Österreichisch für Anfänger: Ein heiteres Lexikon illustriert von Martin Czapka 9783903083615, 3903083615

Ein Chrashkurs in Österreichisch von »Armaturenschlecker« bis »Zwickerbussi« Was ist ein »Heckenklescher«, ein »Lercherl

126 50 3MB

German Pages 105 [180] Year 2017

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Österreichisch für Anfänger: Ein heiteres Lexikon illustriert von Martin Czapka
 9783903083615, 3903083615

Table of contents :
Cover Page
Cover
Titel
Inhalt
Von Abfertigung und åbgråbeln bis Zwickerbussi und Zwirnblader
Über den Autor
Impressum

Citation preview

Robert Sedlaczek

Österreichisch für Anfänger

Robert Sedlaczek

Österreichisch für Anfänger

Ein heiteres Lexikon in Zusammenarbeit mit Melita Sedlaczek

Illustriert von Martin Czapka

Inhalt

Von Abfertigung und åbgråbeln bis Zwickerbussi und Zwirnblader

Von Abfertigung und åbgråbeln bis Zwickerbussi und Zwirnblader

Der Sprachwissenschafter Max Weinreich ist einmal gefragt worden, was eine Sprache von einem Dialekt unterscheide. »Eine Sprache ist ein Dialekt mit einer Armee und einer Marine«, war seine Antwort. Nehmen wir diese Definition wörtlich, so ist das Österreichische fast eine eigene Sprache. Denn das Land hat zwar keine Marine mehr, aber immerhin eine Armee. Und die überwiegende Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher versteht sich als eine eigenständige Nation – nicht nur bei Fußballspielen und alpinen Skirennen.

In Wirklichkeit ist das Österreichische eine Varietät der deutschen Sprache – es steht gleichberechtigt neben dem deutschländischen Deutsch und dem schweizerischen Deutsch. So sieht es die moderne Sprachwissenschaft. Und im Bereich der regionalen Dialekte, der Mundarten, hat Österreich mit Bayern viel gemeinsam.

Wenn das österreichische Deutsch eine eigene Sprache wäre, könnte es auch Kurse für Anfänger und für Fortgeschrittene geben – und dazu die entsprechenden Lehrbücher. Dieses kleine Buch will jedoch nicht belehren, sondern unterhalten. Hier findest du eine Sammlung von Ausdrücken, die für Österreich oder für einzelne Bundesländer typisch sind, Ausdrücke der Standardsprache, der Umgangssprache, aber auch der regionalen Dialekte, wir könnten auch sagen: der Mundarten. Das Österreichische soll hier als Summe all dieser Sprachebenen verstanden werden.

Wörter der Kulinarik wie Beuschel oder Palatschinke wird jede Österreicherin, jeder Österreicher verstehen, aber für Touristen aus Deutschland sind sie eine Herausforderung. Gleiches gilt für Wörter der sogenannten Amtssprache wie Anonymverfügung oder die spezielle Bedeutung von Abfertigung.

Die dialektalen Wörter möchte ich in zwei Gruppen unterteilen: in ernsthafte Ausdrücke aus den alten Mundarten, zum Beispiel Eicht, ferten oder napfezen, und in scherzhafte Wortkreationen, die liebevoll sein können, man denke an Herzbinkerl oder Zuckergoscherl, manchmal aber auch recht derb daherkommen: Suppenbrunzer oder Wischerlwåsser. Wörter wie Schachtelwirt und Proletentoaster sind Neuschöpfungen – obwohl die Mundarten auf dem Rückzug sind, gibt es auch immer wieder neue Ausdrücke.

Wer des Österreichischen nicht mächtig ist, sollte mit manchen Ausdrücken vorsichtig umgehen: Bezeichne nie in einem direkten Gespräch einen Hangerlritter als Hangerlritter, einen Pappenschlosser als Pappenschlosser! Er könnte es dir übel nehmen. Allen Touristen, die dieses Buch lesen, sei empfohlen: Lass dich von einem Einheimischen beraten, was in welcher Situation gesagt werden darf! Nur Einheimische verstehen auch die feinen Nuancen zwischen dem allgemeinen Ausruf der Verwunderung »Bist du deppert!« und dem zielgerichteten und frechen Vorwurf an ein Gegenüber: »Bist du deppert?«

Wir können hier nicht alles erklären, aber oft sagen die humorvollen Illustrationen von Martin Czapka mehr als tausend Worte. Es sind kleine Kunstwerke, jedes einzelne würde sich einen Platz in einer Karikaturenausstellung verdienen.

Als Einstieg in die Thematik kann das Sprachquiz am Ende dieses kleinen Büchleins dienen. Prüfe dich selbst! Wie gut weißt du Bescheid? Wer alle zehn Fragen richtig beantwortet, der ist, wie man in Österreich sagt, ein Jass.

Abfertigung, die Das Wort kann im Gespräch zwischen einem Österreicher und einem Deutschen für Verwirrung sorgen: In Österreich kann Abfertigung zweierlei sein: (a) das Fertigmachen eines Gepäckstücks an der

Zollgrenze, (b) der Anspruch eines Arbeitnehmers, wenn er aus einem Unternehmen ausscheidet. In Deutschland ist Abfertigung nur (a), die Bedeutung (b) gibt es nicht – stattdessen wird in Deutschland das Wort Abfindung verwendet.

åbgråbeln Je nachdem, ob eine Person oder die Ware im Supermarkt gemeint ist: betasten, befingern, befummeln – jedenfalls unberechtigterweise angreifen. Ursprünglich norddeutsch: sich bewegen wie eine Krabbe.

åbgråbeln

Åff, der Wendung: wie ein Åff am Schleifstein unbeholfen dasitzen, eine unglückliche Figur machen. Die Scherenschleifer hatten früher einen Affen bei sich, der Kunststücke machen konnte.

Altwarentandler, der Das Wort tandeln bedeutet Handel treiben. In manchen Orten gibt’s hin und wieder einen Tandelmarkt.

Amtsschimmel, der »Da wiehert der Amtsschimmel!« Kannst du sagen, wenn du in einer Amtsstube durch ein umständliches oder schleppendes Verhalten des Beamten schikaniert wirst. Führt aber meist zu weiteren Schikanen. Nach der Wortherkunft ist der Amtsschimmel kein weißes Pferd. Ein Schimmel ist eine Aktenvorlage – nach dem lateinischen Wort simile (= Ähnliches). Ein Schimmelbrief ist ein Musterschreiben.

anbraten Fleisch kurz, aber stark erhitzen; im Österreichischen auch im übertragenen Sinn: sich einen Hasen anbraten: bei einem Mädchen zu landen versuchen; in Deutschland: jemanden anmachen.

anfäulen Das bedeutet so viel wie ärgern oder nerven. Der/die/das fäult mich an (= der/die/das geht mir auf die Nerven, erzeugt bei mir Unbehagen). Der hat mich angefäult (= er ist verbal auf mich losgegangen). So redet auch der Bayer.

Anonymverfügung, die Wer geblitzt wird, weil er mit dem Auto zu schnell

unterwegs war, bekommt per Post eine Anonymverfügung zugeschickt. Die zuständige Behörde geht davon aus, dass der Zulassungsbesitzer, dem die Anonymverfügung zugestellt wurde, den Täter kennt bzw. leicht herausfinden kann, wer der Täter ist, weil er weiß, wer wann mit seinem Fahrzeug unterwegs war. Bei Bezahlung binnen der vorgegebenen Frist bleibt der Täter – es kann auch der Zulassungsbesitzer selbst sein – anonym.

sich einen Hasen anbraten

Armaturenschlecker, der In der Bikersprache ein sportliches Motorrad (»Supersportler«) mit Krickerl; auf so einer Maschin’ kann man nur in stark gebückter Haltung sitzen; wie ein Åff am Schleifstein.

Arschkapplmuster, das Das Muster von einem Gesäß. Denn italienisch chiappa bedeutet Arschbacke. Weil das Wort immer öfter zu Kappl, also Schirmmütze verfremdet wurde, hat man sicherheitshalber die deutsche Übersetzung davor gesetzt. Ein Schimpfwort, das nicht als solches erkannt wird, erfüllt ja nicht seinen Zweck.

Arschkitzler, der Ein vor allem in Tirol gebräuchlicher Mundartausdruck für die Hagebutte (rosa carina) und deren Früchte, die viele kleine Nüsse enthält. Diese sind mit feinen, widerhakenbestückten Härchen bedeckt, die bei Hautkontakt Juckreiz hervorrufen. Früher haben daraus die Kinder Juckpulver hergestellt und damit ihre Scherze getrieben.

aufpudeln, sich Wenn sich ein Mensch übermäßig entrüstet, heißt es: Der pudelt sich auf. Er erinnert dann an einen Pudel, der Männchen macht.

ausbaanln, ausboandln Nicht nur der Fleischhauer/Metzger tut es: die Knochen aus dem Fleisch lösen. Standardsprachlich: ausbeineln oder ausbeinen. Passt auch auf das Ausschlachten eines Autos: Kurz vor der Verschrottung werden die verwertbaren Teile ausgebaut.

ausdirndeln

ausdirndeln Der Traum eines jeden Mannes. Egal ob er es bei einer Frau selber macht oder er ihr dabei zuschaut.

Auslage, die In Österreich und in Süddeutschland die gängige Bezeichnung für das Schaufenster eines Geschäfts; in der Mitte und im Norden Deutschlands sind die darin ausgestellten Waren gemeint. Bei gewaltsamen Demonstrationen können Auslagenscheiben zu Bruch gehen.

ausstallieren Das ist nicht das Gegenteil von installieren und hat auch nichts mit dem Ausmisten eines Stalls zu tun. Wenn der Italiener scagliare sagt, dann meint er damit: jemanden schocken, gegen jemanden losziehen. Im Österreichischen: etwas an jemandem bemängeln.

Auswärts, der Eine alte Bezeichnung für den Frühling. Das Gegenstück ist Einwärts (= Herbst). Die Ausdrücke zeigen die alte Vorstellung des Jahresablaufs. Das Jahr geht auswärts, dem Sommer zu, und einwärts, wenn es im Winter zu Ende geht.

backen Der Bäcker bäckt Brot, der Österreicher bäckt alles. Dazu braucht er Mehl, Ei und Brösel; daraus wird die Panier. Fleisch, Gemüse und Käse werden paniert und dann in heißem Fett herausgebacken.

Båckhendlfriedhof, der Lange vor Gründung der »Wienerwald«-Kette gab es bereits diese traditionelle Ruhestätte für Hendln, also für Hühner.

båtzwaach, baazwoach Birnen und Herzen können weich wie ein Patzen sein. Regional hat das Wort eine zusätzliche Bedeutung: Wer båtzwaach oder baazwoach ist, der hat über den Durst getrunken.

Baunzerl, das Ein Baunzerl ist nicht nur eine Mehlspeise, sondern auch ein Weißgebäck mit Mittelfurche; die übertragene Bedeutung verdeutlicht ein Lied des Tiroler Musikers, Komponisten und Autors Werner Pirchner: »Dein Baunzerl is oans / is a netts und a kloans / is a schians (ein schönes) und a feins / und des Baunzerl is meins.«

Beuschelreißer, der Beuschel ist formell eine Verkleinerung von Bausch – und eine traditionelle Speise: In Deutschland heißt das Gericht Lungenhaschee. Aber ein Beuschelreißer? Meist ist das eine starke Zigarette, hin und wieder auch ein starker Schnaps. Oder etwas, das einem alles abverlangt, also beispielsweise der anstrengende Aufstieg auf einen Berg. Redewendungen: jemandem das Beuschel aus dem Leib reißen: jemanden im Zorn heftig traktieren; sich das Beuschel aus dem Leib reden: jemanden mit viel Mühe von etwas überzeugen wollen.

Beuschelreißer

Biertazzerl, das Ein Beispiel für die babylonische Sprachverwirrung. Der Untersatz heißt nämlich nicht in ganz Österreich so; in Tirol und Vorarlberg ist auch Bierdeckel gebräuchlich, nördlich der Donau auch Bierplattl oder Bierplatterl. Der Bayer verwendet ein Bierfilzl.

Blechweckerl, das Mit Weckerl ist eigentlich ein Gebäck gemeint, aber in diesem Fall geht es um den Behälter für flüssige Nahrung aus Hopfen und Malz.

Blitzgneißer, der Nein, das ist nicht jemand, der bei einem Gewitter die Blitze am Himmel zählt. Ein Blitzgneißer ist schnell von Begriff, denn gneißen bedeutet: erfassen, bemerken etc., früher: spüren, wittern. Das Wort wird oft ironisch verwendet: für einen schwerfälligen Menschen.

Blechweckerl

Brösel(n), die Geriebenes altes Brot. Wichtig bei der Herstellung einer Panier. In der eher derben Mundart auch ein Streit, der in Handgreiflichkeiten mündet. Auch als Drohung: Gleich gibt’s Brösel!

Bröselteppich, der Eine misslungene Version des Wiener Schnitzels: Das Fleisch wird so lange geklopft, bis es dünn wie ein Blatt Papier ist. Das bedeutet: mehr Panier als Fleisch.

Christkindl, das Das personifizierte Jesukind hat sich inzwischen mit dem Weihnachtsmann auf eine vernünftige Arbeitsteilung geeinigt. Das engelhafte Wesen bringt den Kindern die Geschenke – deswegen werden auch die Geschenke selbst als Christkindl bezeichnet. Der rot gekleidete bärtige Mann lockt hingegen die Passanten mit Werbefoldern in die Kaufhäuser. Außerdem ist Christkindl auch ein abfälliger Ausdruck für einen naiven Menschen.

Blitzgneißer

deppert Das Wort ist doppelbödig, so wie viele andere Wörter der Umgangssprache und des Dialekts. Die rhetorische Frage »Bist du deppert?« bedeutet: »Hast du nicht alle Tassen im Schrank?« – Der Ausruf »Bist du deppert!« bedeutet: »Das hat mich jetzt aber überrascht!« Eigentlich ist ein Depp jemand, der täppisch zugreift oder täppisch geht.

Christkindl

Dippl, der Im Baumarkt ein Dübel, also ein Zapfen, mit dem Schrauben in der Wand verankert werden. Auf der Haut eine Schwellung, zum Beispiel infolge eines Gelsenstiches.

Docker, der Ein vor allem in Kärnten, in der Steiermark und in Tirol beliebtes Wort für einen dummen, einfältigen Menschen. Die Herkunft ist unklar, vielleicht geht das Wort auf friaulisch tuc (= Schlag, Prügel) zurück.

Eckhaus, das Im Wienerischen eine Mengenangabe, nämlich für etwas ganz Großes. Oder negativ formuliert für etwas ganz Kleines: des kost’ ka Eckhaus (= das kostet nicht viel).

Bist du deppert? / Bist du deppert!

Eichkatzerl, das Der Schweif des Eichhörnchens (Sciurus vulgaris) wird oft dazu verwendet, die Sprachgewandtheit von Ausländern zu testen: Oachkatzlschwoaf. In Wien und in Klagenfurt: Aachkatzlschwaaf.

Eicht, die / Eichtl, Eichterl, das Wenn ein Oberösterreicher sagt: Wårt ein Eichtl!, dann meint er: Warte einen Augenblick! Eine Eicht oder ein Eichtl ist eine kurze Zeitspanne, aber auch eine gemütliche Stunde; a liachte Eicht (= ein guter Gedanke). Das Herkunftswort hat im Mittelalter Morgendämmerung bedeutet.

einbraten Ähnlich wie anbraten, und doch ein wenig anders: bezirzen, bestricken, herumkriegen.

Eichkatzerl

Elferfrage, die Der ORF strahlte von 1958 bis 1974 das »Quiz 21« aus – Quizmaster Rudolf Hornegg war ein hagerer, staubtrockener Mann, der sauschwere Fragen von Quizkarten herunterlas. Die schwierigste Frage war die Elferfrage, daher steht sie synonym für etwas, das man nicht wissen kann.

Enkl, der Ein altes Wort für den Fußknöchel, vor allem in Osttirol in Gebrauch.

eppa Ein häufiges Wort in westösterreichischen Mundarten. Bedeutung: etwa, vielleicht. Du bisch groß wia sie? Bisch eppa gwachsa? Aus einem mittelalterlichen Herkunftswort sind zwei Ausdrücke mit identer Bedeutung entstanden: etwas und eppes.

Fasslreiter, der Ein Mann mit O-Beinen.

feanzen Hämisch grinsen oder jemanden verspotten, sich über jemanden lustig machen; geht auf ein mittelalterliches Wort zurück, das Schalk und Betrug bedeutet hat. Ein Gfeanzter oder Feanzer ist jemand, der häufig andere verspottet. Das Eigenschaftswort lautet feanzerisch: jemandem feanzerisch eine Frage stellen.

feigeln Eigentlich: eine Feige machen, als Zeichen der Geringschätzung und Verachtung – eine geballte Faust, aus welcher der Daumen zwischen

Zeigefinger und Mittelfinger hervorragt; eine alte sexuelle Geste. Redewendung, bei der die ursprüngliche Bedeutung nur mehr eine untergeordnete Rolle spielt: es feigelt mich: es bereitet mir Schwierigkeiten; es ärgert mich.

Feinspitz, der Das ist ein österreichischer Ausdruck für einen Feinschmecker, einen Gourmet.

feanzen

Fenstertag, der Der Freitag oder der Montag zwischen einem Feiertag und dem Wochenende Zwickeltag.

ferten, fern, ferd, feascht In vielen Mundarten Österreichs und Bayerns noch anzutreffen: im vorigen Jahr. Und vorferten bedeutet im vorvorigen Jahr.

Feschak, der Ein fescher Mann, aber auch abwertend für einen eitlen Mann, der sich übertrieben modisch kleidet. Die tschechische Endung deutet darauf hin, dass der Ausdruck in Ostösterreich entstanden ist. Das Eigenschaftswort fesch haben wir aus England importiert: fashionable bedeutet modisch, elegant.

Feschak

Fluchtachterl, das Ähnliche Wortkomposition wie Pfiat-di-Gott-Lackerl. Damit verabschiedet sich der Wein-, der Bierrest und der Gast.

Flügerl, das Red Bull mit Wodka – auf Basis des Werbeslogans »… verleiht Flüüügel«; ein Red Bull mit Jägermeister ist ein Fliegender Hirsch.

Frakale, Frakele, das In Kärnten kein Bekleidungsstück für die Ballsaison, sondern ein kleines Schnapsglas, oft auch ein Schnapsglas in Flaschenform. Das Wort geht auf italienisch flacone (= kleine Flasche) zurück.

Fluchtachterl

Futkarli, der Die Version Futcharlie gibt einen Hinweis auf die Herkunft: Es waren ursprünglich sexuell hyperaktive US-Besatzungssoldaten gemeint. Heute dient das Wort als eine abwertende Bezeichnung für einen lächerlichen, frauennärrischen Mann.

Gadaladalälla, der Vielleicht der bekannteste Vorarlberger Dialektausdruck. Klingt lustig; das Wort wird auf Partys zu später Stunde den Nichtvorarlbergern zum Nachsprechen anempfohlen. Es wird ganz intensiv im Bregenzerwald verwendet und muss in seine drei Bestandteile zerlegt werden: Gada, Lada und Lälla. Gada oder Gado ist das Elternschlafzimmer, einen Lada (= Laden) haben viele Fenster auch anderswo, Lälla nennt man die kleine Vorrichtung, in die der Fensterladen einrastet. Gadaladalälla wird oft so übersetzt: Elternschlafzimmerfensterladenhalter. Ein Wortungetüm. Anderswo wird so eine Vorrichtung Studentenknopf genannt.

Frakale

Gankerl, Gangerl, der Ein allzu lebhaftes Kind, aber auch ein Synonym für den Teufel, dessen Namen man ja nicht aussprechen darf. Auch in Bayern.

garetzen Das sagen Mundartsprecher, wenn wer meckert oder nörgelt: Tua net garetzen! Ursprünglich war damit ein unangenehmes Geräusch gemeint, ein Knarren zum Beispiel, oder ein Geräusch, das entsteht, wenn wer mit dem Messer über einen Teller oder mit dem Fingernagel über eine Glasplatte fährt. Auch in Bayern.

Gankerl

Gatschhupfer, der Ein geländegängiges Moped bzw. Motorrad oder ein Mountainbike. Auch der Besitzer eines derartigen Gerätes kann so genannt werden. Gatsch ist in Österreich und Bayern eine breiige Masse oder – wie in diesem Fall – eine aufgeweichte Erde.

Gatschwelln, die Die berühmte Elvis-Tolle, auch Johnny Cash, Eddie Cochran, Bill Haley und Gene Vincent stylten sich so. Nimm eine große Menge Haargel und streiche das seitliche Haar nach hinten. Fixiere alles mit Haarspray – fertig!

Gatschwelln

Gauch, der Die Mehrzahl dieses merkwürdigen und schon recht seltenen Ausdrucks lautet Geich. Im Mittelalter war gouch ein Wort für Kuckuck mit den Nebenbedeutungen Narr, Gaukler, Tor – diese haben sich bis zum heutigen Tag erhalten. In Hermann Leopoldis »Schnucki, ach Schnucki« gibt es die Liedzeile: »Ich geh doch nicht mit so an Gauch / mit aaner Glåtzn und an Bauch!« Allein dieses Reimes wegen sollte das Wort Gauch nicht aussterben.

Gelsen, die Sie treten meist in der Mehrzahl auf, aber so wie viele andere Feminina haben sie mundartlich schon in der Einzahl ein -n. Wir zählen also: a Gelsn, zwaa Gelsn, drei Gelsn usw. Das ergibt dann an Dippl, zwaa Dippl, drei Dippl usw. Das Gesangsduo Seiler & Speer beschreibt in »Stopp doch die Zeit« einen faulen Menschen: De Anzigen de hackln, / san de Gösn, / doch i bin sogoa zfäu, dass i s’ daschlåg. In Teilen Kärntens, in Teilen Tirols und in ganz Vorarlberg sagt man Mücke.

Er håt kan Genierer.

Genierer, der Redewendung: er håt/kennt kan Genierer: er schämt sich für nichts.

Gewurl, das In einem Ameisenhaufen und bei jeder Großveranstaltung wurlt es.

Gfrast, das In Österreich ein Flegel, ein Taugenichts. Das im Mittelalter gebräuchliche Wort gevrœze hat nicht nur Fressen und Schlemmerei bedeutet, sondern auch Lüsternheit und ein um sich fressendes Geschwür. Ein besonders übles Gfrast ist ein Hundsgfrast oder ein Saugfrast; in Bayern wird Gfrast anders verwendet: für Späne, Holzstaub, Holzabfall.

Gfrieß, das Verächtlich für den Mund, für das Gesicht und auch für einen elenden Menschen insgesamt, also eine Wortbildung nach dem Muster »Teil für das Ganze«. Das Wort ist verwandt mit Fressen. Redewendung: ein Gfrieß schneiden: eine Grimasse machen.

Giftschüppel, der / Giftschüpperl, das Ein widerspenstiger Haarschopf – oder Haare am Hinterkopf, die in die Höhe stehen. In zweiter Linie ein zu Jähzorn neigender Mensch.

Gigerer, der Ein Pferdefleischhauer; das Wort ist lautmalend nach dem Wiehern des Pferdes gebildet. Aber der Leberkäse vom Gigerer wiehert nicht.

gnädig in der Wendung: es gnädig haben. Hängt nicht damit zusammen, dass es der Gnädigsten manchmal nicht schnell genug gehen kann; kommt von genötigt, in der älteren Sprache oft als gnetti ausgesprochen: ea håts gnedig: er hat es eilig. Wird auch im Freistaat Bayern so verwendet.

Goderlkråtzen, das Goder ist der Fettwulst zwischen Kinn und Hals; wer jemandem schmeicheln will, der streichelt ihn dort – im übertragenen Sinn. Auch in Bayern.

Goiserer, die Feste Bergschuhe, die ursprünglich aus Bad Goisern, Oberösterreich, stammen.

Goschen, die Abwertend in Österreich und Bayern für Mund, auch für Mundwerk. Redewendungen: jemandem eine Goschen anhängen: jemanden beschimpfen, mit jemandem Streit beginnen; sich die Goschen über jemanden zerreißen: über jemanden herziehen; wenn der stirbt, muss man seine Goschen separat derschlagen: scherzhaft über einen geschwätzigen Menschen.

Goderlkråtzen

Grantscherben, der Ein grantiger, also übel gelaunter Mensch. Ein Scherben ist ein zerbrochenes Geschirr oder ein Teil davon, auch ein Nachttopf.

Grätzel, das Gemeint ist das Wohnviertel oder der Stadtteil, wo man zuhause ist. Das Wort stammt von mittelhochdeutsch gereitz ab – es hat Umkreis bedeutet. Ernst Hinterbergers TV-Serie »Kaisermühlen-Blues« spielt in einem »Grätzel am Rand von der Stadt, wo angeblich a jeder a Goldherzerl hat …« (Lied, gesungen von Marianne Mendt und Adi Hirschal)

graupat Wer mit diesem Attribut versehen wird, sollte rasch zum Friseur gehen. Graupen sind ein enthülstes und gerundetes Weizen- oder Gerstenkorn. Im übertragenen Sinn etwas Zerzaustes oder Verwahrlostes.

Goschen

Gscheiterl, das; Gscheitling, der; Gscheitwaschel, der; Gscheitmeier, der Ein Besserwisser. Das Eigenschaftswort gscheit ist die in Österreich und Bayern übliche Diktion für klug – und äußerst beliebt. Redewendung und Ausruf der Verwunderung: Bist du gscheit! Oft auch mit der Bedeutung: in hohem Maße, ordentlich stark: es håt eam gscheit beutelt; es håt eam beutelt wia ned gscheit.

Gschistigschasti, das Das aus Wien stammende Wort bedeutet Herumgetue, Umstände, Aufhebens. Ein Wichtigtuer ist ein Gschistbohavitschek; der zweite Bestandteil ist ein tschechischer Familienname. Das Wort stammt aus einer Zeit, als Böhmen noch bei Österreich war.

Gscheiterl

Gschnas, der oder das Im Osten Österreichs ein Kostümfest im Fasching, ein Fetzenball; die Kostüme können recht einfach sein, aber sie sollten Kreativität versprühen; anderswo in Österreich ist Gschnas der Ausdruck für ein wertloses Zeug, auch für ein schlechtes Essen, ein minderes sehniges Fleisch etc. Geht auf das alte in Österreich und Bayern gebräuchliche Wort Schnais zurück, mit den Bedeutungen Baumreis, Strohband, Schnur, Faden etc. und ist so wie Schneise mit dem Zeitwort schneiden verwandt.

Gschnas

Gsiberger, der So werden außerhalb Vorarlbergs die Vorarlberger genannt, die ja alemannisch sprechen. Wenn ein Wiener, Klagenfurter oder Innsbrucker einem Alemannen zuhört, dann fällt ihm auf, dass dieser immer wieder das Wort gsi (= gewesen) verwendet und dass viele Wörter, wo ein -ei- erwartet wird, mit langem i gesprochen werden – also nicht Zeit, sondern Ziit.

Gspritzter, ein Ein Wein, der mit Sodawasser verdünnt wurde; zuhause greift man oft zur Mineralwasserflasche, obwohl das Ergebnis nicht dasselbe ist. Das Mischgetränk heißt auch Spritzer oder Spritzwein. In Süddeutschland wird der Durst mit Schorle gelöscht. Ein Gspritzter ist auch ein Schimpfwort für einen dummen oder geistig behinderten Menschen – egal wie viele Gspritzte er getrunken hat. Und wer niemals einen Gspritzten trinkt, sondern immer nur Champagner, ist ebenfalls gspritzt. »Sei ned so gspritzt« ist der Titel eines Liedes von Wolfgang Ambros: »Wånn i mit dir Essn geh, bestöllst a Entrecote / und du merkst goa ned, dass des Beisl, wo ma sitzn, / ned amoi Tischtiachln håt.«

Gspusi

Gspusi, das Eine Liebschaft, ein lockeres sexuelles Verhältnis – nicht die große Liebe: Sie/er hat a Gspusi. Außerden kann auch die Person gemeint sein: Sie/er kommt mit ihrem/seinem Gspusi. Der Ausdruck geht auf italienisch sposi (= Verlobte, Eheleute) zurück, erweitert um die Vorsilbe Ge-.

guckascheckert

gsundstessen, gsundstössen, sich Unverdient viel Geld verdienen, sich bereichern, sich sanieren.

guckascheckert, guckngschekad, gugerscheckat Das Attribut von Pippi Langstrumpf; eigentlich: gescheckt wie ein Kuckuck, nach dem bräunlichen Gefieder am Bauch des Kuckucks; die Pigmentablagerungen bei blonden oder rothaarigen Menschen werden Guckascheckn oder Guckamuckn genannt.

Gugelhupf, der Eine Art Napfkuchen, aber die Wiener münzten das Wort auf die von Kaiser Joseph II. erbaute erste österreichische Irrenanstalt im Allgemeinen Krankenhaus um, die eine runde Form hatte. Gugel war im Mittelalter ein Wort für Kapuze – die Form ist in allen genannten Fällen das Entscheidende.

Gugelhupf

håckenstad Wer keine Håcken (= Arbeit) hat, der ist arbeitslos. Der zweite Wortbestandteil ist aber nicht stad (= still), er kommt vielmehr von skat (= fehlend). Jeder Kartenspieler weiß, was gemeint ist: Wer beispielsweise in der Farbe Herz keine Karte im Blatt hat, der ist in Herz skat. Das Wort geht auf italienisch scarto (= das Verlegen der Karten) zurück, zu lateinisch charta (= Papier, Spielkarte).

Halawachel, der Ein oberflächlicher, unzuverlässiger oder leichtsinniger Mensch wird so genannt. Tschechisch halabala hat sich mit dem in Bayern und Österreich gebräuchlichen Wachel vermischt.

Halbseidene

Halbseidene, die Ein verschleiernder Ausdruck für eine Prostituierte. Gemeint sind halbseidene Strümpfe, wie sie früher angeboten wurden.

Hangerlritter, der Eine scherzhafte, aber auch abwertende Bezeichnung für den Kellner. Bitte nie in einem Restaurant verwenden! Hangerl ist das Reinigungstuch, das der Kellner über den linken Unterarm gehängt mit sich trägt.

Hansel, der So wird ein abgestandener Bierrest bezeichnet. In der Pfalz und in Hessen wird ein Haustrunk aus Traubentrestern Hansel genannt. Es handelt sich also um etwas, das sich als Rest am Boden absetzt.

Hangerlritter

Hascherl, das Eine ängstliche, bemitleidenswerte Person, ein unterentwickeltes, kränkliches Kind. Das auch in Bayern gebräuchliche Wort ist die Verkleinerung zu Hascher, das Bettler bedeutet hat. Gemeint war ursprünglich ein nach Almosen haschender Mensch.

Hatscher, der Wenn die Füße schwer werden, ist selbst der kürzeste Weg ein Hatscher, ein langer, beschwerlicher Fußmarsch. Das Zeitwort hatschen bedeutet dreierlei: 1. zu Fuß gehen. 2. in auffällig langsamer, gemächlicher Art gehen, schlendern. 3. hinken. Es kann auch im übertragenen Sinn verwendet werden: Der Vergleich hatscht!

Hausbesorger, der Das Wort ist so wie pudern nur im Österreichischen anzutreffen. Schon in Bayern, also bei unseren engsten Sprachverwandten, ist es nicht gebräuchlich. Der in Oberbayern geborene Michael Mittermeier macht sich in seinen Kabarettprogrammen über die Wörter Hausbesorger und pudern lustig – und stellt zwischen den beiden eine Verbindung her.

Heckenklescher, der Wer einen so bezeichneten Wein getrunken hat, läuft Gefahr, dass es ihn am Nachhauseweg gleich hinter der Hecke hinklescht, also zu Boden wirft. Diese Eigenschaft wird vor allem dem Schilcher nachgesagt, einem säurebetonten Wein, der in der Steiermark aus den Trauben der Rebe Blauer Wildbacher gekeltert wird Rabiatperle.

Herrgottsschlapfn, die Die alternativen Bezeichnungen Christusschlapfen und Jesussandalen deuten darauf hin, dass nicht Gottvater, sondern Jesus Christus gemeint ist. Ein Herrgottsschnitzer ist ja ein Holzbildhauer, der

vorwiegend Herrgotten, also Darstellungen des gekreuzigten Heilands, anfertigt; diese sind dann für den Herrgottswinkel bestimmt. Die offizielle Bezeichnung ohne religiösen Hintergrund: Riemensandalen.

Heckenklescher

Herzbinkerl, das Ein ganzes Bündel an übertragenen Bedeutungen: Ein aufgeblasener Binkel ist ein überheblicher, eingebildeter Mensch, ein feiner Binkel ist jemand, der nur vorgibt, fein zu sein; aber Herzbinkerl ist ein Kosewort für ein liebenswertes kleines Kind; so auch im Freistaat Bayern.

Heugeige, die Der Ausdruck kommt aus der Landwirtschaft, dort ist damit zweierlei gemeint: 1. die Stange, die das Heu auf dem Wagen festhält. 2. das Gestell zum Trocknen von gemähtem Gras. Beide erinnern an die Lyra, die Urform der Geige. Im übertragenen Sinn ist die Heugeige ein langer, dünner Mensch. Beides auch in Bayern.

hineintheatern Klingt nach einem Theaterbesuch, aber das ist eine falsche Fährte. Wer den anderen einitheatert, der bringt ihn in eine schwierige Situation.

Hoa(n)gascht, Hoangert, der Wenn sich Tiroler oder Salzburger zu einem Hoa(n)gascht treffen, dann wird zwanglos geplaudert. Das Wort geht auf eine mittelalterliche Version von Heimgarten, nämlich heimgarte, zurück; es war also früher eine Plauderei in einem eingefriedeten Garten, auch eine gemütliche Zusammenkunft von Bekannten außerhalb des eigenen Hauses konnte gemeint sein; heutzutage ist es egal, wo man sich trifft, Hauptsache, es wird Klatsch ausgetauscht. »Hoagascht« ist auch der Titel eines Volkskultur-Magazins auf »ServusTV«.

Hofratsecken, die Sie treten immer paarweise auf; gemeint ist das Zurückweichen des Haarwuchses beiderseits der Stirn. Auch

Ehestandswinkel genannt. In Deutschland: Geheimratsecken.

Holz vor der Hütten Kommt aus dem ländlichen Bereich, gemeint ist eine vollbusige Frau. Bei Bauernhäusern wird oft links und rechts neben der Eingangstür das Brennholz für den Winter gestapelt.

Hofratsecken

Holzpyjama, der Der letzte Pyjama, also das letzte Gewand, ist aus Holz. Redewendung in der eher derben Mundart: er håt si in den Holzpyjama ghaut: er ist gestorben.

hornigeln / oanigeln / boanigeln Ein in vielen Bundesländern geläufiger Mundartausdruck für ein Phänomen, das an kalten Wintertagen auftritt: das Gefühl des Frostprickelns in den Fingern oder Zehen, aber auch das schmerzende Gefühl, wenn eiskalte Hände oder Füße wieder warm werden. Hornung ist ein altes Wort für den Februar, der ja als der kälteste Monat des Jahres gilt.

Holz vor der Hütten

hudeln Nur ned hudeln! Das ist ein Leitsatz all jener, denen es zu schnell geht. Das Zeitwort hudeln bedeutet in Österreich und Bayern auch: hastig und schlampig arbeiten.

Hundianer, Hundling, der Schon wieder doppelbödig: entweder abwertend für einen Gauner oder anerkennend für einen unbekümmerten, frechen Kerl.

Ischtanudschi! So flucht der alte Burgenländer, wenn er Ausdrücke wie Sakrament vermeiden will. Er hat das Wort bei der ungarischen Bevölkerung gehört, falsch interpretiert und verballhornt: istenuccse ist eine verkürzte Form von isten engem úgy segéljen, was eigentlich als Schlusssatz bei einem Eid oder Gelöbnis steht. Wortwörtlich übersetzt: »So mir Gott helfe!« Im Ungarischen also kein Fluchwort, es dient der Betonung in der Umgangssprache, zum Beispiel: Jemand hat schon zehn Mal mit dem Rauchen aufgehört, beim elften Mal bestärkt er sein Gelöbnis mit istenuccse: Jetzt zieh ich es durch!

Hundianer

i-Tüpferl-Reiter, der Ein österreichischer Ausdruck für Pedant. Die Zeichnung von Martin Czapka zeigt, wie dieses Wort entstanden ist.

Jass, der Jassen ist in Vorarlberg, in der Deutschschweiz und im Süden Baden-Württembergs ein Sammelbegriff für regionaltypische Kartenspiele des alemannischen Raumes. Der Ausdruck dürfte aber nicht direkt von dort stammen. Jass ist der Atou-Bube beim Zensern, einem alten Kartenspiel, das in Österreich nur noch selten gepflegt wird. Der Jass hat mit 20 Punkten den höchsten Wert aller Karten und er sticht alles andere. Im übertragenen Sinn ist Jass ein Meister, ein Könner, eine Koryphäe – auf einem bestimmten Gebiet. Entspricht der Wendung: Du bist ein Ass!

i-Tüpferl-Reiter

Jaukerl, das Klingt wesentlich freundlicher als das Wort Injektion. Aber bei genauer Betrachtung muss man feststellen, dass hineinjauken so viel wie hineinjagen bedeutet.

Jause, die Eine Zwischenmahlzeit am Vormittag oder am Nachmittag; geht auf slowenisch južina zurück: Mittagessen.

Jaukerl

Jochgeier, der Ein alpenländischer Ausdruck für einen lärmenden Mann. Man sagt auch: schreien wie ein Jochgeier. Gemeint ist der Bartgeier, der früher auch Lämmergeier genannt wurde. Er reißt jedoch keine Lämmer, sondern frisst Aas.

Kampfgelse, die Im wörtlichen Sinn eine aggressive Gelse weiblichen Geschlechts, denn nur diese sticht, das Männchen ist friedfertig. Meist wird das Wort aber im übertragenen Sinn gebraucht: für einen angriffslustigen, lästigen kleinen Menschen – egal welchen Geschlechts – oder für ein kleines auffrisiertes Moped; das Motorengeräusch erinnert an das Summen einer Gelse.

Kapazunder, der Eine Wortmischung aus Kapazität und Wunder. Sie bezeichnet einen herausragenden Fachmann auf einem bestimmten Gebiet, also eine Koryphäe. Oder einen besonders intelligenten Menschen: »Er ist ein Kapazunder, er weiß alles.« Manchmal wird der Ausdruck auch ironisch verwendet: für einen Besserwisser.

Karottenballett, das In Wien tragen die Mitarbeiter der MA 48, das sind die Straßenkehrer und die sogenannten Müllaufleger, eine orangefarbene Arbeitskleidung. Wer einmal zugeschaut hat, mit welcher Schnelligkeit und Eleganz die Straßenkehrerinnen und Straßenkehrer nach einer Großveranstaltung die Straßen und Plätze von Unrat säubern, der wird dem Ausdruck einiges abgewinnen.

Kikeritzpåtschen Das Wort erinnert an den Schrei eines Hahnes und an bequeme Hausschuhe. Kikeritzpåtschen findet sich auf keiner Landkarte, der Name steht symbolisch für einen entlegenen, hinterwäldlerischen Ort.

Karottenballett

Kiniglhås, der Er geht zurück auf das lateinische cuniculus (= Kaninchen). Der Volksmund interpretierte dies als Königshase – das Wort König wird in Österreich und Bayern mundartlich als Kini ausgesprochen. Redewendung: sich vermehren wie die Kiniglhåsn.

Kokettierfetzen, der Martin Czapka trägt es gerne, und er war es, der mir dieses Wort gesteckt hat. Als wir uns telefonisch den ersten Termin in einem Wiener Kaffeehaus ausmachten, sagte er: »Du erkennst mich an meinem Kokettierfetzen.« Das Tuch in der linken Brusttasche wird auch Kavaliertaschentuch genannt, sollte aber trotzdem nicht zum Schnäuzen verwendet werden.

Kiniglhås

Kolbenreiber, der Ein Horror für jeden österreichischen Autofahrer: Kolben und Lauffläche des Zylinders verbinden sich durch mangelhafte Schmierung fest miteinander, und die Maschine kommt schlagartig zum Stillstand. Die deutschen Autofahrer beklagen in diesem Fall einen Kolbenfresser.

Kombinesch, die Bezeichnung für ein Kleidungsstück, das heute kaum noch getragen wird: ein Damenunterkleid. Leitet sich von englisch combination ab, das eine französische Lautform bekommen hat. Das »Österreichische Wörterbuch« hat Kombination als Schreibung festgelegt, mit dem Hinweis, dass die Endung französisch ausgesprochen wird. Aber viel häufiger ist die Schreibung Kombinesch anzutreffen.

Kokettierfetzen

Körberlgeld, das Nach der Wortherkunft: Jenes Geld, das man in ein Körbchen legt, um es dort für später aufzubewahren. Die exakte Bedeutung lässt sich so umschreiben: ein kleines, nebenbei abfallendes Zusatzeinkommen. In Deutschland Zubrot genannt.

krawutisch Eine Kombination aus kroatisch und aus Wut – offensichtlich wurde zu Zeiten der Monarchie den Kroaten diese Eigenschaft angedichtet.

Kombinesch

krebetzen Ein alter Mundartausdruck für rülpsen. Das Wort ist auch im Jiddischen zu finden, und zwar mit der Form grepzn.

Krepierl, das Ein kränkliches, schwächliches Wesen, das nahe daran ist, zu krepieren.

Krickerl, das In der Jägersprache Bayerns und Österreichs das Horn der Gämse, das Geweih des Rehs. In der Bikersprache ein M-förmig nach unten gezogener Lenker Armaturenschlecker. In der Alltagssprache ein weinerlicher Mund, ein Gesichtsausdruck mit nach unten gezogenen Mundecken.

Krispindl, das; auch Krisperl, Krisperle Ein magerer, schwächlicher Mensch. In der Commedia dell’arte gab es eine Dienerfigur von charakteristischer hagerer Gestalt, deren Namen von mittellateinisch crispus (= kraus) abgeleitet war. Diese Figur taucht dann später in Altwiener Volksstücken als Crispin auf, erstmals bei Philipp Hafner. Durch Anfügen einer Verkleinerungsendung entstand Krispindl.

Krispindl

Krokodil, das Am Wiener Würstelstand eine eingelegte Gurke – wird wegen der Farbe und der Oberflächenstruktur mit einem Krokodil verglichen.

Kunt, Kund, der Ursprünglich jemand, der bekannt ist, also ein Einheimischer, inzwischen aber die allgemeine Bezeichnung für einen Mann, einen Kerl, einen Liebhaber. Wie leicht zu erkennen ist, besteht eine Verwandtschaft mit Kunde und mit kennen.

Krokodil

Kürbis, der Ein Mofa, Moped oder Motorrad der Marke KTM – wegen der ins Auge springenden Farbe.

Lamourhatscher, der Das ist eine Tanzmusik im langsamen Dreier- oder Vierertakt, sie ist geeignet, jemanden anzubraten oder sich anbraten zu lassen. Klassischer Lamourhatscher: »When a Man Loves a Woman« oder »Love Me Tender«.

Lassing, der Eine alte mundartliche Bezeichnung für den Frühling, die nur noch in wenigen Regionen von Mundartsprechern verwendet wird. Das Wort hat dieselbe Herkunft wie Lenz. Es war ursprünglich eine Bezeichnung für die Zeit der länger werdenden Tage.

Lamourhatscher

Lercherlschas, der Eine Lerche ist ein kleines Vogerl, ein Lercherl ist eine besonders kleine Lerche. Wie klein muss da erst die abgehende Darmblähung eines Lercherls sein? Das ist ja nur ein Lercherlschas: Das ist eine Kleinigkeit, die nicht der Rede wert ist.

Lurch, der Sein natürlicher Feind ist der Staubsauger. Gemeint ist nicht ein Landwirbeltier, das zu den Amphibien gehört. Hier geht es um ein ganz anderes Wort, es steht für eine größere zusammengeballte Staubansammlung.

Lercherlschas

Malversation, die Ein österreichischer Ausdruck für eine nicht näher definierte Unregelmäßigkeit, die strafrechtliche Folgen nach sich ziehen könnte. Laut »Österreichischem Wörterbuch« kann es sich um Unterschlagung oder Veruntreuung handeln. Das sind auch die Bedeutungen des französischen Herkunftswortes.

Marende, die In Tirol und Vorarlberg wird mit diesem Wort eine Zwischenmahlzeit am Nachmittag bezeichnet; geht über das Rätoromanische auf lateinisch merere zurück: erwerben, verdienen, sich Verdienste erwerben.

Mascherl, das Eine Schleife oder Schlinge gibt es im Haar, am Schuh, am Hemdkragen oder am Packerl. Redewendung: kein

Mascherl

Mascherl haben: keine Kennzeichnung haben; im Sinn von: Teilmengen aus gleichwertigen, vermischbaren Gesamtmengen wie Geld, Strom, CO2, Feinstaub etc. können nicht oder nur schwer ihrer Herkunft nach zugeordnet werden.

måtschkern Angeblich eine Lieblingsbeschäftigung der Wiener. Ein Måtschka ist ein übles Gemenge, ein unappetitlicher Brei; von tschechisch omáčka (= Soße). Wer måtschkert, der nörgelt und murrt über Gott und die Welt.

Mausdreck, der Der Kot von Mäusen. Redewendung: ein aufgstellter Mausdreck: ein kleiner Wichtigtuer.

Mezzie, die Der Ausdruck stammt aus dem Jiddischen und geht auf ein hebräisches Wort zurück, das Fund bedeutet. Ein günstiger Kauf ist also ein glücklicher Fund – ein schönes Bild, schöner als Schnäppchen.

miachtln Ein unangenehmer Geruch, zum Beispiel in der Garderobe einer Schule oder eines Sportklubs. Das Wort von unbekannter Herkunft unterscheidet sich also ein wenig von fäulen: Da geht es etwas stärker in Richtung allgemeiner Gestank.

Mischkulanz, die Der beim Wort Elferfrage bereits erwähnte Rudolf Hornegg hat im »Quiz 21« die Fragekarten mit folgenden Worten gemischt:

»Jetzt machen wir eine kleine Mischkulanz.« Soll heißen: Jetzt wird gemischt. Aus dem Italienischen: mescolanza (= das Vermengen). Im Österreichischen oft für eine Vermischung von Dingen, die nicht zusammenpassen. In Kärnten bedeutet Meschkolanzen so viel wie Dummheiten, Faxen.

Mostschädl

Mostschädl, der Im engeren Sinn ein Einwohner jener oberösterreichischen Region, wo aus Äpfeln und Birnen Wein gekeltert wird; im weiteren Sinn ein Oberösterreicher, egal wo er zuhause ist. Eine aus Wels stammende Band, die im oberösterreichischen Dialekt singt, wollte sich ursprünglich »Die Mostschädln« nennen. Am Ende entschied sie sich für den Namen »Krautschädl«.

Nåckapatzl, das Ein nacktes Kind, scherzhaft auch für einen nackten Erwachsenen. Ein Patzen ist ein formloser Klumpen aus einer weichen Masse, ein Klecks.

Nåckapatzl

nameln jemanden mit Spottnamen belegen, jemanden beschimpfen.

napfezen Bedeutet so viel wie einnicken, dösen. Geht auf ein im Mittelalter gebräuchliches nafzen zurück. Da man in einem warmen Raum besonders leicht einnickt, wird das Wort manchmal fälschlich auf tschechisch na peci (= beim Ofen) zurückgeführt.

Narrenkastl, das Redewendung: ins Narrenkastl schauen: Löcher in die Luft starren, geistesabwesend sein. Früher, als Flachbildschirme noch nicht erfunden waren, wurde auch der Fernseher als Narrenkastl bezeichnet.

Neicht, die / Neichtl, Neichterl, das Bedeutet dasselbe wie Eicht; die Form mit N- ist entstanden, weil im schnellen Sprechen »ein Eicht« zu »ein Neicht« verschliffen wird.

nema problema Vor allem im Osten Österreichs statt no problem. Kommt aus dem Kroatischen, wurde als Urlaubserinnerung mitgebracht.

Netsch, der Meist in der Mehrzahl: Um de poa Netsch tua r i ma des ned an. Bei Einführung des Kreuzers in Tirol, um 1270, hatte dieser einen Gegenwert von 20 damals schon stark entwerteten Veronesern, also Kleinmünzen »von der Etsch«. Im schnellen Sprechen ist aus »ein Etsch« die Form »ein Netsch« entstanden. In alten Tiroler Mundarten steht Netsch auch für etwas Kleines, Verwachsenes, Verkrüppeltes.

Nobelhobel, der Ein vierrädriges Gefährt in einer hohen Preisklasse. In dem Lied »Märchenprinz« der Ersten Allgemeinen Verunsicherung (EAV) heißt es: »Mit meinem Nobelhobel glüh ich auf der Autostrada / einmal kurz aufs Gas, und schon bin ich dada.«

nobelspritzen Gekünstelt nach der Schrift sprechen. Klingt komisch. Jemand gibt vor, mehr zu sein als er ist. Das Gegenteil: reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist.

Ohrwaschelkaktus, der Ein Mann mit abstehenden Ohren, die allerdings nicht stachelig sind. Aus botanischer Sicht gehört der Ohrenkaktus zur Gattung opuntia aus der Familie der Kakteengewächse (Cactaceae).

Olla, der Die dünne Hülle aus vulkanisiertem Kautschuk dient zur Nachwuchsvermeidung, aber auch zum Schutz vor Parterreschnupfen etc. Früher hatte Olla eine dominierende Marktposition. Inzwischen ist der Markenname von der Firma Blausiegel, jetzt Blautex, erworben worden. Olla wird in Österreich nostalgisch von der älteren Generation als Synonym für Kondom verwendet.

Nobelhobel

Opernballmutti, die So wird in Wien die Organisatorin des Opernballs genannt. Sie sollte den Debütantinnen und Debütanten eine Mutter sein.

Packl, das In der Redewendung: sich mit wem auf ein Packl zsåmmhaun: sich mit jemandem verbünden (oft im negativen Sinn). Packl bedeutet in diesem Fall so viel wie Gemeinschaft, Gruppe.

Palatschinke, die Ein Standardgericht im Osten Österreichs, sonst Omelett, in Deutschland auch Pfannkuchen. Die Speise wird in ihrer klassischen Form mit Marmelade aus Marillen (in D: Aprikosen) gefüllt. Geht über das Ungarische, das Rumänische und das Lateinische auf griechisch plakoũnta, Akkusativ von plakoũs (= flacher Kuchen) zurück. Die Palatschinke ist also sprachgeschichtlich mit Plazenta (= Mutterkuchen) verwandt.

Ohrwaschelkaktus

Panier, die Eigentlich die Umhüllung eines Backhendls, eines Schnitzels etc. Kommt von französisch pané (= paniert) zu pain (= Brot), wegen der Brösel. In der eher derben Mundart auch die Bekleidung eines Menschen: Er haut si in die Aansapanier: Er zieht sein schönstes Gewand an.

Palatschinke

panieren Auch im übertragenen Sinn: jemanden ohrfeigen oder verprügeln.

Pappenschlosser, der Ein witziger, aber auch etwas derber Ausdruck für den Zahnarzt. Die Pappen ist der Mund.

Parapluiebaum, der So wird vor allem in Wien und im südlichen Niederösterreich die Schwarzföhre (Pinus nigra) genannt – wegen der markanten Form ihrer Baumkrone. Parapluie ist ein aus dem Französischen entlehntes und fast ausgestorbenes Wort für Regenschirm. In Deutschland heißt der Baum Schwarzkiefer.

Pappenschlosser

Parterreschnupfen, der Klingt nicht so bös wie Gonorrhö oder Tripper – ist aber dasselbe Ungemach. Männer, die sich davor schützen wollen, verwenden einen Olla.

Påtschenkino, das Das Wort stammt aus einer Zeit, als es noch keine großen Flachbildschirme mit raffinierten Lautsprechersystemen gab. Aber auch damals trug man schon beim Fernsehschauen bequeme Hausschuhe. Ein Norddeutscher sagt Pantoffelkino.

päule gehen Der Wienerische Ausdruck bedeutet so viel wie davonlaufen, abhauen, verschwinden: Jetzt san eam scho zwaa Weiwa päule gångan (= Jetzt haben ihn schon zwei Frauen verlassen). Das jiddische bal-boss (= Wirt) ist zum Vornamen Pauli verballhornt worden. Ursprünglich dachten die Sprecher bei päule gehen an einen Zechpreller, also an jemanden, der davonläuft, ohne zu zahlen. Und wenn die Gäste dauernd päule gehen, wird der balboss pleitegehen.

Påtschenkino

Pecker, der Wer einen Pecker hat, der hat einen Vogel, er ist nicht ganz bei Trost. Das Wort gehört zu pecken, das ist die in Österreich und Bayern gängige Variante von picken – lautmalend nach dem Geräusch, das entsteht, wenn ein Vogel mit dem Schnabel schlagend sein Futter aufnimmt.

Peckerl, das Ist im täglichen Sprachgebrauch das häufigste Ersatzwort für Tattoo. Manche lassen sich am unteren Rücken ein Arschgeweih pecken.

Pelzgoschen, die Wer um den Mund, der etwas derb Goschen genannt wird, eine Zeit lang das Barthaar wachsen lässt, der hat eine Pelzgoschen. Ein Dreitagebart reicht dafür nicht aus.

Pepi, der Sicher, Pepi ist einerseits die Koseform des Vornamens Josef; andererseits aber auch die umgangssprachliche Bezeichnung für eine Perücke oder einen Haarteil. Vielleicht handelt es sich um zwei verschiedene Wörter, vielleicht besteht irgendein Zusammenhang. Man weiß nichts Genaues.

Pfiat-di-Gott-Lackerl, das Der letzte Schluck, den ein Glas hergibt. Mit »Pfiatdi-Gott-Lackerl« verabschiedet sich der Wein- oder Bierrest – und wenig später auch der Konsument.

Pepi

picken Das ist in Österreich und Bayern das übliche Wort für kleben, irgendwo zwischen Standardsprache und Umgangssprache angesiedelt. Im Mittelalter gab es das Zeitwort pichen, es hatte mehrere Bedeutungen, die alle mit der Verwendung von Pech zusammenhingen: mit Pech bestreichen, abdichten (von Fässern) und kleben. Das Herkunftswort ist also Pech, und dieses verdanken wir den alten Römern: lateinisch pix (picis) mit gleicher Bedeutung. Ein Aufkleber ist ein Pickerl; wenn etwas klebrig ist, dann ist es pickig – in der Mundart pickat; die Pickerlüberprüfung nervt, sie ist aber sinnvoll, die offizielle Bezeichnung lautet 57a-Begutachtung; die österreichische Autobahnvignette heißt in der Alltagskommunikation Autobahnpickerl; Wiener Bezirke mit Parkraumbewirtschaftung nennt man Pickerlbezirke.

Pfiat-di-Gott-Lackerl

Pitschi-Patschi-Freundschaft Sie wird demonstrativ zur Schau gestellt, zum Beispiel in der Sendung »Seitenblicke«. Aber oft ist bei solchen Freundschaften nicht viel dahinter.

Pompfüneberer, der Schwarz gekleidete und würdig einherschreitende Begleiter auf dem letzten Weg. Am offenen Grab reichen sie den Trauergästen ein Schauferl Erde, oft auch eine Rose. Das Wort ist durch ungenaue Bedeutungsübertragung aus französisch pompe funebres (= Leichengepränge) entstanden. Wolfgang Ambros singt: »I bin nua r a Pompfüneberer, / aber fria oda späta, / wird ana mitn såttn Schmäh / hinter mein Sårg gehn.«

Pitschi-Patschi-Freundschaft

Proletentoaster, der Den Ausdruck verwenden nur jene Solariumbesucher, denen die Selbstironie noch nicht abhandengekommen ist.

Proloschlauch, der Ein despektierlicher, aber scherzhafter Ausdruck für die Wiener U-Bahn.

pudern Manche meinen, das Herkunftswort sei Puder, also Streupulver. Das ist ein Irrtum. Das Wort geht auf buttern zurück: mit dem Stössl im Butterfass rühren. Man müsste den Ausdruck eigentlich mit b schreiben, aber die Schreibung mit p hat sich eingebürgert. Schon in Bayern wird dieser Ausdruck für koitieren nicht mehr verwendet. Es handelt sich so wie bei Hausbesorger um einen Ausdruck, den es nur im Österreichischen gibt.

Proletentoaster

Quetschn, die Eine Ziehharmonika, ein Akkordeon; das Zuginstrument wird auch in einigen Regionen Deutschlands so bezeichnet.

Quiqui, der Das Mundartwort sieht aufgrund der Schreibung lateinisch aus, ist es aber nicht. Es handelt sich um eine lautmalende Wortbildung nach dem nächtlichen Ruf des Kauzes, der häufig so wiedergegeben wird: kiwitt, kiwitt. Der Volksglaube interpretiert diesen Ruf als »Komm mit!« und hält den Kauz für einen Todesvogel.

pudern

Råbenviech, das Dem Vogel wird im Volksmund unterstellt, dass er seine Jungen aus dem Nest wirft, weil er zu faul ist, sie zu füttern. Eine Verleumdung aus Zeiten des Mittelalters, aber trotzdem als Schimpfwort noch heute in Gebrauch: für jemanden, der als hinterhältig und verschlagen angesehen wird.

Rabiatperle, die Ein Wein, der den Konsumenten angeblich aggressiv werden lässt. Diese Eigenschaft wird vor allem dem Schilcher nachgesagt, einem säurebetonten Wein, der in der Steiermark aus den Trauben der Rebe Blauer Wildbacher gekeltert wird Heckenklescher.

Quetschn

Ramasuri, Remasuri, die Ein großes Durcheinander, ein Wirbel. Wird einmal aus dem Italienischen, einmal aus dem Rumänischen abgeleitet, könnte aber auch mit Gramuri verwandt sein, das auf ein inzwischen ausgestorbenes Zeitwort gramuren zurückgeht: Unordnung machen. Dann wäre es mit rumoren verwandt. Die Ableitung dieses Wortes ist zurzeit noch ein Durcheinander, aber auch die Bayern verwenden es.

Rabiatperle

Reparaturseidl, das Wer mit einem Kater aufwacht, der gleicht einem reparaturbedürftigen Auto. Deshalb wird empfohlen, am Morgen nach einer durchzechten Nacht ein Glas Bier zu trinken – ein Reparaturseidl. Ein Seidl oder Seiterl ist ein österreichisches Biermaß von 0,3 Liter oder von 0,33 Liter – der österreichische Gesetzgeber hat sich nicht festgelegt, welche Menge genau gemeint ist.

Rüscherl, das Der Besatz geraffter Spitze an einem Kleid. Jugendliche verstehen darunter Cola mit Weinbrand, Rum oder Whisky. Ein gefährliches Mischgetränk.

Sandler, der Ein obdachloser, arbeitsunwilliger Mensch, ein Stadtstreicher; kommt nicht von Sand, sondern von einem mittelalterlichen seindeln: langsam, träge sein. Wer völlig heruntergekommen ist, der ist versandelt. Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl verwendete einmal in einem Interview die Variante absandeln. Österreich sei »zum europäischen Durchschnitt abgesandelt«.

Schachtelwirt, der Ein Ausdruck für McDonald’s – wegen der Verpackungen. Die Filialen werden scherzhaft auch Restaurant zum Goldenen M genannt.

Schakl, der Eine Hilfskraft, ein Untergebener; kommt von französisch Jacques, also ein Jakob.

Schasklappersdorf Ein imaginärer Ort am Ende der Welt, nicht weit entfernt von Kikeritzpåtschen. Schas ist ein österreichisches Wort für Furz. Der Ortsname ist neueren Datums, er wird von jungen Leuten in Blogs oft mit Zusätzen versehen: Schasklappersdorf an der Jauche oder Schasklappersdorf an der Isnix.

Scheißgåssen, die Wendung: in die Scheißgåssen kommen / in der Scheißgåssen sein In eine unangenehme Situation geraten / in einer unangenehmen Situation sein; wer nobel sein will, sagt Rue de la Gack.

Schindeln am Dach! Wenn du mit jemandem ein vertrauliches Gespräch führst und plötzlich bemerkst, dass ein Dritter, zum Beispiel ein Kind, zuhört, sagst du warnend zu deinem Gesprächspartner: »Schindeln am Dach!«

Schlampertatsch, der Ein schlampiger Mensch. Das Wort ist eine Kombination aus schlampig und Tatsch (= schwerfälliger Mensch). Wird mit latinisierender Endung auch als Schlamprian bezeichnet.

Schmåchtfetzen, der Ein kitschiges Liebeslied – geeignet für einen Lamourhatscher.

Schmäh, der Der eine hat ihn, der andere nicht. Der eine fällt drauf rein, der andere nicht. Das Wort ist vielschichtig. 1. Witz und Gabe, eine Gesellschaft zu unterhalten: er hat einen guten Schmäh, dort rennt der Schmäh. 2. Trick, Irreführung: auf diesen Schmäh falle ich nicht herein. Der Ausdruck stammt aus dem Jiddischen, wo schema oder sch’ma so viel wie Gehörtes oder Erzähltes bedeutet, und hat sich mit dem Verb schmähen vermengt. Daher die verschiedenen Bedeutungen.

schmähstad Sprachlos sein, auf ein Argument keine Antwort wissen. Gleiche Wortbildung wie håckenstad, also ohne Schmäh.

Schmähtandler, der Ein Altwarentandler handelt mit Altwaren, ein Schmähtandler mit Schmähs – aber nur im übertragenen Sinn. Der Ausdruck passt ziemlich genau auf jene Personen, die gemeinhin als Sprücheklopfer bezeichnet werden. Dazu gibt es auch ein Zeitwort: schmähtandeln.

Schmähtandler

Schmankerl, das Ein Wort, das im kulinarischen Bereich in Bayern häufiger ist als in Österreich. Eigentlich: das »Angeschmiegte« in der Pfanne, die Kruste. Wird so wie Leckerbissen auch im übertragenen Sinn gebraucht: »Die Draufgabe am Ende des Konzerts war ein besonderes Schmankerl.«

Schmattes, der Ein alter Ausdruck für das Trinkgeld; über das Jiddische aus polnisch szmata für Fetzen, Inflationsgeld.

Schnackerl, das Österreichisch für Schluckauf, auch Schnackerlstessn. Nach einem alten Volksglauben hat ein Mensch dann Schnackerl, wenn jemand an ihn denkt. Wörter, die mit Schnackerl- beginnen, bezeichnen etwas Kleines, Minderwertiges: Schnackerlverein, Schnackerlbetrieb etc.

Schnitzel, das Ein kleines Stück: vom Holz, vom Fleisch etc.; das Wiener Schnitzel ist berühmt wie der »Donauwalzer«. Redewendung: weichgeklopft wie ein Schnitzel sein: alles gefügig über sich ergehen lassen. Als der Fußballer Paul Scharner von Marcel Koller nur als Ersatzspieler für ein Länderspiel vorgesehen war, zog er in einem Interview über den Teamchef her: Dieser sei anfänglich »super schweizerisch« aufgetreten, doch inzwischen sei er »weichgeklopft wie ein Schnitzel; jetzt müssen sie ihn nur noch panieren, dann ist er ein richtiger Österreicher«.

Schönbrunnerstelze, die Die vordere, also kleinere Schweinshaxe trägt diese imperiale Bezeichnung.

Schupfen, der; Schupfe, die In Österreich und Bayern ein einfacher Holzbau zum Unterstellen von landwirtschaftlichen Geräten oder zur Lagerung von Heu. »Rettet die Schupfn« ist eine Initiative in Obertilliach/ Osttirol. Seit Jahrhunderten prägen dort Heuschupfen das Landschaftsbild; da sie aber kein Bauer mehr braucht, schwinden sie mehr und mehr von den Feldern.

Schnitzel

schurln Das umgangssprachliche Zeitwort schurln ist ein altes deutsches Wort, ursprünglich war damit das Geräusch einer schnellen Fortbewegung gemeint: brausen oder mit Geräusch gleiten. Hat nichts mit Schurli (= Georg) zu tun.

Schwarzkappler, der Er kontrolliert die Fahrscheine in den Wiener Öffis; hatte früher eine schwarze Kappe getragen, bis man herausfand, dass er dadurch von den Schwarzfahrern erkannt wird; seither nur mehr in Zivil, aber der Name ist geblieben. Weißkappler.

Simandl, das Vielleicht Koseform von Simon oder eigentlich: SieMännchen, ein Mann, der von einer Sie, also einer Frau beherrscht wird; meist ist ein Ehemann gemeint, der sich gegenüber seiner Frau nicht durchsetzen kann; entspricht einem Pantoffelhelden.

Schönbrunnerstelze

Spechtler, der Ein Mann, der spechtelt, d. h. der sich als Voyeur betätigt. Kommt von spähen (= suchend oder kundschaftend betrachten). Ja, was wohl?

Spompanadeln, die Streiche, Dummheiten und Ausflüchte treten nie einzeln auf, daher existieren auch die Spompanadeln nur im Plural. Redewendung: Mach keine Spompanadeln! Kann auch heißen: Mach keine Umstände!

Schwarzkappler

Spritzenferdl, der Das ist Spitalsjargon. Gemeint sind Turnusärzte, also Ärzte in der Ausbildung; sie nehmen Blut ab und hängen die Infusionsflaschen auf.

Staubwaugal, das Das Wort hat die gleiche Bedeutung wie Lurch. Die Herkunft gibt dem Sprachwissenschafter Rätsel auf. Waugal bzw. Waukal geht vielleicht auf ein Grundwort Wau zurück, das für etwas Kleines, Unangenehmes stehen könnte.

Steckerl im Arsch! Nicht im wörtlichen Sinn gemeint, sondern als Reaktion auf eine dumme Aussage, einen dummen Vorschlag.

Simandl

Stehachterl, das Ein im Stehen getrunkenes Achtelliter-Glas Wein; gemeint ist oft auch die dazugehörende Geselligkeit: Kumm, gemma auf a Stehachterl! I muaß da wås dazöhn!

Stierwåscher, die Scherzhaft für die Einwohner der Stadt Salzburg. Um diesen Ausdruck gibt es viele Legenden, aber die historische Tatsache ist, dass die Salzburger Metzger die Schlachtung der Tiere öffentlich vorzunehmen hatten, damit kein schädliches Fleisch zum Verkauf kommen konnte. Die übliche Reinigung an dem bis an die Stadtmauer reichenden flachen Ufer der Salzach führte zur Bezeichnung Stierwascher. Außerdem war Wascher auch der Schlag mit einer Keule zur Betäubung des Stieres unmittelbar vor der Schlachtung.

Steckerl im Arsch!

Stifterl, das Eine Flasche Wein oder Sekt mit einem Inhalt von 0,1875 l, 0,2 l oder 0,25 l. Als das Weingut des Stiftes Klosterneuburg in den 1950erJahren kleine Flaschen St. Laurent für die Austrian Airlines abfüllte, sollen Fluggäste oder das Personal den Ausdruck geprägt haben – als Verkleinerung zu „das Stift“. Das Wort „der Stift“ (= dünner Gegenstand, Lehrling, kleiner Bursch) hat wohl mitgespielt.

stoasteirisch Nur ein Ursteirer, der groß und stark ist, bekommt dieses Attribut, die besten Karten haben die Männer aus der gebirgigen und bewaldeten Obersteiermark. Der Oberösterreicher Hugo von Goisern singt in leicht ironischem Unterton das bekannte Lied der Stoasteirer: »Wenn ma a Gaudi håm / dann håmmas stoansteirisch / und wånn ma singa toan / singan ma stoansteirisch / a wånn ma s Diandl liabn / dånn liabn ma s stoansteirisch / weil ånders tuat si s nit / wås Bessers gibts a nit.«

Stockerlplatz, der Nicht zum Ausruhen, sondern eine Ehre für jeden Sportler. Nur die ersten drei dürfen hinauf. In Deutschland: ein Platz am Treppchen.

Stockerlpopo, der Dein Name ist Jennifer Lopez. Auch ein Garant für Rückenbeschwerden im Alter. In Deutschland ist das Stockerl ein Hocker.

strawanzen, strabanzen Nicht nur die Österreicher, auch die Bayern tun es: sich herumtreiben, streunen, ziellos umherschweifen. Ein Strawanzer oder Strabanzer ist ein Herumtreiber, ein Nichtsnutz, ein Strolch.

Stockerlpopo

Suppenbrunzer, der Scherzhafte Bezeichnung für die Heiliggeistkugel, ein religiöses Kunstobjekt, das in der Bauernstube oberhalb des Esstisches von der Decke hängt. Die von einer Glaskugel umhüllte Taube – meist eine Holzschnitzerei – symbolisiert den Heiligen Geist. Die deftige Bezeichnung entstand deshalb, weil sich der heiße Suppendampf an der kalten Kugel festsetzt und später in die Suppenschüssel zurücktropft.

Tachinose, die Befällt Menschen, die oft tachinieren, also sich vor der Arbeit drücken, faulenzen. Die Krankheit wird auch Tachinitis genannt.

Taschlzieher

Taschlzieher, der Dieser treibt sich meist in der überfüllten U-Bahn herum und hat es auf die Geldtaschen der Fahrgäste abgesehen. Geldtasche ist ein österreichischer Ausdruck für Portemonnaie.

Tocker, Togger, der Ein dummer, einfältiger Mensch – in der Diktion eines Steirers, Kärntners oder Tirolers. Kommt vielleicht von einem friaulischen Wort, das Schlag, Prügel bedeutet, aber man weiß nichts Genaues.

törggelen, törkelen In Südtirol nach der Weinlese eine Wanderung unternehmen und dabei Weinkeller oder Gaststätten aufsuchen, den neuen Wein mit Keschtn (= gerösteten Kastanien), Nussen (= Nüssen) und brauchtümlichen Speisen genießen. Die Torggel oder Torkel ist die Traubenpresse; von lateinisch torquere mit den Bedeutungen drehen und pressen.

Torstangenbewässerer

Torstangenbewässerer, der Unfähiger Fußballspieler, der glaubt, dass nicht nur der Rasen, sondern auch die Torstange bewässert wird. Etwas derber: Torstangenbrunzer.

trabig Wenn dir ein Oberösterreicher begegnet, der von sich behauptet I bin trabi(g), dann solltest du um ihn einen Bogen machen: Er ist im Stress und deshalb nicht ansprechbar. Am liebsten würde er sofort weitertraben.

Tritschler, der Ein feuchter Darmwind. Denn tritscheln bedeutet auch plätschern, stark regnen.

Tschako, der Als Kinder machten wir uns aus Zeitungspapier einen Hut und nannten ihn Tschako. Wir wussten nicht, dass das Wort aus dem Ungarischen stammt: csákó. Ursprünglich Kopfbedeckung der Husaren.

tschali Wenn etwas tschali geht, dann ist es verloren, verschwunden; stammt aus jiddisch challa, das ist der Opferkuchenteig, der am Abend vor dem Sabbat von der Hausfrau gebacken und als chále zeremoniell ins Feuer geworfen wird; vergleiche das Wort tschari von anderer Herkunft, aber mit ähnlicher Bedeutung.

Tschamsterer, der Sie schaut heute Abend mit ihrem Tschamsterer vorbei. In diesem Fall ist nicht klar, ob ihr Ehemann oder ihr Gspusi gemeint ist; jedenfalls kommt sie in Begleitung. Das Wort geht auf jiddisch schammes (=

Diener) zurück, in einer Übergangsphase sagte man erklärend SchammesDiener. Der Volksmund machte gschamster Diener daraus, was als gehorsamster Diener interpretiert wurde. Aber ein Tschamsterer muss nicht gehorsam wie ein Diener sein.

Tschako

Tschapperlwåsser, das Na klar, »richtige Männer« trinken Bier oder Wein – im Umkehrschluss ist ein Mineralwasser oder eine Limonade nur für ein Tschapperl, also für ein einfältiges oder ungeschicktes Kind beziehungsweise für einen naiven Erwachsenen, der aber durchaus liebenswert sein kann. In alten Tiroler Wörterbüchern findet man das Zeitwort tschapern (= schlenderisch arbeiten).

Tschapperlwåsser

tschari Stammt aus Westösterreich, wo (t)schädern so viel wie zerspringen, zerbrechen bedeutet; wenn etwas tschäderig oder schätterig ist, dann ist es klirrend, scheppernd oder gebrechlich; etwas ist tschari gegangen: etwas ist verloren gegangen, etwas ist weg; vergleiche das Wort tschali von anderer Herkunft, aber mit ähnlicher Bedeutung.

Tschatsch, der Ein wertloses Zeug, ein Kleinkram, wird im Süden Österreichs so umschrieben. Das Wort ist aus dem Slowenischen entlehnt; dort bedeutet čača so viel wie Kinderspielzeug. Es gibt auch ein Zeitwort: tschatscheln (= spielen).

Tschurifetzen, der Georg Danzer hat die Bedeutung dieses Wortes in einem Lied so erklärt: »Was is a Tschurifetzen? / Also ohne ihr Gefühl zu verletzen, / des is a Tüachl, bitte sehr, / was ma nimmt nach dem Geschlechtsverkehr.« Das Wort Tschuri stammt aus der Sprache der Roma. Ursprüngliche Bedeutung: Suppe. Später gaunersprachlich für Ausfluss, Sekret etc.

Tschurtschengeist, der Ein Geist aus der Flasche. Im Süden und Westen Österreichs werden die Zapfen eines Nadelbaums als Tschurtschen bezeichnet. Daraus lässt sich ein hochprozentiges Getränk herstellen.

Tuchent, die Eine mit Federn gefüllte Bettdecke, in Deutschland meist Federbett genannt; geht vermutlich auf das gleichbedeutende tschechische duchna zurück; Redewendungen: etwas unter der Tuchent halten: danach trachten, dass etwas im Verborgenen bleibt; mit jemandem unter einer

Tuchent stecken: mit jemandem heimlich gemeinsame Sache machen.

tummeln, sich Im gesamten deutschen Sprachraum: sich ausgelassen hin und her bewegen: die Fische tummeln sich im Aquarium; in Österreich auch: sich beeilen. Bitte tummel dich!

tümpfeln Jemanden unter das Wasser tauchen. Das Wort verwenden vor allem die Oberösterreicher, denn Tümpfel hieß ursprünglich die Stelle, wo bei Passau der Inn in die Donau mündet; außerdem war es auch eine allgemeine Bezeichnung für eine tiefe Stelle oder einen Strudel im Wasser.

Tutter, der Junger, unerfahrener Mensch; zu Tutte, Dutte (= Zitze, weibliche Brust), also eigentlich jemand, der noch gesäugt wird; meist: junger Tutter.

überwuzelt Wer mit diesem Attribut versehen wird, ist verlebt, faltig.

Ungustl, der Klingt wie die Koseform von August, aber wir können alle Gustln beruhigen: Der Ausdruck hat nichts mit ihnen zu tun. Es handelt sich um eine Weiterbildung von ungustiös, und das Wort dient dazu, abstoßende Männer zu bezeichnen, egal welchen Vornamen sie haben.

urassen Eigentlich ur-essen, wobei die Vorsilbe ur- hier eine alte Bedeutung hat: etwas ganz und vollständig machen; später: aus Überdruss zu essen aufhören, Essbares wählerisch stehen lassen; in unserer heutigen Überflussgesellschaft allgemein anwendbar: mit den Ressourcen unserer Erde urassen.

verbraten Wer sein Geld verbraten hat, kann sich seinen Sonntagsbraten nicht mehr leisten.

vertschüssen, sich Eine österreichische Weiterentwicklung des gar nicht österreichischen Grußes tschüs. Bedeutet so viel wie abhauen, verschwinden. I vertschüss mich jetzt in den Urlaub.

Wangerl, das Hauptsächlich die Backe eines Kindes; oder eine Speise vom Schwein oder Rind: früher ein Essen für die kleinen Leute, dann für den Hund, jetzt für den Gourmet.

Weißkappler

Weißkappler, der Er kontrolliert die Parkraumbewirtschaftung in Wien, steckt Strafzettel in die Windschutzscheibe – und trägt eine weiße Schirmmütze. Eine Analogiebildung zu Schwarzkappler.

Weitling, der; auch Weidling Eine große, tiefe Schüssel mit Haltegriffen, in der man beispielsweise Teig rühren kann; der obere Umfang der Schüssel ist weiter als der Boden – ist eine Ableitung zum Eigenschaftswort weit.

wetzen Hans Adlassnig und Roman Tschirk haben in den 1980er-Jahren in einem ähnlichen Büchlein wie diesem hier geschrieben: »Tätigkeit, um etwa ein Messer zu schärfen. Andererseits auch jene Tätigkeit zweier Menschen beiderlei Geschlechts, die bereits scharf aufeinander sind.« Dem muss man nichts hinzufügen.

Winterkirschen, die Mit diesem Wort hat der Filmschauspieler Helmut Berger einen Journalisten der »Frankfurter Allgemeine Zeitung« (FAZ) an der Nase herumgeführt: »Kennen Sie Winterkirschen?« – »Nein.« – »Die kann man nicht essen.« – »Äh?« Winterkirschen sind kein Obst. Es ist ein volkstümliches Wort für: 1. kleine Klumpen von Kot, die am Anus kleben, 2. Fusselkügelchen aus dem Stoff der Unterhose, die im Anus kleben, 3. Hämorrhoiden. Der Volksmund kommt auf merkwürdige Ideen.

Wischerlwåsser, das Das Wort wischerln steht in der Kindersprache für urinieren; ein Wischerlwasser ist ein leichter Tee oder eine Limonade.

Wolkerlspeck, der Das ist ein liebevoller Ausdruck für eine Haut mit orangenähnlicher Oberfläche. Polly Adler verwendete das Wort einmal in einer »Kurier«-Kolumne mit einer leicht abgewandelten Bedeutung: »›Wolkerlspeck‹, sagte sie und kniff mir in den Oberschenkel. Das war der schöne Wiener Ausdruck für das hässliche Dellenaufkommen.«

Wuckerl, das Eine eingedrehte Haarlocke, aber auch die Einlage, über die die Locke gedreht wird. Kommt von französisch boucle (= Schnalle, Erhebung, Haarlocke); man sagt: Ea håt Wuckaln oder ea håt gwuckalte Hoa. Auch in Bayern.

Wurzen, die Eigentlich eine Wurzel, aber im übertragenen Sinn eine Person, die ausgenützt oder übervorteilt wird; ea is ållaweu die Wuazn.

zach Das Eigenschaftswort zäh wird in Österreich und im gesamten Süden des Sprachraums zu zach; ein zacher Bursch ist ein Mann, der mit physischen oder psychischen Belastungen gut zurechtkommt. Vor allem bei den Jungen mit einer weiteren Bedeutung: lustlos, träge. Die Wendung das geht zach bedeutet: das geht langsam, es ist mühsam.

Wuckerl

Zangler, der Das ist jemand, der mit einer Zange gut umgehen kann: vor allem beim Reparieren oder Auffrisieren eines Mopeds oder Motorrads. Im übertragenen Sinn auch ein technisch versierter Fußballer. Zeitwort: zangeln.

zerlecksn Durch Austrocknen Fugen und Risse bekommen; zum Beispiel ein hölzernes Fass oder ein hölzerner Bottich. Wenn ein Mensch von sich behauptet, zerleckst zu sein, dann ist er einem Burn-out nahe. Geht auf eine frühere Form zurück – zerlechetzen –, die allerdings nicht belegt ist; aber das Grundwort ist bekannt: Es bedeutet austrocknen.

Zerquetschten, die; in der Wendung: ein paar Zerquetschte Eine kleine Menge Geldes, meist so unbedeutend, dass sie nicht genau quantifiziert wird: Dieses Buch kostet neun Euro und ein paar Zerquetschte.

Zizile, die In Vorarlberg ein alter Ausdruck für Frankfurter, die sonst auch Wienerle (= Wiener Würstchen) genannt werden.

zniacht Das Eigenschaftswort zniacht bedeutet wertlos, schwach, ausgezehrt, kränklich und einiges mehr. Es kommt vom mittelalterlichen ze nicht (= zu nichts), eigentlich: zunichtegemacht. Im dem alten Wienerlied »Grånåtentånz« heißt es: »Då drunt in Liechtentål, ned weit vom Ålserbåch / då steht a zniachte Kraxn mit an Schindldåch …« Gemeint ist ein baufälliges Haus. Ein Zniachtl ist ein schwacher, kleinwüchsiger Mensch.

Zottelbär, der Wird man in einem Tierlexikon vergeblich suchen; gemeint ist ein Mensch mit zottigem Kopfhaar, der auch sonst recht ungepflegt ist.

Zuckergoscherl, das Eine Goschen ist eine wenig schmeichelhafte Bezeichnung für den Mund. Aber mit der Endung -erl sieht die Sache anders aus. Zuckergoscherl ist eine liebevolle Bezeichnung für jemanden, der gern Süßigkeiten isst.

Zuckergoscherl

zwåzeln Unsicher und mit watschelnden Schritten gehen; das verwenden auch die Bayern.

Zwetschkenröster, der Das sind gedünstete Zwetschken; also kein Mus, kein Kompott und auch keine Marmelade, wie oft zu lesen ist; die Zwetschken werden entkernt, halbiert und mit ganz wenig Zucker sowie Zimt und Nelken geröstet, bis sie Saft lassen. Redewendung: Mein lieber Freund und Zwetschkenröster! Ist nicht wörtlich gemeint, sondern ein Nonsensspruch, mit dem eine gewichtige, witzige oder sonst wie bemerkenswerte Aussage eingeleitet wird – die Anwesenden sollen nicht Zwetschken rösten, sondern zuhören.

Zwickeltag, der Der Freitag oder der Montag zwischen einem Feiertag und dem Wochenende. Auch Fenstertag genannt. In Deutschland: Brückentag. Dient entweder für einen Kurzurlaub oder zum Einkaufen – es locken Rabattangebote! Ein Zwickel ist eigentlich ein dreieckiger Einsatz in einem Kleidungsstück.

Zwickerbussi, das Ein Kuss, bei dem man die Wange des Geküssten mit den Fingern liebevoll zwickt, also zusammenkneift.

Zwirnblade, der Ein Mensch, der so dick wie ein Zwirn ist, also dünner als dünn.

Zwirnblader

Kleines Sprachquiz

1) Was ist die umgangssprachliche Bezeichnung für eine Perücke/für einen Haarteil?

(a) Franzi

(b) Gerti

(c) Pepi

2) Wenn der Vorarlberger Zizile hört, denkt er an:

(a) Sex

(b) Essen

(c) Baden

3) Wenn ein Mann als Ohrwaschelkaktus bezeichnet wird, dann hat er:

(a) einen stacheligen Bart

(b) eine grünliche Gesichtsfarbe

(c) abstehende Ohren

4) Aus welcher Sprache stammt das Wort Mischkulanz?

(a) aus dem Jiddischen

(b) aus dem Italienischen

(c) aus dem Französischen

5) Wenn der Oberösterreicher sagt: »Ich bin trabig«, dann meint er:

(a) Ich bin schläfrig

(b) Ich bin gestresst

(c) Ich bin geil

6) Wo gibt es Menschen, die man als Spritzenferdl bezeichnet?

(a) bei der Feuerwehr

(b) im Spital

(c) hinter der Ausschank

7) Wo kauft man eine Rabiatperle?

(a) in der Weinhandlung

(b) im Schmuckgeschäft

(c) in der Apotheke

8) Welche Jahreszeit wird in alten Mundarten als Lassing bezeichnet?

(a) Frühjahr

(b) Sommer

(c) Herbst

9) In welchem Bundesland flucht man mit dem Wort »Ischtanudschi«?

(a) Kärnten

(b) Vorarlberg

(c) Burgenland

10) Wie viele Bestandteile hat das zusammengesetzte Wort Gadaladalälla?

(a) zwei

(b) drei

(c) vier

10 richtige Antworten: Du bist a Jass! 9 oder 8 richtige Antworten: Leiwånd. 7 oder 6 richtige Antworten: Klass. 2 bis 5 richtige Antworten: Guat. 1 richtige Antwort: Genier’ di!

Die richtigen Antworten: 1 c, 2 b, 3 c, 4 b, 5 b, 6 b, 7 a, 8 a, 9 c, 10 b

Martin CzapkaRobert Sedlaczek

Robert Sedlaczek,

geb. 1952 in Wien, Studium der Germanistik, Anglistik und Publizistik, Dr. phil.; Autor zahlreicher Bücher über die Sprache (z. B. »Das österreichische Deutsch«, »Wörterbuch des Wienerischen«, »Das unanständige Lexikon«) und zu kulturgeschichtlichen Themen (»Die Tante Jolesch und ihre Zeit. Eine Recherche«, »Die Kulturgeschichte des Tarockspiels«). Schreibt wöchentlich eine Sprachkolumne in der »Wiener Zeitung«. robertsedlaczek.at

Martin Czapka,

geb. 1956 in Wien, Studium der Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien, Mag. rer. soc. oec.; seit 1976 selbstständig tätig als Grafiker, Designer und Illustrator. czapka.net

Unternehmen Sie mit Robert Sedlaczek und Martin Czapka eine Quizreise durch Österreich!

Wichtig bei diesem Spiel ist nicht nur das Wissen, sondern auch das Verhandlungsgeschick – und ein Quäntchen Glück beim Würfeln.

Wörterbücher desselben Autors

Sedlaczek, Robert, in Zusammenarbeit mit Melita Sedlaczek: Österreichisch fia Fuaßboifäns, Wien, 3. Auflage 2016.

Sedlaczek, Robert, in Zusammenarbeit mit Melita Sedlaczek: Wörterbuch des Wienerischen, Innsbruck, 5. Auflage 2016.

Sedlaczek, Robert; Winder, Christoph: Das unanständige Lexikon. Tabuwörter der deutschen Sprache und ihre Herkunft, Innsbruck, 2014.

Sedlaczek, Robert, in Zusammenarbeit mit Melita Sedlaczek: Wörterbuch der Alltagssprache Österreichs, Innsbruck, 3. Auflage 2013.

Besuchen Sie uns im Internet unter: amalthea.at

© 2017 by Amalthea Signum Verlag, Wien Alle Rechte vorbehalten Umschlaggestaltung, alle Abbildungen und Satz: Martin Czapka Lektorat: Martin Bruny

Herstellung: VerlagsService Dietmar Schmitz GmbH, Heimstetten

Gesetzt aus der 11 auf 13 pt Minion Pro Printed in the EU

ISBN 978-3-99050-076-7 eISBN 978-3-903083-61-5