Einleitung zur Allgemeinen Weltgeschichte, in welcher von der Geschichte überhaupt, von der mathematischen und historischen Zeitrechnung, und von der mathematischen und natürlichen Erdbeschreibung, gründlich gehandelt wird / Mit einer Vorrede begleitet von D. Anton Friderich Büsching, Königl. Preuß. Oberconsistorialrath, Director des Berlinischen Gymnasii, und der davon abhangenden Schulen [2]

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Einleitung zur Allgemeinen Weltgeschichte, in welcher von der Geschichte überhaupt, von der mathematischen und historischen Zeitrechnung, und von der mathematischen und natürlichen Erdbeschreibung, gründlich gehandelt wird / Mit einer Vorrede begleitet von D. Anton Friderich Büsching, Königl. Preuß. Oberconsistorialrath, Director des Berlinischen Gymnasii, und der davon abhangenden Schulen [2]

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Einleitung

Zur

All

gemeinen

Weltgeſchichte,

in welcher

130n der Geſchichte überhaupt ,

von der ma

thematiſchen und hiſtoriſchen Zeitrechnung, und von der mathematiſchen und natürlichen Erdbeſchreibung, gründlich gehandelt wird.

Mit

einer

Vorrede begleitet

1

von

D. Anton Friderich Büſching,

Jiönigl. Preuß. Dberconſiſtorialrath ,

Director des Berliniſchen

Gymnafii , und der davon abhangenden Schulen .

Zweyter

Theil.

Berlin , Bey Chriſtian

Friderid Voß ,

1 7 6 9.

i

Vorrede.

pie gute Aufnahme, Theil

welche der erſte

dieſer, allgemeinen

gefunden ,

Geſchichte

hat den Verleger aufge:

muntert, den zweyten ſo bald folgen ja laſſen, als es theils die Wichtigkeit dieſes Werks, theils aber auch ein daziviſchen gekommenes unver meidliches Hinderniß erlauben wollen . Was die erſtern betrifft, können , dem

ro wird ſoldie Niemand verkennen

das große Feld, welches ein Verfaſſer

einer allgemeinen Geſchichte zu bearbeiten hat, nur einiger Maßen bekannt iſt, und der da weiß , wie ſchwer es iſt, unter einem großen Vorrathe von Sa den, nur allein das Nothwendigſte, das Lehrreich: ſte, das Beſte zu wählen . Hierzu fain eini Hins derniß, welches weder menſchlidyer Wie vorher zu ſehen, noch eingeſchränkte Kräfte zii verhuren im Stande waren . Derjenige Gelehrte, weldier den

Entwurf zu dieſem Werke gemacht, und den erſten Theil deſſelben bis auf einige wenige Bogen ausges arbeitet hatte, wurde dieſer und andern Arbeiten durch den Tod entriſſen, und . der Verleger ſahe ſich 2 dadurch

Vorrede.

dadurch gendthiget, die Fortretung dieſes Werks einem andern Gelehrten aufzutragen,

der in dem

Plan ſeines verſtorbenen Vorgängers eintreten, und denfelben ſo genau ,

als möglids befolgen konnte ; ein Umſtand, wodurch nothwendig einige Verzöges

; rung verurſacht werden mußte. Nad, dem eigenen Entwurf des erſten Herrn Verfaffers, ſollte dieſe Geſchichte ein Handbuch wers den , welches Anfängern und auch andern , Hauptbeſchafftigung nicht eben

derent

die gelehrten Wife

ſen (dyaften ſind , zu einem Leitfaden durch die vers ſchiedenen

Theile

der

Geſchidste dienen

könnte.

Man fand zugleich für gut, die verſchiedenen Arten der Geſchichte von einander abzuſondern, und jede bis auf einem gemiſſen wichtigen Abſchnitt, beſon . Ders vorzutragen ; eine Lehrart , welche in vielen Fällen ihre beſondere Vorzüglichkeit hat, und dieſes Wert von andern

allgemeinen

Geſchichtbüchern ,

woran unſere Zeiten ſo frudytbar ſind, hinlänglich unterſcheidet. Werks ,

Die

eigentliche Abſicht

dieſes

welches nur zu oinem Handbuche beſtings

met war ,

erforderte

zugleich ,

fich der nöthigen

Kürze zu befleißigen ; und in dieſer Albficht wurde zugleich beſchloſſen, in der Zahl der Bånde nicht leicht bis über zwölf zu gehen.

Ohnerachtet es nun aus

der Ausführlichkeit, mit welcher die Zeitrechnung in dem erſten Theile vorzutragen angefangen worden , ſcheinen konnte, ons die nöthige Kürze dabery.ein wenig zu ſehr aus den Augen geſeket worden, daher aud die Herren Verfaſſer der göttingiſchen gelchr. ten Zeitungen befürchtet, es werde dieſes Wert ive. nigſtens zu ein paar Dugend Bånden hinanſteigen ;

ro

Borrede.

lo fann man doch die Verſicherung geben , daß der afte Entwurf nunmehr ſorgfältig benbehalten, und alle in einem Sandbuche unnöthige Weitläuftigkeit dermieden werden ſoll. Um deswillen hat man auch die Zeitrechnung in dem erſten Bande abgebros de , und das noch Uebrige bis zu einer andern Gea legenheit verſparet, weil man dieſer

Wiſſenſchaft,

de doch nur als eine Einleitung vorangeſchickt were den ſollte, leicht nodi einen ganzen Band hätte auf. opfern müſſen, wenn man ſie mit der angefangenen Beitläuftigkeit håtte fortſegen rollert.. Es iſt noch übrig ,

von dem Inhalte des ges

genwärtigen zweyten Cheils etwas weniges zu er. innern .

Nach dem Entwurf, welcher in der dem

erſten Theile vorgeſekten Einleitung angezeiget iſt, mußte mit der Geſchichte der Natur, oder, welches hier einerley iſt, der Naturgeſchichte des Erdbodens, Dieſe regte einige der Anfang gemacht werden . Seniftniß von der mathematiſchen Erdbeſdireibung nothwendig zum Voraus, und nöthigte mich, ſelbſt ein

kurzes

Sehrgebåude derſelben voran zu ſchicken .

Es iſt folches Seite 1 bis 136 geſchehen , und bars inn das Nöthigſte fo kurz und fruchtbar , als moge lich abgehandelt worden . Ich bin darinn vornehmlich des gelehrten Herrn Johann Lulofs Einleitung zu der mathematiſchen und phyſicaliſchen Kenntniß der Erdkugel gefolget;

welches brauchbare Buch

von dem berühmten Herrn Prof. Käſtner aus dem Holländiſchen überſeget, und mit verſchiednen grunds liten und nüßlichen Anmerkungen verſehen worden . In der hierauf folgenden Naturgeſchichte des Erdbodens habe ich mich von dem Herrn Lulofs * 3

gar

Vorrede.

gar oft verlaſſen geſehen , indem die mathematiſchen

und beſonders aſtronomiſchen Unterſuchungen in der ſen Werf init ungleich mehrerer Grundlichkeit und

Ausführlichkeit abgehandelt worden, als die eigents lichen phyfiſchen.

Die Naturgeſchichte der Dunſt

kugel, Seite 145 bis 170, iſt mit Fleiß kurz abgehans delt worden , indem eine genauere Betrachtung der Ber der retben mchr in die Naturlehre gehöret. Naturgeſchichte des feſten Landes, Seite 171 bis 293, und insbeſondere bey der Unterſuchung der Berge, ihrer

verſchiedenen Arten, und innern Ges .

halte, bin ich mehrentheils der ſchönen Abhandlung des Herrn Lichinanns von den Fidtgebirgen, gefol In der Naturgeſchidyte der auf dem feſten get. Lande befindlidzem Winer ,

Seite 294 bis 396

Itegt, was den Urſprung der Quellen , und das Ge fålle der Flüſſe betrifft, wiederum Herrn Lulofs vorhin

angezeigtes. Werk zum

Eintheilung ,

Grunde;

und dem mineraliſchen

ben der

Gehalt

der

Quellen aber, bin ich vornehmlich des Herrn Rath und Prof. Baumers Naturgeſchichte des Minerale reichs gefolget. Hierauf folget, Seite 397 bis 491, die allgee meine Naturgeſchichte des Meers ;

ein Gegenſtand,

der in der Naturgeſchichte unſers Erdbodens über, aus wichtig, aber nodi lange nicht ſo bearbeitet iſt, als er verdienete. Ben der Abhandlung von dem Geſchmacke des. Meerwaſſers, und bei der Erklas rung der Ebbe und Fluch, hat mir Herr Lulofs wiederum gute Dienſte geleiſtet ; die übrigen genug. ten Sdriftſteller ſind allemal gehörigen Orts bes merket worden .

Bey der innern

Geſtalt der Erde

kugel

Vorrede.

kugel, welche Seite 492 bis 540 abgehandelt wird, has beid mish der Kürze befliſjen, und mich faſt ganz alleist auf dasjenige eingeſchränkt, was wir aus den Erſcheja bungen der Feuerſpeyenden Berge und Erdbeben das sen wiſſen können ; weil ich nichtWillens war, meinen fejern einen phnfiſchen Roman vorzulegen. Nad heilung,

dieſem handele ich in der ſechſten Aha

Seite 541 bis 582, von den täglichen Ver

inderungen, die ſich auf der Oberfläche des feſten Landes zutragen , und in der ſiebenten Abtheilung Seite 583 bis 653 von den tåglichen Veränderuns gen des

Meeres, und der Abnahme des Meeridaf

fers.

Hier

tig,

ſonderlich

bin ich mit Fleiß ein wenig weitläuf bey

der in

den

neuern Zeiten in

Norden bemerkten Verminderung des Waſſers,gra melen ,

weil dieſe Lehre vieles zu beſſerer Einſicht

der großen Hauptveränderungen benträgt ;

wenigſtens

den

chet, welche bende mit

unſers Erdbodens

Irrthum

derer entdes

einander verwechſeln, und

dieſe aus jenen Herzuleiten pflegen ...! Nun hátte id, gewünſcht, daß ich ben der Leh . te von den ehemaligen Hauptveränderungen unſegs Erdbodens, welche Seite 654 bis 754 vorkommt, mehr Wahrheit und Gewißheit vortragen können ; als es die engen Schranken unſeer Erkenntniß in dieſem Stücke erlauben . Aleiv, ſo habe ich mich hier faſt ganz allein auf die Anführung der verſchige denen Hypotheſen

und

Erdtheorien , einſchránként,

und meinen Leſern die Wahl welche ſie ſich erklären wollen.

laſſen müſſen ,

får

Mit weitläuftigen

Widerlegungen habe ich mich mit Fleiß nicht aufhal ten wollen , weil die mehreſten derſelben das Siegel der Unwahrs

Vorrede.

Unwahrſcheinlichkeit und oft der Ungereimtheit zu offenbar an der Stirne tragen, als daß fie einen nur mittelmäßigen hen können .

Kenner

der Natur ſolten hinterge:

Nachdem dieſe, und die vorhergegangene ſies bente Abtheilung bereits geraume Zeit ausgearbei tetwaren , bin ich durc ) anderweitige Unterſuchun : gen überzeugt worden, daß die Meynung dererjenis gen, weldie eine beſtåndig fortdaurende Verrückung der Erdachſe annehmen, überaus viele und vielleicht die meiſte Wahrſcheinlichkeit für ſich habe ;

indem

fich nicht nur die bemerkte Veränderung des Win tels, den die Erbachſe mit der Elliptif macht,

ſone

dern auch die Verminderung des Waſſers in Nors den, und viele andere Erſcheinungen in der Natur auf eine leichte und ungezwungene Art daraus her: leiten laſſen .

Es iſt hier nicht der Ort, folches aus.

führlich darzuthun, daher ich folches bis zu einer an . bern Gelegenheit verſparen muß . Die endlich zum Schluſſe Seite 755 f. anges hångte furze

Naturgeſchidte

des

Mineralreichs

wird um fo viel weniger misfallen können , da fie jur beſſerer Verſtändlichkeit der im Vorhergehenden vorgetragenen Wahrheiten Beynahe unentbehrlich geſchienen.

Ich bin darinn vornehmlich des Herrn

Rath Baumers - reichs gefolget.

des

Mineral

Geſchrieben Leipzig ,

Naturgeſchichte

den sten

September 1766.

Lehr

1

Lehrgebäude der

Mathematiſch

en

Erdbeſchreibung

II. Theit.

2

1

K

ซึ่ง

Einleitung .

D

a die Umſtånde der Zeit und des Dres den nåchſten Einfluß in die Kenntniß und richtige Beurtheis

lung derjenigen Begebenheiten hat ben, welche den Gegenſtand einer jeden Geſchichte ausmaden : fo fann man ſich auch von der Erler . Rung der Geſchidyte , von was für Urt ſolche auch fenn mag , feinen guten Erfolg verſprechen , wenn man ſich nicht vorher einige wenigſtens allgemeine Begriffe von der Beſchaffenheit beyder Arten vont Dies hat mic , genothia Umſtänden gemacht hat. get , in dem erſten Bande dieſer allgemeinen Gea chichte ein doppeltes Lehrgebåude der Zeitrechnung boranjufchicfen , worinn nicht nur gezeiget worden , wie die Zeit in ihrer eigentlichen Folge unterſchieden und abgemeſſen werden müſſe, ſondern auch in was für eine Zeitfolge und in was für einen beſtimmten Theil derſelben man eine jede merkwürdige Beges benheit zu reken habe. Das legere , welches den Gegenſtand der hiſtoriſchen Zeitrechnung ausmacht, ist daſelbſt fo weit fortgefeßet worden , als es ſich 22 ohne

4

Einleitung .

ohne Nachtheil der übrigen in dieſem Werke abzu handelnden Wahrheiten thun laſſen wollen ; aus welcher Urſache denn die Fortſegung dieſes Lehrgebåu. des bis dahin verſparet werden muß , bis wir an diejenigen Begebenheiten kommen , welche den ei gentlidyſten Gegenſtand deſſelben ausmachen werden. Es iſt alſo nur noch die zwote Art derjenigen Umſtände übrig , deren nähere Betrachtung vor der eigentlichen Abhandlung der Geſchichte vorber gehen muß. Es iſt noch nicht genug , daß man weiß , auf was

für Art die Zeit eingetheilet wer.

den könne und müſſe, und in welchen Theil derſelben jede der geſchehenen Begebenbeiten zu regen ſen. Man muß auch den großen Schauplak kennen ler nen , auf welchem reit fo vielen Jahrhunderten eine ſo große Menge merkwürdiger Begebenheiten auf geführet worden , und auf welchem der Urheber der Welt feine Weisheit, Güte und Macht, ſowohl in dem Großeſten , als in dem Kleineſten, auf eine ſo Fichtbare Art offenbaret hat. Diejenige Wiſſen ſchaft, welche uns dieſen Schauplaz feinein ganzen Umfange nach kennen lehret, iſt die Cosmographie ; allein ,

da uns von dem ganzen Weltgebäude , der

ſen Große , Beſtimmung und Bewegung nur noch ſehr wenig , und faſt nicht mehr bekannt iſt , als die Mäuſe von der Beſchaffenheit und Abſicht des . jenigen großen Palaſtes wiffen , von dem ſie nur einige kleine ken wir uns nen Erdball ſchlecht ſich

Hilen und kocher bewohnen : ſo ſchrán in dieſem Stücke bloß auf unſern klei . ein , auf welchem das menſchliche Ge . ſeit fo vielen tauſend Jahren bemühet

het , ſeine Tugenden ,

Saſter und Thorheiten , zwar

immer unter verſchiedenen Geſtalten , aber doch im mer aus einerley Triebfedern und Bewegungsgrün . den zur Schau auszulegen ; und auch hier werden wir

5

Einleitung.

pir mehr als einmal Gelegenheiten bekommen , die engen Scranken unſrer Fähigkeiten , und die Un. ' rolfommenheiten aller unfrer Kenntniſſe und Ein . kidten auf das lebhafteſte zu befeufzen. Man

ſiehet leicht , wie es bereits in der dem er ,

ten Theile dieſer Geſchichte vorgeſekten Vorberei tung bemerket worden , daß dieſe Kenntniß unſers Erdbodens, welche in der Erdbeſchreibung erthei . let wird , von ſo vielfacher Art fey , als ſich Geſichts . puncte annehmen laſſen , aus welchen man denſelben Siehet man ihn u betrachten , für gut befindet. als einen Weltförper an , deſſen Abmeſſungen nach einer Geſtalt und Große , nach ſeinen verſchiedenen Theilen , nad ſeiner Verhältniß gegen andere Welte förper man wiſſen will, ſo muß man die Grundſåke der Großenwiſſenſchaft zu Hülfe nehmen ,

und als.

dann ergiebt ſich die mathematiſche Geographie. Will man aber die natürliche Beſchaffenheit alles deſſen , was auf und unter der Oberfläche der Erde Demegliches oder Unbewegliches angetroffen wird , tennen lernen ; ſo muß man ſolches aus der naturs lieben oder phyſicaliſchen Erdbeſchreibung bere nehmen . Har man endlich ſein Abſehen auf die Eintheilungen des Erdballes nach den verſchiedenen Anſtalten der menſchliſchen Geſellſchaft und den Staatsverfaſſungen gerichtet, ſo ergiebt ſich daraus die burgerliche oderpolitiſche Erdbcſdyreibung, mo man nicht nur die Verfaſſung der verſchiedenen Staaten überhaupt, ihre Größe , Stårke Regies tungsart u . f. f. betrachtet, ſondern auch jedes dies fer Stúde insbeſondere, imgleichen die in jedem Staate befindlichen Städte , Feſtungen, Schloſſer, Fleden u . f. f. fennen lernet. Da die Geſtalt und Größe zwo Eigenſchaften ro bey einem jeden Dinge zuerſt mit in die Einne fallen : fo bedarf es feines weitläuftigen Bes 2 3 weiſes

ſind,

6

Einleitung.

weifes , daß die mathematiſche Erdbeſchreibung bey den übrigen Arten derſelben zum Grunde liegen müſſe ; daher man ſie auch den meiſten Sehrbüchern der politiſchen Geographie vorgeſeket findet. Allein , da ſie daſelbit größtentheils auf eine nur ſehr une vollkommene Urt abgehandelt worden , ſo , daß man aufer einem

hagern Gerippe

von Kunſtwórtern

und Erklärungen , und wenn es hoch kommt, einigen lendiren Aufgaben, fich wenig lehrreiches und Grund fiches daſelbſt verſprechen kann , dieſer Theil der Erobeſchreibung aber bey der natürlichen Geſchichte der Welt nothwendig zum Grunde liegen muß , ſo habe ich mich genöthiget geſehen , diefem Bande ſelbſt ein furzes und faßliches Lehrgebäude der mathe. matiſchen Erdbeſchreibung voranzuſehen. Was die natürliche oder phyſicaliſche Lrdbeſchreibung betrifft , ſo iſt ſie mit der Naturgeſchichte der Welt einerler ; und da dieſe unter den übrigen Hauptarten der Geſchichte zuerſt abgehandelt werden muß , ſo werde id ) folche ro kurz und fruchtbar, als möglich iſt, vorzutragen fichen . Die politiſche oder bürgerliche Erdbeſdireiburg låßt fich von der bürgerlichen und Staatsgeſchichte nicht trennen ; wenigſtens muß daher ſie denn ſie ihr beſtandig zur Seite gehen ; auch hier nicht beſonders gelehret werden kann, fon . dern zugleich mit der Geſchichte und aus derſelben erlernet werden muß .

Die

7

Die erſte Abtheilung .

Von

der

Geſtalt

und

Größe

der

Erde.

Inhalt L. Meinungen der Alten von der Geſtalt der Erde. $. 2. Beweis ihrer fugelförnuigen Geſtalt aus den Rondfinſterniſſen. 6. 3. Aus der Schiffarth. . 4. Reifen um die Welt. $. 5. Cafini Meinung von der langlichen Geſtalt der Erde. 9.6. Unzuverläßigkeit ſeiner Meſſungen. 6. 7. Neue Meſſungen im Jahr 1733 und 1734. g. 8. Yewtons Sag von der ein gedrüdten Geſtalt der Erde. $. 9. Beweis defelben aus der Dſcillation der Penduln. 8. 10. Meſſungen des verrn von W7gupertuis am nördlichen Polars freiſe, und des Herrn la Condamine in Peru . $. 11. Genauere Beſtimmung der Geſtalt der Erde aus dieſen Wahrnehmungen . 6. 12. Des Herrn de 1 Caille neue Meſſung am Vorgebirge der guten boffnung. §. 13. Wichtigkeit dieſer Unterſuchung. 6. 4. Berſude in den altern und mittlern Zeiten, die Größe der Erdkugel zu beſtimmen. %. 15. Snelli, Wilhelmi Blacu , Torwoods und Riccioli Beſtins mungen . §. 16. Picards , Caßiniund Maupertais Melſungen. $ : 17. Umfang und körperlicher Inhalt der Erde. §. 18. Größe der Erde gegen andere Himmelskörper.

§.

I.

he die Weltweiſen ſich angewöhnet haben, Meinuna ihre Såße auf richtige Erfahrungen zii gen der Al E gründen, und ehe ſie nach einer langen Reihe Geſtalt der

von Jahrhunderten alle diejenigen Dinge kennen gelernet, deren wir uns heutiges zum Beweis der wahren Geſtalt der Erde bedienen , gaben ſie der 24 ſelben

Erde.

8

Von der Geſtalt

felben eine Menge von verſchiedenen , und ein Theil hodiſt ſeltſamen Geſtalten beygeleget. Manche hielten ſie für eine weit ausgedehnte rundeScheibe ; andere , worunter ſich auch Lactantius , Auguſtis nus , Chryſoſtomus, Hieronymus und andere Kirchenvåter befinden , für eine Troſſel, und noch andere für ein Schifchen .

Indeſſen fanden fich) un ,

ter den alten Weltweiſen doch einige, welche geur, theilet oder vielmehr nur gerathen haben , daß die

Erde eine kugelrunde Geſtalt haben müſſe ; und dieſer Meinung waren Thales, Amarinander, Pas rimenides , Epicur und Pythagoras juges than .

Ich habe geſagt,

daß ſie diere Geſtalt nur

errathen haben ; dann durch die Schlüſſe a priori låſſet ſid) dieſe Geſtalt ben weitem noch nicht über. zeugend darthun . Ariſtoteles a) trug zwar einen folchen Beweis vor , der ſich auf eine natürliche Ei . genſchaft des Waſſers gründet ; vermöge deren es überall gleich hoch über ſeinem Mittelpunct ſiehen můſſe. Allein , er fekte daben dasjenige voraus, was doch erſt erwieſen werden ſollte, und die Geg ner der runden Geſtalt der Erde würden es ihm wohl gewiß nicht zugegeben haben , daß es einen folchen Mittelpunct gebe , nach welchem alle ſchwer re Körper finken müſſen .

.

In den mittelern Zeiten,

welche für die Weltweisheit eben ſo unfruchtbar wa ren , als für die Mathematik, nahm man die Mei. nungen der Kirchenvåter, und ſonderlich des Lactantii und Auguſtini an , und erflårete alle diejenigen für Kcker , die davon nur im geringſten abzuweichen , ſich unterſtehen wollten . Man weiß , daß im ach: ten Jahrhundert Virgilius , Biſchof zu Salisbury auf Anſtiften des heiligen Bonifacii, Erzbiſchofs zu Mainz , ſeiner Würde entſeget wurde , weil er dit

a ) Ariſtoteles de Coelo, B. 2. Kap. 13.

und Größe der Erde. Sie runde Geſtalt der Erde wider die jektgedachten firdenvåter behaupten wollte .

$.

2.

06 wir nun gleich auf unſerm Erdball ſo zu fa- Beweis der fugels gan angeheftet ſind , und es uns nicht vergónnet iſt, förmigen denfelben aus einiger Entfernung zu betrachten, auch Sestalt die Vernunftſchlüſſe, fo aus der Natur der Sache der Erde xergenommen ſind, hier wenig erſprießliches aus: auf den ribicen : ſo iſt doch die Erfahrung, ſo wie in vielen Mondfin mndern Scủfen , alſo auch hier , der Vernunft zu ſterniffen. bülfe gekommen , und hat diejenige Lücke ausgefül. let , die ſie allein zu ergänzen nicht im Stande war . Die Mondfinſterniſſe und die Schiffarth haben vielleicht die erſte Veranlaſſung gegeben , der Erd . kugd eine runde Geſtalt mit einiger Gewißheit bey. zulegen. Was die erſtern betrifft, ſo iſt bekannt, Daß der Mond , welcher ſein ganzes licht allein der Eonne zu verdanken hat , zur Zeit des Vollmonds dieſes Lichts entweder ganz oder doch zum Theil be. raubet wird , indem ſich die Erde alsdann zwiſchen ihm und der Sonne befindet , die Stralen der Son De zurückhalt, und einen Schatten auf den Mond wirft. Dieſer Schatten iſt in den Mondfinſternif fen , wo nur ein Theil des Mondes verdunkelt wird, in allen Fällen ,

in jeglicher Stellung und zu allen

Zeiten kreisförmig. Weil es nun außer der kugel. förmigen Geſtalt keinen Körper giebt , der in allen möglichen Stellungen einen freisförmigen Schatten werfen könne ; fo fann man daraus mit Zuverläßig , feit ſchließen , daß auch die Erde feine andere als fugelförmige Geſtalt haben könne.

§.

3.

Die Reiſen , insbeſondere aber die Reiſen zur Aus der See, geben uns verſchiedene Erfahrungen an dieHand, Suif farts. aus denen dieſe runde Geſtalt der Erde geſchloſſen wer . 25

10

Von der Geſtalt

werden kann. Die Seefahrer haben zu allen Zei . ten allein auf die Sterne Uditung gegegen , beſon. ders auf diejenigen , welche durch die tägliche Um. drehung der Erdkugel ihre Stelle nicht merklich vers Sie behielten daher jederzeit den Nord åndern . ſtern , und die in ſeiner Nachbarſchaft befindlichen Sterne im Geſicht, und theilen nach Maaßgebung der beſtåndigen Wahrneymung der Sterne und der Sonne, den ganzen Geſichtsfreis in vier Hauptgegenz Wenn ſie nun auf einem feſten Plak blieben , den . ſahen ſie , daß diejenigen Sterne, welche nicht unter zugehen pflegen , insbeſondere aber diejenigen , wele che ſich in der Nähe der Polarſterne befinden , ihre großte und kleineſte Höhe über dem Horizonte hats ten , wenn ſie ſich in der Hauptgegend zeigten , die derjenigen gerade gegen über iſt , wo man die Son né des Mittags gewahr wird ; ſie bemerkten ferner, daß dieſe größten und kleinſten Höhen beynahe im . mer einerlen blieben , daß ſie aber ſogleich verändert wurden , ſobald ſie nur in derſelben Hauptgegend den Plak mertlich veränderten , und nåber nachSi. Die nachy den , oder näher nach Norden reiſeten. Norden reegelten , fahen alſo fowohl die kleineſte , als auch die gréßte Höhe derjenigen Sterne anwach fen , welche nicht untergehen , dagegen die , fo nach Súden reiſeten , die Höhen abnehmen ſahen , wela dhes denn nicht geſdrehen könnte , wenn die Erde weiter nichts als eine ausgedehnte Ebene wäre. Die älteſten Seefahrer konnten alſo hierdurch beleha net werden , daß die Erdkugel wenigſtens von Nors den nach Süden eine freisförmige Krümmung þåt. te ; denn wenn man ohngefähr 15 teutſche Meilen nach Mitternacht zu reiſet, ro findet man , daß die größte und kleinſte Höhe eines von den Sternen , welche nid )t untergeben, an dem Orte, mo die Wahrs nehmung geſchiebet, um einen Grad gewachſen iſt ; gehet

und Größe der Erde.

11

gehet man nod) 15 Meilen weiter , ſo findet man dieHöhen abermals um einen Grad größer und ſo fort. Hingegen , wenn man von der erſten Stelle is teutſche Neilen füdwårts reiſet , ſo findet man eben dieſelben Sterne, ſowohl in ihrer größten , als 1

in ihrer fleinſten Kohe , einen Grad niedriger beym Horizonte , u . f. f. Ĵd habe vorhin bemerket , daß aus dieſen Wahrnehmungen der Freisförmige Umfang der Erde von Norden nach Süden erweislich werde.

D lio re

Ohnerachtet nun ſolches auf allen Plaken der Erde bemerket wird , wo man gerade von Norden nach Süden zu reiſet, man daher auch dieſen Beweis ausdehnen könnte , die runde Geſtalt der Erde auch

le von Oſten nach Weſten darzuthun , ſo kann man

T, no

dod in Anſehung der legtern noch eine beſondere Wahrnehmung anführen . Man weiß nämlich daß die Einwohner in Oſtindien die Sonne , den Mono

110 โอ

dy

und die Sterne eher aufgehen fehen , als die Perſer , dieſe eher , als die Türken , die Türken eher als die Deutſchen , die Deutſden eher als die Fran . 30ſen und Spanier , und dieſe endlich wiederum eher als die Amerikaner. Dieſer Unterſchied der Zeit iſt regelmäßig , indem diejenigen , die von uns 15 Grad näher gegen Morgen wohnen , alle Him . melsförper eine Stunde früher aufgchen reben , als wir ; diejenigen , deren Mittagsfreis 30 Grað ofte wärts von dem unfrigen abgelegen iſt, fehen fie 2 Stunden früher aufgehen u. 1. w . Dieſes wurde nicht ftatt finden fónnen , wenn nicht die Erde auch von Diten nach Weſten einen freisförmigen Unte fang hätte. . 4. Ein anderer Beweis von der runden Geſtalt Reifen um der Erde , finden wir in den Reiſen , die von ver , die Welt. fchiedenen Europácrn feit etwa drittehalb hundert Jah.

12

Von der Geſtalt

101

Jahren rings um die Erdkugel verrichtet worden. Man záblet insbeſondere nieunzehn ſolcher Reiſen , welche insgeſamt gegen Süden um Amerika durch die Südſee , und um das Vorgebirge der guten Hoffnung wieder zurück geſchehen ſind. Der erſte, der dieſe Reiſe wagte , war der portugieſiſche Rit ter , Ferdinand Magellan , von dem die magel. laniſche Straße , die ſich zwiſchen dem Feuerlande und dem mittågigen Amerika befindet, den Namen erhalten hat.

Die Flotte , welche unter ſeiner An führung ausſeegelte und aus fünf Schiffen beſtand, lief den roten Auguſt 1519 von Sevilien aus; er blieb zwar nachmals in einem Gefechte mit den In dianern auf den philippiniſchen Inſeln .; allein, eines von ſeinen Schiffen , welches beſtåndig gegen Abend fortſeegelte, fam den 7ten September 1522 in den Hafen St. Lucas ben Sevilien zurück ; fo, daß es die Erde in 1124 Tagen umſdiffet hatte. Auf ihn folgte der engländiſche Ritter, Franz Drake , der 1577 von Plymouth auslief, und in folgendem Jahre nach einer Farth von 1056 Tagen wieder dahin zurück fam . Ein andrer Engländer , Namens Thomas Cavendiſh oder Candiſh ver richtete dieſe Reiſe 1586 in 777 Tagen . Ihm folge ten in den Jahren 1597 und 1598 zween yollander, námlich Simon Cordes von Korterdam , und Oliver von 17oort, unter denen der lekte 1077 Ta . ge mit dieſer Reiſe zubrachte. Georg Spielber. gen , ein Deutſcher , war der ſechſte , der dieſe Farth den Sten Auguſt 1614 unternahm , und den Iten Julii 1617 wieder in Solland anfam . Ein Jahr nach ihm ſeegelten Willem Cornelis Schous ten , Jacob le Maire und andere aus Holland ab, und fuhren innerhalb 749 Tagen rings um die Erd: kugel berum . Dieſen folgte Jacob Eremita oder l' Serinite und Johann Sugen , oder wie er auch bon

4

und Größe der Erde.

13

von anderii genannt wird , Johann Sugo Schai penbam , welche den 29 April 1623 mit zwey Schif fen aus Südholland abfeegelten , immer nach Weſten zu liefen , und nach 802 Tagen wieder in Dieſen folgte im ihr Vaterland zurück kamen . 1684 Capitán Brouwer und , 1683 Jahr 1679 Cowley , 1689 der Engländer , Wilhelm Dam . pier , deſſen Reiſe um der Welt jederman bekannt ift, 1693 Der Iraliåner Giovan franceſco Ges melli Carrei , 1699 Beauchesne , und 19708 der Englander Eduard Coocke.

Ein andrer Eng.

lander , Woodes Rogers that dieſe Reſſe von 1708 bis 1711 gleichfalls , und Gentil de la Bars binais von 1715 bis 1718.

Clipperton und Shel.

voke, zween Engländer reegelten 1719 ab , und tamen , nachdem ſie die ganze Erdkugel umſchiffet, Ihnen folgete 1722 pieder nach England zurück. der solländer Roggewein , der von 16ten Julii 1721 an , gerade zwen Jahre mit dieſen Reiſen zu: brachte. Der leßte endlich iſtder berühmte englån. diſche Seeheld George Anſon , der von 1740 bis 1744 beynahe vier Jahre mit dieſer Reife jubrachte.

S.

5.

Aus dieſen und andern Erfahrungen ließ fich Caſini nun der richtige Schluß machen , daß unſere Erd. Meinung fugel nothwendig eine kreisförmige Geſtalt haben länglichen muſſe. Da es aber mehrere Arten dieſer runden fugelförmigen Geſtalt giebt, ſo wurde bei der Be ſtimmung der wahren Geſtalt der Erde die mathe mätifdie Welt gegen das Ende des vorigen Jahr. hunderts in jween Theile getheilet , welche lange nicht mit einander einig werden konnten . Es gab nämlich König Ludewig XIV im Jahr 1669 Bez fehl, daß man die Große der Erde zu beſtimmen fuchen ſollte ,

und der berühmte Picard war es , dem

Geſtalt der Erde.

14

Von der Geſtalt

dem dieſes Werf zuerſt aufgetragen wurde .

Dieſer

maß nun einen Bogen von dem Mittagsfreiſe zwis fchen Malvoiſine und Amiens b) , welcher legtere Ort unter dem 49° 55' der nordlichen Breite gelegen iſt , und beſtimmte daraus die Größe von einem

Grade auf 57060 franzöſiſihe Ruthen oder Toiſen . Weil man aber nachmals glaubte , daß ein ſolcher kleiner Theil von dem Umfange der Erdkugel nicht

hinlånglich ſen , ihre Größe zu beſtimmen , ſo un . ternahm es der berühmte Cafini nebſt ſeinem Soh . ne und einigen andern Gelehrten , einen großern Theil von dem Umfange der Erde zu wiſſen , nåm .

lich den Bogen von Paris bis an das pyrenaiſche Aus dieſen Melo Gebirge , welder 6 ° 18 ' betrågt. fungen nun (dyloß Caſini , daß der Grad der Brei. te qüdwårts von Paris 571261 , nordwårts - aber 57055 Toiſen betrage, obgleich alle ſüdliche Grade, die er gemeſſen hatte , einen in den andern gerechnet, 57292 für jeden Grab gaben , 'welde mittlere Zahi der Beſtimmung des Englanders 17orwood am nächſten fömmt , nach der ein jeder Grad 57300 Hieraus ſchloß man nun ferner, daß Toiſen iſt. die Grade der Breite kleiner würden , je mehr man ſich den Polen nähere , aber wüchſen , wenn man an Den Unquator fåme, ſo, daß die Erde eine eyrun . de Geſtalt Baben , und die Linie von einem Pole

zum andern långer fenn müſſe, als diejenige, wel. Jacob Cafini, che durch den Tequator gehet. der diefe Meſſung 1701 mit ſeinem Vater verrichtet hatte , verglich gwolf Jahr hernach c) ſeine Be. ſtimmungen mit den Beſtimmungen anderer , und glaubte nochmals zu finden, daß die Erde eine lång. liche Kugel ſen .

Im Jahre 1718 wurde ijm , dem Herrn

b) Da Samel hift. Regiae Scient. Acad. S. 99 u.f. c) Mém , de l'Acad. p. 713. S. 250 u. f.

und Größe der Erde.

15

Hem Maraldi und dem jüngern de la Sire bor dem Herzog von Orleans, als damaligem Regenten aufgetragen , den ganzen Bogen des Mit

11 11

tagsfreiſes zwiſchen den Grenzen dieſes Reidis zu meſſen, und ſowoyl die Größe , als auch die Ges

1

10 11

Man fand, falt der Erde daraus zu beſtimmen. daß ein Grad der Breite zwiſchen Paris und dem Dorfe Collioure, nach einer Mittelzahl, 57097 Uis man aber den Bogen zivi. Toiſen groß ſeiy. phen Paris und Dunkirchen maß , ſo ergab ſich,

17

daß jeder Grad des Mittagskreiſes der Breite von

1:

Paris, nördlich 56960 Toiſen gerechnet werden müßte. Es ſdien dies den vorigen Sab zu beſtåti gen, und zu beweiſen , daß die nordlichen Grade

6

71

7

kleiner wåren , als die füdlichen , und daß folglicy die Erde nothwendig eine långlich runde Geſtalt has Ob nun gleich dieſe verſchiedenen Grade ben milſe. der Breite etwas zu nahe beyſamen lagen , daß man daraus einen Schluß auf die eigentliche Geſtalt der Erde håtte machen können , ſo machte doch Herr Cußini daraus den Schluß , daß die große Ure, welche durch die Pole gehet, um 34 franzöſiſche Meilen oder 68572 Toiſen långer fer , als der Durchmeſſer des Lequators.

.

6.

Waren nun dieſe Meſſungen richtig geweſen, fo Unzuver, hätte qud diedaraus gefolgerte langliche Geſtalt der láßigkeit Erde nicht geläugnet werden können. Allein, man ſeiner Mef entdeckte in der erſtern nachmals verſchiedene und fungen . zum Theil ſehr wichtige Fehler , die von dem Herrn Cafini felbft eingeſehen wurden , und ihn nach der Die Zeit zur Ablegung feiner Meinung bewegten. vornehmſten dieſer Fehler waren : 1) Die Unzuverläßigkeit der Beſtimmung des Bogens zwiſchen Paris und Dunkirchen , oder des

16

Von der Geſtalt

des Unterſchiedes der Breite dieſer benden Derter

In den zwölf verſchiedenen Beobachtungen, die ma in den Jahren 1718 und 1719 gur Beſtimmung die ſes Bogens angeſtellet hat , iſt der Unterſchied zu weilen 50 Secunden . Wenn man indeſſen für die

fen Bogen ein Mittel annimt , und denſelben au 2° 12' 122 " beſtimmet , und die Långe von 12545

Toiſen , die man zwiſchen den Polarzirkeln , di auf der einen Seite durch Paris , und auf der an dern durch Dunkirchen laufen , gefunden hatte

durch dieſe 2° 12' 12 " dividiret , ſo bekommt mar 569415 Toiſen für einen Grad , da Herr Caſin denfelben auf 56960 geſeket hatte . Herr Cabin

fand nachmals bey genauerer Meſſung und Beobach tung , daß der Bogen zwiſchen der Pariſer Sterne

warte und dem Thurm zu Důnkirden 2° 11' 55 " 23" ſen , welche Beſtimmung für die richtigſte gehalten wird . Wenn man nun den Abſtand der Parallelera durch dieſen Bogen dividiret, fo findet man für einen Grad 57094 Toiſen ; da er 134 Toiſen größer fenn follte, als Caſini ihn beſtimmt hatte. Allein bald hernach fand er ſelbſt für jedem Grab 570813 Tois fen , ſo, daß fier nirgends die nöthige Zuverläßige feit vorhanden iſt. 2) Bey den Meſſungen und Beobachtungen, die in den ſüdlichen Theilen Frankreichs zwiſchen Paris und Collioure angeſtellet worden , finden ſich nochgrößere Streitigkeiten, indem ſich in Beſtim mung des Bogens zwiſchen beyden Orten ein Unter , ſchied von 2' 10 " ereignet. 3) Die Entfernung zwiſchen Paris und Bourges iſt 100087 Toiſen gefunden worden , der ihn zuge. hörige Bogen des Mittagskreiſes aber beträgt 1 ° 45' 40" ;

wenn man nun die erſtere Zahl durch

die lekte dividiret , fo findet man für einen Grad der Breite zwiſchen Paris und Bourges 56832 Toiſen der

und Größe der Erde. der um ganze 265 kleiner iſt , als derjenige ben Cafini felbſt füdwärts von Paris beſtimmet hatte, und jum 128 Toiſen kleiner , als der Grad der Breite nordiparts von Paris , auch nach Caßini eigenen Beſtimmungen ; ſo , daß aus dieſer Meſſung eper die eingedrücfte , als långliche Geſtalt der Erde ere bellen würde . Anderer Schwierigkeiten zu ges igreigen . $.

7.

Einige Zeit hernach hatte es das Unſehen ,

als NeueMelo

benn des CaßiniMeffung, und die daraus geſchloſſe. Fungen im ne Geſtalt der Erde, durch einen ganz neuen Um. Jahr1733 und 1734 ftand beſtätiget würde . Herr de l'Isle gab den Kath , einen großen Zirkel, der durch Paris gehet, und den Mittagsfreis rechtrinkelig durchſchneidet, zu meffen. Die Herren Caßini , Maraldi , de la Grive und Chevalier thaten folches in den Jazren 1733 und 1734 , und der erſte glaubre aus den 1733 meſt arts von Puris angeſtellten Meſſungen ſchlief fen zu können , daß ein Grad der Långe in dieſem Parallelfreiſe 36670 Toiſen hatte , und alſo 1037 kleiner ſeny , als er feyn ſollte , wenn die Erde eine Im folgenden Jahre Dolfоmmene Kugel wäre. fand er oftwarts von Paris einen Grad bes Paraliela freiſes 37745 , und alſo 680 Toiſen kleiner , als er fern ſollte , wenn die Erde eine vollkommene Wenn nun dieſe und einige tunde Geſtalt håtte. Andere im folgenden Jahre angeſtellte Meſſungen guverläßig wåren , ſo würden folche gleichfalls die Lánglid runde Geſtalt der Erde beweiſen. Allein ,

die Mitglieder der Akademie der Wiffenſchaften zu Paris lebten auf alle dieſe Meſſungen ſelbſt kein großes Vertrauen , die auch nachmals durch die von bern Heren Taßini in Frankreich angeſtellten Be. ebachtungen , wie wir bernach leben werden , völlig ungeſtoffen wurden .

II. Theil.

8. 8.

18

Von der Geſtalt S.

8.

Ben dieſen und andern Schwierigkeiten , welche Newtons die vom Caſini behauptete långlich runde Geſtalt vi Sag von der Erde immer verdächtiger machten, kamen die der einge: drückten Weltmeiſen wieder auf die an den Polen eingedrücka " E Geſtalt te Geſtalt der Erde , welche newton d) unbike

der Erde. bereits vor ihm Suygens e) aus den Gefeßen all der Schwere und der Bewegung behauptet hatten. The

Esimürde zu weitläuftig ſeyn, und es würden mich viele leicht nur wenige meiner Leſer verſtehen , wenn ich die weitläuftigen Rechnungen hieber regen wollte, worauf die jektgenannten Gelehrten und nach ihnen bermann , Rrafe,

Clairaut ,

Mauperruis

und andere dieſe Geſtalt gegründet Haben ; id) will daher nur bemerken , daß Viewron vermittelſt die. 1 fer Berechnungen fdloß , daß die kleinere Are oder die Are , welche durch die Pole gehet , ſich zu dem Durchmeſſer des Vequators verhalte , wie 229 ju Weil ſich aber auch bey dieſen Schlüſſen ver. 230 . ſchiedene Schwierigkeiten ereigneten , fo fabe man wohl , daß es hier mit bloßen Vernunftſchüſſen nicht ausgerichtet ſen , fondern daß man ſeine Zuflucht zu Wahrnehmungen und Beobachtungen nehmen müſſe. Die Penduln ſchienen ýierzu am bequemſten zu ſeyn , weil man bemerket hatte , daß ſie unter dem Lequas tor langſamer beweget würden , als in andern Plås ken , welche weiter von demſelben entfernet ſind. Richer war der erſte , der dieſes im Jahr 1672 auf der Inſel Cayenne, ſo ohngefähr sº von dem Hequator liegt , entdeckte. Er fand daß ein Pan. dul , der zu Paris ſeine einfachen Schwunge in ei. ner Secunde vollbrachte , auf Cayenne um 14 Linie verkürzet werden müßte, wenn er ſolche eben in der Zeit d) Princip. Philof. Buch 3. Prop. 19. s ) Diſcours ſur la cauſe de la Peſanteur, S. 146 .

und Größe der Erde.

19

Weil nun die Sänge eines Zeit vollbringen ſollte. Secundenpenduls zu Paris 36 Zoll 81 % Linien pariſer Maaß oder 44017 Sinien nach Mairans Abmeſſungen gefunden worden , ſo muß ein Pendul in der Inſel Cayenne 4395 %. Tinien lang reyn . Beil andere Beobachter dieſe Långe des Penduls and an andern Orten bemercet haben , ſo wil ich felche aus dem Herrn Lulof f ) kieherlegen : Boaguer fand die Länge zu Quito im 0 ° 25 Süber Br. 438,36 438134 La Condamiene 5

Boagree

in Punta Calmar

43896

ju Riojama

438-8 %

Le Condamine Godis

438 Portobello

9 ° 33' Norð. Br. 43975

Donguee

43976

Godin, Bouguer u . la Condamine zu Panama 8° 35' ,

439 } .

Varin , Desbaies und de Glos zu Goree 14° 40'

438 .

Desbaics

4385

ju Martinique 14° 40'

Varin , Desbsies und de los zu Guadeloupe 160.0 ' , Deshaies zu St. Chriſtoph 170 19" ; 18° 27' . klein Gogue Godin

9

Dougact

4395

Lo Condamine De Cbapelles

43970

Cairo

Le Seor und Jacquier zu Rom S De eiran Paris n di Go

Grabam

4381.

4383 4395

London

300

2

;

4403888

41 ° 54 ' 48 ° 50'

4405

?

44017 . 4404.

51 ° 31 '

440-24 :

Del'Isle dela Croyere - Arcángel · 64° 34' 66 ° 47' Pello

44038 .

Tigupertuis

441 7 .

8. 9. f) Einleitung zur matbemat: und phyfte Kenntniß der Erdku . gel , Ib. I. S. 17 . .

20

Von der Geſtalt 5. 9. Man könnte glauben , daß dieſer Unterſchied in

Beweis deffelben aus der Dſcilla tion der

Ben Penduln zum Theil der Wärme in den füdlichen Låndern zuzuſchreiben fer , welche die Pendulftange nothwendig långer machen muß , zum Theil auch der Dünne der Luft , die aus der größern Wärme

Penduln . entſpringt, und in der die Penduln größere Bogen beſchreiben können , weil ſie nicht ſo vielen Widers ftand finden ; fo daß fie langſamer gehen , als in Fåltern Låndern . Es iſt ſolches auch bey verſchiede. nen Wahrnehmungen nicht ohne Grund ; daher in den neueſten Zeiten , ſonderlich von den Herren Maus

werden müſſe ; ta man denn gefunden , daß kein Viertheil einer Linie der Wärme, das Uebrige aber der Verminderung der Schwere zugeſchrieben wer : den müſſe. Um nun hieraus einen gehörigen

1 * :

Schluß auf die Geſtalt der Erde zu machen , muß man bemerken , daß die Erde nicht ſtille ſtelle, fons dern ſich beſtändig mit großer Geſchwindigkeit um ihre Achſe drehe. Es beſchreibet alſo jeder Punct von der Oberfläche der Erde , die beyden Pole aus. genommen , einen Kreis , der mit dem Aequator parallel gehet , und deffen Durchmeſſer immer kleia ner wird , je weiter die Puncte von dem Aequator abgelegen ſind; ſo , daß ſich der Halbmeſſer allezeit wie der Coſinus der Breite verhålt , wenn man an . nimmt , die Erde habe eine völlig kugelrunde Ges Wenn man nun dies voraus fest, ſo muß ſtalt.

ein Körper , der unter oder nahe bey dem Aequator liegt , einen großern Kreis beſchreiben , und einer großern Schwung, ſich vom Mittelpuncte zu entfers nen , erhalten , als ein Körper , der nahe bey dem Pole iſt.

Weil nun dieſe Kraft ſich von dem Mit. tel.

AN

pertuis und Campbel , die größte Vorfidit anges wandt worden , um genau unterſcheiben zu können, was der Wärme oder andern Urſachen beygeleget

und Größe der Erde.

21.

talpunet zu entfernen unter dem Aequator am größe ten iſt , und zugleich der Schwere gerade entgegen mirket , da ſie an allen andern Orten kleiner iſt, und nicht gerade , ſondern ſchief gegen die Schwere wirs ten muß , ſo erheller daraus , daß die Schwere uns ter dem equator kleiner fenn und immer abnehmen muffe , wenn man ſich demſelben nåbert , wenn gleich wrausgeſeket wird , daß die Erde eine vollfommne Kugel iſt. Es kommt alſo vornehmlich darauf an , unterſuchen : ob die Verminderung der Schwere , welche aus der Verkürzung des Denduls , nabe bey der Aequator , gefolgere wird , nicht zu groß iſt , als daß ſie aus dex tugelrunden Geſtalt der Erde bergeleitet wer : den könnte ? Bill man fich nun davon überzeugen , ſo muß man vonehmlich den Sag als ausgemacht vorauss legen , daß ſich die Kräfte der Schwere an verſchier denen Orten gegen einander verhalten , wie die lången der Penduln , welche an dieſen Orten ihre Schwün . ge in gleichen Zeiten vollbringen. Die Långe des Penduls zu Paris war zu der {ånge deſſelben zur nachit des Jequators wie 44047 zu 4387% ; ſo, daß die Sdimere unter dem Lequator wie 13217 zu 13167 ift. Will man nun wiſſen , ob dieſe Verminderung größer iſt, als ſie feyn müßte , wenn die Erde eine tollfommene merken :

Kugel

wåre,

ſo hat man zu beo.

1) Daß nach des gelehrten Herrn Suygens Bee flimmung, die halbe Långe eines Penduls , der See cunden ſchlägt, ſich zu dem Raum , durch den ein Körper in einer Secunde fällt , verhält , wie das Birref von dem Durchmeſſer eines Zirkels zu dem Nimmt man nun Bierede ron dejten Umfange,

an , daß ſich der Durchineſſer zu dem Umfange vers B 3 hålt

More 22

Von der Geſtalt

Hålt, wie 100 zu 314 , ſo erhålt man folgende Proportion :

1 : 9 , 8596 = 220 , 285 : 2171, 921986. Es muß alſo ein Körper in Paris in einer Secun. de 2171 , 921986 oder beynahe 2172 Linien fallena

1

Auf dieſe Art findet man auch , daß ein Körper una ter dem deguator 2163 , 58922 Linien beſdjreibt, wenn er eine Secunde lang ungehindert fålle.

2 ) Muß vorausgefert werden , wie ſolches 1 Tew : ton bewieſen hat, daß die Kraft ſich vom Mittelde's puncte zu entfernen , in fo fern ſie aus dem Umdre. we hen der Erdkugel um ihre Are entſtehet , unter dem Žequator durch 7 , 54064 ausgedrückt werden müſ

ſe, ſo , daß die ganze Kraft unter dem Lequatori iſt = 3163, 58922 + 7,54064 = 2171, 13986.

3) Muß man bemerken , daß die Kräfte ſich von dem Mittelpunct zu entfernen , die in verſchiedenen *** Breiten gerade gegen die Kraft der Schwere wirs ken , ſich gegen einander verhalten , wie die Quadra : Der Coſinus te der Coſinuſſe von dieſen Breiten. der Breite von Paris 48° so' 10" iſt 6583 ; fulga lich iſt: 100000000 : 43335889 = 7 , 54064 : 3,

26696 .

Esergiebt ſich hieraus für die ganzeSchwere von Paris 2171,921686 + 3,26696 = 2175 , 188946. Danun dieſe ganze Schwere größer iſt, als die gange Schwere unter dem Lequator , die 2171 , 13986 ge

funden worden , fo folget daraus , daß die Schwere unter dem Aequator kleiner iſt , als ſie ſeyn müßte , wenn die Erde eine vollkommene Pugel wäre .

Dieſe großere Verminderung der Schmere nun una ter dem Lequator iſt aus feiner andern Urſache her zuleiten , als aus einem großern Abſtande der får per von dem Mittelpunct der Erde ;

daher

den auc

und Größe der Erde.

23

!

each der Durchmeſſer , der durch den Zequator ges þet, größer iſt, als derjenige , der durch die Pole gehet, und die Erdare ausmacht. Hieraus würde nun alſo die eingedruckte Ges Allein , fiait der Erdkugel überhaupt erhellen . man kann diefe Berechnungen noch weiter treiben, und das Verhältniß des Durchmeſſers unter dem dequacor gegen die Erdare ziemlich genaug beſtim. Da mich aber dieſe Berechnung zu weit füh. men . ren würden , ſo will id) meine Leſer, die folche nåber tennen lernen wollen , auf das gelehrte Werke des Herrn Lulofs verweiſen g) , und hier aus demſelo ben nur bemerken , daß, verſchiedenen zu Paris, Quito und in Jamaika mit den Penduln anges fiellten Beobachtungen zu Folge,

die Galbe Erdare

fich zu dem halben Durchmeſſer des Aequators ver. halte, wie 39 , 003750 zu 39 , 203257 , oder 177 , 3. ju 178 , 207.

S.

10.

Man würde nun wider dieſe Beweiſe nicht viel Meffuna Sündiges haben einwenden können , wenn nicht zu gen des eben derſelben Zeit die von dem Herrn Caßini angeiriaupers ſtellten Meſſungen in Frankreid ), wie vorhin 9.5. f. Luis u. a . bemerket worden ,

gerade das Gegentheil ju vemei. ain nordli

Um nun dieſen Streit, der den Pos . ſen geſchienen båtten. fonderlich zwiſchen den franzöſiſchen und englan , larkreiſe, diſchen Gelehrten , bennahe an die funfzig Jahr und des seführet wurde, endlich einmal zu entſcheiden , Condamis trug König Ludwig XV in Frankreid ), auf ne x .in Peru. Beranſtaltung des Cardinals von Fleury , der Atademie der Wiſſenſchaften auf , einen Grad der Breite nahe an dem Aequator , und einen andern naše an dem nördlichen Polarfreiſe zu meſſen , da. B 4 mit 3 ) Kenntniß der Erdkugel , 38. 1. S. 32 ,

>

Von der Geſtalt mit man nicht nur aus der Vergleichung eines dieſer Grade mit einem Grape der Breite in Frankreich) ſee hen könne, ob die Erde långlich rund oder eingedrückt ſer ; fondern damit man auch durch Vergleichung Der beyden äußerſten Grade die wahre Geſtalt der Erde ſo genau als möglich ausmachen könne. Man ſchickte daher auf königliche Koſten . ſchon im Jahr 1735 die Herren Bouguer, Godin , la Conda. mine , de Juſieu und Coupler nad) Quito in den nordlichen Theile von Peru , und beynahe uns ter den Aequator ; im folgenden Jahre aber reiſeten die Herren 17aupertuis , Clairaut, Camus, der jüngere le Monnier, und der Abt Outhier nach dem (dwediſchen Lapland , wo ſie noch der beo rühmte Celſius, {ebrer der Aſtronomie zu Lipfal zu ihnen gefellete, Dieſe lektere Geſellſchaft gieng zwar am ſpåte. ften ab , allein ſie endigte ihre Beobachtungen am früheſten , indem ſie bereits den 19 Auguſt 1737 Der Herr Maupers wieder zu Paris anlangte. tuis gab bald darauf einen weitläuftigen und ſorga fåltigen Bericht h) , von den zu Torneo in Lap land angeſtellten Beobachtungen und Wahrneh . mungen an das licht ; Herr Outhier aber befchrieb die geringern Umſtånde dieſer Reiſe.

Aus dieſen

Wahr

b ) Figure de la Terre determinée per les obſerva ţions de Meſſieurs de Maupertuis etc, faites par ordre du Roi au Cercle Polaire ; in den Mém . de l'Acad. 1737. S.538 . Auch beſonders zu Paris 1738 in 8 ; zu Amſterdam 1738 in 8 Ebendaſ. 1756 in 12. Desgleicben in das Deutſche überfest , Järch 1741 fr. 8. und in der Lateiniſche, Leipzig 1742 in 8 Man febe aud die von der berlini rcben Akademie berausgegebene Carte des differentes

operations faites pour déterminer la Figure de la Terre

und Größe der Erde.

25

Bahrnehmungen folgete, daß ein ganzer Grad un. ter dem nordlichen Polarkreiſe 57437 , 9 oder wie in Herr Bouguer noch genauer beſtimmt hat, 57422 Toiſen betrage. Dieſen Grad der Breite muste man nun mit einem Grade der Breite in Frankreich vergleichen . Weil man ſich aber auf des Caßini Meſſungen nicht verlaſſen konnte , Pi . cards aſtronomiſche Beobachtungen aber auch viele Fehler hatten ; ſo nahm der Herr von Maupertuis nebſt den Herren Clairaut, Camus und te on . nier, die Mühe auf ſich , den Unterſchied der Brei. de zooiſchen Paris und Amiens nod , forgfåltiger zu beſtimmen , Man fand nach vielen genauen , und pon dem Herrn Caſini de Tyury nachmals aufs neue wiederholten Beobachtungen , daß jeder Grad der Breite in Frankreich) 57074 Toiſen enthalte, affo um 348 Toiſen kleiner ſen, als unter dem Poa larfreiſe ; daher denn folger, daß die Erde nicht lång. lich rund , ſondern eingedrückt ſeyn müſſe. Diejenigen Gelehrten , welche nach Peru in den ſüdliden Amerika gereiſet waren , endigten ihre Beobachtungen am ſpåteſten , indem ſie erſt 1744 wieder zurück famen. Man hat verſchiedene Bei foyreibungen von ihren angeſtellten Wahrnehmungen und Meſſungen i), Herr Bouguer und Conda. mine fanden den erſten Grad der Breite , oder den . jenigen Grad des Meridians , welcher den Lequa . for durchſchneidet, an der Fläche des Meers 56753 Toiſen . Die zween gelehrten Spanier D. Geor. ge Juan uno D. Antonio de Ulloa welche die BS Frans i) Figure de la Terre determinée par les obferva. tions de Meſſieurs Bouguer et de la Condamine etc, Paris 1749 in 4. Im gleichen Melure des trois premiers degrés du Meridien dans l'hémiſphere ay . itral, par Mf, Condamine, Paris 1752 in 4.

26

Von der Geſtalt

Franzoſen auf dieſer Reiſe begleiteten ,

ſtelleten

beſondere Wahrneh . Dodin mit dem Herrn mungen und Meſſungen k) an , die denn von den Meſſungen der franzdfiſchen Gelehrten nur um 18 Toiſen abwichen . g.

11 .

Will man nun aus dieſen Beobachtungen das Genauere wahre Verhältniß der Erdare gegen den Durcha Hetim meſſer unter dem Lequator noch genauer beſtimmen : mung der Geſtalt fo giebt es verſchiedene Wege dazu. Taupertuis

der Erde und Clairaut haben ſic) dabey der Differentialrech aus dieſen nung bedienet 1 ) ; Herr s' Graveſande aber iſt eis Bahrneh -nen neuen leichten , mungen . Weg gegangen in).

aber zugleich weitläufrigern Es kommt bey beyden und

andern von andern Gelehrten angegebenen Metho den eine etwas verſchiedene Zahl heraus ; aber der Unterſchied iſt von feiner großen Erheblichkeit; ſo , daß man, wenn man die Richtigkeit der in Lapland und Peru angeſtellten Beobachtungen vorausſeket, das Verhåltniß des Erddurchmeſſers zur Erdare wie 179 : 178 ſeyn würde ; da Viewton das Ver. håltniß von 230 : 229 angegeben hatte.

Die Erde

würde alſo ein regelmäßiges Sphåroides ſeyn, deſſen Ure nach denen von der berliniſden Akademie n) in den vorhingedachten Beobachtungen vorgenomme nen kleinen Berichtigungen von einem Pole zum an dern

k ) Relation hiſtorica del viage a la America Meridio Auch im 9 B. der allge nal etc. Madrit 1748 . meinen Sammlung der Reifen . 1) Maupertuis in der Figure de la Terre etc. und in den Mém . de l'Acad . 1733. S. 231 ; 1735. S. 132 . Claircut in den Mém . de l'Acad. 1736. S. 153 . m ) Graveſande Elementa Phyf.8.4413. Lulofs Kennts niß der Erde , Sh... S. 32 . n ) Mém de l'Acad. de Berlin, Ib. 9. S.265.

und Größe der Erde. dern 6533784 Toiſen der Durchmeſſer des Hequa . tors aber 6562336 Toiſen enthalten , der lektern alſo um 28552 Toiſen , oder ohngefähr 71 deuts ſite Meile långer feyn würde , als der erſtere. 12 . f.

Allein , alle dieſe preiswürdigen und mit großen Neue Koſten unternommenen und zu Stande gebrachten Meſſung Bemühungen würden vergeblich ſeyn , wenn man am Bora fich auf die legte von dem Herrn de la Caille am der guten Borgebirge der guten Hoffnung geſchehene Meſſung Hoffnung. des 36ten Grades der Süderbreite , verlaſſen könn : te, den er um ein gutes Theil kleiner gefunden hat, Es würde dar. als den 36cen Grad der Nordbreite . aus der unerwartete lehrſak folgen , daß unſere Ere deaus zwo ungleichen Halbkugeln beſtehe ; da man denn daran verzweifen müßte, ihre wahre Geſtalt jerals ausfindig zu machen , wenn man nicht einen jeben Grad des Meridians beſonders meſſen wollte. Allein, da man bey allen denjenigen Männern , die die verſchiedenen vorhin gedad ten Meſſungen und Beobachtungen unternommen haben , eine gleiche Liebe zur Wahrheit, eine gleiche Sorgfalt , und ei . tie gleiche Geſchicklichkeit voraus reßen kann und muß : ſo iſt es ohne neue Beobachtungen und Vera fuche ichwer zu beſtimmen , auf welcher Seite der größte und merklichſte Fehler begangen worden. Es erhellet indeſſen doch ſo viel daraus , daß die wahre Geſtalt der Erde zur Zeit noch nicht mit der größten Schärfe und Richtigkeit angegeben werden könne o ). g.

13

Man kann nicht unbillig fragen , ob dieſe Un . Wichtige terſuchung der wahren Geſtalt der Erde audy ſo widy, feit dieſer

tig 0) S. das bamburger Magazin Th. 19. S. 52. Nouvelle Biblioth, Germ . 1756. Sb. 4. Art. 4.

1 28

Von der Geſtalt

Interſus tig iſt , daß es ſich der Müße verlohre , ſo viele ge chung. fährliche und koſtbare Reiſen um ihrer Beſtimmung willen anzuſtellen . Allein, es haben ſchon Pauper. tuis , Lulof und andere gewieſen , daß die Entſcheis dung dieſer Sadie für das menſchliche Geſchlecht von einem großen Nußen ſen , der ſich vornehmlich in folgenden zweyen Stücken außert: 1 ) Kann man ohne die wahre Geſtalt der Erde aud, nicht die wahren Bewegungen und Entfernun gen des Mondes von derſelben beſtimmen ; die doch fehr nothwendig find , nicht nur zur Betrachtung der Ebbe und Fluth , ſondern auch in der Schiffarth ; wie zum Theil noch im folgenden erhellen wird .

2) Es hat aber dieſe Beſtimmung der wahren Geſtalt der Erde einen noch deutlichen Einfluß in die Schiffarth , und zwar in die Beſtimmung der Entfernungen der Drte von einander. Denn wenn

1

die Erde fugelrund iſt , ſo ſind alle Grade der Brei. te einander gleich ; iſt ſie långlichrund , ſo ſind die füdlichen größer als die nördlidern ; iſt ſie aber ein . gedrückt, fo find die nördlichen großer , als die ſo dem Aequator nåøer find. Ueberdies ſind auch die Grade der Långe auf einer und eben derſelben Breie te kleiner, wenn die Erde långlichrund iſt, als wenn ſie kugelrund iſt , größer aber, wenn ſie eingedrückt iſt. Nimmtman nun mit Taßini an , daß die größte Are , ſo durch die Pole gehet , 6579368 Toiſen , der Durchmeſſer des Zequators aber 6510796 Toiſen enthalten , und legt man hierauf mit dem Maupertuis die Erdare auf 6525600, den Durchmeſſer des Pequators aber auf 6562480 Toiſen , fo fållt der großeUnterſchied ſowol zwiſchen den Graden der Breite als auch den Graden der långe deutlich in die Hugen . Er wird aber noch deutlicher, wenn man des Caſini Berechnung der Grade der Brei.

.

und Große der Erde.

29

Breite mit derjenigen , vergleicht, die der Herr von Paupertuis nach Veivrons Grudfäßengeliefert þat. 3h will folche aus dem Herrn Lulof hieher legen :

nada CAßini.

Mladh mau ,

Unters

pertuis.

fdrico .

58020 Tois. 58007 57969 57906 57819 57709 57590 57437 57285 57130

56625 Toir. 56630 56655 56690 56740 56800 56865 56945 57025 57110

1395 1377 1314 1215 1079 909 715 492 260 20

56975 56825 56683 56555 56444 56355 56287 56243 56225

57195 57275 57350 57420 57480 57530 57565 57585 57595

455 667 865 936 1175 1278 1342 1370

Grade det breite.

o 5 10 15 20 25

35 45

50 55 60 65 70 75 80 85 go

220

Eben fo verhält es ſich auch mit den Graden der {ånge , wenn man die Berechnungen derſelben , wie ſie von den Herren Caſini und Maupertuis angegeben worden , mit einander vergleicht.

Grade

Von der Geſtalt

30 Oråde der Breite

5 10 15 20 25 30 35 40 45 50

бо 65 70 75 80 85 90

Grade der Långe nach Cafini.

Orade der Långe nach maapers tuis:

56820 Toiſ. 56695 55935

57270 Tois. 57050 56410

54845 53325 51400 49075 46380 43335 39965 36295 32360 28185 23805 19255 14560 9765 4900

55340 53850 51955 49665 46995 43970 40610 36930 32970 28755 24315 19685 14900 IO000 5020

Unters died.

450 Toiſ 455 475 495 525 555 590 615 635 645 635 610

570 510 430 340 235 120

Wenn nun ein Schif von einem Plaße abfees geld , der in joten Grade nördlicher Breite lieget, und es gerade nach Süden zufábret, um an einen Plak gerade unter dem Lequátor zu kommen : ro wird es , wenn die Erde die von Caſini ihn benges legte Geſtalt håtte, beynahe 580000 Toiſen zurück . zulegen Şaben ; aber nur 566350 Toiſen , wenn ſie die aus den neueſten Meſſungen gefundene Ge ſtalt hat. Es iſt alſo der lektere Weg um 13650 Toiſen oder über 3 deutſche Meilen fürzer als der erſte , und der Steuermann wird in einem Augen . blicke auf eine Klippe unter dem Hequator fallen , von der er noch über 3 deutſche Meilen entfernt zu ſeyn geglaubt håtte. Eben diefes gilt auch von den

?

Graden der Långe und allen Zwiſchenſtrichen , und der

und Größe der Erde,

31

der in der Schiffarth fo nothigen lorodromiſden firie, welche auf der eingedrückten oder långlichen Kugel ganz andere Geſtalten bekommen als auf der fugelrunden .

14 . §. Es iſt der menſchlichen Natur gemäß , die Große Berfuche bes Erdballes wiſſen zu wollen , den ſie bewohner. in den ål. Man hat ſich auch ſchonſehr früh bemüßet , folche mitchen Eratoſthenes ift, ſo viel Zeiten , ausfindig zu machen. man weiß, der erſte, der ſich ohngefähr 270 vor die Erdge Chriſti Geburt bemühet hat , die Große der Erdku . der Erde gel durch aſtronomiſche Beobachtungen zu beſtim : zu beſtima men. men ; zu welchem Ende er den Bogen zwiſchen Spene und Alesandrien maß , und daraus der Erde einen Umfang von 252000 Stadien gab ; welche nachPlinii Berechnung , der jedes Stadium auf 125 cómiſche Schritte fekt, 21500000 rómí. Dungefähr 200 Jahr ſche Schritte ausmachten .

es

0

nach der Eratoſthenes unterſuchte sipparchus die von ihm beſtimmte Größe der Erde , und verbeſſera te ſie; ſo , daß der Umfang derſelben nach ſeinen Angeben 277000 Stadien ſeyn ſollte. Wiederum hundert Jahre nach ihm fuchte poßidonius die Größe der Erde durch Beobachtung des Sterns Canopus aufs neue zu finden , und brachte 240000 Stadien für den ganzen Umfang beraus. Ptole. måus nahm die vom Sipparcho verbeſſerte Be. ſtimmung Eratoſthenis an , und ſeşte den Unifang der Erde auf 180000 Sradien , da denn für jeden Allein alle dieſe Bee Grad 500 Stadien kamen . ftimmungen ſind theils ſehr fehlerhaft und unrichtig, weil ſie auf unſichern Gründen beruhen , theils aber heutiges Tages von weniger Brauchbarkeit, indem man ben der Verſchiedenheit der alten Stadien nicht eigentlich weiß , was für Stadien von jedem dieſer Meffer gebraucht worden. Die Araber haben ſich um

32

Von der Geſtalt

um dir Beſtimmung der Größe der Erde gleichfalls verdient gemacht. Almamon , Calif von Baby. lonien ,

der um das Jahr 827 über die Araber

Herrſche, befahl vielen Mathematikverſtändigen zu unterſuchen , wie viel Meilen in einem Grade des Man wählte das Mittagskreiſes enthalten waren . zu die weitläuftigen Felder von Zinjar , und fand daß jeder Grad 56 } Meilen enthielte ; allein , die Beſtimmung dieſer Meilen iſt noch weit mehrern Sdywierigkeiten unterworfen , als die Beſtimmung Viele hundert Jahre der griechiſchen Stadien. hernach), nåmlich im Jahr 1525 , ſuchte Fernelius, ein fonſt nicht unberühmter Mann, die Größe eines Grades im Meridiano zu beſtimmen ; allein , die Art , deren er ſich dabey bedienete, iſt ſo grob und willkürlich), daß ſie keine Anführung verdienet. Mauralytus , Clavius , Griemberger , Kepler, Caſarus, Claramontius und Johann Dom . Cabini dachten andere Wege aus , um dieſe Größe ausfindig zu machen ; allein , alle ihre Bemühungen Hatten nicht den erwünſchten Erfolg , weil ihnen noch gar zu viel Dinge unbekannt waren , die erſt in den neueſten Zeiten entdeckt worden p ). i5 . $. Der erſte der hieben mit der gehörigen Behut. Snellii, famfeit zu Werke gegangen iſt , iſt der gelehrte Wilhelmi Sollander , Snellius, der durch wiederholte Ver

Nors'

ſuche erſt die wahre Entfernung zwiſchen Ikmaar

woods u. und Bergen op Zoom Herausbrachte, und daraus Riccioli fchloß , daß ein Grad der Breite in Sholland 28500 Berjude. rheinländiſche Ruchen , oder 55021 Toiſen bes Weil er aber nachgehends verſchiedene Feh . trage . ler in ſeinem Verfahren gewahr wurde : fo fieng er im Jahr 1622 an , folches zu wiederholen ; allein , es

p ) Lalofs Kenntniß der Erdkugel, Tb . 1. S.65-72.

,

und Große der Erde.

33

18

es(deinetniche, daß er ſeine Wahrnehmungen zu

it

Ende gebracht. Ricciolus, noch mehr aber Cafini, haben nachmals die vielen und zum Theil ſehr wich .

44 16

tigen Fehler entdeckt , die Snellius daben began. gen, und großentheils begehen müſſen. Ueber handere Jahr hernach unterſuchte

der berühmte

10

Muſchenbroeck des Snellii Berechnungen etwas

ie

genauer, und fang,

daß jeder Grad des Mittags.

freiſes auf der Erde in dieſer Breite 29514 rhein

19

lândiſche Ruthen , 2 Fuß und 3 Zoll , oder 57033. O , 8. Toiſen betrug ; aber auch dieſe Be.

6 $ ve

fimmung iſt nicht zuverläßig. Wilhelm Blaeu, ein Schüler des Tycho Brahe, ſcheint auf die Fes

10

11

ſtimmung der Größe der Erde vielen Fleiß gewendt zu haben . Denn Picard verſichert ausdrücklich , daß der Unterſchied zwiſdhen ihrer beyder Meſſuna gen noch keine 5 rheinländiſche Ruthen oder 60 Fuß betrage. Aber das iſt auch alles was man da . von weiß. Im Jahr 1633 und 1635 maß 17ors wood die Größe der Erde mit vielem Fleiße , und zwar auf eben die Art, deren ſich Snellius bedient þatte; da er denn fand ,

daß jeder Grad in dem

Mittagsfreife von London und Borck 367196 englid )e Fuß oder 57300 Toiſen betrug. Riccio , lus gab nach ihm , mit Grimaldi Hülfe , in der Gegend von triodena einem Grade 63159 bono, mirdie Schritte oder 61478 Toifen , welches aber ſehr weit von der Wahrheit abweicht ; indem ein Grad des Scheiteltreiſes daſelbſt, nicht viel größer als 57110 Toiſen ſeyn kann.

$.

16 .

In dieſer Ungewißheit befand ſich die Große Picards, Cagini der Erde, als die Akademie der Wiſſenſchaften zu and Maus Paris nody vor dem Jahre 1669 den Entſchluß pertuis faßte, zu deren Beſtimmung die forgfaltigſten Meſſuno

Meffungen anſtellen zu laſſen . C . Theil.

Picaro war der erſte,

gen.

34

Von der Geſtalt

erſte , der dazu gebraucht wurde , und 57060 Toi. Jom ſen für einen Grad in Frankreid , fand . folgten die benden Caſini , und ich habe bereits im vorigen bemerket , daß dieſe Meſſungen den berühm. ten Streit über die wahre Geſtalt der Erde veran : laffet haben ;

der endlich

durch

des Herrn von

Maupertuis in Lapland angeſtellte Beobachtun gen mit ſo vieler Wahrſcheinlichkeit entſchieden wors den , als man von dem menſchlichen Verſtande in Der lettere dieſem Stücke nur erwarten kann. maß mit der größten Sorgfalt die Weite zwiſden Torneå und Kittis , und fand ſolche nach verſdie. denen Beridirigungen , 55023 , 47 Toiſen . Er beſtimmte hierauf den Unterſchied der Polhöhe zwi . ſchen benden Orten, und fand nad ) wiederholten Wahrs nehmungen für ſolche 57' 283" ; ſo , daß ein Grad der den Polarkeis durchſchneidec 57436 Toiſen bes trågt. Hält man nun Picards Meſſungen dage, gen , und bringe bey denſelben einige nöthige Ver. beſſerungen an , ſo wird ein Grad des Mittagsfrei. ſes um Paris 56925 , 7. Toiſen , oder noch ge nauer 57074 , 4. Toiſen betragen.

$.

17

Allein , um die Größe der Erde zu beſtimmen , Umfang iſt es noch nicht genug , daß man die Größe von eis und for : nem oder ziveen Graden wiſſe; ſondern man muß perlicher Inbalt auch den ganzen Umfang der Erde zu beſtimmen Man könnte nun zwar ſolches vermittelft der Erde. ſuchen .

der Algebra und der logarithmen beſtimmen ; allein, da die logarithmiſchen Tafeln nicht ſo hoc hinauf ſteigen , als es zu dieſer Berechnung erfordert wird, und daher die Arbeit zu mühſam ſeyn würde : ſo iſt es am beſten , daß man von Grade zu Grade von dem Requator nach dem Pol zu gehe , und alle Grade der Breite , wie ſie oben 8.13 angegeben wors den , zuſammen rechne ; wodurch man denn beys

nahe

und Größe der Erde.

35

nahe den vierten Theil des Umfanges , und aus dies fem den ganzen Umfang ſelbſt , nåmlich 20558280 Nimmt Toiſen mit leichter Mübe finden fann . man nun als ausgemacht an , der pariſer Fuß vera

alte ſich gegen den beinländiſchen wie 1440 zu 1392 , und rechnet man 18000 rheinländiſche Fuß auf eine bolländiſche Meile, ſo enthålt der ganze Umfang der Erde 7088 % holländiſche Meilen. Nunmehr iſt es auch leicht, den förperlichen Inhalt der Erdkugel zu beſtimmen , die, wenn man ſie als eine ordentliche apolloniſde Ellipſe berechnet, 6033173043 , 6 hollandiſde oder 266256000 geographiſche Cubicmeilen bekommt. 8.

18 .

So groß nun auch dieſer Umfang und körperli- Größe der the Inhalt unſerer Erdkugel bey dem erſten Anblick Erde geo fiheinen möchte, ſo klein iſt doch ſolcher , wenn man dere Him . ihn mit andern Himmelskörpern vergleiche , die melstor. per. Es iſt gleichfalls zu unſerer Sonnenwelt gehören. iwar die Beſtimmung dieſes Verhältniſſes nidits weniger als genau und vollfommen , indem es faft von einem jeden Sternkundigen anders angegeben Allein , da es doch hinreichend iſt, uns worden . einigermaßen einen Begriff von der groſſen Kleinig keit unferes Wohnplakes, gegen andere Himmels. fórper, und von der folglich noch größern Kleiniga teit unſerer menſchlichen Sachen und Angelegena heiten berzubringen : ſo will ich dasjenige Verhältniß bieber legen , welches von den Mitgliedern der frans zöſiſchen Akademie der Wiſſenſchaften , den neues iten und beſten Wahrnehmungen zu folge, angeges ben ift q ) . Sie ſeken nåmlich den Durchmeſſer der Sonne auf 100 Durchmeſſer der Erde. des Sacurn . 10 oder etwas weniger. C 2

q ) La Connoiſſance des Temps , 8.138 .

des

/

36 Von der Geſtalt u. Größe der Erde.

des Jupiter auf 10 oder etwas mehr. 3 des Mars 1 der Erde des Mondes 4 der Venus des IVercurius

1

Da ſich nun die Kugeln wie die Würfel von ihren Durchmeſſern verhalten : lo verhält ſich der Körper

Me

der Sonne zur Erde wie 1000000 zu i 980 . I des Saturn des Jupiter 1170 , I des Mars

des Wondes der Venus

des Mercur

75 , I I I 2

Wenn man nun auch nur bei unſerer Sonnen, welt allein ſtehen bleibet, ſo kann man ſich ſchon aus dieſer Vergleichung überzeugen , mit wie vielem Rechte ſchon Seneca ausrufet: , Ein Punct iſt es, „ worauf ihr ſeegelt, worauf ihr Kriege führet, und „ worauf ihr Königreiche eintheilet . »

Die

37

Die zwote Abtheilung. Von der Lage der Erde in Anſehung ande

M

LIS

5,

rer ' Himmelskörper,

und von ihrer

jährlichen

und

täglichen

Bewegung.

Inhalt. l. 19. Kurje Borſtellung des ptolemäiſchen , tychonia ſuhen und copernicaniſchen Lebrgebäudes. l . 20 . Nabere Vorſtellung des copernicaniſchen . $. 21. Eliptiſche Laufbahn der Erde. . 22. Tägliche Bes wegung der Erde um ihre Ure. g . 23. Winkel der Erdare gegen die Ekliptif. 6. 24. Algendeine Bes trachtung des Mondes. 6. 25. Angemeine Betrach tung ſeiner Sdwere nach der Sonne und der Erde gu .5. 26. 27. Sowere des Dondes in den Biertbeis len. 6. 28. Und in der Conjunction und Dppoſition mit der Sonne. 29. Scheinbare Geſtalten des Mondes. $. 30. Érklärung der Mond ; und Erd, finſterniſſe. S. 19 . ie Weltweiſen haben viele Jahrhunderte lang geſtritten , ob unſere Erdkugel mit unter die ſechs Planeten zu rechnen ſen oder nicht,

.

Kurze Vorſtels lung des

Claudius Ptolemáns , der von Delufium in fchen , iya Aegypten gebürtig war , und zu der Zeit des Kai , cboniſiben fers Sidriani lebte, ſprach ihr die Eigenſchaftund coper: ten eines Plane ab , weil ſie nach ſeiner Meinung in nicani fiber der Mitte der Sonnenwelt unbeweglich , ſtille lag, Syſtems. und ſich um ſie herum , zunächſt der 17ond , hier. auf der 11jercur, alsdann die Venus, Gierauf die Son. E 3

38

Von der Lage der Erde

Sonne , dann der Mars , weiter hinauf Jupiter , nach ihm der Saturn , und endlich die Firſterne in feſten zirkelrunden Kreiſe bewegten. Die Zeiten, welche er einem jeden dieſer Himmelskörper zur Vollendung feines Kreislaufes beſtimmte, waren folgende :

Der Mond in Mercurius in Venus in

die Sonne in Wars in

Jupiter in Sucutnus in

Sage, Stund, Minut. Secund . 27 7 43 S 87 23 IS 53 24 49 224 ! 16 6 30 9 365 686 30 23 I2 25 4332 6 36 26 10759

Dunerachtet nun dieſes Syſtem mit außerordent lichen Ungereimheiten angefüllet iſt, und nur allein den der menſchlichen Natur eigenen Nußen zum Grun. de zu haben ſcheinet , nach welchem ſie ſich mit alten ihren Kleinigkeiten zu dem Mittelpunct und vornehm , ften Endzweck der ganzen Schöpfung zu machen fudit :

fu erhielt ſich vod ) ſoldies bei der nadımals

einreiſſenden Barbarev , ſo lange, bis icolaus Co. pernicus , ein berühmter Sternfundiger und Arzt aus Thoren in polniſd ) Preußen gebürtig , bald nach dem Unfange des rechzehenten Jahrhunderts fand , daß ſich die Erſcheinungen an den Planeten nach dem Grundfaße des alten Pythagoråers Phi: lolai, der beinahe 400 Jahr vor Chriſti Geburt gelebt hatte , weit beſſer erklären ließen . Er trug Paljer feine neue Meynug vor , nach welcher er die Sonne in den Mittelpunct ſekte , und alle Planeten ſich um fie bewegen ließ. Dieſes Lehrgebäude fand bald anfänglich überaus vielen Widerſpruch , fonderlich von Seiten der Gottesgelehrten , welche dieſe Bewegung der Erde mit einigen übel verfian . denen Stellen der heiligen Schrift nicht zuſammen reimen

in Anſehung anderer Himmelsk. taimen fonten .

39

Am meiſten widerſekte ſich dem,

kiben Tycho de Brahe, ein berühmter däniſcher Edelmann , der das alte prolemáiſche Syſtem darinn zu verbeſſern ſuchte, daß er die Erde in der Mitte der Welt unbeweglich ſtille liegen , und den Mond und die Sonne ſich um ſie bewegen ließ ; aber pigleich behauptete , daß ſich um die Sonne, als einen Mittelpunct, die übrigen Planeten herum bewegten . 9. 20 . Allein , die unüberwindlichen Widerſprůche, wel. Nähere de mit dieſem ſo ſehr gefünſtelten Lehrgebäude ver. Borſtels bunden waren , und die Unmöglichkeit, die Himmels, lung des copernicas begebenheiten aus demſelben zu erklären , ver .. ſchen Lebra khafften dem copernicaniſchen Syſtem gar bald gebäudes. und es iſt nachmals von einem völligen Triumph , verſchiedenen berühmten Sternkundigen , worunter Kepler einer der erſten iſt , immer mehr verbeſſert und vollkommner gemacht worden .

Nach demſels

ben liegt nun die Sonne im Mittelpunct, oder bey. Mercur , Ves nahe im Mittelpuncte der Welt. rus, die Erde mit ihrem Begleiter , dem nionde, ferner Mars , Jupiter , mit ſeinen vier Beglei tera , und endlich Saturn mit ſeinem Ringe und fünf Begleitern , drehen ſich um die Sonne herum , und zwar, ihrer mittlern Bewegung nach , in den im vorigen J. angeführten Zeiten . Die Sonne ſelbſt aber drebet fich , den meiſten Beobachtungen zu innerhalb 25 Tagen , 24 Stunden und 36Minuten einmal um ihre eigene Are. Ich kann mit hier in feinen Beweis dieſes Lehrgebäudes ein

folge ;

laſſen , weil ſolches in die Sternfunde gehöret , und wenn er gehörig vorgetragen werden follte, ein groſ fer Theil dieſer Wiſſenſchaft vorausgeſetet werden Ich will nur anmerken , daß der Sak, mifite. den Kepler entdeckt , und 17ewton aus unum (t05. C4 lichen

40

Von der Lage der Erde

lichen Gründen behauptet hat , daß ſich nämlich die Quadrare der Umlaufzeiten aller Planeten gege : einander verhalten , wie die Würfel iba rer mitlern Entfernung von dem 11/ittelpunct ihrer Bewegung , völlig ungültig und unrichtig ſeun müßte , wenn man die Erde in den Mittelpunct der Bewegungen der Sonne und übrigen Himmels. körper reben wollte . Nimmt man aber das coper. nicani dhe Lehrgebäude an , ſo wird man eine be. wundernswürdige Uebereinſtimmung und Ordnung

lehet

3

!

in der Stellung und Bewegung der himmliſchen Denn den neueſten Wahrneh. Kórper gewahr. mungen zu Folge , ſind die mittlern Entfernungen der Planeten von

der Sonne ,

nach Halbmeſſere

der Erde gerechnet , beynahe folgende:

Saturnus

953800 . M

Jupiter Hjars die Erde Venus

520110 . 152369. 100000. 72333 .

Mercurius

38710 .

Eben dieſe Entfernungen wird man nun finden , wenn man ſie, der vorhin gedadyten Regel zu Folge, nad) den K. 19 gemeldeten Umlaufszeiten berechnet. $.

21 .

Ehedem ſtellete man fich vor , daß dieſe Bewes Eliptiſche gung der Erde und übrigen Planeten um die Sonne Laufbahn in einem Kreiſe geſchehe, wovon die leßztere der Mits der Erde. telpunct wäre . Allein man ward gar bald gewahr, daß ſolches unrichtig ſey , und von den Beobachtun. gen beſtritten würde. Man fand , daß der rhein .: bare Durchmeſſer der Sonne im Winter größer iſt, als im Sommer, und daß ſie ſich im Sommer lang. famer zu bewegen ſcheinet , als im Winter ; indem fie, nach des Caßini Beobachtung , zur Durchwan. derung

in Anſehung anderer Rimmelsk.

41

derung der Zeichen des Sommers ohngefähr 186 Lage 14 St. 53 Min . zur Durchlaufung der Win . terzeichen aber nur 178 Tage 14 St. 56 Min . ges braucht ; daher denn die Sonne im Winter der Erde näher ſeyn muß , als im Sommer. Man iſt ver . fibiedene Wege gegangen, der Erde eine ſolche Lauf bohn zu geben , welche mit den Wahrnehmungen am beſten übereinſtimmete, und hat endlich gefuns den, daß diejenigen der Wahrheit am nächſten kom. men , die die laufbahn der Erde als eine Ellipſe oder långliche Rundung vorſtellen , in deren einem Brennpuncte die Sonne befindlich iſt, ſo, daß ſich die Erde dergeſtalt um ſie berum beweget , daß die Kaume, die ſie beſchreiber, fich ſo verhalten, wie die Zeiten , in denen ſie beſchrieben werden. Wil man noch genauer beſtimmen , um wie viel die Erde im Hinter der Sonne nåþer iſt , als im Sommer , ſo muß ſolches vermittelſt der Parallare der Sonne und alſo vermittelft ihres mittlern Abſtandes geo ſdrehen . Allein hierinn ſind die Sternkundiger noch Nimmt man indeſſen nichts weniger als einig. Cafini Berechnung an ,

der die Parallare Der

Sonne auf 10" feket: ſo bekommt man für den mittlern Abſtand der Erde von der Sonne beynahe 20626 Halomeffer der Erde ; woraus denn weiter folget , daß die Erde im Winter der Sonne über 688 Halbmeſſer oder 774900 holländiſche Meilen naher iſt, als im Sommer. §.

22 .

Ben dieſer jährlichen Bewegung der Erde um Sägliche die Sonne fallen alle Schwierigkeiten weg, die man Berregung der Erde net haben könnte , die erſtere für einen wirklichen um ibre Sie werden aber noch deut eigene Planeten zu halten. luter verſchwinden , wenn man von der Bewegung Are.

der Erde um ihre Are überzeuget wird , weldie fie mt allen übrigen Planeten gemein hat . Am Njers ES CUC

42

Von der Lage der Erde

cur und am Saturn hat man dieſe Bewegung bis. her zwar noch nicht entdecken können, weil der erſtere der Sonne zu nabe , der lektere aber von uns zu weit entfernet iſt ; indeſſen hat man ſie dod) fdhon tange am Jupiter , Pars und der Venus bemer. ket , ſo , daß man ſchon hieraus auf eine Ueberein. Ftimmung der Erde mit dieſen Planeten mit vieler Allein man Wahrſcheinlichfeit ſchließen kann . kann ſich auf eine noch nähere Art davon überzeugen . Man darf nur auf die Bewegung der übrigen Plat neten Adı haben , fo wird man lehen , daß ſie ſich nebft allen Firſiernen in oyngefähr 24 Stunden um die Erde zu bewegen ſcheinen , da ſie denn in ihren eigenen Laufbahnen entweder fortgehen , oder dem Scheine nad) ſirile ftehen, oder auch zurůd weichen . Alle dieſe Erſcheinungen laſſen ſich ſehr deutlich er. Flåren , wenn man die tåglidie Bewegung der Erde um ihre A dire annimmt; dagegen man mit lauter vernorrenen Begriffen zu fåmpfen hat , wenn man voraus reật, daß alle himmliſche Körper in ohngefähr 24 Stunden mit einer unbegreifliden Geſchwindig. Feit um die unendlid ; kleinere Erdkriget herum ges führer würden . Die tägliche Bewegung lo unzäh . lig vieler großen Körper um einen kleinen låſſet ſich mit den Geſeken der Bewegung nicht zuſammen reinen ; und ſo bald man einmal die jährliche Be . wegung der Erde zuigelanden hat, ſo wird man auch die Beregung der Erdkugel um ihre eigene Udiſe einråumen můfen . Jd werde im folgenden noch einmal auf dieſe gedoppelte Bewegury der Erdkugel kommen inuiffen ; daher id ) folchè hier nur ſo kurz als möglich berühre: gabe.

23. g. Ctellet man fich den Mittelpunct der Erde als Winter

einen phufiiden Punct vor; der ben feiner jährlichen

der Aida Bewegung um die Sonne eine ſichtbare Spur hin, ter

thu

in Anſehung anderer Himmelsk.

43

ter fich låffet, fo wird dadurch nach demjenigen , was Are aegers f. 21. bemerket worden, eine Ellipſe um die Sonne die Eklipa widrieben werden . Man ſtelle fich ferner vor, als eche eine Flache durch den Umfang dieſer Ellipſe mnd durch den Mittelpunct der Sonne , ſo wird dieſes die Fläche der jährlichen Erdbahn oder der Efliptik ſenn . Seket man nun die zwolf ſogenann . ten himmliſchen Zeichen in die jährliche Saufbaộn, md fiellet ſich ihre Fläche durch denjenigen Raum vor , den dieſer Umfang zwiſchen fid,) einſchließet : ſo wird man finden , daß die Are der Erde , wenn fie dieſen Umfang durch ihre jährliche Bewegung beſchreibet ,

nicht rechtwinklicht auf der Fläche der

Ekliptik aufſtehet, ſondern ſich gegen dieſelbe mit einem Winkel von ohngefähr 661 Grad neiget ; oder vielmehr, daß die Are der Erde, wenn man ſie im Gedanken verlängert, mit der Achſe der Efliptif, oder einer jeden andern ( inie, die auf der Fläche der Efliptik ſenkrecht ſteket,

einen Winkel von ohnge.

fähr 23 : Grad macht. Die wahre Größe dieſes Wintels låſſet ſich nicht genau beſtimmen , und die Eternkundigen ſtreiten noch gar ſehr, ob dieſer Win . tel beſtändig einerley Größe behalte , oder ob er einigen Veränderungen unterworfen iſt, und nach und nach kleiner wird. Dieſe Frage iſt von großer Wichtigkeit ; indem nicht nur die Erhaltung der Erdkugel darauf beruhet, und die Veränderlichkeit dieſes Winkels ihren Untergang nach ſich ziehen müfte, ſondern auch die Beſchaffenheit der Witte . rung, der Eble und Fluth und der Winde daraus begreiflich wird . Man darf ſich daher nidyt wun . dern, daß die Unterſuchung dieſer Sadie in den neue ern Zeiten ein Gegenſtand der ſorgfältigſten Be . obachtungen der Natur - und Sternfundigen geweſen iſt und noch iſt. Sorocctus iſt vielleicht der erſte , der dieſe Sache etwas genauer unterſuchet hat, Rouaro

44

Von der Lage der Erde

Eduard Bernard wandte 1684 noch mehr Fleiß darauf, und ſammlete eine Menge von alten und neuer Beobadytungen, aus denen zu erhellen ſcheinet, daß dieſer Winkel nach und nach kleiner wird . Im Jahr 1714 bemühete ſich der Ritter du Louville die Veränderlichkeit dieſes Winkels auf das ſorge fältigſte zu beweiſen ; worinn ihm aber vom de la Kire widerſprochen wurde , wie Herr Flamjteed in 1 Unſehung der vorhergehenden Sternfundigen gechan hatte. Allein , wenn man alle deshalb angeſtellte Beobachtungen mit einander vergleidit ; fo wird man nicht leicht in Hbrede ſenn können , daß dieſer Winfel einer Veränderung unterworfen iſt. Ich will zu einem Beweiſë veſſen die vornehmſten hieber gehörigen Wahrnehmungen ſowohl in den åltern als neuern Zeiten aus des Herrn Lulofs mehrmals angeführtem Werfe r) hieher ſeßen . Pytheas fand vor mehr als 2000 Jahren die Abdeichung der Sonne nach Norden oder den Win . fel den die Erdare mit der Ure der Ekliptif macht

23 ° 49' 23". 230 J. v. E. G. 23 51 30. 23 57 20. 140 140 9. 11. C. G. 23 57 10. Pappus 390 23 30 3 : nach dein Commandinus 23 50 825 23 35 2 Imamon 880 Albategnius 23 35 Thobet Bon Corra .901 23 33 30. S 987 23-35 Abul Waffi Albuziani 3 2rzadiel 1070 23 34 9 Abulfeda 1311 23 35 £ bn Schalir Damafcenus 1363 23 31 Regiomontanus 1460 23 30 Copernicus 23 28 24 . 1500 Waltber 1500 23 29 16.

Eratoſthens sipperdas Ptolemaus

Tyco r ) 3h. I. S. 101.

1

ť

11

to

0

in Anſehung anderer Himmelsk.

45

Urho

1570 y . nach Chr. Geb. 23° 31 ' 30 ". 1570 23 29 55 Gallendus 1600 23 31 . Cafini 1656 23 29 2. Picard 1668 23 30 30. Xicher 23 28 54. 1672 1690 Slamſfeed 23. 29 Dela Sire 1700 25 29 31 De Louville 1715 23 28 24. Korteber 1732 23 28 47. Bougaer 23 23 31 . 1736 La Condamine 1736 23 28 27. Casini 1738 23 28 20 .

le

ch her

Ob nun gleich ben den åltern unter dieſen Wahr. nehmungen vieles erinnert werden könnte , aud) beo reits von andern zur Gnuge erinnert worden : ſo iſt doch dieſes merkwürdig, daß dieſe Winkel, die dieſe Wahrnehmungen angeben , immer kleiner und klei. ner werden, und daß die Alten, wenn ſie gleich, wie unlaugbar iſt, gefehlet, doch immer ſo gefehled Hingegen þaben, daß der Winkel zu klein wird. þat man ben den von Richer 1672 angeſtellten Beobachtungen an, keine Urſache, in die Genauigkeit und Geſchicklichkeit derer , fo fie gemacht, einiges Mißtrauen zu regen. Allein bey dem allen laſſet ſich noch nicht mit der gehörigen Gewißheit behaup. ten, daß hierben eine beſtåndig fortgehende Ver. minderung ſtatt finde , ſo , daß die Erdare mit der Zeit rechewinklicht auf die Fläche der Ekliptik zu ſte. hen kommen müßte ; indem dabey auch nur eine Art des Schwankens oder des ploklichen Fortrückens der Erdare ſtatt finden kann, wodurd, dieſer Winkel bald größer, bald kleiner wird. Herr Caßini fieng 1741 an, aus ſeinen Wahrnehmungen mit einiger Wahrfheinlichkeit zu ſchließen , daß dieſer Winkel um das Jahr 1738 kleiner geworden , und nach der Zeit unverändert geblieben fey, bis er 1741 zu wach . ſen

46

Von der Lage der Erde

fen angefangen ,

fo , daß er nachmals 23 ° 28 ' 31 " Tu

gefunden worden , da er von 1738 bis 1740 nur 23 28 ' 20 " betrug . Meşr låſſet ſich von dieſer Sache : hier nicht anführen , daber ich diejenigen meiner Leſer, welche weitere Nachridht davon verlangen , auf das gelehrte Werk des Herrn Lulofs verweiſen muß , wo man die neueſten und beſten hieher gehörigen Beobachtungen in einem Auszuge antreffen wird. 24 . §. Unſere Erde iſt mit einem Begleiter verſehen ,

Allgemeis den wir den Mond zu nennen pflegen, und der ihr alles

ben ihrem jährlichen Umlaufe um die Sonne been trachtung des Mon ſtåndig folget. Sie iſt darinn zween andern Pla. bes . neten , nämlich dem Saturn und Jupiter åhnlich, obgleich erſterer fünf, lekterer aber vier ſolcher Be. gleiter aufzuweiſen hat. Wir müſſen hier noth : wendig einige Blicke auf die Beſchaffenheit und Bewegung dieſes Körpers werfen , weil wir im fole genden die Ebbe und Fluth daraus begreiflich zu machen ſuchen werden. Der ulionó iſt eine Run gel , die ſo wie alle übrige Planeten, rauh, dichte und undurchſichtig iſt, und für ſich ſelbſt kein eigenes Licht hat. Daß die Oberfläche des Mondes rauh und uneben iſt, iſt durch gute Fernrohre ſehr deutlich zu ſehen. Man wird daſelbſt Berge gewahr, welo che die höchſten Berge auf unſrer Erde ben weis tem übertreffen ; tiefe Hdlen , in denen man zu gea wiſſen Zeiten ſogar die Schatten der Rånder unters ſcheiden kann, und eine Menge dunkler Flecken, die von einigen får Seen , von andern aber mit eben ſo vielem Rechte, für ſolche Gegenden gehalten werden , die nicht ſo viel licht als die übrigen zurůc ſchicken . Der Mond iſt, den Gereken der Bewegung zu Folge, kleiner als die Erde, ſein Hauptplanet, und zwar den beſten Beobachtungen nach , 49 £ mal kleiner, fo, daß fich fein Durchmeſſer zum Durchmeſſer der Erde vers

in Anſehung anderer Bimmelsk.

47

derhålt, wie 2171 ju 7970. Wenn man des Abends den Stand des Mondes gegen einem Sir ſtern beobachtet, und des andern Abends um eben dieſelbe Zeit den Ort des Mondes wiederum bemerket, ſo findet man , daß er von dieſem Sterne ohngefähr 30° nach Oſten abgewichen iſt, ſo, daß er ohngefähr 47 Minuten ſpåter in unſern Mittagsfreis fórnmt, als der Stern, mit welchem er den Abend zuvor zu . gleich in den Mittagsfreis fam ;

woraus denn fol. get, daß ſid) der Mond von Abend nach Morgen , und alſo nach der Ordnung der Himmelszeichen bes peget. Man kat bemerket, daß der Mond bey die . ſem Fortgange eine längliche Runde beſchreibet , in deren einem Brennpuncte die Erde befindlich iſt, und daß er dazu eine Zeit von 27 Tagen 7 St. 43 Min.5 S. anwendet, und dieſe Zeit heißt ein periodi. fiber : Ijonat. Weil aber die Erde in dieſer Zeit ohne gefähr ſo viele Grade von iþrer Bahn zurück geleget hat, ſo iſt der Mond noch nicht wieder an die Stelle gekommen , wo die linie durch die Mittelpuncte der Sonne und der Erde zugleich durch ſeinen Mittela punct gebet, oder, wo er mit der Sonne in Con. junction iſt, ſondern er braucht , um von einer Cone junction in die andere zu fommen , eine Zeit von 29 T. 12 St. 14 M. 3 Sec. 11 Terr. Har man auf den ſcheinbaren Durchmeſſer des Mondes Ucht, fo findet man denſelben nicht allemal von einerley Große, welches der långlichtrunden Geſtalt ſeiner Laufbahn zuzuſchreiben iſt. Der größte Abſtand des Mondes von der Erde, beträgt, den beſten Beobachtungen zu Folge 63, 56 Halbturchmeſſer der Erde , und ſein fieinſter Abſtand 53, 97 folder Halbmeſſer. Seket man nun den Halbmeſſer der Erde auf 1125 hole ländiſche Meilen : ſo wird der Mond der Erde in feinem nächſten Abſtande um 8539 ſolcher Meilen náher ſeyn.

S.

25 .

48

Von

der Lage der Erde

S. 25 . Alle Hauptplaneten ſind gegen die Sonne, als Allgemeis ihren Mittelpunct , die Begleiter des Saturns ne Bes und Jupiters aber ſowohl gegen die Sonne , als trachtung auch gegen ihre Hauptplaneten ſchwer, ſo, daß ſie Schwere fich

benden zu nähern ſuchen.

Eben dieſes gilt

des Mon :auch von dem Monde , als der ſowohl nach dem des nach Mittelpunct der Erde , als auch nach der Sonne zu der . Son :fdywer iſt ; ſo , daß er nach der Erde und zugleich ne und der Erde zu . nach der Sonne zu gehen würde , wenn er ſich ſelbſt Seine Schwere nach dem Mit überlaſſen wäre . telpunct der Erde zu , erhellet aus ſeinem Umlauſe um dieſelbe, da ſeine Bewegung gleichſam aus ſeiner

Bemühung, ſich von dem Mittelpuncte zu entfernen und aus einer andern , nach demſelben zuzugehen ,

zuſammen geſeket iſt; eine Eigenſchaft , die allen Körpern unfrer Sonnenwelt gemein iſt. Die Kraft, durch welche der Mond in ſeiner Laufbahn feſt ges

halten wird , iſt einerlen mit der Schwere, wodurch ein Körper , wenn er nahe bey der Oberfläche der

Erde ungehindert niederfiele , in der Breite von Paris in einer Secunde einen Weg von 15 Fuß

Allein, i Zoll und 5, 23 lin. zurücklegen würde. da Feine Wirkung ohne eine gleich große Gegenwir

fung ſtatt findet , ſo iſt nicht allein der Mond nach dem Mittelpunct der Erde ſchwer, ſondern die Erde iſt auch gegen den Mittelpunct des Mondes ſchwer ;

indem eigentlid, der gemeinſchaftliche Mittelpunct der Schwere der Erde und des Mondes denjenigen

Weg beſchreibet, den man insgemein für die Babu der Erde um die Sonne annimmt.

g.

26.

Um nun die Veränderungen noch nåher zu be Schwere ſtimmen , die der Mond in ſeinem Laufe durch dieſ Wirkungen der Sonne und der Erde leidet : ro des des Mons in den neşme

in Anſehung anderer Himmelsk.

49

neome man an, s fen der Stand der Sonne, T der Viertheis Erde, A aber des Mondes in einem der Viertbeile, len. Weil nun der Sig. 1, und ALBI ſen ſeine Laufbahn.

Mend gegen den Mittelpunct der Sonne ſchwer iſt, wie aus ſeinem jährlichen Umlaufe um dieſelbe er. þellet, ſo ſucht er ſich in der Linie A S der Sonne zu náhern , und zwar mit eben derſelben Geſchwindige teit, wie die Erde in T, weil die Enfernungen AS md TS einander gleich ſind. Ziehet man nun AD parallel mit TS, und DS mit AT , fo fann man AS , oder die Neigung des Mondes ſich der Sonne zu nähern , als die Diagonallinie von dem diefen Vierecke ADT S anſehen , und ſie daher in po Neigungen auflöſen , mit denen der Mond in einer und eben derſelben Zeit in den Richtungen AD mit gen bon AD

. Würden dieſe Bemühun . A'T fortgehen will wirklic , ſo ließen ſich die Geſchwindigkeiten dem Fortgange des Mondes durch die Linien und AT ausdrücken . Aucin weil die linien

TS und A D parallel ſind , ſo wird das Verhältniß iwiſchen dem Monde und der Erde, durch ſeine Be. mühung , in der linie AD fortzugehen , nicht ver . ándert ; dagegen vermehret die Bemühung des der Linie AT fort zu gehen , Mondes , in der

feine Bemühung, ſich dem Mittelpuncte der Erde ju nähern , oder ſeine Schwere gegen die Erde ; ro, deß dieſe Schwere durch die Wirkung der Sonne in den Viertheilen vergrößert wird : und dieſe Ver . mehrung der Schwere des Mondes gegen die Erde, Berbált ſich zur ganzen Schwere der Erde gegen die Conne,wie AT zu TS , oder wie der Abſtand des Mondes von der Erde , zu dem Abſtande der Erde von der Sonne. Hieraus låffet fich nun auch bar . mbun, daß die Vermehrung der Schwere, wenn die Erde immer in gleicher Entfernung von der Sonne II. Theil. bliebe,

50

Von der Lage der Erde

bliebe, großer oder kleiner ſeyn würde, nach dem der Mond von der Erde weiter, oder derſelben näher wåre. Es erhellet ferner daraus, daß ben unveränder. tem 26ſtande des Mondes von der Erde und mach .

Fendem Abſtande der Erde von der Sonne, die Vers

mehrung der Schwere, in Vergleichung mit der Schwere der Erde gegen die Sonne, kleiner würde, weil alsdenn "AT in Vergleichung mit TS kleiner iſt . Ob nun gleich die Schwere der Erde und der

Mondes gegen den Mittelpunct der Sonne niche vermindert wird, wenn TS wächſt : ſo würde doch , verinoge des vorigen, die Vermehrung der Schwere AT um ſo viel geringer werden , um wie viel TS größer wird ; daher iſt dieſe Vermehrung der Schwe re verkehrt wie ST. Allein die Schwere der Erde

und des Mondes gegen den Mittelpunct der Sonne,

wird vermindert, wenn TS wächſt , und zwar in dem verkelrten Verhältniß des Quadrats von TS. Weil nun die Vermehrung der Schwere in einerler

1

Verhältniß mit der Schwere der Erde und des Monds gegen die Sonne vermindert wird , ſo mu man dieſe Verminderung der vorigen beyfügen ; und

1

alsdann verhält ſich die Vermehrung der Schwere AT umgekehrt , wie der Cubus der Entfernung zwiſchen der Erde und der Sonne.

f.

Fortſe: Bung .

27 .

Nunmehr wird man mit leichter Müne beſtim men können , in welchem Verhältniß dieſe Verineh rung der Schwere , welche durch die Wirkung det

Sonne verurſacht und durch A T ausgedrückt wird gegen die ganze Schwere des Monds nach den Mittelpunct der Erde ſtehet.

Da ſich dieſe Ver

mehrung der Schwere zu der Schwere der Erd . geger

!

in Anſehung anderer Himmelsk.

St

gegen die Sonne wie- AT zu TS verhält; die Sodere der Erde gegen die Sonne aber zu der Shwere des Mondes gegen die Erde, fich ordentlich verhält, wie ' TS zu TA , oder wie die Entfernun . sen von dem Mittelpuncte, dem ſie ſich durch ihre Somere zu nähern ſuchen , und verkehrt , wie das Quadrat der Umlaufegeit der Erde um die Sonne zu dem Quadrat der Umlaufszeit des Mondes um die Erde :

fo ſtehet' auch die Vermehrung der

Schwere zu der ganzen Schwere des Mondes auf die Erde in einem Verhältniß, welches aus den dren agegebenen zuſammen gefeget iſt; die benden erſten þeben aber einander auf, weil AT. TS = TS. AT, daher bleibt allein das verfehrte Verkältniß der Quadrate der Umlaufszeiten übrig. Die Um. laufszeit des Mondes beträgt 27 T. 7 St. 43 Min. oder 39343 Min ; die Umlaufszeit der Erde aber 365 1. 6 St. 9 M. oder 525969 Min. Nun ver . pilt fich 1547871649 oder das Quadrat von 39343 ju 276643388961 , als dem Quadrat von 525969, wie 1 zu 1781 } * 444441 }, oder wie 1787727, und folglich verhält ſich auch dieſe Verminderung der Schwere zu der Schwere des Mondes auf die Erde, wie i zu 178, 727. Wenn man nun ferner voraus feßt, daß der mitte lere Abſtand des Mondes von der Erde 60 Halb . meſſer der Erde beträgt, und die Schwere des Mondes in dieſem Abſtande durch 178, 727 aus . drúcft, ſo würde die Schwere des Mondes, wenn er fic bis auf die Oberfläche der Erde fenfte, 3600 mal großer feyn, und alſo durch 643417 ausgedrůdc toerden müffen, weil ſein Abſtand vom Mittelpunet der Erde , alsdann 60 mal kleiner iſt, und die Somere umgekehrt anwachſt, wie das Quadrat der Entfernung vom Mittelpuncte.

Es verbált ſich

Deshalb die Bermehrung der Schmere, zur ganzen » 2 Schwere

52

Von der Lage der Erde

Schwere, die der Mond haben würde , wenn er ſich auf der Oberfläche der Erde befände , wie i zu 643417. Allein da der mittlere Abſtand des Monds von der Erde nicht 60 fondern 604 Halbmeſſer, und alſo um to großer iſt, als vorhin angenommen worden , ſo muß auch dieſe Vermehrung der Schwere um sto größer angenommen werden ; ſo, daß ſie ſich zu der Schwere, die der Mond auf die Ober. fläche der Erde gebracht þaben würde , verhålt wie Tło ju 64317, oder wie I ju 638099, 5 .

§.

28 .

Um der Brauchbarkeit dieſer Unterſuchung in Schwere dem Folgenden willen, will ich hier nur nod) bemer. des Mon - fen, was für eine Veränderung in der Schwere des des in der Mondes durch die Wirkung der Sonne verurſacht ction und wird , wenn er ſich mit der Sonne in der Con : Dppoſt: junction oder Oppoſition befindet.

1

Man nehme

tion mit zu dem Ende wiederum an , die Sonne befinde ſich der in S , die Erde in T und der Mond in L, und alſo Conne. in Conjunction mit der Sonne . Die Erde und fig. 1. der Mond werden alsdann in einerley Richtung, nåmlid ) in TS nach der Sonne gezogen . Weil aber TS größer iſt , als LS , ſo wird der Mond ſtårfer als die Erde gezogen , und derohalben von der Erde gleichſam mit einer Kraft weggejogen , welche der Unterſchied zwiſchen der Kraft , womit der Mond , und derjenigen , womit die Erde nach der Sonne gezogen wird , iſt; und dieſe Kraft vers mindert die Schwere des Monds auf die Erde. Wil man nun die Kraft der Sonne, die Schwes re des Mondes gegen den Mittelpunct der Erde zur Zeit ihrer Conjunction zu vermindern , nåber beſtim . men : fo fann ſolches auf folgende Art geſchehen. Die Kraft, mit welcher ſich der Mond in L bemühet, ſich der Sonne zu nähern , verhålt fich zur Kraft

)

in Anſehung anderer Himmelsk.

53

Kraft der Erde in T , nach der Sonne zu geben, die das Quadrat von ST zu bem Quadrat von SL ; veil die Kraft der Schwere in dem verkehrten Ver kiltniß des Quadrats des Abſtandes vermehret wird . Der Unterſchied dieſer Kräfte muß alſo durch STq . -SLq ausgedrückt werden , und folglich iſt die Kraft, wodurch die Schwere des Mondes auf die Erde in dieſem Falle vermindert wird , zu der Kraft, mit welcher die Erde ſich der Sonne zu nähern ſucht, SLq zu SLq , das iſt beynahe wie Denn LS und TS ſind :LT zu . S oder TS . șier nicht ſehr von einander unterſchieden , weil die Sonne mehr als 300 mal weiter von der Erde iſt, dls der Mond , und der Unterſchied zwiſchen zwen Viereden, deren Wurzeln wenig unterſchieden ſind,

mie ST9

nach Proportion noch einmal ſo groß iſt , als der Unterſchied zwiſchen den Wurzeln. Wenn nun ST die Kraft anzeiget, mit welcher die Erde in T nach der Sonne zu drücft, ſo wird 2LT = LI die Kraft anzeigen , welche die Sonne auf den Mond in L anvendet, wo er mit der Sonne in Conjunction iſt, um ign von der Erde abzuziehen , oder ſeine Edwere auf der Erde zu vermindern . In den Viertheilen wendet die Sonne auf den Mond eine Kraft an , ſeine Schwere gegen die Erde zu vermeh . ten, welche durch AT ausgedrückt wird ; wenn

man ſich nun vorſtellet , der Mond beſchreibe um die Erbe einen vollkommnen Kreis , ſo wird LI noch einmal ſo groß ſeyn , als AT . Etwas von dieſem findet auch Statt, wenn der Mond ſich in l, und alſo mit der Sonne in Opposi. tion befindet ; nur daß er daſelbſt weniger von der Eonne angezogen wird , als die Erde, weil

S gróſ. fer iſt, als TS , fo , baß die Erde den Mond zu. råtlaſſen würde, wenn ſie ſich nebſt ihm der Son. ne mirklich näherte, und wenn dieKraft , mit wele der D 3

offee 54

Von der Lage der Erde

cher dieſe benden Körper von einander weggezogen würden , durch 189 - T Sq auszudrücken måre. Weil nun LI in Vergleichung mit TS gering iſt, ſo wird TSI - SLq beynahe fo groß ſeyn , als - TSq; po , daß 1Sq - TS auch durch IS Ll ausgedrückt werden kann .

de ‫ܕܪ ܨܕ݂ܳܘ‬

Weil alſo die Kraft der Sonne , wodurch die Schwere des Mondes gegen die Erde , in der Cons junction mit der Sonne vermindert wird , noch ein. mal ſo groß iſt , als die Kraft der Sonne , welche die Schwere des Mondes gegen die Erde zur Zeit

ATE

der Viertheile vermehret : fo låßt ſich nunmehr auch leicht ausmachen , wie groß die erſte Kraft iſt. Denn da die Vermehrung der Schwere in den Vier. theilen ſich zu der ganzen Schwere des Mondes auf die Erde verhålt, wie 1 zu 178 , 727 : fo verhålt ſich audy dieſe Verminderung der Schwere , wenn Der Mond neu oder volt ift , zu der ganzen Schwe. re des Mondes , wie 1 zu 89 , 3635 ; und dieſe Verminderung der Sdwere nun , verhålt fich zu

der ganzen Schwere, die der Mond haben würde, wenn er ſich auf der Oberfläche der Erde befände, wie i ju 319049 , 75 .

g.

29 .

: Was bisher von der Verſchiedenheit der Schwes' Steinbasre des Mondes bengebracht worden , wird in der re Geftat: Folge ben Erklärung der Ebbe und Fluth von groß: ten des ſem Nußen feyn. Zum Beſchluß dieſer Abtheilung Mogdes . will ich nur noch die Urſachen von einigen ſehr bes kannten Erſcheinungen , die man an dem Monde ge. wahr zu werden pfleget, angeben . Wir haben oben geſehen , daß der Mond fid, um die Erde , doch zuc gleich mit der Erde um die Sonne bewegt. Nun feke man, Z fen die Sonne, T die Erde , ADBC'die . Sig. 2. Laufbahn des Mondes ; die wir hier zitlånglich richtig durch

2

in Anſehung anderer Himinelsk.

55

derch einen vollfommenen Kreis vorſtellen können . Wenn ſich der Mond in A , und alſo zwiſchen der Sonne und der Erde befindet, kann man aus der Figur deutlich ſehen , daß die erleuchtete Hålfe des Mondes von der Erde abgewandt, und nach der Eonne gekehrt iſt. Derohalben iſt der Mond um dieſe Zeit den Bewohnern der Erde unſichtbar, oder rad der gewöhnlichen Redensart neu . Ferner geht der Mond nach E , wo ein Fleiner Theil ſeiner er . keuchteten Hälfte nach der Erde gefehrt wird , daß man ihn gehörnt fiehet. In dieſer Zeit, dod) vor . nehmlich kurz nach den neuen Monde , befommt man den übrigen Theil des Mondkörpers bisweilen zu ſehen ; doch zeigt er ſich viel dunklerer als der Zheil, welcher von der Sonne befchienen wird, und dieſes iſt kein Wunder , weil er fein ander licht empfängt , als nur von der Erdkugel, welche auf eben die Weiſe die Sonnenſtrahlen nach dem Mon= ' de fuſchickt, wie der Mond fie der Erde zuwirft. Döngefähr ſieben Tage nach dem neuen Monde hat man das erſte Viertheil, wenn der Mond ſich bey D befindet , und ſich gleichſam Halb durchſchnitten zeiget, da die erleuchtete Hålfte halb nach der Erde zu , und halb davon abgekehrt iſt , ſo , daß die linie die den erleuchteten Theil von der unerleuchteten abs fondert , alſo gerade ſcheinet. Ferner , wenn der Mond ſich der Oppoſition mit der Sonne immer mehr náhret , und nach F gekommen iſt , ſo iſt der größte Theil der Hälfte , welche durch die Sonne beſchienen wird , nach der Erde zugekehret , ' wo. durd, er fich hockricht zeiget, ſo , daß die Linie , die den dunkeln Theil von den hellen abſondert, nicht mehr gerade, ſondern mit einer hohlen Krümmung nach den hellen Theile zu erſcheinet. Wenn endlicy ber Mond in B gekommen , und alſo mit der Sonne in Oppoſition iſt, ſo iſt ſeine ganze Jelle Seite nach D4 der

SO

Von

e der Lage der Erd

der Erde zugefehret , und alsbann nennt man den Mono voli. Aus dem bisher vorgetragenen läßt fid ) leidit zeigen , daß in Geben dieſelbige Geſtalt wie in F erfbeinet,

daß in C der Mond in ſeinem

legten Viercheil iſt, daß er in Hwiederum gebór. net nie in E erſcheinet , bis er in A neu wird , und Folchergeſtalt aus unſeren Geſichte verſchwindet. Man muß auch in dieſen nordiſchen Låndern bemer , ken , daß die ſcheinbare Geſtalt in H von der ſcheins baren Geſtalt in E darinnen unterſchieden iſt, daß die Spißen der Hörner oder die bohle Seite von dem erleuchteten Theile des Mondes , wenn er ſich in E befindet, nach Oſten, wenn er aber in H ſtebet, 4 Eben dieſer Unterſchied nach Weſten gekebret find. findet bery. Den ſcheinbaren Geſtalten in C und D, und denen in G und F Statt, ſo, daß die dunkele Seite des Monds ſo lange er von der Conjunction zur Oppo. ſition gebet , ſtets nach Weſten gefehret iſt , von . der Oppoſition aber bis an die folgende Conjunction kehret ſie ſic ) nadh Often. 9.

30 .

Die Fläche der Laufbahn des Mondes liegt Erklä, nicht in der Fläche der Efliptif ; welches die Urſache rung der ift, warum der Mond einen andern Weg als die Wond- u. Allein , Erofins Sonne am Himmel zu nehmen ſcheinet. ſterniffe. bende Flächen durchſchneiden einander in einer gee raden linie , welche durch den Mittelpunct der Erde gebet, und neigen ſich gegen einander in einem Wine kel von ohngefähr sº; denn dieſe Neigung iſt nicht beſtandig, ſondern wird bald kleiner , bald aber auch großer. Die gerade ( inie nun , welde den Durch . ſchnitt dieſer benden Flächen macht, wird die Rno . tenlinie ihrer benden äußerſten Enden aber Kno : ten genannt. Weil nun eine Hälfte von dem Wege des Mondes über der Fläche der Elliptif erhoben, und die andere unter dieſer Flache niedergeſenkt iſt : ſo

in Anſehung anderer Himmelsk,

57

fo wird der eine Knoten , an welchem ſich der Mond über die Ekliptik zu erheben anfångt, der aufſteis gende Rnoten , und der andere , wo er ſich unter bieße Flädje fenfet , der niederſteigende genannt ; reben zu bemerken iſt, daß dieſe Knotenlinie ihre Lage jederzeit verändert , ſo , daß ſie mit einer zu: nicfgebenden Bewegung von Oſten nach Weſten , dem Laufe der Himmelszeichen entgegen berumges führet wird , und ihren Umlauf ohngefähr in 19 Jahren vollbringet.. Aus dieſen Grundfäßen fann man nun die merkwürdigen, doch jedermann bekann . ten Erſcheinungen erftåren , die man Sonnen , und Pjondfinſterniſſe nennt. Wenn der Mond mit der Sonne in Conjunction iſt , und alſo fich zwi. fchen der Sonne und der Erde befindet , ſo geſchieht es, daß er ſich auf der Sonnenſcheibe als ein dyn, teler runder Körper zeiget , und das Sonnenlicht aufpált ; , ſo, daß die Sonne ganz oder zum Theil vom Monde bedeckt wird , welche Erſcheinung ge. meiniglich eine Sonnenfinſterniß , mit mehrerm Rechte aber eine Erofinjterniß genannt wird , weil niche die Sonne , die ihr Licht in ſich ſelbſt hat, fone Hieraus erhellet dern die Erde verfinſfert wird. auch, daß man nur an denjenigen Dertern eine Sonnenfinſterniß wahrnimmt, aufwelche der Monds ffatten fålle, weil in andern Gegenden , die ſich außerhalb des Schattens befinden , um ſelbige Zeit die ganze Sonnenſcheibe in völligem Glanze geſehen wird; denn der Mond iſt ein viel kleinerer Körper als die Erde , und kann in einer anderen Entfernung von etwa 60 Halbmeſſern der Erde einen Schatten geben, der nur einen kleinen Theil von der Obers Wenn der Mond mit der Påche der Erde bedecfet. Sonne in Oppoſition iſt, oder wenn er voll iſt, wird er bisweilen ſeines Lichtes beraubet , entweder ganz eder zum Theil , weil er für ſich ſelbſt dunkel iſt, und

58

Von der Lage der Erde int 2 .

und die Erde alsdann ſo zwiſchen ihm und der Sons ne ſtehet, daß ſie ihm die Sonnenſtraßlen ganz oder zum Theil aufhålt: und dieſes nennet man mit Rechte eineMondfinſterniß .

Man findet weiter ,

daß nicht jeder Neumond eine Sonnenfinſterniß , und jeder Vollmond eine Mondfinſterniß Hervorbrine get ;

denn weil der Mond nicht in der Fläche der

Ekliptif gehet , und ſich nur alsdenn in iþr befindet , wenn er in den Knoten iſt , ſo ſieht man , daß keine Verfinſterung entſtehen fónne , wenn ſid, nicht der

1

neue oder volle Mond um die Knoten herum befin bet. Zur andern Zeit fällt der Schatten des Neu. mondes nicht auf die Erde , ſondern gehet wegen der Breite dieſes Körpers unter oder über die Erde hin , welches auch bey dem Schatten der Erbe ſtatt findet, der bey dem Monde vorben

fällt , wenn fich der

Mond nicht in den Knoten befindet. Man kann daraus beſtimmen , ob gånzliche oder nur partiale Verfinſterungen verurſachet werden , und wie groß die lektern ſind, welches vornehmlich auf die Ent. fernung des Mondes von dem Knoten, zur Zeit des neuen oder vollen Mondes, ankommt.

Die

59 ***

Die dritte Abtheilung.

Nähere Erwägung Erdkugel ,

der

einzelnen Theile

als ein

der

Himmelskörper

betrachtet.

Inhalt. $ 31. Erflärung der Pole und Are. $. 32. Des Aleguas sors und der Ekliptik. $. 33. Der Wendecirkel, Polarfrciſe , der Mittagslinie , des Sorizonts , des Jenisb , Izadir und Azimath. 9.34. Was die Breite und polbobe ift. $. 35. Berſchiedene Arten die Mittagslinie zu finden. 5. 36. Wie hierauf die Polo bébe gefunden wird . . 37. Berſchiedene Beſtim mungen des erſten Meridians. $. 38. Berbältniß der tánge zur Bewegung der Erde um ihre Ure. . 39. Beridbiedene Arten die Länge eines Drts zu finden . 1.40. Beſtimmung der Lange zur See. $. 41. Bes ftimmung der bekannteſten Meilenmaaße. $. 42 . Berbålenig der bekannteſten Meilen gegen einen Grad tes Uequators. §. 43. Wie die Entfernung zweyer Dite zu finden , deren fange und Breite bekannt iſt. 44. Berbaltniß der Grade in den Parallelkreiſen ju den Graden des Aequators. 8. 45. Unbrauchbar ., feit dieſer Entfernungen auf Land und Seereiſen . f. 46. Bie die Entfernungen auf der eingedruckten Erdkugel zu berechnen . . 47. Näbere Betrachtung der jährlichen Bewegung der Erde um die Sonne. 48. Allgemeine Betrachtung der vier Jabreszeiten. S. 49. Anwendung derſelben auf die Derter unter den Wendelreiſen. §. 50. Auf die Derter unter dem Nea quator. $. 51. Auf die Derter zwiſchen dem Aequator und den Wendekreiſen , und außerhalb der leşterii. . 52. Beſtimmnng des matbematbiſchen und natüra, lidten Sages . 8. 53. Berſchiedener Stand der Pole , und des Aequators gegen den Horizont. $. 54. Bers biedenbeit der Sages- und Nachtlänge in verſchies denen Breiten . §. 55. Allgemeine Betradtung der Dám :

60

Von einzelnen Theilen der Erdkugel

Dämmerung. $. 56. Eintheilung der Erdfläche in Climata . $. 57. Allgemeine Betrachtung der Er: wärmung der Erbe durch die Sonne. $. 58. Eins theilung der Erdfläche in Zonen . 8. 59. Nabere Bes trachtung des beiffen Erdgürtels . %. 60. Verſchies denheit der Wärme und Kälte in der gemäßigten Zone. 9. 61. Unbekannte Beſchaffenheit der Falten Erdgürtel. $ . 62. Erklärung der verſchiedenen Weltgegenden. 9. 63. Urſprung der Benennung der zwölf bimmlis Ichen Zeichen . 9. 64. Nachricht von den künſtlichen Himmelskugeln . 5. 65. Bon den Spbaris armillas ribus. 5. 66. Bon den fünſtlichen Erdkugeln .

Erklärung der Pole und Axe.

N

31 . $. achdem wir in dem Vorhergehenden das nothigſte von demjenigen bengebracht haben, was uns die mathematiſche Erdbeſchreibung

von der Geſtalt, Große, Bewegung und Verhåltniß unſrer Erdkugel gegen andre Himmelskörper über.

#

haupt lebret : ro wollen wir uns nunmehr zu den beſondern Theilen unſers Wohnplakes wenden, und die bisher von demſelben vorgetragenen Wahrheiten auf fie anzuwenden ſuchen. Die mehreſten Sehr. bücher der mathematiſchen Géographie ſind in dieſem Stücke ſehr trocken und ekelhaft, indem ſie größten. theils nichts als magere Erklärungen von Kunft. wörtern liefern. Ich werde mic ) bemühen , dieſen Fehler zu vermeiden , und dieſe Abtheilung so fruchyrbar auszuarbeiten, als es der jedesmalige Ge: genſtand verſtatten wird. Oben S. 22. Jabe ich ge. ſagt, daß fich die Erdkugel um ihre Afe drehe. Durch dieſen Ausdruck verſtehen wir denjenigen Durchmeſſer der Erdkugel , um welchen ſie ſich dres het , und den wir als ſtillliegend anſehen , dagegen alle übrige Durchmeſſer dieſer Kugel an dieſer Be . wegung Theil nehmen . Die benden Enden der mathematiſchen Linie , unter welcher wir uns dieſe Are vorſtellen, werden die pole genannt, und dieſe beyden

als ein Himmelskörper betrachtet.

61

benden Puncte alleint neşmen an der Umdrehung der Erde keinen Theil ; dagegen alle übrigen Puncte, die man ſich auf der Erdkugel nur vorſtellen kann, größere oder kleinere Kreiſe beſchreiben werden, nach dem ſie dieſen zween unbeweglichen Puncten näher, oder weiter von denſelben entfernt fino. Berlängert man die Erdafe auf beyden Seiten bis an den Sternhimmel , ſo wird ſie daſelbſt in zween mathematiſche Puncte eintreffen , welche die Welt. i pole genannt werden , weil ſich der ganze Stern . ģimmel innerhalb 24 Stunden um dieſe Puncte zu drehen ſcheinet. Stellet man ſich von einem dieſer Puncte bis zum andern eine gerade linie vor, welche pugleid) durch den Mittelpunct der Erdkugel gehet, ſo wird ſolches die Weltare reyn. Derjenige Stern, welcher jedem der Himmelspole am nådyſten þat daher den Namen des Polar- oder Angels fterns bekommen ; wovon das Geſtirn des Båren ( aprtès) dem nordlichen Pole am nächſten iſt, der daher auch der arktiſche Polkeißt, ſo wie der füdliche, der jenem gerade gegen über ſtebet, daber der antacktiſche genannt wird.

g.

32

Der größte Kreis , den wir uns auf der Erd. Des fugel vorſtellen können , deſſen Durchmeſſer hier CD Pequators und der þeiſen mag, und der von beyden Polen gleich weit Elliprik. abftehet, wird der Aequator, Linea aequinoctialis, Er ben den Seefahrern aber die Linie genannt. wird durch diejenigen Puncte auf der Oberfläche der Erde beſchrieben, welche von den beyden Polen 90° entfernet ſind ; er ſelbſt aber theilet die Erde, welche, wie oben bereits bewieſen worden , beynahe kugel. fund ift, in zween gleich große Theile oder Halbku. geln, wovon der CheilCAD die nördliche , CBD Fig. 3 . aber die fúdliche Satbkugel heißt. Dehnet man nun die Fläche des Eroáquators in Gedanken паф

62 Von einzelnen

Theile der Erdkugel

nach allen Seiten bis an die äußerſten Grången des Sternenhimmels aus , ſo wird ſie daſelbſt den Um. fang eines Kreiſes geben , welcher der Simmels: oder Weltåquaror heißt, weil er gegen die Welts pole eben dieſelbe Lage hat , die man an dem Erdo åquator gegen die Erdpole gewahr wird . Hieraus ſiehet man auch ,

daß alle übrige Kreiſe, die von

Puncten beſchrieben werden können, welche zwiſchen dem Uequator und den Polen liegen , mit dem He. quátor parallel gehen , ihre Flåden aber auf der Erdare fenkrecht ſtehen ; daher auch Parallelkreiſe , des Aequators genannt werden . Wir haben oben $. 23 . bemerket ,

daß ſich die Erdare gegen die

Efliptik in einem Winkel von ohngefähr 234 Grad neiget. Stellet man ſich nun ef als einen Theil , der Fläche der Eflipcik vor , und nimmt dabey an, daß ETC einem Winkel von 231 Graden gleich ren ,

ſo wird EF den Durdyſchnitt und alſo den

Durchmeſſer eines Kreiſes auf der Erdflådie vor. ſtellen , welcher die Erdekliptik heißt, weil deſſen Flache, wenn ſie nach allen Seiten erweitert wird, den ſcheinbaren Weg der Sonne am Himmel durch einen Kreis vorſtellet, welchen man die ekliptik am Simmel nennet. Hieraus folget alſo, daß die Flächen der Ekliptik und des Aequators einander dergeſtallt durchſchneiden, daß ihr Durchſchnitt durch den Mittelpunct der Erde, den man hier ohne einen merklichen Fehler zu begehen , auch für den Mittel punct der Welt annehmen kann, gehet , beyde Flå chen aber mit einander einen Winkel von 231 Grad machen. § . ' 33. Diejenigen Kreiſe, welche mit dem Aequator

Der Den von iþm , nach Süden dezirtet " parallel geben, und 23 : Grad Polarfreis und Norden abſtehen , werde Tropici oder Wende.

fe der Mit-zirkel genannt , und ſind hier , ihrem Durchmeſſer nach,

>>

als ein Himmelskörper betrachtet.

63

nach, durch EG und HF vorgeſtellet. E G ſtellet tagslinie, den Durchmeſſer des Wendekreiſes des Rrebfes des Horis nor, und liegt zwiſchen dem Aequator und Nordpol; sones des HF aber gehöret zum Wendekreiſe des Stein- nadir und bocks, und liege : zwiſchen dem Zequator und Sů . Uzimuth. depot. Sie haben den Namen daher , weil die Sonne bey iþrer nördlichen Entfernung vom Le. quator bis an den Parallelfreis , den EG anzeiget, und bey ihrer füdlichen Entfernung bis an HF tómmt; von denen der erſte fich im Zeichen des Krebſes, der lektere aber im Zeichen des Stein bods befindet. Joh werde die fernern Urſachen diefer Benennung im Folgenden anzeigen. Stellet man ſich ferner vor, es wurden aus den benden Po. len in der Entfernung von 231 Grád zween Kreiſe beførieben, welche mit dem Hequator parallel gehen, fo heiſſen ſolche Polarkreiſe ; von denen derjenige, deffen Durchmeſſer 1K iſt, der nördliche Polar: sig. 3 kreis, und der gegenüberſtehende LM, der ſúdliche iſt. Sie haben dieſen Namen nicht von ihrer Nähe an den Polen , ſondern weil der Pol der Erdekliptik K oder L durch ſeine tågliche Bewegung bey Uma drehung der Erde , den nordlichen Polarfreis um den Nordpol, und den ſüdlichen um den Südpol beſchreiber. Stellet man ſich eine Linie vor , welche durch einen gewiſſen Ort auf der Erde und zugleich durch bende Pole gehet, ſo hat man den Yeridias num , Mittagszirkel oder die Jittagslinie, deren Fläche alſo durch die Erdare gehet, und den Zequda for rechtwinkligt durchſchneidet.

Sie hat den Na.

men der Iittagslinie daher , weil es an dem Orte Mittag iſt, wenn ſich die Sonne in der Fläche dieſes Kreiſes befindet. Wenn man ſich auf dem Erde beden umſiehet, erblicket man allemal nur einen gewiſſen Theil der Erdkugel, der wegen ihrer Kunde in gar enge Schranken eingeſchloſſen, und nach Ver . ſchiedene

64 Von einzelnen Theilen der Erdkugel ſchiedenheit der Gegend entweder groß ober klein iſt. Es ſcheinet alsdann , als wenn der Himmel wie ein rundes Gewölbe auf der Fläche der Erdkugel låge, und von derſelben ringsumher abgeſchnitten würde. Dieſer große Zirkel , der den uns ſichtbaren Theil

it

des Himmels

and

von

dem unſichtbaren abſchneider,

þeißt der ſcheinbare Sorizont oder Geſichtskreis, Horizon fenfibilis. Stellet man ſich aber vor , die Erde werde, dieſem ſcheinbaren Horizonte parallel, durch ihren Mittelpunct in zween gleiche Theile ge. ſchnitten , und die Fläche, welche dieſer Einſchnitt verurſacht, werde auf allen Seiten bis in das Ger wölbe des Himmels verlängert , ſo bekommt man den wahren Sorizont oder Geſichrskreis , Hori zon intelligibilis; der alſo von einem jeden Orte auf der Erdkugel auf allen Seiten. 90° abſtehet, von dem ſcheinbaren Horizont einen halben Erd durchmeſſer entfernet iſt , und die Erdkugel in zwo Hålften cheilet. Da wir uns ferner vorſtellen kön nen , daß durch den Mittelpunct der Erde und einen gegebenen Ort , oder auch durch unſern Scheitel, eine gerade Linie gezogen , und ſolche nach beyden Seiten des Sternhimmels verlängert würde : ro wird derjenige Punct, der den Sternhimmel oben berühret, das Zenith , oder der Scheitel. oder Ver . ticalpunct des gegebenen Orts ſeyn, derjenige Punct aber, wo dieſe verlängerte linie unter dem Horizonte in den Sternhimmel trifft , das Nadir ( athir) oder der Fuſipunct dieſes Drts . Beyde Puncte fann man als Pole des wahren oder mathematiſchen

> Horizonts anſehen , weil von ihnen bis an denſelben überall 90 Grade ſind. Alle Zirkel durch den Scheis telpunct ſtehen ſenkrecht auf dem Horizonte , und werden Scheitelkreiſe oder Verticalzirkel genannt; derjenige Bogen des Horizonts aber , welcher fich zwiſchen dem Mittagsfreiſe und einem Scheitelkreiſe befina

als ein Himmelskörper betrachtet.

65

befindet , wird mit dem arabiſchen Namen Azi. much beleget , und kann entweder öſtlich oder merlid ſeyn .

$. 34. Der Abſtand eines gegebenen Ortes von dem Was die Lequator , oder derjenige Bogen des Mittagskreiſes, Breite u . der fich zwiſchen ihm und dem Hequator befindet, Polhobe ift. wird die Breite , Latitudo , dieſes Orts genannt. Hequator und zwiſchen dem Bean der gegebene Drt tem Nordpol gelegen ift, ſo wird dieſe Breite die nordlidse genannt; liegt er aber zwiſchen dem der pator und dem Süderpol, ſo heißt ſie die füdliche. Die Breite eines Orts wird auch die Polhöhe deffelben genannt , weil ſie dieſer allemal gleich iſt; indem derjenige Pol , fo dieſem Orte am nächſten fehet, allemal ſo viele Grabe über den Horizont des Dres erhaben iſt , als Grade in dem Bogen des Mittagskreiſes zwiſchen dem Orte und dem Lequa. Man ſtelle ſich unter dem tør enthalten find. Zirkel ADOBCN den Mittagskreis eines gegebes nen Ortz , der hier Z renů fol, vor ; fo iſt N O der Sig. 4. wahre Horizont, und daher der Bogen 2 N oder 20 90 °, Wenn nun A der Pol , und DC der Lequator iſt, ſo iſt AD auch 90 °, und alſo - ZN = AD ; Daber auch die Bógen A N und ZD einander gleich bleiben müſſen , weil Z A beyden gemein iſt.. 2D aber iſt die Breite des Orts , und an die Polhöhe von, dem Pole A über den Horizont des gegebenen Ortes Z. Man darf alſo nur die Pole hobe eines Drtes beſtimmen , wenn man deſſen Breite finden will. Weil nun der Bogen , welcher die Polhöhe andeutet , ſo wie hier AN , ein Theil des Mittagsfreiſes iſt, ſo muß man vorher die liittagslinie des gegebenen Ortes finden ; oder eine gerade linie welche von Süden nach Norden genet , indem man ſich vorſtellet , als wenn ſie mit Jl. Theil. E der

66 Von einzelnen Theilen der Erdkugel ber Fläche des Mittagsfeiſes mit den Horizonte NO parallel gezogen wåre , ſu , daß ein Etift, den man auf der Mittagslinie rechtwinklig aufridyten würde, ſeinen Sdhatten auf die Mittagslinie werfen muß, wenn ſich die Sonne in der Mittagsfläche dieſes Dres befindet , oder wenn es an demſelben Mits tag iſt.

$.

35

Man hat viele Wege erdacht , die wahre Mit. tagslinie eines Orts zu finden. Der gewöhnlichſte iſt der , daß man den Schatten eines auf einer voll . kommen horizontalen Fläche aufgerichteten Stifts

Berſchie: Dene Ar: ten die Mittags : linie zut Vor- und Nachmittags bemerket, und den zwiſchen finden . benden bemerkten Puncten befindlichen Bogen in zwey gleiche Theile theilet ; ein Verfahren , welches zu befannt iſt, als daß ich mir hier dabey aufhalten drůſte.

Allein , weil dieſer Weg mit verſchiedeneri

Schwierigkeiten verknüpft iſt, die vornehmlich von dem Halbſchatten des Stifts herrühren : fo bedienet jego eines zirkelförmigen Lochs in man ſich um ſolchergeſtalt die einer horizontulen Platte , Sonnenſtrahlen durchzulaſſen , die das Sonnenbild in einem bennage verfinſterten Orte abmahlen , wo Um nun die Mit. der Boden horizontal feyn muß . tagslinie zu beſtimmen , läßt man aus dem Mittele

puncte des lochs ein Soth herunter fallen ; aus dem Puncte des Bodens , worauf dieſes ( oth fällt , zie . bet man einige Kreiſe, und bemerket , in was für Puncten dieſe Kreiſe von dem Sonnenbilde Vor .

und Nachmittags getroffen werden, und verfåhret Faſt auf dieſe Art zog der hierauf wie vorhin .

ältere Caſini die berühmte Mittagslinie in der Kir . che des Heil. Petronius zu Bononien . Das loch , wodurch die Sonnenſtrahlen hineinfallen , iſt 71 bo.

noniſche Fuß und 3 Zoll lochrecht über dem Mittel . punct des Bodens erhaben ; die ganze Mittagslinie aber

als ein Himmelskdrper betrachtet.

67

aber hat eine Länge von 178 Fuß und 64 Zoll. Außer dem fann man auch die wahrre Mittagslinie durch Meſſung der Sonnenhöhe Vor- und Nach . mittags vermittelſt eines aſtronomiſchen Azimuthal. quadrantens finden , welches Verfahren von dem ge. lehrten Hrrrn Lulof s) ausführlich beſchrieben iſt; anderer Arten , die Mittagslinie durch die Firſerne Hier will ich ju finden , hier nicht zu gedenken . nur noch anführen , daß verſchiedene Sternfundi, ge die Frage aufgeworfen haben , ob die Mittags linie an einem gegebenen Orte unveränderlich bleibe, oder ob ſie ihre Richtung veråndere. Aus einigen Wahrnehmungen hat man das lektere behaupten wollen ; allein , man hat deren weit mehrere und wichtigere , welche ihre Unveränderlichkeit beweiſen , die ſich auch aus der vorhingedachten bononiſchen

Mittagslinie darthun låffet ) . 36. g. Hat man nun einmal die wahre Mittagslinie Wie hier eines Drts auf eine zuverläßige Art gefunden , fo auf die giebt es wiederum verſchiedene Mittel, die Polhöhe Polbobe oder Breite deſſelben zu beſtimmen. Es geſchieber gefunden folches durch Beobachtung ſolcher Sterne, die ſo nahe bey dem Pole befindlich ſind , daß ſie nicht untergehen ; woben die Fläche des Quadrantens oder andern Werkzeuges , deſſen man ſich bedienet , in die Fläche des gefundenen Mittagsfreifes geſeket werden muß.

Auf dieſe Art fand de l'Isle im

Jahr 1728 , 59° 56' 13" 30 " für die Breite der petersburger Sternwarte. 3t die Abweichung eines Sterns , oder feine Entfernung vom Aequa tor bekannt, ſo läßt ſich die Breite eines Drts aus derſelben durch eine einige weit fürzere Beobachtung finden ; s) Renntniß der Erdkug. Sb. II. S. 9 . 9 S. Manfredi de Gaomote Bononienfi.

68 Von einzelnen Theilen der Erdkugel finden ; und ſo beſtimmte Caßini 1697. die Breite von Alcmaar auf 52° 38' 34 Diejenigen Sir . ſterne, welche füdwårts des Scheitelpuncts ſtehen, ſind hierzu gleichfalls bequem , wenn nur ihre Ub. weidzung bekannt iſt . Wil man die Breite eines

. Dres durch die Sonnenhöhe beſtimmen , ſo verfährt man daben eben ſo , wie bey den Firſternen. Durch dieſen Weg beſtimmte Herr Lulof 1748. die Breite der Sternwarte zu Leiden auf 52° 8 ' 15", und ohn. gefåbr zween Monat hernach auf 52° 8' 21". Allein, alle dieſe und noch viele andere Arten , ſind zu der größten Schårfe nicht eher hinlänglich , als bis man die vom Bradley entdeckten beyden Arten von Abirrungen der Firſterne in Acht nimmt , und die Strahlenbrechung,

welche ſonſt an jedem Orte

verſchieden iſt, ſehr genau beſtimmt, welche lektere aber mit wichtigen Schwierigkeiten verbunden iſt. Der Herr von Taupertuis hat daber ein anderes Verfahren angegeben , die Breite eines Ortes zu finden , ohne , daß man die Abweichung des Ster. nes wiſſen darf , wobey er zugleich die Beſchwerlich . feiten vermeiden wollte , deren der Beobachter we gen der Strahlenbrechung unterworfen iſt t) . Allein, ſo leicht und kurz dieſer Weg auch iſt , ſo muß man doch daben die Azimuthe ſehr genau wiſſen ; und da deren richtige Beſtimmung ſehr ſchwer und bis jekt vielleicht wohl gar unmöglich iſt : ſo ſiehet man leicht, daß auch dieſe Art ihre Schwierigkeiten hat. Man hat aus verſchiedenen Wahrnehmungen (dilieſ. fen wollen , daß auch die Breite eines Orts nicht unveränderlich fen ,

ſondern mit der Zeit manche

Abweichungen litte ; allein , aus den meiſten und beſten Wahrnehmungen erhellet vielmehr das Gegentheil.

9. 37. t) Aſtron . Nautique, Aufg. 25. Lulofs Kenntniß der Erdt. Ib. II. S. 22.Hamb. Magaz. B. 2. St. 4.

als ein Riminelskdrper betrachtet. K.

69

37

Ich habe oben g. 33. bemerket, daß man durch Verſchies jeden Punct des Aequators einen Mittagsfreis zie. dene Bea ſtimmung ben könne , der zugleich durch bende Pole gehet . des erſten Nimmt man nun unter dieſen unzäligen Meridia : Meris nen oder uiittagskreiſen" nach Gefallen einen für den erſten an , ſo laßt ſich daraus die Entfernung eller übrigen beſtimmen , wenn man den Bogen des Lequators in Betrachtung zieher , der zwiſchen dem ceken Mittagskreiſe, und einem andern gegebenen enthalten iſt. Dieſer Bogen pfleget die Lange, Longitudo , eines Orts genannt zu werden .. Da ims die Natur den erſtenMéridian nicht beſtimmet hat, ſondern derſelbe nach Gefallen angenommen werden fann : fo darf man ſich auch nicht wundern , daß er bisher auf fo verſchiedene Art erwählet worden. Die alten fiengen ihre Långe von denjenigen Der tern an zu nehmen, die ſie für die weſtlichſten hielten, und veränderten denſelben ſo oft , als mehr land gé . gen Abend entdeckt wurde. Allein , als man end. lich fand , daß der Erdboden überall bewohnet rey, ſo mollte man doch von den Alten nicht gern ſehr abgeben , ſondern bey Erwählung des erſten Meris dians einige merkwürdige Zeichen und Umſtånde des Erdbodens mit in Betrachtung ziehen , ohners aftet ſolche ben deſſen runden Geſtalt gånzlich aus den Augen verſchwinden . Aus dieſer Urſache zog Pytbeus von Marſilien denſelben durd) die Inſel Thule ; Pracoſthenes durch die Säulen Serculis ben Gibraltar , und Prolemáus durch die cana . tiſten Inſeln , welche Beſtimmung aber zu'weit läuftig iſt , weil dieſe Inſeln ſelbſt einen ziemlichen Kaum in die länge einnehmen . Jemael Abulfeda jog ihn 1322. Durch das fretum Gaditanum ; Gerhard ! 1Tercator, deffen Söhne und Ricciolus durch die Inſel Palma, als der weſtlicyſten unters den E 3

dians.

70 Von einzelnen Theilen der Erdkugel den canariſchen Inſeln, und zwar durch den Soafen von St. Cruz, vornehmlich um deswillen , weil Chriſtoph Columbus aus dieſem Hafen , als dem : weſtlichſten Orte der alten Welt , die neue zu ents decken ausgeſeegelt iſt ; Wilhelm Blaeu durch die flamiſten Inſeln Corva und Flores , weil daſelbſt die Magnetnabel feine Abweichung von dem eigentlichen Norden þat ; nachmals aber zog er denſelben durch die canariſche Inſel Teneriffa, we. gen des auf derſelben befindlichen bohen Berges Pico , worinn ihn nachmals faſt alle niederländiſche Erdbeſchreiber, insbeſondere aber Viſſcher , de Wit , Vulk , Schenk und die Danteres gefolgt Bertius, Janſon in Hemiſphaeriis planis , find. und Ortelius ziehen ihn durch die capoverdiſche Inſel del Fuogo; Arnold de Arnoldis und Jos docus fond durch die capoverdiſche Inſel St. Nicola ,

anderer zu geſchweigen.

König

Ludwig Xni von Frankreich gab 1634 , nach ge. pflogener Berathſchlagung mit den vornehmſten der damaligen Mathematifverſtåndigen den Befehl, daß die franzöſiſchen Erdbeſchreiber und Seefah . rer die Lången von den weſtlichſten Küſten der cand. riſchen Inſel Ferro záhlen ſollten , von welden die pariſer Sternwarte nach den beſten Beobach , tungen 20° 2 ' 34 " 30 " oder in runden Zahlen 20° Weil es indeſſen 2'30" oſtwärts entfernet iſt. gleidigültig iſt , wo man die Grade der Långe gu zählen anfangen wil , und es hier nur auf den Un . terſchied der fånge ankömmt : fo haben die meiſten der neuern Sternkur:digen den Mittagsfreis desjeni. gen Orts , wo ſie ihre Wahrnehmungen verrichten , für den erſten angenommen , und von da die Lången nach Weſten und nach Dſten zu gåhlen angefangen ; welche Långe des Sternkundigen ſich leicht in die Sånge feines Orts nach den erſten Meridian ver, wana

als ein Himmelskörper betrachtet.

randeln låſſet.

71

Hier will ich nur noch anmerken ,

daß die Benennungen der Länge und Breite ihren Urſprung ohne Zweifel derjenigen Geſtalt zu verdan . ten haben , unter welchen die Erde den Alten beo tannt war, als die einen großern Theil deſſelben son Abend gegen Morgen , als von Mittag gegen Mitternacht

fannten ,

welches

auch

noch

von

16 gilt . g . 38. Es iſt oben g. 22. der täglichen Bewegung der Verhälts Dieſe Bewe , niß der Erde um işre Are gedacht worden . gung geſchiehet eigentlich innerhalb 23 St. 56Min. Lange zur tägligen Sec. 4 .; weit diefErde aber während derſelben Beres in ihrer jährlichen Laufbaạn um die Sonne ohnge, gung der pº oder 59' 8" fortrůct : fo hat ſie faſt 24 Št. Erdkugel nöthig, wenn ſie eben denſelben Mittagsfreis wie , um ibre Are. Weil ſich nun der unter die Sonne bringen ſoll. die Erde in gleichförmiger Bewegung in 24 St. von

Weſien nach Dſten drehet , ſo zeigt ſich die Sonne in alen Mittagsfreifen , in einem nach dem andern , and jo vergált ſich allemal die Zeit, welche die Son ne anwendet, von einem Mittagsfreiſe in den ana dern zu kommen , zu, 24 Stunden , wie der Bogen des Aequators zwiſchen beyden Mittagsfreiſen zu 360° oder zu dem ganzen Umfange des Hequators . Folglich fommt auch die Sonne um i Stunde eher in den Mittagsfreis eines Drts der 15 ° von dem unſrigen nach Diten liegt , und 1 St. ſpåter menn Weil nun die € 150 nach Weſten liegt u. f. f. Stunden von dem Augenblicke an,gerechnet werden, da ſich die Sonne im Mittagsfreiſe befindet , ſo folget daraus, daß wir in unſern nördlichen Ländern 12 Uhr zu Mittag zählen , wenn ſich die Sonne in . unterm Mittagsfreiſe befindet; diejenigen aber, wele dhe 15º weiter nach Oſten wohnen , zählen 12 Uhr, menn die Sonne ſich in ihrem Mittagsfreiſe befin , E 4 der,

1

72 Von einzelnen Theilen der Erfugel det, ob ſie gleich alsdann noch 15° zurücf legen muß Zeigete ſich alſo ebe ſie in den unſrigen fömmt. den Augenblick ,

da die Einwohner eines 15 ° von

uns nach Dſten entlegenen Orts 12 gåhlen , ploklich eine Erſcheinung am Himmel oder auf der Erde, die von ihnen und uns zugleich geſehen würde ,

ſo

müßten wir nach unſrer Rechnung ſagen , dieſes Fen um 11 Uhr Vormittags geſchehen ; 10, daß zwiſchen den Zeiten unſrer Wahrnehmung und der ihrigen I Stunde verfioffen zu ſeyn ſchiene, obgleich bende Ses wirklich in einem Augenblicke geſchehen ſind. ben wir alſo zu Mittage um 12 Uhr eine Erſcheinung , die zugleich für diejenigen ſichtbar iſt , welche 15° von uns nach Oſten liegen, und auch für die, ſo 15° von uns nach Weſten liegen , ſo werden die öſtlichern folche nach ihrer Art zu zählen um 1 Uhr zu Mittage, die weltlichern aber um 11 Uhr Vormittags fehen . So wie man nun aus dem Unterſchiede der Sången ausmachen kann , um wie viel früher oder ſpåter eine Erſcheinung an einem Orte, als an dem andern , geſehen werden muß : ſo kann man auch umgekehrt aus dem Unterſdiede der Zeit , den Unterſchied der Wenn wir alſo unter unſerm Lången beſtimmen . Mittagsfreiſe eine augenblickliche Erſcheinung um 12 Uhr fehen , und man findet, daß andere ſolche nach ihrer Rechnung um 1 Uhr Nachmittags ge. fehen haben , ſo können wir daraus ſehen , daß ihr Mittagskreis 15 ° oſtmårts von dem unſrigen ent. legen iſt. 39 . g. Hieraus laſſen ſich nun die verſchiedenen Wege Berfcbie: begreiflich machen, deren man ſich bedienet hat, und dene Arten dic fiige noch bedienet , die Långe eines Orts ausfindig zu eines Dris machen . Schon vor dem prolemdus bedienete zu finden . man fich daju der Beobachtungen der Mondfinſter . niffe ; indem man aus dem Unterſchiede der Zeiten, da

als ein Himmelskörper betrachtet.

0

73

da der Anfang und das Ende der Verfinſterung, fo man als eine augenblickliche Erſcheinung annehmen

10

kann, an verſdjiedenen Orten geſehen wird , den Bogen des Vequators finden kann, der zwiſchen den Mittagstreifen dieſer benden Orte enthalten iſt, und jwar dergeſtallt, daß der Ort öſtlicher liegt, wo der Anfang oder das Ende der Verfinſterung der Rech . Herr Grand nung nach ſpåter geſehen wird .

In Die

Jean de fouchy hat vor nicht gar langer Zeit, einen bereits vom sepel angemerkten andern Weg

0

gewieſen , die Lången durch Hülfe des Mondes zu 4

Je, m.

1

t

1

.

finden; indem man nur die Erleuchtung und Ver. finſterung der Mondberge beym Zu- und Abnehmen des Mondes an verſchiedenen Orten beobachten, und aus dem Unterſchiede der Zeit , den Unterſchied der Långe beſtimmen dürfe. Allein die damit verbun : denen Schwierigkeiten hat Herr Lulof 1 ) þinlang. lich entwickelt . Andere haben die Verdeckung der

! Firſterne, fo von dem Monde in ſeiner Laufbahn geſchieht, als ein noch bequemeres Mittel zu Be . ſtimmung der Lången angegeben ; alein dieſer Weg iſt ſehr mühſam , erfordert auch vollkommnere Mondstafeln , als wir uns zur Zeit noch rühmen fónnen. Man þat nod) verſchiedene andere Mittel ausfindig gemacht, vermittelſt des Mondes und ſeis nes Standes unter den Firſernen den Unterſchied der Sången zu beſtimmen ; die man in allen Lehre Die Vers büchern der Aſtronomie finden kann . finſterungen der Sonne dienen, ſo wie die Mondo finſterniſſe, gleichfalls zur Erreichung dieſer Abſicht; nur daß dieſe Beobachtungen mühſamer ſind. Seitdem Galilåus im Jahr 1610 entdecket hat, daß Jupiter mit vier Monden verſehen iſt, die feør nahe ben ihm ſtehen , und weil fie ihre Umlaufe in kurzer E 5 5) Kenntniß der Erdkug. Ib . 2. S. 141.

74

Von einzelnen Theilen der Erdkugel

kurzer Zeit vollenden , rehr oft und plößlich in den Schatten ihres Hauptpianeten kommen , und aus demſelben wieder verſchwinden ; feit dieſer Zeit, ſage id ), þat man auch gefunden , daß dieſe Erſchei. nungen vor vielen andern zur Beſtimmung der ſånge bequem ſind , wenn man nur daben die Behutſama keit gebraucht, daß zween oder mehrere Beobachter, die dieſe Erſcheinung an einem dieſer Trabanten beobachten wollen , mit gleich guten und gleich) langen Fernröhren verſehen ſind . Die Beweguns gen der Trabanten des Saturns ſind uns nicht bekannt genug, erfordern aud) zu ihrer Beobachtung allzulange und unbequeme Fernröhre , als daß man ſidy iğrer zur Beſtimmungen der lången bedienen Fönnte.

. Durch die mehreſten der jeßt angeführten Wege Beſtim : låſſet ſich die Länge eines jeden Ortes auf dem feſten mung der Sande mit ziemlicher Zuverläßigkeit beſtimmen . Länge zur Ulein auf der See verhålt es ſich ganz anders , wo See. durch die beſtandige und oft ſehr hefrige Bewegung des Schiffes der Gebrauch der dazu nothigen Werk: zeuge hodiſt unzuverläßig, ja wohl gar unnug wird ; ob gleich denen Schifffahrern , wenn ſie durch Sturm verſchlagen worden , und nicht mehr wiſſen , wo ſie ſind , zur Vermeidung gefährlicher Derter und zur Fortſegung ihrer Reiſe ſehr viel daran ge legen iſt, die Långe und Breite der Gegend , wo ſie Die Breite låßt ſich fich befinden , zu erforſchen. auf der See noch ſo ziemlich finden, wenn man nur die Sonne oder einen bekannten Förftern ſehen kann ; allein , die Beſtimmung der Sånge iſt mehrern Die Seemachte, Schwierigkeiten unterworfen. insbeſondere aber England , haben daher ſchon ſeit langer Zeit eine überaus große Summe dem . jenigen verſprochen , welcher ein braudybares Mittel zur

als ein Himmelskörper betrachtet.

75

M jur Beſtimmung dieſer Långe zur See ausfindig machen würde . Ich würde zu weitläuftig werden müſſen, wenn ich die Vorfd låge aller derer an führen *

mollre, welche dieſe Belohnung zu verdienen geſucht haben. Das meiſte kam dabei auf eine Uhr an,

4

deren.Gang durch die Bewegungen des Schiffs nicht in Unordnung gebracht werden könnte . Nach

D

dem Huygens im Jahr 1657. die Penduluhren er. funden hatte, die Zeit durch ſolche ſehr genau abzu . meſſen, ſuchte er ſie auch für die Seefahrer brauch. bar zu machen.

ing 2:11

Allein man bat dadurch nicht vers

þüten fónnen , daß die Uhren , fo künſtlich ſie auch gemacht, ſo vorſichtig ſie auch aufgebenft werden, durch das Schütteln und Wanken des Schiffes in ihrem ordentlichen laufe nicht geſtoret werden ſoll.

The ett

:1. TO

ten. Das fchlimmſte dabey iſt , daß der geringſte Fehler an den Uhren von Tage zu Tage großer wird, da doch ein Fehler von 4 Minuten Zeit ſchon einen Fehler von einem ganzen Grade in der Långe vers urſacht. Die Uhren , welche Lotharius Jumbach pott Kösfeld 1714 , erfunden , und die deſſen Sohn , Conrad Zumbach von Rósfeld verbeſſert þat, ſcheinen einige Unbequemlichkeiten der andern Uhren zu vermeiden. Sie werden nåmlich durch ihr eigenes

7

Gewicht beweget, und ſinken nach und nach an eis nem ausgezahnten geraden Stabe nieder. Das Pendul wird , wie bey den Sacfuhren , durch eine

ļ

Spiralfeder regieret, das ganze Werkzeug aber in ein Glas eingeſchloſſen , und vermittelſt einer lampe

I und eines Thermometers beftåndig in dem Grade der Wärme erhalten, die in dem heiffeſten Erdſtriche ftatt findet x).

Allein man ſiehet leicht, daß Surch die

2) Herrn Jumbachs Vera methodus inucnicndi lon gitudines maris.

26 Von einzelnen Theilen der Erdkugel die Stöße des Schiffs allerlen Unordnungen in dem ordentlichen Niederſinken der Uhr verurſadyt werden müſſen ; der Unbequemlid feit und Unſicherheit der Spiralfeder nicht zu gedenken. Im Jahr 1742 wollte Herr de la Croit die { ånge durch die Abs weichung und Neigung der Magnetnadel entdecken ; wobey er zum voraus ſekte, daß es in unſrer Erde zween magnetiſche Pole gebe, die gerade gegen ein . ander überſtehen , und von den Erdpolen merklich entfernt ſind, aber fich beſtändig verändern. Allein da die Gefeße der Abweichungen der Magnetna . del bisher noch nicht bekannt ſind , ihre Neigung fich auch gar nicht nach dem magnetiſchen Pol rich . tet, ro beruhet dieſes ganze Verfahren auf rehr ſchwachen Gründen . Man kann hiervon auch die in der Anmerkung y ) angezeigten Schriften nach . fehen. Ich übergehe" eine Menge von anderir ge. thaner Vorſchläge, und bemerke nur noch, daß Herr Sarriſon in London vor kurzem eine Uhr erfunden þat, vermittelft deren die Länge auf der See bis auf 10 Meilen beſtimmt werden kann.

Das Par.

lement hat ihm auch in dem Jahre 1765 den auf dieſe Erfindung geſekten völligen Preis auszahlen und zugleich den Erben des Prof. Rulers zu Berlin 300 und den Erben des Prof. Mayers zu Går. cingen 3000 Pfund Sterlings übermachen laſſen , weil die von benden Gelehrten verfertigten Monds . tafeln dem Herrn Barriſon zu ſeinem Werkzeuge febr y) An account of an attemt to as certain the Longi tudo at Sea ; by an exa& Theory of the variation of the magnetik needle - by ZACHAR . WILLIAMS . Lond. 1755. Beobadrungen über die Abiocichung der Magnetnatel , netfi einem Borſchlage , die Meereslánge zu entdecken ; aus dem Univerſal: magazin, im Bremiſchen Magazin Ib. 5. S. 346 .

als ein Himmelskörper betrachtet. 1

fehr bebülflich geweſen.

77

Ich kann aber noch nicht

ausfüşrlich anzeigen , worinn die eigentliche Ein. stichtung dieſer Uhr beſtehet. g . 41 . Es iſt aber noch nicht hinlänglich , die Entfer. Beftima nung der Derter auf der Oberflade des Erdbodeng mung der bekannte, in Anſehung der Länge und Breite, ju meſſen , wel , ften Meis dhe Entfernung nach Graden und deren Theilen bee len:

rechnet wird ; man muß auch dieſe Grade, Minuten Maafe. u.f.f. in Stunden , Meilen oder andere befannte und bey den Reiſenden übliche Maaße auflöſen können. Ehe fich aber dieſe Auflöſung vornehmen laſſet, muß ich etwas weniges von den bey verſchie. denen Völkern üblichen Maaßen der Entfernung eines Ortes von dem andern , bemerken . Die alten Gebråer rechneten nady Ellen, Meia

GO

den, Sabbatherwegen, Parſen und Tagereifen oder Diåten. Eine Elle oder Ammoch enthielt einen

is

len oder 1000 Schritte, die auch ein Sabbatherweg

þalben geometriſchen Schritt ; eine Meile 2000 El.

genannt wurden. Eine Parſe, von dem perfifden Worte Parafanga, hatte 4000 Sdiritte; eine Tan gereiſe oder Diára , wie ben den Römern , ohngea fahr 5 deutſche Meilen. Die Griechen hatten '

to

Gradia oder Feldwege von verſchiedener Große. Die gemeinſten, als die olympiſchen , enthielten 600 fuß , welche 625 römiſchen Füßen oder 125 rómiſchen Schritten gleich famen. Daher 8

1

Stadia eine romifite Meile machten.

Die RS,

mer nannten 1000 Schritte eine Meile Milliare ), welche ſie auf den Wegen mit ſteinernen Säulen zu bezeichnen pflegten. Ben den Galliern waren die Leucae, Leugae oder Leuae, jede von 1500 Schrit. ten, bey den alten Deutſdyen aber die Rafta jede bon,3000 Schritten üblich. Jedoch ich fann mich þier bey der genauern Beſtimmung der Erdmaaße der

78 Von einzelnen Theilen der Erdkugel

der Alten , welche ohnehin vielen Schwierigkeiten unterworfen iſt, nicht länger aufhalten z ) , ſondern

will mich nur zu den üblichſten unter den neuern wenden .

Nach Picaros Meſſungen verhålt ſich der pa .

riſer Fuß zu dem rheinländiſchen wie 1440 : 1392, oder wie 720 zu 696 , oder auch wie 30 : 29 . Der Londner Fuß verhålt ſich nach dem Pi . card zum Pariſer wie 675 $ : 720 , oder wie 1351 : 1440. Es haben aber die Mitglieder der pariſi ſchen Akademie der Wiſſenſchaften und der königli chen Geſellſchaft zu London ſich viele Mühe gege . ben, die Maaße und ihre Verhåltniſſe gegen einan . der zu beſtimmen : da ſie denn gefunden haben, daß fich der Londner Fuß zu dem Pariſer verhalte , wie 107 : 114, oder wie 13511 % zu 1440. Sechs dieſer Pariſer Fuß machen eine Toiſe oder frans zöſiſde Ruthe, 3 Londener Fuß aber eine Ward oder engliſche Elle. Nachdem dies von den bekannteſten kleinern Maaßen voraus geſeket worden , wil ich das Ver Håltniß der größern gegen einander zu beſtimmen ſuchen. Verſchiedene auswärtige Schriftſteller re . den oft von Deutſden Meilen , deren 15 auf einen Grad gehen ſollen, daher jede derſelben 1972 Ruthen Allein dieſe Meilen ſind in enthalten würde. Deutſchland nicht üblich , wo man ſich eines gar So fou verſchiedenen Meilenmaaßes bedienet.

S. Eiſenſchmidt de Ponderibus et menſuris vete rum . Straßburg 1737. 8 . sed. Bernard de

menſuris et ponder. antiq. Orford 1688. 8. Ur: burbnots Tabulae antiquorum nummorum . ineri furarum et ponderum , Utredit 1756 gr . 4. und des Herrn d Paville Eclairciſfemens géogr. ſur l'ancienne Gaule, précedés d'un Traités des méfu res itineraires des Romains etc , Paris 1743. gr . 12 .

als ein Himmelsförper betrachtet. 79 E. eine churſächſiſche Policcymeile 16000 Dreßdener Ellen , die Dreßdener Elle aber 22 tbeinlandiſde zwelftheilige Zoll halten ; ſo, daß die churfädofiſde Policeymeile 293331 rheinláns diſche Fuß betragen würde . Eine churbraun . weigifche Policeymeile hingegen enthält 2274 allifche Ruthen , jede ' von 16 Schuhen , die ſich zu dem rheinländiſchen Fuß wie 51 zu 48 ver . balten . In den Niederlanden pflegt man die Entfer. mungen nach Stunden zu rechnen ,

die man gee

meine holländiſche Stunden nennet , deren jede 1500 rbeini . Rutben oder 6000 Schritte oder 18000 cheinländiſche Fuß enthält ;

ſo , daß auf

einen Grad 1915% oder ohngefähr 19 holland. Stunden gehen würden. Eine gemeine engländiſche Meile enthalt 5280 engliſche Fuß oder 1760 Hard6 ; daß alſo 694740 dieſer Meilen einen Grad ausmachen . Doch bes dienen ſich die Engländer auf ihren Reiſen meiſtens der Seemeilen , deren, ſo wie bey den franzoſen und sollándern, 20 auf einen Grad gehen . Eine italieniſche Meile macht nur den dritten Theil einer Seemeile aus ; es gehen deren alſo 60 . auf einen Grad , und ſo betrågt jede italieniſche Meite eine Minute, oder 493 rheinl. Ruthen , oder 5916 rheinl. Fuß. In Rußland pfleget man nach Werſten zu reconen , deren jeder goc Saſchinen betragt. Eine Sarchine inacht 3 Arſchinen , oder 7 Londener Fuß, der Werft alſo 3500 Londner Fuß . 1046 dieſer Werſte gehen auf einen Grad des Aequators. Eine däniſche Meile Gat 12000 Ellen , jede von 2 Dániſchen Schuhen. Die Rohwediſche Meile aber hat 18000 fdywedifite Ellen , und die Elle 1 Fuß 10 Zou Parifer Maaß ,

welches mit dem Vers

So

Don einzelnen Theilen der Erdkugel

Verhältniß des ſchwediſchen Fußes zu dem Pa .

1

rifer = 10000 : 10943 übereinſtimmt. Ueberņaupt aber wird man nicht viel irren, I wenn man die Größe der bekannteſten Meilen nach geometriſden Schritten folgender Geſallt angiebt:

.

Eine arabiſche Meile enthalt 105814 geometr. Sübrit. bomiſche oder gemeine roblefiſche 3468 469 5000 bomiſche große binefiſde Li 240 dineriſche Py 2400 Dåniſche gemeine Soco 857 engliſdie gemeine 1000 mittlere große 1250 2400 franzöſiſche gemeine 3000 größere kleine 2000 2000 indianiſche 1250 irlandiſche 1000 italieniſche 272777 niederländiſche 6000 norwegiſche 3000 polniſche 2700 perfiſche Farrange rafiſche gemeine Werſte 571 größere 750 800 große ſdywediſche gemeine 5000 - große 57145 Kdyweigeriſdie 5000 Schotlandiſche I 200

ande

**

ger =

ſpaniſche oder portagie 34284 fiſche gemeine deusiche gemeine 4000 mitlere 4500 5000 große tåttische Berri 900 ungariſche gemeine 5000 kleine 4500 6000 große

Marie

§. 42.

als ein Himmelskörper betrachtet.

S.

81

42 .

Will man nun den gefundenen Unterſchieb in Berbålts ter Sänge und Breite eines Drts in einem der ge. niß derbes biuchlichen Meilenmaaße berechnen , ſo wird fol. kannteſten Meilen des wenig Schwierigkeit machen , wenn man die Ers gegen et, De fugelrund annimmt ; etwas megr aber , wenn nen Grad Siehet desUequgs man ihre eingedruckte Geſtalt voraus reßt. man die Erde als eine vollkommene Kugel an , rotors. findet man einen mittlern Grad für dieſe Kugel , wenn

man ziviſchen dem größten und dem kleinſten Grade Der der eingedrukten Erde ein Mittel nimmt . grobte Grad enthalt ( nach § . 12) 57595, der kleineſte eber 56625 , folglich der mitlere Grad 57110 Toto imn . Allein , es iſt auch g. 16 bemerfet worden , daß man beſſer thur , wenn man alle Grade der Breite zuſammen addiret , und die Summe durch 360 , oder den vierten Theil des elliptiſchen Umfangs durd, go dividiret ; da denn der Quotient ben mitte lern Grad geben wird , der ſchier 571061 Toiſen iſ. Dieß iſt aber nur der Grad der Breite , indem die Grade der långe , wie g. 12 bemerket worden, nach den verſchiedenen Breiten auch unterſdieden Ein Grad des Aequators beträgt 57270 Tois fen ; nimmt man nun noch zwiſchen 57106+ und 57270 das Mittel , ſo findet man 57188 Toiſen rheinl. Ruthen , als den mittlern oder 29580 * Grad . find.

Zu dem jeßt beſtimmten Grab des Pequators werden fich die bekannteſten Arten der Meilen fola gender Geſtale verhalten ; denen ich zugleich das Ber. þåltniß gegen deutſche Meilen , zu 4000 geome. triſchen Schritten , oder 23628 rheinláno. Schu. hen gerechnet , beyfügen wil. Es geben nåmlich :

II. Theil.

&

82 Von einzelnen Theile der Erdkugel Zufeinen Grad des Aequators.

£ ngländiſche gemeine mittlere große franzöſiſche gemeine größere kleine Indianiſche Irländiſdic Italieniſche iederländiſche Lorwegiſche gemeine Polniſche Perfiſche farfangen Rußiſche gemeine Werfte große kleine Sdwediſche gemeine große Schweizeriſche

33 23

1775 12 16 hvillow

250 25 12

41

70 60 48 25 20 30 30 1

60 22 IO 20 22 105 75 80 12 10 12 50

Schotlandisde Spaniſche oder portugiſi 175 die gemeine 15 Deutſche gemeine 13 mittlere 12 e größer 66 } Tärkiſche Berri 131 Ungariſche kleine 12 gemeine 10 große Seemeilen . 20 Engländiſche 20 Frangofide 20 Bollandiſche 60 Túrkiſche

3} 4

12 ly I 7 5 5

la reut oe with

Chineſiſche Py Däniſche genieine

Aaf eine deutfcbe MIT

56

wine the with

Arabiſche Bömiſche oder roolefiſche gemeine große Chincfidhe Li

fin

I } 4

. S.

43

als ein Himmelskörper betrachtet.

§.

83

43

Nachdem nun dieß voraus gefeßet worben , fön . Wie die nen wir uns zu der Beſtimmung der Entfernungen, Entfers felbſt wenden . So lange man die Erde als eine nung wees ner Drte bollfommene Kugel anſiehet, iſt die Entfernung zu finden , weener Orte auf ihrer Fläche allezeit ein Bogen beren Bane eines größten Kreiſes, der durch beyde gezogen wird. ge uud

Haben nun bende Orte , deren Entfernung man be . Bieite be rechnen will, einerlen Lange, aber eine verſchiedene fanut iſt. Breite; fo liegen ſie bende entweder auf einer Seite In dem des Hequators , oder auf verſchiedenen . erſfen Falle iſt der Unterſchied' der Breiten die ge . fuchte Entfernung ; in dem lekten aber die Summe dieſer Breiten . 3. E. Paris und Carcaſſone liegen faſt in einer {ånge ; Paris aber hat 480 50 10" und Carcaſſone 43° 12' 51" Breite ; der Únn terſchied ihrer Breiten iſt alſo sº 27' 19" oder 16205 rheinl. Ruthen. Das Vorgebirge der guten Hoff nung liegt beynahe unter einem Meridian mit dras cau. Die füdliche Breite des erſten Orts iſt 34 % 15', die nördliche des leßtern aber soº ro' ; die Summe bender Breiten iſt 84 ° 25' , folglich ift foldhe auch die Entfernung beyder Derter , 2497045 rheinl. Ruchen ausmachr.

welche

Wil man aber die Entfernung zweener Orte wiſſen, die einerley Breite, aber verſchiedene {ånge ſaben , ſo muß man die ſphäriſche Trigonometrie zu Hülfe neşmen, um den Bogen des größten Kreiſes zwiſchen beyden zu finden. So fen & E. ER der Sig S. Hequator, P der Pol ; L und M follen zween Ders ter fenn , die einerley Breite haben , nåmlid, NL und OM . LPM fev der Unterſchied der Sången , und LM ein Bogen eines großten Zirkels : ſo laß fich aus dem bekannten Winkel LPM und den be. kannten Seiten PL und PM die Seite LM ben rechnen .

8

84 Von einzelnen Theilen der Erdkugel Edenburg und Oranienburg licgen rechnen . faſt in einerlen Breite, welche ohngefähr 55 ° 56' iſt; Der Unterſchieb der Långe aber iſt beynahe 15° 58 '. Nun findet man nach den gemeinen Regeln LM = 8° 55' 20' ; folglich beträgt die Entfernung in rheinl. Ruthen 263919. S.

44 .

Mit dem Zequator ſind auf benden Seiten der Berhälts Erdkugel verſchiedene Zirkel parallel gezogen , welche niß der Paradelzickel genannt werden , und den Nord Grade in oder Süderpol zu ihrem Mittelpunct haben. den Parals lelfreiſen Dieſe Zirkel müſſen nun immer kleiner werden , je zu den nåber ſie dem Pole kommen , daber auch die 360 Graden Grade , worcin jeder derſelben getheilet iſt , immer Dieſer Parallelzirkel be. des Uequa :kleiner werden müſſen. tors. dienet man ſich am öfterſten , die Entfernung ſolcher Derter zu finden , die einerley Breite baben dem man nur die Größe eines Grades der tånge in /

einer ſolchen Breite ſucht, und dadurch beſtimmet, wie viel. Meilen , Rurgen u . f. f. der Bogen des Parallelkreiſes , der durch bende Derter gebet, ent hålt. Will man nun die Größe eines jeden Gra . des der { ånge in jeder Breite wiſſen , ſo darf man nur die Regel zum Grunde legen , daß ſich die Grade der Parallelfreiſe verhalten , wie die Halbmeſſer, und die Halbmeffer wie die Coſinus der Breiten.

Ich habe bereits oben . 12. eine folche Berechnung nach Toiſen bengebracht; hier will ich eine andere nach rheinl. Ruthen Herſeken , 'wober ich nur nocy qumerfen will , daß der mittlere Grad überall

folglich auch jeder Grad des Zequators auf 29580 cheinl. Ruthen gefekt worden . ? Es enthält alſo ein Grad der ſånge

.

als ein Hittimelskörper betrachtet.

ill

In der Breite von 5 Graden 29467, 4 Ruthen. 10 29130 , 6 15 28572, I 27796, 1 20 26808, 6 25 30 25617, O 24230 , 5 35 22659, 6 40 20916 , 3 45 50 19013, 7 16966, 4 55 60 14790 , 0 12501 , I 65 10117 , o 70 7655 , 9 75 80 5136, 5 85 2578 , 1 90

Will man aber das Verhältniß der Grade in jedem Parallelfreiſe zu den Graden des Pequators noch genauer, und zwar in deutſchen Meilen wiſſen: ſo kann man ſich folgender Tabelle bedienen ;

wobey

man nur bemerken muß , daß jede Meile hier in 60 Minuten getheilet worden .

33

Gr.

86 Von einzelnen Theilen der Erdkugel Gr. Mei- Mia ! Gr. der len , nut. der Breie Brei: re. 0 15 31 32 14 59 14 59 33 314 58 34 414 57 35 5 36 14 56 14 55 6 37 38 714 53 14 51 39 8 40 914 48 10 14 46 41 14 43 Il 42 14 40 12 43 13 14 37 44 45 14 14 33 46 14 29 15 16 14 25 47 48 17 14 21 18 1 14 16 49 19 14 50 2014 6 51 21 14 52 32 : 13 $4 53 23 13 48 54 24 13 42 55 25 13 36 56 26 13 29 57 27 13 22 58 28 13 15 59 13 29 7 бо 12 59 30

Meis Mi len . nut.

12 12 12 12 12 12 il

51 43 35 26 17 8 59 49 39

Il II 11 Io 10 10 IO 10 10 9 9 9 9 9 8 8 8 8 7 7

29 19 9 58 47 36 25 14

50 38 26 14 2 49 36 23 IO 57 44

7

30

Sr. 1 Mei Mi der len . nut. Brei: te . 61 7 16 62 7 2 63 6 48 64 6 34 6 20 65 6 6 66

70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90

5 5 5 5

52 38 23 8

4 4 4 4 3 3 3 3 2 2 2 2 I I ( I o

53 38 23 8 53 38 23 8 52 36 20 5. 50 34 18 3 47 31 16

Nach dieſer Regel kommt für einen Grad bor fånge , in der Breite von Edinburg und Ura: nienburg, 165691 rheinl. Ruthen ; daher die Ent. fernung , wenn ſie durch den Parallelfreis beſtim . met wirb , 264559 Kuthen betråget, da ſie vorhin, паф

als ein Himmelskörper betradytet. 87.

ll AM

nad dem größten Kreiſe gerechnet, 263919 Ruthen mar. Dieſer Unterſchied von 640 Ruthen rühret daßer, weil ein Bogen des Parallelkreiſes nicht die

lo

fürzeſte linie auf die Kugelfläche von einem Punct

2 18 4

zum andern iſt ; daher alle auf dieſe Art gefundene Entfernungen nicht völlig richtig ſind.

6 12

Will man die Entfernung zweener Orte berechnen, Unbrauch . deren;fånge ſowohl verſchieden iſt, als die Breite : ſó barkeit dies fer Ents bedient man ſich eines ſphäriſchen Triangels , worinn fernungen irvo Seiten nebft dem eingeſchloſſenen Winkel gege auf land.

g.

13 3

3 8 53 38 23 8

6 20 1

-4 8 3 7 I 6

45 .

ben find ; indem die Långe und Breite als bekannt und Sees Alsdann läßt ſich leidet die reiſen ., voraus geſegt wird . Entfernung , oder diejenige Seite finden , welche dem gegebenen Winkel gegenüber ſtehet. Da alle dieſe ſolcher Geſtalt gefundene Entfer. nungen allemal den fürzeſten Weg , oder den Boo gen des größten Kreiſes , beſtimmen : ſo ſiehet man leicht, daß man ſich derſelben weder auf dem Lande noch auf der See mit Nußen bedienen kann . Große Etróme, Seen , Moráſte , Meerbuſen , Berge, Wälder und andere natürliche Hinderniſſe , halten den Wanderer unendlid, oft ab , daß er nicht in einer. ley Entfernung von dem Mittelpunct bleiben faun ; und wenn auch dieſe Hinderniſſe nicht Statt finden , ſo ſind doch ordentliche Wege nur ſelten nach Bogen des großten Kreiſes, ſondern mehrentheils nach der {age derjenigen Derter gerichtet , welche zu Ruhe .

ber

ima

Ein mwenye

plågen dienen fónnen , oder auch Recht zu haben glauben , den Durchreiſenden zu brandſdagen. Zur See ſind die Vorgebirge, Infeln , Klippen und mit einem Worte , die hervorragenden Theile des feſten { andes im Wege , daß Schiffe faſt niemals den kürzeſten Weg nehmen können ; und wo auch dieſe nicht ſind , ro hindern die Winde und Strome im $ 4

88 Don einzelnen Theilen der Erdkugel im Meer den Steuermann , das Schiff ſo zuzuriche ten , daß es allemal den Bogen eines großten Krei. ſes beſchreibet.

g . 46. Ben allen jegt angeführten Arten , die Entfer . Wie die nungen der Drter zu finden , wurdë vraus geregt, Entfer: daß die Erde eine vollkommene Kugel rey. Allein , nungen den neueſten Wahrnehmungen zu Folge iſt es ges auf der ein getructen wiß , daß die Erde eine eingedrüfte Geſtalt hat ; Errtugel wil man daber die Entfernungen auf derſelben nach zu berech der größten Schårfe beſtimmen : ſo muß man daben nen, ganz anders verfahren . Sind die Derter nur in der Breite verſchieden : ſo darf man nur die Långe Bogens wiſdien beyben finden, des elliptiſchen wenn man den, doch nicht, vollkommen richtigen Saş vuraus ſeget, daß die Figur der Erde durch die apolloniſchen Ellipſe um ibre 3d babe bereits g . 16 bemerket, are entſtehet. daß ſich die Integralrechnung hier nicht bequem an ..

Umdrehung

einer

bringen låſſet , daher man ſeine Zuflucht zu dem ſchon dort verſchlagenen Wege nehmen muß . Will man z . B. die Entfernung zwiſchen Cracau und dem Vorgebirge der guten Hoffnung, auf der einge . drückten Erdkugel finden , ſo muß man bemerken , daß die nördliche Breite von Crac.u 50 ° 10', die Ents ferrung alſo dieſes Orts von dem Aequator beynahe 2849921 Toiſen iſt. Das Vorgebirge der guten Hoffnung liegt in 34° 15' ſüdlicher Breite, und alſo Es iſt alſo faſt 1945415 Toiſen vom Aequator. der ganze elliptiſche Bogen zwiſchen benden Dertern

4795336 Toiſen oder 2480311jf rheinl . Ruthen ; da wir g . 43 dieſe Entfernung auf der kugelrunden Erde 2497045 rheinl. Rutben gefunden batten . Es liegen alſo beyde Orte auf der eingedrückten Erde um 16737 rheinl . Ruthen näher , als auf einer vollkommenen Kugelrunde . Sino

als ein Himmelskdrper betrachtet. 89

Sind die Derter nur der Långe nad, unterſchie den , fo fann man ſich ohne einen allzugroßen Fehler zu begehen , der Tafeln . 12. und g. 44. bedienen, podurch ſich ein Bogen des Parallelkreiſes durch bende Orte finden låſſet. Allein in dem lektern jeßt angeführten . iſt auch ſchon bemerket worden , das die auf dieſe Art gefundene Entfernung niemals die wahre iſt , weil der gefundene Bogen des Parallel. nicht die kürzeſte krumme Linie zwiſchen jmenen Orten iſt. Da es nun überaus ſchwer iſt, dieſe fürzeſte frumme Linie durch zweene gegebene

freiſes

Puncte auf einem Sphảroid zu beſtimmen : fo baben berſchiedene große Mathematifverſtändige verſucht, einen bequemen Weg dazu ausfindig zu machen. Job . Bernoulli und fein Bruder Jacob Bér : noulli, Leibnitz und Euler ſind die vornehmſten darunter. Weil aber die von ihnen gegebenen Auf löſungen dieſer Aufgabe ſehr ſchwer oder vielleicht mohl gar nicht in Ausübung zu bringen ſind , ſo daß fich eine Regel daraus machen ließe , nach welcher man die Entfernungen zweener Orte, die nur in der Länge, oder auch in der Långe und Breite zugleich, von einander unterſchieden ſind, finden könnte ; ſo hat Herr Bouguer einen andern Weg vorgeſchlagen , den man auch bey dem Herrn Lulof a ) umſtändlich vorge. tragen findet ; auf den ich meine Leſer um der Kürze willen verweiſen muß.

g.

47 .

Nachdem wir bisher nicht nur die Bewegung der Erde um die Sonne und um ibre eigene Are 9. 20. f. überhaupt betrachtet, ſondern auch von der {age der Derter nach ihrer Långe und Breite gehan.

Nähere Be ado g der tuntr jabrlicben Berpe :

delt haben : ſo müſſen wir uns, nunmehr zu denjeni. gung der FS gen a ) Senntniß der Erdkug. 36.2. S. 166 s 174.

90 Von einzelnen Theilen der Erdkugel Erde, um gen Begebenheiten auf der Erdkugel wenden, welche die Sonne aus dieſer gedoppelten Bewegung der Erdkugel, und

1 der { age der Derter, zugleich erkläret werden müſſen. In der zwoten Abtheilung iſt angezeiget worden, daß ſich die Erde von Weſten nach Oſten um die Sonne beweget , und fid ) zugleich innerhalb ohnge. fåhr 24 Stunden um ihre eigene Are drehet, welche gegen die Fläche ihres Weges in einem Winkel vou ohngefähr 23 ° 28 ' geneigt iſt.

Was nun die Bes

wegung der Erde um die Sonne betrifft , woben ſie ihren Umlauf innerhalb der Zeit vollendet , die wir ein Jahr nennen : ſo würden wir diefelbe alsdann erſt in ihrer wahren Beſchaffenheit bemerfen können, wenn ſich das Auge des Beobachters in dem Mita telpunct der Sonne befande. unſre Kugel angeheftet find :

Weil wir aber auf ro müſſen wir uns

mit der Wahrnehmung der ſcheinbaren Bewegung der Sonne begnügen , welche aus der wahren Bes wegung der Erde um ſie entſtehet ; da denn der wahre Drt der Erde allezeit dem ſcheinbaren Orte der Erde gegen über ſtehet. So ſiehet der Erba bürger j . E. die Sonne im Anfange des Widders, wenn ſich die Erde im Anfange der Waage befindet u. P. F. Wenn die Ure der Erde rechtwinklig auf der Fläche der Ekliptif ſtünde: ro würde man die Sonne beſtåndig im Hequator ohne einige Abwei. dyung nach Norden oder nach Süden ſehen. Die Parallelzirfel würden zu allen Zeiten des Jah, res halb erleuchtet und halb dunkel feyn. Allein, wir haben 5. 23. geſehen , daß fich die Fläche des Pequators gegen die Flädie der Elliptif in einem Winkel von 23° 28' 30 " neiget ; daher nur zwo Stellen in der jährlichen Bahn der Erde ſind , wo die Sonne in der Fläche der Efliptik zu ſtehen ſcheie net. Dieſe Derter ſind diejenigen , in welchen die Flädie des Aequators die Fläche der Ekliptif durch. ſchnei.

1 als ein Himmelskörper betrachtet.

91

19 fdmeidet, wodurch denn beyde Puncte benden Krei. fen gemein werden . Weil ſich nun die Sonne alles xeit in der Fläche der Ekliptik zeiget , indem ſich die Erde darinn befindet : fo muß ſich die Sonne an diefen benden Puncten nothwendig in der Fläche des Aequators zeigen .

Dieſe Puncte ſind nun v und fig . 6 .

Wenn daher die Erde in iſt, ſo ſiehet man die Sonne in V, und die Linie , welche die Mittela

*

puncte der Erde und der Sonne verbindet , liegt ſowohl in der Fläche des Lequators , als in der Flache der Ekliptik . Dieſe Puncte werden die Aequinoctialpuncte oder die Nachtgleichen gee 33nannt, weil die Lage und Nächte auf der ganzen Erdkugel gleich ſind, wenn ſich die Sonne in dieſen ‫ أنا‬Puncten ihres ſcheinbaren Weges zeiget. In allen

Bübrigen Stellen der jährlichen Laufbahn der Erde 113 meicht die Sonne von dem Zequator nach Norden Bioder Süden ab. Wenn ſie vom Widder V , wo a

fie ſich um den 21. járz zeiget, nach dem Krebſe B fortgerückt zu ſeyn ſcheinet, wo ſie um den 21. Junii geſehen wird , das iſt, wenn die Erde aus der Waage -- in den Steinbock y gekommen iſt, ſo ftreinet die Sonne eine nördliche Abweichung von ohngefäør 23 ° 286 ' zu haben ; weil die Linie ST, welche die Mittelpuncte der Sonne und der Erde verbindet, nicht mehr in der Fläche des Aequators liegt, ſondern mit dem Durchmeſſer des Lequators Qq den Winkel STQ macht.

Die Sonne ſcheint

nunmeşr 230 28% nå er ben beri: Pole A zu ſenn, und die Erleuchtung erſtreckt ſich bis in a, und auf der andern Seite des Xequators bis in b , ro, daß ders jenige Theil von der Oberfläche der Erde, der inner. halb des nördlichen Polarfreiſes enthalten iſt , gang erleucitet wird, derjenige Theil aber , der innerhalb des ſüdlichen Polarfreiſes eingeſchloſſen iſt, ohner . achtet der tåglidhen Ilmorebung der Erde , dunkel bleibt .

3

92 Von einzelnen Theilen der Erdkugel bleibt.

HE

Wenn ſich nun die Erde in dieſem Stande

befindet : ſo zeiget ſich die Sonne in dem Wendes kreiſe des Krebſes , und ſcheint gleichſam ſtille zu ſtehen , ohne daß ſie ihre Abweichung einige Stun . den lang merflid , veränderte ; und dieſe Zeit wird der Sonnenſtilſtand genannt , und zwar der Sommerſtilſtand, weil wir denjenigen Theil des Jahres, der ſich von dieſer Zeit anfängt, den Som. mer zu nennen pflegen . Alle nördliche Polarkreiſe find alsdann über die Hälfte , alle füdlichen aber, weniger als die Hälfte erleuchtet ſind , weil die Are der Erde ſchief ſtebet. Iſt nun die Erde bis in den Widder gekommen , und zeiget ſich folglid, die Sonne in der Waage, welches den 21. September geſchiehet : ſo erſcheinet die Sonne wiederum in der Fläche des Lequators ; und daher erſtreckt ſich die Erleuchtung wieder bis an beyde Pole. Allein der Nordpol, der vun der Zeit an , da die Sonne im Widder geſehen wurde, bis jegt beſtändig erleuchtet war , wird nunmehr des Sichts gånzlich beraubt; dagegen fånge der Süderpol, der ſeit dem 21. März dunkel geweſen war , an , erleuchtet zu werden , und behålt dieſe Erleuchtung dieſe Zeit über beſtåndig, ſo lange die Erde von dem Widder bis in die Waage gehet : die Erleuchtung der Parallelkreiſe iſt nun mehr eben ſo beſchaffen , als da die Erde in der Waage war. Iſt endlich die Erde in den Anfang des Krebſes oo gekommen, wo die Sonne im Stein . bocf geſehen wird , welches um den 21. December geſchiehet : fo macht die Linie ST mit dem Durch , meſſer des Lequators Qq einen Winkel von 23° 281, und man ſiehet nunmehr die Sonne ſo viel von dem Hequator nach dem Süderpole B abweichen . Zu dieſer Zeit find alle Theile der Oberfläche der Erde, welche ſich innerhalb des Süderpols befinden , ganz erleuchtet, und der Theil der Oberfläche , wel. cher

***1125

als ein Himmelskörper betrachtet. 93 her innerhalb des nördlichen Polarfreiſes enthalten it, liegt ganz in Finſterniß und Dunkeln , und er . jält felbft durd, die cågliche Umdrehung der Erde Hieraus ſiehet man auch, daß nun gar fein licht. mehr wegen der fchiefen Richtung der Ure die nörd. lichen Paralleltreiſe unter , und die füblichen über Dieſe Zeit die Hälfte erleuchtet werden müſſen. feiffer der Winterſtillſtand , weil alsdann die 26 peidung der Sonne nach Süden einige Stunden lang nicht merklich iſt.

Nachdem

48. g. nun dieſes voraus gefeßet worden , Ullgemeis

können wir uns zur nähern Betrachtung des Jahres ne Bea Was das Jahr trachtung und der Jahreszeiten wenden . betrifft , morunter wir diejenige Zeit verſtehen , in Jabress rrelder die Erde ihren Umlauf um die Sonne voll. bringt, ſo fann ich der nähern Beſtimmungen deffel. ben hier überhoben ſeyn , indem das nöthigſte davon bereits in dem erſten Theile dieſer allgemeinen Ge. Khichte b ) bengebracht worden ; daher ich hier nur das nöthigſte von den Jahreszeiten oder denjenigen Cheilen , rorein wir das Jahr zu theilen pflegen , anmerfen will. Man pfleget gemeiniglich vier Jahreszeiten anzunehmen , nåmlich den Sommer, den Herbſt, den Winter und den Frühling. Allein man muß daben die mathematiſchen Jahreszeit ten von den natürlichen unterſcheiden . pfleget man z. E. diezenige Zeit , da es am wårmes ften ift,Sommer, und da es am fälteſten iſt, Winter zu nennen , ohne daß man daben auf die Höhe der Sonne und auf ihre ſcheinbare Stellung in der Elliptit Xcht þat, worauf die Beſtimmung der mathematic fahen Jahreszeiten allein gegründet ift. Ferner muß man bemerken, daß ſich die Jahreszeiten nicht leicht b ) S. 274 M

zeiten .

94 Von einzelnen Theilen der Erdkugel leicht auf eine allgemeine Art beſtimmen oder be. ſchreiben laſſen , weil man , wie wir im Folgenden ſehen werden , nicht überall einerley Dauer ben ihnen Der Sommer iſt eigentlid, diejenige antrifft. Zeit im Jahre, welche ſich anfängt, wenn die Sonne den kleinſten Abſtand vom Scheitelpuncte eines Drts hat ; fie endiget fich , wenn die Sonne einen mittelmäßigen Abſtand von eben demſelben Scheis telpuncte hat , ſo, daß der Unterſchied zwiſchen die. ſem und dem größten eben ſo viel ausmacht, als Weil ſich nun zwiſchen ihm und dem kleinſten. die Nabe der Sonne an dem Scheitelpuncte am Mittage am beſten bemerken låſſet: ro pfleget man den Sommer an dem Tage - anzufangen , da die Sonne zu Mittage dem Scheitel am nächſten iſt; welches auch in der Beſtimmung des Endes des So fångt fidy & . E. ben Sommers Plak findet. uns , die wir an der nördlichen Seite des Wende. kreiſes des Krebſes wohnen , der Sommer an dem jenigen Tage an , da die Sonne in das Zeichen des Krebſes ſelbſt zu gehen ſcheinet , und er endiget ſich bey uns, wenn die Sonne in den Anfang der Waage tritt.

Der Winter iſt diejenige Jahreszeit, welche

fich mit dem Tage anfångt, da die Sonne des Mite tags die größte Entfernung vom Scheitelpuncte hat, und fid, mit dem Tage endiget, da die Sonne einen folchen Abſtand vom Scheitelpuncte hat , daß der Unterſchied zwiſchen dieſem und dem größten , die Hälfte des Unterſchiedes zwiſden dem größten und dein kleinſten Abſtande ausmacht. Der erbſt iſt derjenige Theil des Jahres , der ſich mit dem Ende des Sommers anfängt , und mit dem Anfange des Winters aufhöret, Sein Anfang iſt alſo der Tag, da fid , die Sonne in ihrem mittlern Abſtande von dem Scheitelpuncte befindet , und ſein Ende iſt der Tag , da ſie zu Mittage den größten Abſtand bar. Die.

als ein Himmelskörper betrachtet. 95 ber

Diejenige Zeit des Jahres endlich , welche ſich zmia ſden dem Ende des Winters und zwiſden dem Una fange des Sommers befindet, wird der Frühling genannt;

der alſo ſeinen Anfang mit demjenigen

Tage nimmt , da die Sonne des Mittags igrem Mittelabſtande vom Sdyeitelpunct am nächſten iſt, und fich an dem Tage endiget, da die Sonne des Mittags ihrem kleineſten Abſtande vom Scheitel. puncte am nädyſten iſt. g . 49.

Bil man nun dieſes auf den verſchiedenen Unwens Stand der Erde in verſchiedenen Gegenden ifrer Oung der. Oberfläche anwenden : ſo wird fid, auch daraus felben auf die Derter leiche beſtimmen laſſen , wie die Jahreszeiten in den. unter den Wir wollen doch von dem Wendea felben erfolgen müffen. tea

TO

dit

11

einfachſten Fall anfangen , da man innerhalb eines 1 freifen Jahres ' nur vier Jahrszeiten bemerket. Dieſes finder in allen denjenigen {åndern ſtatt , welche auf ferhalb der benden Wendekreiſe gelegen find. Wir wollen unter denſelben das unſrige betrachten , wel. zwiſchen dem Wendekreiſe des Krebſes und dem Nordpole gelegen iſt. Wenn ſich die Sonne im Krebſe zeiger, ſo ſteher fie fenfrecht über dem Wena defreiſe des Krebſes ; folglich iſt ſie fo hoch als möglich nach aller dererjenigen Scheitel geſtiegen, die an dec nördlichen Seite dieſes Wendekreiſes wohnen. Weil nun der Winkel zwiſchen der Song ne und dem Pole A , 66° 31' 30" betråge , fo haben sig. 6 .

$

audh diejenigen , welche unter dieſem Wendekreiſe und nordmårts deſſelben wohnen , nunmehr . Den Anfang des Sommers. Wenn die Erde aus dem Steinbock in den Widder gegangen iſt, da ſid , die

11

ſtehet die leßtere ſenkrede über dem Lequator , uno

I

folglich 23° 28' 30" ſüdwårts vom Scheitelpuncte bererjenigers, die unter dem Wendekreiſe des Krebſes wohnen ;

Sonne indeſſen im Unfange der Waage zeiget , ſo

96 Von einzelnen Theilen der Erdkugel

wohnen ; Daher fie denn auch 23° 28' 30" weiter von dem Scheitelpuncte aller derer iſt, die unter und norbwärts Des Wendekreiſes wohnen , als da die Erde im Steinbocke war, und die Sonne im Krebſe Wenn die Erde in den Krebs ge . geſehen wurde . kommen iſt , und ſich alſo die Sonne im Steinboce zeiget, ſo ſtebet fie über dem Wendefreiſe des Kreb . fes ſenkrecht,

und alſo 23° 28' 30" füdwårts des

Pequators , ſo, daß der Winkel STĄ = 113° 28' 30” iſt. Weil ſie nun nicht weiter nach Süden gehen kann , ſo ift ben allen denenjenigen , die unter dem Wendekreiſe des Krebfes , und zwiſchen işm und dem Nordpole wohnen, der Anfang des Winters. Der Herbſt þat ſich alſo bey dieſen Erdbewohnern angefangen , als die Erde im Widder war , und die Sonne in der Waage geſehen wurde;

ſo wie fidh

der Früßling 'ben ihnen anfangen wird , wenn die Erde in der Waage iſt, und die Sonne fich wie . berum über dem Aequator zeiget. Eben fo verhålt es ſich auch bey denenjenigen , welche unter dem Wendekreife des Steinbockes und ſüdmärts deſſelben wohnen , nur daß ſich die Sonne dieſem Wende. kreiſe nähert , wenn ſie von jenem abweicht, und fich von jenem entfernt, wenn ſie ſich dieſem nåhert. S. 50 .

Allein , mit den Dertern zwiſchen den benden Auf die Wendekreiſen hat es eine ganz andere Bewandniß . Defter Wir wollen unſern Blick zuerſt auf diejenigen wer . unter dem fen, welche unter dem Aequator liegen. Aus dem , Ucquator. jenigen,wasbisher gelaget worden , erhellet , daß fich die Sonne im Jahre zwen mal über den dequa . for zeiget , wenn ſie nämlich von den Bewohnern der Erde im Anfange des Widders und im Anfange der Waage geſehen wird . Aus dieſer Urſache ba. ben dieſe Erdburger zween Sommer , weil ſich die Sonne zwey mal in iþrer kleineſten Entfernung von ihrem

als ein Himmelskörper betrachtet. heem Scheitelpuncte befindet.

97

Ebenſo haben ſie

auty jueen Winter , deren einer ſich alsdann ana faagt, wenn die Sonne über dem Wendekreiſe des da ihr Abſtand vom Zequator Krebſes ſtehet , 23° 28' 30 " und alſo am größten iſt. Der andere Wine ter nimmt ſeinen Anfang , wenn die Sonne über bem Wendekreiſes des Steinbocks ftehet, da ſie denn wiederum ihre größte Entfernung vom Lequae Zwiſchen dem erſten Sommer und dem er : 107 bat. een Winter haben ſie den erſten Herbſt, wenn die Sonne eine nördliche Abweichung von 11° 44' 15" hat, oder wenn die Sonne aus der Erde in oº 454 des Stiers geſehen wird.

Zwiſchen ihrem erſten

Binter und zwenten Sommer fållt işr erſter Früh. ling, wenn die Sonne wiederum eine nördliche 2b. weidung von 1 ° 44' 05" hat , das iſt, wenn ſie Eben auf im 29° 14 56 " deb { öwen geſehen wird. dieſe Art bekommen ſie zwiſchen dem zweyten Sommer und dem zwenten Winter, ihren zweyten Herbſt, und nach Endigung des zweyten Winters, ihren Dieſen zwenten Herbſt und zwenten Frühling . zmenten Frühling fönnte man den ſüdlichen Herbſt und Frühling , die beyden erſten aber den nordlie den nennen , weil die Sonne in den beyden erften nordwärts des Scheitelpuncts , in den legtern aber füdmärts deſſelben ſtehet.

S.

51 .

Zwiſchen dem Requator und einem oder dem Auf die eadern Wendekreiſe Hac es mit dem Jahreszeiten zuvilisbert wiederum eine ganz andere Beſchaffenheit, weldie dem de Diejenigen , wel- quator ù . bon großer Verſchiedenheit iſt. dhe jmwiſchen dem Wendekreiſe des Krebſes und den Sena 7 ° 47' 30" nordlicher Breite wohnen , haben ihren defreifen , und außers Winter insgeſammt zu einer Zeit , nämlich, wenn II. Theil. fich

1 98 Von einzelnen Theilen der Erdkugel Balb der legtern .

ſich die Sonne im Anfange des Steinbocks befindet ; und eben dieſes haben ſie mit denenjenigen gemein , welche ſich zwiſchen dem Aequator und dem nördlie chen Wendekreiſe befinden ; aber der Anfang des Sommers und der übrigen Jabreszeiten iſt nicht bey alten einerley.

Denn da -diejenigen Derter , die

verſchiedene Entfernungen von dem Zequator ha . ben , durch die Sonne zu verſchiedenen Zeiten über ihrem Scheitel feben , wenn ſie ſich zwiſchen dem Wendekreiſe befinden ; ſo müſſen ſie auch den An. fang des Sommers zu verſchiedenen Zeiten ſehen . Der erſte Sommer nimmt ſeinen Anfang , wenn ſich die Sonne zum erſtenmal über ihrem Scheitel zeiget ; der giveyte aber , wenn dieſes bey der Růf . kehr der Sonne von dem nordlichen Wendekreiſe zum zweyten Male geſchiebet. Bende Sommer aber gehen gleichſam in einander , weil man nicht eigentlich ſagen kann , daß ſich ein Herbſt oderFrüh . ling zwiſchen iğnen befindet; indem die Sonne zwi. fden dem Anfange des erſten und zweyten Som . mers nicht zu ihrem Mittelabſtande vom Scheitel. puncte kommt. Ihr Herbſt fångt ſich an , wenn

die Sonne nach ihrem Durchgange durch den Dequa . tor eine ſüdliche Abweichung von 4 ° 14'15" betómmt, oßer wenn ſie im 10 ° 41' 12 " der Waage geſehen wird ; und endlich nimmt ihr Frühling ſeinen Än . fang, wenn die Sonne von dem ſüdlichen Wendes freiſe zurückkehret, und wiederum eine füdliche 26. weichung von 4 ° 14' 15" bat , oder wenn ſie im 19° 18° 48" der Fiſche geſehen wird . Im 10 ° norblicher Breite fångt ſich der Som . mer an , wenn die Sonne 10 ° nordlicher Abweichung þat , das iſt, wenn ſie im 250 so' 6" des Widders, und im 4 ° 6' 54 " der Jungfrau geſeben wird;

der

Herbſt ,

als ein Himmelskörper betrachtet.

99

Herbſt, wenn ſie vom Lequator nach dem füblichen Wendefreiſe gehet , und 60 ° 44' :5" ſüdliche 26. meichung hat, oder wenn ſie im 17° 7' 21" der Waaa ibr Früßling aber nimmtſeinen Ana

ge erſcheinet ;

fang , wenn die Sonne vom Wendekreiſe nach dem Aequator zu gehet , und wiederum eine Abweichung son 6° 44' 15" hat ,

das iſt, wenn ſie ſich im 21 °

52'39" der Fiſche befindet. Aus dieſem wird man aud leicht beſtimmen , wie es ſich mit dem Jahres. zeiten in denjenigen Gegenden verhalte, bie zwiſchen 7° 49' 30 " ſüdlcher Breite, und zwiſchen dem Wen . defreiſe des Steinbocks gelegen find. Diejenigen die im 7 ° 49' 30" nördlicher Breite trohnen , haben eine wunderbare Abwechſelung der Jahreszeiten , weil ſie folgender Geſtalt bey ihnen auf einander folgen : Sommer, Frühling , oder Serbſt, Sommer , Serbji, Winter, Frühling. Eo feltſam auch dieſe Ubwechſelung ſcheinen könnte, Io låſſet ſie ſich ſehr leicht beſtimmen ,

wenn man

dasjenige, was ich im Vorigen geſagt habe , wohl gefaſſet Hat ; daber ich zur Vermeidung der Weit läuftigkeit der Scharfſinnigkeit meiner Leſer nicht vergreifen will. In denjenigen Dertern die zwi. fishen dem Lequator und 7° 49' 30" nördlicher Breite liegen , halten die Jahreszeiten beynaheeben dieſelbe Ordnung ; welches auch von denen gilt , die 7° 49' Außerhalb 30 " füblicher Breite wohnhaft ſind. der Wendekreiſe hingegen ſind nicht nur die Jahrese zeiten beynahe von gleicher (ånge , forbern jebe dere feiben iſt auch in der Breite von 23 ° 28' 30 " gerade fo lang als unter dem Pole ; zwiſchen den Wender freifen aber iſt es ganz anders, und wird man das ſelbfi einen großen Unterſchied in der Dauer der: felben gewahr ,

wenn gleich der

Unterſchie8 der Brela

ico Bon einzelnen Theilen der Erkugel Breite nur einen Grad beträgt; welches hier nicht aber aus ausführlich gezeige werden kann , dem , was bisher geſagt wifeln iſt.

g. Die Beſtim mung des matbema : tiſiben u . natürlis“ den Sor ges.

worden , leicht zu era :

52 .

Erde iſt ein an ſich dunkler Körper , der

Fein vornehmſtes Licht von der Sonne befommt , Håtte die erſtere gleiche Größe mit der lektern , ſo würde nur gerade die Hälfte der Erdkugel auf ein. mal beſchienen werden . Ållein , da die Sonne viel tauſend mal größer iſt, als die Erde, ſo wird auch von ihr mehr als die Hälfte der Erdkugel beſchienen , und es läßt ſich leicht berechnen, daß der Bogen von der Erdflache, welcher jedesmal beſchienen wird, 32' 15 " 6 '" über 180° iſt c ).

Stünde die Erde for

wohl als die Sonne vollfommen ſtille , fo würden die einmal erleuchteten Theile ſtets erleuchtet , die

übrigen aber einer ewigen Finſterniß unterworfene fenn. Håtte aber die Erde nur allein ihre jährliche Bewegung um

die Sonne, ſo würde jeder Punce

der Oberfläche, wenn wir die Wirkung des Dunſt Kreiſes hier noch bey Seite regen , ein halbes Jahe lang ohne Aufhøren erleuchtet bleiben . Da aber alle Geſchöpfe weder die Sonne ſo lange entbehren , noc ,

auch ihr Licht ſo lange binter einander wurden ver . tragen können , ſo hat der weiſe Baumeiſter de Welt der Erde eine Bewegung um ihre Are benge legt , wodurch alle Theile

der Oberfläche , die ſic

außerhalb den Polarkreiſen befinden , innerhalb 2 . Stunden eine Abwechſelung von Licht und Finſter ni

.) Lalofs S. 44

1

Senntniß

der

Erdkugel ,

35. I

als ein Himmelsförper betrachtet.

101

Dieſe Abwechfelung nün deſto beſſer zu begreifen , müſſen wir aufdie Umdrehung der Erdku .

niß haben.

get um ihre Zre , die wir 9. 22 nur ganz allgemein betrachtet baben , noch einige aufmerkſame Blicke ridten.

Diejenige Zeit , in welcher ſich die Erde von Oſten nach Weſten um ihre Are drehet , wird von einigen ein mathematiſdier Trg genannt. Weil nun die Geſchwindigkeit, mit welcher ſich die Erde um ibre Are drehet , ſich immer gleich iſt , ſo ſollten dieſe Tage allezeit von einer { ånge reyn ; allein, weil

***

die Erde zugleich in ihrer {aufbahn von Weſten nach Oſten fortrůckt, ſo hat die allgemeine Betrachtung

Ein !!! ! dieſer mathematiſchen Tage wenig Nußen. phyſiſcher oder natürlicher Tag iſt diejenige Zeit, in welcher die Sonne , nachdem ſie von dem Mit. tagsfeiſe eines Drts abgewichen iſt , wieder in den. felben fommt , oder die Zeit, welche zwiſchen giveen

dhe

junáchſt auf einander folgenden Mittagen verſtreicht.

HD

Hätte die Erde keine jährliche Bewegung von Wer ſten nach Oſten , ſo würde ein ſolcher Tag dem mathematiſchen gleich feyn. Weil aber die Erde

che alle

rich

während ihrer Bewegung um ihre Are zugleich nath Dſten fortgeģet , ſo muß auch jeder Mittags. freis etwas mehr als eine ganze Umbregung vers richten, wenn er wiederum unter die Sonne kom . men ſoll.

Da aber auch hier einige Ungleichheiten

GA

Etart finden , in deren Unführung ich mich hier um

124 COM mit

il

der Kürze willen nicht einlaſſen kann : ſo entſtehet daraus auch eine Verſchiedenheit der natürlichen Tas ge , um deren willen die Sternkundigen einen mitt. lern Tag von gleicher Långe das ganze Jahr hin, Burdy annehmen , und den fie in 24 Stunden theilen, wovon 23 St. 56 M. 4 Sec. 6 Tert, auf einen ma. G 3 thema .

.

102 Von einzelnen Theilen der Erdkuget

thematiſchen Tag gegen , ſo , daß ein natürlicher bis . weiten långer , bisweilen kürzer iſt , und nur vier. mal im Jahre dem mittlern Lage gleich iſt , nåm . tich den uiten Sebr. den 15ten May , den 25ten

*

Julii und den sten Vovemb. indem nur an dieſen vier Tagen die gerade Zufſteigung der Sonne um 59" 8" 15 " großer wird ; und dieſen mittlern Tag werden wir im Folgenden vor Augen haben , ohne uns doch in die Zeitgleichung einzulaſſen , vermittelſt derer die Sternkundigen die mittlere Zeit in die wahre , und die wahre in die mittlere zu verwan. Deln wiſſen.

§.

11

ober

53 .

Im gemeinen leben pflegt man denjenigen Theil Berfchica des natürlichen Tages Tag zu nenen , in welchem dener fid die Sonne über dem Horizont eines Drts zeiget; Stand der Pole und derjenige Theildes natürlichen Tages aber, in welchem desi Nequa:fich die Sonne unter dem Horizonte befindet, wird fors gegenachr genannt ; ſo, daß beyde Theile zuſammen den Beri: 24 Stunden ausmachen . Damit wir nun die Vers jour. ånderungen , welche ſich bey den Abwechſelungen

des Tages und der Nacht hervor thun , deſto beſſer einſehen lernen , müſſen wir erſt den verſchiedenen

*

Stand der Pole und des Hequators gegen den Ho. *** Wenn der Zequatora in rizont in Erwägung ziehen .

nebſt allen ſeinen Parallelfreifen ſenkrecht auf der ang ! Fläche des Horizonts ftehet , ſo heißt dieſer Stand Die Potem deſſelben gegen den Horizont gerade. liegen alsdann auf der Fläche des Horizontes : da . No her auch alle diejenigen , deren Horizont einen ſola den Stand

þat ,

in

Sphaera recta , wohnen .

einer geraden

Sphäre,

Weil nun die Sonne und

5

alle Himmliſche Körper bey der täglichen Umdrehungti der Erdkugel Wege beſchreiben , welche mit dem Hequas

als ein Rimmelskduper betrachtet.

103

Aequator parallel liegen : ſo folget daraus , theils daß ſie nur an denjenigen Dertern , welche unter dem Aequator liegen , oder deren Scheitelpunct ſich in dem Äequator befindet , ſenkrecht über den Hori . zont auf- und ſenkrecht unter demſelben untergehen ; heils, daß ſich alle himmliſche Körper daſelbſt eben ſo lange unter dem Horizonte ,

als über demſelben

befinden ; theils aber auch , daß alle himmliſdje Körper, ſo ſehr oder wenig ſie auch abweichen mo. gen, wenn ſie zu gleicher Zeit aufgehen , auch zu gleidher Zeit in dem Mittagskreis kommen , und ju gleicher Zeit untergehen .

Wenn aber der Horizont mit dem Uequator gar teinen Winkel macht , ſo ,

daß fich der Pol im

Edheitelpuncte befindet, ſo ſagt man , der Horizont liege mit dem Aequator parallel ; dager man auch von denenjenigen , deren Horizont einen ſolchen Stand þat , ſagt, fie wohnen in der Parallel. kugel, Sphaera parallela. Es wird daraus leicht

Po

begreiflids, theils , daß nur diejenigen , die unter einem der beyden Pole wohnen, einen ſolchen Stand des Horizonts baben können , daß ſie alle Sterne, welde ſich zwiſchen dem Aequator und dem Pole unter dem ſie wohnen, befinden , beſtändig in einer .

‫ܕ‬ len Höhe herum gehen ſehen , wenn man von der

tarit

Abweichung ſchweiget, welche aus der Bewegung der Sterne in die lange entſtehet. Dieſen Erdbürgern gehen daher keine Sterne unter , und die Sterne

file MATE

Tung

gmiſchen dem Aequator, und dem ihnen gegenüber ſtehenden Pole , find in ihrem Horizonte nicht ſicht. bar; theils folget aber hieraus , daß die Sonne denenjenigen , die unter dem Nordpole wohnen , beo ſtändig ſichtbar iſt , ſo lange ſie die nordliden Him. melszeichen durchwandert; dagegen bleibt ſie wårend ihres

que

104 Von einzelnen Theilen der Erdkugel ihres Weges in den jüdlichen Zeichen beſtåndig uns ter ihrem Horizonte ; obgleich die Strahlenbre: chung aud) bier eine Ausnahme von der ordentlis chen Regel verurſachet. Die Bewohner des Süd. pols hingegen , lehen die Sonne in den ſüdlichen Şimmelszeichen, und verlieren ſie in den nordlichen. Von denenjenigen, welche zwiſchen dem Aequa: tor und einem der beyden Polé wohnen , fagt man , daß fie eine ſchiefe Rugel, Sphaeram obliquam þaben , ſo, daß der Aequator einen ſchiefen Winkel mit dem Horizonte mad)t.

Dieſer Winkel wird

immer größer, je mehr man ſich von dem Zequator dem Pole nåbert ; weil der Pol allemal ſo viele Grade über dem Horizont erhaben iſt , als Grade zwiſchen

dem gegebenen Orte und dem Aequator

enthalten ſind.

Man ſiehet hieraus leicht, theils

daß alle himmliſche Körper daſelbſt Wege beſchrei. ben müſſen, welche ſchief über demſelben Geraufſteis gen , und ſchief unter demſelben niedergegen ; theils erhellet daraus , daß nur allein der Uequator durch den Horizont in zween gleiche Theile geſchnitten wird ; alle Parallelfreiſe aber, die mit dem Aequator weniger Breite haben , als der Ort von dem Pole entfernet , oder als der Aequator über dem Hori zonte erhaben iſt, werden in ungleiche Theile ge: theilet , die deſto mehr von einander verſchieden ſind , je mehr die Parallelkreiſe von dem Aequator entfernet ſind.

g.

54.

Hieraus låſſet ſich auch nun die verſchiedene Berſchie. Långe und Kürze der Tage in verſchiedenen Breiten Unter dem Lequator müſſen denheitder ſehr leicht begreifen . Tages W (die Strahlenbrechung ben Seite gefekt,) die Tage länge in

und Nådte das ganze Jahr þindurch gleich lang reyn ;

ils

LIO

als ein Himmelskörper Betrachtet.

,

105

feyn; doch gehet die Sonne nicht für alle, die unterverſchiebes dem Aequator wohnen , an einerley Orte des Hori.nen Breia ten. Wenn ſie ſich im Zequator gonts auf und unter.

1 zeiget, gehet ſie im wahren Often auf und im wahren Weſten unter ; zu allen übrigen Zeiten aber , gehet fie ſüdlicher oder nördlicher auf und unter. Die. jenigen, die fich unter dem Nordpole befinden , ſeben die Sonne, ohne Rückſicht auf die Strahlenbrechung, aufgeben, wenn ſie ſich im Anfange des Widders geiger, worauf ſie ihnen immer höher und höher þinauf ſteiget, bis ſie an dem Mittage dieſes ſechs. monatlichen Eages 23° 28 ' 30" über dem Horizonte fiebet. Hierauf fanget ſie wiederum an , ſich dem Horizonte zu nähern , und wenn ſie in den Unfang der Waage tritt, gebet ſie völlig unter, bis ſie in dem Anfange des Widders wieder über den Horizont þerauf tritt. Bey denenjenigen aber , ſo in einer Wchiefen Kugel wohnen , kommt es in Anſehung der Lages - und Nachtslånge ſowohl auf die verſchiedene Abweichung der Sonne, als auch auf die verſchie . dene Breite der Derter an . Wenn die Sonne ges

rade über dem Aequator ftehet , ſo ſind an allen dieſen Orten , wenn ſie nur nicht zu nahe bey den Polen liegen , die Tage und Nädyte gleich lang, So bald die Sonne von dem Aequator nach einem Pole, J. E. nach dem Nordpole abweicht, ſo iſt ein

21 größerer Theil ihres Weges über dem Horizont, als unter demſelben . Dieſe Ungleichheit und die dara aus entſtehende Långe der Tage und Kürze der Nächte wachſt, bis die Sonne an den Wendekreis des Krebſes gekommen iſt; alsdann iſt der Unter. fichied zwiſchen den Theilen ihres raglichen ſcheinba . ren Beges um die Erbe über und unter dem Ho. rizonte am größten . Wann ſie von dem Wende. kreiſe nach dem Aequator zurück gewichen iſt, bleibt GS dieſe

1

106

Von einzelnen Theilen der Erdkugel

dieſe Ungleichheit, wird aber nach und nach geringer, bis die Nächte und Tage bey dem Eintritt der Son. ne in die Waage wiederum gleich werden. bald nun die Sonne nach dem gegenüber ſtehenden Pole abweicht, werden die Tage kürzer als die Nächte , welche Ungleichheit ſo lange zunimmt, bis die Sonne , an den Wendefreis des Steinbocks geo kommen iſt, worauf ſich die Sonne wieder nach dem Aequator wendet , und die Tage noch fürzer als die Nädyte macht. Von allem dieſem findet das Ges gentheil in denjenigen Orten ſtatt, die ſo viel füd. lide Breite haben , als der vorhin angenommene Ort nordliche Breite hatte .

Hieraus laſſen ſich

nun mit Hülfe der Mathematik alle Erſcheinungen erklären, welche den Auf- und Untergang der Sonne betreffen. So kann man z. E. aus der Breite eines Drts , und der Abweichung der Sonne die Långe der Tage und Nächte beſtimmen ; man kann die Etelle des Horizonts finden , wo die Sonne zuerſt erſcheinet, oder ſich unter demſelben verbirget u . P. F. Weil aber dieſe und andere Betrachtungen einen größern Nußen in der Sternkunde als in der Erde beſchreibung baben , ſo muß ich meine Lefer dabey auf die Lehrbücher der erſtern verweiſen.

S.

55.

Ich habe vorhin zu verſchiedenen Malen geſage, Allgemei: daß man ben dieſen Erſcheinungen die Strahlen . ne Be: brechung nicht in Betrachtung ziehen müſſe. trachtung der Dam :Diefe Strahlenbrechung rühret von dem Dunſt. merung. freiſe der Erdkugel her , und die Berechnung dere felben hat den Sternkundigen viele Mühe gemacht. Da aber ſolche von meinem gegenwärtigen End. zwecke zu weit entfernet iſt, die daraus Herrührenden

1

Erſcheinungen ſich auch ohne vorhergegangene Bee trady

Ver

als ein Himmelskörper betrachtet.

107

7 trachtung dieſes Dunſtkreiſes , den wir erſt im Fole genden abbandeln können , nicht gehörig begreifen farien : ſo will ich hier nur noch eines andern Vors den wir von dieſer Dunſtkugel nämlich ſolcher darinn, daß wir beſtehet Es haben. das lidt der Sonne ſchon genießen , wenn ſie ſich theils gedenken ,

18

des Morgens noch unter dem Horizonte befindet, und daß wir ihr Licht noch empfinden , wenn ſie Dieſe benden Abends bereits untergegangen iſt. Zuſäße zum Tage, die Norgen- und Abendrothe nåmlid ), welche man mit einem Worte die Dám.

ht merung nennet, verhindert, daß wir nicht zu ploge lich aus der Finſterniß der Nacht in das Licht des Lages und aus dieſem wieder in jene übergeben, melches unſern Augen gleich nachtheilig ſeyn würde. Dieſe Morgendämmerung fånget ſich , überhaupt

ge M2

1

davon zu reden , an ,

wenn die Luft um diejenige

Stelle,wo die Sonne aufgeben ſoll, licht zu werden anfängt, und die Übenddämmerung endiget fich, wenn das licht der Sonne vornåmlich an demjeni. gen Orte der Dunſtkugel noch empfunden wird , wo Weil nun daben die Sonne untergegangen iſt. ſehr vieles auf die Beſchaffenheit nicht nur der duft, ſondern aud, der Augen ankommt : ro fiebet man leicht, daß ſich die Dauer der Dämmerung und die Tiefe der Sonne unter dem Horizonte , wenn ſich die Dámmerung anfangen oder endigen fou , nicht genau und allgemein beſtimmen låffer. Die neuern Naturforſcher nehmen eine zwiefache Dám . merung an , wovon die erſte, welche jedermann bes kannt iſt, ſich anfängt, wenn die Sonne weniger als 20° unter dem Horizonte iſt, und endiget ſich, wenn ſie noch nicht völlig bis auf dieſe Tiefe gefunken ift. Um die Zeit der Nachtgleichen und in der geraden Sphäre, oder bey denenjenigen, welche unter dem Aequas

1

1

108 Von einzelnen Theilen der Erdkugel Aequator wohnen , låſſet ſich die Dauer der Dåm . merung und der Anfang und das Ende derſelben Allein , in den andern Jah ſehr leicht berechnen. reszeiten , in den verſchiedenen Graden der Breite, und bey verſchiedenen Abweichungen der Sonne fin . Für die det etwas mebrere Schwierigkeit ſtart. noch bisher man Dämmerung hat jwote Art von Feine unveränderlichen Geſeke ausfindig machen können ; ſie wird auch weder zu allen Zeiten noch an allen Orten wahrgenommen . Dieſes Sicht, wel . ches Caſini unter dem Namen des Zodiacalſcheins beſchrieben hat , zeiget ſich in unſern nordlichen Ge. genden faſt nur allein im Frühling und im Herbſt, und zwar am helleften des Morgens um die Mitte des Octobers und des Abends gegen das Ende des Februarii und den Anfang des 17årzes. Wer ein mehrers von dieſer Dämmerung zu wiſſen vers langt , fann folche in des Herrn Lulofs mehrmals angeführtem Werke d )' und den daſelbſt angezoge. nen Schriftſtellern, antreffen . S.

56.

Ehe ich dieſen Gegenſtand ganz verlaſſe, muß Eintbei- ich noch etwas von der Eintheilung der Oberfläche lung der der Erde in Climata gedenken ; eine Eintheilung , Dberfias cheder Er,weldie ehedem üblicher war , als jeßt . Aus dem, de in Cli : was im vorigen von der Tages . und Nachtslånge mata. geſaget worden , erhellet, daß die Tageslänge zwiſchen

dem Aequator und den Polarzirkeln verſchieden iſt . Von den Polarzirkeln hingegen bis an die Pole nimmt der långſte Tag zu ganzen Monaten zu . Man hat daber durch jeder Grad der Breite, wo der långſte Tag im Jahre um eine halbe Stunde zu . nimmt, d) Kenntniß der Erdfug. Sb. II. S. 81. f.

als ein Himmelskörper betrachtet. 109 nimmt, einen Parallelgirfel gezogen, und den Raum mwiſchen zween ſolchen Parallelzirfeln ein Clima genannt. Die Alten záhleten vor dem Ptolemảo nur ſieben Climata, und nannten ſie von den darinn belegenen merkwürdigſten Gegenden oder Städten. Das erſte Clima gieng durch Werone in Aethio. pien und nahm ſeinen Anfang von gº 25 ' ; das joeyte durch Syene in Aegypten unterm Wendes treife des Krebſes ; das dritte durch Alerandrien in Aegypten ; das vierte durch Rhodus; das fünfte durd, Rom ; das ſediſte durch den Selleſpont; das ſiebende endlich durch die Ausflüſſe des Bo . tyjibenes. Benennung

Bey dem allen waren ſie weder in det noch in den Parallelen einig . pto lemaus vermehrete dieſe Climata mit zwey andern , deren eines er zwiſchen das ſechſte und ſiebente ſekte, und es durch den pontum Lurinum gehen ließ ; das andere fekte er über das ſiebente durch die ris pbdifchen Gebirge. Die neuern zähleten nachher bis zum 66° 31 ' 24 Climata , wozu nachmals noch 6 uneigentliche Climata kamen , welche vom 66 ° 31' bis an die Pole angenommen wurden , wo ſich Der långſte Tag zu ganzen Monaten vergrößert. Folgende Tafel zeigt dieſe 30 Climara , nebſt ihrer Parallele, den Graden der Breite und der Långe des Tages .

Clima.

no Von einzelnen Theilen der Erdkugel Clima. I.

Parallcle. bis 8°



Långti. Tag .

25'

12

II.

16. 25 .

8.

0 .

13

III .

23.

50.

7.

25.

13

20 .

6.

30 .

14

8.

141

54 .

15

7.

15

IV.

30.

28 .

6.

VI.

41. 22.

4.

VII .

45

29.

VIII.

49.

I.

3.

32.

16

IX .

51.

58.

2.

57.

16!

X.

54.

27.

2.

29 .

17

10.

173

52.

18 183

36.

XI .

56.

37 .

2.

XII .

58.

29 .

I.

XIII.

59.

58 .

I.

29 .

XIV

61.

18.

I.

20 .

XV.

62.

25 .

1.

7.

XVI.

63.

22 .

57 .

20

St.

M

1

25 '

Breite.

19 191

XVII.

64 .

6.

44.

201

XVIII.

64

49 .

43 .

21

65.

21 .

32.

211

47

26.

22 22

XIX. XX.

65.

XXI.

66.

Q.

19 .

XXII.

66.

20 .

14 .

66. 28

XXIV.

66. 31 .

XXV.

67.

XXVI .

69. 30.

XXVII .

73. 20.

XXVIII.

78. 20.

XXIX .

84

O.

90.

0.

30.

8.

231

3.

24

I Mon.

59. 0.

2 Mon. , olóló

XXX .

Ta l cil in n o

XXIII.

5. 6.

40.

3 Mon 4 Mon. 5 Mon. 6 Mon.

als ein Himmelskörper betrachtet.

11

In den ſechs legtern oder uneigentlichen Clio matibus nimmt zwar der långſte Tag zu ganzen und halben Stunden gleichfalls zu , aber in ſehr kleinen und beynahe unmerflichen Theilen ; daher man die Parallellinien hier ſo weit aus einander geſeket hat, bis ſich der långſte Tag zu ganzen Monaten ver. großert. Die jeật bengebrachte Tafel gilt auch von der ſüdlichen Halbfugel, nur daß man dieſe Erd . ftridze nicht Climata, ſondern Anticlimata oder Gegenclimata zu nennen pfleget.

§.

57 .

Nachdem wir bisher das nöthigſte von der Er. Allgemeis' leuchtung der Erde bemerket haben , in wie ferne ne Bea folche von der Sonne herrühret, fo müſſen wir nun- der Ermát mehr ihrer Erwärmung , durch eben dieſen Him .mungder meisforper, einige Augenblice widmen . licht und Erde Wärme fðmmt , ſo ferne wir ſolches gier in Be.durch die trachtung ziehen , aus einer Quelle ber ; allein es iſt Sonne. ' noch ungewiß, ob bende von einander ungertrennlich find, und ob ſich beyde nach einerley Gefeßen richten , Ich will meine Leſer mit keiner mathematiſchen Be. trachtung der Sonnenſtrahlen und ihrer Wirkung in Erwärmung der Erdkugel aufhalten ; indem ſie ohnehin nicht allemal mit der Erfaþrung überein ſtimmen. Ich will mich daber nur auf einige we. nige natürliche Betrachtungen einſchränken.

Die

Erfahrung lehret uns , daß die Wärme jeden Tag, kurz nach dem Aufgange der Sonne bis ohngefähr um 2 Stunden nach Mittage nach und nach 34. nimmt, wenn nicht durch Wolfen und andere Hin . Berniſſe eine Veränderung darinn gemacht wird. Es göret alſo die Wärme , die Vormittags in der luft und um die Oberfläche der Erdkugel von den lichtſtrahlen verurſacht worden , nicht ſogleich auf , weil !

ng Von einzelnen Theilen der Erdkuget

weil ſonſt die ſtårfſte Hiße gerade um Mittag nicht aber um 2 Uhr fenn mußte. Je länger alſo die Sonne über dem Horizonte bleibt, deſto mehr wächſt die Wärme ;

ſie fänget nur alsdann an , wiederum

abzunehmen , wenn ſich die Sonne ſo weit gefenft hat , daß ſie wegen ihrer geringern Höhe merflich wenigere und ſchiefere Strahlen auf eine und eben dieſelbe Flache ſchickt.

Die Wärme wådiſt

alſo

Durch einen längern Aufenthalt der Sonne über dem Horizonte. Eben dieſes gilt auch von der Kálte, als welche nicht in der Nadir, ſondern des Morgens bey dem Aufgange der Sonne am größten iſt, da ſie dem erſten Anſehen nad, am ſtrengſten fenn follte , wenn ſich die Sonne am ciefften unter dem Hori, zonte befindet. Eben fo verhålt es ſich mit ganzen Tagen . Man hat die heiſſeften Tage nicht allezeit zur Zeit des Sommerſtilſtandes, wenn ſich die Erde am lángſten über dem Horizonte aufhålt, ſondern wenn die Tage ſchon wiederum anfangen , abzunehmen ; man empfindet die größte Kålte nicht zur Zeit des Winterſtillſtandes, ſondern faſt allental in der Mitte, ja ſelbſt am Ende des Jenners , und wohl noch ſpåter. Ein anderer Umſtand , der bey der Erwar . mung der Erde durch die Sonnenſtrahlen in Be. trachtung gezogen werden muß , iſt die Dunſtkugel der Erde, welche zwar viele Strahlen durchláſiet, aber auch viele zurückwirft. Die Luft ſelbſt befiehet nicht allein aus kleinen Körperchen , ſondern ſie iſt auch mit einer Menge Waffertheilchen , und Aus. důnſtungen von allerlen Körpern angefüllt, welche mancherley Veränderungen in der Wirkung der Sonnenſtrahlen hervorbringen , die ſich nicht unter die Gefeße einer mathematiſchen Bered )nung beugen laſſen .

. 58 .

7

1

als ein Himmelskörper betrachtet.

113

58. 8. Dieſer Verſchiedenheit der Wirkungen der Sonne Eintbeis und der verſchiedenen Breite der Derter hat man die lung der Einrheilung der Oberfläche der Erde in Zonen oder Erdi che in Zonen . Progůrcel, Proſtridie , zu verdanken ; unter wela der Benennung die ältern fowohl als neuern Erda beſchreiber die zwiſchen den Wendekreiſen und den Polarfreiſen belegenen Theile der Erbflåche vere ſtehen.

Da es zween Wendekreiſe und zween Pole

giebt, ſo haben bereits die Alten fünf Zonen ge . páhlet; obgleich einige die mittlere Zone in zmo gea theilet, und derer alſo rechſe angenommen haben . Die mittlere der fünf Zonen iſt der heiffe Erde gúrrel, Zona corrida, den Strabo SaxenauMÉN nennet. Er befindet ſich zwiſiben beyden Wendes treifen, und wird von dem Zequator in zween gleiche Tğeile getheilet ; ſo, daß er ſich bis auf 23° 28 ' 30 " an benden Seiten deſſelben erſtrecket , und übera þaupt 46 ° 57 ' Breite hat. Die meiſten Inſeln des indianiſchen Meers, ein Theil von China , Cam . buja, Siam , ein Theil von Arabten , der größte Theil von Africa und dem ſüdlichen America, ſind in demſelben gelegen. Wäre die Erde eine voll. kommene Kugel, ſo würde der Flädieninhalt dieſer ganzen þeiſſen Zone 6372300 , 3 Quadratſtunden betragen ; ziehet man aber die eingedrückte Geſtale der Erde daben in Betrachtung, ſo wird dieſer Flächeninhalt noch um 12641 Quadratſtunden größer fenn. An jeder Seite des beiffen Erdgår. tels liegt ein gemäßigter, Zona temperata , und fwar nach Norden zu der nördliche, zwiſchen dem Bendekreiſe des Krebſes , und dem nördlichen Po. larfreiſe, oder zwiſchen 23° 28' 30 " und 66° 31 ' 30" nórdlicher Breite. In dieſem Erdgürtel befinden fich die meiſten Theile von Europa , ein großer { heil von Aſien, die nördlichten Theile von África und 11. Theil.

1

114 Von einzelnen Theilen der Erdkugel und ein großer Theil vom mitternachtigen America. Der ſüdliche gemäßigte Erdgårrel befindet ſich zwiſchen dem Wendekreiſe des Steinbocfs und dem ſüdlichen Polarfreiſe, oder zwiſchen 23° 28' 30 " und 66° 31' 30 " ſüdlicher Breite , ſo daß in demſelben wenig land außer dem ſüdlichſten Theile von Africa und einem Theile von Südamericà , nebſt einigen wenig bekannten fåndern lieget ; ihr übriger [ beit wird vermuthlich von dem Meere bedecket. Siehet man die Erde als eine vollkommene Kugel an , lo wird jede diefer gemäßigter Zonen 4150250 Qua. dratſtunden ,

bey der vorausgelegten eingedrůdten

Geſtallt der Erde aber nur 4104556 hollandiſatie Die kalten Zonen , Quadratſtunden groß ſenn. Zonae frigidae , find zwiſchen den Polarkreifen ein . geſchloſſen , fo , daß der nördliche Polarfreis die nordliche, der ſüdliche aber die jüdlidze enchålt. Unter die nördliche gehören alſo ein Theil von Laps land , das Land der Samojeden , und ein Tbeil von der nördlichen Tartarey , der größte Theil von Alte und beugrónland , das Land Jannes, Spigbergen, Hieuzembla, und die Lånder um die Straße Davis , Baffinsbay u . f. f.

Wie es una

ser der ſüdlichen falten Zone ausſiehet, iſt zur Zeit nod) unbekannt; indem man nicht einmal verſichert iſt, daß jemals ein Schiff wirklich bis auf den 66° 31' 30 " ſüdlicher Breite gekommen iſt, daher man nicht ſagen kann , ob dieſer Theil der Erdkugel mit Waſſer bedecft iſt, oder nid )t. Wäre die Erde eine vollkommne kugel , ſo würde der Flächeninhalt jeder dieſer falten Zonen etwas weniges über 661994 bollandiſche Quadratſtunden betragen ; nimnit man aber die eingedrückte Gejtalt der Erde an , fo wird man für dieſen Flådeninhalt

etwas über

663136 ſolcher Quadratſtunden finden. Es erhellet aus allem dieſem , daß die falten Zonen den ger ring .

als ein Kimmelskörper betrachtet. 115 ringſten Theil der Erbflåde, die gemäßigten aber den größten Theil, ja mehr als die Hälfte derſelben ausmadzen ; indem man , wenn man nicht die ges naueſte Schårfe verlangt, das Verhältniß der kalten, gemäßigten und heiſſen Zone gar füglich durch die Zahlen 2, 13, 10 ausdrucken kann.

59 S. Vielleicht wird es meinen Sefern nicht mißfållig Nåbere ! fenn, wenn wir hier noch einige Blicke auf den Betrach , þeiffen Erdgürtel werfen, zumat, da er wegen ſeiner (unngdes lage und Größe einigen Anſpruch darauf machen beißen Erdgurs fann. Die Alten machten ſich bey der febr eingereld, + 7

ſchránften Beſchaffenheit ihrer Schifffahrt ſehr ver . tehrte Begriffe von demſelben. Da ſie in ihren Gegenden im Sommer eine große Hike empfanden, forSchloſſen ſie, und vielleiche nicht ohne Grund, daß Sånder, die von fenfrecht auffallenden Sonnenſtrah . len beſchienen würden , wegen der allzugroßen Hike

1 gar nicht bewohnt werden könnten , und daher nah.

1 men ſie ſich auch nicht einmal die Mühe, die Sache

1

weiter zu unterſirchen. Dieſe Vorurtheile von der Unbewohnbarkeit des heiſſen Erdgürtels ließen ſich aus einer Menge Stellen der alten Sdyriftſteller

s 1

11 [ !

3 T

beweiſen, wenn es hier nothwendig wäre. Als mar aber in den neuern Zeiten die Gegenden zwiſchen den Wendekreiſen genauer fennen lernete , To fand man ſoldie nicht allein bewohnt, ſondern auch reich an allen Arten natürlicher Gaben . Die Wårme "if an den meiſten Orten nicht ſo groß , als man ben

dem erſten Anblick glauben ſollte, und Herr Reau . mår har aus des Herrn Caßigny Beobachtungen bemerket, daß es zwiſchen den Wendekreifen in 14 Monaten nicht einen Tag ſo waren geweſen , als es zuweilen im Sommer zu Paris wird ,

ob ſich

+ gleich unter dieſer beißen Erdkugel auch Gegenderi finden, wo man wegen der ſonderbaren Beſchaffen. feit

116 Von einzelnen

Theilen der Erdkugel

heit des Landes, eine den Europäern unerträgliche Man hat verſchiedene Urſachen Hiße empfindet. angegeben , warum die Hige in der Geißen Zone gee meiniglich geringer iſt ,

als man ſchließen follte.

Ich will nur diejenigen anführen , welche Herr Lulof e) davon angiebt, weil ſie mir die gegrün: deteſten zu renn ſcheinen . Dieſer Gelehrte rechnet dahin , erfilich die Gleichheit der Lage und Nächte, die an den meiſten Orten zwiſchen den Wendekreiſen Statt findet, wenn ſie nur nicht allzu nahe an einer derfelben

liegen ;

indem

er

durch eine obgleich

etiras muhſame Berechnung gefunden hat , daß ſich die Hitze am långſten Tage zu Leiden zur Hiße des ganzen Tages unter dem Zequator, wenn die Sonne im Anfange des Widders oder der Waage iſt, wie 73239373 ju 79940480 oder beynahe wie 73:80 verhält ; ein Unterſchied , der geringer iſt, als man Nimmt man nun dazu die Kürze glauben follte. der Nächte, die außer den Wendekreiſen bey langen Tagen allemal Statt findet : fo erģellet, daß zwi. fchen den Wendekreiſen , wo die Nächte den Lagen ziemlich gleid, find , die Luft und die Erde weit mehr Zeit haben , zu erkalten , als außer den Wendekrei. fen . Es iſt daraus ferner begreiflich , warum in dem heißen Erdgürtel die Nachte mehrentheils überaus falt ſind. Die zwore von Herrn Lulof angegebene Urſache ſind die vielen Wolfen , mit der nen der Himmel bedeckt iſt , wenn ſich die Sonne dem Scheitelpuncte nahe befindet, und welche , ro lange ſie in der { uft ſchweben , die Heftigkeit der Sonnenſtrahlen abhalten , wenn ſie aber im Regen niederfallen , die Oberfläche der Erde abkühlen . Die Sonne muß , wenn ſie ſich dem Scheitel nahe befindet, nothwendig eine Menge von Dünften auf ziehen ,

e) Kenntniß der Erdkug. Sh. II. S. 121f.

.

als ein Himmelskörper betrachtet. ut

ziehen, die ſich hernach in Regen verwandeln .

i

Die

Reiſebeſchreiber verſichern , daß die Luft an den Seefüften von Peru , vom April bis in den October beſtändig mit Wolfen bedeckt iſt , die vornehmlich im Junius , Julius und Auguſt einen zarten Staubregen geben. In dem gebirgigten Theile von Peru hat man vom October bis an das Ende des

24 11

197årzes Winter und beſtändigen Regen , da man doch alsdann die größte Hike haben ſollte, weil die Sonne in dieſen Monaten dem Scheitel am näch . ſten ift. Dergleichen viele und ganze Monate lang anhaltende Regen findet man auch auf der ma : labariſden Küſte und an vielen Orten in Africa und America . Die dritte Urſache, welcher die

$1

måßige Hike in dem heißen Erdgürtel zuzufdyreiben it, ſind die beſtåndigen Winde , die in derſelben

My

wehen. Man hat daſelbſt einen allgemeinen und beſtändig daurenden Oſtwind , ob er gleich an vielen Orten ein wenig nach Norden und nad, Siiden ab. weicht, und dem Laufe der Sonne zu folgen ſcheinet.

21

Die ſo genannten Mouſſons oder 11onfoens, wel. dhe ſechs Monate lang aus einer, und die übrigen fechs Monate aus der gegenüber ſtehenden Gegend

2

wehen , fühlen die Luft gleichfalls ab ; wozu noch die See , und Landwinde kommen , die einander in vielen Gegenden der heißen Zone abwechſeln . Alle diefe Winde fühlen nicht allein die Oberfläche det Erde ab , ſondern führen auch die Dünſte herbey , die dann als Regen eine angenehme Erfriſdung gewähren.

$.

60,

Die nördliche gemäßigte Jone , "welche ge . Berſibie genwärtig die Ehre gat , daß ſie von den geſitteteſten denbee der Wara Völken bewohnet wird , iſt uns weit beſſer bekannt ,me und als die fübliché. Ob nun gleicy, überhaupt zu reden, Ralte in in dieſer gemäßigten Zone die Hiße im Sommer der ſtärker $ 3

+

118 Von einzelnen Theilen der Erdkugel 1 gemäßige ſtårfer , und die Kålte gelinder wird , je füdlicher cen Zone. Die Lånder liegen : ro låſſet fich doch daraus nicht fchließen ,

daß diejenigen Derter , welche einerley

Breite baben , auch einerley Hiße und Kålte haben müßten ; indem die Erfahrung hiervon ein gang anders lehret. So hat man z. B. in Solland und Deutſchland in der Berite von 52: keine ſogar außerordentliche Kålte des Winters , ſo , daß der Froſt nid )t fehr tief in die Erde dringt.

Allein , zu

Argun in Sibirien , an der Grånze der Tartarey, thauet der Boden im Sommer nicht tiefer als auf It Elle auf , obgleich der Ort nur im 50° nordlicher Breite gelegen iſt. In Canada iſt es viel filter, als in Europa auf eben der Breite. In Sitland ſind die Winter gelinder als an vielen Drten in Lngland. In Finnland giebt es in der von 64 fruchtbares land , aber zu Bereſowa im Lande der Samojeden , in eben derſelben Breite, bat man eine ſo ſtrenge Kålte , daß auch das umliegende Land ganz unfruchtbar iſt. Aus dieſer Urſache fommen um Tobolsk auch kein Obſtbäume fort ,

obgleich

dieſer Ort nur im 57° Breite liegt. Man har tvar daraus ſchließen wollen , als wenn die Kålte immer ſtårker würde , je mehr man in eben dem felben Paralleltreiſe gegen Morgen fåme ; allein , daß dieſerSchluß nicht richtig ſen , erhellet aus des Capitain Middlerons f) und anderer Wahrneh, mungen . Ueberdieß þat man auch bemerket , daß die füdliche gemäßigte Zone nicht ſo gemäßiget iſt, als die nördliche ; wovon man bey dem Herrn Lulof g) pc.ſchiedene melt findet.

Wahrnehmungen gefam .

Dic f) Philoſophic. Transac . N. 463. S. 157. f. 6) Kenntniß der Erdfug. 36. II. Ⓡ .,118.

als ein Himinelskörper betrachtet. 119 Die Urſachen dieſer Abweichung der Wärme und Kälte von der Wirkung der Sonnenſtrahlen find ſehr ſchwer, wo nicht gar unmöglich , zu entdecken, Die verſchiedenen Umſtände, welche dazu mitwirken, find nicht hinlänglid , bekannt, und laſſen ſich größ. tentheils nur muthmaßen . So viel iſt indeſſen gewiß, daß Oft . und Mordwinde, mit allen denen , die aus den Zwiſchengegenden wehen , wie auch die Südoſwinde, in unſern Låndern mehr Kålte und Froſt verurſachen , als die übrigen ; daß die Ber Khaffenheit des Bodens an vielen Orten Urſache iſt, warum er tiefer friert , und den Froſt långer hålt, als anderwärts ; daß die Luft an den Seeküſten, wegen der vielen aus der See aufſteigenden warmen Dùnſte, allemal gemäßigter iſt, als tiefer im Jande u.l.f.

S.

61.

Wie es ſich in den kalten Progürteln ver.Unbefanno þalte, låße ſich zur Zeit noch nicht zuverlåßig be te Beſchafo timmen. Der füdliche iſt uns noch ganz unbekannt, der alten und man weiß noch keinen Seefahrer, der auf mehr Erdgürtel. als 64° füdlicher Breite gekommen wäre. Der nordlidhe falte Erdgürtel iſt uns etwas mehr be: fannt, weil man bis auf 829 25' vom Pole gekom men iſt; ja der englandiſche Capitain njonſon foff bis auf den 84 ° gekommen fenn , und daſelbſt eine offene See ohne Eis gefunden haben . David Mel, ein Portugieſe , fou fic) im Jahre 1660 auf ſeiner Rüdreiſe von Japan dieſem Pole gleichfalls bis auf den 84 ° genähert Haben h ). Was von ei« nigen holländiſchen Schiffen gefaget wird , daß fie P H4 zwiſchen b) S. die von den Grafen von Bedern mit Be nebmbaltung der berlin. Akademie der Wiffen : fitaften 1962 berausgegebene ſchöne Charte pon der mitternachtigen Halbfugel.

120 Von einzelnen Theilen der Erdkugel gwiſchen 1640 und 1660 bis auf einen Grad unter Dem Pole gekommen waren , und daſelbſt kein Eis gefunden båtten , verdienet vielleicht noch eine nåbere Unterſuchung. Alle dieſe Nachrichten ſind indeſſen noch ſehr unvollkommen , und es ſind uns von den Gron : daſigen ( ändern faum die Küſten bekannt. land , ſo weit es unter dieſer falten Zone gelegen iſt, nämlich auf der Hoje von 68° bat des Winters fo ſtrenge Kälte, daß auch der Brantemein gefrieret, Die See fångt zu Ende des Auguſtmonats überall zu frieren an, und thauer vor dem April oder Ijay , ja oft vor dem Ende Des Junii nicht auf.

Das Sand

ewigen und ungeheuren Eisbergen bedeckt, welche auch auf der See angetroffen werden , und

iſt' mit

mancherlen Gejiallt und Farbe haben. Indeſſen richtet ſich auch hier die Kålte nicht nach der Breite, da man oft'in größerer Preite eine offene See, in ge . ringerer Breite aber das Meer voller Eis, findet. i $... 62, n ene n ied en ige ſch zu ver der Mal Es iſt im vor

Ertla Himmelsgegenden gedacht worden ; daher ſolche tung der Alle Dericies þier noch in wenig Worten zu erklären find . denen horizontale inien , welche aus unſern Hugen nach Weltgez genden,

jedem Puncte des Geſichtsfreiſes auslaufen können , werden Begenden oder Plagae genannt. Dhner,

achtet nun ſolcher unzählig viele angenommen were den fomen, ſo hat man ſie doch auf 32 eingedirånte, nach welchen ſonderlich von den Seefahrern die Rich . fung der Winde beſtimmet zu werden pfleget ; weil eine großere Menge derſelben nur Verwirrung aber keinen Nußen bringen würde . Man theilet ſie ein ; I ) in die vier bouprgegenden , Cardinales , als Morgen oder Olt , wo die Sonne des Morgens geſehen wird ; Albend oder Weiz , mo die Sonne des Abends geſehen wird ;

tljittag oder Süden ,

wo ſie Sonne im Mittag ſtehet ; und Mitternache oder

als ein Himmelskörper betrachtet.

oder Tord , über fiehet.

121

welche dem Mittage gerade gegen. Es iſt alſo zwiſchen jeder Hauptgegend

und der nåchſt folgenden ein rechter Winkel von 90 ° enthalten. 2) In die Nebengegenden , Collate rales, welche zwiſchen den Hauptgegenden ſich bes Theilet man friden , und an der Zahl 28 find. nåmlich jeden Winkel der vier Hauptgegenden in zween gleiche Theile, ro bekommtman act Gegen. den, deren jede mit ihrer nächſten einen Winkel von ralj 45° mádit. m, x

in

Dieſe bekommen ihren Namen von

den Hauptgegenden , zwiſchen denen ſie liegen , doch ſo, daßSåden oder Jorden , den andern benden mauptgegenden allemal vorgefeßet worden . Dieſe vier Nebengegenden þeißen alfo : hordot, Halbirt Südoft, Súðiveſt und Vordweſt. man dieſe acht Winkel, welche man auch die Ge.

*

genden der zwören Ordnung nennen kann , vom neuen , ſo bekommt man ſechzehn Gegenben , die eine Neigung von 224 ° gegen einander haben , und die dritte Ordnung abgeben können . Jede dieſer Gegenden lieget ziviſchen einer Hauptgegend und

2 0

einer Gegend der zwoten Ordnung ; wovon ſie denk auch den Namen bekommen , doch ſo, daß die Hauptgegend allemal voran geféket wird , als Súd :

Südoſt,Oft. Súdoft, Oft . 17ordoft, 17ord, 7 ! Fordoſt, Weſt Nordweſt, nord : Lord weſt, Süd , Südweſt, und Weft : Südweſt. Kalbiret man dieſe-ſechzehn Winkel von neuem,

+

um die Gegenden der vierten Ordnung zu befumi men , fo kommen endlich 32 Gegēnden heraus , die einen Winkel von 114° mit einander machen . Jede dieſer Gegenden liegt einer Hauptgegend oder einer Sie bea Gegend der zworen Ordnung zur Seite. fommen daher auch den Namen dieſer anliegenden Gegend, wober hinzugefeger wird , nach weldier þauptgegend ſie von dieſer benachbarten zu liegen

☆ S

122 Von einzelnen Theilen der Erdkugel 3. B. zwiſchen Süden und Südoſt liegt eine ſolche *** Gegend der vierten Ordnung , und alſo von Süden 1 nach Oſten zu , ſie heißt alſo Süd gen Oft u. f. f. Auf dieſe Art entſtehen für dieſe ſechzehn Gegenden der vierten Ordnung folgendeNamen : Súd gen Weſt,

Südweſt gen Súd ,

Weſt,

Weſt gen Såd ,

Súdweſt gen

Weſt gen bord,

Nordiveſt gen Weſt, riordweſt gen 17ord , 17ord gen Weſt, Dord gen Uit , 17ordoſt gen 17ord , Forooſt gen Dit . Oft gen 17ord, Dit gen Súd , Südoſt gen Oſt , Šúdoſt gen Süd, und Südgen Ojt. Alle dieſe 32Gegenden laſſen ſich am beſten auf der Schifferroſe, Roſa nautica , vorſtellen .

§.

63.

Ich habe bisher das Vornehmſte von demjeni. Urſprung gen vorgetragen , was zur eigentlichen mathemati. der Bei ſchen Erdbeſchreibung gerechnet werden kann , ſo nennung ber zwolf weit ſolches zur Verſtändlichkeit der im Folgenden bimili: ' vorkommenden Naturgeſchichte unſerer Erdkugel ſchen Zei . nothwendig iſt. Ich habe mit Fleiß verſchiedene den. Kunſtwörter und deren Erflärung übergangen, weil ſie theils eigentlich in die Sternkunde gehören, theils von feinem erheblichen Nußen ſind , und zu weiter nichts gebienet haben würden , als dieſe Einleitung zur Ungebühr zu vergrößern . Doch faun idy nicht umhin , hier noch einmal auf die Efliptik zu fome men , unter welcher man , wie bereits oben gedacht worden,

die jährliche Laufbahn der Erde um die

Sonne - verſtebet. Dieſe Laufbahn wird nicht nur wie ein jeder anderer Zirkel in 360°, fondern auch noch in zwölf gleiche Theile ein, davon ein jeder 304 hat, und von dem Geſtirne , welches ihmepedem am Dieſe zwolf fo geo nådiſten war , benannt worden. nannten

himmliſchen

Zeichen Heißen

in ihrer

Drdnung von Abend nach Morgen : Widder)

als ein Himmelskörper betrachtet. 123 Widder , Stier , Zwilling, V

Jungfrau ,' Waage, mp

Krebs , Lowe, D 2

Scorpion , m

Schůrs,

Steinbod , Waſſermann , Siſche: X % Da eine nähere Unterfuchung dieſer Zeichen in die Sternkunde gehöret : fo will ich hier etwas weniges

en bon dem Urſprungo iþrer Benennung anführen . en Makrobius i , erklåret die natürlichen Urſachen,

in welche den Zeichen des Krebſes und des Steins in boct's ihre Namen gegeben , auf eine natürliche und ungekünſtelte Art ; deſſen Erklärung dieſer bey. dent Zeichen dem Abt Plüſche die Unleitung gege. ben ,dieübrigen Zeichen auf gleiche Art glücklich zu erflåren k). Nach den Erklärungen dieſer beyden Månner bemerfen die Zeichen des Thierkreiſes, was

11

*

3

di

von Monat zu Monat auf der Erde bey den vera fchiedenen Stellungen derſelben gegen die Sonne, das ganze Jahr hindurd, vorgebet. Alſo gab man den dren erſten Geſtirnen, in welchen die Sonne den Frühling über erblickt wird , die Namen desWid . ders, des Stiers und der zwo Ziegen , weil den Frühling durch nady und nach neue Heerden erſchei. nen . Zu erft fallen die Låmmer , dann falben die

Küße; die Ziegen aber bringen gemeiniglich zulegt In den offer zwen , als ein Junges zur Welt. Thierfreiſen der erſten Zeiten haben zwo Ziegen dies Die Oriechen fen dritten Plaß eingenommen . feßten in dieſe dritte Stelle die Zwillinge Caſtor und Pollur.

Doch bemerkt Herr Spoe in ſeinem Budhe

i) Saturnal. B. I. Kap. 17. ) Hiſtoire du ciel IV.1. S. 11 .

5 124 Von einzelnen Theilen der Erdkuget Buche von der Riligion der Perſer , und Berodo. tus 1 ) , daß weder die Morgenlander, noch Aegypter die Namen dieſer benden Brüder gekannt haben. Din Sommer bezeichnen der Krebs , der Löwe und die Jungfrau. Der Krebs, ſpricht Makrobius an oben angefiihrten Orte , iſt ein Thier , welches růckwårts urid ( chief gehet ; eben ſo fångt auch die Gonne an , wenn ſie in dies Zeichen gekommen iſt, rückwärts zu gehen , und fchief herunter zu ſteigen. Pon den übrigen zwen Zeichen ſpricht Plüſche: die Wuck des. { ówens kann die Hiße der Sonne gar wohl bemerken . Die Jungfrau mit den Garbes Lehren drückt die Erndte auf eine ſehr natürliche Art aus , mit welcher die Schnitter um dieſe Zeit fertig werden . Der Herbſt hat die Zeichen der Mange, des Scorpions und des Sobügen. Die Gleichbeit der Tage und Nächte bemerket die Waage, welche die Sonne, wenn ſie in demſelbigen Geſtirne zu ſeyn ſcheint, hervor bringt. Der Scorpion bildet mit ſeinem Stachel und Gift die Krankheiten des Herbſtes ab, wenn die Sonne wie, der zurück geht . Der Schúße mit ſeinem Pfeile oder Streitkolben ſtellt , bey Abfallung des Laubes, die Jagd der Alten wider die wilden Thiere vor. Der Winter liegt unter den Zeichen des Stein , bocks, des Waſſermanns und der Fiſche ver: borgen. Was den Sreinbock betrifft , ſo ſpricht Wakrobius wiederum , iſt feine Art, im Hinanflete dern zu weiden und mit beſtandigen Abbeißen der jungen Baumſproſſen zu gewinnen ; ſo macht es audy die Sonne, wenn ſie in das Zeichen des Stein bocs kömmt. Sie verläßt den niedrigſten Punct ihres ļaufes,um ſich zum höchſten zu erheben. Der Waſſermann , fagi pluſche, ţat eine ſichtbare Uehn.

1) Euterp . 1. 48.

als ein Himmelskörper betrachtet.

125

Xehnlichkeit mit dem Winterregen ; und die zufam . men gebundenen , oder in einem Neße gefangenen Siſche bemerken die Fiſcheren , welche ben Annahe. nung des Frühlings am vortrefflichſten iſt. Im Jahr 1725 hatte ein ungenannter franzoſe den fremmen Einfall, daß er nach der Weifſagung Ja . cobs 1 B. Moj. 49. R. und Jofephs Traume, un Sonne, Mond und eilf Sternen , die Urſachen dieſer Benennungen in den zwölf Söhnen Jacobs, und deſſen Tochter Dina zu finden glaubte. Zu dem Ende vergleicht er den Ruben mit dem Waf: fermann , Simeon und Levi mit den Zwillingen , Juda mit dem Towen , Sebulon mit den Fiſhen , Hrafichar mit dem Stier ,

Dan mit dem Score

pion, Gad mit dem Steinbock , Aſſer mit der Waage, aphtali mit dem Widder, Jofeph mit dem Schüßen , Benjamin mit dem Krebs, und Dina mit der Jungfrau .

g. 64 . Da die Erde eine kugelförmige Geſtalt hat , ſo Nachricht laſſen ſich alle bisher bemerkte Eintheitungen der von den felben fomohl, als auch ihr Stand gegen die übrigen ben Him . Şimmelsforper, auch im Kleinen auf einer künſtli melófus Es verdienen davon vor geln. den Kugel vorſtellen. nämlich dreyerlen Arten angeführet zu werden . Einige ſtellen den Himmel mit den Firſternen und Birkeln, die ſich die Sternkundigen am Himmel timbilden, im Kleinen vor, und werden daher sims :

melskugeln, Globi coeleſtes genannt. Atlas, ein alter mauritaniſcher Fürſt, ſoll der Urheber der. felben fenn, und dadurch veranlaffet haben, daß die Dichter von ihm geſungen , er" trage den Himmel duf ſeinen Schultern . Ludorus von vious vera fertigte 190 Jahr vor Chriſti Geburt gleichfalls bergleichen, und legte die Sternbilder der Aegypter und Griechen, die Aratus befungen, auf dieſelben . Secha

126 Von einzelnen Theilender Erdkugel Sechzig Jahr nach ihm übte ſich Sipparchus dar . inn, und verfertigte ein Verzeichniß von Firſternen , welches uns vom Ptolemåo in ſeinem Almageſto aufvehalten worden . Nach dieſem Verzeichniſ baben vom sten Jahrhunderte an, Johann júls ler von Rönigsberg in Franken , daher er ſich audi Regiomontanus nennet, Johann Scho. ner, Sartmann , Dryander , Barth und Sarps reche verſchiedene aber ſehr unvollkommene Hims melskugeln verfertiget ; bis Tycho de Brabe ein beſſeres Verzeichniß der Firſterne herausgab , und nad) demſelben im Jahr 1583 ſelbſt eine meßingene Himmelskugel verfertigte , welche ſechs Fuß im Durchmeſſer hatte. Dieſe große Himmelskugel, ro 5000 Thaler gekoſtet hatte, kam nach ihres Urbebers Verbannung nach Prag , von da nach Benadky im Bunzlauer Kreiſe, von da wiederum nach Prag ; hierauf nach Deis in Schleſien ; und als dieſe Stadt im Jahr 1632 erobert worden, durch den däniſchen Prinzen Ulrich wieder nach Ropen . bagen, wo ſie 1728 in dem großen Brande mit zu Grunde gegangen. Nach Tychonis Verzeichniß der Firſterne verfertigten die Holländer Wilhelm Janſon Cåſias oder Blaeu und Johann Janſon derſdriedene Himmelskugeln. 218 aber im ſieb .

jeħenten Jahrhundert der gelehrte Bürgermeiſter ju Danzig, Johann Sevelius , der 1687 mit Tode abgieng , ein noch vollfommneres Verzeichniß der Firſterne zu Stande brachte: fo wurden auch ſeine Himmelskugeln jenen vorgezogen.

Die nachmalie gen Entdeckungen und Verbeſſerungen in der Sternfunde ſind in den Globis , welche Gerhard

Valk , Coronelli, Somann und Andres zu Dürnberg, und de l'Jsle verfertiget , gleichfalls genußt und angebracht worden . Die beſten find indeſſen

bisher die bomanniſchen geweſen ,

die 1728

als ein Himmelskörper betrachtet.

127

1728 unter der Aufſicht des Profeſſors Doppel. mayer von einem rheinlandiſdren Fuß im Durch . ſchnitt, nach den bevelifden Beobachtungen auf das 1730te Jahr gerichtet ſind. Da aber alle dieſe Şimmelskugeln den Fehler Haben, daß ſie von feiner langen Dauer ſind, und den Himmel als eine erha. bene Fläche vorſtellen , da er uns doch hohl erſchei. het, ja überdem die Sterne nicht einerley Långe behalten; indem ſie in 100 Jahren nach Serelii Berechnung diefelbige um 1° 24' 26 " 50 " åndern , und alſo nicht eher als bis nach 25 oder 27000 Jah ren wieder an ihre erſte Stelle zu ſtehen kommen : jo gab der ehemalige Lehrer der Mathematik zu Jens, Erhard Weigel , der Himmelskugel eine andere Geſtalt. Er verfertigte ſie von Kupfer

1

oder Meßing ; und damit Sicht in die hohle Kugel fallen fonnte, ſo durchlódierte er die Sterne, die er

7

niche nach den gewöhnlichen Figuren , ſondern nach den Wapen der vornehmſten curopäiſchen Staaten darauf zeichnete. In der Kugel machte er große Deffnungen, durch welche man in der holen Fläche die Sterne als helle Puncte erblickte . Ueberdem konnte ſie in einem Zirkel hin und her geſchoben und auf jede Zeit geſtellet werden. Eine ſolche Him. melsfugel von außerordentlicher Große , brachte er für den Konig in Dänemark, Chriſtian V. 1696 Sie befindet ſich zu Ropenhagen ju Stande. im Königl. Sdiloſſe Roſenburg , und þat im Durchſchnitte über 10 Fuß . Man fann aufrechts hineingehen , wie denn der König felbſt nebſt nocy 3 Perſonen ſich darinn zugleich befunden þaben . Der Himmel derſelben wird vermittelſt eines Pena buluhrwerkes þerumgetrieben. S. 65 .

Spábra Die andere Art von Sphären beſtehen aus armillar

bioßen Zirkeln und Reifen , und werden Sphaerae ris. armil

128

Vort einzelnen Theile der Erdkugel

arınillares genannt.

Einige

derſelben

enthaltenen

blos die Zirkel und Linien , die man ſich auf der Erd : kugel vorſtellet , und haben an der Mitte der Are eine kleine Kugel , ſo die Stelle der Erde vertritt. Nach dem nun der Lequator mit dem Horizont einen Winkel macht , alſo bekommen auch dieſe Sphå : Durchſchneider der ren verſchiedene Benennungen . Hequator den Horizont unter einem fchiefen Winkel , fo beiſſen fie Sphaerae obliquae ; fommt der des quator mit dem Horizonte überein , ſo werden ſie Sphaere parallelae oder ſtantes genannt ; macht aber der dequator mit dem Horizonte einen rechten Wins Andere dieſer fel , ſo heiſſen ſie Sphaerae rectae. Sphåren ſtellen das Weltgebäude nach verſchiedenen Die Knäufe auf den zwo Meynungen vor u . f. f. Säulen in dem Tempel Saloinonis follen , nach einiger Mennung, ein Paar ſolcher Sphåren geweſen feyn. . Daß Eratoſthenes und Archimedes der. gleichen verfertiget , låſſet ſich mit mehr Gewißheit darthun . Cicero m ) lobt den Poſidonium , da er eine bewegliche Sphåre verfertiget, an welcher man die Bewegung der Sonne , des Monds und Im zweyten der Planeten bemerken können . Jalrhundert nach Chriſti Geburt hat , nach des de Gaubil n ) Bericht, der Chineſer Thongosjang, eine Spyáram armillarem von Meßing zuſammen geſekt; und im 7ten Jahrhunderte erbeutete der Kaiſer Seraclius von dem perſiſchen Könige Cose roes eine Sppäre, die den Blik, Donner und Regent Im 16ten Jahrhunderte verfertigte vorſtellete. Lehrer der Mathematik zu Tübingen , eine ſolche bewegliche Sphäre , welche die Zirkel und Bewegungen am Himmel , nebſt denvornehmſtert Luft.

Siófler ,

m) De nat . Deor. B. 2 Kav. 24. n) De l ' Aftronomie Chinoife.

als ein Himmelskörper betrachtet. 129 Lufterſcheinungen vorſtellig machte, aber 1534 mit verbrannte. Wilhelm Blaeu madyte hierauf nicht nur ſelbſt prolemáiſche und coperniconiſche Sphären, ſondern gab auch die erſte Anweiſung o ), wie man eine Spþåram armillarem nach Copernici lehrgebåude verfertigen müßte ; worauf der 2160 Villemont eine ſolche bewegliche Sphäre zu Stan. be brad)te , und beſchrieb p) . Dem Könige in Frankreich, Ludervig XIV. ſuchten Sieronymus Martinot und Thomas Baye das prolemáiſche Syſtem in einer beweglichen Sphåre begreiflich zu machen. Die Univerſität Altorf hat eine beweg . liche Sphäre durch den berühmten Georg Chri. ftoph Eimmart zu Nürnberg er alten . Die Univerſitát Leiden fann gleidfalls ſeit 1711 eine folche Spøåre aufweiſen , die liroes von Thracio verfertige, Bernhard Cloes aber, als ſie in Un , ordnung gerathen , wieder in Stand geſeger Har. für den Herzog Jobann von Sollſtein , Biſchof ju Lübeck, mußte nicolaus Sicbenhaer eine copernicaniſche Spbåre verfertigen , welche die Drenfache Bewegung der Erde vorſtellete. Das Wayſenhaus in Salle hat zwo Spøåren , die der Archidiaconus Semler daſelbſt eingerichtet, davon die eine das prolemåifcbe, die andere das coperni. uniſche Syſtem zeigt, und vermittelft einer Kurbe in Bewegung gefokt werden . Die homanniſche Difficin zu 57ůrnberg verkauft copernicaniſche

Spha. •) Inſtitutio aſtronomica de uſu Sphaerarum et Glo borum Sh. 2. Kap. 2 .

P) Sphère du Monde felon l' Hypothefe de Copernic , Paris 1707. 12 .

II. Theil.

3

130

Von einzelnen Theilen der Erdkugel

Sphären , woben die Erdkugel , indem ſie um

die

Sonne gehet, zugleich auch ſich um iþre.Are drepet, und damit die Tags , und Nachtsabwechſelung mit Im Jahr 1754 den vier Jahrszeiten weiſet. machte Samuel Enjedi, berühmter

Uhrmacher

und Mechanicus zu Clauſenburg in Siebenbürgen in den Zeitungen bekannt, daß er bewegliche Ür. millarſphåren, nach dem copernicaniſchen Syſtem , einem jeden , der eine ſolche verlange, in beliebiger Große liefern wolle ; zu deren Hauptbewegung er eine Uhr verfertige , die den Planeten einen ordent. lichen, unwandelbaren, und nach aller möglichen Geo nauigkeit ausgerechneten (auf gåbe. Jm 1758ften Jahre hat ein geſchickter Medjanicus, Gartner bey Drefden , auf eine andere Art als durc ) Sphären , das Syſtema joviale vorſtellig gemadyt ; wovon man die Beſchreibung im WTeueſten aus der ans muthigen Gelehrſamkeit im Lenzmonat 1758. Nach dieſer Beſchreibung ruhet S. 229. liefet. auf einem rechsecigen Geſtelle eine meßingene Platte, mit einem wohlabgetheilten zinnernen Ziefer. blatt. Dieſe verbecker das in der Höle verborgene Räderwerf , welches die aus dem Mittelpuncte bere vorragende Träger des Hauptplaneten und ſeiner vier Trabanten in Bewegung reßt. Der mittelſte etma ſieben Zou hohe Stift trågt den Jupiter ſelbſt , als eine goldene Kugel in der Größe einer kleinen Kirſche, und dieſer ſtehet ſtill. Von den . felben werden die vier andern, von ſo viel ungleich langen horizontalſchwebenden Armen getragen , die auf ihren Spigen, in gleicher Höhe mit dem Jupiter, ungleich die ungleich entfernten Trabanten mit einem geſchwinden Saufe, nach den Beobachtungen der Sternſeğer berumführen, ſo, daß der innerſte meşr. mal

als ein Himmelskörper betrachtet.

131

mal þerum kommt, eße der andere, dritte und vierte nur einmal herum gehen. Unter allen dieſen Ara men der Trabanten iſt ein Zeiger angebradit, der im Umlauf, auf den Zieferblatt, die ſieben Tage der Woche, nebſt den 24 Stunden eines jeden Tages anzeigt; ſo , daß man vermittelſt beffen den Stand und auf dieſer Trabanten auf einen jeden Tag in der Woche und jeder Stunde des Tages finden und Jeigen kann. Um den gangen Umfang des Him . mels vorzuſtellen , gebet um dieſe Maſchine , in der Baiben Köhe Jupiters, ein zinnerner 4 Zoll breiter Kreis, der wie ein Horizont auf drey zierlichen mefa ſingenen Stüßen rubet. Auf dieſem ſind die zwolf þimmliſchen Zeichen , jedes in feine drenßig Grade Dieſe ganze Maſchine eingerheilt, verzeichnet. fann man durch eine meßingene Kurbe in Bewegung feßen. Auf dieſe Weiſe verſprach dieſer Künſtler auch eine copernicaniſche zu verfertigen, fo baid er dieſe verkauft haben würde .

2

i 7 1

$.

66. 0

Der Globus terreſtris endlich zeiger nicht allein Globiteme Die Puncte, linien und Zirkel , fondern auch die reftres Dberfläche der Erden mit allen Ländern , Meren ,

vornehmſten Städten, Seen und Flüſſen . Änario mander von Wilecus foll die erſten dieſer Erdku . geln verfertiger Haben . Eratoſthenes nollte ſie berbeffern, wurde aber dafür vom Sippando gen tabelt. In der lebten Hälfte des 15ten Jahrhuna derts diente Martiri Bebatm , ein nürnberg Faber

Patritius, als Capitain auf einem Schifje unter Carl dem Rübnen , Herzog von Burgund, und hatte den Columbus unter ſich. Der erſtere era fano SA 1

132 Von einzelnen Theilen der Erdkugel fand auf dem Halben Wege nach America die azo, riſchen Inſeln . Weil er von ſeinem Schiffe Holz ſchwimmen ſah und Landwind bemerkte : ſo ſchloß er, daß weiter gegen Abend mehr Sand liegen müſſe. Er verfertigte hierauf eine Erdkugel , und ſoll auf derſelben zuerſt das damals noch unbekannte Land, welches nachher America genennet worden , mit abgezeichnet haben . Dieſen Globum hat die Be. baimiſite Familie der Bibliothek zu Dürnberg verehret ; er iſt aber ro dunfel und abgenußt, daß Nad man nicht alles mehr darauf ſehen kann.

dem Behaim machten ſich zunächſt im 16ten Jahr. þundert sieronymus fracaſtorius , ein berühm , ter Dicher und Arzt, daber ihn auch Pabſt Paulus 3. zum Seibarzt des Concilii zu Trident ernannt hatte, şierauf der Profeſſor Medicină Gemma , mit dem Bennamen Friſius ; ferner die Niederlander, Gerharo Mercator und Jodocus sondius ; in der erſten Hälfte des 17ten Jahrhunderts aber der Hollander Wilhelm Blacu , mit ihren Glo . bis berühmt. In der lekten Hälfte dieſes Jahr. hunderts ließ Adam Olearius durch Andreas Buſch aus Limburg , einen ungemein großen Globum von Kupfer , für den Herzog Friedrich von Solſtein , bauen. Der Anfang geſchahe 1656 , er wurde aber zuerſt 1664 unter der Regierung des Herzogs Chriſtian fertig. gentlich ein doppelter war , Inwendig Durchſchnitt. mit allen bekannten Sternen

Dieſer Globus , der ei, hatte u Wertſchuh im ſtellte er den Himmel von vergoldetem Silber

vor ; von außen die Erbfläche , die genau abgezeich net und mit ſchönen Farben erleuchtet war. In .

' wendig befindet ſich an der fünf Zoll dicken Ure ein Tiſch mit Bänken für zwölf Perſonen. Der Ho. rizont

als ein Himmelskörper betrachtet. 133 risont hat eine Gallerie, auf welcher man berumge. hen und den Globum eigentlich befehen fann. Ein vom Berge laufendes Waſſer trieb ihn nach der Berpegung des Himmels , alle 24 Stunden herum. Im Jahr 1713 wurde er dem Czar Peter I: geo benkt, der ihn 1714 mit vielen Koſten nach Dee tersburg bringen und auf den Thurm der Afade. mefeßen ließ .

Weil aber derſelbe 1744 auf dem.

falben bennahe verbrannt worden : ſo iſt er nicht nur sieder hergeſtellt, ſondern hat auch ein eigenes Haus uit weit vom afademiſchen Gebäude bekommen . Einen eber ſolchen großen Globum ließ auch auf tem fürſtlichen Schloſſe zu Jena Herzog Wilhelm Wunter Erhard Weigels Aufſicht, i601 zu Stan de bringen , welcher aber nachmals wegen Belaſtie gung des Gebäudes abgenommen und zerſchlagen worden . Der englifche große Globus des Caſtelo maine begreift

eben

das ,

was ſonſt auf dem

coelefti und terreſtri pflegt vorgeſtellt zu werden . Daß aber vorhingedachter Erhard Weigel damals nicht allein geſucht habe , die Himmelsfugeln , ſons dern audy die Erdkugeln zu verbeſſern , zeigt ſeine : ; Jena 1681 in 400 herausgegebene Beſchrei. bung derer verbeſſerten simmels - und Erden , globen.

Beſonders gab ſich auch in Italien der

Pucer Vincent Coronelli viele Mühe , die Elobos ju verbeſſern : zu dem Ende er auch zu l'enedig eine ſocietatem Argonautarum geographicam ſtif: Und dieſer iſt es auch , der in den erſten tete. Jaþren des 18ten Jahrhunderts auf Befehl des Cardinals d'Etrees für den König in Frank. reich, Ludewig XW , die großen Kugeln , ſo im föniglichen Schloſſe Marly " ſtehen , verfertiget hat. Sie Kaben 13 Werkſchub im Durchſchnitt, und 93

1

134 Von einzelnen Theilen der Erdkugel und können , ohngeachtet ihrer Größe, mit einem Finger bemeget merden ; daher man unten am Ger Stelle des Globi coeleſtis folgendes ließet :

Inclyta Gallorum proh! quanta potentia regis ! En

digita coeli voluit et orbis opus, Unten am terreftri:

Fi& us, Aloyſ , Tibi fiftitur orbis ab arte ; Verus at ante pedes Marte iubente cadet.

Huf dem Horizont diefer benden Globen find die Siege und Iharen dieſes Könige , die eben ein vollkommenes Jahr ausmachen , gemahlet. Der Hollander Gerbard Vale verſchaffte nach. mals in dieſem 18ten Jahrhundert die mohlfeilſten ;

fie wurden abeč pon den Globis .Des de l'Isle , in Frankreid , und des Moll , in england , Doch, da dieſe den Deutſchen weit übertroffen .

zu koſtbar waren : ro erdffnete in Deutſchland Ludwig Andrea juerſt eine Werkſtatte , in welcher er dieſelben in leidlichen Pretſen lieferte , und endlich keine Officin an das Warfenbaus in Salle verkaufte. In hamburg machte

Jobanin Buyer 1718 in einer eigenen Beſchreie bung, 'in 4to , bekannt : daß er zum bequemen Gebrauch ne:se , in vielen Grüden von den alten

abgebende Erde und Himmelskugeln verfertigte ;

gleichmie auch bisher zu Elbingen in Dreußen, von Jobann Sriedrido Enderſet) febr brauch bare Globi perfertigt worden . Die bomanniſde

Drficin

als ein

Himmelskdrper betrachtet . 135

officin in Nürnberg liefert gleichfalls Erdku . ell geln von verſchiedener Große, von welchen die . jenigen ,

Johann

ſo durch

Georg Puſchner

usneinen rheinländiſchen Schuh im gemacht werden , die nůklichſten find.

g.

Durchſchnitt

67.

Im Jahr 1749 machte die cosmographi: Neueſte Sebe Geſellſchaft zu Zürnberg bekannt : daß Globi. fie ein Paar große Globos von dren pariſer Schußen, die alle andere an Vollkommenheit ibertreffen ſollten , für 120 Ducaten auf Pránu. meration, in 30 Monaten ſchaffen wollte ; ju

-

welchem Ende ſie ſechszóllige Globos, als eine Probe der größten , mit in Kupfer geſtochenen Blättern überziehen ließen ; die aber ſo man . gehaft gerathen waren , daß fie durch Johann Georg Ebersberger , einen Micerben der ho. manniſden Officin , von den Fehlern gebeſſert werden mußten . Da nun pie cosmographiſche Geſellſchaft im Jahr 1756 mit iþren Globis noch nicht ju Stande gekommen war , ſondern viel. mehr unterſchiedlich gemachte Körper in Stufen xercihlagen müſſen :

ſo machte der in Sdwas

bach ſich aufhaltende Mathematicus ,

in

Johann

Philipp Andreå, der schon ſeit 1718 viele gun. dert Paar fowoậl große von 31 und 14 Schuh, als auch 8 , 6 und 3jöllige Globos verfertiget, bekannt, daß er , weil man von den in Kupfer geſtochenen Mappen

doch

keine

völlig accurate

Globen verfertigen könnte, einem jeden Liebhaber, aus frener Hand , ein paar breyſchuhige Globos binnen 6 Monaten liefern wolle ; 3.4

indem er die Himmelse

1

136 Von einzel. Th.der Erdr. als ein 2c .

Himmelskugel mit ihren Sternbildern von einem die Sterne ſelbſt nach Mahler mahlen ließe ; und vergoldet darauf Meßing von Große ihrer ſamme benden Ho. , aber Erdkugel die trüge ; rijonten , fauber und deutlich ſchriebe , als wenn auch alles nach es in Kupfer geſtochen ware ; der neueſten Aſtronomie

und Geographie einthei.

lete : zugleich verſprach er , ohne Prånumeration dergleichen Kugeln von 6 , 8 und 10 Schuh im Durchſchnitt , vom Tage der Beſtellung an , bin. nen Jahresfriſt , nach vorhergegangener Cenfur, ju liefern.

& Lehrges

1

1

7

!

Lehrgebäude

der allgemeinen

Naturgeſchichte

des

Erdbodens.

IS

.

2

+ 139

Lehrgeb å ude der allgemeinen

Naturgeſchichte des

Erdbodens.

Einleitung.

$.

1.

er Erdboden iſt der große Schauplak, Erklärung auf welchem alle diejenigen wichtigen der Naturo Veränderungen , welche den Gegenſtand geſbicbte . der folgenden Theile dieſes dusmachen werden , vorgegangen ſind.

Werkes Es ift

daher billig , daß wir denfelben zuvor kennen lernen , eße wir die Begebenheiten ſelbſt vortragen , die ſich unter den Menſchen auf demſelben ereignet haben . Wir haben dieſen runden , aus feſten und flüßigen Cheilen beſtehenden Körper bereits nach ſeiner Ge. ftalt, nach ſeiner Größe , und nach ſeinem Verhålte niß gegen die übrigen Himmelskörper, betrachtet ; allein , es iſt uns noch vieles zu unterſuchen und zu bewundern übrig geblieben. Theile Fennen lernen ,

Wir müſſen auch die

woraus dieſer große Körper

beſtebet , wir müffen die Veränderungen, die die. ſelben erlitten haben , und zum Theil noch erleiden, unterſuchen , und daraus die Verånderungen beo ſtimmen, welchen diefer unſer Wohnplak felbft unter. worfen geweſen , und noch tåglich unterworfen iſt ; wir müſſen uns endlich einen richtigen und mit der Badhe felbft übereinkommenden Begriff von allen auf

SAN 140

Einleitung

auf und unter ſeiner Oberfläche bekannt gewordener Die Wiſſenſdiaft, Körpern zu eriverben ſuchen . weld )e uns zu dieſer

Kenntniß leitet ,

wird die

Naturgeſthidhte oder nacůrliche Geſchichte des Erdbodens, und der auf und in demſelben bes5# kangit gewordenen Dinge genannt.

g.

2.

Wenn wir nun , nachder dieſes voraus geſeket Theileder worden , diejenige Kugel anſchauen , welche uns felben . die Weisheit des Schöpfers zu unſerm Wohnplage fo finden wir ,

daß ſie aus feſtern

Lande und Waſſer beſtehet,

beſtimmet hat :

und überdieß noch

mit einem Dunſtkreiſe umgeben iſt, der bey ihrer natürlichen Geſchichte gleichfalls nicht aus den Augen gefeßet werden darf. Man ſieht alſo leicht, daß die natürliche Geſchichte des Dunſikreiſes , des Gé. waſſers und des feſten Landes , zu welchen dann noch die Geſchichte derjenigen Veränderungen, denen dieſer Erdboden unterworfen geweſen , und noch iſt , als der vierte Theil geſeket werden kann. Jn'alten dieſen dreyen Theilen wird der Erdboden an und für ſich ſelbſt betrachtet, ohne auf diejenigen Körper und Geſcjòpfe zu ſehen , welche ſich auf und und unter ſeiner Oberfläche befinden . Dieſe dúr. fen aber auch nicht übergangen werden ; und es hat denen Naturkundigen gefallen , alle dieſe Körper in drey Claffen zu vertheilen , welche ſie die drey Rei . de der 17arur zu benennen pflegen.

So viel fich

aud) wider dieſe Eintheilung einwenden låſſet; fo iſt ſie doch einmal überall angenommen , und vielleichtuns ter vielen andern möglichen Eintheilungen die bes quemſte ; daher man billig ſo lange ben derfelben berbleiber, bis eine richtigere und bequemere ausfindig gemacht worden .

S. 3 .

3 zur Naturgeſchichte des Erdbodens.

141

$. 3. Xus dieſem allem werden meine leſer nunmehr

alt

féen erſehen können , was ſie ſich in dem folgenden dieſes kbegebäude,meiner natürlichen Geſchichte des Erd. Lehrgebius des. bidens von mir mit Recht zu verſprechen haben , Jd werde die vornehmſten Eigenſchaften der { uft, woraus der größte Theil unſers Dunſtfreifes beſtes het, ju entwickeln ſuchen . Ich werde deſen Ver. mijung mit andern Körpern darthun , und das

1

jenige anmerken , was unſere geſchickteſten Natur. fundige von der Höhe , Geſtalt und Figur dieſes Ich werde Dunſtfreiſes gemuthmaßet haben . ferner die Bewegungen und Wirkungen deſſelben Sortragen, und bey dieſem Gegenſtande werden uns die Winde am långſten , die Strahlenbrechung aber kur menige Augenblicke aufhalten. Nadidem dies vorausgeſeket worden , werde ich

mit meinen Leſern zu der nähern Betrachtung der Oberfläche unſers Erdbodens (direiten können. Das feſte { and , wozu wir aus guten Gründen auch die auf demſelben befindlichen größtentheils füſſen Waſſer rechnen , wird unſere Blicke zuerſt auf rich beften, weil es unfer unmittelbarer und natürlicher Wohnplak iſt. Die augenſcheinliche Ungleichheit dieſes feſten Landes wird uns auf eine nähere Be. trachtung der Berge und aller in und an denſelben befindlichen Merkwürdigkeiten leiten ; und bey die. fer Betrachtung werden wir uits ein wenig lange eufhalten müſſen , weil der Bau dieſer Erhöhungen der Erofläche überaus viel bewundernswürdiges in Ben Beſuchung der auf dem feſten fich faffet. lande befindlichen größtentheils füſſen Waſſer wer. Den uns die Quellen und Flüſſe am långſten , die Sandfeen und andern Waſſer aber weniger be. fhäftigen. Mit

1

142

Einleitung

Mit den Quellen und Flüffen werden wir uns an 'pas Meer , dieſes große Behältniß aller über der Erde befindlichen Waſſer verfügen , und bier werden wir eine Menge Gegenſtånde antreffen, welche unſrer Aufmerkſamkeit würdig ſeyn werden. Wir werden den weiten Umfang uns die Tiefe deſſelben auszumeſſen ſucheni; wir werden uns bis auf den Boden deſſelben hinab wagen , Beſchaffenbeit zu

erkennen

ſuchen ;

und deſſen wir werden

deſſen Farbe und Geſchmack zu beſtimmen, und enda lich deſſen mannichfaltige Bewegungen zu beſchreiben Nach dieſem wers und zu erklären uns bemühen. den wir einige ſchůdyterne Blicke in das Innere de Erde magen , und das wenige'was wir von dem Bau deſſelben mit Gewißheit wiſſen, oder mit über. wiegender Wahrſcheinlichkeit muthmaßen können, anzeigen , übrigens aber die füſſen Träume 'vere ſchiedener Naturkundigen der Vergeſſenheit, auf. opfern . Nachdem wir uns nun bey den vornehmſten Theilen unſers Erdbodens ſo lange aufgehalten, als zu deſſen ridriger Kenntniß nothwendig geweſen , werden wir endlich diejenigen Veränderungen, denen dieſer Körper tåglich ausgeſeket iſt , zu bemerken, und daraus die großen Verånderungen , worauf uns fo viele unlåugbare Denkmåler weiſen , zu ere lautern fuchen. Eine genauere Betrachtung der drey ſogenannten Naturreiche follte endlid, den Bee ſchluß dieſes Lehrgebåudes machen. Allein, in dies ſem Stücke werde ich mich in gewiſſe Grången ein. ſdyrånken müſſen , welche zu überſchreiten die Abſicht dieſes Werkes und die zu beobachtende nothwendige Ueberdies wird das dor . Kürze mir verbietet.

nehmſte des Mineralreiches bereits ben der Betracha

1

tung des feften landes und beſonders der Berge

!

zur Naturgeſchichte des Erdbodens. 143

mit vorkommen .

Das Thier , und Pflanzenreich

aber ſind von dem Endzweck dieſes Werkes ſo weit entfernet, daß wir , ber genauern Betrachtung der. felben hier gar wohl überboben ſeyn können . g.

4.

Das vornehmſte und untrüglichſte, ja das einige Hülfsmite

3

7 1

1

1 1

Hilfsmittel, zu einer richtigen und aneinander hån. tel. genden Kenntniß der natürlichen Geſchichte unſers Erdbodens zu gelangen , iſt nun frenlich die Natur felbſt; und dieſe offenbaret ſich niemanden auf dem Canapee oder weichen Lebnſtuhle. Wer ſie wil kennen lernen , muß ſich die Mühe nicht verdrießen laffen, in ihre eigenen Vorathshäuſer und Laboratoria þinabzuſteigen , und ibre bewundernswürdigen Arm beiten in der Nähe zu betrachten.

Die Samm .

lungen der merkwürdigſten Seltenheiten aus allen 1 trenen Reichen der Natur , find noch lange nicht hinreichend , uns zu einer vollſtändigen Kenntniß der Natur zu verhelfen. Dieſe Sammlungen ent. balten nichts anders, als einzeln abgeriſſene Stücke, aus welchen man das Ganze eben ſo wenig wird kennen lernen , als aus einem Paar Ziegel das Haus, welches damit bedecer geweſen. Daß der . jenige, welcher die Natur in ihren Werkſtätten ſelbſt beobachten will, nicht nur mit den dazu nochigen Kenntniſſen verſehen, ſondern auch von allen Vor. urtheilen fren ſeyn müffe, damit man nicht Gefahr laufe, theils Dinge zu ſehen , die doch wirklich nicht

und dagegen andere zu überſehen, vorhanden ſind , theils aber wirftid) ſie ohnerachtet auch, richtig geſehene Dinge einem oder dem andern allgemeinen Lieblingsſaße zum Beſten , übel angu zu ſehen ſind ,

menden, verſtehet ſich von ſich ſelbſt, und darf niche erfi erinnert werden .

Allein,

***

144

Einleit. zur Naturgefch. des Erdb.

Allein da es wegen des großen Umfangs des Reiches der Natur nicht möglich iſt , ſich von allen ihren Wirkungen und Seltenheiten durch eigene Erfahrungen zu überzeugen , ſo iſt ein ſorgfältiger Forſcher der Natur verbunden , auch die Erfahrun. gen anderer zu nügen, und ſie mit den ſeinigen zu verbinden. Unſer Jahrhundert , welches für die Naturkunde überaus vortheilhaft geweſen , und der: ſelben noch viel Gutes zu verſprechen ſcheinet, bat eine Menge großer und geſchickter Månner aufju. weiſen , deren Erfahrungen in vielen Fällen den Mangel der eigenen Erfahrung erſeken fónnen. Es ſind bereits in dem erſten Bande dieſes Werks einige der vorzüglichſten Schriftſteller namhaft gemacht worden ,

dieſer Art

und da ich der Folge

dieſes Theils , deren noch mehrere an ihrem gebori. gen Orte bemerken werde : ſo kann id) einer weit. läufigen Anführung der bieber gehörigen Schriften allhier überboben ſeyn.

Ito

Dic

145

Die erſte Abtheilung.

Betrachtung

der

Dunſtkugel

des

Erdbodens.

Inhaft. $.1. Allgemeine Betrachtung der Luft. . 2. Bermis fihung der Luft mit Dünſten. $ . 3. Geſtalt und Didrigkeit der Dunſtkugel. 9.4. Deren Hdbe ; 8. 5. und Eintheilung in Regionen .S. 6. Allgemeine Urfacben der Winde. 8. 7. Beftändige oder Paffats winde. 6. 8. Periodiſche Wude. $ . 9. Berander, libe und unbeſtandige Winde. 9. 10. Abipeichungen der Paffaripinde. $. I. Ruten der Winde. $ . 12. Beitichte der febre von der Strahlenbrecbung. Jo13. Perfdiedenbeit der Strahlenbrecpung.

9.

1.

ie Erbe iſt mit einer nothwendigen und zier. ' Ogemete lidhen Bekleidung umgeben , welche man ne Bes die Aninoſpbåre, Dunſtkugel oder den trachtung Dunſtkreis zu nennen pfleger. DieſeDunſtkugel der Luft. beļtebet aus einem vermiſchten flüßigen Weſen , und zwar vornehmlich aus dem flüßigen , farten , durch.

fidrigen, ſchweren und elaſtifden Körper, welcher Luft genannt wird , zugleich aber auch aus allen den Dúnjten , oder den fowohl vom Lande , als vor . nehmlich von dem Waffer losgeriſſenen kleinen Theilchen , die in der Luft hangen und herum fchme,

en. Die

Luft ,

von welcher Boerhave b ) 8 5ta

b) Elementa Chem . Sb. I.

II. Theil.

146

Betrachtung der Dunſtkuget

8' Graveſand c) , Njuſdenbroek d) Defagio liers e ) und andere mit ſehr vieler Gründlichkeit geſchrieben haben , ſcheinet ein Körper beſonderer Art , und von den Dämpfen und Zurdůnſtungen, die in ihm ſchweben , unterſchieden zu feyn , ob man ſie gleich nicht leidt gang unvermengt , und von an . dern Körpern völlig frey antrifft.

Daß die luft

zart iſt, erhellet daraus , weil ſie durd, die Zwi. fchenråume verſchiedener Arten des Holzes, Papiers und vieler andern Körper gehet ; ihre Flüßigkeit aber wird aus ihrer Beweglichkeit von einem Drte nach dem andern ermeislid ). Allein , obgleich die Flüßigkeit vieler andern flüßigen Sachen vermin, dert, oder auf eine Zeitlang vernichtet werden kann: fo hat man doch der Luft ihre Flüßigkeit noch durch nichts benehmen fönnen. Die Erfahrung leşret

ferner , daß die Luft durchſichtig iſt, und dieſe Eigenſchaft verlieret ſie nicht, wenn ſie gleich durch die Kunſt ſo ſehr verdicket wird , als nur möglich iſt. Db die blaue Farbe der Luft eigenthümlich ſen, oder von andern Umſtånden Gerrühre ,

darüber ſind die

Naturkundigen noch nicht einig , werden es auch allem anſehen nach , ro bald nicht werden . Die Schwere der Luft erfellet aus einer Menge Erfah. rungen , woraus zugleich erweislich wird , daß ſolche zu verſchiedenen Zeiten auch ſehr verſchieden iſt. Insgemein nehmen die Naturkundigen das Verhålta niß der eigene Schwere der Luft zur Schwere des reinen Waſſers, wie 1 zu 800 an ; ohnerachtet man folches zuweilen nur 1 : 606 , zuweilen aber auch Aus eben ſo untrüglichen Verſu. I : 1000 findet. chen erhellet auch die Federkraft oder Elaſticitac der c) Element. Phyfic. Mathem , Sb. II. d) Beginſelen der Natuurkunde. e) Natuurkunde uit ondervindigen . Ib.IT.

1

des Erdbodens.

147

der luft, indem man findet, daß ſie ſich zuſammen drůcken låſſer, aber auch ſogleich ihren vorigen Raum wieder einnimmt , ſobald der Druck aufhöret , fie auch durch das Feuer mehr oder weniger ausgedeh. net wird , nady bem fie mit mehr oder wenigern Dùnſten vermenget ift.

Ø.

2.

Dieß wenige mag von der Luft an, und für ſich Bermi. betrachtet, zu unſerm Endzweck genug ſeyn . Zupfbung dera fer dieſer in unſerer Dunſtkugel befindlichen Luft, ſelben mie finden ſich in derſelben auch noch andere zarre Körper, Dünſten . Welche, wie erſt bemerket worden , in der Luft ſchwe. ben, und Ausdůnſtungen oder Dünſte genannt werden.

Es ſind ſolches nicht nur diejenigen Waf

ferrheilchen , welche auf eine noch nicht binlánglich bekannte Art in die Luft erhoben werden , fondern auch verſchiedene zarte Tbeilchen von allerlen feſten und flüßigen Körpern , die von feiner wåfferigen Alles Waſſer , welches der Luft Beſchaffenheit ſind. ausgeſeßer iſt, dünſtet auf eine ſehr merkliche Are aus. Muſſchenbroek hat beobachtet, daß aus einem Gefäße, welches faſt gånzlich im Sdratten ſtehet , und nur des Morgens einige wenige Stuno ben lang von der Sonne beſchienen wird , in einem Jahre 29 rheinland. Zoll ausdünſten , wenn man das Mittel aus zehn auf einander folgenden Jabren nimmt. Ueberdieſ ziehen die Gewichfe weit mege Baſſer in fich , als zu ihrera Wachsthum nöthig iſt, welches dann durch die Blåtrer mehrentheils wie . Der ausdünftet. Wie vielfach aber die zarten Theile dhen feſter Körper ſind , welche ſich von ihnen abſon . Bern, kann man daraus abnehmen , daß aus den Gewädiſen flüchtige Dele, Salze und Geiſter gee macht werden , daß felbft irdiſche Theile als Rauch aufſteigen , wenn man ſie verbrennet , daß Saamen von Pfanzen, und ſelbſt unſichtbare Pfånzchen in 2 ber

148

Betrachtung der Dunſtkugel

der Luft ſchweben , daß aus den thieriſchen Körpern viele zarte Theildhen als unfichbare Ausdünſtungen , Schweiß , Del , Geiſter , in die Luft aufſteigen , 3in10 ſerbſi ganze Eyerden , ja felbſt eineMenge In, ſekten durch unſere Dunſtkugel ausgebreitet ſind. Die Ausdünſtungen aus denen aus der Erde gegra. benen Körpern ſind gleichfalls überaus groß und Die Schwefeldämpfe , die flüchti. mannichfaltig. gen Salje , die durch das Feuer flüchtig gemad,ten Metalle, die Ausdůnſtungen der Halbmetalle, u.l.f. ſind untrügliche Beweiſe von dieſem Saße.

§.

3.

Nachdem dieß voraus gefeget worden ,

müſſen

Geſtalt u.wir uns nunmehr zu den Eigenſchaften der DunſtDi brig: kugel felbſt wenden . Da die Luft ſchwer und ela. fect for fiſh iſt, ſo muß die Dunſtkugel unſere Erde rings Dunfitus herum umgeben , und würde, wenn überall eine gel. gleiche Wärme voraus gefeßet wird, eine kugelrun. de Geſtalt haben , wenn die Erde nicht um ihre Ure beweget würde . Allein , da ſich die Erde in 24 Stunden um ihreAre beweget , ſo wird dadurch die Geſtalt der Dunſtkugel in der Mitte erhaben , weil der Theil , forich über dem Pequator befindet , durch die ranellere Bewegung eine größere Kraft, ſich vom Mittelpuncte zu entfernen , und alſo weniger Schwere bekommt, als diejenigen Theile, die weiter von der Linie abliegen ; der größern Wärme unter dem dequator , und des muthmaßlichen Einfluſſes des Druckes des Mondes auf die Geſtalt der Dunſtku. gel hier zugeſchweigen .

Da derjenige Theil der Dunſtkugel, welcher ſich nahe bey der Oberfläche der Erde befindet, von den darüber ſtehenden Theilen der Dunſtfugel zuſam , men gedrückt wird : ſo folget daraus , daß die Luft deſto

des Erdbodens.

149

defto dichter ſeyn müſſe , je náher ſie ſich bey der Erde befindet, und in großeren Entfernungen von der Erde immer dünner wird. Es låſſet ſich ſolches nicht nur durch Schlüſſe beweiſen , ſondern auch durch bie tägliche Erfahrung, indem das Queckſilber im Barometer auf einen hohen Berge niedriger ſieht, als in der Ebene , und immer mehr finft, je weiter man hinaufſteiget ; zum Deutliden Beweiſe , daß die Luft dünner wird , je weiter man ſich von der Dberfläche entfernet. Dieſe Abnahme der Dichtig. feit der luft iſt ſo merklich , daß ſie auc , von denen empfunden wird , welche über hohe Gebirge reifen, und die Beſchwerlichkeit des Althemholens auf den . felben ſehr deutlich fühlen. Die Naturforſcher ha . ben fid, viele Mühe gegeben , eine zuverläßige Re. gel ausfindig zu machen , nach welcher fich das Quecfilber im Barometer, in verſchiedenen Höhen über der See ,

fenfet,

weil dadurch nicht allein

die Beſchaffenheit der Federkraft der luft, ſondern auch die Gefeße, die ſie bey ihrer Ausdehnung beobachter, entdecket werden könnten .

Man kann die

von vielen Deshalb angeſtellten Verſuche

und die

daraus gemachten Schlüſſe bey deni Herrn Lulof t) im Auszuge finden . Allein , alle gemachte Vera fuche ſind noch nicht hinreichend, hierinn etwas zuver: láßiges zu beſtimmen ,

und es iſt noch keine Regel

vorhanden , die für alle Höhen und zu allen Zeiten Stare findet; indem der Druck der luft ſehr unre. gelmäßig iſt, und ſelbſt die Urſachen dieſer Unregela mäßigkeit noch unbefannt ſind.

4. . Hieraus wird nun auch zugleich erhellen ,

daß Höße ders

es jeßt noch nicht möglich iſt , die Höhe dieſer ſelben . Dunſtkugel zu beſtimmen ; ob ich gleich die Natur . R 3 forſder f) Kenntniß der Erdfug. Ib . I. S. 398. f.

150. Betrachtung der Dunftfuget forſcher deshalb viele Mühe gegeben haben. Balley hålt es nid )t für wahrſcheinlich , daß ſich die Dunſte van kugel håber als 43 engliche Meilen erſtrecken könne, wyl weil iřarionre gefunden, daß die luft in der Höhe + À pon 45 engliſchen Meilen über 300 mal dünner iſt, als an der Erdfläche. Allein , Diariortens Regel findet nicht bey großeren Höhen Statt , und über. dieß iſt auch noch nidyt befannt , wie weit ſich die Luft ausdebnen låſſer.

Andere haben dieſe Höhe

der Dunſtkugel durd) die Dauer der Dämmerung zu beſtimmen geſucit, und dieſen Weg hat ſchon Aibapen im eilften Jahrhundert angegeben.

Man Regt daben voraus, die Morgendämmerung fange fich an , und die Abenodànimerung endige fich, wenn die Sonne 18° unter dem Horizonte iſt, und die lehte Demmerung werde durch die Sonnenſtrahlen verurſache, die den Erdboden berühren , und von den äußerſten oder böchſten Theilen der Dunjifugel zurück geworfen werden ; und auf dieſe Urt findet man die Höhe der Atmoſphåre ohngefähr 44 engo liſche Meilen . Allein, es wird daben nichts weiters bewieſen , als daß die Theilchen , welche die Son nenſtrahlen zurücf zu werfen fähig ſind , rich nicht weiter als ohngefähr 44 Meilei boch erſtrecken fón: nen , da doch die Luft in großen Höhen viellcidit zu dúnn fenn fann , die { idirſtrahlen auf eine unfern Augen empfindliche Urt zurück zu werfen. Ueberdieſ iſt es noch ungewiß , ob nicht die Dämmerung von gwo Zurücfierfungen entſtehet ; und die Strahlen . lenbrechung, die, wie daben voraus gefeget wird , in . gerader Linie fortgehet, iſt unrichtig , indem wir þernach leben werden , daß folde eine Frumme Linien beſchreibet.

. 5.

des Erdbodens.

557

1 8.

s.

Aller dieſer Ungewißheit ohnerachtet haben doch Gintbeis fowohl die áltern , als neuern Naturforſcher für gut lung in befunden , die Dunſtkugel in drey Gegenden oder Regionen. Regionen einzutheilen. Die untere erſtrecket fid) von der Oberfläche der Erde , bis dahin , wo die {uft von den von der Erde zurückgeworfenen Sonnen. ſtrahlen nicht mehr erwärmet wird. Dieſe Gegend ift alſo die wärmſte, weil ſie dichter iſt, und zugleich von

zurückgeworfenen Strahlen erhißet wird . Allein, die Gränzen dieſer Gegend laſſen ſich une möglich genau beſtimmen , weil man nicht weiß, wie weit die zurückgeworfenen Strahlen gehen , fie aud) von verſchiedener Höhe feyn muß , indem nicht alle Gegenden der Oberfläche der Erdkugel die Weißer Strahlen gleich ſtarck zurüc ſchicken. Sand und ſteinidhte Gegenden werfen die Strahlen ftárfer zurück ; ſchwarze und mit Gewachſen und Kråutern befekte Gegenden , Waſſer u . f. f. ſchwa. cher; der verſdhiedenen Zurückwerfung der ſenfrecht oder ſchief einfallenden Strahlen zu geſchweigen. Die mittlere Region grånzet mit ihrem unteren Theile an die niedrigſte, und gehet von da bis an die Gipfel der höchſten Berge, oder nach anderen bis an die oberſten Wolfen ; ſo daß , nach einigen , Re. gen , Hagelund Schnee in ihr entſtehen .

Wüßte

man gewiß , daß ſie bis an den Gipfel der höchſten Berge reichte , ſo könnte man ihre Höhe genau ben ſtimmen, weil der Chimboraſſo in Peru für den höchſten gehalten wird ; dieſer aber ſich 19302 Fuß über die Meeresfläche erhebet. Nimmt man ſie aber bis an oder über die höchſten Wolfen an , fo laffen ſich ihre Grånzen wiederum schwer ausma. dhen, weil die Höhe der höchſten Wolfen , in denen Regen, Hagel und Schnee entſtehen , nicht leicht angegeben werden fann .

Daß dieſe mittlere Gegeno falter SE 4

152

Betrachtung der Dunſtkugel

fälter iſt, als die untere , erhellet nicht nur aus der Natur der Sachen , indem ſie faſt allein von gerade durchgehenden Strahlen erwärmet wird ,

fondern

auch aus der Erfahrung derer , wwelde die Gipfe hoher Berge beſtiegen haben. Die dritte und

oberſte Gegend gehet von der mittelſten bis an das Ende der Dunſtkugel ; daher ihre Gränzen gleich . falls nicht beſtimmet werden können. Vermuthlich iſt ſie fåtter , als die benden vorigen , weil ſie noch weniger von den zurůdgeſchickten Sonnenſtrahlen ernårmet wird ; ob gleich die Alten , und beſonders Seneca g ), fie aus einem irrigen Wahne für die wärmſte unter allen gehalten haben.

§ . ' 6. So lange man die Dunſtkugel überall für gleich Alaemeis hoch , gleich dichte , gleich marm , gleich rein und Urſa: gleich elaſtiſch annimmt; ſo lange man die Umbre . me che der þung der Erde um ihre Are vergißt ; ſo lange man Ilinde. an den Druck des Mondes nicht denkt : ro lange find auch alle Luftſäulen gleich hoch, und mit einan . der im Gleichgewidite , wie ben allen Füßigen We. fen , wo die feitivårts drückenden Kräfte einandes aufheben, und alles in Ruge bleibt. So bald aber das Gleichgewicht der luftfäulen durch eine oder die andere Urſache aufgeboben 'wird , fließen auch die jenigen , welche die meiſte bewegende Kraft Haben , nach dem Orte zu, mo ſie den geringſten Widerſtand finden , und ein ſolcher Fluß oder Strom der { uft wird Wind genannt , beſonders menn er ſo ſchnell ift , daß er den außern Sinnen merklich wird . Hieraus ſiehet man nun auch , daß alles dasjenige einen Wind verurſachen könne , was das Gleidige. wicht zwiſchen den luft fåuten zu heben im Stande tft.

Dabin gi håret alſo :

1) wenri ein Theil der

Dunſt . 5 ) Quaeft. Nat. Bud 2. Kap . 10 .

des Erdbodens.

153

Dunſtfugel mehr erwårmet wird , als der andere ; denn da muß fich der wärmere Theil anfänglich nach derjenigen Gegend ausbreiten , wo er den ges ringſten Widerſtand findet ; die duft ftrómet alſo nach der fältern Seite zu . So bald aber dieſe vers dúnnte und leichter gemacite Luft ein wenig abge . fühlet iſt, feget fie der anliegenden nicht verdünnten weniger Widerſtand entgegen , wodurch, denn eine neue Bewegung verurſacht wird.

2) Wenn bera

fchiedene Arten von Dünften ſich bergeſtalt begege nen , daß ein Aufwallen unter ihnen entſtehet, lo fømmt dadurch eine neue Luft zum Vorſchein , die ſich durch ihre Elaſticitåt nach denjenigen Seiten ausbreitet, wo ihr der wenigſte Widerſtand gee fchiebet. 3) Die aus der See und andern Waffern

aufſteigenden Dünfte, als welche die ihnen im Wege you hiegende luft wegſtoßen, und ſie nöthigen, von ihrer : erſten Stelle an einen benachbarten Ort zu weichen .

7

4) Die unterirdiſchen Hölen können gleichfalls eine große Menge von ( uft und andern Dünſten auf einmal hervorlaffen ; woran unterirdiſche Wärme und Feuer und andere Umſtände Urſache ſeyn kón . nen ; wodurch denn gleichfalls das Gleichgewiche der Luftfäulen gehoben , und Winde verurſacht wer . den müſſen.

5) Die Wolfen können folches gleich .

falls zuwege bringen , wenn ſie ſich plöglich ſenken, und die unter ihnen befindliche Iuft zum Weichen bringen. 6 ) Der Bewegung der Erde, um ihre Are, des Drucs des Mondes und anderer allgemeia nen Urſachen vorjeßt zu geſchweigen h ). §. 7

Die Naturkundigen haben verſucht, die Ge.Beſtändig fchwindigkeit des Windes zu berechnen , und ſie ha, de oder R5 ben h) Man febe davon des Herrn d'Alembert Reflexions ſur la caufe générale des vents. Paris 1747. 4.

0

154 Baffats winde .

Betracytung der Dunſtkugel

ben es barinn ziemlich weit gebracht. Man fant die Regeln , die man dabey zum Grunde zu legen

2.1

hat , bey dem Frengerrn von Wolf i ) und Herrn Özlembert k ) finden ; zu meinem gegenwärtigen Endzweit iſt es genug, wenn ich bemerke , wie man durd) fichiere Verſuche herausgebracht kat, daß der ** ſchnelleſte Wind in einer Secunde nur ohngefähr 50 Eduhe fortgehet. Allein , von der Eincheilung der Wide muß ich bier etwas anführen. Alle Winde laſſen ſich nach ihrem Gange in beſtåndige, periodijdie und verånderliche eintheilen. Die bes ſtändigen oder Paſſatwinde, wehen das ganze Jahr hindurch aus einer Gegend , ohne merfliche Veränderung. Man findet ſie unter der Linie zwi. ſúen beyden Wendezirkeln , als unter welchen die luft von den lenfredyten Sonnenſtrahlen ſehr er. wärmt uld verdünnet wird ; und daher auch nach dem Laufe der Sonne, die beſtandigen Winde von Often blaſen. Nach der Beſtimmung und Bes obachtung des halley wehet : 1) im atlantiſchen und achiopiſchen Meere zwiſchen den Wendezirkeln das ganje Jahe hindurch ein allgemeiner Oſtwind, ohne merkliche Veränderung , außer daß er an einis gen Orten , nach Beſchaffenheit der Lage des Orts, gegen Norden oder Süden in etwas abweicht. Denn ſo findet ſich an den Küſten von Africa, vom 28° nordlider Breite, bis zum 10 °, ein fühler Nord oſtwind ; von 10° bis zum 4° , Windſtille und Stürme. Wendet man ſich aber gegen die cari. bijden Inſeln :

ſo wird dieſer Nordoſtwind,

je

näher man nach America fommt, immer mehr und mehr oftlich); ſo, daß er oft völlig ein Oſtwind iſt, oft Oft gegen Süd ,

und meiſtens ein oder zwer Grad

i ) Elementa Aerometriae 8. 167 f. k ) In den Reflexions fur la cauſe générale des vents ,

des Erdbodens.

155

Auf der Grad nordmårts , von Oſten abweicht. Seite von America erſtreckt ſich die Granje des Na

beſtändigen Windes , bis auf 30, 31 und 32 Grad , nördlicher und füdlicher Breite ;, auf der Seite von Africa, nur bis 28. Zwiſchen dem 4 ° nördlicher

und füdlicher Breite, ſind die Winde beſtåndig zwis fichen Süden und Ort, und zwar auf der Seite von gera Africa mehr ſüdlid ), auf der Seite von Braſilien Weicht die Sonne vom Lequator 23 meộr öſtlich. febr merklich gegen den Krebs : fo weichen, beſonders an Braſilien und den Küſten 'von Guinea , die y bay Sidoffwinde einen oder zwey Grad gegen Süden ab ; 92147 Nåbert die Nordoſtwinde aber werden öſtlicher. fich die Sonne im Gegentheil dem

Zeichen des

Steinbocks: ſo werden die Südoſtwinde öſtlicher ; die Nordoſtwinde aber weichen mebr gegen Mitter.

Men bro

ME

macht ab . Von Sierra Liona , bis zur Inſel St. Thomas, die ganze Küſte von Guinea þerunter, wehen Südwinde und Südweſtwinde beſtåndig. Dit fallen Windſtillen ein , oft entſtehen Sturm. winde, oft neblichte Oſtwinde, ſo die Einwohner Hermitaa nennen , weldie den Seefafrenden Tebe beſchwerlich fallen. Zwiſchen dem vierten und jehnten Grad ndrdlicher Breite , und zwiſchen dem Meridian des grünen Vorgebirges, iſt der Strich des Meeres in einer beſtändigen Windſtille. Dieſe werden mit Bliß und Donnerſchlag, aud ) ſo håufig mit Regen begleitet, daß die Seefahrer ihm den Namen der Regenſee beylegen . Die Winde , die þier entſtehen, ſind plößliche Anfäße, die nicht lange dayren, und von feinem weiten Umfange find , fo , daß man oft affe Stunden einen andern Wind hat, welcher bald (dwad) wird , und ſich in eine Winde ſtille endigt. 2) In dem indianiſchen Meere find die Winde zwiſchen den roten und zoten Gråd fůd . lidher Breite,

zwiſchen Madagaſcar und 17eu . bolland ,

156

Betrachtung der Dunſtkugel

holland, das ganze Jahr hindurch füdöſtlich und is oſtlid). 3 ) Auf dem ſtillen Meere iſt von der nórds ! PM lidhen Breite des Lequators der herrſchende Wind zwiſchen Oſt und Nordoſt. In der ſüdlichen Breite herrſcht ein beſtändig fühler Wind zwiſchen Oſt und Südoſt. Auf benden Seiten der Linie blåſet dieſer Wind ſo beſtändig, daß fie felten die Seegel åndern dürfen , und dabey ſo ſtark, daß ſie faſt beſtåndig dieſen ungeheuren Ocean in 10 Wochen durchſegeln,

a mit

weldes in einem Tage 130 engliſcheMeilen betragt, und die Reiſe von Callao oder Aquapulco , nady

1?

den philippiniſchen Inſeln von 2700 Meilen in zwei Monaten zurück legen .

S. 8 . Die periodiſchen Winde ſind diejenigen, wel. Periodic che beſtåndig zu gewiſſen Zeiten im Jahre wehen. che Win: Zu dieſen gehoren: 1) die Wechſelwinde , welche de. in der einem Hälfte des Jahrs in einer Richtung, in der andern Hälfte aber in der faſt entgegen ges fekten Richtung blaſen ,

und das Jahr in zwey

gleiche Theile cheilen. Alſo blåſet vom Hequator bis auf ziven Grad, der Südoſtwind vom Junius bis zum November ;

darauf vom December bis in

den May der Nordweſimind , welcher fich bis an die molucifihen Inſeln erfirect. Vom dritten Grad ſüdlider Breite an gegen Mitternacht zu , über das arabifite Meer , den Meerbußen von Bengala, von Sumatra bis zur Küſte von Afrira , blåſet der Nerduſt vom October bis zum April, hingegen voin April bis zum October , aus der entgegen ges rencen Seite , nåmlich aus Südweſt und Wefifüd weſt.

Nabe an den africaniſden Küſien , Mas

dagaſcar und St. Laurence , und von da an nordinaires bis zum Nequator , herrſcht vom April bis zum

October ein beſtåndiger friſcher Südſüd.

weſt, der weſtlidyer wird , je weiter man gegen Nors den

des Erdbodens.

157

den fommt, ſo, daß er endlich norðnordweſtlich wiro. Gegen Oſten von Sumatra und Malacca bis nordwärts gegen die linie zu , långſt der Küſte von Camboja und Chini , weichen die Nordoſiminde mehr gegen Norden , die Südweſtwinde aber mehr gegen Siden ab. Der nördliche Wind fångt im Der ſüdlidie im October oder November an . May , und bláſer den ganzen Sommer über. Eben dieſe abwechſelnden Winde ſind in eben dem Mittags . zirfel auf der ſüdlichen Seite des Nequators in einem |

Striche, dem Sumatra und Java weſtlich, und Neuguinea øſtlich liegt ; doch iſt die nördliche 26 meidjung mehr gegen Nordmeſt , die ſüdliche mehr gegen Siidweſt gerichtet. Dieſe entgegen gefegten Binde wechſeln nicht plöglich ab, ſondern an einigen Drten iſt um die Zeit der Abwechſelung. bald eine Windſtille , bald blaſen abwechſelnde Winde. Noch iſt merkwürdig , daß das Ende des abwechſelnden Weftmindes auf der Küſte von Coromandel, und die groen lekten Monate des füdlichen Windes in dem chineſiſchen Meere, mit ſehr vielen und hefti. gen Stürmen begleitet ſind , ſo die Schifffahrt in dieſer Jahrszeit ſehr unſicher machen . 2) Gehören zu dieſen periodiſchen Winden Winde , die zu gen miſſen Tagen und Stunden fommen.

Denn alſo

nehmen , damit wir einige Länder zum Beyſpiele an. nehmen , auf der Küſte von Spanien, in America, und auf der Küſte von Congo. in Africa , die lande winde die Nacht, und die Seewinde den Tag ein. Auf der malabariſdien Küſte nimmt vom Sep. fember bis zum April ein öſtlicher Landwind gemei. niglich um Mitternacht ſeinen Anfang , hört um Mittag auf , und geht alsdann von der Mittagszeit bis Mitternacht ein ſchwacher weſtlicher Seewind. Auf Jamaica blaſen die Winde des Nachts zu. gleich von allen Seiten , und können die Schiffer als .

158

Betrachtung der Dunſtkugel

alsdann , ehe es Tag wird , weder ſicher ein : noch auslaufen . Zu St. Domingo fånge der Seewind aus Diten des Morgens um io Uhr an ; der land . wind kommt aus Weſten , erhebt ſich des Abends um 6 oder 7 Uhr , und bålt die ganze Macht an . Auf der mitrelländiſchen See webet der Wind vom lande in die See , wenn die Sonne untergebt , und hingegen von der See nach dem lande, wenn die Sonne aufgeht , ſo , daß der Wind des Morgens Dit und des Abends Weſt iſt. 3 ) Gehoren bieber , Winde , die nur gewiſſen Såndern eigen ſind : der. gleichen find theils diejenigen Winde, ſo die Ebbe und Fluth des Meers verurſachet, und nur einige Stunden dauren ; theils die Winde, ſo vom Schmele zen des Schnees entſtehen. Daher läßt ſich , von Thracien , Macedonien , Griechenland , dem ågåiſchen Meere, bis in Aegypten und Africa , im Sommer Nordwind , und im Winter Südoſt, wind ſpüren ; ferner in der Gegend des Polar, zirkels balten die Nordwinde ziemlich ihre" geſekte Zeit , und blaſen faſt beſtåndig im October , No. vember, December und Januar ; daher dieſelben jur Fahrt aus Europa nach Indien am gúnſtige ſten ſind. Auf den Küſten von Chili und Peru , iſt der Südwind faſt beſtåndig. Er fångt vom 46ſten Grad füdlicher Breite an, und geht bis über Panamo fort. Auf den Küſten von Japan þat man im November und December nichts als Weſt. winde. Um grünen Vorgebirge wehet im Monat Julius der Südwind , und alsdann iſt Regen oder Winterzeit . Auf dem Vorgebirge der guten Hoffe nung hat man im September Nordweſtwind, und eben derſelbe wehet im November , December und Januar ju Parra in Indien , wo er gäufig Regen bringt.

$. s.

1 des Erdbodens.

Die

§. 9. veranderlichen oder

159

unbeſt& ndigen Veränders

Winde endlich ſind diejenigen , ſo keine beſtimmteliche uns Zeit beobachten, ihren Strich Šfters veråndern, und beſtändige gemeiniglid , von kurzer Dauer ſind. Dabin gehi. Winde.. ren 1) alle Winde, welche fehr nahe am Sande we. ben , indem ſie ſowohl wegen der Wålder und Ge. birge, als aud) wegen der Beſchaffenheit der Erde, nach dem folche zu Uusdůnſtungen mehr oder weni. ger geſchickt iſt, abgeåndert werden. Dieſe Winde

+ kind in engen Meerbuſen und Meerengen , an den Enden der Vorgebirge , Halbinſeln und Sandſpißen 2) Die Winde auf dem feſten lande, auf denen ſie einer Menge Verånderungen unter :

gewöhnlich).

worfen ſind.

Man hat auch bemerket,

baß die

Erdfläche, je náher ſie den Polen lieget, deſto mehr 3) Endlich perioderlidien Winden unterworfen iſt. gehoren dahin alle Sturmwinde und Orcane, wele # de iħre Herrſchaft auf dem feſten Sande und den Meeren ausüben . Nur allein das große Weltmeer zwiſchen den Wenbezirkeln , und in dem vierten Theile der gemäßigten Erdſtriche iſt von dieſen Enurmwinden fren . Zu diefen Sturmwinden were Den theils die Tromben oder Waſſerhoſen gered ). net, theils der Typhon , theils der Stoßivino, Unter dem theils endlich auch der Pirbelwind. Namen der Tromben verſtehet man dicke Wolfen , fo durch entgegenſtehende Winde zuſammen getrie. ben und in einen fleinen Raum eingeſchloſſen wer. den. Der Typhon, ſo mit großer Gewalt aus dem Meere in die Kobe ſteiget , und von einem unter . irdiſchen Feuer berrühret, wird in dem chineſiſchen Meere fehr oft verſpåret. ſ. 10. Die beſtändigen Winde werden blos durch die Abweis Wirkungen der Sonnenſtrahlen

Gervorgebracht. Dungen Wenn

160

Betrachtung der Dunftkugel

der Bar: Wenn auf der Oberfläche der Erde nichts als Baſſer fatminde, wäre : fo würde zwiſchen den Wendezirkeln ein ſtets webender Ditwind , unter dem Mittagspol ein ber ſtåndiger Südoſtwind, und unter dem Mitternadrs. pol ein beſtändiger Nordoſtwind fenn.

Nach den

Beſtimmungen des Herrn Profeſſor Eberhards, geſchehen die beſondern Abweichungen von dem alle gemeinen Oſtwinde in den ländern , wo die Sonne fich genau im Aequator bewegt , 1 ) nach den agen der Lånder. Denn wenn die Ufer hoch oder ſonſt in der Nähe Gebirge oder Wälder ſind : ro ftößt der Wind an dieſelben , prallt zurück , und bekommt daher eine entgegengeſepte Richtung. 2) Nach der Beſchaffenheit der { ånder.. Ift j. E. das Land ſandig : ſo werden die Sonnenſtrahlen ungleich ſtart reflectirt, und die duft ungleich ſtark erhißt. Dieſe verdünnte Luft kann mit der zunächſt anliegenden das Gleichgewicht nicht halten ; daher ein Wind auf dem Meere entſtehet , der nach dem Lande zu blåſet. Auch in den Ländern , wo die Sonne nicht vertical in die Luft ſcheint, geſchehen, durch ihre Er. bigung der Luft, mancherley Abweichungen. Denn ſo entſtehen Winde aus den Wåldern und dichten Büſchen : weil die Sonnenſtrahlen durch die Blåt. ter der Bäume aufgefangen werden , und verbin. dern , daß die Luft in den Wåldern ſo ſtark als auf dem freyen Felde erwärmet werde . Ferner aus tiefen Höhlen ; weil die Sonnenſtrahlen nicht weit in die Höhlen eindringen , die { uft in denſelben fål, ter und dichter bleibt , und daher in die äußere, wäre mere und dünnere luft eindringt; daher die Ulten die Höhlen zur Reſidenz des Windgottes machten. Weil endlich die Důriſte in großerm Verbåltniß von dem Waſſer als von dem {ande in die Hobe ſteigen, ro muß auch aus dieſem Grunde der vom Waſſer gegen das Land weßende Wind entſteßen .

Aus der Bemee

1 >

des

Erdbodens.

161

Bewegung der Sonne in der Ekliptif ', nebſt den vorangeführten Urſachen der Abweidjungen des bea ſtändigen Windes , werden ſich die eigentliden perios difchen Winde erklären laſſen . Aus den brennba.

3

-

ren Dünſten , Entzündungen der Luftzeichen , großen Feuersbrünſten, ſo die luft merflich ausdehnen ; und aus den Ausdünſtungen der Erde, Erdbeben , Huf. lofung der Dünſte in Regen ,

Drud der Wolfen , und ſauren Dünſten bey Gewittern , weldoe die Luft erfàlten, zuſammen drücken und dichter machen, lafen ſich die veranderlichen Winde begreiflich maden. : II . Der Nußen welchen die Winde in den allge. Nußen der meinen Medianismum der Natur haben , iſt von Winbe.

1

großer Wichtigkeit. Sie befördern das Wachsthum der Pflanzen auf eine unmittelbare Art , durch das Bewegen und Schütteln derſelben , wodurch das Aufſteigen und der Umlauf des Nahrungsſafts be. Sie fördertund die Fruchtbarkeit vermehret wird. erhalten überall eine Gleichmäßigkeit der Witterung, . und einen allen Geſchopfen dienlichen Grad Der Wärme und der Kålte , des Naſſen und des Trocke nen u . .f. denn ſo ſiehet man , daß uns im Winter aus den wärmern Gegenden der Südwind warme Dünfte bringet , ſo die Kålte máßigen und den Die Hiße im Sommer wird Schnee ſchmelzen. hon den falten Dit , und Nordoſtwinden abgekühler, und die lange Durre durch den Weſtwind geendiget, wenn er aus dem atlantiſchen Meere måfferige Hålt dieſer zu lange Dünfte und Regen bringet. on, ſo vertreiben die Dit . und Nordwinde alle Feuchtigkeiten wiederum , und machen den Himmel Dieſen Nußen haben far, beiter und crocken fonderlich die veranderlichen Winde, daßer ſie auch II. Theil. an

** CALI ---'*

162.

Betrachtung der Dunſtkugel

an verſchiedenen Orten des feſten Landes und auf Inſeln zu einer und eben derſelben Zeit Winter und Sommer machen, wenn ſie gleich unter einerley Breite liegen. Auf der indianiſchen Halbinſel, weldie durch das Gebirge Gate von Norden nach Süden durchſchnitten wird, iſt auf der Küſte Coromandel Sommer , wenn es auf der malabariſden Küſte Winter iſt, und Sommer zu Malabar, wenn Co. romandel Winter hat . Im weſtlichen Theile der Inſel Ceylon iſt es Winter , wenn der ſüdliche das ſchönſte Sommerwetter hat, und ſo auch umgekehrt. Insbeſondere aber außert ſich der Nußen der Winde, dadurch , daß ſie die Luft von den überflüßigen man. cherlen ſchädlichen Dünſten reinigen, welche zugleich aus der Erde mit aufſteigen. Die vielen wåffe. rigen Dinſte verhindern die unmerkliche Ausdün: ſtung, und können viel Unheil anrichten , wenn ſie nicht von den Winden zertheilet und vertrieben werden . Die vielen brennbaren und ſchwefelhaften Dünſte vermindern die Elaſticitåt der Luft, und ſind zum Uthemholen undienlich, können auch , wenn fie die Zunge und Luftrohre reizen , einen fdjidlichen Krampf und andere tódtliche Zufälle verurſachen. Die mineraliſchen und beſonders die fauren und corroſiviſchen Dünſte find dem Pflanzen ſchädlich , und machen eigentlich das aus, was man den Brand nennet. In den Gebirgen ſind die Pflanzen dieſer Krankheit am meiſten unterworfen , weil die Wol. fen allda mit dieſen mineraliſchen Theilen am meis Iſten angefüllet ſind. Ehe alſo die Důnſte unmittel. bar in Regen, Thau und Nebel niederfallen können , iſt es dienlich , daß ſie vorher von den Winden berum getrieben und dadurch getheilet werden , das mit dieſe ſcharfen Theile vermindert und unwirke famer

gemacht werden

mögen.

Vieler andern Wora

des Erdbodens.

163

Vortheile ,welche die Winde zur Bequemlichkeit des menſchlichen tebens gewähren , vorjeko zu geſchweigen . N. 12 . Wir haben bisher den Wind als eine Bewe . Gefchicbre

gung der luft betrachtet, und müſſen uns nunmehr der Lehre zu einer andern Wirkung der Dunſikugel wenden, von der Strahlen . welche ſo wohl in der Sternkunſtals auci fonft.dem brechung. Menſchen überaus nüßlich iſt, und die Strahlen : brechung genannt wird . Unter dieſem Ausdrucke berſtehet man die Aenderung des Weges , welcher die lidheſtrahlen unterworfen ſind , wenn ſie aus ei nem luftleeren Raum in die Luft, oder aus der { uft in einen luftleeren Raum gehen , imgleichen , wenn ſie aus einer dünneren Luft in eine did)tere, oder aus einer dichteren in eine dünnere kommen . Daß die luft, oder die Dunſtkugel überhaupt eine firablene brechende Kraft hat, låßt ſich aus unzähligen Era faþrungen darthun. Lowvrchorp ift der erſte ger weſen, der die ſtrahlenbrechende Kraft durch Ver. ſuche beſtimmet, und ſolche nicht allein auf aſtrono. miſchen Beobachtungen hat 'wollen beruhen laſſen ; ohnerad) tet folche ſchon allein zureichen könnten . Er nahm einen hohlen küpfernen Cnlinder , deſſen eines Ende rechtmintlicht auf die Are abgeſdinitren war , das andere Ende neigte ſich gegen die Ure in einem Winkel von ohngefähr 27 Gr. 30 Min . ſo , daß eine fenfrechte linie auf dieſe Fläche, mit der Ure des Cylinders einen Winkel von 62° 30' machte. Das tedtwinklidre Ende des Cylinders war mit einem Objectivglaſe von 76 Fuß Brennweite verſchloſſen ; das ſchiefe Ende mit einem flachen Glaſe , das mit allermöglichen Vorſichtigkeit geſchliffen war . Dies fer Cylinder wurde dergeſtalt auf den Tiſch geleget, daß eine Capfel, in der ſich ein Augenglas befand , in einer geraden Linie mit der Are des Cylinders ſtand, und das ſchiefe Ende des Cylinders war vom

164

Betrachtung der

Dunſtkugel

vom Augengtaſe abgewandt. In dem gemeinſchaft. lidhen Brennpuncte des Objectivglaſes und des Au. genglaſes war ein Härchen Horizental ausgeſpannt, um auch die geringſten Veränderungen dadurch zu beobachten , die ſich in der ſcheinbaren Höhe eines Gegenſtandes , der in der Entfereung von 612 Zoll geſehen ward , wegen der Strahlenbrechung bega: ben . Nachdem nun die hohle füpferne Rohre der, mittelſt niederfallenden Queckſilbers von {uft volle kommen leer gemachet war , fand man die ſcheinba.

1

re Höhe merklich größer ; weil dieſes Fernrohr, wie alle , die aus zwer erhabenen Gláfern beſtehen , die Sachen umkehrete . Man fand nåmlid daß die Sache 4s eines Zolles höher mußte gerådet werden ,

um in eben der Höhe wie zuvor zu erſcheio nen . Vergleicht man nun dieſe Veränderung mit der Entfernung von 612 Zoll, ſo findet man für den Winkel der Strahlenbrechung 2' 23" , ſo , daß der Einfallswinkel 62° 30 ' und der Brechungswins fel 62°, 32, 23" war ; oder vielmehr , wenn der Gegenſtand 0 , 425 eines Zolles erhöhet warb, war der Winkel des Einfalls 62° 27' 37" , und der Brechungswinkel 62° 30'. Caßini war bey den Ver. ſuchen zu London gegenwärtig , und ertheilte der Föniglichen Akademie der Wiſſenſchaften zu Paris Nachricht davon , worauf Somberg ſie wiederhohlte. Er befeſtigte an einem Ende einer Capſel ein fla. ches Glas , rechtwinklicht auf die Ure , an iør anderes Ende ein anderes flaches Glas , das gegen die Are der Capfel , und ſolchergeſtalt auch gegen den Hori. zoot in einen Winkel von 45° geneiget war ; nach. gebends zog er die Luft aus der Capfel, und ſtellete ein Fernrohr ſo , daß deſſen are beynahe in einer Linie mit der Are der Capfel lag. In dem ge. meinſchaftlichen Brennpuncte beyder Gläſer befand fich gewöhnlichermaßen ein Fadenkreuz. Er ſahe nach

des Erdbodens.

165

nach einem 600 Fuß entfernten Gegenſtande , deſſen Höhe gleich mit dem Puncte, wo die Fåden einander durchſchnitten , übereinſtimmete. Nachdem er die luft wieder şinein gelaſſen hatte, fand ſich der Ge. genftand in eben der Höhe gleich an der Stelle , wo die Fåden einander durchfreuzten: und ſo ſollte man ſchließen , die Gegenwart und Abweſenheit der Luft habe keine Zenderung gemachet. Man ſollte auch glauben, dieſer Verſuch ſey zuverläßig , weil fons tenelle bezeuget , daß man ihn mehrmal wiederhoh. let hat, und daß dieſes von { euten geſchehen , die in den genaueſten aſtronomiſchen Beobachtungen , und alſo im Meſſen der Höhen geubet waren . Die königl. Geſellſchaft zu London urtheilte , ihre Ehre erfordere es , daß fie ſo abgeneiger fery zu betriegen, als ſich betriegen zu laſſen , und wünſchete die Sa. dhe durch unwiderſprechliche Verſuche außer allen Zweifel zu ſegen , und den Verdacht, den die miß, lungenen Verſuche in Frankreich erreget hatten , zu þeben ; ſie ließ in dieſer Abſicht ein Werkzeug

nach Sulleys Entwurfe von Bauksbec verferti. dieſes beſtund in einem ſtarken Priſma , welches an beyden Seiten mit dicken fladen und ſehr ſorgfälltig geſchliffenen Gläſern dicht gen ;

verſchloſſen war , ſo , daß die Luft aus dem Priſma konnte gepumpet , und darinnen zuſammen gedrůcket werden , ohne daß die Gläſer in Gefahr waren zu zerbrechen . Der Winkel, in dem fid) ibre Flächen gegen einander neigeten , betrug ungefähr 64º. Nachdem dieſes Werkzeug auf das vorſichtigſte ver , fertiget war , ſtellte er mit Salleyen ein Fernrohr von zehen Fuß dergeſtalt, daß deſſelben verlängerte Are durch des Priſma Mittel gieng; und im Brenn. puncte bender Gläſer des Fernrohres befand ſich ein fartes Haar zum Abſehen ; ſie erwähleten einen Ger genſtand , der 2588 Fuß entfernet war, und lecrecen bas $ 3

166

Betrachtung der Duiiftfugel

bas Priſma von der Luft aus. Als ſie ſolches vor das Fernrohr geſtellet hatten , bedecete das Haar ein Zeichen auf dem Gegenſtande, der deutlich durch eine das Seere hin zu ſehen war. Man ließ wieder Luft a in das Priſma, und fahe alsdann den Gegenſtand

wabe

fich riad ) und nadı über das Haar, nach dem Maakie, wie mehr und mehr luft Ginein kam , erheben , und endlich bedecfete das Haar ein Zeichen , welches 10%

Tu

Zoil unter dem vorigen war.

Dieſes verhielt ſich

zu verſchiedenen wiederhohlten Malen ſo. Sie k drůcketen eine zweyte Atmoſphäre in das Priſma, fo, daß die Luft darinnen noch einmal ſo ſtark zuſams o de mengepreſſet war , als die äußere ; man ſtellete das Priſma wieder vor das Fernrohr , ſo , daß der Gesed 2

genſtand durch das Haar bedecket ward ; und als ſie die Luft durch den Hahn ausließen , fahen ſie den Gegenſtand , der vorhin zu ſteigen geſchienen hatte, ſich nun nach und nach ſenfen , und das Haar blieb por einen Puncte ſtehen , der 106 Zoll höher ſchien als der vorige . Ja , da ſie die Lufc dreymal dicker macheten , betrug der Unterſchied auf eben die Art unterſudjet 21 Zoll .

Der Einfallsvinkel war hier

32° ; Weil der Winkel zwiſchen den Giåſern 64 geveſen iſt ; wenn man nun 2588 Fuß für den Halbe meſſer annimmt,

ſo machen 10. Zoll die Sehne

von í 8 " aus , und ſo wird der Winkel der Brechung 32" ; weil 1 M. 8 S. nod einmal ſo groß iſt, als die Summe der Strahlenbrechungen , die auf dieſe Arte benm Eingehen und Ausfahren geſehen , oba mohl die Brechung in einem Falle nach dem Eine Fallsloche ju , im andern von demſelbigen ab , ge. Tchicht. Der Einfallswinkel iſt alſo 82° , und der Brechungs rinkel 31° 59'26 ' , wenn die Zuft ſo warm ist , als die bey dieſen Verſuchen mar. Aus allen Umſtånden erhellet alſo , daß man auf der Fritikos Fen Verſuch fier nicht bauen darf, und foldes wird Rich

El

des Erdbodens.

167

His co

lich noch mehr zeigen , wenn man auf des Herrn de i Jule Verſuche Acht hat. Er brauchete eben die

bet

Capjel die zu Sombergs erzählten Verſuchen ges dienet hatte, machete aber das eine Ende, welches

gerisa berm Komberg auf die Ure rechtwinklicht abge en,

a fhnitten war , auch ſchief, ſo , daß das Glas, mit welchem dieſes Ende verſchloſſen war , mit der

beste are der Rohre einen Winkel von ohngefähr 45° Bet ir machte. Nachdem er nun die Röhre größtentheils von Iuftausgeleeret hatte ,

fand er durch ein Fern .

Denial rohr von 20 Fuß , deſſen Ure in einer geraden Linie fruia der Ure der Rohre lag , eine merkliche Strahlen . here as bred;ung, und zwar als das Queckſilber in dem dan der Weber angebrachten Probebarometer noch einen Zou dat er über das Queckſilber in dem Gefäßchen erhoben ſtund , 1

i betrug die Strahlenbrechung 45", alles ben einem

en hurt. Einfallswinkel von ohngefähr 45°.

Die Urſache,

ou bid warum Sombergs Verſuche den gehörigen Erfolg nicht gewieſen haben , iſt nach de ľİslc Gedanken alor darinnen zu ſuchen, daß die Rohre nicht zulånglich Die meiſt ausgeleeret worden , oder daß der Kirt, womit die Gläſer befeſtiget waren , die Luft wieder durcha

Em bi ließ, welches wåre bemerket worden , wenn man ein Das Probebarometer gebrauchet gåtte. CAT Ob nun gleich dieſe Verſuche , der Luft oder der

Dunſtkugel Vermögen die Strahlen zu brechen, uns

widerſprechlich darthun , ſo kann man dod) aus den aaſtronomiſchen Beobachtungen noch einen andern Beweis þernehmen . Man hat z. E. die Entfer. mbi nung zwiſchen dem Schwanze des lówens , den

h

Bayer 8 nennet, und der Kornähre in der Hand der Jungfer beym Bayer a, in ihrer größten Höhe 35° 2' gefunden ; wenn aber der Schwanz des lå. mens im öſtlichen Theile des Himmels 34° 30' über dem Horizonte geſehen wird , ſo findet man ſchon ,

sama 14

daß die Kornábre in eben dem Sdeitelkreiſe auf. ( 4 juger

168

Betrachtung der Dunftfugel

zugehen anfängt, und ſie ſcheinen einander alſo durch die Ctr-uhlenbrechung 32' näher.

Als die Nieders

lånder 1597 auf Tovazembla überwinterten , ver. ſchwand ihnen die Sonne den 4 Nov. aus dem Gen fidite, und ſie ſahen felbige das erſtemal den folgen . den 24. Jenner wieder , miewohl ſie erſtlich rechs Tage ſpäter nach aſtronomiſcher Rechnung båtte er. ſcheinen ſollen . Nerkwürdige Wirkungen der Strahtenbrechung Sitireden ,

haben

Carl

Xl .

König

von

und nad, ijin leine Mathematifver.

ſtåndigen, Bilberg oder Bilemberg und Spole, zu Tornea , Dello , und Rangis gefehen . Sie fanden des likten Plakes Brette 66 ° 45' und in der Hyöhe von 1 ° 15' nahmen fie eme Stiahlenbre. chung von 1° 8 ' wahr. Ob nun gleich Caſini ben dieſen Beobachtungen einige Fehler entdecket hat, fo iſt es doch gewiß , daß die horizontale Strahlen: brechung zu Torneå 50' 18 " geweſen feyn muß, wenn man ſid, auf die Gedanfen von der Strahlen: brechung verlaſſen darf , die Caſini vorgetragen hat , und die wirklich in vielen Fallen mit der Ers Endlich ſieht man nicht fahrung übereinſtimmen. nur dieſe ſtrahlenbrechende Kraft der Luft an der Abend- und Morgendämmerung , ſondern auch an den horizontalen Finſterniffen , da man Sonne und Mond zugleich über dem Horizonte geſehen hat , da doch in dieſem Falle , mo bende einander gerade ge. gen über ſtehen, einer dieſer Körper unter dem Ho. rizonte feyn muß , wenn ſich der andere darüber befindet. $.

13 .

Allein , fo unfreitig nun die ſtrahlenbrechende Berfcbies Kraft der {uft ift , ſo iſt doch auch eben lo gewiß, der britter Strablon, basi jie nicht an allen Orten gleich groß iſt Buys brechung. gens fand ſie zu verfdiedenen Zeiten eines Tages verſchie

169

des Erdbodens.

berſchieden, ſo, daß man durch ein befeſtigtes Ferna mohr, in deſſen Brennpuncte ein Drath Horizontal gejpamet iſt, einen entlegenen Gegenſtand um Mit. tagszeit auf der Erde niedriger fiehet, als des Mor . gens oder des Abends , zum klaren Beweiſe , daß Dieſe ſtrahlenbrechende Kraft des Morgens und des Abends großer iſt, als des Mittags. Undere Ver. fudhe gaben dargethan , daß die verſchiedene Wittes rung auch mandierien Veränderungen in der ſtrah . tenbrechenden Kraft der { uft þervorbringen . Ja feloft die verſchiedenen Winde und andere von einem { age zum andern in der Luft vorfallende Aenderun . gen haben

hier

einen

Einfluß.

Cafini

und

Pionnier haben durch viele Verſuche gefunden, daß auch die Wärme und Kålte eine große Verſchieden . þeit in der Strahlenbredung verurſachen ; ſo , daß nicht nur die horizontalen Strahlenbrechungen, fons dern auch bis an die Höhe von 150 im Winter merk. lid größer ſind , als im Sommer.

Auch an ver.

fchiedenen Orten ſind die Strahlenbrechungen nicht einerley, worüber Maupertuis , Caſini, Richer und Bouguer verſchiedene Verſuche angeſtellet haben. Um den Leguator ſind ſie geringer , als in unſern europäiſchen Gegenden ; ja faſt jeder Ort þat eine beſondere Tafel der Strahlenbrechung no. thig; ſo, daß ſich in dieſem Stücke feine gewiſſe Regel für alle Zeiten und Orte feftregen låſſet . Man hat lange Zeit angenommen , daß die Strah. len nur bey ihrem Eingange in die Dunſtfugel ges brochen würden, und bernad) in gerader inie, ohne weitere Veränderung fortgiengen . Allein , dabey kate man den unrichtigen Sag voraus , daß die Dunſtkugel aus einer Aůßigen Materie beſtehe, der ten ſtrahlenbrechende Kraft überall gleich groß ſey. Wir haben aber oben geſehen, daß die Dunſtkugel immer 15

170

Betracht, der Dunſtk. des Erdb.

immer dichter wird , je náher fie der Erde fommt : es můffen alſo auch die Strahlen immer mehr und mehr gebrochen werden , je mehr ſie ſich der Erd: flådie nähern , und alſo eine frumme Linie beſchreis ben , die aber nicht immer einerley bleibt , weil das Verhältniß zwiſchen der Dichtigkeit der Luft in ver. ſchiedenen Höhen nicht unveränderlich iſt. Die Naturforſcher haben ſich viele Mühe gegeben , dieſe Krůmme zu beſiimmen ; allein man wird auch șier nicht eher etwas gewiſſes ausmachen können , als bis man erſt die Regel entdeckt hat , nach welcher ſich die luft in verſchiedenen grdßeren Höhen ausdehnet.

Die

171

Die zwote Abtheilung.

Algemeine Naturgeſchichte des feſten Landes. Inhalt. hl Einleitung: 8. 2. Eintbeilung des eigentlichen festen kandeg. $. 3. Eintheilung der Inſeln in der diten Welt 6. 4. Inſeln in der neuen Belt. S. 5 . Hallinſeln. $.6. Berhältniß des feſten Landes und der Jafeln gegen die Grade der Breite. 6. 7. Erflas rung der Berge. $ . 8. Geſtalt und zufallige Bes lichaffenbeit einiger Berge. $ . 9. Pornebmſte Gea birge in Europa ; 9. 10. und in den übrigem Selts tbeilen. $. is . Strich oder Ridhtung der Gebirge. . 12. Berbalrniß der Höhe der Berge zu den Graden der Breite. $. 13. Beſtimmung der Höhen der Berge durch die Geometrie ; 9. 14. und durch das Baro . meter nat Anleitung verſchiedener Naturforſber. 9.15. Nach Dan . Bernoulli Regel. 6. 16. Beſtima mung der Hobe einiger Berge. §. 17. Annerkungen barüber 6.18 Eintheilung der Berge.' . 19. Näs bere Betrachtung der Sanggebirge. $ .20 . Erzeugung $. 21. Was für Metalle der Metalle in denſelben . ihnen einen find . . 22. Merkwürdige Hölen in Frankreich . %. 23. In Großbritannien und Ita land. S.24. In der Schweiz und Italien. §. 25. In Ungarn und einigen benachbarten Fnfeln . š . 26. In Deutſchland. 8.27. In Schweden. 8.28 . Bie die Hölen entſtanden ſeyn können . S. 29. Nußen der Holent. . 30. Erklärung der Fidsgebirge. .31 Allgemeine Betrachtung der Beſtandtbeile ihrer Soidten. 8. 32. Anjabi und Mächtigkeit derer Shihren. $. 33. Beſchreibung der bobenfteiniſcher Flósgebirge. $. 34. Der mansfeldiſchen Kupfers . $. 35 Šteintohlenfloge zu Wetsin . 9. 36. Pidge Steinkoblenfioke bey Belmſi« dr. S. 37. Thüringis (die Floßgebirge. $. 38. Sandſtein und Alauns ſtieferRoge auf Celand und Gorbland.

9. 39. Weſt:

172

Algerneine Naturgeſchichte

Wocſigotbländiſche Floßgebirge. S. 40. Wie ein Fisngebirge zu unterfi.pen. 9. 41. únordentliche und zerrůtrete Flobe. $ . 42. Iinerer Gehalt der Floßgebirge. 1) Erdarten . S. 43. 2 ) Salze . . 44 , 3 ) Berbrennliche Mineralien. 45. 4 ) Metalle $. 16. Wie die Metalle in die Floggebirge geoms mién .: Ø 47. 5) Steinarten in den Fldegebirgen . § . 48. Berſteinerungen . $.49. Wie die Fidbgebirge entstanden . 50. Zufällige Berge. 8. 51. Wie der Gehalt eines Gebirges zu beurtbeilen. . 52. Nußen der Berge. . 53. Bon den Thalern. .

1.

achdem wir bisher die Dunſtkugel , mit wel. cher unſer Erdboden bekleidet iſt , fo furg,

Einreis tung N

als möglich war , betradytet haben , müſſen wir uns nunmehr etwas näher zu der Oberfläche unfors Wohnflakes wenden . Wenn es uns vergon, net wäre , denſelben aus einer gewiſſen Höhe zu überſehen , ſo würde er ſich unſern Augen als eine große Waſſerkugel darſtellen , aus welder hin und wieder , theils größere , theils kleinere Stücken feſtes Dieſe zween Haupttheile der la : id hervorragen. åußern Flaibe unſerer Erdkugel müſſen wir etwas näher zu unterſuchen uns bemúben , ob wir gleich auch hier mehr als einmal werden genothiget wer den , die engen Schranken unſerer Erfenntniß zu be. ſeufzen, und uns von der Zukunft eine nähere Aufo klärung der vielen uns jekt noch verborgenen Wuns der der Natur zu erbitten . Wir machen den Anfang mit dem feſten Lans de, weil dieſts dem menſchlichen Geſdylechte, weldes fic) doch einmal für das vornehmſte unter allen fichtbaren Gerichopfen zu halten pfleget, jum eigent. lichen Woo : plake beſtimmt worden . Zu dem fe. fienlande rechnen wir aber nicht allein das eigentlich fogcame frie land , ſondern auch alle Inſeln und Halbinſeln .

Unter Inſel oder Eiland verſtehet man

des feſten

Landes.

173

man ein Sand, welches von allen Seiten mit Waſſer umgeben iſt; es beſtehet daher auch alles unſer ei. gentlich ſogenanntes feſtes land aus Infeln , weil es wirklich mit Waſſer umfloffen iſt. Allein , da die Gewohnheit einmal dieſen Unterſchied eingeführet þat , und derſelben eben keine widtige Unbequem . lichkeiten mit ſich führet : ſo können wir es hier gar wohl dabey bewenden laſſen.

$.

2.

Dasjenige was mir mit dem Namen des feſten Einthets landes in der weiteſten Bedeutung belegen , wozu lung des folglich auch die Inſein mitgerechnet werdenmüſſen, ben feſten it in ſeiner Oberfläche weit kleiner , als die Oberhen feſten Landes. Hádye desjenigen Raumes , welcher von dem Meere eingenommen wird.

Herr de Búffon !) beſtimmt

die Oberflåche des feſten Landes auf 7080993 Quas dratmeilen, worunter vermuthlid, die auf dem tro & . nen Sande befindlichen füßen Waſſer auch noch mit. begriffen ſind, und dennoch iſt dieſes noch nicht der dritte Theil von dem Umfreiſe der ganzen Erdkugel, welcher ohngefähr 25 Millionen ſolcher Quadrata meilen in ſich faſjet. Dieſer trocne Theil des Erda bubens wird nun, wie bereits vorhin bemerket wor . ben, in eigentliches feſtes Sand und in Inſeln , oder damit wir der einmal angenommenen unrichtigen Eintheilung vollkommen folgen, in feſtes Sand, Ina feln und Halbinſeln getheilet. Und jedes dieſer dren Theile wollen wir nunmehr in ein paar Jugen . blicken durchwandern .

Das feſte Sand wird von den Erdbeſchreibern wiederum auf verſchiedene Arten eingetheilet , welche aber gleich fehlerhaft ſind ; indeffen wollen wir der. gewöhnlichſten folgen , nach welder man folgende vier 1) Hif. nat. T.I.p. 207. und in der deutſch . Ileberſes. 6. 117

1

174

Allgemeine Naturgeſchidste

vier Theile annimmt , 1) die alteWelt ; 2) die neue Welt; 3 ) die Länder um den Südpol, und 4 ) die Lånder um den nordpol. Unter dem Namen der alten Welt verſteget man denjenigen Theil des feſten Sandes , der den Alten vor der Entdeckung von America bekannt war ; ohnerachtet ihre Kenntniß von manchen Ge. genden derſelben oft febr eingeſchränft war .

Dieſe

alte Welt rird in Norden von dem Eismeer , dem weißen und carcariſchen Meere, in Offen von dem chineſiſchen und ſtillen Meere, in Süden von dem indianiſiten , und in Weſten von dem atlantiſchen oder åthiopiſchen Meere und der Nordſee um. floſſen. Der Gewohnheit der Erdbeſdıreiber zu Folge muß man dieſe alte Welt in drey Theile theilen ; welche Europa, Aſia und Africa genannt werden. Europa þat ſüdwårts die mittellandiſche See , weſtwärts die Nordſee, und nordwärts das Nord , oder Eismeer , oftwarts aber die Gränzen von Aſien , in deren Beſtimmung die Erdbeſchreiber noch nicht einig ſind. Die Långe dieſes Welttheils möchte nach den beſten Charten etwa 55 und die Breite von Cap Matapan in Uiorea , bis an das nordcap in Finmarken ohngefähr 37 ° betragen. Aſien hat gegen Morgen das chineſiſdie Meer, gegen Mittag das indianiſche, gegen Mitternacht das Eismeer und gegen Abend Europa ; ſo, daß deſſen Långe von der öſtlichſten Krümmung des Donfluſſes an , bis an das Cap Rjukcenſe über Ramiſcharka , etwa 170 , die Breite aber von Punta di Malacca bis an die rartariſche See ohngefähr 76° betragen möchte. . Africa iſt eine Halbinſel, die in Nordoſt vermittelſt einer kleiner Sandenge von 30 Meilen breit an Aſien þånget . Es wird übrigens in Diten von dem rothen und dem indianiſchen Meere, in Süden gleichfalls von dem

des feſten Landes.

175

bem indianiſden , in Weſten von dem atlantiſden und århiopiſchen, in Norben aber von dem mittela . ländiſchen Meere beneket , und enthålt von Cabo Verde bis an Cabo de Guadarfia ohngefähr 70 ° in die lange , und von Capo Buono bis an das Vorgebirge der guten Hoffnung etwa 72° in die Breite. America, oder die ſogenannte neue Welt, weil ſie den Europäern vornehmlich erſt am Ende des işten Jahrhunderts bekannt geworden , iſt ein weit ausgedehntes Sand , ſo wenigſtens ſechsmal großer it, als Europa, uns aber vornåmlich in den nord . lichen Cheilen noch ſehr unbekannt iſt . Die Breite von der magellaniſchen Meerenge an , bis an die nördlichſten Theile, die von den Zuropäern, ſo viel Man weiß, beſucht worden , beträgt über 132 °, die Sänge aber in dem nordlichen Theile von der weſt lichen Küſte Californiens bis an die dfiliche Küfte bon Terra de Labrador ohngefähr 90° ; in dem füblidhen Theile aber von Porto Veyo in Peru, bis an das Cap St. Auguſtin 53º . Uebrigens þat die ganze neue Welt oſtmårts die Nordſee und das áthiopiſche Meer, ſüdwårts die magellaniſche Etraße, weſiwårts die ſtille oder große Südſee nordpårts aber lauterannoch unbekannte Gee Senden.

Unter den Dolarländern ſollte man eigentlich nur diejenigen verſtehen , die innerhalb der Polar kreife liegen; allein weil wir uns einmal der Will. führ der Erdbeſchreiber unterworfen haben : ro bollen wir es auch hier ſo genau nicht nehmen , ſondern nur anmerken , daß das Innere der mehree ften dieſer Lånder noch unbekannt iſt. Zu den nordlichen Polarländern rechnet mar 1) Ako und Veus Grönland , welches ſich vom 59

176

Allgemeine Naturgeſchichte

59° 40' Norderbreite mit vielen Beugungen und 3 Krůmmen nach Nordojien und Noroweſten eraku ſtrecket, wie weit aber , fulches iſt nod; unbekannt. Alt : und VTeu : Grönland find nur verſchiedene 123 Wüſten eines und eben deſſelben großen Xandes, von dem man nur noch die Küſten , und zwar die weſtlichen am beſten kenner.

2) Das Land von

James, welches in einigen Charten als ein Eiland, in andern als zwer , in noch andern aber als dren benfammenliegende Eilande abgebildet wird. 3) Vzovazembla und 4 ) Spigbeigen , deren zwo Inſeln ich Gernach gedenken werde. s) Das land Jello, Izo oder E30, welches nordwårts an Ja: pan hången und ſid , von da bis nach Vordame aber ſelbſt den Küſten nad), ric: erſtrecken foll , noch ſehr unbekannt iſt. Die jüdlichen ſo genannten Polarländer m ) liegen , ſo viel von ihnen bekannt iſt, insgeſammt außerhalb des Polarfreiſes. 17cubolland iſt das erſte unter demſelben , welches ein weit geſtrecktes Sand ju feyn ſcheinet , deſſen Küſten aber faum der Hälfte nach bekannt ſind. Uebrigens weiß man nicht, ob das füdliche Land von St. Eſprit an W7eus bolland feſt ift, und ob Anton van Diemens Land ein Eiland iſt , oder nordmårts an eue bolland hångt.

Wie es ſich mit dem nahe gelege.

neu 17euguinea verhålt , låſſet ſich auch nicht bes ſtimmen . Erwas öſtlicher liege 17euſeeland , wo. Das Eiland, von kaum die Weſtfäſte befannt iſt. Veubritanien , die Salomonisinſeln und viele an. dere kleinere gehören gleichfalls hieher. Die Franzoſen haben re) S. Herrn von Maupectais Abbandlung von den unbekannten Ländern des Sütpols im New Vniv . Magaz, 1759. Octob . und im Brem. Wagas, Sb . V. S. 531.

1

24

1

des feften Laudes.

177

haben 1739 im 54° füdlicher Breite und 281 ° der tange nad, ein ſehr hohes land entdeckt, welches ſie Cap de la Circonciſion genannt haben. Wie es náher nach den Polen zu ausſiehet , iſt nod) unbe. fannt. Um den Süderpol ſoll das Eis weit häufix ger und ſtårfer liegen, ſich auch viel weiter nach dem Aequator zu erſtrecken, als bey dem Nordpol ; daher denn auch dieß die Urſadie ſeun foll , warum dieſer Pol bisher noch ſo wenig bekannt iſt. ſ.

1

3.

Nady dieſer Eintheilung des feſten ( andes pfic- Eintheis get man auch die um daſſelbe befindlichen Infeln lung der Inseln Altenin abzutheilen, und ben jedem Theile einen UnterſchiedOrr unter den zu demſelben gehörigen großen , mitclerni Welt . und kleinen Inſeln zu machen. Unter die großen Inſeln in Europa rechnet man demnach 1 ) England und Scotland, wela dhe bende Reiche nur eine Inſel ausmachen , ſo durch den Canal, als eine nur enge Durchfahrt, von frankreich und den Wiederkunden abgeſondert wird. 2) Island , welches den besten Charten und Beobachtungen zu Folge größtentheils außer dem nördlichen Polarfreiße lieget , fo daß deſſen nördlich : ſte Küften eine Breite von 67 ° 10' haben . Dieſe Infel wird ganz von der Nordſee um fioſſen, obgleich folche an verſchiedenen Orten beſondere Namen ben kömmt. Die mittelmapigen Inſeln dieſes Welta theils find 1 ) Jiland, welches durch eine kleine Meerenge von England und Schotland abgefon . dert iſt, und sº in die Långe und ohngefähr 4 ° in die Breite hat . 2) Sicilien , weldie Inſel drene edfig iſt,

und an der öſtliditen Spike nur durch

oine fdmale Meerenge von Italien abgeſondert wird. 3) Sardinien eine långliche Inſel, welche unſtreitig kleiner iſt als Sicilien , obgleich einige M Alten II. Theil.

178

Allgemeine Naturgeſchichte

Alten ſie für die großeſte Inſel im mittelländiſchen Meere gehalten haben. 4 ) Corſica , welches nur durch die kleine Straße von Bonif « cius von Sars dinien getrennet wird , und eben ſo wenig fruchtbar iſt , als dieſe. 5) Candia , ehedem Creca , nicht weit von Djorca , eine ſehr långlichte Inſel, wel. che ſich von Oſten nach Weſten erſtrecket. Der

1

Inſeln in Europa iſt eine große Menge.

kleinen

Die vornehmſten darunter find Seeland in der Ofte fee, zwiſchen Jütland und Gottland ; Majorca in der mittelländiſchen See , nicht weit von der ſpaniſchen Küſte, wo auch lliinorc : liegt ; ! Nial. tha ;

pubda jekt Tegroponte , nahe an den

Küſten von Griechenland; Voica ; Cephaloniu ; Corfu , und viele andere , ſo im Archipelagus, oder dem ágeiſchen Meere zwiſchen Europa und klein Aſien gefunden werden . An den ſcotlandis fchen Küſten findet man eine große Menge fleiner Inſeln , vornehmlich nach Norden zu , wo die orcas diſden Eilande und zitland oder Stelland liegt. Weſtwarts und nortwårts von Scotland befunden ſid, die Weiteilande, vieler anderen långſt der norwegiſden und laplandiſchen Küſten zu ges fchweigen . Die Azores oder Açoras , welche jeßt die flamiſchen Eilande heißen , werden gleich. falls unter die europäiſchen Inſeln gerechnet , weil fie näher an Europa , als an America liegen. Kein Welttheil iſt überflüßiger mit Inſeln ver . fehen , als Aſien . Un großen Inſeln findet man daſelbſt 1 ) Borneo , welches von vielen für die größ. te Inſel auf dem Erdboden gehalten wird , und den neueſten Charten zu Folge 10 ° lang und eben po breit iſt.

Es ſind davon den Europäern nur allein

die Küſten bekannt .

2) Nád )ſt dabey liegt Celebes

welches zº in der Breite , aber nur sº in der {ånge hat , und deren Inneres gleichfalls unbekannt iſt . 3 ) Gu .

des feſten Landes.

179

3) Sumatra , eine ſehr lange Inſel, welche ſich von Südoſten nach Nordweſten ohngefähr 159 oder 300 Seemeilen in der Långe erſtrecket. Sie wird durd) eine mittelmäßige Meerenge von der Küſte

V

von :Ijalacca abgeſondert. 4) Japan oder Vis pbon , dem Königreiche Corea gegen über , von welchem Xande es wenigſtens ſehr wahrſcheinlich iſt, daß es eine Inſel iſt , obgleich die Meerenge , die es von dem Xande Jeco oder Tedzo abfondert, för dimal iſt . 5) Java , welche nur burd, die Straße Sunda von Sumatra abgeſondert wird, und nicht breit , aber wenigſtens 150 Stunden lang ift. Unter die mittlern Inſeln , die zum Theil aber noch unter die großen gerechnet werden könnten , ge . þören :) Ceylon ein långlicht rundes Eiland unweit der Küſte von Coromandel , in dem indianiſchen Meere. 2) Lucon , welche ſonſt auch manilha genannt wird , und in der chineſiſdien See, dem Meerbufen von Coctindina gegen über lieget. 3) Pindanao oder

jindano , iſt , ſo wie die

vorige, auch eine der philippiniſchen Inſeln , und esfirecfet fich sº lang von Oſten nad) Weſten. 4) Formoſa , unter dem Wendekreiſe des Krebſes, den ſüdlichſten Theilen , von China gegen über. 5.) Gililo oder Gilolo , unweit der molukiſchen Inſeln, unter dem Hequator. 6) Ceram zwiſchen | Celebes und Denguinea. 7) Bongo zu Ja: pan gehörig; 8) VTeubritanien , welches durch eine kleine Straße von 17euguinea getrennet wird. 9) Timor, 10 ° ſüdmårts des Pequators . 11 ) Cypern und 12 ) Rhodus im mittellandiſden Meere , und endlich 13) Ormus oder Ormuz dem perſiſchen Meerbuſen gegen über , deren Boden faſt gånzlich qus Salze beſtebet. . Der kleinen Inſeln in Aſient iſt eine faſt unzählige Menge; ich will nur die vore nehmſten derſelben nahmhaft machen . 1) Die mo: M lukio 1

1

180

Allgemeine Naturgeſchichte

lukiſchen Inſeln ſind wegen ihrer Fruchtbarkeit an Specereyen vor andern merkwürdig . Man zählet deren gemeiniglich fünfe : Ternate , Tidor , ilios rir , Jakjan und Barſian , welche alle unweit des Pequators liegen , die leßte ausgenommen , welche gerade unter demſelben lieget. Die maldivifden Infeln in dem indianiſchen Mecre erſtrecken fich von 4° füdlicher bis an den 7 ° nördlicher Breite . Es follen ihrer 11000 , nady andern aber 12000 an der Zahl fenn , die in 13 Haufen oder Atellons ver . theilet werden. Die philippiniſchen Inſeln zwi. ſchen Aſien und America nordwåres des Zequators , deren über 1200 feyn ſollen . Die vornehmſten ſind die ſchon vorhin genannten Lucon und Mindanao , denen man nocy Paragoa , Paraia , oder Panai, Mindoro , Samar , Leyte und Cebu berfügen fann . Olimårts von dieſen alten philippiniſden Inſeln liegen die neuen philippiniſchen Inſeln, 87 an der Zahl , die aber noch ſehr unbekannt ſind. Die Ladrones oder Diebsinſeln, von den Spaniern Islas de las Velas , fonit aber auch der Königinn Maria Anna von Spanien zu Ehren die maria . niſotren genannt, liegen nordwärts der alten phi lippiniſchen zwiſchen den 13 und 21 ° nordlicher Breite . Sie heißen Guan oder Buahan , im 13° 25' N. B. Rota oder Sarpana , aguiguan , Tinian , Saipan , Anatahan , Sarigan , Gus guan , Alamagan ., Pagon , worauf dren feuer. ſpenende Berge find , a grigan , Songſon mit einem Feuerſpevenden Berge , Tunas oder Maug und endlich Urac. Die Inſeln Andamans oder Andemaon im bengaliſchen Meerbuſen , teren Zahl noch nicht bekannt iſt. Die übrigen Eilande des Infelmeers von St. Lazarus , deren wahre Sage und Anzahl gleichfalls noch unbekannt iſt, und vieler andern zu geſchweigen.

Africa

1

des feſten Landes.

181

Africa hat unter allen Welttheilen die wenige ſzen Inſeln , Madagascar iſt die einzige große, und wird ſonſt auch die St. Laurentius und das Dauphinseiland genannt wird.

Sie liegt zwi .

ſchen den 10. und 25 ° füdlicher Breite , der Küſte von Zanguebar und der Cafferküſte gegen über. Von mittlerer Größe fönnen faſt keine zu Africa gerechnet werden , deſto mehr kleine aber; die vor, nehmſten unter demſelben ſind : 1) tadera , im 32° N. B. nach Südweſten der Straße von Gibral. far gelegen , iſt ohngefähr 15 boll. Meilen lang , und wird von einigen zu den canariſchen Inſeln gerech . net. 2) Socotors , der Mündung des rothen Meers gegen über, die wegen der ſchönen Allee be. fannt iſt. Aequator,

3) St. Thomas gerade unter dem unweit der Küſte von Guinea .

4) Bourbon , der einige Erfriſchungsplak für die franzöſiſdien Schiffe , die nach Oſtindien feegeln . 5) St. Helena und St. Afcertſion , welche bende in der weiten See liegen . Uußer dem gehören zu dieſem Welttheile noch verſchiedene Sammlungen bon Inſeln ; als die canariſchen Inſeln im arlan : tiſden Meere ,

dem Kaiſerthum von Njarocco

gegen über . Man zähler ihrer ſieben , Teneriffa, die große Canarie, Gomora , Palma, Sierro oder ferro , Lancerotta und Fuerte Ventura ; um Lancerotta aber liegen noch rechs kleinere. Ferner gehören zieher die Inſeln von Cabo Verde, welche von den Bollendern aud ) die Zoute Lis landen oder Salzinſeln genannt werden , bey den Alten aber heſperides oder Gorgones bießen ; andrer zu geſdyweigen.

S. 4. Die neue Welt oder America hat ſehr viele Yufeln in Inſeln.

Die größten ſind 1 ) Terre neuve oderrer neuen Belt . Terra nova, bey den Englandern Yew - Found, 03 Land

182

Allgemeine Naturgeſchichte

Land , zmiſchen dem 47 und 52° N. Br. im Meer. Sie iſt mit vielen bi:fen von St. Laurentins. dicken Nebeln bedecket, aber ſehr fruchtbar. 2) Cuba ? im mericaniſchen Meerbuſen, deren nordlidſte Ků . ften bennahe unter dem Wendekreiſe des Krebſes Sie iſt nicht ſehr breit , aber über 1rº d . i . liegen . ohngefähr

200

bolländiſche

Seemeilen

lang..

3) siſpaniola oder St. Domingo , ofiwarts von Cuba, von der ſie nur durch eine Meerenge von ohn: 4 ) Das Feueľs gefähr 20 Meilen abgeſondert iſt. land , Terra di fuoco , welches durd ) die magels laniſche Meerenge von dem ſüdlichen America ab. California könnte man gleichs geſondert wird. falls unter die großen americaniſiten Inſeln gåh. len , wenn man es nur nicht vielmehr für eine Halbe inſel halten mußte , die mit neumefico zuſammen Die vornehmſten unter den mittelmäßi. þånget. gen Inſeln ſind : 1) Jamaica , unweit Cuba und Diſpaniola , gwiſchen dem 17 und 19° N. Br. otwårts von siſpaniola. 2 ) Porto Rico , 3 ) Trinite , oder d . beil. Dreyfaltigkcics Inſel im 10° N. Br. der Mündung des Fluſſes Drenoquc Cap " recon , St. Jean und Uncis gegen über. coſti konnte man gleichfalls hieber redynen . Die kleis nern Inſeln ſind faſt unzählig , und liegen grofiren . Die lucais theils in ganzen Haufen ben ſammen . richen Infeln

liegen füdmärts von Florida , und

nordwärts der großen Ancillen ; die vornehmſten darunter ſind Bahama, Lucajos oder Lucajos neque , Cigathco oder Aleblajter , Guanaham oder Sr. Salvator und Numa oder Longisland. Die kleinen Antillen oder caribiſchen Inſeln werden wiederum in die oftlichen und füdlichen eingetheilet. Die vornehmſten unter jenen ſind : Guadeloupe, Iartenique, Barboide, St. Chriſropile, Aurigoa i , f. F. die füdlichen liegen näher an der Küſte

des

feſten

Küſte von Südamerica ;

Landes.

183

Margarita , Buen,

Ayre und Curacao oder Curaſſau find die bekanne teſten darunter.

Von den mehreſten unter ' den Polarkreiſen ge. legenen Ländern iſt man jebt noch ungewiß , ob ſie wirklich Inſeln ſind , oder an der feſten Küſte hån. gen. Von Grønland , einem nördlichen Polar, lande, låſſet fich nicht ausmachen , ob es ein Eiland ift, indem nur deffen Küſten obenhin befannt ſind . Inden beſten Charten hånget es an ordamerica ; allein die Gründe , woraus man dieſes folgern will, ſind nod) zu ungewiß . Gegen Grønland über an der hudſonsbay liegt eine Inſel Queen Elifas berhs Foreland genannt, zwiſchen dem 62 und 650 N. Br. und alſo eigentlich außer bem Polarkreiſe. Weiter nach dem Pole zu an der Straße Davis und der Baffinsbay iſt auf den neueſten Charten , die Inſel Cumberland verzeichnet, welche wenn ſie außer Streit wåre ; größer ſein mußte als Große britannien, ja ſo groß als Spanien und Portu : gall zuſammen genommen . Ob ! Tova Zembla eine Inſel iſt, iſt auch nocy nídit ſo gewiß auszu . machen, ob es gleich auf des Herrn Grafen von Redern 1762 herausgegebenen ſchönen Charte von der nördlichen Hälfte der Erdkugel als eine Infel vorgeſteller wird , welches auch in dem Utlas vom tußiſchen Reiche gefihiebet. Nach eben dieſen Charten iſt auch Spizbergen eine Inſel , obgleich andere nod) daran zweifeln . Unter die nördlichen Polarinſeln kann man auch Jan jayens Piland im 71 oder 72° N. Br. nordöſtlich von Island rect:nen , welches aber klein iſt, und jekt wenig ben ſucht wird. Ben dem Süderpole iſt es noch unſicherer, mas man daſelbſt unter Inſeln zu rechnen hat oder nicht. Neuguinea iſt nach der vorhin genannten berlinis M 4 fitjen

)

184

Allgemeine Naturgeſchichte

riten Charte eine unſtreitige Inſel. Allein, ba fie : zwiſchen dem 2 und 10° füdlicher Breite gelegen iſt, ro ſollte ſie nicht zu den Polarländern gerechnet wers Ueber Teuguines liegt beuholland , wel. den . ches auf den neueſten Charten als eine und eben dieſelbe große Inſel mit Carpentaria vorgeſtellet Sit ſolches ridhrig, ſo wäre dieſes die größte wird. Injel in der Welt ; indem ſie ſich vom 10° S. Br. bis zum 43°, und vom 126 ° bis zum 172° der Sånge erſtrecfet.

Balbino ſeln.

S. 5. Von den Eilanden verfügen wir uns zu den Salbinſeln , wodurch man folche Theile des feften { andes verſicbet , die beynahe von allen Seiten mit Waſſer um poffen ſind, fo, daß nur ein kleines Theil, welches man eineil hils oder eine Landenige nens net , ſie mit den lande verbindet. In Europa finden wir von ſolchen Halbinſeln i ) Jütland, welches fich in die Nordſee erſtrecfet, und an dreyen Seiten von der See benebet wird, aber ſo breit an Styles. wig bånget,

daß man dieſes ganze ( and für die

Landenge nehmen könnte, welche Jůrland mit dem Holſteiniſchen verbindet . 2) Viorea, ebedem Pes loponneſus , welches ehedem ſehr blühendes land durch die randenge von Corinch an den europäiſchen Türkey hånger . 3) Die Crym , oder Crim , ehe. dem Cherſonefus T.zurica , þånget vermittelſ der fchmalen Sandenge von Precop mit der Tartarey zuſammen . In fiſien fennet man 1) die Halbinfel as lacci oder 117alaya , weldie ſehr weit in die See läuft , und durch einen ziemlich breiten Hals mit Sun verbunden iſt. 2) Corea zu China geho. rig, iſt wohl nichr für eine weit hervorragende land. fpiße, als für eine Halbinſel zu halten ; weil man ſonſt

des feften Landes.

185

fonft Italien, ingleichen Spanien und Portugall gleichfalls unter die Halbinſeln gåhlen müßte 3) Rameſhacka oder beſſer Ramczakoe über Jas pan , zur rußiſchen Tartarey gehörig , welches pich von 50° der Breite bis an den 60 erſtrecket. 4 ). Cambaji , welches durch einen breiten Sandftrich, der faum den Namen einer Landenge verdienet, mit dem indoſtaniſden Reiche verbunden wird. In Africa ſind keine Halbinſeln von Erheblich . feit. In America aber Fennet man 1 ) Jucaton , welches durch eine mittelmäßige Sandenge an ! 7c4 . ſpanien hånget. 2) Florida , der vorigen gegen über. 3) California , welches man gleichfalls un : ter die Halbinſeln rechnen muß , wenn es nicht gar eine Inſel ift.

Wollte man nun den Namen der

Şalbinſeln in der ſchårfften Bedeutung nehmen , fo würde man ganz africa und Südamerica gleich. falls mit unter die Halbinſeln gåhlen müſſen.

6. . Ehe wir die allgemeine Betrachtung des feften Berbales landes vornehmen, wollen wir noch ein paar Blicke niß des fes tert Lanta auf das Verhältniß deſſelben gegen die Grade der bes und Breite werfen. Man bemerket nåmlich , daß in der Infeln

den falten und gemäßigten Erdſtrichen das meiſte, gegen die in dem þeißen aber das wenigſte feſte land ange. Grade der troffen wird . Die Polargegenden find, wie war Breite. bereits vorhin angemerket haben , noch nicht hin. länglich bekannt; indeſſen låjlet fich doch aus den Nachrichten der Seefahrer, und aus denen von ihnen bereits entdeckten Küſten ſchließen , dass es baſelbſt ſehr weitläufige Striche Landes geben müſſe. Grønland breitet fich ſehr weit innerhalb des Pos larfreiſes aus , und, man hat es bis auf die Breite von 80° noch von großen Umfange gefunden.

Die

nördlichſten Gegenden von Aſien und der jenijai. M5 ( cten

hte

Algemeine Naturgeſchic

166

fisher: Tartarey, enthalten gleichfalls ſehr große ( ån . der , derer Umfang fich innerhalb des Polarzirkels verlieret, ſo , daß die umova Jembl : berindlichen Gewäſſer des Eismeers nur Meerbuſen zu fenn ſchienen. Die nördlichſten Gegenden von America enthalten auch weit ausgebreitete {andſtriche, welche vielleicht um dem Pol mit der alten Welt zuſammen hången . In dem gemäßigten Erdſtridye zwiſchen dem nördlichen Polar - und Wendezirkel trifft man ůberaus viel trockenes ( and ait. Faſt ganz Aſien , ganz Europa, ein Tbeil von Africa und ganz Tordameric : ſind in demſelben gelegen . Im heißen Erdſtrich hingegen giebt es das wenigſte feſte Land. Ein kleiner Theil von Aſien , ein großer Theil von Africit und Südamerica machen das ganze feſie ( and unter dieſem Erdgürtel aus . Die ſüdliche gemäßigte Zone iſt zwar noch ſehr unbe. kannt, allein man kann doch ſehr anſehnliche Stre cken feſten Landes daſelbſt vermuthen , wenn man die von dem Grafen von Redern 1762 zu Berlin herausgegebene Charte der füdlichen Halbkugel an. fiehet ,

und die vielen von den Seefahrern unter

dieſer Zone entdeckten Küſten in Erwegung ziehet; welches ſich auch von den Gegenden unter dem Süderpol muthmaßen låſſet. Richtet man dagegen ſeine Augen auf die Ills feln , fo findet man das Verhältniß derſelben gang Ilm den nordlichen Polarfreis iſt die Zahl

anders.

der Inſeln ſehr geringe , wenn man auch diejenigen mit dazu rechner, von denen ſich noch nicht mit Ges wißheit behaupten fåffet, ob ſie wirklich Inſeln ſind oder nicht. Zwiſchen dem nördlichen Polarkreiſe und dem Wendefreiſe findet man deren ſchon meh: rere.

Man darf nur die Jugen auf eine Charte

werfen,

wenn man ſich

davon überzeugen will.

Unter dem Heißen Erogirtel aber ift igre Anzahl die größte.

des feſten Landes .

187

größte. Das indianiſche und åthiopiſche Meer, das Mar del 17ord , die mericaniſche See , und die Südfee oder das ftille Meer haben deren eine unglaubliche Menge. Wie es ſich mit dieſem Vet. þåltniß unter dem füdlichen gemåßigten Erdgürtel und unter dem füdlichen Polarkreiſe verhalte , lifit kids zwai um der oben angeführten Urſachen willen Allein ſo viel nicht mit Gewißheit beſtimmen. tåffet fich dod) aus den Nachrichten der Seefahrer vermuthen, daß die Anzahl derſelben immer mehr abnimmt, je mehr die Grade der füdlichen Breite junehnien. Wir werden im Folgenden fehen , was fich aus dieſer { age des feſten Landes und der Inſel zum Behuf der ehemaligen mit unſerm Erdboden vorgegangenen großen Veränderungen fdließen låſſet.

7. $. Nachdem dieſes vorausgeſeget worden , können Erklärung wir uns zur nähern Betrachtung desjenigen wenden , der Berge. was uns die Oberfläche fowohl des eigentlid) ſo ges nannten feſten Sandes als auch der Inſeln Mert . Das erſte mas würdiges an die Hand geben wird . uns dabey in die Augen fållt, iſt die große Ungleidi : heit der Erdflådie , als welche theils aus verſchiedes Heilen , theils nen mehr oder weniger erhabenen aus anſehnlidien Vertiefungen , theils aber auch aus Dieſe Erhöhungen ihre Maa nach befommen r Hdhe , { age oder ßgebung Beſtandtheile verſchiedene Benennungen. Sind fie von einer beträchtlichen Hibe , fo nennet man fie weit gedehnten Ebenen beſtehet.

Berge ; iſt aber dieſe Höhe von keiner Wichtigkeit , ſo bekommen ſie den Namen der Sügel . Beſtehen fie aus Stein , ſo werden ſie Felfen genannt. þången viele einzelne Berge an einander und machent gleichſam eine Kette von anſehnlichen Erhöhungen aus, fo bezeichnet man ſie mit dem Namen eines Ocbirs

188

Algemeine Naturgeſchichte

Gebirges ; und wenn ſie ſich weit in die See hina ein erſtrecet , fennet man ſie unter der Benennung eines Vorgebirges , anderer Benennungen hier zu geſhiveigen, weil die erheblichſten derſelben noch im Folgenden vorkommen werden . Hier will ich nur noch bemerken, daß man nur die ſehr merklichen Er. höhungen eines Erdrheils über dem andern mit dem Namen der Berge und eines Gebirges zu belegen pflegen , daher wir diejenigen weit ausgeſtrecten Lånder , welche weiter vom Mittelpunet der Erde oder auch höher über die Meeresfläche liegen als andere ,

A

nidyt mit unter dieſem Namen begreifen ,

weil man fonft zugleich alles feſte Sand nebſt den Inſeln für große über der Oberfläche des Meers hervorragende Gebirge erklåren mußte, wie ſie denn ſolches auch wirklich ſind . §.

8.

Die åußere Geſtalt der Berge iſt durchgehends Ein breiter und weit ausgeſtreckter Geſtalt, fegelförmig. zufäl- Fuß verſchaffet dem ganzen Gebäude eine Feſtigkeit, und lige Bes ob man gleich nicht denken darf, als wenn die Berge fchaffens beit einiger in eine Spiße zuliefen . Die mehreſten haben eine Berge.

unregelmäßige Geſtalt, ſo, daß ſie wie auf einander Andere find gehåufte Berge oder Hügel ausſehen.

auf ihrem Gipfel eben wie der Tafelberg am Vora gebirge der guten Hoffnung, der doch auch nicht von Die Erdbeſchrei. machen Ungleichheiten frey iſt. ber und ſelbſt verſchiedene Maturfundige haben die Berge und die aus ihnen entſteøende Gebirge auf Da aber die mancherley Art einzutheilen geſucht . Gründe ihrer Eintheilung nur von zufälligen Bes ſhaffengriten bergenommen ſind , und wir im fol, genden eine aus ihrem innern Bau Gergenommene richtigere Eintheilung benbringen werden : ſo will ich

ſolche Gier übergeben , und hier nur noch einige der

des feſten Landes .

189

der merkwirdigſten zufälligen Erſcheinungen anfüh. sen, die man an den Bergen gewahr wird . Viele Berge werfen zu gewiſſen Zeiten Rauch , Feuer, Dampf, 2ſche und Steine aus den Deffnun. gen ihrer Gipfel, aus denen zum Theil ein Feuer. ſtrem fießet , der einem geſchmolzenen Metall áhn. lich ſiehet. Dieſe Berge werden felierſpeyende genannt. Dergleichen ſind in Europa der Veid im Königreich Teapolis , der 2ema in Sicilien, der Stromboli auf der Inſel diefes Namene, der Gekla , Krabla

und andere auf Jsland.

In

Aſien fennet man dergleichen auf Ramifchatta und den da herum belegenen Inſeln , mie auch auf der molukiſden Inſel Ternate.

In Africa fins

den ſich dergleichen auf der Inſel Fuogo , und in America in Peru und andern Gegenden. Die Urſachen dieſer Erſcheinung werden im Folgenden er. Flåret werden. Mandie Berge find den größten Theil des Jahrs hindurch mit Eis und Schnee bedecket, ja auf man. Der: then tộauet dieſes ewige Eis niemals auf . gleichen Berge heißen mit einem allgemeinen Nas men Lisberge, bekommen aber in den verſchiede, nen Landſchaften, norinn ſie ſich befinden, wiederum beſondere. In der Schweiß z . B. nennet man ſie Gletfeber oder Firn , in Enrol Ferner, auf der Infel Jeland aber Jonkelen . Uns diefen und dus dem durch die Sonne geſchmolzenen Schnee entſtehen die meiſten Etróme in den daſigen Ge. genden. In der Schwein fangen dieſe Eisberge ohngefähr im Canton Glarus an , ziehen ſich in Graubündten, von da in den Cancon Ulri, und endi. gen fidy im Berner Gebiete n) .

Die isländiſden Eise

) 6. 30. Ge. Altmanns Berfuch einer biſt. und phyf. Beichreibung der belvetiſchen Eisberge. Jürd 1757

>

.

igo

Allgemeine Naturgeſchidste

Eisberge oder Jonkelen

haben

viel beſonderes:

Sie ſind nicht allemal die Hochſten Felſengebirge, indem es in ihrer Nachbarſchaft oft höhere giebt, auf denen man doch nicht das ganze Jahr hindurch Schnee und Eis gewahr wird . Viele dieſer Jons kelen ſind veränderlich, indem ſie bald - zu , bald ab. nehmen , und ihre Sage faſt tåglid) verändern . Denn wenn man z . B. an einem Orte Spuren im Sande ſiehet, daß geſtern Jemand allda gereiſet iſt, und man denſelben folget , ſo kommt man zuweilen mitten auf dem Jonkel dergeſtalt in das Eis , daß man nicht hinüber kommen kann , und einen großen Umweg nehmen muß , da man denn auf der andern Seite die Sputen des Reiſenden in gerader Linie mit den Spuren auf der erſten Seite wieder gewahr wird o ) . Der berühmte hekla iſt ein ſolcher Eisberg , der aber fein Eis nicht auf dieſe Art ver . åndert.

§. 9. Es iſt bereits vorhin geſagt worden, daß, wenn Bornehm- mehrere gleichſam an einander hangende Berge in fte Gebirgeeiner gewiſſen Entfernung fortgehen, ſolche ein Bes in Europa. birge machen. Dieſer Gebirge giebt es in den bes kannten Theilen der Welt ſehr viel , und es wird nicht undienlich ſeyn, die vornehmſten derſelben nebſt ihrer währen ( age hier anzuzeigen . In Luropa nehmen die Alpen die erſte Stelle ein , weil viele Gebirge in dieſem unſerm Welttheile als Weſte und Perme derſelben angeſehen werden können . Sie ſcheiden Jtalien von Deutſchland und Frankreich, laufen von dem mitrelländiſchen Meere durch Pies mont , Savonen , Schweiß , Frankreich, Tyrol, Kärnthen u . . f. bis nach dem alten Thracien , be kommen aber in verſchiedenen Gegenden auch beſon . dere Namen.

So hat man z. B. die Seealper, welche

. ) Sorrebows Nachrichten von Island, S. 7 f.

Tipo

En

1

des feffen Landes.

191

welche von Monaco bis an den Monte Viſo gehen, wo der Po entſpringt; die corriſden Alpen , wel. de fich von Vilo bis an den Berg Cenis erſtrecken ; die griediſiten Alpen von dem Berge Cenis bis an den großen See Bernhardsberg ;-

ferner die

penniniſchen , die hódyſten , die rhetiſchen , die tridentiniſchen , die noriſchen , die carniſden , Das apenniniſche die venetianiſden 4. f. f. Gebirge iſt nur ein Arm

der Alpen und nimmt leia

nen Unfang ben den Meeralpen im genuefiſchen Gea biet, von da es ſich bis an die Meerenge bey Sicie lien erſtrecket, und Italien der ( ånge nach in faſt fmeen gleiche Theile theilet. Das fidcriſche oder bómiſche Gebirge wird auch für einen Uſt der Al. pen gehalten , und erſtredet ſich zviſchen Bomen, Måren und Schleſien. Das ſudetiſche Gebirge dehnet ſich auch nach Weſten bis ins Vogtland, nach Süden in Deſterreich, und nach Norden bis in Meißen .

In der Mitte von Deutſchland befindet

fich das hercyniſche oder Harzgebirge, welches mit

1 verſchiedenen Beugungen und Krimmen durch viele landſchaften läuft. Man hålt es auch für einen aft der Alpen. Im Anhåleifchen , Halberſtådci. fühen und Herzogthum Braunſchweig wird es noch der Sarz genannt, und der fo berühmte Fictitels berg iſt nur ein Theil davon . Das carpathilde Gebirge, welches Ungarn und Polen ſcheidet, kann als eine Fortſeßung der Alpen angeſehen werden. Es fånget ben Presburg in Ungarn an , ſondert Polen von Schleſien , Ungarn , Siebenbürgen , Mole dau und der Wallachery, und endiget ſich am ſchwars zen Meere , bekommt aber in den verſchiedenen Sand. ſchaften verſchiedene beſondere Namen . Das pyre . náiſche Gebirge endlich wird auch als ein aft der Alpen angeſehen. Es macht die Grånzen zwiſchen Frankreich und Spanien , und ftreckt ſich von Port Vene

192

Allgeineine Naturgeſchichte

Vendre in Rouſillon bis nach St. Sebaſtian in Biſcaja , ſchicke auch verſchiedene Zweige durch ganz Epanien aus , die denn auch verſchiedene Namen bekommen. In Schweden und lapland findet ſich das große und bey allen Schriftſtellern bekannte Sevegebirge, welches in der Mündung der Goth. elbe aus der Weffree gleichſam hervorſteiget und den ganzen Strich zwiſchen Schweden und Norwegen, zuweilen in einer Breite von 20 Meilen bis nach Lapland gebet , wo es ſich am meiſten Frůmmet und hierauf weiter fort durch Finland gehet , fo , daß die ganze Långe dieſes Gebirges von der Weſtjee bis an deſſen Ende in Oſten ohngefähr 350 ſchwediſche Meilen ausmacht. In Schotland endlich iſt das Gebirge Gransbain oder Granzbain vorhanden, welches Schotland von Oſten nach Weſten durch. ſchneidet, und vom See Lomond in der Grafichaft Lenos bis an den Ausfluß der Dee gehet. 10 . S. Das vornehmſte Gebirge in Aſien iſt vielleicht Und in den das Gebirge Taurus , von welchem man die vor: übrigen nehmſten andern aſiatiſchen Gebirge als deſte anſes Weltbeis hen kann . Es fånge ſich in Klein , Afien ben der len . rhodiſden Küſte an , und dehnet ſich bis an die duſ. ferſten Gränzen von China und der Tartarey , Po, daß es afien gleichſam in zwo Hålften theilet. Ei. gentlich aber wird dasjenige Gebirge , welches Pam . philien und Cilicien von Klein , Armenien ſondert, Taurus genannt. Der Imaus iſt nur ein Arm dieſes Gebirges . Er fängt ſich bey dem caſpiſchen Meere an , ſtreckt ſich von da füdwårts durch das ganze feſte Sand von Ufien , ſcheidet die afiatiſche Sartaren in zween Theile , und endiget ſich am Urſprunge des Ganges, wo er ſich nach Oiten und Weſten ausbreitet , und gegen Norden die Grången des großen Moguls von dem indoſtaniſchen Reiche abſon.

des feſten Landes. abſondert.

193

Das Gebirge Caucaſus erſtrecket fichi,

den neuern zu Folge, vom Pontus Eurinus bis an das caſpiſche Meer ; wovon aber viele der ältern Shriftjiellern abgehen . Das Gebirge Ararat , auf weldiem Noa Ardie nach der Sündfluch rubete, wird auch unter die Arme des Caurus geredynet ; aber über deſſen Lage ſind die Schriftſteller nod) nicht einig. Der Libanon und Antilibanon find mehr wegen ihres Andenkens in der beil . Schrift als ihrer Strecke wegen berühmt . Der Libanon ſtreicht, ! 1

dem Maudrel zu Folge, beynahe von Norden nach Siden , in den nördlichſten Theilen des jüdiſchen

$

landes, långſi den mittellåndiſchen Meere ; der King tilibanon aber gehet mehr oftwarts , und umgiebt nach Süden zu die füdlichſten Theile des libanons. Dieſe Berge ſind durchgebends mit Schnee bea decet. Die africaniſchen Gebirge, find ſo wie die ſämmtlichen innern Gegenden von Africa , noch ſehr unbekannt ,

daher fich davon wenig zuverläßiges

melden fåſſet. Das Gebirge Atlas, welches ſich långit der nordlichſten Küſte ſtrecker und an dem mittellandiſchen Meere mit vielen Krümmungen und Aleften von Weſten nach Often bis nach Legnpten fortlauft,

iſt noch am ſorgfältigfien beſdyrieben .

Man theilet es in den großen Atlas; ben dieEins wohner Zyduacal nennen , welcher die Barbaren yon Biledugerid theilet , und in den keinen Atlas , Krrif genannt, der ſich långſt des mittellándiſchen Meeres von der Strafe bey Gibraltar an bis an das Königreich Tunis bei Bonna erſtrecket, ſo, daß ber kleine dem mitrelländiſchen Neere etwas uåber und mehr weſtwärts lieget.

In Unteråthiopien

ben Monomotapa pflegen die neuern Erdbeſchreiber die Dijonoberge zu ſeßen , weldie ſich mit verſchie. denen Aeſten durch die ſüdlichſten Tbeile von Africa M 11. Theil. ause

194

Allgemeine Naturgeſchichte

ausbreiten , und von 9 ° bis zum 35° S. Br. ſtrei. chen.

Allein ſie ſind noch wenig unterſucht worden .

In Aegypten , VTubien , und andere Gegenden giebt es gleichfalls ſehr große Reihen von Bergen. Aud) die Inſel Madagaſcar wird von einem ans ſehnlichen Gebirge der fånge nach durchſchnitten , welches ſich von Südweſt nach Nordoſt , oder etwas mehr nach Norden erſtrecket.

In 17ordainerica befinden ſich viele wichrige Reihen von Bergen ; aber ihre eigentliche Sage iſt noch nicht genau genug bekannt. In Neuſpanien ſtrecket fich långſt der Seeküſte eine Reihe von Ber. gen , darunter ſich verſchiedene feuerſpeyende befin . den . Eine andere große Reihe breitet ſich wie ein halber Zirkel in Neumerico aus , in welcher Gegend aud, der Nordfluß entſpringer. Ein anderes Gebir. ge de net ſid långft der Weſtſeite des Fluſſes Mißi. ſippi in Canada , und noch ein anderes umgiebt den größten Theil des Lac Superieur. Mitten durch die Inſel Cuba dehnet ſich auch eine Reihe Berge von Oſten nach Weſten , die viele Flüſſe von ſich gee ben , aber eben nicht gar hoch ſind . In dem føds licben America iſt das Gebirge Andes oder Cor . dilleras, welches ſich långſt der weſtlichen Küſte zu vielen Hundert Meilen erſtrecket. In den nordlich . ſten Theilen von Südamerica låuft es mit einer Krümmung in Terra Firma bis nach Caracos fort . Der Berg Chimboraſſo iſt höher als irgend einer von Sen befannten Bergen auf der Erde. $.

etrich

11 .

Ben ben bisher namhaft gemachten Gebirger wird man bereits bemerfet haben , daß ſie nicht ohne

oder Rich einige Ordnung und auf ein Gerathewohl über den tung der Erdboden zerſtreuet ſind , wie es dem erſten Unblid Gebirge. nach ſcheinen möchte. Sie laufen größtentheils i eine

des feſten Landes.

195

einer gewiſſen Richtung oder Striche fort , welcher mehrern derſelben gemein iſt, ob ſie gleich hier und dar von derſelben abweichen . Verſchiedene Mature kundige haben zu bemerken geglaubt, daß die Gangs gebirge, die wir in dem folgenden näher werden kennen lernen , und von denen es hier zu bemerken genug iſt, daß die höchſten und anſehnlichſten Gebire ge mit unter dieſem Namen begriffen werden , daß dieſe Ganggebirge , ſage ich , insgeſammt von Mittag gegen Mitternacht ſtreichen und alſo mit der !

1

Erbare parallel gehen ; daß aber die Flangebirge, unter welchem Namen man kier die niedrigern und an jene angebaueten Gebirge verſtehen kann , von Morgen gegen Abend ſtreichen, doch ſo , daß ſie ben

0

be

iþrem Urſprunge etwas gegen Siden, und ben ih. rem Ende etwas gegen Norden abweichen . Allein , dieſer Saß kann wohl nicht als allgemein angenoma men werden ; ob es gleich von den americaniſdien Gebirgen gewiß iſt, daß ſie größtentheils mit der Erdare parallel gehen . Die mehreſten und größten Gebirge in den dren übrigen Welttheilen ſtreichen vielmehr mit dem Aequator parallel, und gehen alſo don Morgen gegen Abend . Die Alpen , der Taus rub, die atlantiſchen

und

Mondgebirge , die

man fchwerlich für andere als Ganggebirge wird

t

en Il

galten können , baben insgeſammt dieſe Richtung, ob man gleich nicht leugnen kann , daß ſie zuweilen von dieſer Richtung abweichen , und oft anſehnliche Arme von ſich ſchicken , welche von Süden nach Norden , und von Norden nach Süden geben. Hingegen haben die americaniſchen Gebirge eine von dieſer ganz verſchiedene Richtung ; indem ſie von einem Wendezirkel zum andern queer durch den heiſe ſen Erdgürtel hindurch von Süden nach Norden gee hen. Gemeiniglich, wenigſtens ſehr oft, wird man audz finden , daß die Feſten fånder , Inſeln und Vora

Augemeine Naturgeſchichte

196

Borgebirge in ihrer größten Långe von Gebirgen ge theilet werden , ſo , daß ſie auf benden Seiten eiiiert

Abyang haben , der immer tiefer hinabfällt , bis er fich endlict) in die Ebne oder unter das Meer ver fieret.

g.

12 .

Ich will zu dieſer allgemeinen Anmerkung von

Berbált: den Bergen noch eine andere fügen , die uns in der niß der Folge nùßlich werden kann . Es haben verſchiedene Höhe der Naturforſcher p) bemerken wollen, daß die Ungleich. Berge zuheiten der Erdfläche zunehmen , je weiter man von den der den Polen nach dem Zequator gehet ; ſo , daß die Breite. höchſten Berge unter demſelben angetroffen würden . Je náher , fagen ſie die Berge den Polen liegen, deſto niedriger ſind ſie, und deſto unanſehnlicher iſt der Umfang ihrer {age . In dem gemäßigten Erd ſtriche ſind ſie weit höher. Die puranäiſchen Ges birge , die Alpen , die carpatiſchen Gebirge in Un . garn , der Taurus und deſſen Arme , die chineſiſchen Gebirge , haben insgeſammt eine anſehnliche Höhe. Allein,

die hdchſten und anſehnlidiſten Gebirge giebt es in dem heißen Erdſtriche. Dahin gehören die arlantiſchen und Mondgebirge in Africa , wel. che in eine erſtaunlichen Hihe von Weſten nad, Often neben einander fortlaufen , und die andiſchen oder cordilleriſchen Gebirge in America , welche die höch). ften auf dem Erdboden find , und unter denen der Chimboraſſo 19320 pariſer Schuh über die Fläche des Meeres erhaben iſt. Herr Bertrand beſtreitet q ) zwar dieſen Sak , und wendet dagegen ein , daß die Andes in America an p ) Bourguet in Méin, ſur la Theorie de la Terre, S. 195. f. 9 ) Mémoires fur la Structure interieure de la terre. S. 66 .

des feſten Landes.

197

an Höhe zunehmen, je weiter ſie ſich von dem dequa . tor nad ) dem Polen zu entfernen. Er fikret ferner eine große Ebene an ,

welche ſich in America um

die Gegend der Linie befindet. Der Senegal in Africa Hießet , ihm zu Folge nahe an der Linie, nur von ſehr mittelmäßigen Hügeln herunter, dagegen das große atlantiſche Gebirge weit genug von dem Hequctor entlegen iſt.

Er beruft fich ferner auf

die hohen Alpen , welche den Polen eben ſo nahe lie. gen , als dem Lequator , und auf die hohen Gebirge, welche Sibirien und die Tartarey von Indien abfon . dern , und ſehr weit vom Nequator entfernet liegen. Allein , viele dieſer Einwürfe ſind unſtreitig nur ein . jelne Fälle und Ausnahmen von der Regel, aus denen fich nichts allgemeines ſchließen låſſet ; die übrigen aber ſind nicht hinreichend, den Sak von der zuneh . menden Hdhe der Berge nach dem Uequator umzu. ſtoſſen. Indeſſen wäre zu wünſchen , daß man mehrere Beobachtungen von den Höhen der merke würdigſten Berge haben möchte ,

als man wirklich

þat ; indem die Anzahl der leßtern wirklich noch lebe klein iſt.

$. 13. Dieſe Höhe der Berge nun , das iſt , bie Länge Beſtim . einer lothrechten inie , die von ihrem Gipfel auf die mung der Ebene, auf welcher der Beobachter.ſtehet , oder aufHöhen der jede bekannte Flache gelaſſen wird , zu beſtimmen, durch die þat man zween verſchiedene Wege ausfindig gem.cht, Geometrie. weldie aber beyde ihre Schwierigkeiten und Unge. wißheiten haben . Einer iſt aus der Feldmet kunſt genommen , welche dazu eine Menge von Mitteln an die Hand giebt , die man in allen Lehrbüchern der practiſchen Geometrie beſchrieben finder. Allein auf dieſe Art findet man nur die Hobe eines Berges, über das Auge des Beobachters ; welche zur Ver: gleichung der Höhe der Berge mit dem Durchmeſſer der N 3

198

Allgemeine Naturgeſchichte

der Erde noch nicht hinreicht, indem man ſelbſt das platte land am Fuße des Berges, in Anſehung der Dberfläche der See, als einen Berg betrachten muß,. deffen Höhe zu ' der gemeſſenen Hohe hinzugerhan werden muß , wenn man die wahre Höhe des ges meſſenen Berges beſtimmen will. Außerdem fin . det man auch an dem Fuße hoher Berge nicht'alle. mal ſo große Ebenen, daß ſie den ndchigen Triangeln zur Grundlinie dienen könnten . Daher rühren denn die allzuſcharfen Winkel , bey denen man ſich gar leicht irren fann. Und wenn auch alle dieſe Echmierigkeiten gehoben würden , ſo macht doch die oben ( Abtheil. 1. V. 12. 13.) erwogene ſehr veränder. lidie firahlenbrechende Kraft der Luft dieſe ganze Unternehmung unſicher. Dieſes Hinderniß laffet ſich ſo leicht nicht aus dem Wege råumen , indem die Verfertigung einer Brechungstafel für die Hör hen innerhalb des Luftkreiſes weit ſchwerer und ge. fåbrlicher iſt, als für die Hiben am Himmel. den lektern hat man einen gewiſſen Fuß ;

Ben indem

man nach den Grundfågen der Sternkunſt die Höhe eines jeden gegebenen Sterns zu einer jeden gegebes nen Zeit zuverläßig und genau berechnen kann . Vergleicht man damit die beobachtete Höhe : ro fiehet man aus dem Unterſchiede, wie 'viel die Bre. chung der lichtſtrahlen ausniacht.

Dieſes aber fålls

in 2nſehung der Höhen der Berge weg . S. 14.

Die zweite Urt, die Höhen der Berge zu meſſen, Und durch gründet ſich auf das Barometer oder die torricellio das Baro: iche Queckſilberrohre, darinn das Queckſilber durdy meter, den Druck der Luft erhalten wird . Wir haben nach Un , oben ( Abrheil. 1. 9.3 .) geſehen, daß die Dichtigkeit leitung verſchiede und Schwere der Luft immer mehr und mehr ab. ner Natur: nimmt, je mehr man ſich über die Oberfläche der forſcher. Erde erhebt. Könnte man nun beſtimmen , wie viel

des feften Landes.

199

viel fich der Druck der Luft in einer gegebenen Höhe åber die Oberfläche der Erde vermindert, und allger meine Tafeln daraus berechnen , um die Dicke und den Drucf der Luft in verſchiedenen Höhen zu finden : fo würde man ohne die geringſte Mühe aus dem

1 1 h & Je

je

Stande des Queckſilbers im Barometer die Höhe der Derter über der Oberfläche der See ausmachen , wenn man zu eben der Zeit die Höhe des Qued . filbers auf der Fläche der See oder nahe dabey wahrnáhme. Da wir aud) bereits oben geſehen Haben , daß dieſe Dichtigkeit und Schwere der Luft überaus veränderlich iſt , und ſich unmöglich in ge. wiſſe zuverläßige Regeln einſchrånken låffet: ſo wird man ſchon daraus ürtheilen können , wie unſicher auch dieſe Meſſungsart iſt , wenn man eine genaue undmathematiſche Richtigkeitverlanget . Judeſſen kann man doch auf dieſe Art die Höhen der Betge beynahe wiſſen ; und weil ſie überdies den Vortheil hat, daß man dadurch die Höhe von der Oberfläche der See an beſtimmen kann : fo will id ) hier noch ein paar Augenblicke bey derſelben ſtehen bleiben .

Pos

Es würde zu weitläuftig ſeyn , wenn ich bier

7.

das verſchiedene Verfahren umſtåndlich anführen

0

wollte, weldies von den mathematiſchen Naturfors fchern vorgeſchlagen worden, den verſchiedenen Druck

el

der Luft in verſchiedenen Höhen zu berechnen . Ich will nur das vornehmſte davon auszugs.peiſe liefern. Odheuchzer, Bouguer , Taylor, 17ewton u . a. nehmen an , daß ſich die Höhen der Plake , wo Beobachtungen angeſtellet werden , wie die Loga. rithmen der zugehörigen Barometerhöhen verhalten , und daß die krumme Linie , welche die verſchiedenen Didyten der Luft in verſchiedenen Höhen vorſtellet, die logarithmiſche ift.

balley hingegen ſuchte

durd) die Hyperbole und ihre Uſymptoten zu beſtim . men , wie viel das Barometer über die Erdfläche N 4 ergo

!

200

Allgemeine Naturgeſchichte

erhoben werden muß , Damit ſich das Queckſilber in ihm um eine gegebene Zahl Zolle oder Linien ſenket, welches Verfahren mit dem vorigen viel Aehnliches bat. Allein Sjerr Qulof ) zeiget durch verſchiede. ne Benſpiele, daß ſich die Stufen der Verdünnung auf die angegebene Art durch die logarithmiſche Linie nicht allemal angeben laſſen , und daß dieſe Res gel vornehmlid, ben großern Hohen nicht zutrifft. iliarildi gab daher folgende Regel : man reke, das Queckſilber falle am Ufer der See um í linie in der Höhe von 6 ! Fuii , ſo wird die Höhe , da es um ? Sinien geſunken iſt , 62 Fuß großer ſenn ; iſt es nun 3 linien gefallen , ſo muß man noch 63 Fuß Höher gefommen ſenn , sind ſo weirer für jede linie einen Fuß mehr , als für die nächſt vorhergehende. Man hat nachinals in Frankreid gefunden , daß dieſe Kegel mit allen auf den franzöſiſchen Bergen angeſtellten Beobacistungen übereinſtimmet. Allein in großern Hohen finder ſie wiederum nicht ſtatt, welches man bei der Meſſung des Dic auf Tenes riffa geſehen, C.fini fekte daher , um Mariots tens Regel auch auf größere Höhen brauchbar zu machen , voraus, die Ausdehnung der Zuft verhalte fich verfehrt , wie das Olindrar des Gewichts , wele ches auf fie drůcer.

Wenn alſo der Druck der { uft an der Eeeffiche 28 3. Queckſilber, und in der Höhe von 63 Fuß, 27 3. 111. gleich iſt, ſo wird der Druck der Suft, wo ſie viermal dunner iſt, 14 3. Quecffel. ber betragen .'

Seget man alſo : wie lid, verhält das Quadrat von 14 zu dem Quadrat von 28 ( d.i , wie 1 : 4 ) , Po verhält ſich die Ausdehnung oder die Dinne der Luft an der Seefläche, mo il . Queckſilla ber mit 63 Fuß im Gleichgewicht ftehet ,

zu der

Dünne der Luft, wenn ſie nur mit dem halben Ger widt

) Renatniß der Erdkugel, Sh . I. S. 399.

des feften Landes.

201

OoOonan Aw

wicht der Dunſttugel zuſammen gepreſſet wird : fo findet man auf dieſe Art 42 Toiſen oder 252 Fuß für die Höhe der Luft, die zur Verminderung um eine Linie im Barometer alsdann gehöret . Nach dieſer Regel iſt die Höhe , Barometer übereinſtimmet, mit 2 Zoil. 3 4

7 8 9

die mit 1 Zoll Falle im 130 Toiſen. 269 Toiſen.

419 582 759 962 1173 1405 1662

1947

Allein weil auch dieſe Regel nicht in allen Fällen eintrifft , nad) des Caßini eigenem Geſtåndniß : Po fand feuillee eine andere , weldie von des 17araldi ſeiner nur darinn unterſchieden iſt, daß er zum Vor . aus feket, das Queckſilber ſtehe an der Seefläche ben 28 Zoll, und falle in 60 Fuß darüber um eine Sinie ; wenn man nach 62 Fuß hoher komme , um 2 {inien ; noch 64 Fuß håber, und alſo zuſaminen 186 Fuß über die Seeflache , 3 inien u . ſ. f. daß allemal, wenn das Barometeč um í linie fallen ſoll, eine Erhebung erfordert wird , die 2 Fuß mehr als die nächſt vorhergehenden beträgt. Nach dieſer Regel hat Feuillee eine große Tafel verfertiget, die Herr Lulof folgender Geſtalt abgekürzet hat .

NS

Bohe

202

Allgemeine Naturgeſchichte

Höhe des Quecks filbers. 28 Par. Jolt. 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16

3

Hobe über die Seeflache o Par, Fuß. 852 1992 3420 5136 7150 9442 1 2022 14890 18046 21490 25222 29242

Ob nun gleich dieſe Regel mit einigen Beobach. tungen in kleinen Höhen übereinſtimmet : ſo hat ſie doch mit andern wiederum die Unbequemlichkeit, daß ſie in großen Höhen unbrauchbar iſt , und die Hihen der Berge gar ſehr vergrößert.

15. $. Unter allen bisher befannt gewordenen Arten , Nach Da die Höhe der Berge durch das Barometer zu beo niel Ber- ſtimmen , ſcheinet des Herrn Daniel Bernoulli noulli Res Verfahren noch das brauchbarſte und richtigſte zu gel. ſeyn , weil es ſehr einfach iſt, und ohne Tabelle ge braucht werden kann. Die Gründe, worauf daſſelbe beruhet , laufen vornehmlich da hinaus , daß die Federkraft der Luft in einem Verhältniß ſiehet, wel. dhes aus dem Verhältniß der Quadrate der Ges ſchwindigkeit , mit welcher die Lufttheilchen bewegt und aus dem einfachen Verhältniß der Dichte zuſammen geſeket iſt. Weil nun die aus dieſer Regel ( ohnerachter Bernoulli ſie nur als werden ,

wahrſcheinlich ertheilet hat,) hergeleitete Berechnung, in vielen Fällen zur Zusúbung fehr bequem iſt : fo will ich ſolche bieber feßen . 1

Er bezeichnet die Höhe des

des feſten Landes.

203

des Orts an dem die Beobachtung angeſtellet wird durch x, fiehet aber die Kraft , mit welcher die Luft an der Oberfläche der See drůcket, als ein Ganges an, und nennet es alfo i oder 42378, um die geſuchte Şöhe ſogleich in pariſer Fußen zu finden . Da nun dieſer Druck ben zunehmenden Höhen abnimmt : ſo kann man ohne Bedenken regen ,

er ren in einer 22000 ſolchen Höhe geringer als 1 , und alſo = 22000 + x

Die Höhe des Queckfilbers in der torricelliſchen Rohre rey unten auf der See = 1 , fo wird ſie in der gedachten Höhe geringer ſeyn, und alſo = 1_y. 22000 I Es iſt alſo y uno 22000 22000 + x 22000 xy , folglich 22000 22000 y + x

22000 y y = x ( 1 - y ). il

1

Daher iſt x =

y I Hieraus ergiebt ſich nun folgende Regel : man mulriplicire 22000 , als den Zähler des bernouls liſchen Bruchs, durch die Juhl der Linien , um welche das Queckſilber in der geſucrten Söhe gefunken iſt, und dividire das Product durc ) die Zahl der Linien bey der es ſtehen bleibt, ſo drückt der Quotient die geſictire Søbe in Pas rifer Fußen aus. Da aber zu dieſem Verfahren die gewöhnlichen Barometer nicht tauglich ſind i fo muß man die Barometerrohre bis zur Hälfte ibrer Dicke in Meßing einfüttern laſſen , und auf dieſe mefe fingene Platte das Pariſer Maaß von unten hinauf auftragen , und alsdann beydes in das gewoonlide Bret einfüttern laſſen . Aus dieſer Regel hat nun Herr Lulof folgende Tafel berechnet :

Bibe

204

Allgemeine Naturgeſchichte

Hsbe des Queck: ſilbers.

Hobe über der Dberfi. der See.

28 Par. Joll. 27 26

o par. faß. 815 1695 2640 3667 4782 6000

25 24 23 22 21 20

7333 8800

19 18 17

10 * 12 12222 * 14235

Herr Lulof hat durch verſchiedene Benſpiele gezeiget, wie weit dieſes Verfahren mit andern Beobachtungen übereintreffe; woraus fid , denn er. giebt, daß des Bernoulli Kegel ben großen -Hohen genauer mit der Wahrheit übereintrifft , als ben kleinen und mittelmäßigen ; wo hingegen Balleys und Bouguers Tafeln beffere Dienſte chun .

D.

16 .

Ehe wir die Höhen der Berge verlaſſen, will ich Beſtim zuvor ein Verzeichniſ verſdjiedener beobachterer miing der Berghöhen hieher reken , welche aber , wie man fo . Hóbe eini ger Berge,gleich feben wird , von ſehr verſchiedener Güte und Brauchbarkeit ſind: Ich werde fulde nad) den Graden der Breite ordnen , damit man daraus ohngefähr urtheilen könne,

wie weit der vorhin

gedachte Sak von der zunehmenden Höhe der Berge nach dem Nequator 31 , Glauben verdienie oder nicht. Ich ſage ohngefähr; denn wenn man hierinn et. was entſcheiden wollte, ſo müßte man weit mehr und genauere Beobachtungen haben , als man wirklich hat. word .

1 des feſten Landes .

205

Hord . Br. 80-70° Grønland iſt ein hohes und mit Felſen befektes Land , von denen die hódſten mit ewigem Eis und Schnee bedeckt ſind . Einige dieſer Gebirge fönnen über 20 Meil. weit in

die See gefeben werden s). 66-64 ° Ben Alſtahoug in dem norwegiſchen Um. te lirontheim iſt ein Gebirge , ſo die ſieben Schweſtern genannt wird, urd 16 Meil . weit in die See geſehen werden fann t) . Die Berge in dem Fahwediſchen Laplande reichen bis an die Wolfen und ſind Winter und Sommer mit Schnee und Eis bedeckt u ). Der Fuß des Roofials, eines Arms von dem Gebirge Ritſdemari in 21 ſele : Lapmart liegt

nach Arwid Ehrenmalcus Muth .

maßung v ) $ Meile oder sovo Ellen höher als Sermófand oder die Oberfläche des bothniſibed Meerbuſens. Von dem Fuße des Rádfalls an , hat ein ſtarker Fußgånger

1

noch eine gute Stunde zu geben , ehe er auf derien erſten Gipfel fommt; und dergleichen Abſage hat dieſer Berg drey. Man kann auf dieſem Gebirge 20 cil. weit von der Spiße des einen Berges bis zu dem andern fehen . 65-60 °. Die Berge in Vorwegen werden vom Ricciolus x ) 9 italieniſche Meilen huch an gegeben ; allein , wie übertrieben dieſes iſt, fällt einem 1) Egede Beſchr. und Naturgeſch. von Grönl. S. 5.32. 1) Pontoppidens Naturgefib. von Norweg . u) pet . Sodifirons Beſchreib. des chloed. Zapland . S. 5. w ) Reiſe nach der Lavmart Alfele S. 391. 2 ) Geogr . Refarin . 5. 6 , Kap . 16. Nun . 13.

206

Allgemeine Naturgeſchichte

47. Br. einem jeden ſogleich in die Augen.

Borncs len in 17ordfield und Snee : Korner in Sundmor , ſo unter die höchſten gehören , ſind nur 400 Faden oder 1200 Ellen boch be. funden worden y) .

Das große Seve . Gebirge, welches die Grånze zwiſchen Styweden und Vorwe, gen madst , und ſich von der Weſtſee durch Lapmark

bis nach Finland an die 350 fasived. Meilen in die Långe und zuweilen

über 20 rohwed. Meilen in die Breite era ſtrecket, iſt an einigen Stellen vom Fuß bis zum Gipfel beynahe 2co ſchwediſche Ellen hoch z) .

Allein , wenn ſoldies von der groß .

1 ten Höhe zu verſtehen ſeyn ſoll, iſt es wohl zu wenig . Der Berg Rinnekulle in Weſts gothland, ſo noch nicht der höchſte iſt, wurde von Herrn Lidholm unter des Ritter Linnai Aufſicht, bis auf die Waſſerfläche des Wea nerjees 397 Ellen hoch befunden a) . Der Wenerſee aber liegt ohngefähr 100 Fuß ho. her als die Weſtfee b) . Der ziemlid ) bobe Taberg in Småland wird von Herrn Ling não dem Augenmaaß nach zwiſchen 300 bis 400 Ellen geſchåget c) . 52 °. Auf Snowdonhill, einem der höchſten Berge der Landſchaft Wallis in England, fand Herr Adams das Queckſilber 2546 engliſche Zoll body; Johann Caswell 257% ; Sulley aber 26t's d ). 47. BE. y) z) a) b) c) d)

Pantoppidans Naturgefch. von Norn. Oluf Dalins lowed. Gerit . Sb . I. S. II. Linnai Reiſe nad Weſtgotbl. S. 26. Dalins Ichied. Gelo . IV. I S. 12. Reiſe nach Deland und Gorbland S. 347 . Philof, Transact, Abridg, 3. 2. S. 13.

des feſten Landes .

207 !

7. Br. sie. Der Jotenberg , der höchſte unter den fchleſi. ſchen Bergen mitten im lande , hat nach dem D. Burchart 2109 , nach dem Jeſuiten heinrid ) aber 2125 rheinl. Schuhe fenfrechte Höhe e . Die Sitnee oder Rieſenkoppe , welche nicht nur der höchſte Berg des Riefen. gebirges und in Schleſien iſt, ſondern auch für einen der hodiſten in Luropa gehalten wird, auch die meiſte Zeit mit Schnee bedeckt iſt , poll von Chriſt. Stilling , Rectorn zu Kirſeberg, gemeſſen , und deſſen ſenkrechte Hobe 30 Stadia oder 22500 rheinl . Schuhe gefunden ſeyn f). Gregorii hingegen, wel cher ſonſt eben fein claßiſcher Autor iſt , giebe ihm nur 10 Stabia g).

Der bodiſte Gipfel zu welchem man auf 11 bis 12000 Stufen hina anſteigt, ſoll 4500 rheinl. Schuh über die uma

liegenden Berge erhaben ſeyn. so'. Die Berge und Gehånge bey Joachimsthal in Bomen , rollen von dem Kirciplak dieſer Stadt bis auf ihre Höhe 140 Berglachtern , oder 490 Werfellen Seigerhohe haben ; die Breitenbrunner Höhe gegen Mbend aber, vom Rittersgrüner Bache an, 750 Doppelo ſchritte boch feyn h).

46. Den Berg Maudite in Savoyen nicht weit von Genf, maaß ic. fatio, und fand deſſen Hohe , nach Derhams Zeugniß i) 2000 frana sofiſche Toiſen über die Oberfläche des Genfer Sees,

e ) Barchings Erdbefcbr. Ib . IV . S. 718. f ) Ebendaſ. S. 729 . 3) In der curieuſen Drographie S. 648 . h) Mattheſii Sarepta S. 165. i ) Theol. Aſtron . S. 155 .

208

Allgemeine

Naturgeſchichte

Sees , welches 12816 engl. Fuß ausmachen wurde.

Allein , Herr Bertrand k ) glaubt,

daß ein Jrrthum dabey untergelaufen fer . Le Pui de Domo iſt einer der höchſten Berge in Auvergne. Perrier fand deſſen Höhe unter P.iſcals Anfüprung 1643 ver. mittelſt des Barometers 3000 pariſer Fuß l ) . Dieſer Verſuch) war der erſte in dieſer Art, und man kannte damals die Geſeke der Zus. dehnung der Luft in verſchiedenen Hoben noch weniger als jeßt . Nachmals hat man dieſen Berg gemeſſen , und deſſen Höhe 4860 pari . ſer Fuß gefunden. Das Queckſilber ſtand zu eben derſelben Zeit auf demſelben 233.44 1 . er mußte alſo nad) Bernoulli Regel nur 4393 Fuß halten m ). La Coſte, ein Berg in Auvergne iſt durch geometriſde Meſſung 5106 par. Fuß gefunden worden . Da das Queckſilber auf demſelben 23 3. 41. ſtand , můžte er nad Bernoulli Regel 4556 Fuß hod) reyn ni).

La Courlande,

ein anſeynlicher Berg ,

auch in Yuvergne , hielt ben der geometri. fchen Meſſung 5028 Fuß ; nad Bernoulli Regel aber nur 4556 0 ).

Der Canral , auch in Auvergne roll 984 Klaftern boch ſeyn p ). Der k ) De l'Uſage des Monts. S.25. 1) Scheuchzers Philof. Transact. Abridg. Ib . VI. B. I. S. 14 .

m) Lalofs Kenntniß Ib. I. S. 194. n ) Ebendaſ. o ) Ebenda . p) Bårdhings Erdbeſchr. Sh. II S. 638 .

des feſten Landes.

209

Der Mont d'Or eben daſelbſt , iſt 1030 Klaftern hoch befunden worden 9) . Die Alpen , welche man überhaupt auch in dieſe Breite ſeßen kann , wurden ehedem auf 16000 geometriſcheSchritthoch geſchåßet. Nachmals hat man die Höhe der einzelnen Ber. ge näher zu beſtimmen geſucht, wobey fich Steudszer fonderlich viele Mühe gegeben . Den Berg Gemmi im Walliſerlande fand Scheuchzer im Jahr 1705 durch das Ba . rometer 3200 oder 3240 Fuß über der Ober. fläche von Zürch , und 3320 Fuß über die Dberfläche von Bern erhaben r). Zůrch würde ihm zu Folge 2217 Fuß über die Ober , flådhe der mittelländiſchen See erhaben renn ; Daher dieſer Berg an ganzer (Hohe 5437 Fuß enthalten würde. Nach Erjariortens Riegel aber kommen 5849 , und nach Caßini Hypo . theſe 8181 par. Fuß beraus. Die Furke, ein hoher Berg , auch im Walliſerlande, wird von eben demſelben auf 3720 Fuß über die Fläche von Zürch , oder 5937 F. über die Fläche des mittelländiſchen Meeres geſeget ). Der Grimſelberg hålt nach eben demſelben 1640 oder 1520 Fuß über dem Zürcher Hori. zont t). Die Höhe des St. Gotthaross berges beſtimmt Scheuchzer von dem Dor. fe Soſpital an bis auf dem Horizont von Alcorf, welcher von dem von Zůrch nicht viel unterſchieden iſt , auf 3320 Fuß. Ueber dieſem Dorfe aber þat dieſer Berg noch uner . ſteig. 9 ) Ebenbar. 1) Scheuchters Iter alp. IV. S. 316. 325. .) Ebend. Iter Il. S. 277. t) Ebendaſ. S. 292. Il. Theil.

Allgemeine Naturgeſchichte

210 41. Br.

ſteigliche andere Berge , die 3000 Fuß und Yijicheli dů Cret ſchåpet noch höher ſind. ſogar die eine Spiße des Gotthards auf 16500 franz . Schub .

Vieler andern von dieſem

ge.

lelrten Schweizer beobachteten Göben hier nicht zu gedenken .

Tergiou , der höchſte Berg in Krain , liegt in Oberkrain , und iſt 1399 par. Toiſer über dem Horizont von Laybacy erhaben . 450

In der Liptauer Geſpanſchaft in- Ungarn , werden die Berge für noch höher als die ſchmei. zeriſchen und tycoliſchen Ulpen gehalten . Der Feli Benikowa , lo faſt ſenkrecht in die Ho. be ſteiget , ſoll an die 3000 Schuh hoch reynu ) .

44*

Der Clairet in Provence wurde durch geo. metriſche Meſſung 1662 Fuß ; durch das Bas rometer aber , nach Bernoulli Regel 1493

Fuß gefunden w). Der Bugarad ) in Languedoc bekam bey der geometriſchen Meſſung 3888 Fuß ; durch das Barometer aber nach Bernoulli Regel 3479 x ). Canigou in Rouſillon iſt einer der hschſten Berge unter den Pyrenäen. Plantade fand deſſen Höhe durch Meſſung 8724 par. Fuß. Das Dueckſilber ftand auf demſelben 20 Zoll 21 1. und denſelben Tag zu Marſeille 28 Z. Er mußte alſo nach Wariottens Re. 2 1. gel nur 7172 nach BernoulliRegel aber 8664 Fuß hoch ſeyn y). u ) Berdings Erdbeſchr. Sh. I. S. 1180 . w) Lulofs Kenntniß Ib. I. . 194. X ) Ebenbai. y ) Mém . de l'Acad, 1733. S. 61.

des feſten Landes.

211

17. Br. Lamaffane in Roußillon ergab ſich durch geometriſche Meffung 2382 Fuß , durch Bee nach Bernoulli Regel, rechnung aber , 2236 z) . St. Barthelemy, auch einer von den Pyrenåen , wurde gemeſſen , und 7140 Fuß Durch Berechnung ergab ſich body gefunden. dellen þábe nach Bernoulli Regel 7275 Fuß a ).

Nauſſet, auch ein pyrendiſcher Berg, fiel burch Meſſung 7734 Fuß ; durt Berecha nung nach Bernoulli Regel aber 7491 Fuß hod) aus b ). 39°

Der berühmte Berg Athos auf eine Halbin fel in Macedonien wirft feinen Schatten , nach Plutarchi und Plinii Bericht , im Sommer ſtilſtande bis nach der Inſel Lemnos , welche 55 italien . Meilen davon entlegen iſt; woraus

man ſchließen wollen , daß er obngefähr it Stadia hoch ſeyn muffe. Der Olymp , der bey den alten Dichtern feiner außerordentlichen Höhe neyen fo bem rühmt iſt, iſt in den neuern Zeiten nicht viel über 1 engl . Meike hoch befunden worden .

Die norbliche Spiße des Veſuv war egen dem 3600 Fuß über die Fläche des Meeres erhaben . Allein , 1758 iſt die nordliche Spia Ke 64 Fuß hoch in den Abgrund geſtürzet c ). 38*

Der Pema,

welcher wirklich einer der höch

ſten Berge in Italien iſt, iſt febr übertrieben

bera 2) Lalof 35. I. S. 194. 1) Ebenbar. b ) Ebendaſ budding Grobep

35. 1. % . Hot.

212

Allgemeine Naturgeſchichte

17. Br. vergrößert worden .

.

Ricciolus befindet feine

Hihe auf 5 italien . Meilen d). Ridher , Jaurolycus , Clavius u . a . geben ihn über 33000 geometriſche Schritte body aus.

o

Jo

Das hohe Gebirge Atlas in Africa wird vom Ricciolo am angeführten Orte auf eine eben ro unwahrſcheinliche Art für 10 ital. Meilen

hod) alisgegeben . 299

Der Pik auf der Inſel Teneriffa ift lange Zeit für den höchſten in der Welt ausgegeben worden . Ehe er in den neuern Zeiten ſorg fåltig gemeſſen worden , ſchåşte man deſſen Hohe auf 20274 Sdub, oder nach andern, auf 2 deutſche Meilen ſenfrechter Kihe. Nach des feuillee Beobachtungen ſtand das Queck. filber auf demſelben auf 17 3. 3 1. oder 2001. und alſo 125 I. tiefer als an der Oberfladie der See , wo es damals 27 Z. 10 I. oder 334 1 . ſtunde. Nach Salleys Tafeln mußte er alſo ohngefähr 11787 F. nad , Caſini 15290 ) nach Feuillees nicht weit von 23000 , und nad Steuchzers kaum 10100 F. hoch Feyn ; da. gegen Feuillee durch geometriſche Meſſung deſſen Höhe 13157447 par. Fuß gefunden hat ( ) ; daher er nach dieſer Beſtimmung nicht viel mehr als 1 einer holl . Meile Seigers höhe betragen kann. Die Berge in dem füdlichen Amerika ſind die hód ſten unter allen befannten ; insbeſondere

1

die peruaniſchen . Der Cayamle Urcu gera . de unter dem Hequator , iſt von den franzöſie fchen Gelehrten ben Beſtimmung der Figur der der

1 d) Geogr . reforin. B. 6. Kap. 16. Num . 13. e ) Lulofs Kenntn. Th. I. S. 192. 1988.

! des feſten Landes .

Y S &d 1°

213

der Erde gemeſſen und 3030 Toiſen hoch ges. funden worden t). Br Der Pitchincha oder Pichincha bey Quito in Peru erſtreckt ſid , nach Bouguer und la Condamine ' 1736 angeſtellten Melo

ſung, an die 13800 par. Fuß , oder ohngefähr 14276 rheinl. Fuß über die Meeresfläche, daß er alſo wenigſtens 522 Fuß höher iſt als der pik auf Teneriffa g ). Der feuerſpeyende Berg Antiſana , wel. cher 20 Min . weiter nach Süden liegt als der



vorige , wurde von eben denſelben 3020 Toiſen hoch befunden h) . Der Chimboraſſo , welcher in eben dieſer Landſchaft unterm 1° 28 ' Súd . Br. liegt, und gleichfalls Feuer ſpeyet , iſt eben derſelben Meſſung zu Folge 19320 par. Fuß hoch, und alſo der höchſte von allen zur Zeit noch bes fannten i ) . Ich übergehe verſchiedene andes re von eben dieſen Gelehrten in der daſigen Gegend gemeſſene Berge, und gedenke nur noch)

34°

Des Tafelberges am Vorgebirge der guten Hoffnung, den einige 1857 rheinl. Ruthen oder 22384 rheinl . d . i . 21510 par. Fuß hoch angegeben ; wodurch er mehr als ik mal hå . þer würde , als der Pik auf Teneriffa , da ihn doch Vic. de Graaf durch Abmeſſung nur 298 rheinl . Ruthen , oder 3576 rheinl. 8. i.3450£ par. Fuß boch befunden hat. 23 Rolbe,

f) S. Journal Britann. 1752. Juill, et Aouf, S.360, 9 ) Mém. de l'Acad. 1746. S2652. h , Ebenbar. 1 i) Ebendaſ.

214

Algemeine Naturgeſchichte Rolbe k) hingegen, der mit guten Wert, jenigen verſehen , und in der Meßkunſt er . fahren war , verſichert, dieſen Berg genau abgemeſſen , und ihn 1857 Fuß Goch befunden Ohne Zveifel iſt in einer dieſer ju laben . Zahlen ein Fehler ; indem dieſe legteren Fuß

1

mit den obigen Ruchen zu genau überein. treffen 1).

$.

17 .

Ich habe die hier bemerkten Beſtimmungen der Name fungen Darüber.

Bohen verſchiedener Berge bloß als einen Verſuch geſammlet , der andern zur Aufmunterung dienen kann , mehrere Beobachtungen dieſer Artanzuſtellen, und die bereits gemachten ſorgfältiger zu ſammeln. Ich habe die bergefügten Grade der Breite nicht nad) der Schårre beſtimmen wollen ,

indem ſolche

zu meiner Abſicht gar nicht nothwendig iſt ; es wåre auch ein leichtes geweſen , dieſes Verzeichniß um ein anſehnliches zu vergrößern , wenn ich Willens gewes ſen wäre , alle angeſtellte Beobachtungen , oder gar alle nur auf ein Gerathewohl gewagte Mutýmaßun. gen von den Höhen der Berge zuſammen zu tragen. Id will an deſſen Statt dieſen Gegenſtand mit eie nigen allgemeinen Anmerkungen ſchließen : 1 ) Die mehreſten auch ſonſt mit vieler Genauigkeit angeſtellten Beobachtungen von der Höhe der

Berge haben den Mangel , daß fie nur von dem Auge des Beobacters an beſtimmet werden. Bei dem geometriſdhen Meſſen iſt dieſer Mangel unvermeidlich ; wenn man demſelben nicht durch ein mühſames Nivelliren abhilft.

Allein , will man

1) Deſcript, du Cap de Bonne Eſper. Th. II. Kap... Ø 12. * ) Strwyl Inleid. tot de Geogr. S. Olo

des feſten Landes.

215

man die Höhe des Berges mit dem Durchmeſſer der Erde vergleichen , ſo muß man deſſen Erho. þung über der Meeresfläche wiſſen . Dieſ fónns te nun zwar durch das Barometer am leichteſten erhalten werden , wenn nicht die Unbeſtändigkeit der Schwere und des Drucs der Luft dieſem Ver. fahren ein zur Zeit noch unüberſteigliches Hinders niß in dem Weg legete. Man kann aus dem bisher angeführten ſehen , wie weit die von den mathematiſchen Naturforſchern angegebenen Re. geln von einander abweichen ;

beſonders wenn

man Feuillees und Scheucizers Beſtimmun , gen gegen einander hålt. Der erſte macht die Berge zu groß , ja oft mehr als noch einmal ſo groß als der lektere, der ſie wiederum viel zu fche erniedriget. Man kann ſolches an der Beſtim . mung der Höhe des Pik auf der Inſel Teneriffa fебеп. 2) Es iſt ſehr gewöhnlich , daß man die Weite , in welcher man einen Berg auf der See ſiehet, zum Grunde der Berechnung loget ,

und nach dem

Zeugniß der Seefahrer vorausſeket,man fange Icon-an , . B. den Pik auf Teneriffa zu ſehen, wenn man noch 4 ° füd , ober nordwärts , . i. nach der gemeinen Rechnung 60 deutſche Meilen davon fen.

Allein , wenn man dieſes als richtig

annimmt, und die Höhe des Pik daraus trigono. metriſch berechnet, ſo würde derſelbe eine Höhe von 2t holl. Meilen bekommen , welches doch ſehr viel zu groß iſt. Es ſcheinet alſo dieſer Irrthum , wenn auch das Zeugniß der Seefahrer als richtig vorausgeſeget wird , von der Strahlenbrechung herzurühren ; ſo, daß die Gipfel der Berge, vor : nehmlich am Horizont , mo die Dünfte båufiger ſind ,

aus dieſer Urſach viel eher geſehen werden,

wenn feine Strahlenbrechung vorhanden wåre. DA Wäre

216

Allgemeine Naturgeſchichte

Wäre nun feine Strahlenbrechung, und die wahre Höhe des pik i boll. Meil. To fönnte er nicht viel weiter als auf 2 ° 5 ' oder ohngefähr 311

deutſche Meilen geſehen werden . 3) Aus dem was bisher von der Höhe der Berge .bengebracht worden , erhellet auch , daß , wenn man von der Sigur der Erde überhaupt redet, die Höhe der Berge auf derſelben fehr gleid: gůl. tig iſt , und ihrer fugelrunden Geſtalt keinen Niachtheil bringen kann. Man vergleide nur den Pichincha , der 13800 pariſer oder 14276 rheinl. Fuß boch iſt, mit dem Halbmeſſer der Er. de , den man 1125 holl. Meil . oder 20270000 rheinl. Fuß annimmt, ſo wird man finden , daß die Höhe dieſes Berges noch kein azy von dem Halbmeſſer der Erde ausmacht. Wenige Berge haben dieſe Hibe ; allein, wenn ſie auch insges ſammt bis zu derſelben hinaufſtiegen : ſo würden ſie ben dieſer gemeinſchaftlichen Erbebung über die Meeresflådie der runden Geſtalt

der Erde

ſo wenig nachyrheilig renn., als einige Sand körnchen einer von dem Drechsler verfertigten run . den Kugel.

§.

18 .

Alle Berge laffen fich, wenn man auf ihre Höhe, Eintbeis innern Bau , Gehalt und Entſtehungsart ſiebet , in lung der Berge. ** urſprüngliche oder Sanggebirge, in sidege . birge oder Berge , uno in zufällige Berge ein. theilen . Die urſprünglichen oder Ganggebirge ſind unter den benden andern Arten die bodiſien , und zugleich die älteſten, und ſind, wie wir im Folgenden fehen werden , allem Vermuthen nach , mit dem Erdboden zugleid) entſtanden . Ihre Bauart iſt mebrentheils gleichförmig , indem ihr Inneres aus barten Felſenſteinen beſtehet, die in eine ewige Teufe

fort.

des feſten Landes .

217

fortgehen , aber daben verſchiedene Klüfte und Gånge haben , die init einer fremden Materie ausgefüllet find. Die Flósgebirge find niedriger , beſtehen aus verſchiedenen regelmapig über einander liegenden Schichten, die, wie wir im Folgenden fehen werden, aus einem Niederſchlage des Meerwaſſers entſtanden

4

find , und können daber auch in keine ewige Teufe fortgehen , fondern hören mit ihrer unterſten Sage auf. Die zufälligen Berge endlich beſtehen aus

6

verſchiedenen ohne Ordnung liegenden Erden und Steinen : ihre Bauart iſt überaus verworren , und ein deutlicher Beweis , daß fie durd) zufällige, aber ſehr gewaltſam und unordentlich wirkende Urſachen entſtanden ſind , wie ſie denn unter allen andern Bergen auch die geringſte Höhe haben .

Beyſpiele

36 It's

von dieſen drenen Arten der Berge und Gebirge wird man überall antreffen ; indem alle in der Welt befindliche Berge zu einer derſelben gerechnet wers

2x

den müſſen. Die hohen Sarzgebirge, die hohen thüringiſchen Gebirge, der Fichtelberg, dasRie ſengebirge, die hohen Tyroler und Sdweigers

21

1

1

gebirge, die hohen bömiſden Gebirge , die hohen Pyrenäen , das hohe Sevegebirge in Sowe. den , der Tauraus , Jmuus , Caucaſus und die japaniſchen Gebirge , in Aſien , das atlantiſche Nionde und Capgebirge in Africa und die hohen Andes oder Cordilleras in America find insge . fammt zu den Ganggebirgen zu redinen .

Floßge .

birge findet man überall, wo Ganggebirge ſind , in. tem mir hernach ſehen werden , daß ſie ſich allemal von den Seiten derſelben niederlaſſen , und ſich von ihnen in das flache land verlaufen . Zufällige Berge wird man überall antreffen .

S. 19. Nachdem dieſes von den verſchiedenen Arten Nähere der Berge überhaupt bemerket worden , müſſen wir Betrada die OS

!

218

Allgemeine Naturgeſchichte

tung der die Unterſcheidungsmerkmahle einer jeden derſelben Gangges etwas näher betrachten. Sie ſind , wie vorkyin ge. birge . ſagot worden , die höchſten unter den übrigen Berg. arten ; allein, igre Hibe iſt verſchieden , und von ihnen iſt größtentheils dasjenige zu verſtehen , was in dem vorigen von der Höhe der Berge geſagt worden , indem auch die höchſten Floßgebirge nie. mals diejenige Höhe erreichen , welche auch nur mit. telmäßige Ganggebirge Haben . Ein anderer Um. ſtand, det bey der Höhe dieſer Urt Berge in Ben trachtung fommt , und ſie von den übrigen unter. fcheidet, iſt die Art ihrer Erhebung . Die Gangge. birge find jahe und prallig , und ſteigen in kurzer Entfernung zu einer fehr beträchtlichen Höhe an, dergleichen die Floßgebirge in einer weit größern Entfernung ſehr ſelten oder wohl gar nicht erreichen . Am meiſten aber unterſdeiden ſich dieſe Gebirge durch ihre innere Banart. Sie beſtehen , ſo balo man die zufälligen durch verſchiedene Verånderungen verurſachten Schichten derſelben durchſunken iſt, aus einerley Erd , und Steinart, welche von oben án bis in eine ewige unbekannte Eeufe fortſeket. Dieſe Steinart

iſt aber in verſdiedenen Gebirgen

und deren Theilen von verſchiedener Bejdyaffenheit. In einigen iſt ſie wackig und hornſteinig , in andern quarzig, in andern aber falch , und ſpatartig. Von welcher Urt nun dieſes Geſtein auch iſt, aus welchem ein Ganggebirge befiehet : ro macit es doch in dem . felben verſchiedene Schichten aus , die ſich aber von den Schichten der Floßgebirge ſehr merklich unter . fcheiden . Sie gehen in den Ganggebirgen niemals horizontal, ſondern entweder ganz fenfrecht, oder in einer ſchiefen linie , daher fie bey den Bergleuten nach Maaßgebung dieſer ihrer Richtung auch ver. Wenn die Ginge fchiedene Namen bekommen .

und Klüfte bleyrecht oder feiger in die Teufe ſeßen , wer .

es ten 9 nd 21 . feſge La n å g t er ann den ie eig nn ie beer gen ;en we ſ aeg ſ S wer n ß e nl ſie do von 80 ° bis auf 60 ° fall , hei e n g n len n ſie vognen60 ° bis auf 20 ° fal , Gä , unde we g e e r g e n ch 20 ° fal. die , ſo unt ; da her Ga fla e ben Di n t r n e e n d r te n ſe finen ma nu ben den Art dren ebrſirge die eg n e ge e rt ß g e g t n g n ß e bleon A ,irſo wi hi öret ndi le Ga e cht e h geb n ſ i e g g e e h g o r n Sc zu Di Fl de bi . ch gge y ht o icrhgwean r ſebſ nic find abe aud) inhedrelne Gan g c ß ils . Art als ienn den Flo und von ſo man the n s n e h u i s a ßt e tiel te , iſt grö jen nbtehſe , wor Das Gneſ e e l t ze r d r e d b e r me du , das gaignen , un feg ein e nn n ur ie bern ufäll mt irg t z im o ma n en d Geb ten for ; we h t c on ſ sn ng i . den Gå ige dav ändeau neb Sch n l r t l d e ä d t ach ſ t r e f n ſ ſ m u i u r i r n e U z d , ſ e D dem Entſtehen des Gebirges ſelbſt entſtanden ; dieſe s

de

1

12

Il

3

aber gehören gleichfalls nicht zu dem Geſtein , und find aud) erſt nad der Zeit erzeuget worden , wie hernach bemerket werden ſoll.

Bei den Floßgebir.

gen iſt es nicht ſchwer , auf ihr Unterlager ju fom . men ; hingegen ben den Ganggebirgen feßen deffen Schichten in eine ewige Teufe fort, ſo , daß man in der größten Tiefe, die man nur erreid,en kann, noch eben deſſelben Geſtein antrifft, weldjes man oben gefunden hatte. $ . 20 . Wenn wir uns von dem metalliſchen Gehalt Erzeue

diefer Ganggebirge einen deutlichen Begriff machen nung der mollen, ſo müſſen meine leſer mit mir auf ein paar genſelben . Augenblicke vorausſegen, daß nicht nur die Beſtand . theile dieſer Ganggebirge, ſondern auch der ganze Erdboden , von dem ſie ein Theil ſind, zu einer ges wiffen Zeitflüßig , oder vielmer mit einer Menge wäſſeriger Theile vermengt geweſen ; daß hierauf die in den Waſſern aufgelöſten feſten Theile ſid, geſetet und von den Waſſern geſchieden worden ,

da denn, der

220

Allgemeine Naturgeſchichte

der Natur gemäß , die ſchwereſten zuerſt fallen, und fich wegen ihrer eigenthůmlichen Schwere nåber zu. ſainmen reken müfen , als die äußern und leidstern. Da dieſes vermuchlich nidt auf einmal , ſondern nach und nad, geſtreben , ſo hatte die Luft einen freyen Eingang in dieſe noch weiche und lockere Maſie; ſie trocknete ſoldie aus, und die Benhülfe der Sonne zog die noch damit verbundenen Feuditigkeiten voilig þeraus. Durch dieſe Austrocknung mußte der Erd . boden und beſonders die unter dein Namen der Ganggebirge bekannten erhabneren Theile deſſelben noth;vendig Rifle und Spalten bekommen , welche theils bis in das Innerſte deſſelben oder wenigſtens in eine große Teufe fortrekten , und die wir noc) jeet unter dein Namen der Blåfre kennen. Daß ſolche wirklich von dein Austrocknen des Erdbodens her. rühren , ſehen wir auch dardus, daß gemeiniglich alle Gebirge am Tage und in einer geringern Teufe mehr flüftig find, als in einer großern Eeufe. Ei. nige dieſer Klüfte, weldie größer und weiter gewor. den , find den Bergverſtandigen jegt in den Erstge. birgen , nachdem ſie mit Erzt ausgefiillet ſind, unter dem Namen der Fälle und Geſdyůrce bekannt , und man wird vielleicht nicht ſehr irren , wenn man auch die ſogenannten Srockirerke

daher

leitet.

Ben dieſer Abſonderung der fetten und flüßigen Theile mußten audy diejenigen Theile mit in den Abgrund , welde an und für ſich zwar zart genug waren , aber doch die gemeine Erde an Gewicht ůbertrafen ; nåmlich die zarten mineraliſchen , ſchwe. felichten , ſalzigen und arſenicaliſchen Theile , mit denen die iminer geſchäftige, iminer wirkſame Ma. tur die durch die Austrocknung entſtandenen Klüfte nach und nach ausgefüllet, und vermittelſt derer une terirdiſchen Waſſer und Wetter in der Folge der Zeit Erzte und Metalle erzeuget bat. H4

des feſten Landes. Joh

habe dieſes

221

überwiegend wahrſcheinliche

Lehrgebäude von der Entſtehungsart der Gang . gebirge und der Erzeugung der Metalle in dem ſelo ben bier vorausſeken müſſen , um den inneren Ges halt derſelben deſio begreiflicher zu machen.

In

der Folge wird ſich ein mehrers davon ſagen laſſen . Es fönnen indeſſen auch verſchiedene Klüfte bereits nach dem vollendeten Bau derer Ganggebirge durch allerlen zufällige Urſachen entſianden ſeyn. Das Waffer fann in den Flächen der Berge allerhand Klüfte bis in eine anſehnlidie Teufe machen, wovon man ſich täglich an den im Meere befindlichen Klip . pen überzeugen fann . Die Entzündungen ver.

brennlicher Materien pflegen in febr großer Teufe der Berge weite Hohlungen hervorzubringen , und durch die Erderſchütterungen vielerley zufällige Riffe in den Ganggebirgen zu verurſachen . Alle dieſe leeren Räume werden von der Natur , ſo wie die urſprünglichen , entweder ganz oder zum Theil mit verſchiedenen Bergarten ausgefület, da denn im erſtern Falle Gånge entſtehen , und zwar Przes gånge, wenn ſoldie metalliſche Witterungen in ſich genommen haben. Mandie ſind nur mit dem aus den Waſſern niedergeſchlagenen Thone angefüllet, und werden von den Bergverſtändigen Soimeeis Flúfre gerannt ; andere aber ſind init Waffer ange. füliet, und heißen daher Waſſerklüfte , ſind aber wiederum von verſchiedener Beſchaffenheit. 5.

21.

Aus dem was im lidhen Entſtehungsart

vorigen von der muthmaß- Was für derer Ganggebirge geſagt Metalle, ibnen worden , erbellet,daß die Steinarten inden Gang ge n findeis . gebirgen reiner und feiner ſind , als in den Flogger birgen , wo ſie, wie wir im Folgenden ſehen werden, mit einer Menge vegetabiliſcher, animaliſcher und enderer Theile vermiſdhet ſind.

Da ſie nun auch von

1

1

222

Allgemeine Naturgeſchichte.

von ihrem Urſprunge an , mit den zur Erzeugung der Erzte nöthigen Materien verſehen worden : Po fiehet man leicht, daß ſie auch vor andern Gebirgen zur Erzeugung der Metalle geſchickt feyn müſſen ; wie denn gewiſſe Arten der Metalle ihnen beſonders eigen ſind, andere aber, die auch in den Flötzgebirgen angetroffen werden , in jenen weit reichhaltiger brez dhen , als in dieſen. . Schwefel oder Arfenik, oder - aud) beyde zugleid), ſind die vornehmſten vererjene den Materien ; aber zuweilen wendet die Natur auch Erden , andere Metalle und ſaure Salze zu dieſem Endzwed an . Sollen nun Erzte in einem Gebirge erzeuget werden, ſo ſind dazu ſolche Stein, und Erdarten und verbrennliche Materien vonnöthen, welche die Metalle bey deren Erzeugung in ſich nehmen , und ſich als Werfzeuge in der Ausbildung derfelben verhalten . Dieſe mineraliſden Körper werden Metallmåtter genannt , und find Quarz, Spar ), Lyon, Frauenglas, Kneis, Kalchſtein u. P. F. Außer dieſen Metallmüttern , 'find auch gewiſſe Dünſte und mineraliſche Dämpfe nöthig , wenn in denfelben Metalle erzeuget werden ſollen, imgleichen unterirdiſche Waſſer , Luft, die zur Gåhrung erfors derliche Wärme u . ſ. f. wie man ſolches bey denen. jenigen Schriftſtellern ausführlicher nadyleſen kann , welche diefen Gegenſtand mit Vorſaß bearbeitet haben in ). Da nun alle dieſe Umſtände in denen Gang. gebirgen vornehmlich zutreffen ,

ſo darf man fich

nicht wundern , daß fie vornehmlich zur Erzeugung Der Metalle geſchickt fino. · Die Golderzce fino den Ganggebirgen allein eigen. Von den Silber , erzten findet man das Rothgülden , Weisgülden, Fahl. m) Man febe insbeſondere senkels , Stabls, Leba manns, sofmanns und anderer Sdriften.

des feſten Landes.

223

Fahlerzt, Gånfeföthiges, Glaserze niemals auf Floßen, ſondern allein in den urſprünglichen Bergen . Ferner gehören zu denen bloß gangbaftig brechenden Ergten alle Zinnerzte , die zmar mehrentheils ſtockweiſe bredien , d. i. in dem Gebirge einen mächtigen Raum einnehmen, weder hangendes noch liegendes haben, gegen die Dammerde ſpißig zugehen , in der Teufe fid ) aufthun , und gegen die größte

R

Teufe fich mehrmals wieder ausfeilen ; allein , auch dieſe Stocwerke müffen , wenn man ſie in ihrem

11

ganzen Zuſammenhange betrachtet, für Ganggebirge Von den Bleyerzten iſt das gehalten werden . grúne und weiße Blenerzt denen Ganggebirgen eigen. Lifen , welches überhaupt dem ganzen Erdboden in reichem Maaße zugetheilet iſt, findet

0 fich fowohl bey Gången , als auch bey Flöken ;

in.

19 beſſen gehören der weiße Eiſenſtein , der Iſabelfare bene, der Glasfopf, der Braunſtein, der Schmirgel und der Magnetſtein mehr zu den Gången als zu den Floken . Die Mercurialerzte brechen ebene falls meşrencheils gangweife , und machen darauf gemeiniglich einen Fall. Die Antimonialerzie

in

brecen, fo viel man weiß , insgeſammt ganghafrig . Von den Zinkerzcen ift die Blende diejenige , wele dhe allein auf Ganggebirgen angetroffen wird , fo

7 wie von denen Arfenikerzten daſelbſt allein der Mispicel, gewachſenes Auripigment, und Scher. benfobald bricht. Ich Qabe oben gefagt, daß man auf dieſen Gango gebirgen zuweilen zufällige Schichten antrifft. Dieſe rühren, allem Unſehen nach, von den Waſſern ber, welche ſich vielleicht lange Zeit nach ihrem Ente ſtehen, eine gewiſſe Zeitlang über denſelben aufgea halten , und auf denenfelben verſchiedene ihnen fonft ganz fremde Materien abgeſeket haben . Daher kommt es denn , daß man auf einigen Theilen der. felben ,

1,

224

Allgemeine Naturgeſchichte

felben, auch wohl in denſelben bis zu einer mäßigen Seufe , ſo weit nămlich das Waſſer eindringen fån . nen , allerley Seethiere, abdrücke von Pflanzen und andere ihnen nicht zugehörige Körper antrifft. Allein , niemals findet man in dem Innerſten derer Ganggebirge dergleichen Zeichen und Zeugen eines langen Aufenthalts der Gewäſſer, als man auf und in den Flókgebirgen gewahr wird. f.

22.

Hußer dieſen Gången und Klüften findet man in Merkwür- den Bergen , vor allen aber in den Ganggebirgen dige in Hdh verſchiedene andere Aushöhlungen , tiefe Gewölber, len Abgründe und Grotten , welche von der Natur ens . Frants teid . weder gar nicht, oder doch wenigſtens nicht mit Erze ten ausgefüllet werden. Jd wil einige dieſer Höh . len , die in den Ganggebirgen ſo häufig vorkommen, beſchreiben ,

und

bernach

einige

wahrſcheinliche

Muthmaßungen von der Art wie ſie entſtanden ſeyn können, benfügen. In Frankreich iſt die berühmte Grotte von Grenoble, Grotte de notre Dame de la Balma, genannt, die ſich beym Eingange , wie ein hohes Gewölbe eröffnet , und einen großen See in fich ent. hålt , der wohl eine Meile Creit ſcheinet, wenn man den alten Nachrichten nachgeben will ; doch Dieus lament, hat dieſe Höhle ſelbſt unterſucht, und einen Bericht davon an die fonigliche Akademie der Wif. fenfchaften zu Paris gefandt n ). Er fand , daß Der Eingang 4 bis 5 Toiſen breit , und 5 bis 8 Toiſen hoch war ; unten an dieſem Eingange zeigt fid) ein Flüßchen , das ſich in die Rhone ergießt. Dieſe Höble theilet ſich nachgehends in zween befort, dere Gånge, oder zwo Höhlen ; an der rechten Hand

befin . n ) Hift, de l'Acad. S. 4. F.

des feſten Ländes.

225

befinden fich viele Eistropfen , die gleichſam durch den Feijen bintrópfeln ; an der linken Hand flebo man lid Waffer niederziehen , welches zum Theil das Såd lein ausmadt ; dieſes Waſſer fållt in ein natürliches Behåliniß , unter dem verſdjiedene kleie ne and , und das überlaufende Waſſer macht eini. ge Waterfålle, Jm Innerſten der Höhle befindet fich eine Art einer Deffnung , die in den Felſen aus . geboble iſt ,

und an dem unterſten Theile des Waſ.

fers er deinet , das den erwähnten Bad, meiſtens dusmacht ; und dieſes hat man vor Alters für einen großen See angeſehen , da es doch hód)ſtens nur 1 Fuß tief iſt. Eine andere Höhle findet man in Bourgogne unweit Vermenion , nahe bey einem Dorje Arcy genannt , welche St. Perrault o ) ſehr ſorgfältig beſchrieben hat. Man geht durch einen hohen, und großen Bogen in ſie ; ſo gleich aber verengert ſichy der Weg , und erweitert, ſich nachgehends wieder. Die Höhle ſelbſt ſcheinet adit oder zeben Toiſen breit , iſt aber zwiſchen 2 oder 300 Toiſen lang ; doch fann man wegen der Dunkelheit die lange nicht gerau beſtimmen . An einigen Orien ſcheinet die Hobe 20, ariderswo 25 oder 30 Fuß hoch. An dem Gewölbe, und an den Wänden dieſer Höhe fiehet man eine Menge Eisfegel , und Tropfſteine , welche artige Maturipiele zeigen , als Arme, Füße, Kopfe und andere menſchliche Glieder , Tafeltücher , Hem. den , und dergleichen , die daſelbſt gleichſam zu trocf . nen , hången ; man ſiehet avch Pfeiler gleichſam auf ihren Grundſteinen ruhend , die aber , wenn man fie genau betrachtet, gånzlich von dem obern Gewölbe der Höhle herabhängen , und unten nicht aufſtehen . Perrault fand unter andern ein Cabinet , darinnen ein

. ) Les Oeuvres de PERRAULT , S. 289 f. U. Theil.

P

Allgemeine Naturgeſchichte.

226

ein Stuhl und eine Tafe ! bey einen kleinen Waſſere becken ſtunden , darinn von oben aus dem Gewölbe ſehr belles Waſſer trópfelte.

Ferner findet man in

dieſer Höhle einen Teich , der 5 Toiſen breit , und 15 oder 20 lang iſt, nebſt verſchiedenen kleinen Waſ. férbehältniſſen ,

die durch die Höhle gleichſam aus .

gebreitet ſind , und endlich verhindern , weiter zu gehen , ſo , daß man an ihr Ende nicht kommen fann .

Die dritte merkwürdige Höhle in Frankreich iſt ben Neauſ ; aus ihr ſtrómet ein helles nnd rehe faltes Waſſer ; ſie befindet ſich in einem ſehr hohen Felſen , den man vor dieſem für ganz didite ohne Hóhlung hielte , und der auch kein Waſſer von fich gab. Über 1618. oder 1619 ſprengte man Scůce mit Pulver von ihn , um die Steine zum Baue ei. enes benachbarten Kloſtes davon zu gebrauchzen ; als dieſer Felſen foldergeſtalt zerbrochen war , kam erſt. lich eine Menge Waſſers heraus , welches ſogleich ein Bådylein ausmachte, das ohne Hufhören Waſſer führte , und man fand die Höhle voll allerlen gebil. deter Steine , und ſehr viel verſteinerter Früchte, als Birnen , Zepfel , Trauben , 2c. p). Man könnte hieher noch die Grotte in franches fünf Meilen von Beſanſſon , und eine Meile von Quingey , aber nur 50 Schritt von dem Fluffe Dour , rechnen , die am Fuße eines Felſens Die Höhle gefunden ward , der 15 Fuß hoch iſt. comre ,

ſelbſt iſt go Fuß hoch , 140 lang, und 122 breit. Der Grund iſt auf die Höhe von 3 Fuß mit Eis bes deckt, welches im September zu ſchmelzen anfieng, als Herr Billerez fich 1711 daſelbſt befand. Er fand auch daſelbſt drey Eispfeiler 15 bis 20 Fuß , 5 bis 6

Fuß p ) S. Perrault ebendaſ. S.834f.

des feſten Landes.

fuß diife.

227 .

Das Eis iſt gårter als Flußeis, ' und

dafelbſt gäufiger , je warmer es im Sommer iſt g ).

1 g.

23 .

In England giebt es gleichfalls verſchiedene gn Große Koblen , die wegen ihrer Merkwürdigkeiten berühmtbritanien find. In Derby iſt eine , Poolshöhle oder und Irs poole's sole genannt , darinn man auch verſchie . land . dene Spiele der Natur findet, als die Geſtalt eines liegenden Menſchenkörper's, eine goble Kugel, einen Um Ende der Höhle iſt eine kleine Etuhl u. f. m . Deffnung in den Felſen felbſt.gemacht: wenn jemand eine Kerze dahinein hålt , ſo zeigt ſie ſich denjenigen , die in der Höhle ſtehen, als ein Stern, Dieſe Höhle þat viele Zehnlichkeit mit der Bauinannshöhle in Deutſdyland ; nur daß mitten durd) die Höhle ein gewaltig rauſchender Strom zwiſchen den Felſen fließt. Žußer dieſer Höhle find daſelbſt noch zwo andere , Eidenbóble , deren Grund man mit einer Linie von 2800 Fuß nicht hat erreichen können , und Devils Arſe , welche ſehr geraum iſt ; das Waſſer das vom Gemolbe niedertropfelt, wird daſelbſt , eben wie in Poolehole, zu Steine r ). An der Südſeite von Mendis - Sills , einem Gebirge in Sommerfer Shire , befindet ſich eine berühmte Höhle, wo Peyhole, die Herr Beau . mont beſchrieben hat s). Des Gewölbes größte Höhe iſt 8 Faden über dem Fußboden , und an einia gen Stellen iſt es ſo niedrig, daß man nicht aufgea richtet durchgehen kann. Die Weite iſt ſehrungleich, an manchen Orten 5 bis 6 Faden , anderswo nur I Faden oder a , fie - ſtreckt ſid, aber in die långe P 2 wohl

9 ) Hift. de l'Acad Roy .1712 28. 1 ) Leigb in Act . Erud. Lipf. 1710 5.517 f. . ) Philof, Transae , Abr, T. II.

228

Allgemeine Naturgeſchichte

wohl 200 Ellen , oder 600 engt. Fuß . Im hin . terſte :1 Theile dieſer Höhle kommt ein Strom gutes Wafers zum Vorſchein , der eine Mühle zu treiben ſtark genug iſt , und ſich durch die Klüfte des Felſen in ein nahes Thal ergießt . Dieſer Strom iſt ſelbſt in der Höhle ſehr fiſchreich , und beſonders mit Aalen wohl verſehen , wiewohl ſein Waſſer von 6 bis 8 Faden Höhe zwiſchen den Felſen niederſtürzet, ehe es ſich durch die Rißen ergietjet. Herr Beaumont gerierh ſelbſt auf die Gedanken , dieſe Fiſche ſeyn in der Höhle erzeuget worden , und nicht von außen hineingefommen ; aber dieſe Meynung findet nicht wohl Statt , da er feibſt meldet , einige Jahre ehe er dieſes ſchriebe , rey viel Vieh , welches von dem Waſſer ,

das aus der Höhle fimmt , getrunken

hatce , faſt geſtorben , und die Urſache hievon fey , wie einige glaubten , geweſen , weil dieſes Waſſer unter der Erde mit andern Gemeinſchaft hat ,

das

von Waſhen des Blenerzes, welches brittebalb Mei, le davon geſchiehet , herfam . Durch dieſen Weg fönnen alſo auch die Pale ins Waſſer gekommen ſeyn . Außer dieſer Hohle befinden ſich noch zwo in Mens dip - bills , die Herr Beaumont ebenfalls beſdries ben hat. Eine iſt an der Südweſtſeite gleich ben einem Orte Chedder genannt , die andere größere und merkwürdigere , nordwärts in einem Berge Lamb. Man kommt dahinein durch eine lorhrech . te Grube von 10 Faden tief , und trifft alsdenn eine Höhle von 40 Faden an . Das Gewölbe beſtehet aus Kaltſteinen , und daran hången Blumen von alierley Farbe , die aus des niederfallenden Waſſers Die Höhe dieſer Verſteinerung entſtanden ſind . Hohle iſt an einigen Orten 5 Faden , anderswo aber ſo geringe, daß man nicht anders als gebůcker durcha gehen kann ; die Weite iſt meiſtens 3 Faden . In ihrer Mitte an der Oſtſeite iſt ein fdmahler Durch .

gang

des feſten Landes .

229

gang nach einer andern Höhle , der 40 bis 50 Faden larg iſt. Am Ende der erſten Höhle iſt noch eine

fehr geraume, 12 bis 14 Faden tief ,: 20 hoch , und 6 Faden im Umfange. Andere Merkwürdigkeiten zu

geſchweigen. In Glauceſter - Sdine, iſt noch eine merk,

würdige Höhle , die der Cap. Sturmy beſchrieben hat t ) . Er ließ ſich an Seilen in fie herunter , und fand eine ſehr geraume Höhle, darinnen er einen großen Fluß oder eine Menge Waſſers antraf, das Er gieng 20 Faden breit , und 8 Faden tief war. Wa die Be mit einem ſſer 32 Faden rgmann , an ſen

unter dem Grunde hin , da ſie eine große Hobling in einem Felſen entdeckten , die drev Fuß über ihnen war ; der Bergmann ſtieg an einer Fahrt Hinauf , und gieng darinnen 70 Sdiritte fort .. Der Boden von dieſer großen Hshle, die bey den Engländern PensPark : sole Heißet , beſteht aus weijen Stei . nen mit Blenerze vermenget , und der Felſen iſt mit Salpeter umgeben . Capitain Collins hat nachge . hends eine ſorgfälltig gemacyte Ubzeichnung von dieſer Grotte mitgetheilt u ), fand aber , daß erwähns tes Waſſer ein ſtillſtehender Sumpf ift , 27 Yards tief. lang , 12 breit , und 5 Der Boden dieſes Eumpfes iſt 59 Hards unter der Oberfläche der Erde und 20 über den höchſten Urſprunge dès Fliifo ſes Saverne , der etwa drey Meilen landwårts ein, von dieſer Grotte ſeinen lauf yat. In Irland in der Baroney Burren , iſt die Höhle Kilcorny , melde Carl Lucas beſchrieben Jöre Deffnung iſt drey Fuß weit , die hat x ). P 3

t ) Phil . Transact. Abr . Th. II. S.270. u ) Ebendaf . S. 371. 1 ) Ebenbar. 456. N. 360 .

Höhle

230

Allgemeine Naturgeſchichte

Hohe ſelbſt 4 bis 5 Bards breit , und an manchen Etwa Dertern 6 , anderswo 12 ja 14 Fuß hod). 40 Xirds dom Eingange iſt eine Grube, tiefer als 8 Baros , ſonſt iſt der Grund eben , auf eine lange Obwohl dieſe Höhle beſtandig, von 200 Pards. ja felbft im Winter ſo trocken iſt, als nur ein unters irdiſcher Ort ſeyn kann , ſo giebt ſie doc; oftmals eie ne ſoldie Menge Waſſer von ſich , daß die herum. liegenden Felder auf 20 Fuß tief unter Waſſer ſtes hen . Die Zeit von dieſer Ueberſchwemmung låße ſich nicht genau beſtimmen , gemeiniglid) geſchiehet eg dren oder viermal in einem Jahre , da das Waſı ſer mit einer unglaublichen Geſchwindigkeit einen oder zween Tage lang aus der Deffnung der Höhle forrohl, als aus einigen andern kleinen Höhlen da herum , hervor bricht; nadigebends kehret das War. fer durch eben den Weg wieder zurück , doch lange ſamer als es gekommen war , und läßt einen Schlamm nach ſich , welcher die Felder frud ebar machet.

8.

24 .

Die hohen Schweizergebirge haben eine Menge merkwürdige Hühlen aufzuweiſen , welche In der Echweiz Sdeuchzer ý) weitlåuprig beſchrieben hat. Man und Ita ficht an einem gewiſlen Orte die Sonne durch den lor. Im Pilatusberge Berg Fiſchborn ſcheinen. im Canton Lucern , iſt eine Höhle , deren Eingang 16 Fuß hoch , und 9 Fuß breit iſt , wenn man aber 10 Schritte tief in fie binein iſt , findet man ſie wohl 20 F :16 breit, und 14 Fuß hody, nadigebends wird fie wieder enger , und låuft über 300 Schritte fort. Im Rigiberge ſind verſchiedene Höhlen ; aus einer derfelben kommt ein großer eiskalter Brunnen her. vor y ) Naturgefch. der Sdweis ; Abp. pall.

und in ſeinen

Itiner,

des feſten Landes.

231

vor, und man kann wohl 170 Faden tief in die Höh . le hineingehen . Ben der Rigietafel gegen Weſten befindet ſich eine Höhle , das Reßisbodenloch ger nannt , welche unten am Berge einen Ausgang zu haben ſcheinet; denn wenn man einen Stein hinein. wirft, hört man ihn ſehr lange hin und wieder ges gen die Felſen anſchlagen , bis er endlich unten am Berge wieder zum Vorſcheine kommt. Im Canton Glarus befindet ſich die Höhle im Berge Falzus ber, die das Graubünderland von Glarus ſcheidet, Die Eins und St. Martinsloch genannt wird . wohner des Dorfes Elm ſehen durch ſie die Sonne den 3ten Mårz, und wiederum , um St. Michael im Herbſte ſcheinen .

In Toggenburg auf dem

Lunerruk , iſt eine weite Höhle, darinnen man wohl šeiner deutſchen Meile tief gehen fann ; und noch eine andere, das Rauchloch genannt, weldie viel Dampf von ſid, giebt , und wenn man einen Stein hineinwirft, ſo hört man ihn lange Zeit darnad). In der einen Seite des hohen Berges Gammer im Appenzelliſchen iſt eine Höhle , deren Eingang ſehr enge iſt, ſo daß man an einigen Dertern auf Händen und Füßen friechen muß , um hinein zu kommen ; an einigen Dertern aber iſt ſie ziemlich weit ; man kann wohl 144 Fuß hineinkommen , und findet in ihr ſehr viel ſo genannte Selenites rhom . boidales , oder rautenförmige Cryſtallen . In Italien fennet man die Grotte del Cane,

am Ufer des Lago d' Agnano , im Königreiche Sie befindet ſich in einen Felſen , und iſt Napoli . ohngefähr 120 Fuß lang , s breit , und 6 hoch. Der untere Boten derſelben iſt warm , und aus derſelben ſteigen ſubtile Dünſte auf, bis auf eine Höhe von 10 Zoll, davon eine Facfel auslöſcht, und ſowohl Hunde als andere Thiere in einigen Minuten erſti. den ,

wenn man ſie mit Gewalt gegen den Boden P 4 Kålt,

232

Allgemeine Naturgeſchichte

hålt , wenn man ſie aber nach ein paar Minuten in den nahe daben befindlichen See wirft , durch die friſdie Luft ſid) wieder erholen . Eine andere merkwürdige Höhle befindet ſich dren Meilen von Foligno , bey dem Dorfe Pulo . Man entdeckte ſie bey Suchung des Grundes zu ei .

nem Hauſe, welches der Marcheſe Eifci bauen Ihre inwendige Gefialt iſt unregelmäßig ; liefi. wo ſie am höchſten iſt, bat ſie 30 oder 40 Fuß Hohe, Jøre ånde und 20 Fuß oder. Schritte Breite. find mit einer ſchönen Kinde: von gelblid tein Mar. mor bekleidet , woraus Säulen von eben dergleichen Darmor an oerfdiedenen Stellen halb hervorragen . Tion oben aus dem Gewölbe laſſen ſid) eben ſolche Eaulen niccer , inande bis an den Grund , die wohl 25 Fuß lang find , andere fino fürzer , und die fürs Die Höhen der Wande zeſien von 2 bis 3 Fiiß . und der Säulen , fowohl die halb erhaben aus der Mauer hervorragen , als die fid) aus dem Gewölbe niedergelaſſen , wenn fie nur niedrig genug fommen find in ziveen ungleiche Theile gerbeilet , ſo , daß die Fläche , die durd) aile Theile geht, mit dem Der Boden dieſer Horizonte gleichlauferid iſt. Kohle iſt auch mit Marmor bedecet , doc ) an einer Erelle ſind die Marmorplatten dicke, anderswo důn . Bralki ner , überall wie auf einander gehåuft . þat dieſe und andere Merkvůrdigkeiten davon be. kannt gemacht z). $.

25 .

liigarn hat gleichfalls viel merkwürdiges in Eine der fonderbarſten Merkrür: dieſer Art aufzuweiſen . dige Hot Höölen in dieſem Sande befindet ſich in einem Berge beu in Un: bey dem Flecken Sjelize in der Torner Gefpan .

fdjaft 2 ) Hist, de

Acad, Roy . 1711. S. 18.

1

des feſten Landes .

233

Ichaft in Ober - Ungarn. Die 'umliegende Ge - garn , und gend iſt wegen der Hügel und Wålder unfruchtbar, einigen bes die Luft rauh und falt. Die Kluft der Hible ift nadɔbar, ten Inſeln . nach Süden gefehret , und die Deffnung 18 Klafter den hier boi) und 8 breit , folglid) weit genug ,

fehr ſtark und faſt beſtändig wehenden Südwind Ihre unterirdiſchen und felſichten aufzufangen . weiter als je. So weit man hinein fom . mand unterſuchet hat . men kann , iſt ſie 50 Klafter tief und 26 weit . Das Wunderbare bey der Höhle iſt , daß , wenn

Gange erſtrecken ſich nach Mittag ,

Qußen der Winter am ſtrengſten , inwendig , die Luft lau , und wenn die Sonne am heißeſten ſcheint, hier So bald der Schnee ben hereintreten . dem Frihlinge ſchmilzt , ſchwißet aus der innerfien Wölbung der Höhle , wo ihre đußere Fläche der

eiskalt iſt.

Mitragsſonne ausgeſetet iſt, ein klares Waſſer, das hin und wieder herabtrópfelt, und von der in. wendigen Kälte in Eis verwandelt wird , davon Zapfen, fo dick wie große Fäsſer, herabhangen , ſich in Lefte ausbreiten , und feltjame Geſtalten bilden . Audy das Waſſer , das von den Zapfen auf die ſan . dige Erde herabtropfelt , gefriert unglaublid , ge. Die Kälte nimmt immer zu , je heißer fahwind . es außen wird , und in den Hundstagen iſt alles voll Die Anwohner fühlen mit dem Eiſe des Eis. Sommers das laue Brunnenwaſſer ab , ſdhmelzen es aud ) an der Sonne , und trinken das Waſſer. Gegen den Herbſt zu , wenn die Nächte falt werden , und die Luft fübler wird , fångt das Eis in der Höhle an aufzuchauen , und bey eintretendem Winter iſt alles Eis weg , die Höhle völlig trocken und gelinde warm . Ulsdenn trifft man in ihr Schwärme von Fliegen und Müfen , eineMenge Fledermäuſe und Nadsteulen , aud) Hafen und Füd ſe an, bis ſie nies der bep angebendem Frühlinge vou Eis wird . Ueber Ps

234

Allgemeine Naturgeſchichte

Uleber der Höhle iſt ſehr hohe Erde' , die, wo ſie der

i der

Mitragsſonne ausgeſegt iſt, Gras frågt a ).

:

häufiges und fettes

Die zwote merkwürdige Höhle befindet.ſich ben dem Flecken Ribar in der Solienfer (Heſpanſchaft. Auf den Feldern deſſelben find in einem Hügel warme Báder von ungemeinen Heilungsfråften , Etwa aber auch von funderbarer Beſchaffenheit. 600 Sdiritte davon, nach Mittag zu, in einer gras reichen Wieſe eines kleinen ſchönen Thales , öffnet fid) eine Höhle, die wegen ihrer ſchädlichen Dämpfe Die ſchon lange Zeit in einem üblen Rufe ift. Dinſie dieſer Höhle , die , allem Anfehen nach , Schwefeldůnſte find , verurſachen den Vögeln uno Inwendig bricht mit andern Thieren den Eod . großer Gewalt ein Waſſer hervor , welches in eben Unweit das der Kluft wieder verſchlungen wird. Die Dämpfe find von iſt ein Sauerbrunnen . zwar tödlich, aber nicht giftig ; denn man kann das Waſſer trinken , und die getödteten Vögel und Thiere effen b).

Die fekten Höhlen , deren ich unter den ungas rifden gedenken will , befinden ſich in der Liptauet Geſpanſchaft, deren Berge noch die Alpen an Höhe und Merkipůrdigkeit übertreffen ſollen. Unter den , felben giebt es in dem hohen Felfen Benitowa fehr große und tiefe natürliche Hühlen, worinn das verſteinernde Waſſer allerley fonderbare Figuren bildet. Man findet auch Knochen in denſelben, die an Große und Geſtalt von Odiſenz und Pferdefno. chen ganz verſchieden ſeyn ſollen.

Kui a) S. Matthia Bels Beſchreib. diefer Höhle in den Philof. Transact. N. 452. S. 41. Hamb. Magaz. B. 4. S. 60 . b ) 13atthias 3.1 efendan.

des feſten Landes .

235

der Inſel Antiparos im Archipelagus, ſich eine bewundernswürdige Grotte, die man für ein Meiſterſtück der Natur halten kann . Jør Eingang, oder vielmehr ihr Vorzimmer iſt eine Auf

befindet

thache 30 Schritte weit , und oben gewölbte Höhle, woraus man durch einen abhängenden Weg 20 Etritte lang, an eine ſehr dunkle Deffnung kommt, bo man gebücft durcyfriechen muß . Dadurch ge. gec man verſchiedene Gånge nieder in dieſe berühmte Höhle , auf eine Tiefe von 150 Faden . Man findet dieſe Höhle 40 Faden hoch und so breit , und in ihr, eine Menge von Naturſpielen wie in der Grotte Dieſe Vorſtellungen beſtehen insges von Arcy . fammt aus Marmor , der einen durchſichtigem Cry : ſtalle àhrlich iſt, und man ſieht in vielen Geſtalten Sie entſtehen nach Tournes wie Blumenkohl. forts c) Gedanken nicht von abtrópfelnden Waſſer, das ſich in Stein verändert , ſondern von einen ins nerlichen Wachsthume. Beſondere Umſtände von der Grotte gehe ich vorben , weil man ficy aus Tourneforts Abbildung einen viel beſſern Begriff machen fann . Das ſogenannte Labyrinth auf der Inſel Candia , geht unter einem kleinen Berge am Fuße des Berges Pſiloriti , oder Ida , mit tauſend ver . morrenen Wendungen, ohne die geringſte Ordnung, fort, und ſcheinet eine natürlide , aber durch Kunſt

i

gröfier gemachte unterirdiſche Höhle zu ſeyn .

Der

Eingang iſt eine natürliche Deffnung, die 7 bis 8.* Stritte breit , aber ſo niedrig iſt , daß man ſich an einigen Orten bůcken muß, wenn man hinein gehen will.

Der untere Boden iſt ſehr rauh und uneben,

der obere aber plait, und beſtehet aus Steinen , die Şorizontal über einander liegen. Der vornehmſte Gang, c) Mém , de l'Acad . 1702, S. 305 f.

236

Allgemeine Naturgeſchichte

Gang , in welchem

man ſich nicht ſo leicht verirret,

als in den übrigen Gången, iſt etwa 1200 Sdritte lang , und geht bis an das Ende des ſogenannten { abyrinthes , welches ſich in 2 ſchönen großen Ge måchern endet. Der gefährlichfie Ort des großen Ganges iſt ohngefähr 30 Schritte von der Mündung deſſelben . Wenn einer auf einen andern Weg ge.

1

råth , ſo verirret er ſich ſogleich unter den vielen Krimmungen , aus denen er ſich ſdyrverlid) wieder heraus finden kann; daher ſich die Reiſenden alle . mal mit Wegweiſern und Fackeln verſehen. Tours nefored) hålt es nicht für wahrſcheinlid), daß dieſe Koble ein Steinbrud ) geweſen ,

oder ſonſt durch

Menſchenhånde gemacht ſen . Sie iſt ganz trocken , Db ſie das berühmte creriſche Labyrinch der Alten ren, iſt noch nicht ausgemacht, und wird von vielen für unwahrſcheinlich gehalten .

g. 26 . Deutſchland hat an dergleichen Seltenheiten Merkwür: keinen Mangel. Die Baumannshdtyle, in dem dige Hób: Fürſtenthume Blankenburg , iſt eine der berühm . len in teſten . Sie iſt gleidhifam in 6 beſondere Höhlen Deutſch vertheilet , die durch geraume Gange mit einander land . Gemeinſchaft haben , und in jeder findet man viele Naturſpiele , weldie durch das tropfeniveiſe nieder . fallende Waſſer ſind gebildet worden .

Zum Erem . pel in der erſten Höhle ſiehet man bei einen Waſſers behåltniſſe eine kuiende Weibsperſon , etwas weiter einen angenehmen Brunnen , ferner einen Altar. In der zivoten zeigen fich drey Mönche mit ihren Kappen , nebſt einer Orgel. Fin' der dritten findet man eine größere Orgei mit vielen Pfeifen verſehen , wie auch einen Taufſtein , der allezeit mit hellem Wafer angefüllet iſt.

In der vierten zeiget ſich eine

d ) Voyage du Levant, Lettre V. S. 223.

des feſten Landes.

237

eine ſteinerne Tafel mit Speiſen verſehen, auch eine Menge Schalen, die , wenn man ſie gegen einander hlágt , ein klingendes Geläut geben ; und andere dergleidyen Spiele mehr , woben jedoch die Einbil. dungsfraſt auch das Ihrige chun muß e) . Rrain bat verſchiedene betrachtungswürdige Höhlen aufzuweiſen.

Bey dem Markt Adlers,

berg in Innerkrain iſt eine bewundernswirdige Grotte , in welcher man über 2 Meilen weit gehen fann . Es ſind in dieſer unterirdiſchen Höhle gea waltig große Pläße , woſelbſt große Häuſer und In einigen Orten ſind un . Dörfer ſtehen könnten . Man ſieht mancherley ſeltſame gemeine Tiefen. Figuren von Stein , natürliche ſteinerne Schaubůh. nen , ſteinerne Brücken u . f. f. Nahe beym Ein. gange der Höhle fållt der Fluß Poig , welcher eine Meile davon aus einem Berge kommt, in ein Fel Die fenloch , und fließt unter der Höhle weg, Höhle St. Maria Magdalena , welche

Stun .

den von Adlsberg liegt , iſt ungemein ſchón ; inan meynet, man gienge in dem verfallenen Mauerwerke eines alten prachtigen Pallaſies herum , von welchen noch die theils unbeſchädigten , theils abgebrochenen Bey Pfeiler und Säulen in die Augen fallen. Lueg iſt auch eine merkwürdige Grotte, welche eine Meile lang iſt , viele angenehme Gegenden und mancherley Figuren von Tropfſtein enthält. Ben St. Serf iſt gleid )falls eine ſehenswürdige Grotte, worinn der weiße und graue Tropfſtein viele große Säulen von mancherley Figuren an den Wänden An dem CirEniger See und an der Decke bildet. in

e ) Hermanns von der Bardt Beſchreib, davon in den Act. Erud . Lipſ. 1702. S. 305 F. Behrens Hercynia curioſa , Kap . 1. Leffers Anmerkungen von der Baumannshöble.

238

Allgemeine Naturgeſchichte

in Mittelfrain befinden ſich gleichfalls verſchiedene Höhlen, deren ich bey denlandſeen gedenken wil. In dem Fürſtenthum Bayreuth ſiehet man in dem Ante Streitberg 1 Stunden von dem Plake, die beydenſtadt genannt, einen großen von der Satur ausgehöhlten Felfen , welcher das hohle Loch genannt wird , in deſſen Nadybarſchaft ſich eine noch merkwürdigere Höhle findet , die den Na . men Wizzelod ) fübret.

In andern Höhlen in

dieſer Gegend trifft man helle Brunnen , Cryftallen und groſſe Knochen an . In dem forlefiſchen Fürſtenthum Jauer ſiehet man zwiſchen Ruuffung und Seiffersdorf eine merkwürdige unterirdiſche Höhle , welche von den Einwohnern des Landes das Rügelloc ) ' oder die Rügelkirdse genannt roird , und viele verworrene Gånge hat , in denen ſich weiße und graue Stein zupfen befinden, die ſich aber leicht abbredien und zu einem weißen der Mondmilch åhnlichen Pulver jer. reiben laſſen . S.

27 .

Die nordiſchen Reiche Haben an folchen merk. Merkwür: würdigen Arbeiten der Natur keinen Mangel. dige Höh : Viele in den norwegiſchen Gebirgen befindliche Icn in Somes Höhlen hat Herr Pancoppidan f ) beſdrieben . Ich will hier nur ein Paar in Schweden befindliche den . anführen. Der Boburg, ein merkwürdiger Berg auf der Inſel Gorrland , der aus einem groben und feſten Kalchſteine beſtehet, deſſen ſteile und bennahe lochrechte Wände an verſchiedenen Orten voller Vers ſteinerungen ſind , iſt an der weſtlichen Seite gang hohl , und enthält verſchiedene Grotten. An der nordlichen Seite deſſelben liegt ein kleinerer mit Grotten

f) In der Naturgeſch. Norwegens pair.

des feſten Landes .. i

239

Grotten auf der weſtlichen Seite gleichfalls verſea Noch weiter nach Norden liegt noch þener Berg . ein anderer Berg , der auf der weſtlichen Seite die

Sie ſiehet aus , wie größte Grotte in ſich faſſet. eine gewilbte Kammer, gehet gegen Norden hinein . Sie wird in wärts , und iſt hinten gang dunkel. der Nachbarſchaft

Soburgs Gubbens Sångs

kammer , 0. i . des alten Mannes zu Boburg Von dieſem alien Man . Sdilafammer genannt. ne erzählet man in der Daſigen Gegend allerlen Márchen ; allein , die Höhe iſt noch nicht recht un terſucht g ). Auf der fleinen ben Gottland befindlichen In. fel Srora Carlsoen befindet ſich auch auf der weſte lichen Seite eine Höhle, Tinfholet, das Diebsloch, genannt, an deren Rande man ohngefähr ein paar Faden tief auf einer ſchmalen Treppe niederſteiget, worauf man auf einen kleinen Plaz an der rente rechten Seite des Berges fommt, der zulegt fo fchmal wird, daß nur eine Perſon auf einmal gehen fann . Hier þat man auf einer Seite die ſteile Wand des Berges , und auf der andern eine entſege liche Liefe. Alsdann kommt man in die Grotte, welche ſo groß iſt, daß ſich einige hundert Mann darinn aufhalten können h) . Vermuthlich iſt dieſe Höhle , zu der die Natur die erſte Anlage gemache hat, von Menſchenhånden ferner bearbeitet, und zu einem Schlupfwinkel des laſters zubereitet wor . den , wie ſchon der Name derſelben anzubeuten deinet. In Schonen findet man bey Rábeldf die Baldurbergshála , oder den ſogenannten Speck graben

8 ) S. Linnai Reiſe nad Deland , und Borbland , S. 274 f. b ) Ebendaſ. S. 304 .

240

Algemeine Naturgeſchichte

graben ( ſchwed. Flaskegrafwen ).

Dieſe Höhle

liegt zuiden den Bergen in einem Thale , wo eine anfänglich ſehr enge Definung unter den Felfen ges Det erſie unterirdiſdie Gang . ift 200 Ellen her. lang und hodiſtens so Ellen breit ; an deffen Seiten aber geben viele kleinere Nebengånge ab , davon einige ſo enge find, daß man ſie kaum durchfrieden fann .

Die lange dieſer Gånge erſtreckt ſich auf 30,

joc bis 150 Ellen , haben aber wegen des Waſjers , womit ſie angefüllet waren , größtentheils nid )t aus . Der Generalmajor , gemeſſen werden können . hans seinrich Graf von Liwen , hat dieſe Höhle ſo weit als möglid) geweſen , im Jahr 1752 aus . meſſen laſſen, und den Riß, nebſt der Beſchreibung

1

davon , der königlich ſchwediſchen Akademie der Wiſ. ſenſchaften zu Stockholm mitgetheilet i) . S. 28 . Aus dieſen und einer Wie die Hohlen

großen Menge anderer

Höhlen von verſdziedener Grdße und Merkwürdig, feit, kann man nun ſchon den fichern Sdiluß machen,

i entſtanden daß die Ganggebirge , als in denen dieſe Höhlen feyn tón : eigentlich angetroffen werden , nicht durchaus aus een . einem feſten Stein beſtehen ; ſondern daß ihre Marie durch eine unendliche Menge von Gången und leeren Räumen unterbrochen wird , wenn ſolche gleich nicht allemal zu Tage ausgehen , wie bey den bisher an: geführten.

Dürfte man mit dem Herrn Vioro,

von deſſen Lehrgebåude ich im folgenden reden wers de, überall feuerſpeyende Grüſte annehmen , und alle Ungleidybeiten unſers heutigen Erdbodens von den Ausbrüchen eines unterirdiſchen Feuers herleiten, fo würde es ein leichtes ſeyn , ſich die Entſtehungsart

! dieſer Hiblen auf eine begreiflide Art vprzustellen .

1

Allein, i ) S. die Shriften der Königl. rewed. Akad. 1752. Duart. 1. Num. 8.

des feſten Landes .

2411

1 Allein , da der gelehrre Italiener die Wirkungen dieſes Feuers unſtreitig gar ſehr übertrieben bat, wie mir an ſeinem Orte ſehen werden: ſo muß man den Urſprung vieler , wo nicht der meiſten dieſer Hoblen von andern Urſachen berleiten. Zu vielen dieſer Höhlen iſt unſtreitig die erſte Anlage gleich bey dem Entſtehen der Ganggebirge ſelbſt gemacht worden. Als die ichweren feſten Theile , woraus folde beſtes hen , haufenweiſe aus dem Waſſer niedergeſchlagen wurden und ſich rekten , nahmen folche ohne Zweifel eine Menge leichtere und weichere Theile mit ſich , über welchen , ben dem Austrocknen der Ganggebirge das Geſtein verhärtete. Als nun nachmals, (wie lang oder kurz folches nach der Bildung der Gang. gebirge geſchehen , gilt bier gleich viel ) dieſeTheile des Erdbodens mit Waſſer überſchwemmet wurden , erreichte ſolches die über der Erde hervorragenden oder unter derſelben verborgenen Felſen , und ob es jmar dieſen Felfen felbſt , wegen ihrer Hårte , nicht viel anhaben fonnte : ſo weichte es doch die in ihren zwiſdenräumen befindliche Erde und weichere Steing arten los , und ſdywemmete folche entweder gleich , oder doch als die Waffen fielen , mit fort. folchergeſtalt ausgefüllet geweſenen Theile der Gange gebirge wurden alſo feer, und daraus entſtanden Höhlen .

Dieß iſt vielleicht die wahrſcheinlichſte

Do:ſtellung, die man ſich von dem Urſprung der allermehreſten Höhlen machen muß ; obgleich niche ju läugnen iſt , daß die ſchwefeligen und anderen Dünſte ,

die manchmal ihren Aufenthalt in dieſen

Höhlen nahmen , ben ihrer Entzündung ſolche of erweitert und oft verändert haben ; wovon wir an einem andern Orte zu reden Gelegenheit haben were ben . Aus dieſem Aufenthalt des Waſſers über eie nem anſehnlichen Theile der Ganggebirge, und aus dem durch daſſelbe geſchepene losweichen II . Theil.

der mit Erde

242

Allgemeine Naturgeſchichte

Erde und weichern Steinarten åusgefüllten Zwiſchen . råume des Geſteins , läßt ſich auch die Beſchaffens heit derjenigen Felſen erklären , welche aus unge heueren ſteinernen Würfeln ohne alle Verbindung und Zuſammenfügung auf einander gethürmet zu fenn ſcheinen , dergleiden man in Norwegen , in der Sdweiz , und faſt bei allen Ganggebirgen eine große Menge antrifft. Daß

aber auch das bloße

Meerwaſſer allein

durch das heftige und lange Anſchlagen der Wellen im Stande feu , anfehnliche Höhlen zu bilden , und deren nod , tåglich bilde , wird denenjenigen gar begreiflich werden , welche Gelegenheit gaben in dem Meere oder an den Küſten befindlid ;en pen und Felsufer aufmerkſam zu betrachten .

leicht , die Klip Auf

der kleinen Inſel Seligholm , ben der ſchwediſchen Inſel Bottland , fiehet man am ſüdlichen Strande 2.bis 3 Faden hohe Klippen , weldie verſchiedene Höhlen , gleich als Gemacher haben k) . In der kleie nen aber fürchterlichen Inſel Blåkulla , welche zwie ſchen Ueland und Småland lieget , und aus'une fruchtbaren Felſen beſtehet , ſiehet man an dem ſåd . lichen Ende eine Höhle , wie eine Kammer , undan dem Strande in den Klippen tiefe Aushöhlungen und långlide Canåle ,

welche augenſcheinlich von

den Wellen ausgeſchliffen ſind ; felbſt auf den hoch ſten Klippen dieſer Inſel wird man wellenförmige Eindrücke gewahr , zu einem Beweis , daß die See ehedem bis dahin gereichet hat !). Dieſe Wirkung der Meereswellen wird begreiflicher , und gehet ge. ſchwinder von Statten ,

wenn das Waſſer einen

Theil des Geſteins in den Felſen losweicht, und den

auf k) Linndi Reiſe nach Deland und Gottland S. 273. 1) Ebendendaſ. S. 1421

des feſten Landes .

243

auf ſolche Ure locker gewordenen Stein in der Kluft bin und her wirft , wodurch denn in die Långe der Zeit eine ordentliche Höhle gebildet wird , welche oft yon anſehnlichem Umfange ift . Dergleidien Hyshlen ind in Shweden nicht nur an der Küſte , fondern aud) an den Felsgebirgen tiefer im lande rebr häufig, und geben einen deutlichen Beweis von der ehemali . gen Höhe der Gewäſſer in dieſen Gegenden ab. Der gemeine Mann nennet dieſe Höhlen Járcegrepror, oder Rieſentopfe, Rieſengrapen , weil er glaubt, die ebemaligen Rieſen håtten ihr Getreide darinnen gemalen ,

oder auch die Gerſte darinn zu Graupen

geſtoſſen. Ein ſolcher Ricfentopf befindet ſich auf einer eingeſtürzten Klippe ben der Pfeifenmanufactur ben Alingsås in Wefigochland ; er iſt eine Elle tief, und eben ſo breit m ). Bey Gothenburg in eben dieſer Provinz ſiebet man zween dergleichen auf einem Felſen , nahe ben dem Werfte, faum ein Paar Sie beſichen aus Buchſenſchüſſe von einander. cplindriſchen in den Berg gleichſam gedreheten Koha len , eine Elle tief, und eben ſo weit. Die eine bea findet ſich an dem Abhange des Berges , und gehet ohne Abſicht auf die Inclination der Oberfläche pere Dendiculår nieder n ). In Bohus lebn ſind dieſe Auf den Bergen in Járcegreyror ſehr häufig. man deren 4 bis 5. Die Bárejtads Sagen fieher meiſten find i t Elle tief und eben ſo breit , alle an den Seiten abſchůbig nach dem Abhange des Bere ges. Zwiſchen Kivetland : und Stocłacorp in Småland liegt in einer betrachlichen Höhe von der Heutigen Oberfläche der See , oben auf einem Berge gleichfalls ein ſo genannter Rieſentopf. Auf Sands bamesod in den

ſtockholmiſchen Scheeren befin . dec

m ) Ebendal. Reiſe nach Weigothl. S. 153. D) Ebendaſ. S.171.

244

Allgeineine Naturgeſchichte

det ſich ein Berg , in weldiem man ein großes run. des loch , Fruſtagau genannt ſiehet, worinn 6 bis Dieß Loch, 8 Perſonen aufredyt ſtehen können . welches hoch über der heutigen Waſſerfladze liege, iſt unfireitig von einem lockern Stein gemacht wor . den , den die Wellen darinn herumgeworfen , und Die Ein. und mit der Zeit verzehret haben o) . wohner in Weſtgothland verſichern ſelbſt , daß ſie in dieſen Idchern große Steine in der Gefialt einer

1

% 2

zuſammen gedrückten oder einfenförmigen Kugel an. Was aber die jezt angegebene getroffen haben p ) . Entſtehungsart dieſer Höhlen auf eine unſtreitige Art beweiſet, iſt ein ſolches toch bey Pngsó in Granſcården , in Weimanland , weldes fich oben auf einer Klippe befindet , und Nyhbogryra genannt wird . Es iſt 7 Quartir rief, und der Stein,

1

welcher das { uch gemacht hat , fiegt noch ganz rund,

:

und gleichſain gedrechſelt , in der Größe einer großen Kugel darinn 9 ) . Solche Aushöhlung fehet man nicht allein in der Oſt- und Weftfee, ſondern auch ſogar in dem ?n &ler.

S.

29 .

Alle dieſe Höhlen , beſonders diejenigen , welche Nugent fich in dem Innerſten der Ganggebirge befinden, dieſer Höh-werden von der Natur , weldie nichts ungenußt , len . nichts unbearbeitet låſſet , ju mancherlen Nugen angewandt , welder noch begreiflicher werden würs de , wenn man mehrere Höhlen fennete, und die ber fannten beffer unterſuchte , da man die Natur über ihren geheimen Arbeiten , deren Mechanismus zur Zeit nochunbekannt iſt, vielleidt überraſchen würde. Indeſo

.

6) Kalms abbandl. von dieſen Riefenrepfen in den Cbrifr. der Schwed . Afad. 143. Quart. 3. p ) Linnai Wetsorb. Reiſe S. 232 . 9 ) Dalint fdwed . Gerib. Tb . 1. & S.

des feſten Landes .

245

Indeſſen weiß man doch ſo viel , daß viele dieſer Höhlen große Behälter oder Canåle derjenigen Wafer ſind , welche von außen fommen , auf die Oberfläche der Erde fallen , und in ihren Schoos dringen , und welche ohne dieſe unterirdiſchen Be. Hålter die Oberfläche plößlich überſchwemmen , und

‫ܪܳܪܳܐ‬

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ſie nach dem Regen wieder der Trockenheit überlaſ: ſen würden. Ohne ſie würde keine innere Ausdůn . ſtung ſtatt finden , welche doch die Quellen erhalten , und den Umlauf der innern und äußern Waſſer be . fördern muß . Der Mangel dieſes Umlaufs kann wie ein Fehler in dem Umlauf des Geblüts in dem menſchlichen Körper , Erſchütterungen , Erdbeben und andere Zufälle 'erregen . Dieſe Hohlen erhalten ferner die Gemeinſchaft zwiſchen der äußern und in nern luft , indem die lektere , wenn ſie hier und da in den Spalten und Küſion eingeſchloſſen ſeyn würde , gar bald verderben müßte , wenn ſie ver: mitteſſt dieſer Canåle nicht eine frene Gemeinſchaft mit der äußern Luft hätte . Man weiß , daß die unterirdiſche Luft zur Erzeugung und Erhaltung 10. wohl der Erzte , als auch anderer Foßilien nothwen dig iſt; ihr Medyanismus muß daher vermittelft der åußern Luft beſtåndig unterhalten werden , wenn er An vielen Orten nicht ſtocfen und ſtille ſtehen ſoll. fiehet man Wolcken und Winde aus dieſen Hohlen hervor kommen , daher auch die Dichter dem Gott der Winde ſeine Wohnung in denſelben angewieſen Dieſe Höhlen ſind insgeſammt Canåle, haben r) . welche die innere luft und brennbaren Dünſte aus. 2. 3 führen,

Defin r ) . . . Hic vaſto Rex Aeolus antro Luctantes ventos , tempeſtates que ſonoras Imperio premit , ac vinclis et carcere frenat. Virgil, Acnud. B.1 . V. 56 f.

1

246

Allgemeine Naturgeſchichte

führen , welche ohne dieſe Ausflüffe gefährliche Er. fdyütterungen verurſadyen würden. Die Natur hat daher auci) in denjenigen fåndern , welche den Fro. beben am meiſten ausgeſeket ſind , feuerſpevende Berge geöffnet , welche die unterirdiſchen Dünfte ausführen , und die allzu håufigen Erſchütterungen, die fie fonji verurſachen würden , verhindern. Und obgleist diejenigen Länder , in denen ſich dieſe feuer. frenende Berge befinden , mehr erſchüttert werden, als andere, ſo würden ſie dod) ohne dieſe Yusbrüche noch weit mehr und heftigere Erdbeben unterworfen Dieſe unterirdiſchen Behältniſſe dienen fer. ſeun . ner zum Aufenthalt des innern Feuers, welches zur

1

Erhaltung der Bewegung und Wärme nothwendig iſt , wenn ſie die zum Unterhalt fo vieler lebendigen Geſchöpfe nöthigen Dinge hervorbringen ſoll.

Es

fdeinet, daß folches ein gemåßigter Grad der Wår. me iſt , den man faſt in allen tiefen Dertern zu allen Jahreszeiten antrifft, wenn nidyt ein oder der andere

1

Umſtand hier und da eine Ausnahme macht.

Dieſe

innere Wärmeiſt ferner zur Bildung fo vieler andern Körper unentbegrlich), welche in den Eingeweiden der Erde erzeuget werden . Der Erzte , welche in den Garggebirgen vermittleſt der unterirdiſchen War . me , luft und Waſſers erzeuget werden, iſt ſchon vors bin gedacht worden ; daher ich hier nur noch anmer fen will , daß dieſe Höhlen oft der natürlichſte Ge. burtsort der Cryſtalle ſind, die ſelbige oben und uns ten gleichſam tapeziren . Der aufien an den Felſen befi'idliche Cryſtall it allemal noch unvollkommen , und fait jederzeit ein Merfmal einer in der Nähe befindlichen , und mit Cryſtallen reichlid) verſehenen Solcher Cr" ſtallhöhlen findet ſich in der Höhle .

1

Savciz eine große Menge ; z. B. am

Fluife des

Berges Damor , in der Landvogrcy Rbeintbal, worinn viele 1000 Centner von geiben, grauen, weiſ.

fen

des feſten Landes.

247

ſen , hellen und harten Cryſtall angetroffen werden , anderer zu geſchweigen .

30 . $. Nachdem wir nun die vornehmſten Umſtånde Erklärung welche ſid) bey den Ganggebirgen ereignen , in mog der Flog lichſier Kürze betrachtet , müſſen wir uns nunmehr sebirge. Aus der be. aud ) zu den Flósgebirgen wenden . reits oben von denſelben gegebenen Erklärung erhellet, ; daß ſie jünger ſind , als die Ganggebirge , und ihren Urſprung erſt lange nach dem Entſtehen dieſer ges Ich werde dieſes in einer der fol nommen haben . genden Abtheilungen vollſtändiger entwickeln können , wenn wir erſt die innere Bauart und andere bey dieſer Vergart vorkommende Umſtände werden er : Wir nennen dieſe Gebirge Flogs wogen haben . weil ſie aus (auter Flossen beſtehen ; , Slone aber ſind Schichten von Erden oder Steinen , welche wagerecht übereinander liegen , und wenn mehrere derſelben zuſammen kommen , eine Erho þung auf dem Erdboden machen , die wir ein flots Dieſe Gebirge unterſcheiden ſich gebirge nennen . von den Ganggebirgen unter andern auch durch ihre geringere Hibe, und durch die Art ihres Anſteigens.

gebirge ,

Jene erheben ſich in einer kurzen Entfernung zu einer großen Hohe ; dieſe aber erreichen folche in einer weit langern Entfernung nie ; jene ſteigen jahe und prallig auf, dieſe aber fanft, und, um uns eines bergmänniſchen Ausdrucks zu bedienen , donlege. Ueberdies beſtehen die Flokgebirge auch niemals für ſich, ſondern ſind allemal an die Ganggebirge ange. bauiet, die ſie an allen Seiten umgeben ; wovon man ſich gar leicht überzeugen kann , wenn man die Beidhaffenheit der vornehmſten Gebirge entweder felbſt unterſudit , oder die von andern geſchehenen Die Lirfache das Unterſuchungen derſelben prüfet. von werden wir alsdann einſehen lernen , wenn wir die 24

1

248

Allgemeine Naturgeſchichte

die Art und Weiſe , wie dieſe Gebirge entſtanden Am meiſten aber ſind , nåher betrachten werden . unterſcheiden ſich die Flokgebirge durch ihren innern Ben den Ganggebirgen regte größtentheils Bau . einerlen Art von Geſtein eine emige Teuje fort; die welche fich etwa unrerſcheiden ließen, waren niemals horizontal, ſondern allemal entweder

Sdyichten ,

1

lothredit oder diagonal, und von groſierer Machtige Ben den Flòngebirgen hingegen ſind die feit. Sdichten von großer Mannichfaltigkeit ; ſie laufen ho.

>

rizontal, oder faſt horizontal, und weichen in Anſehung ihrer Dicke oder Mächtigkeit gar ſehr von einander ab , gehen auch nid)t in eine ewige Leufe fort, fons Alle dieſe dern hören mit ihrer unterſten Tage auf. Umftande trachten .

müſſen

wir nunmehr etwas näher be.

S. 31 . Alle Flokgebirge beſtehen aus verſchiedenen Alaemei Schichten ; aber dieſe Sdyichten enthalten niemals ne bi eine einfadie Erdart, ſondern find allemal eine Ver. trachtung der he miſchung von mehrern . Man wird daher in den ftandrbeile Floßgebirgen niemals eine Schicht finden , welche ibrer allein aus Kalchſtein, oder allein aus Thonerde, oder Søichten.allein aus Quarz beſtünde; ſondern alle diefe Erdo arten ſind in allen Sdyídyten mit einander verbune den . Indeſſen kann man dod ſicher behaupten, daß die vornehmſten Erden , woraus fie beſtehen , Thon - und Kalderden ſind , welche aber mit vielen fremgartigen Stücken von Sand und grobem Ges ſtein vermiſchet, angerroffen werden ; die andern Eteinarten , die wir im Folgenden in demſelben an . treifen werden , find nur aus der alderde erzeuget, und erſt nach Entſtehung derer Floke hervorgebracht worden. Mehrentheils findet man gleich unter der oberſien , oder ſogenannten Dammerde verſdiedene mit Ihonlagen ,

abwedyſelnde Kald )ſteinſchichten, welche

des feſten Landes.

249

welche man das Dach der Floßgebirge zu nennen Auf dieſe folgen die Schiefer, welche die

pfleget.

is

出 即 die hos 四 www

ing

21

C:

*

Mitte des Gebirges einzunehmen pflegen , und als. dann die Steinfohlen mit ihrem darunter liegenden Gebirge, welche in der Sprache der Bergverſtandi. gen das Liegende der Floßgebirge genannt werden . Das unter den Steinfohlen befindliche Gebirge Heiße das wahre rotbe Todre, beſtehet aus einem feſten Gemenge von Thon , Kalcherde und groben Sande, welches feine zufällige Farbe von den ben. gemiſchten Eiſentheilen hat, und iſt die lekte Schicht der Fidegebirge. Dieſe Floßgebirge pfleget man nad ihren oberſten zu Tage ausgehenden Haupelae gen einjurheilen und zu benennen ; da man denn Sdiefer - Schaal - Sand . Gips , und Kalchflokge. birge befómint , aber daben auf ihre in der Teufe liegende Schichten nicht ſiehet. Zwiſchen den jekt angezeigten Hauptſchichten der Fiókgebirge laufen mehrentheils dünne Thonlagen fort, die aus einer jarten und klebrigen Erde beſtehen , welche man als das Verbindungsmittel derſelben anſehen kann, und die zuweilen mit in die Steinmiſd )ung einzu. gehen pflegt.

S.

32.

Dieſe Flokgebirge ſind zwar in Unſehung ihrer Unzahl Bauare in allen Ländern einander åhnlich ; indeſ undMacha ſen findet man doch eine

grofie Verſdjiedenheitigkeit des rer Scbicp . unter denſelben , in Betrachtung ſowohl der Stein , ten, arten der Schichten , als auch ihrer Unzahl und Von der Steinart werde ich im Fol. Mächtigkeit. genden noch etwas ſagen ; hier will ich nur der bena

den lektern Umſtånde gedenken . Von dieſer Art iſt das Hlaunflok zu Freyenwalde. Das oberſte deffeiben iſt mehrentheils Sand , mit ſehr weniger Gartenerde veriniſchet; unter folchem liegt ein zer. růrtetes ,

falchartiges , mit Eiſenſtein vermiſdites FIDE ; Q5

!

250

Allgemeine Naturgeſchichte

Floß ; unter demſelben kommt das Flok von wildem Alaunerjt, oder eine fette braune Erde mit Sele niten vermiſdit , welche der wahren Llaunerde ziem . lich ähnlich ſiehet, aber mehr eine Umbraerde iſt. 2 Unter dieſer Sdicht fommt endlich das Ulaunerzt Dagegen beſtehen die mehreſien Flok flshiveiſe. gebirge mehrentheils aus weit mehrern zagen , deren man oft 30 , 40 und mehrerer ju ſåhler pfleget. So wie nun die 2nzahl der Schichten verschieden iſt, fo refyr gehen ſie auch in Anſehung der Mächtigs Einige ſind kaum Zoll mách . keit von einander ab . tig, dagegen andere mit ciner oder mehreren tachtern Ja eine und eben dieſelbe Schicht iſt an anjiehen . verſchiedenen Orten zugleich von verſchiedener Står fe ; wie denn auch mande Sdidten in einem und eben demſelben Gebirge oft zwey mal und noc) ofter Dynerachtet man nun vorzufommen pflegen. gleich bemerket , ' daß bey denen Floßgebirgen die ſchwereſten Schichten mehrentheils unten liegen : fo kann man doch nicht ſagen , daß ſie allemal nach . dem Gefeß der Schwere auf einander geordnet ſind , indein man in allen Floßgebirgen eine Menge ſchwerere Schidten antreffen wird , welche über die leichteren gebauet worden . Die Urſache davon wird ſich in dem laſſen .

folgenden ſehr leidit entdecken S.

Damit dasjenige ,

33 . was ich bisher

von den

Beſchrei: Sdrichten nur überhaupt bemerket habe , deſto deut. bung der lider werde, will ich die Beſchreibung der Schichten hobetci von einigen Floggebirgen hieher feben , ſo, wie ſolche niſhen von geſchickten und der Sache kundigen Männern Kupfers Den Anfang mag das hohens ertheilet worden. Flóage: ſteinijibe Flökgebirge mad en , welches ſich hinter birge . 17ordhaufen befindet , und ſich um den ganzen Harz bis nach der Grafſchaft Mansfeld heruin. ziehet .

des feſten ziehet.

Landes .

251

Ich werde die Beſchreibung deſſelben von

Herrn Bergrath Lehmann 1) entlehnen.

dem

Ladhter . Joll.

1

1 ) Die Dammerde, welche nach Maaß. gebung der Umſtånde, bald machtig , bald aber auch ſehr ſchwad ) und dünne ſtehet 2) Unter ſolcher folget der ſogenannte Stinkſtein , ein Kaldgeſtein , weldies grau von Farbe , und wenn man es reis bet, wie Kakenurin ſ. v . ſtinket ; ſtehet mådytig

6 I

3) Der Alabaſter , welcher daſiger Gegend die Stelle des Kalkſteins ver, tritt, iſt von ſehr verſchiedener Mächtig, keit , bisweilen 4 , 6 , 10, 20, auch wohl 30 {adyter machtig , wie denn befonders am Rohnſtein , bei Ellrid ), bey Obers Wiederfadsweifen , fidswerfen , ganze Berge von dieſem Steine ſtehen, weicher über 30 achter hoch ſind 1

4 ) Unter ſolchen ſtehet ein ordentlis der Tuphſtein , welcher gemeiniglich 12:20 Raubwače genennet wird 5 ) sierauf folget ein gemeiner Rale:

ſtein , welder mit fauren Hufojungos mitteln brauſet, und von denen Bergs leuten Zechſtein geheißen wird , iſt ge.

ſtecket, und zugleich mit vieler Thonerde vermiſcht iſt; iſt gemeiniglich daſelbſt mådhrig 7) Der

1

meiniglich machtig 6 ) Die ſogenannte Uberfáule iſt ein Kaltgeſtein , welches aber voller Sand

1

1 1)

Verſiich einer S. 163 F.

Geſchichte

von

Floßgebirgen,

252

Allgemeine Naturgeſchichte Ladoter . Joll .

7)

Der ſogenannte Ileberſchuß iſt

nichts anders , als ein verhårceter Letten oder Thon , welcher gemeiniglich nur machtig anſtehet

I

8 ) Hierauf kommt ein Gemenge von

*

9) Das Dach iſt ein grauer Scie: fer, welcher aus Tho. und Kalkſtein be. 16

ſtehet 10) Nun kommt eine Urt Schiefer, welcher bloß oder wenigſtens grožten theils aus Thonerde beſtehet,

fd warz

ausſiehet, als eine ordentliche Kupfers fchiefer, aber fehr arm an Gewalt iſt, fie 6 þeißet die rijittelberge, ſtehet máchtig 11 ) Die Rammſdaale iſt eine ſchwarze Schiefer , welche aber ſehr wé. nig Kupſer hålt 12 ) Auch die darauf folgende Mits telſchiefer , ob ſie gleich ebenfalls wie ein guter Schiefer ausſiehet, iſt arm an

Gehalt und machtig 13) Hingegen die ordentliche Rupfers ſchiefer iſt diejenige , welche ſich durch einen reichen Gehalt hervorthut, nur daß folche nicht mådytiger anſiehet als 14) Un folcher hangen die ſogenann

1

1

Kalt und Thonerde jugleid), welches die zarte fåule heißet

ten Flogerzce, welche theils ebenfalls aus einer Art von reichen Schiefern bes ſtehen ; theils aber nid )t felten ein bloßes grünes Sandgeſtein ſind , welche aber an Kupfergehalt reich ſind 15) Die Bergleute haben das darauf folgende Geſiein, weldjes aus Kalt und Ebonto

I

253

des feſten Landes . 361

Lachter. Joll. Thonerde

mit mäßigen Steinen ver,

miſche beſtehet, und gemeiniglich mach' tig iſt , ganz unrecht den Bornſtein gee nennet 16) Unter folden liegt ein

blauer

Then, welcher der blaue Lertenſdimin genennet wird, und iſt mächtig 2. 4. bis

8

17) Das darunter liegende Geſtein , weldies aus Thon ,

Kalk ,

Glimmer,

16

I

]

Salk, Sand beslehet, und ſehr Eiſen ſdrüßig, dahero ganz roth ſiehet, heißet das zarre Todte, und iſt måchtig 18) Ein ſehr feſtes rothes Geſtein ,

6

welches aus Kalferde, groben Sande, Kießeln sc. beſtehet, und ſehr eiſenfchüßig iſt, heißet das wahre rothe feſte Todte.

1

Man hat es lange Zeit für die legte Schicht unter den Floßgebirgen gehal . ten ; es iſt öfters 20, 30, 40 , 50 [ achter machtig, ja wohl

60

19) Ein ſchichthartes, feſtes, rothes, eiſenſchußiges Geffein , weldhes mit ſau . ren Auflöſungsmitteln nicht brauſet, und hornſteinartig iſt. Es bricht Eiſenſtein neſtenweiſe darinne, welcher aber ſtrenge, 1

feuerwakig und arm an Gehalt iſt. Dieſes Geftein läßt ſich poliren, und iſt 6,8, auch wohl 16 ( achter mächtig, und 8.16 Heißet das felſige Gebirge. 20) Nun folget ein rothes Geſtein, welches eiſenſchützig und mit groben Sand vermiſcht iſt, es heißer der rothe grobe Sand, und ſeine Mächtigkeit iſt 21) Der darunter liegende klare ros the Sand iſt dem vorigen ganz gleich, nur

* {

254

Allgerneine Naturgeſchichte Ledoter , 3oll .

nur daß der in dieſer Schicht ſtechende Dieſes Flökit

Sand lehr klar iſt. måchtig

I

22) Die darauf folgende Schiche, Heißer die roche Schiefer, und beſtehet aus einer mit Eiſen vermiſchten Thon: erde. Ihre Måd tigkeit iſt gemeiniglich 4.8 23) Die darunter liegende Schicht fiehet leberfarben aus, und befiehet gleich . falls aus Thon mit fehr wenigen Eiſen theilen vermengt. ' Jit ab und zufallend (und heißet das leberfarbene Gebirge.) 6.8 24) Eine blaue darunter liegende Schiefer ,

heißet das blaue Rohlen.

Gebirge von

6:10

25 ) Hierauf folget das Dach der Kohlen , welches ein harres, feſtes thons artiges graues Geſtein iſt , von

$

* 1

26 ) Unter ſolchen ſtehen die Steins Koblen ſelbſt , welche daſiger Drten mådicig ſind 27) Vorhergehende Steinkohlen haben unter ſich die blaue Schiefern , einewirk. liche Schiefer, welche aber mehr ſchwarz als blau ſieher, und in welcher nicht fela ten Abdrücke von floribus alteris præco cis pyrenaici flore cæruleo folio ſalicis gefunden werden . Die Mächtigkeit dies ſer Schiefer iſt

1

6. 10 und mehr { adster bis 15 måchrig 6.15

29) Ein Flok , melches aus Thon, Kalt , Sand und Kiefelſteinen beſtebet und

1

28) Eine ſehr harte fchwarze ſchiefrige Bergart, Sornſtein genannt , öfters

255

des feſten Landes.

L achter. Joll umd das Liegende von den Steinkoh ,

7:10 len heißet , iſt öfters h t et ch lic ieb te e ji end ſch Sd 30) Di lek en das Ganggebirge unmittelbar an, und beifet das roche Todte unter den Roblen , beſteht aus Thons und Kalks erde mit Sand vermengt, ſiehet roth aus, wegen bengemiſchter Eijentheile, und iſt öfters måchrig bis $.

30

34.

Der In denen mansfeldiſchen Floßgebirgen wird man einerley Arbeit und Wirkung der Natur an , mansfeldi: treffen. In einen Bergrevier nicht weitvon Rolden Ku. pferfidge. ebenburg , welche das Kaßenthal genannt wird , verhalten ſich die Schichten folgender Geſtalt u) : Lachter. Joll 1) Iſt die Dammerde , welche ab und zufallend iſt, bisweilen & bis

I

2) Hierunter folget eine Sdjicht Leis men , welcher aber niemals reiner Lei men , ſondern mit vieler Kalferde vers miſcht iſt, und mit Saurem heftig brauſet. Is Jft machtig 3 ) Unter ſolchen liegt ein rother Let. ten , oder eine von Eiſentheilen gefärbte rothe Thonerde , welche ebenfalls mit I :2 vielen Kalkſtein vermiſcht iſt 4) Folget ein wildes graues lockeres

Rallgebirge mit håufig eingeſprengten Selenit

1.2

5) Hierunter liegt der blaue Letten , welder eine mit vielem Kall melirte 3.4

Ihonerde ift

I

6 ) Fin. u ) Ebendaſ. 6.170 .

2,6

Allgemeine Naturgeſchichte Lacter. 300.

6 ) Findet ſich der oben beſchriebene Srinkſtein , oder eine graue Kaltſtein art , welde übel riecht 3.4 7 ) Jit eine Art Kalkgebirge , wel.

che auf allen Klüften mit kleinen ſeleniti. ſchen Spathdrußdien erfüller iſt, und das knoglige Gebirge genannt wird 4:5 8) Ein grauer feſter Kalkſtein , der Zectiſtein genannt 21 : 3 9 ) Die Faule , oder ein zarter feſter Kalfſtein von grauer Farbe 10) Das Dach iſt ebenfalls ein graues feſtes Kalfgebirge 11) Der 17oberg oder Oberg , wie

es einige nennen , ein ſchwarzer falkarti

6 ger Schiefer 12) Die Lochberge iſt eine mit Sau :

rem brauſende ſchwarze falfige Siefer. 5.6 art 13) Die eigentlich ſo genannte " Riis pferſchiefer , an welchen die Kamm Schaale 14 ) Das Lochen , iſt eine weiche fich leicht blåtternde , fett anzufüblende Art von Schiefern

2-3

15) Das weiße liegende iſt ein Ges menge von Ihon , Kalf , Sand, Spath 16 ) Das rothe Liegende , welches daſelbſt noch niemals durchfunken , folg. lid , deſſen Mächtigkeit not) nie bekannt geworden

In dem ſogenanten Todthågler , Revier zu Rothenburg , beobachten die Schichten folgende Drdnung x) :

1) Die 1 ) Ebendaſ. S. 173 F.

des feſten Landes .

257

Lachtet. Zolt. 1) Die Dammerde gemeiniglich 2) Der Leimen , welcher ſich eben ro die ſauren Salzgeiſter 'verhåle , als wie ben den vorigen gemeldet worden, auch eben die Farbe als derſelbe har.

I

3) Das rotblettige Gebirge kommt mit den vorher beſchriebenen auf dem Kaßenthale in allem überein, nur daß es 10 machtiger anſtehet , nåmlich

1

4) Der Sankſtein iſt bier nicht ſo feſte als auf dem Kaßenthale , ſondern iſt blåttrich ( chieferartig 5) Weißer Letten , iſt vielmehr ein grauer mit Kalferde vermiſchter Thon

6

6g

6) Rnaurig Geſtein iſt ein graues Kalfgeſtein , kommt faſt mit dem oben angeführten Enorzlichen Geſtein überein , nur daß es nicht mit folchen drußigen Seleniten durchfeket iſt , ſondern der See tenie ujt durch und durch eingeſprengt. 7 ) Die Arabe iſt eine locfere leichte mit Mergelfall und Calf vermiſchte Erde

8 ) Der Zectiſtein iſt, wie oben gee meldet, ein dunkelgrauer Kalkſtein

3

9 ) Die Faule iſt ebenfalls ein Kalt . geſtein , nur daß diere nicht ſo hart , fono dern mit einer Thonerde Durchfeßer und Vermenget iſt 10) Leber oder Lochberge ſind ei. me Urt Schiefern 11) Hierauf folgen felbit

die Schiefern

3 12) Unter folchen ift das weiße Lien gende, welches nicht ſo grobſandig wie R Jl. Theil. auf

258

ne

Allgemei

chichte

Naturgeſ

Lachter. Zoll auf dem Kaßenthal , ſondern ein fetteć Ihon mit Kalferde verbunden 13) Das roche Liegende , welches gleid )falls nicht jo grobſandig , als das von Kaßenthale, ſondern eine feinere Ers de und gartern Sand zum Grunde bat. Sit ebenfalls noch nie durchſunken worden.

S.

35.

Die bisher beſchriebenen Fidegebirge Find lauter Steinkoh : Gebirge von Kupferſchiefern. Ich will denenſelben Das lenfioge zu noch ein Paar Steinfohlenfioke benfügen. Bettin. werciniſche Steinkohlenfldg ben salle verhält fich auf dem ſogenannten Schadirberge folgender Geſtalt y ) :

Lachter. Joll. 1 ) Die Dammerde, welche mebren: theils anſteht 2; Rocher Sand 3 ) Rother Lerten

2 : 3

4 ) Rothes Gebirge

7-8

5) Hierauf folget braunſctiefrig Ges birge , welches mit dem Hohenſteiniſchen leberfarbnen Gebirge , der Farbe nady einerley iſt; nur daß jenes falfaétig, dies res aber thonig iſt : es brauſet nicht mit Saurem , und iſt eine Art von Schiefer 6 ) Das Sangende vom Oberfloge, iſt ebenfalls eine lichtbräunlide thonige Schiefer

7) Dachberge vom ein

graulettiges

Oberfidge, iſt

Gemenge von

Thon,

Steinkohlen , Schiefer

8) Obers 3

y) Ebendaſ. S. 184.

4

des

feſten Landes.

259

Lachter . Joll. 8) Oberfläger hohe Rohle : iſt ei. 'ne ſchöne , obgleich hier und da mit Schwefelfies angeflogne und durchflor fene Steinkohle 1

9 ) Unter dieſen Kohlen folgen die ſo 1 genannten Bankberge, ein graulettiges 8.9 ſchweres Geſtein 10 ) Hierauf folget die Bankkohle, welches eine mit ſchwarzen fetten (etten vermiſchte Steinkohle iſt

12:14

11 ) Das liegende vo nOberfidge, iſt ein feſtes , graues meiſtens aus : Thon mena

beſtehendes Geſtein mit ſehr wenig Kalk: erde und Glimmer vermenget 12) Das Dacygeſteine vom erſten , Rrumbholzer Flobe , iſt eine ſchwarze Schiefer, welche hier und da mit Schwe.

and

felfies durchfloſſen iſt 13) In dieſem Dachgeſteine ſtehet der fo gengnnte Wegweiſer als ein Kohlen drum , wie es denn auch in der That ei. ne Art von einer ſchlechten Kohle iſt, wobey zu merken , daß, wenn ſich dieſer Wegweiſer anlegt , ſo ſind die Arbeiter gemeiniglich nur noch } lachter von dem erſten Krumholzer floke. 14) Nun folgt das erſte Krumbhél Berfldg von Steinfohlen , welche feþr ſchon ſind, und ſtehen måchtig 15) Das liegende von dieſem Floße

iſt ein graues feſtes thonartiges mit vies len Glimmer durchflosſenes Geſtein 16) DasDadigebirge vom zweyten Krumbholzerfids iſt eine ſchwarzgraue Schiefer.

}

Dieſes iſt diejenige Schiefer R 2 auf

8.9

260

Allgemeine Naturgeſchichte

Ladhter . Joll. auf welcher die Abdrücke von Kräutern

1:14 zuweilen gefunden werden 17) Der fo genannte Innbruch vom zweyten Krumbh8lzerflos iſt eine - 7-8 Steinfoble 18) Das Lochen iſt fetter, glänzender, 1 fchiefriger, ſchwarzer letten , welcher mit Schmefelfies , angeflogen iſt 1

19) Die Bank von beyden Krumhol ferflöken iſt eine Gemenge von Steinkoh le, Schwefelfies, Schiefer, Spath, Drð. mer xc. § . 36. In dem Steinfohlenwerke zu Morsleben und Steinkoh- Wefensleben nicht weit von beimſtadt findet lenflste

man die Schichten des Floßgebirges in folgender

bey Belm- Ordnung y) : Lacter . Joll. flådt. 1) Iſt die Dammerde , welche von ungleicher Mächtigkeit iſt. 2) Folget ein gelb und braunes Ges birge , iſt ein mitEifenſchuß und Flarem 1 Sande vermiſchter Thon 3) Ein grauer Thon , welcher das ſchwarze Kohlengebirge genennet

3-4 " vird, und nichts falkarriges zeiget 4 ) Ein graues grobfandiges Ges 1:3 birge , iſt ein bloßer Sandſtein 5) Unter dieſen liegt ein eiſenſchůßiges Gebirge , welches oferhaftig braun und ein Sandgebirge iſt , man heißet es dort 'braunfandiges eingeſprengtes Gebie , ge.

14

Es iſt mådhtig

In y ) Ebendal. S. 184.

261

des feſten Landes .

Lachter. Joll. In demſelben finden ſich Nieren als die größten Ganſeeyer , welche aus einen

8

feſten eiſenſchůßigen Sandgeſteine be ſtehen 6) Hierauf folget ein weißgraues Sandgebirge

2:3

7) Das blaue Stufgeſtein iſt ein Gemenge von Thon und klarem Sande

1.2

8) Nun lieget das blauſandige Ges ſtein , welches ein mit Thon vermiſchter fchiefriger Kalkſtein iſt

st I

2

9) Das weißblauliche Gebirge iſt ein grauer verhärteter ſchiefriger Jetten 10) Das weißfandige Kohlendach . gebirge, an demſelben hången die Koh.

M

len , wenn ſolche am niedrigſten ſtehen ; es iſt ſolches ein von Thon nnd weniger

1

Kalkerde zuſammen gerektes ſchiefriges Geſtein Defters findet ſich an deſſen Stelle ein weißer Lerten , welcher alsdann das Dach derer Kohlen abgiebt , und gemei. niglich machtig iſt 11) Die Rohlen ſelbſt ab und zu. 10.18 fallend 12) Das ſchwarze Liegende unter 14

Liegendes , welches ebenfalls ein fetter, ſchwarzer, ſchiefriger Zetten iſt

12

1

dem erſten Rohlenftósse, iſt eine ſchwarzgraue thonige Schiefer 13) Noch ein dergleichen ſchwarzes

14 ) Ein grauſandig Geſtein , wel. dhes ein mit Thon zuſammen gebackener Sand ift, welcher unter dem liegenden anftehet N 3 15 ) Das

1

262

Allgemeine Naturgeſchichte Lachter. Zoll.

15) Das zweyte Rohlenfids iſt eine

1 4-5

gute Steinkohle 16 ) Das ſchwarze Liegende dieſes Flokes , iſt ein fetter ſchiefriger ſchwar,

I zer letten 17) Grauſandiges Geſtein , iſt ein Geminge von Thon , Kalk , mit Schwe:

132

felfies durchfloſſen 37 g. Dieſen will ich noch ein Verzeichniß der Schich. Thuringi- ten in den thüringiſchen Floßgebirge.: benfügen, wie ſche Flot-ſolches von dem gelehrten Herrn D. Füchſel z) und nach felbigem von dem Herrn Rath und Prof. gebirge . 1

Baumer a) geliefert worden . 1 ) Das oberſte Kalkgebirge , Muſchelkale, es ſeri teſtaceo - calcarea , liegt in den niedrigern thù. ringiſchen Gegenden , in den Schwarzburgiſchen , Weymariſchen , Gorhaiſchen und Erfurtiſchen faſt

überall zu Tage , beſtehet aus Kalfſtein , Schichten und grauem Thone , der zum Theil die Geſtalt eines brocflichen Schiefers hat , und iſt mit Leimen , und an den niedrigſten Gegenden mit Flogfande bedeckt. 2) Das Gypsgebirge , rothe Gypslager, ſeries gypſeo - argillacea rubra , in welchem man viele Gypsarten antrifft. Es zeiget ſich ben Arnſtadt in dem Sdwarzburgiſchen , bey Walichen in dem Wey . mariſchen , bey Gleicher., in dem Erfurtiſdien zu Mühlberg , Tiefengruben , und macht in dem Erfur. tiſdien die einzelnen Berge, montes ſolitarios, aus, à: E. den Rothenberg, Kaßenberg, die Schwellen burg, den Dachsberg und Walſchberg.

3 ) Das

z Fn den A &is Acad . Scient, Elect. Mogunt . Sh. II, a) In der Naturgeſchichte des Mineralreichs Th.I. Š . 496.

des feften Landes..

263

3) Das Sanogebirge, ſeries inontium arena ceorum , enthält Sandſtein mit Thonlagen und Copfſtein . Der obere Sandſtein dauert beſſer in der Luft, der untere, Giühfand, wegen des benge . Man ſiehet Feuer . miſchten Thons, beſſer in daſſelbe zu Martinrode und Grauwinkel an dem Walde ; zuweilen wird es auch eher in die Höhe ges trieben , j. E. zu Seebergen , ohnweit Gotha , zu Bachſtadt in dem Weymariſchen, zu Mühlberg, am Eteiger , ben Daberſtadt, auf der weſtlichen Seite des Rothenberges, und ben Schallenburg ſcheinet es fein Ausgehendes zu haben . 4) Das Brennkalkgebirge , Mehlbazen, mehlicher Kalkſtein, ſeries farinaceo - calcárea, liegt zwiſchen Zumenau und Plauen , und läßt fich wie Kreide ſchneiden . 5) Das graue Gypslager , ſtatumen alaba

ſtrino - argillaceum glaucum . 6 ) Das Ralkfissgebirge , ſeries calcareo metallica , ſtreichet an dem ganzen thüringer Walde weg , enthält Kobolde und Kupferſchiefer, die beſon . In einer ders zu Illmenau gewonnen werden . fchwarzlichen Schicht dieſes Gebirges , ( Hornfide ) find Gryphiten und Seenadeln , aber keine andere Verſteinerungen , enthalten . 7 ) Das Sandfos, Natumen metallico areno fam , fommt bey Saalfeld und Fllmenau hervor, enthält keine Verſteinerungen ; ſondern eine blauli. dhe foboldiſche Erde, Kalk und Quarzſtücke. 8) Das iveiße Gebirge, weißliche Schaale gebirge, leries fillilis albicans, þat graue harte thon . ! artige Schiefer, Jaſpisarten und verſchiedentlich gefärbten Marmor. Es giebt zuweilen das Unter, lager des vorigen Flókes ab ; macht , wo es allein ift, hohe Gebirge, und pfleger öfters auf ſeiner Ober . flache mit unreinem leiman bedeckt zu ſeyn. R 4

Man fann .

264

Allgemeine Naturgeſchichte

fann es in der Schurte bey Langerwieſen , und von Jimenau hoch über Plauen weg entdecken . 9) Das roche Gebirge , roche Schaalges birge, feries fiflilis argillacev lapidoſa , enthalt ro then , eiſenſchůßigen verhårteten Thon , dergleichen Marmor , und rothes quarziges Geſtein , und liegt zwiſchen Illmenau und Manebach zu Tage . Es enthålt keine Verſteinerungen , und iſt von geringes rem Umfange, als die übrigen. 10 ) Das blaue Gebirge , ſchwarzblaue Shaalgebirge, Dadiſchiefergebirge, feries filli lis caerulea, beſtehet aus Thon, gutem Schiefer und dem marmorartigen Kalffioke , grauem Marmor , der feine fremde Bruchſtücke und Verſteinerungen , Es iſt ben außer einigen Aſtroiten bey ſich hat. Saalfeld , Jllmenau und weiter hinauf gegen den Wald zu ſehen , II) Das Unterlager des blauen Gebirges entpålt die guten Steinkoblen mit ihren Kräuter. abdrücke begenden Schiefern, Steinkoblenflók, und die Alaunfisse, das ſchwarze Alaunlager, vitrioliſches Gebirge , ftatumen tiſlile nigrum , aluminofum , welche etliche Sadyter mächtig find , jo E. bey Manebach .

12) Das wahre rothe Todte Liegende , be. ſtehet aus einem Gemenge von eiſenſchůßigen Steis nen, und iſt an dem hód ſten thüringiſchen Gebirge, 3. E. ben Schmiedefeld zu ſehen ,

S. .38. Daß aber der Bau der Fidegebirge nicht nur in Sandſtein Divtfchland ſich ähnlich iſt, ſondern auch eine fast 1. Alaun : gleiche Beſchaffenheit in allen übrigen Flößgebirgen Ichiefer flos bat, erbeu.. aus den bekannt gewordenen Beſchreie Dei se auf bungen

1 des

feſten

Landes.

265

Ich will hierland und Gottland. noch ein paar Floßgebirge aus Schweden benfügen . Auf der Inſel Gottland , in dem Steinbruche Gamlikulan und faſt allen übrigen Steingruben bungen verſchiedener Berſelben b) .

auf dieſer Inſel, fiehet man folgende Sdichten c) : 1 ) Aur , welches eine mit weniger Dammerde bedeckte Schicht von grobem Seeſande und kleinen Geſchieben von Feld- und Kalkſteinen iſt; 8 Viertel machtig . 2 ) Kalkhall, 8 Viertel mächtig , ein etras ſchiefericher bleicher aus unfühlbaren Körnern be. ſtehender Kalkſtein ; aus welchem e edem ein guter Kalf gebrannt worden. 3) Brushåll, 4 Viertel mächtig , welcher aus einem von dem rechten Kalfftein unterſchiedenen Sandſteine beſtehet; er iſt trockner als der lektere, und ſpringet ſchiefer , werden .

kann alſo nicht gebraucht

4 ) Thon , 3 Viertel måchtig , welcher trocken iſt, unter den Zähnen wie ein Mergel ſchmilzet, ſich (chiefert, und auf der Ablöſung mit einem feinen Glimmer beſtreuet iſt , eben wie der vorige . Es follte faſt ſcheinen, als wenn jener aus dieſem Thon erzeugt wäre , wenn dieſer nicht von jenem abgefon. dert wäre, und denſelben hier und da abſchnitte, -5) Grushåll 1 Viertel , gleich No. 3. Uuf deſſen Ablöſung zuweilen eine crufta pyriticoſa gee funden wird, die dodh nicht in den Stein hineingehet. R5 6) bon b ) 3. B. die Schichten zu Marly la Ville findet ſich bis auf 100 Fuß tief beſchrieben in des Herren Buffons allgemeinen Geschichte der Natur 36. I.. S 131 p. die Steinſalzfloge zu Wielingska und Bohina in Polen aber in dem bamb . Yriagaz. B. 4 und 6 . 6) Linnai Reiſe durch Deland und Gottland, S.285.

1 266 Allgemeine Maturgeſchichte

6) Thon 1 Viertel, gleich No. 4 . 7 ) Grushåll 4 Viertel, gleich No. 3 und 5 . 8) Thon 2 Viertel, wie No. 4 und 6 . 9 ) Guter Sandſtein 4 Viertel , welcher zum Gebrauch gut iſt. 10) Thon ein paar Zoll, wie No. 4, 6 und 8. 11 ) Outer Sandſtein wie No. 9. einige Ellen mächtig. Die weitern Sdichten haben von dem Ritter Linnåo nicht beobachtet werden können , weil die

!

Arbeiter wegen des Waſſers nicht weiter in die Teufe gehen. In der Ulaungrube bey Móckelby auf der Inſel Deland zeigen ſich folgende Schichten d) : 1 ) Raſen und Dammerde , eine Ducerhand hoch. 2) Schiefer ein Queerfinger. 3) Sandige Erde 1 Elle , deren oberſter Rand wie Steinfohle ausſiehet.

4 ) Schiefer i Viertelelle . 5) Stinkſtein . 6 ) Schwärzlicher Schiefer Viertelelle. 7) Srinkſtein in Geſchieben 4 Viertelelle . 8 ) Schiefer ein Queerfinger. 9) Stinkſtein und etwas Kalf darunter . 10 ) Schiefer , und darinn hier und da Stinf. ſtein . 11 ) Rale bis zu dem Alaunerzte nieder , und darinn fchwarze Nieren .

12) Guter ſchwarzer Alaunſchiefer 6 Ellen fief. g. 39 . Der Berg Rinnekulle in Weſtgothland , iſt Deſigoth wegen ſeiner beſondern {age und Beſchaffenheit einer landiribe der merkwürdigſten Orte in Schweden . Dieſer Flogges Berg iſt ein aus breiten und weitläuftigen Abfäßen , birge. oder ; d ) Ebenbaſ. S. 89.

1

des feſten Landes.

267

oder treppenweiſe " liegenden Feldern , die ſo geräu mig ſind , daß ſie ganze Kirchſpiele in ſich faſſen fönnen, auch mit angenehmen Wieſen , fruchtbaren Heckern und ſchönen Wåldern bedecft ſind, beſtehens des Floßgebirge . Jeder Abfak beſtehet aus beſon dern Bergarten , weldie , wie die Ablåke, bennahe horizontal um den Mittelpunct des Berges berum . geben , und von einander durd) perpendiculare Wanda oderKlippen unterſchieden ſind, die den allerhöchſtent Kirchen oder Schloßmauern ähnlich ſind. Die Steinlagen dieſes Bergs , welche ſich viel weiter in die Höhe , als die fabluniſche Grube in die Liefe,

i erſtreifen, indem der Berg 397 Ellen fenfrecite Höhe, von der Waſſerfläche des Wenetfecs an, hat, wur. den bey der Unterſuchung vom Herrn Ritter Lins nåo e) folgender Geſtalt befunden : 1 ) Die Sandſteinflippe , 450 Ellen breit und

41 Ellen machtig ; beſtehet aus weißen etwas auf Gelb ſtoßendem Sandfieine, mit einer ſchwarzen Dieſe oder róthlid gemiſchten Dammerde bedeckt. Echiche erftreckt ſich weit in den Wenerſee binein mit eben derſelben Schiefe, welche ſie über dem Waſſer hat. 2) Die Klippe von dichtem Kalkſteine ( limmſten ) hat in der fånge 800 Ellen , und in der fenkrechten Höhe 36. ausmacht ,

Der Kalfſtein , welcher dieſe Schicht wird hier zur Verarbeitung gebrannt,

und beſtehet, nach der Eintheilung des landmannes, aus dreien Sorten ; nåmlich aus dem redyten Ralfftcin , ( Marmor Calx ) welcher im Brennen einen guten Kalf giebt ; aus Leberſtein ( Lefwers ſten, Cos calcaria ), der im Brennen, wenn er durch. hikt iſt, mit einen ſtarken Knall in Srůcken ſpringt; und aus Stinkſtein ( Orſten , Bitumen fuillum ), doc

e) Weftgoth . Reiſe S. 26.

1

268

Allgemeine Naturgeſchic ht

e

der parallel cryſtalliſire iſt wie ein Salz. Oben auf dieſer Schicht oder Klippe liegt ein ſchwarzer etwas falfigter Schiefer ( Rråkeberg , Schiſtus corvinus ) welcher harte und feſte Brata formiret. Dieſe Klippe iſt übrigens mit einer rothen Damm. erde bedeckt , worinnen man oft ſchwarze Kießel findet. 3) Die Klippe von rothen ſchiefrigen Kalk: ſteine, gleich dem Delåndiſchen, ( Marinor campeſtre) iſt 800 Ellen lang, und von drey Sorten : (a) Gron Griffelſten , ohngefähr ein paar Ellen did . Oben auf dieſem liegt ( o) der ſogenannte graue Táliſten, aus welchem Fließen zu Fußboden gehauen werden, wie in Deland ; endlich liegt darauf ( c) der rothe Täljſten , der die außerſte Kante des vorigen aus. Die macht , und ihn nach außen zu umgiebt. Dammerde iſt eine gute fchwarze Erde ,

und oben

darauf ſind verſchiedene Dörfer u. f. f. gebauet. 4) Eine aus knorigem Marmor, ( Gorften, Marmor nodoſum ) beſtehende Klippe , beträgt in der Långe 600 Ellen , aber in der Machtigkeit 77 Ellen. Der Stein iſt ein grober knotiger Kalfs ſtein , der weder zum Brennen nocy zum Schleifen dienet.

5) Hierauf folgen ſteilere Unhöhen 600 Ellen lang ,

welche mit lauter runden Feldfieinen ange:

füllet find. 6 ) Der vorerwåħnte rdwarze Schiefer in mächtigen lagen ( Schiſtus corvinus ) 500 Ellen lang . 72 Die böchſte Anhöhe , oder der Gipfel des Gebirges , von groben und barten Sandſteine, 862 Ellen lang , und im Perpendicul 243 Ellen ; dieſe iſt mit Tangelholze bedeckt.

Die

des

feſten Landes.

. 269

Die Schichten an dem Indſſeberg , Ållebårg, und Billingen , in eben dieſer Proving , kommen durchgängig mit denen am Rinnekulle überein, ſo , daß| wenn man die Steinlagen des leßtern kennet, man gewiſſe Anleitung hat, was in jenen zu ſuchen Rinnekulle beſtebt zu oberſt aus Waafe, dar. fer. auf folgt eine dünne Sage Schiefer', hierauf eine hohe Sage Kalkſtein , demnächſt wiederum Schiefer mit Stinkſtein vermiſcht, und endlich eine ſtarke lage Sandſtein . Dergleichen Beſchaffenheit hat es auch mit dem Billingen , Nisſſeberg , Dllebårg, Kunnebärg und Sall , welche zu oberſt aus einer Baafe mit magerer Dammerde beſtehen ; darunter liegt ein Schiefer; darauf kommt der rothe Kalk , ftein, der ſich ins Feld erſtreckt, wie auf dem Rinnes tulle ben máſterplana ; von dieſer Art ſind die fchönen Wieſen um den Ollebårg und Möffebärg : c, welche theils , wenn ſie tiefe Dammerde haben, fruchtbarer, theils, wenn es ihnen daran fehlt, dúrr und mager find. Ja dieſe Schichten zeigen ſich weiter als in Weſtgothland, denn der Omberg in Oftgochland und die hohen Berge ben Grenna haben eben dieſelben Jagen , ja der Alfwar in Oes land, die Carlsinſeln , Torsburg und Soburg in Gothland , geboren eben dahin , nur mit dem Un. terſchiede , daß Deland und Gothland nicht ſo hoc liegen , daß ſie die obern ſtrata von Kalkſtein und Waafe über ſich haben könnten , ſondern nur aus der rothen Kalkfließe beſtehen , die den Gegen . den um Medelplana und Alefwa benkommt. Daß aber die Natur an allen dieſen Deten gleichför. mig ſen , kann die Sländiſche landborg deurlich aus. weiſen , als deren Fuß ein mit Stinkſtein vermengter Schiefer iſt , wie man ſolches beſonders an dem dlåndiſchen Allaunbruch ſehen kann , welcher eben: falls auf einem Sandſteine ſtehet , der dem flachen Sand .

270

Augcineine Naturgeſchichte.

Sandſteinbruche bery Burswik auf Gothland gleid, fömmt. Der Frenherr Sten . Bjelke bat dem Ritter Linneo berichtet, daß ganz Eſthland eine dergleichen Ebene , wie Refiva , Falbygden oder Weſterplana ſen , und auch aus einer ſolchen rothen Kalkſteinfließe beſtehe; wie auch , daß ders gleichen Schichten lid ebener Maaßen bey der Sil . bergrube Kongsberg in 17orwegen zeigen . 40. §.

Dieſe Benſpiele werden vermuthlich hinreichend Wie ein ſeyn , meine Leſer zu überzeugen , daß die Bauart Fløhgebir- und innere Einridítung in allen Floßgebirgen ſich uns Thon - und Salferde madyen der terſuchen . Hauptgehalt aller Floßgebirge aus ; allein es iſt ſolche auf mancherley Urt mit Sande , groben Gee ſtein, ſalzigen, brennbaren und metalliſchen Theilen vermiſchet ; daher man ſich wederdurd , die zufällige Farbe der Schichtert, noch auch durch als Geſchiebe zuweilen durinn liegende fremdartige Körper irre machen laſſen darf.

Noch weniger muß man ſich

8 an die Namen der Bergleute kehren , als welche einerler Sache an verſchiedenen Orten auch mit ver. ſchiedenen Benennungen belegen .

In verſchiedenen

der vorhin von einigen Floßgebirgen bengebrachten Beyſpielen , ſind die Schichten nur nach einzelnen Gruben oder Gegenden angegeben worden .

Allein

wenn man ein ganzes Floßgebirge gehörig unter: ſuchen will : ſo reicht dieſe Beſtimmung nicht hin ; indem manche Schichten an einigen Orten zuweilen unterbrochen werden und dem Gebirge entfallen . Man thut daher beſſer , wenn man den ganzen Zu ſammenhang eines Floegebirges von dem Gangge, birge an, nach allen Seiten, bis dahin , wo es ſich in das flache (and verläuft, unterſucht. Man kann daben entweder von dem flachen ( ande anfangen , Schürfe zu werfen , und damit bis an das Gangges birge

des feſten Landes.

271

birge fortfahren , um alle Veränderungen des Ge. fteins gehörig beobachten zu können ; oder man kann auch den Anfang bey dem Ganggebirge machen , wo fich die unter ſte Lage unmittelbar an das urſprüngs liche Gebirge anlehnet, und da aufhöret, wo das Flokgebirge in das flache land ausgebet.

§.

41 .

Wenn ich oben geſagt habe , daß die Schichten Unordent derer Floßgebirge faſt horizontal fortzuſtreichen liche und zerrůttete pflegten ; ſo iſt ſolches nur von demjenigen zu ver Fidge. ſtehen , was gemeiniglich und ordentlicher Weiſe zu Denn ſonſt wird man in der geſchehen pflegt.

Richtung der Schichten eine überaus große Abwei. chung und Abänderung antreffen , deren Urſachen wir in dem Folgenden aufſuchen werden . Die in der Ebene fortſtreichenden Flóke, und diejenigen , welche die untern Sagen der Berge ausmachen , lau. fent gemeiniglich mit dem Horizonte parallel; die obern aber, ſind, nach Maasgebung der verſchiede . nen Hobe der Berge bald mehr , bald weniger bos In allen Fällen aber weichen die Floke genförmig. Einige ſtea ſehr oft von der ordentlichen Regel ab. þen auf dem Kopfe perpendiculår, oder ſtürzen fich ; ben andern kommen Verkippungen und Wefel vor ; zuweilen entfällt auch dem Floggebirge eine Schicht, die man aber wieder zu finden pflegt, wenn man ſie weiter rúdwårts ſuchet ; anderer Zerrůttungen vor . jeßt zu gefchweigen . Als ein Beyſpiel eines ſehr jerrůtteten und wider die ordentliche Regel gebaueten Floßes mil ich aus dem Herrn Lehmann e) die Ochichten der Steinkoblenfioke bey , Lsbegin uns weit Salle herſeßen , deren Unordnung fonderlich in den leßten Schichten merklich ift :

1) Die e ) Berfus einer Beſchichte von Flósgeb . S. 180...

272

Allgemeine Naturgeſchichte Lachter. Joll.

1 ) Die Dammerde, welche meiſten. theils mådhtig iſt 2 ) Unter derſelben ſtehet der Leim , weldier , wie ſchon im vorigen ben denen Kagenthaler Schichten erwähnet worden , beſchaffen iſt 3) Hierauf folget der rothe Sand, ſo wie foldier bey Wetein befindlich I : 12 4) Zeiget ſich ein ſchwarzes , fettes,

I

thonartiges Geſtein , das Tagegebirge genannt

5) Hierauf folget ein grauer Kalkſtein, welcher gerieben , ſtinket, doch nicht ſo arg , als der ordentliche Stinkſtein . Er wird das graue Geſtein genennet

i

6) Alsdann wechſeln in einer lage mit einander graues falfartiges Geſtein mit weißen ſelenitiſchen Spathflecken. Dies fes Geſtein brauſet mit Saurem , und wechſelt mit einem rothen eiſenſchůßigen Geſtein , worinne rother ſelenitiſcher Spath ſtecket, welcher aber nicht ſo ſtart mit Saurem brauſet. Sie heißen dieſes Geſtein , aber unrecht, grau und ros the Riefel

2,3 1

7) Hierauf folger ein graues Geſtein , welches aus Thon und Kalk beſtehet. Dieſes iſt ſehr mächtig , doch nicht über all gleich , und alſo kann man nichts an. geben.

Sie heißen es das blaue feſte

Geſtein , wie ſie es nennen , es ſiehet aber mehr grau aus , brauſet mit dem Sauren

-

Geſtein. 8) Mit dieſem wechſelt oft ein rothes

273 2abtec. Bott.

Sauren heftig , und iſt ein bloßes Kalk. gebirge. 9 ) Der Wegweiſer iſt ein fetter , ſchiefriger mit Steinfoble durch floßner fchwarzer Letten , wie ben Wettin . 1

10 ) Das feſte sangende iſt ein ſchwar: jes Geſtein 2.3 11. Das ſchlechte Sangende kommt mit dem vorigen größtentheils überein

$.

12) In ſolchen liegen öfters Dieren von einer Kalferde mit Schwefelfieſe : dergleichen Nieren kommen überhaupt oft in Floß - Schichten vor. eine fette

1

13) Die Dachkohle iſt

1

i

des feften Landes.

sto

glänzende Art von Steinkohle , ſie beiſ. fen ſolche auch die hangende Schaale. 14) Hierauf folget eine Schicht, wel. che ſie Quarz nennen ; es iſt aber nichts weniger als Quarz , ſondern ein ſeleniti. ficher Spath , welcher bisweilen Koblen bringt, bisweilen ſolche raubet u . abſchnei.

ihre Erzeugung wahrnimmt

aus

fetter

1

det , er bridit oft auch in voriger Schicht 15) Die Kohle ſelbſt iſt eine fette Koble , an welcher man deutlich genug

Thonerde

16) Die Schramberge find ,eben , falls noch eine Art von Kohlen 17 ) Eine liegende Schaale , iſt auch

noch Kohle, aber kaum mächtig 18 ) Das weiße liegende iſt graues Kalfgebirge und machtig

ein

19 Das blaue Geſtein iſt vielmehr eine ſchwarze , fette , ſchwere , glänzende Schiefer

II. Theil.

3:4

20) Würf

1.1

4 3 -

274

Algemeine Naturgeſchichte Lacter . 3011.

20) Warfliches

Geſtein

iſt

ein

1

weißgraues aus Thon und Kalk beſte. hendes Gebirge weldies feilweiſe liegt. 21 ) Reilweiſe liegendes Geſtein iſt vielerley , beſteher theils aus bloßem Kalkſtein , theils iſt es ein Gemenge von Thon und Kalke : es giebt deſſen wohl 6 bis Sterley Arten , und iſt von Farbe liegt wie der Name zeiget , feil.

grau ; weiſe .

1

S.

42 .

Was nun den Gehalt derer Floßgebirge betrifft, Inneriero habe ich bereits vorhin geſagt, daß die Floke dem Gibalt größten Theile nach aus Thon . und Palkerden der Flot :beftchen ; ſo, daß beſonders die Kalfflokgebirge in gebirge . erſtaunlicher Menge über dem ganzen Erdboden ver, i Erdar : breitet ſind. Da es aber von dieſen Erden mehrere ten . Arten giebt : ſo müſſen wir ſolche beſonders nam. Die gemeine graue und blaue haft machen . rde Thone wird ben allen Flöken am häufigſten an. getroffen .

Sie iſt der Grund der Schiefer; ſie iſt

das Verbindungsmittel , wodurch die verſchiedenen Geſteinarten in den Flöken mit einander verbunden werden ; ſie iſt ſogar háuñig mit dem Kalfſtein ver. miſdt; ſie ſcheinet vieles zu der Zeugung des Koch. falzes mit benzutragen ; ſie iſt endlich in den Flók: gebirgen die gewöhnlichſte Metallmutter, in welcher die Metalle zwar nicht erzeuget , aber doch aus den jarten Dämpfen und Waſſern wieder dargeſtellet werden . Die Thonerde unterſcheidet hauptſächlich ben den Floßen die Schichten von einander, und lies bet auch auf dem flachen (ande die horizontale Lage. Viele Arten von bunten Erden , von fetten Bolar erdeil, von Tripel und Fullererden gehören gleichfalls hier,

des feſten Landes .

275

þierher. Die Rådyſiſche Terra miraculoſa , die geſiegelten Erden , die lemniſite Erde ; die blaue Erde von Eckersberge im Weiſenfelfiſchen und in Scylcſien 1. f. f. brechen insgejammt floßweiſe. Unter die auf dieſe Art auf dem Erdboden vertheilten Erdarten gehören ferner aud) ſo viele Ralkerden, welche theilszu wirklichem Kalkſtein geworden ſind, theils als Kalkmergel ſchichtenweiſe unter der Erde liegen. Die Kreide, die Topferde, die Mondmilch, die Gnpserde u . f. f., finden ſich insgeſammt in box rijontalen Schichten. g. 43 Von den verſchiedenen Arten der Salze wird

2) Salze. man nid )t leicht eine finden , die nicht in Flöken an . getroffen werden ſollte. Man könnte den Salpes ter und Boraf ausnehmen ; allein es fehlet noch an zuverläßigen Nachrichten von der wahren 46 . kunft dieſes gedoppelten Minerals in Indien in China, wo ſolches am häufigſten berfommt . Was das Kochſalz betrifft, ſo iſt merkwürdig, daß man allezeit in denen Gegenden , wo ſich die Floßgebirge nach dem flachen Lande zu verlaufen , folglich in ihrem Hangenden , Salzquellen findet. Man hat daher gegründete Urſache zu glauben , daß die Flók. gebirge und beſonders die darinn ſteckenden Kalfge. birge vieles zur Erzeugung der Salzquellen beya tragen . Vitriolfilz fann noch weniger in deri Floßgebirgen fehlen , weil, wie wir aus den Flok. ſchichten geſehen , überall Eiſenerze, ja felbſt Schwefel und Vitriolfies, in Menge darinn brechen. Ja man findet den Vitriol deutlich genug, theils ſchon gedies gen , auf den Kiesnieren , welche nicht ſelten auf Floßen vorfallen , theils aber auch nach einer vorges Gebrannte Schiefern, wenn gangenen Calcination . ſie eine Zeitlang liegen, und naß und wieder trocken werden , beſchlagen daher mit Vitriol. Ferner er . weifen

276

Allgemeine Naturgeſchichte

weiſen ſich auch die Steinfohlen mit Vitriol , wie denn auch die oft darinn verborgenen Kiefe an deren geſchwinden Verwitterung an frener Luft Schuld find.

In den Schiefern findet ſich dieſes Mineral

oft auch ohne Verwitterung , beſonders an den fo . genannten Kupferhiecen. Eben ſo findet ſich dieſes Salz auch in andern Flogarten ; z. B. in den Ulaun. erzten , wo es häufig genug angetroffen wird . Das +

Alaunerze bricht, wie man weis , gemeiniglich floßweiſe, es rey nun in einer beſondern Erde , oder in Steinkohlen.

Selbſt das Erzt, woraus die rós

miſchen Plaunen geſotten werden , fallen floßweiſe .

. Die warmen Båder und Geſundbrunnen , welche gemeiniglich ein Mittelfalz geben, wird man mehren. theils auch in denen Gegenden antreffen , wo Flók. gebirge vorhanden ſind. f. 44 . Die brennbaren Rörper ſind größtentheils Der ges 3 ) Bers auch in denen Floßgebirgen zu Hauſe. brennlite wadyfene Sdwefel findet ſich niemals anders als

Minera:

in Flöfſchidten .

Der Ageſtein wird , wie die Er. fahrung lehret, nicht ſelten in Floklagen angetroffen .

Boccone führet gegrabenes Bergól aus hori. zontalen Schichten bey Viterbo, Parma, Sicilien und andern Orten an .

Ja es iſt bekannt, daß aus

der Ulaunerde , beſonders aus der ſogenannten wilden , an verſchiedenen Drten ein wahres Petroleum aus . gezogen werden fönne. Die Daphrbrunnen ben Bacťu quellen auch aus ſolchen Horizontal lie. genden Schichten hervor. Von den Steinkohlen iſt es eine ausgemachte Sache, daß ſolche flokweiſe brechen , fie mögen nun ordentliche Steinkohlen , oder ſogenannte braune Solzkohlen , oder Erd, kohlen renn .

Der Gagat gehöret gleichfalls mit

zu dem Geſchlecht der Steinfohlen , daher denn auch dieſer Hoßhaftig bricht, wie ſolches auch die Ers fahrung

1

des feſten Landes.

277

fahrung beſtätiget. Hießer gehören auch diejenigen fetten Erden , welche, wenn ſie am Feuer ange. zündet werden , brennen, und einen beſondern Geruch von ſich geben ; dergleichen die Erde von Arrern in Thüringen , die inerſeburgiſche wohlriechende Erde , die Geraer Erde u . f. f. gehören , welche insgeſammt flößweiſe brechen .

Der Torf , deſſen

lage jederzeit horizontal iſt , gehöret auch zu den verbrennlichen Körpern aus dem Mineralreiche, welche

flokweiſe

brechen ;

ob

er gleich

ſeinen

Urſprung dem Pflanzenreiche zu verdanken hat. . 45. Die Metalle werden , wie bekannt iſt , in voll- 4)Metalle.

kommene und unvollkommene eingetheilet. Bende bringet die Natur theils gediegen , theils vererzet hervor. Von dem Golde weis man , daß es nie. mals vererzet , ſondern allezeit gediegen ' in reiner Mutter lieget ; alfein man hat daſſelbe noch niemals in Floßgebirgen gefunden , ſondern es iſt, wie bereits oben bemerket worden , den Ganggebirgen allein Silber iſt dann und wann in zarten Blått . eigen. gen und als Haarſilber auf Schiefern gefunden worden ; dod, das iſt allemal eine Seltenheit. Ger diegenes Rupfer jit auf Schiefern deſto mehr bes kannt, und iſt deſſen Geſtalt mehrentheils haarig . Vom Zinn weis man , daß es als von der Natur ohne Feuer hervorgebracht, nicht eriſtiret; mit dem Bley iſt es ebenfalls noch zweifelhaft, und gediegen Eifen iſt auf Floken auch noch nicht erhåret wor. den , da es ohnzdem eine große Seltenheit iſt. Unter den unvollkommenen oder Salbmetallen be. merfen wir zuerſt das Queckſilber. Dieſes findet ſich in einem flogartig liegenden fecten letten in Spa Ben dria, und wird Jungfernqueckſilber genannt . Creusenach in der Pfalz findet es ſich ebenfalls ganz rein und laufend in einem Róbſchiefrigen Ge. S3 ſteine .

278 ſteine.

Algemeine Naturgeſchichte Wismuth wird weder auf Gang - noch

Fiolzgebirgen rein und gediegen gefunden ; eben fo wenig findet man den Arſenit in weißer cryſtallia niſder Geſtalt in Flöken ; als Operment aber bridt er in lingarn und Servien . Roboid, Spießglas und Zink kommen gleichfalls nicht in reiner und regulmiſcher Geſtalt in Flohen vor. Was die vererzten Metalle betrifft, ſo iſt ber reits oben bemerfet worden , daß das Gold daben nid ) t in Erivågúng fommt . Silber findet ſich noch eher und häufiger in denen Schiefern , doch nidit in fo reiden Frzren , als auf denen Gangge. birgen ;

daher

man in den Schiefern vergeblich

Glarerzt, Rochguiden, Gänſeförbiges, Sori erzt, Federerze und derbes Weißgülden ſucht. Hingegen findet ſich ben denien Schiefern dann und wann ein zart eingeſprengres fablerzr. Gilben finden ſich auch auf Schiefern , aber ſie ſind im Sils bergehalt ſehr arm und eiſenſdrüßig. Sehr zart eingeſprengtes Wcifgủlden mird auch , aber ſehr felcen wahrgenommen. Silberråthe iſt ehodem auf den reichen Schiefern bey Rorbe burg duge. troffen worden , und die ſogenannten Kornåbrer, welche am Gehalt fehr reich Fiud, ſind den Schiefern allein eigen , und werden in Ganggebirgen nicht an. getroffen . Mehrere Arten von Silbererzten finden fich in Schiefern nicht in derber Geſtalt , ſondern aller andrer Silbergehalt ſteckt in zart eingeſprenge ten Geſchicken . Die Steinkoblen ſind auch nidic allemal toer von Silber , ob dergleichen zivar nicht fo häufig gefunden werden. Das Rupfer ift das. jenige Metall , welches fich in Flokgebirgen am bäufigſten findet. Sein Erzt , unter deſſen Geſtalt es gemeiniglich, darinn vorkommt , iſt theils ein gele bes Kupfererzt , welches die Schiefern als důnne Schnürchen durchſeget , theils iſt ſolches ſo jarr eina geſprengt,

des feſten Landes.

279

geſprengt , daß man es faum mit guten Vergröße. rungsgläſern erkennen kann . Bisweilen kommt es als ein Kupfergrün zum Vorſchein , da es denn bald auf den Sdjiefern , bald in ihrem blåttrigen Ge . webe, bald als Hiecen , oder als kleine blau und grún beſchlagene Kupferkiesnieren in dem Geſtein eingeſprenget iſt. Nicht ſelten findet ſich ben Floßen auch der ſogenannte Kupfernickel. Auf denen Bechſeln von Spath kommt oft ein ganz weißes Kupfererzt vor , welches einem lichten Kobolde gang ähnlich ſieget ; dagegen von Kupferglaserzt, Fahl erzte und dervem grünem Utlaserzte nichts leicht auf Flóken vorkommt. Oft findet ſich auf Schiefern ein angeflogenes Grün , welches aber rehr wenig Kupfer håle , und nur ein mit Kupfer tingicter rele . nitiſcher Spath iſt. Ein hochblauer Beſchlag hålt auch wenig Kupfer , zeigt ſich im Schmelzen aber déſio eiſenſchüßiger. Auch die Steinfohlen ſind nicht leer an Kupfer, wie denn die von Sartha bey Chemnitz an die 30 bis 36 Pf. im Centner halten . Zinn iſt dagegen das ſeltenſte Metall auf Floken ; Bley aber iſt etwas bekannter , indem man ſolches als Glanz , theils in den Schiefern eingeſprengt, theils, aber ſehr ſelten, aud) ben Steinkohlen findet. In den floßweiſe liegenden Schichten des Galmeyes kommt es häufig vor , wo auch das weiße Bleyerze bricht. Das Eiſen , dieſes faſt allgemeine Metall, zeigt ſeine Erzte unter verſdiedenen Geſtalten auch bey den Flöken. An vielen Orten findet man gleich unter dem Raſen und der Dammerde ganze Schich . ten und Floße von Eiſenſtein anſtehen , von welden merkwürdig iſt , daß , wenn ſie auch ausgegraben worden , ſoíche mit der Zeit dennoch wieder nach . wachſen. Selbſt das Rothe liegende unter den Flöken hat ſeine rothe Farbe dem Eiſen zu verdan . fen, und in den Floßſchichten ſelbſt fallen nicht ſelten S4 Neſter

1

1

280

Allgemeine Naturgeſchichte

Neſter und Geſchiebe von Eiſenſtein vor.

Von

den vererįren Salbmerallen zeiget ſich zuerſt an Queckſilberersten der Zinober. felren auf Flaken ,

Dieſer bricht nicht

obgleich in eigenen Schichten .

Opickglas ift , ſo viel man mreis , noch nicht auf Flöken gefunden worden . Wismuth und Ros bold findet ſich ofrer, ſonderlich auf den ſogenannten Wechſeln , als erelde die eigentliche Lage des Kobolds auf Floben find . , Der Galmey endlich låſſet ficha auch oft Airweiſe ſehen .

S.

46.

Aus dem , was bisher geſagt worden , ervellet, Wie die daß die Flokgebirge nicht ganz ungeſchickt find, Meo Meralle in die Flonge tallmůtter abiugeben , ob gleich die Erzte in den. bi: die ges felben nur als etwas zufälliges angeſehen werden tommen.

können , und allem Vermuthen nach nur erſt aus den Ganggebirgen in dieſelben * gekommen ſind. Wir haben oben geſehen , daß die Fiókgebirge alle . mal an die Ganggebirge anſchieben ; man bemerket ferner, daß unter den erſtern nur diejenigen , welche Den urſprünglichen Gebirgen nahe liegen , Metalle bey ſich führen , und daß man folche vergeblic, auf dem ebenen Sande , und in den oberſten dahin aus. laufenden Flóken fuchet. Hierzu kommt noch, daß die Farben der Schichten, Metalle und Mineralien , beſonders aber der Schiefer, mit denen von dem nåctiſten Ganggebirge ſo weit übereinkommen , daß man den Grund von dem Daſenn jener in dieſem fuchen muß ; wie auch , daß die Meralle auf den Fliken nie wieder nachwachſen , wie in den Gang . gebirgen. Wenn man alle dieſe Umſtände zuſam , men nimmt , ro wird ſehr wahrſcheinlich, daß die Beſtandtheile der Metalle und Erzte erſt durch das Waſſer aus den Kluften der Grundgebirge aus, und ben dem Entſtehen der Flöße mit in fie hinein ge. führet worden , wo ſie ſich mit den dazu bequemen Erden ,

280

des feſten Landes.

Erden , beſonders aber dem Thon und den Steinen ver. bunden haben , oder zu Erzt geworden ſind. Die Natur iſt auf den in den urſprünglichen Bergen bea findlichen Gången unaufhörlich mit Auflöſen , Zu. ſammenſegen und Verändern beſchäftiget , ſo lange fie nicht durch einen allzubeftigen Beytritt deräußern Luft und Waſſer in ihrer Arbeit geſtoret wird . Die bin und her auf den Klüften ſtreichenden Wetter, die unterirdiſchen Grubenwaſſer löſen Körper auf, führen ſolche andermärts hin , verbinden folche mit . andern Körpern und verändern dadurch ihre Geſtalt, ihre Beſtandtheile, ihren Gehalt und urſprüngliche Miſchung. Es iſt daher begreiflich , daß die me. talliſchen und mineralifchen Wetter bey der Ent . ſtehung der Floke in ihre neuentſtandenen Schichten übergegangen und daſelbſt in dem dazu bequemen Shon wieder førperlich geworden.

Man

findet

daher auch, daß Metalle, welche weniger ein flüfti. ges Gebirge, als vielmehr ein gedrungenes Ges birge lieben, die nahe gelegenen Flöße nicht ſo leicht mit ihrem Metall anſchwangern ; wohin die Zwite terſtöcke gehören , als wo das darauf brechende Erzt gemeiniglich mit Gefrigem Feuerfeßen gezwungen werden muß , und dem ſelbſt Waſſer und Wetter nichts anhaben können.

S. 47. Wir fommen endlich auf die in den Flokgebir . 5) Stein . gen bredenden Steinarten . Ich will mid) nicht arten in ben den glasartigen Steinen und beſonders ben den den Flog . ſogenannten edlen Steinen aufbatten . Von den gebirgen . orientaliſchen weiß man noch immer nicht recht , in was für einer Mutter ſie liegen , und in unſern Fidk . fchichten fucht man ſie vergebens. Deſto größer. iſt hingegen die Anzahl der thon , und kalfartigen Steine , als deren Beſtandtheile mit den in den Floßen Hauptſächlich vorhandenen Thon , und Kale. S5 erden

282

Allgemeine Naturgeſchichte

erden überein fornmen .

Unter den Ralkſteinen

Der ge. findet fich eine große Verſchiedenheit. meine Kalfſtein bricht ordentlich in horizontalen Hieher {agen , und madſt oft ganze Berge aus. gehören auch die Marmorarten , welche ebenfalls eine Art von Kalfſtein ſind , und allezeit in flógarti Eben ſo verhält es ſich gen Schichten brechen. auch mit dem Sandſtein , der ſo wie der Kalkſtein und Marmor in horizontalen Bånken anſtehet. Von dem Alabaſter und Gypsſtein zeugen ſo viele Alabaſter - und Gypsſpathbrůche, deren Schichten Auch der Serpentin, ebenfalls horizontal liegen. Dererjenigen ſtein bricht in horizontalen Sagen . berſchiedenen aus Thonerde , Kalk und Sand ver miſchten Schichten nicht zu gedenken , die bei Ers zåhlung der Flokſchichten bereits angeführet worden . Auch der Topfſtein und Sinter iſt mit ſeinen Arten ben Floßgebirgen nichts feltenes , zumal da derſelbe ſein Daſeyn der Thon- und Kalferde zu verdanken Von denen als Geſchiebe in Floken liegenden hat. Steinarten kommt der Ugat , Horn , und Feuer ſtein und Chalcedonier in Betrachtung ; ob man gleich noch zweifeln worden .

kann ,

g.

daß

ſie

darinn

erzeuget

48 .

Allein das Merkwürdigſte, was uns das Steins Perſheincs reid , in denen Floßen liefert , iſt die ungebeure rungen.

Menge von Verſteineringen , welche in allen Flók . gebirgen angetroffen werden , und die unſtreitigſten Urkunden in der Naturgeſchichte unſers Erdbodens abgeben .

Es iſt hier der Ore noch nicht, umfånde

lich davon zu reden ; indeſſen will ich dod, mit wenig Worten anzeigen , was man von dieſer Arti den Floßen zu ſuchen bat . Ueberhaupt will ich zuerſt annierfen , daß dieſe Verſteinerungen nicht in allen Steinarten angetroffen werden . In dem gemeinen Kalt .

des feſten Landes.

283

Kalfſtein , in den Marmorarten und Schiefern fonto men ſie in großer Menge, in dem Horn- und Sands ſteinen nicht ſelten vor ; in dem Seimenſtein und Mere gelſchichten ſind ſie mehrentheils verwittert ; allein in den Quarz · Spath - Felſen - Wacken - Porpyyre und Granitarten wird man ſie vergebens ſuchen . Was nun insbeſondere die verſchiedenen Arten von Verſteinerungen betrifft , die uns die Flokgebirge liefern : fo gehören dahin 1 ) von Landthier en , die verſteinerten Knochen , deren ſich in den Floßen viele Arten finden , und oft von folchen Thieren , die aus ganz andern Weltheilen dahin geführet ſeyn müſſen . Dergleidjen ſind die verſteinerten Ueberreſte von Man findet Elephanten , vom Einhorne u . ſ. f. deren zuweilen auch von Menſchen , obgleich ſeltener in Floken , und gemeiniglich mehr in großen Höh: len der Ganggebirge. Einige diefer thieriſchen Theile ſind vollkommen verſteinert , andere ſind verweſet, und haben ihre Geſtale zuvor dem Geſtein eingedruckt. 2) Von Sdnecken , Muſcheln und andern Schaalthieren iſt eine ſo ungeheure Menge verſteis nert worden , daß faſt unſere gange jeßige Erdfläche aus Gråbern ebemaliger Bewohner des Meeres be. ſtehet. In den Kalfgebirgen finden ſich ganze las gen von verſteinerten Muſcheln und Sdynecken . Man wird nicht leicht eine Marmorart finden , die nicht einen großen Theil ibrer ſchönen Flecken dere gleichen verſteinerten Seethieren zu verdanken haben follte . Fiſche finden ſid, nur in Abdrücken , und zwar nicht leicht anders als auf Sciefern. 3) Eben ſo verhält es ſid, zum Theil mit dem in das Mines ralreich übergangener Pflanzenreiche.

Man findet

eine Menge verſteinerter Hölzer ſchichtweiſe und hos rizontal

liegend, welche theils zu Ugat , theils zu

einem Kalkſtein , theils aber auch zu einem Eiſen. ſtein geworden ſind. Hieber gehören auch die vie.. len

284

Allgemeine Naturgeſchic ht

e

len2rten von Corallengewächſen und Seepflanzen, die man im Marmor håufig genug antrifft. Die brau . nen Holzkohlen finden ſich nicht felten in ſolchen ho. rizontalen Schichten und Floken in ziemlicher Tiefe. Ja gange Båume find theils verſteinert, theils mit einem balſamiſchen Erdharze durchfloſſen , theils gar durch Kies und andern Mineralien mineraliſiret Von Kräutern ſind vornehmlich die Abs woorden . drücke derſelben , und beſonders auf Schiefern bekannt . Es iſt merkwürdig , daß man die Aborůcke von Kråutern und Blumen gemeiniglich nur in den Schie. ferſchichten , um und bey denen Steinkohlen ; Fiſche hingegen ordentlicher Weiſe bey denen Kupferſdies Sonſt kann man vorläufig auch noch fern findet. dieſes beinerken , daß die noch vorhandenen Schaal. thiere fich mehrentheils gleich unter der Oberfläche des Erdbodens in den Kalkſtein - und Thorrfchichten befinden , und nur in eine måßige Teufe fortſeken . Die in den Mergelſchichten verwitterten liegen tiefer, ſind ålter , und müſſen ſchon lange vor jener Erjeu. Die verſteinerten Fiſche, gung da geweſen ſeyn. Landthiere und Holzer liegen noch tiefer , die Kräue ter Abdrücke am allertiefften , wie man denn derglei. chen noch in einer Teufe von 1440 Fuß angetrof fen hat.

8.

49.

Hieraus kann man ſich nun ſchon einigermaßen Wie nie Floßgebir:einen deutlichen Begriff von der Art und Weiſe ge entſtan ,machen , wie dieſe Flokgebirge entſtanden ſind. Wir den . können dieſen Gegenſtand hier zwar noch nicht hin. länglich entwickeln , weil wir zuvor den Grund des Meeres unterſuchen und einige andere Umſtände bey unſerm Erdboden in Betrachtung ziehen müſſen . Indeſſen überzeugen uns doch alle Umſtände, die wir bisher von den Flokgebirgen bemerfet haben , daß fie fpåter entſtanden ſind, als die Ganggebirge, und

des feften Landes .

285

und folglich jünger ſind als dieſe ; dahet wir völlig Recht gehabt haben , die Ganggebirge wenigſtens in Unſehung der Floke , urſprüngliche Gebirge zu nena nen . Es ergiebt ſich ferner , daß die Flöken große tentheils aus Thon - und Kalferden beſtehen , wels che mit einer Menge animaliſcher und vegetabiliſcher Lheile vermiſcht find ; jn in der Maſſe des Kalk. ſteins felbft findet ſich eine Menge von Thiertheilen, welches aus dem flúdytigen Salze und brenſtigem Dele erhellet, welches man ben dem Brennen dere felben verſpåret; woraus denn folget, daß dieſe Gea birge erſt gebauet worden , da die Welt , und viele leicht ſchon lange Zeit , mit allen Arten von Thieren Die in der größten und Pflanzen bevólfert war . Seufe in den unterſten Lagen dieſer Floke befindli. den Kräuter · und Blumenabdrücke , wie auch verſteinerten Hölzer und Ueberreſte der Landthiere bea lehnen uns , daß vor dem Bau der Floßgebirge hier eine trockene und bewohnte Erdfläche geweſen , die einer Menge von landthieren zum Aufenthalt gebiea net; aber durch eine plokliche Fluth überſchwemmet worden , deren Strom und übrige Umſtånde fich ſo gar, wie wir an ſeinem Orte ſehen werden , muth maßlid ) angeben laſſen . Aus den Schichten unſerer Gebirge , aus denen Lagen von Schaalthieren, wel. dhe ſehr ordentlich , und größtentbeils nach ihren Geſchlechtern und Arten , neſterweiſe darinnen ange. troffen werden , aus der Uebereinſtimmung ihrer Bauart mit dem , mas noch tåglich auf dem Boden des Meeres vorgehet, und aus vielen andern Um. ftånden , deren ich zum Theil im folgenden erwäh. nen werde , - werden wir ferner auf eine unſtreitige Art überzeuget, daß dieſe Gebirge in einem bald ruhigen, bald bewegten und ſtürmiſchen Meerwaſſer erbauet worden , und theils als ein Niederſchlag verſchiedener Materten aus demſelben , theils als ein Anbau

286

Allgemeine Naturgeſchichte

Unbau der Schaalthiere anzuſehen ſind , der nicht zu einer und eben derſelben Zeit gefdrehen können, ſondern nothwendig eine lange Reihe von Jahren nöthig gehabt. Die einzelnen anfänglich weid ,en da. gen find nachmals , nach dem darüber Seſdebenen Anbau neuer dagen , theils ſchon'unter dem Meeres. waffer erhärtet und verſteinert worden , theils aber iſt ſoldies erji nadmals geſchehen , da das Meer dieſe Gebirge verlaſſen , da ſolche durch) Wind , luft und Sonne ausgetrocknet worden. Es erhellet fol. ches nicht nur daraus , daß jede Sage ihre eigene Abiðjung bekommen , ſondern auch bey den ſenkrech. ten Kiſſen und Spalten , welche nachmals von der Natur entweder mit Erzen oder mit andern zur Empfängniß der Metalle und Mineralien nicht ges ſchicfren Erd- und Steinarten ausgefüllet worden. In den mit vielem Kalkſpath durch und durd) verſe: henen Kalkſteinen findetman indeſſen dieſe Riſſe nicht ſo häufig , und in den Gypsflåzen noch ſeltener , ja oft gar nicht. Ich werde mich bemühen , alle dieſe Umſtånde in dem Foigenden noch deutlicher zu ma. chen ; hier iſts genug ſie fürzlid, mit wenig Worten angeführet zu þaben . g.

50 .

Die zufälligen Berge Find endlich die legte Zufällige Art unter den auf der Oberflådie unſers Erdbodens befindlichen Bergen. Berge. Sie unterſcheiden ſich von den beyden andern Arten ſowohl durd) ihre geringere

1

Höhe , als auch und zwar vornehmlich durd ) ihren unordentliden und hodiſt verworrenen Bau , ber uns in ihnen nichts als Schutthaufen einer zufälli: gen aber fehr gewaltigen Veränderung der Ober: flåde, wenigſtens eines Theils derſelben fehen låſſet. Sie können durch verſchiedene Urſachen entſtehen . Unterirdiſche Feuer, feuerſpeyende Berge, und vor. nehmlich große und lang anhaltende Wafferflutben рабен

des feften Landes.

287

haben an ihrem Urſprunge den größten Antheil. Nach Maasgebung dieſer verſchiedenen Urſachen iſt auch ihr innerer Gehalt verſchieden. Die aus einer oft ſehr großen Menge abgerůndeter Steinarten bes ſtehende Grieslagen , die Thon und Seimenſchichten , die ſich an die Seiten der Floßgebirge angelegt has ben und verſchiedene Muſchelberge , deren Inneres weder Ordnung noch Einfórmigkeit zeiget, find großen und lange daurenden Ueberſchwemmungen zuzuſchreiben . Findet man hingegen in den Bergen Gefdhůtte von Aſche , Bimbſtein , Schlacken , ver . glaften und geſchmolzenen Steinen und Metallen , fo fann man ſicher ſchließen , daß ſie Ueberbleibfel eines da geweſenen feuerſpeyenden Berges ſind, wel. die nicht nur ſolche zufällige Berge , ſondern oft ganje Inſeln zum Vorſchein gebracht haben , wovon ich alsdann ein mehrers ſagen werde, wenn ich erſt von den Veränderungen der Oberfläche des Erdbo dens handeln kann. Von der erſtern Art findet man in unfern Gegenden allenthalben ſolche durch eine ehemalige große Ueberſchwemmung zuſammen getriebene Gries . Leimen , Muſchel- und Topſhügel. Selbſt manche { agen an und um den Floßgebirgen muß man als Wirkungen einer ſolchen gewaltſamen und unordentlich wirkenden Urſache anſehen. Die von unterirdiſchen Brånden und Feuerſpeyenben Grüften verurſachten Hügel aber , ſind in denen Ge. genden håufiger,

die von

ſolchen Entzündungen

häufiger und heftiger geplaget zu ſeyn pflegen , als die unſrigen .

51 . $. Ehe ich dieſen Gegenſtand völlig verlaſſe , will Wie der ich noch mit wenig Worten anzeigen , wie man den Gebalt eis innern Gehalt eines Gebirges zu beurtheilen pfleget. ges zu bes In dem vorigen iſt bereits bemerket worden , was urtbeilen für Metalle und Erzte man in den Ganggebirgen , iſt. und

288

Allgemeine Naturgeſchichte

und was für welche man in den Floßen antreffe. Weis man nun , zu welcher Art ein zu beurtheilendes Gebirge zu rechnen iſt , ſo wird man auch leicht be. ſtimmen können , was man ſich von demſelben mit Grunde zu verſprechen Habe oder nicht. Indeſſen haben die Bergverſtändigen noch verſchiedene andere Anmerkungen gemacht , deren Richtigkeit ſich doch aus der allgemeinen Betrachtung des innern Baues der Gebirge gar leicht begreifen laſſet. Je unver . merfter ein ganzes Gebirge, in Anſehung ſeiner Höhe ſteiget, bis es den Namen eines hohen Gebirges verdienet ; defto hoffnungsvoller iſt es, und wird ein fanftes Gebirge genannt ;

denn je mehr es mit

ſeinem Steigen Raum einnimmt, deſto mehr Gånge find daſelbſt zu vermuthen, und deſto långer fönnen dieſe in ihrem Streichen gut thun ; welches befon . ders von ſchwebenden Gången und Floken gilt. Dagegen iſt ein pralliges Gebirge, das ſchnell ſteiget und fält, nicht wohl bauwürdig, und beſtehet mei. ſtens aus wildem unmetalliſchem Gefteine. Ben der bergmånniſchen Beurtheilung eines Gebirges, hat man ferner noch 1) in Abſicht der Lage deſſelben zu bemerken , ob es den ganzen Tag über von der Sonne gehörig beſchienen werden könne ; die durch ihre langanhaltende Wärme auch in die verſchloſſen . ften Körper der Erde wirket. Die Erfahrung leba ret, daß das Gold warme Gegenden liebe ; wie man an Guinea, Nierico, Peru, Chili,Ungarn : c . In Peru ſind die Gånge die reichſten , fiehet. welche gegen Mitternacht und Mittag, auf der mit: ternächtigen Seite des Gebirges ſtreichen : nächſt dieſen diejenigen , welche gegen Mitternacht und Mittag , an der mittäglichen Seite des Gebirges , ihr Streichen haben ; doch ſtreichen auch an unter . ſchiedlichen Orten reiche Erzgånge gegen Morgen Das Zinn ſcheinet nur in einer gea und Abend.

mäßig .

des feſten Landes. måfigten Gegend gezeuget zu werden .

289 Silber,

Rupfer, Bley und Eiſen können ben ihrer Erzeua gung mehrere Kålte vertragen . 2) Hat man auf die Farbe des Grundes und Bodens Achtung zu geben , aus welcher man Vermuthung auf Erztgånge madien fann ; indem die Erde von den metalliſchen Ausbåmpfungen mit verſchiedenen glänzenden Far ben verſehen wird . 3) Ob es hier und da naſje, und vom Schnee befrente Flecken , kleinere und me. niger lebhaft gefärbre Gewächje auf dem Gebirge gebe ; weil dieſe eine Anzeigung der darunter befind. lichen Klüfte zu rern pflegen ; endlich 4 ) wie die vorbenlaufenden , oder aus dem Gebirge ſelbſt fome menden Waſſer beſchaffen renn , f. B. ob ſie minea taliſch ſein , und was für Metall in ihren Erden angetroffen werde; weil man daraus, mit ziemlicher Gewißheit , auf das Gebirge ſelbſt ſchließen kann . Es muß deswegen genau beobachtet werden , wie weit die metalliſchen Animeifungen in demſelben ge. þen ; denn wo ſie bei dem Aufſteigen aufhören , da iſt der Gang zu vermuthen f).

S.

52 .

Da die Natur, oder vielmehr der Schöpfer der Nugen der felben , alles , wenn es auch noch ſo zufällig zu ſenai Berge. fdyeinen ſollte , zum Nußen und Vortheil des Gan . jen anzuwenden pfleget :

fo låffet fich folches auch

von den Bergen behaupten , von weldier Urt ſie Dieſe, ſonderlich aber die Gang. auch fenn mögen . gebirge , geben dem Erdboden eine gewiſſe Feſtigkeit ; fie find Pfeiler der Erde, und tragen zu dem Gleich gewich . f) Herrn Baumes. Maturgefch. des Mineralreichs, Ib. I. S.514 1.

II. Theil.

3

290

Allgemeine Naturgeſchichte

gewichte und der gleichförmigen Bewegung dera felben um ihre Ure vielleicht auch das Jhrige ben . Da die Berge merkliche Erhebungen des Erdbodens ſind ; ſo würden in ihrer Abweſenheit, alle Puncte der Oberfläche derſelben von ihrem Mittelpuncte gleich weit entfernet ſeyn ; das Waſſer wurde als . dann , in Ermangelung eines tiefern Ortes, auf den Flächen ſtehen bleiben , und , ſtatt den Pflanzen in gehöriger Menge zum Wachsthum zu dienen , die meiſten Arten derſelben durch ſeinen nachtheiligen Ueberfluß verderben . Da fowohl bey ſtarkem Rea gen, als nach ſchneller Schmelzung des Schnees, rich eine große Menge Waſſers aus den gebirgigen Ge. genden gegen die niedrigen Derter , ergießet ; fo würde das Waſſer , durch ſein zu ſchnelles Austreten in die Ebenen größern Schaden anrichten , wenn die Bäche und Flüſſe nicht durch eine geraume Weis te von den Bergen eingeſchloſſen waren ; wodurch das Waſſer Zeit gewinnt, fich nach und nach, durch Verlaufung in größere Flüffe , Stróme und das Meer , durch das Einzieben in den Erdboden , und Uusdůnſtung feiner Oberfläche , zu vermindern . Wenn die Winde an die hohen Gebirge anprallen ; fo wird ihre Gewalt dadurd) bergeſtalt gebrochen : daß ſie theils zurück prallen , theils eine andere Rich . tung erhalten müſſen. Wenn die Richtung des Windes alſo beſchaffen iſt, daß er ſich in die tiefen Lhåler hoher Gebirge bineindrången fann ; ſo wird er dadurch zuſammen gepreßt , ſeine Schnellkraft, und alſo auch ſeine Gewalt , und die davon abgån . genden Wirkungen vermehrt. Es hat damit eben die Beſchaffenheit, als wie mit dem Waſſer in den Strömen , welches an den breiten Gegenden derſele ben ſanfte fließet, und dagegen an denen , wo das Waſſer zu beyden Seiten durch Berge , oder durch Waſſer .

des feſten Landes.

291

Waſſergebäude in die Enge gebracht wird , ſchneller fließet , und überhaupt mit vermehrten Kräften wirfet ; zumal , wenn eine merklid) abþangende Wenn auch ein Theil Grundfläche dazu kommt. der warmen Winde über hohe Gebirge ſtreichet ; ſo verliehren ſie dadurch ihre Wärme, und ſind darnaca im Stande die luft auf der entgegen gerekten Seite des Gebirges auch abzufühlen , und alſo die Som . Durch die Zu . merhiße erträglicher zu machen . růcfprallung der Sonnenſtrahlen von den Bergen wird die Warme in den Thålern ſehr ſtark vermehs ret, und eben dadurch , mit der dazu kommenden Feuchtigkeit, das Wachsthum der Pflanzen gar ſehr Zufälliger Weiſe kann es ihnen auch befördert. nachtheilig reyn ; denn wenn ſie von der Frühlings . wårme ju bald herausgelocket werden , und darnach die kalten und zuſammen gepreßten Oſtwinde die Chåler durchſtreichen, ſo gehet auch vieles, beſondeis die Baumblůchen , auf einmal durch den Froſt wie der verlohren ; welches man an den Bergen ſelbſt ſo leicht nicht zu beſorgen hat; weil daſelbſt, als an einem fältern Orte, alles ſpåter , oder im hohen Frühjahre erft berausrüfet; da man ſo leicht keine Fröſte mehr zu beſorgen hat. Da ferner die Berge einen unleugbaren Einfluß in die Witterung haben, und dieſe große Veränderung in den Geſundheitsa umſtånden der Menſchen hervorbringt; ſo kann man wohl behaupten , daß die Berge , durch Erzeugung der Wolfen und Winde , durch die Richtung der felben , und durch die Abkühlung der Luft, einen mittelbaren Einfluß in die Geſundheit der Menſchen Die Einwohner boher Gegenden befinden haben. fich , bey ihrer reinen (uft , geſundem Waſſer und Speiſen, viel beſſer, als die in niedrigen , beſonders fumpfigen Gegenden , und wenn dieſe nicht durch Minde

1

292

Allgemeine Naturgeſchichte

Winde gereiniget würden ;

ſo

würde es daſelbſt

noch mehrere , von unreiner {uft und von feuchter und warmer Witterung abhangende Krankheiten geben. Die Sdweiser , Sayojarden und an. dere Einwohner hoher Gegenden beſtätigen dieſe Wahrheit ; da ſie in niedrigen Ländern , wenn ſie fich daſelbſt lange 'aufhalten müſſen , erfranken . Die Abwechfelung der Berge , Thåler und Ebenen, machen mit ihren Wäldern , Wieſen , Aeckern , Duellen , Båchen , Flüſſen und Seen folche ange. nehme Gegenden, die man nimmermehr von bloßen Ebenen zu erwarten båtte. Wie furj würde aud) nicht unſere Ausſicht in bloßen Flächen fenn ? da wir im Gegentheil von hohen Bergen oft ganze Lånder mit entzückendem Vergnügen überſehen können ; jego nichts von den vielen Mineralien , Pflanzen , Thieren und andern Bequemlichkeiten zu gedenken , deren das menſd) liche Geſchlecht ent. behren mußte , wenn der Schöpfer den Erdboden nicht mit dieſer majeſtátiſchen Zierde verſehen þåtte g ). g.

53

Wo Berge find , da ſind auch Chåler , ben Von den ſonders aber unterſcheiden ſich die Ganggebirge, Ibalern. durch die tiefen und jåhen Thåler , welche ſie um und neben ſich haben , und oft bis zu 'Abgründen Viele dieſer Thåler ſind durch hinabſteigen . alferley Veränderungen der

Oberflache des Erd,

bodens , davon ich in der Folge reden werde , noch weiter zerriſſen und zu derjenigen Tiefe gebracht worden , die wir jekt an ihnen bewundern ; an , dere ſind erhoket und mit allerley ihnen nicht eigen . thumi

( g ) 6. Herrn Montagnes.

. Bertrands Efai fur les Ulages des Jürid ) 1754. gr. 8 .

des feſten Landes .

293

thümlichen Materien wenigſtens zum Egeil aus. alle aber leiden noch tåglich gefüllet worden , die ich an ihrem mandyerler) Veränderungen , Da die Floßgebirge weder Orte bemerfen werde . po hoch find , als die urſprünglichen Gebirge, noch auch ſo jáhe aufſteigen , ſo iſt auch leidyt begreif lich, dati ihre Thåler weder fo tief noch fo jahe fern können, als bei jenen . Weil ſich aber hier den Augen eines Naturforſchers eben nicht viel ſo wollen wir uns auch Erhebliches darſtellet , þier nicht balten.

långer

bey dieſem " Gegenſtande auf

1

MOT Dual

ZWARTIER

E 3

Die

294

Naturgeſchichte der auf dem

Die dritte Abtheilung

Naturgeſchichte

der

auf

dem

feſten

Lande befindlichen Waſſer.

Inhalt . §. 54. Allgemeine Betrachtung des Waſſers. 5.55 Eintbeilung deſſelben . Ø 56 Kurze Betrachtung des Luftwaſſers. 8. 57. Eintbeilung der Erds oder Quell . waffer. I 58 úrſprung der Quellen nach Ariſtote. lis und Vitruvii Meynung. S. 59. Nach dem Mas riotte. $ 60 Damider gemachte Einwürfe. § . 61. Urſprung der Quellen nach Perraults Meynung. . 62. Salleys Behrgebäude davon . $. 63. Schipies riafeiren darider. $ 64. Urſprung der Quellen nach Cartiſii Meynung . '65 . Beurtheilung derfelben . S. 66. Varenii , Derbams und anderer Meynung. 67. Wahrſcheinlicher Urſprung der Duellen. $.68. Eintbeilung der unfchmacbaften Quellen . $ 69. Sters rinnende Quellen. 6. 70. Regelmäßige perio . diſche Quellen. 6. 71. Ünregelmäßige periodiſte Quellen . $. 72. Unfo macbafte warme Quellen . $. 73. Uebrige ärten unſchmachafter Duellen . 6. 74 . Beriteinernde Quellen . 5. 75. Ålgemeine Betrach tung der mineraliſchen oder ramadhaften Quellen . §. 76 Warme Båder. $ . 77. Verſubietene Meynuns gen über die Urſachen der warmen Bäder. $. 78. Wabricheinlichſte Mepnung davon . 9. 79. Laugens hafte Quellen . 6.80. Bittere Quellen . 5. 81.Salja ſole. S. 82. Eiſen : Stabl - oder Sauerbrunnen. 8.83 Sch vefelbrunnen . 84. Ulaunwaſſer. - 9.85. Ernslige Quellwaſſer. $ 86. Cementwaſſer. 9. 87. Giftige Waffer. 5. 88 udgemeine Betrachtung der flüſſe. 8. 89. Oroßte Flüfte in der Welt. $. 90 . Állgemeine Betracbtung des Falles der Flüffe. 6. 91. Mabere Beſtimmung deffelben S. 92. Beſtimmung der Gerotwindigkeit eines Fluffes nach dem Mariotte und Pisos. §. 93.,Nach dem Varignon und andern. $. 94 .

feſten Lande befindlichen Waſſer . 295 $ 94. Bie daraus das Gefälle eines Fluffes zu bes ftimmen. 8. 95 Waſſerfälle. l. 96. Verkriechen inander Flüfe unter die Erde . ). 97. Steigen und Fallen der Flüffe. $. 98. Regelmäßiges Austreter derſelben. .. 99. Schwere und mineraliſcher Gehale des Flußwaſſers. J. 100. Allgemeine Betradtung der Eandſeen. . 101 Periodiſche Seen . . 102: Fertjeßung . 103. Berſteinernde Seen . %. 104. Šalzige Landſeen. S. 105. Andere mineraliſche Seen . 9. 106. Bon den Moråſten.

§.

54.

ir haben bisher die feſten Theile von der Allgemeis Oberfläche unſers Erdbodens überhaupt ne Be: W betrachtet, und daben unſere Augen bed Wars vornehmlich auf die merklichen Erhöhungen deſſelben qers. gerichtet, deren innerer Bau und Gehalt uns eine geraume Zeit aufgehalten hat.

Wir müſſen nun

mehr auch den flüßigen Theilen deſſelben einige Zufa merkſamkeit widmen , und auch bey dieren den wun . derbaren Mechanismum der Natur betrachten und bewundern ; jedoch werde ich hier nur von denen auf dem feſten Sande befindlichen Waſſern handeln , und der Betrachtung des Meeres , dieſes großen und algemeinen Waſſerbehältniſſes, eine beſondere Abs theilung widmen . Die Naturforſcher þaben uns verſchiedene Erklärungen von dem Waſſer gegeben , mit deren Anführung und Beurtheilung ich mich Es iſt genug , wenn ich an . nicht aufhalten will. merfe, daß wir hier durch das Waſſer denjenigen flüßigen Körper verſtehen , welcher ſich in dem Dunft. freiſe des Erdbodens ſammlet, aus demſelben auf dieſen wieder herabtreufelt, alsdann aus den Duelo len bervorbricht, und ſich endlich durch die Flüſſe in das Meer ergießet. Da dieſer Körper flüßig iſt, ſo glaubet man , daß ſeine Theile rund ſind , und da . ber unter allen übrigen Körpern den wenigſten Zum ſammenhang haben.

Elaſtiſch iſt dieſer Körper 2.4 gleich

Naturgeſchichte der auf dein

296

gleichfalls nicht, wohl aber durchſichtig, ſehr poros, und mit der {uft erfüllet, auch faſt niemals gang rein . Die runde Figur ſeiner Theile wird aus der

1 beſtåndigen Bewegung des Waſſers wahrſcheinlich, wozu dieſe Figur am bequemſten iſt. Daß es aber nicht nur Zwiſchenräume babe , ſondern folche auch von verſchiedener Figur find , erhellet daraus , daß es verſihiedene Körper theils ganz, theils aber nur zum Theil auflöſet, und wenn es ſchon eine Art von Körpern in ſich genommen hat , dennoch auch noch andere in fich nehmen kann . In ſeinem natürlichen Zuitande , hat das Waſſer weder Geruch noch Ger fdımacf ;

durd, die Wärme wird es in Dünſte ver:

wandelt , und alsdann kann es ſehr große Dinge thun. "

Vermoge feiner klebrigen

Theile trågt es

vieles zu der Verbindung und dem Wachschum aller Körper mit ben , und iſt nebſt dem Feuer und der Auft in den drenen Reichen der Natur ein unent. behrliches Auflöſungs , und Zuführungsmittel der Beſtandtheile der übrigen Körper. Je weniger fremde und Feuerbeſtåndige Theile es bei fich hat, deſto leichter iſt es , und um ſo viel tiefer ſinket die Waſſerwaage in daſſelbe hinein . Je mehr fremde und feſte Theile aber es enthält, deſto ſchwerer iſt es , und beſto weniger kann die Waſſerwaage darin finken h) .

§. 55. h) Da Waferreid Wat Waller in reiner Hydrologia zuerſt in einige Ordnung gebracht, welche 1748 zu Stodbolm in fchwediſcber Sprache berausge: kommen , nachmals aber 1751 von Herren Prof. t ": Denſo in das Deutſche uberligt ift Nach ibm hat auch Herr Cartbeu ſer in ſeinen Rudimentis Hydro logiae ſyfteinaticae , bearbeitet.

Frantf. 1758 dieſes Reich

feſten Lande befindlichen Waſſer. §.

!

297

55 .

Man pfleget die auf dem feſten Zande befindlichen Eintheir Waffer nach ihrem verſchiedenen fremden Gehalt, lung defe und der davon abhangenden Empfindung auf der ſelben . Zunge in unſdmackhafte und ramackhafte eina

0

zutheilen , welche lekterer fonſt auch mineraliſche Waſſer genannt zu werden pflegen. Dieſe ſind, nach Maßgebung der ſalzigen , ſchwefeligen und metalli . ſchen Theile, die ſie , und zivar zuweilen einzeln , zu. weilen aber auch mehrere Arten derſelben , und zwar

‫ܬܪ‬

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19

1

B

in geringerer und großerer Menge , bey fid) führen, wiederum von verſchiedener Art. Jene , oder die umfdımackhaften Waſſer , welche man auch ges meine oder füffe Waſſer zu nennen pfleget, laſjen ſich in dren Unterarten des gerneinen Erd- oder Quellwaſſers, und die verſteinerten Wafer ein. theilen. Wir wollen von jeder Art das Merkwürdig. ſte, was hieher gehöret, ſo kurz als möglich zu. ſammenfaſſen. 56. S.

Aqua atınoſphaerica oder Kurze Beo meteorica , iſt das leichteſte unter allen , es enthalt traduung des Lufta dle wenigſten fremden Theile , iſt daher audy am taſſers unſchmadhafteſten, und wird von flüßigen Saugenfale zen nicht trübe gemacht. Man theilet es, nach der zmeymenden Schwere deſſelben wiederum in vier Ärren ; nämlich : 1) in das gefrohrne , welches das leichteſte und unveränderlidyſte iſt , und ganze Das Luftvafler ,

Jahre ſtehen fann , ehe es in die Fäulniß gehet. Dayin gehöret wiederum theils das sagelwaſſer, als das leichteſte , reineſte und beſte , theils das Schneewaffer, welches erwas mehrerefremde Thei. le hat , und theils das Reifwaffer , welches mit nody mehrern verlegt iſt ; 2) in das Thaumaffer, meldjes nicht vollkommen rein iſt ; 3 ) in das Regens wafler , welches unreiner und ſchwerer als Ebau. IS waſſer

1

298

Naturgeſchichte der auf dem

waſſer iſt, wenn es eine Zeitlang ſtehet , trübe wird, einen grünen Bodenfak giebt , und bey warmer luft leicht in die Fäulniß gebet; und endlich 4 ) in die Waſſer von Wolkenbrüchen , welche unter den Luftwaffern die unreineſten und ſchlechteſten ſind. Ich kann dieſe verſchiedenen Arten des Luftmaſſers hier nur nennen ; denn eine näherere Betrachtung derſel. Indeſſen will ich ben gehöret in die Naturlehre. doch bier eine Erfahrung mittheilen , welche das Regenwaſſer betrifft , und uns ben Betrachtung des Die Urſprungs der Quellen nüglich werden kann . Menge desjenigen Waſſers ,

welches durch den Re.

gen aus der Dunſtkugel abgeführet wird, iſt großer, als man ſich wohl vorſtellen ſollte. Herr Mariors te i) hat durch Verſuche gefunden , daß in der Ges gend von Dijon , ein Jahr in das andere gerechnet, alle Jahr 16 Zoll Waſſer falle ; andere in anderen Gegenden angeſtellte Beobachtungen geben an , daß man wohl 17 Zoll annehmen könne. Es fallen alſo auf eine Quadrattoife oder auf eine rechsfüßige fran . zöſiſche Ruthe 77760 Cubifzoll, oder 45 Cubiffuß Nimmt Waſſer in einer Zeit von einem Jahre. man nun eine franzöſiſche Meile 2300 Toiſen lang an : ſo würde eine Quadratmeile 5290000 Qua. drattoiſen ausmachen , und alſo auf eine franzöſiſche ge.

1

vierte Meile jährlich 238050000 Cubiffuß Waſſer fallen ; welche Menge gewiß anſehnlich iſt. S. 57

Eintheis lung der

Das eigentlich Eid oder Quellwaſſer aber wird uns etwas länger beſchäffrigen , weil ſich bey demſelben mehrere Umſtände zeigen , welche ben der

Suchmas: Naturgeſchichte des Erdbodens in Betrachtung, ge. fer. zogen zu werden verdienen . Es iſt ſchwerer als das Luftwaffer , und enthält mehr erdige , š. B. falf . thon i) Ocuvres, Th. I. S. 333 f.

feften Lande befindlichen Waſſer.

299*

thon , mergel - gypss und eiſenartige Theile , davon einige Arten durch eine zarte Säure in dem Waſſer aufgelöſet ſind . Wenn es ſtehet, ſo wird es an der luft mit der Zeit faul , und unter dem Gefrieren legt es die meiſten erdartigen Theile ab. Die Na . turkundiger pflegen dieſes Waſſers nach Maßgebung feiner verſchiedenen Schwere, wiederum in eigents

!

liches Quellwaſſer , in faulwaſſer, in Lands feenivaſſer, und in Ziehbrunnenwaſſer einzuthei. len ; allein , da wir hier nicht ſowohl auf den Ges balt , als vielmehr auf den Urſprung dieſer Waſſer, und andere damit verbundene Umſtånde ſehen : ſo können wir die erſte und legte Art füglich zuſammen nehmen, weil ſie mehrentheils auf einerley Weiſe zú entſtehen pflegen . Hierauf aber wollen wir die merkwürdigſten Erſcheinungen an den Flüſſen und Landſeen in Betrachtung ziehen. 58 . S.

Der Urſprung der Quellen iſt einer von denenje. Urſprung nigen Gegenſtänden , welche den Naturforſchern in der Duclo len nach den åltern und neuern Zeiten ſehr viel zu ſchaffen ge. Ariftotes macht , und über welche noch jeßt ihre Meynungen lis und getheilet ſind.

Es würde zu weitläuftig fallen, Vitravii

wenn ich von allem , was über dieſe Sache gedacht,Mepnung. geträumet und geſchrieben worden , auch nur einen möglichſt kurzen Uuszug inachen wollte.

Indeſſen

fann ich nicht umhin , die vornehmſten derer bisher in Gang gebrachten Mennungen anzuführen , da es dann meinen leſern deſto leichter fallen wird , ſich , wenn ſie wollen für diejenige Parten zu erklären, welche die meiſte Wahrſcheinlichkeit vor fich hat, oder vielmehr , folche vor ſich zu haben , ihnen ſchei. Wir können diejenigen Naturforſcher, nen wird. welde dieſen Gegenſtand mit der größten Sorgfalt und Genauigkeit bearbeitet haben , hauptſächlich in zwo Claſſen theilen , deren eine den Urſprung der Quellen

300

Naturgeſchichte der auf dein

Quellen von dem Zuftwafſer, die andern aber aus dem Meere herleitet . Ich will die Gründe , worauf fidy jede derſelben ſtůket, fürzlich anführen. Ariſtos teles k ) ſcheinet ſchon der Meynung zu ſeyn , die



bergigen und andern hohen Orte , wåren gleichſam Schwämme , welche das Regenwaſſer und andere wäſſerige Theilchen einfaugen , und in Verſamm . lungsortern eingeſchloſſen hielten , weil dasjenige, was in Dünſten in die Höhe geſtiegen war , auf den Spigen gerinnet , und hernach langſam und tropfen. weiſe hervorkommt. Er fchloß ſolches daher , weil aus den größten Bergen die größten Flüſſe herkoms men , und die Erfahrung es lehret , daß in verſchie. denen Bergen Sammlungshöhlen von Waſſern ge funden werden .

Ariſtoteles miſchet zwar hierauf

noch einige Dinge mit unter , die ihm fein neuerer Naturforſcher zugeſtehen wird , als z . B. daß die luft in den unterirdiſchen Höhlen in Waffer verändert werde ; allein , man wird dem ohnerachtet in ſeiner Mennung bereits den Saamen zu den Gedanfen vieler neuerer Naturforſcher gewahr werden . Vis trud 1 ) ſuchte den Urſprung der Brunnen gleid falls in dem Regen - und Schneewaſſer , welches in die Erde eindringt , und durch ſolche Derter aufgehalten wird , die demſelben keinen bequemen Durchgang verſtatten , als die Stein - Erzt - und Leimenbånke Find, da es denn , wenn es nicht tiefer dringen kann, feitwårts läuft, und ſich zu Tage eine Deffnung macht. Nun fällt aber der Regen oft auf Berge, wo das Waſſer ſid , aufhalten kann, wodurch es denn

1 Zeit befommt, ſich durchzuziehen , und tief in den Körper der Berge einzubringen . Eben dieſes fino det auch in Anſehung des Schnees ſtatt, weldier ſich noch dazu långer auf den Bergen aufhålt , langſam ſchmil

k) Meteor. B. 1. Kap. 13. !:)) Architect, B. 8. Kap . I,

1

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12 M

79 !! an

1

feſten Lande befindlichen Waſſer. de

fchmilzet,

301

und nach und nach in das Innere derſele

ben dringet. Dieſe von zween alten Gelehrten vors getragenen Meynungen kommen in der Hauptſache mit denenjenigen überein ', welche lange nach ihnen Perrault m ), jariorte 11 ) und andere geheget' haben , nur daß fie folche weitläufrig vortragen , und in einigen beſondern Umſtånden ſowohl von ihren Vorgängern , als auch von ſich ſelbſt abgehen. 4. 59 .

Mariorre glaubet nåmlich ,

daß das Regen- Urſprung

und Schneewaſſer durch die kleinen hohlen Gånge, der Quel len, nady welche es antrifft, in die Erde dringe , und daß man dem Was dieſe kleinen hohlen Gånge antreffe, wenn man einen ciotte.

Brunnen oder eine tiefe Grube grabe , welche fo gleich, wenn man auf den ſogenannten Duell komme, von dem Waſſer, weldies aus dieſen Gangen heraus tropfelt , und zuweilen heraus ſprudelt , angefüllet werden . Das Regenwaſſer hingegen , welches auf die Berge und Hügel niederfällt , und durch die Oberfläche der Erde dringet, vornehmlich , wenn ſie locker und mit kleinen Kieſelſteinen vermiſchet iſt, trifit ihm zu Folge oftmals kleine Bänke und an ein . ander liegende Felſen an , längſt welchen es abläuft, weil es feinen Durdigang findet, bis daß es, wenn es auf den Boden oder zum wenigſten auf eine ziem. liche Strecke von der Spiße gekommen iſt, ſid, als einen Brunnen zeiget . Was dieſe Meynung wahr. ſcheinlich macht, iſt, theils daß man tåglich ſiehet, daß die Brunnen und Quellen mehr oder weniger Waffer geben , nach dem es mehr oder weniger rege net, theils aber auch, daß, ſeiner Berechning nach, Regen und Schneewaſſer genug fällt , alle Duellen und Flüſſe zu unterhalten ,

welches er mit dem Erem.

m) Oeuvres diverſes, sh . 11. S. 787 f. 11) Oeuvres TV.I. S. 333f.

2

302

Naturgeſchichte der auf dem

Erempel der Seine beweifet.

Die Quellen dieſes

Fluffes , welche am weiteſten von Paris entlegen ſind , befinden ſich 60 Meilen von dieſer State ab, und man kann ſicher annehmen , daß die Breite der Grången , innerhalb welchen die kleinen Flüſſe und Bådie begriffen ſind , welde der Seine Waſſer zur führen, wohl 50 Meilen ausmacht. Es iſt alſo die Größe des landſtrichs ,

wovon die Seine Waſſer

empfangen kann, 3000 Quadratmeilen , auf welche, vermöge des vorhin g. 56. angeführten Verſuchs, jährlich 714150'cooooo Cubiffuß Waſſer fallen fönnen . Nun fand IMariotte ferner, daß unter dem Pont Royal in einem Jahre nur 105120'000000 Cubikfuß Waſſer durchlaufen ,

welches denn noch

nicht der rechſte Theil von demjenigen Waſſer iſt, welches innerhalb einem Jahre in der Geſtalt von Schnee und Regen auf denjenigen Umfang nieder. fällt, welcher der Seine Waſſer giebt.

.

60 .

So wahrſcheinlich nun auch dieſe Meynung iſt, Damider fo haben doch Perrault o ) , de la Sire p) und Man gemachte andere verſchiedenes dawider eingewandt. Einwürfe. feugnete, daß das Waſſer ſo tief in die Erde dringen follte , und ſelbſt Seneca habe ſchon angemerket, daß es feine zehen Fuß durch die Erde .Dringe. De la Sire wollte ſich Gewißheit davon erlangen, und grub eine Schüſſel 8 Fuß , und noch eine andere nur 8 Zoll tief unter die Erde;

fand aber nach ver .

ſchiedenen dabey genommenen Maasregeln der Vor. ſichtigkeit, daß in mehr als 8 Monaten nur ein eis niges Mal Waſſer in ſeine lekte Schüſſel kam , und zwar, nachdem nach einem ſtarken Regen eine große Men . o) Oeuvres diverſes I. c . S. 791 f. p) Mémoires de l'Acad . 1703, S. 68 f.

feſten Lande befindlichen Waffer. 303 Menge Schnee gefallen war.

Aus dieſen und vere ſchiedenen andern Beobachtungen ſchloß de la Sire, daß das Regenwaſſer, wenn es auf einen mit Kråu. tern und Bäumen befekten Boden falle, nicht tiefer als 2 Fuß hineindringe , eß wåre denn , daß das Erbreid, fieficht oder mit kleinen Steinen vermiſchet wåre . Da nun in die erſte, 8 Fuß tief eingegra . bene Schüffel, in einer Zeit von 15 Jahren kein Tropfen Waſſers gekommen war : ſo ſchloß er dar. aus , daß es nur ſehr wenige Quellen und Brunnen gebe, deren Urſache das Regen- oder Schneewaſſer feyn könnte. Mariotte gab darauf zur Antwort, man finde es zwar ſo in den Garten und in einem bebaueten Erdreich ; aber in einem unbebaueten Boden habe man nahe bey der Oberflèche viele kleine Röhrchen, durch welche das Waſſer þineingehe, und dieſe Röhrs chen giengen bis auf eine große Tiefe, wieman in den tiefgegrabenen Brunnen rege. Wenn es 10 oder 12 Tage nach einander regnete, ſo werde endlich das oberſte Erdreich ſchlammig ; daß alſo das übrie ge Waſſer durch die kleinen Röhrchen durchgienge, weil folche durch den Anbau nicht zerſtöret worden. Dieſen Saß bekräftiget er durch Beobaditungen , welche er mit den Höhlen unter der Sternwarte zu Paris angeſtellet batte. ' Man ſiehet da vielmals Waſſertropfen , welche von den ſteinernen Gewölben dieſer Höhlen oder Keller abtropfeln , und die man doch nicht für Ausdünftungen halten kann , weil ſie aus den Riken der Steine, ſelbſt nach einem ſtarken Regen , zum Vorſcheine kommen . Andere in ande. ten Höhlen, Gången und Gruben gemachte Erfah. tungen beſtätigten ein Gleiches. Håtte :Piariorce den innern Bau der Gang . und Floßgebirge beſſer eingeſeßen , fo würde er ſich über dieſe feine Röhr. den

1

304

Naturgeſchichte der auf der

chen nicht fo ſchwanfend drückt haben .

und unbeſtimmt ausge.

Herr Lulofs q) trågt wider jariottens Mey. nung noch eine andere Schwierigkeit vor , welche Es giebt, ſagt er, eine Aufmerkſamkeit verdienet. Menge von Brunnen , welche des Sommers und des Winters beynahe eben fo viel Waſſer geben , und wenigſtens nicht waſſerreicher werden , wenn es gleid) in einer geraumen Zeit immer geregnet hat. Es giebt Brunnen , welche im Sommer viel Waffer geben , die aber im Winter und bey regnigem Wetter Endlich hat man Brunnen , welche trocken ſind. auf den höchſten Gipfeln der Berge entſpringen, und viel mehr Waſſer haben , als auf dem ganzen Alle dieſe Er, Umfange des Berges niederfällt. fahrungen

laſſen fich aus Mariottens Mennung

nicht begreiftidy machen , ja widerſprechen derſelben fogar. Wir werden im folgenden foldze zu erklären fuchen . S.

61 .

Perrault r) ſchreibt den Urſprung der Quellen Urſprung der Duel: len , nach Perraults Meynung.

und Brunnen zwar auch dem Regen - und Schnees waſſer zu ; allein er freitet ſich die Entſtehungsart derſelben etwas anders ' vor. Er verneinet, daß Regen - und Schneewaſſer ſo tief in die Erde dringe, bis daß es bey den Stein- und Thonlagen beſtehen bliebe ;

er iſt ſelbſt der Meynung ,

daß alles das

Waſſer , das auf hohe Ebenen fållt, zur Hervor: bringung der Brunnen nidits beytrage , fondern daß das Regen - und Sdineewaſſer, welches auf die ſpråg abhangenden Berge und Hügel fållt, ſich von felbigen niederzielt, und die Flüſſe hervorbringt, und daß die Flüſſe die Brunnen , nicht dieſe die Flüſſe verurſas a ) Kenntniß der Erdfug . Tb. I. S. 301.' rj Oeuvres div . S. 787 f.

feſten Lande befindlichen Waffer. 305 verurſachen ; ſo , daß feine Brunnen reyn würden , wenn feine Flüſſe wären. |

Jedoch glaubet er , die

Thon : Stein - und Erzeſtriche machten , daß die Flüſſe, und zu Anfang die kleinen Båche und Stroe me auf der Oberfläche der Erde angetroffen wer : den , weil dieſe Erdlagen ihnen das fernere Durch .

|

dringen verhindern . Dieſes Flußraſſer zieht ſich in die Erde, und zwar vornehmlich , wenn die Flüſſe austreten , und da trifft es mehr Waſſertheile an, welche ' von den nåheſten Stromen berkommen. Wenn nun die Ueberſdiwemmungen und das Riego nen aufgehöret hat , und die Flüſſe ſich innerhalb ihrer Ufer zurück gezogen haben ; ſo bleibt der größ te Theil des Waſſers in der Erde und in den Höh. len , welche man hier und da in der { ettenerde an . trifft, und zießt ſich nach den Flüſſen und Bächen , aus welchen es gekommen , wieder zurück. Alfo ſieht man, nach dem Perrault, die Urſachen , warum man überall Brunnen graben kann , ſo bald als man an einen Ort fommt,

welcher mit der Oberfläche

des nahei dabey gelegenen Fluffes eben dieſelbe Höhe hat, und warum, wenn das Waſſer in den nåheſten Flüſſen wächſt, viele Keller , welche zu anderer Zeit wenn das Waſſer mittelmäßig hoch ſteøt , trocken find , unter Waffer gefeßet werden . Um nun zu erklären , wie ſich auf den Gipfeln der Berge, und übers haupt weit über der Oberfläche der nåchſten Flüffe, Brunnen befinden können ; ſo nimmt er feine Zu. Alucht zu dem Ausdunſten, nach dem Beyſpiele vieler Er merket an , daß des andern Naturforſcher. Winters in den unterirdiſchen Höhlen , die unter der Sternwarte zu Paris find , beſonders ", wenn es friert, ein ſo ſtarker Dampf aufſteigt, daß man ihn faſt greifen kann , welcher ſich an die ſteinernen Ges wölbe feket, und ſich daſelbſt in Waſſer verwandelt, fo die Wände hinabläuft. II. Tbeil.

Daß auch aus dem fe. U ſten

1

306

Naturgeſchichte der auf dem

ſten Erdreiche Dünſte aufſteigen , dieſes fuchet er aus dem Wachsthume der Bäume zu ,beweiſen , welche man an Dertern antrifft, die mit Steinen gepflaſtert ſind , ſo, daß der Regen nicht dazu kom . men kann ;

weswegen fie alſo ihren Wachsthum

von den unterirdiſchen Waſſerdünſten haben müſſen. Wenn nun das Waſſer , welches aus den Bächen und Flüffen in die Berge durchgedrungen war, durch die Ausdünſtung auf derſelben Spißen hinauf gea brad)t wird , und nicht höher kommen kann, weil entweder die Röhren , wodurch es finauf geſtiegen, daſelbſt ſich endigen , oder weil die alles zuſammen: ziehende Kålte es verhindert ; wenn, ſage ich, dieſes aufgeſtiegene aus vereinigten Dünſten entſtandene Waſſer zuſammen fließt, und alſo große Tropfen ausmachet , ſo geht es den Berg wieder hinunter, und trifft auf ſeinem Wege mehrere Tropfen an, bis daß dieſes Waffer , wenn es fid vereiniget hat und niederſinft, eine Stein- oder Lettenlage antrifft, långſt welcher es binabläuft, bis es ſich endlich, nachdem es eine Deffnung gefunden , nach außen in der Geſtalt eines Brunnens ergießt. Allein wider dieſes Lehrgebäude des Perrault laſſen ſich theils eben dieſelben Einwürfe aufbrin. gen , welche der Meynung des Mariotte entgegen ſtanden ; theils aber hat daſſelbe noch einige Schwie. rigkeiten mehr , beſonders in Anſehung des angege. benen Urſprungs der Quellen aus den Flüffen ; anderer Unwahrſcheinlichkeiten vorjeßt nicht zu geo denken .

Balleys Febrges

62. §. Herr Balley s ) fonnte aus den bereits gemel deten und anderen Urſachen ſich mit der Meynung Dererjenigen , welche den Urſprung der Brunnen dem Regen. s ) Miſcellanea curioſa Num .

feften Lande befindlichen Waffer. 307 Regen - und Schneewaſſer zuſchreiben , nicht befrie- bäudedas digen , und ſtellete ſich daher die Sache auf eine von ganz andere Art vor . Er befinder durch eine Aus . technung , welche auf Verſuche gegründet iſt , daß aus der See wohl dreymal mehr Dünſte aufſteigen, als erfordert werden , den Flüſſen Waſſer zu ver. Ferner zeiget er , baß über den ganzen ſchaffen. Erdboden Ketten von Bergen ausgebreitet ſind, weswegen die Dünſte , welche aus der See aufftei. gen , eines Theils durch die Winde über das flache land bis auf dieſe Gebirge gebracht werden, wo der Strom der Luft ſie gegen dieſe Hinderniſſe antreibt , die Kålte aber, welche daſelbſt herrfchet, fie verdicket und in Waſſer verwandelt.

Dieſes Waſſer rinnet

gleich durch die Steinklüfte , und dringtnebſt einer Anzahl von Dünſten in die Höhlen der Berge, als in Deſtillirgejäße; fo viel nun mehr Waſſer, als dieſe Höhlen oder Becken einnehmen können, hinein kórnmt, ſo viel låuft långſt den niedrigſten Dertern und den Seiten des Gebirges nieder und machet einzelne Brunnen aus . Viele davon, welche in den Gruben oder Kinnen zwiſchen den Reihen der Berge laufen, und ſich verſammlen , fleine Fluffe , und ſo weiter.

machen Bäche oder Diefes befråftiget er

burd) eine Beobadytung , welche er während ſeines Aufenthaltes auf der Inſel St. Helena machte, wo des Nachts auf den Gipfeln der Berge, vhngex

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fåhr 800 Zards, oder 200 Ruchen über der Obera fläche der See , die Dünfte ro fiarf niederfielen , daß fie ihn in ſeinen aſtronomiſchen Beobachtungen ſehr hinderten . Denn ben hellem Wetter fiel der Thau ſo ſtark, daß er jede halbe Stunde reine Gläſer mic kleinen Tropfen bedecft fand ; ſo , daß er ſie öfters und das Pappier , worauf er fchrieb, war den Augenblick von dem Thaue fo naß, daß keine Dinte darauf halten konnte; wobraus man Uz abneh.

abwiſchen mußte ;

308

Naturgeſchichte der auf dem

abnehmen kann ,

wie geſchwind ſich auf den Gebir.

gen das Waſſer verſammlet, welches, wenn es nöthig wäre , mit vielen andern Beobachtungen könnte be. Dieſes zeiget ſich nach des Herrn Fråftiget werden . Lulofs Bemerkung ) auf eine artige und zugleich ůberzeugende Weiſe auf Rophorn , dem Sandguthe des Herrn D. de Raet , bei Waſſenaer. Man hat daſelbſt das Waſſer, welches aus den Dünen Hervorfeiger, in ein großes Behältniß zu verſamm . len gewußt , aus welchem es durch Röhren verfdie . dene Springbrunnen und andere Waſſerwerfe mit Waſſer verſieht: unter andern iſt eine Waſſerblaſe da , von welcher mitten in einem Waſſerbecken das Waſſer ganz ſadyte aufwallet. So bald, als es in langer Zeit nicht geregnet hat, fo bålt die Waſſer. blaſe inne, aber ſo bald ein Regen bevorſteht, ob es gleich wirklich noch nicht regnet : ſo fångt das Waſ ſer wiederum an aufzuwallen, weil nach aller Wahr. ſcheinlichkeit die Dünſte , die in der Luft hangen, auf den Spißen der Berge verbicfet werden , und alſo in der Geſtalt von Waſſer in das Verſamm . lungsbecken , und in andere daſigen Ortes gegrabene kleine Schleuſen fallen und tröpfeln . Können die . ſes nun die Důnen thun , was hat man nicht von hoben Bergen zu erwarten , deren Gipfel viel filter ſind und größere Schatten geben ? 63 . $. Obgleich nicht zu läugnen iſt, daß es viele Sclivies Brunnen giebt , welche auf eine ſolche Weiſe , wie riateiten damider. Salley vortragt , eneſteßen ; indem es ein bemieſe ne Sache iſt , daß die Wolfen meiſtens über den Gipfeln der Berge hången , und daß die Sonne da weniger Kraft hat, öfters verdicfet ,

daß alſo die Důnſte daſelbit

und in Waſſer,

welches einige Brun .

6) Kenntnis der Erdkugel Ch. I. S. 304.

1

1

feften Lande befindlichen Waſſer. 309 Brunnen unterhalten kann , verwandelt werden ; ſo haben doch andere geglaubt , daß dieſes der allgemeis ne oder einzige Urſprung der Brunnen keinesweges ſenn könne . Denn , ſagt man u ) , fürs erſte können die wenigſten Quellen in Puropa daher ihren Urſprung haben . Die Alpen liefern uns die Duelo len , welche den Rhein , die Rhone , die Donau und den po mit Waſſer verſehen ; aber ſie ſind in den leds Wintermonaten mit Schnee bedeckt. In dieſer ganzen Zeit fällt nichts als Schnee , welcher nicht ſchmiljet ,

daß alſo die Důnſte zu ſolcher Zeit

an die Allpen nid )t antreiben können , ohne in dem hohen Schnee hangen zu bleiben, und daſelbſt gleich . fam anjufrieren , anſtatt, daß ſie ſich hindurch zie . hen , und in die Becken dringen ſollten, aus welchen Herr Salley die Quellen ſich ergießen låffet. Dens nod) beobachtet man , daß dieſe vier großen Flüſſe in den Wintermonaten nicht Mangel , ſondern viel mehr Ueberfluß am Waſſer haben.

Ferner findet

man Quellen , welche aus ſo ſehr niedrigen Hügeln entſpringen , daß ſie wohl nicht aus der Verdickung Der Dünfte entſtehen können. Benſpiele davon find in allen Såndern vorhanden , zumal in ſolchen , wel. che niedrig liegen und nicht ſehr gebirgig ſind. Fürs dritte hat inan auch hier die Schwierigkeit gefunden , die ſchon Diariottens Mennung im Wege ſtand, nåmlich , daß das Regenwaſſer nur bis auf eine ge ringe Tiefe in die Erde dringe , weldjes noch mehr von salleys Dünſten gelten müßte . Aus allem dieſem hat man nun ſchließen wollen , daß die Ver, dickung der Dünfte um die Gipfel der Berge nur einige, nicht aber alle Quellen mit Waſſer verſehen könnne.

u 3 u) Ebenbar.

g . 64.

Naturgeſchichte der auf dein

310

S.

64 .

Well nun der Regen , der Schnee , und die Mrſprung Vérdidung der Dünſte nicht die allgemeinen und der Quel einzigen Urſachen der Quellen zu ſeyn ſcheinen ; ſo len nach Kaben andere, wiewohl nicht auf einem und eben der Mep: demſelbigen Wege, ihre Zuflucht zu der See genom . nung Cer: tefii, men . Carteſius x) ſtellte ſich die Sache auf fol. gende Weiſe vor : Er nimmt unter der Erde, vora nehmlich unter den Gebirgen, eine Menge von Höh. ten an , welche vermittelſt unterirdiſcher Gånge mit der See Gemeinſchaft Gaben , und durch dieſe Gån. ge mit Seewaſſer angefüllet werden ; dieß Waſſer moge nun erſt durch den Sand, und andere erdidite Materie durchſeigen oder nicht.

Dieſes Waſſer

wird , nachdem es in den unterirdiſchen Höhlen vero ſammlet iſt , durch die unterirdiſche Wärme in Dúna fte erhoben , daß es alſo durch die Zwiſchenräume und

Deffnungen der Gewölbe ,

mit welchen die

Waſſerbehältniſſe bedecet ſind , dringt, und ſehr bochit ſteigt, bis daß die Dünſte, nachdem ſie ihre Wärme verlohren , wiederum in Waſſertropfen zu ſammen fließen.

Dieſe Tropfen können nun nicht

wieder durch die Deffnungen , wodurch die Dünſte aufgeſtiegen ſind , zurückkebren , weil dieſe zu klein ſind ; ſie ſinken dieſerwegen nieder , bis daß ſie eine kleine der antreffen, in der ſie ſich verſammlen . Wenn viele ſolche kleine Udern zuſammen laufen , fo machen ſie eine große Quellader aus, welche, wenn ſie an der Außenſeite eines Berges eine Deffnung findet , ſich in

1

der Geſtalt einer Quelle fehen läßt . Diejenigen Adern aber, welche keinen Ausgang aus dem Erdreid, haben, und ſich bey einem Horizonte befinden ,

welche über

die Seefläche weniger erhoben iſt , ſind die Quelle adern , welche ſich zeigen , wenn man Brunnen gråbt.

Wenn man dieſe Megnung des Descartes, welche

* ) Princip. Part. IV . S. 64 P.

feften Lande befindliden Waſſer.

311

welche von Rúhnen y ) wiederum aufgewärmet worden , mit dem andern Theile derjenigen , welche Perrault vorgetragen hat , vergleicht ; ſo wird man eine große Uebereinſtimmung zwiſchen ihnen beyden finden ; nur ſcheint Descartes dafür zu balten , daß das Waſſer, welches unter der Erde in großen Behålts niſſen geſammlet , in Dünſte aufſteigt, meiſtens cus der See fåme ; anſtatt daß Perrault der Meynung iſt, daß das Waſſer , welches unter der Erde in Dünſte aufzieht, und ſelbſt nach den höchſten Gipfeln der Berge gebracht wird , aus den Flüſſen komme. Um deswillen wird man größtentheils dasjenige, was wider die Meynung des Descartes eingewandt worden , auch auf Perraults Lehrgebåude anwen. den fönnen. g.

65.

Db nun gleich in dieſer Erklärung des Descar: Beurtheis tes vieles vorausgeſeßt wird , welches mit feiner lung der. Sicherheit bewieſen werden kann, ſo iſt ſie doch ſelben . nicht ganz von aller Wahrſcheinlichkeit entblößet : denn daß es viele unterirdiſche Höhlen giebt, welche mit der See Gemeinſchaft haben , dieſes iſt ſehr wahrſcheinlich , und wird im Folgenden noch mehr erhellen. Man würde hiervon noch mehr überzeu . get werden , wenn man auf die Erzählungen Rir . chers und des Berbinius bauen könnte . Daß unter vielen Bergen große Höhlen gefunden werden , worinn ſich Waſſer aufhålt, dieſes kann auch nicht in Zweifel gezogen werden , wenn man nur dasje. nige betrachtet, was oben g . 22 f. von den Höhlen angeführet worden . Daß man ferner , wenn man bis auf eine ziemliche Tiefe unter die Erde fommt, eine große Wärme bemerket, erhellet nicht allein aus den beißen Quellen , wovon in der Folge geban. 14 delc

9) In den Aétis Erud. Lipf. 1743. S. 315.

312

Naturgeſchichte der auf dem

delt werden foll; fondern auch aus den Beobachtun. gen , welche Bople benbringt. Auf dieſe Weiſe finden wir an dieſer Seite feine große Schwierigkeit. Ob man aber dieſes gleich zugeben muß , ſo haben doct) andere z) nicht begreifen können , wie das un. terirdiſche Waſſer , welches nach den hydroſtatiſchen Gefeßen nicht höher als die Oberfläche des Meeres ſtehen kann , einen Dampf von fid) zu geben vera mogend iſt , welcher fic) bis auf die Gipfel ſehr hos þer Berge zieht. Denn wenn man einmal annimmt, die unterirdiſche Wärme ſen ſo groß , daß ſie das unterirdiſche Waſſer zum Kochen bringt : ſo könnte zwar dieſer Dampf , weil er 14000 mal leichter iſt als die Luft in der Oberfläche unſerer Erden , in der freyen Luft auf 16 engliſde Meilen hochſteigen, aber in ſeinem Durchgange durd , die Zuglocher in der Erde , müßte er ſogleich in Waſſer verwandelt werden : 1) weil er nicht anders als ſchwerlich durch irdiſche Gegenſtånde dringen

kann,

wodurch ſein

Aufſteigen verhindert , und nachgeßends gar aufge. halten wird : 2 ) weil er vor ſeiner Ankunft auf den Dbertheilen der Erde , die falte Gegend , die Boys le die mittlere Gegend der Erdkugel nennet , noth. wendig antreffen muß , mo er alle ſeine Wärmever. liert , und ſich wieder in Waſſer veråndert : 3) weil er durch das Anziehen des Sandes,

wiewol folcher

foaft das Waſſer zu erheben dienet, einigermaßen gee hindert wird. Es iſt zwar wahr , daß man in den Bergwerken oftmals Dünſte antrifft, die alles was ſich daſelbſt befindet, geſchwind naß machen ; allein dieſes fann dem cartefiſchen Sake feinen Vortheil bringen , weil die Dünfte da einen leeren Raum fin den , in welchen ſie ungehindert eindringen können. Die

2 ) 3 B Lulofs in der Renntniß der Erdfug. Tb. I. z S. 307

feſten Lande befindlichen Waſſer.

313

Die Beobachtung aber , welche Perrault a) bey .

: į

bringt, fpeint der Meinung des Descartes günſti. ger zu ſeyn ; nämlich der v. François , ein Jeſuite, erzählet, daß , als man zu einer gewiſſen Zeit in Sclavonien , aus der Spiße des Berges Odmia looft Steine gegraben , und man in die Tiefe vor

gehen Fuß gekommen , ein Sager von Steinen ge. funden worden . Als dieſe nun heraus,genommen waren ; ſo fam aus den darunter befindlichen Rißen oder Spalten , ein ſehr dicker Dampf mit einer une glaublichen Geſchwindigkeit hervor. Er ſtieg als ein dicfer Nebel auf, und dauerte 13 Tage lang. Aber 24 Eage hernach befand man , daß alle die Duellen , welche aus dieſem Berge zu entſpringen Er erzählet Pflegeten , ganz ausgetrocknet waren .

ferner, die Carthåuſer båtten zwo Meilen von Paris eine Mühle gehabt. Nachdem ſie eine merf liche Verminderung des Waſſers verſpåret håtren, und gewahr geworden wåren , daß die Urſadje in einer dabey gelegenen Steingrube mußte gefuchet werden , welche eröffnet war , und durch die Rißen und Spalten einen ſtarken Dampf aus fich ſtieß, ſo kaufeten ſie dieſe Steingrube , und nachdem ſie die Spalten geſtopfet hatten , fo kam eben ſo viel Waſ ſer als vorher wieder. Aber dieſes und dergleichen ſind beſondere Fålle, welche aus den beſondern Sagen dieſer Derter fid ) haben zutragen können . Man kann endlich noch hinzufügen , daß es viel Quellen giebt, welche ſich ſo weit von der See befinden , daß es faum zu vermuthen iſt, daß unter den Bergen , aus welchen ſie hervorkommen , Verſammlungs. plaße für Waſſer wären , welche mit der See Ges meinſchaft hatten, und aus der See Zufluß befámen , dergleithen ſind die Quellen des Rheines , der Do. us nau , a) Oeuvres divers S. 819.

314

nau

Naturgeſchichte der auf dem

und des Amazonenfluſſes.

Es iſt daher

wahrſcheinlich , das wohl einige von den Brunnen, welche unten an den Gebirgen oder in Thålern fich befinden , und ſelbſt viele Quelladern , auf eine ſol. dze Weiſe , als Descartes vorgetragen , hervorge. bracht werden , aber daß alle diejenigen , welche auf den Spiken der Berge ſind , aus einer andern Urſache entſtehen. Man würde viele Schwierige keiten vermeiden können , wenn man mit Kirchern annehmen dürfte , die unterirdiſchen Waſſerbehålt: niſſe waren dergeſtalt überwölber , wie die Helme der Diſtillirkolben , ſo , daß die Dünfte, welche durch die unterirdiſche Wärme ſind erhoben worden, und an die falten Gewölbe anſtoſſen , ſogleich vera dickt werden , und längſt den Wänden als Waſſer

PE TE

herablaufen , ſich in Höhlen ſammlen , die fie ben ihrem Ablaufen antreffen , und endlich durd; die Rozren , die ſie in dieſen Höhlen antreffen , beraus. Weil nun , wie er vorausſeket, gelaſſen worden . die unterirdiſchen Waſſerbehältniſſe ſtets wieder ans gefüllet werden , und das unterirdiſche Feuer unaufo hörlich brennt , ſo begreift man leicht , wie ſolcher. geſtalt immerwågrende

Brunnen , ſelbſt auf den Gipfeln der Berge entſtehen können , wenn ſich die Hohlen bis dahin erſtrecken. Allein man ſieht leicht, daß hier vieles vorausgefekt wird , welches ſich auf keine Beobachtungen gründet, und nur allein zeiget, wie einige Brunnen entſtehen könnten , und nidyt wie ihr Urſprung in der That ift. S. 66 . Varenius b ), Derham c) und andere nehmen Varenii, zwar auch an , die Brunnen bekamen ihr Waſſer Derbamsallein aus der See ;

aber die Art, auf welche ſie das

b ) Geogr. Gen. Kap. 16. Prop. 5. c) Phyffcotbeol. B, 2. Hauptſtück 5.

©

feſten Lande befindlichen Waſſer.

315

1

das Seewaſſer bis auf die höchſten Gipfel der Ber, und andes ge ſteigen laſſen , iſt von der carteſiſchen weit un, ter Mey nungen . Sie ſtellen ſich nämlich vor, als wenn terſchieden. das Waſjer auf eine ſolche Weiſe ſich in die Spigen der Berge ziehe , wie es in einem langen Srůcke Brodt thut, welches mit ſeinem einem Ende in das Walter geſeketwird , oder in einen kleinen Haufen Eand, der mitten in eine Schüſſel mit Waſſer ge. ſeßet wird, und über dem Waſſer hervorraget, oder endlich in den Haarröhrchen , davon die Verſuche viel zu befannt ſind , als daß wir uns hier damit aufhalten ſollten . Rirdern war bereits dieſe Mennung nicht unbekannt, und er erläuterte fie mit einem nicht übel ausgeſonnenen Verſuche. Man nehme, ſagte er, ein von Gips gemachtes Såulchen, und mache an dem einen Ende davon eine Höhlung, als ein kleines Schålchen , und feße es hernach mit dem andern Ende fenkrecht in ein Gefäß mit Waſſer. Wenn man es einige Stunden in dieſer Stellung gelaſſen hat ; To findet man , daß ſich das Waſſer durch den Gips hinauf gezogen hat , und daß die oberſte Hohlung damit angefüllet iſt. Wenn man das oberſte Waſſer ausgießt , und das Såulden wiederum trocknen läßt : ſo kann man eben dieſen Verſuch wiederholen . Dieſer Verſuch würde gut fenn , wenn man ſich nur mehr darauf verlaſſen könnte. Er wurde dieſe Mennung von dem Urſprunge der Brunnen ziemlich beſtätigen , wenn es auf dieſe Weiſe in dem Innern der Erde jugienge.

Allein , man hat mehr als eine Urſache fu glauben, Rirder Gabe nach ſeiner Gewohnheit

dieſen Verſuch erſonnen , ohne daß er denſelben jes mals gehöriger Weiſe ins Werf geſtellet habe. Herr Lulofs d) hat verſchiedenen Arten von Spór.

pern , d) Kenntniß der Erdkug. Tb. I. S. 309.

316

Naturgeſchichte der auf dem

pern , welche das Waſſer ſtark einziehen, die Geſtalt kleiner Berge gegeben , deren Spigen oben ausge. höhlet waren . Dieſe Berge hat er mit ihrem Fuße ins Waſſer gereket, wodurch es ſich wohl bis in die Spißen derſelben zog , die Höhlung aber empfieng kaum einen Tropfen von dem aufgezogenen Waſſer,

.

geſchweige, daß dieſelbe håtte ſollen angefüllet wer: den ; und dieſes iſt von ihm auch bey fleinen aus lauter grobem Sande gemachten Bergen , welche er oben ausgehöhlet hatte, befunden worden . Jedoch die Verſuche des Herrn Perrault erweiſen dieſes noch deutlicher.

Er nahm e) eine bleverne Röhre, welche mit trocnem und durchgeſiebtem Sande aus

einem Fluſſe angefüllet war , und regte ſie ſenkrecht in ein großes Gefäß mit Waſſer, ſo, daß ibr unter: fter Theil nur vier Linien tief unter dem Waſſer ſtand . Nach Verlauf von 24 Stunden befand er, daß der Sand 18 Zoll

yoch naß geworden war ,

Um nun zu ſehen , ob dieſes Waſſer feitwärts aus: laufen , und alſo Brunnenwaſſer geben könnte ; ro machte er in der bleyernen Rohre eine Deffnung von 7 bis 8 linien im Durchſchnitte, zween Zoll über der Oberfläche des Waſſers, welches in dem Gefäße war. An dieſer Deffnung befeſtigte er eine ganz kleine Rinne, welche ein wenig ſchief abhieng .

In

dieſe legte er ein wenig trocknen Sand , nahe bely dem Sande , der in der Rohre war. Unter dieſen Sand legete er ein Stück Löſchpapier , deſſen Ende ein wenig aus der Rinne hervorragete , und fenf, recht niedermårts hieng. Nun follte man , wenn Rirchers Verſuch von ſtatten gienge ,

erwarten,

daß von dem Ende des Papiers Waſſer abtropfelte, und dennoch befand Herr Perrault , daß nicht ro viel Waſſer heraus kam , den Finger naß zu machen , wenn

c ) Oeuvres diverſes S.789 f.

}

2717

feſten Lande befindlichen Waſſer .

317

wenn man das Papier anrührete . Er nahm gros ben mit Kieſelſteinchen vermengten Sand : allein , nachdem er hiermit die Röhre gefüllt hatte , ſo ſtieg das Waſſer nur zehen Zoll hoch. Ueber das wür. de diefes alles nidst mit der Theorie und den Erfah rungen mit den Haarröhrchen übereinkommen . Nach dem allgemeinen Geſeke der Natur , welches von den Nachfolgern des Herrn newton das Ge. - feß der Anziehung genennet wird , ſteigt das Waſſer in gláfernen Röhrchen und anderen Körpern, welche das Waſſer ſtark einziehen , und welche man als eine Menge von Haarröhrchen anſehen kann. Das Ge. fek nun , welches macht, daß das Waſſer in dieſe Röhrchen ſteigt , macht auch, daß daſſelbe, nachdem es fo hoch geſtiegen, als es nach der Weite der Röhr. dhen kommen kann, an den Wänden der Röhrchen gleichſam feft hangen bleibt.

§.

67.

ute

Ich übergehe verſchiedene von andern über dieſe Wahre Sache ausgedachte Lehrgebåude, weil ſie theils nurlbeinlio geringe Abänderungen von den bisher vorgetrage.fprungder

TH

keit vor ſich haben, und aus weiter nichts als füffen Träumen beſtehen , die uns wohl zeigen , wie die Sache nach Der Einbildungskraft ihrer Urheber ge.

eo pa nik

ſchehen fónnte , aber nicht, wie ſie unlåugbaren Ere Wenn fahrungen zu Folge wirklich geſchießt.

EM re

nen ſind, theils noch weit weniger Wahrſcheinlich. Quellen

man indeſſen die bisher angeführten Erfahrungen, und was noch im folgenden von verſchiedenen einzel. nen Quellen angemerket werden wird , reiflich über. leget , ſo wird man nicht umhin können , mit dem Herrn Lulofs f ) zu geſtehen, daß alle vorhin ange. führte Naturforſcher zum Theil Recht haben ; daß aber die von ihnen angegebenen Entſtehungsarten der f) Kenntniß der Erdkug. 35. I. S. 312.

✓ 318

Naturgeſchichte der auf dein

der Quellen zuſammen genommen werden müſſen , wenn man für alle Brunnen und Quellen eine all. gemeine Regel feſt reken will; ob man gleid) nicht behaupten fann , daß es in allen Fållen gerade auf eine vorhin angezeigte Art zugeben müſſe. Es iſt überwiegend wahrſcheinlich , daß in dem großent Körper des Erdbodens , ſo wie in einem thieriſchen Körper, ein gewiſſer Umlauf der Füßigen Theile, oder Waſſer ſtatt findet ; ob ich gleich weit entfernet bin, denſelben deswegen zu einem Thier zu machen , wie vor kurzem von einigen geſchehen wollen . Et, was von den Regeln , nach welchen dieſer Umlauf geſchiehet, låffet ſich errachen ; allein ich glaube nicht, daß ſolches hinreichen werde, alle Erſcheinun . gen an den Quellen , von denen ich im Folgenden einige anführen werde, deutlich zu machen . Die Natur deckt uns zuweilen einen kleinen Theil ihres Mechanismi auf, wie z. B. an dem Cirkniger See ; dieſer kleine Theil feßet uns in Erſtaunen , låſſet uns aber vermuthen , daß unfern Uugen noch weit wichtigere Geheimniſſe verdeckt ſind , und vielleicht auf immer verdeckt bleiben werden. Da indeſſen die Erfahrung lehret , daß die allermeiſten Quellen an den Bergen , oder in gebirgigen Gegen. den , und zwar , wenn man genau aufmerkt, gemei niglich an den gypſigen Unterlagern der Flokgebirge entſpringen ,

daher man auch in ebenen und von

Bergen entbldſten Låndern, entweder gar keine oder doch nur ſehr wenige und ſchwache Quellen antrifft : ſo wird man nicht in Abrede feyn können , daß bety Erklärung des Urſprungs der Quellen vornehmlich die Berge mit in Betrachtung fommen müſſen . Da nun die Grundwaſſer und unterirdiſche Wärme theils noch auf ſchwachen Füſſen ſtehen , theils um der vorhin angeführten Urſachen willen , nicht für allgemein und zureichend angenommen werden kön .

nen,

feſten Lande befindlichen Waſſer. 319 nen , der unmittelbare Urſprung aus der See auch nur bey wenigen und vielleicht den allermenigſten Duellen ſtatt findet : ro bleibet uns für die meiſten zu Tage ausgehenden Quellen nur allein das lufte waſſer, insbeſondere aber das Thau . Regen- und Schneewaſſer übrig , welches ſich auf den Flächen der Berge ſammelt, bis auf die Thonlagen der Floke gebirge eindringer , und ſich auf denſelben , da es von ihnen nicht durchgelaſſen wird , ſammelt, bis es eine aus der Erde hervorbrechende Quelle ausmas chen kann . Man findet zwar zuweilen Quellen , die auf dem Gipfel oder Rücken eines Berges zu entſtehen , und dieſem angegebenen Urſprunge zu widerſprechen ſcheinen ; allein man darf nur das Gebirge im ganzen Zuſammenhange betrachten , ſo wird man den optiſchen Betrug gewahr werden , und höhere Derter entdecken, von welchen das Waſ ſer zu der Quelle ferabrinnet. Jndeſſen werden wir im Folgenden auch verſchiedene Quellen fennen lernen , deren Urſprung man unſtreitig aus dem Meere wird gerleiten müſſen.

g . 68. Wollen wir nun nach dieſer allgemeinen Be. Eintbeis trachtung weiter gehen , und jede Art der Quellen lung der ans beſonders in Ermågung ziehen : ſo werden wir mehrromad, als einmal Urſache finden , die in der Natur in allen baften ihren Werfen eigene Weisheit und Mannichfaltig. Duelen. keit zu bewundern. Man kann die unſdmacks haften Quellen in verſchiedene Arten eincheilen . Einige liefern ein kaltes Waſſer, andere aber ein warmes und oft fiebend beißes ;

andere geben fo.

wohl warmes als kaltes Waſſer zu verſchiedenen Zeiten ; noch andere aber ſprudeln mit einem großen Gepolter Hervor, und liefern dennoch ein ſehr kaltes Waſſer. Einige rinnen beſtåndig ; andere nur zu gewiſſen Zeiten , und dieſe lektern beobacho

320

Naturgeſchichte der auf dein

1 beobachten entweder gewiſſe geſetzte Zeiten oder nidyt. Außer diefer perfdiedenen Arten bemerkt man auch einen großen Unterſchied in der Machtige keit der Quellen ; indem einige nur wenig Waſſer, andere mehr, und andere wiederum ſo vieles Waſſer geben , daß ſie ſogleich ſtarke und beſiändige Bache und Flüſſe ausmachen können . Man ſiebet leicht, daß der ſtårkere oder idywachere Zufluß des Waſſers Urſache daran renn muß ; wie denn auch die Erfah . rung lehret, daß die aus hoben , den urſprünglichen Gebirgen nahe liegenden Floßbergen entipringenden Duellen ſtarker ſind, als diejenigen , welche aus den niedrigern ihren Urſprung nehmen. Sonſt fann auch die Beſchaffenheit der Erd , und Steinart, durch weld e fid , das zu einer Quelle fammelnde Waſſer zu drången hat, vieles zu deren Mächtigkeit bentragen ;

daber man denn findet, daß diejenigen

Duellen , die aus einem lockern Boden , z. B. aus den ſehr poröſen Tophſteinlagen entſpringen , mehr

Stets

Waſſer geben, als andere. . 69 . Dhnerachtet die beſtandigen oder ſtets rinnen den Quellen allezeitWaſſer geben ; ſo wird man doch

rinnende in Anſehung der Menge deſſelben bey den mehreſien , Dnellen . einen merklichen Unterſchied gewahr , indem ſie in ſehr trockenen Sommern und bey lange ausbleiben. dem Regen abnehmen, hingegen bey lange anhalten . dem Regen oder ben pldßlichem Schmelzen des Sdnees eine größere Menge Waſſers geben ; . wels ches denn den Urſprung derſelben von dem Luft. waſſer zu beſtätigen ſcheinet, zumal, wenn man dabey erwåget, daß es in denenjenigen Provinzien , moreloft es wenig regnet , als in dem wüſten Arabien und einigen africaniſchen Landſchaften , durchgångig wenig Brunnen und Quellen giebt . Dagegen leb. ret aber auch die Erfahrung, daß viele Quellen und Brun.

feſten Lande befindlichen Waſſer. Brunner

des Sommers

321

und Winters beynahe

gleid) viel Waſſer geben , und wenigſiens nicht waſ. ſerreicher werden, wenn es gleich eine geraume Zeit. lang geregnet hat. Ja es giebt Quellen, welche im Summer viel Waſſer geben , im Winter aber und bei Regenwetter ſchwach fließen und wohl gar trocken ſind, dergleichen auf den Inſeln Majorca und Sis cilien angetroffen werden g) . $ . 70 . Diejenigen Quellen , welche nicht zu allen Zeiten Regelmåf ſige perior Waſſer geben, aber doch darinn einige Ordnung, ' sirche oder ihre gefekten Zeiten halten , ſind wiederum voriQuellen . großer Verſchiedenheit. Einige entſtehen unlåug.

bar vom Schneewaſſer, indem ſie nicht eher fließen , als bis folcher zu ſchmelzén anfängt , aber vertrofe men , ſo bald es daran fehlet; daher ſie auch way, quellen, fontes maiales genannt zu werden pflegen . Man findet ſie in fehr gebirgigen Gegenden , ſono derlich in der Schweiz.

Der Brunn , welcher an

dem hohen Gebirge Engſtlen , im Canton Bern , hervorquillet, fließt nur von der Mitte des Mays, bis in die Mitte des Auguſts , und zwar dieſe Zeit über, nur des Morgens um 8 , und des Nachmittags um 4 Uhr ; wiewohl auch hier einige Unordnungen bemerket werden. Dieſe Duelle iſt alſo gedoppelt periodiſd ). Die tägliche Abwediſelung leitete ſchon der ehemalige Lehrer der Mathematik zu Baſel; Joh. Jac. Sermann von der innern Beſchaffene heit des Behåltniffes her , in weldiem ſich der gen fchmolzene Schnee und Eis ſammlet, ehe er durch Ben Spies , in eben die Quelle ausbricht h). dieſem $) A & a Erud . Lipf. Supplem . Ib. VI. S. 242. Sérs binias de adınirandis mund, cataractis S. 54 f. h ) Scheuchzer Itin, alp. b. I. S , 26. Sb. III. S. 404

11. Theil.

322

Naturgeſchichte der auf dem

dieſem Canton , befindet ſich auch eine foldje Pays quelle, welche nur im Früßling Mießet , im Herbſt aber vertrocknet i ) . Selbſt das berühmte Pfeffers. bad in der Landvogter Sirgans quillet nur vom May vis in den September k) . Ben andern periodiſchen Quellen kann man nicht den gefihmolzenen Schnee als die Haupturſache ihres Fließens anſehen , ſondern man muß bey ihnen

7

ſeine Zufludit zum Meere nehmen. Dahin gehören vornehmlich diejenigen, welche ihre ordentliche Ebbe

1

und Fluch halten , oder nur allein zur Zeit der Fluth , oder nach der Fluth fließen. Plinius 1) hat bereits ſolche Brunnen angemerker . Nach Varenii m ) Zeugniß befindet ſich im Fürſtenthum Wallis in Cantred Bidan ein Brunnen , der tåglich mit der Ebbe und Flutý ab - und anläuft; eben dieſes verſichert er von einem Brunnen , der auf dem Gipfel eines hohen Berges in Island ges funden werde, und füß Waſſer gebe ; allein die neues ſien Nachrichten melden von dem lektern nichts, man måste denn die Quelle Geyſer darunter vers ſtehen, deren ich im folgenden gedenken werde. Ben Calais n ) werden am Ufer Brunnen gegraben, die ſüßes Waſſer Galten, das nach der Futh und Ebbe mit dem Seewaſſer ſteigt und fällt , ſo, daß das Seewaſſer gier nur durdy das Durchſeigen füſſe wird. Zu Bergen op Zoom iſt ein Ort, Set fonteintje, genannt , woraus füffes Waſſer hervorquillt , wenn fich das Salßwaſſer,

fo zur Zeit der Fluth darüber geht,

hi) Bertrand de l'Ufage des Mont. S. 339 . • k) Ebendaf. S. 346. b ) Hift. Nat. B. 2. Kap . 97 . su ) Geogr. Gen. Kap . 17. Prop . 17 : n ) Kamel Hitt. Acad. Scient. Reg. Sect. 11. Kap. 3. S. 2 .

feſten Lande befindlichen Waffer.

323

geht, verlaufen hat o ). In Gronland findet ſich eine fonderbare Uebereinftimmung zwiſchen dem In dem Neu : und Quellwaſſer und dem Meere. Vollmonde, idenn das Meer fehr ſtürmiſch iſt, und die Ebbe und Fhuch ſtårfer wird , fangen die vera borgen und unbekannte Quellen an zu fließen , fo, daß man alsdann an folchen Orten Waſſer findet , wo man es am nöenigſten vermuthet påtre , vore nehmlich im Winter , wenn die Erde mit dickent Hieher gehöred Schnee und Eiſe bedecet ift p) . auch die Quelle in der polniſchen Waiwodſchaft Krakau , welche ſich mitten an der Südſeite eines Berges befindet ; den Herr Denys 9 ) Monta merveille nennet , und welche ſich nach dem Laufe Das Waſſer dieſer des Mondes zu richten ſcheinet.

!

Quelle iſt ſehr Gelle und kommt mit großem Getoſe Je mehr ſich der Mona aus dem Grunde hervor. der Oppoſition mit der Sonne nåbert , deſto ftarfer fließt das Waſſer , ſo , daß es , wenn der Mond voll iſt , über die Ufer des Behältniffes, innerhalb deſſen es ſonſt eingeſchloffen iſt, Hießt ; wenn ſich aber der Mond der Conjunction nåbert, fo verminderf fich das Waſſer von Zeit zu Zeit. * Es gefriert nicht nicht, und fångt Feuer , wenn man demſelben eine brennende Kerze nahe bringt. Hußer dieſen und verſchiedenen andern ihnen ihnliche Quellen giebt es iþrer noch verſchiedene, deren periodiſche Abwediſelung einer Ebbe und Fluth Shnlich iſt, ob man gleich folche , wenigſtens den jeßt noch davon bekannten Beobachtungen nach, nicht daraus erklären kann.

Bey dem kleinen Orte

2

Quiſſao

o ) Lalofs Kenntniß der Erdkug. 36. I. S. 311. p ) Egede Beſchreib . von Grønland, S. 82. QS. Afttac Hift, natur. de Langued , $ . 416 .

324

Naturgeſchichte der auf dem $

Quifſio , nicht weit von 57ismes , in dem Gou . vernement von Languedoc , befindet ſich nahe bey dem Fluſſe Vidourle , unten auf einem Berge, eine periodiſche Quelle , welche in 24 Stunden zweymal Waſſer giebt, und zweymal auf dret. Jeder Fluß dauret etwas mehr als 7 Stunden ; darauf folget ein Zwiſchenraum von ohngefikr s Stunden . Dies fes aber verzógert ſich jeden Tag ohngefähr 50 oder 53 Minuten , ſo daß , wenn daß Fließen z. B. beu: te um 12 Uhr zu Mittage anfängt , fo fångt es Dieſes Morgen um 50 Min . Nachmittags an . dauert das ganze Jahr hindurch ; nur wenn es ſtarf geregnet hat , ſo låuft die Quelle unaufhörlich, woo durd, es ſehr wahrſcheinlid, wird , daß ſie feine Ge. meinſchaft mit der Ebbe und Fluth hat, zumal da Wie ſich dieſe fie ſo weit von Meere entfernet ift. Erſcheinungen erflåren laſſen , findet man beym Ajtruc r). Die beyden Plinii s) erwähnen eines , Brunnens am lariſchen oder beutigen comer See, der zu geſegten Zeiten Waſſer giebt, und zwar des {ages dreymal ab , und zunimmt; und Scheuche es befinde ſich noch ein folcher zer verſichert 1 ) , Brunnen daſelbſt 5 Meilen von Como. Jd wûre de auch den ſogenannten Bullerborn im Bisthum Paderborn hieher rechnen , wenn man ihn nicht wegen ſeiner vielen Ungleichheiten billig unter die un . regelmäßig periodiſchen Quellen ſeßen mußte. Dagegen giebt es eine Menge ſolcher periodiſchen Quellen , welche in ihren Abwechſelungen weit für .

zere Zeiten beobadyten .

Bey Calmars , einer klei.

nen Stadt in Provence, findet man eine Quelle, welche r) Ebendaf. S. 288 f. s) Hift. Nat. B. 2. Kap . 103. B. 31. Kap. 2. Epiftol. B. 4. Br. 30. t ) Hydrogr. Helvet. S. 126.

feſten Lande befindlichen Waſſer. welche achtmal in einer Stunde fließet.

325

Der Lays

well bey dem Meerbuſen Torbay in England, nimmt alle Stunden ſichtbarlich ab und zu , und dieſes geſchiehet manche Stunde 16 bis 20‘mal 1 ). Gewiſſermaßen gehöret auch die berühmte Quelle Fonteſt. Orbe, nahe ben Belleſtat im Gouverne. Sie fimmt aus ment von Languedoc hieher w ). einer Höhle unter dem felſichten Gebirge Hervor , und Aließt in der trocknen Hiße gar nicht, welcher Stills ftand gemeiniglich in die Monate Junius , Julius , Auguſt und September fållt. Wenn es aber einige Tage ſtark regnet, ſo fließt ſie 10 bis 12 Tage, und wenn ein naſſer Sommer einfällt , ſo höret ſie gar nicht Um dieſer Urſache willen könnte auf zu fließen. man ſie unter die irregulären Quellen rechten . Allein ,

|

ihre periodiſche Abwechſelung, die ſie während ihres

|

Fließens beobachtet, macht ſie uns hier merkwürdig: Sobald es zu regnen anfängt, um welche Jahres, zeit es auch rey , fließt ſie beſtandig ; aber 10 oder

12 Tage hernach giebt ſie erſt abfakweiſe Waſſer. Wenn ſolches geſchiebet , verläuft zwiſchen dem Eno de eines Sturzes , und dem Unfange eines andern, eine Zeit von 32 Min. 30 Sec. der Sturz ſelbſt aber Nimmt aber dieſes ab . dauert 36 Min . 35. Sec. wedyſelnde Fließen nach einer großen Dürre reinen Anfang, ſo iſt die Zeit , die zwiſchen dem Ende des einen Hervorſchießens , und dem Unfang des folgen : den verſtreicht, viel fürzer , welches auch Statt fin . det , wenn das Fließen wegen fallenden Regens nicht mehr abſakweiſe geſchiehet x) . £ 3

Hieher gehöret auch

u) S. Affrac I. c . S. 393 f. w) S. Philof. Trausact . Abr. Sh. II. S. 305. Aguliers in Phyſ. Experim . 36. II . S. 183. . Tú . 1: Langued II. Kap. . Th. de Hiſt, Nat.

Dess

326

Naturgeſchichte der auf dein

auch die ſonderbare Quelle: Geyſer oder Braſſaror, im yuukedal, im ſüdlichen Viertel der Inſel Js. Es iſt zwar eine warme Quelle; weil aber lano .

!

ihre periodiſche Abmedſelung merkwürdiger iſt , als ! die Wärme ibres Waſſers , die in Island nichts Nach feltenes iſt , ſo will ich ihrer hier gedenken . Claus Bericht y) befindet ſie ſich auf dem Felſen in einer Aushöhlung , die oben im Umfange 20 , in der Tiefe aber 3 Klafter , und unten einen ganz engen Schlund hat , durch welchen das Waſſer nach und nach hinaufſteigt , bis das Bebåltniß überläuft. Aldann höret man unten ein erſchreckliches Krachen , wie ſtarke Bůdifenſchůße, wovon der ganze Felſen zittert, und nachdem ſolches 4 oder 5 mal geſchehen iſt , ſo ſpringt das warme Waſſer růck - oder ſtoß. weiſe unter einem ſtarfen Rauche wenigſtens 60 Klafter boch , in ſo großer Menge Heraus, daß da . durd, rund umher warme Scher verurſacht werden. Nach 6 oder 7 Min . föret das Herausſpringen des Waſſers nebſt dem Getöſe ganz auf , und die Höhle Dieſes geſchiehet täglich zu gewiſſen Zei. iſt leer. ten. In dem nördlichen Viertheil dieſer Inſel, bey einem Hofe, Reikun genannt, befinden ſid , dren Sie nicht minder merkwürdige warme Quellen . liegen ohngefähr 30 Klafter von einander , und das Waſſer kocht aus ihnen wechſelsweiſe dergeſtalt her, auf , daß wenn die Sper oder Quelle , ſo an einem Ende iſt , Waſſer ausgeworfen bat, ſodann die mit . telíte , bernad) die an dem andern Ende , und bier . auf wieder die erſte ein gleiches zu thun anfängt, und in dieſer Ordnung fahren ſie ſtets fort , bero vor zu quellen , jede ohngefähr dreymal in einer Vier. Sie befinden ſich insgeſammt in einem thelſtunde. barten y ) Benm Herrn D. Büsching in der Erdbeſchr. 25. 1. 6. 391.

1

feſten Lande befindlichen Waffer.

327

harten Steingrunde, doch auf ebenem Felde'; zwo derſelben treiben das Waſſer zwiſchen den Steinen in die Höhe ; ſie haben alſo keine runde Deffnungen, und treiben das Waſſer nur gar wenig über die Erde hinauf,

etwa einer Ellen hoch ; die dritte aber hat

eine ganz runde Deffnung, als wäre ſie durch die Kunſt in eine harte Steinklippe gemacht ; die von weitem wie ein großes Braugefäß ausſiehet. Uus ſelbigen fibret das Waſſer , wenn die Reihe an die. le Quelle fommt , 5 bis 6 Ellen in die Höhe , wore auf es wieder in ſein Behåltniß 2 Ellen tief hinunter ſinft, da ſie denn jedermann betrachten kann . Wenn das Waſſer am tiefſten gefallen iſt , ſo erfolgen hers nach drey Wallungen , und durch die erſte ſteiget das Waſſer auf die Hälfte bis zum obern Rande, durch die andere bis zum Rande felbſt , ben der dritten Wallung aber ſpringet es , wie vorhin geſagt worden 5 bis 6 Ellen in die Höhe , und ſo dann ſinket es wiederum zurück, worauf die Pieihe an die an dem andern Ende befindliche Quelle , und als : dann an die mittelſte fömmt .

Wenn das Waſſer

finft, und man etwas hinein wirft, ro ziehet es alles mit ſich auf den Boden , wirft aber bei der Lufwal. lung auch die ſchwerſten Steine wieder herausz ) . Man ſiehet leicht, daß man den größten Theil dieſer Erſcheinungen aus dem innern Bau der Waſ ſerbehältniſſe erklären müſſe, worinn ſich das Waſ ſer ſammlet , welches dieſe Duellen von ſich geben. Herr Aſtrúc hat in dem mehrmals angeführten Werke den Mechanismum der in Languedoc und andern franzöſiſchen Provinzen befindlichen pe. riodiſchen Quellen dieſer Art nicht unglücklich ents wickelt. E 4 $ . 71 .

2) serrebows Radr . von Island S. 66 f.

i

328

Naturgeſchichte der auf dem

1 $.

71 .

Die unregelmäßigen periodiſchen Quellen Urregel haben ihren Urſprung noch unmittelbarer von dem pericoliche Regen , und Schneewaſſer, und ſcheinen mit ſeinen Quellen . ordentlichen , oder wenigſtens nur mit einem ſehr einfachen Waſſerbehältniß in dem Innern ihres Berges verſehen zu ſeyn. Hierher man ohne Zwei: fei auch den ſo genannten Bullerborn im Bisthum Paderborn nehmen müſſen , der bey dem Dorfe 2iltenbecken am Fuße eines Berges , mit großem Poltern hervorbricht , wovon er auch den Namen bar . Man hat zwar behauptet , daß er in ſeinen Abwechſelungen regelmäßig ren, und ſich in 24 Stun den zwermal verliere , und allemal nach Ablauf von 6 Stunden mit großem Getöſe wieder fom. me a). Ullein , den zuverläßigſten Nachrichten zu folge b) ſind ſeine Ubwediſelungen ſehr unordent: lich , indem er bald ſehr reidilid ), bald aber gar nicht fließet. In Carls des Großen Geſchichte iſt bekannt, daß als er nach Eroberung des feſten Schloſſes Fresburg mit ſeinem Heere bis zur Irmenſäule gekommen war , und es daſelbſt an Waſſer Mangel gelicten , ſich durch ein vermeintli che Wunder am bellen Mittage viel Maſſer ergof. fen habe; und dieſes läßt fich am beſten von dieſer Quelle erklären , Doch das gehöret nicht hieher. Nicht weit vom See Bourgunt im Herzogthum Savoyen iſt eine Quelle , welche augenſcheinlich mit einem kleinen Geräuſche bald zu . bald aber auch abnimmt, aber zu verſchiedenen und ungleichen Zei. ten . Nad) Oſtern geſchiehet dieſe Abwechſelung bis. weilen in i Stunde 6 mal , zu andern 'trocknen Zei. ten aber nur i oder 2 mal. Er kommt aus einem Felſen a ) Philof Transact . Abr. 36. IL 6. 305. b ) Bürobings Erdvefpr. 1. II . S. 658,

feſten Lande befindlichen Waffer.

329

Felſen hervor , und wird la fontaine de Tiers veille genennt . Es finden ſich in dieſer Gegend

noch andere Quellen , welche fich in ihrem Steigen und Fallen nach dem Steigen und Fallen der Rhone ridten .

ten

Viele dieſer Quellen kommen nur allein in feuch . Jahren zum Vorſchein , und bleiben in trocknen

2

außen , und alsdann ſind ſie unter dem Namen der Kungerquellen bekannt, weil ſie der gemeine Mann als Vorbedeutungen einer bevorſtehenden Theurung anſiehet. Doch dieſes gehet ſehr natürlich zu , in . dem der Erdboden durch die vielen Regen bereits i

verdorben iſt, wenn ſie an zu fließen fangen . Dero gleichen Hungerquellen giebt es überall . Ich will nur ein Paar zum Benſpiel anführen. In der

ſchwediſchen landſchaft Oligochland, im Kirchſpiel Viykerke, befindet ſich eine ſolche Hungerquelle, deren Waſſer mit dem Wetterſee zugleic) ſteigt und fålle,

> und auf deren Steigen gemeiniglich eine Theurung folgt. Hieher gehöret auch der Bach bey Barbes ron in la Valo :re , in der Dauphiné, den man fonſt unter die ſieben Wunderwerke dieſer Provinz zu zahlen pfleget , weil er durch die Menge reines Waſſers die Fruchtbarkeit des Jahres anzeigen roll. Man kann hieher auch die ſogenannten Wet. terbrunnen , Fontes barometricos, rechnen, weil ſie zur Zeit eines Regens allemal trübe werden. Der Sprudelbrunn im Carlsbade iſt ein folder Wetter: brunn, indem er durch ſeine dick aufſteigende Dünſte, Regenwetter anzeiget.

Die Quellen , welche dem Cirknißer See ſein Waſſer geben , müſſen gleid falls unter die irregu . låren periodiſchen Quellen geredynet werden . Ich werde ben der Abhandlung der Seen ein mehrers davon ſagen . Les l. 72.

330

Naturgeſchichte der auf dem

ſ.

72.

Bey den unſchmachaften Quellen müſſen wir Anſchmack auch dererjenigen warmen Quellwaſſer gedenken , bafte war, die ein unſchmachaftes helles Waſſer liefern , und me Quelo alſo den mineraliſchen ſchmackhaften nicht bengejáh len , let werden können. Die Erwärmung derſelben und deren verſchiedener Grad ſcheiner von dem ges ringern oder großern unterirdiſchen Feuer abzuhan gen , g. B. von dem Brennen des Schwefels , der Kiefe und Steinkohlen , welche dergleichen Quellen nicht unmittelbar berühren , weil fie font ſchmack. haft werden würden , ſondern nur den Erdboden er. hißen , in welchem ſolche Waſſer laufen , und ihnen dadurch die Wärme oder Hiße mittheilen . Zu die ſer Art gehören die mehreſten der vielen warmen Quellen auf der Inſel Island , welche daſelbſt Sverer genannt werden , und großlentheils nicht den geringſten mineraliſchen Geſchmack bey fich führen b). Zwoer derſelben habe ich bereits vor. jin gedacht. Einige dieſer Quellen ſind nur måßig heiß, ſo, daß man die Hand , ohne ſich zu brennen, darinnen halten fann ; andere find fiedend heiß und werfen eben ſolche Blaſen , wie ſonſt das kochende Waſſer ; noch andere endlich ſind ſo übermäßig ſie: dend , daß fie auch das Waſſer wie einen Spring, brunnen in die Höhe treiben , und in deren einigen man fogar Knochen calciniren fann . , Dieſe Quel: len geben , wenn ſie erkaltet ſind , ein gutes Trink, waſſer ab , und die Einwohner , welche nahe daber wohnen , pflegen ihr Effen darinn zu fieden , das Holz zu erſparen. In der Gefdichte ſind die war.

.

men Bader Reykia . Laug und Rroj . Laug, im ſüdlichen Vierthel , die berühmteſten , weil in den . ſelben

b ) Sorrebows Nachrichten von Island S. 63 f.

2

feſten Lande befindlichen Waſſer.

* 331

felben im Jahre 1000 eine große Menge Jslander

getauft worden . ſ.

73 .

Allein man findet nicht allein warme Quellen, ſon: Uebrige dern auch Quellen, deren Waſſer zu verſchiedenen Zci : Arten una ten warm und kalt zugleich iſt,und deren Erklärung Hafter vielleicht mehrere Sdywierigkeit haben möchte. Quellen : Ein ſolcher Brunn iſt der Brunn im Walde Jupi. ter Sammons , deſſen verſchiedene alte Schrift: ſteller c) gedenken . Er iſt täglich des Morgens fühl , um die Mittagszeit überaus falt, gegen Abend aber warm , und dieſe Warme nimmt bis um Mit. ternacht ſtufenweiſe zu , worauf fie eben ſo wieder

le

anfängt abzunehmen. Auf dem Berge Sſima, in der soerer Geſpanſchaft in Ungarn , finder man

bi

eine Quelle, welche im Sommer eiskalt; im Herbſte aber warm ift ; eben dergleichen Quellen finden ſich

TO

auch in der 17eograder Geſpanſchaft d ). Einer ähnlichen Erſcheinung in einer ſonderbaren Höhle ben Sfelize in der Torner Geſpanſdyaft iſt idon

"

im 25. g. gedacht worden. Endlich muß ich auch noch derjenigen Quellen gedenken, welche poltern und zu kochen ſcheinen, aber dennod) faltes Waſſer enthalten . Von dieſer Art iſt eine Quelle Aiquepcrſe im Gouvernement von

1

bio .

Auvergne, welche ſtart prudelt und Blaſen auf. wirft, aber eiskalt iſt , und feinen merklichen mine, raliſchen Geſchmack bat e ).

§ . 74 . c) Arrian 5. 3. Plinius B. 2. Kap. 103. Carcius B 4. Rap . 7. Mela B. I. Kap . 8. Lucretius B. 6. V. 448

d ) S. Burdhings Erdbeſchr. Sh. I. S. 1174. 1191. e ) Ebendaſ. 36. II. 6. 642.

332

Naturgeſchichte der auf dem 6.

Berſteis nernde Quellen .

74.

Damit wir nicht nöthig haben , noch einmal wieder zu den Quellen zurück zu Fehren , ſo will ich die verſteinernden und mineraliſten Quellen hier zugleich mit abhandeln , obgleid) die Naturforicher ſolde erſt denen Flüffen und Seen nachzuſeßen pfle. Das Waſſer der verſteinernden Quellen iſt gen . ungleich ſchwerer als das gewöhnliche Quell - Fluß und landſeenwaſſer, und enthålt weit mehr erdige und ſteinige, beſonders falf- und tophartige Theile, welche ſie zu Tage abſeken , und die daran ſtehenden Pflanzen ,

imgleichen die darein gelegten Dinge,

damit zu überziehen pflegen . Dergleichen Quellen trifft man in vielen Gegenden an , beſonders , wo toph - falk - und mergelartige Steine und Erden håufig vorhanden ſind.

Ich will deren nur ein

Paar anführen . Daß es deren in Island gebe, erhellet aus dem Bartholin f ). Ben dem Schloſſe Zipſerhaus in der Zipſer Geſpanſchaft in Ungarn iſt eine ſolche Quelle befindlich . Einige überaus merkwürdige Quellen dieſer Art trifft man bey der Stadt Clermont in Auvergne an , welche die hin. ein gelegten Körper mit einer ſteinartigen Kinde überziehen . Die merkwürdigſte aber iſt die in der Vorftadt S. Allire, welche die berühmte ſteinerne Brücke gemachet hat , deren ſo viele Schriftſteller gedenfen . Dieſe iſt ein harter und diciter Felſen, der aus verſchiedenen Schichten entſtanden iſt , wel . die das abfließende verſteinernde Waſſer der Quelle feit vielen Jahren gemachet har. Man bemerket an demſelben nicht eher eine Höhlung, oder einen Schwibbogen , als bis man , nadidem man wohl 60 Sdritte gegangen, zu dem kleinen Bache Tires taine

f) De petrificatis fontis Islandici , in den A&. med. Hafn . Ib . IL . S. 165. 17.2.

1 feſten Lande befindlichen Waffer.

-333

taine fommt, der ſtark genug iſt , ſich einen Durch. gang zu erhalten . Es hat nåmlich die verſteinernde Quelle, welche auf ein viel erhabners Erdreich fält, als das Bette des Bades iſt, nad) und nach etwas von der ſteinichten Materie angeſeket, und endlich durch die Långe der Zeit aus felbiger einen Bogen aufgeführet, unter welchem die Tiretaine ungehin: dert durc ; laufen kann. Der Zwang und die Noth . wendigkeit, welcher dieſer ſteinichten Materie gleich ſam auferleger zu ſenn ſibien, ſich einen Schwibbogen zu bilden, konnte nur ſo lange dauren , als der Bach breit genug war ; nadiher fiel das Waſſer von der Duelle wieder ordentlich berunter , und da entſtand ein neuer Stein, welcher einen Pfeiler abgab.

Die

Einwohner dieſer Gegend verlängerten die Brücke, denn ſie leiteten den Bad ) aus ſeinen alten Ufern ab , und er mußte nunmehr feinen { auf neben dem Pfeiler hin nehmen ; hierauf führete die Quelle einen neuen Bogen auf, und es würden auf ſolche Art ſo viel Schwibbogen und Pfeiler haben erbauet were den fónnen , als man gewollt hatte. Da aber den Benediccinern der Abtey S. Allier, in deren Um, fange dieſe Quelle iſt , der häufige Zuſpruch der vielen Leute, welche dieſes Kunſtſtück der Natur ber fehen wollten , zu beſchwerlich fiel, ſuchten ſie die verſteinernde Kraft der Quelle zu verringern , und leiteten ſie daher in verſchiedene Urine ab , ſo, daß ſie jeßt nur diejenigen Körper mit einer dünnen Steinrinde überziehet, auf welche ſie ſenkrecht herab. fällt;

an denenjenigen- aber, über welche ſie ihren

ordentlichen ( auf nimmt, wird man nichts mehr gee wahr g ). Das Waſſer dieſer Quelle iſt das einige Trinkwaſſer in dieſer Vorſtadt, und gar nicht ſchád . lich.

Unter die verſteinernden Quellwaſſer gehöret auct)

a) Bufdrings Erdbeſcbr. Ib. II. S. 641.

334

Naturgeſchichte der auf dem

auch das bekannte Carlsbad in Bomen , welches in der Erde an dem Prudel einen weißlichen , und oben einen gelblichen Stein -anſeßet , der fo feſt iſt, daß er ſich wie Marmor bearbeiten und poliren Såſſet. Dieſes geſchießet ſo häufig , daß die Eins wohner, um die Quelle nicht gar zuwachſen zu laſſen , ſolchen von Zeit zu Zeit mit vieler Mühe ausbrechen müſſen . Feuillee h ) fand zu Quancabalica, 70 Meil . von Lima, in Peru, eine Quelle, die warmes Waſſer von ſich giebt , welches ſich unweit des Brunnen über die umliegenden Länder ausbreitet und zu Steine wird. Die meiſten Häufer daſelbſt fino aus dieſen Steinen gebauet , und, um ſolchen die gehsrige Größe und Geſtalt zu geben , füllet man nur die Formen , welche die verlangte Weite und Höhe haben , mit ſolchem Waſſer , worauf es Man verferti: nach wenigen Tagen zu Stein wird. get ſogar Bilder daraus, die ſehr feine Züge haben, man ſie nur, nachdem ſie ſolcher Geſtalt ges

fo, da

goſſen worden, abpoliren darf. Zu den verſteinernden Quellen könnte man auch die Sinterwaſſer rechnen , welche nicht nur die Flåden der unterirdiſchen Höhlen mit einer Stein . rinde überzießen , ſondern auch allerhand fonderbare Figuren hervorbringen. Ich babe bey Gelegenheit der Höhlen bereits verſchiedene Beyfpiele dieſer Art angeführet. Von verſteinernden Seen werde ich ben den Sandſeen reden.

$ .' 750 Daß die fdhmackhafien oder ſogenannten mis Allgemei- neraliſchen Waſſer , durch eine merkliche Beymi. ne Be: ſchung ſalziger, ſchwefliger , oliger und metalliſcher tradtung Theile entſtehen, welche ſie in Rich nehmen , und mit rich b) Journal des Obſervations Ih. I. S. 433 f. -

feſten Lande befindlichen Waffer. fich fortführen ,

wenn ſie durch ſalzige,

335

ſchweflige, der mines

erdharzige und mineraliſche unterirdiſche Derter raliſchen geben , þat ſchon Plinius gewußt, wenn er ſagte :ober dimacts tales funt aquae , qualis terra , per quam fuunt.baften Man findet ſolches deutlich an derjenigen Quelle, Quellen. deren Verðries i ) gedenket. Man findet, fagt er, in Sicilien einen Fluß , der nach dem er aus ſeiner Quelle entſprungen , und ein Stück Weges fortge. laufen iſt, ſich in zween Arme theilet. Der eine Arm , welcher nach dem Aetna fließt, þat ein ſehr angenehmes ſüſſes Waſer, weil er über einen reinen Boden gehet ; der andere fiihret ein ecfelhaftes, ſale ziges Waſſer, weil er unter Weges Salzgruben und einen ſalzigen Grund findet. Er gebenfet noch eis ner anderr. Quelle, welche dren Bäche macht, deren einer geſundes und heilſames, der zweyte vergiftetes, Es ge. der dritte aber gemeines Waſſer führet. þören demnach alle diejenigen Waſſer hießer, welche ein ſaures ; laugenhaftes , bitteres , gemeines Salz, Alaun, Vitriol, Eiſen, Kupfer, Schwefel, Erdil oder Erdparz in fid) enthalten . Die meiſten kalten ſchmachaften Waſſer haben auch einen flüchtigen fauren Geiſt bey rich ; daher ſie , ſo lange ſie friſch find , Blaſen aufwerfen , und nicht zufrieren. Der Zufluß des wilden Waſſers, g. E. bey ſtarkem Res gen , imgleichen die Wärme der Luft, kann ihre Kraft Ihren Gefalt fann man theils ſehr vermindern. theils durch den Niederſchlag, Geſchmack, durch den theils aber und am beſten , durd) ein gelindes Ab. rauchen erkennen ; da fld die darinn enthaltenen Salze , metalliſche und andere mineraliſche Theile durch ihre Eigenſchaften verrathen .

Die mineralis

Ichen Waſſer find theils kale , theils warm , und jmar nadı verſchiedenen Graden ; in dem lektern Falle i) Phyſ. Pant, ſpec. Kap . 4. 8. 9.

336

Naturgeſchichte der auf dem

Falle werden ſie eigentlich Báder genannt.

Sonſt

pfleget man ſie , ihren vornehmſten Beſtandtheilen nady, in zehen Arten zu theilen , welche 1 ) die alka, liſchen oder

1

Laugenwaſſer , 2 ) ſalpeteriſchen

oder Bitterwaſſer , 3 ) Růczenfalzwaſſer oder Sülzſole , 4 ) Eiſen- oder Stahlwaſſer und Saucrbrunnen, 5) Cements oder kupferhaltige Waſſer , 6 ) Sdwefelwaſſer, 7) ſeifenartige Wiljev , 9) Alaumiv :ſſer und 10) gifiige wafs fer ausmaden . Alle dieſe Arten haben wiederum verſusiedene Unterarten , ja man könnte fogar be Haupten, daß jede mineraliſche Quelle eine eigene und beſondere Unterart ausmacht , weil die ver . ſchiedene Zuſammenſebung und Vermiſchung von Mineralien , Delen , Salzen u . f. F. die im Schooße der Erde in unglaublicher Menge

und Verſchie.

denheit gefunden werden , beinahe unendlich iſt ; daher man ſich begnügen muß , ſie nach der vor. nehmſten ihnen beygemiſchten Ero . oder Mineralart zu benennen.

Warme Båder.

76. g. Diejenigen Brunnen, welche Heißes Waſſer ge. ben , ſind durchgepends unter dem Namen der B &. der befannt, und es werden ihrer in allen Gegenden der Erde gefunden . Nur in Portugall, und zwar in einem landſiriche der 17 Meil. lang und 12 breit iſt, rollen fich , nach Vasconcelli Zeugniß bey Kirs dern , 25000 Brunnen befinden , darunter viele warmes Waſſer geben . In Spanien und frank. reich hat man um die pyrenåiſden Gebirge eine Menge warme Båder , worunter funderlich die ben dem Dorfe Dur berühmt ſind. Ferner ſind in Frankreid) die Báder zu Bourbon l’Ancy merf. würdig , welche falzig , ſchwefelig und eiſenbalrig find. Man kann die Hand darinn nur einige Mir nuten långer, als im kochenden Waffer leiden , ob ſie gleich

1

feſten Lande befindlichen Waffer.

337

gleich keinen Brand verurſachen. Ihrer Hiße ohn. erachtet , kochen ſie , ro wie viele andere ihrer Art, 3

über dem Feuer nicht eher , als gemeines faltes Waſſer, welches man auch von den Bådern zu Bar laruč in Languedoc, und andern bemerket hat. Die zu Digne in Provence enthalten viel Schwe. fel unb alcaliniſches Saly; der Båder im Gouver. nement Bourbonois , zu Chaudes . Aiques , ben Bitſch in Lothringen u. a . mehr nicht zu gedenken. In Deutſchland giebt es einegroße Menge ſolcher Båder ; dergleichen das zu Wolkenſtein im Erfa gebirgiſchen , das Johann

Georgenbad zu Berg.

giesbůbel, das zu Carlsbad und TSplig in Böh . men , das zu Landect im Glaßiſchen , das zu Warmbrunn in Schleſien, das zu Baden, Deus toplis, Kirſchlagerbad und Wihlacknobad im Deſterreichiſchen , die ben Inſpruck , Hentholz in Tyrol, ben ābach in Wildbad ,

eran und Bayern , das

Zellerbao , Kirſchbad , Canſtådrer

Gulzbad, Bollerbao, Coppenerbad, Leucerbad, Rrahebad , Geyerbad und Riedenauerbad im Würtenbergifchen, das Emſerbad, Wisbað und Schlangenbad in den rheiniſchen Kreiſen, die bep Aachen im weſtphäliſchen Kreiſe u . a . m. gehören. In der Schweiz iſt daran gleichfalls kein Mangela Man har daſelbſt das Wichler und nieders urnerbad

+

11

im

Canton

Glarus ,

das Ramſer,

Schaumburger, Brüglinger und Eptin er im Bafelſchen , das Leuker und Brüger im Walliſer . lande, davon jenes einen ſubtilen Vitriol, dieſes aber Schwefel, Alaun und Bitterſalz führet; ferner das Wormſerbad in Graubündten, welches Alaun, Bitterfalz, Schwefel und Bergól hålt , und das WIußiner im Veltelin , welche insgeſammt von Echeuchzern beſchrieben worden . Italien ſchei. net das rechte Vaterland der Båder zu ſeyn , weil man Theil.

338

Naturgeſchichte der auf dem

man ſie dort überall findet.

Der Båder zu ha .

poli gedenket fchon Srrabo ; ſie enthalten Allaun , Kupfer und Eiſen. Die zu Trivoli haben einen ſo heißen Dunſt , daß nicht jedermann in dem daju führenden Gange 20 Schritt fortgehen kann . In Savoyen iſt dir und in Montferrat Acqui des. wegen berühmt. In dem Venetianiſchen befinden ſich ben Abano warme Quellen , welche zum Theil viel Schwefel mit ſich führen. Derec bey Piſa gedenket fchon Plinius. Zu Acqua , Vikaſio, a Morba im Toſcaniſchen , find ähnliche Bäder. Die Lagoni ben Monte Cerboli brauſen mit vie. lem Geräuſche in die Hohe , enthalten Schwefel, Vitriol, Ulaun und Küchenſalz und ſind ſiedend heiß .

In England find die zu Bath vor andern

berühmt , welche gemeines und bitter Salz, Eiſen , ocher und Kalkerde enthalten . Die isländiſchen warmen Båder ſind zum Theil auch mineraliſd ), fonderlich die ben Priſewig , aus denen ſehr ſtarte und ſtinkende Schwefeldämpfe aufſteigen . In Ungarn , Siebenbürgen und an den Grången von Servien finden ſich überaus viele warme, ſonderlich Schwefelbåder. Und ſolche Heiße Brunnen finder man nicht allein in unſerm Welttheile , fongern auch in Aſien , vornehmlich in Japan , wo einige To heiß ſind ,

daß ſie zur Zeit der Chriſtenver, folgung zu Martern gedienet haben . In Africa und America iſt daran auch kein Mangel . 770 $. Dieſe Beyfpiele werden zulänglich fenn , zu be. Berſchie: weiſen, daß über den ganzen Erdboden heiße Quellen Diume mep gleichſam ausgebreitet ſind. Es iſt noch übrig, daß

über die wir die Urſachen dieſer Erſcheinungen fürzlich un. Urſachen terſuchen . Mit den verſchiedenen Meynungen der der war: Naturforſcher wollen wir uns hierben nicht aufhalten , men Bås fondern nur der vornehmſten fürzlich Erwähnung

thun .

feften Lande befindlichen Waffer . 339 thun. Kircher, Cornelius u . a. ſtehen in den Gedanken , dieſes Waſſer bekomme ſeine Wärme durch unterirdiſches Feuer , und dieſe Muthmaßung ſtimmet' mit der gemeinen Vorurtheiten am beſten überein . Nun findet man zwar viele þeiße Quellen ben brennenden Bergen , daher es nicht ganz une wahrſcheinlich iſt , daß dieſe Brunnen zu der Zeit, wenn die Berge wirklich brennen , an der Hiße Theil nehmen können ; auf der andern Seite aber iſt es ausgemachet, daß alle übrige heiße Brunnen Denn die nicht auf dieſe Art entſtehen fónnen . eigentlich fo genannten unterirdiſchen Feuer ſcheinen größtentheils nur Erdichtungen zu ſeyn,

weil wir

Durch unzählige Verſuche ſehen, daß kein Feuer ohne frenen Zugang der Luft brennen kann ; nur der aufe ſteigende und eingeſchoſſene Dampf müßte derglei. dhen Feuer ausbåmpfen , ja wenn der Dampf die geringſte ausdehnende Kraft hätte, ſo müßten die Gee wölber, mit dem dieſe Feuerſtåtten bedecfet ſind, An vielen Dertern , wo weder endlich berſten. brennende Berge noch 'unterirdiſche Feuer bemerket werden , giebt es heiße Brunnen, wie aus dem An . geführten erhellet. Die Gegenwart der unterirdi. jhen Feuer fann man aus der Hiße des Waſſers nicht ſchließen , denn die Frage iſt hier nicht, ob die Hiße des Waſſers ein Beweis von einer unterirbi. fchen Hiße iſt, ſondern ob ſie ein Feuer beweiſet, Das warme welches wirklich Flammen hat.

Brunnenwaſſer erkaltet viel langſamer als gemeines Man betrachte das warme kochendes Waſſer. Quellwaſſer zu Aachen ,

welches zwölf Stunden ſtehen muß , ehe es zu brauchen iſt , daß man ſich darinnen baden kann , und felbft im Kaiſerbade find

wohl 15 bis 18 Stunden bazu nöthig. Undere haben ſich ehedem vorgeſtellet, dieſe Waſſer bekamen ihre Bárme durch eine ftarke Bewegung und heftiges » 2

Scoßen

340 · Naturgeſchichte der auf dem Stoßen der Theilchen an einander : dieſe Mennung aber widerſtreitet der Erfahrung gånzlich); denn auf dieſe Art müßten weit mehr heiße Brunnen ſeyn , als wirklich gefunden werden , weil ſehr viel falte Brunnen ihr Waſſer ſchneller hervortreiben, als die heißen , und die Verſuche baben auch gelehret , wie ſchwer es fállt, dem Waſſer einige Wärme durch Stoßen oder Schwenken zu geben . Der berühmte franzöſiſche Naturforſcher du Clos will die Wårme Der Båder von dem Rauche und dem Dampfe her. leiten , die in tiefen unterirdiſchen Höhlen in groſ, fer Menge gefunden werden , wie diejenigen erfaş. ren , die in den ungariſchen Bergwerken arbeiten. Das Waſſer , welches durch dieſe Höhlen geht , vers menget ſich mit den Dämpfen und behålt die Hike. Dů Samel k) erzählet dieſe Meynung. Um aber jeßo nicht zu erwähnen , daß des du Clos Be. weiſe febr wenig zu bedeuten haben ,

ſo hat man

bagegen gefraget : Erſtlich , ob es wahrſcheinlich iſt , daß mineraliſche Dämpfe ſo ſtarke Viße in den tiefen unterirdiſchen Höhlen bekommen fönnen , daß ſie das Waſſer, welches nur durchfließt, ſo heiß machen könnten? Man weiß gegentheils , daß die Körper nach dem Verhältniſſe ihrer Dichte und ei. genen Schwere heißer werden. Zweytens, ob das Waſſer, wenn es auch auf dieſe Art einige Wärme bekommen hat , dieſe Wärme nicht nur ſo lange als es durch unterirdiſche Höhlen fließt, bis es an die Dberfläche der Erde kommt, ſondern nach 12, 15 bis 18 St. nachdem es ſchon aus dem Brunnen geſchopfer iſt , behalten kann ? und wenn man auch alles, was ou Clos zum voraus reket , zugeſteht, ſo hat man doch damit nicht viel gewonnen : denn man kann wie. der fragen , woher die Dünſte igre Wärme befom . men k ) Hift. Acad. ſcient. Reg. B. i. Sect. a Kap. 4 .

feſten Lande befindlichen Waſſer.

341

men haben ? Seine Beweiſe dienen nicht fomohl ſeine Meynung 31: behaupten , als zu zeigen , daß die Warme der Båder mehr den Mineralien , die mit dem Waſſer vermenget ſind, als unterirdiſchen Feuern zus zuſchreiben iſt. Indeſſen muß man dem Herrn dů Clos zugeben , daß die Wärme dieſer Waſſer von einer ganz

andern Art iſt,

als diejenige ,

die

durch das gemeine Feuer erreget wird , nicht allein, weil dieſes Waſſer ſeine Wärme viel länger behalt, wie wir ſchon geſehen haben ,

ſondern auch weil es

nicht eher fodiet als gemeines Waſſer , wenn es kalt auf das Feuer geſeket wird ; es erreget ſelbſt nicht die Empfindung und das Brennen auf der Zunge, wie gemeines Waſſer thut , welches durch Küchen . feuer zu eben der Wärme gebracht iſt.

.

78 .

Die mehreſten heutigen Naturforſcher kommen Mabrs nunmehr darinn überein , die Hikel der Båder ſcheinlich rühre ſehr wahrſcheinlicher Weiſe daher, daß die fteMey Adern ihrer Quellen durch ſchweflichte und erztartige nung Don. das Boden gehen, wo die Materien entweder wegen ihrer fonderbaren Vermiſchung gåhren , oder , wenn das Waſſer dazu kommt , in Gáhrung gebracht werden . Und dieſe Muthmaßung wird durch die Erfahrung ziemlich beſtätiget. Denn , alle heiße Båder haben eine Menge Schwefel, Galmeyſtein , Eiſen, Ocher und andere Ergte mit ihren Waſſern vermiſchet , und man findet überall wo heiße Brunnen find , eine Menge ſolcher Erztarten unter dem Grunde. Ferner wenn man , nach des Herrn Lemery Verſid), 25 Pf. friſche Eiſenfeile und 25. Pf. geſtoßenen Schwefel nimmt, und ſolches durch Benfügung etwas gemei . ne" Wafers zu einem Teige machet , den man an. der halben Fuß unter dem Grund vergråbt, und die Erde oben ſtart darauf zuſammenſtopfet, fo ſteigt º 3

nach

342

Naturgeſchichte der auf dein

nach kurzer Zeit ein dicker Dampf auf , und nach wenig Stunden bricht eine Flamme mit großem Krachen ,durch den Grund . Ferner , wenn ein Stückchen Galmeyſtein in einen ſauren Geiſt geleget wird , verurſacht es ſo große Hiße , daß man das Gefäß , worinnen es ſich befindet, nicht mit der Hand halten kann. Man findet eine ganze Menge dergleichen Verſuche bey dem Herrn von Muſſchens broek 1 ) weldie dieſe Sache erläutern . Wiewohl ſich nun der Urſprung der Wärme der Brunnen auf dieſe Art am allerfüglichſten erklären läßt, fo zeiget ſich doch eine Schwierigkeit darinnen , welche ſich vielleicht nicht ſo leicht beben läßt. Wenn es ſich nämlich unter der Erde ſo verhålt , wie dieſe Erfla . rung annimmt , ſo kann man baraus herleiten , wie auf eine kurze Zeit warme Brunnen entſtehen fonts nen , aber die hißige Gährung muß in dieſer Mate . rie nothwendig nur ein kurze und beſtimmte Zeit dauren ; wie kommt es alſo, daß die Hige der Brune nen nicht långſtens aufgehöret Gat ? Herr Bebs rens verniuthet , daß die Wärme einiger Quel. len von der Vermiſchung zwenerley mineraliſden Waſſer herrühre, die dadurch in eine Hißige Gah . rung gerathen . Es kann ſolches reyn ; allein es können auch noch viele andere Wege in der Natur fenn , wodurch das Waſſer ſeine Wärme erhålt, ju. mal da das Innere der Erde unſern Augen noc) gar fehr verborgen iſt, gen bleiben wiro .

Laugens bafte

und'vielleicht auf immer verbor.

$ . 79 . Betrachten wir nun die mineraliſchen Waſſer nach brem innern Hauptgehalt , fo zeigen ſich uns zuerſt die laugenhaften Waſſer, Aquae alcalinae . Die Waſſer : b) Addit. ad. Ex. Flor. 36. II. S. 136 f. fieb aus

de

Cbaras Abbandlung in dem Mém . de l'Acad . Roy . 1692. S. 227.

feften Lande befindlichen Waffer :

343

Waſſer dieſer Quellen haben einen laugenhaften Ge. Duellen ſchmack , brauſen mit den vegetabiliſchen und mine. raliſchen Säuren , färben den Violſyrup grünlich, und geben nach gelinder Abrauchung ein minerali. ſches Alcali , ſo mit der Vitriolſäure ein glauberis ſches Wunderfalz ausmacht, welches ſich im falten Waſſer auflöſen låſſet. In dieſer Art Waſſer pfles get ſich auch eine alcaliniſche Erde zu befinden , uno alsdann wird es von einem aufgelöſten feuerbeſtåna digen Saugenſalz trůbe. Einige dieſer Waffer haben eine zarte Säure , etwas Eiſenocher , gemeines und Bitterfalz ben rich. Dieſe laugenhaften Waſſer fommen vor zu Biela in Böhmen , welche nebſt dem Laugenſalze eine alcaniſche Erbe enthalten und zu X17orar und Orb in dem Canton Bern . Das Salzwaſſer in dem Trieriſchen enthalt außer dem Saugenſalze und der alcaliniſchen Erde aud) etwas Küchenſalz und einige Spuren vom Eiſenodyer. Das Tonſteiner in dem Cálniſchen , und das Wildunger in dem Waldeckirchen , führen auch eine zarte Säure ben fich Das Carlsbad in

. Bóbien enthålt nebſt dem Feuerbeſtändigen Saugen . falje auch ein bittres Salj , und eine alcaliniſche Erde. S.

80.

Das ſalpetrige oder Bitterwaſſer, aqua nitro- Bittere fa , entdeckt ſich an ſeinem bittern Geſchmack , und Quellen. enthält ein Mittelſalg , welches aus der Pirriolſäure und einer laugenartigen Erde beſteket .; daber es auch weder mit fauren noch laugenhaften Dingen brauſet, ſondern bey dem Eintrópfeln des aufgelöſten {augenſalzes nur eine gewiſſelaugenhafte Erde fallen Das Salz , welches man durch gelindes. Abrauchen aus dieſen Waſſern erhålt , ſchmilzet im Feuer , zerfällt an der Luft ' in ein weißliches Pulver ,

låſſet.

und hat einige Aehnlichkeit mit dem glauberiſchen Wune 94

344

Naturgeſchichte der auf dem

Wunderſalze. ·

Dieſe Art von Quellen kommt in

vielen Ländern vor. '

In England , und beſonders

in den nordlichen gebirgigen Gegenden ſind die meḥ, reſten ſalzigen Brunnen von dieſer Art ; vornehmlich aber find die zu Eurom und Sarrigate bekannt. In Schweden fennet man die bittern Waffer zu Umónſee; in Böhmen die zu Sedlig und Seide ſcris , welche an dieſem Salze ſehr reichhaltig ſind; und in Deutſchland das zu Kornhauſen , welches zugleich einiges Küchenſalz mit ſich führet. Vere fchiedener Seen dieſer Art werde ich im folgenden gedenden , 81 . §. Die Salzſolen , Rüchenſalzquellen , Aquas Galzſole, muriaticae , ſallae , entpalten ein gemeines Küchen. fals , welches aus ſeiner eigenen Säure , und einer alcaliniſchen Erde beſteher. Eine überflüßige lau. genartige Erde, ein bittres Salf,

etwas Eiſenocher

ſind in einigen derſelben aud) befindlich. Das Salz, weldes man durch gelindes brauchen daraus erhåle, fchießet cubiſch an .

Von aufgelöſten alcaliniſchen

Salzen , werden dieſe Waſſer trůbe , und laſſen eine laugenartige Erde fallen. Dieſe Erde , mit welcher die Salzſolen mehr oder weniger verſekt ſind, hånget ſich theils in den Gradierýäuſern an das Geſträuch an , theils ſeger ſie ſich beym Salzſieden an den Boden der Pfanne, und bleibt Mutterſole,

auch

zum

Theil in der

aus welcher fie durch feuerbeſtändige

Jaugenſalze unter der Geſtalt der Magnefiae albae geſchieden werden kann . Man ſieher die Salzquele (en gemeiniglich an der öſtlichen Seite der Flogger birge , 410 zwar aus dem gypſigen Unterlager der. felben hervorbrechen , wie man denn auch nicht leicht ein Steinkohlenflok antreffen wird , wo man nicht auch Salzquellen finden ſollte ; nur daß ſie nicht alle gleich reichhaltig ſind; indem man Sole findet, wo tas

10

4

-

feften Lande befindlichen Waffer. 343 das Pfund von 1 Quentgen bis zu 12 (oth Salz y

enthält. Zu Volterra in dem Toſcaniſchen läuft das Waſſer unter der Alabaſterlage. Das in eben dieſēm lande lu berühmte Celtuciowaſſer iſt auch eine Salzſole . Des Meerwaſſers, welches man auch hierher zu rechnen pfleget, werde ich in einer be. ſondern Abtheilung gedenken. $. 82

Das Eiſens oder Stahlwaſſer , weldes ſonſt Eiſen. auch Sauerbrunn genannt wiró, Aqua ferrata ,Stabls. oder Saus martialis , Acidulae , hat einen etwas zuſammenzie erbruna þenden eiſenvitrioliſchen Geſchmack , welcher bie Gernen . genwart eines ſehr feinen Eiſenvitriols verråth , der aber leicht durch die warme Luft zerſtoret wird. Man bemerket folches aus dem Verluſt des Ger ſchmacks und der Niederſchlagung des Eiſchenochers . An den engliſchen Stahlwaſſern hat man bemerkt, daß ſie im Winter ſtårker ſind , als im Sommer, und im lektern des Morgens ſtårker , als des Mit. tags und Abends ; welches auch ben andern zutrifft, indem die darinn enthaliene Aůchtige vitrioliſche Såure, wodurch das Eiſen in dem Waſſer aufgeld. fet war , und den feinen Vitriolausmachte, bey der warmen Witterung verloren gebet , da denn die Ei. ſentheile niedergeſchlagen , und der Geruch und Ger fchmack des Waſſers ſchwacher werden , Wenn man zu dieſen Waſſern ein wenig Pulver von Gall . åpfeln oder von einer andern zuſammenziehenden Pflanze thut : fo bekommt es eine purpurartige oder fchwarzliche Farbe , und läße die Eiſentheilchen nach und nach zu Boden fallen . " Seßt man es an die frene Luft oder über das Feuer , ſo wird es bald trůbe, und läßt einen gelblichen Eiſenocher fallen , verliert den vitrioliſchen Geſchmack , und verånders feine Farbe nicht mehr mit den angeführten Pulver. Gießet man aber einen ſauren mineraliſchen Geiſt in bas » 5

!

346

Naturgeſchichte der auf dem

das Waſſer, ſo wird der Eifenocher wieder aufge. loſer.' Man trifft dieſe Sauerbrunnen in allen lån. dern in großer Menge an .

In Deutſchland und

der Schweiz ſollen deren wohl etliche tauſend ſenn ; die lektern hat Scheuchzer in ) ſorgfältig beſchrie. ben . Es find aber dieſe Stahlwaſſer von einer großen Verſchiedenheit . Einige enthalter außer dem feinen Eiſenvitriole eine falt - mergel , oder ſchlammartige Erde; ſie brauſen alſo , wegen Man. gels des alcaliſchen Salzes, mit den ſauren Geiſtern nicht auf. Sie haben balb mehr , balb weniger Nach einer gee von dem ſauren flichtigen Geiſte. linden Abweichung bleibt der Eiſenocher nebſt der Ers de zurück ; dieſe brauſer alsdann mit den ſauren Geis ſtern , und giebt mit der Vitríolſäure eine Şarte Von dieſer Art find, ſtreifige ſelenitiſche Materie, das Dankelsnieder Waſſer in Schwaben , das Freyenwalder in dem Brandenburgiſchen , das Radebergiſche in Meißen , und das Lauchjtáds ter im

Vjerſeburgiſchen .

Andere Stahlwaſſer

haben außer dem feinen Vitriol ein feuerbeſtåndiges mineraliſches Jaugenfalz, und eine alcaliniſche Erde; ſie brauſen daher mit den Säuren gelinde auf. In der freven luft verlieren ſie den Geſchmack, Geruch und die Lauterfeit bald , und laſſen den Eifenocher fallen . Sie pflegen auch auf der Oberfläche eine dünne ſchen cige mit einem zarten martialiſchen Farbeweſen ver . fehene Haut zu Haben, welche man den Pfauens Fhiang nenner. Einige derſelben ſind ſo verander. lich, daß fie ſich nicht einmal in wohlverwahrten Flaſchen aufbehalten íaſſen , dergleichen der Clevis fiche und Altwaſſerifche Sauerbrunn in Schleſien find. Hieher gehören auch das Spaawaſſer im Bisthum Lüttich , das Schwalbacher in der Graf i m ) Hydr, Helv. S. 233 f.

feſten Lande befindlichen Waſſer:

347

Grafſchaft Kazenellenbogen , das Bernſtadter und Schwalbeimer in df: Wetterau , der Lies benſteiner in dem einungiſchen , u . f. f. Außer dem giebt es auch ſolche Stahlmaſſer , welche außer den vorhin angezeigten Beſtandtheilen , glauberis ſches Wunderſalz enthalten , und dieſe brauſen mit den ſauren Geiſtern auf, und leiden von der warmen ( uft,

die eben vorhin gemeldeten Veränderungen.

Nach dem gelinden Abrauchen geben ſie außer dem beſondern bittern Mittelſalze, welches auch die übrie gen Arten liefern , das glauberiſche Salz , welches ohne feine Säure gehen zu laſſen , flüßig, und wenn man es mit Kohlenſtaub ſchmelzet, in eine Schwe. felleber verwandelt wird. Unter dieſe Art gehören, das pyrinontifche, das egerſche, das cleviſche, und das Öryburgiſdc.

$.

83 :

Das Schwefelwaſſer, Aqua ſulphurea, ſchmect Schwefel und riecht wie Schwefelleber. Wenn Silber hin. brunnen. eingelegt, ober deſſen Dampfen ausgelegt wird : ſo befommt es von den fich anhångenden Schwefel. dünſten nach und nach eine ſchwarze Farbe , welches eines der ſicherſten Zeichen des in dem Waſſer bes ' findlichen Schwefels iſt. Wenn man eine wåſſe. rige Solution des Blenzuckers in Schwefelwaſſer - gießet : fo entſtehet eine röthliche oder ſchwärzliche Farbe , und das Blen fällt, mit eben der von dem Schwefel verurſachten Farbe zu Boden . Der in dieſen Waſſern befindlide Schwefel iſt entweder flüchtig, und kann nur durch den Gerud), Geſchmack und die jeßt angegebene Merkmale ' erkannt , aber nicht in ſichtbarer Geſtalt dargeſtellet werden ; oder es ift folches gemeiner Sdwefel, der ſich alsdann ben dem Brunnen anzulegen pfleget. Da diefe Waſſer außer dem Schwefel gemeiniglich auch noch andere

348

Naturgeſchichte der auf dein

andere Beſtandtheile enthalten , ſo kann man ſie in verſchiedene Arten theilen. Einige haben , nebſt dem flüchtigen Schwefel, gemeines Salz und eine alcaliniſche Erde ; dergleichen ſind die zu Baaden , Altenburg und Pyréwarth in Veſterreict), der Faulbrunn zu Frankfurt am Mayn , der Schings nacher Brunn in der Soweiz und andern mehr. Undere dergleichen Waſſer beſigen außer dem f'ůch. tigen Schwefel, eine ſelenitiſche Erde , wohin das landeckiſche Waffer in der Grafſchaft Glaß ge. þóret. Wiederum enthalten einige nebſt dem flüch . tigen Schwefel, ein Bitterſalz, ein Feuerbeſtändiges Der neue Alcali, und eine alcaliniſche Erde. Einige Brunn zu Carlsbad ift von dieſer Art. faſſen einen gemeinen Schwefel in ſich , der theils auf dem Waſſer ſchwimmt , theils auch ſich an den Von Råndern anlegt , und eine alcaliniſche Erde.

dieſer Art ſind die warmen Båder zu Bring im Walliferlande und das Altwenůwer Waſſer. Man hat aud) Schwefelwaſſer, in welchen ſidy nebſt den ſchon angezeigten Beſtandtheilen ein feuerbe . ſtåndiges Jaugenſalz befindet, von welchen die Waſſer zu Vichi in Frankreich zu einem Benſpiel dienen können . Aus einigen Schwefelwaſſern erhålt man außer den angeführten Stücken , nach der 260åm . pfung auch ein Bitterſalị, wie z. B. aus dem wara Einige Schwe. men Bade zu Tiederburſcheid . felwaſſer führen nebſt dem Schwefel eine erdpechige Materie ben ſich, dergleichen das Waſſer ju 77ydels bad am Zürcherſee ift , nebſt verſchiedenen andern in der Schweiz. . 84 . Nguns Waſfer.

Die algunartigen Waſſer werden von aufge. løften laugenſalzen trübe und laſſen ihre Alaunerde fallen.

Die gewärmte Milch gerinnet , wenn ſie

mit ſolchen Waſſern vermiſcht wird .

Wenn man ſie

feſten Lande befindlichen Waffer.

349

ſie bis zur Trockenheit abraucht, ſo erhålt man einen ſalzigen Bodenſak , der auf dem Feuer wie Alaun ſchaumet und wegen beygemiſchter falfiger Erde mit den ſauren Geiſtern brauſet. Zuweilen ſind ſie auch Vitriolhaltig. Ueberhaupt kommen dieſe Waſſer felten vor ; doch gehören dahin die warmen Båder zu Bath in England , und zu Adelboden, Ballingen , Balringen, Grindelivald und Staf fisburg in der Schweiz. In America find viele Klaunquellen vorhanden , dergleichen ſich auf der Infel Guadeloupe bey dem Schwefelberge befin . den . In den warmen Bådern zu Ventilla wird auch Alaun angetroffen , und die Waſſer zu Ques Alaun. brada ſind mehrentheils ganz .8.85 . Das erdslige, erdharzige, eropechige War. Erdblige fer , Aqua bituminoſa, hat einen ſtarken und ihm Waſſer. allein eigenen Geruch , pfleget auch mehrentheils bitter zu ſchmecken. Einige Arten deſſelben führen die erdsligen Theile unter der Geſtalt eines dichten Körpers bey rich.

Nach der Abdůnſtung binter.

laſſen ſie eine zähe und brennbare Materie, die zwar etwas ähnliches mit dem Schwefel und den ſchwe. felhaften Körpern hat , aber dennoch damit nicht übereinkommt.

In einigen Quellen ſind die erde oligen Theile als ein Dunſt enthalten. Für Waſe ſer giebt einen ſtarken Geruch von fich ,

hat eine

milchige Farbe, und läßt, nach gelinder Abdåmpfung, eine ſchwärzliche eropechige Materie zurück. Wenn man fid , dergleichen Quellen mit einem Lichte nå. bert: ro pfleget fich ihre Oberfläche zu entzünden , und brennt, ohne das Waſſer zu erwärmen, fort, bis . ihr die frene Luft benommen wird ; welcher Verſuch mit dem Waſſer aus der Quelle nicht angehet. Die ſogenannte brennende Quelle in der Woiwod. ſchaft Cracau in Polen , die bey Rúkúly in lin . garn

1

+ 350

Naturgeſchichte der auf dem

garn und einige in der Schweiz, ſind von diefer Art. Zuf andern Quellen ſchwimmet dieſe Materie als eine weiße , Daphtha , oder als ein gelbliches oder Tdywårzliches Bergol , welches dem Waſſer ſeinen beſondern Geruch und Geſchmack mittheilet. Der. gleichen findet man in Perſien , in Medien auf der Halbinſel Okest : 6; in Italien ben Montfeſtin und in dem Lyale des Berges Zibini ; und in Schottland unweit Esenburg , wo ein ſchwarzes Bergdl tropfenweiſe auf dem Waſſer ſchwimmet. Andere Arten dieſer Waſſer enthalten Eropechy, wo . hin man den ſogenannten Unſchlitbrunnen zu Diemp, fingen in der Schweiz rechnen kann , deſſen Waſſer eine weiße , zuweilen eine rothſtriefige fette Materie auswirft und ein Brechen erwecken ſoll. In England ben Brofeley in Shropſhire, mard im Jahr 1711. eine Quelle entdeckt, die man mit einem eifernen Deckel , darinnen eine Deffnung iſt , zugee becket hat. Wenn man an dieſe Deffnung eine brennende Kerze bringt, fo entzündet ſich das Waſſer ſogleich , und faſſer eine Flamme , wie Brantewein, welche aber ausgeht, wenn man den Deckel auf. hebt n ). Die Hiße dieſer Flamme iſt ſtårker als bey dem gewöhnlichen Küchenfeuer, ſo bald ſie aber ausgegangen iſt, kann man die Hand, nicht nur ohne Gefahr, ſich zu brennen, fondern felbſt ohne Empfin. dung einiger Hiße, ins Waſſer halten , welches als. dann ſo kalt iſt, als ob fein Feuer darinnen geweſen ware. Dieſer brennende Brunnen iſt verſchiedene Jahre gleichſam verlohren geweſen, bis in den May 1746 , da wiederum ein Getöße unter der Erde ger båret ward , und ein feuerfangendes Waſſer 30 Hards oder go engl. Fuß , nåber als zuvor ben dem Fluſſe Severn ausbrach.

Dieſer Brunnen iſt 4 bis 5 Fuß

a ) Philoſ. Transact. Abr. B. 4. Ib . II. S. 195.

feften Lande befindlichen Waffer. 351 Fuß tief, und 6 oder 7 Fuß weit :

im Boden aber

befinder fich noch eine Deffnung, welche kleiner iſt, und woraus das Waſſer hervortritt. Wenn man eine brennende Kerze 1 Fuß vom Waſſer bålt , ſo faffet es eine Flamme, die mit Gewalt anderthalb Fuß hod ) ſteigt. Ein Theefefſel mit Waſſer darauf geſeket, fochet in 9 Minuten : wenn die Flamme ausgegangen iſt, verſpåret man einen Schwefelge. Noch einen andern feuerfangenden Brunnen ruch. findet man in den Transactionen erwähnet o) . Man ſieħt leicht, daß die Eigenſchaften dieſer Brune nen vornehmlich auf entzündbare Dämpfe ankom . men , dergleichen pechartige, fchwefelichte u. f.wo. find, die aus dem Grunde aufſteigen , und durch das Waſſer gehen . Dieſes erhellet vornehmlich an den Brunnen von Porrecta nova in Italien und Proſeley ; denn wenn die Kerze etwas weiter ab. gehalten wird, wird man keiner Flamme gewahr, ob man gleich das Waſſer bennabe berühret, zu einem Beweife, daß mit dem Waſſer verbrennlicheDämpfe vereiniger geweſen , aber plößlich in die Luft derflogen find ; dieſes Waſſer wird in kleine Behältniſſe gen leitet, ſich darinnen zu waſchen ; wenn nun hier und bar Blåschen daraus aufſteigen , und eine brennende Facel nahe daran gehalten wird, ſo erfolget ſogleich eine Flamme, ſteigen aber keine Blåschen auf , ſo zeiget ſich auch feine Flamme : wiederum zu Beſtå. Daß es ſich bey dem tigung des Angeführten. lekterwähnten Brunnen auch ſo verhålt , zeiget ſich aus dem Verſchwinden der Flamme, wenn der Deckel Alsdann verfliegen die Dämpfe aufgehoben wird . auf einmal von der Oberfläche, die ſich ſonſt nach und nach verſammleten, durch den Deckel aufſtiegen, und fo mit vereinigten Kräften der Flamme Nah . tung gaben. $ . 86 . o ) Ebendaſ. S. 382.

352

Naturgeſchichte der auf dein

1 Die Cements waſſer.

8. 86. Cements oder fupferhaltigen

Waffer,

Aquae ærolae , cupriferae , entſtehen von Kupfer fieſen, welche durch Luft und Waſſer aufgelöſet ſind. Sie haben einen ſauren , zuſammenziehenden vitrio . liſchen Geſchmack , und erwecken ein Brechen und Purgieren , wenn ſie innerlich gebraucht werden. Wenn man in dergleichen Waſſer ein aufgelöſtes Laugenſalz gießet : fo låſſet es das Kupfer unter der Geſtalt eines grünen oder braunen Pulvers fallen , und wenn man Eiſen hineinleget, ſo wird es aufge. löſet, und ein reines ſdhmelzbares Kupfer niederge. ſchlagen, weldes mehr, als das hineingethane Eiſent am Gewicht zu betragen pflegt. Durch die Åb . dämpfung kann man auch blauen Vitriol daraus erhalten. Hieraus ſiehet man , daß dieſe Waſſer das Eiſen nicht ſowohl in Kupfer verwandeln , als vielmehr aufsſen , und ſtatt ihrer Kupferrheilchen fallen laſſen. Quickne in

Man finder dergleichen Waffer zu norwegen , zu Alcenberg in

Ilieiffen p) , zu Falkenau in Böhmen , an ver . fdriedenen Orten in Schleſien , zu neufol, Schmolnig und Berrngrund in Ungarn , und der Grafſchaft Wiclow in Ireland. gu herrngrund in Ungarn , wo es theils aus den Seiten verſchiedener Kammern herabtropfelt, theils

in

aus der Erde quille , iſt es bereits 1605. entdecft worden. Die Veränderung des Eiſens erfordert 2 bis 3 Wochen Zeit ; låſſet man daſſelbe aber zu lange in dem Cementwaſſer liegen , fo zerfälle es endlich in ein Kupferpulver.

$.

Giftige Waſſer.

87

Die giftigen Waſſer ſind entweder nur in Unſehung ihrer Uusdùnſtung ſchädlich , uud können ohne Gefahr getrunken werden , oder ſie ſind ihrem

gangen p ) S. Hamb. Mag. B. 3. St. 5. Art. 4 ,

feſten Lande befindlichen Waſſer:

353

ganzen Weſen nad) giftig. Zu den erſtern gehoren einige Sauerbrunnen, die einen ſehr häufigen ſchwe. feligen Dampf von fich geben , und die ihnen zu nape kommenden Thiere, ſo wie der Bergſdywaden , erſtiden. Dergleichen ſind der Prudelbrunn zu . Pyrmont, der Brunn ben Gerolſtein in der Lifel und der St. Johannisbrunn in der Liptauer Geſpanſchaft in Ungarn. Unter die lektern, deren ' innerlicher Gebrauch ſchädlich und tödtlich iſt, gehör ren die arſenicaliſchen , ingleichen die kupferhaltigen Waſſer, weil fie ein beftiges Erbrechen , Durchfälle und Entzündungen verurſachen können. Dergleichen findet man in der Allefoler Geſpanſchaft in lingarn, ingleichen ben Sdyarorch in der Soroſcher Ge. ſpanſchaft. Uus den Kreidebergen auf Moenskliet in Dänemark, entſpringt eine Luelle, welche gut ausſiehet und wohl ſchmeckt, aber Kopfſchmerzen verurſacht, wie durch Herrn Dyſſels q) eigene Er. fahrung beſtåriget worden. 88 . 6.

Aus Quellen werden Båche, aus mehrern Bå, Uugemele chen werden Flüſſe, und aus dem Zuſammenfluß ne Bez mehrerer Flüſſe Strome, welche lekteredenn ſid) der Flülle. endlid, in große Seen, oder und zwar größtentheils Ein Fluß ich in das Meer zu ergießen pflegen. begreife unter diefem allgemeinen Namen alle dren jest angezeigten Arten ,) bekommt ſein Waſſer alle. mal aus einer oder mehrern Quellen , wovon auch diejenigen nicht ausgeſchloſſen werden können , die aus landfeen hervorkommen , indem auch dieſe ihr Waſſer von Quellen oder andern Flüſſen entlehnert. Wir haben bey Betrachtung des Urſprungs der Quellen geſehen , daß die allermehreſten Quellen aus Bergen entſtehen , und daß man daher auch in ge. birgigen g) G. Deconom . Magaz. Th. I. S. 254 . Il . Theil.

354

Naturgeſchichte der auf dem

birgigen Gegenden die meiſten Duellen

antreffen

Eben dieſes gilt nun auch von den Flüſſen , womit die gebirgigen Gegenden am reichlichſten verſehen Allein es findet doch auch hier ein merklicher ſind. So ist z. B. die äußere Obers Unterſchied Statt. flådie von Africa und America ſich in Anſehung der Gebirge ſo ziemlich gleich. In africa fiebet man die großen Mondgebirge, und America hat ſeine Andes aufzuweiſen . Indeſſen iſt doch Africa Öůrre; man findet daſelbſt wenig Flüſſe, und die man auch antrifft, find großtentheils Bache, welche zuweilen austrocnen . Dagegen hat das mittàgige America , wie man behauptet , allein mehr Waſſer aufzuweiſen, weldie deſſen Oberfläche ohne Unterlaß Der durchſtrömet, als alle übrigen Welttbeile . Amazone fluß į . B. und der Maragnon , find nicht ſowohl Flüſſe , als vielmehr fließende Meere. Man könnte dabey fragen , ob es möglich iſt , daß dieſer Welttheil dieſe ungeheure Menge Waſſers allein von den Dünſten , dem Regen und Sdnee Hernehmen könne ? Es iſt nicht wahrſcheinlid ), daß es daſelbſt mehr regne , als anderswo ; und wenn dieſes bewieſen iſt , ſo könnte man dieſe Betrachtung als einen wichtigen Einwurf wider die oven ange. führte Mennung von dem Urſprunge der Quellen Doch dem ſer nun, wie ihm wolle , ſo ift anſehen . unlåugbar, daß die Stellung , Höhe und innere ſo . wohl als äußere Bauart der Berge, den größten Theil an dieſem bewundernswürdigen Mechanismo der Natur hat.

Größte

89. $. Man wird finden , daß die mehreſten feſten Sånder ſowohl als Inſeln in iþrer Mitte hohe Gea

der bele birge haben , welche dieſelben der länge nach durch. ſchneiden , und auf den Seiten nach dem Meere zu immer Flacher werden . Hieraus und aus der all. måligen

feſten Lande befindlichen Waſſer. måligen daß die und die werden

355

Höhe der Berge entſpringet der Nußen, Länder mit mehr Einförmigkeit bewäſſert Gewäſſer mit mehr Gleichheit vertheilet Von der Stellung der Berge können .

þånget auch der lange Sauf mancher Flúſje ab , auf welchem ſie einem weit größern Umfang vom feſten {ande bewäſſern können ;

ſo , daß es Flüſſe giebe,

welche über 1200 franzöſiſche Meilen fortſtrümen.

Die größten Flüſſe in Europa ſind : die Wols gat , welche von Reſchow bis nach Aſtracan , mo ſie ſich in das caſpiſche Meer ſtürzet, einen Weg von ohngefähr 500 geographiſchen Meilen zurück. leget ; die Donau , deren lauf von den ſchweizea riſchen Gebirgen an , bis an das ſchwarze Meer ohngefähr 450 franz. Meilen betragt; der Don , der von der Quelle des Soſna an , bis an ſeine Mündung in das ſchwarze Meer an die 400 franz. Meilen fortſtrómet; der Drieper , deffen (auf bis an das ſchwarze Meer, in welches er ſich ſtürzet, ohngefähr 350 franz.Meilen betrågt ; die Dwina, welche ihren Ausfluß in das weiße Meer hat, und einen Weg von 300 frang. Meilen zurück . leget u . f. f. In Aſien ſind die größten Flüffe, der Soanho in China , der ſeinen Urſprung zu Raja : Ribron har, und in das chineſiſche Meer fålle , nachdem er an die 850 frang. Meilen fortgeſtrómet iſt ; der Jeniſca in der Tatarey , Der von dem See Ses linga an bis an das mitiernachtige tatariſche Meer ohngefähr 800 franz. Meilen lang iſt ; der Oby, welcher von dem See Rila an , bis an das Eismeer ohngefähr 600 franz. Meilen durchläuft. Der Fluß Amour in der öſtlichen Tatarey , der an die 575 franz. Meilen fortſtrómet , wenn man von dem Urſprunge des Fluſſes Berlon an rechnet, der ſich 1 in 3 2

356

Naturgeſchichte der auf dem

in ihn ergießet, bis an das Meer von Ramtſchatka, wo er ſeinen Ausfluß bat ; der Fluß !) Jenamcon , der ſeinen Fluß zu Poulo - candor bat , und den man von der Quelle des Longmu an meſſen kann , der ſich in ihn ergießet ; der Rian , der einen lauf von 550 franz. Meilen hat, wenn man ihn von dem Urſprunge des Fluſſes Rinra an miſſet , den er zu

1

ſich nimmt, bis an ſeinen Ausfluß in das chineſiſche Meer ; der Ganges, der auch einen Weg von ohne gefähr 550 franz.Meiten zurückleget; der Euphrar, der deren 500 lang iſt, wenn man ihn von der Quelle des Fluſſes Jrma an miſſet, der in ihn fållt; der Indus , der ohngefähr 400 franz. Meilen fort. ſtromet, und in das arabiſche Meer fällt, und ende lid) der Fluß Sirderojas , der auch einen Raum von ohngefähr 400 franz. Meilen durchſtreicht, und ſich in den See Aral ſtúrjet. Unter den africaniſden Flüſſen behauptet der Senegal den Vorzug, der 1125 franz. Meilen durchſtrómet, wenn man den Tiger mitrechnet, der nur eine Fortſegung deſſelben iſt, und bis an die Quelle des Goibarau hinaufſteiget , der in den " Tiger fällt.

Ferner iſt hier der Viil merkwürdig ,

der 970 Meilen lang iſt , und in Oberachiopien entſpringt. Von dem Zaire und Coanza , fennet man auch ohngefähr 400 Meilen ; allein dieſe Flüſſe erſtrecken ſich noch viel meiter in die Länder von Von dem Couaina find monoemugi hinein . auch nur ohngefähr 400 Meilen bekannt; allein er kommt noch vielweiter aus den fåndern der Caffern her. Der Quilmanci endlich durchläuft einen Baum von 400 Meilen und entſpringe in dem Kö. nigreiche Gingiro. Die größten Flüſſe in America endlich , welche zugleich die breiteſten Flüfte in der Welt find , find der Amazonenfluß , der über 1200 franz. Meilen

fort .

feſtén Lande befindlichen Waffer .. 357

fortſtrómet, wenn man bis auf den See ben Guas

| 1

nußo , 30 franz. Meilen von Lima hinaufſteiget, wo der iliaragnon ſeinen Urſprung hat. Man fónnte auch behaupten, daß der Lorenzfluß in Car nada einen Weg von mehr als 900 franz. Meilen zurückleget, wenn man ihn von ſeiner Mündung an, bis an den See Ontario und Lrın miffet, von da bis an den Suronſee ; hierauf bis an den Lac Su . perieur; ferner bis an den See Alemipigo ; von da bis an den See Criſtinauf und endlich bis an den See der 2ßiniboils fortgehet; indem die Ge. waſſer aller dieſer Seen in einander und endlid , in

:

den Lorenzfluß fallen.

Der Fluß Mißilippi iſt lang, wenn man ihn von Meilen iſt über 700 frang. feiner Mündung an bis zu einer feiner Quellen miſſet ,, die ſich nicht weit von dem See der Aßinis boils befinden .

Der Fluß plata iſt von der Duelle

des Fluſſes Parama an , der ſich in ihm ergießet, Der Orenoco über 800 franz. Meilen lang . durchſtrómet einen Sauf von mehr als 575 franj. Meilen, wenn man von dem Urſprunge des Fluſſes Cakera ben paſto an rechnet , welcher Fluß fich theils in den Drenoco ergießet , theils aber auch nach dem Amazonenſtrom zu rinnet. Der Imadera endlich , welcherin den Amazonenſtrom fållt, iſt über 660 Meilen lang.

90. §. Dasjenige , worinnen ſich das Flußwaſſer von Ungemeis ne Bes andern unterſcheidet, iſt vornehmlich die Bewegung, tradhtung welche unſtreitig vonder Schwere, die allen bekann.Des Fades ten Körpern eigen iſt , þerrühret. Man muß ſich der Flüſte. hier das Waſſer vorſtellen als einen Körper , welcher durchgehends auf einer abhangenden Flädie nieder. läuft , wodurch er eine unaufhörliche und unverän . berliche Neigung bat, fid dem Mittelpuncte der Erdkugel zu nähern. Um nun den lauf der Flüfe etwas 33

1

358.

Naturgeſchichte der auf dem

etwas beſſer vor Augen zu legen , und die Betrach. tung etwas allgemeiner zu machen ; ſo müſſen wir unſere Gedanken von allen Hinderniſſen abziehen, und voraus feken , als wenn alle Ungleichheit des Bettes, alles Stromen wider den Grund und wider die Seiten

des Bertes, und aller Widerſtand der

Luft, welcher jedodh wenig Hinderniß verurſachet, aufgehoben wären . Wir müſſen uns ferner eins bilden , die Ufer wåren in gleicher Weite und rechte winklich an einander auf dem Grunde aufgerichtet, und der Fluß in einem unverånderlichen Stande, ſo , daß allezeit auf derſelben Stelle dieſelbe Hobe des Waſſers bleibt. Stellet man ſich einen Fluß auf dieſe Art vor , ſo wird man leicht ſehen , daß alle Querſdhnitte , die rechtwinklicht auf dem Grunde ſtehen , Rechtece ſind , und daß durch jeden Quer. ſchnitt, und ſelbſt durch jeden zwiſchen zudeen Quer. ſchnitten enthaltenen Raum in gleicher Zeit gleich viel Waſſer fließt. Denn fleiſe mehr oder weniger Waffer zu als fortgefloſſen iſt, ſo mußte der Fluß ſeinen Zuſtand åndern , und die Höhe des Waſſers an einem gegebenen Orte großer oder kleiner wer . den ;

woraus fogleich folget , daß das Waſſer an

einem Orte höher werden muß, wenn das Flußbette daſelbſt enger wird , wo nicht die vermehrte Geo ſchwindigkeit dieſes erſeket , wie ſolches oft bey den Flüffen geſchieht. Hieraus folget nun , daß ein ſolcher Fluß deſto untiefer werden muß , je weiter er rich von ſeinem Urſprunge entfernet. Damit dieß deutlicher werde , wollen wir uns den Urſprung bier wie eine große Waſſerſammlung vorſtellen .

Das

Flußwaſſer läuft vermittelſt ſeiner eigene Sdwere wie auf einer ſchiefliegenden Flache herab ; alſo wird ſeine Bewegung immer ſchneller , und folglich muß die größere Geſchwindigkeit durch eine geringere Waſſertiefe erſeßet worden , weil durch einen Durch

ſchnitt

feſten Lande befindlichen Waſſer. 359 fchnitt immer gleich viel Waſſer fließt.

Es kann alſo

die Oberfläche eines Fluſſes mit ſeinem Grunde nicht parallel gehen , fonder neiget ſich gegen denfelben. Wil man nun die Geſchwindigkeit eines Fluſſes beſtimmen , die an einem gegebenen Orte , und in einer gegeben Entfernung von ſeinem Urſprunge State finden muß, wenn man in Gedanken alle Fine derniſſe beiſeite feket: ſo muß man ſich vorſtellen , aus dem Urſprunge , den wir wiederum als eine große Waſſerſammlung betrad ten , fen eine waag . rechte Linie gezogen , die bis über den Punct , deſſen Geſchwindigkeit man finden will, verlängert wird. Zieht man auf ſelbige durch dieſen Punct eine Linie ſenkrecht, ſo hat das Waſſer daſelbſt die Geſchwin . digkeit, die ein Worper erhalten kann, wenn er durch dieſen Perpendikel berabfällt, oder eine Geſchwin . digkeit, die ſich wie die Quadratwurzel der Tiefe des Waſſers unter dieſem Orte , nach dem Perpendikel gerechnet, verhålt. Weil nun dieſer Perpendikel deſto långer wird, je weiter man ſich von dem Urſpruna ge des Fluſſes entfernet , und . je näher man bey dem Grunde iſt, ſo muß die Geſdiwindigkeit der Flüſſe, die Hinderniſſe benfeite geſeket, in größeren Ent. fernungen vom Urſprunge großer werden , und das Waffer unweit des Grundes ſchneller fortgeben , als dasjenige , welches ſich in eben dem Queerſchnitte, bey der Oberfläche befindet. Ueberhaupt ſieht man aus der gegebenen Regel , welche Varignon r ) zu . erſt erwieſen hat , daß die Geſchwindigkeit allemal Es ren vermittelſt einer Parabel beſtimmet wird . AB die ſchiefe Flåte oder der Grund , långſt wel. Fig. 7. dhen das Waſſer abläuft; BC die ſenkrechte Höhe

des Waſſers über dem Grunde in B ; die waagrechte Linie 3 4 * ) Mémoires de l'Acad . 1703. S. 292.

360

Naturgeſchichte der auf dem

Linie durch den Anfang A werbe in L verlängert, wo ſie der verlängerten BC begegnet, und man bes fchreibe über BL die Parabel LGH : fo wird die Ordinate CG , die Gefdwindigkeit des Waſſers in

. C anzeigen , BH die Geſchwindigkeit des Waſſers auf dem Boden in B , und K Q die Geſchwindigkeit in K auf der Hohe BK über dem Boden . Denn die Geſchwindigkeiten in C und B verhalten ſich wie die Duatratwurzeit der Linien E C und FB , oder der Linien LC und LB , ( weil EG : FB = LC : LB). Nun iſt aus der Natur der Parabel CG : BH = r LC : PLB , alſo drůcken die Linien CG und BH die Gefdwindigkeiten aus , die das Waſſer in C und B hat. Statt ,

Eben das fint überall zwiſchen C und B daß man bieteni mindigkeit allemal durch

die Ordinate , die durch einen fo beſtimmten Plak gezogen wird , ausdrücken kann . Eben ſo laßt ſich burh die Parabel die Geſchwindigkeit beſtimmen, mit welder der Stom in jedem gegebene Puncte der Långe des Fluffes fortgeht, wie man beym Guliela mini s) und sº Graveſande 1) ſehen kann. g.

91 .

Dieſes und viele andere Regeln würden Statt finden , wenn die Flüſſe durd ) ſolche Canale giengen, Näbere Allein, Beſtim : wie wir hier zum voraus geſeket haben . Erdkugel verhält es ſich unſerer mung deſ mit den Flüſſen auf felben . gan ; anders . Ihre Betten ſind ſehr ungleich ; auf dem Boden befinden ſich unzählige Unebenheiten ; die Ufer förecen ſich in mancherlen Krümmungen, woran das Waſſer überall ftoßt; das Waſſer hat eine Art von Zähigkeit , ſo , daß ſeine Theile etwas # an einander gången , und dadurch ihre natürlidye 1 Bewegung ändern ; auch thut die Luft, ſowohl des Bindes s) Menfura aqu . Auent B. 2. Pr. 2. Phylic. Elcinent, Mathein . S. 479 Fo

feſten Lande befindlichen Waffer. 361 Windes als ihre natürlichen Trägheit wegen , eini . gen Widerſtand : alles dieſes benimmt den mathe. matiſchen Betrachtungen etwas von ihrer Schärfe, und lebet fie verſchiedenen Ausnahmen aus . Daher müſſen wir die wahre Beſchaffenheit der Flüſſe in dieſer Ubſicht etwas genauer betrachten. Die Flußs betten ſcheinen großtentheils durch den natürlichen 2b.

1

lauf des Waſſers nach und nach gebildet, theils aber auch von Menſchenbånden verfertiget zu ſeyn. Der lekteren ſind die wenigſten , und bey unſerer gegen: wärtigen Betrachtung von fo geringer Erheblichkeit, daß wir ſie gar wohl als nicht vorhanden anſehen fönnen. Der Grund der Betten iſt zwar ſtets geſenket, doch nicht überall gleich viel : Je ſtärker er ſich ſen . fet , deſto ſchneller iſt der Strom ; dieſes iſt aus der Natur fchiefer Flächen ſo bekannt , daß es feines Beweiſes bedarf.

Wenn der Grund in der ſånge von 200 Schritten ſich nur um einen Schritt fenfet, ſo wird der Fluß wegen der Schnelligkeit des Stros

mes kaum zu befahren ſeyn , wie Varenius u ) be . merket, ſo , daß eine geringe Senkung zulänglich iſt, den Strom im Fluſſe zu erregen , wie wir gleich umſtändlicher ſehen werden. Indeſſen iſt beym erſten Anblick kaum zu glaue ben , daß die Neigung des Grundes allein die Urſa. de von dem Strome der Flüſſe reyn.ſollte ; denn es giebt Flüſſe, die ſich ſo weit erſtrecken , daß man kaum vermuthen kann , daß ihr Bette vom Anfange an bis zum Ende eine abgångende Flache ren, wenn man die Senkung fich fo ſiarf vorſtellen wollte, wie Rúbn und andere fie angegeben . Man findet 3. E. durch eine Berechnung die nicht übertrieben iſt, daß 35

b ) Geogr. Gen. Kap. 16. Pr. 10.

362

Naturgeſchichte der auf dem

daß die Donau vom Urſprunge an bis zum Zus.

. fluſſe, gerade ju geredynet, über 1500 englische Meilen zurücke leget , mie Derham w ) bemerfet. Seben wir nun jede engliſche Meile 5120.rheinlå. diſche Fuß lang , welches hier der Wahrheit nahe genug komme, ſo erſtreckte ſich die Donau auf Geben wir nun dieſem 7680000 rheinlànd. Fuß. Fluſſe , der ziemlich fchnell ſtrómet , auf 400 Fuß einen Fuß Senkung, oder auf 100 Fuß * Fuß ; ro müßte die ganze Senfung eine Höhe von 19200 theinland. Fuß oder it holländiſche Stunden aus . machen . Kann man ſich wohl vorſtellen , daß die Erde, beym Urſprunge der Donau, um ſo viel höher fen, als bey dem ſchwarzen Meère ? vornehmlich da man ſieht, daß überall eine Menge von Flüſſen , als die Draw , die Theis , der Pruth u . . f. in die Donau fallen ,

und dieſe alſo niedriger liegen

muß , als die hiéneinfallenden Flüſſe ? Vitruv ſteht in den Gedanken , auf 100 Fuß müßte 11 Fuß Sen. kung fenn ; Leo Hapriſta Aliberti, und Scamozzi rechnen einen Fuß Senkung auf 1000 Fuß , und Baratteri iſt mit den beſten Baufunſtverſtändigen der Meynung , es mußte in einem Fluſie die Sene kung wenigſtens 24 Fuß in der långe von 1000 Fuß betragen , wie Gulielmini x ) meldet. So müßte der Donau ganze Senkung nad, dem Vitruv 115200 Fuß , nach dem Alberti und Scimozzi 7680 Fuß , und nach den baratteri 21120 Fuß betragen. Allein , Herr Picard y ) hat aus ſorg . fältigen Beobachtungen und Waſſerwägungen gee gefunden , daß die Loire rich an einigen Orten in der

w ) Phyficorbeol B. 2. Kap. 5. 2 ) De nat. Flum. Op. Sb. I. S. 361. > ) Ouvrages adoptés 2b. IV, 6.293.

*

-

feſten Lande befindlichen Waffer. 363 der Länge von 1250 Fuß nur um einen Fuß fenfet, an anderii , um eben ſo viel in der Länge von 2266 Fuß. Er fand ferner , daß die Seine zwiſchen Valvint und Seve , auf 1000 Toiſen oder 6000 Fuß ſich nur 1 Fuß ſenket; ſo , daß die ganze Sen. fung auf 7680000 Fuß nur 1280 Fuß,und auf 100 Fuß nur + Zoll, nicht aber Fuß beträgt. Ja , der Herr de la Condamine bezeuget z) , daß der eigentlich ſo genannte Amazonenfluß , auf eine Weite von mehr als 200 Meilen , 6. i. von Paupis bis an die See , kein großeres Gefälle hat , als 104 Fuß , welches er nicht allein aus ſeinen Wahr nehmungen vom Steigen des Waſſers durd, die Fluch , ſondern auch aus der Höhe des Quecfilbers geſchloſſen hat, welches zu Pauris 14 Toiſen über der Waſſerfläche , i linie niedriger ſtand , als am Ufer zu Para , und wenn man ſich auf Velſens Zeugniß a) verlaſſen darf , ſo hat der Miarwedes fluß in Solland zwiſchen Sardinveld und Dors drechr , auf eine Stunde zu gehen , 16 Zoll, und al. ſo auf 1125 Fuß nur 1 Zoll Gefälle ; von Dordrecht aber bis an die See , beträgt das Gefälle nur 2 Zoll auf eine Stunde Gehens , oder nur 1 Zoll auf 9000 Fuß: und ſo erbellet, daß man das Gefälle ! der Donau viel zu groß geſeket hat , und daß des Vas renius und Rühns Meynung äußerſt übertrieben iſt; und doch iſt die Donau wegen ihres ſchnellen Stromes berühmt , den man ſchon daraus abneh. men kann , daß man , nach Becmanns Zeugniß , ihr füßes Waſſer noch 10 Meilen weit im Pontus Doch fann kann mar man ſich auch einen Burinus findet. Doch Ablauf des Waſſers ohne Neigung des Bodens por. ſtellen .

In einem waagrechten Canal wird das un. tere

2 ) Voyage de la Riviere des Amazones S. 134 f. . ) Revierkundige Verhandeling , 6.126 .

364

Naturgeſchichte der auf dem

tere Waſſer von dem obern gebrúcft, ſo , daß ben ei. ner gemachten Deffnung im Boden des Canals, das Waſſer mit der Geſchwindigkeit berausſchießt, die es durch einen Fall von einer Höhe , ſo groß als die Höhe des Waſſers über der Deffnung iſt, erhielte ; alſo hießt das Waſſer in einem þorizontalen Canale mit eben der Geſchwindigkeit , und eben fo fort, wie es zu der Deffnung eines Warcrbehåltniſſes heraus. flöſſe , weldies allezeit voll bliebe , und einerley Tiefe mir der Tiefe des Fluſies hårte . Die Sendung des Bettes eines Fluſſes ſehr genau zu beſtimmen , iſt nicht wohl möglid ), viel weniger allgemeine Regeln davon zu geben.

Denn

die Flugbetten , wie wir ſie wirklich finden , find ſchon erwähnter Maßen keine glatten Kanäle mit ebenem Grunde und geraden Ufern ;

über dieſes

wird man an einem gegebenen Orte jeço eine gee miſſe Senkung finden , die man nach Ablaufe einiger Zeit daſelbſt vergebens fuchet, weil durch das An: ftogen des Waſſers , der Sand auf dem Grunde bald da bald Durt hin geführet wird.

Doch kann

man überhaupt mit Gulielmini annehmen, daß die Senkung deſto größer iſt und bleibt , je záher der Grund des Bettes iſt: denn auf einem zähen und mehr zlıfammenhångenden Grunde hat dieſes Reia ben und Scheuern des Waſſers nicht ſo viel Kraft, einige Theile davon mit hinunter zu ſchleppen , und durch hinuntergeführten Sand den untern , Grund zu erhöhen, und ſolchergeſtalt die Senkung von Zeit zu Zeit zu vermindern , mie auf einem Grunde , der

1

aus Cand und Kieſeln beſteht. Fit alſo der Grund iniche überall gleich zihe , ſo iſt das Scheuern an einigen Dertorn ſtårker als an andern , und dadurch 'werden einige Stellen erhobet, andere gleichſam au.yegihlet , daher denn öfters Sanobånfe und Strudel entſtehen. $. 920

feſten Lande befindlichen Waffer.

365

$. 92 . Die Geſchwindigkeit eines Fluſſes an einem ge . Beſtima gebenen Drre abzumeſſen, þat man verſchiedenemung der Wege.

Zariocte b)" ſchreibt vor , auf die Ober digteit ei:

fläche des Waſſers eine Wachskugel zu legen , die nes Fluſ mit einem kleinen Gewichte beſchwerer iſt, ſo , daßles, nach nur ein kleiner Efeil von iør über dem Waſſer Øer . dem Mia. vorraget; ſo kann man vermittelſt eines Penduls riotte und oder andern Werkzeuges,

die Zeit genau meſſen ,Pitot.

welche die Kugel brauchet , einen geriſſen Weg mit dem Waſſer zugleich zurückzulegen . Auf dieſe Art läßt ſich aber nur die Geſchwindigkeit des Stromes bey der Oberfläche beſtimmen, nicht aber in der Mit. te und bey dem Grunde; ja man wird an einerlen Drte verſchiedene Geſchwindigkeiten finden , nach denen die Kugel mehr oder weniger in den Strom Des Flufſes fommt.

Auch iſt die Wirkung des

Windes auf die Oberfläche fo ſtart, daß man dieſen Beg bey der geringſten Bewegung der Luft nicht erwählen fann . Pitot c) hat ein ſehr einfaches Werkzeug er . dacht, die Geſchwindigkeit an allen Dertern und in A B iſt ein langes Folg, allen Tiefen zu meſſen . In der wie ein dreyecfid ;tes Priſma gebildet. Mitte einer der Seiten find Vertiefungen , wo glåſerne Röhren darinnen zu befeſtigen ; eine dieſer Röhren iſt ben D rechtwinklicht herumgebogen, und ihr Ende DE wird durch ein Loch im Holze geftecket. Die Seite CD , an welcher die Röhren befeſtiger ſind , ift in Fuß und Zoll eingetheilet. FGIL ift eine Kupferplatte , in der Mitte durchbrochen , daß ſie die Röhren nur an benden Enden und in der Mitte b ) Traité du mouveinent des Eaux Sh. III. Abb. 4 . 6. 276 f. c ) Mém . de l'Acad. 1732. S. 504 f.

366

Naturgeſchichte der auf dem

Mitte bedecfet.

Eine der Seiten dieſer Platte iſt

in Fuß und Zoll getheilet, um die Höhe des fließen . den Waſſers zu finden, die Hohe nämlich auf welche es in der gebogenen Rohre wegen ſeines Laufes ſteigt, und durch welche,wie wir gleich ſehen werden, die Geſchwindigkeit beſtimmet wird ; die andere Seite iſt in Fuß und Zoll eingetheilet, die Geſchwin . digkeit in Abſicht auf die Höhen zu finden. Dieſe Platte låßt ſich durch Schrauben , in verſchiedenen Höhen an das Holz befeſtigen. Wenn das Holz fechs Fuß Långe hat , ſo iſt es lang genug , und die Platte FGIL fann füglich 20 Zoll lang feyn . Wenn man nun dergleichen Werkzeug verfertiget, und beyde Röhren die ganz gerade, und die rechtrinflicht gebogene in ſtillſtehendes Waſſer reßet, fo ſteigt das Waſſer auf gleiche Höhe in beyden ; reket man es aber in fließendes Waſſer , ſo , daß die wagrechte Deffnung des frummgebogenen Knies dem Strome

1

entgegen gefehret iſt : fo wird in der geraden Röhre das Waſſer mit der Oberfläche des fortfließenden Stromes beynahe gleich ſtehen , in der andern aber ſidy nach dem Maaße ſeiner Geſchwindigkeit erheben. Um nun die Geſchwindigkeit des Stromes auf fei. ner Oberfläche zu beſtimmen , befeſtiget man die kupferne Platte durch Schrauben dergeſtalt, daß der Anfang der Eintheilungen auf dem Holze und Bird alsdann auf der Platte zuſammen fallen. das offene

Ende des gebogenen Urmes gegen den

Strom , und zwar gegen den ſtårfſten Trieb des Fluſſes, gehalten, ſo ſteigt das Waſſer in der Rohre auf eine gewiſſe Hihe, die man vermittelſt der Ein . theilungen rechter Hand beſtimmen kann , da man • die Geſchwindigkeit des Weges, den das Waſſer in einer Secunde zurüce leget , in Zollen und Theilen eines Fußes ausgedriicfet, an der linken Hand gegen über findet.

Will man die Geſchwindigkeit in der Tiefe

feſten Lande befindlichen Waſſer.

367

Liefe von 1 , 2 , und mehr Fuß unter der Oberfläche finden , fo brauchet man nur die Weiſerplatte an Um die Eintheilung des Holzes zu befeſtigen. nun die Geſchwindigkeit aus der Höhe zu finden , auf welche das Water in der gebogenen Rohre ſteigt, muß man bemerken : daß man die Geſchwin . digkeiten eines fließenden Waſſers anſehen kann, als wären ſie durch einen Fall von einer gewiſſen Hobe erhalten worden : wenn alſo das Waſſer auf ſteigt, ſo erhebt es ſich gleich auf eben die Höhe, von der es hat fallen müſſen , um die Geſchwindig. Dieſe Geſchwindigo keit, die es beſikt, zu erhalten . keiten nun verhalten ſich wie die Quadratwurzeln der Hohen , von denen das Waſſer zu Erlangung , derſelben hätte niederfallen müſſen , und folglich berkalten ſich die Geſchwindigkeiten der Flüſſe , wie die Quadratwurzeln der Höhen , auf welche das Waffer in der gefrůmmten Röhre ſteigt. Die Geo malt des Stoßes nämlich , womit das Waſſer in die Deffnung der Röhre dringt, iſt ſo groß, daß man ſie durch das Gewicht einer Waſſerſäule ausdrücken kann, deren Grund die Deffnung der Röpre , die Hohe aber ſo groß als diejenige wäre , durch die das Waſſer håcte fallen müſſen, einen ſolchen Grad der Geſchwindigkeit, wie es wirklich beſikt , zu ere baleen. Hieraus ſieht man leicht, wie die Einthei. Iſt lungen auf der linken Hand zu machen ſind. auf der andern Seite die Höhe , auf welche das Waſſer in der gefrůmmten Rohre ſteigt, beſtimmet; fo laßt ſich mit ſehr geringer Mühe eine Tafel ver . fertigen , worinnen man die Geſchwindigkeit des Piroc Stromes ben dem erſten Anblicke findet. Hat dergleichen verfertiget, die alle mögliche oder wenigfiens alle vorkommende Geſchwindigkeiten ente hátt ; fie gründet ſich aber auf die Vorausſekung, daß ein Körper , der fren fälle, in einer Secunde

14 Pas

368.

Naturgeſchichte der auf dem

14 pariſer Fuß niederfällt,

welches mit des Nas

riotte und de la sire Verſuchen übereinſtimmet. Wenn man aber den Widerſtand der Luft beyfeite reket, der gier wenig betragen kann ,

fo fålle tein

Körper in der erſten Secunde durch 15 pariſer Fuß i Zoll und ohngefähr 2 Sinien ( 5. 12. ) , welches man hier, um etwas für den Widerſtand der Luft Wenn ein zu rechnen , auf 15 Fuß feßen kann . Körper durch dieſe Hobe gefallen iſt ,

ſo fann er,

zulegt erhaltenen Geſchwindigkeit, mit gleichförmiger Bewegung in einer Secunde 30 fuß mit der

zurücke legen. Suchet man alſo eine andere Höhe z und eine andere Geſchwindigkeit, die der Höhe z fllo gehöret, ſo hat man folgende Proporcion : r 15:30 15 : 900 Alſo fann man

= rziu Z : uu

v aus der gegebenen z und

leichtaus 11 finden. Man feße z = 3 Zoll, oder das Waſſer ſteige durch die Gewalt des Stromes in der

I

gefrůmmten Röhre 3 Zoll body, fo findet man für uu , 46 , 476 Zoll; oder der Strom leget in einer Secunde 3 Fuß , und etwa 104 Zoll zurück. Aus der ſchon angegebenen Urſache aber findet man in Pirors Tafeln etwas weniger , wiewohl der Unter. ſchied nicht viel , und kaum einen Zoll betrågt.

.

93 . . Nad dem Varignon d), Bermann e) und Guilielmis Parig ni f) bedienen ſich eines Quadranten ACB , der non und andern . Fig. 9 .

in Grade gerheilet iſt. In ſeinem Mittelpuncte wird ein Faden befeſtiget, an dem die Kugel P hängt, die d) Traité du Mouvem . et de la Méfure des Eaux S. 92 F. e ) Phoron . 6. 416. f ) De Menſura aquarum fuent, Op. Tb. I. S. 129.

7

feſten Pande befindlidhen Waffer .

369

die ein wenig ſchwerer iſt, als das Waſſer. Man låßt dieſe Kugel ins Waſſer ſinken , und ſtellet des Quadranten Seite C A lothrecht, da denn die Kugel durch das Waſſer fortgetrieben , und in einer ſolchen {age erhalten wird , daß der Faden CP mit der Seite CA den Winkel PCA machet , wodurch die Geſchwindigkeit des Waſſers , das auf die Kugel P anläuft, beftimmet wird. Denn dieſe Kugel wird gleichſam durch drey Kräfte getrieben ; ihre Schwe. re zieht ſie ſenkrecht nieder , die Wirkung des Waſ ſers ftößt fie nach deſſelben Richtung und der Faden zieht ſie nach der Linie PC. Nun verzeichne man das Drened EPD , indem man Ę D mit CP , PD mit der Richtung des Fluſſes , und EP mit CA parallel zieht ; fo verhalten ſich dieſe dren Seiten wie die Kräfte, mit deren Richtungen ſie gleichlaufend find. Wenn alſo F, P das Gewichte der Kugel aus. drůcket, fo ftellet QG die Wirkung des Waſſers auf die Kugel vor.

Wenn der Fluß ſchneller läuft, ſo,

daß der Faden CQ den Winkel QCA mit dem Perpendikel CA machet, und wenn man immer eben die Kugel behålt , ſo, daß F Q allemal= EP, ſo wird QG die Wirkung des Waſſers auf die Ku . gel ausdrücken . Har der Fluß fein merkliches Ges fälle, ſo, daß die Winkel EPD , FQG , faſt rechte Winkel find : ſo verhålt ſich die Wirkung des Waſ fers auf die Kugel zu dem Gewichte der Kugel, mie die Tangente des Winkels, den der Faden mit dem lothe CA machet, zum Halbmeſſer ; oder wie dieſes Winkels Sinus zu ſeinem Coſinus , welches feines weitern Beweiſes nöthig hat ; dieſe Wirkungen des Waſſers aber, verhalten ſich wie die Quadrate ſeiner Geſchwindigkeiten an den Dertern , wo die Verſuche angeſtellet werden , wiewohl man ſolchergeſtalt nicht die völligen, ſondern nur die verglichenen Geſchwin , digkeiten ( relativas ) mißt . Man ſieht teicht, daß 2a II. Theil. fics

370

Naturgeſdrichte der auf dem

fich auf dieſe Art die Geſchwindigkeit der Oberfläche des Waſſers nid)t genau beſtimmen läßt , weil ſeines Wirkung daſelbſt unregelmäßiger wird ; die Kugel muß wenigſtens einige Zoll unter der Oberfläche þången . Will man auf dieſe Art die Wirkung des War:

ſers mit dem Gewichte der Kugel vergleichen , ſo würde man ſich ſebr irren , wenn man das völlige Gewicht der Kugel rechnete ; man muß nur die Ueberwucht einer ſolchen Kugel über das Waſſer, das mit ihr gleich großen Raum einnimmt, ſhaken ; weil er nach der Hydroſtatik im Waſſer , fo viel als diefes Waſſer wiegt, verliert, und alſo mit dem der . lohrnen Theile ſeines Gewichtes nicht auf den Faden Wil man aber nur verſchiedene Ges wirken kann. ten eines Fluſſes an verſchiedenen Der . ſchwindigkei tern deſſelben , oder in verſchiedenen Tiefen abmeſſen , To hat man dieſe Vorſichtigkeit nicht nöthig , weil das Gewicht der Kugel beſtändig einerley bleibt, und es hier allein auf die Sinus der Winkel an . kommt, welche der Faden mit der fenfrechten Seite des Quadranten machet.

94 . S. Hat man ſolchergeſtalt die Geſchwindigkeit des Diedars Waſſers in verſchiedenen Tiefen gefunden , fo fönnte aus das Gefälle eia man , wenn es bloß nach mathematiſchen Betrach . nes Fluri " tungen gienge, ſehr leicht das Gefälle eines Fluſſes, fes zu bes oder die Erhöhung ſeines Urſprunges über die hori . ſtimmen. zontale Fläche des Ortes beſtimmen , wo die Ver . ſuche angeſtellet werden ; die äußerlichen Hinderniſſe Sig.ro. benfeite geſeket. Es ſey AN mit dem Horizonte gleichlaufend , und man habe in E die Geſchwindig . keit a gefunden , in F eine andere b . Der Untera ſchied der Tiefen EF ren = c. ! Nun ſoll man F A beſtimmen , welches wir x nennen wollen ; daß al . fo EA = C + x Die Geſchwindigkeiten in E

Vi

feſten Lande befindlichen Waſſer.

371

und F ſtehen in der Verhältniß der Quadratwurzeln der Höhen EA , FA ; alſo iſt a :bær ( c + x ) : rx oder a * : b ’ = c + x : x und a’x - b ? x =bc b2c uno = is hat man alſo den übrigen Theil a_62

ED gefunden , welches ſich durch Abmeſſung bea werkſtelligen läßt: ſo giebt ſich die ganze Sinie A D = NP.

Aber die Ungleichheit des Grundes , die

Krümmungen und andere Hinderniſſe verſtatten es nicht, dieſe Beweiſe auf wirkliche Flüſſe anzuwen . Dieſes fiehet man am deutlichſten an der den. Seine und der Loire; die Loire hat nach Picards Meſſungen wenigſtens dreymal ſo viel Gefälle als die Seine, und doch iſt die Geſchwindigkeit der Seine beynahe noch einmal ſo groß als der Loire ihre, weil dieſe in Vergleichung mit der Seine wenig Tiefe bar , daher das Waſſer mehr anſtoßt , und weniger Vermogen hat , den Widerſtand zu über. winden ; und dieſes Anſtoßen iſt von großem Nußen , weil außerdem der Fluß wegen ſeiner allzugroßen Indeſe Geſchwindigkeit nicht (diffbar ſenn würde . hen Betrachtungen ſen geben doch dieſe mathematiſc Gelegenheit, die Beſchaffenheit der Flüffe, 'und die Unordnungen ihres Stroms genauer zu unterſuchen . Wenn man durch das vorhin beſchriebene Werf. jeug die Geſchwindigkeit eines Fluffes in verſchiedes nen Tiefen unterſucht :

ſo wird man finden , daß

das Waſſer am Grunde durchgehends langſamer bea weget wird , als einige Fuß darüber. Denn wenn ein Fluß auf einigen merklichen Ubſtand von ſeinem Urſprunge gekommen iſt :

ſo iſt das unterſte und

das oberſte Waſſer in Abſidit auf die Geſchwindig : feit, die von der Senkung des Grundes herrühret, nicht ſehr unterſchieden ; auf der andern Seite leidet das Waſſer, welches långſt dem Grunde binfließet, Aa 2 wegen

1

372

Naturgeſchichte der aufdem

wegen der Lingleichheit des Grundes ſtarke Hinder , niſſe, wodurch es in ſeinem Laufe langſamer gemacht wird . An dieſer Verminderung der Geſchwindig . keit nimmt auch das Waſſer Theil , welches fich ein wenig über dem Grunde befindet", weil die Waſſer, theilchen zuſammen hangen , und ſich unter einander ftoßen.

Alſo ſollte das Baſſer in der Mitte zwiſdien

dem Grunde und der Oberflädje am fanellſten fließen ; allein Piror hat gefunden, daß ſich die Ge. fchwindigkeit vermindert ; je tiefer man nad , dem Grunde zukommt, ja daß das Waſſer in einem untiefen Fluſſe, deſſen Oberfläche nicht idinell fort: Doch fließt, am Grunde fo zu' reden in Ruhe ift. fanden Gravefunde und Wiccich im Verwede. flyfie in Solland die Geſchwindigkeit des Stroms in verſchiedenen Tiefen einerley , ſo lange man dem Grunde nid )t aljúnahe fam . 95. $. Nachdem wir bisher die Flüffe überhaupt be. +

Waſſerfäl-trachtet haben , ſo müſſen wir noch einige beſondere le in den Erſcheinungen an denſelben in Erwägung ziehen, Flüffen. und da wir eben jeật von ihrer Geſchwindigkeit ge. handelt haben, ſo wird es nicht undienlich fenn , noch ein paar Minuten ben dieſem Gegenſtande ſtehen zu bleiben . Die Erfahrung lebret, daß der Grund vieler Flüſſe an einigen Orten viel niedriger iſt , als an dem andern ; daher das Waſſer , wenn der Un . terſchied der Höhe oder der Senkung des Waſſers in einer kleinen Entfernung ſehr groß iſt, ſich wie von einer ſteilen Wand herunter ſtürzet, und dieſes In der wird alsdann ein Wafferfall genannt. Donau fennet man finderlid, dren folche Waſſer . fälle, den Saurůffel, den Strudel und den Wir bel, veldhe Serbinius g ) ſorgfältig beſchrieben hat. Im g) De Catarac . B. 4. Abhandl. 7. Kap. 15.

feſten Lande befindlichen Waffer.

373

Im Rhein( findet man ben Lauffen 1 kleine Stun : de unter Stafhauſen den merkwürdigen Rheins fall, wo ſich das Waſſer mit einem ſchrecklichen Ge. coſe über ſteile Felſen ohngefähr 75 Fuß herunter ſtürzet, und dadurch ſo zu reden 'ein beſtändiger Re. gen und beym Sonnenſchein ein Regenbogen darinn geſehen wird. Ein zweyter Waſſerfall in dieſem Sluſſe findet ſich bey L.zufenburg, einem Stådtchen in der Schweiz ; anderer unerheblicher nicht zu ges . denken, welcheScheuchzer und Serbin beſchrieben haben . In Italien , und zwar in dem zum Kirs ? chenſtaate gehörigen Herzogthum Spoleto ift 3 bis 4 italieniſche Meilen von Terni ein bewunderns. würdiger Fall.im Fluſie Velino , nachdem

derſelbe

kurz vorher aus dem Lago delle Bjarinore ge . kommen , und durch Kunji hierher geleitet morden ." Das Gebirge, auf , weldiem er vor ſeinem Fall fließet, iſt zwar in Anſehung des Horizonts von Terni ſehr hod ); allein es wird auf benden Seiten von noch : höhern Bergen eingeſchloſſen. Wegen der abhán. gigen Gegend fließt dieſer Fluß ,

fo bald er aus

dem vorbingedachten See fommt mit großer Ge.. fdwindigkeit , und hat alsdann drev Fälle hinter einander , wovon der lebte und prächtigſte 300 Fuß, nach dem Cafini aber nur 150 Fuß hoch iſt , und das Waſſer wird an den Felſen , auf die es nieder. falle, dergeſtalt zerſtredet , daß daraus eine Staub. molfe entſtehet, die ſich ſo hoch erhebt , als der Ort, von dem ſie fällt , ſo , daß dadurch in der daſigen Gegend ein beſtåndiger Regen verurſadit wird, dara ! innen man beym Sonnenſchein unzählige Regen . bogen fiehet.

Nachdem der Fluß ſich unter den

Felfen, zwiſchen welchen er berabſtürzet , einen Weg gebahnet hat, fällt er in die einige hundert Schritte davon fließende qera . Dieſer Waſſerfall iſt von vielen 2 a 3

374

Naturgeſchichte der auf dein

vielen , beſonders aber vom Caßini h ) beſchrieben . worden . In der Campagna di Roma hat der Fluß Teveronie einen ähnlichen Fall, der zwar nur

1

40 bis 50 Fuß hoch iſt;

allein weil das Waſſer

gang fenkrecht von den Felſen herunter fließet: 10 macht es ein großes Getöſe. Die Flüſſe in Schweden und Torwegen haben eine Menge merkwürdiger Waſſerfälle, wo fich das Waſſer von 6 bis oft 100 Faden herunter ſtůrzet. Einer der erheblichſten iſt der Waſſerfall. Garpen in dem norwegiſchen Stifte Chriſtiania, deſſen Brauſen man 4 bis 5 Meilen davon hören kann , und welcher 17 Mühlen treibt. Er wurde in den mittlern Zeiten zu einem Kichtplak gebraucht, ſdimere Verbrecher hinein zu ſtürzen.

In Sdures

den hat der Jolalaſtrom in Uſtgochland bey norkioping einem Fall von 16 Faden hoc ). Am merkwürdigſten aber iſt der Waſſerfall Trolhårta, welchen die Gothaelwe 71 M. vor ihrem Aus: fluffe in das Meer , in Weſtgothland hat. Der Strom ſtürzet ſich dreymal und zwar jedesmal nur 5 Faden hoch von ſteilen Klippen herunter und macht ein erſtaunliches Getöſe i) .

In Jämreland

hat die Rigunda Elfive ben dem Dorfe Raguns da auch einen hohen und entſeglichen Waſſerfall. Die Mitglieder der franzöſiſchen Academie der Wiſ ſenſchaften fanden auf dem laplándiſchen Fluſſe Torneå zwiſchen Kirtis und Torneå acht Waſſers fålle hinter einander. In Finland in Tajanaleln þat der brauſende Strom Pyhå bey der Stadt Cajana einen

entſeglichen Waſſerfall, und einen åhn. h) Ouvrages adopt. Tb. VI. S. 40 F.

i) S. Dablbergs Suecia , und sårlemanns Reife durch einige { bwed Provinzen , wo Abbildungen von diefen Fällen ju ſeben ſind.

feften Lande befindlichen Waſſer .

375

ähnlichen hat der große Strom Woren in Ryms meangårdslehn eine Meile vor ſeinem Ausfluß in den Ladoga See. Unter den aſiatiſchen fónnen wir den Fall des ! Ganges zuerſt nennen , den er nicht weit von ſeinem Urſprunge hat . Ben Ninive ſtürzer fich der Tie gris von einer Höhe von 26 Fuß . Eberhard Jsbrand Ides k) fand auf ſeiner Reiſe nac) Chis na im Fluffe Tunguſca , der in den Jenifca fällt, einen Waſſerfall, wo das Waſſer långſt einem ſchier fen Wege von 1 Meile mit unglaublicher Geſchwins digkeit niederſtürzet, ſo , daß man das Geroſe davon mehr als 3 M. weit horen kann . In Africa has ben der Til und Diger gleichfalls anſehnliche Waſſerfälle. Deren im Til haben ſchon Seneca und Plinius erwåhnet ; allein nod) genauer hat ſie der Jeſuit Petrus Paris 1) aus eigener Beſichti- . ging beſchrieben . Riadidem dieſer Fluß durch den See Bed gegangen iſt, und alſo ohngefähr 5 Meil. zurückgeleget hat,ſtürzet er ſich 14 Ellen hoch nieder , und wird gleich darauf zwiſchen zween Felfen ders geſtalt verſchlungen, daß man faſt nichts mehr davon ſehen kann. Sieronymus lobo n ) giebt noch i genauere Nachricht davon , und meldet , daß man das Geróſe des Falles auf 3 Sagereiſen weit hören fónne.

Allein Pocock verſichert ,

daß es im Til

mur drén Waſſerfälle gebe , deren größter von 7 bis 8 Fuß iſt ; doch redet er nicht von denen , welche ſich näher bey den Quellen befinden ,

auf welche.

Lobo geſehen zu haben ſcheinet. Der Tiger oder Senegal fållt im 14° 30' Nord . Br. fo ſchnell von ſehr hohen Felſen , daß die Reiſenden trockenunter ihm ua 4 durch .

k ) Voyag. au Nord . Ib. VIII . S. 54f. 1) Kircher Mund, ſubterr. B. 2. Rap . 1o. $. 3. m ) Tbeonot Relat, de divers Voyag. Tb. IV .

376

Naturgeſchichte der auf dem

durchgehen können , indem die Höhe , von der er fållt , 30 Toiſen betrågt. In den Flüſſen von 770rds america giebt es verſchiedene anſehnliche Waſſerfälla le , worunter der von Viagera den Vorzug hat, welcher zwiſchen den Seen Prin und Antario gen funden wird , wo ſich das Waſſer 150 Fuß body niea

i berſtürzet, obgleich andere 600 Fuß daraus gemadt haben . Im Lorenz-Franciſcusfluß und Mißiſs ſippi ſind deren auch verſchiedene vorhanden. In Heuporck iſt ein Waſſerfall im Flub Caboes , wo das Waſſer von 40 bis 50 Fuß, niederfällt. In Südamerica iſt der anſehnlichſte Wafferfall unter allen bekannten im

Fluſſe Bogota , der in den

St. Magdalenenfluß fällt. Düngefähv 16 M. über Sinta fe und 8 M. von St. Wadalene ſtúra get ſich das Waſſer dieſes Fluſſes an einem Orte, Lequendama genannt, 200 bis 300 Toiſen nieder, und dieſer erſchrecklichſte, welcher der bådyſte in der

:

Welt wäre, wenn dieſes Maaß richtig iſt , geſchie Het ſenkrecht.

§.

96.

Es giebt aber auch Flüſſe , welche ſich auf iýa Bertries

rem Saufe unter der Erde verbergen , und nachge. en der . bends wiederum zum Vorſchein kommen , und als Flüſſe in ter die Er.dann ihren auf eben fo fortſeßen , als zuvor. Der gleichen waren fchon zu Ovidii n) Zeiten der Ly. de . cus in Afien , und derEraſinus in Arcadien, wela ches Plinius o) auch von dem Fluffe Alpheus, von dem Tiger in Meſopotamien ,vom Timapus und andern verſichert. Möbius p ) hat ſich viele Mühe gegeben , den Tiger , den Euroras in Achaia , den Orantes in Syrien , den Mareb in

n) Metam . B. 15. V. 273. o Hift Nat . B. Kap. 103. p) Diff. de Fluviis qui intercidunt et renaſcuntur,

-

feſten Lande befiudlichen Waſſev.

377

in Ayßinien , den Ziobaris in Syrcanien, und die Rhone in Frankreich) aud) hieher zu nehmen ; alléin feine Nachrichten ſind nicht allemal zuverlåf. fig. Von der Huadiana in Spanien hat man lange Zeit vorgegeben , daß ſie ſich bey Wedelina unter der Erde verberge , und nach

einer deuts

fchen Meile wieder zum Vorſchein kommen . Allein Wilhelm van den Burge q , hat gefunden , daß folches eine Erdichtung iſt, welche daher rühret, weil Diefer Fluß bald nach ſeinem Urſprunge zwiſchen you hen Bergen fließet, und ſidy auf ſolche Weiſe 1 Stun. de Weges lang dem Geſichte entziehet , bis er in einem Sumpfe wieder zum Vorſchein kommt. Mic : mehrerem Rechte könnte man vielleidyt die Rhone hieher rechnen, welche zwiſchen

Iancua und Genf,

nachdem ſie unter dem Fort l'Eclufe und unter der Brücke von Greſii weggefloßen iſt, am Fuße des Berges Credo zwiſchen den Felſen verſchlungen wird , und ſich unter die Erde verlieret, worauf fie nachy 100 Schritten wieder zum Vorſchein fømmt

).

Von der Siere , ' einem Fluffe in dem Gouverne. ment von Orleanois behauptet man auch s ) , daß fie fich in die Erde verlieret , und nachmals wieder. um zum Vorſchein kömmt, worauf fie fich in die Loire ergießet. Man kann auch mit Herrn Todd :) den Greatah in Yorkſhire hieher rechnen , der eine engliſche Meile lang unter der Erde läuft.

2a 5

. 97 .

9 ) Hiſtoriſche Reislebeſchryvingen von Spanjen en Portugal , S. go , 1 ) Neue Nachricbten oder Anmerk. über Italien und die Jtaliener S. 9.

s) Barchings Erdbeſchreib . Sb. II. S. 617. #) Philofoph. Transact. Abr. Ib. II. S. 325.

378

Naturgeſchichte der auf dem g. 97. Bisher haben wir nicht darauf geſehen , ob die

Steigen Flüſſe inimer gleich viel Waſſer behalten oder nicht ; und Fal. aber dieſe Menge'bleibt felten, ſogar nur auf einige Flüffe . Cage beſtåndig , und verlieret ſich wiederum beſtån dig , ohne einige geſeßte Zeiten in Ucht zu nehmen ; in andern Flüſſen aber geſchieht das Wachſen und Weil Abneşmen zu gefekten Zeiten des Jahres .

die Flüffe nicht allein vom Regen und geſchmolzenen Schnee entſtehen , fondern auch in ihrem Fortgange von Zeit zu Zeit eben ſo unterhalten und vermehret . werden , ſo iſt es kein Wunder , daß fie , nach der $ verſchiedenen Menge des Regens oder ſchmelzenden Hier Schnees , auch verſchiedenes Waſſer führen . zu kommt , daß ſich die meiſten großen Flüffe in die Wenn alſo hehe Fluthen , oder bef tige Sturmwinde gerade gegen die Mündung der Flüffe , mit einer nach dem . Horizonte geneigten Richtung weben , ſo , daß ſich das Waſſer der Flüſſe : niche ſo ſchnell ergießen kann , als zu andern Zeiten , See ergießen .

ſo muß das Waſſer gleichſam verdåmmet und erhå . Weil nun dieſes alles an keine gereke het werden . ten Zeiten gebunden iſt , ſo kann man leicht erachten , daß ſich ſolche eben ſo wenig ben dem Wachfen und Doch iſt Abnehmen des Waſſers angeben läßt. das überhaupt gewiß , daß die Flüſſe am bødſten find , wenn es ſtark geregnet hat , und zwar nicht an , einem Orte , ſondern an allen oder den mehreſten , Hieraus aber låßt ſich . wo ein Fluß durchläuft wieder nicht viel ſchließen , weil man keine ſichern Regeln hat, wenn es an einem Orte am meiſten rege net. Um ſicherſten iſt , daß wenigſtens unſere Flüſ. fe durchgehends mehr Waffer in oder um den May mit ſich führen , wenn die Sonne Kraft genug hat, den Schnee , der den Winter auf den Gebirgen ge. fallen iſt , zu ſchmelzen , dagegen im September, October

1

feſten Lande befindlichen Waſſer.

379

October und November durchgehends das niedrigſte Waſſer ift.

Uebrigens geben die Wintermonate,

Jenner und März oft den Flüffen das meiſte Waf. fer, entweder weil in denfelben mehr Waſſer als an . derwo fällt , welches an einigen Dertern richtig be . funden wird , oder weil die Sonne alsdann nicht ſo viel Waſſer unter der Geſtalt von Dünften aus den Flüſſen und den Ländern , deren Regenwaſſer den Flüſſen Nahrung verschafft , erhebt . Hieher geho. ret vielleicht auch die Art von Ebbe und Futh ,wel

1 1

die ſich in der Rhone verſpüren laſſen , aber dabey keine gewiſſe Zeit halten fou u ).

$.

98.

Viel merkipůrdiger und feltener ſind diejenigen Regelmäfa Fliſle, die zu geſekter Zeit des Jahres wachſen, liged Nusa Unter treten austreten , und ſich wiederum verlaufen. mancher diefen verdienet der 7il die erſte Stelle , der wegen Flüffe. feines jährlichen Zustretens von Alters her berühmt geweſen iſt. Der Anwachs des Waſſers fångt alle : zeit in der Mitte des Brachmonds an ; in Aethio. pien aber empfindet man ihn ſchon am Ende Mays oder im Anfange des Brachmonds, und in Aegypten kommt der Fluß allezeit vor den 7ten oder Sten October wieder in ſeine Ufer , welche aber in Aethio. pien , welches den Quellen des Tils nåber iſt, viel Wenn der 7il nid )t auf 19 Ellens eher geſchicht.

they

bogen hoch ſteigt, ſo yafren die Aegypter nach des Fürſten Radzivil w ) Zeugniß , die Ueberſchwem . mung für klein und ſparſam , und wenn er nicht auf 16 Ellenbogen -ſteigt, ſoiſt gewiß Hungersnorh zu ere ! warten ; wenn er aber auf 24 , 25 bis 26 Ellenbos gen body tritt, ſo wird das Land ihren Gedanken nach augue

‫نها‬

u ) Journ : Helvet. 1741. May. w) Becinann Hik. Orb. S.85.

380. Naturgeſchichte der auf dem allzuſehr befeuchter.

Doch scheint dieſes mit den

Berichten anderer nicht recht genau übereinjuſtím . men , die das Waſſer nur auf 16 Ellenbogen hoch ſteigen laſſen . Julian bemerkete es als ein gutes Zeichen , daß der Vil den 20 Sept. 15 Ellenbogen hoch geſtiegen war x) , und Schaw y) melder, man habe von alten Zeiten her die Höhe von 16 Ellenbogen für ein Zeichen eines guten und fruchtba. ! ren Jahres gerechnet , worauf die Zegypter nach des Plinius z ) Anmerkung damit ſcheinen gezielet zu haben , daß fie dem 17il 16 Kinder zu Geſellen gaben.

Underswo bezeuger Plinius a) ebenfalls, es

fey eine Hungersnoth vorhanden , wenn das Waſſer nur auf 12 Ellenbogen ſteigt, bey 13 Ellenbogen eine Theurung , 14 Ellenbogen geben gute Hoffnung, 15 1

beruhigen die Einwohner ,

und 16 verfündigen Ueberfluß , nie aber iſt es höher als auf 18 Ellenbo. gen geſtiegen , und zwar unter dem Claudius.

Man muß aber bemerken , das die umliegenden Sånder Aegyprens feit den ålteſten Zeiten durd) den Schlamm des Tils fehr ſind erhöhet worden , wie wir im folgenden ſehen werden ; daher gegenwärtig wohl 19 bis 20 Ellenbogen erfordert werden , dieſe Felder fruchtbar zu machen , und ſo ſtimmet des Fürſtens Radzivil Zeugniß mit den åldern Nach, richten wohl überein . Mit den Gedanfen vieler Naturfündiger , von den Urſachen dieſer jährlichen Ueberſchwemmung , will ich meine Leſer nicht aufa halten : man findet ſie, wenigſtens die vornehınſten, als des Thales , Anaxagoras , Democrit, ses rodorus , Sabry , de la Chambre u. f f. bers Stur: x) fabric. Theologie de l'Eau, B. 3. Kap. 2. y) Voy Tb . II . S. 180 . z ) Hift. Nat . B. 36. Kap. 7. a ) B. 5. Kap.9.

feſten Lande befindlichen Waffer.

381

Sammen b) , Becmann c) und Broeu d ).ge prüfet. Ich will nur noch melden , daß die Urſache in den håufigen Regen zu ſuchen iſt, die im April, May , Junius , Julius und Juguſt in Herhiopien fallen ; vornehmlid ) geſchiehtdieſes um die Mitte des Junius , und höret nicht eher auf, als bis im September ; auch fallen alsdann nicht nur Sprůh. regen , ſondern es ſind durchgängig Plaßregen , die unglaublich viel Waſſer herabſchůtten : dieſes bezeu. get Lulof e) , und man findet eben das bey andern . Vielleicht fimmt dazu , daß die Nordwinde , die um dieſe Zeit wehen , den Ablauf von Süden nach Norden gemmen , und das Waſſer gleidſam zurüc treiben . Der Niger tritt, ob zwar nicht ſo merklich als der V7il,

in einerley Monaten mit dem Til aus,

und man kann auch , nach einigen , den Zaire dieſen Flüſſen benfügen. In Aſien hat man den Gans ges und den Indus , welche auch in den Regen. monaten , nåmlich im Junius , Julius , Auguſt, austreten , und das umliegende land fruchtbar mae den.

Eben das bezeugen Varenius f ) und Becs

mann vom Nacou in Cambodia, vom Euphrat in Xeſopotamient , vom Mena in Siam , vom Jeniſca im

nordlichen Aſien, und endlich vom Sil.

berfluffe in Braſilien , welcher leßtere zu einer Zeit mit dem Vile , die darum liegenden Länder über. foiwemmen ſoll , wie Maffei bemerket. Es iſt auch kein Wunder , daß alle dieſe Flüſſe zu gefekten Zeiten austreten , weil in dieſen (åndern der Regen ju b) Phyf. Ele & t. Sb . II. S. 1143 . c) Hift. Orb . S. 82 . d ) Diſſert de Nilo 8. 2. 9. 2 P. e ) Hift. Acthiop. B. 1. Kap. 5 . f ) Geogr. Gen. Kap . 16. Prop. 20.

382

Naturgeſchichte der auf dem

zu gefekten Zeiten fällt , wie man , wenn es nöthig wäre , aus zuverläßigen Bericiten der Reiſenden anzeigen könnte. g . 99 . Wenn wir die Schwere und den innern Gehalt Scwere des Flußwaſſers mit andern Arten von Waſſern und inne- vergleichen : ſo kommt es in Anſehung der Reinige rer Gehalt feit und Leichtigkeit dem Quellwaſſer am nächſten ; maffers. ohnerachtet es

auch

oft

leimige" und

ſchleimige

Theile ben ſich zu führen pfleget, wenn es über einen fo beſchaffenen Boden fließet, oder auch wenn die Flüſſe von vielem Regen oder fchnell geſchmol. genem Schnee ſtark aufſchwellen .

Sonſt findet

man audy, obwohl nur ſelten , Flüſſe, deren Waſſer verſchiedene mineraliſche Theile mit ſich führet. Hierher kann man auch diejenigen Flüffe rechnen, welche ſichtbare Theilchen von Gold , Silber oder anderm Metalle bey rich haben , dergleichen man vornehmlich in Guinea , Japan, Monomorapa, " Verico, Peru , Sumatra, Cuba , hiſpaniola, Guajana und andern Orten findet, wo es Gold. bergwerfe giebt, von denen die Flüſſe di : Goldförner abſpielen und mit ſich nehmen . In der großen und kleinen Bucharey führen die meiſten Flüffe Gold mit ſich , woſelbſt auch die ordentlichen Steuren in Goldſande entrichtet werden. Der Ganges in Indien , der Sebrus in Thracien , der pactolus in Lydien , und der Phaſis in Colchis, ſind ſchon dun alten Zeiten her deswegen beruhmt. Der Tejo oder Tagus in Portugall, die Rhone , Garons ne und andere in Frankreich , die Aar in der Schweiz, und die benden Flüſſe Reres in lingarn führen auch Gold ben fich . In Deutſchland werden dem Rheinſtrome von den ſchweizeriſchen Bergen in ihm ſich ergießenden Båchen die meiſten Goldtheilchen zugeführet, die unterhalb Baſel in ihni

feſten Lande befindlichen Waffer.

383

ihm gefunden werden. Er fdiwemmet ſie in gen wiſſen Tiefen , welche Goldgründe genannt were den , zuſammen , woraus man ſie im Herbſte und Winter, wenn der Fluß am niedrigſten iſt, mit dem Sande berausholet, durch öfteres Waſchen reiniget, und vermittelſt desQueckſilbers in Klumpen oder Plåt. gen ſchmelzet. Zwiſchen Breifach und Straßburg findet man dieſe Goldkörner , welche nur ſehr ſelten ſo groß wie Hirſekórner ſind, ſparſamer, aber in dem churpfälziſchen Amte Germershaim häufiger, weil der Strom in dieſer Gegend nicht ſo ſchnell fließt. Uebrigens wird von dieſem Golde heutiges Tages nur ſo menig mehr gefunden , daß auch die Stadt Straßburg , welche doch das Recht hat, auf 4000 Schritte Gold zu ſammlen, jährlich kaum 5 Unzen zuſammen bringt.

Verſchiedene andere

M

Flüſſe, welche ehedem Goldſand mit ſich führeten , als die Saale und die rchleſiſchen Flüſſe Bober,

1.

Iſer, Zackenfluß , Goldbad , Raßenbach U. a. m. haben heut zu Tage dergleichen nicht mehr aufzuweiſen. Silberführende Flüſſe werden noch

CA

ta

von vielen in Zweifel gezogen ; deſto gewiſſer aber findet man in manchen Eiſen , und in einigen weni. gen auch Kupfer und Bley.

Sonſt giebt es auch einige obgleid nur wenige Flüſſe , deren Waſſer ſalzig iſt, und von dieſer Art iſt der Guadajos in dem ſpaniſchen Königreiche Cordova, den die Alten daher auch Flumen lallum hießen, imgleichen der Rianzul in eben dieſem Ki. nigreiche.

In 17ordfdocland iſt der Fluß hef ,

deſſen Waſſer faſt allezeit warm iſt, daher er auch niemals frieret, fondern die Eisſchollen auch in dem ſtårkſten Winter auflöſet , wenn ſie aus der See in ihn hinein getrieben werden.

6.100.

384

Naturgeſchichte der auf dem

V.

100.

Von den fließenden Waſſern wenden wir uns Allgemeis zu den ſtehenden, oder zu denjenigen vielmekr, welche ne Bies Feine ſo merklich fortfließende Bewegung haben als trachtung der Land:jene ; und unter dieſen verdienen die Landfeen uno ſeen. ſere erfie Aufmerkſamkeit. Herr Lutofs g) erklä. ret eine Landſee durch eine große Sammlung Waſı fer mitten im Sande , ohne daß daſſelbe einige fidytbare Gemeinſchaft mit dem oder jenem Theile des Oceans habe. Allein man ſicher gleich ben dem erſten Anblicke, daß dieſe Erklärung fehr fehlerhaft ift : denn wie viele Sandfeen Haben nicht durch ihre 26Müffe eine ſehr ſichtbare Gemeinſchaft mit dem oder jenem Theil des Oceans ? Und ſelbſt die meie ften der von ihm angeführten Seen find von dieſer Beſchaffenheit. Dieſe Landſeen, von denen id , eben feine beſſere Erklárung zu geben verſuchen will, weil jeder meiner teſer ohnehin weiß , was für eine Art von Gewåſſern man darunter verſtehet, haben einen ſehr mannichfaltigen Urſprung. Einige ha. ben ihr Daſenn allein dem zuſammen gelaufenen Schnee - und Regenwaſſer zu verdanken, und pflegen daher im Sommer mehrentheils auszutrocknen ; an. dere entſtehen von Flüſſen , die ſich in fie ergießen, und muſen ihr Waſſer , wenn ſie keinen befondern Abfluß Þaben , wohl unſtreitig durd, die Ausdůna ftung verlieren ; wiederum andere ſind als große Quellen , oder vielmehr als eine Sammlung vieler Quellen anzuſehen , ipeldye ihr vieles Waffer von den großen Bergen haben, ben denen ſie ſich allezeit befinden ; und dieſe können dem Meere zuweilen fehr große Flüffe zu ſchicken . Rircher , Varenilis und Lulefs theilen die Landfeen in vier verſchiedene Arten ; nåmlich in ſolche, g) Kenntniß der Erdkug. Tb. I. 9. 283.

feſten Lande befindlichen Waſſer. 385 ſolche, welche feine Flüſſe auslaſſen und empfangen, in ſolche, worein ſich keine Flüſſe ergießen , die aber Flüſſe ausſchicfen ; in folche , weldie wohl Fliſſe in ſich nehmen , aber nicht von ſich geben ; und in ſolche endlid), welche ſowohl Flüſſe einnehmen , als von fidh geben. Ich ſehe nicht ein , was man ſich von dieſer unfruchtbaren Eintheilung für einen Nußen zu verſprechen båtte ; daher will ich mich audy nicht långer bey derſelben aufhalten ,

noch weniger aber

ein vollſtändiges Verzeichniß der erheblichſten Seen in der Welt liefern, ſondern nur die merkwürdigſten von denenjenigen anführen , an welche ſich eine oder die andere ſonderbare Erſcheinung äußert. 101 . $.

Zuerſt wollen wir alſo diejenigen betrachten , Periodis deren Waſſer auf eine merkwürdige Art bald ver. Tche Seen. mehret und bald vermindert wird. Unter dieſen vers dient der berühmte Cirknitzer See in Mittelfrain Dieſer See, welcher von dem die erſte Stelle. nahe gelegenen Markte Cirknitz den Namen hat, iſt von wilden , rauhen und ſteinidhten Bergen um: geben. Er fällt von Often gegen Weſten , 1 Meile in die lange , und von Norden gegen Süden & M. in die Breite, iſt aber nur 1 , 2 , 3 bis 4 Klafter tief, die Gruben ausgenommen ,

deren

einige an fich

felbſt einige Klafter tief ſind. In dieſer See find außer drenen Inſeln, viele Locher und Gruben , lange Gruben wie Kanåle und Hügel . Es ergießen ſich acht große und kleine Bache in denfelben . Er låuft zuweilen , aber eben nicht allemal , alle Jahre ab, indem ſolches zuweilen in 3 , 4 bis 5 Jahren nur eina mal , juweilen aber auch in einem Fabre wohl 2 bis 3 mal geſchiehet. Dieſes Ablaufen geſchiehet, wenn es ſehr trocken iſt , es mag dieſe Dürre im Sommer oder im Winter einfallen.

Ordentlicher

Weiſe verfließt er in einem Jahre nur einmal, nåm. 36 lich Il. Theil.

386

Naturgeſchichte der auf deri

Seinen ordents lich um Johannis- oder Jacobitag . lichen Ausgang , wenn er voll iſt, nimmt er durch zwey große Löcher, die an der Nordweſtſeite in einem felſichten Berge ,

waagerecht mit der See hinein.

gehen , und alsdann kommt das Waſſer auf der an . Der außer. dern Seite des Berges wieder heraus. ordentliche Ablauf geſchiehet durch verfdhiedene löcher oder Gruben , welche ſich in dem See befin . den , und deren vornehmlich 18 ſind , worunter man 5 Hauptgruben fiehet, deren jede 5 Tage nach der andern leer wird , ſo , daß der ganze Boden inner . halb 25 Tagen trocken iſt.

So bald der Anfang

des Abfluſſes bemerket wird , nimmt die Fiſcherey in den Gruben nach einer gewiſſen Ordnung den Unfang, da man denn große Hechte, Edleine und Je öfter der See abläuft , deſto Ruten fiſchet. In die Grube ſchlechter iſt auch der Fiſchfang. Ribescajama fann man als in eine unterirdiſche Hoble hinabſteigen ; einige andere aber trocknen nie ganz aus , ſondern bleiben moraſtig , und behalten nicht nur viele Fiſche mit ihrer Brut, ſondern faſſen Wenn auch eine große Menge Blutigel in ſich. der See frühzeitig abgelaufen iſt, wächſt in 20 Ta . gen Gras darinnen, welches abgemåhet, und bierauf der Boden gepflüget und mit Hirſe beſået wird. Tåuſt aber das Waſſer nicht frühzeitig ab , ſo fann auch nichts geſået werden , und wenn das Waſſer bald zurücke fömmt, fo gehet die Saat verlohren . Sonſt wird nach der Hirſeårndte allerlen Wild dar . Die Zurückunft des inn gejaget und geſchoſſen . Waſſers geſdhiehet auf folgende Art. Wenn es ein wenig regnet , ſo dringt das Waſſer aus einigen Grue ben an der Südſeite mit großer Gewalt hervor, und Wenn es ſtarf regnet, und zugleid ) ſo ſtark donnert, daß davon die Erde erſchüttert wird , fo bricht es aus allen {ochern mit ſolcher Hefrigkeit und Geſchmine digkeit

feſten Lande befindlichen Waſſer.

387

digkeit hervor, daß der See in 18 bis 24 Stunden wieder angefüllet wird . Alsdann wird er mit Waſſero geflügel, als wilden Ganſen, Endten u. a . m . reich . lich beſeget.

1

i !

1

W

Sonſt iſt auch noch zu bemerken, daß

ſich an der Südweſtſeite des Sees zwen große locher befinden , welche Uraina jamnia und Sekadulze genannt werden , etwas höher als der See liegen , Aus und über eine Klafter hoch und breit ſind. dieſen ſtårzet, wenn es donnert , eine Menge Waſ. fers mit großem Ungeſtům 3 bis 4 Klaftern weit heraus, mit welchem zugleich , wenn es im Herbſte geſchiehet, viele ſchwarze , nackete und blinde , aber fette Endten hervorkommen , welche innerhalb 14 Tagen ſehend werden und Federn bekommen . Zur andern Zeit fann man in dieſe Löcher gerade und ziemlich weit hinein geben . Im Winter fteigt das Waſſer des Sees To God), daß es einen großen Theil der umliegenden Felder überſchwemmet h ). Rirs dher, Valvaſor und andere haben ſich viele Mühe gegeben , dieſe fonderbaren Erſcheinungen zu erklären, Womit ich meine leſer nicht aufhalten , ſondern nur bemerken will , daß daß Ablaufen wahrſdeinlicher Weiſe durd) einen unterirdiſchen Heber,wie bey dem Diabetes “ evanis geſchiehet. In der zum brandenburgiſchen Preußen ges hörigen Landſchaft Inſterburg ſoll ſich bey Rau . ten nadı Fabricii i) Zeugniß , ein ähnlicher See befinden, welcher 3 Jahr hindurch mit Waſſer an. gefüllet und mit allerhand Arten von Fiſchen ver. fehen iſt. Wenn dieſe 3 Jahr aber vorüber ſind, ſo verläuft ſich das Waſſer von ſich ſelbſt, ſo, daß die. B 6 2 jenic

h) Philof. Transact. Abrid. Ib. II. S. 306 ,f. Ada Erud . 1689. S. 635 f. Büſchings Erdbeſchreib. 36. III . S. 387. i) Hydrotheol. S. 188 f.

1

388

Naturgeſchichte der auf dein

jenigen , welche da herum wohnen , der Boden ben fåen und 3 Jahre

hindurch reiche Aerndte haben .

Sind dieſe 3 Jahre vorben , ſo kommt das Waſſer aus dem Grunde wiederum zum Vorſchein , und . prudelt aus den Quellen mit den Fiſchen Heraus, ohne daß man einigen Zufluß irgend woher bemerkte. Churfürſt Friedrich Wilhelm iſt einmal zur Perndrejeit mit ſeinen deuten hier durchgereiſet, und hat in dieſem damals trockenen See eine Haſenjagd gehalten. g. Fortſes Bung .

102.

Hieħer fönnte man auch diejenigen Seen rech . nen , welche zu gewiſſen Zeiten auf eine merkliche Are ab

und zunehmen, oder auch eine Art von Ebbe

und Fluth halten.

Der Venerſee in der fowe , diſchen Landſchaft Weſtgothland ſteigt und fállt ſehr merklich . Der Genferſee fångt zu Ende des Jenners oder zu Anfang des Hornungs an zu wach ſen , welches bis zum 20. des Heumonats, und gua weilen bis zum Auguſtmonat dauret , worauf er nach und nach wieder anfängt abzunehmen . Ja man findet, daß er im Sommer 12 oder 15 Fuß høe . her iſt , als im Winter , welches ohne Zweifel dem Schmelzen des auf den nahe liegenden Gebirgen befindlichen Schnees zuzuſchreiben iſt. Herr Jals labert k ) hat bemerket , daß ſich an der obern und untern Gegend dieſes Sees, wo nåmlich die Khone ein- und ausläuft, eine beſondere Art von Ebbe und Fluth verſpüren laſſe. Das Waſſer wächſt ploklich ohngefähr einen Fuß an , und wird eben ſo ploklich wieder niedrig . Dieſes auf einander folgende Stei. gen und Fallen geſchiehet des Tages zu verſchiedes nen Malen , doch ſo, daß die Zeit, zwiſchen zwo auf einander folgenden Anwachſungen deſto größer iſt, je k ) Hift, de l'Acad . 1742. S. 36.

feften Lande befindlichen Waſſer.

389

je höher das Waſſer aufſteigt. Wenn das Waſſer 7 oder 8 Zoll boch kommt , ſo ift die Zwiſchenzeit nur 14 bis 15 Minuten ; wenn es aber bis auf einen Fuß anwachſt , ſo verlaufen wohl 24 bis 26 Minus ten. Dieſe Bewegungen ſiehet man ſowohl bey ſtillem als ſtürmiſchem Wetter ; doch bemerket man ſie vornehmlich ben trüber Luft, wenn es ausſiehet, als wenn es regnen wollte, und in ſolcher Zeit ſchmil. jet der Schnee mehr als bey hellem Sonnenſchein. Auf der zu den Inſeln Faroer in Norwegen ge þörigen Inſel Güderde befindet ſid ), nad Herrn Debes 1 ) Nachricht, ein Berg , auf welchem man einen kleinen See antrifft, der tåglich , wie das Meer, Ebbe und Fluth hat. Bey dieſer Gelegenheit kann ich auch dererjenis gen Seen gedenken , welche zu manchen Zeiten ſehr ungeſtům ſind und toben . Von dieſer Art iſt der See bey Beja in der portugieſiſchen Landſchaft Alentejo, woraus, wenn Regen oder ein Ungewitter kommen ſoll, wie man ſagt, ein entſeglicher ( årmen gehöret wird , als ob ein Ochſe brüllete , nur mit dem Unterſchiede , daß das Brüllen viel ſtårfer iſt, ſo, daß man es 5 bis 6 Meilen weit hören kann m ). Eben dieſes hat man lange auch von dem Dilatus. fee im Canton Lucern geglaubt, der aber den neues ſten Nadyrichten zu Folge , nur den Namen einer Prüße verdienet, welches auch ſein Name Pul Ate, d . i. Rothpfüße, anzeiget , woraus man endlich Pilatusſee gemacht. In Schotland befindet ſich nach Camdens n ) Bericht, der See Lomund, der ohne daß der geringſte Wind wehet , oft fo un . B63 geſtům

1) Beletreib . der Infeln Faroer . m ) Van den Burge Hiſtoriſche Reyllebeſchryvingen 36. II S. 7 a) Britannia S. 382.

390

Naturgeſchichte der auf dem

geſtüm wird, daß ſich die beherzteſten Schiffer nicht darauf wagen ; anderer von dieſer Art zu geſchwei. gen .

6.

103.

Wie es verſteinernde Quellen giebt, ſo giebt es auch verſchiedene Seen , welche dieſe verſteinernde Kraft beſiken . Einer der bekannteſten von dieſer

Berſteis nernde Geen. 5

Urç iſt der See Lough : Yjagh in der Grafſdaft Antrim in Jeland, welcher 15 bis 16 Meilen breit iſt , und Holz in Stein verwandelt. Man findet ſold) 8 verſteinertes Holz an den Ufern und bemerket nirgengs einen äußern Zuſak , oder ein außeres Un. hängen einer Materie, die ſich darauf gelegt håtte ; ſondern der Kern und die Kennzeichen des Holzes haben ſich erhalten , und alle Veränderung kommt auf das Gewicht und die Dichtigkeit an , indem die mineraliſchen Theile das Holz durchfließen und ans füllen . Dieſe Krafe aber iſt nicht durch den ganzen Eee ausgebreitet ; ſondern ſie iſt an denjenigen Drten am Itårkſten , wo ſich der Fluß Blacıracer in ihm ergießet , daher ſich diejenigen irren , welche die verſteinernde Kraft mehr dem Grunde , als dem Waffer des Sees zuſchreiben o ). 104 . $.

Salzige

Außerdem giebt es verſchiedene Landſeen , deren Waſſer mit allerley,mineraliſchen Theilen vermiſchet

Landſeen . iſt.

Die fülzigen Landſeen ſind darunter die håu . figſten. So hat man in Spanien und zwar in dem Königreiche Valencia ben der Stadt Guar . damar den See la Mata , oder Alimarre, in wel . chem ſtarke Salzquellen ſind , aus deren Waſſer die Sonne ſehr gutes Salz in großer Menge bereitet. Auf

0 ) Philof. Transact. N.481. 8.305 F. Abrid . 36. II. S 322 Sb . IV. S. 193. B. 3. S. 156 .

Hamburg. Magaz.

feſten Lande befindlichen

Waſſer.

391

Auf der Inſel Sicilien giebt es verſchiedene ſolcher Salzſeen. Die vornehmſten darunter ſind Salina della narza und il Beviero di Terra nova. Wenn dieſe Seen im Sommer von der Sonnena hiße eintrocknen , fo belegen ſie den Grund und ihre Ufer mit Salz, welches von den Einwohnern ge ſammlet wird. Salz liefert ,

Wenn der erſtere See zu wenig

ro pflegt man den Boden deſſelben,

wenn er eingetrocknet iſt, umzupflügen , worauf man wieder ſo viel Salz , als vorher befommt. Der lektere See hat kein anderes als Regen - und Fluß . waſſer. In Deutſchland iſt der Salzſee ben Seeburg in der Grafſchaft Mansfeld befannt, ' welcher ſein Salz vermuthlich den nahe darum be. findlichen Kalkbergen, Steinkohlen und Kupferſchie Neben dieſer geſalzenen fern zu verdanken hat. See befindet ſich ein See mit ſüßem Waſſer ,

und

Valerius Cordus verſichert viele füße Quellen . von dieſem Salzſee , es rege ſich in demſelben alle 7 Jahr eine große Liefe , welche einen nach Schwer fel und Ped riechenden Geſtank von fich gebe , und dadurch alle Fiſche in dieſem See tódte ; allein, jeßt findet man davon nicht die geringſte Spur mehr p) . In dem europäiſchen [ heil des ruſis fchen Reichs ſind gleichfalls verſchiedene ſalzige Seen vorhanden . So findet man dergleichen z. B.

1 ben Buchmur im woronefchiſchen ment und an andern Orten .

Gouverne

Unter dem aſiatiſchen verdiente das caſpiſche Meer obenan geſeget zu werden , wenn man es we. gen ſeiner Größe nicht mit beſſerm Rechte unter die Meere zählen müßte , daher ich hier von demſels ben noch nichts gedenken will. Um Atracan her. um , in der Nachbarſchaft dieſes Sees iſt das ganze B64 Land

p) Herrn Lehmanns Geſch . von Fidegeb . S. 49.

392

Naturgeſchichte der auf dem

Sand vom Salzwaſſer fo durchdrungen , daß man nirgends füßes Waſſer findet, wenn man gleich noch ſo tief darnach gråbet ; daher es auch in dieſen Ge. genden eine Menge von Salzſeen giebt , in welchen ſich das Salz theils auf dem Grunde in Cryſtallen , theils auf der Oberfläche des Waſſers wie ein Eis anjeget , und in Geſtalt der Eisſchollen herausgezo . gen wird , Sibirien hat auch eine Menge von Salzſeen aufzuweiſen , unter denen ſich viele ſonders bare Veränderungen zutragen . Oft wird ein füßer See ſalzig , und ein falziger ſüß ; einige trocken aus, und andere entſtehen von neuem , da wo keine wa. Jamiifcha in der Provinz Tobolsk iſt unter ren . Sein allen Oaſigen Salzſeen der berühmteſte. ſchneeweißes Sal ; beſtehet aus lauter cubiſchen Cry ſtallen , welche theils auf dem Grunde, theils an den Ufern anſdießen , und an den Stellen , wo man das Solg weggenommen hat, findet man nach Dieſer See bat 5 bis 6 Tagen wieder neues 9 ). 9 Werſie im Umkreiß ,

iſt aber nicht rief , und bes

kommt ſein Salz von den auf dem Grunde befind. In den Steppen , in der lichen vielen Quellen. Gegend von Argunskoi Oſtrog giebt es gleichfalls Salzſeen , unter welchen einer iſt, der über 3 Wer: ſte im Umkreis hat , und auf den obén ein gutes Kůdyenſalz, wie eine Haut ſchwimmet. In Bordamerica hat man den mericaniſdren

See , welcher eines Theils ſüßes , und andern Theils falziges Waſſer hat. Der Theil , in welchem ſüſ. fes Waſſer iſt , iſt ſtill und allezeit rubig ; das Salz waſſer aber wird durch die Winde heftig bemeget. Das ſüße Waffer iſt gut und geſund , und ernähret Pflanzen und Fiſche ; der falzige Theil aber iſt we. gen 9) Gmelins Reiſe durch. Sibirien . Ib. I, S. 206 . Sb. III, S. 277 .

feſten Lande befindlichen Waſſer. 393

gen ſeiner falzigen Bitterfeit ganz von Fiſchen leer. Das füße Waſſer ſcheinet auch Röher als das ſalzige zu liegen , weil es unaufhörlich in dieſes bin. In Peru iſt der große See Tis unter ſtrómet r) . ticaca , welcher 80 Meilen im Umfange hat, und Sein verſchiedene merkwürdige Flüſſe aufnimmt. Waſſer iſt ſehr ſalzig , ob es gleid , nicht ſo ſalzig iſt, In den Lipes , 4 Mei . als das Meerwaſſer s ). len von dem Bergwerke St. Chriſtoph de Ado. colla , befindet ſich ein kleiner See auf der Spike eines niedrigen Bergen , in deſſen Mitte das Waſ fer mit einem erſchrecklichen Geråuſche ſiedet und prundelt.

Es iſt dicke und gerinnet bey dem Uus

lauſen zu einem rothen ſcharfen Salze 1 ).

105. g. Andere Seen enthalten einen ſehr merklichen Andere Das mineralis Zuſaß von andern mineraliſchen Theilen . Waſſer in dem Lago de Bagni oder Soifarara ldse kands Teen . in dem Spirchenſtaat iſt falfidit, und ſchwefelicht; oben iſt es lau , in der Tiefe aber warm und kodit beſtändig. In Sibirien und der Tatarey findet man viele Seen , in welcher der Alaun in großer Menge aufgelöſer iſt. Bey der Lucena in dem ſpaniſchen Königreiche Cordova befindet ſich im See , welcher bitteres Waſſer hat , ſo ohne Zweifel von dem bengemiſchten Salpeter herrühret . Hierher gehöret aud) das bekannt codte Meer oder die ass pbaltiſdie See in ehemaligen jüdiſchen {ande, welche in der 5. Schrift oft auch die Salzſee genannt wird. Das Waſſer deſſelben enthält nicht nur viel Küchenſalz, ſondern auch eine Menge Eropech , Asphaltum , welches ſich als ein feſter glanzender B65 un6 r ) Philof. Transact, Abr, Sb. II. S. 320.. s ) Philof. Transact. N. 344 . 6) Barbø Bergbuch zb. 1. S. 19 f.

394

Naturgeſchichte der auf dem

und zerbrechlicher Körper håufig in derſelben findet ; daher es auch einen ſehr bittren ekelhaften Gea ſchmack hat , den die Fiſche nicht vertragen können, ro daß man feine in demſelben findet. Ben dem Herrn Carl Perry u ) findet man verſchiedene mit dem

Waſſer

dieſes

Sees

angeſtellte

Verſuche.

Wenn man es auf Gallåpfel gießt, nimmt es nach einiger Zeit eine helle Purpurfarbe an , und wenn man es mit Oleo Tartari per deliquium vermiſchet, wird es gleichſain ſchlammig. Es iſt fo fchwer von Salze , daß es fid ) zum gemeinen Waſſer in Anſehung der eigentlichen Sd) were wie 5 zu 4 verhält, und hat einen ſcharfen zuſammenziehenden , alaun . måßigen Geſchmack. Der Jordan fließt in dieſen See , ohne daraus wieder zum Vorſchein zu kommen ; daher einige geglaubt haben , daß dieſe See durch unterirdiſche Gånge mit andern Seen Gemeinſchaft Þaben müſſe.

Allein , nach des Herrn Buffon x )

Uusrechnung giebt der Jordan 600000 Tonnen Waſſer , und weil dieſes Meer 72 Meilen lang und 18 breit iſt : ro dåmpfen nach des salley Riegeln tåglich 9000000 Tonnen Waffer aus : daber, wenn dieſe Rechnung ihre Richtigkeit håtte , man nicht genöthiget ſeyn würde , feine Zuflucht zu unterir . diſchen Gången zunehmen . Endlich will ich auch noch der gifrigen Seen gedenken. Eine ſolche foll der See Averno im Königreiche Napoli ehedem geweſen ſeyn , von dem verſchiedene alte Schriftſtel. ler melden , daß wegen ſeiner giftigen Ausdünſtuns gen , kein Vogel ohne Lebensgefahr darüber wegflie . gen fonije . Allein jezt iſt dieſer See nicht mehr ſo beſchaffen ;

indem man eine Menge Geflügel auf dem.

u Philof. Transact, 462. S. 48 . x ) lliſt. Nat. Gener. et Part. Tb. I. S. 357. Schows Reifen Sb. II. S. 71 .

S. auc

feften Lande befindlichen Waffer. bemfelben ſchwimmen ,

und

darüber

395

wegfliegen

fiehet.

106. . Wenn eine Sammlung Waſſers mit vielen er. Bon der digen Theilen vermiſdiet iſt, ſo , daß das Waſſer ei- Morås nen Theil ſeiner Flüßigkeit dadurch verlieret , ſo ſten . wird es ein Trioraft genannt. Man findet ſie an vie. len Orten , ſonderlich in den noch nicht genug ange . baueten Gegenden Luropens , wovon die bekann: ten pontiſchen Sümpfe in Italien zu einem Benſpiel dienen können . Sie haben ihren Urſprung entweder von Quellen , oder von den aus höhern Orten zuſammen gelaufenen Waſſern , wenn ſolche weder hinlänglich ausdůnſten , noch auch abfließen können. Man kann ſie in zwo Arten unterſcheiden . Zur erſten Art gehören alle diejenigen , welche ein uns verbrennliches ſandiges oder lehmiges Weſen enthale ten, dergleichen überall find, wo entweder der Grund ſo niedrig bei der Quelle iſt, daß durch das beſtåndi. ge Durchdringen des Quellwaſſers , die Erde allzu ůberflüßig befeuchtet wird , oder es befinden ſich die. ſelben an denjenigen Orten , wo der Grund niedriger iſt , als die umliegende Gegend , ro , daß das Waſ. fer , welches auf dieſe fållt , ſich dort hinziehet , und weder ablaufen , noch wegen umher befindlichen Wal. dungen gehörig in Dünſte aufgeldſet werden kann . Zur andern Are kann man diejenigen rechnen , de. ren erdiges Wefen verbrennlich , und geſchickt iſt, das Feuer zu ernähren, und ſolche Moråſte werden Torfs land genannt ; obgleich nicht alles Torfland Moraft iſt. Dergleiden moraſtige Torflander findet man an vielen Drten in Deutſchland , forderlich in den Niederlanden, ja ſelbſt in Frankreich, England, Sborland , Schweden , Dannemark , Curland und Rußland. Manche Torfarten enthalten , fone derlich in Dånnemark und Schweden , wenn ſie 361

1

!

396

Naturgeſchichte der auf dem zc :

zu Afche gebrannt werden , viele Eiſentheile; daher es denn auch kein Wunder iſt, wenn in vielen dies ſer Moråſte håufiges Eiſenerz gefunden wird , wel ches Mohreiſen , woraſtſtein , Seefumpferz u. f. f. genannt wird. Da viele Moråſte ans Duellen entſtehen , ſo fieħet man leicht , daß auch jene nach Maßgebung Daher giebt es viele dieſer beſchaffen fenn müſſen . Moráſte, aus denen theils von der Sonne, theils Dergleis von Menſchenhånden Salz bereitet wird. chen beſinden ſich ben dem Dorfe St. Lazaire, in der Grafſchaft Rouſillon , in der Landſchaft Aunis , vornehmlich bey Rochefort, Rochelle und Marans, bey Guerande und Croiſic in Bretagne u . (: f. wo aber dieſes Salz auch theils und ſonderlich in der lektern von dem ausgetrockenen Meerwaſſer herrühret. Sonſt hat man auch ger glaubt, daß der Moraſt Birkedal in dem norwe. giſden Stifte Bergen eine verſteinernde Kraft hätte , und einen Haſelſtab innerhalb 3 Jahren in einen Wegſtein verwandeln . pitan y) bat gefunden , daß und das dasjenige , was man gehalten , nichts anders als

Allein Herr Pontop. dieſes ein Jrthum iſt , für verſteinertes Holz Stücken von Amiant

oder Usbeſt find , von welchen ſich ein Gebirge an der Seite dieſes Sumpfes befindet. y ) Naturgeſchich. von Norm. Ib. I. S. 163.

Die

397

Die vierte Abtheilung.

Allgemeine Naturgeſchichte

des

Meers.

Inhalt . $. 1. Flächeninhalt des Meeres. §. 2. Verhältniß des Flacobeninbalts des Meeres zu den Graden der Breite. §. 3. Eintheilung der Meere. Ø. 4 Verzeichniß der großen Hauptmeere. . 5. Europäiſche große Meers bufen. Das mittellandiſche meer. $ .6 Die Ofte ſec und das weiße Meer. $ . 7. Afiatiſche Meerbus fen . 9. 8. Americaniſche Meerbufen . . 9. Meers engen und Straßen . 9. 10. Hobe des Veers gegen das feſte land und gegen Rid, felbft. S. 11. Ufer des Dieers. 9. 12. Mittel, die Liefe des Weers zu erfors ſchen . §. 13. Berbåltniß der Liefe des Meers zu der Hobe des feſten Landes. § . 14. Ganggebirge, Felſen und Klippen im Meer. $. 15. Fiongebirge im Dieer. 9. 16. Fernere Uebereinſtimmung des Meerbodens mic der Erdflache. §. 17. Hůlfsmitel, den Meeresboven zu erforichen. $. 18. Salziger und bittrer Geſchmack des Seewaſſers. $. 19. Verſchiedenheit deſſelben . 9. 20. Berſchiedene Meinungen über den Urſprung der Salzigkeit des Meerwaſſers. S. 21. Wahrſcheina licher Urſprung derselben. §.22.Verſuche, das Sees waſſer trinkbar ju machen. $. 23. Nußen der Sala zigkeit des Seerpaſſers . §. 24. Farbe des Meerwaſs fers. I. 25. Leuchten des Meeripaſſers. 8. 26. Ad gemeine Erſcheinungen bey der Ebbe und Fluth . 5. 27. Rübret von der Sonne und dem Monde ber. 5.28. 29. Einfluß des Mondes daben , nach dem Gews ton . $. 30. 31. Wie auch der Sonue und beyder Himmelstorper zugleich . $ . 32. Einfluß der Entfers nung beyder Himmelstörper in die Ebbe und Flutb. I. 33. Unwendung dieſer Sbeorie auf verſchiedene Breiten. S. 34. Die boch die Sonne allein das Waſſer heben könne. $. 35. Wie boch folches der Mond allein thun könne. $.36. Berbältniß zwiſchen dei

7

398

1

ne

Allgemei

ichte

Naturgeſch

,

den Kräften beyder Himmelskörper. §. 37. Uebers einſtimmung dieſer Theorie mit der Erfahrung. 38. 39. Beſondere Erſcheinungen an der Ebbe und Flurb in verſchiedenen Gegenden . S. 40. Strom des Weltmeers von Oſten nach Weſten . $ . 41. Borges gebener Strom von den Polen nach dem Hequator. 3. 42. Berſchiedene andere Meeresſtrome. S. 43. Stróme im mittellandiſchen Meere . 8. 44. Isidrige Stróme in den Meerengen . §. 45. Periodiſche und unordentliche Strome. §. 46. Meerſtrudel in der Xordſee. 6. 47. Im mittelländiſchen Meere. 9. 48. unb in der caſpiſchen und Qriſet. § . 49 . Wellenwerfen der See. $. 50. Betrifft nur die Dbers flache derſelben . G. 51. Borgegebene unterirdiſche Berbindung mancher Meere mit dem Dcean. 5. 52. Ausdůnſiung des Meermaffers. $. 53. Jnsbeſondere des mittellandifoben. §. 54. Des , caſpiſchen , 883 pbalitiſchen und stlantiſden .

$. Flächen : inbalt det Meeres. N

I.

achdem wir bisher das feſte land und die auf demſelben befindlichen füffen Waſſer betrach . tet haben : ro müſſen wir uns nunmehr zu

zu dem Meere wenden , diefer großen und erſtauns lichen Sammlung von Waſſern , worein fich nicht nur alle Ströme und Flüſſe ergießen , ſondern aus welchem ſie auch alle , wo nicht auf eine unmittel. bare , doch gewiß auf eine mittelbare Art ihren Urs ſprung nehmen. Wenn man dieſe große Samm. lung von Waſſern in igrem völligen Umfange auf. merkſam betracytet, ſo wird man finden , daß ſie einen ſehr großen Theit der bekannten Oberfläche unſrer Erdkugel einnimmt. Varenius a) , Bür. nec b ), YIoro c ) und andere nehmen an, }die Erde beftebe a ) Geogr. gen . B. l Kap. 18. Prop . 1. b ) Theoria Tell, B. 1. Kap. 2. S. 71 . e) Unterſuchung der Beränderungen des Erdbodens, S. 61 f.

li

des

Meeres.

399

beſtehe jekt zur Hälfte aus feſtem (ande und zur Hälfte aus Waſſer, und da würde der Flådeninhalt eines jeden dieſer benden großen Theile , wenn man der ganzen Erdkugel 25 Millionen geographiſcher Quadratmeilen giebt, 124 Million ſolcher Quadrate meilen , oder nach dem ! 11oro 74 Millionen 304000 ſolche Quadratmeilen betragen.

Ohnerachtet ſich nun die Oberfläche des Meeres nicht genau beſtim . men låſſet, weil noch viele Sånder, ſonderlich um den Südpol nid)t hinlänglich bekannt, auch viele Seen zur Zeit nod) unbeſchiffet ſind : fo darf man nur feine Augen auf eine gute Charte oder auf eine fünſtliche Erdkugel werfen , um ſid) zu überzeugen , daß die Oberfläche des Waſſers hier viel zu geringe angegeben iſt. Man kann daher mit dem Herrn Struyk d ) ſicher annehmen , daß das Meerwaſſer zwen Drittheile, das feſte ſand aber nur ein Drit. theil von der Dberfläche der Erdkugel einnimmt. Nadı des Herrn Buffon e ) Uusrechnung mache das trocne {and unſrer Erdkugel nur 7080993 Quadratmeilen aus, welches demnach nicht der dritte Theil von dem ganzen Flächeninhalt der Erdkugel iſt, wenn man denſelben mit ihm auf 25 Millionen folcher Meilen beſtimmet. Man könnte daben fra. gen , wozu ein ſo großer Umfang des Meeres diene, den Burnet gerade heraus für ſehr unnůß und über. flüßig ausgiebt. Allein , dieſer unzeitige Tadel låffet ſich ſehr leicht beſchámen . Ich will nur eines, aber eines ſehr weſentlichen Nußens der Meeresa Mache gedenken . Wir werden im Folgenden ſehen , daß ein großer Theil des Meerwaſſers von der Sonne in Dünſte aufgelöſet wird ; dieſen Dünſten . haben wir alle Luftwaſſer und den größten Theil der Flüffe d) Algem Geogr. S 37. e) Hift. nat. Sb . I. S. 207.

400 Allgemeine Naturgeſchichte Flüſſe und Bäche zu verdanken . halb ro vieles Meer :

Ware alſo nur

ſo würden auch nur halb ſo

viele Dünſte ſenn , ſo würden wir auch nur halb fo viele Flüſſe und Quellen haben, nicht nur das jeßige feſte { and , ſondern auch noch halb ſo viel zu bes wäſſern . $ . 2.

Ich ħabe oben f) bemerket, daß fid; um den Berbált: Nordpol und in den gemäßigten Zonen augenſchein . licher Weiſe das mehreſte feſte Sand befinde, daß niß des Flachenin -der Flächeninhalt des feſten Landes abnehme, je Meeres iu nåber man dem Hequator komme , daß der füdlidhje den Gra: gemäßigte Erdſtrich zwar noch größtentheils unbe. den der Breite.

fannt ren , daß fich, aber dennoch ſehr anſehnliche Strecken feſten Landes daſelbſt vermuthen laſſen , und daß ein gleid )es auch von dem feſten (ande um den Süderpol ſtatt finde. Ich habe ferner angezeiget, daß die Inſeln immer zahlreicher werden , je weiter man von den Polen nach der Linie kommt, und daß man unter oder neben derſelben , die mehreſten antreffe. Eben dieſes låſſet ſich nun auch , obgleich in einein umgekehrten Verhältniß von dem Meere behaupten . Je größer die Breiten deſſelben ſind , 0. i . je náher man den falten Zonen fömmt , deſto zweifelhafter wird man , ob man eine offene See vor fich habe , oder nicht. Es iſt dieſes eines der großeſten Hinderniſſe geweſen , warum ſo viele Uns ternehmungen zur Entdeckung eines nähern Weges von Europa nach Oſtindien durch Nordweſt und Nordoſt fehlgeſchlagen ſind. Man findet daſelbſt lauter Meerengen und Meerbuſen, und ihre Menge rühret von den weitlå: ftigen Strichen (andes here welche man in den daſigen Gegenden angetroffen þat .

In geringern Breiten, oder in den gemäßigten Erde

f ) Abtheil. 2. §. 6.

des Meeres .

401

wird man nicht ſo viele Meerengen und noch weniger Meerbuſen gewahr. Im heißen

Erdſtrichen

Erdſtrich hingegen hat man faſt aller Orten eine frene offene See vor ſich, deren Umfang dafelbſt am großeſten iſt, und deren Küſten am weiteſten von einander entlegen ſind. Wir werden ſogleich ſehen, daß ſich auch die Tiefe des Weltmeeres nach eben dieſer Regel ju richten ſcheinet. §. 3. Nachdem dieſes vorausgeſeket worden , müſſen Eintheis wir die Richtung und Strecke der bekannten Meere lung der Das Meer dehnet fich Meere. ein wenig nåher betrachten. dergeſtalt über die Fläche der Erde aus , daß alle

feine Theile mit einander zuſammen hången.

Man

bat zwar ehedem geglaubt, daß America in Süden mit den Südländern, und in Norden mit Grønland feſte fen , da denn die Theile des Meers nicht überall zuſammen gången würden . Adein als Magellan im Jahr 1520. feine Straße entdeckte : fo erhellete, daß das Meer an der ditlichen Seite von America mit dem Theile deſſelben , welcher die weſtlichen Kůjten der neuen Welt beneket, zuſammen hångt, welches man noch deutlicher einfahe , als man einen noch bequemern Weg um die füdliche Seite des Man hat auch Grund zu vera Feuerlandes fand . muthen , daß es aus der Nordſee eine Durchfahrt durch das Eismeer in das große fiille oder füdliche Meer zwiſchen Aſien und America gebe ; ob' man gleich noch nicht weis , wie weit ſidi die Sandzunge zwiſchen Jeniſca und Cena nordmärts erſtrecket. Db in Nordweſten aus der Nordſee in die ſtille See eine Durchfahrt iſt, låffet ſich auc, nicht beſtimmen , obgleich viele Engländer dieſe Durchfahrt mit vies lem Fleiße geſucht haben , worunter Herr Ellis in den Jahren 1746 und 1747 der leßte geweſen iſt. Dieſer Mann glaubt, es gåbe allerdings eine folche Cc 11.Theil. Durch .

402

Allgemeine Naturgeſchichte

Durchfahrt, weil in der Repulſebay oder dem tiefo ſten Theil der Welcome, welche in die Sudſons . bay ausläuft , und damit in Verbindung ſtehet, größere Bewegungen des Meeres ſind , als in der Welcome, und weil die Bewegungen in der Wel. come aus Norden kommen , welches anzubeuten ſcheinet, daß die Repulſebay mit einer weitern See nordwårts Gemeinſchaft hat. Ob nun gleich alle dieſe Theile des Weltmeeres mit einander Gemeina ſchaft haben : fo kann man dod) , alle Verwirrung zu vermeiden , daſſelbe in drey beſondere Arten von Gewäſſern eintheilen ',

und dieſe Eintheilung von

der Geſtalt der Küſten entlehnen , in welchen ſie ein. geſchloſſen ſind. Alsdann werden wir eigentlich fogenannte Tjeere, Meerbuſen oder Golfe, und Scraßen oder Injeerengen bekommen . S. 4. Unter Meer in engerer Bedeutung verſtehen Verzeich : wir hier die weitläuftigen Waſſerſammlungen , wel niß der che eigentlich durch rund herum liegende Lånder eins großen Haupts meere.

geſchloſſen ſind, und mit andern Theilen des Oceans durch breite Gewäſſer und nicht durch ſchmale Ens gen zuſammen gången . In dieſer Bedeutung fine det man auf der Oberfläche der Erde vier Meere. Das erſte iſt das atlantiſche , welches von dem in Africa im Königreide Marocco befindlichen Ges birge Atlas Den Namen hat , daher ſolcher aud ) eigentlich nur demjenigen Theile des Weltmeers zukommt, welcher die africaniſchen Küſten in die. fer Gegend beſpület . Allein im weitlåufrigern Verſtande wird er dem geſammten Meere beugele. get , welches ſich zwiſchen den weſtlichen Küſten von Europa und Africa und zwiſchen den dſtlichen von Ben den åltern Erobeſdreie America befindet. bern wird es in Anſehung Europens das weſtliche Mjeer, fonft aber auch die 17ordſee, oder Niar del Ford

:

des Meeres.

403

Viord genannt , vornehmlich in Anſehung desjenis gen Theils, der an der nördlichen Seite des Pequa. tors liegt , und alsdann wird derjenige Theil, der ſich an des Lequators ſüdlichen Seite befindet, das arhiopiſche Meer genannt. Dieſes Meer bekommt von denen Ländern , die an daſſelbe grånzen , in vers ſchiedenen Gegenden auch verſd,iedene Namen , auf deren Anführung wir uns aber hier nicht einlaſſen können. Das zweyte Meer iſt die große Süders ſee, welche auch die ſtille oder friebfertige See heißt, und zwiſchen den weſtlichen Küſten von America und den öſtlichen von Aſien enthalten iſt ; wie weit ſie ſich aber nad) Süden und nach Norden erſtrecket, iſt nod) völlig unbekannt .

Das dritte iſt die ins

dianiſche See ,' die von den

ſüdlichſten

Küſten

Alfiens vielleicht bis an den Süderpol gebet.

Var

cenius nennet dieſe See die Súdfee, uud fiehet das indianiſche Meer als einen Theil von ihr an ; al. lein man ſeket ſich alsdann in Gefahr, die ſtille See, welche durdigehends die große Südſee genannt wird, mit der gegenwärtigen zu verwechfeln.

Die

See, welche den Nordpol, oder die an felbigem lie . genden Lånder beneket, könnte als die vierte See angeſehen werden, weil man fonſt ſagen mußte , ſie ik

gehore zum Theil zu der atlantiſchen und zum Zheit zu der großen Südſee. Ein großer Theil dieſes Meeres wird von den Erdbeſchreibern das Nordmeer genannt , von welchem denn das Liss meer , welches ſich von Nov.lja Semla an , bis an das tfihuketfiſche Vorgebirge erſtrecket, wie. derum ein Theil iſt.

Meerduſen ,

5. §. Safen und Golfen ſind ſolche Europai:

Theile des Meeres , welche in das fejte land gleich . Ide große Meerbu: fam hineingedrungen ſind , und an mehr als einerfen . Das Seite von dem umliegenden (ande begrånget, und Cc 2 durch

404

mittels

Algemeine Naturgeſchichte

durch krummgebogene Ufer umgeben werden .

Die

ländiſche fer Meerbuſen giebt es eine große Menge ; wir wollen nur die größten und merkwürdigſten an: Meer. führen. Der erſte und vornehmſte Meerbuſen in Euros pa iſt das mittelländiſche Meer, welches durch die Straße oder Meerenge von Gibraltar zwiſchen Spanien und der Barbarey mit dem atlantiſden INeere zuſammen hångt, und gegen Norden Euros pa nebſt einem Theil von Aſien , gegen Süden Africa , und gegen Oſten Aſien zu Gränzen hat. Die { age deſſelben nach der Långe iſt dem Nequator der Erde parallel. Vor dieſem eignete man dieſem Deere eine Långe von 56° zu , von Alerandrietta bis nach Gibraltar gerechnet ; allein , del Isle findet aus zuverläßigen Nachrichten nur 501" Die Breite zwiſchen Algier und Lion iſt auch 3° kleiner, als ſie in den alten Charten angegeben iſt ; indem die mittlere Breite deſſelben etwa 6 ° beträgt. Um den ohngefähren Flacheninhalt dieſes Meeres zu fin . den , kann man annehmen , daß die Erde eine voll . kommene Rugel fer ; da denn ein Grad des Parallel, zirkels unterm 35 ° N. Br . welches das Mittel der Breite dieſes Reeres iſt, etwas über 12 deutſche Mei. len , und ein Grad der Breite 15 deutſche Meilen enthalten . Solchergeſtalt würde die ganze ( ånge der mittellandiſden See 600 die Breite 90 deutſche Meilen , und alſo die Oberfläche 54000 Quadrat: meilen betragen . Wie nun dieſer Meerbuſen durch ſeine Große alle andere übertrifft ; fo iſt er auch vie. ler andern ſonderbaren Umſtände wegen merkwürdig, die ich gehörigen Drts anzuführen nicht unterlaſſen werde. Hier will ich nur bemerfen , daß er in vies le andere See und Meerbuſen vertheilet iſt, deren, was die Seen betrifft, wohl 32 an der Zahl find, und die nur zum Unterſchiede von den Küſten , wel. фе

1

des Meeres.

405

che ſie beneßen , benannt werden . Unter den fleis, nern in dieſem Meere befindlichen Meerbuſen iſt das adriatiſche Meer , Golfo di Venecia, welder zwi. ſchen Jtalien und der europäiſchen Türkey ent. halten iſt , der merkwürdigſte . Dieſer Meerbuſen iſt länglich , hat aber dod) eine ſehr weite Deffnung. Des carencinifden , des Meerbuſens von Sydra, von Lion , von Salonichi und andern geringerer nicht zu gedenken , ſo hat auch das mittländiſche Meer eine Gemeinſchaft mit dem dwarzen IJeere, welches vor dieſem Pontus Euinus genannt wura de , ben den Türken aber Cara Denghis heißt, und 3800 engl . Meilen im Umkreiſe Gaben ſoll. Wegen der vielen Stürme, welche hier heftiger als auf andern Meeren wüten , iſt es das ſchwarze oder erſchreckliche Meer genannt worden . Meer

Dieſes

gießt ſein Waſſer unaufhörlich durch den ,

thraciſchen Boſphorus , welcher jeßt die Straße , von Conſtantinopel beißet, Mare di Marmora, ehedem Propontis genannt, von da es durch den Selleſpont oder die Dardanellen ſich in das ágái . ſche Meer ergießet, weldies ein Theil des mittellans diſchen iſt. Uebrigens ergießen ſich in das mittellan . diſche Meer eine Menge von Flüfen , worunter der Ebro , die Rhone , die Tiber , der po , die Dos nau , der Dieſter , der Boryſtenes , der Don und der Dil , die vornehmſten ſind , wenn man diejeni. gen Flüſſe mitjåhlet, welche ihre Ausflüſſe in dieje. nigen Meerbuſen haben, ſo mit dem mittländiſchen Meere in Verbindung ſtehen . 6. $.

Die Oſtſee oder das baltiſche Meer verdie : Die Dſt net unter den europäiſchen Meerbufen die wote Stel Tee und das weiße le. Dieſer große Buſen , welcher die Küſten von Meer . Dannemark, Deutſchland , Preußen , Curland, Rußland und Soweden beneket, hat eine ſehr Ec 3 unor's

-406

Algemeine Naturgeſchichte

unordentliche Geſtalt.

Sie hat durch drey Meeren:

gen mit der Nordſee Gemeinſchaft ; nåmlich durch den Sund zwiſchen der däniſchen Inſel Seeland und dem ſchwediſchen Südgorlland , durch den großen Belt , zwiſchen der Inſel Seeland und der Inſel fúbnen , und durch den kleinen Belt, zwi. fchen fühnen und Jütland . Sie hat dren kleinere Meerbuſen , deren zwey ben Schweden befindlich find. Der eine erſtreckt ſich gegen Norden , und heißt auf Schwediſch nord · Botte, auf Deutſch botniſche Meerbuſen. Er iſt 80 Meifen lang , andere und 30 breit . Der gehet gegen Oſten, heißt der finländiſche Meerbuſen, und iſt 60 M. lang und 25 Breit. Der dritte Meerbuſen endlich befindet fich bey Liefland , und heißt der lieflandiſche oder rigaiſche Meerbuſen.

In die Oſtſee ergießen ſich

nicht nur eine Menge großer und kleiner Flüſſe, fons dern die Nordſee bringt durch die drey jeztgedachten Meerengen beſtåndig Waſſer hinein ; dod davon werbe id ) an einem andern Orte reden. Der dritte und leßte Meebuſen , deren ich unter den europäiſchen erwähnen will , fit das treiße Meer, auf Rußiſch Bieloe Hore, welches aus der Nordſee, oder vielmehr aus dem Eismeere durch eine Breite Straße füdweſtwärts kommt , und zwis fchen dem rufifchen Laplande , und dem Gouver, nement von Arcangel anſchießt, und verſchiedene kleinere Meerbuſen , die doch von anfehnlicher Größe ſind , hat. Der eine ſtreicht in einer ziemlichen Lån , ge nordmårts an das rufiſde Lapland , ein ander rer aber füdoſtwärts.

$. 7 Unter den aſiatiſchen Meerbuſen verdienet das Arariſche rothe meer , oder der arabiſche Meerbuſen die Wiec.bu- erſte Stelle. Es wird auch das Meer von Mecca ren . genannt , und iſt zwiſchen Arabicn und Africa ein. geſchlor

1

des Meeres.

407

geſchloſſen. Dieſer Meerbuſen hat durch die Straße Babel - Wandel Gemeinſchaft mit der indianis fchen See, und iſt ſowohl wegen ſeines mannichfal. tigen rothen Sandes, als auch wegen ſeiner håufigen Klippen und kleinen Inſeln merkwürdig ; vornehms lich aber wegen der vielen Corallen , die hier gleich . Die türkiſden ſam in ganzen Büſchen wachſen . Kaiſer und die Beherrſcher von Aegypten ſind zu verſchiedenen Malen

willens geweſen ,

die kleine

Landenge, die ſich zwiſchen dem mittländiſchen und dem rothen Meere befindet zu durchgraben, und ſolcher Geſtalt aus der mittländiſchen See in die indianis robe zu kommen , oder wenigſtens aus dem rothen Meere einen Graben in den Zil zu führen , und durch dieſen Weg das rothe Meer mit dem mittellana diſden zu verbinden ; allein dieſes Vorhaben iſt wohl vermuthlich wegen Staatsurſadyen unterblieben . Der perſianiſche Meerbuſen liegt zwiſchen Pers fien und Arabien , und hat mit der indianiſchen See durch die Straße Baſſora Gemeinſchaft, und unweit der berühmten Inſel Ormus, welche faſt ganz aus Salz beſtehet, und gleid )ſam der Schlüſſel zu dieſem Meerbuſen iſt. In Oſtindien befindet ſich der Meerbuſen von Bengala , der ſein Waſſer aus dem indianiſdien Meere empfängt, und als ein anſehnlicher Theil deſſelben anzuſehen iſt. Der Meerbuſen von Siam fließet zwiſchen Mas lacca und Cambaja , und wird von den Küſten dieſer Gegend und dem Königreiche Siam umges ben . Er empfängt fein Waſſer ſüdmärts aus dem indianiſchen Meere. Der Meerbuſen von Cochinchina hat an der öflichen Seite mit den chineſiſden Meere Ger meinſchaft. Er iſt zum Theilmit derInſel Bainan erfüllet. CC 4

Zwiſchen

408. Allgemeine Naturgeſchichte Zwiſchen der Halbinſel Ramtſchatka und dem

. feſten (ande von Aſien befindet ſich ein großer Meerbuſen , welcher das ochoßtiſche Meer von den Touguſen aber Lama genannt wird , und von welchem der penſchinſkiſche Meerbuſen wiederum ein Theil iſt. Unter die anſehnlichen Meerbuſen in Aſien ge. båret auch derjenige , der in dem nordlichen Theile der rußiſchen Tatarey Zovaja Semla gegen über gefunden wird , und bey den Ruflen Obskaja Õus ba heißt. Er ſtreicht ziemlich gerade von Norden nad ) Süden aus dem Eismeer von 731 ° bis 66 ° 20' Nor. derbreite . In der Breite von ohngefähr 69° aber giebt er einen andern Meerbuſen von ſich , der bey den Ruſſen Tazawskaja Guba genannt wird , und erſtlichojiwårts , nachgehends aber beynahe füdwårts läuft, und einen anſehnlichen Fluß , der in dem ruſis fihen Urlas Tay genannt wird , in der Breite von ohngefähr 67° in ſid, nimmt. 8. ſ.

In Africa ſind keine Meerbuſen von Wichtig. Einer der Americas feit bekannt; wohl aber in America. nifche vornehmſten iſt der mexicaniſche , der ſich in dem Meerbu: nördlichen Theile von America zwiſchen Florida fen. und Mjerico befindet, und durch eine Breite mit Inſeln gleichſam befaete Deffnung , gegen Morgen mit dem atlantiſchen Meere Gemeinſchaft hat. Wenn man den mericaniſchen Meerbuſen im weitlåufrigen Verſtande nehmen wollte , fo würden auch die großen Antillen nebſt vielen andern Inſeln zwiſchen Süd und 17ordamerica darinn gelegen fenn . Wenn man gewiß verſichert wåre, daß Califors mia keine Insel , ſondern nur eine Halbinſel wäre, ſo würden wir auch den Meerbuſen von California mit Zuverläſsigkeit anführen können.

Die Seefah. rer

des Meeres.

409

rer haben zwar in den neuern Zeiten behaupten wol... len , California fen wirklich eine Inſel , da denn die See zwiſden ihr und America nur für eine Straße gehalten werden mußte ; allein in den neue. ſten und beſten Charten findet man California doch wiederum an das fefte

Sand von America ange .

hånget. Unweit des mericaniſchen Meerbuſens liegt die Bay von Sonduras , zwiſchen der mericani. ſohen Provinz Jukatan und Sonduras. bekommt ihr Waſſer aus dem atlantiſden Meer. An dem Norpol hat man noch die Baffinsbay, die Sudfonsbay und die Cumberlandsbay. Weil aber die Nachrichten , welche man davon hat, noch . nicht ſo zuverlåsig find , als man verlangen kann, ſo wollen wir uns daben eben ſo wenig aufhalten , als . ben dem anſehnlichen Meerbuſen , den man in den meiſten Charten in den Südländern zwiſchen Deu: guinea und Teuholland verzeichnet findet.

9. $. Die dritte Art von Gemåffern, in welche ſich Meerena bas allgemeine Weltmeer theilen iaffet, find die gen und Straßen. Straßen oder Tjeerengen , welche folche Theile des Oceans ſind , welche durch enge Deffnungen zwiſchen zwo Küſten gehen , und wodurch zween Theile des Meers mit einander Gemeinſchaft haben. Die erſte und älteſte in Abſicht auf ihre Kenntniß iſt die Straße von Gibraltar , welche bey den Alten die gaditaniſche Weerenge hieß. Sie bez findet ſich zwiſchen africa und Spanien, und vere bindet das atlantiſche Meer mit dem mittellandi. Sie ſoll 9 ſpaniſche Meilen lang , und fchen . Ferner haben wir in etwas über 4 breit ſeyn.

Europa den Sund , den großen und den kleinen Bele , durch weldie , wie oben gedacht worden , die Gemeinſdaft mit der Oſt- und Weſtſee erhalten wird . CCS

410

Allgemeine Naturgeſchichte

wird.

Die Dardanellen verbinden das ágåiſche

Meer mit dem Mare di Marmora , und vermita telft der Straße von Conſtantinopel hångt das ſchwarze Meer mit dem Liare di Marmora zu. ſammen . Unter die europäiſchen Meerengen muß man auch die Meerenge zwiſchen Großbritannien, Frankreich) und den Biederlanden rechnen, welche ſonſt auch ſchlechtweg der Canal, und franzöſiſch la Manche genannt wird. Die ſchmalſte Gegend derſelben befindet ſich zwiſchen Calais und Dover, wo die Breite, nach des Picard und della sire Zusmeſſung nur 21369 Toiſen beträgt ,

daher fie

daſelbſt Pas de Calais, holländiſch aber de hoof den genannt wird. Die vornehmſten Straßen in Aſien ſind die Straße von Malacca , ziviſchen Malacca und der Infel Sumatra ; die Straße Sunda, zwiſdhen den Inſeln Sumatra und Java , und die Straße von acaſer , zwiſchen den Inſeln Boreno und Celebes. Africa hat keine erhebliche Meerengen , wenn man nicht den Canal von Mozambique zwiſchen Madagaſcar und der Küſte von Mozambique für eine Straße rechnen will. Allein in Sud america fennet man die magellaniſche Straße, welche aus dem åthiopiſchen in das ftille Meer führet, und norowårts durch Chica , einer Provinz des ſüdlichen America , qůdwårts aber vornehmlich durch Terra del Fuego , oder das Feuerland bes grånzet wird . Man weis nun aber auch , daß fich zwiſchen dem Feuerlande und den Südländern noch eine andere Straße befindet, welche Le Maire ents deckt und nach ſeinem Namen genannt hat. Sie gehet eigentlich zwiſchen dem Feuerlande und dem größtentheils noch unbekannten Staatenlande durch . In Nordamerica und um den Nordpol giebt es vers

des Meeres.

41L

verſchiedene anſehnliche Straßen. Die erſte Stelle kann die berühmte Straße Davis einnehmen , durch welche die Hafſinsbay mit der Nordſee vereiniger wird. Unweit derſelben hat man die Sudſons. ſtraße, durch welche die Sudſonsbay mit der Nordſee Gemeinſchaft hat. Sie iſt ſehr weit und gehet zwiſchen den nordorlieben Küſten von Terre di Librador und Jamesland . Zwiſchen 1709 vaja Semia und Rußland befindet ſich die Straße Waigas, welche ſonſt auch die naſſauiſche Straße genannt wird . Underer noch nicht ſo ausgemachten Méerengen , wie die Siraße Anian u. f. f. iſt, bier nicht zu gedenken .

.

10 .

Wir haben bisher die vornehmſten Theile desHibe des Weltmeers ihren Bewegungen nach kennen lernen .Meeres Es iſt nunmehr nöthig , daß wir auch die Eigen .Felten land ſchaften , Bewegungen und andere Merkwürdigkeiten und gegen deſſelben etwas genauer betrachten . Wir haben im fic felbit. Vorhergehenden geſehen , daß das Meer alle Theile des trocknen { andes umgiebet , welche ſich wie fo - viele Gebirge über die Oberfläche deſſelben erheben . Man ſieher daraus leicht, daß , im Ganzen genom . men , die Oberfläche deg trocknen landes höher liegen muffe, als die Oberfläche des Meeres , das iſt, daß jene weiter von dem Mittelpunct der Erde entfernt Wäre dieſes nicht, ſo würs fenn müſſe , als dieſe. de das Meer , vermoge ſeiner Schwere und Flüßig. feit, die niedriger gelegenen Gegenden gar bald über: Indeſſen fdywemmen und unter Waſſer feben . haben doch verſchiedene behauptet , daß das Meer höher liege als das feſte Sand, weldie irrige und den Geſeken der Sdywere widerſprechende Mennung zur Gnůge widerleget þat.

bereits Varenius g)

8 ) Geogr. Gen. B. I. Kap. 13. Prop. 2. S. 135.

412

Allgemeine Naturgeſchichte

Es giebt zwar einige beſondere Gegenden , welche niedriger liegen als das Meer,

dergleichen ſich in

Holland und den nordweſtlichen Theilen von Friess land befinden ; allein alsdann müſſen dieſe Orte auch durch große und koſtbare Deiche oder Dämme wider die Ueberſchwemmungen geſichert werden , und doch ſind dieſe Anſtalten nicht allemal hinlänge lich , der Schwere des Meerwaſſers Widerſtand zu leiſten . Aus eben dieſer Schwere des Meeres und aus der wegen ſeiner Flüßigkeit demſelben eigenen Bee mühung, ſich überall und zu allen Zeiten im Gleic ). gewicht zu erhalten, folget aud) , daß die Oberflåde aller Theile des Meeres gleich hoch, , d. i . gleich weit von dem Mittelpunct der Erde entfernet ſeyn můjfe , woferne die Figur der Erde hierinn nicht eine Zenderung trifft.

Man hat zwar behaupten

wollen , daß dasrotheund das indianiſche Meer hóber liegen , als das mittelländiſche, und daß um deswillen die zu verſchiedenen Zeiten verſuchte Durchgrabung der Sandenge zwiſchen beyden unterbleiben müſſen , damit man nicht die an dem mittelländiſchen Meere gelegenen niedrigen ( änder der Gefahr einer Uebers ſchwemmung ausfekete. Alein die Geſeke des Gleichgewichts des Waſſers würden einen ſolchen Unterſchied wohl ſchwerlich dulden ; obwohl derſelbe nicht ganz ungegründet zu ſeyn ſcheinet, indem man bemerket hat , daß das atlantiſche Meer durch die Meerenge von Gibraltar beſtåndig in das mittels làndiſche Meer hineinſtromet , wovon wir die Ur. Von dem ſachen im folgenden ſehen werden . kamtſchatkiſten Meere hat man vermittelſt ans geſtellter barometriſcher Beobachtungen gleichfalls bemerken wollen , daß es in Anſehung des Mittel. puncts der Erde höher liege , als der Ocean , als das mittelländiſche und als das caſpiſihe Meer, und

des Meeres.

413

und daß es in der Gegend der Feſtung Bolſches regkoi håber fey , als in der Gegend des Hafens Orchoskoi h) ; allein , es iſt ſchon an ſeinem Orte bemerket worden , daß die Veränderungen des Ba. rometers noch gar zu unſicher ſind, als daß man eine den bekannten Gefeßen der Natur widerſprechende Erſcheinung darauf gründen könnte. 11 . . fenket ſich gemeiniglich Ufer des Meeres Das Bette des wie eine ſchiefliegende Flache hinab ,

ſo , daß deſſen Meeres.

5

wa

Tiefe nach und nach) zunimmt, je weiter man ſich von dem crochenen Sande entfernet. Dieſe Einrich. tung macht einen kräftigen Damm wider die Wuth der Wellen aus, indem die ſchräge { age, mit welcher fich das Bette nach und nach unter das Gewäſſer ſenfet, der Gewalt der Wogen widerſtehet und ihren lauf bricht, als welche nach und nach immer mehr von ihrer Starke verlieren , je geringer die Tiefe Zuweilen aber has wird, welche ſie vor fid finden. ben die Ufer auch einen ſteilen Abhang bis in eine große Tiefe hinab ; ſie beſtehen alsdann gemeiniglic)

em

aus Felsgebirgen, welche fo viele ſteile Mauren ſind, weldie die Natur dem Meere entgegen gefeßet bat, der Gewalt deſſelben Widerſtand zu leiſten ,

und

daſſelbe în feine ihm gehörigen Grånzen einzuſdyrån . fen. Allein dieſe Ufer find nicht ſo dauerhaft, als fie dem erſten Anblick nach ſcheinen möchten , der Gewalt der Wellen zu widerſtehen . Wir werden /

im folgenden ſehen , daß fie von dem Meereswaſſer beſtåndig untergraben und ausgeholet werden , da denn die obern Cheile der Küſte nicht felten herunter ftúrzen und die Grången des Meeres erweitern . Durch die Sandhůgel , oder Důnen , welche das Meer an manchen Orten von Zeit zu Zeit an der . gleichen h) Büſchings Erdbeſchr. Sh. I. S. 108.

414

Allgemeine Naturgeſchichte

gleichen ſteifen Küſten zuſammen häufet ,

fönnen

aus ſolchen jähen Ufern zuweilen flache werden , die alsdann geſchickter ſind , die Küſte wider die Gewalt des Meeres in Sicherheit zu ſtellen. S. 12 . Die Tiefe des Meeres iſt an ſich nirgends un. Mittel die ergründlich ; ob ſie gleich wegen des Mangels der Tiefe des dazu nöthigen Werfzeuge bisher noch nidir an allen Mieet's zu Drten ausfindig gemacht worden . Die Seefahrer erfors behelfen ſich gemeiniglich mit einem Loch oder fchen . Senkbley , welches ein cylinderförmiges Stück Bley von 12 bis 18 Pfunden iſt, und an einem

langen Seile, deffen ( ånge 100 Klaftern oder etvas darüber betrågt, hinabgelaſſen wird . Eine größere Tiefe der See iſi ihnen völlig gleichgültig , und ftellet fie wegen zu beſorgender Untiefen in Sicher. heit. Ein Loth von großerer { ånge würde ihnen nicht nur beſchwerlich ſeyn, ſondern vielleicht auch nicht einmal die verlangten Dienſte leiſten können. Denn wollte man auch zu forgfältiger Erforſchung der Tiefe der See ein doch von mehrern 100 Klaftern verfertigen ; ſo würde der Gebrauch deſſelben wahr. ſcheinlicher Weiſe nicht von Starren gehen , menn aud) die lange groß genug wäre, bis zur Tiefe hinab Gefekt, das Gewicht des Blenwurfs zu reichen. betrage 100 Pfund : fo würde eine Sdynur von fo be. tråchtlicher lange und mit einem ſo großen Gewichte ſchon eine beträchtlidie Dicke haben beſchweret, müſſen . Man würde auch die ganze Sdnur dk trånfen müſſen , um ſowohl ihre Långe, als auch ihre Feſtigkeit gegen álle Verånderungen und Ges fahr in Sicherheit zu ſehen.

Im

füſſen Waſſer

verliehret eine ſolche hånfene Schnur beynahe 4 von ihrer Schwere , und ſinfet alſo unter , weil ſie vom Waſſer durdidrungen wird.

Wenn ſie aber gedl.

trånket iſt, ſo fälle ſolches weg , und alsdann bleibt im

1

des Meeres .

415

im füffen Waſſer nichts von der Wirkung ihrer Das Seewaſſer iſt, wegen des Schwere übrig. darinn befindlichen Salzes von größerer eigenthům . licher Sdwere , und dieſe nimmt zu , je nåber man . dem heißen Erdſtrich fommt, wo ſie am größten iſt, wie wir im folgenden ſehen werden. Hierzu komme noch diejenige Materie, deren Vermiſchung mit dem Seemaſſer den bittern Geſchmack deſſelben verur. ſacht , vornehmlich im heißen Erdſtriche , wodurch deſſen eigenthümliche Schwere gleichfalls vermeyret wird . Es wird alſo die Schwere der Schnur durch den Widerſtand des Waſſers nicht nur gånzlich auf gehoben , ſondern auch ein großer Theil von der Schwere des angehängten Gewichts genothiget werden , ſich bloß zur Erhaltung einer ſo langen Schnur unter dem Waſſer zu verwenden . Je lån. ger alſo die Schnur iſt , deſto größer wird der 26. gang feyn , den der Bleywurf an ſeiner Schwere leidet.

Dieſe aber wird außerdem durch den Wi.

derſtand des Waſſers auch vermindert. Im füffen Waſſer beträgt dieſe Verminderung bey einem Bleygewichte mehr als zy der Schwere; in Sele waſſer aber ,

beſonders im heißen Erdſiriche muß

ſolche noch betrådhtlicher ſenn . Es wurde daber ein ſo langes loth wenig von der Wirkung ſeiner Schwe. re übrig behalten , und ſelbſt der Ueberreſt davon möchte vielleicht durch die Stróme, die in dieſen Gegenden der See beſonders ſehr häufig ſind, völlig außer Wirkung gefeßet werden . Es werden alſo die Abmeſſungen durch dieſes Mittel völlig unge . wiß ſenn. Sonſt pfleget man ſich zur Erforſchung fehr tie. fer Gegenden , wo das Seil, wie gedacht, nicht zu. reicht, gewiſſer Inſtrumente zu bedienen , an die eine Blaſe, oder ſonſt etwas leichtes gehånget wird, welches ſich , ſo bald ſich das Inſtrument auf den Grund

chte

416

5

meine Naturgeſchi

Allge

Grund feket, davon ablöſet, und mit Zurücflaſſung des Inſtruments wieder zum Vorſchein kommt; da man denn aus der Zeit, in welcher folches geſchiehet, die Tiefe beſtimmen will . Allein man (jat Urſache zu zweifeln, daß dieſes Mittel den erwünſchten Nuo Ken baben werde.

.

. 13 . Das Meer wird von den Rüſten nach der Mitte Berhält: zu, durchgehends immer tiefer , und man hat bemers niß der fen wollen , daß deſſen größte Tiefe einige Gleichheit Tiefe des mit der Höhe der höchſten Berge habe. Da man der Hibe nun wenig Berge bat, die die Höhe einer hollandi des feften ſchen Meile übertreffen , ſo wird man auch wenig Landes.

Stellen im Meere finden , Tiefe zuſchreiben konnte .

denen man eine ſolche Varenius i ) hat bereits

1 behauptet ,

daß der Grund des Meeres gegen die

Berge und Anhöhen des feſten { andes fait gleiches Verhältniß habe , und daß , ro viel die Erde ſteiget, * und vom Ufer an nad) und nad, höher wird , um eben ſo viel auch der Grund des Meeres Tiefe gee winne , und nach und nach immer mehr und mehr falle , bis weit im Meere die größte Tiefe werde . Der Graf Marſigli k) hat fulches beſtåriget und bemerket, er habe den nicht weit von dem mittellån . diſchen Meere entlegenen und zu den Pyrenåen gee hörigen Berg Conigou zum Berſpiel genommen, deſſen Höhe er auf 1400 Toiſen oder 8400 Parif. Fuß feket. Auf eben ſo viel Fuß beſtimmet er auch die Tiefe des mittelländiſchen Meeres , wo es nåm . lich an den franzöſiſchen Küſten am tiefſten iſt. Dempier 1 ) hat gleichfalls wahrgenommen , daß überall, wo hohe Küſten ſind , die See eine große Tiefe i) Geogr. Gen. B. 1. Kap. 13. Prok. 6. k) Hiſt. Phyſ. de la Mer S. 11. 1) Vogage autour du Monde Sb. II. S. 119 f.

des Meeres .

417

Tiefe habe , und daß man baſelbſt ſehr ſelten anfern könne ; dagegen an denjenigen Plaßen , wo das Land ſchräg von dem Ufer hinauf läuft, bequemere Anfer . plåke find. Wäre dieſes Verhältniß der Höhe des feſten Landes zur Tiefe des Meeres durchaus richtig : ſo würde daraus ſehr vieles folgen. Wir haben oben m) geſehen , wie verſchiedene Naturforſcher zu bemerken geglaubt , daß die Höhe der Berge nach dem Hequator immer zunehme , bis man unter dem . ſelben die höchſten Gebirge antrifft, deren ſenkrechte Höhe bennahe eine deutſde Meile erreicht. ' Eben dieſes låſſet ſich auch von dem Weltmeere behaupten. Je näher man nach den Polen kommt , deſto mehr nimmt deſſen Liefe ab. In den nordlichſten Ge. genden des falten Erdſtrichs bedarf man ſelten eines Eenfbleyes von 100 Klaftern , den Boden zu erreis chen . In den Gegenden des gemäßigten Erdſtrichs iſt man deſſen ſchon mehr benöthiget . · Im heißen Erdſtrich aber iſt dieſe Långe, außer in der Nachbar. schaft der Inſeln und der wenigen Küſten des feſten Landes falt nirgends hinreichend ; ſo , daß daſelbſt die größte Tiefe iſt. Hieraus könnte man ſich nun eine ſehr deutliche und wahrſcheinliche Vorſtellung von der Art und Weiſe machen , wie ſowohl das Bette , welches das Dieer jegt einnimmt , als auch die Berge , wenige ftens diejenigen , welche wir oben die urſprünglichen genannt haben , entſtanden ſind. Man würde zei. gen fönnen , daß bey der Schöpfung, oder vielmehr bey der Bildung der jeßigen Oberfläche der Erde, als in dem dritten merkwürdigen und vielleicht großen Zeitraume, das Waſſer unter dem Sim. mel ſich an fondere Verter ſammlere, daß das Trocłne zum Vorſchein gekommen , die vermuth . lich m ) Ubtheil. 2. S. 12 . ll. Theil.

DO

418

Allgemeine Naturgeſchichte

lich in eine ſehr heftige Bewegung gefekten Waffer ſid die Vertiefungen , in denen es größtentheils noch jezt eingeſchloſſen iſt, ſelbſt ausgewühlet , und die vorher darinn befindliche Maſſe in ungeheuren Klumpen auf die urſprüngliche Oberfläche der Erde gewälzet , die wir noch jezt als Ganggebirge bewun . folgen , daß Aber alsdann würde auch dern . das Meer nicht mehr als die Hälfte von der Ober: fläche der Erdkugel , das trockne Sand aber die an. dere Hälfte einnehmen müſſe.

Wir haben aber

geſehen, daß man noch zu wenig rechnet, wenn man dem Meere { von der Oberfläche der Erdkugel ein. råumet. Es waren indeſſen zu wünſchen , daß man ſowohl von der Liefe des Meeres , als auch von der Höhe der Berge mehrere und zuverläßigere Beobach tungen Håtte , fann .

als man zur Zeit noch aufweiſen

.

14 .

Man darf ſich indeſſen nicht vorſtellen, als wenn Gangge , dieſe großen Sammelplåge der Gewäſſer eine birge, Fel ordentliche Regelförmige, und nach und nach enger fen und zulaufende Geſtalt håtten ; denn man hat gefunden, Klippen im Meere. daß der Boden des Meers eben ſo viele , und eben ſo mannid )faltige Ungleichheiten aufzuweiſen hat, als Bisweilen iſt die Oberfläche des trocnen Landes. der Grund des Meeres flach , und geher in einer an. fehnlichen Weite und Umfange eben fort. Oft aber wird er durch verborgene Inſeln , die ſehr tief unter dem Waſſer liegen , und durch große Ganggebirge unterbrochen , deren Gipfel zum Theil in Geſtalt der Inſeln über die Meeresfläche Hervorragen , theils aber auch ſehr tief unter derſelben liegen , und deren Fuß oft der långſte Bleywurf nicht erreicht. Hiers von findet man beym Boyle n ) ſeør merkwürdige Beobach . Relationes de fundo Maris . Secl. 1 .

des Meeres. 419 Beobachtungen , welche in Ceylon , bey dem Vor . gebirge der guten Hoffnung , und in dem Canale zwiſchen England und Frankreich gemacht wor . Auf der Höhe des Vorgebirges deë guten den . Hoffnung hat man wahrgenommen , daß die Tiefe der See nad) und nach zunimmt, ro , daß man ſie bey zunehmender Entfernung vom feſten Sande mit feinem Bleywurf erreichen kann ; allein , plóklich entdeckt man daſelbſt in dieſer Tiefe Gipfel von Ber . gen, deren Umfang ſehr kleiniſt, ſo, daß der Bley . wurf in einer geringen Entfernung neben ihnen keis nen Grund findet. In dem Canal fand man in eis ner Entfernung, welche faum zweymal ſo lang als das Schiff war an einem Drte die Tiefe von 30, und an dem andern von 100 Faden ; ſo , daß der Grund an dieſem Orte mit einer ſteilen Klippe beſekt geweſen ſeyn muß . Ein andrer Schifscapi tain fand auf der offenen See pldklich Grund in eia Der Grund war ſteie ner Liefe von 19 Klaſtern . Bald daraufnahm die Tiefe von 19 ju to nid )t. und 8 Klaftern ab. Corallen verſehen.

Der Grund war hart und mit Sodann nahm die Liefe zu, von

8 zu 20 bis 22 Klaftern. Der Grund war ſandig. Pióklid, entdeckte man darauf Felſen in einer Tiefe von 7 Klaftern . Der unmittelbar darauf folgende Bleywurf fand die Tiefe 14 Klafter. Man reegelte darauf von 6 Uhr Morgens bis zu Mittag auf 19 engliſche Meilen fort , und fand die Tiefe der See beſtändig zwiſchen 16 und 25 Klafter. In der Mündung des bothniſchen Meerbuſens, unweit der Inſel Caland iſt der Grund der See eben ſo uns gleich , ſo , daß man an einer Stelle feinen Grund finden kann , da man doch nahe dabey faum 1o Far den Waffer hat o ). Allein , dieſe und viele ander DO 2 re

0 ) Serbinins de adivirand, Muadi Catarac . B. 1. K. II.

420

ichte

Allgemeine Naturgeſch

re Erfahrungen ſind untriegliche Berpeiſe von der überaus großen Ungleichheit des Meeresbodens und der Anweſenheit ſehr großer Gangebirge und Klip. pen , ſelbſt an denjenigen Stellen , wo ihr Gipfel

. die Oberfläche des Meeres noch nicht erreicht. 15 . §. Allein , der Grund des Meeres iſt der Obers flåche des trockenen ( andès nicht allein in Anſehung birge im der Felfen und Ganggebirge ähnlich , welche in der Meer. See mehrentheils Klippen , und wenn ſie ſich in

Flügges

großer Menge an den Küſten befinden , Sdeeren genannt werden ; ſondern es befinden ſich auf dem Boden des Meeres eben fowohl, wie auf dem trocf. nen Xande auch eine Menge von Floßgebirgen ; ja , ich habe zum Theil ſchon bemerket, werde es auch im Folgenden noch deutlicher darthun ,

daß die:

ſe Art von Bergen in dem Meere eigentlich zu Hau. ſe gehöret , und in demſelben noch råglid) erbauet wird. Der GrafMarſigli p) bemerket ſchon , daß der Boden der See aus verſchiedenen mit Pech, Salz und andern Sagen vermiſchten Schichten beſten he ; auf dieſem Grunde finde ſich ein andrer , der gleid)ſam von ohngefähr durch die Vermengung ver . ſchiedener Materien , Sand , Muſcheln , Schlamm u . P. f. entſtanden iſt , welche das ſchleimige Weſen des Seewaſſers feſt zuſammen verbinde , fo , daß fie manchmal ſehr hart , und ſogar zu Stein wet Dieſe Rinden entſtehen lagenweiſe von Zeit den. zu Zeit , und die Fiſcher werden bisweilen ihren 2n . wachs genahr. Sie haben , fåhret er fort, eine wunderbare Verſchiedenheit von Farben , die manche mal das ſteinichte Weſen felbft durchdringen , über . haupt aber nicht weiter als in die Oberfläche gehen. dan hat aus dieſen Rinden durch die Scheidekunſt folche p) Hift. Phyſ. de la Mer. S. 3 f.

1

des Meeres.

421

folche Materien

þeraus gebracht, wie diejenigen ſind, aus denen die Seepflanzen beſtehen , vornehmlich, weil ſie bisweilen fadenweiſe liegen , ro , daß ſie eis nem ſehr harten Seemooſe ziemlich nabe kommen . am ſorgfältigſten aber iſt der Boden des Mees res von dem Vitaliano Donati 9) , einem gelehr. ten Italiener , unterſucht worden ; und obgleich deifen Bemühungen nur alleiir das adriaciſde Meer zum Gegenſtande gehabt , ſo wird ſich doch Das, was er in demſelben entdecket, größtentheils auch auf die übrigen Meere anwenden laſſen. Dies fer forgfältige Naturforſcher fand , daß der Boden dieſes Meeres mit der an jedem Orte daran ftoßen . den trockenen Erdfläche allemal einerley und faſt kein Unterſchied darunter iſt. Der Boden des Meeres beftehet großentheils aus Schichten , welche auf ans deren Schichten ligen . Die meiſten liegen horizon. tal , und ſtreichen mit den Schichten der Klippen, der Jnſeln und des feſten Landes parallel. Sie be. ſtehen bald aus Marmorn von mancherley Arten, aus Stein , Metallen und andere Foſſilien ; an an. dern Orten aber aus bloßem Fels, aus Kies, Sand, fetter und magerer Erde. Mandie Gegenden ſind fruchtbar und nähren mancherley See- und Schaal. thiere , manche nur gewiſſe Arten, manche aber auch gar feine.

Die ſchönen Marmorarten , welche das

feſte Sand in Italien aufzuweiſen hat, ſind auch im adriatiſchen Meere nicht ſelten . Sie beſtehen alis vielen Stücfen , entweder aus einer oder vielers ley Arten, die wieder durch einerley Marmorſubſtang DO 3 vers

9 ) Saggio della Storia Marina dell'Adriatico, Venes dig 1750 in klein Fol . und in das Deutſche über, reßt, unter dem Titel Vitaliano Donari Uuszug feiner Naturgeſchipte des adriatiſchen Meeres. Halle 1753. 4 .

422

Allgemeine Naturgeſchichte

vereiniget ſind.

Die Stücken ſind entweder Kies

und rundartige Steinchen , ( Cogoli) zum Beweiſe, daß ſolche Steine auch auf dem Grunde des Meeres durch das Fortrollen rund werden ; oder es ſind kennt. liche Bruchſtücken von einerley Marmor , die durch einen Marmorreich von anderer Art wieder zuſam . Oft finden ſich im Meere, men gebacken worden. Marmorarten ,

worinn Erdſchnecken ,

Seekorper,

Erd und Sand angetroffen werden , welches alles durch die Långe der Zeit zu einer Marmor Subſtanz geworden , und nunmehr die hellefte Politur an. Verſteinerte Körper finden ſich daſelbſt nimmt. nur ſelten , und die etwa vorhanden ſind , ſtecken tief im Stein , daher fie mühſam zu bekommen ſind. Was am kenntlichſten darunter iſt, ſind Turbiniten, Nahe bey den Inſeln Pectiniten und linſenſteine. Incoronate ſiehet man eine Klippe , Jadra gea nannt , welche ganz voll von Spuren der Pectiniten iſt, die gänzlich zu Marmor geworden ſind. Nicht weit von folchen Klippen ſtecken , in einem reichten Meergrunde, verſteinerte Menſchengebeine mit ros vingiſchen Marmor, rother Erde mit Tropfſtein Ferner findet ſich auf dem Boden die. vermiſchet. fes Meeres ein gemiſfer Ueberzug oder Decke, die aus Cruſtaceis , Ceſtaceis und Polyparis beſtehet, welche mit Sand und Erde vermiſcht, und größten: Dieſe Bedeckung wird, im. theils verſteinert ſind. mer dicker , weil ſolche Körper fich vermehren , und An etlichen Dr. nach und nach zu Stein werden . ten hat Danati dieſe lagen 6 bis 8 Fuß gefunden , In einem fole ſie ſind aber noch tiefer gegangen . chen Ueberzuge des Meeresbodens liegen die Sele körper nach keinen gewiſſen Arten , oder natülichen Drdnung , ſondern vielerley feør verworren unter einander; doch findet man allemal jung und alt ver . fteinert bey einander ; j. B. ein Haufen lauter Aus ſtern ,

des Meeres.

423

ſtern , lauter Terebratuln, Chamå , Trochi, Turs biniten ,

Röhren die an Corallen hangen ,

Madre.

poren , Eſcharå, Pori und andern Polyparen , auch oft zertrümmert oder angebrochen, welche auf Schid ). ten anderer ſchneckenartiger Körper oder Polyparen erzeuget geweſen , und darüber hernach angewachſen ſind. Solche Körper ſind auch mit Erde , Kies und Sand vermiſcht.

Manche Schicht folder Kors

per iſt keinen Fuß dicke; eine andere darüber iſt voll. fommen verſteinert und zur Marmor - Subſtanz ges worden , welche wohl nicht ſo tief unter Waſſer liegt, und in ganzen oder unzerbrochnen Körpern beſtehet. Die alleroberſte Fläche pfleget mit tobten noch uns verweſeten , und zum Theil noch lebendigen Körpern angefüllet zu liegen .

feyn , die aber alle unter einander

S. , 16 . Ich hoffe nicht, daß nach demjenigen , was ich Fernere hier aus dem vorhin genannten forgfältigen Ita. Uebereins ſtimmung liener angeführet habe, noch jemand ſeyn ſollte, derdes Mees in dieſen Schichten unſre Flokgebirge auf dem trock-resboden nen ( ande verkennen follte. einige Umſtånde anführen ,

Jedoch ich will noch mit der worinn der Grund des Erdflåde.

Meeres der trocknen Erdflådje ähnlich iſt. Daß man Quellen und Strome von füffem Waſſer ' mit ten in der Tiefe des Meeres findet, hat theils Do. nati , obgleich nur mit allgemeinen Ausdrucken ben merket , theils iſt ſolches aus andern Beobachtungen unlåugbar. In dem calmariſden Sunde in Schweden findet man in der offnen See eine friſche Quelle , und eben eine folche Quelle füffen Waffers trifft man im tarentiniſchen Meerbuſen im Königreich napoli an , beren Waſſer man zur Zeit der Meeresſtille auf der Oberfläche des Meeres fou ſchöpfen fönnen .

Daß es darunter auch Waſſer

geben müſſe, welche tartariſche und falfartige Theile DO 4 ben

424

Allgemeine Naturgeſchichte

ben ſich führen, erhellet aus dem Sophſtein, welchen Donati auf dem adriatiſchen Meergrunde gefun. Un Pflanzen und baumartigen Gewich. den hat. ſen giebt der Boden des Meeres der trocknen Erd. flådhe nichts nady, an Menge und Mannichfaltigkeit Der lebendigen in dieſem Elemente befindlichen Ge. ſchöpfe aber übertrifft er das fefte land ſehr weit. Auf dem Boden mancher Meere iſt kaum ein Plak auf dem ſich nicht unzählige Arten von Thieren auf. hielten , oder doch Meerespflanzen vollauf wůdyjen, und unter dieſen befindet ſich faſt kein Thier und keine Pflanze, worauf ſich nicht wieder andere Arten In der Nordſee anlegen und fortzeugen ſollten r) . giebt es außer der großen Menge Tang oder Meera gras, auch eine Art von Seebäumen, die auf einem Grunde von 100 bis 200 Faden tief wachſen , und daher nicht leicht ganz herausgezogen werden kón. nen . Dod, bringet man oft große Hefte heraus, welche nicht ſelten ſieben Zoll im Durchſchnitt ent. Halten s ) ;

vieler anderer Beobachtungen hier zu

geſchweigen. Dieſes wenige,

$. 17. was ich von dem Grunde des

Hülfsmit: Meeres und den auf denſelben befindlichen Seltens tel den Meeresbo .Geiten der Natur angeführet habe, wird hinlänglich den zu croſenn, einen jeden zu überzeugen , daß in dieſem Eles Foricpen. mente noch überaus vieles zu erforſchen und zu ent. decken übrig iſt. So verdient ſich auch Marſigli, Donati und andere um das Waſſerreich gemadit, fo haben ſie ihren Nadifolgern in dieſen Unterſu. chungen noch eine ſehr reiche Erndte übrig gelaſſen. Db nun gleich nicht zu zweifeln iſt, die dem Men. ſchen

> s) Pontoppidans .Naturgeſchichte von Norwegen, Sb. I.

des Meeres.

425

fchen eingepflanzte und an ſich ſo rühmliche Wiß. begierde werde über kurz oder lang noch mandien unermüdeten Naturforſcher antreiben , in die Fuß. ſtapfen der vorhin angeführten berühmten Männer zu treten , und die ohnehin noch ſehr eingeſchränkte Erkenntniß des menſchlichen Geſchlechts auch auf dieſer Seite zu erweitern : ſo iſt doch nicht zu låug. nen , daß dieſe Art der Unterſuchungen mit vielen Suwierigkeiten verbunden iſt, die die Erforſchung der Werke der Natur auf dem trocknen Sande nicht hindern. Man hat indeſſen verſchiedene Wege aus . gedacht, den Grund des Meeres zu unterſuchen und deſſen Gehalt und Beſchaffenheit kennen zu lernen.. Der eine beſtehet in den Bemühungen der Taucher, weldie ſich ſonderlich in Oſtindien , in der Nach barſchaft der Inſel Ceylon und des Cap Comorin, um der Perlenfiſcheren millen , bis zu einer anſehne lichen Tiefe in die See hinavlaffen , und daſelbſt Zeit und Gelegenheit genug haben , ſich die Beſchaffen . Heit des Bodens bekannt zu machen. Ein anderes und bekannteres Mittel iſt , das vorhin beſchriebene Senfblen, deſſen unteres etwas ausgehöhltes Ende mit Talc, oder Butter beſchmieret wird , da ſich denn , wenn es hinabgelaſſen wird , vom Grunde des Meeres etwas anhångt, woraus man deſſen Doch man ſiehet Beſchaffenheit ſchließen tann . leiche , daß die Erfenntniß , die man durch dieſes Mittel von dem Meeresboden erhålt , fehr einge fdrånft und unvollkommen , und höchſtens nur ei . Herr Donati nem Steuermann brauchbar iſt. hat ſich daher ben ſeinen mühſamen Unterſuchungen ganz anderer Werkzeuge bedienet , wenn er mit bloßen Augen nicht bis auf den Boden dringen fonnte, deren Beſchaffenheit ich hier nicht abſchrei ben will, weil die deutſche Ueberſekung feines vorhin angeführten Buches in jedermanns Hånden iſt, und DOS

1

426

Augemeine Naturgeſchichte

und das Erforderliche daſelbſt leicht nachgeleſen wer . den kann .

g.

18 .

Das in dieſem großen Behältniſſe , deſſen Bos und übrige Umſtände wir bisher betrachtet ha . den Salziger und bittrex ben , befindliche Gewäſſer, unterſcheidet ſich durch des Sees feine Schwere und Geſchmack von allen Arten det waſſers.

auf der Oberfläche des feſten Sandes befindlichen füßen Waſſer. Nach des Herrn Mufſchenbroekst) Tafel verhält ſich die eigene Schwere des Seemaſ. fers zu dem gemeinen Regenwaſſer wie 1030 zu 1000. Jedochy, wir werden ſogleich ſehen , daß die eigene Schwere des Seewaſſers nicht überall gleich groß iſt, daher ſid) ſolche nicht leicht allgemein bee ſtimmen låſſet, wenn man nicht aus einer Menge von Verſuchen mit Seewaſſer aus allen Gegenden der Erde eine mittlere Zahl nimmt. Dieſe größere Schwere rühret von dem dieſem Waſſer beygemiſd ). ten gemeinen Salze, ſalpetrigen , erdigen und erd . öligen Theilen her , welche auch den falzigen und zugleich biteren Geſchmack deſſelben verurſachen. Es giebt daher nach ſeiner Ausdünſtung nur ein un. reines Salz , welches unter dem Namen des Bon. ſalzes bekannt iſt. Die Gegenwart des Salpeters aber kann man aus dem unreinen Salzgeiſte , den es giebt, und der, wie das Königswaſſer , das Gold auflöſet, ſchließen . Marſigli u) behauptet, daß man die erdsligen Theile , welche die Bitterfeit des Meerwaſſers verurſachen , auf dem thraciſdien Boſphorus in Geſtalt des Judenpechs an verſchiee denen Orten treiben ſiehet', welches Judenpech man auch in Oſtindien , wo der graue Ambra gefunden wird , in großem Ueberfluſſe antrifft. Er glaubt, dieſer t ) Beginſelen der Naturkunde 6. 830 . u ) Hift, Phyſ. de la Mer. Sb. II, S. 28. 37.

des Meeres.

427

diefer Geſchmack entſtehe aus einer Art von Stein , fohlen ,

die er für einen geronnenen harzigen Saft

anſiehet, und dieſes zu beweiſen , vermengte er 40 Gran flüchtigen Geiſt von Steinkohlen in zno Ping ten durch Kunſt gemachtes Seewaſſer, wodurch das Waſſer gleich fo einen bittern Geſchmad bekam , als das natürliche Seewaſſer auf der Küſte von Provence. Er verſidyert auch , daß ſich in Lang guedoc zwiſchen den Steinfohlen verſchieben harzige Stróme in das Meer ergießen .

19 . §. Indeſſen findet man , daß dieſe Salzigkeit und Perfchies Bitterfeit weder in allen Meeren und in allen Gra.denbeit den der Breite , noch auch in allen

Tiefen gleich iſt. deſſelben .

Aufmerkſame Reiſende, beſonders aber Feuillee x; Haben beobachtet, daß das Seewaſſer unter dem hikigen Himmelsſtriche ſchwerer und falziger iſt, und daß dieſe Salzigkeit nach den als anderswo , Polen zu immer mehr abnehme. Nach des rijars ſigli und Sales y) Beobachtungen hat man auch gefunden , daß die Salzigkeitdes Seewaſſers zugleich mit der Tiefe zunehme , und daß das Meer daher in einer betråd tlichen Tiefe weit ſalziger revy , als nach der Oberflådie zu . Wenn man rtiarſigli z) Beobachtungen zum Grunde feket , fo befinden ſich in 100 Pfund Seewaſſer des mittellandiſchan Mees res 402 Drachmen und 30 Grane Salz ; wiewohl man durch Uebertreiben nur 325 Drachmen daraus erhalten fann ; es ſcheint aber als wenn dieſe Ver. ſuche mit Waſſer von der Oberfläche des mittellan . diſden Meeres angeſtellet worden , indem er felbſt bezeu . x ) Journal des Obſervat. Ib. I. S. 19. 38. S. auch Rob. Boyle de Salſedine Maris. Sect. 3. K. L. Y) Inſtructions pour les Mariniers S.79 F. 2 ) Hift. Phyf, de la Mer Sh. II. S. 25 .

428

Allgerneine Naturgeſchichte

bezeuget , daß das Salz s ' von dem Waſſer der Oberfläche und zog von dem Waſſer bey dem Boz den ausmache. Nach landern Verſudien a ) ento þålt i Pfund Waſſer des inittellandiſchen Meeres bey Malta 4 ( oth , in dem lioniſchen Meerbuſen aber nur 3 Soch Salz. Das Waſſer des caſpiſten Meeres, welches ſonſt wie anderes Seewaſſer aus. ſiehet, iſt nicht durchgängig geſalzen , ſondern wegen ber vielen hineinfallenden Flüſſe, beſonders an den Küſten ſüß. Das Waſſer des ſchwarzen Meeres iſt auch füſſer als andres Meerwaſſer, welches ver : mnthlich von eben derſelben Urſache herrühret. Nach Wallerii Beobachtung iſt im bothniſchen Meer. buſen der' zote bis 4ote Theil des Waſſers Salz, und an den Ufern des balchiſchen Meeres unter dem bothniſchen Meerbuſen der 36te Theil. Wenn der Nordwind wehet , wird das Waſſer der Oſtſee ziemlid) ſüß, und einiger Maßen zum Kochen brauch . bar. In dem engländiſchen Meere enthalt 1 Pf. Meerwaſſer 2 loth Salz und von der Weſtſee vers ſichert Waller, daß da, wo wenige Flüſſe in dieſelbe fallen, der 7te und bisweilen der iote Theil deſſelben Salz ſey.

Was von der Salzigkeit des Seewaſſers

.in verſchiedenen Liefen geſagt worden, gilt auch von der Bitterfeir, indem der Graf Marſigli behauptet, daß ſolche in der Oberfläche nicht groß , aber nabe bey dem Grunde viel größer und ekelhafter ſev . Dod ) iſt dieſe Regel nicht ohne Ausnahme ; indem man auch füffes Waſſer aus dem Grunde der See gezogen hat , und füffe Flüſſe und Quellen auf dem Boden des Meeres nid )ts feltenes ſind.

f.

20 .

Woher das Meer dieſe feine ihm bengemiſchten Berſchie: Salztheile befommen habe, das iſt eine Frage, deren dere Meps Auflöſung den Naturforſchern zu allen Zeiten vieles Kopf a ) S. Carsbeuſers Hydrologia S. 48.

1

des Meeres .

429

Ariſtoteles glaubte, nungen Kopfbrechen verurſachet hat. das Meerſalz beſtehe in trocknen Ausdünſtungen, über den die durch die Wärme in die Luft gezogen würden, der Salzig,

C

und, wenn ſie ſich mit feuditen Dünſten vereinigten, feit des wieder durch den Regen in das Meer fielen , undMeerwaſ daſſelbe dadurch ſalzig machten . Andere , die dem ſers. Anarimander und Anapagoras nachgehen wollen , fielen darauf , daß es nur auf ein Austrocknen von

1

der Sonne ankáme, und daß die Theilchen des Meerwaſſers , die durch die Sonnenwärme getrocks net würden , dem Meere die Salzigkeit bråchten ; allein alsdann můßre das Seewaſſer auf der Obere fläche ſalziger als am Boden ſeyn, da man doch das Empedocles und Antiphos Gegentheil findet. nus ſahen das Meer nicht anders als einen Schweiß, der aus der Erdkugel gedrückt, in der Warme aber Die nochmals gekocht und davon ſalzig würde. neuern Naturlehrer fahen ,

wie unzulänglich alle

dieſe lehrgebåude waren , und höreten daher auf, das Meer als einen allgemeinen Salzvorrath anzu.

15

ſehen, dagegen ſie behaupteten, daß es ſein Salz aus Allein wie folches geſchehe, dem Erdboden ziehe.

les

darinn ſind ſie wiederum uneins . Anton Lazaro Moro b ) , dar alles durch ſeine Erdbrånde und

1

Feuerſpenenden Berge zwinget, weis auch die Salzige keit und Bitterfeit des Meerwaſſers ſehr artig da. Her zu leiten .

Seine neuerſchaffne Erde war ge.

rade 175 Toiſen hod) mit einem See von ſüſſem Unter dieſem See befand fich eine Waffer bedeckt. dicke Rinde von Erde, und unter dieſer Rinde ein Als nun Gott die großes Gewölbe von Feuer. Erde den dritten

Tag der Schöpfung bewohnbar

machen wollte, ließ er dieſes Feuer wirken, und weil es, ich weis nicht aus weſſen Verſehen , nicht überall gleich b ) Unterſuc . Der Veränder. des Erdboden $ 0.440 f.

430

Algemeine Naturgeſchichte

gleid) ſtarf wirfte ,

ſo borſt die Rinde ,

die es um.

dilo , an einigen Orten auf , und ſo entſtanden die Höhlen und Tiefen zwiſchen den erhabenern Gegen, den . Die nunmehr entſtandenen Berge öffneten fich vermoge dieſes um den Mittelpunct der Erde befindlichen Feuers , und ſpnen eine Menge irdiſche Körper , Steine , Salze , Metalle und Harze aus. Ein Theil davon fiel in die See , und ſogleich wart Allein wir werden folche davon ſalzig und bitter. im folgenden ſehen , daß das ganze Lehrgebäude des Herrn 117oro mehr Wiß als Kenntniß der Natur zum Grunde bat, daher wir hier der Mühe, daſſelbe ju widerlegen , überhoben ſeyn können.

21 . $. Es wird unnöthig ſeyn , mehrere Mennungen über dieſen Gegenſtand anzuführen ; denn dieſe allein ſcheinli- zeigen ſchon , auf wie fonderbare Abwege die Natur. cher Ure forſcher gerathen können, wenn ſie den fürzeſten und fprung einfältigſten Weg der Natur verlaſſen, und ſich an derfelben. deffen Statt verwickelte und fünſtliche Lehrgebäude

Babre

zu bauen ſuchen . Wenn wir unſere Augen auf die vielen , auf den feſtein { ande befindlichen Salzgrus ben und Salzminen richten , daran weder an den Küſten des Meeres , noch auf deſſen Grunde ein Mangel iſt, und welche von dem Meereswaſſer auf. gelofet werden , ſo werden wir ſchon daher einen guten Theil des in dem Meerwaſſer befindlichen Sals zes herleiten können .

Sollte dieſes aber nicht hin.

reichend ſcheinen , ſo iſt ja bekannt , daß in allen Kaldherden ein verſtecftes Salzweſen enthalten iſt, welches ſich daraus abnehmem låſſet, weil andere ſtrenge Miſchungen , . B. von Thon, Sand, Kieſel, Duarz , dadurdy füßig gemacht werden. Nun kömmt aber die Kalferde ſowohl rein als auch mit andern Vermiſchungen unter allen Erdarten am Håufigſten in der Natur, folglich auch auf dem Bo. ben

des Meeres.

431

ben der See , und in den von ihr beſpülten Küſten por , und werden dem Meere überdieß noch durch die einfließenden unzähligen Flüſſe und Bäche zuges führet. Wenn man nun ferner noch hinzufeket, was für eine unendliche Menge von Gewächſen, Thieren , Fiſchen , Muſcheln , Schnecken u . f. f. in dem Meere leben , ſterben und darinn verweſen , folglich auch ihre Theile , welche mit vielem flüchtia gen Saugenſalze vermiſche find , dem Meere mit. theilen : ſo wird man , wenn alles dieſes erwogen wird, ſeine Zuflucht wohl nicht erſt zu erdachten Erbbrånden oder andern Erſcheinungen nehmen důr. fen , die Salzigkeit des Meereswafers begreiflich zu machen . halley c) behauptet , die Salzigkeit des Meeres můffe von Zeit zu Zeit größer werden,

5

weil die Flüſſe demſelben beſtåndig Waſſer zufüh . ren , das mit ein wenig Salz vermenget iſt, welches ſie aus dem Gegenden , durch welche ſie fließen, mit ſich nehmen ; und hieraus könnte man nach ſeinen Gedanken ſowohl das vergangene als das noch zu Allein , erwartende Alter der Welt beſtimmen.

/

Njarſigli d) hat ſchon beobachtet , daß das Sees waſſer nur eine gewiſſe Menge Salzes auflöſen kann, daher es nicht mehr Salztheile an ſich nimmt , als zur beſtändigen Erhaltung der nöthigen Salzigkeit erfordert wird. V. 22. Da nun das Seewaſſer einen ſehr faſzigen und Berſuche bittern Geſchmack hat , ſo iſt es in ſeinem natürli,das Sees chen Zuſtande ſehr wenig geſchickt, den Durſt zu lo , waffer trinkbar ſchen . Bådt man Brot mit Mehl , welches mitzu maa Seemaſſer vermenget iſt , ſo kann man daſſelbe, roepen . lange es noch friſch iſt, ohne Efel eſſen ; ob es wohl ein

3

c) Philof. Transact . N. 944. S. 296 f . d) Hift. Phyſ. de la Mer 24. II. S. 29 .

432

Allgemeine Naturgeſchichte

ein wenig ſalzig ſchmecket , allein , wenn es über einen Tag alt wird , bekommt es eine ekelhafte Bit. terfeit. Das Fleiſch , welches darinn gekocht wird, iſt zwar weißer, und beynahe ſo weich , als dasjenie ge , welches in Brunnenwaſſer gekocht wird , aber bitter und falziger.

Es haben um deswillen viele

Naturfündiger verfucht , zum Beſten der Scerah. rer das Seewaſſer von ſeiner Salzigkeit zu befreyen Das folches nidit un . und es trintbar zu machen . möglich fey , wies ihnen felbft die Natur ; indem die Dünſte, welche die Sonne aus dem Meere zieht, wenn ſie auch ſogleich wieder niederfallen , nichts

.

Plinius e ) erzählet uns, weniger als falzig ſind. Sie wie die Allten daben zu Werke ' gegangen . henften Felle auf dem Schiffe aus, weldie durch die Důnſte des Seewaſſers befeuchtet wurden , und aus dieſen drůchten ſie das füße Waſſer aus. Plinius thut überdieß noch den Vorſchlag, hohle Kugeln aus Wachs oder andern ledige Gefäße in das Meer zu laſſen , durch welde, wenn ſie überall dicht genug verſchloſſen , das ſüße Waſſer durchdrin . gen ſollte. Ulein aus des Herrn ' d chery f) Wahrnehmungen erhellet , daß auf dieſe legte Art des Seewaſſer nicht trinkbar zu machen iſt , weil es fich dadurch nicht einmal von allem ſeinem Salze , Leibniz g) geſchweige von der Bitterfeit befrenet. ſtand in den Gedanken , man könne das Seeraſſer nicht nur durch Uebertreiben ,

ſondern auch durch

Durchſeigen füße machen . Marſigli h) verſuchte das lekte, und ließ das Seemaſſer durch 15 ver . fchiedene Töpfe von einerley Große , welche mit Sande e) Hift . Nat B. 31. R. 6. f ) Hiſt. de l'Acad . 1725. S. 8. 1737. S. 10 . g) Ac Erud. Lipf. 1682. S. 386. h) Ebendaſ. 6. 32 .

des

Meeres .

433

Sande und Gartenerde angefüllet waren, laufen, ſo, daß hier eben das geſchahe , als wenn es durch eine mit Sande oder Gartenerde gefüllte Röhre von 75 zou lang , gelaufen wäre, wodurch es denn ſo viel von ſeinem Salze verloren hatte , daß es nach des Njarſigli Vermuthung davon volig befrenet wors den måre. Liſter i ) glaubte, weil die wafferigen Dünſte , welche die Pflanzen von ſich geben , kein Salz ſind, man fónne vermittelſt des Seegraſes und andrer Seepflanzen das Seewaſſer füß machen, wenn man deſſelbe aus einem Kolben übertriebe, darinnen nebit dem Seewaſſer einige Seepflanzen befindlich wären . Weil das Eis , welches aus Sees waſſer gemacht wird , ganz ohne Salz iſt, und wenn es aufgethauet wird , ſüßes Waſſer giebt , ſo glaubte Samuel Reyher k ) , man könne dem Seewaſſer fein Salz durch Gefrieren benehmen , wenn man nur die Kunſt erfånde, überall auf der Erde Eis zu machen . Im Jahre 1717 fand Herr Gautier,

ein Arzt zu Vantes , ein neues Mittel , das Sees waſſer durch die Deſtillation ſo ſüß, ja noch tigleichs ter als Brunnenwaſſer zu machen , welches man ſo wohlſchmeckend und gut zum Kochen als dieſes be. fand. Das von ihm dazu gebrauchte Werkzeug hat Herr Gallon 1) beſchrieben. Weil aber ben den meiſten Arten , das Seewaſſer durdy die Deſtillation trinkbar ju machen , demſelbe zwar das Salz nicht n aber die Bitterfeit benommen wurde : fo ließ Herr Salles m ) das Seewaſſer vorher faul werden, ,

ſchlug das Unreine mit Sand nieder , trieb es über, und fand , daß es ſein Salz und zugleich ſeine Bits terfeit i) Philof. Transact N. 156. Acta Erud. 1685. S. 372 . k ) Ada Erud. 1697 S. 398 . 1) Recueil de Machines m ) Diſcovery to diftil Sea - Water. Lond. 1766 . i' II. Theil..

434

Allgemeine Naturgeſchichte

terkeit verloren batte , zumal , wenn man es eine Zeitlang an die Luft fekte, und verbrannte, und pul . verijirte Knochen hinein warf ,

f

ihm den brandigen

und unangenehmen Geſchmack zu benehmen , den es nach der Deficiation noch behielt. Dieſe Art iſt un. ter allen vorgeſchlagenen als die leichteſte und brauch.

1

barſte befunden werden , bis man endlich erſt vor kurzem in Frankreid ) einen noch bequemern Weg entdeckt zu haben vorgab , von dem aber die nothi. gen Umſtände noch nicht hinlänglich genug bekannt geworden ſind.

23. . Dieſer ſalzige und bittere Geſchmack des Meer, Mugen waſſers könnte vielleicht manchem ſehr unnüt und der Sal: ůbel angebracht zu feyn ſcheinen . Der Menſch, zigkeit des moelcher nicht damit zufrieden iſt, daß er die Schó. Seerval pfung als ein Tyrann beherrſchet, fondern ſie auch fers. als ein Raubthier zu verſchlingen fucht , iſt nur går , zu geneigt , dasjenige ſogleich für unnük und una brauchbar zu erklären , was nicht zur unmittelbaren Befriedigung ſeiner düſternheit dienet. Allein man kann dieſen unzeitigen Tadlern der Natur und ihres Schöpfers antworten , daß das Seewaſſer durch das ihm beygemiſchte Salz vor der Fäulniß bewahret wird , welches um fo viel nothwendiger iſt, da die tågliche Bewegung deſſelben durch die Ebbe und Fluth , durch die Winde und andere Umſtånde das zu noch nicht hinreichend iſt, auch die Bewegung des Seewaſſers, wie wir im Folgenden reben werden, nur deffen Oberfläche betrifft, nicht aber bis auf den Grund reicht; um deswillen iſt auch ein größerer Grad der Salzigkeit unter dem

heißen Erdſtriche

nothwendig , weil das Meer daſelbſt wegen der gróſ. fern Wärme , auch der Fäulniß mehr unterworfen ift.

Man kann ferner bemerken , daß das Seewaſs

ſer durch die ibm

beygemiſchten Salztheile merklid) fchwerer

E

des Meeres.

435

ſchwerer wird, als das ſüße Waſſer, und daher nach den Gefeßen des Gleichgewichts auch beffer im Stana de ift, große Schiffe zu tragen . Man kann hinzu. feßen , daß das Seewaſſer theils wegen des beyge miſchten Salzes, theils aber auch wegen der damit verbundenen erdharzigen Theile nicht ſo leicht gefriee ret, als ſüßes Waſſer, wodurch es denn wiederum die Schiffarth gar ſehr befördert. Man kann auch dieß anführen , daß es nach des Herrn Miles Men. nung ſehr wahrſcheinlich iſt, daß diejenigen Salze aus dem Seewaſſer aufgezogen werden, welche die ganze Natur in ihrem Weſen erhalten , die Erde fruchtbar machen , und zur Unterhaltung der Menſchen und Thiere dienen. Endlich kann man auch noch bes weiſen , daß die See allein im Stande iſt, ſehr viele, und zum Theil fehr wohlſchmeckende und lecker : hafte Arten von Fiſchen und Seethieren zu erhalten und fortzupflanzen , welche ſogleich ſterben , ſobald ſie nur in ſüßes Waſſer gebracht werden ; und viele leicht würde dieſer leßte Nußen diejenigen Herren, mit denen wir es jezt zu thun haben , am allererſten überzeugen .

24 . S. Die gewöhnliche Farbe des Meereswaſſers fålle Farbe des ein wenig in das Blaulidie oder Grünliche ; doch be: Weermal merfet man on andern Orten auch andere Farben , fers. die aber dem Waſſer nicht ſowohl eigenthůmlich ſind, als vielmehr von zufälligen Umſtänden berrühren . In dem arabiſchen Meerbuſen , oder dem ſogenann . ten rothen Meere, iſt das Waſſer wegen des rochen Sandes roth , welcher durch die heftige Bewegung des Waſſers fich damit vermiſchet , und wenn es lange genug geſtanden hat , wieder zu Boden finfr. Eben dieſe Farbe findet man an dem Meerbuſen do California , welcher auch deswegen Viare de Vermejo , o. i . die rothe Sec genannt wird .

1

Bise meilen

436

Allgemeine

Naturgeſchichte

weilen hat die See auch an einigen Orten eine rothe Farbe von einer Menge rother Würmchen , die darin. nen rahdiminen , mie man folches 1599 um die Mündung des Rio de la Plata in Braſilien ge. funden hat n ) . Thomas Smith o ) fand im Jahr 1668 auf ſeine Reiſe nach Conſiantinopel, daß das Waſer in der mittellandiſchen See fid) eini ge Wochen himmelblau zeigete ; wenn die Sonne helle jävien , lahe man die oberſten Theile der Meer: buſen manchmal roth . Unweit des Cabo Verde an den africaniſchen Küſten trifft man eine erſtaun . liche Menge gråner Gewächſe auf dem Meere an, die ſich von dem 20° Nord . Br . bis zum 44 ° der Súd . Br. erſtrecken .

Dieſe ganze See ſiehet davon

grún aus , welches ven der großen Menge der kleinen Krauterchen herrühret, die bennahe wie Waſſerfreſ. ſe ausſehen ,

und von den Holländern kleine Peteſi

lie , von den Portugieſen aber Sargaſſo genannt werden . Dieſe Pflanzen find an einigen Diten ſo dider in einander gewachſen , daß man nicht allein das Waſſer nicht ſehen fann , und die Schiffer ſie für eine Inſel halten , ſondern ſie hindern auch die Schiffe dergeſtalt , daß ſie einen ziemlich ſtarfen Wind nothig haben , dadurch zu kommen p). Von der Nordſee hat man lange geglaubt, daß ihr Waſe ſer blauliche ren 9 ) , allein, man hat folches nach ge. nauerer Unterſuchung ungegründet befunden . Dem ſchwarzen Meere hat man ehedem eine ſchwärzliche Farbe zu geſchrieben , welche nach einigen von dem Sande deſſelben herrühren ſollte. Allein , weder das

n ) Varenii Geogr. Gen. Rap. 13. Prop. 15 f. o ) Acta Erud . 1709 S. 356. p) Fournier Hydrograph . 6. 2. X. 27. 9 ) Pantoppidans Naturgefcb. von Norweg. Tb. I. S. 127

des Meeres.

437

das Waſſer noch der Sand in dieſem Meere iſt von andern Meeren unterſchieden , obgleich die ſüdliden Kůſten , wegen der vielen daran ſtoßenden Walder dunkel ausſehen .

S.

25.

Unter die Merkwürdigkeiten , welche ſich zuwei- leuchten len bey dem Seewaſſer finden , kann man aud) die, des Meer fes zählen , daß es oft leudstet und gleichſam feurig waffers . Vornehmlich aber geſchiehet folches , ausſiehet. wenn es ſtark beweget , oder durch die Stürme an Rumph r ) erzählet , Klippen geſchlagen wird. das Meer leuchte unweit Banda zweymal im Jah . re, nåmlich im Bradymonat und im Auguſt ſo helle, daß es zur Nachtzeit wie Schnee ausſehe , und Menzel s) verſichert, wenn man des Nachts ben hellem Wetter etwas in das atlantiſche Meer wer. fe, ſo ſähen die kleinen Tröpfchen , die davon auf: Eben dieſes fand ſprigen , wie helle Fünfchen aus. Bartholin in dem venetianiſdhan Meerbuſen und andern Theilen der mittelländiſchen See. Ralm 1) bemerkte in der Nordſee , daß wenn die Wellen zur Nachtszeit über das Schiff ſchlugen , es nicht anders ausgeſehen , als wenn jemand den ganzen Oberlauf des Sdiffes mit lauter Funfen beworfen håtte . Wenn die Ruder aus dem Waſſer aufgehoben wur. den, ſahe es aus , als wenn ſie eine Sd ; aufel mit Funfen , welche mit ihrem Schimmer auf dem Waſ ſer lågen , und gleichſam eine Weile auf demſelben floſſen , ausgegoſſen hätten . In 17orwegen nen . net man dieſes Leuchten Marild , d. i. Meerfeuer, Ee 3 Pan . r ) S. Cobauſens Lutien nouum Phoſphor, accenle S. 50 . s) Ebendaſ. 1) Reiſe nach Nordamerica S. 148.

438

Allgemeine Naturgeſchichte

Pantoppidan 1 ) beſtåtiget von der Nordſee ein Gleiches. Man hat lange nicht gewußt , wie man dieſe fonderbare Erſcheinung erklåren ſollte.

Einige

glaubten , es rühre ſolches von den Salztheilchen her , die mit dem Meerwaſſer vermiſchet ſind , und durch ſtarkes Reiben gegen einander wohl einiges Licht von ſich geben könnten.

Herr Qulofs x ) ver.

muthete , daß das Seewaſſer eine Art von Phos. phorus ren , vielleiche wie derjenige , der aus dem Queckſilber gemacht werde. Andere y) leiten dieſe Erſcheinung von der Fertigkeit des Meerwaſſers in manchen Gegenden ber ; noch anderer Meynungen Allein , nunmehr weis man wohl zu geſchweigen. ziemlich gewiß , daß dieſer Glanz dem Meerwaſſer nicht eigenthümlich iſt, ſondern von gewiſſen kleinen Inſecten herrühret, welche die Oberfläche des Mees res zu manchen Zeiten ganz bedecen ; welches unter andern auch daraus erhellet, weil das Waſſer dieſe Eigenſchaft verlieret, durch ſeiget , und

fo bald man daſſelbe

ihm alſo dieſe kleinen Inſecten

entziehet 2) . g. 26. Wir haben bisher das Meer nach ſeiner Bes Algemei: ſchaffenheit betrachtet, ohne auf deſſen Bewegung ne Erſchei :Acht zu geben; wir wenden uns nunmehr zu der sungen bey vornehmſten unter dieſen Bewegungen , welchen die und Fluth. Seewaſſer unterworfen ſind , worunter wir zuerſt mit Rechte die ſogenannte Ebbe und Fluch zu

fegen haben , vermoge welcher das Scewaſſer in der Zeit von ohngefähr 24 Stunden zweymal von dem Ufer

ti) Naturgefct . von Schwed. Ib. II. S 131 . x) Renntniß der Erdkug . Ib . I. S. 257. y) S Båſobings Erdbeſche, Tb. I. S. 101. z ) S. Gentlemans Magaz. 1753. Nov. Pbpfical. Be luft . S. 23.

des Meeres .

439

Ufer ab , und zweymal nach demſelben zufließt, wel. ches man gemeiniglich durch Ebben und Fluthen ausdrůcket. Um die Urſachen dieſer ſonderbaren und ſehr nůßlichen Bewegung zu entdecken , wollen wir die vornehmſten und allgemeinſten Eigenſchaften derſelben kürzlich vorſtellen . folgendes überhaupt wahr.

Man nimmt hiervon

1) Daß die See in der Zeit, welche zwiſchen den Augenblicken verfließt,

da ſich der Mond in einem Mittagskreiſe befindet und wieder in den . felbigen fömmt, das iſt ohngefähr in 24 Stunden und 50 Minuten , zweymal ebbet und zweymal fluthet. 2 ) Daß , wenn ſie heute zu einer beſtimmten Stunde ebbet oder fluthet , folches morgen an eben · dem Orte ohngefähr 50 Min . ſpåter geſchieht.

3) Daß dieſe Bewegungen allezeit größer ſind, wenn der Mond der Erde nahe , und kleiner , wenn er ferne von ihr ift. 4 ) Daß ſie zur Zeit des neuen und vollen Mon. des größer , und im erſten und legten Viertheile kleiner find ; und endlich 5) Daß ſie am größten ſind , wenn der Mond zugleich mit der Sonne am nåchſten bey dem Aequa. tor befindlich iſt , das iſt, wenn der neue oder volle Mond ſich um die Nachtgleichen ereignet. Dieſes ſind die allgemeinſten und zugleich die merkwürdigſten Erſcheinungen , welche ſich bey dies fer Bewegung des Waſſers zeigen ; wobey aber aus Urſachen, die mir ſogleich angeben wollen , wenn wir die Ebbe und Fluth überhaupt erklåret haben , tau. fenderley Veränderungen vorfallen.

S. 27. Wir wollen uns mit Vorſtellung und Prüfung Rühret desjenigen , was die Naturforſcher dieſes und des von der vorigen Jahrhunderts hiervon gedacht haben , nichtSonne u . Ee 4 aufhale

440

Allgemeine Naturgeſchichte

dem Mon - aufhalten , weil aus den bengebrachten allgemeinen de her. Wahrnehmungen deutlich erhellet, daß dieſe Bewe. gungen mit der täglichen, monarhlichen und jährli .

chen Bewegung des Mondes, und einiger Maßen mit der Bewegung der Sonne oder der Erde, über. einſtimmen .

Die Frage iſt nur , ob , und auf was

für Art dieſe himmliſchen Körper ſolche Bewegun. gen verurſachen ? Den erſten Theil der Frage wird niemand in Zweifel ziehen , obgleich vor dieſem eis nige dawider geſtritten haben . Denn wie wir die Sonne mit Recht für die Urſache des Tageslichtes

1

Halten , weil wir ſehen , daß es mit der Gegenwart der Sonne über unſerm Horizonte entſteht und ver. fchwindet: ſo kann man mit eben dem Rechte den Mond für die Urſache der Ebbe und Fluth erklären , weil ſie ſich eben ſo nach dem Monde richtet , wie das Tageslicht nach der Sonne . Wegen der Art aber, wie der Mond, und zugleich, wie wir baldifehen wer. den, die Sonne, dieſe Bewegungen verurſachen , ſind Um jego die Naturforſcher nicht einerley Sinnes. Walliſii, Wallace und anderer nicht zu erwähnen, fo verdienen hier beſonders des Galiláus, Deſcar: tes und VTewtons Gedanken Lufmerkſamkeit. Weil aber die beyden erſten viele Dinge zum voraus ſeken , die entweder nicht vorhanden ſind , oder der Natur der Bewegungen widerſprechen , ſo wollen wir uns nicht daben aufhalten , ſondern uns zu Veivrons Gedanken, wie ſie vom Herrn Lulofs a ) vorgetragen worden, wenden , indem ſie in den Ges feßen der Natur ro gegründet ſind, daß man daraus, felbſt durch Schlüſſe, der Ebbe und Fluth vornehmſte Umſtånde erklären, und aus unbeweglichen Gründen darthun fann .

S. a ) Kenntniß der Erde. Ib . I. 6. 259 f.

28.

des Meeres.

441

S. 28 . Wir haben in dem Lehrgebåude der mathema : Einfluß tiſchen Erdbeſchreibung bemerket, daß die ganze des Mona Erde gegen den Mond ſchwer iſt, oder ſich ißm zu dem Nema nähern fudiet.

Weil aber beyde Körper durch eine ton. Kraft, fich vom Mittelpuncte zu entfernen , fortge: trieben werden , fo zeiger fich von dieſem Beſtreben Das Ge . feine Wirkung in den Körpern felbft. waſſer aber iſt zwar gegen den Mittelpunct der Erde fchwer , und ſuchet ſich vornehmlid, demſelben zu nähern , doch hångt es mit dem Körper der Erde nicht ſo feſt zuſammen als die andern Theile , und daher wird man an ihm , die Neigung ſich dem Monde zu nähern , ſtårfer gewahr . . Diefes deutlich zu begreifen , feße man , die ganze Oberfläche der Erde Fey glatt und ohne Erhöhungen und Verties fungen , aber mit Waſſer überdecket. Es fem alſo abcd die Erde , C ihr Mittelpunct und ABDE fig. It . die Oberflådie der See, die mit dem feſten Körper der Erde einerley Mittelpunct hat ; der Mond be, finde fid) in ſeinem mittlern Abſtande in M. Weil nun die See, welcher ſich der Mond zu nähern ſtre bet , durch gleiche Gegenwirkung ſich auch dem Monde nähern will , ſo muß foldes einen Theil der großern Neigung , durch welche die See nach dem Mittelpuncte der Erde zu ſinfen firebet , aufleben, wiewohl folches nur wenig betrågt , da die Erde 40 mal mehr Materie enthält als der Mond , und ihr Mittelpunct der See faſt 66 mal nåber iſt, als Hierdurch nun muß des Mondes Mittelpunct . das Waffer in D aufſteigen , weil dieſer Theil dem Monde näher iſt als B oder E , und als der Mittel . punct der Erde C ,

wo man ſich alle Schwere der

Erde abcd vereinigt vorſtellen kann . Hieraus folget nun von fidy ſelbſt , daß das Gewäſſer nicht im Gleichgewichte ſeyn fann , bis Ees ſeine

Allgerneine Naturgeſchichte

442

ſeine Höhe in B und E. kleiner iſt als in D ; ſonſt

6

müßte die Säule cD , die weniger Schwere bat, als die Säule B oder de , mit einem Gegenges

TE

wichte von großerer Schwere im Gleichgewichte ftes hen , ſpricht.

welches den hydroſtatiſchen Geſeken wider.

gi

Weil nun dasjenige , was die Säule cD

von ihrer Schwere durch die Wirkung des Mondes verlohren hat , durch eine großere Höhe muß erſeket werden, ſo erfolger die Erhöhung des Waſſers in D.

1

9

Aus eben der Urſache muß es ſich auch in A erheben, denn A iſt um einen Halbmeſſer der Erde weiter vom Monde als der Erde Mittelpunct C ; daher hat das Waſſer in A nicht ſo viel Neigung , fidh dem Monde zu nähern , als der Mittelpunct C , und viel weniger als das Waſſer in D. Weil nun die Neigung des Punctes A gegen den Mond hier nach einerlen Seite mit der Neigung des Punctes C ge gen den Mond wirket , fo ſieht man leicht, daß, wenn die Neigung gegen den Mond abnimmt, auch die Neigung gegen der Erde Mittelpunct vermin

1

DE

dert wird ; daß alſo das Waſſer in A gleichſam zu. růck bleibt , und ſolchergeſtalt eine großere Waſſer: fäule in Aa , weil das Waſſer darinnen durchgångig von leichterer Art iſt , mit einer kleinern Såule Bb oder Ed im

Gleichgewichte ſteht.

M 1

Die Schwierige

feiten , die ſich dieſer Erklärung entgegen feken laſſen, find von dem Herrn Desaguliers b ) ſehr ſcharfſin nig aufgelöſt worden . V. 29 .

1 2

Wenn die Erde ſich nicht um ihre Are drehete, Fortſes kung.

und derMond beſtändig über einerley Puncte der Erde ſtehen bliebe , z . E. ůber D , ſo mußte man allezeit in D und A hohes , und in B , E niedriges Waſſer haben , und die långlichte Rundung EfBe bliebe

1 1

ll b ) Natur. Th. 1. S. 421.

19

des Meeres .

443

bliebe allezeit in einerlen Stande , ſo, daß ihre ver. långerte große Are fe durch den Mond gienge ; das Waſſer aber bekame eine folche runde Geſtalt , wie aus der Umdrehung der Ellipſe EfBe um ihre große Are fe entſtünde. Weil aber der Mond, los wohl wegen ſeines Fortrůckens in der monatlichen Bewegung , als negen der Erde Umdrehung um ihre Are, beynahe in 24 St. 50 M. wieder in eben den Mittagsfreis fommt, aus dem er gegangen war, ſo kommt er von Zeit zu Zeit über andere und andere Cheile der See zu ſtehen. Alſo muß ſich das Waſ. ſer unter jedem Mittagsfreiſe , in der Zeit von 24 Wenn fich der St. 50 M. zweymal erheben . Mond in der Fläche dieſes Mittagskreiſes über oder unter dem Horizonte befindet , und dieß beydemale da der Mond 90 Gr. davon entfernet iſt , ſo ſinkt es nieder. Der Punct D, welcher jego gerade unter dem Monde iſt , wird nach 6 St. durch die Um . drehung der Erde von Weſten nach Oſten, in B ſeyn, ſo, daß man zu dieſer Zeit daſelbſt niedriges Waſſer haben wird ; rechs Stunden darnach befindet er ſich in A , wo ſich das Waſſer wiederum erhoben hat, noch 6 Stunden ſpåter in E , wo es wiederum ge. ſenfet iſt , und endlich kommt der Punet D wieder an feine vorige Stelle , wo das Waſſer durch die Wirkung des Mondes , den wir als fillſtehend be trachtet haben , zur vorigen Höhe erhoben wird . Allein , der Mond kommt jeden Tag bennahe 50 Min. fpdter unter den Mittagsfreis eines beſtimmten Dr. tes , als den vorigen Tag : derohalben findet der Punct , wenn er nadı 24 Stunden wieder an ſeine vorige Stelle gekommen iſt, den Mond nicht mehr daſelbſt, ſondern muß noch 10 Minuten fortrücken, den Mond in ſeinem Mittagsfreiſe zu haben, da ſich alsdann das Waſſer zu der Höhe erhebt, zu der es 24 Stunden und 50 Minuten zuvor geſtiegen war . Wir

444

Allgemeine Naturgeſchichte

Wir reken hier noch zum Voraus , die verlångerte größte Ure der långlichten Rundung gehe durd, des Mondes Mittelpunct ; in der Folge werden wir ſehen , daß dieſeş nicht vollkommen richtig iſt. Wäre dieſe lekte Vorausſegung wahr, ſo müßte ſich das Waſſer bey uns am meiſten erheben, wenn fich der Mond in unſerem , oder unſerer Gegenfüßer Mittagsfreiſe befånde. Aber die Erfahrung lehret, daß ſolches zno oder drei Stunden nach des Mon. des Durchgange durch den Mittagsfreis geſchieht. Dieſes folget ebenfalls aus den vorausgeſekten Gründen ; denn wegen der Wirkung des Mondes follte dieſe verlängerte Ure beſtåndig durch des Mondes Mittelpunct gehen ; aber wegen der Ums drehung der Erde um ihre Ure wird das erhobene Waſſer beſtåndig von Weſten nach Oſten geführet, ſo, daß der Waſſerflumpen e , oder Be E der Wir . kung des Mondes beſtåndig entzogen wird , da ins deſſen ein neuer Waſſerklumpen oder zum Theil noch der vorige , ſich unter dem Mond in e zu ſtellen So trachtet , und ſich in der That bahin ſiellet. fließt das Waſſer beſtåndig von B und E , nach D und A ; Denn an dieſen beyden Puncten ſind die Perpendikel einerley ; das ſchon erhobene Waſſer aber wird durch die Umdrehung der Erde von D Solchergeſtalt nac B , und von A nach E geführet. hat man zwiſchen D und B , und aud) zwiſchen A

1

und E , zwo einander entgegen geſegte Richtungen der Bewegungen des Waſſers , wodurch es zwiſchen dieſen Stellen gleichſam erhoben wird , ſo , daß die lange Ure , wenn ſie verlängert wird , durch einen Punct des Himmels geht , der in Abſicht auf uns oſtlicher liegt als derjenige , wo ſid) der Mond befindet , oder dem der Mond gerade gegen über ſteht.

$.

30 .

des Meeres .

S.

445

30 .

Was bisher vom Monde iſt geſaget worden, Wie auch läßt ſich auch auf die Sonne anwenden . Daß die der Sonne Erde nach der Sonne zu gehen ſtrebet , erhellet aus und beyder ihrer Bewegung um die Sonne. Niſo mußte dieHimmels körper zu : Šee, wenn kein Mond vorhanden wäre, wegen ihrergleich.

Schwere gegen die Sonne, in 24 St. zweymal ſteis gen und zweymal fallen ', wie ſolches wegen des Be. ſtrebens , ſich dem Monde zu nähern in 24 St, und 50 M. zweymal geſchieht. In benden Fällen ha ben einerley Geſeke ſtart, wiewohl die Erhebung, welche die Wirkung der Sonne verurſachet, geringer

16

feyn muß , als die, welche vom Monde Gerrühret , da die Sonne 350 mal weiter entfernet iſt als der Mond.

Doch wir wollen in der Folge den Unters fdhied dieſer Wirkungen genauer betrachten , weil wir hier noch mit den allgemeinen Urſachen der Ebbe

und Fluth zu thun haben . Die Bewegungen welche diefe benden Körper

C

im Waſſer verurſachen , find nicht als von einander abgeſondert zu bemerken ; ſie werden ſo mit eine ander verbunden , daß eine zuſammen geſekte Ber wegung daraus entſteht. Daher åndert die Wir . fung der Sonne etwas in den Bewegungen , die vom Monde allein herrühren würden . Weil aber die Sonne das Gewäſſer in 24 Stunden zwenmal

HU an einem Drte erheben und ſo viel mal ſinken laſſen follte , wenn kein Mond wäre , der eben dieſes ina nerhalb 24 St. 50 Min. verrichtet, ſo erhellet leicht, daß die Veränderung, welche die Wirkung der Son. ne in der Bewegung der See hervor bringt, in fos fern folche allein auf den Mond ankåme , jeden Tag anders ſeyn muß , nach dem dieſe benden Wirkungen mehr oder weniger mit einander übereinſtimmen eder gegen einander ſtreiten .

Hier.

446

Algemeine Naturgeſchichte

Hieraus folget von ſich ſelbſt, daß das Waſſer um die Zeit des neuen und vollen Mondes höher ſteigen muß , als um die Viertheile deſſelben , ſo, daß man im erſten Falle Springfluch ( Spring. Tyen ), im legten todte Fluch ( deode Tyen ) hat. Denn 1 ) Im Neumonde ſind Sonne und Mond in Conjunction , ſo , daß dieſe beyden Körper fidh an einer Seite der Erde befinden , wodurch ſie bende, als gleichſam über einem Puncte der See ſtehend, mit vereinigten Kräften das Waffer erheben . Hiero aus folget von ſich ſelbſt, daß dieſes Waſſer nadı unges fåhr 6 Stunden aud) höher gegen das Ufer an. laufen muß , weil es von einer größern Höhe herab ſinft. 2 ) Im Bollmonde ſtehen Sonne und Mond einander gerade gegen über : das Waſſer alſo , wel, dyes wegen ſeiner geringen Schmere gegen den Mond gleichſam zurück bleibt , wird durch die Wirkung der Sonne noch höher erhoben , und dieſe benden Körper wirken in einerley geraden { inie , wiewohl in entgegen gefekten Richtungen , wodurch die große Are der Ellipſe långer werden muß , und die Waſo ſerklumpen in D und A mehr Höhe bekommen . 3) Befindet ſich der Mond in den Viertheilen, fo hilft die Wirkung der Sonne , dem Monde , und er der Sonne nichts. Weil nun die Sonne das Waſſer in B und E erheben ſollte, wenn der Mond nicht auf das Waſſer in D und A wirkete , und es dadurch in B und E ſinken würde , weil es ſich von bar nach D und A zu begeben trachtet : ro erbel. let , daß die Sonne durd) ihre Wirkung das Waſs fer in B und E zu finfen verhindert , weswegen es in D und A nidit fu hoch ſteigen kann , als es thun würde , wenn der Mond allein darauf wirkete , und die Sonne abweſend ware.

$. 31 .

des Meeres . g.

447

31 .

Solchergeſtalt ſehen wir , daß die Ebbe und Fort Fluth vom Neumonde bis ans erſte Viertheil nach feßung. und nach kleiner werden müſſe ; weil alsdann nach und nach die Wirkungen der Sonne und des Mon. des immer weniger mit einander übereinſtimmen , und mehr wider einander ſind. Vom erſten Vier. theile bis an den Vollmond müſſen ſie zunehmen, weil die Wirkungen der beyden Himmelskórper immer mehr und mehr mit einander übereinſtim . mend werden. Aus eben den Urſachen wird dieſe Bewegung des Meeres, vom Vollmonde bis an das lekce Vierthel, immer kleiner und kleiner , und vom legten Viertheile bis an den Neumond immer gror. ſer und größer. Ueberhaupt verhalten ſich die groß. ten Höhen, bey dieſen Bewegungen zu den kleinſten , wie die Summe der Kräfte von Sonne und Mond, das Waſſer zu erheben , zu dieſer Kräfte Unterſchiede. Doch hat die Erfahrung gelebrat , daß die größte Ebbe und Fluth nicht auf den Tag des neuen und vollen Mondes , und die kleinſte auf die Tage der Viertheile fållt, ſondern mehr als ziveen Tage ſpå. ter. Dieſes rühret von der Bewegung her , die das Waſſer einmal bekommen bat , und die nicht ſogleich durch Anſtoßen und andere Verhinderungen vernichs tet wird , wie denn auch das Waſſer fie vermoge ſeiner Kraft der Trägheit , die es mit allen Körpern gemein hat , zu behalten ſuchet. Kommt zu dieſer fchon vorhandenen Bewegung die neue , ſo muß das Waſſer höher ſteigen , wiewohl die Wirkung die es erhebt, kleiner wird . Eben fo haben wir die größte Warme nicht, wenn die Sonne unſerm Scheitel am nächſten ift , ſondern wenn ſie ſich ſchon wieder viele Grade ſüdwärts befindet.

2us

448

Algerneine Naturgeſchichte

Aus eben den bisher angeführten Gründen fol. get von ſich ſelbſt , daß Ebbe und Fluth überhaupt großer feyn můffen , wenn Mond und Sonne dent Zequator am nächſten ſind , aber kleiner werden, wenn die Abweichung dieſer Himmelskörper zunimmt. Denn man ſeke, der Monu oder die Sonne ſtůnden gerade über einem der benden Erdpole, ſo würde ſich das Waſſer zwar erheben, aber die große Ure der lång lichten Rundung , welche durch dieſe Erhöhung ents ſtünde , würde mit der Erdare einerley ſeyn, und als fo würden alle Puncte die ſich in einem Parallelkreiſe befinden , mit gleichen Kräften gezogen werden . Solchergeſtalt würde das Gewäſſer allezeit auf einer Höhe ſtehen bleiben , wenn gleich die Erde ſich inner . Kamen halb 24 Stunden um ihre Are bewegete. aber Sonn und Mond über den Aequator zu ſtehen , fo würden ihre Wirkungen immer mehr und mehr empfunden werden , weil ſich alsdann nicht alle Puncte eines Parallelkreiſes in gleicher Entfernung von ihnen befånden , ſondern nach und nach unter dem Mittagsfreiſe eines Plakes nach dem andern geſehen würden. Ihre Wirkungen müßten die größten ſeyn, wenn die große Are der långlichten Rundung, die durch die Erhebung des Gewäſſers gemacht wird , in der Fläche des Aequators befindlic ) iſt, wie man benm Dewton und s' Graveſande ausführlicher findet. Hieraus erhellet ferner, daß die Ebbe und Fluth alsdann am größten ſind , wenn Sonne und Mond beyde über dem Lequíator, oder unweit deſſelbei ſtes hen , das iſt, um die Neu- und Vollmonde , die z # den Zeiten , wenn Tag und Nacht gleich ſind, vor. fallen. Deſaguliers hat diefes durch ein beſonderes Benſpiel erläutert. Dieſe Regel aber muß mit ges wiſſen Einſchränkungen angenommen werden , wie bald

-des Meeres .

449

bald erhellen ſoll, wenn wir nur gezeiget haben, was für einen Einfluß die Entfernung der Sonne und des Mondes in die Ebbe und Flurb hat. . 32. Die Wirkungen der Sonne und des Mondes Einflug richten ſich unſtreitig nach ihrer Entfernung von der der Ents Erde ; denn ſie werden nothwendig ben größerer fernung beyder Entfernung kleiner , und bey kleinerer größer , undHimmelse dieſes zwar in dem Verhältniß der Würfel von Pörper in dieſer Körper ſcheinbaren Durchmeſſern , oder in die Ebbe dem verkehrten Verhältniß der Würfel ihrer Ent : undfluch. fernungen von der Erde. Denn da der ſcheinbare

Durchmeſſer dieſer Körper ohngefähr einen halben Grad iſt, roʻverhalten ſich ihre ſcheinbaren Durch .

.

meifer nach den Lehren der Optik , verkehrt wie ihre Entfernungen ; welche Regel wir bier eben nicht beweiſen dürfen. Seket man nun den Mond ſtatt der Sonne , und das Gewäſſer , welches die Erde bedecker, ſtatt des Mondes , ſtatt der Erde aber den feften Theil der Erde , welcher von der See bedecket würde , oder vielmehr den Mittelpunct der Erde, wo man ſich alle Schwere des feſten Theiles der Erde vereinigt vorſtellet, ſo kann man jenen ganzen Beweis hierauf anwenden . Eben ſo kann man dieſen Beweis auf die Wirkung der Sonne zu Er. höhung des Seewaſſers anwenden. Wir haben in der mathematiſchen Erdbeſchreie bung geſehen , daß die Sonne im Winter der Erde 2

näher iſt , als zu einiger andern Zeit des Jahres. Wenn alſo die Sonne das Waſſer allein erhůbe , ſo müßte ſie die ſtårkſte Ebbe und Flutý kurz nach dem Winterſtillſtande verurſachen , oder überhaupt , ſo lange ſie ſich in dem füdlichen Zeichen aufhåle. Betrachtet man aber die Wirkung des Mondes in ſeinem mittlern Abſtande von der Erde , ſo muß er die größte Ebbe und Fluth verurſachen , wenn er Ff II. Theil. fiche

450

Allgemeine Naturgeſchichte

ſich um den Hequator befindet , und dabei neu oder voll iſt, wie wir oben geſehen haben. Weil nun die Sonne im Winter die meiſte Wirkung thut, fo find die Ebben und Fluthen in den winterlichen Neu. und Vollmonden etwas größer , und in den winter. lichen Viertheilen etwas kleiner als in den ſommer. Aus eben der Urſache ereignen ſich die lichen . größten Springfluthen nicht allemal um die Nadst. gleichen , ſondern oft ein wenig vor der Frühlings Da nachtgleiche und nach der Herbſtnachtgleiche. und Stand ihren Mondes des aber die Saufbahn ihre Geſtalt beſtåndig åndert , und über dieſes die Neu - und Vollmonde nicht eben gleich um die Nachtgleichen fallen , ſo folget von ſich ſelbſt, daß man hier nicht alle Jahre einerley Begebenheiten wahrnehmen kann. Weil der Mond der Erde manchmal näher, manchmal weiter von ihr entfernet iſt, ſo kann audy ſeine Wirkung, eben wie der Sonne ihre , nicht alle. mal von gleicher Größe ſenn . Wie er z. E. im Neumonde uns am näheſten iſt, ſo ſteht er nach 25 Tagen am weiteſten von uns ab , und alſo müſſen die unmittelbar aufeinander folgenden Springfluthen an Große verſchieden ſeyn .

Bisher haben

33 S. wir die Ebhe unb

Fluth

in

Rückſicht auf ihre Urſachen insgemein betrachtet : nun . Unwens dung dieſer mehr müſſen wir unterſuchen , wie ſie auf verſchie Tbeorie denen Gegenden der See , nach derſelben verſchie . auf ver: ftbiedrie dentlichem Abſtande vom Uequator unterſchieden Breiten . find. Man ſeke A PEP rey die Erde, wie wir bis . fig. 12.

her vorausgeſeket haben , über und über mit Waſſer bedecket, C ihr Mittelpunct ; Pund p ſeyn die Pole, A E der Zequator , F ein Ort , der eine merkliche Breite hat, Ff ſein Parallelfreis, Dd ein Parallele freis

7

des Meeres.

450

freis der auf der andern Seite ſo weit vom Hequae M ſen der Ort, cor entfernet iſt als Ff auf dieſer. erſchienen Stunden iſt, H dren vor wo der Mond die Srelle der Erde, die gerade unter M liegt, h der Punct, welcher H gerade gegen über ſteht, K und k die Stellen , die 90 Gr. von H und h abliegen , CH und Ch die größten Höhen des Waſſers, aus dem Mittelpuncte der Erde gemeſſen, und CK , Ck die Wird nun um die Aren Hh, kleinſten Hoben . Kk , eine långlichte Rundung beſchrieben , und durch Uindrehung dieſer Ellipfe um ihre große Ape Hh das Sphároid HPK hpk erzeuget, ſo ſtellet dieſes ziemlich nahe die Geſtalt der See in dieſem Falle bor ; ſo das CF , Cf, CD , und Cd die Höhen des Waſſers in den Puncten F, f, D, d vorſtellen . Wenn ſich nun die Ellipſe umdrehet , ſo beſchreibt jeder Punct, wie N, einen Kreis NB , den die Pa. rallelFreiſe Ff und Dd in den Puncten R und T , und der Zequator in S durchſchneiden ; und die Höbe des Waſſers in allen dieſen drey Puncten iſt ſo groß, als CN . Wenn nun ferner die Stelle F, durch die tågliche Umdrehung der Erde , den Kreis Ft be. ſchreibt: ſo wird die größte Erhöhung des Waſſers in F ſenn, nachdem der Mond ohngefähr drey Stune den zuvor in M geweſen iſt, da er im Mittagsfreiſe von F war. Wus eben der Urſache iſt um dieſelbige Zeit hohes Waſſer in f , und das niedrige Waſſer iſt in Q. und in dem Orte, der Q gegenüber liegt, weil CK , welches die Höhe des Waſſers in Q iſt , die halbe kleine Are der Ellipſe, und alſo die kleinſte aller Linien iſt, die aus C nach dem Umfange gezo . gen werden können . Wenn die Are des Sphäroids Hh , in die Fläche des Aequators A E zu liegen fåme, ſo wåre CF nicht größer als Cf, und das Waſſer in F, in deffen Micragsfreiſe der Mond vor drey Srunden Ff 2 geme.

452

Allgemeine Maturgeſchichte

geweſen iſt ,

nide höher als in f.

Dieſes findet

ſtatt, wenn der Mond im Zequator iſt.

Doch der

Erdäquator iſt durchgepends gegen die lange Are des Sphåroids geneigt, und dieſes deſto meşr, je größere Abweichung der Mond vom Hequator bat. Weil nun dieſerwegen Cf kleiner iſt als CF, indem HF kleiner iſt als Hf , ſo iſt die Höhe des Waſſers in f kleiner als in F.

Daher ſteigt das Waſſer an

Dertern, die eine merfliche Entfernung vom Aequa: tor haben , wenn ſich Mond und Sonne außerhalb des Hequators befinden , in 24 St. und ohngefäør 50 Min . zwermal auf verſchiedene Höhen : wenn aber der Mond und die Sonne im Uequator ſtehen, ſo

E

find die beyden gleich nac) einander folgenden Höhen des Waſſers nicht ſehr von einander unterſchieden. Bernoulli c) giebt hiervon höhere und allgemeinere Unterſuchungen . Aus dem angeführten folget die allgemeine Res gel , daß das Waſſer an einem gegebenen Orte auf die größte Höhe ſteigt, wenn der Mond ohngefähr drei Stunden zuvor durch dieſes Ortes Mittags: freis gegangen iſt , ſo lange ſich der Mond auf einer

1

Seite des Hequators mit dieſem Orte befindet; wenn aber der Ort an einer , und der Mond an der

I

andern Seite des Hequators befindlich ſind: ſo ſteigt das Waſſer tåglich auf die größte Höhe , wenn der Mond dren Stunden zuvor durdy den gegenüber lies genden Mittagskreis gegangen iſt; denn in F iſt das Waſſer am höchſten , und höher als in f, ſo lange fich der Mond in M befindet, und H mit F auf einer Seite des Hequators liegt. Uus eben der Urſache aber iſt in D das Waſſer hiher , als im d , weil der Mond in M , und alſo in Abſicht auf D und d, auf einer andern Seite des Aequators befindlich, und CD großer als Cd ift.

Man c) Traité ſur le Flux et Reflux, Kap. 1o .

1

des Meeres.

453

Man könnte aus den gelegten Gründen zeigen , das die nordlichen Gegenden die Fluth um den Som. merſtilſtand bey Tage böher als ben Nachte haben, um den Winterſtilſtand aber die Fluth bey Nachte höher als ben Tage , und daß in den låndern , die ſüdwårts des Lequators liegen , das Gegentheil Statt findet. Der Kürze wegen müſſen wir unſern Leſer auf den Defaguliers verweiſen , wo man dieſes durch eine Zeichnung erlåutert findet.

34 . §. Wir haber bisher überhaupt geſehen , daß Mono Wie boch und Sonne, nach den Gefeßen der Schmere, die Ebbe die Sonne und Fluch verurſachen , und die vorneýmſten Erſchei. Waffer bes Wir haben uns dabey ben tann. nungen daraus bergeleitet. die Fläche der Erde überall mit Waſſer bedeckt vor. geſtellet, ohne aufdie Hinderniſſe zu ſehen, welche Aus nahmen von dieſen Regeln veranlaſſen. Wir wollen noch einige Zeit bey dieſer Vorſtellung blei. ben , um deſto beſſer auszumachen , wie hoch der Mond und die Sonne das Waſſer erheben können, wenn ſie jedes beſonders , oder mit vereinigten Kråfo ten , wirfen . Wir müſſen dabey als befannt voraus feßen , daß ſich die Vermehrung der Schwere , die der Mond in den Viertheilen durch die Wirkung der Sonne bekommt, zu der ganzen Schwere , die der Mond håtte , wenn er auf der Fläche der Erde befindlich wäre , wie 1 : 638099 , 5 verhålt. Wen. det man nun dieſes auf das Waſſer an , womit die Oberfläche der Erde bedecfet iſt: ſo wird man ſehen , daß an Stellen , die go Gr. von der Sonne ent legen ſind , und alſo gegen die Sonne die lage haben, wie der Mond in den Viertheilen , das Waſſer durch die erwähnte Wirkung der Sonne eine Ver mehrung der Schwere empfängt, die nach Propor tion 603 mal kleiner iſt, als die Vermehrung der Schwere, die der Mond empfängt; denn die Ent.

593

fernung

1

454

Allgemeine Naturgeſchichte

fernung des Mondes vom Mittelpuncte der Erde iſt 604 mal größer , als die Entfernung zwiſchen der Dberfläche der See , und ſelbigem Mittelpuncte ; und man muß voraus reken , daß die Vermehrung der Schwere allezeit durch den Abſtand von Mittel. puncte , in Abſicht auf die ganze Schwere dieſer Kör. per , nach dem Mittelpuncte der Sonne muß bes ſtimmet werden.

Diese Vermehrung der Schwere,

die das Waſſer durch die Wirkung der Sonne bes kommt, derhålt ſich zur ganzen Schmere des Waſ ſers, wie 1 : 38605019 , 75, oder in ganzen Zahlen, wie 1 .: 38695020 . Weil alles, was von der Wirkung der Sonne auf den Mond bekannt iſt , mit Beobachtung der Proportion, auf das Waſſer angewandt werden kann , mit weldiem der ganzen Erdkugel Oberfläche nach unſrer Vorausſeßung bedecfet iſt, ſo wird ſich nun : mehr leicht zeigen laſſen, daß die Wirkung der Sone ne ,

den Theil des Waſſers , über dem ſie gerade

ſteht , weniger ſchwer zu machen , noch einmal ſo groß iſt , als die Wirkung , wodurch ſie das Waf fer, das 90 Gr. von dieſem Orte entfernet iſt, fcimeo rer machet. Denn das Waſſer , das unter der Son . ne iſt, läßt ſich ſtatt des neuen oder vollen Mon, des , und das , welches 90 Gr. von der Sonne ent. fernet iſt,

ſtatt des Mondes in den Viertheilen

Feken . Die Verminderung der Schwere aber, wele dhe der Mond in der Conjunction oder Oppoſition leidet, iſt noch einmal ſo groß , als die Vermehrung der Schwere, die er in den Viertheilen befommt. Da fid ) nun an den Dertern , die go Gr. von der Sonne abſtehen , die Vermehrung der Schwere des Waſſers zu der Schwere des Waſſers ſelbſt, wie 1 : 38605020 verhålt , ſo wird ſich die Verminde. eung der Schwere an den Stellen , die ſich unter der

455

des Meeres .

der Sonne befinden , zur ganzen Schwere des Waſ fers verhalten , wie 1 : 19302510 . Weil nun bende dieſe Kräfte von der Sonne ausgeübet werden, und alſo als eine einzige anzuſehen

ſind , ſie mag nun angewandt werden , das Waſſer an Stellen, die 90 Gr. von der Sonne find , mit vermehrter Schwere gleichſam niederzudrücken , oder an ſolchen , die unter der Sonne liegen , mit ver . minderter Schwere gleid)ſam zu erheben : ſo erhellet, daß die Summe dieſer beyden Kråſte der ganzen Kraft gleich iſt , welche die Sonne zu Bewegung Und dieſe Kraft wird einerlen der See anwendet. Wirkung haben , fie mag gleichſam in zwo getheilet, an verſchiedenen Dertern , ober ganz allein , an den Stellen , die unter der Sonne , und der Sonne gee, rade gegenüber liegen , wirken , das Waſſer zu er. heben ; da ſolchergeſtalt auf das Waſſer , welches 90 Grad von der Sonne entfernet iſt, keine Wire Bringt man alſo die Summe der fung geſchieht. Kråfte , die man durch ITO'Izto + 1870'stid ausdrücken muß , zu einer Benennung , ſo findet man, daß die ganze Zenderung , die in der Schwere des Waſſers durch der Sonne Wirkung verurſachet wird , ſich zu der ganzen Schwere des Waſſers , wie 1 : 12868340 verhålt : und dieſe Beſtimmung iſt von Newtons ſeiner nicht merklich unterſchieden . Aus dem angeführten wird ſid, noch weiter dar . thun laſſen , wie hoch das Waſſer durch die Wirkung Vetton hat gewieſen, der Sonne ſteigen muß. wie wir oben bey der Geſtalt der Erde geſehen haben , daß die Schwere unter dem Lequator , wegen der Kraft , fich vom Mittelpuncte zu entfernen , um at kleiner wird , und daß dieſerwegen das Waſſer unter dem Aequator 85472 pariſer Fuß höher als unter den Polen ſteigen müſſe. Wenn nun aty tas Waſſer Ff4

L

456

Allgemeine Naturgeſchichte

Waſſer um 85472 Fuß erheben , fo findet man durch die gemeine Regel Detri, daß T2575747 das Waſſer um 1 Fuß 11 Zoll und 0,415 Sinien pariſer Maaß er . Heben müſſen , welches 1 Fuß 11 Zoll 9 , 47 Linien rheinl. betragt. So viel höher iſt alſo in den Ge. genden , die gerade unter der Sonne und ihr gegen ůber liegen , das Waſſer durch die Wirkung der Sonne allein , als in denen , die go Gr. von ihr eutfernet ſind.

§.

35.

Die Kraft des Mondes zu Erhebung des Waſo Bie Boch ſers kennen zu lernen , muß man , um ſicher fortzu . folches der gehen, nicht aus Gründen Schlüſſe machen , ſondern Mond allein thun umgekehrt aus den Erfahrungen Folgen ziehen, und tonne. daraus beſtimmen , was für ein Verhältniß die Wirkung des Mondes zur Wirkung der Sonne hat, welches Verhältniß wiederum aus dem Verhältniß zwiſchen den Bewegungen der See , die durch dieſe Kråfte verurſachet werden , zu beſtimmen iſt. Die Beobachtungen dieſer Bewegungen müſſen an fole chen Dertern angeſtellet werden , wo ſich das Waſſer wegen einer Enge hoch erhebt .

Herr Newton er.

wählet hierzu die Mündung des Fluſſes Avon un weit Briſtol, wo ſich ſelbiger in die Mündung der Saverne ergießt. Im Frühlinge und im Herbſte , da Ebbe und Fluth am größten ſind , ſteigt das Waſſer daſelbſt zu den Zeiten des neuen und vollen Mondes , ungefähr auf die Höhe von 45 Fuß , und in den Viertheilen auf 25 Fuß, welche beyde Hohen fid) mie 9 : 5 verhalten . Die erſte Höhe entſtehet von den Wirkungen der Sonne und des Mondes Zuſammen genommen , und die legte durch den Un . terſchied zwiſchen den Wirkungen der Sonne und des Mondes.

Doch ḥat Bernoulli d) nadiges bends d ) Traité ſur le Flux iet Reflux. K. 6. f 10.

des Meeres .

457

Bends angemerket, daß nach Thourouds Wahrneh. mungen zu St. Inalo , die See ben Springfluthen auf 50 , und bey tobten Futhen auf 14 Fuß hoch fteigt, daß ſich alſo dieſe Höhen verhalten , wie 10 : 3. Daraus findet man die Kraft des Mondes ſo groß, als die Kraft der Sonne 19 mal genommen ; denn nach dieſem Wahrnebmungen verbålt ſich die Kraft des Mondes, durch M , und der Sonne igre, durch S ausgedrückt :

M + S : M - S = 10 : 3 alſo

3 M + 3 S = 10 M

-

10S

S = M. Durch einen andern Weg findet Bernoulli, daß fich, ein Mittel genommen , M : S wie 5 : 2 verhålt, M oder daß ss 2 = M , weil der großte Werth von 5 = 3 , der kleinſte aber nicht über 2 iſt.

Doch Herr

Bernoulli geftehet felbſt, er fónne ſich mit den Wahrnehmungen zu St. Malo , nicht völlig be friedigen. . 36. Alſo ließe ſich aus den Beobachtungen

die Berhålta

Lewron mitgetheilet hat , leicht das Verhältniß niß zwis zwiſchen den Kräften der Sonne und des Mondes kraften beſtimmen , wenn die ſtårfſte Ebbe und Fluth gleich bender auf die Zeit des neuen und vollen Mondes fiele; Himmelf. denn die Kraft des Mondes wåre 31 mal ſo groß körper. als die Kraft der Sonne. Doch wir haben oben geſehen, daß ſolches einige Zeit nach der Conjunction oder Oppoſition des Mondes und der Sonne ge. ſchicht, und zwar hat Dewron angemerket, daß die ſtärkſte Ebbe und Fluch eingefallen , wenn ſich der Mond 181 Gr. von ſeiner Conjunction oder Op . poſition mit der Sonne befindet, und die kleinſte Ebbe ffs

458

Algemeine Naturgeſchichte

Ebbe und Fluch, wenn er ſich 184 Gr. von den Viers theilen befindet, und die Viertheile ſchon vorben ſind. Alſo iſt die Wirkung der Sonne hier geringer , weil fie weder mit der Wirkung des Mondes in der Cone junction und Oppoſition völlig übereinſtimmet, noch ihr in den Viertheilen gerade entgegen geſeßet iſt. Nun hat VTewton gewieſen , daß ſich die gange Wirkung der Sonne zu ihrer durch den Abſtand des Mondes von den Conjunctionen oder Viertheilen verminderten Wirkung verhålt, wie der Halbmeſſer zum Coſinus des doppelten Abſtandes, d. i. bier, wie der Halbmeſſer zum Coſinus von 37 Graden, und alſo wie 10000000 zu 7986355 , oder wie 1 :0 , 7986355. Ueber dieſes muß man bemerken , daß wenn Sonne und Mond, zur Zeit der Conjunction, oder Oppoſition, im Aequator find, der Mond, wenn er darauf 18 £ Gr. über die Viertheile gegangen iſt,

ohngefähr 22 Gr. 18 Min . vom Aequator abſteht, da er ſeine Kraft das Waſſer zu erheben abnimmt, und zwar beynahe wie das Quadrat des Coſinus des Abſtandes. Iſt alſo des Mondes ganze Kraft = 1, ſo muß ſeine Kraft zu der Zeit der Viertheile, die eintreten, wenn er eine Abweichung von 22 Gr. 13 Min . hat, durch o, 8570327 ausgedrůcket were den . Wir wollen , des Unterſchiedes wegen, die gange

Kraft der Sonne durch S, und des Mondes durch L anzeigen, ſo iſt hier die verminderte Kraft der Sonne 0,7986355. S , und des Mondes verminderte Kraft 0,8570327. L , und folglich iſt, nach den Beobach, tungen zu Briſtol, L +0,7986355 . Szu 0,8570327 L -0. 7086355. S wie 9 : 5. Ferner har Viewton aus der BeſchaffenheitderSchwere des Mondes gegen die Sonne und die Erde dargethan, daß (die Eccen, cricitåt der laufbahu beiſeite geſeker, ) die Entfernung des Mondes von der Erde, in der Conjunction oder Dppoſition , ſich zur Entfernung in den Viertheilen

des Meeres.

459

verhålt wie 69:70 ; und hieraus berechnet er, daß, wenn der Mond 184 Gr. von der Conjunction oder Oppoſition iſt, da die größte Ebbe und Fluth vors fällt, ſeine Entfernung ſich zur mittlern Entfernung verhält , wie 69, 098747: 694 , und wenn er 18 € Gi von den Viertheilen iſt , da die kleinſte Ebbe und Fluth vorfällt, wie 69,897345 : 69 . Nun Baben wir oben geſehen , daß die Kräfte, die der Mond auf das Waſſer unferer Erdkugel ausübet, fich verkehrt wie die Würfel ſeiner Entfernungen verhalten ; alſo verhalten ſich die Kräfte des Mon. des , in ſeiner größten und kleinſten Entfernung, zu der Kraft des Mondes , in der mittlern Entfernung wie 0,9830427 und 1 , 017522 zu 1 , folglich iſt 1, 017522.

L t 0 , 7986355.

S : 0 , 9830427.

O,

8570327. L - 0,7986355. S wie 9 : 5 und alſo S : L wie 1 : 4, 4815. Weil ſich nun die Kraft der Sonne zur Kraft der Schwere wie 1 zu 12868340 verhåle, ſo verhält ſich die Kraft des Mondes zur Kraft der Schwere wie 1 : 2871436 ; und weil fich das Waſſer , durch die Wirkung der Sonne, zu der Höhe von 1 Fuß 11 Zoll o, 415 din. Parif. Maaß erhebt , ſo wird der Mond ſolches zu der Hihe von 8 Fuß 7 Zoll und 2,7 lin. oder 8 Fuß 10 Zoll und etwa 9, 5 { in . rheinland. erheben . Daß alſo das Waſſer , wenn Sonne und Mond ihre Kräfte ver. einigen , auf die Höhe von 10 Fuß 6 Zoll und 3 lin . Pariſer, oder 10 Fuß10 Zoll und 7, 447 lin. rheiny Bemerket man nun die låndiſch ſteigen muß. Kräfte, weldie Sonne und Mond auf das Seewaſſer ausüben , und vergleicht folche mit des Seewaſſers volliger Schwere , ſo wird man ſich nicht wundern, daß dieſe Wirkung auf die Penduln und die Wet. terglåſer feinen merklichen Einfluß hat.

Indeffen .

Har Herr Euler e), obwohl einigermaßen aus an. dern

e) Inquif, Phyſ. in cauſam Fluxus et Refuxus g. 30.

1

460

Allgemeine Naturgeſchichte

dern Gründen gefunden , daß die Zahlen der Schwingungen von einerley Pendul , wenn die Schwere durch die Wirkung der Sonne und des Mondes am meiſten vermindert iſt, und wenn die Schwere durch dieſe Wirkungen am ſtårkſten der. mehret iſt , ſich wie 4666666 und 4666667 vers balcen, welcher Unterſchied nicht zu bemerken iſt . J. 37 . Dieſe Beſtimmungen kommen mit der Erfah .

Nebereins rung genau genug úberein ; eine Menge von Unre. ftimmung gelmäßigkeiten müſſen aber nicht nur hierinn , ſon . dicher Tbeorie dern in allen Erſcheinungen der Ebbe und Fluth, mit der die wir bisher aus allgemeinen Gründen erflaret Erfabs haben , bemerket werden, weil das Erwieſene nur in tiing. einer ſtillen See von betrachtlicher Tiefe, die den ganzen Erdboden überdecker, Statt findet ; da die lage der Ufer, Meerengen, Meerbuſen und tauſend andere beſondere Umſiảnde dieſe Vorausſekung um . ſtoßen. Bemerket man aber die Ebbe und Fluth auf offenbarer See , oder an ebenen und mit einem weit ailsgeſtreckten Theile des Oceans benachbarten Küjten : fo wird man finden , daß ſelbige in den vor. nehmſten Begebenheiten ſid, nach den allgemeinen Regeln, die wir aus dem Wewton angeführet haben , richten . Man ſieht wohl an einigen Dertern ,

daß die

See viel höher als il Fuß ſteigt , und ſich wohl auf 30, 40 bis 50 Fuß erhebt, ſo, daß ſie bald die Ufer überſchwemmet, bald fotche wieder auf viele Meilen trocken låßt , wie man davon viele Beyſpiele bey dem Ricciolus findet: dieſes aber findet nur in den Straßen und Meerbuſen oder Hafen Statt , wo die Gewalt des niederſinfenden Waſſers der Enge me. gen nicht anders als durch Aufſteigen zu einer gröſ Fern Höhe fann zur Ruhe gebracht werden .

Doch

im ſtillen Meere , in den Theilen des arlantijden und

3

des Meeres .

461

und & thiopiſchen Oceans , die außer den Wendes freiſen gelegen ſind , erhebt ſich das Waffer auf 6 , 9, 12, 15 Fuß , wiewohl in dem ſtillen Meere, das weiter ausgeſtrecket und tiefer iſt , die Ebbe und Fluth ſtårker ſeyn ſollen , als in der atlantiſchen und Schiopiſchen See , wie Vervron meldet. Die Urſache dieſer Erſcheinung iſt vermuthlich dar. innen zu ſuchen , daß das Gewäſſer in dem ſtillen Meere, welches zwiſchen America und Aſia weiter ausgebreitet iſt , frener beweget wird als im atlan. tiſchen , welches an der Oſtſeite von Africa und an der weſtlichen von America enger eingeſchloſſen iſt, fo, daß die Sone und der Mond ihre völlige Wirkung daſelbſt nicht verrichten können . Es giebt aber hier vieles, das nicht an beſtåndige Geſeze gebunden iſt: 3. E. an den Inſeln, die in offener See gelegen find, findet man viel kleinere Ebbe und Fluth , als an denen , die am { ande liegen . Guam , eine von den Ladroneninſeln , fießt nur einen Unterſchied von 2 oder 3 Fuß in der Höhe der See , weldies Dam pier t) mit mehr Benſpielen erläutert.

g.

38 .

Bisher haben wir noch die Ebbe und Fluth Befondere allgemein betrachtet und ihre Urſachen überhaupt Erſchei: vorgetragen. Die allgemeinen Vorfälle daben, die nungen in der obe Caßini g) erzählet hat , und die ſich meiſt aus den und Fluth gelegten Gründen erflåren laſſen , übergeben wir in verſchies Es wird denen Se der Kürze wegen mit Stillſchweigen .

aber nicht unnük ſeyn , einiger beſondern Merkmůr : gender . digkeiten , die an gewiſſen Dertern an der Ebbe und Fluth walrgenommen werden , noch zu erwähnen. Wir haben ſchon geſehen , daß die Lage der Küſten , Inſeln , u. f. f. ( welchen Umſtänden man auch die ver : f ) Traité des Vents R. 8. 9 ) Mem , de l'Acad, 1713. 1714. 1720. 1721.

462

Allgemeine Naturgeſchichte

verſchiedenen Richtungen der allgemeinen und bee ſondern Winde benfügen kann, ) unzählige Xenderun. gen in der Hübe des Waſſers verurſachen können und müſſen , wovon man beym 'Varenius und Ricciolus Beyſpiele findet; ja an manchen Dertern und auf ganzen Seen wird gar keine Ebbe und Fluth verſpåret. In den meiſten Theilen des mittellåna diſchen Meeres , ausgenommen ben Marſeille, auf den barbariſthen Küſten , bey Venedig und an einigen wenigen andern Dertern , ſieht man faſt gar keine Ebbe und Fluth ; ben Venedig wechſelt die Fluth mit der Ebbe etwas ſpåter , als alle 6 Stun. den ab, und macht in der Höhe des Waſſers ordent lich einen Unterſchied von 4 bis 5 Schuhen . In der Meerenge ben Sicilien iſt die Ebbe und Fluth ſehr ſtark und unordentlich, vornehmlich im Anfange derſelben , wo ſie am fdmalſten iſt. Der Oftfee þat man der gemeinen Meynung nach , lange Zeit auch alle Ebbe und Fluth abſprechen wollen h) ; allein man findet wirklich einige Merkmale davon in derfelben, wohin nicht nur die Stróme im Ores fund , und das abwechſelnde Steigen und Fallen des Waſſers in den anliegenden Ländern , ſondern auch die tågliche Veränderung der Seetiefe im danziger Hafen gerechnet werden müſſen , wovor Herr Prof. Titius zehnjährige Beobachtungen mita getheilet hat. Die Urſachehiervon låßt ſich aus den gelegten Gründen leicht angeben : denn dieſe Meere oder Meerbuſen haben mit dem Ocean Ourch ſolche enge Durchfahrten Gemeinſchaft , daß ſie in wenig Stunden ſo viel Waſſer nid )t empfangen oder vero lieren , daß ihre ſehr weit erſtreckte Oberfläche ſich davon ergeben oder fenfen könnte. Ueber dieſes müßten in dieſen Seen Ebbe und Fluth größer ſenn, wenn

h ) S. Pantoppidans däniſchen Atlas IV. I. S. 317.

des Meeres .

463

wenn ihre Mündungen nach Süden, Südoſten oder Südweſten gefehret ſiủnden , oder wenn ihre { ånge nicht oſt- und weſtwäres , ſondern von Süden'nachy Norden gienge. Was nun das Gewäſſer betrifft, welches die mittelländiſche und andere dergleichen Seen ausmachet, ſo iſt ſolches der Wirkung der Sonne und des Mondes deswegen nicht ſehr ausges feket, weil es in keine große Oberfläche ausgebreitet iſt. Denn nach den gelegten Gründen werden Ebbe und Fluth kleiner , wenn die Derter nåber an den Polen liegen ; und über dieſes hat Bernoulli i) dargethan, daß die größte Höhe des Waſſers in einer offenen See, die den ganzen Erdboden bedecfete, fich zu der Höhe , zu weldier das Waſſer in einem klei. nen und rundum eingeſchloſſenen Raume ſteigt, ver. hålt , wie der Halbmeſſer zu dem Bogen , welcher die lange dieſer éleinen See ausdrücete. Nimmt mar: dieſe Regel an , ſo müßte das Waſſer im mite telländiſchen Meere , (zum voraus geſeket , daß es 40 Gr. lang iſt , ) wenn dieſes Meer unter dem Pequator gelegen wåre, auf ohngefähr 71 Fuß ſtei. gen, wenn es in der offenen See auf 404 Fuß ſteigt; aber die Mitte des Meeres liegt im 40 Gr. nords licher Breite , wodurch dieſe Höhe merklich kleiner wird , außerdem daß es auch an vielen Stellen In . ſeln und hervorragende {ånder hat , welche die Bes wegung des Wafers verhindern . Hat man das Angeführte wohl verſtanden, ſo wird man ſidh nicht wundern , daß die caſpiſdie See und andere Seen und Meerbuſen , die mit dem Ocean keine merfliche und weite Gemeinſchaft haben , auch an der Ebbe und Fluth wenig Theil nehmen. Bey Norwegen in der Weſtſee ſteiget das Waſſer ben der Fluth gen meiniglich 4 bis 6 Fuß, höchſtens aber 8 ; bey den Nieder . i) Traité ſur le Flux et Reius K. 11. 3. 2.

464

Allgeineine Naturgeſchichte

Viederlanden hingegen und England ,

wo es

durch den 1

Höger.

Kanal aufgehalten wird , ſteigt es viel Ben der Inſel Island ſteigt die böchſte

Springfluth ohngefähr 16 Fuß , die gewöhnliche Fluth aber mehrentheils 12 Fuß k) . Bey Gróns land iſt die Ebbe und Fluth ſtårker als anderswo, und ſteigt in dem Neunehmlich im Klafter 1).

8.

Foreres Bung.

und Vollmonde ,

Frühjahre und Herbſte ,

vor .

über drey

39 .

Nach den allgemeinen Regeln ſollte man überall hohes Waſſer haben , wenn der Mond 3 Stunden zuvor im Mittagsfreiſe geweſen iſt; allein man fin . det ſehr viele Derter, wo es ſich ganz anders verhålt. Denn Ebbe und Fluch fallen an Plåßen , welche doch nicht weit von einander liegen , auf ſehr unter. ſchiedene Zeiten ,

da ſie doch nach den allgemeinen

Regeln zu einer Zeit Ebbe und Fluch haben ſollten . 3. E. wenn man , am Tage des neuen oder vollen Mondes um 12 Uhr , in Seeland und Vlißingen hohes Waſſer hat , ſo bekommt man ſolches erſt 12 Stunden hernach zu Rotterdam , Amſterdam , Dordrecht u. ſ. f. m ). Man ſiehet leicht , daß bie lage der Ufer und der Deffnungen , durch welche das Gewäſſer mit den Theilen des Oceans, über dem ſich Sonne und Mond befinden, Gemeinſchaft hat , zu dieſen wunderbaren Veränderungen vieles beytragen könne ; allein , es bleibt hier und in ana dern ähnlichen Erſcheinungen doch noch immer viel zu beſtimmen übrig . Nach den vorhin erwieſenen Regeln ſollte das Waſſer überall 6 Stunden und faſt 12 Min. ſteigen , und wiederum 6 St. und 12 Min .

k) Sorrebows Nachr. von Island S. 306 f. 1) Egede Naturgeſch. Don Grønland S. 83. m ) Lulofs Kenntniß der Grot. Ib. I. 273.

1

7

1 des Meeres. 465 12 Min. fallen ; aber auch hier finden ſich viele 26 . weichungen . Zu Njacao fluther das Waſſer 9 Stunden , und ebbet nur 3 Stunden ; in der MNún . dung der Garonne þar man 7 St. hohes , und 5 St. niedriges Waſſer; in der Mündung des afris caniſchen Stuffes Senegal hingegen , 4 St. lang bobes , und 8 St. niedriges Waſſer. In dem Ha. fen von Tunkin in China , unter dem 20° ſó Nord . Br . hat Salley, benm Viewron, folgendes bemerfet : Wenn der Mond durd) den 2equator ge . het , ſo ſtehet das Waſſer den folgenden Tag ſtille ; wenn er hieraufnach Norden abweicht: fo fångt man an , Aenderungen der Ebbe und Fluth zu ſpüren , aber nur eine Ebbe und Fluch in 24 Stunden , und zwar bat man die größte Fluch, wenn der Mond uns So wachſen Ebbe und Fluch nach und tergebt. nach mit der Abweichung des Mondes bis an den 7ten oder gten Tag , und die 7 folgenden Lagen Wenn der Mond ſeine werden ſie wieder kleiner. Abweichung ảndert, ſo hören ſie auf, und die Ebbe wird in Fluth verwandelt ; denn nachgehends hat man die größte Ebbe , wenn der Mond unter , und die größte Fluch , wenn er aufgehet , bis er ſeine Abweichung wieder verändert. Balley n ) fuche bieſe fonderbare Erſcheinung nach Viewrons Grün. Dampier o) fand auf den Ků. den zu erklären . ften von Meubolland gleichfalls etwas Sonderba. Man hat daſelbit das höchſte Waffer oder die res. Springfluch dren Tage nach dem vollen oder neuen Monde, aber auch dieſes war nicht ohne Abweichung , weil man fand , daß die ſiebente Fluth nach dem Neumonde höher frieg , als die rechſte. Eine an merkliche Unregelmäßigkeit ſiebet man zu

Dere

Bans n ) Miſcell. cur . Abth . 2 . o ) Traité des Vents K. 8. II . Theil .

GS

466

Allgemeine Naturgeſchichte

Bancoc , einer Feſtung am Menan in Siam , 12 M. von deſſen Mündung. Daſelbſt ebbet das Waſſer zur Zeit des neuen und vollen Mondes 12 Stunden , und flutget 12 St. zu welcher Zeit es 20 Fuß hoch ſteigt : zu andern Zeiten hingegen folgt es den gewöhnlichen Regeln. Viele andere åhnliche Unregelmäßigkeiten kann man beym Varenius, Kircher, Serbin , Gafſendi und andern finden, die aber zum Theil febr unzuverläßig ſind g . 40 .

Strom

Lußer dieſer erſten und vornehmſten Bewegung des Meereswaſſers haben wir noch eine zwote Art

des Welt- von Bewegungen zu bemerken , welche man Meerese mecres ſtröme nennet , und dadurch den Zug des Waſſers Von Diten Dieſe Stróme nach gewiſſen Gegenden verſtehet. nach We Der Hauptſirom ſind von ſehr verſchiedener Art. ften . des Weltmeeres treiber das Waſſer beſtåndig von Man ſpåret dieſen Strom

Morgen gegen Abend.

vornehmlid) zwiſchen den Wendekreiſen , am ſtårf . ften aber unter dem Lequator. Er iſt daher eine von den Urſachen, welche machen, daß man gemach . licher und in kürzerer Zeit von den moluc& iſden Inſeln nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung , als von dem Vorgebirge nach dieſen Inſel reegeln kann . Dagegen kommt man geſchwinder aus eu . ſpanien nach den moludkirchen Inſeln , als von diefen Inſeln nach neuſpanien . Der Anfang dies ſes Stroms zeiget ſich , wiewohl nur ſchwad), an der weſtlichen Seite von America , von welcher er fid) entfernet , daher dieß Meer auch in Berglei. chung mit der öſtlichen das fried fertige oder ſtille Meer heißet , und gegen Japan , und von da nach China , in die Meerenge von Jada , und durch die engen Paſſe der andern indianiſchen Ine feln mit vermehrter Heftigkeit fließet; bis endlich das Waſſer , nachdem es um die ganze Erdkugel gee laufen

des Meeres .

467

laufen iſt , aus dem atlantiſchen Meer an die öſt. lichen Küſten von America mit der größten Heftig . feit anſtůrmet. Jedoch man trifft dieſe Bewegung nicht allein zwiſchen den Wendekreiſen , ſondern auch außer iğnen an. So bemerket man z . B. im mit. telländiſchen Meere einen Strom von Oſten nach Weſten , daher man mit gleich ſtarken Winde von einer gegen Morgen gelegenen Küſte dieſes Meeres, 3. B. aus Paldſtina eher nach Spanien kommen, als von dort zurück gehen kann . Serbinius 9) be. hauptet eben dieſen Strom auch von der Oſtſee und der mangellaniſchen Straße. Herr Popowic r) glaubet , daß das Meer auch um den Nordpol von Oſten nach Weſten ſtromet, ſo wie unter der Linie, allein , daß ſolches wegen des fürzern Umlaufs , wee der ſo geſchwinde, noch ſo heftig geſchehe, weil die Kreie ſe, ſo die Umdrehung des Meers allda beſchreibt, gegen den 90° immer kleiner werden, ſo, daß die See unter den 90° bey einer Windſtille in vollkommner Rube fenn müſſe. Hiermit fommt der Bericht eines Schiffscapitains von Amſterdam überein , welcher Duman Abram heißt , und im Jahr 1737 auf dem Walfiſchfange mit anhaltendem Vorwinde, ima mer gegen Norden fortſeegelte , bis er in einer Gea gend des Meers wahrnahm , daß das Waſſer und der Eiszug nicht mehr gerade vor dem Schiffe. por . bey ſtrich, ſondern ſich nach einer merklich frummen li . nie richtete.

Als er nun nach der Seecharte ſahe, fand

er, daß er außer den bisher befahrnen Graben, auf der åußerſten Nordſee war , worauf er wieder zurück Fehrte. Die Mernungen der åltern und neuern Nature forſcher über die Urſachen dieſer allgemeinen Bemer gung des Meers ſind febr verſchieden , und können G g 2 beym

9) De Catarad . B. I. K. 11. K. S. » Unterſuchung von Meere

.

468

Allgemeine Naturgeſchichte

beum Varenius , Kircher und Sturm s) nach geleſen werden . Die mehrſten glauben heut zu Ta. ge , daß dieſe Bewegung von der Umdrehung der Erdkugel um ihre Ure von Weſten nach Oſten here rühret ; weil das Waſſer, als ein flüßiger Körper, von geringerer Schwere als die Erde iſt, und der ſonſt durch nichts , als durch ſeine Schwere mit der Erde verknüpft iſt, in dem Umlaufe zurůck gelaſſen wird , und alſo von Oſten nach Weſten fortzulaufen ſcheinet; und daher iſt auch begreiflich , warum ſich dieſer Strom zwiſchen den Wendekreiſen ſtårfer ſpuren låſſet, als in den nordlichern Gegenden , weil fich dort die Theile der Erdkugel am geſchwindeſten bewegen. Mit dieſem Hauptſtrom des Meeres fte. het auch der beſtåndige Oſtwind in Verbindung, den man zwiſchen den Wendekreiſen ſpüret ; indem das. jenige , was jezt von dem Meerè geſaget worden , eben ſo ſehr und noch mehr von dem {uftkreiſe be. þauptet werden kann . g.

41 .

Verſchiedene Schriftſteller t) reden auch noch Borgege: von einer immerwährenden und allgemeinen Bewe. bener gung der Waſſer von den benden Polen nach dem Zequator. Strom Vermittelſt dieſes Stroms follte man von den in fürzerer Zeit von den flamiſchen und canaris Polen nad fieten Inſeln nach dem Aequator, als von dem dein Dod Hequator. Hequator nach dieſen Inſeln reegeln fönnen . die neuern Berichte geſchickter Seefahrer befråftigen dieſe Bewegung nidt , und viele vom Ricciolus angeführte Beiſpiele laſſen ſich aus der Verſchieden . heit der odentlichen Winde erklären . In der Nord :

Tee 4 ) Phyr. Elect , Ib. II. S.270 . +) Bircher in Mundo fubterr. Sh. I. B. 3. Sect. 1. R 1. Voß de Ortu et progreffu Idololatr. B. 2. R. 69. Ricciolus in Geogr. Ref. B. 10. K. 3. $. 3. Souraier Hydrogr. 8. 9. K. 22.

I

des Meeres.

3

469

fee wird diefer vorgegebene Strom von den Dånen das Tordivaſſer genannt. Man will aber daſelbſt auch einen Gegenſtrom bemerfet haben , welchem man den Namen des Südwaſſers beyleget. Voſs ſius glaubt, der Boden der Nordſee fey böher, und es ergóſſen ſich mehr Flüſſe in Norden , weswegen das Waſſes daſelbſt füdwårts ſtromen müſſe. Rics ciolus und Verdries ſchreiben dieſen Strom der Sonne zu , welche zwiſchen den Wendekreiſen mehr Dámpfe aufziehe, und daher die See allda niedri. ger als bey den Polen mache, weswegen das Waſ

11

ſer aus den nordlichſten und ſüdlichſten Gegenden des Oceans nach denen Wendekreiſen ſtromen muffe, und zwar um ſo viel mehr , da es bey den Polen durch die beſtåndigen Regen und das Schmelzen des Schnees wieder angefüllet werde . Popowing u)

Allein, Herr

hålt mit mehrerer Wahrſcheinlich .

keit dafür , daß dieſe widrigen Züge nur von dem Gewäſſer verſtanden werden müſſen , welches zum nächſt an dem feſten Sande hinſtreicht , da denn dies re Strome Wirkungen des allgemeinen Weltſtroms fenn fónnten , welcher durch das Anſchlagen an die Küſten von fo verſchiedener Geſtalt und Sage aufver . fchiedene Art gebrochen , und långſt denenſelben bin zu fließen gendthiget würde.

H

42 . $. So viel iſt indeſſen wohl gewiß , daß nach eben Berſchies dieſes Hrn . Popowvis Meynung der allgemeine Um.dene aude. lauf dieſes großen Elements alle in Gemeinſchaft re Meeres

1

ſtehende Meere in der ganzen Welt rege gemacht,ſtrome . fo , daß ein jedes , nach der verſchiedenen Beſchaffen Þeit feiner Küſten , nach der Geſtalt und Sage des Bodens , nach Maaßgebung der Winde , u.f. F.ver.

&

fchieden ſtromen muß.

Daher man ſich denn nicht Gg3 wuns

*) Unterſuch. von Meere , S. 67.

470.

Allgemeine Naturgeſchichte

wundern darf , wenn man in allen Meeren fo ver. fchiedene Stróme antrifft. Ben Sumatra im bengaliſchen Meerbuſen ſtromet die See von Sů. den nach Norden mit einer ſo großen Gewalt , daß auch Varenius daraus úrtheilet , Malacca ſen dadurch von Indien ſo weit abgeſpület worden, daß es eine Halbinſel geworden iſt. Nach des Fournier Bericht hat man in dem Inſelmeere des heil . Lazari, oder ohngefähr 400 M. von der Inſel Terrace, wenn man nach den philippiſchen Inſeln ſeegelt, ſebe fta fe Strôme, welche manchmal ein ganzes Schiff, das vor Anfer liegt , abtreiben , und die ſtårkſten Ankertaue , 27 Daumen dicke, zerriſſen. Zwiſchen Madagaſcar und dem Vorgebirge der guten Hoff. nung trifft man einen ſehr heftigen Strom von Norð. oſten nach Süſtweſten an, ſo , daß man einen ſehr ftarfen Wind haben muß , gegen demſelben nach Madagaſcar hinauf zu feegeln . Vor andern aber iſt der heftige Strom merkwürdig , welchen man bey Guineavon Cabo Verde nach Fernando po findet, der alſo von Weſten nach Oſten gehet, ſo, daß er der allgemeinen Bewegung der See von Doch dies Oſten nach Weſten gerade entgegen iſt. guinei , der fid) von erſtrecket Strom fer gefährliche rohen Küſte nicht weiter als 14 oder nach andern In dem atlantiſden Meere auf den 20 M. ab. Küſten von America hat man einen ſtarken Strom von Cap Auguſtin in Braſilien nach den Antillen des mericaniſchen Seebuſens, D. i . von Süden nach Norden, oder von Südoſt nach Nordoſtweſt x ) ; dod, farto Herr 2nfon auf ſeiner Reiſe um die Er. de auf den Küſten von Braſilien im 16° Süd. Br. einen ) S. PeyfTonelle von den Meeresſtromen bey den antilliſipen Inſeln in den Philoſ. Transact. Vol. 49. N. 92

des Meeres .

471

einen Strom , der nach Süden gieng , den Küſten folgte , und ſich ſüdlicher als der Fluß de la Plata erſtrecte ; er lief in 24 Stunden 30 Meil . ja man befand , daß er einſt 40 Meilen in ſo vieler Zeit zu. Auf den Küſten von Peru růc geleget Hatte y). , welches die atlanti Sande feſten übrigen dem und ſtrómet das Waſſer auch beſpület, daſelbſt rohe See von Süden nach Norden .

43 . g. In Europa iſt das mittelländiſche Meer we. Strome Desim mittels gen ſeiner ſonderbaren Stróme bekannt. Haupeſtroms von Oſten nach Weſten habe ich be. ländiſchen Meere. reits vorhin gedacht. Außer dem aber findet man auf der linken Seite , oder nach Italien zu , noch einen andern Strom , der von Weſten nach Oſten gebet. Bey Sicilien theilet ſich das Waſſer dere geſtalt, daß ein Theil deſſelben durd, die Meerenge dringet, der übrige aber um die Inſel fließt, und durch viele Hinderniſſe aufgehalten wird, ehe es fich mit dem linken Arm wieder vereiniget. Wenn dieſer Strom in den adriatiſchen Meerbuſen tritt, ziebet er ſich nach den Küſten und Inſeln von Dals macien nordweſtwärts , wendet ſich in den Winkel ber Venedig, und låuft an der öſtlichen Seite von Jcalien wieder herab. Hernach ſtrómet er långſt den africaniſchen Küſten weſtwårts zurück , ſo wie er an der linken Seite herunter gekommen war. Daber fommt es , daß die geübteſten Schiffer nach den Ufern von Albanien und Dalmatien aufwärts feegeln , wenn ſie z. B. von Corfu nach Venedig gehen wollen , hingegen , wenn ſie von Venedig nach Corfu feegeln , halten ſie ſich an die påbſtlichen und neapolitaniſden Küſten , oder entfernen ſich nicht weit davon . Dieſen Strom des Meeres be.

G g 4 y Lord Anfou's Vogage round the World,

ſtåtigen

}

472

Augemeine Naturgeſchichte

ſtätigen auch die ſchwimmenden Inſeln , welche auf dem obern Theil des adriatiſchen Meeres von ab, geriſſenen Rohrwurzeln entſtehen , indem ſie von den venecianiſohen Gegenden nach den Mündungen des Po , und alsdann ferner abwärts getrieben wer. ben z). Eben die zween Strome bemerket man 1

auch in der Meerenge von Gibraltar, wo der Strom aus dem atlantiſchen Meere mitten durch die Straße in die mittelländiſche See läuft; aber man findet auch einen andern von Oſten nach Weſten

/ dafelbſt , der långſt den Küſten von Spanien und der Barbaren ſchon an der einen Seite , an dem Caftel von fangerole, und an der andern Seite ben der Bay von Tetuan , ju merken iſt ; und dieſer Strom, durch welchen das Waſſer abläuft, ſtreicht allezeit beynaße mit den Küſten gleichlaufend. Zum Benſpiel, růdwarts von Ceuta , läuft er nach Nordoſten , an der Oſtſeite von Ceuta nach Norden , oder ein wenig weſtlicher, und nordmarts eben dieſes Plaßes läuft er nach Weſten, oder zwiſchen Weſten und Nordweſten . Etwas dergleichen hat man auch Denn ivarſiglia) bep Gibraltar bemerket. perſichert , daß nach dem Bericht der beſten und er , fahrenſten Seeleute , ein Strom von Weſten nach Oſten gehet, welcher an der Straße von Gibraltar anfängt, und långſt den africaniſchen Küſten bis nach Candia hinſtreicht. Ueberhaupt ſcheinet es, daß die Meerenge ben Gibraltar das Verhältniß des mittelländiſchen Meeres gegen die Höhe des atlantiſden dergeſtalt beſtimme, daß jenes weder im Winter zu hoch ſteiget, noch im Sommer zu ſehr abnimmt. Hat daher dieſes Meer zu viel Waſfer, To fließt es durch die Meerenge ab , hat es aber zu wenig 2 ) Dopowin, Unterſuch). Dom Weere. 3) Hift. Phyſ, de la Mer, 6. 45.

1 1

des Meeres .

473

wenig, oder wird ſeine Oberfläche niedriger , als die Oberfläche des Weltmeers , ſo dringt aus dem lek. tern ſo viel Waſſer ins erſte , bis das Gleichgewicht wieder hergeſtellet wird . 0. 44

Außer dieſen Stromen haben verſchiedene alte Widrige fowohl als neuere Naturforſcher bemerket, daß bey Strome in den einigen Meerengen, wo die Bewegung des Waſſers Meerens auf ſeiner Oberfläche nur nach einer Seite geführetgen . wird , daſſelbe unterhalb feinen Sauf gegen den obern Strom auf die andere Seite nehme. Marſigli b) derſichert, daß in der Enge des thraciſchen Boss phorus das untere Waſſer nordwärts in das ſchroarze Meer getrieben wird, da indeſſen das obere Er be. allezeit aus demſelben ſüdwårts fließet. merkte dieſen Unterſchied der Bewegung vornehms lich durch Niederlaſſung eines Senkblenes, welches, wenn es ohngefähr 5 bis 6 Fuß tief gehalten wurs be , rich allezeit nach dem tljare de marmora neigete, wenn es aber niedriger gieng, wurde es nach der entgegen gefekten Seite , das iſt , nach dem Eben dieſes bezeuget fchwarzen Meere getrieben . D. Smith c ) von dem Vereſund , indem er der, fichert, daß , als man mit einem Boote nach dem mittlern Strome des Sundes gegangen, ſo ſey man durch den Strom gewaltig weggeführet worden. Man ließ hierauf ein Gefäß mit einer Kanonen. kugel in eine gewiſſe Tiefe ins Waſſer ſinken , wels ches die Bewegung des Boots aufhielt , und indem man es immer niedriger und niedriger ſinken ließ , ward das Boot gegen den obern Strom getrieben , der nicht über 4 oder s Faden war , und je niedriger das Seil gelaſſen wurde , deſto ſtårker fand man den ogs b ) Hift. Phyſ. de la Mer . s) Philoſ. Transact , Abr. Sh. II . S. 289.

474

Allgemeine Naturgeſchichte

unterſten Strom .

Rajus hált zwar des Marſigli

Beobachtung nicht für zulänglich , weil ein Fehler dabey vorgegangen ſeyn könne ; allein er führet feia ne Gründe dieſer Vermuthung an . Herr Buffond) macht auch den Einwurf , daß er nicht begreifen könne, wie das Waſſer in einem Meerbuſen und zu einerlen Zeit vorwärts und růkwärts laufen könne ; doch man wird täglich ſolche Erſcheinungen gewahr, die ſich nid )t erklären und dennoch nicht in Zweifel ziehen laſſen.

g . 45. Die bisher beſchriebenen Strome befinden ſich Periodio ſebe und

das ganze Jahr hindurch in einerlen Zuſtande ; allein es giebt auch nod) andere, welche zu verſchiedenen

licheStrá. Zeiten des Jahres verſdieben ſind ,und ſich meiſtens nach der Richtung der Mouſſons oder beſtåndigen Winde ridhten . So fließt z. B. zwiſchen der Inſel Celebes und madura die See nach Südoſt, oder ein wenig díflicher , wenn der weſtliche Mouſſon weher, das iſt, im December, Januar und Februar, in welchen Monaten der Wind Nordweſt oder ein wenig weſtlicher blåſet.

Ben der Inſel Ceylon

ſtrómet die See nach Süden , von der Mitte des Mårzes an bis zum December ; in den übrigen Monaten kehret fid, der Strom nach Norden , wels dhes wiederum den Winden zugeſchrieben werden muß , die daſelbſt vom Mårz bis zum December nördlich und in den übrigen Monaten füdlich ſind . Wihrend des weſtlichen L1jouſſon, d . i . vom April bis zu Ende des Auguſts oder Anfang des Septen . bers ſtrómet die See zwiſden Codrin und mas lacca , nach Malacca, gerade der allgemeinen Bes wegung der See von Dſten nach Weſten entgegen ; in den übrigen Monaten aber iſt der Strom nach

Weſten d ) Hist, Natur. Ib. I S. 399.

des Meeres. Weſten gerichtet,

zu welcher

475

Zeit der allgemeine

Oſtwind das Waſſer zugleich ſo forttreibt, daß es brauſet und tobet, als wenn es gegen die Klippen geworfen würde. Dampier e ) hat mehr der. gleichen ordentliche Bewegungen der Ströme ans geführet. Die unordentlichen Strome fommen größtena theils auf die Verſchiedenheit der Winde an , nach deren Richtung ſie ſich bequemen , obgleich die Ebbe und Fluth und die Lage der Strande und Vorgebirge, gegen welche das Waſſer angeworfen wird , und wovon daſſelbe auf tauſenderley Art zurückprallt, einige Veränderung darinn machen. So ſtredet fich z. B. gegen Oſten vom Vorgebirge der guten Hoffnung zwiſchen 24 und 30° Sud. Br. der Strom nach

Dſtnordoſt, vom

Monat

Mani bis zum

Dctober, und der Wind iſt dann Weſtſüdweſt, oder Südweſt; aber vom October bis zum May iſt der Wind zwiſchen Oſtnordoſt und Oſtſüdoſt, unterdeſſen , daß der Strom weſtwärts geher ; und dieſes er: ſtrecket ſich von 5 oder 6 M. vom Lande bis ohnge. fåhr so M.weit in die See , wo der Strom nicht mehr geſpüret wird. Ja man findet Derter , mo fid, die Strome nach dem { auf des Mondes richten . So åndern ſich die Stróme in Weſtindien und an den guineiſden Küſten allein um die Zeit des Wollmonds .

g.

46.

Unter die beſondern und doch zugleich ordent . Meerſtru . lidhen Bewegungen der See, und größtentheils auch der in der zu den Stromen des Meeres , müſſen aud) dieNordſee. Meerwirbel , meerſtrudel oder Waalſtrome gerechnet werden , welche allezeit an einem und eben demſelben Orte angetroffen werden ,

und in einer ſchnecken .

) Traité des Vents K. 8.

476

Allgemeine Naturgeſchichte

fchneckenförmigen Bewegung des Meerwaſſers be. ſtehen . Ebedem hat man geglaubt , daß ſolche durd) große in dem Mecresboden befindlicheSchlün . de veranlaſſet wurden , in welche ſich das Waſſer mit der größten Heftigkeit hinunterſtürzte. Plein jekt iſt man von den mehreſten eines beſſern unter . richtet. Der berühmteſte unter allen iſt der bekann. te Woskoeſtrom , den die Schiffer gemeiniglich Maelſtrom nennen, in der Nordſee, an der nor . wegifden Küſte in der Breite von 68° 10 '. Er befindet ſich zwiſchen den Inſeln {poskde und Moskoenas und läuft 6 Stunden von Norden nach Süden und in eben ſo langer Zeit von Süden nach Norden zurück ; welche Zeit auch das Meer in ſeiner Ebbe und Fluth beobachtet , doch richtet ſich der Moskseſtrom nicht nach derſelben, ſondern iſt derſelben vielmehr ganz entgegen . Denn wenn das Meer bey der Fluth ſteigt , ſo geht es von Súden nach Norden , der Wioskseſtrom aber alsdann von Norden gen Süden, und wenn das Waſſer des Meeres bey der Ebbe von Norden nach Süden ge. het ,

ro läuft der Strom von Süden gen Norden .

Er iſt ſehr fdinell, inſonderheit zwiſchen der Inſel Noſkóe und der Spige mošksenås, wo der Haupofluß iſt ; je náher er aber den Inſeln Werde und Róſt fommt, deſto ſchwacher wird er. ' Er gehet weder vor noch hinterwärts in gerader Linie fore, wie andere Strome, ſondern faſt zirfelmäßig . Denn wenn das Waſſer des Meeres balb Fluth iſt : ſo geht der Strom nach Südſüdoſt ; je mehr das Meer aufſdywillt , deſto mehr wendet er ſich nach Süden, und gebe ſodann von Süden nach Südweſt und von Südweſt nach Weſt. Wenn das Meer ganz Fluth iſt, ſo drehet ſich der Strom gen Nord. weſt, und endlich gen Nord . Alsdann ſteht er i Stunden lang ſtille , und nimmt hierauf ſeinen lauf wieder

des Meeres .

477

wieder zurück. Er macht nach Schelderup eine Menge Krümmungen oder Waſſerwirbel, weldie einem umgekehrten hohlen Kegel ähnlich und von dem oberſten Rande an zu rechnen , oft mehr als 2 Faden tief ſind. Ben dem Neu- und Vollmoride und um die Nachtgleidyen , wenn Ebbe und Fluth am ſtärkſten iſt , tobet er überaus heftig , außerdem aber auc, bey einem fiarfen Eturm . Ben der halben Fluth und halben Ebbe iſt er ſchiffbar ;

aber

wenn er am ſtärkſten tobet , müſſen ſich die Schiffe auf benden Seiten auf 2 auch wohl 3 Meilen von ihm entfernet halten , wenn ſie nid )t mitten in den . felben hingeriſſen werden undverunglücken wollenf). aller Wahrſdeinlichkeit nach rühret dieſe Bewegung von der Heftigkeit her, mit welcher der Strom dem Meereswaſſer entgegen eilet ,

nicht aber von einer

Kluft in der Erde, oder wohl gar von einer Deffnung, die daſelbſt durch den ganzen Erdboden gienge , wie ſich einige traumen laſſen . 2m Súderende der Inſel Süder &c, welche zu den Inſeln Färöer gehöret, befindet ſich ein noch ftårferer und gefährlicherer Strom als der jeßt. beſdýriebene Maelſtrom iſt . In der Mitte deſſel. ben raget ein Fels hervor , welches der Sunbée Mönch genannt wird. Zwiſchen den kleinen In. feln Viders , Svinde und Bordde befindet ſich auch ein kleiner Meerſtrudel; an der Südſeite, der gleichfalls zu den Fårdern gehörigen Inſel Sindde aber I) S. Bings Diff. de gurgite Norwag. Kopenb. 1741. 4. Schelderings Beſchreib. davon in den Schrifs ten der Kon. Sowed. Academie der Wiſſen fob . B. 12. S. 177. Der deutfcbclleberres. und aus denfelben im Samb. mag . 3 $ Vi, S. 203 . Pantoppidans Naturgeſib . von Norweg . Ib . I. S. 139 .

478 aber ,

Allgemeine Naturgeſchichte ein großerer

und gefährlicherer , welcher

Quereen genannt wird g). an den öſtlichen Viertel der Inſel Jsland fie. man ben dem Vorgebirge Laanganes audy einen gefährlichen Strudel im Meere; ähnliche Waſſer. wirbel aber bey der zu den Orkneys oder arcadis fchen Inſeln gehörigen Inſel Sivinna , welche Wells of Swinna genannt werden.

§.

47

In dem mittelåndiſchen Meere war der Meer . Im mits wirbel in der Meerenge bey Sicilien gegen den telländi. Hafen von Meßina über , ben den Alten überaus roben berúýmt, die ihn Charybdis nannten , dagegen er Meere. jeßt bey den Sicilianern Calofaro und la Rema heißt. Man glaubte ehedem , es ren auch hier in dem Boden des Meeres ein Schlund , in welchen das Waſſer hinabſtürze . Der ſicilianiſche Eau: cher, Nicolaus Peſcecola , oder Colapeſce , ſtieg, wenn anders Kirchers h ) Erzählung nicht erdich. tet iſt, auf BefehlKönigs Friedrich von Sicilien , in den Wirbel Ginab , die Beſchaffenheit deſſelben zu unterſuchen , und berichtete nady der erſten Unter. ſuchung, deren Zwote ihm das Leben koſtete, daß es ein unerforſchlicher mit entſekliden Klippen umzin. gelter Abgrund fen , durch welchen das Waſſer in Geſtalt eines måchtigen Stromes mit ſolchem Un. geſtům hinabfübre , daß er ſich, um nicht in den Abgrund geriſſen zu werden , während des Zuges hinter die Klippen legen , und die Wiederkehr des Stromes erwarten müſſen. Allein , auch dieſer Wirbel rühret, aller Wahrſcheinlichkeit nach , von den Seeſtromen her , welche in dieſer engen Gegend wider

8 ) Debes Beſchreib. der Inſeln Farger. b ) Mund. Subterr. Lb. I. S. 97.

1

7

des Meeres.

479

wider einander laufen und den gefährlichen Strudel verurſachen . Sie halten eine gewiſſe Ordnung, welche die Schiffer bemerket haben, und ſich darnach richten ; dager man jeßt wenig mehr von Unglücks. fållen Höret. Wenn kein Sturm auf dem Meere iſt, und inſonderheit , wenn kein Südwind wehet, ro iſt dieſer Ort ruhig,

und man fann aledann

ganz ſicher mit einem kleinen Kahn darüber fahren. Bey der Inſel Luboa , weldie jeßt negros pont beißt , hat man den chalcidiſchen Strudel, der wegen des erdichteten Todes des Ariſtoteles ro Es iſt folches eigentlich eine ſchmale berüchtigt iſt. Meerenge, welche dieſe Inſel von dem feſten ( ande abſondert, und ehedem Luripus hieß. Dieſe ſollte das Waſſer gleichfalls in ſich ziehen, und zu gewiſſen Zeiten wieder ausſpenen. Strabo , ela und Livius Gaben dieſen ſogenannten Strudel ſchon bea fchrieben , aber ihre Nachrichten geben ſehr von eine Einige behaupten , daß er zwiſchen der ander ab. Sonnen Uuf . und Untergange ſiebenmal ab , und Allein Livius widerſpricht dieſer ordent. anlaufe. lidhen Bewegung , und verſichert, daß ſolche zwar groß , aber ſo unbeſtändig als der Wind ſen. Der genaueſte Bericht fcheinet der von den Jeſuiten

"

Babin i) zu ſeyn , welcher zwey Jahr zu negro , ponte gewohnt, und dieſen Strom , oder vielmehr Er dieſe Gegend der See , genau beobachtet hat. faget, daß unter den 29 Tagen, in welcher der Mond ſeinen Umlauf vollbringet, deren 20 wåren, in wele chen die See in daſiger Gegend eine ordentliche Ebbe und Fluch habe; aber am 9ten , 1oten uten , 12ten , 13ten, 21ten , 22ten , 23ten, 24ten , 25.en und 26ten Tage des Mondes fame die Ebbe und die Fluth allea zeit zwölf, dreyzehen oder vierzehen mal in 24 Stun . den . i) Philoſ. Transad . Abr. Ib. II. S. 289 f.

480

uugemeine Naturgeſchichte

den . Dieſe Unregelmäßigkeit, nach welcher die åltern und neuern Naturkundigen vergebens gefor. chet haben, war bey den Griechen zu einem Sprich. wort geworden .

§.

48.

Philip April k), ein Jeſuit, behauptete , es gåbe Und in der unweit Rilait , in der caſpiſchen See , ziveen er, calpiſchen ſchreckliche Wirbel , die das Waſſer dieſes Meeres und Oſt: mit großer Gewalt in fich zogen. Er fekte hinzu, fee. daß man jährlich um den Herbſt viele Weidenblätter in dem perſianiſchen Meerbuſen herum treiben fåhe, welche Bäume in dem ſüdlichen Theile von Perſien unbekannt ſind , aber um die Ufer der Caſpiſyen See ben Rilan ſehr häufig wachſen. Hieraus wollte man nun den Shluß machen , daß dieſe Strudel eine Gemeinſchaft mit den perſianis fchen Meerbuſen hätten. Allein , Czar Peter chat dem Herrn de l'Isle 1 ) während ſeines Wufent balts zu Paris die Ehre an , ihn zu berichten , das dergleichen Strudel in der caſpiſchen See völlig ungegründet wåren . Und wenn ja dergleichen ge funden würden : ſo müßte es in einer kleineren See feyn , die ſich nur auf 15 Meilen weit erſtreckte, in welche ſich die caſpiſche See an der öſtlichen Küſte entledigte , wovon man aber noch keine hinlängliche Nachricht hat. Deſto gewiſſer aber findet man eine Art von folchem Strome in der Oſtſee, und zwar an der öſtlic chen Seite der Inſel Bornholm bey Terốe. Hier tretben die ſtarken Nordwinde das Waſſer auf die in einem Kreiſe ſtehenden Klippen und Scheeren , zwiſchen welchen es mitSauſen und Brauſen (d)leunig ringsum in einen Wirbel låuft ; weldien Wirbel

daber k) Acta Erud . 1694. S. 63. 1) Memoir . de l'Acad . 1720. S. 495.

DE 9

des Meeres .

487

baher die Einwohner Malequárn , 0. i. Schrot. mühle nennen , weil er dem ſchnellen Umlaufe eines Mübiſteines åhnlich iſt m ).

$. 49 . Es iſt endlich noch die leßte Art der Bewegung Wellens des Meerwaſſers übrig , nämlich das Wellenwer , werfen der fen , welches in einer Bewegung der Oberfläche der See. See beſtehet, welche größtentheils von Winden ver . úrſacht wird. Wenn fein Wind weget , ſo iſt die Dberflådie des Meeres eben , ' und oft ſpiegelglatt. Entſtehet aber der Wind : fo fångt es an zu fråue feln , und wenn er zunimmt, ſo entſtehen Wellen. Die Seefahrer machen uns oft ſehr fürchterliche Be. ſchreibungen von dieſen Bewegungen des Meers. Ullein , man hat gefunden , daß eine einfache Meee reswelle, wenn ſie am größten iſt, nicht höher als 6 Shuh iſt. Jedoch werden ſie viel größer, wenn einige zuſammen ſtoßen, und an einander ferplaken. Sie baben keine andere Bewegung, als entweder unter ſich , oder über ſich , und nach Verſchiedenheit In der Oſta der Meere von verſchiedener Große. Weſ klei tfee, pflegen auch fee ſind ſie ner als in der allemal mit einem kürzern Seegange abzufallen oder In dem biſcayiſchen Meerbuſen bin . gegen , und in dem atlantiſchen Meere ſind ſie ſehr lang und breit. Die Wellen werden von den Win . den allemal nach den Ufern zugetrieben, und daſelbſt fortzulaufen.

angeháufet , daher auch das Meer an den Küſten Sandbånke zuſammen zu treiben pfleget.

$. 50 . Ich habe vorhin geſagt, das Wellenwerfen des Betrifft Meeres beſtehe in einer Berdegung der Oberfläche Dberkas des Meeres ; denn ſo fürchterlich die Vorſtellungen cbe des auch ſeyn mogen , welche uns die Seefahrer von der Meeres. Hóbe m) Pantoppidas Dän. Ntlas 16. I. S. 322. II . Theil. $ $

482

Allgemeine Naturgeſchichte

þöke und Liefe machen , zu welcher ihre Schiffe durd) die Gewalt der Wellen hinauf- und herabge. worfen worden : ſo hat doch Robert Boyle n) deut lich genug gewieſen , daß die heftigſten Bewegun , gen der See in feine große Tiefe hinabreichen . Der Widerſtand der Müßigen Materien , wenn ſie in Be. wegung geſeket werden ſollen , richtet ſich nach ihrer Hohe, und dieſe iſt in einer großen Liefe der See ſehr beträchtlich. Ueberdem iſt das Seewaſſer wee gen der damit vereinigten fremden Theile von ſehr großer Schwere ; daher auch ſchon hieraus zu ver . muthen it , daß auch der ſtårkſte Orcan zu feiner anſehnlichen Tiefe hinabreichen könne. , Boyle hac folches auch durch Erfahrungen noch gewiſſer ge. macht, die er mit der Campana urinatorii des berühmten Storländers , Georg Sinclairs an . ſtellen ließ , und wodurd) er erfuhr , daß, wenn der Wind auf der See ſo ſtark webeti, daß die Wellen fich bis zu einer Höhe von 6 bis 7 Fuß erheben , in einer Liefe von 15 Klaftern nicht das mindeſte da. von zu ſpüren iſt ; nur wird das Waſſer daſelbſt ein wenig triibe. Ein großer Taucher begab ſich vere

mittelbſt der gedachten Maſchine in die Liefe binab , zu einer Zeit , da auf der See eine Windſtille herre (chete. Er gielt ſich einige Stunden auf dem Bo. den der See auf, ohne das geringſte Merkmahl von den ftirmiſchen Bewegungen zu ſpüren , in welche das Meer während dieſer Zeit verfekt worden , und deren er mit großer Verwunderung gewahr wurde , als er ſich wieder hinauf begab . In Oſtindien zwiſchen dem Cap Comorin und der Inſel Ceylon , wo die Perlenfiſcherey auf der Höße der Inſee mas nor ro ſtarf getrieben wird , iſt die See mit verbor. genen Klippen ſehr reidlich verſehen . ) Tract, de fundo maris. Sect. 3.

Wäre nun die

des

Meeres .

483

die Kraft der Sturmwinde vermogen

, die Bewe.

gungen der Fluthen bis zu einer betrachtlichen Tiefe fortzuſeßten : fo müßte folches vornehmlich zwiſchen dieſen verborgenen Felſen verſpåret werden . Allein , Boyle verſichert, daß die Taucher ſich einsmals in die Tiefe hinab begeben , um ihre Verrichtungen daſelbſt vorzunehmen , zu einer Zeit , da die Seero ſtürmiſch war , daß kein Schiffer fich würde unter. ftanden haben , aus dem Hafen auszulaufen , und daß dieſe Leute nachinals verſichert, wie ſie auf dem Boden der See alles ſtill und ruhig gefunden. Dies ſe Nachrichten ſind zuverläßig genug , zu beweiſen , daß aud) der ſtårfſte Sturm das Meer bis zu keiner erheblichen Tiefe in Bewegung feßen könne. Auf die allgemeinen Strome aber , inſonderheit auf die Ebbe und Fluth , wo der ganze Körper des Waſſers beweget zu werden ſcheinet , möchte ſich ſolches wohl nicht leicht anwenden laſſen .

S.

51 .

Alle Flüſſe ergießen ſich in das Meer, oder doch Vorgeges in Theile deſſelben . Ohnerachtet nun dieſe Theile bene unters des Neers over kleineren Meere wenige, oder wohl Verbina gar keine Gemeinſchaftmit dem allgemeinen Welt dung unans meere Baben : ſo ſiehet man doch nicht, daß ſie vol- cher Meere ker werden oder überlaufen , wenn ſich gleich viele mit dem Dieſe Dican . und ſehr große Flüſſe in ihnen entladen . Edwierigkeit zu geben , hat man ſeine Zuflucyt zu Das gemeinſte verſchiedenen Mitteln genommen .

war , daß man einen unterirdiſchen Zuſammenhang mander kleinern Meere mit Theilen des Weltmee. res behauptete, durch welche ſie ſich ihres überflüßis gen Waſſers entladen könnten . Wir wollen ſehen , wo man dieſen verborgenen Zuſammenbang angue Ereffen geglaubt bat. Das

$ 62 indiri

484

Allgemeine Naturgeſchichte

Das ſchwarze Njeer fließt mit einem beſtändi: gen Strome in die mittellandiſdie See ; das ats lanciſite Meer bringt durch die Straße bey Gibraltar wenigſtens eben ſo viel Waſſer in dieſe See , als es daraus empfängt , wentgſtens zur Zeit der Fluth , welche in derſelben nicht ſo merklich iſt; und überdieß ergießen ſich noch die oben bereits ge. nannten neun großen Ströme in das mittelländiſche Meer, einer großen Menge kleinerer nicht zu geden, ken . Dieſer unglaublichen Vermehrung von War. ſer ohnerachtet, findet man doch nicht , daß die Höhe dieſes Meeres dadurch vermchret würde. Rirs cher o ) weiß dieſer Schwierigkeit geſchwind abzus helfen. Er ſagt, die mittelländiſche See Habe durch unterirdiſche Höhlen mit dein vollen Meere Gemeine ſchaft,

welches jezt durchgängig der arabiſche Dieerbuſen genanntwird. Er gründet ſich auf ei . ne Erzählung des Abulbaſan , welcher von den Wundern Aegyprens geſchrieben hat , und in die. ſem Werke erzáblet, ein Balſa von Suez, welcher Drt am Ufer des rothen Meeres . lieget , babe in dieſer See einen Delphin gefangen , welcher Fiſch eine fupferne Platte an den Düren gehabt , wor . auf mit arabiſcher Schrift folgendes geſtanden : Almed Abdalla , Baffi von Sucz, hat mir das Leben nebſt dieſem Zierachy in 720ten Jabr der begira geſitenckt ; welches Jahr ohngefähr das 1342te nach unſerer Zeitrechnung feyn würde. Er habe hierauf den Delphin in das rothe Meer feßen laſſen , welcher aber noch daſſelbige Jahr in der mittellandiſden, unweit Dainiata, wieder gefangen worden , wie man aus der Platte geſehen , die er noch an fich getragen . Weil es nun nicht wahre fcheinlich ſen , daß dieſer Fiſch um ganz Africa ger . um

. ) Mund, Subterr. Ib. I. S. 161. 87 f.

des Meeres.

um

geſchwommen ,

485

und durch die Straße von

Gibraltar gegangen ſen , ſo glaubet Kircher , das das roche Meer durc ) unterirdiſche Höhlen mit dem mittelländiſchen Gemeinſchaft habe , durch welche ſich dieſes Meer von dem überflüßigen Waſſer ent. laden könne. Wir wollen des Abulhaſſans Er. zählung auf ihrem Werth beruhen laſſen ; aber jeder meiner Leſer wird leicht ſehen , das dieſe Geſchichte noch nicht þinlänglich iſt , eine Meynung zu beſtåtie gen , die ſonſt durch nichts unterſtübt werden kann . Das Caſpiſche

Meer hat mit keinem Theile

des Oceans einige ſichtbare Gemeinſchaft , und den . noch erhält es von einer Menge großer und kleiner Flüſſe eine unglaubliche Menge Waſſers , ohne daß es davon voller werde. Die Wolga allein bringet in einer Minute 113747560 Cubicfupi Waſſer hinein , ſelbſt wenn ſie niedrig iſt , als im Auguſtmonach, wenn alſo der Fluß am langſamſten gehet p) ; 10, daſs man eine mittlere Zahl ohne Fehler auf 15000000 Cubicfuß feßen kann.

Ueberbiefes fallen ſo viele

große und kleine Flüſſe in dieſes Meer , daß man dieſe Zahl ohne Bedenken dreymal größer annehmen und den Zuwachs für jede Minute auf 45 Milonen Cubicfuß annehmen fann ; außer dem Regen , der noch hineinfällt und das Waſſer gleichfalls anſehnlich vergrößern muß. Kirder nimmt daher auch hier eine unterirdiſche Gemeinſchaft dieſes Meeres ſowohl mit dem ſchwarzen Meere , als auch mit dem pers fianiſchen Meerbuſen an. Was den lektern betrifft, fo habe ich ſchon vorhin ben Gelegenheit der Meeres, ftrudel angeführet, worauf ſich dieſe ganz irrige Ver. muthung gründet. In Anſehung der Gemeinſchaft mit dem fdwarzen Meere aber beruft ſid Kircher auf dem perſianiſchen Schriftſteller Paradia, wel. der Hb 3

P) 6. Perry Voyages au Nord. Ib. yII. S. 324.

486

Algemeine Naturgeſchichte

cher verſichert, daß bey gewaltigen Stürmen der. Oſtwinde auf der caſpiſchen See in dem ſchwarzen Meere große und ungewöhnliche Wellen verſpåret würden ; wenn aber die Weſtwinde gewaltig auf das ſchwarze Meer blaſen , fehe man dergleichen Unru. Da wir aber vorhin geſe. hen in dem caſpiſchen . ben haben , daß ſich die durch Stürme veruſaityten Be'vegungen des Meeres in keine große Tiefe er. ſtrecken : ro wird man ſieraus feine unterirdiſche Gemeinſchaft beyder Meere behaupten fönnen ; gee daß dieſe Beobachtung ihre Richtigkeit Paradia feget noch hinzu , man finde an þåtre. den Ufern des ſchwarzen Meeres dergleichen Zus : feßt auch ,

würfe, als eine gewiſſe Art von Seegraſe, Schlan . gen und Bäume, die nicht dem Eufinus , fondera der caſpiſiten See allein eigen ſind , und alſo durch unterirdiſche Waſſerleitungen aus einer in die andere gefommen ſeyn miften . Wir haben das rodre Veer , oder die aſphals tiſche Sec , in dem ehemaligen jŭdiſchen Lande oben unter die landleen gerechnet ; wir können deſſel, ben aber wegen ſeiner Große auch hier gedenken. Dieſes Meer empfängt durch den Jordan, der ſich darein ergießet , tåglid, 6000000 Tonnen Waſſer, Da pieler andern kleinern Flüſſe nicht zu gedenken . es nun auch feine fichebare Gemeinſdiaft mit dem Weltmeere bat : ſo ſoll es wiederym in einer unters irdiſchen Verbindung mit demſelben ſtehen.

g. Es fragt ſich nun ,

52 . ob man nicht ein anderes

Vusdún, Mittel ausfindig machen kann , dieſe Meere von iş. Aung des rem überflüßigen Waſſer zu befrenen , ohne zu folden Wir unterirdiſchen Höhlen ſeine Zuflucht zu nehmen , die wars. fich fonit durc) nichts erweiſen laſſen . Ich habe be. reits im vorigen der vom Marſigli und D.Sdınạch bemerf.

des Meeres.

487

doppelten Strome in 'manchen Meera engen Meldung gethan, durch welche das überflüßige Waſſer mancher großer Meerbuſen unterwärts ,ab. zufließen ſcheinet. Wenn man aber auch dieſe nicht bemerften

für hinlänglich anſehen ſollte : ſo wird ſich vielleicht nod , ein allgemeiner Weg ausfindig madien laſſen , der zugleich für diejenigen Meere oder Seen brauch. bar iſt, die durch keine Meerenge mit dem Ocean Wenn Salleys 9) und Tieur zuſammen hången. wentyts Berechnungen ihre Richtigkeit Şaben , woran man doch noch nicht Urſache zu zweifeln hat, ſo iſt die tägliche Ausdůnſtung des Meerwaſſers allein ſchon hinlänglich, alle das Waſſer wegzuſchaf. fen , welches die vielen Flüſſe den jektgedachten und Dieſe Ausdünſtung gehet andern Meeren zuführen . beſtändig fort , und da ſie durch die Sonne gar febr befördert wird : ſo kann ſie auch nicht in allen Zoe nen der Erde gleich ſtark reyn ." Man fann indeſſen ficher annehmen , daß die Oberfläche des Waſſers durch dieſes Mittel im gemäßigten Erdſtriche , in warmen Sommertagen , durchgehends einen 26 Zoll an ihrer Höhe verliehre. Nach gang von Mieliirentyrs Unmerkung iſt dieſer Abgang in holland bey ſtill ſtehendem Waſſer viel größer. Im heißen Erdſtrid , iſt dieſe Ausdůnſiung viel größer ; rebet man aber , daß ſie um eben der Ur. ſadze willen in den falten Zonen auch ſchwådyer iſt, die Ausdünftung der Gewäſſer von der ganzen Ober . fläche der Erde in einem Tage nur auf i Zoll : ro wird , wenn wir hier die Erde nur überhaupt als eine Kugel anſehen , deren Halbmeſſer 860 deutſche Meilen betrågt , und von deren Oberfläche aus Waſſer beſtehen ,

die Ausdünſtung einen Abgang von HH 4

Miſcell, curioſa 16. L

1

488

Allgemeine Naturgeſchichte

von 134401223808oco Cubiffuß Waſſer verurſa . chen , die täglich in Geſtalt der Dünfte in die Luft übergeben , und deren Sd)were 7819707567018 Centner ausmacht. Um ſich einen noch vollſtändi. gern Begriff von der Größe dieſes täglichen 26 . ganges zu machen , fann man die Beobadytungen der franzöſiſchen Naturforſcher zu Hülfe nehmen, daß die Seine unter der königlichen Brücke zu Paris in einem Tage 28800000 pariſer Cubicfuß Waſſer ergieße: und ſo beträgt die Menge der Gewäſſer , die tåglich durc) die Ausdünftung von den Meeren auf. ſteigen, eben ſo viel , als wenn ſid) 4666708 folcher

1 1

Etróme, dergleichen die Seine unter der Fòniglidien Brücke zu Paris iſt, von der Oberfläche der Erde gerade aufwärts in die Luft ergoſſen .

53 . Wendet man nun dieſes auf die vorhin ange. und insbe: führten Deere an : ſo wird man nicht mehr in Ver . fondere des legenheit ſeyn dürfen , wo man mit dem vielen iho mitrellan : nen durch die Strome zugeführten Waſſer hin wolle. diſcen . Man nehme an , die Uusdunſtung ren in dem mit. telländiſden Meere nicht ſtårker, als ſie in solland iſt ,

wo die Höhe des ſtillſtehenden

Waſſers in

warmen Sommertagen , nach Tieuwentyts Be. obachtung, tåglich um 1 Zoll abnimmt, welches man ficher als eine Wirfung der Uusdiinſtung anſehen tann. Die Oberfläche der mittelländiſchen See kann, wie wir oben geſehen haben , ſicher auf 54000 deutſche Quadratmeilen geſeget werden ; dieſe be tragen , wenn man mit dem Herrn Picard eine deutſche Meile, deren 15 auf einen Grad geben , zu 22824 pariſer Fuß rechnet, 520934976 pariſer Quadratfuß oder 75014636544 pariſer Quadrata goll.

Es würde alſo die Oberfläche der mittellan .

difchen See 4050790373376000 pariſer Quadrat, joll

11 1

des Meeres.

489

joll betragen, und ihr täglicher Verluſt an Waſſer, den ſie durch die Ausdůnſiung leidet , 4050 Billio . nen, 790373 Millionen und 376000 pacifer Cubic. zoll Waffer betragen. Um ſich dieſen erſtaunlichen Abgang noch deutlid ) er vorzuſiellen , kann man an . nehmen , daß die Seine unter der königlichen Brüfe



3

zu Paris , den franz& fiſchen Naturforſchern zu Folge , in einer Minute 20000 parifer Cubiffuß an Waſſer ergießet, folglich in 24 Stunden 28800000 Pariſer Cubicfuß, oder 49766400000 pariſer Cu. biczol.

Seßet man ferner , jeder der neun großen

Strome , die, wie oben gedad )t ,

ihr Waſſer dem

mittelländiſchen Meere zuführen , ergóſſe 20 mal lo viel in daſſelbe, als die Seine unter der königli. dhen Brüde zu Paris , und alſo in 24 Stunden 995328000000 pariſer Cubiczoll: ſo würden ſie alle zuſammen in

dieſer Zeit nur 89 Billionen ,

579520 Millionen puriſer Cubicfuß Waſſer er. gießen. Nimmt man nun auch an , daß alle übrige kleine Flüſſe , die ihre Mündung in dieſer See ba. ben , juſammen genommen , eben ſo viel Waſſer er, gießen , als dieſe 9 Stróme, ſo wird doch aller dieſer Zufluß nicht hinreichen , audy nur den 2oten Theil des täglichen Übganges zu erſeken , den die Mus. dånſtungen verurſachen .

Ueberdies muß in dieſem

Meere die Ausdünſtung nod; weit ftårfer fenn , als in andern Gewäſſern ; weil unter dem Boden deffel. ben vermuthlich eine Menge unterirdiſcher Feuer vorhanden iſt, wie aus den vielen in daſiger Gegend befindlichen feuerſpeyenden Bergen , Erdbeben und andern Umſtänden ergellet. Popowic ſtellet fich daher den Grund des großen Bedens dieſes Meeres nicht unredit als einen Kefiel vor , darunter ein be. ſtåndiges Feuer glühet , welches deren Ausdůnſun. gen um ein anſehnliches vermehret. Es würde

☆ hs

alſo

490

Algemeine Naturgeſchichte

alſo die mittelländiſche See gar bald austrocnen müſſen ,

wenn ſie

nicht

durch die Meerenge bey

Gibraltar mit hinlänglichen Vorrathe wieder ver. ſorgt würde.

54. §. Eben dieſes låßt ſich auch auf die caſpiſche See Des caſpi- anwenden , da man denn finden wird , daß nach ſoben, tod : Kalleys Regel , dieſes Meer täglich ſo viel ausa ten und at důnſtet, daß es , allen Zufluſſes von Stromen oln . lantiſchen erachtet , gar bald erſchöpft werden würde , wenn Meeres. nicht die davon aufſteigenden Dünfte in Thau und Regen wieder zu demſelben zurückkehreten . Von dem todre'n Meere gilt ein gleiches. Der Jordan giebe demſelben nach des Herrn Buffons r) Redinung tåglich 6000000 Tonnen Waſſer. Allein ,,da es 72 Meil. lang, und 18 breit iſt , ſo dåmpfen , nach Salleys Regel , tåglid) 9000000 Tonnen Waffer aus : daher man auch hier nicht nöthig hat , ſeine Zuflucht zu unterirdiſchen Abfluſſen zu nehmen . Man kann ſich hieraus den erſtaunlichen abgang vorſtellen , den das Weltmeer unter dem heißen Erd, ſtriche leidet, deſſen größten Theil es einnimmt; in: bem fein Zweifel iſt, daß dieſer, Abgang nad) Maaßgebung der ſtårfern Hiße , auch größer reyn miſſe . Man kann daher nad, genauer Ueberlegung Urſache finden zu zweifeln, ob auch alle Strome der Welt hinreichen módyten , denſelben zu erſeken, wenn ihnen nicht die in dieſen Gegenden ſo ſtarfen und in periodiſchen Zeiten anhaltenden Regenwetter zu Külfe fåmen . Doch die Erde hat alles dieſes ſchon lange ausgeſtanden , ohne einen merklichen Verluſt an ihren Gemåffeen , oder durch gar zu ſtarke Ans Häufung der Důnſte an ihrer Atmoſphäre Schaden zu leiden.

Die Winde vermehren ben einem ftar. fen

s ) Hift. Nat. 21. I. S. 357.

1 des Meeres.

491

ten Grad der Hiße die Ausdunſtung ; wird aber diere Hiße vermindert, ſo könnten ſie die Ausdůnſtung nicht in dem Maaße befördern , als bey dem vorigen Grad der Hiße State findet.

Es giebt daher ges

wille Umſtände, welche den ſtarken Abgang der Gewäſſer im heißen Erdſtrich, ſo wie er nach Maaß. gebung der dortigen Hike fenn follte , verhindern. Dahin gehören die beſtåndigen und abwechſelnden Stróne der See , welche die Zusdůnſtung vermins dern , und die bald zu - bald abnehmende Abweichung der Sonne und des Mondes. Vielleicht crågt der größere Grad der Salzigkeit und die dadurch ver . mehrte Schwere des Meerwaſſers unter dem "Heißen Erdgürtel auch vieles ben , die ſonſt allzuſtarke Ause dunſtung deſſelben zu vermindern und zu måßigen .

Die

1

492

Von der innern Geſtalt

Die fünfte Avrheilung.

Von

der

innern

Geſtalt

der

Erd

kugel. 1

Inhalt. $. 1. Das Funere der Erdkugel iſt uns unbekannt. $. 3 . Gempólber und Höhlen in der Erde. $ . 3. Interirdis Baſſer. $ .4 . Interirdiſche fuft und Schraden . 9. 5 . Uinterirdiſches Feuer . §.6 . Brennende und rauchende Derter. $ . 7. Feuerſpevende Berge in Europa . Aetna. 9. 8. Der Veſuv . 9. llebrize feuerſpeyende Berje in Italien und dem Archipelagus. S. 10. Feueridepende Berge in Ysland. Sekia. 9.11 . Der Brai .:. 9.12. Der Kótlegan . $ . 13. Der Vereife und andere. $. 14 . Feuerſpenende Berge in Wien , Ø. 15 Fenecipeyende Berge in Africa. . 16. Feueripeyende Berge in America. $. 17. Urſachen dieſer Erſcheinung. . 18 . Urſachen der Erdbeben. $ . 19. Erſcbeinungen bey dem Erdbeben vom Jahr 1755. S. 20. Zunebenende Dichtigkeit der Erdniaffe nach dem Mittelpuncte zu .

§.

1.

Das Ints ir haben bisher" die feſten und flüßigen nere der Theile unſers Erdbodens betrachtet, find Erdkuget W aber daben grojitentheils nur auf der iſt uns bes Oberfläche unſrer Erdkugel ſtehen geálieben , außer tannt. wenn wir es zuweilen gewaget haben , einen ſchůch. ternen Blick in das Eingeweide der Berge oder auf den Boden des Meeres zu werfen ; und ich muß meinen Leſern zum voraus bekennen , daß ſie ſid, gar

ſehr betrügen werden , wenn ſie ſich die Hoffnung machen , daß ich mit ihnen in der gegenivårtigen Abtheilung bis zum Mittelpunci der Erde binab. Ich bin nie Willens geweſen, meine defer

ſteigen werde.

der Erdkugel.

493

in dieſem Werke mit erdichteten Theorien , Hirngeſpinnften oder andern füſſen Tråumen zu un . terhalten , fondern, id ) habe vom Anfang an den Ent. Leſer

ſchluß gefaffet, ihnen keine andere als ſolche Wahr. Beiten vorzutragen, deren Richtigkeit entweder durch die Sinne ſelbſt, oder doch durch untrügliche Schlüſſe aus wirklich vorhandenen Dingen dargethan werden fann. Das Innerſte der Erde iſt uns noch völlig unbekannt, und wie tief aud) der Geiz der Menſden in das Eingeweide derſelben eingedrungen zu ſeyn ſcheinet :

ſo iſt ſolches doch immer wie nichts gegen

den halben Durdhmeſſer der Erdkugel zu rechnen . Man erwagè einmal, wie weit die größte Tiefe der Schwerlich wird man noch in Bergwerke gebet. Bergwerken über 500 lachter gekommen feyn, wel. ches bier etwa ſo viele Toiſen feyn mögen. Das Mittel zwiſden der halben Erdare und dein Halb. meſſer des Aequators iſt ,

nach dem Herrn

von

Maupertuis, 3274520 , und hiervon betragen soo Dieſe Deffnungen in die Jachter nod) nid )t robo. Erde nun ſind in Bergen gemacht worden ; alles Feſte land , welches wir bewohnen, iſt überdieſ auch nur ein über das Meer hervorragendes Gebirge, und diejenigen Theile der Erdfläche, welche dem Mittel. puncte noch am nächſten ſind , werden von dem Meere Wenn man alles dieß bedenfet , ſo wird

bedecfet.

man leicht begreifen , daß wir , um mich des Herrn Prof. Råſtners Ausdrucks zu bedienen , von der Erde ſo wenig kennen , als ein Gallinſect von einer Alles alſo, Eidhe fennet, auf deren Kinde es ſißet. was ich in der gegenwärtigen Abtheilung meinen Leſern vortragen werde , wird ſich in Vergleidung der Größe des Halbmeſſers unſrer Erdkugel, in feia ne erhebliche Tiefe erſtrecken . Wer alſo von dem Centralfeuer, von den um den Mittelpunct der Erde befindlichen Gewäſſern , von dem daſelbſt ſteckenden großen

494

Von der innern Geſtalt

großen Magnet, oder von andern allda vorhandenen ſchonen Sachen nähere Nachricht zu haben wünſchet, muß fid , die Mühe nehmen , Carteſii, Rirchers, Burnets, Woro u . a. Schriften nachzuſchlagen, die ihm alles ſehr haarklein erzählen und die Geſtale Der Erde um ihren Mittelpunct fogar durch ſaubere Kupferſtiche begreiflich machen werden.

§.

2.

3d habe bereits ben Betrachtung der Gangge. Semölber birge bemerket, daß das Innere dieſer großen Stein : und Hob- klumpen eine Menge verborgener Gewölber , Hob. len in der len , Gånge und Klüfte aufzuweiſen " bát , und die Erde. Erſcheinungen , weldie ich im folgenden vortragen werde, laſſen uus (ließen, daß nicht allein die Bere ge, ſondern die ganze Oberfläche der Erde , in einer gewiſſen Tiefe auf dergleichen Art mit Gewölbern und Höhlen verſehen ſen. Man fonnte das Da. fenn derſelben auch aus dem großen Unterſchiede zwiſchen der Dichtigkeit des Mondes und der Erde muthmaßen , indem

ſich jene zu dieſer wie' 21 ju 17

verhält; da doch der Durchmeſſer des Mondes zum Durchmeſſer der Erde fich ohngefähr ' verhålt wie 100 zu 365. Bey dem ungleich größern Umfange der Erde muß die daraus abzunehmende geringe Menge der Materie derſelben , theils von der gerin . gern Dichtigkeit herrühren , zum Theil aber auch eine große Anzahl der leeren Räume in ihrem Ins nern erreßiet worden ſenn. Doch es fehlet ins nicht an þinlänglichen und zum Theil ſehr fürchterlichen Erſcheinungen in der Natur , welche das Daſenn dieſer Gewölber außer allem Streit reken ; daher wir uns ben einer Berechnung nicht aufhalten wol. len , welche vielleidyt nicht jedermann überzeugend fcheinen möchte.

$. 3.

der Erdkugel.

f. Ein Theil dieſer

ta

495

3.

feeren Räume iſt unſtreitig liuterirdi

mit Waſſer ausgefüllet, und dienen , wenn ſie ſich in ſches Waſs den Bergen befinden, oft zu Waſſerbåltern , welche fer . den zu Lage ausbrechenden Quellen ihre Nahrung geben , und deren fonderbarer Bau allein manche Erſcheinungen an den Quellen begreiflich machen kann . Außer dieſen Waſſerbehältniſſen aber iſt es geniß , daß es dergleichen allentijalben unter der ganzen Erdfläche giebt , weil man in allen Tiefen des Erdbodens,

wo

man nur gråbt und graben

will , einen großen Vorrath vou Wafjer antrifft. Man ſiehet dieſes ſehr deutlid) an den Brunnen, die

.

261

zu Modena gegraben werden . Wenn man daſelbſt auf die Tiefe von 76 bis 78 Fuß kommt, findet man eine Sandbanf, und höret ein Getoſe , wie von niederſtürzendem Waſſer. Durchbolret man dieſe Schicht, so dringt das Waſſer ſo ſchnell bervor , den Brunnen zu erfüllen , da man kaum den Arbeiter, welcher die Definung gemacht hat ,

herausziehen fann , ehe das Waſſer bis oben an die Mündung des Brunnens tritt a) . Ich übergebe viele andere eben ſo merkwürdige Benſpiele , wie auch die untera irdiſchen Seen , die man an vielen Orten , z . B. in Frankreid ), in dem Gouvernement von Bours gogne , in einem Bezirk ,

welcher la Montagne und Revermont genannt wird , antrifft , weil ſo leicht niemand das Daſenn dieſes großen Vorraths

von unterirdiſchen Waſſern in Zweifel ziehen wird. Es fehlet indeſſen noch viel , daß man von dieſen Grundwaſſern auf den großen im Innern der Erde befindlichen und mit Waſſern angefüllten Abgrund ſchließen könnte , den Wordward und andere ers fönnen , um ſowohl bey der von Joſe beſchriebenen Sunda 3) Leibnitzens Protogaea, S.76 .

456

Von der innern Geſtalt

Sündfluth Waſſer genug zu bekommen , die Erbe damit zu überſchwemmen und aufzulöſen , als auch folches nachmals von der Oberfläche derſelben wieder wegzuſchaffen. §. 4 . Ein anderer Theil dieſer Höhlen und Klüfte iſt Unterirdi- mit luft ausgefüllet, die aber weil ſie eingeſchloſſen fobe Luft iſt , pon den Winden und der Sonne niche hinlång. und lich beweget werden kann, und ſich mit vielerlen Dün. Schmas ſten vermiſdet, von der obern luſt verſdzieden iſt. den . Dieſe mit mineraliſchen Dünſten angefüllte unter.

irdiſche Luft wird mit dem Namen des Sdw.. dens, der ungeſunden, erſtickenden und faulen Wet. ter beleget ; welche denn nach Maaßgebung iþres Gehalts von verſchiedener Art ſind. Man theilet ſie in faure und giftige, oder arſenicaliſche und ver. miſchte, und jene miederum in ſchwefliche und Ků . chenfalzſaure. Die fdywefelichen Schwaden entſtehen durch eine innere Gahrung und Verflüch. tigung der mit brennbaren Theilen verſekten Vitriol. fäure, wodurch ſie zuſammenziehender, durchdringen , der und dampfend geinad )t wird b) . Von dieſer Art pflegen die meiſten Sdwaden zu fenn , und die Bergleute erfahren ihre ſchädlichen Wirkungen mehr als zu oft. Denn ſobald die ( uft einen freven Zu. trit zu ihnen bekommt, ro brechen die Dünſte aus, und zeigen ihre Gewalt , entzünden ſich auch wohl Ben der bloßen Annäherung eines lidts. D. Liſter c ) meldet , daß dieſe Art des Dampfes bei der geringe (ten Berührung eines brennenden lichtes , oder an. Dern flaminidren Materie , alsbald Feuer fånget, und zum Juftloc, der Grube oder des Schachts mit einem

Knall,

wie

bey einem

b) Lebmans Mineralag . $.52. c ) Phill, Transad . N. 117.

geldſeten Stúde hinause

der Erdkugel.

497

Er führet drey Perfonen zum Erem . pel an , die dadurch beſchådiget worden. Demeinen wurden in den Steinfohlgruben zu Baſſelberg Arme und Beine dadurch zerbrochen , und fein Leib auf ein hinausfahret.

Ein anderer , als er in ne ſeltſame Art verdrehet. Winge rswor Bergw th in die Grube erke zu dem derglei Damp chen f war , einiges von feia fuhr , wo nem Geråthe mit einem lichte in der Hand herauf zu holen , fand ſich plößlich mit Flammen umgeben , ſo, daß ſein Angeſicht , Hånde, Haare und Kleider gar ſehr verbrannt wurden . Er ſelbſt hörte ſehr wenig Getoſe , aber ein anderer , der zu gleicher Zeit in einer benachtbarten Grube arbeitete , und diejenigen , fo über die Erde waren , håreten einen ſehr ſtarken . Knall wie einen Donnerſchlag , wovon die Erde erſchütterte , daher ſie mit großem Schrecken das ħin liefen , zu ſehen , was es wåre , und zwar mit ihren Lichtern in Hånden, die jwenmal ausgelöſche wurden , das drittemal aber , nad)dem man ſie wies Sie ſahen der angezündet þatte, brennen blieben . nichts , verſpårten aber einen unertråglichen Sdyinen, felgeſtank und Hiße , als von einem ziemlich war . men Ofen , daher ſie ſich gerne wieder von dieſem Dieſes iſt auch einem dritten Orte wegmachten. Manne an eben demſelben Orte auf gleiche Weiſe begegnet, da es ſich begeben , da der vorbeſagte oben am loch der feurigen Grube geſtanden , und zwo bis drey Ellen fortgeſchmiſſen worden , ſo, daß er auf der Seite gegen über den Kopf zerſchmettert, und den Leib ſehr heftig beſchädigt , welchem auch zum drittenmale dergleichen Unſte jegnete . Es habe den Haſpel von dem loche Grube ſehr weit in die Höhegeſchmiſſen ; vor dem Feuer habe man keis nen Geruch , hernach aber einen ſehr ſtarken Schwe. felſtant wahrgenommen . Der Dampf habe oben über der Grube geſchwebet, daher ſie genothiget II. Theil.

Ji

worden ,

498

Von der innern Geſtalt

worden , ihre lichter ganz niedrig zu tragen , ſonſt würde er Feuer gefangen haben . Nach dem Knal habe die Flamme in der Grube zwey bis drey Minu . ten , bisweilen auch wohl långer gedauret. meldet , daß er niemals von einigen Dåmpfen gehi. ret , die ſich ſelbſt entzündet hårten , und daß von dem Ausbruch dieſes ſchmetternden Blikdampfes ein ſchwarzer Rauch entſtanden , der an Gerud , und Far. be dem Dampfe des Bůdyſenpulvers gleich geweſen. Dergleichen Feuerdampf giebt es auch , wie Here Beaumont d ) berichtet, in einigen Kohlengruben auf den Niendipperbergen. Herr George Sins clair verſichert gleichfalls , daß man dergleichen im {andeWerdy , in Weſten von Leith verſpåret, wo auch bey Tage bisweilen in Kohlenbergwerfen der. gleidhen Dampf in kleinen Löchern , wie ein angezün. Veter Schwefel ſchimmere und gefeßen werde. Der allerſeltſamſte Feuerdampf aber iſt derjenige geweſen, der ſich eben zu der Zeit , da ſich der zu Wingers, worth 1675 ereignete, zu M1joſtyn in Flintſhire zugetragen , welcher , ſobald als die Kohlengråber Mangel en Luft verſpürten , in den Spalten oder Rißen der Grube, woinnen vorhin Waſſer geſtanden, in einer kleinen blaulichtem Flamme geſehen worden, und geflinkert und gebliget wie Degenklingen, indem er von einer Seite der Grube zur andern hingefahren ; und nachdem er entzündet worden , eben dergleichen und noch befrigere Wirkungen , als diejenigen zu baſſelberg oder Wingersworth hervorgebracht, auch einen garſtig ſtinkenden Rauch hinter ſich gea laſſen. In der lekten Entzündung deſſelben , deren in dem unten angeführten Werke e) Meldung ge. fchiehet, fo durch einen, der mit ſeinem lichte unvor. richtiger d) Philofoph. Collect. SB. I. e ) Philofoph. Transact, N. 136.

1

der Erdkugel.

499

Fichtiger Weiſe über das Loch ber Dampfgrube hine lief , entzündet wurde, flohe der Dampf über alle Höhlen des Bergwerks mit einem ſtarfen Winde und gewaltigen Brauſen hin und wieder, riſſe den leu. ten die Kleider vom Leibe , verſengete und verbrannte fie an Haut und Haaren , führete einige funfzehen bis ſechzehen Ellen von ihrem Orte hinweg , und warf ſie wider die Decke und die Pfoſten der Grube. Als er nach dem Iuftloche zuzog , nahm er einen der daneben ſtund , mit ſich fort , und fuhr mit einem entfeßlichen Krachen zum Schachtloche hinaus, wele ches dem Schall eines Stückes nicht gar ungleich, aber viel ſchårfer war , ſo , daß es 15 Meilen davon

1.

gehörtet wurde. Des Mannes Körper , nebſt an. dern Dingen aus der Grube , fand man auf den Gipfeln der höchſten Bäume, die achtzehn Ellen über der Grube, auf der Spiße des Berges wuchſen, Der Wellbaum eines über hundert Ellen hoch. Werkzeuges , fo durd , Pferde umgetrieben wurde, ein Seil über tauſend Pfund fchwer aufzuminden , ohngeachtet er mit eiſernen Schlöſſern und Riegeln an das Geſtelle feſt angemachet war , wurde nebſt dem Eymer und Seile in die Höhe geſchmiſſen, und einen guten Weg von der Grube weggeführet, daß die Stücken und Trůmmer überall um die Büſche herum zerſtreuet lagen , ja die ganze Form des Werk,

:

Es ge. jeuges wurde von ſeinem Orte verrůcket. denfet auch Herr Jeſſop einer gleichen Bewegung ben dem Dampf von Wingerworth : denn , wenn fie , ſpricht er , in der Grube, wo er war , ihre Lichter ein klein wenig zu hoch hielten , fo fonnten ſie den Dampf , der oben an der Decke fchwebte , als einen ſchwarzen Nebel berab ſteigen , die Flamme fangen , und ſolche bis zwo oder drey Hånde breit verlån . gert feben .

i 2

g. 5 .

1

500

Von der innern Geſtalt

5. §. Dieſe und andere åhnliche Erſcheinungen ma . Unterirdi- chen uns das Daſeyn eines unterirdiſchen Feuers ere febes Feu -weislich , und deſſen Entſtehungsart begreiflich . er. Allein , es giebt noch verſchiedene andere Erſcheinun .

gen , die uns an der Wirklichkeit dieſes in den Höh. len der Erde zuweilen befindlichen Elements nicht ziveifeln laſſen ; obgleich ſehr vieles , was man von dieſem unterirdiſchen Feuer faget , ohne Zweifel er . Die vielen warmen Båder und beißen dichtet iſt. Quellen, die rauchenden Derter , die Feuerſpeyenden Berge, die Erdbeben, find faſt alles Wirkungen einer unter der Oberfläche der Erde geſchebenen Entzün. dung , und vielleicht wird man auch die in dem Ino nern des Erdbodens verſpürte Wärme daraus erklä . ren müſſen .

Es iſt bekannt , daß dieſe Wärme ju .

zunehmen ſcheinet,

je tiefer man in die Erde hinab kommt. Von den Sonnenſtrahlen låſſet ſich dieſe Warme nicht ableiten , denn dieſe dringen nicht ſo tief in die Erde hinein ; und wenn ſolches auch wäre, ſo müßte die oberſte Rinde der Erde am wärmſten Herr Prof. Rrůger f ) und andere wollen ſeyn. von dieſer innern Wärme der Erde auf einem heißen Kern derſelben ſchließen , den ſie noch von iþrer erſten Kometengeſtalt übrig behalten habe ; allein, es giebt noch andere Wege , dieſe Wärme mit einem unterir . diſchen Feuer zu verbinden , als daß man ſeine Zu: flucht zu ſolchen ganz willführlichen Hypothefen neh men dürfte.

§ . 6. Ein unleugbarer Beweis eines unter der Dber . Brennen : fläche der Erde oft befindlichen Feuers ſind die rau und rau : chenden und brennenden Derter , welche in vielen Derter. Gegenden angetroffen werden . Auf der Halbinfel Okefra f ) Geſchichte der Erde in den älteſten Zeiten, S. 163.

der Erdkugel.

501

Okeſica fand Rámpfer g) ein brennendes mit weiß lidhem Sande und Ulche bedecktes Feld , welches aus vielen Rißen fchwefliese Feuerſpiele zeigete. Einige Deffnungen brannten mit großem Geräuſche und ſtreuten das Feuer umher , andere gaben Dåm . pfe von fich , welche ſtark nach Bergol rochen . Auf der Inſel !Palos um Archipelago, welche faſt ganz aus einem hohlen ſchwammigen und mit dem Meerwaſſer gleichſam durchweichten Felſen beſtehet, verſpåret man ein beſtåndiges unterirdiſches Feuer, und wenn man die Hand in die Löcher der Felſen ſteckt, ſo empfindet man eine ziemliche Wärme . Es giebt auch einen Ort auf der Inſel, der beſtåndig bren : net , und um welcher die Felder wie ein Schornſtein rauchen . In einer Höhle daſelbſt, welche mit be ſtåndig brennendem Schwefel angefüllet iſt, wird reiner und gleichſam ſublimirter Schwefel gefunden . Man darf ſich daher nicht wundern ,

daß man auf dieſer Inſel fo viele warme und oft ſehr heiße Quel. len findet. Im Königreich Wapoli iſt das berühmte Thal Solfarara , welches wie die umliegenden Bera ge weißlich und gelblich ausſiehet, und aus weichem an ſehr vielen Orten ein Rauch aufſteiget, daher es aud) von den Alten Forum et Olla Vulcani genannt wurde . Wenn man die Dampfflächen erweitert und tief gråbt , ſo kann man ſich ihnen zulekt wegen der ſtarken Hiße nicht mehr nåbern . Die Steine, fo rings um eine ſolche Deffnung liegen , ſind immer in Bewegung , und wenn man eine Handvoll flei . nere Stücke darauf wirft, fo werden ſolche an die 6 Ellen hod in die Höhe getrieben , und zum Theil auch auf die Seite geworffen , ja an einigen Orten heben die bloßen Dünſte ohne Raud ) den Sand be. ſtändig in die Höhe.

Das Erdreid) iſt allenthal, ben Ji 3

g ) Amoenit. exotic , S. 273.

502 ben hohl.

Von der innern Geſtalt Wenn daher ein Stein auf den Boden

geworfen wird , ſo håret man unter' demſelben ein ſich ziemlich weit erſtrechendes Echo , welches einen donnernden Schall verurſacht, wenn ein großer Stein in ein gegrabenes loch geworfen wird h) . Herr Biandrini fand auf ſeiner Reiſe von Bononien nach Rom , s Meilen von fierenzola, ein wunders bares Feuer aus der Erde brechen , welches er das Feuer von Pierra mala nennet. Der Ort, wo die. fe beſtandigen Flammen hervorkommen , iſt 8 romi. ſche Fuß hreit und 16 lang. Der Grund iſt feſte, und ſie kommen am 20 verſchiedenen Stellen aus dem Boden herauf. Indeſſen kann man ſo viele

Flammen aus dem Boden locken , als man will ; man darf nur gelinde auf den Grund ſchlagen , oder etwas Stroh , ein Stückchen Papier , oder einen andern verbrennlichen Körper an dieſen Ort hinwere Die Steine , welche Bianchini aufhob, gas fen . ben Flammen von ſich , wenn ſie mit der Hand ge. gen einander gerieben werden . Einen ähnlichen Ort fin . det man auch im Delphinat i ) . Die Inſel Volcano oder Bolcano bey Sicilien brennt ſtets , daher man zu allen Zeiten Raud), und oft Feuer aufſtei. Als eine Wirkung dieſes unterirdiſchen gen fiehet. Feuers ſind auch zum Theil die heißen Quellen anju . rehen , deren bereits im Vorigen gedacht worden . Hier will ich nur noch der merkwürdigen von Lu . bar k ) beſchriebenen heißen Quellen in der Bay von Ferri auf der Inſel Guadeloupe gedenken . Man jeigete ihm alida ſiedendes Waſſer 5 bis 6 Stritte in h) Miffons Reiſe durch Italien , Ib. I. i) Cammerarii Differtt. Taurinenſ. S. 82. Mem de l'Acad. 1706. S. 433;

k) Nouv. Voy, aux Isles Franç de l'Amer, Ib. I. Kap 38.

der Erdkugel.

503

in die See hinein , welches unweit des Strandes Darauf gieng er an das Land, am ſtårfſten fochte. wo die Oberflåche des Sandes nicht wärmer war, Doch da er mit der Hand als an andern Orten . eine Grube in die Erde gemacht hatte, ward er in der Tiefe von 6 Zoll eine merkliche Vergrößerung der Hiße gewahr , und je tiefer er grub , deſto mehr wuchs die Hike , ro , daß er in der Tiefe eines Fußes die Hand nicht mehr darinn halten konnte. Er ließ mit einer Schaufel noch einen Fuß tiefer in die Erde graben , und traf alsdann brennenden Sand an , der wie die Erde rauchte, mit der man die Kohlen. meiler bedeckt; der Rauch hatte einen unerträglichen Schwefelgeruch. g.

7

!

Was man an dieſen rauchenden und brennenden Feuerſpev , Dertern im Kleinen ſiehet, das wird man an den Feuer,ende Bers ſpeyenden Bergen im Großen gewalır , welche einer ge in Euros der ſchrecklichſten Beweiſe von der Wirklichkeitdie pa. Aetna. fes unterirdiſchen Feuers ſind.

Wir machen den Anfang mit den feuerſpeyenden Bergen in Europa , von denen wir umſtändlichere Nadhrichten haben , als aus andern Welttheilen . Unter den europäiſchen nennen wir zuerſt den Berg Aetna , auf der Inſel Sicilien , nicht weit von Catanea, der gegenwärtig Monte Gibello ge . nannt wird. Wenn dieſer Berg zum erſten male gebrannt hat , iſt unbekannt, doch findet man ſeine Entzündungen ſchon ben ſehr alten Schriftſtellern erwähnt , als beym Srrabo, Plinius, Ovidiuis, Virgil, Lucretius, Cornelius Severus, Seneca und vielen andern mehr. Ich will mid, mit den Erzählungen des Beroſus und Orpheus nicht auf Halten , weil dieſelben mit vielen Erdichtungen un. termengt ſind , worüber man Rirchern nachleſen kann ; Ji4

504 kann ;

Von der innern Geſtalt eben ſo wenig will ich des nicht gänzlich von

Fabeln gereinigten Zuges, den man den berumirren . den Aeneas thun låßt , erwähnen , da er von den Cyclopen vertrieben , und durch den Brand des 2lerna , nach Virgils Erzählung, erſchreckt, Sici. lien verlaſſen hat ; welches, nach einiger Geſchicht. kundigen Gedanken , ohngefähr 1184 vor Chriſti Geburt geſchehen iſt. Nach dem Thucydides hat dieſer Berg von der zweyten Olympiade, bis zu der 88ten , dreymal ſehr heftig gebrannt. Es ſcheinet aud), er habe nicht lange darnach zwenmal , zu den Seiten des Pythagoras und Empedocles gewů. tet. Nadidem hat er viermal unter den römiſchen Conſulen gebrannt, wie aus dem Diodorus Sicus lus und Polybius zu zeigen wäre , und noch ſeine Wuch in den Jahren 139 , 135 und 136 vor Chriſto gewieſen . Hierauf folgte der erſchreckliche Brand, unter der Regierung des Julius Cåfar , welcher, nach dem Diodorus Siculus, Cafars Tod vor . bedeutet hat ; die See iſt damals bis an die Inſel Lipara kochend heiß geweſen , fo, daß die Fiſche find getódtet und geſorten worden . Man findet' noch Verſchiedene andere male angezeigt, daß der Aetna gebrannt habe , als unter dem Caligula , zur Zeit des Märtyrertodes der heiligen Zigatha, unter Carl dem Großen , 812 Jahre naci Chriſti Geburt. Vom Jahre 1160 bis 1169 iſt ganz Sicilien durch häufige Erdbeben erſchüttert worden ,

und Alerna

hat durch ſeinen Brand alles umliegende (and ver. wüſtet, ſelbſt die Hauptkirche zu Caranea , wobey der übt Johannes mit ſeinen Mönchen umgefom . men iſt. Nachdem hat man ihn noch verſchiedene male Feuer auswerfen geſehen ; vornehmlich in den Jahren 1284, 1329 bis 1333. 1408, 1444 bis 1447 , 1536 bis 1537, und 1633 bis 1639.

Von den

fols

genden Entzündungen haben wir forgfältigere und umſtànd.

WE

der Erdkuge .

505

umſtändlichere Berichte, weswegen wir uns bey den . felbigen länger aufhalten werden . Im Jahre 1650 brannte er an der nordlichen und oftlichen Seite, und warf eine ſo große Menge Feuer aus , daß ganze feurige Strome von ihm herab floſſen , welche die darum gelegenen Plake überſdrvemmten und umkehrten. Und daß dieſe Ver . wůſtungen nicht neu ſind , erhellet aufs deutlichſte daraus , weil die Einwohner von Catenea , in der Tiefe von hundert Palmen , oder 68 Fuß, Straßen mit Marmor gepflaſtert, und viele andere Denkmale des Alterthums finden , woraus erhellet, daß daſelbſt vor dieſem prachtige Ståbte und Gebäude müſſen geſtanden haben 1). Im Jahre 1669 hat er grauſam gewütet , wos von man eine umſtåndliche Beſchreibung in den phi. loſophiſchen Transactionen m ) leſen kann ; weswegen ich hier nur fürzlich anzeigen will, daß er den liten März 1669 zuerſt Feuer auszuwerfen anfieng , 10 Meilen von Catanea . Er warf gleich im Anfang glúende und feurige Stróme oder geſchmolzene Mas terien aus , die ein gutes Stück Weges bey den Mauren von Catanea vorbey , in die See liefen . Doch am Ende des Monates wurde der Strom gegen einen Theil der Stadt getrieben , und zeigte da feine ſchreckliche Macht. Das Feuer hat in dem obern Brande ohngefähr 14 Stådtchen und Dörfer verderbt, davon einige anſehnlich waren , und einige drey bis vier tauſend Einwohner hatten , wovon man gegenwärtig keine Ueberbleibfel mehr findet.

Die

Materie, dje folchergeſtalt fortlief, war nichts anders als verſchiedene Arten von Metallen und Minera . lien , welche durch die Krafe des Feuers Alüßig geo gis madic 1 ) Philofoph. Transact. Abridg. 25. II. S. 386 . m) Ebendaſ.

1

506

Von der innern Geſtalt

macht waren . Nachdem ſie einige Zeit fortgefloſſer waren , rekten ſie ſich , und bekamen eine Rinde, woraus , als ſie erfaltete , der harte lockere Stein wurde , den das Volf an daſigen Orte Sciarri nennet , welcher am nädyſten mit großen Stücken Steinkohlen zu vergleichen iſt, die von einem Heißen Feuer ſehr glüen. Man bemerkt auch über dieſes, daß der Aetna zu derſelbigen Zeit durch ein heftiges Erdbeben drey große Riſſe. bekommen hat , woraus die Flammen mit grauſamen Getöſe über 100 Rue then in die Höhe Thiegen , und zugleich eine große Menge Steine Herausführten , deren einige zu dren Hundert bis vier hundert Pfund wogen , und einige Meilen davon niederfielen ; daben befanden ſich feue rige Funken und Arche in folcher Menge , daß die Luft dadurch , wie durch einen dicken Rauch verfins ſtert wurde ; wie man beym Kircher , Becmann und andern ſehen kann . Ferner wurde die Inſel Sicilien im Jahre 1693 im Anfange des Jenners ſchrecklich verwüſtet, da nicht allein ganz Sicilien , durch Erdbeben erſchüttert ward , ſondern auch der Berg Aetna einen ſolchen feurigen Dampf aus . warf, daß ben 6000 Menſchen , die fid) wegen der Ueberſchwemmung der See auf den Gipfel dieſes Berges begeben hatten , dadurch bingerichtet, ere ſtickt, oder durch die heraus fliegenden Stein- und Sch.defelklumpen todt gefunden wurden n ). Ueber haupt fann man wegen des Brandes dieſes Berges bemerken , daß man durchgängig einiges unterirdi. ſches Getöſe jitvor höret, und bisweilen heftige Erd beben , als Vorborgen der ausbrechenden Wuth empfindet.

§. 8 . b) Ebendaſ.

1 der Erdkugel.

507

S. 8. Dem Berge Aetna gegen über , befindet ſid) in

Der

Jtalien, nicht weit von Weapolis, der feuerſpeyende Derud . Berg Veſuv, der von einigen Mevulus , Vesbius, Lesbius und Veſevus und gegenwärtig Monte di Soinma genannt wird. Er ſcheint ſchon in alten Zeiten wegen ſeiner Wuch berühmt geweſen zu ſeyno ), welches vielleicht die Urſache geweſen iſt, warum die alten Römer ihm göttliche Ehre erwieſen haben ; wenigſtens ſagt man , es ſey zu Capua eine alte Uufſchrift gefunden worden 10vI VESUVIO Sac. D. D , nach des Paragalli Zeugniſſe p) . Man fann auch aus der Aufſchrift, die ſich in einem Dorfe auf dem Wege nach dieſem Berge 3 Stunden von neapolis findet, zeigen , daß er von Erbauung der Stade Rom bis an das Jahr 1631, 20 mal ges brannt hat , ich will die Aufſchrift hier beyfügen, wie ich ſie ben zween ſorgfältigen Reiſenden gefun den habe.

Poſteri, Poſteri, veſtra res agitur. Dics facem praefert diei ; Nudius Perendino ; Advertite . Vi cies ab urbe condita , ni fabulatur Hiſtoria , arlit Veſuvius, imınáni ſemper clade haelitantium . Ne Vterun gerit polthac incertos oceupet inoneo.

Mons hic bitumine, alumine , ferro, auro , argento . nitro , aquarum fontibus gravem . Serius , ocyus igneſcet , Pelagoque influente parit: ſed ante par turit, contunditur concutitque lolum : fumigat, co ruſcat, flamınigerat, quatit aërem , horrendum im Emigra mugit, boat , tonat, arcet finibus accolas. dum licet .

Jami iam enititur , erumpit , mixtum

igne lacum evoinit , praecipiti cuit lapſu , horamque fugae o ) L'Hiſtoire du Mont Veſuve S. 51 . p ) Iſtoria Naturale del Monte Veſuvio .

508

Von der innern Geſtalt

fugae praevertit. Si corripit, actum eſt , periiſi. Anno falutis 1631 &c. Es iſt merkroürdig, daß dieſer Berg an der Oft. feite ſehr fruchtbar und mit Weinſtocken bedeckt iſt, welche ſich an hohen Pappelbäumen hinaufziehen und vortrefliche Weine im Ueberfluſſe liefern. Das her kommen die berühmten Weine, Greco , Malateſta und Lacrima Chrifti, welche durch die ganze Welt, wegen ihrer Stårke und ihres angenehmen Ges ſchmacks berühmt ſind. Der Brand dieſes Berges , unter dem Veſpa. fian, war merkwürdig, und ich glaube nicht , daß man ältere Nadzrichten mit einigen Umſtånden ver, ſehen, davon findet . Damals war feine Wnth fo heftig , daß die Aſche nicht allein nach Rom , fons dern ſelbſt über das mittellåndiſche Meer , bis nach Aegypten zerſtreuer ward. Die Vogel wurden in der Luft erſtickt und fielen nieder , die Fiſche ſtarben wegen der Hiße und Unreinigkeit des Waſſers. Es würde uns zu lange aufhalten , wenn wir erzäh. len wollten , wie oft er gebrannt hat , und wenn wir

1

alle Verwüſtungen, die er geſtiftet hat, umſtåndlich beſchreiben wollten : derohalben will ich nur einige von den neueſten Entzündungen berühren , weil man davon die ſicherſten und umſtåndlichſten Nachrichten hat,

wiewohl noch verſchiedene andere in dieſem

Jahrhundert vorgefallen ſind, von denen man ſo ges naue und zuverläßige Nachrichten nicht bekommen fann . Dieſes aber iſt merkwürdig , daß nach dem heftigen Brande zu Trajans Zeit , wodurch der åltere Plinius umgekommen iſt , die Wuth dieſes Berges , bis an das Jahr 11zı geringer geworden iſt, da die Bewohner der benadbarten Derter ſchon auf die Gedanken gebracht waren , daß die Materie, wel. dhe

der

Erdkugel.

509

che vor dieſem dem Feuer zur Nahrung gedient hatte , nun gånzlich verzehrt wåre 9 ). Theodorus

Valla giebt

Nachricht von derjenigen ,

eine umſtåndliche

welche im Jahre 1631

vorgefallen iſt, und die er ſelbſt mit angeſehen hat. Die Sonne verbarg fid) am hellen Mittage , die See wich verſchiedene mal zurüce ,

und ließ die

Schiffe auf dem Trockenen ; feurige Flüſſe ſtromten nach der See , verſchiedene Dörfer wurden umge . Febret und mehr als 30000 Menſchen , mit einer unzähligen Menge Vieh , vergiengen auf verſchied dentliche Arten. Im Jahre 1682 im Anfange des Jenners warf er wiederum Flammen aus , die mit mineraliſchen Materien vermengt waren . Man hörte an der Ditfeite des Berges viele Tage zuvor, ein Geräuſche, wie von einen ſchnell laufenden Fluſſe. Der Rauch von dem Brande in felbigem Jahre , welcher vom 14 bis zum 16 Auguſt Danerte, war ſo groß, daß er ganze zweene Tage eine große Finſterniß 12 Meilen in der Kunde verurſachte r). Im Jahre 1685 warf Veſuv wieder eine Mas

terie aus, ſo, daß aus ſeiner Deffnung gleichſam ein kleiner Berg bervorfam ;. die Flamme ward ſehr heftig und gab 20 Meilen in der Runde herum bel. leres licht von fid ), als das ſchönſte Mondenlicht. Im Jahre 1689 måhrten die Auswerfungen des Feuers 22 Tage vom gten December bis zum erſten Jenner , und man hörte zu Teapolis in den In. neren des Berges ein Getöſe, Keſſeln .

wie von kochenden

Im Jahre 1694 fieng er wiederum den

6. April ſchrecklich zu wüten an , und warf heftige und feurige Flammen bis nach Benevento, welches . 30 ita . ) Philof. Transac . N. 455. S. 238 . r ) Miffons Reiſe durch Ital. Ib. II.

510

Von der innern Geſtalt

30 italieniſche Meilen davon liegt ; ganze Strome geſchmolzener Materien liefen aus dem Berge zu 3 Meilen weit von dem Abgrunde, aus welchem ſie ſie liefen langſam wie Fett , das zu gerinnen anfängt und trieben alles vor ſich weg, was ihnen im Wege war .

hervorkamen ;

Im 7ten Jahre des gegenwärtigen Jahrhun. Derts fieng er wiederum am Ende des Heumonates Man hörte erſtlich ein innerliches zu brennen an. Getöſe, ehe die Flammen hervorkamen ; nachdem fich die Flammen ſchon gewieſen hatten , hörte man abſakweiſe zu wiederholten malen ein ſchreckliches Gerdſe, mit welchem der Knall des allergrößten Ge. ſchůkes kaum zu vergleichen war , und dabei ward eine große Menge Aſche ausgeworfen . Hierauf trieb er eine Menge von Steinen und einen feuri. gen Strom aus, der nie geſchmolzenes Pech niederfloß und nach ſeiner Erkaltung ro bart als ein Stein Denn obgleich die oberſte Rinde ſchwam . ward . micht ſchien , fo fand man in etwas größerer Liefe Зu pleapolis alles ſo hart wie ein Kiefelſtein. ward es während dieſes Brandes ſo finſter , daß man einander auf der Straße wegen der Menge von Aſche, die durch die Luft ausgebreitet war , nicht erkennen konnte s).

Im Jahre 1717 hat Veſud wiederum ſtarf ge wütet, wie Herr Berkeley t) erzäblet, der zugleich von der Höhlung dieſes Berges eine ſorgfältige Be. ſchreibung mitgetheilet. Den 17 April fand er die innerſte Höhlung, die ohngefähr eine engliſche Meile im Umfange und etwa 300 Fuß in der Tiefe hat, voller Dampf, und hörte ein grauſames Getöſe und Krachen , da bisweilen , nachdem ſich der Wind ge.

ändert, ) Philos. Transact. Abr, Sb. IV. S. 207 . t ) Ebenbar

30

der Erdkugel.

511

Andert, eine röthlichte Flamme geſehen warb. Den Sten May fand er in der Mitte des Bogens der Höhlung, einen fegelförmigen Berg, welcher den 17 Upril nidit da geweſen war, und ohnſtreitig ſeit dieſer Zeit durch Auswerfung der Steine und an. In dieſem derer Materien mußte entſtanden ſeyn . kleinen Berge fahe er zmo Deffnungen , welche er zuvor in dem Boden geſehen hatte : es famen daraus feurige und glüende Materien hervor , und die eine Deffnung war an der Seite des kleinen Berges, die andere in ſeinem Gipfel. Den 5 Junii und fol. gende Tage ward der Brand noch heftiger , ſo, daß man zu Fleapolis zu reben anfieng, wie Auswer. fungen aus dem Schlunde des Berges geſchahen. Den noten entſtund ein heftiges Getöſe, als wie aus einem ſchrecklichen Ungewitter , mit dem Sturme einer ſehr unruhigen See , dem Knallen des Don . ners, und dem Krachen groben Geſchůßes vermenget. Er ſahe hierauf, daß die Dünfte, die über der Deff. nung giengen, allerley Farben, als grån, gelb, blau und roth hatten , wober) ein Strom glúender flüßi. ger Materien von dem Berge in die See ſtürzte, und alles mit ſich riß, was ihm im Wege lag. Der große Arm diefes Stromes war eine halbe Meile Die Flamme welche aus breit und s Meilen lang. dem Schlunde aufſtieg , war zuweilen in drey Pfeiler getheilet , manchmal aber war ſie nur einfach , und füllte den Schlund überall aus , wobey ſie auf tau . Den 12 Junii ſend Fuß Goch über den Berg ſtieg. warf Veſuv große Steine aus , und ſeine Wuth dauerte bis den 18ten dieſes Monates. Im März 1730 hat Veſuv abermals gebrannt, wodurch ſich eine große Menge zu Glafe gewordene Materien auf ſeinem Gipfel befeſtiget, und denſel. bigen ſcharfer und höher gemacht hat.

Die Flame men ,

512

Von der innern Geſtalt

men, die er damals ausgeworfen hat, ſind heller ges' weſen und höher geſtiegen als zu andern Zeiten . Herr Cyrillus u ) hat eine Beſchreibung des Brandes dieſes Berges, der ſich im December 1732 ereignet hat, mitgetheilet. Der Berg war beynahe das ganze Jahr ruhig geweſen ; aber nach dem 2 Chriſtmonats. fieng er an, ben Tage Rauch , und dies res mit einem gewcitigen Getöſe , des Nad; ts aber bisweilen Flammen hervorzutreiben. Nachgebends hörte man die folgenden Tage auf viele Meilen weit , ein innerliches Getöſe und Krachen , als wenn grobes Geſchüße geloſet wurde , ſo, daß die Fenſter davon erbebeten ; aus der Deffnung des Berges wurden einige feurige Steine in die Höhe geworfen , die nachgehends niederfielen , und auf den Abhängen Die Afde wurde, des Berges liegen 'blieben.

nach dem der Wind ſtarf war, durch die umliegenden Lånder bald auf geringere , bald auf größere Weite ausgeſtreuet. Vom 27ten und 28ten Chriſtmonats breitete ſich ein ſehr dicker Rauch aus , der ſich nicht hoch über den Berg erhob , und eine große Menge Aſche mit welcher er erfüllt war , bedeckte die rings Nach dem 29ten fieng herum liegenden Gegenden . der Rauch uns das Krachen an , ſich nach und nach zu vermindern , endlich hörte alles nad, dem 4 Jen . Eben dieſer Naturforſcher ner auf einmal auf . bezeuget auch , daß man Nachricht empfangen babe, wie šetna zu derſelbigen Zeit gewaltig viel Rauch und Feuer mit einem heftigen Krachen ausgeworfen habe, wie auch, daß der Feuerſpenende Berg,Saon . gylus, ungemein gepoltert und Flammen ausgetries ben habe , ſo , daß das beſtåndige Gecoſe, die zu Zeiten ausbrechenden Flammen , und das ſchrecklide Krachen den Einwohnern des weſtlichen Ufers von Calas u ) Philoſoph. Verbandel. Ib. II. St. 1. S. 200.

der Erdkugel.

513

Calabrien , wie eine Seeſchlacht zmoer auf einander feuerenden Flotten geſchienen haben. Dieſe Be. obachtung ſcheinet die Gedanken derjenigen vom neuen zu beſtätigen , die ſich vorſtellen , Veſuv habe durch unterirdiſche Höhlen eine Gemeinſchaft mit dem Zemna und Strongylus. Eben dieſes låßo ſich auch aus Kirchers x ) Erzählung ſchließen, der das heftige Erdbeben , durch welches Calabrien

1

im Jahre 1638 erſchüttert wurde, beſchreiber, wie er ſolches ſelbſt mit angeſehen. „ Bey dieſem Un. , glücke , ſagte er , fahe ich nach dem

Aetna und

,,Strongylus etwas ſorgfältiger, und ſahe, daß » ſie ſehr große Dampfſäulen wie ganze Berge her. „ vortrieben , welche ſich nach einer Seite weit aus. „ breiteten , und uns nicht allein Lipara , ſondern

Si

felbſt ganzSicilien verdeckten ., Ein wenig weie ter ſagt er : „ Ich richtete meine Augen etwas furg. fältiger auf den Strogylus, derohngefähr 60 Meis „ len von mir entfernt war , und ſabe ihn auf eine



„ Ungewohnte Art wüthen , denn er ſchiene ganz voll „ Feuer, und warf Flammen aus , die ſo groß waren als ganze Berge. , In der Folge meldete er, daß er , um zu ſehen , ob Aetna und Strongylus mit dem Vefuv einige Gemeinſchaft båtten , zu dier fer Zeit auf dem Gipfel des lekterwähnten geſtiegen wäre, und geſehen hätte , daß ſein Schlund gang mit Feuer erfüllet geweſen ; in dem Innern aber

Ś

fåtte er ein grauſames Getöſe gehöret, und das Feuer wåre nebſt einem dicken Rauche an eilf befon . et dern Plaßen aus dem Berge hervor gebrochen. Im Man 1737 þat Veſuv wiederum ſtårfer ge.

Er warf pütet, als er ſeit langer Zeit gethan hatte. durch viele Deffnungen große Strôme erzartiger gee fohmolzener und glúender Materien aus, die ſich über x) Mund, ſubterr . 26. 1. Praef. K. 2. II. Theil.

RE

4

514

Von der innern Geſtalt

über das umliegende Land ausbreiteten , und endlich in die See liefen. Der Herr von 1Montealegro , welcher die Umſtände von dieſem Zusmurfe an den Cardinal von Polignac y) geſchrieben , und ſelbſt einen von dieſen Feuerbåchen geſehen hat , bezeuget, daß ſich dieſelben auf 6 bis 7 Meilen von ihrem Urſprunge bis in die See ausgeſtrecket haben, und so bis 60 Sdritte breit , auch 25 oder 30 Pal. men , und in einigen Gegenden 120 Palmen tief ge. weſen ſind . Die Chymici des Königs von Teapos lis fanden in dieſer Materie gemeines Salz, Salper, Schwefel, eine ſetyr åzende Materie , und eine mit. telmäßige Menge ſehr guten Salmiaks. Zween andere ſehr weitläuftige Berichte von dieſem Bran . de findet man in den philoſophiſchen Tranſactionen z ), wo auch die chymiſchen Proben dieſer Materien ſehr forgfåltig beſchrieben ſind. Vor andern iſt merkwür . dig , wie durdidringend das Salz geweſen iſt ,

das

man aus den ausgeworfenen Materien erhalten har. Wenn man es mit Schnee vermengte , und in die. fes Gemiſche ein Glas voll Waſſer feßte , ſo befam das Waſſer einen ſehr unangenehmen ſcharfen und fchwefliden Geſchmack, woraus man , wie es ſchei. net , ſchließen kann , daß das Salz durch die Zwie fchenräume des Glaſes durchgedrungen iſt. Endlich iſt er in May 1749 wieder losgebrochen , und hat die umliegenden Gegenden mit Steinen und Miche bedeckt ; welches aud ) 1751, 1754 , 1755,1759 und 1760 geſchehen iſt. Im Jahr 1758 ſtürzte die nördliche Spize dieſes Berges , welche ſonſt 3600 Fuß über die Meeresfläche erhoben war , in den 26 . grund, ſo, daß man die Verminderung der Höhe auf 64 Sduh ſchåkte. 9. 9. y ) Hift de l'Acad . 1737. S. 10 . z ) N. 455. S. 237 f. ..

der Erdkugel.

515

g. 9 . Es ſind dieſes aber nidyt die einigen Feuerſperjen: Uebrige den Berge , welche Italien aufzuweiſen hat,feuerſpens oder ehedem aufzuweiſen gehabt hat. " Die lipári ende Ber. fchen Inſeln"ben Sicilien ſind ſchon vor Alters die-lien re infta , und fer Erſcheinung wegen berühmt geweſen ; insbeſon- dem Archia dere aber die Inſein Lipari , Volcano , Stron : pelagus. gylus oder Strombali, Volcanello, und Salini, Lipari , Volcas welche ehedem Dydime hieß . nello , und Salini haben ehedem Feuer auswerfen de Sdylünde gehabt , brennen aber jezt nicht mehr ; doch befinden ſich auf der erſtern Inſel noch viele warme Båder. Der Inſel Volcao , welche ehe. deſſen Thermiſſa hieß, habe ich ſchon vorhin gedadır. Die Inſel Strombali hat ohngefähr 10 ital . Meie len im Umfange, und wirft ofters ſchwefelige Flam. men aus , die einen unerträglichen Geſtank von ſich geben. In dem Herzogthum , ! Vodena, zwo ital. Meilen von Saſſuolo , befindet ſich auf einem Berge eine Deffnung , la Salſa , genannt , welche oft, und zwar gemeiniglich im Frühling und Herbſt, Rauch , Flammen , Aſche, und nach Schwefel rie. chendė Steine auswirft ,

ſo , daß manche Steine

40 Ellen Body in die Luft getrieben werden ; welches zuweilen mit vielem Geräuſche und Krachen geſchie Der Berg , auf weldjem ſich dieſer Sdylund het. befindet , wird von dem vielen Auswurfe ganz une fruchtbar, und wennfer tobet , pflegen die zu Saſſo undMonte Gibbio befindlichen ſteinöligen Brunnen Auf der zu dem Königreich ganj trúbe zu werden . Viapoli gehörigen Inſel Iſchia haben ehedem auch verſdjiedene Hügel gebrannt, die aber jezt derglei. chen nicht mehr von fich ſpüren laſſen . Der hoke Berg auf der Inſel Stalimene ober Lemnos im Archipelagus ,

welcher bey den Alten Meſchild

hieß , fac zuweilen aud) Flammen ausgeworfen, melo of

Von 516

der innern Geſtalt

welches man auch von dem Berge Breſier , in Dauphiné , bey dein Flecken St. Genis bemer. fer findet. 10 . g. Jsland hat nach Italien unter allen europäis fchen Låndern die meiſten feuerſpeyenden Bergeauf

Feuer: ip vende zuweiſen , von welcher Art ſonderlich die fogenann. Berge aaften Jodeler oder Eisberge ſind , die ſich gemeinig . der Inſel lich zu entzünden pHegen, wenn das Eis und der Joland. Schnee auf denſelben febr hoch anwächſt , und die Botla . Klüfte , aus welchen ehedem Feuer gekommen iſt, verſtopft , ſo , daß die Ausdůnſtungen dadurch ver.

hindert werden . Der Beila iſt unter dieſen Bergen den Auslån dern am befannteſten , ob er gleich ſeit langer Zeit ruhig geweſen iſt. Er liegt im ſüdlichen Viertel dieſer Inſel, und iſt einer der höchſten Berge auf derfelben , indem man 4 Stunden braucht , wenn man von ſeiner Wurzel, bis an die Spike gehen will. Verſchiedene haben ſich eingebildet , daß er eine unterirdiſche Verbindung mit dem Vefuo und Aerna habe , ſo , daß er allemal mit iğnen zugleich Feuer geſpyen . Er hat in 800 Jahren nicht dfter als zehmal gebrannt, nåmlich 1104 , 1157 , 1222 , 1300 , 1341 , 1362 , 1389 , 1558 , 1636 , und das lekte Mal 1693, da er den Izten Febr. anfieng zu brennen , und bis in den Auguſt anhielt , ſo wie auch die vorigen Male der Brand allemal einige Monate gedauret batte . Jezt wird weder das geringſte Feuer , noch Dampf und Rauch auf demſelben ver . ſpåret; nur findet man noch in einigen kleinen Hob. len ſiedendes Waſſer, dergleichen auf ganz Island eine Menge gefunden wird . Bei ſeinem lestern Brennen warf der gekla eine große Menge Aſche, Sand und Bimbſtein aus , wovon die Afde an die 30 Meilen floß.

Zuf ſeinem Gipfel w " ird man der, gleichen

der Erdkugci.

517

gleichen noch in großer Menge gewaar , wo man auch nod) hin und wieder verſdviedene Spalten und Klüfte ſiebet a). $.

11 .

In dem Vorder's Syffel dieſer Inſel befindet Die fich der hohe Berg Rrafla oder Krabla , welcher Krafla. 1726, nach einigen vorhergegangenen Erdbeben, mit erſchrecklichem Krachen und Saufen , Rauch, Feuer , Aſche und Steine von ſich zu werfen anfieng , wel. ches denenjenigen , die etwas nahe daben wohneten ,, ſchrecklich anzuſehen war , vornehmlich aber zween Reiſenden , die eben unter dem Felſengebirge waren, und um welche das Feuer erſchrecklich herum flog, ro, daß ſie gedacht hatten , ſie würden gar verbrennen, Weil nun zu doch aber nicht zu Schaden kamen . allem Glücke ſtilles Wetter war, ſo ward das { and da þerum nid )t mit Aſde oder Steinen verderbet , ſons dern ſie fielen wieder auf den Felſen felbſt , und um deſſen Fuß herum. Der Felſen brannte eine Zeit: lang fort, ohne Schaden zu thun , und ohne daß man andere Erdbeben vernommen håtte , als die , weldie den bevorſtehenden Uusbruch des Feuers verkündig ten. Hernach entzündeten fidy von dem ſtarfen Feuerſpeyen im Jahre 1728 einige der da herum liegenden Schwefelgebirge, die eine Weile brannten , bis von der brennenden Materie gleichſam ein Feuers fluß geſammlet ward , welder ganz langſam von dieſen Bergen hinunter gegen Süden immer von dem höhern nach dem niedigern Sande poß , da denn zilo legteinigeEinwohner um eine große See : 13p.vatne genannt , ro 3 Meilen von dieſen Gebirgen belegen, fich vor dem allmålig berannahenden Feuerfuß fürch , teten , und im Frühling 1729 ihre Wohnurgen ver . ließen , da endlich dieſer langſam fortgebende Feuer : KE 3 fluß

a) Sorrebows Nachr. von Joland S. 57 f.

518

Von der innern Geſtalt

fluß um die Herbſtzeit immer durch die abhängigen Derter , wo es am niedrigſten war , bis an die Höfe und an die See fortrůckte , da er einen Hof , To Reikebild genennet wird , und die Hälfte von deſſen Tun , zugleich mit zweien Hialeven , Grof und Fagrcnes genannt , welche am niedrigſten und un ten nach der See zu lagen , überſchwemmete.

Ec

um floß auch den Plaz , wo die Kirche ſtehet, aber die Kirche felbſt , weil ſie auf einer kleinen Hoge Endlich begab er ſtand , ward nid) t beſchädiget. ſich mit einem gewaltigen Brauſen in die See. Und foldhergeſtalt fuhr dieſer Fenerfluß fort zu fließen bis in das darauf folgende Jahr, nåmlid) 1730 , da er

1

von ſelbſten aufhörte, vermuthlich , weil die Schwe. felgebirge keine weitereMaterie ,felbigen zu unterhale ten , gehabt haben. Nad) der Zeit ward dieſe Flieſe ſend : Materie şart , und hinterließ Graun oder ges brannte Steine den ganzen Weg hindurch , wo ſie gefloſſen war.

Die See My - vatne, in welche

dieſe feurige Materie ausfloß, ' ward mit vielem Sraun , oder gebrannten Steinen , angefüllet, und dadurch verurſachet , daß , wo es vorhin ziemlid) tief geweſen , es hernach feichte ward. Die Fiſche in ſelbiger See , deren zuvor eine große Menge geweſen war , Silungen genannt, ließen ſich daſelbſt in langer Zeit nicht finden , entweder weil ſie dieſe Shwefelmaſſe fdeueten, oder vielleicht, weil davon ein guter Theil geſtorben ; jezo aber werden ſie nicht mehr vermiſſet, ſondern , wie vorhin , håufig geo fangen. Die Feuermaterie , die ſehr langſam fob, war wie ein dicker Brevy, oder wie ein flüßiges Metall, und beſtand vermuthlid ) aus geſchnoljenem Schwefel, Steinen , Schutt und dergleichen .

Auf

dem ganzen Wege , wo ſie Roß , ward nicht das ges ringſte Stúden Erde dadurch gezindet , ſondern alle dieſe Materie floß nur allein von den in Brand geſeşten

1

der Erdkugel.

519

gefekten Felſengebirgen , ſo ganz voll von Schwefel (in Island nennt man es Brenne . Steen ) waren b ). S.

12 .

Im Jahr 1721 marf ein Jockel , mit Namen Der Kits Rótlegau , im weſtlichen Theil des Skaſtsfields: legau. Syfſels auf Island, 5 bis 6 Meilen vom Meere ab , bey Portlands : Budir gelegen , nad) einigen vorhergegangenen Erdbeben , Feuer aus , welches zugleid) große Jokel- oder Eisklumpen ſchmelzete und herunter warf , und dadurch eine große Ueber . ſchwemmung verurſachte , die von der Hobe immer herunter , und gerade nach der See zulief , eine groſ. fe und unglaubliche Menge Erde, Sand und Steine mit ſich nahm , und das Erdreidi, worüber ſie hin. fuhr, ganz unbrauchbar machte, weil die ganze obere Erdlage abgeriſſen ward , ſo , daß nichts als Sand Es kamen mit dieſer Ueberſchwem . zurück blieb . mung erſchrecklich große Eisſtücke vom Gebirge her. unter , welche einen ſo unbeſchreiblichen Haufen Era de und Steine mit ſich führten , daß die See drau. ſen fo ſtarck mit Eis , Erde , Sand , Steinen und dergleichen angefüllet ward , daß eine halbe Meile vom

Sande

gleichſam

ein kleiner Berg in der See

entſtanden , der aber doch mit der Zeit wieder abnahm , und gegenwärtig nicht viel mehr über das Waſſer hervor raget. Zwiſchen dem Felſengebirge und dem Meere lag in der Mitte ein Berg , haver : By ge nannt , wohin zween Reiſende , welche dieſe Ueber, fdwemmung von dem Jófel kommen faben , ihre Viele Klafter hinauf ward von

Zuflucht nahmen .

dieſem Berge durch die Ueberſchwemmung ein großes Theil Erde mit guter Weide ſammt Steinen, Sand und dergleichen weggeriffen . Die beiden Reiſen. den , welche ihre Zuflucht auf dieſen Berg genom . ķf 4 men b ) Sorrebow 1. c. S. 30 f.

520

Von der innern Geſtalt

men hatten , reifeten von ba , nach einer Zeit von an . derhalb Tagen, gerade über die Gegend , welde die Ueberſchwemmung getroffen hatte , und konnten von diefem abſcheulichen Anblicke , den ſie von dem Ber: ge Saver • By ohne Gefahr betrachtet hatten , das beſte Zeugniß ablegen . Dieſer Berg liegt in eis Rem großen und weitläuftigen Sande , njiðdalsó Sand genannt , wo eben derſelbe Jófel vor vielen Jahren einen gleichen Aufzug gemacht, und damals das Thal verwüſtet hat , welches zuvor ſchöne Weide hatte und bebauet war. Dieſesmal aber litte dies re Gegend feinen Schaden dadurch , weil es ſchon zuvor verdorben war. Was für eine große Menge Eis , Stein , Sand und Erde dieſesmal ins Meer fortgeführet worden , fonnte zwar wohl aus den Ueberbleibfeln , die lange berniach noch zu finden wa. ren erkannt: werden noch mehr aber kann man von der unglaublichen Mengeurtheilen ,wenn man hörer, daß auf den Weſtman : Inſeln , die etwa 12 Meie len davon im Meere liegen, die See mit einer ſolden Macht ſo ungewöhnlich hoch ſtieg , daß die Fiſcher an der Küſte alle Mühe hatten , ihre Bóre zu retten, welche ein wenig oben auf dem Ufer ſtunden , und die See zugleich in die beym Ufer liegende Fiſcher. buden hineinſtůrkte . Es muß eine unbeſchreibliche Menge geweſen ſenn , die auf einmal in die See ge. ſtůrkt iſt , weil ſonſt dadurch unmöglich das Waſſer 12 Meilen weit ſo ungewöhnlich hätte gerühret, und in Bewegung gebracht werden können . Der Zus. wurf des Feuers aus dieſem Jókel und der darauf folgende Rauch , Aſche und Schutt machten , daß man die Sonne einen ganzen Tag nicht ſehen konnte ; es ward auch Schutt und arche auf eine unglaubliche Weite von da ,

ja an die mehreſten Derter des lan des , wohin der Wind gieng, geworfen , und damit ein Theil Heu , welches aufdem Felde lag , wie audi das

der

Erdkugel.

521

das Gras , ja ſo gar ein Theil Fiſche, welche hier oder dort lagen, um getrocknet zu werden, überſtreuet. Nachdem es aber einen Tag lang darauf geregnet hatte , war alles wieder ziemlich gut. Das Feuer brannte nicht immer lichterloh , ſondern ; kam je zu: weilen ſehr heftig hervor , eine Zeitlang aber her: nadh entſtand ein ſtarker Rauch) und Dampf. Ver. muthlich iſt das Feuer bisweilen von dem durch den Schlund in großer Menge hinunter gefallenen Eife und Schnee erſticket worden ; folglich hatdie Sdimel. zung deſto mehreren Dampf verurſachen müſſen . Dieſe ganze Ueberſchwemmung währete nicht über 3 Tage , da man wieder , eben wie zuvor über die Berge auf der Oberfläche reiſen konnte c).

7

S. 13 . Zuf gleiche Art , wie dieſer nur beſchriebene Der Des Joekel Rørlegau gewütet, hat es aud) ein andrer raife und andere. Joekel, Namens Deraife , im oſtlichen Lþeile des Skufrefields : Syfſels , gethan, welcher 1728 zwi. iden Johannis und Maria Heimſuchung fich enc fundete , und bis zum Anfange des Octobers deſſel.

bigen Jahres brannte. Dieſe Ueberſchwemmung gieng vom Gebirge hinunter zwiſchen 2 Höfen , soff und Sandfeld , die nur eine Meile davon ablagen , ohne dieſelben zu berührer., oder ihnen einigen Schaden zuzufügen , ob ſie gleid, nur eine Meile weit von einander ſind. Aber unterhalb dieſer Höfe, auf dem breiten und ebenen Gefilde , breitete ſich dieſe Ueberſchwemmung weiter aus , und überfiel 2 Häuſer , fo 2 Höfe daſelbſt für ihr Vieh und für die Leute gebauet hatten , die des Viehes warteten , und die Milchung , Zubereitung der Butter und der. gleid en beſorgten .

Die Leute flüchteten ſich auf

die Dächer dieſer zwen Häuſer, wo ſie guten Schuk RES fanden , c) Ebendaſ. S. 41.

522

Von der innern Geſtalt

fanden , weil das Waffer dieſe Höhe nicht erreichte. Allein , ein großer Theil des Viches beyder Höfe ward mit fortgeriſſen, und einiges fand man hernach

. halb gekocht d) . Uußer dieſen hat man auf der Inſel Island noch verſchiedene andere Berge , welche zuweilen als z. B. den Leirbs Feuer ausgeworfen haben , niukur, ſo 11 Meilen von dem Berg Krabla nach Nordweſten liegt , und den 11 Jan. 1725 anfieng fich zu entzünden ; der Biernaflag , in eben der Gegend , der ſich den 19 April des jeßt gedachten entzündete , und der Sigool , erſten liege.

der nahe bey dem

Was Bartholomäus Zenatiis e) von einem brennenden Berge auf Grönland meldet, an deſſen Fluſſe ein Dominicanerkloſter gelegen ſey , wird in den neuern Nachrichten, die uns Egede geliefert hat, nicht beſtåtiget. 8.

14

In Aſien hat man eine Menge Feuerſperender Feuers

1

Berge, von denen Herr Struyk f) ein Verzeichniſ

{peyende gegeben gat. In Perſien iſt zwiſchen Resd und Berge in Lohenſtan der Berg Ålbours ; und ohngefähr fien . 20 deutſche Meilen von Süden zum Weften von Iſpahan iſt der Feuerſpevende Berg Aldcrvan . In Moſcau , oſimvårts von Irkutskot, nicht weit von den See Bakel, findet man eine Höhle, die vor dieſem Flammen ausgeworfen hat ; dod Herr Ebel: hard Bebrand Jdes , Geſandter des Ejaares g), ſahe nichts als Rauch Hervorkommen , und wenn man

d) e) f) g)

Ebendaſ . S. 44. Beym Ritcher in Mund, ſubterr. 36. I. S. 194. Inleiding tot de Algem . Geogr. S. 66 f. Voyages au Nord Tý. VIII. S. 69.

der Erdkugel.

523

man mit einem Stabe im Grunde der Höhle rühret, ſo empfindet man noch einige Wärme . In der Tartarey zwiſchen den Flüſen Cha tanga und Lena , ſind zween brennende . Berge, und zween andere findet man auf der Halbinſel Rimtſchatka , die der öſtliche und der weſtlide Vulkan genannt werden . In verſchiedenen Dertern des Königreiches

Ja .

pan giebt es feuerſpeyende Berge. Einer findet fich auf einem kleinen doch felfichten Eylande ben Girando welcher verſchiedene Jahrhunderte ge brannt und getobet hat ; auch ſieht man in der Pro . vinz Sigo , eine große Höhle auf den Gipfel eines Berges, die vor dieſem Flammen und Feuer aus. geworfen hat , wie ſich noch heute zu Tage einer in dieſen Landſtriche befindet, der aus ſeinem Gipfel Feuer und Flammen auswirft. Einen andern fin . det man in Tſikudſen, wo vor dieſem eine Kohlen : grube war, die aber durch Nadlåßigkeit der Arbeiter ſich entzündet hat , und bis heute zu Tage brennt. Noch ein großer doch nicht ſehr hoher Berg , liegt bey Sinnabara , und heißt linſen , deſſen Gipfel kahl und weiß von Schwefel, oder von der ausge brannten Materie ift ; er giebt wenig Raud von rich, der drey Meilen weit geſehen wird : ſein Grund iſt an verſchiedenen Stellen brennend heiß , und ſu locker, daß man , nur etlicje wenige Derter ausge : nommen , nirgends darüber gehen kann, ohne befiản. dig durch das hohle und frachende Getoſe, welches man unter den Süßen empfindet, zu erſdirecfen. Sein Sdwefelgeſtank iſt ſo empfindlic), daß man einige Meilen in der Runde feine Vögel antrifft; wenn es regnet, ſcheinet der Berg zu fochen h ). Bey Miiaco befindet ſich der Berg Sjurfurama, ber h ) Kämpfers|Beſchr. pon Japan. S. 75 f.

524

Von der innern Geſtalt

der öfters gewaltig gebrannt hat , und bisweilen Un der ganze Strởme von Schwefel ausgießet. een andere füdlichen Seite von Japan find nocy zw Feuerſpeyende Berge ,

einer

zwiſden den Inſeln

Bungo und Tanarima, der andere ben Jedo auf der Inſel Barnevelt. Auf der Inſel St. Paul, zwiſdyen den Vorge. birge der guten Hoffnung und dem Südlande, iſt ein Berg, der zuweilen gebrannt hat. Selbſt im Jahre 1696 bemerkte man noch Zeichen von der Verwů . ſtung, wie ein Tageregiſter einer um dieſe Zeit nady dem Südlande gethanen Reiſe berichtet. Auf Sumatra iſt der brennende Berg Balas luanus oder Balalvanas. Auf der Inſel Java, ohnweit Panaruca , iſt im Jahr 1586 ein brennen . der Berg entſtanden , der ſo gewaltig losgebrochen, daß ohngefähr 10000 Menſchen auf den umlie. genden Feldern umgekommen, und große Steine in der Stadt Panaruca niedergefallen ſind. Er trieb drey hinter einander folgende Tage einen fo diceni Rauch mit Flammen und Funken vermengt, aus ,

.

daß er die Sonne bedeckte und eine dicke Finſterniß entſtand. Auf eben demſelben Eylande iſt zwiſchen Cheribon und Samarang ein Berg , der allezeit brennt ; und man ſagt, an der ſüdliden Seite dieſes Eylandes , um die Mitte, ſollen noch 5 andere ſeyn, die Feuer und Rauch auswerfen i) . Es giebt verſchiedene feuerſpenende Berge auf den moluckiſchen Inſeln . Uuf Timor war vor dieſem ein Berg , der Feuer auswarf , und ſo hodi war, daß ſein brennender Gipfel unglaublid) weit in der See fonnte geſehen werden , wenn man hierinnen der Jeſuiten Erzählung trauen darf k ).

Er ſoll im Jahre

i) Struye I. c . k ) Kirders Mund. fubterr. Zb. I. S. 195.

der Erdkugel.

525

Jahre 1688 durch ein Erdbeben gånzlich feyn ver. fdhlungen worden , daß nid)ts anders als ein großer Sumpf nach ihm zurück geblieben iſt.

Auf der

Inſel Gannongapy befindet ſid) ein Berg , der, nachdem er ſchon 17 Jahre gebrannt hatte, im Jahre 1586 im Monat April mit großer Gewalt ausge. brochen iſt und eine unglaubliche Menge Steine und anderer brennenden Materien ausgeworfen hat. Das Waſſer am Ufer dieſer Inſel, welche durch und durch nichts anders als ein ſchief aufgehender Berg iſt , hat viele Stunden darnach noch gefocht, als wenn ein Feuer darunter wåre, und viele Fiſche ha . ben in Waſſer todt herum getrieben. Im Jahre 1615 iſt er wieder ausgebrochen und hat nachgehends vom neuen ſchrecklich gewütet . Auf der Inſel Ternate befindet ſich ein berühmter brennender Berg , von welchen Varenius 1) eine umſtändliche Beſchreibung gegeben hat. Er fieng den 20 May 1673 ſehr befrig an zu brennen , und warf ſo viel Alſche und Rauch aus , daß man einander , wegen der Finſerniß, die dadurch verurſacht wurde , faum erkennen fonnte ; ſelbſt die See wurde an dem anlie. genden Ufer dergefialt durch die ausgeirorfenen Ma. terien erfüllet, daß die Schiffe in ihrer Fahrt ge . hindert wurden. Janerhalb des Berges boret man allezeit ein erſdrecfliches Getöſe , wie das Ges ſchren von einer großen Menge Volfes , welches durch das Feuer verurſacht wird; er wirft oft Steine aus, und iſt vermuthlich ſehr tief. Auf der Inſel Sangir iſt der Berg Åboe , der im December des Jahres 1711 ſchrecklich brannte, und damit vom 10 bis zum 16 anhielte , woben viele Menſchen tode blieben, und allein in Candahar wohl 2030 , nach ( Valentins Erzählung m ).

1) Geogr. Gen. K. 10 . m ) Strayk, 1...

Nordwärts von Terra Alta

526

Von der innern Geſtalt

Alta , iſt eine kleine Infel,

die einen brennenden

Berg Hat, und deswegen die brennende Inſel ge. nennt wird ; auch befindet ſich einer auf der Inſel Dammezwiſchen Terra Allia und Timor · Laord , oder Timerland , nach dem Zeugniſſe ében deſſelben Schriftſtellers , der auch eines brenneriden Berges auf der Inſel Sjaiv , oder Siau, erwähnt, welcher im Jenner 1712 mit einem beſtigen Schlage, den man ſehr weit hören konnte , ausgebrochen iſt. Auf Makian befindet ſich ein brennender Berg , der im Jahre 1646 heftig brannte und von einander borſt, fo , daß die Klüfte noch jeko zu ſehen ſind. Man kann noch den Berg Gamma Camore auf der Infel Gillilo benfügen , der im Jahre 1673 den 20 May und alſo zu einer Zeit mit dem von Tero ' nate zu brennen anfieng. Auf der Inſel Celebes , die mit unter die großen moluckiſchen Inſeln ge. rechnet wird , befinden ſich verſchiedene brennende Berge , in der Landſchaft Manado , wo bisweilen einer davon zerſpringt, wie ebenfalls Valentin mel: det. Man findet auch dafélbſt an unzähligen Der. tern heißes Waſſer , wenn man 10 Fuß tief in den Grund gråbet. Auf Amboina hat man den Schwefelberg, welcher Wawany genannt wird , und mandymal heftig brennt. Endlich befindet fich auf Banda ein brennender Berg , der ſehr båufig Rauch und Uſche auswirft und ein Getöſe macht, Er hat als ob viele Kartaunen gelóſet würden .

viele Steine ausgeworfen , von welchen einige 6 Fuß lang ſind, und die daran ſpielende See, welche zuvor 15 oder i6 Faden tief war , iſt nicht nur durch die Šteine erfüllt worden , fondern ſie ſind ſchon hohen als das Waſſer. 9. Wilhelm Shouteir ſahe im Jahr 1616 den Julii einen brennenden Berg auf einer Inſel heu : Guinea, welcher auch nocy brannte, als Abel TAL

der Erdkugel. Tasmann 1642 vorbey regelte n) .

527 Ferner follen

die solländer auf 77eu Guinea, nach Kircters 0) Erzählung, brennende Berge geſehen haben . Auch ſahe Dampier p) daſelbſt einen Feuerſpeyenden Berg 1699, und auf der Küſte dieſes weit ausge . ſtreckten Landes eine brennende Inſel, die grauſame Flammen mit einem donnernden Getöſe auswarf. Auf Tandaja , einer von den philippiniſchen Inſeln, die jeßo Philippina genannt wird, find ber dem Vorgebirge vom heil . Geiſte einige kleine Feuers ſpeyende Berge. Rircher bezeugt, daß auf den philippiniſden Injeln, und auf allen die zu den Inſelmeere von Sr. Lazarus gehören , überall feuerauswerfende Stellen ſind , ſo , daß kaum eine Inſel daſelbſt anzutreffen iſt, auf der man niche einen Feuerſpenenden Berg oder Feuerſpeyende Hoh . len antråfe;

aud) fagt er, daß in den Reichen Ins

dotan , Tiber und Çamboia , und ſelbſt in dem ganzen weit ausgeſtreckten Reiche China , durdigea hends brennende Berge gefunden würden , welches der Pater Martinus Martinius bezeuget , aus welchem auch Herr Seruyť insbeſondere anmerket , daß ſich in dem lekt genannten Sande in der Land. ſchaft Sudhuen , ben der Stadt Tui - Cheu, der Berg Peping befindet, deſſen Gipfel des Nachts In der wie eine brennende Faceel ausſiehet. Landſchaft Riangſi, in dem Gebiete von Xin - Cheu , fod fich der Berg Lingfing befinden, auf welchem man des Nadies allezeit, wenn es geregnet hat, eine große Flamme loderen fiehet, aber ben trockenem Wetter zeigt ſich dieſes nicht. S. 1 ) Strayk I. c. o ) Mund ſubt. Sb . I. S 195. P ) Voyage autour du Monde Th. V. S. 109 F.

15.

528

Von der innern Geſtalt $. '

Feuers

15 .

Wie viel Feuerſpenende Berge in Africa find, und wo dieſelbigen liegen iſt nicht ſo gut befannt.

Ipepende Rircher meldet uns, daß ihrer achte ſind , nåmlich Berge in zween in 17onomotapa, viere in Angola, Congo Africa . und Guinea , einer in Libyen, und einer in Abyſ außer einer Menge ſchwefelichter Gruben , finien ; von denen einige zu brennen aufhören , weil die vers brennliche Materie verzehret iſt, die aber, nach Rirs ders Gedanken, in einiger Zeit wieder zu brennen anfangen werden, wenn der Zunder zum Feuer wie. Es wäre zu wünſchen , daß der reif geworden iſt. man forgfältigere Berichte von der Lage und dem Drte dieſer feuerſpeyenden Berge håtte , oder , daß man ſich auf dieſen Schriftſteller mehr verlaſſen dürfte. Weil einige die canariſchen und die Salzin. ſeln , ſonſt die Inſeln des grünen Vorgebirges ge. nannt, unter diejenigen zählen , die zu Africa ge. þören, ſo muß ich hier bemerken , daß Rircher und andere den Pik von Teneriffa unter die brennen . den Berge rechnen , und dieſes nicht ohne Urſache. Denn im Jahre 1720 im December hat er gebrannt, und Herr Edens fabe im Jahre 1715, den 14 Au. guft, verſchiedene große Felſenſtücfen , die in einem Brande von dem Berge abgeworfen waren , und einen Strahl von Feuer , der ſich hinunterwärts ſenfte ; aus verſchiedenen Stellen des Berges gieng Rauch aus ; ein Erdklumpen, der oben aus der Höhle des Berges genommen war, brannte, ais man ihn mit der Flamme einer Kerze anzündete, wie Schwe. fel. Vier oder fünf Stunden von dieſem Berge befinden ſich noch andere, die iRialpeſes genannt werden, und vor dieſem gebrannt haben 9) .

Als fres

9) Phill , Transact. Abridg. Ib. V. 6. 2. S. 147 f.

der Erdkugel.

529

Frezier 9 ) bey den Inſeln des grünen Vorgebirges im Jahre 1712 , im Hornung vorbey fuhr , ſahe er des Nachts ein Feuer ; als es Tag geworden war, zeigte ſich ein hohes land , aus deſſen Gipfel Ranch hervor fam ; ſie urtheilten aus der Lage, daß es die Inſel Brava wåre , doch der Rauch machte fie zweifelnd , ob es nicht die Feuerinſel wåre ; dieſer Berg, welcher gleichſam im Mittelpuncte der Feuers inſel gefunden wird, brennt allezeit und wirft Flam. men aus , die man ſehr weit in der See ben Nachte rehen kann , bey Tage über ſieht man nidits als Rauch. Bisweilen wirft er ganze Klippen auf eine unglaubliche Höhe aus, und das Getöſe, das ſie ber ihrem Miederfallen auf die Inſel machen , kann man 8 oder 9 Meilen weit hören, wie Roberts 99) der fich einige Zeit daſelbſt aufgehalten hat , bezeuget. Bisweilen wirft er Strome von Schwefel aus, und Es ift merk. zu andern Zeiten eine Menge Aſche. würdig , daß dieſe Infel gar keinen Berg, und alſo auch keinen der Feuer auswarf, hatte , als ſie zuerſt entdeckt wurde , ſondern dieſer Berg iſt erſttich nady und nac) angewachſen , feitdem das Feuer herausgea fommen iſt, und wächſt noch tåglich an . 16, 5. Wenn man ſich auf die Nachrichten von den Feuers

Feuerſpenenden Bergen in America verlaſſen dürfte, Ipeyende fo übertråfe dieſer Welttheil die andern an der America. Menge folcher Berge. Im nordlichen America befinden ſich auf der Küſte von Merico , oder Melk ſpanien , allein 14 brennende Berge in einer ſorg . fáltig verfertigten ſpaniſden Charte r) angezeigt, namentlich Bombaco , Granada , Telica , von

Leon , q ) Relat. du Voyage de la Mer du Zud. S. 23. 84 . 99) Hift. Gen. des Voy . Th. III. S. 189. 1 ) Ben Woodes . Rogers Reiſen , 1 II . Theil.

530

Von der innern Geſtalt

Leon, Vulcan von Ifalcos , zween bey Guatis mala, Vulcan von Atilan , von Suchutepeque, von Sapoticlam , las ! Vilpas, Dulcan von Sos conuſco und Bernal ;

von welchen Dampier allein den Vulcan Viejio oder Vejo beſchreibet. Dieren regt Struyk noch vier andere ben , nåmlich

einen auf der Inſel St. Chriſtoph , den von Rol. nia auf 18 Gr. 36 M. nordlicher Breite , den Dampier beſchreibet. Zwiſchen Vulcan de Leon und Vulcan Viejo regt er Vulcan de Anion, und zwiſchen Vulcan de Viejo und Vulcan I ſalcos, Tekt er einen andern kleinen Feuerſpeyenden Berg. Auf der Küſte von California, follen drey andere feuerſpeyende Berge ſeyn , und mitten im Lande noch zween andere, wie der Pater Andreas Perez beym Rircher bezeuget. Man ſieht , daß alle dieſe Bee richte noch zu rob ſind , als daß man ſich darauf ſider verlaſſen dürfte. In dem půdlichen America zåhlet Sauye 19 brennende Berge , nåmlich den Berg von St. Martha in Terra firma , 2 ) einen bey Quito , 3 ) ben von Capiapo, weldher, wie die meiſten übri . gen in Chili gelegen iſt , 4 ) den von Coquimbo, 5) von Suape, 6) von Ligna, 7) von Pecoroa, 8 ) von Chillian , 9) von Äntoko , 10 ) von 70 . tuko , 11) von Sina , 12) von Villa Ricca , 13 ) und 14 ) noch zween andere , 15 ) von Ozorno, 16 ) von Chuanauca , 17) von Quechucabi, 18) einen anderen an dem ſüdlichen Ende von Chiloe, 19) einen im Feuerlande,

welchen der Herr Cles

ment nach einer Charte des frczier ,

im Jahre

1712 follte geſehen haben. Ueber dieſes erwähnen Varenius und Kircher, anderer brennenden Berge in Peru ; weil man aber nicht erkennen kann , ob ſie unter den erzählten ſchon zu finden ſind , ſo will ich ſie ftillſchweigend übergeben.

Verſchiedene dieſer

Berge

der

Erdkugel. 531

Berge ſind auch von dem Herrn la Condamine, ben Gelegenheit der zur Beſtimmung der Figur der Erde in Peru angeſtellten Bemühungen beſchrieben worden. J. 17 . Daß fich in allen Feuerſpenenden Bergen eine Urſachen Menge brennende Materie , als Schwefel , und der dieſer Ers gleichen Körper befinden , brauche ich nicht anzuzei. Tebeinung. gen , weil folches aus , den Beſchreibungen , die ich von dieſen Bergen gegeben habe überflüßig erhellet. Nur wird die Frage ſeyn , auf was für Art dieſele bigen entzündet werden , und warum ſie nicht be. ſtåndig brennen ? Denn man ſieht, daß die Enta júndung ben ſehr wenig feuerſperenden Bergen un . aufbörlich anhålt . Es wird leicht zu begreifen fenn , daß ſich dieſe Frage nur durch Muthmaßungen be. antworten låſſet ; man weiß aber aud ), daß in dies fem Theile der Naturlehre feine mathematiſchen Bee weiſe zu erwarten find : wahrſcheinliche Muthmaſ fungen müſſen uns hier durchgehends befriedigen , wenn man nur nicht die Muthmaßungen für gewiß ausgiebr. Wenn man auf dasjenige Aditung giebt, mas ein Chymicus durch ſeine Kunſt verrichten kann , ſo muß man zugeſtehen , daß in die Natur eben der. gleichen geſchehen kann , wenn die erforderlichen Ma .

terien dazu vorhanden ſind. Wenn man einen Teig von 25 Pfund Eiſenfeile , und ſo viel Pfund Schme fel machet, ſolches mit gemeinem Waſſer vermenger, und dieſen Teig einen oder anderthalben Fuß tief in die Erde grăbet, und das Erdreich darüber feſt zu Fammen ſtößet, ſo wird anfänglich nach Ablauf weal niger Stunden ein diger Dampf aufſteigen ; nach . gebends werden heftige Flammen aus dem Grunde bervor brechen s ). Wendet man nun dieſes auf die

( 1 2 Einges .) S. Lemery in den Mém . de l'Acad, 1700 S. 132.

532

Von

der

innern Geſtalt

Eingeweide der Feuerſperenden Berge an , ſo wird man dazwiſchen und dem erwähnten chymiſchen Ver. ſuche eine große Uebereinſtimmung finden. Man trift dort fchwefelichte

und mineralifdie Materien

an , man findet aud)gewiß daſelbſt waferichte Theile : und es iſt bekannt , daß bisweilen mit dem Feuer, Waſſerſtróme aus den Höhlen dieſer Berge ſind auss geworfen worden ; wiewohl dieſem von dem neapos liraniſden Naturforſcher , mas des Veſuv betrifft, iſt widerſprochen worden .

Die Kenner der Thymie

haben noch ein anderes Mittel, die Entzündung der brennenden Berge zu erklären , wiewohl daſſelbige von den vorhergehenden faſt gar nicht unterſchieden iſt. Es ereignet ſich öfters , daß bey der Vermi. fdung zwoer kalter Feuchtigkeiten eine ſtarke Flam. me Hervorbricht, weldres man vornehmlich ſiehet, wenn man rauchenden Salpetergeiſt , mit Vitriolòle zubereitet, auf friſdre Dele, beſonders auf ſolche , die aus Specereyen abgezogen ſind, gießet ; wovon inan viele Erempel bey 11. uffitenbroek u )

dem Boerhaave 1) und Ueber dieſes iſt bes findet.

kannt , daß man durch Kunſt, Dåmpfe oder Lus. dunſtungen machen kann , die von ſich ſelbit Feuer farigen. Man nimmt ? Quentchen Vitriolól , und vermengt ſolches mit 8 Quentchen gemeinen Waſſers ; hier zu lebt man 2 Quentchen Eiſenfeile , woraus for gleich ein großes Uufbrauſen und eine gewaltige Hike entſtehet. Der Dampf, der aus der Vermiſchung hervor ſteiger, entzündet ſich bey warmer Witterung, Wenn nun Waf. fobald er in die luft kommt x) . ſer, eiſentheilige Bergſtufen und Schwefel ( tvoraus

ein entzündbares Del und eine ſaure Feuchtigkeit, die 6 ) Elem . Chem . TV . I. S. 142. TH. II. S. 207. 11) Addito ad Tentam . Florent. Tb. II. S.164. * ) Mém . de l'Acad. 1700. S. 139.

der Erdkugel. die dem Vitriolóle nicht unáhlid) iſt,

533 kann

gezogen

werden ) in den Innern der brennenden Berge zu finden ſind , wie ſolches höchſt wahrſcheinlich iſt ; ro fann durch die Natur ein ſolcher feuerfangender Dampf ſehr leicht hervor gebracht werden , der die andern feuerfangenden Materien , die ſich daſelbſt befinden , entzündet , und durch ſeine eigene Kraft die wunderbaren Wirkungen hervorbringt , die wir deſto mehr , da Lifter y) oben erzählet haben : uns berichtet, daß nach dem Zeugniſſe der Bergleute, die Dämpfe ſich öfters in den Bergwerfen von fidy felbſt entzünden , und da die Nachrichten des můh . ſamen Naturforſchers ,Johann Rajus, uns zeigen , wie leicht die unterirdiſchen Dämpfe in Brand ges rathen . Selbſt die Flamme einer Kerze kann da : ſelbſt ein grauſames Feuer und gewaltige Verwůſtuna gen verurſachen , wovon wir einige Benſpiele ange. führet haben . Dieſe entzündeten Dämpfe fönnen nun gar leicht die brennenden Materien in Feuer bringen , obwohl die Hervorbrechende Kraft der Dåmpfe ſelbſt die Urſache von den heftigen Ausbrů . chen zu ſcheinet, durd, weldie Steine und andere Körper von unglaublicher Große , wie Kugeln aus einem groben Geſchůze oder Bomben aus einem Feuermorſer, geworfen werden .

So läßt ſich ohne

viele Mühe begreifen , wie durch eine geringe Urſas che heftige Entzündungen und Ausbrüche können vera lajſet werden ,

nicht allein in einem Berge,

ſondern in allen , die durd , unterirdiſdie Höhlen mit einander in Verbindung ſtehen , wovon wir beym Berna, Vefu und Strongylus vielleicht im Jahre 1638 ein Erempel gehabt haben , wenn man ſid ) auf die bengebrachte Erzählung von Rirchern ver. laſſen darf. 2us { 13 y) Philof. Transact. N. 157.

534

Von der innern Geſtalt

Aus dem Ungeführten wird ſich nun eine wahr. ſcheinliche Urſache geben laſſen , warum die meiſten feuerſperenden Berge nicht beſtåndig brennen, ſondern Denn es ihre Wuth nur dann und wann zeigen.

fållt für ſid) in die Augen , daß der Brand aufhören muß , ſobald die brennenden Materien , als die Nah . Die Schwierigkeit rung des Feuers, verzehret ſind. kömmt aber vornehmlid ) darauf an , wovon die Ma. terie herkommt , weldie dem nächſt folgenden Bran , Daß bey den Metallen, Halb. metallen und andern Körpern , die ſich unter der Ers de befinden , ein gewiſſes Wachsthum ftatt Hat , iſt Vielleicht ließe ſich auch die Sache auf fol. gewiß . gende Art begreifen . Die Důnſte , welche zuerſt in de Nahrung giebt .

den unterirdiſchen Höhlen , darinr.en ſie eingeſchloß ſen ſind , entzündet werden , bringen nicht allein die übrigen feuerfangenden Materien in Brand , ſondern ſie treiben auch durch ihre Kraft (dywere Steine und andere große Körper aus den offenen Höhlen der feuerſpeyenden Berge , woben ſich die Gewalt des Feuers durch den Wind, den ſie erregen , vermehret ; wenn nun der feurige Dampf völlig verflogen iſt, i

ſo muß nothwendig der noch übrige Brand , in den feuerfangenden Körpern, von ſich ſelbſt aufhören, weil der Dampf und Rauch, der zuvor durch die Kraft der entzündeten Dampfe ausgetrieben ward , jezo ſtehen bleibt , und das Feuer erſticfet. Nach 216 . lauf einiger Zeit aber , werden wieder neue Dåmpfe geſammlet und entzündet, und ſo erfolgen wiederum eben die Erſcheinungen . Es ſind dieſes alles weiter nichts als Muthmaßungen ; allein , es wird doch darinnen nichts angenommen , das den bekannten Gefeßen der Natur zuwider wåre. 18 . .

Mit den feuerſpeyenden Bergen ſtehen auch die Urface

Erdbeben in genauer

Verbindung , und můßen aus

der

Erdkugel.

535

aus einerley Urſache mit derſelben erklåret werden.Der Erba Jedermann weiß , daß dadurch eine Erſchütterung beben . des Erdbodens verſtanden wird , die aber in anſes hung des verſchiedenen Grades der Heftigkeit auch ſehr verſchiedene Wirkungen hervorbringen kann . Denn bisweilen nimmt man weiter nichts wahr, als daß die Erde zu wanken anfängt; bisweilen aber wird dieſe Bewegung ro Heftig, daß die Gebåude davon über den Haufen fallen . Ja, es ſpaltet oft die Erde von einander , und thut ſich auch wiederum zuſammen , wodurch alles , was auf einer ſolchen Dberfläche befindlich iſt, verſchlungen wird. Man hat bemerket , daß ſich die Feuerſpeyenden Berge ordentlicher Weiſe nur auf Inſeln , oder doch nabe an dem Meere antreffen laſſen , und oft vom neuen darinn entſtehen.

Es iſt daher zu vermuthen , daß

außer den ſchweflichen und erdpechigen Materien, auch noch das durch unterirdiſche Kanåle mit ihnen zu . fammenhangende Meerwaſſer eine Miturſache ihres Zobens abgiebt, welches unter andern auch aus dem an denſelben Orten aufſteigenden ſalmiafiſchen Kochſalze zu erſehen iſt. Ein gleiches gilt von dem Erdbeben , welches faſt allemal nahe an den Ufern des Meeres, oder ſelbſt in dem Grunde beffelben , ſei. nen Urſprung zu nehmen , und ſich darauf über das feſte Sand auszubreiten pflegt. Und hieraus wird die Heftigkeit mancher bey den Erdbeben und feuer. ſpeyenden Bergen ſich ereigenden Erſcheinungen noch mehr begreiflich . Wenn unter der Erde eine große Hiße entſtehet, und ſich das Waſſer mit dergleiden erhikten Materie vermiſchet: ro verwandelt ſich auf einmal eine große Menge deſſelben in Dünſte, wel. che alsdann eine überaus große Gewalt haben. Ja, man hat gefunden , daß ein Tropfen Waſſer , wenn er auf einmal in Dünſte verwandelt wird, ein zehns mal ſchwereres Gewicht aufheben kann , als eben fo 114 viel

536

Von der innern Geſtalt

viel Schießpulver ; daher man auch mit Dünſten ſchießen kann , wenn man ſich eine Dampfkugel vera fertigen låſſet, daran ein Sauf iſt, der mit einem Hahn oder Ventil verſchloſſen iſt. Man hat angea merfet, daß die Feuerſpeyenden Berge entweder wes niger oder mehrere Flammen von ſid, geben , wenn Beydes läßt ſich gar ein Erdbeben erfolgen will. wohl begreifen: denn wenn ſie weniger Feuer aus: ſpeyen, ſo iſt zu vermuthen ,

daß ſich die Entzün:

dung unter der Erde einen andern Weg gebahnet habe ; und wenn der Auswurf des Feuers auzu hefe tig iſt , ſo kann man daraus auf die Entzündung ei. ner größern Menge unterirdiſcher verbrennlicher Ma. terien einen Schluß machen. Ueberhaupt aber hat man die feuerſpeyenden Berge als eine Wohlthat für diejenigen { ånder anzuſehen , in denen ſie ſich bes finden , weil ſie {uftlicher ſind, wodurch das unters irdiſche Feuer ſeinen Ausgang nehmen kann , wel. des fonſi, wenn es verſchloſſen wäre, die entfeßlich . ften Erdbeben und Vermiſtungen verurſachen wurde.

19 . §. Wir ſind in den neueſten Zeiten mit den Erdbei ben ſo bekannt geworden , daß es überflüßig ſeyn

Erſchei. nungen würde , wenn ich mich weitläuftig bey der Beſchrei bey dem E.obeben bung derſelben aufhalten wollte. Jdy will daher vom Jahre nur einen Auszug aus denjenigen Erſcheinungen 1755 hieher ſeken , die man vor und bey dem großen Erd. beben vom Jahre 1755 in Portugal angemerket hat. Vor dem iten November entſtunden aus den Ausdůnſtungen der Erde feurige lufterſcheinungen , die mit einem Knalle zerplaßten. Zu Tariffa kam eine epidemiſche Krankheit unter die Bienen , woo Den 15ten Octobr. von viele Stöcfe ausgiengen . bemerkte man nebſt dem Donnerwetter , einen hefri. gen Geſtank in der Luft.

In allen Provinzen des Reichs

der Erdkugel.

537

Reichs ſpürte man einen ungewöhnlichen Abgang des Waſſers. Un vielen Orten veränderten fich auch die Eigenſchaften deſſelben . Zu Cazallu wur. den ſie ganz unbrauchbar. Zu Suelva verlohren ſie ihre Süßigkeit. Zu Moncilla fårbten ſie ſich roth , und zu Villanuova in Cordona wurden ſie ſtinfend. Zu gleicher Zeit erhoben ſich Dünſte aus der Erde , die feltſame Wolfen von beſondere Dich . tigkeit , Farbe und Geſtalt erzeugten. Den 29ſten October ſahe man an verſchiedenen Orten große Luftfeuer. An vielen Orten waren auch die Thiere ſehr unruhig . Aus den gefunfenen Brunnen zu Caemona kam eine Menge Schlangen , Eyderen und anders Ungeziefer Hervor .

Zu Libeya zeigte

ſich eine Menge Raken , die ganz dumm und unſin nig herumliefen. Die Husdúnſtungen wurden im . mer häufiger , je nåber der erſte November fam . Zu Lillo bemerkte man den ganzen Tag vorher eis nen abſcheulichen Geſtank in der Luft. Zu Ülias hatte man in der Nacht vorher bemerket, daß die Lichter ſehr dunkel brannten , und mit einem dicken , vielfarbigen , hüpfenden Nebel umgeben waren . Die Erſcheinungen , welche man im October einzeln geſehen hatte , äußerten ſich den iſten Nos vember alle vor dem Ausbruch des Erdbebens binnen Zu Oran zeigte ſich früh um wenigen Stunden. Um 8 Uhr gers 7 Uhr eine feuerſpeyende Wolke. plaßte ſie mit einem Donnerſchlage, und der ganze es donnerte und blikte Luftfreis ſtund in Feuer ; bis Mittag unaufhörlich , da ſich das Gewitter mit Zu Ubeda war erſchrecflichen Schlågen endigte. ein großer Feuerflumpen in der Luft , der des Nachts alle Zimmer erleuchtere. Die Einwohner zu Lillo wurden in einen Wirbelwind eingeſchlosſen , und die zu Dagmiel fonnten vor Sdwefelgeſtant nicht bleiben .

Vier Stunden vor dem Erdbeben ſtieg zu 115 Xerez

538

Von der innern Geſtalt

Xerez der Salpetergeiſt in einer Halb vollen Flaſche, mit , einem ſchnellen Aufwallen , bis an den Hals in die Höhe . Da das Erdbeben gegen Mittag , um ein Vier. tel nach 10 Uhr anfieng , ſpye die Erde eine ungea heure Menge Důnſte aus , die zu tauſend außerore dentlichen Erſcheinungen Anlaß gaben.

Zu Conil

bedeckte ein dicker Nebel die Sonne , wovon die Er. de blutroth ausſahe. Zu jedina Sydonia ſtie. gen grobe Dünfte aus der Erde , die ſich nicht erho. ben . An vielen Orten riſſen ſich die Tộiere los, und liefen auf das Feld , oder von da nach Hauſe. Zu Val de St. Domingo und zu Montillo ver . wandelte ſich der Wein in einem Glaſe auf einmal, daß er wie Eiter ausfabe. Un vielen Orten ſtieg

1 das Waſſer in den Brunnen ſehr hoch , und an ane dern war es in heftiger Bewegung , und ganz mit Schaum bedecket. Zu Lebriſa , Medina Sydo . nia und Carduba fam das Waſſer oft kochend her . ausgeſprudelt , und breitete einen Haßlichen Geſtant aus. Das Waſſer ben St. Domingo war lange

1

Zeit ſo dick und ſtinkend ,! wie aus einer Moraft. pfüße.

Einige Quellen ſtunden mehrere Minuten

ſtille , und gaben darnach mehr Waſſer, als vorhin. Die Quelle Olivas zu Montero vertrocknete eine Zeitlang ; darnach warf ſie , zween Tage lang, bluthrothes Waſſer aus. In einigen Flüſſen er. hob ſich das Waſſer in hohe Pyramiden , und über . fchwemmte das Land , welches dadurch weit umher

Zunet. mende

moderig und dunkel gefärbet wurde z ) u. P. F. 20. S. Alle dieſe Erſcheinungen können , wenn wie die Tiefe , in welcher ſie ſich ereignen , mit der Große

des Halben Erbdurchmeffers vergleichen, immer noch angea 2 ) Regenſpurger gelehrte Zeitungen 1759.

der Erdkugel.

539

angefeben werden , als wenn ſie die Oberfläche der Dichtige Erde, und die obere Rinde derſelben betráfen ; wenn teit der ſie ſich aud) bis auf einige deutſche Meilen weit in Eromaſſe nach dem Wie es tiefer in dem wirtel. biefelbe erſtrecken follten . Innern des Erdboden ausſiehet , iſt, wie ich bereits punct 34 . Nur ein vorhin bemerket habe , uns unbekannt. einiger Umſtand låſſet ſich durch Schlüſſe nicht fo. wohl errathen , als vielmehr zu einer ziemlichen Ges wißheit bringen . Es beſtehet ſolcher darinn , daß die Dichtigkeit der Erdmaffe zunimmt, je mehr ſie ſich dem Mittelpuncte nähert , oder das die Erdku . gel einen feſten Kern habe, der aber deswegen noch nicht ein Magnet oder großer Diamant feyn darf, wie ſich einige eingebildet haben. Man findet dies fe zunehmende Dichtigkeit der Erdmaſſe ſchon , wenn man in eine beträchtliche Tiefe in den Erdboden gråbt. Gemeine Erde pflegt auf der Oberfläche zweymal ſo ſchwer zu ſeyn , als das Waſſer. In einer beträchtliden Tiefe nimmt ihre Dichtigkeit zu , daß ihre Schwere daſelbſt ſchon dreymal ſo groß und in einer noch größern viermal ſo groß iſt. Der Begriff , den man ſich nach Moſis Beſchreibung , von der Bildung des Erdkörpers , und von der Scheidung der feſten und flüßigen Theile machen muß , macht es gleichfalls beynahe nothwendig, daß ſich die ſchwerſten Theile zuerſt fenfen , und in dem Mittelpuncte

eine größere Dichtigkeit bekommen

müſſen , weil bey der Umdrehung der Erde um ibre Are die Cencrifugalkraft daſelbſt geringer iſt , als nach der Oberfläche zu . Es wird daraus zugleich wahrſcheinlich , daß die Mannichfaltigkeit der Kör. per in dem Innern der Erbe ſo groß nicht ſeyn kann, als ſie auf der Oberfläche und in einer geringen Tiefe iſt ; indem dieſe Mannichfaltigkeit größtentheils von den Veränderungen berrühret , welche die Oberflås de der Erde cheils bey ihrer gegenwärtigen Bildung, theils

540 Von der innern Geſtalt der Erdk. theils aber auch nachher erfahren hat. Eben daraus låſſet ſich auch vermuthen , daß die unter der Ober fläche der Erde befindlichen Gewólber an. Menge und Größe abnehmen müſſen , je weiter ſie ſich dem Mittelpuncte nähern ; daher die ſchrecklichen Erſchei. nungen , wozu ſie Anlaß geben , und die wir in dem Vorigen betrachtet haben , größtentheils nur die Oberfläche der Erde betreffen können . Allein , was dieſe zunehmende Dichtigkeit der Erdmaſſe vollig außer allen Zweifel zu regen ſcheinet, iſt der Er. folg derjenigen Verſuche von der Verminderung der Schwere der Körper unter dem Uequator , die auf Veranlaſſung der Unterſuchung der Sigur der Er: de angeſtellet worden , in Vergleichung mit demjeni. gen , was vermoge der Berechnung Veuvrons er. folgen ſollte. Ich würde mich zu weit in die Ge. fdichte dieſer Verſuche ſowohl, als in die Lehre von der Schwere vertiefen müſſen , wenn ich ſolches hier ausführlich zeigen wolle ; daher ich nur einen der neueſten Schriftſteller a) anführen will , bey dem man ſolches umſtändlich und deutlich erwieſen finden kann .

Räumt man nun auch nur eine überwiegen .

de Wahrſcheinlichkeit für dieſe zunehmende Dichtig . feit der Erdmaſſe ein , die man ihr wohl nicht leicht wird abſprechen können : ſo fallen dadurch aufeinmal alle Centralwaſſer, Centralfeuer und andere Stuken vieler unſrer neuern Theoriſten über den Haufen . a) Ge. Chriſtoph Silberſchlags neue Theorie der Erde. Berlin 1764 in 4 .

PE038

Die

541 **

Die

Bon

den

ſechſte Abtheilung .

tåglichen Veränderungen,

denen die Oberfläche des feſten Landes unterworfen iſt.

Inhalt. §. 1. Einleitung. $. 2. Abnahme der Höhe der Berge. $. 3. Gewalt der Zeit über die Felfen . $ . 4. Vers Finken mancher Berge . §. 5. Entſtehen neuer Berge durch Erdbeben . $ 6 . Dballe Berge auf dieſer Art entſtanden ſind . 6. 7. Erbóbung des ebnen Landes . 8. Urſachen derfelben. $. 9. Erds und der Tváler. fälle. § . 10. Beränderungen an den Quellen . $ . II. Berwandlung derfelben in Blut. $ . 12. Verſtopfung der Mündungen der Flatte. 9. 13. Veränderung ibres ) . 14. Abnahme des Waffers Laufs und Bettes . mancher Flüſſe. §. 15. Ehemalige Moráffe in dem obern ' Theile Jialiens. S. 16. Fortſegung . § . 17. Beweis derfelben aus den Sdichten zu Modena. 9. 18. Beripandlung der Seen in Torfmoore. 9. 19. Austrockung der Seen und Moráſte. 9. 20. Entſtes ben neuer Seen. 9. 21. Berwandlung des trocknen Landes , und beſonders der Wälder in Muräfte und Torfinoore. § . 22. Fortſegung. g.

1.

lle dieſe Theile der Oberfläche der Erde , wel. Einleis che wir bisher betradırèt haben , ſind der tung. " AL Die Zeit, wel . Veränderung unterworfen. die alles verzehret, verſchonet, auch den Eriboden nicht.

Seneca

b ) beſchreibet

dieſes Schickſal dem

b ) Omnia eiusdem fortis funt , et ſi nondum mora, Erramus enim , fi vllam Terra. tamen mobilia. rum partem exceptam immunemque ab hoc periculo crediinus. Omnia ſub eadein jacent lege ; nihil ita Vt

542

Von den tägl. Veränderungen

dem alles was wir über, neben und unter uns ſehen , unterworfen iſt , ſehr lebhaft, und Ovidius c ) mache uns, als ein Dichter, ein eben ſo rührendes Bild davon. Die Natur låſſet nichts, was ſie her. Ihre vor gebracht hat , ewig in feinem Weſen. immer wirkſame Geſchäfftigkeit zerſtöret, löſet auf, Feket zuſammen und bildet von neuem . Was wir in jeder Jahreszeit, ja oft jeden Tag im Kleinen um uns herum ſehen , das erfåþret der Erdboden , Kein im Ganzen genommen , in Jahrhunderten. Gebirge iſt ſo groß und ſo hoch , kein Felfen ſo dauer: þaft, vt immobile effet, Natura concepit. Alia tempo . ribus aliis cadunt, et quemadınodum in .vrbibus magnis , nunc doinus illa , nuc haec fufpenditur, ita in hoc orbe Terrarum , nunc haec pars facit Non homines tantum , qui vitium , nunc illa. breuis et caduca res naſcimur , vrbes oracque Ter .

rarum , et littora , et ipfum Mare in feruitutem fæ ti venit. Nos tamen nobis permenſura promittid mus bona fortunae et felicitatem , (cuius ex omni. bus rebus humanis velocillina eft leuiras) habitu ram in aliquo pondus et moram credimus ? Perpe tua fibi omnia promittentibus in mentemnon venit, idipfum , fupra quod ftamus, ftabile non effe . Omnis foli vitium et male cohaerere , et ex caulis pluri mis reſolui et ſuinma manere , partibus ruerc, Nat. Quaeft. 5. 6. K. I. c ) Nil equidem durare diu ſub imagine cadein Credideriin ; fic ad ferrum veniftis ab auro Saecula ; fic toties verſa es , fortuna locorum ! Vidi ego quod fuerat quondam ſolidiflima tellus Effe fretum ; vidi fa &tas ex equore terras, Et procul a pelago conchae iacuere marinae, Et vetus inuenta eſt in montibus anchora fummis. Quodque fuit campus vallem decurſus aquarum Fecit , et eluuie mons eſt deductus in aequor ; Eque paludoſa ficcis hunnis aret arenis, Quaeque fitim tulerunt ſtagnata paludibus hument,

Metamorpb. B. 15. 3. 259.

.

des feſten Landes .

#

543

Baft, kein Metall fo feſt, kein Meer ſo unergründ. lich , welches ſich dieſem allgemeinen Geſeke aller endlichen Dinge nicht unterwerfen müßte. Wir ha ben in dem Vorigen bereits verſchiedene von den wir. kenden Urſachen dieſer Veränderungen kennen ge. lernet ;

allein , wir werden uns in

dieſer und der

folgenden Abtheilung mit noch mehrern bekannt machen . Ich werde die vornehmſten Veränderuna gen , denen die Oberfiådhe unſers Wohnplages von Zeit zu Zeit ausgeſeket iſt, ( denn was in einer beträchtlichen Tiefe im Innern deſſelben vorgeher, wird uns wohl auf immer verborgen bleiben ,) an. führen , und alsdenn werden uns die großen Haupta veränderungen , denen derſelbe in den vorigen Zeiten ausgeſekt geweſen , und die er vielleicht noch zu gen warten hat, begreiflicher und deutlicher werden. 2. S. Wir wollen mit den Bergen den Anfang ma- Abnahme

chen , weil ſie der erhabenſte Theil des feſten Xandes der Höbe ſind , und uns ben Betrachtung deſſelben zuerſt in der Ber die Augen fallen . Dieſe ungeheuren Erdlaſten ſindse. mit aller ihrer Größe der Veränderung ſo gut unter . worfen , als das geringſte Infect. Es giebt eine Menge wirkender Urſachen , welche an ihrer Ernie. drigung , und an Verminderung ihrer Größe arbeis ten; oft ändert ſich ihre Beſchaffenheit, ſo , daß man nicht ſelten aus fruchtbaren Berean důrre Felfen , und wiederum aus unfruchtbaren Friſen und Klippen fruchtbare Berge und Inſeln we: den fichet; mana che Berge verſinken gar ; dagegen entſtehen neue, wo vorhin keine waren.

Es wiro nothig ſeyn , dies

ſe verſchiedenen Erſcheinungen mit einigen Beyſpielen zu erläutern. Wie ſehr die Feuerſpenenden Berge und Erdbeben die Geſtalt der Oberfläche der Erde verändern können , und wirklid, verändern , iſt aus demjenigen leicht begreiflich , was in dem Vorigen von

1

544

Von den fågl. Veränderungen

von dieſen Erſcheinungen geſagt worden .

Die Ber ..

ge pflegen von der Wuth des unterirdiſchen Feuers gemeiniglich am meiſten zu erfahren , weil ſie dem. felben zum Ausbruche dienen müſſen. Die ungeheus re Menge von Steinen , Schwefel, Aſche u . f. f. welche ſie auswerfen , und an ihrem Fuße abſeken, oder in brennenden Stromen weit in das and hinein führen ,

muß ihre Geſtalt nothwendig verändern,

das umliegende land erhöhen , und dieGipfel dieſer Von dem Aerna hat Berge niedriger machen . ſchon Aelian d) bemerket, daß er den Seefahrenden je långer je kleiner ſcheine; und daß der Veſuv erſt vor wenig Jahren ein beträchtliches an ſeiner Höhe eingebuffet habe, iſt vorhin angeführet worden . Ob nun gleich nur die wenigſten Berge Feuer auswerfen, ſo haben doch die übrigen deswegen fein Vorrecht der Unvergånglichkeit. Wenn gleich fein unterirdiſches Feuer an ihrem Umſtürz arbeitet , ſo ſind dennod) faſt alle übrige Elemente unaufhörlich geſchafftig , ihre Größe zu vermindern und abzutra. In und auf den Gebirgen wird man råglich gen. ſolche Veränderungen

gewahr,

welche

von

den

Sturmwinden, den Quellen , Bachen und Flüſſen , Die Gebirge, und den Regen verurſacht werden .

welche aus Kalch- und Gipsſtein , Eiſenſtein und Kupfererzte beftehen , find denen ſelben am meiſten ausgeſeßt.

Da ſie gemeiniglich eine große Menge Waſſers in ſich enthalten , ſo lofen ſie ſich nach und nach auf , die Waſſer nehmen von der aufgelöſeten Erde vieles an ſich , führen es oft weit davon zu Lage aus, und fegen es als Tophſtein, Sinter, Odhér, u. P. f. in großer Menge ab . Alle warme Båder , Sauerbrunnen u . f. F. ſind ein Beweis davon . Die Sturmwinde

legen

d ) Relian, 3. 8.

ſich nicht . 2.

ſelten zwiſchen die Klufte

des feften Landes.

545

Klüfte dieſes ſchichtweiſe liegenden Geſteins , reißen öfters Stücken von mehrern hundert Centnern ab, und ftürzen ſolche in die darunter liegenden Thåler, Der Regen weichet folche noch mehr los , ſpůlet den zarten letten , welcher dieſe Schichten verband , her. aus , und macht die Steine dadurch ſo. locker , daß Sonne , Luft und Wind ſie mit der Zeit vollkommen losziehen können. Nicht ſelten dringt ein lange ans haltender Regen in die Klüfte , vereiniget ſich mit den bereits inwendig verſchloſſenen Waſſern , und weichet die inwendige ſteinerne Schaale ſo auf, daß ſoldie endlich mit dem darauf ruhenden Erdreid , in den Abgrund ſtürzen muß. Die Winde , die Re. gen , die vielen Bache und Flüffe , welche allemal auf und an den Bergen entſpringen , nehmen jeder. zeit eine beträchtliche Menge von Erde, Sand, Stei nen u . r. f. von den Gipfeln und den Seiten der Berge, feßen es in den Thålern und dem flachen (an. de ab , und vermindern dadurch die Höhe der Ber. ge . Daher ſchien der Parnaß und Olymp bereits Anapagos den Alten immer kleiner zu werden e) . ras behauptete fogar, daß die Berge mit der Zeit gar verſchwinden und unter der Oberfläche des Mees res ſinken würden , wenn es ihnen nur nicht an der Långe der dazu gehörigen Zeit fehlete.

Rajus f )

erzählet , daß viele alte im Jahr 1672 noc , lebende Leute verſichert, man habe den Thurm von ' Traich in Derbyſhire von einem gewiſſen Berge ronit nicht ſehen können , der zwiſchen Sogron und Wirtsworth lieget , da doch jeßt nicht nur der Lğurm , ſondern auch ein großer Theil der Kirche, von da aus geſehen werden können , weil ein Berg, der dazwiſchen lag , niedriger geworden. Dergleie chen e ) elian eb 8 . f) Phyſico . Theol. S. 492 . Il. Theil.

mm

546

Von den tågl. Veränderungen

chen Beobachtungen kann man allenthalben anſtellen. Blancanus bemerket daher beym Ray , daß die alten Gebäude auf den Bergen nicht febr dauerhaft mehr find, weil Regen und Wind in der Länge der Zeit ihren Grund entblöſſet haben ; daher der Grund des römiſchen Capitols nun gånzlich über der Erde ſtehe, der doch bey ſeiner Erbauung ſehr tief geleget worden . Unter diejenigen Urſachen , welche die Geſtalt und Größe der Berge veråndern , muß man auch die Arbeiten der Menſchen feßen . Ich will hier nicht der großen Unternehmungen dieſer Art in den gitern Zeiten gedenken , auch nicht anführen , was durch den Bergbau für Veränderungen im In. nern und Deußern der Berge veranlaſſet werden können , ſondern nur bemerken , daß auch durch den Uckerbau mit der Zeit eine beträchtliche Verände. rung hervorgebracht werden könne , wenn der { and . mann jährlich an den Seiten der Berge höher und höher hinauf pflüget, die Erde auswälzet , den Fuß flacher macht, und dadurch dem obern Theile Anlei. tung giebt nach und nach zu ſingen .

Beipalt Der Zeit über die Felſen.

Herr Pantop .

pidan g) führet davon ein Beyſpiel an. 3. g. Die mehreſten der jegtgedachten Zufälle betreffen zwar nur die Erd- und Flükberge; allein, man barf

deswegen nicht denken , daß die Felsgebirge , fo hart ſie audi ſind , dem Zahn der immer nagenden Zeit Denn zugeſchweigen , daß widerſtehen fönnten . Durch die vorhin angeführten Regen und Winde die fruchttragende Erde, womit manche Felfen bekleidet find, oft abgeſpület und weggeführet wird , ſo , daß aus fruchtbaren Bergen kahle und dürre Felsrücken werden : ſo giebt es eine Menge andere wirkender Urfa. chen , welche beſtåndig an der Zerſtörung auch der þårtes 8 ) Neuigkeit der Welt , Ib. I. S. 31 f.

2

des feſten Landes .

547

Was der Regen hårteſten Felsgebirge arbeiten . verurſachen könne , wenn er den zarten Letten , wo : mit die Steinſchichten mancher Gebirge verbunden werden , losweichet und herausſpålet , iſt ſchon vor. Andere Arten von Felſen bin angeführet worden . vermittern mit der Zeit , und werden aus Ulter ſo mürbe , wie altes Holz , welchem ſie dann auch in ihren Frummlaufenden Udern und Gången gleichen. Šolche Stücken Felfen laſſen ſich , wenn man mit einem Stoce daran ſtößet, wie Sand oder Afche gerſtäuben . Dergleiden verwitterte Felsgebirge laſſen ſich überall antreffen . Was das Meerwaſſer für Gewalt habe , auch bie fårteſten Klippen auszuhöhlen , iſt bereits zum Theil bey Gelegenheit der Höhlen bemerket worden. Man darf nur eine Rüſte betrachten , deren fleiles ufer aus Felſen und Klippen beſtehet: ſo wird man noch eine Menge anderer Beweiſe davon fammlen Fönnen. Man wird an ſolchen Ufern gewahr , daß zuweilen einige þundert Klafter Felſen auf einmal ausbrechen , und den nächſten Theilen einen Weg den übrigen zu ihrer Zeit nachzufolgen . bahnen , Dieſes geſchiebet inſonderheit, wenn die Spalten und offenen Rißen mit Waſſern angefüllet ſind, und daſſelbe bernach plößlich und ſtarf frieret ; da denn die Ausdehnung des Froſtes eben die Wirkung wie eiſerne Keile bat , und die þárteſten Felſen ſprenget. Ueberdieß hat ſowohl das Meer - als Regenwaſſer die Gewohnheit , den härteſten Malm des Šteins auszuhöhlen und aufzulöſen , und ſich inſonderheit auf den höchſten Spigen der platten und flachen Fel. fen dergeftalt einzufreſſen , daß hin und wieder ver. fchiedene Stücke eines hårtern Geſteins ſtehen blei. ben , welche ſo ſcharf als ein geſchliffenes Eiſen ſind , Diejenigen Felſen , welche einen ſchnell laufenden Fluß zwiſchen ſich haben ,

werden entweder auf benden Mm 2 1, Seiten,

548

Von den tågl . Veränderungen

Seiten , oder doch auf einer , von dem Einſchneiden des Waſſers dergeſtalt untergraben , als wenn ſie durch Kunſt ausgehöhlet worden : und von dieſem Aushöhlen fallen ſie nach und nad, immer mehr her: aus . Die herausgefallenen Stücke machen das Bets te des Fluſſes enger , und zwingen das Waſſer ,

an

den beyden Seiten des Felfen deſto tiefer eingudrin. gen , und mit der Zeit durch ein neues Auswaſchen, auch einen neuen Fall vorzubereiten. §.

4.

Die mehreſten dieſer Veränderungen geſchehen Berlinien mancher Berge durab Erdbeben u. P. F.

nach und nach, und ſind erſt nad) einer beträchtli. Allein , es giebt derer noch an. chen Zeit merklich. dere , welche weit plöblicher und Heftiger ſind , und größtentbeils als Wirkungen des unterirdiſchen

Feuers angeſehen werden können , durch deſſen Wurh die größten und härteſten Berge nicht nur geſpalten, zerriſſen , über den Haufen geworfen , ſondern gar Ben Ganta , in Königreich verſdylungen werden . Napoli , ſiehet man am Meere einen großen Fel. fen , der einen merkwürdigen 4 bis 5 Fuß breiten der Sage nach , bey der Kreuzis So viel iſt ge. gung Chriſti bekommen hat h) . wiß , daß dieſer Riß durch ein Erdbeben hervorge. bradyt worden . In Italien zerriß , nach Cames

Riß hat , den er ,

Zeugniß , ein Berg durch ein Erdbeben , fo , daß ein Theil davon wegſank , und man in die. fer Deffnung mit einem Seile von 294 Faden , an

rarii i )

welches eine Stücffugel gebunden war, feinen Grund finden konnte . Plinius k) führet verſchiedene Berge an , welche von der Erde verſchlungen wors den . Nach dem großen Erdbeben , welches 1646 das h) Büſchings Erdbeſchreibung , Th. II. S. 1132 . i Difiert. Taurinenf. Diff, 6. S. 80 . k ) Hift. Nat. B.2. K. 91.

des feften Landes. das ganze Königreich

Chili verwüſtete ,

549 wurden

verſchiedene Berge von den großen Gebirge Andes Im Jahr 1737 verfank den 25ten vermiffet ! ) . Uuguſt ein Berg ben den Städtchen Bregenz, im Sandgu.e Gorbach , unweit Lindau , und riſi 6 Morgen Feld , und 3 bis 4 Morgen Gehölze mit ſich , ſo , daß eine Deffnung von mehr als 600 Fuß Das Krachen lang , und 500 Fuß breit entſtand. hielt den 4ten Herbſtmonat noch an , und im Grun . de entſtanden demſelben Tag noch neue Deffnungen. Die Zuſchauer , die von den umliegenden Orten da, bin gekommen waren , ſahen den Berg je långer, Das von dem waffers deſio tiefer wegſinken m ). reichen und faulen Berge Cont oder Conto in den Graubündten den 15ten Auguſt 1618 verurſachte Unglück , als ſich ein großes Stück deſſelben plößlich ablóſete , und mit fürchterlichem Krachen ſowohl den Flecken Plůrs , als auch das nahe gelegene Dorf Sthilano oder Chiran verſchüttet, ſo , daß keine Spur von beyden übrig blieb, iſt jedermann befannt. Eben dergleichen traurige Begebenheit erfuhr man den 14ten Sept. 1714 in Walliſerlande in der Schweiz, als die Weſtſeite des Berges Diableret ploklid) einſtürzte , und großen Schaden verurſach : te n ). Des auf der moluckiſden Inſel Timor im Jahr 1668 durch ein Erdbeben gånzlich ver. ſchlungenen feuerſpevenden Berges , iſt bereits oben gedacht worden .

Ben dem großen Erdbeben vom

Jahr 1755 wurden nicht nur die Gebirge Eſtrella, Arábida , Marvon und r1Ionte Junio in Pors tugal ſtarf erſchüttert, ſondern einige borſten aud), und es ſtürzten ungeheure Felſenſtücke von ihren Nm 3 Spigen 1) Kirchers Mund. fubterr. Th. I. S. 78. m ) Lulofs Kenntniß der Erde. 31.1 . Ś, 175 P. n) Ebenbar. S. 176 .

1

550

Von den tägl . Veränderungen

Spigen in die Thåler und Ebenen ; verſchiedener ähnlicher damals ſich ereignenden Zufälle jezt nicht zu gedenken , weil ſie noch bey'jedermann in friſchem Andenken ſind.

§. ' s. Entftes

Wenn aber manche Berge verſinfen , und von denen unter ihnen befindlichen großen Höhlen und

hung neu : Gewölbern verſchlungen werden : ſo gibt es dagegen durd Érd,verſchiedene, welche von neuem entſtehen und an ſolo beben.

chen Orten zum Vorſchein kommen , wo vorher fei. ne waren : und dieſe Erſcheinung iſt allemal eine Wirkung des unterirdiſchen Feuers , oder auch groſ. ſer Ueberſchwemmungen , welche zumeiten gleichfalls kleine Berge zuſammen führen . So führet ( dhon Ovidius o ) einen merkwürdigen Fall von einem der hohen Hügel ben der Stadt Trdzena an , durch die Wuth unterirdiſcher Feuer erhoben worden . Ariſtoteles p ) bemerket einen andern Hügel , der auf der Inſel Siera durch ein Erdbeben entſtanden. Der merkwirdigſte , der auf dieſe Art entſiandenen Berge , iſt wohl der ſogenannte neue Berg in dem Kanigreich Napoli , nahe bei der Stadt Pozzuo. In der Nacyt lo , welcher im Jahr 1538 entſtand. zwiſchen dem 29ten Septemb. des jeztgedachten Jah . res kam ein entſeglicher Dunſt aus der Erde , nadh . dem verſchiedene ſtarke Erderſchütterungen vorher Mitten unter denſelben that ſich gegangen waren . in einer fruchtbaren ebenen Gegend die Erde weit auf , und daraus ſtieg fo viel Feuer , Steine, Sand und Aſche hervor, daß davon ein nicht geringer Eine Menge Gebäude und Felder Berg ward. giengen dadurch mit Menſchen und Vieh unter, und die ganze Porſtadt Triporpola ward von den ausge. ſtoßes o ) Metamorph . B. 15. 3. 295. p) Meteor. B. 2. R. 8.

des feſten Landes. ſtoßenen Erdmaterien überſchüttet.

551

Die Große des

neuen Berges iſt etwa 3 welſche Meilen im Unfange, uud ſeine Höhe nicht viel geringer als der nicht weit davon gelegene Monte Barbaro , oder nach andern 1000 Schritt hoch. Der Berg, welcher einen Theil des nahe dabey befindlichen lucriniſchen Sees ver. ſchüttete, warf eine Zeitlang Feuer aus ; allein , in den neuern Zeiten bat man dergleichen an ihm nicht mehr bemerket. Er ſtehet jezt oben offen , und man kann in einen tiefen Abgrund hinab fehen 9 ) . Pas ragallo r) glaubet , daß auch der Veſuv auf eben dieſe Art , als der neue Berg bey

Pozzuolo ent.

ſtanden ren , und aus Materien beſtehe, die von unterirdiſchem Feuer ausgeſtoßen worden ; ja, Rajuis und Moro behaupten ſogar, daß alle Berge ein Werk des unterirdiſchen Feuers, der Erdbeben , und der durch innere Entzündungen verurſachten Empós rung der Erdmaſſe ſind.

6. §. Dieſes Vorgeben würde noch einige Wahrſchein : D6 alle lichkeit behalten, wenn man bloß behauptete , daß Berge auf die Wirkung des Feuers ein Mittel geweſen , deffen entſtanden ſid) der Schöpfer bey der urſprünglichen Bildung find. der gegenwärtigen Erdkugel bedienet, um die Ober: flåde derſelben bergig und ungleich zu machen ; oba gleidh auch dieſes hinlänglich widerleget werden könn, Allein , daß nach der erſten Schöpfung noch ſo viele und große Gebirge , deren innerer Bau dieſer Entſtehungsart ganz widerſpricht, entſtanden ſeyn follten , wird von niemanden eingeräumet werden te.

können , der dasjenige , was ich ſogleich bemerken Denn werde , aufmerkſam in Ueberlegung ziehet. 1 ) ſchließet Moro aus ſehr wenigen einzelen Fällen Rm 4 auf 9 ) toró Beränderungen des Erdbod . S. 234. I ) Hiſt, Veſuv. G. 126 .

552

1

Von den tågl. Veränderungen

auf das Ganze , behilft ſich bloß mit dem vorausges feßten Grundfak des großen Tewron , daß Natur. wirkungen von einerley Art , auch von einerlen Urfa 2) Die durch unterirdi.

&

fche Feuer entſtandenen ſehr wenigen Berge unter: fcheiden ſich durch ihren innern Bau von den übrigen gar Fehr. Jene beſtehen aus einer unordentlichen Mi.

de

dhen herfommen müſſen .

E

ſtung fchweflicher , metalliſcher und erdiger Theile, aus Uſche , Bimsſtein , Schylacen und geſchmolzes nen Steinen . Dieſe aber beſtehen aus regelmäßig gebaueten Schichten ; die größten ſowohl als die kleineſten Gebirge verrathen eine genaue Verbin dung ihrer Theile unter einander, eine Uebereinſtim .

0

be

mung und eine Aehnlichkeit des Junern mit dem deufern ,

meiche dergleichen

Sdutthaufen und

Ueberreffe unterirdiſder Entzündungen niemals auf. weiſen können . 3 ) Soviele Mühe ſich auch Toro

BE

giebt , das Daſenn ſo vieler verſteinerten Seethiere auf den Bergen durch ſein Lehrgebåude begreiflich zu machen , fo bleibt dod noch immer der Einwurf übrig , wie es möglich) gemeſen , daß dergleichen Seekörper in einem ſo allgemeinen Brande nicht zu Kalch verbrannt worden , da ſie jezt in der Deſtillae tion noch ein häufiges Urinoſim von ſich geben, mely ches ben ſo ſtark ausgebrannten Körpern nidyt móg. lidh måre .

Zu geſchweige:: daß der Nußen und

die Nothwendigfeit der Berge, in Anſehung des Mechanismi der Natur, viel zu midytig iſt, als daß man ſolche für zufällige Schutthaufen eines allgemets nen Brandes ausgeben könnte ; lll geſchweigen, daß das ganze Lehrgebåude des Herrn Vioro der Nadıricht, die uns Moſes von der Bildung unſers Erdbodens giebt, widerſpricht, wie fid) vieb leidt im folgenden wird zeigen laſſen.

9.7.

M

I

ad

des feſten Landes.

553

. 7. So wie die Berge in der länge der Zeit abneh. Erhöhung men und niedriger werden , ſo werden hingegen die des ebenen Ebenen und Thåler immer mehr erhöhet und ausge. und der füllet. Man wird dieſe Erhdhung ſonderlich in den Zhåler. Städten an den Gebäuden , und beim Ausgraben der Ueberreſte alter Denkmaale gewahr , die ſid , vor dieſem auf der oberſten Fläche der Erde befunden haben .

Das Pantheon zu Rom

war vor dieſem

wie auf einem Hügel gebauet, ſo , daß man acht Etufen hinauf ſteigen mußte , und jekt geht man acht Stufen hinunter. D. Tomwed Robinſon bemerkete im Jahr 1683 , daß die Mauren des alten Roms an einigen Stellen 30 ja 40 Fuß unter der Erde liegen , und glaubet daher , der größte Theil der Ueberbleibfel der Stadt fen noch begraben und unentdeckt, weil die Schutthaufen zwiſden den Wzinbergen und Gårten eingeſchloſſen , und nicht Halb ſo viel ausgegraben ſind, als wohl geſchehen kónnte, da die Spigen der Säulen hier und da her vorragens). Der capitoliniſche Berg iſt, nach dem Foro Romano oder Campo vaccino zu, jezt faſt nichts höher als der übrige Boden zu Rom, der durch den vielen Schutt ſo erhöhet worden , daß bende nunmehr durch eine ſehr geringe Deffnung an einander gången 1 ). Auf dem Campo Njartio iſt der Boden Roms durch den Schutthaufen alter ehedem da befindlicher Gebäude erſtaunlich erhöhet worden n). Wenn man innerhalb der Deuſtadt Modena gråbt , ſo entdeckt man Denkmåhler von der außerordentlichen Erhöhung ihres gegenwärtis gen Bodens über den alten , in den Ruinen, welche Mms man 8) Xajus der Welt Anfang und Ende. t ) Nelle Nachrichten von Ital . S.422. » ) Ebendaſ. S. 426.

554

Von den tågl. Veränderungen

man bey dieſem Aufgraben in einer ſehr großen Tiefe findet. Ich werde der merkidůrdigen Entdeckung , die manin dieſer Gegend gemacht hat , im folgenden gedenken . Die Ueberreſte von einer alten Stadt am Fuße des Veſuvs , welche man für die Trüm. mer von Herculaneum hålt , liegen in einer Tiefe von oộngefähr 88 neapolitaniſchen Palmen , oder ohngefähr 64 rheinländiſchen Fuß unter der jezigen Dberfläche der Erde w ) . In Dordrecht hat man zu Epiont op Jom und anderswo beym Brunnen. graben und andern Gelegenheiten Gaſſen , Fußbos den

und dergleiden tief in der Erde entdeckt x).

Wenn man zu Schleswig etwas tief gråbet , fo findet man ofters zwo bis drei gepflaſterte Straßen über einander y ) ; und in Copenhagen , welche Stadt doc) von keinem hohen Alter iſt , kann man dieſen Zuwachs an dem Ende der, Vorderſtraße ſehen , als woſelbſt das alte borderchor ſeine zu. růck gebliebenen Ueberbleibſel durch ein Gewölbe zeiget., deſſen Obertheil anjezt mit der Erde beynahe einerley Höhe bat , und nur etwas weniges über derſelben ſtebet, da es doch , wie es gebauet worden , unſtreitig viele Ellen über der Erde geſtanden iſt z) . Man wird in allen Städten ähnliche Entdeckungen machen können , wenn man nur die alten und fon . derlich offentlichen Gebäude daſelbſt mit Aufmerk. famkeit betrachten will. Die vielen Stämme bon Bäumen , ja ganze Wålder , welche man zuweilen , und oft in beträchtlicher Tiefe unter der Erdflåche entdecket, ſind gleichfalls ein überzeugender Beweis von der, von Zeit zu Zeit geſchehenen Erhöhung des

w) Philof. Transact. N. 458. S. 484 . x ) Lulofs Kenntniß der Erdkug. 385. y) Schleswig. Landesbeſchr. S. 3 . 2) Pantoppidans Neuigkeit der Welt, Th . 1.S.43 1.

1 Des feſten Landes .. 11:

555

des ebenen Sandes ; ich werde aber von dieſer und ähnlichen Erſcheinungen im Folgenden weitläuftiger reden .

.

8.

Die Urſachen dieſer Erhöhung des Erdbodens Urſachen laſſen ſich leicht entdecken : und da mehrere derſelben derſelben. zuſammen kommen , ſo wird daraus auch begreiflich, daß die Wirkung derſelben in kurzer Zeit beträchtlich Ich habe oben gefaget, daß die Re. ſeyn müſſe. gen , Winde und Flüſſe viele erdige Theile von den Bergen abführen , und dieſelben dadurch niedriger Dieſe Theile werden dem ebenen Sande machen . und den Thålern zugeführet, welche dadurch nach Panr. und nach ausgefüllet und erhöhet worden. oppidan a) hat in Norwegen viele Thåler be merfet , welche noch jezt durch den veränderten auf der Flüſſe fenntbar aufgefüllet, gerade und eben ge. macht werden , welches ſonderlich in denjenigen Jah ren geſchiehet, wenn der überflüßige Schnee und Regen ſo viele Feuchtigkeiten von den Felſen herabs fpület, daß die Erde , der Sand und die Steine zur Aus einer ſolchen Erhöhung der Thåler mit folgen. Abſpůlung der Felſen iſt das Kirchſpiel Lider in Vorregen entſtanden , welches ſich aus der Geſtalt der Sand , und leimlagen erweislich machen låſſet. Außerdem aber gewinnet die Erde überhaupt, und insbeſondere die Ebene , unaufhörlich einen an. bern Zuwachs , welcher in der Fäulniß der Gewich. re , des Grafes und der Bäume, wie auch in dem 2118!vurf und den Kórpern der Thiere ſelbſt beſtehet . Dieſe Dinge ſcheinen , einzeln genommen , zu dieſer Erhöhung der Erde wenig benzutragen ; allein , fie bewerkſtelligen, im Ganzen betrachtet, mehr, als man anfang . a ) Ebendar. S.24.

556

Von den tägl. Veränderungen

anfänglich glauben ſollte. Man darf nur erwägen, daß die obere ſchwarze Dammerde, mit welcher der größte Theil der Erdfläche überzogen iſt, aus derglei den

verfaulten vegatabiliſcher

und animaliſchen

Theilen beſtehet. Die Gewädiſe erhalten ihren vor . nehmſten Unwuchs vom Waſſer , und vielleicht auch von der Luft , wie man beym Steucizer, Tieus wentyt und Woodward nachleſen kann . nun dieſe Pflanzen jährlich verfaulen , ſo müſſen ſie der Erde mehr zurück geben , als ſie aus derſelben an Fid, gezogen haben , und folglich den Boden derſelben von Jahr zu Jahr erhöhen . In waldigen Gegenden , wo nid)t allein das Jaub der Bäume, fondern auch ihre Zweige , ja ganze Ståmme vera farilen, findet dieſes doppelt Statt. In allen großen und dicken Wåldern findet man zuweilen große Bäume , ſo die Erde einige Ellen hoch bedecket hat. Db nun gleich dieſe Bäume durch ihre eigene Schwe. re in einen lockern Boden um ein Anſehnliches nie. dergedrůcket feyn können , ſo iſt doch das Mehreſie der neuen Erde zuzuſchreiben , die ſich nach und nach um diefelben anhåufet. In den Städten , vornehmlich , wenn ſie wie Rom , mancherley Schickſale und Vermůſtungen er. fahren haben , iſt dieſe Erhöhung des Bodens aus den Schutthaufen und Trümmern alter Gebåube noch begreiflicher und merklicher. Wie ſehr aber die Uuswürfe der Feuerſpeyenden Berge diejenigen Ge. genden , wo ſie ſich befinden , erhshen , erhellet ſchon aus dem Vorigen , und bedarf hier keiner weitern Anführung . Daß die Flüſſe bey ihrem Wustreten , und das Meer ber ſeinen Ueberſdyroemmungen , faſt allemal einen ſtarken Bodenſaß zurück laſſen , welche die Ges genden, auf denen ſolcher zurück bleibt, mit der Zeit anſeønlich erhößen , iſt bekannt. Eine nod , merfli.

chere

des feften Landes.

557

chere , obwohl nicht ſo allgemeine Urſache dieſer Ers köhung iſt an machen Orten auch der Flugſand , der oft ganze Gegenden bedecket , die ehedem bebauet und bewohnt waren . In Wiederbretagne befins det ſich ein Landſtrich , der noch vor dem Jahre 1666 bewohnt war, allein bereits 1722 auf die Höhe von 20 Fuß mit Sande bedeckt war , welcher von In demjenigen Theile, Zeit zu Zeit zunimmt. welcher unter dem Sande begraben iſt , ſiehet man noch hier und da Kirchenſpißen , Gipfel von Schore ſteinen u. dg .

hervorragen

b ). Eine ähnliche

Sandfluch , welche ſich im vorigen Jahrhundert ben Downham in Suffolk

ereignet, hat Thomas

Wrighr c ) beſchrieben. Auf der fchwediſchen Inſel Veland erfticket der Flugſand oft ganze Wal dungen, indem er durch einen ſtarken Südwind aus der See aufgeworfen wird, gegen Norden fliegt , und nicht ehr liegen bleibt , als bis er an einen Wald fommt, da er denn oft die größten Fichtenbäume bis an die Gipfel begråbt , und alle Jahre immer tiefer in den Wald eindringt d) .

g.

9.

So wie die Ebenen durch die jezt erzählten Urſa - Erdfälle. chen nach und nad) auf cine beträchtliche Art erhihet werden , ro pflegen andere Gegenden dieſer Urt nie derjuſinfen , oder ſich wohl gar in Abgründe zu vers wandeln , welche Erſcheinung man einen Eidfall Dieſe Erdfålle werden entweder ju nennen pflege. durch unterirdiſche Feuer verurſachet, oder auch durch Grundwaſſer , wenn der Boden aus einem fetten Mergel oder Erdmarke beſtehet, und ſolcher durch ein b) Deslandes in der Hift. de l'Acad . Roy, 1722. S. 19f. c ) Philof. Abr. by Louthorp. B. 2. S.455 f. d) Linndi Reiſe durch Deland und Gottl. S. 152.

558

Von den tågl. Veränderungen

ein lange'anhaltendes Regenwetter geſchmelzet und flüßig gemacht wird , wodurd, die obere Erde der . maßen locker gemacht wird , daß ſie mit allem , was über ihr befindlich iſt , weichen und ſinken muß . So lank iin Jahr 1726 ein Stück {andes in Rent in einer Nacht auf 49 bis 50 Fuß tief, da indeß ein andrer Theil ſich erhob ; woraus wahrſcheinlich wird , daß dieſe Erſcheinung durch eine unterirdiſche Entzündung hervorgebracht worden e ) . In Aus ' in ei vergne , eine Meile von ITaire , fabe man nem Dorfe Jardines genannt, im Jahr 1733 den 2zten Junii Abends um 9 Uhr eine ſonderbare Verſinfung und Einſtürzung des Bodens , die zwar langſamer geſchahe, als die vorige , aber ſich viel weiter erſtrecte , ſo , daß 26 Gebäude , und wohl 75 Morgen (and wegſanfen , oder durch die nach: fchießende Erde bedecket wurden f). Ben der jezt verwüſteten Stadt Piperno in Italien fiehet man neben einem allein ſtehenden Wirthshauſe, nnd mitten in einer ſehr ebenen Gegend , einen zirkel. förmigen Schlund von ohngefähr 50 Fuß im Durch . fdynitt, den die eingeſunkene Erde gemacht. In einer Tiefe von 15 bis 20 Fuß ſiehet man ein Waſ. fer von grünlicher Farbe , welches unergründlich ſeyn foll. Dieſe natürliche Begebenheit deſto wichtiger zu machen, erzählen die Einwohner der daſigen Ge : gend , es, babe auf dieſer Stelle ein Wirthshaus geſtanden , in welchem unanſtändige Dinge vorge. nommen worden , worauf der heil. Nicolaus dieſen Abgrund eröffnet Qabe , von welchem das Wirthshaus mit Menſchen und Gütern verſchlungen worden g ). Der in dem Kirchſpiel Jacobſtadt in Semgallen geleges e) Philof. Transact. Abridg. 3h. VI.B. 2. S. 158. f ) Philof. Transact. N. 455. S. 272 f. g ) Neue Nachrichten von Ital. S. 697

des feſten Landes .

559

gelegene fankenſche See , ſo 2 geographiſche Meis breit iſt, ſoll gleich falls durch einen len lang und Erdfall entſtanden ſeyn , bey welchem alle an dicſem Drte geſtandene Wohnungen mit verſunken , daher man jezt zuweilen mit den Neßen Ueberbleibfel von Häuſern herauszuziehen pfleget h ).' Bei der Stadt Bicfe in Licthauen ſiehet man viele Gruben , fo durch Erbfälle entſtanden ſind , und 30 , 40 bis 60 Schritt im

Umfange Haben i) .

Bey Friedrich

ſtaðr im 17orwegen , in dem Kirchſpiel Vaes, ſind ſeit anderthalb Jahrhunderten verſchiedene große Erdfälle bemerket worden , da unter andern 1725 , 1728 , 1737 viele Höfe in die Flüſſe Glomen und Worm glitten k ). Die Gegend von Wofieben und Oberfachswerfen , in der Grafſchaft Hohens ſtein , iſt wegen der vielen und großen Erdfälle Bey merkwürdig , welche ſich daſelbſt befinden 1). dem Dorfe Oberniſſe bey Erfurth ereignete ſich 1756 im Januar, nach einem heftigen Sturmwinde, ein Erdfall, der anfänglich nur 2 Ellen breit war, und viele ſchwefliche Dämpfe von ſich gab . Nach mals hat er ſich von Zeit zu Zeit erweitert , aber die Tiefe iſt wegen des nadiſchießenden Erdreichs vermindert worden m ). $.

10.

Die mehreſten der bisher angeführten wirkenden Berändes Urſachen bringen auch von Zeit zu Zeit allerle , Ver, rungen an änderungen an den Quellen und Flüſſen hervor.len Den. Quels Wenn die in dem Innern der Berge befindlichen Höhlen, h) Büſchings Erdbeſchr. Ih, I. S. 1120 . i ) Ebendaf. S. 1991. k) Pantoppidans Neuigkeit der Welt , SH. I.S.28 . 1) Lehmanns Gefch. von Floßgebirgen , Porr . m) Joh . Wilh. Baumers Difi de Mineralog. Terri. tor. Erfurth . S. 23.

1

560 Höhlen

Von den entweder

tägl.Veränderungen durd ,

Erdbeben ,

oder

auch

durch lange Zeit anhaltende Regen verſtůrzet, und die darinn befindlichen Waſſer in die Höhe gedrüft, und ſich einen Ausgang zu ſuchen genothiget werden, fo können dadurch neue Quellen an folchen Orten Aus eben dieſen entſtehen , wo vorher keine waren . Urſachen können auch manche Quellen ihren Ort verändern , und anderswo ausbrechen , oder gat verſchwinden . So fake man im Jahr 1678 im Julio in Gaſcogne , nach einen 15 tågigen Regen nide nur alle Quellen und Bäche übermäßig an . fchwellen , ſondern es entſtand zugleich an allen Seje ten der umliegenden Berge , und in den Thålern, eine große Menge neuer Quellen , aus denen Waſs ſerſtrahlen , die zuweilen einen Fuß in der Dicke hatten , mit der größten Gewalt hervorſchoſſen n) . Im Jahr 1749 ſprang zu Cantermouth in der Grafſchaft Cumberland , unter entfeßlichen Bliken und Donnerſchlagen , der unweit davon gelegene Johannisberg , und ergoß einen Bach mit ſolcher Heftigkeit, daß dadurd ) Steine von erſtaunlicher Große , den o) .

ja ganze Häuſer mit fortgeſchleppet wur. Ich will nicht mehrere Beyfpiele dieſer

Art a :iführen , weil man ſolche in gebirgigen Ges genden nach einem lange anhaltenden Regenwetter oder bem plößlichem Schmelzen des Schnees täglich Was für große und ſonderbare vor Augen ſiehet. Veränderungen die Erdbeben in den Quellen Hervor. bringen können , iſt bekannt, und zum Theil ſchon im vorigen bemerket worden.

$ . 11. n) Bayle Phyſic. part. Sh. I. B. 3. Sect. 2. Disp . 2. Art . 2.

* ) Moro Veränder . des Erdbod. S. 125 .

1 des feſten Landes .

561

Auf eben dieſe Art fönnen die Quellen auch zu. Bermands weilen den Gehalt, und folglich auch die Farbe ihres lung der Waſſers verändern , nach dem die erbigen odermine. Duellen in Blut. raliſchen Theile beſchaffen ſind, die durch allerley zu. fållige Umſtånde mit demſelben vermenget werden . Ich will bey dieſer Gelegenheit einer Erſcheinung gedenken , welche dem gemeinen Manne ſchon mehr als einmal ein heiliges Zittern abgedrungen , und ihn zu mancherley traurigen Weiſſagungen Anlaß ge . geben hat; id) meyne die Verwandlung mancher Quellen in Blut. Die Naturforſcher haben ſchon långſt angemerket, daß dieſe Erſcheinung mehren. theils von Waſſerlaufen oder Monoculis, ber fomme. Zuweilen , und zwar an dem Seewaſſer, wird ſie auch durch Sretang ( Fucus veſiculoſus ) verurſacht, aus welchem das Seewaſſer , die Sonne und die Fåulniß eine roche Farbe wie Blut zieher, welche das Waſſer fårbet. Ben Dennaby in Herite fand Linnåus p) in einem Waſſergraben ein blutrothes Waſſer, welches weder von Infekten , Der Boden des noch vom Snetang herrührete. Grabens war rein , und beſtand aus weißem Thon,

die rothe Farbe ſchwamm trocken auf dem Waſſer , wie ein Rhabarbarpulver , und vermiſchte ſich nicht Wenn diefe Farbe auf Papier gerne mit demſelben . gelegt , und mit einem Vergrößerungsglaſe , welches zehnmal vergrößerte , beſehen ward , fo zeigten ſich die Theildren rund , aber ſo klein , daß fie faum ge. ſehen werden konnten ; woraus dieſer Naturkundige ſchließet , daß dieſe Blutfarbe nicht von Inſekten , auch nicht von einem unterirdiſchen mineraliſchen Weſen ihren Urſprung habe , ſondern vermuthlich eine Art Byſjus rey.

Ein paar Froſche , welche aus

p) Reiſe durch Weſtgotbl. S. 18 . Na 1. Theil.

562

Von den tägl. Veränderungen

aus dieſem Waſſer heraus guckten , hatten blutrothe Köpfe. Auf eben dieſe Reiſe ward Linnaus die

1

vierte Entſtehungsart dieſes rothen Waſſers gewahr, da er in den Höhlungen eines Kalchſteins , worinn ſich das Niegenwaſſer geſammlet hatte , an den Sei. ten ein hochrothes blutiges Mehl fand , welches mit den Fingern abgeſtrichen werden konnte , und von dem Waſſer angeſeket war 9 ).

$.

12 .

Aus Quellen werden Bache und Flüſſe: unb da ich bereits oben bemerket habe , daß dieſe allezeit, pfung der fonderlich ber ſtarken Ueberſchwemmungen , viele er . Mündun : gen der dige und andere Theile von den Bergen und höhern Perſtos

Flüffe.

Gegenden mit ſich führen , welche ſie ſinken laſſen, wenn ihr Strom langſamer wird , d . i . wenn ſich ihre Betten merklich zu erweitern anfangen : ſo darf man ſich nicht wundern , wenn viele ,, fonderlid) lang. fam rinnende Flüſſe um ihre Mündungen herum von Zeit zu Zeit feichter werden , ja ſich endlich gar verſtopfen , wenn nicht Menſchenhånde der Natur zu Hülfe kommen . .

Ich will hier noch nichts von

dem durch die Flüſſe auf dieſe Urt geſchehenen An wadis des feſten Landes ſagen , weil ich davon bere nach ansführlicher reden werde ; ſondern vorješt nur allein bey dem Bette der Flüſſe ſtehen bleiben . An allen Orten boret man Klagen über die immer mehr und mehr zunehmende Verſtopfung der Flüſſe an ihren Mündungen , wodurch denn nicht nur ſchädlie die Ueberſchwemmungen verurſachet, ſondern auch die in ſolchen Mündungen befindlichen Häfen immer unbrauchbarer gemacht werden . In Soweden und 77oriregen ,ſonderlid) in Oft . und Weſtliori werden die DNúndungen der Strome tåglich reichter, und 9 ) Ebendaſ. S. 297.

! des feſten Landes.

563

und die in denſelben befindlichen Häfen kleiner r ), fo , daß ſie jezt nur kleine Schiffchen einnehmen können . Eben dieſes bemerket man auch an man. chen Gegenden von Dänemark. Die Sús . Aae, welche jezt nesbyes Alae auf Seeland , war eher dem weit tiefer und breiter als jezt , indem ſie See. land von Kallundborg bis Weſtved durchſchnitte, und durch ihren doppelten Zusfluß verurſachte, daß man von zwo Seiten bis Ringſted , oder eigentlich bis Sigerſted , welches in derſelben Gegend lag, Saro klagte ſchon im 12ten ſeegeln konnte s ). Jahrhundert , daß dieſer Fluß , der ehedem mit großen Schiffen beſeegelt werden können , zu ſeiner Zeit fo verſtopft fen , daß faum ein Schiff mehr ein . legen könne. Die Bucht bey Randers in Jůrland , iſt durch den Sdilamm , den der Guden mit fich führet , ſo wie der Fluß ſelbſt , ſo verſtopft worden, daß jezt keine großen Schiffe mehr bis nach Rans ders kommen können , welches doch ehedem möglich geweſen t) .

Der Hafen ben Ripen an dem Äus.

fluſſe der Tipfaue in die Weſtſee , konnte noch im vorigen Jahrhundert die größten Spanienfahrer einnehmen, iſt aber jezt ſo verſtopft, daß die Ladung der Schiffe auf Prahmen hinaufgeführet werden Die Weichſel wird von Jahren zu muß u). Jahren immer untiefer x ). Die Mündungen des Don find durch Sand jezt ſo verſtopft , daß nur flache Bote durch dieſelben in See gehen können y ). Nn 2 Die

:) Linndus C. 26 .

de

Telluris

babitabilis

incremento .

s) Pantoppidans däniſcher Utlas , Th. I. S. 338 f. t ) Ebendaf. S. 323 . u Ebendaſ. S. 322 . x ) Büſchings Erdbeſchr. Ib. I. S.971. y ) Ebendaſ. S. 665.

1

$

564

Von den tågl. Veränderungen

Die Rhone führet ben ihrem ſchnellen Laufe ſo viel Sand mit , daß ihre Mündungen ihrer Untiefe we. gen faſt unzugånglich, wenigftens für die Schiffe ſehr gefährlich ſind z) . Die Mündungen der Tiber, deren Waſſer immer trúbe iſt, werden gleichfalls immer mehr und mehr verſchlemmet. Wie auf dieſe Art , nämlich durch den von den Flüſſen mit ſich führenden Bodenſak , den ſie ben ihrer Mün. dung , wo ſie gemeiniglich am langſamſten fließen, fallen laſſen , neue Inſeln entſtehen , und alte mit dem feſten lande verbunden werden können , werden wir im Folgenden reben . Wenn die Flüſſe ben lange anhaltendem Regen. wetter , oder ben dem Zerſchmelzen des Schnees auf dem Gebirge anfangen zu ſchwellen , und aus ih: rem Ufern zu treten , pflegen ſie die mehreſten frem . den Theile mit fich zu führen , daher ſie auch als . Allein , es dann ganz leimig und trúbe ausſehen . iſt auch nicht zu leugnen , daß die Tiefe des Waſ fers und die Beſchaffenheit des Bodens das Auge indem dieſe baben gar ſehr hintergeben können , fremden bengemiſchten Theile zahlreicher ſcheinen , Man darf aus einem ſolchen als ſie wirklich ſind. wenn er noch ſo dicke und vermiſdit zu ſeyn das Unſehen hat , nur etwas Waſſer in ein Glas ſchöpfen , ſo wird es kaum ein wenig trúbe zu feyn Fluſſe,

ſcheinen. Herr Bertrand a) fand , daß für einer: Fluß , der nur einige Tiefe hat, 60 Körner Erde kinreichend find , 120 Pfund ſeines Waſſers tribe ſcheinend zu machen . Ob nun gleich dem ohnerach. tet , der Sak, den die Flüſſe bey ihren Mündungen abſeken , mit der Zeit beträchtlich werden fann : fo iſt doch dieſer es nicht allein , was folche untiefer

macht z) Ebendar. Th . II . S. 474. 1) Mémoires ſur la Structure inter, de la Terre S. 144.

des feſten Landes.

565

macht und verſtopfet. Die See führet zur Zeit der Fluth oft vielen Sand in dieſelben , und hilft ſolche Was aus badurch gleichfalls feichter machen . den Städten , die an den Stromen gebauet ſind, und durch andere menſchliche Anſtalten in dieſelben geführet wird ,

muß auch vieles dazu beytragen ,

ihren Grund an denjenigen Drtern zu erhöhen , wo So pfleget fie dieſen fremden Zuwadys abſeßen . man z. B. in Dorwegen , wo an den Waſſerfallen viele hundertSågemühlen angeleget find , alle Så . geſpane in die Flüſſe zu werfen , welche nachmals die Mündungen derſelben augenſcheinlich verſtopfen.

13 . Dieſe Verſtopfung der Flüſſe nöthiget ſie oft, Verändes ihr Bette zu verändern , und einen neuen vonden vori rung ihres Laufs und gen ganz verſchiedenen lauf zu nehmen , zumal wenn Bettes. Durch ſtarke Ueberſchwemmungen ihr altes Bette zu Der ſehr erhöhet und verſchwemmet worden . Rhein verändert durch ſeine beftigen jährlichen Ueberſchwemmungen nicht nur die Lage der in işm befindlichen Inſeln , ſondern aud) die Grånzen von Ehedem ergoß ſich dieſer Strom Elfas fehr oft. etwas nordlicher als Rarwyk in die Nordſee ; allein, dieſe Mündung iſt vor langer Zeit , und , wie eini. ge melden, im Jahr 850 oder 860 verſtopft worden, Die Maas iſt in den unterſten Theilen der Nieder. lande aud) mehr als einmal in ihrem Laufe verán , dert worden , als um Geervlier und Vlaardingen , bey Grave , tiegen und Raveſtein , um Sediks huizen und heusden 1. ſ. f. b) Targioni c) bes hauptet , daß der Arno , ehe er die Felſen zu Rigs nano durchbrochen , und ſich ſeinen gegenwärtigen Weg gebahnet,

durd, den obern Theil des heutigen Val Nn 3

b ) Lulofa Renntniß der Erdkugel , S. 388. c) Relazioni d'alcuni viaggi fatto in diverſa parti della Toſcana

566

Von den tågl. Veränderungen

Val di Arno gefloſſen ren , wo er einen See gee macht, der in den åltern Zeiten der Welt mit dem

1

See Parugia zuſammengehangen. Der Irtiſch, welcher aus dem Lande der Ralmucken fömmt, und unter dem 6iten . Gr. der Breite und 86° der Långe in den Obſtrom fållt, verändert ſeinen lauf öfters, ſo daß, wo vor dieſem Schiffe geben konnten , folches nun nicht mehr möglich iſt, und ſie nun da gehen , wo es ehedem nicht angieng d) . Jch über . gehe verſchiedene andere Erſcheinungen dieſer Art, wie auch alle von Menſchenhånden in dem Laufe der Flüſſe verurſachte Veränderungen ,

weil wir hier

es bloß mit der Natur zu thun haben . S.

14 .

Außer dieſen an den Flüffen bisher beſchriebenent Abnahme Veränderungen hat man auch bemerken wollen , daß des War: das Waſſer in manchen Flüffen nach und nach abe ſers man Der von den griechiſchen cher Flürnimmt und ſich mindert. Schriftſtellern ſo oft erwähnte Fluß Simois iſt jezi fe. nur ein kleiner Bach e ). Der ehedem ſo groß bes ſchriebene Xanthus bey Troja ift jezt in einen kleinen Badı verwandelt , den man mit Mühe ſus chen muß . Gleiche Bewandniß hat es mit verſchies denen Flüffen des alten Scythiens , in die man ehedem von der See aus mit Schiffen feegeln konn. te.

Die vorhin ſchon

erwähnte Sůs

dae auf

Seeland war ehedem ein anſehnlicher ,tiefer und breiter Fluß. Der kleine Fluß , die Riga , in Liefland ,

welcher jezt Riſing beißet,

und der

Stadt Riga den Nahmen gegeben hat, iſt jezt kaum mehr ſichtbar, da er doch ehedem weit größer ge. Anderer ähnlicher Bemerkungen zu ge. 'weſen f ). fchweigen. Hus d ) Bardhings Erdbefibr. Tb. I. S 812. i c ) Miter Voyage en Turq. Sh . II , S. 368 . f) Büſchings Erdbeſcbr. 36. I. S. 689.

des feſten Landes.

567

Aus dieſer Abnahme der Flüſſe und Quellen , die man für allgemein ausgegeben hat ,

hat man

nun auch die Ubnahme des Waſſers beweiſen wollen ; weil , wenn dieſes abnimmt , auch die Ausdünſtuna gen vermindert werden müſſen ,

die den Quellen

und Flüſſen ihre Nahrung geben ; zumal , da man bemerken wollen , daß ſeit dem Jahre 1713 die Reo gen merklich abgenommen g ). Allein, zu geſdyweis gen , daß die Wetterbeobachtungen , die man erſt in den neueſten Zeiten ſorgfältiger anzuſtellen angefati. gen hat , in den auch nur ein wenig áltern Jahren viel zu unbeſtimmt und unzuverläßig find , als daß man dergleichen Såße darauf bauen könnte : ſo låſ: fet ſich aus einem oder dem andern Fall noch nichts ſchließen. Wir haben oben geſehen , daß die Quele len allerley zufälligen Verånderungen ausgeſeket find, wodurch das Waſſer eines oder des andern Fluffes gar wohl auf eine merkliche Art vermindert, oder wohl gar ausgetrocknet werden kann . Was aber die Abnahme des Meerwaſſers betrifft , ſo wers de ich davon im Folgenden umſtåndlicher handeln .

15. . Mit mehrerm Grunde aber låſſet ſich die Ver: Ehemalis ånderung des Waſſers in ſehr vielen Landſeen undse Morås fte in dem Moråſten behaupten , als weldie abzunehmen , zu obern verwachſen , und in Sümpfe und Moore , auf denen Zeile žtas man Seu årnden oder Torf graben kann , und end- liens. lid) wohl gar in fruchttragendes Ackerland verwans Sie hinterlaſſen nur hin delt zu werden pflegen . ein klein offertes Waſe Orten, tiefſten den an und her ſer , wie einen Teich , da es doch aus den fremden Dingen , welche man atis ihrem Grunde aufzugra ben pfleget, erweislich iſt , daß dieſe großen und fla. chen Moore eyedem Seen, und dieſe fruchttragenden Refer N n. 4 3 ) S Dalins Geſc . von Schwed. Tb. II. Porr.

568

Von den tågl. Veränderungen

Hecker und blühende Städte unzugångliche Moråſte geweſen. Wie ſehr der Fleiß der Menſchen und die Bevölkerung die Geſtalt der lånder in dieſem Stücke verändern kann , ſiehet man aus den alten Beſchrei. bungen, die uns von den ehedem in Deutſchland und Italien befindlich geweſenen vielen Wåldern , Mo. råſten und Binnenſeen übrig geblieben ſind. Pon Deutſihland weiß jedermann , daß es in den åltes ſten und zum Theil noch mittlern Zeiten mit wilden Waltungen angefüllet war ,

die die Ausbånſtung

hinderten , und alſo eine Menge von Sümpfen, Moråſten und Seen veranlaſſeten , welche verſchwun . den ſind, nachdem der Fleiß der Menſchen die dicen Gehölze in Aderland verwandelt hat. Ich will nur etwas weniges von Italien bemerken . Gegen das Ende des 6ten Jahrhunderts , als ſich die Lons gobarden Jtaliens bemächtigten , war dieſes ſchöne Jand durch allerley Unruhen und Landplagen gang von Einwohnern entbló fet ; die Felder lagen wüſte, und die Ebenen ſowohl als Berge waren mit Wåle dern bewachſen . In dieſem Zuſtande blieb Itae lien etliche Jahrhunderte lang. Die Betten der meiſten Flüſſe waren mit unbewohnbaren Moråſten umgeben , und der po und Adigo verlogren fid , in feichten Kanålen , welche jezt fruchtbare und anmu. thige Felder ſind , nachdem man dieſe Flüſſe durch allerlen Arbeiten einſchränfet, und ihr Bette einge. ſchloſſen hat.

Amnilia , Flaminia und das ganze

venetianiſche land, war noch unter dem rómiſcher Reidhe eine Sammlung von überſchwemmten , unan . So waren gebaueten und unbewohnten Ländern.

zu Vitruvii , Strabonis und Serodiani Zeit jea welche wir jeze zwiſchen Alquileja , Altino , und Ravenna ſehen , Snabo feget hinzu , daß Breſcia , Mantua ,

ne fruchtbare Gegenden beſchaffen ,

Reggio und Como mitten unter Moråſten lagen , daß

des feften Landes.

569

daß alle Städte des venetianiſchen Landes enemea der gånzlich von dem Meere umgeben waren , wie Venedig jezt iſt, oder daß von der einen Seite nahe dabey das Meer floß , und daß ſie auf der an . dern Seite Kanåle hatten , welche zu Serodiani Zeiten noch von Altino bis Ravenna ſchiffbar wa . ren , und daß alſo das ganze dazwiſchen liegende land , wovon Ferrara und deſſen fruchtbares Ges biet jegt einen Theil ausmachen , nur von Fröſchen bewohnt war. Dieſe Thiere hatten zu Ravenna

3 ein Recht

der Bürgerſchaft ,

welches

Martial

und Silius Italicus beſtårigen ; von welchen der lektere die Lage von Ravenna durch dieſe benden Verſe ſchildert :

Quaque graui remo limoſis ſegniter vndis Lenta paludofae proſcindunt ſtagna Rauennae. Und Sidonius Apollinaris h) fagt zu einem feia ner Freude , der vor kurzem in dieſer Stadt ans Land getreten war : Te munic aliun ranarum lo quax turba circumfilit - Vide qualis fit ciuitas,

quae facilius territorijun poteſt habere, quam ter ram. Jezt wird Ravenna purch ein ſehr feſtes und fruchtbares Erdreich eine ganze Meile lang von dem Meere abgeſondert, welches ehemals hart dar . an floß. Zu eben derſelben Zeit litten Bologna und Nodena große Beſchwerden von den ſtille ſtehenden Waſſern , welche einen Theil ihres Ves bietes bedecfren , und das übrige Theil deſſelben war mit Gehölzen bewachſen , wodurch die Gemeinſchaft beyder Städte doppelt gefábrlich wurde. 16. $. Unter den Longobarden wurde der Zuſtand Fort, dieſer wüſten Lånder eber verſchlimmert als verbeſſert. reßung. 17odena wurde zerſtöret und endlich verlaſſen , wo N 15 ju h ) B. s . Br. 8 .

570

Von den tågl. Veränderungen

zu die Einwohner durch die Flüſſe bewogen wurden welche das Gebiet von 110dena beneßen , und ſeits dem man ſie ſich ſelbſt überlaſſen hatte , die Felder verwüſteten , ſich in die Stadt ausbreiteten , und ſich von derſelben dergeſtalt Meiſter machten , daß ihr Boden durch den Sand , das alte Mauerwerk , und durch die von dem Apennin abgelöſeten Steine, wele che eine jede Ueberſchwemmung zurück ließ , um vies Die älteſten Urkunden ' le Klafter erhöhet wurde. von Schenkungen , von Verpachtungen , von Erba pachten der Güter dieſes Gebietes zeigen uns nichts als Gehölze , Moråſte, Fiſchteiche und Seen . Muratori i) , von dem ich dieſe ganze Nachriche entlehnet habe , führet deren verſchiedene an. Man kann mit dieſen Nachrichten noch diejenigen verbin. den , welche der Graf Sylveſtri de nobili von Rovigo k ) über dieſe Materie geſammlet hat. Da alle dieſe leichten Derter und Moråſte nach und

. nach ſowohl durch den Schlamm , welchen das Meer in denenjenigen , mit welchen es Gemeinſchaft hatte , zurůck ließ , als durch die fremden Körper, welchen die Flüſſe hineinführeten , angefüllt wurden , fo fahe man mitten aus den Seen und Moråſten Inſeln Hervorkommen , auf welche die Einwohner durch die Fruchtbarkeit des Bodens, durch die Bee quemlichkeit zum Fiſchen , und durch die Sicherheit vor den Einfällen der Räuber , nach und nach hinges zogen wurden . Dieſe Infeln , deren nachmalige Verbindung des Gebieth von Alcino , von Ravens na u . f. f. hervorgebracht haben , wurden Dorfi, Dofli , Poleſini, Corregii oder Corregie genannt; vermuthlich von der Lehnlichkeit, welche ihre lange und enge Geſtalt mit ledernen Riemen hatte; Ben nennungen , welche in den Urkunden der mirflern

Zeiten ii) Differtat, XXI. k ) Delle paludi Adriatiche

1

des feſten Landes.

571

Zeiten fehr Häufig vorkommen , und zum Theil noch bin und wieder übrig ſind. Noch unter Friedrichs I. Regierung war das Gebieth don Ferrara von Moråſten durchſchnitten , über die man gar nicht kommen konnte , ja es be Radevicus eve ftund größtentheils aus denſelben. zählet in der Geſchichte dieſes Kaiſers bey dem Jahr re 1158 daß ſeine Kriegevolfer bis unter die Mauren von Ferrara gedrungen ſind : ,; eine Begebenheit, (jekt derGe chichtſureiver hinzu) ,,, welche unglaublich „ zu ſeyn ſdien ; indem die Nordjie , in welche die „ Waſſer des Po zurůcfließen , dieſer Stadt unbe. „ zwingliche Feſtungsirerfe verſchaffen , auswelcher ,, ſie ihre Nachbarn angreift und über ihre Drohun . „ gen lacht. ,, Alle dieſe Moråſte ſind verſchwunden , und das fruchtbare Erdreich , welches an ihreStelle gekommen iſt , iſt eine Art von Schöpfung , welche Ferrara den Bemühungen des Hauſes von Este zu verdanken hat. Das Erdreich , welches faſt in dem ganzen übrigen Italien auf dieſe Art an die Stelle der Kanåle , der Moråſte und Sümpfe gefommen iſt , hat die Geſtalt des Landes , und zugleich auch daſelbſt die Natur des Bodens , und dasjenige , was modena z.B. derſelbe hervorbrachte, geändert. welches zu Strabonis Zeiten die beſte Wolle gab, welche damals bekannt war , hat dieſen Vortheil verlohren , welcher aber durch Vortheile von anderer Art iſt erſeket worden . : 17 S. Damit dasjenige , was der fleißige Muratori, Beweis dem ich hier gefolget bin , von der Peränderung des derſelben Bodens in Jtalien aus den Geſchichtbüchern und aus den alten Urkunden angemerket hat, deſio deutlicher Schichten werde, will ich ſolches mit einem Denkmaal belegen, na . welches aus der Natur felbſt genommen iſt ' ; ich meyne die Erdſchichten unter der Stadt : robena, und

572

Von den tågl. Veränderungen

und ber umliegenden Gegend , welche von Valliss nieri 1) , Ramazini m ), Madriſius n ) und ans dern beſchrieben worden , und ein deutlicher Beweis find , daß die heutige Gegend um piodena mehr als einmal ein Sumpf geweſen . Dieſe Schriftſtele fer , insbeſondere aber Vallisnieri, bemerken , daß in Vodena und daſiger Nachbarſchaft, wo ein Brunnen gegraben wird , vielerlen Materien vor. kommen , und immer, nach Beſchaffenheit anderer Schichten , darinnen ſie ſtecken , auch anders -find, 1) In der erſten Schicht, welche ungefähr vierzehn Fuß dice iſt , liegen offenbare Merkmaale und Ueberbleibfel von einer alten Stadt , die verſchiedene Male jerſtoret, und unter ihren Sdutt begraben worden . 2 ) Hierunter liegt eine Schicht feſte und dichte Erde , die man für noch niemals gebraucher 3 ) Ein wenig tiefer if oder gebauet anſeøen follte. Moder mit Rohre, wie es in Sümpfen wächſt, vermenget. 4 ) Noch tiefer , ( wie Madriſius in feinen Reiſebeſchreibungen anzeiger ,) folget fette Uckererde , von der fein Zweifel iſt , daß fie ehemals in freyer luft gelegen , und gebauet worden ; denn es ſtecken allerhand Dinge darinnen , daraus { and bau zu erkennen iſt. Als ein gewiſſer Brunnen geo graben worden, wovon Ramazzini, nad) Anzeige des Vallisnieri, Nachricht gegeben gat : fo iſt vier und zwanzig Fuß tief eine ganze Garbe , oder Bund, Getreide - Zebren gefunden worden . Und in einem andern neu gegrabenen Brunnen þar ſechs und zwan . zig Fuß tief ein Hafelſtrauch , mit Haſelnüſſen

geſteckt.

unverweſeten Uuch meldet Ramazzini,

daß immer wechſelsweiſe, uud faſt alle ſechs F11B , anderer " 1) Von dem Urſprunge der Flüſſe, N. 34. ... m ) Bon den Brunnen und Quellen im Mobenefiſchen . : * ) In ſeinen Reiſebeſchreibungen ,

des feſten Landes.

1

of

3

573

anderer Grund folge , bald weiß , bald ſchwarz ; zwiſchen welchen , als ſo viel Abtheilungen oder Ring den , immer Baumzweige , Baumblåtter von allere Hand Arten , zuweilen auch ganze Bäume, entweder liegen, oder wohl gerade aufſtehen , als wälſche Nußbäume, Eichen , Rúſtern , Eſchen , und end. lich, (wie madriſius faget ) Kaſtanien ; ihre Peſte find auch nicht abgebrochen . Endlich s ) fommt man auf eine Fläche von Kreide , die adit und zwan. zig Fuß tief liegt, und etwa eilf Fuß dicke iſt : dar. innen ſieht man mit Erſtaunen gar vielerler, Seeger burten und Seeauswürfe , als Schnecken , Auſtern , zahnförmige Wurmröhren ( Dentalinen ), Herzmu. fcheln ( Bucca) , oder verſchiedene abgebrochene Stig de von Seethieren und Seeinfeften , aus welchen Gruben Vallisnieri viele vorräthig haben will. 6) Hierunter folgt eine Schicht, etwa zwer Fuß dicke, von ſchwarzer und leichter Erde , worinnen Binſenblätter und Zweige von mancherlenGewachſen ' ftecken.

7 ) Nach dieſem eine Schicht Kreide , una

gefähr eben ſo dicke , welche 52 Fuß tief liegen ſoll. 8) Hernach fommt noch eine kothige Schicht ; 9) Darunter aber liegt wieder Kreide; und hernach 10) eine Echicht Moder , welche mit einem Bohrer von 6 Fuß durchſtochen werden müſſen , und mit Kieße, grobem Sande, und vielen jungen Schnecken und Seeförpern vermenget iſt.

Von dieſer Modera

ſchidyt faget Madriſius, ſie ſey ziemlich feſt, und mit eben foldem Sande vermiſcher, als am Ufer des Meeres zu liegen pflegt. II) Folget eine Sdidit, die mit einem Bohrer durchgearbeitet wer. den muß , und beſteht in einem gleichſam gegipſten Boden von Garter Kreide. Wenn ſolche durchge. bohret ift , ſo läuft Waſſer aus einem 12) darunter liegenden Kieße und Sande Hervor. Hier iſt mert. würdig,

daß nirgends Baumåſte in Kreideſdich . ten

574

Von den tägl. Veränderungen

ten gefunden worden , ſondern nur in denen, wo Mo. der und Schlamm geweſen iſt , auch nur in denen Moderſchichten , die oberwårts liegen. Noch merf . wůrdiger aber iſt, daß außer vorgemeldeten Dingen , wo dieſe Brunnen nod, viel tiefer gegraben worden , Knochen von mancherley Thieren , die es vor Zeiten gegeben Haben muß, aud Kohlen , zubereite. te Feuerſteine, Stúden Eiſen , Ueberbleibfel von Brettern und cusgearbeitetem Marmor, mancherlen Thierzåbne, und andere dergleichen Geburten ge. funden worden , die gewiſſe Kennzeichen ſind , daß dieſelbe Erde , fo tief ſie auch jekund liegt , zu ihrer Zeit eine frene bewohnte und bebaute Oberfläche ges weſen iſt. $.

18.

Italien iſt es aber nicht allein , wo man ders Berwand- gleichen Verwandelung großer und riefer Seen in lung der Moråſte, und dieſer wiederum nach und nad, in Seen in trocknes Sand antrifft. In der Dauphiné fennet Forfmoo man die ſogenannte zitternde Wieſe, im gagiſchen

Gebiethe, in einem See oder Teiche , ſo jezt der See von Pelhoriers genannt wird. Es iſt folches eine Art von ſchwimmenden Inſeln , dergleichen an mehrern Orten vorhanden ſind , und weldie aus un , ter einander gewachſenem Gras und Schilf beſlehet, po durch Lehmen und Waſſerſchaum , der ſich nad und nach angeſeket hat , zuſammen gehalten wird, und auf der See herumſchwimmet o). ſchwimmende

Inſeln

Dergleichen

pflegen ſich von Zeit zu Zeit

zu vergrößern , und eine ſolcheSee endlich ganz aus. jutrocknen. Auf ähnliche Art iſt der tiefe Fichtelfee auf dem Fichtelberge in Franken mit Moos und Binſen jezt dergeſfalt überwachſen , daß man dar . über o ) Hamburg. Magaz. B. 3. S. 219 f. 2.

des feſten Landes . über weggeøen fann p) .

575

In Schreden giebt es

eine große Anzahl ſolcher ausgetrockneten, und theils in Moråſten und Torfmoore verwandelter Seen, ſo , daß die ſchwediſchen Bauren an vielen Orten jekt izr Korn und Heu årnden , wo ſie noch in ihrer Fugend ibre Fiſchergeråthſchaft aufſtelleten , z. B. beyTanum und Fiålbacka in Bohuslábn, in Biðrks ben Waſa , auf Engrs in Weſtman , Der Sec land, in Leckfond in den Dalen q) xc. Brosjón in Wermeland wächſt jährlich mehr zu , und wird in kurzer Zeit zu einer Sumpfwieſe werden r ). Oft findet man in dergleichen Wieſen und Mooren mitten im Sande Schiffsanfer und ana dere Schiffsgeråthe, woraus deutlich erhellet, daß hier ehedem friſdie Seen geweſen , welche entweder durd, den Sand und Erde der Strome , die ſich in fie ergoſſen ausgefüllet, oder durch moorartige Ueber. kleidungen überwachſen ſind, welche ſich auf ſtehene den Seen und ſtillen Waſſer leicht anſeßen , und wor . aus eine ſchwimmende Inſel , endlich aber ein feſtes Moor entſtehet. In England kann man in den lincolnſchen Mooren und vielen andern Gegenden, aus denenjenigen Dingen , ſo man im Grunde fine det , wahrnehmen , daß ſie aus großen Gewäſſern beſtanden Şaben. In Danemark gråbt man oft Anfer und Schiffsgeråthe aus den Mooren ; und die Urſache warum einige dergleichen platte und ebene Drte, 1. B. die ſogenannte Wildmoore im wibur . ger Stifte, oder die Allermoore in Wendroſſel noch jezo ſtreitige und ungewiſſe Beſige ſind, ſo, daß ſie unter den angränzenden Eigenthümern Neditss p ) Büſchings Erdbeſchr. Sh. III. S. 1740. 9) Jach . Bolen Diff. de Dalecarlia. Dalins ſchweb. Geſc . Sb . I. 5.6 . 1 ) Linnai Weſtgoth. Reiſe S. 275.

576

Von den tágl. Veränderungen

Rechtshandel erregen , iſt vermuthlich keine andere als dieſe, daß fie in vorigen Zeiten theils friſche Seen , theils offene Buchten und Meerbuſen geme. fen, welche nach und nach in Moore verwandelt wor . In Sconen fand' man vor nicht gar Den s ). langer Zeit in einem Torfmoor einen ganzen Waa. gen , und die Gerippe von Pferden und Menſchen , Dieſe ſind vermuch die bey einander ſtanden t) . lich an dieſen Ort dadurch gekommen , daß man im Winter über die damals zugefrorene See gefahren , und durch das Eis gebrochen iſt; bis endlich durch die Austrocknung der See alles mit Torferde über wachſen.

$.

19 .

Oft fönnen auch die Flüſſe durch den Sand und Mustrods Schlamm , welchen ſie bey ihrem Austrocknen zurů &. nung der laſſen , und dadurch die Moråſte und Landſeen erho. Seen und Moräfte. hen , vieles zur Austrockung derſelben beytragen. Unter der Stadt Orbe in der Schweiz hat auf dieſe Art der daſelbſt befindliche Moraſt noch in den gegenwärtigen Jahrhunderte merklich abgenom . men u ). Zu Boerdún hat ſich um eben dieſer Urſache willen der See über 200 Toiſen von den Mauren der Stadt entfernet , die er ehedem anſpůs fete. Eben dieſer Teufchatellerſee, hat ſich auch Die Bodenfäße des von St. Blaiſe entfernet. Scyon haben den See auf eine ſehr merkliche te auch von Deuſohatell ſelbſt entferner. Der unte . re Theil der Stadt , und alles , was auf beyden Seiten des Hafens iſt, ſind ſo wie die Garten in der s ) Pantoppidans Neuigkeit der Welt, eh. I. S. 92 . t) Ebendar. u) Bertrand Mémoires ſur la Structure inter, de la Terre. S. 124

des

1

feften Landes.

der Vorſtade, Geſchenke dieſes Fluſſes w ).

577 Die

Stadt Herzogenburch in den Niederlanden war ebedem ringsherum mit einem tiefen Moraſt umges: ben, weldher ibre vornehmſte Feſtigkeit ausmachte ; nachdem aber derſelbe an verſchiebenen Orten Hober und trocken geworden iſt, ſo hat man auch die Fes ftungsmerke dieſer Stadt an ſolchen Gegenden ver . mehren müſſen x ). Die Stadt Neubranden . burg im Herzogthum Mecklenburg fou ehedem ein anſehnliches Srůck Sandes unter Waſſer geſtan . ben haben , und die Stadt felbſt auf dem Boden Was eines ehemaligen Sees gelegen fenn y). Menſchenhånde unmittelbar zur Wustrocknung der Seen und Moråſte beygetragen baben , und noch bencragen , übergebe id ), weil wir es hier bloß mit den Arbeiten der freyen und ſich ſelbſt gelaſſenen Natur zu thun haben .

WF

S.

20.

So wie man täglich viele Binnenſeen und Mo- Entſteben räfte austrocknen Fiebet : fo fieber man hingegen feuer fuweilen einige vom neuen entſtehen , deren AneSeena zahl aber fo geringe iſt , daß fie mit denen , welche ſich nach und nach verlieren , in keine Vergleichung Durd Erdbeben , Ero . und Bergfälle kommt. is

und große Ueberſchwemmungen iſt dieſe Wirkung mehrmalen fervorgebracht worden. In der Nache vor dem 15 Auguſt 1992 riß ſich ein großes Stück von dem Berge uda , der auch monte di Reſto genannt wird , 10 ital. Meilen oberhalb Tolmezzo, Der beſten Stadt in dem venerianiſchen Låndchen

.

Te

|

Carnia loß , und fiel in den Fluß Tagliamento,

w ) Ebendaf *) Barchings Erdbeſchr. Sh .IV.S. 187. y) Schwarz Geogr. des Morder - Deutſchl. S. 283. II. Theil.

578

Von den tägl . Veränderungen

den er dadurch ſtopfte ; daher ſich das Waſſer in dieſen Trümmern immer mehr und mehr häufte, und zu einem großen See ward , der zum Theil die Liefe wieder einnaým , aus welcher ſich der Felſen . losgeriſſen hatte. Der See ward roo Meßruthen Das tief, und mehr als 4 walſche Meilen lang. Waſſer nahm so Tage zu , erreichte endlich die Höbe feiner Ufer , machte ſich eine große Deffnung , und Den 20ten ůberſchwemmete das Friauliſche. October machte ſich das Waſſer noch mehr Deffnung, und verurſachte eine zwote Ueberſdiwemmung. Der See aber blieb , wie er noch jezt iſt, 30 Meßruthen Der Zas tief, und etwa i målfche Meile lang z ). go di Vico oder di Racciglione im Kirchenſtaat ſol gleichfalls durch ein Erdbeben entſtanden ſenn , welches zugleich dieStadt Succinium verwüſtete a). Unter den vielen ſowohl füßen als Salzfeen in Sibiu rien giebt es verſchiedene , weldie nicht nur ibr Be. ſchaffenheit, ſondern auch ihren Ort verändern . Dit wird ein fißer See ſalzig , und ein falziger füß ; einige trocknen aus , dagegen entſtehen an andern

>

Drten neue b ). In Weſtgothland liegt in Süda weſten bey Tunhem der fonderbare See Salſjá , der aus einer Wieſe entſtanden ift, und jährlich zu : nimmt , anſtate daß andere Seen abzunehmen und zu Wieſen zu werden pflegen. Er iſt bereits M. lang, aber ſehr feicht, hat zween Einflüſſe in Often und Weſten, und einen Ausfluß in Norden in die gothis Er ſtiehlt ſche Elbe , wo er allmålig ausfeichet. jährlich, wenn ihn der Weſtwind aufbringt , ein Daß durch ſtari Stück von ſeinen Nachbarn c ). fes 2) Moro Beränder. des Erdb. S. 122. a ) Büſchings Erdbeſchreibung , Th. II. S. 1063. 853... b) Ebendar Th . l. • Linnái weſtgoth. Reiſe, S. 243 .

des feſten Landes .

579

fes Sorfgraben auch manche Gegenden zu Seen were den fönnen , fiehet man in der Provinz Friesland, wo der Tjieute - Sloter Stjueſſen Seegers Snenter und Bergumers See auf dieſe Art ente ſtanden ſind d). 8. 21.

Verſchiedene Umſtände überzeugen uns , daß Berwando auch aus trofnen Orten , vornehmlich aber aus lung des Wåldern , nach und nach Moråſte und Torfmoore Pandes,u . entſtehen können ; welches ſonderlich aus den vielen beſonders Båumen erbellet, welche man unter manchen Moo: der Wals der in 1920 ren in einer oft beträchtlichen Tiefe findet. Oft ge . raſte und ben die Schichten der nahe gelegenen Berge, oder Moore. des umliegenden trocknen Landes, unter folchen Moe råſten weg , und ſcheinen fie zu tragen ; zu einem augenſcheinlkhen Beweis, daß dieſe Moråſte ſpåter entſtanden , als jene . ' Die Bäume , die man in denſelben antrifft, liegen nach allen möglichen Rich. tungen und in allen Tiefen . Zuweilen findet man ganze Wålder , welche umgeſtürze zu ſeyn ſcheinen, und wo die Wurzeln noch an den Stammen vorhan . Andere ſtehen gerade , fo wie ſie gewach den find. ſen ſind ; ja man þat auch in folchen Mooren zuwei. len Baume - bemerket , welche jezt nicht mehr an denjenigen Orten zu wachſen pflegen , wo man ſie antrifft. Der Bäume und Säulen , welche man in den Moorſchichten in und um Modena antrifft, iſt bereits oben gedacht worden. Hier wil ich nur noch ein Paar andere Benſpiele anführen. In daniſden Torfmooren finder man oft eine Menge Bäume , ja ganje Ståmme, ſonderlich von Tannen, Birken , Eichen, die , wenn ſie durchſchnitten wer. den , ſo glatt und ſchwarz wie Ebenholz ſind.

Das

me reſte Holz, welches man in dieſen Torfmooren DO 2 findet, d) Büſchings Erdbeſcbr, Sh . IV . S. 1468

*

580

Von den tågl. Veränderungen

findet, iſt Tannenbolg ,

obgleich dieſes Holz jego

in den daſigen Gegenden nicht zu wachſen pfleget. In Wendſyſſel hat man ſogar ſchon gezimmertes und gebohrtes Eichenholz angetroffen e ). Nüſſe, Kirſchkerne, Hörner von verſchiedenen Thieren, in . ſonderheit Hirſchgeweihe, find in ſolchen Mooren auch nichts feltenes. Die Inſel Arholm in Lngs land , welche durch die Flüſſe Trent und Dun ges macht wird , iſt eigentlich ein fumpfiger Strid , lah . des , der vor Alters Wald geweſen , wie aus der großen Menge Eichen , Tannen und andrer Bäume, die oft in dem Sumpfe gefunden worden , erbellet. Einige Eichen haben 5 Ellen im Umkreiſe , und 16 in der (ånge.

Die Tannen liegen 1 oder 1 : Fuß

tiefer, ſind zahlreicher als die Eichen , und oft 30 Fuß lang. Aus der Tiefe des Sumpfes erbellet, daß die Üeberſchwemmung , die denſelben vielleicht verurſacht , vor vielen Jahrhunderten geſchehen fenn muß f ). Hus ben moraſtigen Gegenden in Lancols ſhire werden auch oft ganze Bäumé Hervorgezo. gen , daher wahrſcheinlich wird , daß auch hier ebe mals ein Wald geſtanden g). In der Grafidaft Srafford hat man Báume 17 Fußtief unter der Erde , und unter ißnen Münzen von Julio Cafare

1

angetroffen h). 22.

Fort

Ich weiß gar wohl, daß man gemeiniglich dieſe unter der Erde befindlichen Wälder als Be

feßung, weiſe der Sündfluth , oder zum wenigſten einer art. dern großen Ueberſchwemmung, anzuſehen pfleget. Allein , ob es gleich nicht zu leugnen iſt, daß viele ſoldes

e) f) 8) h)

Pantoppidans däniſcher Atlag, Th.L S. 266 , Büſchings Erdbeſchr. Lb. II. 1310. Ebendaſ. S. 1327 plotte Natur. Hitt. of Stafford,

581

des feſten Landes.

folcher unter der Erde gefundenen Bäume durch dergleichen Zufälle dahin gekommen und verſchwem . met worden , wovon ich im folgenden felbſt einige Benſpiele anführen werde ; auch aus manchen fol. chergeſtalt überſchwemmten Wåldern erweislich iſt, daß die See nachmals eine geraume Zeit über ihrer Oberfläche geſtanden haben müſſe: ſo låſſet ſich doch folches nicht von allen behaupten. Die bereits ges zimmerten Bäume , welche man in Danemark und Lngland unter dieſen Ståmmen mit antrifft , die Münzen und verſchiedene andere Dinge , die noch unter den Bäumen ſelbſt angetroffen werden ,

ers

lauben uns nicht , ihre Verſchlemmung von der al gemeinen Sủndfluch Herzuleiten. In Stafford fand man in einem Moraſt, in der Tiefe von 18 Fuß eine große Anzahl Münzen , welche vom König Pouard IV. waren , und alſo 200 Jahr vorher dahin gekommen ſeyn müſſen i). D. Plotte ſchlieſ: ſet daraus , daß dieſe Erde in 11 Jahren ſich ohnge. fähr 1 Fuß , oder jedes Jahr 174 Zoll über dieſe Münzen erhibet habe.

Allein , obgleich die Erhd.

hung des Badens ſonſt ihren guten Grund hat , fo fcheinet es doch nicht ausgemacht zu ſeyn , daß die Liefe , in welcher man dieſe Münzen allda gefunden, gerade zu der Zeit , da ſie geſchlagen worden , oder an die Stelle , wo man ſie gefunden , Þingekommen, die damalige Oberflådie der Erde geweſen ; indem fie auch nach der Zeit durch einen oder den andern Zufall in dieſe Sümpfe gekommen, und in denſelben fo tief geſunken ſeyn können . Db es nun gleid, ete was ſchwer iſt, die eigentliche Urſache genau anju . geben , wie ſo große Wälder in einen ſo tiefen Mo. raſt verwandelt werden können ; zumal , da aus den oft in denſelben gefundenen Fichten und Tannen er.

DO 3 i) Ebendaſ.

hellet,

582 Von den tågl. Veränder. des feft. £. Hellet , daß die Gegend , wo ſie gewachſen , ehedem mehr erhaben und trocken , als tief und ſumpfig geo weſen ſeyn müſſe ; ro låſſet ſich doch etwas von der Entſtehungsart dieſer Moore vermuthen.

Ich has

be in dem Vorigen gezeiget, daß die Thåler und Ebenen durch die von den Winden und Regen von den erhabenern Dertern herabgeführte Erde von Zeit zu Zeit merklich erhöhet werden . Die Walder widerſtehen dieſer Erhöhung ,

ſonderlich wenn ſie

durch die von den Winden berbengeführten Erd. und Sandhaufen verurſadyet wird ; wovon ich beo reits im Vorigen S. 9 ein Benſpiel von den ſchwes diſchen Inſel Deland angeführet habe. Es wird alſo die um den Wåldern befindliche Gegend erhd. het , und die Regen - und Schneewaſſer ziehen ſich von dieſer umliegenden höhern Gegend in die Wåle der , die durch ihren Schatten die Ausdůnſtunger verhindern , und ihren Boden ſchon dadurch geſdict machen , einen Moraſt abzugeben . Das jährlich abfallende laub vermeyret durch ſeine Fäulniß dieſe moorige und torfartige Beſchaffenheit, und da die umliegende Gegend von Zeit zu Zeit immer höher wird , ſo wird auch der Zufluß des Waſſers nach dem tiefer gelegenen Walde ſtårfer ; der Boden wird das durch aufgeweicht und locker , ſo , daß es einem ſtar.

. ken Sturm niche ſchwer fålle , einen ſolchen Wald auf einmal umzuſtürzen , und einer langen Reiße von Jahren , die Vollendung des erleichtern .

Moraſtes zu

vi Die

583 * *

*

Die ſiebente Abtheilung. Von

den

täglichen

Veränderungen

des Meeres, und der Abahme des

Meerwaſſers. Inbalt. $. 2. Einleitung. §. 3. Bergrößerung des feſten Landes $. 3. In der Durd Sandbante. In der fifee. S. 4. Jm initselländiſden Yord , und Wefifee. Mieere . $. 5. Beränderungen in den Sandbanken . . 6. Dadurch verurſadte Berſtopfungen der Hafen . 9. 7:12 . Berminderung des feften Landes durc Ueberſchwemmungen . $. 13 = 14. Bergrößerung des

trockenen Landes durch die Flüffe. g. 15. Berechnung des von den Flüſſen in das Meer geführten Boden $. 16. Erhöhung des Meeresuodens durch raßes. Seethiere und Pflanzen . §. 17:19 . Entftebung neuer Inſeln durd unterirdiſche Feuer. 9. 20. Verbindung der Inſeln mit dem feſten Faride. Š. 21. Ilm wie viel die Meeresflache dadurch erhobet werden ſollte. 22 Erhöhung der Meeresflácbe nach dein mens fredi, Donati und Bianchini. 8. 23. Erbóhnng der 9. 24. Vergrößerung der felbeni nad der moro. 25. Iind in andern fans Strandbreite in Italien . dern am mittellandiſchen Teere und der 7ordſee. 8. 26. An den Küſten des Eismeeres uod der Ortſce. 8. 27. Sinken der Meeresfläche. 8. 28. Darauf ges in Norden . Wafers gründete Abnahme des . 29. Einwürfe dawider. K. 30. Berminderung des Waſſers durch die Begetation ze. 8. 31. Ob ſich das Baifer in den Mittelpunct der Erde giebet. G. 32 . Bericbiedene Meynungen von dem veränderten Štana de des Meeres . $. 1. achdem wir bisher die vornehmſten Verände. Einleis rungen betrachtet haben , welche ſic) tåglich rung . N vor unſern Hugen auf der Dberfläche des trocknen landes zutragen : ſo begeben wir uns zu dem Meere , dieſem beweglichen und ungeſtümen D04 Elemen .

584

Von den tågl. Veränderungen

Elemente , deſſen unruhige Beſchaffenheit uns hier eine reiche Vernde verſpricht. Allein , ſo groß und fürchterlich auch die Veränderungen zu ſeyn ſcheinen , die daſſelbe , wenn es von Winden emporet wird , an ſeinem Bette und denjenigen Ufern , die es an. ſpület., vornimmt : fo find doch diejenigen weit wichtiger und beträchtlicher , denen das Meer und deſſen einzelne Theile in ihrem natürlichen Zu . ſtande, oder im Stande der Ruhe unterworfen ſind. Wir wollen daſſelbe zuerſt im Stande Der Unruhe und der Empörung berrachten , und da werden wir finden , daß deſſen Geſchäfftigkeit fich vornehmlich durch eine zwiefache Wirkung an den Tag leget, in. dem es ſeine Ufer entweder vergrößert oder vermin . dert. Ich ſage ſeine lifer , den wir þaben im vorie gen . geſehen , daß die durd, Winde verurſachte Bea wegung des Meerwaſſers nur die Oberfläche betrifft, und in feine erheblid e Tiefe hinabreicht, daher auch der heftigſte Sturm nid )t im Stande iſt, auf dem Boden des Meeres , in der gehörigen Entfernung von den Küſten , bringen.

einige Veränderung Gervorzu .

§. 2 . Wenn das Meer in Berdegung iſt, fo bringen Bergrößer deffen Wellen zugleich eine große Menge Sand in rung des Bewegung, die ſie von dem flachen Boden der des durch Küſten losmůblen , und ſolchen entweder in der Ge . Sandbånsſtalt der Sandbåte , Sandriffe oder Dünen , långt te in der den Ufern aufhäufen , oder auch in die Häfen und Offee. Mündungen der Flüſſe führen , und ſolche dadurch verſtopfen, und untief machen . Dergleichen Sand. bånke finden ſich faſt an allen , ſonderlich aber den flachen Seeküſten , und dienen zur Vergrößerung des feſten Sandes, welches dadurch nach und nach er. weitert wird . Dieſe Anvůrfe beſtehen nahe an den Inſeln und dem feften Sande gemeinigtich aus fleinen Willen ,

1

des Meeres 26

585

Wallen , welche, wie Linn & us a) bey der Inſel Deland bemerket hat , 30 Ellen breit , und etliche Faden hoch ſind , und zuweilen aus Sand , zuweilen aber auch aus Steinen beſtehen , die ſich hin und wieder mit Lang an einander befeſtigen. Un der öſte lichen Seite der nicht weit davon gelegenen Inſel Gortland erhebet ſich der Strand allmålig nach dem feſten {ande zu. Er hat Furchen wie ein ge. pflügter Acker , welche mit dem Strande paraller laufen . Jede ift 1 bis 3 Faden breit , und die Sei. te jeder Furche, welche nach der See zugebet , iſt allemal breiter. Um Strande ſiehet man , wie dies Te Furchen gebildet werden ; indem alle Jahre aus dem Sande , welchen die See an das Sand wirft, eine entſtebet. Nach der See zu ſind dieſe Furchen fehr deutlich ; je weiter man aber davon abgebet, deſto flacher und unfenntlicher werden ſie. Lins náus b) záhlet 77 folcher Furchen , welche ſehr fenntlich waren , und die lekte derſelben lag wenig. ſtens 300 Ellen von der See ab.

Die 77te Furche

lag ſo hoch über dem Horizont der See, daß man von derſelben über das ganze Sand hinweg , bis an Manche dieſer die weſtliche Küfte ſehen konnte. Furchen oder Wälle beſtehen aus lauter Korallen , welche nur in der Tiefe des Meeres 'erzeuget were den . Die zunächſt am Strande liegenden Furchent war ganz bloß ; je weiter ſie ſich aber von der See entferneten , deſto mehr waren ſie auch ſchon mit Dammerde und Gewachſen bekleidetc). Auf eben dieſe Art vermehret die Oſtſee die öſtlichen Küſten von Jütland , welcher Zuwachs aus ſeinen einige Meilen parallel laufenden Sandſtrecken , wie auch DOS aus

a) Reiſe durch Deland und Gottland. S. 138 . b ) Ebendaſ. S. 247. ) Ebendaſ. S. 208,

586.

Von den tägl. Veränderungen

aus den barinn gefundenen vielfältigen Auſterſchaa. len , Bernſteinſtücken und andern Dingen deutlicher genug zu erkennen giebt, daß daſelbſt ehemals der Grund der See geweſen , die aber nun eine halbe Meile oder weiter davon entfernt, und ſchon lange mit Bauerhöfen befekt iſt ,

woraus endlich Dörfer

geworden. Solchergeſtalt findet ſich eine ganze Streo, de von einigen Meifen in der {ånge , und i bist Meilen in der Breite zwiſchen Sragen und Flads ſtrand , welche Stadt den Namen von dem flachen und verlaſſenen Strande führet d ). Ben der Stadt Chriſtianſand in Norwegen wälzen die beftigen Sturmwinde jährlich vielen Sand aus dem Meere an das Geſtade , welches dadurc) nad) und nach ſo zunimmt, da man nach einiger Zeit genothiget wird , die Häufer weiter fortzurücfen , wenn man dem Waſſer nahe wohnen will, und, auf dieſe Art hat dieſe Stadt idon einige neue Gaſſen erhalten e ).

§.

3.

In der Nord , und Weſtſee wird man hin und wieder eine ähnliche Vergrößerung des feſten Landes In der Clord : u. Weltfee. gewahr ; obgleich dieſe Gewäſſer ſich mebr im Zer. fiðren als Anbauen geſchafftig zu erweiſen fcheinen . Dergleichen fiehet man auf der weſtlichen Küſte von Jütland, auf den weit hinauslaufenden Vorgründen der flachen und ebenen Marſchländer , welche Vor. gründe daſelbſt Salligen genannt werden , und aus den offenen und noch nicht eingeteichten Eilanden beo ſteben , welche von Jahr zu Jahr merklich erhöhet und auf den Seiten erweitert werden , und zwar bloß durch den ſogenannten Sdylick , der zur Zeit der Ebbe finfet, und ſich auf dem Grunde feftfehet. Wenn ſolche Kalligen endlich ſo angewachſen , daß ſie d) Pantoppidans bån. Arlas , 36. I. S. 318 e ) Büſchings Erdbeſbr. Sb. I S. 335 .

des Meeres 2 . fie einander berühren ,

587

auch einige Jahre gelegen

haben , und gleichſam reif geworden , ſo werden ſie mit den Marſchreichen umgeben , ans feſte Sand an . gefüget und Roge genennet f). In den vereinig. ten Tiederlanden weiß man ſich dieſe von dem Meere angeſchobenen Sandbånke ſehr gut zu Nuß zu ma . chen , und ſie durch Einteichung mit dem übrigen fe ften (ande zu verbinden . So hat man in der Pro. vinj Solland die Inſel Gorre oder Weſt: Voorn im Jahr 1751 mit der Inſel Over : Flacque unter eine Einteichung zu bringen angefangen , nachdem fich zwiſchen benden eineSandbank angefeßet hatte g). In der Provinz Seeland giebt es viele Derter, die man durch foſtbare Einteichungen dem Meere ent. riſſen hat , indem daſſelbe durch angeſpülten Sand, oder niedergeſekten Schlamm den Grund erhöhet . Dergleichen iſt die Inſel Iord Beveland , welche 1530 von dem Meere überſchwemmet, aber 100 Jahr hernach wieder eingeteicht wurde h) ; imgleichen die Inſel Duveland, welche auch 1530 überſtromet, aber hernach wieder wohnbar gemacht worden . Der Meerbufen Dollart ſegt auf der Seite von Oſtfriess land immer viel neues land an , welches nach und nad) eingeteicht wird.

Erſt 1752 iſt ein anſehnlicher

Polder oder Groden nahe ben beuſchanz

in

Groningen eingeteicht worden, welcher 850400 rheinl. Quadratruthen groß iſt i). 4. g. Die Küſte von Italien , welde mehrentgeils Im mits ois aus einem niedrigen Erdgrunde beſtehet, þat anſehntellin erdien lidhe auf ſolche Art geſchehene Vergrößerungen desMeere, feſten .f ) Pantoppidaus dan . Utl. SH . 1, S. 321 . & Büſchings Erdbeſchr. Ib. IV. 8. 99. h) Ebendaf. S. 128 . i ) Evendaſi

. III. S. 758.

:

588

Von den tågl. Veränderungen

feſten Landes aufzuweiſen . Der Boden von Pifa bis Livorno iſt ein großes neu angeſektes Sand, welches gegen Abend von Sandhügeln und Muſdels bergen eingeſchloſſen wird k) . Eben dieſes bemer. fet man an der weſtlichen Küſte des adriatiſchen Meeres , welche von dem Meere immer durch neue Sandriffe vergrößert wird.

Benedig wåre purch

den vielen Sand und Schlamm , welchen die Fluth allemal mit ſich führet, vielleicht ſchon längſt ar das übrige feſte land von Italien angehånget mor, den , wenn man nicht ſolches von Zeit zu Zeit mit vielen Unfoſten hinderte , und die Kanále vereinig. te 1 ) . Des ben Ravenna angefekten (andes habe ich bereits im Vorigen gedacht. Die Stadt Ri. mini lag ehedem auch nahe an dem Meere , welches der Damm des alten Seehafens anzeiget , der bey den Stadtmauren ſtehet; ſeit etlichen Jahrhunder. ten aber iſt ſie 1300 Sdiritte davon entfernet, nach dem das Meer ſeit der Zeit ein großes Stück { an . des angeſchüttet ßat, welches zum Ufer - und Garten . bau geſchickt iſt. Das Meerufer zwiſchen den Ståd. ten jonfredoria und Barletta iſt ein bloßer Sand. ſtrich , den das Meer , welches daſelbſt einen Buſen macht , ohne Zweifel nach und nach angeſchoben hat. Der Sand liegt an einigen Orten viele Klafter hoch ůber einander, und es wächſt nichts darauf als Diyr. tenſtauden, nebſt foldsen Kråutern, die tiefe Wurzeln baben , mit welchen ſie bis zu dem Grundwaſſer reis chen können m ). Un dem' tarentiniſchen Meera buſen giebt es viele folche alte und unbewohnte Ger genden, welche gleichfalls aus folchen angeſchwemm . ten Sandhügeln beſtehen .

$. 5 k ) Neue Madridten von Ital. S. 768. 1) Buſchings Erdberobr. Sb. II . S. 909 , m ) Popowigſch Unterſuch .vom Meeree

des Meeres xc.

589

S. $. Wenn ſich dieſe Sandbånke, welche von dem Verantes Meere nach den Küſten zu getrieben , oder auch rungen an wohl von den Küſten zuvor abgeſpület , und in eini.den Sand . banten . ger Entfernung von denſelben wieder abgeſeget wer . den , nicht mit dem trocknen lande vereinigen kön. nen : fo dienen ſie demſelben zu Vormauern wider die Wuch der Wellen , ſind ader daher auch allerley Veränderungen unterworfen , können auch , wenn ſie die gehörige Höhe erreichen , mit der Zeit zu frucht. Die Dúnen , welche tragenden Inſeln werden .

11

ebedem nahe an die Inſel Belgoland im Herzog thum Schleswig giengen , wurden 1730 auf eine þalbe Vierthmeleile weit von demſelben wegge . führet, ſo , daß jezt ein Strom , die Waal genannt, dazwiſchen fließt, den man mit großen Schiffen bee fabrèn fann. Die Důnen vor den Küſten der

. 1

dereinigten Niederlande wachſen , und nehmen ab, wie man davon ein merkwürdiges Beyſpiel in Seeland in der Herrſchaft Domburg geſehen hat.. Man entdeckte daſelbſt an einem Orte an der See einige Stücke Holz als Särge , welche durch das abnehmen der Dünen am Ufer waren entblößet worden . förpern ;

Man fand viele Knochen von Menſchen . man entdeckte einige Ueberbleibſel vont

Wohnungen und Fäſſern , die dem Anſehen nach zu Waſſerbehåltniſſen gedienet hatten. Man muth. maßete, daß dieſes alles Ueberbleibſel von den 606 then wåren , welche im Jahr 432 in dieſes {and . fielen, daſſelbe 758 zu einzuteichen anfiengen , und 800 daraus vertrieben wurden n ). Die weſtliche Küfte von Jütland wird durch dren Sauperiffe oder längſt dem Lande binlaufende große Sandbånke fo .

1 wobl wider die Wuch der Wellen , als auch einen feind. R ) Lalofs Kenntniß der Erdfug. S. 386.

590

Von den tägl. Veränderungen

feindlichen Ueberfall in Sicherheit gefeßet.

Das

nächſte Riff lieget ein Paar hundert Ellen vom {ande entfernet , das andere etwas weiter hinaus, und das dritte M. vom lande. Auf dieſen Riffen findet man zuweilen faſt gar kein , gemeiniglich aber nur 5 bis 6 Fuß Waſſer : die tobenden Wellen, vor. nehmlid ) , wenn ſie mit einem Weſt, Nordweſt oder Súdoſt kommen , wälzen den Sand in dieſen Riffen oft ganznahe an das (and an ; allein ,das ſogenann, te Dragſil, oder das mit gleicher Gewalt zurice prallende Waſſer nimmt in ſeinem Fall auf einmal ſo viel , und oft noch mehr wieder zurůd, als es bor . kin bahin geſchwemmet Hatte o ) . . 6.

Allein, eben dieſes , daß das Waſſer den Grund Dadurch an den mehreſten Küſten erhöhet , beſonders, no verurſach .das Ufer nicht hoch und ſteil, ſondern fach und nie, se Ders drig iſt , eben dieſes ſage ich , thut eine ſchädliche ftopfung Wirkung an den Häfen und Buchten , welche da. derHafen .Surch verſtopfet und untief werden . Ich habe bea reits verſchiedene Beyſpiele von der Verſtopfung Der Hafen angeführet , in ſo weit ſolche von dem Schlamm und Sand Herrühret , welchen die Flüſſe iören Mündungen zuführen ; hier will ich nur noch verſchiedene andere Benſpiele ginzufügen, wo folches von dem Sande geſchiehet, welchen die Meereswel. len in dergleichen Buchten führen. tungen werden uns im folgenden ,

Dieſe Betracja wenn wir die

vorgegebene Abnahme des Waſſers , und Vergroßes rung des feſten lanbes betrachten werden , nůßliche Dienſte leiſten . In der Oſtſee ſind die Klagen über das Anwachſen des Sandes in den Hafen alle gemein. buren

Die Hafen an dem bottniſchen MNcero werden

von von

Jahr

zu Jahren untiefer. Sudictos

o ) Pontoppidans dån. Atlas . sh. I. 6.320.

des Meeres x .

391

Budictswal, Pimna Lulná u . a. fönnen jezt nur noch kleine Schiffe einnehmen , und die Einwohner müſſen noch daju von Zeit zu Zeit der See nach růcken. Der ſchöne Hafen zu ( Bothenburg wird von Zeit zu Zeit feichter. Die Stadt Burg auf der Inſel Semern Harte ehedem an ihrem Burgſee einen guten Hafen , der aber nun ſchon ſeit langer Zeit zugeſchlemmt iſt. In der Nord - und Weſtfee führet man gleiche

Klagen. Der Hafen bey Warberg in Salland kann jezt nur noch von kleinen Fahrzeugen genugt werden . Die Mündung des Hafens bev Sarlina

ay!

g 4

gen in Friesland iſt durcy Sand verſtopft, ſo, daß nunmehr die Schiffe erleichtert werden müſſen , ehe ſie einlaufen können. Eben dieſes gilt auch von dem Kafen bey Staveren , vor welchen ſich eine Sand. bank gelegt hat , welcher Der Frauenfand genannt wird , und den Eingang beſchwerlich und gefährlich Der Hafen ben Sluis in Flandern iſt madit. jezt ſo verſtopft , daß nur noch kleine Schiffe aus und einlaufen können. Viele Häfen in dem mittelländiſchen Meere haben kein beſſeres Schickſal. Der Hafen ben 17ars bone in Languedoc iſt ſchon ſeit langer Zeit ver. ſtopft. Der Hafen bey Rimini iſt durch den An . wadys des feſten Landes faſt ganz mit Sande ver . ſchüttet, ſo, daß faum noch kleine Fahrzeuge in den. felben einlaufen können . Die Hafen ben Brindiſi und Taranto im Königreiche Tapoli waren ebe . dem ſehr gut , find aber nunmehr auch untief und unbrauchbar geworden.

Allein , was das Meer durch dieſe Vergrößerung Berming des feſten landen, wenn es durch Winde auſgebracht, derung oder im Stande der Flurb iſt, auf der einen Seite des feſten Landes verliehret, das gewinnet es auf der andern Seite durdy durch

592

Uebers

Von den tågl. Veränderungen

durch zahlreiche Ueberſchwemmungen

wieder : for

fowem- daß es nicht wahrſd einlich iſt , daß das trockne land mungen. auf dieſe Art , im Ganzen genommen , einigen Zus In der wachs bekomme, wenn ſolches gleich hier und da WMſec. von einzelnen Gegenden Statt findet. 3d will die

merkwürdigſten Beyſpiele von den durch die Flu. then geſchehenen Verminderungen des trocknen lane des anführen , damit man ſelbſt davon urcheilen Die Oſtſee hat ſich ſchon in den älteſten Zei. fónne. ten durch dergleichen Ueberſchwemmungen berühme gemacht. Man vermutbet p), daß die jezige Fuſel Růgen ehedem mit dem feſten lande von Pommern zuſammen gehangen habe, und durch die große cimbriſche Waſſerfluth, deren ich ſogleich gedenken

#

werde, von demſelben abgeriſſen worden , To, daß ſie jezi Meile von demſelben entfernet iſt . Die ſes ( and beſtehet aus einer Menge von Inſeln und Halbinſeln , welche noch immer von Zeit zu Zeit die gefährliche Nachbarſchaft der Wellen empfinden. So entſtand noch im Jahre 1304 oder 1309 durch eine ungeſtüme MeeresflutQ zwiſchen der Halbinſel Mankguch und der jezigen kleinen Inſel Ruden, das ſogenannte neue Tief, welches beynahe 2 Meio Dieſe Inſel Ruden iſt von allen len breit iſt. Seiten mit Sandbanken und reichten Gewäſſern umgeben , woraus fich muthmaßen låffet, daß fie ehedem weit großer geweſen . Die zum Herzog. thum Pommern gehörigen Halbinſel Darz , welo che mit dem mecklenburgiſchen lande Wuſtro Durch einen aus Kies beſtehenden ſchmalen Strich Sandes zuſammenhänget, verlohr 1625.in einer Ueberſchwemmung ein anſehnliches Scúc Landes, welches das Meer wiederum an das Gebietge der Stade Barth anſekte, die dafür dem Amte eine gewiſſe P) Sdwarz Geogr. von Norber - Deutſøl. S.25.

des Meeres

593

gewiſſe Leiſtung zu thun hat. Eben dieſe Fluth riß damals auch die ſchmale Landenge der Halbinſel ein, fo , daß fie eine völlige Inſel wurde ; allein , nach mals þat die See den gemachten Kanal bey ſeiner Mündung wieder verſtopft. Auf der Nordſeite der Inſel Uſedom hat ebedem die große Handelsſtadt Wineta , welche aber in gren oder gten Jahrhundert, von einer ſtarken Fluth mit einem anſehnlichen Stů . de Landes verſchlungen worden . Wenn das Waſſer der Oſtſee niedrig iſt , ſo kann man ihren Grund und Bruchſtücke eine gute halbe Meile weit von dem Ufer der Inſel feben 9). g.

8.

Die Ufer der Weſt · und Nordſee liefern uns In der noch betrůbtere Benſpiele ſolcher auf Koſten desWeftfee. crocnen Sandes geſchehenen Vergrößerung des Meer resbettes. Dyngefähr anderthalb Jahrhunderte vop Chriſti Geburt, wurde ſdjon die cimbriſche Halb. inſel durch eine große Ueberſchwemmung beimge, fucht, und dadurch nach Strabonis r) Zeugnis die Einwohner derſelben genothiget , işr Vaterland zu verlaſſen, und ſich neue Wohnplåße zu ſuchen ; da ſie denn nebſt den Teuconen den berühmten Zug nach

Italien vornahmen . Cellarius und andere

neuere, denen diefe Ueberſchwemmung nicht glaube lich vorkommt , ſcheinen die Gewale eines aufge brachten Meeres nicht gekannt, und die tägliche Ebbe und Fluth mit großen Ueberſchwemmungen verwech . felt, audy die Ueberbleibfel nicht gewußt zu haben, die man noch jezt auf den cimbriſchen Küſten von ähnlichen Gewaltthätigkeiten des Meeres

gewahr

' wird . g ) Bürobings Erdbefor. Ib. III.S.2265. 2273. 2276. 32874 c ) B. 7 . ... 3 11. Theil.

594 wird.

Von den tågl. Veränderungen In Weſten und Norden iſt vermutlich

ehedem eine lange Strecke Landes viel weiter in das Meer gegangen , die jezt nur noch in dem ſo genann . ten jütſchen Riff, und in andern großen Sandbån . ken beſtehet s ). Major behauptet ſogar in ſeinem bevölkercen Cimbrien ) , daß die cimbriſche Halbinſel ehedem mit den in Belte befindlichen Fra feln ein und eben daſſelbe feſte Sand ausgemacht

1

welches man als eine bloße Muthmaßung dahin geſtellet feyn laſſen kann ; indem es an gewiſs feren Benſpielen in dieſem Stücke nicht fehlet. Ein

habe ,

folches liefert uns unter andern die Inſel Dioro ſtrand an der Küſte des HerzogthumsSchleswig, welche ehedem 3 Meilen lang , und 11. M. breit war, und 22 Kirchſpiele enthielt . Dieſes {and Hatte ſchon verſchiedene Jahrhunderte şer , beſonders aber 1300, 1354 , 1362 , 1483 , 1532 , und 1615 von den Ueber: ſchwemmungen großen Schaden gelitten ; allein, 1634, den liten October Abends um 10 Uhr wurde die ganze Inſel dergeſtalt unter Waſſer gefeget, daß 6408 Perſonen , und soooo Stůd Vieh daben unikamen und weggetrieben wurden . Von der ganzen Inſel 17ordſtrand blieb nichts übrig , als die jezige Inſel Pelworm , welche am höchſten ges legen war, der brabanter Kog , oder die jezige kleine Infél 17ordſtrand , und die kleine Inſel Lůrje .oder Vordſtrandiſch Moor ; von denen die erſtere ohngefähr 1 M. lang und 1 M. breit iſt. Die Inſel Belgoland, welche an eben derſelben

Küſte liegt, hatre wenig Jahre darauf ein gleiches Schickſal. Schon im Jahr 8oo foll die See und der Nordweſtwind den größten Theil derſelben ver. fthlungen haben ;

worauf ihr ein gleiches im Jage 1300,

6 ) Anderſen Vallis Herthac Deac , S. 231 f . 6) Kap. 67. S. 110 .

des Meeres x .

595

1300 , imgleichen 15oo und endlich 1649 wiederfuhr, da nun ein kleines Stück übrig blieb , welches im wie ſich denn die Klippen, von welchen das Erdreich abgeſpület worden , noch hin und wieder unter dem Waſſer ausbreiten u) . S. 9.

Grunde ein Felſen iſt ;

Die nordfee, welche mit der Weſtſee eigent. In der lich nur eines und eben daſſelbe Gewäſſer iſt , hat CZordſee. von je her die erſchrecklichſten Ueberſchwemmungen vorgenommen , und würden folche noch tåglich fort.

1

feßen , wenn niche die angränzenden , zum Theil feþr niedrigen Küſten durch hohe und koſtbare Dåm. me oder Deiche vor ihrer Wuth geſichert würden. Im Jahre 1277 brach das Meer in diejenige Gegend vom Oſtfriesland ein , wo ſich jezt der Meerbuſen

>

Dollart befindet ; und da man ihm feinen gehöri. ģen Widerſtand that , und die Fluthen ſich in den folgenden Jahren , vornehmlich aber 1287 wieder einſtelleten , Meerbuſen .

ſo entſtand nach und nach der jezige Ein großer Tþeil der Süder See

in den Provinzen Solland und Weſtfriesland iſt als ein Einbruch in das trockne (and anzuſehen. Wenn dieſer Einbruch geſchehen , iſt noch ungewiß ; einige reken denſelben in das Jahr 360 , andere in das Jahr 1169, und noch andere in das Jahr 1421x ). Allein , Smids y) glaubet, die Wafferfluth habe

hop

‫ا‬

im Jahr 1170 dieſen See verurſacht ; eben daher glaubet er auch , der Kreilerboſch , welcher vor dieſem ein trocner Sandplaß zwiſchen Enkhuyſent und Staveren war , fen der Fürſten Thiergarten und ein Holz voll Wild geweſen . Ueberbleiſel und

Man findet noch

Denkmaale von dieſem Einbruche an P p 2

u) Dankwerths ſchleswigbofftein. Landesbeſør. x) Alting Notit. Germ . Infer Tb . I. S.63. y ) Shackamer der Nederl. Oudheden. S.331.

j

596

. Veränderungen Von den tågl

an der Nordſeite des kleinen Eilánoches Grind, füde Denn diejenigen , wärts von Ter Schelling. welche ſich auf der daſigen Muſchelbank mit Mu, ſcheltiſchen beſchäfftigen , entdecken ben ihrer Arbeit eine Menge von Gruben , die aus Steinen aufge. Diejenige führet, und von ſehr alter Arbeit ſind. Infel in der Provinz Solland , worauf Dordrecht liegt, iſt erſt 1421 in einer großen Waſſerfluth ento ſtanden , welche 72 Dörfer und 10000 Menſchen Es blieb damals von allem , was der verſdılang. Njerwe gegen Süden liegt , nichts als die Stadt Dordrecht übrig ; allein , nady und nad erhob ſich der Grund wieder , und es wurde ein Polder nady dem andern eingereicht , bis endlich die jezige Inſel daraus entſtand, welche indeſſen nur ein kleines großen rúdholländiſchen Ueberbleibfel von dem Werder iſt , der damals verlohren gieng. In eben dieſer Wafferfluth entſtand auch der Meerbuſen Biesboſch bey Bertruidenberg, an der Küſte eben dieſer Provinz Solland ſtand, bey .Rarwyl ebedem das Haus der Britten , welches Kaiſer Cajus ſoll haben erbauen laſſen , aber nach und nach von der Nordſee überſchwemmet und verwüſtet wore den , ſo , daß es nun von dem Waſſer des Meeres In den Jahren 1520 , 1552 und bedecer wird. 1562 , da das Waſſer ſehr niedrig war , konnte man das Mauerwerk deſſelben ſehen , welches auch 1752 geſchahe, da man es im October einige Tage lang fabe, und es nunmehr 600 Echritt weit gegen Nord. often von Randyk , und go Schritte von dem gee meiniglich bloß liegenden Ufer entfernet fand. Der Shurm von Rarwyk op Jee ſtand vor dieſen mitten im Dorfe ; allein , ſeit 1719 hat diefelbe allda wohl so Ruthen gewonnen , und zwo ganze Straßen von Ranvye weggenommen , oder unterwaſchen , und dadurch verurſacht, daß fie eingeſtürzet ſind.

Das Dorf

1

des Meeres ac.

597

Dorf Schevelingen bůſſet von Zeit zu Zeit mehr von feinen Dünen ein. Die Inſeln Tefſel, flies land , Ter Schelling , Wieringen , inarken , Urk u . a. m . welche in und an der Süderſee liegen, find ehedem insgeſammt mit dem feften lande von Nordholland verbunden geweſen , aber durch die Wuth des Meeres davon getrennet worden . 10 . §. Ben Weſtkappel in Seeland reißt das Meer Forts : immer mehr land weg , daher auch die Stadt mehr reßung.

Die Inſel nach Oſten verleget werden müſſen. Zuid Beveland war ehedem viel größer , und gieng bis in die Ooſter Schelde ; allein , 1532 wurde der öſtliche Theil derſelben überſtromet, und ſeit der Auf dieſem ertrunkenen Zeit nicht wieder beteicht. Theile ſtand die Stadt Ranerswaal, welche noch eine Zeilang übrig blieb , aber nach und nach auch weggeſpület wurde. Damals wurde auch dieStadt Barſelen verſchlungen , und das umliegende land Die Inſel 17oord : Beves ünvohnbar gemacht. land , welche die fruchtbarſte ſeeländiſche Inſel war, wurde 1530 und 1532 dergeſtalt überſchwemmet, daß eine große Menge Menſchen und Vieh umfam , und von der ganzen Inſel nur noch einige Thürme aus dem Waſſer hervorragten. Dhngefähr 100 Jahr hernach , da der Schlamm und Sand den Grund erhöheten , wurde die Inſel aufs neue einge. reicht. Die Inſel Oriſant , welche gegen Nordoſten von Voord : Beveland lag , und ſich bis Zirkfee erſtreckte, gieng 1658 im Waſſer unter.

Der óſtlis

dhe Theil derſelben liegt noch jezt unter dem Meere, der weſtliche aber iſt wieder eingeteicht , und mit Noord - Beveland vereiniget worden.

Die Inſel

Sdtouren erſtreckte ſich ehedem auch weiter als jezt ; nadidem das Wasſer immer viel davon abge. riſſen bat.

PP 3

Weil

598

Von den tågl. Veränderungen Weil die Provinz Friesland an manchen Ger

genden tiefer liegt, als das Meer, und ihre Ufer von keinen Dünen wider deſſen Wuth geſchüßet werden : fo iſt ſie auch von demſelben nach und nach anſehna lich vermindert worden. Von der Stadt Stavern haben die Wellen ein Stück nach dem andern wego geriſſen und abgeſpület. Die kleine Stadt Sinder lopen war ebedeſſen weit anſebnlicher, iſt aber durch die Wuth der See verringertworden . Die an der frifiſchen Küſte gelegene Infel Ameland und Schiermonnigkoog waren ehedem auch mit dem feſten ( ande vereiniget, von dem ſie jezt durch ein breites Waſſer getrennet wurden , welches das Wad oder die Wadden genannt wird. Die Inſel Radzand in Flandern , welche zu den Generalitåtslanden gehöret , iſt ehedem gleichfalls großer geweſen , als jezt , nachdem das Meer über die Hälfte derſelben verſchlungen har. Man hat ſie zwar durch ſtarke und koſtbare Deiche wider die Wuth der Wellen in Sicherheit zu regen geſucht , allein , ſie iſt dem ohngeachtet noch nicht außer Gefahr , beſonders, wenn der Wind aus Capitain Witſchut z) beo Nordweſten ſtürmet. zeuget aus eigener Erfahrung, daß ſie von 1703 bis 1746 über soo rheinl . Ruchen an Dünen vero lobren jat. $. Im mit tellandis rohen Meere.

11 .

Ob ſich nun gleich dieſe Wirkungen der Wutz der Bellen bey der niedrigen lage dieſer Länder und den flachen Küſten derſelben fehr leicht begreifen låſ, ſet : fo find doch auch die hårteſten und ſteileſter Felsuferi nicht allemal im Stande , der Gervalt des

Meeres Widerſtand zu leiſten.

Man fieber dieſes unter

2) Over de Verſchynſeleu op de Zeeufche en andere Stroonien . S. 162.

1 s

re

e s de Me

9 59 en h c iſ en ren iat er ndern n em ftlich en f hei des adr U a den d a unt es c ti i la ma r r r l e t r , Dra , Mo , inenIſ Me n mo g e ani de d ar en uuns laut M a r , wo derr Bo un Aeltb lb e ah teh ſer rw d r mſe , un zu beſ en Ve beſ s vo dnees e r p n r k e d p h c el rdfe San tro n an und u , Kli noc n Inſ e e n r rmor ån e ſ d e t g e r h ſ n e e e . bne ho aſſeMa . Di li eſſ en w zw lte efr nd n m h ſic , ſpa er anrginge dig vo edielen Sal ſ d h w d m Waſ , un von deen ein auc bis n k n e r e c ß e e l r s f ü o l a) . Ve . in da tietenMe fa zu gr Ste p ene chen len ar ehau ied iaſb l g h b o o c n , das w b ſ ) h . b ſ a rendsy n ze itntell ee ehr alte und unn . e n h ſ i ſ M gan nntme e g e h a ten urch tes weſ nnd d , bek Zei luc feſ taLndae ge f d h n t d ie ntſ e S . un ſo erſ nac der Sü n e oſſ hen s en aus l an n e chl iſc che i g , wei m gelſländ Hab n ſol en dar es he . l e e l ſ t er ſc es mit , Btü Mre dr wiſ Ste e e ann er m t ſſe ld nz ate, hd erk deweſeWa unt Wåme ja ga r em u un och unve Gr keit ins ihr wo drie Bä n chenn h u g i e c a i e b i h diiceh Neu dar Alälndiſ , ob ſic gle . ſte ell erl d l t w e h r t h e o e wir dar . ſc w S mi d le . mu n n e e d l e n g l f e l i iſnt, zu eſeh Wa jen em Ste enes , wo in dereTnie e ſ k er d l e d d c d e l w n n n o n o h e r w la g e che ſi . rA s t ſ e s h i e t m d ras ur vonordu em åga Me fol pon , de ptthen . nn h f e e p u l a s s ſb , beh undusder Sel t Bo oru ci e ten d ul d l o c ß l i i i a ral e zen, d r n i u m S D we e s e t ch ten n as ewåſſ war er Me enhei dur . des ſch G Zei ched r g o e r ſe d ß das geb che ſein , un dnaden bey die es Gel lich ſ t r h ta as n i c ſ e e l å l t g Pe ei , hweteet en ius Me åg t l e c n e ß in s uns Le , daßt die Inſ bpero . Pli gu bei ro he e ti c ß g a o t l i n g z e o , vo B he je nn bš ,ſſween un mm de eri ſes oll unr eit er ezt we d d j . ſo ehze Z abg hten wor rſch; un die g ac be yenn, da zua lageſch e e d ſ Ue ln ged h n ip en e ſta ic ch e . mår ent im Ar all Inſ gle

PP 4

xc .

Lofdrer

a) Donati Naturgefch .des adriat. Meeres , S.15. by Valisnieri von Seefdrp. S. 76.

600

Von den tägl. Veränderungen

Larcher rekt dieſe Begebenheit in das 201 Jahr nach der Súndfluch , oder 2171 vor Chriſti Geburt, und ein neuerer Schriftſteller c) behauptet, daß der Patriarch Peleg ſeinen Namen zum Andenken die. fer Begebenheit erhalten habe , weil das i Mor. 10, 25. gebrauchte Zeitwort eigentlich ein Zerreißen durch große Waſſergüſſe bedeute. Er mad;t dies ſe Ueberſchwemmung des ſchwarzen Meeres Dadurch wahrſdeinlich d ), daß fich vier der größten und waſſerreichſten Stromne der alten Welt , nämlich, die Donau , der V7icſter , der Boryſthenes oder Dniper und der Don oder Tanais in dieſes Meer ergießen , deſſen ganze Oberfläche etwa 6600 deut, ſche Quadratmeilen ausmacht , alſo viel zu klein zu reyn ſcheinet , als daß ſie den ſtarfen Zufluß durch die Ausdůnſtung wegſchaffen fönnte, daber fich denn der Vorrath der Gewäſſer mit der Zeit anhäufen müſſen , bis ſie die Ufer durc /brochen , und fidh durch das heutige ågaiſche einen Weg in das mittellandi. ſche Meer gebahnet. Straro , der die vorhin gedachte Meynung unter den alten zuerſt vergetragen hat , gieng noch weiter , und muthmaßete , daß auch Spanien und Africa ben Gibraltar ehedem zuſammen gehangen, fo , daß das mittellandiſche Meer ein geſchloſſenes Meer geweſen, daß aber die Wellen dieſen Sandſtrich durchbrochen , und die geutige Straße von Gibrals Hierdurch wåren nun das rar daraus gemacht. fchwarze und mittelländiſche Meer einen großen Theil von Waſſer los geworden , daher ſie auch vieles jest trockenes land verlaſſen können, auf welchen man noch jezt in den dafelbſt vorhandenen Seethieren Spuren und Beweiſe ihres ehemaligen Daſenns antreffe. Siras c) Gilberſchlags neue Sheorie der Erde, S. 140. d ) Ebendaſ. S. 173 .

601

des Meeres sc .

Strabo e ) hat dieſe Mennung des Strato vorges tragen , welche auch in den neuern Zeiten viele Gón. Man ſiehet aber leicht, daß ner gefunden hat. Straro dieſe Muthmaßung nur bloß darum ge . waget , um die Erſcheinung der vielen verſteinerten Seethiere in den daſigen Gegenden begreiftlich zu machen , wozu aber ſolche nach den neuern Erfah. rungen bey weitem nicht hinreicht. Das Sicilien in den älteſten Zeiten mit dem feſten ( ande von Italien zuſammen gehangen habe, und erſt nach und nach durch die Wuch der Wellen , und heftige Erdbeben davon abgeriffen und eine vole lige Infel geworden , wird von vielen åltern und neuern Schriftſtellern behauptet . • Ovidius f ) und Claudian g) bezeigten folches , und es ſcheinet auch der Name der an der ſicilianiſchen Meerenge belegenen Stadt Rhegio', der fo viel als abreißen bedeutet, davon herzurühren . $. 12. Dem atlantiſchen Meere hat man ebedem der . Im atlano fchiedene åhnliche Verwůſtungen des feſten Landes tirchen Schuld gegeben. Plato erzählet in ſeinem Timão, Meere. daß die ágyptiſchen Prieſter den athenienfiſchen Solon , der ohngefähr 600 Jahr vor Chriſti Ge. burt gelebet , berichtet , wie vor uralten Zeiten auſ. PPS ſerhalb c ) Rer. Geograph. B. I. f) Zancle quoque innota fuiffe Dicitur Italiae , donec confinia pontus Abftulit ec media tellurem reppulit nuda, Metamorpb. B. 15. P. 29o .

Trinacria quondam Italiae pars, una fuit , fed pontus et aeſtus Mutauere fitum , rupit confinia Nereus Vi&or et abſciſſos interluit aequore montes. De- Ropë. Proferp. B. &

604

Von dent tågl. Veränderungen

Meeres fich in der Meerenge" nach und nach gegen den Purs de Calais erhebe und von der andern Sei. te in gleichem Verhältniß wieder finfe.

Er hält

dieſe Erhöhung für einen Reſt der ehemaligen Erd. enge , welche entweder durch ein Erdbeben , oder durch die Wuth des Meeres zerftoret worden . beruft ſich überdies noch auf die Steinlagen an der Küſte von Calais , welche eben dieſelben find , als an der entgegengefekten Seite in der Gegend von Dover ; wozu noch kommt, daß ſich die Reihe von Gebirgen , welche durch Frankreich gehet , ben Calais endiget , und auf der andern Küſte in der Landſchaft Rent , nach eben der Ridytung fortgehet, und mit jener aus einerley Materien beſtehet. Dem ohnerachtet iſt dieſe Sache noch nicht hinlänge lid , genug ausgemacht , daß man den ehemaligen Zuſammenhang berber Lånder mit Gewißheit bei jahen fönnte. Die Meere der übrigen Welttheile ſind in dies Die Eino fem Stücke nicht minder gewalthätig. wohner der Inſel Ceylon glauben , daß ihre Inſel epedem mit der feſten Küſte von Indien verbunden geweſen ! ) . In den neuern Zeiten hat dieſe Inſel an der Nordſeite 30 bis 40 Meilen (andes verlohren , Eben fo welches die See verſchlungen hat m ). hålt man dafür , daß die Inſel Sumatra ehedem mit Pialacca vereiniget geweſen , und das güldene Cherſoneſus genannt worden n ).

Doch , ich habe

piellcicht ſchon zu viele Beiſpiele von einer Wirkung der Wellen eingeführet, welche jedermann, wenig. fters Oom Gerüchte nach bekannt iſt , und wohl von Mer niemand in Zireifel gezogen werden wird . gleicht man nun dieſe Einbuffe , welche das trockne Land 1) X.jus von Ter Bolt Anfang und Ende. m ) Buffon Hift. Nat. 31. ' I. S. 594 . aj Rrjus ebendar

des Meeres 2.

боѕ

land auf dieſe Art hin und mieder leidet , mit dem Anwachs deſſeiben durch das Anführen der Sand . þånke , und Anſeken neuer Srůcken landes : ſo wird man eben nicht Urſache haben, dem trocknen lande zu einer anſehnliden Vergrößerung Glid zu mün. ſchen. Es ſcheinet vielmehr , daß das Meer , mmas es auf der einen Seite ſparſam und nach und nach gieber auf der andern Seite plöglich und doppelt wieder nimmt

3

13. S. Wir haben bisher geſehen , was das Meer, Bergröße wenn es im Stande der Unruhe iſt, für große Ver.rung des ånderungen mit ſeinem Bette , beſonders an den Landes Kaften vorzunehmen im Stande iſt , und wirklich durch vornimmt, und wir haben dabey gefunden , daß Flüſſe. das trodne ( and daben allem Anfehen nach mehr !

$.

verlieret ,als gewinnet.

.:

dieſes ungeſtüme Element in dem Stande der Ruhe betrachten , und die Veränderungen erwagen , die nidit durch deffen eigene Wirkung , fondern durch

Wir wollen nurimehr auch

fremde Urſachen in deſſen Bette und Ufern hervor . gebrachtwerden . Wir werden dabey auf dren Stücke 1) auf den von den Flüffen dem zu ſehen haben : Meere zugeführten Bodenjak , und auf die dadurch bewirkte Vergrößerung des trocknen Xandes 2) auf. die Erhöhung des Meeresbodens durd, den eigenen Bodenſatz des Meeres , imgleichen durd ; die Une håufung der Meerthiere und Seegewächſe , fo unter dem Waffer bervorfommen , und größtentheils in und von demſelben ernähret werden , ſich aber nicht wieder verwandeln iind zu Waſſer werden , ſondern den Boden des Meeres anſehnlich erhoben helfen ; und endlich 3) auf die durch unterirdiſche Feuer ver . urſachten Veränderungen in dem Boden des Meeres, beſonders durch Hervorbringung neuer Inſeln .

go

1

606

Von den tågl. Veränderungen

Ich habe bereits in dem vorigen bemerket, daß die Flüſſe und Bäche von denenjenigen Bergen, von welchen ſie herabrinnen , und von denen ſie ibren Zu . fluß durch Regen- und Schneewaſſer erýalten , eine Menge feſter

Theile mit abſpülen , und dieſe zum

Theil in ihren Mündungen fallen laſſen , und ſolche dadurch erhöhen und untief machen. Zuweilen aber führen ſie ſolche auch etwas tiefer in das Meer ,'wo. durch der Boden deſſelben an der Mündungund an der Küſten herum allmålig erhobet wird ; es entſtehen da . durch Inſeln , die durch die Länge der Zeit und im . mer neuer Zuführungerdiger und mineraliſcher Sheia le immer größer und endlich gar mit dem feſten San . Es wird dadurch hier und de verbunden werden . da dem Meere von ſeinem Bette etwas entzogen , und das trockne (and wird vergrößert. Heltere und neuere Schriftſteller haben behauptet, daß ganz niederágypten ein ſolches Geſchenk des Wils fer , und aus einem Bodenſaße beſtehe, welche das jähr. lich austretende Waſſer dieſes Stromes mit ſich füb . cet. Beſonders aber fou derjenige Theil , welchen man das Delta nennet, ehedem ein großer Meer . bufen der mittelländiſchen See geweſen ſeyn , welcher ſchon vor langer Zeit in trofnes Land verwandelt worden . Serodotus o ) hat dieſe Meynung bea reits vorgetragen , und ſich zum Beweiſe derſelben auf das Zeugniß der & gyptiſchen Prieſter berufen . Seneca p ) erzählet aus dem Bomer , daß der Feuerthurm , welcher zu ſeiner Zeit nahe an dem feo ſten 0 ) B. 2. Kap . 2. 3. 4. 5. 10. 96. 193. 147. 154. B.3. Kap. 9 F. Nat. Quaeft. B. 6. K. 26. Siebe aud Ariſtoteles , Meteor. B. 1. Kap. 14. Mela B. 2. $ . 7. Plas tarch de Ifide et Ofir. Strabo B. 1 und B. 12. * Plinius Hift. Nat. B. 2. $. 85.

des Meeres u .

11

607

ften Sande ſtand , vor Alters einen ganzen Tag Sela gelns vom Strande abgelegen geweſen , welche Vera ånderung er dem Schlamme zuſchreibt, den der Til jährlich nach Aegypten ſchleppt, und zum Theil in die See ſinken låſſet. . Viele neuere Şaben ein glei. ches behauptet 9) , und Shaw fucht zu beweiſen , das der Boden von Aegypten auf dieſe Art jedes Jahrhundert um 1 Fuß erhoben wird. Die Grün. de, worauf man ſich hierben beruft , find theils die vielen Muſcheln , die man von der See an bis nach Mempbis findet, und großtentheils verſteinert find, die aber hier unſtreitig zu viel beweiſen. Der Grund bey Seliopolis ſcheint auch um 7£ Fuß ere, Koben zu ſeyn, da alle alte Gebåude tief unter den Grundgeſunken ſind. Die Stadt Damiate befin .

EC

E)

det ſich gegenwärtig über 10 Meilen von der See , da ſie zur Zeit des Heil. Lndewigs im Jahr 1243 ein Hafen war. Die Stadt Focah , die noch vor 300 Jahren an der Mündung des canopiſchen Arms vom Til lag, liegt jezt 7 Meilen von der See u : ſ. f. " Allein , obgleich unteugbar iſt, daß der Bo. den von Aegypten durch den Schlamm des Wils nach und nach erhöhet, und an den Küſten zugleich dem Meere mit der Zeit etwas entzogen werde : To wird doch folches allem

Anfehen nach gar ſehr vers

größert, wenn man ganz Niederágypren auf dieſe Zrt aus dem Meere will entſtehen laſſen . Scerec þat ſolches fdyon im Jahr 1742 beſtritten , und in einer Abhandlung , welche er in der königlichen Alger demie der Aufſchriften zu Paris vorlas , behauptet, daß Aegypten nicht als ein Product ſolcher Kothlaa gen angeſehen werden könnte r). Wenigſten fann man

pq ) S. Aftruc Hift. Natur . de Languedoc S. 337. Shaw Voyages Ib II. S 184 1. 5 ) S. Mercure de France , 1752.MAY. 6.8.f.

.

608

Von den tägl. Veränderungen

man den vorhin angeführten Beweiſen verſchiedene andere Gründe entgegen reken , die die ganze Sache wenigſtens, noch ſehr zweifelhaft und ungewiß mar chen . Seit Serodori Zeiten hat man keine erheb.

8

liche Veränderung an den Küſten von Aegypten beo merket , und nur die Mündungen des Oil find ver ſtopft und verſchlemmet worden , weil man nicht mehr an ihrer Reinigung arbeitet . Die Ueberbleibfel von Deluſia ſind noch vorhanden , und die Stade Beckir , welche auf den Trümmern von Canopus erbauet worden , ſtehet noch immer an derſelben Küſte des Meeres , wo Serodotus ſie auf ſeiner Reiſe ſabe s ). $. 14 . Bermuthlich hat man dieſe Wirkung der Fluffe Fort.

if

f

quch an andern Orten ſowohl in den åltern als neuern U

feßung. Zeiten auf ähnliche Art vergrößert. So behauptet man , daß die Inſeln Curzolari, welche ehedem Echinades hießen , und an der Küſte des alten Acarnaniens liegen , ein Bodenfak des Alchelaus find , welcher durch ſeinen Schlamm fdron verſchie. Denederſelben mit dem feſten ande verbunden habet). Stevin u ) und Varenius x) ſehen die Provinzen Solland und Seeland als einen Bodenfaß des Rheins und der Maas an , find aber vom Herrn Lulofs y) wiederlegét worden. Chiva foll ,dem Vacenius , Kircher und andern zufolge , fein Da. fenn

bloß dem

rothen Fluß zu verdanken haben,

welcher aus der Tarcarey kommt.

Der ſo genannte gelbe ) Bertrand Mémoires fur la Strudure inter. de la Terre. S. 51. 138 c) Evendaf. S. 52. Büſchings Erdbeidbr. Ib. IL 5. 950 . 10). De la Geogr. B. 2. Prop. 16. 1 ) Geogr. Gen. K. 18. Prop . 9.

y ) Kenntniß der Erdkugek - Sb.I. S 382.

2E

des Meeres u .

609

gelbe Fluß in China , welcher auch Soang , oder beffer Whang -ho bieß , roll , wie der Miſsiſippi in Louiſiana , Sagen von 50 Fuß hoch gemacht ha. Deć po und die Birch rollen , einigen ben . Schriftſtellern zu folge z) die Inſeln gebildet haben , auf welchen Venedig gebauet iſt, und man hat fos gar geglaubt , die Stadt werde auf dieſe Art endlich gar an das feſte Sand gegenket werden . Doch dem fen , wie ihm wolle, ſo iſt doch ſo viel gewiß, daß die Venetianer ſehr forgfältig und mit großen Koſten zu verhüten ſuchen , daß der ſowohl von dieſen Flüſe fen, als auch von dem Meere zur Zeit der Fluth, in ihre Laguna oder moraſtige See geführte Schleim und Sand ſolche nicht untiefer machen und aus. füllen mogen. Pabſt Pius der Fünfte ließ ein Thurm , St. Michael genannt , gegen Oſtia ůber , an das Ufer bauen , aber nach 145 Jahren ſtand derſelbe ſchon mehr als 100 Schritte von dem Ufer, welche Schlamme lanciſius a) deth Veränderung Die Küſte in Languedoc der Tiber zuſchreibet. fonderlich von Agde an , bis an die Robne, iſt merklich angewachſen , welches Herr Aſtruc b) allein den Ueberſchwemmungen der Rhone zu. fchreibt. Die Donau bringt auch von Zeit zu Zeit einige Veränderungen in dem ſchwarzen Meere þervor, ſo , daß zu des Polybius c) Zeit eine Sandbanf einen Tag Seegelns von ibrer Mündung lag, welche ſich bis auf 1000 Stadien weit erſiredte , daher auch dieſer Schriftſteller befürchtete, dieſer ganje * ) Gaffendi Opera , Tb. V. S. 306. Leibnig Pro . tog. S. 74. Toarnefort Voyage du Levant, 3b. II , E410 a ) Ac . Erud. 1715. S. 335. b ) Hift. Natur. de Languedoc. Eb. II. K. 11 . c ) 5.4. K. 10.

· 1. Theil.

612

Von den tågl. Veranderungen

der Boder.faß , den die Flüſſe in das Meer führen ſo wenig austrage , daß davon das ganze Mee in 4000 D6 Jahren nicht um 1 Fuß erhobet werden könne. er nun gleich weder Verſuche, nod, andere Gründe anführet; ſo ſtehet doch des 11anfredi Schlüſſen, die übrigens nicht ganz unwahrſcheinlich ſind , dieſes entgegen , daß es ſchwer iſt, zu begreifen , wie der zarte Schlamm von den Flüffen durch die ganze See verbreitet werden fonne , und wie er , ben der beſtåndigen Bewegung des Meereswaſſers duro Ebbe und Fluth, durch Stróme und Winde, nach dem Grunde finfen könne , da die langſame Bewegung des ungleich leidstern Flußwaſſers ſchon das Nieder. finken deſſelben verhindert.

Wenn er- aber mit dem

Seewaſſer vermiſcher bleiben ſollte, fo müßte daffels be lángſt trübe geworden ſenn ; wovon man doch an vielen Orten , j. B. in der ſpaniſchen See u . f. F. das Gegentheil Riebet . Bianchi g) beſtimmet die Erhöhung des Meeresbodens durch den von den Flüſſen in das Meer ausgeſpülteten Sand, Kies und Schlamm , in dem adriatiſchen Meere auf 1 Fuß in 230 Jahren ; allein , dieſe Berechnung gründet ſich bloß auf die Wahrnehmung , daß man an einer Marmorbanf an der Seite des Herzoglichen Pallaftes zu Venedig rehe, daß das Meer in dieſer Gegend ſeit 230 Jahren um ſo viel geſtiegen ſey ; woraus ſich aber auf den Bodenſag der Flüffe noch Woodward h) glaubet, nichts ſchließen låſſet. die erdigen Theile , welche aus den Flüffen in das Meer kommen , fliegen mit den Dünſten in die Zuft auf, fielen hernach durch den Regen wieder nieder , und hielten ſolchergeſtalt eine Art von beſtandigem Kreislaufe. Ueberhaupt fiehet man , daß von dieſer Sadie

$) Specim . acfus marini, Prop. vlt, Schol. 3. S. 74. h ) S.138 .

des Meeres u .

613

Sache noch nid )t genug Beobachtungen und Verſus che angeſtellet worden , um hier nur etwas mit über. wiegender Wahrſcheinlichkeit zu beſtimmen. 16 . S. Indeffen bleibet doch ſo viel gewiß , daß durch Erhöhung Flüffe viele fremde Sheile in das Meer geführer des Mee werden , welche deſſen Boden , wenigſtens an den resbodens Küſten nach und nach anſehnlich erhöhen müſſen. Seerbiere In dem Innern des Meeres fehlet es gleichfalls und Pflans nicht an ſolchen Erhöhungen des" Grundes , wenn zen . man auch gleich nicht zugeben wollte, daß der von den Flüſſen mitgeführte Sand und Schlamm bis in eine beträchtliche Weite auf denſelben gelangen Ich habe bereits im Vorigen bey der Be fönnte. trachtung des Bodens des Meeres bemerket , daß derſelbe aus verſchiedenen Schichten beſtehet, welche nach und nach entſtehen , und von Zeit zu Zeit im . mer vermehret werden . Dieſe Schichten beſtehen aus Cruſtaceis, Schaalthieren und Polyparen , weldie mit Sande und Erde vermiſcht , und mit der Långe der Zeit verſteinert werden.

Donati i ) fand dies

ſen Ueberzug in dem abriatiſchen Meere an einigen Drten 6 bis 8 Fuß hoch, ob er gleich noch nicht auf Hierzu fome das Ende deſſelben gekommen war. men noch die coralliſchen und andern Seegewächſe, welche in großer Menge in und unter dem Waſſer erzeuget werden , imgleichen die unendliche Menge

andrer Seethiere , welche, wenn ſie nach ihrem Tos de in die Fäulniß gehen , den Meeresboden mit ei. ner Menge fremder Theile anfüllen , welche denſel. be nothwendig erhöhen, und immer flacher machen Ich unterſtehe mich zwar nicht auszuma. müſſen . n, durch die Vegetation , Opification ob nicht che u. ſ. f. immer einige Waſſertheildhen in das Trockne 293 mit i) Naturgefch . des adriat. Meeres , S. 12 f.

614

Von den tägl. Veränderungen

mit übergehen , weil ich glaube , daß noch nicht ge. nug Verſuche mit der gehörigen Aufmerkſamkeit und Sorgfalt angeſtellet worden ,

dieſe Sache in

dasjenige Licht zu ſeken , deſſen ſie fähig iſt, und welches vielleicht der Fleiß fünftiger Naturforſcher über ſie verbreiten wird : allein , es ſcheinet doch, wenn man alles genau überleget, daß das Meer von Zeit zu Zeit immer mehr feſte und trockne Theile er alte , als vorher in demſelben befindlich waren .

§ . 17. Ehe wir die Folgen betrachten , welche aus dies fer Erhöhung des Meeresbodens hergeleitet werden

Extſtei

bung neu: fönnen und müſſen , wollen wir zuvorderſt die dritte er Fufeln wirkende Urſache in einige Erwägung ziehen , welche durch uns terirdiſobeden Raum , den das Meer einnimmt , anſehnlic) zu Feuer. vermindern ſcheinet. Wir haben aber bemerket , daß Im Archi- fid, die feuerſpeyenden Berge mehrentheils auf In . pelagus. feln oder an den Küften befinden , und daß die ſtårf. ften Erdbeben gemeiniglid ) auf und an dem Meere zuerſt verſpåret werden , und ſich erſt hernad, von da in dasfeſte land ausbreiten : daher denn wahrſchein . tich wird , daß das Meer mit dem unterirdiſchen Feuer in einer beſondern Verbindung ſtehen müſſe. Es iſt daher auch kein Zweifel, daß daffelbe auf dem Boden des Meeres eben ſo betrådytliche , wo nicht noch größere Veränderungen bervorbringen multe, als man durch daſſelbe auf dem trocknen ( ande ente ſtehen fiehet. Ein Beweis davon ſind die vielen und zum Theil anſehnlichen Inſeln , welche durch die Wuth der unterirdiſchen Feuer oft bis über die Fläche des Meeres Heraufgetrieben worden . Cajus Plinius aus Verona 'meldet k) , daß unter den Infeln, zwiſchen Griechenland und klein Aſien, wels che anjejo die cycladiſden Inſeln genannt werden , und

) B. 2: 3

$

88.

des Meeres 2.

615

und nådiſt über Candia liegen , ſowohl die Inſel Thera , heute zu Tage Santorini genannt , als aud, die nicht weit davon gelegene Inſel Theraſia , aus dem Grunde des Meeres neu hervor gekommen , und daß foldies im vierten Jahre der 135 Olympias de geſehen ſey ; welches nach des Bourſalen chrono, logiſchen Tabellen mit dem 237ſten Jahre vor Chriſti Geburt úbereinkommt. Hundert und drenßig jah. re nach dieſer erſchien , wie ebenfalls Plinius be. richtet, zwiſchen beiden die dritte Infeliziera , mely che von den Lateinern Sacra , und heute zu Tage von den Griechen Megali Kamimeni, das iſt, die große aufgetriebene Inſel genannt wird . Eini. ge Zeit vor dem Plinius latte bereits Strabo !) den Urſprung beſchrieben : ,, ſia brachen Meere , fo ,

dieſer Inſel Siera folgendermaßen Mitten zwiſchen Thera und Thera. vier Tage lang Flammen aus dem daß daſſelbe völlig kochte und brannte ;

„ und dieſe Flammen erhoben nach und nach , gleich ,, als ob es mit Hebebäumen geſchahe , eine Infel „ von Erdlaſten , die zwölfSradia im Umfange hate Juſtinus in) , welcher mitten in dem zwey . „te. ,, ten Jahrhunderte nach Chriſti Geburt gelebet, mel. det folgendes davon : „ Eben in demſelben Jahre „ war zwiſchen den Inſeln Theramenc und Theras „ fia , und zwiſchen benden Ufern ein Erdbeben , und wes quollen beiße Waffer hervor , welche zu Be. „ wunderung derer , die vorbey fchiffeten , fdinell ein sne Inſel aus dem Grunde des Meeres mitbrachten ... Caſaubonus meldet , daß

auch

Polybius und

Eufebius in ihren Zeitbeſchreibungen gedenken, wie dieſe neue Inſel entſtanden wäre .

D44 1 ) Rer. Geogr. B. 1 . m ) B. 30. K. 4.

Niche

Von den tägl. Veränderungen

616

Nicht viel länger , als hundert Jahre darauf, wie gedachter Plinius bezeuget, da Junius Silas nus und Lucius Balbus Bürgermeiſter in Rom waren , das iſt, wir Burſalen ſaget , im neunzehne ten Jahre der gemeinen Zeitrechnung von Chriſti Geburt an , entſtund den achten Julius, zwo Stun . den weit von dieſen neuen Låndern , auch die Inſel Cbia.

Zu Veſpaſians Zeiten ,

wie Plinius

weiter erzähler, iſt noch eine Infel , nahe bey der lezt gedachten entſtanden , die heute zu Tage bey den Griechen Aſproniſi, daß iſt, die weiße Inſel Heiſ fet.

Baronius in feinen Jahrbüchern zeiget ben

dem 726ſten Jahre noch eine andere Infel an , die vom unterirdiſchen Feuer ausgeſpyen , und an die Jno fel Sacra gehånget worden . Eben dergleichen ges ſchah abermals mit einer Inſel im 1457ſten Jahre , wie in einer Aufſchrift geleſen wird , die an der Pforte des Caftels Claro auf der Inſel Santorini in Marmor gehauen iſt. Noch weiter weiß man gewiß , daß in 1570ſten Jahre eine neue Inſel, nahe bey der vorigen , mit unglaublicher Furcht und Schreden der benachbarten Völker , ber. vorgekommen iſt. Es iſt ſolches vielleicht diejenige, die in der Hiſtoria moderna vom 1573ften Jahre angegeben wird , und von den Griechen Macri Rammeni , die kleine ausgeworfene Inſel genannt wird. Im Jahre 1650 den 27ſten September kam nach öftern Erdbeben , wovon man dieſer Ina fel gånzlichen Untergang beſorgete , ein Rauch und eine Flamme aus der Tiefe des Meeres , und endlich ward abermals eine neue Inſel daraus. Ferner bes zeuget Plinius , daß vier andere Inſeln auf dem Archipelagus , 'nåmlich

Delos ,

Anaphe oter

Danfio und rzea , in dem Abfluſſe und der Enge der Dardanellen , und Zlona , unweit Yetelino, bey Menſchen Gedenken entſtanden waren . S.

18.

des Meeres x .

617

8. 18 . Mehrere Nachrichten hat man von dem Eneſte. Forts Tepung. hen der ſo genannten nelien Inſel. Der 23 März 1707 , welches ein Montag war , ben aufgehender Sonne, fahe man in dem Meerbuſen der Inſel Sang torini', welche zwiſchen den benden Inſeln Bracias ne , ſonſt die kleine und große Cameni genannt, gelegen iſt, etwas von weitem als einen ſchwimmen . ben Fels , und hielt es für Trümmer von einem verunglüften Schiffe. Einige Bootsleute machten fich dahin , das vermente Schiff nåber zu reben : fie erſtaunten aber , da fie fanden , daß ein Fels aus dem Grunde des Meeres hervorzuſteigen, anfieng. Den folgenden Tag wurden viele andere Leute über eine fo felcſame Begebenheit neugierig , und wollten ſehen , was es wäre , weil ſie den Schiffern nicht glaubeten; ſobald ſie aber dahin kamen , fanden ſie es mehr als zu gewiß . Die Begierigſten wollten ausſteigen , der Fels aber bewegte ſich noch , und gieng zuſehends in die Höhe ; brachte auch unterſchie. bene Sachen hervor , die zum Eſſen dienten ; unter andern außerordentlich große Zuſtern von auserle. ſenem Geſchmace; desgleichen erſchien ein Stein, den ſie für Zwiebac anſehen konnten , es war aber ein ſehr feiner oder dünner Bimſtein. Zween Tage vorher , ehe dieſer Felſen hervor kam , war in der ganzen Inſel Santorini ein Erda beben, bald nach der Mittagsſtunde entſianden, wel. ches von nichts anderm Herrühren konnte , als daß dieſes große Felſenftud fich zu bewegen und loszu. reißen angefangen , nachdem es der Urheber der Nas tur ſo viele Jahrhunderte bis dahin vor unfern Zus gen verborgen gehabe. Es blieb aber ben dieſem einzigen Schrecken , und die Benachbarten empfani den weiter nichts , ſondern die Inſel wuchs ohne Ers ſchütterung der umliegenden Erde fort, 2.95

bis zum vierten

618

Von den tägl. Veränderungen

vierten Tage des Brachymonats ; in welcher Zeit fie etwa eine halbe Meile lang geworden, und fünf und - zwanzig Fuß über die Meeresfläche geſtiegen war. Das Meer aber umher war allenthalben trúbe und dicke , nicht ſowohl von der neu umgerührten Erde, ſondern weil eine erſtaunliche Menge unterſchiedlicher Materien bey Tage und Nacht aus dem Abgrunde hervor fam . Man konnte darunter vielerley Mi. nern an ihrer unterſchiedlichen Farbe erkennen , wo. mit ſie das Waſſer fårbeten . Schwefelfarbe war am allermeiſten zu ſehen ; und das Meer ſabe bis zwanzig Meilen ſchwefelgelb aus.

Nahe um den

Umkreis dieſer Inſel war dieſes trübeWaffer in un . gemein ſtårkerer Bewegung , als weit davon ; von dem Waſſer aber , welches der Inſel am nádyſten war , ward das daran ſtoßende Waſſer dergeſtalt ere hißet, daß viele Fiſche toot gefunden wurden . Um 16 Julii , um die Zeit, da die Sonne úber der neuen Inſel , und über der kleinen Inſel Cames ni ſtund, kamen ſiebenzehn fchwarze und finſtere Fele jen aus dem tiefen Meere , und ſtiegen gleichſam als ein Rohrbuſch auf; anfangs waren ſie von einander, hernad) ſchien ihr Grund ſich zu vereinigen , und mit der neuen Inſel zu verbinden , welche ſonſt für jich weiß ausſah . Zwey Sage darauf , um vier Uhr Nachmittags war zum erſtenmal ein Rauch , ſo dick, und von Anſehen als aus einem brennenden Ofen zu erkennen.

Zu gleicher Zeit ließ ſich ein gewiſſes.

unterirdiſches Krachen hören , und ſchien , als ob es von der neuen Erde her fåme . Weil es aber doch aus ſolcher Tiefe fam : ſo war es nicht gut zu unter . dheiden ; Dadurch wurden viele benachbarte Familen in ſolche Furcht geſeket , daß ſie ſich auf andere The feln begaben , wo die Gefabr nicht ſo nahe mar . Den 19ten Julii biengen die Berge zuſammen , und ſchienen eine beſondere Infel vorzuſtellen ;

welche auch

des Meeres x.

619

auch helles Feuer auszuwerfen anfieng, das zwar an . fangs geringe war , hernach aber mit Unwachs der Inſel zunahm . Das Feuer gab einen Geſtant, der immer unerträglicher ward , wovon Krankheiten in dem ganzen Lande entſtunden , und Leuten , die eine noch ſo gefunde Bruft hatten , das Athemholen dywer ward ; ( chwächere Perſonen waren Dönmach . ten unterworfen , und faſt jedermann mußte fich brechen . Im Monate Auguſt zog ein dicker Rauch , mit einer Art wolfichten Dünſten über die Inſel Santorin , und verberbte in Zeit von drey Stun . den allen Wein an den Stöden , da nach wenig Tagen die Weinleſe bevorſtund. Die weiße Inſel wuchs indeſſen merklich in die Höhe , hingegen die ſchwarze verbrannt ſcheinende Inſel in die lange, und beyde vereinigten ſich in me Das Feuer hatte ſich niger Zeit mit einander. Deſfnungen gemacht,

aus denen es mit ſolchem

Knalle , als Kanonen , eine große Menge verbranna te Steine in die { uft frieß , welche aud) oftmals ſo þoch Mogen , daß ſie Fid) aus den Uugen verlohren , und wohl drey Meilen davon wieder in die See fie . len . Im Uusgange des Auguſimonats waren dera gleichen donnernde - Uuswürfe rar , im folgenden September ader wurden ſie häufig , und im

Octo .

ber erfolgten ſie täglid ). Wenn ſie entſrunden , lo war ein fiarfes Feuer zu ſehen , welchem ein fdywar . jer abſcheulicher Raud) folgte, der zuweilen mit Uſche vermiſdit war , und alsdann eine ungemeine dicie Bolfe mit allerhand Farben verſtellete, die nach und nach in den allerkleinſten Staub zergieng , und als ein Regen in das Meer und auf die nächſten Lånde. reyen ſo häufig fiel, baß das ganze Sand davon ben decfet ward. Zu einer andern Zeit flogen Stúden als glúende Afde; ein andermal waren es hell glüen. de Steine, ob zwar von mittelmäßiger Große, aber fo

3

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Von den tägl. Veränderungen

ſo häufig , daß die kleine benachbarte Inſel damit ganz bedeckt , und ſo ſchon erleuchtet war , daß die nahe dabey wolnenden Bauern ſich nicht ſatt daran rehen konnten . Bis zu folder Zeit war die neue Infel ungefähr drey Meilen groß im Umfange ges worden , und ſtund etwa vierzig Fuß über dem Waſſer n) . .

19 .

Rircher o) giebt uns eine merkwürdige Nach. Ben den richt von einer Infel, die im Jahre 1613 nabe bey azorijpen den Azoren oder flamiſchen Inſeln von neuen aus Inſeln. Der See durch die Wuth unterirdiſcher Feuer ent ſtanden iſt. An dem Orte wo ſie entſtanden , hatte man die See zuvor 120 geometriſche Fuß tief befuns der. Das Feuer ſtieg aus der Tiefe der See bis an die Wolfen , und zog ' eine Menge von Waſſer, Sand und großen Steinen in die Höhe , welcheWus. würfe durd ) ihr Gewicht wieder in die See ſtürzten, und ein kleines Eiland von ohngefähr fünf Morgen ausmachten. Dod , dieſes Eiland wuchs in der Zeit von vierzehn Tagen ſo ſtark an , daß es fünf Meilen Wil man ſich auf Kirchers in die Långe betrug . Erzählung nicht verlaffen , wie man iým denn wirt . lich nicht allzu viel zutrauen darf , fo läßt ſich hier ein anderer Vorfallanführen , der auch ben den flas miſden Eilanden , und zwar in den neuern Zeiten Den legten Tag des Jahres fich zugetragen þar. 1720 empfand man auf dieſen Eilanden ein ſtarkes Erdbeben ; den folgenden ſahe man plößlich zwiſchen den Inſeln St. Michael und Tercera eine neue in der Breite von 38° 29' aus der See hervor kommen. Sie war anfänglich faſt gar nicht über das Waſſer erhoben ; nach der Zeit aber ſtieg ſie ſo hoch , daß

» ) moro Bera Serungen des Erdbod. S. 231. 0 ) Mund ſubt. 3. 2. X. 12. S. 182.

621

des Meeres c.

man ſie ſchon in einer Entfernung von 8 bis 10 Mei. len ſehen konnte. Sie hatte eine Meile im Um . fange ; und war überall mit großen Klippen und Steinen beſeger, die faft Bimsſteinen gleichen . Es iſt merkwürdig , daß der Gipfel von dem Pik auf dem Pico der 30 Meilen davon iſt, gleich dieſe Zeit über , mit Feuer auswerfen inne hielte. Fin Steuermann ſuchte die Tiefe des Waſſers nahe ben dem neuen Eilande an der ſüdlichen Seite ,

und

fand mit 60 Faden nod) keinen Grund , an der weſt lichen war des Seewaſſers Farbe ganz verandert ; den Grund an der Inſel fand er ſo warm , daß das Fett , weldes unten an das Senfblen gethan wird, Im Jahre 1722 , im März, fweymal zerſchmolz. war die Inſel merflich kleiner geworden , ſo , daß fie mit des Waſſers Oberfläche gleich ſtund , und nadımals iſt ſie gar wieder verſchwunden p). 6. 20 .

Uuf gleiche Weiſe iſt vieles von dem Meere Verbins vorhin ganz umſchloſſen geweſene Sand zu Halbinſeln dung der Dadurch geworden , daß zwiſchen dem feſten Lande Inſeln mit dem fefter Plis lis Laude. Stůcken Erde oder Berge aufgeſtiegen ſind.' p nins fagt davon : „ wiederum fino Inſeln dem Mee „ re entzogen , und an das feſte Sand gehånget wor . Alſo iſt die Infel Antifſa an Leabus, y den , ,, Jephyrium

an den Salikarnaß , ( in Natolien )

„Ethuſa an nindus , Dromiſion und Perna „ an ! Viilero, Varthecuſa an das Vorgebirge Pars Sibando war ehemals „thenio feſt geworden . „ eine Inſel in Jonien , (der Gegend von Smyrna ) „ ,anjezt liegt ſie zweyhundertStadia vom Meere ab, „ und weit im Lande ; , wobey anzumerken iſt, daß die zweyhundert Stadia , als die jezige Entfernung dieſer ehemaligen Inſel vom Meere, zu erkennen

geben, p ) Hift, de

Acad, Roy. 1722. S. 16 f.

622

Von den tågl. Veränderungen

geben , es müſſe auch umher eine neue Erdgegend von fünf und zwanzig italieniſchen Meilen lang, aus dem Meere geſtiegen ſenn , dieſe Infel in feſtes land einzuſd ;ließen , ohne die neue Erde, welche zwiſchen dem feſten landeund der alten Infel entſtanden iſt, und beyde nur an einander gehånget hat. „ Ephes „ ſus , fährt Plinius fort, ſtoßt in mirtelländiſchen „ Meere an Syriten , Defariðas und Sophonia sliegen an Magneſia. Ebidaurus und Oricum Strabo „ ſind keine abgeriſſene Inſeln mehr. ,, zählei auch Pbarus in Aegypren , Tyrus, Clas 3omene , jezt Grine genannt, in Thracien , Pyreás um bey Athen , unter diejenigen Inſeln , welche in Halbinſeln verwandelt worden. Insbeſondere aber meldet er , daßlin der Gegend von Netbona in bermioniſden INeerbuſen die Erde 7 Stadien hoch von einem unterirdiſchen Feuer aufgeworfen , und an das feſte land der Unfurth Livadia angehångel worden.

Um

$ . 21. Wenn man nun gleich Plinii Nachrichten nicht wie insgeſammt für glaubwůrdig und zuverläßig wollte

diel die gelten laſſen , ſo iſt doch aus neuern Erfahrungen edes unfireitig , daß verſchiedene Inſeln, ſonderlich in Flådes Meer dem mittellandiſchen Meere, auf dieſe Art entſtanden rch dadu find , die vorher nicht da , wenigſtens nicht ſichebar erhöhet werden follte.

Dieſe Inſeln unterſcheiden ſich durch geweſen ſind. ihren innern Bau , indem ſie größtentheils aus eis nem verbrannten Bimbſtein beſtegen , ſo ſehr von andern bekannten Inſeln , daß ſchon dadurch allein des Herrn Moro Sak , daß alle Inſeln , ja alles feſte land auf dieſe Zrt entſtanden ren, gånzlich über den Haufen fällt , wenn auch keine andern Gründe vorbanden waren, denſelben für höchſt unwahrſchein . lich und ungegründet zu erklären . Wie viel Raum indefjen dem Meere durch dergleichen Erſcheinungen entgte

des Meeres n .

623

entgehet, läßt ſich aus folgender Berechnung erſes Wenn nåmlich eine neue Infel entſtehet, wel. hen. che eine Meile , d . i . 1000 Ruchen , oder 20000 Fuß groß iſt : ſo muß nothwendig eine Cubikmeile Waſ. fer Plak machen , und andermärts überſchwemmen . Wird dieſe Ueberſchwemmung nur einen fuß hoch , ſu trifft fie 141 Meilen ins Gevierte ; welcher Haum größer als ganz Deutjdland ift. Weil aber durch die bergichten Anhöhen im Waſſer , wovon die Inſel nur eine Spige iſt, alsdann wohl - 3 Cubifmeilen Waſſer vertrieben werden können ; ro muß das Waſſer auch entweder drevmal mehr Raum einneha men , oder dreyfach höher ſteigen ; man müßte denn annehmen , daß alles dieſes Waſſer in die unterirdi. rohen Höhlen trete , welche durch das Auftreiben ei. ner ſolchen Inſel nothwendig entſtehen müſſen. § . 22 . Wenn man nun alles dieſes zuſammen nimmt, Erbdbung Bodenfak der Flüffe, als aud) die der Meea resfläche der See durch, die unzählige nach dem Bodens Erhöhung des Menge von Seethieren und Seegewachſen, wie auch mianfires endlid, die von Zeit zu Zeit in manchen Meeren ent- di, Donas und fowohl den

ſtandenen neuen Inſeln erwäget : fo wird man garti und Bit bald die Nothwendigkeit einſehen , daß, da der Andhi. Raum , den das Meer einnimmt, auf ſolche Art immer mehr und mehr eingeſchränket wird , daſſelbe nothwendig um ſo viel aufgetrieben werden, oder an horizontaler Hobe zunehmen müſſe , um wie viel Deſſen Boden erbobet , oder deſſen Bette an den Seiten eingeſchränket wird. Jd will nidit ſagen , baß die ungeheure Menge Waſſers , welche dem Mere tåglid, durch die Flüffe und Bäche zugefüha ret wird , zur Erhöhung ſeiner Fläche in Anſehung des feften Landes auch etwas beytragen können, weil wir im vorigen , als wir von dem Meere handelten, wenigſtens als möglich angenommen baben, es daß

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Von den tågl. Veränderungen

daß das Meer durch die Ausdůnſtung eben ſo viel verlieren könne , als es durch die Flüſſe täglich zu. wachs erhålt. Es haben auch in den neuern Zeiten viele , ſonderlich unter den ilalieniſchen Gelehrten, dieſe Erhöhung der Meeresfläche mit allem Eifer behauptet, und ſolche in Anſehung des adriatiſchen und mittelländiſchen Meeres zuweilen ſehr hoch ans gegeben. Wir wollen fehen , auf was für Gründen fich ihr Lehrgebäude ſtůket ; denn wäre ſolches nur von einem Theile des Meeres erſt außer allen Steit geſeket, fo würde es auch von allen übrigen gelten müſſen ; weil nicht nur die wirkenden Urſachen , wele che hier in Betrachtung kommen , allen Meeren ge. mein ſind , ſondern auch das Gleichgewicht derſelben keine Erhöhung des einen Theils vor dem andern verſtattet. Manfredi 9 ), Moro r ), Bianchis), Donari c) und andere haben verſchiedene Beobad). tungen geſammlet. Aus dem Varro und Vitruv fann man reben, wie ſehr die Alten auf fiefichte oder ſteinichte Derter gebalten haben , ſolche als geſünder zu ihren Bob nungen zu erwählen . Noch vielmehr hüteten fie fich , an Dertern zu wohnen , wo das ( and beſtändig Nun ſtehen aber die allerålte . unter Waſſer ſtand. ften Gebäude , die wir noch finden , tiefer , als die Dberfläche des Meeres ift. In der dalmaniſchen Inſel Liria ſahe Donati ein ſehr altes Gebäude, welches jeko einen Theil des Minoritenfloſters aus . macht.

Daſſelbe ſtehet viel tiefer , als das naße Meer.

9) In Commentariis Bonon . Sb. II. B. 2. S.T: 19. r ) Beränderung. des Erdb . Ib. II. Hauptſt. 25. S. 412 : 431. .) Specim , aeftus marini,

o Auszug ſeiner Naturgeſchichte des adriatifea Meeres .

10

des Meeres x .

6,25

Meer.

In eben dieſer Inſel, gegen Morgen , ſte . het unter dem Meere , welches darüber weggehet, ein Zimmer von alter mufaiſcher Arbeit. Auf der Inſel Bua ſind noch muſaiſde Spuren , mit des nen das Waſſer gleich hoch ſtehet. Auf dem Marf. + te der venecianiſten Stadt Zara in Dalmatien iſt unter dem Pflaſter von 6 Fuß ein anderes Pflar fter von weißen und rothen Marmorplatten befind . lich , welches Donti von ohngefähr zu ſehen befam , und unſtreitig tiefer liegt , als die Dberfladje des Meeres . Eben daſelbſt befindet ſich auch unter der Mauer gegen Mittag , dem Franciſcanerklos fter gegen über , ein mufaiſches Eſtrich, ſo bis zum nächſten Dorfe Diclo gehet ; und eben allda ſiehet man auch einige große Gewölber , deren Grundflå. che niedriger als das Meer lieget. Ben Póla gegen Morgen fiehet man eine gewiſſe mufaiſche Arbeit, die mit der Meereshöhe gleich ſtehet , und wenn das Waſſer nur ein wenig austritt , davon überdecket wird.

Un Zuri , der Klippe bey Sebenziano im

Kafen Stupiza , liegen verſchiedene Aſchenfrüge ries fer als das Meer , und vor Jara gegen Morgen , werden eben dergleichen nebſt šampen und Salbena gefäßen ausgegraben , die nebſt andern ſolchen Dins gen in einem dem Meer nahen Felde liegen , wela ches Feld auch oft vom Meere überſciemmetwird . Die älten , deren Aberglaube in Errichtung ihrer Gråber bekannt iſt, haben nun wohl nicht ſolche unſichere Stellen dazu gewählet. Im Jahr 1722 mußte zu Venedig auf dem St. Marcusplage das Ziegelpflaſter 1, und in der Mitte 2 Fuß über die Oberfläche des Meeres erhöhet werden. Man grub daſelbit , und fand 5 Fuß tief ein anderes Pfla . ſter , über welches folglich das Meer 3 bis 4 Fuß geſtiegen iſt. Dieſe und andere Erſcheinungen laſ ſen ſich , dem Donati zu Folge, auf zweyerley Art RE erfla. II. Theil.

626

Von den tägl..Veränderungen

erklären .

Entweder müßte die Erde , und mit ihr

dieſe alten Gebåude gefunken , oder das Waſſer hår her geworden ſeyn , als in der vorigen Zeiten . Das erſte kann nicht Statt finden , weil alle Ueberbleiſel der vorhin gedachten alten Gebäude in Iſtrien und Dalmatien auf einem unverſehrten Felſengrunde ſtehen , der dieſen Ländern gemein iſt. Es bleibet alſo , dieſem Italiener zu Folge , nichts übrig , als daß das adriatiſche Meer gefiiegen ſeyn mulje. Wianfredi fand zu Ravenna, daß der alte Fuß. boden der Hauptkirche nidye mebr 6 dafige Zoll über der Ebbe lag , und mehr als 8 dieſer Zolle , oder I bononiſchen Ful, unter der Oberfläche der See zur Zeit der Fluch. Nun kann man ſich nicht verſtellen, daß dieſer Futzboden von Anfang an , als die Kirche gebauet worden , welche nach dem 117anfredi, wohl 1300 Jahr alt iſt, ſo tief unter der Fläche des adrias Dero alben muß tiſiten Meeres gelegen håtte . entweder der Grund , aufwelchem die Kirche ſtebet, ſeit des Kaiſer Theodoſii Zeiten gefunken ſeyn, oder die Höhe der See iſt ſeitdem gewachſen. Das erſte båle er nicht für wahrſcheinlich, weil ein ſo großes und hohes Gebäude nicht einen Fuß nieder. finken könne , ohne Riſſe zu bekommen , und lidh an einem Orte mehr als an dem andern zu ſenken ; deſto mehr , weil man ſeit Vitruvii Zeiten zu Ras venna die Gewohnheit gehabt , den Grund der Ge båude mit eingeſdylagenen Pfålen zu befeſtigen ; er glaubet alſo, man müſſe auf die Erhöhung des Meer res ſchließen , und reßet folche ſeit 1300 Jahren auf Bianchi ſchloß aus einer an ohngefähr 6 Fuß . der Seite des herzoglichen Palaſtes zu Venedig be. Ve findlichen Marmorbank, daß in Ravenna und nedig das Meer nad) gleichem Verhältniſſe alle 238 Jahr einen Fuß hoch ſteige.

§. 23 .

tim

des Meeres u.

627

$. 23 . moro iſt mit dieſen 6 Fuß in 230 Jahren Erbóbung noch lange nicht zufrieden , ob er gleich dieſe Erho- derſelben þung mit dem Manfredi und Bianchi durchaus " ach dem Moro , nicht von den Bodenfaß der Flüffe hergeleitet wiſſen will. Er beruft fich auf die Stadt Luna , welche ehemals auf den Gränzen von serrurien und Lis gurien gelegen ,

und einen febr weiten Seehafen

gehabt , jézt aber ganz unter dem Meere liege; auf die traurigen Anblicke von verſunkenen Thürmen , Palláſten und Häuſern , die noch bey Pozzuolo unter dem Meere zu erkennen ſind ; auf die Stade Concha , die ehemals 10 Meilen von Rimini ges ftanden , anjeko aber unter dem Waſſer liege , und wovon bey ſtillem Wetter die Thürme noch zu er: fennen fenn ſollen ; und endlich aufverſchiedene wid) tige Stådte und Schlöſſer, die ben Dordrecht in holland von dem Meere bedecfet worden , und deren Thurmſpigen dem Vallisnieci zu Folge noch Heut zu Tage unter dem Waſſer zu ſehen ſind . Er råumet zugleich den Einwurf weg, den man machen könnte , daß dieſe Stådte durch ein Erdbeben und Verfinken des Erdbodens untergegangen , weil als : dann alle Gebäude zerſtöret unter einander geworfen ſeyn mußten .

Weil dieſes nun nicht Statt finde,

ſondern die Thürme und Gebäude ihre Höhe behale ten : fo rey daraus nichts anders zu ſchliefen , als daß das Meer ſo ſehr geſtiegen , bis es endlich über Die Thürme zu ibre Thurmſpigen weggegangen . Concha laffen fich nicht eher ſehen , als wenn das Meer ganz ſtille iſt , daher man annehmen kann ,

daß die Spige des verſunkenen Thurms ohngefähr 15 Fuß unter der Oberfläche der See liege; und weil jeder Thurm , ſo niedrig er auch ſein mag, doch wenigſtens 50 Fuß hoch iſt , und die Stadt felbſt aber auch wenigſtens 5 Fuß höher ſeyn muß , als Rr 2 Das 1

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Von den tågl. Veränderungen

das Meer : ſo nimmt er an , daß das Meer jezt all. Luna hac da 70 Fuß höher ſtehe, als vorhin . noch zu Strabonis Zeiten geſtanden , daher es um das Jahr 1740 noch nicht 1700 Jahr feyn können , da das Neer allda um 70 Fuß höher geſtiegen iſt. Dieſe ſtarke Erhöhung der Meeresfläche leitet Vios ro , wie gewöhnlich , von feinen feuecſpeyenden Bergen und Inſeln her , welche immer viele neue Materien ausgießen , und dadurch den Boden des Meeres immer mehr einſchränken und enger machen můfſen, Man ſoll ihm nicht den Einwurf machen, daß wenn das Meer in 2000 Jahren über 100 Fuß geſtiegen , der ganze bewohnte Erdboden bis an den Grunde der Berge mit Waſſer bedeckt feyn müſſe ; denn die Erde iſt, ihm zu Folge, zugleich mit gee ſtiegen , und hat durch die Feuerſpeyenden Berge ima mer neue Erdſchichten bekommen , ausgenommen da, wo das Meer tiefes Sand gefunden , welches mit feinen neuen Schichten überzogen gewefen ; wohin er auch diejenigen Städte rechnet , die an ſo man = chen Orten von dem Meere erfåufet worden . Allein , man ſiehet leicht, daß dieſe von dem Herrn Moro behauptete Erhöhung der Meeres.

fläche eben ſo willführlich iſt, als fein ganzes Lehrs gebäude von dem Urſprunge der Erdſchichten , der Selbſt die Beobachtungen vor Berge und Inſeln . rt rſeh unter dem Waſſer befindlich unve den noch ſeyn ſollenden Thürmen und Gebäuden fdeinen noch einer ſtarken Beſtätigung zu bedürfen , und wenn ſolche auch richtig wären : ſo würde ſich dieſe Erſchei. nung doch noch aus andern Urſachen erklären laſſen , als aus einer ſo großen Erhöhung der Meeresfläche. $. 24. Wenn wir aber auch nur bey den wahrſcheinlie Bermeh: chern Berechnungen des tanfredi und Bianchi rung der ſtehen bleiben wollen , ſo kann man gegen die von ibnen

629

des Meeres u.

ihnen behauptete Erhöhung der Meeresfläche den Strand. breite in Einwurf machen , daß , wenn das Meer höher ge: worden wåre, daſſelbe hin und wieder über das Italien . Sand Gåtte treten , und ſich ausbreiten müſſen , wel. ches aber doch nicht geſchehen . Gegen Morgen , d. i. an Dalmatien , Albanien , Iſtrien und, Hjor. lachien, beſtehen zwar die Küſten aus hohen und fteilen Marmorklippen und Felsbergen , die ein rol. ches Austreten nicht verſtatten ; allein, an den weſtli. chen oder italieniſdien Ufern iſt mehrentheils Erde und niedriger Boden ,

wo man vermuthen follte,

daß das.Meer , wenn deſſen Fläche von Zeit zu Zeit merklich erhöhet würde , ganz Italien über. ſchwemmen mußte. Alein , es geſchiehet folches nicht nur nicht, ſondern es entfernet ſich vielmehr und weicher von ſeinen Grången zurück.

Um das Jahr

1700 gieng das Meer beym po bis an die Berge St. Baſilii, jeßo aber iſt es 11 wålſche Meilen davon . Im Jahr 1581 bauete Herzog Alphonſus 11. einen Krahn auf dem Meere , welcher jeßt 7 wålſche Mei. len davon entfernet iſt, ohne die Sandbänke zu rech . nen, die ſich noch 4 bis 5 Meilen weiter erſtrecken u ). Ravenna war vordieſem der vornehmſte Hafen , den die Rómer an dem adriatiſden Meerbufen hatten ; gegenwärtig aber liegt dieſer Ort weit von der See. Man ſiehet noch in den Mauren dieſer Stadt, wel. che nach der Seeſeite zuſtehen , verſchiedene ſchwere eiſerne Ringe ,

die aller Wahrſcheinlichkeit nac ) ge

dienet haben , die Schiffe daran zu befeſtigen , wie man denn auch noch einen Ueberreſt von einer Schiff leuchte daſelbſt fiehet x ). Strabo ragt zwar nur auf eine unbeſtimnite Art , daß Padua in der Nach . barſchaft der morajtigen See erbauet ſen. Allein, Rr3 der

u) Donati ebend. S. 15. x ) Neue Nachrichten von Stal. S. 224.

630

Von den tågl. Veränderungen

ber Anblick der Gegend und die Beſchaffenheit des Bodens reben es faſt außer allem Streit , daß Pas dua anfänglich an der Küſte des Meeres gelegen ge weſen y ); wie man denn auch bey der Grundlegung eines Klosters in dieſer Stadt einen Anker , und an andern Stellen der Stadt Schiffsmaſte gefunden Hat z). Donari giebt indeſſen der Vergrößerung Des feſten Landes im Paduaniſchen nur 10 Fuß . Des Plinii vormnaliger laurentiniſcher Luftplak wurde ehedem von der See beneket ; nachher aber hat man die Steinhaufen deſſelben 600 Schritte vom Meere gefunden .

Im Veroneſiſchen iſt das

trockne Land 6 bis .7 , im niondeſiſchen 7 bis 8, in Parms und Piacenza 15 bis 16 Fuß , und in Romagna und Toſcana gleichfalls anſehnlich hoher geworden a ) . Alle diefe Wahrnehmungen ſcheinen dem lehrgebäude von der Erhöhung der Meeresflå. che zu widerſpredjen , und erweislich zu machen , daß das Meer vielmehr ſinfe und abnehme.

Djarfres

di ſucht diefen Widerſpruch dadurch zu heben , daß das trockne ( and durch den Bodenfaz der Flüſſe vergrofert werde , auf welchen neu angeführten Grund die See felbſt, wenn ſie nicht verhindert wird, Dünen reke , welche das angeroachſene land vor der Ueberſdivemmungen der See felbft beſchußen . Dos nati hingegen leitet dieſen Zuwachs und die Erhd hung des trocknen ( andes von dem Abnehmen der Berge ber , und von den Sand . Erd- und Stein, theilen , welche die vielen Bache und Flüſſe in Jews lien von den angränzenden Gebirgen mitnehmen, und die ſonderlid, die vielen Regen herunter (pulen. Er will fogar wahrgenommen haben, daß des Kiefes und der

y Ebenbal. 8.344. ) Leibniz Protag. . 41. a) Donnii ebend. S. 15.

des Meeres u .

631

der Steine auf den Ebenen immer mehr werde , und daß ſie in umgekehrter Proportion der Entfernung

www

Wie fern aber die von von den Bergen zunehmen . den Bergen in die Ebene geſpülten Erd- und Sande theile die lekteren ro anſehnlich erhöhen , und die ſcheinbare Entfernung des Meeres von den Küſten begreiflich machen fónnen , ſolches wird ſid) erſt als: dann beurtheilen lasſen , wenn wir mehrere Beobach. tungen von dem Wachsthum des trocknen Sandes auch in andern Gegenden vor uns haben werden. S. 25 .

Weil wir uns einmal bey dem mittelländiſchen und in ans Meere befinden , ſo wollen wir noch ein Paar Xu,dern Lana dern an genblicke an demſelben ſtehen bleiben , und ſehen, dem mits was wir an den übrigen Küſten deſſelben für Spuren telländi von der Vergrößerung des

feſter Landes gewahrſchen Mees

werden . Von Negypten habe ich ſchon im vorigen re und der In den franzöſiſden Küſten finden wir Nordſee. geredet. verſchiedene Vermehrungen der Strandbreite. Von Rochelle an bis Lůſon hat das Meer ein großes Stůc Landes leer gelaſſen b ) , dergleichen auch an der öſtlichen Seite von Languedoc, zwiſchen Agde und der Rhone geſchehen iſt,welches Herr Aſtruc c) aber wohl mit dem beſten Rechte , allein den Ueber: fchivemmungen der Rhone zuſchreibt.

Piguess

inortes war zur Zeit des heil. Ludervigs ein Ha fen , liegt aber jekt an die 2 Meilen von der See entfernet d) .

Ben Bieres in Provence befand ſich

ehedein ein Hafen , in welchen die Pilgrimme, wel che nach dein gelobten lande reifeten , zu Schiffe giengen ; allein , er iſt jekt verſtopft , und das Meer þat fich auf dieſer Seite faſt an die 2000 Sdiritte

Rr 4 b ) Resumar in den Méin. de l'Acad. 1720. S.539 f. c ) Hift Natur, de Languedoc, Sb.II K. 11 , d) Búffon Hift. Natur. Ib. 1. S. 603.

Von den tågl. Verånderungen 1

632 zurück

gezogen c).

Das Städtchen Grimano

in eben dieſer Provinz lag ehedem auch näher am Meere , daher auch der Meerbufen St. Trogny oft davon benennet worden f ). Die Landſchaft Tous raine liegt jeßt dem Meere nicht nahe, hat aber doch ehedem eine fenntliche Gemeinſchaft mit demſelben durd) eine lange Bucht gehabt , deren Gang Herr Resumur g) einigermaßen auszuſpüren ſich gee Ben der Inſel Minorca iſt das Zurück. trauer, weichen der See rehr deutlich),

indem ben den Hår

fen neue Werder entſtehen , auf welchen Gårten an . geleget werden h). Dünerachtet die Nordſee , wie ich oben weitläufe tig dargethan babe , eher eine Küſte zu zerſtören, als zu vergrößern ſcheinet, ſo findet man doch auch hier viele Gegenden , die ſie theils frenwillig vera laſſen , theils zu verlaſſen durch Menſchenhånde ges zwungen worden ;

ob ſie gleich zuweilen ihre alten

Rechte mit vieler Wuth wieder gültig zu machen ſudit. Das Shermer meer in der Provinz Solland iſt , ſo wie die beteichte Schermer jeg ein eingeteichter Polter, worinn nunmehr verſchiede. ne Dörfer und Kirchſpiele liegen. In dem foges nannten Wauterlande in eben dieſer Provinz ſiehet man verſchiedene eingeteichte Polder. Die Inſel Poſt. Beveland in Zeeland iſt erſt 1708 durch Einteichung dem Meere entriffen worden . Friesland gieng vor Alters ein Meerbuſen bis nach Leeuwaarden , der aber långſt ausgetrofnet und angebauet worden. Ein áhnlicher Meerbuſen gieng ehedem in Oltfriesland bis an den Flecken Marien, bade c) Barchings Erdbeſchr. IV. II. 480. f ) Ebencaf. S. 481 . g ) Mémoires de l'Acad . Sb. I. S. 11. h ) Büſchings Erdbeſchr. Ib. II . S. 351 .

des Meeres ac .

633

have hin , der aber auch ſchon lange von dem Meena re verlaſſen worden .

§.

26 .

In den Gewäſſern , welche näher nach dem An den Nordpole zu liegen , iſt dieſer Anwachs des trocknen Küsten des Eismeeres 1 landes noch merklicher als in den füdlichern Meere. sind der Man hat verſchiedene Spuren , daß ſich das Lis : Ditſee. meer ehedem viel weiter nach Süden erſtreckte , als jeßt . Dahin gehöret auch , daß man långſt den

Küſten dieſes Meeres auf folchen Höhen , welche heutiges Tages von der Fluth und denen Wellen nicht mehr erreicht werden , Holz findet , welches von dem Meere dahin geworfen worden i ). Die an der Oſt . und Weſtfee belegenen Lånder haben feit der Zeit , da man die erſte gewiſſe Nachricht von denſelben hat, einen ſehr ſtarken Zuwachs ber kommen . Ohnerachtet die Ditſee mehr nach den deutſchen

Ufern zuſtrómet , und die daſigen Kú .

ften mehr zu zerſióren , als zu erweitern ſcheinet, To finden ſich doch hier verſchiedene von derſelben ver . laffene Gegenden . In dem Königreiche Preuſſen gieng die Tiefe ehedem ben dem Dorfe Ale Pilgu im Hauptamte Fifdhauſen vorbey , daher noch auf einem ſteilen Berge das ehemalige Zollhaus, die Pfundbude genannt , daſelbſt ſtehet, und jeßt den Schiffern auf der See zu einem Zeichen dienet, daß ſie dem Hafen der Feſtung Pillau nahe ſind k ). Ben Tenckicten oder St. Albreche, einen ſehr ale ten Dorfe , nicht weit davon , fiehet man auch noch Spuren , daß daſelbſt ehemals die Liefe geweſen, wo die Schiffe eingelaufen ſind 1 ) . An den danis fchen Ufern iſt dieſes Zurücweichen der See unlenge Rr 5 bar, i) Barchings Erdbeſchr. Ib. I. S. 105. k ) Ebeltdal . S. 935. 1) Ebendaf. S. 936 .

634.

Von den tågl. Veränderungen

bar , indem ſich die Strandbreite daſelbſt beſtåndig vermehret , und endlich zu fruchtbarem 2cferlande wird .

Man behauptet , daß das Meer ehedem bis

Widgelbergshafen

gegangen , welches

jeßt ein

Moor iſt , in welchem man zuweilen Schiffsanker gefunden hat. In Ellinge , einem Kirchſpiele in der Gegend von Fladſtrand, verſichern die alten Einwohner, daß das Meer zu ihren Zeiten über 30 bis 40 Klaftern fo zurück gewichen fen , daß man innerhalb des breiten Steins , um welchen man nun trocknes Fußes geben kann, noc, vor etwa 10 Jah: ren manches Fuder Fiſche mit dem Zugneke an das Sand gezogen habe m ). Nirgends aber ſind wohl die Spuren von der nach und nach geſchehenen Wachsthum des feſten Sandes håufiger als in Sdweden , oder vielleicht Hat man ſie nirgends ſo forgfältig bemerket, als in Der größte Theil der bewohnten dieſem Sande. Drte daſelbſt hat ſeine Benenuung von S , Solm ( Inſel), Wik , Sund , Dias ( landſpiße ) 218 ( Waſſer ), Strom , Garn (See) , Såt oder Sal (See oder Strand), Mar (Meere), Dehr oder Eyr (Halbinſel) , Ståk ( eine Enge , wo ſich das Waſſer durchdrånger) u . f. F. erhalten , ob ſie gleich jekt weit von der See entfernet ſind. Lius - De in Bohuslåhn z . B. liegt jeßt auf dem feſten { an . de , ohnerachtet es ehedem ganz umfloſſen war . Lngsholm in der See, außerhalb Sodertelje, iſt erſt in den neueſten Zeiten mit Marks zuſammen gewachſen n ) u. P. F.

Hoch in das Land 'hinauf,

felbſt auf Bergen und Hügeln , fommen zuweilen Trůmmer von großen Fahrzeugen und andere Uebers bleibſel von Schiffen vor. Ich habe ſchon bey Ge. legen . m ) Pantoppidans dån. Atl. Sb.I. S. 319. A ) Dalins rowed. Geſch . Sh. 1. S. 21.

des Meeres u .

635

legenheit der Moråſte einige Beyfpiele davon ange. führet ; hier will ich nur noch bemerfen , daß man ben Siållbacta in Bohusiábn in einem Bruche eia nen Unter gefunden , und daß man auf dem Pybas jocki Berge in Oſters Born, und auf dem Berge in Srorkyro : måſu Trůmmer von Schiffen und Anfer angetroffen . In dem Skuteberge bey Garomítact im Bohuslähn ſiehet mon große eiſer . ne Ringe eingeſchlagen , Schiffe daran zu befeſtigen ; ohnerachtet der Berg jegt weit von der Se : liegeć o ). Auf der Inſel Gortland fand man einen Unter weit vom Meere , und tief unter der Erde unter un . gleichen Schichten in einem feinem Meerſande ; und dafi dort ein Seeboden geweſen , iſt ſo lange ber, bat darüber ein großer Baum mit dem vermoderten Stamme eines andern aufgewachſen iſt p) . Weit vom Meere an fumpfigen Dertern wächſt noch jekt zuweilen Seegrás , wie z. B. in Layhela , 2 Meilen nordmårts über Wafi 9 ). Die Farthen , Hafen und Mündungen werden von Jahren zu Jahren feichter und flacher, und viele ſind ſchon garvergant. Noch im Jahr 1030 war von Upſala durch

gen .

die Kirchſpiele Danmark und Lagga , und ſo weiz ter durch Roslagen ein Fahrraſſer nach der Oſtſee hinaus , welches jegt gar nicht mehr da iſt r ). Von Gefle und Wafi in der Mündung des Diſſa . fluſſes ben halmſtadt, im Bohnsl &hn , geben die forſen faum mit 15 Fuß Waſſer, da ſie doch noch) in ihrem jungen Jahren 18 Fuß gebabt s) .

Ber ſchiede.

o ) Ebendaf. S. 5. p) Ebenda . 36. II . Porr. S. 6 . 9) Celſius in den Abbandl. der ſchwed. Afad. 1743 . Quart . 1.

5 ) D.lin Ib. I. S. 15. Eb . II. Borr. S.5. .) Celſius ebend .

636

Von den tägl. Veränderungen

ſchiedene Städte , welche anfänglich an Seeufer an . geleget worden , haben ſich nachher ganze Meilen zu demſelben nåbern müſſen , nachdem ſich das Waſſer zurückgezogen und ſie verlaſſen hat. Salms ſtade z. B. hat ehedem Höher ins land ben einem Dorfe Bolm

gelegen , von dem es auch ſeine Be. Die Stadt Sudickswall ward

nennung erhalten.

58 Jahr nach ihrer Erbauung 440 Fade nåber nach dem Meere zu verlegt ; Pirea gleichfalls eine : M. 45 Jahr nach ihrem Anfange; Luleå 1 Meile nach 28 Jahren . Zu Totne fann jeßt fein großes Fahr. jeug mehr anlegen , welches dod) 1620 geſchahe, da die Stadt errichtet wurde. Deſthammar lieget jeßt ebenfalls weiter von der See , als ben ſeinem Die Bürger dieſer Stade ere erſten Urſprunge.

hielten 1491 zu Upſala Erlaubniß , Deſthammar nach der Landſpiße von Deregrund zu verlegen , Die Urſache war, und fie Deregrund zu nennen . wie es in dem Document t) ausdrücklich beißt : „Weil das Erdreich vor der Stadt bis nach der See „ hin dergeſtalt zugenommen , daß , wo vor einigen „ Jahren eine Schute von 5 bis 6 Laſten gehen fón . „ nen , jekt kaum ein Fiſdyerboot fortkommen ; denn „ die Erde wadire und erhobe rich jährlich immer „ mehr und mehr. ,, Lund in Schonen wird im Anfange des 12ten Jahrhunderts als eine Seeſtadt angegeben u). Ale Lódeſe, dieſe voệmals merkwür . dige Seeſtadt , iſt hernach 4 Meilen nåber nach dem Meere gerůcet , und Weſterivick über 2 Meilen von Gamleby nach Tinſt x) ; anderer Beyſpiele zu geſchweigen.

$. 27 t) Ebendaſ. Dalin Th. II. S. 630. u) Dalin Sh. I, S. 11. x ) Ebenbar. Sb. II. Porr . S. 6 .

des Meeres ne.

§.

637

27 .

Wenn man alle dieſe Wahrnehmungen auch nur Sinken flüchtig überſiehet ; ſo wird wenig Wahrſcheinlichkeit derMees übrig bleiben , daß dieſe anſehnlichen Vergrößerun: resflåde. gen des feſten Landes von der durch den Regen , und die Både von den Bergen abgeſpületen Erde , von dem Bodenfak der Flüffe, und von dem vom Meere felbſt an die Küſten angefekten neuen Lande allein þerrühren könne. Und wenn auch dieſe Urſa . chen , zuſammen genommen , hinreichend wåren , die jeggedachte Wirkung hervorzubringen : fo müßte doch die horinzontale Höhe des Meeres dadurch zu. gleich mit zunehmen , zumal , da auch der Boden deſſelben , wie wir vorhin bemerfet haben , niche nur durch das Wachsthum der Schichten auf dems felben , ſondern auch an manchen Orten durch die 4

unterirdiſchen Feuer anſehnliche Erhöhungen be. fommt. Nun hat man aber von verſchiedenen ,

;*

ſonderlich , nördlichern

ra

denen Italienern behaupteten Erhöhung des adrias

07,5" the

Gewäſſern Beobachtungen , welche gerade das Gegentheil von der von verſchie .

diſchen Meeres darthun und erweislich machen , daß die Waſſerfläche nicht nur gegen die Erdufer, als welche allerley Verånderungen unterworfen ſind, ſondern auch gegen unveränderliche Klippen immer Dieſes erhellet niedriger wird und abnimmt . 1 ) aus den ſogenannten Seehundſteinen in der Oſt. ſee, welche unter dem gemeinen Mann in den Scheeren als ein Eigenthum in Erbtheilungen und Kaufbriefen angeführet werden , und mit der Zeit entweder fo hoch über das Waſſer kommen , daß die Seehunde nicht mehr hinaufklettern können , und daher in den lekten Erbpachtbriefen audy als une brauchbar weggelaſſen worden , oder ihren Stand wohl gar auf dem trocknen Sande erhalten haben ; dergleichen bey Gefle,

Sudwickswal ,

Wafa, Abo

638

Von den tågl. Veränderungen

Abo u . a . m . angetroffen werden y ) . 2) Aus verſchiedenen vorhin unbekannt gewefenen Felſen und Klippen , welche ſich immer mehr und mehr So meldeten zio, auf über dem Waſſer zeigen.

königlidien Däniſchen Befehl, zur Erläuterung der isländiſchen Naturgeſchichte nach Island gefctics te Perſonnen der føniglichen Geſellichaft der Wife

1

ſenſchaften in Kopenhagen im Jahr 1753 , daß in dem Flade : fiord , der mit vielen 100 Infen und Holmen angefüllet iſt, eine Klippe gefunden werde , deren Spike damals eine Elle hod) über dem Waſſer geſtanden , obgleich die Nachbarn verfidyern, daß fie erft zu ibrer Zeit hervorgekommen ſen , und vor 40 Jahren noch gar nicht zu ſehen geweſen z). 3) Endlich aus folchen Erſcheinungen ſowohl an den Klippen und Felſen , als auch auf dem crocknen lana de , welche ſich durch nichts anders , als durch eine Wirkung des Meerwaſſers erklåren laſſen , und den ehemaligen hohen Stand deſſelben erweislich Solche Erſcheinungen kommen nun nicht machen . allein in Sdweden und in den übrigen nordiſchen Låndern , ſondern in allen Theilen und Reichen der Welt vor , und ſcheinen ein unwiderſprechlicher Ver weis des ehemaligen langen und natürlichen Xufenthalts des Meeres über der ganzen gegenwár tigen trockenen Sandfläche des Erdbodens ju feyn. Weil ich aber davon in dem folgenden Abſchnitte ausführlicher reden werde : fo wil id) hier nur die Denkmale davon anführen , welche man in den lår dern an der Oſts und Wettſee von dem ehemaligen hohen Stande des Waſſers aufzuweiſen hat , weil in den neuen Zeiten heftig darüber geſtritten worden . Auf der Inſel Aland , wo die Bergarten ſebr mürbe find, y) Dalin SH . I. S. 5 , Celſius ebend . z) Pantoppidans Neuigkeit der Welt. Tb. I. 8.68.

f

f

f

6

1

des Meeres sc.

639

find , und fich bloß in größere oder kleinere Viera ecke theilen , kann man an den Klippen gleid )falls treppenweiſe gewiſſe Merfzeichen wahrnehmen , wie

i hoch die See vordem geweſen, und nach und nach Auf der Klippe Blåkulla ben immer gefallen a) . der Inſel Deland ſiehet man an den Seiten tiefe Uushólungen und långliche Ranåle, welche von den Meereswellen ausgeſchliffen worden . Auf den hoch ften Felsſpißen allda 'befinden ſichy wellenförmige Eindrücke, zum Zeichen , daß die See ehedem bis dahin gereidhet hat. Steinhaufen von glatten runa den Steinen , welche das Meer ehedem aufgeworfen hat, liegen einen Steinwurf weit von der jekigen Waſſergrånze ; ja in den Thålern auf den höchſten Bergen ſind eben dergleichen Steinhaufen befinda lich b). Un verſchiedenen Orten in Sdweden , findetman ſogenannte Steenjalar oder Steinrieſen ; 3. B. bey Rillei auf der Inſel Gortland ſtehen auf einem Hügel felr hohe und dicke Kalchſteine 4 , bis 6 Faden hoch reihenweiſe, und ſehen wie Ruinen Die , welche von Kirchen und Schlöſſern aus . unten am Hügel ſtehen , ſind höher als die obern, Wenn ſo , daß ihre Spiken gleiche Höhe haben. man ſich in einiger Entfernung davon befindet, ſo ſehen ſie aus wie Säulen , Bruſtbilder , Pferde Dieſe find ohne Zweifel und allerley Abentheur. ehedem insgeſammt ein Kalchberg geweſen , und þernach , da das Waſſer noch darüber gieng , bis zu der Zeit, da es ſie gånzlich verließ, von den befrigen und reißenden Meereswellen zerriſſen , abgeſdiliffen und in die gegenwårtige Geſtalt gebracht worden c) . Eben dergleichen Steinrieſen ſiehet man gegen Slite uber , a ) Dalins Scfc . 56. J. C. 8 . b ) Linndi Reiſe durch Deland und Gottland. S. 142 f. c ) Ebendaſ. S. 235.

640

Von den tågf. Veränderungen

1 über , und an vielen andern Orten .

Hierher gehör

ren auch die bereits oben bey Gelegenheit der Höhlen beſchriebenen Jartegrytor oder Rieſentöpfe, und viele andere ålnliche Erſcheinungen , Kürze wegen übergebe. . 28. Darauf gegründes te Abnah , me des Waſſers.

die ich der

Dieſe , und die in dem vorigen G. angeführten Beweisthúmer þat man nun für bůndig genug ge. Halten , nicht bloß eine Zunahme des trocknen lan .

des , ſondern auch eine wirkliche Abnahme und Ver. minderung des Meereswaſſer, wenigſtens in Norden , in Norden. ju behaupten. Celfius , Linnaus , S & rleman , Dalin und andere, gaben dieſem Lehrgebäude alle nur mögliche Stärke gegeben , und der lektere hat fogar feine ſchwediſche Geſchichte der älteſten Zeiten darauf gegründet. Celſius d) hat , und fo viel ich weiß , zuerſt berechnet, daß das Meerwaſſer in 100 Jahren' 45,geometriſche Zoll abfalle , welches auf ein Jahr einem balben Werfzoll am råhjien kommt. Im Jahr 1737 ließ dieſer Gelehrte auf Swarthållan in der Wiefe , einem Steine im Meere , 2 M. Nordoſt von Gefla , an der Nor . derſeite vom Löfgrund , eine linie in der Höhe der Waſſerfläche mit der Jahrzahl ausbauen , damit die Zutunft diefe Sache deſto beſſer ausforſchen möchte.

Im Jahr 1745 und 1746 ließ der Kanje

leyrath Dalin um gleiche Jahreszeit , da das Waf. fer in ſeiner ordentlichen Höhe zu ſeyn ſcheinet, durch zuverlåßige Leute nachrehen , wie viel das Waffer in den 14 und 15 Jahren gefallen fen ; da

. denn fand, daß die vorhin gedachte Berechnung zu : traf.' Eben derſelbe erfuhr auch durch glaubwürdi. ge Nachrichten, daß man im finniſchen Meerbufen, am d) Abhandlungen der ſchwediſchen ufabeinie , 1734 Quart, 1.

641

des Meeres uc .

am rufiften und finländiſchen Strande in 24 Jahren dieſe Abnahme des Waſſers durch ſichere Verſuche gleichfalls bemerket habe e) . Dieſe Berecho nung trifft auch bey der vor 500 Jahren geſchehenen Anlage der Stadt Stockholm zu , indem die Ober. flache des Målers von den alten Stadtmauren jeſt gerade 10 Ellen entfernet iſt t). Auf dieſe Bemerkungen gründet nun Herr Das lin auch ſeine fdwediſche Geſchichte in den älteſten

Zeiten ; und da er voraus feket, daß die ſonſt fo jus verlåßige und aufmerkſame Natur ſich auch hierinn immer gleid ), und daß folglich. Die Abnahme des Waſſers in Norden von je ber gleich ſtark geweſen : fo fonnten freylich vor 2500 Jahren , da die See ohngefähr noch 50 Ellen böher ſtehen mußte, ſowohl dieſes land , als auch Norwegen und die nordli. den Theile von Rußland, nichts anders als eine Scheerengegend fen. Dieſer ganze Sandſtrich, war damals von tauſend jekt verfchwundenen Seen über floſſen .

Die bod )ſt belegenen Derter ,

die hohen

Felſengipfel und Bergrücken des langen Sevegebir . ges , waren damals lauter Inſeln , Holmen und Scheeren , die bloß für einen kleinen Haufen der unverdroſſenſten und muthigſten unter dem Volke dienlich waren , welche ſich nach den Inſeln der Henden ausbreiteten . Der borniſche Wiek gieng damals ohne Zweifel näher an das weiße Meer, wohin man vermuthlich ſowohl durch den Ulleafluß und Sumpf, als auch durch die Cadaga und Genega Seen zu Waſſer fahren fónnen ; ſo, daß die Alten Recht haben , wenn ſie Seundinavien um dieſe Zeit ,

und noch viele Jahrhunderte foarer

für eine Inſel ausgeben.

Die Züge ,

c) Dalins Geich . Tb. I. G. 8. f , Ebend. Ib . II. Porr. S. 12. Il . Theil .

8

welche die erſten

642

Von den tägl. Veränderungen

erſten Scythen aus ihrer Heimach in dieſe ſcandis fchen Inſelni thaten, geſchahen zu Waſſer, weil gang Rußland damals feegelbar war , und man daher gar wohl von Nioſcau bis in das fcythiſche Meer oder die Oſtſee auf kleinen Schiffen kommen konnte, So wie Soweden aus der See Hervor gewad ) ſen iſt , ſo hat es auch davon ſeinen Namen erhalten . See, Siav, Sui bedeutet in der alten fcythiſchen Sprache ſo viel als See ; es wurde daher das (and anfänglich Seerike , Suirike , Severike , d . i. ein Seereich geitannt , gleichwie die erſten Berge, welche die Scytlen einnahmen Seveberge, d. i. Dungefähr Seeberge hießen und nod) heißen. 100 Jahr vor Chriſti Geburt machte dieſes ſeves bergiſte Volk einen großen Ausſduß , der unter dem Namen der Sever oder Suever nach Eftbs land , Deutſdland , Jütland und die dániſchen Inſeln zog , die noch ſehr unter dem Waſſer vet . ſenkt und ganz klein waren ; daher diejenigen wider den lauf der Natur urtheilen , welche glauben , daß Jütland und die däniſchen Inſeln ehedem großer geweſen , und von den Meeresflächen nach und nach vermindert worden . Im erſten Jahrhunderte nach Chriſti Geburt war noch ganz Südermanland nichts als eine Scheerengegend. Die größten allda noch befindlichen Inſeln waren damals wie ein ein. ziger See, und ſtießen nicht allein -unter ſid ), ſondern auch mit dem mialer und siálmar zuſammen , und vermiſchten ſich gleichfalls mit dem Meere ben Vykiobing. In der Hälfte des zwenten Jahrhun derts gaben ſich die daniſdien Inſeln immer mehr aus dem Waſſer , melches denn dem Volke ſo wun . derlich vorkam , daß man muthmaßete , fie tvåren von den Schweden dahin gebracht worden , und die Skalden fåumeten nicht, dieſe Nennung mit ihren Fabeln auszuſchmücken. 5.29 .

des Meeres uc.

§.

643

29 .

Dieſes iſt nun ein kurzer Auszug aus dem hiſto. Einwürfe riſchen Lehrgebäude des Herrn Daline , in ſo fern dawider . daſſelbe hieher gehöret.

Da nun daſſelbe die ganze

nordiſche Geſchichte um ein gutes Theil jünger macht, als man ſie bisher gehalten : fo darf man ſich eben nicht wundern, warum daſſelbe ſo vielen Widerſpruch D. Joh . Browall g) , Biſchoff in gefunden. Abo , und Sveno Bring h ) offentlicher Lehrer zu Lund in Sdonen , haben daſſelbe vor andern zu beſtreiten geſucht ; aber größtentheils durch behaupte. te Möglichkeiten , daß die befundenen Anzeigen vormaliger Seen , als Schnecken und andere Schal. thiere , Ueberbleibfel von Schiffen u. f. f. auch auf andere Art erklåret werden könnten . Man hat, um dieſes Lehrgebäude noch verdächtiger zu machen , daſſelbe mit der þeiligen Schrift, und mit moſis Nachrichten von der Sündfluch , in Widerſpruch zu Feken geſucht, und ſich ſogar auf den Orpheus und und andere entfernte alte Schriftſteller berufen , die, wenn ſie von den Syperbordern geredet , vielleiche an Sdyweden gedacht haben können , vielleicht auch Man hat die Zunahme des Landes einge . nicht. räumet , aber die Verminderung des Waſſers geo Die Namen der Derter von Wiek, holm , leugnet . Sund u . f. f. fagt man , können entweder von auss getrocneten Binnenfeen herkommen , oder ihnen wegen einiger Zehnlichkeit beygeleget worden ſenn . Die Schalthiere können entweder durch die Sünd . fluth oder durch Fiſcher und Käufer dahin geführet werden , oder auch an den Stellen felbſt, wo ſie ſich Die Trům . jekt befinden , erzeuget worden ſeyn. mer von Schiffen , Anker u . f. f. find wohl cheils SS 2 eine g) Unterſuchung von der Berminderung des Waſſers. b) Colloctan, Antiquit, 1749.

644

Von den tägl. Veränderungen

eine bloße Sage , theils können ſie durch einen Zu. fall dahin gekommen ſeyn. Daß die Fahrwaſſer, Häfen und Mündungen ſeichter werden , fommt vor dem Boderſaß der Strome her. Die von den 1 Jåtregreytor angegebenen Urſacien ſind ungereimt. Joje Steine in einem Berge fönnen nicht in einem Berge herumgetrieben werden ; an deſſen Statt würde das loch gewiß mit Sdilamm und Korb er. füllet worden ſeyn. Man feket noch hinzu , der Res gen Kabe ſeit 1713 merklich abgenommen , es könne alſo die Abnahme des Waſſers jünger ſeyn , als man vermeynet. Man ſiehet aber leicht, daß alle dicke Einmürfe , die von den Herrn Dalin i) felbſt bin. långlich beantwortet worden , noch nicht im Stande ſind , die von ihm und Celſio gemachten Bemer. kungen über den Kaufen zu werfen , da ſich dieſe auf wirkliche Begebenheiten , jene aber theils auf ſehr ſchwache Vorausſegungen , auf bloße Möglichkeiten gründen.

theils aud) nur

Die an den Seehundſteinen und neuen Klippen im Fahrwaſſer gemachten Wahrnehmungen Kålt Herr Bring noch für den ſtårkſten Beweis feines Gegners , wünſchet aber in Anſehung derſelben nur eine gewiſſe und zuverläßige Nachricht. Indeſſen ſuchet Herr Pantoppidan k) auch dieſen Beweis dadurch zu ſchwachen , daß er behauptet, viele fol. cher Seehundſteine waren keine feſten Klippen, fon: dern loſe Steine, welche durch das ſtarfe Treibeis oft verrücft, und bisweilen einige Ellen långer hin, auf einen höhern Grund hinauf getrieben werden fönnten , wobey er ſich auf das Zeugniß der nors wegiſchen Secleute und forſen berufet, ohneracitet iņn eben , dieſelben , feinem eigenen Zeugniß nach, audy i ) Gerd . SG. II. Borr.

k ) Neuigkeit der Welt , Th. I. S. 67 f.

1

des Meeres uc.

645

auch verſichert, daß die Klippen wirklich nach oben zu wachſen .. Um den Bemerkungen des Herrn Dalins an. dere Beobachtungen entgegen zu regen , fübret Herr Browall die vielen 3 bis 400 Jahr alten Fichten und Eichenbaume ar., die in Finland ſo nahe an der Breite des Meeres ſtehen , daß das Waſſer an ibre Wurzeln ſpålet.

Ihre Stämme ſind nicht

meşr als 1 Elle über das naffe Element erhoben, in welchen ſie dod, unmöglich zu wachſen haben ana fangen fönnen . Herr Gadd , lehrer der a & gemei. nen Landeswirthſchaft zu Abo , erhielt von Stock holm aus den Befehl, das Alter einiger folcher Bäume zu unterſuchen , da er denn fand , daß ſie nach den Zirkeln , welche ihr jährliches Wachsthum anzeigen , 200 , 300 , 350, und einer davon 364 Man glaubt , daß ſich die. Jahren alt waren. i

+

ſes unmöglich mit dem Abfall der Waſſerflådie von 24 Ellen in einem jeden Jahrhunderte zuſammen

reimen laſſe. Ich weiß nicht, ob Herr Dalin die fen Einwurf beantwortet hat , welches doch ſehr leicht iſt, ſo ſcheinbar derſelbe auch dem erſten An. blick nach ſcheinet. Die jährliche Abnahme der Waſ. ferfläche fann mit den zufälligen Ueberſchwemmuns gen mancher Gegenden ſehr wohl beſtehen . wäre daßer nod ) zu unterſuchen , ob nicht diefe Bäu . me ehedem ein yöheres Erdreich vor ſich gehabt, welches von der Wuth der Wellen mit der Zeit ver. ſchlungen und weggeſpület worden .

30 . $. bis dem wa , Aus her angeführet wor Vermina s jenigen ben , ergiebet fich nun leicht, daß alle dieſe Einwürfederung r noch nicht hinlänglich ſind , uns zu hindern , den des Wa fers duro Sake der Herren Celſii uno Dalins weiter naciju die Beges denfen , und für den wenigſtens höchſt wahrſcheinli. tation den Abfall des Waffers in Norden , eine gegründete u.I.F. S $ 3 Urfa

646

Von den tågl. Veränderungen

Urſache zu ſuchen. Es giebt verſchiedene Wege, dieſe Erſcheinungen begreiflich zu machen. Man kann ſie füglich

Teen einſchrånfen, welche darinn

beſtehen, daß man entweder eine allmålige allgemei. ne Verminderung des Waſſers , oder doch eine nach und nach geſchehene, und noch immer fortdaurende Verminderung feines Orts und Bettes behaupte . Was die allmålige Abnahme des Waſſers, un6 folglich auch der Meere , Sandfeen und Flüſſe auf dem Erdboden betrifft; fo find ſchon verſchiedene un . ter den Alten auf dieſe Spur gekommen . Allein, da ſie dazu größtentheils durch die Erſcheinung der vielen Seethiere auf dem feſten {ande bewogen wur . den , und ſie von der Ausdünftung und Vegetation noch nicht ſo deutliche und richtige Begriffe hatten : ſo will ich ihre Meynung bis in den folgenden Abſchnitt verſparen . Wir haben in dem vorigen einen Seite das Bette des der geſehen , daß auf Meeres nach und nac , immer mehr und mehr eins geſchränket wird ; daß es auf der andern Seite durch die Flüffe und von Zeit zu Zeit austrocknenden Seen einen ſtarken Zuwachs an' Waſſer bekommt, und doch niemals voller wird , ſondern vielmehr von andern Drten abzunehmen ſcheinet. Wir haben aber auch daben geſehen , daß die Ausbůnſtung, weldie das Meer überall leidet , nach des Herrn Sales Berecha nung ſo ſtark iſt, daß ſie das Meer bald erſchöpfen würde , wenn nicht ein großer Theil dieſer Dünfte durch Regen und. Thau unmittelbar zu dem Meere Ein anderer Theil giebt den wieder zurück Fehrte. Gewächſen, und allem was auf dem Erdboden einen Ddem hat , feine Nahrung , und kehret durch die Båche , Quellen und Flüſſe gleichfalls wieder in das Meer, um vom neuen ausgedunſtet zu werden . iſt nur die Frage , ob durch dieſen bewundernswür. digen Umlauf das Meer nicht von Zeit zu Seit

Wiele

des Meeres u .

647

viele von ſeinen wäſſerigen Theilen verlierer, die durch die Vegetation , in den Körpern der Thiere und Menſchen , durch die Oßificacion u . f. f. nad ) und nach zu den feſten Theilen übergehen , ſo , daß fie endlich mehr der Erde als dem Waſſer angehören , und alſo die Maſſe des lektern mit der Zeit noch . wendig vermindern müſſen . Boyle und ook ydben durch) wiederholte Verſuche gefunden, daß das Waffer in;der Deſtillation allemal etwas Erde hintera laſſe, und wenn die Deſtilation oft wiederholet wird,

fich endlich in eine feſte und dicke Erde ohne Ger ſchmack veråndern laſſe , welche wiederum in Waſſer verwandelt werden könne.

Alle Gewächſe, von

dem vårteſten Holze an , bis auf , das kleinſte Kraut, ja felbſt alle Theile der Thiere , als Horn , Knochen , Elfenbein, geben , wenn man ſie ohne Zuſak deſiili. ret , nach VTieuwvectyts Verſuchen , eine Menge wäſſeriger Feuchtigkeit von fich, und zeigen dadurch deutlich , daß ſie größtentheils mit aus Waſſer be: ſtehen. Wewton 1 ) behauptet aus Boyles Ver: ſuchen ausdrücklich , daß ſich das Waſſer durd) wie. derholtes Deſtiliren in eine feſte Erde verwandelt, und an einem andern Orte in) , daß daber der feſte und trockne Theil des Erdbodens jederzeit zunehinen , Der flüßige aber ſich vermindern müſe , ja gånglich abnehmen würde, wenn nicht die Kometen dieſen Verluft zuweilen erſekten. Die Pflanzen werden von bloßem Wafer genähret , und geben doch alles zeit eine Menge Erde von ſich , wenn ſie verfauken . Die hårteſten Edel , und andere Steine ſind vorher flüßig geweſen , und durd, die Criſtalliſation verhåre tet worden . Dieſe und andere Erfahrungen haben in den neuen Zeiten verſchiedene Gelehrte bewogen, S 84 eine 1 ) Traité d' Optique. B. 3. S. 532. m ) Princip . Mathein . B. 3. Prag. 41. S.473.

648 " Von den tägl. Veränderungen eine allmålig geſchehene Verwandelung der Füßigen Theile in feſte, und eine dadurch verurſachte Ver wandlung des Waſſers ſelbſt zu beljaupten. Pants oppidan n ) hat folches unter den neueſten Schrift . ſtellern am ausführlichſten behauptet, ohnerachtet er kurz vorher des Herrn Dalins lehrgebäude ſehr ernſthafe beſtritten, und für ungegründeterflåretḥat.

1

Zu dieſer Verhårtung des Waſſers, wenn ich midh ſo ausdrücken darf, rechnet derſelbe auch das jährliche Anwachſen des Eiſes und Schnees an den Polen, und auf den überall befindlichen Eisbergen, welche, nach dem Zeugniß der Grønlandsfahrer , immer größer werden , und ſich weiter ausbreiten , und als fo dem flüßigen Elemente jährlich viele Theile ente ziehen , welche nie zu demſelben wieder zurid keha ren o) ; woraus dieſer geleörte Geiſtliche denn endo fich den Schluß macht, daß mit der Zeit ein gång, licher Mangel an Waſſer zu befürchten fers, der den Erdboden zur Bewohnung für Menſchen und Thiere untüchtig machen , und ihn einer unausbleiblichen Entzündung bloß ſtellen werde.

$.

31 ,

Andere , die dieſe Verminderung des Waſſers Ob fich ihrem Geſchmacke nicht gemåß befinden , ħaben ber das War: dem Meereswaſſer nur eine Veränderung des Orts fer in den zu behaupten geſucht, um die unſeugbare Abnahme Mittel: punet der deſſelben an mandien Orten begreiflich zu machen; 9 Erde zie: aber aud ) hierben ſind ſie auf verſchiedene Auskünfte be. geratõen . Denenjenigen , welche ſich um den Mito telpunct der Erde , oder doch in dem Innern deſſel. ben , ungeheure Waſſerbehälter und Abgründe einbil. den , fällt es leicht , die Welt vermittelſt derſelben, To oft es ihnen beliebt , unter Waſſer zu ſeßen, und fic m ) Menigkeit der Welt . Ib. I. S. 94.126 . o ) Ebenbar. S.127 143 .

des Meeres x .

649

Pie wieder davon zu befrenen . Herr Itrban sieren p ) iſt vielleidyt einer von den neueſten , die nach dem Leibniz q) und andern , fic , in dem unterſten Cheile der Erde folche diefe , und ehedem leere Keller vorſtellen , welche das im Meere verſchwundene Waffer an ſich ziehen können .

Allein , wenn man

auch von demjenigen abgehet , was id) oben von der zunehmenden Dichtigkeit der Erdmaſſe , nach dem Mittelpunct zu , als überwiegend wahrſcheinlich ange .

führet habe : ſo könnte man doch fragen , womit denn dieſe ſo großen und riefen Abgründe vorher an . gefüllet geweſen , ehe das Waſſer dahin abgelaufen ſer ? Sind ſie mit dicken Dünſten und Luft angefüllet geweſen , und hat das Waſſer nur einen einigen Weg gefunden , ſich in die Tiefe zu ſtürzen : wie hai ben denn ſolche Dünſte und Luft hinaus kommer können , um dem Waſſer Plak zu machen ? Wo offnen ſich dieſe Ubgrinde, die eine ſo große Menge Waſſers verſcylingen können , und warum findet ſich jeßt nicht das geringſte Kennzeichen mehr davon ? Denn die Meerſtrudel ſind, wie wir oben geſehen Þaben , nichts weniger , als ſolche Deffnungen . 32. $.

Weil dieſe Schwierigkeiten zu ſehr in die Zu : Berſdies gen fallen : ſo wurden andere dadurc) bewogen, das deneMey . Meer nicht ſowohl in den Mittelpunct der Erde ver, nungen Voi dem ſchlingen , als vielmehr auf der Oberfläche derſelben verander, Aber auch hierbey find ten Stan . herum wandern zu laſſen . fie verſchiedene Wege gegangen .

Einige ,

als de des

Swedenborg r) , Dalin s, und andere glauben ,Meeres. S85 daß p) In den Mobandluugen der ſchwed. Afad. 1743. Duart. i. q) in der Protogæa. 1) Ir Act. Litter. Suec, Upſal. $) In der ſdiwediſchen Geſc . IV. I. S.7.

650

Von den tågl. Veränderungen

daß die Erdkugel durch die Bewegung um ibre Are an den Polen von Zeit zu Zeit fládher werde , indem ſich das Meer immer mehr nach dem Aequator zu Könnte man dränge , und daſelbſt höher ſteige.

nun dieſen Zug des Waſſers von den Polen nach der Linie erweislich maden , ſo würden ſich die Beobachs tungen der Italiener von der Erhöhung der Meer resfläche im mittelländiſchen Meere, mit der wahrges nommenen Abnahme derſelben in Norden vielleicht ſehr gut vereinigen laſſen.

Allein , ſo viel ich weiß, hat man von der zunehmenden Höhe der Meeres.

fläche um den Aequator noch keine Beobachtungen oder Verſuche : daher dieſes ganze Lehrgebäude noch für weiter nichts , als für eine an ſich eben nicht unwahrſcheinliche Muthmaßung fann .

gehalten

werden

Andere find auf eine Bemerkung des Ritters Louville gerathen , deren id) bereits in dem Lehr. gebåude der mathematiſchen Erdbeſchreibung gedacht Habe, nåmlich , daß der Winkel, welchen die Erde are 'mit der Flache der Eliptik macht , von Zeit zu Zeit kleiner werde . Hieraus und aus der in den neuern Zeiten geſchehenen Entdeckung der platten Geſtalt der Erdkugel hat man ſchließen wollen , daß das Waſſer , welches allemal die niedrigſten Der. ter einnimmt, dieſer allmåligen Bewegung der Po. le folge, und nach und nach die verſchiedenen Theile Der Herr von Voltaire 1 ) der Erdkugel 'bedecfe. Hat dieſe Meynung mit der ihm eigenen verführeris fchen Schreibart in Gang zu bringen geſucht, aber dem ohngeachtet noch wenig Anhänger befommen . Jd habe an dem vorhin gedachten Ort angeführet, daß die Abnahme dieſes Winkels noch lange nicht ausgemacht iſt, und wenn ſie gewiß wäre , fo ware noch

t) Elemens de la Philof.de Newton , Kap.23. S.296 F.

des Meeres ?c.

651

noch erſt auszumachen, ob ſich derWequator derEfliptif nåhere. Wenn man aber auch hier alle nur nothige Gewißheit håtte : ſo würde daraus noch immer nidit begreiflich werden , wie das Meer durch dieſe Bewe. gung an alle diejenigen Orte verſekt werden könnte, an welche man daſſelbe doch verſeßen will , um die auf der Erde befindlichen Beweiſe eines vormaligen Aufenthalts des Meeres zu erklären ;

daher ſich

dieſe Mennung wohl wenige Zufrahme wird ver. ſprechen dürfen. Bernier und Sulzer v) glaubten , daß der Mittelpunct der Schwere beweglich ſeyy, daher dies fe Verſekung auch eine Verånderung des Standes des Meeres nach ſich ziehen müſſe.

Sulzer glaube,

daß dieſe Veränderung des Mittelpunces der Schwes re daher rühre, weil ſich ein anſehnlider Theil der Erdkugel von einem Ort abreiße, und an den andern Er führet zum Benſpiel dieſer an . verſeket werde . fehnliden Verſekungen der Erdmaſſe das neue land Dieſer an , welches der 57il angeſeket haben ſoll. ihrer von Jinder , ganze Fluß hat , ihm zu Folge Stelle genommen , und ſie anders wohin verſeket. Allein , man thut unſtreitig dem nil und andern Flüflen ju viele Ehre an , wenn man glaubt , daß ihr Bodenſaß im Stande ſer , den Mittelpunct der Berniers Súmere der Erdfugel zu veråndern. abentheuerlicher. Schwere noch iſt Mittelpunct der Er nähert ſich nach und nad , auf eine einförmige Art allen Puncten der Erofliche; daher dieſe Verlegung derſelben eben dieſelbe Wirkung haben ſoll, als wenn fich die verſchiedenen Puncte der Erdflådie nach ein . ander erniedrigten und erhöheten . Jedoch man fie het leicht , daß dieſes ganze Vorgeben ſo will führlich iſt, daß wir 'nur die Zeit verderben würs

dene v) Pom Urſprung der Berge. 6.385.

652

Von den tågl. Veränderungen

Ben , wenn wir uns länger bey demſelben aufhals ten molten . Ehe ich dieſen Gegenſtand verlaſſe, will ich noch eine Muthmaßung anführen , welche der Herr Prof. Sellman x) , der Herr Rath und Profeſſor Baus mery) und Herr Büttner z) für ſehr wahr. ſcheinlich halten. Dieſe beſtehet darinn , daß der Boden des ehemaligen Meeres durch den Anbau der Floke immer höher werden , dagegen in den ſüd. weſtlichen Gegenden durch die daſelbſt gewöhnlichen Erdbeben und unterirdiſchen Brande Vertiefungen entſtehen müſſen ; daher fich dasWaſſer, ſeiner nas türlichen Bewegung nach, von den höher gewordenen Gegenden nothwendig nach den tiefern begeben muſe fe. Dieſe Gelehrten ſind auf dieſe Vermuthung vornehmlich durch die Erwägung gebracht worden, daß ſich jeßt das meiſte Meerwaſſer in den füdweſt. lichen Gegenden des Erdbodens befindet, welche als fo das ehemalige feſte land , und unſer gegenwärtis ges trocnes land der alte Meeresboden geweſen ſeyn müßté. · Allein zu geſchweigen , daß ſich von dere gleichen erſchrecklichen Erdbeben und Verwüſtungen, und dadurch geſchehene Veränderung des Meeresbet tes nicht die geringſte Spur in der Geſchichte findet, wenn man nicht, was Plato von der Inſel Atlantis erdichtet, hieber rechnen will : ſo iſt doch nicht bes greiflich , wie eine ſolche ungeheure Pertiefung des alten feſten Landes unter der Oberfläche des ehemali. gen Meeres ohne eine anſehnliche Verminderung der ganzen

x ) Comment, de corporum marinorum aliorumque peregrinorum in terra origine ; in den Comment . Reg . Soc . Goetting . 1753 und 1756. und im bamb . magaz 5. 14. S. 227. y) Naturgefch . des Mineralreichs. II. 6. 301 . z) Ruder, diluv. teft, S. 32 .

653

des Meeres uc.

ganzen Große der Erdkugel habe geſchehen können ; anderer Schwierigkeiten zu geſchweigen . Aus allem , was bisher angeführet worden, fiehet man übrigens , daß die ganze Lehre von den Veränderungen des Meeres, ohnerachtet ſie eines der vornehmſten Stücke in der Naturgeſchichte des Erdbodens iſt, noch lange nicht in das gehörige licht geſeket worden .

Man wird davon noch mehr über .

Jeuget werden , wenn wir in der folgenden Abthei. lung auf die Denkmcale und Beweisthümer des ehemaligen natürlichen Aufenthalts des Meres über der jebigen trocknen Erdflåche kommen werden .

Die

634

Von ehemal. Hauptveränderungen

Die achte Abtheilung.

Bon

den ehemaligen Hauptverande

rungen des Erdbodens.

Inhalt . §. 2. febre verſchiedener Weltweis 9. 1. Einleitung. fen von der Erigkeit der Welt . $. 3 Coſmogenie der Phônicier . 9. 4. Coſmogenie der egypter. 9.5. Coſmogenie der Chaldker . $.6. Comogenie des Orpbeas. $ . 7. Coſinogenię des Seriodus und Anarimanders . 9.8. Coſmogenie des Leucipp , Des mocrit und Epikur. 8 9 Coſmogenie des Jeno und Pythagoras. 10. Carteſii Lebrgevaude von der Schöpfung . . 11. Burnets Behrgebäude. Ø 12. Woiſtons Lebrgovaude. $. 13. Leibnigens Lebrye: baude. V. 14. Lehrgebäude des Moro S. 15. Lins ndi Muthmaßung. 3. 16. Bourguets und Büffons Tbeorie. S. 17. Herrn Lebmanns Erklärung der Scópfungsgeſchicbre. 8. 18. Herrn Silberſchlags Erdtheorie. $ . 14. Die Oberflabe der Erde iſt Bers anderungen unterworfen. 9. 20 Db die verfeiners ten Sibaalthiere wirkliche Seegefchspfe find. 9. 21. Herrn Ranows Meynung von den Verſteinerungeft. §. 23. $. 22. Raji Meynung von den Naturípiclen. Berrn Bertrands Meynung von dem Urſprunge der verſteinerten Seethiere. $. 24. Beweis , daß lie Verſteinerte D. 25 wirkliche Seethiere geweſen . Filibe. 9. 26. Berffeinerte und unverſteinerte Lands f. 27. Berſteinerte Tbeile aus dem Pflan: thiere. jenreiche. 8. 28 In welcher Ordnung die Berſteines Ø 29: Mepnung derer, rungen angetroffen werden . die dieſe Berſteinerung von der Süntflurb berleitet. 9. 30. Lehre der heydniſchen Bditer von einer allges meinen lleberſchwemmung . 31 ) Berechnung derer ju $. 32 . Mojis Ueberidiein nung nöthigen Maaße, Burnets Erklärung der Sundfluth . $. 33. Prüfung $ . 34. Wbiſtons Lebrgebäude von der derſelben . Sundfluth . $ . 35. Schwierigkeiten Dawider . & 36. $. 38. unmer : und 37. Woodwards Lehrgebäude . fungen

des Erdbodens.

655

fungen darüber. § . 39. Herrn Lulofs Erklärung der Sündflutb. §. 40. Db die moſaiſibe Sindfluth alle die Wirtungen gerban , die man ihr mehrentbeils zuſchreis bet ? $ .41. Herrn Lebmanns Erklärung der Wirkungen der Sindfluth . $. 42. Daß der Bau der Flobges birge nicht der Sundfuth zugeſerieben werden fons ne. S. 43. Berdlus.

$.

I.

lle dieſe bisher beſchriebenen Veränderungen Einleis M

.

der Oberfläche unſers Erdbodens find eintung.

redender Beweis , daß die gegenwärtige Geſtalt deſſelben nichts weniger, als ewig, feyn kön . ne, ſondern daß eine Zeit geweſen ſeyn müſſe, da fola dhe nid )t Statt gefunden . Die innere Geſtalt uns fers Erdbodens, ſo weit wir in denſelben eindringen können, der Bau der Floßgebirge, ja ſelbſt die innes re Geſtalt der Ganggebirge, beſtårigen ſolches auf ei. ne unlåugbare Art.

Dieſes ſind ſo viele Urkunden ,

deren Richtigkeit und beweiſende Kraft niemand in Zweifel ziehen kann, der nur des Gebrauchs feiner Sinne fähig iſt. Die Natur iſt immer geſchafftig, immer wirfjam ; ſie zerſtöret, låſet auf, reket zuſam . men, und fchaffet vom neuen . Was ſie in den Gån, gen und Klüften , was ſie in der ganzen Reihe der zu unſerm Erdboden gehörigen Körper täglich im Kleinen vornimmt, das thut ſie in Jahrhunderten und von Jahrhunderten zu Jahrhunderten auc, im Groſſen ; und wer weis, ob ſie in jenem unermeßli. chen Meere von Firſternen, in einem verhältmäßis gen Zeitraume, nicht eben ſo viele Sonnen zerſtöret, als ein rauher Wind am Sommerabend Inſecten eines Tages in das Meer ſtürzet.

Dod) wir wollen

“ vorjeko nur bey unſerm Erdboden ſtehen bleiben . So richtig der Schluß iſt, den man aus den tägli. chen Veränderungen deſſelben , wenn ſolche mit deſo ſen innerm Bau verglichen werden, auf die Zufällige feit

656 Bon ehemal.Hauptveränderungen feit ſeiner gegenwärtigen Geftalt macht:

ſo wird

ſich doch daraus die Ewigkeit des Erdkörpers ſelbſt wohl ſchwerlich beſtreiten laſſen , obgleich die ſonſt verdienten Månner Rajus a ) und Pantoppidanb) folches in eigenen Schriften zu thun bemühet gewe. ren. Es iſt ſolches auch nicht nöthig ; denn es feh. let der Weltweisheit nicht an andern und ſichern Gründen die zufällige Beſchaffenheit der Welt auf eine Art erweislich zu machen , wowider fich wenig erhebliches einwenden låſſet. Ben dem allen hat es doch weder in den ältern noch neuern Zeiten , felbſt in der Zunft der ſo genannten Weltweiſen , an Ger lehrten gefehlet , welche die Ewigkeit der Welt in Es iſt hier allem Ernſte zu bebaupten geſucht.

der Ort nicht, eine vollſtändige Geſchichte dies , ſer. Mennung zu liefern ; doch kann ich nicht um . þin , wenigſtens eines und das andere davon anju. führen . §. Sebren

2.

Ocellus Lucanus, welcher die Lehren des per thagoras vertheidigte , behauptete die Ewigkeit

verſchiede- und Nothwendigkeit der Welt ; und zwar aus der ner Welt:ſeleſaiſten Urſache, die man nur þåtte erdenken fön. weiſen von der Eivig nen , weil nåmlich die Welt eine runde Figur und feit der cirkelförinige Bewegung habe ; ein Saß, welcher Delt. ſich nicht nur nicht be weiſen läßt, ſondern der auch ſo beſchaffen iſt , daß man nicht mit dem geringſten Echein von der Welt daraus behaupten kann, daß die Welt ewig und nothwendig ſeis. Plaro nennt die Welt einen ewigen Abdruck einer emigen Vors ſtellung in dem Weſen Gottes .

Kann er alſo wohl geglaubt

a ) Von der Welt Anfang und Ende . b ) ubhandlung von der Neuigkeit der Welt , ang tem Daniſchen uberfest von C. G. Xiangel, Koppens bagen und Leipzig, 1758 in 8.

des Erdbodens .

657

geglaubt haben, daß ſie erſchaffen worden ? Pros club, Strato von Lampſacus und Origenes fola len gleidhe Meynungen gehabt haben , wohin auch Almaricus gehöret, der das Unglück gehabt, daß

!

man feine Knochen im Anfange des dreyzehnten Jahrhunderts auszugraben und zu verbrennen für nöthig befunden .

Xenophanes, der Stifter der

eleatiſchen Secre , foll gleichfalls die Ewigkeit und Nothwendigkeit der Welt behauptet haben. Das er für ein gründlicher Kopf geweſen ſeyn müſſe, er. Hellet daraus , daß er der Ménnung war , die Erde beſtehe aus Iuft und Feuer, und alle Dinge Kåtten aus der Erde, die Sonne und Sterne aber aus den Wolfen ihren Urſprung genommen . Ariſtoteles glaubte zwar die Ewigkeit, nicht aber die Nothwendigkeit der Welt, ſondern er hielt ſie vielmehr für eine Wirkung , welche Gort von Ewigkeit verrichtet habe, und die von ihm eben ſo wenig , als der Schatten von dem Körper getrennet werden könnte, worinnen er nebſt andern den vers reos und Avicenna zu Nachfolgern befommen ; ja faſt alle Sculweiſen hielten dafür, daß es kein Wi. derſpruch ren, wenn man ſagte: die Welt ſen von Ewigkeit geweſen , und dennoch erſchaffen worden, indem die Ewigkeit einen andern Grund , als die Mothwendigkeit habe.

Denn ſo gewiß es iſt, daß alles ewig ſeyn müſſe, was nothwendig iſt, ſo we . nig folgt es, daß das nothwendig ren , was ewig iſt, wovon man in der Metaphyſik des Herrn Barons

von Wolf weiter nachleſen kann . Indeſſen ſieht dod, ein jeder, daß es darum nicht genug ſen, diere Mennung für wahr zu halten , weil das Daſeyn Gorres dabei beſtehen kann, ſondern daß man andes re Gründe anführen müſſe, wenn es mehr als eine bloße Sonpocheje ſeyn foll. Zugleich erhellet áber auch hieraus, daß man denen, welche mit dem Aris . H. Theil. ſtoteles

658 Von ehemal. Hauptveränderungen ftotcles die Welt für ewig şalten , zu viel thue, wenn man ſie fiir Atheiſten erkläret ; ein Name, mit welchen man zu allen Zeiten und in allen lån. dern deſto frengebiger geweſen , je mehr die Einfalt und Bosheit an den Urtheilen der Menſchen Theil Diejenigen können allein diefen genommen hat. unglücklichen Titel in der Welt behaupten , welche mit dem berufenen Benedict Spinoza die Welt für nothwendig halten, wovon die Ewigkeit derſelben Denn dieſer wolte, wel: eine nothwendige Folge ift. dies kaum zu vermuthen iſt, ſo gar geometriſch , te, monſiriren, daß Gott und die Welt einerley fen, und daß die Uusdehnung eine Eigenſchaft Gottes genen. Er iſt von vielen und auf fo net werden mußte. , geſchimpft, geſcholten und widerlegt Art vielerley verdammt worden, daß wir uns wohl nicht langer bey ihm aufhalten dürfen .

Cosmos

3. $. Die Vernunft, oder wenn man lieber will, die Ueberlieferung, lehrete die allermeiſten alten Vol.

genie der ' ter und ihre Weltweiſen , daß die Welt nicht von Phónicier. Ewigkeit her ſenn fónne, ſondern einmal einen Ana fang gehabt haben müſſe, und faſt alle famen dat: inn überein, daß das Ganze aus gewiſſen einfachen Theilen zuſammengeſeket worden. Nur in der Bez ſtimmung dieſer anfänglichen Theile, und in der An und Weiſe ihrer Zuſammeuſeßung waren fie den ſchiedener Mennung, die ſie oft in finnbildliche Vor. ſtellungen einhülleten , und dadurch zu einer Menge feltfamer Phantaſien und wunderbarer Erdichtar gen Anlaß gaben , welche zu nichts weniger gefchigi ſind, als uns einen , auch nur einigermaßen ertrag lidhen Begriff von der erſten Bildung der Welt ura insbeſondere unſers Erdbodens zu machen . Die erſte Mennung iſt die Mennung der Phu nicier , die uns von einein igrer eigenen Gerchio freiber,

des Erdbodens.

659

fchreiber, dem Sanchuniathon überliefert, und fei. ner Verſicherung nach , aus der Cosmogenie des Taurus genommen worden , ſo der Aegyptier Seiner Erzählung Thoyt oder Sermes geweſen. nad , war nun das erſte Principium der ganzen Welt eine gewiſſe finſtere und geiſtige oder windige Luft, ein finſterer { uftgeiſt, und ein verworrenes , dickes und trůbes Chaos, welche unendlich und ſehr gerau . me Zeit lang ohne alle Grången geweſen. Nach : dem aber dieſer Geiſt ſich in ſeine eigenen Principia verliebet, ſo entſtund daraus eine Vermiſchung, u o dieſe Verbindung wurde die Begierde oder Liebe genennet ; und das war der Anfang der Bildung al . Der Geiſt aber wußte und erkannte ler Dinge. Aus dieſer Vers feine Hervorbringung nicht. miſchung des Geiſtes entſtund nun der Mór, wore aus einige einen Seim machen , andere aber eine Fäulniß einer Miſchung ; und daraus kam der Saas me aller Geſchöpfe, und die Erzeugung der ganzen Welt.

Es gab gewiſſe Thiere, die keine Empfin .

dung gehabt hatten, aus welchen verſtandige Thiere entſtanden, welche man Zephofamin , das ift , die Betrachter des Himmels genennet, und deren Ges ſtale enförmig geweſen . Unmittelbar darauf, nebſt dieſem Móc, fingen die Sonne, Mond und Sterne Die Luft ward durch einen bohen an zu leuchten . Grad der Hiße der Erde und des Meeres erware net , woraus die Winde fowohl als Wolken erzeuget purden, und ſtarke Waſſergůſſe und Regen erfolgten . Nachdem aber dieſe Gewäſſer wieder abgeſondert, end durch die Sonnenhige in die Höhe gezogen wors en, find ſie in der luft wieder zuſammen kommen , nd an einander geſtoſſen , woraus Donner und Blis Durch welches Gepraſſel in der Luft ntſtanden. e oben gemeldeten verſtåndigen Thiere erwacht, und er dem heftigen Schall in ſolches Schrecken gera. then ,

660 Von ehemal.Hauptveränderungen then , daß ſie darüber, auf der Erde und im Meere, månnlichen und weibliden Geſchlechts, ſich zu bewe. gen angefangen . §. 4 .

Die Aegyptier hatten folgende Mennung : Cosmo: Bey dem erſten Anfange der Welt Hat Himmel und genie der Erde einerley Geſtalt gehabt, indem bender Natur Aegyptier.mit einander vermiſcht geweſen . Nachdem ſie aber mit der Zeit von einander abgeſondert worden , die Weit die geſammte Einrichtung erhalten , inn wir ſie noch jeho erblicken ; da denn die { uft beſtåndige Bewegung bekommen, wodurch die

hat dar, eine feu .

rigen Theilchen derſelben in die oberen Gegenden auf geſtiegen, da ſie ihrer Leichtigkeit wegen ganz natúr: lich ſich erhoben ; woraus denn die ſchnelle Wirbei. bewegung der Sonne und anderer Sterne entſtan : die icimichte und trúbe Materie aber, nadidem den ſie ſich mit der feuchten vereiniget, fiel, vermöge ih. rer natürlichen So were, auf einen Klumpen zuſam . Ben beſtandiger Bewegung deſſelben durch innere Erſchütterungen entſtund aus den verſamm :

leten wäſſerigen Theildjen das Meer, aus den fe: ſtern aber die Erde , weldje, zwar im Anfange fee weich und feucht geweſen , nachdem ſie aber vermit telſt der Sonnenſtrahlen ausgetrocknet , ro fieng ty Dberfläche der Erde an, durch anhaltende Fife is Gåhrung zu gerathen , wodurch einige Feuchte Thyciu derſelben aufzuſchwellen anfiengen , und nach 2 :0 nad) zu faulen Beulen wurden , die mit dùm Håuten umgeben waren . Dieſe feuchte Mater

nun , nachdem ſie' von der natürlichen Wärme frud bar gemacht worden , ſer des Nachts turd ) cirir Reif, der aus der Luft berabgefallen, genahret , b . Tage aber durd, die Sonnenſtrahlen immer här: und feſter gemacht worden, bis mit der Zeit die a geſchloſſene Fruchtzur völligen Reife gelanger, endir

des Erdbodens.

661.

endlid ), nachdem die gedachten Håute ausgetrocknet und zerplagt, allerley Arten der Geſchöpfe hervorge. kommen ; von welchen diejenigen , ſo den größten Grad der Hiße erhalten, geflügelt worden, und ſich aufwårts geſchwungen , diejenigen aber, die größten. theils aus wäſſerichter Materie beſtanden, ſich in das ihrer Natur gemåßeſte Element begeben, und Fiſche genennet worden , diejenigen endlich , in welchen die irdiſden Theile überwogen, friechende und ſonſt auf der Erde befindliche Thiere geworden . Nach Ver. lauf geraumer Zeit aber ſey die Erde theils durch die Sonnenhiße, theils durch die Winde immer mehr und mehr ausgetrocknet worden, folglich nicht mehr im Stande geweſen , einige große Thiere hervor zu brin . gen, die ihre verſchiedenen Urten durc ) Zeugung forts zupflanzen angefangen.

Um aber dem Einwurf zu begegnen, der gegen die Möglichkeit der Hervorbrins gung lebendiger Geſchöpfe von der Erde gemacht werden könnte, beruft ſich unſer Schriftſteller auf die erſtaunliche Menge der Mäuſe, weldje in dem

obern Aegypten aus dem verfauften Schlamm ent ſtehen ſollen , den der ausgetretene Tilſtrom zurück läßt . So ungereimt dieſes iſt, ſo hat doch Sims plicius fein Bedenken getragen, zu behaupten, es ſen die mofriſche Erzählung von der Schopfung der Welt nichts anders als eine fabelhafte Ueberliefe. rung , die aus den Gedichten der Aegyptier genom. men worden .

§.

5.

Beroſius giebt uns folgenden Bericht von der Cosmos Cosmogenie der Chaldåer. Es iſt, ſchreibt er, ei : genie der ne Zeit geweſen , in welchen alles aus Finſterniß und Chaldaer . Waſſer beſtanden, worinnen erſchreckliche Thiere von hodit verſchiedenen Geſtalten erzeuget worden . Daß es damals Menſchen mit zween Flügeln ; ande . re mit vier oder zwey Geſidytern ; andere mit einem Seibe It 3

. 664 Von ehemal.Hauptveränderung en Die Erde ſen der Dunkelheit wegen, die ſie bebefet, ganz unſichtbar geweſen. Das Licht aber, ſo durch den Aether durchgebrochen, habe die ganze Schó. pfung erleuchtet. Und dieſes alſo hervorgebrochene lidit sen das oben gedachte höchſte unter allen We: ſen, des Name, wie derſelbe vom Orakel geoffen. baret worden, Rath, licht, und Quelle des Lebens Heiße . Syrianus will vorgeben , daß Orpheus zwey Grundwefen behauptet babe , nåmlich den Becher und das Chaos , wozu Simplicius noch ein drittes benfüget, welches der Ordnung nach vor #

den benden andern noch vorhergehet, nåmlich die Zeit, das Maaß der fabelhaften Götterzeugung, nach weldier erſt der Aether und das Chaos zur Wirk, - lidhfeit gebracht worden .

Es iſt auch noch zu be. merken , daß Orpheus, nebſt andern morgenfàndis ſchen Schrern , die Mennung von einem Weltey zuerſt unter den Gried ) en ſcheint eingeführet zu haben , die er verinurhlich unter den Aegypriern gelernet, als welche unter dieſem Bilde die Welt vorgeſtellet.

§. 7. The Seſ Des ogonie, die zugleich eine Cose iodus Cosmo mogenie enthalt , iſt etwas verworren ; indem ſie genie des zweimal vom Chaos anfänge, und alles mehr in Hefiod :18 und Ung : poetiſcher als philoſophiſcher Ordnung vorträgt. darauf hinaus, simenes. Die Hariptſache in derſelben läuft Daß im Anfange das Chaos zuerſt da geweſen , darı nad) die Erde, und endlich die Liebe als die ſchönſte Das Chaos has unter den unverblichen Göttern . be den Brebis und die Nacht erzeuget, aus deren bender Verbindung aber fen der Alecher und der Tag entſtanden. Hierauf bemüher er fic, die Sdjela dung des Himmels und der Sterne von der Erde, die Bildung der Berge, das Verſinfen der Höhlen , und das Entſtehen des Meers aus dem Himmel und +

LE

V

des Erdbodens. der Erde zu beſchreiben.

665

Doch wir haben eine or

dentlichere und vollſtändigere Beſchreibung von dieſer alten Cosmogenie, welche Ariſtophanes: ertheiler hat, woher er ſie audy mag genommen haben . Der -e félbe meldet nun , daß anfänglich das Chaos, der finſtere Erebus, und der wüſte Tartarus da ges weſen ; aber weder Erde, noch luft, nod) Himmel. Die mit ſchwarzen Flügeln verſehene Nacht habe das erſte En von Wind in den weiten Schoos des Liebuis geleget, aus welchen nach einiger Zeit die liebenswürdige Liebe hervorgekommen, die mit gols denen Flügeln , ſtarfen Wirbelwinden gleich , geglån. zet. Uus der Vermiſchung der Liebe mit dem Chaos feyn Menſchen und Thiere entſtanden . Vor, der Zeit, ehe die Liebe alles vereiniget, feyn feine Götter da geweſen ; aus dieſer Vermiſchung aber aller Dinge mit einander fern ſowohl Himmel und Erde, als auch das ganze Geſchlecht der unſterblichen Götter entstanden . Anarimenes gab vor, daß eine unendliche Luft. der erſte Urſprung aller Dinge ſen, daß aber dieſe daraus entſtandenen Dinge insgeſammt endlid ſeyn , auch dereinſten wieder darein zurück Fehren werden . Seiner Mennung nach ſind alle Dinge aus einer alle måhligen Verdickung und Verdünnung dieſer Luft entſtanden ; Erde, Waſſer und Feuer ſind zuerſt Hervorgebracht worden, hernach die übrigen Tbeile der Welt. Woben er vermeynet, daß die Bewes gung ewig ſen ; daß die Hike der Sonne von ihren (dinellen aufe entſtehe;

daß die Luft die Welt zu

fammen Halte, wie die Seele, welche er auch für Luft gehalten, den menſchlichen Leib erhalte. §. 8. Leucipp , Democric und Epicur fekten alle Cosmos

Zahlen , Verhältniſſe, Harmonien, Ideen , Qualità genie dess ten und elementariſche Geſtalten beyſeite. Es er , Leucipp,. Its griff

668 Von eheinat. Hauptveränderungen $.

9.

Zeno. , der Urheber der ſtoiſchen Secte foll Coſmoge: folgende Meynung von dem Beraclitus entlehnet nie des Zes haben. Die Welt werde nach Verfließunggewiſſer no und Pn . Zeitläufte wechſelsweiſe durcis Feuer aufgelöſet, thagoras. und bernach wieder aufs neue daraus hervorgebracht. Gott ziehe alle Dinge in ſid ), oder verſchlinge dies relben durch ſolche allgemeine Entzündung, und brina ge ſie hernach wieder aus ſich ſelbſt hervor.

In

dieſen auf einander folgenden Entzündungen ſollen nun , dieſer Meynung nach), nicht allein die übrigen Theile der Welt , ſondern auch die geringern Götter in die höchſte Gottheit , dige

feurige

Seele ,

das iſt , in die verſtána oder

das

Grundwelen

der Welt , zerſchmelzt werden ; welches gått liche Weſen in folchem Zeitlauf in ſich ſelbſt rube, feine Vorſehung betrachte, und ſich mit ihm anſtån. digen Gedanken befchäfftige, bis es die Welt aufs neue hervorbringt. Welche Erneuerung Zeno alſo beſchreibt: Wenn Gott noch allein iſt, ſo verändert er die ganze Subſtanz , aus Feuer erſtlich in Zuft, und hernach in Waſſer.

Wie nun in einer Pflanze

der Saame enthalten iſt, ſo laſſe Gott, als der Grundſaame der ganzen Welt , in dieſe Feuchtigkeit fold )en Saamen , der vermogend fey , bequeme Ma. terie zur Zeugung -alles deſſen ,

was entſtehen ſolle,

Hervorzubringen ; daß die gröbern Theile dieſer waſs ſerigen Materie ſich feßen und die Erde machen, Die feinere aber die Luft , und die allerfeinften das Feuer. Wenn nun auf ſolde Weiſe die vier Ele: mente gegeuget worden , fo entſtehen aus ihrer Ver , miſchung Pflanzen , Thiere , und alle andere Arten der Dinge. Pythagoras , ein Philoſoph und tiefſinniger Mathematicus , welcher ſich in die Geheimniſſe der Zahlen verliebt hatte , und deſſen angeneắmſte Bea fchiffris

1

des Erdbodens.

669

ſchafftigung war , zu unterſuchen ,

wie durch eine

Reihe unendlicher verborgner Zahlen, ein krumm gee i flochtner Zug zu meſſen ſey , hat ſich eine recht ma. Denn er thematiſche Coſmogènie verfertiget.

35

fieht die Zahlen als Gründe aller Dinge an , und erflåret daher die Hervorbringung der Welt auf Die 1170nas und Dyas wårer folgende Weiſe.

1

die zwo Quellen aller Zahlen , woraus Puncte ent. ſtůnden , aus Puncten Linien , aus Iinien Flächen , und aus den Flächen die Körper , deren Elemente, Feuer , Erde , Waſſer und Luft wären , die ſich in beſtåndigen Veränderungen befinden , und woraus die Welt gebildet worden , die belebt , verſtändig und fugelrund fey , in der Mitte aber die Erde ente halte , welche ein rumder und bewohnter Körper ſey . Daben lehrete er , daß die Welt aus Feuer und dem fünften Elemente entſtanden ſen , und gleich wie es in der Geometrie nur fünf Körper gabe, welche man

# regelmäßig nenne , fo fey die Erde aus dem Cubo, das Feuer aus dem Terraedro , die Luft aus dem 4



Ocroedro , das Waſſer aus dem Icofaedro, und die Spåhre der ganzen Welt aus dem Dodecas edro hervorgebracht worden . $. 10 . Alle dieſe angeführten Mennungen von dem Carteſti Urſprunge der Welt haben zu unfern Zeiten we. Lebrge: båude von nig oder gar keine Anhänger gefunden , da unis der Scho 1110fes eine weit begreiflichere und deutlichere Nach), pfung. richt von der Bildung der Welt aufbehalten hat. Allein , zum Inglich hat man ſie für zu kurz und unvollſtändig gehalten , als daß man die Art und Wei.

T

ſe, wie eines aus dem andern entwickelt worden , aus Moſis Urkunde hinlänglich kennen lernen ſollte. Man nahm ſich die Freyheit, die Lücken , welche man bey ihm zu finden glaubte , auszufüllen : und dieſer verbindlichen Bemübung haben wir eine Men . ge

1

1

672 Von ehemal. Hauptveränderungen

und ihn gezwungen , der Bewegung ihres Wirbels ! zu folgen .

§.

11.

Thomas Burner , ein gelehrter Engländer, Burnets hat uns in einem eignen Buche c) die Geſchichte febrge: Er hat,, der Erde ben ihrem Urſprunge erzählt . bäude. chne von dem Urſprung der ganzen Welt zu handeln, welcher ſeiner Mennung nach , lange vor der von Yiofe erzählten Gdyöpfung gebildet worden , fich bloß auf die Bildung unſerer Erde eingeſchränkt. Er meynt, daß diefelbe aus einem Chaos oder ver . morrenen Haufen von allerhand Körpern auf folgen. de Weiſe entſtanden ſen . Die erſte Veråndet ung die vorgegangen ware ; Gåtte darinn beſtanden , daß fich die richwerſten und gröbſten Theile gegen den Mittelpunct der Erde geſenft, nou

ſie mehr und

mehr zuſammen gedrückt und ſtufenweiſe verhacret Der Ueberreſt der Maſſe , der worden -wåren . oben geſchwommen , habe ſich gleichfalls aus dem Grunde der Schwere in zwo beſondere Arten flußi. ger Materien abgetheilet, indem die leichteſten und

1

wirkſamſten Theilden ſich nach und nac , von den übrigen losgearbeitet, aufwärts geſtiegen , und die Luft hervorgebracht, dahingegen die andern gröbern auf der Erdfläche zurück geblieben , und das Waſſer ausgemacht hätten . In dem Waſſer håtten ſich mies der lige Theilchen befunden ; auch dieſe båtten fich über das Waſſer erhoben, und wåren oben gefdwoms men . Ferner giebt er vor , die Luft feny nod dick, grob und finſter geweſen , der vielen irdiſden Theile wegen , die darinnen nod ) geſchwommen , nadidem die gröbern niedergeſunken , die ihrer Schwerer bal. :. ber ſolches geſchwinder gethan . Da nun diele fleie neren und leichreren Theile, fo anfangs zurüde geblie. ter, s) Theoria Telluris facra.

des Erdbodens.

673

ben , ſich auch renfen müſſen , aber langſamer , uud in mehrer Zeit ; in folchen Herabſteigen aber an die flichte Feuchtigkeit gekommen , über der Tiefe oder dem geſammleten Waſſer : ſo habe dieſelbe ſie ver . wickelt, und ihr weiteres Herabfallen gehindert ; worauf ſie dafelbft mit dieſem fetten Weſen vermens get worden , und eine Art von Schleim , oder fette, - faftige und leichte Erde ausgemacht, die über der Fläche der Waſſer ausgebreitet geweſen. Dieſe dünne und zarte Schaale von Erde habe nach und nach zugenommen , nachdem die kleinen irdiſchen Theile, welche in der Luft geweſen , daſelbſt anlangen können ; indem einige einen langen Weg aus der obern Gegend gehabt, andere aber ſehr leicht gewe. 2 fen , folglich lange auf und nieder geflogen, ehe ſie" fich losmadjen und herab ſinken können . Nachdem fie aber endlich alle daſelbſt angekommen , und ſich mehr und mehr mit der dlichten Feuchtigkeit vermen. get ; haben ſie dieſelbe ganz eingefogen und ſich eine verleibet, wodurch ſie ſteifer und feſter geworden, daß ſie mit derſelben einen Körper ausgemacht; welches dann die erſte Feſte und dauerhafte Sub ſtanz geweſen , ſo über der Fläche des Chaos ent. ſtanden , und endlich eine bewohnbare Erde gewor . ben , dergleichen die Natur vorgehabt. Und eine folche Erde , meynet er , muffe allen Abſichten einer angehenden Welt gemäß fenn. Denn was tonne wohl ein bequemerer Pflanzgarten für Cemádyfe und Thiere fenn , als ein Feld von folcher Art und Bile Dung , das aus einer zarten und leichten Erde beſtan . den , die mit gutem Saft angefüllet, auch ohne Widerſtand geweſen, gegen die Wirkung der Sonne, oder was für andere wirkende Weſen der Urheber der Natur , zur Hervorbringung der Dinge auf der neugemachten Erde verordnen mogen ; die alſo den alten Beſchreibungen des urſprüngliden Schleimes uu und 1. Theil.

674 Von ehemat. Hauptveränderungen und Erdreiches, vollkommen gemäß iſt. Ich darfnicht vergeſſen , daß Burnet die Erdare,por der Sünde flutl , auf die Fläche der Efliprif rechtwinklig ſtellet, daß er der Erde damals eine eyrunde Geſtalt giebt, : ſo , daß ihre Spigen die beyden Pale abgegeben. Vor der Sündfluck ſey weiter fein Regen gefallen, als unter den Polen , oder um diefelben. Von benden Polen aber wären Flüffe gekommen , und håtten die weiten Strecken der gemäßigten Erdſtri. dhe bemåffert. Unter der äußerſten Erdrinde båtte ſich eine große Sammlung von Waffern befun den 4. f. f. 9.

12 .

Wilhelm Whiſton d ), ein gelehrter und bes Whiſtons-rühmter Engiảnder hat uns in ſeiner neuen Erda Lebirges theprie alle Hauptveränderungen der Erde aus der bäude. Kometenlehre begreiflich zu machen geſucht. Seine Mennung iſt nicht nur in England mit vielem * Beyfall aufgenommen worden , ſondern : þat auch, außer dem Herrn Dechlev Cluper, an dem Herrn Beynen einen recht eifrigen Vertheidiger gefunden . Man glaubt von dieſer wbiſtoniſden Theorie, daß fie unter allen übrigen mit den Worten Moſes auf das genalieſter übereinkomme, welches ſehr zu bee wundern iſt , da ihr Verfaſſer das Unglück hat, unter die Reßer gezählt zu werden : ja dieſe vermenn . te große Uebereinſtimmung der Schrift mit der Mey . nung unſers Engländers macht, daß zu beſorgen iſt , man werde ihr mehr Gewißheit benlegen , und fie weiter zu treiben ſuchen, als Whiſton ſelber ge than haben würde ... , Whiſton iſt mit Burneten darinneit einig , daß die Hervorbringung der Erde eine bloße Ver . feßung derſelben in den gegenwärtigen Zuſtand ge

weſen id). A new Theory of the Earth ,

des Erdboðens .

675

Sie Håtte nämlich vorher ein wüftes weſen fen. Chaos vorgeſtellet, und wåre, ohne ſich um die Ure zu drehen , beynahe in einem Jahr um die Sonne herum gelaufen . Sechs folcher Jahre wåren nda thig geweſen , aus einem verwirrten Klumpen einen folchen Planeten zu machen , wie wir ihn vor uns fehen . Im erſten Jahre hätte die Erde einen aus: gebrannten Kometen vorgeſtellt, und wäre alſo wüſte und leer geweſen ; weil ſich aber Sie gróbften Theilchen iſrer Dunſtkugel nach dem Kerne des Kometen Gerunter gefenft håtten , fo wåre er mit Waſſer umgeben , und folglich die Luft dergeſtalt von Dünſten gereiniget worden , daß es die Sonne auf der Erde belle machen können , ob ſie ſchon noch wes gen der in der Armofpåhere befindlichen Dünſte, wie es ben trůbem Wetter zu geſchehen pfleget, felbft nicht håtte können geſehen werden. Im andern Jahre wåren noch immer mehr Dünſte herunter ges fallen , doch aber noch ſo viel zurück geblieben , daß man die Sterne nicht håtte fehen fónnen . Im dritten Jahre wäre das auf die Erde gefallene Waſi ſer gegen die niedrigſten Dercer herabgelaufen, wor. aus darn Teiche entſtanden : denn die großen Welta meere ſollen, erſt in der Sůndfluth ihren Urſprung Weil ferner die Sonne durch genommen haben. die von Dünften gereinigte luft aufs land geſchien nen , fo wåren Pflanzen und Kräuter auf der Erde Hervor gewachſen . Im vierten Jahre ſoll die Luft ganz Heiter und flar geworden ſeyn. Im fünfter und ſechſten Jahre wåren Thiere und Menſchen bers vorgebracht worden . 13 8. Leibnis e) muthmaßete , als die Almacir leibnißens anfangs das licht von der Finſterniß abgeſondert hat,Lebrges Uli2 fabe boude . 6 ). Theodisée $ .244 f. und in der Protogwa.

1

676 Von ehemal. Hauptveränderungen habe die Materie, welche die Erde ausmachet, groß . tentheils gebrannt , ſo , daß die Erde anfangs ein Firſtern geweſen fer , den aber dieVerbrennung mit einer dunkeln Rinde überzogen habe. Die Rinde fev glasarcig geweſen : alſo ſen der Grundzeug der Erde Glas , und der Sand ſen nichts anders als Srůcken deſſelbigen , daraus nachgehends durch die Bermiſchung mit Salzen , und durch den Umlauf des Waſſers und der Dünfte verſchiedene Arten von Erde entftanden wären .

Ferner glaubte er

die Feuchtigkeit, welche durch die Kraft des Feuers in die Luft erhoben war , fer nach Erfaftung der Rinde wiederum zuſammen gefloſſen , und dadurch eine Art von waſferichtem Weſen entſtanden , wie dasjenige , welches kaliſche Salze aus der tuft an fich ziehe (oleum per deliquium ). Dieſes habe ſich mit den Feuerbeſiảndigen Salzen vereiniger und die See ausgemachet. Die See habe vor dieſem einen großen Theil der Länder bedecker , die jeko über das Waſſer erhoben find , und fen vormals über die þöchſten Berge gegangen , bis daß die Rinde der Erde , die an den meiſten Orten hohl war, durch die ausdehnende Kraft der Dünſte , die in dieſen Höh . ten eingeſchloſſen waren , durch das Gewidyt des Waſfers, und vielleicht auch durch Erdbeben , gers brochen ren ; hieraus ſcheint er , wenigſtens in dem erſten Entwurfe dieſer Muthmaßungen , herzuleiten , warum ſo viele Muſcheln und andere Körper , die eigentlich aus der See kommen , auf den Bergen gefunden werden . Ferner glaubet er , da die See anfangs den höchſten Bergen gleich geſtanden, fo fen fie durch die geöffneten Rifle ins Innerſte des Abgrundes gedrungen , und dadurch fen ein großer Theil der Erde trocken geworden ; doch geſteht er , daß viele Veränderungen auf der Oberfläche der Erdkugel vorgefallen find , die man der allgemeinen Eind . Alutý ,

des Erdbodens.

677

fluth , und andern großen Ueberſchwemmungen zu . ſchreiben müſſe . Dieſe Gedanken des großen Leibniz kann man höchſtens für nichts weiter ,

als für ungegründete

Muthmaßungen anfehen , weil roſes uns dazu nicht die geringſte Anleitung giebt , und die Vera nunft uns hierinnen gar keine Hülfe teiſten kann ; gegenrheils lebret uns unſere Kenntniß der göttlichen Weisheit und Ullmacht, daß er ſich unzäßlich vieler andern Mittel bat bedienen können , das licht von der Finſterniß , und das Waſſer vom Trockenen zu fcheiden , ja , daß Gott felbſt dieſes Werk unmittel bar durch den Wint feines Willens verrichten kön. nen.

Indeffen wollen wir die Nachricht, die Mos

fes uns von den Berfen der Schöpfung giebt, da . mit vergleichen. Dieſe Verbrennung muß den er. ſten Tag , oder doch nach demſelbigen geſchehen ſeyn , denn damals ward das Licht von der Finſterniß ger ( chieden : fie muß felbft nach dem dritten Tage vors gefallen fenn , Denn den vierten Tag wurden erſt Sonne , Mond und Sterne gemachet, und es war die Erde damals noch ein Firſtern , und alſo mußte ſie unter die Werke des vierten Tages gerechnet worden ; aber nach der Heiligen Geſchichte iſt die Abſonderung des Trockenen vom Waſſer fchon den Dritten Tag gee fichehen, da doch nach Leibnigen diefe Abſonderung Ferner find die nach dem Verbrennen erfotget iſt. Seethiere , worunter man die Muſcheln wohl un. ſteitig zählen muß , nach dem Ioſes geſchaffen wore den , als die See vom Trockenen abgeſondert war ; Lcibniß aber ſcheint ſie ſchon für zuvor geſchaffen anzunehmen , weit ben Zerbrechung der glasartigen Rinde der Erdkugel , die See in das Innerfte des 216grundis gedrụngen , und dadurch ein großer Theil der Eree trocken geworden ſeyn roll; denn er þált die Muſcheln und andere Seegeſchöpfe, bie um bie Uu 3

4

078.Von ehemal. Hauptveränderungen die Berge und darauf gefunden werden , für Beam weisthümer von dem erſten Einſturze der Erbrinde. Auch findet man auf den Gipfeln der Berge nicht nur Muſcheln und Stůcken von Seethieren , ſondern auch Abdrücke von Pflanzen und Knochen von land. thieren , ſo , daß die See über dieſen Bergen muß geſtanden haben , nachdem die Kräuter und Thiere ſchon vorhanden waren. Doch muß man geſtehen, daß Leibnitz in ſeiner Protogæa, wie Herr Sd eid ſie herausgegeben hat , die Muthmaßung etwas wei. ter ausgeführet , und wenigſtens vom Urſprunge der Muſcheln , die ſich auf der Berge Gipfeln fina den , keine ausdrückliche Erwähnung gethan hat, als ob ſolche von der Einſtürzung des Erbrinde zurüd geblieben wären , ſondern er ſcheint dieſelben mehr der Sundfluth zuzuſchreiben : wodurch die lebt er. wåhnte Schwierigkeit meiſtens verſchwindet; als. dann aber wird ſeine Meynung von der SündAluth ungegründet, und ſtimmt mit dem Lehrgebäude Burnets überein .

14. $. Anton Lazarus Moro f) bahnte 'ſich einen Da .Gott, ſagte er , die Welt . bande des ganz neuen Weg. kugel erſchaffen gehabt' , feu folche um und um mit Doro. füßen Waffern umgeben geweſen ; den zwenten Echöpfungstag blieb dieſes Waſſer 175 Klaften tief. Die Erde blieb damals rund , und beſtund aus einer bloßen ſteinichten Rinde ; ehe aber die Waſſer alle davon geſchieden wdren , fo entzündete ſich das IN. nerſte der Erde ,

und das Feuer ftieß die ſteinerne

Dberflåde der Erde in die Hobe : daraus entffan . den Berge ; dieſe Berge zerfprungen zum Theil, und wurden zu kleinen Stücken und Staube : aus dies ſen Matevien wurde Erde, Sand , Thon , Metalle, Mines :: ) Unterſuch. der Beränder. des Erdbod.

des Erdbodens.

Mineralien

2c.

679

Ein Theil dererſelben lief in das

noch vorhandene Waffer, theils flogen ſie in die luft , und verurſachten hernach den falzigen Ge. "ſchmack der Waſſer. Durc) das viele und lange Auswerfen dieſer Berge wurde endlich dieſer Ma: terie ſo viel , daß ſie über das Waſſer hervor ragte. Das Feuer gieng weiter , und ergriff auch dieſe von ihm felbſt verurſachten Erdſchichten , und machte wieder neue Berge daraus , welche diejenigen ſind, die aus puren Erdſchichten beſtehen. Auch dieſe Berge müſſen mit den andern geſellſchaftlich meha reve Materie auswerfen , wovon wieder neue Erds . fchichten werden ; es entſtanden Inſeln , Halbinſeln ;: alles war noch ohne Pflanzen ; das Waſſer wird aber immer ſalziger. Die legte ausgeworfene Erde ift fruchtbarer Urt , und bringt Erd- und Seeges wächſe Hervor. Nachdem alſo Nahrung für Thies' re vorhanden war ; ſo wurden zuerſt Meerthiere her: vorgebracht: ein Theil dererſeiben entſtand in wei . cher Erde , ein Theil in Sande , ein Theil in Thon , andere in Steinen . Das trockne (and wurde mit Kråutérn bedeckt, und endlid) brachte es Thiere und Menſchen. Es entſtanden immer mehr feuerſpenende Berge , folglich wurde mehr feſtes { and , und das Waffer wurde immer mehr und mehr eingeſchrän . fet ; hierben kann es vollends fo falzig geworden feyn. Weil die lektern Berge aus Erde beſtanden , in welcher feine Seekörper mehr waren , ſo konna ten ſie auch keine Seekörper mit herauf bringen . Endlich erfand man in der Folge der Zeit allerley Künſte und Vortheile, das Meer je mehr und mehr einzuſchränken , worju eine Menge neu entſtandener Inſeln und Halbinfeln vieles mit beytrug. Man . ches trofnes { and blieb lang Zeit in feinen Umſtån . den , ohne daß eine andre Erdſchicht darauf fam . Diefes land trug. alfo Pflanzen und Bäume, und Uu4 . Ibie.

680 Von ehemal. Kauptveränderungen

Linnai Mutb : maßung.

Thiere, die wir jeßo , wenn wir ſie ausgraben , für fremde erkennen : und ſo blieb dieſer Erdboden . g. 15 Vor nicht gar langer Zeit hat der große Kraus terfenner Linnaus eine artig ausgedachte Muth . maßung von den Veränderungen auf der Oberfläche der Erde vorgetragen . Wir wiſſen aus der beil. Schrift , daß Adain und Loa durch Gott ir den Suſtgarten Eden gefeßet worden , und daß Adam daſelbſt den Ilieren , die der große Schöpfer zu ihm gebracht, Namen gegeben hat. Von jeder Art von Thieren , von jeder Art von Pflanzen, find nach des Linnai Gedanken , nur zwen Stücke, ein Männchen und ein Weibchen , geſchaffen , und ſelbſt nur ein einiges Thier und eine einzige Pflanze von denenjenigen , welche beyde Geſchlechter zugleich bea fißen.

Ferner feßet er , die ganze Oberfläche der

Erde ſer im Anfange mit Waſſer bedecket geweſen , bis auf eine einige Inſel, die ſich über das Waffer erhoben, und Menſchen, Thieren und Pflanzen einen bequemen Wohnplaß gegeben habe. Dieſes mußte fo ſeyn , weil ſonſt adam keine Herrſchaft über die Thiere håtte ausüben , ihnen feinen Namen geben , und keinen Nußen von ihnen erhalten können , wenn fie qußer feiner Geroalt , und in dem Bezirke des Paradieſes geweſen wären . Weil nun die Inſekten quch gegen vårtig feyn mußten , und dieſe nicht ohne Pflanzen , Båume und Kräuter leben fonnten , da jede Pflanze eine beſondere Art Inſekten Unterhalt verſchaffet, ſo mußten auch alle Pflanzen , Bäume u. f. f. im Paradieſe, und alſo auf der Inſel gefuna den werden , deſto mehr , weil es Vögel giebt , die nur Beeren und andere Theile der Gewachfe freffen , da fich andere nur von Infekten nähren. ſich das Land vom

Anfange

Bitte

ſo weit erſtrecket als

jeko , ſo wäre es für aldam befchwerlich und fether unmög .

des Erdbodens .

681

unmöglich geweſen , jede Art zu finden, weil fie fich, nach ihrer angebohrnen Neigung ſogleich auf den ganzen Erdboden würden ausgebreitet haben. Uebers dieſes iſt es nicht leicht zu glauben , daß der allmeie fe Gott , der in allen ſeinen Werken eine ſo genaue Verhältniß in Acht genommen hat , die ganze Erde mit Thieren erfüllet håtte , die er bald darauf, eini. ge wenige ausgenommen , durch die Sündfluth um . bringen wollte. Hierauf betrachtet Linnaus die Erde felbſt , und glauber Spuren zu finden , daß die Sache wirklich ſo vorgegangen ſen .. Er glaubet, die Erfahrung lehre es , daß das land von Zeit zu Zeit zu Zeit zunimmt, die See aber verliert; dies fes beweiſt er aus Wahrnehmungen , die in Borb, nien ,, Dalland und Gochland find bemerket und größtentheils ſchon in der vorigen Abtheilung von mir angeführet worden. Linnaus ſahe leicht, daß man ihm einwenden würde , jede Pflanze , jedes Thier erfordere , um fortzukommen , ſeinen eigenen Himmelsſtrid ) und Boden , da ſie doch hier alle in einer kleinen Inſel beyſammen waren ; er glaubt aber dieſer Schwierigkeit damit aus dem Wege zu gehen , daß er zum voraus reßet , das Paradies babe unter dem Requator gelegen , und einen hohen Berg gehabt, weil ein Berg ſo viel mehr Kålte beo fikt , als er ſich höher erhebt, wie aus den Gipfeln Ber Berge erhellet , die beſtåndig mit Schnee bea bedet bleiber. So können auf einem Berge unter dem Zequator die Pflanzen wachſen , und die Thiere ſeben , die ſonſt nur in Lapland fortkommen wür. den , welches mit Tournefores Erfahrung übereins ſtimmet , der am Fuße des Berges Ararat , die in Amenien gemeinen Pflanzen ein wenig höher , wie diejenigen , die in Jralien wachſen , antraf ; als er noch höher fam , diejenigen fand, die um Paris zu fehen ſind , um den Gipfel , die ſchwediſchen Uus Pflana

EY

682 Von ehemal. Hauptveränderungen

Pflanzen , zu oberſt , wo alles mit Schnee bedeckt iſt , zeigeten ſich die Pflanzen, die ihren natürlichen Plaz auf den fdweizeriſchen und laplandiſchen Ulpen Haben .

$.

:

16.

Doch , da Linnai Muthmaßung nur einen kleie Bours nen Theil von der Bildung des Erdbodens betrifft: guers und ſo wollen wir uns nicht weiter daben aufhalten, fons Buffons Sheorie. dern noch ein Paar andere Erdtheoriſten kennen lere nen . Herr Bourguet g) hat ein Lehrgebåude in Unſehen zu bringen geſucht, welches ſich auf Beobacha tungen grunden foll ; aber fich auf Beobachtungert gründet , welches theils unrichtig, theils noch zweie Felhaft ſind. Das Hauptwerk ſeiner Theorie läuft darauf hinaus ; die Erde ſen anfänglich in einem flüßigen Zuſtande geweſen , durch die Umdrehung um ihre Are aber wären die ſchwereſten und am meh: reſten zuſammenhängenden Theile dahin gewichen, wo die Bewegung am größten geweſen : daher må ren die godſten Berge, die auf ihren Gipfeln die ſchwerſten Felfen haben , und die ſchwerſten Metalle nebſt den Edelſteinen , unter dem Zequator zwiſchen den Wendekreiſen und in denenjenigen Pläßen der gemäßigten Himmelsftriche, welche den Wendekreis fen am nächſten liegen , vornehmlich zu ſuchen, Dieſes Lehrgebäude iſt nachmals von dem Herrn Büffon h ) ausgepuķet , und mit den ihm eigenen Reizen der Schreibart vorgetragen worden. Ihm zu Folge haben alle Planeten ehedem der Sonne zue gehöret, von welchen fie vermittelſt einer ihnen allen gemeinen anſtoßenden Kraft, die ſie noch jest beybe. halten g ) Mémoires fur la Théorie de la Terre. in feinen Lettres Philof, fur la formation des Sels. 3.177

:

h ) Hift. Nat, Sh. I.

1

des Erdbodens.

683

Halten haben , abgeſtoßen worden , und dieß ſoll ein Komet verrichtet haben , der in fchiefer Richtung auf die Sonne gefallen iſt, dieſen Himmelskörper dadurch aus ſeinem Stande gebracht, deſſen Oberfläche Håckricht gemacht und ohngefähr den 650 Tbeil für alle dieſe Planeten abgeſtoßen hat. Dieſe Materie war anfangs flüßig ,

und weiter nichts ,

als ein

brennender Strom . Ulein, vermittelſt der Attraction wurden daraus verſd ,iedene große Kugeln gebildet, die verſchiedene Entfernungen von einander befa men. Nach und nadı veränderten dieſe Körper ih. re Geſtalt , verlohren ihr { id) t und ihre Flüßigkeit, Durch die Bewegung um ihre Ure, und vermittelſt der gegenſeitigen Uttraction der Theile , þat jede dieſer Kugeln , ehe ſie igre Flüßigkeit verlohr , eine ſphäroidiſche Geſtalt bekommen , und ſich unter iß : rem Pequator erhoben .

Als die Erdkugel noch flüßig war , ſtiegen um ihr herum dicke Dünſte Herauf , aus welchen die Luft und das Waſſer entſtand. Die wafferigen und vers dichten Theile fielen endlich auf die Kugel wieder zus růck , und bedecten die ganze Oberfläche derfelben . Damals hatte nun dieſes Meer , ſo wie noch jekt, eine doppelte Bewegung ; eine allgemeine , oder vielmehr ein beſtändiges Beſtreben von Oſten nach Weſten , und eine ebbende und Hluthende Bewegung. Die Centrifugalkraft, welche aus den Bewegungen um die Ure herrühret,

muß nach dem Zequator

ftårfer ſenn , und folglich auch mehr Materie dahin treiben . Daher wirker die Ebbe und Fluth daſelbſt auch mit mehrer Stråcke. Hier håuften ſich daher auch die erſten Erdarten , nebit dem mit allerhand So ſtieg Seematerien vermiſchten Schlamme.

endlich das erhobete Erdreich aus dem Sdrooße der Wellen hervor ; ſo wurde das erſte und ålteſte feſte Sand gebildet i fo erhoben ſich die größten Berge. Eine

684 Don ehemal. Hauptveränderungen Eine lange Reihe von Jahrhunderten hat neue Schichten aufgebäufet, und hier und da Bodenfäße angeleget, welche die höchſten Berge und Thåler Die niedrigen Berge find hervorgebracht haben. ein Werk der Winde, der Strome , und andrer auf verſchiedene Art mit einander verbundener irregulaa çer Bewegungen . Anfänglich war die Erdflådhe weich , oder hatte weniger Feſtigkeit : nach und nach ward ſie trocken. Durch die foredaurende Wirkung der Schwere und anderer Kräfte, welche die Theile mit einander ver: binden, iſt ſie erblich hart geworden . Nachdem ſie mehr Feſtigkeit erlangt , iſt auch der Raum der Schichten , welche weich aus dem Meere gekommen waren , kleiner geworden. Daher rühren denn die Klüfte , Riffe und Spalten , welche die Erde und Steinſchichten nach allen Richtungen durchſchneiden .

§.

17 .

Ehe ich hier eines ganz nenen Schriftſtellers ge . Herr Leb-denke,welcher des Herrn Buffons jekt gedachtes Lehr. mans Er- gebäude in vielen Stüden angenommen und er. klärung der Shi : weitert hat , will ich noch des Herrn Bergrath Leb . pfungsges mans i) Erklärung der Schöpfungsgeſchichte hier: (dichte. Jer ſeken, welche hier um ſo viel eher eine Stelle verdienet , je bekannter die Erfahrung dieſes Gelehre ten in allen mit der Naturlehre verbundenen Wiſſen ſchaften iſt. Die Erde, ſagt er , beſtand anfangs erfilich aus flüßigen Tbeilen , welche Waſſer waren ; zwentens aus feſten Theilen , oder derjenigen Art, die die eigentlich ſogenannte Erde iſt , und ſich in denek flüßigen geſchwind auflöſen ließ . Alle dieſe Theile waren bey der Schöpfung mit einander vermenger, bis

i) Berfud einer Geſebichte von Flosgebirgen . S.ro

des Erdbodens.

685

bis ſie von einander geſchieden wurden : dieſes gee Tchahe in den redys Tagewerfen . Wann wir uns durch die Bibel felbſt dieſe Tage erklären laſſen , ſo ſaget folche, wenn ſie von Gott redet : Tauſend Jahr find vor ihr , wie ein Tag . Es wird uns alſo nie. mand mit Fug verfeßern können , wenn wir dieſen Punct willführlich annehmen und behaupten , daß der Schöpfer gleich anfangs die Natur eingerichtet, folglich der Uuswickelung dieſer in einem Chaos bens ſammen liegenden Materten diejenige Zeit zugelaſs fen gabe , ' welche nöthig war , um eine gehörige Scheidung derer unter einander vermiſdyten Theile vorzunehmen . Dieſe Scheidung gieng vermuthlich auf folgende Art zu . Da alles in einer Vermiſchung von Waffer beſtand, welches in einer ſtarfen Bemes gung war , ſo hemmte der Schöpfer dieſe ſtarke Bee wegung : Hierdurch bekamen die darinnen aufgelöſten feften Theile Zeit , ſich niederzuſchlagen. Damit aber folche auch einen Raum haben möchten , wel. cher ſie nach geſchehener Scheidung zuſammen , und im Gleichgewichte erhielte ; lo hatte der Schopfer fchon an den zweyten Tage dafür geſorget , daß der Luftkreis des Erdbodens fertig wåre : denn dieſes will, dem Herrn Lehman zu Folge , hier haupt. fächlich die Erſchaffung des Himmels ſagen.

Dies

Pe Scheidung geſchahe alſo in dem dritten Tagewer. fe. Ben dieſem Niederfallen der feſtern, und , gee gen das Waſſer zu rechnen , ſchwereren Theile, fonn . te es nicht fehlert, es mußten , der Natur gemäß, die 'fchwerſten zuerft fallen , die leichtern aber übere zogen bernadydieſe zuerſt gefallenen feſten Theile als mit einer Rinde ; dieſe zuerſt gefallenen feſten Theile, weldje alſo die inwendige Schaale des Erdbodens ausmadzten , felten ſich wegen ihrer natürlichen und eigenthümlichen Sdimere diciter zuſammen, als die äußern und leichtern . Es entſtunden alſo aus

1

686 Von ehenal. Hauptveranderüngen

aus denenſelben diejenigen Zusgeburten , welche un . ter dem Namen derer Steine bekannt ſind. Sie er . þårteten nach und nach, weil die Feuchtigkeiten, wel. che

von

Schnee , Regen , Thau x

herrührten,

nicht mehr ſo tief eindringen konnten , um ſie in bem weichen Zuſtande zu unterhalten , da bergegen der obere Theil des neuen Erdbodens , durch obges fagte Feuchtigkeiten in ſeinem weichen Zuſtande von Bey diefer 26 . Zeit zu Zeit unterhalten wurde. fonderung mußten auch diejenigen Theile mit in den Abgrund , welche an und für ſich zwar zart genug waren , gleichwohl aber die geineine Erde an Ge.

is

wicht übertrafen ; nåmlich die zarten mineralifdien, fchweflichten , ſalzigen , arſenicaliſchen , welche nach der Zeit den Stof zu denen in der Tiefe hervorgez Da brachten Metallen und Mineralien hergaben. nun dieſe Abſonderung nach und nach geſchahe , die Luft auch als ein fließender und ſich bewegender Körper , das Waſſer und die damit vereinigten erdi. gen Theile noch immer in Bewegung hielt, dieſe Bewegung aber unmöglich allezeit einander gleich ſeyn fonnte , ſo geſchahe es vermuthlich , daß dieſe Orte mehr als an dem andern Orte Baſſer an einem von dieſen Erden abfekten , folglich dem neuen Erde boden eine unebene Geſtalt gaben , und hier und da Erhöhungen deſſelben machten welche wir jego Dieſe unter dem Namen der Berge Fennen. fich beſtändig bewegende Luft war ferner Urſache, daß in den gefallenen Erben Klüfte entſtanden. Denn als ſolche von dem Waſſer geſchieden , und lekteres in feine Behåltniſſe geſammlet worden , ſo hatte ſolches einen freyen Eingang in dieſe durch und durch noch lockere und weiche Erde , ſie trocne . te folche aus , und der Beytritt der Sonne zog die noch damit verbundene Feuchtigkeiten vollends her . aus;

pierdurch feßten ſich die Theile nåber gufaim . men ,

des Erdbodens:

687

men , und es entſtanden alſo hier und da leere Råu . me, welche wir in den tiefften Erkgruben theils jeßo noch unter "dem Namen der Klüfte kennen , theils aber hat ſie die Natur nad) und nach mit Erken , Mineralien , oder auch andern beſondern Ge. ſteinarten ausgefüller, welche wir jego Gange zu nennen pflegen . Daß dieſes nicht eine bloße Ver . muthung fena fondern daß wirklich auch die Vårteſten Steine zu einer Zeit weich , ja gar flüßig geweſen , geigen uns noch tåglich die Erfahrungen , welche wir von denen härteſten Cryſtallen , und denen Quarzdrufen haben : der druſig gewachſenen Erke, Spathbruſen, des Sinters, Sophſteins, und dergleie chen nicht zu erwähnen , da man von einigen fogar die Zeit beſtimmen kann , in welcher ſolche zu einer gewiſſen Große, Dicke und Härte gelangen , z. E. an denen Carlsbader Steinen , 4. dgl. Iſt dieſes jego noch nicht unmöglich, wie vielmehr muß es möglich geweſen ſeyn,als der ganze Erdboden noch ein in Waſſer aufgelöſies :Gemenige geweſen ? Nod mehr : wir ſehen , daß alle Steinarten , welche ſich in einer großen Tiefe befinden , ein unordentliches Gemenge von allerley. Erdarten ſind , welche abec durch eine damit verbundene Thonerde“ zuſammen gebacken , und von derſelben noch in ihrem Zufam. menhange erhalten werden , da hergegen diejenigen, welche nach der Schöpfung erzeuget worden , meiſtens nur einerley Haupterde zum Grunde haben. 3. E. Quarz . Spath , Kalfſteine sc. Jndeſſen warent dieſe Berge fomohl, als das platte land vermuthlich mit dem fruchtbarſten Erdreich bedecket , weldies na . türlicher Weiſe den fruchtbarſten Boden unſerer jetzia gen Zeiten weit übertreffen mußte, weil folches noch durch keine anderweitigen Veränderungen verunedelt und ſchlechter geworden . Hierzu fam , daß noch dieſe Erden von ihrem vorigen Zuſtande hér , milde, locker,

>

688 Von ehemal. Hauptveränderungen locker, folglich geſchichter zum Wachsthum des Prata zenreiches , in einer Urt von beſtändiger Action und Reaction derer Theile war , welches aber in der fol. genden Zeit , da dieſe Theile ſich immer feſter und feſter zuſammen fekten , ſich veränderte . Es iſt daher wahrſcheinlich , daß der Erdboden auch nicht mit ſo tiefen Thålern verſehen geweſen , ſo wenig ats mit fo fehr jåhen Bergen , dergleichen wie jeko nach den vorgefallenen Veränderungen auf demſelben wahr. nehmen. In dieſem Zuſtande blieb der Erdboden einige Zeit allen Vermuthen nach , unverändert'; denn mit Gewißheit kann man es nicht behaupten , aus Mangel zuverläßiger Nachrichten von den da . maligen Zeiten .

Es iſt aber möglid) , daß ſchon

vom Anfang an kleine Veränderungen ſich zugetra. gen . Wenn wir beſonders die Schrift hören , welo the uns ſaget, daß nach dem Fall Adams der Scho pfer die Erde verflucht habe, To follte man nach ge rade auf die Meynung verfallen , daß durch dieſen Fluch ſogleich eine allgemeine Veränderung auf ein mal auf dem Erdboden vorgegangen ren. Allein , wenn wir die Worte des Fluches recht bereben , fo finden wir nicht, daß der ganze Erdboden dadurch eine beſonders große und allgemeine Veränderung habe leiden dürfen, denn es heißet : Verflucht fen der Ucfer um deinerwillen , mit Kummer ſollt du dich darauf nähren dein Lebelang, Dorn und Difteln foll er dir tragen xc . Hier erhellet es daraus , daß dieſe angekündigte Strafe, bloß den Adam und fein Beib betreffen , ſo wie es in dem 4ten Cap . des erſten Buches Mojis, und deſſen izten Verfe von Cain auch wieder beſonders heißet : Wenn du den Acker bauen wirſt , ſoll er dir fort ſein Vermogen nicht geben . Wollte man ſagen , daß durch den Fluch, ſo zu ſagen , ein Nachtrag einer Sdópfimg geſcheğert wäre.; ro, wäre das ebenfalls ſehr bedent . lich

1

689

des Erdbodens.

lich anzunehmen. Es iſt aber unvermeidlich, fobalt man meynet , daß durch dieſen Fluch die Erde vers åndert worden ,

welche der Schöpfer ſelbſt fiir volle

kommen gut erkannt hatte , wenigſtens můßte dere gleichen Unfraut, als Dornen und Diſteln ſind, aller erſt nach ausgeſprochenem Fluche geſchaffen ſeyn. Es deuchtet alſo dem Herrn Lehman , daß es eher fo anzunepmen , daß der Schöpfer den adam aus der fruchtbaren Gegend des Paradieſes heraus. getrieben , und in eine Gegend verſekt, weldie wee niger fruchtbar geweſen , und mehrere Arbeit in An. bau erfordert, als der Garten des Paradieſes , wele cher dem Adam , zufolge des zten Capitels des iten Buchs Mofes , und deſſen 15 Vers, gleichfalls zum Unbau und Bewahren , übergeben worden . Hier fraget es fic ), vor wem ſollte Adam den Garten bewahren ? Wer waren diejenigen, vor welchen fich, in vem 4ten Capitel , Cain fürchtete, daß ſie ihn todtſchlagen wurden ? Wer waren die Tochter der Menſchen , nach welchen die Kinder Gottes ſahen, im 6ten Capitel ? Sollte es denn wohl eine Ver. keßerung verdienen , wenn man glaubte, daß vielleiche fu der Zeit Menſchen in der Welt geweſen ,

die

nicht zu Adams Familie gehåret ? Sollte denn pobl die Geſchichte der Rieſen bey dem Ovidius und andern eine bloße Fabel feyn ?

Man erklare

doch , was Cap . 6.0. 4. von den Tyrannen auf Ers ben und den Kindern Gottes geſagt wird .

Doch

alles dieß trägt zur Erkenntniß des neuerſchaffenen Erdbodens nichts ben . Genug, derſelbe beſtand da. mals fchon aus eben den Theilen , woraus er jeg beſtehet.

$.

18.

Endlich muß ich noch eines ganz neuen Erotheo- Heren riſten gedenken, welcher, ſo viel die Bildung der Silber , Erde betrifft, vielos von dem Lehrgebåude des Herrn Erdeborie. xr Buffon 1. Theil.

690

Von ehemal.Hauptveränderungen

Buffon entlehnet hat, aber daben den Vorzug hat, daß ſeine Schöpfungsgeſchichte wohl mit der Er. zählung ? Noſis, als mit den bekannten Wahrheiten der Naturlehre und Mathematik beſſer übereinſtim , met , als alle bisher angeführte

Theorien .

Es iſt

folches Herr Georg Chriſtoph Silberſdylag a). Er reket zum voraus , daß die Bildung der Erde, nachdem die Maſſe derſelben ihr Daſeyn erhalten, unter der Mitwirkung der Naturfräfte geſchehen . Wie aber die urſprüngliche Schopfung dieſer Erdmaſ fe geſchehen , ift fchwer zu erklären .

Herr Silbers

ſchlag ſucht folche durch die Analogie begreiflich zu machen , und da findet er , daß die urſprüngliche Schöpfung in Unſehung der Erdmaſſe eben das iſt, was die Generation in Anſehung der Körper iſt. Die Dauer der Zeiträume in welchen jedes einzele Stúf von der Bildung der Erde und ihrer Ober . fläche zu Stande gekommen , und weldie Mofes Tage nennet , iſt unbekannt; aber es iſt höchſt un . wahrſcheinlich, daß ſie nicht länger als 24 Stunden geweſen. Die Erdmaſie war nach ihrer urſprüng . lichen Bildung , wüſte und leer , das heißt , ſie war eine große und weitläufige Mafie, an welcher man noch nichts von der Geſtalt wahrnehmen fonn . te, die der Abſicht ihres Daſeynsgemäß war ; indem fie aus einem allgemeinen bodenloſen Meer beſtand , dem es an der nöthigen Erleuchtung fehlete. Ben . de Hinderniſſe wurden durd, das Schieben des Geiſtes Gottes auf den Waſſern aus dem Wege geraumet , welches bey dem Herrn Verfaſſer eine Art von Generation iſt , wodurch der Erdboden er . wärmet, und die in der ſoliden Erdmaſſe verborge . ne luft ausgedehnet wurde. Luft zu ſtarten , a)

Das Waſſer fam der

und beförderte

ihre Befrenung . Hier .

In der neuen Theorie der Erde, Berlin 1764. in

21

des Erdbodens .

691

Hieraus entſtand eine Bewegung in der Erdmaſle, wodurch ihre innere Wärme ſebr vermehret wurde. Die Ausdehnung der abgeſonderten Luft nahm zu, und weil ſie dadurch im Waſſer leichter wurde, muß. te ſie ſich nothwendig nach der Oberfläche deſſelben begeben . Die Wärme folgte eben dieſer Vorſchrift der Natur. Die ſolide Erdmaſſe verlohr durch den Abgang der Luft vieles von ihrer Ausdehnung , da . ber ihre eigentiiche Schwere zunehmen , und ſie nach dem Mittelpunct der Erde finken mußte. Alle dieſe inneren Bewegungen vermehrten die Wärme bis Ju einem hohen Grade der Hiße. Beydes die Luft und die Feuertherlchen håuften ſich an der Oberflåt. che der Erde , und verwandelten das daſelbſt befind : liche Gewäffer in Dämpfe , und ſolchergeſtalt wurde die Erde , als eine neue Geburt, in Windeln einge nicfelt . Vermuthlich iſt bey folchen Umſtänden wenig Waſſer auf der Oberfläche übrig geblieben ; die entſtandene Hike fann eine Garte Kruſte auf der. felben verurſacht haben , welche von der Natur des Glafes fehr wenig unterſchieden geweſen .

Diefer

Brand, und die dadurch verurſachte Rinde, hat nicht nur die überflüßige Abſonderung der Luft von der Eromaſſe gehindert, fondern auch die über der Erbe befindliche Luft und Gewäſſer genothiget , fich bis zu der crforderlichen Höhe hinauf zu ſchwingeni Durch das Hervordringen ber Zuft aus dem Innern der Erdmafie , und durch die Ausdehnung derſelben, entſtanden in der Erde die noch vorhandenen Ges wölber und Höhlen. Dieſer Zeitpunct, da die Ero. maſſe aufgörete durchgehends flüßig zu fenn , iſt auch unftreitig derjenige Zeitpunct , da ſie angefangen , fich um ihre Are ju dreben . Als die obere Kinde Der Erde nach ihrer Erhiệung wieder abgekühlet wurde , frhreten auch die vorber in Dünſte verwan . belten Gewaffer wieder zu derſelben zurück. Was f2 Mojes

692 Von chefnal. Hauptveränderungen Moſes das licht nennet , erkläret unſer Erdtheoriſt von dem Aether , welche feine Materie von der Juſt verſchieden , aber mit der äußern Luft genau verbun. den iſt, und mit derſelben zugleich von der Erdmaſſe auf die jest beſchriebene Art abgeſondert worden. Alles dieſes geſchahe in dem erſten Zeitraum . Sobald die Scheidung des Sichts vollbracht war,

erfolgte die Bildung des Luftkreiſes , 0. i. die durch die Wärme über alle Waſſer ausgedeşnte Luft fent . te ſich in die gegenwärtige Lage , wozu weiter nichts erfordert wurde , als daß die der Luft beygelegten Kråfte der Schwere und Elaſticitåt nur anfangen durften zu wirfen , nachdem die Hinderniſſe ihrer Wirkungen aufgehöret hatten . Sobald dieſes ge fdhaḥ , wurde der Luftkreis zur Veſte , 0. l. zu einer über die ganze Erde ausgebreiteten unſidytbaren Ma terie , die den Grund ihrer Stårke und Feſtigkeit in ſich ſelbſt hat. Als dieſes geſchahe , waren (don die obern Waffer vorhanden , welche ſich nebſt der Luft bey der Scheibung des Lichts erhoben hatten , und deren Herabſtürzen nunmehr durch die Bildung des {uftfreiſes verhindert wurde. Nachdem dieſes geſchehen, konnte auch die Ober . flådhe der völlig mit der Erde me ſchon

Erde gebildet werden , als welche damals Waſſer bedeckt war. Die folide Materie hatte während der zween erſten Zeitrau . eine ſolche Feſtigkeit gewonnen , daß ihre

Dberfläche den bevorſtehenden gewaltigen

Beme.

gungen der untern Gewäfſer widerſtehen konnte . Sie hatte auch ſchon verſchiedene Berge erhalten . Dieſe auf der Oberfläche der Erde befindlichen Ge . wåſſer wurden durch ſtarke Donner und Sturmvin . de in die heftigſte Bewegung geſeket , wozu aud die Bewegung der Erde um ihre Are das ihrige ben trug , indem ſie einen allgemeinen Strom von Often nad Weſten verurſachte , der zwiſchen den Wendee cirfeln

des Erdbodens. cirkeln am ſtärkſten war.

693

Die Sturmwinde find

in dem þeißen Erdſtriche auch ſtårker , als in den übrigen ; es mußten alſo die Fluthen , welche durch die beftige Bewegung der Gewäſſer veranlaſſet wur. den , ġier ihre ſtårkſie Wirkung zeigen . Durdy dieſe heftige Bewegung des Waſſers wurde das Bette des Weltmeeres gebildet , und daher kommt es , daß um die Pole herum mehr Land , nach dem dequator zu aber mehr und tieferes Meer , mehrere Inſeln , und höhere Gebirge angetroffen werden, welches alles Wirkungen derjenigen Bildung ſind , die in dem dritten Zeitraum vermittelſt der Schei. dung der Gewäſſer vom trocknen (ande bewerfftellis get worden. Das feſte Sand fand alſo bloße Ueber. bleibfel derjenigen Oberfläche , welche die dichte Erd. maſie gehabt , als ſie noch ganz mit Waſſer bedeckt war ; und die Betten der Meere fino Vertiefungen, welche die Fluthen und Stróme dieſer Gewäſſer in die Oberfläche

der dichten Erdmaſſe hineingeriſſen . Die aus ſolchen Vertiefungen hinweggeriſſene Mate. rie iſt hin und wieder zu Erhikung und Bildung der Berge auf dem trocknen (ande verwendet worden.

$.

19.

Ich will mich bey den Schwierigkeiten , welche Die Obers wider alle dieſe Theorien erreget worden , oder erre. fläche der iſt Berånd meine Erde enn meine es get werden können , nicht aufhalten . W Wenn

gi

Leſer dasjenige , was in den vorhergegangenen 26. rungen thellungen bengebracht worden , wohl gefaffet haben , unterworo ſo werden ſie ſelbſt im Stande ſeyn, dieſe verſchiede. fen . nen Lehrgebåude zu prüfen , und den Kusſpruch zu thun , in wie fern ſie mit der Erfahrung oder andern bekannten Wahrheiten der Naturlehre übereinſtima men oder nicht. Wir wollen daher fogleich zu denen . jenigen Hauptveränderungen £r 3

fortſdyreiten ,

denen unſer

1

694 Von ehemal. Hauptveränderungen unſer Wohnplaß nach ſeiner erſten Bildung ausge. feker geweſen . Die Mannichfaltigkeit der drper auf der Ober. flådhe der Erde, und in einer geringen Tiefe unter Derſelben , und die verſchiedenen Umſiånde, welche in Anſebung ihrer Lage und Beſdhaffenheit State finden , überzeugen uns, daß dieſe Oberfläche anfang. lich nicht ſo gebildet worden , wie ſie ſich jeko zeiget, Wir haben zwar im vorigen verſchiedene Verandes rungen kennen gelernet , weldie ſich fåglich an den fefien und flüßigen Theilen unſers Erdbodens ereig, men ; allein , ſo beträchtlich ſolche auch mit der Zeit werden fouinen , ſo laffet ſich doch die innere Ben fda fenheit der äußeren Erdrinde daraus noch nicht begreiflich maden , als welche uns nöthiget , folche aus andern weit widytigern Veränderungen berzu . leiten Die ſonderbaren Schichten , welche man in ben Floßgebirgen antrifft , und welche mit einer Menge von lieberreſten ehedem lebendig geweſener Thiere angefüllet find, ſind ein unleugbarer Beweis , dajj alle dieſe Berge nach der Edyopfung entſtanden, als der Erdboden fchon eine geraume Zeit mit Thie. ren von allen Arten bewohnet geweſen . Eben dieſe Ueberreſte beweiſen , daß die Sagen , worinn fie fich befinden , und welche jest mehrentheils aus einem þarten Geſtein beſtehen , ehedem weich und flüßig geweſen . alle dieſe Schichten liegen nicht allemal nach dem Gefeße der Sdrrere, indem oft fchwere Schichten über den leichtern angetroffen werden : woraus denn folget, daß ſie nicht zu einer Zeit, fondern nady und nach entſtanden . In dieſen Floke lagen findet man eine unglaubliche Menge verſteiner: ter Thiere , ſonderlich aus dem Waferreide ; der. gleidhen men von dem Gipfel der Alpen , dem hoc ften Theile Europens an , bis auf 100 Fuß unter der Erde in der Gegend von Amſterdam , von 1600

Rutges

des Erdbodens.

695

Ruthen über die Oberfläche des Meeres an , bis Alle dieſe weit unter dieſer Oberflådje, antrifft. und noch viele andere Erſcheinungen , welche theils ſchon in dem vorhergehenden bemerket worden , überzeugen uns, daß die Oberfläche einer ſehr groſ. ſen und allgemeinen Veränderung ausgeſeget gewe. fen, deren Urſach wir ausfündig zu machen , uns bes můben wollen. §.

'20 .

Doch wir würden uns eine vergebliche Mühe os die machen , wenn wir nicht zuvor erwieſen haben, daßverſteiners die jeßt angeführten Umſtände, forderlich), was die ten Schat verſteinerten Seerhiere und Pflanzen betrifft, wirk.tbiere wirkliche liche Beweiſe einer mit der Oberfläche der Erde Geeges Es ſchöpfe vorgegangenen wichtigen Verånderung ſind.

hat verſchiedene Gelehrte b ) gegeben , welche alle ſind. diejenigen Körper , welche wir unter dem Namen der verſteinerten Thiere und Pflanzen begreifen , für bloſſe Naturſpiele halten . Es ſind, ſagen ſie, un . ter dieſen Muſcheln viele, deren Originale in der See nicht gefunden werden ; ſie ſind alſo für Spie. le der Natur oder für Körper von einer beſondern und von Muſcheln ſehr unterſchiedenen Art zu halten. Dieſe Schwierigkeit zu Beben , ſaget Woodward mit ſeinen Nachfolgern, es befånden ſich gewiß viele Arten von Schaalthieren und Meergewåd ) ſen im Liefſten der See, die noch bisher weder durch Waf: ſertaucher noch durch heftige Sturmwinde ſind her. auf gebracht worden , weil ſich die Waſſertåucher nur an einigen Stellen niederſenfen liuffin , welche in Vergleichung mit den unergründlichen Liefen weit voin Ef 4 b ) Camerarius in Diſſertt. Taurinenl. Seite 268 . Ranouw Natuur- en Kunst- Kabinet, Th. 2. S.100 f. 4. a . m.

696 Von ehemal. Hauptveränderungen

vom Strande, ſehr reicht find, und die Sturmwinde das Waſſer auf feine merkliche Tiefe beunruhigen , wie aus dem vorigen erhellet. Man hat immer ger glaubet , die Ammonshörner , weldje ſo oft in der. Erde gefunden werden , und von denen ſchon im Jahre 1720, 40 oder 50 årten bekannt waren , wås ren in der See nicht zu finden, und dod, weiß man nun, daß unter den kleinen Schnecken , die man an einigen Dertern als Sand findet, Aminonshörner Rajus erzählet auch , daß in der geſehen werden . Enge zwiſchen der Inſel und dem Schloſſe Man , unter dem langen Meergraſe, welches tafelbſt dicke auf den Klippen wächſt, zween oder drey breite Seeigel von ihm ſind gefunden worden, deren jeder ſo groß als zwo Mannsfäuſte waren,

und davon

man nod) nichts auf dem engliſden Ufer geſehen Ja die Erfahrung lebret auch , daß man hatte. nach heftigen Stürmen verſchiedene Arten von Meergeſchdpfen an dem Ufer findet, die zu anderer Zeit nicht geſehen werden. Zweytens , fagen dieſe Herren , man finde una endlich viele Gertropfe in der See, von denen feine Schaalen, Schilder, Zähne, Gråten oder etwas der. gleichen, weder über der Erde noch unter der Erde anzutreffen waren . Allein, man kan denenjenigen , welche ſich auf dieſe Einwendung ſo viel zu gute thun, zu überlegen geben , ob ſie ſich nicht bloß auf ihre Unwiſſenheit gründet ; ob alle Stellen, norin, nen dieſe Körper gefunden werden , von ihnen oder von andern unterſudiet ſind ; ob nicht wahrſcheinlie cher Weiſe with viele Schaalen und dergleidhen in den Eirigewerden der Erde verborgen liegen ; ob es derohalben nicht eine unbedadeſame Vernegenheit ift, ſogleich zu belaupten , daß dergleichen Dinge außer der See nicht gefunden werden ? Denn über dieſes wird man bey den angebradaten Benſpielen von

1

des (

dbodens.

697

von Seerhieren ſehr öfters die Uebereilung dieſer Es iſt zwar Schriftſteller waħrnehmen können. ſehr bedenklich, daß ſo viele Schaalen, Fiſche u . f. f. gefunden werden , und daß man doch wenig ron Menſchen aus der Erde ausgråbt ; aber iſt es denn gewiß, daß diefelben von der allgemeinen Sünde fluth her ſind ? Drittens wendet man gegen Woodward und andere ein , daß zugleich mit den ausgewachſenen Schaalen u. f. f. andere. eben der Art ausgegraben würden, die ihr volliges Wachsthum nod , nicht er. reichet haben, woraus man ſchließt, dieſe Körper wå ren nicht aus der See dahin gebracht, ſondern da. felbſt gewachſen. Dieſes ſcheint aus einer Wahr. nehmung des de ' Isle c ) beſtåriget zu werden, welcher in einer Steingrube, deren Stein erſt weich iſt, dod , nachdem er an die Luft geſtellet worden , harte wird, unzählig viel kleine Mufdeln gefunden þat, von denen einige, mie noch ungebohren ſchienen, andere etwas weiter gekommen waren, und andere fchon ihre Vollkommenheit erreichet hatten . Doch wir werden leicht behaupten können , daß ſich zu der Zeit, da die Waſſer dieſe Gegend verlaſſen , ſowohl þalb erwachſene Muſcheln in der See befunden ha. ben, als zur gegenwärtigen Zeit, und es wird nicht ſchwer reyn , die jungen ſowohl als die alten Mus ſcheln, aus dem Tiefſten der See, in das Innere der Erde und der Berge zu führen.

g.

21 .

Um nun zu zeigen , wie die Muſcheln und Herrn Meergeſchöpfe ſo weit von der See, fo tief in den Ranouws Grund und auf ſo hohe Berge können gebracht ſeyn , Mepnung bee Er 5 $ ) Hitt, de l' Acad. Roy. 1750. 6. 45.

698 Von ehemal.Hauptveränderungen von den behauptet Herr Ranouw d ), daß der Saameri, Berſteine: daraus die Muſcheln, Auſtern und dergleichen wach). rungen . ſen und fortfommen , überall zerſtreuet liegt, doch daß er auf dem Grunde der See ſich an einem beſo fern Orte befindet, Wohnhäuſer für lebendige Ges ſchöpfe hervor zu bringen , als durch und durch in den Bergen, in ihrem Eingeweyde oder auf ihrem Gipfel . Er glaubet ferner, als die See den Plaß des Trockenen eingenommen ,

wären pogleich dieſe

Geſchöpfe auf eben die Art zur Vollkommenheit ge. langet , wie gegen vårtig in dem Meere geſchieht. Aus dieſem Grunde bildet er ſich ein , daß die Sees gewächſe in dieſer Abſicht Sandgewächſe ſind, und die Landgewächſe , was ihre Vollkommenheit be trifft, Seegemådyſe werden können . Dieſer Ges danke håtte vielleicht zu des Ariſtoteles Zeiten 2n. þånger gefunden, es iſt ſich aber zu verwundern, daß dieſer ſonſt ſcharfſinnige und gelehrte Schriftſteller in unſern Tagen ſolchen hat vorbringen dürfen. Man weiß aus Leeuwenhoecks Wahrnehmun : gen, daß die Zuſtern und andere Schaalliſche lebens dige Jungen hervorbringen, die ſchon mit Schaalen bedecet find ; und andere haben oft in Muſdeln und Zuſtern die mit Sd; aalen bekleideten Jungen gereken , viele Tage zuvor , ehe ſie beraus kamen ; man weiß auch , daß die Schaalen nicht durch ein åußerliches Mittel, ſondern durd, den Körper des Schaalfiſhes ſelbſt ihre Nahrung bekommen. Ue. ber dieſes kan man fragen , ob es wohl mit der Weisheit des Schopfers übereinſtimmen würde, daß er eben die Saamen , die in der See zu den wunderbaren Wohnhåufern der Sdyaalſiſche were den fullen , an ſolche Derter geleget und fruchtbar gee madhet, wo ſie zu dieſer Abſicht gar nicht dienen fór . non ?

d ) Natuur- en Kunſt - Kabinett, Sv . II. S. 118 .

699

des Erdbodens.

nen ? Es iſt zwar wahr, daß man nicht leicht bea haupten kann, die göttlichen Abſichten könnten gar nicht erhalten werden , wenn eine von ihnen nicht Statt fånde, weil ſeine unendliche Weisheit Zwecke haben kann, die wir gar nicht zu begreifen vermo. gend ſind ; indeſſen iſt es gar nicht wahrſcheinlich, daß Gott, zum Benſpiel, auf dem Boden der See Saamen von Bäumen, Pflanzen , und ſelbſt von Thieren, die auf dem Lande gefunden werden , ſollte geo leget haben : und ſo iſt in der Erdichtung des Herrn Runou gar keine Wahrſcheinlichkeit. Man fann

hiermit

Bourguer f )

vergleichen , was

Meys e )

und

gegen die ſogenannten ſchaffenden

Naturen ( naturae plaſticae) vorgebracht haben. Endlich muß man hier bedenken, daß Herr Wood, ward und ſeine Nachfolger fich nicht allein auf Schaalen , ſondern auch auf die Gråten von Fiſdien, Knochen von ( andthieren u . ſ. f. gründen, die gewiß aus feinem beſondern und in der Erde verborgenen Saamen entſtanden ſind.

$.

22 .

Rajus g ) will zwar nicht zugeſtehen, daß dieſe Raji Meys Schaalen allein durch die vermennte Kraft der ſpies nung von lenden Natur zu keinem andern Endzwede verferti. den Nature fpielen . get waren , als nur eine folche Geſtalt zu zeigen, und ben einer ſehr kleinen Zahl Meniden Verwunde:

rung zu erregen ; aber dod ) fann er nicht läugnen, daß ihm eine ſolche Begebenheit in der Natur mit der Weisheit , die wir in allen ihren Werken ſehen, nicht zu vereinigen ſcheint, und, ſeinen Gedanken nach, zu beweiſen vermogend iſt, daß die Natur biswei. len ſpielet, und Geſtalten zu keinem andern End : zwede e) La Perfection du Monde, K. 3 . .f Lettres philof . fur la formation des Sels, S. 18. 8 ) Der Welt Anfang und Ende, 6. 177 ,

yoo Vonehemal. Hauptveränderungen zwecke abzeichnet, als bloß einige Steine zu zieren , unſere Neugierigfeit zu erregen, oder unſern Vera ſtand zu üben . Dieſe ſind ſeinen Gedanken nach die zierlichen Eindrücke von Blättern der Pflanzen in den Steinkohlen oder Schiefern, darunter man welde findet, die mit Blättern von zien oder drener. len Art Farrenkraut, andere mit Hirſchzungen u. l.fo gezeichnet ſind. Man kann viele Beiſpiele von folchen Abbildungen ben oben angeführten Schrift: ſtellern finden , dergleichen auch ben andern zur Gnúge angetroffen werden. Dieſe Sdywierigkeit aber hat wohl nicht viel zu bedeuten : denn fürs erſte iſt ein großer Unterſchied zwiſchen wirklichen Kår , pern , und zwiſchen Abbildungen von Pflanzen. Die Sdaalen und Seegewächſe kommen in allen Stůcken mit denjenigen überein, die noch jego in der See gefunden werden ; aber die Eindrücke auf den Kohlenſchiefern find manchmal nur ſchlechte 26. zeichnungen, die man vielleicht mit den artigen Bila dern an allerley Gewächſen vergleichen könnte, die man an den gefrornen Fenſterſcheiben ſieht. Zwey, rens lehret die Erfahrung, daß man bey Betrach. tung ſolcher Eindrücke öfters eine fruchtbare und ftarfe Einbildungskraft zu Hülfe ruft, wodurch man nach langer Betrachtung endlich eine Ueberſtim mung findet, die man eifrig gewünſchet hat. Um noch nicht zu erinnern, daß auch viel Fabeln damit vermenget werden, dergleichen man eine große Zahl beym Kircher ſindet, wo man Abbildungen von Chriſto, von der Maria, vom heiligen Sieronys mlis , von Johannes dem Täufer, u . ſ. f. ſehr deutlich in natürlichen Steinen finden kann, wovon man führlich behaupten darf, daß fie alle ſo natúr. lich find, als die Bildniſſe in den alten geſchnittenen Edelgeſteinen.

Drittens fann man fragen , ob es

denn ſchon ausgemacht wäre, daß viele dieſer Eins drůde

des Erdbodens.

701

drüfe nicht von der ſpielenden Natur, ſondern von Pflanzen , die ſie vorſtellen , herrühren ? Es iſt une ſtreitig, daß, wie bey ftarfen Ueberſchwemmungen fehr viele Seegewächſe aus dem Boden des Meeres Herauf gefommen ſind, ſo auch viele Pflanzen, ja felbft Bäume, aus eben der Urſache und durch die Þeftigen Plaßregen aus dem Grunde ſind geriſſen worden , welche mit Körpern von eigenthümlicher Schwere vereiniget oder daran verbunden: w ' orden , und daher tiefer niedergeſunken find, als ihre eigene Schwere erforderte. Klebeten alſo die Blätter fol. cher Pflanzen an Steinen , die im Anfange weich waren, fo macheten fie nothwendig in einigen Eind drücke, die man noch in den verhärteten Steinen findet, nachdem die Blätter vergangen ſind. Das iſt wenigſtens ſicher, daß nicht alle Abbildungen von Blåttern und Pflanzen nur auf der Oberfläche der Steine liegen : in der Sammlung des großen Chy, mieverſtändigen Herrn Doct . Ganbius rahe Herr Lulofs deutliche Eindrücke von Blättern, die febr tief waren , und alle Zacken oder Ribben, morein fich der Stiel ausbreitet, ſchon zeigeten ; er fahe daſelbft Gras, das halb erhaben über den Stein hervorra , gete , und das man , ohne blind zu ſeyn , får kein Spiel der Natur halten konnte. So fand auch der Herr von Sauvages ſehr viele Blätter , die zu Steinen geworden waren ; und in den Steinen , zwi. fchen welchen ſie gelegen hatten,

fabe er deutliche

Eindrücke, ſowohl von den vorderſten als kinderſten Seiten der Blåtter.

$ . . 23 . Faſt auf eben die Urt, wie Ranouw , behau. Herra pter Herr Bertrand h ), daß alle dieſe b ) Mémoires S. 89. f.

Kör che,tBer: rands welper

ſur la Stru & ure inter, de la Terre ,

702

Von chernal. Hauptveränderungen

Mennung welche man gemeiniglich für Verſteinerungen håle, von dem auf einmal geſchaffen worden , doch ohne Leben und Urſprunge Berregung , und bloß ihrer Geſtalt nady, nach dem der ver: fteinerten fie Thiere und Pflanzen fenn follen ; daß foldje fers. Geethiere. ner hier und da, theils in die Erde, theils in das Waſſer vertheilet worden , und daß in denen folgen. den Tagen , da es heißet, Gott habe die Pflanzen und Tbiere geſchaffen , nichts weiter mit ihnen vor. gegangen ſeiy, als daß Gott 1) diejenigen Kerper dieſer Thiere und Pflanzen zuſammen genommen habe, welche ein Leben und eine Bewegung haben follten, und daß er ſolche an diejenigen Derter ges bracht babe, wo ſie leben und wachſen follten.

2)

Daß er ihnen die Werkzeuge alsdann mitgetheilet habe, die ihnen zum Leben nöthig waren . 3) Daß er ihnen die erſte Bewegung, oder den erſten Trieb gegeben , um ſie zu beleben ,

und 4) daß er ihnen

die Kraft eingefloßer, ſich zu erhalten, zu dauren, Dieſe Säße, antiportet und ſich fortzupflanzen . Herr Lehmann i) hierauf, laſſen ſich zwar Qdren, aber fchwerlich beweiſen : denn auf bloße Muchmaſı fungen hierben zu gehen , da man ſicherere Wege bat, iſt etwas gefährliches. Gefeßt aber, man wollte auch ſolche annehmen, ſo würde doch daraus folgen , 1) daß alle dieſe Körper fo hårten geſchaffen werden múffen , daß ſie bis aufs Leben vollkommen einander gleich geweſen wären .

2 ) Würde Gott ein dopo

peltes Geſchäffte aufgebürdet werden : die Erſhaf. fung dieſer Dinge , und hernach die Verſeßung derſelben an ihre gehörige Stelle und ihre Bele : bung. 3 ) Würde doch an denen, die nicht belebet worden, die Verſteinerung müſſen zugegeben wer. den . Ulles dieſes aber Gebt ſich von ſelbſt, wenn wir erwägen , daß alles dieſes nicht nöthig war,

fondera i ) Geſch. von Flóbgebirgen , S. 53. f.

des Erdbodens .

703

fondern, daß Gott einem jeden Geſchöpfe gleich ben feiner Erſchaffung die ihm gehörige Stelle anwies, als welches auch ſeiner ihm ganz eignen Ordnung e

viel gemäßer zu ſeyn ſcheinet.

med

Herr Bertrand mirft ferner ein , daß er an denen verſteinerten Zuſter - Schaalên wahrgenom . men, daß folche allezeit in eben die Art von Steine

i

verwandelt werden, in welcher folche liegen . ai

Die

fes aber beſtåtiget den entgegenſtehenden Sak um deſto mehr , daß nämlich dieſelben erſtlich wirkliche Muſcheln geweſen, durch die Länge der Zeit aber, von einer ſolchen zu Stein machenden Materie durchdrungen worden .

Dieſe kann aber unmöglich

von etwas anderm ihren Urſprung erlanget haben , als von dem nächſt darber liegenden Geſteine oder Erde , und muß daher von gleicher Art mit derſele ben feyn. Allein , der Verfaſſer ziehet hieraus einen Sdyluß , welchen man ilym unmöglich einräumen skann ; er fagt k ) : „ Weil alle dieſe gegrabenen „ Dinge, oder gebildeten Steine, allezeit aus eben „ der Materie belieben, aus welchen ihre Erde oder „ Steinlagen beſtehen , in welchen ſie eingefdloffen „find , und weil ſie von eben den Salzen durch . „ drungen ſind , welche in dieſen Lagern befindlich » ſind, ſie auch von eben den mineraliſchen und me. „ talliſchen Materien erfüllet ſind, die daſelbſt bres „ chen , ſo þaben wir das größte Recht, Baraus zu fchließen , daß ſolche von eben der Zeit herſtami, „men, da jene entſtanden ſind , und daß ſie zugleich hervorgebracht, und von ihrer Schöpfung an in Wenn man „dieſe Sager geleget worden ſind. ,, dieſen

Schluß

des

Herrn

Bertrandsins

Kurze faffet , ſo wird er ohngefähr folgendergeſtále lauten : „ Alles , was an einem Orte beyſammen gsliegt, k ) Seite gi .

704 Voneheinal.Hauptveränderungeni „liegt , und aus einerler

Beſtandtheilen beſtehet, ,, das iſt auch zu gleicher Zeit daſelbſt erſchaffen, ero »Jeuget oder hingeleget worden ; Nun ſind alle Ver. „ ſteinerungen in igrem Weſen denen Erdlagen ähn . ,, lich, in welchen folche liegen ; Alfo xe. ,, Gleich der erſte Saß dieſes Schluſſes braucht noch einen Beweis, und fann überhaupt gar nicht eingeråumet werden. Denn wir ſehen ja, daß noch täglich die Natur Körper auflöſet , andere daraus verfertiget, welche denen vorigen gar nicht ähnlich leben, in it;. ren innerſten Beſtandcheilen aber , gemeiniglich noch das vorige bleiben. Dieſe Verwandlungen aus einem Reiche in das andere, find um deſto leich . ter zu begreifen, wenn wir erwagen, daß ſowohl das Pflanzen , als das Thierreich bereits viele Theile in fich haben, welche dem

Mineralreiche ganz eigento lich zugehören . Die Fortpflanzung der Pflanzen und Bäume in der Erde geſchiehet dadurch , daß fie Tbeile von derſelben in fich nehmen. Die Thie. te leben von denen aus den Pflanzen auf verſchie: bene Art in fich genommenen Theilen . Wollen wir aber nun þauptſächlich auf die Muſcheln feben, fo iſt es bereits eine ausgemachte Sache, daß ſoldie dem Mineralreiche ſchon ganz nahe, auch vor ihrer Verwandlung, find, weil dieſe Wohnungen und Ge. haufe derer darinnen wohnenden Thiere aus einer vollkommenen Kalferde beſtehen , bei welcher die Matur nur die balbe Arbeit nöthig hat , um ſolche zu verwandeln . Es iſt alſo ſehr viel gefordert, wenn

man verlangt , das dieſe Verſteinerungen gleich mit der Erſchaffung der Erdlagen, in welchen fie liegen , ſollten, verfertiget femna Wenn ja, fåhret Herr Bertrand fort I ) , die Aehnlichkeit einiger dieſer gegrabenen Körper mit gewiſſen 1 ) G. 103

des Erdbodens. „ gewiffen Thieren

und Pflanzen

705 uns

glaubend

,, macht, daß ſie es wirklich ſind , und daß ſie die „ Natur bloß veråndert habe, ſo werden gegenrheils „ die Bemühungen gewiß fruchtlos ſenn , die man gounternimmt, um die Zehnlichkeit vieler andern „ausfündig zu machen, und dieſes wird uns nothi. „ gen , eine andere Einrichtung anzunehmen , bey wela „cher wir dergleichen Unterſuchung nicht nöthig bae „ ben. Ja, man fiehet fich genöthiget zu bekennen, „ Daß uns ſoldie nicht bekannt ſind, und daß man „ Verſchiedene Muſchelarten nicht kennet, welche man ,,doc ) oft verſteinert findet. Man merket leicht, daß der Herr Verfaſſer hier auf die Animonshör, ner , Orthoceratiten , Råfermuſcheln und der. gleichen zielet. Es iſt an dem, dieſe hat man noch wenig in der See entdecken können, und es wäre da. þero ſehr leicht auf die Gedanken zu gerathen, daß des Herrn Bertrands Meynung gegründet ſen. Allein man ſiehet doch deutlich , daß auch dieſe Verſteines rungen anfangs Arten von Muſcheln und Schnecken geweſen ſind. Waren dieſe und dergleichen Sachen nur bloß Körper, welche gleich fo ſteinern erſchaffen worden, wo kame denn an folchen die Muſchelſchaa. le øer ? Vielweniger dienet es zur Ausflucht, daß man noch nicht wiſe, wo und in welchem Meere folche gefunden werden : denn, iſt ein Theil der Nas turgeſdrichte noch ſehr wenig

unterſuchet und ente

decket, fo iſt es gewiß die Geſchichte des Meeres. Ueberdies ſind, wie bereits vorhin bemerket worden, viele bisher für unbekannt gehaltene Originalia mancher Verſteinerungen jeßt fo fremd nicht mehr, als man bisher geglaubt hat, wie aus der folgenden Abtheilung erhellen wird. Wir dürfen uns auch eben nicht daran kehren, daß der Herr Verfaſſer ſagt: „ Der Zuſtand , in welchen wir den meiſten ,, Cheil dieſer Körper finden, oder der Klumpen der H. Theil. „ Der . » y

706 Voneheinal. Hauptveränderungen „ dergleichen Geſtalt hat , zeiget klårlich genug an , „ daß es niemals Thiere oder Pflanzen geweſen ſind. „ Es ſind Wacken , Marmor, Feuerſteine, Quarze, „ Kieße, Metalle und Edelſteine. Man kann leicht »,ſagen ,es ſind verſteinerte metalliſche Thiere; aber ,,es iſt ſchwer zu erweiſen. ,, 24. g.

Beweis,

Dieſer Beweis wird hoffentlich ſo ſchwer nicht ſeyn, als Herr Bertrand fich einbildet, oder fich

daß ſie einzubilden ſcheinet. Man darf nur folgende Um . wirkliche ſtånde ermågen : 1 ) Diefe Verſteinerungen ſind Seetbiere geiveren . keine bloße Aehnlichkeiten, ſondern drücken den auf. ſern und innern organiſchen Bau der Thiere und Pflanzen , der ihrer einzelnen Theile, genau aus. 2 ) Man findet die Schaalthiere zum Theil ganj, zum Theil halb, zuweilen aber auch noch gar nicht Herr Lehmann m ) gedenft verſdie. verſteinert. dener Ammonshörner, Orthoceratiten und Das fermufdieln, welche noch die natürliche Schaale ge, habt. 3) Es ſind nur Meerthiere, ohne Vermi. ſchung mit Sandthieren, wenn man ſeltene Fälle aus: nimmt. Wåren fie ein Werk der tåndelnden No. tur, warum ſollte felbige nicht ſo gut andern Arten von Thieren , als allein Seethieren nachgeahmet ha ben ? 4 ) Man trifft ſie zuweilen zu tauſenden ,alte und junge, in gang verſchiedener Große , von der Brut an, bis zu den vollkommen ausgewachſenen as, welche insgeſammt an einem Orte bey einander fio gen, ſo, wie ſie noch jekt auf dem Grunde des Mets res angetroffen

werden. 5 ) Sie liegen nicht is den Chålern, ſondern auf und in den Flokgebirge da denn wiederum nicht begreiflich iſt, marum di: Natur, wenn ſie bloße Spiele derſelben wåren , a nicht ſo gut in den Chålen, als in den Floken bel m ) Geſibichte von Fidegebirgen , S. 72 , f.

des Erdbodens.

vorbringen können .

707

6 ) Die chymiſchen Producte

dieſer Verſteinerungen führen uns gleichfalls auf ih. ren Urſprung zurück, indem ſie eben ſolche flüchtige Salze und empyreumatiſche Dele liefern , als man aus den noch unverſteinerten Theilen der Thiere und Pflanzen erhålt n ). V.

.

25 .

Zußer den Schnecken,

Muſcheln und andern Berffeis

Schaalthieren aber, finden ſich unter der Oberfläche nerte Fis unſers gegenwärtigen trocnen (andes auch noch an, ſebe. Dere ehemalige unſtreitige Bürger des Meeres, wel. che gleichfalls ein Beweis einer großen mit dem Erd . boden vorgegangenen Veränderung ſind. Es find folches die verſteinerten Fiſche, welche entweder ganz und wirklich verſteinert, oder nur in Abdrücken erſcheinen. Man findet dergleichen von verſchieden nen Arten, ſonderlich aber von denen , die mit ſtache lichen und weichen Floßfedern verſehen ſind, feltener aber diejenigen , ſo beinerne und knorpliche Floßfe dern haben, als z. B. Hechte, Platteiſe, Karpfen , Barben. Maffei hålt alle verſteinerte Fiſche für Seefiſche, welches auch ifre Geſtalt und die darüe ber liegenden Schichten der Schaalthiere zu beſtåe rigen ſcheinet. Sie liegen mehrentheils gekrům. met, oder in einer andern unnatürlichen Sage, die eie nen gewaltſamen Tod anjudeuten ſcheinet. Man findet ſie entweder ganz , oder nur Theile von dena felben , als Köpfe, Kaden , Kiefer, Zähne, Wirbel, Gråten und Schwänze. Man findet dieſe verſtei. nerten Fiſche und deren Theile, worunter ich hier auch die Abdrücke derſelben rechne, in allen Theilen der Welt, obgleich ben peitem nicht ſo häufig, als

Die verſteinerten Schaalthiere.

yn 2

Am häufigſten aber fom.

3 ) S. Sentels Kiesbiſtorie, S. 376,

1

708 von ehemal. Hauptveränderungen kommen ſie in Schiefern, zuweilen auch in dem Kalkſtein vor. In dem faichartigen pappenhei: miſchen Schiefer findet man nur die Scelete von Fiſchen, weil das Fleiſch derſelben vom Kalche vers gehret worden .

Ø.. 26 . Unter denenjenigen Körpern , welche in einer ge . Berſteis ' wiſſen Teufe aus der Erde gegraben werden , findet nerte und man auch manche Ueberbleibjel von Landtýieren , unverſtei: welche bey den großen Veränderungen , welche dis nerte Pandebies Oberfläche unſers Erdbodens erlitten, gleichfalls in Betrachtung gezogen werden müſſen. Verſteineric re . Menſchenfnochen kommen nur ſelten , aber doch zu . weilen vor, und werden , ſo wie die Knochen von andern großen Sandthieren mehr in Höhlen , als in den Floßen gefunden . Die verſteinerten Knudsen von vierfüßigen Landthieren finden ſich ſonderlich in dem Kalkſtein , Marmorſchiefer u . f. f ., und dena in Gegenden , wo dergleichen Thiere eigentlich nicht zu Hauſe gehören . Oft iſt die Ari von Thieren , denen dieſe Kor in ehedem zugehöret, ſchwer zu eta kennen .

Zuweilen findet man ſie auch unverſteinert

in ihrem natürlichen Zuſtande; dahin gehören die ro Orten Elephantenfnodien , ſo man an vielen Deutſchlandes findet, und das Elfenbein , welches

man in Sibirien häufig aus der Erde gråbt.

Die

verſteinerten Theile von Vögeln kommen am felteiz. ſten vor, doch findet man zuweilen verſteinerte ns . chen, Schnabel, Krallen und Federn derſelben . Eben dieſes gilt auch von verſteinerten Inſecten , welche gleichfalls nur ſehr ſelten angetroffen werden , und worunter, wenn ſie vorkommen , die Fliegen , Sommervogel, Käfer, Waſſerfäfer, Stinkfliegen , Det und Waſſernympben am fenntlid )ften find. ſteinerte Meers 'und Flußkrebſe werden an verfchie denen

des Erdbodenis .

709

denen Orten, und unter andern auch in dem pap . penheimiſchen Kalfſchiefern gefunden .

g.

27.

Es hat aber auch das Pflanzenreich viele Theis Verſfei le aufzuweiſen, welche auf verſchiedene Art in das nerte Sbei: Mineralreich, übergegangen find. Von Pflanzen le aus dem findet man gemeiniglich nur Uborůcke, und zwar am Pflanzens þaufigſten in den Schiefern, worunter das Farren , reiche. kraut, und eine dem Uſter áhnliche Pflanze, imglei chen allerley Arten von Mooßen am fenntlichſten Von Blumen , welche am feltenſten vorkoms men , hat Herr Lehmann in den Steinkohlenfidgen ben Ihlefeld beſonders ſchône Abdrücke gefunden. Verſteinertes Holz wird entweder zu ganzen Båu ſind.

men , dber nur ſtůckweiſe , in Ståmmen , Stocen , Heſten, Wurzeln, Scheiten und zwar von verſchiede: Aborůcke von Baum . nen Holzarten , gefunden . blåttern

kommen in dem Kalkſtein und Schiefern

mehrmals vor .

Zuweilen ſind auch ganze Topfa

Verſieinerte Früch ſteine daraus zuſammengefeßt. te aber, als Eicheln, Nüffe, Tannzapfen u . f. f. were Den nur ſelten angetroffen . f.

28 .

Man darf indeſſen nicht denken, als wenn alle gn mel jeßt angeführte Ueberreſte des Thier- und Pflanzen -cer Orda reichs ohne alle Ordnung unter einander angetroffen nung die würden . Es findet allerdings eine gewiſſe Ord. Berffeines nung unter demſelben Statt, welche hier vornåmlich angetrof in Betrachtung gezogen zu werden verdienet. Fen wer's Man hat davon bisher folgende Umſtände ange den. merfet : 1 ) Die urſprünglichen, Göchften, fellenartigen Gebirge haben auf ihren Gipfeln feine eigentlichen Verſteinerungen.

Dagegen ſind die Flokgebirge, der Ýy 3

712 Von ehemal. Hauptveränderungen den ",

und zum Theil als ein Niederſchlag aus dem . ſelben anzuſehen ſind, und daß der Grund , worauf biefe Floßgebirge ruben , welches mehrentheils dies jenige Teufe ift ,

in welcher man die Ueberreſte des

Pflanzenreichs antrifft, die alte ehedem bewohnte Eroflådie geweſen ſeyn müſſe. Es mußte alſo die. ſe Eroflåde eimal überſchwemmet worden fenn, und wårend des Standes der Waſſer über derfelben muß. ten ſich diejenigen Veränderungen auf derſelben zuges tragen Şaben , die wir noch jego auf derfelben ge. wahr werden. Zum Glück fand man ſowohl in der þeidniſchen als auch in der heiligen Geſchichte Nacha richten von einer ſolchen Ueberſchwemmung , und fo. gleich fielen die allermehreſten Naturforſcher darauf, daß dieſe es ren, denen wir das jebige Daſeyn fo vieler ehemaligen Meeresbürger auf unſerm gegente wärtigen trocknen (ande zu verdanken hätten. 5. 30 . Daß denen Aegypriern dieſe Begebenheit ber febre der beidni fiben 81 ter von ei der allge: alleinen Uebers fictwem : mung.

fannt geweſen ſey , erhellet unter andern aus Plas tons Zeugniſſe , welcher beriditet : daß ein gewiſs

fer ágyptiſcher Prieſter aus ihren heiligen Büchern dem Solon die Geſchichte von der allgemeinen Ueberſchwemmung erzählet habe , die lange vor den beſondern Ueberſchwemmungen vorhergegangen , fo den Griecien bekannt geweſen.

Die Einwohner

von seliopolis in Syrien zeigten in dem Tempel der Juno eine Spalte oder Kluft in der Erde, wele che , wie ſie fagten , die Waſſer der Sündfluch in fid ) geſdylungen . Der Schriftſteller, ſo dieß meie det , faget- zugleich : die Griechen gåben von der allgemeinen Sündfluth , die ſie fowohl als andere mit der Sündfluth Deucalions verwechſelt, eine zu fonderbare Nachricht, als daß man ſie übergeben follte. Die Rede gebet, fåhret er fort, das jetige Gejhlecht der Menſchen fen nichtdas urſprüngliche erſte,

des Erdbodens.

713

erſte , als welches gånzlich untergegangen ; fondern es fen von einer zweyten Ankunft , die von Deucas lion herſtammen , und zu einer großen Menge ange. Von den anfänglid)en Menſchen aber era wachſen. zähle man folgende Geſchichte :

Sie ſeyn febr'über.

müthig , und der Ungerechtigkeit ergeben geweſen , indem ſie ihre Endſchwüre niemals gehalten , gegen Fremde keine Gaſtfrenheit ausgeübt , auch keinem Flehen Gehér gegeben , welcher Urſachen balber ſie Die Erde habe folgender große Unfall betroffen. plößlich eine ungeheure Menge Waſſers ausgeſchüttet, es fern große Plazregen gefallen , die Strome úvera floffen , und die See zu einer erſtaunlichen Große

3

geſtiegen , ſo , daß alles Waſſer geworden , und alle Menſchen untergegangen . Nur Deucalion ſer

.

feiner Klugheit und Frömmigkeit wegen zu einer zwenren Ankunft von Menſchen übrig geblieben. Die Art ſeiner Erhaltung ſen folgende geweſen : Er gieng mit feinen Söhnen und derſelben Weibern in ein weites Behåltniß oder Kaſten , den er hatte ; und nad) ihm giengen Schweine, Pferde, { ówen, Schlangen , und alle übrige Geſchöpfe, die auf Er. ben lehen , paarweiſe in den Kaſten , welche er auf. nahm , die ihm auch nichts zu deide thaten , indem die Götter eine große Freundſchaft unter ihnen ver . Und fo (difften ſie alle mit einander in ſchafften. einen und eben denſelben Kaſten umher , ſo lange Was aber die das Waſſer die Oberhand hatte. darauf erfolgten Begebenheiten betrifft, fähret Plas to fort, ſo giebrs unter den Einwohnern von sieros polis eine alte fonderbare Ueberlieferung dieſes In . halts : Es habe ſich in ihrer Gegend eine große Eros fpalte geöffnet , und alles Gewäſſer in ſich gezogen ; worauf Deucalion daſelbſt Allsåre errichtet, und über der Kluft den Tempel der Juno erbauet. Eben dieſe Spalte, fagt unſer Schriftſteller , babe Vys ich

716 Von ehemal. Hauptveränderungen ſchied machen , daher man füglich es bey dem Plein . ften und gemeinſten Maaße bewenden laſſen kann. Iſt nun die weiteſte Umfreislinie einer fugel. funden Erde 21600 wáiſche Meilen : ſo muß des ren Diameter 6880 ſolche , oder 1720 deur die Meilen ſeyn . Der Umfang mit ſeinem Diameter multipliciret , giebe zur Oberfläche der ganzen Erd. fugel nach geometriſcher Lehre 148,608,000 welſche oder Millionen 288000 deutſche

Quadratmeilen .

Auf dieſer ganzen Fläche hat die Sündfluth geſtan den . Wie viel nun dieſes Waſſer ausgetragen ha. be, das wird ſich aus der Höhe finden , die es ges ftanden hat. Die heilige Schrift faget , es habe funfzehn Ellen hoch über den hódyſten Bergen geſtan den . Die höchſten Berge können , ohne zu viel zu ſagen , auf vier italieniſche Meilen angeſchlagen werden ; nachdem Plinius berichtet, der Berg Caſio in Aſien ſey 4000 Schritte hoch. Den Berg Pico de Taide in der canariſchen Inſel Teneriffa (dåget Varenius von gleicher Höhe , dem aber Gaſſens dus 5 Meilen geben wil ; und Derham (d ;lågt deſſen Höhe 3 bis 4 Meilen an , wenn man eine Schnur von der Spike gerade herab bis zur Ober . fádhe des Meeres fallen ließe , wobey Varenius noch von einem Berge in der azoriſdien Inſel Pico weiß , welchen einige höher hielten , als den in Tes neriffa ; und Derham , welchem Capitain Dams piec feinen Beyfall giebt, das Gebirge ben Sc. inarcha viel höher als den Berg in Teneriffa ana ſieht . . Vom Aetna ſchreibt Varenius ,

er werde

eine deutſche Meile hoch geſchaket; und wenn Bayle Redye hat , daß man von der Höhe dieſes :

Berges Aetna die africaniſchen Gegenden leben

könné , ſo muß. er wenigſtens 4 wålſche Meilen • Perpendicularhöhe haben . Von den Bergen Ans des , welche die Länder Chili und Peru von andern ameris

des Erdbodens .

717

americaniſchen Provinzen ſcheiden , faget Dams pier in ſeiner Reiſe um die Welt , ſie waren die hodhſten, die er nur geſehen habe, und übertráfen die in St. Martha und Teneriffa bey weitem . Nach des Varenius Anzeige ſind ſie ſo hoch , daß einige Spanier , die darüber reiten wollen , fammt iøren Pferden , aus Mangel der Luft, ſchnell tobt geblies ben waren ; und was will man erſt ſagen , wenn die alten die Berge Olympus , Caucaſus , Taurus , noch höher beſchrieben , und Marcianus Capella dem Berge Pmo ben China eine Höhe von 6 wål: ſchen Meilen giebt. Von den Bergen Andes iſt gewiß nicht zu zweifeln , daß ſie an die 4 wvålfde Meilen Perpendicularhöhe haben müſſen , wenn man bis auf die Oberfläche des Meeres mißt. Wenn die Sündfluth daher noch über die höchſten Berge gegangen iſt : fo fann mau nicht weniger, als 4 waiſche Meilen zur Höhe des Sündfluthwaſſers annehmen. Wenn wir nun eine runde Oberfläche ſo hoch annehmen , daß ſie die allerhod) ſten Berge erreichet, und innerhalb derſelben nach der Höhe des jekigen Meeres eine andere Oberflåche der vorigen parallel ſo muß der zwiſchen dieſen benden Flächen 432000 eingeſchloſſene Raum 594 Millionen , wålfde, oder 9,288,000 deutſche Cubicmeilon reyn ; denn ſo viel trägt es aus , wenn die Oberflä. che unſerer Erdkugel mit einer Hohe von 4 walſchen Meilen multipliciret wird , als ſu boch die Gipfel ziehen :

der höchſten Berge ſind. Hiervon muß nun zuvor. derft aller Raum abgezogen werden , den die Erde einnimmt , welche über die Oberfläche austritt, und zum Theil den Zirkel von der Höhe der Waſſer der Sundfluth faſt erreichet. HerrMoro nimmt mit dem Burnct an , die Oberfläche der Erde fey anjeko zur Hälfte Waſſer, jur

720 Von ehemal.Kauptveränderungen ihrer Schwere wegen niederfallen.

Die Erdrinde

aber ward inzwiſchen von der Sonne immer mehr ausgezehret , und fieng an , ſich hier und da zu ſpale ten und ſich zu eröffnen . Je mehr nun Jahrhun derte verſtrichen , deſto håufiger und großer wurden die Spalten . Und weil dadurch die Sonne fo viele Zugänge zum Waſſer bekam , ſo mußte daſſelbe end . lich ſo heiß werden , daß die Důnſte mit Gewalt einen Ausgang ſuchten , und gegen die untere Fläche der bewohnten Erdrinde dermaßen drangen, daß fie als durch ein Erdbeben überall brach , aus einander gieng , und ſid ) zerrieb ; woraus nichts anders erfol gen konnte , als daß die Erdſpalten in den tiefen Waſſerabgrund fielen , da denn das Waſſer ihnen weichen , und die verlaſſenen Stellen großen Theils wieder einnehmen mußte. Zu dieſem allgemeinen Umſturze kam auch der erſchreckliche Regen , deſſen Moſes gedenket, der die dennoch bewohnte Erde überſchwemmete, dager alles im Waſſer umkommen mußte. Auf folche Art will Burner die allgemeia ne Ueberſchwemmung aus natürlichen Urſachen herleiten . Eben ſo wenig fehlt es ihm an natürlichen We.

gen , die Waſſer der Sindfiuth fortzuſchaffen. Un gebeure große Stücken Erde fielen hin und wieder in den tiefen Abgrund , famen aber dergeſtalt zu liegen , daß mancher weite Raum hohl blieb , wel. die aber vor cher denn mit {uft angefüllet war , n Wusgang feinen Waſſer dem ſo häufig zuſchießende Und daher hat , ſeiner Mennung finden konne. nach, das Waſſer eine Zeitlang über dem Erdboden ſtehen bleiben , und die Sündfluth einige Monate dauren können . Sobald aber die Luft aus dem ties fen Gründen nach und nach empor ſtieg , und das nabm Waſſer. Dadurch Raum zum Falle bekam , auch die Ueberſchwemmung ab , und die Erdſpiben wurden

des Erdbodens.

721

wurden auf ſolchen Stellen , wo viel Erde über ein. ander gefallen war , ſichtbar , und immer größer, fo wie die Waſſerabzüge fich mebreten , und die Erde Die reißen . fchollen wieder feſten Grund befamen .

1 den Waſſer beruhigten ſich endlich wieder , und ane ſtatt des alten Abgrundes entſtanden zwey große Waſſerbehältniſſe, indem das meiſte Waſſer in das heutige Weltmeer trat , das übrige aber ſich in un. terirdiſche Klüfte und Gänge zog ; aufwelche Art denn der Erdboden in denjenigen Stand geſeket worden , in welchem er ſich noch jest befindet. Burner iſt auf dieſes ſein Lehrgebåude ſo ſtolz, daß er ſich auch nicht ſchámet, für ſich ſelbſt den entſcheidenſten Ausſpruch zu thun. „ Die heutige ,, Geſtalt des Erdbodes , ſagt er , und die Vorfälle „ ber Natur , die ſich damit zutragen , kommen ge. „ nau mit dem überein , was wir von Zerſtörung der „ alten Erde , und der eingeriſſenen Sündfluth aus „geführet haben ; auch iſts nicht möglich, folches auf „ andere Weiſe zu erklären . ,

33 $. Dieſes burnetifete lehrgebåude wäre nun ganz Prüfung gut, wenn es nur nicht der heutigen Geſtalt desderſelben. Erdbodens ,

und den bekannten und unſtreitigen

Naturgeſeken gerade zu widerſprache. Das ganze Syſtem beruhet auf gewiſſen bloß willführlich ange . nommenen Såßen . Wenn er erſtlich ſeine Welt ohne Meere, Flüſſe und dergleichen ſchaffet , ſo iſt es ganz gewiß , daß ſolches wider alle Nachrichten ſtrei. tet, die wir von dem erſten Urſprunge der Welt Has ben. Die Schrift führet ſchon im Paradieſe vier Flüſſe an , welche ſolches befeuchter ? Wo ſollte das Waſſer hingekommen ſeyn , aus welchem diejenigen Theile ben der Schöpfung geſchieden worden, welche Þernach das feſte Land ausgemacht ? Daß ſolche ins. geſammt in den Mittelpunct der Erde verſchloſſen worden , 11. Theil. 33

722 Von ehemal. Hauptveränderungen

worden ; iſt um deswillen nicht begreiflich, weil als: dann das Innerſte des Erdbodens niemals hätte Hart werden können , welches doch nothwendig war, wenn anders die darinn verſchloſſenen Waſſer darinn bleiben follten . War nun das Innerſte des Erdbo. Dens hart geworden , ſo waren die Waſſer noch wes niger im Stande , folchen zu zerreißen , Noch wes niger war es daher möglich, daß ſolcher zuſammen . fallen konnte, weil die inwendige Feſtigkeit des Erd. Höchſt unwahrſcheinlich daß er dieſen zuſammengebrochenen ist es auch ,

budens ſolches verhinderte.

Stůcken das Daſcyn der Berge zuſchreiben will, als weldes ſich mit dem innern Bau derſelben gar nicht Nachdem nun Burnet zuſammenreimen låffet. feine unterirdiſchen Waſſer über den Erdboden ſteis gen laſſen , fo bedeckt er die ganze Oberfläche deſſelo ben damit , und mit dem dazu kommenden Regen von 40 Tagen ; obgleich nicht wohl begreiflich iſt,

t

!

wo nach ſeinem Syſtem der Regen herkommen fån . nen , als der , wie befannt iſt , von denen aus der Erde aufgeſtiegenen Dünſten entſtehet. Iſt nun ; die Erde feſte und dicht geweſen , ſo haben ja die unterirdiſchen Waſſer nicht ausdunſten fónnen ? Bar aber dieſe Ausdůnſtung , wie es denn Herr Brunet wirklich annimmt, ſo haben geſchickte Naturforſcher

ſchon lange ausgerechnet, daß alle dieſe Waſſer be . reits in 406 Jahren verdunſtet ſeyn konnten , welches noch nicht der vierte Theil des Zeitraums iſt , wel. cher zwiſchen der Bildung des Erdbodens und der großen Ueberſchwemmung Moſis verlaufen. Uebere dieß iſt nicht begreiflich , wo nach Burnets Lebrge. bäude zuleßt das viele Waſſer geblieben. Der 26. grund mußte durch die zuſammengefunkene Erde entweder ganz verſtůrzet, oder ſehr klein und enge geworden ſeyn , und was das Meer in ſich nehmen konnte, betrug gerade nur ſo viel , daß ſeine Ufer wieder

1

des Erdbodens.

723

wieder vol wurden. Der vorgegebenen Verrückung des Erdbodens und ſeiner veränderten Geſtalt, wie auch verſchiedener anderer Schwierigkeiten , die wis der Burners Theorie gemacht werden können , und wirklich gemacht worden , nicht zu gedenken ; wore unter auch dieſe eine mit der vornehmſten iſt , daß ale in ſeinem Abgrunde befindlichen Waſſer nicht hinreichend ſind , den Erdboden auf die erforderliche Hobe zu überſchwemmen , gewieſen hat.

wie Moro weitläufrig

$. 34. Whiſton gerieth auf den Einfall, daß

ein Whiſtons

Er bemů. Lebrse: Komet die Sündflurh verurſachet habe. þete fich zu zeigen, daß ſein Romet damals der Er, bäude von der Sünds de nåber als jemals gekommen ſey , daher es denn Auth .

geſchehen , daß die Erde durch ſeinen Schwanz hin . durch gehen müſſen : und da dieſer aus einer großen Menge waſſeriger Ausdůnſtungen beſtehe, ſo wäre die Atmoſphäre unſerer Erde mit dieſen wäſſerigen Dünften dergeſtalt erfüllt worden , daß ein 4otågiger Da aber zu gleicher Zeit viele Regen entſtanden . gen in unſere Luft gekommen, fdhådliche Ausdůnſtun ſo wäre dieſe viel ungeſunder und ſchädlicher gemacht worden , daher wäre es geſchehen , daß die Men . fchen nicht ſo lange nach der Sundfluth, als vor der, ſelben , gelebt þatten , welches dem gemäß iſt, was Denn er erzählet uns, uns I Doſes davon berichtet. daß das Leben der Menſchen vor der Sundfluch über 900 Jahre gegangen wäre, und daß keiner unter 600 Jahr gelebt hatte , außer Enoct , welcher .le . Nach der Sünde bendig gen Himmel gefahren . fluth aber ſekt er das menſchliche Ulter nicht viel über 400 Jahr, und bey dem Joſeph nur auf 110 Jahr. Eine ſolche allgemeine Verfürzung des menſchlichen Lebens ſcheint frenlich eine allgemeine Urſache zu er. fordern , und Whijton glaubt ſie nirgends beſſer als 2 3

724

Von eheinal. Hauptveränderungen

als in der { uft antreffen zu fönnen , da ſich alle Menſchen derſelben bedienen müſſen . Denen Bewe. gungsgeſeken der Planeten , welche Repler erfun . den , und Tewron höher getrieben hat , zu Folge, feßt er , daß der gedachte Komet bey ſeiner Annähe. rung den Erdboden an ſich gezogen habe , wodurch zweyerlen Veränderungen ben der Erde hervorgebracht worden, deren eine darinne beſtanden , daß die ellipti. ſche Linie , in welcher ſich die Erde um die Sonne beweget , dergeſtalt erweitert worden , daß fie eine långere Zeit , ihren Umlauf zu verridten , als vor. mais ndthig gehabt hätte. Er fudit diefes aus den ålteſten Schriftſtellern zu beweiſen , die alle darinn mit einander übereinkommen , daß die Aegyptier, Babylonier , Perfer , Griechen und Römer in den erſten Jahrhunderren nach der Sündfluth , ehe ſie ſich auf die Aſtronomie gelegt, einen Monat zu 30 Tagen , und das Jahr zu 360 Tagen gerechnet hätten. Ja noa ſelbſt ſoll eben ſo gerechnet ha . ben , wie aus der mofaiſchen Hiſtorie der Sünd. fluth zu ſchließen wäre, und bey den YiJericanern in America habe man es eben ſo befunden . Die andere Wirkung der anziehenden Kraft des Sünde fluthfometens foll darinnen beſtanden haben , daß er die Erdenrinde zerriſſen , und den unterirdiſden Waſſern einen Durchgang verſtattet hatte. Wenn wir die nettoniſche Theorie der Ebbe und Fluth bea trachten : lo ſcheinet nichts leichter zu begreifen zu fenn .

Denn dieſer zu Folge muß der Komet allent.

halben , wo er gerade über dem Waffer geftanden, ein Aufſchwellen deſſelben verurſacht haben, dergleic chen audy zu gleicher Zeit in den entgegengeregten Theilen des Erdbodens erfolget ſeyn müßte , gleich wie wir reben , daß dieſes von dem Monde zu ge ſchehen pflegt.

Whiſton

des Erdbodens.

725

Whiſton war indeſſen nicht damit zufrieden , daß er die von 11oſe beſchriebene Ueberſchwem . mung für die Wirkung eines Kometens ausgab ; er wollte uns auch dieſen Kometen nåber kennen lers nen. Devron hat fid, die Mühe genommen , uns die Bahn des Kometens zu beſdireiben , weldjer im Jahr 1680 erſchienen iſt ; er hat gefunden , daß er ſich in einer langen und ſchmalen elliptiſchen Linie um die Sonne bewegt , welche ſich in dem einen Brennpuncte ſeiner elliptiſchen Bahn findet. Nun wollte man in der Geſchichte Beweisthúmer von dieſem periodiſchen Umlaufe des gedachten Kometens Denn wenn wir 575 Jahre von dem antreffen . 168iſten Jahre abziehen , ſo kommt das Jahr 1106 heraus , in welchem bey dem Todte des Kaiſers Seincidis IV . von allen Geſchichtſchreibern eines großen Kometen gedacht wird. Weiter zurücf fin . det man im Jahr 531 oder 532 zu Kaiſers Juſtis niani Zeiten , und noch 5751 Jahre zurück , gleich nach Julius Cafars Todte, eben das aufgezeichet. Zåhlet man nun noch 7 ſolcher Perioden zurůck , fo machen ſie 4028 Jahr aus , daß alſo die Erſcheie nung deſſelben gerade auf die Zeit der Sündfluth fält. 35 . Was nun den Kometen anlangt, fo ſcheinet es Schwie zwar wohl der Sternfundigen Rechnung nach, daßrigkeiten damider. ein Komet zu der Zeit , in welche man dieſe allges meine Ueberſchwemmung ſeket, an dem ģimmel ger ,

ſtanden habe ; allein , wenn derſelbe auch der Erde ro nahe gefommen wäre , als Whiſton vermeinet, ſo würde ſolcher vielmehr eine Entzündung als eine verurſacht haben , beſonders Ueberſchwemmung wenn deſſen Druc ſo ſtark geweſen wäre , das er auch ſogar in das Innerſte der Erde gewirket , und die darinn verſdhloſſenen Grundmaſſer erreget håtte. 3 3 3 Dieſe

728

Moobal wards Lehrges bäude.

Von ehemal. Hauptveränderungen

S. 36. Woodward s) betrat den richtigſten und vernünftigſten Weg , die Sündfluth und den Ueber. gang der Seefórper in das trocne Sand begreiflich zu machen , indem er ſein Lehrgebäude auf lauter Er. fahrungen gründen wollte . Ich will folche fürzlich berſeßen. Seine erſte Erfahrung beſtehet darinn : der Bau der Erdkugel , und die Umſtände der dara auf befindlichen Dinge, find in jedem { ande faſt wie in dem andern. In Frankreich), Flandern , Solland , Spanien , Italien , Deutſdland, Dånemark , norwegen , Schweden beſtehen die Felfen , Berge und alle Erdgegenden auf gleiche Weife aus lauter Schichten , die über einander lie. gen , ſo wie in England.

Diefe Schichten thei.

len ſich durch Spalten , die mehrentheils in Parallel. linien fortgehen . Inwendig in den Felſen , auch in andern dichten oder dicfen Erdſubſtanzen giebt es eine große Menge Schaalen von Meerthieren , und und andern Dingen , dergleichen im Meere wachſen, und ſie liegen eben ſo , als in Grosbritannien . Dieſe Erfahrung trifft auch in der Barbarey , in Hegypteni, Gorea und andern Theilen von Afris ca , desgleichen in Arabien , Syrien , Perſien Malabar , China und andern ländern Aſiens ; wie auch in Jamaica , Barbados , Virginien, Heuengland , Braſilien , Theilen von America ein .

Peru ,

und andern

Ferner bemerkt er von dieſen Seekörpern , daß fie zwiſchen allerley Erde , Marmor und in allen Arten von Mineralien ſtecken , daß ſie tief unter den þårteſten Felſen , und in der Erde eben fomohl gefun.

5 ) An Eſſay toward a Natural Hiſtory of the Earth ; auch in das Deutſche , Lateiniſche und Franzöſis fide überrege.

des Erdbodens.

729

gefunden werden , als auf der freyen Dberfläche der Hügel und fejten Berge. Hierauf unterſucht er

3

die Steine, Erde und Minern , darinn die Schaa. len von Seekörpern ſtecken , zeichnet Stůcke davon genau nach), vergießt auch die kleinſten Schnecen und Muſcheln nicht , und Idließt daraus , daß dieſe Steine , Erden und Minern ehedem flüßig geweſen

:

reyn můßten , weil ſonſt die Seeforper darınn wea der verſchloſſen , nody der Abdruck von der Schaale dieſer Materie ſo genau eingepråget werden können, Und weil dergleichen Schaalen und Fiſchhåute , oder ihre Abdrücke, nicht allein in den oberſten und nach ften Erdſchichten , ſondern auch in tiefen und ſehr weit unter uns liegenden Erdlagen angetroffen were den , auch bis in die tiefſten Meere gehen , ſo macht er den Schluß : daß dieſe Maſſe der jebigen Erd. ſchichten , zu der Zeit , da die Thiere hinein gekom . men find , vollkommen aufgelöſer und fließend ges weſen . Nachdem auch die Erde, wenigſtens ro tief, als bisher hinein gearbeitet werden können , aus lauter Schidyten beſtehe, die er für nichts anders als Bodenſaße eines dichten Waſſers anſiehet: ſo ziehet er daraus die Folge , die ganze Erde müſſe einmal jerfloſſen geweſen ſein . Daß unter der Erde 2b. drücke oder Schaalen von außerordentlichen Sees fiſchen und Thieren angetroffen werden , dergleichen ſich an dem Meerufer ſolcher Gegenden niemals ſe. hen laſſen , das bringt ihn auf die Gedanken : es müßten noch heut zu Tage in der Tiefe dieſer Mees re eben dergleichen Fiſche ſeyn , ob ſie gleich niemals an das Ufer fommen . Er ſchließt daraus, daß da. mals , als ſich alles von einem zerſtörten Grunde des Meeres losgeriſſen , die Waffer , welche über die Erde geſtiegen , dergleichen Schaalenfórper mit Weil auch aufgehoben , und fortgeſtoßen båtten .

außer ſolchen Muſcheln

und Schnecken noch aus. landi. 35 5

1

730 Von ehemal.Hauptveränderungen ländiſche Bäume und Knochen unbekannter Thiere in ſolcher Erde gefunden werden , wo ſich heut zu Tage dergleichen nicht aufhalten , ſo ſoll der befrige Waſſerſchuß fie von den entlegenſten Ländern dahin geführet haben . Von den ausgegrabenen Knochen , Zähnen, Hörnern, und Schaalen der Land , und Meerthiere, welche beweiſen , daß dieſe Thiere be. reits erwachſen und alt geweſen ſeyn müſſen , und von denen großen und ausgewachſenen Bäumen , welche unter der Erde liegen, ſagt er , daß ſie nicht ſogleich im Anfange der Dinge, wie andere vermen. ñet, ſondern erſt nach geraumer Zeit dahin gekom men. Weil auch die Bodenſake, welche das Waſ. fer abgelegt, und die darinn ſteckenden Seefórper in allen låndern des Eidbodens ſowohl nahe am Meer als ferne davon , einander ſo gleichförmig, und ſo gut als einerler wären :

ſo will er , daß alles diefes auf

einmal und zu gleicher Zeit geſchehen, und daß die Båndfluth das Mittel dazu geweſen ſey. Was die Bäume und das Holz betrifft, ſo hålt er es für un möglich , daß ſolches auf eine andere Art, als turc die Sündfluth , über die Erde habe gebracht wer: den fönnen. S. 37. Nadidem Woodward mit

Fortſe: Bung.

dieſen Betrad.

tungen , die er zum Grunde leget, fertig iſt, ſo fängt er an , fein Lehrgebäude zu errichten, wie die Erde vor der Sindfluth ausgefehen babe, und wie fie gegenwärtig beſchaffen ſenn roll. Vor der Sünd fluth war mitten in der Erdkugel eine unermeßlice Menge Waſſer verborgen, welche mit Erde umgee ben war, die aus lauter Schichten, eine von diefer, die andere von jener Materie beſtanden ; die Obet fläche des Erdbodens aber, war fo bergig und un eben als jeßt. Wo ſie niedrig lag, da ffie das Meer daran, fo,'wie noch jeßt, woben es 26. and

3ugan..

1

des Erdbodens. Zugänge

zu

dem

736

unterirdiſchen Abgrunde

hatte .

Als nun die Sundfluth ihren Anfang nahm , fo breia tete ſich zuerſt das Weltmeer über den Erdboden aus, brach mit Ungeſtům aus ſeinem Grunde hers vor, und ſtieß die Seefiſche und das Mufchelnerf mit in die Höhe. Dem Meerwaſſer folgten fogleich die Gewäſſer aus dem Abgründen und ſtiegen über die Erdfläche, wozu noch der Regen kam, wodurdy in 40 Tagen alle Berge völlig bedecet wurden . So wie die Erde gånzlich unter Waſſer ſtund, fieng ſie an zu zergehen, bis ſie mit allen darauf befindlichen Körpern ganz weich und flüßig ward .

Alle Felſen ,

Marmor , Metalle, was ſich zu Minern angeleget Hatte, mit einem Worte , alles was ausgegraben werden kann, und vorhin feſter Urt geweſen war , ward gånzlich aufgelöſet, und die Theilchen, die an einander hiengen , getrennet, daß ſie aus einander giengen. Was aber Theile Gatte, die nicht mit eine ander verbunden waren , als Sand, Erde a. 0.g. oder was vegetabiliſch und animaliſch war , als Kino chen, Zähne , Schaalen von Seethieren , Bäume, Sträucher , Kräuter , kurz , was der Erdboden trug, wenigſtens ſo viel man dergleichen ausgråbt, ward zerſtreuet und vom Waſſer fortgetrieben, wors auf es ſo lange ſchwebte, und ſchwamm , als die dicke Subſtanz von Waſſer und Erde nod ) durch einan , der flof ; fury, alle Materie, woraus der Erdboden beſtund, gieng in ihre Urſprungstheilchen zurück, dies ſe aber vermengten ſich aufs unordentlichſte. Man fann nicht läugnen, fåhretWoodward „fort, daß die Erde aus einander gegangen fey , weil „ auch die hårteſten Foſilien, bis auf die Diaman . „ ten , Zeichen von Riſſen, und von einer neuen Zuſams Fragen wir nun , von „ menwachſung haben . , mas für einer wirkenden Kraft alles aus einander gegangen ſen ? fo giebt er die Antwort : „ Daß die Natur

0

732 Von ehemal . Hauptveränderungen „Natur durch die SündRuth verändert worden, föl ches entſtund davon , daß Gott in der Sundfluch

d

„ die Schwere der Körper wegnahm, als welche alla „ lein in ſeinen Händen ſteht. Mehmen wir ſolche

fili fic 10

,, Verminderung der Schwere an, ſo iſt alles leidt zuzu begreifen, was bey der Sündflurh vorgegangen „ iſt; zum Erempel, daß die Waſſer aus dem 2b „ grunde in die Höhe ſteigen können ; daß feſte Relo „ per ſich zertrennen müſſen ; daß die Auſtern, und

bec

,,was ihnen ähnlich iſt, geſchwommen þaben, meil „die Körper nicht mehr ſo viele Schwere gehabt, daß

Ha anc

„ ſie davon haben ſinken können . ,

Nachdem jedes Ding feine Schwere wieder bts fommen hatte, ſo ſind, wie er beſdireibt, alle vorþingen Feſte Körper dasjenige wieder geworden, was ſie geo ant weſen waren .

.

Und anſtatt,

daß fie in einem aupa

gelóſeten Zuſtande im Waſſer geſchwommen, und mit demſelben vermengt geweſen, fonnten ſie nach der wieder erlangten Schwere fallen , und den Grund ſuchen. Daſelbſt legte ſich alles , nach Ver

aller ther

dari

håltniß feiner Schwere , iiber einander, fo gut es in ſolcher allgemeinen Verwirrung geſchepen konnte. Die ſchwereſten Körper fielen zuerſt ; denen folgren immer andere, nach dem ſie leichter waren ; die ale

Mi mir

lerleichteſten waren die lekten , machten die Obertás che über andere Bodenjake, und bedecten alle ana

mei gen lor

dere. Wenn aber die Materie auf foldre Weije niederfank : ſo mußten wohl beſondere Schichten von Felſenſtein, von Marmor , von Steinkohlen, men

Schichten von Erde, die über einander Fomen, kis gen anfänglich nach übereinſtimmenden Linien, our parall

=

Erde u . 8. g .werden . Auf gleiche Weiſe fielen die ſchwereſten Conchylien in die Schichten , woraus Felſenſtein geworden iſt, die leichteſten in Kreide, in fette Erde, oder andere Materie, die leichter als Steinfels war. Alle ſolche neue Anlagen, ever

gen B

01

des Erdbodens.

parallel, ſtreckten ſich in einem

:

733

Stücke ununterbro.

.

chen fort, 'waren ganz glatt und gerade, ' die Ober. fläche des Erdbodens ſelbſt gewann eine ebene Ge. ſtalt, die ſich zu ihrer Runde ſchickte; gleichwie, fo lange die Sundfluth ſtund, dieſelbe auch eine Waf. ferkugel um den Erdboden ausmachte .

Bald darauf, als die Sindfluth zu Ende gieng, begab ſichs, daß die Erdſchichten, welche ſich allent halben gerade nach dem Verhältniß der Erdrunde angeleget, und eine Erdrinde über der andern ge.

macht hatten, an allen Orten der Erdkugel - brechen 7. mußten, wovon ihre Stücken fernach fchief zu lie . gen kamen , mit einem Ende ſtiegen, und mit dem andern fielen . Die wirfende Urſache und Kraft,

1

wovon ſie brechen, und ihre lage åndern mußten, war innerhalb der Erdkugel. Und daher kommt aller ungerade und ungleiche Erdboden, als welchet eben von der Sundfluch die Geſtalt bekommen hat, darinnen wir ihn noch heute zu Tage reben. Weil

1

2 auch die Erdmaterien, die Metalle, und die andern Mineralien, ſo ſehr zerfloſſen und vermifdhet ſie auch mit dem Waſſer in der Sindfluth geweſen, dennoch nicht weit von ihrem vorigen Scheitelpuncte gekom. men waren , fo fielen ſie hernach, an eben den Ort genau, oder doch nahe daben, wo ſie vor ihrer Aufe idfung gelegen hatten, und vom Waſſer aufgehoben geweſen waren. Daher legten ſid, ebenfalls die Berge, die Thåler und Flachen Sånder, in ihrer vori. gen Anzahl, Geſtalt, und auf eben die Stellen wie. der an , die ſie vor der Sundfluth eingenommen ge. habt hatten ; und dergeftalt iſt jedes Ding auf ſei. nem vorigen Orte, in ſeinem lande, und mårmern oder fåltern Erdgegend geblieben, welche ihm die

1

Natur geordnet und beſtiinmet hat.

als

734

Von ehemal. Hauptveränderungen

Als die Erdſchichten brachen, und ſich dadurch wenden mußten , daß das eine Ende in die Höhe, das andere in die Tiefe gebogen ward, fo befam der Erdboden viele Spalten , Riſſe und Deffnungen , in welche ſich das Waſſer zug , und ſeinen alten Ab. grund ſudite, außer dem Waſſer, daß ſich damals ſchon in gemiſje Meere verſammlet hatte. Indem aber das übrige Waſſer in die Tiefen ſtürzte, und viele Erdſchollen umfehrete, ſo nahm es manche Materien mit ſich, und legte foldie wieder auf nie. derigen Erdflådyen ab, håufre aber neue Bodenſaße barůber. Dergleichen kann man, ihm zu Folge, von den Schichten im Lande ! 770dena glauben , wo es unter der Erde nicht anders ausſieht, als wenn die Ueberſchwemmungen bewohnt. geweſene Erdfladen vorſtelleten. Nach dieſer Beſchreibung iſt nun der Erdboden wieder eben ſo geworden, als er vor der Sundfluth geweſen war . Weil auch die Haute oder Schaalen der Fiſche, damals als alle Körper ihre Schwere wieder erlanget, mit und unter an pern Körpern , nach Verhältniß ihre Shwere, gee funken , in andere Materien verwickelt, und damit gleid )ſam vereiniget worden, fo hätten, als die groß ſen Erdſchollen umgeſtürzet, und mit einem Ende zu Bergen geworden, die in ihnen ſteckenden Seefôr, per mit in die Höhe gehen müſſen ; daher komme es denn, daß fie in allerhand Erde und Höhen ga funden würden.

g.

38 .

1

Anmers tungen darüber .

Allein , ſo ſcharfſinnig auch daswoodwardis robe Lehrgebåude manchen ſcheinen mochte , und

wirklich geſchienen hat : ſo hält es doch bey einer genauern Prüfung eben ſo wenig Stich , als die

Ich will mich hier'in Theorien ſeiner Vorgånger. keine weitläuftige Unterſuchung deſſelben einlaffen, Ideil

des Erdbodens.

735

weil ſolches ſchon von andern, und beſonders vom Mo. rot) geſchehen, ſondern mit dem Herrn Lulofs u ) nur folgende Anmerfungen beyfügen. 1) Wenn die Erde durch die Sündfluth ſo weit iſt aufgelöſet worden, wie Herr Woodward ſich vorſtellet, ſo können wir nicht ſagen, daß wir jeko diejenigen Berge haben, die vor der Sundfluth ges weſen ſind, weil die Berge fowohl als die übrige Erde in einen weißen Sdlich müſſen ſeyn verman , delt worden . Wäre dieſes nicht geſchehen, ſo håte ten die Steine und Metalle, die ſie in ihren Einges weiben enthielten, nicht können zermalmet und nach. gehends die Muſcheln und Seegewåchſe hineingea bracht werden . Derohalben muß die Erde durch die Sündfluth eine vollkommen runde oder vielmehr eine in der Mitte erhabene Geſtalt angenommen ha . ben,

auf welcher feine Berge,

keine Seen , feine

Flußbetten zu unterſcheiden waren , ſondern deren ganze Oberfläche ein ſchlammiges Weſen , von un . glaublicher Tiefe zeigete. Hingegen ſieht man aus der heiligen Schrift , daß die gegenwårtigen Berge mit der Erde von einerler Ulter ſind , und inoſes rebet von den Flüſſen,

die das Paradies beneſten ,

und aus dieſem Juſtgarten ausgiengen , als von ſolo chen , die noch in eben dergleichen Betten liefen , wie vor der Såndfluth. 2) Iſt es mic der allgemeinen Sündfluth nach Woodwards Gedanken zugegangen, ſo kann man feine Urſache angeben, warum an einem Orte viel dergleiden Körper , an andern und wohl an den Der Herr meiſten gar keine gefunden werden . von Reaumur x) bezeuget , daß in der Landſchaft Tous

t) Beränderungen des Erdbodens S. 99.186 . u ) Kenntniß der Erdkugel, Ib. I. S. 370. f. x ) Mémoires de l'Acad , 1720 , S. 524 ..

736 Von ehemal. Hauptveränderungen Touraine in Frankreich , linfer Seite der Loire, zwiſchen dem Stådrchen St. Maure,und Pliantes lan, mehr als 36 Meilen von der See eine ſolche Menge Muſcheln gefunden werden , daß man ſich nicht vorſtellen darf, als fågen ſie hier und da zer. ſtreuet, ſondern daß man Urſache hat zu glauben, alle Felder, Büſche und Dörfer dieſes Sandftridies, þaben eine große Bank von dieſen Muſcheln unter Fich. Man weiß wenigſtens , daß fie ſich auf 25 Fuß tief erſtrecken , ohne daß etwas anders damit vermenget wåre. Zuf einer hohen Fläche zido Stunden von Bafel findet man eine unglaubliche

V

Menge biefer Schaalen ben einander. Warum fine det man es nicht überall ſo ? da man auf fo vielen Bergen und in fo vielen Gruben nid ;ts dergleichen entdecket ? Es iſt zwar wahr, daß an mehreren Dertern folche Schaalen nebſt andern dergleichen Körpern gefunden werden, als man ſich dem erſten Anblicke noch vorſtellen ſollte ; aber doch iſt gewiß, baß ſie ſehr ungleich ausgeſtreuet liegen , an einigen Dertern findet man ganze Berge von Sdaalen , an andern findet man kaum eine, wenn man forgfältig Wenn nun die ganze außerſte nachgeſuchet hat. Rinde der Erde iſt aufgeldſet geweſen , ſo könnte man keine zulängliche Urſache angeben , weswegen an dem einen Orte mehr Schaalen mit dem Waſſer und Schlamme vermenget geweſen ſind, als an dem andern, oder, warum an einigen Dertern nichts als Schaalen ohne Beymiſchung anderer Körper gefun den werden . 3) Wenn Woodwards Gedanken Statt fån. den , ſo haben keine Bäume, feine Gewächſe auf dem Boden ſtehen bleiben können , ſondern alles har wieder aus dem Saamen aufleben müſſen , die nicht Dieſes nun durch das Waſſer verderbet waren . låßt ſich einigermaßen von den Kräutern behaupten, abc

des Erdbodens.

737

aber gar nicht von den Bäumen, wenn man niche zum Voraus reken wollte, die Menſchen þåtten die erſten fünfoder ſechs Jahre nach der Sundfluch aller Baumfrüchte völlig entbåbret. Ueber dieſes findet man beym Moſes bemerket,daß die Taube, als fie zum zweytenmale von 17oah Jerausgelaſſen ward , mit einem abgebrochenen Delblatt im Schna. bel wieder gefommen iſt. Waren nun alle Bäume aus dem Grunde geriſſen worden, wie håtte Toah daraus ſchließen können ,

daß fich das Waſſer ver .

minderte ? Schwamm der Baum, von welchem die Saube das Blatt abgebrochen hatte, im Waſſer, ſo mußte er zugleich mit dem Waſſer ſich erheben und ſenfen , woraus erhellet, daß dieſer Delbaum im Woodward fu . Grunde muß geſtanden haben. chet zwar der Stärke dieſes Beweiſes,

welchen

Camerarius y ) ſchon, doch auf einige andere Art, vorgetragen hat, dadurch auszuweichen, daß Toab ſich in dieſem Schluſſe betrogen und eingebildet 69 . be, der Delbaum ſtehe in der Erde, ob er gleich im Waſſer geſchwommen habe, und des Voah Irre thuin fórne nicht als 'ein Beweis wider ihn ange . führet werden. Allein , man überlege, ob Doah, der hierben durchgehends von einer höhern Hand getrieben wurde, einen ſo großen Fehler babe bege. hen, oder der Geiſt Gottes folchen unangezeiget er. jåhlen fönnen ? Auch zeiget die Folge, daß Toah recht geſchloſſen hatte, denn 7 Tage darauf kam die Saube nicht wieder, weil das Erdreid) (don ſo weit trocen geworden war .

4 ) Ben einer ſo völligen Auflöſung der Erde fonnte ihre Oberfläche in wenig Tagen ohne Wunder. werk nicht trocknen . Am 27ten Zage des fiebenten Mo. nats y Differt. Taurinens, S. 344 .

an

H. Tbeil.

)

738

Von ehemal. Hauptveränderungen

nats im vorhergehenden Jahre, und alſo faum fila ben Monate zuvor, ruhete die Urche auf dem Berge Ararat zum erſtenmale , und ohngefähr 5 Monate wurden die Gipfel der Berge zuerſt gefeßen ; ſollte nun ein weicher Schlamm , der viele gundert Fuß tief iſt, in fu furzer Zeit natürlicher Weiſe, trocknen ? Zuch ruhete die Urche auf dem Berge Ararat, ebe die Gipfel der Berge trogen waren ; hat denn die ſer Berg, der gewiß, wie alle übrigen in einen tie. fen Schlamm zerfloſſen war, mitten im Waſſer ſo viel Hirte bekommen können , dieſes große Fabr. Man fönnte auch mit der zeug zu unterſtügen ? Herrn Runouw z ) fragen ,

wo die Fiſche geblie.

ben ſind, die vor der Sündfluth im Waſſer lebeten, denn in einem ſolchen Schlamme fonnten ſie nicht leben bleiben , wie die rågliche Erfahrung lehret; Ferner kann man ſich kaum vorſtellen , daß bloßes Waſſer die Metalle und andere Körper ſo aufgeldſet und zermalmet hårte, da die Schaalen die doch viel zerbrechlicher ſind, feinen Schaden gelitten haben. Endlich iſt noch eine Schwierigkeit, die ſich nicht ſo leicht geben läßt ; man findet nåmlid) zwo Schichten Sthaalen über einander : ſind diefelbigen wohl durch verſchiedene Sündfluthen entſtanden ? Den Vor derfaß bewähret unter vielen andern Benſpielen audi die Gegend um Modena, wo man erſtlich 14 Fuß tief Schutt von alten Gebäuden findet ; diefem pol get feſter Grund, doch ein wenig tiefer ſchwarze und mit Moor vermengte Erde, darinnen man in der Liefe von 24 Fuß eine unbeſchädigte Kornåhre gå funden bat ; in der Tiefe von 28 Fuß trifft man cia nen kreidenartigen Grund an , der 1 Fuß tief, und oft mit Sdaalen vermengec iſt; in der Tiefe von 39

i Fuß findet

man eine modrige Erde, welche aus Blättern, Wurzeln , und andern Tbeilen von Båt mos tt uur ft ine Nat Kun Kab en Sb. II. S. 139. f. . 3) . ,

&

des Erdbodens.

739

men beſteht ; hat man dieſe Sdjicht durchgraben, To findet ſich wiederum eine Kreidenlage , wie die vorhergehende, Fuß tief, unter welcher ein Moe dergrund von 2 Fuß tief liegt; iſt dieſer weggenoma men , fo findet ſich eine dritte Kreidenlage, dünner als bie benden vorhergehenden, welche wiederum auf ei nem Modergrunde ruhet, worunter die Schicht liegt, wo das Waſſer heraus komme, dieſe iſt ſandartig. und mit Seekörpern vermenget.

39. §. Nachdem Herrn Lulofs die jeßt bengebrachten Herrn Schwierigkeiten wider des Herrn Woodwards kulofs Ers Lehrgebäude vorgetragen hat, waget er ſelbſt eine klárung Muthmaßung , wodurch er vornehmlich die Wirkun- der Sünda gen der von ſchwemmung

Noſe beſchriebenen großenUeber. Futb. begreiflich zu machen ſucht.

giebe nämlich zu überlegen, ob man die Sache nicht auf dieſe Art mit einiger Wahrſcheinlichkeit er . flåren konnte. Die Erfahrung lehret , daß, wie der thieriſche Körper eine große Menge von Gången und Gefäßen hat, wodurch das Blut und andere Säfte in ihm umlaufen , daß auf eben die Art die Erde eine Menge von Adern enthált , wodurch das die åußerſten Waſſer feinen Umlauf vollbringt; Zur Hefte dieſer Adern finden wir in den Quellen. Zeit der Sündfluth offnete Gort, es mag mittelbar oder unmittelbar geſdiegen ſeyn, dieſe Brunnen des Abgrundes, crieb das Waſſer aus dem ganzen Kóra per der Erde mit Gewalt nach dem Umfange, drů. dete daſſelbige, daß es nicht allein durch handene Deffnungen ausbrach , ſondern neue überall auf den Bergen , in Thälern Solchergeftalt tann man nen machete .

ſchon vor . ſich auch und Eben ſich , ißm

zu Folge, leicht vorſtellen , daß durch das ſtarke Here ausdringen des Waſſers viele Höhlen unter der Ers de, ſowohl auf den Bergen als in Ihålern gemaa ; et 2aa2 pot .

740 Don ehemal . Hauptveränderungen worden ſind, weil das Waſſer viel Erde, Sand und andere dergleichen Körper mit ſich hat fchlepper *müſſen . Ferner iſt es wahrſcheinlich , daß Gottes wunderthårige Hand , wie ſie das Waſſer aus ſeis 'nen innerſten Gången nach der Oberfläche trieb, zu. gleich verhindert hat, daß dieſes Waſſer, ſo lange fid , das Gewäſſer auf der Erde nicht vermindera Tolite,

nicht wieder , den Gereken ' der natürlichen

Schwere gemaß , in feine Höhlen zurück fegrete. So bald aber der Richter der ganzen Erde ſeine hel. ligen Abſichten erhalten hatte, und die Zeit vorban: den war, da fich das Waſſer vermindern follte, jo fieng das Waſſer, ſeiner natürlichen Sdywere nach, ſich zu ſenken an ; und weil auf die Mündungen der gemachten Deffnungen und ausgeſpühlten Höhlen , eine Waſſerſäule von erſtaunlicher Höhe drůchete, is könne man teicht begreifen, und es ließe fidh nah den -Gefeßen der Bewegung des Waſſers beſtimmen, mit was für unglaublicher Schnellheit das Waſſer in dieſe Hühlungen eingedrungen ſeyn müſſe. Weil nun durch dieſes ſchnelle Niederſinken des Waſſers viele Wirbel håtten müſſen verurſachet werden , e ren es kein Wunder, daß viele fremde Körper, toe dhe durch dieſe ſchnelle Bewegung mit dem Waſſer vermenget

wurden ,

mit

find

geführet

worden , die alsdann in den ausgeſpühlten von len , wo das Waſſer , wegen des größern Ras mes', nicht ſo viel Geſchwindigkeit

hatte , nie

bergefunken und liegen geblieben find. Solcher geſtalt würde es niemanden fremde vorkommen, daß in den tiefſten Höhlen , zwiſchen tiefen {ager, und in dem Innerſten der Berge, nicht nur ME ficheln, ſondern auch Bäume und ſelbſt Cheile fremt . Herr Lulofs giebt als für eine Muth.

der Thiere gefunden werden. dieſes ſelbſt für nichts weiter,

maßung aus, in der er zwar nichts ungereimtes fine

des Erdbodens.

741

det, die ſich aber mit dem wahren Zuſtande, worinn man dieſe Seechiere heut 34 Tage findet, keines . weges zuſammen reimen låſſet, wie aus dem folgen. Den erhellen wird.

40 . S. Aus dem Zwange, Den ſich faſt alle bisher ange. D6 die moſaiſche führte Súndfluths · Theoriſten angethan , die zu Günde Nioſis Ueberſchwemmung nöthige Menge Waſſers Auth älte. Herbenzuſchaffen , und daſſelbe nachmals wieder fort die Wir: zu bringen, erhellet ſchon zur Gnůge, wie ſchwer, ja kungen ges unmöglich es ſen, den darzu gehörigen Vorrath in babt, die der Natur anzutreffen, und dieſe Begenbenheit aufman ibm gemeinigs eine natürliche Art zu erklären : daber ſchon mehrere vor langer Zeit auf den nicht ungegründeten Ge- fitbreibt. danken gekommen ſind, daß 70ſis Såndfluth wohl nur eine beſondere Ueberſchwemmung geweſen , die das ehermalige jüdiſche Land, und auch wohl einen groſſen Sheil Aſiens betroffen habe. Ich will die Gründe , die man für dieſe Meynung angeführet hat, nicht wiederholen, ſondern nur bemerken, daß wenn wir auch die Allgemeinheit der moſaiſchen Ueberſchwemmung nach dem Buchſtaben anneh. men , fo , wie ſie uns in der heiligen Schrift beſchrie. ben worden, ſie dennoch nicht alle die Wirkungen und Folgen haben könne, die man ihr bisher ſo frey Der Endzweck dieſer gebig zugeſchrieben hat . Begebenheit war, wie uns Woſis ſelbſt berichtet, bas menſchliche Geſchyledyt von dem Erdboden zu vertilgen , welches durch Saſter und Verbrechen ſo ſehr von ſeiner urſprünglichen

Beſtimmung abge.

nichen war. Dieſen Endzwecf zu erreichen , låſſet man den Schöpfer nidyt nur alle Kräfte der Natur aufbieten, ſondern ſogar die bisherigen Gereke der Natur aufheben , und neue Idaffen, gleich, als wenn eine Hand : oll Eů der nicht mit wenigerer Můbe ausgerottet werden konnte. Man läßt Kometen fom . aaa 3 ment,

742 Von chemal. Hauptveränderungen

men , zerbricht den ganzen Erdboden, låſet ihn in ei. nem unergründlichen Schlamme auf, verrückt ihn aus ſeiner {age, hemmet ſeine Bewegung, um ſeine Dberfläche auf vier Meilen hoch unter Waſſer ſes Um eine Handvoll Ken zu können ; und warum ? Inſecten zu erfáufen, die auf der Oberfläche dieſes großen Körpers herumſchwärmeten , ſo, wie man ohngefähr einen prachtigen Palaſt zerſtören würde, um einiger beſchwerlicher Wanzen oder unruhiger Doch ich will Mäuſe in demſelben loszuwerden. mich in dieſe Betrachtungen nicht weiter einlaſſen, ſondern nur zeigen , daß auch eine ſo große Ueber: ſchwemmung, als die moſaiſche iſt, wenn man die von ihr ertheilte Nachricht nach dem Buchſtaben nimmt, dennoch die Wirkungen nicht baben fónnen, Die mehre die man ihr gemeiniglich zuſchreibt. ſten der vorhin angeführten Throriſten , die uns die

gegenwärtige Beſdyaffenheit der trocknen Erdflåde aus der inofaiſchen Sündfluth begreiflich machen wollen , haben den Erdboden nicht gekannt, deſſen ine nern Bau fie uns doch erflaren wollen . Sie reden viel von Schichten und Sagen , ohne vielleicht jemais ein Flok geſehen zu haben , und daher ſind ſie auf fo viele ſeltſame, abentheuerliche und der Nat : der Sachen gånzlich widerſprechende Meynungen gerathen . S. 41 .

Herrn

Es ſind daher in den neuern Zeiten fchon ve fchiedene Gelehrte auf die Muthmaßung gefem

Lehmanns men , daß man vielleicht die Wirkungen der Sünd Ertla fluth allzu ſehr vergrößert haben möchte, wenn mar runa der Brfun : ihr die gegenwärtige Geſtalt der Oberfläche unſer: gen der Erdbodens zuſchriebe . Woro ſekte daher ſeine tip Súnd terirdiſchen Feuer in Bewegung, und ließ duro fia fluib., den Boden des Meers über deffen Oberfläche ert : ben ; und Herr Bertrand hieß die vielen Jagen de

des Erdbodens.

743

Seethiere in den Floßgebirgen gleich ben der Sho. pfung mit zum Vorſchein kommen . Allein, ich has be bereits im vorigen gezeiget, wie unwahrſcheinlich und widerſprechend auch dieſe Meynungen ſind. Ein Ber der neueſten Naturfů: diger behauptet gleichfalls, daß viele von den Erſcheinungen , die man bisher auf Rechnung der mofäiſchen Sủndfluth geſchrieben , andern zufälligen Begebenheiten hergeleitet

von

werden müſſen ;

allein er erkläret dem ohnerachtet

doch noch den ganzen Bau der Floße aus dieſer großen Ueberſchwemmung. Es iſt ſolches der Herr Bergrath Lehmann ; und die Gedanken die: ſes Mannes verdienen hier um ſo viel mehr ange. führet zu werden, da ſie nicht bloße Grübeleven eis nes Stubengelehrten, ſondern Såße ſind, die ihm eine lange und vertraute Bekanntſchaft mit der Na. tur ſelbſt , eingefloßet hat. Er behauptet nämlich a ) , daß die Weltkugel anfangs ſchon Berge gehabt, und daß dieſe Berge eben fo gut , als die Flächen mit fruchtbarer Erde In dieſer Verfaſſung rey folche bedecfet geweſen. auch geblieben, bis ſie diejenige Hauptverånderung erlitten, welde uns unter dem Namen der Sünd: fluth , oder einer allgemeinen Ueberſchwemmung be. Es iſt zwar möglich , daß auch vorher fannt iſt. ſchon einzele kleine Veränderungen vorgefallen find : da aber ſolche febr ungewiß ſind , und über dieſes uns die Nachrichten davon mangeln , ſolche auch feine allgemeine geweſen ſeyn werden ; ſo iſt es bil. lig , daß wir ſolche für die erſte, hauptſächlichſte und allgemeinſte annehmen . Es iſt alſo an der Sünd. fluch nicht zu zweifeln, nur wird es darauf ankom, Herr Lehmann men , woher ſolche entſtanden. Laa 4 Teget

a ) Ger bichte von Fl8kgebirgen , S. 81 , f.

744 Von ehemal. Kauptveränderungen Feket zum Voraus, daß der Whiſtoniſche Komet, der Ausrechnung nach, feine Richtigkeit habe. It dieſes, ſo räumet er gerne ein , daß derſelbe durch ſeis ne Annäherung des Erdbodens, vieles zu der großen Menge Waſſers bengetragen , welche deffen Dber. fläche überſchwemmet. Attein , da es jego deſſen Eache nicht eigentlich iſt, zu beſtimmen, wie dieſer Komet entſtanden, und auf was für Art ſolcher gee wirket, oder etmas zu der allgemeinen Ueberſchwem . mung bergetragen, ſo begnüget er ſich zu ſagen , daß es möglich geweſen , daß derſelbe, nebſt dem anhale tenden 40 tågigen Regen , dem Ausreißen der See, und dem Ausbruche der unterirdiſchen Waſſer, als lerdings ein vieles zu dieſer allgemeinen Ueber: ſchwemmung bentragen fönnen. Da das Gebäude

1 der Erde aus flüßigen und feſten Theilen beftehet, lektere aber ſo beſchaffen ſind, daß ſie ſich theils in Waſſer auflöſen laſſen, theils dieſer Auflsſung wi. derſtehen, fo iſt es natürlich und ſehr begreiflid), daß in einer ſolchen Menge Waſſers, als damals die Welt bedecer, nothwendig ein großer Theil ibres Wefens aufgeldſet worden ; beſonders geſchabe die. ſes an denjenigen Orten, wo das Waſſer init mehe rerer Macht arbeiten konnte. Hierzu gaben nun die Berge die ſchönſte Gelegenheit. Anfangs ſtieß fich das Waſſer an felbige ; als aber ſolches nad und nach die höchſten Spigen derſelben erreichte und ůberſtieg , ſo bekam es einen ſtårkeren Zug, und Gewalt. Es b ) enebloßte ſolche größtentheils von der fruchtbaren Erde,

womit ſie bedeckt waren . Es ſchwemmte die vorige fruchtbare Erde davon bec: ab , und fekte dafür Schlamm , Thon , Pflangen, umgefommene Thiere , Muſcheln , Schnecen auſ denenſelben ab. Jedoch drang diefe allgemeine Ber.

b ) Ebendaſ. e. 112. F.

des Erdbodens.

745

Veränderung nicht fo tief ein , weil die darunter bes Wir finden findlichen Felfen ſolches verhinderten . daher niemals in den tiefſten Ganggebirgen Zeichen und Zeugen dieſer algemeinen Ueberſchwemmung,

1,3

VA .

an Verſteinerungen , Abdrücken von Fiſchen , Pflan . gen und Blumen , wie wir ſolche ben Floßgebirgen Nachdem die Fluth die oberſte Erde abge. finden. fchwemmet , ſo erreichte ſolde die Felſen , welche Einige derſele unter der Erde verborgen waren. ben waren ſo hart , daß ihnen das Waſſer nichts an. haben konnte , dieſe blieben ſtehen , dergleichen alle Einige derſelben waren große Gebirge voll find.

5

zwar hart , allein in ihren Zwiſchenråumen fano ſich noch eine Erde , welche im Waſſer weich wurde. Dieſe Erde ſchwemmte das Waſſer aus , und vero, urſachte hierdurch , daß dieſe Steine ganz los auf. einander blieben , dergleichen wir an dem Bielber : ge in Sachſen , der heuſteune in Schleſien , ferner ju Adersbach), ben Ihlefeld, an demas deldhr , Gånfeſchnabel zc . an tauſend Orten fin . oder es riß ſolche mit ſich fort , daher rühren die Steine von entſeglicher Große , welche wir óf. ters an Bergen , in Thålern, u . d. gl . finden . Daß

den ;

dieſer Saklo natürlich , wie möglich fer , lehret uns wenn wir ſehen , was

noch die tägliche Erfahrung,

ein Wolfenbruch für Steine von unglaublicher Groß ſe losreißen , und mit ſich anderwåres hinzuführen, im Stande iſt. Was nun aber dieſer Gewalt wider . ſtehen konnte ,

das blieb in ſeinen vorigen Umſtån.

den , außer daß an einigen klüftigen Orten , frem . de Erdarten von dem Waſſer eingeführet wurden . Es iſt auch nicht möglich , daß die Felſen , die vom Anfange der Welt geweſen , aus ſo verſchiedenen Geſteinarten beſtehen können , indem wir ja aus der Chymie und Phyſik ſeben , daß einfache Erden , der . gleichen die erſte aus den Waſſern niedergefallene aas Erde

1 1

746 Von ehemal. Hauptveränderungen Erde geweſen , allererſt durch die Kunſt , oder durch die Beymiſchung fremdartiger Theile mit der Zeit Alls die zu neuen Arten von Erde werden.

Fluth , fåhret Herr Lehmann an einem andern Drte c ) fort , am höchſten war , war die Bewe. gung des Waſſers um ein vieles ſchwächer : warum ? es ſtund überall magrecht. Dieſe großel Menge Waſſers entblößte die höchſten Gebirge von derjeni. gen fruchtbaren Erde , womit ſolche vorher bedect waren . Es wurdh mit Gewalt die unter dieſer frudyrbaren Dammerde verborgenen Felfen und Klip. pen aus , einige dererfelben , welche noch los auf einander lagen , und der Gewalt der Fluth nict widerſtehen konnten , riß es mit von ihrer Stelle weg ; noch andere löſte es ganz und gar zu einer Wiederum andere blieben entblof: zarten Erde auf. fet ſtehen , dergleiche ſo viele tauſend entfeßlice Mit dieſen vielerlen aufgelöſten , Klippen ſind. Erd- und Steinarten ſchwemmete das Waſſer eine ungeheure Menge Körper aus dem Pflanzen - und Thierreiche mit fort ; die Spigen derer Berge wurden nachmals fren , und das Waſſer fiel mit Gewalt, riß noch viele Theile von den höchſten Bergen ab, und endlich kam es zu einem ruhigen Stande auf den Ebenen ; die darinn ſchwimmende Körper ſeße ten ſich vollends ganz und gar , die Waſſer verloh. ren fid ), theils giengen ſie wieder ins Meer , lie machten neue Seen und Meere ; theils ſaugte ſie theils verfielen ſie wieder in den Die Entſtehung neuer Seen . mitten auf dem feſten Sande fomohl, als neuer Meere, fekt eine große Menge Erden voraus , welche die Heftigkeit des Waſſers aufgelöſt und ausgewaſchen

der Wind hinweg ; Abgrund.

Batte .

Durch dieſe ungeheure Menge aufgeloſter Erpen

c) Eberdaſ. S. 134 .

1

des Erdbodens.

747

Erden entſtunden diejenigen Schichten , welche wir ſeben , daß fie die Floke ausmachen , und welche von bem nach und nach geſchehenen Wegfallen des Waſe fers um deſto mehr zeugen , da folche, an dem Fuße der höchſten und uranfänglidhen Gebirge angehen, und ſich nach dem flachen (ande zu verlaufen .

Was

nun insbeſondere das Entſtehen der Floßgebirge ber trifft, ſo nimmt Herr Lehmann ein Doppeltes Fale len der von den Waſſern weggeführten Theile an . Das erſte Fallen der aufgelöſten Erde geſchahe, als das Gewäſſer über die obern Spißen der Bere ge weggieng , und einige Zeit die Wajſer über und über fölig ſtunden, da ficlen zuerſt die groben Sand. und Steintheile , welche von der Fluch mit fortge Hieraus entſtand das wahre roche riſſen waren . Todte, welches wir unter den Steinfohlen finden . Es iſt keine Nothwendigkeit , daß es eben roth reyn muß , denn dieſe Farbe iſt zufällig , ſie rühret von den bengemiſchten Eiſentheilen her , und zeiget, von was für einem Gebirge dieſe Erden und Sand Genug, das wahre Tod . abgeſchwemmet worden. te , oder die allerunterſte Schicht , iſt ein feſtes Gea menge von Thon und Kalferde mit grobem Sande. Alsdann regten ſich ſchichtweiſe die andern Arten von Erden , nach dem ſie mehr oder weniger ſchwer Auf dieſe unterſte Schicht folgten mehrere, waren . worunter diejenige war ,

weld )e nad der Zeit zu

Steinkohle geworden ; über dieſe verſchiedene andere, bis auf eine gewiſſe Art von Geſtein , weldie gemei. niglich roth , gelb oder braun iſt : und dieſes war das erſte Fallen der im Waſſer aufgelöſten Theile. Als nach der Zeit die Waffer von den Spigen der Gebirge wegfielen , ro riſſen fie noch wieder vom neuen viele Theile von Bergen los ; der Wind, wel. der dazu wehete, brachte das Waſſer in ſtårfere Bewegung , und vermeprte hierdurch deſſen Gewalt. Enda

748 Von ehemat. Hauptveränderungen Endlich ſtand es natürlicher Weiſe lange auf dem flachen ( ande ſtille: es regten ſich alſo in dieſer Zeit die vom neuen abgeriſſenen und aufgelöſten Erdcheile : hieraus entſtanden die obern Schichten von dem lie. genden wahren Todten unter denen Schiefern an, Eine große Menge bis unter die Dammerde. Waffer durchweichte den Erdboden , es zerriſ fol chen ſowohl auf den hohen Bergen , als in den Ebenen : was war alſo natürlicher , als daß ben dem Niederſchlagen derer in Waſſer aufgelöſten er. digen Tbeile ,

folche ſo gut in die von dem Waſſer

geriſſenen Sicher ſich verfielen, und die daraus ento Daher ſtehende Flogſchicht, folglich ſich ſtürzte ? rühret das , was man noch jeßo nennet, das Flós ſtürzer ſich. Waren dieſe vom Waſſer geriſſenen ( dcher ſehr groß und tief , daß alſo das Waſſer in einen mächtigen Strudel bewegt wurde, fo fonnte ſich die aus dem Waſſer niedergeſchlagene Materie vollends gar nicht ruhig in langer Zeit feßen ; es gieng alles unter einander : daher rühren die vielerlen Urten von Verkippungen der Fidge, ſo , wie im Gegentheil öfters dieſe Schidyten ſich wieder an einen Fleck anſekten, welcher vor den andern er . haben war. In dieſer Begebenheit liegt der Grund, daß dfters das Floß einen Sprung macht; Kury, von dergleichen Zufällen rúhren die Rüben und Wech. rel her , welche das Floß, ſeinem Fallen nach , offers verrücken , und bald heraus þeben , bald ſtürzen . Mir deuchtet, fähret Herr Lehmann fort, man fann alle dieſe Begebenheiten und Wahrnehmungen , nicht naturgemäßer erklären . Auf dieſe Art ento ſtanden die Floke, allem Anfehen nach. Sie waren alſo anfangs nichts als eine lockere Erde , welche aus Thonerde, Kalferde, Sand, gemeiner Gartene erde , måßigen Steinen , ganz und halb derfaulcen Pflanzen und Thieren beſtand.

Nadıdem ſich die

Waller

des Erdbodens.

749

Waſſer davon verlaufen , trocknete folche der Wind und die darauf ſcheinende Sonne aus , und zwar fo , daß jede Schicht ſo zu ſagen ihre beſondere 2b. diefes war unumgänglich nöthig , löſung batte ; weil dieſe Schichten, ihren Beſtandtheilen nac), bem ſonders in Abſicht der Miſchung vorbefagter Mate. rien , einander nicht gleich waren , folglich nidir feſt zuſammenhangen , geſchweige fich gar mit einander vermiſchen und aneignen konnten , als worzu weder die Zeit , noch die Verbindungsmittel vorhanden waren , und wenn auch lektere da geweſen wären, To war die Zeit viel zu kurz, als daß ſolche ihre Wir. kung beweiſen können. Es konnte bey dieſer Hus. trocknung nicht fehlen , es mußten dieſe neuen Schich . ten an verſchiedenen Orten theils horizontale , theils perpendiculaire Riffe bekommen , welche die Natur in der Folge der Zeit mit andern Materien ausfüllte. Durch d) die Länge der Zeit veränderten ſich auch die unter den neuentſtandenen Hügeln begrabes nen Körper . Ein Theil derſelben verfaulte. Undre waren andern Veränderungen unterworfen. . Wir finden daher , daß einige Körper verſteinert ſind, 3. E. Bäume , Knochen , Muſcheln , Schnecken 2c.

.

Andere find zwar verwelt , ſie haben aber in den weichen und fetten ( etten , in und zwiſchen welchem ſie zu liegen gekommen , eße folcher verhartet, ibn Bildniß abgedruckt, dergleichen ſind Fiſche, Krebſe, Pflanzen , Blumen . Noch andere ſind von einigen Gidarten in der Folge der Zeit durchdrungen worden , dergleichen die Holzkohlen ſind , wie wir ſie häufig in England, Frankreich, Deutſchland, Böhmen , Poblen , Sdileſien ic. finden . Noch andere find von Mineralien durchgangen worden, dergleichen die Ammonshörner , Belemniten , und andes d) Ebendaf. S. 85.

750 Von ehemal. Hauptveränderungen andere mit Kies durchdrungene Körper ſind.

Noch

andere haben ſich in Erzt verwandelt , als die zu Eiſenſtein gewordenen Muſcheln zu Freyerıralde, das zu Eiſenſtein gewordene Holz von Orbiſſau in Böhmen ac. da hergegen viele andere wieder ganz zerſtöret ſind . Dieſe allgemeine Ueberſchwem . mung hat alſo Berge erniedriget , neue hervorge. bracht, ganz beſondere Schichten und Rinden auch bes Erdbodens ungemein veråndert.

g.

Daß der Bau der Flonges birge nicht der Sünd:

42 .

So vielen Bevfall nun dieſer erfahrne Natur. Fundiger verdienet, wenn er viele bisher auf die Rechnung der Sündfluch geſchriebene Veränderun. gen der Erdfläche von den Folgen dieſer Begeben. heit ausſchließt, und ſie andern Erſcheinungen in der Natur zuſchreibt, die ſich noch jeßt tåglich , ob

flucb ills gleich großentheils nur nach und nach , und auf gecories ben wers eine erſt in einem langen Zeitraum merkliche Art den fons ereignen : ſo glaube ich doch , daß er dieſer Uebers ne. ſchwemmung , wenn wir auch ihre Allgemeinheit, nach dem Buchſtaben 111oſis annehmen , immer noch zu viel zutrauet , beſonders , wenn er die Ent ſtehung und den Bau der Flükgebirge, wenigſtens desjenigen Theils derſelben , der die Schaalthiere in Daß dieſe Berge unter fid) faßet , daher leitet. dem Waſſer des Meeres erbauet werden , iſt, vermo ge deſſen , was im vorigen angeführet worden, wohl außer allem Streit ; es iſt nur noch die Frage , ob ein tumultuariſches, aufgebrachtes Meer , ben einer Ueberſchwemmung , wenn ſie auch noch ſo groß uno allgemein iſt, dergleichen Muſchellagen Herborzula bringen im Stande ſey. Ich will die Gründe , die mich daran zu zweifeln bewegen , fürzlich anführen . 1 ) Wir haben viele Beyſpiele von beſondern, aber dabey ſehr großen und beftigen Ueberſchwem . mungen ,

!

des Erdbodens ..

751

mungen , da zuweilen anſehnliche Sand- und Seim . þågel zuſammen getrieben , auch wohl ganze Haufen Sdyaalthiere in Geſtalt kleiner Berge zuſammen geführet werden ; aber wir finden niemals , daß eine folche Ueberſchwemmung auch nur das geringſte Der einem Floßgebirge åhnliche hervorgebracht. Bau der lektern iſt viel zu ordentlich und regel. måßig , als daß er mit jenen zufälligen Bergen , die alle Merkmaale einer unordentlichen heftiger

>

Gewalt in ihrem Innern aufzuweiſen haben , ver . wechſelt werden könnte. 2 ) Die Schichten der Floßgebirge wechſeln mit andern Erd. Thon- und Muſchellagen ordent. lich ab, beobadyten aber dabey das Gefeß der Schwe. re , in der auf einander folgender Reihe, nicht, ob man ſolches gleich in einer und eben derſelben Flók. lage gewahr wird, woraus denn folget, daß alle dieſe Schichten nicht zu gleicher Zeit entſtanden , ſondern daß die obern erſt aus dem Meergewäſſer niedergeſchlagen worden , nachdem die untern ſchon ausgetrocknet , worden waren .

und

zum Theil ſchon verſteinert

3) Die in denſelben liegenden Schaalthiere liegen mehrentheils auf ihrem Schwerpuncte ; ſie ſind , ei. nige ſehr wenige Fåtte ausgenommen , mit feinen Erdrhieren oder Werfen der Kunſt vermiſchet; die von einerley Art liegen mehrentheils an einerſen Art, und man trifft ſie zuweilen zu tauſenden neſter. weiſe, alte und junge, von der Brut an bis zu den vollkommen Ausgewachſeneu , an einem Orte an. Alles dieß fann feine Wirkung einer zufälligen Ueberſchwemmung renn , die vielmehr alles unter einander, ſowohl die Schaalchiere als die Landthiere, fowohl die Ueberbleiſel des Thier , als des Pflanzens reidos, verſøůttethaben würde.

4) Nach

1

752 Von ehemal. Hauptveränderungen 4) Nach des Herrn Donati in den vorigen 26, theilungen angeführten Beobachtungen werden die Floßberge in dem Meere gerade auf eben die Utre erzeuget , wie wir ſie auf unſerm jeßigen trockner Lande bereits ausgebauet ſehen.

Sie entſtehen das

felbſt nicht durch Ueberſchwemmungen , oder durch ein durd, Stürme aufgebrachtes Meer , deſſen Bes wegung, wie im vorigen gezeiget worden , fich ohnes kin in feine große Tiefe erſtrecket, ſondern nach und nad), theils durch einen Niederſchlag aus dem Meer, waſſer , theils aber auch , und zwar großentheils, durch den Anbau der Schaalthiere, welcher in dem Innern des Meeres nach eben den Regeln noch jest por fich gebet, als wir die Schaalthicre auf und in unſern trocknen Flokgebirgen verſteinert antreffen . Wenn man dieſes alles zuſammen nimmt , lo wird kein Zweifel mehr übrig bleiben ,

daß dieſe

Flokgebirge, welche faſt die ganze jebige trodne Erdfläche bedecken, ohnmöglich unter einer tumultus riſchen Ueberſchwemmung , die höchſtens ein Jahr gedauret, entſtanden ſeyn können , ſondern , daß fie nach und nach , wärend des natürlichen Standes des Meeres, auf unſerm jeßigen feſten ( ande erbauet mor . den . So rebr auch dieſes manche befremden fonnte, und wirklich befremdet hat , ſo ſind doch die Denf. magle davon überall ſo unſtreitig , daß man von Vorurtheilen ganz eingenommen ſeyn muß , wenn Es läßt ſich man noch fånger daran zweifeln will. aus dem Bau dieſer Floßgebirge ſogar die Zeit muthmaßlich beſtimmen , wie lange das ehemalige Meer auf unſrer jeßigen trocknen Erdfläche geftare Wenn man ermåget , daß nicht nur in den den. oberſten Schichten der Floßgebirge, ſondern auch in einer mehr als 1400 Schuh betragenden Tiefe Ver . ſteinerungen angetroffen werden ; wenn man ferner bedenkt , wie viel Zeit zu dem Anbau und der ! Aus .

3

des Erdbodeng.

753

Austrocknung ſo vieler Flóklagen , und der nach und nach vorgehenden Verſteinerung ſelbſt erfordert were de : ſo kommt ein ſehr hohes Alter dieſer Flokgebir ge , und beſonders ihrer unterſten { agen und Ver. ſteinerungen heraus.

$.

43.

Wenn aber unſer jekiges trocknes (and der Bo. Beſchluß. den des ehemaligen Meeres geweſen , und wo das Waſſer geblieben , welches epedem nacůrlicher Weiſe über demſelben geſtanden , wird deſto ſchwerer auszumachen ſeyn , je mehr wir hier von allen hiſlos riſchen Denkmalen verlaſſen werden . Das faſt eine hellige Zeugniß der alten Schriftſteller kann uns hier wenig zu Statten kommen ', denn ſie muthmaß. ten ſo wie wir. Den beſten Schlüſſel zur Aufklå. rung dieſes noch ro dunklen ,

aber daben überaus

wichtigen Stücs der Naturgeſdichte unſers Erdbo . dens würde vielleicht die in den neuern Zeiten bes merkte Abnahme des Waſſers in Norden , und die natürliche Verminderung deſſelben durch die Vegea tation , DBification , Petrefaction , u . f. f. geben, wenn man von beyden erſt mehrere und zuverläßige. Aber alsdann würden wir re Erfahrungen hatte . auch ein weit höheres Alter unfers Erdbodens be. fommen , als uns 1170ſes , wenn wir ihn nach dem Buchſtaben auslegen wollen , anzunehmen erlaubet. So hat zum Beyſpiel Herr Johann Gesner e ) berechnet, daß die Höhe , in welcher die Einwohner des uralten Meeres jeßo verſteinert liegen , und lana ge vor der Sundflurh gelebt haben , in Verglei . chung der geringen Abnahme des baltiſden Meeres eine e ) Diſſert. de Petrificatorum variis originibus . praeci. puarum Telluris mutationum teſtibus , Zürcd 1756 . Il. Theil.

B 66

754

Von ehemal. Hauptv . des Erdb.

eine Zeit von 80000 Jahren zur Abnahme und Verſchwindung des Meereswaſſers erfordern würde ; diejenige Zeit nicht mit gerechnet, die zu dem Anbau

1

dieſer Flokgebirge erfordert wird , welche nicht viel geringer feyn kann . Da wir nun in der größten Tiefe unter dieſen verſteinerten Meeresbürgern erſt die Pflanzen- und Kräuterabdrůde finden , welche zu beweiſen ſcheinen , daß dieſe Tiefe die ehemalige bewohnte Erdfläche geweſen : To finden wir in dem Innern unſers Wohnplaßes ſteinerne Denkmaale einer Zeitrechnung, welche weit höher hinausgehet, als unſere gegenwärtige , und der Zeitrechnung der Aegyprier und anderer alten Völfer einigermaßen das Wort zu reden ſcheinet.

! 1

Die

755

Die neunte Abtheilung.

Kurzgefaßte

Naturgeſchichte

des

Mineralreichs.

1

Inhalt. 1 9. 1. Einleitung. Q. 2. Eintheilung des Mineralreichs. I. 26 fchnitt. Brennbare Körper. $. 3. Erfias rung und Eintbeilung derſelben . 4. Napbtba. 5. Bergól . 6. Bergtbeer. 7. Bergfett. 8. Bergbala fain . 9. Ambra. 10. Bernſtein . II. Copol. 12. Judenpech. 13. Gagar. 14.Steinfoblen . 15. Taubs koblen. 16. Surf ( Torf) . 17. Bitumindré' Erben . 18. Ambererden . 19. Schwefel. II . Abſchnitt. Von den Salzen. 1) Saure Salze. 20. Erklärung und Eintheilung derfelben . 21. Bon den ſauren Salzer überbaupt . 22. Bitriol . oder Schwefelſäure. 23 . Salpeterſäure. 24. Kochſalzſäure. 11) Leugenfalse. 25. Von den faugenſalzen überhaupt. 26 Feuerbes ſtändiges Laugenfalz . 27. Flüchtiges mineraliſches Baugenfalz. 111 ) riittelfalse. 28. Bou den Mittels falzen überhaupt. 29. Küchenſalz. 34. Kreirenſalz. 31. Bitterfalz. 32. Borar. 33. Salmiak iv ) Styptis robe Salse. 34. Vitriol. 35. Ulaun. III . 2 branitt. von den Erden . 5.36. Erklärung der Erden . 37 . Eintbeilung der Erden . 1 ) Linfade Erdarten ( 1 ) Baltartige Erden . 38 Erklärung und Bea ſchaffenheit derſelben. 39. Kreide. 40. Topberne. 41. Mondmilit. ( 2 ) Gypserden . 42. Beſtandteile und Orten derſelben . ( 3 ) Thonerden. 43. Beſtands theile derſelben. 44. Urſprung des Thones. 45. Faru be deffelben . 46. Se meiner Sópferthon. 47. Pors reflanthon . 48. Waltbertbon. 49. Glimmerige Erden . (4) Glasartige Erden . 50 Beſchaffenheit derfelben. 51. Sand 52. Sripelerden.II ) Vers miſchte Erden , 53 Eincheilung derfelben . ( 1) & : 03 Arten , die aus anderen ruſammengererget find 54. fermen . 55. Mergel. 56 Moorerde . 57 Flogfand. 58. Dammerne. 59. Bolarerde. 60. Steinmart. ( 2) Metalliſche und giftige Erden. 61. Urſprung B662

1

756

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

derfelben . 62. Dther. ' 63. Farberden . 64. Waſ ferbley. 65. Giftige . Erten . IV . Abronist. Von den Breinen . $ 66. Erklärung und Eigenſchafs ten der Steine. 67. Erzeugung ; 68. Farben ; 69. Durchſichtigkeit ; 70. Geſtalt i Gerudt der Eteine . -71 . 15. 72. Arten derſelben . · 1) Linface Steine, ( 1) Bolkartige. 73. Eigenſdaften . 74. Hirſprung ; 75. Zufälliger Unterſchied ; 26. Arige: meinbeit der Raltſteine . 77. Gemeine Kaltſteine. 78. Stinkſteise. 79. Kalticbiefer. 80. Armeniſcher Stein . 81. Leberſtein . 82. Marmor . 83. Kreiden ſtein. 84. Sopbſtein. 85. Sinter , Trop ſtein . 86. Regenſtein 87. Dfiracolla . 88. Kaltipath . ( 2 ) Gypsartige Steint. 89. Eigenſchaften derſelben . 90. Gemeiner Gypsſtein . 91. Alabaſter. 92. Gypsſparb. 93. Fraueneis . 94. Federweiß. 95. Bononiider Štein. (3) Thorartige Steine. 96. Eigenſchaften derſelben . 97. Seifſtein. 98. Talk. 99. Amianth. Glimmer ich .. Glimme r .. 102. Ibonartige Stie 100. Asbeſtici fer. 103. Baſaltee. ( 4 ) Glasartige Steine. 104 . deren Eigenſchaften . 105. ( a) Edelgefieine. 106 . Dianiant . 107. Rubin. 108. Sapphir . 109.Topas. JOSmaragd . 111. Chryfolieb . 112. Amethift. 113 Hyacinth. 14. Berya. 115. Dpal . 116. Tourmalin. 117. Granat. 1 : 7 . (b ) Duarz. 118. (c) Bergcryfial. Berns 119. (d ) Kiefel. 120. ( -) . Sandſtein. 121. 124. Bims ſtein . 122. ( 8) Jaſpis . 123. Saſurſtein. ſtein. 11) Vermiſohre Steine. 125. Mergelſtein und Schiefer. 126. Flußſpath . 127. Leimenſtein . 128. Berggort. 129 Porphyr . 130. Granit. i3 . Wade; 133.Knauer. 134 Braun Felſenſtein . 132. Knciß. ffein . 135. Blende . V. Abſchnitt. Von den Stein ſpielen und Verſteinerungen. %. 136. Steinſpicle : 2101erficin 137. Dendriten. 138, Úrfache der Verſteinerung 139. Steinarten derſelben. 140. Zufälliger Gebait. 1 ) Verffeinerte Landibiere : Infeften , fide vad Amphibia (beydlebige Tbiere). 141. Einrbeitung der Verſteinerungen . 142. Vierfüßige Landthiere. 147 Végel. 144. Inſekten . 145. Fiſche. 146. Glotto petrae. 147. Türkis. 148. Krðtenſtein . 149. de phibia. 11) Verficinerte Schaalihicre. 150. Ein tbeilung derfelben . A) Verſteinerte Sconden 150 a ). Ungewundene : das Seepbr. 152. Tubulita 153 Seenandeln . 154. Belemniten . 155. Drtbeucre titor

des Mineralreids.

757

citen .' 156. ( b) Gewundene: einfacherige. 157. viel, facberige. B ) verfteinerte Muſcheln . 158. (a ) Eins fchaglige. 159. b ) Jweyſdheelige. 160. ( c ) Viels ſdaalige. c ) VerfeinerteJoopbyten . 161. Eintheis lung der Meerſterne. 162. Gange : erſie Claſſe :. 163. zweyte Claſſe : Encratiten. 164. Theile davon. 111 ) Cotalliten . 165. Beſchreibung derſelben. . 166. Aeſtige und Madreporen . 167. Millepore u. a . m. 168. Fungit. IV ) Verfieinerte Vegetabilien . 169. Was dahin geboret. 170. Berſteinerte Kräuter. 171. Hölzer. 172. Blätter und Früchte. VI . Abſdinite. Von den Erzien und Herallen . 173. Erklärung der Erite . 174. Verergungsmittel. 175. Metallmütter. 176. Die die Erzte erzeuget werden . 177. Beliand : theile der Metalle. 178. Erklärung der Metalle. I) Von den Metallen und deren Erzten . ( 1) Vom Golde. 179 Beſchreibung des Soldes. 180. Wie es gefunden wird. 181. Wo es zu finden ist . ( 11 ) 182. Von der Platina . 1831 184. Berhältnis ders ſelber gegen die anderen Metalle. 185. Unreine Plas tina . ( 111 ) 186. Vom Silber. 187. Gediegenes Silber . 188. Bererzung deſſelben. 189. Ganſeköthis . ges Silber. 190. Glaserzt. 191. Hornerzt. 192. Rothgüldenerzt. 193: Weißgüldenerzt. 194. Weif. erit. 195. Schwarzgüldenerzt . 196. Fahlerzt. 197. Kornábren . 198. Federerzi. 199. Röſchgewadiſe. 200. Silberhaltige Mineralien . ( IV ). 201. Vom Bupfer. 202. deffen Verbáltniß gegen andere Körs per . 203 Kupfererzte. 204. Cementfupfer. 205: Gediegenes Kupfer. 206. Kupferglas. 207. Rothes pfererzt 209. Lebererzt. zt. Kupfererzt. 208. Fahifu Fahitupferer 211. Grünes Kupfererzt. 210. Blaues Kupfererzt . 212. Pecherzt. 213. Buntes Kupfererzt. 214. Kupfers 215. Kupferſchiefer . 216. Kupfernickel. 217. Andere kupferbaltige Mineralien . ( v ) 218. Vom Sinne. ' 219. Bon den Zinnerzten überhaupt. 220 . Zinngraupen . 221. Binngwitter . 222. Zinnſtein . ( V ) 223. Vom Bleye . 224. Bleyerzte . 225. Bleps glanz. 226. Striperzt . 227 : Schwarzes Bleyerzt: 228. Beißes Bleperzt. 229. Grünes Bieperzt. 230, Weißgraues . Bleyer ;t. 231. Bleverden . (VII ) 232. Vom Eifen 233. Deffen Berhältniß gegen andere Körper 234. Stabl." 235. Elfenſteine und Erzte. 236. Gediengnes Eiſen . 237. Magnet. 238. Glas fopf ; 5 6 6 3

758

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

kopf : Blutſfein. 239. Eiſenſpiegel. 240. Beißer Eiſenſtein. 241. Grauer glänzender Eiſenſtein . 242. Rubriem . 243. Blauer Eiſenſtein . 244. Dunfels grünes Eiſenerzt. 245. Rother Eiſenſtein. 246. Schwarzer Eiſenſtein . 247. Bohnerzt. 248. Rajen fteine. 249. Moraftſteine. 250. Eifenocher. 251. Eiſenglanz. 252. Schmirgel. 253.Wolfram . 254. Schirl. 255. Blende. 256. Mispickel. 257. Eilens tütre und Éirenerden . (víli) 258. Dom Queckſilber. 259. Mercurialmücter. 260. Jungfer - Quedfilber. 261. Zinnober . II. 262. Von den Halbmctallen und und deren Erzten . 263. ( 1 ) Vom Wismuth . 264. Gediegener Wisinuth. 265: Wismutberzte. 266 . (11) Don dem Jind. 267. Deffen Berbältniß im Feuer , und gegen andere Metalle. 268. Bediegener Žint . 269 Zinkerzte. 270. Galmer . 271. Blenn: de. 272. Zinkvitriol. 273. (111) Vom Spiefigles könig . 274.Stahldichtes Spießglaserzt. 275. Strab: lichtes und rorbes Spießglaserzt. 276. Spießglas: blütbe . 277 (IV .) Vom Arſenik. 278. Arfenitalerzte. 281 . 279. Gediegener Arfenik. 280. Operment. Rauſchgelb. 282. Arſenitalkies. 283 Urſenitaliſche Erden. 284. ( v) Von den Kobalten (Kobold ). 285 Glanzfobold. 286. Andere Koboldarten . 287. Kobolderden.

1

. Eintei, tung

1.

ir haben bisher die natürliche Beſchaffen . W

Keit unſers Wohnplages, überhaupt ges nommen , ſo umſtåndlich betrachtet , als

es der Endzweck des gegenwärtigen Werkes verſiat: ten wollen . ' Wir ſollten uns nunmehr auch insbe. fondere zu den auf und unter ſeiner Oberfläche be: findliden Körpern wenden, welche die Naturfündi. ger fdyon von alten Zeiten in drey ſo genannte Rei. che einzutheilen gewohnt ſind. Allein , da eine audy nur einigermaßen lehrreiche Abhandlungen derſelben , gegenwärtiges Buch zur Ungebühr vergrößern, mit einem magern Namenregiſter aber den wenigſten meiner Leſer gedient ſeyn würde ; eine genauere Bejdzreibung des Thier - und Pflanzenreichs aud) zur

des Mineralreichs.

759

zur beſſern Verſtändlichkeit desjenigen , was im vori. gen vorgetragen worden, ſo vieles eben nicht bey. trågt : ſo glaube ich , beyde Reiche hier füglich übers gehen zu können . Allein mit dem Minerals oder Fofilienreiche verhält es ſich ganz anders. Die Gegenſtande deſſelben tragen zur Aufklärung und Beſtåtigung der allgemeinen Naturgeſchichte überaus vieles bery, fo, mie fie wiederum in vielen Stůcken ihre Begreiflichfrit aus derſelben entleh. Daher ich uicht umhin kann , nen müſſen. wenigſtens einen kurzen Abriß deſſelben hier bep . zufügen.

S.

2.

Man pfleget die zu dem Mineralreiche geho : Einthei rigen Körper, wenn man daſſelbe in der weiteſtenlung des Bedeutung nimmt, in flüßige und feſte einzutheilen,Mineral. reichs. und zu der erſtern das Feuer, einige brennbare Kór: per, die Luft, das Waſſer und einige Salze zu recha nen . Da ich aber die mehreſten dieſer flüßigen Körper bereits in den vorigen Abtheilungen abges

handelt habe, ſo wollen wir uns hier nur mit den Feſten Mineralien oder natürlichen und gemiſchten Körper beſchäfftigen , welche auf und unter der Ober . flache unſers Erdbodens angetroffen werden . Die alsdann bieber gehörigen Foßilien oder Mineralien werden von den Naturfündigern quf verſchiedene Art eingetheilet . Wir wollen dem Herrn Cars theuſer und andern folgen, welche ſieben Arten der . felben annehmen , welche find : 1 ) Einige brenn . bare Körper ; 3 ) Erden ; 2 ) einige Salze ; 6 ) Metalle und 7 ) 5 ) Erzte; 4 ) Steine; Halbmetalle . Alle dieſe Körper machen in ver . fihiedenen Verhältniſſen die Erdſchichten und Berge aus, und ſind der Gegenſtand des unterirdiſdhen oder Mineralreidjes,

B66 4

I. A6s

760

Kurzgefaßte Naturgeſchichte I. Abſchnitt.

1

Brennbare

Körper.

5. 3 . Die brennbaren oder verbrennlichen Körper beſtehen aus einem vitrioliſchen ſauren Weſen , bren.

Erllas rung und Eintbei : nen im Feuer, und laſſen ſich vom Waſſer , nicht lung ders aber vom Dele auflöſen. Man findet dieſe Art von ſeiben. Körpern febr båung, und gemeiniglich in den Flog. (dichten, welches vermuthlich von der in denſelben befindliden Vitriolſäure herrühret , welche in der Verbindung mit einer fetten Erde jederzeit einen Schwefel giebt. Einige der hieher gehörigen Kör. per find flüchtig, als die Daphtha , das Bergól, der Bergtheer , das Bergfert, und der Erdbal fam ; andere aber ſind diche oder feſt, und dahin gehören der Ambra, der Bernſtein , der Copal, das Judenpect), der Gagar , die Steinkoblen, die TäubFohlen, der Turf, verſchiedene birumi, noſe Erden , 11.mbra und der Schwefel.

g.

4.

Die 17aphtha iſt weiß, ſehr flachtig und leicht, Napbtba. daher ſie auch auf allen Säften und Geiſtern fchwimmet,

und die Flamme leicht an ſich zieher.

Sie iſt wohlriechend und beſtehet aus einem brenna baren Weſen, der Vitriolfåure und Waſſer. Das unreinere Bergol ſinfet in ibr zu Boden .

Mus

dem Königswaſſer nimmt ſie das Gold in fich), und erhält es in der Auflöſung.

Sie wird ſonderlich an

der perſianiſihen Grånze bey Badu gefunden , und zum Räuchern gebraucht.

6. Bergsl.

5.

Bergsi , Steinói , Petroleum , ift fchwere als die Naphtha, etras dicke, har eine gelbe oder braune Farbe , und ziehet das Gold nicht an fich gerinner

des Mineralréichs.

gerinnet auch nicht in der Kålte.

761

Un der Luft aber

wird es hart, wie andere vegetabiliſche Harze, und Es tröpfelt entwe . bekommt eine ſchwarze Farbe . der aus den Erden oder Sieinen hervor, oder wird Man auf dein Waſſer ſchwimmerid angetroffen. findet es .

in Schweden,

in Perſien ,

Italien,

Dalmatien , VTeufihatel, Bayern , in dem Sans nóverifchen und Braunſchweigiſchen . Das Steinól jo man in den Apothefen findet, iſt ein in holland umgearbeitetes Tannenöl, welches aus der Auflöſung in Branttewein erkannt wird,worinn ſich bie Pflanzen, nicht aber die mineraliſchen Dele auflo . ſen laſſen.

§. 6. Der Sergtheer , Petroleum tenax , Axungia Bergtbeer ** terrae , Maltha, iſt ein mehr verdicftes Bergól , hat eine ſchwarze Farbe, und einen ſtarken widrigen Ges ruch , daher es auch Teufelsdrecť genannt wird . Es wird von dem todten Meere in dem ehemaligen bjůdiſchen lande, und von dem See Baikal in Rufland håufig ausgeworfen . In der Woiwod. ſchaft Rußland, in den Dörfern Copiec , Jaſien

=>

und Stebnik, ſondert es ſich aus dem Waſſer eines gewiſſen Erdreichs ab, und wird von den Einwog. nern als Wagenſdymiere gebraucht. 7. 5.

Das Bergfett, Sevuun minerale , iſt ein fetti.Bergfett. ges, weißes , leichtes Bergfett, fo- auf dem Waſſer Es giebt beym Brennen weder einen ſchwimmet. fchweflichen noch bituminofen Geruch , und låfjet eine braune gåhe Materie zurück. Mandelål aufgelofet werden .

Es kann in heißem Man findet es in

Finnland auf der See und am Strande. 8. $. Probalſam , iſt eine theils záhe , theils trocene Erdbal. Materie, ohne Geruch und Geſchmack , die ſich im fam . Bbb 5 Waſſer

762

Kurzgefaßté Naturgeſchichte

Waſſer auflöſen låſſet. Xuf glúendem Kohlen giebt ſie einen dem Horn ähnlichen Geſtanf, ben der Deſtillation aber gehet Waffer, Geiſt und ein dickes , ſchwarzes, geruchloſes und ſehr ſcharfes Del über. Man findet diefen Erdbalſam in Perſien in einer Köhle des Berges Benna .

Umbra.

Ø. 9. Der Ambra beſtehet aus der Naphtha, einer Såure, etwas Waſſer und Erde. Er wird bey ge. linder Wårme weich und klebrig ; im Feuer iſt er faſt gang flüchtig, giebt einen angenehmen Geruc Von von ſich und hinterläßt nur etwas Staub. Farbe iſt er weiß, grau, braun und fchwarz ; der graue und fleckige aber wird für den beſten gehalten Zuweilen þat er daher er auch am theuerſten iſt. Der auch verſchiedene fremde Körper in fich . Ambra fließe aus der Erde ins Meer, erhålt vom Meerwaſſer einen feſten Zuſammenhang und wird darauf an die Ufer des Meeres geworfen , da denn die Stücken zuweilen 100 und mehr Pfund haben, Der beſte kommt von Madagaſcar und den fu Man findet ihn auch an den matriſiten Inſeln, Ufern der americaniſchen Provinz Florida , wie

1

auch in den Magen einiger Wallfiſche, die ihn vera ſchluckt haben.

Bernſtein ,

§. 10 . Electrum , Succinum ,

Carabe, Bernſtein . Ambra citrina, beſtehet aus Bergól, einer Säure und Waſſer, oder wie Herr Bourdelin gefunden, aus einem mit der Kochſalzſäure vereinigten und dadurch zur Verſteinerung gebrachten brennbares Weſen . Er iſt electriſd ), bald mehr, bald weniger durchſichtig, läßt ſich ſchneiden , und giebt in Man bat Brennen einen angenehmen Geruch. weiſſen, gelben, braunen , griinlichen und

rother.

Der weiße giebt meør Såure nnd flüchtiges Saly

763

Des Mineralreichs.

der gelbe aber mehr Bergól.

Er enthält öfters

Inſecten und zwar großeen Theils nur ſolche , die auf dem Lande leben , felten Amphibia, imgleichen verſchiedene andere vegetabiliſche und mineraliſche Theile ; woraus erhellet, daß er vorher fluffig gewe. fen, in welchem Zuſtande man ihn denn auch noch Zuweilen unter der Erde findet. Er wird am håua figſten an den Ufern der Oſtſee, ſonderlich in dem Königreiche Preuſſen gefunden ; fonft trifft man ihn auch, an andern Küſten , als in Frankreich , Jtalien , Stalien , Corſica und Sibirien an . 2n vielen Orten findet man ihn auch in der Erde und in Bergen, daher er nicht erſt im Meere erzeu get, ſondern von demſelben nur aus den Erdſchichten herausgeſpület wird. . 11 . Der Copal iſt ein braunes, goldgelbes, zuwei. Copal. len auch weißes Erdharz, welches bald mehr, bald weniger rein , und daher von verſchiedener Durch . fichtigkeit iſt. An Geſtalt und Sdıwere gleidhet es Dem Bernſtein, ist aber weicher ; wie es denn auch zuweilen Inſecten enthält. Es iſt electriſch , unb. brennt wie alle Erdbarze mit einem ſchwarzen Dampfe, und läßt ein ſchwarzes leidytos Ueberbleib, fel zurück. Ben der Deſtillation giebt es etwas Polegma, ein důnnes und dickes Del von widrigem Geruch), aus welchem man bey der Rectification fein flüdytiges Sali, wohl aber mit dem Terpentin , ól einen Firniß erhalten kann . Man finder den

Copal an der Küſte von Guinea , in der Provinz Benin , im Sande. Man muß den verhärteten Saft des Gerberbaums , welcher auch Copal ges nannt

wird ,

nid)t

mit

dieſem

Erdharze

ver .

Dedſeln .

§. 12.

Ju

764

Juden , pech .

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

12 . $. Judenpech , Aſphaltum , Erd , oder Bergs ped ), iſt ein ſchwarzes , glänzendes Eropech , wels ches im Feuer einen widrigen Geruch giebt, auf dem Waſſer aber ſchwimmet. Man theilet es in reines und unreines , wovon das lektere bey dem Verbren : nen viel Irdiſches zurück läßt. Man findet es for wohl in Seen, als in dem tobten Meere, und in China, als auch in der Erde, in Torwegen , Schweden , Siebenbürgen , Frankreid ), der Die Aegy Schweiz und in Südamerica .

prier pflegten ihre Zeichen damit ju balſamiren . 13 . 5. Der Gagar, Gagates ſúccinum nigrum , Obb Gagat.

;

dianus 'lapis , iſt ein ſchwarzes glänzendes und im Bruche dichtes Eropech, welches ſich poliren låßt, electriſch iſt, und auf dem Waſſer ſchwimmt. Es hat bey dem Brennen feinen ſo angenehmen Ger

ruch, als der Bernſtein , läßt ſich leichter anzünden , als die Steinkohlen , und hinterläßt nicht fo vieles Ben der Deſtillation erdiges Wefen als dieſe. giebt es ein ſaures Phlegma , nebſt einem ſchwarzen, Man findet ihn is dünnen und dicken Del. Sdweden , Schottland, England , Frankreid, auf den Apenninen , am ſchwarzen Meere und is Jsland . 14 . §. Die Steinkohlen , Lithantraces, find ein mit Man finder het Steinfobs Erdpech durchdrungenes Geſtein . len. in dem liegenden der Floßgebirge, und zwar gume len 2 bis 3 Floße über einander, und oft ben Allaun ſchieferun. Bey Dresden ſind ſie 18 Ellen måó tig . Man theilet ſie in Pech , oder Glanz- und ta Schieferkohlen , davon jene zu Aſche , dieſe abet ys Schlace verbrennen . Die ſchwarzen , welche im einer hellen Flamme brennen , und keinen we co

des Mineralreichs.

765

chen, ſondern erdpechigen Geruch geben, ſind die bes ſten. Bey der Deſtillation gaben ſie ein Phlegma, einen ſcharfſchmeckenden Echwefelgeiſt, ein ſubtiles und grobes Del , welches dem Bergól glettht, ein faures Salz, und eine ſchwarze, thonige und eiſena ſchüßige Erde. Zufälliger Weiſe pfleget der Kieß die Höhlen, Spalten und Riſſe der Steinfohlen . floke unter mancherlen Geſtalten auszufüllen , und wenn er verwittert iſt , fo zeiget ſich eine gelbliche oder bräunliche Eiſenerde zwiſchen den Koblen . Zuweilen geben ſie auch Metallmütter ab. Die Steinfohlen liegen insgemein an niederigen Orten , als Schieferlagen, wohin ſich der Schlamm hat ſen . ken fónnen, und zwar mehrentheils an der öſtlichen Seite der niederigen Floßgebirge. Nicht leicht wird man ein Steinkohlenflok antreffen , wo man nicht auch zugleich Salzquéllen finden ſollte.

Die

Steinkohlenfloge kommen in vielen ſonderlich nord . liden ländern vor ; in England aber ſind ſie un . erſchöpflich.

6.

15 .

Taubkohlen , Solzkohlen , Ligimim foffile, Taubkob, oder bituminofum , iſt ein wirkliches in der Erdelen . verſchlemmtes, mit einer dligen Erdfäure durchzoge. nes Holz. Es iſt braun oder ſchwarz. Manches iſt mit einer erbpechigen Rinden durchzogen , und ei. nige Arten deſſelben ſind ſehr hart. Ben der Der ftillation gehet ein übelriechendes Del über. Das Laubholz, beſonders Eichen und Erlen, wird in großer Menge, das leichter verweſende Nadelholz aber fele tener angetroffen.

Man findet ſie oft in den hori.

zontalen Schichten der Floßgebirge, imgleichen in Den Torfgruben.

8.

16 .

Turf, Torf, Cefpes bituminofus, humus vege. Surf. cabilis vibrofa, turfacea, iſt eine vegetabiliſche Erde, die

766

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

die zum Theil mit einem Erdharze durchbrungen iff; alsdenn iſt er ſchwarz, dicht und ſchwer , und heißt Wenn er nicht mit Erdharze durch. Pechtorf drungen iſt, ſondern aus bloßen Wurzeln und Sten. geln vertrockneter Kräuter beſtehet, fo iſt er braun, gelblich, weißlich, leicht und locker und wird Blåt. ter

1

oder Papiertorf genannt.

Er hat ſeinen Ur.

ſprung von niedergeſchlagenen Pflanzen , ſonderlich pom Moos, Heide, Heidelbeerkraut, Buiſen , Meers gras, Schilf u . l. f. Man findet auch Baumblat ter, Wurzeln , Stauden , Stöcke und ganze Båume In der Deſtillation gaben 24 Unzen darunter. holländiſchen Turfs eine Kohle, welche 9 Unjen 6 Quentgen nog , 14 Unzen Del und 4 Ungen laugenhaften Spiritus ; das übrige aber war ein unſdymadhaftes Phlegma . Die Kohle gab ein Salz, welche meiſtens aus gemeinem Küchenſatz des ſtand. Das Del war rothbraun , hatte einen brens nenden Geſchmack , und wurde von der Kålte vers Nach Verſchiedenheit des Gehalts des dict. Torfs erhält man auch andere Erſcheinungen.

Man

findet ihn an ſehr vielen Orten, und pflegt ihn ents weder zu graben, oder aus dem Sümpfen zu fiſchen und zu trocfnen f ). S.

Bitumis

17.

Die bituminofen Erden, beſtehen aus einer von Bergtheer durchdrungenen Erde. Sie haben

noſe Ers einen angenehmen, und im Feuer einem afphalriſcher den . Geruch , und reben meiſtens dunkelbraun oder ſchwarzlich aus. Mit den Sauren braufen ſie nicht auf, und im offenen Ferier verbrennen ſie meiſtens zu Aſche. Einige Arten gången zuſammen und heißen

f ) Degeners pbyficaliſche und chymiſche Erdrterung vom Dorf, Frf. und Leipf. 1731.

des Mineralreichs.

767

Heißen alsdann Erdkohlen ; Carbones foſſiles, Man findet ſie in Sachſen , in der Soweiß , Schweden und an andern Orten .

1 .

18 .

Die Umbererde, Terra Vmbriae, Creta vmbria, Umbero iſt auch eine dunkelbraune fette Erde, welche auferdes, Kohlen einen aſphaltiſchen Geruch, und bey der Des Mit den Säuren brau . ſtillation ein Erdol giebt. Aus der ungebrannten Erde ziehet ſet ſie nicht. das Königswaſſer eine gelbe Farbe , und wenn ſie vorher mit einer Fertigkeit ausgeglühet worden : ſo wirket der Magnet auf ſie. Sie beſtehet aus eis ner eropechigen und eiſenſchüſſigen Erde. Man be. dienet ſich ibrer zum Mahlen. Die feinſte fömmt ven Briſtol aus England ; ſonſten findet man ſie auch in Schweden , in der Schweiss, und an an . dern Orten. /

l.

19 .

Der Schwefel endlich, Sulphur, beſtehet aus Schwefel. der Vitriolſäure, einem brennbaren Weſen und Er. be, oder, nach dem Herrn Henkel, aus einer in die Enge gebrachten Vitriolſäure. Er fließer im Feuer, brennt mit einer blauen Flamme, und giebt einen ſauren , ſtinkenden und erſticfenden Geiſt von ſich . Jm verſchloſſenen Feuer läßt er ſich in Blumen in die Höhe treiben ; von Saugenſalzen wird er aufge. loſet; und mit Queckſilber macht er den Zinnober aus. Er iſt das Mächtigſte in der Natur, und wird theils gediegen gefunden , theils durch die Kunſt, aus den Erzen , und beſonders den Kießen Der natürliche oder gediegene zubereitet.

Schwefel, Jungfernſehwefel, Sulphur natiuum , mpiro theils durchſichtig in Stücken, als ein Anflug in

768

Kurzgefaßte Naturgefchichte

an Steinen in Erden

und in Waſſern gefunden,

3. B. in Sibirien , Rußland, Polen, in Ungarn, im Salzburgiſchen, in der Soweit , in Italien, in den Goldbergwerken von Peru und Quiro u . f. f. Er iſt theils hochgelb und durch deig, theils roth und balb durchſichtig, theils weiß, grau und undurchſichtig. Ohnerachtet der Schwefel in den meiſten Erzen als ein Vererzungsmittel anges troffen wird, ſo iſt doch der Rieß, Pyrites, Pyroina: chus veterum , fein Haupterzt. Er iſt gelb und glángend und von mancherlen Geſtalten . Am öfterſten findet man ihn in einer runden Geſtalt, Kichuieren , ferner auch unter einer fórnichten, würflichten , rechseckigen , vielfeitigen , blátceridyten, druſigen (Waraiſit, ) ordentlichen und unordentli, chen Geſtalt.

Ueberhaupt iſt der Rieß eir meißes,

gelbliches oder gelbes Erg, ſo zu ſeinem Hauptgrund, ſtůck allezeit eine Eiſenerde und ein flüchtiges Wer ſen, j . B. Schwefel, Arſenic , oder auch beydes gir gleich, und allezeit eine Spur von Silber bat. Alle fchwefelhaltige Kieße geben auch Vitriol, und alle ſogenannte Vitriolfieße geben auch Schwefel, nur daß dieſer eger als der Vitriol, daraus zubereitet werden muß . Der Kieß wird in allen Bergmer ken in der Welt gefunden , und iſt die allgemeinſte Erzart: Die Schwefelfieße liegen gleich unter der Dammerde in ungeheuren Stockwerken , lagen and Neſtern, beſonders aber gern in Schiefern, und der nehmlich in den AlaunIn den Ganggebirgen ohne Blende.

und Steinkohlenflogen . aber ſind ſie niche luck

II . 96

des Mineralreichs.

769

II. Abſchnitt. Von

Salzen.

den .

20.

Die zwente Gattung der Mineralien ſind die Erklas Salze, worunter man ſolche Körper verſiebet, die rung und fich durch ihren eigenen ſehr merklichen Geſchmac Emtheis unterſcheiden, im Feuer fließen oder rauchen , imlung der , Salje. Waſſer aber ſich auftsſen laſſen. Sie pflegen fich in dem unterirdiſchen Reiche ſehr oft mit andern Körpern zu vereinigen ; wenn ſie aber rein und ein.

fach ſind, pfleget man ſie in füure, acidos, und lau: Wenn man einzutheilen . bende bis zur' Sårtigung mit einander vermiſcht,

genarrige, alcalinos,

und das überflüßige Waſſer abdůnſten låſſet, ſo ent. ſtehen eckige und vielſeitige Körper , welches man Dieſe eckigen Sigu . ihre Cryſtalliſation nennet. ren kommen nicht von den Säuren , ſondern von dem Alcali der Erden und Metallen her ; weil ſonſt Ulaun- und Vitriolkryſtalle, die einerley Säure Þaben, einander gleichen müſſen . 1 ) Saure $.

Salze.

21 .

Das ſaure Salz, låffet ſich an folgenden Merk. Von den malen erkennen , Es hat 1) ſeinen beſondern Ge.lauren Salzen ſchmack und Geruch . 2 ) Es ziehet die Haut zu : ůber: ſammen. 3 ) Es brauſet mit den laugenartigen Haupt. Salzen , Erden und Steinen auf, woben zugleich

elaſtiſche Geiſter entſtehen , und die laugenartigen Körper entweder ganz oder zum Theil aufgelöſet, und Mittelſalze hervorgebracht werden. 4 ) Wenn man es mit Waſſer verdünnet, fo fårbet es die meis ften blauen Pflanzenſäfte roth ; und endlich Ccc 11. Theil.

5 ) in dem

770

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

dem Feuer leidet es einige Verändernng, oder ver. flieget, wenn es ſich nicht mit einem feuerbeſtåndi. gen Körper vereiniget hat. Dieſes Salz erſcheinst entiveder in einer flüßigen Geſtalt, oder iſt auch mit andern mineraliſden Körpern , als Metallen , brenn. baren Weſen , oder Erden , ſonderlich mit den lau. genartigen verbunden, von denen es dann auch wieder geſchieden werden tann. g.

22 .

Die Vitriol , oder Schwefelraure iſt die Sie ſtecket ent Ditriol fchwerſte und ſtärkſte unter allen . pber weder in einem Waſſer, und heißt alsdann Spiritus Schwefel: Vitrioli, oder in einem dicken Liquor,"und wird also ſäure. dann Oleum Vitrioli genannt, oder ſie iſt ſchweflid, und bekommt alsdann den Namen des Spiritus Vitrioli ſulphurei oder volatilis, oder ſie liegt endlich noch in einer metalliſchen Erde unter dem Namer der Gilla verborgen .

Durch ſie werden die übri

gen Såuren von den Körpern , womnit fie fich det bunden hatten , losgemacht. Sie ziehet die waſſeri gen Dünſte aus der Luft an ſich , und wenn eine Menge derſelben auf einmal dazu kommt, ro eneftes Das Vitrioldl ins beſondere het eine Erhikung. iſt viel Feuerbeſtändiger, als die übrigen Salze, und übertrifft an natürlicher Schwere das Waſſer etfide Mal, und wenn es, ohne Waſſer in die Vorlage zs thun, übergetrieben wird : fo leget es fich in derſel, ben wie Eis an , und wird alsdann Oleuın vitrios

glaciale genannt. Die Vitriolfalzſäure løſet andere Körper ere weder nur zum Theil, als Zinn, Bley , Wißmut Spießglasfönig, Queckſilber und Urſenik, oder get auf, als den Weingeiſt , Dele, Silber, Kupfer , 6 ſen , Zink, und macht mit den dren legtern die ses ſchiedenen Vitriolarten aus.

Weil ſie in flüchtig

Geſtalt auch in der Luft angetroffen wird, fo ko mante

des Mineralreichs.

771

wandelt ſich das ( augenſalz an derſelben in ein vi. Mit der alcaliniſchen trioliſirtes Weinſteinſalz. Erde des Küchenſalzes macht ſie das glauberiſche Wunderfalz; mit der Erde des Salpeters das Arcanum duplicatum ; mit dem Feuerbeſiảndigen vegetabiliſchen Laugenſalze, das vitrioliſirte Weins ſteinſalz ; miteinem brennbaren Weſen , den Sdives fel ; mit der Thonerde den Allaun, und mit verſchie . Wenn man die denen Metallen den Vier:ol aus. Vitriolſäure mit brennbaren

Theilen aus dem Ges

wichsreiche genau dereiniget, und das Waſſer wohl abziebet: fo geråth die Miſchung an der freyen Luft in Brand , wobey aber feine eiſenbaltigen Theile darzu kommen müſſen, weil ſich ſonſt die Säure mic mit dieſen , und nicht mit dein brennbaren Weſen vereiniget. 6. 23 . Die Salpeterſäure , Acidun nitri , oder der Salpeters Salpetergeiſt iſt ſchwacher als die Vitriolſäure, ſäure. Sie hat einen ſtarfen und unangenehmen Geruch): wenn ſie in die Enge gebracht iſt , ſo ſtoßet lie roche, und wenn ſie mit dem Arſenik getrieben wird, blaue Dämpfe von ſich . Sie entzündet ſich auch aus dem brennbaren Weſen, welches die andern Såuren nicht thun. Man findet dieſe Säure in der Natur nie allein ;

ſondern ſie wird aus dem

Salpeter, durch Zuſegung des Vitriolsis, Arſenifs, der Ulaunerde, und eines jeden andern brennbaren Mit dem Vitriolól er ålt man Weſens gemacht. ben dampfenden Salpetergeiſt, Spiritum nitri finantem . Der Salpetergeiſt loſec den Wein. geiſt , Dele, Arſenif, Silber, Kupfer, Blen, Eiſen, Dueckſilber, Spießglaskånig, Wismuth , Zinf, Kos hald , alcaliniſchen Erden , Laugenſalze, und etwas Zinn auf. Da er auch einen Körper lieber auflöſet, Is den andern, ſo kann man auch vermittelſt des ei. CCC2 nen

- 772

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

nen , den andern daraus wieder niederſchlagen .

Mit

dem Küchenſalz, oder Salmiak , macht er das Kos nigswaſſer aus, falkartige Erden ,

welches den Weingeift , Dele, Eiſen , Kupfer, Bley , Zinn, Queckſilber , Spießglasfönig , Wismuth , Kobald, Zinn und Gold völlig auflöſet.

S. 24. Die Rodfalzſäure , Acidun falis, iſt unter Kochſalz. den mineraliſden die leichteſte, und laſſet ſid ) von ih, jaure. nen durch den Geruch und durch ihre beſondern Wit. kungen unterſcheiden . Man kann ſie durch das Vitriolól erhalten . Sie gehet in weißen erftiden, den Dampfen über, dergleichen man auch ben Gra bung der Salzquellen verſpåret. Wenn ſie aber in die Enge gebracht worden , ſo hat ſie eine grün gelbli, Nach der Zuſekung eines brennbaren che Farbe . Weſens zeiget ſie in dem Feuer eine gelblid , grine Farbe . Mit der Salpeterſäure macht ſie das Kó nigswaſſer aus .

Sie vereiniget rid

mit dem

Silber und Blen, nachdem jenes in Sd ; idewaſa, und dieſes in Königswaſſer aufgelöſet worden, und fållt mit denfelben in eine Maße zu Boden . Feuer bleiben ſie vereiniget, und das Prácipitat mird in einen dem Glaſe åbnlichen und durchs Waffe Dieſe Sårte unauflöslichen Körper verwandelt. loſet den Weingeiſt, Del, Arſenif, Kobald , Wis muth, Zinn, etwas vom Queckſilber, Eiſen, dem fit eine grünliche Farbe giebt, Kupfer, welches ſie gres grůn fårbet, Bley, wo von ſie wieder ein weislides Pulver fallen låſſet, und wenn ſie ſehr ſtark ift, quo den Spießglasfönig auf. Sie loſet auch die Kali erde auf,

und macht damit den feuerbeſtändiger

Salmiik, Salem

amınoniacum

fixum , welcher as

der luft feucht wird, und in dem Weltmeere häufis befindlich iſt.

2. at :

des Mineralreichs.

773

2 ) Laugenſalze.

S.

25.

Die alcaliniſchen oder laugenartigen Salze Von den erſcheinen meiſtens in trockner Geſtalt, verfließen kaugenſals aber in der duft , und werden alsdann , obgleich unei gen übers Man erken .haupt. gentlich , Olea per deliquium genannt. net ſie 1 ) an ihrem ſcharfen Geſchmad ; 2 ) an ihrem Aufbraufen mit den ſauren Salzen ; 3 ) an ihrer Schlüpfrigkeit auf der Haut ; und endlich 4 ) an der Verånderung der blauen Gewachsfarben in grüne . Man theilet ſie in das feuerbeſtandige, Salem alcalinum tixum , und in das fiúc tige, vo latilem . Eigentlich führen nur diejenigen Salze den Namen der Saugenſalze , welche aus der Aſche des Salzkrautes Rali , und aus andern Kräutern ausgelauget werden . Nachmals aber hat man die . ſen Namen allen Salzen beygeleget , die mit dem aus der Aſche ausgelaugten , einerley Beſchaffenheit Haben . $ . 26. Das Feuerbeſtandige alcaliniſde Salz fließet Feuerbes im mittelmäßigen Schmelzfeuer und bleibet da.ſtandiges Es låſet die Kieſelerden im Feuer auf, woraus dann Laugen Talz. Glas entſtehet. Man bekommt dieſes Salz theils durch Verbrennung der Gewächſe, wie man an der Potaſche, dem Weinſteinfalz, und der Soda fie her, theils aber auch aus dem unterirdiſchen Reiche, welches die Alten Tierum oder Vacrum , imglei. Dieſes hat einen zártern den Haurach bießen .

Man und nicht ſo brennenden Geſchmack als jenes . findet es als Staub , oder als ſternförmige Cryſtal. In der Luft und Wärme jerfällt es zu einem ren. weißen Pulver, wird aber nicht feucht, wie das aus

bem Pflanzenreiche, und låſſet fidy daher beſſer unter die Pulver miſchen . Von dem Waſſer wird es vol, Ccc 3 lig

776

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

3 ) Mittelſalze. . 28 . Die njittelſalze ſind aus den ſauren und alca. Bon den liniſchen Salzen zuſammengeſeket, allein ihre Wire Mittelſal- kungen fommen mit denenjenigen, welche die einfa. zen über : Sie dhen Salze hervorbringen, nicht überein . baupt. brauſen weder mit den ſauren noch alcaliniſchen Sale zen auf ; verändern die Farbe des Vitriolſyrups nicht, haben eine cryſtalliniſche oder blåtterichte Ge.

ſtalt,

ſchmelzen im Waſſer, und fließen theils im

Feuer, theils aber auch werden ſie in demſelben flåd . Bey ihrer Abdåmpfung darf man nur einen tig . geringen Grad des Feuers brauchen ,

weil ſonſt zu

viel Såure verlohren gebet, und ſie etwas laugen. artig werden.

29 . §. Die erſte Stelle unter den Mittelſalzen behau. Küchene ſalz.

tet das Roch- oder gemeine Rüchenſalz, welches aus ſeiner eigenen Säure und einem mineraliſden Alcali beſtehet.

Es muß, wenn es gut feyn foul,

hart, weiß und etwas durchſichtig renn , und ſich im Waſſer leicht auflöſen laſſen ; wenn es aber mit der Såure nicht genug geſättiget iſt, ſo zerfließt es an der {uft. Es criſtalliſiret fich würflich oder auch fechseckig ; in dem Feuer praſelt es, und låſſet ſich in viermal ſo viel Waſſer auflöſen , als ſeine eigene Menge austrågt. Wenn man es mit Vitriolſäure oder Salpetergeiſt begießt, fo låſſet es ſeine Säure in der Geſtalt eines weißen Dampfes fahren. Mit über. gezogenen Weineſtis låſſet es ſich lo flüchtig machen, daß man es fafi völlig in Blumen in die Höhe trei. ben kann . Das in dem Salpetergeiſt aufgelöfete Queckſilber und Blen ſchlagët es als Hornſilber , L nam cornuam , und Hornbley, Saturnum cornuum , Man findet dieſes Salz auf verſd ,iedene Art,

1) Zeiget

des Misteralreichs. 1)

777

Zeiget es ſich hart in der Erde , in Steinen, Hölzern und Muſchelwerf, und da iſt es am hårteſten , und wird Sal foflile, montanum , gemmae , Sreinfalz oder Bergfalz genannt, welches von verſchiedenen Farben , weiß, grau , roth , blau und bunt gefärbt ift : das lekteré ent. hålt metalliſche Theile. Es bricht theils in Stockwerken , theils in Floßen , und iſt ent weder rein oder unrein , in welchem legtern Fall es mit Erde , Steinen , Kiefeln und Stů . cfen von zerbrochenem Holze vermenget iſt. Man findet daſſelbe an vielen Orten , in Engs land und Spanien , in dem Caton Appens zell in einem Berge, die Salzlecke oder Gems. tecke genannt, zu Gallim der aus unterirdiſchen

ben Salzburg, wo Gangen gehauene,

glänzende,

weiße , gelbe , rothe und blaue Salzſtein mit ſüßem Waſſer in Gruben aus. gelaugt , und darnach zu Salz verkocht wird ; ju ' Salle in Tyrol ; in Böhmen in dem

prachiner Kreiſe ;

in pohlen zu Cracau, podynia und Wieliczka , an welchem lektern Orte das Salz entweder grob und fchwarz, oder feiner und weißer , oder auch ganz weiß

und kryſtalliniſch iſt.

In der Tarterey findet man és ben Aſtrakan , in Sibirien in einem

Berge in der irkusztiſchen Provinz, in Ames rica in der Landſchaft Pacages zu Julloma und Collo , bey Jericho, in dem ehemaligen jůdiſchen Lande, und an andern Orten .

2 ) Wird dieſes Küchenſalz auch in dem Meer. waſſer gefunden , und iſt entwede: Strands falz , wenn es an den Klippen von ausgetruck. netem Meerſdaum , als in 17orwegen und Stireden , oder auf bloßen Feldern oder in Gruben an der See, nad ) ausgetrockneten Waſs CCCS fer

Kurzgefaßte

780

Naturgeſchichte

mata an , die an ihren Enden ſtumpf ſind , nach der Reinigung aber cryſtallifiret er ſich in unbeſiimmte Figuren. In der warmen Luft wird er etwas trube, und endlich mit einem weißen undurchſichtigen Auss In dem Waſſer löſet er ſich ſdylage überzogen. ſhwer auf ; in dem Feuer wird er nicht flüchtig, fon dern ſchäumet bald in demſelben auf , und wird zu einem weißlichen Glaſe , das die Luft an ſich ziehet. Er brauſet weder mit den ſauren noch mit den alcali: niſchen Salzen auf, und geboret alſo mit Recht un. Den Violenſyrup färbet er ter die Mittelſalje, grún , und fållet die Auflöſung des Ålauns und der Metalle aus den ſauren Geiſtern.

Mit den mine.

raliſchen Såuren vereiniget er ſich zu einem feinſtrah. ligen Mittelſalze , welches man Salem Sedatiuum nennt. felleber.

Mit der Vitriolſäure giebt er eine Schwes Der venetianiſche Borap iſt ein Ger

heimniß ; doch hat der Herr von Juſti g) einen wahrſcheinlichen Proces davon bekannt gemacht. Zu Dresden hat man auch im Jahr 1754 die Kunſt gefunden , aus einer mineraliſche Erde Boraf zu machen .

$.

33 .

Der Salmiak, Sal ammoniacum , iſt ein flüch. Solmiak. tiges Mittelſalz , welches aus der Kochſalzſäure und einem flüchtigen Alcali beſtehet. Er hat einen dem Kochſalz ähnlichen Geſchmack , welcher aber ſchårfer und urinoſer iſt.

F

Er ſchießet in fedrigen Cryſtallen

an , läßt ſich im Waſſer leid )t auflöſen, und fchmila zet im Feuer , ehe er im Rauche in die Höhe gehet. Durd, die Beymiſchung Feuerbeſtåndiger ( augenfal. ze und alcaliniſcher Erden kann man das flüchtige Jaugenſalz von iþm trennen . Er iſt 1 ) narůrlid ), wohin wiederum gehöret , theils die Salmiakskürſte, ſo durch die Sommer warme

Göttingiſche Policeyamts - Nacr. 1756. St.15.

des Mineralreichs.

781

wårme in Africa und Aſien aus den Epcre. menten der Thierre erzeuget wird ; theils der Bergſalmiak, der in dem Lande der Rals mucken an Felſen ausſchlägt,

auch bey den

feuerſperenden Bergen gefunden wird, wo ſich feine Entſtehung aus der durch die Gewalt des

+

Feuers

befreneten Kochſalzſäure ,

und dem

flüchtigen alcaliniſchen Salze der fochartigen Erden und Steine begreifen låffet; theils end. lich auch das Salmiačswaſſer , in einigen mineraliſchen Brunnen , als dem Lauchſtads ter , Giesbůbler u . a. m .

2 ) Zubereiteter Salmiak , ſo aus einem flüch . tigen Saugenſalze von Thieren mit einem ſau . Davon iſt be. ren Geiſte verfertiget wird. fannt ( a ) der glauberiſche Salmiak , aus Vitriolſäure mit Saugenſalz; ( b) der brennen , de Salpeter aus dem Salpetergeiſt mit lau . genſalz; (c) der Pfigſalmiak aus Eßig und Laugenſalz ; und ( d ) der gewöhnliche, und zwar entweder ágyptiſcher , der aus dem Ru. Be des getrockneten und verbrannten Thierfo. thes h) verfertiget wird ; oder der venetianis ſche , ſo der beſte iſt , und aus einem ( augen. falze, Kochſalzgeiſt, und einem bengemiſch ten brennbaren Weſen beſtehet.

4.

Styptiſche Salze.

34 . $. Die zuſammenziehenden oder ſtypiſchen Salt Bitriol. ze , Salia flyptica , haben einen ſauren , berben und zuſammenziehenden Geſchmack. Zu dieſen Saljen gehören der Vitriol und Alaut. Der erſtere iſt ein b ) Saffelgaiſta Abhandlung davon in den Abhandi. der ſibwed. Akad. B. 12 .

782

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

ein metalliſches Saly , und entſtehet, wenn ein Me: tall von einem ſauren Salze entweder durch die Na. tur oder die Funſt aufgelöſet, und wieder zu Cryſtals len eingedicket wird. Zuweilen wird es auch Zus đer oder Salz, mit Benfügung des Dazu gebrauch. ten Metalls genannt ; . B. Kupfervitriol, Bley . jucker , Silbervitriol oder Silberſalg. Ohnerach. fet manche Arten des Vitriols mehr geſättigt und farbenreicher , andere aber waſſeriger ſind : fo fann man doch gemeiniglich in demſelben ein ſtarkes Drittheil metalliſcher Erde , ohngefähr ein Adhtheil ſaures Salz , und eine reichliche Hälfte Waſſer 40 . nehmen . Unter der Erde ſcheinet er durch die Ver: witterung der Vitriols und Schwefelfieſe zu entſte þen , deren Säure die nahen Erze zerſtöret , und ſolche , nach Wegdůnſtung des überflüßigen Walo ſers in cryſtalliniſcher Geſtalt zurücklåſſet. Man findet den Vitriol auf verſchiedene Art: 1 ) gediegen und zwar theils in cryſtalliniſcher Geſtalt , als auf verſchiedenen Bergen in der Schweiz ; theils in faſeriger Geſtalt , dergleichen in Böhmen und Uns gärn vorkommt, und Atlasvitriol genannt wird. 2 ) In Erden und Bergletten , als zu Cremnig in Ungarn ,wo eine gelbe , und zu Schmiedeberg ohnweit Torgau , wo eine graugrünliche Vitriol. erde gefunden wird. 3) In Steinen und Schiefern ; dahin der Atramentſtein gehöret , welches eine Bergart iſt , worinn der Vitriol ſchon förmlid, liegt, und mit einer Erde oder Geſtein untermenget ift; oder er iſt eine zuſammengebackene vitrioliſhe Erde, die entweder mit verwitterten Kiefen oder vitrioli. fchen Waſſern aus Kieſen angemacht worden . Man findet dergleichen in dem Rammelsberge. 4) JR brennbaren Materien , als in Stein . und Taubfob . len , welche aber nur in fo fern Vitriol geben , als Kies eingeſprengt iſt. 5 ) In dem Kies, wo man aber

5 chs

ei des Mineralr

.

783

aber den Vitriol nicht als ein Kiesgrundſtück , fone dern als eine Ausgeburt anzuſehen hat. 6) Jn Erzen , f. B. die rammelsbergiſchen Silber- und Blen . erze ſind die Minern zum weißen Vitriol , zu deſſen Bereitung ſie vorher geröſtet, und dann mit heißem Die rechten Kupfera Waſſer ausgelauget werden . erze und Kupferkiefe, und der von den Kupfererzen fallende Rohſtein findMinern zu dem blauen Vitriol. 7 ) In verſchiedenen Stahlwaſſern oder Sauerbrun . nen , die einen ſehr feinen Elfenvitriol enthalten ; wie ſchon bey Gelegenheit der Quellen bemerket wor. Sonſt pfleger man den natürlichen Vitriol in den. drey Arten zu theilen , welche ſind : 1) Rupfervitriol, Vitriolum caeruleum , crugie nolum cyprinun , Veneris , ſiehet blau aus, und låffet ſich wegen des Mangels eines jina långlichen Phlegmatis nicht ſo leicht , als die Vitriolarten im Waſſer auflöſen . Durch Zugießung eines Alcali fann deſſen Reiner Rue Farbe dunkler gemacht werden .

übrigen

pfervitriol, der nicht zugleich andere Metalle enthalten ſollte , wird in der Natur nicht gee funden, wohl aber durch Kunſt bereitet. Der gemeine blaue Vitriol wird in Wicklows Kupferwerf in Irland, zu Falun in Sowes dent , zu Goslar auf dem Sarz , in lingarn, dem Salzburgiſchen u. fi f. zubereitet. 2 ) Eiſenvitriol,

Vitriolum Martis ,

martiale ,

viride , ferruginofum , iſt grün, und bekomme von dem Alcali gleichfalls eine dunklere Farbe. In lingarn wird er rein angetroffen , und pfleget auda mit Federalaun beſchlagen zu renn . Der Eiſenvitriol pflegt an der Luft zu zerfallen und weißlich zu werden ; und da er mehr Phlegma ben ſich fat , als der Kupfervitriol, fo

784

Kurzgefaßte Naturgefchichte fo låſſet er ſich auch im Waſſer leichter auflo. Einige Urten deſſelben enthalten zugleich ſen. Der englandiſe Kupfer , andere Zink. dunkelgrüne bålt das wenigſte Kupfer ; der blaßgrüne goslariſde,

und der hellgrüne

und blauliche ſalzburgiſite, enthalten mehr Kupfer. 3) Der Zinkvitriol oder Galigenſtein , Vitrio lum album ,

zinci ,

iſt weiß , und wenn er

mit andern Dingen vermiſcht iſt, auch róthlia. Man bereitet ihn zu Goslar und andern Orten .

§.

Alaun .

35.

Alaun , Alumen , iſt weiß, und zuweilen réthlich von Farbe , hat eine würfliche achteckige Gefialt, und eine ecfelhaften , füſſen , und zuſammenziehen . Er entſtehet, wenn ſich die Som den Geſchmack . felfäure mit einer thonartigen Erde verbindet . Im warmen Waſſer löſet er ſich leichter auf, als in den falten ; in dem Feuer aber blåhet er ſich auf , und Er wird entweder ſchon ge wird zulegt calciniret. diegen gefunden , oder durch Kunſt zubereitet. 1) Der gediegene Alaun , Alumen natiuum vel plumofum , wird auf verwittecten Alaunerzen und zwiſchen dem Usbeſtarten in England, Ungarn , Lapland und auf der Inſel ilhal tha gefunden . Auf dem hohen Wege zwiſchen Ofaro und Chayante wird das rechte Alumen Auf der ſciſlile oder plumoſum angetroffen. Infel !Milo ,im mittelländiſchen Meere, with der Allaun in gewiſſen natürlichen Hohlen , in der Geſtalt platter Steine , welche 9 bis 19 Zoll dick find. Es giebt auch dafelbſt Fedet alaun , und berabrinner.

aufgelöſeten ,

der

tropfenweiſe

des Mineralreichs.

785

2 ) Der gefottene Alaun wird aus verſchiede. nen Alaunminern zubereitet. Dieſe Minern ſind , 1) eine braune und ſchwarzlidye berghars jige Erde , dergleichen in Jütland an der Küſte, zu Frauenwalde, Torgau und Důs ben angetroffen wird. Bey Salfarara im Neapolitaniſchen iſt eine weißgraune vor . handen . 2 ) Eine floßweiſe brechende Kalf. ſteinart bei Civita Vecchia , woraus durch das Brennen , Uuslaugen und Sieden, der rồmiſde Alaun bereit wird , welcher vor an. dern ſehr rein und röthlich iſt. · 3) Ein fetter bergharziger Schiefer zu Reichenbach im Vogtlande, zu Sowemfel und Rock in England ; ' ein ſchwarzlicher ſchieferartiger Stein auf fieſigen Erzgången und ein grauer thon , und mergelartiger Schiefer. 4 ) Ein bergharziges, fohliges , und theils holziges Weſen zu Commotau , Falkenau , Altfattel u. f. f. in Böhmen zu Sainfeld

in Wieders

Oſterreich , ben Düben in Sachſen , und in England. 5) Braune Taubkoblen zu Weiſs ner in Seffen und bey truyden ; und endlich 6 ) auch zuweilen die Eiſenkieſe und der Gal. meyſtein ,

III. Von

Abſchnitt. den

5.

Erden .

36 .

Die Erde iſt derjenige mineraliſche , trockne, Erklärung locere , unſchmackhafte und unverbrennliche , in der Erde. Waſſer , Weingeiſt, Del und Luft unauflösliche Körper , aus welchem unſere Erdkugel zuſammenge. feßet iſt. Sie iſt der Grundſtoff der Steine , und DOO II . Theil. gehet

786

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

gehet mit in die Miſchung der Pflanzen und Thiere über. Wenn ihre Theile durch die Natur oder Kunſt ſo zart gemacht worden ,

daß ſie ſich nicht

wohl beſonders fühlen , und von der Luft leicht er : beben laſſen , ſo werden ſie Staub genannt. Die Cheile der Erden ſind feſt und löſen ſich im Waſſer und den Delen nicht auf, ſondern werden damit zu einem Teige. Unter dem Hammer laſſen ſie ſich nicht treiben , im Feuer werden ſie nicht verzepret, und verhalten ſich auf verſchiedene Art in demſelben, nach dem fie rein oder unter einander ſelbſt, oder mit andern Dingen vermiſdit ſind .

§.

37.

Da die Erden ſelten rein , ſondern mehrentheils Eintbeis mit andern Körpern vermiſcht ſind , ſo laſſen ſie ſich lung der Man theilet fie auf verſchiedene Arten eintheilen . Erden. nach den i zuſammengeſekte, und einfache 1 ) in daher fie entweder nur aus einer oder mehrern Arten beffee hen , 2 ) in reine und unreine, wovon die erſtera nur Erdtheile enthalten , die andern aber mit Salz , brennbaren , metalliſchen , vegetabiliſchen , und ani maliſchen Theilen,oder mit mehrern zugleich verfekte ' find. Die einfachen Erben taſſen ſich wiederum in Kalk . Gyps , Thon und Glasartige cheilen , weren die erſte mit den Säuren brauſet , die andere in Feuer locker, und bernach mit dem Waſſer fort wird , die dritte fich auf der Scheibe drehen läiſelle und im Feuer verhärtet, und die lekte ein glasarti. ges anſehen bat ,

ſich mit dem wenigſten Zuſak is

Feuer ſchmelzen låffet , und daher zum Glasmachers gebraucht wird.

1,

Ein

des Mineralreichs.

1. Einfache

787

Erdarten.

1) Kalkartige Erden .

E

38. S. Die kalkartigen oder alcaliniſchen Proenzießen Erflås die Säure aus der Luft, dem Waſſer und andern tung und Erden an ſich , werden von den Säuren aufgeldſet, Beſchaf fenheit machen damit ein Mittelſalz, und laſſen ſich durch derſelben . alcaliniſche Salze wiederum von denſelben ſcheiden. Mit der Vitriolſäure fallen ſie nieder und werden cine Gypserbe , und das , was ſich aufgelöſet hatte, ſchießet nach der Ausdünſtung in ſelenitiſchen Ery . ſtallen an . Mit der Kochſalzſäure machen ſie den Feuerbeſtändigen Salmiaf , und mit dem Borar und dem Flußlpath romelzen ſie vor allen andern Bergarten ſehr leicht zu einem Glaſe. Jm offenen Feuer brennen ſie zu Kalk ; und halten insgeſamme ein verſtecktes Salzwefen. Dieſe Erbart fomme unter allen übrigen in der Natur am häufigſten , for

wohl einfad ) , als in andern Vermiſchungen vor , daher man auch alle übrige Arten füglich als 2båne

derungen derſelben anſehen könnte, nach dem ſie mic falzigen oder brennbaren Theilen, oder auch mit bepa ben zugleich verfekt iſt.

S.

39.

Die Kreide, Creta , welche ihren Namen von Kreide. er Inſel Creta þat, beſtehet aus weißen leichten end abſirbenden Theilen , und iſt nicht allezeit rein , ondern oft mit Sand und andern Steinarten ver: Ueber ihren Urſprung ſind die Naturkün . riſchr.

iger noch nicht einig. Einige leiten dieſelbe aus em Meere her ; andere glansen , daß fie nebſt allen (caliſchen Stein - und Erdarten auz grrůttetem Mu. Helwerk entſtanden ſen , weil man in viu meiſien Arten

788

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

Arten häufige Ueberbleibſet von Muſcheln antrifft. Kreide und Hornſtein ſind gemeiniglid) bey einander befindlich , daher auch einige eine aus der andern Vielleidt iſt die Kreide aus þerleiten wollen . Sdjaalthieren und etmas- Ebon , und der Hor?:ſtein aus der ſchleimiger und fetten Bruth thiere entſtanden .

der Schaal.

Von dem Waſſer låſſet ſich die Kreide leicht durdidringen , im Feuer aber für ſich nicht in Fluß bringen .

Wenn ſie ganz rein iſt, verandert ſie ſich

auch unter dem Brennſpiegel nicht. Durch eine genaue Verbindung mit der Salpeterſäure macht ſie ein leuchtendes Weſen , Phoſphorium Balduini aus. Sie hat nicht ſo viel brennbares Weſen ber fich, als der Kalfſtein , welches aus dem Schwefeldampf des lektorn ben der Calcination erhellet ; duch wird ſie im Feuer ebenfalls zu einer Art des Kalfes, mit defe ſen Decocto fich der Schwefel in etwas auflöſen låfjet. Man findet ſie an vielen Orten ſchichtweiſe, Alle Kreide iſt nidt und oft in ganzen Bergen. unter die Erden zu rechnen , weil ſie oft in Geſtals der Steine vorkommt.' Die gefärbten Kreiden ge þören mehr zu den Tyon , als Kalfarten .

S. 40 . Die Topherde iſt ſehr leicht und ſiehet, Sopberde. ſie rein iſt, weiß , und wenn ſie unrein iſt,

wenn gelbliche

oder auch weißgrau aus, und giebt mit dem Waſſer, Fuer , Säuren u . f f. alle Erſcheinungen einer Kalferde. Sie liegt gemeiniglich in niedrigen Gs genden unter der Moorerde und Tophlagen , und ift mit einer unglaublichen Menge ganger und zerbro. chener Schneden aus füßen Waſſern verſeket, daha ſie vermuthlich aus denſelben ifren Urſprung har. Sie würde alſo , nebſt dem daraus gemachten Toppe ſtein , nicht zu dem im Meere gebaueten Floßgebir: gen , ſondern“ zu den zufällig entſtandenen Erdlagen

gebe .

des Mineralreichs. gehören .

789

Aus der Erzeugung der Corallen u . f. f.

erhellet indeſſen ,

daß

die Topberde auch in dem

Meere vorhanden iſt. Sie laſſet fich zu einem feia nen Kalf brennen , giebt aber dabey eben denſelben brennſtigen Geruch, denn die Häuſer der Schaalthie. re geben. Die Natur zeuget durch eine feine Auf löſung derſelben im Waſſer und Trocknung an der Juft , ja auch in der Erde, nach Beſchaffenşeit der Umſtände, Daraus.

bald murbe,

$.

bald ſehr þarte Steine

41.

Die Niondmilch , Lac Lunae , Agaricus mine-Monds ralis Morochtus , iſt an fidy ſehr weiß , leicht ſchme-milch . rig und zerbrechlich , klebt an der Zunge , und hat einen füßlichen Geſchmacf. Von dem Waſſer wird ſie aufgeldfet, und macht daſſelbe milchig , und brau. ſet mit den Säuren ſtart auf ; daher ſie füglich für eine alcaliniſche Erde oder natürlichen Kalf gehalten Sie ſtehet entweder bånderweiſe zwiſchen wird. den Kalf , und Mergellagen der Flokgebirge an , und hat alsdann ihren Urſprung den verfaulten Schaaltbieren zu verdanken , wovon man oft noch febr fenntliche Stücke in derſelben antrifft ; oder man verſtehet auch dadurch eine ſehr weiße Urt von Lopherde , und alsdann fann ſie nicht zu den Flo. Ben gerechnet werden , y nen Waſſerſchnecken.

ſondern entſtehet aus gemeis Mian findet ſie in allen Ge.

genden , wo Toph- und Kalkflobe angetroffen wer . den ; auch zuweilen zwiſchen den Steinen der Grießs Der Pobel hat ſie zuweilen floke und im Leimen.

f Le für ein vom Himmel gefallenes Mehl gehalten, und fie zu ſeinem großen Schaden mit unter das Brod . gebacken.

DOO 3

2 ) Gypse

790

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

2) Gypserden.

S.

42 .

Die Gyps- oder ſelenitiſchen Erden , Terræ Beſtand ... ſeleniticae ,find gemeiniglich weiß , zuweilen aber Arten der auch , wenn ſie mit Fiſchen oder Thon vermiſcht ſind, Mit felbert. róthlich , bläulich , fchwärzlid ) und gelblich. den Säuren brauſen ſie nicht auf . In dem Feuer werden ſie noch lockerer, und hernach mit dem Waſſer Hart. Man hålt dieſe Erdart für eine mit der Vi triolſäure geſättigte Kalferde .

Sie iſt ohne fremden

Zufak in dem Feuer faſt eben ſo ſchwerflüßig als der Kale , wie ſie denn auch gegen andere Körper mit demſelben faſt einerley Verhältniß þat, außer daß die gedachte Säure ihre Verglaſung zu befördern ſcheinet. In dem Feuer brauſet ſie mit dem Boo rar ſehr lange. Wenn man ſie mit verbrennlichen Dingen

im

Feuer vereiniget, ſo erhält ſie einen

Schwefelgeruch, und fann ſowohl dadurdy, als durch die flüchtigen und feuerbeſtåndigen Saugenſalze, wenn man ſie in fünffachem Verhältniß dazu nimmt, in ihre Beſtandtheile zerleget werden , da denn der wiederhergeſtellte Kalf mehrentheils Spuren von Sie kommt in der Natur ſeltener, Eiſen zeiget. Doch findet man fie als die andern Erdarten vor. gemeiniglich in den Klüften , und bey dem Ausge. henden der Floßgebirge, wo die vermitterten Gypse 31 ſteine zu ihrer Entſtebung Gelegenheit geben. dieſer Erdart geboren auch cheils das Nihilum al. bum foſſile , natiuun , fpurium , welches mit den Såuren nicht aufbrauſet , und im Feuer nicht hart wird ; theils aber auch das gegrabene Gypsmebl, Terra Spathofa gypſen, welches aus blåtterigen, ſchimmernden Theilen beſtehet.

MS5on

des Mineralreichs.

3)

791

Thonerden.

§.

43 .

Die thonartigen Erden , Terrac argilloſae, Beſtand , ſind zåhe und ſchlüpfrig, und fertig zwiſchen den theile ders Fingern anzufühlen. Sie fleben an der Zunge, felben. werden im Waſſer zu einem Teige, und laſſen ſich in demſelben auf das zårteſte auflöſen . Man kann ſie auf der Scheibe drehen. Mit den Sauren brau. ſen ſie nicht auf, ausnimmt.

wenn man die ſehr eiſenartigen Im Feuer werden ſie hart ; die reinen

Arten aber ſchmelzen auch in dem heftigſten Grabe deſſelben nicht, ſondern nur die unreinen , wegen der beygemiſchten Eifentheile. Die Fertigkeit oder Zähigkeit des Thons rühret von einem ihm beyge . miſchten brennbaren Weſen Şer , welches aus dem bey der Abſtraction übergehenden flüchtigen Vitriol. geiſt, und der auf dem Ueberbleibſel befindlichen ſchwarzen Haut erhellet. Wenn man ihn mit Men. nig ſchmelzet , ſo wiró von deſſen Fettigkeit ein gu . ter Theil des Bleyes reduciret. Er verliert aber ſeine zarte Fettigkeit, theils durch das Brennen , weil er nachmals nie wieder zähe wird , theils durch ſtars fe Corroſive , z . B. durch das Vitriolól und concen. trirten Salpetergeiſt, theils aber aud, durch alcali . niſche Laugen , von welchen er ſtaubig gemacht wers den kann . .

44

Er iſt vermuthlich aus Kieſelmehl und dem fet: Urſprung, tigen Schleim des Waſſers entſtanden , welches um des Thons folgender Umſtände willen wahrſcheinlich wird. 1 ) Man finder Thon , Sand und Kieſel von einerley Farbe beyſammen. 2 ) Sowohl die Natur als Kunft bereitet aus dem Thon ſehr harte und glasartige Steine.

3) Da es von den Brudyſtücken der Felo DDD4 ſenſtei.

792

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

ſenſteine , Wacken , Porphyre, Jaſpiſe , Quarze, u . f. f. eine ſo ungeheure Menge abgeſtůmpfter und rund gemachter Steine , oder Kiefel giebt , ſo muß auch eine ſehr große Menge Kieſelmehl vorhanden feyn , welches die kann.

Natur nicht

ungenuket lasſen

g. 45 . Man findet den Thon von verſchiedenen Farben, Farben , als weißen , perifarbenen , grauen , gelben , grün. dedThons.tichen , blauen , rothen , ſchwarzen . Der weiße iſt der reinſte.

Wenn man ihn ſtark brennet , hernach

gröblich ſtoßet, und in einem glåſernen Mörfel an einem finſtern Drte ſtark reibet , ſo zeigen ſich eine Menge ( ichttheilchen. Mit alcaliniſchem Spathe giebt er in gehörigem Verhältniß und bey ſtarfem und lange anhaltenden Feuer ein gelbliches oder grúns liches ,

durdiſichtiges , ſehr hartes Glas ,

welches

unter die Meiſterſtůcke der Kunft gerechnet wird, Die gefärbten Thone ſind durchgehends mehr oder weniger eiſenflüßig, daßer ſie im Feuer mehrentheils roth , etliche graue Arten aber auch weiß brennen . Vermittelſt des Königswaſſers kann man dem rothen Thon das eiſenflüßige Weren benehmen , und iha weiß machen , und wenn man die Auflöſung con. çentriret, ſo fälle von der ſogenannten Terra Lem , nia etwas purpurfarbenes zu Boden . Der ſchwar, gé Thon bat das meiſte brennbare Weſen ben ſich. Man findet die verſchiedentlich gefärbten Shone entweder an einem und eben demſelben Orte fchichte weiſe über einander , oder es liegt auch jede Art be. fonders.

Ueberhaupt aber kommt der Thon ſehr

häufig und faſt überall vor, wenn man die bloß fan , digen und einige falfartige Gegenden ausnimmt. Er gehet auch in die Miſchung vieler andern Erden und Steine mit ein , wie er denn auch das Verbin . dungsmittel vieler Flakſchichten in den Floßgebirger abgiebt.

des Mineralreichs. abgiebt .

793

Die vornehmſten Arten des Thons ſind

folgende.

$ . 46 . Der gemeine Töpferchon ober Letten , Argil-Gemeiner la figulina, iſt gemeiniglich blåulich , wird im War Edpfers thon. fer zu einer zähen Maſſe, die eine Form annimmt. Er lågt ſich brennen , und wird ben mittelmäßigem Nach dem er verſchieden iſt, kann er Feuer hart. mehr oder weniger ſtarkes Feuer aushalten, ehe er in Fluß fommt , und ein braun grůnlides , halb. durchſichtiges Glas wird. Wenn er mit vielem groben Eiſenweſen und Sande vermiſcht iſt , kann er von den Zieglern gebraucht werden. 47 V. Der Porcellanthon , ift ein feiner, weißer und Porcellana

reiner Thon , der zum Porcellan gebraucht werden "bon. kann , und daher auch Porcellanerde heißt.

Er

bleibe im Feuer weiß , und kann in der Schmelzbike hur der Verglaſung näher gebracht werden . Er iſt magerer anzufühlen, als andere Thonarten. Es giebt auch weißen mit brennbaren Theilen vermiſchten und fettig anzufüblenden Thon, welcher Pfeifenthon genannt wird. 48 . $. Walkerthon , Wardython , Bleicherthon , Walkers Argilla fullonum , Walfererden , Smectis , find thon. feine , berbe , magere und reine Thonarten , welche eine anziehende Kraft gegen die Dele außern , und fich daher in die kleinſten Poros der Wolle hången , Man findet ſie und ihr die Fertigkeit benehmen . von verſchiedener Farbe : der englifetic graugelbe, Der feine doſſenſche brauſen mit den Säuren nicht

auf . 49. $. Die glimmerigen Erden , Terrae inicaceae, Glimme snmogryſos, beſtehen aus glänzenden , ſchlüpfri. FigeErde. gen ជាង ៦ s

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

794

gen Blåtchen , und bleiben im Feuer ziemlich unver: ben einem heftigen Grade deſſelben wickeln ſie ſich in einander, welches ein Zeichen zum Schmele zen iſt , doch bålt es ſchwer , ſie zu einem reinen åndert ;

Glaſe zu bringen.

Von dem Borar , Sale fuſibili

und Alcali laſſen ſie ſich leicht auflöſen.

Der eiſen .

haltige Glimmer iſt noch flüßiger als der ungefärbte. Es ſind dieſe Erden entweder rein , und ſehen einem verwitterten Amianth ähnlich , wie die Geraiſobe, oder ſie ſind mit Thon , oder Thon und Sand jui gleich vermiſcht.

4) Glasartige Erden .

.Ş. 50 . Die glasartigen oder kiesligen Erben , Terras Befdaf- filiceae , arenofae , haben ihre Benennung entweder fenbeit von ihrer glasartigen Geſtalt, oder weil ſie, mit derſelben. feuerbeſtändigen ( augenſalzen , in dem Feuer leicht Mit den zu einem durchſichtigen Glaſe werden. Såuren brauſen ſie nicht auf , und für ſich bleiben die reinen Arten im Feuer unverändert, nur daß fie lockerer werden . Wenn man zu einer glasartigen Erde Borar oder etwas Alcali oder Salpeter feket, ſo giebt ſie den Grund zu guten feſten Flüſſen ab, die man auf allerhand fårben kann. Villeicht bes ſiehet dieſe Erdart aus einer mit mineraliſchen Såure , und einem brennbaren Wefen vereinigten Kalferde.

Sand.

5. 51. Unter die glasartigen Erden gehöret auch der Sand , welcher die Geſtalt kleiner Kieſel hat, und aus Felſenſtücken , ſo durch eine äußere Gewalt zer malmet worden , oder auch auf eben die Art , wie der Kiefel entſtanden zu ſeyn ſcheinet.

Er iſt gröbet

oder feiner , nach dem er eine verſchiedene Feftigits beſibet

!

des Mineralreichs.

e

795

befißet , oder eine verſchiedene Gewalt ausgeſtanden

Die verſchiedenen bald einfachen, bald fehr ge. miſchten Farben deſſelben können von der Beſchaffen heit der Felſenstücke herrühren , aus denen er zubereitet worden . Man theilet ihn inkörnichten oder Steins

hat.

fand , Arenam petroſam , glareain , und in feinen coder Staubſand , puluerulentem u. P. F. enthält der Sand auch Metalle , beſonders aber Eifen. 52 . $.

Der Tripel, Terra Tripolitana, iſt unter der Tripes Zihnen ſcharf, und faſt wie fandig zu fühlen, ohner.erden. achtet man feinen Sand aus ihm ſcheiden kann . Roh fånge er das Waſſer in fich, wird aber davon nicht erweicht. Im Glühfeuer wird er weiß, und *

iſt im hohen Grade ſchwerflüßig. Von dem Bos rap wird er ſchwer aufgelöſt. Einige halten dieſe Erde für eine Sandart, die im Feuer feſter, roch und dunkler werden, andere für eine verwitterte Kie . felerde, noch andere für einen verhärteten mit zartem Sande vermiſchten Thon, und wiederum andere für Es ſcheinet einen eiſenfchifigen feinen Leimen . aber, daß ſie ihre Proben mit verſchiedenen Erden von einerley Namen und Gebrauch angeſiellet has ben . Man findet dieſe Tripelerde nid) t nur um Tripoli in Africa, daher ſie den Namen hat, ſon . dern auch in der Levante, Italien, Frankreich , Böhmen , Kalberſtådriſchen , Sachſen , Engs land u. P. F.

Il. Vermiſchte Erden.

f.

53 .

Wuffer diefen bisher befchriebenen einfachen Er : Eintheis den giebt es noch) verſchiedene, die entweder aus andlung dero felben . dern Erdarten zuſammengeſeket, oder mit erdsligen, ſchweflis

796

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

ſchweflichen, ſalzigen und metalliſchen Theilen vera miſchet find. Einige Arten dieſer vermiſchten Er. den ſind bereits ben den brennbaren Körpern , uno Salzen abgehandelt worden , daber hier nur noch die übrigen Arten zu bemerken ſind.

1 ) Erdarten ,

die aus andern Erben zuſam

mengeſetet ſind.

1 Seimen.

54. §. Zu dieſen Erdarten geboret zuvörberſt der Lehm oder Leimen , Lutun , welcher aus Thon und Sand beſtehet, zuweilen aber auch mit einer Kalf erde vermiſcht iſt.

Man hat ihn von verſchiedener

Feinigkeit. Wenn man ibn durch das Schlemmen von ſeinem Sande reiniget, ſo wird er zåger, låffet fich beſſer formiren, und brennt im Feuer feſter. Er pRegt auch meiſtens eiſenſchůßig zu ſeyn , und fließet daher für ſich im Feuer. Seine Farbe iſt gelblich, und fållt bald mehr bald weniger in das dunkle. Zuweilen, aber ſelten , findet man auch weißen Leie i men . Er hat unter allen Erdarten die nächſte Ane wartſchaft zu einer guten Bauerde, und wird duro den Zuſak des Düngers darein verwandelt .

$.

Mergel.

55

Der Mergel, Merga , beſtehet aus Thon und Kalferde , welche entweder in ihren Schichten noch nicht verſteinert, oder aus den von Thon und Mue ſchelwerk zuſammengeſekten, am Tage liegenden und wieder verwitterten Kalfſteinen entſtanden iſt. Et macht daher mehrentheils die unteren aus Thon und zerſtörten Schaalthieren beſtehenden Schichten der Kalkfößgebirge aus. Von den Schaalthieren fine det man weiter nichts, als einige davon übriggeblic. bene Steinferne darinn. Aus der Sage der Mer gelſchichten läßt ſich ſchließen, daß ſie viel älter, als die

des Mineralreichs.

797

die darüber liegenden Thons und Kalkſteinſchichten ſeyn müffen .

Nach Verſchiedenheit des ihm beyge.

miſchten Ihons hat auch der Mergel verſchiedene Farben , daher man weißen, röthlichen, gelblichen und grauen findet. Die Eigenſchaften des Mergels ſind, 1) daß er an der tuft zerfält. 2 ) Der mehr kalfartige løſet ſich im Waſſer in zarte Flocken auf, und der mehr tjonartige zerſpringt in rhomboidali. ſche Blåttchen. 3) Er braufe mit den ſauren Geis ſtern auf. 4 ) In dem Feuer båckt er nicht wie der Thon zuſammen, ſondern wird, wenn er viel Kall. erde ben ſich hat, zu Kalf, Feuer zu Glaſe.

1

und fließet im ſtarken

5 ) Er kann zum Düngen fandi.

ger Acker gebrauchet werden ; tauget er dajú nicht. g .:

bey thonigen aber

56.

Die woorérde, Stauberde, Limus, Huinus Moorerde. atra, hat eine ſchwarze Farbe, und iſt als ein Nie . derfdlag aus dem Waſſer anzuſehen .

Sie beſteher

aus verſchiedenen Erdatten , Pflanzen und Thiers theilen, die in eine fdinelle Fäulniß gegangen, dai durch ihre Theile ſehr berdünnet worden ſind.' Fe mehë brennbares Weſen fie aus dem Thier- und Gewadjsreich enthält, deſto ſchwarzer iſt ihre Farbe. Man findet ſie häufig in Moráften , Sümpfen und Brüdjen, imgleichen án fold )en Drten , wo ehedem . Sümpfe geweſen ſind. $ .sk Der Flögrand iſt eine mit zartem Sande an Flogfand. ausgetrockneten Gegenden vermiſchte Moorerde, die bey trocnem Wetter vom Binde herumgetrieben zu Werben pfleget.

Es lieget gemeiniglich Leimen dar.

unter, wodurch dieſe Erde fruchtbarer gemacht wer . ben könnte.

6.

58

798

Kurzgefaßte Naturgeſchichte §.

58 .

Die Baus Gerachs , Damm : oder Gars Damuis erbe.

tenerde, Humus vegetabilis, Terra ruralis, iſt eine aus verſchiedenen bisher angeführten Erdarten und aus Pflanzen und Thiertheilen zuſammengeſeßte Er. de. Sie iſt nicht an allen Orten gleich machtig, ſondern ſtehet von Schul bis zu 1 { achter an; wie man ſie denn auch von verſchiedener Güte fine bet, nach dem die Erdarten, ſalzige und brennbare Theile ſind, aus denen ſie beſtehet .

§.

59 .

Der Bolus iſt fein , feſt und ein mit einem an. Bolar : erden .

fehnlichen Eiſengehalt verſehener Thon von verſdjies denen Farben . Doch kommen aud ) feine Mergel. arten mit unter dieſem Namen bor .

Der verhát:

tete Bolus iſt im Waſſer ſchwerer zu erreichen , als der Porcellan . und gemeine Thon . In dem Feuet wird er ſchwarz, und alsdann ziehet ihn der Magnet an . Wenn er geſchlemmet und geſiegelt wird , fo be kommt er den Namen einer Terrae figillatae, mit dem Zuſage des Landes oder Ortes, wo er gegraben Dieſe Erdarten werden faſt in allen Ländern wird . angetroffen, als in Scyleſien , Böhmen , Sachs fen , Thüringen und Seſſen , Ungarn , Irland, Italien , Armenien , China, Oſtindien , Ames rica u. l.fo

S.

etein mart.

60,

Das Steinmark , Lithomarga, iſt ein Name, der verſchiedenen Erdarten , als dem Thon, bem Mere gel und der Kalferde, von ihrem zufälligen Drte gta geben wird .

Megrentheils wird es in feſten Stein

nen gefunden .

2 )

Me

799

des Mineralreichs. 2 ) Metalliſche und giftige Erben.

S.

61.

Die Metalle werden ſowohl in Erben als in Urſpruug Steinen angetroffen . In dem erſtern Falle befter derfelben . hen dieſe metalliſchen Erden entweder aus bloß zer. ftorten Metallen , da ſie denn Odher genannt were den, oder es ſind die metalliſchen Theile andern Er. den nur beygemiſdet. Man Fennet ſie an ihrem ůblen Geſchmack, beſondern Farbe und Glanz, wie auch an ihrer Schwere,

§.

62 .

Der. Ocher , Ochra, iſt eine durch die Säure Ocher : aufgelöſtes und in eine gefärbte Erde verwandeltes Erz, dergleichen Zerſtörung die Eiſen . Kupfer , und Kobalderze am meiſten unterworfen find. Hieher gehöret der Eiſenacher , der Roboldbeſchlag und das Rupfergrún und Rupferblau. Alle Ochere erden verwandeln ihre gelbe Farbe im Feuer in eine rothe, wovon die Urſache in der Schwefelſäure und Die der Grunderde des Eiſens zu liegen ſcheinet. Gilbe und Braune wird auch für nichts anders als für die gehalten .

Eiſenerde

aus

8.

63.

verwitterten Kieſen

Die durch Bermiſchung der Metalle gefärbten Farbs Erden pfleget man Bergfarben oder Farberdenerden. zu nennen , Sie ſind entweder fchon für ſich Far. ben, oder werden erſt durch das Schlemmen und Brennen dazu bereitet , welches lektere auch von manchen Steinarten gillt.

$.

64 .

Zu den metalliſchen Erden gehöret auch das WafTero Waſſerbley , Molybdacna, welches eine Glimmer, bley . erde iſt, ſo auch etwas Eifen, Zinn und Schwefel enthält.

800 enthält.

Kurzgefaßte Naturgeſchichte Man findet es an verſchiedenen Orten in

Gdweden und zu Altenberg in Sachſen.

65.

g.

!

Außer dem giebt es auch feine fette Erden, die Giftige Grden .

arſenifaliſch ſind, und unter Sdwabengifts vorkommen .

dem Namen des Sie geben in dem

Feuer einen arſenikaliſchen Dampf, und ſind von ein nigen zu ihrem größten Schaden für Met gegesſen worden .

IV . Abſchnitt. ht

Von

den

Steinen .

fi

S.

66.

Steine find mineralifche feſte Korper , weide Erklärung aus zuſammen gebackener feſter Erde entſtanden und Eigen: ſind, und daher aud) füglich durch eine verhärtet fchaften Erde erflåret werden fönnen . Wenn die weiden derſelbeu. Steinarten lange an der freyen luft liegen , ſo po

gen ſie zu verwittern, welches bey den hårtern nim C Statt findet. Das Waſſer 18ſet ſie nicht auf,und im Feuer werden ſie nicht gånzlich verzehret, forder verhalten ſich in demſelben, ſo, wie die Erden, aus denen ſie zuſammen geſeget ſind. Unter dem Man: mer laffen fie fich nicht wie die Metalle treiben, und jede Art derſelben hat ihre eigenthümliche Echt und Hårte, welche auch bey einerley Steinart gujab ger Weiſe verſchieden ſeyn kann.

g.

67.

Daß die Steine vor ihrer Erhårtung Außig weſen, erhellet cheils aus den vielen darinn entga gung der tenen fremden ſowohl mineraliſchen Theilen ben Greine. andrer Art, als auch vegetabiliſchen und animali do Erzen:

Theilen ;

theils aus dem beſondern Anſchuß ma OK

des Mineralreichs. cher Steinarten, als

801

der Cryſtallen , Drufen und

Schiefer ; theils aus den noch fortwährenden Stein . erzeugungen ; jo B. des Sinters oder Topbſteins u . P. f. , theils aus der Entſtehung der durch gewiſ re Verſuche erzeugten Steine , aus geſchlemmten , an die { uft geſekten und mit Waſſer angefeuchteten Tópferthon, aus Urin u. P. F., theils aber auch aus der ſowohl durch die Natur als durch die Kunſt be. werkſtelligren Auftsſung der Steine in Erden . Die Thonerde ſcheinet unter allen Erdarten die bequemſte zur Erzeugung der Steine zu ſeyn ;

doch iſt dabey

nothig : 1 ) daß die Erden durch Waſſer, Salje, brennbare Weſen u . f. f. ſehr ſubtil aufgelöſet wers den, und je feiner dieſe Auflöſung iſt , deſto dichter, feiner und ſchwerer können die Steine durch Bey. hulfe der übrigen dazu nöthigen Mittel werden . 2) Daß bequeme Verbindungsmittel in gehöriger Menge vorhanden ſenn. Dieſe Verbindungsmittel find theils das Waſſer , beſonders aber das Salz. waſſer, theils aber auch eine fette und klebrige Mac rerie, beſonders aus dem mineraliſchen und Thierrei . che, wie aus dem Hornſtein zwiſchen den Kalkflogen erhellet, der ohne Zweifel der fdleimigen Brut der Schaalthiere feinen . Urſprung zu verdanken bat,

3 ) Gehöret auch zur Erzeugung der Steine, daß die u der Niederſchlagung und bequemen Austrocknung

Höchigen Umſtände erfolgen , wozu die Ruhe, Ub , ließung des überflüßigen Waſſers, Verhinderung

ses neuen Zutritts deſſelben, Luft und Wärme, långe er Zeit u . f. f. gehören. $ . 68 . Man wird nicht leicht eine Farhe finden , die Farben

nan nicht auch bey den Steinen antreffen ſollte, und derSteine. belche insgeſammt von den bengemiſtyren metallis

fyen und zuweilen auch von den falzigen Theilen Elfen und Kupfer haben wohl den errühren. II . Theil. Eee größten

892

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

größten Antheil daran , und bringen nach ihrer vers ſchiedenen Menge und Miſdjung mit andern Kóre pern verſchiedene Farben hervor. Doch iſt die Far. be nur erwas zufälliges bey den Steinen , indem ein und eben derſelbe Stein an verſchiedenen Stellen bald ſo bald anders, bald mehr bald weniger, bald gar nid ) t gefärbt iſt .

Die meiſten

S. 69 . Steinarten

ſind

undurch richtig,

Durch manche dagegen halb , manche ganz durd ſidhtiy. fichtigkeit. Oft pfleget auch ein und eben derſelbe Srein mehr, weniger, oder gar nicht durch richtig zu feyin; welches theils von der verſchiedenen Art und Feinheit, theils aber auch von der verſchiedenen Menge feiner Defiandtheile Herrühren kann.

70 . $. Die meiſten Steinarten ſind unförmlich , andere Geſtalt fchießen in einer regelmäßigen z. B. cryſtallinifcha , der Steine.vier.ſechs. achteckigen , wieder in einer ſchieferarti. gen , blåtterigen Geſtalt an, und bekommen von die fer Geſtalt verſchiedene Namen .

Grobbläctrige

Steinarten werden Schiefer genannt ; feine Stein arten, welche falzartig z . B. cryſtalliniſch , in dünnet Blättert oder fnotig angeſchoffen ſind, heißen Sputhe ; die gefärbten undurchſichtigen Spathe þeißen Fiúffe; wenn aber die Spatharten in einem Ischerigen Gefüge oder Höhlen und Klüften der 68 birge zuſammen gehäuſetfind, ſo werden ſie Drus ſeri genannt. Daß der Schiefer aus einem verhäre teten Schlamme entſtanden , erheliet aus ſeiner Fx war gir, Beſtandtheilen und zufälligem Gehalt. che Figuren hangen von einem bloßen Zufall ab, olf der Kieſel von dem Fortrollen im Waſſer ; andre Eteine von den Körpern , um welche fid die Ers materie angeleget þat : daher man fonderlich ben de Jor

1

des Mineralreichs.

803

Tophe und Sinterſteinen allerley feltfame Figuren anzutreffen pflegt. S. 71 . Etwas Zufälliges an den Steinen iſt auch der Geruch Geruch an manchen Arten derſelben , als welcher vonder Steine,

Erdölen , flüchtigen { augenſalzen , -Såuren , der In Schwefelleber, Mooßen u. Po f. berrühret. Súdermannland findet ſich eine Menge Steine, 1 welche von einem mehligen Syfio eine blutrothe Farbe baben , und nach dem Reiben einen Viola gerud, geben . 9. 72. stata mos Da die Steine aus Erden beſtehen , fo fiehet Arten ders man leicht, daß die verſchiedenen Arten der lekternfelben. auch die verſchiedenen Arten der Steine beſtimmen . Wenn ſie der Hauptſache nach aus åhnlidien Theia len beſtehen, for nennet man ſie einfache Steine, wohin die Kalk : Gyps Thon , und Glasartigen gea hören. Sind fie aber aus unáhnlichen Theilen zu ., fammen gefekt, ſo werden ſie unter dem Namen der vermiſchten Steine begriffen.

1.

Einfache

Steine..

1 ) Kalkartige.

Si

73.

Die kalkartigen Steine , Lapides calcarei, Eigene Srauſen mit den Säuren auf, und befreyen den Schaften derſelben . urindſen Theil aus dem Salmiak. Mit dem Stablos geben ſie fein Feuer, ſchmelzen auch für ſich im Feuer nicht, wohl aber, wenn ſie mit andern Erdara

en vermiſcht ſind. ie ſich verglafen.

Unter dem Brenngiare laſſen Durch das Brennen wird aus

Hnen der lebendige oder ungelöſchte Kalt bereitet,

welcher ſich mit dem Waſſer erhikt, und den gelöſch ., tent Fee 2

804

Kurzgefaßte.Naturgeſchichte

ten Kalk giebt, der mit dem Sande zu einem Stein Unter dem Brennen dieſer Steine riecho erhärtet. man ein flüchtiges Salz und brenſtiges Del, weldes vornehmlich den darinn enthaltenen animaliſchen Theilen zuzuſchreiben iſt. Manche enthalten auch etmas von der Vicriolſäure und dem Kochſalzgeiſte, weil ſie ſich nicht nur nach dem Brennen mit dem Waffer erhißen , und einen ſchwefelichen Gerud ) ver . urſachen , ſondern auch bey der Deſtillation einen Saft geben, der den Violſyrup rock fårbet, und mit dem in dem Scheidewaſſer aufgelöſten Queckſilber eia nen Sublimat macht. §.

74

Die Kalffteine, Schiefer und Steinkohlen fino Urſprung insgeſammt von ſalziger Eigenſchaft, und haben Da mut der Kalfs mehrmalen wirkliches Steinſalz in fich . fteine. das Meer beſonders in feinen Tiefen voll harziger, ſalziger und ſchwefelicher Theile.iſt; ſo iſt ſchon dare aus wahrſcheinlich, daß die Kalkſteine, Schiefer und Steinfohlen einer gemeinſchaftlichen Urſprung aus dem Meere haben. Der Kalkſtein insbeſondere aber beſteher vornehmlich aus einer alcaliniſdien Etu de, welche dem Meerſalze und den Schalthieren ihren Urſprung zu verdanken hat.

Wegen der lege

tern iſt auch ein flüchtiges Saugenſalz und brennba res Weſen darinn enthalten, welche man, theils durch das Reiben, theils durch das Brennen entde. cen fann . Elige Arten befiehen faſt bloß aus

-

Schaalthieren , andere, z. B. der gemeine graut, enthalten Schaalthiere und Thon , und der iſt von von dem " Mergelſtein terſchieden .

:

nur zufälliger Weiſe

ut.

75 . Die Farbe, verſchiedene Hårte, unb barinn end

haltenen fremden Theile machen den zufälligen Unter Zufäll unter iger ſchied dieſer Steinart aus . Man hat weiße, getbl

des Mineralreichs.

805

che, graue, rothe, grünliche, ſchwarze u.f. F. Man - fthied ders che Kalkſteinarten ſind hårter als andere, beſonders ſelben . die, in denen viel eiſen- und ſpathartiges vorkommt , und die aus Terebrateln zuſammengebaifen ſind. Andere Arten ſind dagegen můrber und gerbrechli. cher, und kommen den Mergelſteinen nahe. Spath, verſteinerte Knochen , Hornſtein , Kies, Eiſenocher und andre Ergarten kommen als ein fremder Gebalt zuweilen in den Kalffteinen vor. Ø.

76 .

Die Kalkſteine ſind die gemeinſte Steinart, und unges die Kalkfloßgebirge bedecken unſtreitig den größten meinbeit der Kalfa Theil der trocknen Erdfläche. Der Grund von teine. Alle gan; Ålegypren ſoll aus Kalfſtein beſtehen. Berge in Juosa beſtehen aus einem weißen oder Daß fie aber auch auf dem gelblichen Kalkſtein , Boden des Meeres eben ſo häufig angetroffen wer : den, erhellet aus demjenigen, was von ihrem Ur ( prunge, und im vorigen von dem Grunde des Meeres gefaget worden . 77 D. . Zu dem gemeinen Ralfſtein gehöret auch der Gemeiner graue und weißgelbliche, der ausThon und Muſdhel. Kalfſtein. werf beſtehet, und zugleich der Gäufigſte ift.

§.

78

Der Stinkſtein , Sauftein, Lapis ſnillus , iſt Stintſtein ein dunkelgrauer oder ſchwarzlicher Kalfſtein , der wegen der darinn enthaltenen fettigen und flüchtigen alcaliniſchen Theile einen Geruch wie . Kagenurin Je mehr brennbares er enthält, deſto ſchwår : þar. fer iſt ſeine Farbe , und iſt vor andern Kalkſteinarten Der fihwarze Mar zum Kaffbrennen brauchbar. Man findet mor gehöret auch zu dieſer Steinart . den Stinkſtein auf dem Harze , in Flandern , im Fränkiſchen ,

im Stollbergiſchen , Eee 3

in

Sdleſien , in

806

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

in Schweden , Norwegen und an vielen andern Orten des Erdbodens.

79 . S. Der Raltſchiefer , Schiſtus calcareus, unter. Kaltſbies fcheidet ſich von den andern Kalkſteinen , bloß durch fer. ſeine åußere Geſtalt. Er iſt von verſchiedener Fe. ftigkeit, Farbe und zufälligem Gehalte. Der weiße Pappenheimiſche enthalt ſchöne Dendriten und Ver. ſteinerungen ; an andern Orten iſt er mit Sand und Blende verunreiniget.

Es giebt auch ſtinkende

fchopárzliche Kalfſchiefer. 80. S. Der armeniſche Stein , Lapis Armenius, iſt Armenis ein blauer Kalkſtein, der aus einer reinen mit Ky Er iſt von cbe Stein.pferfalé vermiſchten Kalferde beſtehet. verſchiedener Hårte und Schwere, nach dem er mehr oder weniger rein iſt, oder kürzer oder långer an der freyen Luft gelegen hat. Zuweilen hat er weiße oder goldfarbige Punctchen, die ſich durd) das Glue ben verlieren. Er phosphoreſciret mit einem blauen Lichte. Die Farbe rühret von den benga miſchten Kupfertheilen her, daher er auch ein Bre: chen verurſacht. Man findet ihn gemeiniglich bem dem Laſurſtein in Arinenien, Ungarn, Eyrol, Béo : men und Sadiſen. Es wird das åchte Berg , eder Uſurblau daraus verfertiget

81 . . Der Leberſtein iſt ein mit einem brennbarer Leberſtein. Weſen und der Vitriolfäure vermiſchter Kalkſtein . Er riecht wie Schwefelleber, und iſt wegen der V triolſäure zum Kalkbrennen untauglich, daher e auch ſowohl wegen dieſer, als auch wegen des brens baren Wefens mit der Såure nicht aufbrauſet. S fommt in Schweden an verſchiedenen Orten vor. und iſt für ein Mittelding zwiſchen dem Gyps . urt Stindſtein zu halten . $. &

des Mineralreichs.

807

§. 82 . Der Warmor iſt ein feiner Kalfſtein, der mes Marmor. gen ſeines feſten Gewebes , eine gute Politur ails nimmt, die nad) der Verſchiedenheit feines Kerns und ſeiner Hårte auch verſchieden iſt. Er fommt faſt überall vor, wo Kalffloßgebirge ſind, und bricht in horizontalen Bånfen zwiſchen dem Kalf , und Mergelſtein , oder zwiſchen jenem und dem Orps. Er halt mehrmalen Merall , Kies, Blende und an. dere fremdartige Dinge, imgleichen allerlen Verſtei . nerungen von Schnecken, Muſcheln, Corallengewäch. fen und Knochen in Rich . Man theilet ihn nachy Verſchiedenheit ſeiner Farben A. In cinfarbige Marmorarten ; dahin ges hören : 1 ) Der weiße, Marmor Parinn, Lychnites; er beſtebet ganz aus einer reinen Kalferde, die ſid, von den Säuren völlig aufloſen låſſet. Man findet ihn zu Crottendorf und Talks grún in Sachſen, zu bule in Englino, auf der Inſel Chio, zu Carrara in Jtas lien, auf dem Gebirge Taurus , in Aras bien, perfien, und an andern Orten . 2) Der dwarze, Marmor Taenariu , Lucul leum , iſt mit einem brennbaren Weſen ůberſekt , giebt zuweilen einen üblen Ge. Er iſt rudy und gehöret zum Stinkfiein. zu Borna, Wilsdurf , und Gieshůbel, auf dem Ober - Harze ,

auf dem

Berge

Sabotho in Sdleſien, zu of im B reutbiſiten, in dem Altenburgiſchen , im Bernuften , Schweden u . f. f. vor. handen .

3) Der gelbe, Phengites, Marmor Seruatia. num , ift zuweilen mit gelber Blende und Dendriten durdyfekt. Man findet ihn ben Eee 4 Algier,

808

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

Algicr, bey dem Fiditelberge, ben halle in Sachſen , gen u. ff.

in Schonen ,

Thürin.

4 ) Der grüne, Verdello , Vede antico, iſt ben Lacedámon in Griechenland , und zu 17orkióping in Schweden vorhanden. 5) Der blaue findet ſich zu Florenz in Italien und auf der Inſel Chio. 6 ) Der roche, Numidicum rufuin , iſt in dem Bareuchiſden , ben Regensburg , in China , u . r. f. vorhanden . Dieſe vier leßten Arten baben ifre Farbe den weniger oder mehr damit vermiſchten Eiſentheilen zu verdanken , obgleich anch andere Metalle zu verſchiedenen Farben das Jürige mit beytragen können .

7) Der graue, Palumbinum , iſt mit Thon vet : miſcht, und enthålt oft viele Murdeln und Schaalthiere ; man findet ihn bey Gies bichenſtein , Sildesheim, in Thüringen, u . f. f. 8) Der Caffeebraune , dahin theils der faljo thaleniſche , theils der rothbraune Marmot in Veland, Jemteland , und Dalen geo håret. B. In vielfärbige Marmorarfen, welche entwe. der geſprenkelt, oder ſtreifig , oder bunt und figurirt ſind, und in mehrern Såndern anger Wenn verſchiedene bohe troffen werden . Farben in demſelben vorhanden ſind, ſo heißt ing Der florentiniſte Nar. . eroBrocurello m r befannt.

S.

Kreiden.

83 .

Der Rreidenſtein unterſcheidet ſich durch ſeine Seſtigkeit von der Kreidenerde, die füglich als eint Werwit

809

des Mineralreichs.

Verwitterung oder Zermalmung von jenem angeſe-ſteine, hen werden kann . Er brauſet mit allen Säuren, und ſauget das Waſſer ſchnell an ſich. Dieſe Steinart findet ſich oft als ein Beſchlag auf den Feuerſteinen , daher fie auch von einigen für eine Ver. witterung derſelben gehalten wird, obgleid) ohne hins långlichen Grund. Sie fommt bery sůl in Engs land, in Schonen , im Venetianiſchen , Poh, len , Siebenbürgen, fig vor .

und

andern

Orten

háu .

84 . . Der Tophſtein , Tupfſtein , Rauwacke, iſt Topbftein . ein ſehr poröſer kalkartiger Stein, in welchem viele Ueberbleibſel von Schaalthieren , ſo wohl aus den Meer , als füßen Waſſern , Waſſerkråuter , und ju . Er iſt von weilen auch Knochen enthalten ſind.

ſehr verſchiedener Hårte , ſo, daß man ihn theils mit den Fingern zerreiben , theils aber ihm mit dem Ham . Man hat ihn von weiſ. mer wenig anbaben kann . Er ſer, gelblicher, grauer und ſchwärzlicher Farbe . liegt ſo, wie die Topherden , an niedrigen Orten , und gehöret nicht mit zu den Flokſdichten , ob er gleich auf dem Ausgehenden derſelben und gemeiniglich auf oder neben den Torflagen vorkommt . Er muß alſo ſpäter als die Floßgebirge, und eher als die obern Thons Seimen . Gries , und Moorerbenlagen eneſtan . den fenn, und fiheinet aus dem Bodenfaße des Fluß . Manche Tophſteine waffers erzeuget zu werden . haben die Figur der Körper behalten , um welche ſich niedergeſchlagene die weiche aus dem Waſſer Topherde angeleget hatte , welches man bey den verſteinernden Waſſern , und in den Gradierháu . fern ſiehet. §. 85 . Der Sinter , Steinſincer , Tropfſtein , Stala- Sinter, Atites, kommt mit dem Toph überein , lit auch Falk. Tropfftein Eees artig,

810

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

artig und wird aus dem Herabtröpfelnden, mit Kalk. erde erfüllten Waſſer an den Flächen der unterirdi. ſdhen Höhlen und Gewölber erzeugt.

Er wird auch

auf alten Stollen und Strecken angetroffen , wo ſich zugleich Erzarten mit auf dem Sinter anwittern. In dem C. rlsbade wird ein ſolcher weißlicher und gelblicher Stein erzeugt, der ſich als Marmor be. arbeiten und poliren låffet. Zumeiten iſt er Mer gel - feltener aber gypsartig. Der Sinter ' macht feine { agen oder Bånke , und läßt ſich daher auch nicht flach ſchiefern , ſondern vielmehr nieder , und auf, wärts zerſeken. Man findet ihn in allen unterirdi fchen Höhlen , wo nur das Waſſer, in welchem eine Kalferde aufgelöſet iſt, Zugang bat. Wenn die Waſſer in den gemauerten Gewölbern und an andera Mauern den aufgelöſeten Kalk wieder fallen laſſen, To entſtehet daraus der Mauerſinter ,

der aber

weißer und zerbrechlicher als jener iſt. S. 86 .

Rogena fteine

Die Rogen- oder Erbſenſteine, Dolithi , pi folithi, nserden auch zu den Tropfſteinen gerechnet. Man findiet ſie von der Größe eines Hirſenforns, Meconites , Cenchrites , bis zur Große einer Erbſe, und von verſchiedener Farbe . Manche ſind auch mit 1 Eiſen vererzt. Sie pflegen in der Mitte ein Sandforn zu enthalten , um welches ſich der Tropf. ſtein angeleget hat. Die kleineſten Urten werden Mandre feet Hammites , Ammonites genannt. feſte Arten werden nicht unbillig zu wirklichen Pa. ſteinerungen gerechnet, weil ſie nicht nur in Flos bergen , und ihren Salbåndern anſtehen , ſonders auch innerlich ſo wie andere Verſteinerungen mit Spath verſeßen ſind. Man findet dieſe Steinart ben Doslar , bey dem Carlsbade, im Elfafifiten, Berniſchen , dem Salberſtadtiſchen , in Scie: den , 4. f. F.

.

8

des Mineralreichs.

g.

811

87.

Der Beinbruch , Beinheil , Knochenſtein, Oſteocola . Lapis oſtites, Lapis Morochius , Oſteocolla , Ste fechites , iſt keine beſondere Steinart , ſondern wird nur von ihrer zufälligen , von den Wurzeln der Båu . me und Stauden erhaltenen Figur dafür angeſehen . Sie iſt auch nicht von einerley Weſen, fondern bald kalk . bald mergelartig , bald mergelartig und fan . Sie wird mehrentheils an den Wurzeln ver . big . dorbener Båume als angeſintert angetroffen , und an verſchiedenen Orten

in Schleſien ,

der Mark,

Sachſen u . f. f. gefunden , wo unter der Dammerde eine Kalkerde tiegt.

S.

88

Der Ralkſpath , Spathun calcareum , þat ei.Kallipatb . ne falzartige Geſtalt , dergleicher ſalzartige Anſchůl. re bey den kalkartigen Steinen am häufigſten ange. Der Kalkſpath und deſſen Druſen troffen werden . widerſtehen auch der Berwitterung und dem Brens nen långer , als andere Kalkſteine . Man trifft ihn faſt überall an , wo Kalkfloßgebirge ſind , und zwar mehrmalen gleich unter der Dammerde neſterweiſe, in den Höhlungen der Verſteinerungen u.ſ. F. Wenn er ſpiegelnde Blåtter hat , ſo wird er Spiegelſpath, Ueberhaupt iſt der Kalfſpath ſchwer , genannt. brauſet mit den Säuren ſtark auf , und iſt von ver . Alle Arten fchiedener Durchſidytigkeit und Farbe. des Kalfſpaths phoſphoreſciren durch die Hige. Hieher Die gefärbten Kalfſpache heißen Flüſſe. gehöret auch der isländiſche Cryſtall, der gleichfalls kalfartig iſt, mit den Säuren aufbrauſet, und im Feuer zu Kalk zerfällt.

2 ) Gypse

812

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

2) Gypsartige Steine. $.

89 .

Die gypsartigen oder ſelenitiſchen Steine geben Eigens mit dem Stahl kein Feuer, und brauſen mit den Ticbaften Säuren nicht auf. Die zu Pulver geriebenen derfelben. Gypsſteine werden auf dem Feuer vor der glúenden Hiße flüßig, und alsdann wieder hart.

Sie ſind

in Anſehung der Reinigkeit , Feine , Durchſichtig . feit und Bauart ſehr unterſchieden. Der Gypsſtein pfleget in feinen Schichten mebrentheils rein anzus ſtehen , und der beygemiſchte Thon kommt gemeio niglich nur trümmer - oder neſterweiſe darinn vor. Er beſtehet vermuthlich aus dem mit der Vitriolſáu . re geſättigten Kalfſtein , daher man auch nicht leicht wirkliche Verſteinerungen noch Spurſteine in dem , ſelben antreffen wird , weil die in dem Kalfſtein be findlichen Schaalthiere nothwendig aufgeloſet werden müſſen , ſo , daß ihre Geſtalten nicht bleiben können. Der Gypsſtein macht entweder einzelne Berge, oder das Unterlager der Kalfflöße aus , iſt daher auch überall zu Hauſe, wo ſich nur dieſe befinden , zu gleich aber auch ålter , als die Kalkfloke , und der ren Steine , weil er deren Unterlager ausmaďt.

.

90.

Der gemeine Gypsſtein iſt rauch , glänzend Gemeiner auf dem Bruch , und von verſchiedener Hårte, die aber Gypsſtein.nicht groß iſt , daher er auch keine Politur annehmen fann . Er iſt mehrentheils weißlich oder hellgrau, zuweilen auch ſchwarzlich , grünlich und roch , wel. dhes von dem bengemiſchten Thon berzukommen pfleget. Er bricht mehrentheils in machtigen lagen, die bis auf 30 Iachter betragen .

3

9.91.

des Mineralreichs.

813

91 .

§.

Der Alabaſter , Alabaſtrum , iſt ein feiner Alabaſter . Gypsſtein , der gemeiniglich, die untern horizontalen lagen der Gypsgebirge auszumachen pfleget. Er iſt von verſchiedener Hårte , und nimmt nur eine matte Politur an. In dem Feuer iſt er für ſich nicht fo teicht flüßig , als wenn er mit andern Erdarten vermiſche iſt.

Der Farbe nach , iſt er weiß , gelb ,

grau , grün , roth und bunt , und ſtehet oft mehres re Sachter hoch an .

$. * -. Der Gypsſpath ,

92

Spathum

gypſeum , iſt ein Gypse ſalzartig angeſchoſſener feiner Gyps , der auch Gyps . (pach.

druſen zu formiren pfleget. Das Spathum Bono nienſe gehöret auch hieher, und in Sicilien und an. dern Orten findet man gypsartige Sinter . S. : 93.

3

Das Fraueneis , Spiegelſtein , Selenir, Fraueria? Glacies Mariae', Lapis. ſpecularis , Aphroſelenites, eis. iſt ein durchſichtiger und blåttriger Gypsfpark , der mehrentheils weiß , aber auch róthlich , grau , gelb . Man kann es in zarte fich und ſchwarzlich iſt.

; Bláttchen ſpalten , die ſich im Feuer , in welchem ſie ihre Durchſichtigkeit verlieren , aus einander geben . Mit weißem Thon fließt es zu einer mildfarbenen ſehr feſten und halb durchſichtigen Maſſe. Frauen eis iſt in und bey allen Gypsgebirgen anzutreffen .

$.

94 :

Das Federweiß , Gypſum ſtriatum , feder: Feder : ſpach , Inolithus, iſt ein ftrahliger Gypsſpath , und weiß. mehrentheils undurchſichtig . Auf den Gypsgebir. gen pflegt er trůmmerweiſe durch die Thon : und Gypslagen durchzuſeßen.

$ . 95 .

816

Kurzgefaßte Naturgeſchichte b) Die brianzoner Kreide , welche eifenhal. tig iſt , iſt auch eine Spedſteinart. c).Der Serpentinſtein , der von allerhand Farben gefunden wird , jo B. grünlicher und ſchwärzlicher mit gelben und rórhli. dhen Flecken und Streifen ,

faſt wie die

Schlangen , grauer mit röchlichen Flecken und Streifen , grauer , blauer , gelber und rother ; der lekte iſt der ſeltenſte und theureſte. Er wird unter andern auch in Weißen bey Zóblics in großen Stucket gebrochen , daher er auch Marmor Zeblie cenſe, genannt wird. Im Feuer wird er

gleichfalls fo hart , daß er Feuer ſchlägt. d ) Der Vierenſtein , Le:idenſtein , Lapis nephriticus, iſt eine der bårteſten Specto ſteinarten , von grüner Farbe , und pflegt mit dem Serpentinſtein an einerley Orten zu brechen.

Er iſt fettig anzufühlen , und

bald von größerer , bald geringerer Durih Fichtigkeit. Er wird im Feuer ſo hart , daß er Feuer ſchlägt ; das Scheidewaſſer färbt er grün , und giebt mit einem Feuerbeſtår . digen Laugenſalze einen gelben Niederſilag.

Salt.

$. : 98 Der Talk , Taleum , beſtehet aus kleinen glänzenden Schuppen von ungleichen Flächen , fühlt ſich fettig an , und iſt von verſchiedener Hårte und Farbe. Es giebt goldgelben , ſilberfarbenen oder Talcum Lunae , fleiſch arbenen , grauen , rochen ,

grünen und ſchwarzen.

Er låkt fich leicht in durda ſidstige Blåtechen ſpalten , aber ſich weder mit ſau . ren nod ) alcaliniſchen Salzen auflöſen ; dod giebe das Königswaſſer mit dem gelben und ſich var jen ei. nie gelbe martialiſche Tinctur.

Der weiße Zalf ift

für

des Mineralreichs

817

für ſich ſtrengflüßig , der rothe fließt wegen ſeiner Das Sonnenfeuer eiſenfchůßigen Theile leichter. verwandelt ihn in kurzer Zeit in ein braunes oder Wenn der Talf unrein graues glasartiges Weſen . Man findet den und ſteinicht iſt, ſo heißt er Talcites. Talf in vielen Låndern, hålt aber den venetianis fchen für den beſten . 8. 99. Der Amianth , Berg : Steine oder Erd- Amianty . Flachs, Amiantus , beſtehet aus zarten , biegſamen , bald lángern , bald fürzern Faſern , die theils neben einander , theils freugweiſe über einander laufen. Er iſt weiß oder grün , und gleicht von außem dem faulen Holze. Er iſt leicht , ſchwimmer auf dem Waſſer , leidet im Feuer keine Veränderung , läßt fic) ſpinnen und zu der Bereitung des unverbrenn. lichen Papiers und Leinwands gebrauchen. Als Arten deſſelben ſind anzuſehen : 1) Der Glasamianth , wenn die Fäden des Amianchs durchſichtig und zerbrechlich ſind. 2 ) Das Bergleder , Aluta montana , iſt weiß . lich oder gelblich , hat biegſame, unter einanz der laufende Faſern , die eine blåtteriche Ge . ſtalt hervorbringen. 3 ) Das Bergpapier , iſt mit dem vorigen einer. len , nur daß es harte und dünne Blåtter bat. 4 ) Das Bergfleiſit), beſtehet aus dicken Blåt: tern von Garten und gröbern Faſern.

8.

100.

Der Asbeſt , Asbeſtus ,

iſt mit dem Zmianth Asbeſt,

bennahe einerlen , nur daß er ſchwerer ist , und hår tere , unbieg ſame Faſern hat , die mebrentheils parallel laufen . Man hat ihn von meifier , grüner, grauer, gelbröthlidser, eifenfarbener und feinarje licher Farbe. 11. Theil.

Einige Arten deſſeiben fließen für sit rich

818

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

ſich im Feuer ;

andere erfordern den Zuſak eines

Saugenſalzes , und geben alsdann mit dem Stahl Feuer. Mit dem Sonnenfeuer aber fönnen alle Arten deſſelben viel geſchwinder als einfache Erden und Steine zum Fluß gebracht werden. ten des Asbeſts ſind zu bemerken :

Als Ar.

1) Der reife Asbeſt , wenn die Fafern etwas biegſam ſind ,

und ſich leicht trennen laſſen,

da er denn zur Spinnen und Weben gebracht werden kann .

2 ) Der unreife Asbeſt , wenn die Faſern hart ſind , und ſich nicht leidyt von einander bringen laſſen.

3 ) Wenn man auf die verſchiedenen Figuren der Fibern ſiehet , ſo bat man den Sternasbeſt, Asbeſtum ſtellatuin , wenn die aus dem Mit. telpunct laufende Fåden einen Stern vorſtel len ; Strausasbeſt, Asheftum faſciculatun, und Spreuſtein , Debrenſtein , Lapiders acerofuin , von den zerſtreueten Fibern .

$.

101 .

Der Glimmer , Mica, iſt ein aus glänzenden Glimmer. Håuten von gleicher Fläche zuſammen gefekter Stein, welcher ſich glatt anfühlen låffet. Weil er im Feuer nicht hårter wird , ſo kann er auch nid )t eigentlich thonartig genennt werden ; doch iſt ermehr den tone artigen Steinen bengemiſchet , ſo wie die Blende den glasartigen. Als Arten deſſelben kommen vor : 1) Das Ragengold , welches gelb , röhlid, haib durchſcheinend iſt , und mit dem Goldfalfe viele Weönlichkeit hat. Die fårbenden Theile deſſelben laſſen ſich mit Scheide . oder Königs. maſſer ausziehen. Das Ragenſilber , iſt ein weißer oder fiiber. farbener Glimmer, der in Schleſien , Bábs

des Mineralreichs.

819

men , dem Salzburgiſchen , der Schweiz, Norwegen , Sdweden , u . f. f. håufig ane getroffen wird.

3 ) Das Frauenglas, Marienglas , Rußiſch Glas , Argyrolithus, Vitrum Rutheuicum Mica lamellola , beſtehet aus glimmerigen , zarten , glänzenden und durchſichtigen Blåte tern , die ſich ſpalten laſſen . In dem Feuer wird ihr Glanz vermindert , und die Blätter geben ſich etwas aus einander. Gemeiniglich iſt es weiß, doch hat man aud) braunes und grünes. Man findet es in Rußland, Sibirien , Bohr men , Lapland, Sdiweden , u . f. fi mu aber mit dem gypsartigen Fraueneis , Aphro ſelenitide nicht verwechſelt werden.

4 ) Lifenram , Lifenſchwarze,

Mica ferrea , iſt ſchwarzgrau oder dunkelroth , mit glänzen.

deu abfärbenden Theilen , läßt ſich fettig an. fühlen , und kommt auch in derben Stücken vor. Einige halten ſie für die ſchlechteſte Art der Molybdenae. 5 ) Das Waſſerbley , Sternbley , Reißbley , Molybdaena, Plumbum ſcriptorium , beſtehec aus kleinen , dünnen , unordentlich zuſammen gefügten Schuppen , und iſt ein leichter , ſchwarz. grauer , abfårbender Glimmer. Es beſtehet

aus einem brennbaren und eiſenhaften Weſen , nebſt einer talfigen Erde : daher man es füge licher unter die unreinen oder vermiſchten , Steine rechnen fónnte. Man findet es in Schweden ; am beſten aber in England . In dem ſtarken Feuer wird es rocb , iſi aber übrigens ſehr ſtrengflüßig . §.

102 .

Shonarti.

Der thomartige Schiefer, Schiſtus argillofus,ge Sobies fiehet aus verhärtetem Thon , und låfſet 11a) leid ;c fer. in fffa

820

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

in Blåtter ſpalten .

Er iſt unter

allen Schiefer.

arten die feſteſte , und erhålt von dem Thon , woraus er beſtehet, verſdiedene Farben , indem man dun felrothen , ziegelfarbenen , hell . und blaßrothen, ſchwarzen, bråunlichen , filberfarbenen , grauen , fdwarz und roth vermiſchten , u . ſ. f. antrifft. Als Arten deſſelben ſind zu bemerken : 1 ) Der gemeine thonartige Schiefer , in dem man oft allerley Abdrücke von Fiſchen uud Kråutern und verſchiedene andere Mineralien antrifft. 2 ) Die ſtwarze Rrcide, Schiſtus friabilis. pictorius, iſt ſehr ſchwarz, blåtterich , meid

und abfärbend. 3) Der Dachſdiefer , iſt eine feſte dunkelblaue oder graue Schieferart, die wegen des ber. gemiſchten Erdpeches im Feuer brennt und je . (pringt. : 4 ) Der Probierſtein , Lapis Lydius , iſt eine þarte feinfóruidite, im Feuer fließende Shie. ferart.

5) Die feinen Wegſteinarten , ſchmelzen får ſich im Feuer , und erheben ſich zu einer dhan , Man findet ſie von allerle migen Schlace. Farben : ſchwarzgraue , aſchgraue , gelbe, grùn liche und ſchwarze.

5.

103 .

Der Baſaltes iſt eine ſchwere Garte und glas Baſaltes. zende Bergart, welche ſich in vier , bis achteider gur cryſtalliſirt, und It Fuß dicke , und 12 bis 1:

Fuß hohe Säulen ausmacht.

Seine Hauptfarten

Er iſt , der ſind die ſchwarze, braune und grüne. Gehalt und ſeiner glasartigen Geſtalt nad, eine > Eiſenſchlacke ähnlich, und etwas durchſichtig. Anſehung ſeiner Grunderde kommt er mit eines thos

des Minieralreichs.

821

thonartigen Schiefer überein , der zugleich mit einer eiſen /chüßigen Erde durchzogen iſt.

4) Glasartige Steine . 5.

104 .

Die glasartigen Steine haben , ſonderlich wenn Deren Eis ſie ganz oder galb durdsſichtig ſind , dem äußern An: genſ:Daf fehen nat), eine Aehnlichkeit mit dem Glaſe ; geben, ten . wegen ihrer Hårte und Feſtigkeit,mit dem Stahle Feuer , und werden , die Edelgeſteine ausgenommen , welche megr Salz erfordern , mit wenigem laugen . falje in dem Feuer geſchwinder als andere zu einem durchſichtigen Glaſe. nen nichts an. Die ſchwerſten ,

Die ſauren Salze haben ih .

56 $. 10 105 hårtéſten und durchſichtigftena)

unter dieſer Steinart werden Edelgeſteine, Gem - Edelges mae , genannt. Sie ſind von verſdiedener Durch. ſteine. ſichtigkeit, und wachſen mehrentheils in ecfidhter Ge . fialt. Die beſten werden von einer engliſchen Feis le nicht angegriffen . Wenn man ſie glihet oder eine Zeitlang an die Sonne leget, oder auch an eis nem Glaſe bis zur Wärme reibet , ſo leuchten ſie im Man pflegt ſie in orientaliſde und Fin fiern.

occidentaliſite einzutheilen , wovon jene, in Abſicht der Diamanten , Rubinen , Saphiren und Smarag . den , oor dieſen einen Vorzug haben ; die übrigen aber in Europa ſo gut als anderwärts gefunden Ihre gewöhnlichen Farben rühren ver. werden . mutklich von den beygesniſchten metalliſchen Theilen Die orientaliſchen Steine behalten ihre Farbe ber . in einem måßigen Feuer , aber die occidentaliſchen Die gefärbten Edelgeſteine werden verlieren ſolche. in Jndien nur an zween Orten gefunden, nåmlich in den Berge Capelan in dem Königreiche Pegu , und auf der Inſel Ceylon . fff3

S. 106 .

822 '

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

106 . §. Diamant , Adamas , iſt der ſchwerſte, Diamant. fefteſte und durchſichtigſte Edelſtein , und wird viereckichten Pn zween aus in achted'ichter , Der

ramiden zuſammengefeater , artiger Geſtalt gefunden .

oder auch in fieſel. Er iſt gemeiniglio

ohne alle Farbe , wie helles Waſſer; doch hat man auch ſolche, die in das Gelbe, Grüne , Rothe, Blau oder Braune ſpielen , Man findet ſie entweder in den Betten der Bådhe und Stromelin Braſilien, auf der Inſel Borneo, und im Königriche Benga la , oder auch in Gruben , als im Königreiche Virus pour , und anderwårts in Oſtindien .

Nubin .

107 . Der Rubin , Rubinus , iſt nach dem Diamant der hårteſte Edelſtein , ſehr durchſichtig , und auf verſchiedene Art roth gefårbet. Er wird in ados edichter und fieſelartiger Geſtalt gefunden. Er fall etwas eiſenartiges in ſich enthalten . Die befier kommen aus Pegu ,

Ceylon , Calecut , Cambis

ja , Biesagar u . ſ. f. ten defelben :

Es giebt verſchiedene It

1 ) Der Carbunkel, Carfunculus, iſt ein ſchare lach- oder Gochrother Rubin . 2) Der Rubin Ballas, oder Ballas iſt blago roth , oder ſpielet in das Blauliche und iſt oft die Mutter des hochrothen .

3) Der Spinell, Spinellus , iſt weißrothlid und fållt faſt in das Weiße . 4 ) Der Rubicell , Rubicellus , iſt rothgelb. 5) Der Almandinus iſt ganz dunkel , gleicht der hod) farbenen Granaten, und ſpielet mit der wenigſten Feuer. S. Der Sapphir , Sapphir. iſt nach dem

108. Sapphirus ,

Cyanus

Plina,

Rubin der hårtefte Edelſtein , und hu:

.

des Mineralreichs. eine blaue im Feuer veranderliche Farbe.

823 Dahin

: gehören i) Der hoch , oder dunkelblaue : iſt der felten . ſte und theuerfte. 2) Der Luffapphir , wenn er einige Flecken bat. 3) Der Leuco - fapphirus, oder weißblaue Sapphir, iſt zuweilen faſt ganz weiß oder mild ) farbig , und am Werth der geringfie, dod ) ſpielt er oft mit ungemeinem Feuer. 109 5. Der Topas , Topalius , Chryſophis Plinii, Topas. folgt in der Hårte auf den Sapphir , und iſt von verſchiedener gelber Farbe und Figur. Die braſi. lianiſten werden roſenroth, wenn man ſie in einem

Tiegel zwiſchen Uſche bei einem måßigen Feuer glů . het . Man findet ſie in Ceylon , wie auch in Sie birien , und an andern Orten. Der rådyfiſde iſt felenitiſch , 1 aushålt .

aber

ſehr hart , S.

ſo ,

daß er die Feile

.

Limoniates Smaragd. Der Smaragd, Smaragdus , Plinii , hat die Figur eines ſechsecfidten abgeſtümpfe ten Kegels , wird aber auch in Kieſelarriger Geſtalt Seine Farbe beſonders in den Flüſſen gefunden. iſt gemeiniglich hell . oder dunkelgrau , zuweilen aber Er auch balbweiß und halbgrau , und gar weiß . iſt nicht ſo gart wie die vorigen , wird im Feuer blau, bekommt aber ſeine vorige Farbe wieder, wenn Man findet ihn in legypten, Peru er falt wird. und Braſilien , nicht aber in Oſtindien . III . S. Der Chryfolith , Chryſolithus, iſt der weichfteChryſo Edelſtein , ja noch weicher als der Cryſtall. Erlith. giebt am Stahl nur wenig Funfen , und hat eine grůngelbe oder pomeranzenartige ins Grüne fallende Farbe. Man findet ihn in Spanien , Aegypten und Sff 4

824

Kurzgefaßte

Naturgeſchichte

21s Abånderungen deſſelben

und Aethiopien . ſind bekannt :

1) Der Prafer , Prafius , iſt gelbgrünlich und poreelauchfarbig. 2) Der Smaradpras , Smaragdites , ift gras. grün.

3 ) Der Chryſopras , iſt gelblich , zuweilen auch weiß , roth - und ſchwarzfleckig , und Retten Er bricht flokweiſe ben reche durchſichtig. Choſemůs in Schleſien , wo Saalbảndern gehörig anſtehet.

er in ſeinen

S. 112. Der Amethyſt , Ainethyſtus , iſt ein violetblauer Amethiſt. Crnſtall , der zuweilen dunklere und Gellere Stellen bat , auch oft ins Gelbliche oder Róthliche ſpielt , und nicht felten blaß , auch wohl ganz weiß ausfällt. Man trifft ihn fechseckicht und derb zwiſchen zwen Quarzbåndern an.

Er ſoll auch etwas eiſenartiges

enthalten . g. 113 . Der Syacinth , Hyacinthus , iſt ein hochgelber, Byacinth, ins Roche ſpielender , und zuweilen nur gelblicher Crnſtall. Im ſtarken Feuer ſchmilzt er ohne Zus faß, wie der Granat, zu einer Dunfelblauen fehr har: Man findet ihn felten rein . ten Maſſe. g. Berpl.

114

Der Beryll , Aquamarin , Beryllns, iſt ein griinblauer , reegriner Cryſtall, der auch zuweilen ſehr in das Weiße fällt. Man findet ihn oft in groß: fen Stücken , und ohne gewiſſe Figur . Der Chrys ſoberyll iſt bey dem Meergrünen etwas gelblich. S. 115.

Dpal.

Der Opal , Eleinentſtein , Opalas , Iris vete rum , Paederos Plinii, iſt milchfarbig , mehr als þalbdurchſichtig , und

ſpieler nach dem Schleifers

mit verfdjiedener Farbe.

Wenn er am wenigſten durd

des Mineralreichs.

825

durchſichtig iſt, und auf der Oberfläche mit dunklen Farben, z . B. der grünen und gelben ſpielet, ſo heißet er Kagenauge, Pſeudopalus. S. 116 . Der Tourmalin , Trip , Aſchenzieher, iſt ein Tourma, brauner halb durd;ſichtiger Stein, der bisher nur auflin . Durch das Reiben und Ceylon gefunden worden.

die Erwärmung im heißen Waſſer fann er electriſch gemacht werden, und hat, wie der Diagnet, einen an . ziehenden und zurückſtojſenden Pol. 117 . g.

Der Granat , Granatus, iſt von verſchiedener Granat : Durchſichtigkeit, gemeiniglich aber dunkelroth. Er pflegt 12 , 14 feitig, oder auch rautenformig zu fenn , und wird mehrentheils in andern harten Stein arten gefunden . Man findet ihn auch mit gelber, grüner, violetter , granatblüth . und orangefarbener, brauner , ſchwarzrother und ſchwarzer Farbe . Die violetten ſind mehrentheils die durchſichtigſten ; die granatblüthfarbenen die theuerſten , und die ſchwarz rothen und ſchwarzen die ſchlechteſten und unreine. ſten . Sie ſchmelzen im Feuer , behalten aber darinn ihre Farben . Unter dem Brennſpiegel fol. len ſie ſich auf einer Kohle in eine eiſenarrige Mai ferie verwandeln laſſen , die derMagnet zicht. Sie halten gemeiniglich Eiſen, manche Eiſen und Zinn, andere aber Zinn und Blen . 117 . §. Der Quarz iſt ein glasartiger fehr þarter , halb b) durchſichtiger und auf ſeinen Oberflächen mehren .Quarg. theils cryſtalliniſch angeſchoffener Stein . Auf dem Es giebt Bruce ift er minfelicht und ſchneidend. weißen , waſſerfarbenen und gefärbten ; er wird håu . fig ben den Erzen , in den Klüften und Trůmmern der Berge , felten aber in 'machtigen Gången , auch oft als Geſchiebe auf den Feldern zerſtreuet gefunden . An Sff 5

826

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

An der Luft verwittert er niemals , läßt fich ſchwer ausglügen, und wenn er durchſichtig iſt, fließt er mit den alcaliniſchen Erden nicht, wohl aber ſchmilzt er mit Potaſche zu einem feſten Glaſe. Er phoſpho. refciret nach Maaßgebung ſeiner Reinigkeit und ents hålt juweilen Metall. Die gefärbten Quarze wers den auch Quarzfiůſſe und unedite Ldelgeſteine, mit dem Beyfall des Edelgeſteins, deſſen gewöhnlie che Farbe ſie haben, genannt.

§. Der Bergcryſtal ,

118. Cryſtallos montana ,

ift c ). ein glasartiger, theils cubiſcher , theils ſechsſeitiger, Bergs cryſtaa. und gemeiniglich prismatiſcher, durdyſidiriger Stein, und nicht von einerley Hårte.

Er wird am häufige

ften in den Höhlen , und Rißen der gebirgigen Ge genden erzeuget, und die Sdyweis iſt ſein rechtes Vaterland . Mit ſeinen ſcharfen Ecken ſchneidet er Glas, doch wird er ſelbſt von der Feile angegriffen. Durch mehrmaliges Glühen und Ablöſdien in Batu fer wird er endlich aufgelöſet. Er iſt mehrentheds weiß, zuweilen aber auch gefärbt, und kommt oft in Die gefärbten Stüden von 60 Centnern vor . Cryſtalle kommen auch oft unter dem Namen un . achter Edelgeſteine vor. Der fchwarze Cryſtal wirdXorion , Pramnion genannt.

5. d) Riefel.

119.

Die Rieſel, Silices, find þarte Steine , die mit dem Stahl Feuer ſchlagen , und eigentliche als abge. riffene Stücke von andern Steinen anzuſehen ſind, die durch die Fluth ihre Geſtalt geändert haben, und durch das Fortwallen im Waſſer abgeſtůmpft und zugerundet find. Sie ſind alſo fein beſondres Steingeſchlecht, ſondern man trifft grobe und fein : Wachen , Quarze, Jaspiſle, Horn , Sandſtein u . ff. 'yon verſchiedener Durchſichtigkeit und allerley Far. ben unter ihnen an. Alle reine, weiße oder quarga artige

des Mineralreichs.

*

827

artige Kiefel phosphorefciren , und riechen etwas fchwefelhaft, wenn ſie ſtark gerieben oder geſchlagen werden.

120. $. Der Sandſtein , Lapis fabulofus, arenaceus, bes ſtehet aus vielen kleinen feſt an einander gebackenen Sandftein con quarzartigen Kiefelſteinchen , und iſt, mie der Sand felbſt, von verſchiedener Feingeit und Farbe . In der Teufe pflegt er hårter als am Tage zu ſeyn . Nach dem die Materie, die feine Theile verbindet, Thon, Eiſentheile, Hornſtein oder Kalf iſt, nach e dem iſt er auch mehr oder weniger feſt. Der lodhje. rige beißt Filairſtein . $. 121 . Der Sornſtein , Lapis corneus , iſt ein glasar, tiger faſt undurchſichtiger Stein, deſſen Theile nach Hornſtein, angebrachter Gewalt halb kugelförmig abſpringen . Er iſt von verſchiedener Feine , und nimmt daher Er fommt mit auch eine verſchiedene Figur an. verſchiedenen , einfachen und gemiſditen Farben vor , Im und enthålt oft allerhand fremde Dinge. offenen Feuer verliert er ſeine Farbe und zerfällt zu einem weißen Pulver . Alle Arten deſſelben phos phoreſciren , beſonders die Agate . Man findet ſie flogweiſe mit Saalbåndern , theils in einzelnen run. den oder unförmlichen Stücken Neſter- und Nieren. weiſe. Als Arten deſſelben find anzuſehen :

1 ) Der Agat, Achates, der ein feiner Hornſtein iſt, eine ſchöne Politur annimmt und von vers fájiedenen ſowohl einfachen als gemiſchten Der rothgeåberte Farben gefunden wird . wird såmadates, der weisgeåderre Leuco adares , der mit Carniolſtreifen, Sardachas tes , mit Jaspisitriefen , Jaspachares , der mit den Dendriten bezeichnete Dendrachetes,

und

828

Kurzgefaßte Naturgeſchichte und der Halb durchſichtige mit rothen Puncten Geinma divi Stephani genannt. Sonſt geho . ren noch zu den Ugatarten

a) Der Carneol, Carneolus, der ein rother Agat iſt, und bald von dunkeler bald von hel. ler Farbe, zuweilen auch fleiſchfarben an . getroffen wird.

b) Der Lyncur, Luchsſtein , Lyncurus, iſt ein gelber und gelblichbrauner Achat, der theils neben andern Hornſteinarten, theils Fleckere weiſe in demſelben angetroffen wird.

c)

Der Corallenſtein , Cryftalladar, Bands ſtein , Corallachates, beſteht aus einer Mi. fchung von Cryſtall und Agat, iſt gemeinig. lid) eisfarbig, zuweilen aber auch ſchon bunr.

Der Bandjtein zu Gieshůbel iſt der ſchồnſte in ſeiner Art. 2 ) Der Chalcedon, Chalcedonius, iſt ein feiner zuweilen ganz, zuweilen auch nur halb durchi. ſichtiger Hornſtein. Seine Grundfarbe iſt milchbläulich, wobey er aber in verſchiedene at: dere , als in die orangegelbliche, bräunliche, dunkelgraue Farbe u. f . F. zu ſpielen pflegt. Er iſt hårter und durchſichtiger als die Agat. arten, ſpringt auch nicht halbkugelicht.

1 3) Der Onyf, Onychium , iſt ein feiner Horr . ſtein, der aus weißen und ſchwarzen abwech. Er iſt hårter als felnden Streifen beſtehet. die vorigen Arten und hat nach dein Sdíleifen einen überaus ſchönen Glanz. - Man fann zu ſeinem Geſchlecht rechnen : a ) Den Njemphiten , welcher ein aus coa centriſchen Cirkeln beſtehender Onyr iſt. b) Den Sardonyf, Sardonichium , der ein mit rothen Streifen vermiſchter Onyr ift.

c ) Der

des Mineralreichs.

829

c ) Den Oculus Beli , Oculis felis, worauf ſich die Geſtalt eines Auges vorſtellet. 4 ) Der gemeine Feuerſtein , horn- oder Flins tenſtein , Pyromachus, flex igniarius vel.core ncus, iſt die gemeinſte und gröbfte Hornſtein , art, doch findet man auch ziemlich feine Stů. cen darunter, die mit allerley feinen Horn . Man findet ihn ſteinflecken durchſeßt ſind. in ganzen Schichten in den Kalfſtein : nnd Kreidefióken , und ſcheint er aus Kalferde und dem Sdileim der Schaaltbiere, beſonders ihrer Brut entſtanden zu ſeyn.

g.

122.

Der Jaſpis, Trapp, Petroſilex iafpideus, iſt g) ein undurchſichtiger Felfenſtein von ſehr verſchiede: Jaſpis. ner Feine und Hårte. Die feinen Arten deſſelben Mancher iſt nehmen eine ſehr ſchöne Politur an. ſo grob, daß er einer ſchlechten Wacke nicht unåbną lich fiehet, mancher aber fommt an Feine dem Hornſtein und Cryſtal fehr nahe. In dem Bru. che gleicht er einem důrren Thon, und ſcheinet auch denfelben nebſt dem Eiſen zum Grundſtoff zu haben . Wegen des legtern ſchmilzt er leicht im Feuer, doch bleibt der rotbe noch in eben dem Feuer unveråndert, in welchem der Porphyr fluffig wird. Er mache zuweilen große und ſich weit erſtreckende Gebirge aus. Uls . Arten deſſelben ſind bekannt: 1)

Der weiße Jaſpis, Iaſpis lactea, Galactites Plinii.

2)

Der graue , ciſenfarbige, Capnias Plinii .

nebelfarbige,

3 ) . Der gelbe, Melites . 4 ) Der ſchwacze, buntgeſprenkelte, fleckige, flreifige, u.

f.

5) Der

1

830

Kürzgefaßte Naturgeſchichte

5) Der Bånderjaſpis, welcher allerlen fare bige Schichten und Streifen über einander hat. 6 ) Der grüne, Malachites Plinii, fo in Italien, Sibirien u . f. f. vorkommt.

7 ) Der Sinople, Iaſpis martialis, ift theils grobo theils feinkornicht, und von verſchiedener Far be, z. B. gelb, róthlich, roth , hochroth , braun, lederbraun. 8 ) Der Jaſpad :at, iſt eine Vermiſdung von Jaſpis nnd Agat, und hat daher durdlich. ge Flecken .

9) Der Jaſponyk beſteht Onyr u . f.wo.

aus

Jaſpis

und

$ . 123. Der Laſurſtein , Lapis Lazuli, Lapis ftellaties, Lafurſtein . Meſues , den einige aud) unter die Jaſpisarten rech nen ,' iſt ein glasartiger hoch , oder weißblauer, ge Er bed meiniglich mit Kies eingeſprengter Stein. hålt im Feuer ſeine Farbe lange, und durch das 26

Er ſchlägt isſchen im Efig wird ſie noch erhöhet . mit dem Stahl Feuer , brauſet mit den Säuren nicht auf, und wird in unförmlichen Stufen und finde ben Kupferbergwerken gefunden. mehrentheils Das theure Ultramarin wird aus demſelben verfere tiget

Uls eine Art deſſelben iſt anzuſehen :

Der Zeolith , Zeolithes, der ein weißer oder bel. gelber Laſurſtein iſt, der mit dem Flußfparke leicht, aber nicht mit andern Bergarten zu ſammen fließt. Für ſich ſchmilzet er leidie, wie ' der Borar zu einem weißen ſchaumigen Glaſe. Von dem mineraliſchen Laugenialje und der Soda låfit er ſich leichter als von dem Borar und dem Sale fufibili , auflöſen. Mit dem Vitriolól und Scheidewaſſer brauſet €

1

des Mineralreichs.

831

er nicht , läßt ſich aber doch nach und nach das von aufišſen . 124 . .

Der Bimſtein , iſt rauch , locherig, von einem Bimſtein. klarkörnigen und faſerigen Gewebe, voller Blaſen, und ſo leicht, daß er auf dem Waſſer ſchwimmet. Es giebt weißen , gelben , grauen , braunen und Im Feuer fchmilzt er zu einem ſchwärzlidien. Glaſe, das mit dem Stahl Feuer giebt. Er wird am

håufigſten in ſolchen

feuerſpeyende

Orten angetroffen,

wo

Berge ſind, oder geweſen ſind, und

ſcheinet aus dem Asbeſt durch das Feuer zuſammen gebacken zu ſeyn .

II.

Vermiſchte Steine.

g.

125 .

Außer dieſen bisher beſchriebenen größtentheile Mergels einfachen Steinarten, giebt es noch andere, die aus Meine und Schiefer. noch mehren Erdarten zuſammengeſeket ſind, und daher nicht füglid) zu einem der vorigen Gefdylechter Dahin gehören vor. gerechnet werden können.

nehmlich die reinen Mergelſteine, Margodes, wel. che aus Thon und Kalk beſtehen, weicher als die gee meinen Kalkſteine find, weißlich , weißgrau , rdthlich

und ſchwarz ausſehen, und mit den Säuren brauſen. Die Schaalthiere ſcheinen in ihnen aufgelöſt und in eine Kalferde zerfallen zu ſeyn, die ſich mit Thon Serbunden hat. Sie liegen mehrentheils tiefer, als er Kalkſtein , und wechſeln mit den Thon - und Hypsfchichten ab. An der freyen {uft zerfällt der Mergelſtein völlig , und fann alsdann zum Düngen Es giebt auch mergelarrige ebraucht werden .

Sdiefern, die nicht ſo hart ſind, als Dadiſchiefer, ſau ausſehen, und wenn fie zu Tage liegen, einen peißgrauen Beſchlag bekommen.

g.

126 .

832

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

126 . S. Der Flufſpach , Fluß , Bergfluß , Spathum Flußſpart vitrefcens, Fluor cryſtallinus, iſt ein undurchfichici, ger, weicher, blåttericher, und vor andern ſchwerer Spath, der zwar für ſich im Feuer nicht fließet, wohl aber mit ſtrengflüßigen Materien in einen důnnen Fluß geht. Mit der alcaliniſdien Erden geht er noch leichter in Fluß , als andrer Sparo, und wird von verſchiedener, z. B. weißer, grüner, blauer, violetter und ſchwarzer Farbe gefunden. Er zerſpringt in långlid , vierecfte Theile, und beſiegt aus einer falks und rhonartigen mit der Vitriolſäur Bey gelinder Wärme giebt er re vermiſchten Erde. einen phoſphoreſcirenden Sdyein , der aber im Feuer verlohren geht.

§. 127 Leimens tein .

Die Leimenſteine beſtehen aus Thon , Sand und etwas Kalferde. Sie ſind zuweilen eifenſchuss fig , von bell- oder dunkelgelber Farbe, und enthal ten oft Abdrücke von Schaalthieren, deren Sdaalen ſelbſt in einen weißen kalkartigen Staub verwana delt ſind . $.

128.

Der Berggork iſt ein Gemenge von Thon, Berggork. Flußſpath, Kies, flarem Sande u . f. F. und wird

/

von einigen zum Bergleder gerechnet. 129. $. Der Porphyr, Porphyrites, iſt ein rother Jou Porphyr . ſpis , der Quarz und zuweilen Schörlkörner und

Hornblende bat, und daher mit weißen Flecken per reben iſt.

Zuweilen ſpielet er in das Violette ; og

ſogenannte antique aber, iſt dunkelroth . 130 . . Der Granit, iſt eine eben folche Miſchung als Granit.

der Porphyr, nur daß ſeine Flecken größer ſind, und f. er auch anders als rob , s, V. grau , idywar; 24. gefåret

des Mineralreichs.

833

gefärbt feyn kann. Er iſt ſehr hart, nimmt eine gute Politur an , und verwittert nicht.

131. . Der Felſenſtein , Wacke, Saxum , Petra , beſte. Wacke, het aus zwo oder mehreren Erd- und Steinarten, Felſens j. B. aus eiſenſchüſſigem Thon , Kalferde, Specké ltein. ſtein, Glimmer, Blende, Spath , Schórl, Granaten, Sand, Quarz, Hornſtein , Jaſpis u. P. F., welche oft ſo genau mit einander vermiſdit ſind, daß man ſie durch die Czymie nicht wohl unterſuchen kann. Sie ſind von verſchiedener Feine und Farbe, zuwei. len fchieferartig, allemal aber ſchmelzbar. Man fini det ſie meiſtens in Ganggebirgen , und in der Tiefe der Erde, imgleichen als abgeriſſene Stücke auf der Dberfläche derſelben zerſtreuet. 132 . S. Der Gneiß oder Kneiſ iſt eine ſchiefrige, fehr Kneiß. vermiſchte und barte Steinart, die das milde blåt. teriche Gebirge zwiſchen der Dammerde, und dem In. nern gar harten Felſen ausmacht, und aus Sande, Quarz und Glimmer zu beſtehen ſcheinet. S. 133 . Der Rnauer iſt das bis zu Tage ausſtreichende Knauer . Felſen . Bruch- und Mauerſteingebirge, welches we. gen ſeiner metalliſchen Unhaltbarkeit ein wildes , tajte bes , unfruchtbares Geſtein genannt zu werden pflegt. Er pflegt in ganz kleinen Abſaßen von zwenerley Steinart , námlich einem grauen , flinfrichen, blåtterie chen Wefen oder Glimmer , und einem weißen quar . zigen mit jenem immer abwechſelnden und genau in einander gefügtem Geſtein zu beſtehen . 6. 134.

Der Braunſtein , Sitwarzſtein , Magneſia Brauns vitriariorum , Magneſia fyderea oder nigra , iſt ein ſtein. Ichwarzgrauer abfärbender , mit unordentlich laufen . Er ſiehet von ben Strahlen , verſehener Stein. G99 Il . Theil. außen

834

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

außen dem im Feuer. de, die viel aus einem

Spießglaſe ähnlich , und fließet får fich Er beſtehet aus einer alcaliniſchen Er. Wehnliches mit der Llaunerde hat, und zarten brennbaren Weſen ; iſt aber nicht

eiſenartig, wie man fonſt geglaubt hat. Er wird von den Topfern und Glasmachern gebraucht. g.

135.

Die Blende , Pſeudogalena, beſtehet aus groſ. Blende.

ſen und kleinen glänzenden Schuppen, iſt von weiſe fer , grauer , gelber , grüner , róther und ſchwarzer Farbe, welche lektere Pedblende genannt wird. Sie pfleget mit mehrern Steinarten , als der Wace, dem Porphyr, Marmor, Schiefern, Quarz u. f. f. der. bunden zu ſeyn

V.

46 [ chnitt.

Von dem Steinſpielen

und

Vers

ſteinerungen .

$.

136 .

Es giebt viele Steine , welche die Geſtalt der Steins ſpiele. 218lets

Thiere und Pflanzen entweder ganz oder doch zur Theil deutlich vorſtellen, und Verſteinerungen ge

fteine.

Andere Steine haben nur eine auf. nannt werden . ſerordentliche Geſtalt , und werden Steinſpiele, figurirte Steine, Lithomorphi, genannt. dieſem lektern gehöret auch der Adler . oder Klap perſtein , Aetites , der zuweilen aus vermitterten Kiesnieren entſtehet, oft aber auch Thon . Mergela und Glasartig iſt, und ben ſeiner Austrocknung in wendig hohl, und mit lockern Stücken verſehen mot. den, die hernach das Klappern verurſachen . darinn befindlichen kleinern Stein nannten die Alten Callinuin ,

S.

137

des Mineralreichs.

835

1

137 §. Die Steine mit Zeichnungen , Lapides engraphi, Dendrio ſtellen allerley Gemåhlde vor : und dahin gehören die ten.. Dendriten , auf denen allerley Mooſe abgedruckt ſind, die nach ihrer Verweſung einen leeren Raum hinterlaſſen haben , der bernach von der Natur mic allerlen zart aufgelöſten metalliſchen Erden , beſona ders des Eiſens , ausgefüllet worden . Man findet die Dendriten auch auf glasartigen Steinarten , am håufigſten aber auf Marmor und Schiefern . 138. $. Daß die eigentlichen ſogenannten Verſteinerun -Urfache gen keine Naturſpiele ſind, auch nicht vom Anfange der Bers ſo erſchaffen worden , wie wir ſie jego finden , iſt be- ſteineruno reits im Vorigen gezeiget , und zugleich die wahr.gen. ſcheinlichſte Muthmaßung angeführet worden , wie fie an diejenigen Stellen gekommen, die ſie jeßt ein . Für die wirkende Urſache der eigentlichen nehmen . Verſteinerung kann man das Meerwaſſer anſehen , weil in demſelben noch tåglid) Verſteinerungen vor . gehen , daſſelbe auch die dazu gehörigen Mittel, als faizige, ſchleimige und fette Theile , Thon , zarten Sand , Kalf , und Eiſenerden reichlich enthält, die ſich nicht nur nach ihrer zarten Auflöſung in die Znia ſchenråume der zu verſteinernden Dinge hinein legen , ſondern auch eine feſte Verbindung der Theile þer. vorbringen können . 139 . $.

Die meiſten Verſteinerungen pflegen von eben Steinare der Steinart zu renn, als die Mutter iſt, darinn ſie derfelben . ſich befinden ; obgleich auch andere Benſpiele vor. kommen . So giebt es z. B. hornſteinartige Vera ſteinerungen im Sandſtein , in Kreide and grauen Kalkſtein u . f. f. Indeſſen werden die Verſteiner In rungen nicht in allen Steinarten angetroffen . den Quarzo Felſen : Wafen- Porphyr. und Granica arten Ogg 2

836

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

arten wird man ſo leicht' feine, und in dem Gyps und deſſen Arten wohl ſchwerlich finden : deſto håufi ger aber kommen ſie in dem gemeinen Kalfſtein, in den Marmor , und Schieferarten, und nicht ſelten auch in Horn , und Sandſteinen vor . In dem lei menſtein und Mergelſchichten ſind ſie größtentheils verwittert, ſo, daß man nur Abdrücke, Spuren und Kerne der Sdjaalthiere darinn findet.

$.

140 .

Zufälliger Weiſe ſind die verſteinerten Körpe Zufáliger von einem ergartigen , cryſtalliniſchen u. f. f. Gehalt . Hebalt. Man trifft oft Cryſtalle, Eifenocher und Kieß in ih nen ſelbſt an , worinn die erſtern von dem darinn vers weſecen Thier herzurühren ſcheinen . Einige find ganz mit Eiſen , oder Kupferfieß vererzet, wie man an den in Eiſenſtein verwandelten Muſcheln zu Zuweilen hat man Freyenwalde u . f. f. fiebet. auf den verſteinerten Muſcheln gediegenes Silber gee funden u. f. f.

1. Verſteinerte Landthiere, Inſekten ,

Fiſche

und Amphibia ( beyblebige Thiere .)

Eintbeis lung der Berteine : rungen .

141 . $. Von verſteinerten Sandthieren werden kele ten ganze Scelete, deſto sfter aber Theile derſelben angetroffen. Verſteinerte Menfbens knochen , Anthropolithi, kommen nur felten rer. Die Verſteinerungen von unvernünftigen Thieren, Theriolithi , begreifen die von vierfüßigen Landrhite ren , Tetrapolithos; son Vögeln, Ornitholithos; Infekten , Entomolithos ; Fiſchen , Ichthyolithos; bendlebigen Thieren , Amphibiolithos, und von Schaalthieren, Oſtreocodermatolithos.

g.

141

des Mineralreichs.

§.

837

142.

Von vierfüßigen Landthieren hat man einige Bierfüf. ganze Scelete , z . B. eines Hirſches, eines unbekann. itge tando ten Thieres , zuweilen auch Abdrücke in Schiefernobiere. gefunden , als in dem Meinumgiſchen den Abdruck eines vierfüßigen , dem Affen ähnlichen Thieres . Einzelne Theile , als Knochen , Hörner , Kiefer und Zåhen , kommen aber deſto öfter vor, und man findet ſie am häufigſten in dem gemeinen Kalkſtein , Mar. mor und Kalfſchiefern. 143. §. Von Vogeln findet man unter den Verſteine. Bogel. rungen nur einzelne Theile, als Knochen , Schnabel,

Krallen , Federn , und auch dieſe ſehr ſelten. S. 144 . Von verſteinerten Inſekten , welche auch nur Inſekten . felten angetroffen werden , ſind die Fliegen, Soms mervogel, Råfer , Waſſerk & feë , Stinkfliegen undWaſſernymphen , Libellulae , die kenntlichſten . Die sogerkrebſe, Squillae marinae, Paguri, Tas Potenkrebſe, kommen unter den Verſteinerungen in Italien, der Schweiß , und China vor. Verſtei. nerte Seekrabben finden ſich gleichfalls in Italien , und Neer , und Flußkrebſe, Gainmarolithi, Afia colithi , an verſchiedenen Orten , wo man ſie zuweilen noch mit der natürlichen Schaale antrifft. 145. S. Verſteinerte Fiſche werden von verſchiebener Fiſche. Art, beſonders aber von denen , die mit ſtachlichen und weichen Floßfedern ,

feltener aber die, fo mit

beinernen und knorplichen verſehen ſind, gefunden ; j . B. Hechte, Platteiſe, Karpfen, Barben. Die allermeiſten dieſer verſteinerten Fiſche, find See fiſche , wie ſie denn auch mehrentheils gefrůmmt, oder in einer andern unnatürlichen Stellung liegen. Man findet entweder ganze Fiſche, oder nur Theile der G98 3

838

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

berfelben ; am häufigſten fommen fie in Schiefern, zuweilen aber auch im Kalkſteine vor. Von den Wallfiſchen werden nur Knochen und Zähne an getroffen,

5.

146 .

Hieber gehören auch die ſo genannten Schlan. Glortope genzungen, Gloſſopetrae, Odontopetrae, die man trae, für Zähne des Hinfifches, Carcharias, hålt, und von verſdiedener Farbe angetroffen werden . Man che ſind an den Rändern zacig, mandje glatt, einige ſind aber ſpißiger, andere kolbiger, einige unten breu Man findet weiße, gelb ter, andere ſchmåler. liche ,

graue ,

ſchwarzliche, aud) ganz

ſchwarze,

welche lekteren in dem Stinfſteine vorzukommen pflegen .

147. §. Die Türkiſſe, Turcoides, ſo gemelniglich un. Türtis.

ter die Edelgeſieine geredynet werden, ſind gleichfalls Záhne eines noch unbekannten Thieres, das aber vera muthlich ein Fiſch iſt. Sie ſind auch in ihrem Ge. webe einem Knochen völlig åhnlich, haben innerlic) ihre Alueolos, und beſtehen aus über einander fick genden Blättern . Man Gat weiße, gelbe, grüne, und grünblauliche.

Sie laſſen ſich poliren, verán

dern aber im Feuer ihre Farbe, und werden in der felben zu Kalk ,

§ . 148. Die Rrotens ober froſofteine, Schlangens Króteita ffein .

angen , Lycodontes , Ichthyodontes, ſind gleid jals Båbne eines braſilianiſdien Meerfiſches , den då Einwohner Grondeur nennen ; wiewohl andere FR für Zähne des Meerwolfs und einiger Brautfiner balten . Man hat graue, gelbliche, röthliche, flecki dhe, und am häufigſten braune. Nach oben zu find fie rund, zuweilen långlich)- rund , und unten ausge biflet.

In der Hårte fommen ſie den Türkiſie

des Mineralreichs. ben , werden aber im Feuer auch zu Ralf.

839 Die

kleinern ,

welche nur die Größe des Leinſaamens Haben , werden Schwalbenſteine genannt , La

pides chelidonii. §. 149 . Die verſteinerten Amphibia , ( bendlebige Thie. Bendlebis re) werden nur ſelten gefunden, dod, kommen ſie in ge Thiere. Schiefern und Kalkſteinen zuweilen gang, zuweilen auch in einzelnen Theilen vor. Ein ganz Sdrild : Erôtenfcelet hat ſich in dem Glarner Schiefér und verſteinerte Rrokodillſсelette an verſchiedenen Oro ten gefunden . Von verſteinerten Solangen, Ophiolithis, und Lidefen , hat man aud) verſchiedene Beyſpiele.

II . Verſteinerte Schaalthiere. . 150 . Die derſteinerten Schaalthiere, Oſtreocoder- Eintheis mata petrificata, machen die größte Anzahl derlung ders Verſteinerungen auf dem jest bewohnten Erdboden ſelben. aus, weil ſie wegen ihrer harten Schaale der Ver weſung nicht ſo leicht unterworfen , und ſchon in iħ . rem natürlichen Zuſtande dem Mineralreiche rehr nahe verwandt find . Man findet ſie faſt in allen Floßgebirgen, in ungeheurer Menge, dod, faſt in je . dem Lande gewiſſe Gattungen , die man in andern entweder gar nicht, oder doch nur ſelten antrifft. Man theilet fie in Schnecken , Cochlitos und muſcheln , Conchites. Die erſtern find theils ungewundene, theils gewundene, und dieſe be. greifen wiederum die einfacherigen und vielfaches rigen unter ſich . Die rliuſ teln , können am füg. lichſten in eins zwey , uder vielſchadliche eingetheis let

werden .

G984

A. Vers

840

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

A. Verſteinerte Sdynecken.

151 . 8. Zu den ungewundenen Schnecen gehöret das Seeohr, der Planit, welches eine flache, offne,um Ungewun- den Mittelpunft gekrümmte, und nicht mit Kam dene. Das Seesmern verſehene Schnecke iſt. 152 g. obr .

Die meerrohre, Tubuliti , Canaliti, ſind vero Iubuliten . ſteinerte röhrenartige , oder lange und ſchmale Schmes fen . Sie haben theils eine Aehnlichkeit mit einem langen etwas gebeugten Horn, Tubuliti ređi, thrils mit ſpißigen Zähnen , Tubuliti dentales . Einige haben ringförmige Abfäße, Tubuliti geniculati, an.

dere gleichen einem geraden oder gekrümmten Nes genwurm , Tubuliti veriniculares, Helmintholithi, Halcyoniuin u. f. f.

153. $. Die Seenadeln kommen

nadeln ,

mit den Tubulitis

rectis überein , ſind gerade filberfarbene Röhren, und ſehen wie ein abgebrochenes Stück von einer Strido nadel aus.

154. $. Die Belemniten, Luchsſteine, Teufelskegel, Belemni : Alpſtoffe, Scordſteine, Belemnitae, Dactyli ten. idaei, Lapides lyncis, werden für fegelförmige { u buliten gehalten . Man trifft bellgraue, etwas durchſichtige, graue und ſchwårzliche an, wovon die legtern, unterm Reiben , wie Stinfſtein riechen. Man findet ſie von der Dicke einer ſtarken Nadel

bis zur Dicke eines Arms , da ſie denn 1 bis 2 Fuß lang ſind. 155 . §. Orthocerariten , Orthocerati Tubuli Die Orrhoce : concamerati, find fegelförmige , vielfammerige und rariten . mit einer weiten Nervenrohre verſeøene eerroha renfteine,

des Mineralreichs . renſteine, und von verſchiedener Art. liches

Gebäude

hat

eine

841 Jhr inners

Aehnlichkeit

mit den

Schiffskůtteln. V.

14

156 .

b) Zu den gewundenen einfacherigen Schne: Gewundes đen redụnet Ingn : ne . Einfaces 1) Die verſteinerten Schnecken , Cochleas ter - rige. reſtres vulgares, die nur mit wenigen Spirals linien und einer runden mit einem Deckel ver ſchloffenen Deffnung verſehen ſind. Die

Fericiten ,

Sdwimmſchnecken ,

Froſchmauler , Nerititi, find conver , haben nur wenig Gewinde, eine Halbrunde Deffnung und eine eingebogene Spige. in glatte und geſtreifte.

Man theilet ſie

Die Turbinicen , Schraubhörner, Turbi. niti , haben eine långlich. runde, einem Bohrer åhnliche Geſtalt, beſtehen aus mehrern Gewin . den ; ihre Baſis iſt faſt flach, und nur mit eis ner kleinen runden Deffnung verſehen . Strombiten ſind eine Art derſelben,

Die

4 ) Die Trochliten , Rr& ufelſchnecken, Troch lithi, þaben eine fråuſelförmige, faſt dreyeckige mit

mehrern

Gewinden

verſehene Geſtalt.

Ihr Boden iſt glatt und mit einer långlichen eingedructen Deffnung verſehen . Es giebt glatte geſtreifte und zackichte. 5) Die Bucciniten , Poſaunenſchnecken , Buc ciniti , beſtehen aus mehrern Gewinden , daran das erſtere viel weiter iſt, als die übrigen, die in eine lange Spiße auslaufen. Sie haben eine långliche hervorragende Deffnung. 6) Die Volutiren , Cuculliten , Wellens oder Regelſchnecken, Volutiti, Cuculliti, find co. niſche Sdnecken, die mitwenigen über einan der G995

842

Kurzgefaßte Naturgeſchichte,

der gewundener Spiralen verſehen , und den Ihr Boden iſt Papiertüten ähnlich find.

fach fal

beynahe eben , oder doch nur wenig erhaben, und zuweilen zackicht.

N

7) Die Cylindriren, Rhombiten , Walzews foynecken , Cylindrites, Rhombites, ſind am

ro

lindriſche gewundene mit wenig Spiralen vers ſehene verſteinerte Sdyneden .

8) Die Purpuriten, Purpurae, Perpurites, find conver, mit Knoten, Zacken oder Streifen, ei

mi

ner kleinen runden Deffnung, und einem larm gen Schnabel verſeßen .

3) 1

9) Die Muriciren, Murices lapides, unterſchein

1

den ſich von der vorhergehenden nur durch ein nen dickern Bauch, und eine långliche Deffnung wie ſie denn auch keinen Schnabel baben. 10) Die Porcellaniten, Porcellanſchnecken Venusſchnecken, Porcellanae, Porcellaniti

Conchae Veneris , Cypreae , ſind enerrunt, und in der Mitte mit einer gezähnelten Defi mung verſehen .

t

11 ) Die Globoſiten , Globoſites, Tonnites, ſind faſt fugelrund , in der Mitte dickbåuchig,an Haupte gemeiniglich enotig , und mit einer mein ten Deffnung verſeken .

.

157

Zu den gewundenen vielfächerigen Schnen Bielfaches rechnet man : den rige.

1) Die Ammoniten , Aminonshörner, Cornia Ammonis lapidea , welche uin den Mittels

gehör

punkt gewundene und in mehrere Kammern

fichel lige, clip

abgetheilte Schnecken find. İhr Original iſt noch unbekannt. Man findet ſie von ſehrvers

febe and

ſchiedener Große, bis auf 2 Schuh im Durch. fdpnitt.

35:

des Mineralreichs . ſchnitt.

843

Man findet ſie faſt in allen Muſchele

kalfflokgebirgen . 2)

Die Gautiliten , Segler , Schiffküttel, Nautili, Nautiliti, ſind eine mit Kammern und einer Nervenröhre, und auf der Oberfläche mit ſchwachen ziemlich gerade laufenden Streifen bezeichnete um den Mittelpunkt gewundene Sie ſind, zumal an ihrem Schneckenart. åußerſten Gewinde, bicer , als] die Ammo. niten.

*

3) Die Seliciten , verſteinerte Pfennige, Heli cites , Phacites, Lentes lapideae , Lapides nu mularii, gehören zu den vielkammerigen , um ben Mittelpunkt gewundenen Schnecken . Man findet ſie in der Geſtalt einer optiſchen ( inſe. Sie ſind rund und auf beyden Seiten conver. Man hat ſie von der Größe einer Linſe, bis zu der Größe eines Thalers. 4 ) Die Lituiten , Lituites , find den Othocerati. ten ähnliche vielkammerige verſteinerte Schne. den, nur mit dem Unterſchiede, daß dieſe an

dem einen Ende mit von einander abſtehenden Geminden gefrůmmet ſind.

B. Verſteinerte Muſcheln . §. 158. Zu den einſchaalichten verſteinerten Muſcheln

a)

gehören die Patells Shaal- oder Schüſſelmu. Einfcbaas fcheln, Lepariten, Patellites, Lepas, welche einſchaa. lichte. lige, napfförmige, offene und mit einem runden oder elliptiſchen , glatten oder eingeſchnittenen Rande ver. febene Muſcheln find. Einige haben eine glatte , andere eine geſtreifte , oder gitterförmige Oberfläche. Ihre Spiße iſt gerade oder krumm , und entweder gang

844

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

ganz obrr durchbohret. nur ſelten vor.

Berſteinert kommen ſie

159 f. Zu den zweyſchaaligen verſteinerten Muſcheln b) Rweyſoba- gehören : lige. 1) Die Oſtraciten, Oftracites, Lithoftreon, dla ren Schaalen aus vielen Blåttern und Kinden zuſammengeſeket ſind, wovon die eine conver, die andere platt ift.

2 ) Die Chamiten , Chamitae, find meiſtens run de, mit gleichgroßen erhabenen Schaalen det: fehene Conchiten . Sie find theils glatt,theils in die länge, und theils in die Queere geſtreift. Sie kommen faſt auf allen Kalfflokgebirgen Die größte von verſchiedener Größe vor . Art werben Chamae montanae, noahmus fcheln ,

?

die kleinen mit 3 ( öchern verfehene

Brattinburgiſche Pfennige genannt. Die Chamae ſtriatae find auch eine Art der Chan miten, ſo wie die Bucarditen , herzförmigen Chamiten , Bucardites, welche rund ſind , an der Seite des Schloſſes zween gegen einander ſtehende Schnabel haben, zwiſchen denen ſich eine kleine Vertiefung befindet. 3 ) Die Trigonellen , Trigonella laevis, find glatte Conchiten, bey welchen jede Schaale in in drey lobos eingetheilt iſt.

4 ) Die Gryphiten , Gryphites, Haben ungleiche feitige, filberfarbene Schaalen, wovon die eine ſehr conver, þalbmondförmig , und mit einem frummen, habichtartigen, zuweilen geſpaltenen Schnabel verſehen, die andere aber plate iſt, und jener zu einem Deckel dienet. 5 ) Die Maunzenſteine , Hyſterolithi, Vuluae marinae, haben ihren Namen von igrer Geſtalt, ່und

des Mineralreichs.

845

und kommen verſteinert in Sdonen , auf dem harz , in Schleſien und Seſſen vor. 6) Die Terebrateln , Terebratula laeuis find kleine , den Chamiten ähnliche Conchiten , die eine glänzende Schaale, und in ihrer gekrümm . ten Endigung ein kleines Loch haben. Sie find faſt auf allen Kalkgebirgen vorhanden , aber ihr Original iſt unbekannt.

7) Die Pecciniten , Ramms oder Jacobsmus fcheln ſind in der Långe geſtreifte , theils mit ei. nem, theils mit zweyDhren verſehenen Conchiten . 8) Die Cacadumuſchel, R & fermuſchel Trigo nella ftriata , iſt ein runder oder långlicher in drey geſtreifte Erhöhungen abgetheilter Conchit. Der Seehaaſe iſt eine Art derſelben . 9 ) Die Pectunculiten , Pectunculi, find flei. ne geſtreifte ,

theils runde , theils långliche,

theils eckidite Conchiten. Einige ſind auch mit Queerſtreifen unterſchieden .

10 ) DiePinniten , Pinnites,

find zwoſchaalige,

lange in eine ſchmale Spiße zulaufende, und faſt dreyecfichte Muſcheln. Sie ſind wenig erhaben , und ſchließen ſich nicht wohl.

11) Wyculiten , Muſculiten , músinuſcheln , Mytulites, Muſculites, ſind die gemeinen ver . ſteinerten Seemuſcheln, und werden faſt in allen Kalkgebirgen angetroffen. 12 ) Die Telliniten , Telmuſcheln , Tellinites , find eine flachere und ſchmålere Muſchelart als die Mytuliten , werden auch mit mehrern Cirkelſegmenten in der Queere als andre Mu. (delarten getheilet.

13) Die Soleniten , Fågelmuſcheln , Söleni ti , fino cylindriſch , und an beyden Seiten offen.

$. 160.

-846

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

S. 160 . c) Zu den vielſchaaligen verſteinerten Muſcheln Bielſchaa- redinet man : lige. 1) Die Echiniten , Seeápfel, Seeygel, Knopfſteine, Echinites, Ombriac , welche

theils als verſteinerte Schaalen , Kerne dieſer Thiere vorkommen .

theils als Sie ſind

mehrentheils halbkuglicht, und þaben zwo Deffnungen , davon die eine oben , die andere unten , oder auch beyde auf der untern platten Seite angetroffen werden . Ihre Verſteines rung iſt theils horn . theils falfartig. 2 ) Die Judenſteine, Lapides ludaici ſind lange lich runde und dünne Stacheln der Seengel Es giebt glatte , geſtreifte und fórnichte , und die meiſten haben an dem Ende einen Stiel, der bey andern abgebrochen iſt. Man findet fie mit den Echiniten an einerley Ort. 3 ) Die Seeeidieln , Balaniten , Balani fofi les, Balanitae, ſind eine Art vielſchaaliger M ſcheln , welche unten eine napfformige Sduffel haben , aus deren Mitte bald mehr , bald we, niger zuſammengeſekte Sd)aalen gehen , die oben , wie eine Eichel ſpißig zuſammenlaufen, und in der Mitte eine Deffnung laſſen . Die verſteinerten kommen nur ſelten vor . 4 ) Die Pholaden , lange Spiamuſobeln, Pholadae foſſiles , Pollicipedes find viellitas.

lige faſt cylindriſche Muſcheln , und werden auch nur ſelten gefunden . III.

Verſteinerte Zoophyten .

.

161 .

Von den Verſteinerungen pflanzenartiger Wür. mer, Zoophytholithis , find bisher nur allein die Meerfiers Meerſterne, und deren Tþeile entdeckt worden . ne.

Eintheid lung der

des Mineralreichs.

847

Die ganzen kann man in zwo Arten theilen , nåmi lich in diejenigen , welche eine frene Bewegung has ben , und ſich durch die Zahl und Beſchaffenheit ;

ihrer Strahlen unterſcheiden , und in diejenigen, wel. che ſich in ihrem natürlichen Zuſtande auf einen Stiel gründen .

S. 162. Zu der erſten Claſſe der Seeſternen oder denen : Ganze jenigen , welche eine freye Bewegung haben , ge,Meerfter: ne. Erſte Hören wiederum 1) Die aufgeritzten Seeſterne, Stellae inarinae Claſ[e. welche mit glatten oder Halbrunden Strahlen verſehen ſind , die auf ihrer Unter.

fillae,

fläche furchenförmige Vertiefungen haben ; worunter folgende dren Arten begriffen werden : A. Alle Seeſterne, welche weniger als fünf Strahlen haben , Stellae oligactae , dere gleichen ſind a) der Dreyftahl, Trifactis. b ) der Vierftrahi, Tetractis, die nach der Geſtalt der Strahlen wiederum in

VITATS

falcatas , cruciatas und petatoides ge. theilet zu werden pflegen . B. Das Fünfecť , Pentagonaftes, dahin wica derum gerechnet werden : a) Der fünfhornige, Pentaceros. b ) Der eingeferbte mit rechtwindlichen ‫ܐ‬

Einſchnitten Aſtropecten.

verſehene,

Fünfſiuabl,

Der Gänſefußförmige, Palmipes. Der Lederartige, der zwiſchen den fünf furchenförmigen Vertiefungen mit farten Faſern befekt iſt , Coriacea.

e) Der mit einem ſcheibenförmigen Leibe, und ſpißwinklichen Einſchnitten verſe. þene , Sol marinus.

1) Dec

848

Kurzgefaßte Naturgeſchichte f) Der mit ſpikwinklichen

Einſchnitten,

und fingerförmigen Strahlen , dactylus.

Penta

C.Die Seeſterne , vielſtrablige, aufgerigten Polylactinodae , multifidae , dergleichen ſind : a ) Der Sechsſtrahl , Hexactis. b ) Der Siebenſtrahl , Heptactis. c) Der Achtſtrahl, Octaćtis. Der Veunſtrahl, Enneactis. e) Der Zehnſtrahl, Decactis . f) Der Zwolfitrahl, Dodecactis. g) Der Dreyzebnſtrahl, Triscaëdeeactis.

2 ) Die mit runden und ganzen Straßlen verſehe. nen , oder die ganzen Seeſterne , Stellae in weldie wiederum zwo Arten , aus: tegrae , machen : A. Diejenige , deren Strahlen eine runde und wurmförmige Geſtalt haben , als : a) Der Regenwurmförmige, Lumbi calis , der gemeiniglich fünf runde mit

ringförmigen

Einſchnitten

bezeichnete

Strablen bat , wovon ſich jeder beſons ters an dem runden oder fünfeckitten Leibe befeſtiget.

b ) Scolopendroides , der ebenfalls runde aber mit Spißen befekte Strahlen , und mit dem vorigen einen ähnlichen Bau des Seibes hat.

Seefterne, deren B. Die vielſtrahligen Strahlen mit zarten Haarförmigen Spigen beſeßt ſind ; Comatae, Crioitae; als : a) Der Zehnzopf, Decacnimos. b ) Der Dreyzebnzopf, nimos.

Triscaëdecac

c ) Der

des Mineralreichs.

849

Der Vielzopf , Polycacnimos. Das Meduſenhaupt, Capur Meduſae, Sterngewächſe Astrophyton ; deſſen wiederum verſchiedene Arten ſind. S. 163 . Zu den verſteinerten Seeſternen , die ſich in ih , Grote Claire : rem natürliden Zuſtande auf einen Stiel gründen, Encrint gehören die Encriniten , Lilienſteine , Encrini , foten .

aus einer lilienförmigen Krone , dem Stiel und dem Gelenkſteine beſtehen , welcher jene bende mit einane der verbindet . Die Krone iſt ber einigen kegelföra mig ben andern elliptiſch , und beſtehet aus acht bis zwanzig und mehr ſtrahlförmigen Spißen , durch deren Verbindung der blumenartige Theil zumege. gebracht wird. Der Gelenkſtein hat mehrentheils die Geſtalt eines regulairen Fünfecs, und wird daher aud) das Fünféck , Pentagonon , genannt. Zumeia len iſt er ſechsecfiché, und heißt alsdann Hexagónon . Der Stiel beſtehet aus einer Verbindung verſchie. dener Råderſteine, die nach oben zu gemeiniglich ffeiner fird ; er iſt zuweilen auf 18 Zoll und drüber lang. Man finder bey demſelben zuweilen Stein . klumpen von der Größe eines Hünerenes, worauf ge . wiſſe aus großen Räderſteinen beſtebende Hervor. ragungen zu ſehen ſind. 164 . S. Zu den Theilen der Tjeer s oder Seeſterne Theile das von . redinet man ; i)

Räderſteine, Trocbiten , Trochi , Die Trochitae , welche ſcheibenförmige auf der Dber , und Unterfläche mehrentheils mit ſtrah. lenartigen Zeichnungen verſehene Verſteinerun. Man findet ſie von verſchiedener gen find. Farbe und Steinart , und hält ſie für Theile verſchiedener Encriniteñarten . Wenn mehre.

re Crochicen in Geſtale einer Walze zuſammen, II. Theil. gefeet $ 66

850

Kurzgefaßte Naturgeſchichte geregt ſind , ſo heißen fieWalzenſteine, Eng trociten , Entrochi, Entrochitae.

2 ) Die Sternſteine, Aſteriae, Aftroitae , find platte , theils vier - theils fünfedichte Verfteia nerungen , die auf der Ober , und Unterfläche mit einn ſternförmigen Figur bezeichnet ſind. Hve mehr Uſterien werden Sternſäulen ſteine, Eitrochi Nellati , Aſteriae colum nares.

3 ) Die Schraubenſteine haben ihren Namen von der einer Schraube åhnlichen Geftalt , 10 bey doch der Unterſchied angetroffen wird , das jeder Gang einen für ſich beſtehenden Cirfel ausmacht. Man hålt ſie für verſteinerte oder vererzte Ueberbleibſel der Walzenſteine Sternſäulenſteine. III.

und

Coralliten .

g.

165.

Die Coralliten , Corallengewächſe, Coralli Bedrei: tae , Corallithi find falfartige Meergewächſe von bung ders verſchiedener Geſtalt und Farbe ; doch pflegen die felben . meiſten roth oder weiß zu feyn. Sie entſtehen von dem Anbången der Kalkerde an die Meergemathie dergleichen , man zurveilen noch darinn antrifft ; ſe wie die Incruſtation der Waſſerfråuter auf dem Zufälliger Weiſe fór Sande mitToph geſchiehet. nen ſie nach ihrer Verhärtung den Polypen und an dere Wafferinſekten zur Wohnung dienen . Feuer zerfallen ſie in Blåttchen. 166.

In dem

Unter dem Coralliten kommt die aftige, theils Aeftige glatte , theils ſtreifige Art, am häufigſten vor , und und Mar , wird Corallites teres ramolus laevis vel tristus, dreporon . Coralloides genannt. Die Madrepore, ode Coralt

des Mineralreichs.

851

Corallithos ftellatus, Madrepora , Madreporites iſt wie ein Buſch oder Baum gewachſen , und auf der Oberfläche oder an den Enden der Stämme und Aleſte mit Sternen befeßt, die durch den ganzen Stein durchgehen . $. 167. Die Millepore , Millepora, Milleporites, iſt Millepore an den Enden der Zweige mit zarten Löcherchen der. # . 4. m. ſehen. Man hat auch Arcen , au denen die Zweige voller Knoten fißen , Milleporites tuberculofus. Der Tubiporites beſteht aus mehreren zuſammen gehåuf ten , und auf verſchiedene Art mit einander verbun . denen Köhren .

Der Reteporites Elcharites iſt ein

nekförmiger , oder aus jarten nesförmigen Zweigen beſtehender Porit. 168 . S. Der Fungit, Corallenfchwamm , Fungites, Fungit. Alcyonium , iſt eine Corallenart, ſo den Schwam . men gleicht , und in blåttriche , wellenförmige und geſtirnte getheilet wird.

IV. Verſteinerte Vegetabilien .

169 . $. Zu den Verſteinerungen aus dem Pflanzenreiche, was das Phytholithis , Lithophytis , geboren die verſteiner. biri gepe. , Xeſte , Wurzeln , ret . ten Kräuter , Blumen , Bäume Indeſſen ſind dieſe Arten Blätter und Früchte.

der Verſteinerungen bey weitem nicht ſo gàufig, als Die an den Schaalthieren ; und wenn man die Hole ger ausnimmt , ſo läuft das übrige mebr auf bloße Aborůcke als eigentliche Verſteinerungen binaus.

S. 170. Diejenigen Kräuter , welche eine großere Feftig . Berſtein Seit und Hărte , als die andern beſigen , und alſo nerse Der Verweſung leichter widerſtehen können , ſind zur Kráuter . Wero $ 66.2

852

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

Verſteinerung am geſchickteſten ,

und werden in Schiefern , mergel - und thonartigen Steinen ge. funden. Dahin gehören verſchiedene Waſſer- und Waldfråuter , als Meergras , Schilf, Iris , Binta fen , Kannefraur , Heide , Farrnkraut, Hirſdizun. ge , Waldmeiſter , Engelſüß , Mauerraute, Haar. fräuter ; Trichomanes , Frauenhaar, Alteres , Galli. um , Myrhis , Nigella , lacea , Oreoſelinun , Sigil lum Salomonis , Heidelbeerkraut, Stengel , Halme u : f. f. welche ihre Abdrücke gemeiniglich in den bey den Steinfuhlen liegenden und andern Stiefern hinterlaſſen , wie auch in der rhonartigen Decke der Schiefer , in Sandſteinen .

Hölzer.

glasartigen

Steinen

und

feines

$ . 171 . Das verſteinerte Holz , Lithoxylon , iſt ſchme rer als das natürliche , und wird entweder in ganzen Bäumen , oder nur ſtůckweiſe , z. B. als Stamme, Gröcke"; Hefte, Wurzeln und Scheite , von verſchiedenen Holzarten

gefunden .

und zurat Manches

davon iſt ganz, manches auch nur zum Theil bet. ſteinert ; die Verſteinerung ſelbſt iſt auch ſehr vere ſchieden , indem man falk . mergel - thon - ſand . horn, ſtein , und japisartiges hat , die zum Theil eine Tchồne Politur annehmen . Es pfleget auch mit Eifen , Kies u. l. f. vererzet zu ſeyn . 172 6.

Blåtter und

Verſteinerte Blåtter, Abdrüce von Blättern, als von Erlen , Pappeln , Eidien und Weiden, Tannen- und Fichtennadeln , Bibliolithi ,

Lithobi

Früchte. blia, Lithophylli , kommen in Kalfſtein und Schie fern mehrmals vor. Zuweilen ſind auch gange Zopfſteine daraus zuſammen geſeket. Verſteinerte Früchte, Carpolithi , als Eicheln , Nüffe , Tanu zapfen u. f. f. fornmen nur ſehr felten vor.

VI. Ab:

des Mineralreichs .

853

VI. Abſchnitt.

Von den Erzten und Metallen . 173. S. Durch ein Erzt, Mineram , verſtehet man ein Erklä: folches Gemiſche, darinn die Metalle und Halbme , rung der talle mit andern mineraliſchen Körpern innigſt ver. Erzte. bunden , und dadurch ihrer eigenthümlichen metalli. fchen Geſtalt, und anderer Eigenſchaften , als des Glanges , Klanges , Biegſamkeit unter dem Ham . mer, und Leidytflüßigkeit , berauber worden ſind. Es werden nicht ſelten mehrere Arten derfelben in einem Erzte angetroffen ; da es denn unter die Claſſe des , jenigen Erztes gerechnet wird , welches in dem Ge. miſche am meiſten ausmachet, oder worauf man es am bequemſten nußen kann .

174 . $. Der Schwefel oder Arſenik , oder auch beyde Verers zugleid ), ſind die vornehmſten vererzenden Materien . zungsmits Zuweilen ſind auch die Erden , andere Metalle , uno tel. die ſauren Salze, von der Natur zu der Vererzung angewendet werden . Der Schwefel iſt nicht mit Zinn , Kobold und Wißmuth , wohl aber , und zwar leidentlich , mit Arſenik uud Gold , lieber mit Sila ber , noch lieber mit Blen , Eiſen und Kupfer , und am allerliebſten mit dem Spießglasfönige vermiſcht. Der Urſanif iſt vornehmlich in dem Kobolde , Ku pfernickel, Roth - und Weißgülden . Fahl- und Falkupfererzte, und, jedoch etwas ſparſamer , in Kupferfieſen und Bleyglanze angutreffen . Was die durch ſie ben den Metallen und Halbmetallen veränderten Farben betrifft ; ſo macht der Schwefel das Silber , Blei und den Spiebglastónig ſchwarz lich , die ſogenannten rothen Metalle, Eiſen und Der Kupfer , gelblich , und das Queckſilber rock. Urſe. §663

854

Sirrzgefaßte Naturgeſchichte

Arſenit theilt dem , was nicht weiß iſt,

eine weiße

Farbe mit; nur das Silber macht er roth . 175 . $. metall, mütter,

Die Metallmůrter find feſte mineraliſche Kör. per , z . E. allerlen Stein und Erdarten und der brennliche Marerien , welche die Metalle, ben deren Erzeugung in rich nehmen , und ſich als Werkzeuge in der Vollkommenmachung derſelben bezeugen. Man hat bemerket , daß faſt alle Erzte in mehr als einer Art von Erden und Steinen ſich gebaren laf. fen, als die Zinngraupen auf Quarz; Spath : c. Infonderheit giebt der Spath, Quars, und dergiei. chen allerfeſteſtes Geſtein, eine allgemeine Erztmutter ab. Die rohen Erden eignen ſich in ihrer Vererzung vornehmlich auf Eiſen und Kupfer an . 176 . §. Die metalliſchen Erzte werden in den Gångent

Wie die und Klüften der Berge aus einem Dunſt erzeuget, Erzte er wie der Augenſchein beitáriger, und dieſe dampjar zeuaet rigen Erze !!gungen geichehen mir von der Seite, mo werden .

der mineraliſche Dampf hermittere , die andere Seio te aber bleibet ledig und fren . Es werden aber zu der Hervorbringung und Erhebung der merallifchen Dåmpfe die unterirdiſchen Waffer, Luft, und die gi ! r Gährung nöthige Wärme , ingleichen die faſt in allen Bergen vorhandenen Klüfte , in welchen ficy die unterirdiſchen Wetter' aufhalten , und die erzeug. ren inetalliſchen Theile anfeßen können , erfordert. Wenn nur dergleichen flüchtige Theile auf eine Stein , oder Erdart fommen , worinnen ſie ein. Wenn dringen können ; ſo werden dieſe vererzet. aber der Stein , wegen ſeiner Feſtigkeit, dem Cina dringen widerſtehet ; To frieget das Merall nur dar. auf an . Wie ſich die Natur überhaupt der Bewe. gung zu der Erzeugung und Zerſtörung der natürli. dhen Körper bedienet; fo kann man von den Mine. ralien

des Mineralreichs.

855

Mineralien und Metallen ſagen , daß ſie dieſelbe 1) durch die Vermiſchung einfacherer Theile hervor. bringe ; 2) fertige Mineralien zerſtöre, und ihre 3 ) denen . Cheile mit andern Körpern vermiſche ; felben nur etwas zufeke, oder 4) etwas davon ſchei. de , und durch beyde Verrichtungen ihr Weſen und Daß ſie dieſe Arbeit noch bes Geſtalt verändere. ſtåndig fortſege, erhellet aus den neuen Erzeugun . gen der Erzte in den Gruben .

.

177

Was die Beſtandtheile der Metalle anbetrifft ; Beſtando fo hålt man , wegen verſchiedener chymiſchen Ver. tbeile der Metalle. ſuche dafür , daß in denſelben 1 ) eine glasartige Er: de fen , welche die Baſin , oder den größten Theil, 2) Ein brennbares Weſen ; derfelbigen ausmache. daher die Schmeidigkeit und Schmelzbarkeit derſel 3) Ein mercurialiſches Weſen , wele ben abþange. ches ihnen den metalliſchen Glanz und die außeror. Nachdem nun dieſe Din dentliche Schwere gebe. ge verſchieden verbunden würden ; ſo entſtünden auch verſchiedene Metalle. S. 178. Durch Metalle aber verſtehet man vorzüglich Erklä: ſchwere, glänzende und feſte mineraliſche Körper, die rung der für ſich in verſchiedenen Graden des Feuers ( dimel. Metalle. zen. Sie laſſen ſich unter dem Hammer treiben, und eine jede Art derſelben hat ihre eigenthümliche Schwere. Die edlen Metalle , nämlich Gold und Silber, Halten die Kapelle aus , und bleiben bey ihrem Fluſſe, wenn er auch noch ſo lange dauert, unveränder's lid. Die unedlen, als Eiſen, Kupfer, Bley und Zinn , halten die Kapelle nicht aus , und werden in dem Feuer langſamer, oder geſchwinder, zerſtöret. In der Schmelzhike erlangen ſie , durch den Zuſak des Phlogilti, ihre vorige Geſtaltwieder. H614

I. Von

856

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

1. Von den Metallen und deren Erzten .

179 . $. Das Gold iſt das reinſte , fchwerſte und Feuer: (Il pom beſtåndigſte Metal ; ſo, daß es auch von dem Spieß. Beitbrei- glaſe nicht angegriffen werden kann .

Es ſiehet nach

bung des der Verſchiedengeit des Orts , blaß oder bodigelb Goldes . aus , und im Fluſſe befómmt es eine meergrüne Farbe ; doch iſt , ben vorhandener Reinigkeit , eines ſo gilt als das andere. Es hat keinen Klang, iſt biegſam und ſehr geſchmeidig. Unter der Erde fara es viele Jahrhunderte ohne Zerſtörung liegen . In dem reinen Waſſer verliert es beynahe ein 19 Chei von ſeinem Gewichte . In dem Feuer fihmiljet e leichter , als Eiſen und Kupfer , und ſchwerer als Zinn und Blen , und fømmt darinn zum Flufte, for bald es belle glühet Das Scheidewaſjer kann ihn nichts anhaben , aber in dem Königsmaſſer mitd es allfgeloſt. Im trocłnen Wege bat die Aufdfung deſſelben mit der Schwefelleber, und auch zuglesta mit dem Wiſmuthglaſe, Statt. Wenn es mut eis nem flüchtigen Alcali und etwas Salpeterſäure, durit) das Fällen aus dem Königswaſſer , vermenget iſt ; ſo brennt es ben dem geringſten Grade der Wärme mit großem Knallen ab. 180 . $.

Das Gold wird zwar gediegen , aber ſelten rein, Wie es get ſondern meiſtens mit Silber verſeket, gefunden funden Zuweilen iſt es zufälliger Weiſe von andern Erster wird. umhållet ; baber man auch dafür hålt , daß es manchmal, z. E. in Goldfies , goldgalriger Zin nober , und in goldhaltiger Blende , vererzet fer. Dieſes Metall iſt den Ganggebirgen eigen , und mirt in verſcbiedenen Stein . Erdarten und andern Erz. ten gufunden , f . E. in Quarz , Kiefeln , Hornſtein , lafurſtein , Zinnober , Spaty , Kalkſtein , Marmor, Salt,

des Mineralreichs .

857

Talk , Blende , Sand , Setten , Mergel, Silbera Kupfer . Blen : Eiſen - Zinnober . Sprejglaserzten und Kieſen . Es kommt in derben Stücken , drüſen artig, in Blättchen , als zarte Půnctchen eingeſprengt, Meiſtentheils iſt es in feia als angeflogen xc. vor. ner Mutter in ſo zarten Punctchen vorhanden , daß man es auch mit den beſten Vergrößerungsglåſern vergebens ſuchet. Wenn das Gold aus den Gebir , gen durch das Waſſer mit in die Både i:nd Flüſſe ſo pfleget man es auch in den

geführet worden iſt;

felben , zumal in den Krümmungen , zu finden.

J. 181 . . Das Gold wird in vielen Låndern , und zwar Wo es ju in einigen reichlicher, in andern aber ſparſamer an finden iſt. getroffen .

Die weſtindiſchen Landſchaften Caras

bay..., Larecuja und Tipuake ſind reich an feinem Die Silberbergwerke der Stadt St. Phis Golde. lipp , Orero , ſind mit andern Bergen umzingelt, die viele reiche Gänge von reinem Golde enthalten , und die Gränze von Chayanda iſt auch voller Gold , gånge zc. In Japan , China, Perſien , Ors mus , Arabien , Guinea , Piemont , Schweiz, zu Allwiß , Bolengrund , Scheideck und Drub , in dem Bareuthiſchen zu Cronach , in Sclefien bey Zukmantel, Goldberg , auf dem Berge Sar botho und dem Rieſengebirge , in Böhmen zu Eulau ; im Salzburgiſchen zu Gaſtein , in lin garn zu Cremniz, Shemniz , Wendiſchleuten , und in Siebenbürgen 2c. wird gleichfalls Gold ans getro,feu. $. 182. Bey Rio di Pinto, in dem ſpaniſden America (11) Von wird die Platina gewonnen , welche bei ihrer Rei der Platis 18 . nigkeit ein weißblauliches, glänzendes, aus einför migen Theilen beſtehendes, ſehr ſchweres und feuece Sie widerſtebet dem befo tigſten H665

beſtändiges Metal ift.

. 3

860

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

kommt aber darinn dem Kupfer und Eiſen nicht ben. Es hat einen Klang, der ißm aber durch das Blen benommen werden kann. In dem Waſſer verliert es ungefähr it von ſeiner Schwere. Von dem Schwefel wird es ſchwarz, und man kann es durch verſchiedene Dinge, beſonders durch das Ků . denſals, flüd )tig machen . In dem Königswaſſer wird es nicht aufgelöſet, ſondern von dem Salpetet. geifte, und erlanget darinn eine größere Reinigkeit, als von dem Bleye ; weil dieſes eher eingeſchert wird, als es die feinſten Kupferunreinigkeiten wegnem, men kann . Die Goldſchmiede pflegen és durch das Kochen mit Weinſiein und Kůdenſals zu reinigen, und nennen dieſe Handlung das Weißjieden . 187 . S. Das Silber mirð ſehr oft, und faſt in alien

Gediegen Steinarten , beſonders im Quarze, Spathe , Kalte ſteinen, Hornſteinen, Knauer, Glimmer, und zuveis Silber. len in Schiefer, gediegen gefunden. Es zeiget Rio auch im Sande, und in verhiedenen Erden und Erzten , f. E. in Kobolde, Glaserzte , Rothyülden erzte, Bleyglanze, Eiſenſteinen und Zwitter. Es iſt aber mand )mal

in

den Steinen ſo

verſtedt,

daß man es erſt ben dem Anſchleifen gewabr wird. Es fommt in verſchiedenen Geſtalten , ž. E. nut angeflogen, oder als Wolle, Haare, Drath, Blätt gen, Schuppen, Körner, Zacfen, Zweige, in un förmlichen Stücken , und Telten als Staub und Bergguhre , vor. Man pflegt es wegen feiret Kenntlid )feit, Bauerzt zu nennen. . Es führt aud

1; niemals Gold, zuweilen aber etwas arſenifalija bery fich . 188 . §.

Das Silber pfleget mit Schwefel oder Arſenit, Berer's oder mit benden zugleich, .ingleichen mit der Koch zung deffels ſalzſäure, Kupfer , Eiſen und Spießglas vererat ben.

des Mineralreichs.

gu feyn.

861

Außer dem ſcheinet der Arſenik zu der

Hervorbringung des Silbers etwas benzutragen ; Denn er iſt nicht nur in dem Roth - und Weißgüldenis erzte vorhanden , ſondern der Herr Bergrath

Benkel hat auch aus Kreide und Mißpickel Silber erhalten . 189 $.

Das gánfekSthige Erze iſt eine der ſeltenſten Gånfeld, Urten , und man verſtehet darunter eine reiche thiges Gilbe, die öfters mit Haarſilber vermiſcht zu ſeyn Erzf.

pfleget.

5.

190 .

Das Glaserzt, minera argenti vitrea , iſt mit Glaserje. Es ſieht bleyfarbig, Schwefel vererztes Silber. Fah zuw und lerzt aus, und wird theils in eilen wie thei unförmlicher , ls in echichter Geſtalt gefunden .

Das ſtahlreine läßt fich prägen , und das derbe iſt Tehr ſdwer , und man kann es, faſt wie Blen , håm . mern und ſchneiden ; welches aber nicht angebet, venn es mit etwas fremden durchſeket, oder ben al.

erley Erzren eingeſprenget iſt; in welchem Fall die Beſchmeidigkeit zwar den Brockelchen bleibet , aber pon der ganzen Miſchung nicht geſagt werden kann , Der Silbergehalt deſſelben iſt zwar unterſchieden ,

aber doch allezeit febr beträchtlich, und man kann ihn

hngefähr auf 3 Viertheil rechnen ; wenn man die Zuweilen iſt es mit eis proden Arten ausnimmt.

nem gelben oder grünen Beſchlage angelaufen , der pon dem Schwefel verurſachet wird . In dem Feuer

Flegt es zu fließen , fo bald die Farbe deffelben in das óthliche ſdielet. $ . 191 . Das Sornerze, minera argenti cornen , iſt ein Hornerjt. nit Küchenſalzſäure aufgelöſtes und vererzfes Sil:

Es giebt weißliches, gelbliches nnd braunes , i geſchmeidig , halb durd ; ſichtig und hat eine Zehna lichkeit er.

852

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

lichkeit mit dem Colophonio , oder bearbeitetett Horn ; Daher die Benennung deſſelben genommen iſt. Es kann nicht ohne einen die Salzſäure an fich ziehenden Körper in ſeine Beſtandtheile zerleget werden . Es enthält gemeiniglich ' 2 Drittheil Silber, und wird in einem ſtarken Grade des Feuers flüchtig. Herr “enkel nennt es ein weißes Glass erzt , welches insgemein in dủnnen rundlichen Schaalen, zuweilen auch in großen Klumpen bres che, dergleichen etliche Pfund ſchwer in der Dresdner Gallerie vorhanden ſind.

S. 192. Das Rothgüldenerzt, ‘ininera argenti rubra, Korbgúls iſt ein mit Schwefel und Arſenik vererztes Silber, denerjt. Nach dem Verhältniſſe dieſer beyden Vererzungs. mittel, iſt die Farbe von der dunkel- bis zu der heco rothen verſchieden. Das von Heuporoſi hålt zu . weilen gediegenes Silber in ſich , welches jid , wie Man fann es Fåden aus einander ziehen läßt. durch das Schaben entdecken , wovon es bekrory wird, oder nach der gewöhnlichen Redensart, blutet ; es giebt auch allezeit ein rothes Pulver. Es wird theils derb , in unförmlichen Stúden, theils druſenförmig, zuweilen auch nur als ein In flug gefunden . Es iſt ziemlid) ſchwer, gehöret unter die reichhaltigen Silbererze , und iſt an der Güte Dieſe Erztart dem Hornerze gleich zu ſchåßen. praffelt im Feuer, und weil der Arfenik davon in die Hibe gehet ; ſo ſtößet es einen dicken und ſtintena den Dampf von ſich . Sie kommt bey einem gelis den Grade des Feuers , noch ehe ſie glüber, jum Fluſſe. Mit dem Salpeter entzündet ſie ſich über dem Feuer ,oder verpufft ; woraus man auf deren Schwefelgebalt ſchließen kann. Wenn der Magnet dieſes Erzt,

nach dem Röſten ,

anziehet;

to iti Eijen

des Mineralreichs

863

Eiſen mit in die Miſchung deſſelben aufgenommen geweſen.

193 . . Das Weiſgüldenerze, minera argenti alba, Weißgül iſt ein mit Kupfer, Urſeniť und Schwefel vererztes denerzt. Es ſiehet hellgrau und glänzend, faſt wie Silber .

Man Bleyglanz , aus, iſt ſchwer und zerbrechlich. findet es gemeiniglich in unförmlicher , zuweilen aber Zuweilen in cryftallinifcher und drußiger Geſtalt.

iſt es auch nur z . E. in Blerglanz, Kieß, Rothgül . denererzt zc. eingeſprengt oder angeflogen . Das reine pfleget 14 Mark Silber, und noch mehr Kupfer

in ſich zu enthalten . $ . 194 . Wenn das Weißgüldenerzt fehr heſſe iſt, oder Weißerje.

in das Weiße fällt ; ſo bekommt es den Namen des Weißerztes , bålt außer dem Silber, Schwefel und Arſenik, und iſt alſo ein ſilberhaltiger, arſenika ,

Tiſcher Kieß, der ſich durch das bloße Anſeben nicht wohl von dem gemeinen Giftließe unterſcheiden åßt. Un Silbergehalte iſt es arm, und berrågt nur etliche Lotke. Es wird in den Sachfiſden und Karziſchen Erztgruben , und an mehrern Orten

angetroffen , auch zuweilen verwittert gefunden , und Sat alsdann eine dunklere Farbe.

Das

g . 195 . Schwarzgüldenerze ,

Schwarzerzt, Schwarz

ninera argenti' nigra, pflegt Spießglas mit in fel.gúldens er Miſchung zu enthalten , und dergleichen iſt das erze. Deruvianiſche Schwarzerzt ; oder es iſt verwitter. es Weißgüldenerzt, welches den Namen der Sil, perfchwarze , rußigen Silbererztes befommt, nd aus einem ſchwarzen ſilberhaltigen Staube bea

Man gewinnet es gemeiniglich in Klüften ehet. no Drufen auf reichen Gefdhieben , und es pfleget über

$ 64.

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

über 100 Marf Silber in dem Centner zu entha! ten.

Es kommt auf dem Sarze, in Schleſien u

Rcidenſtein, in Böhmen, lingarn , und in Susty ſen zu greyberg xc. vor. 196. $. Das Fablerzt, minera argenti griſea , ift en Fahlerzt. mit Schwefel, Arſenik, Kupfer, und zuweilen gut Es hat eis mit Spießglas vererztes Silber.

Zehnlichkeit mit dem Weißgüldenerzte , nur dat de Farbe Defjelben etwas dunkler , oder dem Miam . nach , fahl iſt. Es pfleget bey Kupfererzen un Kießen zu brechen , und hålt etliche Mart Silber Wenn es mehr ins Weiße oder Schwarzliche fälle. fo pflege man es auch Weiß , oder Scwurzety zu nennen . 197 S. und die daben brechenden Die Rornáhren , Rorns

Stangengraupen, in den beßiſchen Schiefern, ja

åbren.

Frankenberg, werden auch zu dem Fahlerzce in rechnet. Die erſtern ſind, der fånge nach, me te ſchiedenen Zacken verſehen, haben daher ihre Here nung, beſtehen aus Thon, Kalf, Schwefel, Arfait und Silber, und ſollen von dieſem auf 50 Wiart im Centner enthalten . Die andern ſind ein mit Erdharze,

weißem

Kieße

und

Kupferlafurerji

durchdrungenes Holz.

198 . $. Das Federerzt, ininera argenti plumoſa , Federerzt. minera argenti antimonialis capillaris, iſt ein mi Arſenik, Schwefel und Spießglas vererztes Silbet. Es beſtehet aus lauter kleinen Spiken , oder garten ſchwarzen Härchen , ift locker !, leiche, und ſicher des Spießglaſe ähnlich. Es geborer unter die arsten Silbererzte, und enthalt in dem Centner gemeiniglia nur 4 loth Silber. Man kann , wegen ſeiner Be ſtandtheile, auch Rauſchgelb daraus erbalten. §.

196

des Mineralreichs.

865

199. Der Herr von Jufti führet in feinen Bemů. Raſchges, Qungen zum Vortheil der Naturkunde, ein Silber, wácble. Titel des Rorohgewachſes an. erzt, unter dem Es foll ein mit Arfenif und etwas Eiſen und Kum pfer mineraliſirtes Silber , und auch mit gelbange. laufenen Silberblåttchen durchſeket, und ſehr feft feyn , auch an verſchiedenen Stellen weißgrau , ſchwarzgrau und bräunlich ausſehen. 200 S. Das Silber wird auch in andern Ergten, als in Silbers Kupfer. Blen . Zinn . Eiſen , Kobold . Wißmuth , haltige und Spießglaserzten , in Blende und Kieß , f. É . Wineras zu Freyberg und Schönbrunn in Schleſien , im. gleichen in verſchiedenen Steinarten, als in Marmor zu Johanngcorgenſtade, und Kolbnitz in Schles ſien , in Bergleder, in Hornſtein, in dem Erzgebirs

giſden, in Schiefern, zu Gollwitz, Manebach , Borrendorf, Ehweina , Ilmenau ac. in Kie. feln, Granaten, in Bohinen und Schleſien , in Steingeſchieben, und in Steinfohlen , zu Sartha , ferner in verſhiedenen Erden, als in Letten, Guhren, Gilben , bey Stiefern und edlen Geſchicfen , als zu Erbisdorf und Oberſchóna, in Bräunen , Ro. thel, Mergel,ben Radeburg und Schemnis, und im Sande gefunden : daher hat man oft nothig , eia nen Körper auf Silber zu probiren ,

wenn er gleich

das äußerliche Anſeben dazu nicht fat. 8.

201.

Das Kupfer, Aes, Cupruin , iſt ein rôchliches IV ) Dom Auf dem Bruce wird es fórnicht Bupfer. Junedles Metall. Es beſiket ! s“ und ohne beſondern Glanz befunden .

auch eine merkliche Karte , Elaſticitåt und Geſchmei. digkeit. In dem Waffer gebet etwas über ein 2ch. tel von ſeiner Sdywere verlohren . Kein Metall ift II. Theil.

866

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

ſo ſchwer aus ſeinem Erzte zu bringen , und rein bar. zuſtellen, als dieſes. In dem Feuer kommt es eher nicht zum Fluffe ; als bis es erſt durch und durd glühet .

Unter dem Glügen verlieret es in furger Zeit mehr, als andere Metalle, von ſeinen Beſtand theilen, unter der Geſtalt (dhuppiger Schlachen . Es wird, ohnerachtet es etwas feuerbeſtandig iſt , von dem Feuer nach und nach gånzlich zerſtöret ; indem der flüchtige Theil als ein Rauch, davon gehet, und das übrige fidy in Erde und Schlafen verwandelt. Wenn Waſſer, oder ein feuchter Körper, zu dem ge. ſchmolzenen Kupfer kommt, oder wenn daſſelbe, nachdem es ſchon anfängt zu geſtehen, auf einen fal. ten Drt kommt ; po ſchlägt es mit Gewalt um ſich, und kann ein Gebäude anzünden.. S. 202. Das Kupfer wird in allen Salzen, auch von bem , das in der Luft iſt, aufgeldſet, und macit also

Deſſen Derbålts niß gegent denn vielerley Farben, beſonders aber die blaue und Den Harngeiſtern theilet es eine Khóte grüne. andere Durch das Schmelzen mit dem blaue Farbe mit. Körper. Von dem Zinfe und den Arfenit wird es weiß.

Dingen, darinn dieſer enthalten iſt, bekommt es ei ne gelbe Farbe , und heißt alsdann Meſing, oder gelbes Prinzmetall, wenn es bloß mit dem Zinte gemacht iſt; da denn, nach den verſchiedenen Um. ſtånden, ſowohl die Farbe, als die Geſchmeidigkeit, verſchieden ausfällt. Zu dem Tombacke werda 7 Loth altes Kupfer, 5 loth Meßing, und ein halb Quentchen engliſches Zinn genommen. 203 6.

Kupfert erzte.

An den Rupfererzten beobachtet man feſten ei ne ordentliche Geſtalt; doch fommen ſie zuweilen drufig und ftrahlid t vor. Es zeiger fich fein Ergt unter ſo vielerley Farben, als dieſes, und wenn man an einem mancherley Farben, beſonders die grine

des Mineralreichs.

867

und blaue, erblicket ; fo kann man ziemlich zuverläſ fig auf die Gegenwart des Kupfers ſchließen. Man wird auch die Kupfererzte nicht leicht ohne Arſenit und Eiſen finden , und je mehr von dieſem darinn angetroffen wird, deſto ſprøder iſt das Ku . pfer. Sie brechen , außer den Flokſchiefern, mehs . rentheils gangweiſe , und lieben, in Unſehung ihrer { age, die Mitte des Gebirges ; ſo, daß ſie weder in allzugroßer Teufe, noch feltnec aber gleich unter der Dammerde gefunden worden . Ihre Guhr, oder Anweiſung am Sage, ift vitrioliſch, und ſiehet grün oder blau aus.

. '204 . Unter das gewachſene Kupfer , Cuprum nati . Cements vum , fann das Cementkupfer gerechnet werden, kupfer . welches aus den Vitriolwaſſern , worinn es die Säus re aufgelöſt hatte, entweder von ſelbſt, oder durch die Kunſt, vermittelſt des hineingelegten Eifens , nies dergeſchlagen , und in ſeiner metalliſchen Geſtale dar. geſtellet wird . Herr Senkel bålt dafür, daß das gebiegene Kupfer in der Erde ſehr oft auf dieſe Art entſteße, und dieſer Meynung pflichten auch an . dere ben . 1

f.

205 .

Gewachſenes Rupfer in feſter Geſtalt, Ru : Gedieges pferrohe, kommt in Kupfererzten, z. E. im Kunnes Kua pferglaſe, rothen Kupfererzte, Fahlerzte, Kupfer.pfer. federerzte ; in feſtem Geſtein , als in Kalfſtein , Schiefer, beſonders in dem Bottendorfer, in Spath, Quarz , Gneiß , Sandſtein xc. und zwar in unfórm . lichen Stücken druſig, åſtig, þaarig, blåtterig ,körnig , oder als eingeſprengt vor . S. 206 . Das Rupferglas, minera cupri vitrea, ift ein Kupfer mit Schwefel vererztes Kupfer. Zuweilen hat es glas. auch etwas weniges von Arſeniť und Eiſen bey Jii 2

fich.

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

868 fich.

Es wird theils dichte, theils würflicht gefun

den , und gehöret unter die reidybaltigſten Kupfer erzte ; wie man denn den Centner auf so bis 80 Pfund ſehr reinen und geſchmeidigen Kupfers nuken fann; zuweilen beſtehet es auch meiſtens aus ge Es iſt ſchwer , glånget, wachſenem Kupfer. und hat eine rothliche, violette, und dunkelbraune Farbe.

$. Rotbes Kupfers erjt.

207

Das rothe, ziegelfarbene Rupfererzt, mine ra cupri rubra , pfleget öfters gewachſenes Kupfer in fid) zu enthalten , iſt ſehr reichhaltig und leichtfluſ. fig ; wenn die Körhe nicht von dem Eißenocher ber. Das ſcharlachrothe wird nur ſelten ge. růbret. funden .

Es giebt

dergleichen fu Pollewoi in

Rußland, in Schweden , Böhmen , Sachſen, zu Stoneeberg, in Thüringen, zu Rónios, und in dem Bareuchtliten .

$.

Fahlfupfererzt.

208 .

plerze, Das Fahlkupfererzt , Fahle rzt, Weiferze, graues Rupfererzt, minera cupri griſeа , iſt ein mit Schwefel, Arſenik, Eiſen und wenigem Silber vererztes Kupfer. Die Farbe iſt weiß , gelblich oder Dunfel, dadurch man es von dem weißen Sieße unterſcheiden kann , den es auch an der Schwere Es unterſcheidet ſich von dem Silber übertrifft. fahlerzte dadurch, daß es reicher an Snpfer, aber Es wird felten in reix deſto årmer an Silber iſt. nen und großen Stúden gefunden .

Je mehr Arfen

nif daben iſt ; deſto weißer wird die Farbe. 209. S.

Das Lebererze , braun Rupfererzt, minera debererzt. cupri fulva, iſt ein leberfarbenes, zuweilen gelbli. ches, Yehr reichậaltiges Kupfererzt, und pfleget nicht felten gewachſenes Kupfer zu enthalten . Es har viel Eiſen, iſt daher ſtrengflüßig , und kann durch das 1

des Mineralreichs.

869

das bloße Huge von einigen Eiſenerzten nicht wohl unterſchieden werden ; wenn es nicht die grúne Far. be verráth . $. 210. Zu dem blauen Rupfererzte gehöret 1 ) der Blaues Laſurſtein, lapis laznli, welcher eine ſchöne blaue Kupfers erzt. Farbe mit gelben Kießflecken hat, wovon jene in måßigem Feuer bleibt, dieſe aber vergeben. giebt mit dem Stahle Feuer, låßt fich poliren, und wird zu der Bereitung des Ultramarins gebraucht. 2 ) Rupferlafur hat eine ſchöne blaue, im Feuet unbeſtandige Farbe, iſt weich, und nimmt keine Po. litur an, und da es unter allen Kupfererzen am we. nigſten Eiſen, Schwefel und Arſenik hat ; ro giebt es mit leichter Mühe vieles und gutes Kupfer. 3) Das Bergblau iſt ein erdiges, lockeres, leich . tes Haufwerf, deſſen blaue Farbe , Gehalt und Flüßigkeit im Feuer verſchiedene Grade baben . Wenn es derb und feſt iſt ; ſo wird es Rupfer. blau, und das lockere, erdige, Rupferocer, ochra Veneris, genennet. Zuweilen beſtehet das Kupfer blau aus ſchönen blauen Cryſtallen . g . 211 . Zu dem grünen Rupfererzte gehören 1 ) das Grünes Es pfle Kupfers derbe und þarre, Walachir, malachites. erit. get gemeiniglid) ein mit Kupfer tingirter Spath zu fenn , der eine Politur annimimt. Zumeilen iſt er ganz grün und rein, manchmal aber mit anders ge. fårbren Flecken und Udern durd ſeket. Der Cent .

ner pflegt 10 bis 15 Pfund Kupfer zu enthalten . Er wird in Rußland zu Polewoi und Kunnerts , ka, in Sdıreden zu Ordal , auf dem Sarze in den Laucerbergiſchen Gruben , in dem manns . feldiſchen , 17affauiſchen und Sächſiſchen , in & dleſien zu Rupferberg , in Bbbmen , Tyrol, zu Salkenſtein , in Ungarn zu neufol, in Jtas lien , Jii 3

870

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

ien , Cypern , und andern Kupferbergwerfen ane getroffen . 2 ) Das derbe und harte Kupfers grún, aerugo nativa ſolida, imgleichen das erdige und weiche , grüner Kupferoder , Berggrün , ochra Veneris; wenn dieſes in den Kupfergången von dem Waſſer abgewaſchen und weggeführet wor . den iſt ; ſo werden die Erzte und andere Steine das mit angeſintert.

Es kommt in den Kupferberg,

werken an meørern Orten vor, und wird auch in Ungarn durch das Waſchen der Kupfererzte erhal ten . Sowohl der blaue als grüne Kupferocher ent. halten, wenn ſie rein ſind, viel Kupfer. Der Grün , ſpan , aerugo , vermittelſt der

Viride aeris, wird aus Kupfer, Weintreſtern , in Frankreich

verfertiget.

212. §. Das Pecherzt, minera cupri nigra, iſt ein mit Pecħerzt. Schwefel und Eiſen vererztes Kupfer . Es ließet ſchwarz und glänzend , faſt wie eine Schlace ans, iſt ziemlich feſt, und enthålt bald mehr , bald meni, ger Kupfer. Es wird nur ſelten, f. E. in Ungarn gefunden, und darf mit dem ſteinkohlichen und ichies ferichen Kupfererzte nicht verwechyfelt werden . Die ſogenannte Rupferſchwarze iſt ein ſchwarzes þar tes Pulver, welches kupferreich ift.

$ . 213 . Buntes Kupfers erzt.

Buntes Rupfererzt iſt in Tyrol ben Sters zingen, und Großlicz in Böhmen ; gelbes und purpurfarbenes zu Unglau ; grün und purpurfar. benes zu 17eufol in lingarn ; purpurroth, gelb und weißes zu Johanngeorgenthal; gelb, grün und blaues zu Schneeberg ; blau, gelb und pur, purfarbenes, ingleichen gelb, grün und ſchwarzes zu Rupferberg befindlich.

g.

214.

des Mineralreichs.

871

g . 214. Der Rupferkieß , gelbes , grûngelbes Kupfer, Kupfers erzt, chalcopyrites , iſt das gemeinſte Kupfererzt,kieg. kommt in unförmlichen, druſenartigen Stücken vor, und beſtehet aus Kupfer , ziemlich vielem Eiſen, Schwefel und Erfenif, und pflegt gemeiniglich 20 Pfund Kupfer und etliche Quentchen Silber zu ento halten. Je tiefer er in dem Gebirge ſtehet; deſto reichhaltiger pfleget er auch zu ſeyn. Er hat äußere lich und innerlich eine goldgelbe Farbe, aus welcher eine grüne, von dem Kupfer, hervorſchimmert ; je.. mehr aber Arſenif dabey iſt, deſto blaſſer fållt die Farbe aus . Zuweilen iſt er von außen und auf den Klüften, wenn er lange an der Luft gelegen hat, mit den ſchönſten Farben überzogen , und wird alsdann auch Kupferlafur, Laſurerze, genannt . Auf dem Er iſt Anbruche iſt er ungleich und wellenförmig . feſter als der Schwefelfieß, und vitrioliſiret über der Erde nicht, wie dieſer. Die blaffen Kupferfieße ge. ben auch mit dem Stahl kein Feuer, wie die Eiſen . kieße; doch darf man ſich von denr eingeſprengten Quarze nicht irre machen laſſen . 215 . $.

Wenn in den Schiefern eine oder mehrere Ur. Kupfers ten von den angeführten Kupfererzten enthaltenſchiefer. find ; ſo werden ſie Kupferſchiefer genannt; fon . derlich pflegt der Kupferfieß håufig darinn befind . lich zu feyn . Ihr Kupfergehalt und Flüffigkeit im Sie haben mehrmalen Feuer iſt ſehr verſchieden . einen grünen und blauen Beſchlag , welcher aber nur wenig Kupfer enthält , und ſich im Sdimelzen eiſena ſchůßig erzeiget. Die Kupferſchiefer werden zu Kleichenwald in Schleſien , in dem Rothenburs giſeren , Thüringiſchen , zu Ilmenau , in dein beßiſchen zu Riegelsdorf, in dem Tijannsfeldis lden u . f. f. gewonnen .

Sie gehören unter die Jii 4 zuſam ,

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

872

zuſammengefeßten Erzte, und enthalten Kupfer, Kieß , Glas , Nickel, Blenglanz, Kobold und Schwefelfieß.

8. Der Kupfernickel ,

216, minera 'arſenici ex flavo

fupfera . rubra , itt ein mit häufigem Arſenik durchfebres rorhs nickel, gelbes dichtes Kupfererit . Herr Henkel nennt ihn eine rörbliche Robolominer. Er enthält Arles nif, Shwefel, Farbenkobold , Eiſen und Kupfer ; weil aber das Anbringen des leten, wegen des du mit verbundenen Kobolds, ſehr gehindert wird ; fo pflegt man ihn lieber unter die Kobolderze zu recha nen .

Auf dem Bruche iſt er glänzend, und pflegt

einen grünen und pfirſichblütøfarbenen Beſchlag zu Þaben . In dem Feuer iſt dieſes Erzt ziemlich bar ftåndig ; jedoch , wegen der Vereinigung mit dem Stiefel und Arfenik, in fo weit Hüchtig, daß e währendes Röſtens , wenn man ihn ruhig liegen låße, in Zweigen anſchießet. Durch die Einildes rung wird er zu einem grünen Kalt, woraus fico eta hyacintherfarbenes durchſichtiges Glas bereiten lábt. Die unterirdiſchen Säuren löſen iha auf, und bekommen dapon eine bellgrüne Farbe. Von dem Salmiaf wird der Niederſchlag mit einer bliver Farbe aufgelöſt. Wenn man die Auflöſung abeiro ſten läßt, und die metalliſchen Theile wieder berſtellet; ro bekommtman einen Tickeiksmg. Gegen det Kobold, Eiſen , Schwefel und Arſenit außert er eine ſtarte anziehende Kraft, und er vereiniger lidt and mie allen Metallen ; wenn man das Silber und Quedfilber davon ausnimmt. Wenn Kobold und Witimuth mit ihm zuſammengeſchmelzet werden ; fo entſtebet davon ber Unterſchied der Speiſe. Da Kupfernickel, Kobold und Wißmuto find mehren theiis in einerley Gruben benfammen, und man fin det fie.

1) in Form eines grünen Ralfs, ochro Nicob.

des Mineralreidis.

873

Nicoli , der zuweilen mit Eiſenkalf vermiſcht iſt. Zu ormark in Wermeland wird dergleichen im Thon gefunden , und iſt mit gediegenem Silber ver . miſcht.

2) In Derber Geſtale, Nicolum cobalto ,

Marte , arſenico et ſulphure mineraliſatum , f. E. in Sachſen und Thüringen zu Riegelsdarf, und zu Los in Selſingeland , an welchem lektern Drte er kleinkörnicht und ſchuppenartig iſt. 3 ) Nicolum acido vitrioli mineraliſatum , hat eine ſchöne grüne Farbe , und låßt ſich aus dem Nifelocher auslaugen. 217 §. Das Kupfer befindet ſich , zufälliger Weiſe , in Andere fuo vielen Erztſtein- und Erdarten , ž. E. in Silber- pferbaltis

Bley

Zinn . Eiſen- und Kobolderzten , in Kiefen ,calien .

Kalf, Sandſteinen, Erden ; da es gemeiniglich auf Auch die zart eingeſprengte Kupfererzte ankommt. Steinkohlen ſind nicht leer davon , wie man an denen zu sartha , in dem Erztgebirgiſdhen ſiehet, die 30 bis 40 Pfund Kupfer in ſich enthalten . 218 . S: Das Zinn , ſtannun , iſt das leichteſte Metall, (v) Dom In dem Sinne. und hat eine weiße glänzende Farbe. Waffer verliert es ein Siebentel von ſeiner Schwere. Es hat feine beſondere Hårte , und iſt nicht ſo gee ſchmeidig als das Gold , Silber , Kupfer und Bley . Es knirſcher unter den Zähnen , oder wenn man daſ. felbe beuget. So wie es von der Hütte fommi, ehe es , durch den Zuſage des Arfenifs , weißer und flin . gender gemacht worden iſt ; kann es , ohne Scha . den , ju küdengeſchirren dienen . Dás engliſche Zinn wird mit Zint , Spießglaskórnig , Wiß. muth oder Kupfer verfeket .' In dem Feuer fchmilzet" das Zinn von dem Glühen , und gehet theils gar bald als ein Dampf davon , und theils bleibt es , nach dem verſchiedenen Grade des Feuers, als aſchenfarbiges oder weißgraues Pulver , zurück ; im Jiis

874

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

im ſtarken Feuer wird es auch zum Theil in ein mild. farbenes Glas verwandelt. Das Gold und Silber wird von dem Zinne brüchig , und wenn man dieſes zu Eiſenſchmelzungen chut ; ſo wird das ganze Wert verderbet. In gelindem Feuer vereiniget es fio mit dem Blen , aber in dem ſtarken feket es ſich oben auf, und verwandelt ſich in Aſche. In dem Spēle nigswaſſer wird es aufgelöſt, und ſchlägt das Gold daraus , in der Geſtalt eines purpurfarbenen Pul vers , nieder.

Aber die Zinnerde brauſet mit Feinet

Såure ; daher ſie nicht alcaliniſch iſt.

S.

219 .

Die Zinnerze laſſen ſich nicht wohl am Tage, Bon, der in ausgeſtoßenen Geſchieben (Seifengraupen ) fpů. Binnerz: ren ; ſondern brechen mehrentheils ſtockwerf weiſe, ten über haben weder Hangendes noch liegendes, und über. baupt. treffen faſt alle andere Erzte an der Schwere. Die reichhaltigſten ſind dunkelbraun oder ſchwarz, und haben eine glänzende Oberfläche , und eine vielafidh Das Zinn iſt nur mit te unordentliche Geſtalt. Eiſen , und felten mit andern Metallen vererzet, und man trifft auch von dieſen nur wenig in den engliſden Zinnerzten an . In den Flokgebirgen tommt es am ſeltenſten vor.

S. Binns

220 .

Die Zinngraupen , minera ftanni polyedra, Haben eine vieleckichte und unordentliche Geſtalt, und

graupen. beſtehen aus Zinn , Eiſen und einer unmetalliſchen Erde ; zufälliger Weiſe enthalten ſie auch Arſenit. Man þat ſie von verſchiedener Farbe , š . E. weiße, gelbe , rothe, braune , ſchwarze. Die weißen find ein halb durchſichtiger, ſchwerer, zinnhaltiger Spark, fie kommen zu Cornwall in England , und zu Schlackenwalde, in Böhmen vor . Einige davon follen nur Eifen enthalten .

9. 221 .

des Mineralreichs.

.

875

221 .

Jinnzwitter ſind zarte Zinngraupen , an weleZinngwits den man die echichte Geſtalt nicht deutlich , oder ter. gar nicht gewahr werden kann , und die in allerley Geſtein jeingeſprengt , mithin nicht fo rein , als die Zinngraupen , find. Es iſt das gemeinſte Zinnerzt und man findet es von allerley , 3. E. gelber , brau . ner und ſchwärzlicher Farbe. Den gebrannten , ge pochten und gewaſchenen Zwitter nennet man Zinns

ſtein , welcher ungefähr zwen Drittel Zinn giebt. Das übrige ermeiſet fid, durch den Geruch als Arſes nik , der riebſt dem Zinn die große Schwere des Zinnſteins verurſachet . Seifengraupen find große

Zinn ;wittergeſchiebe ; Zinnfano ſind Fleinere .

dergleichen

$ . * 222.

Der Zinnſtein , Lapis flannifer , unterſcheidet Zinnſtein. ſich von dem Zwitter darinn , das man das Erzt nicht mit bloßen Augen fehen kann, ſondern nur den

Stein gewahr wird. In den engliſchen Gruben iehet er fchwarzbraun aus, und iſt viel ſchmerer, als

die Granaten . Man hat ihn dafelbft lange Zeit für Zuweilen trifft man eine taube Erztart gehalten . in dem Zinnſtein auch Schiefer, Glimmer und Kies

an . Zinnſpach iſt ein weißes blåttriches Zinnerzt. Die Zinnerzte werden auch zuweilen verwittert ani jetroffen , und Itannun calciforme genannt.

. - 223 · Das Bley , plumbum , bat eine weißblauliche (v1) Dom Farbe , iſt nach dem Golde das ſchwerſte, und un , Bley . er allen das weichſte Metall. Es hat keinen Klang,

und bekommt nach dem Bruche , eine glatte Fläche. In dem Waſſer verlieret es etwas über 71 von rei ier Schwere . Es pflegt faſt alles Blen etwas Sil. ser ju enthalten , wenn man das Villacher in Carnthen davon ausnimmt , welches bey dem Rós ſten

876

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

ſten herausläuft, und die ſtrengflüßigen Metalleja růclaßt. In dem Feuer fommt das Blen m dem Glühen zum Fluffe, und wird bald darin zerſtöret; indem viel als ein Dampf wovon gebe, und das Uebrige , nach dem verſchiedenen Grade das Feuers , bald in eine Uſche zerfällt ; wovon die rore, durch ſtarke Calcination erhaltene, "Viennig, mi niun ,

heißt , und aus einem Centner Bley 19

Pr. deſſelben erhalten werden , bald zu einer rochen gelben oder ſchwarzen Schlacke ſchmilzet, die unter dem Namen der Gläthe oder Glóthe bekannt it

Man hat kein Metall, deſſen Uſche mit glasartiges Erden ſo leichte , als von dieſem , in einen glasarto lo gen Fluß gienge . Der Bleykalt ſchmilzet and bey måßigen Feuer , und befommt ben dem 215 guſſe eine hornartige Geſtalt , und wird Saturnus corneus genannt. Wenn das Bley von dem Eige lla gefreſſen wird ; ſo entſtehet das Bleyweiß , ceri Miaſtichor iſt eine Art von gelben Bleyweiße, mele ches die Mahler als eine Farbe brauchen. Du deſtillirte Eßig zieht die gelbe Farbe Heraus, ber kömmt davon einen blenzucerartigen Geſchmat,und Wenn man die láßt ein weißes Pulver zurück. g Auflöſun durch den Salzgeiſt niederſchlåge; ſo fake

ein Saturnus zu Boden , und wenn man dieſe Erde ohne Zuſaß ſchmelzet ; ſo verwandelt ſie ſich ineis gelbes Blenglas. Durch die Aufdſung in Schel dewaſſer , und den Niederſchlag me Küchenſali, wird das Blen flüßig gemacht , und auf der Kapele zerſtåret es , außer dein Golde und Silber, alt Metalle . §.

224 .

Das Blen wird nie gediegen , fondern allege Bleperzte:vererzet gefunden . Das angebliche gediegene Bia zu Maslau in Schleſien hålt der Herr Bergrath Lehmann für Körner , die aus Bleyfdhlacken gel fallen

des Mineralreichs .

877

Die Bleyerzte brechen am häufigſten fallen ſind. in den Ganggebirgen , und finden ſich in der Teufe am beſten ; doch trifft man ſie auch als eingeſprengt in Floßſchichten der Schiefer, des Galmenes, und Das Bley verſaget zuweilen der Steinfohlen an . Feinem Metalle , außer dem Zinn und Queckſilber,

die Nachbarſchaft in ſeiner Sagerſtåtte; es giebt da. her mehrere Erztarten , die zugleich filber - und bley. Obgleich andere Erzte durch die Ben. haltig ſind. miſchung der Eiſenerzte oder des ſchwerlichten Eiſene fieſes ftrengflüßiger werden ; ſo erhalten doch die Blenerzte durch den Zuſak von Eiſen oder der Eiſen. ſchlafen , eine größere Feſtigkeit ; weil ſich das Eiſen nicht mit dem Blen , ſondern mit dem in dem Glang befi adlichen Sdwefel verbindet.

§ . 225 . Der Bleyglanz, Galena ,

iſt das gemeinſte Blepglang

Blenerzt , und beſtehet aus zwen Drittel oder dren Viertel Blen , Schwefel und etwas Silber. Die .

-Fe Erztart iſt zerbrechlich , ſchwer, vor andern Erztar ten leichtflüßig , von einer grauſchwarzlichen glänzen . den Farbe , und hat ihren rechten Siß in der Teufe der Gebirge. Der Silbergehalt iſt zuweilen ſehr geringe , und zuweilen von einem Duentchen bis ůber eine Mark .

In Abſicht der åußern Geſtalt be. ſtebet er theils aus 4 , 6 und mehrſeitigen blåttrichen Würfeln galena teſſulata ,

. E. der zu Villac ); theils derb und fórnich , grobſpießiger Glanz, Galena granulata , und theils derb , flarfórnicht und faſt ſtreifig oder ſtrahliche, kleinſpießiger Bleye fibweif, Galena punctata . Dieſe Art enthält auch Arſenik , und iſt daher räuberiſch). Der firahlige

Blenglanz heißt auch Blümcensglanz , Schrots erzt , Galena friata , . E. verſchiedener auf dem

Harze. Der Blenglang pfleget zuweilen in Kies, verſchiedenen Stein und Erdarten , zart eingeſprengt ju

878

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

zu fenn , daß man ihn dfters mit dem Vergrás rungsglaſe ſehen kann ; und ſolches hat zu unnet ger Vermehrung der Bleyerztarten Gelegenheit & geben. Wenn er ſich in den Sdiefern oder Kait ſteinen der Floße äußert ; fo geſchiehet es nur ft ſelten , und als geringe angeflogene Spuren , u: iſt ein foldies Stufenwerk , wegen der Seltenhei,

hody zu halten .

g.

Strips

226 .

Das Striperzt hat die Farbe des Blenglanje und ein ſtrahliges Gewebe . Es beſtehet aus Bler, Schwefel, Silber und Spießglas ;

folglich iſt de

Meynung , daß das Spießglas nie mit in die Ba erzung des Blenes gienge , nicht gegründet. kommt dergleichen in der Sablagrube in Schwe Den vor .

§.

227

Das rohwarze Bleyerzt, Minera Saturni ni gra , gehöret größtentheils zu dem halbvermitterten zes Bley , Blerglanze. Es wird dergleichen zu Sitmieter

Schwar :

1

berg in Schleſien , zu Bleyſtadt in Böhmen, und an andern Orten gefunden .

S.

228.

Der Bleyſpach , weißes Bleyerzt, Minen Weißes plumbi ſpathacea Walleri , iſt mit Arſenik veterztes Bleyerzt. Bley . Es gehöret unter die reichen Bleyerzte , if Es kommt in unförmlichen, zerbrechlich und ſchwer.

blåttrichen , würflichen und cryſtalliniſchen Stüten yor, ž. E. ju freyberg , Johann . Georgens Stadt, in Stücken zu 25 bis 50 Pfund, Tſchopan , i Bleyſtade, Stwarzberg, Tarnowviz, Beuthen , Przibram , herzinsky , in der Pfalz und in orn 1 elſafiſden Bergwerken vor . Es giebt durchſichti ges und undurchſichtiges. Das erſte nennet Hett Senkel Vitrum Saturni nativuin,

9. 229.

des Mineralreichs.

$.

879

229 .

Das grüne Bleyerze , gelbgrüner Bley- Grünes ſpath , fommt mit dem weißen , wenn man die Bleyerzt. blaß . oder dunkelgrüne Farbe ausnimmt , überein . Es iſt ſchwer , zerbrechlich und reichhaltig , ſo , daß Insgemein es 70 bis 80 Pfund Bley enthåle . Es wird in liegt etwas róthlicher Ocher darauf. England , in Böhmen zu Bleyſtadt, in Meiſs fen , zu Tichopau und Freyberg , imgleichen auf dem Sarze , aber nur ſelten , angetroffen. S. 230 . Man findet auch ein weißgraues erb- oder Weiß ſteinartiges , hin und wieder mit gelben Fleckengraues verſehenes Bleyerzt, das 10 bis 20 Pfund Blen, Bleyerjt . und zwar das milde am meiſten , und das ſteinige Es ſoll dergleichen zu am- wenigſten , enthält . Selingniskoy in Aſien brechen , welches außer dem Bley , Gold und Silber , auch Spießglas bey ſich führet. f. 231 . Das Bley wird auch in kalkartiger Geſtalt ge. Bleyerda. funden , und wird Bleykalk , Bleyocher , ceruſſa nativa, genannt. Er kommt auf dem Blenglanje zu Chriſtiernsberg , und in Kalferden vor. Zu Tarnowiz in Schleſien iſt das Blen in einem gelben Mergel, zu Zellerfeld in Thonklumpen , und in Irland in einer gelben Erbe vorhanden . 232 . §.

Das Eiſen iſt ein weißgraues Metall , welches (VII) Dom die meiſte Härte und Elaſticitat hat. Dieſe fönnen Skiſen . durch das Glühen und Ablöſchen nod) vermehret werden . Es iſt auch geſchmeidig und hat einen Klang .

Man findet es unter allen Metallen am

håufigſten , und den Grundſtoff deſſelben trifft man in allen drey Naturreichen an . Es läßt ſich faſt aus allen rohen Erden hervorbringen , und wird im Feuer und

880

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

und in Feuchtigkeiten auch am leichteſten wieder darein verwandelt. In der Luft und dem Waſſer bekommt es einen rothbraunen Roſt , und läßt ſich von allen andern Metallen aus ſeiner Erdengeſtalt am leichte ften wieder darſtellen . In dem Waſſer verliert daſſelbe etwas über von ſeiner Schwere. Das kalibrüchige Eiſen Gat ſeinen Fehler von dem Urle nif und kann durch das Röſten gebeſſert werden. Das rothbrüchige beſiget eine überflüßige Schwefel. ſåure, und wird durch gehöriges Röſten und Vera miſchen in das beſte und zăbeſte Eiſen verwandelt. 233 . $. Das Eiſen iſt ſehr Feuerbeſtåndig und fann mu in dem ſtårfſten Grade deſſelben in Fluß gebracht

Deffen Beryalt : nig gegenwerden ; es verliert aber daben viel von ſeinem We. ſen ; indem einige Theile als Raud) und Funken dae andere Körper. von geben , einige in dunkelbraune Schlafen , und andere, unter dem Glühen , in Hammerſchlag bers wandelt werden . Es läßt ſich mit allen Metallen und Halbmetallen zuſammenſchmelzen , außer niche mit Blen ; es ſen denn , daß es vorher feine metalli ſche Geſtalt verloren habe. Man pfleget ſich daher deſſelben , bey dem Probieren der Bienerjte , ju bez dienen ; um ſie dadurch von dem Schwefel zu reinia gen. Es iſt der einzige Körper , der von dem Mas gnete angezogen wird, und dieſer kann in demſelbea

alle Metalle und Halbmetalle vertragen ; außer der Von dem Scheidewa jiet Spießglaskónig nicht. wird es unter allen Metallen am geſchwindeſten und þeftigſten angegriffen , und mit der Schwefelſäure macht es den Vitriol.

Otabl.

g. .234 . Wie man aus reinem und geſchmeidigem Eifen , durch das Cementiren mit Kohlengeſtůbe , oder zu ſchwarzer Erde gebrannten Thiertheilen und Aide dem darnach vorgenommenen Ablöſchen, im

und

des Mineralreichs. imgleichen durch das Schmelzen ,

881

Stahl machen

kønne, davon kann man Herrn Cramers Probiers kunſt , S. 554 und 559 nachſehen. 235 . .

Man pflegee bey den Eiſenwerken die eiſenhal. Eiſenſteia tigen Mineralien in Eiſenſteine und Eiſenerzre ne und Erzte einzutheilen : unter den erſten verſtehet man dieje .

nigen , weldie , wegen ihrer Güte und Menge, wirklich zum Eiſenſchmelzen gebraucht werden ; und unter den andern die, fo zwar auch etwas merkliches Eiſen enthalten , aber die Schmelzkoſten nicht übera tragen . Man pfleget auch die Eiſenminern in teiche und arme einzutheilen , nach dem ſid , gutes Zu den Eiſen daraus ſchmelzen läßt , oder nicht.

erſtern wird der gemeine Eiſenſtein , der Magnet, der weiße , graue und grünliche Eiſenſtein , der Glaskopf, Eiſenſpath , das Bohnerzt und der Eiſena oder , zu den andern der Schmirgel, Wolfram , Schörl , Baſalt, Eiſenglimmer , Moraſtſtein , Ro. Es halten ſich aber thel und Kuþriem gerechnet. die in allerley Stein , und Erdarten , j. E. in felſen . ſand . thon . mergel - leimens und falfartigen Steia nen befindlichen Eifenminern meiſtens bey der Obere

fläche der Erde auf , und erſtrecen ſich nur bis auf Außer demſelben wird eine mittelmäßige Teufe . Fein Metall in runder Geſtalt vererget gefunden , und es hat auch unter allen Metallen in dem Kies , nebſt dem Zinnober und Spießglaſe, den meiſten Schweſel , und läßt ißn auch am leichteſten wiea ber fahren . g. 236 . Das gediegene oder geirachſene Eiſen wird Gebieges bon vielen in Zweifel gezogen ; denn wenn es gleid ) nes Eiſen Eiſenſteine und Sand giebt , die wie Eiſen ausſe. ben , und von dem Magnete angezogen werden ; feblee ihnen dod die Geſchmeidigkeit. Kif . Il Theil.

Wirklich gedies

882

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

gediegenes Eiſen wird von vielen für verdachtig ge. halten . Gleichwohl fehlt es nicht an Zeugniſſen glaubwürdiger Männer , die das Daſeyn deſſelben behaupten . S. 237 .

1

Der reine Magnetſtein , Seegelſtein , Magnes, Magnet. iſt ein mit Schwefel vererztes Eiſen . Er gat eine róthliche, dunkelbraune oder ſchwarzlid )e Farbe, und giebt viel gutes Eiſen ; wenn aber Spath und Quarz mit eingemiſchet find ; ſo iſt er ſtrengſlüfiz und arm . Die Geſtalt deſſelben iſt meiſtentheils unbeſtimmt ; doch wird er auch , wiewohl nur felter, Wenn er Eiſen an fio achteckicht angetroffen . zieht , und von ſich ſtößt ; ſo wird er Bláſſer ger nannt. Man findet ihn meiſtens in Tageflüften,

und in der Teufe befindet fich unter demſelben laute retractoriſches Eiſen. g. 238. Der Glaskopf, Blutſtein ,

Haeinatites, ijt

Glasfopf,ein pyramidenförmiger und ſtrablichter, zuweilen Bluiſtein. auch ſchuppenförmiger Eiſenſtein. Die Strahlen deſſelben laufen alle an der innern Fläche in einen Punct zuſammen ,

bey den vielfachen aber gebet die Richtung derſelben nach mehrern Puncten. Er glånzet auf der Oberfläche, iſt ſchwer, und hat de ſchiedene Farben , am gewöhnlichſten aber die rothe, zuweilen auch die gelbe, braune und ſchwarze. Man

1

erhålt daraus 70 bis 80 Pfund Eiſen ; welches aber fpróde zu ſeyn pfleget, und daher mit anderm Eifer verſekt werden muß . Wegen ſeiner Hårte braugen ihn die Künſtler zu dem Polieren der Gläſer und des Stahls. Die Benennung kommt von der ges glaubten Wirkung des Blutſtillens her. Der Glası fopf iſt in dem Feuer ſtrengflüßig , und wenn man ihn ben gelindem Feuer röſtet; ſo wird er ſchuppidit. Gegen den Magnet und alle flüßige Auflöſungsmit

1

des Mineralreichs.

883

tel verhålt er ſich als Eiſen . Mit dem ſtårkſten Feuer wird ein zerbrechlicher Eiſenkönig daraus ges goſſen , der ſchwerlich ſchmeidig gemacht werden kann . 239 . V. Der Eifenſpiegel, Minera Martis fpecularis, Eiſenſpies

beſtehet aus lauter über cinander liegenden glänzen.gel . ben Schaalen , und wird von einigen mit zu dem Glasfopfe gerechet. Man findet dergleichen auf dem Barze und an andern Orten. S.

240 .

Die weißen Liſenſteine ſind ziemlich reichhal. Weißer tige Eiſenſpathe. Sie pflegen auch in die hellbrau - Cijenſteint. ne Farbe zu fallen . Am Tage bekommen ſie eine fchwarzlich . braune oder fdywarze Verwitterung, und im Feuer eine ſchwarzliche Farbe ; wodurch man ſie von dem Kalkſteine unterſcheiden kann. Sie werden in England , auf dem Sarze , 3! Straße berg , in dem

Voigtlande ben Lobenſtein , auf

dem weißen hohen

thüringiſchen Gebirge, in

Sreyermark u. ſ. f. gefunden . Ein dunkelbrauner blåttricht und cubiſch angeſchoſſener Eiſenſpath , wird Die uneigentlich zu Schmalkalden gewonnen . ſogenannte weiße , zuweilen gelbliche und röthliche, Zinngraupe, ferrum calciforme cum terra intime mixtum , iſt ſchwerflüßig und nicht leicht zu reduci . ren . Der Borar und die alcaliniſchen Salze löſen

es ſehr langſam , aber das Sal fuſibile ſehr ſchnell

auf ,

und es giebt alsdann eine ſchwarze Schlace. 5. 241 . Der graue glänzende Eiſenſtein , Minera Mar - Grauer

tis griſeа , iſt ſchneflich und arſenifaliſch , hat eine glänzens helle oder dunkelgraue, dem Eiſen febr åbnliche Der Eiſena ſtein. Farbe. Er iſt meiſtentheils ſehr feinförnicht, und

nimmt eine ſchöne Policur an ; zuweilen aber beſte. Het er aus zarten Blättern ; die erſtere Art giebt Es werden auch beſſeres Eiſen , als die andere. ber.

Kurzgefaßte

884

Naturgeſchichte

verſchiedene Arten von gelblichem Eiſenerzte , z. E. zu Straßberg in dem Stolbergiſchen , ju Kopfgarten in dem Erfurtbifchen , zu Tarnos wig und Nalmiß in Schleſien , zu Berrngrund in Iingarn , und an mehrern Orten gefunden . §. 242. Der Ruhriem fann auch hieher gerechnet were Kubriem. den , der ein gelbes oder braunes, auf ſeinen Flächen ocherhaftes, abfårbendes ., armes, und leichtfüßiges Eiſenerzt iſt , und den reichen Eiſenſteinen , ſtatt des

Fluſſes , zugeſchlagen wird. Er iſt auf dem Sarze, in den thüringiſchen Grieslagen , und an andera Orten vorhanden .

$ . 243 . Der blaue Eiſenſtein , Stablerzt , Minera Blayer. Martis coeruleſcens, fiehet inwendig braun , una Eiſenſtein. auf dem Bruche fohiblau" aus. Man findet ihn in dichter , fórnichter, fchuppiger, ſchiefriger und werf. licher Geſtalt , und er enthält viel gutes Eiſen. G wird

in einigen dwediſchen Eiſengruben, fu

Sdosnizowig und Rupferberg in Schleſien u . P. f. angetroffen. Der rothblaue kalfartige Eiſen . ſtein zu Jauernisz in dem Glazijchen , konnte audi bieber gerechnet werden . 244. goldhaltiges Eiſenerze Dunkel: wird in dem Eulenloche des fichielbergs gefunden. grünes Ei: Ein ſchiefriges , innerlich fafrangelgelbes und außer. fenerze. lid, grünes Eiſenerzt kommt in Ungarn vor. $. Ein dunkelgrünes

S. 245. Rother, hartkornichter Eiſenſtein wird in dem Rocher Eiſenſtein . Elfajiſthen , zu Quedlinburg und Süttenrode auf dem Sarze , auf dem hohen thüringiſchen Ge birge ; violetrother im Thüringen ; dunkelrother eben daſelbſt , und an mehrern Orten gefunden . Röthelſtein , rubrica , ochra rubra naturalis five creta -

des Mineralreichs.

885

eretacea , iſt ein rother abfärbender Speckſtein , und ſcheinet aus Eiſenocher und Thon entſtanden zu ſeyn . 246 . f.

Der ſchwarze Eiſenſtein iſt reichhaltig und Scwar. zer Eifen ſtrengflüßig , und wird von dem Magnet gezogen . ſtein. Man findet ihn in Schweden zu Salbun , in Sdileſien zu Schmiedeberg und Malmig , auf dem Fidytelberge, zu Frigerode in dem Gothai. fchen , zu Rönig in dem Saalfeldifchen , zu Schmalkalden in dem seßiſchen , und an meh. reren Orten .

S. Das Bohnerzt ,

247 beftehet aus reichen und mil. Bohnerzt .

den Eiſenſteingeſchieben , die wie Haſſelnüſſe , Boh nen , Erbſen , Linſen , Hanffórner sc. ausſehen . Es iſt reichhaltig und wird zum Theil von dem Magnete gezogen . In Frankreich hat man zu Bearn un. erſchöpfliche Berge in einer gelben eiſenſchüßigen Er. de davon. Es findet ſich auch in dem Elſaß , beſon . ders in den Flüſſen , in Sdileſien , zu Rleinſchwei. ner , in Bóimen zu !Paliſahau , in Sachſen zu Toplin , in dem Bareurhiſden zu Redivis , in Schwaben zu Siegmaringen , in Seffen zu Mondorf, und in der Sdweiz auf dem Lager. berge , zu Leynau , lutterbrunn , und auf dem Berge Baumgarten ir: dem Berniſchen , in dem Canton Sdafoauſen und in dem Zeuburgiſden . S. 248. Die Lefeſteine, Rafenſteine , Wieſenſteine, Rafens Liſenkisſe , ſehen 'roth , ſchwarzlich , oder eiſen, ſtein. farbig aus , und ſind von verſdriedener Feſtigkeit, die doch mebrentheils der run Sie ſind reichhaltig , und es

Große und Geſtalt, den nahe kommt.

wird an mehreren Orten gutes Eiſen daraus ge Man findet ſie in mehreren ( åndern in ſchmelzet. Gången , Fidßen, auch als Geſchiebe , und neſier . Rek 3 weiſe

888

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

dem Stahl giebt er Feuer. Er pflegt gemeiniglich in den Zinngruben , % . E. in Sadiſen , zu brechen . Die ſchwarzbraunen Eiſengraupen , welche zwiſchen den Kupfer , und

Eiſenerzen

zu Berggiesbůbel

brechen , ſind vermuthlich auch nichts anders , als eine Art vom Wolfram ,

S. Sobirt.

254

Der Schirl, Schärl , ift, dem Gehalte und der außerlidyen Geſtalt nady, dem Wolfram ſehr ähnlich; nur daß er leichter und ſchwårzer ift , bez dem Schaben nidt roth blutet, vieleckichter und mehr cubiſch , als jener , angeſchoſſen iſt. Von den Zinn. graupen laßt er ſich durd, das bloße Anſehen unter, fcheiden ; weil er ibr feines Korn und Glanz nicht hat , und långlichter, als dieſelben, angeſchoſſen iſt. Er foll von dem Aufſteigen oder Aufſchirlen im Waſjer ſeinen Namen haben. Grüner mit ſchönen Kupferglastrümden

durchſeßter

Schiri

iſi bep

Berggieshůbel vorhanden,

S.

Blende.

255

Die Blende , Pſeudogalaena, Sterile nigrain u . f. F. iſt eine bláttrichte, ſehr fefte und und verſchie. dentlich gefärbte, mit andern falk. thon . glasartigen und vermiſchten Steinen eingeſprengte Bergart. Sie enthält Eiſen , Zink , Schwefel , Arſenik und unmetalliſche Erden.

S. Der XIIispickel,

256 . Gifikies , Pyrites albus ift

Mispider. ein mit Urſenif vererztes Eiſen , und enthält nebit dem gelben Elfenfies , den man feblechereg Kics nennet, über die Hälfte Eiſen. Hieber gehören die engliſchen Kiefe , imgleichen die Minera Martis ſo Jaris Hafliaca ju Grosalmerode.

9.257

des Mineralreichs .

889

257 .

S.

Eiſenkůtte, Cementuin martiale , Terra Puteo - Eiſenfütte lana , die aus 17apoli und Civita Vecchia fommt , und Eiſena erden . fiebet rothbraun aus , iſt ziemlich leichtflüſſig , und beſtehet aus Eiſenkalf und einer unbekannten Erde, die vom Waſſer mit einander erhårten . Aufferdem giebt es noch verſchiedene eiſenhaltige Erden ; Ž. B. eine ſchwarze glớnzende Eiſenerde in dem Els up fiffifden und die blauen Eiſenerden, die anfanglich * zum Theil weiß oder grau ausſehen, und erſt an der Luft blau werden.

t will

258. S. Das Queckſilber, Mercurius, Hydrargyrum , vu )vom wird wegen ſeiner Sdywere, worinn es dem Goldé Duedfils ber . am nådyſten kommt, und wegen ſeines Glanzes, ge, meiniglich mit unter die Metalle gerechnet. Jedoch hat es die Flüchtigkeit im Feuer mit den Halbme.

tallen gemein, und die Flüßigkeit iſt ihm in ſeinem C natürlichen Zuſtande eigen. Es iſt undurdiſidytig, fehr theilbar, und bleibt in der Kålte flüßig ;

ob es

gleich in einem großen Grade derſelben geſtehet. In dem Waſſer verliert es it von ſeiner Schwere. In dem Feuer geht das Queckſilber als ein Rauch davon ; wenn man aber dieſen ſammlet ; ſo erhåle man es wieder. Mit dem Sdiwefel madje es den Zinnober aus.

Es amalgamirt ſich mit den mei.

ſten Metallen und Halbmetallen ; dod mit einem lieber, als mit dem andern. Das Kupfer, der Spießglasfönig und das Eiſen nimmt es nicht gerne an , und läßt das legte leicht wieder fallen ; doch kann die vitrioliſche Auflöſung des Eiſens die Ver bindung mit dem Queckſilber befördern , Den Kupfernickel nidit an .

und

den

Kobold

Kits

nimmt

es

gar

9. 259

892

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

Waſſer, ein weißes Pulver niederſchlagen, welches Blanc d'Eſpagne genannt wird. Der Küchens falzgeilt ſchlàgt ihn auch aus der Zuflöſung nieder, und mad t mit ihm den sornwismurb , Bismnu Mit dem Queckſilber läßt thum corneuin , aus fich der Wismuth amalgamiren , und wenn man ihn mit Bley oder Kupfer vermiſcht, ſo bereitet er lie zu deſto leichterer Amalgamation mit dem Quedfile ber, daß ſie darnach auch mit demſelben durch das Man kann ihn mit andern Metallen Ieder gehen . zuſammenſchmelzen, und er macht ſie weiß und ſprde Dem Zinn und Kupfer giebt er einen ſtårfern de. Klang ; aber mit dem Kobold und Zink vereiniget Wenn er calciniret worden iſt, er fich nidyt. fo ſchmilzt er mit Sand und Alcali zu einem brau. nen Glaſe. 264 . 6. Man findet den Wismuth, wie das Gold, alles Gedieges zeit gediegen, und, im eigentlichſten Verſtande, nie ner Wis : vererätet. Er iſt dem Wismuthfónige åhnlid, gat muth. aber kleinere Schuppen . Er kommt auc, in der Geſtalt eines Kalfs vor , dem bleichrothen felt werden.

und darf alsdann mit

Koboldbeſchlage

nicht

verwete

265. §. Wenn der Wismuth mit fremden Bergarten Dismuth: z. B. Quarz, Hornſtein, Spath und Kobold, melo erpte. ches feine vorzüglichſten Bergarten zu ſeyn pflegen, umhållet iſt, daß man ihn nicht klar erkennen fann, ſo nennet man eine ſolche Vermiſchung Wismutb . erzte ; und da er gemeiniglich in dem Kobold ſtecket, ſo könnte man alsdann die Wismutherzte aus Wismuthkobolde nennen . Die Wismutherite pflegen eine gelbliche, zuweilen auch eine weißblau. liche Farbe zu haben, und auf ihren vielen Kluften wird man einen purpurrotben und violetten Olami gewahr.

!

des Mineralreichs .

893

gewalr. Man findet dieſes Metall auch mit an. dern Erzten vermiſcht, außer mit dem Zinfe nid ) t. ,

Es pflegt auch ben vielen Zwittern eingewittert odes angeflogen zu ſeyn . Man theilet die Arten des Wismutherztes nach ihrer verſchiedenen Geſtalt und Farbe in gewiſſe Gattungen ein , j . B. in grobblåt. teriges und kleinſdyuppiges , Wismuthum Tulphure feilförmiges , mit groben mineraliſatum ; in Schuppen verſehenes, Wismuthum , ferro et ful.

i find

È

phure mineralilatum ; in graues, mineram Wisinu thi cineream , welches ben friſchen Anbrüchen von Hellgrauer Farbe iſt, und viele gelbe Blättchen in fich hat ; in taubenhålfiges, miner: m Wismuthi ver Siculorem , welches mit verſchiedenen Farben ſpielet ; und ein federiges Wismutberzt, in welchem der Wise I muth in federartigen Blättchen eingeſchloſſen iſt. e Die Wismuthblüth Fłos Wismuthi, iſt ein hell oder blaßrother ,

der Pfirſichblüthe ähnlicher Bes

ſchlag, der von der Verwitterung auf den Wismuth. erzcen entſtehet. §. 266. Der Zink, Zincum , iſt ein weißblauliches und 11) Von brüchiges Halbmerall, welches fich doch einiger dem Jink.

Maßen von dem Hammer treiben låſſet, und von den andern Halbmetallen gewiſſer Maßen an der Sprodigkeit übertroffen wird . Er beſtehet aus ei. nem brennbaren Weſen und einer reinen Erde, und ſtehet auf dem Bruche aus, als wenn er aus würfe lichen Stücken beſtånde.

Seine Schwere iſt mit.

telmäßig , und er hat einigen Klang . Durch das Reiben ſcheinet er eine electriſche Kraft zu enthal . ten, und darnach von dem Magnet angezogen zu werden . § . 267. Der Zink fließet im Feuer, ſo bald er dunkel Deffen glüget.

Wird aber das Feuer verſtårkt: ſo ſteigt Verbälts ein

A

2 894

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

nig im

ein Rauch in die Höhe, der ſich wie leichte weiße Feuer und Wolle an feſte Körper anhångt , und Zinkblumen , gegen all: Flores zinci , Nihilum album verum , genannt wird . bere Nes Dieſe bekommen auf Kohlen eine gelbe Farbe, were talle. den von den Säuren aufgelöſt, laffen ſich mit Koha lenſtaube zu Zink reduciren, und machen mit dem Wenn Kohlenſtaube und dem Kupfer Meßing. ſo entzündet wird, verſtärket mehr noch das Feuer fid der Zink, brennt mit einer grünen Flamme, verbrennt in kurzer Zeit ganz und gar, und macht Der Zint zugleich die andern Metalle flüchtig. wird von den Säuren angegriffen ; das Sdeide. waſſer löſt ihn mit einer rotgen, das Königswaſſer mit einer gelben Farbe auf , und die verdünnte Vi. triolſáure wirket am ſtärkſten auf denſelben . Durch das Waſſer fann er wieder aus demſelben niederges ſchlagen , und mit dem Queckſilber leicht amalgamirt Er läßt ſich faſt mit allen Metallen ver , werden. miſchen , und macht ſie ſpröde; zumal, wenn man dieſe vorher etwas glühet , und darnach) mit Zinf, Mit Weinſtein und Glas zuſammenſchmelzet. dem Eiſen vereiniget ſich dieſes Halbmetall am ſchwerſten, und mit dem Wismuth gar nicht, fons dern liegt allezeit unter dieſem , beſonders, wenn er Das Kupfer falt, oder mit Waſjer abgefühlet iſt. fårbet es gelb, und man macht durch dieſe Vermi. ſchung allerlen Arten von Meßing, Prinzmetall und Pinſcheback, deren Farben und Spródigkeit verán. dert werden , nach dem man viel oder wenig Zink dazu feket. S.

268.

Den gediegenen oder natürlichen Zink findet Gebieges man verhärtet und druſenartig, oder in Form eines mer Zink. weißgrauen Kalfs , zwiſchen den Galmeyarten in England und Namur. Man pflegt auch denjes nigen Zink gediegen zu nennen , der durd

Beytritt des

des Mineralreichs.

895

des brennbaren Weſens aus dem zinkiſchen Ofen . bruche ausgetrópft iſt. S.

269.

Unter die Zinkerzte wird ein gewiſſes Hauf- Zinkerzte. werk, ſo aus Zink, einigen Metallen und einer Erd oder Steinart, beſteht, der Galmen und die Blende gerechnet. Der Schwefel iſt ſeiner Natur nach' ir demſelben befindlich.

1

N

Sie gehören unter die råube.

riſchen Erzte, daher man auch in dem Zink mehren Das goslariſche theils andere Metalle findet. Zinferzt, und ſtahlbergiſche braune Bleyerzt, fies Þet faſt wie Colophonium aus, und iſt ein Haufe werf von verſchiedenen Erzten und Mineralien ,

. aus denen der Zink durch die Sublimation erhale ten wird .

§.

270 .

Der Galmey, Lapis calaminaris, Cadmia foſ -Galmer , filis, iſt ein mit Eiſenodyer vererzter Zink, der zu . weilen auch Bley in ſich enthalten ſoll. Er kommt in lockerer und derber Geſtale, und von verſchiedener Farbe , vor.

Man kann den Zink in verſchloſſenen Gefäßen daraus in die Höhe treiben , er darf aber mit dem galmeyiſchen Ofenbruche nicht verwecha, ſelt werden . S. 271.

.

Die Blende, Sterile nigrum & c . Pſeudogalaena, Blenda iſt ein mit Eiſen und Schwefel mineraliſirter Zink, fo zuweilen auch Arſenik enthält, und obgleich meşr

! Eiſen darinn befindlich iſt, auf Zinf genußet wird. Die ſchwarze Blende, wovon die grobblåtterige Kornblende , und die klarblåtterige Pediblende heißt, iſt zu Rönigsberg, Fablun und Salberg, in Schweden , zu Gitzarfenberg in Meißen, zu Cheinnig u . f. f. vorhanden. Schwarzbraune findet ſich zu ScorfaUsberg in Tuna ; braune,

Rochfoblag,

råthlich

zu Sala und Selleförs; grüne,

896

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

1 1

grüne, zu Rönigsberg ; weiße und weißgelbe, zu Silberberg und Rattewicť vor. 272 . 6. Man findet den Zink auch als ein Salz in dem Rint: vitriol.

weißlichen und röthlichen Zinkvitriol, wo die Vi. triolſäure die metalliſche Erde des Zinks auf

1

geloſet bat.

S.

273 .

Der Spießglasksnig , Regulus Antimonii, 11I) Vom iſt ein weißes, Iprodes und ſtrengflüßiges Halbme. Spiels tall. Der von ſeinem Schwefel gereinigte, iſt weiſ glaskonis fer, als der Wismuth und Zinf,und er fließet nicht Das Vitrunn Antimonii, eher, als bis er glůbet. ift ein rochbrauner,

etwas durchſichtiger,

glaſiger

Körper , welches man aus dem Spießglasfönige, nach vorhergegangner Roſtung bereiten kann . Das robe Spießglas, Antimonium , beſtehet aus dem Spießglaskönige und Schwefel, und wird theils in rohen Stúden von dem Geſtein geſchieden , theils aus den Berg- und Erdarten, durch das Feuer ausgeſdymelzet. Das gemeine , ſchwarzgraue Spießglas hat insgemein ein ſtrahliges Gemebe, zuweilen aber auch eine kórnichte und derbe Geſtalt. Das rothe, faſerige kommt nur ſelten vor, und iſt Das Spießglaserje mit etwas Arſenik verfekt. kommt nur in den Ganggebirgen vor,

und zwar

mehr in Lagegegången , als in einer ſehr großen Leufe. 274 . g.

Das ſtabldichte Spiefglaserzt, Minera An Stabl ſolida , ift feft, zartfórnicht, und fiehet auf timonii dichtes dem Anbruche etwas dunkler aus , als des Weiß . Spießs glaserzt: güldenerze.. S. 275 Strabs lichtes

Das ſtrahlichte ,

kriſtalliſirte

Spielglas

erzt, Minera Antimonii Ariata, beſtehet aus Strago len ,

}

des Mineralreichs.

897

ten, ſo entweder parallel oder unordentlich laufen.4. rotbes Das roche Spießglaserzt , Minera Antimonii Spieße rubra vel ſolaris, Antimonium auripigmento mine-staserjt. raliſatum , fiehet blaß oder dunkelroth aus , und kömmt nur ſelten vor. $ . 246 . Die Spießglasblůthe , Flores Antimonii, ift Spieg , ein ſtrahlichtes, crnſtalliniſches , zuweilen wie Wolleglasblů . angeſchoſſenes Spießglaserzt, welches roch, blau oder the. taubenhálſig géfårbet iſt. 277. S. Der Arſenik , Arſenicuin , wird von vielen auch iv ) Dom

unter die Halbmetalle gerechnet, weil der ſehr brů . Arſenik. chige König deſſelben , den man aus dem Giftmeble und einem brennbaren Weſen darſtellen kann, ihnen Andere nennen den an der Geſtalt ſehr ähnlich iſt. weißen Arſenik ein flüchtiges metalliſches Salz, weil er Rùatig iſt, ſalzartig anſchießet, und ſich in dreyßig mal ſo viel kochendem Waſſer, und durch die Diges ſtion in allen flüſſigen Körpern auflöſen , låſſet. Man treiber den Arſenik durd, das Roſten aus den Erzten, da er ſich denn als ein weißer Rus, Gift, mehl , in den Kaminen anhångt , und hierauf in den Gifthütten in beſondern Gefäßen und Defen , von Er fließet zwar im neuem aufſublimirt wird . Feuer , aber nicht ſo dünne, als die andern Halbme. talle, und gehet, als ein weißer, faſt wie Knoblauch ſiinfender Dampf, ganz und gar in die Höhe . iſt leichter, als alle Metalle und Halbmetalle, und un . ter dieſen auch das flüchtigſte. 278 . S. Zu den Arferikalerzcen gehören verſchiedene Arſenicals Koboldarten , 2 uripigment, Rauſchgelb, Giftkieß, erzte. Mißpidel, Kupfernickel und verſchiedene arſenifali. ſche Erden . Er verbirget fich auc, in vielen andern Stein . und Erztarten . UI 11. Theil. 9. 279 .

898

Kurzgefaßte Naturgeſchichte

§.

279 .

Der gediegene žrfenik kommt in falfartiger Als Mieni Gehieges criſtalliniſcher und dichter Geſtalt vor. ner Urſe : und Cryſtallen pfleget er an den Wänden der Grue ben , und auf mandien Koboldarten angetroffen zu werden . Zu dem didiren geboret : 1 ) der Sder, benkobold, Cobaltuoi teſtaceum , der eine halbme. talliſche blättrige Geſtalt, und auf dem friſchen An . bruche eine weißblaue , glänzende Farbe hat, die ſich in die dunkelgraue und ſchwarzliche verwandelt. 2) Der in ſchuppiger Geſtalt, Particulis micaceis; und 3) der Fliegenſtein, Spiegelkobold, Friabile 1 et poroſum . 280. g.

Das Operment, Auripigmentum , beſtehet Operment größtentheils aus Arſenik, etwas Schwefel und Ét: de. Es hat ein blåtteriges Gewebe und eine geibe glänzende Farbe , und wird auch zuweilen als ein (duppenartiges Pulver gefunden . S. 281 .

Rauſchs gelb .

Das Rauſchgelb , roches Operment, rother Arſenik , Sandaraca natiua, Realgar natiuum , kommt theils in orber, theils in cryſtalliniſcher Geſtalt ut . ter dem Operment und Scherbenkobold vor, hat eine hodirothe Zinnoberfarbe, iſt brüchig , und giebt im Feuer einen fchen Geruch.

ſchwefelartigen

8.

und

arſenikali.

282.

Der Arfenikaltieß , Waſſerkieß, weißer Urrenikal. Rieß, Miſpicel, Pyrites albus, Arfenicum Marte ties. fulphurato mineraliſatum , iſt ſchwer und hat eine weiße glänzende Farbe, und zuweilen ein blåtterie ges Gewebe.

g.

283.

Die arſenikaliſchen Erden, gegrabenes Gifts lijdeErde, inebl , Sdwabengift , Terra arlenicalis, fommt Arſenika :

des Mineralreichs.

899

von verſchiedener, als weißer, grauer , gelber, blau. licher und ſchwärzlicher Farbe vor. 284. §. ) Cadmia metallica, V ) Don Robalt, ( , Robolo Der Minera cobalti, iſt ein Halbmetall, welches im den Ros bolden. Schmelzen einen weißglånzenden ſpróden König, ( Roboidfpeiſe,) Arſenik und eine unmetalliſche Er de enthält, woraus mit Sande und Alcali ein ſchönes blanes Glas, Smalte, oder blaue Starke bereitet

wird, die man außer dem Kobold bisher noch nicht gefunden bat. In weiterm Verſtande rechnet man auch die Arten hieher , welchen es entweder an den fårbenden oder arſenikaliſchen und reguliniſchen Thei. Man findet den Kobold faſt von allen len fehlet. Farben .

Wenn er rein iſt ,

ſo laßt er ſich in dem

Scheidewaſſer leicht auflöſen , giebt ihn eine grûn. gelbliche Farbe, und wird darinn ſehr giftig. Durch ein Feuerbeſtandiges Laugenſalz wird er ſchwarz und durch ein flüchtiges, hodhroth niedergeſchlagen . 285 6. Der Glanzkobold , ſtahlderbes, ſpeiſiges Glanzko. Robolderzt , Minera cobalti cinerea , Cobaltumn bold. Marte et arlenico inineraliſatuin , iſt ſchwer, und hat ein dunkles metalliſches oder ſtablartiges Anfehen , Cobaltum Marte fulphurato mineraliſatum , hat eine hellere Farbe, als der vorhergehende , und gleicht faſt Cobaltum Marte ſulphurato et arſenico dem Zinn . mineraliſatum , iſt auch etras heller und weißer, als der Glanzkobold. '; Dieſe dren Arten geben eine ſchöne Farbe, und man findet ſie in derber, grobkór. niger und cryſtalliniſcher Geſtalt. 286. §. Der Schlackenkobold , Minera cobalti vitrea , Andere gleicht einer poröſen Schlacke, und þat eine ſchwarz, Koboldare Der ges teu . braune oder glänzende ſchwarze Farbe. ſtrickte Kobold iſt bald dendritiſch, bald negfórmig 11 2 gebil.

900

Kurzgef. Naturg. des Mineralr .

gebildet , enthält viel Arſenik, und pflegt gemeiniglid Der glimmes auf Quarz, oder Spath zu liegen. rige Robold kann leidit an ſeiner grobern oder glimmerigen Steinart erkannt werden , und iſt eine der schledyreſten Arten .

Kobolds ' erden .

$. 287 Die Robolderden geben in dem Feuer einen arſenifaliſden Gerud ), und fårben dem Borar im Fluffe blau. Sie werden auch von einigen Flies Die Roboidblüte, Flos ca genſtein genannt. bali, iſt eine garte, ſtrahliche, oder cryſtalliniſde Auswachfung auf

Sie

den foboldiſchen Erzten .

ſiehet auf der Oberflåde purpurfarbig , inwendig Det Rios aber grau aus, und enthält viel Arfenik. boidbeſchlag ,'Ochra cobalti rubra, u . f. f. iſt eine angefangene Verwitterung des Kobolds, und feket Tid) als ein Pulver auf den Flächen deſſelben an. Er iſt gemeiniglich blaßroth ; doch hat man iba auch von weißer ,

fahler , grauer ,

getber

und grünlicher Farbe.

Ende des zweyten

Theils.

Regi

1

Regiſter

der vornehmſten Wörter und Sachen

des zweyten Theiles.

2. morebi t bendrothe, Erklärung derſelben Dem Actiſe der Erdkugel l. Erdachſe. Aciduin Nitri Salis

Vitrioli

Adinas

107

711 712 771 822

Adlersberg in Krain , merkwürdige Higl. da: ſelbſt 237 Adlerſtein 834 Adriatiſdie Meer , deſſen B ſchreib ng 405. Unterſuchung deſſelben vom Donati 421. Eb. be und Fluth in demſelben

462

Achrenjtein

818 Verhältniß Aequator , Erklärung deſſelben 61. der bekannteſten Meilen gegen 1 ° in Demiriben 81. Verhältniß der Grade in demſelben zu dem Graden der Parallelfreiſe 84. Betradtung der Jahreszeiten unter demſelben

Aequinoctialpuncre , deren Erklärung Acrugo natiua lolida Aetites 1113

96 91

} 870 834 Aetna,

4

i 1

Regiſter. Petna, deſſen Beſchreibung 503. beſſen Hohe 211 Africa , deſſen Grånzen und Große 174. Infeln 181.

Halbinfeln 185.

Gebirge 193.

Flüſſe Agaricus imineralis

größten 356 789

827

Agac Agriam Alabaſter Alaun 784. gebiegener ebend. rómifcher ebend .

775 813

gefottener 785.

Alaunſaieferfidge, auf Veland und Gottland 266

Alaunwaſſer, deren Erklärung und Gehalt Alcali volatile Alcaliniſche Erden

348 775 787

769

Saize Waſſer

342 851

Alcyonium Alinandinus, ein Edelgeſtein

Alpen , eines der vornehmſten Gebirge in Europa 209 190. deſſen Hihe 840 784

Alipſchoffe Alumen

natiuum

784 784 784

plumoſum Iciflile Aluta montana

817

Amazonenfluß, deſſen Größe 356. Ambra citrina

und Fall 363 767 763

America , deſſen Große und Grången 175. 181. Halbinſeln 185. Flůrre

Amethyſt 2linianth

Aminochryſos

Gebirge 194.

Inſeln größten 356

824 817 793 Ammo

1

!

Regiſter. Ammoniten Ammonites

842 810

Ammonshörner

842 355 Amour, Größe dieſes Fluſſes 836 Ainphibiolithi Anapimander von Miletus, beffen fünſtliche Erd. 13r fugeln

Anapimenes , deſſen Lehrgebåude der Cosmogenie 664 Andemans , oder Andemaon , Inſeln in Aſien 180 194 Andes , ein Gebirge in America Andreå , Ludewig , deſſen fünſtliche Erdkugeln 134

Johann Philipp, deſſen fünſtliche Erb. kugeln Angelſtern r. Polarſtern .

135

Anſon , Georg, deſſen Reiſe um die Welt Anthropolithi

13 836 III

Anticlimara, deren Erklärung Anciltbanon, ein Gebirge in Aſien Zintilliſche Inſeln in America Intimonialerzte brechen gangweiſe Antimonium

auripigmento mineraliſatum

193 182 223 896

897

Antiparos, Inſel im Archipelagus, merkwürdige 235 Höhle daſelbſt Aniciſana, ein Berg in Peru , deſſen Höhe Apenniniſche Gebirge in Italien

213 191 775 813

Aphronitrum Aphroſelenites Aquamarin, ein Edelgeſtein 824 Araber, deren Verſuch, die Größe der Erdkugel zu beſtimmen 32 Arabiſcher Meerbuſen , f. rothes Meer. Ararar, Gebirge in Aſien Ill 4

193 Aroy ,

1

Regiſter.

i Aroy, Dorf in Bourgogne, dafige Höhle Arena

225 794

795

petroſa

puluerulenta cbeno. 791

Argilla figulina fullonuin ebeno .

793

819 Argyrolithus Ariſtoteles, deſſen Meynung von der Geſtalt der Erde . 8. von dem Urſprunge der Quellen 299. von dem Urſprunge der Salzigkeit des Meerwaſ. 657 fers 429. von der Ewigkeit der Welt 806 Armeniſcher Stein Arſeniť 897. gediegener 898. rother ebend. Arſenikalerzte 897. wie ſie brechen 898 Arſenikaliſche Erden Arſenitalkieß

Asbeft 817. reifer 818. Asbeftum fafciculatum

898 unreifer ebend .

ſtellatum Aſcenſionsinſel in Africa Aſchbley Afdenzicher, ein Edelgeſtein Alfien , deſſen Gränzen und Große 174. 178 f. Halbinſeln 184. Gebirge 192. Flüſſe

818 818 181 891 895 Inſeln größten 355 f.

Aſphaltiſche See in Paläſtina Alphaltumn Altacolithi

393 764 837

Aſteriae

850 850 847

Aſtroiten Allropecten

Athos, ein Berg in Macedonien , deſſen Hobe 211 Atlantiſdie Meer , deſſen Beſchreibung 402 f. 6CI Ueberſchwemmungen deſſelben

atlas, ein Gebirge in Africa 193. Deffen Höhe 212 Ades

Regiſter.

782

Atlasvitriol

Ärmoſphäre P. Dunſtkugel. Atramentſtein Auripigment 897. gewachſenes , weiſe Ausdůnſtıng des Meerwaffers 486. låndiſchen Meeres

782 bricht gang. 223 des mittel. 488

761 Axungia terrae 65 Alzimuth , Erklärung deſſelben 21zoriſche Inſeln , Entſtehung neuer Inſeln da. 620 ſelbſt B. Båder, warme, deren Erklärung 335. lung und Orte 336.

Eintheia

verſchiedene Mennungen

über die Urſachen derſelben 338 f. wahrſchein. 341 lichſte Meynung davon 846 Balaniten a Baldurbergshål , eine merkwürdige Höhle in 239 Schonen Ballas

822

Balthiſche Meer, . Oftree. 830 Bånderjaſpis 828 Bandſtein 13 de la Barbinais , deſſen Reiſe um die Welt

Beſtimmung der Berghöhen durch * 198 F. daſſelbe 6. Barthelemy, eitt Berg in Roußillon , deſſen 211 Höhe Baromerer,

Baſaltes Bauerde Bauerze

Baumannshåhle, beren Beſchreibung Bauracy Behaim , Martin , deſſen fünſtliche Erdkugel Beinbruch Beinbeil { I15

820

798 860 236 773 131 811 811 Bes

6

Regiſter. Belemniten

840

Bengala, Meerbuſen von ,

407

Benitowa, ein hoher Felſen in Ungarn ; daſige 234 Höhlen 869 Bergblau 826 Bergcryſtall

Berge, deren Erklärung 187. Feuerſpenende 189 . 188 .

ihre äußere Gefialt Eisberge ebend.

Verhåltniß ihrer Höhe zu den Graden der Brei. te 196. 204 f. Beſtimmung ihrer Hihen durch die Geometrie 197 f. und durch das Barome. ter 198 f. Beſtimmung der Höhe einiger der. felben 204 f. Eintheilung derſelben 216 f. Nu. Abnahme ihrer Höhe 543. Ben derſelben 289.

"

Verſinfen durch Erdbeben 550.

ob alle Berge

auf dieſe Art entſtanden ſind 551 f. feuerſpepende, f. Feuerſpeyende Berge. urſprüngliche, f. Ganggebirge. 217. 286 zufällige, deren Erklàrung 799 Bergfarben

Bergfert Bergflachs Bergfleiſch Bergfluß Berggork Berggrün Bergleder Borgol Bergpapier

761 817 817 832 832 870 817 760 817

Bergpech , f. Judenpech . Bergfalmiak Berglitz

Bergrheer

781 777 761

Berrouilli, Daniel, deſſen Urt, die Berge dunh das Barometer ju meiten 202 Bernſtein , dejjen Erklärung und Beſtandtheile 762 Bers

Regiſter .

Bertrand, deſſen Meynung von den Verſteinerun. gen 701 824 l Bery Bibliolithi 852

Bimſtein Bismuthum , f. Wismuthum ,

831

Bitterfalz

778

Bitterwaſſer, deren Erklärung und Beſtandtheile 343 3

Blaeu , Wilhelm, deſſen Beſtimmung der Größe deſſen fünſtliche Sphåren der Erde 33. 129 Blanc d' Eſpagne 892 882 Bláſer, eine Art Magnetſtein

Blattertorf Bleicherthon

766 793

Blende 818.834.888.895. ſchwarze 895. ſchwarz. braune ebend. róthlichbraune ebend. grüne weiße ebeno . 896.

Bley 875.

gediegenes

Bleyerde

876 879.

Bleyerzce ,wie ſie brechen 223. ſchwarze 878. weiße ebend . ebend. grüne 879. weißgraue Bleyglanz

877

Bleykale Bleyocher

876. 879 879

Bleyrchweif Bleyſpach Bleyweiß Blümchensglanz Blutſtein Bodenfalz Bohnerzt Bolus

877 878.879 876 877 882

778 885 798

Bongo, eine der mittelmäßigen Inſeln in Aſien 179

66 Bononien , daßige Mittagslinie des Caßini Bonos

1

Regiſter. 1 Bononiſcher Stein Borup Borneo, eine der großen Inſeln in Aſien Bothniſche 11 jeerbuſen, ceſſen Größe 406. Salzigkeit

814 779 178 deſſen 428

Bouguer, deſſen Beſtimmung der Berghohen durch das Barometer 199

Bourbon , eine der kleinen Inſeln ben 21 frica

181

682 Bourguet, deſſen Theorie von der Schöpfung Boyſalz 778 de Brahe , Tycho, Vorſtellung ſeines Weltſyſtems 126 deſſen Himmelskugeln 39. Brattenburgiſche Pfennige 844 Braune 799

Braunſtein

833

Breite der Erdkugel, Latitudo , Berechnung der Grade derſelben nach dem Caßini und iPaupers tuis 29. Urſprung dieſer Benennung 71. Bes ſtimmung eines Grads der Breite in Meilen 81 eines Orcs , f. Polhobe. Brennbare Fofilien, deren Erklärung und Eins 700 theilung 816 Brianzoner Rreide Brocarello 808

Brouwer, deſſen Reiſe um die Welt Brunnenfalz, mineraliſches Bucarditen Bucciniten

13

774 844 841

Zúffon, deſſen Theorie von der Schöpfung 683 Bugarach , ein Berg in Languedoc, deſſen Höhe 210 Bullerborn im Paderborniſchen , deſſen Beſchrei. bung 328 Burnet , deſſen Lehrgebäude von der Schöpfung 672,

und von der Sündfluth

719

132 Burch , Andreas, deſſen fünfiliche Erdkugel 8. Cabo

Regiſter.

C. Cabo Verde, daſige' Inſeln Cicadumuſchel Cadmia tollilis metallica

181 845

895 899

de la Caille , deſſen Meſſungen am Vorgebirge der 27 guten Hoffnung 182. 185. 408 California, ob es eine Inſel iſt 185 Cambaja , eine Halbinſel in 21ſien Canal zwiſchen England und Frankreich 410. ob er durch Ueberſchwemmung entſtanden 602 840 Canalithi 181 Canariſche Inſeln in Africa Candia, eine der mittelmäßigen Inſeln in Europa 178 Tanigou, ein Berg in Roufillon , deſſen Hohe 210

Cantal, ein Berg in Auvergne, deſſen Hobe Capoias Plinii Carabe Corbones foſſiles Carbunkel Carfinculus ebend. Carncol

208 829 762 767 822 828

Carpathiſde Gebirge in lingarn und Polen 191 852 Carpolithi Curreri, deſſen Reiſe um die Welt 13 Carteſius, deifen Meynung vom Urſprung der Quel.

len 310 f. und von der Schöpfung der Welt 669 Caſpiſche Nieer , deſſen Salzigkeit 428. þat feia Strudel in demſel. ne Ebbe und Fluth . 463. ben 480. ob es eine unterirdiſche Gemeinſchaft mit andern Meeren hat 485.

deſſen Ausdůn 490 ftung Geſtalt långlichen Der ron Meynung Caßini , deſſen der Erde 13 f. deſſen Beſtimmung der Erd . große 34.

deſſen Mittagsimie zu . Bononien 66.

Regiſter. 66. deſſen Beſtimmung der Höhen der Berge 200 durch das Barometer

Caßini, Jacob, deſſen neue Meſſungen zur Beſtime mung der Geſtalt der Erde 17 193 Caucaſus, ein Gebirge in Aſien Cavendiſh oder Candiſh, Thomas, deſſen Reiſe um die Welt

Cayamle Urcu , ein Berg in Südamerica , deiſen 212 Höhe Celebes, eine der großen Inſeln in Aſien 178 Cemenckupfer 867 Cementum martiale 889 Cementwaſſer 352 Ceuchrites 810 Ceram , eine der mittelmäßigen Inſeln in Aſien 179 Ceruſſa 8-6 natiua 879 4 Ceſpes bituminofus

765 Ceylon , eine der mittelmäßigen Inſeln in Afien

179 Chalaſtricum Chalcedon

775 828 871 Chalcopyrites Chaldaer , deren Lehrbegriff von der Cosmogenie 661 Chamae montanae 844 ftriatae ebeno . Chamiren

84+ Charybdis, Beſchreibung derſelben 478 Chedder, ein Ort in England, daſige Höhle 228 Chimboraſſo, ein Berg in America 194. deſſen Höhe 196. 213

Chryſoberyli Chryſolith Chrylophis Plinii Chryfopras Cimolifte Kreide

824

823 823 824 815 Cinna

Regiſter. Cinnabaris friabilis natiua

891 890

Cirknizer See, deſſen Beſchreibung Clairer, ein Berg in Provence, deſſen Hihe Climari , deren Erklärung und Beſtimmung

385 210 108

Clipperton, deſſen Reiſe um die Welt 13 dů Clos, deſſen Meynung von dem Urſprung der warmen Båder 340

Cobaltum friabile et poroſum Marte et Arfenico mineraliſatuin

898 899

ſulphurato mineraliſatum et Arſenico mineraliſatum

particulis micaceis teftaceun

899 899

898 898

Cochinchina, Meerbuſen von, Cochleae terreſtres vulgares Cochlites

407 841

839 842

Conchae Venereae

Conchites 839 la Condamine, deſſen Meſſungen zur Beſtimmung der Figur der Erde 25 Coocke, Eduard, deſſen Reife um die Welt Copal, deffen Erklärung und Beſtandtheile

13 763

Copernicus, Ticolaus, Vorſtellung ſeines Welt. ſyſtems 38. 39

Corallengeivadiſe Schwamm Stein Coralliteit Corallites Nellatus teres ramofus Coralloides Cordes, Simon, deſſen Reiſe um die Welt Cordilleras, ein Gebirge in Südamerica Corna, eine Halbinſel in Aſien Cornua Ammonis lapidea

850 851 828 850 851 850 850 12 194 184 842 Coro

Regiſter. Coronelli, Vincent, deſſen künſtliche Erdkugeln 133 Corſica eine der mittelmäßigen Inſeln in Europa

178 Corinographie, Erklärung derſelben Coſmographiſche Geſellſchaft, deren fünftliche 133 Erdkugeln la Coſte, ein Berg in Auvergne, deſſen Hiße

1

2018

la Courlande, ein Berg in Žuvergne, deſſen Höhe 209 Cowley, deffen Reiſe um die Welt 13 Creta 787 - Vmbria 767 die Crim , eine Halbinſel in Europa 18+

de la Croir, deſſen Vorſchlag zur Findung der Line ge zur See 76 Cryſtall, wird mehrentheils in Höhlen erzeuger 246. isländiſcher 811. cryſtal Cryſtallachat

ſchwarzer 826.

Cryſtalliſation, deren Erklärung Cuba, eine der großen Inſeln in America Cuculliren

Berge 826 828

769 182 841

Cuinberland eine Juſel nach dem Nordpole zu 185 565 Cuprum natiuum 867 Cyanus Plinii

843 Cylindriten Cypern , eine der mittelmäßigen Inſeln in Afient 179 D. Doch der Fidsgebirge, deſſen Erklärung Dachſibiefer Dactyli idaci Duminerde

248f. 820 840

793 Dammo

!

Regiſter.

Dammering, deren allgemeine Betrachtung 107. Beſtimmung der Höhe der Dunſtkugel aus dero 150 ſelben Dampire, Wilhelm , deffen Reiſe um die Welt 13 Davis , Straße, 411

665 827

Democrit, deſſen Cosmogenie Dendradates

Dendriten

835

vom Urſprunge der 314 Devils Arſe, eine Hible in England 227 Diamant 822 Derhum , Quellen

deffen Meynung

Dniper, Größe dieſes Fluſſes

355 S.Domingo , oder siſpaniola , eine der großen Inſeln in America 182

Don , Große dieſes Fluſſes Donaci , Vitallinno , adriatiſchen Meeres

deſſen Unterſuchung

Donau, Große dieſes Fluſſes 355.

355 des 421

deren Fall 362.

Waſſerfälle in derſelben Donlege Gånge, deren Erklärung

372 219

Doppelmaier , deſſen Himmelskugeln

127

Dour, ein Dorf in franche comte, baſige Höhle 226

Dracke, franz , deſſen Reife um die Welt Druſen , Erklärung derſelben Důnſte, deren Erklärung 147. vermiſcher

12

802

ſind mit der Luft ebend .

Dunſtkugel des Erdbodens, Betrachtung derſelben 145 f. ihre Geſtalt und Dichtigkeit 148. ibre Höhe 149. Eincheilung derſelben in Regionen deren Bewegung 152 f . 151 . Dwina , Größe dieſes Fluſſes 355 P.

Ebbe und Fluth , allgemeine Erſcheinungen baben rührer von der Sonne und dem Monde 438. Mmm ber į 11. Theil.

Regiſter her 439. Temons Theorie davon 44! beſondere Erſcheinungen in der Ebbe und Flur in verſdziedenen Gegenden Lbenes Land, wird durch die Zeit erhöhet 59 S-1 Ediniten Edelgeſteine, deren Erklärung und Arten 83. $ 35 unächte Egypren, ob es durch den Bodenſak des Vito de 606 größert wird Egyptier , deren Lehre von der Cosmogenie to:

Lidenh Sble in England Eisberge, deren Ertlärung Lifen , ob es in Ganggebirgen zu finden kómmt håufig in Floßgebirgen vor 279. dei Beſtandtheile und Eigenſchaften 879. gedip nes Erzt 886.

dunkelgrünes

Glanz Gliminer

850 888 85

lil

Graupen Rije En Rütte ติ ใan

889 89

799 . $ 19.88 887.867

Obec Rum Sdwarze Spachy piegel Stein 881.

weißer 883.

grüner &

blauer 884. rotger ebend . ſchwarzer Virriol Waffer Lismeer, Befdreibung deſſelben 403. rung der Küſten an demſelben

Vergria

Ekliptik, deren Winkel gegen die Erdachfe 43. dieſer Winkel veranderlich iſt 43. Erfidro

.

Regiſter. der Erdekliptik 62. himmel ebend.

und

der Lkliptik am

Urſprung der Benennung der 122

himmliſchen Zeichen in derſelben Electrum

762 824

Elementſtein Lncriniten

849

England und Schottland, eine der großen In feln inEuropa 177

Enjedi, Samuel, deſſen fünſtliche Sphåren

130

Entfernung zweener Orte,wie ſie zu finden, wenn ihre Långe und Breite bekannt iſt 83. wie die Entfernungen auf der eingedrůcten Erdkugel zu beredynen 88

Entomolithi

836

Enrochiten

850 Epicur , deſſen Cosmogenie 665 frarojihenes , deſſen Beſtimmung der Größe der Erdkugel 31. und Erdfugeln

deffen fünſtliche Sphåren 128.

131 810 Erbſenſteine Erdache, Erktárung derſelben 60. Winfel, den ſie mit der Efliptif macht 43. ob derſelbe vere ånderlid ) iſt ebend. Bulfam Beben , deren Erklärung 534.

761 Erſcheinun .

gen ben dem Erdbeben von 1755. 536. Wir. fung der Erdbeben auf die Berge 548. f. Beſdyreibung, mathematiſche, deren Nioch. Erklärung s. lebrgebäude der. wendigkeit 4. Felben 7 FA Boden, allgemeine Naturgeſchichte deſſelben

139 F. Erden , Erklärung und Eintheilung derſelben 785 . Gypserden falfartige ebend. einfache 787. 790. Thonerden 791.glimmeriche 793. glas , Mmm 2 artige

3 Regiſter. artige 794. vermiſchte 795. giftige 799. , bituminoſe

metalliſche und 766

557

Profalle, deren Erfårung flads

877

Gürrel , P. Zonen . 767

Roblen

Lidkugel, deren Geſtalt, Mennungen der Alten davon 7 f.

Beweis ihrer fugelförmigen Geſtalt

aus den Mondfinſterniſſen 9. aus der Edifi. farth ebend . und aus den Reiſen um die Welt

II f.

Caſini Meynung von der långlichen Ge.

ſtalt der Erde 13 f.

des jüngern Cäßini neu

Meſſungen 17. Dewtons und Suygens Eag von ihrer eingedrücften Geſtalt 18. Beſtimmung derſelben aus der Oſcillation der Penduln 20 F. aus der Herren Haupcrtuis und la Condumis ne Meſſungen 23 f. Beſtimmung der Gefialt der Erde aus denſelben 26. des de la Cuille Meſſung am Vorgebirge der guten Hoffnung 27. 28 Wichtig Peit dieſer Unterſuchung . deren Große, åltere Beſtimmungen derſelben 31 f. Truſdcnbroeks , Wilhelm Blaeu, 17orwoods. und Riccioli Bered mm gen 33. Picarts , Cafini und Ojaupertuis Meſſungen 33 f.

Umfang und fórperlicher Ime

halt derſelben 34 f. Himmelskörper deren

ihre Größe gegen andere 35

Lage ,

in

Anſehung andrer

Himmelskörper 37. Vorſtellung der veridiede elliptiſche (aufbahn der nen Weltſyſtemen 37 f. ihr mittlerer Abſtand von der Erdkugel 40. nåßere Betradītung ihrer jährlichen Sonne 41. ihre toglide Bewegung um die Sonne 89 f. Bewegung um ihre Achſe 41, 101 f. der Erdache gegen die Ekliptif

Winfel 43

Erds

1

Regiſter. Erdkugel , Betrachtung ihrer einzelnen Theile, als eines Himmelskörpers 59 f. Eintheilung ihrer Oberflådye in Climata 108. allgemeine

Betrachtung ihrer Erwårmung durch die Sonne 111. Eintheilung ihrer Oberfläche in Zonen 113 Innere Geſtalt derſelben 492 f. Ge. wölber und Höhlen in der Erde 494. unterir. diſches Waffer 495 . unterirduiche Luft und unterirdiſches Feuer 500 f. Schraden 496 . zunehmende Dichtigkeit der Erdmaſſe nach dem Mittelpunct ju 538 Rugelni , fú : filide, 131 f. Ped ) , f. Judenpech . Sulz 774 Striche, f. Zonen . Premita, Jacob, deiſen Reiſe um die Welt

12

Erzte, Erflärung derſelben 853 : Verergungsmits tel cbend . wie ſie erzeuget werden 854. Eine 856 theilung derſelben Efcharites 851 781 Ejigſalmiak Eudoris von Cnidus, deffen Himmelskugeln 125

Euphrat, deſſen Große 356. und Lustreten 381 479 Luripus , deſſen Beſchreibung Europa , deſſen Gránzen und Große 174. In: Gebirge 190 . Halbinſeln 184. feln 177 f. 355 größren Flüſe

Livigkeit der Welt, nach den Meynungen ders 656 fdredener Weltweiſen F. Fahlerzt , findet ſich nur in Ganggebirgen 223. 864 Deiſen Beſchreibung 868 fobikupfererzt 220 Fälle , in Bergwerken, was es ſind 799

Farbenerden

Mmm 3

Sa.

Regiſter FI 州

Faroer Inſeln, daſige Meerſtrudel

864 四

Fodcrecze Spach



-- Weiß Feli Benikowa ,

ein Berg in Lingarn , dejar

Hibe Felſen, Erklärung derſelben 187.

werden durch da 67

Zeit zerſtöret 83 Stcine Fernclius, deſſen Beſtimmung eines Meridiangra des Feſtes Land, allgemeine Naturgeſchichte deffelen 172 f. f. Eintheilung deſſelben 173. deſi Größe ebend . Verhåltniß deffelben gegen die Grabe der Breite 185. Verhältniß der Home deſſelben zur Tiefe des Meeres 416. täglike Veränderungen der Oberfläche deſſelben si

wird durch Šandbånte vergroßert 584 f. Mom minderung deſſelben durch Ueberſchwemos ‫گر بر‬ Feuer, unterirdiſches, Beweis des Daſepns trien 614 ben 500. bringt neue Inſeln hervor Feuerſpeyende Berge, inPurop : 503. in2jen ll! 522. in Africa 528. in America 529 f. 14 13 fachen dieſer Erſcheinung fung Feuerſteine Feuillce, deſſen Beſtimmung der Berghöhen Filtrirſtein Fiſdie, ein Qimmliſches Zeichen, Urſprung der Benennung verfieinerte, Flicgtenſtein Flintenſtein Slogland Florentiniſcher Marmor Florida, eine Halbinſel in Americs

707.83 0 898.90 829

808 18 Floh

Regiſter.

Flos Antimonii Cobalti Wismuthi

897 900 83 Erklärung

Flórzgebirge, deren Streichen 195. derſelben 217. 247. allgemeine Betrachtung der Beſtand:heile ihrer Schichten 2.48 f. 2nzaýl und Mächtigkeit derſelben 249. “ ohenſteini : fdye KupferHobe 250 1. ? pinsfeldiſche 255 f. ju selins Steinfohlenfioke zu Wertin 258. e rge iith gebi 262 f. Fide ſtádr 260 .. Thuringi Sandrein- und allanhieferfloze auf Veland

Flebgebirge in Weſts und Gortlind 264 f. gorila ! 1d 266. wie ein Flözgebirge zu unter . unordentliche und zerrittete Floke ſuchen 279. er G halt der Flöngebirge 27 + f. inner 271. lle Steina 0.15 in gekommen 280 Meta wie die eruna rgen tein gebi n Verſ 281 f. arte in den Flóz

CST in

24

nie die Floagebirge entſtanden 28.4 . gen 282 f. Daſein der Fiókgebirge im Meer 420. ihr Bau 750 iſt feine Wiréung der Sundfluth 832 Fluor cryftallipus 837 Siufkrebſe, verſteinerte 832 Sparh , 832 802.811 Flüſſe, eine Steinart glújje, aligemeine Betrachtung derſelben 353. F. größte Flüſſe in der Welt 354. allgemeine Ges .

nåbere Beſtim . , trachrung ihres Falles 357 f. Beſtimmung ſtimmung deſſelben 360 f: 370 f. Waſſerfälle in ihrer Geſchwindigkeit 365 f. Verkricchen derſelben unter die denſelben 372. Erde 376. Steigen und Fallen derſelben 378 . regelmäßiges Zustreten 379. Scwere und ins nerer Gehalt ihres Waſſers 382. Verſtopfung Veränderung ihres ihrer Mündungen 562. Abnahme des Waijers Laufs und Betres 565. in denſelben 566. wie ſie das trockne ( and yera mm 4 grizern

Regiſter.

größern 605. relben

Berechnung des Bodenſages de 610

Fonteſt Orbę, in Languedoc, Beſchreibung dia fer Quelle 33 Formofä, eine der mittelmäſſigen Infeln in 2fies

Fracaſtorius , geln Frauencis Glas

Sieron . deſſen fünſtliche Erdiu

Froſixmäuler Steine Frühling, Erklärung deſſelben

85; 819 $4 8

Fungit

85 dic Furke,ein Berg in der Schweig, deſſen Höße

209 Fifmaß ?, Vergleichung derſelben

78

Fußpunct, r. Tadir .

Gagat, deſſen Erklärung und Beſtandtheile 764 Galactites Plinii 829 Galena 877 ebend. granulata ebend. punctata ftriata ebend teflulata ebend.

Galißenſtein Galmey Gammarolithi

G 6

784 895

837

Gange , donlege 219.

flache ebend.

Ganges, Größe dieſes Fluſſes 356. demſelben 375. deſſen Äustreten

Ganggebirge, deren Streichen 195.

ſchwebende ebend. Waſſerfal ia 381

Erklärung

GE derſelben 216.

Deren Merkmable 218 . Gre jello

Regiſter. zeugung der Metalle in denſelben 219 . für Metalle ihnen eigen ſind

221 .

was

zufällige

Schiditen auf denfelben 223. Hšlen in denſel. 418 ben 224. Daſenn derſelben im Meere

Gänſeköchiges Silbererzt, bridit nur in Gange gebirgen 223. Gartenerdc

deſſen Beſchreibung

861 798

Gårener, deſſen Vorſtellung des Syſteinatis Jo. vialis 130

vornehmſte Gebirge , Erklärung derſelben 187. Gebirge in Europa 190. und in den übrigen Welttheilen 192. f. deren Strich oder Richtung 194. wie der Gehalt eines Gebirges zu beur. 287 f. theilen Gemmae 821

Gemmi, ein Berg in der Schweit , deſſen Hihe 209 Genferſee, Ebbe und Fluth in demſelben 388 220 Geſdůcte, Erklärung dieſes Worts 798 Gewächserde

326 Geyſer , eine fonderbare Quelle in Island Gibraltar Straße, deren Beſchreibung 409 888.897 Giftkieß

jebl Gilbe

898

Dlanz, grobípeiſigter, Kobalt Fläsainianth

877 899

799 Gilla 770 Hilolo, eine der mittelmäßigen Inſeln in Aſien 179 Glacies Mariae 813

artige Lrden Steine Prze, 861.

817 794 821

findet ſich nur in Ganggebirgen

Ropf, ein Eiſenſtein Blathe Mmm s

223 882

876 Glaus

1

1 Regiſter.

771 189 818

Glauberiſches Wunderfalz Gletſcher, Erklärung derſelben Glimmer

793

Glimmerige Erden Globi coeleiles, li himmelskugeln. terreſtres, ſ. Lcdkugeln .

843 Globoſiten

Gloſſopetrae Glóthe Gneiß Gold, deſſen Beſchreibung 856. wird 856.

838 8-6 833 wie es gefunden

iſt nur den Ganggebirgen eigen 22 382

Goldhaltige Flife

493 Golfo g er sb t rd in der Schwei , deſſen Höhe S. Gottha 209 825 Granat Granit Gransbain , ein Gebirge in Echottland

832 192

Grenoble, Daſige berühmte Hile Grimſelberg in der Scweiss, deſſen Höhe 209 Grönland , ob es eine Inſei iſt 183. daſige Berge 205 poli Õrorra del Cane in Grorce de notre Dame de la Balma bey Gres -24 noble 870 Grinfpan 8 ++ Grypbiten Guadiana , Fluß in Spanien , vorgegebenes Bers 377 fried)en deſſelben unter die Erde Guhr, Erflärung dieſes Worts Gyps.artige Steine

Prden Jicho

867 813 790 ebend

8 Epath Stein , gemeiner Gypſum ſtriatuun

5. Ha

Regiſter . 3.

Haemachates Haematithes

* 827 882

Bufen , Erklärung 403.durch Sandbanke

Verſtopfung derſelben 590

Halbinſeln ist Balbinſeln, deren Erklärung 184. in Aſien ebend. in Africa Europa cbend. ebend 185. und mericu. Balbieralle , deren Beſchreibung

891 840

Halcyonium Bilcs, deſſen Verſuche das Seewaſſer trinkbar zu machen 433

Balley, deſſen Beſtimmung der Berghöhen deſſen Meynung vom Urſprunge der Quellen Halmyrrhaga Hamnites

199, 306 775 810

Barriſon , deffen Uhr zur Beſtimmung der Länge auf der See 76 191 Harzgebirge in Teutſchland Sjekla, deſſen Beſchreibung 516

6. Selena , eine der kleinen Inſeln in Africa 181 Deliciten 843 Helmintholithi 840 Kelmjtadt, Beſchreibung der daſigen Steinkohlen , 260 floke 94 Herbſt, deſſen Erklärung

Bermann , deſſen Beſtimmung der Geſchwindigkeit eines Fluſſes 368 [ { ermite, . Eremita . 664 Sefiodus, deſſen Cosmogenie { jevelins, Joh . deſſen Himmelskugeln 126 hiera , Inſel im Archipelagus, entſtehet durch un. terirdiſches Feuer 615 120 " niininelsgegenden , Erklärung derſelben 125 f. Rugeln, fiinftliche, Kipparct), delen Beſtimmung der Größe der Erd . fugel 31.

deſſen Verzeichniß der Firſterne 126 soanho ,

1

Regiſter. soanho, Fluß in China ·

355

Boburg, ein Berg aufGottland, daſige Hölen 238 837 hogerkrebſe, verſteinerte

deſſen Bes Bovenſteiniſche Kupferflokgebirge , 250 f. ſchreibung ige in gen rd bir wü höhlen , in Gangge 224 f. merk h d an eic gl . nkr 227 . in Jis Fra in En ) 224 land 229 . in der Sdyweiz 230. in Italien 231. in lingarn 232. im Archipelagus 235. in Deutſchland 236. in Schweden 238. much. maßliche Entſtehungsart der Höhlen 240. merden oft von den Meereswellen gebildet 242. Nugen der Höhlen 244. Höhlen im Innern der Erde 494 Solz, aus der Erde gegrabenes, ob es ein Beweis

der Sundfluth iſt 580. Solzkohlen

verſteinertes

852 705

Koinanniſche Simmelskugeln 126 f. armillares

Sphaerae 129

homberg , deſſen Verſuche von der Strahlenbre. 164 dung 409 Sondurasbay horizont, ſcheinbarer, 64. wahrer cbend . 895 861

hornblende Prze gemeiner

--- Stein 827. DO Wismuth Sudfonsſtraße

sügel, Erklärung derſelben Sugeni, Joh. deſſen Reiſe um die Welt Humus atra

vegetabilis vibrofa oder turfacea

829 892 411 187

797 798 765

Kungerquellen , Erklärung derſelben ,

329 n Suygen , deſſen Sag von der eingedrüfte Geſtalt der Erde 18. fahrer

deſſen Pendulubren für die Seks 75

yas

Regiſter.

1 hyacinth

824

Hydrargyrum

889 844

Hyſterolithi J. Jacobsmuſchel Jahr, deſſen Erklärung

855

90

Jahreszeiten, allgemeine Betrachtung deſſelben 93. deren Beſchaffenheit außer den Wendekreiſen 95. unter dem Lequator 96. den Wendekreiſen

zwiſchen demſelben und 97 f.

Jamaica, eine der mittelmäßigen Inſeln in ames rica 182

Jan Magnus, Eiland am Vordpol 183 Japan, eine der großen Inſeln in 21ſien 179 Jaſpis 829. weißer ebend. grauer ebend. gelber Ichwarzer ebend. ebend. 830 grüner lactea 829 inartialis 830

827. 830 Taspachates 830 Jaſponyr Jarregrytor in Schweden , Erklårung derſelben 243

Java , eine der großen Inſeln in Ajien Ichthyodontes

179 838

Ichthyolithi Jeniſna, Größe dieſes Fluſſes in Aſien Imaus, ein Gebirge in Aſien

836

Indianiſdes Mieer, deſſen Beſchreibung Ueberſchwemmungen

403 604

Indus, Große dieſes Fluſſes 356. felben Inolithus

355 192

Austreten defe 381

813 836.837 Inſecten , verſteinerte Inſeln , Erklärung derfelben 172. Eincheilung der und in der Inrein in der alten Welt 177 f. neuen 181.

unter den Palarfreiſen 183.

Ver .

Håltniß derſelben gegen die Grade der Breite 185. Ent.

t

1 4

Regiſter.

Entſtehung neuer Inſeln Feuer 614. ( ten Sande

unterirdiſches

durch

Verbindung derſelben mit dem fio 621

180 Jókelen, in Island, Beſchreibung derſelben Jris Veterum Irland, eine der mittelmäßigen Inſeln in Euror

Island, eine der großen Inſeln in Europa in merkwürdige Quellen daſelbſt feuerſpevende Berge daſelbſt

330.j.

325 f.

SIE " Jsländiſcher Crpſtall Jucaton , eine albinſel in America Judenpech Stein

190 Jungfern Qucckſilber Schwefel Jungfrau, ein himmliſches Zeichen ; Urſprung to fer Benennung Jupiter, deffen Größe in Anſehung der Erde Jütland, eine Halbinſel in Europa

; 184

R.

ſprung Rolkerden Schiefer Spath Stein 804. f. gemeiner Rimmmufde Ramtſchatka, eine Halbinſel in Aſien Rameſiackiſche Meer, ob es gåber liegt , als : Ocean Rogenauge Gold

Silber R :

)

Ráfermuſchel Kulkarrige Steine, deren Eigenſchaften 803. lix

Regiſter. Kauten in Preuſſen , daſiger periodiſcher See 387 841 Regelſchnecken

Rian , Größe dieſes Fluſſes in Aſien iſt das Haupterzt des Schwefels Kieß 888. Wicren Riefel

356

768 768 826

Rilcorny, eine berühmte Höhle in Jrland 229 Kinnekulle , ein Berg in Weſtgothland , deſſen 266 Höhe 206. deſſen Fiske Klapperſtein Rlippen im Meer

Riúfie, deren Erklärung Rnquer

834

420 220 833

Kneiß

833 811 846 Knopfſtein Rnoten in der Mondsbahn , Erklärung derſelben 56 Kobalt 899, geſtrifter ebend. glimmeriger 900

Knochenſtein

Beſchlag Blüche Proen

900.799 900 900

Erzt Viner

899

Speiſe

872 899

Rochfilz

776 Säure

772 Rinigsıv.fſer 772 Rornåkren , ein Silbererzt 864 von Kósfeld, Lothar. Jumbach , deffen Pendul. uhren zum Behuf der Seefahrer 75 Rstieg.iu , ein feuerſpeyender Berg auf Jelind 519 Rrofta, ein Feuerſpenender Berg auf Jølund 517 Krauſelſchnecken 841 Tirauter, verſteinerte, 851 Rrebs , ein himmliſches Zeichen, woher es diefen Namen bat 123. 124 Krebſe,

!

Regiſter.

Krebre, verſteinerte, Rreide, 787. Brianzoner 816. Ichmarje 820.

Spaniſche

831 Eimoliſche 815. 815

Rreidenfalz Rreidenſtein

778 808

Rrstenſtein Ruhriem

884

873

Kupfer kommt am häufigſten in Floßgebirgen vor 278 fi deſſen Beſchreibung und Erzte 865 i. 867 gewachſenes 799. 869 blaues

1

Przte 866 f. rothes 868. graues ebent grünes 86 blaues 869. braunes ebeno . ST es gelbes bunt ac . 870. 861 Glas Grún Hieß

799.870 871

Laſur Nickel

869. 871 $ 69. 870

Ocher

867 871

Röthe Schiefer

870

Schwarze Vitriol

783 L.

Labyrinth , auf der Inſel Candia , Tchreibung Lac Lunae

beffen Boy

789

180 Ladrones oder Diebsinſeln in Aſien Lamb, ein Berg in England , daſige berühmte 2231 Höhle Land , feſtes, f. Feſtes Land. 184 Landenge , Erklärung derſelben Seen , Erklärung und allgemeine Betrati. tung derſelben 384. periodiſche 385. verſter nernde 390. ſalzige 390. andere mineralitate

393.

Regiſter.

1 893.

werben mit der Zeit in Torfmoore vera

wandelt 574 f. neuer Seen

trocknen aus 576.

Entſtehung 577 836.837

Landrliere, verſteinerte Långe der Erdkugel, Berechnung der Grade ders ſelben nach dem Caſini und Maupertuis 30. Beſtimmung Urſprung dieſer Benennung 71. eines Grads der fånge in Meilen und Ruthen 81. 85 eines Orts, Erklärung derſelben 69. Ver . þåltniß derſelben zur täglichen Bewegung der Erdkugel um ihre Achſe 71. Verſchiedene Arten die Långe zu finden 72. zur See Lapis aceroſus

Beſtimmung der långe 74 818

-- arenaceus

827 806

Armenius .. calaminaris calcareus

895 803 839

chelidonius no corneus

engraphus Iudaeus

846 830. 869

1

Lydius lyncis Morochius

815 820 840 811

.

nephriticus nummularius ollaris oftites

816 843 815 811

fabulofus

ſpecularis i, fiannifer

*827 813 875

- { tellatus ſuillus

830 805

- Lazuli ,

Leberum

i ann .

II. Theile

5

3

827 835

Nnn

Lapps

.

1

Regifter. Lappland, deſſen Gebirge Laſurerzc ſtein n tei Lavetſ

Laugenſalze 773. ges mineraliſches Leberſtein Lebm

.:

205 8711

830. 869 815

feuerbeſtändiges ebend. flüchti 775 806

796

Lehmann , deſſen Erklärung der Schöpfungsge und der Wirkungen der Sundflur ſchichte 684. 724 Leibnis , deſſen lebegebäude pon der Schöpfung 65 Leimen Leimenſteine Lendenſtein Lentes lapideae Lepatiten

Leſeſtein Letren Leucachates Leucipp, deſſen Cosmogenie Leucofapphirus Libanon, ein Gebirge in 21ſien

876 843

843 885. 886

1

793 827 665 823 193

das Liegende der Floggebirge, deſſen Erklärung 249 Lignum foſſile 765 849 Lilienſtein 83 Liinoniates Plinii Liinus

797

Linnaus, deſſen Meynung von der Schöpfung 680 Lipariſche Inſeln, feuerſpegende Berge auf der felben Lichantraces 704

Litheofphoruin Lithobiblia

2. marga morphi

8 798 834 Lithe

Regiſter . Lithophylli phyta ítreon

852 851 844 852

-- -- xylon Liruiten

843 Lsbegin , daſige Steinkohlenfioke 271 Londner Fuß, deſſen Verhältniß zum Parifer 78 Lorenzfluss in Canada, deſſen Große

357 Loth , f. Senkbley. Lough :xp7agh , derſteinernder See in Jeland 390 Löwe, ein himmliſches Zeichen , Urjprang ſeiner

Benennung 124 Lorrhorp , deſſen Verſuch von der ſtrahlenbrechen . den Kraft der Luft 163 Lucaiſche Inſeln in America 182 Lucanus, Ucellus, deſſen lebre von der Ewigkeit der Welt : 656 & 823 Luchsfapphir Srcin 828. 840 Luft, allgemeine Betrachtung derſelben 145. ihre Vermiſdjung mit Dünften 147. iſt nahe an der Erde,dicker,als weiter von derfelben 149. ſtrah. tenbrechende Kraft derſelben 163 f.

unterirdiſche

496

Luft Lufttraffer, Furze Betrachtung deſſelben Lulofs, deſſen Erklärung der Sündfluty Lupus louis Lutum

297 f. 739 881 796

Lychoites Lycodontes

807 838

Lyncur

828

Madagaſcar, eine große Inſel in Africa Madiwa, eine der kleinen Inſeln in Africa ein Fluß in America jadrepore

madreports

nnn 3

181 181

357 850 ebend . Wael,

.

Regiſter.

496 Njaelſtrom , deſſen Beſdareibung d Magellan, Ferdinan , deſſen Reife um dieWeles Nagellaniſche Meerenge, deren Beſchreibung 410 833 Magneſia nigra 833 ſiderea 833 vitriarioruin 88 magnetſtein detſen le Maire, deſſen Reiſe um die Welt 12. 410 Straße l a n inſe acc in Afie , eine Halb Mal 869. 870 Malachic Maldiviſche Inſeln in Aſien Maltha Manilla, eine der mittelmäßigen Inſeln in Ajis 13 Mansfeldiſche Flokgebirge, deren Beſchreibung 255 Maraldi, deſſen Beſtimmung der Bergboken 200 768 marcaſit 831 Margodes

S. Maria Magdalena, eine merkwürdige Höhle 537 in Rrain 180 Marianiſche Inſeln in Aſien 819 Marienglas ber Urſprunge Niariotte, deſſen Meynung vom Quellen 301.

Einwürfe dawider 302.

deffer

Beſtimmung der Geſchwindigkeit der Flüffe 365 Marmor, deſſen Beſchreibung und Arten 807f. 867 Luculleuin Numidicum rufum 808 Pulumbinum

Parium Seruatianum Taenarium Njars, deſſen Größe in Unfeßung der Erde S. Martinsloch, eine Höhle im Canton Glami la mafſane, ein Berg in Roußillon ,deſſen Hohem mafb

Regiſter.

876 maſtichot Maudite , ein Berg in Savoyen , deſſen Hohe 207 Mauerfalz 775 844 Maunzenſtein von Maupertuis, deſſen Meſſungen am nördlichen 23 f. " Polarkreiſe Mauſſet, ein pyrenaiſcher Berg, deſſen Hohe 211 Mayquellen , deren Erklärung 321 226 Meauf, daſige merkwürdige Höhle Meconites

810 849 couſenbaupo İNeer , allgemeine Naturgeſchichte deſſelben 397 f . Flacheninhalt deſſelben 398 f. Verhältniß des Flächeninhalts deſſelbenzu den Graden der Breis te 400 f.

Eintheilung der Meere 401. f.

Ver .

zeichniß der großen Hauptmeere 402. deffen Höhe gegen das feſte land und ſich ſelbſt 411 . Ufer deſſelben 413. deffen Liefe, und wie ſolche zu erforſchen 414. Verhältniß der Liefe zur 416 Höhe des feſten (andes Gebirge, Felſen und Klippen im Meer 418. Uebereinſtimmung des Meeresbodens mit der trocknen Erdfläche 421 f. Hůlfsmittel den 424 Meeresboden zu erforſchen

Salzigkeit und Bitterfeit des Meerwaſſers 426. deren Verſchiedenheit.427. verſchiedene Meynungen über den Urſprung der Salzigkeit 429 f. wahrſcheinlichſter Urſprung derſelben 430. Verſuche daſſelbe trinkbar zu machen 431. Nu. 434 Ben der Salzigkeit des Seewaſſers Farbe des Meerwaſſers 435. Leuchten deſo 437 felben

Betrachtung der Ebbe und Fluth 438 F. P. Ebbe und Fluth . Strom des Weltmeeres von Dſten nach Be. ften 466.

vorgegebener Strom von den Polen

nach dem Zequator 468.' verſchiedene andere Nnn 3 Strome

Regiſter. Strome 469. periodiſche und unorbent(lite Strome Strudel im Meere, in der Nordſee 475 .

mittelländiſühen Meere 478. und Ditfee

in der caſpiſchen 480

betrifft nu Wellenwerfen des Meers 481. 481 deſſen Oberfläche Vorgegebene unterirdiſche Verbindung man: Ausdunſtung cher Mecre mit dem Ocean 483. des Meeres maſſers Tågliche Veränderungen an dem Meere 584f Erhöhung

des Meeresbodens durch Seetřim

und Pflanzen 613. Erhöhung der Meeresfä dhe nach dem Manfredoni, Donaci und Bids di 623. Sinken der Meeresfläche 637. snahme des Meerwaſſers im Norden 640 f. Eins würfe dawider 643. verſchiedene Meynungen von 649 dem veränderten Stande des Meers

1 Meerbufen, deſſen Erflärung Enge , Beſchreibung 409. me in denſelben RShre , verſteinerte

widrige Serde 473 840

Sserne 846. Arten derſelben Scrudel , f. Strudel.

847 F.

nieilen , Beſtimmung der brkannteſten 77. Bere jåltniß derſelben gegen einen Grad des Legis tors str Melites 829 823 Memphic

876 Mennig ochen 836 Menfchenkn , verſteinerte, Miercurius, deſſen Größe in Anſehung der Erde 36 889 Mercurius virgineus Merga Mergel

Mergelartige Schiefer

890 706

7961 831 Maa

Regiſter:

831

Wergelſteine Njeridian , P. Mittagslinie.

erſter, verſchiedene Beſtimmungen del . 69 866. 894

felben Meßing Mefues

830

Jetalle, deren Erzeugung in den Ganggebirgen 219 , Erkläri:ng und Beſtandtheile derſelben 855. f. 856 Eintheilung Migrallmůcter, deren Erklärung 854.222 408 Hjepicaniſcher Meerbufen 818 Mica ? ferrea 819. 886 lainellola 819 Miesmuſcheln

845 851 cbend .

jillepore

Milleporites Mindanao , eine der mittelmäßigen Inſeln in 179 Aſien Minera, Erklärung derſelben 853 f: Antimonii rubra i 897 ſolaris . 897

ſolida ftriata

Argenti alba antimonialis capillaris coinea griſea plumofa rubra vitrea

II

Arſenici cx flauo rubra Cobalti

cinerca . vitrea Çupri fulua griſca Nnn 4

t

$96 896 863 864 861 864

864 862 861 872 899 899 899 868 868 Minert

3

Regiſter.

Minera

Cupri

Martis

nigra rubra vitrea coeruleſcens

griſea paluftris Tolaris Haſſiaca

NE

ſpecularis Saturni nigra ſpathacea Stanni polyedra Mineraliſche Quellen , allgemeine Betrachta; 334 derſelben

Mineralreich , kurze Naturgeſchichte beffelben 75 8 Minium 893 Veterum Mißpickel ,

bricht nur gangweiſe 223. defica

Beſchreibung Wißißippi, Größe dieſes Fluſſes NJitragslinie, deren Erklärung 63. meitete Arten ſie zu finden 66. ob ſie ſich verändert 67 Mittellandiſche Meer; deſſen {age und Grise** Ebbe und Fluth in demſelben 462. Strict demſelben 467. 471. Strudel in demſelben A ob es eine unterirdiſche Verbindung mit het

Dcean hat 484. Deſſen Ausdünſtung 488. ** großerung der Küſten an demfelben 587.628 Ueberſchwemmungen deſſelben Mittelſalze, deren Erfférung und Eintþeilung 7 Modena , Beſchreibung der dafigen Erofchideen

1791 Moluctiſche Inſeln in Aſien 799. 889 Molybdaena 47 Monach , periodiſcher, deſſen Erklärung mond , deſſen Größe in Anſehung der Erde zó. allgemeine Betrachtung deſſelben 46. allgemein ne Betrachtung ſeiner Schwere nach der Sonne

Regiſter. und der Erbe zu 48. deſſen Schwere in deri Wiertheilen 49 f. und in der Conjunction und Oppoſition mit der Sonne 52 f. deſſen ſcheinbare Gefialten 54. wie die Ebbe und Fluch von dema Telben berrühret 440 f . 193 mondberge in Africa 11ondfinſterniſſe, dienen zu einem Beweis der fue Erklärung gelförmigen Geſtalt der Erdė 9.

Deren Gebrauch zur Beſtimmung : berſelben 56. der Länge eines Orts 72 Mondmilch 789 Xione d'Or, in Auvergne, deſſen Hohe Moorerde

209 797

Hjoraſte, allgemeine Betrachtung derſelben 395. Abnahme derſelben 567. trocknen aus 576. wie aus trocnem lande u. Wåldern neue entſtehen 579 886 Moraftſteine Morea , eine Halbinſel in Europa 184 107 826

Morgenrøthe, deren Erklärung Norion

njoro, deſſen Meynung von dem Urſprunge der von dem Salzigkeit des Meerwaffers 429. Entſtehen der Berge 451. von der Erhöhung der Meeresfläche 627. Morochus

von der Schöpfung

Moskoeſtrom deſſen Beſchreibung Viuriciten Niuſcheln , verſteinerte, Musculiten

678 789 476 842

839 F. 843 : 845

Muſſchenbroek, deſſen Beſtimmung eines Grads im Meridian 33 845 XT ytuliten Dachtgleichen , deren Erklärung Vadir , Erklärung deſſelben

9! 84 845

nägelinuſchel Kapitha

Nnin 5

760 Na

Regiſter,

Natrum acidulare

779

Haturgeſchichte, deren Erklärung 139. Einthe lung 140. Húlfsmittel Nautiliren 843

Þegropont,Beſchreibung des daſigen Strudels 478 841 Tericiten ! 57eubritannien , eine der mittelmäßigen Inſeln in 179 2lfien Guinea, eine Inſel in den Südländern 13 Holland, eine große Inſel in den Südländero 19 Zewton, deſſen Sak von der eingebrückten Geſtal der Erde 18. deſſen Theorie der Ebbeu.Fluch441 87 nickelkönig Nicolum cabalto &c, mineraliſatun ebena acido Vitrioli mineraliſatum 816 Fierenſtein

niger, Fluß , f. Senegal. Nihilun albuin foflile verunn

709 894

Wil , Größe dieſes Fluſſes 356. Waſſerfälle in deme ſelben 375. deſſen Austreten 379. ob Negro 606 pten durch deſſen Bodenfaç entſtanden 713 Nitrunn der Alten 771 calcareuin oder Marmoris l he 8H Noahmuſc

pon 17oort, Oliver, deſſen Reife um die Welt 19 Viordſee oder atlantiſche rjeer , Beſchreibung 403 derſelben in Norden von Europa 403.

Strudel

Vergrößerung der Küſten an derſelben 856. 632. Ueberſchwemmungen dero 598 felben 205 Torwegen, Hiße der daſigen Berge d ng Horwoo , deſſen Beſtimmu der Erdgröße 33 183 17ova Zembla, ob es eine Inſel iſt O. OS in derſelben 475.

Regiſter,

Obſidianus Lapis

764

Oby, Größe dieſes Fluſſes Odber

355 792 408

Uchoskirche Meer Ochra Cobalti rubra Martis

799 900 886

Nicoli

872

Rubra naturalis

884

Veneris Oculus Beli Felis

869 Ft 829 ebeno,

838

Odontopetrae Deraife, feuerſpenender Berg auf Island Olea per deliquium Oleum Vitrioli

glacial , Olymp , deſſen Höhe Ombriae

521 773 770 ebend . 211

846 828 810

Onyr Oolithi Opal Operment

Ophiolithi Orenoco, Größe dieſes Fluſſes

2

824 898

839

357 Oreſund, widrige Strome in demſelben 473 Ormus, eine der mittelmäßigen Inſeln in Afien 170 Ornitholithi 836 Orpheus, deſſen Cosmogenie 663 Orthocerariten 840 Oſteocolla 8L1 Oftraciten 844 Oltreocodermatolithi 836.839 Oftfee, deren Größe und Geſtalt 405. Ebbe u. Fluth in derſelben 462. Strudel in derſelben 480. Ver. großerung ihrer Küſten durch Sandbånke 584.633 Ueber.

Ueberſchwemmungen Derſelben 599. derſelben p . Paederos Plinii

Abneſe 637

Palo, ein Dorf in Tapoli, baſige Höhle Papiertorf Parallelkreiſe auf der Erdkugel, Erklärung derit ben 62. Verhältniß der Grade in denſelber $ den Graden des Aequators 6 Rugel , deren Erflårung

Pariſer Fuß , deſſen Verhältniß zum Rheinlás retien und Londner Paſſarwinde, Beſchreibung derſelben 154. den derſelben

Parellmufcheln Pecyblende Lege

834

Torf Pecriniten Pecrunculiten Pen . Park : höhle in England Penduln , deren Gebrauch zur Beſtimmungder in gur der Erde

Perraulr, deſſen Meynung Quellen

vom Urſprunge de

Perfiſche Weerbuſeni, beffen Beſchreibung Petra Petroleum

tenax

829 filex laſpideuse Pfeifenthon Pfennige, verſteinerte, Pfennigerzt Pflanzen, verſteinerte, Phacites Phengites Pholaden

851 86 807 84

పీత k జడేజ AT & పేరే

1

Regiſter.

Regiſter.

Phanicier, deren Mennung von der Cosmogenie 658 814 Phoſphorum natiuum 851 Phytholithi Picard, deſſen Meſſungen zur Beſtimmung der Fi.

home E

gur der Erde 14. Unzuverläßigkeit derſelben 15 f . 33 f. deſſen Beſtimmung der Erdgröße pick, ein Berg auf der Inſel Teneriffa, deſſen Höhe 212. 215. wirft zuweilen Feuer aus 528 230 Pilatusberg, Högle in demſelben 845 Pinniten

3 819 jum $ Pilolichi Pitchincha, ein Berg in Peru, deſſen Höhe 213 elhe Pitor, deſſen Beſtimmung der Geſchwindigkeit der 365 Flüſſe 840 planit 357 Plata, Große dieſes Fluſſes Platina, Beſchreibung dieſes Metalles Plumbumi ſcriptorium Polarkreiſe, deren Erklärung Lånder , Beſtimmung derſelben

857 875 819 63 175

nördliche, was dahin gehöret 175. 183 půdliche, deren Beſtimmung 176.183 61 Sterne, deren Erklärung 66 Erklärung Pole, deren

ejefecto Polbahe, Erklärung 65. wie ſie zu finden Pollicipedes Poolshéhle in England Porcellaner de Porcellaniten Porphyr

67. 846 227 793 842 832

Porro : Rico , America

eine der mittelmäßigen Inſeln in 182 841 en hneck Poſaunenſc

Poſidonius, deſſen Beſtimmung der Erbgroße 31 Pramnion 826 Prafer

824 Prinz

.

Regiſter .

Drinzmetall Probierſtein Pſeudogalaena

866

834. 888.895

Ptolemaus, deſſen Beſtimmung der Erdgröße 31 37 F deſſen Weltſyſtem

Puide Domo, Berg in Auvergne, deſſen Hobe 208 842 Purpuricen 191 Pyrenäiſches Gebirge 888 Pyrites albus Pyromachus Pythagoras, deſſen Cosmogenie

661

1 Quarz

836

Fluffe

1

223 Queckſilber 889 f. - bricht gangweiſe Queen Elifabeths Foreland, eine Infel nad dem 183 Nordpol zu Quellen , Eintheilung derſelben 298. Urſprung dero felben nach Ariſtotelis und Vitruvii Memnung nach dem nach dem ? ariotte 301. 299 f. Perrault 304. nach dem Balley 306. nach Carteſio 31of. nach dem Varenio ,Deryamu... 314f. wahrſcheinlichſter Urſprung derſelben 317f. unſchmackhafre, deren Eintheilung 319 ſtetsrinnende 320. regelmäßige periodi de 321. unregelmäßige 328 f. unſhmadhafte warme 334 Verſteinernde 33 e fdhe aft emei rali ach , allg oder mine ſam

warme, R. Sás ne Betrachtung derſelben 334 f. der. laugenhafte 342. bittere 343. falzige 34+, eifenhaltige 345. fchwefeliche 347. alaunartige 348. erdslige 349. fupferhaltige 352. giftige 352. Quellen auf dem Boden des Meeres Veränderungen an denſelben 559. wandlung derſelben im Blut Quilmanci, Fluß in Africa, deffen Große

Vero SÓI 356

R. RS

Regiſter . R. X & derfteine

849

Rajus ,deſſen Mennung von den Verſteinerungen 699 Ranow , deſſen Meynung von den Verſteinerun 697 gen 885 Rafenſteine Rauracle

809

Regenſee, Erklärung derſelben Waſſer, deſſen Berechnung

155 298

Regionen der Dunſtkugel, Nachricht von denſely ten ISI Regulus Antiinonii 896 819 Reisbley Reifen um die Welt Reteporites Rhein, Waſſerfälle in demſelben

If 851

373 Rheinlandiſcher Fuß, deſſen Verhältniß zum Pai tiſer 78 Rbodus, eine der mittelmäßigeri Inſeln in Afien 179 Rhombiten 842

Ribar, ein Flecken in Lingarn , dafige merkwürdi. ge Höhle 234 Ricciolus, deffen Berechnung der Erdgröße 33 Rider, deſſen Verfache zur Beſtimmung der Figut der Erde 18 R defenkappc, Berg in Sdleſien , deſſen Hoße 2017 Reelentopfe in Schweden ,deren Erklärung 243 Rigiberg, ein Berg in der Schweiz, daſigeHöhlen 230 Rod fiell,ein Berg in Lappland, deffen Hiße Rogenſteine Rogers, deſſen Reiſe um die Welt

205 gia

Nog geivin, deſſen Reiſe um die Welt Riidbgewachſe

13 865

13

deſſen Robe lijeer ,Beſchreibung deſſelben 406. Faxbe 435. ob es eine verborgene Gemeinſchaft 485 mig dem mittelländiſchen hat Rétbel

1

Regiſter. Rachel Rothgüldenerzt Rochſchlag Rubiccli Rubin Balas

815.44

Rubrica Rußiſch Glas

Sal Ammoniacuin - Cretae

3

SAF follile Gemmae

Sar

inediuin

5

montanum fedatiuum ftypticum Tincal

Salmiak 780. Feuerbeſtåndiger 772. notice cher 780. zubereiteter 781. glamour chert ágyptiſcher , venetianiſcher , 700 Salmiakstúrſte waſſer Salpeter, würflichter 774. brennender 77 Geift

ſaure Wittelſalze

ſtyptiſche Salzigkeit des Meerwaſſers, f. Meer. Salzquellen , derer Beſchreibung

969

Säure e Salz , Erklärung und Eintheilung derſelben 76 ob ſie in Floßgebirgen anzutreffen 769.75 alcaliniſche, 769 . laugenartige

# ebend Sand 794. ' fórnichter 795. feiner Sandbanke, tragen vieles zur Vergrößerung na feles

Regiſter. feften Sandes bey 584. felben 589. Hafen

Veränderungen an den .

dadurch verurſachte Verſtopfung der 590

Sandſtein

827 Fidge auf Deland 264 Santorini, Inſel im Archipelagus entſtehet durch

unterirdiſches Feuer 615. neue Inſel bey der. ſelben 617 Sapphir, 822 f. Sardinien , eine der mittelmäßigen Inſeln in Eu, ropa Sardachates ardonychium Saturn , deſſen Größe in Anſehung der Erde Sauerbrunnen , deren Erklärung

177 827 828 35 345

Salz

778 Saure Salze 769 Sauſtein 805 Saxuin 833 Sdaalmuſcheln 843 Schaalchiere, verſteinerte, ob es wirklich Seegee fdjopfe find 695. RanouwsMeynung davon 697 RajiMeynung 699. Bertrands Mennung 701. Beweis daß es wirkliche Seethiere geweſen706 Eintheilung und Arten derſelben 839 426 Scheeren im Meer, deren Erklärung Scheitelkreiſe 62 Scheitelpunct, f. Zenich . Schep Scherbenkobald

77 223 Scheuchzer ,deſſen Beſtimmung der Bergbohen 199

Schiefer, deſſen Erklärung 802. 'falfartiger 806. 831 mergelartiger thonartiger 819. Beweis aus derletben

Erde

eunden ?

Schiffküttel Soirí II. Theil.

000

9 843 888

Skegiſter.

Schiſtus argilloſus calcareus friabilis

pictorius 8 8

Shlangenaugen Zungen Schmeerklüfte Stein

S & mirgel Sdnecken , verſteinerte Schöpfung der Welt, nach der Lehre Ber Plus cier 658. der legyprier 660. der Chalda nach dem Orpheus 663. nach dem Sefiodus) Anafimenes 064. dem Leucipp, Democrire

Epicur 665. dem Zeno und Pythagoras bál nach dem Carteſio 669. nach dem Bornet 677. nach dem Whifton 674. nach dem Leibniz bas. nach dem Moro 678. nach dem Linnáo byo. nach dem Bourguet und Büffon 62. nad tem . lehman 684. nadh bem Silberſchlag 989 4 $ 89 órl Sch Schouten, William Cornelis, deffen Reife w die Welt 如

neel l. bboruſche Schra uubenm

Schwabengift Schwaden

她 叫ws

himmliſchen Zeichens

你 叫

Scroterze Shuffelmuſcheln der Schüge , Urſprung der Benennung

Sdwalbenſtein Sitwacze iTjeer , deſferiBeſchreibung 405. ngigkeit Schwarzerze Shwarzgüldenerze

Som

Regiſter.

833 Schwarzſtein 767 Schwefel, deffen Beſchreibung Brunnen , deren Erklärung und Ge. 347 galt 770 Säure Sowere , Schluß aus deren Verminderung auf 1 18 die Geſtalt der Erde

841 Schwimmſchnecken Scorpion, Urſprung der Benennung dieſes Himm. 124 liſchen Zeichens See, f. Landſee.

846 846 886

Zepfel Lideln

Erzt 845

Zase nadeln

840 840

Obr 847 Sonne 846 Sterne 886 Sumpferze Waſſer , beffen falziger und bitterer Geſchmack 426F. Verſuche, daſſelbe trinkbar zu machen 431.

deſſen Farbe 435.

deffen Leuchten

Bgel Seegelſtein

437 846 882 843

Seegler Seifengraupen

875 814

Seifſtein Seigergånge Selenic Selenetiſche Erden Steine

219 813

790 812

Senegal, Größe dieſes Fluffes 356. Waſſerfälle in demſelben 375. deſſen Austreten

381

414 Senkbley, deſſen Beſchreibung S. Serfin Rrain , merkwürdige Höhle daſelbſt 237 816 Serpentinſtein Ses Door

1

Regifter. Sevegebirge in Schweden 192. beſſen Höhe2015 Sevumu minerale 701 Shelvoke, deſſen Reiſe um die Welt Siam , Meerbuſen von , Sicilien , eine der mittelmåßigen Inſeln in Europ 177. daſiger Meerſtrudel Silber, deſſen Beſchreibung 859. gediegenes 86. ebend deſſen Vererzung Silbererzte 861. was für welche in Ganggerio rußiſches gen vorkommen 222. 863 Gilberhaltige Mineralien

Silberſdowårze Silberſdılag , deſſen Lehrgebåude von der En pfung 69 Silex corneus igniarius



824 8 4



793 8?

?

Smaragdgras Smectis Smiris

阴 們

Girderojas, ein großer Fluß in Aſien Smaragd Smaragdites

830 妙

Sinopel Sinter

829 ebend.

;

Snellius, deſſen Beſtimmung der Erdgröße

Snowdonhill, ein Berg im LandeWallis, defea 206 Hohe Bocotora, eine ber kleinen Inſeln in Africa Sodefalz Soleniten

2 778 845

Solfatara , Beſchreibung dieſes rauchenben Tha! soi Sol marinus 847 Solſtitium , deſſen Erklärung Sommer, Erklärung deſſelben

gh

Sonne, deren Große in Anſehung der Erde 35 . trade

Regiſter.

trachtung der Erwärmung der Erde durch bieſelbe un f. wie die Ebbe und Fluth von derſelben bers rühret 440.F, 57 Sonnenfinſterniß , Erklärung derſelben Sonnenſtilſtand, f. Solftitium . 802 Spath Spathun Bononienſe 813 calcareum 811

813

gypſeum vitreſcens !

832 815

Speckſtein Sphäre, gerade 102. Sphaerae armillares

chiefe,

Spiegelſpach Stein

104 127 gii

1813 Spielbergen, Georg , beffen Reiſe um die Welt 12 896 Spießglas

Przte

896 896 822

Rönig

Spinell Spiritus Nitri fumans Vitrioli

771

fulphurei oder volatilis Spicbergen , ob es eine Inſel ift Spigmujdheln , lange, Spreuſtein Springfluth , deren Erklärung

770 770 183 846 818

446

887 Spuna Lupi Sſelize, ein Flecen in Ungarn , daſige merkwürdi. 233 ge Höhle 880 Stahl Przte

884

Waſſer Stalactiles

345 809

Stangengraupen Stannum

864

873

calciforme

DOO 3

875 Staub

Regifter.

Staub Erde

79

Sand Steinbock, Namens

kimmliſches Zeichen, Urſprung die 122 , 11

Steine, Erklärung und Eigenſchaft derſelben 80 deren Farben Sci beren Erzeugung ebend . f. 802 f. zufällig keit Geſtalt 802. Durchſichtig 803.f. fala Arcen und Geruch 803. Eintheilung artige ebend. gypsartige 812 F. thonartigesui . glasartige 821 F. vermiſchte 831 f. figurirte 87 mit Zeichnungen, 09 Steinflachs Roblen Fidge zu Wettin 258 f1.1de

Selmſtadt 260. zu Lsbegin mark JO Oel , . Bergdl. 00 Salz

Sand

777 795 809

- Sincer 834

.

Spiele Stelechites Stellae marinae Sterile nigrum

847

888.898

Sternbley Gewatire Säulenſteine DO Steine Otter, ein himmliſches Zeichen , Benennung Stille Meer, Srinkſtein

859 850

Urſprung dicke 123

Süderſee.

895

Stockwerke in Bergwerten Erklärungderſelben 30 194 Stofler, deſſen fünſtliche Sphäre Storchſteine Strabi

Regiſter

Strahlenbrechung, Geſchichte der Lehre von beto felben 164. Strandfalz

Verſchiedenbeit derfelben

168 777

Straßen, f. Meerengen . 818

Straue asbeſt

878

Striperze Strome im Meer, Hauptſtrom von Dſten nach Weſten 466. vorgegebener Strom von den Polen nach dem equator 468. verſchiebene andere 469.f. im mittebåndiſchen Meere . 471. widrige Strome in den Meerengen 473. periodiſche und unordent . liche

474

Štrudel im Meere, Beſchreibung derſelben 475. in der Nordſee 476. im mitteländiſchen Meere

478. in der caſpiſchen und Oſtſee Sryptiſche Salze Succinum Såderſee, deren Beſchreibung

480 781

762

403 Sudetiſche Gebirge in Böhmen u .Schleſien 191 Sulphur 767 1 natinum ebens. Sumatra, eine der großen Inſeln in Aſien

179

Sundfluch, Beweis derſelben aus den Berſteine. rungen, nach den Meynungen verſchiedener Ge. Lehren der Heydniſchen Völker von lehrten 711.

einer allgemeinen Ueberſchwemmung 712.Be. rechnung der zu Moſis Ueberſchwemmung nothic gen Waffer 715. Burners' Erklärung der Sünd. fluth 719. Whiſtons Lehrgebäude 723. Dood . wards 728. Lulofs 739. ob Mofis Sunbfuth alle Wirkungen gehabt, die man ihr benlegt 741. Herrn Lehmanns Erklärung der Wirkungen der Eủndfluth

74 % T.

Tafelberg, am Vorgebirge der guten Hofnung, deſ. ſen Hohe 213 IOI Tag, mathematiſcher, deſſen Erklärung

Tag ,

Regiſter.

Tag, natürlicher, oder phyſiſcher,Erklärung felben 101. bürgerlicher 102. Verſchiedenbur ) Sages . und Nachtslånge in verſchiedenen Be Talt Talcum Lunae

Taubkohlen Taurus, Gebirge in Aſien Telliniten Terebrateln Terglau, ein Berg in Krain , deſſen Höhe Ternate, Feuerſpeyender Berg dafelbſt Terra arenoſa

argillofa calcarea di fuoco, eine der großen Inſeln inAmerica 中

micacea



-mixta

阳 湖

Puteolana bss' qe ruralis



ſelenitica

切 似

ſigillata filicea

州 哪 的

ſpathoſa gipſea Tripolitana Vmbria

?

Terre VTeuve, eine der großen Inſeln in Urd tica I$I Ceufelsdreck, P. Bergtheer. Kegel

84

Thaler, deren Erklärung 292, werden mit der Zeit erhöhet Theraſia , Inſel im Archipelagus, entſteßet dari unterirdiſches Feuer 1615 Thia , Inſel im Archipelagus, iſt durch unterirdi. 616 fches Feuer entſtanden Thies

Regiſter.

Thierkreiß ,' Urſprung der Benennung der Zeichen 122 f. in demſelben

S. Thomas , eine der kleinen Inſeln in Africa 181 Thon in Floßgebirgen 274. deſſen Urſprung, Eine 791 f. theilung und Beſchreibung Tbonerden 791 262 che Thüringiſ Floßgebirge Tiefe des Meers, und Mittel folche zu erforſchen 414. Verhältniß derſelben zur Höhe des feſten 416 Landes Timor, eine der mittelmäßigen Inſeln in Aſien 179 Tinkal 779 815 Tipfſtein

446 Todre Fluch, deren Erklärung Todre Meer in Paläſtina, Beſchreibung deſſelben 393. ob es eine unterirdiſche Verbindung mit an. dern Meeren hat 486. deſſen Ausdünſtung Toiſe, Große derſelben Tomback Tonnites

490 78 866 842

823

Topas

793

Töpferthon Topfſtein Topberde Tophſtein

815 788 80g

Torf

765

njoore, entſtehen oft aus Seen Tourmalin Trapp Trigonella ftriata

574 825 829 845

Trigonellen

844

Trinité, eine der mittelmäßigen Inſeln in America 182

Trip Tripel Trochiren Trochliten Il. Theil.

825

PPP

795 849 841 Troin :

Regiſter. Trompen oder Waſſerboſen , deren Erklärung Tropfſtein Tropici Tubi porites Tubuliten

V Tupbyſtein Turbiniren Türkis Typbon , worinn er beſteßet

p.

De Varenius , deſſen Meynung vom Urſprise de 3 Quellen Varigion , deſſen Beſtimmung der Geſchwillo ! Vi Feit eines Fluffes Velino, Waſſerfall in dieſem Fluſſe Venus, deren Größe in Anſehung der Erde SC Venusfitnccłe Veränderungen , tägliche, an der Oberfläche des file ſten Landes 541 f. an dem Mesre 587 f.egemise "lige Hauptveränderungen des Erdbodense Verdello Verſteinerungen , große Menge derſelben in Fröße

gebirgen 282 f.

verſteinerteSchaalthiere, eb es

wirklich Seegeſchöpfe find 695. Ranouwe Meynung von den Verſteinerungen 697f. Bertrands Mepnung Meynung 699 . Beweis , daß es wirkliche Seethiere geweſenTate verſteinerte Fiſche 707. Sandrhiere 768. Pisk In welcher Ordnung die Verfreista zen 709. Mennung Mera, G welche ſie von der Sündplutb berleiten 711. klärung der Verſteinerungen 834. wirfra rungen gefunden werden 709.

Urfache 835.

Steinarten derſelben 835. gufal ebend

‫بی‬ Vehir

ger Gehalt 836. Eintheilung Verticalarkel Verticalpunct, f. Zenith.

he

Regiſter.

211 Deſuv, deffen Beſchreibnng 507 f. Höhe Ditriol 781 f. gediegener 782. Kupfervitriol 783 . 784 Eiſenvitriol ebend. Zinkvitriol Ditriolól

770

Dicriolſäure Vitrioluin GO album coeruleum

770 781

784 783 783 ebend .

ferruginoſum Martis Veneris

ebend .

ebend.

viride Zinci Jitrum Antimonii

784 896

Ruthinicum Saturni natiuum

819 878

deſſen Meynung von dem Urſprung der 300 869 Ultramarin Vitruv,

Quellen

Limbererde

767

Vögel, verſteinerte -Voluriten

Vorgebirge, Erklärung derſelben Vulua marina

837 841 188 844

m.

Waage, himmliſches Zeichen , Urſprung dieſer Be. 124 nennung 833 Wacłe. Wälder, Verwandlung derſelben in Moråſte und Moore 579. Wålder unter der Erde 588 793 Walfererde ebend . Walkertbon 842 850

Walzenſchnecken licnjteine

793

Wardhchon Ppp 2

wap

Regiſter. Waſſer, Erklärung deſſelben 295. Eigenſchaften Einrheilung 297. Tatua dejjelben ebend. f. geſchichte des auf dem feſten ( ande befindlidu Waſſers 297. unterirdiſches Waſſer 495. 3 nahme des Waſſers in Norden 640. Vermo derung deſſelben durch die Vegetation rc. 64s ob es ſich in den Mittelpunkt der Erde ziekt bal

819.9 34

Waſſerbley W fferfalle in den Flüſſen W : jferhoferi, P. Tromben . Waſſertlüfte in Bergwerken

Waſſermann, ein himmliſches Zeichen, Ulrirang dieſer Benennung Westſelwinde , deren Erklärung Weigil ,

Joh . Lrhard , deffen Himmelsfugela 133 127. und künſtliche Erdkugel 867.864 Weißerzt

Weißgülden Silbercrzt 863. in Ganggebirgen

befindet ſich nur

Weißkupfererzt Weiße Meer, deſſen Beſchreibung Weißſieden, was es iſt

868 406 860

481 Wellen, deren Erklärung 841 Wellenſchnecken er lt t We , alte, was man darunt verſtehe 174. it? Grånzen und Theile ebend. Ewigkeit deres ben, nach der Meynung verſchiedener Weltmeiken 656 Welt, neue, P. America . Welt, Reiſen um dieſelbe IVeltadiſe, deren Erklärung

all 61 61

Weltpole Wendecirkel, deren Erklärung 62.

Betracts

der Jahreszeiten unter denſelben 21

Regiſter. Weſtſee, Vergrößerung der Küſten an derſelber 593 586. deren Ueberſchwemmungen 329 Wetterbrunnen , Erklärung derſelben 258 Wertin , daſige Steinkohlenfloke

820 OcBfcinatten Whiſton, deſſen Lehrgebåude von der Schöpfung 674. und von der Sundfluth 723 Widder, ein himmliſches Zeichen , woher es dieſen Namen hat 123

885

Wiefenſtein

Wind, algemeine Urſachen deſſelben 152. Geo ſchwindigkeit deſſelben 153. Eintheilung der Win. de 154. beſtåndige oder Paſſatwihde ebend. pe. riodiſche 156. veränderliche und unbeſtåndige 159. 161 Nußen der Winde Winter, Erklärung deſſelben 94 Wismuth 891 Blůche 893

892

Przte Robalte

592

Wolfram Wolga, Größe dieſes Fluſſes

887 355

Woodward , deſſen Lehre von den verſteinerten Schaalthieren 695. von der Sundfluch 728 Wo. Pey, Sole , eine berühmte Höhle in Engs land 227 2. Zard, Beſtimmung der Größe derſelben

78

3. Zeichen, himmliſche, Urſprung ihrer Benennung 122 64 Zenith, Erklärung deſſelben 668 Zeno, deſſen Cosmogenie Seolith 830 894 Zink 893. gediegener Zinks

Regiſter.

894

Zinkblumen Zinicrzte 895. Zinkvitriol

wie ſie brechen

1

784. V 873

Dinn Erzte 874 f. Graupen from ano

wo ſie brechen

874. 183

875 871

SO Ep ath . Stein

875 V

· Zwitter Zinnober Zodiacalſtein Zodiacus, f. Thierkreis. Zonen, Erktárung derſelben 113. tung der verbrannten Zone 115. 117 . und der Falten

Zoophyten , verſteinerte

875 890 108

Nähere Betrach. der gemäßigten 119 846

207 Zotenberg in Schleſien , deſſen Höhe Zivillinge, Urſprung der Benennung dieſes ģimma 133 liſchen Zeichens

1

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Druckfehler. Seite. Zeile. 20.4 . lies beutiges Tages für beatiges. 7 8 II Parmenides • Patimenides . wiften . 14 12 meſſen Suwierigkeiten Streitigkeiten . 16 18 & batte. 17 21 ' babe < Pandul. Pendul 4 v.los 18 = Condamiene. Condamine 19 10 = Chapelles. Chozeiles 24 3888 = 400 ose 440 16050 25 = fie. fico 14 24 der . das 5 0.4.3 daß man. daß 26 18 27 2 letztere = legtern . drurlichern e deutlıdhen . 28 15 $ 29 entbolte = entbulten . 32 17 Muarolykus - Mauralytus . 16 Eigennus - eigenen Hius 38 gen . Eratoſthenes 44 21 . Eratojibnens 45 10 sorrebov = Sorrebar. s oder. und 52 16 1 zu richten = zuzurichten . 88 27 189 1 Jsdelen Jonkelen . 190 6 Tauraus. Taurus 217 Sbire Schine. 229 Tiufbolet , Tinfholet. 15 239 Bottri 10 = Botte. 406 416 Dampier 2 V.u. Dempier. E Caland. Aland 31 419 Tchiaceis 25 & Celiaceis, 422 Donaci 30 į Dangti. Seetang 15 561 - Snetang. - Morite. Xerite 19 Wefiboton 2 Du.S : Waffliotte. 562 Stage 586 9 Stagen. 1 591 Sudiđawal e hudictswal. Piteå, Luleå Pimna,Lulng = Kellmann. Solimana 652 5 = accidulare. 779 acidulare 14 838 7 Seifiſches = sinfiſdes. 11

Einige andere geringere werden leicht aus dem Zus rammenbange zu verbeſſern leyn.