTiM-ai ötQY'UQLO'u SeßaoToü xai IlToX.enaixo'D vo^iö|i,aTOi; Untersuchte Münzen - Farbtafeln 1-3 Ptolemäische Münzen: Übersicht Alexandrinische Münzen: Übersicht Meßsystem, Probenvorbereitung, Probleme der Silberanreicherung . . . . Das fi-Probe X-Ray Microfluorescence System - die Mikro-RFA (|iRFA) Feingehaltsbestimmende Anteile der untersuchten Münzen: Suche nach welchen Elementen? Vorbereitung der Untersuchungsobjekte/Problematik der Oberflächenbeschaffenheit (Silberanreicherung) Analysendurchführung - Meßergebnisse Tabelle: Meßergebnisse an eigenen Proben Diskussion der Meßergebnisse Verwendung der Daten der Tabelle „Meßergebnisse" KLEO-16, Zone 1 KLEO-17 KAIS-3 NERO-X Verwertbare frühere Untersuchungsergebnisse Analysen spätptolemäischer und alexandrinischer Silbermünzen in der Literatur Ptolemäer - Giesecke Ptolemäer - Hazzard Alexandriner - Giesecke Alexandriner - Caley Alexandriner - Reece Alexandriner - Schwartz Tabelle früherer verwertbarer Meßergebnisse Synopsis der Silberprägungen nach 3.4.1 und 3.6.8

3.3.3. 3.4. 3.4.1. 3.5. 3.5.1. 3.5.2. 3.5.3. 3.5.4. 3.5.5. 3.6. 3.6.1. 3.6.2. 3.6.3. 3.6.4. 3.6.5. 3.6.6. 3.6.7. 3.6.8. 3.7.

11 11 14 14 16 21 21 24 25 27 32 33 33 33 35 39 40 43 43 44 44 46 47 47 48 49 50

VIII 3.8.

Inhaltsverzeichnis

3.9. 3.10.

Veränderungen der ptolemäischen Silberwährung - Übergang zur alexandrinischen Silberwährung und deren Entwicklung bis zum Ende der julischclaudischen Dynastie Die Silbernominale Drachme und Didrachme Der Gewichtsstandard

51 58 59

4. 4.1. 4.2. 4.3.

Alexandrinische Kupferprägungen Kupfer/Bronce/Aes/xafotoc;/x(xX.xox)5 - Forschungsgeschichte Synopsis der alexandrinischen Kupferprägungen Diskussion der Synopsis alexandrinischer Kupfermünzen

61 61 62 62

5. 5.1. 5.2. 5.3. 5.3.1. 5.3.2. 5.3.3. 5.3.4.

Das alexandrinische Währungssystem Das rekonstruierte Prägesystem - Abgrenzung, Fragestellungen Ephemere Drachmen und Didrachmen Das Verhältnis des alexandrinischen zum reichsrömischen Münzwesen . . Bedingungen für das alexandrinische Münzwesen Tetradrachme und Denar Alexandrinische Kupfermünzen und reichsrömisches Aes Ägypten: Eine besondere Provinz und ein Wirtschaftraum mit eigenem Binnenwährungssystem 5.3.4.1. Graphik: Vergleich der Feingehalte alexandrinischer Tetradrachmen mit römischen Denaren 30 v. C. bis 68 5.4. Die Akzeptanz der alexandrinischen Münzen 5.5. Ein kaiserliches Silbergewinnungsprogramm in Ägypten?

6. 6.1.

71 71 73 76 76 77 80 81 85 89 97 107

6.2. 6.3. 6.4. 6.5. 6.6.

Die alexandrinische Münze als Kommunikationsmedium Münze: Staatliches Metallgeld mit der Nebenfunktion eines Nachrichtenund Massenkommunikationsmittels Oktavian/Augustus Tiberius Claudius Nero Von der einfachen Aussage zum komplexen Programm

7.

Zusammenfassung der Ergebnisse

123

A. A.l.

Technisch-metallurgischer Anhang Besonderheiten bei der Herstellung alexandrinischer Münzen: Ergänzende Betrachtungen „Oberflächenanreicherung" bei Münzen aus Cu-Ag-Legierungen Walker: Metrologie 1 bis 3 Münzfuß und Durchschnittsgewicht der ptolemäischen Tetradrachmen von 51 v. C. bis 30 v. C Kupferentreicherte, untergewichtige Münzen

131

A.2. A.3. A.4. A.5.

107 108 113 114 116 121

131 131 134 136 138

Inhaltsverzeichnis B. B.l. B.2. B.3. C. C.l. C.2. C.3.

Bibliographie Quellen - Münzkataloge Forschungsliteratur Zeitschriften, Reihen, Lexika Register Griechisches Register Namensregister Sachregister

IX 139 139 139 143 145 145 146 149

1. Einleitung, Problemstellung, Forschungslage

Der Bestand alexandrinischer Münzen1 ist sehr umfangreich. Er ist in einer Vielzahl von Katalogen gut publiziert2. Die neueste und vollständigste Übersicht bietet RPC 3 , das expressis verbis als Quellenbuch verstanden werden will4. Es gibt eine große Anzahl von Einzelveröffentlichungen, die sich mit Gegenständen der alexandrinischen Numismatik befassen. Die äußerst zahlreich vorliegenden griechischen und demotischen Papyri bieten als ergänzendes Quellenmaterial Informationen zu Wirtschafts- und Steuerangelegenheiten, es erscheinen Angaben zu Löhnen, Preisen, Steuern, Steuersätzen und Münznominalen, sowie Abrechnungen und Berechnungen. Die Forschung hat vielfältige wirtschaftliche, politisch-historische, metrologische sowie den Aussagegehalt der Münzbilder betreffende Einzelfragen behandelt.

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3

4

„Alexandrinische" Münzen sind die Prägungen für Ägypten in römischer Zeit, einsetzend mit Oktavian/Augustus und beendet mit der Konversion der Münze Alexandrias zur „normalen" Reichsmünzstätte unter Diokletian. - Der Prägeort Alexandria ist als Regierungssitz und bedeutender Wirtschaftsstandort plausibel und allgemein akzeptiert, wenn auch keine direkten Beweise vorliegen. Fräser, P., Ptolemaic Alexandria, Oxford 1972, 7 geht davon aus, daß bereits unter Kleomenes die Münze in Alexandria eingerichtet wurde. Berücksichtige man, daß Ägypten vorher praktisch über keine eigene Münzwährung verfügte und bedenke man den durch den Handel der neuen Hafenstadt Alexandria entstehenden Geldbedarf, sei es äußerst wahrscheinlich, daß Ptolemaios I. die „ererbte" Münzstätte übernommen und weitergeführt habe. Fräser hebt hervor, daß Ptolemaios I. aufgrund seines Prestiges für die Ausgabe von Münzen eine griechische Stadt in jedem Fall einer ägyptischen (z.B. Memphis) vorgezogen habe. Pfrommer, M., Alexandria, Mainz 1999, 6f. zeigt auf dem Stadtplan Alexandrias (Abb. 3) die Münze im Bereich der Akra auf der Halbinsel Lochias. Grimm, G., Alexandria, Mainz 1998, hält diesen Ort von Anfang an für von Kleomenes ausgewählt, da bei der Gründung der Stadt die Akropolis der abgesichertste Herrschaftsbereich war (zur Landseite durch eine Festungsmauer): Er kam damit zwangsläufig für die sichere Unterbringung der Edelmetallvorräte in Betracht. (Mündliche Information aufgrund meiner Rückfrage). Ich halte diese Überlegung für einleuchtend und auch noch für die spätere Zeit zutreffend, da sich die Grundvoraussetzungen nicht geändert haben, soweit es um Bedeutung und Eignung Alexandrias als Münzprägestätte geht. Weder zur Zeit der letzten Ptolemäer, noch unter römischer Herrschaft bietet sich jemals eine diskutable Alternative an. U.a. Milne (Cat. Oxf.), SNG Copenhagen, S N G Milano, S N G France, Geissen (Köln), Hunterian Collection (Glasgow): Alle mit Gewichtsangaben. BMC, Dattari, Curtis: Ohne Gewichtsangaben und daher von eingeschränkter Brauchbarkeit. Burnett, A., u.a.: Roman Provincial Coinage 1 (44 BC - A D 69), London/Paris 1992. - Dazu: Supplement 1, 1998. R P C 1, XIII: "... [the] main function [of RPC] is, in conjunction with RIC, to provide a source book for all the coinage produced under the Roman emperors ..." (Hervorhebung von "source book" durch mich).

2

Einleitung, Problemstellung, Forschungslage

Ein Beispiel für die detaillierte Behandlung ausgewählter alexandrinischer Münzemissionen bieten die quantitativen Studien Christiansens 5 zu den Prägungen von Nero, Trajan und Septimius Severus. Christiansen geht dabei - durchaus in Übereinstimmung mit den historisch-numismatischen Überzeugungen der Forschung 6 vor ihm - von der Auffassung aus, das alexandrinische Währungssystem sei eng mit dem System der Reichsmünzprägung verbunden gewesen. Es habe eine feste Gleichsetzung zwischen (Reichs-) Denar und (alexandrinischer) Tetradrachme bestanden 7 . Es müßte - so die implizite Schlußfolgerung - demnach möglich sein, von dem einen Währungssystem auf das andere zu schließen, weil zwischen diesen eine funktionelle Interdependenz bestehe. Tatsächlich wurden auch entsprechende Überlegungen immer wieder angestellt 8 ; es wird im folgenden untersucht werden, inwieweit diese tragfahig sind und ob sich daraus Erkenntnisfortschritte ergeben. Nun ist die Attraktivität eines Gedankengangs keine Garantie für seine Richtigkeit, und damit bedarf die Auffassung von der Verbindung der beiden Währungssysteme der Überprüfung. Es wird sich dabei herausstellen, daß eine funktionelle Interdependenz zwischen Reichswährung und alexandrinischem Geld zu keinem Zeitpunkt nachweisbar ist. Vielmehr ist das alexandrinische Währungssystem definitiv als Fortsetzung des ptolemäischen zu verstehen. Selbstverständlich haben sich die Rahmenbedingungen für die alexandrinische Währung unter dem Einfluß der kaiserlichen Finanzverwaltung geändert, jedoch ist das Währungssystem unverändert geblieben und wurde im Untersuchungszeitraum (Oktavian/Augustus bis Nero) sogar noch ergänzt und ausgebaut 9 . Grundlage der folgenden Untersuchung ist in erster Linie der überlieferte und katalogisierte Münzbestand: Auf dieser Basis wird das Prägesystem der Silber- und Kupfermünzen 10 rekonstruiert. Diese Grundaufgabe der alexandrinischen Numismatik ist bisher in der Forschung nicht gelöst, wahrscheinlich hat die oben geschilderte Auffassung von der Anpassung und Verbindung der alexandrinischen mit der Reichswährung dies verhindert. Die Rekonstruktion des entstehenden und sich entwickelnden alexandrinischen Währungssystems hat die jeweils letzten ptolemäischen Emissionen von Silber- und Kupfermünzen zu berücksichtigen, da sie die Ausgangspunkte für Fortsetzung bzw. Wiederaufnahme der Prägungen entsprechender Nominale in der Kaiserzeit bilden. Dabei müssen die vorliegenden Forschungsergebnisse zum Edelmetallgehalt der Tetradrachmen (und anderer Silbernominale) des Ptolemaios XII. „Auletes" und der Kleopatra VII. kritisch überprüft werden, da sich einige Datensammlungen bedauerlicherweise als nicht zu-

5 6 7 8 9

10

Christiansen, E., The Roman Coins of Alexandria, Aarhus 1988. S. u. Kap. 5; insbesondere 5.3.1., 5.3.2. und 5.3.3. Christiansen (1988) 1, 11-15. S.u. Kapitel 3. Silberprägung und 4. Kupferprägung. Daß eine Umrechnung zwischen Reichsgeld und alexandrinischem Geld beim Grenzübergang zu einem festgelegten Kurs stattgefunden haben wird, ist eine fiskalische Festsetzung und hat nichts mit den jeweiligen Umlaufgebieten und Geltungsbereichen der beiden Währungen zu tun. Die Bezeichnung „Kupfer" wird hier aufgrund des maßgeblich wertbestimmenden Münzmetalls gewählt, wodurch die vage Bezeichnung „Aes" vermieden werden soll. Technisch gesehen liegt natürlich Bronze vor. Die Bleiprägungen sind später. Messingverwendung ist nicht bekannt.

Metallanalysen und Währungssystem

3

verlässig erwiesen haben. Es werden eigene Untersuchungsergebnisse 11 (Metallanalysen) eingebracht und mit nach dem heutigen Erkenntnisstand verläßlichen bereits publizierten Ergebnissen ausgewertet. Dabei werden Erkenntnisse zur Münzreform der letzten Ptolemäer 12 gewonnen; jene hatte zu einem reduzierten Silberstandard geführt. Entscheidend ist dann die Frage, ob Tiberius bei der Wiederaufnahme der Silberprägung nach einer Pause von 50 Jahren in seinem 7. Regierungsjahr nach diesem Standard oder einem neuen prägen ließ. Auch sie wird aufgrund eigener Untersuchungsergebnisse beantwortet; analog werden die Prägungen aus den späteren Jahren des Tiberius, die des Claudius und Neros untersucht. Bei der Rekonstruktion der Systematik der alexandrinischen Kupfermünzen ist ebenfalls der Rückgriff auf die letzten Prägungen der Kleopatra VII. erforderlich, die weitere Entwicklung ist am besten in einem synoptischen Schema 13 darstellbar. Dieses gestattet es, die als maßgeblich erkannten Faktoren Gewicht, Durchmesser, Darstellung, Wertbezeichnung (in Rechendrachmen) in ihrer Verbindung zu einem kohärenten System von Nominalen zu zeigen. Das so rekonstruierte Währungssystem - bestehend aus silbernen und kupfernen Münzen - kann auf seine Eignung zur effektiven Durchführung der in den Papyri angegebenen Zahlungen geprüft werden. Im Zusammenhang mit der Reduzierung des Feingehalts der Silbermünzen entstehen verschiedene Fragen zur Problematik der Wertmünze und zur Akzeptanz des Silbergeldes, die nicht zuletzt auf dem visuellen Eindruck der Tetradrachmen 14 beruht; dieser ist seinerseits durch metallurgische Gegebenheiten verursacht: Diese Fragestellungen werden behandelt, metallurgische Daten und neue Darstellungen werden dabei herangezogen. Die soweit gewonnenen Ergebnisse werden vor dem Hintergrund der speziellen Verhältnisse Ägyptens, das einen abgeschlossenen (und gut abgrenzbaren) Binnenmarkt darstellte und de facto Privatdomäne des Kaisers (wenn auch formal Provinz) war, erörtert und überprüft. Eine Frage besonderer Bedeutung ist mit der Veränderung des Münzstandards verknüpft, die nach Christiansen 15 unter Nero im Rahmen einer gewaltigen Münzproduktion zu einem außergewöhnlichen „Silbergewinnungsprogramm" geführt haben soll. Die Voraussetzungen technischer und wirtschaftlicher Art werden diskutiert, wobei der Versuch einer Betrachtung der zu unterstellenden Münzfertigungs- und Logistikprobleme

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In diesem Zusammenhang werden die Prüfmethoden (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) diskutiert. Hazzard, R., The Composition of Ptolemaic Silver, JSSEA 20, 1990, 89-107, glaubt an 53/52 (Auletes) für die Reform. Da die Rekonstruktionen nicht statische Zustände, sondern sich verändernde Strukturen (als Funktion der Zeit) wiederzugeben haben, kommen für ihre Darstellung nur entsprechende Graphiken infrage - verbale Darstellungen allein sind für die Erfassung des Währungssystems unzureichend. Die wenigen Drachmen- und Didrachmenprägungen werden in diesem Zusammenhang vernachlässigt, jedoch nach ihrem Wesen und ihrer Besonderheit später einer Deutung unterzogen. Christiansen (1988), passim.

4

Einleitung, Problemstellung, Forschungslage

unternommen wird. Damit soll abgeschätzt werden, ob eine Währungsstandardänderung als Grundlage für ein Wirtschaftsexperiment dienen konnte, das einerseits ein funktionierendes bimetallisches Binnenmarktwährungssystem garantierte und andererseits einen bedeutenden Silbergewinn aus der Ummünzung vorhandener Bestände ermöglichte. In jedem Fall wird nachweisbar, daß in einem Wirtschaftsgroßraum mit rund acht Millionen Einwohnern der Münzstandard auf einen Grenzwert des Silbergehaltes des Leitnominals herabgesetzt werden konnte, der bei den Reichsmünzen erst in der Mitte des 3. Jahrhunderts erreicht werden sollte. Dabei funktionierte das Währungssystem offensichtlich weit über das Ende unseres Betrachtungszeitraumes hinaus ohne Schwierigkeiten. In jedem Fall lag diese „neue" Erkenntnis der Möglichkeiten zur Verringerung des Edelmetallgehalts einer Wertmünze der kaiserlichen Münzverwaltung vor; ob und inwieweit aus ihr irgendwelche Schlußfolgerungen/Konsequenzen gezogen wurden, überschreitet den Rahmen dieser Arbeit, hier muß es bei der Feststellung bleiben, daß den Funktionsträgern des Prinzipats dieses Wissen vertraut sein mußte. Es ist heute nicht mehr möglich, die Meinung von Vogt16 zu teilen, daß man anhand der Münzen eine alexandrinische Kaisergeschichte schreiben könne. Es ist aber auch weder nötig noch angemessen, die mediale Aussagekraft der Münzen über Gebühr in Frage zu stellen17, denn bereits das Bildprogramm der ersten oktavianischen Kupferprägungen oder das der ersten tiberianischen Silberstatere enthüllt bei bedachter Auswertung deutliche Zusammenhänge sowie mehr oder minder direkte bzw. indirekte (d.h. tendenzielle) Botschaften. Die zunehmende Diversifizierung vor allem der Rückseitendarstellungen ermöglicht auch durchaus Rückschlüsse auf ein allgemeines Bildprogramm mit zielgerichteter Aussage bei Ansprache verschiedener Sujets. Die alexandrinische Münze in ihrer Nebenfunktion als Kommunikationsmittel wird in Kapitel 6 untersucht und gedeutet.

16 17

Vogt, J., Die alexandrinischen Münzen, Stuttgart 1924. Christiansen (1988) 1, 98-99.

2. Münzen in Ägypten vor der Römerzeit

2.1. P h a r a o n e n z e i t 1 Eine Momentaufnahme aus dem Handelsgeschehen zur Zeit der 18. Dynastie ist auf einem von Charles Seltman2 reproduzierten Wandbild zu sehen: Keftiu transportieren Kupferbarren3, diese prämonetäre Geldform wird von Ägypten importiert.4 Herodot verdanken wir folgende Informationen: Während der ersten Perserherrschaft (27. Dynastie) - als die Erfindung „Münze" in der griechischen Welt bereits recht verbreitet war, während die Nichtgriechen, mit Seltman gesprochen, sich nicht in gleicher Weise von der „monetären Neuigkeit" entzückt zeigten - hatte Kambyses (525-522) in Ägypten einen gewissen Aryandes als Satrap eingesetzt (Hdt. 4, 166, 1). Aryandes prägte Silbermünzen von größtem Feingehalt, feiner noch als die Goldmünzen des Darius (Herodot 4, 166, 3): 'O Aagelog [xev yäg XQ^aiov xadagcoTatov äjte^rioag ec; TÖ öi>v a t i o T a t o v von,io(XA exötyato, 'AQvav6ri5 ÖE C T Q X ^ AIY'UJTTO'U DGYUQIOV TWWÖ TOXJTO EJTOIEE, wai, vüv e u eoii/v CIQYIJQIOV xadagcoTaTOv TÖ 'Agmvöixöv. Darius I. (522486) schätzte diese Art des Wettbewerbs jedoch nicht und ließ Aryandes unter dem Vorwand der Rebellion hinrichten.

1

2

3

4

Curtis, J., Coinage of Pharaonic Egypt, JEA 43 (1957), 71-76, Reprint Chicago, passim glaubt an eine mehr oder weniger reguläre pharaonische Emissionenfolge besonders während der 30. Dynastie. Er macht den Versuch einer Verbindung zwischen historischen Gegebenheiten und Münzemissionen, der allerdings auf die verschiedenen noch unten diskutierten Phänomene (Hacksilberfunde) nicht eingeht. Curtis Auffassung ist insofern nicht haltbar und hat auch dementsprechend keinen Eingang in die Forschung gefunden. Seltman, C., Athens, its History and Coinage before the Persian Invasion, Cambridge 1924, ND Chicago 1974, 2. Fig. 1, dort: Regierungszeit Thutmosis III. 1501-1447; nach neuerer Chronologie, Assmann, J., Ägypten, München/Wien 1996 regierte Thutmosis III. 1497-1423. Für Seltman sind diese Barren „oxhide ingots". Er stellt in Seltman, C., Greek Coins, London 2 1955, ND 1965, 5-8 und Fig. 1 eine Verbindung zwischen dem homerischen Goldtalent von ca. 8,5 g und dem Kupfertalent von ca. 26 kg her. Er faßt dabei beide Talente als Äquivalent der Einheit „Rind" auf. So auch Mommsen, T., Geschichte des römischen Münzwesens, Berlin 1860, ND Graz 1956, 43: „... demnach [war] der Goldstater gleich der Mine Silber und dem Talent Kupfer." Göbl, R., Antike Numismatik, München 1978, 145 behandelt die Keftiu-Barren als „prämonetäre Geldform"; auch FN 541 und Tf. 38, 455. Karwiese, S., Die Münzprägung von Ephesos, Wien u.a. 1995, 22, 56 und 79f. erwähnt den Kupferhandel und weist darauf hin, daß „offensichtlich weniger die Nachahmung eines Tierfells" als „handlichere Tragbarkeit" beabsichtigt war. - Keiner der von mir im Archäologischen Museum, Heraklion, Kreta gesehenen Barren aus minoischer Zeit bestätigte visuell den Eindruck einer Tierhaut. Indessen schließt der eine Grund möglicherweise den anderen nicht aus. Gießtechnisch ist die Form auch beim vermutlich angewendeten offenen Herdguß vorteilhaft.

6

Münzen in Ägypten vor der Römerzeit

Die Existenz der Münzen ist nicht verifizierbar, was insofern verständlich ist, als es sich - wie bereits B.V. Head 5 feststellte - um persische Sigloi handeln müßte. Diese wären zwar in Ägypten geprägt, aber für das persische Reich bestimmt gewesen und hätten den Standardavers und -revers eines Siglos aufgewiesen. Für ein Land, das keine eigene Geldverfassung in Form einer Münzwährung besaß, wurde in Ägypten im 4. Jahrhundert eine Fülle von Münzen erzeugt, die ihre Existenz überwiegend der Notwendigkeit der Entlohnung ausländischer Söldner verdankten, besonders bemerkenswert sind: • Tachos, 362-360, Goldstater im Gewicht einer Dareike, nach athenischem Vorbild, Athenakopf r./Eule 3 / 4 -frontal, links im Feld Papyros (anstelle des Olivenzweigs), rechts im Feld TA[£22] (anstelle des Ethnikons A0E). Unikat, Oxford. Kraay, C., Archaic and Classical Greek Coins, London 1976, 76f., 295, plate 12, 217. - Curtis (1957), Bild 4. • derselbe, Tetradrachmon nach athenischem Vorbild, Athenakopf r./Eule, im Feld links Olivenzweig, rechts demotische Schrift: „Tachos ... Pharao." Kraay (1976), 76f., 295, plate 12, 216. Jenkins, G., Ancient Greek Coins, London 1972, 141 und (gute vergrößerte) Abb. 334.6 Gegen Ende der Herrschaft des Artaxerxes III. (405-359) beteiligte sich Tachos an einem Aufstand gegen den Großkönig. Sein Neffe, Nektanebos II. (360-343) löste ihn ab; • Nektanebos II. (360-343), Goldstater, nach rechts springendes Pferd/Hieroglyphen Herz/Luftröhre und Perlencollier für nefer nub, „gutes Gold". Kraay (1976), pl. 62, 1064. Jenkins (1972), 235 und (gute vergrößerte) Abb. 559/560. Göbl (1978), Tf. 70, 1309. SNG Cop. (Egypt: The Ptolemies) 1. Curtis (1957), Bild 5. • Ders., Ae-Kleinmünze, 14-15 mm, Gazelle nach links springend/Balkenwaage, unter dem Balken im Feld drei Punkte. Weiser, W., Katalog ptolemäischer Bronzemünzen der Sammlung des Instituts für Altertumskunde der Universität zu Köln, Opladen 1995, 16, Nr. 1 schreibt diese Aes-Münze Nektanebos II. zu, gibt allerdings keine Erläuterungen oder Begründung. 7 5 6

7

Head, B., Historia Numorum, London 21910, N D 1963, 845. Kraay weist die Münze Artaxerxes III. zu und datiert sie auf etwa 343, Jenkins hält Tachos für einen Offizier des Pharao gleichen Namens, dazu Göbl (1978) 2, 21, F N 217 mit überzeugender Interpretation der Inschrift als den Pharao Tachos selbst bezeichnend, da doch ein Beamter gleichen Namens wie der Pharao eine „merkwürdige Namensgleichheit" bedeuten würde, die nicht anzunehmen ist. - Vgl. auch SNG Cop. (Ptolemies) 2 („Artaxerxes III."). - Curtis (1957), 73 führt hier noch als Bild 3 ein Kleinsilber auf, das er als vielleicht dem Tachos zugehörig betrachtet. Auf Vorder- und Rückseite sind im oberen Feld jeweils Perlkreise zu erkennen. Das Tier der Vorderseite kann nicht mit völliger Sicherheit als Gazelle identifiziert werden. Das Gewicht von 2,56 g würde zu einem Obolgewicht von rund 10 g führen, wenn man die Einstufung als '/4 Obol (Weiser: Tetartemorion) oder Dichalkon akzeptiert; sicher ist sie nicht. Die Ähnlichkeit von Machart und Bildmotiv dieser kleinen Kupfermünze mit der Goldstaterprägung spricht für die Zuweisung an den gleichen Prägeherrn, Nektanebos II., ich halte sie deshalb für zutreffend. Die Balkenwaage ist nach Gardiner, A., Egyptian Grammar, London 31964 das Zeichen U 38 „mechat" und bedeutet „Waage". Somit liegt die Assoziation mit dem „abgewogenen" Teilstück gleichen, normierten Gewichts nahe: Die Bedeutung wäre dann „Münze von Einheitsgewicht".

Pharaonenzeit

7

Unter Nektanebos II. erfreute sich Ägypten von 360 bis 343 der Freiheit von persischer Herrschaft. • Sabakes (ca. 333), Tetradrachmon nach athenischem Vorbild, Athenakopf nach rechts/ Eule, links Olivenzweig, rechts Halbmond, Blitz und Sabakes in aramäischer Schrift. Newell, E., Miscellanea Numismatica: Cyrene to India, ANSNNM 82 (1938), 62, Nr. 36 bis 38.8 - Svoronos, J., Corpus of the Ancient Coins of Athens, ND Chicago 1975, Tf. 108, 7-21 (Aramaic and Egyptian imitations of Athenian coin types). Kraay (1976), Tf. 12, 218. - Göbl (1978), Tf. 133, 2889. • Ders., Bronze, 1,18 g, Löwe nach rechts, darüber Stern/Bogenschütze in persischer Tracht nach rechts, Sabakes in aramäischer Schrift. Newell (1938), Nr. 39. Sabakes führte ein ägyptisches Kontingent in die Schlacht bei Issos, er wurde dabei getötet. •

Mazakes (333-331), Tetrachdrachmon nach athenischem Vorbild, Athenakopf nach rechts/Eule, links Olivenzweig, rechts Zeichen fft und Mazakes in aramäischer Schrift. Newell (1938), Nr. 40. - Svoronos (1975), 108, 22-29. - Kraay (1976), Tf. 12, 219. Göbl (1978), Tf. 133,2890. • Ders., Bronze, 1,41 g, bärtiger Satrapenkopf nach rechts, Mazakes in aramäischer Schrift/Zeichen über Galeere nach rechts auf Wellen. Newell (1938), Nr. 41. Mazakes übergab Ägypten kampflos an Alexander den Großen, er hat - zweifellos mit Billigung Alexanders - diese Tetradrachmenprägung in einer anderen Provinz fortgesetzt. Die Machart dieser Emission ist unterschiedlich, am besten erkennbar am Vergleich Svoronos (1975), 108, 22 im Verhältnis zu Svoronos (1975), 108, 23-29. Wenngleich sie keinem der bisher Genannten zugeordnet werden können, sind dennoch zwei weitere „ägyptische" Prägungen des 4. Jahrhunderts zu nennen: • Obol, 0,53 g, Athenakopf rechts/A0E rechts, Eule nach rechts, Olivenzweig, Hieroglyphe W 9 . Newell (1938), Nr. 33. • Obol, 0,58 g, Athenakopf rechts mit korinthischem Helm/>f davor Lotusblüte. Newell (1938), Nr. 34.10

Eule nach rechts,

Die beschriebenen „ägyptischen" Münzprägungen des 4. Jahrhunderts belegen nicht die Existenz eines eigenständigen Münzwesens in und für Ägypten. Die Gold- und Silberemissionen waren vielmehr zur Entlohnung ausländischer, vorwiegend griechischer, Söldner bestimmt, wobei die begleitenden Bronzemünzen den Alltagsbedürfnissen von Truppe und Troß gedient haben dürften. Abgesehen von der Typenwahl der (Gold-) Statere und Tetradrachmen (Imitationen der Athener „Eulen", ein Typ mit „vertrauensbildender" Aufschrift) lassen ägyptische Münzhorte vor Alexander III. keine andere Interpretation zu: Silber - nicht in Ägypten förderbar - wurde zwar sehr geschätzt, aber

8

Nr. 37 weist links von der Eule noch drei weitere Schriftzeichen v ^ ' t - auf, für die Newell keinen Deutungsversuch gibt. Diese Schriftzeichen auch auf den Exemplaren Svoronos (1975), 108, 7-11.

9

3F = uah = Haltbarkeit („durability"). Vgl. SNG Cop. (Ptol.) 5. Die Vorderseite ist nach dem Vorbild der Alexanderstatere gestaltet.

10

8

Münzen in Ägypten vor der Römerzeit

nach Gewicht gehandelt, die griechischen Münzen sind entweder mit Prüfhieben oder -marken versehen oder zerhackt und treten in den Funden assoziiert mit Barren, Silberblechen oder Silberschmuck auf.11 Newell hat noch einen Obol veröffentlicht12, der Naukratis durch Aufschrift und Fundort zuzuweisen ist, auch Bronzemünzen von Naukratis 13 sind schon länger bekannt: Diese Prägungen sind dem Geldkreislauf der griechischen Handelsniederlassung auf ägyptischem Boden zuzurechnen und dienten dem Bedarf des Emporion. Soweit Curtis in seinem Aufsatz die Münzprägung der Pharaonen als Prägung vergleichbar den Verhältnissen andernorts im mediterranen Bereich darstellt, kann dieser Ansatz aufgrund der oben genannten Verhältnisse nicht akzeptiert werden: Es wurde Geld zur Söldnerentlohnung erzeugt, aber es gab keine Landeswährung und kein landumspannendes Geldwesen.

2.2. Zeit Alexanders des Großen Nach der Gründung Alexandrias (331) wurde unter Alexanders Statthalter Kleomenes auch in Ägypten das Münzsystem des Alexanderreiches eingeführt, später (ca. 326) war Alexandria eine der Hauptmünzstätten, die Prägungen sind an den Beizeichen kenntlich. Statere, sowie Tetradrachmen und die anderen Silbernominale basierten auf dem attischen Münzfuß wie alle Münzen Alexanders. Als Ptolemaios, Sohn des Lagos, die Verwaltung Ägyptens im Namen Philipps III. übernommen hatte, setzte er zunächst die Prägungen unverändert fort, erst nach dem Tode Philipps III. ließ Ptolemaios für Alexander IV. geänderte Tetradrachmenvorderseiten erzeugen: Es erscheint der Kopf Alexanders des Großen mit Ammonshörnern in einer Elefantenhaube, SNG Cop. (Ptol.) 11 und 12, ca. 319-315. Ab etwa 314 wird auch die Rückseite geändert: Anstelle des sitzenden Zeus erscheint nun eine nach rechts schreitende Athena mit Lanze und Schild, SNG Cop. (Ptol.) 13-15, Drachmen 16-17, mit der Aufschrift AAEEANAPEION IITOAEMAIOY 14 ; in der Folgezeit (310-305) wird das Gewicht reduziert, SNG Cop. (Ptol.), 18-30.

11

12 13 14

Thompson, M., u.a. [Hgg.], An Inventory of Greek Coin Hoards, New York 1973, 1644-1663. Ansonsten die prägnante Darstellung bei Kraay (1976), 294 f. Newell (1938), Nr. 35. Athenisches Vorbild, Ethnikon NAY. Newell (1938), 61, PI. IV, Nr. B. - Head (1910), 845. Giesecke, W., Das Ptolemäergeld, Leipzig/Berlin 1930 liest mit Svoronos, J., Ta vo|iwa|iaTa t o d Kdütou? tcüv nxoXenaicüv, Athen, 1 9 0 4 / 1 9 0 8 , Nr. 3 2 , „von Ptolemaios in Alexandria geprägte Münze". Dieser Interpretation schließt sich auch Fräser ( 1 9 7 2 ) , 2 , 1 1 , Anmerkung 2 6 an. - Jedoch halte ich die Übersetzung „Prägung nach dem Standard Alexanders auf Veranlassung des Ptolemaios" für näherliegend. - Gut geeignet für die geschilderten Bild- und Schriftveränderungen Franke, P./Hirmer, M., Die griechische Münze, München 2 1 9 7 2 , Tf. 2 1 7 , Nrn. 7 9 6 - 7 9 8 .

Zeit der Ptolemäer

9

2.3. Zeit der Ptolemäer Nach dem Tod Alexanders IV. (310/309) nahm Ptolemaios den Königstitel (306) an 15 ; jetzt entsteht der Archetyp ptolemäischer Silbermünzen: Kopf des Ptolemaios I. mit Diadem und Aegis nach rechts/IlTOAEMAIOY BA2IAEQ2, Adler steht nach links auf Blitz. Noch die Silberprägungen der letzten ptolemäischen Herrscherin, Kleopatra VII., werden unverändert dieses Bild und diese Aufschrift tragen. 16 Ptolemaios entschloß sich, sein Silber nach dem phönikischen Münzfuß auszubringen, so daß ein Tetradrachmon ca. 14,24 g 17 anstelle von ca. 17,4 g (attischer Münzfuß) wog. Die Gründe für die Änderung des Münzstandards sind nicht Gegenstand dieser Untersuchung, sie werden u. a. in der verbesserten Kompatibilität mit den benachbarten Wirtschaftsräumen (Kyrene) zu suchen sein, sowie in dem verbesserten Silberzufluß oder -rückfluß bei einer für Ägypten positiven Außenhandelsbilanz. 18 Im 3. Jahrhundert hatte sich in Ägypten ein Währungssystem entwickelt, das durch seinen Münzstandard, der in anderen mediterranen Gebieten nicht gebräuchlich war, zur Ausbildung einer eigenständigen Währungszone geführt hatte. Das Währungssystem umfaßte Prägungen in Silber, Kupfer und Gold, wobei anfangs die Silbernominale in einem festen gleichbleibenden Verhältnis zum Kupfergeld standen 19 und auch die Werte der Goldmünzen ganzzahlig in Silberstatere/-tetradrachmen umgerechnet werden konnten. Auf die Dauer erwies sich das System, das so vielen Anforderungen gerecht werden sollte20, nicht als stabil, was allein schon deshalb nicht überrascht, weil zwar Gold und Kupfer, nicht aber Silber in ptolemäischen Besitzungen gefördert werden konnte. Silberund Kupferstandard traten in eine flexible Beziehung zueinander, wobei nach 210 das Silbergeld variabel nach dem Kupferstandard bewertet wurde. Die eingeführten Silbernominale waren: Das Tetradrachmon („Stater") als absolut dominierendes Hauptnominal; größere (Dekadrachmen) als auch kleinere (Drachmen

15 16

17

18

19 20

Hölbl, G., Geschichte des Ptolemäerreiches, Darmstadt 1994, 20-24 und Abb. 1. Franke/Hirmer (1972), Tf. 218, 799. - SNG Cop. (Ptol.) 47-49, 63-75; 389-418. - BMC 6, 115, 1-26 (dort Auletes). Es wird hier die Angabe von Maresch, K., Bronze und Silber, Papyrologica Coloniensa Vol. 25, Opladen 1996, 2 übernommen. Auch Hazzard, R., Ptolemaic Coins, Toronto 1995, 75 und F N 23-26, legt ein Staterstandardgewicht von 14,2 g zugrunde. Dieser Wert - 14, 2(4) g - liegt näher an den Durchschnittsgewichten der erhaltenen Gold- und Silbermünzen der Ptolemäer, als der früher (Schrötter, F. v., Wörterbuch der Münzkunde, Berlin 21970, 510, s.v. Phönikischer Münzfuß) benutzte von 14,55 g (auch RE Suppl. III. und Giesecke, Ptolemäergeld), der veraltet ist. Hazzard (1995), 75, schildert den vermuteten Ablauf, bei dem z.B. griechische Importeure, nachdem sie ihren Vorrat an ptolemäischen Tetradrachmen von 14,2 g ausgegeben hatten, fortan die in Tetradrachmen (oder „Stateren") fälligen weiteren Rechnungsbeträge mit 17,2 g bis 17,4 g schweren attischen Silbermünzen bezahlen mußten, was dem ägyptischen König ein Plus von 3 g Silber pro Tetradrachme einbrachte. Maresch (1996), 1-3. Hazzard (1995), 89: „the monarchs developed their coinage with four distinct uses in mind: the Ptolemies wanted to spread their apologetics, to collect their taxes, to pay their debts, and to manage their paucity in silver". - Dazu kam jedenfalls noch der Geldbedarf für den Groß- und Einzelhandel innerhalb des Landes. Maresch (1996), 7-8.

10

Münzen in Ägypten vor der Römerzeit

und deren Teilstücke) kommen nur selten und sporadisch vor und hatten im normalen Geldverkehr kaum Bedeutung. Das System der Kupfermünzen - von großer Bedeutung im Alltag - entwickelte sich auf der Basis 1 Drachme = 6 Obole, 1 Obol = 8 Chalkoi. W. Weiser21 hat versucht, die Vielfalt der Kupfermünzen nach Gewicht, Durchmesser (und Typ) zu ordnen.22 Die Goldmünzen 23 sind in diesem Zusammenhang als Multipla des Staters bzw. der Drachme verstehbar und bieten keine Probleme, spielen aber auch für die alexandrinische Numismatik insofern keine Rolle, als weder unter den letzten Ptolemäern (Auletes und Kleopatra VII.), noch unter römischer Herrschaft jemals Gold geprägt wurde, wobei für die Zwecke dieser Betrachtung die Umwandlung der Münzstätte Alexandria im Rahmen der diokletianischen Münzreform bei Einstellung der „alexandrinischen" Prägungen 296 als Endzeitpunkt zu gelten hat. Spätere Goldprägungen aus Alexandria sind Erzeugnisse einer „normalen" Reichsmünzstätte.

21

22

23

Weiser, W., Katalog ptolemäischer Bronzemünzen der Sammlung des Instituts für Altertumskunde der Universität zu Köln, Opladen 1995. Das System der Kupferwährung während der Herrschaft der Ptolemäer ist wiederholt untersucht worden; nach Poole (BMC), Head (1910), Giesecke (1930), zuletzt Hazzard (1995), Weiser (1995). Es kann insgesamt nicht als geklärt angesehen werden. Oikonomides, M., 'Acr/cna vofxia|iaxa (= EÄXr|vixf| texvti), Athen 1996, Nrn. 160 bis 164 (ausgezeichnete vergrößerte Farbabbildungen von Exemplaren aus dem Numismatischen Museum, Athen).

3. Alexandrinische Silberprägungen

3.1. ÄQaxM-ai aQyuQio'u Zeßaatoü xai, IlToXeiiaixoü vo^iafMXTo^1 Alexandrinische Silbermünzen entstanden erstmals im 7. Jahr des Tiberius, 50 Jahre nachdem zuletzt unter Kleopatra VII. silberne Tetradrachmen geprägt worden waren; Augustus hatte keine Silberprägungen in oder für Ägypten vornehmen lassen. Nach Größe, Gewicht 2 , Durchmesser, Machart und Erscheinungsbild kann kein Zweifel daran bestehen, daß es sich um die selben Nominale handelt, die zuletzt unter ptolemäischer Herrschaft ausgebracht wurden: Tetradrachmen, üblicherweise in den Papyri als Statere 3 bezeichnet. Nicht unmittelbar feststellbar ist der Feingehalt der neuen im Vergleich zu den alten Münzen, ausgedrückt in prozentualen Anteilen an Edelmetall. Denkbar erscheint eine Fortsetzung des ptolemäischen Silbergehaltes der Statere in der frühen Kaiserzeit. Um diese Frage zu beantworten, bot sich bis vor kurzem ein verbreitetes und einflußreiches Werk zur römischen Metrologie von David Walker an 4 , der zusammen mit Cathy King als Kapitel 3 seiner Metrology 1 einen Exkurs zur alexandrinischen Tetradrachmenprägung vorlegte, der die Zeit von Ptolemaios XII. (Auletes) bis Nero behandelt. Die von Walker ermittelten Feingehalte der Tetradrachmen sind jedoch bedauerlicherweise durchgehend falsch, was eine Verwendung dieses Datenmaterials ausschließt 5 . Dadurch werden wir auf eine Ausgangsposition zurückgeworfen, die Walker so kennzeichnete, daß ihm für die Reichsprägungen elf brauchbare Analysen über 100 Jahre (Augustus bis Nero) bekannt waren, keine für die späte ptolemäische Zeit, einige wenige für die

1 1

3

4

5

West, L./Johnson, A., Currency in Roman and Byzantine Egypt, Princeton 1944, N D 1967, 67. Physikalisch betrachtet handelt es sich um die Masse, was auch durch die Angabe der Münz„gewichte" in g bestätigt wird. Der Begriff Gewicht wird aufgrund seiner durchgehenden Verbreitung benutzt, was m. E. vertretbar ist, da eine Fehldeutung nicht zu befürchten ist. Maresch (1996), 2, West/Johnson (1944), 5: Stater - „the proper term for the tetradrachm in Roman Egypt". Häufiger in demotischen, seltener in griechischen Papyri: 3 Erwähnungen vor 20 n.Chr., 11 spätere. Walker, D., The Metrology of the Roman Silver Coinage, Part 1 (Augustus to Domitian), Oxford 1976. Ders., Part 2 (Nerva to Commodus), Oxford 1977. Ders., Part 3 (Pertinax to Uranius Antoninus), Oxford 1978. Ders., The Silver Contents of the Roman Republican Coinage, Metealf, D./Oddy, W. [Hgg.]: Metallurgy in Numismatics 1, London 1980, 55-72. Butcher, K./Ponting, M., Production of Roman Provincial Silver Coinage for Caesarea in Cappadocia under Vespasian, A D 69-79, Oxford Journal of Archaeology 14, 1, March 1995, 63-76.

12

Alexandrinische Silberprägungen

Alexandriner von Claudius und Nero 6 . Die für Tiberius veröffentlichten Analysen 7 halten Walker/King für einem nicht typischen Fund entnommen und daher nicht für aussagekräftig: Dieser Feststellung ist zuzustimmen 8 . Obwohl Walker die von Giesecke 9 ermittelten Analysen - eine für Auletes, eine für Kleopatra - wohl übersehen hat, und obgleich Hazzard 10 einige Daten vorlegt, die auch in RPC 1 1 Niederschlag gefunden haben, sind tatsächlich die für die ptolemäische Zeit vorhandenen Daten für die Zwecke unserer Aufgabenstellung nicht ausreichend, für die alexandrinischen Prägungen gibt es einige verwendbare Ergebnisse, die noch vorgestellt werden, sie sind jedoch lückenhaft und für Tiberius (insbesondere seine beiden wichtigen ersten Prägejahre 7 und 14) fehlen brauchbare Angaben gänzlich. Unter diesen Umständen mußten die benötigten Daten durch eigene Untersuchungen an zu diesem Zweck beschafften ptolemäischen und alexandrinischen Tetradrachmen des Untersuchungszeitraums ermittelt werden. Die zur Untersuchung vorgesehen Münzen 12 wurden unter dem Gesichtspunkt ausgewählt und angekauft, daß sich chronologisch verläßliche Eckpunkte für die Rekonstruktion des Währungssystems ergeben würden. Außer der Ermittlung des Silbergehaltes (prozentual und absolut, letzterer setzt die Kenntnis eines hinreichend verläßlichen „Normalgewichts" voraus), sollten noch nach Möglichkeit Angaben zur Diskussion folgender Fragen gewonnen werden: •

• • •



6 7 8

9 10 11 12

13

Verfiel die ptolemäische Währung unter Ptolemaios XII. (Auletes) und Kleopatra VII. in Bezug auf den Silbergehalt kontinuierlich, wie es beispielsweise Crawford in der deutschen Ausgabe 13 seiner „Roman Republic" in einer graphischen Darstellung verdeutlichen will? Erfolgte die stattdessen von Hazzard aufgezeigte ptolemäische „Währungsreform" des Auletes wirklich im Jahr 53/52? Wie groß war der Silberanteil der Tetradrachmen unter Kleopatra VII.? Was war der zuletzt (30 v. Chr.) gültige Standard? Mit welchem Feingehalt wurden die (alexandrinischen) Tetradrachmen des Tiberius in seinem ersten Prägejahr, dem 7. Jahr seiner Regierung, ausgebracht? Änderte sich dieser Feingehalt während seiner Regierungszeit? Wurde an den Feingehalt der letzten ptolemäischen Prägungen angeknüpft? Wurden unter den folgenden Kaisern die Feingehalte verändert?

Walker (Metrology 1) 4 (Reichsmünzen), 139 (Ptolemäer und Alexandriner). Milne, J., Alexandrian Tetradrachms of Tiberius, NC, Fourth Series, Vol. 10, London 1910, 333-339. King, C./Walker, D., The Earliest Tiberian Tetradrachms and Roman Monetary Policy towards Egypt, ZPE 21, Bonn 1976, 265-269. - Auch diese metallurgisch bedingten Zusammenhänge und Feststellungen werden unten in den Kapiteln 3.5.3., A.4. und A.5. noch eingehender diskutiert. Giesecke (1930), 93. Hazzard (1995), 52. RPC 1,688. Herkunft: Münzhandel. - TIB 7-3 und CLAU-1, die in 3.2.2. noch in der Liste untersuchter Münzen auftauchen werden, sind Exemplare aus dem Hortfund A 18, Christiansen (1985). Crawford, M., Die römische Republik, München 51994, 197 und Abb. 13, die sich auf Walker 1, 151 stützt.

Alexandrinische Silberprägungen •





• • • •

• •

14 15

16

13

Ist eine Beziehung zwischen dem Silberanteil der alexandrinischen Tetradrachme und dem reichsrömischen Silbernominal, dem Denar, nachweisbar, die den Schluß auf ein dauerhaft beabsichtigtes Wertverhältnis plausibel oder gesichert scheinen läßt? 14 Ist eine zerstörungsfreie Analyse der zu untersuchenden Münzen beim heutigen Stand der Technik möglich, die zur verläßlichen Ermittlung der ursprünglichen Materiallegierung, d. h. des Silbergehalts, führt? Liegen besondere metallurgische Verhältnisse vor - seien sie herstellungs- oder alterungsbedingt - die bei einer zerstörungsfreien Werkstoffprüfung zu unzutreffenden Ergebnissen führen können? Ist der Werkstoff der Münzen homogen? Was sind wesentliche Faktoren für die Akzeptanz alexandrinischer und spätptolemäischer Tetradrachmen mit geringem Silberanteil durch die Bevölkerung Ägyptens? Ist für diese Emissionen die Unterscheidung zwischen Wert- und Kreditmünzen bar jeden Sinnes, ist allein die materia forma publica 15 maßgebend? Lassen die Münzen als Produkte antiker Massenfertigung Rückschlüsse auf Technologie, Metallurgie, Qualitätssicherung und andere fabrikationsabhängige Gegebenheiten (z. B. Metallbereitstellung, Transport, Brennstoffverbrauch und -bereitstellung, Fälschungen) zu? Sind aus den Untersuchungen allgemeine Rückschlüsse möglich, die über das Gebiet des alexandrinischen Münzwesens hinausgehen? Können die Meßergebnisse neue Daten im Hinblick auf das von Christiansen unter Nero angenommene „Silbergewinnungsprogramm" vermeintlich größten Ausmaßes liefern?16

Vgl. Kap. 1 und F N 7. Hasler, K., Studien zu Wesen und Wert des Geldes in der römischen Kaiserzeit von Augustus bis Severus Alexander, Bochum 1980, passim. Vgl. Kap. 1 und F N 5.

14

Alexandrinische Silberprägungen

3.2. Untersuchte Münzen - Farbtafeln 1 bis 3 3.2.1. Ptolemäische Münzen: Übersicht Jahr v.Chr. (-)

Regierungsjahr

Herrscher

-81/-80

1

-80/-79

2

Ptolemaios XII. (Auletes) Auletes

() ()

Tetradrachme

Andere Nominale

Beschafftes Untersuchungsobjekt (Identcode)

usw. mit Lücken -55/-54 -54/-5 3

27 28

Auletes Auletes

() ()

—53/—52

29

Auletes

()

-52/-51 -51 -51/-50

30 1 2

Auletes (x) Kleopatra VII. ( ) Kleopatra VII. ( )

usw. mit Lücken und Porträtdrachmen in den Jahren 6, 11 -41/-40 -40/-3 9 —39/—38 —38/—37 -311-36

12 13 14 15 16 s l

—36/—35 -35/-34

17 18 s 3

-34/-3 3 -331-32 -32/-31 -31/-30

19 20 21 22 £ 7

Kleopatra VII. Kleopatra VII. Kleopatra VII. Kleopatra VII. Kleopatra VII. (Kaisarion) Kleopatra VII. Kleopatra VII. (Kaisarion) Kleopatra VII. Kleopatra VII. Kleopatra VII. Kleopatra VII. (Kaisarion)

Porträtdrachmen Porträtdrachmen AUL-30

Porträtdrachmen Jahre 6, 11

() () (x)

KLEO-14

() (x)

KLEO-16

(x)

()

KLEO-17 KAIS-3

(x) (x)

KLEO-19

() () () ()

Alexandrinische Silberprägungen

15

Bestimmung und Gewichte der ptolemäischen Münzen: Probenliste Ident-Code

Herrscher

Nominal

Bestimmung Svoronos17

Bestimmung SNG Cop.

Gewicht [g]

AUL-30

Ptolemaios XII. Neos Dionysos („Auletes")18 Kleopatra VII. Thea Philopator Kleopatra VII. Thea Philopator Kleopatra VII. Thea Philopator Ptolemaios XV. Kaisarion19

Tetradrachmon d.J. 30

1840

397

14,435

Tetradrachmon d.J. 14 Tetradrachmon d.J. 16 Tetradrachmon d.J. 17 Subärat eines Tetradrachmons d.J. 3 (= J. 18 d. Kleop. VII.) Tetradrachmon d.J. 19

1828

408

12,34

1830

411

10,1

1831

413

6,4

fehlt

fehlt

7,81

1833

415

12,30

KLEO-14 KLEO-16 KLEO-17 KAIS-3

KLEO-19

17

18

19

Kleopatra VII. Thea Philopator

Für die Bestimmung ist allein das Corpuswerk von Svoronos maßgebend, SNG Cop. u.a. sind nur ergänzende Hinweise, Svoronos, J., Ta v0|H0[iaxa toi) Koäxoug XCÜV IIxoX,£natcov, Athen 1904/ 1908. Chronologie einschließlich der Identifizierungsmerkmale (Frisurenfolge: „Strubbeikopf" - „Lockenreihen" - „Zentralpunktfrisur") nach Mcrkholm, O., Ptolemaic Coins and Chronology: The Dated Silver coinage of Alexandria, ANSMN 20/1975, 7-24. - Übrigens ist die Jahreszahl A ganz eindeutig auf diesem Exemplar und keinesfalls mit einem A zu verwechseln, was nach Mcrkholm, 16 f., oft der Fall ist und dann offenließe, ob es sich nicht auch um das Jahr 1 der Kleopatra VII. handeln könnte. Die Zuweisung erfolgt aufgrund der Zentralpunktfrisur. Morkholm kennt das Jahr 3 für Kaisarion nicht, er führt nur die Jahre 1 und 7 auf, aber man vgl. Auktion Sternberg 21, 1988, Nr. 200 (der Hinweis wird M. Weder verdankt).

16

Alexandrinische Silberprägungen

3.2.2. Alexandrinische Münzen: Übersicht Jahr (n.Chr.)

Regierungsjahr

Herrscher

Tetradrachme

20/21 20/21 20/21 27/28 31/32 32/33 33/34

7. 7. 7. 14. 18. 19. 20.

Tiberius Tiberius Tiberius Tiberius Tiberius Tiberius Tiberius

(x)

usw. bis Jahr 23

Tiberius

41 41/42 42/43

Claudius Claudius Claudius

1. 2. 3.

usw. ohne Lücken

Claudius

45/46

Claudius

6.

Andere Nominale

Beschafftes Untersuchungsobjekt (Identcode) TIB-7/1 TIB-7/2 TIB-7/3 TIB-14

(x) (X) (X)

() () (X)

TIB-20

(X)

CLAU-1 CLAU-2

(X)

()

Didrachmen Drachmen RPC 5135/6

CLAU-6

(X)

keine weitere Tetradrachmenprägung unter Claudius keine Tetradrachmenprägung unter Nero in den Jahren 1 und 2 56/57 57/58

3. 4.

Nero Nero

58/59 59/60

5. 6.

Nero Nero

62/63 63/64 64/65 65/66 66/67 67/68 unbek.

9. 10. 11. 12. 13. 14. unbek.

Nero Nero Nero Nero Nero Nero Nero

NERO-3

(x)

()

Didrachmen RPC 5220

(x)

NERO-5 (RPC 5262) (AES)

() ()

NERO-10 NERO-11 NERO-12 NERO-13

(x) (x) (x) (x)

() (x)

Tetradrachme ungeklärter Beschaffenheit

NERO-X

17

Alexandrinische Silberprägungen

Bestimmung und Gewichte der alexandrinischen Münzen: Probenliste Identcode

Herrscher

Nominal

RPC 2 0

m[g]

TIB 7-1 TIB 7-2 TIB 7-3 TIB-14 TIB-20 CLAU-1 CLAU-2 CLAU-6 NERO-3 NERO-5 NERO-10 NERO-11 NERO-12 NERO-13 NERO-X (RPC 5262 (RPC 5262

Tiberius Tiberius Tiberius Tiberius Tiberius Claudius Claudius Claudius Nero Nero Nero Nero Nero Nero Nero Nero Nero

Tetradrachmon d. J. 7 Tetradrachmon d. J. 7 Tetradrachmon d. J. 7 Tetradrachmon d.J. 14 Tetradrachmon d. J. 20 Tetradrachmon d. J. 1 Tetradrachmon d.J. 2 Tetradrachmon d.J. 6 Tetradrachmon d. J. 3 Tetradrachmon d.J. 5 Tetradrachmon d.J. 10 Tetradrachmon d.J. 11 Tetradrachmon d.J. 12 Tetradrachmon d.J. 13 Tetradrachmon, unbek. Jahr Aes 11 mm Aes 11 mm

5089 5089 5089 5091 5097 5113 5117 5164 5203 5235 5275 5279 5288 5295 „Subärat (?)" 5262 5262

12,89 13,48 12,59 12,80 9,40 12,66 9,87 9,77 13,27 9,05 11,33 12,37 12,13 12,77 9,24 1,016) 0,70)

20

Die Bestimmung erfolgt nach RPC. Andere Zitate sind ergänzende Hinweise.

Meßsystem, Probenvorbereitung, Probleme der Silberanreicherung

21

3.3. Meßsystem, Probenvorbereitung, Probleme der Silberanreicherung 3.3.1. Das |i-Probe X-ray Microfluorescence System die Mikro-RFA (|iRFA)21 Die Untersuchungsobjekte AUL-30 bis NERO-X - insgesamt fünfzehn alexandrinische und sechs ptolemäische Münzen - die in Abschnitt 3.2. aufgelistet sind, wurden für die Mikro-RFA vorbereitet. Das Mikro-RFA-Gerät arbeitet nach dem energiedispersiven Verfahren. Besonders günstig für unsere Prüfaufgabe, die sich auf kleinflächige Zonen konzentrieren muß, wirkt sich die Röntgenoptik aus, durch die sich aufgrund von Totalreflexion in Einzelbzw. Bündelkapillaren eine ausreichende Energiedichte kohärenter Strahlung bei kleiner Sondenaustrittsfläche von 300 ... 100 (im, bei Bündelkapillaren bis 30 |im, ergibt. Im Gegensatz zu Systemen mit Blenden ist die Energieausbeute besser, und man ist mit dem Kapillarsensor unempfindlicher gegen Abstandsschwankungen zum Meßobjekt. Das folgende Blatt erläutert das Meßprinzip bzw. die grundsätzliche Funktion des Gerätes22.

21 22

Industrieerzeugnis. Aus Herstellerunterlagen.

22

Alexandrinische Silberprägungen

Meßprinzip I'rithrnluimravr I Röntgenröhre \-Rav Tube

Chamber

Hochspannung Ilijth Voltagr J«-50 k Volt X-Ray Detektor X-Rav Detertor

PrimärMrahl 3 Primär* Beam V ideo 6

Fluurrs/en/strahliinu Fluorescence Spectrum Meßprobe

Za Fe

k Video-Monitor

Drucker / Printer

12.7 ,im n.5 um

1

• •

|S

i *'

Computer

Mit Röntgenspektrometern kann eine zerstörungsfreie Materialanalyse durchgeführt werden. Dabei wird die Meßprobe durch den Primärstrahl (3) der Röntgenröhre (1) angeregt. Die Meßprobe emittiert ihre charakteristische Fluoreszenzstrahlung (5). Diese Strahlung wird von dem Detektor (2) in energieproportionale elektrische Impulse umgewandelt. Diese werden im Meßverstärker (7) verstärkt und anschließend im AD-Wandler (8) digitalisiert. Im Analysator (9) erfolgt eine Impulshöhenanalyse, die zu dem Spektrum führt. Aus dem Vergleich mit Referenzproben lassen sich Elementkonzentrationen in Legierungen und Lösungen sowie Schichtdicken bestimmen. Als Referenzproben zur Kalibrierung des Geräts wurden moderne Münzen mit bekannter chemischer Zusammensetzung und definierten Silber- und Kupferanteilen gewählt. Es handelt sich um (Farbtafel 4):

24

Alexandrinische Silberprägungen

Identcode

Münze

Ag[%]

1 MARK-14 5 DM-70 2'/ 2 SGR-73 2'/ 2 SGR-72 1 SGR-70 1 SGR-73 1 KRZ-67 1 KRZ-60

Deutsches Reich, 1 Mark 1914, AKS 2 23 BRD, 5 DM, 1970, AKS 10324 Königreich Preußen, 2'/ 2 Silbergroschen 1873, AKS 102 Königreich Preußen, 2>/2 Silbergroschen 1872, AKS 102 Königreich Preußen, 1 Silbergroschen 1870, AKS 103 Königreich Preußen, 1 Silbergroschen 1873, AKS 103 Königreich Bayern, 1 Kreuzer 1867, AKS 183 Königreich Bayern, 1 Kreuzer 1860, AKS 156

90 62,5 37,5 37,5 22,0 22,0 16,67 16,67

Zur Kalibration auf Blei wurden bleihaltige Messingstandards benutzt mit Pb-Sollanteilen von 0,78 %, 1,62 %, 3,01 % und 5,09 %.

3.3.2. Feingehaltsbestimmende Anteile der untersuchten Münzen: Suche nach welchen Elementen? Wir wissen, daß spätptolemäische und alexandrinische Tetradrachmen (und die wenigen Drachmen sowie Didrachmen) als Silbermünzen einer Silberwährung fungiert haben, sind uns dabei aber auch bewußt, daß es sich um z.T. stark kupferlegierte Zweistoffsysteme Ag-Cu handelt. An anderer Stelle wird die Frage der Akzeptanz dieses Geldes erörtert, hier interessiert zunächst vor allem anderen die Absicht und die Auffassung der ausmünzenden Autorität von dem Legierungszusatz, den sie für reines Silber hielt. Es kommt also darauf an, was der beabsichtigte Feingehalt der (kupferlegierten) Münzen gewesen ist.25 Erforderlich ist deshalb außer der Bestimmung des Silberanteils auch die Ermittlung des Bleigehalts und - falls mehr als in geringen Spuren vorhanden und gewichtsrelevant - auch des Goldgehalts. Blei und Gold sind praktisch ausschließlich mit dem Silber assoziiert und waren von den antiken „Metallurgen" nicht weiter unterscheidbar bzw. trennbar, nachdem der Schmelzprozeß des Silbers abgeschlossen war.26 Allerdings war es im Betrachtungszeitraum Stand der Technik, durch Kupellation Silber von bis zu 99,5% Reinheit und sehr geringem Restbleigehalt zu erzeugen, wenn mit der nötigen Sorgfalt gearbeitet wurde.

23

24 25

26

AKS = Arnold, P., Küthmann, H., Steinhilber, D., Großer deutscher Münzkatalog, München 71982. Ferner: Jäger, K., Die deutschen Münzen seit 1871, Basel 131982. AKS 103 = Jäger 387. Cope, L., The Metallurgical Analysis of Roman Imperial Silver and Aes Coinage, Hall, E., Metealf, D. [Hgg.], Methods of Chemical and Metallurgical Investigation of Ancient Coinage, London, 1972, 3-47, ist grundlegend für diesen Fragenkomplex. Hier besonders S. 44, wo zur Ermittlung des beabsichtigten Feingehalts die Notwendigkeit, Blei- und Goldanteile zum Silbergehalt zu addieren, begründet wird. Dieser beschrieben in: Bachmann, H.-G., Gold Coinage: History and Metallurgy, Schmidbauer, H. [Hg.], Gold: Progress in Chemistry, Biochemistry and Technology, Chichester/Sussex, 1999, 8. Moesta, H., Franke, R, Antike Metallurgie und Münzprägung, Basel u.a. 1995, 61-69, 121-130.

25

Meßsystem, Probenvorbereitung, Probleme der Silberanreicherung

Es wird also von den Untersuchungsobjekten ermittelt: • • •

der Silbergehalt in %, der Bleigehalt in %, eine Abschätzung des Goldanteils wird anhand des Spektrums und der gemessenen Konzentration ebenfalls durchgeführt.

Die gewonnen Werte stellen in der Summe den ursprünglich intendierten Silberanteil der Legierung (Homogenitätstoleranzen zunächst außer acht gelassen) dar. Der Rest besteht überwiegend aus Kupfer.

3.3.3. Vorbereitung der Untersuchungsobjekte/Problematik der Oberflächenbeschaffenheit (Silberanreicherung) Walker war sich bei der Durchführung der Messungen zur Metrologie der römischen Silbermünzen durchaus der Problematik bewußt, daß die Zusammensetzung im Bereich der umhüllenden Oberfläche deutlich von der Legierung im Inneren der Münze abweichen kann 27 . Sein Verweis auf die von ihm angewendete Technik 28 läßt den Schluß zu, daß er nach der von Schweizer diskutierten Methodik vorgehen wollte. Das bei Schweizer abgebildete Diagramm 29 zeigt drastisch die Unterschiede der Silbergehalte an der Oberfläche im Verhältnis zur ursprünglichen (im Kern erhaltenen) Legierung einschließlich der kontinuierlichen Veränderung für folgende Münzen: Denar, Faustina d. Ä., 141

Ag Ag

Oberfläche Kern 30

95% 72%

Denar, Septimius Severus, 193-211

Ag Ag

Oberfläche Kern

62% 42%

Antoninian, Gordian III., 238-244

Ag Ag

Oberfläche Kern

52% 31 %

Schweizer, 165, beschreibt die stufenweise Abtragung der Münzen, die er für plattiert („plated") hält und bemißt den silberangereicherten Bereich als bis zu 0,2 mm dick, was durch sein o.e. Diagramm widerlegt wird, wonach von einer nicht mehr relevanten Veränderung wohl erst ab 0,3 mm Dicke gesprochen werden kann.

27 28

29

30

Walker (Metrology 1), Introduction, 1; FN 1 mit Verweis. Schweizer, F., Analyses of Ancient Coins Using a Point Source Linear X-ray Spectrometer: A Critical Review, Hall/Metcalf (1972), 153-169. Schweizer (1972), 166, Fig. 10. Diesem Diagramm sind die unten tabellierten Prozentsätze entnommen, der Ablesefehler wird auf maximal ± 2 % absolut geschätzt. Der Kerngehalt ist gemäß Schweizer (1972), 165 und Fig. 10, 166, durch eine chemische Analyse abgesichert.

26

Alexandrinische Silberprägungen

Dieser Befund mußte zur äußersten Vorsicht 31 bei der Analyse jeder Silbermünze veranlassen, von der nicht mit höchster Wahrscheinlichkeit feststeht, daß sie aus Feinsilber (bis zur Grenze der Erschmelzungsqualität) besteht und nicht bewußt mit Kupfer legiert worden ist.32 Zu dieser Problematik liegen vielfältige Hinweise vor: Caley33 zur Probenvorbereitung, Condamin/Picon 34 zur Analyse der Veränderungen der Münzen seit ihrer Herstellung mit tabellarischer Gegenüberstellung Oberflächensilberprozentsätze „O" zu Prozentsätzen des unberührten Legierungskerns „K" für vier Denare: „O" „K"

81 71

64 48

59 49

58 45

[%] Ag [%] Ag

Condamin/Picon führen die Oberflächenanreicherung mit Silber allerdings in der Regel auf alterungsbedingte chemische Änderungen und nicht auf eine bewußte Fabrikationsmethodik zurück. Jedenfalls machen sie mit ihren Schaubildern den sehr großen Unterschied (einschließlich der enormen Streubreite) zwischen Oberflächen- und Kernsilbergehalt deutlich. Cope hat sich ebenfalls zur Probenvorbereitung kompetent und detailliert geäußert. 35 Die ausgewählten Proben (3.2.) wurden nach dem Wiegen und sorgfaltiger visueller Inspektion am Rand angefeilt (Schlichtfeile), wobei darauf geachtet wurde, zu intaktem, nicht korrodiertem und nicht porösem Kernmaterial vorzudringen 36 , das (u. a.) durch die Farbe kenntlich ist. Die entstandenen Schnittflächen (eine pro Münze, bei KLEO-16 wegen der Überlappungszonen zwei) wurden mit der Diamantfeile nachbearbeitet, um denkbare (wenn auch nicht wahrscheinliche) Kontaminationen durch Spuren des Schlichtfeilenmaterials zu entfernen. Als letzte Bearbeitung erfolgte ein Polieren mit Diamantpasten von 3 (am und 1 um Korngröße. Die entstandenen Schliffflächen weisen einen gelblichen bis kupferfarbenen Kernbereich auf (über die Abhängigkeit der Kernmaterialfarbe vom Silber- bzw. Kupfergehalt Näheres in 5.4.), der von einer hellsilberfarbenen Randzone umhüllt ist. Das ist auf den Schliffbildern (sie sind auf den Farbtafeln den Prüf- bzw. Kalibrierobjekten jeweils direkt zugeordnet) deutlich zu erkennen.

31

32

33

34

35

36

Schweizer (1972), 165: „The main conclusion which can be drawn from this Roman group is that at present we are not able to analyse heavily plated coins with our method. The aesthetic damage caused by removing such a thick layer is not tolerable. More alarming is the fact that we did not even realize the presence of the silver-rich layer when measuring the first coin. Up to five or six successive cleanings gave consistent readings of 94 to 95 per cent silver." Das Phänomen der „Silberanreicherung", das eigentlich eine „Kupferverarmung" des Oberflächenbereiches ist, ist keineswegs immer einheitlich gedeutet und häufig wohl nicht richtig erkannt worden. In A.2. habe ich diesen Komplex genauer analysiert und gedeutet. Caley, E., Chemical Composition of Alexandrian Tetradrachms, ANSCP, New York, 1958, 167— 180. Zur Probenvorbereitung: 170. Condamin, J., Picon, M., Changes Suffered by Coins in the Course of Time and the Influence of these on the Results of Different Methods of Analysis, Hall/Metcalf (1972), 49-66. - Prozentsätze: 51. - Altersbedingte chemische Änderungen: 57. - Schaubilder: Fig. 6, Fig. 7, 57-59. Cope (1972), 8-17. - Weitere und neuere Beiträge werden im technisch-metallurgischen Anhang behandelt, insbesondere A.2., A.3., A.5. Cope (1972), 8 („sampling"). - Condamin/Picon (1972), 51 f. und insbesondere Fig. 1.

Analysendurchführung - Meßergebnisse

27

Ausschließlich in den beschriebenen Kernbereichen und in sicherem Abstand von der angereicherten Randzone wurden die Messungen durchgeführt, was durch den kleinen Strahldurchmesser von 300 |um und bei leichter Verschieblichkeit der Probe mit Hilfe des x-, y-, z-Koordinatentisches unter Kontrolle der Videokamera (Position 6, Blatt: Meßprinzip, Kap. 3.3.1.) sicher zu ermöglichen war.

3.4. Analysendurchführung - Meßergebnisse Es fanden zwei Meßreihen für die Silberbestimmung statt37, jedoch systematisch gleich, mit gleicher Meßapparatur und identischer Auswertungssoftware.38 Bei der ersten Meßreihe A wurde die Münze TIB 7-1 an zwölf verschiedenen Punkten der zu analysierenden Kernfläche gemessen, um einen Eindruck von der Vergleichbarkeit der resultierenden Intensitäten zu gewinnen. Aufgrund der Gleichförmigkeit der Ergebnisse wurden dann alle weiteren Münzen an drei verschiedenen Punkten analysiert. Für die Meßreihe B wurden die Messungen an je fünf Punkten durchgeführt, da z. T. sehr komplizierte Strukturen vorlagen: KLEO-16 mit zwei Zonen und KLEO-17 mit besonderer Struktur seien als Beispiele genannt. Aufgrund der festgestellten Konstanz der Meßergebnisse kann die im Abschnitt 3.1. unter anderen gestellte Frage nach der Homogenität des Münzwerkstoffs beantwortet werden: Das Kernmaterial ist homogen, woraus sich erkennen läßt, daß auch die ursprüngliche Schmelze hinreichend gut gemischt und damit hinreichend homogen war. Nicht der RFA unterzogen wurden KAIS-3, sowie die beiden „Zehner" RPC 5262, da es sich bei KAIS-3 um ein offensichtlich subärates Stück (anima) und bei RPC 5262 von vornherein um Aes handelt. Das Objekt NERO-X wurde anfänglich einer BulkAnalyse (semi-quantitativ) unterzogen, über die Untersuchungsergebnisse, die zu weiteren Untersuchungen (Mapping-Analyse) führten, wird in 3.5.5. berichtet. Der Bleigehalt der neunzehn Proben wurde anhand der Meßwerte der beiden Meßreihen quantitativ bestimmt. Beispielhafte Spektren für Ag und Cu, sowie jeweils für Pb und Au sind angefügt. Au trat dabei in so geringen Intensitätsanteilen auf, daß es nicht als hinreichend gewichtsrelevant anzusehen ist.39 Die quantitative Bestimmung der Bleianteile ist für den 37

38

39

Die beiden Meßreihen (A = 10 Analysen, B a l l Analysen, wovon zwei Wiederholungen, insgesamt also neunzehn Objekte - siehe 3.2. - ) waren einerseits durch den Analysezeitaufwand selbst, andererseits durch den zur Beschaffung der Münzen benötigten Zeitraum bedingt. Mikro-RFA-Gerät - siehe 3.3.1. Zwischen den beiden Meßreihen wurde der Detektor des Gerätes ausgetauscht, daher sind die registrierten Intensitätsmeßwerte nicht unmittelbar vergleichbar. Da jedoch die Kalibrierdaten und die Probenwerte mit WDX-Spektrometer-Software (Siemens SRS 3000) jeweils für jede Meßreihe separat durch Verhältnisbildung der Intensitäten und Konzentrationen ermittelt wurden, ist die quantitative Bestimmung des prozentualen Ag-Anteils, sowie des Pb-Gehaltes (und des Cu-Anteils) für jede Probe gewährleistet. - Für die Qualität der Ag + CuAnalyse sind die Summenwerte der Ag % + Cu % ein Hinweis, bei einem theoretischen Soll für das Zweistoffsystem von 100% liegen sie zwischen 99,7% und 100,4% (A), sowie 98,2% und 102,1 % (B). Vgl. hierzu 3.6.

28

Alexandrinische Silberprägungen

Gewichtsbereich von 0,78% bis 5,09% durch Kalibration gesichert, Werte darunter oder darüber können theoretisch nur als < 0,78 % bzw. > 5,09 % angegeben werden. - Ich habe als Annäherung die linear interpolierten Werte außerhalb dieses Bereichs vermerkt, aber in Klammern gesetzt, um darauf hinzuweisen, daß es sich nur um Richtwerte handelt. Die zu ermittelnden Legierungsprozentsätze - auf die es hier wesentlich ankommt werden jedoch bei diesem Vorgehen besser ermittelt, als wenn die entsprechenden PbWerte gar nicht oder mit einem fiktiven Standardwert eingebracht würden. Erläuterung zu den Spektren Die mit „Mo-Anregung" bezeichneten peaks sind durch den Werkstoff der Röntgenröhre, Molybdän, bedingt. Diese Erscheinung wird in der Software erkannt und neutralisiert. Bei den „Artefakten" handelt es sich um escape peaks, eine Strahlung, die durch die Software erkannt und neutralisiert wird. Artefakte können im Prinzip drei Ursachen haben: • Eigenemission des Si-Detektors, • Summenpeaks, entstehend durch zu dicht aufeinanderfolgende Quanten, • Bragg-Reflexe, eine winkelabhängige Streustrahlung. Beide Erscheinungen beeinflussen (softwarebedingt) die Qualität der Messungen zur Materialbestimmung nicht.

Analysendurchführung - Meßergebnisse

29

Anmerkung zu S. 29-31: Buchstabenverlust in der Kopfzeile durch das Originaldokument bedingt.

g ~ -T IM

m
cu)|wov et5 nxoXeixatov. Zeilen 77 bis zum Ende des Gedichts loben die überragende Fruchtbarkeit des Niltals, die unzähligen Siedlungen mit tüchtigen Einwohnern, den Reichtum des Königs, der den aller anderen übertrifft, seine Freigiebigkeit, seine Verehrung der Eltern. In diesem Kontext ist der „Wahrheitsgehalt" oder die Vollständigkeit der Charakterisierung von minderem Interesse: Die zitierten Stellen sollen als Beleg für die erstrebte Erhöhung der Legitimation seiner Herrschaft durch Ptolemaios II., der sich an seinem Vater messen lassen mußte, dienen. Außer im „Ausland", wo z. B. Kleopatra bereits 49 v. C., d. h. Jahr 55 der Ära von Askalon, Palästina auf einer Tetradrachme porträtiert wurde, BMC 27, 108, 20; nachdem bereits ihr Vater dort 63 v. C. und 54 v. C. (BMC 27, 107, 18 und 19) porträtiert worden war. Askalon war seit 104 v. C. unabhängig. Die Stadt führte die Sicherung ihrer Position nicht zuletzt auf den Sieg Ptolemaios X. über Alexander Iannaios von Judaea zurück, dies verband sie in Dankbarkeit mit dem ptolemäischen Herrscherhaus, was die o. g. Prägungen erklärt, Hölbl (1994), 188. Svoronos (1904/08), 4, 381-385. Brett, A., Catalogue of Greek Coins. Museum of Fine Arts Boston, New York 21974. Hazzard (1995), 14. Vgl. Athen. 196a-201 f., mit detaillierter Schilderung des Festpavillons, des Festes im Stadion, d.h. der Prozession (271/270 v. C.). Die Tradition festlicher Prozessionen wurde unter Kleopatra VII.

Ephemere Drachmen und Didrachmen

75

bei den Prozessionen und Feiern Speisen und Getränke für die Besucher in Alexandria inbegriffen, ausgegeben, vielleicht sogar verschenkt wurden. Das würde sie zwar numismatisch gesehen in die Nähe von Jetons, Auswurfmünzen, rücken, doch wie auch immer die Verteilung gewesen sein mag, was spricht gegen eine solche Vorstellung?22 Für das Jahr 28 des Auletes (54/53) ist die Ausgabe von Porträtdrachmen als Versuch einer positiven Beeinflussung der Bevölkerung Alexandrias, über die allerdings Fräser ein vernichtendes Urteil fällt, zu denken. 23 Hölbl berichtet von einem intellektuellen Aufschwung in Alexandria zu dieser Zeit: Auch dieser könnte von „propagandistischen" Maßnahmen des Königs begleitet gewesen sein.24 Uberzeugender noch ist der denkbare Anlaß zur Ausgabe von Porträtdrachmen im 6. Jahr der Kleopatra VII. (47/46): Caesar hatte ihr die Regierungsgewalt wieder übergeben (mit Ptolemaios XIV. an ihrer Seite), und in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten, da sogar die reguläre Tetradrachmenprägung ausfiel, mußte „Propaganda" für die Königin eine sinnvolle Maßnahme sein. Für das Jahr 11 (42/41) sind Hilfsmaßnahmen Kleopatras für die in dieser Zeit von Hungersnöten und Seuchen betroffene Bevölkerung bekannt. Kleopatra ließ Getreide aus den königlichen Speichern verteilen 25 , so mag auch die Ausgabe der Porträtdrachmen eine Hilfsmaßnahme gewesen sein, die der Herrscherin eine positive Resonanz gesichert haben dürfte. Ganz anders dagegen sind die zwei Versuche unter Claudius und Nero mit Drachmen und Didrachmen zu beurteilen. Im Jahr 3 des Claudius wurden Didrachmen, 18 mm, 5,66 g (5), RPC 5135 und Drachmen, 14 mm, 2,69 g (3), RPC 5136 in den Umlauf gebracht, die in je 6 und 4 Exemplaren erhalten geblieben sind. Milnes 26 Deutung, daß ein Bedarf an Nominalen zwischen dem Stater und dem (Di)Obol empfunden wurde, ist sicher zutreffend. Daß die gesamte Ausgabe ein mißglücktes Experiment war, geht nach Milnes treffendem Urteil daraus hervor, daß sich letzten Endes ein anderes Metall Kupfer - für die benötigten Ergänzungsnominale durchsetzte. Das ist an der Synopsis 4.2. genau verfolgbar. Die von RPC 5211 und Christiansen 27 als Didrachme bezeichnete Münze Neros (Jahr 3) ist anscheinend nicht näher überprüft worden, denn sie erweckt den Eindruck einer Drachme. Es handelt sich um ein Unikat. Das gleiche trifft auf RPC 5220 zu, das jedoch mit 6,70 g (Berliner Sammlung) sicher ein Didrachmon ist (Jahr 4). Es kann sich auch hier nur um einen (mißglückten) Versuch handeln, Zusatz- oder Zwischennominale zu schaffen, die aber aus bereits behandelten Gründen keine Resonanz fanden und den

22

23 24 25 26 27

fortgesetzt. - Zeichnerische Rekonstruktion des Festzeltes bei Pfrommer (1999), 69-71, Abb. 102-104. Man vergleiche beispielsweise Rostowzew, M., Römische Bleitesserae, Leipzig 1905, N D Aalen 1979, passim, für die Verteilungspraxis. - Desgleichen zur Getreideverteilung des Augustus: Mlasowsky, A., Die antiken Tesseren im Kestner-Museum Hannover, Hannover 1991, 9-15, et passim. Fräser, P., Ptolemaic Alexandria, Oxford 1972, 126-131. Hölbl (1994), 204. Hölbl (1994), 214. Milne (Cat. Oxf.), XVII. Christiansen (1988) 1, 36. Ohne Gewichtsangabe.

76

Das alexandrinische Währungssystem

Währungsbedürfnissen und Gewohnheiten des Landes nicht entsprachen; in gewisser Weise ist das Experiment am leichtesten als Ausdruck einer fehlgeleiteten Bürokratie zu verstehen. Unter Nero wurde endgültig das Kupfergeldsystem mit 7, später 6 Nominalen (Entfall des Chalkus), entwickelt, das allen praktischen Bedürfnissen gerecht wurde.

5.3. Das Verhältnis des alexandrinischen zum reichsrömischen Münzwesen 5.3.1. Bedingungen für das alexandrinische Münzwesen Das alexandrinische Münzwesen ist durch Wandlung aus dem ptolemäischen Münzwesen entstanden, die (griechische) Grundstruktur wurde nicht verändert, sondern übernommen und ausgebaut 28 . Tetradrachmen, Drachmen zu 6 Obolen, Obole zu 8 Chalkoi, also die Mischung eines binären mit einem sextantalen System, wie sie für ein griechisches Münzsystem typisch ist, bleibt erhalten. Das römische Gliederungssystem, binär und ohne jeden sextantalen Anteil, dringt nicht in das alexandrinische Münzwesen ein. Was wurde überhaupt geändert? Das Bildnis des neuen Herrschers, eine entsprechende Legende und neue Rückseitenmotive treten auf, die Vielfalt der Nominale wächst systemkonform. Dies ist sowohl trivial als auch vor dem gegebenen Hintergrund dessen, was alles geändert hätte werden können 29 , minimal. Die Veränderungen des Feingehalts der Silbermünzen und die Modifizierung des Gewichtsstandards der Kupfermünzen unter Augustus sind rein quantitativer Natur und können nicht als Einführung eines neuen Währungssystems betrachtet werden. Dieser Befund deckt sich nicht mit der insgesamt zu beobachtenden Tendenz in den Provinzen, wenngleich sich ein differenziertes Bild ergibt.30 Auf jeden Fall hat die Forschung für das uns hier interessierende alexandrinische Münzwesen von Anfang an intensive Beziehungen zur reichsrömischen Währung für gegeben gehalten. Der Umfang und die Intensität dieser Auffassungen sind eindrucksvoll, und ihre Wirksamkeit ist noch in den neuesten Arbeiten spürbar. Es geht um die Gleichsetzung der alexandrinischen Tetradrachme mit dem reichsrömischen Denar, um die Gleichsetzung von Teilen

28

29 30

Mommsen, T., Geschichte des römischen Münzwesens, Berlin 1860, N D 1956, 723: Tetradrachmen „... gleichen äußerlich völlig den Münzen der Lagiden: das Gepräge ist ägyptisch, die Aufschrift griechisch und nennt, wie dies in Ägypten längst hergebracht war, weder den Namen des Landes noch die Stadt Alexandria, sondern bloß den Regentennamen und die landesübliche Königsjahrzahl." - Zur Fabrik vgl. 3.8., wo merkbare Unterschiede, die aber an der Gleichsetzung nichts ändern, aufgezeigt werden. RPC 1,1: "The emperor 'could do what he liked in the provinces he controlled'". RPC 1, 6: Allmähliches Ersetzen der lokalen Silberprägungen durch den Denar, Ausnahmen im Osten. - Relativ geringe lokale Produktion, Ausnahme Ägypten. - RPC 1, 7: Einheitliche Münzpolitik des Reiches? - RPC 1, 8: Münzreform als Ausgabegrund für neues Geld. - RPC 1, 24f.: Kupfer. Allgemein RPC 1, 30, speziell RPC 1, 34-36.

Das Verhältnis des alexandrinischen zum reichsrömischen Münzwesen

77

oder des ganzen Systems der jeweiligen Aes-Prägungen31 und mehr oder minder implizit um die Frage, ob sich die Veränderung des (als Leitsystems angenommenen) reichsrömischen Münzwesens auf das alexandrinische ausgewirkt habe, was Rückschlüsse untereinander zuließe. Angesichts der geschilderten Forschungslage muß die Thematik unter Bezug auf die Forschungsliteratur abgehandelt werden: Das erfolgt in den nächsten Abschnitten.32

5.3.2. Tetradrachme und Denar Mommsen schrieb 186033, die Absicht sei nicht zu verkennen, die alexandrinische Drachme dem römischen Sesterz, das alexandrinische Tetradrachmon dem römischen Denar, 100 alexandrinische Drachmen dem römischen Aureus gleichzusetzen. Für das Ägypten der Kaiserzeit gelte34, daß „der Denar in Ägypten gangbar war und dem einheimischen Tetradrachmon gleich galt, bedarf keines Beweises." Poole35 behandelt in BMC 6 metrologische Fragen ohne Bezug zur römischen Zeit, stellt aber in BMC 16 fest, die Münzen des Auletes (recte: Kleopatra VII. gemäß heutiger Zuweisung) seien geringwertig („base metal"), und es gäbe folgende Zusammenhänge36: Ein Aureus sei 25 Tetradrachmen gleich, die Tetradrachme habe - obwohl im Gewicht 4 Denaren gleich - nur den Silbergehalt einer einzigen Drachme. Aber der gesetzliche Wert („legal value") der alexandrinischen Drachme werde als ein Obol festgelegt, also '/6 des Denars, und damit werde die Tetradrachme gesetzlich zum 2/3 (des Denars). Head 37 nahm - in dem Bestreben, zeitgenössische Belege für seine Auffassung vorzulegen - auf einen Papyrus des 1. Jahrhunderts bezug38, den von Premerstein besprochen hatte: Es handelt sich um die Sold-Buchführung einer Auxiliareinheit.39 Head kam 31

32

33 34 35 36 37

38

39

Die Verwendung des Begriffs „Aes" erfolgt hier im Zusammenhang wegen der im römischen Münzwesen vorliegenden Verwendung von Kupfer und Messing (Cu-Zn) zur Vermeidung des Ausdrucks Buntmetall, der zwar technisch richtig, aber in numismatischer Verwendung eher ungewöhnlich wäre. Die Ausführungen beziehen sich soweit auf das Münzwesen in der Gesamtheit seiner fiskalischen und wirtschaftlichen Bedeutung. Die den Münzen eigene Botschaft wird in einem besonderen Kapitel (6) behandelt und ist im Zusammenhang des vorliegenden Kapitels genau so wenig Gegenstand wie ikonographische u. ä. Fragen. Mommsen (1860), 42. Mommsen (1860), 724. BMC 6 erschien 1882, BMC 16 im Jahre 1892. (Benutzt werden die Neudrucke Bologna 1964). BMC 16, XXVIII f. Head, B., Historia Numorum, EA 1886, neue erweiterte Auflage 1910, N D London 1963, 846-860 (Ptolemäer), 860-864 (Ägypten unter den Römern). Pap. Genav. lat. 1. Premerstein, A. v., Die Buchführung einer ägyptischen Legionsabteilung, KLIO 3, Leipzig 1903, 1-14. Howgego, C., The Supply and Use of Money in the Roman World 200 B.C. to A.D. 300, JRS 82, London 1992, 11 F N 100: "Military accounts on papyri are not instructive because they record sums in units of account, rather than in the coin denominations actually used (some of the transactions may be book entries only, with no use of coin)."

78

Das alexandrinische Währungssystem

zu dem Schluß, die alexandrinische Tetradrachme sei ungefähr das Äquivalent des römischen Denars gewesen, jedoch habe der Denar eine bessere Bewertung erfahren, weil er mit 28 bis 29 Obolen abgerechnet worden sei, im Gegensatz zu den üblichen 24 (für die Tetradrachme). Head folgt damit Mommsens Deutung. 40 - Als generelle Auswirkung dieser Festsetzung hält Head eine Erleichterung des Handelsverkehrs zwischen Ägypten und dem restlichen Imperium für gegeben. Giesecke 41 schließt aus dem Wertverhältnis 42 des attischen zum ptolemäischen Talent von 4 : 1 , daß das alexandrinische Tetradrachmon „so viel galt wie eine reinsilberne Drachme oder ein neronischer Denar". Da er indessen auch auf Milnes und seine eigenen Analysen zurückgreift, nimmt er an, daß Tiberius zunächst eine 50 %-Legierung angestrebt habe, die dann auf 17% unter Nero und unter späteren Kaisern noch drastisch weiter gesunken sei. Jedenfalls hält auch Giesecke Tetradrachme und Denar für wertgleich, allerdings wohl nur für die frühe Kaiserzeit. - Gieseckes interessante weitere Ausführungen zu einem von ihm vermuteten „Kipper- und Wippersystem" werden noch in folgenden Abschnitten erörtert werden. Milne behandelt gründlich und kenntnisreich Aspekte des alexandrinischen Münzwesens 43 : Der Silbergehalt der tiberianischen Tetradrachmen sei etwa der gleiche wie der des Denars. Grund dafür sei das Einschmelzen (alter) Denare in der Münze von Alexandria, und zwar einzeln, Stück für Stück, in je einer Form, wobei eine unbestimmte Menge Legierungsmetall zugesetzt wurde, was die Gewichts- und Feingehaltsschwankungen erkläre. Diese ausgeklügelte Vorstellung ist zwar aufgrund der in Kap. 3 dargelegten Untersuchungsergebnisse und getroffenen Feststellungen nicht haltbar, aber noch Alessandra Gara 4 4 zitiert sie im Zusammenhang mit der Feststellung der Wertgleichheit von Tetradrachme und Denar. - Jedenfalls ist auch hier die Gleichsetzung der beiden unterschiedlichen Systemen angehörigen - Nominale erfolgt. West und Johnson 45 ist anzumerken, daß sie sich der überlieferten Vorstellung nicht ohne weiteres anschließen können: Über Tiberius heißt es (nachdem sich die Verfasser mit der Problematik der in Kap. 3.5.3. aufgeklärten Widersprüche der Milne-Funde und -Analysen auseinandergesetzt haben, die sie nicht befriedigend zu deuten vermochten), daß es erscheinen möchte, als ob er versucht habe, die ägyptische Tetradrachme zum exakten Äquivalent des reichsrömischen Denars zu machen 46 . Wenn nicht die Ähnlichkeit der Silbermengen in seinen Denaren und in seinen ägyptischen Tetradrachmen des Jahres 7 purer Zufall sei, hätte Tiberius die Gleichsetzung der ägyptischen Tetradrachme mit dem Denar geplant. - Soweit kann bei diesen Forschern von definitiven Aussagen keine Rede sein, sie sprechen ihre Vermutung als Lösungsmöglichkeit im Konjunktiv

40 41 42

43 44 45 46

Mommsen, T., Zum ägyptischen Münzwesen, APF 1 (1901), 273-284. Giesecke (1930), 81. Jones, J., Testimonia Numaria, London 1993, 402, Nr. 587 = Anonymus Alexandrinus de talentis et denario, Paragraph 2. Milne (Cat. Oxf.), XVII, 7. Gara (1976), 188 f. West/Johnson (1944), 3-5. "It would seem that he was attempting to make the Egyptian tetradrachm the exact equivalent of the imperial denarius ...".

Das Verhältnis des alexandrinischen zum reichsrömischen Münzwesen

79

aus. - Die Gleichsetzung der ptolemäischen Tetradrachmen mit den alexandrinischen Tetradrachmen wird anhand eines Papyrus über eine Geldeinlage festgestellt; sie war in aQYUDLOV SeßdOToü xai, nTO/*£|i.ai>toü erfolgt (zur Zeit Neros, im Jahre 59) und war zurückzuzahlen im zukünftig kuranten gesetzlichen Zahlungsmittel ÜQYIJOIOV £jt(,ori|iov 47 Ö 6 K L | I O V . Während diese Gleichsetzung überzeugt , ist die Weiterführung der Argumentation nicht akzeptabel, wenn es heißt, daß aufgrund der Gleichsetzung von Billontetradrachme und Denar (die doch gar nicht bewiesen ist), zu folgern sei, daß auch der ptolemäische Stater dem Denar gleich gewesen sei48. Die Diskussion der Silberprägungen in römischer Zeit enthält auch die folgenden Überlegungen von West/Johnson: 49 Wäre der Denar in Ägypten im Umlauf gewesen, müßte er auch unweigerlich in Hortfunden auftauchen, und es wäre völlig unverständlich, warum sich seine Bezeichnung geändert haben solle, um in den Papyri als 4 Drachmen zu erscheinen. Wie wäre er dann von der Billontetradrachme unterscheidbar gewesen? Die Verfasser stellen definitiv fest: Die einzigen „Silbermünzen" in römischer Zeit im Umlauf waren entweder minderlegierte ptolemäische oder ebenso geringer legierte Tetradrachmen des Tiberius und seiner Nachfolger. In der Zusammenfassung tauchen allerdings erneut Gleichsetzungen von Drachme und Sesterz und Tetradrachme und Denar auf. Das Thema wird noch einmal im Zusammenhang mit der Verwendung römischer Münzbezeichnungen behandelt. 50 West/Johnson haben auch noch eine Nominalumrechnungstabelle III veröffentlicht, die jedoch in bezug auf die Werte für Ägypten nicht zutreffend ist, was auch noch bei der Diskussion der Gleichsetzung reichsrömischen Aes mit ägyptischem Kupfer zutage treten wird. - Am Rande ist noch zu vermerken, daß die Behandlung des Aureus nach Gewicht, also als Barren belegt wird.51 Walker 52 bezeichnet die Gleichsetzung der letzten ptolemäischen Tetradrachmen mit dem Denar als unmöglich, weil die Silbergehalte so enorm unterschiedlich seien. Damit wird deutlich, daß Walker den valor intrinsecus, den Edelmetallgehalt für wesentlich hält, was ihn dazu zwingt, fortwährende Über- bzw. Unterbewertungen der beiden Nominale zu postulieren, die abwegig sind. Burnett 53 erwähnt einen künstlich überhöhten Wechselkurs für ägyptisches Münzgeld im Verhältnis zum Denar, was er im Vergleich zu anderen Regionen für eher rätselhaft („somewhat mysterious") erklärt. Als Mitverfasser von RPC und Autor von relevanten Passagen hat Burnett sich jedoch der Darstellung der Gleichsetzung Tetradrachme-Denar verpflichtet gefühlt und greift insbesondere in der Einführung zu „Alexandria" (RPC 1) auf Walker/King zurück.

47 48

49 50 51 52 53

West/Johnson (1944), 6 f. Keiner der soweit zitierten Forscher zum Thema „Tetradrachme gleich Denar" hat es der Mühe für wert gehalten, das „gleich" zu definieren. Genau in der Idee bzw. der Funktion der Gleichsetzung liegt aber das Kernproblem, wie noch deutlich werden wird. West/Johnson (1944), 10. West/Johnson (1944), 71 f. West/Johnson (1944), 174 (Tabelle) und 70f. (Aureus als Barren). Walker (Metrology 1), 155. Burnett, A., Coinage in the Roman World, London 1987, 45.

80

Das alexandrinische Währungssystem

Howgego 54 formuliert, die Tetradrachme und der Denar seien hypothetisch („notionally") im Wert einander gleich gewesen, was zur Verbindung mit dem Rest des Reiches beigetragen habe. Maresch 55 äußert sich (im Zusammenhang mit seinen Überlegungen zu Zweck und Charakter der jTQOööiayoa.(p6|ieva) deutlich und folgerichtig: Gara habe die Vermutung aus der Frühzeit der Papyrologie weiterzuführen versucht, daß bei der Wertbestimmung der Tetradrachmen das Verhältnis zwischen Tetradrachme und Denar eine Rolle gespielt habe. Der Unterschied des inneren Wertes des römischen und ägyptischen Silbergeldes lasse aber die Ableitung einer solchen Theorie nicht zu. Weiterhin komme hinzu, daß ausweislich der Papyri und Münzfunde der Denar in Ägypten als Zahlungsmittel nicht verwendet wurde. Damit, folgert Maresch richtigerweise, konnte es aber keinen Zwang geben, innerhalb Ägyptens Summen im Silberstandard auf den Denar zu gründen. Christiansen 56 hat in der Einleitung zu seinen quantitativen Studien die Gleichsetzung von Tetradrachme und Denar vertreten, wobei er für die Beweisführung auf Gara verweist, obwohl ihm fast alle von ihm selbst diskutierten Feststellungen und Meinungen Veranlassung zu neuer, unvoreingenommener Einschätzung geboten hätten. Tetradrachme und Denar stehen nur für jeweils einen Teil des alexandrinischen und römischen Münzwesens, die Silbermünzen. Welche Verbindungen hat die Forschung zwischen den römischen Aes-Prägungen und dem alexandrinischen Kupfermünzsystem gesehen?

5.3.3. Alexandrinische Kupfermünzen und reichsrömisches Aes Christiansen 57 hat die verschiedenen Auffassungen der Forschung zu diesen Punkten zusammengefaßt: • Metrologie des alexandrinischen Kupfers, • Verhältnis der alexandrinischen Nominale zu denen des Reiches. Unbeschadet seines eigenen Lösungsvorschlags scheint ihm insbesondere die Metrologie nicht zutreffend festgestellt, und er fordert weitere Forschung, welche den Nominaldurchmessern mehr Beachtung schenken solle als den Gewichten, dazu eine systematische Übersicht relevanter Papyri 58 . RPC 1 hat sich intensiv und mit vorzüglicher Materialaufbereitung Metrologie und vermuteten Beziehungen (letzteren zweifelnd) zum reichsrömischen Aes zugewendet, kann aber keine überzeugende metrologische Lösung vorschlagen. 54 55 56 57 58

Howgego, C., Ancient History from Coins, London and New York 1995, 121 und 125. Maresch (1996), 124 f. Christiansen (1988) 1, 11-14. Christiansen (1988) 2, 7-10. Es ist nicht sinnvoll, die von Christiansen vorgestellten Vorschläge von Schuman, Schwartz, Gara und Christiansen aufzuführen, da das einzig zutreffende System von Milne (auch wenn es unvollständig war) gleich zu Anfang der Diskussion praktisch verworfen wurde. - Für die Auswertung der Papyri: Maresch (1996), doch belegen diese nur, was auch aufgrund der Münzen als Quellenmaterial festgestellt werden konnte.

D a s Verhältnis des alexandrinischen zum reichsrömischen Münzwesen

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Beim Versuch, das Gewichtsverhältnis der Kupfernominale 59 für VI bis I mit 1 : 2 : 4 : 8 : 12 : 20 zur Ermittlung der metrologischen Zusammenhänge zu verwenden, wird von Burnett übersehen, daß der Ansatz insofern nicht statthaft ist, als die Nominale I und II erst unter Nero erscheinen und das System VI bis III bis Claudius stabil und kohärent geworden war. I und II wurden hinzugefügt zu einem Zeitpunkt, wo die Durchmesserabstufung in erheblicherem Maße zur Differenzierung beitrug, als die nicht proportionale (wenn auch nach wie vor vorhandene) Gewichtsdifferenzierung. In einer Untersuchung 60 der letzten ptolemäischen und der augusteischen Prägungen für Ägypten kommt Gara zu Überlegungen, die deutlich von der Annahme römischer Beeinflussung und Anpassung des ägyptischen Münzwesen gekennzeichnet sind: Es liege das Zeugnis für die [den augusteischen Kupferprägungen] unmittelbar folgenden Dezennien vor, wonach die theoretische Gleichwertigkeit von Tetradrachme und Denar gegeben sei. Theoretisch sei sie insofern, als der Denar (und römisches Münzgeld generell) nicht in Ägypten umlaufen konnte. Warum also, fragt Gara weiter, solle man für die späteren augusteischen Kupferprägungen Ägyptens nicht an eine Metrologie römischer Herkunft denken? Nachdem man sich einmal von Typologie und Gewicht der Ptolemäer verabschiedet habe, auf welche Vorlagen („modelli"), die unmittelbar verfügbar waren und die [gleichzeitig] kulturell und politisch annehmbar gewesen wären, um ein Provinzialmünzsystem erneut einzurichten, hätte man sich denn beziehen sollen, wenn nicht auf die im Imperium vorherrschenden? Zum Abschluß ihrer Überlegungen betrachtet Gara noch den Wandel der Typologie, der kaum noch ägyptische Typen aufweise, und führt auch deshalb das alexandrinische Münzwesen auf die dominierende Hauptrichtung („mainstream") des reichsrömischen Münzsystems zurück. Sie beendet ihre Ausführungen wie folgt: Nessuna continuitä in questo senso, nessuna ambiguitä in campo monetario: l'Egitto e provincia romana. Mit dieser dezidierten Forschungsauffassung, die ich in diesem und dem Abschnitt 5.3.2. nachzuzeichnen und darzustellen versucht habe, ist die kritische Auseinandersetzung dringend geboten, da die Rekonstruktion des alexandrinischen Münzwesens, wie in den Kapiteln 3 und 4 beschrieben, ganz andere Auffassungen nahelegt, die nicht von einer überlieferten Meinung geprägt sind und historisch schärfere und genauere Einblicke ermöglichen.

5.3.4. Ägypten - eine besondere Provinz und ein Wirtschaftsraum mit eigenem Binnenwährungssystem In den Abschnitten 5.3.2. und 5.3.3. wurden die in der Forschung bisher vermuteten Beziehungen zwischen alexandrinischen und reichsrömischen Silber- und Kupfermünzen nachgezeichnet. Zur Bestimmung des Verhältnisses zwischen dem alexandrinischen und dem reichsrömischen Münzwesen sind noch weitere Gegebenheiten zu berücksichtigen: Ägypten wurde bereits unter Ptolemaios I. ein geschlossenes Währungssystem (= Bin59 60

RPC 1,690. Gara, A., Egitto, The Coinage of the Roman World in the Late Republic, Burnett, Crawford [Hgg.], Oxford 1987, 153-163.

82

D a s alexandrinische Währungssystem

nenwährungssystem) 61 . Die Geographie des Landes mit den gut kontrollierbaren natürlichen Grenzen erleichterte Einführung und Beibehaltung. Augustus schreibt in seinem Tatenbericht: Aegyptum imperio populi [Ro]mani adieci. Al'yujtTOV 6f] 1.1,01) 'Pcofxoucov rp/£|iOviai Jtpoaedtr/a. - Ägypten habe ich dem Herrschaftsbereich des römischen Volkes hinzugefügt. 62 Hinter der lapidaren Kürze dieser Feststellung verbergen sich etliche besondere Gegebenheiten, über die Tacitus mitteilt 63 : Nam Augustus inter alia dominationis arcana, vetitis nisi permissu ingredi senatoribus aut equitibus Romanis inlustribus, seposuit Aegyptum, ne fame urgeret Italiam quisquis eam provinciam claustraque terrae ac maris quamvis levi praesidio adversum ingentes exercitus insedisset. - Tacitus hat also zu geheimnisvollen Maßnahmen der Herrschaftsausübung des Augustus gezählt, daß er sich Ägypten insofern vorbehielt, als es Senatoren und bedeutenden Männern aus dem Ritterstand verboten war, die Provinz ohne Erlaubnis zu betreten. Niemand - so die Begründung Tacitus - sollte mit Hunger Italien bedrohen können, falls er diese Provinz und ihre Schlüsselstellungen auf dem Festland und am Meer mit verhältnismäßig geringem Truppeneinsatz gegenüber außerordentlich großen Heeren besetzt hielte. Damit wird der besondere Status der Provinz deutlich, die einem Präfekten ritterlichen Standes unterstand, der gewissermaßen als „Vizekönig" d.h. als Vertreter des princeps fungierte. Die von Tacitus gegebene Begründung, die einleuchtend und auch zutreffend ist, umfaßt natürlich nicht das gesamte Spektrum der Gründe, die Oktavian/ Augustus veranlaßt haben, Ägypten einen Status zu verleihen, der es als in der Nähe einer kaiserlichen Domäne befindlich erscheinen ließ. Giovanni Geraci 64 hat die Überlieferungen detailliert geprüft und dabei festgestellt, daß eine umfangreiche Vermengung außenpolitischer, innenpolitischer, römischer, ägyptischer, rechtlicher, historischer, religiöser und soziologischer Motive und Gegebenheiten vorlag, welche insgesamt die von Augustus gefundene besondere Lösung als praktischen und weitsichtigen Kompromiß erscheinen läßt. Es ist im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich, auf einzelne Erwägungen Geracis einzugehen, soweit sie nicht schon im Kontext auftraten, wie z.B. die Einschätzung der Alexandriner als notorische Unruhestifter 65 oder Bellens66 Überlegungen zur Verbindung der Eroberung Ägyptens mit der Prinzipatsideologie. Vielmehr muß Milnes 67 Hinweis beachtet werden, daß der besondere Status Ägyptens Wirtschafts- und Währungsexperimente ermöglichte, die „ohne Störung durch römische Gesetze und Bräuche" abgewickelt werden konnten. Dieser Hinweis eröffnet eine Perspektive des Umfeldes bei der Entstehung des alexandrinischen Währungssystems. 61

62 63 64 65 66 67

Hazzard (1995), 75. - Burnett (1987), 45. - Howgego (1995), 52-54. - Christiansen (1988), 1 , 1 1 . Zu den Gründen 2.3. Res gestae, 27, 1. Tac. Ann. 2, 59, 3. Geraci, G., Genesi della provincia romana d'Egitto, Bologna 1983. Kap. 5.2. und Fräser (1972), 126-131. Bellen (1991), passim. Milne (Cat. Oxf.), XV: "... it was possible to try out experiments in Organization and management without any interference by appeals to Roman law or custom ...".

D a s Verhältnis des alexandrinischen zum reichsrömischen Münzwesen

83

Christiansen 68 stellt ebenfalls fest, daß Augustus und seine Nachfolger das isolierte Land fest im Griff behielten, es sei dies ein Teil der „arcana dominationis" gewesen und die alexandrinische Währung wiederum Teil dieses Systems. Die Auffassungen von Milne und Christiansen, daß Augustus wirtschafts- und währungspolitische Elemente bei der Festlegung des Status der Provinz Ägypten besonders berücksichtigte, wird von Fräser nachdrücklich geteilt, indem er überzeugend darstellt, wie die [hellenistische] Welt „des Vergnügens und des Talents" mit Augustus ein Ende fand. Anstelle der Kleopatra VII. trat der Präfekt Cornelius Gallus, der - sowenig wie seine Nachfolger - die schönen Künste belebte. Fortan, schreibt Fräser 69 , waren die Präfekten überwiegend Geschäftsleute, ein bewußtes Kalkül Augustus, der Ägypten auf den Stand eines gewinnbringenden Unternehmens unter effizientem Management reduzieren wollte. Ägypten blieb während des gesamten Prinzipats ein geschlossenes Währungssystem 70 , wie es dies unter den Ptolemäern gewesen war. Abgesehen von der Evidenz der Papyri - die nahezu ausschließlich die Verwendung einheimischer monetärer Begriffe belegen71 - ist in Ägypten in Funden fast nur alexandrinisches Münzgeld für die römische Zeit nachzuweisen (plus ptolemäische Münzen), jedoch praktisch kein reichsrömisches Nominal, weder Silber noch Kupfer. Angesichts der von Milne 72 in der Fundtabelle veröffentlichten Zahlen war dies bereits deutlich. Christiansen 73 hat das Verzeichnis der Fundmünzen römischer Zeit erheblich erweitert. Für unseren Betrachtungszeitraum kommen primär die Funde AI bis A25 mit Schlußdaten bis 68 in Betracht. Der Anteil alexandrinischer Münzen, die außerhalb Ägyptens gefunden wurden, ist so gering 74 , daß offensichtlich wird, daß sie im Geldumlauf außerhalb Ägyptens keine Rolle gespielt haben können. Es steht also fest, daß im ägyptischen Binnenwährungssystem nur alexandrinisches Münzgeld umgelaufen ist, und daß im „Rest des Reiches" keine alexandrinischen Münzen, sondern die Reichswährung (oder in der Zeit gültige und gängige Provinzialprägungen) im Umlauf waren. Daraus folgt zwingend, daß die beiden Währungssysteme („alexandrinisch" und „reichsrömisch") sich weder geographisch noch zeitlich überdeckten, womit aber jeder Gleichsetzung zwischen dem einen und dem anderen System der

68 69

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71

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74

Christiansen (1988) 1, 11. Fräser (1972), 809: "... we may ... regard ... the fact that the equestrian prefects were mostly men of business, as a deliberate calculation on the part of Augustus, who wished to see Egypt reduced to the status of a profitable enterprise under efficient management." West/Johnson (1944), 5, 89. - Christiansen (1988), passim. - Milne (Cat. Oxf.), XV. - Burnett (1987), 87f. - R P C 1, 13, 24f., 29f., 34, 36, 52-54, 688-690. - Howgego (1995), 59, 102, 128. - Wolters (1999), 44, F N 139. West/Johnson (1944), 63-73. - Die wenigen Belege für die Verwendung reichsrömischer Begriffe (Denar, Aureus) sind Ausnahmefälle, die sich aus den Umständen erklären, s. u. Milne (Cat. Oxf.), Fundtabelle - nicht paginiert - nach dem Bildteil. Christiansen, E., The Roman Coins of Alexandria 30 BC to A D 296: An Inventory of Coin Hoards. Coin Hoards Vol. VII, London 1985, 77-140. Christiansen (1985): A 161 bis A 188, fast alle aus dem späten 2. oder 3. Jahrhundert und damit unseren Betrachtungszeitraum nicht betreffend, so daß zu folgern ist, daß alexandrinische Münzen von Augustus bis Nero definitiv nicht als Zahlungsmittel außer Landes gelangt sind.

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Das alexandrinische Währungssystem

Boden entzogen ist, da die Münzen gar nicht miteinander in Berührung kamen. Sie waren im jeweils anderen System nicht gültig und konnten somit auch innerhalb des jeweiligen Währungsgebietes weder „gewechselt", noch „gleichgesetzt", noch „über-" oder „unterbewertet" werden75. Übrig bleibt folglich nur die Berührungslinie der beiden Währungssysteme beim Grenzübergang, bei Einreise in die (und analog beim Verlassen der) Provinz Ägypten. Das aber reduziert die Beziehung von alexandrinischer und Reichswährung auf die Frage des Wechselkurses, zu dem uns bisher die Überlieferung keine Hinweise bietet, so daß allenfalls Spekulationen möglich sind. Vorher kann jedoch überprüft werden, wie sich die absoluten Edelmetallgehalte von Tetradrachme und Denar seit den letzten Ptolemäern bis zu Neros Zeit verändert haben, nachdem die entsprechenden Daten - Kap. 3 - verfügbar sind (es ist damit nicht präjudiziert, daß diese Edelmetallgehalte allein wert- und währungsbestimmend gewesen wären die Diskussion dieser Problematik wird einen besonderen Abschnitt erfordern). Aus 3.8. und 3.10. ergibt sich (die Werte für die Reichsmünzen können nicht zufriedenstellen, da nach wie vor verläßliche und genaue Analysen fehlen) diese Tabelle: Herrscher

Nominal

Gewicht [g]

Feingehalt [Ag %]

Feingehalt absolut: [Ag-Anteil in g]

Kleopatra VII. J. 1-22 Tiberius Claudius Nero J. 3 Nero J. 5 Nero J. 10-12 Nero J. 13-14 späte Republik Augustus Tiberius Gaius Claudius Nero, vor der Reform von 64 Nero, nach der Reform von64 = J. 11/12

Tetradrachme Tetradrachme Tetradrachme Tetradrachme Tetradrachme Tetradrachme Tetradrachme Denar Denar Denar Denar Denar Denar

14,24... 13,2 13,2 13,2 13,2 13,2 13,2 13,2 3,86 3,85-0,2 3,85-0,25 3,8 - 0,15 3,85-0,25 3,65-0,1

36 ... 36 26 24 23 19 18,5 18 99-2 99-2/98-2 99-3/98 99-3/97,6 99-3/98 99-3/97,35

5,13 76 ... 4,75 3,43 3,17 3,04 2,51 2,44 2,38 3,82... 3,7477 3,81 ... 3,50 3,81 ... 3,46 3,71 ... 3,56 3,77 ... 3,53 3,55 ... 3,46

Denar

3,5-0,3

94-3/93,5

3,29 ... 2,91

75

Das Ausmaß der begrifflichen Verwirrung, die durch die unkritische „Gleichsetzung" von z.B. Tetradrachme und Denar entstanden ist, beleuchtet Walker, Metrology 1, 155f., unabsichtlich mit der Tabelle eine 23 %-„Überbewertung" der Tetradrachme von Claudius Jahr 1 bis Nero Jahr 4, die auf 67 % angestiegen sei (Nero Jahr 4 - Nero Jahr 10), wieder gesunken auf 37 % (Nero Jahr 11 Nero Jahr 13), um dann allmählich weiter abzunehmen. - Es ist bedauerlich, daß noch in den neuesten Veröffentlichungen, hier Wolters (1999), 44, FN 139, die sinnleere Bezeichnung „überbewertete Münzen" angeboten wird. 76 Kennzeichnet die theoretisch möglichen Maxima und Minima, woraus ein Toleranzband ermittelt wird, innerhalb dessen der korrekte Wert liegen muß. - Die Standardabweichungen der anderen Werte sind in 3.8. angegeben. " RRC 2, 592 (Gewichte); Hammer (1908), 92-95./RIC l 2 , 4f. (Feingehalte und Gewichte).

D a s Verhältnis des alexandrinischen zum reichsrömischen Münzwesen

85

Die berechneten absoluten Werte an Edelmetall sind in der Graphik 5.3.4.1. - Vergleich der Feingehalte alexandrinischer Tetradrachmen und reichsrömischer Denare zwischen 30 v. C. und 68 - dargestellt, sie erscheinen als Bänder 78 , weil die jeweiligen Maximal* und Minimalwerte eingearbeitet wurden, die sich aus den zugehörigen Höchst- und Tiefstwerten der Gewichte und der Feingehaltsprozentsätze bei der Errechnung ergeben 79 . Diese Bandbreiten sollen keine faktischen Genauigkeiten suggerieren, sie sind nur ein Indikator der wahrscheinlichen Schwankungen. Allerdings kommt es für die Erkenntnis des wesentlichen Zusammenhangs erfreulicherweise nicht auf besondere Genauigkeit an: Das Prinzip ist auch mit angenäherten Werten erkennbar. Es handelt sich um das mathematisch fundierte Prinzip, daß der Feingehaltverlauf einer Münzart als Funktion der Zeit, wobei diese Münzart von rund 5 g auf rund 2,4 g Feingewicht absinkt, im Vergleich zu dem Verlauf einer zweiten Münzart, die von rund 3,8 g bis rund 3 g im identischen Zeitraum absinkt, zu einem „Begegnen" der beiden Verlaufskurven führen muß. Genau dieser „Begegnungsbereich" 80 ist auf der Graphik mit zwei Pfeilen markiert; es ist das erstmalige Auftreten tiberianischer Tetradrachmen im Jahr 7, deren Feingehalt (3,43g) den der gleichzeitigen Denare (3,81 g ... 3,46g) unterschreitet. Die entscheidende Einsicht ist, daß bei diesen gegebenen Ausgangsbedingungen das Produkt aus Münzgewicht und Legierungsanteil von Edelmetall für die Tetradrachme den entsprechenden Wert für den Denar bei dem festgestellten Entwicklungsverlauf beider Münzarten einmal unterschreiten muß. Aber noch nicht einmal zu diesem Zeitpunkt sind die beiden Feingehalte gleich, denn bei dieser Art von Treppenkurve sind - völlig realitätskonform - ein und demselben Zeitpunkt mehrere Feingehaltswerte zugeordnet. Graphik 5.3.4.1. enthüllt also, daß auch unter diesem Aspekt eine Gleichsetzung der Werte nicht gefolgert werden kann. Sie zeigt noch mehr: Die Feingehalte entwickeln sich ganz unabhängig voneinander. Und es bildet sich kein uns definitiv bekanntes verlaufsbestimmendes Ereignis der einen Funktion (Tetradrachme) auf der anderen (Denar) ab (oder umgekehrt). Keine der Feingehaltsveränderungen des alexandrinischen Silbers ist in einen erkennbaren Zusammenhang mit dem Denar zu bringen. Die neronische Reform 64 - gekennzeichnet durch eine deutliche Reduzierung von Gewicht und Feingehalt des Denars - hat keinerlei Spur im Verlauf der alexandrinischen Feingehalte hinterlassen, sie streben zu diesem Zeitpunkt bereits ihrem Grenzwert entgegen und haben ihn nahezu erreicht (18%). Somit bestätigt die Diskussion der Graphik 5.3.4.1. die Feststellung, daß das alexandrinische Binnenwährungssystem ganz unabhängig vom reichsrömischen Münzwesen entstand, existierte und (gut) funktionierte.

78

79 80

Bei den Tetradrachmen habe ich für die alexandrinische Zeit den von mir ermittelten Standardwert, der eine andere Qualität als die Angaben zu den Denaren aufweist, zugrunde gelegt. - Die Standardabweichungen s zu den ermittelten Werten x sind in 3.8. verzeichnet. Die Graphik Christiansen (1988) 2, 87 ist - ausgehend von falschen Werten - leider wertlos. Es handelt sich mathematisch betrachtet nicht um einen Schnittpunkt, da an dieser Stelle mehrere Funktionswerte vorliegen.

86

Das alexandrinische Währungssystem

Ein definiertes Verhältnis des alexandrinischen zum reichsrömischen Münzwesen ist nicht nachvollziehbar, und es hat zu keinem Zeitpunkt existiert 81 . Weder gab es irgendeinen geographischen Bereich, in dem Nominale beider Währungen zirkulierten, noch gab es Veränderungen des alexandrinischen Binnenwährungssystems, die mit denen der Reichsmünzen verbunden werden können: Es gibt keine funktionelle Interdependenz. Es ist also an der Zeit, die Vorstellung der Abhängigkeit der alexandrinischen Währung vom römischen Währungssystem aufzugeben, da die bisherigen Vermutungen widerlegt sind. Es gibt auch keine Gleichheiten oder Wertgleichheiten zwischen Denar und Tetradrachme (auch nicht zwischen Sesterz und Drachme), unbeschadet der Hartnäckigkeit, mit der die Forschung (5.3.2.; 5.3.3.) diese Vorstellung entwickelt hat und bis heute vorbringt. Bei der Beurteilung der Unabhängigkeit und Funktionalität der alexandrinischen Währung ist noch der sehr hohe Monetarisierungsgrad des Landes, die umfassende Durchdringung mit Geld, seine verbreitete Verwendung auch bei alltäglichen82 Geschäften zu bedenken 83 . Diese hochgradige Monetarisierung ist auch für das weitverbreitete Kreditwesen bezeugt; Howgego zählt Kreditgeber auf, auch das Bankwesen sei hier erwähnt. 84 Damit ist auch kein Raum für die früher vertretene Meinung 85 , die y.woa habe wenig Bedarf an Münzgeld gehabt, das Gegenteil ist der Fall. Auch die legendäre Prosperität Alexandrias ist mit der umfassenden Verbreitung des Münzgeldes verknüpft 86 . In der Zeit der julisch-claudischen Dynastie erfuhr der römische Fernhandel mit dem Osten eine beachtliche Steigerung. Im Rahmen dieser Arbeit ist zu untersuchen, ob der Handel, der auf dem Land- und Flußweg über Ägypten führte und die ägyptischen

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Das untergräbt keinesfalls „die Herrschaft Roms über die Provinz", nur wird oft unterschätzt, wie viele Institutionen erworbener Gebiete Rom unverändert beließ, aus welchen (diversen) Gründen auch immer. Hierzu P. Oxy. 736, ca. 1 n.C., das eindrucksvolle Abbild einer Alltagsbuchführung ganz gängiger Kleinausgaben, ein „Hauswirtschaftbuch", das die Verwendung des Münzgeldes für kleine Transaktionen belegt: „... 17.: Milch für die Kinder '/2 Obol, reines Weizenbrot '/2 Obol; 18.: An Sekundus für einen Kuchen für die Kinder >/2 Obol; ... 24.: Mahlen von 1 Artaba Weizen 4 Obole, 2 Maß Gurken 2 Obole, Salz 1 Obol, Faden und Nadel 1 Obol, Mahlen von 1 Artaba Weizen durch Theodoras 4 Obole, reines Weizenbrot für Ph ... 1 Drachme, Taube für die Kinder 1 Obol, reines Weizenbrot für diese '/2 Obol, an Sekundus für einen Kuchen für die Kinder '/2 Obol, und für Mehl '/2 Obol, Milch '/2 Obol, Parfüm für den Versand der Mumie von Pasis Tochter 1 Dr. . . . " . - Burnett (1987), 97, mit auszugsweiser Wiedergabe. - Select Papyri 1, 186. Howgego (1992), 16: Papyri from Egypt reveal a highly monetized economy in which barter had only a small place. - Weiter: 21, 26, 29. Howgego (1992), 14: Kreditgeber; 15: Bankwesen. Milne (Cat. Oxf.), XVI, XIX. Schließlich ist die Existenz von Münzautomaten verbürgt: Herons vielzitierter Weihwasserautomat, der „Fünfer" verlangte (5 Rechendrachmen, Kap. 4.3.), bezeugt in diesem Zusammenhang durchaus Verbreitung und Verfügbarkeit von Kleingeld. - Heron, Pneum. 1,21. Technik: Landeis, J., Die Technik in der antiken Welt, München 41989, 246 (knapp und polemisch). - „Fünfer": Maresch (1996), 96 f. (auch FN 4 wegen der noch nicht gesicherten Lebenszeit Herons). - Test. Num., 526 (Nr. 911).

D a s Verhältnis des alexandrinischen zum reichsrömischen Münzwesen

87

Häfen des Roten Meeres einerseits und Alexandria andererseits einbezog87, Zusammenhänge mit dem alexandrinischen Währungssystem aufweist. Der übliche Ablauf wird nach Bopearachchi in Weerakkodys Untersuchung über Taprobane (Sri Lanka, Ceylon) beschrieben88; die Schiffe verließen die Häfen Richtung Indien, nachdem die Exportgüter nilaufwärts nach Coptus, von dort per Kamel oder Esel durch die Wüste zur Küste gelangt waren; der beste Abreisemonat war Juli, begünstigt vom Südwestmonsun passierten die Schiffe zunächst den Golf von Aden, um dann die indische Westküste im September oder Oktober zu erreichen. Um die nordöstlichen Monsunwinde abzupassen, mußten die Seefahrer die Rückfahrt spätestens im November antreten. Im Normalfall verblieb damit etwa ein Monat zum Verkauf der mitgebrachten Güter und zum Einkauf und Einladen der Importwaren. Neuere Untersuchungen haben verdeutlicht, daß die Monsunpassage seit dem Ende des 2. Jahrhunderts v. C. bekannt war89, doch war der Umfang der Aktivitäten zunächst eher gering, weil in der Zeit der letzten Ptolemäer die Voraussetzungen noch nicht in ausreichendem Maße vorlagen. Erst unter Augustus und seinen Nachfolgern änderten sich die administrativen und wirtschaftlichen Gegebenheiten, die Nachfrage nach den Überseeimporten nahm zu, und der Fernhandel erreichte einen bedeutenden Umfang. 90 Die Importwaren wiesen eine beachtliche Vielfalt auf: Seide, Gewürze, Tiere, Edelsteine - diese und viele andere Güter sind im Rahmen der Forschungsarbeiten über den Fernhandel differenziert betrachtet worden, auch die Exportgüter, zu denen u.a. Keramik und Glas gehörten.91 Es ist offensichtlich, daß die Importwaren zwar teilweise aus dem Erlös der Exportgüter finanziert wurden, doch wurde auch ausweislich der umfangreichen Münzfunde

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Hölbl (1994), 56 (Städtegründungen). - Den seit der Perserzeit versandeten Vorläufer des Suezkanals ließ Ptolemaios II. 270/69 v. C. instandsetzen, zur Zeit der letzten Ptolemäer und in unserem Betrachtungszeitraum war diese Schiffspassage erneut versandet, Hölbl (1994), 55. - Erst unter Trajan war die Instandsetzung dieses Wasserweges wieder ein Projekt, Raschke, M., New Studies in Roman Commerce with the East, A N R W II, 9, 2 (1978), 649. - Zur Zeit der julisch-claudischen Dynastie war diese Schiffahrtsstraße nicht verwendbar. Weerakkody, D., Taprobane, Ancient Sri Lanka as known to Greeks and Romans, Turnhout 1997, XVIII f. und 3. Dihle, A., Die entdeckungsgeschichtlichen Voraussetzungen des Indienhandels der römischen Kaiserzeit, A N R W II, 9, 2, Berlin/New York 1978, 546-558. - Ferguson, J., China and Rome, ANRW II, 9, 2 (1978), 585. - Fräser (1972), 184 präzisiert: 120 ... 100 v.C., eventuell 120-90 v.C. Fräser (1972), 181-184, 801-802. - Raschke (1978), 662: "It was the swift and dramatic return of wealth and prosperity to the Mediterranean world after 30 B.C. which lead to the enormous increase in Red Sea and Indian Ocean commerce of which we know from Strabo, Pliny and the 'Periplus'." Dihle (1978), passim. Ferguson (1978), passim. Raschke (1978), passim. Fräser (1972), 132-188, 794-812. Hölbl (1994), 53-64. - Außerdem neuere Arbeiten, wie z.B. die Untersuchungen über die Handelsbeziehungen zu Taprobane (Sri Lanka): Weerakkody (1997), passim und Faller, S., Taprobane im Wandel der Zeit, Stuttgart 2000 mit durchgehender Würdigung der griechischen und lateinischen Quellen zwischen Alexanderzug und Spätantike. - Sowohl Weerakkody (Umschlagbild) als auch Faller, 241 (Tafel E) mit Hinweis auf die Tabula Peutingeriana (letztes Blatt).

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Das alexandrinische Währungssystem

mit römischen Denaren und Aurei bezahlt 92 , was nicht implizieren soll, daß die geprägten Metallstücke von genormtem Gewicht aus Silber und Gold als Münzen in Indien angenommen wurden, man wird sie als Edelmetallbarren entgegengenommen haben. Nicht gefunden (jedenfalls nicht in auch nur annähernd relevanten Stückzahlen) wurde in Indien alexandrinisches Geld - dies wurde bereits am Anfang dieses Abschnitts dargelegt. Die sinngemäß entsprechende Feststellung wurde bereits für Ägypten getroffen: Es sind keine währungsrelevanten Funde von römischen Münzen bekannt geworden. Das bedeutet - was auch angesichts der Warenströme deutlich geworden ist - einen Transitverkehr durch Ägypten. Dieser Transit hat das alexandrinische Binnenwährungssystem nicht betroffen 93 . Für den Fernhandel kam nur Gold und Silber von hohem Feingehalt 94 in Frage, das offensichtlich mit Genehmigung der römischen Behörden das Land in Form von Münzen und Edelmetall passierte.95 Howgego hat diesen Ablauf behandelt und betont den bereits erwähnten Warencharakter der als Edelmetallbarren verwendeten Münzen. 96 Zweifellos haben von diesem Transithandel auch Bewohner Ägyptens profitiert, soweit sie mit Transport, Edelmetallhandel, Schiffsbau, Exportwarenerzeugung (z. B. alexandrinisches Glas) u.ä. befaßt waren. Im Binnenland mußte man sich dabei der Binnenwährung bedienen, wozu die „Inlandssteuern", eine Art Binnenzölle, die an Gaugrenzen und bestimmten Gebietsgrenzen erhoben wurden, beitrugen. Sie wurden in der gleichen Währung erhoben und bezahlt wie alle anderen Steuern, d.h. in alexandrinischem Geld. 97 Durch Importzölle an den Grenzen der Provinz profitierte die Regierung am Transithandel, sowie in jedem Fall an Importen für Ägypten. West/Johnson halten es für offensichtlich, daß in römischer Zeit (nach ptolemäischem Vorbild) alles fremde Geld am Grenzübergang umgetauscht werden mußte 98 , soweit nicht Denare, Aurei und Edel-

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Raschke (1978), 665-670 (Nur für die Funde. - Die Ausführungen Raschkes zu numismatischen Fragen sind mit großer Zurückhaltung zu betrachten.) Wolters (1999), 393 F N 188, konstatiert, daß der Indienhandel durch Ägypten ging, es sei aber völlig unbekannt, ob es möglich gewesen wäre, reichsrömische Münzen gewissermaßen als Waren durch Ägypten zu transportieren. Es wird wohl anders nicht möglich gewesen sein als durch physischen Transport, wobei der juristische Status (Konsignationsware?, Zollverschluß?, Regierungsgut?) nicht überliefert, aber meines Erachtens auch von untergeordnetem Interesse ist. - Sicher ist, daß keine Devisentransaktion unter Einbeziehung Ägyptens erfolgt sein kann, was auch Wolters klar ist, weshalb seine implizite Frage unnötig bemüht erscheint. West/Johnson (1944), 89f. West/Johnson (1933), 93: "... Roman government evidently permitted the passage of gold and silver coins and bullion to Coptos for the use of traders with India." Howgego (1995), 104. Fräser (1972), 149 (Binnenzollgebiete). - Maresch (1996), passim. - West/Johnson (1944), 65-71. West/Johnson (1944), 89, beschränken dies auf Kaufleute, die Binnengeschäfte tätigen wollen. West/Johnson, 182 zitieren das Gnomon des Idios Logos § 106 (BGU V) und gehen zum einen davon aus, daß es eine Schutzbestimmung für die Landesbewohner beim Wechseln von Kupfer- in Silbergeld war: „Eine Münze in mehr Kleingeld umzuwechseln als sie Wert hat, ist nicht erlaubt." Diese Auffassung wird von Uxkull-Gyllenband, BGU V, 2, 103f. ähnlich vertreten. Riccobono, S.,

Die Akzeptanz der alexandrinischen Münzen

89

metalle als Waren für den Fernhandel betroffen waren. Christiansen teilt diese Auffassung." Aus der Betrachtung des römischen Fernhandels, der durch Ägypten verlief, ist kein Anhaltspunkt für eine Vermischung oder ein paralleles Existieren der alexandrinischen und der Reichswährung zu gewinnen. Auch bei diesen Abläufen blieb die alexandrinische Währung auf das Binnenland beschränkt und war in Ägypten die einzige kurante Währung. Unbezweifelbar ist, daß von den für die Währung und damit die Legierungsgehalte der Nominale Zuständigen die Entscheidung ausgegangen ist, den Stater im Jahre 7 des Tiberius mit 26% Silbergehalt auszubringen. Ob hier eine kaiserliche Direktive, die Erwartung oder Kenntnis einer kaiserlichen Meinung, eine gewisse „Besatzermentalität", die Fortsetzung einer unter Kleopatra VII. bereits erfolgten Praxis oder schlicht haushälterischer Umgang mit Edelmetall die Entscheidung beeinflußt haben, wissen wir nicht. Die kaiserliche Finanzverwaltung hat jedoch zweifellos aus diesem erfolgreichen Konzept gelernt: Die gewonnenen Erfahrungen wurden immer wieder in der Praxis der Münzerzeugung angewendet. Wie konnte dieser Prozeß der Feingehaltsreduzierung in Ägypten so drastisch möglich werden, wo doch im Rest des Imperiums im selben Zeitraum noch praktisch reines Edelmetall geprägt wurde? Viele Voraussetzungen dieser Veränderungen haben wir kennengelernt und im vorliegenden Abschnitt (5.3.) zusammengestellt und erörtert. Jedoch wurde ein wesentlicher Punkt ausgelassen, der in einem eigenen Abschnitt diskutiert werden soll: Die Frage der Akzeptanz von Silbermünzen mit einem Silbergehalt zwischen 36% und 18%, unter Berücksichtigung der Problematik der ehrwürdigen Differenzierung zwischen Wert- und Kreditgeld, Gresham's „Gesetz" und der speziellen Frage der visuellen Akzeptanz, die durchaus von der Akzeptanz aufgrund obrigkeitlicher Anordnung oder auch aufgrund realen Wissens unterschieden ist.

5.4. Die Akzeptanz der alexandrinischen Münzen Vor der Erfindung der Münzen gab es bereits die Wertschätzung von Metallen, aus denen sie - nicht zufallig - hergestellt werden. Diese Wertschätzung war abgestuft: An erster Stelle stand Gold, es folgte Silber, dann Kupfer 10°. Das Bewußtsein vom Wert der

99 100

II gnomon dell' Idios Logos, Palermo 1950, 246 f. kommentiert im gleichen Sinn. Die andere von West und Johnson aufgezeigte Interpretationsmöglichkeit bezöge sich auf den Umtausch ausländischen Geldes in Alexandria. Dies ist zwar nicht zu widerlegen, doch sehe ich keine Möglichkeit einer Herleitung aus dem Text. Die beiden o. g. Kommentatoren haben diese Möglichkeit nicht in Betracht gezogen. Christiansen (1988) 1, 11. Ob Elektron als Metall sui generis verstanden wurde, ist nicht ganz sicher. Es wäre auch naiv, in der Systematik die Einstufung des Eisens (Hes. erg. 176, yevot; oiöriQeov) angesichts der offensichtlichen Nützlichkeit dieses Metalls mit Bedenken zu betrachten; wenn überhaupt, läßt sich für die Maßstabsbildung die chemische Beständigkeit heranziehen. Vgl.: Forbes, R., Studies in Ancient Technology, Vol. VIII, Leiden 1971, 1 f.

90

Das alexandrinische Währungssystem

Metalle und ihrer Relation zueinander zieht sich von Hesiod erg. 110 (xQweov yevog), 127 (yevog doy-uoeov), 143 f. (yevoq xö-Xmiov) bis zu den Leistungs- und Ehrenzeichen101 dieser Tage durch das menschliche Bewußtsein. Auch die Bewohner des ptolemäischen Reiches und der Provinz Ägypten unterlagen diesem in den tieferen Schichten des Bewußtseins angesiedelten Gefühl: „People knew and cared how much precious metal was in their coinage." 102 Es bedarf also durchaus der kritischen Nachfrage, wenn irgendwann der Edelmetallgehalt einer Münze soweit sinkt, daß er nur noch 1/2, V3, V4 oder '/ 5 und weniger beträgt. Diesen Fall kennen wir seit Auletes letztem Regierungsjahr und von Anfang an für die Regierungszeit der Kleopatra und später die des julisch-claudischen Hauses. Dabei ist die handliche Unterscheidung zwischen Wert- und Kreditmünzen - nützlich zum Beispiel für die Klassifizierung der Münzen des deutschen Kaiserreiches nach 1871 auf die alexandrinischen Silbermünzen nicht anwendbar. Im Regelfall - gestützt auf eine Jahrhunderte währende Praxis - zogen die Menschen der Antike diejenige Münze vor, welche ganz aus dem jeweiligen Edelmetall bestand. 103 Wenn sie also auch stark legiertes Geld mit den oben genannten geringen Edelmetallanteilen akzeptierten, mußten dafür entsprechende Bedingungen vorliegen, die für die Akzeptanz günstig waren. Viele davon sind uns bereits bekannt: • Ägypten als geschlossenes Währungssystem (keine Konkurrenz fremder Währungen, „Greshams Gesetz" findet nachweislich keine Anwendung) 104 , • im Prinzipat ist Ägypten durch seinen besonderen Status noch zusätzlich gegen äußere Einflüsse abgeschottet, • bei gegebener starker Durchdringung des Landes mit Münzgeld Bereitschaft des Staates, jede Steuerzahlung in kuranten Münzen anzunehmen, • lange Tradition der Münzverwendung bis hinab zum Kleinhandelsgeschäft, • lange Tradition der Münzverwendung bei der Lohnzahlung, • Thesaurierung erworbenen Vermögens nicht nur durch Kurantmünzen, sondern auch durch Schmuck und Behandlung von Goldmünzen als Barren möglich, • langandauernde Verwendung vertrauter Standardnominale (Silberstater), • fast keine Abhängigkeit von Importen, • nicht nennenswerte Inflationsrate im Betrachtungszeitraum. Nicht erwähnt sind die Motive des Staates bei der Verringerung des Edelmetallgehaltes (eventuell zusammen mit Gewichtsreduzierungen), obgleich diese in jedem Fall einen interessanten und immer wieder behandelten Forschungsgegenstand darstellen, weil es um die Frage der Akzeptanz, also der Aufnahme der Münzen bei den Empfängern und Benutzern geht: Dies ist die Zielrichtung der Untersuchung.

101 102 103

104

Z.B. Olympiamedaillen, Orden, Leistungsabzeichen, Verdienstauszeichnungen. Howgego (1995), 125, wobei er diese Aussage im Zusammenhang mit Abwertungen trifft. Die Darstellung kann hier nur kursorisch sein und die Entwicklung des griechischen und römischen Münzwesens muß insofern als bekannt vorausgesetzt werden. Das gilt auch für die Funktion der Metalle und die Metrologie. Damit entfällt auch Gieseckes (1930) Vermutung vom „Kipper- und Wippersystem".

Die Akzeptanz der alexandrinischen Münzen

91

Wesentliche Aufklärung hat zu dieser Thematik Hasler 105 geleistet: In Anerkennung der verschiedenen Funktionen des Münzgeldes - allgemeines Tauschmittel, rechtsgültiges Zahlungsmittel, Preisausdrucksmittel und Wertaufbewahrungsmittel - fragt er nach der Stellung des (Münz-)Geldes im römischen Recht, um zu klären, ob außer dem Stoffgehalt/Edelmetallgehalt/valor intrinsecus der Münzen noch andere wertbestimmende und die Akzeptanz fördernde oder ermöglichende Faktoren auszumachen sind. Hasler 106 hat als römische Auffassung vom Wesen des Münzgeldes herausgearbeitet: 1. Geld (pecunia) sei ein aus dem ursprünglichen Warentausch hervorgegangenes „Zwischentauschmittel", für das man einen bestimmten Stoff (materia) gewählt habe. 2. Dieser Stoff müsse der Bedingung genügen, daß er eine Wertschätzung erfährt, die allgemein akzeptiert und beständig ist (publica ac perpetua aestimatio). 3. Zweite Bedingung für die Gültigkeit des „Zwischentauschmittels" sei die Gleichförmigkeit der Werteinheit (aequalitas quantitatis). 4. Letzte Bedingung für das Vorliegen von Münzgeld sei, daß der gewählte Stoff, der allen bisher genannten Voraussetzungen genügt, in eine „staatlich sanktionierte Form [gebracht], also geprägt" ist (forma publica percussa). Diese Feststellungen Haslers sind zu teilen, und man muß seiner Einsicht zustimmen, daß die römische Auffassung vom Wesen des Zwischentauschmittels Münzgeld fast als modern zu bezeichnen ist. Seine Feststellungen beziehen sich auf das reichsrömische Währungsgebiet, es gibt jedoch keine Bedenken, sie auf das alexandrinische Währungssystem zu übertragen. Die juristischen Auffassungen des Reiches können für die Verwaltung und Finanzbehörden der Provinz nur als bindend und maßgeblich verstanden werden. Davon abgesehen ist der reale Befund des alexandrinischen Münzwesens selbst, seiner Nominale und ihrer Feingehalte, Beweis für die Gültigkeit der gewonnenen Einsichten. Dazu gehört die Sicherung der Massengewohnheit der Annahme der Münzen unter Erhaltung der staatlichen Wertgarantie 107 . Zutreffend bemerkt Hasler 108 , daß römischer Vorstellung ein völlig stoffwertloses Geld fremd ist, dies muß insofern stark betont werden, als der Charakter der forma publica, der staatlich sanktionierten Form, ein Aspekt der Münzen ist, der nicht für sich allein stehen kann und nur auf der Grundlage des Stoffwertes und mit diesem verbunden zu dem definierten Münzgeldbegriff führt. 109 So erklären sich auch die vielfältigen Strafbestimmungen im Zusammenhang mit Münzdelikten. 110 Soweit es um die Frage

105

106 107 108 109

110

Hasler, K., Studien zu Wesen und Wert des Geldes in der römischen Kaiserzeit von Augustus bis Severus Alexander, Bochum 1980. Hasler (1980), 62-66. Hasler (1980), 88. Hasler (1980), 116. Das beantwortet auch die sehr interessante Frage nach den Minimalzusätzen an Edelmetall in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts, die Moesta/Franke (1995), 133, „etwas mystisch" vorkommen. Hasler (1980), 95, erkennt allerdings „argentum pustulatum" im Zusammenhang mit Neros Edelmetalleintreibung nicht als das, was es ist, ein „Feinsilberbarren": Vgl. Moesta/Franke (1995), 66 mit Abbildung. - Die Strafbestimmungen 85-103.

92

D a s alexandrinische Währungssystem

geht, ob die Abbildungen des Kaisers auf Münzen „sakrosankt" waren, so daß jede zerstörende Münzprüfung (Prüfeinhieb beispielsweise) als „Majestätsbeleidigung", oder wie Christiansen 111 meint, als Hochverrat verfolgt worden wäre, ist sicherlich erhebliche Skepsis angebracht. Hätte Neugier oder Mißtrauen den Besitzer von Silbergeld dazu bewogen, eine alexandrinische Tetradrachme am Rand etwas intensiver (als mit dem Probierstein) an einer rauhen Fläche (Stein) anzuschleifen, wäre er mit größter Wahrscheinlichkeit auf die rötliche Kernsubstanzfarbe, Kennzeichen des Kupferanteils, gestoßen. Daß derartig geprüfte Münzen nicht bekannt geworden sind 112 (angesichts der erheblichen noch vorhandenen Stückzahlen) deutet sehr stark darauf hin, daß man in Ägypten mit der Währung zufrieden war, sie nicht in Frage stellte und sie in jeder Hinsicht akzeptierte. 113 Wolters 114 hat sich zu dieser Thematik geäußert, dabei wird jedoch manches nicht mit der wünschenswerten Deutlichkeit dargestellt. Soweit die wenig glückliche Verteidigung von Walkers Metrologie betroffen ist, wird hierauf noch im „metallurgischen Anhang" dieser Arbeit einzugehen sein. Im Zusammenhang mit der Akzeptanz des Geldes ist dabei häufig von einer Prägung al marco 115 die Rede, wobei unmöglich ist zu erkennen, was eigentlich wirklich mit diesem Begriff ausgesagt werden soll. Sofern man Gewichtstoleranzen meint, sind diese auch so zu benennen und quantitativ einzugrenzen. Falls man etwas über die Fertigungstechnik auszudrücken wünscht, sollte dies präzise formuliert werden. Im Zusammenhang bleibt der Begriff aussagearm, wenngleich die Eingangsdefinition zu Wolters Kap. 6.3. ansonsten zutreffend ist. Maßgebend für die Akzeptanz einer Münze ist jedoch jenseits allen Wissens und Vertrauens in die forma publica noch der Faktor der optischen Erscheinung, besonders der Silbermünzen, um die es sich im alexandrinischen Währungsraum als einzige edelmetallhaltige Münzen handelt. Diesen Faktor möchte ich als visuelle Akzeptanz bezeichnen. Er gründet sich auf das äußere Erscheinungsbild der (Silber-)Münze. Dieses Erscheinungsbild ist - soweit es auf den Silbergehalt ankommt - durch Klang des Münzkörpers (hier unbedeutend), helle reflektierende Silberfarbe und Glanz gekennzeichnet.

111 112

113

114 115

Christiansen (1988), 1, 13: "high treason". Vielleicht wurden sie auch nicht erkannt oder von Münzsammlern als Henkelspuren gedeutet. Die Probe CLAU-1 hat eine Anbohrung oder Anfeilung, die der Vorbesitzer jedoch als Aushöhlung aufgrund intensiver Reinigung bezeichnet. Die Münze stammt (wie TIB 7-3) aus Fund A 18, Christiansen (1985). Insofern ist wahrscheinlich doch etwas über die „Geldwertauffassung" - Hasler (1980), 117 - der Bevölkerung bekannt; allerdings geht Hasler von der römischen Bevölkerung aus. Wolters (1999), 341-394. Wolters (1999), 371. - Ich halte die Verwendung des Begriffes al marco in den Währungsverhältnissen der Kipper und Wipper für angemessen und aussagefähig. Ihn auf römische Denare oder gar Aurei anzuwenden, scheint mir nicht richtig, auch wenn konzidiert werden soll, daß Denare nicht so stückgewichtskonstant ausgebracht wurden, wie das nach dem Stand der (Wäge-)Technik der Zeit möglich gewesen wäre. Grundsätzlich richtig, wenn auch nur summarisch behandelt, die Möglichkeiten der Schrötlingsherstellung Wolters (1999), lOOf. Dort ist von einem mittleren Sollgewicht zutreffend die Rede, und es „war - abgesehen von den Goldmünzen - ein Nachjustieren ... nicht mehr erforderlich." Wenn das nun so ist, welche Erkenntnis soll noch durch die Eigenschaft „al marco" vermittelt werden?

93

Die Akzeptanz der alexandrinischen Münzen

Die helle Silberfarbe ist auf Farbtafel 4 am besten bei den Referenzproben 1 Mark-14, 5 DM-70, 2 '/2 SGR-72 und 1 SGR-73 zu erkennen. Bei folgenden untersuchten Münzen tritt sie auf den Farbtafeln 1 bis 3 gut hervor: KLEO 17, TIB 7-1, TIB 7-2, TIB-14, CLAU-6, NERO-3 und -5, NERO-IO bis -13." 6 Von der Liste der untersuchten Münzen sind uns - genau wie von den Referenzproben - die Silbergehalte bekannt: Sie decken sich nicht mit dem visuellen Eindruck der Münzen. Sehen wir einmal von der Verschmutzung der Oberfläche einer Münze wie AUL-30 oder TIB 7-3 (Anhaftungen) ab, geben uns jedoch (unabhängig von dem durch die Mikrofluoreszenzanalyse gewonnenen verläßlichen Wissen) die auf den Farbtafeln jedem Objekt zugeordneten Schliffe der Ränder Aufschluß über den Feingehalt. Allerdings sind diese nicht leicht zu quantifizieren.117 Das ist aber ein sekundäres Problem, denn eine Skala aufeinanderfolgender Farbtöne läßt sich durchaus zusammenstellen. Farbtafel 4 gibt uns die folgenden Werte vor: Objekt

Farbton des Schliffes

Silbergehalt [%]

1 Mark-14 5 DM-70 2 '/ 2 SGR-72 1 SGR-70 1 KRZ-60/-67

silberweiß, ohne Tönung leicht gelbliche Tönung kupfer-rosa kupfer-rosa-rot lebhaft-kupfer-rosa-rot

90 62,5 37,5 22 16,7

Damit ist es möglich, die Münzen der Farbtafeln 1 bis 3 in bezug auf ihren Silbergehalt einzuordnen; man kann z. B. folgendes unmittelbar „ersehen": •

nur das Objekt KLEO-17 weist einen sehr hohen Silbergehalt auf, der sich mit 1 Mark-14 vergleichen läßt, • alle anderen Objekte liegen unter 5 DM-70 ausweislich ihrer rosa oder rötlichen Färbung, • AUL-30 erscheint tiefgelb/schwachrosa,

116

117

Reflexion wird bei Fotografien bzw. Scans tunlichst vermieden, da sie den Bildeindruck unkenntlich machen kann; Glanz ist ein eher physiologisches als physikalisch gut faßbares Phänomen: wir konzentrieren uns also auf die Silber„farbe". - Pohl, R., Optik und Atomphysik, Berlin u.a. '1954, 345, § 269: Entstehung des Glanzes. Moesta/Franke (1995), 156, schließen mit den Worten: „Ohne jeden Zweifel hat die Farbe des Metalls eine wichtige Rolle bei der Akzeptanz des Geldes gespielt: Wenn vielleicht auch Fachleute wie Wechsler oder erfahrene Händler den wirklichen Wert einer Münze durchschauen konnten, so blieb der „Normalverbraucher" doch auf den Augenschein angewiesen. Sind die Prägungen gut und mit anerkannten Stempeln gemacht, bleibt als Wertkriterium nur die Farbe des Metalls. In diesem Zusammenhang muß bedauert werden, daß Farbanalysen von Münzen noch nie veröffentlicht wurden. Hier wären interessante Einblicke in Zusammenhänge zwischen Entwicklungsreizen für die Legierungstechnik und den praktischen Erfordernissen der Herrschaft bei der jeweiligen Mentalität der Zeit zu erwarten." - Ich habe mir bei der Probenvorbereitung - was sich aufdrängte - vor dem Ergebnis der Analyse anhand des Schliffaussehens die Frage nach dem zu erwartenden Feingehalt gestellt. Eine Korrelation zeichnete sich durchaus ab.

94

Das alexandrinische Währungssystem



KLEO-16 zeigt deutlich zwei verschiedene Zonen: Die eine nahezu silbrig, die andere definitiv rosa, • KLEO-19 stellt sich im Vergleich zu TIB 7-1 u. f. mit hellerem Rosa dar, während TIB 7-1 f. kräftiger in Richtung rosa-rot getönte Schliffe aufweisen, • TIB-14 bis NERO-5 erscheinen ähnlich, während NERO-IO bis NERO-13 deutlich dunkler rosa-rot im Vergleich zu diesen sind. Vergleicht man diese Aufreihung mit den ermittelten Analysewerten für den Silber- (bzw. Kupfer-)Gehalt, wird eine echte Korrelation deutlich. Für eine bessere Quantifizierung, die allerdings meines Erachtens nur innerhalb von bestimmten Spannen oder Bereichen möglich ist, können die Schliff-Scans, die hier den Münzabbildungen aus Gründen der Übersichtlichkeit zugeordnet wurden, erheblich vergrößert werden und bieten dann besser vergleichbare Farbflächen. 118 Wie weit mit Erfahrung und Übung die Farbdifferenzierung des menschlichen Auges reichen kann, wird dadurch bestätigt, daß der Deutschen Bundesbank sehr stark im Umlauf abgenutzte 5 DM-Münzen (Jäger 387 von 1951 bis 1974) in Einzelfällen unter dem Verdacht, Fälschungen aus Messing zu sein (die es auch gab), zugesandt wurden, weil die leicht gelbliche Tönung nach teilweisem Abrieb der Anreicherungsschicht zu sehen war.119 Betrachtet man nun erneut Referenzproben und untersuchte Münzen, so wird deutlich, daß vor allem die antiken Münzen, wenn man insbesondere fähig ist, Verschmutzung und Flecken mitlagernder Kupfermünzen gedanklich zu kompensieren, eine vorzügliche, oft glänzende, silberfarbene Oberfläche aufweisen, unter der niemand den rötlichen Kern bei naiver Betrachtung vermuten würde 120 . Bulk-Analysen 121 mit Röntgenfluoreszenzanalysegeräten haben die hohe Anreicherungsqualität der Oberflächen bei Ag-Cu-Systemen bestätigt. Nach Kalibrierung mit Referenzproben identisch oder entsprechend Farbtafel 4 (und 3.3.1.) für 16 2 / 3 %, 22%, 37,5%, 50% und 90% wurden bei der Bulk-Analyse für drei tiberianische Tetradrachmen folgende Oberflächenwerte ermittelt:

1.8

1.9 120

121

Die Schliffe der Farbtafeln 1 - 4 sind bereits etwa l,5mal im Vergleich zu den Vorder- und Rückseitenabbildungen vergrößert. Mündliche Mitteilung eines Mitarbeiters der Deutschen Bundesbank. Ein erfahrener Münzhändler schätzte TIB 7-1 auf einen definitiv über 50% liegenden Silbergehalt ein. Es wird sich zeigen, daß seine Schätzung von der Oberfläche (Außenhülle) her gesehen durchaus in der richtigen Größenordnung liegt. Analysen der gesamten Vorder- und Rückseiten ohne Präparierung (Anschleifen).

95

Die Akzeptanz der alexandrinischen Münzen

Objekt

Seite

Silberanteil Oberfläche

Silberanteil der Legierung

TIB 7-1

Vorderseite

48,9 %Ag

TIB 7-1

Rückseite

49,2 %Ag

TIB 7-2

Vorderseite

42,9 %Ag

TIB 7-2

Rückseite

36,4 %Ag

TIB 7-14

Vorderseite

52,8% Ag

TIB 7-14

Rückseite

59,4% Ag

(Silberwert gem. 25,4 %Ag) (Silberwert gem. 25,4 %Ag) (Silberwert gem. 27,3 %Ag 0 ) (Silberwert gem. 27,3 %Ag 0 ) (Silberwert gem. 25,9 %Ag) (Silberwert gem. 25,9 %Ag)

MikroRFA MikroRFA MikroRFA MikroRFA MikroRFA MikroRFA

Die so ermittelten Werte „Silberanteil Oberfläche" in % sind ein M a ß für die Qualität der Silberanreicherung der Oberfläche und damit der Erhöhung oder Sicherstellung der visuellen Akzeptanz. Über die wirkliche Zusammensetzung der Legierung, den wahren Feingehalt, sagen sie nichts aus. Es ist auch nicht möglich, eine Beziehung zwischen den Oberflächenmeßwerten und dem wirklichen Legierungsanteil (z. B. in Form einer Kalibrationskurve herzustellen), d.h. eine quantitative Auswertung der Oberfläche zum Zweck der Legierungsbestimmung ist nicht machbar. Der Beweis ergibt sich unmittelbar aus dem Vergleich der oben tabellierten Werte, wo außer den Differenzen der einzelnen Münzen noch die erstaunlichen Unterschiede zwischen Vorder- und Rückseiten auffallen. Was bleibt, ist - wie schon oben dargelegt - ein Indikator für die OberflächenVerbesserung" bei der Herstellung. Messungen an dem auf die Standardelementbestimmung eingestellten 122 RFA-Gerät eines Industrielabors bestätigten in Form einer semiquantitativen Analyse die bereits vorgetragenen Ergebnisse, die Streuungen zwischen Vorder- und Rückseiten und zwischen Folgemessungen waren jedoch etwas größer. Im Durchschnitt - der wiederum als M a ß der Oberflächenverbesserung ungefähr dienen kann - wurden für TIB 7-1 ca. 60%, für TIB 7-2 ca. 49% und für TIB-14 knapp 70% ermittelt. Abschließend dürften folgende Meßergebnisse der Tetradrachmenbestände des Tiberius des Historischen Museums Frankfurt am Main 1 2 3 von Interesse sein. Die Messungen erfolgten nach Kalibrierung mit Referenzproben, die bereits beschrieben und abgebildet wurden (Farbtafel 4). Es wird aber erneut betont, daß diese Meßergebnisse nichts über die wirkliche Legierung der Stücke aussagen. Sie sind ausschließlich Anzeige für die Qualität der mittels antiker Metallurgie- und Technologiekenntnisse erzeugten Oberflächen an Silbermünzen mit hohem Cu-Anteil. Dabei wird der wahre Legierungsbetrag (26%) an der Oberfläche praktisch verdoppelt (x = 51 %, s = 4,9%).

122 123

Also nicht auf die vorher beschriebene Weise mit Referenzproben kalibriert. Förschner, G., Die Münzen der römischen Kaiser in Alexandria, Frankfurt 1987, zitiert als Fö. und Katalognummer.

96

Das alexandrinische Währungssystem

Fö.-Nr.

Herrscher

Jahr

33

Tiberius

7

34

Tiberius

14

35

Tiberius

14

36

Tiberius

14

37

Tiberius

18

38

Tiberius

18

39

Tiberius

19

40

Tiberius

19

41

Tiberius

20

42

Tiberius

20

43

Tiberius

21

44

Tiberius

21

45

Tiberius

23

Seite

% Ag

% Pb

x%

s% abs.124

Vs. Rs. Vs. Rs. Vs. Rs. Vs. Rs. Vs. Rs. Vs. Rs. Vs. Rs. Vs. Rs. Vs. Rs. Vs. Rs. Vs. Rs. Vs. Rs. Vs. Rs.

52,4 53,5 37,7 43,0 52,9 46,9 56,0 61,0 45,5 52,6 46,9 51,4 48,6 52,3 55,3 65,6 49,1 51,0 57,9 50,6 51,1 49,0 49,5 48,6 50,4 47,5

0,4 0,5 1,2 1,5 0,9 1,2 1,0 0,7 2,6 1,9 1,8 1,5 0,5 0,8 0,8 0,8 2,8 3,3 0,9 1,6 1,4 1,3 0,4 0,5 2,4 2,3

52,9

0,8

40,3

3,7

49,9

4,2

58,5

3,5

49,1

5,0

49,2

3,2

50,5

2,6

60,5

7,3

50,0

1,3

54,3

5,2

50,1

1,5

49,1

0,7

49,0

2,1

Unter gleichen Bedingungen wurde noch das Tetradrachmon des Jahres 7 aus den Beständen der Deutschen Bundesbank untersucht. Es ergaben sich für die Oberfläche: Vorderseite 42,8 % Ag; 1,1 % Pb; Rückseite 47,1 % Ag; 0,3 % Pb. Die im Vergleich zu den |iRFA bei den Bulk-Analysen festgestellten etwas höheren Bleiwerte dürften sich aus der Verbindung mit dem Silber ergeben, wobei der Kupferentzug der äußeren Bereiche (= „Oberflächenanreicherung") den Bleigehalt in erster Näherung proportional zum Silbergehalt ansteigen lassen dürfte. Der Mechanismus der „Silberanreicherung" wird im metallurgischen Anhang dieser Untersuchung behandelt. In Kapitel 3, besonders 3.3.3., auch 3.5.3., wurden die Zusammenhänge jedoch bereits soweit dargestellt, wie sie zum Verständnis der Meßmethode und der Interpretation der Meßergebnisse erforderlich sind. Für die Frage der Akzeptanz der alexandrinischen Silbermünzen konnte ich in diesem Abschnitt verschiedene Bedingungen benennen, darunter nicht zuletzt die Er-

124

Das Gerät ermittelt die Werte auf drei Stellen nach dem Komma. Die Tabelle gibt die Werte auf eine Stelle nach dem Komma an, da darüber hinaus eine Genauigkeit angenommen werden könnte, die weder gegeben noch aussagefähig wäre. - x ist der Mittelwert des Ag-Wertes von Vs. und Rs.

Ein kaiserliches Silbergewinnungsprogramm in Ägypten?

97

höhung der visuellen Akzeptanz trotz der sich kontinuierlich verringernden Silberanteile, wobei der wachsende Kupferanteil an Schliffen der Farbtafeln 1 bis 4 erstmals farblich ausgewertet wurde. Die Frage der visuellen Akzeptanz ist übrigens - dies sei nur zum Abschluß erwähnt kein Phänomen der antiken Menschen. Insbesondere der bayerische Kreuzer 1867, AKS 183 (Farbtafel 4), sollte ja einen silbermünzenartigen Eindruck hervorrufen, er wird als Billon bezeichnet und hat eine Feingewichtsangabe (0,14 g Ag aus 0,84 g Gesamtgewicht). Diese „Silbermünze" hat nach relativ kurzer Umlaufzeit soviel von ihrer Silberoberfläche eingebüßt, daß sie an allen erhabenen Stellen und am Rand stark kupferfarben/rot erscheint. Von preußischem Billon und dem anderer „altdeutscher" Staaten ist dasselbe bekannt. Es ist nicht bekannt geworden, daß es im 19. Jahrhundert Ausgabeoder Akzeptanzprobleme mit diesen Münzen gegeben hätte, sie wurden bona fide akzeptiert.125

5.5. Ein kaiserliches Silbergewinnungsprogramm in Ägypten? Wir verdanken Christiansen das außerordentlich anregende Werk „The Roman Coins of Alexandria" (1988), das bereits mehrfach zitiert wurde 126 . Wenn heute vielen Ergebnissen und Schlußfolgerungen Christiansens widersprochen werden muß, darf nicht vergessen werden, daß er erstmals das numismatische Material in einer Weise aufbereitet und quantitativ ausgewertet hat, welche die kritische Auseinandersetzung erst ermöglichte und hervorrief. Für die julisch-claudische Zeit hat Christiansen die Prägungen Neros untersucht und dabei den Versuch unternommen, einige Jahrgänge in bezug auf die Prägemengen quantitativ zu erfassen. Nach Analyse des Silbers und des Kupfers 127 diskutiert er die Ergebnisse128 mit bemerkenswerten Schlußfolgerungen: 129 In den Jahren 10 bis 14 seien rund 600 Millionen Tetradrachmen, davon allein ca. 200 Millionen 130 im Jahre 12, geprägt worden. Die Kupferausprägung sei dagegen mit einer extrapolierten einstelligen Millionenzahl relativ gering gewesen. Die außerordentlichen Prägemengen von „Billon-Tetradrachmen" erklärt Christiansen als gewaltiges kaiserliches „Silbergewinnungsprogramm", ausgelöst von einem erheblichen Geldbedarf Neros. Der „Trick" der kaiserlichen Finanz125

126

127 128 129 130

Auch heute noch akzeptiert der Durchschnittskäufer in diesem Land „goldenen" Schmuck, der ausweislich seines Stempels 333 Auskunft darüber gibt, daß er zu 2/3 (67%) aus Kupfer oder sonstigen „unedlen" Legierungsmetallen besteht. (Dies vor dem Hintergrund, daß Dukatengold mindestens so abnutzungsresistent ist wie 8-karätiges Gold, womit eine gängige „Begründung" für die Niedriglegierung hinfällig wird). Seine profunde Kenntnis alexandrinischer Münzen hat Erik Christiansen bereits 1974 als Mitherausgeber (zusammen mit Anne Kromann) des vorbildlichen Heftes 41, Alexandria-Cyrenaica, Sylloge Nummorum Graecorum, Kopenhagen, unter Beweis gestellt. Christiansen (1988) I, 89-98. Christiansen (1988) 1, 98-106. Christiansen (1988) 1, 107-110, 308 f. Aufgrund der Stempelzahl (2, 106; 1, 96) ermittelt. Zur Methode: Einwände von Howgego (Rez.), die noch besprochen werden.

98

Das alexandrinische Währungssystem

Verwaltung bestand dabei darin, die Nettofeingehaltsdifferenz von über 10 g Silber gegenüber einer Tetradrachme des Auletes, knapp 4 g für eine der Kleopatra, einzubehalten. 131 Bei einem Rückgabemix von V3 Auletes- und 2/3 Kleopatra-Stateren errechnet er (für die nach seiner Meinung an der unteren Grenze liegende Stückzahl von 600 Millionen) einen Gewinn an metallischem Silber von 3542 Tonnen. Dieser Gewinn sei möglicherweise vollständig nach Rom gebracht worden. Die Grundidee und der modus operandi der kaiserlichen Silberextraktion aus Ägypten scheinen zunächst klar und verständlich. Christiansen hat noch eine Fülle ergänzender Informationen verarbeitet, die das Konzept stützen sollen. Beispielsweise wird für die ca. acht Millionen Einwohner Alexandrias und der /woct132 e i n e Prägemenge von 15 Tetradrachmen pro Kopf und Jahr für die Jahre 10 bis 14 Neros ausgerechnet: Damit soll die Richtigkeit der Größenordnung der ermittelten Zahlenwerte glaubhaft gemacht werden. Besonders interessant ist die zum gleichen Zweck vorgenommene Abschätzung der Weizenproduktion und ihres Geldwertes.133 Bevor die Plausibilität oder auch nur die Frage, ob die richtige Größenordnung getroffen wurde, abgewogen werden kann, müssen einige fundamentale Daten zusammengestellt werden. Diese sind u.a. die überhaupt verfügbare Prägezeit pro Jahr 134 , die anzunehmende Minuten-Ausbringung 135 , der Wirkungsgrad in % (der die Differenz zum theoretischen Maximum aufgrund von Unterbrechungen durch Stempelbruch, Stecker/ Doppeleinlage, Unterbrechungen bei der Schrötlingsversorgung, allgemeine Logistikund Administrationsausfalle u. ä. berücksichtigt und in der modernen Massenproduktion bei 60% bis über 90% liegt). Diese Daten werden die Kapazitätsermittlung einer Arbeitsstätte (ofFicina) ermöglichen. Da einige Daten beachtlichen Schwankungen in der Einschätzung unterliegen, wird durch Errechnung verschiedener Varianten ein Zahlengerüst errichtet, innerhalb dessen nachvollziehbaren Maximal- und Minimalwerten der gesuchte reale Wert liegen wird. 1. Prägezeit pro Jahr: Gesamtzeit: 365 Tage • 24 Stunden • 60 Minuten => 525 600 min/Jahr Theoretische Maximalzeit: 365 d • 18 h • 60 min => 394200 min • a_1 Normale Maximalzeit: 365 d • 12 h • 60 min 262800 min • a 1 Vergleichswerte: Wolters: 320 d • 12 h • 60 min => 230400 min • a 1136 Wolters: 320 d • 10 h • 60 min => 192000 min • a 1 1 3 7

131

132

133 134

135

136 137

Christiansen verwendet die falschen Werte Walkers, doch ist dies im vorliegenden Zusammenhang, wo es um die Darstellung des Prinzips geht, nicht relevant. Rupprecht, H., Kleine Einführung in die Papyruskunde, Darmstadt 1994, 158 und 164 hält auch eine geringere Bevölkerungszahl (5 Mill.) für möglich. Christiansen (1988) 1, 96, 101. Allgemein pro Zeiteinheit, aber da Jahresemissionen betrachtet werden und auch als solche gekennzeichnet sind, wird als Basiszeiteinheit das Jahr zu wählen sein. Wie oben, eigentlich Stückzahl pro Zeiteinheit, jedoch sind Münzen pro Minute intuitiv am besten als Produktionsquanten nachvollziehbar. Nach Buttrey in Wolters (1999), 108. Nach von Kaenel in Wolters (1999), 109.

Ein kaiserliches Silbergewinnungsprogramm in Ägypten?

99

2. Ausbringungen pro Minute: Wolters (v. Kaenel): 30, 15, 5 min"1 Wolters (Buttrey): 25 min 1 Annahmen: 5, 10, 12,5, 15, 20, 25, 30 min"1138 Vergleich: Automatische Prägemaschinen der Zeit von 1930 ... 1940 mit Zuführautomaten ca. 100 min"1. Heutiger Stand der Technik für die kleinsten 1 (Euro-)Cent-Münzen max. 850 min -1 bei 100% Auslastung und Prägekraftbegrenzung auf 100 t, 750 min -1 bei Normalprägekraft von 150 t 139 , jeweils bei einer Auslastung 140 von 65% entsprechend ca. 550 min -1 bzw. 490 min -1 . Bei größeren Münzen (2 Euro; 10 D M der BRD - 15,5 g, 925 Ag, 75 Cu) werden - nicht zuletzt wegen der gewünschten hohen Konturschärfe die Leistungen zwischen 400 und 200 m i n 1 angegeben bei 100%, was zu Ausbringungen von 260/130 min-' führt. 3. Prägekraftverhältnisse Tetradrachmen/Denare: Etwa seit 12 v. C. sinkt unter Augustus 141 der Durchmesser des Denars im Mittel auf 18 bis 19 mm. Die Tetradrachme ist seit Tiberius auf einen Durchmesser von 25 bis 26 mm anzusetzen. Da sich die Prägekräfte im Verhältnis des Quadrates der Radien ändern, sind sie für Tetradrachmen etwa 1,9 mal so hoch wie für Denare. Dies bedeutet effektiv eine Verringerung der Ausbringung aufgrund der höheren Hammer- und Oberstempelgewichte. Dies ist noch bei dem vorher genannten Punkt 2. (Ausbringung) zu berücksichtigen.

138 139

140

141

Von mir in Hinblick auf das Datengerüst ausgewählt. Die alte Bezeichnung in t = Tonnen = 1000 kp bzw. kg wird nach wie vor umgangssprachlich in der Fertigung benutzt. Es sind die nominalen Pressenkräfte, wobei l t heute 9810 Newton (N) oder 9,8 kN entspricht. Mündliche Auskunft der Münzstätte Berlin: 60 ... 70 % Auslastung ist effektiv im Dauerbetrieb erzielbar. - Diese sehr hohen Produktionszahlen basieren auf maschinenbaulichen, technologischen und logistischen Spitzenleistungen, die noch vor 20 bis 30 Jahren nicht darstellbar waren. Insofern sind diese Vergleichszahlen mit gebührender Zurückhaltung zu betrachten, ich halte mich aber nicht für berechtigt, sie unerwähnt zu lassen. Elmer, G., Verzeichnis der römischen Reichsprägungen von Augustus bis Anastasius, N D Graz 1956, 25.

100

D a s alexandrinische Währungssystem

E s k a n n a u f g r u n d 1. b i s 3. f o l g e n d e L e i s t u n g s m a t r i x g e s t a l t e t w e r d e n :

N o r m a l e Maximalprägezeit pro Jahr: 262 800 min/ein A m b o ß min

1

5 10 12,5 15 20 25 30

Ausbringung a _l bei 9 0 %

min - 1

Ausbringung a _1 bei 8 0 %

min'

Ausbringung a _1 bei 7 0 %

1 182600 2365 200 2956 500 3 547 800 4730400 5913000 7 095 600 142

5 10 12,5 15 20 25 30

1051200 2102400 2628000 3153600 4204800 5256000 6307200

5 10 12,5 15 20 25 30

919800 1839600 2299500 2759400 3679200 4599000 5 518800

Prägezeit pro Jahr nach Wolters/Buttrey: 230400 min/ein A m b o ß min - 1

Ausbringung pro Jahr bei 9 0 %

min - 1

Ausbringung pro Jahr bei 8 0 %

min

1

5 10 12,5 15 20 25 30

1036 800 2073 600 2592000 3110400 4147200 5184000 6220800

5 10 12,5 15 20 25 30

921600 1843 200 2304000 2764800 3 686400 4608000 5 529600

5 10 12,5 15 20 25 30

806400 1612800 2016000 2419200 3225 600 4032000 4838400

Ausbringung a _l bei 8 0 %

min '

Ausbringung a _1 bei 7 0 %

768000 1536000 1920000 2304000 3072000 3 840000 4608000

5 10 12,5 15 20 25 30

672000 1344000 1680000 2016000 2688000 3 360000 4032000

Ausbringung pro Jahr bei 7 0 %

Prägezeit pro Jahr nach Wolters/v. Kaenel: 192000 min/ein A m b o ß min

5 10 12,5 15 20 25 30

1

Ausbringung a _l bei 9 0 %

min

864000 1728 000 2160000 2592000 3456000 4320000 5184000

5 10 12,5 15 20 25 30

1

Ich halte eine Jahresproduktion v o n m a x i m a l 2,5 Millionen Tetradrachmen für praktikabel u n d h o c h g r a d i g w a h r s c h e i n l i c h . D a b e i l i e g e n 3 2 0 A r b e i t s t a g e z u g r u n d e , d a v o n 3 6 5 T a g e n d e s Jahres sicher b e s t i m m t e F e s t t a g e u n d p e r s o n a l b e d i n g t e A u s f a l l t a g e abz u z i e h e n sind. 12 A r b e i t s s t u n d e n j e 6 0 M i n u t e n t ä g l i c h d ü r f t e n i n s o f e r n a n z u s e t z e n sein, d a i m R e g e l f a l l n i c h t d a v o n a u s z u g e h e n ist, d a ß n a c h t s , a l s o b e i k ü n s t l i c h e r B e l e u c h -

142

Zugleich theoretisches Maximum.

Ein kaiserliches Silbergewinnungsprogramm in Ägypten?

101

tung, gearbeitet wurde. Vergegenwärtigt man sich den Arbeitsablauf am Prägeort, also „rund um den Amboß", der das Einlegen des Schrötlings auf den Unterstempel, das Aufsetzen des Oberstempels einschließlich eventueller Führungselemente, den eigentlichen Prägeschlag mit einem Hammer von rund der zweifachem Masse wie für Denare verwendet, schließlich das Herausnehmen der Münze und das Kühlen/Fetten der beiden Stempel vor dem erneuten Prägeablauf, kann man kaum mehr als 12,5 der geschilderten Vorgänge pro Minute unterstellen. Das sind für einen vollen Prägeablauf 4,8 Sekunden.143 Mit einem Wirkungsgrad von 85% - der eine vorzügliche Arbeitsorganisation, tadellosen Werkstückzu- und abfluß und reibungslose Stempelversorgung voraussetzt - ergibt sich (320 • 12 • 60 • 12,5 • 0,85 =) 2448000 Münzen pro Jahr, also die oben angenommenen rund 2,5 Millionen (bei leichter Aufrundung). Die Schwachstelle des geschilderten Systems dürfte übrigens der malliator 144 gewesen sein, denn die Prägearbeit ist so hoch, daß nicht sicher ist, ob sie mit einem Hammerschlag geleistet wurde (was ich aber als noch möglich unterstelle), hinzu kommt das relativ hohe Gewicht des Hammers. 145 Selbst ein sehr kräftiger und ausdauernder Mann dürfte bei 12 bis 13 Schlägen pro Minute, das sind 750 pro Stunde, bald die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit erreicht haben. Denkbare Ablaufverbesserungen wie Doppelbesetzung, häufiger „fliegender" Wechsel u. ä. ändern an dem Grundproblem der begrenzten Zykluszeit (4,8 sec.) nichts. Die ermittelte Jahresarbeitsleistung liegt übrigens in der Größenordnung von 1 Million pro Arbeitsgruppe, wie von Wolters146 für Claudius, und 3 Millionen pro Arbeitsgruppe für Trajan, errechnet. Christiansen 147 geht von 2 Arbeitsgruppen aus, er hält maximal 4 für möglich (aber 3 für wahrscheinlicher). Milne 148 formuliert, die maximal nachweisbare Anzahl von Prägestätten/Arbeitsgruppen („shops") sei 4 gewesen. Bei 4 Arbeitsgruppen ergibt sich eine Gesamtproduktionsmenge von 10 Millionen Münzen pro Jahr. Eine Prägemenge von 200 Millionen Stück, die Christiansen für das Jahr 12 angibt, ist damit völlig auszuschließen. Sie würde 80 das ganze Jahr über mit der errechneten Leistung ununterbrochen arbeitende Arbeitsgruppen rechnerisch erfordern, da aber bei dieser Anzahl die Auslastung sinkt, wären es eher gegen 100: Beide Zahlen sind absolut unrealistisch und nicht plausibel darstellbar. Auch wird die maximale Zahl an Offizinen zur Zeit Trajans in Rom von Wolters 149 mit 10 bis 11 angegeben, was also auch von daher unkritisches Hochmultiplizieren verbietet.

143

144 145

146 147 148 149

Prägetechnik und -personal ausführlich beschrieben bei Wolters (1999), 100 bis 114, auch 85-99, und bei Schumacher, L., Sklaverei in der Antike, München 2001, 157-162, mit kritischer Würdigung der gesicherten Zeugnisse für Prägeverfahren und Münzpersonal. - Sie sind nicht Gegenstand der Darstellung und müssen als bekannt vorausgesetzt werden. Zur Leistungsfähigkeit des malliator Schumacher (2001), 162. Für Münzen von Denargröße geben Moesta/Franke (1995), 80, eine Hammermasse von 1,5 kg an. Bezogen auf die größere Fläche der Tetradrachmen wäre also für die alexandrinische Silberprägung mit einem Hammer von fast 3 kg zu rechnen. Wolters (1999), 111. Christiansen (1988) 1,91 f. Milne (Cat. Oxf.), XIX. Wolters (1999), 112.

102

Das alexandrinische Währungssystem

Ich stelle kategorisch fest: Die von Christiansen angenommenen Prägemengen der Jahre 10 bis 14 (600 Millionen, davon Jahr 12 allein 200 Millionen) sind definitiv zu hoch. Howgego 150 gibt in seiner Rezension den Hinweis, Christiansen hätte sich mit entmutigenden Problemen hinsichtlich der Größenordnungen herumzuschlagen gehabt: Das ist in der Tat der Kern des Problems. Es scheint, daß Christiansens statistisch ermittelte Stempelzahlen im Allgemeinen zu niedrig sind (mit einer wichtigen Ausnahme), wenn man die Arbeit von Esty 151 derzeit als das letzte Wort auf diesem speziellen Sektor betrachtet. Howgego gibt dafür das Beispiel der umfangreichsten Billonemission Trajans (Jahr 20) mit 48 Stempeln von 59 Münzen, woraus Christiansen insgesamt 90 Reversstempel errechnet. 152 Das „point-estimate" nach Esty J 2, J 3, K 1 (Good's method) ist jedoch ca. 130 mit 95% Sicherheit, daß der Wert zwischen 90 und 280 liegt. Ähnlich erhöhen sich die Werte für Nero J. 3153 sowie für die Kupfer 154 , doch sind für unsere Betrachtungen die Ermittlungen für das Jahr 12 (und die darauf gestützte Schätzung J. 10-11 plus J. 13-14) vordringlich. Für diese sehr umfangreiche Emission von 1032 Münzen wurden von Christiansen tatsächlich nur 273 (Howgego m.E. irrtümlich 373) mit 263 verschiedenen Reversstempeln untersucht. 155 Howgego errechnet mit der EstyGood-Methode auf diese Weise nur 6720 Stempel156, gegenüber Christiansens überhöhtem Wert von 25650, jeweils für die gesamte „Alexandria"-Revers-Emission des Jahres 12. Für 6720 Stempel und angenommene 8000 (Christiansen) 157 Abschläge pro Stempel ergäben sich immmer noch 54 Millionen Münzen, was 20 bis 22 Prägestätten erfordern würde. Bei extrem hoher Produktion werden aber die Standzeiten der Stempel geringer anzusetzen sein als in „normalen" Zeiten, ich erwähne dies nur, weil auch hierdurch (ohne in diesem Zusammenhang auch noch in eine Diskussion der Stempelstandzeiten eintreten zu wollen) die Gesamtproduktionsmenge stark absinken kann 158 ; gehen wir von 4000 Abschlägen pro Stempel aus, würden für rund 27 Millionen Münzen 11 bis 12 Prägestätten anzusetzen sein. Das wäre unter der Annahme eines sehr hohen Bedarfs noch plausibel. Nach Christiansens Abschätzung würde dann für die Jahre 10/11 plus

150

151

152 153 154 155 156 157

158

Howgego, C. [Rezension], Christiansen, E., The Roman Coins of Alexandria: quantitative studies, JRS 80(1990), 231 f. Esty, W., Estimation of the size of a coinage: a Survey and Comparison of Methods, NC 146 (1986), 185-215. Christiansen (1988) 1,239. Christiansen (1988) 1,95. Christiansen (1988) 1,97. Christiansen (1988) 2, 107. 95% Vertrauensintervall: 4170 bis 17290. Ich halte (gegen Seilwood, D., Some Experiments in Greek Minting Technique, NC, 7. Series, Vol. III, London 1963, 217-231) 8000 für grundsätzlich richtig, nicht zuletzt aufgrund eigener fertigungstechnischer Erfahrungen. Auch wurden m. E. die alexandrinischen Münzen kalt verarbeitet, nicht warm wie bei Sellwood. Eine Halbierung auf 4000 ist, erstens wegen der weniger sorgfältigen Stempelfertigung selbst, zweitens wegen der weniger sorgfältigen Prägung, drittens wegen der Erhöhung der Logistikprobleme, ganz realistisch.

Ein kaiserliches Silbergewinnungsprogramm in Ägypten?

103

13/14 von rund 50 Millionen Münzen 159 auszugehen sein, so daß der Gesamtkomplex von ursprünglich mindestens 600 Millionen auf maximal 75 Millionen schrumpfen dürfte. Das ist noch immer eine sehr hohe Zahl, aber sie mag mit aller gebotenen Vorsicht für die weiteren Überlegungen als Basis dienen. Man darf bei den vielen möglichen Überlegungen und Abwägungen, die mit der Thematik der Ermittlung antiker Münzproduktionsmengen verbunden sind, keinesfalls die Schrötlingsproduktion übersehen. Sie ist mit der Ausbringung der Münzen direkt verknüpft und muß (aufgrund ihrer eigenen Ausschußrate) sogar etwas höher sein als diese. Für eine Prägestätte müssen auf der Basis der ermittelten 2,5 Mio. a_1 rund 110 kg Material brutto in Form von knapp 80000 Schrötlingen zu je 13,2 g täglich verarbeitet werden. Die für das Erschmelzen und eventuelle Nachglühen erforderliche Heizmaterialmenge wird selten genug gewürdigt, obwohl sie doch gerade für Ägypten ein besonderes Problem in vielerlei Hinsicht gewesen sein muß 160 . Christiansens 161 Schaubild ist eine prinzipiell richtige Darstellung der sehr hohen Prägeaktivität (= Münzausbringung) in den Jahren Nero 10 bis 14. Ich habe seinen unrealistisch hohen Wert von 600 Millionen nach Diskussion verwerfen müssen, halte aber gestützt auf die vorgetragenen Überlegungen - eine Maximalproduktion von 75 Millionen für möglich und wahrscheinlich. Seine These ist, daß diese (75 Millionen) Tetradrachmen gegen dieselbe Anzahl älterer Münzen eingetauscht wurden, wobei er primär an Auletes- und Kleopatra-Prägungen denkt. Das setzt voraus, daß im Währungsgebiet auch tatsächlich - netto verfügbar diese 75 Millionen „alter" Münzen vorhanden waren. Das ist aber zunächst einmal keineswegs sicher, und rein theoretisch besteht die Möglichkeit, daß gerade so viele alte Münzen vorhanden waren (und nicht mehr), daß man sie genau in 75 Millionen neue

159 160

161

Durchschnittlich 12,5 Millionen a _1 => 5 Arbeitsstätten, ebenfalls im Durchschnitt. Üblicherweise ist Holzkohle erforderlich, bei dem auch in der Antike in Ägypten knappen und ungeeigneten Baumbestand ist mit Holzkohleimport/Holzimport, eventuell mit Ersatzbrennstoffen zu rechnen. - Das Thema am Beispiel des Pharos klug abgehandelt: Clayton, P., Der Pharos von Alexandria. Die Sieben Weltwunder, Clayton, P. u. Price, M. [Hgg.], Stuttgart 1992, 182-207. Clayton hält Tierdung für die Nachtbefeuerung für möglich, 193 f., gründlich diskutiert. - Forbes, R., Studies in Ancient Technology, Vol. VI, Leiden 2 1966, Chapter I. Heat and Heating, 1-89, behandelt umfassend das Thema. Für die Gruben und Schmelzgebiete im Gebiet von Rio Tinto gibt Forbes für die römische Zeit einen Bedarf von 21,8 kg Holz für das Rösten und 68,5 kg Holz für das Schmelzen, insgesamt also 90,3 kg, für 1 kg Kupfer an. Der Brennstoff für das Schmelzen bestand zu 2 / 3 aus Holzkohle, da 5 Teile Holz denselben Heizwert wie 1 Teil Holzkohle haben. Bei der unterstellten Wachstumsrate von Eichen in diesem Gebiet würden in 40 Jahren 112,5 t Holz entstanden sein auf einem Morgen (= 0,25 ha = 2500 m 2 ) Land, für 1 Tonne Kupfer wurden mindestens 0,8 Morgen Land, d.h. deren Holzertrag benötigt, was den großen Holzbedarf und auch mindestens teilweise das Verschwinden oder jedenfalls das Zurückgehen der Waldbestände im Mittelmeerraum erklärt. - Für Silber hat Forbes den Holzverbrauch nicht angegeben. Wir können allerdings für die Tagesproduktion von 110 kg pro 1 Prägestätte von einem recht beachtlichen Holz-/Holzkohlebedarf für die Schrötlingserzeugung und ein eventuelles Nachglühen ausgehen. Auch dieser mußte logistisch und finanziell bewältigt werden, zumal es sehr wahrscheinlich ist, daß auf jeden Fall ein Teil des Heizmaterials von außerhalb Ägyptens importiert werden mußte. Christiansen (1988) 2, 103.

104

Das alexandrinische Währungssystem

neronische 18 %-Ag-Statere ummünzen konnte. Dann war das neue Geld vorhanden, das alte verschwunden, und das Ganze war ein Nullsummenspiel, bei dem keine Möglichkeit einer Silberabschöpfung existiert hätte. Nun spricht schon gegen dieses Szenario, daß die unter gewaltigen Anstrengungen und mit größtem Aufwand getätigte Neuprägung jeglicher nachvollziehbarer Motivation entbehren würde: Man hätte die Prägemenge auch statt in fünf, in zehn oder mehr Jahren müheloser und dennoch ohne Gefährdung der Geldumlaufmenge erzeugen können. Auch wissen wir aufgrund unserer Probe NERO-X, Abschnitt 3.5.5., daß unter Nero mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tatsächlich Kleopatra-Statere eingeschmolzen wurden. Das ist zwar kein quantitativer Beweis, aber ein aussagefähiges Indiz. Also werden die 75 Millionen wohl aus alten Münzen erzeugt worden sein; doch stand hier eine ganze Palette von Prägungen mit unterschiedlichen Feingehalten zur Verfügung. Können deren relative Mengen überhaupt eingeschätzt werden? Wurden auch die Münzen der Vorgänger Tiberius 162 und Claudius eingeschmolzen, da sie doch die Substanz boten für einen Silberüberschuß? Wir konnten in Abschnitt 3.8. feststellen, daß sich über den 50-Jahreszeitraum zwischen dem letzten Prägejahr der Kleopatra und der Wiederaufnahme der Prägetätigkeit unter Tiberius der Silbermünzenbestand auf die Hälfte reduziert hat. Auch das Verbringen der „Schätze der Ptolemäer" nach Rom dürfte den Münzgeldbestand im günstigsten Fall nicht, wahrscheinlich aber negativ beeinflußt haben. Unbekannt ist - unbeschadet dieser relativen Einsichten - der absolute Wert des ursprünglichen und des noch vorhandenen Münzbestandes. Dennoch dürfte ein deutlicher Mangel an Silbergeld mit denkbaren Problemen bei der Steuerentrichtung (3.8.) die Münzproduktion unter Tiberius ausgelöst haben. Wir stellen damit fest, daß ein unter den praktischen Minimalbedürfnissen (was immer diese absolut gewesen sein mögen) liegender Silbergeldbestand durch tiberianische Prägungen im ersten Prägejahr (J. 7) kräftig, später in geringerer Menge, aber noch immer bemerkbar, aufgestockt wurde. Auch Claudius hat in den Jahren 1 bis 6 die Geldumlaufmenge erhöht, mindestens konstant gehalten. Christiansen 163 schätzt die Kopfsteuer allein auf rund 20 Millionen Tetradrachmen. Angesichts der Vielzahl weiterer Steuern, des regen Handelsverkehrs und des generell bereits konstatierten hohen Monetarisierungsgrades des Landes ist eine Gesamtgeldumlaufmenge von über 75 Millionen Tetradrachmen durchaus realistisch, tatsächlich dürfte sie im Mittel wohl darüber gelegen haben, wenn man alle Einflußfaktoren angemessen abzuwägen versucht. Damit wäre die entscheidende Prämisse für Christiansens „kaiserliches Geldgewinnungsprogramm" gegeben: Eine ausreichende Geldmenge im Land. Von welchem Silbermünzenmix hat man sich aber in den Jahren 10 bis 14 Nero bedient? Es kommen in Frage:

162 163

Vgl. Kap. 6 (6.5.: RPC 5295 Restitutionsprägung unter Nero?). Christiansen (1988) 1, 100.

105

Ein kaiserliches Silbergewinnungsprogramm in Ägypten?

Herrscher

Feingehalt

Bruttogewicht

Feingewicht

Überschuß an Silber gegenüber einem Nero-Stater mit 18%

Angenommener prozentualer Anteil

Auletes Kleopatra Tiberius Claudius Nero, J. 3 Nero, J. 5

90% 36% 26% 24% 23% 19%

14,24 14,24 13,2 13,2 13,2 13,2

12,82 g 5,13g 3,43 g 3,17 g 3,04 g 2,51g

10,44 g 2,75 g 1,06 g 0,79 g 0,66 g 0,13 g

10% 65% 20% 3% 2%

g g g g g g

-

Wenn die angenommenen prozentualen Anteile eingetauschter älterer Münzen - was aufgrund der bisherigen Überlegungen wahrscheinlich erscheint - annähernd richtig sind, ergeben sich brutto folgende Edelmetallgewinne: Auletes und frühere, auch Übergangszeit Kleopatra Tiberius Claudius und Nero J. 3 Summe des gewonnenen Silbers (brutto) Abzüglich geschätzter Umschmelzverluste Nettosilberertrag

78 300 134063 15900 2 768

kg kg kg kg

231031 kg - 21031kg 210 000 kg

Diese rund 210 t entsprechen etwa 8100 Talenten (zu 26 kg gerechnet). Die Aktion wäre für einen Betrag dieser Größenordnung lohnend gewesen. Es ist zu erkennen, daß zur Silbergewinnung in wirklich beachtlichem Ausmaß die Münzen der Kleopatra beigetragen haben, unbeschadet des höheren Differenzgewichtes der älteren Prägungen, die mit Sicherheit in geringerer Zahl als die der Kleopatra in Umlauf gewesen sind. Man kann die angenommene prozentuale Verteilung variieren, doch dürften sich die Größenordnungen, mit denen wir es zu tun haben, dadurch nicht mehr nennenswert verändern. Es kommt zur Beurteilung des Sachverhaltes nach meiner Ansicht auch nicht auf den exakten Wert an, solange wir mit großer Sicherheit zu erkennen vermögen, daß ein Gewinn in der Größenordnung n • 102 Tonnen Silber möglich war. Und dies ist der Fall. Genau so sicher ist aber auch, daß ein Gewinn von n • 103 Tonnen Silber (hier n = 3,542) niemals auch nur theoretisch möglich gewesen ist. Damit wird die Überschriftsfrage dieses Abschnittes positiv beantwortet: Ja, es spricht sehr viel für die Historizität eines kaiserlichen Silbergewinnungsprogramms in den letzten Regierungsjahren Neros (J. 10-14), das noch heute seine Spuren in Funden und Sammlungen durch die dominierende Zahl der erhaltenen Münzen dieser fünf Jahre hinterläßt.

6. Die alexandrinische Münze als Kommunikationsmedium

6.1. Münze: Staatliches Metallgeld mit der Nebenfunktion eines Nachrichten- und Massenkommunikationsmittels Die Überschrift dieses Abschnittes basiert auf Göbls Definition der Münze. 1 Die vorangegangenen Kapitel dieser Untersuchung haben das alexandrinische Währungsgebiet, seine Charakteristika, das Silber- und Kupfergeld und viele damit zusammenhängende Themenkreise zum Gegenstand gehabt, bei denen die Münze immer in ihrer Geldfunktion betrachtet wurde. Ihre Nebenfunktion als Medium, das eine irgendwie geartete Nachricht überträgt (sei diese nun bewußt, unbewußt oder gar unterbewußt entstanden), muß aber ebenfalls zur Kenntnis genommen werden, wenn man ein wirklich abgerundetes Bild und ein gewisses nachvollziehendes Verständnis des alexandrinischen Münzwesens seit Kleopatra VII. bis zum Ende der julisch-claudischen Dynastie gewinnen will. Freilich gibt es bei diesem Vorhaben Widerstände: Es ist nur mit Einschränkungen sinnvoll, den Spuren eines Werkes, wie es Vogt2 verfaßt hat, zu folgen; auch können wir nicht - wie bereits erwähnt - daran glauben, daß es möglich sei, anhand des Münzmaterials eine alexandrinische Kaisergeschichte zu schreiben. Howgego 3 behandelt den Mediencharakter der Münzen im Kapitel „Politics", wobei er nach eigenem Eingeständnis 4 einem Teil der Problematik ausweicht. Burnett 5 untersucht in einem eigenen Kapitel „designs and propaganda", wobei aber wiederum der Akzent sehr deutlich in dem Terminus Propaganda zum Ausdruck kommt. Christiansen 6 hat sich sehr zurückhaltend gegenüber der Botschaft der Münzen gezeigt. Das mag zum Teil als Reaktion auf die intensiven Versuche der älteren Numismatik zu verstehen sein, die für jede Darstellung einen bewußten (bevorzugt bedeutenden) Kontext der Ereignisgeschichte suchte. Außer acht bleiben muß auch der Ansatz, die Münzen als Kunstobjekte, bzw. unter kunstgeschichtlichen Aspekten zu beurteilen, weil das Material den zur Verfügung stehenden Maßstäben nicht unterworfen werden sollte, da es nur in sehr begrenztem Maße dieser Sphäre angehört. Trotz all dieser Vorbehalte gibt es eine Botschaft der Münzen, kann man - wenn man sich auf ihre Eigenschaft als „Nachrichtenkommunikationsmittel" einläßt und diesen Begriff nicht eingeengt als Propaganda oder auch „Zeitung des armen Mannes" 7 ver1 2 3 4 5 6 7

Ausführlich und instruktiv: Göbl (1978), 29. - Vgl.: Alföldi (1978), 177-183. Vogt, J., Die alexandrinischen Münzen, Stuttgart 1924, passim. Howgego (1995), 60-87. Howgego (1995), 71. Burnett (1987), 66-88. Christiansen (1988) 1, 98 f. Göbl (1978), 23, Sutherland zitierend: „the common man's gazette".

108

Die alexandrinische Münze als Kommunikationsmedium

steht - von ihnen gewisse Aussagen erwarten. Wolters 8 hat dies treffend erkannt und ausgezeichnet formuliert: „Neben den Darstellungen von Ereignissen gab man mit den Bildern allgemeine Werte wieder, wobei [...] das [Konzept] eines gesellschaftlichen Dialogs zuzutreffen scheint, in dem sich beide Seiten, Ausgeber und Empfänger der Münzen, ihrer gemeinsamen Vorstellungen versicherten." Das schließt ein, daß uns einige dieser Vorstellungen heute eher vage und allgemein vorkommen mögen, es wird sich jedoch zeigen, daß bei hinreichender Anstrengung unserer Aufnahmefähigkeit die Botschaften verständlich wahrgenommen werden können. 9 In diesem Sinn werden die Bildtypen alexandrinischer Münzen im folgenden fragend betrachtet.

6.2. Oktavian/Augustus Die erste Emission, umfassend Diobol RPC 5001 und Obol RPC 5002, setzt die Prägungen der Kleopatra ohne Veränderung des Währungssystems fort, was bereits in 4.3. wegen der Bedeutung als Nahtstelle zwischen ptolemäischem und alexandrinischem Münzgeld gewürdigt wurde. Es gibt keine neue Form der Aussage, die Büste der Kleopatra wird durch diejenige Oktavians ersetzt, die Aufschrift lautet ©EOY YIOY, während die Kleopatramünzen auf der Vorderseite keine Aufschrift tragen; die Rückseite gleicht den ptolemäischen Ausgaben bis hin zu den Wertbezeichnungen II und M (80 und 40 Rechendrachmen), wir finden als Umschrift KAI2APOE A Y T 0 K P A T 0 P 0 2 anstelle von KAEOÜATPA2 B A 2 I A I 2 2 H 2 . Die Botschaft dieser Münze an die Landesbewohner ist, daß der neue Herrscher, von göttlicher Abkunft, die gleichen Münzen ausgibt wie die bisherige Herrscherin, deren göttliche Herkunft 1 0 bekannt war. Es ist das Versprechen einer gewissen Kontinuität und des Eintretens in die Herrschaftsideologie, welches sich den Empfangern mitteilt. Sollte diese Interpretation als trivial empfunden werden, wäre dieser Eindruck ganz richtig, denn die Münzaussage ist trivial. Die zweite Emission des Augustus, rund 10 Jahre später anzusetzen, umfaßt außer Diobol und Obol zusätzlich eine halben Obol (4 Chalkoi) und einen Viertelobol (Dichalkon). Beim Diobol RPC 5003 wurde offensichtlich auf ein vorhandenes Bildprogramm zurückgegriffen, denn der Tempel des Mars Ultor erscheint auch auf den gleichzeitigen Aurei der „unbekannten spanischen Münzstätte 1" (Colonia Caesaraugusta?), RIC l 2 , 43, 28.11 RPC 5004 zeigt ebenfalls ein Gebäude und zwar den Triumphbogen mit einer Öffnung, der auf Denaren einer unbekannten Münzstätte Italiens, RIC l 2 , 60, 267 erscheint, und nach Küthmann 12 aus Anlaß des Sieges über M. Antonius und Kleopatra

8 9

10 11

12

Wolters (1999), 416. Das soll nicht präjudizieren, es habe keine handfesten Anspielungen gegeben. Das ist jeweils am Einzelfall zu klären. Hölbl (1994), 266f.: „Neue Isis". Küthmann, H. u.a., Bauten Roms auf Münzen und Medaillen, München 1973. Dort ist der Aureus die Nr. 103. Küthmann (1973), Nr. 17.

Oktavian /Augustus

109

(Actium) 13 im Jahre 29 v.C. auf dem Forum Romanum durch den Senat zu Ehren Augustus errichtet wurde. Beide Münztypen künden also von dem siegreichen Augustus, sie spielen auf seine Siege und sein Kriegsglück an. Gewiß ist die Aussage nur von wenigen Menschen, vorwiegend gebildeten, die größtenteils in Alexandria gelebt haben dürften, verstanden worden; schwerlich dürfte der Durchschnittsbewohner der Chora, ob „einer vom Gymnasion" oder Ägypter, die Bautendarstellung präzise interpretiert haben. Doch ist dies sowieso ein Grundproblem, das bereits vielfach, aber ohne verbindliche Lösung erörtert wurde: Wie viele lasen die Aufschriften der Münzen? Wie viele konnten sie lesen? Wie viele konnten die Bilder interpretieren? Es ist - will man nicht auf jede Interpretation verzichten - sinnvoll und wohl auch angemessen, davon auszugehen, daß viele Menschen in der einen oder anderen Weise den Münzen, die sie erhielten, eine Botschaft abgewinnen konnten, wenn ihnen danach zumute war. Es dürfte zu dem eingangs erwähnten Wechselspiel zwischen Ausgeber und Empfänger gehört haben, daß Ausgabeintention und Empfangsresonanz wechselseitig bemerkt wurden. Als moderne Betrachter werden wir versuchen, nicht nur die Intention der Ausgabe, sondern auch (vielleicht sogar wegen der bisherigen Vernachlässigung) bevorzugt der vermuteten und denkbaren, günstigstenfalls nachvollziehbaren Resonanz beim Empfanger und Benutzer nachzuspüren. Neben den besprochenen Diobolen RPC 5003 und 5004 gehört zu dieser Emission noch Diobol RPC 5005 mit der Darstellung eines kultischen Gefäßes. 14 Sie wäre als Anspielung auf das Eintreten des Augustus in die Rolle der Gottesherrscher vor ihm zu verstehen. Dazu paßt Diobol RPC 5006 mit AIOYIA 2EBA2TOY*/Rückseite Doppelfüllhorn, wobei auch die Augusta in den sakralen Sektor des Herrschaftsbereiches einbezogen wird. Die Rückseitendarstellung war aber im Lande durchaus vertraut als Symbol von Fülle und Fruchtbarkeit, wie zuletzt auf den Münzen der Arsinoe zu sehen. Obol RPC 5007, mit der Darstellung von Priestergeräten (kompositorisch an Caesars Denare RRC 466/467 erinnernd), ist demselben Bereich wie die beiden o.g. Diobole zuzurechnen. Der Obol der Livia mit Revers „stehender Adler" ist nach meiner Auffassung eine Remineszenz an frühere ptolemäische Münzen 15 und unterstützt damit ebenfalls die Idee der Kontinuität (RPC 5008). Auf Hemiobol RPC 5009 ist ein Altar abgebildet, der ein deutliches K aufweist, das ich definitiv als Wertzeichen interpretiere (20 Rechendrachmen) - vgl. 4.3. Da das Nominal erstmals seit sehr langer Zeit wieder auftritt, ist die Deutung aus diesem Grunde unterstützt. Das Füllhorn auf der Rückseite ist - wenig einfallsreich - jedoch von der Aussage her unmißverständlich. Auch die zweite Hemiobolmünze hat K als Wertbezeichnung über der Prora der Vorderseite, die Rückseite ist KAI2AP im Kranz

13

Putzger, F. W., Historischer Schulatlas zur alten, mittleren und neuen Geschichte, Bielefeld und Leipzig 311907, 9b. Großer Historischer Weltatlas 1, 6 (1978), 26/27, B 4. 14 Diese Schnabelkanne ist griechischen Ursprungs, sie erscheint regelmäßig auf den Münzen von Kyme, Aeolis. Vogt (1924), 17, weist auf den Bezug zum ptolemäischen Königskult hin. - SNG v. Aul. 5, 1625-1629, 1641, 1642. * Münzinschriften werden grundsätzlich in Standardschriftsatz wiedergegeben, Variationen (Buchstabenformen) in RPC oder SNG. 15 Also kein Legionsadler.

110

D i e alexandrinische M ü n z e als Kommunikationsmedium

(RPC 5010). Die Prora ist eins der häufigsten Standardsujets der römischen Münzprägung, und sie kann im alexandrinischen Umfeld wohl nur allgemeine Assoziationen hervorrufen, ähnlich einfallsarm und nur dekorativen Bedürfnissen genügend die Rückseite „Schrift im Kranz" 16 . Für das kleinste Nominal RPC 5011 ist aufgrund der eingeschränkten Fläche (10 mm) außer der Schriftaussage nur noch Platz für einen Stern, bzw. ein sternförmiges Ornament, das in der Münzprägung vor allem bei kleineren Nominalen zur Reversgestaltung dient.17 Die Stempelgestaltung ist so offenkundig rein ornamental, daß an eine sinnvolle Aussage nicht zu denken ist. Die Münze RPC 5012 ist nicht wirklich gesichert, böte aber auch - wenn nachgewiesen - nur eine Prora, die in diesem Emissionszusammenhang bereits vorliegt. Die dritte Emission bringt beim Obol RPC 5013 erneut einen Altar 18 , desgleichen der Hemiobol RPC 5014, auf dem wir erstmals die Datierung LKH = Jahr 28 = 3/2 v.Chr. sehen können, die Datierung wird mit der fünften Serie fortgesetzt und mit der sechsten (und letzten) Kupferemission Augustus zum Standard. Die Viertelobole dieser Emission haben mit RPC 5015 den Steinbock und einen Stern als Avers, wobei der Steinbock das Sternzeichen des Augustus ist; vielleicht darf man dann auch in diesem Zusammenhang an eine Anspielung auf das sidus Iulium denken, in diesem Fall ein Hinweis auf die „Lichtgestalt" des Augustus selbst.19 Die Rückseite weist das Wertzeichen 1 = 10 auf. Leider bieten weder RPC noch SNG Cop. 18 (dort besonders ärgerlich die Abbildung der Rückseite mit nicht erkanntem Wertzeichen - „Club?" - , jedoch keine Abbildung der Vorderseite) ein Bild der Vorderseite von RPC 5016, die ein Krokodil darstellt. 20 Es scheinen hier die ersten Signale vorzuliegen, mit denen gewissermaßen ein bodenständiger (oder dafür gehaltener) „ägyptischer" Münztyp die Münzpalette ergänzen soll. Die zwei verbleibenden Münzen RPC 5017 (Stern) und RPC 5018 (Halbmond) ergänzen mit der Abbildung himmlischer Objekte eine kleine Folge, die mit dem Sternzeichen des Augustus begonnen hat.21 RPC 5019, ein Diobol mit der Büste des Gaius Caesar, T A I 0 2 KAI2AP, eröffnet die vierte Emission. Die Aussage ist als dynastische Ankündigung zu verstehen, die zuerst auf den Reichsprägungen RIC l 2 , 54, 198 und 199 (C CAES AVGVS F) anzutreffen ist. Der designierte Nachfolger Gaius erscheint außer auf dieser alexandrinischen Münze auch noch auf etlichen Provinzialprägungen 22 , so daß der Bezug zu Ägypten wohl nicht

16

17 18 19

20 21 22

Die Abb. in RPC deutet auf einen Eichenkranz hin, so auch in S N G Cop. 25 und BMC 16, 3, 23 beschrieben, es könnte sich dann um einen Hinweis auf die Corona civica handeln. - Geissen 16, abweichend: Lorbeerkranz. Plant (1979), Nrn. 2699, 2700, 2701 ... 2703, 2706, 2707. Auch Hist. Mus. F F M (1987), Fö. 11. Hahn, I., Die augusteischen Interpretationen des Sidus Iulium, A C D 19 (1983), 57-66, hat den Wandel der Interpretation durch Oktavian/Augustus untersucht: „In der späten augusteischen Panegyrik diente Caesars Vergottung nur als vorbereitende ... Etappe der höherstehenden Göttlichkeit Augustus'". Abbildung in S N G France 4, Alexandrie, Auguste, Nr. 31 (Planche 2). RPC 5018 nicht gesichert. Auswahl bei Sear, D., Greek Imperial Coins and their values, London 4 1997, 15, Nrn. 162 bis 173.

Oktavian /Augustus

111

- wie von Vogt 23 vermutet - spezieller, sondern eher allgemeiner Natur war. RPC 5020 ist das bereits diskutierte Adlermotiv von ptolemäischer Herkunft. Der Hemiobol 5021 mit Stern und Halbmond setzt die in der dritten Emission erstmals aufgetretene Darstellung himmlischer Objekte fort, für die ich als Assoziationsgehalt den Zusammenhang zwischen Herrscherhaus und göttlicher Sphäre annehme; als speziell ägyptische Motive kommen RPC 5022, eine Ibisdarstellung, und RPC 5023, der Kopfschmuck der Isis, hinzu. Der Ibis mag als Beispiel für die Problematik dienen, die in dem Versuch liegt, zu einer ganz präzisen Interpretation der Darstellung und der damit verbundenen Aussage zu gelangen: •

Der Vogel ist Thot heilig, der (aufgrund seiner Erfindung der Schrift und der klugen Rede) zum Gott der Klugheit geworden war.24 • Der Ibis war (aus prähistorischer Zeit überliefertes) Totem des XV. Gaues, der in unserem Betrachtungszeitraum zum Bereich der Epistrategie Heptanomia mit der Hauptstadt Hermopolis gehört. • Hdt. 2, 75: Bei den Ägyptern steht der Ibis deshalb in so hohem Ansehen, weil er im Frühjahr die aus Arabien kommenden geflügelten Schlangen (= Heuschrecken) nicht ins Land läßt, sondern tötet. Diese Deutungen sind - jede für sich - von beachtlichem Interesse, jedoch kann keine als überzeugende Erklärung dafür dienen, warum römische Autoritäten dieses Tier für die Darstellung auf einer Münze ausgewählt haben. Welchen Grund hätten sie gehabt, die Verehrung Thots zu fördern, die Stadt Hermopolis oder den XV. Gau hervorzuheben oder auf die überlieferte Wertschätzung der Nützlichkeit des Vogels (Herodot) zurückzugreifen? Hier werden die Grenzen der Möglichkeiten zur Interpretation erkennbar, es bleibt also wohl auch in diesem Fall eher eine allgemeine Erwähnung eines bekannten ägyptischen Sujets, das in jedem Fall positiv besetzt war und im Land auch nur so rezipiert werden konnte. In gleicher Weise dürfte die Typenwahl von RPC 5023 (Isiskopfschmuck) zu deuten sein. Zur vierten Emission gehört noch RPC 5024, ein Dichalkon, Rückseite: Stern, das thematisch mit den o.g. Hemiobolen (RPC 5021) verbunden ist. Durch die Vorderseitenaufschrift IIATHP IIATPIAOS ist die fünfte Emission zeitlich bestimmbar, der Diobol RPC 5025 hat als Rückseite den Steinbock mit dem Beizeichen Stern, diese Darstellung wurde bereits als individuell auf Augustus bezogen gedeutet. RPC 5026, ein Diobol, hat eine der Kistophorenprägungen von Epheseus und Pergamon (RIC l 2 , 80, 478 und 81, 490), Rückseite, einen Kornährenfächer, der Wohlergehen signalisiert, zum Vorläufer. Daß diese Rückseite recht attraktiv wirken kann, ist aus Frankes vorzüglicher Abbildung 47525 zu erkennen, während sich bei den augusteischen Kupfermünzen Alexandrias starke Abnutzung durch langen Umlauf und eine technisch 23 24

25

Vogt (1924), 18. Roeder, G., Ägyptische Mythologie, Düsseldorf u. Zürich, N D 1998, 223-229. - Assmann (1996), 391 f. Franke, P., Kleinasien zur Römerzeit, München 1968, Nr. 475. Zu RPC 5025 sinngemäß Franke (1968) Nr. 474.

112

Die alexandrinische Münze als Kommunikationsmedium

weniger befähigte (benachteiligte? veraltete?) Münzstätte als Gründe dafür summieren, daß die „Alexandriner" recht unattraktiv erscheinen. Ein Diobol der Livia, RPC 5027, verkündet ebenfalls Wohlergehen und Fruchtbarkeit durch zwei Füllhörner mit Fäden (RPC irrig „cornucopia") als Rückseitendarstellung. Die Obole RPC 5028 (Kornährenfächer) und RPC 5029 (Füllhorn) haben dieselben Rückseitenmotive wie die Diobole; neu ist RPC 5030 mit den beiden gestirnten Mützen der Dioskuren als Rückseite. Die Dioskuren sind zwar auch intensiv mit der römischen Mythologie verbunden, werden aber als Pars-pro-toto-Darstellung der beiden Mützen seit dem 3. Jahrhundert v. C. im griechischen Raum nachgewiesen 26 , auf ptolemäischen Münzen als Teil der Bildkomposition auf den silbernen Dodekadrachmen der Berenike, Svor. 988 und bei Hazzard 27 . Die Brüder Kastor und Polydeukes (Castor und Pollux) stehen in allgemeiner Form für die Idee der Nothelfer und dürften auch so (einschließlich der positiven Übertragung auf das Kaiserhaus) empfunden worden sein. Der 5. Emission gehören noch drei Dichalka RPC 5031-5033 an, die auf den Vorderseiten himmlische Symbole (Stern, Halbmond) tragen, auf der Rückseite jeweils das Regierungsjahr (LA, LAB, LAE) und 2EBA2TOY. Die letzte (6.) Emission ist durchgehend datiert, die Jahre LAH bis LMB (38-42) vollständig vertreten. Von den bereits besprochenen Typen erscheinen Steinbock, Stern, Halbmond, Datum mit Umschrift und Datum im Kranz (mit detaillierterer Gestaltung des Eichenkranzes) wieder. Es treten aber auch einige Bilder erstmals auf: Euthenia als Gefährtin des Nils steht im Wortsinn für einen blühenden Zustand, für Überfluß, Wohlfahrt und Glückseligkeit; hier liegt ein direkter Bezug zum Nil vor, dem Fluß, der dem ganzen Land nicht nur Wohlergehen, sondern die schiere Existenz schenkt. Es wird damit das für die Menschen des Landes Wesentliche beschworen, der gesamte Ertrag als Segen, den der Fluß spendet, personifiziert in der EYBHNIA. So gesehen ist es auch nicht erstaunlich, daß der Nil selbst zwar auch auf den Münzen, aber offensichtlich in geringerer Anzahl erscheint. (RPC 5039, 5044, 5049, 5053, 5060, 5063 - Euthenia. RPC 5041, 5052 - Nilus). Das Thema „Segen der Erde" wird auch in dem Münztyp RPC 5043/5047 lebendig, der jeweils mit einem Avers der Livia kombiniert, einen modius flankiert von zwei Fackeln zeigt, womit Demeter bezeichnet ist und ihre Eigenschaft als Erdgöttin, die das Getreide hervorbringt und auch die Pflanzenwelt insgesamt. Als urgriechische Göttin dürfte Demeter den griechischen Teil der Bevölkerung am unmittelbarsten angesprochen haben. Vogt28 geht davon aus, daß Euthenia, Nil und Demeter die Botschaft von der Vermittlung der guten Gaben für das Land durch das Einwirken des Herrscherhauses verkünden. Diese Vorstellung war traditionsgeprägt und existierte ungebrochen seit pharaonischer Zeit. Jedenfalls zeigt sich auch in diesen Münztypen das Eintreten der neuen Herrscher in bestehende Vorstellungen. Nur auf Münzen mit dem Vorderseitenbild der Livia finden wir den Revers mit einer stehenden Athena, RPC 5055 und 5065. Die Wiedergabe der Athena dürfte auf eine

26 27 28

Plant (1979): Nrn. 1903-1909. Hazzard (1995), 5, Abb. 8. Vogt (1924), 18.

Tiberius

113

Verbreiterung und Verfestigung der Akzeptanzgrundlage des Kaiserhauses gerichtet sein, indem angedeutet wird, daß es Schutz und Vertrauen der bedeutenden Göttin genießt.29 Das Bild der Nike (RPC 5051, 5057, 5062, 5067, 5071 und 5073) kündet von der Wehrhaftigkeit und den damit verbunden Siegen des Augustus, ob - wie Vogt30 meint damit eine direkte Anspielung auf die Kriegserfolge Tiberius zwischen 10 und 12 an der Rheingrenze gegeben ist, ist nicht sicher, aber - nach den Ereignissen 31 vorher - wahrscheinlich. RPC 5035 zeigt auf der Rückseite einen Stier mit angriffsbereit gesenktem Kopf. Stierabbildungen auf Münzbildern sind sehr häufig, aber auch in äußerst unterschiedlichen Zusammenhängen anzutreffen. Für die vorliegende Prägung läßt sich eine besondere, zielgerichtete Aussage nicht erschließen, es liegt wohl eine Typenauswahl von gewisser Beliebigkeit vor, die sicher niemandes Anstoß erregen konnte und wohl allgemein die mit einem Stier verbundenen positiven Assoziationen hervorrufen sollte. Die sechs Emissionen des Augustus zeigen durchaus eine gewisse Entwicklung in bezug auf die Aussagen, jedoch wird das Bildprogramm nur langsam erweitert. Von Ausnahmen abgesehen sind die Bildaussagen (wie nicht anders zu erwarten) allgemein positiv, sie künden von Kontinuität und unterstreichen Anspruch und Versprechen des Herrscherhauses. Es wird deutlich, daß alle großen Volksgruppen angesprochen werden sollen: Römer, Griechen, Ägypter. Es tritt auch ein gewisses Bemühen hervor, außer den Volksgruppen auch Alexandria ad Aegyptum und die x ^ o a zugleich anzusprechen, jedenfalls sind die Aussagen der Münzen unter Augustus von Integration und nicht von Gegensätzen geprägt.

6.3. Tiberius Es bietet sich an, erst die Kupferemissionen und dann die Silberprägungen des Tiberius zu behandeln, da sie auch zeitlich aufeinanderfolgen. Das Jahr 3 des Tiberius (16/17) ist nicht gesichert, doch im Jahr 4 erfreut ein Obol mit einem Nilpferd als Revers, RPC 5075, ein Hemiobol zeigt rückseitig ein Krokodil, RPC 5078: Beides rein regionale Motive mit positivem Assoziationsgehalt. Von jetzt ab sind auch alle Münzen grundsätzlich datiert, so daß dies im Normalfall nicht erwähnt wird. Das Nilpferd bleibt auch in den Jahren 5 und 6 einziger Revers der Obole (RPC 5082, 5087), das Krokodil erscheint noch einmal im Jahr 5 (Hemiobol, RPC 5085). Auf bereits Bekanntes wird mit RPC 5077 und 5084, Hemiobole, Rev. stehender Adler, zurückgegriffen. Neu sind Hemiobole der Livia, RPC 5079 und 5086, mit zwei Kornähren umrahmt von zwei Mohnblumen, beides Attribute der Demeter und damit Zeichen für die Fruchtbarkeit der Erde. Die übrigen Münzen, bei denen die Jahreszahl durch einen

29 30 31

Als Motiv von Münzen Ptolemaios I., S N G Cop. 12-30, bekannt. Auch Hazzard (1995), 23 f. Vogt (1924), 20. Schlüter, W. u.a., Archäologische Zeugnisse zur Varusschlacht? Germania 70, 1992, 2, 307-402. Schlüter, W. [Hg.], Kalkriese - Römer im Osnabrücker Land, Bramsche 1993.

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Die alexandrinische Münze als Kommunikationsmedium

Lorbeerkranz eingerahmt ist, sind von rein dekorativer Gestaltung und insofern ohne interpretierbare Aussage. Die Silbermünzen des Tiberius weisen eine einzige Darstellung auf: Die Vorderseite zeigt den Kopf des Tiberius, die Rückseite den des Augustus mit Strahlenkrone. Variationen existieren nur insofern, als die Wendung des Kopfes nach links oder rechts sein kann, was Christiansen 32 und andere als Münzstätten (Officina)-differenzierung interpretieren, genau so wie z. B. den lituus als Beizeichen. In keinem Fall signalisieren solche Varianten jedoch eine besondere an den Empfänger oder Benutzer des Geldes gerichtete Botschaft. Diese ist vielmehr gerade daraus zu gewinnen, daß die umfangreichen Silberprägungen des Tiberius über seine Jahre 7 bis 23 hinweg konstant und uniform im Typenbild geblieben sind. Abgesehen von dem Rückschluß auf den Konservativismus des Kaisers, seine Wertschätzung des Augustus und die Bewahrung einer in Ägypten existierenden (ptolemäischen) Tradition der Staterprägung mit unverändertem Bild, sagen die Statere erneut aus, daß die Kontinuität gewahrt und den spezifischen Bedürfnissen des Landes durch den Herrscher Rechnung getragen wird. Die in der Wiederholung unveränderter Motive liegende Botschaft darf in ihrer Wirkung auf die Empfänger nicht unterschätzt werden (auch wenn andere Alternativen möglich sind und - wie zu sehen sein wird - Erfolg haben). Für Caligula ist - wie bekannt - keine Silberprägung nachweisbar. Das Kupfer ist (4.3.) nicht wirklich gesichert, die wahrscheinlich Gaius zuzuordnende Kleinmünze RPC 5106 ist nach ihrer Darstellung (Kopf, Jahr/rAIOY, Halbmond) nicht aussagekräftig. Dieser negative Befund ist insofern erstaunlich, als die Zuneigung des Kaisers zu Alexandria, die intensiv erwidert wurde, bekannt ist. Es bleibt als Erklärung nur die Erkenntnis (die schon bei anderen Zusammenhängen zu bemerken war), daß die Sphäre des „Esoterischen" wohl von der des „Ökonomischen" völlig getrennt war, und zwar in solchem Maße getrennt, wie es nur in einer Vorstellungswelt möglich ist, die zwischen diesen beiden Bereichen keinerlei Berührungspunkte ausmachen kann.

6.4. Claudius Claudius ließ in den Jahren 1 bis 6 seiner Herrschaft Statere prägen, Didrachmen und Drachmen wurden im Jahr 3 erzeugt 33 , Kupfer wurde nahezu kontinuierlich ausgebracht, mit Ausnahme der Jahre 1, 5, 8-9. Auf der Rückseite der Tetradrachmen ist Messalina mit zwei kleinen Figuren auf dem ausgestreckten rechten Arm dargestellt, die Britannicus und Octavia, die Kinder des Herrscherpaares, darstellen. Durch das Attribut der Kornähren wird Messalina nach Art der Demeter gezeigt und damit auf die Fruchtbarkeit verwiesen. Die Münze enthält also sowohl die leicht zu verstehende dynastische Aussage des Fortbestandes des Kaiserhauses, als auch die ebenso verständliche Anspielung auf die der Existenzsicherung von jedermann dienenden Früchte der Erde. Auch in diesem Fall wird der auf einigen Stem-

32 33

Christiansen (1988), 35. Als Bestandteile des Währungssystems diskutiert in 5.2.

Claudius

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peln vorkommende lituus - bei ansonsten gleichem Münzbild und Umschrift - als Zeichen zur Differenzierung der officinae gedeutet.34 Der zweite Rückseitentypus zeigt eine Büste der Antonia (minor), der Mutter des Kaisers; auch hierbei gibt es das Beizeichen lituus bei einem Teil der Stempel. Antonia dürfte als Tochter des Marcus Antonius hohes Ansehen genossen haben, das damit zur Wertschätzung des Kaiserhauses und der Anerkennung und dynastischen Absicherung zweifellos beigetragen hat. Die nur im Jahr 3 des Claudius ausgebrachten silbernen Didrachmen haben auf der Rückseite gekreuzte Füllhörner, darüber zwei Kinderbüsten und eine weitere in der Mitte (RPC 5135). Die Büsten stellen die drei Kinder des Claudius dar und enthalten den bereits erwähnten Hinweis auf den Fortbestand der Dynastie und dem damit verbundenen Wohlergehen der Bevölkerung.35 Auf den silbernen Drachmen, RPC 5136, ist erstmals Sarapis auf der Rückseite gezeigt, dieser graeco-ägyptische Gott ist - sieht man von Nilus und Euthenia ab - die erste Gottheit des Landes, die Aufnahme in das Bildprogramm der Münzen findet. Zweifellos transportiert auch Sarapis die Botschaft der Fruchtbarkeit, darüber hinaus können wir aber auch Anzeichen von Interesse und Akzeptanz seitens des Imperium für die traditionellen Kulte des Landes feststellen (Sarapis-Kultstätten in Athen, Korinth, Sparta, Delos, Lindos, Rom 36 ). Das Kupfermünzenprogramm (Synopsis 4.2.) ist umfangreich und vielseitig. Die Diobole der Jahre 2 bis 4 und 6 des Claudius sind auf der Vorderseite zusätzlich mit einem Stern gekennzeichnet, zur besseren Unterscheidung von den bildgleichen Obolen, die allerdings einen deutlich geringeren Durchmesser und nur halbes Gewicht aufweisen. Zuerst erscheinen aber im Jahr 2 Diobole RPC 5119 mit Nilpferd und RPC 5120 mit Stier, beides bereits seit Tiberius bekannte Motive. Die mit Sternen gekennzeichnete Serie umfaßt RPC 5121 bis 5124 für das Jahr 2 (Diobole) und RPC 5125 bis 5128 (Jahr 2, Obole). Die Rückseitendarstellungen: Stehende Nike, wie bereits aus den letzten Jahren des Augustus bekannt; angreifender Stier, ein bereits eingeführtes Motiv; Fächer von sechs Kornähren: bekanntes Motiv; Nilpferd: bereits erwähnt. Auf den Hemiobolen gibt es ebenfalls keine neuen Darstellungen: RPC 5129 (J.2): Krokodil; RPC 5130 (J.2): Kranz um Jahreszahl. In den Jahren 3, 4 und 6 werden die erwähnten Rückseitengestaltungen mehr oder minder weitergeführt, neue Motive tauchen bei Diobolen und Obolen nicht auf. Allerdings erscheint bei den Hemiobolen mit RPC 5157 erstmals ein Frosch, wenn auch die Münze nicht zu verifizieren ist; auf RPC 5186, Hemiobol, Jahr 4, der

34

Milne und Christiansen konstatieren - bereits erwähnt - maximal zwei bis vier Prägestätten. D a die Emissionsstempel i . A . auch nur ein Differenzierungskennzeichen aufweisen, besteht die M ö g lichkeit, daß eine Officina eine Produktionseinheit mit mehr als einem A m b o ß ( = Prägeplatz) war. Belege dafür gibt es nicht.

35

Die Botschaften der Münzen - oft indirekt und allgemein, jedoch werbend, vertrauensbildend, freundlich - dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, daß Claudius auch sehr dezidiert entschied und befahl. In seinem Brief an die Alexandriner aus dem J a h r 41, P. L o n d . 1912 (Select Papyri 2, 78, Nr. 212, 66 bis 7 2 ) schlägt er den Petenten die Errichtung einer ßouX,T|, eines Senats, rundweg ab, denn sie hätten auch unter den früheren Kaisern keine gehabt.

36

Assmann (1996), 4 1 5 . Hölbl (1994), 9 2 - 9 4 , 2 1 9 , 2 7 8 .

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Die alexandrinische Münze als Kommunikationsmedium

stehende Adler. Die Dichalka dieses Jahres zeigen RPC 5159: Füllhorn; RPC 5160: Adlerkopf; RPC 5161: Ibis. - Dem Frosch kommt eine gewisse magische (apotropäische) Bedeutung zu, er gehörte zur Unterwelt, insofern mag er als Unheil abwehrendes Symbol einen Platz auf den Kleinmünzen gefunden haben. Soweit die Münzbilder bekannt sind und bereits diskutiert wurden, werden sie nicht noch einmal erwähnt: Vorgestellt und besprochen werden die Darstellungen, die unter Claudius erstmals auftreten. RPC 5174 ist eine neu gestaltete Rückseite, bei der die Büste des Nilus mit einem Füllhorn und einem Genius ergänzt worden ist. Das bekannte Grundmotiv wurde damit gewissermaßen angereichert, also betont. Der caduceus, umgeben von vier Kornähren, verbindet das Aussageelement der Fruchtbarkeit und das des Wohlstandes (Ähren) mit dem Symbol des Handels und des Friedens (RPC 5175, Diobol). Besonderes Interesse kann der Obol RPC 5176 des Jahres 10 beanspruchen, denn er verkörpert den bis dato eher seltenen Fall eines singulären Ereignisses, das die Münzen verkünden: Die beiden Hände symbolisieren die ö|i6voio./concordia und beziehen sich auf die Heirat des Claudius und der Agrippina. 37 Das daraus resultierende Wohlergehen der Bevölkerung bei stabilen Verhältnissen mag folglich als Botschaft einer Erwartung gelesen werden. Die ebenfalls neugestaltete Rückseite des Obols 5177 bietet die komplementäre Aussage: Eine Hand hält zwei Kornähren und zwei Mohnblumen, die Kennzeichen der Fruchtbarkeit. Mit RPC 5187 erscheint erstmals wieder eine klassische Adlerdarstellung (auf Blitz) auf einem größeren Nominal (Diobol) seit Augustus. Der Diobol RPC 5188 des gleichen Jahres (12) trägt die Büste der Agrippina auf der Vorderseite, die Rückseite zeigt die Büste der Euthenia. RPC 5189 ist eine Abwandlung der oben besprochenen Darstellung: Diesmal hält eine Hand den caduceus, das Handelsund Friedenssymbol. Das Typenprogramm des Claudius weist eine etwas größere Mannigfaltigkeit als das des Tiberius auf, einige neue Typen tauchen beim Kupfer auf, einige vorhandene Motive werden umgestaltet. Beim Silber sind immerhin zwei Grundtypen für die Statere verwendet worden, deren Auswahl sich jedenfalls mühelos mit der Vita des Kaisers verbinden läßt. Bemerkenswert ist noch, daß die erfolglosen Emissionen von Didrachmen und Drachmen im Jahre 3 interessante und neuartige Reversdarstellungen hervorgebracht haben.

6.5. Nero Münzen Neros sind seit seinem 3. Regierungsjahr nachgewiesen. Die Typenfülle wächst stark und damit auch die Anzahl der Aussagen. Die zehn Typen der im Jahr 3 einsetzenden Silberprägung umfassen Rückseitendarstellungen, deren Zusammensetzung bereits von Vogt38 nicht als zufällig oder belanglos

37 38

Vogt (1924), 26. Vogt (1924), 28 f.

Nero

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betrachtet wurde, sondern die noch Burnett 39 unmißverständlich ebenso als „programme for Nero" versteht. Bevor diese „Huldigungsadresse" (Vogt) oder dieses „Programm" (Burnett) diskutiert werden, ist es erforderlich, die von Christiansen 40 gemachten Vorbehalte auf ihre Stichhaltigkeit zu überprüfen, denn falls seine Einwände zuträfen, wären die Auslegungen von Vogt und Burnett nicht zutreffende Interpretationen. Christiansens 41 Frage, warum die Huldigungsadresse erst im dritten Regierungsjahr und nicht zu Neros Regierungsantritt erfolgt sei, zeugt von unzureichender Einsicht in die Zusammenhänge und Sachzwänge des Mediums „Münze" und „Währung". Münzen wurden geprägt, wenn sie benötigt wurden: Das ist in dieser Arbeit deutlich gemacht worden. Die Notwendigkeit, eine zur Steuerzahlung ausreichende Geldmenge bereitzuhalten, erforderte aufgrund der naturgesetzlichen Verlustrate zu entsprechenden Zeitpunkten die Aufnahme der Prägetätigkeit, um die Geldmenge wieder auf ein akzeptables Maß zu erhöhen. Damit ist klar, was Christiansen 42 doch auch weiß: „Roman government chose which types to bring, when it had decided to strike new coins." Dieser Zeitpunkt („when") ergab sich aus fiskalischen, währungstechnischen (vielleicht auch:) handelsbedingten Notwendigkeiten, jedoch nicht - jedenfalls nicht bis dahin - aus medialen Überlegungen. Auch hat Christiansen nicht hinreichend berücksichtigt, was eingangs des vorliegenden Kapitels (6.1.) festgestellt wurde: Nachrichtenkommunikation ist eine Nebenfunktion des staatlichen Metallgeldes, keine primäre, das Konzept der medialen Eigenschaft der Münze begreift einen gesellschaftlichen Dialog ein, bei dem sich beide Seiten, Ausgeber (Herrscher) und Empfänger (Bewohner des Landes) der Münzen ihrer gemeinsamen Vorstellungen versicherten. Deshalb greift seine Kritik zu kurz und wird den Verhältnissen nicht gerecht. Und sowohl deshalb, als auch, weil hypothetische Substitutionen oder Weglassungen (um die Huldigungsadresse vielleicht ad absurdum zu führen), das kohärente und stimmige Bild des Ensembles der Münzrückseitenaussagen nicht grundsätzlich verändern können. Daher erkennen wir in den Tetradrachmen Neros des Jahres 3, RPC 5201 bis 5210 diese (in den Jahren 4 bis 6 wiederholte) Aussage, welche sich mit dem auf dem P. Oxy. VII, 1021 überlieferten Entwurf einer Proklamation zu Neros Herrschaftsantritt („dya-öög öou[XÜ)V xfjg olxou|ievri5") in Übereinstimmung bringen läßt - Vogt43: Nero, der neue Agathodaimon, Genosse der Demeter, hat durch seine Voraussicht als neuer Augustus Eintracht, Gerechtigkeit und Frieden verbürgt; dafür huldigt ihm das Land und bezieht Rom, den Genius des römischen Volkes und die kaiserlichen Frauen Agrippina und Octavia mit ein. Selbstverständlich ist die Syntax eine (verständnisfördernde) Hilfskonstruktion, doch lassen die Elemente - auch bei Änderung von Nuancen - in jedem Fall das Programm erkennen, bei dem Gewährer und Empfanger der Huld sich ihres gegenseitigen Verstehens versichern. Die faktische Rezeption und langanhaltende Wertschätzung der neronischen Silbermünzen im alexandrinischen Währungsraum bestätigt diese Interpretation eindrucksvoll. 39 40 41 42 43

RPC 1,705. Christiansen (1988) l , 9 8 f . Christiansen (1988) 1,98. Christiansen (1988) 1, 99. Vogt (1924), 28.

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Die alexandrinische Münze als Kommunikationsmedium

Die Bewertung der Aussagegehalte der einzelnen Münzen tritt - angesichts der Ensemblefunktion - zurück, die meisten Rückseiten sind konventionell allegorisch mit den üblichen Attributen, wenngleich die individuelle Rezeption z.B. der Dikaiosyne durchaus gefühlsbetont gewesen sein mag, was sich unseren Rekonstruktionsfähigkeiten im Einzelnen entzieht. Als wirkungsvolle und kompositorisch neue Bildgestaltung dürfte RPC 5210 - Agathodaimon, Schlange mit Kornähren und Mohnblumen - besonders eindrucksvoll gewesen sein. Auf der Didrachme RPC 5220 ist Elpis 44 abgebildet, ein Motiv, das sich mit den diskutierten Huldigungsmotiven vereinen läßt. Der Kupferzwanziger RPC 5250 zeigt erstmals eine Standarte zusammen mit dem Adler, was als positive Erwähnung des Militärischen deutbar ist, bei dem Fünfer - einem nur bei Nero bekannten, nicht beständigen Nominal - RPC 5251 ist die Rückseitendarstellung nicht sicher zu identifizieren, das E der Vorderseite jedoch deutlich. Neue Münzbilder treten mit den Obolen des Jahres 8 auf: Roma, stehend, mit patera, Schild und Speer (RPC 5263) und Büste der Alexandria mit Elephantenhaube (RPC 5264). Zusammen betrachtet stellen die beiden Rückseiten eine für Alexandria positive Aussage dar, da die Stadt im direkten Vergleich mit Rom gezeigt wird. Der Revers des Hemiobols RPC 5265 mit Tropaion und kniendem Gefangenen 45 kündet von einem Sieg des Kaisers, den Burnett 46 der Niederwerfung des britischen Aufstandes - wegen des barhäuptigen Gefangenen (= westlicher Typus) - zuweist. Das Dichalkon RPC 5266 zeigt nur das Tropaion. Im Jahr 9 erscheint ein Tetradrachmon RPC 5267 mit der Büste der Poppaea als Rückseite; ansonsten werden bekannte Motive wiederholt. Erstmals in diesem Jahr (und ebenfalls mit ausgeschriebener Jahreszahl LENAT[OY] 47 ) tritt das leider nur in einem Exemplar (Paris) vorhandene Kupferdrachmon RPC 5271 auf. Mit 35 mm Durchmesser bei 23,9 Gramm Gewicht hat die Münze sicher beachtliches Interesse erregt: Diesen Großnominalen war - endgültig nach Neros Jahr 14 - der lang anhaltende Erfolg beschieden, das galt auch für die Halbdrachmen. 48 Die Botschaft der Rückseite ist explizit: T(OI CüJTHPI THC OIKOYMENHC (im Kranz), der Glücksbringer ist zum Retter der Welt geworden, der Anspruch jedenfalls nicht geringer geworden (auch wenn die Möglichkeit eines Hinweises oder einer Anknüpfung an die Ptolemäer denkbar ist.) - Der stehende Falke auf Diobol RPC 5272 ist ein neues Bild, das auf Schutz und Einheit (Horus) des Landes anspielt. 49

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Elpis ist wohl eher eine Riickübertragung von Fortuna. Der ursprüngliche griechische Begriff ist nicht so positiv besetzt: In der Büchse der Pandora blieb nach dem Entweichen aller xaxü nur e/.jU5 zurück. Brauchbare Abbildung bei Geissen 1, 150. RPC 1,705. Wohl zur Vermeidung des Theta nigrum, das als sehr negatives Omen aufgefaßt werden konnte. Vgl. Schumacher (2001), 246 und Abb. 118. RPC 5276: 30 mm; 12,6 g. Rs.: Nilus. Barnett, M., Götter und Mythen des alten Ägypten, Bindlach 1998, 104. Abb.: Horus als römischer Kaiser sitzend (Statue aus dem British Museum aus d. 1. Jhdt.). Hölbl (1994), 71-79. 277.

Nero

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Die Münzdarstellungen der folgenden Jahre sind bekannt, in manchen Fällen werden die Bilder geringfügig variiert, wodurch indessen keine Aussageveränderung erfolgt. Es ist auffallig, daß das Jahr 12 mit seiner besonders hohen Produktion (Kap. 5.5.) nur zwei Tetradrachmenrückseiten aufweist: Alexandria (RPC 5289) und Adler (RPC 5288).50 Sicher in das Jahr 14 gehört die Drachme RPC 5286 mit sitzendem Sarapis, die Christiansen 51 erwähnt (und zutreffend ins Jahr 14 datiert); das Motiv ist bereits bekannt. Nicht in das Jahr 11, sondern definitiv in das Jahr 14 ist die Drachme RPC 5285 zu datieren, 52 sie zeigt den sitzenden Jupiter Z E Y 2 KAÜETQAI02. Der von Vogt53 vermutete Sinnzusammenhang wird aber - wenn die Datierung auf 14 verschoben werden muß und keine bisher unbekannten Stücke des Jahres 11 auftauchen - vom Speziellen ins Allgemeine verändert werden müssen, da es in der Tat wenig Sinn macht, der Rettung des Kaisers aus der Gefahr erst drei Jahre später zu gedenken. Pincock 54 hält aber an der Verbindung mit der pisonischen Verschwörung fest und vermutet, daß die Kupferdrachmen erst regelmäßig seit dem Jahr 14 ausgebracht worden seien und sich im übrigen auf die reichsrömischen Vorbilder beriefen. Maßgebend ist allerdings in jedem Fall die Verbindung des Kaisers mit der schützenden Macht des Iuppiter Capitolinus: Diese Botschaft ist in jedem Fall vernehmbar gewesen. Bei den neuen großen Kupfernominalen tritt im Jahr 14 noch ein Hemidrachmon auf. Das Rückseitenmotiv ist neu (RPC 5319): Stehende Tyche mit Steuerruder und Füllhorn. Es bietet sich an, dieses Motiv mit der Reise Neros nach Griechenland in Verbindung zu bringen, es gewissermaßen in die Nähe der noch zu diskutierenden Sebastophorosdarstellung zu rücken. An Kupfermünzen - deren Deutung damit abzuschließen wäre - sind noch einige Diobole zu verzeichnen: RPC 5320 ist die bereits bekannte Agathodaimon-Darstellung, während RPC 532155 die Uraeusschlange als Revers aufweist. Diese Stirnschlange ist eine Anspielung auf die königliche Würde. Der Diobol RPC 5322 stellt auf der Rückseite eine Vase dar, die - ähnlich wie RPC 5005 für Augustus - nur im Kontext des Herrscherkultes gesehen werden kann, als beliebiges Gefäß (Oinochoe) wäre ihr Bedeutungsgehalt nicht zu verstehen. 56 RPC 5323 bildet den Apis-Stier ab, ein Element des Sarapis-Kults.

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Allerdings kommt eine geringe Produktdiversifikation einer maximalen Ausbringung zweifellos entgegen, während eine große Produktvielfalt die Maximierung der Produktion eindeutig erschwert. Christiansen (1988) 1, 85. RPC Suppl. 1, London und Paris 1998, 48. Nrn. 5285-6 corr. Gestützt auf Pincock, R., NC, 155, (1995), 267-271. - Vgl. Abschnitt 4.3. Vogt (1924)1, 32. Pincock (1995), 270 f. Diese und einige folgende Münzen besser bei Geissen 1, 208 bis 216 abgebildet. Burnett beschränkt sich bei der Beschreibung von RPC 5322 lakonisch auf „vase". BMC 16, 22, 188 beschreibt „vase of oenochoe form, with cover", das entspricht der Beschreibung der Augustus-Münze BMC 16,3,11 u. Abb. XXXI, 11. Diese Beschreibung wählt auch Geissen 1 bei Nr. 211 und 4. Sear (1997) wählt die Münze Neros nicht aus, beschreibt aber den Diobol des Augustus als Nr. 121 (S. 11): „Vase of ritual with long spout and handle; uraeus and six plumes on cover". - Ich denke, daß RPC 5322 Kopie des Typs RPC 5005 ist, wofür auch die spiegelbildliche Ausführung spricht. Deckel und Verzierung bleiben aber unklar, obwohl Sears Deutung - mangels Alternativen nicht zu widerlegen ist.

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Die alexandrinische Münze als Kommunikationsmedium

Dadurch ist die Münzaussage direkt mit dem bedeutenden Kult des Landes verbunden, wodurch sie sich von den früheren Stierabbildungen, die allgemein als Fruchtbarkeitssymbole interpretiert worden waren, unterscheidet. Weit zurück in die Geschichte des orientalischen Kulturkreises reicht der Greif, der in alexandrinischer Zeit wohl als apotropäisches Symbol fungiert hat: Obol RPC 5324. Auf Diobol RPC 5325 tritt wieder der Falke auf. Mit dem Jahr 13 setzt eine Reihe von Darstellungen auf den Stateren ein, deren Aussagen oft interpretiert wurden: Sie sind im engeren Zusammenhang mit der Reise Neros nach Griechenland, im weiteren Kontext mit dem Philhellenentum des Herrschers zu deuten. Die bekannte Darstellung eines Segelschiffes RPC 5296/RPC 5306 ist durch die Aufschrift 2EBA2T00P02 definitiv als das Transportmittel für die kaiserliche Reise gekennzeichnet. Gegen diese Interpretation wurde eingewendet, daß der Herrscher wohl ein Kriegsschiff mit Ruderern benutzt habe, was jedoch insofern nicht stichhaltig zu sein braucht, als Höckmann 5 7 feststellt, daß man auf Frachtseglern mit Passagierkabinen bequemer reisen könne, was Nero wohl auch als erster getan habe. Neros Reise nach Griechenland ist bekanntlich auch von seiner künstlerischen Motivation getragen, die ihn zur Teilnahme an verschiedenen berühmten und ehrwürdigen Festspielen bewogen hatte. Darüber geben die Münzrückseiten Auskunft: RPC 5297/5307 (Jahr 13/14), A I 0 2 OAYMÜIOY, Büste des Zeus von Olympia: Olympische Spiele. RPC 5298/5308, NEMEI02 ZEY2, Büste des nemeischen Zeus: Nemeische Spiele. RPC 5299/5309, HPA APrEIA, verschleierte Büste der argivischen Hera: Argivische Spiele. RPC 5300/5310, IlOZEIAfiN I 2 0 M I O 2 , Büste Poseidons mit Dreizack: Isthmische Spiele. RPC 5301/5311, A K T I 0 2 AIIOAAQN, Büste des Apollo von Aktium: Aktische Spiele. RPC 5302/5312, ÜY0(E)IO2 AÜOAAQN, Büste des pythischen Apollo: Delphische Spiele. Vogt 58 macht deutlich, daß das Programm der vorgesehenen Spiele aufgrund des bereits im Jahr 13 vorliegenden vollständigen Rückseitenensembles vorab vorgelegen habe, d. h. daß die Münzen nicht von der stattgefundenen Teilnahme berichten, die erst später erfolgt sei. In diesem Zusammenhang muß noch einmal herausgestellt werden, daß wir die Aussage der Münzen interpretieren nach dem Befund, wie sie heute (wie damals) vorliegen. Damit ist entscheidend, daß wir das Teilnahmeprogramm Neros genau ersehen können, ob es zum Zeitpunkt der Münzausgabe geplant oder vollzogen war, ist vor diesem Hintergrund sekundär. Die Tetradrachmen RPC 5292 und 5293 haben als Rückseite eine Apollobüste ohne differenzierende Attribute und eine Romabüste, sie sind insofern den allgemeinen Ausgaben zuzurechnen, bei denen eine positive Resonanz auf das Motiv zu erwarten ist,

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Höckmann, O., Schiffsbilder auf antiken Münzen, 73, Rom und Rhein - Macht und Münzen (Festschrift), Speyer 1996, 61-82. Vogt (1924) 1,33-35.

Von der einfachen Aussage zum komplexen Programm

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aber nicht eine spezifische Assoziation: Sie sind deshalb nicht dem Griechenland-Zyklus zuzuordnen. Für das Auftauchen im Jahr 13 der Tetradrachme RPC 5294 mit Augustus, 0 E O 2 2EBA2TOZ, ist zunächst an die dynastische Rückbesinnung zu denken. Das würde auch die Typenwahl von RPC 5295, Tiberius, T I B E P I 0 2 KAIS AP begründen. Vogt59 sieht dies auch in beiden Fällen durch die „griechenlandfreundliche Politik" der Vorgänger, auf die sich Nero bewußt bezogen habe, erklärt. Burnett 60 möchte diese beiden Münztypen getrennt betrachtet sehen, weil sie im Jahr 14 nicht mehr vorkommen, was beim Zusammenhang mit dem Reisezyklus nicht verständlich wäre. Er glaubt an folgende Erklärung: Das bereits geschilderte Silbergewinnungsprogramm 61 habe dazu geführt, daß die Bilder beider Herrscher - vertraut von den Vorder- und Rückseiten der tiberianischen Statere (Augustus mit Strahlenkrone/Tiberius mit Lorbeerkranz) - plötzlich im alexandrinischen Geldumlauf überhaupt nicht mehr anzutreffen waren, da man sie eingeschmolzen hatte. Durch die beiden Ausgaben (RPC 5294/5) jedoch habe man die vertrauten Abbilder wieder in den Geldkreislauf eingeführt. Es handele sich also um eine Restitution früherer Ausgaben, wie sie - außerhalb unseres Betrachtungszeitraumes z.B. später unter Trajan nach der Demonetarisierung älterer Münzen stattfinden sollte. Nach den bisher gewonnenen Einsichten in die Ausgabepraxis für Ägypten halte ich Burnetts Auffassung für zutreffend. Daß der Hinweis auf die Dynastie dabei als positiver (Kommunikations-)Nebeneffekt willkommen war, scheint unbezweifelbar, ist aber weniger stimmig als alleinige Erklärung für die Emission, die mir durch die Geldmarktverhältnisse und die große Auflagenhöhe und damit Verbreitung der ursprünglichen Tiberius-Statere plausibel erscheint für die erneute Prägung eines an sich gängigen Münztyps. Folglich sind RPC 5294/5 Restitutionsausgaben, die sich in das neronische Programm zur Silbergewinnung in Ägypten widerspruchsfrei einfügen und dessen Historizität bestätigen.

6.6. Von der einfachen Aussage zum komplexen Programm Die ersten alexandrinischen Münzen unter Augustus folgten ptolemäischen Vorbildern, nur Kupfergeld wurde ausgebracht. Die Anzahl der Motive stieg während der sechs zeitlich aufeinander folgenden Emissionen an, erreichte aber keine große Vielfalt. Die Bildaussagen der Rückseiten wirken konservativ, elementar und (bezogen auf die Empfängergruppen) integrativ. Tiberius läßt in seinem 7. Jahr wieder Silbermünzen herstellen. Sie umfassen nur einen Typ. Für die mediale Aussage sind die Varianten und Beizeichen der Stempel ohne Belang: Kontinuität und Eintreten in die Traditionen des Bestehenden geht von den Münzbildern unter Tiberius aus.

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Vogt (1924) 1, 36. RPC 1, 705. Kap. 5.5. dieser Arbeit.

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Die alexandrinische Münze als Kommunikationsmedium

Unter Claudius setzt eine Diversifikation der Münzbilder ein, die zu einem umfangreicheren Aussagespektrum führt. Es sind stets die Rückseiten, die uns Aussagen vermitteln. Diese sind nicht durchgängig direkt und konkret, sondern häufig treffen wir auf allgemeine Anspielungen, die heute unter das Rubrum „vertrauensbildende Maßnahmen" fallen würden. Die Münzvorderseiten - dies gilt für die gesamte julisch-claudische Dynastie - zeigen im Regelfall Kopf/Büste des Herrschers und die (häufig) verschiedenen Titulaturen. Die Aussagen der Vorderseiten sind eng begrenzt: Es gibt das Abbild des Kaisers verläßlich - wenn überhaupt - erst nach dem Eintreffen und Umsetzen der Vorlagen in Alexandria. Weiter die Titulatur, die aber einem chronologischen Schema unterliegt. Alle guten Kataloge geben darüber Auskunft, insbesondere RPC. Diese Arbeit ist aber nicht der Katalogisierung verpflichtet und hat deshalb in dem vorliegenden Kapitel Vorderseiten nur dann behandelt, wenn die Aussage hinreichend informativ war: Der Wechsel vom 0 E O Y YIOY zum 2 E B A 2 T O S war wesentlich, das Auftauchen eines Mitglieds des Kaiserhauses im Münzbild desgleichen, nicht jedoch eine geringfügige Umschriftvariante. - Die Ikonographie der Herrscherbilder ist ein hochinteressantes Thema, das in diese Untersuchung aus zwei Hauptgründen keinen Eingang findet: Erstens: Die mediale Aussage ist zu gering. Zweitens: Gerade alexandrinische Prägungen haben zwar ein unverwechselbares Flair, sind aber sehr selten Meisterwerke der Münzglyptik, oft stark abgenutzt und stereotyp. Unter Nero findet die vollständige Ausbildung des Silber- und Kupferwährungssystems statt. Die Fülle neuer und aussagekräftiger Münzbilder steigt stark an. Wir treffen auf umfangreiche Programme, die sich als „Huldigungsadressen" interpretieren lassen. Eigenschaften des Herrschers, Erwartungen und Versprechungen, dynastische und kultische Aussagen häufen sich. In den letzten beiden Jahren Neros finden wir sogar das Programm seiner Griechenlandreise und eine erste Restitutionsprägung. Die Möglichkeiten der Nominale mit großem Durchmesser (35 mm und 30 mm) werden zwar noch nicht ausgeschöpft, aber die ersten dieser Münzen erschienen, um den Anfang einer Erfolgsgeschichte dieser Kupferdrachmen und -hemidrachmen für die Folgezeit einzuleiten. Während Neros Regierungszeit ist die Entwicklung des alexandrinischen Münzwesens abgeschlossen, auch die Nebenfunktion der Münzen als Massenkommunikationsmittel hat sich voll entfaltet.

7. Zusammenfassung der Ergebnisse

Diese Untersuchung wurde ursprünglich mit der Zielsetzung begonnen, das alexandrinische Silberwährungssystem bis zum Ende der julisch-claudischen Dynastie zu rekonstruieren und die Aussagen der Münzen zu deuten. Dieser Rahmen mußte bald weiter gesteckt werden: Zum Verständnis der Silberwährung ist die Kenntnis der Kupferwährung erforderlich; nach deren Rekonstruktion konnte das gesamte alexandrinische Währungssystem erschlossen werden. Um die Entstehung der alexandrinischen Währung zu beurteilen, war der Rückgriff auf die Währungssysteme unter den letzten ptolemäischen Herrschern erforderlich. Die in der Forschung publizierten Münzdaten waren zum Teil nicht ausreichend, zum Teil nicht verwendbar, so daß sowohl für die alexandrinische als auch für die ptolemäische Periode des Untersuchungszeitraums eigene Münzen beschafft und analysiert werden mußten. Diese Analysen ermöglichten es, die gestellten Fragen zu beantworten. Dabei wurden Erkenntnisse gewonnen, die allgemeine Gültigkeit beanspruchen dürften. Bestimmten Auffassungen der Forschung zu Verbindungen des alexandrinischen mit dem reichsrömischen Währungssystem mußte entgegengetreten werden, da sie sich mit den nunmehr gesicherten Befunden nicht in Einklang bringen ließen. Diese Arbeit behandelt ein Thema der Alten Geschichte, das durch seine Aufgabenstellung Münzen als wichtigen Teil des Quellenmaterials umfaßt. Die auftretenden numismatischen Fragen wurden mit modernen Analysemethoden beantwortet und durch Beobachtungen ergänzt. Die Vorgehensweise ist nach meiner Auffassung insofern archäometrisch. Damit ist auch die Einsicht verbunden, daß die angewendeten Verfahren für den naturwissenschaftlichen Betrachter nicht mehr als ein - teilweise - neues Anwendungsgebiet darstellen können. Das trifft in ähnlicher Weise für Überlegungen zur Organisation der Münzproduktion zu, die betriebs- und ingenieurwissenschaftlichen Bereichen entnommen sind. Dieser quasi „technologische" Untersuchungsanteil, notwendig zur Beantwortung wichtiger Fragen, sollte nicht überschatten, daß sinnvolle Auswertung und Untersuchung antiker Strukturen das wesentliche Anliegen dieser Arbeit sind. Sie ist der Rekonstruktion und Deutung der alexandrinischen Währung als bedeutendem Element der Wirtschaftsgeschichte des Landes, der Provinz Ägypten, verpflichtet. Die Deutung der Aussagen der Münzen macht historische Einblicke möglich, die sich aus dem Wechselspiel zwischen Münzhersteller und Empfänger ergeben. Folgende Ergebnisse werden zusammengefaßt vorgelegt: • Der abgeschlossene ägyptische Binnenmarkt war unter Ptolemaios I. entstanden, spätestens unter Ptolemaios II. ausgebaut mit einem nur dem Land eigenen Binnenwährungssystem von hoher Steuer- und Binnenhandelseffizienz mit einem dementsprechenden ungewöhnlich hohen Monetarisierungsgrad.

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Zusammenfassung der Ergebnisse

Fremdes Geld wurde am Grenzübergang mit Gewinn - Beispiel: Attische Tetradrachme von 17,4 g gegen ptolemäische von 14,2 g - für die königliche Finanzverwaltung umgetauscht, Fremdgeld lief im Binnenland nicht um. Das ptolemäische Binnenwährungssystem war unter den beiden letzten Herrschern dieser Dynastie zu einem bimetallischen System reduziert worden. Ptolemaios XII. prägte während seiner 30-jährigen Herrschaft Münzen mit 90% Silbergehalt, deren letzte noch im Jahr 29 seiner Herrschaft nachzuweisen ist. Im Jahr 30 beweist eine Tetradrachme eine Reduzierung des Feingehaltes auf etwa 50 %, im Jahr 1 der Kleopatra ist der Feingehalt ihrer Statere 36 % und bleibt bei diesem Wert bis zu ihrem letzten 22. Regierungsjahr. (Die Stücke Kaisarions fügen sich ein.) Eine Reform, die diesen Namen verdient, kann für das Jahr 1 der Kleopatra, Februar/ März 51 bis 4. September 51, festgestellt werden. Für das Jahr 29 ihres Vaters, 5.9.53 bis 4.9.52, ist eine Münze von 90% bekannt, was beweist, daß in diesem Jahr noch der hohe Standard gegolten hat. Für das Jahr 30 des „Auletes", 5.9.52 bis ca. Februar/März 51, ermittelte ich ein auf 50 % Silberanteil reduziertes Stück. Es scheint besser, statt von einer Reform 53/52 von einem Absinken des Standards, belegt für 52/51, und der anschließenden bleibenden Reform der Kleopatra 51 zu sprechen. Während unter Auletes Herrschaft keine Kupfermünzen erzeugt wurden, ließ Kleopatra relativ zahlreiche Münzen in zwei Nominalen zu 80 und 40 Rechendrachmen ausbringen, die ich als Diobole und Obole ermittelt bzw. bestätigt habe, wozu nicht zuletzt die explizite Wertbezeichnung beitragen konnte (II und M). Nach 30 v. C. zirkulierten im Währungsgebiet nur noch vorhandene Silbermünzen, Augustus / Oktavian ließ kein Silber prägen. Er ließ jedoch die Kupferprägung (technisch) zunächst unverändert fortsetzen, um bis zum Ende seiner Regierung insgesamt sechs Emissionen mit mehrfacher Reduzierung des Standardgewichts unter Beibehaltung der Nominaldurchmesser auszubringen. Dabei wurde die ursprüngliche Nominalstruktur - Obol und Diobol - nach unten erweitert: Hemiobol und Dichalkon gekennzeichnet in einigen Fällen durch K und I - kamen hinzu. Das Standardgewicht war nahezu auf die Hälfte als Folge der mehrfachen Reduktionen abgesunken. Der zuletzt erreichte Standard (nach Gewicht), sowie die Durchmesserbereiche der Nominale, blieben von da ab unverändert und wurden sowohl von Tiberius, Claudius, als auch Nero übernommen (Caligula prägte praktisch nicht). Die Feingehaltsreduzierung auf nur 36% Edelmetallanteil, flächendeckend in einem Territorialreich praktiziert, ist ein bis dahin in Ausmaß und Konsequenz unbekannter Vorgang. Er wurde von Kleopatra VII. eingeführt und ohne feststellbare Änderung während ihrer gesamten Regierungszeit praktiziert. Als Nominal dominierte das Tetradrachmon, der Stater; die wenigen Drachmen haben im Geldumlauf letztlich keine Rolle gespielt, waren aber auch weniger für die Erweiterung der Nominalpalette, als für Sonderzwecke, die wir letztlich dem Bereich dynastischer Selbstdarstellung zuordnen, bestimmt. Das „neue" Geld wurde ohne Vorbehalte akzeptiert und nahm seinen Platz im Umlauf gleichberechtigt mit den älteren Prägungen (90 % und 100% Silbergehalte) ein. Dafür war nicht zuletzt das äußere Erscheinungsbild der Statere maßgebend, das durch die Technologie der Herstellung bestimmt wurde.

Zusammenfassung der Ergebnisse •

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Das Vorgehen der Feingehaltsreduzierung führte zunächst nicht zu Nachahmungen außerhalb Ägyptens, jedenfalls nicht in auch nur annähernd vergleichbarem Umfang (ich nehme das keltische Münzwesen von der Betrachtung aus). Indessen setzte der Kaiser (bzw. seine Finanzverwaltung) als letztlich Alleinverantwortlicher, wenn nicht gar „Eigner" der Provinz, die eingeführte Praxis fort und baute sie quantitativ aus: Bei der Wiederaufnahme der Tetradrachmenprägung unter Tiberius in seinem 7. Jahr wurde der Feingehalt auf 26% festgelegt. Durch Untersuchung von insgesamt 15 alexandrinischen Tetradrachmen sind die Eckdaten für die Feingehaltsentwicklung während der gesamten julisch-claudischen Dynastie ermittelt worden. Sie sind in der Graphik 3.7. dargestellt (ergänzt um verläßliche ältere Werte, die meine Ergebnisse bestätigten) und zur besseren Übersicht tabelliert: Kleopatra VII. Tiberius J. 7-23 Claudius J. 1 - 6 Nero J. 3 Nero J. 5 Nero J. 10-12 Nero J. 13-14

36 % (Feingehalt, Ag + Pb) 26 % 24 % 23 % 19% 18,5% 18%

Nach diesem Zeitpunkt, Nero J. 14 (68), verfügen wir - abgesehen davon, daß die spätere Zeit auch aus dem für diese Arbeit gesteckten Rahmen herausfällt - nur über ganz wenige Daten, die jedoch Raum für die Vermutung lassen, daß sich der Grenzwert des Silbergehaltes ungefähr bei 18% eingependelt hat und für längere Zeit (fast ein Jahrhundert) beibehalten worden sein könnte. • Mit den letzten Regierungsjahren Neros war der kontinuierliche Ausbau des alexandrinischen Währungssystems abgeschlossen und vollendet entwickelt. Das System war von den ptolemäischen Vorgängern übernommen worden. Die zweigeteilte Währung Silber und Kupfer - wurde in beiden Bereichen diskontinuierlich ausgebracht. Die Diskontinuität wurde als Ergebnis des jeweils akkumulierten Handlungsbedarfs gedeutet, der bei einem funktionsgefährdenden Absinken der umlaufenden Geldmenge Neuprägungen erzwang. • Die Nominalstruktur: Tetradrachmon = 4 Drachmen, Drachme = 6 Obole, Obol = 8 Chalkoi, gilt zunächst einmal für Silber- und Kupfergeld. Eine gewisse Komplizierung liegt nur darin, daß es in Silber praktisch nur Tetradrachmen, Statere, gibt. Drachmen, Hemidrachmen, Diobole, Obole, Hemiobole und Dichalka (und der ephemere Chalkus) bestehen aus Kupfer. Wird ein Preis in (Silber-)Tetradrachmen fällig, aber in Kupfer bezahlt, muß für das Kupfer ein Aufgeld, die aXkayi], entrichtet werden. Üblicherweise müssen dann für eine Tetradrachme 28 bis 29 (Kupfer-)Obole gegeben werden, so daß gegenüber rechnerisch fälligen 24 Silberobolen (die es als Münzen nicht gibt) 28 oder 29 Kupferobole, oder ein Aufgeld von 4 bis 5 Kupferobolen pro (Silber)Stater, bezahlt werden. Drachmen existieren sowohl in Silber als auch in Kupfer, wobei die Umrechnung in der Zahlungspraxis die Silberdrachme mit '/ 4 Stater oder 6 Silberobolen gleichsetzt,

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die 7 Kupferobolen (bzw. 7 '/ 4 ) entsprechen. Man müßte also - anders formuliert zur Kupferdrachme noch einen bis 1 '/ 4 Obol (auch dieser existiert als Nominal natürlich nicht) hinzulegen, um den Wert der Silberdrachme zu erreichen. Leider hat dieses durch die Metallunterschiede bedingte Agio der korrekten Deutung lang im Weg gestanden, es hat sicherlich nicht nur die Fehlinterpretation der Kupfernominale gefördert, sondern auch die korrekte Einordnung des Staters beeinträchtigt. Letztlich reduziert sich das nicht ohne weiteres erkennbare Umrechnungsverhältnis zwischen Silber- und Kupfergeld auf die Zahlung eines Aufgeldes für Kupfer bei nominaler Gleichheit der Münzen, das den Transport-, Lager-, und Hantierungsschwierigkeiten des Kupfergeldes im Verhältnis zum „Großnominal" Tetradrachme Rechnung trug. Nebenbei bemerkt gibt es auch hierzu - zumindest in Deutschland eine Analogie, wonach niemand gezwungen ist, beliebig große Zahlungen in Kleinmünzen anzunehmen, die „Allage" wird allerdings subtiler erhoben (worauf nicht näher eingegangen werden soll). Noch eine weitere besondere Steuer hat durch ihren Satz von '/ 16 oder 6,25 % in die moderne Forschung hineingewirkt: Diese „Prosdiagraphomena" hat mit großer Wahrscheinlichkeit die in manchen Systemen falscher Kupfernominalrekonstruktionen herumgeisternden 1V2 Obolmünzen inspiriert ('/ 16 einer Tetradrachme ist unleugbar - 1 '/ 2 Obol). • Das beschriebene Währungssystem, bestehend aus Silber- und Kupfermünzen, war ausgezeichnet für die Durchführung aller Geldzahlungen geeignet. Durch seinen Nominalreichtum konnten von den kleinsten bis zu sehr großen Summen alle Beträge zusammengestellt werden. Bargeldlose Zahlungen waren auf absolute Sonderfälle beschränkt und waren in diesem Binnenmarkt nicht von Bedeutung. Gold (wohl auch Silber in ungemünzter Form - Schmuck, Barren) konnte als Ware gehandelt werden, doch sind auch dies - im Verhältnis zum Normalzahlungsverkehr - unbedeutende Erscheinungen. Steuerzahlungen, wirtschaftliche Transaktionen, Kauf und Verkauf, Kleinhandel, Lohnzahlung: Das Währungssystem wurde allen diesen Anforderungen gerecht. Definitionsunterschiede, wie sie das Begriffspaar „Wert- und Kreditmünze" aufzeigen, bringen für das alexandrinische Münzwesen keine Erkenntnis, sie sind letzten Endes nicht sinnvoll verwendbar. Stattdessen ist in diesem Zusammenhang die Frage der Akzeptanz - vor allem natürlich der Silbermünzen - von Interesse. • Die Akzeptanz des Münzgeldes gründet sich neben dem Stoffwertgehalt noch auf die Rechtseinschätzung als materia forma publica. Es kann also ein stoffwertloses Zahlungsmittel nicht existieren, aber es ist auch nicht ausschließlich der valor intrinsecus, der den Wert der Münzen bestimmt und damit ihre Akzeptanz im gesamten Währungsgebiet. Es ist gerade die staatlich vorgegebene Form und die bedingungslose Annahme der Münzen durch die staatlichen Stellen bei der Steuerzahlung, die die Grundlage der allgemeinen Akzeptanz und Wertschätzung des heimischen Geldes anderes gibt es nicht im Umlauf, wie Funde und Dokumente belegen - bilden. Damit wird auch die Funktionsbreite - allgemeines Tauschmittel, rechtsgültiges Zahlungsmittel, Preisausdrucksmittel, Wertaufbewahrungsmittel - des alexandrinischen Münzgeldes gewährleistet.

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Keinesfalls darf die visuelle Akzeptanz der Statere übersehen werden. Mit einer Fülle von Bulkanalysen (5.4.) konnte gezeigt werden, daß die optische Erscheinung der Münzen den Eindruck feinen Silberglanzes und von Silberfarbe erweckten, so daß sie visuell bedingungslos als „Silbermünzen" anerkannt und akzeptiert wurden. Der wirkliche Feingehalt der Silbermünzen und ihr wirkliches inneres Aussehen wurde aufgedeckt, und die Feingehaltswerte der Statere, die in alexandrinischer Zeit zwischen 26% und 18% Ag, Rest Cu, liegen, sind in der Tat objektiv relativ gering. Prinzipiell unentdeckbar war dies auch damals nicht. Die durch einfaches Anschleifen auf den Farbtafeln 1-3 gewonnenen Einblicke in die Struktur und Farbe der Kernlegierung sind sehr instruktiv. Es spricht jedoch alles dafür - moderne Analogien existieren - , daß die Bewohner der Provinz Ägypten ihr Geld akzeptierten wie es war und auch keinerlei investigative Neugier entwickelten. Freilich machte die ausgezeichnete Qualität der Oberflächenanreicherung mit Silber, die detailliert dargestellt und diskutiert wurde, die Akzeptanz leicht. Im Zusammenhang mit den vorgetragenen metallurgischen Erkenntnissen kam eine völlig neue Einsicht zur Fertigungstechnik von Ag-Cu-Zweistoffsystemen zu Tage: Es ist gar nicht möglich, diese Münzen ohne den Effekt der Silberanreicherung herzustellen. Er ist mit der Herstellungstechnologie zwangsläufig verknüpft, eine Änderung ist praktisch ausgeschlossen. - Diese Erkenntnis gilt nicht nur für das alexandrinische Silbergeld, sondern hat allgemeine Gültigkeit. Im Zusammenhang mit den vorgenommenen Feingehaltsuntersuchungen wurden erstmals die auf den Farbtafeln 1-3 und 4 vergrößert dargestellten Schliffe in einer qualitativen Reihe abnehmender Silbergehalte und diesen zugeordneten Farben angeordnet. In der Forschung war dieser Ansatz gefordert worden, und es ist m. E. möglich, anhand der sich so darbietenden relativen Skala nach dem Anschliff, erste grobe Abschätzungen der Feingehalte vorzunehmen. Eine zerstörungsfreie Analyse solcher Ag-Cu-Statere ist praktisch nicht möglich. - Es ist Auffassungssache (und auch eine Frage der Geräteverfügbarkeit und der Laborkapazität), ob man der von mir gewählten Anschliffmethode mit (iRFA den Vorzug geben will, oder ob Bohrkerne als Proben vom Rand aus den Münzen entnommen werden. In jedem Fall muß der Forscher, der sich mit Silbermünzen beschäftigt, genau prüfen, ob er Ag-Cu-Systeme vor sich hat. Ist dies der Fall sollte er mit all den Problemen rechnen, die in dieser Arbeit beschrieben und diskutiert wurden. Auch das Problem der kupferentreicherten, untergewichtigen und häufig versprödeten Münzen wurde erstmals mit gestaffelten REM-Fotografien demonstriert. Es ist möglicherweise bevorzugt bei alexandrinischem Silber aufgrund der Stratigraphie anzutreffen. Das alexandrinische Münzwesen ist aus dem ptolemäischen durch Wandlung entstanden, die griechische Grundstruktur wurde nicht verändert, sondern übernommen und ausgebaut. Zwischen dem alexandrinischen und dem reichsrömischen Münzwesen gibt es keine funktionelle Interdependenz, auch keine Überschneidungen und Entsprechungen. Innerhalb des geschlossenen Binnenwährungsraums Ägypten zirkulierte im Umlauf nur das alexandrinische Geld, reichsrömisches Geld kommt weder in Horten/Funden in der Provinz vor, noch tritt außerhalb in den Funden erwähnenswert alexandrini-

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sches Geld auf. Der orientalische Export reichsrömischen Geldes war von dessen Transport durch Ägypten unter Zollverschluß oder in ähnlicher Weise gekennzeichnet, wobei die alexandrinische Währung nicht beteiligt war und solche Transaktionen auch den Binnenmarkt nicht berührten. Die immer wieder behauptete Gleichsetzung von alexandrinischer Tetradrachme und Denar trifft nicht zu, wie ich im Einzelnen nachgewiesen habe (abgesehen davon, daß die Gleichsetzung und was sie denn eigentlich bedeuten solle sowie, was aus ihr folge, nicht in der Forschung definiert und korrekt beschrieben worden ist): Es gibt keinen geographischen Raum, in dem die beiden Münzarten gleichzeitig umgelaufen sind, es gibt keine Währungszonen, in denen Tetradrachme und Denar kompatibel und austauschbar gewesen wären. Sie haben sich auch niemals im inhärenten Metallwert entsprochen, sondern die Kurven alexandrinischer Tetradrachmen und reichsrömischer Denare unterscheiden sich so sehr voneinander, daß sich auch keine funktionelle Abhängigkeit der einen von der anderen erkennen läßt - beide folgen definitiv anderen Gesetzen oder Ursachen. Das ist in der Graphik 5.3.4.1. deutlich zu sehen. Besonders kennzeichnend ist, daß die im reichsrömischen Silbergeld prägnant erkennbare neronische Münzreform in dem Verlauf der Tetradrachme keine zeitliche Entsprechung findet. Letztere hatte lange vorher Veränderungen, die aber graduell andere waren, erfahren. In den gleichen Zusammenhang gehört die nicht haltbare „Gleichsetzung" von Sesterz und Kupferdrachme. Man kann keinesfalls die im römischen Aes-System angelegte Wertstoffdifferenzierung (Messing/Kupfer) außer Acht lassen, die im alexandrinischen Währungssystem (Bleibronze) keine Entsprechung findet. Auch schließt die Rekonstruktion des alexandrinischen Kupfergeldsystems, mit definitiv „griechischem" Aufbau, eine Entsprechung zu dem in anderen Wertverhältnissen aufgebauten römischen Buntmetallsystem aus. Diese Entsprechung - genau so wie die verfehlte Gleichsetzung silberner Nominale wird auch nicht von einer artikulierten nachvollziehbaren römischen Politik (von Geldpolitik, die es nicht gab, gar nicht zu reden) gefordert oder plausibel gemacht, ein „mainstream" der Entwicklung braucht nicht bemüht zu werden, denn im alexandrinischen Münzwesen ist er nicht nachweisbar. Schließlich haben die Besonderheiten der Provinz Ägypten, die aufgezeigt werden konnten, die Beibehaltung, Entwicklung und Weiterführung des eigenständigen alexandrinischen Währungssystems gefördert oder sogar ermöglicht. Der notwendige Geldumtausch am Grenzübergang bei Einreise nach Ägypten, oder auch beim Verlassen der Provinz, ist ein Devisentausch, der zwar staatlicher Festsetzung unterlag, aber die Währungssysteme niemals vereinte, sondern gerade ihre Trennung betont hat. Es dürfte nach all dem nicht mehr sinnvoll sein, Gleichsetzungen zwischen dem alexandrinischen und dem reichsrömischen Währungssystem zu vertreten. • Nach quantitativen Studien zur Münzproduktion in Ägypten, bei denen sich ein kaiserliches Silbergewinnungsprogramm unter der Herrschaft Neros darzustellen schien, wurden in der Forschung Einwände gegen die Methodik der Ermittlung erhoben. Christiansen (1988) hatte als Kern seiner Thesen von einem erwirtschafteten Silbergewinn durch Einzug älterer Münzen mit hohem Feingehalt und Ausgabe neuerer mit

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geringerem Edelmetallanteil berichtet: Er ermittelte einen Betrag von 3542 Tonnen Silber, den er als Größenordnung für den Gewinn bezifferte, wobei der Betrag natürlich nicht den Anspruch auf absolute Richtigkeit erheben könne. Meine Berechnungen (5.5. und A.4.), bei denen wesentlich die überhaupt vorstellbaren und darstellbaren Produktionsmengen ermittelt worden sind, zeigen zweierlei: • Ein solches Silbergewinnungsprogramm war durchaus möglich und die Umstände sprechen für seine Historizität. • Bei der Größenordnung, die mit n • 103 Tonnen angenommen wurde, hat mit Sicherheit eine Fehlermittlung um eine ganze Zehnerpotenz, also eine „Größenordnung" stattgefunden. Wahrscheinlich und plausibel sind etwa n • 102 Tonnen, eine noch immer respektable Menge. Die absoluten Werte sind ca. 200 Tonnen anstelle von 3500 Tonnen Silber. • Die alexandrinischen Münzen haben - wie jedes staatliche Metallgeld - noch die Nebenfunktion eines Nachrichten- und Massenkommunikationsmittels. Es war für diese Funktion möglich, eine ausgeprägte Entwicklungslinie von anfänglich einfachen Aussagen bis zu späteren komplexen Programmen nachzuzeichnen. Der oft erwähnte propagandistische Aspekt drängte sich dabei nicht auf, vielmehr waren Versicherungen von Kontinuität, Wahrung der Tradition, Versprechen von Prosperität mit dynastischen Aussagen und Verweisen auf göttliche Bereiche (aller Adressaten) anzutreffen. Am Ende des Betrachtungszeitraums war sogar das Programm von Neros Griechenlandreise in Form einer leicht interpretierbaren Münzserie erschienen. Spätestens unter Neros Regierungszeit hatte sich das alexandrinische Münzwesen auch in seiner Eigenschaft als Massenkommunikationsmittel ganz entfaltet. Die vorgestellten Thesen reflektieren eine Untersuchung, der die Entstehung und Entjl29 wicklung des alexandrinischen Münzwesens bis zum Ende der julisch-claudischen Dynastie entnommen werden kann. Um die Rekonstruktion des alexandrinischen Münzwesens durchzuführen, mußte zuerst das Währungssystem der letzten Ptolemäer - aus dem das alexandrinische erwuchs - diskutiert werden. Der metallurgisch-technologische Einschlag der Arbeit war bei der gegebenen Fragestellung zur Lösung und Beantwortung nicht zu umgehen. Erfreulicherweise haben die metallurgischen und technischen Beobachtungen auch Ergebnisse gezeitigt, die über das Gebiet alexandrinischer Münzen hinaus Gültigkeit beanspruchen dürfen. Wesentlicher ist jedoch die Erwartung, daß die vorliegende Arbeit Grundlegendes zu einer alexandrinischen Numismatik, die noch nicht geschrieben wurde, beitragen möge.

A. Technisch-metallurgischer Anhang

A. 1. Besonderheiten bei der Herstellung alexandrinischer Münzen: Ergänzende Betrachtungen In Kapitel 3 wurden im Zusammenhang mit der Notwendigkeit von Analysen an eigenen Silbermünzen einige technische Fragen behandelt. Sie betrafen die Probenvorbereitung, die Analysemethode und das verwendete Gerät. Da es zur Beurteilung der Emissionen und zur Rekonstruktion des Prägesystems auf die Ergebnisse der Feingehaltsbestimmungen der (herstellerseitig vorgegebenen) Legierungen ankam, wurden diese technischen - überwiegend metallurgischen - Erörterungen auf das im Zusammenhang Notwendige beschränkt. Auch die Beurteilung und Verwendung vorliegender wissenschaftlicher Datenwerke und das betrifft im wesentlichen Walkers Metrology 1 bis 3 - mußte so kompakt erfolgen, daß der Ablauf der Rekonstruktion nicht über Gebühr belastet wurde. Angesichts der Rezeption dieses Werkes in der Forschung schien mir jedoch eine sachliche Diskussion unerläßlich, um zur Vermeidung künftiger Fehlinterpretationen aufgrund falschen Datenmaterials beizutragen. Das Problem der Oberflächenanreicherung der alexandrinischen Silbermünzen - das nicht auf diese beschränkt ist, sondern für alle Ag-Cu-Zweistoffsystemmünzen dieser Art gilt - war im Kontext nur anzudeuten und muß genauer betrachtet werden. Diese und einige weitere begrenzte Themenkreise können in einigen Punkten noch mit Gewinn vertieft werden. Dabei ändert sich der Stand der durch diese Untersuchung gewonnenen Erkenntnisse nicht. Die folgenden Darlegungen sind ergänzende Betrachtungen. Sie sollen zusätzliche - als erwünscht vermutete - Informationen als Vertiefung oder Hintergrund anbieten. In einigen Punkten könnten sie (obwohl sie Themen dieser Arbeit behandeln) von allgemeinerem Interesse sein und auch für verwandte numismatische Bereiche zutreffen.

A.2. „Oberflächenanreicherung" bei Münzen aus Cu-Ag-Legierungen In Abschnitt 3.3.3. wurde die Veränderung der oberen Schichten der Silbermünzen mit einem Legierungsanteil von Kupfer (besonders einem „hohen" Legierungsanteil) besprochen. Bei der Diskussion der Probe KLEO-17 in 3.5.3. wurde noch ein weiteres Phänomen, das durch Kupferentzug zur relativen Silberanreicherung führt, behandelt; dieses soll zunächst zurückgestellt werden. Zuerst soll die antike Fabrikationsmethode diskutiert werden. Sie ist in der Vorstellung der Forschung ein von cleveren antiken Technologen ausgedachtes Verfahren, um eine „schlechte" Münzlegierung, die beispielsweise nur 20 % Silber, dagegen 80 % Kupfer enthält, wie eine „gute" hell silberglänzende Silbermünze aussehen zu lassen. Dabei war

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Technisch-metallurgischer Anhang

das Motiv - nur zu offensichtlich - der Wunsch des Prägeherren (der Regierung bzw. der Finanzverwaltung) kostbares Edelmetall zu sparen und ein billigeres Legierungsmetall (gewöhnlich Kupfer) zuzusetzen. Auch ich bezweifle nicht, daß der Wunsch, Silber einzusparen und die Münzen gleichwohl silbern und wertvoll aussehen zu lassen, von absolut ausschlaggebender Bedeutung war, ich stelle aber die Frage, ob die antiken Münztechniker überhaupt nicht oberflächenangereicherte (kupferverarmte) Münzen hätten herstellen können. Anders formuliert: Wäre es überhaupt - bei Anwendung vernünftiger, dem damaligen „Stand der Technik" entsprechender Herstellungsmethoden - möglich gewesen, solche (hoch)kupferlegierte Silbermünzen zu fertigen, welche die originale gelbe bis fast dunkelrote Kernlegierungsfarbe auch an der Oberfläche erkennbar aufgewiesen hätten? Die Antwort lautet: Nein, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht. Moesta/Franke 1 beschreiben, daß Kupfer und die kupferreichen Mischkristalle beim Erschmelzen der Schrötlinge leicht oxidieren und an der Schrötlingsoberfläche schwarze Kupferoxide bilden. Diese Oxide sind aufgrund ihres größeren Volumens eine die Oberfläche „überwuchernde schwarze Borke", die vor dem Prägen entfernt werden muß. Das geschieht durch Ätzen und Beizen, z.B. mit heißem Essig. Moesta/Franke schließen: „Dies ist das berühmte , Weißwaschen' oder , Sieden', bei dem entgegen der verbreiteten Meinung keineswegs Silber aufgetragen, sondern nur die schwarze Borke des oxidierten Kupfers entfernt wird." Wir erkennen bereits jetzt, daß die Kupferoxidbildung unter gar keinen Umständen zu vermeiden war, weil zumindest einmal der Schrötling auf Schmelztemperatur gebracht werden mußte und in noch heißem Zustand an die Atmosphäre gelangte, jedenfalls nicht vom Zutritt des Sauerstoffs abgeschnitten werden konnte. Es wäre auch letztlich nicht möglich gewesen (diese Frage könnte man sich ausdenken), den oxidierten Schrötling zu prägen: Die Oxidhaut ist sehr viel härter als das Grundmetall, dazu von krümelnder Beschaffenheit, so daß eine extrem abrasive (= „schmirgelnde") Wirkung auf die Werkzeuge (Stempel) weder qualitativ brauchbare Münzen noch eine diskutable Standzeit der Werkzeuge zugelassen hätte. Dies ist der Grund, warum man beizen mußte. Dafür kamen primär Säuren in Frage, die z. B. aus Essig und Zitronen gewonnen werden konnten. Man kann weiter fragen, ob bei günstigeren Silber: Kupfer-Verhältnissen der Effekt geringer, möglicherweise sogar vernachlässigbar gewesen wäre? Vielleicht gäbe auch die moderne Herstellungstechnologie einen Hinweis? Dazu kann man auf die letzten deutschen Serienprägungen silberner Umlaufmünzen, nämlich die der 5 DM-Stücke Jäger 387, hergestellt von 1951 bis 1974 in den vier Münzstätten D, F, G, J zurückgreifen. 2 Sie waren gesetzlich aus 625 Teilen Silber und 375 Teilen Kupfer auszubringen, also im Sinn der oben gestellten Frage günstig mit 62,5% Ag zu 37,5% Cu legierte Zweistoffsysteme. Nach der Chargierung (Metallzusammenstellung) 3 wurde die Charge bei 980 °C erschmolzen und in Kokillen abgegossen, nach Beschneiden und Entgraten wurden die 1 2 3

Moesta/Franke (1995), 122-130. Farbtafel 4: Referenzprobe 5 DM-70. Die gegebene Schilderung verdanke ich einem früheren Mitarbeiter einer der deutschen Münzstätten, der mit dem Fertigungsprozeß in allen Einzelheiten vertraut ist.

,Oberflächenanreicherung" bei Münzen aus Cu-Ag-Legierungen

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Zaine (Schienen) zur Beseitigung von Gießspannungen und zur Verfeinerung des Korns (der inneren Struktur) bei ca. 650 °C zwischengeglüht. Sie wurden dabei an der Oberfläche durch das Kupferoxid schwarz und wurden anschließend in einem Beizbad aus verdünnter Schwefelsäure gereinigt und gebürstet. Auf mehreren Walzwerken wurden dann in Stufen (Stichen) Streifen mit dem vorgesehenen Endmaß von 1,78 mm Dicke erzeugt. Aus diesen Streifen wurden die Ronden (= Schrötlinge) gestanzt. Nach Randbearbeitung betrug das Sollgewicht 11,2g mit einer Toleranz von ± 0,140 g. Die Ronden wurden zu Losen von ca. 2000 Stück zusammengefaßt und nochmals bei 650 °C geglüht, wobei sie wiederum (dunkelgrau) oxidierten, weil erneut Kupfer aus dem Inneren der Ronde an die Oberfläche diffundierte, wo es sich mit Sauerstoff zu Kupferoxid und Kupferdioxid verband. In dem anschließenden Beizprozeß, genannt Weißsieden, wurden die Kupferoxide der Oberfläche mittels verdünnter heißer Schwefelsäure (plus H2O2) gelöst: Die Ronden wurden weiß-silbern. „Durch diesen Vorgang wird der Silberanteil an der Oberfläche der Ronden und damit der geprägten Münzen größer als im Inneren" (es entsteht eine dünne, fast feinsilberne Schicht an der Oberfläche). „Damit erhält ihr Silberglanz auch größere Beständigkeit". Der Fachmann weist noch darauf hin, daß dieses Verfahren bereits von den Römern angewendet wurde. Wir erkennen jetzt, daß auch ein höher mit Silber legiertes Ag-Cu-System zwangsläufig Oxide bildet, die entfernt werden müssen, bevor die endgültige mechanische Bearbeitung (das Prägen) erfolgt. Ebenso ist festzustellen, daß auch eine wissenschaftlich fundierte Fertigung der Gegenwart prinzipiell in der gleichen Weise vorgeht, wie dies im Altertum der Fall war (und sich dessen - s.o. - durchaus bewußt ist).4 Die eingangs gestellte Frage kann also in der Tat mit der überraschenden Feststellung beantwortet werden, daß kupferlegierte Silbermünzen grundsätzlich nur mit silberangereicherter Oberfläche hergestellt werden konnten: Technologische Zwänge und Nutzen für den Prägeherren fielen nolens volens zusammen. Der moderne Historiker und Numismatiker muß allerdings künftig grundsätzlich bei allen Silbermünzen, von denen er nicht sicher weiß, daß sie aus Feinsilber 5 bestehen, erst einmal prüfen, ob er zur Feststellung der ursprünglichen Herstellungslegierung überhaupt durch die Oberfläche zum Kern vordringen kann. Das wird mit zerstörungsfreien Methoden wie der RFA oder ^RFA in der Regel unmöglich sein, da die Eindringtiefe der Röntgenstrahlung - verglichen mit der Dicke der silberangereicherten Schicht - zu gering ist. Andere Methoden - Neutronenaktivierung - haben ebenfalls spezifische Eigenschaften, die sie nicht empfehlen, was in diesem Abschnitt nicht weiter behandelt werden kann, denn derzeit ist eine brauchbare, aussagefahige Analyse praktisch nur möglich, wenn man durch Abtragung zum Kern der Münze vordringt oder ihr durch Anbohren (oder auf ähnliche Weise) Kernmaterial entnimmt. In jedem Fall wird also die 4

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Es ist m. E. damit auch fast ausgeschlossen, daß Ag-Cu-Zweistoffsysteme warm geprägt wurden. Uber reine Ag- und Au-Prägungen ist damit nichts gesagt. Die Grenze der Beeinflussung kann man visuell (Kernfarbe) von einem bestimmten Legierungsgehalt ab nicht mehr feststellen. Daraus sollte man allerdings nicht schließen, daß es keine Kupferverarmung = Silberanreicherung der Oberfläche gäbe. - Der Grenzwert zur Vernachlässigung des Effekts ist nicht bekannt.

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Technisch-metallurgischer Anhang

Münze dauerhaft verändert. Will man dies nicht akzeptieren, muß man auf die gewünschte Information verzichten.

A.3. Walker: Metrologie 1 bis 3 Butcher und Ponting 6 haben im direkten Vergleich und in sachlicher aber unmißverständlicher Weise nachgewiesen, daß die von Walker publizierten Analysen gleich aus mehreren Gründen fehlerhaft sind. Sie fassen das prägnant so7: „Walker was confounded by the natural processes of corrosion, the technology used to produce many of the coins, and by the analytical technique which he employed." 8 Ich habe dies in Kapitel 3 relativ eingehend behandelt, als ich mich mit Ergebnissen auseinandersetzen mußte, die schwer verständlich schienen, denn es ging nicht nur um die ermittelten Prozentsätze, sondern um deren kaum glaubhafte immense Streuungen. 9 Ich kam zu dem (nach wie vor) für zwingend gehaltenen Schluß, keinerlei Ergebnisse von Walker zu verwenden. Stattdessen wurden eigene Proben untersucht und die verwertbaren Ergebnisse früherer Analysen herangezogen. 10 Es ging bei dieser Entscheidung um eine Frage der wissenschaftlichen Verantwortung: Es existierte einfach weder eine theoretische noch eine praktische Möglichkeit, die von Walker angegebenen Werte z. B. mit Hilfe von Korrekturfaktoren oder -funktionen richtigzustellen, da die Wertermittlung („analytical technique") - insbesondere auch in der Probenvorbereitung - nicht mehr nachvollzogen werden kann. 11 Vor diesem Hintergrund erscheint jedoch unverständlich, daß auch neueste Publikationen auf die Walkerschen Daten und Graphiken, die bekannterweise unzutreffend sind, nicht verzichten wollen. Howgego 12 bildet Walkers Graphik der Feingehaltsentwicklung des Denars von vor 20 bis 253 n.C. ab. Er behandelt die vorliegenden Einwände in Kenntnis der Arbeit von Butcher/Ponting und versichert: „Fortunately for our purposes the general pattern of developement is not thereby called into question." Das ist eine kühne Behauptung, vor allem für einen Autor, der sonst bei der Feststellung numismatischer Gegebenheiten und Zusammenhänge größte Vorsicht und enorme Skepsis an den Tag legt. Walkers Graphik dürfte - will man sich nicht auf das beschränken, was alle wissen: der Denar fiel in Gewicht und Feingehalt und zwar in Stufen - mit Sicherheit falsch sein, wobei der Grad der Abweichung von den wahren Werten über der Zeitachse auch nicht konstant ist. 6

Butcher/Ponting (1995), 76. Abb. 6. Butcher/Ponting (1995), 75. 8 Zum gleichen Schluß kommt Cowell, M., Coin Analysis by Energy Dispersive X-ray Fluorescence Spectometry, Metallurgy in Numismatics 4, Oddy, A., und Cowell, M. [Hgg.], London 1998, 448458. - Cowell ohne Kenntnis der Möglichkeiten der neueren Geräte (3.3.1.). 9 Ich verdanke Telefonaten mit A. Burnett und C. Howgego entsprechende warnende Hinweise. 10 Naster, P./Hackens, T. haben eine Bibliographie veröffentlichter Analysen antiker Münzen publiziert: Hall/Metcalf (1972), 327-370. II Man könnte die Proben zwar heute richtig vermessen, doch steht dies wohl nicht zur Diskussion. Es bliebe ein lohnendes Zukunftsprojekt. 12 Howgego (1995), 116. Abb. 2. 118. I

Walker: Metrologie 1 bis 3

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Wäre es da nicht besser, verläßliche Ergebnisse abzuwarten und zu fördern und dann eine neue Graphik zu erstellen? Cathy King hat zu einem Teil einer Broschüre des British Museum 13 , in der auch Analysen Copes posthum veröffentlicht werden, die Einführung geschrieben. Sie vergleicht u. a. verschiedene Naßanalysen von Cope mit den RFA-Analysen Walkers. Anschließend fragt sie - nach anderen Erörterungen - was es mit dem Problem der Variabilität (der Meßergebnisse) auf sich habe? Klar sei, daß diese Variationen ein Problem bei der exakten Bestimmung des Silbergehalts bildeten, wie die Veröffentlichung von Butcher/Ponting illustriere. Das tun diese aber gerade nicht. Es ist völlig unverständlich, daß King eine solche Aussage zu Papier bringen kann, da ihr doch die Arbeit von Butcher/ Ponting vorgelegen hat. Dort sind gerade die enormen Variationen von Walkers Messungen mit den relativ konstanten Ergebnissen der Verfasser graphisch direkt vergleichbar dargestellt und die Variationen als Walkers Fehlmessungen begründet nachgewiesen. Kings Ausführungen sind entbehrlich und sollten zur Vermeidung von Irrtümern unbeachtet bleiben. Auch Wolters14 hat die „Nummi Signati" mit Walkers Graphik der Entwicklung des Silbergehalts der Denare von 14-253 n.C. versehen, er stellt fest, daß in jüngster Zeit mehrfach methodische Kritik an den Ergebnissen Walkers geübt und ihre Verwertbarkeit sogar generell in Frage gestellt worden sei. So sei folgendes kritisiert worden: •

Die Oberflächenanalyse reiche nicht aus, um zuverlässige Aussagen über die tatsächliche metallurgische Zusammensetzung der einzelnen Münzen zu geben, u. a. da durch den Prozeß der Auskühlung des Schrötlings die Münzoberfläche stets stärker mit Silber angereichert sei.

Darauf ist zu antworten, daß keine Oberflächenanalyse bei legierten Zweistoffsystemen, wie sie Walker überwiegend untersucht hat, zuverlässige Aussagen über die metallurgische Zusammensetzung geben kann: Wolters wird sich mit dieser Tatsache abfinden müssen, solange er keine neuen, bisher nicht publizierten Verfahren benennen kann. Weiter ist auf diese von Wolters paraphrasierte Kritik zu bemerken, daß kein Fachmann die Silberanreicherung auf den Prozeß der Abkühlung zurückführt, sondern auf das Beizen, wodurch erst endgültig der Kupferentzug erfolgt. •

Insgesamt wäre (so die weiter zitierte Kritik) die Entwicklung der Legierungen wohl auch weniger irregulär als sie bei Walker erscheine.

Wolters weiß aus den von ihm zitierten Forschungsberichten, daß genau dies zutrifft, genau da liegt das größte Problem mit den Walkerschen Daten, das ihre Unbrauchbarkeit begründet. Wolters möchte die Kritik dadurch außer Kraft setzen, daß er mitteilt, Walkers Analysen seien noch immer die umfassendste Untersuchungsreihe, durchgeführt mit einer einheitlichen Methode, damit seien seine Ergebnisse untereinander vergleichbar.

13

14

Cope, L.f u.a., Metal Analyses of Roman Coins Minted under the Empire, British Museum, Occasional Paper No. 120, London 1997, Part 1: Cope's Analyses, 3. Wolters (1999), 342, Tabelle 7.

136

Technisch-metallurgischer Anhang

Die Größe eines Fehlers ist gewiß kein Grund für seine Umkehrung ins Richtige: Also ist der Umfang von Walkers Arbeit insofern total irrelevant. Und die Einheitlichkeit von Walkers Methode erschöpft sich in der Identität seiner Person und seines RFAGerätes; es ist die Probenvorbereitung und die Messung an der vorbereiteten Stelle mit dem relativ energiearmen Strahl, der dazu noch einen bei den gegebenen Verhältnissen sehr großen Durchmesser hat, die zu Fehlmessungen führen, welche in bezug auf die Variationen am meisten von der Unterschiedlichkeit der mechanischen Probenvorbereitung beeinflußt worden sein dürften. Das bedeutet aber, daß niemand Walkers Meßergebnisse nachträglich aus seinen Veröffentlichungen verifizieren kann, der Benutzer der Metrologie 1 bis 3 ist ohne Vergleichsmaßstab (ausgenommen externe, verläßliche, an anderer Stelle publizierte Daten). 15 Vielleicht sollte man die bisher vorhandenen verwertbaren Naßanalysen (und gegebenenfalls andere) der reichsrömischen Prägungen zusammenstellen - für die Spätzeit hat Cope umfangreiches zuverlässiges Material geliefert - dies kann an dieser Stelle nicht vertieft werden, jedoch dürfte es besser sein, jetzt das Desiderat zu formulieren, statt weiter ein nachweislich falsches Datengerüst zu benutzen.

A.4. Münzfuß und Durchschnittsgewicht der ptolemäischen Tetradrachmen von 51 bis 30 v.C. Bei der Herstellung einer Münze wurde das vorgesehene Standardgewicht, das sich als Bruchteil einer normierten Gewichtseinheit verstehen läßt, angestrebt. 16 Im Abschnitt 3.10. wurde für die Prägungen der Kleopatra VII., d.h. die Tetradrachmen, der überlieferte Standard von 14,24 g angesetzt, obgleich das Durchschnittsgewicht der Münzen darunter liegt. Kompliziert wird die Situation durch eine beachtliche Streuung der publizierten Gewichte. So reichen beispielsweise die Werte17 für die Tetradrachmen des Jahres 2, Svoronos 1817 (ohne den Korrekturanhang) von 10,23 g bis 14,98 g. Für die elf angegebenen Münzen errechnet sich ein Durchschnittsgewicht von x = 13,13 g mit einer Standardabweichung von s = 1,54 g, die Differenz zwischen der leichtesten und der schwersten Münze beträt sogar 4,75 g, das ist '/ 3 des angenommenen Standardgewichts von 14,24 g. Diese Streuung ist nicht auf das Jahr 2 beschränkt, sie kann bei fast allen Jahren festgestellt werden. Bei anderen Sammlungen tritt sie in ähnlicher Weise auf: SNG Cop., SNG Mailand, Ashmol. Museum (Walker l). 18

15

16

17 18

Bei Wolters (1999), 374, A 123 muß ein nicht ganz nachvollziehbares „Mißverständnis" vorliegen: Moderne Analysemethoden per se werden wohl nicht angezweifelt. Wie gut man in der Antike Legierungsqualitäten beurteilen konnte, mag Gegenstand der Kontroverse sein, daß man bei der Münzherstellung eine einwandfreie Chargierung erzeugen konnte, ist z.B. in der vorliegenden Untersuchung nachgewiesen. Es war auch Cope ganz genau bekannt. Vgl. Hildebrandt, H., Das latenezeitliche Münzsystem im mittleren Europa, Teil 1, 35-61 und Teil 2, 7-21, JNG 44, 1994 und JNG 45, 1995. - Ders., Beiträge zum römisch-republikanischen Münzumlauf in Spanien, Chiron 9 (1979), 113-135. Svoronos (1904/08), 2, 296. BMC ist in Svoronos enthalten, diese nicht. - Für die Bestände des Historischen Museums Frankfurt/M. ergibt sich z.B. für die (in der obenstehenden Berechnung nicht berücksichtigten) 17 von

Münzfuß und Durchschnittsgewicht der ptolemäischen Tetradrachmen

137

Für die großen Streuungen gibt es nicht eine einzige Ursache, mehreres wirkt zusammen. Bei einem Kollektiv von 226 Tetradrachmen der Kleopatra VII. der Jahre 1 bis 22 aus den obigen Sammlungen sind rund 30 über 14 g schwer (bis 15,08 g), die Hälfte liegt über dem Standardgewicht. 120 Münzen liegen zwischen 13 und 14 g, jeweils 60 zwischen 14 und 13,5 g, bzw. 13,5 und 13. Etwa 43 bewegen sich zwischen 13 und 12 g, 33 zwischen 12 und unter 7 g. Das rein rechnerische Durchschnittsgewicht - läßt man Münzen unter 12 g aus noch zu erläuternden Gründen außer acht - liegt bei ca. 13,5 g. Es ist durchaus möglich, daß die römische Finanzverwaltung bei der Aufnahme der Prägungen im Jahre 7 des Tiberius durch Wiegen zu einem Durchschnittswert von ca. 13,2g kam, der dann zum Standard erhoben wurde. Für den Prägestandard unter Kleopatra ist dies natürlich ohne Belang. Die ptolemäischen Finanzbehörden haben nach meiner Auffassung offiziell an dem etablierten Standard von 14,24 g festgehalten, jedoch de facto zunehmend (wohl nicht kontrolliert, sondern tendenziell) das durchschnittliche Gewicht der Tetradrachmen gesenkt. Dabei war die große Streuung eher hilfreich, denn die schweren Stücke konnten - statistisch damals wie heute auffindbar - als Alibi dienen. Diese Auffassung scheint um so mehr begründet, als das Währungssystem die Absenkung des Feingehaltes auf 36 % erfahren hatte. Zwar bleibt die Frage offen, wie schnell und in welchem Ausmaß innerhalb des Währungsgebietes die Feingehaltsminderung bemerkt wurde, doch wäre eine gleichzeitige Senkung des offiziellen Gewichtsstandards keinesfalls eine vernünftige konzertierte Aktion gewesen. Die oben beschriebene verdeckte Reduzierung dagegen erscheint praktikabel (aus der Sicht der Finanzbehörden). Es gibt jedoch noch einen weiteren Faktor, der das Untergewicht vieler Tetradrachmen der Kleopatra erklärt, besonders die Extremfälle unter 10 g. Dieser wurde im Abschnitt 3.5.3. bei der Besprechung der Probe KLEO-17 beschrieben und diskutiert. Es handelt sich um das Phänomen, daß manche Silbermünzen der Kleopatra (und auch des Tiberius) im Laufe der Zeit eine starke Verringerung ihres Kupferanteils durch chemische Einwirkung erfahren haben. Damit ging auch eine dem Verlust an Kupfer proportionale Massenreduzierung einher. Dieser Vorgang - zu dem noch eine kurze Bemerkung (A.5.) folgen wird - überdeckt in seiner Auswirkung die Gewichtsstatistik der Kleopatra-Tetradrachmen. Er wirkt auf den Durchschnitt verringernd ein. Allerdings - wie in 3.10. als Möglichkeit angedeutet - möchte ich zu 5.5. (Tabelle der Silberüberschüsse der Prägungen von Auletes bis Nero J.5) eine Korrektur des Standardgewichts der Kleopatra-Tetradrachmen von 14,24 g auf 13,5 g als denkbare Alternative vorstellen, womit das nutzbare Feingewicht auf 4,86 g/Stater absinkt mit einem resultierenden Silberüberschuß von 2,484 g/Stater. In der Zusammenstellung sinkt dann der Anteil dieser Münzen auf 121095 kg (statt 134063 kg), die Gesamtmenge wird brutto 218063 kg, nach Abzug der Schmelzverluste (18063 kg) verbleiben 200000 kg Silber, d.h. rund 200 t, die etwa 7700 Talenten entsprechen. Noeske (2000) katalogisierten Statere: x = 13,25 g, s = 0,56 g. Maximalgewicht 14,40 g, Minimalgewicht 12,01 g.

138

Technisch-metallurgischer Anhang

An den gezogenen Schlußfolgerungen tritt durch diese Verringerung um weniger als 5 % - wenn sie für erforderlich erachtet wird - keine Änderung ein. Die gesamte Rekonstruktion basiert (wie erläutert) auf begründeten Schätzungen.

A.5. Kupferentreicherte, untergewichtige Münzen Die im vorhergehenden Abschnitt erwähnten, teilweise sehr stark untergewichtigen Münzen sind dem mit spätptolemäischen und alexandrinischen Münzen Vertrauten durchaus bekannt. Sie treten bei diesen Silbermünzen (relativ) häufiger auf, während sie sonst (in beliebigen anderen Bereichen und Zeiten) selten sind. Eine denkbare Erklärung bietet die besondere Situation Alexandrias. Zu dieser schreibt Fräser in seiner umfassenden Monographie 19 , daß unsere Kenntnis der Topographie der Stadt fast zur Gänze auf den ausführlichen und genauen Angaben des Strabon beruht; dieser traf im Gefolge des Präfekten Aelius Gallus 24 v. C. in Ägypten ein, folgte ihm bei der Kampagne in den Süden und blieb dann bis ca. 20 v. C. in Alexandria. Sein 17. Buch gründet sich also auf eigene Anschauung der ptolemäischen Stadt beim Übergang in die römische Periode. Fräser macht deutlich: „... since the archeological and topographical evidence is too scanty to form a coherent picture by itself, the account of Strabo provides the framework for what follows ..." Aufgrund von Absenkungen der Küste liegt ein erheblicher Teil der Überreste der antiken Stadt unter Wasser, der Grundwasserspiegel steht darüber, und so ist es nicht verwunderlich, daß z.B. Papyrusfunde völlig unbekannt sind. Grimm 20 meint, Alexandria biete im Vergleich mit Rom, Athen, Istanbul, Thessaloniki oder Trier ein desolates Bild: In keiner der gesamten antiken Metropolen habe sich so wenig antike Bausubstanz erhalten wie in Alexandria, und in keiner dieser Städte sei das archäologische Fundmaterial so bescheiden. Pfrommer 21 hat die Ergebnisse der neueren Unterwasserforschungen einer vorläufigen Würdigung unterzogen. Sowohl Grimm als auch Pfrommer machen in ihren Publikationen den verdienstvollen Versuch, möglichst viele Belege visuell zu präsentieren und durch zeichnerische Rekonstruktionen zu ergänzen. Ich muß mich in diesem Zusammenhang auf folgende Feststellung beschränken: Es scheint Vorbedingungen dafür zu geben, daß insbesondere die stärker mit Kupfer angereicherten Cu-Ag-Zweistoff-Münzen bei sehr langer Lagerung in wäßriger Lösung diesem Kupferentzug ausgesetzt waren, der im Extremfall nur noch silberschwammartige Strukturen zurückläßt. 22 - Es mag diese Bodenbeschaffenheit gewiß auch an anderen Orten gegeben haben, allerdings ist - zumindest für einige Funde - die stratigraphische Situation Alexandrias als Erklärung für diese besondere Art der altersbedingten Veränderung von Münzen m. E. in Betracht zu ziehen.23

19 20 21 22 23

Fräser (1972) l , 7 f . Grimm (1998), 13. Pfrommer (1999), 8-19. Vgl. Abschnitt 3.5.3. mit Diskussion der Meßprobe KLEO-17. Die Kuratoren der Sammlungen könnten übrigens die sehr untergewichtigen Stücke leicht durch Bestimmung des spezifischen Gewichts identifizieren.

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C. Register

KAI2AP 109 KAI2AP02 AYT0KPAT0P02 KAEOÜATPA2 BA2IAI22H2

C. 1. Griechisches Register äya#05 6a[|xov 117 A0E 6, 7 cu xadaocn öoaxiiai, 73 AKTI02 120 AAEEANAPEION ÜTOAEMAIOY dUayri 72 f., 125 AÜOAAQN 120 APrEIA 120

M (= 40)

8

äoyiJQiov ejtiorinov 6oxi(j,ov 79 aQYDQiov ÖQaxixri 73 äQYDQioi) SEßaaxov xai, nto^enaixoi)

79

115

TAI02KAI2AP TAIOY 114

110

AI02 120 öoa-/ri(xaL äQYHQLOD rTtoXeiiaixoii 54 Ö Q A X ( I A I Ü Q Y U Q I O D Seßaaxoii xai, I I T O X E H C U X O Ü v0|iia|iaT05 55 ÖQaxixfi 7 2 f. E (= 5) 67,118 eXmi; 118 ENATOY 118 ejraXAaYTi 72 EJUOT||XOU ' 73 EY0HNIA 112 ZEY2 HPA

120

0 B 0 A 0 2 63 ößcAos 72 OIKOYMENHC 118 olxov|xevr)? 117 öX.xf)5 ÖQaxuri 72 OAYMÜIOY 120 6(i6voia 116 n ( = 80) 63 f., 108, 124 nATHP II ATPIA02 65,111 Ü02EIAQN 120 irQOö6i,aY(3acp6|ieva 73, 80 ÜTOAEMAIOY BA2IAEQ2 9, 73 ÜY0EIO2 120 QwtaQai ögaxuai

73

2EBA2TOY, -OS 112, 121 f. 2EBA2TCXD0P02 120 aiöfiQeov Y6V05 89 axaxfiQ 72 C(OTHPI 118

120

ZEY2 KAll ETQAI02

109

63f., 108, 124

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72, 90

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74

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90

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K (= 20) 64, 67, 109, 124 xaxa 118

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I (= 10) 64,68,110,124 I20MIO2 120

72

121

73 90

86,98,113

146

Namensregister

C. 2. Namensregister Agathodaimon 117, 118 f. Agrippina 116 f. AKS = Arnold, P. (Küthmann, Steinhilber) 97 Albert, R. 53 Alexander III. (der Große) 7, 8 Alexander IV. 8, 9 Alexander Iannaios 74 Alföldi, M. R. - 34 Anastasius 99 Anheuser, K. 39 Antonia minor 115 Antonius 53, 108, 115 Apollo 120 Arsinoe 109 Artaxerxes III. 6 Aryandes 5 Assmann, J. 5, 111, 115 Athena 6-8,112 Athenaios 74

24,

Augustus 1, 2, 11, 53 f., 62, 64-66, 69, 76, 81-83, 87, 99,108-116, 119, 121, 124 Auletes 9 f., 12, 33, 43-46, 51-53, 74 f., 77, 90, 98, 103, 105 Bachmann, H.-G. 24 Barnett, M. 118 Bellen, H. 53, 82 Bengtson, H. 52 Berenike 112 Blan?on, G. 67 f. Bopearachchi, O. 87 Brett, A. 74 Britannicus 114 Brown, I. 44 Burnett, A. 62, 64-67, 79, 81-83, 107, 117-119, 121, 134 Butcher, K.(/Ponting, M.) 11, 134 f. Caesar 75, 109 f. Caesarion Kaisarion Caley, E. 26, 38, 47-49, 61 Caligula 56,66,84,114,124 Castor und Pollux 112 Christiansen, E. 2-4, 12 f., 35, 53, 56, 58, 62, 65, 67 f., 75, 80, 82 f., 85, 89, 92, 97 f., 101-104, 114 f., 117, 119, 128 Claudius 3, 12, 16 f., 47 f., 56-59, 61, 66 f., 75, 81, 84, 114-116, 122, 124

Clauss, M. 39, 52 f., 63 Clayton, P. 103 Condamin, J.(/Picon, M.) Cope, L. 24, 26, 135 f. Cowell, M. 39, 134 Crawford, M. 12,81 Curtis, J. 5, 6, 8

26

Darius 5 Dattari, G. 35 Demeter 112-114,117 Dihle, A. 87 Dikaiosyne 118 Diodorus Siculus 73 Diokletian 1, 10 Dioskuren 112 divus Augustus 55 Elmer, G. 99 Elpis 118 Esty, W. 102 Euthenia 112, 115 f. Faller, S. 87 Faustina d. Ä. 25 Ferguson, J. 87 Förschner, G. 67 f., 95 f., 110 Forbes, R. 89,103 Fortuna 118 Franke, P. 111 Franke, P.(/Hirmer, M.) 8, 9 Fräser, P. 1, 8, 39, 75, 82 f., 87 f., 138 Gaius Caesar 110 Gaius (Caligula) 66, 84, 114 Galba 68 Aelius Gallus 138 Cornelius Gallus 83 Gara, A. 73, 78, 80 f. Gardiner, A. 6 Geissen, A. 67 f., 118 f. Genius 116 f. Geraci, G. 82 Giesecke, W. 8-10, 12, 44,46 f., 49, 63, 69, 78, 90 Göbl, R. 5-7,34,71,107 Gordian III. 25 Gresham 89 f. Grimm, G. 1, 138 Hackens, T. 134 Hadrian 48

147

Namensregister Hahn, I. 110 Hall, E. (/Metealf, D.) 24-26, 35, 55, 134 Hammer, J. 43,61,84 Hasler, K. 13, 91 f. Hazzard, R. 3, 9, 10, 12, 39, 44-46, 49, 51 f., 73 f., 82, 112 f. Head, B. 6, 8, 10, 63, 77 f. Hengstl, J. 59 Hera 120 Herodot 5,111 Heron 86 Hesiod 90 Hildebrandt, H. 136 Höckmann, O. 120 Hölbl, G. 9, 39, 52 f., 74 f., 87, 108, 115, 118 Homer 5 Horus 118 Howgego, C. 77, 80, 82 f., 86, 88, 90, 97, 102, 107, 134 Hultsch, F. 43 Hunt, A. (/Edgar, C.) 54 Idios Logos Isis 111

Naster, P. 134 Naukratis 8 Nektanebos II. 6 Nero 2 f., 11-13, 16 f., 33, 40-44, 46-49, 52, 55-59, 62, 64 f., 67 f., 71, 75 f., 78 f., 81, 83 f., 91, 97 f., 102-105, 116-121, 124, 128 Newell, E. 7, 8 Nike 113,115 Nilus 112,115-118 Noeske, H. 136 f.

88 f.

Jäger, K. 24,94,132 Jenkins, G. 6 Jones, J. 78 Juppiter 119 Kaisarion 14, 39, 53, 58, 124, 136 f. Kambyses 5 Karwiese, S. 5 Kastor und Polydeukes 112 Keftiu 5 King, C. 11 f., 35, 38, 79, 135 Kleomenes 1,8 Kleopatra VII. 2 f., 9-12, 14 f., 33-35, 39, 42-46, 51-53, 58 f., 62, 64, 66, 71, 74 f., 77, 83 f., 98, 103-105, 108, 124 Kraay, C. 6-8, 58 Kromann, A. 97 Küthmann, H. 108, -> AKS Lagiden 76 Lagos 8 Landeis, J. 86 Livia 109, 112 f. Maresch, K. 88

Mars Ultor 108 Mazakes 7 Messalina 114 Metealf, D. (/Oddy, W.) 11 Milne, J. 12, 35, 38, 46 f., 54, 56, 58, 62-68, 75, 78, 80, 82 f., 86, 101, 115 Mlasowsky, A. 75 Morkholm, O. 15,39,53 Moesta, H. (/Franke P.) 24, 39, 46, 61, 91, 93, 101, 132 Mommsen, T. 43, 49, 72, 76-78

9, 11, 62, 64, 67, 69, 72 f., 80, 86,

Octavia 114,117 Oddy, A. 38 f., 134 Oikonomides, M. 10 Oktavian 1 f., 4, 53, 62, 64, 82, 108-113 Orsenuphis 54 Pandora 118 Patterson, C. 55, 65 Perser 5 Pfrommer, M. 1,75,138 Pharaonen 5, 6, 8 Philipp III. 8 Pincock, R. 68,119 Piso 119 Plant, R. 68,110,112 Pohl, R. 93 Poole, R. 10,43 Poppaea 118 Poseidon 120 Premerstein, A. v. 77 Price, M. 103 Ptolemaios I. 1, 8 f., 73 f., 81, 123 Ptolemaios II. 35, 53, 73 f., 87, 123 Ptolemaios IX. 53 Ptolemaios X. 53, 74 Ptolemaios XII. („Auletes") 2, 9, 11 f., 14 f., 43 f., 51 f., 58, 59, 124 Ptolemaios XIII. 53

148

Namensregister

Ptolemaios XIV. 44, 75 Ptolemaios XV. Kaisarion Putzger, F. 109

15, 39, 53

Raschke, M. 87 f. Reece, R. 47, 49 Regling, K. 43, 61, 63 Riccobono, S. 88 Roeder, G. 111 Roma 118,120 Rostowzew, M. 75 Rupprecht, H. 98

Tachos 6 Tacitus 82 Theokritos 74 Thompson, F. 35 Thompson, M. 8 Thot 111 Thutmosis III. 5 Tiberius 3 f., 11 f., 16 f., 34 f., 38, 47, 53-59, 66, 78 f., 84 f., 89,104 f., 113-116,121, 124, 137 Trajan 2, 87,101 f., 121 Tyche 119 Uxkull-Gyllenband, W.

Sabakes 7 Sarapis 40, 42, 115, 119 f. Schlüter, W. 113 Schmidbauer, H. 24 Schrötter, F. v. 9, 61 Schumacher, L. 101,118 Schuman, V. 80 Schwartz, J. 43, 48 f., 80 Schweizer, F. 25 Sear, D. 110,119 Seilwood, D. 102 Seltman, C. 5 Septimius Severus 2, 25 Steinhilber, D. AKS Strabon 138 Svoronos 136

7 f., 15, 39, 43-45, 51, 62 f., 74, 112,

88

Varus 113 Vespasian 47 Vitellius 68 Vogt, J. 4, 107, 111-113, 116 f., 119-121 Walker, D. 11 f., 25, 35, 38, 43 f., 51, 54, 79, 92, 98,131, 134-136 Weder, M. 15 Weerakkody, D. 87 Weiser, W. 6,10, 63, 69, 72 West, L. (/Johnson, A.) 11, 38, 47 f., 54 f., 67, 69, 72 f., 78 f., 83, 88 f. Will, W. 52 Wolters, R. Zeus

120

83 f., 88, 92, 98-101, 108, 135 f.

149

Sachregister

C. 3. Sachregister Abnutzungsgrad 64,66 abrasiv 132 Abwertung 51 Actium 39, 109 Aden (Golf von) 87 Adler 9 , 5 5 , 6 4 , 7 3 , 109, 111, 113, 116, 118 f. Ägypter 113 „ägyptische" Münzprägungen 7, 110 f. aequalitas quantitatis 91 Aes 61,77 Ätzen 132 Ag-Cu-System 94, 127, 131-135, 138 Agio 73, 126 Akra 1 Akropolis 1, 113, 115, 126 f. AKS 24 Akzeptanz 3, 13, 24, 52, 55, 74, 89-93, 95-97, 113, 115, 126 f. Alexanderstatere 7 Alexandria 1, 8, 10, 38, 40, 53, 58, 74-76, 78 f., 81, 87, 89, 103, 109, 113 f., 118 f., 122, 138 alexandrinisch 1, 4, 12 f., 55, 65, 69, 71 f., 76-78, 82 f., 85, 89, 91 f., 96, 115, 117, 122 al marco 92 Altar 109 f. Alterskorrosion 46 Amboß 100 f., 115 Ammonshörner 8 Analysen 11-13, 22, 25-27, 33, 38, 40, 43 f., 46, 47-49, 51, 54, 58, 74, 78, 94 f., 97, 123-129, 131,133-136 Analysenwerte 34, 45, 49 Anfeilen 35 Anima 34, 39 f. Anschliff 4 0 , 4 2 , 9 4 Apis-Stier 119 apotropäisch 116, 120 Arabien 111 aramäische Schrift 7 Arbeitsablauf, -Organisation 101 Arbeitsgruppe 101 Arbeitsstätte (officina) 98, 103, arcana dominationis 82 f. archäometrisch 123 Archetyp 9 argentum pustulatum 91 Artefakte 28 As 49 Ashmoleon Museum 51

Askalon, Palästina 74 Athen 115 Aufschlag 72, 125 f. Aufschrift 109 Aufwertung 63 f. Aureus 77, 79, 83, 88, 92, 108 Ausbringung 58, 98-100, 119 Ausfall 98 Ausgeber 109 Auslastung 99, 101 Ausreißer 49 Aussage 107-109, 113, 117 f., 120-122, 129 Außenhandelsbilanz 9 Ausschusserzeugnis 49, 103 Auswertungssoftware 27 Auswurfmünze 75 Auxiliareinheit 77 Balkenwaage 6 Bankwesen 86 Barren 5, 8, 72, 79, 88, 90 f. base silver, -metal 74, 77 Baumbestand 103 Beizeichen 7 f., 66 beizen 132 f., 135 Besteuerungssystem 65 Bezugsnominal 74 Bildprogramm 4, 55, 66, 108 f., 113, 115 f. Bildtypus 55, 66, 108, 114, 118, 121 Billon 43, 79, 97, 102 bimetallisch 4, 124 binär 76 Binnenmarkt 3 f., 52, 56, 88, 123, 128 Binnenwährung 52, 81, 83, 85 f., 88 f., 124 Binnenzoll 88 Blei 2, 24 f., 27 f., 32, 34 f., 42, 44-47, 50 f., 54, 61,96 Bleibronze 61 Blitz 7 , 9 , 7 3 Bogenschütze 7 Boston —> Brett, A. Bragg-Reflexe 28 Bräuche (römische) 82 Brennstoff 13, 103 Briefmarkensammlerprinzip 65 britisch 118 Bronze 2, 6-8, 48 f., 61 Bulk-Analyse 27, 40, 94, 96, 127 caduceus 116 C CAES AVGVS F

110

150 Cent 99 Ceylon —»Taprobane Chalkoi 61, 64, 67, 76, 108 Chalkos 10,61 Chalkus 61,65, 67 f., 76 Charge 42, 132, 136 chemische Beständigkeit 89 China 87 Chora 109 concordia 116 Coptus 87 f. Dareike 6 Darstellung 3,63 Datierung 3 9 , 6 4 , 7 6 , 1 1 0 Defizit 55 Dekadrachme 9 Delos 6 Demonetarisierung 121 Denar 2, 13, 26, 76-81, 83-85, 88, 92, 99, 101, 108 f., 134 Detektor 22, 28 Deutsche Bundesbank 94, 96 Devisen 128 Diamantfeile 26 Diamantpaste 26 Dichalkon 6, 64-68, 108, 111-121, 124 Dichte 38 Didrachme 3, 16, 24, 58, 67, 75, 114-116 Diobol 63-67, 108-121, 124 Diversifizierung 4 Dodekadrachme 112 Doppelfüllhorn 109 Drachme 3, 9 f., 16, 24, 54, 58, 63, 67 f., 72, 74-79, 86, 117-123, 134 Durchmesser 3, 10 f., 35, 38, 55, 62, 64 f., 67 f., 80 f., 93, 115, 118, 136 Durchschnittsgewicht 46, 59, 63-65, 74, 136 f. dynastisch, Dynastie 110, 114 f., 121, 124, 129 Dynastie, 18. 5 Dynastie, 27. 5 Dynastie, 30. 5 Edelmetallgehalt 2, 4, 11, 42, 59, 79, 84 f., 89 f., 91, 132 Edelsteine 87 Ehrenzeichen 90 Eichen 103 Eichenkranz 110, 112 Einheitsgewicht 6 Einschmelzen 78

Sachregister Eisen 89 Eisenanima 39 Elektron 89 Elephantenhaube 8, 118 Empfänger 109 Emporion 8 Energiedichte 21 Ephesus 111 Epistrategie 111 Ergänzungsbedarf 65 f., 69 Ergänzungsnominale 75 ErsatzbrennstofT 103 Erschmelzen 103, 132 escape peaks 28 Esel 87 Essigsäure 132 esoterisch 114 Eule 6 f. Euro 99 Experiment 76 Export(güter) 87 f., 128 Fabrik 76 Fackel 112 Fälschung 13,39,94 Falke 118,120 Farbdifferenzierung 94 Farbe (KernschlifTe) 26, 93 f., 132 f. Fehlermittlung, -interpretation 48, 51, 72, 129, 131, 134-136 Feilstrich 35,48 Feingehalt 3, 5, 11 f., 24, 33 f., 38, 42-44, 50-53, 57-59, 71, 74, 76, 78, 84 f., 88 f., 91, 93, 95, 104 f., 124, 127, 131, 134 Feinsilber 2 6 , 3 8 , 9 1 , 1 3 3 Fernhandel 86 f., 89 Fertigung —> Produktion Fertigungshandwerk 49 Fertigungstoleranz 58, 64 Fertigungsverfahren 49, 52, 57, 91, 101, 131 Festspiele 120 Festtage 100 finanziell 103 Finanzverwaltung 52, 55, 65, 89, 91, 97, 124 f., 132, 137 fiskalisch 56,77,117 Fluoreszenzstrahlung 22 Form 78 forma publica percussa 91 Forschung 71 f., 76 f., 79-81, 86 f., 90,123,127 f. Forum Romanum 109

151

Sachregister Fotografie 93 f. Frachtsegler 120 Frisur 39 Frisuren (Identifizierungsmerkmale) Frosch 115 f. Füllhorn 64, 109, 112, 115 f., 119 Fünfer 64, 67 f , 86, 118 Funde 12, 58, 83, 88, 127 Funktion -»Verlaufskurve 85 Funktionsweise, Mikro-RFA 21

15

Galeere 7 Gau 111 Gaugrenzen 88 Gazelle 6 Gefangener 118 Gehalt an wertbestimmendem Metall 59 Geldform, prämonetäre 5 Geldmangel 56 Geldmenge 55, 65, 68, 104, 117, 125 Geldpolitik 128 Geldumlauf 74, 83, 121 Geldverfassung 6 Geldverkehr 74 Geldwert 98 Geldwertauffassung 92 Geographie, geographisch 82 f., 86 gering legiert 79 Gesetze (römische) 82 gesetzlicher Wert 77 Getreideverteilung 75 Gewicht 1, 3, 6, 8, 10-12, 33-35, 38-40, 45-48, 50, 55, 62-68, 72, 75, 78-81, 84 f., 90, 105, 115, 136 Gewichtsdifferenzierung 81 Gewichtsdrachme 72 Gewichtsstandard 59, 64, 69, 76 Gewichtstoleranz 92 Gewürze 87 Gießspannungen 13 3 Gießtechnik 5 Glanz 92 f., 127 Glas 87 f. Gleichsetzung 7 6 - 8 1 , 8 3 - 8 6 , 1 2 8 Gnomon 88 f. Gold 6, 9 f., 24 f., 27, 44-47, 50, 72, 88-90, 97 Goldmünzen 5-7, 9 f., 90, 92 Gottesherrscher 109 Graphik 46, 50, 62, 85, 125, 128 Greif 120

Grenzübergang 56, 84, 128 Greshams Gesetz 89 f. Griechen, griechisch 113, 127 f. griechisches System 76 Griechenlandreise (Nero) 119, 121 f., 129 Gymnasion 109 Hacksilber 5 , 8 Härte 35 Halbdrachme —> Hemidrachme Halbmond 7,110-112,114 Halbwertszeit 55,65 Haltbarkeit (Hieroglyphe „uah") 7 Hammer, (-gewicht, -schlag) 100 f. Handel (Groß-, Einzel-) 9, 55, 65 Handelsniederlassung 8 Handelsverkehr 78,104,117 Hauswirtschaftsbuch 86 Heizmaterial 103 Hemidrachme 68, 118-122 Hemiobol 64-68, 109-121, 124 Henkelspur 92 Heptanomia 111 Herdguß (offener) 5 Hermopolis 111 Herrschaftsideologie 108 f., 111-113 Herstellungsabsicht 49, 95 Herstellungsfehler 49 Herstellungslegierung 38 Herstellungsprozeß 33, 38, 49, 95, 127, 132 Heuschrecken 111 Herz/Luftröhre (Hieroglyphe) 6 Hilfsmaßnahmen 75 Holz, -kohle 103 Homogenität 27 Hortfund 12, 79, 127 Huldigungsadresse 117 f., 122 Ibis 111,116 Identcode 49 f. ikonographisch, Ikonographie 77 Importgüter, -waren 87, 90, 103 Importzölle 88 Indien 87 f. Inflationsrate 90 ingot 5 Inhalt 62 Inlandssteuer 88 innerer Wert 59,80,128 Intention 109 Interdependenz 86, 127

152 Interpretation intrinsic value Issos 7

Sachregister 111, 117 59

Jahresarbeitsleistung 101 Jahreszahl 64 Jahreszeichen (L) 64 Jeton 75 Judaea 74 Kaisergeschichte 4, 107 Kaiserreich (deutsches nach 1871) 90 Kalibrierung 22 f., 28, 94 f. Kalkriese 113 Kaltprägung 34 Kamel 87 kanonisch 63 Kapazität 98 Kapillaren 21 Keftiu-Barren 5 keltisch 125 Keramik 87 Kern 26 f., 127, 132 f. Kernsubstanz, -färbe 92, 97 Keule 67 f. Kipper- und Wippersystem 78, 90, 92 Kistophor 111 Kleingeld 86,88 Kleinhandelsgeschäft 90 Kokille 34, 132 Kollektiv 59, 137 Kommunikationsmittel 4, 121 konkav 55 Kontrolle (Münzprägung) 39 f. konvex 55 Konzentration 35 Kopfsteuer 104 Korinth 115 Kornähren 111-113, 115, 117 f. Kornverfeinerung 133 Korrekturfaktoren 51 f. Korrelation 94 Korrosion 33,46 Kranz 109 f., 112, 114 f., 118 Kreditmünze 13, 89 f., 126 Kreditwesen 86 Kriegsschiff 120 Krokodil 110,113,115 kultisches Gefäß 109 Kunst, (-objekt) 107 Kupellation 24, 34

Kupfer 3 f., 9 f., 25, 27, 32, 35, 38-41, 43-49, 53, 56, 61 f., 65-69, 72, 75-77, 80 f., 89, 92, 94, 97, 102 f., 113-115, 123-129, 132 Kupferbarren 5,8 Kupferdiobol, -obol 64 Kühlen/Fetten (Stempel) 101 Kupfergehalt 51, 91, 94 f. Kupferstandard 9 f., 63, 73, 76 Kupferverarmung 26, 46, 96, 127, 132 f., 138 Landeswährung 8 Latenezeit 136 Legierung 25 f., 28, 33 f., 38, 40-43, 46-51, 54, 57, 61, 78, 90, 93, 95, 97,127, 131-133, 135 f. Legierungsanteil 56 f., 59, 78, 85, 89, 93, 95, 131-131 Legierungszusatz 24, 49, 78, 91 Legionsadler 109 Legitimation (Herrschafts-) 74 Leistungsabzeichen 90 Leistungsmatrix 100 Leitnominal 4, 73 f. Lichtmikroskop 35 Lindos 115 lituus 114 f. Lobgedicht 74 Lochias 1 Lockenreihenfrisur 39 Löwe 7 Logistik (Münzfertigung) 3, 98 f., 102 f. Lohnzahlung 90 Lot 49 Lotusblüte 7 Machart 62, 64, 76 magisch 116 mainstream 81, 128 malliator 101 Management 82 f. Mapping-Analyse 27,40 Masse 11,101,137 Massenfertigung 42, 49, 98, 103 materia forma publica 13, 91, 126 Material 39,43 Materiallegierung 13, 33 f., 52, 61, 103 mechat (Hieroglyphe „Waage") 6 Medium,-ien 4,107,117 Memphis 1 Messing 2, 24, 49, 77, 94 Meßprinzip (Mikro-RFA) 21, 22 Metallanalysen 3, 11, 22, 71, 131-136

153

Sachregister Metallurgie 3, 12 f., 24, 33, 61, 71, 95 f., 127, 129, 131, 135 Metrologie, metrologisch 11, 25, 43, 51, 54, 77, 80 f., 84,91,131, 136 Mikro-RFA 21 f., 27, 35, 40, 93, 95 f., 127, 133 Militär, militärisch 118 minderlegiert 79 Minimalzusatz 91 minoisch 5 modius 112 modus operandi 98 Mohnblume 113,116,118 Molybdän 28 Monetarisierung 74, 86, 90, 104, 123 Monsun 87 Morphologie 35-37 Motiv 64 Münzautomat 86 Münzbezeichnung 72,79 Münzfund 53 f., 80, 87 f. Münzfuß 8 f., 59 Münzfuß, attischer 8 f., 124 Münzfuß, phönikischer 9, 124 Münzglyptik 122 Münzhandel 62, 67, 94 Münzhorte 7, 12, 53 f. Münzpolitik 76 Münzprägestätte 1, 8, 10, 38-40, 42, 55, 58, 78,

Nominalverhältnis 62-65, 67, 69, 79-81 Normalproduktion 49 Numismatik, numismatisch 2, 10, 33, 38, 43, 71, 73 f., 88, 97, 107, 123, 129, 131, 133 f. Oberfläche 93-95, 97, 133, 135 Oberflächenanreicherung 26, 38, 94-96, 127, 131-131 Oberstempel 99, 101 Obol 6-8, 10, 61, 63-67, 73, 76-78, 108-121, 124 ökonomisch 114 officina (Arbeitsstätte) 98, 101, 103, 114 f. Oinochoe 119 Olivenzweig 6 f. Olympiamedaillen 90 Orden 90 orichalcum 49 oxhide ingots 5 Oxid, oxidieren 42, 132 f.

Münzreform 65, 76, 85, 128 Münzreform, diokletianische 10 Münzreform, ptolemäische 3, 12, 44, 51-53, 64, 124 Münzstandard 3 f., 8 f., 12, 38, 51, 53 f., 57, 59, 65, 72, 136 Münzverwaltung 4 , 9 8 Münzwährung 1, 6, 8, 91, 117 Multipla 10,69

Panegyrik 110 Papyri 3, 11, 54 f., 67, 72 f., 77, 79 f., 83, 86, 138 Papyrologie 80,98 Papyros (Beizeichen) 6 Paralleldatierung 39 pecunia 91 Pergamon 111 Perlencollier (Hieroglyphe) 6 Perserherrschaft 5 - 7 , 8 7 Personal 101 Pferd 6 Pharos 103 Philhellenen tum 120 f. Plattierung 39 f. point estimate 102 Polieren 26

Nachglühen 103 Nachjustieren 92 Nachrichtenkommunikation 107-122, 129 Nassanalysen 4 4 - 4 8 , 5 1 , 1 3 6 Nebenfunktion 4, 107-121 nefer nub (gutes Gold) 6 Nettofeingehaltsdifferenz 98 Neutronenaktivierungsanalyse 45, 133 Nil 112, 115 f., 118 Nilpferd 113,115 Nominalbezeichnung 72,81 Nominalreihe 69, 75 f.

Porträtmünzen 14, 52, 62 f., 74 f. Präfekt 82 f., 138 Prägeaktivität 65 f., 117 Prägearbeit 101 Prägekraftverhältnis 99 Prägemaschine 99 Prägen 34, 65, 99, 101, 133 Prägeprozeß 34, 99, 102 Prägestätte 34, 55, 101-103, 112, 115 Prägesystem 2, 56, 71 f., 81 Prägezeit 98, 100 Preisausdrucksmittel 91, 126 Pressenkräfte 99

112

154 Priestergeräte 109 Princeps 65, 82 Prinzipat 43 Probenvorbereitung 25 f., 38, 48, 93 f., 131, 134, 136 Produktdiversifikation 119, 121 Produktion 56-58, 68, 100 f., 103, 115 Produktionsfehler 33 f., 49, 98 Produktionswirtschaft 55 Produktionszahl, -menge 49, 58, 67 f., 97-104, 119, 129 Programm, programme 117 f., 122, 129 Propaganda, propagandistisch 75, 107, 129 Prora 110 Prosdiagraphomena 126 Provinz 3, 7, 56, 65, 76, 81-84, 86, 88, 91 Provinzialprägung 83, 110 Provinzialverwaltung 65 Prüfeinhieb 92 Prüfmethoden (Feingehaltsermittlung) 3, 21 f., 38, 134 Ptolemäerschatz 53 publica ac perpetua aestimatio 91 Qualitätssicherung 13,34,38 Qualitätsstandard 34,54,136 quantifizieren, Quantifizierung 93-95, 97 Quellenangaben 62, 72, 80, 87 Rasterelektronenmikroskop 35-37, 127 realistisch 63 Rechendrachmen 3, 63 f., 67, 73, 86, 108 f. Referenzproben 22-24, 93-95 Reflexion 93 Reform —> Münzreform Reichsmünzen 4, 12, 49, 63, 80 f., 83 f., 128 Reichsmünzprägung 2, 11, 61, 77, 81, 99, 110, 119, 136 Reichsmünzreform (Nero) 58, 84 f. Reichsmünzstätte, Alexandria als 10 Reichswährung 2, 11, 55, 76, 81 Reinheit 49 R E M —> Rasterelektronenmikroskop Res gestae 82 Resonanz 75, 109 Ressourcen 52,65 Republik 84 Restitutionsprägung 104, 121 Rezeption 111, 117 Rio Tinto 103 Ritter 82

Sachregister Römer 113,117 römisches System 76 f. Röntgenfluoreszenzanalyse 40, 94 f., 113,135 f. Röntgenoptik 21 Röntgenspektrometer 22 Rotes Meer 87 Rückseitendarstellung 4,76 Rückseitenstempel 56 Sammlungsbestände 58 f., 62, 65, 67, 138 Satrap 7 Scan 93 f. Scheidemünze 68 Schliffflächen 26, 33, 35, 48, 93 f., 97 Schlichtfeile 26,48 schmirgeln 132 Schnabelkanne 109, 119 Schnittpunkt 85 Schriftzeichen (ungedeutete) 7 Schröding 4 2 , 9 8 , 1 0 1 , 1 0 3 , 1 3 2 Schrötlingsherstellung 33 f., 42, 92, 103, 132 Sebastophoros 119 Seide 87 semi-quantitativ 40,95 Senat, Senator 82,109,115 Sesterz 77, 79, 86 sextantal 76 sidus Iulium 110 Siglos 6 Silber 3 f., 8 f., 11, 24-27, 32, 34 f., 38-40, 42, 44 f., 48, 50-54, 56 f., 61, 65-68, 72, 76, 79 f., 85, 88 f., 91 f., 95 f., 97, 103-105, 113, 123-129, 138 Silberanreicherung 25 f., 38, 46, 95 f., 127, 131, 133, 135 Silberfarbe 91-94 Silbergehalt 4, 11-13, 26 f., 38, 40 f., 47 f., 51, 77, 79, 84 f., 89, 93-95, 97, 124 Silbergewinnungsprogramm 68, 104 f., 121, 128 f., 137 Silberstandard 3, 9, 24, 43, 52, 63, 73 Söldnerentlohnung 6 - 8 Software 27 f. Soldbuchführung 77 Sollstandard 59, 136 Sondenaustrittsfläche 21,27 Sparta 115 Spektren 28-31 spezifisches Gewicht 35, 38, 138 Spiegel 49 Spiele 120

155

Sachregister Sprödigkeit 35, 127 Sri Lanka -> Taprobane Standard —> Münzstandard Standardmünze Leitnominal Standarte 118 Standzeit 102 Stater 4, 8-11, 42, 51-56, 63, 73 f., 79, 89, 98, 104, 114, 116, 121, 124 Staterviertel 73 Statistik, statistisch 102, 137 Steinbock 110-112 Stempel 38, 56, 97, 101 f., 110, 121, 132 Stempelbruch 98 Stereo-Lichtmikroskop 35 Stern 7,66,110-112,115 Steuereinziehung, -Zahlung

55 f., 65 f., 68, 88,

90, 104, 117 Stier 113,115,120 stoffwertlos 91 Strafgeld, Strafbestimmung 73, 91 Strahlung, kohärente 21 Stratigraphie 127 Streuung 134, 136 f. Subärat 15, 17, 27, 32-34, 39 f. Suezkanalvorläufer 87 synoptisches Schema, Synopsis 3, 38, 50, 62, 65-68, 71, 75 Syntax 117 Tabula Peutingeriana 87 Talent 5, 56, 73, 78, 105, 137 Taprobane 87 Tarifierung 69 Tauschmittel 91, 126 Tauschware 52 Technologie 13, 49, 55, 89, 95, 123 f., 129, 132 f. Testimonia Numaria 78, 86 Tetartemorion 6 Tetradrachme 2 f., 6-9, 11-17, 24, 33-35, 38 f., 42, 44, 46-48, 53-55, 59, 68, 72-76, 77-81, 84 f., 94-100, 120, 124, 136 Thesaurierung 90 Thetanigrum 118 Tiefenstruktur 35 Tiere 87 Toleranzband 84 Totalreflexion 21 Totem 111 Tradition 74, 129 Transit, (-verkehr) 88 Treppenkurve 44, 85

Tropaion 118 Typ, Typologie

10, 62, 81, 113 f., 115 f.

uah (Haltbarkeit) 7 Überbewertung 79, 84 Umlaufdauer 62, 69 Umrechnung 69, 72, 125 Umrechnungsverhältnis 63 unbekannte Münzstätte 108 Unterbewertung 79, 84 untergewichtige Münzen 35, 38, 46, 74, 127, 137 f. Unterscheidungsmerkmal 66 Unterstempel 34, 101 Unterwasserforschung 138 Uraeusschlange 119 valor intrinsecus 59, 79, 91, 126 Variabilität 135 f. Vase 109, 119 Verdienstauszeichnung 90 Verhältnis 72,81 Verlaufskurve 85 Verlustrate 55,65,117 Verschmutzung 93 f. Versprödung 35 vertrauensbildende Maßnahme 122 Vierkaiserjahr 68 Viertelobol 66 visuell 89, 92 f., 95, 97, 127 Vizekönig 82 Volksgruppen 113 Vorderseitenlegende 66 Vorderseitenstempel 56 Vorlagen 122 Waage (Hieroglyphe mechat) 6 Währung 4, 9 f., 12, 52 f., 55, 74, 83, 88, 117, 125 Währungsexperiment 82 Währungsreform 12 Währungsstandardänderung 4 Währungssystem 2-4, 9, 12, 33, 38, 52, 61-63, 65 f., 68 f., 71 f., 74, 76, 81-84, 89-91, 108, 114, 122, 126, 128 Währungszone,-gebiet 103,117 Waldbestände 103 Warmprägung 34 Wechselgeld 68 Wechselkurs 78,84 Weißwaschen, -sieden 132

156

Sachregister

Weizenproduktion 98 Werkstoffhomogenität 13,27 Werkstoffprüfung, zerstörungsfreie 13, 21 f. Werkstückfluß 101 Werkzeuge Stempel Wertaufbewahrungsmittel 91, 126 wertbestimmend 56,80 Wertbezeichnung 3, 62-64, 67 f., 72, 109 f., 124 Wertmünze 3, 13, 84, 89 f., 126 Wertverhältnis 49, 63, 78 Wiederholgenauigkeit (der Fertigung) 54 Wirkungsgrad 98, 101 Wirtschaft 65,71,83 Wirtschaftsexperiment 4, 82 wirtschaftsgeschichtlich 61, 123 Wirtschaftsraum 4, 9 Wölbung 55 Zahlungen 65, 67 f., 73 Zahlungsmittel, gesetzliches

79 f., 91, 126

Zahlzeichen 63, 67 f. Zain 133 Zehner 64, 67 f. Zeichen (ungedeutete) 7 Zeitachse 50,62 Zeiten 98, 100, 134 Zentralpunktfrisur 39 Zeus 8,55 Zink 49 Zinn 48 f., 61 Zinngehalt 48 Zitronen(säure) 132 Zuführautomat 99 Zusatz-, Zwischennominale 75 Zwanziger 67, 86, 118 Zweistoffsystem 24, 27, 35, 127, 131-133, 135, 138 Zwischentauschmittel 91 Zykluszeit 101

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