Fürth von A bis Z : Ein Geschichts-Lexikon

Fürth von A bis Z, ein Geschichtslexikon ist ein rund 400 Seiten starkes alphabetisches Stadt- und Geschichtslexikon des

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Fürth von A bis Z : Ein Geschichts-Lexikon

Table of contents :
Titel
Impressum
Geleitwort
Vorwort
A-Z
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Adolf Schwammberger

Fürth von A bis Z Ein Geschichtslexikon

Selbstverlag der Stadt Fürth

Einbandentwurf: Alfred Linz, Nürnberg, nach einer Zeichnung von Hans Bien 1629 und dem Fürther Gemeindesiegel von 1723. — Satz und Druck: Ulrich-Druck, Fürth. — Buchbindereiarbeiten: Großbuchbinderei G. Gebhardt, Ansbach.

Geleitwort

Seit der 2. Auflage der Chronik der Stadt Fürth von G. T. Chr. Fronmüller im Jahre 1887 ist keine größere Veröffentlichung über die Geschichte unserer Stadt erschienen. Die Stadtverwaltung freut sich daher, nunmehr das Buch „Fürth von A bis Z, ein Geschichtslexikon“ vorlegen zu können. Es will allen an der Fürther Geschichte Interessierten historisches Material vermitteln, es will zu weiteren Studien anregen, gleichzeitig aber auch die Freude an der Geschichte der Stadt, in der wir leben, mehren. Möge dem Buch reicher Erfolg beschieden sein.

Kurt Scherzer Oberbürgermeister

Geleitwort

Es gehört zu den Aufgaben des Stadtarchivs und der Stadtbibliothek, ihre Schätze zu erschließen und sie der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die beiden Institute wollen damit der Wissenschaft, aber auch dem großen Interesse dienen, das die Fürther Bevölkerung allen geschichtlichen Fragen entgegenbringt. Der Schul- und Kulturausschuß der Stadt Fürth hat daher den Gedanken des Herrn Direktors Dr. Schwammberger, ein Buch „Fürth von A bis Z“ als Geschichtslexikon für die Fürther Bevölkerung herauszubringen, freudig begrüßt und der Stadtrat hat die Mittel dafür genehmigt. Das Schul- und Kulturreferat nimmt die Gelegenheit wahr, Herrn Direktor Dr. Schwammberger für seine mühevolle Arbeit herzlich zu danken.

Karl Hauptmannl Stadtschulrat

Vorwort

Dieses Buch heißt zwar „Fürth von A bis Z“; aber der Titel übertreibt: man kann Fürth nicht von A bis Z kennen und erst recht nicht beschreiben.

Der Untertitel „Ein Geschichtslexikon“ schränkt bereits ein; er will darauf hinweisen, daß man sich in diesem Buch ums Vergangene kümmert. Das Stadtarchiv und die Stadtbibliothek werden täglich (zu ihrer Freude) mit Fragen bedacht, die sich mit der Fürther Geschichte beschäftigen. Daraus entstand der Gedanke, die Antworten in einem „Lexikon“ zusammen­ zufassen. Während der Bearbeitung stellte sich aber heraus, daß sich das Buch nicht auf die Beantwortung der alltäglichen Fragen beschränken könne. Der Fürther Geschichts- und besonders der kulturgeschichtliche Stoff ist ja erst spärlich in Aufsätzen und Büchern erschlossen worden. Daher macht es sich das Fürther Geschichtslexikon zur Aufgabe, auch bisher un­ bekanntes Material vorzulegen und die Bearbeitung neuer Themen anzu­ regen. Die Artikel sind daher, wo es angebracht schien, mit Quellen- und Literaturangaben versehen. Kein Lexikon kann alle Wunsche erfüllen: kein Gegenstand und beson­ ders keine Person, die hier nicht genannt sind, wurden aus böser Absicht übergangen. Das Werk heute lebender Politiker vermag erst die Nachwelt zu würdigen; es blickt in die Zukunft. Daher werden Politiker nur genannt, wenn ihr abgerundetes Leben vor uns liegt, oder wenn wir sie als Träger einer städtischen Auszeichnung oder eines Bürgermeisteramtes zu registrie­ ren haben.

Ich begann die Arbeit an diesem Buch vor sechs Jahren; große Hindernisse stellten sich dem ersten Plan entgegen. Daher danke ich Herrn Oberbürgermeister Kurt Scherzer und Herrn Stadtschulrat Karl Hauptmannl herzlich dafür, daß sie mich in meiner Arbeit ermutigten, und dem Stadtrat

Fürth danke ich für das Verständnis, mit dem er die finanziellen Voraus­ setzungen schuf, um das Lexikon herauszubringen.

Für freundliche Hinweise habe ich der Leiterin der Volkshochschule Fürth, Frau Ruth Stäudtner, Herrn Dr. Hugo Nothmann, Herrn Gymnasial­ professor Kurt Boegner, Herrn Dr. Willi Worthmüller in Fürth, Herrn Staatsarchivdirektor Dr. Fritz Schnelbögl - Nürnberg, Herrn Oberregie­ rungsarchivrat Dr. Günther Schuhmann - Nürnberg, Herrn Oberarchivrat Dr. Gerhard Hirschmann - Nürnberg, Herrn Oberkonservator Dr. Günther Schiedlausky - Germanisches Nationalmuseum - Nürnberg, und dem Leiter des Stadtarchivs Erlangen, Herrn Stadtarchivar Johannes Bischoff, zu danken. Ich durfte im Pfarramt St. Michael während vieler Stunden arbeiten; für alles freundliche Entgegenkommen danke ich Herrn Kirchenrat Karl Will und Fräulein Auguste Schmitt. Ich danke meinen Mitarbeiterinnen im Stadtarchiv Frau Emmy Wittenmayer und Frl. Brigitte Wölfel, die mich durch geduldige Kleinarbeit unermüdlich unterstützt haben. Mein ganz besonderer Dank gilt Herrn Dr. Hugo Nothmann, der während ungezählter Stunden in selbstloser Arbeit das Korrekturenlesen übernahm.

Dr. Adolf Schwammberger

Aachen: Eine Wallfahrt nach Aachen wurde am 11. 10. 1517 dem Jörg Muggenhofer auferlegt, nachdem er den Hans Seidel zu Fürth erschlagen hatte; s. T Flurdenkmale. Lit.: Zettler, Franz, Die Flurdenkmale des Stadt- und Landkreises Fürth, in: Das Steinkreuz, 16. ]&., 1960, Heft 1f2. Abdecker, s. T Schinder.

Aberglaube. 1441 klagte vor dem T Egericht Fürth Heinz Loder (Lotter) gegen den Heinz Geiger, weil ihn der bezichtigte, er habe (mit Hilfe seiner Frau) etwas unterm T „drischeufel", der Türschwelle (des Stalles) eingegraben, damit des Geigers Kuh eingehen solle. Auch sei er, nach den Gerüchten, die Geiger aussprengt, den Zauberern nachgelaufen, um ihn, den Geiger, um Leib und Leben zu bringen. (Bamberg Staatsarchiv, Dompr. 2145 BI. 122). Im Jahre 1448 lebte in Kleinreuth (bei Schweinau) ein Hans Fischer, und in Großreuth hausten der Ullein Fischer und seine Schwester Elsbeth. Sie waren verwandt, vielleicht Geschwister. Einer der beiden Fischer hatte einen Sohn, der die Tochter einer gewissen Anna Helseweck in Eberhardshof geheiratet hatte. Mit dieser Verbindung waren die alten Fischers nicht einverstanden; sie brachten daher das Gerücht auf, die alte Helseweckin habe zusammen mit der Kunigunde Kraus von Gostenhof den jungen Fischer „mit. . . Zauberei zubracht (= dahin gebracht), daß er der Helse­ weckin Tochter habe nehmen müssen"; das sei „doch wider den heiligen christlichen Glauben und eine Ketzerei". Dieses Gerücht kam zu Ohren der „Zauberinnen". Die beiden wandten sich an das Egericht in Fürth und verklagten die Verleumder (1448). Der Ausgang des Prozesses ist uns nicht bekannt. (Bamberg Staatsarchiv, Dompr. 2146 Bl. 42). 1609 lebte in Fürth der Leineweber Johannes Rudorf; er hatte die Nürnbergerin Juliane Engelhardt kennengelernt und warb um sie. Juliane fühlte sich von dem Leineweber angezogen und abgestoßen zugleich; sie wußte nicht, wie sie sich gegen seine Werbung wehren sollte. Hans Rudorf war nürnbergischer Untertan. Juliane verklagte ihn beim Rate der Reichs­ stadt, „er habe ihr bei einer Zeche drei unterschiedliche Trünke zu­ gebracht" und dadurch verursacht, „daß sie ohne ihn nicht sein könnte", und „daß sie weder Tag noch Nacht vor ihm Ruhe habe" und daß er sie um ihre Gesundheit gebracht habe. Johannes Rudorf kam ins Lochgefäng­ nis. Er wurde geprüft, doch konnte man keine Schuld an ihm finden - am 29. Juli 1609 entließ ihn der Rat aus dem Gefängnis. Am 8. August 1609

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heirateten Johann Rudorf und Juliane Engelhardt in der St. Lorenzkirche zu Nürnberg. Am 9. August stellte der Nürnberger Rat dem jungen Ehe­ mann ein Zeugnis darüber aus, daß an ihm nichts von Zauberei sei. (Fürth Stadtarchiv Urk. 1609 Aug. 9). Ein anderer Hinweis auf Fürther Hexenglauben: Am 17. Februar 1614 wurde im Fürther Friedhof ein Kind begraben, als dessen Vater „der Drudenbanner" bezeichnet wird; Pfarrer Johann Hitzler, der den Eintrag ins Sterberegister schrieb, bemerkte daneben: „Mein Herr und Gott!" (Fürth Pfarramt St. Michael, Sterberegister). Bei Friedrich Bock, Zur Volkskunde der Reichsstadt Nürnberg. Würz­ burg 1959, S. 58 f. findet sich folgender Hinweis: Erstaunlich „ist die.Lei­ stung eines Fürther Juden bei jenem großen Brand in Almoshof an Pfing­ sten 1615 . . . Wolf Friedrich Stromer hatte zum Fest Freunde eingeladen und führte ihnen auf seinem Hof ein Schießen mit seiner kleinen Kanone, einem ,Falconetlein', vor. Einer der Bauern kam und bat, das Schießen einzustellen, bei der Trockenheit könnte ein Brand auskommen. Stromer . . . schoß weiter und stopfte, da es sich ja nur um Zielmunition handelte, diesmal besonders viel alte Lumpen ins Rohr; und schon steckte der Schuß ein Nachbardach in Brand, und daraus wurde dann ein ausgedehn­ tes Großfeuer . . . Ganz Almoshof hätte draufgehen können, wenn nicht (so schildert der Nürnberger Chronist Lüder) ein Fürther Jude von weitem das Feuer gesehen hätte. Er eilte sofort herüber und half so: Auf einen Laib Brot schrieb er einige hebräische Buchstaben, warf ihn ins Feuer, drang selber durch die Flammen hindurch und schrieb auch an die Türen und Läden der noch stehenden nächsten Häuser hebräische Buchstaben. Dann verpfändete' er sich und sagte, wenn jetzt das Feuer doch noch weiter um sich griffe, sollten sie ihn selber hi nein werfen. Es ist aber nicht weitergegangen."

Als unglückbringend gilt: wenn man einen Spiegel zer­ bricht (man hat 7 Jahre lang kein Glück mehr), wenn man mit dem linken Fuß aus dem Bett steigt, wenn man einem Leichenwagen bzw. Sanitäts­ auto begegnet (aber man kann das Unglück abwenden, wenn man einen Knopf der Kleider festhält, bis man an drei Männern mit Brille vorbei­ gekommen ist), wenn einem eine (schwarze) Katze über den Weg läuft (man kann aber der Gefahr begegnen, indem man dreimal ausspuckt). Juckt die rechte Hand, so hat man Pech.

Wenn man sich eine Nadel leihen läßt, so soll man sich nicht dafür bedanken - sonst bekommt man Streit; auch für einen Ableger bedankt man sich nicht - sonst gedeiht er nicht.

Die Zahl 13 gilt als Unglückszahl. In den Gasthöfen und Hotels numeriert man die Zimmer in der Reihenfolge 11, 12, 14 . . . oder man beginnt mit höheren Nummern, sodaß die 13 nicht vorkommt. In einem Hotel ist das Zimmer 13 in 18 umgewandelt worden. Ein Garagen Vermie­ ter fühlte sich gezwungen, die Nummernfolge so zu wählen: 11,12a, 12b, 14 - solange er noch die Garage 12b als Nr. 13 anbot, konnte er sie nicht vermieten.

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Weiße Blumen darf man einem Kranken nicht schenken; sie gelten in Fürth als „Toutnbluma". Die Tochter eines Fürther Friedhofwärters legte in der Nacht vom 18. auf den 19. Dezember 1856 einen Kranz mit sieben weißen Blumen vor die Haustür ihrer „Feindin", wobei sie in einem beigelegten Brief den Tod dieses Mädchens (das bald heiraten wollte) vor­ aussagte. Verlobte sollen sich nicht miteinander photographieren lassen, sonst geht die Verlobung auseinander. Verlobte sollen sich auch nicht mit Schuhen beschenken. Ein Jäger, dem eine alte Frau begegnet, wenn er das Haus verläßt, hat kein Jagdglück. Fällt die Schere auf den Boden und bleibt stecken, so hat man Pech.

Ein Bild, das von der Wand fällt, bedeutet Unglück. Wenn man die Schneide eines Messers nach oben stehen läßt, sagt man: die Englein weinen. Wer etwas Spitziges verschenkt, wird Feindschaft davon haben. Schreien in der Nacht die Katzen, so stirbt jemand oder Krankheit steht vor der Tür. (Eine ähnliche Drohung bedeutet nächtliches Heulen der Hunde). Wird das Salz gar, so wird auch das Geld gar. Träumt man von kleinen Kindern, so stehen Sorgen bevor; auch von ausgefallenen Zähnen zu träumen bedeutet Unglück. Wer von Fleisch träumt, hat Streit zu erwarten. Wer mit dem rechten Fuß stolpert, muß mit Unglück rechnen. Als glückbringend gilt im Fürther Aberglauben: wenn man einen Pfennig oder ein Hufeisen findet, wenn man einem Hochzeitswagen begegnet, wenn man drei gleiche Hunde an einem Tag sieht, wenn man einen Schlotfeger sieht (den man womöglich sogar berührt), wenn man einen Schimmel sieht (wobei man sagt: „Schimmel, Schimmel, bring mir Glück, bring mir ja kein Unglück mit"), wenn eine Schwalbe im Hausgang nistet, wenn ein Storchennest das Haus krönt (weil dann der Blitz nicht einschlägt), wenn man links stolpert. Juckt die linke Hand, so bekommt man Geld. Eine Herde Schafe zur Linken: das Glück wird dir winken, (zur Rechten: das Glück mußt erfechten). Wenn man von Wanzen oder Läusen träumt, so bekommt man Geld. Leute, die in eine neue Wohnung ziehen, streuen Salz darin aus oder tragen zuerst eine Katze hinein, um Glück zu haben. And erer Abergl au be : Wenn einem das linke Ohr klingt, wird man gelobt; klingt das rechte Ohr, so schimpft jemand über uns. Die Katze, die sich putzt, die Türe, die von selbst aufgeht, kündigen Besuch an. Juckt die Nase, so erfährt man bald etwas Neues. „Schlotfeger mit einem Besen, bedeutet was zu lesen, Schlotfeger mit einer Leiter, bekommt man einen Begleiter."

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Blumen, die man geschenkt bekommt, gedeihen besser als selbst­ gezogene. Wenn der Schenker krank wird, kränkeln auch „seine" Blumen. An Himmelfahrt darf man nicht arbeiten, sonst laufen einem die Ge­ witter nach (Poppenreuth). Sagen zwei Menschen zu gleicher Zeit das gleiche Wort, so müssen sie innerhalb von 3 Sekunden die kleinen Finger ineinanderhaken und 3 Wünsche denken; die gehen dann in Erfüllung - aber verraten darf man nicht, was man sich gewünscht hat. Wenn man durch den Wald geht, soll man ein Tütchen Pfeffer bei sich tragen, daß einem kein Unglück zustößt. Wenn es jemandem aufstößt, dann muß er die Namen seiner Ver­ wandten und Bekannten sagen; welcher Name beim letzten Aufstoßen genannt wird, der zeigt an, wer an einen gedacht hat. Wenn sich die Katze verlaufen hat, muß man den Hausschlüssel unter ihr Schüsselchen legen; dann kommt sie wieder. Damit sich die Katze nicht verläuft, führt man sie dreimal um das Tischbein. Lil.-. Adolf Schwammberger, Aberglauben im alten Fürth, in: Fürther Heimat­ blätter 1939 3. lg. Nr. 1. - ders., Aberglaube vor 100. fahren, in: Fürther Nachrichten vom 22/23. 8. 1959.

Abituria, eine Schülervereinigung der oberen Klassen, die am 21. 9. 1900 von Schülern des Humanistischen Gymnasiums gegründet wurde. Grün­ dungsphilister waren Oskar Hofmann, Georg Scharff und Fritz Oed. 1922 schloß sich ein Philisterverband an, der Abiturienten derselben Schule umfaßt. S. Z Heinrich-Schliemann-Gymnasium. Ut.: Josef Münzhuber, Geschichte der Abituria Fürth. Fürth 1965.

Absolvia, eine Schülerverbindung. Sie wurde von Schülern der Realschule Fürth (dem späteren Prof. Johannes Z Götz, dem späteren Hotelier Kütt, dem späteren Buchdruckereibesitzer Hermann Schröder) am 17. 5. 1877 gegründet. Ihre Mitglieder kommen seit 1923 von der Oberrealschule (seit 1966 Z „Hardenberg-Gymnasium") Fürth. Abzählreime. Die Fürther Kinder kennen viele Abzählreime; einige Bei­ spiele: In meiner Tante ihrem Garten / da steht ein Appel-Pappel-BlätterBlüten-Baum, / und wer das dreimal nachsagen kann, / ist bimbambolisch draus. Auf dem Boden liegt ein Brett, / wenns nur nicht so knarzen tät, / schlang mer 100 Nägel nei, / 1, 2, 3 und du mußts sei. Ene bene dezen, / wer bäckt Brezen, / wer bäckt Kuchen, / der muß suchen. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, / in der Schule wird geschrieben, / in der Schule wird gelacht, bis der Lehrer pitsch-patsch macht. / Au, Herr Lehrer, das tut weh, / morgen bin ich nicht zu sehn, / übermorgen bin ich da / mit der alten Großmama. Lit.: Adolf Schwammberger, .Eins zwei drei, Zuckerbäckerei“, in: Frk. Tagespost vom 4. 6. 1960.

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Ächter: Während des 17. Jahrhunderts, beginnend 1613, wurden jährlich neben die 4 Bürgermeister 4 Ächter gestellt. Je ein dompropsteilicher und ein nürnbergischer Ächter wurden jährlich durch einen neuen Mann er­ setzt. Die Ächter wirkten wohl als enge Berater der Bürgermeister; sie hatten auf das Wohl der Gemeinde zu achten - daher ihr Name. Von 1701 an verzichtete man auf die Ächter, vielleicht weil es seit 1698 sechs Bürgermeister gab. Quellen: Fürth, Stadtarchiv R 26 - R 136. Äckerstraße: an früheren Äckern liegend, 1889 so benannt. Adalbert-Stifter-Straße: Dichter Adalbert Stifter, geb. 1805 in Oberplan (Böhmerwald), gest. 1868 in Linz. Benennung der Straße 1948.

Adalbert-Stifter-Verein für den Reg.-Bez. Mittelfranken e. V. Er wurde von Verkehrsdirektor i. R. Heinrich Ott am 28.11.1948 gegründet. Sein Zweck: das Kulturgut der Sudetendeutschen und das Erbe Adalbert Stifters zu pflegen und es der neuen Heimat näherzubringen. Adam, Georg, Zeichner und Kupferätzer, Landschaftsmaler, 1784-1823; er lebte in Nürnberg und lieferte einen Kupferstich von der Dooser Brücke; s. Z Bilder. Lit.: Thieme-Becker, Allgem. Lexikon der bildenden Künstler, 1. Bd., Leipzig 1907. Adam, Heinrich, Landschaftsmaler und Radierer, geb. 1787 in Nörd­ lingen, gest. 1862 in München. Er lieferte 1824 kolorierte Handzeichnun­ gen von bayerischen Städten, darunter auch von Fürth, die Gustav Wil­ helm Z Kraus später lithographierte. S. T Bilder. Lit.: G. K. Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon, 1. Bd., München 1835. Friedrich von Boetticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts, Leipzig 1891/1901. - Thieme-Becker, Allgem. Lexikon der bildenden Künstler, 1. Bd:, Leipzig 1907.

Adenauer-Anlage, s. Z Dr.-Konrad-Adenauer-Anlage. Adlerstraße: Tiername.

Adreßbücher: 1807 herausgegeben von Johann Gottfried Z Eger, bei Fried­ rich Korn 1807 erschienen, mit Angabe der Häuser und ihrer Eigentümer, Register über die Distrikte der neun Viertel der Stadt, Register der Straßen, Gassen, Plätze, Verzeichnis der Behörden, der Rechtsgelehrten, Hand­ lungshäuser, Gasthöfe, Apotheker usw., der Boten. 1819: „Taschen- und Adreß-Handbuch von Fürth . . . mit einer Chronik vom 8. Jh. an, dann einer Nachricht von dem Treffen bei Fürth zwischen Gustav Adolf und Wallenstein i. J. 1632", von Johann Gottfried Eger. Nürnberg, bei Riegel und Wießner, 1819. Es ist mit 5 Bildern aus­ gestattet. Die Verzeichnisse enthalten die Namen der Hauseigentümer, der Firmen, Behörden, Gasthäuser, Handwerker, Post- und Botenzeiten. 1836: Ein Fürther Adreßbuch, das die Namen der Hausbesitzer ent­ hält, gedruckt bei J. Volkhart. 1851: „Fürth nach seinen Bezirken, Distrikten, Hausnummern und ihren dermaligen Besitzern". Fürth bei Julius Volkhart 1851.

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1859: „Adreßbuch der Handels- und Fabrikberechtigten der Stadt Fürth. Herausgegeben vom Handelsrath daselbst. 1859. Druck von Julius Volkhart". 1860: „Fürth nach der im Jahre 1860 stattgefundenen Häuser-Num­ merierung und Distrikts-Eintheilung nebst Stadtplan und Angabe des dermaligen Personalstandes der königlichen und städtischen Behörden, Ämter, Collegien, Kirchen, Schulen und Sanitätsanstalten etc. Ferner Ab­ gang der Stellwagen, sowie Verzeichnis der in Fürth einstellenden Boten . . ." Verl. v. Jul. Volkhart. 1867: „Hausnummern-Verzeichniß der Stadt Fürth, mit Zugrunde­ legung der Distrikts-Eintheilung hebst Namen- und Straßen-Register. 1867 . . . Verlag von Jul. Volkhart". Nur die Hausbesitzer sind verzeichnet. 1872: „Fürth nach seiner Hausnummern-, Straßen- und Distrikts-Ein­ teilung nebst Namens- und Straßen-Register". Druck und Verlag von Volkhart und Sohn. 1872.

1872: „Adreß-Buch des gesammten Handels-, Fabrik- und Gewerbe­ standes der Stadt Fürth. Auf Veranlassung und unter Autorisation des Handelsgremiums und des Gewerbevereins redigirt. Herausgegeben von der Verlagshandlung". Fürth J. Ludw. Schmids Buchhandlung 1873. 1879: „Adreßbuch der Stadt Fürth. Nach amtlichen Quellen zusam­ mengestellt von Offiziant Hilpert und Aktuar Höfer". Fürth, Jean Kühl 1879. Personen-, Straßen-, Häuser-, Hausbesitzer-, Behörden-, Boten-, Gewerbeverzeichnis. 1880: „Häuser-Numerirung und Distrikts-Eintheilung der Stadt Fürth nebst des Personalstandes der königlichen und städtischen Behörden, Ämter, Collegien, Kirchen, Schulen und Sanitäts-Anstalten etc.". Ein Ver­ zeichnis der Hausbesitzer, Straßen und der Distrikte. 1886: „Adreß- und Geschäfts-Handbuch von Fürth für das Jahr 1886". Mit chronologischer Zusammenstellung wichtiger Begebenheiten in der Stadt Fürth, einer Statistik, einem Einwohner- und Häuserverzeichnis, einem Verzeichnis der Behörden, Firmen und Vereine. 1889: „Adreß- und Geschäfts-Handbuch für Fürth. Fürth A. Schmittner 1889". Verzeichnis der Einwohner, Straßen, Häuser, Behörden, Gewer­ betreibenden, Vereine, Innungen. 1890: „Übersicht über die am 1. Januar 1890 in Geltung tretende Neu-Nummerierung der Gebäude zu Fürth. Fürth, Druck und Verlag von Albrecht Schröder. 1889". Ein Verzeichnis der Straßen, Häuser, Hausbe­ sitzer, Distrikte, der bisherigen Hausnummern und der neuen. 1891: „Adreß- und Geschäfts-Handbuch von Fürth 1891. Nach amt­ lichen Quellen zusammengestellt. Fürth, Verlag v. A. Schmittner". 1893: „Schmittner Adreß- und Geschäfts-Handbuch von Fürth. Unter amtlicher Mitwirkung herausgegeben". Fürth, Verlag von A. Schmittner (A. Schmidt) 1893. 1895: „Schmittners Adreß- und Geschäfts-Handbuch von Fürth. 1895. Unter amtlicher Mitwirkung herausgegeben. Mit neuestem Stadtplan von Fürth". Fürth, Verlag von A. Schmittner (A. Schmidt).

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1896: „Schmittner Adreß- und Geschäfts-Handbuch von Fürth 1896. Unter amtlicher Mitwirkung herausgegeben. Mit neuestem Stadtplan von Fürth". Fürth, Verlag von A. Schmittner (A. Schmidt). 1899: „Schmittners Adreß- und Geschäfts-Handbuch von Fürth, 1899. Unter amtlicher Mitwirkung herausgegeben. Mit neuestem Stadtplan von Fürth". Fürth, Verlag von A. Schmittner (A. Schmidt). Einwohner-, Straßen-, Häuser-, Boten-, Behörden-, Gewerbe-, Post- und Vereinsverzeichnis.

1901: „Adreß- und Geschäfts-Handbuch von Fürth 1901. Unter amt­ licher Mitwirkung herausgegeben. Mit neuestem Stadtplan von Fürth. Fürth, Verlag von A. Schmittner (A. Schmidt)". 1903: „Adreß- und Geschäfts-Handbuch von Fürth. 1903. Unter amt­ licher Mitwirkung herausgegeben. Mit neuestem Stadtplan und Um­ gebungskärtchen von Fürth. Fürth, Verlag von A. Schmittner (A. Schmidt)".

1905: „Schmittners Adreß- und Geschäfts-Handbuch von Fürth 1905. Unter amtlicher Mitwirkung herausgegeben. Mit neuestem Stadtplan von Fürth. Fürth, Verlag von A. Schmittner (A. Schmidt)". 1907: „Schmittners Adreß- und Geschäfts-Handbuch von Fürth. 1907. Unter amtlicher Mitwirkung herausgegeben. Mit neuestem Stadtplan von Fürth. Fürth, Verlag von A. Schmittners Buchhandlung (A. Schmidt)". 1909: „Schmittners Adreß- und Geschäfts-Handbuch von Fürth i. B. 1909. Unter amtlicher Mitwirkung herausgegeben. Mit neuestem Stadtplan von Fürth. Verlag von A. Schmittners Buchhandlung (A. Schmidt)". 1911: „Adreßbuch der Stadt Fürth 1911. Unter amtlicher Mitwirkung herausgegeben". Verlag F. Willmy Fürth und Nürnberg.

1913: „Adreßbuch der Stadt Fürth 1913, nebst den Einwohnerver­ zeichnissen von Burgfarrnbach, Langenzenn und Zirndorf sowie einem Stadtplan von Fürth. Unter amtlicher Mitwirkung herausgegeben". Verlag F. Willmy, Fürth und Nürnberg. 1921: „Adreßbuch der Stadt Fürth 1921. Unter amtlicher Mitwirkung herausgegeben". Verlag F. Willmy, Fürth und Nürnberg. 1926/27: „Adreßbuch der Stadt Fürth mit den einverleibten Orten und Stadt Zirndorf 1926/27". Mit Verzeichnis der Staatsstellen, Behörden und Anstalten, der Gewerbe- und Geschäftstreibenden.

1931: „Adreßbuch Fürth i. B. mit den einverleibten Orten 1931". Mit Behörden- und Geschäftsverzeichnis. 1935: „Einwohner-Buch der Stadt Fürth (Bay.) mit den eingemeinde­ ten Orten Burgfarrnbach, Dambach, Kronach, Oberfürberg, Poppenreuth, Ronhof, Unterfürberg, Unterfarrnbach mit Bremenstall, Stadelhof und Atzenhof, Weikershof. Reichsverband der Adreßbuchverleger 1935". 1951: „Adreßbuch der Stadt Fürth i. Bay. 1951. Nach amtlichen Unter­ lagen bearbeitet. Herausgeber: Hanns Ulrich, Buchdruckerei Fürth i. Bay.". 1956: „Adreßbuch der Stadt Fürth i. Bay. 1956. Nach amtlichen Unter­ lagen bearbeitet. Herausgegeben und gedruckt: W. Tümmels Buch­ druckerei und Verlag Nürnberg".

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1961: „Adreßbuch der Stadt Fürth (Bay.) 1961. Auf Grund amtlicher und eigener Unterlagen bearbeitet . . . Heinz Denckler-Verlag Bad Kissingen". Adventisten = T Gemeinschaft der Siebenten Tags-Adventisten.

Adventsbrauch. Das Aufhängen der Adventskränze wurde in Fürth zwi­ schen dem ersten und zweiten Weltkrieg eingeführt. Allgemein durch­ gesetzt hat sich dieser Brauch nach 1945. Aus alter Erinnerung hat sich da und dort in der Fürther Umgebung (z. B. im Knoblauchsland) der Brauch erhalten, eine halbierte und aus­ gehöhlte Rübe mit Erde zu füllen, Hafer-, Erbsen- oder Blumensamen darein zu säen und sich daran zu erfreuen, wenn das Rübenkraut „aus­ bricht" und sich nach oben rundet, und wenn die Erbsen über den Rüben­ rand hängen und der Hafer nach oben treibt. Die Zeit wird so eingerich­ tet, daß dieser Höhepunkt an den Weihnachtstagen erreicht ist. Diese schmucke Rübe wird an Schnüren aufgehängt, die womöglich durch ein Hufeisen (= Glückszeichen) gezogen sind (Z Aberglaube). Aeolodikon, ein harmoniumartiges Musikinstrument, das Johann Christian T Reich entwarf (1830). Reich stellte 3 Aeolodika her; eines kaufte König Max Joseph von Bayern für 1000 bayerische Gulden unter Hinzufügung einer goldenen Tabatière als Ehrengeschenk; das 2. Exemplar erhielt der Bischof von Eichstätt, das dritte vererbte sich in der Familie Reichs weiter, bis es 1937 dem Stadtmuseum Fürth als Geschenk überlassen wurde.

Aero-Club. Der Aero-Club Fürth pflegt den Segelflug; er wurde 1950 ge­ gründet. Der Flugbetrieb begann im Juni 1951. Anläßlich der Garten­ schau im Stadtpark Fürth wurden mit einem geliehenen Schulgleiter auf dem Humbser-Sportplatz die ersten Gleitflüge mit Gummiseil durch­ geführt. Der Aero-Club verfügt über ein Übungsgelände bei Seckendorf und über eine Halle in Seukendorf, sowie über ein Motorschleppflugzeug. Ahlenschmied: In dem Gedicht Jakob Î Feßleins 1604 über Fürth werden 2 Ahlenschmiede genannt. Lit.; G. T. Fronmüller, Chronik der Stadt Fürth, Fürth 2 1887, S. 743. Aidsee: ein Flurname, der 1592 auftritt. Lit.-. Fürth Stadtbibi., Flurnamensammlunè (Mskr.). Albig, Christian Gottlieb, ein Fürther Chronist. Er hielt sich seit ungefähr 1755 in Fürth auf; seinen Beruf bezeichnet er mit „Privat-Informator". In nürnbergischen Dörfern, wo ein Schulmeister fehlte, unter­ richtete er die Kinder, an Sonn- und Feiertagen hielt er auch Kinderlehren. 1773 wäre er beinahe ständiger Schulmeister in Großreuth geworden, wenn ihn nicht ein Streit mit einem reichen Großreuther Bauern gezwun­ gen hätte, sich wieder dem Privatunterricht zu widmen. Seine scharfe Zunge zog ihm viele Feindschaften zu. Seiner Freude am Planen und seinem heimatkundlichen Interesse entsprang die Handschrift „Chronik von Fürth und dessen Nachbarschafft", abgeschlossen 1778. Es ist ein typisches Werk der Aufklärungszeit. Die Chronik sollte in Fortsetzungen

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gedruckt erscheinen. Weil er die ersten Blätter ohne Genehmigung her­ ausgab, saß er vier Wochen lang im Arrest des ansbachischen T Geleits­ amts. Bei der Haftentlassung mußte er versprechen, nicht mehr ohne die amtliche Zensur zu veröffentlichen. Albigs Chronik behandelt im 1. Teil den Namen des Ortes, die Lage, den Ursprung, das Alter, die Gebäude, Einwohner, Ämter und „be­ sondere Sachen", im 2. Teil berichtet er über die Zeit von 800-1775, im 3. Teil über die Jahre 1775-77. Lit.: Christian Gottlieb Albig, Chronik von Fürth und dessen Nachbarschaft 1778, Fürth, Stadtbibliothek. - Adolf Schwammberger, Fürther Heimatforschung des 18. Jahrhunderts, in: Fürther Heimatblätter 1938, 2. ]g., Nr. 1/2.

Albigstraße: s. Z Albig, Christian Gottlieb. (1956). Albrecht-Dürer-Straße: Straßenname, nach dem Maler Albrecht Dürer (1471-1528 in Nürnberg); 1964 bezeichnet.

Albrechtstraße: Professor Dr. phil. Dr. Ing. h. c. Heinrich Albrecht, 18561931, Vorkämpfer auf dem Gebiet der gemeinnützigen Wohnungsfürsorge. Die Straße wurde 1927 so benannt. Alemannia Fürth e. V., Abiturienten- und Absolventenvereinigung, ge­ gründet am 27. 12. 1908 in der Gaststätte Herrnstübl, Blumenstraße. Sie will die Verbindung ehemaliger Schüler des T Hardenberg-Gymnasiums pflegen. Alexanderstraße: Zunächst eine „neue Gasse" im Vergleich zur alten Bran­ denburgischen, der späteren Baeumenstraße. Namengebend war Markgraf Christian Friedrich Carl Alexander. Er regierte von 1757-1791 (von 1769 an auch als Markgraf von Bayreuth); 1791 trat er die Regierung in Ans­ bach-Bayreuth an den König von Preußen ab (gegen eine Rente). 1806 starb er in England. Die Erbauung der Alexanderstraße geschah 1763/64 ff. im „markgräflichen Barock". Das erste Haus, Alexanderstraße 25, errich­ tete der Siegellackfabrikant und frühere Schlotfegermeister Ohmann. 1763 wurden die ersten Bauplätze abgesteckt, 1766 war die Straße (zwischen Schwabacher Straße und Hallstraße) ausgebaut.

Alexanderstraße 1: Mit schönet Rokokoverzierung über dem Hausein­ gang (weibliche Gestalt mit Dreiblatt und Stern) 1764. „Scharfes Eck". Alexanderstraße 2: Über dem Hauseingang befinden sich der Branden­ burger Adler und das Zollernwappen in einer Kartusche. Alexanderstraße 3: Über dem Korbbogeneingang eine Kartusche mit der Jahreszahl 1764.

Alexanderstraße 6: Ein reizender Schmuck verschönt den Korbbogen am Hauseingang Alexanderstraße 6. In seiner Mitte steht ein Z„WiIder Mann". Lit.: Adolf Schwammberger, Der .Wilde Mann“ in Fürth und anderswo, in: Fürther Nachrichten vom 8.¡9. 10. 1960.

Alexanderstraße 12: Das Haus ragt, wie einst auch Alexanderstraße 13, aus der Mitte der Straße hervor. Sein „Portal" trägt noch die Reste des allegorischen Schmuckes aus der Erbauungszeit; doch hat es sich recht

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brutale Eingriffe gefallen lassen müssen. Als besonders unglücklich erweist sich der Ladeneinbau in die frühere Hauseinfahrt. Alexanderstraße 13: Das jetzige Haus Alexanderstraße 13 wurde anstelle eines zerstörten Gebäudes errichtet, das 1764 erbaut worden war. Dieses alte Haus gehörte zu den prächtigsten der schönen Straße. Es war, wie sein Gegenüber Alexanderstraße 12, ein „Punkthaus", die Mitte der viel­ gerühmten Straße schmückend. Jedes Fenster war mit Kartuschen verziert; den Eingang bildete ein Portal, das, wie bei Alexanderstraße 12, mit allegorischen Figuren bekrönt war. Das Portal wurde 1928 seines Schmuckes beraubt. In diesem Hause befand sich 1801-06 die kgl. Preußische Banco (s. T Staatsbank) in Franken. Es ist das Geburtshaus des Dichters Jakob T Wassermann. Alexanderstraße 22. Das Haus Alexanderstraße 22 ließ der Hofmedailleur Johann Christian T Reich 1764 erbauen.

Es war prächtig geschmückt. Die Altane trug vier Barockfiguren, die 1892 der damalige Hausbesitzer an einen Steinmetzmeister verkauft hat; der gab sie an einen Münchener Antiquitätenhändler weiter.

1933 ließ der damalige Hausbesitzer alle Kartuschen, die die Fenster schmückten, abschlagen. Nur die Verzierung über dem Hauseingang, die die Worte „Soli deo gloria" einschließt, war zu retten. S. T Verluste.

Alexanderstraße 25. Es entstand 1763 als erstes der Häuser in der Alexan­ derstraße. Sein Erbauer war der Schlotfegermeister Johann Jakob Ohmann, der zuerst nebenbei, dann aber hauptberuflich Siegellack fabrizierte. Es war das Gasthaus zum Falken, dreigädig und mit zweigädigem Nebenhaus und drei Stallungen. Lit.: Gottlieb Wunschei, Alt-Fürth, 4. Bd. (Mskr.) 1940. Allebatrie, s. T Ollapodrida. Allgemeine Ortskrankenkasse. Das Gebäude an der Königswarterstraße wurde nach dem Entwurf des Fürther Architekten Paul Berthold errichtet. In seiner Schlichtheit und seinen wohlausgewogenen Maßen trägt es zum Schmuck der Ecke Königswarter- und Gabelsbergerstraße bei. (Richtfest am 15. Juli 1955). Das Relief am Eingang, ein Werk der Fürther Bildhauerin Gudrun T Kunstmann, versinnbildlicht die Hilfsbereitschaft der Allgemeinen Orts­ krankenkasse. Die Fürther „Allgemeine Ortskrankenkasse" wurde 1902 von Hans Z Böckler und Johann ? Schmidt ins Leben gerufen; am 3. Januar 1903 konnte sie eröffnet werden. Allgemeiner Deutscher Automobil-Club. Die Ortsgruppe Fürth wurde i. J. 1924 als „Fürther Motorfahrer-Club" gegründet. Allgemeiner Sportverein Fürth (ASV) e. V. Er wurde 1945 gegründet und verfügt seit 1948 über einen eigenen Sportplatz (an der Magazinstraße).

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Gepflegt werden Turnen, Fußball, Handball, Faustball, Kraftsport. Der Verein besitzt ein Jugendheim in der Heilstättensiedlung.

Allgeyer, Johann Christoph, Goldschmied. Er starb 1748 sechzig­ jährig (als „Nachtleiche" begraben 4. März 1748). Seine Familie lebte in ärmlichen Verhältnissen; die Witwe Susanna Catharina starb 1763 im Armenhaus. Quellen: Fürth, Pfarramt St. Michael Sterbereg. Almosenpfleger. Sie standen vor 1792 dem T Bettelvogt zur Seite und ver­ teilten die Gaben, die meist von 2 Bürgermeistern nach der Kirche ein­ gesammelt wurden, auf dem Kirchhof. Lit.: Heinz Thomas, Die Verwaltung des Marktfleckens Fürth . . . Erl. jur. Diss. 1954.

Almoshof, s. Z Aberglaube. Alpenverein, s. 7 Deutscher Alpenverein. Alte Reutstraße: Flurname „Alte Reut" = alte Rodung. Altersheime. 1) Das (alte) Altersheim an der Würzburger Straße, auch städt. Versorgungshaus oder Pfründe genannt. Am 30. 8. 1892 nahm es seine ersten Insassen auf (vorher waren die Pfründner im sog. Alten Krankenhaus an der Schwabacher Straße und dann im Mittelbau des Schulhauses an der Schwabacher Straße untergebracht gewesen). 1938 kam das Nebengebäude (Würzburger Straße 108) hinzu, das, 1898 erbaut, als Obdachlosenheim und später als Jugendherberge gedient hatte. Das Altersheim an der Würzburger Straße ist jetzt Altenpflegeheim. 2) Das neue Altersheim an der Stiftungsstraße und im S t i 11 e n Win­ kel. Sein Name ist „Altersheim der 1848er Gedächtnisstiftung". Es umfaßt das Altenwohnheim Stiller Winkel Nr. 14, erbaut 1955 (36 Wohnungen für Ehepaare, die sich selbst versorgen können) und das Altersheim an der Stiftungsstraße 5-9 mit 163 Plätzen (eröffnet am 15. 10. 1956 und 1. 4. 1963). Träger der Einrichtung: die 1848er Gedächtnisstiftung, die am 22. 3.1948 auf Anregung von Stadtrat Hans Z Rupprecht ins Leben gerufen wurde. Mit Hilfe großzügiger Spender konnte der Plan verwirklicht wer­ den: Konsul Dr. h. c. Max Z Grundig, Konsul Dr. h. c. Gustav Z Schickedanz, Generaldirektor Dr. Dr. h. c. Otto Z Seeling, Vorsitzer des Vorstands der DETAG, Dr. Georg Z Kilian, Fabrikbesitzer Carl Z Eckart, Heinrich Neidhardt, Heinrich Bürger, Emil Z Stahl u. a. Den größten Betrag spendete Richard Z Wassermann - Chikago, ein Sohn Fürths, der durch letztwillige Verfügung 635 896- DM beisteuerte. 3) Das Alte Z Kran­ kenhaus, Schwabacher Straße 51, diente 1945-65 als Flüchtlings-Alters­ heim. 4) Das Karolinenstift an der Poppenreuther Straße wurde für alte, unbemittelte Frauen, besonders aus dem „besseren Mittelstände", Beamten-, Arztwitwen und -töchter, gestiftet, die hier ihren Lebensabend verbringen sollten. Die Stifterin, die Brauereibesitzerswitwe Caroline Stengel, bestimmte, daß nur ehrbare und christlich gesinnte Witwen und Jungfrauen „Augsburgischen Bekenntnisses" hier ihre Heimat zu finden hätten (1865). Die Stiftung wird von dem Pfarramt St. Michael verwaltet.

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Am 26. 7. 1965 wurde das neue Karolinenstift an der Frühlingsstraße 6 als Altenwohnheim eröffnet; es enthält 23 Wohneinheiten. (Das alte Gebäude ging in den Besitz der Stadt Fürth über). 5) Das T B ü r g e r h e i m , Erlan­ ger Straße 63, ist auch ein Altenwohnheim. 6) Das Luisenheim, Ottostraße 5, wurde 1907 von Emmy T Humbser gestiftet. Es war ein Heim für berufstätige Frauen und gehörte dem f Deutsch-Evang. Frauenbund. 51 Einzelzimmer sind vorhanden: Das Haus ist heute ein Altenheim für Frauen; die Insassen werden vollverpflegt. 7) Das Sophienheim, Jahnstraße 15, wurde 1928 als Zufluchts- und Mädchenheim eröffnet. Das Heim, dem Deutsch-Evang. Frauenbund gehörig, ist von Emmy Humbser begründet worden. Der Name wurde nach der damaligen Vorstandsdame gewählt. Nach 1945 wurde das Haus mehr und mehr für alte Menschen eingerichtet, seit 1966 ist es nur noch Altenheim. 8) Die Caritas errichtete das St. Josefs-Altersheim an der Benno-Mayer-Straße mit einem Kostenaufwand von 2,8 Millionen DM. Es hat für 142 Insassen Platz. Seit 1. 11. 1966 dient es seinem Zweck. Am 20. 2. 1967 wurde es durch den Erzbischof von Bamberg, Dr. Schneider, geweiht. Altes Forsthaus, s. T Forsthaus. Alte Veste: Sie gehört zur Gemeinde Zirndorf; aber die Fürther lieben den Berg ebensosehr wie die Zirndorfer, und er gehört zu ihren bequem­ sten Spaziergangszielen. Die Burg auf dem Berg war wohl zuerst Sitz einer Linie der Reichsministerialenfamilie Berg. 1'306 verkaufte Heinrich von Berg seine „Burch den Berch" (= die Alte Veste) an den Burggrafen Friedrich IV. von Nürnberg, 1367 besitzt der hurggräfliche Dienstmann Burkhard von Seckendorf, gen. Hörauf, die Burg; er hat sich verpflichtet, sie den Burggrafen alljährlich zum Rückkauf anzubieten. Nach dem Rück­ kauf 1388 wurde sie im Städtekrieg desselben Jahres zerstört. Seitdem liegt sie als Ruine. Im Salbuch des Amtes Cadolzburg 1414 heißt es: „Der Altperck, das burgstal, ist ganz der herrschafft". Die Burg ist zwar zerstört, aber das markgräflich-ansbachische Forstamt, seit 1444 nachweisbar, aber gewiß schon längst vorhanden, wird zum Hort des Lebens auf dem Berg. Die Stille wird 1632 durch bösen Schlachtenlärm gestört. Zwischen /Gustav Adolf und T Wallenstein, die sich bereits sechs Wochen lang be­ obachtend gegenübergelegen waren, kam es (nach Plänkeleien am 31. August und 1. September) am 3. September zu einer heftigen Schlacht, in der Gustav Adolf die Alte Veste stürmte, um die Stellung Wallensteins zu nehmen. Der Kampf blieb unentschieden. Wieder kehrte Stille ein. Auf dem Gelände zwischen dem Forsthaus und der Ruine entstand ein kleines Pächterhaus. Daraus wurde ein Wirts­ haus, das zu Anfang des 19. Jahrhunderts mit seinem weiten Gesellschafts­ garten ein vielbesuchtes Ausflugsziel der Nürnberger,'Fürther und Erlanger (besonders der Studenten) wurde. Als 1835 die erste deutsche Eisenbahn gebaut wurde, rechnete man damit, daß sie auch von Ausflüglern aus Nürnberg eifrig benutzt werde. 1832, zweihundert Jahre nach der Schlacht an der Alten Veste, bildete sich unter dem Vorsitz des Fürther Arztes und Chronisten Dr. / Fronmüller ein Ausschuß, der die Errichtung eines Aus­ sichtsturmes im Ruinengelände betrieb. 1838 stand der Turm, von dem

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damals sehr berühmten Architekten Heideloff erbaut, und er zog viele Gäste an. 1903 übernahm die Stadt Zirndorf die Fürsorge für den Turm, der 1945, bei Kriegsende, törichterweise gesprengt wurde. Das fröhliche Leben auf der Alten Veste forderte freilich auch seine Opfer: am 8. Sep­ tember 1873 brach der Holzsteg, der Ruinengelände und Wirtschafts­ garten miteinander verband, während einer Veranstaltung des Vereins „Waldmänner" unter der Last von rd. 150 Menschen zusammen; 4 Tote waren zu beklagen, und es gab 67 Verwundete. 1887 wurde ein eiserner Steg errichtet, der allerdings 1945, gleichzeitig mit dem Turm, gesprengt wurde. Das „Kurhaus" innerhalb des Wirtshausbereiches wurde 1958 ab­ gebrochen. Quellen und Literatur: Stillfried-Märcker, Monumenta Zollerana, Berlin 1852 ff. Monumenta Boica NF Bd I und II, 1902 und 1912. - Theodor Bauer, Geologisch-botanische Streifzüge in die Umgebung von Fürth. Fürth 1926. Johann Alexander Boener, Kurzer Bericht von dem Alterthum und den Frei­ heiten (mit 2 Stichen: „Prospect der Alten Vestung . . .“ und „Alte Vestung, wie der Ruin in der Nähe anzusehen“ 1705. - Gg. Tob. Christoph Fron­ müller, Geschichte Altenbergs und der Alten Veste . . ., Fürth 1860. W. Pickel, Gustav Adolf und Wallenstein in der Schlacht an der Alten Veste bei Nürnberg 1632. Nürnberg 1926. - Eduard Rühl, Die Schlacht an der Alten Veste 1632, 1932 (bes. zu. empfehlen). - Georg Wüstendörfer, Der Brückeneinsturz . . . Selbsterlebtes, in-, Fürther Tagblatt vom 11. 5. 1932.

Alt-Fürth, Verein für Heimatforschung. Die Gründungsvorbesprechung fand am 19. 1. 1933 im Schwedenzimmer des „Grünen Baums" statt. An ihr nahmen teil: RA Dr. Baburger, Stadträtin Babette ? Bauer, Pfr. ? Fron­ müller, Kaufmann Georg Haber, Redakteur Leo T Hartmann, Dr. T Häußler, OBR 71 Herrenberger, OL J. K. T Hohenberger, OL Kastner, Redakteur Leßke, Verkehrsvereinsvorstand Löhner, OL Fritz Meier, Dr. Eduard T Rühl, Dr. Schwammberger, Werbefachmann Spitzer. Am 20. 2. 1933 fand im „Grünen Baum" die Gründungsversammlung statt: 1. Vors. Dr. Schwamm­ berger, 2. Vors. OBR Herrenberger, 1. Schriftführer Werbefachmann Spitzer, 2. Schriftführer Lehrer Fritz Meier, Schatzmeister Kaufmann Georg Haber, Ausschußmitglieder: RA Dr. Baburger, Stadträtin Bab. Bauer, Stadt­ rat Eberhardt, Stadtpfr. Fronmüller, Dr. August Häußler, Prof. Helm­ reich, OL J. K. Hohenberger, Kfm. Löhner, Brauereibesitzer Mailaender, Stadtrat Prof. Memmel, Dr. Romming, Bäckermeister Rößler, Dr. Eduard Rühl, Hauptlehrer A. T Schorer, Ol Staudenraus, OBM Dr. T Wild. Der Verein dient der Erforschung der Heimat- und fränkischen Geschichte; er widmet sich gleichzeitig der Heimatpflege. Zu diesem Zweck veranstaltet er Vortragsabende und Führungen; er veröffentlicht Forschungsergebnisse. Von 1940-50 mußte die Arbeit ruhen. Die „Fürther Heimatblätter", die „Alt-Füith" herausgibt, erschienen zuerst 1937 bis 1940, die Neue Folge setzte 1951 ein; die Zeitschrift enthält Aufsätze, Quellenwiedergaben und Bücherhinweise zur Fürther und fränkischen Geschichte. Lil.: Wilhelm Kleppmann, Die 25-Jahrfeier des Vereins für Heimatforschung „Alt-Fürth“, in: Fürther Heimatblätter NF 8. ]g. 1958 Nr. 5. Altkatholiken. Am 29. September 1871 beschloß eine Versammlung hiesiger Altkatholiken die Bildung einer eigenen Gemeinde. Die heute in Fürth wohnenden Altkatholiken gehören zur gesamtmittelfränkischen Gemeinde, die ihren Mittelpunkt in Nürnberg hat.

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Altneugasse: Dieser alte Straßenname bezeichnete die heutige T Baeumenstraße.

Altreiß, „ein Nürnberg-Fürther Ausdruck für Flickschuster". Jakob T Feßlein kennt in seinem Gedicht über Fürth nur 1 Altreiß. Ist.-. Kluge-Götze, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Berlin 16 1953. - G. T. Fronmüller, Chronik der Stadt Fürth, Fürth 2 1887, S. 743. Altstadtsanierung. Gemäß dem Beschluß des Stadtrates Fürth vom 14. 7. 1966 umfaßt das Altstadt-Sanierungsgebiet im Bereich zwischen Königs­ straße, Obstmarkt, Theaterstraße, Katharinenstraße, Israelitischem Fried­ hof, Weiherstraße und Uferstraße und zwischen der Mohrenstraße, Was­ serstraße und Gartenstraße die Grundstücke Fl. Nr. 530, 530/2, 53OV3, 517, 594^2 sowie den entsprechenden Teil der Straßenflächen Fl. Nr. 1468V1S und 1468’/17. Eit.! Amtsblatt der Stadt Fürth vom 29. 7. 1966.

Alwerth, Jakob, Zinngießer. Er wird am 31. 3. 1746 genannt, als er seine Frau begraben läßt. Quelle; Fürth Pfarramt St. Michael Sterbereg. Amalienstraße: nach dem Vornamen „Amalie" benannt.

Am alten Windweg: Straßenname, der sich an einen älteren Flurnamen anschließt. Am Amselschlag: Straßenname, ein Phantasiename, entsprechend dem Z „Finkenschlag". Benennung 1921. Am Bischofsacker: Straßenname, nach einer Flurbezeichnung (1964 be­ nannt). Am Buckacker: Straßenname, nach einer Flurbezeichnung (1965).

Am Finkenschlag: Straßenname, ein Phantasiename. Am Friedhofssteg: Straßenname, s. a. Z Brücken. Am Güterbahnhof: Straßenname, der sich selbst erklärt.

Am Haselbuck: Straßenname, nach einem Flurnamen: Hügel, wo die Haseln wachsen. Benennung 1948. Am Hasensprung: Straßenname, nach einem Flurnamen gebildet (1948). Am Himmelsweiher: Straßenname, nach der Flurbezeichnung (1963).

Am Karlsberg: Straßenname, nach der Flurbezeichnung „Am KaiserKarls-Berg", „Beim Kaiserberg", „Beim Kaiserberg am See", s. Z Kaiser­ berg. Benennung 1953. Am Kavierlein: Straßenname. Gelegentlich der Benennung dieser Straße (23. 12. 1914) ist nur von der Straße „zwischen dem Kavierlein und den Schmidkunstschen Weihern" die Rede. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kommt der Name von lat. cavere = auf der Hut sein, Vorsorge treffen,

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sich Sicherheit geben lassen. Das Wort tritt in der Deutschen Rechtsspra­ che als „kavieren" = bürgen auf. Demnach bedeutet „Kavierlein" einen Pfandacker, ein Pfandfeld. Lit.: Herbert Maas, Kavierlein bedeutet Pfandacker, in: Fürther Nachrichten vom 2.11. 1962. Am Kieselbühl: Straßenname, nach der Flurbezeichnung „Am Kieselbühl" = Bergrücken aus angeschwemmtem Land mit Kieselsteinen. Benennung 1953. Am Lehmacker: Straßenname nach einem Flurnamen (1962).

Ammonstraße: nach dem Baumeister Peter Ammon, der die Straße be­ baut hat (1900); Benennung 1909. Amselschlag: s. ? Am Amselschlag.

Am Sonnenhof: Straßenname, Phantasiename, der sich von selbst erklärt. (1922). Am Sonnenhügel: Straßenname; er wurde als dort bereits übliche Be­ zeichnung übernommen. Benennung 1957. Am Stadtwald: Straßenname. Seit 1914 heißt diese Straße so, nach dem alten Stadtwald, der / Fürberg. Am Steineck: Straßenname, nach einem Flurnamen (1961). Am Stübleacker: Straßenname. Flurname „Stübleacker"; vielleicht mit „stubich" = Reisig zusammenhängend? Benennung 1952.

Amtmann. Der dompropsteiliche Amtmann nimmt (wohl seit 1314 s. Z Konrad der Fromme) die bambergische Landeshoheit in Fürth und den eingemeindeten Orten wahr, er sitzt dem Z Egericht vor und wird auch des öfteren „Amtmann und Richter" genannt, er sorgt für den Frieden (Kirchweihfrieden), beruft die offiziellen Z Gemeindeversammlungen ins Amtshaus und ist zeitweise zugleich Kastner (Verwalter der Einnahmen). Ihm ist der Gerichtsschreiber beigegeben. Bis 1683 diente das Haus Königsstraße 6 als Amtshaus, 1681/82 wurde das Haus Gustavstraße 65 als Amtshaus erbaut. Einige Amtmänner (wie Sparhelbling, Holper, Fischer, Heerdegen) besaßen Bauernhöfe in Fürth, Michael Meier (+ 1688) war als Brauereiverwalter nach Fürth gekommen, war Gerichtsschöffe und dann Amtmann geworden; im 18. Jh. tritt der Beamtencharakter des Amtmanns deutlich hervor. Versuch einer Liste der Fürther Amtmänner: Wüstendörfer 1428, Godan 1441, Hoffmann 1463, Oberndorffer 1482-1498, Sparhelbling (Sparkeimling) 1538/39, Holper 1539/44, Hofmann 1549, Wagner vor 1565, Hornung 1562-1565, Prügel vor 1570, Resch 1571, Fischer 1576, Spindler (als gest. erwähnt) 1577, Kretschner 1577, Roth 1578, Krayß 1580, Minster (Münzer) 1581, Ohnsorg 1583-1585, Leisner 1587-1605, Nuding 1606-1610, Haußlaub 1611/12, Radding 1612/13, Falck 1616, Radding 1616-18, Dr. Wagner 1619/20, Schleicher 1620/21, Falck 1623-1628, Dellinger 16291631, Prager 1632-1636, Seßner (Sesser) 1637-1640, Prager 1641-1648, Reinhardt (Amtsverweser) 1649, Haydt (Heyd) 1650-1662, Gänslein 1664/65,

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Meyer 1666-1.677, Heerdegen 1677-1695, Uz 1696-1712, Bonalino 17131718, Heißdorf 1718/19, Ermeltraut 1719-1721, Dinzenhofer 1722-1725, Hauck 1727-1731, Würsching 1732-1745, zur Westen 1746-1748, Stadler 1748-1752, Zeitler 1752-1755, Colch 1755-1757, Löwer 1757/58, Kucher 1758-1759, Würsching 1760-1763, Netter 1763-1775, Steinmetz 1775-1776, Rost 1776-1796, Schauer 1796-1803. Quellen u. Lit.-. Die Rechnungen der Gemeinde Fürth und die Gotteshausrech­ nungen St. Michael. - Adolf Schwammberger, Der dompropsteiliche Amt­ mann in Fürth, in.- Fürther Nachrichten vom 14. 8. 1964. Amtsgericht Bis 1792 wurde die Gerichtshoheit in Fürth von drei Herren (Dompropstei Bamberg, Reichsstadt Nürnberg und Fürstentum Branden­ burg-Ansbach) beansprucht. Als das Königreich Preußen (1. Januar 1792) die Verwaltung übernommen hatte, wurde die „Interimistische Justizkom­ mission Fürth" gebildet, die 1804 zum kgl. preußischen und 1806 bzw. 1808 zum kgl. bayerischen Stadtgericht wurde. 1818 nahm es die Bezeich­ nung „Kreis- und Stadtgericht Fürth" an. 1862 ff. wirkten das Stadtgericht und das neu entstandene Landgericht; sie wurden 1876 zum „Stadt- und Landgericht Fürth", das 1879 den Namen „Amtsgericht" erhielt. Die Büros des Amtsgerichts befanden sich im Hause Königsstraße 42, bis 1900 das neue Gebäude Baeumenstraße 32 errichtet war. Von 1900 bis 1961 teilten sich das Amtsgericht und das Z Finanzamt in den Baublock, seit Februar 1961 erfreut sich das Finanzamt seines repräsentativen Gebäudes an der Herrnstraße; dem Amtsgericht sind seitdem die gesamten Räume des Baukomplexes überlassen. Die früheren Räume des Finanzamtes wurden umgebaut, um 1963 ihrer neuen Bestimmung übergeben zu werden. Iit.: Rudolf Memmert, Das Amtsgericht Fürth, seine Geschichte und Amtsgebäu­ de in der preußischen und bayerischen Zeit, in.- Fürther Heimatblätter NF 13. Jg. 1963, Nr. 1/2. - fosef Dötzer, Chronik des Amtsgerichts Fürth, Mskr. Stadtbibliothek Fürth 1966.

Amtshaus, Dompropsteiliches. Als ältestes dompropsteiliches Amtshaus gilt Königsstraße 6, das bis 1683 seinen Dienst tat und dann in Privathand überging. 1681/82 wurde das jüngere dompropsteiliche Amtshaus Gustavstraße 65 errichtet (an der Stelle eines Wirtshauses). Das Haus diente 1806, seit der Einverleibung Fürths nach Bayern, bis 1900 als kgl. Rentamt und wurde dann Privatbesitz. An den Gärten: Straßenname. Promenadenweg unterhalb des Espans (1914).

An der Martersäule: Straßenname. Nach der Roten Marter an der Pfründe (1939) benannt, s. Z Flurdenkmäler. Anger: 1591 Nov. 12 wird ein „Acker gegen Poppenreuth am Wege und Espach oder Anger nach Nürnberg" genannt; Espach = Z Espan,; gemeint ist das Gelände, das heute von der Espanstraße durchzogen wird. Quelle: Bamberg Staatsarchiv Rep. B 80 Nr. 1269 Bl. 78. - Karte des Jörg Nöttelein, 1563, Fürth Stadtarchiv.

Angerer, Martin, Fürther Einwohner, Teilnehmer an einer Gemeinde­ versammlung im Amtshaus am 1. 4.1685. Man verhandelte über die Frage,

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ob man ein Komödienhaus für die gastierenden Theatergruppen geneh­ migen solle. Seine Meinung: „Weillen ehedessen kein Comödi Hauß'gestanden, soll noch keines alhie sein". S. Z Dummheit. Quelle: Fürth Stadtarchiv B 5 Bl. 87. Angerstraße: nach dem T Schießanger benannt; bis 1900 Sackstraße. Der Durchbruch entstand, als 1899 Marktplatz 13 und Heiligenstraße 1 nieder­ gerissen wurden.

Angerstraße 2: mit dem Melber-Zeichen, dem Mühlrad und den Buch­ staben G(eörg) W(ild), 1783.

Anlage. In normalen Zeiten wird jährlich einige Male die „Anlage" „aus­ geschlagen", d. h. die Gemeindeversammlung beschließt eine Umlage, wenn die Gemeindekasse leer ist. 1679 z. B. wurde fünfmal eine Anlage beschlossen. Bei der ersten dieses Jahres (9. März) zahlte ein Bauer 3 Gul­ den, ein T Paßgut 2 Gulden, 15 Kreuzer, ein Z Köbler 1 Gulden 30 Kreu­ zer, ein Haus ohne Gemeinderecht 45 Kreuzer. Quellen und Lit.: Fürth Stadtarchiv R 107. - Otto Gebhardt, Die Verwaltung des Fleckens Fürth zur Zeit der Dreiherrschaft. Erl. Diss. 1941. Anlagen, s. Z Grünanlagen.

Annaberg hieß die Flur hinter der Z Hard, die sich nach Burgfarrnbach hin erstreckt und die nun bebaut ist. „Auf dem Mannenberg" (1446), „Auf dem Annaperg" (1478), „Acker am Annaberg zur Fürth" (1503). Lit. u. Quellen: Fürther Heimatblätter 1937, 1. Jg. S. 16[17. - Fürther Heimat­ blätter 1938, 2. ]g., S. 47 ff. - Bamberg Staatsarchiv Rep. B 80 Nr. 1269 Bl. 41. Annert, Friedrich Albert, ein Kupferstecher, geb. 25. 5. 1759 in Nürnberg, hier gest. 9.11.1800, Beamter an der Rentkamriier in Nürnberg. Er lieferte 1793 ein Blatt „Fürther Schulhaus". S. Z Bilder. Lit.: Thieme-Becker, Allgem. Lexikon der bildenden Künstler. 1. Bd„ Leipzig 1907.

Ansbach, s. Z Alexanderstraße, Z Amtsgericht, Z Brandenburger Haus, Z Bürgermeister, Z Eckart, Conrad, Z Gemeindeverwaltung, Z Handwerks­ ordnungen, Z Hardenberg, Z Jäger, Z Ortsgeschichte, Z Preußen, Z Retti, Z Schlütter, Johann Georg, Z Schüler, Paul Valentin, Z Seyfried, Z Staats­ bank, Z Streitschriften, Z Stutz, Z Zech, Christoph, Z Zwinger, Johann Michael. Anthroposophen: die Gesellschaftsgruppe Fürth wurde 1925 gegründet, 1935 aufgelöst und 1947 wiedergegründet.

Anzengruberstraße: Volksdichter L. Anzengruber (1838-89), benannt 1952. AOK: s. Z Allgemeine Ortskrankenkasse

Apotheken: Der Arzt Dr. Löw (s. Z Ärzte) errichtete ca. 1660 eine Apo­ theke; sie trug einen Löwen im Schild und bestand bis ca. 1703. In die gleiche Zeit fiel die (kurzlebige) Apothekengründung Samuel Philipp Oppermanns aus Marktbreit. Etwa gleichzeitig auch errichtete Johann Deinert (+ 1670) eine Apotheke, die von seiner Witwe, die einen Apo­ theker Dauchwiz heiratete, weitergeführt wurde. In 3. Ehe heiratete sie

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den Apotheker Johann Barthel aus Münchberg (+ 1750). Diese „SternApotheke" befand sich 1688 ff am Marktplatz 11 und wurde 1837 in die Königsstraße 72 bzw. 74 und (durch Apotheker Stadelmann) 1908 in die Mathildenstraße 28 verlegt. Späterhin wurden die Mohren-Apotheke 1714, die Löwen-Apotheke 1720/28 gegründet. Das Egersche Adreßbuch 1807 nennt als Apothekenbesitzer die Witwe des Johann Andreas Alt (Apotheke ohne Schild), Jacob Maximilian Andreas Barthel (Apotheke zum Stern), Conrad Christoph Burger (Mohrenapotheke), Christian Georg Kühnlein (Löwenapotheke) und Friedrich August Meier (die später wieder eingegangene Apotheke zum Adler, Baeumenstraße 12). Weiterhin wurden gegründet die Sonnenapotheke (zunächst Königsstraße115, dann 114). 1837, die Hirschen-Apotheke 1873, die Lessing-Apotheke 1890, dieLuisenapotheke 1895, die Apotheke zur grünen Schlange 1908, St. Paul-Apotheke 1910, die Billing-Apotheke 1932, die Bahnhofs-, Fichten-, Jakobinen-, Süd- und Krankenhaus-Apotheke 1950, die Schwanen-Apotheke 1953, die Ankerund die Kreuz-Apotheke 1959, die Rathaus-Apotheke 1960, die ParkApotheke 1961, die Bavaria- und die West-Apotheke 1962. Anfangs 1814 gab es in Fürth 5 Apotheken. „Der gemeine (= gewöhnliche) Bürger geht nur in der höchsten Not zu Arzt und Apotheker" (Fürth Stadtarchiv Fach 125 Nr. 1). Arbeiter-Samariter-Kolonne. Die Kolonne Fürth des Arbeiter-SamariterBundes wurde am 25. Juni 1910 mit sieben Mitgliedern ins Leben gerufen. 1933 wurde sie, als der SPD nahestehend, aus politischen Gründen ver­ boten.

Arbeiterwohlfahrt s. T Verein für Arbeiterwohlfahrt.

Arbeitsamt. Das Arbeitsamt (Stresemannplatz 5) ist ein liebenswürdig­ anspruchsloser Neubau. Das Richtfest wurde am 31. Oktober 1959 gefeiert.

Arbeitsgemeinschaft Fürther Baugenossenschaften GmbH. Sie wurde am 19. 3. 1949 gegründet. Ihr Zweck: Der Bau und die Betreuung von Klein­ wohnungen. Architekten s. T AOK, T Burgfarrnbach, T Bürklein, T Dekanat, T Finanz­ amt, T Herrenberger, T Hochhaus, T Holzer, T Jugendhaus, T Kirchen, T Landeszentralbank, T Retti, T Schmitz, T Theater. Armenhaus. Das Armenhaus stand an der Königsstraße (heute Nr. 76). Es entstand 1697 als einstöckiges Gebäude mit 2 Wohnungen, als die Ge­ meindeversammlung beschlossen hatte, an das T Hirtenhaus „ein kleines Losamentlein" anzubauen, darin arme bresthafte Leute aus fremden Dör­ fern eine Nacht verbringen konnten und am andern Tag wieder weiter­ geschafft werden konnten. 1765 wurde das Hirten- und Armenhaus ab­ gerissen und nach Königsstraße 119 verlegt. lit.: Gottlieb Wunschei, Alt-Fürth, Mskr. 1940 Stadtbibi. Fürth. Armeninstitut, eine Einrichtung der freiwilligen Armenpflege, wurde 1785 eingerichtet. 12 Almosendeputierte hatten diese Organisation zu führen Lit.: Friedrich Marx, Fürth in Vergangenheit und Gegenwart, Fürth 1887, S. 274. G. T. Chr. Fronmüller, Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1887 S. 180. - Peter Bezold, Die Entwicklung der Stiftungen für die Stadt Fürth in Bayern, Mskr. 1960.

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Armen- und Waisenschule. Sie entstand neben den (Schulgeld fordernden) Elementarschulen, (= der dompropsteilichen und der nürnbergischen Schule). Gegründet wurde sie von dem Kaufmann Martin Leizmann, der zunächst arme Kinder auf seine Kosten zur Schule schickte, 1728 erwarb er das Haus Königsstraße 19, um den Unterricht hier erteilen zu lassen. 1736 wurde der erste hauptamtliche Lehrer angestellt (Johann Georg Vollrath). Seit 1731 gab es gemeindliche Zuschüsse. Die Gemeinde stellte auch die Administratoren. 1765/67 wurde an Stelle des T Armen- und Hirtenhauses ein neues Schulgebäude errichtet (Einweihung am 22.4.1767). 1775 wurde es mit Turm, Uhr (s. T Uhren), Glocke und Orgel ausgestattet. 1782 erwog man, die Schule durch eine Zeichenschule (im Hinblick auf die Handwerker) zu erweitern; auch der Ausbau zu einer Real-Schule wurde diskutiert. Außer den Elementarfächern wurden auch Französisch und Latein gepflegt. Lit.: Solbrig, K. N., Schulredeübung zum feierlichen Andenken des menschen­ freundlichen Wohltäters der Armen- und Waisenschule in dem Hofmarkt Fürth Herrn Johann Christoph Zumpe. Erlangen 1791. - J. K. Hohenberger, Die Fürther Armen- und Waisenschule im 18. ]h., in „Fränkische Heimat“, 1933, S. 197 ff. - Peter Bezold, Stiftungen für die Fürther Armen- und Waisenschule, im „Fürther Heimatblätter“ NF 9. ]g., 1959, Nr. 1, S. 19 ff. Arndt, Ernst Moritz, Schriftsteller, geb. 1769 Schoritz auf Rügen, gest. 1860 Bonn. In seinem Buch „Bruchstücke aus einer Reise von Baireuth bis Wien im Sommer 1798", Leipzig 1801: „Fürth ist eine offene Stadt, wie ein Dorf, in tiefem Sande gelegen, und in den stumpfen Winkel hinein­ gebaut, den die Pegnitz und Rednitz hier bei ihrer Vereinbarung bilden. Sie hat einige sehr gerade, breite und hübsche Gassen, aber die andern haben ein desto unangenehmeres und widrigeres Ansehen . .. Die Häuser sind meistens von dem gelblicht weißen Sandstein gebaut wie die Erlan­ ger, und, wie diese, meistens zwey, drey Stock hoch. Die Stadt ist bloß Fabrikstadt, und ein Ableger von Nürnberg, denn mit dessen Sinken hat diese angefangen zu steigen, und soll sich noch immer aus Nürnberg rekrutiren . . . Die Stadt ist nicht groß, soll aber sehr volksreich seyn. Von dem heutigen Gewimmel darf man eben keinen Schluß machen, auch ist in einer Fabrikstadt eben ein großes Getümmel, wie an einem Handelsorte . . ." Artilleriestraße: an der damaligen Artilleriekaserne gelegen, 1902 benannt; inzwischen aufgehoben. Ärzte. Die ersten Ärzte, die in Fürth nachzuweisen sind, treten im ältesten Fürther Gerichtsbuch 1440/47 auf. „Meister Hans", „Meister Pertold" und „Meister Paulus" werden namentlich genannt. Einer von ihnen be­ zieht sich auf seinen markgräflichen Diensteid. Meister Pertold und Meister Paulus mußten wiederholt um ihren Arztlohn klagen (3 bis 4 Gulden; s. Z Preise). Ob es sich um Ärzte handelt, die ständig in Fürth saßen, läßt sich nicht sagen. Wir wissen auch über die Ausbildung dieser Männer nichts; vielleicht waren sie „Wundärzte" wie der „Meister Konrad" von Ansbach, der als Wundarzt des Markgrafen Albrecht 1472 vor dem Fürther Egericht auftritt. 1597 hat die Gemeinde Fürth einem „fremden Arzt, der allhie gewest, von einem kranken und bresthaften Maidlein zu

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heilen und wiederum zu'seiner Gesundheit zu helfen" 3 Gulden bezahlt. 1615 wurde bei St. Rochus in Nürnberg der kalvinistische Arzt Samuel Milius begraben, der sich als „Medicus" „zu Fürth etzliche Jahre angehal­ ten". Als am 14. 5. 1617 der kurpfälzische Handelsvertreter Peter Burckhardt in Fürth, schwer verwundet, im Hof eines Fürther Wirtshauses lag, schickte man nicht nach einem studierten Arzt, sondern nach dem Bader, der ihn verband, und nach dem Geistlichen. Ein studierter Arzt stand viel­ leicht zu dieser Zeit auch gar nicht zur Verfügung. Ein Arzt Andreas Dreylinger (Dreychlinger) begegnet uns 1620/21 in Fürth. Ein jüdischer Arzt, der Leibarzt Wolf Löw, praktizierte von 1660-1705 in Fürth. Er verfügte über ein Pferd, das er wiederholt der Gemeinde zur Verfügung stellte. Fronmüller berichtet in seiner Chronik (S. 98) darüber, daß die benach­ barten Ärzte eifersüchtig gewesen seien und seine Entfernung verlangten; er ließ sich daher in Wien von dem kaiserlichen Leibarzt examinieren. Er errichtete außerdem in Fürth eine Apotheke, die bis ca 1703 bestand. Sein Sohn Moyses Löw, Leibarzt, ist 1679-1714 nachweisbar. In der Amtsrech­ nung der Grafen Pückler 1695 wird „dem Doktor in Fürth" 1 Gulden bezahlt. Am 17. 3. 1699 wird dem „herumschweifenden Arzt" Jacob Schneider, am 25. 5. 1699 dem „herumschweifenden Arzt" Johann Sebastian Roßner ein Sohn getauft. Noch 1711, als der junge Graf Pückler die Blattern bekam, holte man nicht einen Arzt, sondern den Burgfarrnbacher Bader, der für seine Bemühung 5 Gulden kassierte. 1728 wurde ein bisher schon praktizierender Arzt Dr. Hieronymus Nikolaus Z Zimmer­ mann als Gemeinde-Physicus angestellt; er erhielt einen jährlichen Zuschuß von 30 (später 50) Gulden und durfte beim ersten Gang in ein Haus 30 Kreuzer, für die folgenden Gänge je 15 Kreuzer verlangen; bei täglichem Besuch durfte er 1 Gulden wöchentlich verlangen (1 Gulden = 60 Kreu­ zer). 1761 wurde ihm sein Sohn Dr. Christoph Zimmermann als Helfer beigegeben; es wurde beschlossen, daß er dereinst als Nachfolger des Vaters 50 Gulden Salär beziehen solle. Dr. Christoph Zimmermann starb 1792; sein Nachfolger als Gemeindephysicus, ebenfalls mit 50 Gulden Salär, wurde Dr. Joh. Adam Simon Zobel (s. T Krankenhaus). 1731 werden in Fürth 3 Ärzte gezählt. 1783/84 hat Dr. Zobel eine Organisation ein­ zurichten versucht, um armen Leuten in ihrer Krankheit zu helfen. 1785 ff. treffen wir Dr. Hammer, 1809 ff. Dr. Petz als Gerichtsärzte an. Seit 1906 beschäftigte die Stadt Fürth einen Z Stadtarzt, seit 1919 einen Tuberkulo­ senarzt. S. a. Z Stadtkrankenhaus, Dr. T Beer, Dr. T Degen, Dr. T Kiderlin, Dr. T Landmann, Dr. T Mack, Dr. Z Wolfring. 1818 gab es in Fürth 4 Ärzte, 1860 12 Ärzte, 1895 27 Ärzte, 1921 45 Ärzte, 1965 55 praktische und 56 Fachärzte. Bis 1950 waren die Ärzte in einem ärztlichen Bezirksverein Fürth-Erlangen-Neustadt-Scheinfeld organisatorisch zusammengeschlossen, von 1952 an umfaßte der Verein nur noch Fürth, Neustadt und Scheinfeld. Seit 1957 heißt die Vereinigung „Ärztlicher Kreisverband Fürth, Neustadt und Scheinfeld". Quellen und Lil.-. Fürth Stadtarchiv Bürgermeisterrechnungen, B. 124. - Fürth Pfarramt St. Michael Sterbereg. 5. 12. 1615, 1. 11. 1620, 27. 1. 1621, 4. 2. 1621, Taufreg. 25. 5. 1699, 12. 6. 1742. - Fürth-Burgfarrnbach Schloßarchiv Amtsrechnungen 1695 und 1711. - Nürnberg Landeskirchliches Archiv Rep. 31 Akt 15 (Dr. Zobels Aufruf 1783). - Nürnberg Staatsarchiv Ansbacher

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Amtsbeschr. Nr. 30 S. 99 ff. - Johann Adam Simon Zobel, Nachricht von der Krankenanstalt zu Fürth. Fürth 1784. - Adolf Schwammberger, Die Degenträger, in: Fürther Nachrichten vom 18./19. 8. 1962.

Athletik-, Box- und Gymnastik-Club Fürth. Er wurde 1956 gegründet und pflegt (in städt. Turnhallen) Leicht- und Schwerathletik, Boxen und Gym­ nastik. Atzenhof = „der Hof eines Mannes namens Azzo". Der Hof wurde ver­ mutlich vom Königshof Fürth aus gegründet. Aus ihm entwickelte sich ein Dorf. 1303 wird uns der Ort Atzenhof zum ersten Mal genannt: in einer Urkunde des Nürnberger Burggrafen Z Konrad (des Frommen), in der er seine Einkünfte in Fürth nach Bamberg stiftete. In der Ausfertigung vom' 26. April 1314, für die Einwohner der Hofmark Fürth ausgestellt, werden folgende Einwohner genannt: der „Kuenlin", „Hermann", die „Winterstorferin". Zusammen mit Z Burgfarrnbach wurde der Ort 1349 kirchlich von Fürth getrennt. Atzenhof wurde am 1. Jan. 1918 nach Fürth einverleibt. S. a. Z Einverleibte Orte, Z Reformierte, Z Stromversorgung. Lit. und Quellen: Fürth Stadtarchiv Urkunde 1314 IV 26. - Wolfgang Wießner, Stadt- und Landkreis Fürth, München 1963 (= Histor. Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken, Bd. 1). Atzenhofer Straße: Straße nach Z Atzenhof. Ein längst gebrauchter Name, 1946 amtlich festgelegt.

Aub, Friedrich Ernst, Regierungs- und Kreismedizinalrat, ein Vor­ kämpfer des Ärztestandes. Er wurde am 30. August 1837 in Fürth geboren; sein Vater war Kaufmann. 1862 schloß er sein Medizinstudium in Erlangen ab; am Fürther Krankenhaus arbeitete er dann als Assistent. 1865 eröffnete er eine Arztpraxis in Unterschwaningen bei Gunzenhausen, 1869 ließ er sich in Feuchtwangen nieder, wo er 1879 kgl. Bezirksarzt wurde. 1887 kam er als Bezirksarzt nach München. Hier hatte er schon längst vorher Fuß gefaßt: von 1869 an (mit kurzer Unterbrechung 1879/81) bis zu seinem Tode gehörte er als liberaler Abgeordneter dem Landtag an. 1896 übernahm er die Stelle eines Regierungs- und Kreismedizinalrates an der Regierung von Oberbayern. Seit 1872 wirkte er vielseitig in ärztlichen Standesfragen mit, zuerst als Rothenburger Delegierter in der (damals zum ersten Mal zusammentretenden) Ärztekammer, zuletzt als Vorsitzender des Ärzte­ vereinsbundes. Er starb am 16. März 1900 in München. Die Stadt Feucht­ wangen zeichnete ihn mit dem Ehrenbürgerrechte aus. Lit.: Augsburger Abendzeitung 18. 3. 1900. - Münchener Medizinische Wochen­ schrift ]g. 1900. - Grabreden (Manuskripte in der Stadtbibi. Fürth).

Auer, Karl (1839-1917) Rektor der Gewerbeschule. 1864 kam er als Lehrer für Realien an die Gewerbeschule Fürth, 1868 wurde er Rektor. 1873 ging er als Professor an die Industrieschule München. Lit.: H. Danschacher, Geschichte des realistischen Schulwesens in Fürth, Fürth 1933.

Auerbach, Berthold, Schriftsteller geb. 1812, gest. 1882. In seinem Roman „Neues Leben" (1851) verarbeitete er die Probleme, die Jacob Z Henles Ehe mit Elise Egloff aufwarf (in der Gestalt der Anni Kronauer).

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Vielleicht ist auch die Dorfnovelle „Die Frau Professorin" (1846) bereits unter dem Eindruck des Lebensweges der Elise Egloff (s. T Henle, Jacob) entstanden. Jacob Henle fühlte sich durch diese Auswertung seines Schick­ sals gekränkt; s. a. T Keller, Gottfried.

Auf der Bäumlerswäsch(e), Straßenname, alter Name für einen Teil der unteren T Fischergasse. Auf der Fichte: Straßenname, nach dem Flurnamen „Auf der Fichte" be­ nannt.

Auf der Hut, Flur- und Straßenbezeichnung.

Auf der Schwand: Straßenname, s. T Schwand. Aurora s. T Männergesangverein Aurora.

Aussiger Straße: Straßenname, nach der Stadt Aussig (1957 benannt). Aussteuerungs-Anstalt. Am 24. 4. 1798 wandten sich die Fürther Bürger Friedrich Adam T Billing, Jacob Maximilian Barthel, Adam Rudolph Schwarz und Andreas Weigmann jr. an die Fürther Polizeikommission mit der Bitte, eine sog. Aussteuerungsanstalt zu genehmigen. Sie legten einen Plan vor, den der Kaufmann Gottfried T Zapf entworfen und der Magister T Bischof in Worte gefaßt hatte; darin war geschildert, wie man mit dem neuen Institut dem Wohl der Menschheit, besonders aber vermögens­ losen, in Fürth wohnenden Personen helfen wolle. Die Genehmigung, eine Vorankündigung zu drucken, erteilte der preußische Minister für Franken, T Hardenberg, „auf Seiner Königl. Majestät allergnädigsten Spe­ zialbefehl" am 21. 7. 1798. Die „Vorläufige Ankündigung eines dem reiferen Ermessen einsichtsvoller Mitbürger vorzulegenden Plans zu einer Aussteuerungs-Anstalt" vom 7. 8. 1798 ist ein Zeugnis aufklärerischen und philanthropischen Geistes und „gemeinnützigen Sinns". Im 1. Jahr (Okto­ ber 1798 - Oktober 1799) beteiligten sich 2135 Einleger. Am 28. 10.1798, 14 Uhr, fand auf dem Balkon, den man vor der T Armen- und Waisen­ schule errichtet hatte, die erste Verlosung statt. 1942 ging die Aussteue­ rungs-Anstalt an zu geringer Beteiligung ein. Quellen und Lit.; Fürth Stadtarchiv Fach 104 Nr. 1. - Verbesserte Einrichtung und Gesetze der seit 1798 bestehenden Aussteuerungs-Anstalt und Wohlthatsfond in Fürth. Fürth 1828. - Georg Wüstendörfer, Wanderungen durch Fürth. Fürth 1898. - Adolf Schwammberger, Von der Fürther AussteuerAnstalt, im Fürther Heimatblätter NF 8. ]g. 1958 Nr. 4.

Austraße: nach der Aue (= feuchtes Wiesenland) benannt. Auswanderer. In der Zeit von 1806 bis 1870 wanderten aus Fürth 1119 Personen aus; von 1806 bis 1810 waren es 17, von 1810 bis 1819 130, von 1820 bis 1829 228, von 1830 bis 1839 135, von 1840 bis 1849 268, von 1850 bis 1859 327, von 1860 bis 1869 einschließlich 12 Personen; von zwei Auswanderern wissen wir nicht, in welchem Jahr dieses Zeitraumes sie Fürth verließen. Die Zahl der Auswanderer von 1806 bis 1810 machte 0,135% der Bevölkerung aus; von 1810-1819 waren es 1,354%, von 1820 bis 1829 1,677%, von 1830 bis 1839 0,938%, von 1840 bis 1849 1,723%,

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von 1850 bis 1859 1,876% und von 1860 bis 1869 0,057%. Von 1119 AusWanderern waren 799 Einzelgänger und 1001 Ledige. Das Hauptkontin­ gent stellten die 20- bis 30jährigen mit 420 Personen; 173 Auswanderer waren 30 bis 39 Jahre alt, 106 standen zwischen dem 10. und 20. Lebens­ jahr. Die Männer überwogen: 482 Männer stehen 345 Frauen gegenüber. Die Zahl der Auswanderer zwischen 1806 und 1870 enthält 572 Personen, die innerhalb Deutschland eine neue Heimat suchten; 323 Personen wan­ derten nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika aus; 72 hatten Österreich als Ziel, 40 gingen nach Frankreich, 28 nach Ungarn und 22 nach England; 15 Auswanderer wandten sich nach Mähren und Böhmen, je 7 nach Italien und der Schweiz; die anderen Ziele wie Belgien, Däne­ mark, Jerusalem, Polen, West-Indien sind nur mit geringen Zahlen ver­ treten. Am 24. Mai 1836 wurde auf dem Weg von Fürth nach Muggenhof an der Pegnitz ein „Abschiedslied" gefunden, das vermutlich in Fürth auf einer Handpresse gedruckt worden war; vielleicht stammt es von einem Fürther. Die Anfangs- und die Schlußverse lauten so: „Teutschland fahre wohl, ich gehe nach Amerikas Segens-Flur. Teutschland ist voll Ach und Wehe, Darum folget meiner Spur. Jedermann bedenk bei sich, Teutschland ist jetzt wunderlich Und macht große Schwierigkeiten, die viel Unglück noch bedeuten ... Damit Adel, Pfaff, Soldaten, Handlohn, Zehnt und Fastnachtshahn, Knecht und Herr von Gottes Gnaden Jeder gut bestehen kann, So mußt du beim Wasser sein, Die Beamten saufen Wein, Wo sie noch zum Dank studieren, Wie sie dich noch mehr anführen. Täglich wachsen Steuern, Gaben, Zwang mit Arglist und Gewalt, Bis wir endlich nichts mehr haben Als die nackende Gestalt Und bei jedem Schritt und Schrei Nichts als Straf und Polizei. Dies ist mir zum Tod zuwider, Kommt bald nach, ihr deutschen Brüder. Quellen und Lit.; Fürth Stadtarchiv Fach 8, 9b, 10> Fach 16 Nr. 13. - Alfred Zwirner, Auswanderungen aus Fürth (Mskr. Nürnberg 1967). Autohaus Pillenstein G.m.b.H. Die Firma wurde 1921 als Fahrrad- und Motorradgeschäft gegründet. Sie übernahm 1948 die Volkswagen-Vertre­ tung und richtete ihre Kundendienstanlage ein. 2 Betriebe und eine Ver­

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kaufsstätte befinden sich in Fürth, Zweigbetriebe arbeiten in Langenzenn und Neustadt a. d. Aisch.

Babee, Alfred. Der erste Fürther Stadtgartendirektor, geb. 20. Novem­ ber 1848 in Hartmannsweiler, gest. 7. Februar 1936 in Fürth. Als Mitarbeiter der kgl. Hofgartenverwaltung kam er 1888 nach Fürth, um die Anlage am Hauptbahnhof Fürth zu schaffen, 1889 trat er in den Dienst der Stadt Fürth. Er war wesentlich am Ausbau der Engelhardtschen Anlagen zu einem Stadtpark beteiligt. Lit.: Rupert Dietlmeier, Aus der Geschichte der Fürther Grünanlagen in.- Fürther Heimatblätter, 1938, 2. Jg. Nr. 5/6. Bab^elinde. Der / Verschönerungsverein pflanzte sie 1929 im Stadtpark zu Ehren des Stadtgartendirektors T Babee.

Bach, Name einer Stifterfamilie. Albert Bach übergab am 11. 1. 1900 dem Stadtmagistrat 20.000.- Mark zur Errichtung einer „Albert-Bach'schen Stif­ tung in Fürth". Sie sollte zur Hälfte Fürther Handwerkern zur Beschaffung von Werkzeugen, zur anderen Hälfte zur Unterstützung ortsansässiger, bei der Firma J. Bach seit mindestens 3 Jahren beschäftigter Arbeiterfinnen) dienen. Rösa Bach erhöhte 1912 die Stiftung um 10.000.—Mark (aufgeho­ ben 1950 wegen der Geldentwertung 1948). Albert und Eduard Bach, Johanna Schuster, Bertha Nußbaum und Cornelie Bach errichteten am 23. 5. 1900 die „Bernhard Bach'sche Stiftung" (für lungenleidende Per­ sonen). Eduard Bach, als Teilhaber der Firma J. Bach machte am 27.1.1903 eine Stiftung, aus der Stipendien an arme in Fürth wohnhafte Schüler und für die Volksbildung bezahlt wurden. 1950 wurde die Stiftung aufgehoben. Lit.: Peter Bezold, Die Entwicklung der Stiftungen für die Stadt Fürth. Mskr. 1959 in der Stadtbibi. Fürth. Bachstraße: s. / Bach. 1903 so benannt.

Bäcker. Der Meister Jakob Z Feßlein berichtet in seinem Gedicht 1604, daß es in Fürth 9 Bäcker gebe. Eine dompropsteilich-bambergische Bäcker- und Lebküchner-Ordnung wurde am 15. Februar 1718, die „Ordnung und Artikel" der Bäckerknechte (Weißbäcker und Lebküchner) am 15. Juni 1718 erlassen; die ansbachischen Bäcker erhielten erst nach 1791 eine Ordnung. 1885 bildete sich aus dem damaligen Bäckermeisterverein eine Freie Innung; aus ihr wurde 1898 eine Zwangsinnung. Der „Bäcker-Einkauf" wurde am 6. September 1905 gegründet. Das Haus Theresienstraße 12 ist das Haus der Bäckerinnung. Die Fürther Bäcker pflegen eine alte Tradition. Sie besitzen noch sechs künstlerisch gestaltete Messingschilder aus dem Jahre 1712, die einst zum Schmuck der Särge dienten, wenn Bäckermeister zu Grabe getragen wurden. Die Schilder enthalten nicht nur die Z Brezel, sondern auch die „Spulln", den runden und den Doppelweck. 1814 zählte man in Fürth 39 Bäckermeister, 1966 gab es 104 Bäckereibetriebe. Quellen u. Lit.: Fürth, Stadtarchiv, Fach 118, Nr. 2 und 3. - Herbert Jungkunz, Das Recht der Handwerker in der Hofmark Fürth, Erlanger Diss. 1961. Horst Memmert, Streifzüge durch die Geschichte des Fürther Bäckerhand­ werks. Mskr. 1961. - Festschrift .80 Jahre Bäcker-Innung“ 1965.

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Bäckergesangverein Fürth. Er wurde 1891 gegründet und ist ein Männer­ gesangverein. Seine Mitglieder sind Bäcker oder solche Personen, die mit dem Bäckerhandwerk verbunden sind. Lit.; Festschrift 75 Jahre Bäckergesangverein Fürth 1891, Fürth 1966. Bad. Das gemeindliche. Bad befand sich im Hause Königsstraße 4. Es ist hier zuerst 1497 nachweisbar (in der Gemeindeordnung, in der es heißt: „Und solcher trieb (der Schafe) soll sein und verpleiben dem Badtberg oder Genßberg hinab und hinauff . .". Das Badhaus war gemeindliches Eigentum; der Bader wurde jährlich bestellt oder bestätigt. Meister Christian Sänger, Bader und Wundarzt, zahlte 1633 12 Gulden 4 Pfund 6 Pfennige jährlichen Bestandzins (Mietzins) für das Bad anstelle von 25 Gulden, die früher zu entrichten waren; man hat ihm die Hälfte des Zinses „wegen des hochschwierigen Kriegswesens" erlassen, da das Baden sehr behindert war und man nicht alle Wege sicher machen konnte. Der Barbierer Lorenz Gabriel Will zahlte 1668 für die Mietung des Gemeinde­ bades 30 Gulden Nürnberger Währung. Der Bader Conrad Wiernd hatte 1690 32 Gulden zu entrichten (Gemeinderechnungen 1633, 1668, 1690). Das Badehaus wurde 1661 neu aufgebaut (Gemeinderechnung 1661: Der Bäcker Dürr hat der Gemeinde 100 Reichstaler geliehen, um das GemeindBadehaus neu aufzubauen). 1692 wurde es an Hans Mädl verkauft, der hier seine Hufschmiede einrichtete. Im Garten des Freiherrn von Schenk an der Vacher Straße wurde 1807 eine Badeanstalt errichtet. 1827 richtete ein Wirt Höfler am Schießplatz 1 ein Badhaus ein. 1845 inserierte Friedrich Höfler, daß seine Badeanstalt auch den Winter über geöffnet sei. Am 2. 11. 1857 wurde auf Anregung von Stadtgerichtsarzt Dr. Z Wolfring Bayerns erste Dampfwaschanstalt in Fürth gegründet. Sie befand sich im Hause Pegnitzstraße 10. Zu ihr gehörten eine Schnellwäscherei und je eine Abteilung für Wannenbäder und Dampfbäder. Die „alten Fürther" erinnern sich auch noch an das Freibad an der Dambacher Brücke. Das Bad der Fürther Garnison (1895 eingerichtet) lag auf dem jetzigen Wasser­ werksgelände oberhalb des städt. Flußbades. Es wurde nach dem 1. Welt­ krieg vom Stadtverband für Leibesübungen betreut. Am 23. Februar 1905 beschloß der Fürther Stadtrat, in der Rednitz eine städt. Badeanstalt zu errichten. Das dem Bäder- und Eisengeschäftsbesitzer Robert Aßmann gehörige Flußbad an der Rednitz wurde angekauft. Der Um- und Ausbau erforderte so viel Zeit, daß das Bad erst im Juni 1906 eröffnet werden konnte. Die Anlage war ca. 400 m lang und ist heute noch nicht ganz außer Dienst gestellt. Es gab das Frauenzahlbad, das Männerzahlbad, das Freibad für Männer und ein Freibad für Knaben. 1929 wurde der Familien­ badebetrieb eingeführt. Der Ruf nach einem Sportbad verstummte seit den 20er Jahren nicht mehr. Das Sommerbad am Scherbsgraben entstand in der Zeit vom Oktober 1954 bis Ende 1956. Das gesamte Badegelände umfaßt 10100 qm. Es enthält folgende Einrichtungen: ein Sprungbecken, das 20 m mal 25 m umfaßt und 4,50 m tief ist, ein Schwimmbecken mit einer Fläche von 20 m mal 50 m und 2,10 m Tiefe, ein Planschbecken in Palettenform, das 0,60 m und 1,20 m tief ist und 1184 cbm enthält, und schließlich ein kleines'Planschbecken in Violinform, es faßt 60 cbm und ist 20 cm tief. Der Betonturm erlaubt Sprünge aus 1 m, 3 m, 5 m, 7,5 m und

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10 m Höhe. Zwei 3 m-Federbretter und zwei 1 m-Federbretter vervoll­ ständigen die Ausstattung. Das Schwimm- und das Planschbecken wurden am 15. 8. 1957 der Öffentlichkeit übergeben; im Juli 1958 stand auch das Sprungbecken zur Verfügung. Das Sommerbad am Scherbsgraben ist so ausgestattet, daß es allen sportlichen und Wettkampfanforderungen ent­ spricht. Drei Hallen bieten je 2 400, zusammen also 7 200 Garderoben­ plätze. Seit 1965 entsteht neben dem Sommerbad am Scherbsgraben ein Hallenbad. S. a. T Duck. Badbrücke: s. / Brücken.

Bader. Bei Jakob T Feßlein 1604 wird 1 Bader genannt. Eine bambergische Handwerksordnung für die Bader und Wundärzte ist auf 4. 5. 1725 datiert. Die Bader durften Schild und Aushängebecken heraushängen. Ihre Arbeits­ gebiete waren Barbieren, Schröpfen, Aderlässen, Zähneherausnehmen, „Fontanellen und vesicatoria setzen". Fürth war um diese Zeit mit Chirur­ gen (= Wundärzten ohne akademische Ausbildung), Badern und Balbierern so besetzt, daß sie sich alle schlecht ernährten. 1814 gibt es nur 8 Bader; daß sie ein schlechtes Fortkommen hatten, erklärte man sich daraus, daß Aderlässen und Schröpfen aus der Mode gekommen seien und „der gemeine Haufe . . . sich wöchentlich nur einmal rasieren" lasse. 1830 zählte man 11 Mitglieder der Bader- und Chirurgeninnung. Die „Meister Bader" standen teilweise in gutem Ansehen; ihnen stand die Bezeichnung „ehrbar und kunsterfahren" zu. Über manche Bader allerdings wird ge­ klagt: 1624 z. B. lag der Taglöhner und Zwerchpfeifer Andreas Franck 5 Monate krank; er hatte sich einen Zahn ziehen lassen „und hat der Cunrad N. Bader so steif an ihm geheilet mit seiner losen Arznei, daß er die Erden drüber käuen müssen; wehe solchen Gesellen, die den Leuten quid pro quo geben, werdens am Jüngsten Tag schwer zu verantworten haben"; s. a. T Ärzte, T Bad, T Salzscheiben. Quellen und Lit.: G. T. Chr. Fronmüller, Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1887 S. 743. - Fürth Stadtarchiv Fach 118 Nr. 3 u. Nr. 12, Fach 125 Nr. 1. Fürth Pfarramt St. Michael Sterbereg. 1624.

Badstraße: am 9. Mai 1889 aus der „Schlehengasse" herausgenommen und nach dem Flußbad benannt. Baeumen, Franz Joseph von: Der erste Fürther Bürgermeister nach der Erhebung Fürths zur Stadt I. Kl. (1818). Er wurde am 8. Februar 1784 in Oppenheim am Rhein geboren; als Fürth einen Bürgermeister suchte, wirkte Baeumen hier als Kreis- und Stadtgerichtsrat (seit 1812); am 17. November 1818 nahm er seine Tätigkeit als I. Bürgermeister auf. Kein einigermaßen bedeutender Vorgang in der Stadt entging seiner Aufmerk­ samkeit. Die Urteile, die er in seinen Berichten gibt, sind meist wohl­ abgewogen; nur hie und da mußte er eine allzurasch gefällte Entscheidung abmildern. Sein Fleiß war unausmeßbar groß, er läßt sich ungefähr aus den vielen Akten erahnen, die seine Handschrift tragen. Die bedeutendsten Fürther Ereignisse während seiner Ära sind die Errichtung der Ludwigseisenbahn 1835 und die Erbauung des Rathauses (1840-50). Am 14. April 1857 trat er in den Ruhestand. Er starb in Fürth am 21. Februar 1861.

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Quellen u. Lit: Fürth Stadtarchiv Fach 130 Nr. 24. - Fürth Pfarramt St. Michael Taufreg. 14. 11. 1813, Pfarramt Zu Unserer Lieben Frau Taufreg. 16. 8. 1830, Sterbereg. 7. 6. 1855, 21. 2. 1861, 20. 11. 1861, 30. 6. 1866.

Baeumenstraße: Die Baeumenstraße, 1715 ff. bebaut, hieß zunächst Neu­ gasse, Neue Gasse; als die heutige Alexanderstraße als eine neue Straße mit brandenburgischen Häusern entstanden war, hieß die Baeumenstraße „Altneugasse". Seit 1859 trägt sie ihren Namen nach dem Bürgermeister Franz Joseph von Z Baeumen. Baeumenstraße 7: um 1740 als Wohnhaus (wohl zugleich: Wirtshaus) mit dem Schild zum Elefanten entstanden. ' Lit.: Gottlieb Wünschet, Alt-Fürth 4. Bd. (Mskr.), 1940. Baeumenstraße 9: um 1735 als Wirtshaus zum grauen Wolf entstanden. Diese Wirtshausbezeichnung wird später auf die Häuser Lilienstraße 2, (1843), Gustavstraße 32 (1858), Alexanderstraße 19 (1861), Mohrenstraße 5 (1864), Moststraße 6 (1868), Gustavstraße 9 (1871) und wieder Mohren­ straße 5 (1872) übertragen. Lit.: Gottlieb Wunschei, Alt-Fürth 4. Bd. (Mskr.), 1940-.

Baeumenstraße 10: 1728 als Wohnhaus mit der Wirtschaftsgerechtigkeit zu den 5 Türmen erbaut. Lit.: Gottlieb Wunschei, Alt-Fürth 4. Bd. (Mskr.), 1940. Baeumenstraße 16: 1722/23 von dem Bierbrauer Heinrich Lederer als Brauereianwesen errichtet. Lit.: Gottlieb Wunschei, Alt-Fürth 4. Bd. (Mskr.), 1940. Baeumenstraße 17: 1739 als Wirtshaus zum goldenen Engel erbaut. Lit.: Gottlieb Wunschei, Alt-Fürth 4. Bd. (Mskr.), 1940. Baeumenstraße 20: Hier stand das ca. 1726 erbaute Wohnhaus des Gold­ schmieds Ferdinand Friedrich T Wächtler. Es wurde 1892 abgebrochen; der Grund wurde zur Errichtung der Geismannbrauerei mitverwendet. Lit.: Gottfried Wunschei, Alt-Fürth 4. Bd. (Mskr.), 1940. Baeumenstraße 32: Hier stand das Wohnhaus des Geheimen Hofrats und Hofbanco-Direktors Albert Ludwig von Denzel; es diente 1809 ff. als Mautgebäude und wurde 1895 vom bayerischen Staat angekauft. An seiner Stelle entstanden das Amtsgerichts- und Finanzamtsgebäude. 'Lit.: Gottfried Wunschei, Alt-Fürth 4. Bd. (Mskr.), 1940.

Bahnhofplatz: Am 9. Mai 1889 aus der Gebhardtstraße herausgenommen mit eigener Bezeichnung. Bahnhofsanlage: s. Z Grünanlagen. Bahnhofs-Mission e. V. Fürth. Sie wurde am 1. 3. 1947 von Pfarrer Walter Kreitschmann begründet. Ihr Heim befindet sich Lessingstraße 17. Bahnhofssteg: s. T Hauptbahnhof.

Bahnhofstraße: ursprünglich Peterstraße; der südliche Teil der Peterstraße wurde 1889, 1927 auch der nördliche Teil in „Bahnhofstraße" umbenannt.

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Bahnhofunterführung: s. T Unterführung.

Bahnwärterhaus, ältestes. Knapp an der Stadtgrenze, zwischen der Nürn­ berger Straße und dem Straßenbahngelände, stand das älteste deutsche Bahnwärterhaus (Nürnberger Straße 198). S. a. T Eisenbahn und T Verluste. Balbieren Die Geschwister Elisabeth Kunigunde Balbierer (gest. am 25. Dez. 1868), Margarete Rosine Elisabeth Balbierer (gest. am 20. Januar 1869) und deren Halbschwester Magdalena Geck, gen. Balbierer (gest. am 26. Jan. 1874) sorgten für vielseitige Stiftungen und Geschenke: 2000 Gulden für das T Karolinenstift, 500 Gulden für die Kleinkinderbewahranstalt des Pfarrers ? Lehmus, 1000 Gulden für die christliche Pfründneranstalt im städt. Hospital an der Schwabacher Straße, 500Gulden für die Auferstehungs­ kirche, 1000 Gulden für die St. Michaelskirche; die „Geschwister Balbierersche Stiftung" gründete sich auf ein Kapital von 6000 Gulden und die Zinsen waren für unbescholtene Witwen und Waisen bestimmt; die „Ge­ schwister Balbierersche Brautstiftung" sollte Brautausstattungen ermög­ lichen. Die Stiftungen fielen der Inflation nach dem 1. Weltkrieg zum Opfer. Lit.-. Adolf Schwammberger, Magdalena Geck, gen. Balbierer, in: Nordbayer. Ztg. vom 17. 8. 1957.

Balbiererstraße: zum Gedächtnis an Magdalena Geck, gen. ? Balbierer und ihre Schwestern; 1902 benannt. Bald, Leonhard Friedrich (1806-1882), Gold- und Silberarbeiter und seine Frau Margarete (gest. 1885). Sie errichteten Stiftungen.

Baldstraße: benannt nach ? Bald Leonhard Friedrich. Die Häuser der Baldstraße wurden 1886/88 erbaut. Sie stehen an der Stelle des T Langen Hauses. Ballonaufstieg. 1) Der erste Ballonaufstieg in Fürth geschah am 25. Juli 1785. Ein Nürnberger namens Christian Heinrich Keßler ließ einen Luft­ ballon steigen, der aus Goldschlagerpapier gefertigt war. Der Ballon war ca. 4,5 m hoch und hatte ca. 13,5 m Umfang; durch eine unter ihm ange­ brachte Flamme wurde die in ihm enthaltene „Feuerluft" gehoben. Er hielt sich etwa 3/4 Stunden in der Luft. Der Ballon war unbemannt. 2) Die Fürther erlebten begeistert den Ballonaufstieg des Franzosen François T Blanchard in Nürnberg am 12. Nov. 1787 mit. Der lebhafte Franzose hinterließ den Eindruck eines ungewöhnlich „vigilanten" Men­ schen. Quellen und Lit.: Kurze Beschreibung der 28sten Luftreise des Herrn Blanchards in Nürnberg und des den andern Tag in die Höhe gestiegenen kleineren Ballons, den 12. und 13. Nov. 1787. Nürnberg, Bielingsche Buchdruckerei (1787). - Gesang auf die 28. Luftreise des Herrn Blanchards, welche er zu Nürnberg . . . unternahm. Nürnberg, Bielingsche Buchdruckerei (1787). (Meyer Johann), Ausführliche Beschreibung der 28. Luftreise, welche Herr Blanchard am 12. 11. 1787 zu Nürnberg unternahm. Regensburg 1787. ]. K. Hohenberger, Der erste Ballonaufstieg zu Fürth, in: Nordb. Ztg. v. 4. Jan. 1928. - Adolf Schwammberger, Die 28. Luftreise des Flerrn Blan­ chard, in: Viertes Internationales Jugend-Fußballturnier Ostern 1960.

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Ballspielclub BSC West-Fürth e. V. Er wurde 1957 gegründet und ist ein Sportverein, der besonders das Fußballspiel pflegt. Bamberg. Das Bistum wurde am 1. 11. 1007 von T Heinrich II. gegründet. Heinrich II. schenkte den „locus furti" an das Domkapitel zu Bamberg; s. T Mutscheie, T Ortsgeschichte, T Senger, ? Streitschriften. Lit.: Heinrich Joachim Jäck, Geschichte der Provinz Bamberg vom Jahr 1006-1803. Bamberg 1809. - ders., -Bambergische Jahrbücher vom Jahr 741-1829. Paul Oesterreicher, über die Geschichte des Fürst- und Bistums Bamberg. Bamberg 1823127. - Johann Looshorn, Die Geschichte des Bistums Bamberg 1886-1910. München und Bamberg 1886-1910. - Erich Frhr. von Guttenberg, Die Territorienbildung am Obermain. Bamberg 1926. - ders., Die Königs­ kirche in Fürth und ihre Bedeutung für die Südgrenze des Bistums Bamberg. Ansbach 1930. - Bernhard Schmeidler, Franken, seine Mächte und seine Lage im alten deutschen Reich. Erlangen 1930. - Erich Frhr., von Guttenberg Die Regesten der Bischöfe und des Domkapitel von Bamberg. Würzburg 1932. - Wilhelm Deinhardt, Frühmittelalterliche Kirchenpatrozinien in Franken. Erlangen 1933. - Erich Frhr. von Guttenberg, Das mittelalterliche Fürth im Spiegel der Reichs- und Territorialgeschichte. München 1933. ders., Erwiderung auf Wilhelm Deinhardts Fürths alte kirchliche Verhält­ nisse. München 1935. - Wilhelm Deinhardt, Fürths alte kirchliche Verhält­ nisse, in Zeitschrift für Bayer. Landesgeschichte 8. ]g. 1935 S. 215. - ders.. Die kirchliche Einteilung des Nürnberger Umlandes im Mittelalter. Gunzen­ hausen 1937. - Erich Frhr. von Guttenberg, Das Bistum Bamberg. Berlin und Leipzig 1937. - Johannes Kist, Das Bamberger Domkapitel von 13991556. Weimar 1943. - Hanns Leo Mikoletsky, Kaiser Heinrich II. und die Kirche. Wien 1946. - Heinrich Meyer, Die Kunst des Bamberger Umlandes. Bamberg 1952. - Johannes Kist, Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bamberg. Würzburg 1955. - Heinrich Meyer, Bamberg als Kunststadt. Bamberg und Wiesbaden 1955. - Renate Kiauser, Der Heinrichs- und Kunigundenkult im mittelalterlichen Bistum Bamberg. Bamberg 1957. Thietmar von Merseburg, Chronik (= Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, Bd. 9). Darmstadt Wissenschaftl. Buchgesellschafi 1957. - Johannes Kist, Fürst- und Erzbistum Bamberg. Bamberg 1962.

Bamberger, Bernhard, Kaufmann. Er gründete durch letztwillige Ver­ fügung mit einem Kapital von 20 000 Mark die „Bernhard und Emilie Bamberger'sche Stiftung" für Wohltätigkeitszwecke, das Stadttheater, für die Stadtverschönerung und Unterstützung bedürftiger Handwerksmeister. Nach der Währungsumstellung wurde die Stiftung am 13. 10. 1949 auf­ gehoben. Bambergerstraße, nach dem Kaufmann Bernhard Z Bamberger (1903) be­ nannt; sie verband die Friedenstraße mit der Erlanger Straße in westöst­ licher Richtung. Sie besteht nicht mehr. Banco publico, s. 7 Staatsbank.

Banderbacher Weg: nach Banderbach führend, 1959 so benannt.

Bank für Gemeinwirtschaft A.G. Die Fürther Filiale wurde 1966 gegründet.

Bärengäßchen: ein Straßenname, der nach hiesigem Sprachgebrauch .„Bärengäßlein" heißen müßte. Benannt nach dem Burgfarrnbacher Wirts­ haus „zum Bären".

Bärenhöflein, alte Bezeichnung für Marktplatz 8. Lit.: Friedrich Marx, Fürth in Vergangenheit und Gegenwart, Fürth 1887, S. 300.

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Barfuß, George, Lehrer und Komponist, geb. 16. Aug. 1809 in Fürth, hier gest. 8. April 1862: ein Volksschullehrer, der sich große Verdienste um das Musikleben Fürths erworben hat. Er wirkte als Organist und Diri­ gent der Gesangvereine „Eintracht" und „Liedertafel" und komponierte Lieder, das Tonwerk „Schlachtgemälde" und das Melodrama „Der Brand von Hamburg" (1842).

Barthelsgäßlein: eine Gasse vom Grünen Markt zum Angerberg, die bis 1899 bestand. In diesem Jahr wurde das Schmerlersche Haus am Grünen Markt, das dort stand, wo jetzt die 7 Angerstraße in den Grünen Markt mündet, niedergerissen. Baßlatang s. Z paßlatang. Batzenhäusla s. T Wirtshäuser.

Bauamt, städtisches. Die Ecke Rudolf-Breitscheid- und Kirchenstraße wird vom städt. Bauamt gebildet. Das Haus wurde im August 1956 bezogen. Bauer. In der Rangordnung der Fürther Steuerzahler (bis 1792) steht der Bauer an oberster Stelle. Er darf zwölf Kühe, zwölf Schweine, fünfzig Schafe und sechs Gänse halten; s. a. T Paßmann, T Köbler, T Beständner. Wenn die Gemeinde eine Umlage erhebt, zahlt der Bauer die volle Steuer. Lit.: Adolf Schwammberger, Flurumgehungen, in: Fürther Nachr. 3/4. Jan. 1959. Bauer, Anna Johanna Babette, geb 23. Sept. 1866, gest. 17. Febr. 1939, Vorsitzende des Vereins Z „Treu-Fürth", eine leidenschaftliche Ver­ fechterin der Selbständigkeit Fürth; s. a. Z Eingemeindung. Bauer, Dr. Bernhard, Stadtschulrat in Fürth von 1893 bis 1912. Er wurde am 2. März 1857 in Bamberg geboren und starb am 14. November 1913. Während der Zeit seines Wirkens hat sich die Zahl der Fürther Lehr­ kräfte fast verdoppelt, mehrere Schulhäuser wurden errichtet (an der Pfisterstraße 1899, an der Schwabacher Straße 1901, an der Pestalozzistraße 1906, an der Frauenstraße 1909). An die Stelle der Sonntagsschule trat die T Fortbildungsschule, das 8. Schuljahr wurde für Knaben eingeführt, Hilfs­ schulklassen wurden eingerichtet, ein Schularzt wurde angestellt, die T Schulzahnklinik entstand. Dr. Bauer hat auch die Organisation der städt. Höheren Mädchenschule und der T Handelsschule ausgearbeitet. Bauer, Theodor Emil: Apotheker, ein hochverdienter Heimatkundler. Er wurde am 2. November 1865 in Nürnberg geboren (sein Vater war Apothekenbesitzer in Ebensfeld Ofr.). Nach dem Studium der Pharmazie verbrachte er die ersten Berufsjahre in Blaubeuren (1892), Weißenburg (1893), Stuttgart (1894), Möhringen bei Stuttgart (1895) und Blaubeuren (bis 1897). Dann war er in Augsburg und, von 1904 an, in Isny als Apo­ thekengehilfe tätig. Später wirkte er in Göppingen. 1910 übernahm er die neuerrichtete Paulsapotheke in Fürth. Überall, wo er wohnte, erschloß er sich seine neue Heimat botanisch und geologisch. So tat ers auch in Fürth, wo ihm besonders der T Fränkische Albverein Raum für sein geo­ logisches und botanisches Wirken bot. Er starb am 8. April 1931. Der „Theodor-Bauer-Weg", ein Wanderweg von Fürth über die Alte Veste, Ammerndorf, Heilsbronn, Windsbach, Wolframs-Eschenbach-Ornbau, Ar-

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berg zum Hesselberg und nach Nördlingen, wurde vom Fränkischen Alb­ verein zu seinen Ehren benannt. Die Theodor-Bauer-Gedächtnis-Tafel am Weg zur Alten Veste erinnert ebenfalls an ihn. Er schrieb die „Flora des Oberamtes Blaubeuren", einen „Botanischen Führer von Isny", ein Büch­ lein „Der Staffelberg" und „Geologisch-botanische Streifzüge in die Um­ gebung von Fürth". Lit.: Karl Schmidt, Apotheker Theodor Bauer, ins Fürther Heimatblätter 1939, 3. /g. Nr. 5/6.

Bäuerin: Flurname; Bezeichnung für eine Wiese, die an der Rednitz, in der Nähe des heutigen Käppnersteges, lag. Der Name ist wohl von einem Besitzer namens Bauer abgeleitet; er wird 1529 genannt. Quelle: Bamberg Staatsarch., Rep. B 80, Nr. 1269, Bl. 87.

Bauerngasse: die heutige Z Gustavstraße; ihr Name ist seit dem 16. Jahr­ hundert bezeugt. Hier stellten die Bauern ihre Fuhrwerke ab und sie kehr­ ten hier ein, wenn sie den Fürther Markt besuchten. 1827 wurde sie in T„Gustavstraße" umbenannt. Bauernwappen. Das Bauernwappen mit Pflugschar und Sech findet sich an der Seitenaußenwand eines Bauernhausrestes im Hof Heiligenstraße11; beigefügt sind die Buchstaben C. H. M. (vermutl. Conrad Hofmann). Es findet sich auch am Hausgiebel Ronhofer Hauptstraße 310 und an den beiden Häusern des Hofes Ronhofer Hauptstraße 200: 1) ,,J(akob) H(öfler) 1822" und 2) „1755". Außerdem in. Oberfürberg, Oberfürberger Straße 13 („G. P. 1764" und Bauernwappen). S. Z Hausinschriften. Baugenossenschaften: s. Z Bau- und Siedlungsgenossenschaft eGmbH, Z Bauverein Fürth eGmbH, Z Eigenes Heim" eGmbH, Z Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mbH der Stadt Fürth, Z Gemeinnützige Woh­ nungsgenossenschaft Fürth eGmbH, Z Gemeinnützige, Baugenossenschaft „Volkswohl" GmbH. Bauhof, städtischer. Die Stadt unterhielt bis 1928 an verschiedenen Stellen der Stadt, z. B. an der Flößaustraße, am Güterbahnhof, im Rathaus, an der Billinganlage, im alten Gaswerk und an der Kiderlinstraße ihre Baulager, Geräte- und Fahrzeugschuppen. 1925 genehmigte der Stadtrat die Anlage eines einheitlichen Bauhofes an der Waldstraße. Er konnte 1928 in Betrieb genommen werden.

Baum, Willi, Kunstmaler. Er wurde als Lehrersohn (seine Mutter war eine Freiin von Bibra) am 10. 4. 1899 in Fürth geboren. Nach der Fürther Volks- und Realschule besuchte er drei Jahre lang die Städtische Kunstschule in Nürnberg. Seine Lehrer waren hier Gradl, R. Schiestl, Körner und Selzer. Anschließend studierte er noch zwei Jahre lang an der Bayer. Staatlichen Kunst-Akademie. Er schuf Aquarelle, Ölbilder und be­ herrschte meisterhaft den Holzschnitt und die Bleistift- und Kohlezeich­ nung; er wußte den „spitzen Stift" zu führen. Auch das Plakat und Mauer­ fresken gehörten zu seinem künstlerischen Bereich, auch die Hinterglas­ malerei. Am 19. 4. 1945 starb er in Hahnhof bei Altdorf; er wurde in Feucht begraben. Die Stadt Fürth besitzt von ihm das Gemälde „Alte Mühle bei Fürth".

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Bäumfeldweg: Straßenname, nach der Flurbezeichnung „Im Baumfeld" (Benennung 1953). Bauschinger, Julius, Astronom. Er wurde am 28. 1. 1860 in Fürth geboren, studierte in Berlin und München und habilitierte sich 1888 an der Universität München. 1896 wurde er Professor in Berlin und 1909 Direktor der Sternwarte Straßburg. 1920 rief man ihn als Ordinarius nach Leipzig; hier wirkte er zugleich als Direktor der Universitätssternwarte. Er starb in Leipzig am 21.1.1934. Lit.: Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft, Berlin 1930, Bd. 1 S. 79. Briefliche Mitteilungen des Universitätsarchivs Leipzig.

Bau- und Siedlungsgenossenschaft e.G.m.b.H. an der Heilstättenstraße. Sie wurde am 16. 8. 1948 von Karl Slama, Josef Stieber, Walter Kreitschmannu. a. gegründet, besonders im Hinblick auf die große Wohnungsnot der Flüchtlinge.

Bauverein Fürth eGmbH. Er wurde 1898 gegründet. Der Zweck des Unter­ nehmens ist der Bau, die Erwerbung und die Betreuung von Klein­ wohnungen. Bayerische Bank für Handel und Industrie, s. Z Dresdner Bank. Bayerische Disconto- und Wechselbank, s. Z Bayer. Hypotheken- und Wechsel-Bank. Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank, Filiale Fürth. Der Bayerischen Hypotheken- und Wöchsel-Bank ging eine Filiale der Bayerischen Dis­ conto- und Wechsel-Bank voraus, -die 1919 durch Übernahme des alten Fürther Bankhauses Nathan & Co begründet wurde. 1923 wurde die Filiale (wie alle anderen Filialen der Bayerischen Disconto- und Wechsel-Bank) von der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank übernommen. Lit.: Leo Schuster, Geschichte der Fürther Bankwirtschaft, in: Fürther Heimat­ blätter NF 13, ]g. 1963, Nr. 6.

Bayerische Staatsbank, s. 7 Staatsbank. Bayerische Vereinsbank. Die Fürther Filiale wurde 1910 gegründet. Lit.: Leo Schuster, Geschichte der Fürther Bankwirtschaft, in: Fürther Heimat­ blätter NF 13. fg. 1963, Nr. 6.

Bayerisches Rotes Kreuz, s. Z Kolonnenhaus der Freiwilligen Sanitäts­ kolonne. Der Frauenverein vom Roten Kreuz wurde am 1. 8. 1870 ge­ gründet.

Bayernstraße: Eine Straße, die von der Nürnberger Straße nördlich und sich von da im rechten Winkel zur Z „Quellenstraße" zog, wurde 1912 so benannt. Beamtenbaugenossenschaft s. Z Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft Fürth e.G.m.b.H. „Beamtensiedlung" = Beamtenbaugenossenschaft Fürth e.G.m.b.H., s. Z Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft Fürth e.G.m.b.H.

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Bebel, August, sozialdemokratischer Politiker, geb. 22. 2.1840 in KölnDeutz, gest. 13. 8. 1913 in Passugg (Schweiz), seit 1864 Drechslermeister in Leipzig, seit 1861 in der deutschen Arbeiterbewegung, 1867 Vor­ sitzender der deutschen Arbeitervereine, 1869 Mitbegründer der SPD, Reichstags- und sächsischer Landtagsabgeordneter, Verfasser vieler Schrif­ ten. Am 9. 11. 1869 sprach er im „Grünen Baum" über „Streben und Ziele der sozialdemokratischen Arbeiterpartei", am 13. 4.1881 im Weißengarten über die politischen Zustände Deutschlands. In seinem Buch „Aus meinem' Leben" hrg. von Karl Kautsky, Stuttgart 1914, 3. Teil, S. 144 ff. schildert er, wie er 1882 mit Erlaubnis des Magistrats in Fürth eine Volksversammlung abgehalten und wie daraufhin die Regierung dem Fürther Magistrat für eine Weile die Handhabung des Vereins- und Versammlungsrechtes entzogen habe. Bebel war Fürther Reichstagskandidat und sprach auch in der Folgezeit wiederholt in Fürth. Beck, Simon, Goldpapiermacher. Er ist 1732 in Fürth nachweisbar. Quelle: Fürth Pfarramt St. Michael, Taufreg. 5. 6. 1732.

Beck, Ulrich Sebastian, Goldarbeiter. Er ist in Fürth seit 1748 nachweisbar; am 4. Mai 1771 wurde er hier (53jährig) begraben. Quellen: Fürth Pfarramt St. Michael, Taufregister 2. 11. 1748, Sterberegister 3. 11. 1749, 12. 4. 1756, 30. 6. 1757, 7. 5. 1758, 1. 12. 1759, 6. 8. 1762, 5. 7. 1763, 9. 6. 1764, 4. 5. 1771, Lebensläufe 4. 5. 1771. Beeg, Ernst, II. bürgerlicher Bürgermeister (geb. 1841, gest. 1920). Als Theodor Z Kutzer I. Bürgermeister in Fürth wurde, wünschte er einen II. Bürgermeister an seiner Seite; diese Stelle war seit 1863 nicht mehr be­ setzt worden. Sie wurde nun am 6. 11. 1901 dem Rechtsrat Ernst Beeg übertragen. Beeg war am 8. 5. 1873 als Assessor in den Dienst der Stadt getreten und wurde einige Monate später (26. 8. 1873) bereits rechts­ kundiger Magistratsrat. Als II. Bürgermeister wirkte er von 1901 bis 1911. Man ehrte ihn mit dem Titel Hofrat. Siebzigjährig trat er in den Ruhestand, den er in Nürnberg verlebte. Seine Domäne war das städtische Finanz-, Kassen- und Stiftungswesen, die Vermögensverwaltung; aber auch das Wasserwerk, Verkehrswesen und die Armenpflege waren ihm anvertraut. Er galt als „strenger Mann". Quelle: Fürth Stadtarchiv Fach 130 Nr. 37.

Beeg, Johann Kaspar, hochverdienter Schulmann und Förderer des Gewerbewesens. Er wurde am 4. 10. 1809 in Nürnberg als Sohn eines Seifensieders geboren. Der Magistratsrat Z Campe regte an, den hochbegabten Knaben, der die Armenschule besuchte, auf städtische Kosten ausbilden zu lassen (was z. T. geschah). Seine nächsten Lebens­ stationen waren: Absolvierung des Lehrerseminars Altdorf 1828, Lehrer in Nürnberg (1828/30) und München (1830/34; er leitete eine Privat­ schule), Schulinspektor im Regentschaftsrat für den minderjährigen König Otto von Griechenland, Hauslehrer und Privatsekretär des Grafen Armansperg, 1839/41, Studium der Chemie und Naturgeschichte am Poly­ technikum in München, Erzieher im Hause des Grafen Rechberg-Rotenlöwen in Dorndorf bei Geislingen (Wttbg.), 1844 Promotion zum Dr. phil. in Erlangen.

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Seit Juni 1844 wirkte er an.der Gewerbeschule in Fürth, deren Leitung er ein Jahr später übernahm. Unter seiner Fürsorge erblühte die Schule; sie wurde 1849 in eine „Gewerbe- und Handelsschule" umgewandelt. Er war 1861/641. Vorstand des Z Gewerbevereins. Die Verpflanzung der Stahl­ brillenfabrikation aus Frankreich nach Fürth und die Einführung der silber­ belegten Spiegel sind ihm zu verdanken. 1851 berief ihn die bayerische Regierung als Mitglied einer technischen Kommission zur Londoner Industrie-Ausstellung, 1854 gehörte er der Leitung der Deutschen Indu­ strieausstellung in München an, 1855 war er bayerischer Kommissar bei der Pariser, 1862 bei der Londoner Industrieausstellung. Die Fürther Ge­ werbezeitung betreute er von 1857 an als Schriftleiter. Für die Einführung der Gewerbefreiheit trat er in seiner Broschüre „Reformfrage des Ge­ werbewesens" (1860) ein. Zusammen mit Pfarrer Kraußold richtete er eine höhere Mädchen­ lehranstalt ein, er veranlaßte, daß ein städtischer Turnplatz, eine Schwimmschule und eine Mädchenturnschule geschaffen wurden. Er sorgte für die entlassenen Sträflinge und wirkte in anderen gemeinnüt­ zigen Einrichtungen mit. 1864 wurde Dr. Beeg als Gewerbekommissar nach Nürnberg berufen. Fürth verlieh ihm das Ehrenbürgerrecht; Orden und Dankadressen wur­ den ihm zuteil. Er starb in Nürnberg am 27. Dezember 1867. Lit.: Skizzen aus dem Entwicklungsgang und den Erlebnissen Dr. Johann Kaspar Beegs. Nürnberg 1867. - ]. K. Hohenberger, Dr. Johann Kaspar Beeg, in-, Frk. Kurier, 26. 1. 1927, Nr. 25. - H. Danschacher, Geschichte des realisti­ schen Schulwesens in Fürth, Fürth 1933. Beer, Johann Heinrich, Arzt. Er wurde am 24. 6. 1742 als Sohn eines Bürgermeisters und Kaufmanns in Lobenstein bei Schleiz in Thürin­ gen geboren. In Schleiz besuchte er die Schule, in Jena studierte er Medi­ zin bei den Professoren Fassel und Kaltschmidt, in Erlangen bei Isenflamm; hier wurde er am 8. 4. 1766 zum Dr. med. promoviert. Am 10. 5. 1766 begann er in Fürth „mit Glück und Ruhm" zu praktizieren. Er heiratete die Fürther Kaufmannstochter Maria Dorothea Holzmann. Als er am 2. 6. 1775 gestorben war, rühmte ihn der Geistliche als geschicktesten und erfah­ rensten Arzt „in und außer unserm Flecken" und als beliebtesten und belobtesten Medicus. Quelle: Fürth Pfarramt St. Michael, Sterbereg.

Beethovenstraße: Straßenname; Komponist Ludwig van Beethoven (17701827); 1956 so benannt. Behringer, s. Z Beringer.

Beim Haderlach: Straßenname, nach der dortigen Forstabteilung genannt (1962). Beim Knorr: Straßenname, nach dem Bauernhof der Familie Knorr (Burg­ farrnbach) gewählt.

Benda, Louis: ein bedeutender Chemiker, am 30. 1. 1873 in Fürth geboren. Die Familie übersiedelte 1855 nach Zürich und erwarb die

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Schweizer Staatsangehörigkeit. Louis Benda studierte in Zürich Chemie. Er wirkte späterhin als stellvertretender Direktor der I. G. Farbenindustrie und Leiter der pharmazeutischen Abteilung der Firma Leopold Cassella & Co. und war langjähriger Mitarbeiter Paul Ehrlichs. 1932 wurde er Profes­ sor an der Universität Frankfurt a. M. 1930-34 war er Direktor der Farb­ werke Höchst. Wegen seiner jüdischen Abstammung mußte er dort aus­ scheiden. Er lebte bis 1939 in Frankfurt am Main. Dann übersiedelte er nach Zürich. Er starb hier am 22. 7. 1945. - Louis Benda war maßgeblich an der Erfindung des Salvarsans beteiligt. Besonders bekannt wurde er als Erfinder des Panflavins. Lit.: Heinrich Ritter, In memoriam Louis Benda 1873-1945, Weinheim, Verlag Chemie 1956.

Bendit. Stifterfamilie. Anläßlich des 100jährigen Geschäftsjubiläums der Firma Seligmann Bendit und Söhne errichteten die Teilhaber Lippmann und Carl Bendit 1898 mit 10 000 Mark die „L u. C. Bendit'sche Stiftung" zur Unterstützung bedürftiger Arbeiter (besonders der Spiegelindustrie). Leopold, Sigmund, Hermann und Meyer Bendit errichteten 1903 die „Jeanette Bendit'sche Wohltätigkeitsstiftung" für verschämte Arme. Von London aus errichteten 1901 Siegfried, Max und Louis Bendit die „Carl Bendit'sche Wohltätigkeitsstiftung" für verschämte Arme. K. Bendit errich­ tete 1897 die „Fanni C. Bendit'sche Stiftung" für arme Witwen in Fürth. Lit.: Peter Bezold, Die Entwicklung der Stiftungen für die Stadt Fürth in Bayern, Mskr. 1959 in der Stadtbibliothek Fürth. Benditstraße: s. T Bendit. Zunächst hieß eine wieder aufgelassene Straße, abzweigend von der Höfener Straße, Benditstraße. Die heutige Bendit­ straße trägt ihren Namen seit 1913.

Benno-Mayer-Straße: s. T Mayer, Benno.

Berg: Unter dem „Berg" verstand man im alten Fürth das hohe Ufer­ gelände am linken Pegnitzufer, von der Dooser Brücke bis zur heutigen Ludwigsbrücke. Bergbräu W. L. Mailaender, s. T Bierbrauereien. Bergstraße: Straße, die über den T Gänsberg, auch Badberg genannt, führt. S. a. T Bad.

Bergstraße 3: mit der Wirtschaftsgerechtigkeit „zum goldenen Rößlein" (1778. ff.). Lit.: Gottfried Wunschei, Alt-Fürth, 4. Bd. (Mskr.), 1940.

Bergstraße 29: früher Gasthaus zu den drei Hacken, dann „Wassermungenauer Bräustübl". Lit.: Gottfried Wunschei, Alt-Fürth 4. Bd. (Mskr.), 1940. Bergwacht - Bereitschaft Fürth, Ortsgruppe Fürth, selbständig seit 1946. Sie ist dem Z Bayer. Roten Kreuz angeschlossen und pflegt das Berg­ steigen, Skifahren, den Rettungsdienst und den Pflanzenschutz. Der Übungsraum befindet sich im 7* Kolonnenhaus.

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Beringer, Lucas Friedrich. Erzgießer. Das Bronzeepitaph an der südl. Langhauswand in der T Kirche St. Peter und Paul in Poppenreuth, das dem Pfarrer Gustav Georg Zeltner (gest. 1738) gewidmet ist, stammt aus seiner Werkstatt.

Berlichingen, s. Z Götz von Berlichingen.

Berlin, Wilhelm. Die Kaufmannswitwe Pauline Berlin stiftete 1890 zum Andenken an ihren am 9. 11. 1889 verstorbenen Mann Wilhelm Berlin die „Wilhelm Berlin'sche Unterstützungsstiftung" zur Unterstützung bedräng­ ter Familienoberhäupter. Die Stiftung wurde 1949 aufgehoben. Berlinstraße: s. T Berlin, Wilhelm; 1902 wurde nach dem Stifter Berlin eine Straße benannt, die wieder aufgehoben wurde; die jetzige Berlin­ straße erhielt ihren Namen 1925. Bernbacher Straße: nach der Ortschaft Bernbach führend.

Bernet, Fritz, ein Schauspieler des Volkes. Er kam am 18. 12. 1885 in Fürth zur Welt und begann 1905 seine Bühnenlaufbahn in einer „Schmiere" in Kolbermoor (Oberbay.). Dann nahm er Unterricht bei Ferdi­ nand Martini (Schauspielhaus Nürnberg) und schloß sich wieder einer Wanderbühne an. Er war dann in Ingolstadt engagiert und nach einigen Zwischenstationen wurde er ans Stadttheater Nürnberg (1915) engagiert. Hier und am Fürther Stadttheater wirkte er als einer der populärsten Schau­ spieler und als unvergeßlicher Komiker von Nürnberg-Fürther Art; seine Glanzrolle war der „Frosch" in „Fledermaus". Er starb am 10. 5. 1960. Am 10. 5. 1966 wurde im Stadtpark die Büste Fritz Bernets, geschaffen von dem Fürther Bildhauer Philipp T Siebenkäß, enthüllt. Bernstein, Max, Jurist und Schriftsteller, geb. 12. 5. 1854 in Fürth. Er war seit 1881 in München als Rechtsanwalt tätig und erwarb sich einen großen Namen im Sozialisten-Prozeß, in den Harden-Prozessen, in den literarischen Prozessen gegen Ludwig Thoma, Paul Lindau, im Fuchsmühler Prozeß. Er verfaßte mehrere Volksstücke und Lustspiele. Mit Oskar Blu­ menthal zusammen schrieb er das vieraktige Milieu-Lustspiel „Mathias Gollinger", in dem das goldene Herz der Münchener über die vornehmen Berliner siegt. Fast 20 Jahre lang wirkte er als Kritiker der „Münchener Neuesten Nachrichten". Seine Frau Elsa, geb. Porges schrieb unter dem Pseudonym Ernst Rosmer den Text für Humperdincks „Königskinder". Er starb im März 1925 in München.

Berolzheimer, Emil, Sohn Heinrich T Berolzheimers, durch Stiftungen mit seiner Vaterstadt verbunden. Berolzheimer, Heinrich: Er war der Mann, der für die Fürther Erwachse­ nenbildung ein Heim schuf. In Fürth erblickte er am 6. 9. 1836 das Licht der Welt.

Den ersten Unterricht genoß er bei Professor End in Fürth, später besuchte er die Handelsschule in Nürnberg. Dann erlernte er 1851 bis 1854 den kaufmännischen Beruf bei der Firma Leopold lllfelder in Fürth und trat schließlich 1855 in die Banklehre bei Adolph Meyer-Hannover.

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1859 starb sein Vater im Alter von 49 Jahren (auch die Mutter, ge­ boren 1814, starb verhältnismäßig früh: 1867). Der junge Kaufmann trat nun an die Stelle des Vaters: der hatte gemeinsam mit lllfelder 1856 eine Bleistiftfabrik gegründet. Das Unternehmen war geglückt; bald erfreute sich die Firma einer besonders lebhaften Ausfuhr nach Amerika. Als sich jedoch die Vereinig­ ten Staaten (nach dem Sezessionskrieg) durch hohe Einfuhrzölle der frem­ den Erzeugnisse zu erwehren suchten, mußte ein neuer Weg gefunden werden: Heinrich Berolzheimer begab sich 1868 nach Amerika und grün­ dete in New York die Eagle Pencil Co., zusammen mit Leopold und Josef lllfelder, Josef Reckendorfer und Martin Berolzheimer. Er wiederholte seine Reisen, um den Ausbau der Niederlassung zur Zweigfabrik zu för­ dern und es gelang ihm, sie zu einem der bedeutendsten Unternehmen der Bleistiftbranche in den Vereinigten Staaten zu machen. Nachdem die lllfelders und Martin Berolzheimer aus dem Unternehmen ausgeschieden waren - Josef Reckendorfer war 1882 gestorben - entfaltete sich Heinrich Berolzheimer als Alleininhaber. Er hatte 1862 Karolina Schnebel geheiratet; aus der Ehe waren vier Söhne (von denen einer im Kindesalter verstarb) und eine Tochter hervor­ gegangen. Die Söhne Emil und Philipp nahm der Vater ins Geschäft. Von 1886 bis 1888 wohnte er in New York. Sobald der älteste Söhn selbständig arbeiten konnte, zog sich Hein­ rich Berolzheimer wieder in die alte Heimat zurück; allerdings hielt ihn Fürth nicht lange; er übersiedelte 1889 nach Nürnberg. Dort gründete er auch wieder eine Firma. Nun entfaltete er, zugleich unterstützt von seinen Söhnen Emil und Philipp (die Ende der neunziger Jahre das New Yorker Geschäft endgültig übernahmen), eine reiche philanthropische Tätigkeit. Er hatte erkannt, daß es nicht genügt, von Kultur- und Kunstpflege nur in schönen Worten zu reden, sondern daß man ihnen den Raum schaffen müsse, in dem sie sich entfalten können. Daher stiftete er 1904 das T Berolzheimerianum in Fürth, das mit seiner Volksbücherei, der Lesehalle und den Vortragsräumen zu einer idealen Pflegestätte der Erwachsenenbildung wurde (die Stiftungsurkunde bestimmt ausdrücklich, daß das Haus keinem politischen Zweck dienen dürfe). Heinrich Berolzheimer stellte übrigens auch einen Teil der Geldmittel für das Künstlerhaus (eröffnet 1910) in Nürnberg zur Verfügung, und, was noch bedeutender ist: er stiftete die Mittel für die Errichtung des Luitpoldhauses (eröffnet 1911). Es sollte, wie das Berolzheimerianum in Fürth, den Volksbildungszwecken dienen (auch dem ärztlichen Bezirksverein).

Das Aufblühen der von ihm geschaffenen Einrichtungen konnte er nicht mehr erleben; er starb am 15. 4. 1906 in Nürnberg. 1895 hatte man ihn mit dem Titel Kommerzienrat geehrt, 1904 war er T Ehrenbürger in Fürth, 1905 Ehrenbürger in Nürnberg geworden. Lit.: Michael Berolzheimer, Heinrich Berolzheimer, Industrieller und Philanthrop (1836-1906), in: Lebensläufe aus Franken, Bd. II S. 25.

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Berolzheimer, Philipp, Sohn des Heinrich T Berolzheimer, geb. 1867, durch Stiftungen mit seiner Vaterstadt verbunden. Berolzheimerianum. Das Haus Theresienstraße 1 ist das Berolzheimerianum. Es ist die Stiftung eines der bedeutendsten Wohltäter unserer Stadt: des Kommerzienrats und Ehrenbürgers der Städte Fürth und Nürn­ berg Heinrich T Berolzheimer, der zusammen mit seinen Söhnen Emil und Philipp T Berolzheimer (New York) 223 000 M zur Verfügung stellte.

Die Anregung zur Errichtung des „Berolzheimerianums" war von dem ideenreichen I. Bürgermeister Theodor T Kutzer gekommen, der einen Volksbildungsdienst ins Leben gerufen hatte. In der Stiftungsurkunde heißt es: „Im Jahre 1906 werden es hundert Jahre sein, daß die Stadt Fürth mit dem Königreich Bayern unter dem segenbringenden Zepter des Hauses Wittelsbach vereinigt ist. Aus diesem Anlaß wünschen wir eine Anstalt ins Leben zu rufen, welche der gesam­ ten Einwohnerschaft in Fürth, ohne Ansehen des Standes, der Religion und der politischen Anschauungen zugute kommen soll. Wir bestimmen daher als Zweck unserer Stiftung, bei der hervor­ ragenden Bedeutung, weiche wir der geistigen Fortbildung des Volkes für den Volkswohlstand, für die Volksgesundheit, für die Bildung des Charak­ ters und für die politische Schulung des Volkes beimessen, die Errichtung und die Erhaltung eines Volksbildungsheims in der Stadt Fürth. Das Volks­ bildungsheim soll jedenfalls aufnehmen eine öffentliche, unentgeltlich zu benützende Lesehalle und eine öffentliche, gleichfalls unentgeltlich zu benützende Volksbibliothek, ferner einen größeren Saal, welcher ins­ besondere dienen möge der Veranstaltung von wissenschaftlichen und künstlerischen Vorträgen, auch für Unterhaltungsabende, Konzerte, ferner für Ausstellung künstlerischer und kunstgewerblicher Gegenstände". Der Bau begann im Oktober 1904; den Entwurf (im Jugendstil) lie­ ferte der damalige Fürther Stadtbaurat Otto T Holzer, unterstützt von den Architekten Alfred Ammon und Josef Zizler.

Am 26. 5. 1906 wurde das Haus in Anwesenheit des Prinzen Ludwig von Bayern seiner Bestimmung übergeben; der Stifter war wenige Wochen vorher verschieden.

Das Haus leistet heute wie vor mehr als einem halben Jahrhundert seinen Dienst: es ist die Heimstätte unserer Z Volkshochschule, die hier ihre Kurs- und Vortragsabende abhält; Vereine führen im großen und kleinen Saal Veranstaltungen durch, Konzertabende finden hier statt, ein Lesesaal gibt der Bevölkerung Gelegenheit, sich aus Zeitschriften, Zeitun­ gen und Nachschlagewerken zu unterrichten, und die T Volksbücherei ver­ sorgt jung und alt mit belehrenden und unterhaltenden Büchern. S. a. T Luitpoldstandbild, T Rümann. Ist.: Das Berolzheimerianum in Fürth. Fürth 1906 (Festschrift). Berolzheimerstraße: s. Z Berolzheimer, Heinrich; nach ihm 1907 so benannt.

Berten, s. T In der Berten.

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Berufsschule. Ihr Ausgangspunkt ist die Sonntagsschule; 1810 bildete man je 2 Klassen für Knaben und Mädchen in der Sonntagsschule. Sie wurde nur sehr schlecht besucht. 1824 erstand die Sonntagsindustrieschule für arme sonntagsschulpflichtige Mädchen, die im Nähen, Spinnen, Stricken und Flicken unterrichtet wurden. 1833 richtete die Stadt eine SonntagsZeichnungsschule für alle Handwerksgesellen und -lehrlinge ein, die wegen ihrer Tätigkeit die Gewerbeschule (s. T Hardenberg-Gymnasium) nicht besuchen konnten. 1875 wurde die gewerbliche und die kaufmän­ nische Fortbildungsschule obligatorisch eingeführt. 1913 waren 95 Abtei­ lungen der Fortbildungsschule auf 7 Schulhäuser (der Volksschule) verteilt. Der volle Tagesunterricht war unumgänglich. 1915 wurde der Fortbil­ dungsschule daher das alte Lateinschulgebäude an der Mathildenstraße überlassen. Am 1. 9. 1913 stellte die Stadt ihren ersten hauptamtlichen Fortbildungsschullehrer (Johann Wendel) an. 1912 wurde die Leitung der gewerblichen Knabenfortbildungsschule, der allgemeinen Mädchen­ fortbildungsschule und der kaufmännischen Fortbildungsschule für Knaben in der Hand des Oberlehrers Kaspar Heid vereinigt. 1914 entstand die öffentliche Berufsfortbildungsschule (aufgrund der kgl. Verordnung über die Berufsfortbildungsschulen vom 22. 12. 1913). Die heutige Berufsschule als berufsbegleitende Pflichtschule beruht auf dem Berufsschulgesetz vom 25. 3.1953. S. T Schulhäuser. Lit.: Margarete Murrmann, Die Entwicklung der wirtschaftsberuflichen Schulen in der Stadt Fürth. Diplomarbeit 1958.

Besen- und Kalenderverbrennen. In Unterfürberg werden in der Neujahrs­ nacht (unter Gesang) alte Besen und Kalender verbrannt.

Beständner: einer, der im Bestand, in Miete wohnt; er ist ohne häuslichen Besitz. Die Beständner waren in zwei Klassen geteilt: in Zwölferbeständ­ ner, die 12 Pfg., und Sechserbeständner, die 6 Pfg. jährlich zu entrichten hatten (wenn nicht in der Gemeindeversammlung Sonderbeschlüsse ge­ faßt wurden). Den Beständnern blieb die Gemeindeversammlung meist verschlossen. S. a. Z Hauserli. Betriebsamt, städtisches. Es arbeitet im Hause Theresienstraße 5 seit Juni 1914. S. a. Z Gaswerk, T Straßenbeleuchtung, T Stromversorgung, T Was­ serversorgung.

Bettelvogt. Er hatte die Aufgabe, außer an den Betteltagen keine Bettler in Fürth zu dulden, sondern sie hinauszujagen. Er war der Armenpfleger, hatte das T Armenhaus zu versorgen und die armen Leute darin zu pfle­ gen. Er meldete, wenn ein Hilfsbedürftiger aufgenommen werden wollte. Dem Bettelvogt standen zwei T Almosenpfleger zur Seite. Lit.: Heinz Thomas, Die Verwaltung des Marktfleckens Fürth . . . Erl. jur. Diss. 1954. Betzenmarkt, amtlich Ostermarkt genannt. Er hat sich 1924 ff. mit einigen Verkaufsständen, die Ostergärtlein, Osterhasen und Osterbetzen anboten, auf dem Königsplatz aufgetan. 1927 fanden sich noch 11 Händler ein, 1928 nur noch 8; 1929 fand er zum letzten Mal statt.

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Beutler. Bei Jakob T Feßlein (1604) wird 1 Beutler genannt. 1830 gehören 9 Meister zur Zunft. Quellen und Lit.: Fürth Stadtarchiv Fach 118 Nr. 12. - G. T. Chr. Fronmüller, Chronik von Fürth, 21887 S. 743.

Bezirksamt Fürth s. T Landratsamt. Bezzel, Erhard Christoph, Pfarrer in Poppenreuth, bedeutender Sammler, geb. am 27. Dezember 1727 in Behringersdorf. Er studierte in Altdorf und Jena, wurde Hofmeister in der Familie des Freiherrn Johann Adam Rudolf Karl Ceuder von Heroldsberg, dann Diakon und später Senior bei St. Egidien in Nürnberg und schließlich (1780) Pfarrer in Poppen­ reuth. Er starb am 31. Januar 1801. Eine große Anzahl von theologischen Abhandlungen, Leichenpredigten, genealogischen Schriften, historischen. Aufsätzen hat er hinterlassen. Er besaß eine umfangreiche Noricasamm­ lung; seine Stammbüchersammlung, die sich jetzt im Britischen Museum in London befindet, war wohl die bedeutendste ihrer Zeit. 1795 fertigte er einen Stich der Gegend um Poppenreuth und von Poppenreuth selbst; s. ? Bilder. Er schrieb „Historische Nachrichten von Bärbach bey Neunhof . . ." 1793. Lit.: Karlheinz Goldmann, Der Poppenreuther Pfarrer Erhard Christoph Bezzel 11727 bis 1801) und seine Stammbüchersammlung, in: Mitteilungen des Ver­ eins für Geschichte der Stadt Nürnberg, 47. Bd„ Nürnberg 1956. Biber, Anton Dominicus, Instrumentenmacher, geb. am 29. 7. 1797 als Sohn eines Instrumentenmachers in Ellingen, ließ sich als erster hiesiger Instrumentenmacher 1823 in Fürth nieder. Um die Niederlassungs­ erlaubnis zu erlangen, mußte er einen Flügel herstellen; die Arbeit wurde vom Lehrer T Hätzner und dem Brieftaschenfabrikanten Beils beurteilt. Er heiratete die Fürther Glasbelegerstochter Margaretha Meier und zog 1824 nach Nürnberg. Er brachte es zu hohem Ansehen. Quellen und Lit.: Fürth Stadtarchiv Fach 10 B Nr. 15. - Theodor Wohnhaas, Nürnberger Klavierbauer in der 1. H. des 19. Jhs., in: Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnberg, 54. Bd. 1966.

Biberstraße: Tiername. Benennung 1949. Bibliotheken, s. Z Stadtbibliothek und Z Volksbücherei.

Bien, Hans, Architektur- und Prospektenzeichner, geb. ca. 1590 und gest. 1632 in Nürnberg. Er lieferte u. a. eine Zeichnung von Fürth 1629, die als Vorbild für das Fürther Blatt in Meisners Thesaurus philopoliticus bildete. Eine Nachzeichnung aus der Zeit um 1655 befindet sich in den städtischen Sammlungen Fürth. Lit.: Thieme-Becker, Allg. Lexikon der bildenden Künstler, 4. Bd. Leipzig 1910. - Karl Sitzmann, Künstler und Kunsthandwerker in Ostfranken. Kulmbach 1957.

Bienenstraße: Tiername. Benennung 1949. Bierbrauereien: Viele Häuser im alten Fürth hatten die Braugerechtigkeit. Jakob Z Feßlein (1604) nennt 9 Bierbrauer. 1731 gab es 24 Braustätten in Fürth; aber auch aüs anderen Orten wurde braunes und weißes Bier nach

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Fürth eingeführt: Von der ansbachischen Brauverwaltung in Zirndorf, von der Graf Pückler'schen Braustätte in Burgfarrnbach, von Vach, Feucht, Bruck, Altdorf, Hersbruck, Langenzenn, Schwabach und Pyrbaum. 1814 gab es noch 6 Brauereien, deren Bedeutung in folgender Reihe angegeben wird: Humbser, Burger, Stengel, Reuter, Lederer, Hofmann. Sie brauten weißes Bier. 1873 gab es 5 Brauereien (Geismann, Grüner, Humbser, Mailaender, Seyboth), 1905 5 Brauereien (Aktienbrauerei vormals Gebrüder Grüner, Geismann, Evora u. Meyer, Humbser, Mailaender), 1931 5 Brauereien (Geismann, Brauhaus Nürnberg Abteilung Fürth, Humbser, Mailaender, Grüner; dazu kommt noch die Farrnbacher Weißbierbrauerei in Burgfarrn­ bach). Heute bestehen noch die Brauerei Johann T Humbser (die den Namen einer alten fränkischen Brauerfamilie trägt und die Brauerei Geis­ mann in sich aufgenommen hat), die Grüner Bräu AG (die ihren Ursprung bis in den Anfang des 18. Jahrhunderts zurückverfolgen kann, und deren heutige Bauten an der Rosen-, Garten- und Wasserstraße 1863 entstanden sind) und Bergbräu Mailaender (das 1862 durch Wolf Mailaender gegrün­ det wurde, indem er die 1834 errichtete Stengel'sche Brauerei, RudolfBreitscheid-Straße 14, und die 1729 gegründete Brauerei Timmich an der Baeumenstraße aufkaufte und seinen Betrieb 1883 auf die Schwand ver­ legte). Lit.: Paul Wirsching und Adolf Schwammberger, Fürth eine Industrie- und Han­ delsstadt. Fürth 2. Aufl. 1958. - Franz Xaver Ragl, Fürth und seine Braue­ reien, in.- Bayerische Bierbrauer Nr. 19 1937 20. ]g. Bilder. In der folgenden Reihe sind Gesamt-, Straßen- und Häuserbilder (bis ca. 1900) zusammengefaßt, auch solche, die auf älteren Karten er­ scheinen. Auch Bilder von der Alten Veste wurden aufgenommen, obwohl dieser Bereich zu Zirndorf gehört. I. Gesamtbilder 1563 Wald- und Fraiskarte des Jörg / Nöttelein. Im Stadtarchiv Fürth. 1566/1572 Rundprospekt der Stadt Nürnberg. Er enthält auch Fürth und Poppenreuth. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg. (Lit. Fritz Schnelbögl, Dokumente zur Nürnberger. Kartographie, Nürnberg, Selbstverlag der Stadtbibi. Nbg., = Beiträge zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg Bd. 10, 1966). 1590 Lauf der Pegnitz von Nürnberg bis Fürth. „Der Pegnitzfluß von der Steinernen Prukken underm Thoß bis hinab in die Rednitz, wie solcher mit den Mühlwerken, Wasserrädern und Prucken verpaut," von Paul Pfinzing d. Ä. 1629 „Fürth so durch Johan T Bien den 2. Aprilis ist verzeichnet und ab­ gerissen worden Anno 1629" (= das Vorbild für den Stich in Meisners Thesaurus philopoliticus). Kopie des Blattes aus der Zeit um 1655 im Besitz der Städt. Sammlungen Fürth. 1629 Hominis vita breve tempus. Fuhrt, Nurmb.; Gesamtblick auf Fürth mit dem Nürnberger und dem brandenburg-ansbachischen Wap­ pen, in: Meisners Thesaurus philopoliticus, nach Hans T Bien. 1630 Gesamtblick aus der Vogelschau. „Der Flecken Fürth darin dreyerley herrschafften underthanen als Marggr. Dompröbstisch und

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1634

1705

1705

1705

1705 1705

1705

Nürnberg, wohnen 1630" = (der Flecken Fürth, darin (von) dreierlei Herrschaften (die) Untertanen, nämlich markgräfliche, dompröpstische und nürnbergische wohnen). Zeichnung im Ger­ manischen Nationalmuseum Nürnberg. Plan des Lagers Wallensteins bei Zirndorf, von Hans und Paulus Trexel; er enthält einen Gesamtblick auf Fürth. Im Staatsarchiv Nürnberg.

Grund-Riß des freyen Hof-Markts Fürth samt denen umliegenden Dörffern. Kupferstich von Johann Alexander T Boener, in: Kurzer Bericht . . . 1705. Der Marek Fleckken Fürth wie er von Anfang anzusehen samt dem Brandenburgischen Haus. Kupferstich von Johann Alexander Boe­ ner, in: Kurzer Bericht . . . 1705. Der Marek Fleckken Fürth, wie er von Mitternacht anzusehen. Kupferstich von Johann Alexander Boener, in: Kurzer Bericht . . . 1705. Der Marckfleckken Fürth wie er von Niedergang anzusehen. Kupfer­ stich von Johann Alexander Boener, in: Kurzer Bericht . . . 1705.

In Fürdt die Landstrassen auf Nürnberg (Das Haus von Engelschall). Kupferstich von Johann Alexander Boener, in: Kurzer Bericht . . . 1705. Dombach = Dambach. Kupferstich von Johann Alexander Boener, in: Kurzer Bericht . . . 1705.

1708(1)Poppenreuth 1708. Kupferstich von Johann Alexander Boener, in: Kurzer Bericht . . . 1705. 1708 Prospect der Landschafft vor dem Vestner Thor (in Nürnberg), mit Fürth, Wetzendorf, Poppenreuth, Schnepfenreuth, Thon, Gründlach, Reutles, Buch, Kraftshof, Neunhof, Almoshof, Kleinreuth, Groß­ reuth, Lohe, Ziegelstein. Kupferstich in: „Nürnbergische Hesperides", hrg. von J. C. V(olkamer), Nürnberg 1708 (Bd. I), S. 234.

Fürth (Gesamtbild mit Pegnitz im Vordergrund). Kupferstich in: „Nürnbergische Hesperides", hrg. von J. C. V(olkamer), Nürnberg 1708, Bd. I, S. 242. 1708 Munghoff (= Muggenhof), Schnidling (= Schniegling), Doß (= Doos), Fürth. Kupferstich in: „Nürnbergische Hesperides", hrg. von J. C. V(olkamer), Nürnberg 1708, Bd. I, S. 238. ca. 1720 Gesamtblick auf Fürth, mit Pegnitz- und Rednitzzusammenfluß, St. Michael, Ortskern, Lochners Gartenhaus, von einem unbekannten Zeichner. Zeichnung im Besitz von Konsul Dr. h. c. Z Schickedanz. 1708

ca. 1720 Gesamtblick auf Fürth mit der Pegnitz im Vordergrund, von einem unbekannten Zeichner (dem gleichen wie oben). Zeichnung im Besitz von Buchhändler Erwin Kistner-Nürnberg; ca. 1725 Poppenreuth, eine Stunde von Nürnberg. Kupferstich von J. A. T Delsenbach. 1760

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Fürth Land-Almoß-Amt. Kupferstich von C. M. T Röth, in: Prospekte

aller Nürnbergischen Städtchen, Marktflecken und Pfarrdörfer, accurat abgezeichnet von M. G. Larnpferdtinger, Nürnberg in Verlegung bei Christoph Melchior und Matth. Rot Gebrüdere 1760.

1760 1760

Poppenreuth Land-Almoß-Amt. Kupferstich von C. M. Roth. Burg-Farnbach (Burgfarrnbach) - Land-Almoß-Amt. Kupferstich von C. M. Roth 1759.

ca. 1790 Fürth, Kupferstich von J. C. C(laußner), in: 50 Prospecten von um Nürnberg gelegenen Ortschaften . . . , verlegt bei Johann Trautner in Nürnberg. ca. 1790 Unterfarrnbach, Kupferstich J. Trautner-Nürnberg exc., J. C. Pemsel fec., in: 50 Prospecten usw.

ca. 1790 Ober-Farnbach (= Burgfarrnbach), Kupferstich J. Trautner exc. J. C. Pemsel fec., in: 50 Prospecten us. ca. 1790 Poppenreuth, Kupferstich J. C. Claußner fec., in: 50 Prospecten usw. 1795 Gesamtblick auf Poppenreuth (und Braunsbach, Schnepfenreuth, Wetzendorf, Schniegling, Doos), von Pfarrer E. C. T Bezzel. 1812

Fürth von der Morgenseite, nach der Natur gezeichnet u. radiert von Georg Adam, bei Fr. Campe.

1815

Fürth gegen Osten. Kolorierte Zeichnung von C. Voigt, 8. 8. 1815. Original in den Städt. Sammlungen Fürth.

1815

Fürth gegen Westen. Zeichnung eines unbekannten Künstlers 1815. Original in den Städt. Sammlungen Fürth.

1820

Poppenreuth. Bleistiftzeichnung von Johann Michael Zink. Im Besitz von Tapeziermeister Jakob Zink - Fürth.

Weikershof. Bleistiftzeichnung von Johann Michael Zink, 23. 9. 1820. Im Besitze von Tapeziermeister Jakob Zink-Fürth. 1820 Dambach. Bleistiftzeichnung von Johann Michael Zink. 7. 10. 1820. Im Besitz von Tapeziermeister Jakob Zink-Fürth. ca. 1820 Burgfarrnbach. Bleistiftzeichnung von Johann Michael Zink. Im Besitz von Jakob Zink-Fürth. 1820

1823 1823

Burgfarrnbach. Bleistiftzeichnung von Johann Michael Zink, 6. 9. 1823. Im Besitz von Tapeziermeister Jakob Zink-Fürth. Unterfarrnbach. Bleistiftzeichnung von Johann Michael Zink, 13. 9. 1823. Im Besitz des Tapeziermeister Jakob Zink-Fürth.

ca. 1828 Blick auf Fürth von der Schwand. Farbige Lithographie von Gustav Wilhelm T Kraus nach einer Zeichnung, die Heinrich T Adam 1824 ff lieferte. ca. 1830 Stadt Fürth von der Nordseite (mit Pegnitztal und Kaisersberg im Vordergrund), aquarellierte Zeichnung von T Zwinger. nach 1830 Fürth (Gesamtblick). Nürnberg bei P. C. T Geißler, nach 1830. 1835 Total-Ansicht Fürths von der NW-Seite. Nach der Natur gez. und in Stein graviert von G. C. T Wilder. Steindruck von Ph. T Herrlein in Fürth, und in dessen Selbstverlag zu haben.

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ca. 1835 Fürth (Gesamtblick von Norden). Gez. v. J. G. Höfer in Fürth. Im Besitz der Stadt. Sammlungen Fürth. ca. 1840 Fürth von der alten Veste aus gezeichnet. Verlag der Lithogr. Anstalt von Fr. Scharrer, Nürnberg. ca. 1840 Blick von der Schwand auf die Stadt Fürth. Aquarell von unbe­ kanntem Maler. Im Besitz der Städt. Sammlungen Fürth. 1840/45 Fürth von der Nordseite. Nach der Natur gez. und gest. von G. T Löwensohn. ca. 1850 Stadt Fürth (Blick von der Schwand auf die Stadt mit St. Michael, Rathaus, im Hintergrund die Nürnberger Burg). Kolorierter Stich von Alexander T Marx, ca. 1850. ca. 1850 Fürth von der Nordseite. Lith. u. zu haben bei Ph. Herrlein in Fürth. ca. 1850 Gesamtbild von Fürth, nach Zeichnung von B. Straßberger. 1855 Ansicht der Nordseite der Stadt Fürth nebst dem i. J. 1855 errichte­ ten Denkmal zur Erinnerung an die daselbst früher gestandene Martinskapelle . . . Lith. Druck und Verlag von G. Löwensohn in Fürth. ca. 1865 Fürth von der Westseite (mit Siebenbogenbrücke). Druck und Verlag von G. Löwensohn in Fürth. ca. 1865 Fürth von der Mittagseite. Lithographie Druck und Verlag von G. Löwensohns Kunstanstalt in Fürth. ca. 1865 Burg-Farrnbach, von der Eisenbahn-Brücke aus. Farb-Lith. ca. 1870 Gesamtblick auf Fürth (umrahmt von Einzelbildern Schwabacher Straße - Weinstraße - Friedrichstraße - Hirschenstraße - Rathaus). Stahlstich von C. Rorich u. Sohn Nürnberg, im Verlag von J. H. Licher-Zürich. ca. 1875 Fürth von der Westseite, mit St. Michael und Rathaus und meh­ reren umrahmenden Einzelbildern. Nach der Natur aufg. und lith. v. R(udolf) T Geißler. ca. 1890 Fürth, im Vordergrund das Bahnhofsgelände, industriereiche Straßen. Aufgen. u. gez. von E. Frank, photogr. Pressendruck von Sinsel u, Co. Leipzig-Plagwitz.

II. Straßen und Häuser 1410/20 Die Poppenreuther Kirche auf dem Gobelin mit der Sebalduslegende, im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. ca. 1630 Die St. Michaelskirche und die Kapelle zum Hlg. Grab samt Kirchhofmauer, Aquarell von Benedikt Koeler im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. ca. 1630 Fenster der St. Michaelskirche, Stiftung des Hieronymus T Koeler, Aquarell von Benedikt T Koeler im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. ca. 1690 Prospekt der Doser Brüken, gegen Poppenreut. H. 7* Graff det, J. T Kraus sc.

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1704

St. Michaels Kirch in Fürth samt dem Pfarrhaus, wie sie von Mittag anzusehen. Kupferstich von Joh. Alex. Boener 1704, in: Kurzer Bericht von dem Alterthum und Freyheiten des freyen Hofmarkts Fürth . . . 1705.

1705

Der Marktplatz in Fürth. Kupferstich von Johann Alexander Boener, in: Kurzer Bericht . . . 1705.

1705

St. Michaeliskirche von Mitternacht samt der Capelle zum Heiligen Grab. Kupferstich von Johann Alexander Boener, in: Kurzer Bericht . . . 1705.

,1705

Der Gasthof zum Brandenburgischen Hauss genandt, in Fürth. Kupferstich von Johann Alexander Boener, in: Kurzer Bericht . . . 1705. Der Gasthof zum Blauen Schlüssel. Die Heiligen Gassen an dem Marckt. Kupferstich von Johann Alexander Boener, in: Kurzer Be­ richt . . . 1705.

1705

1705

Die zwey Häusser der alten und neuen Juden Schulen in Fürth, wie sie von aussen her anzusehen, samt ihrer Hochzeiten Versammlun­ gen. Kupferstich von Johann Alexander Boener, in: Kurzer Bericht . . . 1705.

1705

Die Versammlung in der alten Judenschul, wie sie von innen anzu­ sehen. Kupferstich von Johann Alexander Boener, in: Kurzer Bericht . . . 1705.

1705

Der Juden begräbnisse wie sie in Fürth anzusehen. Kupferstich von Johann Alexander Boener, in: Kurzer Bericht . . . 1705.

1705

Eine Jüdische Braut, wie sie in Procession biss an die Schule gehet und hernach samt etlichen Frauen Wechsels weiss mit waskerzen herum tanzet. Kupferstich von Johann Alexander Boener in: Kurzer Bericht . . . 1705.

1705

Das Romingische Gartenhaus bei Fürth. Kupferstich von Johann Alexander Boener, in: Kurzer Bericht . . . 1705.

1705

Das Seyfriedische Gärtenhaus und Weinberger bei Fürth. Kupfer­ stich von Johann Alexander Boener, in: Kurzer Bericht . . . 1705.

1705

Das Lechnerische Gartenhaus bey Fürth. Kupferstich von Johann Alexander Boener, in: Kurzer Bericht . . . 1705.

1705

Fürth alwo die Regnitz und Pegnitz zusammen fliessen. Kupferstich von Johann Alexander Boener, in: Kurzer Bericht . . . 1705.

1705

Prospect der Doser Brücken, gegen Poppenreut. Kupferstich von Johann Alexander Boener, in: Kurzer Bericht . . . 1705.

1705

Prospect der Alten Vestung, wie es von Aufgang anzusehen. Kupferstich von Johann Alexander Boener, in: Kurzer Bericht . . . 1705.

1705

Alte Vestung, wie der Ruin in der Nähe an zusehen. Kupferstich von Johann Alexander Boener, in: Kurzer Bericht . . . 1705.

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1705

Ruinen der von Keysser Carl dem Grossen erbauten St. Martins Capell. Kupferstich von Johann Alexander Boener, in: Kurzer Be­ richt . . . 1705.

1706(1) Abbildung der Juden und ihrer Weiber Trachten in Fürth, 1706. Kupferstich von Johann Alexander Boener, in: Kurzer Bericht . . . 1705. 1708(!) Der Marek in Fürth von Mittag an zusehen, anno 1708, Kupferstich von Johann Alexander Boener, in: Kurzer Bericht . . . 1705.

1708

Die alte Vestung bey Zirndorff. Kupferstich in: „Nürnbergische Hesperides", hrg. von J. C. V(olkamer), Nürnberg 1708 (Bd. I) S. 146 a.

1708

Zusammenfließung der Regnitz und Pegnitz Fluß hinter Fürth. Kupferstich in: „Nürnbergische Hesperides", hrg. von J. C. V(olkamer), Nürnberg 1708 (Bd. I) S. 188 b.

1708

Die Doser Brucken. Kupferstich in: „Nürnbergische Hesperides", hrg. von J. C. V(olkamer), Nürnberg 1708 (Bd. I), S. 207.

1708

Prospect im Lochnerischen Garten. Kupferstich in: „Nürnbergische Hesperides", hrg. von J. C. V(olkamer), Nürnberg 1708 (Bd. I) S. 244 a.

1773

Die Schießstätte Fürth. Schießscheibe im Besitz der Priv. Schützen­ gesellschaft Fürth.

25. 7. 1774 Neujahrsanschießen in der heutigen Wolfsgrubermühle. Schießscheibe im Besitz der Priv. Schützengesellschaft Fürth. 23. 8. 1774 Der Schießstand und der Zusammenfluß von Rednitz und Pegnitz, mit Wasserschöpfrad. Schießscheibe im Besitz der Priv. Schützengesellschaft Fürth. 1776 Schießhaus und Schießhauskirchweih. Schießscheibe im Besitz der Priv. Schützengesellschaft. 22. 6. 1778 Neben Hochzeitsmotiven zeigt sie die Pegnitz mit Holz­ brücke und Mühle. Schießscheibe im Besitz der Priv. Schützen­ gesellschaft. 28. 10. 1778 Die Armen- und Waisenschule. Schießscheibe im Besitz der Priv. Schützengesellschaft. 1786 St. Michaelis Kirch in Fürth, wie sie von Mittag an zu sehen. Kupfer­ stich von Johann Ludwig T Stahl in: Erhard Andreas Saueracker, Ver­ such einer Chronologisch-Diplomatisch-Statistischen Geschichte des Hofmarks Fürth, 1. Theil, Nürnberg u. Leipzig 1786.

1786

1787

1788

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St. Michaelis Kirch in Fürth, wie sie von Mitternacht an zu sehen. Kupferstich von Johann Ludwig Stahl in: E. A. Sauerackers Versuch ... 1. Theil, 1786. Kirche zu (Burg-) Farrenbach von Mittag an zu sehen. Kupferstich von Johann Ludwig Stahl in E. A. Sauerackers Versuch ... 2. Theil, Nürnberg u. Leipzig 1787.

Kirche zu Poppenreuth, von Mittag an zu sehen. Kupferstich von

Johann Ludwig Stahl in: E. A. Sauerackers Versuch ... 3. Theil, Nürnberg u. Leipzig 1788. 1789

Fürther gemeindliche Waisenschule. Kupferstich von Johann Ludwig Stahl nach einer Zeichnung von Elias Oehme, in: R. A. Sauerackers Versuch ... 4. Theil, Nürnberg und Leipzig 1789.

ca. 1790 Die alte Vestung ohnweit Zirndorf. J. Trautner exc. Nürnberg, in: 50 Prospecten von um Nürnberg gelegenen Ortschaften, gezeich­ net und in Kupfer gebracht von Joh. Christoph Claußner, verlegt Johann Trautner in Nürnberg. ca. 1790 Fürther Schießhaus, Kupferstich Joh. Trautner fec., in: 50 Pro­ specten usw.

ca. 1790 Dooser Brücke gegen Poppenreuth . . . eine Stund von Nürn­ berg, in: 50 Prospecten usw. 1793 Fürther Schulhaus, Kupferstich von Friedr. Albrecht T Annert, 1793.

Das Dambacher Schießhaus. Schießscheibe im Besitz der Priv. Schützengesellschaft. 18. 7. 1796 Häuser (vermutl.) der oberen Königsstraße, mit Szene: Beleh­ rung durch den Todesengel. Schießscheibe im Besitz der Priv. Schützengesellschaft. 1799 Prospect der Rednitz-Mühle bey Fürth, in welcher J. J. M. M. der Koenig und die Koenigin von Preußen vom 16. bis 19. Junii 1799 zur Revue-Zeit logirt haben. JMM fecit. 1803 Situationsplan über einige Gegenden und Gärten bey Fürth. Carl Pemsel sc. 1804 Aussicht von Fürth (auf Nürnberg); vermutlich ist die NürnbergFürther Straße dargestellt. Jo Ge Dein del. et sc. 1809 Ansicht der Regnitz Brüke und Mühle zu Fürth von der Schiesanger Seite. (Zeichnung von) Voigt am 7. Juli 1809. Original in den Städt. Sammlungen Fürth. 1810 Die Rednitzbrücke bey Fürth. Zeichnung von Ch. T W(ilder). Im Besitz der Stadtbibliothek Nürnberg. ca. 1810(?) Die Dooserbrücke, Georg Adam del. sc. Nürnberg. 1815 Sächsisches Fuhrwerk (bei Fürth). Nach der Natur gez. und radiert von J. A. T Klein in Nürnberg 1815. 1815 Fürther Schmiede, nach der Natur gezeichnet von J. Chr. Wilder jun., den 14. Nov. 1815. Skizzenbuch im Besitz der Stadtbibi. Nürnberg.

1794

ca. 1815 Der Hochaltar in der St. Michaelis-Kirche zu Fürth. Mit Text: „Dieser Altar wurde im Monat Juli 1815 abgebrochen - warum?" Zeichnung von unbekannter Hand im Besitz der Städt. Sammlungen Fürth. 1817 Feierliche Einführung der ersten Kornfrucht in der Stadt Fürth am 18. Julius 1817. Gezeichnet von Christian Friedrich T Fues, in Um­ rissen radiert und koloriert. 1817 Einführung der ersten Kornfrucht nach der großen Teuerung von

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1816/17. Hinterglasmalerei eines unbekannten Malers, nach der Zeichnung von Christian Friedrich Fues. Im Besitz der Städt. Samm­ lungen Fürth. 1817 „Feierliche Einbringung des ersten Emde Wagen am 18. July 1817". Gemälde eines unbekannten Malers, im Besitz der Familie StrunzFürth. 1819 Frau von Liershof. Bleistiftzeichnung von Johann Michael Zink. Im Besitz von Tapeziermeister Jakob Zink-Fürth. 1. 6. 1819 Einführung der ersten Kornfrucht am 18. 7. 1817 (nach der großen Teuerung); vermutlich von Christian Friedrich Fues gemalt, nach der Zeichnung von 1817. Schießscheibe im Besitz der Priv. Schützengesellschaft Fürth. ca. 1820 Das Haus Königstraße 107: Joh. Gottfried Feldkirchner in Fürth, Gastgeber zur Stadt Nürnberg, empfiehlt sich allem respectiven Reisenden ergebenst und verspricht gut und billig zu bedienen.

ca. 1820 Die Martersäule (an der Würzburger Straße). Bleistiftzeichnung von Johann Michael Zink. Im Besitz von Tapeziermeister Jakob Zink. 1827 Die evangelische Kirche auf dem Friedhof zu Fürth (Auferstehungs­ kirche) mit Plan. Zeichnung von Johann Michael Zink, 9. 2. 1827. Im Besitz von Tapeziermeister Jakob Zink-Fürth. 1828

Auf der Alten Veste; Ruine, Baumgruppen und Kellereingang. Blei­ stiftzeichnung von Johann Sigmund Buchner, Sept. 1828. Im Besitz der Städt. Sammlungen Fürth.

Die katholische Kirche zu Fürth (Zu unserer Lieben Frau). Zeich­ nung und Plan von Johann Michael Zink, 14. 2.1829. Im Besitz von Tapeziermeister Jakob Zink-Fürth. vor 1830 Das untere Schloß (Wasserschloß) in Burgfarrnbach. Ölgemälde eines unbekannten Malers; vor 1830.

1829

Ansicht der Alten Veste von der Nordseite i. J. 1830. Steindruck von Ph. Herrlein in Fürth. 1830 3 Bilder (Lithographien) von der Alten Veste („Schauenburg"), 1830, in: Die alte Feste bei Zirndorf . . . von einem ehemal. Kgl. Bayer. Artillerieoffizier, Fürth 1830. ca. 1830 Blick in die obere Königstraße mit Brandenburger Haus, Schwar­ zem Kreuz und Dreikönig. Ölgemälde eines unbekannten Malers, ca. 1830. Im Besitz der Städt. Sammlungen Fürth. 1831 Die im Jahr 1831 neu eingerichtete Hauptsynagoge in Fürth. G. C. Wilder gez. u. gest. 1831 Die Stadtpfarrkirche zu St. Michael in Fürth. Nach ihrer Erneuerung im Jahre 1831, gez. und gest. von G. C. Wilder. Kolorierter Stich. C. B. Dreykorn scripsit. 1831 Auf der Alten Veste (Kellereingang). Bleistiftzeichnung von Johann Sigmund Buchner-Nürnberg, 1831. Im Besitz der Städt. Sammlungen Fürth. 1830

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ca. 1833 Das Sakramentshäuschen in der St. Michaelskirche in Fürth; im Skizzenbuch von A. C. Reindel (Besitz der Stadtbibliothek Nürn­ berg). 1835 Die Synagoge in Fürth, Zeichnung von T Dorst von Schatzberg (im Besitz der Städt; Sammlung Fürth. 1835

Dampfwagenfahrt von Nürnberg nach Fürth. Zinkographie bei J. J. Lechner. Verlag der J. A. Endterschen Handlung.

1835

Ankunft des Dampfwagens in Fürth. Zinkographie bei ]. J. Lechner in Nürnberg, Verlag der J. A. Endterschen Handlung.

1835

Ansicht der Ludwigs-Eisenbahn; Abfahrt von Nürnberg - Ankunft in Fürth. Holzschnitt eines unbekannten Künstlers.

1835

Total-Ansicht Fürths von der NW-Seite in der Mitte des Blattes; diese Darstellung ist umrahmt von folgenden Motiven: St. MichaelsKirche, Schulgebäude am Kirchenplatz, Blick in die Königstraße, Hospital an der Schwabacher Straße, Kirche zu Unserer Lieben Frau, Reichsches Haus, Cebhardtsches Haus, Synagoge, Theater an der Theaterstraße, Pfarrersgarten, Schießplatz, Auferstehungskirche, Königsplatz, Kgl. Stadtgericht (Amtshaus) nebst einem Teil des Markts, Gustav-Adolf-Straße, Realschule (Königsstraße 76). Nach der Natur gez. und in Stein graviert von G. C. Wilder. Steindruck von Ph. Herrlein in Fürth, und in dessen Selbstverlag zu haben.

ca. 1835 Aussicht auf der alten Feste bey Fürth. Lithogr. Druck. Verlag der Kraußschen Kunsthandlung in Nürnberg. ca. 1835 Die Frauenkirche, aquarellierte Zeichnung im Skizzenbuch des Michael Geiger, im Besitz der Stadtbibi. Nürnberg.

ca. 1835 Denkmal auf der alten Veste (ein Entwurf). Lith. 1836 Altar der St. Michaelis-Kirche in Fürth. Ausgeführt nach der Zeich­ nung von Dir. T Reindel in Nürnberg 1836. Die Figur von Bildhauer W. Braun in Stuttgart. Zeichnung von Eberhard. 1836 Fahrt König Ludwigs I. von Bayern auf der Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth, gez. von Engelhart, gestochen von Wießner. 1836 Auf der alten Veste (Felsengruppe). Bleistiftzeichnung von Johann Sigmund Buchner, 1836. Im Besitz der Städt. Sammlungen Fürth.

1836

Alte Veste (Ruine). Zeichnung von T Dorst von Schatzberg 1836. Im Besitz der Städt. Sammlungen Fürth.

1839

Die Hauptsynagoge in Fürth. G. Löwensohn sculpsit 1839.

ca. 1840 Ruinen von der alten Veste bey Zirndorf. Stich, bei Friedrich T Campe Nürnberg, ca. 1840. ca. 1840 „auf der Fürther Heide", mit Roter Marter und Blick auf St. Michael und Nürnberg, wohl G. C. Wilder.

1842

Ansicht der Frankfurter Straße (Königsstraße), wiedergegeben auf dem Kalender der Endterschen Buchhandlung in Nürnberg 1842, gefertigt in der Leonhard Amersdorfferschen lith. Anstalt in Nürn­ berg.

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1843

Dooser Brück-Kanal, Stahlstich in: 24 pittoreske Ansichten des Ludwig-Donau-Main-Kanals von Alexander Wilhelm Marx, Nürn­ berg 1847.

1845

Alte Veste, gez. u. gest. von J. Poppel, in: Album von Nürnberg, München Georg Franz 1845.

1848

Blick in die Friedrichstraße, Aquarell von Georg Christoph Wilder, 1848.

ca. 1850 Ansicht der alten Veste bei Fürth. Nach der Natur gez. von Georg Christoph Wilder, lith. u. gedr. von F. Kuhn, Nürnberg in der J. A. Endterschen Handlung. ca. 1850 Die katholische Kirche in Fürth. Nach der Natur gez. und gest. von G. Löwensohn. ca. 1850 Die Kreutzung bei Fürth. Stahlstich, G. Löwensohn Kunstanstalt Fürth.

Druck u. Verlag von

ca. 1850 Die evangelische St. Michaelis-Kirche in Fürth. Gez. u. gest. von G. Löwensohn. ca. 1850 Die Fürther Straße, mit der Ludwigseisenbahn, Stich von A. Ditzler u. Friedrich Geißler. ca. 1850 Der Kanalhafen T Wießner.

von

Fürth,

Handzeichnungen

von

Konrad

ca. 1850 Der Dooser Brückkanal, Handzeichnung von Konrad T Wießner.

ca. 1850 Ruinen der von Kaiser Carl dem Großen erbauten St. MartinsKapelle bei Fürth. Lithogr. von G. Schwarz in Ansbach. ca. 1851 Das neue Rathaus in Fürth. Verlag von G. Löwensohn Kunst­ anstalt in Fürth, Alexanderstraße (13). Nach einer Zeichnung von J. C. Kumet, Original in den Städt. Sammlungen Fürth. ca. 1851 Das Rathaus in Fürth. Druck und Verlag von G. Löwensohn in Fürth. ca. 1851 Einzelbilder auf einem Blatt: Die Liebfrauenkirche, das (alte) Krankenhaus, die Synagoge, der Weißengarten, der Ludwigsbahnhof, die Auferstehungskirche, Ansicht vom Ochsschen Garten her (mit Ludwigsbrücke), St. Michael, Muggenhof, Alte Veste. Gez. von K. Kaeppel, lith. von Th. Rothbart in Nürnberg, gedr. von Stadler. 1854

Die Ruine der 1632 zerstörten alten Veste ohnweit Fürth. G. C. Wilder sc. 1854.

1854

Die Alte Veste im Jahre 1854, lith. von G. C. Wilder.

1865

Denkmal der St. Martinskapelle. Lithogr. Gustav Löwensohn.

1868

Schießhaus und Schießplatz. Schießscheibe im Besitz der Priv. Schützengesellschaft.

ca. 1870 Schwabacher Straße - Weinstraße - Friedrichstraße - Hirschen­ straße - Rathaus; Gesamtblick auf Fürth. Stahlstich von C. Rorich u. Sohn Nürnberg, im Verlag von J. H. Locher in Zürich.

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1872

Früherer Hochaltar der St. Michaelskirche in Fürth. Stich von J. Löser-Nürnberg, in: G. T. Chr. Fronmüller, Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1872.

ca. 1875 Fürth von der Westseite, umrahmt von den Einzelbildern Rat­ haus, Staats-Bahnhof, (altes) Krankenhaus, Alte Veste, Synagoge, Liebfrauenkirche, Siebenbogenbrücke. Nach der Natur aufg. und lith. von R(udolf) Geißler. 1876

lOOjähriges Jubiläum der Schießhauskirchweih. Schießscheibe im Besitz der Priv. Schützengesellschaft.

1878

Das ausgebrannte Getreidemagazin und die Auferstehungskirche, 28. 9. 1878. Aquarell von Andreas Gaebelein. Im Besitz der Stadt. Sammlungen Fürth.

1883

Alter Brunnen in Poppenreuth (abgebrochen). Aquarell von C. Voltz (Mai 1883). Im Besitz der Stadt. Sammlungen Fürth.

1885

Hauseingang in Fürth. Zeichnung von C. Voltz, 3. Juni (1885?). Im Besitz der Stadt. Sammlungen Fürth.

1885

Treppenaufgang und Kellereingang an einem Fürther Haus. Aqua­ rell von C. Voltz-Nürnberg 1885. Im Besitz der Städt. Sammlungen Fürth.

1889

Altes Krankenhaus und perspektivische Aussicht zum Projekt einer Unterführung der Schwabacher Straße unter die Staatsbahn in Fürth, Monat Oktober 1889. Im Besitz der Städt. Sammlungen Fürth.

1893

Das 1870 erbaute Schießhaus. Schießscheibe im Besitz der Priv. Schützengesellschaft.

Bildmappen mit je 10 Fürther Motiven lieferten Wilhelm T Funk 1956 und Karl-Heinz T Wich 1966.

Bildhauer und Bildschnitzer. Zu den Bildhauern werden auch jene Arbeiter gezählt, die sich mit der Herstellung von Spiegelverzierungen befassen. Ihre Zahl i. J. 1814: 32 (Fürth Stadtarchiv Fach 125 Nr. 1); s. Z Bösenecker, T Brandhof, T Entres, T Götz, T Hirt, T Jaquin, T Kirchner, T Köpf, T Kost, T Kundinger, T Kunstmann, / Linz, T Männert, T Muggenhöfer, Z Mutscheie, T Rümann, T Sanden, T Schamberger, T Schlott, T Schmidt, T Schüler, T Siebenkäß, T Sommer, Z Ulmer, T Wittmann, T Zech, Z Zeiher, T Zeitler, T Denkmäler und Freiplastiken. Billing, Friedrich Adam, Kaufmann und Weinhändler, geb. 24. 5. 1747 in Winterhausen bei Würzburg, gest. 8. 4. 1824 in Fürth. Er war Mit­ helfer bei der Gründung der Fürther T Aussteuerungs-Anstalt 1798. Sein Wohnhaus: Marktplatz 10. Es trägt das Billingsche Wappen: 2 Dohlen, die einen Ring um den Hals haben. Georg Paul 71 Rieß hat das Wappen zu einer sagenähnlichen Erzählung verarbeitet. Die Billinggruft lag am nordwestl. Abhang des Stadtparks, dort, wo sich jetzt die Milchgaststätte be­ findet.

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Quellen und Lit.: Fürth Pfarramt St. Michael Sterbereg. - Georg Paul Rieß, Das Wappen der Familie Billing, in: Nordbayer. Ztg. vom 28. 3. 1925. Adolf Schwammberger, Von der Fürther Aussteuer-Anstalt, in; Fürther Heimatblätter NF 8. }g. 1958 Nr. 4. - ders., Fürther Sagen. Fürth3 1966. Billinganlage, s. A Grünanlagen u. A Billing, F. A. Billingstraße, s. A Grünanlagen.

Bina, Peter, Maler und Zeichner. Er wurde am 6. 7. 1888 in Fürth ge­ boren. An den Gymnasien in Fürth (1916/17), Pirmasens, Freising, Zwiesel und (seit 1924) in Erlangen wirkte er als Kunsterzieher. Er hat mehrmals Fürther Motive dargestellt. Peter Bina wohnt in Erlangen.

Binder, Jakob Friedrich, 1825-1856, I. Bürgermeister von Nürn­ berg, ein wichtiger Förderer des Ludwigseisenbahn-Projekts. Lit.: s. f' Eisenbahn. Binsensee, im Binsensee. Flurname, der einen mit Binsen bewachsenen Weiher bezeichnet. Er lag unterhalb der Schwand, zwischen der heutigen Billinganlage und dem Heckenweg.

Erwähnungen: „Acker am großen Bühel im Pinzensee" 1576 Mai 23 (Bamberg Staatsarch., Rep. B 80, Nr. 1269, BI. 38) . . . Feld und Wiese „im Pinzensee" 1620 Juli 8 (Bamberg Staatsarch. Rep. 80 Nr. 1269 Bl. 44). Binsenweg: Straßenname, nach dem „zuständigen Flurnamen" gewählt; Benennung 1949.

Birkenstraße: s. 7 Otto-Seeling-Promenade. Bischof, Karl August Leberecht, Rektor an der Armen- und Waisenschule in Fürth. Er wurde 1762 in Neuhausen im sächsischen Erz­ gebirge geboren, war Rektor in Fürth und seit 1813 Beamter im Staats­ schuldentilgungsbüro in München. Er schrieb „Physisch-technologisches Handbuch", I. Teil Musikalische Instrumente, mit Kupfern. Nürnberg 1791. Lit.: Robert Eitner, Biograph. - Bibliographisches Quellen-Lexikon der Musiker. Graz 1959.

Bisloher Weg: zum Ort Bislohe führend; 1958 so benannt.

Bismarckstraße: Reichskanzler Otto von Bismarck, geb. 1. 4.1815 in Schön­ hausen, gest. 30. 7. 1898 in Friedrichsruh. 1907 so benannt.

Bismarckturm, s. A Denkmäler und Freiplastiken. Blainville, „Bildungsreisender" französischer Herkunft, als Protestant durch das Edikt von Nantes nach Holland vertrieben; 1693 wurde er Gesandt­ schaftssekretär der Generalstaaten am Hof zu Madrid; er kam 1697 nach London, wo er Reisebegleiter vornehmer junger Engländer wurde. Der deutsche Herausgeber seiner „Reisebeschreibung durch Holland, Ober­ deutschland und die Schweiz, besonders aber durch Italien", Lemgo 1764, rühmt ihm nach, daß er die englische, französische, deutsche, holländische, spanische und italienische Sprache in fast gleicher Weise beherrscht habe.

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Im Anschluß an seinen Bericht über Nürnberg nennt er (am 26. Juni 1705) Fürth nur nebenbei als den Ort, in dem eine zahlreiche jüdische Bevölke­ rung wohnt, die sich nur unter erschwerenden Bedingungen in der Reichs­ stadt Nürnberg stundenweise aufhalten darf. Lit.: Johann Tobias Köhler, Des Herrn von Blaitiville . . . Reisebeschreibung . durch Holland, Oberdeutschland . . Lemgo 1764. Blanchard, F r a n nicht ganz 59jährig.

Holzmarkt: die alte Bezeichnung für den heutigen „Obstmarkt". Magi­ stratsbeschluß vom 26. Februar 1880: Der bisher Holzmarkt genannte Platz sei seiner jetzigen Bestimmung entsprechend Obstmarkt zu benennen. Holzstraße: Sachbezeichnung „Holz". Hommel, Friedrich, Bezirksgerichtsrat, Liturgiker und Hymnologe, geb. in Fürth 1813, gest. 6. 2. 1892 in Ansbach. Er gab „Geistliche Volks­ lieder aus alter und neuerer Zeit mit ihren Singweisen. Leipzig 1871" heraus. Hopfenpflückerinnenbrunnen, s. T Denkmäler und Freiplastiken.

Hopfenstraße: nach dem Hopfen benannt.

Hornäckerstraße: nach einem Flurnamen „Hornäcker" 1958 benannt.

Hornschuch, Christian Heinrich, Industrieller, Stifter: Er stammte aus Abtswind (geb. 2. März 1838), lernte als Kaufmann, wurde 1860 An­ gestellter der Fürther Firma Weber und Ott, 1861 Schwiegersohn seines Chefs und Teilhaber und 1872 Alleininhaber. 1873 errichtete er in Forch­ heim eine eigene Weberei, um sich von den Heimarbeitern unabhängig zu machen. 1876 verfügte er bereits über 100 Webstühle. Er war ein weit­ blickender, klug unternehmender Mann. 1883 ließ er sein Hauptkontor in der Maxstraße mit der Weberei in Forchheim telefonisch verbinden; damit richtete er das erste Überlandtelefon in Deutschland ein. Die Leitung (den Ludwigskanal entlangführend) diente bis zum Jahr 1921 ausschließlich der Fa. Weber und Ott. Viele Ehrungen wurden ihm zuteil; 1886 wurde er zum Kommerzienrat, 1908 zum Geheimen Kommerzienrat ernannt; vielen Gremien gehörte er an, und er war Ehrenbürger von Weißenstadt (Ofr.) und Forchheim. Unter den vielen Stiftungen, zu denen ihn sein soziales Empfinden veranlaßte, sind viele, die der Stadt Fürth zugute kamen, z.B. für die T Schulzahnklinik (1907 ff.), für die „Heinrich-Hornschuch-Stiftung" (100 000 M), für die Auferstehungskirche und das T Nathanstift. Er starb am 17, Januar 1912. Am 1. Mai 1912 wurde ihm zu Ehren die Promenade­ straße umbenannt. Lit.: Familienarchiv Hornschuch: Die Hausstände von Christian Heinrich Horn­ schuch. Schorndorf 1944. Hornschuch, Fritz, Industrieller, Stifter, Sohn des späteren Geheimen Kommerzienrats Heinrich Z Hornschuch, im Hause Maxstraße 36 am 10. September 1874 geboren. Er wurde Textilingenieur. 1900 trat er in den Kulmbacher Betrieb von Weber und Ott (der Firma seines Vaters) ein. Er

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modernisierte die Kulmbacher Spinnerei von Grund auf, errichtete 1907 in Mainleus ein Zweigwerk, dem er 1910 eine Weberei eingliederte. Er war ein sozial empfindender, fortschrittlich gesinnter Mann: 1906 begann er mit einer planmäßigen Wohnungsbaufürsorge für die Mitarbeiter seines Werkes, und er errichtete die „Fritz Hornschuch-Werk-Stiftung", die (mit 3,1 Millionen Kulmbacher Spinnerei-Aktien ausgestattet) die Altersver­ sorgung langjähriger Betriebsangehöriger sichert. Lit.: Hans Conrad, aus der Geschichte der Kulmbacher Spinnerei. 1954. Familienarchiv Hornschuch, Die Hausstände von Christian Heinrich Hornschuch. Schorndorf 1944. Hornschuchpromenade: 1912 benannt, s. / Grünanlagen.

Horovitz, Schabbatai Scheitel, Rabbiner. Er stammte aus Prag (geb. 1592) und kam 1627 als Rabbiner nach Fürth. 1632 ging er nach Frankfurt am Main und später nach Posen. Während des Aufstandes des Kosakenhetmans Bogdan Chmielnicki, der die Polen und die Juden ver­ folgte, floh er nach Wien. Er starb hier, als Rabbiner, 1660. Er schrieb ein Werk „Wawe ha'amudim", in das er auch eine Bemerkung über Fürth einflocht: Fürth „ist eine kleine Stadt, in meinen Augen aber so groß wie Antiochia, da sich dort hervorragende, scharfsinnige und wissens­ kundige Gelehrte befinden" (er meinte damit jüdische Gelehrte). Lit.: Yomtov Ludwig Bato, Berühmte Fürther Rabbiner im 17. und 18. Jahrhun­ dert, in: Nachrichten für den jüdischen Bürger Fürths 1964.

Hospital, s. Z Krankenhaus. Hubertusstraße: Im Gedanken an den Schutzheiligen der Jäger (1951) be­ nannt. St. Hubertus starb 728 als Bischof von Lüttich.

Hübner, Gabriel, Goldpapiermacher, Goldpapierdrucker. Er wurde am 28. 10. 1783 als Sohn eines Fürther Posamentierers geboren. Er starb zwi­ schen dem 13. 2. 1845 und dem 17. 5. 1846, anscheinend nicht in Fürth. Doch hat er hier gelebt. Quellen: Fürth Pfarramt St. Michael Taufbuch 28. 10. 1783, Sterbereg. 25. 8. 1809, 30. 5. 1815, 6. 2. 1824, 13. 2. 1845, 17. 5. 1846. Humbser. 1) Der Brauereibesitzer Hans Humbser übergab am 8. Juli 1899 im Namen der Erben des Kommerzienrats Johann Humbser dem Stadt­ magistrat Wertpapiere als Grundstock einer Stiftung. Am 12. Dezember 1903 wurde die „Johann Humbsersche Stiftung" der Errichtung eines Jugendspielplatzes gewidmet. Im Sommer 1904 wurde die Anlage (Spiel­ platz und Gebäude mit Unterstandshallen, Wasch- und Geräteräumen) eröffnet. 2) Humbser, Johann Michael, errichtete 1854 eine Dienstbotenstiftung. 3) Humbser, Hans, Geheimer Kommerzienrat, gab 1907 eine Zustif­ tung zum Humbserspielplatz und 1913 eine Stiftung für Arbeits­ lose. S. a. T Humbserlinde.

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4) Humbser, Emmy, geb. 17. 8. 1877, gest. 21. 7. 1954,, Gründerin des T Deutsch-Evangelischen-Frauenbundes; s. T Altersheim. S. T Bierbrauereien, T Flurumgang, T Schickedanz-Konzern.

Humbserlinde. Der T Verschönerungsverein pflanzte sie 1929 in der Nähe des Mädchenhortgebäudes zum Andenken an Geheimrat Hans T Humbser (gest. 21. Febr. 1926), den gebefreudigen Menschenfreund.

Humbserspielplatz: s. T Humbser. Humbserstraße: nach der Familie T Humbser, 1902: „zum Gedächtnis des Bierbrauereibesitzers Johann Michael Humbser, welcher i. J. 1861. eine Dienstbotenstiftung errichtete, und an den Kommerzienrat Johann Humb­ ser + 1898, aus dessen Nachlaß 500 000 M zur Errichtung von Spielplätzen überwiesen wurden." Hummelstraße: nach der Hummel benannt. Hundsschlager, Bezeichnung für den T Schinder, der u. a. die streunenden Hunde erschlug.

Hungersnot, s. T Teuerung. Hutmacher, Hüter. Jakob T Feßlein nennt 1604 2 Hüter. 1731 werden 3 Hüter genannt. 1814 gibt es zwar 5 Hutmacher; aber es geht ihnen schlecht: Fast alle Einwohner tragen Mützen. Die feinen Hüte werden als Mode- und Luxusartikel von der Frankfurter Messe durch die hiesigen Fieranten mitgebracht. Für die Fürther Hutmacher sind die berühmten Erlanger und die bedeutenden Nürnberger Hutmacher schädlich. Quellen u. Lit.: G. T. Chr. Fronmüller, Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1887 S. 743. - Nürnberg Staatsarchiv Ansb. Amtsbeschr. Nr. 30, S. 99 ff. Fürth Stadtarchiv Fach 125 Nr. 1.

Hutstein, s. Z Flurumgang.

Hutweg: vom Flurnamen „Auf der Hut", Hutweide. Hutzelmann, Christian, Dr., Realienlehrer, Betreuer der Z Stadtbiblio­ thek 1868-1895 (gest. 1895). Er ist der Verfasser folgender Bücher: Das Niederwalddenkmal und die Siegespforten Ludwigs XIV. zu Paris. Nürn­ berg 1883. - Deutschlands erste Eisenbahn. Nürnberg 1885. - Die fran­ zösische Invasion in Franken i. J. 1796. Fürth 1888. - Geschichte der Stadt Baiersdorf und des Schlosses Scharfeneck, Programm der Realschule Fürth 1894. Iltisstraße: nach dem Tier (1949) benannt.

Imker-Verein Fürth e. V. Er wurde 1869 zur Förderung der Bienenzucht im Bereich Fürth und Umgebung gegründet und ist dem Verband „Bayer. Imker-Vereinigung" angeschlossen.

Im Lottersgarten: Straßenname nach der alteingesessenen Familie Z Lotter, die seit Jahrzehnten im Besitz des anliegenden Geländes ist (1963).

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Im Stockig: Straßenname, nach dem Flurnamen „Stockig" = der Ort, wo nach dem Roden die Baumstöcke stehen blieben und vermoderten (auch = Stöckicht, Stöckach, auf den Stücken). Die Endung „ig", „icht", „ach" kennzeichnet hier einen Sammelbegriff (wie in Röhricht, Dickicht); also: wo viele Stöcke stehen oder standen. Im Weller: Straßenname (1948) nach der Flurbezeichnung „Im Weller". Im Zennwald: Straßenname (1948) nach einer Flurbezeichnung.

In der Berten, Straßenname, aus dem Flurnamen „In der Berten". Erwäh­ nungen „In der perchtin" 1499 Mai 14 (Bamberg Staatsarchiv, Standb. 3012 Bl. 208 v.) . . . .„in der Berten" 1571 Mai 7 (Bamberg Staatsarchiv Rep. B 80, Nr. 1269, Bl. 16). Vielleicht wie die Wiesennamen „Teuflin", „Bäuerin", „Schopperin" aus Personennamen gebildet, vielleicht aber als „Keilförmiger Acker" zu deuten (Barte-Beil). Benennung 1958. Lit.: H. Maas, Kavierlein bedeutet Pfandacker, Fürther Nachr. 2. 11. 1962. In der Lache: eine Flurbezeichnung, nach der 1914 auch eine (wieder auf­ gelassene) Straße benannt wurde.

Industrieflughafen = auf der Hard. Der Industrieflughafen entstand auf dem Werksgelände der Fa. Bachmann/v. Blumenthal und wurde erstmals für zivilen Luftverkehr am 2. 1. 1950 benutzt. 1957 ff entstand hier der neue Stadtteil Hardhöhe; am 17. 6. 1957 hob sich zum letzten Mal ein Flugzeug vom Industrieflughafen ab. Industrie- und Handelsgremium. Am 27.1.1850 wurde vom Staatsministe­ rium für Handel und öffentliche Arbeiten die Errichtung einer Gewerbeund Handelskammer genehmigt. Der erste Vorsteher war Kaufmann Daniel T Ley, sein Stellvertreter der Schuhmachermeister Friedrich Brückner. Aus der Gewerbe- und Handelskammer ging das Industrie- und Handels­ gremium hervor. Lit.: G. T. Chr. Fronmüller, Chronik der Stadt Fürth. Fürth 21887. - 400 Jahre Handelsvorstand Nürnberg. Nürnberg 1960. Innere Mission, Stadtmission Fürth. Sie begann ihre Arbeit am 1. 12. 1949 im Hause Alexanderstraße 28. Sie übernahm das Bürgerheim (s. Z Alters­ heime) Erlanger Straße 63, drei Z Kindergärten 1953 (an der Ronwaldstraße und in der Siedlung zur Eschenau) und auf der Z Hard (1960). Sie schickt Jugendliche in Erholung, erteilt Auskünfte in Familien- und Für­ sorgefragen, hilft Minderbemittelten, beschafft Wohnungen, sucht Not zu wenden. Lit.: Christian Rieger (Hrg.), Gemeindebuch der Ev.-luth. Gesamtkirchengemeinde Fürth i. Bay. Fürth 1959.

Insterburger Straße: 1934 nach der Stadt Insterburg benannt. Israeliten s. Z Juden. Jagdstraße: der Name erklärt sich selbst; Benennung der Straße 1914.

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Jäger, Joseph, Goldschmied. Er stammte aus Ansbach, war Sohn eines Sporers und heiratete am 26. 7. 1625 (in Fürth) die Tochter des Fürther Goldschmieds Hans T Stromer. Er wohnte auf dem Gänsberg. Am 18. 10. 1625, 30. 10. 1626, 6. 3. 1629, 19. 4. 1630 werden ihm Kinder getauft, am 1. 5. 1629 wird sein Sohn Gallus begraben. Offensichtlich stand Joseph Jäger in gutem Ansehen; 1629 war die Tochter des Pfarrers Bischoff Patin seiner Tochter Kunigunda; 1630 war der markgräfliche Geleitsmann Megele der Pate seines Sohnes. Vielleicht ist er aus Fürth verzogen. Quellen: Fürth Pfarramt St. Michael, Trauungsbuch 15. 5. 1625, Taufreg. 18. 10. 1625, 30. 10. 1626, 6. 3. 1629, 19. 4. 1630, Sterbereg. 1. 5. 1629.

Jägermeister: Bezeichnung für den Fürther Schinder; er unterstand dem markgräflichen Oberjägermeister und hatte Hunde für die Jagd bereit­ zuhalten.

Jahn, Johanna Margareta, eine Künstlerin „im Sticken und allerlei Frauenarbeit", Ehefrau des Goldschmieds Michael ? Jahn, i. J. 1688 drei­ undvierzigjährig gestorben. Quelle: Fürth Pfarramt St. Michael, Sterberegister 19. Dez. 1688.

Jahn, Michael, Goldschmied, gelegentlich auch „Gold- und Pariser­ arbeiter" genannt. Er ist von 1680 bis 1697 in Fürth nachweisbar; s. a. Johanna Margaretha T Jahn. Quellen: Fürth Pfarramt St. Michael, Sterbereg. 12. 5. 1680, 11. 6. 1682, 19. 12. 1688, 1. 6. 1692, 17. 6. 1697. Jahnstraße: Turnvater Friedrich Ludwig Jahn, geb. 1778, gest. 1852. Be­ nennung 1881.

Jahnturnhalle: Nach dem Entwurf des damaligen Fürther Oberstadtbau­ rates Hermann Z Herrenberger entstand 1927/28 die Doppelturnhalle an der Theresienstraße 11. Die beiden Seitenflügel, die für sie geplant waren, blieben unausgeführt. Die Errichtung dieses Baues ist um so bemerkens­ werter, als sie in Notzeiten geschah. Das Gebäude wurde am 15. September 1928 eingeweiht. Den 1. Stock des östlichen Treppenhauses schmückt ein Relief „Ring­ kampf in einem griechischen Stadion" von Johannes T Götz. Am Mittelbau (Hofseite) stehen zwei Steinplastiken „Turner" und „Turnerin" von Karl T Bösenecker und Theodor T Linz. S. a. T Turnhallen.

Jakob, Franz, Oberbürgermeister. Er wurde am 17. 11. 1891 in Veitsaurach Ldkr. Schwabach geboren, war Reichsbahnobersekretär, 1930-1939 Kreisleiter der NSDAP, vom 19. 10. 1933 bis 1. 4. 1940 Oberbürgermeister in Fürth, 1940-45 Oberbürgermeister in Thorn-Westpreußen. Er starb am 6. 9.1965 in Ingolstadt. Quelle: Fürth Stadtarchiv, Fach 130, Nr. 71.

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Jakob Böhme-Straße: Religionsphilosoph, Mystiker Jakob Böhme, geb. 1575, gest. 1624, Schuster in Görlitz. Benennung der Straße 1948. Jakob-Henle-Straße: s. T Henle, Jakob; Benennung der Straße 1929.

Jakobinenstraße: nach dem Vornamen der Mutter des Fürther Bürgers Christian Weigmann, der 1867 als Inhaber der Fa. Weigmann und Streng ein Straßenareal zwischen der Nürnberger Straße und der Ludwigsbahn an die Stadt abtrat. Die Straße selbst wurde erst 1880 ff. ausgebaut. Be­ nennung der Straße am 4. September 1877.

Jakob Wassermann-Straße: s. T Wassermann, Jakob. Benennung der Straße 1950. Jaquin (Jacquin), Philippe Christophle, Bildhauer. Er arbeitete 1697 im Burgfarrnbacher Schloßgarten für die Grafen Pückler zwei stei­ nerne Blumenkrüge und vier „Basementen" zu den Statuen im Garten. Vermutlich lebte er 1695 bis 1700 in Erlangen; er war französischer Emi­ grant. (S. ? Emigranten). Quellen: Burgfarrnbach Schloßarchiv, Amtsrechnung 1697. - Briefliche Mitteilung von Stadtarchivar Johannes Bischoff (nach den Kirchenbüchern der frz.-ref. Gemeinde Erlangen - Neustadt: Trauung 27. Juli 1695, Taufen 15. 4. 1696, 27. 10. 1698, 19. 11. 1700, Sterberegister 26. 4. 1699).

Jatho, Johann siehe Z Post.

Franz, erster Reichs-Post-Expediteur in Fürth 1755;

jeune europe, Herrenkleiderwerke Willi Schildt. Die Kleiderfabrik wurde 1946 von S. F. Loebenberger gegründet und 1964 von W. SchildtRegensburg übernommen. Zur Firma gehören Fabriken in Schmidmühlen (Opf.), Duggendorf (Opf.) und Adelsdorf (Ofr.).

Johannes-Götz-Weg: Straßenname, s. / Götz, Johannes. Benennung 1952. Johannisstraße: Straßenname; unbekannt wie es zu der Wahl dieses Namens gekommen ist.

Johannistag. Der Friedhof hat seinen besonderen Tag am 24. 6., dem Johannistag. Die Gräber werden herrlich geschmückt. Zur Volkstümlichkeit des Johannisfestes mag der Schmuck beigetragen haben, in dem der schöne Nürnberger Johannisfriedhof an seinem Ehrentag prangt. Johann-Schmidt-Straße: s. f Schmidt, Johann. Benennung der Straße 1950.

John> Christof Adolf Eduard Emanuel, I. rechtskundiger Bürgermeister (1857-1873). Er kam am 1. Februar 1814 in Langenzenn zur Welt. 1840/41, nach dem Jurastudium, arbeitete er bei einem Rechts­ anwalt in Nürnberg, dann im Landgericht Schwabach. 1843 wurde er juristischer Hilfsarbeiter („Funktionär") beim Stadtmagistrat Fürth. 1843 ging er als rechtskundiger Magistratsrat nach Fürth. Hier wurde er im November 1849 I. rechtskundiger Magistratsrat. Als Franz von / Baeumen in den Ruhestand versetzt war, wurde durch die Wahl am 16. Juni 1857 Adolf John sein Nachfolger. Am 28. April 1873 starb er. Als er sein Bürger­ meisteramt antrat, zählte die Stadt rund 18 500 Einwohner, als er starb,

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war sie auf 25 000 angewachsen. Dafür konnte er aber nichts. Fürth war eine Industrie- und Handelsstadt; die Rosen-, Blumen-, Mathilden-, Marien-, Hirschen- und Ottostraße wuchsen in. diesen Jahren. Die Hand des Bürgermeisters John spüren wir nur selten. Krankheit hemmte ihn und ihm fehlte jeder schöpferische Schwung. Um die Kultur­ pflege war es zu seiner Zeit bitter schlecht bestellt; ein Beispiel: als der Kaufmann Conrad T Gebhardt 1864 der Stadt seine Bücher und Gemälde vermachte, wußte man mit diesen Schätzen nichts anzufangen, sie lagen der Verwaltung wie ein unverdauter Brocken im Leib. Was hätte ein an­ derer Bürgermeister aus einem solchen Geschenk machen können! Quelle: Fürth Stadtarchiv, Fach 130 Nr. 17. John-F.-Kennedy-Straße: Straßenname, nach dem amerikanischen Präsi­ denten John F. Kennedy (ermordet 22. Nov. 1963) am 19. Dezember 1963 (anstelle des früheren Namens Meisenstraße). Jubiläumsanlage, s. Z Grünanlagen.

Jubiläumslinde. Am 26. Mai 1906, zur Erinnerung an die hundertjährige Zugehörigkeit Fürths zu Bayern, wurde sie im Beisein des Prinzen Ludwig im / Stadtpark gepflanzt. Dabei wurden 36 weiß gekleidete Mädchen mit blauen Schärpen aufgeboten, die einen Reigen um die Linde aufführten, man sang „O Bayerland, mein Heimatland!" und ein Mädchen trug ein Weihegedicht vor. Da diese Linde einem Sturm erlag, folgte ihr 1926 eine Ersatzlinde. Juden. Juden in Fürth sind seit 1440 nachweisbar; im ältesten Fürther Ge­ richtsbuch (1440-49, im Staatsarchiv Bamberg) werden Abraham, Porei, Eberlein und seine Frau Pestlein, Strolein, Meier Jud und Maier, der Knecht eines Juden, genannt. Sie mußten das Geldverleih- und Bank­ geschäft betreiben, da ihnen andere Berufe verschlossen waren. Ob auch die Fürther Juden von markgräflichen und bischöflichen Vertreibungsmaß­ nahmen in der 2. Hälfte des 15. Jhs. betroffen wurden, wissen wir nicht sicher. Die Tradition berichtet, 1528 habe sich „als erster" ein Jude Männel in Fürth niedergelassen; daraus könnte man auf eine Vertreibung schlie­ ßen. Sowohl die Dorhpropstei Bamberg wie das Fürstentum Ansbach nahmen Juden unter ihren Schutz, sehr gegen den Willen der Reichsstadt Nürnberg, die 1499 ihre letzte Judenvertreibung durchgeführt hatte. 1540 wohnten zwei jüdische Familien in Fürth. 1601 war die Gemeinde so groß, daß sie 10 Männer über 13 Jahre zählte. Der erste Fürther Rabbiner erscheint 1607. Die Judengemeinde hatte Mitspracherecht in der Ge­ meindeversammlung; sie stellte im 16. Jh. einen Judenbürgermeister und wurde in der Folgezeit von 2 Parnossen (Gemeindevorstehern) in der Gemeindeversammlung vertreten. Um 1720 betrug die Zahl der jüdischen Einwohner ca. 1500, 1816 - bei 12 942 Einwohnern - zählte man 2434 jü­ dische Einwohner; 2709 christliche und 638 jüdische Familien wohnten in diesem Jahr in Fürth. Dompropst Otto Philipp von Guttenberg erließ am 2. 3. 1719 das „Reglement für gemeine Judenschaft in Fürth", das alle Freiheiten zusammenfaßte, die den jüdischen Einwohnern hier zustanden. Gegen Schutzgeld wurde allen jüdischen Familien der Schutz für Menschen

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und Eigentum zugesichert; die Erlaubnis, beliebige Synagogen zu errich­ ten, wurde ihnen zuteil; sie hatten eigene Gerichtsbarkeit, bestellten Rab­ biner, Vorsänger, Schulklopfer und Totengräber, im Streit mit Christen unterstanden sie dem dompropsteilichen Gericht. Von Fürth gingen dann auch 1811 (also unter bayerischer Regierung) wichtige Anregungen zur Emanzipation der Juden aus: der Fürther Elkan Henle veröffentlichte die Schrift „Über die Verfassung der Juden im Königreiche Baiern und die Verbesserung derselben zum Nutzen des Staats", München. Die Juden­ verfolgungen in Franken 1819 (bes. in Würzburg) gingen an Fürth glück­ lich vorüber. Der erste jüdische Rechtsanwalt in Bayern war Dr. Grünsfeld in Fürth (1843), der erste jüdische Landtagsabgeordnete in Bayern war Dr. T Morgenstern (1849), der erste jüdische (Handels-) Richter in Bayern war Salomon Berolzheimer in Fürth (1863), der erste jüdische Schulrektor in Bayern war Dr. Brentano in Fürth (1856). Das wirtschaftliche, politische und kulturelle Bild der Stadt wurde wesentlich durch den jüdischen Bevöl­ kerungsteil bestimmt; jüdische Stifter unterstützten die Stadt auf sozialem und kulturellem Gebiet (z. B. T Nathan, T Berolzheimer, T Königswarter, T Krautheimer, Z Pickert, T Bach, T Berlin). Ihre erste Synagoge baute die Gemeinde 1616/17, die zweite 1647. Beide wurden 1938 von den Nationalsozialisten zerstört. Die Anfänge des Judenfriedhofes liegen i. J. 1607; daß der Hofjude Süß Oppenheimer, wie es in dem Roman „Jud Süß" von Lion T Feuchtwanger heißt, hier begraben worden sei, ist bisher nicht nachgewiesen. Durch schwere Zerstörungen wurde der Friedhof während des „Dritten Reiches" geschändet. Grabsteine wurden zerstört und verkauft. Die Leichenhalle und die Verwaltungsgebäude wurden ein­ gerissen; der älteste Teil mußte einen Löschwasserteich aufnehmen. 1653 wurde beim Judenfriedhof das Judenhospital errichtet, das 1846 durch einen Neubau an der Theaterstraße 36 ersetzt wurde; 1943 wurde es von den Nationalsozialisten geschlossen. Das jüdische Waisenhaus entstand 1763 aus einer Gründung Israel Lichtenstädters (s. T Waisenhaus). Die Fürther Talmudschule, eine Hochschule für Rabbiner, Religionslehrer usw. bestand seit dem 17. Jh. bis 1824. Der Plan, eine neue Fürther Talmud­ schule zu gründen, kam nicht zur Reife. Es gab jüdische Buchdruckereien in Fürth (Z Zirndorfer). Die letzte jüdische Buchdruckerei ging 1866 in der Firma Albrecht Schröder auf. 1862 entstand die Israelitische Bürger­ schule, die 1899/1900 zur „Israelitischen T Realschule" wurde und die dem 3. Reich zum Opfer fiel. Das Reichsgesetz über die Rechtsverhältnisse der jüdischen Kultus­ vereinigungen vom 28. 3.1938 bedeutete das Ende der Synagogengemein­ den. Ein entsetzliches Schicksal bereitete dem jüdischen Leben auch in Fürth ein Ende. Nach 1945 sammelte sich hier nur wieder eine kleine jüdische Gemeinde (ca. 70 Mitglieder). Der Gottesdienst findet in der Synagoge Julienstraße 1/3 statt. Nach ihrer Renovierung wurde sie am 9. 7. 1967 neu eingeweiht; die neue Sefer-Thora wurde eingebracht. Der Präsident der jüdischen Gemeinde Fürth ist seit 1947 Jean Mandel. S. T Feuerwehr, Z Feust, Z Halevi, T Horovltz, T Kohn, ? Krankenhaus, T Loewi, T Matthäi, Z Mendelssohn, T Realschule, Israelitische, ? Saphir, T Schönberg, T Senatoren, T Steinhardt, T Zirndorf, Heinrich.

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Quellen und Lit.: Zeitschrift „Israelitische Kultusgemeinde 'Fürth“. - Johann Alexander Boener, Kurzer Bericht von dem Alterthum und Freyheiten des freyen Hof-Markts Fürth . . . o. O. 1705. - Carl Wilhelm Friedrich Christoph Christfreund, Gründliche Überzeugung der Juden von Jesu, dem wahren Messia. Um Verlag des Autoris, welcher in Fürth bey Nürnberg, in dem Brandenburgischen Hauß wohnhafft ist, 1738. - J. A. ]. A. C. C. Gottfried, Der trostlose Jude in der letzten Todes-Stunde, nebst einem Ermahnungs-Schreiben an den Rabbi Koppel Fränkel in Fürth bey Nürnberg. Tübingen 1753. - Andreas Würfel. Flistorische Nachricht von der Juden­ gemeinde in dem Hofmarkt Fürth. Frankfurt und Prag 1754, mit Anhang: Das Tekunos-Büchlein der Fürther Juden, d. i. der Ältesten und Vorsteher der Jüdischen Gemeinde daselbst, ertheilte Instructiones, wie sich ihre Bürger bey ihren freywilligen und gebottenen Mahlzeiten, Gürtelgeben, Hochzeitsmahlen, Schenkwein, Brautgeschenken, Kleydung und andern Vorfallenheiten verhalten sollen ... - Chr. W. Dohm, über die bürger­ liche Verbesserung der Juden. 1783. - Vorstellung der ganzen Fürther Judenschaft und aller Jüdischen Einwohner in Franken an den Jüdischen Kreiskonvent, dictiert Nürnberg den 17ten Februar 1792, in: Journal von und für Franken. Bd. 4 1792 S. 345 ff. - Vorstellung der gesammten Juden­ schaft in Franken überhaupt und der jüdischen Gemeinde in Fürth insbes. an die Fränk. Kreisversammlung, in Betr. der Verbesserung ihres sittlichen und bürgerlichen Zustandes, in: Journal von und für Deutschland Jg. 9 1792 S. 184 ff. - Hymne bey der freudenvollen Ankunft Sr. Kgl. Majestät Herrn Friedrich Wilhelm HI. König in Preußen von der Juden-Gemeinde zu Fürth. Erlangen 1799. - H. H. Schwabacher und D. Ottensoßer, Der Friede. Hymne, gesungen bei der Gelegenheit der Friedensfeier von der Jüdischen Gemeinde Fürth. Fürth 10. 11. 1809. - Elkan Henle, über die Verfassung der Juden im Königreiche Baiern und die Verbesserung derselben zum Nutzen des Staates. München Juli 1811. - Illuminationsreim, von einem jüdischen Kaufmann aufgesetzt, welcher bey der feierlichen Beleuchtung in Fürth den 18. April 1814 in der Alexandergasse sich vor anderen auszeich­ nete. - Franz von Baeumen, Zusammenstellung der wichtigsten Ereignisse in der Stadt Fürth 1818/19. - Jubelgesang am Jubiläum der 25jährigen Regierungs-Feier Sr. Majestät unsers allgeliebten Königs Maximilian Joseph König von Baiern am 16ten Februar 1824 angestimmt von der israelitischen Gemeinde zu Fürth. (Fürth.) 1824. - (R. Giehrl), Wie dem Herrn Dr. F. in Fürth als Verfasser des Sendschreibens an Herrn Prof. A. Wolfssohn zur Zeit in Fürth, der Staar gestochen wird, vom Verf. des jüdischen Conversations-Lexikons. Nürnberg 1828. - J. M. Fuchs, über die ersten Nieder­ lassungen der Juden in Mittelfranken, in: Jb. des Hist. Vereins in Mittelfranken, 1838. - Julius Sax, Die Synagoge in Fürth, Fürth o. ]. - S. Haenle, Ge­ schichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach. Ansbach 1867. Statut, die Wahlen zur Verwaltung der Israelitischen Kultus-Gemeinde Fürth betreffend. Fürth 1. Dez. 1869. - Hugo Barbeck, Geschichte der Juden in Nürnberg und Fürth. Nürnberg 1878. - A. Eckstein, Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstbistum Bamberg. Bamberg 1898. - Georg Wüstendörfer, Wanderungen durch Fürth. Fürth 1898. - A. Eckstein, Nachträge zur Ge­ schichte der Juden im ehemal. Fürstentum Bamberg. Bamberg 1899. - Bern­ hard Ziemlich, Eine Bücherconfiscation zu Fürth i. ]. 1702. Fürth/Nürnberg 1901. - Friedrich Neubürger, Das Sonderrecht der gemeinen Judenschaft in Fürth und in dessen Amt im 18. ]h. Fürth/Nürnberg 1902. - A. Eckstein, Der Kampf der Juden um ihre Emanzipation in Bayern. Fürth 1905. - Leopold Löwenstein, Zur Geschichte der Juden in Fürth. 3 Teile (Rabbinat, Rabbinats­ beisitzer und sonstige hervorragende Persönlichkeiten, Die hebräischen Drukkereien). Frankfurt a.Main 1909,1911,1913. - A. Feilchenfeld, Zur Geschichte der Israelitischen Realschule (vorm. Isr. Bürgerschule) in Fürth. Festschrift zur Feier des 50jähr. Bestehens der Anstalt 1862-1912. - Jakob Wassermann, Mein Weg als Deutscher und Jude. Berlin 1921. - Joseph Prys, Nachträge zu Löwensteins Bibliographie der Fürther hebräischen Drucke. Frankfurt am Main 1938. - Ruth Stäudtner, Fürth und seine Juden, in: Lebendige Stadt

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Fürth, Fürth 1951. - Martin Wittenberg, Wilhelm Löhe und die Juden. Neuendettelsau 1954. - Egon Schadde, Israelitische Gräber wieder in würdiger Nachbarschaft, in: Nordbayer. Zeitung vom 6. 8. 1959. - Stefan Schwarz, Blick in die Geschichte der jüdischen Gemeinde Fürth, in: Münche­ ner Jüdische Nachrichten vom 6. 5. 1960. - Yomtov Ludwig Bato, Die Wiener Exulanten in Fürth, in: Nachrichten für den jüdischen Bürger Fürth. Sept. 1962. - Salomon Greenholz, Neujahr 1935, in: Nachrichten für den jüdischen Bürger Fürths 1962. - Jean Mandel, Bericht über das Fürther Kehillaleben i. J. 5722, in: Nachrichten für den jüdischen Bürger Fürths 1962. - Hugo Nothmann, Die Fürther hebräischen Drucke in der Fürther Stadtbibliothek, in: Nachrichten für den jüdischen Bürger Fürths 1962. J. Rosenfeld, Vor 200 Jahren wurde die Israelitische Waisenanstalt in Fürth gegründet, in: Nachrichten für den jüdischen Bürger Fürths 1962. - Ludwig Rothschild, Erinnerungen an die Fürther Synagogen, in: Nachrichten für den jüdischen Bürger Fürths 1962. - Hermann Landau, Erinnerungen an die Jüdische Jugendgruppe Fürth 1915 - 1938, in: Nachrichten für den jüdischen Bürger Fürths 1963. - Jean Mandel, Bericht über das Fürther Kehilla-Leben i. J. 5723, in: Nachrichten für den jüdischen Bürger Fürths 1963. - ]. Rosenfeld, Auf den Spuren der Konfiskation der hebräischen Bücher zu Fürth, in: Nachrichten für den jüdischen Bürger Fürths 1963. Ludwig Rothschild, Die Bürgerschule zu Fürth, Erinnerungen eines Schülers dieser Anstalt, in: Nachrichten für den jüdischen Bürger Fürths 1963. Stefan Schwarz, Die Juden in Bayern. München/Wien 1963. - Stefan Schwarz, Fürth die führende jüdische Gemeinde im bayerischen Emanzi­ pationskampf, in; Nachrichten für den jüdischen Bürger Fürths 1963. - Isak Rosenfeld, Der Bigde Kehuna (v. d. Serie „Die Gedolim von Fürth“), in: Nachrichten für den jüdischen Bürger Fürths 1964. - Recha WürzburgerDeutsch, Erinnerungen an das Fürther Waisenhaus, in: Nachrichten für den jüdischen Bürger Fürths 1964. - Yomtov Ludwig Bato, Berühmte Fürther ' Rabbiner im 17. und 18. ]h., in: Nachrichten für den jüdischen Bürger Fürths 1964. - B. Brilling, Sendboten aus dem Heiligen Lande in Fürth, in: Nach­ richten für den jüdischen Bürger Fürths 1965. - Isak Rosenfeld, R. Wolf Hamburg (ein Fürther Rabbiner), in: Israelitische Kultusgemeinde Fürth 1965. - Werner Keller, Und wurden zerstreut unter alle Völker. München/ Zürich 1966. - Helmut Mahr, Die Fürther Hauptsynagoge, in: Fürther Heimatblätter NF 16. Jg. 1966 Nr. 6. - Ludwig Rosenfeld, Die Toten­ bruderschaft von Fürth, in: Israelitische Kultusgemeinde Fürth 1966. Günther Klier, Die Fürther Judengemeinde im Wandel der Zeiten, Mskr. 1966 in der Stadtbibliothek Fürth. Judengäßlein, eine frühere (1440-49 nachweisbare) Straßenbezeichnung. Es läßt sich nicht mehr bestimmen, welche Gasse damit gemeint ist. Lit.: Michel Hofmann, Kultur- und rechtsgeschichtliche Bilder aus dem ältesten Fürther Gerichtsbuch, in: Fürther Heimatblätter 1941.

Jüdischer Tum- und Sportverein Bar-Kochba Nürnberg-Fürth. Er wurde 1913 gegründet, 1933 aufgelöst und 1966 wiedergegründet. Als Sportplatz dient ein Pachtgelände in Nürnberg. Der Verein pflegt Turnen, Fußball, Handball, Tischtennis, Schwimmen. Jud Süß, s. Z Feuchtwanger, Lion.

Jugendbrunnen, s. Z Denkmäler und Freiplastiken.

Jugendchorleiterpreis. Er wurde am 17. 11. 1966 auf Anregung von Stadt­ schulrat Karl Hauptmann! vom Stadtrat Fürth beschlossen. Preisträger „können Personen sein, die durch ihr Schaffen der Musik hervorragend dienen oder gedient haben und durch Geburt oder Leben oder Werk mit

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Fürth verbunden sind". Mit dem Jugendchorleiterpreis ist eine Zuwendung von 500,- DM verbunden. Den Jugendchorleiterpreis 1966 erhielt Ober­ studienrätin Hildegard Appel. Jugendhaus, Pegnitzstraße 8. Es wurde mit Werk-, Näh- und Bastelräumen, Büchereien und Lesesaal, einem Spielplatz für Korbball, Feder- und Faust­ ball am 12. 9. 1958 eröffnet. Es steht Jugendlichen bis zu 18 Jahren zur Verfügung. Der Architekt des Baues ist der Fürther Heinrich Graber.

Jugendkraft, s. T Deutsche Jugendkraft.

Julienstraße: Nach dem Vornamen Julie. Junkersstraße: Straßenname; die Straße führt vom Fliegerhorstweg zur Flugplatzbahn. Nach Hugo Junkers (1859-1935) benannt, dem Flugzeug­ bauer und Industriellen, Gründer der Junkerswerke in Dessau (1939).

Juwelenhändler. Die Erzeugnisse der hiesigen Gold- und Silberschmiede, Edelsteinschneider und Juweliere des 17. und 18. Jhs. wurden von um­ herreisenden Juwelenhändlern („Jubelhändlern") in aller Welt verkauft. Noch 1819 gab es in Fürth 15 Händler mit „Juwelen und Pretiosen". Lit.: Johann Gottfried Eger, Taschen- und Adreß-Handbuch. Nürnberg 1819.

Juwelier = /' Goldschmied, Z Sturm. Kaiser, Walter, s. 7 Fränkische Pelzindustrie.

Kaiserberg. Kaiser Karlsberg. Ein Flurname, der 1632 ff. nachweisbar ist. In der Bürgermeisterrechnung 1632 wird die „Gemeindtwießen beim Kayßersberge am See (= einem Altwasser) im Pegnitztal, nahe dem heu­ tigen Karlssteg, genannt. An den Kaiser Karlsberg knüpft sich die Z Sage vom Kaiser-Karl-Berg. Quellen u. Lit.: Fürth Stadtarchiv R 43, R 44, R 45, R 47, R 86. - Adolf Schwammberger, Fürther Sagen. Fürth 3 1966. Kaiserplatz: s. Z Kaiserstraße. Kaiserstraße: wohl im Anschluß an die auch in anderen Städten gewohnte „Kaiserstraße" so benannt. Kalb-Community. Das Amerikanerviertel heißt „Kalb-Community" (= Kalb-Gemeinde). Es trägt seinen Namen nach dem General „Jean de Kalb". Er war ein Bauernbub aus Hüttendorf bei Vach (geb. 29. Juni 1721), der in Erlangen als Kellner gelernt hatte. Als Sechzehnjähriger verließ er die Heimat. Um Offizier werden zu können, gab er sich selbst den Adel. Er diente in einem (aus Deutschen bestehenden) französischen Regiment und nahm am Oesterreichischen Erbfolgekrieg und am Sieben­ jährigen Krieg teil. 1763 war er Oberstleutnant. Als Brigadegeneral ging er 1777 zur Unterstützung der Amerikaner übers Meer (in seiner Begleitung befand sich der damals neunzehnjährige Lafayette). Er wurde in der Schlacht von Camden so schwer verwundet, daß er bald darauf (am 19. August 1780) starb. Seine Intelligenz, Treue und Tatkraft werden in Ame­ rika noch heute gerühmt; Denkmäler in Annapolis und Camden, viele

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nach ihm benannte Straßen und Orte zeugen davon. Die Familie Kalb ist in unserer Gegend auch jetzt noch weit verbreitet. Der größte Teil der Kalb-Siedlung entstand zwischen 1950 und 1956. Bauherr und Eigentümer ist die Bundesrepublik. Die Siedlung umfaßte anfangs des Jahres 1962 87 Häuser mit 1139 Wohnungen. Sie beherbergen rund 4800 Amerikaner. An der Fronmüllerstraße liegt die US-Oberschule (erbaut 1952). Sie ver­ fügt über 28 Klassenzimmer. Die Grundschule enthält 42 Klassenräume. Quellen: Headquarters Nürnberg Post, Public Information Office. Kalender: Der Papst Gregor XIII. nahm nach den Vorschlägen einer Sach­ verständigenkommission die Kalenderreform vor, die man die Gregoranische nennt. Man ging vom 4. Oktober 1582 unmittelbar auf den 15. Okto­ ber über. Die Neuerung wurde von den meisten katholischen Ländern Europas entweder sofort oder doch in den unmittelbar folgenden Jahren angenommen; aber die evangelischen folgten nur zögernd. Von 1582 bis 1700 liefen die beiden Kalenderstile, der Julianische und der Gregoriani­ sche, nebeneinander her. Von 1679 an werden in Fürther Akten der alte und der neue Stil be­ zeichnet (z. B. 7./17. August), bis sich der neue Stil als selbständig durch­ setzt. S. a. Z Neujahr. Bis ca. 1800 heißt der Dienstag in Fürth (wie über­ haupt in Süddeutschland) Eritag, Erichtag (nach dem griech. Kriegsgott Ares).

Kaltes Loch, s. ¡7 Wilhelm-Löhe-Straße. Nach Wunschei, Alt-Fürth, Mskr. 1940, ist das Kalte Loch die heutige Wilhelm-Löhe-Straße. 1624: „Meister Andreas Forster, Schneider, im Kalten Loch allhie zur Herberg. ." Quellen u. Lit..- Fürth Pfarramt St. Michael Taufbuch 11. 1. 1624. - G. T. Chr. Fronmüller Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1 1887, S. 179. - Gottlieb Wün­ schet, Alt-Fürth, Mskr. 1940 in der Stadtbibi. Fürth, Bd. 2f3.

Kammerorchester Lauer-Portner. Es wurde 1947 von Richard Lauer und Anita Lauer- 71 Portner gegründet und dient vornehmlich der Oratorienpflege; s. a. T Portner, Anita. Kampfstuhl, s. T Kampf- und Kolbengericht.

Kampf- und Kolbengericht. In der Gegend des Krankenhauses lag eine Flur, die „Bei dem Kampfstuhl" hieß; dieser Flurname ist zuerst 1471 nachweisbar; er ist gewiß noch wesentlich älter. Hier befand sich der Kampfplatz des Kampf- und Kolbengerichts des Kaiserlichen Landgerichts des Burggrafentums Nürnberg. In der Kampfgerichtsordnung von 1410 kann man darüber nachlesen, nach welchen Grundsätzen der Rechtsfindung hier verfahren wurde. Man wandte sich an das Landgericht Nürnberg um eines gerichtlichen Zwei­ kampfes willen, wenn dem Kläger das Recht vor dem zuständigen Ge­ richt verweigert worden war; die Anschuldigung konnte wegen Raubes auf offener Straße, wegen Giftmischerei, Verleumdung u. dgl. erfolgt sein. Der Gerichtsplatz auf der T Schwand (auch Schwanberg genannt) wurde vom Amt Fürth betreut, die „Umstehenden" zum Schutz des Gerichtes wurden im Umkreis des Kampfstuhls aufgeboten; sie mußten in Waffen

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erscheinen. Das Gericht tagte unter dem Vorsitz des Landrichters des Burggraftums Nürnberg. Kampfraum war der innere Ring, um den sich ein zweiter Kreis zog, in dem sich die Schöffen und Richter befanden. Am Rande des inneren Ringes hatten die Kämpfer ihre (einander gegenüber­ liegenden) „Kampfstühle". In genau vorgeschriebener Kleidung (grob­ wollenem Rock, Hut und Hosen aneinandergenäht, mit einem Kreuz von Leder darauf) und einem Schild aus Holz, Hadern und Leim und mit drei hölzernen Kolben (Keulen) ausgestattet traten die Kämpfer auf. Der Kampf endete mit der Niederlage, d. h. dem Tod des einen Gegners. Auch zwischen Mann und Frau konnten solche Kämpfe stattfinden - wobei der Frau erhebliche Vorteile eingeräumt waren. Der letzte Zweikampf im Kampf- und Kolbengericht auf der Schwand fand wohl um 1460 statt. Dieser Weg, das Recht zu suchen, hatte sich überlebt. Ludwig von Hutten z. B. urteilte 1535, ein solches Verfahren passe eher in die Zeiten Goliaths und Dietrichs von Bern. Lit.: Wilhelm Kraft, Der gerichtliche Zweikampf, in: Fürther Heimatblätter 1940, 4. Jg„ Nr. 1/2. Kanal s. Z Ludwig-Donau-Main-Kanal.

Kanalbrücke: s. Z Brücken.

Kanalstraße. 1889: „Der Name Dooser Weg bzw. Dooser Straße wird in Kanalstraße umgewandelt". Der Name wird nicht mehr geführt. Kandelgießerhof: Magistratsbeschluß 9. Mai 1889: „Die Gebäude im Kannengießerhof werden zur Gustavstraße gezogen". Der Name schließt sich an die Berufsbezeichnung des Kandelgießers, Zinngießers, an. Er ist seit dem 16. Jh. bezeugt: „In des Kandelgießers dompropstischem Hof" (Fürth Pfarramt St. Michael Taufbuch 19. Februar 1599). Kanu-Club Fürth e. V. Er wurde 1928 gegründet. Er pflegt das Kanufahren und besitzt eine Bootshalle an der Weiherstraße.

Kapellenplatz: nach der alten Kapelle in 7 Burgfarrnbach benannt.

Kapellenruh, der Platz, auf dem früher die St. Martinskapelle und dann das Denkmal zur Erinnerung an Karls des Großen „Kapellengründung" stand; 1952 so benannt.

Kapellenstraße: zum Platz der abgegangenen „Martinskapelle" (Z Kirchen) führend; der Weg wurde am 9. Mai 1889 so benannt. Käppner, Paul: Magistratsrat, geb. 5. Februar 1842, gest. 27. Januar 1911 in Fürth; er hat sich große Verdienste um die Fortführung der Fronmüllerschen Chronik erworben. Er war am 5. Februar 1842 in Fürth als Sohn des Drechslermeisters Peter Käppner geboren worden und folgte seinem Vater im Berufe. 1873 übernahm er das elterliche Geschäft Schirmstraße 1. 1875 heiratete er die Tochter Doris des Medizinalrates und Chronikver­ fassers Dr. Z Fronmüller, dessen Werk er vom 1. Januar 1887 bis zum Januar 1911 fortsetzte. SeinerVaterstadt diente er als Magistratsrat 17 Jahre lang. Er starb am 27. Januar 1911 in Fürth.

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Käppnersteg: nach Z Käppner, Paul benannt, s. T Brücken.

Käppnerweg: nach dem Chronisten Paul T Käppner benannt (1952).

Karl, der Große, Kaiser des Frankenreiches, geb. wohl 742, regiert 768 bis zu seinem Tode 814, 800 zum Kaiser gekrönt, der Sage nach der Gründer Fürths 793. Auch die Sage vom T Kaiserberg knüpft sich an seinen Namen. 1855 wurde an der Stelle der alten Kapelle St. Martin ein Denkmal errichtet mit der (falschen) Inschrift: „Zum Andenken an die einst hier gestandene von Kaiser Karl dem Großen errichtete Kapelle des heiligen Martin . . ." S. a. T Kirche St. Martin und T Sagen. Karlsbader Straße: nach der Stadt Karlsbad (1957) benannt. Karlsberg, s. Z Kaiserberg und Z Karl der Große.

Karlsteg: s. Z Brücken. Karlstraße: Straßenname, nach dem Vornamen Karl. Karolinenstift, s. Z Altersheim.

Karolinenstraße: Straßenname, nach Karoline Gieß benannt, der Frau des dort wohnenden Zimmermeisters Gieß. Kartenspiele. Der kurze Schaf (f) köpf wird von 3 Personen mit 24 Blatt, der lange Schaf(f)kopf von 4 Personen mit 32 Blatt gespielt. Den Bier­ kopf spielen 4 Personen (je 2 Partner). Es wird um „Bolln" gespielt; 1 Bolln = 1 Nuller, der früher meist V2 oder ganze Maß wert war. Außer­ dem werden gespielt: der Tarock und der Berliner, eine Abart des Tarocks, Sechsundsechzig,Skat (für 3 Spieler) und B i n o c e I n (für 2 Spieler). Der „ D reek " ist eine Abart von Sechsundsechzig, be­ stehend aus 4 verschiedenen Spielarten („66", „Rot-As", „Ruf" und „Dreek"). Die Kartenspieler haben ihre eigene Sprache. Der Spielpartner heißt „Moh", „mei Moh" (= Mann). Die Schellenkarte wird so bezeichnet: „Mit der Maad ihra" (spiele ich), „Schellorigoggl, der Pelz brennt", „Bum-Bum", „I spill mit dä Potackn" und „Brechodlmannsquatschn". Wenn man die Eichel rufen will, so sagt man: „I spill mit dä Achel", oder: „Mit der, döi afn Baam wachsn", oder: „Mit der Altn", Grün wird so an­ gekündigt: „Grien ist gern hin" oder „I spill mit der Alleewieseri", oder: „Mit där Blaua". Ein Rotsolo wird angekündigt: „I spill a Rosarots", oder: „Herzlich lacht die Luis", oder: „Rout wöi mei Hoar", oder „Die Routn stechn". Wenn Ober und Unter fehlen, sagt man: „I hoab kani Bah in meiner Kartl". Im Bierkopfspiel kann eine Partei einen „Bucher" melden; sie muß dann sämtliche Stiche machen. Wenn ein Spieler sagt, daß er „ohne den Altn bucht hout", dann fehlt ihm der Eichelober. Wenn die Karten gemischt werden, so sagt wohl einmal ein Spieler zu seinem Part­ ner: „Gib Obacht, daß dou ka Hochzeit hiepanscht werd", d. h. daß nicht Eichel- und Grünober geschickt der eigenen Partei hingemischt werden. Lit.: H. F., Die Gegner panschen eine Hochzeit hin, in Fränkische Tageszeitung vom 14. 1. 1938.

Katharinenstraße. Nach dem Vornamen Katharina benannt.

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Katharinenstraße 11, s. T Gefängnis.

Katholiken. Nach der T Reformation konnten in Fürth nur noch der dompropsteiliche Amtmann und seine nächsten Hausgenossen katholischen Gottesdienst pflegen. Die Geistlichen von St. Michael versorgten häufig katholische Durchreisende, aber auch Einheimische. Der Deutsche Orden in Nürnberg hielt zeitweise im Amtshaus Gottesdienste. 1625 gab der Fürther David Georg T Corner das „Groß Catholisch Gesangbuch . . . auß mehrern bißhero gedruckten Gesangbüchern zusammgetragen" bei Georg Endter jun. Nürnberg in 2. Auflage heraus (Friedrich Blume, Die Musik in Geschichte und Gegenwart Bd. 5, Kassel und Basel 1956). Im „Geschichtsund rechtsverlässigen Unterricht 1753" S. 291 ist eine Zusammenstellung der „in dem Bambergischen Dom-Probstey-Amt zu Fürth sich befindlichen und der Römisch-Catholischen Religion zugethanen Unterthanen> und Insassen" enthalten. Hier werden 193 Personen errechnet; der Aufzählung ist folgende Bemerkung anigeschlossen: „Weilen nun allen von Amts wegen angewandten Fleises ohngeachtet, alle dahier wohnende Catholische Per­ sonen nicht konnten herbey gebracht und in obige Specification benannt werden, zumahlen verschiedene Evangelische an Catholische Weiber und vice versa viele Catholische an Evangelische Männer verheyrathet; als(o) wurden folgende Männer, wie groß sie beyläuffig die Anzahl deren grossen Catholischen dahier wohnenden Personen hielten, befraget und von denselben dahin ihre Meynung eröffnet: Als (nämlich) Joseph Klein, Nürnbergischer Beständner und Strumpfstricker dahier, sagt, er hielte die Zahl dahier wohnenden grossen Personen über 500. Mit welcher Kleinischen Deposition dann, sowohl der Schneidermeister Johann Georg Holtzleiter, als Egidius Almstätter sich confirmirten und behaupten, daß die Zahl gewieß grösser wäre, der Zimmermeister Augenthaler aber liesse sich dahin vernehmen, er glaube, es wären über 100 gantz Catholische Ehen allhier befindlich." 1819 gab es unter 12 673 Einwohnern 305 Katho­ liken. Sie erbauten sich zunächst die Kirche zu Unserer Lieben Frau (s. T Kirchen). 1871 lebten in Fürth 3124 Katholiken (unter 24 741 Ein­ wohnern), 1900 18 634 Katholiken (unter 54144 Einwohnern, 1961 32 789 Katholiken (unter 98 335 Einwohnern). S. ? Kolpinghaus. Quellen u. Lit.: Fürth Stadtarchiv B 78 (die Anstellung eines katholischen Ge­ richtsschreibers betr. 1755-1777). - Rechtliches Gutachten, einen kathol. Gerichts- und Gemeindeschreiber betr. 1748, Mskr. Fürth Stadtbibi. .Germani Religiosi fcti Sendschreiben . . . über die Frage, ob der in . . Fürth in Diensten stehende bambergische Amtmann . . . ein privatum Religions Catholicae exercitum einzuführen befugt. 1752.

Katholischer Kaufmännischer Verein Mercator e. V. Fürth im Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung e. V. Essen wurde 1923 gegrün­ det. Er umfaßt Unternehmer, Angestellte, Beamte und Angehörige ver­ wandter Berufe.

Kaufmann, Adam, 2. Bürgermeister in Fürth. Sein Geburtsort war Maisenbach bei Würzburg (18. August 1858). Am 1. April 1887 trat er als „Magistratsfunktionär" in die Dienste der Stadt Fürth. 1889 wurde er 2. rechtskundiger Magistratsrat. Am 5. März 1913 berief man ihn zum

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2. rechtskundigen Bürgermeister der Stadt Fürth; er bearbeitete das Poli­ zei-, Militär-, Handels- und Gewerbewesen. 1918 wurde ihm der Titel „Hofrat" verliehen. Am 17. Juni 1919 schied er aus dem Dienst und starb am 22. Februar 1929. Quelle: Fürth Stadtarchiv Fach 130 Nr. 43 u. 49. Kaufmännischer Verein Fürth e. V. Er wurde 1869 gegründet und widmete sich der sozialen und beruflichen Betreuung junger Kaufleute; 1933 löste er sich auf.

Kegler, s. T Verein Fürther Sportkegler. Keller, Gottfried, Dichter, geb. 19. 7. 1819 in Zürich, das. gest. 16. 7. 1890. Er war im Oktober 1848 in Heidelberg Hörer bei Jacob T Henle. Davon findet sich ein Niederschlag im „Grünen Heinrich" (Borghesischer Fechter I, 4). Das Erlebnis Jacob Henles mit Elise Egloff notierte sich Keller in Berlin 1851, als er Novellenstoffe zusammentrug. 1881 erschien die Erzählung „Regine" im Rahmen der Sammlung „Das Sinngedicht"; sie griff das Henle-Egloff-Erlebnis auf und spann es weiter. Lit.: Gottfried Keller, Das Sinngedicht, Novellen- und Sieben Legenden, hrg. von Felix Rosenberg (Einleitung). Berlin Deutsche Verlagsgesellschaft.

Keller, Johann Georg, Goldschmied. Er wurde in Fürth am 4. 6. 1748 als Sohn des Organisten Caspar Christian Keller getauft. Bei Friedrich 7 Böse lernte er. Sein Meisterstück war ein goldener mit 4 Doubletten besetzter Ring. Die Zunft hat ihn am 17. 5. 1773 als Meister aufgenom­ men. Am 16. 10. 1781 wurde er in Fürth begraben. Quellen: Fürth Stadtarchiv B 164 Bl. 9. - Fürth Pfarramt St. Michael, Taufreg. 4. 6. 1748, Sterbereg. 16. 10. 1781. Kellermann, Bernhard, Schriftsteller, geb. am 4. März 1879 in Fürth (im Hause Julienstraße 4). Er legte die Prüfung als Lehrer für Kunsterzie­ hung ab, unterrichtete kurze Zeit und wurde freier Schriftsteller. Er begann mit impressionistischer Stimmungskunst, schwenkte dann aber zu realisti­ scher Darstellung über. 1913 schrieb er den sensationellen Roman „Der Tunnel", der heute noch neu aufgelegt wird und Bernhard Kellermann weltberühmt machte. Er, der als Reisender die ganze Welt kennengelernt hatte, war ein glühender Pazifist. Er starb am 17. Oktober 1951 in KleinGlienecke bei Potsdam. Romane und Reiseberichte Bernhard Kellermanns: Yester und Li (1904), Ingeborg (1906), Der Tor (1909), Das Meer (1910), Ein Spaziergang in Japan (1911), Sassa yo Yassa (1912), Der Tunnel (1913), Der Krieg im Westen (1915), Der Krieg im Argonnerwald (1916), Der 9. November (1920), Die Heiligen (1922), Schwedenklees Erlebnis (1923), Die Brüder Schellenberg (1925), Auf Persiens Karawanenstraßen (1928), Der Weg der Götter (1929), Die Stadt Anatol (1933), Jangtsekiang (1934), Lied der Freundschaft (1935), Das blaue Band (1938), Meine Reisen in Asien (1940), Georg Wendtlands Umkehr (1941), Was wollen wir tun? (1948), B. u. E. Kellermann, Wir kommen aus Rußland (1948), Bernhard Kellermann zum Gedächtnis. Aufsätze, Briefe und Reden 1945 (Auswahl). Berlin 1952. Ein Drama: Die Wiedertäufer von Münster 1925.

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Eit.: E. Ai. Schneider, Bernhard Kellermann 65 Jahre, in: Fränk. Kurier 4. März 1944. - Heinz Häupter, B. Kellermann, in: Fürther Nachrichten v. 30. Jan. 1957.

Kellerweg: Straße, die zum Schuhskeller und Gustav-Adolf-Keller führt (1914 benannt). Kemmeter, Josef G., Kunstmaler, 5. 1. 1908 in München geboren, Privatstudium bei Arthur Hofer, lebt in Fürth. Er hat sich u. a. an Ausstel­ lungen in Nürnberg, München, Würzburg und Fürth beteiligt. Arbeits­ gebiet: Architektur, Landschaft, Stilleben. Die Stadt Fürth besitzt von ihm das Gemälde „Atelierblick".

Kempfier, Dr. Fritz, 2. Bürgermeister. Er wurde am 16. 12. 1904 in Eggenfelden geboren, studierte Rechtswissenschaft in Heidelberg, Königs­ berg, Birmingham, München, war 2. Bürgermeister in Fürth 1934-1938, 1938-1945 Oberbürgermeister in Bayreuth. Seit 1957 ist er Mitglied des Bundestages. Er lebt als Rechtsanwalt in Eggenfelden. Keplerstraße: Straßenname, 1956 nach dem Astronomen Johannes Kepler (geb. 1571, gest. 1630) benannt.

Kern, Georg Balthasar, Goldschmied in Fürth, 1756 nachweisbar. Quelle: Fürth Pfarramt St. Michael, Sterbereg. 22. 5. 1756.

Kerzendreier: Im 17. und 18. Jahrhundert war es in Fürth üblich, daß der Kindsvater und der „Gevatter" (Pate) dem Geistlichen gelegentlich der Taufhandlung einen „Kerzendreier" überreichten. Auch der Kantor, der den Geistlichen mit der Kirchenagende beglei­ tete, und des Kantors Magd, die das Taufbecken trug, pflegten vom Kinds­ vater und dem Paten mit einem Kerzendreier bedacht zu werden. Der Kerzendreier war ursprünglich eine Silbermünze (wie der Dreibätzer), die man, verbunden mit einer Kerze, verschenkte. Er konnte auch vom Taufpaten (der auch Dot, Dutla und Got genannt wurde) an die Haus­ genossen verschenkt werden - oder an den Täufling. Die Nürnberger „Verneuerte Ordnung, Wie es mit und bey den Kindt­ taufen . . . gehalten werden soll" (1625) verbietet das Verschenken von Kerzendreiern: „Und den Gefattern (Gevattern, Paten, Verwandten) soll hiermit verbotten sein, keine Kertzen Dreyer weder Kindern noch anderen Leuten ferner außzugeben, sondern dieselben sowohl als das Blasen der Thurner (Türmer) gleichergestalt abgestellt sein." Solche Verbote drangen allerdings nur selten durch. Für Fürth ist uns der Kerzendreier durch Erhard Andreas Z Saueracker in seinem „Versuch einer Chronologisch-Diplomatisch-Statistischen Ge­ schichte des Hofmarks Fürth und seiner zwölf einverleibten Ortschaften, 3. Teil, Nürnberg und Leipzig 1788" bezeugt. Er zählt den Kerzendreier zu den Einnahmen der Geistlichen: „Der taufende Pfarrer oder Caplan be­ kommt vom Kindsvater erstlich seine Gebühr. . . Dann bekommt er noch von dem Kindsvater und Gevatter einen Kerzendreyer. Dergleichen Kerzendreyer werden sehr oft in Laubthaler verwandelt, je nachdem die Freude

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der Eltern oder Taufzeugen groß ist. Auf gleiche Weise wird auch der Cantor und seine Magd mit Gebühren und Kerzendreyern von beeden Theilen beschenkt." Die Symbolkraft des Kerzendreiers liegt sowohl in der Kerze wie auch in der Zahl drei. Der Mensch verehrt das Licht, weil es wärmt und reinigt; er macht es zum Symbol des Lebens und nennt es „Lebenslicht". Vom Licht überträgt sich das Sinnbild auf die Kerze. Die Griechen verwendeten sie am Dionysosfest, dem Tag der Lichter. In der christlichen Kerzenweihe an Lichtmeß ist die Kerze von höchster Bedeutung. Es ist also nicht zu ver­ wundern, wenn der Vater oder der Pate dem Kind eine Kerze schenkt, zum Zeichen, daß es wohl und fromm gedeihen solle und daß sein Lebenslicht kräftig und rein brennen möge. Aber auch die Zahl drei hat ihre Symbolkraft. Sie ist das Zeichen der Harmonie; sie enthält These, Antithese und Synthese. Die höchste Ver­ ehrung des Christenmenschen gilt der Dreieinigkeit. Aber auch im täg­ lichen Leben genießt die Drei Verehrung. „Aller guten Dinge sind drei", sagt man. So soll auch der Dreier seine symbolische Kraft erweisen, wenn er anläßlich einer Taufe dem Geistlichen, dem Kantor oder dem Täufling gewidmet wird: man wünscht dem Kinde ein sich abrundendes, harmoni­ sches Leben. In den letzten Jahren ist der Kerzendreier als Geschenk wieder in vielen Familien heimisch geworden. Der Kerzendreier enthält einen Schokoladenteller mit hübscher weißer Zuckergußverzierung; in die Fläche sind drei Münzen gelegt, weil man heutzutage keinen „Dreier" mehr hat. Auf der Rückseite ist eine Taufszene mit Hilfe eines Models eingeprägt: „Christus sanctificavit ecclesiam suam", Christus heiligte seine Kirche. Der Schokoladen-DreierTeller ist in ein blütenartig geschnittenes und gefaltetes Buntpapier ge­ hüllt. Darauf steht die Kerze. Wenn es auch genug.Dinge gibt, die man als Pate einem Täufling schenken kann, so sind doch fast alle entweder „praktisch" oder sie sollen den Kindseltern zeigen, daß man viel Geld aufgewandt hat. In solchen Geschenken, so willkommen sie sein mögen, wirkt keine Symbolkraft. Der Kerzendreier aber, der nur geringe Kosten erfordert, ist als Sinnbild an­ gefüllt mit guten und frommen Wünschen. Lit.: Adolf Schwammberger, Kerzendreier ein Symbol, in: Fürther Nachr. 4. 11. 1961. - August Rebmann, Der Kerzendreier, ein beliebtes, jahrhunderte­ altes Taufgeschenk, in: Altnürnberger Landschaft 16. Jg. 1967 Nr. 1/2.

Kesten, Hermann, Schriftsteller, geb. 28. 1. 1900 in Nürnberg^ lebt in Rom. Seine Erzählung „Emilie" (in: Die Dreißig Erzählungen, München 1962) läßt er in Fürth spielen, wo „die engen Straßen" mit „Sonne ge­ pflastert, mit vielen geputzten Menschen bestreut" sein können: „Fürth, leuchtend, schien ein farbiger Vorort Italiens". Kiderlin, Karl: ein Fürther Arzt, 2. Vorstand des Kollegiums der Ge­ meindebevollmächtigten. Er war in Nürnberg am 25. Januar 1814 geboren,

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hatte in Erlangen Medizin studiert und sich in Fürth als Arzt niedergelassen (1842). Er gehörte zu den ersten führenden Männern der 1848 gegründe­ ten Demokratischen Partei. Für seine Dienstleistungen während des Krie­ ges 1870/71 wollte ihn der bayerische König mit einem Orden auszeich­ nen; er verweigerte die Annahme; denn, so erklärte er, er habe die Solda­ ten nur aus Humanitätsgründen gepflegt. Dem Cemeindekollegium gehörte er seit 1872 an. Er starb am 26. Januar 1879 in Fürth. Kiderlinstraße: benannt nach T Kiderlin, Karl. Kieler Straße: nach der Stadt Kiel (1949) benannt.

Kiesel, Ernst, Mundartdichter, geb. 31. 5. 1900 in Fürth, lernte als Glas­ magaziner; seit 1930 arbeitet er als Journalist; er veröffentlichte viele Ge­ dichte in Tageszeitungen, Gedichtsammlungen in den „Fürther Heimat­ blättern" 1960 und 1965; 1966 erschienen seine Gedichtbände „A Zinsala" und „Nu a Zinsala". Kießling, Liesl, geb. Schickedanz, Direktorswitwe, Inhaberin der Golde­ nen T Bürgermedaille. Sie hat sich durch ihren Eifer für Wohltätigkeit einen hervorragenden Namen gemacht: als Mitglied des Vorstands des T Bayer. Roten Kreuzes, Kreisverband Fürth, führt sie Sammlungen durch; besonders um den Krankentransport des Roten Kreuzes hat sie sich große Verdienste erworben. Für die Geschädigten der Flutkatastrophe in Ham­ burg 1962 leistete sie Überragendes. Sie hat in unermüdlicher Arbeit Spät­ heimkehrer betreut und erhielt dafür den Ehrennamen „Heimkehrermutti". Die Stadt Fürth verlieh ihr am 13. 12. 1962 die Goldene Bürgermedaille.

Kilian, Georg, Vorsitzer des Vorstands der T DETAG, Träger der Gol­ denen ? Bügermedaille. Er wurde am 9. 12. 1903 in Fürth geboren, stu­ dierte Chemie in Erlangen und wurde hier zum Doktor rer. nat. promoviert. Dann arbeitete er in der „Tafel-Salin- und Spiegelfabrik AG" in Weiden, wurde hier 1934 Werkchef und übersiedelte dann nach Wien als Vor­ standsmitglied der Ostdeutschen Glaswerke AG und als Werkchef der Glasfabrik Brum a. Geb. 1942 wurde er stellvertretendes Vorstandsmitglied der DETAG. 1945 ff wohnte er als technischer Chef der DETAG wieder in Fürth, 1950 ff als ordentliches Mitglied des Vorstands, 1951 ff stand er dem Wittener Werk als technischer Chef vor. 1955 wurde er Nachfolger T Seelings als Vorsitzer des Vorstands der DETAG. Im gleichen Jahr über­ nahm er den Vorsitz im Beirat der Flachglasbearbeitungsgesellschaft (FLABEG) in Fürth. Der Ausbau der Werke der DETAG nach 1945 gründete sich auf die Tatkraft Georg Kilians; viele Inlands- und Auslandspatente schützen seine große Erfinderleistung. 1959 zeichnete man ihn mit dem Bayerischen Verdienstorden aus; als großer Förderer des Deutschen Museums in München erhielt er den goldenen Ehrenring dieses Instituts. Fürth verlieh ihm, dem eifrigen Wohltäter, am 9. 1. 1962 die Goldene Bürgermedaille, 1963 ernannte ihn die Stadt Weiden zu ihrem Ehren­ bürger; die Universität Erlangen nahm ihn 1963 als T Ehrenbürger auf.

Kimmel, Rudolf, s. T Kurzschrift.

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Kinderbewahranstalten. 1) In der Katharinenstraße, im T „Dockelesgarten", wurde die erste Fürther Kinderbewahranstalt gegründet. Der Fürther Stadt­ gerichtsarzt Dr. Conrad T Wolfring wies im „Fürther Intelligenzblatt" vom Januar 1855 darauf hin, daß „vielseitige Wahrnehmungen bewiesen, daß vornehmlich die Kinder im Säuglingsalter einer besonderen Beaufsich­ tigung und Fürsorge bedürften, die ihnen in gewöhnlichen Lebensverhält­ nissen nicht zuteil werden können". Am 2. Juni 1856 wurde im Dockelesgarten mit 18 Kleinkindern die Krippe eröffnet. Sie ging in die Verwaltung des T St. Johannisvereins über. 2) Waisenhaus und Kinderheim Poppenreuther Straße 13: Rechtsträger ist der T Lutherische Verein für weibliche Diakonie. Das kleine Haus wurde 1875 geschenkt; 14 Mädchen sind da­ mals aufgenommen worden. Der größere Bau wurde 1896 im April eingeweiht, in ihm wurden nur Buben untergebracht. 1961-1964 wurde das Waisenhaus vollständig umgebaut und modernisiert. Es beherbergt Kinder im Alter von 3-14 Jahren. Z. Zt. sind hier 126 Kinder untergebracht. 3) s. T Krautheimer Säuglingskrippe. 4) Das Kinderheim Salem, Forsthaus­ straße 43, wurde am 1. Mai 1966 eröffnet. Es ist eine caritative Einrichtung und untersteht der Bruderschaft Salem, München, Müllerstraße 54. Im Heim befinden sich z. Zt 26 Kinder im Alter von IV2-8 Jahren. Das Haus ist aus Privatbesitz gepachtet. 5) Kinderheim Reiber-Schnetzer, Wald­ meisterstraße 11, gegründet 1951. Das Heim hatte bis 1961 ca. 35 Betten für Säuglinge und Kleinkinder bis zu 2 Jahren. Seit 1961 ist es Privates Säuglingsheim, gepachtet von einer Säuglingsschwester; es werden nur Säuglinge aufgenommen von der Geburt bis zu 1 Jahr; 16 Betten stehen zur Verfügung. Kindergärten. Den ersten Kindergarten in Fürth eröffnete Pfarrer Friedrich Theodor Eduard T Lehmus (14. 8. 1837) im Hause Königsstraße 110; seine Gründung wird in den Kindergärten am Kirchenplatz und an derOtto-SeelingPromenade weitergeführt; der Kindergarten an der Otto-Seeling-Promenade erhielt 1966 einen Neubau (Maria Grundig-Haus des „Vereins Lehmus'sche Kinderbewahranstalten" - der Bau wurde durch eine Stiftung von Konsul Dr. h. c. Max T Grundig ermöglicht). Es gibt in Fürth 21 Kin­ dergärten; ihre Träger sind außer dem Verein Lehmusscher Kinderbewahr­ anstalten evangelische und katholische Kirchengemeinden, die Innere Mission, der Hensoltshöher Gemeinschaftsverband, die Israelitische Kultus­ gemeinde, der Verein Lebenshilfe e. V., die Gesamtbetriebe des Groß­ versandhauses Quelle („Kindergarten Grete Schickedanz") und Frau Irm­ gard Lorbeer. Die Fürther Nothilfe e. V. betreibt 4 Jugendhorte.

Kinderkrippe, s. T St. Johannisverein. Kinderspital: An der Theresienstraße (Nr. 34) liegt das Kinderspital, ein Haus reichen Segens. Es ist Besitz des St. Johannisvereins und besteht seit 1889. Inzwischen wurde es mehrfach erweitert. Von 1889 bis Januar 1961 wirkten hier die Augsburger Diakonissen; sie wurden von Neuendettels­ auer Diakonissen abgelöst. Die Arbeit des Kinderspitals wird in der Kinder­ klinik des T Krankenhauses weitergeführt. S. a. T St. Johannisverein.

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Kirchen.

Auferstehungskirche (ev.): ein klassizistischer Bau, nach dem Entwurf des kgl. bayer. Bauinspektors Brüger (s. a. T Kirche zu Unserer Lieben Frau) 1825/26 errichtet; auch die katholische Gemeinde und jü­ dische Einwohner haben zu seiner Ausstattung beigesteuert. Die Kirche war zunächst als Friedhofskapelle gedacht; doch ergab sich bald, daß zur Entlastung der St. Michaelskirche eine zweite Kirche notwendig war. Die erste Orgel aus der Werkstatt des Heilsbronner Meisters Eichmüller wurde 1906 durch ein Instrument der Firma Strebel in Nürnberg ersetzt. Das Ge­ länder der Turmgalerie trägt drei bemalte Schilde mit Fürther Stadtwappen und den Initialen der Stifter Leonhard und Margarete T Büttner. Die Glocken: 1) Fis-Glocke als Gebetsglocke mit der Inschrift „Dienet ein­ ander", Gewicht 635 kg, 2) A-Glocke als Trauglocke, mit der Inschrift „Sorget nicht", Gewicht 355 kg; 3) H-Glocke als Taufglocke, mit der In­ schrift „Freuet euch". Alle 3 Glocken wurden 1953 von der Firma Gebr. Rincker in Sinn (Dillkreis) geliefert. Taufregister, Trauungsbücher, Sterbe­ register werden seit 1889, Konfirmandenbücher seit 1890 geführt. Christkönig. Der katholischen Pfarrkirche Christkönig ging eine (1947/48 erbaute) Notkirche voraus, die nun anderen gemeindlichen Zwecken dient. Ihr Bau wurde von dem Langenzenner Architekten Fried­ rich Richter entworfen. Die Weihe nahm am 26./27. August 1961 der Erz­ bischof von Bamberg Dr. Josef Schneider vor. Architekt Friedrich Richter entwarf auch den Altar und den Taufstein. Den Taufwasserbehälter schuf Felix Müller - Neunkirchen am Brand. Das Kruzifix gestaltete der Münche­ ner Bildhauer Matthäus Z Bayer. Die Bronzeschmiedearbeiten am Taber­ nakel lieferte die Werkstätte Manfred Bergmeister - Ebersberg bei Mün­ chen, Die Türgriffe stammen von Karl Dörrfuß - Fürth. Die Fürther Künst­ ler Hans Langhojer und Georg Weidenbacher entwarfen die Buntglasfen­ ster. Die Wandgemälde, Szenen aus dem öffentlichen Wirken Jesu, schuf der Nürnberger Maler Eitel Klein, der auch die alttestamentlichen Symbole der Krypta, in Backstein gebrannt, entwarf. Die 5 Glocken wurden 1963 von der Glockengießerei Rudolf Perner in Passau geliefert: 1) D-Glocke „Christkönig", mit dem Bild Christi als König und der Inschrift „Christus siegt, Christus regiert, Christus herrscht"; Gewicht 1746 kg; 2) E-Glocke „St. Maria" mit dem Bild Mariae als Königin und der Inschrift „Königin des Friedens, bitte für uns"; Gewicht 1173 kg; 3) G-Glocke „St. Josef" mit dem Bild Josefs auf dem Sterbebett und der Inschrift „St. Josef, steh uns bei im letzten Streit"; Gewicht 698 kg; 4) A-Glocke „Konzilsglocke Johannes und Paulus" mit den Bildern Johannes des Täufers und des Apostels Paulus und der Inschrift „Zur Erinnerung an die Konzilspäpste Johannes XXIII. und Paul VI"; Gewicht 492 kg; 5) H-Glocke, die „Hedwigsglocke" mit dem Bild der hlg. Hedwig und der Inschrift „St. Hedwig, schütze Land, Stadt und Volk", Gewicht 345 kg. Die Kirchenbücher werden seit 1. Oktober 1951 geführt. Christuskapelle = Kirche der T Methodisten, in der Blumenstraße 33, seit 1924. Sie hat keine Glocken.

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Erlöserkirche (ev.). Sie wurde nach dem Entwurf des Architekten Wolfgang Fuchs - München erbaut und am 19. Dez. 1965 durch Ober­ kirchenrat Dr. Giegler eingeweiht. Die Glocken: 1) F-Glocke als „Friedens­ glocke", mit der Inschrift „Friede sei mit allen, die in Jesu sind" (1. Petr. 5, 14); Gewicht 850 kg; sie hält zugleich das Gedächtnis an den Stifter des Grundstücks Andreas Höfler fest; 2) As-Glocke als „Gustav-Adolf-Glocke" mit der Inschrift „Ein feste Burg ist unser Gott"; Gewicht 500kg. 3) B-Glocke als „Gebetsglocke", mit der Inschrift „O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort" (Jeremias 22, 29); sie enthält zum Gedächtnis an ihren ungenannten Spender die Buchstaben H. L. Alle drei Glocken wurden 1965 von der Erdinger Glockengießerei Karl Czodnochowski geliefert. Die Kirchenbücher werden seit 1. Januar 1965 geführt. Dr. h. c. Gustav Schickedanz hat 1967 die Orgel gestiftet. Heilig-Geist-Kirche. Sie entstand für die ev-luth. Gemeinde auf der Hard, eine fast schmucklose Kirchenhalle unter einem Pultdach; den Entwurf für die Kirche lieferte Architekt Theo Steinhäuser - München. Die Weihe nahm, in Gegenwart des Landesbischofs D. Hermann Dietzfelbinger, Kreisdekan D. Giegler vor (3. Nov. 1963). Die Kirche ist mit 4 Glocken ausgestattet: 1) D-Glocke „Heiliger Geist", mit dem Symbol der Taube und der Inschrift „Welche der Geist Gottes treibet, sind Gottes­ kinder (Röm. 8,14)". Sie wiegt 1565 kg; i. J. 1963 wurde sie von der Firma Gebr. Rincker in Sinn (Dillkreis) gegossen. 2) F-Glocke „Martinsglocke" mit dem Symbol Alpha Omega und der Inschrift „Selig sind die Barm­ herzigen (Matthäus 5, 7)". Sie wiegt 1010 kg. 3) G-Glocke „Friedens­ glocke" mit dem Ankerkreuz als Symbol und der Inschrift „Der Gottes­ frieden sei mit Euch allen, Römer 15, 33". Sie wiegt 720 kg. 4) A-Glocke als Taufglocke mit dem Symbol des Fisches und der Inschrift „Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden. Markus 16, 6". Sie wiegt 500 kg. Die Glocken 2), 3) und 4) wurden i. J. 1966 ebenfalls bei der Firma Gebr. Rincker in Sinn (Dillkreis) gegossen. Die Kirchenbücher werden seit Januar 1963 geführt. Die Orgel wurde 1967 eingebaut.

Marienkirche, Fürth/Burgfarrnbach, kath. Filialkirche von Christ­ könig. Sie wurde 1954/55 gebaut und im September 1955 geweiht. Die Kirche hat keine Glocken; die Kirchenbücher werden bei Christkönig ge­ führt. Neuapostolische Kirche, s. T Neuapostolische Gemeinde. St. Christophorus-Kirche, kath., sie ist eine Notkirche ohne Glocken. Am 15. 11. 1959 wurde sie geweiht; seit dem 1. 4. 1965 ist St. Christophorus eine selbständige Pfarrei; die Kirchenbücher werden seit 1. 9.1962 geführt.

St. Heinrich (kath.). Sie trägt ihren Namen nach dem Gründer der Diözese Bamberg, Kaiser T Heinrich dem Heiligen (gest. 1024). Die Kirche wurde nach dem Entwurf des Kirchenbaumeisters Hans Schurr - München errichtet. Erzbischof Dr. von Abert weihte sie am 23. Okt. 1910.1922 wurde St. Heinrich eigene Pfarrei. 1965 erhielt sie eine herrliche Orgel, die nach

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dem Entwurf des Eßlinger Orgelbau-Sachverständigen Dr. Walter Supper von der Passauer Orgelbaufirma Eisenbarth gebaut wurde. Die Glocken: 1) C-Glocke, „Kaiserglocke" mit dem Symbol „Kaiser Heinrich und Kuni­ gunde" und der Inschrift „Schwere Kriegszeit ließ mich vergehen, der Gemeinde Treue mich wiedererstehen. Aus Liebesgaben bin ich geflossen, Petit und Gebr. Edelbrock haben mich gegossen"; Lieferung 1952 durch Petit und Gebr. Edelbrock, Gescher/Westfalen; Gewicht 2700 kg; 2) EsGlocke „Marienglocke" mit dem Symbol der Gottesmutter und der In­ schrift „Ich grüße dich, Maria rein, laß St. Heinrich dir empfohlen sein"; 1952 von der Firma Petit und Edelbrock geliefert; 1600 kg Gewicht; 3) F-Glocke, „Kreuzesglocke" mit dem Symbol des Kreuzes und der Inschrift „Trauernd denk ich jener, die ihr Leben für den Frieden haben hingegeben; allen aber, die hienieden, gib o Jesu, deinen Frieden"; 1952 von der Firma Petit und Gebr. Edelbrock geliefert; 1100 kg Gewicht; 4) As-Glocke, „Petrusglocke" mit dem Symbol des hlg. Petrus mit Schlüssel und umgekehrtem Kreuz; 1910 hergestellt, 650 kg Gewicht. Die Kirchen­ bücher von St. Heinrich werden seit 1. August 1922 geführt.

St. Johannis, T Burgfarrnbach (ev.).Die Burgfarrnbacher feiern die Kirch­ weih nicht mehr am Namenstag des Heiligen, dem die Kirche geweiht ist (Johannes, 24. 6.), sondern Ende Juli. St. Johannes ist eine Tochterkirche von T St. Martin (alt). In Burgfarrnbach stand zunächst eine bescheidene Kapelle, die bis 1349 in der Abhängigkeit von Fürth blieb. Rapoto von Külsheim (7* Külsheimer), der 1317-1355 in Burgfarrnbach bzw. als Hof­ meister und Landrichter des Burggrafentums Nürnberg nachweisbar ist, wandte sich an den Bischof Friedrich von Bamberg: er wolle die Pfarre in Burgfarrnbach ausstatten, wenn sie zur Selbständigkeit erhoben würde. Die Erhebung zur selbständigen Kirche erfolgte am 29. 5. 1349 (Nürnberg Stadtarchiv, Cod. man. 138 fol., Bl. 2/3 Abschrift. - 30. Jb. des hist. Ver. f. Mfr., 1862, S. 66/68. - Fronmüller, Chronik der Stadt Fürth -21887, S. 733 ff. - M. V. f. G. d. St. Nbg., 30. Bd., Nürnberg 1931, S. 311). Die ältere Kirche wurde im Markgrafenkrieg 1449 zerstört. In zwei Bauab­ schnitten erfolgte der Wiederaufbau, der sich bis zum Anfang des 16. Jh. hinzog. Der Turm wurde vermutlich von dem Nürnberger Stadtbaumeister Hans Behaim d. Ä. erstellt. Nach dem 30jährigen Krieg mußte die Kirche wieder instandgesetzt werden. In der ersten Hälfte des 18. Jh. (bis 1738) wurde der Kirchenraum barockisiert. Die letzte größere Renovierung er­ folgte 1963. Die Fresken im Chor, 1927 freigelegt, und die Sakramentsnische gehö­ ren in die 2..Hälfte des 15. Jh. Der Altar stammt aus dem Jahre 1711. Das Altarblatt von 1927 wurde 1963 durch einen Kruzifixus aus der Zeit um 1700 ersetzt. Die Kanzel entstammt dem Anfang des 18. Jh., der Taufstein der Zeit um 1730, die Orgel aus dem Jahre 1740 wurde 1927 erweitert. Das Deckengemälde des Langhauses schuf E. Böhler, Würzburg 1928. To­ tenschilde aus der Zeit um 1600 erinnern an die Familie Wolf von Wolfsthal und an die Kresser (1704). Die Kirche enthält bedeutende Grabdenkmäler, darunter das des ? Rapoto von Külsheim. In der Portalvorhalle befinden sich südlich 5 Grabdenkmäler, die Angehörigen der Familie Wolf von Wolfsthal

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gewidmet sind. Das Grabmal des Wolf von Wolfsthal 1558 und das der Anna von Wolfsthal 1538 wird (von Wilhelm 71 Funk) dem Meister Loy Hering bzw. seiner Werkstatt zugeschrieben. Das Grabmal des Hans Wolf von Wolfsthal 1592 schreibt Wilhelm Funk dem Bildhauer Wilhelm Sarder zu. Der Ölberg entstand 1517/18 nach dem Vorbild des Ölbergs in Büchenbach b./Erlangen; die Figuren schuf der Meister Veit Wirsberger.

Die Reste der Kirchhofmauer aus dem Spätmittelalter erweisen die Kirche als Kirchenburg.

Die Glocken: 1) die Glocke von 1450 enthält die Inschrift „anno domini m°ccccl° rex glorie xpe veni cum pace ave maria gracia ple . . Der Mariengruß bricht mitten im Wort ab, weil das Schriftband zu Ende ist. Eine Kreuzigungsgruppe, Johannes der Täufer, die hlg. Katharina, die Muttergottes und St. Lorenz sind im Reliefschmuck zu sehen. Die Glocke ist Nürnberger Arbeit. Ihr Ton: gis. Gewicht 16 Ztr. 2) Eine Glocke von 1459, ebenfalls Nürnberger Arbeit, wurde zerbombt. Auf ihr stand: „anno domini m°cccc° und in dem LVIIlPiar pin ich gemacht worn". 3) Die „kleine Glocke": 1733 gestiftet von Leonhard Knorr, dem Wirt zum gol­ denen Bären 1733; sie stammt von dem Nürnberger Glockengießer Christian Viktor Herold. Ihr Ton: h. Gewicht 7 Ztr. 4) Glocke mit der Inschrift: Er ist unser Friede, Eph. 2,14. Sie ist mit dem Bild des Gekreuzig­ ten und des St. Johannes mit Maria ausgestattet. Ton: fis. Gewicht 16 Ztr. 5) Die Taufglocke mit der Inschrift: Gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des hlg. Geistes. Sie ist mit einem Kreuz samt Fischen versehen und wurde von grünen, gol­ denen und diamantenen Konfirmanden gestiftet. Ton: dis. Gewicht 3.14 Ztr. 4) und 5) wurden 1954 von der Glockengießerei Heinrich Kurtz in Stuttgart geliefert. Lit.: Georg Kolbmann, Zur Ortsgeschichte von Burgfarrnbach, in: Fürther Heimat­ blätter NF 9. Jg. 1959 Nr. 3. - ]akob Sandhöfer, Kirchenboden und Toback, in: Fürther Heimatblätter NF 9. Jg. 1959 Nr. 4. - Jakob Sandhöfer, Warum man um das Jahr 1713 in Burgfarrnbach, nicht aber in Fürth, den Kirchhof zugesperrt hat, in: Fürther Heimatblätter NF 11. Jg. 1961 Nr. 4. - Wilhelm Funk, Fränkische Meister in Burgfarrnbach, in: Fürther Heimatblätter NF 11. Jg. 1961 Nr. 6. - August Gebessler, Stadt- u. Landkreis Fürth, München 1963. - Jakob Sandhöfer, Ein Fürther fällt in Cosel, in: Fürther Heimat­ blätter NF 15. Jg. 1965 Nr. 2J3. - Sigrid Thurm, Die Glocken des Stadt­ kreises Fürth, in: Fürther Heimatblätter NF 15. Jg. 1965 Nr. 2J3. St. Martin (alt) war eine königliche Eigenkirche. Sie stand im Rednitz, tal, nahe der heutigen Kapellenstraße. Eine Baumgruppe kennzeichnet noch ihren Standort; sie war eine Feldkirche. Erstmals erwähnt wird St. Martin i.J. 1323. Eine Urkunde von 1347 nennt 2 Kirchen in Fürth; damit können nur St. Martin und die Tochterkirche St. Michael gemeint sein. St. Martin hatte das Begräbnisrecht. Daher der Flurname: 7. 9. 1576 „Wiesen hinter St. Martins Kirchhof bei Fürth gelegen" (Bamberg Staatsarchiv Rep. B 80 BI. 48 v.), 17. 8.1723 „Wiesen hinter St. Martins Kirchhof bei Fürth" (Bam­ berg Staatsarch. Rep. B 80 BI. 73/73 v.). Die Tochterkirche St. Michael blieb bis in die Mitte des 14. Jhs. von St. Martin abhängig; allerdings hatte inzwischen gewiß St. Michael, seiner Lage im Ort entsprechend, mehr und

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mehr Funktionen der Mutterkirche übernommen. 1362 wird St. Martin als „capella annexa" bezeichnet; sie hängt also nun an St. Michael. Die Tochterkirche St. Johannis in Burgfarrnbach wurde 1349 von der Mutter­ kirche St. Martin gelöst (s. T Kirchen St. Johannis). Die Tochterkirche St. Lorenz nennt die Bulle Papst Gregors IX vom 4. 7. 1235: „ecclesiam . . . in Vurthe cum capella Sti Laurenti in Nürnberg dependente ab ipsa". St. Lorenz zum Heiligen Grab in Nürnberg ist eine Filialkapelle von Fürth - St. Martin. Für die Zeit von 1237 - 1354, als Nürnberg zu seiner großen Bedeutung heranwuchs, verwaltete e i n Pfarrer die zwei Kirchen; 1243 wurde St. Lorenz zum Heiligen Grab zur Seelsorgekirche erhoben. Um 1300 entstand der neue, überragende Bau von St. Lorenz; der Oberpfarrer für St. Martin und St. Lorenz nahm bei St. Lorenz seinen Sitz. Nürnberg gewann schrittweise (1388, 1402) einen stärkeren Einfluß auf die Ein­ setzung der Geistlichen (die bisher von Bamberg bestimmt worden waren). 1474 erlangte der Rat das Präsentationsrecht in den päpstlichen Monaten, 1513 auch in den bischöflichen Monaten; d. h. die Reichsstadt bestimmte die Geistlichen von St. Lorenz wie auch die Fürther Pfarrer; St. MartinMichael untersteht dem Propst von St. Lorenz. Darum folgt die Fürther Kirche 1523 ff. dem Beispiel Nürnbergs in der Annahme der T Reformation. Wann die St. Martinskapelle zerstört wurde, wissen wir nicht; viel­ leicht geschah es im 30jährigen Krieg. Johann Alexander T Boener stellt sie uns als Ruine vor (1705). Das Vorwort zur Boenerschen Sammlung von Fürther Kupferstichen 1705 („Kurzer Bericht von dem Alterthum und Freyheiten des freyen Hof-Markts Fürth") berichtet die T Sage, daß Karl der Große auf der Rückkehr vom vergeblichen Kanalbau bei Weißenburg die Kapelle St. Martin gegründet habe (793). Der Geleitsamtmann T Seyfried schreibt am 22. 8. 1731 (Nürnberg Staatsarchiv, Ansbacher Amtsbeschrei­ bungen Nr. 30, S. 21 ff.): „Über der sogenannten Badbrücke sind noch rudera (= Reste) von einer dort gestandenen Kapelle, welche Carolus Magnus a(nno) 799 (!) weilen Er selbst des hlg. Dionysii Reliquien, auch St. Martin Chorkappe mit sich geführt, zum Andenken (des) letztgedachten Heiligen erbaute und von Gustavo Adolpho 1631 (!) oder von den Croaten 1634 verwüstet worden. Diese von Carolo Magno nun erbaute und dem hlg. Martino gewidmete Kapelle soll das ganze Land, so stärker Wall­ fahrten gemacht haben, weil die von dem päpstlichen Hof noch überdies die (!) erteilten Ablässe so vielgültig als einem Ort einliefen, wodurch dann der Ort Fürth wegen häufigen Zuflusses des Volkes mit Herbergen angewachsen und nach und nach merklich sich vergrößert haben soll. Alle­ zeit am hlg. Ostertag Nachmittag und zwar nach geendigtem Gottesdienst sammelt sich die Jugend des Hofmarks Fürth, männlichen und weiblichen Geschlechts, auf die nächstgedachter St. Martinskapelle gelegene Pfarr­ wiese, ergötzt und belustigt sich mit den Ostereiern und anderen Kurz­ weilen, bis zu dem anbrechenden Abend, so sie dann Paar und Paar und erstlich die Knaben mit Spitzruten, hernach die Mägdlein zusamm Gesel­ len, und mit den Schulmeistern, die gewöhnliche Ostergesänge anstim­ men, und in solchem Umgang von der Kapelle an fort bis Fürth durch Fürth durch nach dem Kirchhof, um die Kirche und Kapelle des Heil. Grabs herum wallfahrten, und mag die Ursache diese sein, weil ehehin eine

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Wallfahrt von da aus am hlg. Ostertage zum Gedächtnis der Auferstehung Christi zu dem Käppelein ebengedachtermaßeh zum Hlg. Grabe genannt, gehalten worden". Auch Erhard Andreas Saueracker (Versuch einer Chronologisch-Diplo­ matisch-Statistischen Geschichte des Hofmarkts Fürth I. Teil, Nürnberg und Leipzig 1786, S. 59) berichtet von der „Procession oder Walfahrt, welche von der Fürther Jugend, unter Anstimmung der gewöhnlichen Osterlieder, an jedem Ostertage von dieser Martinskapelle bis zur h. Grab Kapelle, hinter der großen Kirchen, angestellt wird." (!). 1843 wurde eine Nachgrabung an der St. Martinskapelle durchgeführt, die allerdings kein Ergebnis brachte. Bei dieser Gelegenheit aber be­ richtet der spätere Bürgermeister Johann Martin T Meyer: bis zum Ende des 18. Jhs. standen die Ruinen der St. Martinskapelle noch so, wie sie in den vorhandenen Zeichnungen abgebildet sind, und „bis zum Übergang von Fürth an die k. Preußische Regierung wurde alljährlich an Ostern von den Chorschülern an der St. Michaelis Kirche mit ihren Lehrern zu der selben gezogen und ein Umgang mit Gesang (sogar bey Hochwaßer in Nachen) gehalten, wofür jeder der Lehrer einen halben Gulden erhielt und welchem zuletzt der noch lebende Lehrer und Cantor T Barfus senior als Gehilfe beywohnte. Von da an hörte diese Jahresfeier auf, die Ruinen der St. Martins Kapelle geriethen in Vergeßenheit, zerfielen oder wurden zerstört, die Umfaßungsmauern, besonders auf der südlichen Seiten aus­ gebrochen wurden nebst den vorgefundenen Grabsteinen, von denen einer einen Geistlichen mit Kelch darstellte, der andere aber eine merk­ würdige Inschrift enthielt, welche nur der damahlige Pfarrer Schubert ent­ ziffern konnte, zu verschiedenen Zwecken verwendet. Der letzte Grab­ stein, mit der Schrift nach unten gekehrt, liegt am Eingang des Mädchen­ schulgebäudes und die auf der Kapelle befindlich gewesene Glocke soll an den Besitzer des Pfarrgartens verkauft und an deßen Hause angebracht worden seyn. Nach den Abbruch der Umfangsmauern wurde der innere Raum von den Pächtern der Kapellenwiese geebnet, mit letzterer vereinigt und benützt". (Fürth Bauregistratur 311 a). 1855 errichtete die Stadt Fürth an der Stelle der Martinskapelle ein Denkmal (s. T Denkmäler und Freiplastiken). Lit.: Christian Millack, Die Pfarrei Fürth von den Anfängen bis zur Reformation, im Fürther Heimatblätter NF 6. Jg. 1956 Nr. 1 (mit vielen Literaturangaben). St. M a r t i n (an der Wilhelmstraße ev.). Sie trägt ihren Namen nach dem Patron der Fürther Urkirche St. Martin. Der jetzige Bau steht an der Stelle einer Notkirche, die am 23. Oktober 1927 eingeweiht, am 21. Februar 1945 durch Brandbomben vollkommen zerstört worden war. Er wurde am 22. Oktober 1950 durch Oberkirchenrat Schieder eingeweiht. Den Bau entwarf der Fürther Architekt Fritz Fronmüller. Den Altar schuf der Fürther Bildhauer Karl Z Muggenhöfer, das Hängekruzifix der Nürnberger Bildhauer Heinz Heiber, von dem auch das Mosaik (Auferstehender Christus) mit der Leuchterbank und das Gefangenendenkmal stammen. Die Glocken: 1) E-Glocke, die „Friedensglocke" mit der Inschrift „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen" (Lucas

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2, 14); 1950 von der Firma Gebr. Rincker in Sinn (Dillkreis) gegossen. Ge­ wicht: 989 kg. 2) G-Glocke, die „Martinsglocke" mit der Inschrift „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen" (Matthäus 5, 7); Gewicht 580 kg. 3) A-Glocke, die „Lutherglocke", mit der Inschrift „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort"; Gewicht 410 kg. 4) C-Glocke, die „Taufglocke", mit der Inschrift „Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden" (Markus 16, 16); Gewicht 270 kg. Die Glocken 2, 3 und 4 wurden 1954 ebenfalls von der Firma Gebr. Rincker, Sinn (Dillkreis), geliefert. Das Pfarrhaus wurde 1956 bezogen. Die Kirchenbücher werden seit November 1931 geführt. St. M i c h a e I (ev.). Die St. Michaelskirche istder ältesteZeuge der Fürther Ortsgeschichte. Sie ist, wie St. Johannis in Burgfarrnbach und St. Lorenz in Nürnberg eine Tochter der Fürther Urkirche, der fränkischen Feldkirche T St. Martin im Rednitztal. Die Entstehung der Michaelskirche im Markt Fürth dürfen wir im 11./12. Jh. vermuten. Sie war zu dieser Zeit noch nicht selbständige Pfarrkirche, sondern unterstand dem Pfarrer von St. Martin. In der Papsturkunde vom 13. Dezember 1323 wird nur die Martinskirche genannt; ihr Pfarrer ist der Fürther Pfarrer.

Die Urkunde des Bischofs Friedrich von Bamberg vom 29. Mai 1349 für Burgfarrnbach nennt sowohl St. Martin im Rednitztal als Mutterkirche wie auch St. Michael als Tochter; sie ordnet die Prozession für die Festtage von St. Martin und St. Michael an und bestimmt, daß ein Drittel der Kol­ lekteneinnahme und des Kathedratikums (einer Abgabe von der Pfründe) an St. Michael gehen solle. Zu dieser Zeit ist St. Michael bereits auf dem Wege zur Selbständig­ keit. Nicht viel später aber sitzt der Fürther Pfarrer als rector ecclesiae an der Michaelskirche; sie wird um 1350 zur Hauptkirche. 1362 erscheint die Martinskapelle daher als „capella annexa", als angegliederte Kapelle. In der Zeit zwischen 1349 und 1362 muß die St. Michaelskirche selbständig und die St. Martinskapelle Nebenkirche geworden sein. Aber St. Michael in Fürth blieb nicht selbständig.

In Nürnberg war vor 1300 (wohl 1274 ff.) aus der Doppelkapelle St. Lorenz zum Heiligen Grab eine bedeutende Kirche geworden. An ihr saß der „verus rector ecclesiae", der eigentliche Leiter der Kirche. Der Rat der Reichsstadt Nürnberg drängte darauf hin, die absolute Kirchenhoheit zu erringen. Er erreichte 1402, daß St. Lorenz (wie auch St. Sebald) nicht mehr Reservatbenefizien der Bamberger Domkanoniker waren; nun wurde für die Oberpfarrer an den Nürnberger Kirchen Residenzpflicht verfügt, d. h. sie mußten in Nürnberg ansässig sein. Der Rat erhielt zugleich das Recht, die Oberpfarrer zu präsentieren, falls der Bischof von Bamberg seine Pflicht vernachlässige oder bei der Verleihung den Privilegien der Stadt zuwiderhandelte. Während der Pfarrer der St. Lorenzkirche in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts zurrt Oberpfarrer auch für St. Michael in Fürth geworden war, hatte es der Rat der Stadt Nürnberg verstanden, die kirchliche Betreuung

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durch das Bamberger Domkapitel zurückzudrängen und St Michael in Fürth unter die Leitung der reichsstädtischen St. Lorenzkirche und St. Peter und Paul in Poppenreuth unter die reichsstädtische St. Sebalduskirche zu stellen. Die päpstliche Bulle vom 31. Dezember1474 erlaubte dem Nürnberger Rat, die Pfarrstellen zu besetzen, die in ungeraden Monaten frei wurden; (die Pfarrstellen, die in geraden Monaten frei wurden, besetzte der Bischof von Bamberg); vom 18. September 1477 an aber stand die Jurisdiktion über die Fürther Pfarrei dem Propst von St. Lorenz zu. Seit 1513 schließlich durfte der Nürnberger Rat nicht nur das Präsentationsrecht in den ungera­ den Monaten, sondern überhaupt wahrnehmen; das Abkommen, das er in dieser Frage mit dem Bistum Bamberg und dem Domkapitel am 22. Sep­ tember 1513 schloß, bestätigte der Papst im November 1517. So kam es, daß die Fürther Kirche sich im Gefolge von St. Lorenz der T Reformation anschloß (s. auch oben St. Martin alt). Wenn auch das Bamberger Domkapitel durchsetzte, daß der Fürther Pfarrer ihm als Territorialherren huldigen mußte, so konnte es bei den verworrenen Fürther Hoheitsverhältnissen doch nicht die geistliche Ober­ hoheit behalten oder erreichen. 1528 fand in Fürth die (evangelische) Kirchenvisitation von Nürnberg her statt. Als die Reichsstadt ihr Landalmosenamt bildete, bezog sie das Fürther Pfarrvermögen mit ein. Am 28. Juni 1537 schließlich trat der Bam­ berger Bischof Weigand von Redwitz auf 7 Jahre seine Diözesanrechte auf Fürth ab; das Bistum erhielt sie erst zurück, als Fürth 1792 bzw. 1806 unter eine einheitliche preußische bzw. bayerische Verwaltung kam.

Die Baugeschichte der alten St. Michaelskirche beginnt um 1100. Vom Gründungsbau ist, wie Dr. Herrmann T Probst feststellte, die Achsen­ richtung der Kirche erhalten geblieben; sie richtet sich nach dem Sonnen­ aufgangspunkt des 11. November, des Martinstages.

Das Langhaus der Kirche ist zwar der älteste uns erhaltene Teil der Kirche; er wurde aber am häufigsten verändert. An seiner Nord- und Südwand sind romanische Steinmetzzeichen nachweisbar. Die Empore entstand zwischen 1629 und 1704; um sie zugänglich zu machen, wurde vor,1704 ein Treppentürmchen an der Nordwand angebaut. Das Jahr 1886 hat die Freitreppe auf dem Gewissen, die zur ersten Empore führt. Dieser Anbau bewirkte, daß das Pultdach des gotischen Türvorbaues ver­ schwand. Wegen der Emporen, die dem Licht im Wege standen, muß­ ten die Fenster vergrößert werden. 1885 hat man sie „zur besseren Be­ leuchtung des Parterres" sogar um die Hälfte nach unten zu verlängert. Der Turm ist an das Langhaps angebaut. Er ist ein Zeuge des Über­ gangs von der Hochgotik auf die Spätgotik. Sein Grundriß ist quadratisch (7,5 m x 7,5 m); er baut sich in 4 Geschossen zu einer Höhe von 45 m auf. Das 4. Geschoß trägt eine Kranzgalerie; es ist an seiner Südwand mit einem erneuerten Kreuzigungsrelief ausgestattet. Der Turm (um 1400) bezeugt den Wehrcharakter der Michaelskirche. Bis 1885 war er nur vom Kirchenschiff aus zugänglich; ins 2. Geschoß des

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Turmes führte ein Noteingang. Das Achteckgeschoß des Turmes gehört dem 2. oder 3. Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts an. Auch aus vielen anderen Zeugnissen ergibt sich die Wehrhaftig­ keit St. Michaels: in einem Erlaß ordnet der Rat der Stadt Nürnberg 1508 an, falls sich der Markgraf von Brandenburg-Ansbach unterstehen sollte, gegen Nürnberg vorzugehen, „soll man . . . gegen den Veinden von der statt thürmen und den besezungen allenthalben, so man die erraichen mag, schießen, und alsdann den thurm zu Fürt mitgewalt besezen auß der statt und nicht mit den armen leuten (= Bauern) zu Fürt, darinnen man sich vorhabender gewer soll gebrauchen, unangesehen das der amptmann zu Fürth des nicht vermaint zu gestatten".

Auch im Dreißigjährigen Krieg noch diente St. Michael als „Festung": Der Nürnbergische Schulmeister Nikolaus Mair in Fürth teilte dem Nürn­ berger Rat mit, daß die Fürther Untertanen „nitt allein Ihre Vahrnuß, son­ dern auch ihr Getraide und Victualia in die Kirch flöhen wollen" (= flüch­ ten wollen). Am 23. Juli 1626 berichtete der Pfarrer Tobias Bischof, er habe des Meisters Leonhard Land, Kartätschers, Sohn getauft. „Es ist der Actus im Pfarrhof verrichtet worden, denn der Taufstein in der Kirch mit geflöhtem (= geflüchtetem) gut dermassen versetzt gewesen, wie dann die gantze Kirch, daß man nit dar zu kommen mögen, wegen der 3000 krigßmänner, so hie ankommen sollen". Am gleichen Tag trägt Pfarrer Bischof ins Trauregister ein: „ ... haben das Pfennwert (= Festessen) gessen bei Herrn Michael Michelmann. Es war die Kirche damals voll geflöhetes Guts, könnt sie kaum für dem hintern Altar zusammengeben."

In den Fürther Gemeinderechnungen erscheint während des Dreißig­ jährigen Krieges alljährlich ein Posten, der die Wächter auf dem Turm ho­ noriert. Die Lage der Kirche am Ortsrand und über dem ins Tal abfallenden Gelände mit Mauerresten deutet ebenso wie die bauliche Beschaffenheit der Kirche und ihrer Mauer auf den Wehrcharakter von St. Michael hin. Das Langhaus war vermutlich bis um 1430 nur von der Westseite aus zugänglich; gleichzeitig mit dem Turm erhielt die Kirche auch einen Ein­ gang von Süden her.

Der Chor wurde um 1480 errichtet. Sieben Fenster spenden ihm Licht. Ein Schlußstein (im 1. Joch) trägt einen roten Pfeil auf silbernem Schrägbalken im schwarzen Feld; er erinnert an die Familie T Held, die nicht nur die Hälfte der Baukosten für das Chorgewölbe im Jahre 1582 trug, sondern eine ganze Reihe von Stiftungen im letzten Viertel des 15. Jahr­ hunderts der Kirche zuteil werden ließ. Das weißrote Wappen im Chor­ schluß ist dem Bamberger Dompropst Mertens von Lichtenstein gewidmet, der in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts 100 rheinische Gulden an die Kirche sitftete. An der Südwand, dort wo heute eine Tür in den Chor führt, befand sich ein Ölberg. Er ist (in der Gotteshausrechnung St. Michael) 1575/76 zuerst nachweisbar; vermutlich gehörte er der gleichen Zeit an wie die Ölberge in Büchenbach und Burgfarrnbach (Anfang 16. Jahrh.).

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Auf dem Kupferstich Boeners 1705 ist er noch zu sehen. Vermutlich fiel er der „Restauration" um 1815 zum Opfer. Das Tympanonrelief des Westportals (um 1400) zeigt in der Mitte Maria mit Kind, rechts einen Engel mit Spruchband, links eine Heilige mit Buch, (vermutlich die heilige Kunigunde). Es ist kein bedeutendes Kunstwerk. An der Südseite der Kranzgalerie des Turmes befand sich bis zum 2. Weltkrieg ein Kruzifixrelief mit Maria und Johannes als Neben­ figuren. Es gehörte der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts an. 1955 wurde es durch eine Nachahmung ersetzt. Das wertvollste alte Kunstwerk der St. Michaelskirche ist das Sakra­ mentshäuschen. Es ist 6,8 Meter hoch; seine Pyramide enthält zwei Stockwerke und die Spitze. Es ist mit 10 Figuren ausgestattet. Um den Tabernakel gruppieren sich die Heiligen Michael und Martin sowie Petrus und Paulus. Martin ist der Patron der alten Feldkirche im Rednitztal, der Fürther Urkirche, mit St. Michael zusammen aber auch der Patron der Michaelskirche; Petrus und Paulus sind die Patrone der Poppenreuther Kirche. Über ihnen sind die Postamente für zwei weitere Plastiken; man hat mit viel Recht vermutet, daß sie dem hlg. Lorenz und Johannes dem Täufer als Patronen der St. Lorenzkirche in Nürnberg und der Johannis­ kirche in Burgfarrnbach dienten. Im 19. Jahrhundert waren diese Posta­ mente nicht besetzt; sie wurden mit zwei Gipsfiguren, Kopien nach Peter Vischer (Judas Thaddäus und Paulus) ausgestattet. Darüber stehen Christus, ihm zu beiden Seiten Maria und Johannes. Im zweiten Stockwerk der Pyramide ist St. Sebastian dargestellt. Das Fürther Sakramentshäuschen, 1507 entstanden, wird von den Kunsthistorikern zwar nicht für Adam Kraft in Anspruch genommen, aber doch einem Meister zugesprochen, der der Werkstatt Adam Krafts nahestand. 1815 wurden die alten Glasmalereien aus den Chorfenstern ent­ fernt. Zwei Fenster waren Stiftungen der Familie Held-Hagelsheimer. Das eine dieser Fenster, das erste im Chor rechts, trägt noch das Wappen des Stifters, PfarrerConrad T Held. Ein weiteres Fenster stiftete1482 Pfarrer Tücher von St. Lorenz in Nürnberg. Schließlich ist uns ein Kirchen­ fenster bekannt, das sich auf einem Aquarell aus der Zeit um 1630 findet. Die Abbildung ist in einer Handschrift des Germanischen National­ museums enthalten, die der Nürnberger Maler und Schreibkünstler Bene­ dikt T Koeler (1585-1632) hinterließ. Auf dem Fenster war im oberen Felde links die Taufe Jesu dargestellt, auf der rechten Seite die Auferstehung. Zwei Wappen, die sich in der Mitte des Fensters befanden, bezogen sich wohl auf den Stifter Hieronymus T Koeler, d. J. (20. August 1542 - 27. April 1613) und seine erste Gemahlin, die Augsburgerin Magdalena Mülich (11. März 1558 - 15. November 1609). Die beiden unteren bemalten Fen­ ster enthielten das Koelersche Wappen, neben das man das Nützelsche gestellt hat. Der rechte Fensterteil war dem Vater des Stifters, Hieronymus d. ä. (18. Januar 1507 - 31. Januar 1573) gewidmet. Er war fünfmal ver­ heiratet, und die Wappen, die unter dem seinigen aufgereiht waren, bezo­ gen sich (von links nach rechts betrachtet) auf seine Frauen Barbara Mün­ sterer, Birgitta Groland, Charitas Nützel, Ursula Müllner und Ursula Derrer. Das Fenster wurde zwischen 1578-1609 gestiftet.

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Dem Jahr 1815 fiel auch der Choraltar (Kunigundenaltar) zum Opfer. Ein Glück noch, daß man ihn nicht zerstörte; doch hat ihn das Pfarramt an einen Antiquitätenhändler verkauft, von dem ihn 1829 die St. Salvatorkirche in Nördlingen erwarb. St. Michael als Patron der Kirche, steht unter den drei Holzfiguren des Schreins in der Mitte; St. Lorenz, der Heilige der Nürnberger Filialkirche, und Johannes der Täufer, der Heilige der Burgfarrnbacher Tochterkirche, stehen links und rechts von ihm. Auf den Altarflügeln erscheinen die Reliefs von St. Heinrich und St. Kunigunde, den Schutzheiligen des Bistums Bamberg. In dem Gesprenge über dem Altarschrein sind acht weitere Figuren verteilt: St. Anna, als Großmutter mit dem Jesuskindlein und der kleinen Maria auf den Armen, darüber Christus am Kreuz, zu beiden Seiten Maria und Johannes, außerdem die Pestheili­ gen Rochus und Sebastian und schließlich Papst Sixtus und Bischof Otto von Bamberg. Der Kunsthistoriker Dr. h. c. Sitzmann, Bayreuth, schrieb diese Arbeiten dem Bildschnitzer Hans Nußbaum zu.

Die Gemälde des Altars umfassen acht Tafeln mit großen Einzelfigu­ ren: Die Heilige Dreifaltigkeit in Gestalt Gottvaters und Gottsohns, dessen Linke die Weltkugel umspannt, auf deren Kreuz sich der Heilige Geist als Taube niederläßt; St. Michael schwingt das Schwert des Gerichts, St. Martin trennt dem kranken Bettler ein Stück seines Mantels mit dem Schwerte ab. Auf den Rückseiten des zweiten Flügelpaares kehren Michael als Seelen­ wäger mit Schwert und Waage und St. Martin mit dem Bettler wieder, der nach dem abgeschnittenen Mantelstück greift. Auf den feststehenden Flügeln sieht man Christophorus, das Christusknäblein auf der Schulter tragend, und St. Georg, den Drachentöter, mit entfalteter Kreuzesfahne. Sitzmann beansprucht diese Tafelmalereien für Albrecht Dürer. Er hat darin allerdings nicht allgemeine Zustimmung gefunden.

Der Altar wird von Sitzmann auf das Jahr 1497 datiert. 1829 hat ihn der Münchner Akademieprofessor Konrad Eberhard restauriert. Vermutlich übermalte er die Bilder.

Das Kircheninnere wurde im Jahr 1830 aufs neue „gereinigt". Dabei wurden zwei Seitenaltäre beseitigt, um Platz für Kirchensitze zu schaffen. Einer dieser Altäre war eine Stiftung des Pfarrers Conrad / Held. Auch der spätgotische Taufstein, ebenfalls ein Geschenk der Familie Held, und die Moseskanzel (spätestens 1680 entstanden, die Brücker Moseskanzel ist ihr nachgebildet) wurden beseitigt. Die Figur der Moses­ kanzel wurde bis zum 2. Weltkrieg in der Karthäuserkirche des Germani­ schen Nationalmuseums gezeigt; sie wurde im Krieg beschädigt. Ein messingnes Taufbecken, das 1624 der Bierbrauer und Gottes­ hauspfleger Michael Fischer gestiftet hat, ist nicht mehr vorhanden. 1624 wird auch ein Marienbild genannt: Am 9. November frühmorgens, als der Schulmeister Nicolaus Meyer das Gebet läutete, wurde er gewahr, daß „ein Dieb durch das Fenster, an welchem das Marienbild steht, einge­ brochen und an einer leiter 9 sprössel (Sprossen) habend, den oberntheil

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zu unterst gekehrt, hineingestiegen, in Meynung (= in der Absicht) das eysern Gottskästlein zu eröffnen und das geld daraus zu erheben, hat im (ihm) aber nicht (ge) glückt, wievol er das eine Schloß daran in 3 Stücke zerbrochen, das ander auch herab gethan . . ." Ein Christophbild „in der Kirche zu malen" kostete 1582 einen Gulden. Ein eiserner Opferstock, der dem 16. Jahrhundert angehören mag, ist bei St. Michael erhalten geblieben.

Die Kunstwerke St. Michaels wurden 1830 durch einen künstlerisch wertlosen Altar (dessen Christusfigur der Bildhauer T Hirt 1883 lieferte) und durch eine dem Altar gleichwertige Kanzel „ersetzt". Auch der jetzige, nicht bemerkenswerte Taufstein und die Orgel stammen aus dieser Zeit. In der Gotteshausrechnung 1660 ist die Neuanschaffung einer Orgel (an Stelle einer alten) bezeugt; 1687 wurde wieder eine neue Orgel auf­ gebaut, die nun auch längst ersetzt ist. Ein restauriertes Kruzifix aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts befindet sich nun in der Sakristei. Hier hängen außerdem Bildnisse von Geistlichen.

Von höchster künstlerischer Bedeutung sind die bunten Fenster, die Hans Gottfried von T Stockhausen schuf; sie predigen die Passions- und Ostergeschichte; das mittlere Fenster zeigt Christus als den erhöhten Herrn; unter ihm erkennen wir St. Michael, den Patron der Kirche. An der äußeren Südwand der St. Michaelskirche hält eine eiserne Grabplatte das Gedächtnis an einen jungen Offizier fest, der während des Siebenjährigen Krieges in Fürth im Winterquartier lag und hier starb. Sie enthält folgenden Text:

„Dieses Grabmahl ist gesezet zum Gedaechtnüs / eines jungen Hel­ den, der an Jahren ein Jüngling/an unerschrockenem Muth ein Held ge­ wesen, / Des Hochwolgeb. und mannfesten / Herrn Joh. Fried(rich) des H(eiligen) R(ömischen) R(eiches) Ritter und Edlen Herrn/ von Mayenfeld zu Ringingen und Bobenhausen etc. / gebürthig in Frankforth am Mayn daselbst er a(nno) 1737 d(en) 1. Sept, gebohren. Sein Herr Vater ist / Hoch­ wohlgeb. Herr Joh. Jac. Fried, des H(eiligen) R(ömischen) R(eiches) Ritter/ und Edler Herr von Mayenfeld zu Ringingen und / Bobenhausen Ihro Röm.Kay(serlichen) May(estät) und des Heyl(igen) R(ömischen) R(eiches) / bestelter Feld Kriegscommissarius; die Frau Mutter/aber wäre die wohlgeb. Wilhelm(ine) Elisab. eine gebohrne Fischerin zum Würtzburg Eck so aber a(nno) 1750 in Ulm / verstorben; dieser wohlseel(ige) Herr von Mayenfeld wurde/schon a(nno) 1743 Kay(serlich) Churbayer(ischer) Fähn(rich) unter dem Loeb(lichen) Prinz Tax(ischen) Drag(oner) Reg(iment), studierte aber indessen zu Ulm die Philosophie, Mathesin, besonders aber die Ingenier/und Artillerie Wissenschaft so glücklich, das er a(nno) 1756 als Churbayer. Capitainlieut(nant) der Cavallerie den / Abschied nahm und anno 1757 in Ihro Roem(ischen) Kay(serlichen) May(estät) und des H(eiligen) R(ömischen) R(eiches) Dienste als Oberlieut(nant) der Artillerie zu / Allerhöchst Dere und des Reich Armee angestellet/worden. Wohnte mit großem Lob 3 Feldzügen bey, von a(nno) 1757 bis a(nno) 1760; besonders

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zeigte er seine Tapferk(eit) bey der Belagerung Dresden und in der Action bey/Meißen davon die höchste Officiers gezeuget; starb / hierauf im Winter-Quart(ier) hier zu Fürth anno 1760/an einem hitzigen Fieber." Die letzten fünf Zeilen, die nur schlecht lesbar sind, enthalten ein kurzes Gedicht, das so lautet: „Mein Feldzug ist zu Ende kommen, - ich ziehe meinem Jesu zu - und habe mein Quartier genommen - in ungestörter Himmelsruh. - Die Welt steht noch in Waffen hier, - und ich schon völlig triumphier." An der Südwand des Kirchenschiffs ist auch eine Gedenktafel für den König Gustav Adolf angebracht. „Für Gottes Wort das Schwert ich führ', Herr Christe, Dir gilts und nicht mir", steht im Rahmen des Bildnisses. Da­ runter heißt es: „Gustav Adolf König von Schweden der Retter des deut­ schen Protestantismus im 30 jährigen Krieg weilte in Fürth im Sommer 1632 und besuchte wiederholt dies Gotteshaus."

Die Bronzetafel schuf der Fürther Künstler Konrad Männert; enthüllt wurde sie am 28. August 1932, zum Gedenken an den Aufenthalt des Königs in Fürth 300 Jahre vorher. An der südlichen Turmwand ist ein Epitaph angebracht, das noch vom alten Friedhof stammt. Es ist dem Kauf- und Handelsmann Martin Leizmann gewidmet, der sich durch sein öffentliches Wirken einen Namen gemacht hat. Auf dem Epitaph aus der Werkstatt des Nürnberger Erzgießers Friedrich Romsteck (1755) ist folgender Text enthalten: „Hier ruhet in Gott der weyland Wohl Erbar- und Wohl Fürnehme Herr Martin T Leizmann der Hochwürdigen Domprobstey Bamberg gewesener vorderister und ältister Gericht Schöpff, wie auch Kauff- und Handelsmann in Fürth Erfinder und Stiffter der allhiesigen Gemeinlichen Armen und Waisen Schul gebohren in Röthenbach den 29. Juni A° 1683 gestorben allhier zu Fürth den 27. Mart. A° 1754 deßen Seele Gott Genad. Leich Text 1. ! I 19. V. 4. Es ist genug, so nimm nun Herr meine Seele, ich bin nicht besser den meine Väter."

Die Westseite des Turmes enthält noch ein anderes Epitaph: es ist dem angesehenen Gerichtsschöffen, Kauf- und Handelsmann Andreas Holzmann gewidmet (geb. zu Stadeln 26. Nov. 1672, gest. in Fürth 30. Okt. 1741). Nach dem 30 jährigen Krieg hatte der Friedhof keine Wehraufgabe mehr zu erfüllen. Obwohl in anderen Orten, z. B. in Burgfarrnbach üblich war, den Friedhof nur zu gewissen Zeiten zu öffnen, blieb er in Fürth immer für den öffentlichen Durchgang bereit. Durch ihn führte nämlich von der Treppe, d. h. von der Heiligenstraße her, ein Fußweg, der in die Bauerngasse bzw. den Marktplatz mündete.

Nördlich des Chors der Michaelskirche stand die Kapelle zum Hei­ ligen Grab, die 1812 beseitigt wurde, also in der selben Zeit, die das Kircheninnere so rücksichtslos veränderte. Allerdings waren für die Besei­ tigung der Heilig-Grabkapelle nicht puristische, sondern konfessionelle Gründe entscheidend. Über die Erbauung der Heilig-Grabkapelle wissen wir keinen Bescheid. Jedenfalls aber diente sie unter dem Pfarrer Daniel

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T Lochner (1697-1725) zuweilen als Friedhofskirche. Der Vater Daniel Lochners, der Pfarrer Carl Friedrich T Lochner wird auf einem Kupfer­ stich, der nach seinem Tode 1697 erschien, als „Pastor der Kirche zu St. Michael und des Heiligen Grabes in Fürth" bezeichnet. Die letzte Beerdigung auf dem Friedhof bei St. Michael fand 1811 statt. 1928 wurde auf dem Kirchenplatz das ? Löhe-Denkmal errichtet, eine Schöpfung des Bildhauers Johannes T Götz. Die Glocken von St. Michael: 1) über der Glockenstube auf dem Dachboden wird die älteste Fürther Glocke aufbewahrt. Inschrift: „LUCAS MARCUS MATHEUS JOHANNES" und „AVE MARIA GR(ACtA)", vermut­ lich um 1400 von einem Nachfolger des Hermann Keßler II gegossen. 2) Die D-GloCke, von dem „Stucklieutnant" Stumm 1791 in Nürnberg ge­ gossen. Sie enthält die Wappen der Nürnberger Pfleger und die Namen der Fürther Gotteshauspfleger August Friedrich Dresel, Johann Brenner, Johann Arnsperger und Konrad Dehrn. Ihr Gewicht: ca. 2000 kg. 3) Die F-Glocke mit der Inschrift „Jesus lebt", 1952 von der Firma Rincker in Sinn (Dillkreis) gegossen, 940 kg. 4) Die G-Glocke mit der Inschrift „Jesus ist Sieger", 1952 von der Firma Rincker hergestellt (670 kg). 5) Die B-Glocke mit der Inschrift „Jesus ist König", von der Firma Rincker 1952 gegossen (400 kg). Das Pfarrhaus (Pfarrhof 3) gehört in die Zeit um 1700; es ist mit schönem Fachwerk ausgestattet („Wilder Mann", Andreaskreuze). In der Diele hängen folgende Porträts, die Schuladministratoren darstellen: Rupprecht Ad. Schneider, gewählt 1765, Paulus Ebersperger, gewählt 1775, gemalt von F. J. Kleemann, Johann Adam Simon Mennesdörffer, gewählt 1786, Jacob Max Andreas Barthel, gewählt 1796. Dazu die Bildnisse des Pfarrers Daniel Lochner (gest. 1804) und des 2. Pfarrers Christoph Ernst Gottlieb Link (von dem Fürther Maler T Gierer 1820). Dem Pfarrhaus ist ein Flügelanbau angefügt (um 1700). Pfarrhof 1 ist die ehemalige Pfarrscheuer (mit Walmdach). 1964 wurde das Gemeinde­ haus am Kirchenplatz eingeweiht (Architekt Fritz Fronmüller). Kirchenbücher im Pfarramt St. Michael: Die Taufregister (49 Bände) beginnen 1579, die Sterberegister (36 Bände) 1612, die Trauregister (25 Bände) 1579. Die Konfirmandenbücher (5 Bände) beginnen 1834, die Proklamationsbücher (44 Bände) setzen 1669 ein, die „Lebensläufe", die besonders für die 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts ausführliche Schilderungen der Lebensschicksale, des Charakters usw. der Verstorbenen enthalten, reichen in 13 Bänden von 1704 bis 1805. Die Gotteshausrechnungen be­ ginnen 1575. Quellen u. Lit.: Erlangen-Bruck, Gotteshausrechnung 1680. - Fürth Pfarramt: Tauf-, Trauungs- und Sterbebücher; Gotteshausrechnungen. - Hermann Probst, Die St. Michaelskirche in Fürth in Bayern, Diss. Erlangen 1922. Erich Frhr. von Guttenberg, Die Königskirche in Fürth und ihre Bedeutung für die Südgrenze des Bistums Bamberg, in: Festschrift der historischen Vereine für Mittelfranken 1930. - Reinhold Schaffer, Wie ist das Ver­ hältnis von St. Lorenz in Nürnberg zur Pfarrkirche in Fürth bis 1350? in: Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nbg., 30, 1931, S. 307 ff. - Wilhelm Deinhardt, Fürths älteste kirchliche Verhältnisse, in: Zeitschrift für bayer. Landesgeschichte München 1935 8. ]g. Heft 2. - Helmut Weigel, Das

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Patrozinium des hlg. Martin, in: Studium generale 3. Jg. 1950. - Wilhelm Funk, Zur Stadtentwicklung von Fürth, in: Fürther Heimatblätter NF 2. Jg. 1952 Nr. 1. - Hermann Probst, Die Fürther Altstadtpfarrkirche St. Michael, in: Fürther Heimatblätter NF 1953 Heft 3. - Helmut Weigel, Locus Furthi, Studien um das karolingische Fürth, in.- Fürther Heimatblätter NF 1953, Nr. 1/2. - Christian Millack, Die Pfarrei Fürth von den Anfängen bis zur Reformation, in: Fürther Heimatblätter NF 6. Jg. 1956 Nr. 1. - Adolf Schwammberger, Ältestes Aquarell von St. Michael, in: Fürther Nachrichten Nr. 217 vom 15.116. September 1956. - Adolf Schwammberger, St. MichaelKirchenfenster um 1600, in: Fürther Nachrichten Nr. 253 vom 27.¡28. Okto­ ber 1956. - Hermann Probst, Verlorene Kunstwerke der Fürther St. Michaeliskirche, in: Fürther Heimatblätter NF 9. Jg. 1959, Nr. 7. August Gebeßler, Stadt und Landkreis Fürth, München 1963. - Sigrid Thurm, Die Glocken des Stadtkreises Fürth, in: Fürther Heimatblätter NF 15. Jg. 1965 Nr. 2/3. - Matthias Simon, Zur Visitation der Nürnberger Land­ pfarreien, in: Z. f. Bayer. Kircheng. 35, 1966/1. St. Nikolaus (kath.), sie ist eine Filialkirche von St. Heinrich und wurde am 5.12.1948 geweiht. St. Paul (ev.). Sie wurde am 17. September 1900 eingeweiht; ihre Er­ bauung wurde durch den Evang. Kirchenbauverein (gegr. 28. 3. 1882) und das unermüdliche Wirken des Kommerzienrats L. Z Winkler möglich. Den Entwurf (im neugotischen Stil) lieferte der Münchener Architekt Karl Lemmes. Die Bildhauerarbeiten stammen fast alle von dem Fürther Bild­ hauer Rögner. Die Orgel lieferte die Firma Johannes Strebel in Nürnberg; sie wurde 1964 durch eine großartige Orgel der Firma E. F. Walcker in Ludwigsburg abgelöst. 1961 wurde das Innere der St. Paulskirche neu ge­ staltet. 4 Glocken: 1) D-Glocke mit der Inschrift „Land, höre des Herrn Wort", 1953 von der Firma Gebr. Rincker in Sinn (Dillkreis) geliefert; 2) F-Glocke mit der Inschrift „Alles, was Odem hat, lobe den Herren", 1899 von der Glockengießerei Schilling in Apolda geliefert; 3) G-Glocke mit der Inschrift „Dein Reich komme", 1954 von der Firma Gebr. Rincker geliefert; 4) A-Glocke mit der Inschrift „Ein feste Burg ist unser Gott", 1954 von der Firma Gebr. Rincker geliefert. Die Kirchenbücher werden seit 1900 geführt. St. Peter und Paul (ev.) in Poppenreuth. Die Sage erzählt, St. Sebald habe hier gelebt und sei nach seinem Tode auf einem Ochsen­ gespann an die Stelle der heutigen Sebalduskirche in Nürnberg gefahren worden. Ein Wandteppich von 1410 im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg stellt die Überführungsszenen dar; auf ihm befindet sich die älteste (eine schematische) Darstellung der Kirche. St. Sebald in Nürnberg ist eine Tochterkirche von Poppenreuth. An der heutigen Kirche St. Peter und Paul ist der Westturm vermutlich aus dem frühen 15. Jh.; den Chor (vollendet 1522) und das Turmkranzgeschoß gestaltete (nach W. 7 Funk) Hans Behaim d. Ä.; das spätmittelalterliche Langhaus ist nach dem Dreißig­ jährigen Krieg wohl gründlich erneuert worden. Umfangreiche Renovie­ rungen fanden 1859/60 und 1910/11 statt; die Kriegergedächtnisstätte im Turmuntergeschoß entstand 1953. Kriege (1449, 1552, 1634) und Reno­ vierungen haben den Kunstschatz verringert. Wir wissen u. a. von einem schwebenden Engel und einem Andreasaltar, die verlorengegangen sind; eine Glocke (von 1695) wurde 1957 dem Glockengießer Bachert (Heil­ bronn) überlassen - sie hängt jetzt in einer Kirche im Jagsttal.

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Am bedeutendsten ist der Hochaltar im Chor; um 1490/1500 wohl in einer Nürnberger Werkstatt entstanden, wurde er 1884 von F. W. Wan­ derer mit neugotischem Aufbau versehen. Im Schrein stehen die geschnitz­ ten Figuren der Evangelisten Johannes, Matthäus und Markus. Auf den Flügeln sind in geöffnetem Zustand Petrus und Sebald, im geschlossenen Tafelbilder der Heiligen Lorenz und Stephanus zu sehen. Vor dem Altar hängen zwei messingne Leuchten, gestiftet 1666 (von Hans Harscher, Wirt und Schneider in Poppenreuth) und 1738 (von dem Bauern Wolfgang Lebender). Im neugotischen, von Kreling entworfenen Taufstein ruht eine wertvolle Taufschüssel: in Treibarbeit ist darauf Mariae Verkündigung dar­ gestellt, umgeben von einem Majuskelkreis und einer Schmuckleiste aus Blüten und Blättern. Am Rand eingraviert: „Hannß Keßer - Hannß PöletH. Christian Kestwig Pfarrer - Paulus Ziegler - Conrad Kern - Poppenreuth 1661". Die Kirche enthält mehrere Fresken, z. B. den hlg. Laurentius auf dem Rost (1. H. 17. Jh.) in der westl. Eingangshalle, vier Weihekreuze im Langhaus (wohl 15. Jh.), Blumen im Chorbogen (1636), der hlg. Sebastian (ca. 1650), sechs Apostel als Konsolfiguren mit Stifterwappen. Die Ge­ mälde der Chorfenster entstanden 1881/82 nach Entwurf von F. W. Wan­ derer. Von den Wappenscheiben, die ursprünglich auf die Chorfenster ver­ teilt waren, 1859 aber im östlichen Südfenster des Langhauses vereinigt wurden, sind nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg nur noch Reste vor­ handen. Im Innern der alten Sakristei, an der Südseite der Kirche, sind noch Teile eines ehemaligen Ölberges: Gottvater als Weltenrichter. Ein Bronzeepitaph an der südl. Langhauswand ist dem Pfarrer Gustav Georg Zeltner (gest. 1738) gewidmet; der Künstler ist bezeichnet: „Lucas Friederich Beringer fecit 1738".

Die Mauer des befestigten Friedhofs wurde im 19. Jh. zum großen Teil abgetragen. Die Glocken: 1) Glocke von 1695, die dem Glockengießer Bachert übergeben wurde (s. o.); 2) F-Glocke, die „Sterbeglocke", von der Nürn­ berger Gießhütte des Christoph Glockengießer 1564 hergestellt, mit Reliefs der Maria und des Johannes unterm Kreuz, des Sündenfalls, des hlg. Martin und der Muttergottes, des Kaisers Heinrich II. und der Kaiserin Kunigunde mit dem Modell des Bamberger Doms. Inschrift: „Zu gottes lob und dinst gehör ich". Durchmesser 123 cm 3) As-Glocke, die „Bet­ glocke", mit dem Christusmonogramm und der Krone darüber und der Inschrift: „Ehre sei Gott in der Höhe"; Gewicht 570 kg; 4) B-Glocke, die „Taufglocke", mit dem Christusmonogramm und zwei Fischen darunter und der Inschrift „Und Friede auf Erden"; Gewicht 400 kg; 5) Des-Glocke, die „Kleine Glocke", mit der Lutherrose und der Inschrift „Und den Men­ schen ein Wohlgefallen"; Gewicht 230 kg. Die Glocken 3), 4) und 5) wur­ den 1957 von der Firma Bachert-Heilbronn geliefert.

Das Pfarrhaus wurde 1707 von Maurermeister Wilhelm Adam Tram­ bauer und Zimmermeister Johann Schwenzel errichtet; das Gartenhaus gehört angeblich (Ewald) ins Jahr 1763. Die Taufregister liegen seit 1593, die Trauungs- und Sterberegister seit 1629, die Abendmahlsbücher seit

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1632, die Gotteshausrechnungen seit 1800 vor; Konfirmandenbücher gibt es seit 1831. Lit.: Andreas Würfel, Diptycha ecclesiarum . . . Nürnberg 1759. - Paulus Ewald, Geschichte der Pfarrei Poppenreuth, Nürnberg 1831. - Friedrich Scheven, Die mittelalterliche Befestigung der Dorfkirchen im Regnitzgau. Erlanger Diss. 1914. - Werner Sprung, Aus der Geschichte der Poppenreuther Kir­ che, in: Fürther Heimatblätter NF 2. ]g. 1952 Nr. 3. - Arno Borst, Die Sebaldslegenden in der mittelalterlichen Geschichte Nürnbergs, in-. Jahrbuch für Fränkische Landesforschung 26/1966. Wilhelm-Löhe-Gedächtnis-Kirche. Den Entwurf lieferte der Fürther Architekt Fritz Fronmüller. Auf Bronzetafeln des Portals stellte der Nürnberger Bildhauer Heinz Heiber die sechs Werke der Barmherzig­ keit dar. Ein Bildwerk aus farbigen Keramikplatten an der Altarwand zeigt Christus und seine Jünger beim Abendmahl; ein Werk des Nürnbergers Herbert Bessel. Vom gleichen Künstler stammen auch die Entwürfe für den Altar, den Taufstein und die Kanzel. Der Deckel des Taufsteins trägt einen Griff, der den Walfisch darstellt, der den Propheten Jonas verschlingt und ihn vor dem Tode bewahrt; so auch rettet die Taufe vor dem Tod. Die Postamente an Altar und Kanzel stammen aus der Werkstatt von Gertrud Münch-Mainburg. Die Orgel wurde von der Firma Walcker in Ludwigs­ burg geliefert. Die Einweihung der Kirche fand am 18. 9. 1960 statt. Die Glocken: 1) Gis-Glocke als „Ewigkeitsglocke" mit der Inschrift „Ja, ich komme bald. Amen. Ja komm, Herr Jesu". Gewicht: 450 kg. 2) H-Glocke als „Koinöiaglocke" (= Gemeinschaftsglocke) mit der Inschrift „Ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen" (Grabinschrift Wilhelm Löhes). Gewicht 260 kg; 3) Cis-Glocke als „Diakoniaglocke" mit der In­ schrift „Was will ich? Dienen will ich" (Diakonissenspruch Wilhelm Löhes); Gewicht 210 kg; 4) E-Glocke als „Sakramentsglocke" mit der Inschrift „Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn"; Gewicht 120 kg. Die 4 Glocken wurden von F. W. Schilling in Heidelberg i. J. 1960 gegossen. Die Kirchenregister beginnen im Januar 1962.

Zu Unserer Lieben Frau (kath.). Sie wurde, wie die Auferste­ hungskirche, nach den Plänen des Nürnberger kgl. Bauinspektors Brüger aufgeführt, ein klassizistischer Bau. Die Grundsteinlegung geschah durch den Erzbischof von Bamberg, Joseph Maria Frhrn. von Frauenberg, am 24. August 1824. Beim Einzug des Erzbischofs läuteten auch die Glocken der evangelischen Stadtpfarrkirche St. Michael. Die Kirche war 1828 voll­ endet; am 16. Oktober 1828 segnete sie der Nürnberger Stadtpfarrer Kug­ ler ein und am 9. Oktober 1829 nahm der Erzbischof von Bamberg die feierliche Einweihung vor. Unter den drei Glocken, die vom Turme läute­ ten, erklang auch die 16 Zentner schwere, die der evangelische Kaufmann Leonhard Z Büttner gestiftet hatte - derselbe, dem auch die Auferste­ hungskirche ihre große Turmglocke verdankte. Als köstlicher Schmuck der Kirche ist die Madonna im Strahlenkranz (1563) zu rühmen. Sie befindet sich über dem (1961 aufgerichteten) steinernen Altar. Die Glocken: 1826 wurden 3 Glocken geweiht: 1) Die große Glocke trug die Inschrift „Aus Achtung für Religion ohne Rücksicht des Glaubens­ bekenntnisses gestiftet anno 1826 von Johann Leonhard Büttner Kaufmann

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in Fürth und seiner seelig verstorbenen Frau Margaretha geborene Dümm­ ling beide evangelischer Religion". Gewicht der Glocke 1100 kg. Sie wurde 1917 eingeschmolzen; 2) eine 658 kg schwere Glocke; auch sie wurde 1917 eingeschmolzen; 3) die dritte Glocke war 274 kg schwer; sie ist ca. 1918 gesprungen. Von 1918 bis 1922 fehlten Glocken. Im November 1922 lie­ ferte der „Bochumer Verein für Bergbau und Gußstahlfabrikation'' in Bochum drei neue Glocken: 1) D-Glocke, die „Herz-Jesu-Glocke" mit der Inschrift „Cor Jesu miserere nobis"; Gewicht 1811 kg; 2) F-Glocke, die „Marienglocke", mit der Inschrift „Sancta Maria ora pro nobis magna Patrona Bavariae"; Gewicht 1361 kg; 3) As-Glocke, die „Sterbeglocke" mit der Inschrift: „Ultima in mortis hora fidelium pro nobis ora"; Gewicht 851 kg. Die Taufregister werden seit 2. Nov. 1828, die Trauungsregister seit 11. Dez. 1828, die Sterberegister seit 29. Nov. 1828, die Firmbücher seit 6. Oktober 1829, die Kommunikantenbücher seit 1897 geführt; Gottes­ hausrechnungen liegen seit 1835 vor. Lit.: August Gebeßler, Stadt und Landkreis Fürth, München 1963. - Unsere Glocken, in: Pfarrblatt der kath. Stadtpfarrei zu Unserer Lieben Frau in Fürth, Nr. 5, 1963. - Unsere Pfarrkirche im zeitgemäßen Gewand, in-, Pfarr­ blatt der kath. Stadtpfarrei zu Unserer Lieben Frau in Fürth, 6. Dez. 1965. S. a. f Dekanat. Kirchenbesucher, schlafende. In vielen Kirchen Deutschlands war es üblich, schlafende Kirchenbesucher zu wecken, indem man mit einem Stock auf die Kirchenbank schlug. In Fürth pflegte man einen härteren „Brauch"; ein Nürnberger Ratsverlaß vom 12. Oktober 1568 läßt erkennen, „es sei von altershero (in Fürth) gebräuchlich gewest, wenn jemand in der Kirchen geschlafen, daß der Totengräber dasselbe mit einem Stecklein auf den Kopf geschlagen". Der dompropsteiliche Amtmann verbot eines Tages diese Übung, weil er damit in den Hoheitsbereich des Nürnberger Rates Übergriff, so berichtete der Fürther Gotteshauspfleger an seine vorgesetzte Stelle nach Nürnberg. Der Rat entschied: „Sol man dem Pfarrer schreiben: weil das Aufwecken der Leut in der Kirchen massen (= so, wie man es in Fürth handhabt) abscheuig, sei solch nicht mehr zu gestatten". In Rothenburg war man da liebenswürdiger: „Wann einer schläft, so sollen die Benachbarten auf beiden Seiten ihn von dem Schlaf erwecken und die Unterlassung dessen, wenn nämlich der Schlafende schnarcht und mit Kopf und Leib hin und her wanket, jeder gleichergestalt 3 Albus zur Straf geben. Damit aber einer sich des Schlafens desto besser enthalten könne, soll derselbe, den der Schlaf ankommen will, sich aufrichten und der Predigt stehend zuhören". Lit.: Rudolf Wagner, Andre Zeiten, andre Sitten in: Fürther Heimatblätter 1937, Nr. 3. - Merian 16. lg. 1963 Heft 5 Rothenburg o. d. T. - Gerhard Hirsch­ mann, Kirchenzucht in Fürth i. /. 1568, in: Zs. f. bayer. Kirchengesch. 20. ]g. 1951. Kirchenplatz: Platz an der Kirche St. Michael, Friedhof bis 1811; s. Z Kirchen, St. Michael und Z Friedhöfe.

Kirchenschlaf, s. Z Kirchenbesucher, schlafende.

Kirchenstraße: sie führt zur Auferstehungskirche.

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Kirchenweg: die Oberfürberger gehen auf diesem Weg zur Kirche nach Burgfarrnbach; offizielle Benennung 1919.

Kirchner, Sebastian, Schreinermeister. Er ist am 12. 1. 1624, 12. 9. 1625 und 8. 9. 1627 in Fürth nachweisbar, als er Kinder zur Taufe bei St. Michael bringt. 1626 lieferte er die prachtvolle Moseskanzel in der Stadtkirche von Langenzenn; er erhielt dafür 70 Taler und 1 Taler Wein­ kauf. Am 14. 10. 1628 läßt er seinen Sohn Michael begraben, der „viel­ leicht durch die gottlosen Reiter also erschreckt worden, daß er an dem Fraißlein gestorben". 1625 wird die Wohnung Kirchners als in der „Dr. Juglin Hof", 1628 als im „Oberkandelgießerhof" (an der Gustavstraße) gelegen bezeichnet. Quellen u. Lit.: Fürth Pfarramt St. Michael Taufbücher 12. 1. 1624, 12. 9. 1625, 8. 9. 1627, Sterbereg. 14. 10. 1628. - Wilhelm Funk, Zwei Fürther Bildhauer des Frühbarock, in: Fürther Heimatblätter 2. 1952, Nr. 3.

Kirchweih. Auf den Straßen und Plätzen der Innenstadt von der „Fürther Freiheit", die Most-, Hall- und Königsstraße entlang bis zum Königsplatz, spielt sich alljährlich die „Fürther Kirchweih" ab. Sie ist ein wahres Fest des Volkes. Ihre Herrschaft beginnt am Sonntag nach dem St. Michaelstag (29. September); sie dauert elf Tage lang. An ihrem Anfang steht religiöse Besinnung: auf dem Kirchenplatz, im Umkreis der St. Michaelskirche, findet am Vorabend eine Vorfeier statt, in deren Mittelpunkt die Predigt eines Geistlichen der St. Michaelskirche steht. Am ersten Kirchweihsonntag 11 Uhr eröffnet der Oberbürgermeister der Stadt im Geismannsaal die Kirchweih. Gleichzeitig krachen am Ulmen­ weg und auf der Freiheit die harmlosen Blitzdonner-Granaten, vom Rat­ hausturm bläst der Posaunenchor des Christlichen Vereins Junger Männer, 2000 Brieftauben schwingen sich vom Platz vor dem Stadttheater empor, um die Bewohner des weiten Umkreises nach Fürth zu locken. Dann fangen die Karussells zu dudeln an, die Ausrufer trom­ peten über ihre Lautsprecher, der Billige Jakob reißt seine Witze, die Fuhrunternehmer klingeln und läuten, und groß und klein bummelt durch die Kirchweihstraßen. Die Standesunterschiede sind fast ausgelöscht, die einflußreichsten Männer und Frauen sind so leutselig wie Könige kurz vor ihrer Abdankung. Während der nächsten Tage gewöhnt man sich an die Kirchweih. Am Freitag laden die Schausteller 300 bis 400 arme Fürther Kinder zu Gast. Der 2. Kirchweihsonntag. heißt „Bauernsonntag", weil an ihm aus allen Dörfern der Umgebung die Gäste kommen. In aller Frühe ziehen Spielmannszüge durch die Stadt. Der Oberbürgermeister empfängt in einem Fürther Gasthaus Einheimische und Gäste aus der Umgebung zu einem Frühschoppen. Um 10.30 Uhr setzt sich der berühmte Fürther Kirchweihzug in Bewegung, ein Erntedankzug mit örtlich interessanten Beigaben. Er begeistert Jahr für Jahr die Fürther und ihre Gäste. Den 2. Kirchweihmontag pflegte ein Hochfeuerwerk auf den Pegnitzwiesen zu erleuchten (bis 1960).

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Der zweite Kirchweihmittwoch aber ist das Schlußlicht der Kirchweih. Was zwischen dem ersten und dem letzten Kirchweihtag geschieht, läßt sich kaum beschreiben. Das Leben der Stadt ist von diesen Tagen ähnlich eingefangen wie München von seinem Oktoberfest. Die Tradition der Fürther Kirchweih ist aber 800 Jahre älter als das Oktoberfest oder als das Volksfest in Nürnberg.

Der besondere Reiz der „Fürther Kirchweih" besteht darin, daß sie sich im Kern einer großen Stadt ihre dörfliche Unbefangenheit bewahren konnte. Die „Harfenzupfer", die bis um 1955 hauptsächlich aus dem Thürin­ gischen nach Fürth gezogen kamen, um musizierend ein Wirtshaus nach dem andern aufzusuchen, sind nun durch Geiger, Sänger und Weinglas­ reiber aus der Bundesrepublik abgelöst.

Das Rathaus erstrahlt nachts im Glanz von rd. 1800 Glühbirnen (1200 am Turm, 600 am Dachgeschoß). Eine Fürther Michaeliskirchweih gibt es, seit die St. Michaelskirche geweiht ist. Die erste fand vermutlich im 11./12. Jh. statt. In der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg hatten sich folgende Zeremonien heraus­ gebildet: Der Michaelstag (29. September) wurde auch dann gefeiert, wenn er ein Werktag war. Am Tag vorher forderte der Amtsknecht alle Wirte und Bierbräuer auf, ihre Kannen zum Eichen ins Dompropsteiamt zu bringen. Am gleichen Abend stellte man auf dem Platz vor dem Amtshaus (auf dem Markt also) den Maibaum auf. Am Kirchweihtag selbst, noch vor dem Kirchgang, visitierte der Amtmann oder der Gerichtsschreiber bei den dompropsteilichen, nürnbergischen und (mit Ausnahmen) auch bei den brandenburgisch-ansbachischen Bäckern und Metzgern die Waagen und Gewichte; sie wurden dabei vom Amtsknecht begleitet. Am Nachmittag um 14 oder 15 Uhr spielten die Pfeifer zum Tanz; der Amtmann, der Ge­ richtsschreiber, die „Kirchweihbeschützer" (ein Korporal und 2 oder mehr bambergische Soldaten aus Forchheim) und der Amtsknecht beteiligten sich daran. Der Amtmann, der den Tanz um den Maibaum anführte, han­ delte dabei als Gemeindeherr. Dann wurde das Friedgebot auf dem Platze ausgerufen. Der Gerichtsschreiber zog schließlich von Wirtshaus zu Wirts­ haus, begleitet von den „Kirchweihbeschützern" und dem Amtsknecht, und überall (wo die Brandenburgischen sie nicht daran hinderten) forder­ ten sie in ihrem Friedensgebot dazu auf, sich zu mäßigen und Raufen und Fluchen zu meiden. 3 Tage dauerte die Kirchweih und der Tanz in den Wirtshäusern an, und der nächste Sonntag schloß als „Nachkirchweih" das Fest. Der Tanz um den Maibaum endete 1792, als Preußen die Herrschaft in Fürth übernommen hatte. Im 18. Jahrhundert entfaltete die Fürther Kirchweih alle Buntheit, die aus dem Zeitgeist kam. Da kamen zu den Glückshäfnern und den Verkaufsständen die Komö­ dianten, Spaßmacher, Seiltänzer, Tierdresseure, fahrende Ärzte und „Me­ chaniker" (die seltsame Instrumente und Wundermaschinen zu Lustquellen

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des Volkes machten). Schauspieler traten auf; 1768 durfte ein „fremder Arzt" seine Bude zwischen der „Blauen Glocke" und dem Armen- und Waisenhaus aufrichten. 1767 erschien ein Mann mit fremden Tieren; ein kleines Variete scheint der Kunst-Voltigeur Michael Sansis eingerichtet zu haben. 1775 richtete der Zahnarzt und Seiltänzer Joseph Gast aus München seinen Stand ein. Aus dem gleichen Jahr (15. Oktober) teilte der Chronist Gruber mit, an der Kirchweih habe ein Arzt namens Mittelbach seinen Bedienten mit dem Degen durch den hohlen Leib gestochen und sogleich auf dem Theater mittels seines Balsams geheilt. An der Kirchweih 1799 erhielt der „Mechanikus und Künstler" Johann Simon aus Rödelheim die Erlaubnis, als „Kunstspieler" aufzutreten. Er führte „geschickte Seiltänzer" vor auf dem Seil, die nach dem Takt der Musik tanzten. Quellen u. Lit.: Nbg. Staatsarchiv, Dompropsteiamt Fürth Nr. 306 Rep. 207a-, Bl. 215 v. - Adolf Schwammberger, Als der Zahnarzt seinen Kärwa-Stand aufschlug, in: Fürther Nachrichten v. 1. Okt. 1960. Kissinger, Henry Alfred, Professor der Politologie, Militärtheoreti­ ker. Er wurde am 27. 5. 1923 in Fürth als Sohn des Lehrers Louis Kissinger geboren, wanderte 1938 mit seinen Eltern nach den USA aus und diente 1943-46 als amerikanischer Soldat. Er schloß 1954 sein Studium an der Harvard Universität als Doktor der Philosophie mit Auszeichnung ab und wurde 1956 Dozent für politische Wissenschaften. Er trat bald als bedeu­ tender Schriftsteller für militärische und politische Fragen hervor. 1961 berief ihn Präsident Kennedy zu seinem Sonderberater in Fragen der nationalen Sicherheit. Bücher Henry A. Kissingers: Nuclear weapons and foreign policy. New York 1957. - A World Restored. Boston 1957. - Kern­ waffen und auswärtige Politik (siehe oben !). München 1959. - Die Ent­ scheidung drängt. Grundfragen westlicher Außenpolitik. Düsseldorf 1961. - Großmacht Diplomatie. Düsseldorf 1962. - Was wird aus der westlichen Allianz? Wien-Düsseldorf 1965. Lit.; Dieter Hartung, Der „Clausewitz Amerikas“ . . . , in: Fürther Nachrichten vom 22. 11. 1958.

Kläranlage. Die 1. Kläranlage (in der Westvorstadt) wurde 1911 gebaut; sie besteht nicht mehr. 1916 entstand die Hauptkläranlage mit den sog. Emscher-Brunnen. 1952/53 wurde anstelle der Emscher-Brunnen mecha­ nische Klärung mit getrennter Schlammausfaulung in langgestreckten Absetzbecken eingerichtet. Am 27. 9. 1962 wurde die biologische Klär­ anlage (erbaut 1959/62) in Betrieb genommen. Sie besteht aus 2 biolo­ gischen Klärbecken mit einem Fassungsvermögen von je 3 150 Kubik­ metern. Damit werden die Abwässer der Privathaushalte und der Industrie in Fürth, Zirndorf und Oberasbach gereinigt. Kleeblatt, s. Z Wappen, Z Radsportclub.

Kleemann, F. J., ein sonst nicht näher bekannter Maler; er lieferte um 1775 ein Porträt des Schuladministrators Paulus Ebersberger (s. Z Kirchen St. Michael).

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Kleeweg: nach dem Pflanzennamen 1954 benannt.

Klein, Johann Adam, Radierer, Maler und Lithograph, geb. 24. 11. 1792 in Nürnberg, gest. 21. 5. 1875 in München; er zeichnete im „Säch­ sischen Fuhrwerk" ein Fürther Motiv; s. T Bilder. Lil: Thieme-Becker, Allgem. Lexikon der bildenden Künstler, 20. Bd., Leipzig 1927.

Kleingärten. 1885 entstanden in Fürth die ersten Kleingärten; um 1900 waren ca. 400 Gärten angelegt. Nach dem 1. Weltkrieg zählte man etwa 2400 Kleingärten. Nach dem 2. Weltkrieg stieg die Zahl auf rund 3 200. 1949 ff wurde Bauland in großem Umfang gebraucht, so daß nun ca. 2 180 Parzellen verlorengingen. Doch wurden 1952 ff 700 Parzellen in Dauer­ anlagen hinzugenommen. 1967 gab es in Fürth 1720 Gärten. Die Klein­ gärtner sind in 42 Vereinen organisiert; 1921 wurde als Dachorganisation die Arbeitsgemeinschaft der Kleingartenvereine Fürth geschaffen. Quelle: Mitteilung des Vorsitzenden der AG Georg Gruber. Klein-Mainau, s. / Grünanlagen.

Kleinreuth (bei Schweinau), s. Z Aberglauben, / Einverleibte Orte.

Kleinreuth (hinter der Veste), s. T Bilder. Kloma, s. T „Per Kloma". Kloster Heilsbronn, s. Z Muck. Kloß (Klos, Gloss, Glas), Johann Elias, Goldschmied. Er hat in Ans­ bach als Silberarbeiter gelernt, wurde 1785 Meister (Meisterstück silberner Vorleglöffel). 1823 wird er als verstorben genannt. Quellen: Fürth Stadtarchiv B 164 Bl. 17. - Fürth Pfarramt St. Michael Sterbereg. 28. 2. 1793, 25. 2. 1823, Traureg. 10. 11. 1823, Geburtsreg. 17. 5. 1787.

Kloß, Johann Georg, Zinngießermeister, 1807/1808 in Fürth tätig. Quelle: Fürth Pfarramt St. Michael, Sterbereg. 10. 7. 1807, 15. 6. 1808. Kloß (Glos, Glas), Michael, Zinngießer, ist 1796-1826 nachweisbar; er wohnte i. H. Königsstraße 40. Quelle: Fürth Pfarramt St. Michael, Sterbereg. 9. 8. 1796 und 11. 3. 1826.

Kloß, Samuel Gottlieb, Zinn- und Kannengießer, ist 1770 ff in Fürth nachweisbar. 1796 wird er als verstorben erwähnt. Quellen: Fürth Pfarramt St. Michael, Sterbereg. 10. 9. 1770, 3. 4. 1779, 18. 1. 1786, 20. 6. 1796. Knab, Armin, Komponist. Er wurde als Sohn eines Lehrers am 19. 2. 1881 in Neuschleichach im Steigerwald geboren, studierte in Würzburg und München Musik und Rechtswissenschaften. 1913 wurde er Amtsrichter in Rothenburg ob der Tauber, vom 1. 7. 1926 bis 1. 10. 1927 war er Landgerichtsrat in Fürth, (er wohnte im Hause Amalienstraße 6), dann Landgerichtsrat in Würzburg. 1934 wurde er Lehrer an der Hochschule für Musik in Berlin. Er starb am 23. 6. 1951 in Bad Wörishofen. Quelle: Schriftl. Mitteilung von Prof. Otto Döbereiner-Nürnberg und Auskunft Dr. Ofenstein-Fürth. - Mitteilung von Amtsgerichtsdirektor Dr. Strobel.

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Knoblauchsland, zwischen Nürnberg-Fürth-Mannhof-Gründlach-KraftshofZiegelstein, das Gemüseland für die Städte Nürnberg, Fürth und Erlangen. 1441 zuerst als in dem „knoblauchlande" bezeichnet; 1442 Knoblachsland (!) Vermutlich nach der Knoblauchspflanze benannt. Unter den Gemüsearten, die 1563 beliebt waren, nennt Hans Sachs u. a. Mangold, Zwiebel, Peter­ silie, Salat und Knoblauch. Der Fürther Vorort T Poppenreuth gehört zum Knoblauchsland. S. a. T Adventsbrauch. Lit.: Ernst Mummenhoff, Geschichtliches über die landwirtschaftlichen Verhält­ nisse der Umgebung von Nürnberg, in; Festschrift 32. Wanderversammlung Bayerischer Landwirthe in Nürnberg. Nürnberg 1895. - Maria Winter, Das Bauernhaus im nürnbergisch-fränkischen Lana. Nürnberg 1924. - Eduard Rühl, Kreuz und quer durchs Knoblauchsland, in: Fränk. Monatshefte (Frk. Heimat) 10. ]g. 1931 S. 255 ff. u. 344 ff. - Max Rumpf u. H. Behringer, Ein Bauerndorf am Großstadtrand (Buch). 1940. - Erich Otremba, Nürnberg, Die alte Reichsstadt in Franken auf dem Wege zur Industriestadt. ( = For­ schungen zur deutschen Landeskunde Bd. 48) Landshut 1950. - Irmgard Müssenberger, Nürnbergs Gemüseanbaugebiet, in: Mitt. d. Fränk. Geogr. Ges. 3 (1956) u. 5 (1958). - Wolfgang Wießner, Stadt- und Landkreis Fürth (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken, Bd. I). München 1963. Knott(e), Johann David Wolfgang, Goldschmied, Vater des Johann Paulus K.; er war Gründungsmitglied der Goldschmiede-Innung 13. 9.1769. Quellen: Fürth Stadtarchiv B 164 Bl. 4. - Fürth Pfarramt St. Michael Sterbereg. 28. 8. 1782, 25. 11. 1804. Knott (Knodt), Johann Paulus, Goldschmied, Uhrgehäusmacher, Sohn des Goldarbeiters Johann David Wolfgang Z Knott. Er wurde am 17. 5. 1794 als Meister in die Innung aufgenommen. 1809 war er der älteste Geschworene in der Innung. Er wohnte im Hause Mohrenstraße 9. Quellen: Fürth Stadtarchiv B 164 Bl. 22 v., Fach 123 Nr. 1. - Fürth Pfarramt St. Michael Sterbereg. 15. 9. 1796, 27. 10. 1817.

Knott, Michael Gottlieb, Gold- und Silberschmied. Er wurde am 2. Februar 1709 in Schweidnitz geboren, erlernte in seiner Heimatstadt bei Johann Winsch 6 Jahre lang seine Kunst. Anschließend arbeitete er ein Jahr in Breslau, 2 Jahre in Dresden, 6 Jahre in Hessen-Kassel, 2V2 Jahre bei Warnberger in Nürnberg; dann stand er, bevor er sich selbständig machte, 2 Jahre bei Ferdinand Friedrich Z Waechtler in Arbeit, Am 17. Februar 1758 wurde er in Fürth beerdigt. Quellen: Fürth Pfarramt St. Michael, Lebensläufe (17. II. 1758). Köbler: Bis zum Ende des 18. Jhs. Bezeichnung für eine bestimmte Ein­ wohnerschicht: der Köbler ist berechtigt, an den Gemeindeversammlungen teilzunehmen. Er heißt so nach dem Kobel, der kleinen Behausung, in der er wohnt Er bezahlt meist die Hälfte der gemeindlichen Steuer, die dem Z Bauern zugemutet wird. Lit.: Adolf Schwammberger, Flurumgehungen, Fürther Nachr. 3,¡4. Jan. 1959. Koch, Isaac, war Gründungsmitglied der Innung der Gold-, Galanterie-, Uhrgehäus-, Draht- und Silberarbeiter in Fürth (13. 9. 1769). Quelle: Fürth Stadtarchiv B 164 S. 5.

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Köchel, Johann: Buntpapierhersteller in Fürth, geb. um 1682, gest. 11. 6.1726 in Fürth. Als „goldener Papierpräger" ist er 1723 in der unteren Fischergasse 7 nachweisbar. 1717 ist der Papierpräger Johann Köchel Pate eines Kindes des Gold- und Silberarbeiters Sixtus T Schirmer. Neben Georg Popp war er der erste Brokatpapierverleger in Fürth. Seine Papiere werden aufs höchste gerühmt. Lit.: Albert Haemmerle, Buntpapier, München 1961.

Koeler, Benedikt, lebte in Nürnberg geb. 31. 7.1585, gest. 7.11.1632, war der Enkel des Hieronymus Z Koeler d. Ä., hinterließ u. a. eine Hand­ schrift „Was das Geschlecht der Koeler in Nürnberg in verschiedenen Kirchen gestiftet hat". Darin sind im Aquarell St. Michael und ein Fenster von St. Michael wiedergegeben. Lit.: Hannah Amburger, Die Familiengeschichte der Köler, in: Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnberg, 30. Bd. 1931. - Adolf Schwammberger, St. Michael, in: Fürther Nachrichten vom 15.f16. 9. 1956 und 27.¡28. 10. 1956.

Koeler, Hieronymus, Stifter. Er lebte von 1542-1613 in Nürnberg, war Finanzbeamter der Reichsstadt, literarisch tätig. Er stiftete für die St. Michaelskirche ein Kirchenfenster. Lit.: Hannah Amburger, Die Familiengeschichte der Köler, in: Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nbg., 30. Bd. 1931. - Adolf Schwammberger, St. Michael, in: Fürther Nachrichten vom 15.f16. 9. 1956 und 27.¡28. 10. 1956. Kofferfabrikation. 1919 wurde die Fürther Kofferfabrikation von Wilhelm Schneider aus Fürth in der Nürnberger Straße 129 begründet. Daraus ent­ wickelte sich die BERMAS Kofferfabrik, die sich noch im Familienbesitz befindet.

Kohlenberger, Rudolf, Pastor, Mundartdichter. Er wurde am 28. 12. 1897 in Nürnberg geboren, studierte Theologie, war Hilfsgeistlicher in Fürth an St. Michael (1. 5. 1925 bis 30. 4. 1927) und an St. Martin (1. 5. 1927 bis 8. 2. 1929). Später war er Pastor in Hamburg, wo er am 19. 4. 1963 starb. In Nürnberg-St. Johannis liegt er begraben. Er schrieb eine (Erlanger) Dissertation über „Die Vorgänge des Thronstreits während der Unmündigkeit Ottos III. 983-985", Kallmünz 1931, und veröffentlichte Gedichte in Nürnberger Mundart „Neunuhrläuten" (Nürnberg 1959). Sein Gedicht über die Fürther Kirchweih beginnt er so: „Woll'mer a weng af d'Kerwa no und a Häfala trinken? Mein rechter Schouh, den hob i scho, i souch ner blouß mein linken. Du gäihst mit mir und i mit dir und all zwa mitanander; und is es Portmoneh auskiehrt, nou kummt scho a Bekann­ ter . . ." In seinem Gedicht Knoblauchsland heißt es: „A'n alta Frau, döi sagt zon Moh: „„Schau ner nouch Färth!"" dou dreht er sein Kupf. „I man, es bräunt si o', mir kröign heint nu a Wöter!", und: „Mir sen halt doch scho weit im Joahr; die Färther Kärwa spürt mer; dou sen die schönsten Tog nou gor, und gern sei Stübla schürt mer". Quellen: Fürth Pfarramt St. Michael, Pfarrbeschreibung. - Nürnberg Pfarramt St. Johannis, Sterbereg. Kohlenmarkt: Die Bauern hielten hier Holzkohlen feil.

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Kohn, Meschulam Salman, Rabbiner in Fürth 1785-1819. Er gilt als einer der berühmtesten Rabbiner seiner Zeit. 1739 wurde er in Rawitsch (Posen) geboren. Seine Ausbildung erfolgte in Posen, Zülz (Oberschlesien) und Altona. Er unterrichtete Talmudschüler in seiner Vaterstadt Rawitsch und war dann Rabbiner in Krotoschin, Zülz, Kempten und schließlich in Fürth. In Fürth (bei Isaak T Zirndorfer 1811) erschienen seine Erklärungen zur Thora, nach den Wochenabschnitten geordnet, unter dem Titel MISCH'AN HAMAJIM. Auch andere Werke gingen aus seiner schriftstellerischen und gemeindlichen Tätigkeit hervor; er galt als Rat­ geber für Fragende aus ganz Europa. Am 17. 12. 1819 starb er in Fürth. Er wurde im hiesigen Friedhof beerdigt; sein Grab hat sich erhalten. Lit.: Isak Rosenfeld, Der Bigde Kehuna, in: Nachrichten für den jüdischen Bürger Fürths 1964.

Kolb, Johann Baptist, Komponist, geb. 31. 8. 1743 in Neuen­ dettelsau. Er war angeblich ein Schüler von Joseph Haydn, ließ sich um 1782 in Paris nieder, wo er 6 Quartette veröffentlichte. Außerdem kompo­ nierte er Klavierkonzerte, Kantaten, Lieder, Quintette, Quartette und Trios für Blasinstrumente. Nach Angabe von Mendel, Lex. Bd. 6, S. 120 ist er in Fürth gestorben. Doch ist hier im Sterberegister kein Eintrag zu finden. Kolonnenhaus der Freiwilligen Sanitätskolonne. Es liegt an der Otto Seeling-Promenade. Die freiwillige Sanitätskolonne wurde - nach langen Vor­ bereitungen im Veteranenverein „Der Alte" - am 25. 8. 1886 gegründet. 43 Veteranen des Krieges 1870/71 waren die ersten Mitglieder; 1891 nahm man auch „nichtgediente" Einwohner auf. Zu aufopferungsvoller Arbeit und bewundernswerter Hilfsbereitschaft gedieh der Gedanke Henri Dunants in Fürth. Oberbürgermeister Theodor T Kutzer veranlaßte den Fürther Ehrenbürger Alfred ? Nathan, 70 000 Goldmark für die Errichtung eines Kolonnenhauses zu stiften. Am 31. März 1912 konnte OBM kutzer dem damaligen Kolonnenarzt Dr. Stark das Haus schlüsselfertig übergeben. Kolpinghaus Fürth/Bayern e. V. S. T Kolpingsfamilie. 1896 fand die Grund­ steinlegung für das Katholische Gesellenhospiz, Simonstraße 20, statt, das seit 1936 Kolpinghaus genannt wird. Sein Zweck ist die Verwaltung des Vermögens der Kolpingsfamilie. Im Haus finden kulturelle Veranstaltun­ gen und Vereinsversammlungen statt. Kolpingsfamilie Fürth e.V. 1859 versuchte Alexander Dill eine Kolpings­ familie in Fürth zu gründen; aber erst 1865 entsteht in der Gastwirtschaft des Martin Fuchs in der Baeumenstraße die Fürther Kolpingsfamilie. Im Januar 1866 zählte sie schon 80 Mitglieder. Großen Aufschwung nahm sie unter dem Kaplan Adam T Senger. 1888 wurde an der Simonstraße ein Grundstück für die Erstellung eines Z Kolpinghauses erworben. Die Kol­ pingsfamilie bezweckt den Zusammenschluß junger katholischer Hand­ werker, die religiöse Betreuung aller Mitglieder und die Pflege der Geselligkeit. Lit.: 100 fahre Kolpingsfamilie Fürth i. B., Festschrift 1965.

Komotauer Straße: nach der Stadt Komotau (1956) benannt.

König-Ludwig-Brunnen, s. Z Denkmäler und Freiplastiken.

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König-Ludwig-Quelle, s. T Kurpark.

Königsberger Straße: nach der Stadt Königsberg 1965 benannt.

Königshof. Im „locus Furthi" der Urkunde Heinrichs II. vom 1. 11. 1007 sehen wir den alten Königshof Fürth. Königshöfe dienten als landwirt­ schaftliche Domänengüter mit Scheunen und Ställen; sie hatten einen „Meier" als Verwalter. Sie dienten aber auch der Verwaltung für das um­ liegende Königsland; sie waren Gerichtssitze und gewöhnlich befand sich in ihrer unmittelbaren Nähe eine Kirche (in Fürth: die St. Martinskapelle). Zugleich hatten sie militärische Aufgaben zu erfüllen; sie lagen an der Heerstraße, besonders an Flußübergängen u. dgl. Als Quartiere für König und Heer („Heer-berge") und militärische Stützpunkte waren sie befestigt (Graben, Wall, Hecke oder Palisaden). Wilhelm T Funk sieht den Königshof zwischen Rednitz und Bergstraße. Auch das Gelände der St. Michaelskirche wurde schon für den Platz des Königshofes gehalten. Zii..- Wilhelm Funk, Zur Stadtentwicklung von Fürth, in: Fürther Heimatblätter NF 2. Jg. 1952 Nr. 1. - Weitere Lit. f- Ortsgeschichte. Königsplatz: urspr. „Dreikönigsplatz" nach dem Gasthaus „Drei Könige". „Königsplatz" seit 1827. Auf ihm stand neben einem Brunnen ein Obelisk (1827-1888), s. T Denkmäler und Freiplastiken. Ein Bild des Platzes lieferte Z Wilder G. C. 1835, s. T Bilder.

Königsstraße: In jeder Stadt legte man z. Zt. der Monarchie Wert darauf, daß eine bedeutende Straße „Königsstraße" hieß. Königsstraße 15: Wohnhaus des Malers Carl Friedrich T Schulz. Königsstraße 19: Hier befand sich 1728-1765 die von Martin T Leizmann begründete T Armen- und Waisenschule. Königsstraße 37: Haus des Polizeiaktuars T Eger Joh. Gottfr.

Königsstraße 42: Das brandenburgische T Geleitsamt wurde in einem Haus untergebracht, das hier 1622/23 errichtet wurde. Es litt sehr, als 1634 fast der ganze Ort ausbrannte. Nach 1651 wurde es wieder aufgebaut und konnte als barocker Schmuck des Ortes gelten. Als die königlich-preu­ ßische Verwaltung 1795 plante, hier die Hofbanco (/'Staatsbank) unter­ zubringen, ließ sie das Gebäude niederreißen und 1795 bis 1797 durch den jetzt noch stehenden Neubau ersetzen. Königsstraße 115: s. T Post. Königswarter, Wilhelm. Fürther T Stifter und T Ehrenbürger. Er kam als Sohn des Bankiers Simon Königswarter am 4. März 1809 zur Welt. Sein Geburtshaus steht nicht mehr; es war das Haus Königsstraße 86, das 1899 dem Rathausanbau weichen mußte. Bereits sein Vater hat Stiftungen für Arme, Waisen und Kranke er­ richtet. Er selbst eröffnete die Reihe seiner Schenkungen mit der „SimonStiftung" (für fleißige Gesellen und Lehrlinge). Dann folgten 100 Gulden für christliche und jüdische Arme, 1856 aber 2000 Gulden für verschämte

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jüdische Arme; 1867 errichtete er in München die Dr. Königswartersche Maximiliansstiftung (für Studierende des dramatischen Gesangs und der musikalischen Komposition). Zum Gedenken an den in München verstorbenen Fürther Landtagsab­ geordneten Dr. Eduard Meyer, den Inhaber der Mohrenapotheke, stiftete er 100 Gulden für Arme. Es folgten 1000 Gulden für die T Stadtbibliothek (um Neuanschaffungen zu ermöglichen). Dann stiftete er 5000 Mark (der Betrag wird später bedeutend erhöht) für „humanitäre und gemeinnützige Zwecke". Von 1882 an gab Königswarter jährlich einen hohen Betrag, um etwa 20 Kinder drei Wochen lang einen Ferienaufenthalt zu ermög­ lichen. 1886 gab er 5000 Mark für den Jugenderziehungsverein und 18 000 M für die Zöglinge des Knabenhortes. Zur Schaffung des ? Cen­ taurenbrunnens gab er einen Zuschuß.

Als Wilhelm Königswarter am 15. Mai 1887 in Meran starb, verlor Fürth einen seiner größten Wohltäter; er hinterließ seiner Vaterstadt 80 000 M.

Die Stadt Fürth machte ihn am 14. Oktober 1867 zu ihrem Ehren­ bürger; am 11. März 1875 benannte sie die bisherige „Bahnhofstraße" in „Königswarterstraße" um. Der dem Ehrenbürger Wilhelm Königswarter errichtete Gedenkstein wurde 1911 von der „Englischen Anlage" (Z Dr.-Konrad-Adenauer-Anlage) in den neuen / Stadtpark übergeführt. Königswarter-Gedenkstein, s. T Denkmäler und Freiplastiken.

Königswartersteg: s. T Brücken. Königswarterstraße: s. / Königswarter, Wilhelm. Konrad, Burggraf von Nürnberg, der Fromme, Sohn des Burggrafen Konrad I., Bruder Friedrichs III., gest. 1314. Er besaß Güter und Lehen aus der Abenberger Erbschaft um Spalt-Abenberg und Ansbach-Windsheim. Das Eichstätter Bistum und der Deutschorden erfreuten sich seiner beson­ deren Gunst; dorthin verkauft bzw. schenkt er den größten Teil seines Erbes. Andere Güter gelangten an Kloster Heilsbronn, Engelthal, Maria Magdalena in Nürnberg, Scheftersheim, an die Kirche in Rebdorf und an das Hochstift Bamberg. Am 2. 2. 1303, i. J. 1307 und am 26. 4. 1314 stifte­ ten er und seine Gemahlin Agnes ihre Zinsleute in der Hofmark Fürth zu ihrem Seelgerät beim Bamberger Dom. Die Urkunde vom 26. 4. 1314 ist für die Fürther Zinsleute ausgestellt, um ihre Zinsen festzulegen, die sie zu dem Seelgerät im Bamberger Dom zu entrichten haben; sie ist die älteste Urkunde im Fürther Stadtarchiv. S. a. T Einverleibte Orte. Quellen und Lit.: Monumenta Zollerana Bd. 5. - Adolf Schwammberger, Die Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg. Erlangen 1932. Konsulate in Fürth: Konsul für Mexiko (s. T Grundig, Max) in der Kur­ gartenstraße 37 mit dem Arbeitsbereich Nordbayern; Konsul für Togo (Walter Kaiser) mit der Zweigstelle Fürth (Karolinenstraße 104-108) des Konsulats in München.

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Kopernikusstraße: nach Nikolaus Kopernikus, dem Astronomen und Neu­ entdecker des heliozentrischen „Weltbildes" (1956) benannt; geb. 1473 gest. 1543.

Köpf, Josef, Bildhauer, geb. in Schongau 1867, gest. in München 1915. Er lieferte das Bronzerelief für den T König-Ludwig-Brunnen, T Ceres­ brunnen, T Hopfenpflückerinnenbrunnen und 4 Puttenfiguren an der alten Terrasse im T Stadtpark. Lit.: Friedrich Vogel u. a., Die Stadt Fürth in Bayern. Fürth (1909). - ThiemeBecker, Allgem. Lexikon der bildenden Künstler, 21. Bd. Leipzig 1927. Koppenhof, jetzt / Mühlgasse, „ein Taglöhner, auf dem Koppenhof wohn­ haft (1613); ein Taglöhner auffm Koppenhof" wohnend (1614). Quellen: Fürth Pfarramt St. Michael Sterbereg. 21. 2. 1613 und 24. 3. 1614. Körber, Paul Christoph Friedrich, Goldschmied. Er wurde am 8. 12. 1794 als Sohn des Kaufmanns Friedrich Körber in Fürth geboren und lernte als Kaufmann, wurde aber als Lehrling der GoldschmiedeInnung 1817 in Nürnberg aufgenommen. 1825 wurde er Meister. Lit.: Stockbauer, Die letzten 50 Jahre des Nürnberger Goldschmiedshandwerks bis zur Einführung der Gewerbefreiheit, in: Bayer. Gewerbezeitung ]g. 6 '.'893 S. 241. Korn, Friedrich: der erste gelernte Fürther Buchhändler, ein ge­ borener Stuttgarter, der (zunächst unter der finanziellen Obhut des Frei­ herrn Friedrich von Plessen) in Fürth 1801 eine Buchhandlung (Bureau für Literatur) eröffnete. Er führte 1804 die Buchhandlung in eigener Regie weiter. Zugleich war er Verleger und Papierhändler; auch eine Leihbüche­ rei führte er. Friedrich Korn starb am 1. April 1821 in Fürth. Seine Frau führte das Geschäft, mit Unterbrechung, bis 1845; sein Sohn Johann Christian Heinrich verlegte die „Friedrich Kornsche Buchhandlung" 1834 nach Nürnberg. Lit.: Adolf Schwammberger, Vier Buchhändler-Pioniere, in: Fürther Nachrichten 7.18. Juli 1862.

Kornstraße: bei der Benennung 1908 hat man wohl an die Kornfrucht gedacht.

Kost, Johann Friedrich: Schreinermeister und Verleger von Bunt­ papieren in Fürth, geb. um 1730, gest. 22. 11. 1788 in Fürth. Quellen u. Lit.: Fürth Pfarramt St. Michael, Lebensläufe. - Albert Haemmerle, Buntpapier, München 1961. Kotzenaurach, s. Z Rapoto. Krafft, Jobst, Goldschmied. Er wurde am 27. 9. 1726 in Fürth getauft. Anläßlich der Beerdigung seiner Frau Maria Magdalena 1764 wird er als „Gold- und Silberarbeiter, auch Handelsmann" bezeichnet. Er scheint sich dem Handel ganz zugewandt zu haben: als er am 8. 12. 1785 begraben wird, nennt man als seinen Beruf „Handelsmann". Quellen: Fürth Pfarramt St. Michael Taufreg. 27. 9. 1726, Sterbereg. 7. 4. 1751, 3. 3. 1761, 26. 4. 1764, 8. 12. 1785, Traureg. 21.4. 1749.

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Kraftshof, s. T Bilder, T Knoblauchsland. Krähenweg: Straßenname, nach dem Vogel (1962) benannt. Kranichstraße: Straßenname, nach dem Vogel (1962) benannt. Krankenhaus. Ältestes Krankenhaus war der Siechkobei an der Würzburger Straße; er ist 1441 zuerst nachweisbar und gehörte zur T Kirche St. Michael. Mit Hilfe milder Gaben wurde 1601/02 ein neues T Siechhaus erbaut. 1771 diente die Armen- und Waisenschule (Königsstraße 76) während der großen Seuche als Krankenhaus. Der Arzt Dr. Johann Adam Simon Zobel hat im August 1783 durch Sammlung eine „Heilungsanstalt für arme Kranke" eingerichtet, d. h. er schuf eine Organisation, die ihm die Behand­ lung der Armen ermöglichte. Im März 1784 mußte er das Unternehmen wegen Überlastung aufgeben. Um 1800 befand sich das gemeindliche Spital im Hause Königsstraße 119; es wurde 1820 in die Pegnitzstraße 13/15 verlegt. 1828/30 errichtete die Stadt Fürth an der Schwabacher Straße 51 (nach den Plänen des Kreisbaurates Keim) ein Krankenhaus (Er­ öffnung am 1. 11. 1830). Bis 1836 diente es nebenher als Beschäftigungs­ anstalt für Arme und Erwerbslose, bis 1885 war es auch Fürsorgeanstalt für gebrechliche und hilflose Menschen. 1885 ff. war es nur noch Spital. 1899 stellte eine Kommission fest, daß ein Neubau dringend nötig sei; am 18. 12. 1924 beschloß der Stadtrat, ein neues Krankenhaus auf der vorde­ ren Schwand zu errichten. Der Grundstein wurde am 29. 5. 1928 gelegt, auf den Tag genau 100 Jahre nach der Grundsteinlegung für das alte Krankenhaus. Architekt war der Oberstadtbaurat Hermann THerrenberger, ärztliche Berater waren der Krankenhausdirektor Sanitätsrat Dr. Jakob T Frank und der Berliner Sanitätsrat Dr. Dosquet. Das Krankenhaus ver­ fügte bei seiner Eröffnung im Juli 1931 über 400 Betten. Den mittleren Ausbau der Hauptfront zierten bis zum 2. Weltkrieg 2 Bronzefiguren „Hoffnung" und „Erfüllung" von Carlos T Bößenecker; sie wurden während des 2. Weltkriegs eingeschmolzen. Für die Haus­ kirche schuf der Fürther Kunstmaler Karl T Hemmerlein eine Wandmalerei „Himmelfahrt"; der Coburger Karl Bringmann lieferte Glasmalereien (symbolhafte Darstellungen von Bibelstellen); die Fürther Künstlerin Margarete Zapf fertigte einen Altarbehang; der große Kruzifixus, eine Schnitzarbeit, stammt von dem Fürther Karl T Muggenhöfer.

Am 4. 7. 1963 beschloß der Stadtrat, das Städt. Krankenhaus um eine Kinder- und Säuglingsklinik, eine Entbindungsklinik, ein Personalwohn­ haus und ein Heizhaus zu erweitern. Die Entbindungs- und die Kinder­ klinik werden die Aufgaben des T Nathanstifts und des T Kinderspitals übernehmen.

Ein jüdisches Hospital wurde um 1563 beim Judenfriedhof erbaut. Ein Neubau entstand 1846 an der Theaterstraße. Das Hospital wurde 1943 geschlossen; es dient jetzt als Wohnhaus. Quellen u. Lit.: Bamberg Staatsarchiv Rep. A 110, Urkunde vom 11. 12. 1441. Fürth Stadtarchiv Fach 64 b Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 7, 8. - Fürth Pfarramt St. Michael, Gotteshausrechnungen 1601/02. - Johann Adam Simon Zobel,

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Nachricht von der Krdnkenanstalt zu Fürth, Fürth 1784. - Julius Sax, Das Hospital in Fürth. Fürth o. J. Ica. 1855). - Hermann Herrenberger, Entwurf für den Neubau des städt. Krankenhauses in Fürth, Erläuterungsbericht. Fürth 1928. - Robert Wild (Hrgj, Der Neubau des städt. Krankenhauses, Festschrift, Berlin Deutsche Architektur-Bücherei 1931. - Gottlieb Wunschei, Alt-Fürth. Mskr. in der Stadtbibliothek Fürth. - Rudolf Memmert, Das alte Krankenhaus in Fürth, in: Fürther Heimatblätter NF 1964, Nr. 4/5. Günther Klier, Die Fürther Judengemeinde, Mskr. 1966 in der Stadtbibliothek Fürth.

Kraus, GustavWilhelm, Maler und Lithograph, geb. 1804 in Passau, gest. 1852 in München. Er brachte u. a. 24 Ansichten von bayerischen Städten heraus, die er nach Zeichnungen von Heinrich / Adam litho­ graphierte (ca. 1828). Unter diesen 7* Bildern befindet sich ein sehr hüb­ sches Gesamtbild von Fürth. Lit.; Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler, 21. Bd., Leipzig 1927. Krauß, Fritz, Kammersänger, geb. 17. 6. 1883 in Lehenhammer (Opf.) als Sohn eines Fürther Handwerkers, in Fürth aufgewachsen. Er war zu­ nächst kaufmännischer Angestellter in Fürth, begann als 25jähriger in München Gesang zu studieren, wurde 1911 vom Stadttheater Bremen engagiert; 1912 kam er nach Danzig, 1915 nach Kassel, dann nach Köln und 1921 nach München. Hier verabschiedete er sich 1940 von der Bühne. Er lebt in Überlingen am Bodensee. Lit.: Wilhelm Wörthmüller, Der Tenor Fritz Krauß, in: Fürther Nachrichten vom 13. 4. 1957.

Krautheimer, Dr. Richard, Professor der Kunstgeschichte. Er wurde am 6. 7. 1897 in Fürth geboren. 1934 ging er nach Rom, 1936 nach New York. Er widmete sich besonders der frühen christlichen byzantinischen Architektur. 1947 entdeckte er in der Bombenruine von San Lorenzo eine aus dem 6. Jh. stammende Kirche und eine Kapelle aus der Regierungszeit Kaiser Konstantins. Er hat eine große Anzahl von kunstgeschichtlichen Büchern verfaßt. 1967 erschien der dritte und letzte Band seines Werkes über die frühen christlichen Basiliken in Rom. Lit.: Sanka Knox, 7 Schulen grüßen Kunsthistoriker, in: .New Yorks University“ 14. 5. 1967. Krautheimer-Säuglingskrippe, Maistraße 18. Sie gründet sich auf eine Stif­ tung von Frau Martha Krautheimer, der Witwe des Kaufmanns Nathan Krautheimer (gest. 1. August 1910); am 16. November 1912 wurde dieses Haus eröffnet, das in der Stille viele gesegnete Arbeit leistete. Am 31. 12. 1966 mußte es geschlossen werden (s. f St. Johannisverein). Kreisjugendring Fürth-Stadt. Er wurde 1947 gegründet (angeregt 1946 von den Amerikanern) und koordiniert die Jugendpflegearbeit in den freien Jugendverbänden. 1967 umfaßte er 50 Jugendverbände.

Kreissparkasse Fürth. Sie begann 1865 als „Spar- und Hilfskasse für die Gemeinden des kgl. Landgerichtsbezirks Fürth"; ihr Sitz war immer in Fürth, außer 1893-99, als die Kasse in Burgfarrnbach geführt wurde. Der

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Name wurde einige Male geändert; seit 1952 gilt die Bezeichnung „Kreis­ sparkasse". Lit.: Leo Schuster, Geschichte der Fürther Bankwirischaft, in: Fürther Heimat­ blätter NF 13. ]g. 1963, Nr. 6.

Kresser, s. Z Burgfarrnbach.

Kresserstraße: Straße, 1956 nach der Baron Kresserschen Familie benannt, die im 17. Jh. in Burgfarrnbach saß. Kreul, Johann Lorenz, Pastell- und Miniaturmaler, geb. 10.12.1764 in Markteribach, gest. 15. 9. 1840 in Nürnberg. Er lieferte u. a. ein Bildnis des Fürther Stadtpfarrers Georg Tobias Chistoph T Fronmüller. Im Besitz der Familie Hans Lotter - Fürth befindet sich ein Pastellbild eines älteren Mannes, das „Kreul" gezeichnet ist und wohl auch von seiner Hand (nicht von seinem Sohn Carl) stammt. Lit.: Karl Sitzmann, Künstler und Kunsthandwerker in Ostfranken. Kulmbach 1957. Kreuzburg, s. T Creuzburg.

Kreuzsteinweg: Straße, die (1929) nach dem Sühnekreuz an der Weggabe­ lung bei Poppenreuth (nach Wetzendorf bzw. Schniegling führend) be­ nannt wurde. Der Name ist falsch gewählt; er müßte „Sühnekreuzweg" oder „Steinkreuzweg" heißen; s. T Sühnekreuz.

Kreuzstraße: nach der Gastwirtschaft zum Goldenen bzw. Schwarzen Kreuz am 9. Mai 1889 so benannt (Kreuzgasse). Kriegerdenkmal, s. T Denkmäler und Freiplastiken.

Kriegerheimstätte, s. T Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft Fürth e.G.m.b.H. Kriegerheimstraße: sie verläuft in der Siedlung „Kriegerheimstätte". Be­ nennung 1930. Kriegsschäden (im 2. Weltkrieg). Die Gesamtzahl der Gebäude zu Kriegs­ beginn (1939) betrug: 8 200; davon wurden 4 452 leicht, 2133 mittel­ schwer, 317 schwer beschädigt und 494 total zerstört. Die Gesamtzahl der Wohnungen betrug (1939) 24 733; davon wurden 2093 leicht, 803 mittel, 783 schwer und 951 total beschädigt. Siehe auch T Bombenangriffe.

Krippe, s. T Kinderbewahranstalt. Kronach: 1225 wird „Kranach" in einer Urkunde König Heinrichs (VII.) genannt (falls die Urkunde nicht gefälscht ist). Schreibweisen: 1502 „Kronach", 1531 „Cranach". 1732 ist Kronach mit Ronhof zu einer Ge­ meinde zusammengeschlossen. Das Grundwort -ach gehört vielleicht zu ahd. aha = Wasser, Strömung, das Bestimmungswort ist kran = Wachol­ derbusch; doch muß auch die Deutung Kronach = Siedlung an Kranich­ holzbüschen (wobei die Endung „ach" eine Ansammlung bedeuten würde) für möglich gehalten werden. Vielleicht auch muß man den Ortsnamen

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nicht auf kran, sondern auf den Vogel Kranich (mhd. kranech) beziehen. Kronach wurde gleichzeitig mit T Ronhof nach Fürth eingemeindet (1. 7. 1927). S. a. T Einverleibte Orte, T Ronhof, T Stromversorgung. Lit.: Wolfgang Wießner, Stadt- und Landkreis Fürth. München 1963. Kronacher Straße: sie führt nach / Kronach.

Kronstadter Straße: nach der Stadt Kronstadt (1933) benannt. Kuckucksweg: Straßenname, nach dem Vogel Kuckuck (1959).

Külsheimer: Ein Dienstmannengeschlecht. Die Familie war sowohl in der Windsheimer Gegend wie um Burgfarrnbach begütert. Ihren Namen trägt sie nach dem Orte Külsheim bei Windsheim. Sie tritt, im Dienst der Burg­ grafen von Nürnberg, vom Ende des 13. Jhs. bis zum Anfang des 15. Jhs. auf. Ihr bedeutendster Vertreter ist Rapoto von Külsheim, der uns (im Gefolge der Burggrafen von Nürnberg) zuerst 1317 begegnet. 1333 war er burggräflicher Hofmeister, einer der wichtigsten Beamten am burg­ gräflichen Hofe. Als Landrichter des Kaiserlichen Landgerichts des Burggraftums Nürnberg ist er 1337, 1350, 1351, 1352 nachweisbar. Auf seine Anregung hin wurde die Burgfarrnbacher Kirche am 29. Mai 1349 zur. selbständigen Pfarrkirche erhoben: er hatte dem Bischof Friedrich von Bamberg angeboten, für eine Ausstattung der Kirche zu sorgen, wenn das Filialverhältnis der Burgfarrnbacher Kirche zur Mutterkirche, St. Martin in Fürth, gelöst würde. Der Bischof erklärte sich einverstanden; Rapoto be­ dachte die neue „Pfarrkirche" mit mehreren Stiftungen, zuletzt (1355) mit 2 Gütern in Kotzenaurach. Rapoto starb 1355 oder 1356. In der Burgfarrnbacher Kirche ist sein und seiner Frau Kathrein (Katharina) Grabmal gut erhalten. Die Sage nennt Rapoto als den Stifter der Z Martersäule an der „Pfründe". Dieses Flurdenkmal gehört aber dem Ende des 15. Jhs. an. . Lit.: Adolf Schwammberger, Fürther Sagen, Fürth 31966. Külsheimstraße: nach der Adelsfamilie der ? Külsheimer, 1956.

Kundinger, Georg Friedrich, Bildhauer, geb. am 9. 6. 1782, be­ erdigt am 27. 3.1812. Kündinger, Georg Wilhelm, Tonkünstler, geb. 28. 11. 1800 in Königshofen im Grabfeld; er besuchte das Lehrerseminar, wurde 1819 Kantor in Windsheim und Kitzingen, 1825-31 in Würzburg, 1831 Stadt­ kantor in Nördlingen, 1838 Stadtkantor an der Nürnberger Hlg.-GeistKirche. Er komponierte und trat in Konzerten auf. Schließlich zog er sich nach Fürth zurück, wo er nur noch Unterricht erteilte. Er starb hier am 9. Oktober 1867. Quellen u. Lit.: Fürth Pfarramt St. Michael, Sterberegister. - Hermann Mendel, Musikalisches Conversations-Lexikon, 6. Bd., Berlin-Oppenheim 1876.

Kunigunde, Heilige, Kaiserin, Gemahlin T Heinrichs II, seit ca. 999. Sie gründete zusammen mit ihrem Gemahl das Bistum Bamberg und den Bamberger Dom. Im Dom wurde sie an der Seite Heinrichs II. beigesetzt (später: Sarkophag von Riemenschneider). Nach dem Tod Heinrichs II. 1024 zog sie sich in das von ihr gegründete Benediktinerinnenkloster

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Kaufungen zurück und gab ein großes Beispiel der Weltentsagung. Sie starb am 3. 3. 1039. 1200 wurde sie heiliggesprochen; sie ist die Patronin des Bistums Bamberg und wird mit einem Modell des Bamberger Domes, mit der Kaiserkrone auf dem Haupt, auch über eine glühende Pflugschar schreitend (um ihre Unschuld zu beweisen), oder mit Buch und Lilie dar­ gestellt. Ihre Gestalt findet sich auf dem Fürther Altar in Nördlingen (s. T Kirchen, St. Michael). Ut.: Michael Buchberger, Kirchliches Handlexikon, 2. Bd. Freiburg i. Br. 1912. Franz von Sales Doye, Heilige und Selige der römisch-kathol. Kirche. Leipzig 1929. Kunstanstalt Krugmann. Sie ist eine Offsetgroßdruckerei und wurde 1913 gegründet.

Kunstfreunde s. 71 Fürther Gesellschaft der Kunstfreunde.

Kunstgemeinde. Die Kunstgemeinde Fürth wurde 1950 gegründet. Ihre Zwecke waren: Unterstützung einheimischer Künstler durch Ausstellung ihrer Arbeiten und Förderung von Sängern und Pianisten durch Konzerte; auch auswärtige Künstler wurden zu Konzerten in Fürth eingeladen. Eben­ so ließ man bedeutende Filme vorführen. Ausspracheabende mit kunst­ geschichtlichen und kulturpolitischen Themen fanden statt. 1962 löste sich die Kunstgemeinde auf.

Kunstmann, Gudrun, Bildhauerin. Sie wurde an der Akademie Mün­ chen ausgebildet und lebt in ihrer Heimatstadt Fürth (geb. in Erlangen). Ihr Arbeitsgebiet: Gestaltung in Bronze, Stein, Keramik, Wandmalerei und Drahtplastik. Besonders zu nennende Werke: Freiplastiken im Stadtpark Fürth (s. a. 71 Denkmäler und Freiplastiken), die Justitia auf dem Winds­ heimer Rathaus, Aschenbrödel in Lauf (Bronze), Mädchen im Wind (Röthenbach a. d. Pegnitz). Gudrun Kunstmann ist Ordentliches Mitglied des International Institute of Arts and Letters. S. a. 7 Grünanlagen. Zit.: Wilhelm Schwemmer, Die Gruppe der Justitia am Rathaus zu Windsheim, in: Fürther Heimatblätter NF 9. ]g. 1959 Nr. 2. - Zwei Ehrenmale aus der Hand der Fürther Bildhauerin Gudrun Kunstmann, in: Fürther Heimat­ blätter NF 17. ]g. 1967 Nr. 1.

Kunstmann, Dr. H e 11 m u t, Arzt und Burgenforscher. Er wurde am 6. 6. 1908 als Sohn eines Arztes in Fürth geboren, studierte in Erlangen und München Medizin; als Facharzt für Urologie ließ er sich 1939 in Nürnberg nieder. Gleichzeitig begann er eine umfangreiche Forschungstätigkeit auf geschichtlichem Gebiet, besonders in der Burgenkunde. Außer mehreren medizinischen Veröffentlichungen lieferte er eine Reihe von Büchern und Aufsätzen über geschichtliche Themen. Bücher: Vergessene Wehrbauten auf der Frankenalb 1941 (Veröffentlichung des Vereins für Heimatfor­ schung „Alt-Fürth"). - Burgen in Oberfranken I. Teil Die Burgen der edelfreien Geschlechter im Wiesentgebiet, 1953 in: Die Plassenburg, Kulmbach. - Burgen in Oberfranken II. Teil Die Burgen der edelfreien Geschlechter im Obermaingebiet und Typologie der Ostfränkischen Bur­ gen, 1955 in: Die Plassenburg, Kulmbach. - Die Kunstdenkmäler des Landkreises Pegnitz, 1961 mit Historischer Einleitung und Beiträgen von

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Hellmut Kunstmann, insbes. S. 7 mit S. 51. Schloß Guttenberg und die frühen oberfränkischen Burgen des Geschlechts, in: Veröffentlichung der Gesellschaft für fränkische Geschichte, Reihe 9, Bd. 21, 1967. - Mensch und Burgen, burgenkundliche Betrachtungen an ostfränkischen Wehr­ anlagen, in: Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, Reihe 9, Bd. 22,1967.

Kupferschmiede. Bei Johann T Feßlein (1604) werden 2 Kupferschmiede (Keßler) genannt; ebenso 1731. S. T Scheck und T Schenk. Quellen u. Lit.: G. T. Chr. Fronmüller, Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1887, S. 743. - Nürnberg Staatsarchiv Ansb. Amtsbeschr. Nr. 30, S. 99 ff. Kupferstichhändler. 1703 wird in Fürth „Johann Bitsch vulgo der Lieder­ mann, Kupferdruckshändler allhier", kath., aus Schlesien, beerdigt. Er kam über Regensburg (wo er zum 1. Mal heiratete) nach Fürth, seine 2. Frau stammte aus der Schweiz. Quelle: Fürth Pfarramt St. Michael, Sterbereg. 25. 11. 1703. Kuranlage, s. ? Grünanlagen.

Kurgartenbrücke: als s. T Brücken.

Fortsetzung der Kurgartenstraße 1964 benannt,

Kurgartenstraße: In der Freude über die Entwicklung des König LudwigBades und über die bereits begonnene Anlage eines Kurgartens 1911 „Kurgartenstraße" genannt; s. T Kurpark und T Ludwig-Quellen-Straße. Kurpark. Ihn gibt es nicht mehr. Auf seinem Celände (und darüber hinaus) stehen heute die Grundig-Werke an der Kurgartenstraße. 1901 hatte man am linken Pegnitzufer eine (22° Celsius) warme Kochsalzquelle, mit Jod und Bromgehalt, erbohrt. Aus 355-361 m Tiefe drang der armdicke Strahl. Die Sachverständigen empfahlen das Wasser hauptsächlich bei Magenund Darmkrankheiten, bei Leberleiden, Entzündungen der Gallenblase, Neigung zu Gallensteinbildungen. 1911 und in den folgenden Jahren ent­ standen Badeanlagen: im Repräsentationsbau befanden sich die Warte­ hallen, die Verwaltungs- und Kassenräume, das Lesezimmer, die Arzt- und Inhalationsräume. Es gab Thermal-, Kinder- und Moorbäder, eine Fango­ abteilung, Gurgelräume, ein Inhalatorium. Während des ersten Welt­ krieges verödeten die Kuranlagen; am 31. Juli 1920 wurde das Bad ge­ schlossen. 1935 wurde ein neuer Anlauf genommen, um Fürth zur Kurstadt zu machen; auch jetzt wurde das Ziel nicht erreicht. Die Quelle, die sich mit Pyrmonter und Kissinger Qualität vergleichen kann, muß nicht un­ genutzt verrinnen: in der Anlage am T Espan, am Brunnenhäuschen, strahlen drei Rohre ihr heilendes Wasser aus. Lit.-. H. Fresenius, Chemische und physikalisch-chemische Untersuchung der König-Ludwig-Quelle zu Fürth bei Nürnberg sowie Untersuchung derselben auf Radioaktivität. Nürnberg 1911. - L. Kionka, Die König-Ludwig-Quelle in Fürth-Nürnberg, Nürnberg 1911. - Das König-Ludwig-Bad Fürth, Fürth o. J. - Dr. Spaet, Zum 13. Jahrestag der Erbohrung der König-LudwigQuelle in Fürth in Bayern, in: Nordbayer. Verkehrs- und Touristen-Zeitung. Nürnberg 11. Jg. 1914. - Georg Spitzfaden, Warum wird die Fürther Mineralquelle neu erbohrt?, in: Fürther Tagblatt vom 25. 5. und 28. 5. 1935.

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Kürschner. Jakob f Feßlein nennt 1604 3 Kürschner in Fürth. Von einem Kürschner berichtet das Sterberegister St. Michael 13. 12. 1613, daß er in Kriegsläuften umgekommen sei (man hat ihn gehängt), ein anderer Kürschner wurde am 27.10. 1613 in Fürth beerdigt; er hatte als alter Mann an der Landstraße gebettelt. Das Adreßbuch 1819 nennt 2, das Adreßbuch 1859 nennt 3 Kürschner. 1967 gab es 10 Kürschnereibetriebe in Fürth. Die Berufsschule führt eine eigene Fachklasse für Kürschner. S. a. T Fränkische Pelzindustrie. Quellen und Lil.: G. T. Chr. Fronmüller, Chronik von Fürth. Fürth 1887 S. 742. Fürth Pfarramt St. Michael Sterbereg. 27. 10. 1613 und 13. 12. 1613.

Kurz, Leonhard, Blattgoldwerke. Die Firma stellt Prägefolien und echtes Blattgold her. Sie wurde 1899 gegründet; ein Zweigbetrieb befindet sich in Schwabach. Kurzschrift. Nach dem Tod Franz Xaver Gabelsbergers (4. 1. 1849) über­ nahm der Gabelsberger-Zentralverein München die Pflege der Steno­ graphie. 1857 bildeten sich die „Fränkischen Stenographenversammlun­ gen", 1859 entstand um den Lehrer Rudolf Kimmel der „StenographenVerein Fürth". Diese Vereinigung schlief anfangs der Siebziger Jahre ein. 1878 bildete sich ein neuer Zusammenschluß, in den die Mitglieder des alten Vereins eintraten. (1893 erhielt die T Gabelsbergerstraße ihren Namen). Der „Fürther Stenographenclub", der sich 1905 gebildet hatte, verschmolz sich 1921 mit dem alten Verein. Nach dem 2. Weltkrieg ist der „Gabelsberger Stenographen-Verein", den Oberlehrer Andreas T Flessa bis zu seinem Tode (4. 8. 1941) geleitet hatte, nicht mehr aufgelebt. Lit.: Andreas Flessa, Geschichte des Gabelsberger Stenographen-Vereins Fürth i. B. 1859-1909, Fürth 1909.

Kutzer, Theodor. Er war einer der bedeutendsten Fürther Oberbürger­ meister, geb. 30. 1. 1864 in Amberg. Nach beruflichen Stationen in Mün­ chen und Düsseldorf kam er 1901 als 1. Bürgermeister (späterhin: Ober­ bürgermeister) nach Fürth. Er war ein Mann von großzügiger Gesinnung, vielseitiger Bildung und der Fähigkeit, die richtigen Menschen richtig an­ zusprechen. Während seiner Amtszeit wurden u. a. errichtet: ein städt. Elektrizitätswerk, die neue städt. Gasanstalt, das Sparkassengebäude an der Hirschenstraße, das Feuerwehrgebäude, das Schulhaus an der Pestalozzistraße, das Mädchenrealgymnasium und die Oberrealschule, das Eichamt, das Berolzheimerianum, das Nathanstift, das Kolonnenhaus; der Stadtpark wurde wesentlich erweitert. Kutzer war Mitbegründer des Groß­ kraftwerkes Franken; er gehörte dem Vorstand des Bayer. Städtetages und dem mittelfränkischen Landrat an. Für alle sozialen Fragen war er auf­ geschlossen (z. B. für den genossenschaftlichen Wohnungsbau); ebenso förderte er die Volksbildung. Er war, in seiner großzügigen Denkweise, der rechte Oberbürgermeister zur rechten Zeit: nämlich als sich Fürth an­ schickte, Großstadt zu werden. Klug und tatkräftig nutzte er die sich anbietenden Möglichkeiten aus. Er war Verfasser des „Bayerischen Hei­ matrechts" (1905) und des „Dienstrechts der Bühnenmitglieder" (1931). Von 1914-1928 wirkte er als Oberbürgermeister in Mannheim, wo er, wie

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in Fürth, heute noch unvergessen ist. Er starb am 26. Februar 1948 in Fürth. S. a. T Eingemeindung. Quellen u. Lit.: Fürth Stadtarchiv Fach 130 Nr. 23. - Adolf Schwammberger, Theodor Kutzer, in: Nordbayerische Zeitung vom 25. 6. 1955. Kutzerlinde. Auf der Schwand, Ecke Feld- und Heimgartenstraße, wurde von Mitgliedern der Baugenossenschaft „Eigenes Heim" in der Neujahrs­ nacht 1913/14, genau um 24 Uhr, eine Linde gepflanzt. Sie war dem An­ denken an dem nach Mannheim übersiedelten Oberbürgermeister Theo­ dor 7 Kutzer gewidmet, der das Baugenossenschaftswesen nachhaltig ge­ fördert hat. Kutzerstraße, s. Z Kutzer, Theodor. 1914 so benannt.

Lackierer. 1814 zählte man 3 Lackierer, von denen einer Kleiderbürsten, Kehrwische und Dosen herstellte; die beiden anderen bearbeiteten Kaffee­ bretter, Stiefelstulpen, Haubenschirme u. dgl. Während der Kontinental­ sperre (1806-1813) waren sie nahrungslos gewesen. Sie litten darunter, daß in Fürth keine Chaisen hergestellt wurden. Quellen: Fach 125 Nr. 1.

Lage: s. T Geographische Lage.

Lagerstraße: In der Erinnerung an das Lager von Truppen des Dreißig­ jährigen Krieges so benannt. Landeszentralbank. Sie befindet sich im Hause Kirchenstraße 6. Der Bau wurde nach einem Entwurf der Bauabteilung der Landeszentralbank in München (Architekt Schalow) errichtet; nach 14 monatiger Bauzeit konnte er im Oktober 1952 bezogen werden. Die beiden Plastiken (Symbole des Handels und des Glücks), die den Eingang schmücken, schuf der Münchner Bildhauer Erich Hoffmann. In den Eingangsräumen ist sog. „gebügeltes Fresko" (nach pompejanischem Vorbild) zu sehen; es stammt von dem Bildhauer und Maler Max Habersetzer-Regensburg. Die Reichsbank wurde durch Gesetz vom 14. 3. 1875 gegründet. Schon am 10. 7. 1876 wurde in Fürth eine Reichsbanknebenstelle eröffnet. Sie ist heute eine Zweigstelle der Hauptverwaltung der Deutschen Bundes­ bank in Bayern, der Landeszentralbank. Lit.: Leo Schuster, Geschichte der Fürther Bankwirtschaft, in: Fürther Heimat­ blätter NF 13. Jg. 1963 Nr. 6.

Landgericht. Es zog nach seiner Gründung 1879 ins Gebäude Blumenstr. 22 (s. Z Schulhäuser); 1933 wurde es nach Nürnberg verlegt („Landgericht Nürnberg-Fürth").

Landmann, Samson: Dr. Samson Landmann, Arzt, langjähriger Vor­ stand des Kollegiums der Gemeindebevollmächtigten, Ehrenbürger der Stadt Fürth 1891. Er kam in Ansbach am 8.12.1816 zur Welt. In Würzburg studierte er Medizin und am T7. 8. 1846 ließ er sich in Fürth als Arzt nieder. Seit 1866 wirkte er im öffentlichen Leben mit; im November 1869 wurde er (als Demokrat) in das Gemeindekollegium gewählt und wurde

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dessen 1. Vorsitzender. Er gehörte dem Theaterkomitee an, wurde 1881 Vorsitzender des Volksküchenkomitees und zweiter Deputierter für den Landrat (der dem heutigen Bezirkstag entspricht) in Mittelfranken. Als er 1891 wegen hohen Alters aus dem Gemeindekollegium ausschied, wurde ihm das Fürther Ehrenbürgerrecht verliehen (30.12.1891). Am 14.11.1899 starb er in Fürth. Die Hinterbliebenen Dr. Landmanns begründeten am 15. 2. 1900 die „Dr. Samson und Fanny Landmannsche Stiftung zur Schaf­ fung gemeinnütziger, der Verschönerung der Stadt Fürth dienender Werke". Am 27. 6. 1902 wurde eine Straße nach ihm benannt. Lit.; S. f Parteien.

Landmannstraße: s. Z Landmann, Samson. Landratsamt Fürth. Dem Landratsamt ging das Bezirksamt voraus. Das Bezirksamt Fürth wurde i.J. 1862 errichtet. Es war im Hause Königsstraße 76 untergebracht. 1899 erwarb der bayerische Staat ein Gelände an der Ecke Amalien- und Dambacher Straße, um ein Bezirksamtsgebäude zu errichten; am 17. 11. 1901 wurde dieser Neubau bezogen. Die Bezirksämter wurden 1939 in Landratsämter umbenannt. Der Landkreis.Fürth ist 30 413 ha groß; seine Einwohnerzahl betrug i. J. 1967 74 058. Seit 1. 5. 1958 amtiert der Landrat Heinrich Löffler. Landwirtschaftsschule Fürth-Erlangen. Sie wurde 1899 an der Mathildenstraße 9 als Landwirtschaftliche Winterschule begründet. 1919 erstand der Neubau an der Jahnstraße, der 1955 für die Abteilung Hauswirtschaft er­ weitert wurde. Lang, Karl Heinrich Ritter von, 1764-1835, Jurist, Historiker, Privat­ sekretär, Leiter des Reichsarchivs in München, Kreisdirektor in Ansbach. In seinen „Memoiren", Braunschweig F. Vieweg 1842, berichtete er über eine Parade auf der T Hard.

Lange, Helene, die bedeutendste Vorkämpferin in der Deutschen Frauenbewegung und im weiblichen Bildungswesen, geb. 9. 4. 1848 in Oldenburg, gest. 13. 5.1930 in Berlin; das Fürther Mädchenrealgymnasium trägt ihren Namen. Langenzenn, s. T Adreßbücher, T Dorst, T Eckart J. G., T Fränkische Pelz­ industrie, T Kirchner.

Langes Haus. Unterhalb der Gustavstraße, quer zur heutigen Baldstraße, stand das sog. „Lange Haus", bis 1886 das größte Mietshaus; es beher­ bergte in seinen letzten Jahren rund 260 Bewohner. Es war ein Fachwerkhaus, das man wohl auf dem Grund eines älteren Bauernhofes, der im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden war, errichtet hatte; vermutlich war es in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erbaut worden. 1885 kaufte der Baumeister Kißkalt das Gesamtgebäude an, um es 1886 abzubrechen. An der Stelle des Langen Hauses entstanden neue Häuser in der Gustav-, Mühl-, Bald- und der Unteren Fischerstraße.

Lange Straße: die „lang sich hinziehende Straße". Benennung 1877.

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Langhans, Friedrich, I. Bürgermeister. Er wurde am 12. 3. 1840 in Nürnberg geboren, studierte in Erlangen die Rechte und kam 1869 als rechtskundiger Magistratsrat nach Fürth. 1872 zum zweiten rechtskundigen Magistratsrat ernannt, wurde er 1873 Johns Nachfolger im Bürgermeister­ amt. Die Einwohnerzahl Fürths hat sich während seiner Amtszeit ver­ doppelt: es -galt also, die Lebensmöglichkeiten der rasch sich ausbreiten­ den Stadt so günstig wie möglich zu gestalten. Er ließ die Volksschule vorbildlich ausbauen und setzte durch, daß neben der Realschule und der israelitischen Bürgerschule das T Gymnasium begründet wurde (1896). Während seiner Amtszeit wuchs die Steuerkraft der Stadt ums Vierfache. Der Schlacht- und Viehhof entstand, die städt. Wasserleitung wurde ge­ baut und der neue städt. Friedhof angelegt. Auf den Ausbau städtischer Anlagen war er mit Liebe bedacht. Zu seiner Zeit wurde der Rathausanbau erstellt: die erste Sitzung im neuen Saal fand am 10. 9. 1901 statt. Lang­ hans gehörte dem bayerischen Landtag als liberaler Abgeordneter 18931899 an. Im mittelfränkischen Landrat wirkte er von 1876 bis 1881 als Mit­ glied, dann als Sekretär, von 1889 bis 1891 als Präsident. 1896 erhielt er den Verdienstorden der bayerischen Krone, mit dem der persönliche Adel verbunden war, 1901 wurde er „Geheimer Hofrat". Am 16. 10. 1901 trat er in den Ruhestand, am 30. November desselben Jahres starb er. Quellen u. Lit.: Fürth Stadtarchiv Fach 130, Nr. 22. - Adolf Schwammberger, Friedrich von Langhans, in: Nordbayer. Ztg. vom 14. 5. 1955.

Langhans, Heinrich, Rektor. Er kam am 9. 5. 1844 zur Welt. Nach dem Studium der Chemie und Physik lehrte er in Bamberg, Nürnberg und Rothenburg, bis er 1867 an die Gewerbeschule-in Fürth kam. 1894 wurde er hier Rektor; 1909 trat er in den Ruhestand. Er starb in Nürnberg am 3.1.1921. Dr. Heinrich Langhans war ein hochbegabter „Techniker": im Experi­ mentieren, Präparieren naturgeschichtlicher Gegenstände und dgl. übertraf ihn niemand. Seine Glaskristallmodelle wurden auf den Weltausstellungen in Wien und Melbourne gezeigt. Er gründete die „Untersuchungsanstalt für Nahrungs- und Genußmittel" und wirkte im Gewerbeverein als Schrift­ steller der Gewerbezeitung und Vorstand mit. Außerdem entfaltete er eine reiche literarische Tätigkeit. Die Realschule entwickelte sich unter seiner Leitung zu einer der größten in Bayern; er bahnte ihren Ausbau zur Oberrealschule an und überzeugte den Stadtrat davon, daß ein neues Schulgebäude errichtet werden müsse. Lit.: H. Danschacher, Die Geschichte des realistischen Schulwesens in Fürth. Fürth 1933. Langhansstraße: s. Z Langhans, Friedrich.

Langhojer, Hans, Maler. Er wurde 1910 in Fürth geboren, studierte 1933-38 an der Akademie für bildende Künste in Nürnberg, war 1938-45 Soldat und arbeitet seit 1945 als freischaffender Künstler in Fürth. Hauptbetätigungsfeld: Landschaft, Stilleben, Figur, Glasbild, Mosaik und Wandmalerei. Auf vielen Ausstellungen in München (Nationalgalerie,

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Große Deutsche Kunstausstellung), Nürnberg (Fränkische Galerie, Große Fränkische Kunstausstellung), Ansbach, Bamberg war er vertreten. Er schuf u. a. Glasbilder 1956 im Chor der Kirche in Dettelbach a. M., 1959 für die Taufkapelle bei Christkönig in Fürth, 1960/61 im Chor der Kirche in Estenfelden bei Würzburg, die Altarbilder „Maria Selbdritt" im Ammei­ hofen (Opf.) 1948 und „Offenbarung des Johannes" in Königsberg in Franken (1958). Laß, Willi, Kunstmaler, geb. 18. 6. 1906 in Fürth, Bühnenbildner, Vor­ stand der Malsäle an den Städt. Bühnen Nürnberg-Fürth. Die Stadt Fürth besitzt von ihm ein Ölgemälde „Stilleben".

Laubenweg: Straßenname, nach den „Gartenlauben" in den Siedlungs­ gärten gewählt. Lauterbach, Christoph, Goldschmied. Bei seiner Beerdigung am 2. 1. 1687 klagt der Geistliche, daß L, der ein Schwiegersohn des Fürther Pfarrers Schuster war, ein schimpfliches Leben geführt habe; er sei ein „äußerst stolzer Bettler" gewesen. L. starb im Alter von 60 Jahren .7 Monaten. Quellen.: Fürth Pfarramt St. Michael, Lebensläufe.

Lauterbach, Valentin, Goldarbeiter, Sohn des Christoph Z Lauterbach, geb. in Fürth am 3. 5. 1667. 1717/18 war er dompropsteilicher Bürger­ meister. Am 3. 8. 1727 wird er gelegentlich der Beerdigung einer Tochter „Goldarbeiter und Wirt" genannt - woraus man wohl schließen darf, daß er von seiner Arbeit als Goldschmied nicht leben konnte. Der Geistliche bestätigt ihm einen guten Lebenswandel. Er starb in Fürth am 31.10.1746. Quellen: Fürth Pfarramt St. Michael, Lebensläufe (3. 11. 1746).

Lebens-Rettungs-Gesellschaft, s. ? Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e. V. Lebküchner. Johann Z Feßlein nennt zwar in seinem Gedicht 1604 keinen Lebküchner; aber am 18. 6. 1615 läßt ein „Lecküchner" eine Tochter be­ graben. Eine bambergische Handwerksordnung für Lebküchner wurde am 15. 2. 1718 errichtet; sie ist in der Bäckerordnung enthalten. 1731 gibt es 2, 1814 nur noch 1 Lebküchner in Fürth. Quellen: Nürnberg Staatsarchiv, Ansb. Amtsbeschr. Nr. 30, S. 99 ff. - Fürth Pfarramt St. Michael Sterbereg. 18. 6. 1615. - Fürth Stadtarchiv Fach 118 Nr, 3, Fach 120 Nr. 1. Lechner, Johann, Goldpapierfabrikant in Fürth, geb. um 1766, gestor­ ben 1.12.1839 in Fürth. 1806 wird er in den Pfarramtsregistern als Chirurg und Papierfabrikant, 1823 als Goldpapierfabrikant, 1839 als Privatier auf­ geführt. 1807 bewohnte er das Haus Königsstraße 70; er starb im Hause Mohrenstraße 6. Lit.: Albert Haemmerle, Buntpapier, München 1961 - Adreßbuch der Stadt Fürth 1807.

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Lederer, Jean, ein echter Fürther. Er wurde am 18. Juni 1869 geboren, in der Wirtschaft „Zum Fuchsbau" am Lilienplatz. Sein Vater war Schuh­ machermeister. Er wurde Barbier und betrieb sein Geschäft in der Theater­ straße. Nebenher malte er Aquarelle mit Fürther Straßen- und Haus­ motiven, auch Fürther Porträts, er erfand hübsche Fürther Mundartge­ dichte, war Geiger und Käfersammler. Außerdem war er der Typ eines Fürther Lebenskünstlers, ein wirkliches „Original", d. h. ein auf fürtherische Weise origineller und einfallsreicher Mensch. Er starb am 8. 2.1962. Lit.: August Häußler, Fürther Mundartdichtung, in-, Fürther Heimatblätter 1939, 3. Jg. Nr. 1. Legewitz (Legewiz, Lechwitz), Paul, Goldarbeiter. Er wurde in Fürth am 30. 3. 1748 als Sohn eines Zahn- und Wundarztes geboren. Am 11. 8. 1770 wurde er in die Innung der dompropsteilichen Gold-, Galanterie-, Uhrgehäus-, Draht- und Silberarbeiter aufgenommen. Als seine Frau Sophia Johanna starb (1. 8. 1800), wohnte er im Hause Löwenplatz 3. Er selbst starb am 2. 10. 1817 im Frau von Lierdtshof (Lilienstraße) an Aus­ zehrung. Sein Sohn Johann David Wolfgang war auch Goldarbeiter, doch starb er bereits 22 jährig am 1. 6. 1802. Quellen: Fürth Stadtarchiv Fach 81 Nr. 1 und B 164 Bl. 7. - Fürth Pfarramt St. Michael Sterbereg. 3. 8. 1800, 3. 6. 1802, 5. 10. 1817.

Lehenstraße: Lehen = Gut, das an einen Lehensmann geliehen wird.

Lehmann, Friedrich, nürnbergischer Verwaltungsbeamter und SchiIderer fränkischen Lebens, 1800-1863, schrieb 1822 eine Posse „Der Peter auf der Fürther Kirchweih". Peter findet in Fürth seine Braut, obwohl sein Vater vorher noch gejammert hat: „Aff d' Förther Körwa geihts? Dau is derwerth doch niet, daß mer vur sei Haus thout naus in klönsten Schriet. Doch macht döi dumma Woar mer miet jed's Jauher leider, die Nöremberger wem maletta halt nit gscheider. Dau trogns ihr gouts Gold dau zo den Förthern noh und laußen si zon Dank von denen schmiern oh ...". Friedrich Lehmann hat ein hochdeutsch geschriebenes Gedicht über die Alte Veste hinterlassen, das um der unfreiwilligen Komik willen hier zitiert wird:" . . . Und die Veste, wo die Mordschlacht tobte, Katholik und Protestante fiel, ist für beide nun das vielbelobte Sonn- und Werkeltages­ bummelziel. Und wo damals Ströme Bluts geflossen, fließen Ströme jetzt von - Lagerbier, und auf schwedischen und deutschen Gräbern - Hohn des Schicksals - tanzen wir." Lit.: Friedrich Lehmann, Aus dem Nürnberger Volksleben. Nürnberg 1857 (mit Lebensbeschreibung). - Adolf Schwammberger, .Fürth schien ein farbiger Vorort Italiens“, in: Fürther Nachrichten vom 24 ¡25. 7. 1965. Lehmus, Emilie, eine der ersten deutschen Ärztinnen, Tochter des Für­ ther Pfarrers Friedrich Theodor Eduard ? Lehmus, geb. 30. August 1841 in Fürth, gest. 17. Oktober 1932 in Gräfenberg. Sie war (1870) die erste deut­ sche Medizinstudentin in Zürich, schrieb 1874 die Dissertation „Die Er­ krankung der Macula lutea bei progressiver Paralyse", arbeitete an der Dresdner Frauenklinik; unter großen Schwierigkeiten richtete sie zusam­ men mit Franziska Tiburtius in Berlin eine Poliklinik ein, aus der sich später die „Klinik der weiblichen Ärzte" entwickelte.

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Lit.: Franziska Tiburtius, Erinnerungen einer Achtzigjährigen, Berlin 2 1925. Edith Heischkel, Die Frau als Ärztin in der Vergangenheit, in: Die Ärztin, 1940. - Agnes Bluhm, Ein Gedenktag der deutschen Medizinerinnen, in: Die Ärztin, 1941. - Lexikon der Frau, Bd. II, Zürich o. /.

Lehmus, Friedrich Theodor Eduard Pfarrer und Gründer des ersten Fürther Z Kindergartens. Er wurde als Sohn eines Pfarrers am 28. 2. 1806 in Rothenburg o. T. geboren. Nach dem Studium der Theologie wurde er 1834 nach Fürth berufen; als 5. Pfarrer von St. Michael war er Prediger an der Z Auferstehungskirche und am (Alten) Krankenhaus. Am 14. 8. 1837 eröffnete er im Hause Königsstraße 110 seinen Kindergarten, dessen segensreiche Arbeit von dem Verein „Lehmussche Kinderbewahr­ anstalten" bis zum heutigen Tage (in den Kindergärten am Kirchenplatz und an der Otto-Seeling-Promenade) weitergeführt wird. 1851 veranlaßte Lehmus die Bildung eines Armen- und Kranken­ vereins, und 1864 gründete die Brauereibesitzerswitwe Stengel auf seine Veranlassung das Z Karolinenstift. 1888 trat er in den Ruhestand, am 15. März 1890 starb er. Lit.: Adolf Schwammberger, Der Schöpfer des Kindergartens Friedrich Theodor Eduard Lehmus, in: Monatsgruß 4. Jg. 1958 Nr. 4. Lehmusstraße: 1902 so benannt, s. Z Lehmus, Friedrich Theodor Eduard. Lehrergesangverein Fürth. Er wurde 1881 gegründet und nahm Lehrer und Lehrerinnen als Mitglieder auf. Nach dem 2. Weltkrieg gab er den Charak­ ter eines Standesvereins auf. Er ist ein Oratorien- und a capella-Chor.

Leibnizstraße: 1956 benannt nach dem Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz, der zugleich Historiker, Mathematiker und europäischer Politiker war; geb. 1646, gest. 1716. Leichenbitter. Der Z Hochzeitslader ist gewöhnlich gleichzeitig der Lei­ chenbitter. Er hat zur „Leich", zur Beerdigung, zu bitten und für die Ordnung im Leichenzug zu sorgen.

Leihhaus. Am 1. 7. 1850 wurde im Westflügel des Rathauses das städt. Leihhaus eröffnet. 1863/65 wurde das Haus Theaterstraße 14 als Leihhaus erbaut. Lit.: G. T. Chr. Fronmüller, Chronik der Stadt Fürth. Fürth 21887. Leininger, Johann Georg, Goldarbeiter, lebte in Fürth um 1749. Quelle: Fürth Pfarramt St. Michael, Sterbereg. 1. 9. 1749. Leininger, Marx, Musiker. Am 30. 4. 1682 wurde er als Sohn eines Schlossers in Fürth geboren. Während seiner Schulzeit bereits wurde er in der Instrumental- und Vokalmusik unterrichtet; vom Dezember 1699 bis zum Dezember 1704 ging er in der Residenzstadt Lobenstein bei dem zu seiner Zeit berühmten Stadtmusiker Gabriel Rincker in die Lehre. Dann stand er vier Jahre lang als Feldmusiker in Polen. Als sein Regiment zer­ rieben und er des Krieges müde war, kehrte er heim. Er heiratete 1708 die Sybil la Dannhäuser, eine Musikerstochter. Er wurde Kirchenmusiker an St. Michael. Am 11. 4. 1714 wurde er in Fürth begraben. Quelle: Fürth Pfarramt St. Michael, Lebensläufe.

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Leisner, (Leistner), Hans Christoph, Goldarbeiter (auch: „Goldund Silber-Fabricant" und „Goldzieher") ist in Fürth von 1670 bis 1676 nachweisbar. Quellen: Fürth, Pfarramt St. Michael, Taufreg. 28. 8. 1670, 20. 10. 1671, 9. 1. 1676, Sterbereg. 2. 9. 1670.

Leizmann, Martin, Kaufmann, Begründer der T Armen- und Waisen­ schule. Er wurde in Röthenbach bei Eibach als Sohn eines Bauern am 29. Juni 1683 geboren, lernte in der Nürnberger Firma Johann Adam Gierisch als Kaufmann (1699 ff.), trat 1707 bei einer anderen Firma ein, für die er in Innsbruck, Salzburg und München 5 Jahre lang tätig war. 1712 ging er nach Fürth; er machte sich selbständig. Zwei Jahre später heiratete er die Witwe des Lebküchnermeisters und Handelsmanns Achatius Hebwein. Er übernahm ihr Geschäft und erlernte wohl auch selbst die Lebküchnerei. Nach dem Tod seiner ersten Frau (1743) heiratete er 1744 die Tochter Anna Maria des Buchdruckers Abraham van T Werth. Sie starb 1753, und als er Ende dieses Jahres zum dritten Mal geheiratet hatte, ereilte den 71-jährigen ein Schlaganfall. Er starb am 27. März 1754. Der kinderlose Mann war von philanthropischer Liebe zu den Kindern beseelt. Zu den beiden in Fürth bereits vorhandenen Schulen (der dompropsteilichen und der nürnbergischen) gründete er die sog. „Armen- und Waisenschule", um mittellose Kinder einen gedeihlichen Unterricht ge­ nießen zu lassen. Zuerst hatte er verwaiste Kinder auf seine Kosten zur Schule geschickt. Dann, am 15. Oktober 1728, erwarb er das Christoph Dittmannsche Haus, Königsstraße 19, um darin „12 arme Kinder umsonst lernen zu lassen". Er sorgte dafür, daß die Gemeinde sich durch ihre „Ad­ ministratoren" an der Verwaltung der Schule beteiligte, und hinterließ der /'„Armen- und Waisenschule" noch ein beträchtliches Erbe. Lit.: G. P. Rieß, Martin Leizmann, Fürther Tagblatt 15. Dez. 1928. - ]. K. Hohenberger, Die Fürther Armen- und Waisenschule im 18. ]h., in Frk. Heimat, 12. ]g„ 1933.

Leonischer Draht, s. Z Draht leonischer.

Lerchenstraße: Vogelname; Benennung 1914. Lersch, Paul, Handelsmann. Er wurde am 30. 11. 1635 als Sohn des Aachener Handelsmannes Paul Lersch geboren. Der Vater starb früh. In Köln ging der Knabe zur Schule (1644-48). Dann lernte und arbeitete er bei dem Frankfurter Kaufmann Johann Winand Tüggel, ging wieder nach Köln und dann nach Aachen, um seiner Mutter das Geschäft zu führen. Am 7. 7. 1657 heiratete er die Tochter Catharina seines Lehrherrn Johann Winand Tüggel (T van Lierd, Catharina). 1659 übersiedelte die junge Familie nach Fürth, wo Lersch einen blühenden Tabakhandel betrieb. Zwar gehörte er der reformierten Kirche an; doch war er dem Fürther Pfarrer Carl Friedrich T Lochner in enger Freundschaft verbunden. Lersch wurde zu einem Wohltäter der Fürther Armen. Er starb in Fürth am 27. 4. 1681. Lit.: Carl Friedrich Lochner, Leben- und Todes-Urtheil. . . bei der ansehnlich und Volckreichen Leich-Begräbnisse Des Wol-Ehrenvesten und Wolfürnehmen Herrn Paul Lerschen . . . Altdorf (1681). - Adolf Schwammberger, Katharina van Lierd, in: Fürther Nachrichten vom 22.f23. 11. 1961.

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Lessingstraße: nach dem Dichter Gotthold Ephraim Lessing benannt, geb. 1729, gest. 1781. Letterer, Michael, Oberlehrer, Chormeister. Er stammte aus Steinach bei Rothenburg (geb. 1. Okt. 1867), wurde Lehrer und fand seine erste feste Anstellung 1891 in Fürth (wo er nebenamtlich am Gymnasium Ge­ sang lehrte). Hier hat er 36 Jahre lang gewirkt. Er war der geborene Chor­ meister und hat mehreren Fürther Vereinigungen als solcher gedient. 1901 wurde er Gauchormeister im Fränkischen Sängerbund. Auch als Komponist ist er erfolgreich hervorgetreten. Er hat das musikalische Leben Fürths und Frankens jahrzehntelang mitbestimmt. Am 9. April 1941 starb er im Nürn­ berger Krankenhaus. Levié, Heinz, s. T Fränkische Pelzindustrie.

Lexikon. Ältere Lexika, in denen Fürth in einem eigenen Artikel behandelt wird: Johann Heinrich Zedier, Großes vollständiges Universal-Lexicon, 9. Bd., Halle und Leipzig 1735. - Ergänzung zu Diderot-d'Alembert: Nou­ veau Dictionnaire, pour servir de Supplément aux Dictionnaires des scien­ ces, des arts et des métiers . . . mis en ordre et publié par M ... 30. Bd. 1777. - Wolfgang Jäger, Geographisch-Historisch-Statistisches ZeitungsLexicon, I. Theil, Nürnberg 1782. - Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände (Conversations-Lexikon), 4. Bd-, 7. Origi­ nalauflage, (2. durchgesehener Abdruck), Leipzig F. A. Brockhaus 1830.

Ley, Daniel: ein Kaufmann, der vielseitig im öffentlichen Leben wirkte. Er war ein Neffe Conrad T Gebhardts. Am 30. Juli 1812 kam er in Crailsheim zur Welt, 1827 begann er in der Firma J. A. Gebhardt seine Lehre. 1833-36 hielt er sich in Brasilien auf und gründete dann in Fürth ein Exportgeschäft, das Fürther Industrieerzeugnisse in überseeische Länder ausführte. Er war Mitbegründer des Gewerbevereins, erster Vorstand der Gewerbe- und Handelskammer, Mitglied des Fürther Gemeindekollegiums 1846-1863, Mitglied des sog. Landrats (= des Bezirkstages) 1852-1858, Mitglied des Landtags 1858-1863, Konsul Argentiniens 1856-1864, Direktor der Ludwigseisenbahn 1860-1882. Er starb am 1. Juni 1884. Lit.: G. Grillenberger, Geschichte der Loge zur Wahrheit und Freundschaft. Fürth 1903. Ley, Eduard, Kommerzienrat, Sohn von Daniel Ley, geb. am 30. Okto­ ber 1841 in Fürth, gest. 16. Januar 1925 in Fürth. Er war der Inhaber der Firma Daniel Ley, Großhandlung und Export von Kurz- und Spielwaren. Lange Zeit wirkte er als 1. Vorsitzender des Handelsgremiums Fürth, auch war er 1. Vorsitzender im Aufsichtsrat der Ludwigseisenbahn und ge­ hörte dem Bayerischen Landeseisenbahnrat an.

Leyher Straße: nach dem Nürnberger Vorort Leyh führend. Lichtenstaedter, Israel, s. T Waisenhaus.

Lichterzieher, s. T Seifensieder. Liebig, Justus von, s. T Spiegel.

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Liederhort, s. T Gesangverein Liederhort Ronhof. Liedvogel, Friedrich, Goldschmied. Er ist 1589, 1591, 1593 in Fürth nachweisbar, weil er Kinder zur Taufe bringt. Als am 19. 6. 1624 seine Frau Margareta 60jährig an der „roten Ruhr" gestorben war, nannte sie der Geistliche bereits „Friedrich Liedvogels Wittib, auf dem Gänsberg wohnend". Auffallend ist, daß alle Taufpaten der Kinder Liedvogels in Nürnberg wohnen; vielleicht darf man daraus schließen, daß er aus der Reichsstadt nach Fürth gekommen ist. Lit.i Adolf Schwammberger, Der Goldschmied Friedrich Liedvogel (Lidtvogel), in: Fürther Heimatblätter NF 14. ]g. 1964 Nr. 1/2, S. 30.

Lierd, Catharina van, s. Z van Lierd. Lierd, Johann David van, s. Z van Lierd.

Lilienstraße: Die Bezeichnung (vielleicht nach einem Gasthausnamen) ist seit 1827 üblich.

Lindenhain, s. Z Grünanlagen (Schießanger). Lindenstraße: nach dem Baum benannt (1907). Linz, Theodor, Prof., Bildhauer. Er wurde am 9. 2. 1886 in Fürth ge­ boren, studierte an der Kunstschule in Nürnberg und an der Akademie in München und erhielt 1917 den Rompreis. Unter den Arbeiten, die er für Fürth geschaffen hat, ist die Quellennymphe im Stadtpark die bekannteste. Theodor Linz lebt heute in München. List, Friedrich, Volkswirt, geb. 6. 8. 1789 in Reutlingen. 1817 wurde er Professor in Tübingen, 1819 gründete er den „Deutschen Handels- und Gewerbeverein", mit dessen Hilfe er für die Zolleinigung Deutschlands warb. 1820 verzichtete er auf seine Professur, er wurde im gleichen Jahr Abgeordneter der Württembergischen Kammer; 1822 zu Festungshaft ver­ urteilt, floh er. Er mußte 1824, als er in Württemberg verhaftet worden war, nach Amerika auswandern. 1830 kam er als amerikanischer Konsul nach Deutschland zurück und wirkte nun durch Wort und Schrift für die Errichtung eines deutschen Eisenbahnsystems. Er stand u. a. auch mit dem Fürther Kaufmann Johann Heinrich Friedrich Z Meyer in Briefwechsel, dem er am 1. 12. 1833 auf mehrere Fragen antwortete. Zermürbt von den Sor­ gen um seine bürgerliche Existenz, erschoß er sich am 30. 11. 1846 in Kufstein. Lit.; Rudolf Haien, Die erste deutsche Eisenbahn . . . Nürnberg (1885). - Max Beckh, Deutschlands erste Eisenbahn Nürnberg-Fürth. Nürnberg 1935. S. a. Z Eisenbahn (Lit.). Litfaßsäulen, benannt nach dem Buchdrucker Ernst Litfaß, der 1854 zuerst in Berlin Plakatsäulen aufstellen ließ; s. Z Plakatsäulen.

Löbitz, s. Z Lowitz. Lobitzstraße: Straßenname, nach Georg Moritz Z Lowitz 1901 benannt.

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Lochner, Carl Friedrich: er war der erste der von 1659 bis 1804 in Fürth wirkenden Pfarrer-,,Dynastie" der Lochner.

Am 2. 4. 1634 wurde er in Nürnberg als Sohn eines städtischen Kanzleibeamten geboren. 1659 kam er als Vikar nach Fürth (nach einem Studium in Altdorf und Rostock); 1663, nach dem Tod des Pfarrers Schuster, ernannte man ihn zum Nachfolger. Er brannte in unermüdlichem Eifer, indem er mit besonderem Fleiß seine Predigten (8-9 in der Woche) ausarbeitete, sich um das persönliche Leben seiner Gemeindemitglieder bis in die Einzelheiten kümmerte und darauf bedacht war, der Gemeinde neue Seelen zuzuführen. Er war aber großzügig genug, um mit den reformierten Emigranten, die sich nach Fürth geflüchtet hatten, gut auszukommen, ja, einer von ihnen, Paul T Lersch, war ihm sogar ein besonderer Freund.

Die musische Veranlagung hatte er von seinem Vater geerbt, der als Mitglied des Pegnesischen Blumenordens den Namen Periander I. führte; er selbst glänzte als Periander II. und schrieb Gedichte in dem barocken Stil der Zeit. Seinem Freund Paul T Lersch z. B. widmete er im Anhang zur Leichenpredigt folgende Verse:

„Sieh, Leser, ob ein Schmerz auch meinem Schmerzen gleich, so durch den Felsengrieß empfunden meine Knochen, doch hat des Geistes Frucht mit Dulden sie durchbrochen, es fället alles Weh ein sel'ger Todesstreich". Er litt unter Nierensteinen, die ihm bis in die letzten Tage zusetzten; aber auch vielerlei andere Krankheiten, wie eine Zungengeschwulst, die Neigung zu Fieber und vermutlich hoher Blutdruck setzten ihm zu. Seine Erregbarkeit spiegelt sich besonders deutlich im Umgang mit der Ge­ meinde, deren Bürgermeister er gelegentlich auf offener Kanzel be­ schuldigte, sie verstünden aus gemeindlichen Einnahmen Profit für sich herauszuschlagen und verlangten von Wirten, von denen 30 Gulden zu fordern waren, etwa 50 Gulden. Im Jahre 1692 hatte man ihm zum Diakon seinen Sohn beigegeben. Der lag allerdings darnieder, als die Krankheit Carl Friedrichs aufs höchste gestiegen war. Als Pfarrer Carl Friedrich Loch­ ner am Aschermittwoch 1697 von seiner letzten Predigt nach Hause kam, „zog er mit bebenden Händen seinen geistlichen Habit (= Talar) ab, und sagte zu den Umstehenden: ,Es ist vollbracht'". Er legte sich auf sein letz­ tes Krankenbett, vom Stein, von der Gelbsucht, vom hitzigen Fieber und einem heftigen Zorn geplagt, den er mit der Totengräbersfrau auszustehen gehabt hatte. Er starb am 3. 3.1697.16 Personen, die er selbst getauft und kopuliert hatte, trugen den Leichnam. Im Zuge schritten sechs Geistliche in weißen Chorröcken mit. Der Leichenzug war so lang, daß er sich durch die ganze Gustavstraße und am Roten Roß und Goldenen Schwan vorbei über den Markt zur Kirche begeben mußte. Die Beerdigung geschah in der Kirche, und zwar unter dem Stein, auf dem früher das Singpult stand, wo sich die Knaben aufzustellen pflegten (d. h. rechts vom Eingang zur Sa' kristei). Als einen Leichentext hatte Carl Friedrich Lochner den Psalm 84,

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Vers 11 gewählt. „Ich will lieber der Tür hüten in meines Gottes Hause, denn wohnen in der Gottlosen Hütten". In seinem Eintrag in das Sterbe­ register von St. Michael bemerkte sein Sohn Daniel T Lochner dazu, dem Vater sei es lieb gewesen, von Knaben betreten zu werden, als lange in dem gottlosen fürthischen Sodom auszuharren. Während seiner Amtszeit wurde (1665) die St. Michaelskirche renoviert, 1687 wurde eine neue Orgel aufgebaut. Lit. u. Quellen: Pfarramt St. Michael Gotteshausrechnungen - ]. Karl Hohenberger, Das Fürther Pfarrgeschlecht der Lochner, in: Nordbayer. Ztg. 21. Juni 1929. - Adolf Schwammberger, Pfarrer Carl Friedrich Lochner, Monatsgruß für die ev.-luth. Kirchengemeinde in Fürth, 4. Ig., Sept. 1958 Nr. 10. Lochner, Daniel, Pfarrer in Fürth, Sohn von 7 Lochner, Carl Friedrich, geb. am 15. August 1667 in Fürth. Er besuchte die dompropsteiliche Ge­ meindeschule in Fürth, das Gymnasium in Würzburg, Rothenburg und Wismar. Von 1683 an studierte er in Rostock. Nebenbei befaßte er sich mit botanischen Studien. Nach einer Reise über die Ostsee und der Be­ sichtigung von Kopenhagen, Danzig, Hamburg und Bremen kehrte er 1687 nach Hause zurück, studierte dann aber noch zwei Jahre lang in Jena, bis er 1690 in Nürnberg bzw. Fürth und 1691 in Altdorf seine ersten Wir­ kungsorte fand. 1692 wurde er seinem Vater, der damals bereits kränkelte, als Diakon, d. h. Hilfsgeistlicher, beigegeben. Am 20. Juli 1697 folgte Daniel Lochner seinem Vater im Amt.

Er war ein unermüdlicher Hirte seiner Gemeinde, die er unaufhörlich zu belehren suchte. Er behauptete, die Fürther seien eine lose Rotte, und ihre schlechten Sitten seien daran schuld, daß am Palmsonntag 1705 der Blitz in den Kirchturm eingeschlagen habe. Den Z Dorfmeistern hielt er vor, sie hätten sich in ihr Amt „hineingeschmiert", ohne daß sie etwas von ihrer Arbeit verstünden; im übrigen komme es ihnen nur darauf an, auf Gemeindekosten zu fressen und zu saufen. Dabei war er ein vorurteilslos denkender Mann, der am 3. 1. 1723 anläßlich der Beer­ digung des Scharfrichters Johann Nicolaus Schmidt dafür plädierte, die Henker nicht mehr zu verachten, da ja auch die Richter, die die Todes­ urteile aussprechen, nicht verachtet werden.

Lochner glänzte als Liebhaber der Gartenkunst. Am Schießanger pflegte er nach der Sitte der Zeit einen großen Park, der weit über Fran­ ken hinaus berühmt war, und in den „Nürnbergischen Hesperiden" Bd. I des Nürnbergers Johann Christoph Volkamer (1708) findet sich die Ab­ bildung eines Lochnergartens (heute Theaterstraße 33). Neun Jahre vor seinem Tode begann bereits sein Siechtum. Die un­ aufhörlichen Kämpfe mit der Gemeinde taten wohl das ihre, um sein Leben zu verkürzen. Anfangs des Jahres 1725 schwebte sogar ein Ver­ fahren gegen ihn, das ihn aus seinem Fürther Amte entfernen sollte. Er hatte in seiner Neujahrspredigt die Sünden der Fürther in einer aufrütteln­ den Predigt beklagt. Der Tod erlöste ihn von den Sorgen dieser Welt: am 29. Juli 1725 wurde er im Chor der Michaelskirche beigesetzt. S. a. Z Hen­ ker und Z Schinder.

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Lit.: J. Karl Hohenberger, Das Fürther Pfarrgeschlecht der Lochner, in: Nord­ bayer. Ztg. v. 21. Juni 1929. - Adolf Schwammberger, Pfarrer Daniel Lochner, in: Monatsgruß für die ev.-luth. Kirchengemeinden in Fürth, 4. ]g. Oki. 1958, Nr. 11. Lochnersgarten, s. 7 Lochner, Daniel.

Loewi, Isaak, Oberrabbiner in Fürth. Er stammte aus Adelsdorf (Ober­ franken); hier war er am 31. Januar 1801 geboren, in Fürth und München ausgebildet und am 1. Januar 1828 zum Distriktsrabbiner in Ühlfeld be­ stellt worden. Nachdem in Fürth 1829 der Rabbiner Falkenauer gestorben war, betrieb man die Wiederbesetzung seiner Stelle, z. T. gegen harten Widerstand innerhalb der Judengemeinde, und es kam im Dezember 1830 zu einer Wahl, bei der zwischen dem Rabbiner Rosenfeld aus Bamberg und Dr. Loewi entschieden werden sollte; jeder von ihnen erlangte zwei Stimmen. In seinem Bericht an die Regierung setzte sich Bürgermeister Baeumen für die Bestallung Dr. Loewis ein; er gelte als aufgeklärter Mann. Nach Überwindung von mancherlei Schwierigkeiten wurde Dr. Loewi am 21. März 1831 in sein Amt als Fürther Rabbiner eingesetzt. Ein Teil der jüdischen Gemeinde stand zu ihm von Anfang an in einem unüberbrück­ baren Gegensatz, besonders wegen der Neuerungen, die er beim Beten und bei Beerdigungen einführte, und wegen der Art, wie er die Haupt­ synagoge renovieren ließ. Sogar amtliche Untersuchungen und Überwa­ chung seiner Predigten mußte er hinnehmen. Die Anfeindungen dauerten bis zu seinem Tod am 25. Dezember 1873. Anläßlich seiner Beerdigung wurde er als ein sehr gebildeter, toleranter und durch seine unermüd­ liche Wohltätigkeit hochverdienter Mann gefeiert. Quellen u. Lit.: Stadtarchiv Fürth, Fach 23 Nr. 7, 13, 14, 16, 17, Fach 29 Nr. 17 - G. T. Chr. Fronmüller, Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1887, S. 428 f. Löffler, Friedrich W i I h e I m , s. T Löffler Johann Georg.

Löffler, Johann Georg, Zinngießermeister. Er war ein Erlanger Kind (geb. 11. Juni 1787). Bei seinem Vater Johann Georg Löffler (gest. 1806) und (seit 1. 8. 1809) bei Johann Valentin Löffler in Bayreuth lernte er sein Handwerk; am 1. September 1813 wurde er freigesprochen. In Nürnberg nahm man ihn am 18. April 1814 als Zinngießergesellen auf. 1817 ließ er sich in Speyer als Zinngießermeister nieder. Er heiratete dort. 1824 zog er mit seiner Frau und 3 Kindern nach Erlangen; er kaufte hier 1826 das Gasthaus zum Goldenen Einhorn. Aber schon ein Jahr später starb seine Frau, und er sah sich als Witwer 1831 gezwungen, das Wirtshaus aufzu­ geben. Nun verkaufte er sein Haus in der Einhornstraße und wandte sich nach Fürth, wo die Zinngießer nur Spielzeug, nicht aber Geschirr und dergl. herstellten. Bei seiner Übersiedlung 1831 verfügte er über 2900 Gulden.

Eine Erlanger Prüfungskommission bestätigte ihm am 29. August 1831, daß er zur selbständigen Ausübung des Zinngießergewerbes befähigt sei. In Fürth betätigte er sich nun wieder in seinem erlernten Beruf. Im Intelligenz-Blatt der Stadt Fürth veröffentlichte er am 21. März 1836 folgendes Inserat: „Den Liebhabern der Eisenbahn, nebst den resp.

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Gast- und Schankwirten, zeige ich hiermit ergebenst an, daß ich Seidel­ und Maßgläser mit zinnernen Deckeln, worauf die Dampfwagenfahrt in drei verschiedenen Ansichten, nämlich die Abfahrt von Nürnberg, die An­ kunft in Fürth und die Fahrt zwischen Nürnberg und Fürth sichtbar ist, elegant verfertigt habe und dieselben zur gefälligen Abnahme bestens empfehle. Ferner habe ich noch Untersetzblättchen von Zinn, zu Seidel­ gläsern, mit der Ankunft des Dampfwagens in Fürth ausgeschmückt, ganz modern verfertigt, welche zum Reinhalten der Tische in Wirtschaften, und besonders auf Spieltische, sehr zu empfehlen sind; der Preis ist per Stück 18 Kreuzer. Schließlich bemerke ich, daß auch die Gläser dazu gegeben werden können, wenn sie mit obigen Deckeln versehen werden sollen." Das Geschäft ging aber wohl schlecht. 1842 pachtete Löffler das „Rote Roß". Zu einem Umzug dorthin kam es nicht mehr. Er erschoß sich am 2. Mai 1843 in dem Haus Bergstraße 8, das er damals bewohnte. Auch sein Sohn Friedrich Wilhelm Löffler trat als Zinngießer hervor. Zinn-Medaillons usw. aus der Werkstatt Johann Georg Löfflers: 1) 1831: Unteroffizierskorps des Landwehr-Regiments. Brustbild Lud­ wigs I., Umschrift: Dem Verein des Unteroffizierskorps des K. B. Land­ wehrregiments Fürth. Innere Umschrift: Ludwig I. König von Bayern. 2) 1835: Abfahrt des Dampfwagens von Nürnberg nach Fürth, Ansicht des Bahnhofs vor dem Spittlertor. 3) 1835: Dampfwagenfahrt zwischen Nürnberg und Fürth; der Zug am Muggenhofer Häusla. 4) 1835: Ankunft des Dampfwagens in Fürth. Der Fürther Bahnhof etc. ... 5) 1835/44: Landschaftsbild zwischen Nürnberg und Fürth mit darüber­ stehenden Namen Fürth, Doos, Muggenhof, Nürnberg, rechts kommt ein Zug, vorne ist der Kanal zu sehen (mit Dampfboot!), Felder mit pflügen­ den Bauern. 6) 1840: Albrecht-Dürer-Denkmal in Nürnberg. 7) Zur Eröffnung der Ludwigseisenbahn schuf J. G. Löffler eine 26 cm hohe Kanne, die auf einem ca. 2 cm breiten ornamentartigen Band die Eisenbahngebäude in Fürth und Nürnberg und das Eisenbahngelände zwischen den beiden Städten zeigt. Sie befand sich 1930 noch im Besitz des Bäckermeisters Rößler - Fürlh. 8) 2 Schalen, auf jeder ein Medaillon mit der Geburt Christi im Reliefguß; Hintze, Süddeutsche Zinngießer, Leipzig 1927, gibt als Aufbewahrungsort das Kunstgewerbemuseum Dresden an. 9) Kännchen mit Darstellung der ersten Fürther Eisenbahn im Reliefguß. Hintze s. o. gibt als Besitzer an: Arch. Max Wanner, Augsburg. Die Nummern 1-6 sind in Geberts Katalog seiner 100. Münzversteige­ rung genannt. Dem Sohn Friedrich Wilhelm L. werden in Geberts Münzkatalog die Zinn-Medaillons „Denkmal Markgraf Friedrichs von Brandenburg in Erlan­ gen" (1843) und „Kanal-Denkmal" (1844) zugeschrieben. Quellen und Lit.: Fürth Stadtarchiv; Fadi 18 Lit. L Nr. 87 - Fritz Meier, Ein historisch bedeutsames Meisterwerk des alten Fürther Kunstgewerbes, in:

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Nordb. Ztg. vom 25. 1. 1930, - Fürther Intelligenzblatt vom 15. 5. 1833, 17. 2. 1834, 29. 4. 1839 - Katalog zu Geberts 100. Münzversteigerung.

Loge, s. Z Freimaurerloge.

Lohe, s. Z Bilder.

Löhe, Johann Konrad, s. T Hamburg, Brand von. Löhe, Wilhelm, Begründer der Neuendettelsauer Anstalten. Er wurde im Hause Königsstraße 27 am 21. Februar 1808 geboren. Der Vater Johannes stammte aus der Castwirtsfamilie im „Grünen Baum". Als Vierjähriger konnte Löhe bereits lesen; mit fünf Jahren besuchte er die Schule, 1821 bis 26 war er Gymnasiast in Nürnberg. Beim Abgang vom Gymnasium be­ zeugte ihm der Rektor Roth: „Ist ein Jüngling von großer Ausdauer in allen Arbeiten und von einem durchaus redlichen und festen Willen für das Gute beseelt. Hierdurch hat er seine vielen Fähigkeiten vorzüglich ausgebildet und in allen Lehrfächern einen trefflichen Erfolg errungen, mit Ausnahme der Mathematik, in welcher sein Fortgang nur das Prädikat gut erhalten hat." Löhe studierte in Erlangen Theologie, nur das Sommer­ semester 1828 brachte er in Berlin zu. Seine Examina bestand er „sehr gut, dem Vorzüglich nahe". In der Folgezeit wirkte er in vielen Verweser- und Vikariatsstellen: 1831-34 z. B. als Vikar in Kirchenlamitz, mit reichem Erfolg, aber auch unter heftiger Gegnerschaft derer, die ihn als „Eiferer" empfan­ den. Der Gendarm Müller zeigte ihn wegen seiner Erbaüungsstunden außerhalb der Kirche an; von den Angehörigen eines Kreises um Löhe meldete er: „Ihr Treiben ist beten und singen". Nach wechselvollen Wanderjahren als junger Pfarrer eröffnete ihm die Familie von Eyb die Pfarrstelle in Neuendettelsau (16. Dezember 1836). 1841 begann sein weitausgreifendes, ja weltweites Wirken: die Ausbildung von Lehrern und Predigern für die deutschen Ausgewanderten in Nord­ amerika, die Sorge für die Indianermission, das Diakonissenwerk (Eröff­ nung der Diakonissenanstalt mit 6 Schülerinnen am 9. Mai 1854), die Gründung einer höheren Mädchenschule (1854), eines Blödenhauses, eines Rettungshauses für verwahrloste Mädchen, einer „Industrie- und Handels­ schule". Als Löhe am 2. Januar 1872 starb, waren 151 Schwestern ausge­ bildet, und allein in Bayern waren bereits 23 Stationen eingerichtet. „Zeitlebens litt er an nichts schwerer als an dem Abstand von Ideal und Wirklichkeit in seiner Kirche, an deren Fortentwicklung in Lehre und Kultus er glaubte" (H. Weber). 1860 war er zwei Monate lang suspendiert, weil er die Wiedertrauung eines „Trunkenbolds und Lästerers" ablehnte. Zu höheren kirchlichen Ämtern hat es Löhe nicht gebracht, ja er durfte nicht einmal Senior des Windsbacher Bezirks werden; es gelang ihm auch nicht, in eine Stadt versetzt zu werden: 1839 meldete er sich nach Augs­ burg, 1842 nach Nürnberg, 1846 nach dem geliebten Fürth (wo ja noch seine Mutter wohnte), 1847 nach Erlangen, und alle Bewerbungen waren vergeblich. Seit 1848 hat er jeden Gedanken an einen städtischen Wirkungskreis überwunden. Er machte in seinen vielen Schriften, in Predigten, in seinen Anstaltsgründungen, ja in allen seinen Handlungen aus seinem dörflichen

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Pfarramte etwas Größeres, als je in einem Titel oder einer Dienstbezeich­ nung ausgedrückt werden kann. Lit.: Joh. Deinzer, Wilhelm Löhes Leben, Nürnberg 1874. - E. Nägelsbach, Löhes Leben (Festschrift). Nürnberg 1908. - Hans Kreßel, Wilhelm Löhe als Prediger, Gütersloh 1929. - Hans Hofer, Wilhelm Löhe, in: Lebendige Stadt Fürth 1951. - Klaus Canzert, (Hrg.) Wilhelm Löhe, Gesammelte Werke, Neuendettelsau 1951 ff. - Hans Kreßel, Wilhelm Löhe als Liturg und Liturgiker. Neuendettelsau 1952. - Wolfgang Trillhaas, Wilhelm Löhe, ein unbürgerlicher Christ, in: Zeitwende - Die neue Furche 25. ]g. Nr. 6, Hamburg 1954, S. 378. - Martin Wittenberg, Wilhelm Löhe und die Juden. Neuendettelsau 1954. - Hans Kreßel, Wilhelm Löhe: Ein Lebensbild. Erlangen und Rothenburg 1954. - Hans Kreßel, Wilhelm Löhe als Katechet und als Seelsorger. Neuendettelsau 1955. - Hans Kreßel, Helene Löhe, ein Lebensbild, Neuendettelsau 1956. - Hans Kreßel, Wilhelm Löhe, der lutherische Christenmensch. Berlin 1960. - Friedrich Wilhelm Kantzenbach, Wilhelm Löhe als organischer Denker, in: Z. f. Bayer. Kirchengesch. ]g. 31, 1962, S. 80. Löhner, Georg Heinrich Bernhard, „Kommissair" des Direk­ toriums der Ludwigseisenbahn (s. T Eisenbahn), geb. 2. Oktober 1804 in Nürnberg, gest. 16. Juli 1864 in Fürth. Er studierte Theologie, war 1828 ff. Vikar an der Auferstehungskirche in Fürth, wurde wegen seiner besonde­ ren Meinungen entlassen, war Redakteur der „Allgemeinen Zeitung von und für Bayern" in Nürnberg (1834/36), hatte als Kommissar (seit 1839 „Inspektor") der Eisenbahn die ganze Betriebsleitung inne, wurde 1844 kgl. Bahnverwalter in Bamberg, später Postmeister und Eisenbahn-Inspek­ tor in Nürnberg und schließlich Postrat in Fürth. Lit.: Max Beckh, Deutschlands erste Eisenbahn Nürnberg-Fürth, Nürnberg 1935. Lohnert, Hans, Kaufmann, Stifter des Lohnertplatzes, Ehrenbürger der Stadt Fürth. Er wurde am 28. November 1867 in Fürth (Baeumenstraße 15) geboren; nach der Kaufmannslehre und mehrjähriger Tätigkeit für eine Fürther Firma wurde er 1902 Vorstandsmitglied der Aschinger-AG in Berlin. Mit August und Karl Aschinger zusammen wurde er zum Gründer der in der Folgezeit so volkstümlich gewordenen „Aschingers Bierstuben" und Stehkosthallen, er wurde Generaldirektor der Aschinger-AG und mit dem Titel „Kommerzienrat" bedacht. Seine Vaterstadt Fürth ernannte ihn am 1. Dezember 1927 zum Ehrenbürger. Anläßlich der Überreichung des Ehrenbürgerbriefes in Berlin (am 14. Dezember 1927) übergab Hans Lohnert der Abordnung der Stadt Fürth eine Urkunde über die Einrich­ tung einer Stiftung: er schuf einen Fonds (100 000 M) zugunsten der Er­ tüchtigung der Fürther Jugend (s. a. / Stiftungen und Z Hans-LohnertSpielplatz). Hans Lohnert starb am 4. Mai 1941 in Berlin. Lohnert-Spielplatz, s. / Hans-Lohnert-Spielplatz.

London, s. Z Vogel, Hans, / Zumpe.

Lorenz, Christian, Zinngießermeister. Er starb am 27. 10. 1801 40jährig in Fürth. Quelle: Fürth Pfarramt St. Michael Sterbereg. 30. 10. 1801. Lorenz, Georg Friedrich, Zinngießer. Er ist von 1799 bis 1811 in Fürth nachweisbar.

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Quellen: Fürth Pfarramt St. Michael, Sterbereg. 12. 2. 1799, 27. 2. 1800, 2. 4. 1806, 18. 4. 1809, 18. 10. 1810, 11. 9. 1811. Lorenz, Johann, Zinngießermeister. Er wird am 26. 7. 1803 in Fürth genannt. Quelle: Fürth Pfarramt St. Michael, Sterbereg. 26. 7. 1803. Lorenz, Johann Gottlob, Zinngießermeister, wirkte in Fürth um 1760 ff; 1808 wird er als verstorben erwähnt. Quelle: Fürth Pfarramt St. Michael, Sterbereg. 2. 4. 1760, 23. 1. 1808.

Loschky, Wilhelm Matthäus, Studienrat, Chormeister und Kom­ ponist. Er wurde am 17. Oktober 1862 in Neustadt a. d. Aisch geboren, wurde als Lehrer ausgebildet und schloß Gesangs- und Kompositions­ studien in Heidelberg an. 1887, nachdem er in Ansbach gewirkt hatte, wurde er Lehrer an der Volksschule in Fürth; dann wechselte er als Musik­ lehrer zum städt. Mädchenlyzeum und zur Handelsschule über. Als Diri­ gent und Komponist erwarb er in der fränkischen und deutschen Sänger­ welt einen großen Ruf. Er starb am 15. Februar 1933.

Lotharstraße: 1925 so benannt, weil die Nürnberger Lotharstraße (nach Kaiser Lothar 1125-1137) sich hier auf Fürther Gebiet fortsetzt.

Lotter, s. T Aberglaube, T Im Lottersgarten. Lotter, Hans, s. T Bürgermeister. Lotter, Johann Paul, Glockengießer. Er wurde in Fürth am 4. Okto­ ber 1816 (im Hause Wasserstraße 23) als Sohn des Lebküchners Johann Georg Lotter geboren; am 4. Juni 1894 starb er als Schöpfer einer bedeu­ tenden Glockengießerei in Bamberg. 1879 hat er als 500. Werk die große Glocke für Gößweinstein gegossen. Quellen u. Lit.: Pfarramt St. Michael, Taufreg. - Karl Sitzmann, Künstler und Kunsthandwerker in Franken. Kulmbach 1957 (hier wird er versehentlich als Johann „Peter“ Lotter bezeichnet).

Löwenplatz. 2. Hälfte des nach diesem Lit.: Gottlieb

Im Hause Löwenplatz 2 befand sich vom 18. Jh. bis in die 19. Jhs. die Taverne (Schenke) zum gelben (goldenen) Löwen; Wirtshausnamen trägt der Platz seine Bezeichnung. Wunschei, Alt-Fürth, 1940 (Mskr. in der Stadtbibliothek Fürth).

Löwensohn: eine Fürther Stifterfamilie. 1894 gründete Bernhard Löwen­ sohn aus Anlaß des 50jährigen Bestehens der Bilderbücherfabrik Gustav Löwensohn die „Bernhard Löwensohnsche Arbeiterstiftung" (15 000 M). 1905 errichtete Kommerzienrat Bernhard Löwensohn die „Sophie Löwen­ sohnsche Stiftung für Säuglingsernährung" (10 000 M). 1907 schenkte Kommerzienrat Theodor Löwensohn der Stadt Fürth 10 500 M zur Errich­ tung einer Waldschule für schwächliche und genesende Kinder („Rosa Löwensohnscher Fond zur Errichtung einer Waldschule"). Kommerzienrat Gustav Löwensohn, ein stiftungsfreudiger, hochangesehener Bürger, der letzte Inhaber der Firma G. Löwensohn, starb während des 2. Weltkrieges als ein Opfer des Konzentrationslagers Mauthausen.

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Löwensohnstraße: s. T Löwensohn. Benennung der Straße 1950.

Löwenstein, Gabriel, Politiker, Mitbegründer der Sozialdemokratie in Fürth und Nürnberg. Er wurde am 7. November 1828 in Fürth geboren. Als Sohn armer jüdischer Eltern lernte er in seiner Jugend die bitterste Not kennen. Er erlernte das Weberhandwerk und bildete sich in fleißigem Privatstudium weiter. 1848 gehörte er dem äußersten linken Flügel der radikalen Demokraten an; doch mußte ihn die Entwicklung der 48er Revo­ lution enttäuschen. Löwenstein wurde in Fürth und Nürnberg der Wort­ führer der radikalen Demokraten. Als vom 5. - 7. September 1868 der Vereinstag der Deutschen Arbeitervereine in Nürnberg stattfand, wurde August T Bebel 1. Vorsitzender, Gabriel Löwenstein sein Stellvertreter. 1869 wurde Löwenstein in das Gemeindekollegium gewählt, 1872 bis 1878 wirkte er als Magistratsrat. In all dieser Zeit betätigte er sich als Spiegel­ bortenfabrikant. Am 28. Oktober 1871 erschien die erste Nummer des „Fürther Demokratischen Wochenblatts", dessen Herausgeber und Redak­ teur Löwenstein war. Vom 1. Jan. 1874 an hieß es „Sozialdemokratisches Wochenblatt", vom 1. Oktober 1874 an „Nürnberg-Fürther Sozialdemo­ krat". 1878 wurde es die „Fränkische Tagespost". Für Fürth gab Gabriel Löwenstein seit 1. Jan. 1875 die „Fürther Bürgerzeitung" heraus (sie ver­ schmolz sich 1907 mit der „Fränkischen Tagespost"). Von 1878 bis 1907 gehörte er der Redaktion der Fränkischen Tagespost an. 1884 übersiedelte er aus dem Hause Königsstraße 120 nach Nürnberg. 1893 errang die So­ zialdemokratische Partei zum ersten Mal Landtagssitze; Gabriel Löwen­ stein war einer der 4 Abgeordneten der SPD; er gehörte dem Landtag bis 1906 an. Er bewirkte die Einführung der konfessionell gemischten christ­ lichen Volksschule in Fürth. Am 17. Januar 1911 starb er in Nürnberg. S. a. T Parteien. Lit.: Illustrierte Neue Welt, Kalender für das Jahr 1912, Hamburg 1912. S. a. T' Parteien. Lowitz (Löbitz, Lowiz, Lowicz), Georg Moritz, Mathematiker, Astronom, Naturwissenschaftler, Landvermesser. Er wurde als Sohn eines Zainer­ gesellen am 17. 2. 1722 in Fürth geboren. Er lernte als Goldschmied bei Ferdinand Friedrich f Waechtler und studierte dann als Autodidakt Physik und Mathematik. 1746 ff versuchte er im Rahmen der „Cosmographischen Gesellschaft" (die in die Nürnberger Homannsche Offizin eingebaut war), Erd- und Himmelskugeln herzustellen. 1748 veröffentlichte er zwei Karten: „Finsternis, den 25sten Juli 1748, . . . nebst kurzer Erklärung" im Homannschen Verlag. 1749 und 1750 beschrieb er ebenfalls Sonnenfinsternisse. Der Nürnberger Magistrat berief ihn an das Gymnasium von St. Egidien, wo er in Physik und Mathematik unterrichtete. Er wurde mit der Reorgani­ sation der Nürnberger Sternwarte beauftragt, die er auf die Burg verlegte. Zur gleichen Zeit wird er gerühmt, daß er es in der Elektrisierkunst so weit gebracht habe, daß er Lahme und Blinde „nicht ganz vergeblich" behandle. 1755 siedelte er als Professor der Mathematik nach Göttingen über, wohin auch die Cosmographische Gesellschaft umzog. Er widmete sich auch hier dem Bau von Globen. 1762 übernahm er die Göttinger Sternwarte; doch fühlte er sich nicht genügend anerkannt und gab 1763

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seine Professur und 1764 die Leitung der Sternwarte auf. Nun folgte er einem Ruf der Kaiserl. Akademie in Petersburg; seine große Aufgabe sollte sein, den 1769 stattfindenden Vorübergang der Venus vor der Sonne zu beobachten. Einen Bericht darüber hat er 1770 in Petersburg veröffentlicht. In der Folgezeit führte er topographische Aufgaben in Ruß­ land durch. Im August 1774 wurde er während der Rebellion des falschen Zaren Pugatschew ermordet. Lit.: August Häußler, Georg Moritz Lowitz, in: Fürther Heimatblätter 1941. Lübecker Straße: nach der Stadt Lübeck 1959 benannt.

Lucas-Cranach-Straße: nach dem Maler Lucas Cranach d. Ä. (1472-1553) benannt (1961).

Ludwig-Donau-Main-Kanal. Am 6. März 1843 wurde er, d. h. die Kanal­ strecke von Nürnberg nach Bamberg, feierlich eröffnet. Er trägt seinen Namen nach dem gleichen bayerischen König Ludwig I., der auch der ersten Eisenbahn erlaubte, sich nach ihm zu nennen - wenn man auch nicht vergessen darf, daß er 1835 die Eisenbahn nur noch mit halbem Herzen unterstützte; er glaubte, ein Kanal sei, vom strategischen Stand­ punkt aus gesehen, dauerhafter und zuverlässiger; Eisenbahnen könne ein Feind allzuleicht zerstören. Viele Fürther und Nürnberger erinnern sich noch der breiten Kähne, die, von Pferden gezogen, schwerbeladen den Kanal entlangglitten; mit Wehmut gedenken sie auch noch des „Schlagrahmdampfers", der sie von der Fürther Kreuzung aus nach Kronach trug. Hier traf man sich im Café bei Schlagrahm mit Freundin und Feindin. Seit dem letzten Weltkrieg liegt das Kanalbett öde; es wird z. T. für die Schnellstraße Nürnberg-Fürth-Erlangen verwendet. Lit.: C. Th. Kleinschrod, Die Kanal-Verbindung des Rheins mit der Donau. München 1834. - Friedrich Schultheis, Der Ludwig-Kanal (mit Stahlstichen von Alexander Marx). Nürnberg 1847. - Joh. Seb. Geer, Die Verkehrswege des fränk. Wirtschaftsraumes unter Berücksichtigung der Weiterführung der Großschiffahrtsstraße Rhein-Main-Donau . . . Nürnberg (1956). - Heinz Zirnbauer, Rhein-Main-Donau, die Geschichte einer Idee in Bildern. Nürn­ berg 1962.

Ludwig-Quellen-Straße: zunächst 1911 Quellenstraße, 1914 nach der König-Ludwig-Quelle benannt; s. Z Kurgartenstraße.

Ludwigsbrücke: s. Z Brücken. Ludwigseisenbahn, s. Z Eisenbahn.

Ludwigstraße, vielleicht nach dem bayerischen Königsnamen Ludwig ge­ wählter Straßenname. Ludwigswaisenstiftung. Der Pfarrvikar Dr. Lorenz Kraußold ließ 1829 eine Predigt drucken, die der Waisenerziehung gewidmet war. Den Erlös aus dem Verkauf des Druckwerks (75 Gulden) verwendete er 1830 als Grund­ stock eines Waisenfonds. Die „Ludwigswaisenstiftung" wurde 1835 rechts­ fähig. Fürther Bürger leisteten wöchentliche Beiträge; 1836 mietete der

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Armenpfiegschaftsrat im neuerbauten Hause des Färbers Michael Maisch (Pegnitzstraße 13/15) zwei Wohnungen und einen Bodenraum, um 10 Knaben aufzunehmen. 1846 mußte man wegen Geldmangels die Anstalt auflösen. Der Luth. Verein für weibliche Diakonie erbaute an der Poppenreuther Straße ein Mädchenwaisenhaus (1891) und ein Knabenwaisenhaus (1896). Die Renten der Ludwigswaisenstiftung standen 1931 ff. wieder zur Verfügung des Waisenhauses. Das Vermögen der Stiftung fiel der Geld­ entwertung 1948 zum Opfer; die Stiftung wurde 1949 aufgehoben. Träger des Waisenhauses ist weiterhin der T Luth. Verein für weibliche Diakonie. Lil.: Peter Bezold, Die Entwicklung der Stiftungen in Fürth, Mskr. 1960, S. 9. Ludwig-Thoma-Straße: Dichter Ludwig / Thoma, geb. 1867, gest. 1921.

Luise, Königin von Preußen, s. T Flurdenkmale, / Gedenkstein und T Preußen.

Luisenheim (benannt nach der Königin Luise), begründet von Emmy T Humbser, s. /Altersheime. Luisenstraße: Vielleicht nach der Königin Luise, vielleicht auch willkürlich gewählter Straßenname.

Luitpold, Prinzregent 1886-1912. Sein erster Besuch in Fürth erfolgte am 28. 9. 1886; er kam von Nürnberg her und wurde an der Nürn­ berger Landstraße von 12 weißgekleideten Damen mit blauen Schärpen und durch Veteranenvereine begrüßt. (Die Namen der jungen Damen sind in der Fronmüller-Chronik von 1887 S. 657 aufgezählt.) Er besuchte das Rathaus, wo er von Bürgermeister Langhans begrüßt wurde, betrat den Balkon des Rathauses und nahm eine Gesangsvereinsovation entgegen, während Tausende von Menschen auf dem Platz vor dem Rathaus ihm schweigend huldigten. Daran schlossen sich unablässige Hochrufe. Der Prinzregent fuhr durch die Königsstraße über den Marktplatz, die Gustavstraße, über den Kohlenmarkt, die Schwabacher Straße, Gebhardtstraße und Luisenstraße. Anschließend begab er sich wieder nach Nürnberg. Am 30. 4.1887 passierte der Prinzregent den Bahnhof Fürth, während ihm die Stadtvertretung, die Feuerwehr und die Veteranenschaft am Bahn­ hof huldigten. Am 14. 5. 1896 hielt sich der Prinzregent zum zweiten Male für mehrere Stunden in Fürth auf. Er wurde am Bahnhof von 12 weißgekleide­ ten Ehrenjungfrauen samt Kavalieren empfangen,'an der Spitze Bürger­ meister Langhans und die Vorstände des Gemeindekollegiums und ande­ rer hiesiger Behörden. Die Straßenmusik intonierte die Nationalhymne, die Artillerie schoß Salut, und die Glocken der Stadt läuteten. Die viel­ tausendköpfige Menge brach in Hochrufe aus, als der Zug einfuhr. Be­ grüßungsworte in Prosa und Poesie wurden gesprochen. Im Rathaus emp­ fing man den königlichen Gast; er begab sich wieder auf den Rathaus­ balkon, um eine Gesangsvereinsovation entgegenzunehmen. Nach der Besichtigung der Firma Wiederer reiste er nach Nürnberg ab.

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Am 2. 9. 1897 passierten das deutsche Kaiserpaar, Prinzregent Luit­ pold, der König von Sachsen und einige Prinzen von Bayern den Pürther Bahnhof und fuhren zum Schweinauer Exerzierplatz zur großen Parade. Am 10. 3. 1901 wurde Bürgermeister Ritter von Langhans anläßlich des 80. Geburtstages von Prinzregent Luitpold zum Geheimen Hofrat er­ nannt. Anläßlich der Jahrhundertfeier in Fürth (Fürth gehörte seit 1806 zu Bayern) hielt sich Prinz Ludwig als Vertreter des Prinzregenten in Fürth auf. Er nahm am 28. 5. an der Eröffnung des Berolzheimerianums teil. Bei dieser Gelegenheit wurde das Standbild des Prinzregenten, geschaffen von dem Münchner Künstler Prof. v. Rümann, enthüllt. Schließlich wurde am gleichen Tage die sogen. Wittelsbacher Bank in der Hornschuchpromenade der Öffentlichkeit übergeben; sie stammt ebenfalls von Prof. Rümann und war mit der Büste des Prinzregenten bekrönt. Beim Tode des Prinzregenten Luitpold am 12. 12. 1912 erschienen die Fürther Tageszeitungen (Centralanzeiger, Tagblatt und Nordbaye­ rische Zeitung) schwarz gerändert. Die Schutzleute trugen zum Zeichen der Trauer 3 Tage lang während des Dienstes den Helm. Drei Wochen lang läuteten alle Glocken jeweils von 12.00 bis 13.00 Uhr. Luitpoldlinde. Sie wurde auf dem Kirchenplatz gepflanzt, als Prinzregent Luitpold am 12. 3. 1911 seinen 90. Geburtstag beging. Hofrat Alfred Nathan stiftete 1911 ein eisernes Schutzgitter um die Linde. Da sie 1926 einem Sturm zum Opfer fiel, wurde sie im März 1927 durch einen anderen Lindenbaum ersetzt. Die Burgfarrnbacher Luitpoldlinde wurde 1901 am „Schrenkenberg" (vor dem Hause Würzburger Straße 470) gepflanzt. Luitpoldstandbild, s. T Denkmäler und Freiplastiken.

Lungenheilstätte. Die Stiftung der Familie T Neumann brachte den Ge­ danken an die Errichtung einer Lungenheilstätte in Bewegung. Wegen der zu hohen Grundstückspreise mußte auf den Bau eines Sanatoriums bei Hetzles verzichtet werden. Man entschied sich für den Fürther Stadtwald. Die Heilstätte wurde für weibliche Kranke bestimmt (in Engelthal gab es bereits ein Sanatorium für Männer). 1933 betrug die Zahl der Patienten nur noch 7. Der Betrieb wurde am 1. 7.1933 eingestellt. Das Haus diente nun als Schulungslager der SA („Sturmabteilung"). Die Tuberkulose nahm nach dem 2. Weltkrieg wieder zu; am 14. 5. 1947 beschloß der Stadtrat, die Lungenheilstätte wieder ihrer alten Aufgabe zuzuführen. 1957 wurde der Betrieb der Lungenheilstätte wieder eingestellt; das Haus wurde Rehabilitationskrankenhaus. Ut.t Stadt Fürth, 25 Jahre Lungenheilstätte der Stadt Fürth in Bayern. Fürth 1928. - Peter Bezold, Die Entwicklung der Stiftungen für die Stadt Fürth in Bayern. Mskr. 1960 in der Stadtbibi. Fürth. Lupinenweg: Straße, nach der Pflanze 1965 benannt.

Lutherischer Verein für weibliche Diakonie. Er wurde 1861 unter der Vor­ standschaft von Pfarrer Stirner und den Kaufleuten Konrad T Ott und

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Konrad Heinrich gegründet. 1861-1866 unterhielt er eine Mädchenher­ berge, die von einer Diakonisse geleitet wurde. Nun richtete man eine Mädchen- und Knabenwaisenanstalt ein (in Mietswohnungen); 1874 baute man ein eigenes Haus (Poppenreuther Straße 13). 1865 wurde die „Kran­ kenwartstation" errichtet. Neuendettelsauer Diakonissen nahmen auch hier die Arbeit auf.

Luz, Johann Jakob, aus Augsburg, wo er auch gelernt hat, wurde 1778 in die Innung der Gold-, Galanterie-, Uhrgehäus-, Draht- und Silber­ arbeiter aufgenommen. Quelle: Fürth B 164 Bl. 14. Lycker Straße: Nach der Stadt Lyck (1937) benannt.

Mack, Dr. Wolfgang, Arzt. Er stammte aus Altenkunstadt, eröff­ nete in Fürth seine ärztliche Praxis am 11. 2. 1831 und starb am 6. 2. 1883. Er zeichnete sich durch Spenden besonders für die Israelitische Waisen­ anstalt aus; zur Goldenen Hochzeit übergaben seine Angehörigen der Waisenanstalt 9000 M, um damit den „Dr. Wolfgang und Luise Mack'schen Freiplatz" zu stiften. Auch sein in New York als Kaufmann lebender Sohn Jakob Mack (geb. 1845, nach Amerika ausgewandert 1863) betätigte sich als Fürther Wohltäter; u. a. spendete er 1905 und 1906 je 5000 M zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit. S. a. T Nathanstift. Lit.: G. T. Chr. Fronmüller, Chronik der Stadt Fürth. Fürth 1887. - Paul Käppner, Chronik der Stadt Fürth. Fürth 1901)07. - Adolf Schwammberger, 50 Jahre Nathanstift, in: Fürther Heimatblätter NF 9. ]g. 1959 Nr. 6.

Magazinstraße: Magistratsbeschluß 5. Januar 1893: „Die Straße zwischen Artillerie-Kasernement und dem Proviantmagazin wird Magazinstraße be­ nannt." Mahnmal, s. Z Denkmäler und Freiplastiken.

Maibaum: Der Maibaum wurde im alten Fürth (bis Ende 18. Jhs.) zur Kirchweih aufgestellt, auf dem Marktplatz. Eine bildliche Wiedergabe des Marktes mit Maibaum hat uns Johann Alexander Boener (1705) hinter­ lassen. Um den Maibaum führt der Vertreter des Gemeindeherrn, der dompropsteiliche Amtmann, den Tanz an; der Maibaum ist Symbol der Gemeindeherrschaft. An der Poppenreuther Kirchweih wird der Maibaum noch alljährlich aufgerichtet; dabei singt man Lieder folgender Art: Etz tanz mä um an Maia rum, / etz tanz mä um an Plooz, / dou stenna alti Weibä rum, / dou waß a jedä wos. // Storzernerli, Storzernerli, / druntergschnittner Labli, / soll i denn a Wittfraa heiran, / 's git su schöina Madli. // Und in meiner Westntaschn / hob i nu an Zweier, / Musikantn spillt ner fest, / der g'härt a nu eier. // I bin der Polsters Kia, / i göih net harn vur zwa, / i göih net harn vur Tooch, / wall i net mooch. // Mei Schatz des haßt Liesala, / handelt mit Zwiefala / handelt mit Krautsalot / nei in die Stoodt. // Zwischn Wetzndorf und Poppenreith, / dou is a groußer Grabn, / dou hockn lauter Madli drin, / döi glotzn wöi die Rabn. // Af der Welt is mir nix löiber / wöi a Preßsack und a Kraut, / und dös konn i goar

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net leidn, / wenn die Fraa ihm Moh rumhaut. // Heit is unnera, heit is unnera, / heit is unnera Kärwa, / wenn mer ah ka Geld net hom, / machn mer doch an Lärma.

Maien. Der Naglergeselle Hans Kohl in Burgfarrnbach mußte 1686 1 Gul­ den 30 Kreuzer Strafe bezahlen, weil er „in der heiligen Pfingstnacht die ganze Nacht auf der Gassen herumgegangen, die aufgestellten Maien zu köpfen . . Quelle: Burgfarrnbach Schloßarchiv Amtsrechnung 1686 S. 15/16.

Maier (Majer), Geo rg Matthäu s, Goldarbeiter, wirkte um 1752/1760 in Fürth. Quelle: Fürth Pfarramt St. Michael Sterbereg. 26. 6. 1752, Taufreg. 16. 11. 1760. Maier, Sixtus, Zinnfigurengraveur. Sein Vater, Sixtus Maier, gründete 1890 eine Zinnfigurenwerkstatt. Er lieferte hauptsächlich Bleisoldaten, die im damaligen Spielzeughandel eine große Rolle spielten. 1936 übernahm sein Sohn Sixtus Maier, geboren am 2. 8. 1907, die Werkstatt. Er wurde einer der bekanntesten Schiefergraveure in Europa. Seinen größten Erfolg erntete er 1937, als er im Auftrag des Armeemuseums in London das Krö­ nungsgeschenk an König Georg VI. anfertigte (42 Könige und Königinnen, die bisher England regiert haben). Er durfte an den Krönungsfeierlichkeiten als Ehrengast teilnehmen. Am 1. 2. 1967 übernahm sein Sohn Tilo Maier die Werkstatt. Maifest der Südstadt, auf dem Stresemannplatz; es wurde 1953 zum ersten Mal durchgeführt.

Maillinger, Josef Maria Gottfried Maximilian, Kunsthänd­ ler in München, Begründer der „Maillingerschen Kunst- und kulturhisto­ rischen Sammlung, genannt Bilderchronik der Stadt München", die am 6. Februar 1879 in den Besitz der Stadt München überging. Er wurde am 25. Mai 1831 in Fürth, Marktplatz 4, als Sohn des damals hier tätigen Steuer-Liquidations-Commissärs Max Carl Theodor Hermann von Maillinger geboren. Lit.: Ernst von Destouches, Geschichte des Historischen Museums und der Mail­ linger Sammlung der Stadt München, München 1894. „Mainau", s. Z Grünanlagen.

Maistraße: Nach dem Monat Mai. Benennung der Straße am 4. Sept. 1877. Maler, Zeichner usw. Adam Georg, / Adam Heinrich, T Annert, T Baum, T Bina, T Boener, T Bößenecker, T Boytt, T Brandhof, T Bräutigam, T Claußner, T Delsenbach, / Dörrfuß, T Dorst von Schatzberg, T Dubois, T Durst, ? Düstau, T Eckart, T Entres, ? Erhardt, T Frank, T Friedrich, T Fues, T Funk, Gebelein, T Geißler Friedrich, T Geißler Peter Carl, T Geißler Rudolf Carl, T Gierer, T Gläser, T Gluck, T Graff, T Härdtlein, T Heimprecht, T. Hemmerlein, T Herrlein, T Heyberger, T Höfer, T Kemmeter, T Kleemann, T Klein, T Kraus, T Kreul, Z Langhojer, T Laß, T Marx, T Müller Carl Otto, T Müller Jacob, T Oehme, T Poppel,

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T Reindel, T Reuter Cläre von, T Richter, ? Roth, T Rüger, T Sauterleuthe, T Schaller, T Schildknecht, T Schindler, Z Schlütter, T Schmid, T SchmidtRednitz, T Schneider, T Schopper, T Schreiber, T Schulz, Z Schupparth, Z Stahl, Z Trümmer, Z Voltz, Z Wagner, Z Weidenbacher, Z Werth A. von, Z Wich, Z Wießner, Z Wilder, Z Zwinger. S. a. Z Bilder und Z Förderungs­ preise. Mangold, Georg Adam, s. Z Gama. Mangold, Hans, Fabrikbesitzer, Inhaber der Goldenen Z Bürgermedaille der Stadt Fürth. Er wurde in Fürth als Sohn eines Fabrikanten geboren (11. 6. 1892), schloß sein Studium als Brauerei-Ingenieur ab und leitete nach dem Tod seines Bruders Fritz das elterliche Spielwarenunternehmen (1920), das er 1927 als Eigentum übernahm. 1937 wurde das Fabrikge­ lände an der „Lange Straße" erworben. Die internationale Spielwaren­ messe in Nürnberg ist seine Gründung: als 1. Vorsitzender des Deutschen Verbandes der Spielwarenindustrie unternahm er 1950 die erste Spiel­ warenmesse, für die er mit seinem Vermögen einstand. Fürth verlieh ihm 1958 die Goldene Z Bürgermedaille, außerdem erhielt er das Bundesver­ dienstkreuz I. Kl., die Bayerische Verdienstmedaille und - für seine Er­ findungen - die Goldene Diesel-Medaille. Mann, Michael, Kunstschlosser. Er starb nach 1630. Von ihm berichtet Johann Gabriel Doppelmayr, Historische Nachricht von den nürnbergischen Mathematicis und Künstlern, Nürnberg 1730 S. 270, daß er kleine eiserne Trühlein hergestellt habe mit „künstlichen subtilen Schloß- und Riegel-Werken", die er sauber ätzte und schön vergoldete, auch kleine Büchsen und Pistolen aus Eisen, die er auch vergoldete. Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg besitzt ein Exemplar des Doppelmayr, in dem folgender handschriftlicher Nachtrag vermutlich von Hand des Ver­ fassers enthalten ist (mitgeteilt von Dr. Günther Schiedlausky): „Dieser Künstler hat das Schlosser-Handwerk in Nürnberg erlernt, ist aber zu Augspurg (von dar er soll gebürtig gewesen seyn) Meister worden, als er aber daselbsten nicht allerdings wohl haußgehalten, hat er sich nach Fürth gesezet, allwo er kleine eiserne Trühlein, Kernbüchslein, Carbinerlein etc. gemacht, deß man dergleichen vorhin (= bisher) nicht gesehen, man sagt vor (= für) gewiß, er habe, als er zu Fürth wegen getriebener HuhrenHändeln allda gefangen und nach Cadolzburg geführt worden, dabey er fast den Kopf verlohren, dem Marggraven in dem Gefängnis ein sehr schönes Ührlein gemacht und verehret, darüber er loßgelassen worden, da er sich dann nach Wöhrd gesetzet und seine Kunst weiter fortgetrieben."

Männergesangverein Aurora. Der Verein wurde 1865 gegründet. Er ist ein Männerchor und wurde mit der Zelterplakette ausgezeichnet (1965). Männergesangverein „Brüder Hand in Hand". Er ist ein Männerchor und wurde 1886 gegründet.

Männert, Konrad, Graveur. Er wurde am 4. März 1883 in Fürth ge­ boren, erlernte das Graveurgewerbe und betrieb nebenher Zeichen­ studien. Nachdem er zwei Jahre lang als Graveurgehilfe gearbeitet hatte,

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studierte er figürliches Modellieren an der Nürnberger Kunstschule bei Prof. Heinrich Schwabe; er schloß seine Studien mit Auszeichnung ab. Dann ging er, um sich in der Medaillierkunst weiter auszubilden, nach Berlin; u. a. arbeitete er hier im Atelier des Hofgraveurs Rudolf Otto. 1905 eröffnete Konrad Männert in Fürth eine kunstgewerbliche Werkstätte. Bald trat er in Kunstausstellungen hervor und lieferte Gedenktafeln, Reliefs und Medaillen; insbesondere pflegte er das Porträt; das Gustav-AdolfRelief an der St. Michaelskirche stammt von seiner Hand. Lange Jahre wirkte er als Fachlehrer an der Fürther Berufsschule. Konrad Männert, der Hornschuchpromenade 15 wohnte, starb am 1. April 1944. Männerturnverein Fürth e. V., gegr. 1892; er verfügt seit 1910 über einen eigenen Sportplatz, seit 1933 über die Turnhalle an der Feldstraße, seit 1966 über die Sportanlage am Lindenhain. Gepflegt werden Turnen, Leichtathletik, Fußball, Handball, Faustball, Tischtennis, Hallentennis und Kegeln. Eine Sängerabteilung ist angeschlossen. Nach Auflösung der Schwerathletik-Abteilung der Spielvereinigung bestand 1925 ff. eine Kraft­ sport-Abteilung, die von dem Deutschen Meister im Ringen Nikolaus Hahn geleitet wurde. 117.; Festschrift anl. des Jubiläums-Ringens und -Stemmens der Kraftsport-Abt. des Männer-Turnvereins Fürth e. V. 1930. - 75 Jahre Männerturnverein e. V. 1892. Fürth 1967.

Mannhof, s. Z Einverleibte Orte, Z Knoblauchsland. Mariensteig, als Verlängerung der Marienstraße 1908 so benannt.

Marienstraße: nach dem Vornamen Maria ca. 1860 benannt. Markgrafengasse: Die Markgrafengasse wurde von markgräflichen Unter­ tanen bewohnt; sie trägt ihren Namen spätestens seit dem 17. Jahrhundert: 1663 „von der Märkischen Gassen", 1677 „in der Marggräfl. Gassen", 1681 „in der Märckischen Gassen", 1693 „Marggräfl. Gasse", 1694 „in der Marggräfl. Gassen". Marktackerweg: Straßenname nach dem Flurnamen „Marktäcker"; Äcker, die das Gemüse für den Markt der Städte Nürnberg und Fürth liefern. Benennung 1952.

Marktplatz: der Name erklärt sich selbst. Das typische Bild des Markt­ platzes bietet Johann Alexander Z Boener als Kupferstich 1705.

Marktplatz 4, Geburtshaus von Josef Z Maillinger 25. Mai 1831. Marteracker, „beim Messingwerk", d. h. an der heutigen Wolfsgrubermühle; er ist nach der Martersäule benannt, die hier stand (s. Z Flurdenk­ male); bezeugt 1519 und 1528.

Martersäulen, s. Z Flurdenkmale.

Marx, Alexander Richard Wilhelm, Kupferstecher und Land­ schaftsmaler, geb. 1815 in Nürnberg, gest. 1851 in Nürnberg-St. Peter. Er

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lieferte „24 pittoreske Ansichten des Ludwig-Donau-Main-Kanals", Nürn­ berg 1847; darin ist ein Fürther Motiv enthalten; auch ein Fürther Gesamt­ bild lieferte er; s. Z Bilder. Lit.: Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler, 24. Bd., Leipzig 1930. Marx, Friedrich, Lehrer und ortsgeschichtlicher Schriftsteller. Er wurde am 26. September 1854 in Fürth als Sohn eines Schuhmachers geboren, besuchte hier die Real- und Gewerbeschule, trat in die Präparandenanstalt Neustadt a. d. Aisch über (1869) und besuchte 1872-74 das Lehrerseminar in Altdorf. Kurze Zeit unterrichtete er in Burgfarrnbach und an der Heberleinschen Töchterschule in Fürth. Dann war er (1875-78) an der Schule in St. Jobst (Nürnberg) tätig. 1878 legte er die Staatsprüfung ab und noch im gleichen Jahre wurde er Lehrer in Fürth. Er starb am 6. Februar 1907 in Fürth. Er veröffentlichte: 1) Fürth in Vergangenheit und Gegenwart. Chronik der Stadt Fürth. Fürth, Fr. Willmy, 1887. 2) Gewerbe- und Han­ delsgeschichte der Stadt Fürth. Fürth, M. Krauß. 1890.

Mathildenstraße: nach dem Vornamen Mathilde. Matthäi, Adam Rudolf Georg Christoph, Schriftsteller. Er wurde 1715 in Fürth geboren, als Sohn des Rabbi Jaidel, der an der jüdi­ schen Schule in Fürth unterrichtete. Er studierte in Prag und wurde Lehrer an der gleichen Fürther Schule, an der sein Vater wirkte. Doch entschloß er sich, zum Christentum überzutreten. Er und sein Sohn wurden am Matthäustag (21. September) 1748 in Nürnberg getauft. Nach seiner Kon­ version verfaßte er eine große Anzahl (18) Schriften; sie befassen sich großenteils mit jüdischem Leben. Nach seinem Übertritt zum Christentum wurde Matthäi Mesner bei St. Sebald in Nürnberg. Er starb am 15. Januar 1779 in Nürnberg. Lit.: ]. A. Vocke, Geburts- und Todten-Almanach ansbachischer Gelehrter, Schrift­ steller und Künstler . . . Augsburg 1796. Manuskript in der Stadtbibliothek Fürth.

Mauerstraße: nach der Friedhofmauer benannt (1902). Maurer. Die Maurer und Zimmerleute in Fürth, soweit sie ansbachisch waren, richteten sich nach der ansbachischen Ordnung für die markgräf­ lichen Ämter Cadolzburg, Langenzenn, Markteribach, Roßtal vom 1. 5. 1663. Eine dompropsteiliche Ordnung des Maurer- und ZimmerleuteHandwerks wurde im 18. Jahrh. erlassen (das Datum ist nicht überliefert). In dem Gedicht Johann T Feßleins 1604 wird 1 Maurer genannt. 1814 werden in Fürth zwar 6 Maurermeister gezählt; in der Stadt selbst aber hatten sie nicht viel zu tun: während der Zeit von 1804-1814 sind in Fürth nur 1 Haus und eine kleine Gärtnerswohnung gebaut worden; z. Zt. be­ stehen in Fürth rund 25 Maurerbetriebe. Quellen u. Lit.: Fürth Stadtarchiv Fadi 118 Nr. 2, 3 und 12, Fach 125 Nr. 1. G. T. Fronmüller, Chronik der Stadt Fürth2 1887, S. 743.

Maxbrücke: s. Z Brücken.

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Max-Planck-Straße: Max Planck, Physiker, entwickelt 1900 die QuantenTheorie, Nobelpreisträger 1918; geb. 1858, gest. 1949. Benennung der Straße 1956.

Maxstraße, wohl nach dem König Maximilian II. von Bayern (1848-1864) benannt.

Mayer, Benno, geb. 24. Febr. 1838 in Fürth, gest. 17. Juni 1881 in München. In seinem Testament vom 8. 10. 1879 setzte er die Stadt Fürth zur Alleinerbin ein mit der Bestimmung, von den Zinsen Brennmaterial und Kleidung für Arme ohne Unterschied der Konfession anzuschaffen. Nach ihm ist die Benno-Mayer-Straße benannt. Durch die Währungsreform 1948 wurde die Stiftung entwertet, 1949 hob man sie auf. Lit.: Peter Bezold, Die Entwicklung der Stiftungen für die Stadt Fürth in Bayern, Mskr. in der Stadtbibi. Fürth 1959. Mayer, Friedrich, Malerische Wanderung durch das Pegnitztal, Nürnberg 1844: „In einer von nicht sehr hohem Hügellande bekränzten Ebene, auf der sich üppige Wiesengründe, von der Regnitz durch­ schlängelt und bewässert, ausdehnen, liegt Fürth, das erst die letzten zwanzig Jahre zu dem Ansehen einer größeren Stadt gebracht haben. Der neuere mehr gegen Nürnberg gekehrte Teil, dessen freundlichere hellere Bauten mit den älteren düstern, aus denen der Turm der Michaelskirche, wie ein altersgrauer Wächter der Vorzeit aufsteigt, bilden einen Kontrast, der jedoch in der Erscheinung selbst günstig ausgeglichen wird. Ein Bau der jüngeren Zeit, das neue Rathaus, dessen Vorderfront sich hoch über die Häuserreihen emporhebt, wenn man von Poppenreuth aus die Stadt betrachtet, gewährt einen Anblick, der, wenn auch nicht impo­ niert, doch eine eigentümliche Wirkung auf das Auge übt. Von der ent­ gegengesetzten Seite aus, den Weg von der Alten Veste herabkommend, stellt sich die Stadt zwar nicht so vorteilhaft dar, allein es ist immerhin ein hübsches Landschaftsbild, dem das neue Spital einen guten Bestand­ teil zum Vordergrund verleiht. . .". Lit.: Friedrich Mayer, Malerische Wanderung durch das Pegnitztal von der Quelle bis zur Mündung mit 24 Stahlstichen von Alexander ? Marx.

Mayer, Otto, Schöpfer der deutschen Verwaltungsrechtswissenschaft. Er kam am 26. März 1846 als ältestes der 7 Kinder des Mohrenapothekers und bayerischen Landtagsabgeordneten Karl Eduard Mayer zur Welt. 1864 begann er das Rechtsstudium in Erlangen, wo er es (nach einigen Seme­ stern in Heidelberg und Berlin) auch abschloß. Seine Referendarzeit brachte er in Fürth zu. Er legte in Erlangen die Doktorprüfung und in Ansbach das Staatsexamen (1871) ab. In der Anwaltspraxis seines Kölner Onkels lernte er das französische Recht kennen. In Mühlhausen (Elsaß) eröffnete er, sechsundzwanzigjährig, sein eigenes Büro. Bald wurde er Präsident der Mühlhausener Anwaltskammer und man wählte ihn in den Vorstand der Anwaltskammer des Oberlandesgerichtsbezirks Colmar. Trotz reichen finanziellen Erfolgs ging er 1880 nach Straßburg als Privat­ dozent; 1882 erhielt er hier eine ao. Professur.

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Er lehrte Verwaltungsrecht und schrieb über sein Fachgebiet für das „Handbuch der deutschen Rechtswissenschaft" von Binding. Otto Mayer wurde Syndikus der Universität, Mitglied der Landes­ synode und Vizebürgermeister von Straßburg. Dann (1903) folgte er einem Ruf nach Leipzig, wo er bis 1918 wirkte. Er starb am 8. August 1924 in Heidelberg. Seine Werke: „Die justa causa bei Tradition und Usukapion" (1871), „Die dingliche Wirkung der Obligation" (1879), „Theorie des französi­ schen Verwaltungsrechts" (1886), „Deutsches Verwaltungsrecht" (1895/96), „Portalis und die organischen Artikel" (1902), „Justiz und Verwaltung" (1902), „Die Entschädigungspflicht des Staates nach Billigkeitsrecht" (1904), „Schiffahrtsabgaben" (1907). Seine Selbstbiographie erschien in Bd. I der „Rechtswissenschaft in Selbstdarstellungen", hrg. von H. Planitz (1924). Er war Mitherausgeber des „Archivs für öffentliches Recht" (von 1899 bis 1919) und veröffentlichte einige Novellen und Volkserzählungen. Lit.: Erich Kaufmann, Otto Mayer (in: Verwaltungsarchiv, Bd.30, 1923).

Meck, Johann Leonhard, Schauspieler, Mundartdichter. Er wurde am 7. 7. 1787 in Fürth (Gustavstraße 45) geboren, lernte als Kaufmann, ging aber zu einem Regensburger Liebhabertheater (1809). 1813 wurde er in Nürnberg engagiert. Er half das Fürther Theater 1816 zu errichten (Z Stadttheater) und sprach bei der Eröffnung den mundartlich gedichte­ ten Prolog. Damals erschienen auch „Mecks Lustspiele und Gedichte in Nürnberger Mundart" (Nürnberg 1816). 1817 heiratete Meck die Schau­ spielerin Friederike Böttiger. In Braunschweig blieb er einige Jahre, er kam auf Gastspielreisen nach Hamburg, München, Berlin und wurde 1830 in Frankfurt am Main engagiert. 1839-1859 war er Mitdirektor des Frank­ furter Theaters, das einen ausgezeichneten Ruf genoß. Er starb am 18.1.1861. Lit.: Franz Eduard Hysel, Das Theater in Nürnberg. Nürnberg 1863. - Adolf Schwammberger, Leonhard Meck ein geachteter Künstler, in: Nordbayerische Zeitung vom 27. 8. 1955. - Willi Wörthmüller, Vom Meckenhof auf die Bühnen von ganz Europa, in: Fürther Nachrichten vom 31. 8. 1957.

Meckstraße: s. Johann Leonhard Z Meck. 1903 so benannt. Meisenstraße: nach der Meise (1950) benannt, 1963 in Z John-F.-KennedyStraße umbenannt.

Mendelssohn, Moses, Philosoph, geb. 1729, gest. 1786. Er wollte das Judentum seiner Zeit „auf dem Wege der Durchdringung mit moderner Kultur" führen (Brockhaus 1932) und verfaßte eine Übersetzung des Pentateuch ins Deutsche. In liberalen Kreisen wurde sie begrüßt, die meisten Orthodoxen lehnten sie ab (da man ohne Hebräisch die Bibel nicht verstehen könne). In Polen wurden Mendelssohns Schriften ver­ brannt. Mendelssohn war tief enttäuscht. „Ich höre aus Fürth", so schrieb er einem (Fürther) Freund, „daß meine Übersetzung des Pentateuchs ver­ boten worden und sogar unter den Bann durch die Rabbiner und das Rabbinatskollegium Eurer Gemeinde gestellt worden ist, ohne daß ich

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über den Grund unterrichtet worden bin. Kannst Du mir sagen, warum ohne Anklage oder Urteilsspruch die Rute auf mich herabfällt?" Ut.; Hermann Schwab, The history of Orthodox Jewry in Germany. London 1950.

Ment, Johann Ulrich, Gold- und Silberschmied, geb. 26. 2. 1650 in Wiesbaden als Sohn eines Handelsmanns in Frankfurt a. M. Nach Erler­ nung des Goldschmiedehandwerks und Wanderschaft kam er nach Fürth. Er heiratete hier die Goldschmiedswitwe Katharina Elisabetha Druart (1672). Die zweite Ehe schloß er 1708 mit der Papiererstochter Anna Lang von der Tullnau, die dritte (1710) mit der Tochter des Gastwirts zum Weißen Engel in Fürth Johann Schulz, die vierte mit der Nürnberger Han­ delsmannstochter Barbara Eisert. Am 24. 1. 1723 wurde er in Fürth begraben. Quelle: Fürth Pfarramt St. Michael, Leb: