Salutationes - Beiträge zur Alten Geschichte und ihrer Diskussion: Festschrift Für Peter Herz Zum 65. Geburtstag (German Edition) 9783865964717, 3865964710

Mit ihren salutationes für Peter Herz zeichnen die Autoren das Panorama einer längst vergangenen Zeit. Aus verschiedenen

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Salutationes - Beiträge zur Alten Geschichte und ihrer Diskussion: Festschrift Für Peter Herz Zum 65. Geburtstag (German Edition)
 9783865964717, 3865964710

Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Vorwort der Herausgeber
Schriftenverzeichnis von Peter Herz
Staat und Herrschaft
Kulte und Religionen
Wirtschaft und Handel
Militär und Grenzsicherung

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region im umbruch

Salutationes – Beiträge zur Alten ­Geschichte und ihrer Diskussion Festschrift für Peter Herz zum 65. Geburtstag

Babett Edelmann-Singer/ Heinrich Konen (Hg.) unter Mitarbeit von Julia Böttcher

Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur

Babett Edelmann-Singer/Heinrich Konen (Hg.) Salutationes – Beiträge zur Alten Geschichte und ihrer Diskussion

Region im Umbruch, Band 9

Babett Edelmann-Singer/Heinrich Konen (Hg.) unter Mitarbeit von Julia Böttcher

Salutationes – Beiträge zur Alten Geschichte und ihrer Diskussion Festschrift für Peter Herz zum 65. Geburtstag

Verlag für wissenschaftliche Literatur

Umschlagabbildung: Antikes Messene, Blick auf das Stadion mit Heroon (teilweise rekonstruiert) © Babett Edelmann-Singer

ISBN 978-3-86596-471-7 ISSN 1868-1875 © Frank & Timme GmbH Verlag für wissenschaftliche Literatur Berlin 2013. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich aller Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Herstellung durch das atelier eilenberger, Taucha bei Leipzig. Printed in Germany. Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. www.frank-timme.de

Prof. Dr. Peter Herz

Inhaltsverzeichnis Vorwort der Herausgeber ................................................................................................ 9  Schriftenverzeichnis von Peter Herz ............................................................................. 15 

Staat und Herrschaft P EDRO B ARCELÓ   Zur Entmachtung des Kaisertums ................................................................................. 45 

J OSEF L ÖFFL   Sulla – der Versuch einer Alleinherrschaft ................................................................... 61 

J ÖRN K OBES   Trajan und Antiochia – Kaiserliche Hilfen und Mirakel ............................................. 73 

E LENA K ÖSTNER   Von Räubern und Gendarmen: Der praefectus arcendis latrocinis aus Hochstetten-Dhaun (Kr. Bad Kreuznach) .............................................................. 89 

Kulte und Religionen B ABETT E DELMANN -S INGER   The Women of Akmoneia – revisited. Eine lokale Kaiserpriesterin in Asia aus augusteischer Zeit? ..................................... 109 

A NDREAS M ERKT   Doppelte und multiple Identitäten: Ein neuer Akzent in der Deutung der Aberkios-Inschrift und des Verhältnisses von Christentum und Antike .................................................. 125 

J ÖRG O BERSTE   Silvester 2.0 – Fiktionen eines Papstes in Spätantike und Mittelalter ....................... 135 

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J ÖRG R ÜPKE   Heiliger und öffentlicher Raum: Römische Perspektiven auf private Religion...............................................................159 

W ILLIAM J. S LATER   Invitatio venalis ............................................................................................................169 

Wirtschaft und Handel H EINRICH K ONEN   Bierhandel im römischen Kaiserreich. Einige Überlegungen zu Volumen, Reichweite und Bedeutung ................................187 

T HOMAS S AILE   Ungleicher Wettbewerb – Salzwerke um die Zeitenwende ........................................207 

F ABIAN W INKLBAUER   laudatissimum in Aegypto. Einige Bemerkungen zur Nutzung der ägyptischen Alaunvorkommen in Antike, Mittelalter und Neuzeit ..............................................................................219 

Militär und Grenzsicherung F LORIAN W OLFGANG H IMMLER   Die untere Donau als physische Grenze des römischen Imperiums .........................241 

P ETER S CHERRER   I.O.M. Teutanus, I.O.M. K(arnuntinus), the 11th of June, and the recruitment of the Roman legions .................................................................261 

O LIVER S TOLL   Ehrenwert und Alt. Veteranen der Römischen Kaiserzeit im Nahen Osten .............313 

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Vorwort der Herausgeber

Am 18. November 2013 feiert Professor Dr. Peter Herz seinen 65. Geburtstag. Dies soll uns zum Anlass dienen, auf sein bisheriges Forschungsleben zurückzublicken und ihn in seiner rastlosen Tätigkeit zu würdigen. Eine angemessene Form dieses Rückblicks stellt nach unserer Meinung eine Festschrift zu seinen Ehren dar, erstellt von seinen Schülern, wissenschaftlichen Weggefährten und Freunden. Darin sollen im weitesten Sinne jene Forschungsschwerpunkte aufgegriffen werden, die das Schaffen des Geehrten prägen. Anliegen dieses Buches ist es aber nicht nur, den Forscher und sein Werk zu ehren, sondern auch den Menschen und Gelehrten Peter Herz zu würdigen, dessen Leben mehr ist als die Summe seiner Schriften und Forschungen. Es ist sicherlich keine Übertreibung zu sagen, dass Peter Herz ein Geisteswissenschaftler alter Schule ist. Klaus P. Hansen, emeritierter Professor für Amerikanistik an der Universität Passau und einer der führenden Kulturtheoretiker Deutschlands, hat in einem Gastbeitrag im Spiegel unter der Überschrift „Wie Unis Genialität verhindern“ einen Wandel in der Gelehrtenkultur unseres Landes nachgezeichnet: „Die Gattung der Gelehrten alten Schlages an den Universitäten in Deutschland stirbt langsam, aber unerbittlich aus!“1 Tatsächlich – so Hansen – waren vor Bologna und Exzellenzinitiative insbesondere die Professoren in den Geisteswissenschaften wahre Gelehrte, intensiv verbunden mit den Quellen ihres Faches und den daraus entwickelten Themen und Fragestellungen. Heute sind sie gezwungen, in erster Linie als Bürokraten, Manager, Wettbewerber und Moderatoren aufzutreten und um die Gunst von Geldgebern und Öffentlichkeit zu buhlen. Nicht selten erfährt die Präsenz in den Medien mehr Resonanz der Universitäten und Hochschulen als bodenständige wissenschaftliche Forschung. Die Professoren alten Stils zeichnen sich hingegen in erster Linie ............................................ 1

Klaus P. Hansen, Wie Unis Genialität verhindern. Ein Gastbeitrag, Spiegel-ONLINE, http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/klaus-p-hansen-fuer-gelehrte-ist-uni-feindlichesgebiet-a-883389.html, 3.4.2013.

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durch immenses Wissen aus. Sie überblicken ihr Fach in seiner Gänze und schaffen sich auf diesem Fundament Arbeitsfelder herausragender Expertise. Sie kennen die Qualität und die Tücken der Quellen, sie haben den Überblick über die weltweit bislang erschienene Forschungsliteratur und das Wissen um jene Bereiche, in denen es sich lohnt, die Gegebenheiten neu zu hinterfragen. Sie kennen auf ihrem Gebiet jedes Detail der Überlieferung und lieben die kritische Kontroverse. Man kann heute den Eindruck gewinnen, die Universitäten würden für Koryphäen dieser Qualität zur feindlichen Umgebung. Es scheint, als sei es nicht mehr geschätzt, dass ein Professor sich intensiv in sein Fach vertieft und seine Erkenntnisse dann in den Vorlesungen auf faszinierende Weise den wissenshungrigen Studierenden unterbreitet. Sicherlich zählt der in dieser Schrift gewürdigte Althistoriker noch ganz und gar zu der Gattung der alten, ambitionierten Fachgelehrten. Sein Wissen bezieht sich auf die Alte Geschichte – oder besser: klassische Altertumskunde – und scheint in diesen Bereichen uferlos zu sein. Von den beinahe 300 Publikationen, die er bislang auf den Markt des Wissens gebracht hat, werden nahezu alle Sparten und Epochen erfasst: Die griechische Frühgeschichte, zurückreichend bis in die Mykenische Zeit, die Epochen des klassischen Griechenlands, die römische Frühgeschichte, die Zeitalter von Republik und Prinzipat sowie die Spätantike bis in die frühbyzantinische Epoche hinein werden von ihm wissenschaftlich durchdrungen. Das Spektrum der Themen deckt dabei bei weitem nicht nur den Bereich der politischen Geschichte ab, sondern reicht von der antiken Militärgeschichte bis zur Stadt- und Wirtschaftsgeschichte, von der Religionsgeschichte bis zu Fragen der Sozial- und Alltagsgeschichte, von der Mentalitätsgeschichte bis zu Genderfragen. Geographisch bewegt sich Peter Herz in seinen Arbeiten im Alten Orient mit derselben Sicherheit wie im gesamten griechischen und römischen Kulturraum. Dazu kommen Spartenthemen wie etwa antikes Textil- und Färbereihandwerk, Boden- und Besitzrecht, Klima-, Wald- und Vegetationsgeschichte sowie Studien zu Verbrauch und zur Verwendung von Ressourcen wie Holz in der antiken Welt. Damit sowohl die Studierenden als auch die interessierte Öffentlichkeit in seine Forschungen integriert sind, hat es sich der Geehrte zur Aufgabe gemacht, nicht allein sein Lehrdeputat an der Universität Regensburg in jedem Semester weit über das geforderte Maß zu erfüllen, sondern auch Tagungen und Kongresse mit großer Intensität zu besuchen und hier den Wissensaustausch im kleinen Koryphäenkreis zu pflegen. Basis für sein Schaffen ist eine

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mittlerweile auf über 15.000 Bände angewachsene private Fachbibliothek, die jahrein, jahraus durch intensive Neueinkäufe erweitert und komplettiert wird. Der Dank der Studierenden, die das Fach Alte Geschichte in Regensburg bei fleißigem Besuch seiner Veranstaltungen zu allen Epochen und Phänomenen auf sehr anregende Weise erleben und begreifen durften, war ihm immer sicher. Dazu trug auch bei, dass der künftige Emeritus keinesfalls als unberechenbarer und unzugänglicher Bewohner eines Elfenbeinturms auftritt, sondern stets als jemand, der sich Zeit für Fragen und anregende Gespräche nahm und nimmt. So kommt es, dass die Studierenden und Mitarbeiter in Regensburg intensiv in die derzeit laufenden Forschungsdebatten und -probleme mit einbezogen werden. Große Verdienste erwarb sich der Geehrte im Bereich der akademischen Nachwuchsförderung. Er kann bis zum heutigen Tag auf 120 erfolgreich betreute Zulassungs- und Magisterarbeiten verweisen, 20 Dissertationen und zwei Habilitationen. Entsprechend seiner vielfältigen Interessensgebiete ist auch hier die fachliche Ausrichtung der Arbeiten von Vielfalt gekennzeichnet. Eine Reihe davon kann als Standardforschungsliteratur in der althistorischen Wissenschaft betrachtet werden. Die überragende Forschungstätigkeit des Geehrten nahm ihren Anfang bereits während des Studiums (Universität Mainz und University of Oxford), wo er – vor allem unter seinem akademischen Lehrer Hans Ulrich Instinsky – bereits erste Aufsätze in renommierten Fachzeitschriften wie der Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik oder dem Archäologischen Korrespondenzblatt publizierte. Die Promotion folgte am 6.2.1975 über das Thema „Untersuchungen zum Festkalender der römischen Kaiserzeit an Hand datierter lateinischer Weihinschriften“. Die Studie hat bis heute ihren Platz als Standardwerk in der Forschung behalten. Nach Referendariat mit Zweitem Staatsexamen und einem Reisestipendium des DAI (1978/79), trat er schließlich am 1.11.1980 eine Stelle als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Alte Geschichte der Universität Mainz an. Am 1.4.1981 folgte die Hochschulassistentur, die nicht nur von einer einschlägigen Habilitationsschrift („Studien zur römischen Wirtschaftsgesetzgebung am Beispiel der Lebensmittelversorgung“; abgeschlossen am 5.6.1985) gekrönt wurde, sondern auch eine Vielzahl an Aufsatzpublikationen in renommierten Fachzeitschriften hervorbrachte. Am 3.9.1986 folgte am Mainzer althistorischen Institut die Berufung auf eine Professur auf Zeit, unterbrochen durch Lehrstuhlvertretungen in Darmstadt (Sommersemester 1985), Basel (Wintersemester 1986/87) und Heidelberg (Sommerse-

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mester 1988 bis Sommersemester 1989). Am 12.8.1991 wurde Peter Herz schließlich Hochschuldozent auf Lebenszeit und Außerplanmäßiger Professor in Mainz, bis endlich zum 1.10.1994 die Berufung an den Lehrstuhl für Alte Geschichte der Universität Regensburg erfolgte. Der Geehrte hat auch in dieser Zeit unermüdlich weiter publiziert und war häufig geladener Teilnehmer an Tagungen, Kolloquien und Symposien, insbesondere zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Religionsgeschichte und der provinzialrömischen Geschichte. Nebenher wurde er nicht müde, sich in der Region um Regensburg und in mehreren interdisziplinär angelegten Vorlesungsreihen an der Universität Regenburg selbst in die Forschungsdebatten einzubringen. Auch hier ist es faszinierend zu sehen, in welcher Breite die von ihm vorgetragenen Themen die Altertumswissenschaften abdecken. Dabei ist die Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Institutionen nie zu kurz gekommen. Das Mittelrheinische Landesmuseum und Römisch-Germanische Zentralmuseum schätzten seine Bearbeitung epigraphischer Funde, die Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz seine Untersuchungen über die Religion der Sklaven in Griechenland und Rom. Er nahm an Grabungen des Deutschen Archäologischen Instituts in Gadara (Jordanien) teil (1987–1989) und vervollkommnete seine wissenschaftliche Laufbahn mit einem Aufenthalt am Institute for Advanced Study in Princeton (1990). Neben den bereits erwähnten Publikationen verdient seine Herausgebertätigkeit von Reihen und Co-Autorschaft bedeutender Handbücher Beachtung. Seit 1993 ist er beispielsweise Mitherausgeber der Reihe „Pharos. Studien zur griechisch-römischen Antike“, seit 2009 der Reihe „Region im Umbruch“. Mit Jörn Kobes veröffentlichte er 1998 den Sammelband „Ethnische und religiöse Minderheiten in Kleinasien. Von der hellenistischen Antike bis in das byzantinische Mittelalter“, mit Gerhard Waldherr 2001 die Anthologie „Landwirtschaft im Imperium Romanum“. Im Jahr 2000 erschien das von Hans-Joachim Gehrke und Helmuth Schneider herausgegebene Studienbuch „Geschichte der Antike“, in dem Peter Herz die Geschichte der frühen und hohen römischen Kaiserzeit abhandelte. Heute liegt bereits die dritte Auflage dieses Studienbuchs vor, das mittlerweile um einen Quellenband erweitert wurde. Auch internationale Fachkreise schätzen seine Expertise. 2002 erschien etwa das von Paul Erdkamp herausgegebene Kompendium „The Roman Army and the Economy“ mit einem Beitrag von Peter Herz zur Logistik der kaiserzeitlichen Armee. 2007 wurde bei Blackwell „A Companion to the Roman Army“ veröf-

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fentlicht, in dem der Geehrte sein Spezialwissen zu Finanzierungsfragen des römischen Militärs niederlegte. Unnötig zu erwähnen, dass der Peter Herz auch in zahlreichen Funktionen der Akademischen Selbstverwaltung im Institut für Geschichte und in der Fakultät für Philosophie, Kunst-, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften der Universität Regensburg tätig war und seinen Beitrag zur Weiterentwicklung des Faches und der Hochschule geleistet hat. Es bleibt zu wünschen, dass dem bald in den verdienten Ruhestand eintretenden Veteranen des alten Gelehrtentums noch Zeit und Gelegenheit in Fülle zur Verfügung stehen mögen, um die Forschung mit einer Reihe von weiteren profunden Beiträgen zu allen Sparten der Altertumskunde zu bereichern. In Anbetracht der Vielzahl an kleineren, noch unveröffentlichten Schriften, die unser Jubilar noch zur weiteren Überarbeitung bereit hält, sind wir allerdings, was dies betrifft, frohen Mutes und voller Zuversicht. Regensburg, Mai 2013

Heinrich Konen, Babett Edelmann-Singer

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Schriftenverzeichnis von Peter Herz

1974 „Ein neuer Minerva-Altar aus Mainz“, Archäologisches Korrespondenzblatt 4 (1974), 355–358. 1975 „Honos aquilae“, Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 17 (1975), 181–197. 1976 Untersuchungen zum Festkalender der römischen Kaiserzeit nach datierten Weih- und Ehreninschriften, Diss. Mainz 1975 (1976). „Olympius 17 (PLRE)“, Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 20 (1976), 294. „Neue Benefiziarier-Altäre aus Mainz“, Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 22 (1976), 191–199. 1977 „Die Eigennamen der Alzeyer Inschriften. Beitrag zur Bevölkerungsgeschichte der Provinz Germania superior“, in: 700 Jahre Stadt Alzey (1277–1977), Alzey 1977, 26–30. Rez.: Quellen zur Geschichte der Alamannen I. Von Cassius Dio bis Ammianus Marcellinus, von C. DIRLMEIER u. G. GOTTLIEB, Sigmaringen 1976, Prähistorische Zeitschrift 52 (1977), 270–271. 1978 „Der dies imperii unter den Severern“, Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 31 (1978), 285–290. „Kaiserfeste der Prinzipatszeit“, Aufstieg und Niedergang der römischen Welt II 16, 2 (1978), 1135–1200. “Permittente Primulo patre”, Journal of Mithraic Studies 2 (1978), 184–188.

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Rez.: H. RAFFEINER, Sklaven und Freigelassene. Eine soziologische Studie auf der Grundlage des griechischen Grabepigramms, Innsbruck 1977, Museum Helveticum 35 (1978), 177. Rez.: J.R. FEARS, Princeps a diis electus. The divine election of the emperor as a political concept at Rome, Rome 1977, Gymnasium 85 (1978), 379–380. Bibliographie zum römischen Kaiserkult (1955–1975), Aufstieg und Niedergang der römischen Welt II 16, 2 (1978), 833–910. 1979 „Neue Mainzer Steininschriften (1964–1976)“, Mainzer Zeitschrift 73/74 (1978/79), 275–290. „Der Brotstempel von Eisenberg“, Donnersberg Jahrbuch 2 (1979), 83–86. Rez.: F. TINNEFELD, Die frühbyzantinische Gesellschaft. Struktur. Gegensätze. Spannungen, München 1977, Gymnasium 86 (1979), 499–500. 1980 „Der Aufbruch des Gaius Caesar in den Osten“, Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 39 (1980), 285–290. „Die Forschungssituation in der Epigraphik“, Mitteilungen des Deutschen Archäologen-Verbandes e.V. 11, 2 (1980), 28–33. Rez.: M.P. SPEIDEL, The Religion of Iuppiter Dolichenus in the Roman Army, Leiden 1978, Gnomon 52 (1980), 66–68. Rez.: Quellen zur Geschichte der Alamannen II. Von Libanios bis Gregor von Tours, von C. DIRLMEIER u. G. GOTTLIEB, Sigmaringen 1978, Prähistorische Zeitschrift 55 (1980), 270–271. Rez.: H. TEMPORINI, Die Frauen am Hofe Trajans. Ein Beitrag zur Stellung der Augustae im Prinzipat, Berlin 1978, Gymnasium 87 (1980), 454–455. Rez.: B. CANDIDA, Altari e cippi nel Museo Nazionale Romano, Roma 1979, Gymnasium 87 (1980), 462–463. 1981 „Diva Drusilla. Ägyptisches und Römisches im Herrscherkult zur Zeit Caligulas“, Historia 30 (1981), 324–336. „Die Arvalakten des Jahres 38 n. Chr. Eine Quelle zur Geschichte Kaiser Caligulas“, Bonner Jahrbücher 181 (1981), 89–110.

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Rez.: Lateres Signati Ostienses I.II, a cura di J. SUOLAHTI, M. STEINBY u.a., Roma 1977/78, Gnomon 53 (1981), 295–297. Rez.: Lateres Signati Ostienses I.II, a cura di J. SUOLAHTI, M. STEINBY u.a., Roma 1977/78, Gnomon 53 (1981), 295–297. 1982 „Die ala Parthorum et Araborum – Bemerkungen zur römischen Heeresgeschichte“, Germania 60 (1982), 173–182. Bearb.: F. BÖMER, Untersuchungen über die Religion der Sklaven in Griechenland und Rom I, 2. Aufl. Wiesbaden 1981 (1982). „Agrestius v(ir) c(larissimus)“, Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 49 (1982), 221–224. „Kaiserbilder aus Ostia“, Bulletino della Commissione Archaeologica Comunale in Roma 87 (1980/81 [1982]), 145–157. Rez.: M.P. SPEIDEL, Mithras – Orion. Greek Hero and Roman Army God, Leiden 1980, Gnomon 54 (1982), 88–90. Rez.: Quellen zur Geschichte der Alamannen III. Von Marius von Avenches bis Paulus Diaconus, von C. DIRLMEIER u. K. SPRIGADE, Sigmaringen 1979, Prähistorische Zeitschrift 57 (1982), 159–161. Rez.: Quellen zur Geschichte der Alamannen IV. Vom Geographen von Ravenna bis Hermann von Reichenau, von C. DIRLMEIER u. K. SPRIGADE, Sigmaringen 1980, Prähistorische Zeitschrift 57 (1982), 161–162. Rez.: H. WREDE, Consecratio in Formam Deorum. Vergöttlichte Privatpersonen in der römischen Kaiserzeit, Mainz 1981, Gymnasium 89 (1982), 551–552. Rez.: Le délit religieux dans la cité antique. Table ronde, Rome, 6–7 avril 1978, Rom – Paris 1981, Gnomon 54 (1982), 828–830. 1983 Rez.: R. ALBERT, Das Bild des Augustus auf den frühen Reichsprägungen. Studien zur Vergöttlichung des ersten Prinzeps, Speyer 1981, Gymnasium 90 (1983), 332–334. Rez.: G. FABRE, Libertus. Recherches sur les rapports patron-affranchi à la fin de la république romaine, Rom 1981, Gymnasium 90 (1983), 347–348. Rez.: Y.A. DAUGE, Le Barbare. Recherches sur la conception romaine de la barbarie et de la civilisation, Brüssel 1981, Gymnasium 90 (1983), 349–350.

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1984 „Gaius Caesar und Artavasdes“, in: J. GANZERT, Das Kenotaph für Gaius Caesar in Limyra. Architektur und Bauornamentik, Tübingen 1984, 118–126. „Das Kenotaph von Limyra. Kultische und juristische Voraussetzungen“, in: J. GANZERT, Das Kenotaph für Gaius Caesar in Limyra. Architektur und Bauornamentik, Tübingen 1984, 178–192. Rez.: J.-P. MARTIN, Providentia deorum. Recherches sur certains aspects religieux du pouvoir impérial romain, Rome – Paris 1982, Gnomon 56 (1984), 149–152. Rez.: A. GRAEBER, Untersuchungen zum spätantiken Korporationswesen, Frankfurt/M. – Bern – New York 1983, Gymnasium 91 (1984), 431–433. Rez.: V. KRONEMAYER, Beiträge zur Sozialgeschichte des römischen Mainz, Frankfurt/M. – Bern – New York 1983, Gnomon 56 (1984), 557–559. 1985 „Zeugnisse römischen Schiffbaus in Mainz. Die Severer und die expeditio Britannica“, Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 32 (1985), 422–435. Rez.: Quellen zur Geschichte der Alamannen V. Weitere hagiographische Texte und amtliches Schrifttum, von C. DIRLMEIER u. K. SPRIGADE, Sigmaringen 1983, Prähistorische Zeitschrift 60 (1985), 142. Rez.: L. WIERSCHOWSKI, Heer und Wirtschaft. Das römische Heer der Prinzipatszeit als Wirtschaftsfaktor, Bonn 1984, Gnomon 57 (1985), 334–337. Rez.: M. CLAUSS, Sparta. Eine Einführung in seine Geschichte und Zivilisation, München 1983, Historisches Jahrbuch 105 (1985), 473–474. Rez.: F. KOLB, Die Stadt in der Antike, München 1984, Historisches Jahrbuch 105 (1985), 474. 1986 „Parthicarius und Babyloniarius. Produktion und Handel feiner orientalischer Lederwaren“, Münstersche Beiträge zur antiken Handelsgeschichte 4 II, 1985 (1986), 89–106. Rez.: S.R.F. PRICE, Rituals and power. The Roman imperial cult in Asia Minor, Cambridge 1984, Gnomon 58 (1986), 38–43.

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Rez.: J.-M. RODDAZ, Marcus Agrippa, Rom 1984, Gymnasium 94 (1986), 314– 315. Rez.: P.W. DE NEEVE, Peasants in peril. Location and economy in Italy in the second century B.C., Amsterdam 1984, Gymnasium 93 (1986), 315–316. Rez.: F. JACQUES, Le privilège de liberté. Politique impériale et autonomie municipale dans les cités de l’Occident romain (161–244), Rome 1984, Gymnasium 93 (1986), 317–319. Rez.: M. SPEIDEL, Roman Army Papers I, Amsterdam 1984, Gymnasium 93 (1986), 321–322. Rez.: G. ALBERT, Goten in Konstantinopel. Untersuchungen zur oströmischen Geschichte um das Jahr 400 n. Chr., Paderborn 1984, Gymnasium 93 (1986), 325–327. Rez.: S. TEILLET, Des Gothes à la nation gothique. Les origines de l’idée de nation en Occident du Ve au VIIe siècle, Paris 1984, Gymnasium 93 (1986), 327–328. Rez.: F. DE MARTINO, Wirtschaftsgeschichte des alten Rom, München 1985, Historisches Jahrbuch 106 (1986), 439–440. Rez.: K.R. BRADLEY, Slaves and Masters in the Roman Empire. A Study in Social Control, Bruxelles 1984, Gnomon 58 (1986), 461–463. Rez.: J. SCHEID, Religion et piété à Rome, Paris 1985, Gnomon 58 (1986), 666–667. 1987 Rez.: G. WALSER, Via per Alpes Graias. Beiträge zur Geschichte des Kleinen St. Bernhard-Passes in römischer Zeit, Stuttgart 1986, Historische Zeitschrift 245 (1987), 689. 1988 Studien zur römischen Wirtschaftsgesetzgebung. Die Lebensmittelversorgung, Stuttgart 1988 (Historia-Einzelschriften 55). „Einheimische Kulte und ethnische Strukturen. Methodische Überlegungen am Beispiel der Provinzen Germania inferior, Germania superior und Belgica“, in: 36. Versammlung deutscher Historiker in Trier (8. bis 12.Oktober 1986), Stuttgart 1988, 49–50. „Die Entwicklung der griechischen Agonistik in der römischen Kaiserzeit“, in: N. MÜLLER u. M. MESSING (Hrsg.), Olympische Studien. Berichtsband des

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II. Akademischen Olympia-Seminars der Universitäten Mainz und Göttingen im September 1986, Niedernhausen/Ts. 1988, 111–131. „Der römische Kaiser und der Kaiserkult. Gott oder primus inter pares?“, in: D. ZELLER (Hrsg.), Menschwerdung Gottes – Vergöttlichung von Menschen, Fribourg – Göttingen 1988 (Novum Testamentum et Orbis Antiquus 7), 115–140. „Einheimische Kulte und ethnische Strukturen“ (vgl. oben), in: A. HEIT (Hrsg.), Zwischen Gallia und Germania, Frankreich und Deutschland. Konstanz und Wandel raumbestimmender Kräfte. Vorträge auf dem 36. Deutschen Historikertag, Trier, 8.–12. Oktober 1986, Trier 1987 [1988], 83–98. „Latrocinium und Viehdiebstahl. Soziale Spannungen und Strafrecht in römischer Zeit“, in: I. WEILER (Hrsg.), Soziale Randgruppen und Außenseiter im Altertum, Graz 1988, 205–225. Rez.: J.F. GILLIAM, Roman Army Papers, Amsterdam 1986, Gymnasium 95 (1988), 84–85. Rez.: L. DE BLOIS, The Roman army and politics in the first century B.C., Amsterdam 1987, Gymnasium 95 (1988), 450–452. Rez.: G. Alföldy, Römische Heeresgeschichte. Beiträge 1962–1985, Amsterdam 1987, Gymnasium 95 (1988), 452–453. 1989 „Claudius Abascantus aus Ostia. Die Nomenklatur eines libertus und sein sozialer Aufstieg“, Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 76 (1989), 167–174. „Caligola – Potere e propaganda“, Bolletino di numismatica 10 (1988 [1989]), 7–20. „Einheimische Kulte und ethnische Strukturen“ (vgl. oben), in: H.E. HERZIG u. R. FREI-STOLBA (Hrsg.), Labor omnibus unus. G. Walser zum 70. Geburtstag dargebracht von Freunden, Kollegen und Schülern, Stuttgart 1989 (Historia Einzelschrift 60), 206–218. „Altbürger und Neubürger. Bemerkungen zu einer Inschrift aus dem römischen Heddernheim“, Archäologisches Korrespondenzblatt 19 (1989), 159– 167. „Zum Kultbild des Zeus Panhellenios. Möglichkeiten der Identifikation und Rezeption“ (mit Renate Bol), in: A. CAMERON u. S. WALKER (Hrsg.), The Greek Renaissance under the Roman Empire. X. Symposium on Classical Archaeology, London 1989, 89–95.

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„Ze studiów nad rzymskim kalendarzem swiat“ [Neue Forschungen zu den Festkalendern der römischen Kaiserzeit], Poznan 2008 (30 Seiten) (Xenia Posnansia 34). 2009 „Römische Popularreligion. Versuch einer Standortbestimmung“, in: H. GRIESER u. A. MERKT (Hrsg.), Festschrift Theofried Baumeister, Darmstadt 2009, 44–57. „Die Heiratspolitik unter Augustus“, in: Landschaftsverband Westfalen-Lippe u. Römermuseum in Haltern am See (Hrsg.), 2000 Jahre Varusschlacht. Imperium, Stuttgart 2009, 136–141. „Oikonomia und Politik bei Aristoteles. Der oikos als Grundlage des staatlichen Lebens“, Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 2009 I. Geschichte der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftsgeschichte, 177–194. Rez.: W. SPICKERMANN, Germania inferior. Religionsgeschichte des römischen Germanien II, Tübingen 2008 (Religion der römischen Provinzen 3), Theologische Literaturzeitung 134 (2009), 27–29. Rez.: S. GÜNTHER, Vectigalia esse nervos rei publicae. Die indirekten Steuern in der Römischen Kaiserzeit von Augustus bis Diokletian, Wiesbaden 2008 (Philippika. Marburger altertumswissenschaftliche Abhandlungen 26), Sehepunkte [http://www.sehepunkte.de/2009/10/15294.html]. Rez.: S. MITCHELL u. C. KATSARI (Hrsg.), Patterns in the Economy of Roman Asia Minor, Swansea 2005), Sehepunkte [http://www.sehepunkte.de/2009/10/13772.html]. 2010 „Die Versorgung des römischen Heeres mit Waffen und Ausrüstung“, in: A. EICH (Hrsg.), Die Verwaltung der kaiserzeitlichen römischen Armee. Studien für Hartmut Wolff, Stuttgart 2010 (Historia Einzelschrift 211), 111– 132. „Gab es eine religiöse Grundüberzeugung?“, in: P. BARCELÓ (Hrsg.), Religiöser Fundamentalismus in der römischen Kaiserzeit, Stuttgart 2010 (Potsdamer Altertumswissenschaftliche Beiträge 29), 57–80. „Das Problem der Energieversorgung in römischer Zeit“, in: G. KÖGLMEIER, T. APPL, (Hrsg.), Regensburg, Bayern und das Reich. Festschrift für Peter Schmid zum 65. Geburtstag, Regensburg 2010, 27–42.

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rung, Göttingen 2011 (Novum Testamentum et Orbis Antiquus / Studien zum Umfeld des Neuen Testaments 72), 55–80. „Einleitung“, in: P. HERZ u. P. SCHMID u. O. Stoll (Hrsg.): Handel, Kultur und Militär. Die Wirtschaft des Alpen-Donau-Adria-Raumes, (Region im Umbruch 4), Berlin 2011, 7–9. „Textilien vom nördlichen Balkan. Zur Wirtschaft der römischen Provinzen Raetia und Noricum“, in: P. HERZ u. P. SCHMID u. O. STOLL (Hrsg.), Handel, Kultur und Militär. Die Wirtschaft des Alpen-Donau-Adria-Raumes, Berlin 2011 (Region im Umbruch 4), 61–78. „Wirtschaft und Militär in der römischen Provinz Raetia“, in: P. HERZ u. P. SCHMID u. O. STOLL (Hrsg.): Handel, Kultur und Militär. Die Wirtschaft des Alpen-Donau-Adria-Raumes, Berlin 2011 (Region im Umbruch 4), 79–107. „Überlegungen zur Holzwirtschaft in römischer Zeit“, in: P. SCHERRER (Hrsg.), Lignum. Holz in der Antike. Akten des interdisziplinären Symposiums „Holz in der Antike“ (Graz, 5.–7. November 2009), Graz 2011(Keryx 1), 153–165. „Parodie, Satire und Antikenrezeption im England des frühen 18. Jh. Gedanken zu Henry Fielding’s Roman ‚Tom Jones‘“, in: F. HEDERER u. C. KÖNIG u. K. MARTH u. C. MILZ (Hrsg.), Handlungsräume. Facetten politischer Kommunikation in der Frühen Neuzeit. Festschrift für Albrecht P. Luttenberger zum 65. Geburtstag, München 2011, 87–106. „Freier Handel und staatliche Kontrolle in römischer Zeit“, in: P. HERZ u. P. SCHMID u. O. STOLL (Hrsg.), Klima, Ökonomie und Politik. Neue Facetten der europäischen Geschichte, Berlin 2011 (Region im Umbruch 5), 11–31. „Färben und Gerben in der Vormoderne“, in: B. ONKEN u. D. ROHDE (Hrsg.), In omnia historia curiosus. Studien zur Geschichte von der Antike bis zur Neuzeit. Festschrift Helmuth Schneider zum 65. Geburtstag, Wiesbaden 2011 (Philippika. Marburger altertumskundliche Abhandlungen 47), 141– 158. „Der Kaiserkult als Instrument der politischen Integration“, in: G. MOOSBAUER u. R. WIEGELS (Hrsg.), Fines imperii, imperium sine fine? Roman frontier and occupation in the early Principate, Rahden 2011 (Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antikerezeption 14), 297–308. s.v. Philanthropy, Religion in Past and Presence 10 (2011), 37–38. s.v. Roman Empire, Religion in Past and Present 11 (2011), 257–263.

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2013 (Philippika. Marburger altertumskundliche Abhandlungen 57), 261– 275. „Menschen und Märkte“, in: M. FRASS (Hrsg.), Kauf, Konsum und Märkte. Wirtschaftsweisen im Fokus. Von der römischen Antike bis zur Gegenwart, Wiesbaden 2013 (Philippika. Marburger altertumskundliche Abhandlungen 59), im Druck. „Das Entstehen einer römischen Provinz. Gedanken zum römischen Recht und zur römischen Politik“, Symposium ‚Region im Umbruch – Der obere Donauaum 50 v. bis 50 n. Chr.‘, Graz 17.–19. November 2011, in: P. SCHERRER (Hrsg.), Keryx 3, Graz 2013, im Druck. „Das Neue Testament und der Kaiserkult. Zwei Facetten einer gemeinsamen Welt“, Vortrag Leuven 30. November – 2. Dezember 2011, Louvain 2013, im Druck. „Die Festkultur des kaiserzeitlichen Rom“, Vortrag Eichstätt 3. Juni 2013, Publikation Würzburg 2013 in Sammelband. „Die Kaiserzeit (30 v. Chr. – 284 n. Chr.)“, in: H.-J. GEHRKE u. H. SCHNEIDER (Hrsg.), Geschichte der Antike, 4. (überarbeitete) Aufl. Stuttgart 2013, im Druck. „Die Kaiserzeit (30 v. Chr. – 284 n. Chr.)“, in: H.-J. GEHRKE u. H. SCHNEIDER (Hrsg.), Geschichte der Antike, Quellenband, 2. überarbeitete Auflage Stuttgart 2013, im Druck. s.v. Handel, Römischer, Handwörterbuch der antiken Sklaverei V. Lieferung, Stuttgart 2013, im Druck. s.v. Handwerk und Industrie, Handwörterbuch der antiken Sklaverei V. Lieferung, Stuttgart 2013, im Druck. s.v. Rentabilität, Handwörterbuch der antiken Sklaverei V. Lieferung, Stuttgart 2013, im Druck. s.v. Transportwesen, Handwörterbuch der antiken Sklaverei V. Lieferung, Stuttgart 2013, im Druck. s.v. Imperial Cult 1, Y. LE BOHEC (Hrsg.), Encyclopedia of the Roman Army II, erscheint Oxford 2013. s.v. Religions 2, Y. LE BOHEC (Hrsg.) Encyclopedia of the Roman Army II, erscheint Oxford 2013. Rez.: W. ECK, Monument und Inschrift. Gesammelte Aufsätze zur senatorischen Repräsentation der Kaiserzeit, herausgegeben von W. Ameling u. J. Heinrichs, Berlin 2010 (Beiträge zur Altertumskunde 288), Bonner Jahrbücher 2012 [2013], im Druck.

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Rez.: J. RÜPKE, Religion in republican Rome. Rationalization and ritual change (Empire and after), Philadelphia/Pa. 2012, Historische Zeitschrift 296/97, (2013), im Druck. Rez.: A.M. FLECKNER, Antike Kapitalvereinigungen. Ein Beitrag zu den konzeptionellen und historischen Grundlagen der Aktiengesellschaft, Köln – Weimar – Wien 2010 (Forschungen zum römischen Recht), Gnomon 85 (2013), im Druck. Rez.: F. CAMIA, Theoi Sebastoi. Il culto degli imperatori romani in Grecia (Provincia Achaia) nel secondo secolo d.C., Atene 2011 (Meletemata 65), Historische Zeitschrift 296/97 (2013), im Druck. Rez.: C. HOLLERAN, Shopping in ancient Rome. The retail trade in the late republic and the principate, Oxford 2012, Gnomon 85/6 (2013/14), im Druck. Herausgeberschaften Peter Herz ist Mitherausgeber der Monographienreihe ‚Pharos. Studien zur griechisch-römischen Antike‘ (seit 1993) und Mitherausgeber der Reihe ‚Region im Umbruch‘ (seit 2009).

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Staat und Herrschaft

P EDRO B ARCELÓ

Zur Entmachtung des Kaisertums

Wie aus einer Reihe aussagekräftiger Quellen hervorgeht, ereigneten sich die Erosionsbewegungen, die zur Entmachtung des Kaisertums führten, keineswegs abrupt und mit Trompetenklang, sie lassen sich vielmehr als Umriss eines vielschichtigen Prozesses entschlüsseln, der in der constantinischen Epoche begann und bis weit in die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts fortdauern sollte.1 Weil die potestas imperatoria darauf beruhte, dass die richterlichen, militärischen und priesterlichen Vollmachten vom jeweiligen Amtsinhaber aktualisiert werden mussten, führte jede Form von Lähmung in diesen äußerst sensiblen Bereichen nicht nur zu dessen fortschreitender Entmachtung, sondern gleichzeitig zu einer Beeinträchtigung der eingespielten Mechanismen der Politikgestaltung. Am deutlichsten lässt sich das Ausmaß des Wandels an seinen Bruchstellen beobachten. Zunächst einmal wurden die richterlichen Kompetenzen des Kaisers, genauer: seine direkte Beteiligung an der Rechtspflege, beschnitten. Die Frage stellte sich vor dem Hintergrund der im Gefolge der tetrarchischen Reformen eingeführten administrativen Neuerungen, von denen die Spitzen der Reichsverwaltung erfasst wurden. Am auffälligsten war die Umwidmung des Aufgabenbereichs des praefectus praetorio, des nach dem Kaiser einflussreichsten Mannes im Staate.2 Dieser Entscheidungsträger, der bisher das Kommando über die Eliteeinheiten des römischen Heeres, die Praetorianergarde, versah und seine Machtstellung seiner Nähe zum Herrscher verdankte, verlor in constantinischer Zeit seine militärische Befehlsgewalt, um sich im Gegenzug zum mächtigsten zivilen Amtsträger des Reichs zu verwandeln. Den Endpunkt dieser Umverteilung und Akkumulation von Befugnissen in den Händen der ............................................ 1

Es muss betont werden, dass es sich bei den nachstehenden Beispielen lediglich um eine Auswahl des Materials handelt, die zwar repräsentativ, jedoch in keiner Weise erschöpfend ausfällt. Bisher sind die verfügbaren Quellen in ihrer Gesamtheit noch keiner systematischen Analyse unterzogen worden.

2

A. Gutsfeld, Der Praetorianerpräfekt und der kaiserliche Hof im 4. Jahrhundert n. Chr., in: A. Winterling (Hrsg.), Comitatus. Beiträge zur Erforschung des spätantiken Kaiserhofes, Berlin 1998, 75–102; C. Kelly, Empire building, in: W. Bowersock u. P. Brown u. O. Grabar (Hrsg.), Interpreting Late Antiquity. Essays on the Postclassical World, Cambridge (Mass.) 2001, 170–195.

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wichtigsten regionalen Machtzentralen markiert der Übergang der letztinstanzlichen Rechtsprechung, bisher ein Vorrecht des Imperators, auf den praefectus praetorio. Gegen seine Urteile war nun keine Berufung mehr möglich.3 Durch die Delegierung der richterlichen Kompetenzen an ihre Stellvertreter schwächten die Kaiser des späten 4. Jahrhunderts ihre Position als Schlichtungsinstanz, indem sie sich entbehrlich machten. Ein wenig beachtetes Zeugnis, das die näheren Umstände dieses Transfers thematisiert, verdanken wir Ammianus Marcellinus, der die Umschichtung der Regierungsaufgaben innerhalb des höchsten Machtzirkels des Reichs mit folgender Begründung kommentierte: Die Kleinigkeiten privater Rechtsfälle stünden unter der Würde des Kaisers, und so kam dieser, wie er andeutete, zu der Ansicht, die persönliche Untersuchung von Rechtsfällen habe den Anfang damit gemacht, die Hoheit des Amtes zu erniedrigen. Darum hielt er sich nun völlig davon zurück. Allerdings öffnete er damit räuberischem Unwesen Tür und Tor. Es nahm durch die Schlechtigkeit der Richter und Rechtsanwälte, die gemeinsame Sache machten, von Tag zu Tag zu; denn sie verkauften die Rechtsfälle geringerer Leute an Truppenführer oder an die Mächtigen im Palast und erwarben sich so Schätze oder hervorragende Ämter.4 Der ammianische Kontext legt nahe, dass es der praefectus praetorio Modestus war, der Kaiser Valens davon abriet, zukünftig seiner gewohnten forensischen Tätigkeit nachzugehen, indem er darauf verwies, dass die meisten Gerichtsverfahren Triviales behandelten, geeignet, die Herrscherwürde des ersten Mannes im Staate zu beschädigen. Aufschlussreich daran ist, dass die Abdrängung des Kaisers aus der Mitte der Rechtspflege kritisch gesehen wird. Sie habe, so Ammianus Marcellinus, nicht eine Besserung der Lage, sondern vielmehr das Gegenteil bewirkt, letztlich sogar die Zunahme der Korruption gefördert. Auf die Stellung des Kaisers bezogen, bedeutete eine derartige Kompetenzverschiebung, dass in dem Maß, wie sich zivile Befugnisse in den Händen seines Stellvertreters häuften, die Machtfülle des Staatsoberhaupts durch den Rekurs auf andere Quellen der kaiserlichen Herrschaft kompensiert werden musste. ............................................ 3

Cod. Theod. 11, 30, 16.

4

Amm. 30, 4, 2.

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Gerade die militärische Leitungskompetenz war im spätrömischen Reich, das sich aufgrund der zahlreichen Usurpationen und Kriege gegen Grenznachbarn einer ständigen Bedrohung gegenübersah, in besonderer Weise gefragt. Schon längst beruhte die kaiserliche Herrschaft nicht mehr auf dem Konsens der senatorischen Führungsschichten, sondern wurzelte vielmehr auf der Akzeptanz des jeweiligen Thronkandidaten durch eine zunehmend politisierte Armee.5 Der Kaiser als oberster Feldherr verdankte seine Herrscherstellung wesentlich der Aktualisierung seines militärischen Oberkommandos. Den Imperatoren des 4. Jahrhunderts waren diese Zusammenhänge durchaus bewusst. Immer wieder traten sie inmitten ihrer Soldaten auf, vollzogen Ernennungen und Beförderungen bewährter Offiziere, leiteten persönlich militärische Operationen oder feierten Triumphe über innere und äußere Feinde.6 Die Biografien Constantins, Constantius’ II., Julians, Valentinians und Theodosius’ sind beredte Beispiele dafür. Diejenigen, die in Konflikt mit den militärischen Eliten des Reiches gerieten, wie etwa Constans, bezahlten die Vernachlässigung ihrer Imperatorenpflichten mit ihrem Leben. Dies galt auch für Julian und Valens, die für das Scheitern von Militäroperationen gegen auswärtige Völker verantwortlich waren.7 Die intensive Pflege der Beziehungen zwischen Herrscher und Armee, die guten Kontakte zur Generalität waren entscheidend für die Stabilität der Kaiserherrschaft. Dies lässt sich anhand der Regierung Constantius’ II. aufzeigen, der zahlreiche Feldzüge an der Euphratgrenze selber leitete, womit er sich eine ausgezeichnete Kenntnis der Ostarmee verschaffte. Das an der Donau stationierte Heer hat er mehrmals gegen die Quaden, Goten und Sarmaten angeführt, und seine Expeditionen in Gallien, Raetien und ............................................ 5

Zur Funktion der Armee in der späten Kaiserzeit vgl. G. Alföldy, Das Heer in der Sozialstruktur des römischen Kaiserreiches, in: G. Alföldy (Hrsg.), Römische Heeresgeschichte. Beiträge 1962– 1985, Amsterdam 1987, 26–42; A. Demandt, Die Spätantike. Römische Geschichte von Diokletian bis Justinian 284–565 n. Chr., HdAW III 6, München 2008, 255–272; Y. LeBohec, L’armée romaine sous le Haute-Empire, Paris 1990.

6

M. Whitby, Emperors and armies. AD 235–395, in: S. Swain u. M. Edwards (Hrsg.), Approaching Late Antiquity. The Transformation from Early to Late Empire, Oxford 2004, 156–186. Am deutlichsten wird dieser Zusammenhang von Ammianus Marcellinus in dessen Römischer Geschichte formuliert. In einer Rede, die er Valentinian halten lässt, werden die Herrscheraufgaben des gerade zum Augustus proklamierten Gratian umrissen, Amm. 27, 6, 12: „Rüste dich nun in Anbetracht der Last dringender Umstände als Kollegen deines Vaters und Onkels und bereite dich darauf vor, unerschrocken mit den Abteilungen der Fußsoldaten über das Eis der Donau und des Rheins zu gehen, in nächster Nähe deiner Krieger zu stehen und Blut und Leben entschlossen für die hinzugeben, die du führst, und nichts als nebensächlich anzusehen, was zum Bestand des römischen Reiches gehört.“

7

Aur. Vict. Caes. 41, 23; Eutr. 10, 9, 3; A. Chavot, Opinions romaines face aux barbares au IVe siècle ap. J.-C., Paris 1998, 156–157.

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Germanien brachten ihn in Kontakt mit dem Westheer. Die wichtigsten Kommandostellen besetzte er mit Männern seines Vertrauens. Die Mitglieder des höheren Offizierskorps hielten ihm auch in Krisenzeiten die Treue. Die Soldaten schätzten seine besonnene Führung und leisteten in Notlagen stets Gehorsam.8 Eine Zäsur in den Beziehungen zwischen Kaiser und Armee markierte das Jahr 387, als der aus der germanischen Militärelite stammende Arbogast ohne kaiserliches Zutun das Amt eines magister militum erhielt. Überraschend an dem Vorgang war, dass diese Berufung ohne vorherige Konsultation des Kaisers geschah und auch nachträglich nicht von diesem legitimiert wurde. Die militärische Führung hatte die Zügel der Macht ergriffen und, unter Umgehung des Imperators, einen der ihren an die Spitze der Armee gesetzt und dabei den Kaiser zum Statisten degradiert.9 Damit wurde die kaiserliche Autorität entscheidend geschwächt. Denn durch die Entwöhnung der Kaiser, militärische Hoheitsrechte auszuüben, wurden gerade jene Kräfte, die diese Situation ausnutzten, proportional dazu gestärkt. Die danach immer mehr vom Heer isolierten Regenten vermochten nur über eine stets kleinere und von militärischen Machtmitteln entblößte Umgebung zu gebieten. Die Herrschaft über weite Teile des Reichs glitt ihnen aus den Händen. Dies traf auf die meisten Kaiser des 5. Jahrhunderts zu, die der Westhälfte des Imperiums vorstanden. Wie sehr Arbogasts Amtsführung einen Traditionsbruch bedeutete, belegt eine Szene, die sich innerhalb der Palastmauern ereignete: Der Heermeister ermordete eigenhändig im Consistorium einen Vertrauten des Herrschers, der unter dem kaiserlichen Purpurmantel vergeblich Schutz gesucht hatte; anschließend zerriss er vor den Augen des Hofes das von Valentinian II. ausgefertigte Entlassungsdekret.10 Arbogast blieb im Amt, der desavouierte Kaiser musste um sein Leben fürchten. Es sollte nicht mehr lange dauern, bis der machtbewusste Arbogast sich seiner entledigte und postwendend einen Kaiser seiner Wahl als Nachfolger einsetzte: Eugenius.11 ............................................ 8

P. Barceló, Constantius II. und seine Zeit. Die Anfänge des Staatskirchentums, Stuttgart 2004, 189–190.

9

P. Grattarola, La morte dell’imperatore Valentiniano II, RIL 113 (1979), 359–370; E. Flaig, Für eine Konzeptualisierung der Usurpation im spätrömischen Reich, in: T. D. Barnes u. F. Paschoud u. J. Szidat (Hrsg.), Usurpationen in der Spätantike, Stuttgart 1997 (Historia-Einzelschriften 111), 21–23.

10 Zos. 4, 53. 11 Arbogasts starke Persönlichkeit bestätigt der Kirchenhistoriker Orosius, der ihn folgendermaßen beschreibt, Oros. 7, 35, 11: „(Arbogast) selbst ein Barbar, sehr stark an Denkkraft, Rat, Tapferkeit

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In dem Maß, wie der Kaiser von der Ausübung seiner militärischen Aufgaben ferngehalten wurde, die stets die Grundlage seiner Herrschaft dargestellt hatten, wuchs der politische Einfluss jener Kreise, die sich diese Kompetenzen aneigneten. Dass sich nun eine wachsende Zahl von Heermeistern wie Arbogast, Merobaudes, Ricimer, Aetius, Stilicho oder Odoaker in den Vordergrund schoben, war die Folge dieser schleichenden Machtverlagerung.12 Die Heermeister übten faktisch die Herrschaft im Reich aus, indem sie den jeweils regierenden Kaiser ins zweite Glied zurückdrängten.13 Trotzdem entstand kein Machtvakuum, sondern es entwickelte sich ein Transfer von Leitungsaufgaben zum Nachteil des Staatsoberhaupts. Die Isolierung der Herrscher ging zu Lasten ihrer Politikfähigkeit. Ab dem Ende des 4. Jahrhunderts schmolz die effektive militärische Befehlsgewalt der Imperatoren in den westlichen Reichsteilen dramatisch. Sie verkam zu einem Torso. Ohne die Kontrolle über die Armee mündete die Autorität des Kaisers in eine Sackgasse. Kann man den Verlust militärischer Kompetenzen, den die spätantiken Kaiser erlitten, als Traditionsbruch bezeichnen, so gilt dies nicht weniger für die Minderung der imperatorischen Autorität im kultisch-religiösen Bereich, die seit Augustus eine Domäne des Herrschers geworden war. Seit der Begründung des Principats übte der göttlich verehrte römische Herrscher als Mitglied aller relevanten Priesterkollegien einen entscheidenden Einfluss auf das religiöse Leben seiner Untertanen aus.14 Die Akzeptanz und Förderung bestimmter Gottheiten oblag ihm ebenso wie die Zustimmung oder Ablehnung von Kulten,15 die auf römischem Boden heimisch werden wollten.16 Die Präferenz für einen bestimmten Kult wurde konstitutiv für die Gestaltung der Richtlinien der Religionspolitik. Das entscheidende Kriterium war die Gegenseitigkeit. Gewöhnlich erwiesen die Kaiser einer speziellen Gottheit besondere Verehrung, die wiederum ihrer Regierung eine Aura göttlichen Glanzes verlieh. Dieser Zusammenhang prägte das tetrarchische Modell der ........................................................................................................................................................................... und Macht, sollte die Herrschaft ausüben.“ 12 Vgl. hierzu die Eloge des Claudian auf Stilicho, der den magister militum auf das Niveau des Kaisers hebt (Claud. Stil. I, 376–385). 13 J. Martin, Spätantike und Völkerwanderung, München 1995, 36–37; A. Demandt (wie Anm. 5) 261–262. 14 Zu den priesterlichen Funktionen der Kaiser vgl. den Tätigkeits-Katalog bei R. Stepper, Augustus et sacerdos. Untersuchungen zum römischen Kaiser als Priester, Stuttgart 2003 (PAwB 9). 15 Wie Augustus den Isiskult, Valerian das Christentum, Diocletian den Manichäismus. 16 P. Barceló, Die Macht des Kaisers – Die Macht Gottes. Alleinherrschaft und Monotheismus in der römischen Kaiserzeit, in: P. Barceló (Hrsg.), Contra quis ferat arma deos? Vier Augsburger Vorträge zur Religionsgeschichte der römischen Kaiserzeit, München 1996, 84–100.

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Herrschaftsausübung, das sich auf polytheistische Voraussetzungen stützte. Daher lehnten die Tetrarchen jede Anfechtung der göttlichen Weltordnung ab, die sie selber repräsentierten. Ebenso wenig konnten sie den Anspruch des christlichen Gottes hinnehmen, das Götterpantheon zu monopolisieren. Aus diesem Grund war die Christenverfolgung eines ihrer zentralen politischen Anliegen und das Bekenntnis zum Polytheismus ihr Kennzeichen schlechthin. Diocletian, Maximian, Constantius und Galerius handelten wie Jupiter, Hercules, Apollo und Mars, die sich einander auf Augenhöhe begegneten. Diese konzertierte Herrscher- und Götterpluralität stellte die auf Ausschließlichkeit abgestellte Grundhaltung des Christentums in Frage.17 Das Gleichgewicht der römischen Religion änderte sich schlagartig mit dem Einbruch des trinitarisch, monotheistischen christlichen Gottes in die polytheistische Landschaft des Reichs, der auf den Zusammenbruch der Tetrarchie folgte.18 Wie kaum ein anderer weltgeschichtlich bedeutsamer Vorgang hat die Durchsetzung der christlichen Lehre, die mit der gleichzeitigen Zerschlagung einer säkularen Tradition einherging, die politische und religiöse Szenerie der alten Welt verändert.19 Die seit Constantin amtierenden christlichen Kaiser haben im Widerstreit mit der sich formierenden Bischofskirche um die Ausgestaltung des Verhältnisses zwischen dem christlichen Kult und dem Staat gerungen. Kirche und Theologie mussten sich unter den veränderten Bedingungen des sich rasch wandelnden Reichs an die neuen politischen Realitäten anpassen. Alte Gepflogenheiten gingen zu Bruch, neue wurden dabei begründet. Dies betraf sowohl die Festlegung der theologischen Messlatten, denen man Geltung verschaffen wollte, als auch die Interaktion und Rollenzuweisung innerhalb der Führungsschichten. Es stellten sich nun neue Fragen: Wer gestaltete innerhalb der christlichen Kirche die Modalitäten der Religionspolitik: der Kaiser oder die Bischöfe?20 Wer war in letzter Instanz für Fragen der Kirchendisziplin, der Kirchenverfassung oder gar für die theologi............................................ 17 F. Kolb, Diocletian und die erste Tetrarchie. Improvisation oder Experiment in der Organisation monarchischer Herrschaft?, Berlin 1987 (Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte 27), 88–90. 18 P. Barceló, Konstantins Bekehrung zum Christentum, Historicum. Zeitschrift für Geschichte 27, 2 (2008), 32–41. 19 E. Herrmann-Otto, Konstantin der Große, Darmstadt 2007, 48–50. 20 P. Barceló, Zur Begegnung, Konfrontation und Symbiose von religio Romana und Christentum, in: G. Gottlieb u. P. Barceló (Hrsg.), Christen und Heiden in Staat und Gesellschaft des zweiten bis vierten Jahrhunderts. Gedanken und Thesen zu einem schwierigen Verhältnis, München 1992, 178–191.

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schen Inhalte der Kirchenlehre zuständig? Was bisher Bestandteil der Amtsausübung der römischen Kaiser gewesen war, konnte plötzlich in Frage gestellt werden. Standen die heidnischen Imperatoren im Mittelpunkt eines religiösen Koordinatensystems, das die Ordnung der damaligen Welt widerspiegelte, so liefen die christlich gewordenen Nachfolger Constantins Gefahr, zu Randfiguren der Kirchenpolitik zu verkümmern. Der Umgang mit diesen Themenkomplexen verschob das staatliche und gesellschaftliche Ordnungsgefüge der alten Welt tiefer und grundlegender, als es auf den ersten Blick anmutet. Dies spiegeln bereits beispielhaft die Ereignisse rund um den Donatistenstreit wider, als Kaiser Constantin – von den Betroffenen aufgesucht und um eine Entscheidung gebeten – einer Bischofssynode die Handlungsvollmacht übertrug, anstatt selbst zu entscheiden. Ein solches Faktum spielte für die Gestaltung der Zukunft des Reichs eine größere Rolle als etwa die als epochal apostrophierte constantinische Wende des Jahres 312. Von der Haltung des Kaisers sollte eine beträchtliche Wirkung ausgehen. Als er in seiner Funktion als Staatsoberhaupt von den zerstrittenen religiösen Gruppen aus Nordafrika um Schlichtung ersucht wurde, verwies er die Angelegenheit an Fachleute, an eine zunächst in Rom (313) und dann in Arles (314) tagende Bischofssynode, die, wie die späteren Ereignisse zeigen werden, keine Lösung des Problems erzielen konnten. Hatte Constantin sich damals einer lästigen Angelegenheit entledigen wollen, so waren die Konsequenzen des damit gesetzten Beispiels weitreichend. In Zukunft werden Bischofsversammlungen in Fragen der Kirchenordnung eine immer größere Rolle zu Lasten der Reichsregierung einnehmen. Ähnlich wie im militärischen Bereich lässt sich aus der Entwicklung des Kultwesens ebenfalls eine fortschreitende Abdrängung des Kaisertums aus dem Zentrum der Religionspolitik beobachten.21 Mit Constantins Haltung in der Donatistenfrage, eine Entscheidung, die ihm eigentlich oblag, zu delegieren, begann eine der wichtigsten Innovationen dieser Zeit: Die Eroberung des öffentlichen Raumes durch eine selbstbewusste, nach Macht und Einfluss drängende klerikale Hierarchie.22 Der Aufstieg des ............................................ 21 Die Kirche zog zunehmend juristische Kompetenzen an sich, die der Bischof im Rahmen der episcopalis audientia ausübte, wobei ausdrücklich nicht-kirchliche Fälle eingeschlossen waren. Vgl. M.R. Cimma, L’episcopalis audientia nelle costituzione imperiali da Costantino a Giustiniano, Turin 1989; J.D. Harries, Law and Empire in Late Antiquity, Cambridge 1998; J.D. Harries, Resolving disputes. The frontiers of law in late antiquity, in: R.W. Mathisen (Hrsg.), Law, Society and Authority in Late Antiquity, Oxford 2001, 62–82. 22 P. Brown, Die letzten Heiden. Eine kleine Geschichte der Spätantike, Berlin 1986, 87–138; H.G.W. Liebeschuetz, The rise of the bishop in the Christian Roman Empire and the Successor Kingdoms, Electrum 1 (1997), 113–125; R. Lizzi, I vescovi e i potentes della terra. Definizione e limite del

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Bischofs zu einer autonomen Autorität im christlichen Sakralwesen war verbunden mit einer Beeinträchtigung der kaiserlichen Schlichtungsfunktion. Darüber darf die devote Verehrung, die Constantin seitens der Bischöfe genoss, die in ihm den Retter der Christen vor der Verfolgung sahen, nicht hinwegtäuschen. Die Spannungen zwischen seinen Nachfolgern und den führenden Kirchenmännern, etwa zwischen Constantius II. und Athanasios von Alexandria oder zwischen Theodosius I. und Ambrosius von Mailand, um nur zwei bekannte Beispiele aufzuführen, bildeten lediglich die Spitze des Eisbergs.23 Wenn maßgebliche Bischöfe ihre Treue zu einer bestimmten dogmatischen Lehrmeinung höher stellten als ihre Gehorsamspflicht gegenüber dem Kaiser, und das geschah während der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts fortwährend, dann zerbrach damit eines der wirksamsten Bande, das Politik und Religion bisher zusammengehalten hatte. Mit der Verfestigung einer derartigen Dissenskultur entwickelten sich neue Formen religionspolitischen Handelns. Bischöfe und Kaiser wetteiferten immer mehr um die Gunst des einen unteilbaren Gottes. Bestand am Anfang eine Art Äquidistanz, so verkürzten sich die Wege immer mehr zugunsten der Kirchenrepräsentanten, die mit Vehemenz ihren Platz in seiner Nähe behaupten konnten. In früheren Zeiten waren die Herrscher hinsichtlich der Monopolisierung der sacra publica so gut wie konkurrenzlos. Die Anerkennung und Durchsetzung des christlichen Gottes erforderte ein neues Beziehungsgeflecht, aus dessen Zentrum der Kaiser immer mehr verdrängt wurde. Heilige Männer, Bischöfe oder theologisch geschulte Experten, samt ihren weit verzweigten Anhängerschaften, traten als Sprachrohr des göttlichen Willens auf und handelten als von Gott gesandte Autoritäten in Kultfragen. Damit war der Kaiser ........................................................................................................................................................................... ruolo episcopale nelle due partes imperii fra IV e V secolo d.C., in: E. Rebillard u. C. Sotinel (Hrsg.), L’évêque dans la cité du IVe au Ve siècle. Image et autorité, Rom 1998, 81–104; C. Rapp, Holy Bishops in Late Antiquity. The Nature of Christian Leadership in an Age of Transition, Berkeley 2005. 23 Zu Ersterem siehe E. Wipszycka, Storia della chiesa nella tarda antichità, Mailand 2000, 146–149; P. Barceló (wie Anm. 8) 65–67; C. Martínez Maza, Hipatia. La estremecedora historia de la última gran filósofa de la Antigüedad y la fascinante ciudad de Alejandría, Madrid 2009, 224–275. Für den Fall des Ambrosius siehe J. Gaudement, Droit séculier et droit de l’Église chez Ambroise. Atti del congr. Intern. di studi Ambrosiani nel XVI centenario della elevazione di Sant’Ambrogio alla catedra episcopale, Mailand 1976, 286–300; S. Mazzarino, Storia sociale del vescovo Ambrogio, Roma 1989, 37–45; M. Sargentí u. R. B. Bruno Siola, Normativa imperale e diritto romano neglo scritti die S. Ambrogio. Epistulae, De officiis, Orationes funebres, Mailand 1991; K. Groß-Albenhausen, Imperator christianissimus. Der christliche Kaiser bei Ambrosius und Johannes Chrysostomus, Frankfurt a. M. 1999, 63–78; T. Honoré, Roman law, in: S. Swain u. M. Edwards (Hrsg.), Approaching Late Antiquity. The Transformation from Early to Late Empire, Oxford 2004, 122–124.

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nicht mehr die unanfechtbare Instanz, sondern eben nur eine Autorität unter anderen. Laut christlicher Lehre galt die weltliche Herrschaft ausschließlich als von Gott verliehen. So formulierte am Ausgang der theodosianischen Epoche der machtbewusste Bischof Kyrill von Alexandria, einer der führenden Köpfe der Ostkirche, in einem Memorandum, das an den Hof von Constantinopel gerichtet und dessen Adressat Theodosius II. war, die Leitprinzipien des christlichen Kaisertums und unterstrich dabei die Unterordnung des Kaisers unter den Willen Gottes. Wichtiger sind dabei weniger die Inhalte solcher Traktate, die keineswegs neu waren, sondern der belehrende Ton, der sich bei derartigen Gelegenheiten einschlich.24 Noch bemerkenswerter ist der Umstand, dass ein Bischof, indem er eine Brückenfunktion zwischen Himmel und Erde beanspruchte, theologische Begründungen lieferte, wie die gottgefällige politische Ordnung auszusehen habe (Kap. 1): Die unerschütterliche Grundlage eurer so gottliebenden und ruhmgekrönten Regierung ist unser Herr Jesus Christus selbst, denn ‚durch ihn üben die Könige Königsmacht und bestimmen die Machthaber, was recht ist‘, wie geschrieben steht. Denn sein Wille ist allmächtig, und durch einen bloßen Wink verleiht er die Fülle alles Guten. Und gern und bereitwillig verteilt er an diejenigen, die ihn lieben, das Auserlesenste von allem, was man zu wünschen und zu bewundern pflegt. Ein ausreichender Beweis für das Gesagte liegt schon in dem, was eurer Herrschaft geschenkt worden ist und, wie wir vertrauen, noch geschenkt werden wird.25 Wer, wenn nicht die Bischöfe als Heilsvermittler und als privilegierte Diener Gottes und Deuter seines Willens, sollte dem Staatsoberhaupt in Fragen, die den Umgang mit der von Gott verliehenen Herrschaft betrafen, beraten und leiten? Die bisher untersuchten Konfliktfelder spiegeln vor allem die im weströmischen Kaiserreich vorherrschenden politischen Verhältnisse wider, wo Heermeister, Bischöfe, regionale Aristokratien und römischer Senat in Konkurrenz zum Kaiser traten und sich einen Wettbewerb um die Monopolisierung zent............................................ 24 Vgl. etwa Ambrosius’ Haltung gegenüber Gratian (Ambr. epist. 4); H. Leppin, Zum politischen Denken des Ambrosius. Das Kaisertum als pastorales Problem, in: T. Fuhrer (Hrsg.), Die christlichphilosophischen Diskurse der Spätantike. Texte, Personen, Institutionen, Stuttgart 2008, 33–49. 25 Cyr. Alex. De recta fide ad imperatorem 1.

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raler Staatsaufgaben lieferten, was dem Kaiserhof einen erheblichen Verlust an Ansehen und Regierungseffizienz einbrachte.26 Anders verlief die Entwicklung im östlichen Reichsteil, wo das seit Justinian wieder erstarkte byzantinische Kaisertum seine Machtgrundlagen sowie den territorialen Bestand des Reiches behaupten konnte.27 Wenn das östliche Erfolgsmodell jedoch nicht als Vorbild für die westliche Reichshälfte taugte, so lag dies nicht allein an den Auswirkungen der Barbareneinfälle, die im Westen deutlich gefährlicher ausfielen als im Osten, sondern dessen Unübertragbarkeit war auch die Folge der tiefgreifenden Autoritätskrise, die das westliche Kaisertum erfasst hatte und seine Regierungsfähigkeit beträchtlich einschränkte.28 Die Beobachtung antiker und moderner Krisen lehrt, dass abrupte Transformationsprozesse von Gewalt, Ungerechtigkeit und Unsicherheit begleitet werden – aber ebenso zeigt sich, dass nicht immer Anarchie und allgemeines Chaos am Ende stehen müssen. In der Auflösungsphase des weströmischen Reiches verschlechterten sich die ohnehin prekären Lebensbedingungen der meisten Menschen keineswegs dramatisch, als die kaiserliche Autorität kollabierte. So führte etwa die Übertragung von juristischen Kompetenzen auf den praefectus praetorio, wiewohl sie dem Kaiser zum Nachteil gereichte, keineswegs zum Zusammenbruch der Rechtspflege. Die Kritik des Ammianus Marcellinus geht in dieser Hinsicht sicher zu weit. Wir können auch nicht ausschließen, dass diejenigen, die davon betroffen waren, in diesen Maßnahmen zur Dezentralisierung der Entscheidungsprozesse eine positive Entwicklung sahen.29 Ähnliches lässt sich über die Neugliederung der Reichsverteidigung sagen, insofern die größeren Kompetenzen und Verantwortlichkeiten der magistri militum diesen erlaubte, effizienter auf kritische Situationen an den ............................................ 26 Zur politischen und sozialen Wandlung der westlichen Provinzen des Reiches vgl. J. Martin (wie Anm. 13) 37–48; P. Heather, Der Untergang des römischen Reiches, Stuttgart 2007, 294–493. 27 Der östliche Teil des Römischen Reiches, Byzanz, unterschied sich hinsichtlich seiner territorialen Zusammensetzung und religiösen Prägung deutlich vom westlichen Teil, vgl. J. Haldon, Das byzantinische Reich. Geschichte und Kultur eines Jahrtausends, Düsseldorf 2002, 15–38. Zu Justinian vgl. R. Browning, Justinian and Theodora, London 1987; A. Cameron, Procopius and the Sixth Century, London 1985; J. Moorhead, Justinian, London 1994; A. Cameron, Justin I. and Justinian, in: A. Cameron u. B. Ward-Perkins u. M. Whitby (Hrsg.), The Cambridge Ancient History XIV. Late Antiquity: Empire and Successors A.D. 425–600, Cambridge 2000, 63–85. 28 P. Heather (wie Anm. 26), 405–407. 29 T. Honoré, Law in the Crisis of the Empire 379–455 AD. The Theodosian Dynasty and its Quaestors with a Paligenesia of Laws of the Dynasty, Oxford 1998, 11–20.

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bedrohten Grenzen zu reagieren als in der Vergangenheit. Stilicho, Aëtius, Rikimer oder Odoaker vermochten dank ihrer Fähigkeiten Gefahrenlagen zu meistern, an denen die jeweiligen Kaiser gescheitert wären.30 Es sollte auch bedacht werden, dass die offizielle Einführung eines monotheistischen Glaubenssystems die überfällige Reform überholter Kultinstitutionen überlagerte. Es bleibt eine offene Frage, bis zu welchem Grad die ersten christlichen Imperatoren sich bewusst waren, welche Veränderungen sich durch die religiöse Neuorientierung des Reichs vollzogen. Doch in dem Maß, wie der Kaiser einen Verlust seiner religiösen Führungsposition verzeichnete, entfaltete sich komplementär dazu eine von der klerikalen Elite getragene Dynamik, die eine umfassende Umstrukturierung der kultischen Sphäre vorantrieb.31 Die Beziehungen zwischen dem Herrscher und seinem engsten Umfeld erachteten die antiken Autoren als entscheidend für die Beurteilung seiner Regierung.32 In diesem Kontext bedeutete die fortschreitende Entmachtung der kaiserlichen Vorrechte keineswegs das Ende der Politikgestaltung, sondern machte lediglich ein verändertes Politikverständnis sichtbar. Vor allem im Westreich beobachten wir eine Stärkung der zentrifugalen Kräfte: germanischer Militäreliten, lokaler Aristokratien, der Bischöfe und nicht zuletzt des römischen Senats, der eine Renaissance erlebte und zeitweilig Schiedsrichter zwischen den antagonistischen politischen Gruppierungen war. Auf der anderen Seite machte die mit dem Verlust der traditionellen Kompetenzen einhergehende neue Rolle des Kaisertums als bloße Repräsentationsinstanz seine Entbehrlichkeit deutlich. Wenn der Kaiser nicht gebraucht wurde, was sollte dann aus dem Imperium werden? Der in theodosianischer Zeit schreibende Historiker Ammianus Marcellinus war nicht der einzige aus der Riege der traditionell gesinnten Intellektuellen, der diese Entwicklung mit Sorge betrachtete. In einer seiner berühmtesten Passagen äußerte er sich über die historische Rolle der Kaiserherrschaft folgendermaßen: ............................................ 30 Im Sonderfall der Provinz Hispania ging der General Gerontius, der zur Kontrolle und Verteidigung dieses Gebietes eingesetzt worden war, sogar so weit, einen neuen Kaiser auszurufen, den Hispanier Maximus, vgl. Soz. 9, 12–13; Oros. 7, 42. 31 Zur Fortwirkung des christlichen Kulturerbes in der Spätantike vgl. G. Dagron, La romanité chrétienne en Orient. Héritages et mutations, London 1984; M. Fuhrmann, Rom in der Spätantike. Porträt einer Epoche, Zürich 1994; P. Brown, The Rise of Western Christendom. Triumph and Diversity AD 200–1000, Cambridge 1996. 32 Der Historiker Aurelius Victor führt zur Regierungstätigkeit des Constantius II. folgendes aus, Aur. Vict. Caes. 42, 25: „Und um in Kürze der Wahrheit zu genügen: wie es nichts Vortrefflicheres gibt als den Kaiser selbst, so nichts Abscheulicheres als die meisten seiner Gehilfen.“

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Zum Jüngling und Manne gereift hat es [das römische Volk] in allen Gegenden des Erdkreises Lorbeeren und Triumphe geerntet. Schließlich schon dem Greisenalter nahe und zuweilen allein durch seinen Namen überlegen, hat es sich einem ruhigeren Leben zugewandt. Darum hat die verehrungswürdige Stadt, nachdem sie den übermütigen Nacken vieler Völker bezwungen und ihnen Gesetze als ewige Fundamente und Stützen der Freiheit gegeben hatte, wie eine besonnene, kluge und reiche Mutter den Kaisern als ihren Söhnen die Verwaltung ihres Erbteils anvertraut.33 In dieser Aussage schwingt die Hoffnung mit, dass durch einen energischen Herrscher die Heilungskräfte des Reichs gestärkt werden könnten. Bei derartigen Gedankenspielen, die eine von der Mehrzahl der Gebildeten geteilte deterministische Sichtweise von Geschichte zeigen, wonach es keine Alternative zu dem durch das Kaisertum verkörperten Ordnungssystem der alten Welt zu geben schien, schimmert die Unhaltbarkeit des vehement verteidigten Modells durch. Es ist anzunehmen, dass Ammianus seine Historien noch in der Amtszeit des Theodosius veröffentlichte. Hätte er sie später, also unter der Regierung des Arcadius und Honorius abgefasst, wäre sein diesbezügliches Urteil vermutlich düsterer ausgefallen. Zu diesen Herrschern passt der aus der modernen Verfassungstheorie stammende Satz: „le roi règne, et il ne gouverne pas“. Damit war auf Dauer die auf dem Imperiumsgedanken gegründete Ordnung der alten Welt kaum aufrechtzuerhalten. Den Epilog zu diesem Prozess bildet die zeitgenössische Wirkung des Abgangs des letzten weströmischen Kaisers. Im liber pontificalis findet sich für das „Epochenjahr“ 476, das ins Pontifikat von Simplicius (468–483) fällt, keine Erwähnung über die Absetzung des Romulus Augustulus durch den magister militum Odoaker. Das endgültige Ende der weströmischen Kaiser erschien derart folgerichtig und unspektakulär, dass der Chronist dieses Ereignis für zu wenig relevant hielt, um in seine Aufzeichnungen aufgenommen zu werden.34 ............................................ 33 Amm. 14, 6, 4–5. Zur imperialen Ideologie vgl. F. Kolb, Herrscherideologie in der Spätantike, Berlin 2001. Zum profanen und religiösen Zeitbegriff der Spätantike vgl. die Aufsatzsammlung in L. de Salvo u. A. Sindoni (Hrsg.), Tempo sacro e tempo profano. Visione laica e vicione cristiana del tempo e della storia, Rubbettino 2002; A. di Berardino, Tempo sociale pagano e cristiano del IV secolo, in: A. Saggioro (Hrsg.), Diritto romano e identità cristiana. Definizioni storicoreligiose e confronti interdisciplinari, Roma 2005, 95–121; C. Martínez Maza, Los primeros calendarios cristianos, in: J. Martínez Pinna (Hrsg.), Initia Rerum. Sobre el concepto del origen en el mundo antiguo, Málaga 2006 (Thema 49), 209–228. 34 J. Martin (wie Anm. 13), 48.

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Ungeachtet der unterschiedlichen Nuancen der untersuchten Quellen, offenbart ihre Zusammenschau ein politisches Koordinatensystem, das den Zerfall der kaiserlichen Macht dokumentiert, genauer: die Erosionsprozesse, die dazu führten, dass die Kaiser des 4. und 5. Jahrhunderts wesentliche Teile ihrer schiedsrichterlichen, militärischen und religiösen Kompetenzen sukzessive einbüßten. Trotz der unleugbaren Hinweise, die es dafür gibt, thematisieren dennoch die antiken Autoren so gut wie nicht die weitreichenden Konsequenzen dieses Phänomens. Daher müssen wir dessen Beweggründe aus der Rückschau rekonstruieren und gelangen erst mittels einer systematischen Quellendurchsicht zu den dargelegten Schlussfolgerungen. Dies bedeutet keineswegs, dass den Intellektuellenkreisen der Spätantike diese Zusammenhänge unbekannt geblieben wären. Es ist offensichtlich, wie sehr die starke Fixierung auf die Bindekraft der Tradition wirkte, so dass die zeitgenössischen Beobachter die daraus abzuleitenden Implikationen ignorierten. Eine solche Geisteshaltung lässt sich ebenfalls auf jene Autoren ausdehnen, die den letzten Abschnitt der Geschichte Roms von einem religiös bestimmten Standpunkt aus bewerteten, wie beispielsweise Orosius aus christlicher oder Zosimos aus heidnischer Sicht.

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J OSEF L ÖFFL

Sulla – der Versuch einer Alleinherrschaft1

Igitur Sulla gentis patriciae nobilis fuit, familia prope iam extincta maiorum ignauia, litteris Graecis atque Latinis iuxta [atque doctissume] eruditus, animo ingenti, cupidus voluptatum sed gloriae cupidior; otio luxurioso esse, tamen ab negotiis numquam uoluptas remorata; *** nisi quod de uxore potuit honestius consuli; facundus, callidus et amicitia facilis, ad simulanda negotia altitudo ingeni incredibilis, multarum rerum ac maxume pecuniae largitor. Atque illi felicissumo omnium ante ciuilem victoriam numquam super industriam fortuna fuit, multique dubitauere fortior an felicior esset; nam postea quae fecerit, incertum habeo pudeat an pigeat magis disserere.2 Es liegt auf der Hand, dass sich Sallust bei der Abfassung dieser Kurzbiographie des jungen Lucius Cornelius Sulla schwer getan hat. Er versäumt nicht, die persönlichen Abgründe Sullas aufzuzeigen und dennoch hat es den Anschein, als ob dessen positive Eigenschaften im Stande wären, jene wieder wettzumachen: Ein Mann von altem Adel, der sich alles in seinem Leben auf Grund seiner persönlichen Qualitäten selbst erarbeitet hatte – zwar auch ein Lebemann, jedoch einer der berechnenden Sorte, über dessen Fortkommen sich niemand den Kopf zerbrechen muss. All diese Eindrücke aber werden überschattet vom Ende dieses Abschnittes aus Sallusts Iugurtha, in dem Sulla als großer Unberührbarer der Geschichte der res publica Romana stigmatisiert wird.3 Kleine dunkle Andeutungen genügen, um dem Publikum vor Augen zu führen, dass es sich bei ihm um jenes Individuum handelt, das Rom mit Waffengewalt nahm und seine Macht blutrünstig mit Hilfe von Proskriptionen ausübte. Positive Anekdoten über sein Wirken sind wahrlich rar gesät. Diesbezüglich lohnt ein Vergleich mit den Schilderungen zum Leben Caesars, bei ............................................ 1

Meinem Lehrer Peter Herz in Dankbarkeit gewidmet.

2

Sall. Iug. 95, 3 (Text nach L.D. Reynolds).

3

Siehe dazu insbesondere das Kapitel „Demontage“ bei J. Fündling, Sulla, Darmstadt 2010, 156–166.

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denen ein diesbezüglicher Mangel nicht zu attestieren ist. Zum Standardrepertoire zählt etwa die u.a. bei Plutarch überlieferte Episode über dessen Umgang mit einem furchtsamen Kapitän, den Caesar mit dem Hinweis auf sein Glück zu beschwichtigen weiß.4 Beinahe in der seinem Stil geschuldeten brevitas unterzugehen droht im Vergleich dazu eine Geschichte über die persönliche Tapferkeit Sullas in Sallust’s Monographie über den lugurthinischen Krieg: Auf seiner Reise zu Bocchus, dem König von Mauretanien wird dem nur mit einer kleinen Gesandtschaft reisenden Sulla der Weg von den Truppen Iugurthas versperrt. In dieser Situation wird der Plan gefasst, „[…] per media eius castra palam transire […].“5 Sulla reitet mitten durch das Heerlager seines Feindes, dessen Truppen offenbar so verblüfft über diese Tat sind, dass sie keine Hand an den Römer legen.6 Ein Kleingeist würde eine solche Handlung schlichtweg als eine irrwitzige Tat eines Hasardeurs bezeichnen und dabei verkennen, dass es sich dabei vielmehr um einen kaltschnäuzigen Ausdruck des unbeirrbaren Vertrauens in die ihm eigene felicitas handelte.7 Derartiges verblasst aber vor dem scheinbar alles überragenden Aspekt der Proskriptionen, die quasi synonym für Sulla stehen. In seinem Epos über den Bürgerkrieg läutet Lucan die Beschreibung der damit verbundenen Grausamkeiten ein mit dem Vers „Sulla quoque inmensis accessit cladibus ultor.“8 Sulla erscheint heute als der personifizierte römische Gewaltexzess. Seine „RacheMaßnahmen“ bekamen bürokratischen Charakter durch die Anfertigung von regelrechten Listen, auf denen die Namen der Geächteten aufgeführt wurden – gemäß den Ausführungen von Appian und Velleius Paterculus ein Novum in der römischen Geschichte.9 Diodor überliefert z. B. die Geschichte eines Mannes, der über die Proskribierten spottete, während er die am Forum öffentlich ausgehängten Ächtungslisten las, bis er seinen eigenen Namen darauf entdeckte und offenbar noch am gleichen Tag hingerichtet wurde.10 Die Köpfe der Getöteten wurden auf der rostra öffentlich zur Schau gestellt.11 In diesem Zusammenhang verweise ich auch auf einen Gedanken von Hermann Strasbur............................................ 4

Vgl. Plut. Caesar 38, 3–4.

5

Sall. Iug. 107, 5.

6

Vgl. u.a. Fündling 2010, 32–33.

7

Zum Beinamen „Felix“ siehe Plut. Sulla 34, 2.

8

Lucan, Pharsalia 2, 139.

9

Vgl. App. civ. 1,11, 95; Vell. 2, 28, 3.

10 Vgl. Diod. 38/39, 19. 11 Vgl. Cass. Dio Frg. 30–35, 109, 21.

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ger, der die Vermutung äußerte, dass gerade die Proskribierung des jungen Caesar in diesem eine Art von Trauma von wesentlicher Bedeutung für seinen weiteren Lebensweg ausgelöst haben könnte.12 Wesentlich nüchterner fällt das Resümee von Werner Dahlheim über Sulla und den knapp davongekommenen Caesar aus: In den Augen des dictator handelte es sich um ein bedeutungsloses Bürschlein aus der Nobilität – für Caesar ein Wink des Schicksals, der ihm klar aufzeigte, dass für ihn im neuen System der Macht kein Platz vorgesehen sein würde.13 Kurt Raaflaub nimmt meiner Meinung nach die richtige Differenzierung vor, wenn er sagt, dass Caesar in der Folge nicht die Herrschaft des Senats, sondern die personifizierten Produkte der sullanischen Restaurationspolitik bekämpfte.14 Sullas Proskriptionen dürfen in dieser Hinsicht wohl als eine zentrale Weichenstellung für den weiteren Lebensweg des divus Iulius erachtet werden. In seiner Sulla-Biographie begründet Karl Christ die Grausamkeiten, welche mit den Ächtungen Hand in Hand gingen, in zweierlei Hinsicht: Zum einen mit der explosionsartigen Entladung der angestauten Verzweiflung und Entbehrung in Gewalt, wobei alles getragen ist von dem Gefühl, nun nach Gutdünken mit dem „Gegner“ verfahren zu können.15 Zum anderen das Kalkül, einen einstmals begangenen Fehler nicht zu wiederholen und dafür Vorsorge zu tragen, dass jegliche potentielle Gefahr für den neuzuordnenden Staat bereits im Vorfeld beseitigt wird.16 Sulla statuierte in jedem Fall ein Exempel, dass sich tief in die kollektive Psyche Roms eingrub. Die Grausamkeiten hatten einen solchen Nachhall, dass Caesar seinerseits als warlord eines bellum civile alles daran setzte, nicht mit Sulla und diesen brutalen exempla in einen Topf geworfen zu werden, was auch in der zeitgenössischen Literatur seinen Widerhall fand.17 Sein Konzept der clementia erwies sich als genialer Schachzug,18 da er dadurch in der Lage war, sich eindrucksvoll vom Beispiel Sullas abzusetzen ............................................ 12 Vgl. H. Strasburger, Caesar im Urteil seiner Zeitgenossen, Darmstadt ²1968, 17. 13 Vgl. W. Dahlheim, Julius Caesar. Die Ehre des Kriegers und die Not des Staates, Paderborn ²2006, 71–72. 14 Vgl. K. Raaflaub, Dignitatis contentio. Studien zur Motivation und politischen Taktik im Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius, München 1974 (Vestigia 20), 162–164. 15 Vgl. K. Christ, Sulla. Eine römische Karriere, München 2002, 110. 16 Vgl. Christ 2002, 121. 17 Siehe dazu F. Pina Polo, Rom, Das bin ich. Marcus Tullius Cicero – Ein Leben, Stuttgart 2010, 268; I. Samotta, Das Vorbild der Vergangenheit. Geschichtsbild und Reformvorschläge bei Cicero und Sallust, Stuttgart 2009 (Historia, Einzelschriften 204), 144–145. 18 Siehe dazu Raaflaub 1974, 296.

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und seinen Feinden stets eine Alternative zu offerieren – während diese ihrerseits unverrückbar an alten Gewohnheiten festhielten und dabei völlig außer Acht ließen, wozu Menschen in der Lage sind, wenn sie sich in einer ausweglosen Situation befinden, worüber etwa die Schlacht von Dyrrhachium eindrucksvoll Zeugnis ablegt. Auch die Meinung Ciceros, der im Jahr 81 v. Chr. zum ersten Mal als Anwalt in Rom auftrat,19 über das Regime Sullas ist nachweislich von den Geschehnissen der Proskriptionen schwer überschattet.20 Doch findet sich bei Sallust der bemerkenswerte Schluss, dass Sulla […] paucis interfectis ceteros beneficio quam metu retinere maluit.21 In der Tat zeigt sich, dass entsprechende Racheakte nicht blindlings im Affekt, sondern gezielt und mit Kalkül durchgeführt wurden,22 was unter anderem von den Landzuweisungen an die sullanischen Veteranen abgeleitet werden kann: Arthur Keaveney legt dar, dass von diesen Maßnahmen mit Kampanien, Etrurien und Umbrien gerade die Regionen betroffen waren, welche erbitterten Widerstand gegen Sulla geleistet hatten.23 Hinsichtlich der Zuteilung von Grund und Boden wurde aber genau darauf geachtet, dass die entsprechenden Parzellen realiter für kleinbäuerliche Tätigkeiten geeignet waren, weshalb einige Landstriche trotz ihrer gegnerischen Haltung verschont wurden. Die unverrückbare Starrheit, auf die sowohl Sulla als auch Caesar jeweils zu Beginn „ihrer“ Bürgerkriege auf Seiten der Staatsmacht trafen, ist in beiden Fällen gerade auf Grund ihrer geradezu sträflichen Untätigkeit die treibende Kraft auf dem Weg in die bella civilia und ihre Gräuel: Die Grausamkeit der sullanischen Proskriptionen wäre wohl zu verhindern gewesen, wenn auf seine Bemühungen um eine friedliche Einigung eingegangen worden wäre. Herbert Heftner spricht in diesem Zusammenhang von der kalten Schulter, an der die Bemühungen Sullas abprallten, welcher fortan einen gnadenlosen und brutalen Rachefeldzug führte.24 Den moralischen Zeigefinger zu erheben, um das grausame Scheusal Sulla zu ächten, ist jedenfalls nicht zielführend. Ich vertrete vielmehr die Ansicht, dass die sachliche Perspektive, die Arthur Keaveney ............................................ 19 Siehe dazu Pina Polo 2010, 41–43. 20 Vgl. Samotta 2009, 143–144. 21 Vgl. Sall. epist. 2, 4, 1. 22 Vgl. M. Jehne, Der große Trend, der kleine Sachzwang und das handelnde Individuum. Caesars Entscheidungen, München 2009, 41. 23 Vgl. dazu und zum Folgenden A. Keaveney, Sulla. The Last Republican, New York et al. ²2005, 152. 24 Vgl. H. Heftner, Von den Gracchen bis Sulla. Die römische Republik am Scheideweg 133–78 v. Chr., Regensburg 2006, 204.

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bezüglich dieser Frage einnimmt, gewinnbringend ist:25 Keaveney zeigt auf, dass wir uns bezüglich der allgemeinen Lebensumstände der Späten Republik keinen Illusionen hingeben sollten – das Leben, insbesondere das der Soldaten, war voller brutaler Ereignisse. Sulla muss also in gewisser Weise als Kind der Zeitumstände gesehen werden. Weiterhin verweist Keaveney auf das Lebensmotto Sullas, welches er auch als Inschrift auf sein Grabdenkmal anbringen ließ. Dieser Mann verfuhr kompromisslos nach dem Prinzip Auge um Auge, Zahn um Zahn – im Guten, wie im Schlechten.26 Jörg Fündling macht auf einen Punkt aufmerksam, der diesbezüglich bedeutsam ist – er stellt die Frage Cui bono? und macht klar, dass von dieser großangelegten Vermögensumverteilung gerade die Standesgenossen der Proskribierten profitierten.27 Das althergebrachte Muster, dass nur auf Grund und Boden basierender Reichtum als statthaft für die Führungsriege des römischen Staates erachtet wurde, begann sich nun unter Sulla aufzulösen.28 Sullas Proskriptionen trafen nicht die equites an sich – man sollte sich diesbezüglich vor einem Klassen-Begriff hüten, da von klaren Strukturen wie beim kaiserzeitlichen ordo equester in dieser Phase der römischen Geschichte keine Rede sein kann29 – sondern wohl diejenigen aus ihren Reihen,30 die sich unter Umständen zu sehr auf der Gegenseite engagiert hatten oder schlichtweg auf Grund ihres Reichtums lohnten, beraubt zu werden.31 Nur so ist zu erklären, dass unter dem gleichen Regime eine umfangreiche Senatserweiterung um equites vorgenommen wurde.32 Bezüglich der Maßnahmen unter dem Machthaber Sulla darf nicht mit simplifizierenden Schwarz-Weiß-Schemata argumentiert werden, wie Ernst Badian betont, der in diesem Zusammenhang auf den Umgang mit den publicani verweist, welcher meines Erachtens als analog zu den Vorgängen bei den Proskriptionen zu betrachten ist: Diejenigen Steuerpächter, die in der Lage waren, sich mit den neuen Gegebenheiten zu arrangieren und dazu noch über entsprechende Kontakte verfügten, hatten auch ............................................ 25 Siehe zum Folgenden Keaveney 2005, 132. 26 Zur Grabinschrift Sullas siehe Plut. Sulla 38, 4. 27 Vgl. Fündling 2010, 139. 28 Vgl. E. Badian, Zöllner und Sünder. Unternehmer im Dienst der römischen Republik, Darmstadt 1997, 132. 29 Siehe dazu u.a. J. Bleicken, Cicero und die Ritter, Göttingen 1995 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Phil.-hist. Klasse, Dritte Folge, Nr. 213), 48. 30 App. civ. 1, 11, 95 führt in diesem Zusammenhang die Zahl von 1.600 proskribierten Rittern an. 31 Siehe dazu und zum Folgenden Badian 1997, 125–126. 32 Vgl. K. Christ, Krise und Untergang der römischen Republik, Darmstadt 42000, 81.

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unter Sulla keine Regularien zu befürchten, die in irgendeiner Weise ihrer Gier Grenzen setzen würden.33 Populistische Maßnahmen aber wie etwa die Subventionierung von Getreide wurden mit Nachdruck unterbunden.34 Sulla zeigte auf, was ein skrupelloser und eigennütziger Mann erreichen konnte mit einer Armee von Habenichtsen, die ihm treu ergeben und an die Plünderung von Italien gewöhnt war – einer Armee, die in ihrem bedenkenlosen Streben nach eigenem Profit und ohne irgendeine Rücksicht auf die Belange ihres Vaterlandes ihrem Führer aufs Haar glich.35 In jedem Fall erwies sich Sulla als der richtige Mann, wenn es darum ging, eine spätrepublikanische Soldateska im Feld anzuführen:36 Die Sullani waren eine durch und durch auf ihren imperator eingeschworene Truppe.37 In den Augen des Aristokraten Sulla ging es dabei auch stets um die Wahrung seiner Ehre „[…] – und sei es um den Preis des Bürgerkrieges.“38 Damit wurde die unumstößliche Regel aufgestellt, dass ausschließlich die Verfügungsgewalt über Streitkräfte im Stande war ein System zu erhalten – weder politische noch wirtschaftliche Macht hatten dem irgendetwas entgegenzusetzen.39 Es ist bemerkenswert, dass Sulla hinsichtlich seiner restaurativen Politik offenbar die gleiche Kompromisslosigkeit an den Tag legte, welche ihm in seiner Sichtweise – wie später auch Cäsar – keine andere Wahl ließ, als mit Waffengewalt gegen seine Gegner im Inneren vorzugehen. Karl Christ weist eben jener Haltung die Hauptursache für das Scheitern der sullanischen Reformen40 zu.41 Hans Beck fasst die Sachlage treffend zusammen, wenn er sagt, dass es sich bei den Reformen Sullas zwar allem Anschein nach um ein aufeinander abgestimmtes Gesamtpaket von Regularien gehandelt hat, dass aber zugleich auf ............................................ 33 Vgl. Badian 1997, 127. 34 Vgl. W. Will, Der römische Mob. Soziale Konflikte in der Späten Republik, Darmstadt 1991, 40. 35 Badian 1980, 113. 36 Vgl. C. Meier, Res publica amissa. Eine Studie zu Verfassung und Geschichte der späten römischen Republik, Frankfurt a.M. ³1997, 241. Exemplarisch sei in diesem Zusammenhang auf die bei Frontin. strat. 2, 8, 12 überlieferte Episode hingewiesen. 37 Siehe dazu exemplarisch Plut. Sulla 27, 3. 38 Dahlheim 2006, 23. 39 Siehe dazu Badian 1997, 159; Heftner 2006, 238. 40 Zu den Maßnahmen Sullas siehe die prägnante Zusammenfassung bei Heftner 2006, 211–221. 41 Siehe dazu Christ 2000, 227–228.

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Grund der Quellenlage42 eine derartige Aussage nicht mehr als eine begründete Vermutung sein kann:43 So ist etwa die Erweiterung des Senats um nichtstandesgemäße Individuen einer der zentralen Topoi der anti-sullanischen Propaganda in der antiken Literatur.44 Zu den entscheidendsten Maßnahmen Sullas zählt zweifellos die massive Einschränkung des Volkstribunats durch dessen Verknüpfung mit dem Votum des Senats.45 Fergus Millar vermutet, dass gerade die Einmischung der tribuni plebis in Fragen der Außenpolitik und in militärische Aspekte dieses Vorgehen auslöste.46 Außer Zweifel steht jedoch, dass es sich dabei um einen solch tiefen Einschnitt handelte, dass ihn Caesar in einer propagandistischen Ansprache vor seinen Truppen als „Referenzwert“ für die Taten des Pompeius anführte.47 Trotz aller Bemühungen gelang es jedoch nicht, das Volkstribunat nachhaltig an die Kandare des Senats zu nehmen, da dieses Amt, wie Jürgen von Ungern-Sternberg treffend zum Ausdruck bringt, viel zu tief im Bewusstsein des populus verwurzelt war, um es durch eine ad-hoc-Maßnahme auszulöschen.48 Interessant in diesem Zusammenhang sind ferner die Ausführungen von Adrian Goldsworthy, der Sullas Maßnahmen und den Prozess gegen Cn. Calpurnius Piso unter Tiberius zusammen thematisiert, wodurch klar wird, dass die Vorgaben Sullas wichtige Meilensteine auf dem Weg zu einer klar umrissenen Definition der Amtsmacht römischer Magistrate in den Provinzen waren.49 Der Vorgang, welcher Piso offiziell zum Verhängnis wurde, hätte zuvor in der Späten Republik wohl als Lappalie keinerlei Beachtung gefunden.50 Die von Sulla vorgenommenen Weichenstellungen wiesen den Weg in eine neue Epoche – in die Zeit der Kaiserherr............................................ 42 Siehe dazu u.a. F. Millar, The Crowd in Rome in the Late Republic, Ann Arbor 2002, 54. 43 Vgl. H. Beck, Consular power and the Roman constitution: The case of imperium reconsidered, in: H. Beck u. A. Duplá u. M. Jehne u. F. Pina Polo (Hrsg.), Consuls and Res Publica. Holding High Office in the Roman Republic, Cambridge et al. 2011, 77–96, hier 89. Siehe dazu auch Christ 2002, 123. 44 Siehe dazu R. Syme, The Roman Revolution, Oxford 1939 [ND 2002], 78. 45 Siehe dazu M. Gelzer, Caesar. Der Politiker und Staatsmann, Wiesbaden 1960, 24; Ders., Pompeius, München 1949, 63; Pina Polo 2010, 223. 46 Vgl. Millar 2002, 50. 47 Vgl. unter Verweis auf Caes. civ. 1, 7, 3 Raaflaub 1974, 173–174. 48 Siehe dazu J. von Ungern-Sternberg, The crisis of the republic, in: H. I. Flower (Hrsg.), The Cambridge Companion to the Roman Republic, New York et al. 2004 [ND 2006], 89–109, hier 99. 49 Vgl. A. Goldsworthy, War, in: P. Sabin u. H. van Wees u. M. Whitby (Hrsg.), The Cambridge History of Greek and Roman Warfare (Vol. II). Rome from the late Republic to the late Empire, Cambridge et al. 2007, 76–121, hier 108. 50 Siehe dazu auch Christ 2002, 131f.

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schaft.51 Mit dieser Neuordnung ging aber kein Bewusstseinswandel hinsichtlich der territorialen Expansion außerhalb der italischen peninsula und der damit einhergehenden Integration von Gebieten einher – obwohl sich diesbezüglich zum Teil einzigartige Chancen eröffneten, lehnte Sulla dergleichen ab.52 Matthias Gelzer betrachtet daher das Wirken Sullas als vertane Chance:53 Seiner Sichtweise nach war es unumgänglich, die archaischen Strukturen der res publica zu beseitigen und Platz zu schaffen für ein zeitgemäßes Modell der Herrschaft. Sulla standen alle Möglichkeiten offen und er beging in der Sichtweise Gelzers den Kardinalfehler, die Macht in die Hände des Senats zu übergeben, welcher auf Grund des irreversiblen Desintegrationsprozesses der römischen Führungsschicht damit schlichtweg überfordert war.54 Vor allem erwies sich die Elite der res publica Romana als nicht mehr dazu im Stande, die Ansprüche der außergewöhnlichen Hasardeure aus ihren eigenen Reihen einzudämmen, so dass an Gleichheit in diesem Sinne überhaupt nicht zu denken war.55 Es ist nicht so, dass Intellektuelle wie Cicero jene schleichenden Vorgänge nicht erkannt hatten – trotz treffender Fehleranalyse aber fanden sie keine Lösung für diese Probleme.56 Aber mit dem Tode Sullas kam keineswegs der Zusammenbruch des von ihm geschaffenen Regimes, welches ihn – wie Ronald Syme betont – um beinahe zwei Jahrzehnte überdauerte.57 Aus dessen Zöglingen rekrutierte sich jene Clique von Hardlinern, die aus Halsstarrigkeit zu keinen Zugeständnissen gegenüber Caesar bereit waren und somit den Weg in ein neues bellum civile ebneten.58 Sulla hatte wohl nie geplant, eine dictatura perpetua auszuüben:59 Trotz seiner bis dato beispiellosen Tabubrüche war er in der Sichtweise Symes ein nobilis durch und durch, der eine zeitlich begrenzte Diktatur nutzte, um das Staatswesen seinem Empfinden nach zurechtzurücken und in der Folge die ............................................ 51 Vgl. G. Alföldy, Römische Sozialgeschichte, Stuttgart 42001, 102; K.-J. Hölkeskamp, Lucius Cornelius Sulla – Revolutionär und restaurativer Reformer, in: K.-J. Hölkeskamp u. E. SteinHölkeskamp (Hrsg.), Von Romulus zu Augustus. Große Gestalten der römischen Republik, München 2000, 199–218, hier 218. 52 Siehe dazu Badian 1980, 55–57. 53 Vgl. Gelzer 1949, 25–26. 54 Vgl. Gelzer 1949, 62. Siehe dazu auch Badian, 1980, 114 u. Jehne 2009, 40f. 55 Vgl. Jehne 2009, 30. 56 Vgl. Samotta 2009, 57. 57 Vgl. Syme 1939, 17. 58 Vgl. Raaflaub 1974, 38–39. 59 Vgl. Christ 2002, 122f.; Gelzer 1960, 24.

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Macht aus freien Stücken abzugeben.60 Karl-Joachim Hölkeskamp deutet den Rücktritt eher als letzte zynische Provokation eines Außenseiters,61 während sich bei Christian Meier die Vermutung findet, dass das Ganze auch im Zusammenhang mit der persönlichen Enttäuschung Sullas und einer unter Umständen damit einhergehenden Amtsmüdigkeit zu sehen ist.62 Auch mit seinem letzten Werk, der Abfassung einer Autobiographie, die er jedoch selbst nicht mehr zu vollenden vermochte, wies Sulla den Weg in eine neue Zeit, indem er sein Wirken – wie Holger Sonnabend betont, fern jeglicher Apologie – öffentlichkeitswirksam literarisch verpackte.63 Der Versuch Sullas, mit Hilfe von Gesetzen dafür Sorge zu tragen, dass fortan Männer von seinem Schlag nicht seinem exemplum Folge leisteten, scheiterte auf ganzer Linie.64 Auf der Ebene der einfachen Soldaten war die Büchse der Pandora geöffnet worden: Offenbar bedurfte es keiner großen Überredungskunst, um etliche Sullani für die Sache Catilinas zu gewinnen, was zur Folge hatte, dass Veteranen des lange verstorbenen dictator wiederum das Schwert gegen den Staat erhoben.65 Wenige Jahre später sollten es ihnen die Männer, die für Caesar in Gallien gekämpft hatten, gleichtun. Ist Sulla nun ein gescheiterter Potentat, an den in erster Linie seine Grausamkeiten erinnern? Meines Erachtens muss diese Persönlichkeit als Archetyp einer neuen Form römischer Monarchie erachtet werden, welche ihre Vollendung im augusteischen Prinzipat erfahren sollte. Insbesondere die Entscheidungen Caesars müssen im Spiegelbild der sullanischen Maßnahmen betrachtet werden. Ich vertrete die Meinung, dass ohne die crudelitas Sullas die caesarische clementia nicht denkbar gewesen wäre. Hätte Caesar den Angriff auf den Staat gewagt, hätte es nicht ein exemplum gegeben, welches gleichsam als Machbarkeitsstudie fungierte? Es ist der Lauf der Geschichte, der Caesar, obwohl er nüchtern betrachtet nur ein großer Zweiter unter den Usurpatoren der Späten Republik war, über alle Größen der Epoche erhebt und als Maßstab ............................................ 60 Vgl. Syme 1939, 47. 61 Vgl. Hölkeskamp 2000, 200. 62 Vgl. Meier 1997, 260. 63 Vgl. H. Sonnabend, Geschichte der antiken Biographie. Von Isokrates bis zur Historia Augusta, Darmstadt 2003, 95 u. 97. 64 Vgl. u.a. Dahlheim, 2006, 292; Meier 1997, 265; M. Zimmermann, Zwischen privatem Interesse und Staat. Warlords in der Antike, in: S. Förster u. C. Jansen u. G. Kronenbitter (Hrsg.), Rückkehr der Condottieri? Krieg und Militär zwischen staatlichem Monopol und Privatisierung: Von der Antike bis zur Gegenwart, Paderborn et al. 2010 (KriG 57), 27–42, hier 40. 65 Vgl. R. Cowan, For the Glory of Rome. A History of Warriors and Warfare, London 2007, 207.

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herausragender Leistungen definiert. So verwundert es nicht, dass Christian Meier Sulla als einen Mann „[…] vom Schlage Caesars […]“66 sieht. In ihrer letztendlichen Unergründbarkeit aber unterscheiden sich die beiden dictatores nicht.

Quellenverzeichnis APPIAN, Roman History, Vol. III., übers. v. Horace White, Cambridge et al. 1913 [8. ND 2002]. C. IULI CAESARIS commentariorum libri III de bello civili. Cum libris incertorum auctorum de bello Alexandrino, Africo, Hispaniensi, rec. R. du Pontet, Oxford 1900 [10. ND 1966]. DIO CASSIUS, Roman History, Vol. II (= Books XII–XXXV), übers. v. E. Cary, Cambridge et al. 1914 [6. ND 2001]. DIODORUS OF SICILY, Vol. XII (= Fragments of Books XXXIII–XL), übers. v. F.R. Walton, Cambridge et al. 2001 [3. ND]. FRONTINUS, The Stratagems. The Aqueducts of Rom, übers. v. C.E. Bennett, Cambridge et al. 1925. LUCAN, The civil war, übers. v. J.D. Duff, Cambridge et al 1928 [9. ND 2006]. PLUTARCH, Lives, Vol. IV (= Alcibiades and Coriolanus, Lysander and Sulla), übers. v. B. Perrin, Cambridge et al. 1916 [7. ND 2006]. PLUTARCH, Lives, Vol. VII (= Demosthenes and Cicero, Alexander and Caesar), übers. v. B. Perrin, Cambridge et al. 1919 [9. ND 2004]. C. SALLUSTI CRISPI CATILINA, Iugurtha. Historiarum fragmenta selecta, Appendix Sallustiana, rec. L.D. Reynolds, Oxford 1991. VELLEIUS PATERCULUS, Res gestae divi Augusti. Compendium of Roman history, übers. v. F.W. Shipley, Cambdrige et al. 1924 [7. ND 2002].

Literaturverzeichnis G. ALFÖLDY, Römische Sozialgeschichte, Stuttgart 42001. E. BADIAN, Römischer Imperialismus in der Späten Republik, Stuttgart 1980. — , Zöllner und Sünder. Unternehmer im Dienst der römischen Republik, Darmstadt 1997.

............................................ 66 Meier 1997, 292.

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H. BECK, “Consular power and the Roman constitution: The case of imperium reconsidered”, in: H. BECK, A. DUPLÁ, M. JEHNE u. F. PINA POLO (Hrsg.), Consuls and Res Publica. Holding High Office in the Roman Republic, Cambridge et al. 2011, 77–96. J. BLEICKEN, Cicero und die Ritter, Göttingen 1995 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Phil.-hist. Klasse, Dritte Folge, Nr. 213). K. CHRIST, Krise und Untergang der römischen Republik, Darmstadt 42000. — , Sulla. Eine römische Karriere, München 2002. R. COWAN, For the Glory of Rome. A History of Warriors and Warfare, London 2007. W. DAHLHEIM, Julius Caesar. Die Ehre des Kriegers und die Not des Staates, Paderborn 2 2006. J. FÜNDLING, Sulla, Darmstadt 2010. M. GELZER, Caesar. Der Politiker und Staatsmann, Wiesbaden 1960. — , Pompeius, München 1949. A. GOLDSWORTHY, “War”, in: P. SABIN, H. VAN WEES u. M. WHITBY (Hrsg.), The Cambridge History of Greek and Roman Warfare (Vol. II). Rome from the late Republic to the late Empire, Cambridge et al. 2007, 76–121. H. HEFTNER, Von den Gracchen bis Sulla. Die römische Republik am Scheideweg 133–78 v. Chr., Regensburg 2006. K.-J. HÖLKESKAMP, „Lucius Cornelius Sulla – Revolutionär und restaurativer Reformer“, in: K.-J. HÖLKESKAMP u. E. STEIN-HÖLKESKAMP (Hrsg.), Von Romulus zu Augustus. Große Gestalten der römischen Republik, München 2000, 199–218. M. JEHNE, Der große Trend, der kleine Sachzwang und das handelnde Individuum. Caesars Entscheidungen, München 2009. A. KEAVENEY, Sulla. The Last Republican, New York et al. 22005. C. MEIER, Res publica amissa. Eine Studie zu Verfassung und Geschichte der späten römischen Republik, Frankfurt a.M. 31997. F. MILLAR, The Crowd in Rome in the Late Republic, Ann Arbor 2002. F. PINA POLO, Rom, Das bin ich. Marcus Tullius Cicero – Ein Leben, Stuttgart 2010. K. RAAFLAUB, Dignitatis contentio. Studien zur Motivation und politischen Taktik im Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius, München 1974 (Vestigia 20). I. SAMOTTA, Das Vorbild der Vergangenheit. Geschichtsbild und Reformvorschläge bei Cicero und Sallust, Stuttgart 2009 (Historia, Einzelschriften 204). H. SONNABEND, Geschichte der antiken Biographie. Von Isokrates bis zur Historia Augusta, Darmstadt 2003. R. SYME, The Roman Revolution, Oxford 1939 [ND 2002]. J. VON UNGERN-STERNBERG, “The crisis of the republic”, in: H. I. FLOWER (Hrsg.), The Cambridge Companion to the Roman Republic, New York et al. 2004 [ND 2006], 89–109. W. WILL, Der römische Mob. Soziale Konflikte in der Späten Republik, Darmstadt 1991. M. ZIMMERMANN, „Zwischen privatem Interesse und Staat. Warlords in der Antike“, in: S. FÖRSTER, C. JANSEN u. G. KRONENBITTER (Hrsg.), Rückkehr der Condottieri? Krieg und Militär zwischen staatlichem Monopol und Privatisierung: Von der Antike bis zur Gegenwart, Paderborn et al. 2010 (KriG 57), 27–42.

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J ÖRN K OBES

Trajan und Antiochia – Kaiserliche Hilfen und Mirakel1

Das Ereignis Die schwere Erdbebenkatastrophe2, die sich während der Anwesenheit Kaiser Traians in Antiochia während des Partherkrieges ereignete und eine der schwersten Katastrophen für die Metropole im heutigen türkisch-syrischen Grenzgebiet sein sollte, trug sich nach Johannes Malalas an einem Sonntag, dem 13. Dezember, des Jahres 115 zu. Das erscheint auf den ersten Blick informativ und aussagekräftig; jedoch besitzen wir nur äußerst wenige gesicherte Quellen und Zeugnisse, nachweislich Notizen des Cassius Dio, die aus dem Werk des Kompilators Xiphilinos überliefert sind und die wiederum der nur noch fragmentarisch erhaltenen Parthica des Flavius Arrianus entstammen könnten, und die des noch später schreibenden Johannes Malalas. Eine den heutigen Fortschritten vergleichbare technisch-naturwissenschaftliche Analyse der seismischen Begebenheiten und Ereignisse kannte die Antike nicht; weder war es möglich, die Erdbebenstärke zu messen und zu bewerten3, noch liegen voneinander unabhängige und zeitnahe Quellenbelege vor, die eine Auflistung der betroffenen Orte und die feststellbaren Schäden an ............................................ 1

Dem Jubilar, dem ich seit meiner Doktorandenzeit vor annähernd 20 Jahren in herzlicher Freundschaft verbunden bin, darf ich in einem Akt der Rekapitulation von Katastrophen diesen Beitrag übergeben. Bot der erste Aufsatz, den ich mit seinem Wohlwollen verfassen konnte, einen umfassenden Blick auf die Schenkungen hellenistischer Könige an den Inselstaat Rhodos nach dem verheerenden Erdbeben von 227 v.Chr., so schließt sich nun der Kreis mit diesem Beitrag, dem Gedanken einer Studie zur „Liberalitas Principum (Schenkungen römischer Kaiser nach Naturkatastrophen im griechischen Osten)“ zugrunde lagen. Mein Dank gilt den Herren Prof. Werner Eck (Köln) und Manfred Clauss (Hennef) für die Bereitstellung anderweitig nicht erreichbarer Studien und Herrn Jan Stüdemann (Berlin) für den Hinweis auf einen Kupferstich aus dem Werk des Andreas Lazarus Imhof.

2

Eine auf die Antike bezogene Definition bei M. Meier, Zur Terminologie der (Natur-)Katastrophe in der griechischen Historiographie – einige einleitende Anmerkungen, Historical Social Research 32 (2007), 44–56. Bekanntermaßen sind Katastrophen für den Menschen einschneidende Ereignisse, die ihn in der Folge weiter prägen.

3

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der erste Seismograph im Nahen Osten nahe Kairo aufgestellt (dazu D. Amiran u. E. Arieh u. T. Turcotte, Earthquakes in Israel and adjacent areas: macroseismic observations since 100 B.C., IEJ 44 (1994), 260–305, hier: 263).

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Menschenleben und Infrastruktur beleuchten können. Aus den Schadensbeschreibungen im Bericht des Cassius Dio / Xiphilinos lassen sich nur unmittelbar auf Antiochia auswirkende Folgen konstatieren; über Umfang und Ausdehnung des Ereignisses auf benachbarte Städte und Regionen besitzen wir keine eindeutigen Hinweise. Jedoch lässt sich anhand des Cassius Dio-Berichts vermuten, dass das Beben eine wahrscheinliche Intensität der Stärke X–XI bei einer Magnitude von 7,3–7,5 [Ms]4 besessen hatte. Allein schon diese Zahlen legen eine weitreichende Naturkatastrophe nahe; sollte, wie vermutet, das Epizentrum nahe Antiochia gelegen haben, sind große Zerstörungen entlang der Levanteküste und im Binnenland anzunehmen; verbindet schon Cassius Dio dieses Beben mit Zerstörungen in Rhodos (möglich, aber keinesfalls gesichert), lassen sich eventuell auch Schäden vor Zypern, im syrischen Apameia und eine Tsunamiwelle bis nach Caesarea Maritima und Jawne plausibel erklären.5 Andererseits gewinnt das Beben von 115 und dessen Nachleben an Bedeutung, da es sich zu einer Zeit zutrug, als sich Traian und die wichtigsten Ratgeber und Militärs erneut in der Stadt aufhielten.6 Schließlich hätte nicht viel gefehlt, und das Schicksal hätte in die Geschichte eingegriffen und der Kaiser wäre das prominenteste Opfer des schweren Erdbebens geworden. Anlässlich des Partherfeldzuges befanden sich der Kaiser, die Notabeln des Reiches, städtische Gesandte aus verschiedenen Reichsteilen, viel Heervolk, befreundete Fürsten der Umgebung und Gesandte der gegnerischen parthischen Fürstentümer seit 113/114 in Kleinasien, in der Provinz Syria und in Armenien.7 Fern von Rom nahm der kaiserliche Hof 115 erneut Quartier in der syrischen Pro............................................ 4

Daten aus National Geophysical Data Center: Significant earthquakes, http://www.ngdc.noaa.gov/nndc/struts/results?eq_0=64&t=101650&s=13&d=22,26,13,12&nd=di splay (zuletzt besucht am 03.01.2013). Außerdem M. Meghraoui et al., Evidence for 830 years of seismic quiescence from palaeoseismology, archaeoseismology and historical seismicity along the Dead Sea fault in Syria, Earth and Planetary Science Letters 210 (2003), 35–52.

5

Zu Caesarea Maritima und Jawne s. N. Shalem, Seismic tidal waves (Tsunamis) in the Eastern Mediterranean, Bulletin of the Israel Exploration Society 20 (1956), 159–170 (auf Hebräisch); Amiran u. Arieh u. Turcotte (wie Anm. 3), 260–305, bes. 265, 268; und zuletzt E.G. Reinhardt et al., The tsunami of 13 december A.D. 115 and the destruction of Herod the Great’s harbor at Caesarea Maritima, Israel, Geology 34 (2006), 1061–1064.

6

Die Angaben zum Gefolge des Kaisers in Antiochia können wir den Berichten des Cass. Dio 68, 24, 1ff. und des Ioh. Mal. 11, 15 entnehmen. Zu den fremden Gesandtschaften generell G. Ziethen, Gesandte vor Kaiser und Senat. Studien zum römischen Gesandtschaftswesen zwischen 30 v.Chr. und 117 n.Chr., St. Katharinen 1994 (Pharos 2).

7

Zum Partherfeldzug s. F. Lepper, Trajan’s Parthian War, Oxford 1948; G. Downey, A History of Antioch in Syria from Seleucus to the Arab Conquest, Princeton (N.J.) 1961, 211ff. und zuletzt ausführlich K. Strobel, Kaiser Traian. Eine Epoche der Weltgeschichte, Regensburg 2010, 348– 398.

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vinzhauptstadt. Rom rüstete sich nach einigen Erfolgen zum entscheidenden Schlag gegen die Parther. In der Erwähnung des Bebens bei Malalas8 erfahren wir zunächst Angaben zum Epizentrum, zum Datum und Informationen zur wiederholten Heimsuchung der Stadt „Antiochia bei Daphne“ – so der genaue Wortlaut – durch Erdbeben, während Cassius Dio / Xiphilinos zuerst auf die Rahmenbedingungen in Antiochia in diesem Winter eingeht und dann das Schreckensszenario der Katastrophe ausbreitet. So waren, wie schon erwähnt, allerlei Gesandtschaften in der Stadt, um die Gelegenheit zu ergreifen, während der erzwungenen Winterpause Angelegenheiten vor Kaiser und mitgereisten Senatoren (συγκλητικοί) vorzutragen und Entscheidungen herbeizuführen. Nicht nur das Gefolge des Kaisers, abgesehen vom Heer und seiner Leibwache, umfasste mehrere hundert Menschen; auch die Gesandtschaften der Städte, Völker, abhängigen Fürsten und auswärtigen Könige sorgten für ein buntes Stadtbild. Als Datum gibt Malalas den „13. Tag des Monats Apellios, der auch der 13. Dezember ist“ an und setzt ihn mit einem Sonntag gleich.9 Nach dem ersten Hahnenschrei, also kurz nach Sonnenaufgang, soll das Beben stattgefunden und die gerade erwachende Stadt getroffen haben. Jedoch war der 13. Dezember des Jahres 115 ein Donnerstag.10 Malalas verschob das Ereignis offenbar absichtlich auf einen Sonntag. Eine historische Relevanz hatte der Tag also nicht, wahrscheinlich jedoch eine religiöse. Ein solcher Tag passte ihm sicher besser in die Darstellungskomposition seines Werkes.11 Nach Hennig12 soll auch Orosius (3, 12) Informationen besessen haben, sie aber nur mit einem äußerst starken Gewitter, nicht jedoch mit dem Erdbeben in Verbindung ............................................ 8

Ioh. Mal. 11, 9 (zitiert nach I. Malalas, Chronographia, übers. u. hrsg. v. H. Thurn, Berlin 2000; dt. Übersetzung jetzt I. Malalas, Weltchronik, übers. u. hrsg. v. H. Thurn u. M. Meier u. C. Drosihn u. S. Priwitzer, Stuttgart 2009).

9

Zur Textstelle A.S. von Stauffenberg, Die römische Kaisergeschichte bei Malalas. Griechischer Text der Bücher IX–XII und Untersuchungen, Stuttgart 1931, 276–278; zur Datierung s. Lepper (wie Anm. 7), 71–73; Downey (wie Anm. 7), 213 u. Anm. 59; G. Barbieri, Pompeo Macrino, Asinio Marcello, Bebio Macro e i fasti Ostiensi del 115, MEFRA 82 (1970), 263–278; G. Waldherr, Erdbeben, das außergewöhnliche Normale. Zur Rezeption seismischer Aktivitäten in literarischen Quellen vom 4. Jahrhundert v.Chr. bis zum 4. Jahrhundert n. Chr (Geographica Historica 9), Stuttgart 1997, 199–203.

10 Umrechnung bei Lepper (wie Anm. 7), 72ff. mit Diskussion über das genaue Tagesdatum. Weitere ungenaue Datierungen bei Malalas im Zusammenhang mit dem Partherkrieg Traians werden von Strobel (wie Anm. 7), 357f. verworfen. 11 Stauffenberg (wie Anm. 9), 276–278; Downey (wie Anm. 7), 213f. 12 R. Hennig, Katalog bemerkenswerter Witterungsereignisse von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1800, Berlin 1904 (Abh. Königl. Preuss. Meteorol. Institut II 4), 7.

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gebracht haben. Ein Eintrag für das Jahr 11213 konnte anderweitig nicht verifiziert werden. Jedoch scheint auch die Datierung auf den 13. Dezember, wie sie uns Malalas aufzudrängen versucht – den Sonntag statt des Donnerstags lassen wir deshalb auch unberücksichtigt –, so einfach nicht. Denn an diesem Tag war der nach Cassius Dio (68, 24f.) beim Erdbeben tödlich verletzte M. Vergilianus Pedo14 gar kein ὕπατος mehr. Er gab zwar als ordentlicher Konsul (mit Messalla) dem Jahr seinen Namen, jedoch schon zum 1. Mai des Jahres 115 werden mit L. Iulius Frugi und P. Iuventius Celsus zwei Nachfolger der ordentlichen Konsuln genannt, zum 1. September folgten noch einmal zwei neue Suffektkonsuln (M. Pompeius Macrinus und L. Vibius Varus).15 Insofern konnte Vergilianus Pedo nur als gewesener Konsul tödlich verletzt worden sein. Oder müssen wir eine vollständige Neudatierung des Erdbebens in Erwägung ziehen? Diesen Versuch unternimmt K. Strobel mit bedenkenswerten Überlegungen in seiner kürzlich erschienenen Traian-Biographie.16 Während er die möglichen Zeitfenster für den Aufenthalt des Kaisers und seines militärischen Gefolges noch einmal minutiös untersucht und diese mit einem in diesem Zusammenhang schon häufiger herangezogenen Fragment der Fasti Ostienses kombiniert, ist für ihn klar: Da Pedo in seinem Konsulat verstorben, Traian jedoch schon im Herbst 115 zur Fortsetzung des Kriegszuges aus der Stadt aufgebrochen sei und in den Fasten aus Ostia das Erdbeben für den 5. Januar dokumentiert werde, könne Vergilianus Pedo nur bei diesem Erdbeben im Winter 114/115 verstorben sein, das dementsprechend um annähernd elf Monate vorzudatieren sei: „Das Erdbeben hat vielmehr im Januar 115, mit einiger Sicherheit an den Nonen des Januars, also am 5. dieses Monats, stattgefunden. Dabei kam einer der beiden amtierenden ordentlichen Konsul dieses ............................................ 13 Bei Hennig (wie Anm. 12), ebd.: „In Antiochia Gewitter und Sturm mit nachfolgendem Erdbeben (Or.).“ 14 Zu ihm PIR² P 843. M. Vergilianus Pedo war ordentlicher Konsul des Jahres 115, allerdings waren ihm und seinem Amtskollegen L. Vipstanus Messalla schon einige Suffektkonsuln in diesem Jahr nachgefolgt. So mag man für ihn eher den Titel ὑπατικός vermuten, nicht jedoch den von Cass. Dio (aus seinen vorliegenden Quellen) fälschlich überlieferten ὕπατος; vgl. dazu schon Downey (wie Anm. 7), 214 Anm. 61. Auch ein Kopistenfehler mag nicht ausgeschlossen sein. 15 Zu den Suffektkonsuln-Paaren (nach den Fasti Potentini und F. Ostienses) s. zuletzt W. Eck u. G. Paci u. E. Percossi, Per una nuova edizione dei Fasti-Potentini, Picvs 23 (2003), 51–108; W. Eck u. A. Pangerl, Neue Konsulndaten in neuen Diplomen, ZPE 152 (2005), 229–262, bes. 235ff.; W. Eck u. A. Pangerl, Traians Heer im Partherkrieg. Zu einem neuen Diplom aus dem Jahr 115, Chiron 35 (2005), 49–66, bes. 51ff. 16 Strobel (wie Anm. 7), passim.

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Jahres, Marcus (Popilius?) Pedio Vergilianus, ums Leben und wurde durch einen Suffektkonsul ersetzt.“17 Die Tagesdatierung des Bebens auf den 5. Januar 115 ist allerdings so eindeutig auch nicht. Einer stadtrömischen Inschrift zufolge weihen officinatores monetae aurariae argentariae Caesaris n(ostri) an Fortuna Augusta am 28. Januar 115; dabei wird eindeutig datiert auf V K(alendas) Febr(uarias) / L(ucio) Vipstanio Messalla M(arco) Vergiliano Pedone co(n)s(ulibus).18 Ein Suffektkonsul war also auch Ende Januar noch nicht genannt bzw. Vergilianus möglicherweise noch im Amt. Ebenfalls sollen zwei Fragmente der Fasti Ostienses die Argumentation Strobels19 stützen. Es handelt sich dabei um die Fragmente Ka und Kc der Fasti Ostienses zum betreffenden Jahr, in denen ein bruchstückhaftes OTVS FVIT zu [terrae m]otus fuit ergänzt und auf das vom ihm postulierte Erdbeben vom 5. Januar 115 projiziert wird. Dagegen rekonstruieren die Epigraphic Database of Rome (EDR) und die Epigraphische Datenbank Clauss-Slaby (EDCS) nach herkömmlicher Datierung die beiden Fragmente Ka und Kc folgendermaßen: [K(alendis) Sept(embribus) M(arcus) Pompeius Mac]rinu[s, T(itus)] Vibius [Varus]. [---]ida v(irgo) V(estalis) [---] k(alend-) Nov(embr-) noc[tu ---]. [Id(ibus) Dec(embribus) terrae m]otus fuit. [--- k(alend-)] Ian(uari-) Umm[idia] [Quadratilla] Q(uinti) Asini Mar[celli] consular[is ---] Das darunter dann anschließende Fragment Kb bringt nur lokalhistorische Informationen über einen Brand in Ostia und kann in diesem Rahmen unberücksichtigt bleiben. Vergleicht man Strobels Textangebot mit dem der EDR / EDCS, so sind die Unterschiede sogleich erkennbar: Strobel bietet den Text der Fasti Ostienses ............................................ 17 Strobel (wie Anm. 7), 348. 18 CIL VI 43 (p. 3755) = ILS 1634. 19 Strobel (wie Anm. 7), 359 Anm. 2: „In den Fasti Ostienses ist der Eintrag für das Jahr 115 (Frg. Ka und Kc [entsprechende Fotografien und Umzeichnungen unter Nr. EDR121643 in der EDR – Epigraphic Database Rome, http://www.edr-edr.it/; Anm. d. Verf.]) entgegen der bisherigen Ergänzung mit größter Wahrscheinlichkeit wie folgt zu rekonstruieren …“ Mit seiner Bemerkung (a.a.O.): „Auch die entsprechende Münzprägung weist auf das frühere Datum hin“ erschließt sich keine weiterführende Argumentation.

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für das Jahr 116 als Beleg für das Erdbeben am 5. Januar 115, denn er lässt den erhaltenen Textrest, der sich mit dem zweiten Suffektkonsulnpaar (Pompeius Macrinus und Vibius Varus) des Jahres 115 beschäftigt, unberücksichtigt. Ist dieses schon überraschend, ist die Vorgehensweise grundlegend bedenklich, wenn wir überlegen, welche Ereignisse denn überhaupt in die Fasti Ostienses Aufnahme fanden, sie als bemerkenswert angesehen wurden, dass sie mit einem unbekannten zeitlichen Abstand an herausragender Stelle in Ostia ausgestellt werden sollten. Die Fasti Ostienses greifen in der Regel nur die Ereignisse in Rom und die lokalen Geschehnisse in Ostia auf, nachdem die entsprechenden jährlichen Amtsträger aus beiden Städten genannt worden sind. So wird das angesprochene Erdbeben sicher auf Rom / Ostia zu beziehen sein, aber nicht auf Antiochia.20 Das syrische Beben hat vielleicht noch andere Städte neben Antiochia und Daphne getroffen; die antiken Informationen belegen jedoch nur noch ein Beben auf Rhodos, nach dem Traian vielleicht auch hilfreich eingreifen konnte.21 Wir dürfen, wie oben schon angeklungen, vermuten, dass die Schäden in Rhodos nicht vom selben Beben ausgelöst wurden, sondern von einem anderen herrührten. Das Beben in Antiochia und die Anwesenheit des Kaisers in Antiochia und seine Hilfsbereitschaft für Rhodos mögen den Chronisten dazu verleitet haben, beide Ereignisse und Schadensberichte auf dieselbe Katastro............................................ 20 Strobel (wie Anm. 7), 359 Anm. 2. Zu Ostia zuletzt A. Fraschetti, Traiano nei Fasti Ostienses, in: J. González (Hrsg.), Trajano emperador de Roma. Actas del congreso internacional, 14–17 Septiembre 1998, Roma 2000 (Saggi di storia antica 16), 141–154, und C. Bruun, Civic rituals in imperial Ostia, in: O. Hekster u. S. Schmidt-Hofner u. C. Witschel (Hrsg.), Ritual dynamics and religious change in the Roman Empire. Proceedings of the 8th Workshop of the International Network Impact of Empire (Heidelberg, July 5–7, 2007), Leiden u.a. 2009 (Impact of empire 9), 123–141, bes. 134–136. Erdbeben in Rom und Latium sind aufgrund der tektonischen Beschaffenheit der Randlage zum Apeninnengebirge so selten nicht. So hat zuletzt am 26. Oktober 2012 die Erde in Kalabrien und der Basilikata (Ms = 5,0) gebebt, die Erschütterungen waren bis ins nördliche Kampanien zu spüren. Norditalien, besonders die Region Emilia-Romagna wurde schwer am 29. Mai 2012 getroffen; bei einer ermittelten seismischen Stärke Ms = 5,8 starben mindestens 15 Menschen, etwa 100 Personen wurden verletzt. 21 Ioh. Mal. 11, 9. Vgl. sehr kurz Stauffenberg (wie Anm. 9), 294. Zur ersten Zerstörung, die sich auf das Erdbeben von 227/226 v.Chr. beziehen wird, s. J. Kobes, Rhodos und das Erdbeben von 227 v. Chr, MBAH 12 (1993), 1–26; K. Bringmann u. H. v. Steubern (Hrsg.), Schenkungen hellenistischer Herrscher an griechische Städte und Heiligtümer. Teil I: Zeugnisse und Kommentare. Bearb. von W. Ameling, K. Bringmann und B. Schmidt-Dounas, Berlin 1995, KNr. 199f. 205. 207. 215–220; K. Bringmann u. B. Schmidt-Dounas, Schenkungen hellenistischer Herrscher an griechische Städte und Heiligtümer. Teil II: Historische und archäologische Auswertung. Band 1: Geben und Nehmen. Band 2: Geschenke erhalten die Freundschaft, Berlin 2000, hier: Bd. 1, 189– 191; H. Kotsidu, ΤΙΜΗ ΚΑΙ ΔΟΧΑ. Ehrungen für hellenistische Herrscher im griechischen Mutterland und in Kleinasien unter besonderer Berücksichtigung der archäologischen Denkmäler, Berlin 2000, 224 und 229 und zuletzt H.-U. Wiemer, Rhodische Traditionen in der hellenistischen Historiographie, Frankfurt am Main 2001 (Frankfurter Althistorische Beiträge 7), 33–39.

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phe zu beziehen. Dafür sind wir weitaus besser informiert, was Antiochia / Daphne betrifft. So soll nach Eusebios in der Chronik des Hieronymus das Erdbeben paene totam subruit civitatem, nach der armenischen Version soll es paullo minus III urbis (partes) subruit.22 Andere Zeugnisse belegen nur noch in kursorischer Erwähnung die Anteilnahme des Kaisers.23 Abgesehen von der Feststellung, dass wir es mit einem sehr heftigen Beben zu tun haben, durch das (und mehrere folgende Nachbeben) viele Menschen in und um Antiochia getötet wurden, lässt sich dies nicht näher belegen. Annähernde oder verlässliche Zahlenangaben fehlen.24 Wichtiger war ein anderer Aspekt – das Erdbeben wurde aus einem ganz bestimmten Grund tradiert. Cassius Dio25 überliefert: Traian konnte sich hingegen durch ein Fenster des Raumes retten, in dem er sich gerade aufhielt; ein Wesen, größer als Menschenmaß, war auf ihn zugetreten und hatte ihn herausgeführt, worauf er nur mit einigen geringfügigen Verletzungen davonkam. Da aber das Erdbeben mehrere Tage anhielt, verbrachte er seine Zeit unter freiem Himmel im Hippodrom.

............................................ 22 Vorsicht ist dabei bei den Angaben des Eusebios empfohlen. Die zwei Varianten datieren das Erdbeben in unterschiedliche Jahre. So passiert es, dass Eus. Hier. chron. 196 das Beben auf 113/114 datiert. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Traian aber noch auf der Überfahrt von Griechenland bzw. auf der Fahrt entlang der Hafenstädte Kleinasiens nach Antiochia, wo er im Januar 114 eintraf (Cass. Dio 68, 18, 1); vgl. H. Halfmann, Itinera principum. Geschichte und Typologie der Kaiserreisen im Römischen Reich, Stuttgart 1986 (HABES 2), 185–188 und jetzt überzeugend Strobel (wie Anm. 7), 361–364. 23 Aur. Vict. Caes. 13, 11 bzw. (Ps.-) Aur. Vict. epit. Caes. 13, 12, wobei letzteres die Hilfe des Kaisers wenigstens summarisch überliefert. 24 Über Opferzahlen kann man nur spekulieren. Im Winter 115 soll die Stadt wegen der Anwesenheit des Kaisers eine ungewöhnlich hohe Zahl von Einwohnern und Gästen beherbergt haben, so dass das Unglück viele Opfer gefordert haben kann. Beim Beben von 528 sollen annähernd 5000 Tote zu beklagen gewesen sein – Theophan. A.M. 6021 (177, 31f.) nennt 4870 Opfer, Malalas zählt 5000 (18, 27) in Antiochia, 7500 in Laodicea im gleichen Jahr (18, 28). Für das Beben 526 zählt Malalas (17, 16) jedoch 250000 Tote wegen der vielen Besucher; dazu G. Siebigs, Kaiser Leo I. Das oströmische Reich in den ersten drei Jahren seiner Regierung (457–460 n.Chr.), Berlin u.a. 2010 (Beiträge zur Altertumskunde 276), 450 Anm. 75. 25 Cass. Dio 68, 25, 5. Diese Rettung war noch im frühen 18. Jh. dem entsprechenden Publikum präsent. So zeigt ein Kupferstichblatt im „Bildersaal“ des Andreas Lazarus Imhof von 1722 (Neueröffneten historischen Bilder-Saals anderer Theil. Das ist: Kurtze / deutliche und unpassionirte Beschreibung Der Historiae Universalis / Enthaltend / Die Geschichten von dem Todt Kaysers Augusti an / biß auf die Translationem Imperii in Carolum Magnum. Alles mit vielen Kupffern ausgezieret und vorgestellet, Nürnberg 1722, 105f.) die entscheidende Szene der Rettung des Kaisers aus einem Hausfenster durch eine übermenschliche Person in Militärrüstung, während im Hintergrund lamentierende Menschen vor den zerstörten städtischen und privaten Gebäuden das Unglück nicht fassen können. Siehe die Abbildung am Ende des Beitrags.

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Die Intention des Cassius Dio, die Rettung des Kaisers durch den Eingriff eines Wesens höherer Macht und durch einen Sprung aus dem Fenster zu verbinden, wird möglicherweise aus einer lokalen Quelle stammen. Malalas berichtet davon nichts, obwohl die Geschichte derart informativ und plakativ gewesen ist, dass sie geradezu um Verwendung ersucht hätte. Bleibt dabei noch zu fragen, welche Teile der Darstellung von Dio stammten, welche der Feder des byzantinischen Kompilators Xiphilinos entsprungen waren. Das Bild mag erstmalig aus einer Lokalüberlieferung oder durch Arrians Parthica bekannt geworden sein; Malalas, dem Arbeiten der Stadtchronisten zur Verfügung standen, erwähnt nichts von einem höheren Wesen, das mit Vor-Sicht den Kaiser aus einer lebensbedrohlichen Situation gerettet hatte. Im Gegenteil – völlig nüchtern und farblos stellt Malalas nur fest: „Der Herrscher Traian weilte in der Stadt, als sich der Gotteszorn zutrug“.26 Die Katastrophenbeschreibung aus der Feder des Cassius Dio gehört wohl zum Allgemeingut der Furchtliteratur der Antike. Nicht nur begruben die zusammenstürzenden Bauwerke die Menschen unrettbar unter sich, sondern wurden die Bewohner von herunterfallenden Trümmern erschlagen, ihre Knochen und Schädel wurden mehrfach gebrochen. Das gesamte Schreckensszenario einer unvermutet hereinbrechenden Naturkatastrophe wird vor dem Leser ausgebreitet.27 Den Kontrast bilden daneben die üblichen „Rettungsgeschichten“ und Eingriffe übernatürlicher Kräfte zugunsten der vom Unglück sehr mitgenommenen Bevölkerung. Hier sind vor allem die beiden Säuglinge zu nennen, die beide gerettet wurden; einer der Säuglinge hatte sich noch an der Brust seiner toten Mutter festgebissen und möglicherweise deshalb überlebt.28 Dagegen wird das Schicksal Traians gleichsam im Zeitraffertempo abgehandelt, um dann nochmals zu den gewichtigen geologischen Veränderungen ............................................ 26 Ioh. Mal. 11, 9. Zum „Gotteszorn“ s. M. Meier, Natural disasters in the Chronographia of John Malalas: Reflections on their function. An initial sketch, The Medieval History Journal 10 (2007), 237–266. 27 Zu diesem Szenario und den dabei verwendeten Topoi s. Waldherr (wie Anm. 9), 199–203 und J.M. Beyer, 21. Juli 365 n.Chr. Der „Tag der Furcht“ – ein Tsunami erschüttert die Mittelmeerwelt, Antike Welt 32 (2001), 413–414, zum Juli 365. 28 Die Rettung eines Säuglings, entweder ohne seine Mutter oder gerade diesen säugend (hier: Cass. Dio 68, 25, 4), ist ein Topos im Rahmen von Katastrophenbeschreibungen, und dies nicht nur in der Antike. So wurde die Rettung eines zwei Wochen alten Säuglings zwei Tage nach dem schweren Erdbeben im türkischen Erçis im Oktober 2011 und die kurz darauf folgende Rettung der Mutter ebenso freudig als Wunder gefeiert wie ungläubig bestaunt. Das verweist auf eine psychologische Schwäche, die bei bzw. nach verheerenden Katastrophen zur Beruhigung und Ermutigung des schaudernden Betrachters hervorgerufen wird.

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an der die Stadt umschließenden Bergkette zu kommen. Das Beben und die sich anschließenden Nachbeben sorgten dafür, dass sich Bevölkerung und kaiserlicher Hof im Freien – vor allem auf öffentlichen Plätzen und im Hippodrom – aufhielten. Die in solchen Fällen verheerend wirkende Verschlechterung des sanitären Zustandes, Frischwassermangel und die generell zerstörte Infrastruktur der Provinzhauptstadt zeigten dem Kaiser schnell, wie und wo dringend Hilfe vonnöten gewesen war.29

Die Schäden und Renovierungen Die beim Erdbeben verursachten Schäden lassen sich nur noch in den Nachweisen der literarischen Zeugnisse finden. Die andauernde Besiedlung Antiochias verhindert eine genauere Aufschlüsselung ebenso wie die Verluste an epigraphischem Material durch Wiederverwendung in den Nutzbauten der Stadt und der angrenzenden Umgebung.30 Die Reparaturen der meisten Schäden bezogen sich auf das Beben, obwohl nicht ausgeschlossen werden kann, dass frühere Katastrophen für eine gewisse Baufälligkeit gesorgt hatten und dass jetzt das Stadtbild dringend aufgefrischt werden sollte. Vor allem die Brandschäden durch die angreifenden Parther, während Traian im Jahr 113 eiligst herannahte, müssen bis zur Katastrophe des Jahres 115 noch nicht völlig beseitigt worden sein. Ausgangsstelle für die durch Traian initiierten und begonnenen Bauvorhaben ist die Liste in Ioh. Mal. 11, 9. Zu erkennen sind: Das Mittlere Tor (Μέση Πύλη) zu Beginn der Kolonnadenstraße, eher ein Ehrenbogen – wegen des Partherkrieges (?) –, wurde von einer die beiden Zwillinge Romulus und Remus säugenden Wölfin bekrönt. Vielleicht hat Traian beabsichtigt, Antiochia neben Rom als gleichwertig zu erheben, da die Stadt ............................................ 29 Durch Traians Anwesenheit erhalten alle Katastrophenmeldungen, die in Antiochia gesammelt wurden, sicher eine andere, höherwertige Qualität als beispielsweise der Bericht eines Gesandten einer betroffenen Stadt vor dem Kaiser in Rom oder in fernen Provinzen, der plastisch-drastisch die Katastrophe schildern musste, um sich berechtigte Hoffnungen auf Hilfeleistungen zu machen. Erinnert sei hier an Chairemon aus Tralleis, der nach dem Erdbeben von 26/25 v.Chr. zu Augustus reiste, um ihn namens der Stadt um Hilfe zu bitten. Augustus weilte zu diesem Moment auf dem Cantabrer-Feldzug in Spanien. Dazu der Bericht des Agathias 2, 17 (= IvTralleis 70 = Hist. Graec. Min. II 207f. [ed. Dindorf]) und H. Sonnabend, Naturkatastrophen in der Antike. Wahrnehmung – Deutung – Management, Stuttgart 1999, 216. 30 So mag Malalas (11, 9–10) das eine oder andere epigraphische Zeugnis gesehen und notiert haben, wie Downey (wie Anm. 7), 214 und Anm. 64 vermutet.

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zumindest in den letzten drei Jahren das kaiserliche Hauptquartier gewesen war.31 Diese Skulptur wird von Malalas schon Tiberius und dem Bau des „Osttores“ zugewiesen; es spricht also, wenn authentisch, für eine Restaurierung des „Osttores“ einschließlich der Skulpturengruppe „säugende Wölfin mit Romulus und Remus“.32 Die Restaurierung und den Bauabschluss des schon unter Caesar begonnenen und unter Tiberius weitergeführten, jedoch noch unvollendeten Theaters soll Traian ermöglicht haben.33 Dabei ist immerhin in Frage zu stellen, ob die Aufstellung einer Statue der Kalliope34 (und die Theaterausschmückung) eine Bauzuweisung auf Traian rechtfertigen darf.35 Es bleibt unbekannt, ob er noch mehr als nur die erwähnte Statue zur Verfügung gestellt hat. Das Traiansbad36 (βαλανείον Τραιανοῦ) ist aus einer Mitteilung des Euagrios bekannt, in der er anlässlich eines Erdbebens (13./14. September 458) unter Leo I. auch fast zufällig erwähnt, dass „von den Badeanlagen des Traian, des Severus und des Hadrian weniges erschüttert und zerstört (wurde)“.37 Im Zusammenhang bezieht sich Euagrios schon bei der Datierung des Bebens unter Leo auf das Beben während der Regierung des Traian, so dass die Annahme nicht verfehlt sein wird, den Restaurierungsauftrag des Kaisers kurz ............................................ 31 Zum Standort Downey (wie Anm. 7), 215f. 32 Vgl. dagegen R. Förster, Antiochia am Orontes. Zum Gedächtnis von Otfried Müller, JdI 12 (1897), 103–149, bes. 120, denn es erschließt sich nicht, dass es in Antiochia zwei verschiedene Tore mit annähernd gleichem Bilderschmuck gegeben haben soll. Kein antiker Autor belegt zwei Torbekrönungen auf verschiedenen Toren der Stadt. 33 Ioh. Mal. 11, 9, 11–13. Zu den Bauten Caesars s. Ioh. Mal. 9, 2 und zu denen Tiberius’ Ioh. Mal. 10, 22. Ähnlich lautet schon der Eintrag zu Augustus (Ioh. Mal. 10, 20). Generell zu den Bauten und der historischen Relevanz des Malalas an diesen Stellen A. Moffat, A record of public buildings and monuments, in: E. Jeffreys u. M. Jeffreys u. R. Scott (Hrsg.), The Chronicle of Johannes Malalas, Melbourne 1986, 87–110. 34 Ioh. Mal. 11, 9. Dazu Downey (wie Anm. 7), 216 und Anm. 71 mit ausführlicher Diskussion. 35 Ioh. Mal. 11, 4. Downey (wie Anm. 7), 212 und Anm. 52. 36 Ioh. Mal. 11, 3. Downey (wie Anm. 7), 212. Die im gleichen Atemzug erwähnte Wasserleitung von Daphne in die Stadt wird von Traian vorangetrieben worden sein, da die Wasserzufuhr für das öffentliche Bad davon abhängig gewesen ist. Sie wird beim Erdbeben in Mitleidenschaft gezogen worden sein, ein Abschluss der Renovierung wird unter Hadrian zu erwarten sein. S. hier Anm. 39. 37 Euagr. 2,12. Die Badeanlage des Hadrian findet bei Ioh. Mal. 11, 20ff. Erwähnung; s. Stauffenberg (wie Anm. 9), 48 und Downey (wie Anm. 7), 221f. Zum Erdbeben unter Leo I. und der Abhängigkeit des Euagrios von Malalas vgl. Downey (wie Anm. 7), 597–604, und jüngst zur Erdbebenüberlieferung in byzantinischer Zeit M. Meier, Die Erdbeben der Jahre 542 und 554 in der byzantinischen Überlieferung. Quellenkritische Überlegungen zur Geschichte des 6. Jahrhunderts n. Chr, ZPE 130 (2000), 287–295; M. Meier, Zur Wahrnehmung und Deutung von Naturkatastrophen im 6. Jh. n.Chr., in: D. Groh u. M. Kempe u. F. Mauelshagen (Hrsg.), Naturkatastrophen. Beiträge zu ihrer Deutung, Wahrnehmung und Darstellung in Text und Bild von der Antike bis ins 20. Jahrhundert, Tübingen 2003 (Literatur und Anthropologie 13), 45–64; M. Meier, Naturkatastrophen in der christlichen Chronistik. Das Beispiel Johannes Malalas (6. Jh.), Gymnasium 114 (2007), 559–586.

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nach dem Erdbeben im Jahr 115 zu datieren. Das aktuelle Beben soll nach Euagrios das schwerste nach dem Erdbeben von 115 gewesen sein. Sein Schadensbericht lässt sich aber nicht auf das frühere zurückblenden; die annähernd 340 Jahre ungestörte Bebauung lässt keine Rückschlüsse zu.38 Zur allgemeinen Versorgung der Bevölkerung und zur Inbetriebnahme eines Bades gehörte selbstverständlich die Bereitstellung und Zuführung von Wasser. Deshalb musste Traian möglichst schnell nach der Katastrophe die Wasserversorgung der Stadt sicherstellen. So wurde der Aquädukt von Daphne nach Antiochia wohl von Traian begonnen; es ist damit zu rechnen, dass erst der Nachfolger dieses Bauwerk abschließen konnte.39 Auch die weiteren, Traian von Malalas zugeschriebenen Bauprojekte werden vom Kaiser wohl nur initiiert; den Bauabschluss der wenigsten Bauten dürfte Traian überhaupt erlebt oder gesehen haben. So ersetzte die nachmalig berühmte Kolonnaden-Prachtstraße (ἐμβολοὶ μεγάλοι) mit einer Länge von ca. 1,5 km und einer Breite von annähernd 33 m die bis dahin vorhandene städtische Hauptstraße; die Erdbebenzerstörungen und die hohen Menschenverluste werden den prachtvollen und breiten Ausbau dieser Straße ebenso erleichtert haben wie die bauliche Gestaltung der Kolonnaden und der in sie errichteten Buden und Geschäften.40 Die Bewohner von Antiochia und Daphne weihten einen Tempel für den Zeus Σωτήρ in Daphne;41 Traian soll als eine der letzten Handlungen in Antiochia den Grundstein zu einem Artemis-Tempel in Daphne gelegt haben.42 Traian zog nach dem Erdbeben auch die ihn begleitenden, vermögenden Senatoren in die Verantwortung, indem er sie aufforderte, den Wiederaufbau

............................................ 38 Siebigs (wie Anm. 24), 448f. 39 Ioh. Mal. 11, 14 (Aquäduktbau von Daphne nach Antiochia wurde wohl von Hadrian fortgeführt); dazu D.N. Wilbur, The plateau of Daphne, the springs and the watersystem, in: R. Stillwell (Hrsg.), Antioch-on-the-Orontes. vol. II: The Excavations 1933–36, Princeton (N.J.) 1938, 49–56; M.T. Boatwright, Hadrian and the Cities of the Roman Empire, Princeton 2002, 137f.; A. Banea u. B. Grimm, Antiochia (Antakya)/Türkei, Stadtmauer. Bestandsdokumentation und Bauforschung am Eisernen Tor, Jahrbuch MSD 2005–2007, 2007, 67. 40 J. Lassus, La ville d’Antioche à l’epoche romaine d’après l’archéologie, in: ANRW II 8, Berlin 1977, 54–102, hier 60ff.; A. Gebhardt, Imperiale Politik und provinziale Entwicklung. Untersuchungen zum Verhältnis von Kaiser, Heer und Städten im Syrien der vorseverischen Zeit, Berlin 2009 (Klio Beihefte 4), 113f. Siebigs (wie Anm. 24), 448f. hebt dabei die nach Erdbeben immer wieder ausbrechenden Brände hervor, die die Schäden des Bebens noch verstärkten bzw. erst katastrophal verlaufen ließen. 41 Ioh. Mal. 11, 9–10. 42 Ioh. Mal. 11, 11; Downey (wie Anm. 7), 218.

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in Antiochia mit eigenen Mitteln zu unterstützen.43 Ihm kam dabei zur Hilfe, dass das Gefolge des Kaisers ebenfalls den Winter in der Stadt verbringen musste, und nach ein paar Tagen Biwak im Hippodrom war klar, dass nur umgehend errichtete Neubauten der Bevölkerung helfen konnten. Von der privaten, vom Kaiser initiierten Bautätigkeit, die wir schon von einem Erdbeben unter Gaius Caesar kennen, ist allerdings nichts mehr zu erkennen.44 Zumindest heute lassen sich diese Bauvorhaben, die möglicherweise von Traian in Auftrag, eingeleitet oder initiiert worden sind, archäologisch (noch) nicht (mehr) fassen; wir sind einzig auf die Auflistung des Johannes Malalas (und spätere Informanten) angewiesen, der doch in großem zeitlichen Abstand und möglicherweise beschönigend und weiter ausgreifend Bauprojekte Traian und seinem direkten Nachfolger Hadrian zuzuweisen versucht, was keine anderen Quellen (Inschriften, Münzen, Berichte etc.) jedoch hinreichend stützen. Bleiben also nur weiterführende archäologische Untersuchungen, die allerdings nicht sicher zum Erfolg führen müssen;45 denn die Bevölkerung Antiochias hat noch in der Neuzeit nach Erdbebenkatastrophen alle verwendbaren Bauteile, auch die antiken, für die Restaurierungen der aktuellen Stadtbebauung verwendet.46 Die ununterbrochene Bau- und Wohnkontinuität verhindern gerade im modernen Antakya jegliche Rückschlüsse auf das antike Stadtbild.47

Zusammenfassung Eine kritische Überprüfung des Erdbebens von Antiochia hat gezeigt, dass das von Malalas auf den 13. Dezember 115 datierte Beben ebenso wenig an diesem Tag stattgefunden hat, wie es die jüngste Studie von K. Strobel auf den 5. Januar 115 datieren wollte. War es bei Malalas die fehlerhafte Tageszuweisung, besticht Strobels Darstellung zwar durch Präzision, übersieht jedoch einige ............................................ 43 Ioh. Mal. 11, 20ff. Hier wird ebenfalls Hadrian zum ersten Mal in der Umgebung des Traian ausdrücklich hervorgehoben. 44 Nach Traians Tod wurde ihm zu Ehren von Hadrian ein Tempel in Auftrag gegeben und fertiggestellt; s. Suda s.v. Ἰοβιανός und Downey (wie Anm. 7), 220 mit Anm. 89. 45 So auch skeptisch Gebhardt (wie Anm. 40), 118. 46 Vgl. Förster (wie Anm. 32), 139 mit Anm. 151f. und 141, der erwähnt, dass z.B. neun Jahre nach dem Erdbeben von 1872 die Steine des Osttores zum Bau von Privathäusern und eines Minarets wiederverwendet wurden. 47 Downey (wie Anm. 7), 190–195, bes. 192. Außerdem, darauf legt Downey (wie Anm. 7), 215 Anm. 67 – im Vorgriff auf die Baumaßnahmen Traians in Antiochia – noch einmal Wert, ist der Bericht des Malalas alles andere als klar, verständlich und chronologisch korrekt.

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aussagekräftige Quellenzeugnisse, die einer Vordatierung widersprechen. Trotz dieser Kritik ist es nicht ausgeschlossen, vielmehr als zwingend anzunehmen, dass sich das Beben Anfang 115 zugetragen hat. Jedoch sollte eine direkte Zuweisung auf einen bestimmten Tag nicht versucht werden; diese scheitert für den Moment am disparaten Quellenmaterial. Die Siedlungskontinuität Antiochias seit der Antike und die modernen Eingriffe und Zugeständnisse (im 19. Jh.) machen es heute fast unmöglich, architektonische und bauhistorische Feststellungen zu den bei den Erdbeben zerstörten Infrastruktur sowie den privaten und öffentlichen Gebäuden treffen zu wollen. So sind Forschungen zum syrischen Antiochia weiterhin vornehmlich aus den literarischen Zeugnissen möglich, während wir archäologische Belege immer wieder hinterfragen und dem Gesamtkomplex gegenüberstellen müssen.

„Wie er aber auf der höchsten Spitze seines Glücks war/ und sich rühmte / daß er es noch weiter / als Alexander M(agnus) gebracht habe/ zeigt ihm GOtt / daß aller Menschen Habe in seiner Gewalt stehe / und wann er wolle in einem Augenblick fallen müsse /dann / da er zu Antiochia im Winter-Quartier lag / entstand jeling ein solch grausames Erdbeben / daß dadurch fast die ganze Stadt über einen Hauffen geworffen / und viel tausend der firnehmsten Herren / welche aus allen Orten der Welt / sich dorthin versammelt hatten /elendiglich erschlagen und begraben warden. Der Kayser selbst kunt sich kaum retten / und ward mit Leib und Lebens-Gefahr von einem unbekannten Mann zu einem Fenster herausgezogen.“ Imhof (wie Anm. 25 [1722]), S. 105 (BSB München, Sign. H.un. 298–2)).

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E LENA K ÖSTNER

Von Räubern und Gendarmen: Der praefectus arcendis latrocinis aus Hochstetten-Dhaun (Kr. Bad Kreuznach)

Räuberbanden waren in allen Teilen und zu allen Zeiten im imperium Romanum existent: Piraten suchten schon dauerhaft die Seefahrer heim, ebenso wie es auch die Räuber mit den Landbewohnern zu tun pflegen. Es gab ja keine Zeit, in der solche Verbrechen unbekannt waren und es dürfte damit wohl auch kein Ende nehmen, solange die menschliche Natur die gleiche bleibt.1 Straßenraub kann demnach als ein typisches Delikt und somit als alltägliche Gefährdung gerade in ländlichen Regionen aufgefasst werden. Eine Grabinschrift aus Trier beispielsweise unterrichtet über einen kaiserlichen Boten, der von Räubern getötet worden war: Qui dolet interitum mentem soletur amore / tollere mors vitam potuit post fata superstes / fama viget periit corpus sed nomen in ore est / nuncius Augusti velox pede cursor //////// / cui latiae gentis nomen patriaeque Sabinus / O crudele nefas tulit hic sine crimine mortem / damnatus periit deceptus fraude latronum / nil scelus egisti fama est quae nescit obire / posuit turius.2 Die „Verbreitung oder Eindämmung [von Räuberbanden] ist stets ein wichtiger Indikator zur Beurteilung der Effizienz, der Stärke oder aber der Schwäche des Staatsapparates.“3 Latrones wurden nicht nur als Bedrohung auf Reisen oder für Handel und Kommunikation gefürchtet, sondern sie lösten auch ............................................ 1

Cass. Dio 36, 20, 1.

2

CIL XIII 3689. Weitere Grabinschriften mit Totschlagbelegen bei Riess 1999, 17, Anm. 55.

3

Krause 2004, 157.

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Ängste aus, weil sie als soziale Außenseiter erachtet wurden.4 Sie galten als „halbanimalische, barbarenähnliche oder barbarische Lebensformen verbunden mit teilweise militärisch-hierarchischen Strukturen.“5 Sie rekrutierten sich unter anderem aus den Reihen der Deserteure und Veteranen, nomadisierenden Hirten und Flüchtlinge, Sklaven und verarmten Menschen. Die latrones stellten sich gegen die staatlichen Institutionen und ihr Gewaltmonopol und agierten bevorzugt in „staatsfernen Räumen“, d. h. in weniger dicht besiedelten und schwer zugänglichen Regionen wie z. B. auf dem Land und in den Höhenlagen.6 Hochstetten-Dhaun (Kr. Bad Kreuznach) liegt im Hunsrück am Zusammenfluss von Simmerbach und Nahe, einem staatsfernen, aber für Handel und Kommunikation wichtigen Raum. Die hier agierenden Räuber stellten eine Gefahr für die durch den Kaiser garantierte Sicherheit dar und mussten deshalb unbedingt bekämpft werden. Zu diesem Zweck wurde wahrscheinlich um die Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. ein praefectus arcendis latrocinis eingesetzt, der entweder von Bingium/Bingen oder von Hochstetten-Dhaun aus agierte.7

Sozialer und rezeptiver Kontext: Latrones zwischen romantischer Verklärung und sozialer Diffamierung Ungefähr 25 Begriffe stehen insgesamt zur Bezeichnung dieser zu den Randgruppen gehörenden Personen zur Verfügung, wobei die häufigsten, jedoch mit leichter inhaltlicher Unterscheidung gebrauchten Ausdrücke fures, grassatores, latrones, praedones, raptores und sicarii sind.8

............................................ 4

Einen guten Überblick über den Stand der Forschung liefern Lafer 2004, 100–108 und Jung 2012, 173–185 sowie der Begleitband zur Sonderausstellung des LVR-RömerMuseums im Archäologischen Park Xanten ‚Gefährliches Pflaster. Kriminalität im Römischen Reich‘, der in der Reihe ‚Xantener Berichte‘ erschienen ist (vgl. Reuter/Schiavone 2011).

5

Kneppe 1988, 167.

6

Krause 2004, 157; Riess 1999, 111, Anm. 125; Liv. 21, 35, 2: Inde montani pauciores iam et latrocinii magis quam belli more concursabant modo in primum, modo in nouissimum agmen, utcumque aut locus opportunitatem daret aut progressi moratiue aliquam occasionem fecissent.

7

CIL XIII 6211.

8

Lafer 2001, 125, Anm. 2. Auf Etymologie und Semantik des Begriffes latro wurde in der Vergangenheit bereits häufig eingegangen, weshalb hier darauf verzichtet und auf die gängige Literatur verwiesen werden kann: beispielsweise Shaw 2001, 758f., Riess 2001, 36–38, Grünewald 1999, 20–25.

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Räuber stellten ein grundlegendes Problem im imperium Romanum dar, wobei erst in der Kaiserzeit juristische Definitionen abgefasst wurden: Grassatores, qui praedae causa id faciunt, proximi latronibus habentur. et si cum ferro adgredi et spoliare instituerunt, capite puniuntur, utique si saepius atque in itineribus hoc admiserunt: ceteri in metallum dantur vel in insulas relegantur.9 Latrones verwendeten Waffen: Aliud esse autem rapi, aliud amoveri palam est, si quidem amoveri aliquid etiam sine vi possit: rapi autem sine vi non potest.10 Räuber waren häufig in Banden organisiert, was verboten war: Proposito delinquunt latrones, qui factionem habent.11 Außerdem wurden sie nicht nur als Kriminelle gesehen, sondern auch als „irreguläre Kriegsgegner“ erachtet.12 ‚Hostes‘ hi sunt, qui nobis aut quibus nos publice bellum decrevimus: ceteri ‚latrones‘ aut ‚praedones‘ sunt.13 Räuber brachen in Häuser ein: Nec mora, cum vi pate factis aedibus globus latronum invadit omnia et singula domus membra cingit armata factio et auxiliis hinc inde convolantibus obsistit discursus hostilis.14 Und auch vor der Plünderung eines Grabes schreckten sie nicht zurück: […] portam civitatis egressi monumentum quoddam conspicamur procul a via remoto et abdito loco positum. Ibi capulos carie et vetustate semitectos […].15 Konnte keine materielle oder monetäre Beute gemacht werden, war Kidnapping eine probate Alternative: […] immo factionis suae cunctis virbus unicam virginem filo liberalem et, ut matronatus eius iudicabat, summatem regionis, puellam

............................................ 9

Dig. 48, 19, 28, 10; vgl. Dig. 49, 15, 24; 50, 16, 118.

10 Dig. 47, 9, 3, 5. 11 Dig. 48, 19, 11, 2. 12 Grünewald 1999, 25. 13 Dig. 50, 16, 118pr.; Dig. 49, 15, 24pr.: Hostes sunt, quibus bellum publice populus Romanus decrevit vel ipse populo Romano: ceteri latrunculi vel praedones appellantur. Et ideo qui a latronibus captus est, servus latronum non est, nec postliminium illi necessarium est: ab hostibus autem captus, ut puta a germanis et parthis, et servus est hostium et postliminio statum pristinum recuperat. 14 Apul. met. 3, 28, 1 (der gesamte Einbruch: Apul. met. 3, 28, 1–6). 15 Apul. met. 4, 18, 1f.

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mehercules et asino tali consupiscendam, maerentem et crines cum veste sua lacerantem advehebant.16 Auch Viehdiebstahl gehörte zum Repertoire der latrones: Einerseits bedienten sich die Hirten des Viehdiebstahls, um den Bestand der eigenen Herden zu sichern.17 Andererseits galt Viehdiebstahl als Ausdruck der Macht gegenüber anderen Stämmen, die ebenso Viehzucht betrieben.18 In diesem Kontext ist jedoch zu beachten, dass die nomadische bzw. halbnomadische Lebensweise der römischen, urbanen Kultur diametral gegenüberstand, weshalb nomadische Hirten kriminalisiert wurden.19 Die Gründe, sich als Räuber zu betätigen, waren überall und zu jeder Zeit dieselben und können auf die Aspekte Hunger und Armut reduziert werden. Immense soziale Verwerfungen trugen zur Pauperisierung der Bevölkerung bei. Zwar sollten soziale Maßnahmen wie annona, frumentationes, donativa etc. die Not der Bedürftigen lindern und der Anomie der Gesellschaft entgegenwirken, doch erreichten gerade diese Hilfsleistungen nicht die gesellschaftlichen Außenseiter, weil diese nur den römischen Bürgern zugedacht waren. Es kann davon ausgegangen werden, dass Überfälle durch latrones für die Menschen zu den auf Reisen einzukalkulierenden Risiken gehörten: Obductis committam mene tenebris ut timedam audacis in mea membra manus?20 Einige Menschen verzichteten aufgrund der Räubergefahr gänzlich auf Reisen: Tunc fidem fallam, tunc inconstantiae crimen audiam, si, cum eadem omnia sint, quae erant promittente me, non praestitero promissum; alioquin, quidquid mutatur, libertatem facit de integro consulendi et me fide liberat. Promisi advocationem: postae apparavit per illam causam praeiudicium in patrem meum quaeri; promisi me peregre exiturum: sed iter infestari latrociniis nuntiatur, in rem praesentem venturus fui: sed aeger filius, set puera uxor tenet.21 ............................................ 16 Apul. met. 3, 24, 3. 17 Herz 1988, 222. 18 Herz 1988, 222. 19 Herz 1988, 221; vgl. Dig. 47, 14, 1; 47, 14, 3. 20 Prop. 3, 16, 5f.; vgl. Cass. Dio 36, 20, 1; Dig. 12, 4, 5, 4. 21 Sen. benef. 4, 35, 2; Sen. clem. 1, 5: Potes hoc Caesar audacter praedicare omnia, quae in fidem, in tutelam venerint tuam, tuta haberi, nihil per te neque vi neque clam mali reip. parari. Rarissimam

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Andere warnten davor, sich in den angeblich besonders gefährlichen Nachtstunden auf den Weg zu machen: ‚Quid? tu‘, inquit, ‚ignoras latronibus infestari vias, qui hoc noctis inter inciptis? […].‘22 Jedoch gestattete beispielsweise die lex Iulia de vi, Waffen auf Reisen zum Selbstschutz mitzuführen: Lege Iulia de vi publica tenetur, qui arma tela domi suae agrove inve villa praeter usum venationis vel itineris vel navigationes coegerit.23 Apotropäische Amulette und schutzbringende Rituale besaßen wohl eher eine geringe Wirksamkeit gegen Überfälle, wurden jedoch trotzdem mitgeführt.24 In diesen Bereich gehören ebenfalls Altäre und Tempel für die Wegegöttinnen Quadruvia, Triviae und Biviae, die vor allem aus der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts sowie dem 3. Jahrhundert n. Chr. stammen.25 Trotz der lateinischen Namen waren sie keltischen Ursprungs und wurden vor allem in den Provinzen entlang des Rheins und der Donau verehrt.26 Mattern sieht sie „als eingesessene weibliche Variante der Lares compitales“ sowie als „eine Spielart der ganz besonders in den nördlichen Provinzen verehrten mütterlichen Gottheiten.“27 Während apotropäische Gegenstände und der Glaube an die Wegegöttinnen nur einen imaginären Schutz liefern konnten, erhöhten die legalisierte Mitnahme von Waffen, bewachte Straßenstationen und Sondereinsatzkommandos die Sicherheit auf Reisen auf realistische Weise.

........................................................................................................................................................................... laudem et nulli adhuc principum concessam concupisti, innocentiam. Non perdit operam nec bonitas ista tua singularis ingratos aut malignos aestimatores nancta est. Refertur tibi gratia; nemo unus homo uni homini tam carus umquam fuit, quam tu populo Romano, magnum longumque eius bonum.” 22 Apul. met. 1, 15, 2; Iuv. 10, 19–22: Pauca licet portes argenti vascula puri nocte iter ingressus, gladium contumque timebis et motae ad lunam trepidabis harundinis umbram: cantabit vaccus coram latrone viator. 23 Dig. 48, 6, 1. 24 Vgl. Plin. nat. 28, 115; 29, 77. 25 Mattern 2011, 83. Die frühesten Weihungen stammen aus Colonia Claudia Ara Agripinensium/Köln und Bonna/Bonn vom Ende des 1. bzw. aus der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr., weshalb Mattern auch annimmt, dass dies der Ursprungsort der Verehrung der Wegegöttinnen war (Mattern 2011, 83). 26 Mattern 2011, 79. 27 Mattern 2011, 79.

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Die Inschrift CIL XIII 6211 und ihre Situierung im epigraphischen Kontext Einer, der den Kampf gegen Räuberbanden im Auftrag des Provinzstatthalters und somit des Kaisers aufgenommen hatte, war M. Pannonius Solutus: M(arcus) Pannonius Solu[tus praef(ectus)] / latr(ocinis) ar[c(endis)] praef(ectus) Bin[gi(i)] / praef(ectus) stationib(us) pra[esidiisq(ue) / sibi et M(arco) Pannonio Salu[to fil(ius) et – / filiae ….28 Diese Inschrift stammt von einem Sarkophag, der auf Schloss Dhaun (Hochstetten-Dhaun, Kr. Bad Kreuznach) gefunden wurde, nun aber verschollen ist. Aufgrund des fragmentarischen Zustands bleibt auch der cursus des M. Pannonius Solutus lückenhaft. Gilles datiert den Text in die zweite Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr., „da Praenomen, Nomen Gentilicum und Cognomen noch bei Vater und Sohn ausgeprägt sind.“29 Ein Präfekt von Bingen wird ebenso in Tacitus’ Historiae in Zusammenhang mit dem Bataveraufstand genannt: Iulius Tutor ripae Rheni a Vitello praefectus.30 Eine Inschrift von einem burgus aus Mittelstrimmig (Kr. CochemZell) nennt auch einen Präfekten: Qui burgum edificaverunt Lup(ulinius ?) Amm / inus pr(a)efectus Sab(inius) Acceptio Vid(ucius ?) Luppus cum C(a)es(ius ?) Ursulus paratus / est Victorio Augusto et / Sa(n)cto cos. X kal. Iunias.31 Dieser Text stammt aus dem Jahr 269 n. Chr. und Knöchlein meint, er stehe in Zusammenhang mit der Wiederentstehung militärischer Strukturen im linksrheinischen Provinzialgebiet kurz nach dem Ende der römischen Militärpräsenz rechts des Rheins und für den Neuansatz der Tiefenstaffelung der militärischen Kräfte statt deren bisheriger linearer Aufreihung.32 Aber auch vom Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. sind solche Bauvorhaben bekannt. Unter Commodus wurden beispielsweise Kastelle an der Donau zum Schutz vor Räuberbanden errichtet: Ripam omnem burgis a solo extructis item ............................................ 28 CIL XIII 6211. 29 Gilles 1985, 84. 30 Tac. hist. 4, 55. CIL XII 1357 (praefectus ripae fluminis Euphratis) sowie CIL IX 5363 (praefectus Danuvi et civitatium duarum) nennen praefecti, die eventuell vergleichbare Aufgabenbereiche hatten wie M. Pannonius Solutus als Präfekt von Bingen. 31 CIL XIII 11976. Weitere burgi-Inschriften aus der Zeit des Commodus bei Riess 1999, 17, Anm. 56. 32 Knöchlein 2003, 131.

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praesidi(is) per loca opportuna ad clandestinos latrunculorum transitus oppositis munivit.33 Diese Inschrift stammt aus Intercisa/Dunaujváros (Pannonia inferior) und wird auf 185 n. Chr. datiert. Es existieren weitere Inschriften, die einen praefectus arcendis latrocinis nennen. Zwei Inschriften stammen aus Colonia Iulia Equestris/Noviodunum/ Nyon (Germania superior). Die erste Inschrift datiert in die zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts bzw. an den Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr.: Q(uinto) Severio Q(uinti) Severi / Marcelli filio / Cornel(ia) M[a]rciano / dec(urioni) col(oniae) I[u]l(iae) Eques[tr(is)] / aedil(i) pr[ae]fect(o) pro / IIviris [pra]efect(o) / arce[ndis l]atroc(iniis) / IIvi[r(o) bis fla]m(ini) Au[g(usti) / --].34 Die zweite Inschrift stammt hingegen aus dem 2./3. Jahrhundert n. Chr.35 [D(is) M(anibus) et M(emoriae)] / C(ai) Lucconi Co[r(nelia)] / Tetrici praefec[ti] / arcend(is) latroc[in(iis)] / praefect(i) pro(duo)vir[o] / (duo)vir(i) bis flaminis / August(i).36 Womöglich stand das Einsetzen des C. Lucconus Tetricus als praefectus arcendis latrocinis in Zusammenhang mit dem Maternusaufstand unter Commodus.37 Der Posten des praefectus arcendis latrocinis kann als munizipales Amt der Kaiserzeit verstanden werden, so Flam-Zuckermann, denn auch die anderen Ämter, die C. Lucconius Tetricus und Q. Severius bekleidet hatten, gehören in den munizipalen Bereich.38 Auch eine Inschrift aus Bois Abbé à Eu (Gallia Belgica) nennt einen solchen Präfekten: L(ucius) Cerialius Rectus sacerdos R[omae et Aug(usti)] IIIIvir q(uaestor) pra[efectus latro]cinio [arcendo (?)] / Numinibus Aug(ustorum) pago Catuslou(go) deo [Marti theatru]m cum proscaenio [et suis arnamentis] d(e) s(ua) [p(ecunia) fecit].39 Da die Inschrift am Theater von Bois Abbé in tibe............................................ 33 CIL III 3385 = ILS 395. Weitere Bauinschriften dieser Art sind beispielsweise CIL III 10312; CIL III 10313; CIL VIII 2495; ILS 8913. Über die Schutzfunktion der burgi unterrichtet auch Amm. 18, 10, 1f. 34 AE 1978, 501. 35 Flam-Zuckermann 1970, 452–454. 36 CIL XIII 5010 = ILS 7007. 37 Drack/Fellmann 1988, 68. Der Maternusaufstand oder auch bellum desertorum resultierte aus dem Zusammenschluss von aus der Armee desertierten Soldaten 185/186 n. Chr. Es kam zu Plünderungen, Angriffen auf Städte und Gefängnisbefreiungen (Herodian. 1, 10, 1f.; SHA Comm. 13, 5). Eine ausführliche Schilderung des bellum desertorum sowie eine Bewertung der Informationen aus der schriftlichen Überlieferung finden sich bei Alföldy 1971, 367–376 bzw. 1989, 69–78. 38 Flam-Zuckermann 1979, 454. 39 AE 1982, 716 = AE 1978, 567. Dabei verweist die tria nomina auf einen römischen Bürger und das Gentiliz Cerialius wird von Mangard (1982, 38) als originär italisch interpretiert. Bei dem pagus Catuslougos handelte es sich um einen Stamm der Belgica (Plin. nat. 4, 106). Da der Stamm der Catuslugi nach dem gallischen Krieg nicht mehr in den Quellen genannt wird, kann angenommen werden, dass der pagus zunächst von Amiens abhängig war und seit dem 4. Jahrhundert

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risch-claudische Zeit datiert wird, muss für die erste Hälfte des 1. Jahrhundert n. Chr. ein Problem mit Räubern angenommen werden, gegen das man einen praefectus arcendis latrocinis einsetzte.40 Aber auch ein agens at latrunculum wurde gegen organisierte Räuberbanden eingesetzt: Victoriae sacrum / pro salutem imp(eriatori) / M(arco) Iulio Philippo Felici / Aug(usto) pont(ifici) max(imo) trib(unicia) pot(estate) III / co(n)s(uli) p(atri) p(atriae) et M(arco) Iulio Philippo / nobilissimo Caes(ari) principi / iuventutis et M(arco) Otaciliae Severe Aug(usti) matri castorum / maiestatique eorum / Aurelius Munatianus evo / catus ex cohorte VI pr(a)eto / ria p(ia) v(indice) Philippiana agens at / latrunculum cum militi / bus n(umero viginti) classis pr(aetoriae) Rave / natis p(iae) v(indicis) Philipporum, devot[i num(ini)] / maiestatique eorum / [d]edicatam Pr[a]esente [et Al / bi]no co(n)sulibus VI idus M[artias (vel Apriles vel Maias)] / [Aur(elius) P]rivatus optio Aur(elius) Do[lens?.....ius / .....i]tanus Iulen(ius) Marce[llinus? ....ius / .....nus tes(serarius) Vibius Pau[linus? .... / ius? Plant]a sig(nifer) p(...) Asin(ius) A..... / .... [ius] ......tes Iuli(us) Im.... ....[ius] / ..... ..... Clemen[s? .... (ius) ........ / ...[ius] / ......Aure(lius) Ta....... ...ius.... arm(orum) Co[rnelius? ... ..... A]ur(elius) Ba.....41 Diese Weihung aus Intercisa (Umbria) an der via Flaminia datiert in das Jahr 246 n. Chr. Der für dieses Gebiet zuständige Kommandant einer Sondereinheit zur Bekämpfung der Räuberbanden, Aurelius Munatianus, wurde von 20 Infanteriesoldaten der Flotte von Ravenna unterstützt, diesen Appenninenpass gegen Raubüberfälle abzusichern. Einerseits oblag die Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit in den Provinzen den Statthaltern aufgrund ihres kaiserlichen Mandats: Praeses provinciae in suae provinciae homines tantum imperium habet, et hoc dum in provincia est: nam si excesserit, privatus est. habet interdum imperium et adversus extraneos homines, si quid manu commiserint: ........................................................................................................................................................................... n. Chr. im Gebiet des pagus Vimnaus/Vimen lokalisiert werden kann, so Mangard (1982, 44). 40 Mangard 1982, 50. 41 CIL XI 6107 = ILS 509; vgl. Schiavone 2011, 225–239.

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nam et in mandatis principum est, ut curet is, qui provinciae praeest, malis hominibus provinciam purgare, nec distinguuntur unde sint.42 Dies schloss auch die Bekämpfung organisierter Räuberbanden ein. Andererseits gehörte die Wahrung der inneren Sicherheit in den Kompetenzbereich der Kommunen. Beispielsweise fungierte ein in einer statio stationierter Soldat als latrunculator.43 Das Amt des praefectus arcendis latrocinis war „weder institutionalisiert, noch flächendeckend eingerichtet.“44 Dieser Kompetenzbereich wurde anscheinend nur dann eingerichtet, wenn ein Gebiet mit einem massiven Räuberaufkommen zu kämpfen hatte, das auch den Fernhandel und die Versorgung der Truppen in Bedrängnis brachte. An der Inschrift aus Hochstetten-Dhaun (CIL XIII 6211) wird ersichtlich, dass wahrscheinlich um die Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. ein massives Räuberaufkommen die Verkehrswege im Hunsrück gefährdete.

Topographischer Kontext: Bewaldete Wildnis und staatsfreier Raum des Hunsrücks Eine Nutzung der Höhensiedlung von Hochstetten-Dhaun (Kr. Bad Kreuznach), die sich an der Stelle befand, an der heute das Schloss Dhaun steht, kann von der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts bis zum Beginn des 5. Jahrhunderts n. Chr. aufgrund von Münzreihen belegt werden, so Witteyer und Gilles.45 Die Siedlung befindet sich in Spornlage am Zusammenfluss von Simmerbach und Nahe ca. 330 Meter über NN.46 Hier befand sich der einzige Durchgang vom Nahetal zur Ausoniusstraße, der ohne größere Berghöhen überwunden werden konnte. Diese Höhenstraße überquerte den Simmerbach am Nordhang des Schneeberges. Römische Siedlungsspuren wie Terra Sigillata-Scherben, Münzen und Basaltlavahandmühlen wurden in der Flur „In den Espen“ in der Nähe von Simmern gefunden.47 Entlang der ca. 130 Kilometer ............................................ 42 Dig. 1, 18, 3. 43 Dig. 5, 1, 61, 1; Tert. apol. 2, 8: Latronibus vestigandis per universas provincias militaris statio sortitur. 44 Schiavone 2011, 226. 45 Witteyer 2000, 77; Gilles 2008, 115. 46 Witteyer 2000, 78; Gilles 2008, 115. 47 Schumacher-Immel 1997, 88.

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langen Ausoniusstraße, die Augusta Treverorum/Trier mit Bingium/Bingen am Rhein verband, drang die Besiedelung am weitesten in die Wälder des Hunsrücks vor, der von Ausonius als unde iter ingrediens nemorosa per avia solum et nulla humani spectans vestigia cultus beschrieben wird.48 Bedingt durch die vorherrschenden Umweltbedingungen wurde vor allem Waldwirtschaft und Viehhaltung betrieben sowie auf den vereinzelt vorkommenden, fruchtbaren Hochflächen auch Ackerbau. Stationes entlang der Ausoniusstraße boten eine gute Infrastruktur, was die Bedeutung dieser Trasse für den regionalen und überregionalen Verkehr, Handel und Transport erkennen lässt.49 Ein Vorposten an der Schnittstelle von Ausoniusstraße, Simmerbach und Nahe war aber auch nötig, um Augusta Treverorum/Trier vor Einfällen germanischer Gruppen aus dem Rheintal zu schützen sowie die Transporte der Händler vor Räubern.50 Während die Ausoniusstraße durch den bewaldeten Hunsrück an den Rhein bei Bingium/Bingen führte, stellte die Route über Simmerbach und Nahetal eine Alternative dar, um dasselbe Ziel zu erreichen. Die Nahe als Nebenfluss des Rheins hatte nur lokale Bedeutung für Handel und Verkehr, denn zwei Drittel des ca. 160 Kilometer langen Flusses verlaufen in einem engen Tal, das zum Teil schwer schiffbar ist.51 Es existierte wohl eine schwer nutzbare Nahetalstraße, die eventuell erst im 2. Jahrhundert n. Chr. ausgebaut wurde, da zu diesem Zeitpunkt „eine verhältnismäßig dichte, ländliche römische Besiedlung“ entstand.52 Im Gegensatz dazu war das untere Nahetal im siedlungsgünstigen Mainzer Becken gut an andere Verkehrswege angebunden und auch wirtschaftlich im Vorteil. Beispielsweise entwickelten sich hier Bad Kreuznach und Bingium/Bingen im 1. Jahrhundert n. Chr. zu Zentralorten.53 ............................................ 48 Auson. Mos. 5f. 49 Schumacher-Immel 1997, 91. Stationes entlang der Ausoniusstraße in bzw. bei Detzem, Noviomagus/Neumagen, Heidenpütz, Belginum/Wederath, Dumnissus/Kirchberg, Rheinböllen. 50 Die topographische Situation im Hunsrück ist vergleichbar mit der von Colonia Iulia Equestris/Noviodunum/Nyon (vgl. CIL XIII 5010 = ILS 7007 und AE 1978, 501), da die Stadt im Schweizer Jura liegt und auch in diesem Fall die Händler von Überfällen betroffen gewesen waren. 51 Oldenstein 1994, 23f. Das Nahetal öffnet sich erst bei Kirn ein wenig, dann bei Bad Münster am Stein und Bad Kreuznach in ein weites Tal, das Mainzer Becken. 52 Oldenstein 1994, 24. 53 Wie alle Kastellorte entlang des Rheins zwischen Vinxtbach und Nahe war auch Bingium/Bingen aus der Verwaltung der römischen pagi bzw. der frühmittelalterlichen Gaue ausgegliedert und somit ein eigenes administratives Zentrum (vgl. Köstner 2012, 3). Hinsichtlich der kirchlichen Verwaltung, die auf der Einteilung der spätantiken Diözesen beruht, gehörten Bingen, und Bad Kreuznach zur Diözese von Mainz (vgl. Testament des Adalgisel Grimo 634 n. Chr.). Auch wenn der praefectus latronibus arcendis in Bingen stationiert war, agierte er als Anführer einer Son-

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Abb. 1: Der Hunsrück und die Höhensiedlung von Hochstetten-Dhaun.

Womöglich agierte der praefectus arcendis latrocinis von Bingium/Bingen aus, da hier Truppen stationiert waren. Eventuell war aber auch eine Militärstation in Hochstetten-Dhaun installiert worden, um vor Ort gegen die ansässigen latrones vorzugehen und die Verbindung zwischen Ausoniusstraße und Nahetal zu sichern. Die lokale Basis der Räuberbanden war meist ihr Heimatdorf, denn hier lebten ihre Unterstützer: Diem ferme circa medium, cum iam flagrantia solis caleretur, in pago quodam apud noctos ac familiaris latronibus senses devertimus.54 Auch erhielten ihre Unterstützer Geschenke aus der Beute der Räuber: Pessimum genus est receptatorum, sine quibus nemo latere diu potest: et praecipitur, ut perinde puniantur atque latrones. in pari causa habendi sunt, qui, cum adprehendere latrones possent, pecunia accepta vel subreptorum parte dimiserunt. Eos, apud quos adfinis vel cognatus latro conservatus est, neque absolvendos neque severe admodum puniendos: non ........................................................................................................................................................................... dereinheit wahrscheinlich über die Verwaltungsgrenzen hinweg. 54 Apul. met. 4, 1, 1f.; Auson. epist. 14, 22–27: An maiora gerens tota regione vagantes persequeris fures, qui te postrema timentes in partem praedamque vocent? Tu mitis et osor sanguinis humani condonas crimina nummis terroremque vocas pretiumque inponis abactis bubus et in partem scelerum de iudice transis?

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enim par est eorum delictum et eorum, qui nihil ad se pertinentes latrones recipiunt.55 Demnach wäre es sinnvoller gewesen, dem praefectus arcendis latrocinis in Hochstetten-Dhaun eine militärische Basis zu schaffen, so dass er von dort gegen die Räuberbanden vorzugehen konnte.

Einordnung der Inschrift CIL XIII 6211 in den regionalen und zeitlichen Kontext M. Pannonius Solutus war zunächst praefectus stationibus und dann praefectus Bingensium.56 Zuletzt war er als Kommandant einer militärischen Sondereinheit tätig (praefectus arcendis latrocinis), die gegen ein anscheinend massives Aufkommen von Räubern in der Region eingesetzt wurde, so Knöchlein.57 Gilles hingegen erachtet es als unklar, ob der praefectus arcendis latrocinis Munizipalbeamter oder militärischer Offizier war.58 Flam-Zuckermann ordnet diesen Posten dem munizipalen Bereich zu.59 C. Lucconius Tetricus (CIL 13,5010=ILS 7007), Q. Severius (AE 1978, 501) und auch L. Cerialius Rectus (AE 1982, 716=AE 1978, 567) hatten munizipale Ämter bekleidet (Stellvertreter des Bürgermeisters, Bürgermeister und Priester des Kaiserkultes). Im Gegensatz dazu war Aurelius Munatianus (CIL XI 6107=ILS 509) Prätorianerpräfekt und somit Angehöriger des Militärs.60 Vermutlich war nicht entscheidend, ob der cursus des zukünftigen Amtsträgers eher munizipal oder militärisch geprägt war, sondern vielmehr dürften Ortskenntnis und Sachkompetenz eine Rolle gespielt haben. ............................................ 55 Dig. 47, 16, 1f.; Cod. Theod. 1, 29, 8: Per omnes regiones in quibus fera et periculi sui nescia latronum fervet insania, probatissimi quique atque districtissimi defensores adsint disciplinae et cotidianis actibus praesint, qui non sinant crimina inpunitate coalescere. Removeantur patrocinia, quae favorem reis et auxilium scelerosis inpertiendo maturari scelera fecerunt. 56 Vgl. CIL XIII 6211. Gilles sieht in M. Pannonius Solutus in seiner Funktion als praefectus Bingensium einen numerus militum aus Bingen, der auch praefectus stationibus praediisque war. Der Gleichzeitigkeit der Ämter, die Gilles an eben genannter Stelle unterstellt, möchte ich mich nicht anschließen. 57 Knöchlein 2003, 131; vgl. Schiavone 2011, 226. 58 Gilles 1985, 84. 59 Flam-Zuckermann 1970, 454. 60 Schiavone 2011, 226.

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Da die Inschrift aus Hochstetten-Dhaun in die zweite Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. datiert wird, kann vermutet werden, dass das Räuberproblem im Hunsrück etwa in diesem Zeitraum eskalierte. Vor allem seit der Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. kam es entlang des Rheins immer wieder zu mehr oder minder schweren Einfällen germanischer Gruppen, denen die römische Verteidigung am Rhein letztlich nicht mehr standhalten konnte. Post haec cum indenti amore apud populum et senatum viveret, et sperantibus victoriam cunctis et invitis eum dimittentibus ad Germanicum bellum profectus est, deducentibus cunctis per centum et centum quinquaginta milia. Erat autem gravissimum rei p. atque ipsi, quod Germanorum vastationibus Gallia diripiebatur.61 Hinzu kam eine Destabilisierung im Inneren, wobei ein Anstieg der latrocinia als eine Reaktion auf die sozialen Verwerfungen und die zunehmende Pauperisierung erachtet werden kann.62 Dieses erhöhte Aufkommen von Raubüberfällen und Wegelagerei betraf auch die Ausoniusstraße im Hunsrück. Schon die lex Iulia de vi gestattete den Gebrauch von Waffen auf Reisen zum Selbstschutz.63 Wurde Selbstjustiz in der Kaiserzeit lediglich geduldet, war sie in der Spätantike ausdrücklich erlaubt: Liberam resistendi cunctis tribuimus facultatem, ut quicumque militum vel privatorum ad agros nocturnus populator intraverit, aut itinera frequentata insidiis aggressionis obsederit, permissa cuicumque licentia, dignus illico supplicio subiugetur, ac mortem, quam minabatur, excipiat, et id, quod intendebat, incurrat. Melius est enim occurrere in tempore, quam post exitum vindicari. Vestram igitur vobis permittimus ultionem,

............................................ 61 SHA Alex. 59, 1f.; vgl. Herodian. 6, 7, 2–10; 7, 2; SHA Maxim. Balb. 11, 7–12, 6; Zos. 1, 37, 2; 1, 68; 3, 1, 1; 6, 3, 1. 62 Die Erhebungen der Bagaudae richteten sich gegen den römischen Staat und seine Verwaltung sowie die Großgrundbesitzer. Mit diesem Themenkomplex beschäftigte sich unter anderem Drinkwater (1992, 208–217). Ob es sich bei den Räubern, gegen die M. Pannonius Solutus eingesetzt wurde, um Bagaudae handelte, kann nicht eindeutig beantwortet werden. 63 Dig. 48, 6, 1. Auch Hunde wurden zum Schutz von Personen und Besitz eingesetzt, wie Plinius (nat. 8, 142) berichtet: Pugnasse adversus latrones canem pro domino […].

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et, quod serum est punire iudicio, subiugamus edicto. Nullus parcat militi, cui obviari telo oporteat ut latroni.64 Die viel gerühmte pax Romana wurde durch die unautorisierte Gewaltausübung der latrones gefährdet: Diffusa in orientis occidentisque tractus et quidquid meridiano aut septentrione finitur, pax augusta per omnes terrarum orbis angulos a latrociniorum metu servat immunes.65 Doch durfte der Kaiser die Wahrung der inneren Sicherheit nicht allein den Bewohnern des imperium Romanum überlassen, sondern musste auch selbst aktiv werden. Obwohl seit der frühen Kaiserzeit an den Straßen, vor allem an den wichtigen Handelsrouten, stationes mit militärischem Personal installiert worden waren, waren sie wohl wenig effektiv: Pleraque pessimi exempli in perniciem publicam aut ex consuetudine licentiaque bellorum civilium duraverant aut per pacem etiam exstiterant. Nam et grassatorum plurimi palam se ferebant succincti ferro, quasi tuendi sui causa, et rapti per agros viatores sine discrimine liberi servique ergastulis possessorum supprimebantur, et plurimae factiones societatam coibant. Igitur grassaturas dispositis per oportuna loca stationibus inhibuit, ergastula recognovit, collegia praeter antiqua et legitima dissolvit.66 Die hier tätigen stationarii bzw. beneficiarii fungierten als eine Art Straßenpolizei, die aber auch die Ermittlungen im Vorfeld juristischer Prozesse tätigte. Seit Ende des 2. Jahrhunderts wurden zudem burgi an den Straßen errichtet.67 Ihre Errichtung an den Verkehrswegen sowie die Anlage von Militärstationen in befestigten Höhensiedlungen kann einerseits in Zusammenhang mit der Reorganisation der militärischen Strukturen im Linksrheinischen nach 260 n. Chr. gesehen werden. Somit dienten sie der Versorgung der Truppen und ihrer Kommunikation untereinander.68 Jedoch wurden sowohl die Defensivanlagen als auch die militärischen Einheiten neben den munizipalen (beispiels............................................ 64 Cod. Theod. 9, 14, 2. 65 Vell. 2, 126, 3. 66 Suet. Aug. 32, 1; vgl. Suet. Tib. 37, 1: In primis tuendae pacis a grassaturis ac latrociniis seditionumque licentia ciram habuit. Stationes militum per Italiam solito frequentiores disposuit. 67 Beispielsweise wurde der vicus von Mittelstrimmig (Kr. Cochem-Zell) von einem burgus geschützt, der um 270 n. Chr. errichtet wurde (CIL XIII 11976). 68 Knöchlein 2003, 131; Jung 2012, 95.

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weise nocturni und vigiles) zum Schutz der inneren Sicherheit und somit auch gegen latrocinia eingesetzt. Die Bekämpfung der organisierten Räuberbanden lag jedoch zunächst in den Händen des Provinzstatthalters als Stellvertreter des Kaisers. Mandatis autem cavetur de sacrilegiis, ut praesides sacrilegos latrones plagiarios conquirant et ut, prout quisque deliquerit, in eum animadvertant. Et sic constitutionibus cavetur, ut sacrilegi extra ordinem digna poena puniantur.69 Der römische Staat bzw. die in seiner Vertretung agierenden Statthalter waren vor allem an der allgemeinen Sicherheit in ihrem Zuständigkeitsbereich interessiert und nicht an einer Sozialdisziplinierung.70 Demnach stand die Strafverfolgung von Räubern nicht im Fokus der Behörden, die dies aufgrund einer mangelhaften Personaldichte auch nicht hätten bewerkstelligen können. Erst bei einem deutlichen Anstieg von Überfällen, vor allem dann, wenn diese den Handel und die Versorgung der Truppen am Rhein betrafen, wurde die Verwaltung tätig. Wer einen solchen Einsatz übernahm, entschieden die Städte (wie z. B. Bingium/Bingen) und militärische Stellen.71 Excipiuntur autem arma, quae quis promercii causa habuerit hereditateve ei obvenerint.72 Im Fall des M. Pannonius Solutus entschied wahrscheinlich die Militärverwaltung in Bingium/Bingen auf Anordnung des Statthalters in Mogontiacum/Mainz, dass der frühere Präfekt für die Militärstationen und die Stadt Bingen das Kommando über die Spezialeinheit zur Bekämpfung des Räuberunwesens übernehmen sollte. Womöglich wurde in der Höhensiedlung von Hochstetten-Dhaun ein militärischer Stützpunkt für den praefectus arcendis latrocinis und seine Mannschaft errichtet, um vor Ort gegen die Räuberbanden vorgehen zu können.

............................................ 69 Dig. 48, 13, 4, 2. 70 Riess 2001, 191. 71 Vgl. Dig. 1, 18, 3; 48, 13, 4, 2. 72 Dig. 48, 6, 2.

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Kulte und Religionen

B ABETT E DELMANN -S INGER

The Women of Akmoneia – revisited. Eine lokale Kaiserpriesterin in Asia aus augusteischer Zeit?*

Einleitung Immer wieder hat sich Peter Herz im Laufe seiner langen und intensiven Forschungen zum Kaiserkult auch mit der Rolle der Frauen auseinandergesetzt. Der Kult der römischen Kaiserinnen, die Funktion der Kaiserpriesterinnen sowie die Frage nach der Rolle der Geschlechter im römischen Herrscherkult werden in seinem Œuvre in der allgemeinen Auseinadersetzung mit der Verehrung des Kaisers thematisiert. Dies soll mir Anlass sein, mich im Folgenden einer Inschrift zuzuwenden, die in dieser Hinsicht das Potential hat, den bisherigen Erkenntnisstand nachhaltig zu erweitern. Im Jahr 2010 veröffentlichte Peter Thonemann in einem Beitrag, der den Titel „The Women of Akmoneia“ trug, eine neue Inschrift aus Akmoneia in Phrygien mit erstaunlichem Inhalt.1 [- - - - - - - - - γυ]/ναῖκες Ἑλληνί/δες τε καὶ Ῥωμαῖ/αι ἐτείμησαν Τα/τίαν Μηνοκρίτου / τὴν καὶ Τρυφῶσαν / γυναῖκα δὲ Μηνο/δότου Μενελάου τοῦ καὶ / Σίλλωνος / τὴν ἀρχιιέρηαν εὐ/εργέτιν ἐμ παν/τὶ καιρῷ γενηθεῖ/σαν αὐτῶν πάσ/ης ἀρετῆς ἕνε/κεν. τὴν ἐπιμέληαν / ποιησαμένου Κρά/τητος Μηνοκρίτου / τοῦ καὶ Μενελάου καὶ / Ποπλίου Πετρω/νίου Ἐπιγένους / καὶ Μηνοκρίτου / Ἀγαθοκλέως / ἔτους α ϙ´ „… the women, both Greek and Roman, honoured Tatia, also called Tryphosa, daughter of Menokritos, wife of Menodotos, also called Sillon, son of Menelaos, the high-priestess, having acted as their benefactor in all ............................................

*

Meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. Peter Herz, in Dankbarkeit gewidmet. Für die kritische Durchsicht und Kommentierung des Manuskripts danke ich Frau Dr. Elena Köstner und Herrn Dr. Heinrich Konen.

1

P. Thonemann, The Women of Akmoneia, JRS 100 (2010), 163–178. Vgl. auch MAMA XI 99 (http://mama.csad.ox.ac.uk/monuments/MAMA-XI-099.html; Zugriff 19.02.2013).

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circumstances, for the sake of all her virtue. Krates, also known as Menelaos, son of Menokritos, Publius Petronius Epigenes, and Menokritos son of Agathokles were responsible (for setting up the stele). Year 91.“ 2 Die Inschrift, die nach der in Akmoneia üblichen Jahreszählung3 ohne Zweifel in das Jahr 6/7 n. Chr. datiert werden kann, spricht erstmals von einer Korporation der Frauen, die sowohl die griechischen als auch die römischen Frauen des Ortes einschloss. Peter Thonemann hat in seiner Analyse des Textes bereits darauf hingewiesen, dass diese Vereinigung der γυναῖκες Ἑλληνίδες τε καὶ Ῥωμαῖαι und ihre Rolle im Kontext der Inschrift als Novum betrachtet werden müssen. Zwar waren einige wenige Beispiele für Frauenkorporationen bislang aus Italien und der östlichen Reichshälfte bekannt,4 in keinem Fall trat diese Gruppe allerdings als politisch aktiv handelnde auf, wie in Akmoneia, wo sie eine offizielle Ehreninschrift für die Oberpriesterin Tatia errichten ließ.5 Völlig zu Recht betont Thonemann, der Ausgangspunkt für das Entstehen dieser Korporation der Frauen müsse in Rom gesucht werden. Der Vorbildcharakter, den vor allem Livia und ihr Umgang mit den römischen matronae für die Frauen der Elite im gesamten Reich hatte, bestätigt sich in dieser Inschrift aus Phrygien eindrucksvoll.6 Die Ehrung der Tatia durch die griechischen und römischen ............................................ 2

Übersetzung nach http://mama.csad.ox.ac.uk/monuments/MAMA-XI-099.html; Zugriff 19.02.2013.

3

W. Leschhorn, Antike Ären. Zeitrechnung, Politik und Geschichte im Schwarzmeerraum und in Kleinasien nördlich des Tauros, Stuttgart 1993 (Historia Einzelschriften 81), 263–265.

4

P. Thonemann (wie Anm. 1), 174f. mit Verweis u.a. auf Stratonikeia in Karien, wo ein πολίτευμα τῶν γυναικῶν erwähnt wird (IvStratonikeia 149, 174, 352, 666).

5

Thonemann fasst diese Tatsache mit den Worten zusammen: „As we have seen, for a corporate body of women to take either sole responsibility or joint responsibility with the male members of their community for a public monument of this kind is entirely unprecedented in the cities of the Greek world under the Principate. […T]he stele for Tatia from Akmoneia is not a private, but a public monument, as lines 15–23 (concerning the erection of the monument by civic officials) make clear; the women of Akmoneia are acting, with male approval and support, as a public body in their own right.“ (P. Thonemann (wie Anm. 1), 176f.).

6

Vgl. zu Entwicklung und Charakteristik dieser Vorbildrolle u.a. E.A. Hemelrijk, Local empresses. Priestesses of the imperial cult in the cities of the Latin west, Phoenix 61 (2007), 318–351. Die Autorin hat sich jüngst ebenfalls zum spezifischen Fall der Iulia Severa aus Akmoneia aus neronischer Zeit geäußert, der deutlich macht, dass die Nachahmung der Kaiserin durch die Frauen der lokalen Elite so weit gehen konnte, dass religiöse Vorlieben adaptiert wurden. Vgl. B. EdelmannSinger, Herrscherfrauen als Leitfiguren: Iulia Severa, Poppaea und die „Matronage“ der jüdischen Religion, in: C. Kunst (Hrsg.), Matronage. Handlungsstrategien und soziale Netzwerke von Herrscherfrauen im Altertum in diachroner Perspektive, Internationale Konferenz an der Universität Osnabrück 22.–24. März 2012, Osnabrück 2013 (Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 19), im Druck.

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Frauen aus Akmoneia kann sicherlich nur als „another kind of local response to the new Augustan ideological programme“7 verstanden werden. Dabei übertraf die Nachahmung das Vorbild in seiner öffentlichen und politischen Dimension sogar, da der römische ordo matronarum8 durchaus nicht diese weitreichende Rolle einer politisch aktiv handelnden Korporation besaß, wie sie uns in der Inschrift aus Akmoneia entgegentritt. Anders als Peter Thonemann geht die Autorin allerdings nicht davon aus, dass es sich bei dieser lokalen Abkoppelung vom römischen Vorbild um eine Fehlinterpretation des römischen Vorbildes handelte.9 Vielmehr – und dies soll im Folgenden dargestellt werden – ergibt sich diese Rolle der γυναῖκες Ἑλληνίδες τε καὶ Ῥωμαῖαι aus den kultisch-religiösen Implikationen dieser Inschrift im Kontext der augusteischen Kultreform von 29 v. Chr. und der auf diesen Regelungen basierenden Kultorganisation. Im Fokus dieses Beitrags soll die geehrte Archiereia Tatia stehen. Neben der Besonderheit einer Korporation von Frauen mit politischen Rechten im lokalen Kontext stellt diese Inschrift nämlich vor allem die communis opinio der Entstehungsgeschichte des lokalen Amtes der Kaiserpriesterin (Archiereia) in Frage. Die Autorin sieht die Möglichkeit gegeben, dass es sich bei der Oberpriesterin Tatia um die erste bekannte Archiereia des Kaiserkultes aus Asia handelt. Die bisherige Annahme, dieses Amt sei erst unter Caligula mit der ersten offiziellen Divinisierung eines weiblichen Mitglieds des Kaiserhauses entstanden, erweist sich damit als nicht länger haltbar.

Die ἀρχιερεία Tatia aus Akmoneia Die Inschrift der Frauen aus Akmoneia hat im Gegensatz zu vielen anderen Inschriften aus Asia einen entscheidenden Vorteil, der ihre Interpretation einerseits erheblich erleichtert, andererseits aber auch keine Spielräume lässt: Sie ist auf das Jahr genau datiert. Die Angabe „Jahr 91“ am Ende des Textes auf ............................................ 7

P. Thonemann (wie Anm. 1), 178.

8

Zur Diskussion über die Existenz eines solchen Zusammenschlusses der römischen Frauen vgl. M.L. Deissmann-Merten, s.v. Matrona, DNP 7 (1999), 1030f.; P. Kragelund, The temple and birthplace of Diva Poppaea, CQ 60/2 (2010), 559–568; N. Purcell, Livia and the womenhood of Rome, PCPhS 32 (1986), 78–105.

9

So P. Thonemann (wie Anm. 1), 178.

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dem Stein weist ohne Zweifel in das Jahr 6/7 n. Chr., denn wir wissen dass die Stadt Akmoneia nach der sullanischen Ära datierte, die im Herbst 85 v. Chr. begann.10 Letzte Zweifel an dieser Datierung können durch die prosopographischen Analysen der in der Inschrift genannten Personen beseitigt werden. Zwei der Männer begegnen uns auch als Münzmagistrate in der spätrepublikanischen bzw. augusteischen Zeit.11 Diese Datierung in die augusteische Zeit wirft aber nun die Frage auf, welchem Kult Tatia als Archiereia vorstand. Thonemann äußert sich hierzu nur sehr vorsichtig: „[H]er office may, but need not necessarily, have been the civic priesthood of the Imperial cult.“12 Diese Aussage – der die Autorin ohne die Einschränkung „but need not necessarily“ zustimmen möchte – hat weitreichende Konsequenzen. Bislang galt es als common sense in der Forschung13 zum Kaiserkult, dass das Amt der Kaiserpriesterin frühestens unter Caligula, eher unter Claudius auf lokaler wie provinzialer Ebene eingeführt wurde.14 Als Prädisposition für die Installation von Kaiserpriesterinnen in den Städten wie im Koinon – Archiereiai – sieht man in der Regel die Divinisierung von Frauen des Kaiserhauses.15 Die erste Frau, der diese Ehre zu Teil wurde, war Drusilla, die Schwester des Kaisers Caligula, die 38 n. Chr. starb und als Diva Drusilla einen Staatskult ............................................ 10 Vgl. W. Leschhorn (wie Anm. 3), 263–265. 11 RPC I 3168 (Krates, Sohn des Menokritos, einer der für die Aufstellung des Steins verantwortlichen Männer und möglicherweise der Bruder der Oberpriesterin Tatia); BMC Phrygia, 6, Nr. 15f. (Menodotos Sillon, Ehemann der Oberpriesterin Tatia). Vgl. P. Thonemann (wie Anm. 1), 168 mit Anm. 12. 12 P. Thonemann (wie Anm. 1), 165. 13 Ein Desiderat der Forschung stellt nach wie vor eine monographische Untersuchung der weiblichen Priesterinnen im Osten des römischen Reiches dar. Vgl. dazu auch C. Hayward, Les grandprêtresses du culte impérial provincial en Asie Mineure. État de la question, in: R. Frei-Stolba u. A. Bielmann (Hrsg.), Femmes et vie publique dans l’antiquité gréco-romaine, Lausanne 1998, 117–130. Für den Westen des Reiches hat E.A. Hemelrijk mit ihren Arbeiten eine wichtige Diskussion angestoßen und das Bild der weiblichen Kultfunktionäre im Kaiserkult entscheidend verändert. Vgl. u.a. E.A. Hemelrijk, Priestesses of the imperial cult in the Latin west: Titles and function, AC 74 (2005), 137–170; Dies., Imperial priestesses. A preliminary survey, in: L. de Blois u. P. Funke u. J. Hahn (Hrsg.), The Impact of Imperial Rome on Religions, Ritual and Religious Life in the Roman Empire. Proceedings of the Fifth Workshop of the International Network Impact of Empire (Roman Empire, 200 B.C. – A.D. 476), Münster, June 30 – July 4, 2004, Leiden et al. 2006, 179–193; Dies., Local empresses. Priestesses of the imperial cult in the cities of the Latin west, Phoenix 61 (2007), 318–351. 14 Zuletzt G. Frija, Les Prêtres des empereurs. Le culte impérial civique dans la province romaine d’Asie, Rennes 2012, 64f. 15 So P. Herz, Asiarchen und Archiereiai. Zum Provinzialkult der Provinz Asia, Tyche 7 (1992), 93– 116.

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erhielt.16 Ob ihr Kult über den Tod des Caligula hinaus weiter geführt wurde, einer offiziellen damnatio memoriae anheimfiel oder einfach in Vergessenheit geriet, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Ihr folgte 42 n. Chr. Livia als Diva Augusta.17 Die erste uns bekannte Archiereia des asianischen Koinon, Iuliane,18 scheint nun auch genau in dieses chronologische Schema zu passen, lässt sich ihre Amtszeit durch ihre Charakterisierung als ἱέρειαν Ἀφροδείτης καὶ θεᾶς Ἀγριππείνης μητρὸς διὰ γένους19 doch recht eindeutig der Regierungszeit Caligulas zuordnen.20 Als Grundannahme wird ferner stets die Verbindung von Kult der Kaiserinnen und weiblichen Oberpriesterinnen vorausgesetzt.21 Daneben wird auch vermutet, dass die Entstehung des Titels Archiereia auf lokaler Ebene eine Imitation des provinzialen Titels gewesen sei. Die Existenz eines provinzialen Oberpriestertums wird chronologisch also vorausgesetzt.22 All dies wird nun durch die Archiereia Tatia aus Akmoneia in Frage gestellt. Grund genug, zunächst einmal zu klären, ob es sich bei ihr tatsächlich um eine ............................................ 16 Suet. Cal. 24, 2; Cass. Dio 59, 11, 2. Die Arvalakten des Jahres 38 n. Chr. überliefern für den 23. September die Konsekration der Diva Drusilla. Vgl. J. Scheid, Commentarii Fratrum Arvalium qui supersunt. Les copies épigraphiques des protocoles annuels de la confrérie Arvale (21 AV.–304 AP. J.-C.) Rom 1998 (Roma Antica 4), Nr. 12, 28–35; P. Herz, Diva Drusilla. Ägyptisches und Römisches im Herrscherkult zur Zeit Caligulas, Historia 30 (1981), 324–336; U. Hahn, Die Frauen des römischen Kaiserhauses und ihre Ehrungen im griechischen Osten anhand epigraphischer und numismatischer Zeugnisse von Livia bis Sabina, Saarbrücken 1994 (Saarbrücker Studien zur Archäologie und Alten Geschichte 8), 151–168. 17 Zur Divinisierung Livias durch ihren Enkel Claudius am 17. Januar 42 n. Chr. vgl. Suet. Claud. 11; Cass. Dio 60, 5, 2 (allerdings mit falscher Datierung in das Jahr 41 n. Chr.). Vgl. die noch immer relevante Untersuchung von G. Grether, Livia and the Roman imperial cult, AJPh 67 (1946), 222– 252; U. Hahn (wie Anm. 16), 34–105. Auch die Konsekration der Livia spiegelt sich in den Akten der Arvalbrüder wider (vgl. J. Scheid (wie Anm. 16), Nr. 18, 45f.). 18 IvMagnesia 158. 19 IvMagnesia 158, Z. 8f. 20 Vgl. zur überzeugenden Datierung in das Jahr 39 n. Chr. P. Herz (wie Anm. 15), 103–105. 21 So auch P. Herz (wie Anm 15), 105f. „Die Stunde der archiereia schlug aber mit dem Zeitpunkt, an dem die erste diva in den Kult aufgenommen wurde. Erst dann war sie notwendig, wobei man […] aber offensichtlich im Regelfall die jeweilige Ehefrau des Priesters wählte. Innerhalb ihres Aufgabenbereichs war die archiereia für die Kulte und Zeremonien für alle Frauen des Kaiserhauses zuständig, wobei sich die personelle Zusammensetzung dieses Kreises natürlich von Dynastie zu Dynastie änderte.“ Dieselbe Argumentation beherrscht auch die neueste Monographie zum lokalen Kaiserkult in Asia von G. Frija: „[…] il est probable que […] les grandes-prêtrises féminines locales aient été fondées après l’institution des archiereiai d’Asie. Celles-ci apparaissent au moment de la divinisation de Drusilla en 38 ou de celle de Livie en 42, de façon à ce qu’ une prêtresse assure le culte des nouvelles divinités féminines.“ (G. Frija (wie Anm. 14), 64) Allerdings schränkt Frija für die lokalen Kulte ein: „La règle qui veut que les hommes assurent le culte des divinités masculines et les femmes celui des divinités féminines semble moins stricte, dans le culte impérial, au niveau civique qu’ au niveau provincial.“ (Ebd. 65) 22 So G. Frija (wie Anm. 14), 65.

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Kaiserpriesterin handelte oder ob der Titel in diesem Fall nicht einem anderen Kult zugeordnet werden kann. Bei der Klärung dieser Frage hilft der Text der Inschrift selbst nicht weiter, da er keine nähere Spezifizierung des Priestertums liefert. Bereits in seinem RE-Artikel aus dem Jahr 1895 hatte Brandis das Problem diskutiert, welcher Aufgabenbereich einem Archiereus oder einer Archiereia zugeordnet werden kann, deren Oberpriestertum nicht näher klassifiziert wird.23 Zum Ausgangspunkt seiner Überlegungen machte er Beispiele von weiblichen und männlichen provinzialen Oberpriestern, die gleichzeitig Oberpriester ihrer Heimatstädte waren.24 Er schlussfolgert daraus, dass beim Fehlen eines Zusatzes die Archierosyne auf die Heimatstadt bezogen werden muss, versteht diese Priestertümer allerdings nicht als lokale Kaiserpriestertümer, sondern als ein den übrigen lokalen Priestertümern übergeordnetes Amt, das den lokalen Magistraten zuzurechnen ist.25 Man kann nicht letztgültig ausschließen, dass es sich bei der Bezeichnung Archiereus / Archiereia um ein generelles Oberpriestertum handelte, folgende Fakten sprechen aber nach Ansicht der Autorin für ein lokales Kaiserpriestertum: In den kleinasiatischen Städten existierten in der Entstehungszeit der Inschrift bereits Oberpriestertümer, die dem Kaiserkult zugeordnet waren, ohne eine spezielle Titulatur für diesen Amtsbereich auszuweisen.26 Sucht man nach männlichen Parallelen in den städtischen Kulten des Ostens, stößt man auf fünf Beispiele aus augusteischer Zeit, bei denen der Titel Archiereus ohne nähere Spezifizierung verwendet wird und die ohne Zweifel Priester des lokalen Kaiserkultes waren.27 Der Titel des Archiereus war vor allem auf der Ebene der Provinz Asia seit 29 v. Chr. fest mit dem Kaiserkult verbunden. Es existieren für die Jahre zwi............................................ 23 C.G. Brandis, s.v. Archiereus, RE II 1 (1895), 471–483, hier 481–483. 24 So beispielsweise Aurelia Hermonassa aus Thyateira, die als ἀρχιερείαν τῆς τε Ἀσίας καὶ τῆς πατρίδος (TAM V 2, 954) bezeichnet wird. 25 C.G. Brandis (wie Anm. 23), 483. Diese Ausformung des Amtes findet sich in Zypern und Ägypten in hellenistischer und römischer Zeit, sie ist aber nicht für das übrige Reich nachweisbar. 26 So auch G. Frija (wie Anm. 14), 71–111. 27 Asclas aus Ephesos (ἀρχιερεὺς Aσκλᾶς RPC I 2585–2692), Nikophon aus Milet (ἀρχιερεὺς Νικοφῶν IvMilet I 3, 127), C. Iulius Hybreas aus Mylasa (ἀρχιερεύς IvMylasa 534–536) und M. Antonius Attalus Lepidas aus Thyatira (ἀρχιερεύς TAM V 2, 934 = IGR 4, 1227, TAM V 2, 1167, IvSardis VII 1, 8). Möglicherweise bekleidete auch C. Iulius Epikrates aus Milet neben der Archierosyne im ionischen Koinon und im Koinon von Asia das Amt eines städtischen Archiereus (IvMilet I 2, 6; VI, 1, S. 156).

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schen der Kulteinrichtung 29 v. Chr. und dem Ende des ersten Jahrhunderts v. Chr. acht Belege für provinziale Archiereis.28 Neue Untersuchungen haben versucht zu zeigen, dass die Entwicklung des Titels Archiereus auf lokaler Ebene eng verknüpft war mit der Entwicklung des provinzialen Oberpriestertitels von Asia nach 29 v. Chr.29 Die enge epigraphische und prosopographische Verknüpfung beider Titel macht es sehr unwahrscheinlich, von einem Gebrauch des Titels Archiereus / Archiereia zu sprechen, der außerhalb des kultischen Kontextes des Kaiserkultes lag. Ein Beispiel aus Stectorium verdeutlicht diese Parallele sehr augenfällig: Ein Mann namens Aurelius Demetrius wird auf einer Münze aus der ersten Hälfte des 3. Jahrhundert n. Chr. als ἀσιάρχ(ου) κ(ὲ) τῆς πατρίδος30 bezeichnte, was nicht anders interpretiert werden kann, als dass er Archiereus (=Asiarch) von Asia und Archiereus seiner Heimatstadt war. Die logische Verknüpfung von provinzialem und lokalem Kaiserpriestertum liegt auf der Hand.31 Im Fall der Archiereia Tatia aus Akmoneia scheint aber auch die stiftende Korporation der γυναῖκες Ἑλληνίδες τε καὶ Ῥωμαῖαι auf die eindeutige Verbindung dieses Priestertums mit dem Kaiserkult hinzuweisen. Die Unterscheidung in einheimische griechische Frauen und römische, also Frauen des conventus civium Romanorum32 von Akmoneia, muss in Parallele zum Text des Cassius Dio über die provinziale Kulteinrichtung von 29 v. Chr. gelesen werden.33 Augustus hatte bei der Einführung des provinzialen Herrscherkultes 29 ............................................ 28 Vgl. M.D. Campanile, I sacerdoti del koinon d’Asia (I sec. a.C. – III sec. d.C.). Contributo allo studio della romanizzazione delle élites provinciali nell’Oriente greco (Studi ellenistici 7), Pisa 1994, Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 6; Dies., Sommi sacerdoti, asiarchi e culto imperiale: un aggiornamento, Studi ellenistici 19 (2006), 523–584, Nr. 199, 201. 29 Vgl. G. Frija (wie Anm. 14), 57–60; M.D. Campanile, Osservazioni sul culto provinciale di Augusto in Asia Minore, Epigraphica 55 (1993), 207–211. 30 BMC Phrygia, 386, Nr. 18. 31 Vgl. M.D. Campanile, 1994 (wie Anm. 28), 20; G. Frija (wie Anm. 14), 61. 32 Vgl. zu den conventus civium Romanorum F. Kirbihler, Die Italiker in Kleinasien, mit besonderer Berücksichtigung von Ephesos (133 v. Chr.–1. Jh. n. Chr.), in: M. Meyer (Hrsg.), Neue Zeiten – Neue Sitten. Zur Rezeption und Integration römischen und italischen Kulturguts in Kleinasien, Wien 2007, 19–35. 33 Καῖσαρ δὲ ἐν τούτῳ τά τε ἄλλα ἐχρημάτιζε, καὶ τεμένη τῇ τε Ῥώμῃ καὶ τῷ πατρὶ τῷ Καίσαρι, ἥρωα αὐτὸν Ἰούλιον ὀνομάσας, ἔν τε Ἐφέσῳ καὶ ἐν Νικαίᾳ γενέσθαι ἐφῆκεν· αὗται γὰρ τότε αἱ πόλεις ἔν τε τῇ Ἀσίᾳ καὶ ἐν τῇ Βιθυνίᾳ προετετίμηντο. καὶ τούτους μὲν τοῖς Ῥωμαίοις τοῖς παρ´ αὐτοῖς ἐποικοῦσι τιμᾶν προσέταξε· τοῖς δὲ δὴ ξένοις, Ἕλληνάς σφας ἐπικαλέσας, ἑαυτῷ τινα, τοῖς μὲν Ἀσιανοῖς ἐν Περγάμῳ τοῖς δὲ Βιθυνοῖς ἐν Νικομηδείᾳ, τεμενίσαι ἐπέτρεψε. Übersetzung: „Neben der Erledigung der sonstigen Aufgaben her gab Caesar damals [29 v. Chr.] die Erlaubnis zur Weihung heiliger Bezirke für die Roma und seinen Vater Caesar, den er selbst Divus Iulius nannte, und zwar in Ephesos und Nikaia; die genannten Städte hatten nämlich damals in

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v. Chr. festgelegt, dass von den griechischen Bewohnern der Provinzen Asia und Bithynia und den dort lebenden Römern unterschiedliche Kulte praktiziert werden sollten. Die Griechen sollten ihn selbst und die Göttin Roma verehren, während für die Römer der Divus Iulius und die Göttin Roma kultisch im Mittelpunkt standen. Inwieweit diese Trennung tatsächlich umgesetzt wurde, ist umstritten.34 Die Unterscheidung in der vorliegenden Inschrift in griechische und römische Frauen könnte darauf hindeuten, dass die Differenzierung anfänglich tatsächlich praktiziert wurde und im ersten Jahrzehnt n. Chr. noch eine gewisse Rolle spielte. Die Tatsache, dass beide Gruppen aber gemeinsam als öffentliche Körperschaft agierten, indem sie die Inschrift für Tatia errichteten, zeigt vielleicht, dass die Trennung in der Praxis obsolet geworden war, das ursprüngliche Konzept allerdings weiter im Hintergrund wirkte.35 In jedem Fall deutet diese Bezeichnung aber auf den Kontext des Kaiserkultes hin und unterstreicht die Annahme, die Archiereia Tatia sei eine Oberpriesterin im lokalen Kult für das Kaiserhaus oder Augustus gewesen. Analog zu Tatia kann man auch den bislang als frühestes Beispiel einer Kaiserpriesterin aus Akmoneia angesehenen Fall der Iulia Severa aus neronischer Zeit betrachten. Sie war in den frühen 60er Jahren des ersten Jahrhunderts n. Chr. Kaiserpriesterin und Agonothetin in Akmoneia und gehörte zur lokalen wie provinzialen Elite.36 Die Inschrift MAMA VI 263 weist sie als ........................................................................................................................................................................... Asia bzw. Bithynien die erste Stelle inne. Er befahl den dort wohnenden Römern, die beiden Gottheiten zu verehren, während er den Nichtrömern, von ihm Hellenen genannt, gestattete, ihm selbst heilige Bezirke zu widmen, den Bewohnern von Asia in Pergamon, den Bithyniern in Nikomedeia.“ (Cass. Dio 51, 20, 6–9, Übersetzung nach Cassius Dio, Römische Geschichte, Bd. IV: Bücher 51–60, übersetzt von O. Veh, Düsseldorf 2007, 34.) Veh übersetzt ἥρωα αὐτὸν Ἰούλιον ὀνομάσας mit der Wendung, „den er selbst Heros Iulius nannte“. Hier erscheint die Wiedergabe mit „Divus Iulius“ sinnvoller. Vgl. dazu auch I. Gradel, Emperor Worship and Roman Religion, Oxford 2002, 63–68. 34 Vgl. P. Herz, Zur Geschichte des Kaiserkultes in Kleinasien. Die Kultorganisation für die cives Romani, in: G. Heedemann u. E. Winter, (Hrsg.), Neue Forschungen zur Religionsgeschichte Kleinasiens, Bonn 2003 (Asia Minor Studien 49), 132–148. Allerdings findet sich noch Ende des 1. Jh. n. Chr. eine Inschrift aus Laodikeia am Lykos, die von οἱ ἐπὶ τῆς Ἀσίας Ῥωμαῖοι καὶ Ἕλληνες spricht (IGR IV 860). 35 Vgl. dazu auch B. Edelmann-Singer (wie Anm. 6), Anm. 83. 36 MAMA VI 263; MAMA VI 153 = IGR IV 656; RPC I 3170–3177. Vgl. E. Groag, s.v. Iulia Severa, RE X 1 (1918), 946–948; PIR2 I 701; H. Halfmann, Die Senatoren aus dem östlichen Teil des Imperium Romanum bis zum Ende des 2. Jh. n. Chr., Göttingen 1979 (Hypomnemata 58), 102f., Nr. 5a; P.A. Harland, Associations, Synagogues, and Congregations: Claiming a Place in Ancient Mediterranean Society, Minneapolis 2003, 140–142; R. van Bremen, The Limits of Participation. Women and Civic Life in the Greek East in the Hellenistic and Roman Periods, Amsterdam 1996, 336; B. Wander, Gottesfürchtige und Sympathisanten. Studien zum heidnischen Umfeld von Diasporasynagogen, Tübingen 1998 (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 104), 133; G.F. Chiai, Norm, Kommunikation und Identität: die jüdische Lebenswelt in den Inschriften des kaiserzeitlichen Phrygien, in: Ders. / Hartmann, A. (Hrsg.), Athen, Rom, Jerusalem.

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ἀρχιέρειαν κα̣[ὶ] ἀγωνοθέτιν τοῦ σύνπαντος τῶν [θ]εῶν Σεβαστῶν [οἴ]κ̣ου aus. Diese Funktion wird auf den Münzen, die sie gemeinsam mit ihrem Ehemann L. Servenius Capito prägen ließ, mit Σερουηνίου Καπίτωνος καὶ Ἰουλίας Σεουήρας Ἀκμονέων – ἐπὶ ἀρχ(ιερέων)37 wiedergegeben. Es lässt sich also mit einiger Sicherheit feststellen, dass die Archiereia Tatia aus Akmoneia in den Kontext des Kaiserkultes gestellt werden muss. Daran knüpft sich allerdings die Frage an, ob wir es bei dieser Frau mit einer Kaiserpriesterin zu tun haben, die dem Kult des Augustus, der Livia, für beide oder der ganzen Familie nachging. Wie bereits oben angedeutet, wird als Regel angenommen, dass Frauen den Kult der weiblichen Mitglieder des Kaiserhauses versahen. Wir haben aber auch Belege dafür, dass Frauen als Priesterinnen der Kaiser oder zumindest des Herrscherpaares amtierten38 oder Männer den Kult der weiblichen Mitglieder des Kaiserhauses (mit)versahen.39 Allerdings kann die geringe Zahl dieser Fälle und ihre beinahe ausschließlich frühe Datierung in die julisch-claudische Zeit als Indiz dafür gedeutet werden, dass es sich bei diesen Fällen um Ausnahmen handelte bzw. in der frühen Phase der Ausformung des Herrscherkultes die Formen und geschlechtlichen Zuweisungen der kultischen Gepflogenheiten noch nicht die Eindeutigkeit besaßen wie in späterer Zeit. ........................................................................................................................................................................... Normentransfers in der antiken Welt, Regensburg 2012, 117–146, hier 123–125; B. EdelmannSinger (wie Anm. 6). 37 Die Deutung der Abkürzung ΕΠΙ ΑΡΧ ist in der Forschung umstritten. Sie kann sich auf ein Archontat beziehen oder auf die Archierosyne. Letzteres ist nach Ansicht der Autorin die wahrscheinlichere Variante. Vgl. RPC I 3174 (ΕΠΙ ΑΡΧ ); RPC I 3176 (ΕΠΙ ΑΡΧ ΤΟ Γ). Die Münzlegende ΕΠΙ ΑΡΧ wird von den Herausgebern des RPC zwar als Bezeichnung des Archontenamtes (RPC I, 512) gelesen, überzeugender argumentieren aber W.M. Ramsay, The cities and bishoprics of Phrygia, Bd. 2, Oxford 1897, 649ff., E. Groag (wie Anm. 36), 946–948 und van Bremen (wie Anm. 36), 336, die für die Auflösung ἀρχιερέων plädieren, also einen Hinweis auf das Amt des Oberpriesters in der Münzemission erkennen wollen. 38 TAM V, 972 (Claudia Ammion τὴν ἱέρειαν τῶν Σεβαστῶν in der Zeit des Kaisers Claudius); IvIlion 94 (Priesterin für Hadrian: καὶ τῷ θειοτάτ[ῳ Aὐτοκράτορι Καίσαρι -- Ἁδρια]|νῷ Σεβαστῷ ὡς ἐκ τ[…] | τῆς ἱερείας); Iscr. Di Cos EV 226 und D. Bosnakis u. K. Hallof, Chiron 38 (2008), 230–233 Nr. 32 (Priesterin des Tiberius: ἱέρ(ε)ιαν Ἀσκλαπιοῦ [καὶ Ὑγί]ας καὶ | Ἠπιόνας καὶ Ῥέας καὶ Δυώδε[κα Θεῶ]ν καὶ Διὸς | Πολιέως καὶ Ἀθάνας Πολιά[δος κα]ὶ Τιβερίου | Καίσαρος). 39 Für den Kult der Livia sind Priester und möglicherweise sogar Oberpriester überliefert. So wird ein ἱερέως θεᾶς Σεβαστῆς Ἰουλίας in einem Ehrenbeschluss aus Aphrodisias aus julischclaudischer Zeit erwähnt (vgl. U. Hahn (wie Anm. 16), 56, Katalog Nr. 28; http://insaph.kcl.ac.uk/iaph2007/iAph120803.html, Z. 7f., Zugriff am 13.3.2013). In Iulis auf Keos gibt es eine Weihung für die theoi Sebastoi – Augustus und Livia (?) – durch einen Archiereus (vgl. IG XII 5, 629; U. Hahn (wie Anm. 16), 55–57, Katalog Nr. 15). Für den Westen des Reiches sind aus der Anfangszeit der julisch-claudischen Dynastie ebenfalls einige Beispiele dafür überliefert, dass männliche Priester den Kult für männliche und weibliche Mitglieder des Kaiserhauses vollzogen (CIL II 194; CIL II 473= AE 1946, 201 = AE 1997, 777b), in jeweils einem Fall existiert ein Priester für Livia allein (AE 1915, 95) und ein Ehepaar für ihren Kult (CIL X 7501=ILS 121).

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Vor diesem Hintergrund kann man die Möglichkeit nicht ausschließen, dass Tatia aus Akmoneia den Kult des Augustus oder des Kaiserpaares (Theoi Sebastoi) wahrnahm, die Verknüpfung mit der Korporation der Frauen lässt es aber wahrscheinlicher erscheinen, in Tatia eine Priesterin der Livia zu sehen. Der Beginn der kultischen Verehrung der Livia im Osten des Reiches ist umstritten. Es gibt Hinweise darauf, dass sie schon zu Lebzeiten des Augustus mit ihm gemeinsam verehrt wurde.40 Allerdings gibt es auch Zeugnisse für eine selbstständige Verehrung in Athen41, die schon in die Jahre vor 14 n. Chr. datieren und auch im Westen des Reiches existieren Belege für eine eigene Priesterin der Livia vor 4 n. Chr.42 Die Quellenlage lässt es also möglich erscheinen, in Tatia eine Priesterin der Livia zu sehen. Unter den bisher bekannten frühen Priesterinnen findet sich allerdings keine Archiereia. Der Titel einer lokalen Archiereia erscheint erst in späterer Zeit: Sicher in die neronische Zeit datiert werden kann die Archiereia Iulia Severa, die ebenfalls aus Akmoneia stammt.43 Etwas unklarer in der Datierung, aber wohl auch in die zweiten Hälfte des ersten Jh. n. Chr. gehört der Fall der Archiereia Claudia Mamalon aus Stratonikeia in Karien.44 Ebenfalls aus Stratonikeia in Karien stammt Chotis, dreimalige Archiereia während des ersten Jahrhunderts n. Chr.45 Weitere Archiereiai aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. sind Stratonike aus Pergamon,46 Attalis Apphion und Apphia aus Aphrodisias.47 ............................................ 40 In Iulis auf Keos gibt es eine Weihung für die Theoi Sebastoi – Augustus und Livia (?) – durch einen Archiereus (vgl. IG XII 5, 629: Weihung für die Theoi Sebastoi aus Iulis (Vgl. Anm. 39)). Hahn, Zoumbaki / Mendoni und Chaniotis stimmen darin überein, diesen Beleg in die augusteische Zeit zu datieren. (Vgl. U. Hahn (wie Anm. 16), 55–57, Katalog Nr. 15; S.B. Zoumbaki u. L.G. Mendoni, „Theoi Sebastoi“, in: L.G. Mendoni u. A. Mazarakis Ainian (Hrsg.), Kea-Kynthos: History and Archaeology. Proceedings of an International Symposium (Kea-Kynthos, 22–25 June 1994), Athen 1998 (Meletemata 27), 669–678; A. Chaniotis, Livia Sebaste, Iulia Sebaste, Caius Caesar Parthikos, Domitian Anikeitos Theos: Inofficial titles of emperors in the early principate, AAntHung 43 (2003), 341–344.) Dagegen sprechen sich Kantirea und Frija aus. (Vgl. G. Frija (wie Anm. 14), 49 mit Anm. 116; M. Kantirea, Les dieux et les dieux Augustes. Le culte impérial en Grèce sous les Julio-claudiens et les Flaviens, Athen 2007, 76). 41 Umstritten ist eine Priesterin der Livia in Athen (IG II2 5096 ἱερήας Ἑστίας ἐπ’ ἀκροπόλει καὶ Λειβίας καὶ Ἰουλία[ς]). Vgl. zur Diskussion U. Hahn (wie Anm. 16), 56 mit Anm. 240. 42 CIL XII 04230 = CIL XII 04241 = ILGN 558 = AE 1999, 1033 Cornelia Tertulla flaminica coloniae urbis Iuliae Baeterrensium. 43 Vgl. B. Edelmann-Singer (wie Anm. 6). 44 IvStratonikeia 168, 172, 174, 185; R. van Bremen (wie Anm. 36), 315; G. Frija (wie Anm. 14), 64 und Katalog Nr. 349. 45 IvStratonikeia 156. 46 A. Conze u. C. Schuchhardt, Die Arbeiten zu Pergamon 1886–1898: Inschriften, MDAI(A) 24 (1899), 164–249, hier 217 Nr. 45. 47 Attalis Apphion (IAph2007 9.112, 5.6, 1.7, 1.8, 15.260), Apphia (IAph2007 12.609). Vgl. http://insaph.kcl.ac.uk/iaph2007, Zugriff am 14.03.2013.

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Dass vor allem die Frauen der städtischen Elite in Kleinasien ihren Fixpunkt innerhalb der neuen Dynastie bei den weiblichen Mitgliedern des Kaiserhauses suchten und fanden, belegen weitere Beispiele, speziell auch aus Phrygien.48 Die Stadt Eumeneia, ebenfalls in Phrygien, emittierte in augusteischer Zeit eine Münze mit dem Porträt der Livia, die von einer Frau namens Kastoris, federführend geprägt wurde.49 In Pentapolis in Phrygien prägte eine weitere Frau namens Apphia, die als IERHA attribuiert wird, eine Münze mit dem Porträt der Livia und der Umschrift ΣΕΒΑΣΤΗ.50

Gynaikes und matronae Die offensichtliche Fokussierung der weiblichen Mitglieder der städtischen Elite auf das Vorbild des Kaiserhauses und der princeps femina soll an dieser Stelle zum Anlass genommen werden, einen intensiveren Blick auf das Verhältnis der Ehrenden und der Geehrten in der vorliegenden Inschrift aus Akmoneia zu werfen. Es wurde ja bereits vom Erstherausgeber darauf hingewiesen, dass das Auftreten einer weiblichen Korporation als aktiv politisch handelndes Element des öffentlichen städtischen Lebens das außergewöhnliche Momentum dieser Quelle darstellt und auf eine veränderte Selbstwahrnehmung der weiblichen Mitglieder der städtischen Gesellschaft und ihrer besonders exponierten Vertreterinnen schließen lässt. Geht man von der Richtigkeit der These aus, dass Tatia als Archiereia den Kult der Kaiserin betreute, bietet sich auch für das Zusammenspiel von Archiereia und γυναῖκες Ἑλληνίδες τε καὶ Ῥωμαῖαι ein Erklärungsmuster an. Die römischen matronae – organisiert möglicherweise in einem ordo – waren aufs Engste mit den lebenden und später auch den vergöttlichten Kaiserinnen verbunden. Diese Verbundenheit der matronae mit den vergöttlichten Kaiserinnen ging zurück auf Livia, die zu Lebzeiten engen Kontakt zu den Frauen Roms gepflegt hatte und nach ihrem Tod von ihnen ein Jahr lang auf Anwei............................................ 48 Vgl. für das Folgende auch P. Thonemann (wie Anm. 1), 177f. mit Anm. 62–65. 49 RPC I 3143 mit Kommentar der Editoren (509): „The interpretation we offer here is that the coin, a smaller denomination for an empress, is signed by a women; her name is Kastoris and she is given the title soteira, just as Epigonos, presumably her husband, is given the title philopatris. On this view, both were in some way benefactors of the city.“ 50 RPC I 3160 (zwischen 14 und 42 n. Chr.).

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sung des Senats offiziell betrauert wurde.51 Das Verhältnis der römischen Frauen zu Livia wurde nach ihrem Tod zum Vorbild für den weiteren Umgang der römischen Frauen mit den weiblichen Mitgliedern des Kaiserhauses. Es scheint sich eine Art offizieller Agenda entwickelt zu haben, innerhalb derer die Frauen für die Kaiserinnen tätig wurden. So berichtet Cassius Dio davon, dass die römischen Frauen den Tempel für die vergöttlichte Poppaea errichtet hätten.52 Zwar bezichtigt Cassius Dio in seiner negativen Darstellung Neros den Kaiser, das Geld der Frauen für den Tempelbau geraubt zu haben, die am Heiligtum angebrachte Inschrift – „Der vergöttlichten Sabina, der Venus, haben es die Frauen errichtet.“ – erlaubt aber den Rückschluss, von einer erprobten und nicht nur im Einzelfall angewandten Beziehung der Frauen zur Kaiserin zu sprechen. Seit Livia war die Kaiserin also die Patronin der römischen Frauen. Sie opferte mit ihnen,53 sie stiftete öffentliche Bankette für die römischen Frauen,54 sie finanzierte die Restaurierung ihrer Kulte und Tempel.55 Im Gegenzug ehrten die Frauen sie – wie bereits beschrieben – nach ihrem Tod mit einem Trauerjahr und nahmen sie in ihre Eidesformel auf.56 Ähnliche Ehrungen wurden auch der Diva Drusilla zuteil.57 Zwischen der lebenden wie der vergöttlichten Kaiserin und der Korporation der Frauen Roms existierte folglich eine enge patronale und kultische Beziehung. Die Inschrift von Akmoneia erlaubt es nun, diese Beziehung hinsichtlich ihres Modellcharakters für die römische Provinz zu betrachten. Das neue epigraphische Zeugnis zu den Frauen Akmoneias bietet ein Indiz dafür, die genderspezifische Ausrichtung des patronalen Handels der Kaiserin in seiner Leitbildfunktion für die Frauen der Provinzelite ............................................ 51 Vgl. Cass. Dio 58, 2, 2. Vgl. Kragelund (wie Anm. 8), 560; Purcell (wie Anm. 8); C. Kunst, Livia. Macht und Intrigen am Hof des Augustus, Stuttgart 2008, 272–277. 52 Cass. Dio 63, 26, 3 (Übersetzung nach Veh (wie Anm. 33), 99f.) καὶ ἐτρύφα, καὶ τὸ τῆς Σαβίνης ἡρῷον ἐκποιηθὲν καὶ κοσμηθὲν λαμπρῶς ὡσίωσεν, ἐπιγράψας αὐτῷ ὅτι Σαβίνῃ αὐτὸ θεᾷ Ἀφροδίτῃ αἱ γυναῖκες ἐποίησαν. καὶ τοῦτο μὲν ἠλήθευσεν: ἐκ γὰρ τῶν χρημάτων ἃ πολλὰ καὶ παρὰ τῶν γυναικῶν ἐσεσύλητο ἐξειργάσθη. „(…) prunkvoll weihte er das vollendete und ausgeschmückte Heiligtum der Sabina ein, nachdem er darauf die Inschrift gesetzt hatte: ‚Der vergöttlichten Sabina, der Venus, haben es die Frauen errichtet.‘ Damit sagte er übrigens die Wahrheit; denn der Tempel war aus den Geldern aufgeführt, die man großenteils den Frauen gestohlen hatte.“ 53 Hor. carm. 3, 14, 5–12; Ov. trist. 4, 2, 11–14. 54 Cass. Dio 55, 2, 4; 55, 8, 2. 55 CIL VI 883. 56 Cass. Dio 58, 2, 2; 60, 5, 2. 57 Cass. Dio 59, 11, 2f.; Suet. Cal. 24, 2.

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darzustellen. Insbesondere die lokalen Kaiserpriesterinnen richteten dabei ihr kultisches und repräsentatives Verhalten am Modell der Kaiserin aus, aber offensichtlich übertrug sich der Modellcharakter nicht nur auf die Rolle der Repräsentantin, sondern auch auf die gesamte Gruppe der Frauen. Dass dies kein Einzelfall war, sondern sich konkret an einem weiteren Beispiel aus Akmoneia festmachen lässt, konnte die Autorin in einem kürzlich erschienen Beitrag zum Leitbildcharakter der Kaiserin Poppaea für die Kaiserpriesterin Iulia Severa deutlich machen.58

Fazit Es scheint mir vor dem Hintergrund des Gesagten eine plausible Möglichkeit, in der Archiereia Tatia aus Akmoneia eine der ersten – vielleicht die erste – Archiereia des Kaiserkultes zu sehen. Letzte Sicherheit ist auf der Basis der leider nicht komplett erhaltenen Inschrift nicht zu erhalten, ich halte es aber für die wahrscheinlichste Lösung, in Tatia eine Priesterin der Livia zu sehen. Als wichtigster Beleg für diese These muss die Parallelität der Beziehung zwischen dem römischen ordo matronarum und der Kaiserin Livia und den γυναῖκες Ἑλληνίδες τε καὶ Ῥωμαῖαι von Akmoneia zu der von ihnen geehrten Archiereia Tatia gedeutet werden. Die 2010 von Peter Thonemann vorgestellte Inschrift könnte demnach als Beleg für die erste bekannte Kaiserpriesterin in Asia auf lokaler und provinzialer Ebene gelten. Damit wäre aber die als communis oppinio geltende These in Zweifel gezogen, der zufolge erst die Vergöttlichung der Kaiserinnen seit Caracalla einen Bedarf an weiblichen Kaiserpriesterinnen produziert hätte. In der Konsequenz hieße dies auch, man muss noch einmal einen genauen Blick auf das gesamte überlieferte Material zu den Kaiserpriesterinnen werfen und die Datierungen überprüfen. Möglicherweise stellt die Überlieferung zu Tatia nicht das einzige Zeugnis für eine Archiereia aus augusteischer Zeit dar, sondern es wurde zu vorschnell aus der Annahme, vor der Vergöttlichung der Drusilla habe es keine Verehrung durch weibliche Oberpriesterinnen geben können, eine Schlussfolgerung in der Frage der Datierung gezogen.

............................................ 58 Vgl. B. Edelmann-Singer (wie Anm. 6). Das spezifisch Besondere am Fall der Iulia Severa war ihre Nachahmung der kaiserlichen Patronage für die jüdische Religion.

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Internetressourcen http://mama.csad.ox.ac.uk/monuments/index.html http://insaph.kcl.ac.uk/iaph2007

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A NDREAS M ERKT

Doppelte und multiple Identitäten: Ein neuer Akzent in der Deutung der Aberkios-Inschrift und des Verhältnisses von Christentum und Antike

Seit der britische Archäologe William R. Ramsay im Juni 1883 in einem Badehaus bei Synnada zwei Fragmente des Grabmals des Aberkios aus dem antiken Hierapolis in Phrygien beim türkischen Kochisar gefunden und damit die in der Vita Abercii zitierte Inschrift als authentischen, wohl aus dem späten 2. Jahrhundert stammenden Text erwiesen hat, sind ihr zahlreiche teilweise gegensätzliche Interpretationen gewidmet worden.1 Das eine Extrem markiert eine Gruppe römischer Theologen, die das Epitaph als Zeugnis eines romorientierten Protokatholizismus verstanden und es zur „Königin“ (De Rossi) unter den frühchristlichen Grabinschriften erhoben, das andere eine Reihe von Gelehrten des wilhelminischen Deutschland, die den „heidnischen Charakter“ des Textes nachzuweisen versuchten. Auch wenn sich insgesamt eine wesentlich differenziertere Sicht durchgesetzt hat, bestimmt doch bis in jüngste Zeit die Alternative von heidnisch und christlich die Exegese des Epigramms. Gerade an dieser Stelle setzt eine Neubewertung des Epitaphs an, die zugleich als repräsentativ für einen neuen Akzent gelten kann, der das klassische Forschungsfeld von Antike und Christentum erfasst hat.

Margaret Mitchell über Aberkios Unter den zahlreichen Studien, die sich in den letzten Jahren mit der Aberkios-Inschrift befasst haben, stechen zwei Aufsätze von Margaret M. Mitchell dadurch hervor, dass sie jeweils paradigmatische Interpretationen bieten. Im ersten erhebt sie die grundsätzliche Forderung, Grabinschriften nicht als isolierte Texte, sondern im archäologischen Kontext des Artefakts zu verstehen. ............................................ 1

Den Text und leicht voneinander abweichende Übersetzungen bieten: W. Wischmeyer, JbAC 23 (1980), 22; R. Merkelbach, EA 28 (1997), 125–139 und V. Hirschmann, ZPE 145 (2003), 134.

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So ist es für diese Inschrift eines Christen nicht unerheblich, dass das Monument, auf dem sie sich befand, durchaus klassisch wirkt. Einen Eindruck davon, wie das Denkmal auf einen Passanten an der südlichen Ausfallstraße des antiken Hierapolis gewirkt haben dürfte, versucht der Nachbau des Grabmals im Museo Pio Cristiano in Rom zu vermitteln. Allerdings hat Margaret Mitchell die Unzulänglichkeit dieser Rekonstruktion nachweisen können. Dass der Text sich, wie sie gezeigt hat, wohl anders auf den Wänden verteilte, fällt dabei weniger ins Gewicht, als der Umstand, dass die vatikanische Ausstellung einen bemerkenswerten Aspekt herunterspielt: Das Denkmal hatte die Form eines Opferaltars.2 Diese Tatsache berührte offenbar nicht erst die Kuratoren des 20. Jahrhunderts peinlich, sondern bereits jenen Hagiographen, der um das Jahr 400 eine Vita des Aberkios verfasste, in der er sich genötigt sah, den zu seiner Zeit für jeden Passanten noch sichtbaren Altar – er nennt ihn βωμóς – durch eine Legende zu erklären: Aberkios habe einem Dämon (den er zuvor der Kaisertochter Lucilla ausgetrieben hatte) befohlen, einen Marmoraltar von Rom nach Hierapolis zu bringen. Diesen habe der Heilige dann später auf sein eigenes Grab gesetzt. Der heidnische Altar wird also umgedeutet zu einem Symbol für den Sieg über den Dämon und die heidnische Welt, für die er steht.3 Durch den Beitrag von 2008 bestens vorbereitet, hat dann Margaret Mitchell in einem Sammelband über Waschungen, Taufe und Initiation noch einen weiteren Artikel vorgelegt, in dem sie grundlegende hermeneutische und methodologische Fragen aufwirft.4 Sie zeigt auf, wie die Ambivalenz vieler ............................................ 2

Vgl. M.M. Mitchell, Looking for Abercius. Reimagining contexts of interpretation of the „Earliest Christian Inscription“, in: L. Brink u. D. Green (Hrsg.), Commemorating the Dead. Texts and Artifacts in Context. Studies of Roman, Jewish and Christian Burials, Berlin – New York 2008, 303– 335. – Jutta Dresken-Weiland hat mich darauf hingewiesen, dass auch andere phrygische Christen im 3. und frühen 4. Jahrhundert für ihr Grabmal die Form eines Altares wählten. Vgl. die insgesamt sechs Beispiele bei G.J. Johnson, Early-Christian Epitaphs from Anatolia, Atlanta 1995 (Texts and translations 35, Early Christian Literature series 8), 136 Nr. 4.12; 140 Nr. 4.14 (A); 142 Nr. 4.14 (B) und R. Merkelbach u. J. Stauber, Steinepigramme aus dem griechischen Osten, Bd.3: Der „ferne Osten“ und das Landesinnere bis zum Tauros, München 2001, 200, 260–262 und 271–274.

3

Ebd. 316: „the author has transformed a known and venerable (…) local artifact from what he may have perceived as an uncomfortably ‘pagan-looking’ monument into an ironic trophy of the exorcistic power of Jesus Christ.“ Zur Vita Abercii als einem „document of the processes by which the Christians of late antique Asia Minor refashioned their (pagan) Roman past in their own image“ vgl. jetzt P. Thonemann, Abercius of Hierapolis. Christianization and social memory in Late Antique Asia Minor, in: B. Dignas u. R.R.R. Smith (Hrsg.), Historical and Religious Memory in the Ancient World, Oxford – New York 2012, 257–283 (Zitat 277). Für den Hinweis auf diesen Aufsatz danke ich Jan Bremmer.

4

Vgl. M.M. Mitchell, The poetics and politics of Christian baptism in the Abercius Monument, in: David Hellholm u.a. (Hrsg.), Ablution, Initiation, and Baptism. Late Antiquity, Early Judaism, and Early Christianity = Waschungen, Initiation und Taufe. Spätantike, frühes Judentum und frühes

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Formulierungen der Inschrift zu oft alternativen Deutungen geführt hat. Während die katholischen Archäologen De Rossi, Pitra, Wilpert und Duchesne in Aberkios einen Christen sahen, der seine besondere Verehrung für die Kirche Roms zum Ausdruck brachte, hielten protestantische Theologen und Religionshistoriker wie Ficker, Harnack und Dieterich (anders hingegen Zahn) ihn für einen Heiden. Dagegen führten Gelehrte wie Dölger, Lightfoot und Guarducci die Ambivalenz des Textes auf seine doppelte Adressierung zurück: Ein buchstäblicher exoterischer Sinn ziele auf das heidnische Publikum und stehe einem allegorischen esoterischen Sinn gegenüber, der nur den Eingeweihten, den Christen, verständlich sei. Auch jüngere Beiträge wie die von Renaut und Hirschmann heben die rein esoterische Bedeutung des Textes für die Christen hervor.5 So unterschiedlich diese Deutungen im Einzelnen erscheinen, stimmen sie jedoch darin überein, dass sie von einer grundsätzlichen Antinomie zweier Identitäten ausgehen, einer christlichen und einer bürgerlichen oder „heidnischen“. Demgegenüber schlägt Mitchell vor, die doppelte Deutbarkeit des Textes auf zwei Facetten von Aberkios’ eigener Identität zurückzuführen: „I propose that he is not trying to counterfeit one identity under cover of another (‚incognito‘), but he is seeking to assimilate his identity as a Christdisciple with his identity as a faithful citizen of his polis and of the Roman empire.“6 Diese Assimilation beider Identitäten deutet sich schon in dem breiten Rückgriff auf epigraphische Konventionen an, wie ihn Wischmeyer grundlegend untersucht hat. Die doppelte Identität komme jedoch Mitchell zufolge an einigen Stellen auch explizit zum Ausdruck: Während das Herzstück die christliche Identität unterstreicht, formulieren vor allem die Rahmenteile die bürgerliche Identität. Zu Beginn nennt Aberkios sich „Bürger einer erwählten Stadt“. Deren Schatzkammer ist dann auch das Ziel der Strafgebühr von 1000 Goldstücken, die er im Schlusssatz für den Fall einer Zweitbestattung in seinem Grab bestimmt. Bemerkenswert erscheint, dass der römische Fiskus den doppelten Betrag, 2000 Goldstücke, erhalten soll. In der Tat liegt ein besonderer Akzent auf Rom. Im Rahmen des Itinerars, das Nisibis und den Euphrat erwähnt, waren die Worte ΕΙΣ ΡΩΜΗΝ auf dem Monument an so prominenter Stelle angebracht, dass sie einem Passanten als ........................................................................................................................................................................... Christentum, Berlin – Boston 2011 (Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 176), 1743–1782. 5

Ich verzichte hier auf die Literaturhinweise, die sich alle Mitchells Beitrag entnehmen lassen.

6

Ebd. 1761.

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erstes ins Auge springen mussten. Gerade mit Begriffen wie πολίς und βασιλεία bedient sich die Inschrift an mehreren Stellen einer Bildsprache, die sich im doppelten Rahmen der ideologischen Komplexe sowohl der Kirche als auch von Stadt und Imperium verstehen lässt. Zumindest in dem öffentlichen Bild, das Aberkios durch sein Grabmal kreiert, verkündet er deshalb, so lautet Mitchells Fazit, für sich selbst eine duale Identität. Er erscheint als ein Bewohner zweier Welten: durch sein religiöses Bekenntnis als „Jünger des guten Hirten“ und zugleich durch sein politisches Bekenntnis als Bürger der Stadt Hierapolis und des römischen Imperiums. Beides verweist Mitchell zufolge schlicht auf die transliterale Realität des Menschen Aberkios, der anders als das Gros der Interpreten in dieser doppelten Identität keinen Widerspruch gesehen haben dürfte. Mit dieser Deutung schließt sich Margaret Mitchell einem breiteren Trend an, der die Situation von Christen im Römischen Reich und ihr Selbstverständnis in einem anderen Licht erscheinen lässt, als dies in der Vergangenheit oft geschehen ist. Schon seit längerem wird die klassische Formulierung des Forschungsfeldes durch Franz Josef Dölger, „Antike und Christentum“ insofern in Frage gestellt, als sie, teilweise entgegen Dölgers Absichten, ein Nebeneinander und Gegenüber zweier vermeintlich homogener Größen impliziert. Zum einen ist die Pluralität der antiken Welt, zuletzt insbesondere unter dem Aspekt der Regionalität, ebenso deutlich geworden wie die Vielfalt der „Christentümer“. Zum anderen haben wir gelernt, die Geschichte des frühen Christentums als integralen Teil der antiken Kultur- und Religionsgeschichte zu betrachten. Über diese Korrekturen hinaus erscheint die Idee pluraler Identitäten von besonderem heuristischen Wert. Ich greife im Folgenden innerhalb des knapp bemessenen Rahmens dieser wissenschaftlichen Salutatio nur einige wenige Beispiele heraus, die verdeutlichen, wie und weshalb diese Idee zu einem angemesseneren Bild antiker Wirklichkeiten beitragen kann.

Éric Rebillard über Nektarius und andere Einem der zahlreichen Korrespondenten des Augustinus, Nektarius, ist in der Forschungsgeschichte ein ähnliches Schicksal widerfahren wie Aberkios. Auch in seinem Fall hat die Übernahme der rhetorischen Perspektive antiker Texte zu fragwürdigen Einschätzungen seiner religiösen Zugehörigkeit und Identität

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geführt. Nachdem Nektarius sich als angesehener Bürger der nordafrikanischen Provinzstadt Calama um Hilfe für seine Mitbürger, die infolge antipaganer Gesetze bestraft worden waren, an Augustinus gewandt hatte, reagierte dieser, indem er die politische und kulturelle Welt, der Nektarius seine Loyalität erwies, als heidnisch charakterisierte.7 Bezeichnenderweise ist die ältere Forschung dem Bischof von Hippo insofern gefolgt, als sie Nektarius für einen Heiden hielt.8 Dabei bekundet Nektarius in Worten, die vielleicht auch Aberkios 200 Jahre zuvor hätte wählen können, ausdrücklich seine doppelte Loyalität: „Obwohl vor allem diese (himmlische) Stadt zu suchen und zu lieben ist, glaube ich nicht, dass die andere Stadt, in der wir geboren und aufgezogen wurden, aufgegeben werden sollte.“9 Mit der Suche nach der himmlischen Stadt und der Liebe zu ihr verortet er sich selbst in einer christlichen Tradition. Zugleich jedoch lehnt er dabei die Vorstellung ab, diese christliche Orientierung zwinge ihn zur Aufgabe seiner bürgerlichen Identität. Nun spielen jedoch selbst diejenigen Autoren, die in jüngster Zeit mit überzeugenden Argumenten Nektarius’ christliche Identität erwiesen haben, seine religiöse Zugehörigkeit herunter. So beschreibt James O’Donnell ihn als einen „perfectly ordinary Christian whose main allegiances are not religious but social“10, und Neil McLynn nennt ihn sogar einen „Teilzeitheiden“.11 Éric Rebillard schlägt nun anstelle einer solchen Abwertung der religiösen Identität eine alternative Sichtweise vor: I suggest instead that Nectarius had multiple allegiances and there was no hierarchy between them; rather he thought that one or several of them could be more relevant in a certain context than others. He wrote to Augustine as a leading citizen of Calama, and also as an old acquaintance and as a man sharing the same culture. We should not infer from this that the display of religious allegiance was judged to be misplaced in the public sphere. In some interactions, but not in others, its activation was relevant; but this process of selection cannot be reduced to role congruence. Bishops ............................................ 7

Vgl. Aug. epist. 91 und 104.

8

So sogar noch D. Shanzer, Augustine and the Latin classics, in: M. Vessey (Hrsg.), A Companion to Augustine, Oxford 2012, 161–174, dort 167.

9

Aug. epist. 103, 2; vgl. auch epist. 90.

10 J.J. O’Donnell, Augustine. A New Biography, New York 2005, 185. 11 N.B. McLynn, Pagans in a Christian empire, in: P. Rousseau (Hrsg.), A Companion to Late Antiquity, Oxford 2009, 572–587, dort 587.

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probably thought that religious allegiance should be at the core of people’s identity, but we should not attribute to Christians in their congregations the opposite belief and imagine that, for them, religious allegiance was less important than social allegiance since it was one dimension of it among others.12 Nektarius war demnach ein ganz normales Gemeindemitglied, für das seine religiöse Zugehörigkeit nur eine Dimension seiner Identität neben anderen darstellte. Rebillard verdanken wir die bislang wohl anregendsten und reflektiertesten Überlegungen zur Anwendung des Modells multipler Identitäten (Zugehörigkeitsgefühle, Loyalitäten) auf die spätantike Religionsgeschichte. In seinem jüngst erschienenen Buch über Christians and Their Many Identities in Late Antiquity stellt er die Existenz stabiler und homogener christlicher Gruppen grundsätzlich in Frage. Vielmehr müsse man von sich immer neu aktualisierenden Gruppierungen ausgehen. Dieses soziologische Phänomen der „groupness“ korreliere mit der inneren Pluralität des Individuums, das seine unterschiedlichen Identitäten in wechselnden sozialen Bezügen jeweils selektiv aktualisiere. Rebillard ist überzeugt: „most Christians practiced a situational selection of identities; that is, they did not give salience to their Christianness at all times.“13 Dass das, was Rebillard als Realität der „meisten“ antiken Christen postuliert, in historischen Darstellungen oft nicht in angemessener Weise zur Geltung gelangt, ist darauf zurückzuführen, dass sie eine in den Quellen meist schweigende Mehrheit darstellen. Darauf hat zuletzt auch Alan Cameron in seinem monumentalen Werk The Last Pagans hingewiesen, in dem er das Bild vom spätantiken Verhältnis zwischen Christentum und Paganismus einer gründlichen Revision unterzieht. Dabei lenkt er die Aufmerksamkeit nicht nur auf die „letzten Heiden“, sondern auch auf eine Kategorie spätantiker Christen, die er „center-Christians“ nennt. ............................................ 12 E. Rébillard, Religious sociology, in: M. Vessey (Hrsg.), A Companion to Augustine, Oxford 2012, 40–55, dort 54. 13 É, Rebillard, Christians and Their Many Identities in Late Antiquity, North Africa, 200–450 CE, Cornell 2012. Für die Anwendung desselben Modells auf das antike Judentum vgl. L.I. Levine u. D.R. Schwartz (Hrsg.), Jewish Identities in Antiquity. Studies in Memory of Mena-hem Stern, Tübingen 2009 (TSAJ 130), wobei hier dieses Konzept in der Terminologie vieler Beiträge sich leider nicht konsequent niedergeschlagen hat.

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Alan Cameron über Ausonius und andere „center-Christians“ Cameron ersetzt die simple Dichotomie von Heiden und Christen durch eine differenziertere Kategorisierung. Zwischen „committed Christians“ wie Ambrosius oder Augustinus und „committed pagans“ wie Praetextatus und Symmachus siedelt er sogenannte „center-Christians“ an wie Ausonius und „center-pagans“ wie Servius sowie dazwischen eine Gruppe, die sich diesen Klassifikationen entzieht. Zu den „center-Christians“ zählt er sowohl Opportunisten („time-servers“) als auch ernsthafte Gläubige, die allerdings nicht an theologischen Fragen interessiert oder über sie informiert waren und auch keinen Grund sahen, die säkulare Kultur abzulehnen.14 Gerade in dieser säkularen Kultur, in der Orientierung an der römischen Vergangenheit und dem Interesse an den klassischen Bildungsinhalten, entdeckt er eine breite gemeinsame Verständigungsgrundlage, die „center-Christians“ und „center-pagans“ oft einander näher stehen ließ als den radikalen Vertretern der eigenen Religion. Implizit arbeitet also auch Cameron mit dem Konzept einer doppelten Identität, einer kulturellen und einer religiösen, die sich nicht gegenseitig ausschließen.15 Er setzt dabei eine gewisse säkulare Kultur als neutrales Begegnungsfeld unterschiedlicher weltanschaulicher Gruppen voraus, wie sie schon Robert Markus für das vierte und frühe fünfte Jahrhundert konstatiert hatte, die aber dann zunehmend im Zeichen des Christentums verdrängt wurde. Für die Jahre um 400 aber gilt wohl noch weitgehend Markus’ Bemerkung: „very little separated a Christian from his pagan counterpart in Roman society“.16 Cameron liegt damit näher bei Margaret Mitchells Konzept der dual identity als bei Rebillards Vorstellung fluider, wechselnder und nicht nur doppelter, sondern multipler Identitäten. Gerade aber dieses Modell pluraler und changierender Identitäten scheint mir von besonderem heuristischem Wert zu sein.17 Es stellt seine Tragfähigkeit gerade auch in seiner Anwendung auf eine Person wie Augustinus unter Beweis, bei der Cameron sich scheut, eine dop............................................ 14 Vgl. A. Cameron, The Last Pagans of Rome, Oxford 2011, 176f. 15 E. Rebillard, The Last Pagans of Rome by Alan Cameron (review), Classical World 106 (2013), 297f. kritisiert an Camerons Kategorien zweierlei: dass sie mit sozialen Gruppen verwechselt werden können und dass sie der religiösen Zugehörigkeit eine Bedeutung zuschreiben, die ihr in vielen Kontexten nicht zukommt. 16 R.A. Markus, The End of Ancient Christianity, Cambridge 1990, 27. 17 Auch J. Rüpke, Early Christianity out of, and in, Context, JRS 99 (2009), 182–193, dort 185f., zieht es vor, zur angemessenen Wiedergabe antiker Wirklichkeit von pluralen Identitäten zu sprechen.

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pelte Identität anzunehmen. Er zählt Augustinus zu den „committed Christians“, deren religiöse Zugehörigkeit den alles bestimmenden Faktor bildet. Freilich ist dieses Augustinusbild unter anderem durch James O’Donnell in Frage gestellt worden.

James J. O’Donnell über Augustinus Anstelle des anthropologischen und soziologischen Begriffs der Identität, der die Gegenstandsebene betrifft, bedient sich O’Donnell des Konzepts der „narratives“, die auf der Beschreibungsebene die jeweilige Identifizierung leisten.18 Aufgrund seiner ausführlichen Studien zu Augustinus hält er es für angebracht, ihn nicht als „single unit“ zu verstehen, sondern als eine „figure seen through a prism“.19 Speziell in Auseinandersetzung mit Peter Browns klassischer Augustinus-Biographie, die nur eine Version der Geschichte erzähle, betont er: „… it is precisely the assumption that one narrative must dominate that is most questionable“.20 Allerdings fällt O’Donnell hinter seinen eigenen Anspruch zurück. Anstelle der Vielfalt der Perspektiven Rechnung zu tragen, möchte er Augustinus wiederum auf eine einzige Identität reduzieren: „Augustine the Writer“.21

Leistung und Grenzen des Konzepts Gelehrte wie Maijastina Kahlos haben in den letzten Jahren durch ihre Arbeiten gezeigt, dass der binäre Gegensatz von Christen und Nicht-Christen Teil ............................................ 18 Für den Zusammenhang von narratives und Identität vgl. z. B. O. Flanagan, Consciousness Reconsidered, Cambridge, Mass. 1992, 198. 19 J.J. O’Donnell, The next life of Augustine, in: W.E. Klingshirn u. M Vessey (Hrsg.), The Limits of Ancient Christianity. Essays on Late Antique Thought and Culture in Honour of R. A. Markus, Ann Arbor 1999, 215–231, dort 228. 20 Ebd. 227. – Ebd. 230 entwirft er eine Vision, worin der Gelehrte „will not so much be creator as impresario of performances, organizer of tours and blazer of paths. There need not be, probably cannot be, a single narrative line, but a variety of modes of exploration“. 21 Ebd. 228. In seinem Buch Augustine. A New Biography, New York 2005, hat O’Donnell dieses Programm auf sehr fragwürdige Weise verwirklicht. Hier erscheint Augustinus als karrieregeiler Redner und Literat, als „snob“ (41), „zealot“ (41, 45), der immer eine Show abzieht (90, 119), ein opportunistischer Emporkömmling (89f.), dessen einziges wirklich religiöses Erlebnis sich dem Manichäismus verdanke (44–47).

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einer diskursiven Konstruktion einer christlichen Identität ist.22 Problematisch erweist sich dann die unreflektierte Übernahme dieser Konstruktionen in der historischen Beschreibung. Bezeichnungen wie Christentum, Heidentum, Antike implizieren immer Vereinfachungen und Ungenauigkeiten. Solche Konstruktionen verdanken sich letztlich der anthropologischen Grundsituation, auf die Hans Blumenberg in seinen Studien zur Rhetorik hingewiesen hat. „Evidenzmangel“ und „Handlungszwang“ führen dazu, dass wir Rhetorik brauchen als die „Kunst“, die den Menschen „mit seinem Mangel an Wahrheit fertig werden lässt.“23 Das Gros unserer historischen Quellen besteht in diesem Sinne aus rhetorischen Texten, die dazu dienen, konzeptuelle Klarheit und Eindeutigkeit herzustellen, wo sie im wirklichen Leben nicht vorzufinden sind. Indem sie durch Abstraktionen, Hyperbolismen und Oppositionen Idealtypen wie „Christentum“ oder „Heidentum“ definieren, leisten sie eine künstliche Komplexitätsreduktion. Die Aufgabe des Historikers, für den die Texte nur Quellen für seinen eigentlichen Gegenstand bilden, besteht nun darin, in der Analyse dieser Texte diese Reduktion wieder rückgängig zu machen. Dafür bietet sich das Modell fließender und multipler Identitäten insofern in besonderer Weise an, als es hilft, die Analyse von diskursiven und rhetorischen Konstruktionen von Identitäten, wie sie uns in überlieferten Texten begegnen, mit der Frage nach dem Verhältnis der historischen Individuen zu diesen Konstruktionen zu verbinden. Die Wirklichkeit des historischen Individuums kann als ein dynamisches, vielfältiges, unterschiedlich artikuliertes und engagiertes, netzartiges Verhältnis zu diskursiv definierten Identitäten beschrieben werden. Man muss allerdings wohl die Frage stellen, ob Kategorien, die der modernen Forschung zu Identitäten, Individualität und „groupness“ entnommen sind, sich ohne weiteres auf die Verhältnisse der (Spät)Antike übertragen lassen. Spiegelt dieser Zugang nicht vielleicht auch unser Bedürfnis, die Menschen der Spätantike als unseresgleichen sehen – als Individuen, deren Dasein von einer Pluralisierung der Lebenswelten geprägt ist und die entsprechend unterschiedliche Rollen, personae, in wechselnden Kontexten annehmen? Aber vielleicht sind diese Individuen uns wirklich ähnlicher, als es die zeitliche Ferne und kulturelle Fremdheit nahelegen. Das wäre zu wünschen. Denn immer............................................ 22 Vgl. Debate and Dialogue. Christian and Pagan Cultures c. 360–430, Aldershot 2007. 23 H. Blumenberg, Anthropologische Annäherungen an die Aktualität der Rhetorik, in: Ders., Wirklichkeiten, in denen wir leben, Stuttgart 1981, 104–136, dort 105 und 117.

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hin geht es ja nicht nur darum zu zeigen, „wie es eigentlich gewesen“ (Ranke), sondern immer auch um die Frage, woher wir kommen und wer und wie wir sind. Wir dürfen gespannt sein, wie sich das extrem dynamische Forschungsfeld der römischen Kaiserzeit, zu dem Peter Herz so bedeutsame Beiträge geliefert hat, in den kommenden Jahren weiterentwickelt. Viel wird davon abhängen, dass Vertreter der unterschiedlichen Disziplinen sich nicht in einer vermeintlichen splendid isolation – und hier denke ich speziell an meine eigene Zunft der Kirchenhistoriker und Theologen – wähnen und gerieren. Dass ich selbst das interdisziplinäre Gespräch nun seit über zwanzig Jahren, beginnend mit einem Mainzer Projekt über Minderheiten in Kleinasien bis zu unserem gegenwärtigen Regensburger Kolloquium über Tod und Bestattung in der römischen Kaiserzeit, auch mit Peter Herz führen darf, bedeutet mir eine große Ehre, Freude und nicht zuletzt immer neuen Erkenntnisgewinn.

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J ÖRG O BERSTE

Silvester 2.0 – Fiktionen eines Papstes in Spätantike und Mittelalter

Einleitung Der gebürtige Römer Silvester, der im Januar 314 zum Bischof seiner Heimatstadt gewählt wurde, hat in seiner immerhin mehr als zwanzigjährigen Amtszeit kaum historisch verwertbare Spuren hinterlassen. Das Wenige, das man weiß oder ahnt, deutet nirgends auf eine spektakuläre, sondern eher auf eine mit inneren Problemen der römischen Kirche in Anspruch genommene Tätigkeit Silvesters hin.1 Dieser dürftige Befund muss für einen spätantiken Bischof von Rom durchaus nicht verwundern; er trifft wohl für die meisten von Silvesters Vorgängern und direkten Nachfolgern zu. Erstaunlich allerdings ist die Tatsache, dass in den folgenden Jahrhunderten aus Silvester der wohl berühmteste Pontifex der römischen Kirche wurde, man kann auch sagen: gemacht wurde. Über keinen anderen Papst wurde im Jahrtausend zwischen 500 und 1500 mehr geschrieben als über Silvester, kein anderer Papst sollte das mittelalterliche Kirchenbild nachhaltiger prägen. Und wohl keiner seiner Amtskollegen hat dabei derartig gegensätzliche Bewertungen erfahren: als Heiliger oder als Häretiker.2 Für die katholische Tradition wurde Silvester zum Sinnbild, wenn nicht zum Initiator der beiden wichtigsten kirchengeschichtlichen Entwicklungen des nachkonstantinischen Zeitalters: 1) Er wurde zum Repräsentanten einer neuen Heiligkeitsvorstellung, und zwar des in Gemeindedienst und Lebensführung vorbildlichen Glaubensbekenners; – eine Vorstellung, die das alte, durch das Ende der Verfolgungen überholte Ideal des Märtyrers ersetzte.3 ............................................ 1

Zum Leben und zu den Quellen Papst Silvesters I. vgl. ausführlich W. Pohlkamp, Textfassungen, literarische Formen und geschichtliche Funktionen der römischen Silvester-Akten, Francia 19 (1992), 115–196. Zur Vita vgl. dens., s.v. Silvester, Lexikon des Mittelalters VII (1995), 1905–1908.

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Zum Thema Silvester als Häretiker vgl. mit weiterer Literatur J. Oberste, Le Pape Sylvestre en Antéchrist. Pauvreté et ecclésiologie dans le débat sur l’hérésie au bas Moyen Âge, in: M. Aurell (Hrsg.), Les Cathares devant l’histoire. Mélanges offerts à Jean Duvernoy, Cahors 2005, 389–405.

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Zu frühkirchlichen Heiligkeitsvorstellungen vgl. den Band: W. Ameling (Hrsg.), Märtyrer und

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2) Ihm wurde der Erwerb der neuen machtvollen Führungsposition zugeschrieben, die dem römischen Bischof, gestützt auf die Idee der Petrusnachfolge, in der Leitung der christlichen Gesamtkirche zufallen sollte.4 Die katholische Tradition des Mittelalters machte aus Silvester gewissermaßen den ersten Papst der Kirchengeschichte; sie stellte ihn an den Anfang ihrer fruchtbaren institutionellen Entfaltung nach dem Ende der staatlichen Verfolgung und Unterdrückung. Für eine kirchen- oder papstkritische Tradition hingegen, die sich im Mittelalter aus unterschiedlichsten Quellen speiste, war Silvester ein Verräter am christlichen Ideal, ein Häretiker oder gar der Antichrist. Zum durchaus nicht kleinen Lager dieser Kritiker zählten neben häretischen oder radikalreformerischen Kirchenkreisen auch populäre weltliche Dichter wie Walther von der Vogelweide oder Dante. Letzterer trifft den Kern der mittelalterlichen Silvester-Kritik, wenn er zu Beginn des 14. Jahrhunderts in Inferno XIX seiner Divina Commedia Silvester als den „ersten reichen Papst“ brandmarkte.5 Damit ist Silvester in der Göttlichen Komödie gleichsam der Stammvater all jener dekadenten Kirchenfürsten, die Dante in großer Zahl in seiner Hölle versammelt hatte.6 Auf den ersten Blick wird deutlich, dass beide Deutungsrichtungen ihre historische Rechtfertigung zunächst aus einer einfachen zeitlichen Parallele beziehen. Silvester trat als Zeitgenosse Kaiser Konstantins des Großen sein Amt als Bischof von Rom an. Mehr noch: Silvesters Amtszeit von 314 bis 335 deckt sich fast vollständig mit jener entscheidenden Phase von Konstantins Herrschaft, die durch die Erringung der alleinigen Staatsgewalt im Imperium Romanum, durch die Wiedervereinigung des westlichen und östlichen Reichsteils und die Gründung einer neuen Reichshauptstadt im Osten, Konstantinopel, geprägt war.7 Im religiösen Bereich zeichnet sich diese Phase ........................................................................................................................................................................... Märtyrerakten, Stuttgart 2002. Im Überblick vgl. A. Angenendt, Heilige und Reliquien. Die Geschichte ihres Kultes vom frühen Christentum bis zur Gegenwart, München 1997. 4

Vgl. W. Ullmann, Leo I and the theme of papal primacy, in: Journal of Theological Studies, n.s. 11 (1960), 25–51 und im Überblick den Band: M. Maccarrone (Hrsg.), Il primato del vescovo di Roma nel primo millenio. Ricerche et testimonianze, Città del Vaticano 1991.

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„Ahi, Costantin, di quanto mal fu matre / non la tua conversion, ma quella dote / che da te prese il primo ricco patre!“(Inf. XIX, 117sq.).

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G. Gonnet, La donazione di Costantino in Dante e presso gli eretici medievali, in: ders., Il grano e le zizzanie, Bd. 1, Rom 1992, 91–121.

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Zu Konstantin vgl. im Überblick und mit weiterer Literatur K. Piepenbrink, Konstantin der Große und seine Zeit, Darmstadt 2003 sowie ausführlicher H. Brandt, Geschichte der römischen Kaiserzeit. Von Diokletian und Konstantin bis zum Ende der konstantinischen Dynastie (284– 363), Berlin 1998.

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durch die Gleichstellung des Christentums mit allen anderen Kulten und in Konstantins letzten Lebensjahren wohl auch durch die verstärkte persönliche Hinwendung des Kaisers zum Christengott aus. Wenn man sich klar macht, dass Konstantin sein Amt 305 in einer Zeit schwerer staatlicher Christenverfolgungen antrat, ist zu verstehen, warum sich die folgenden Jahrzehnte bereits in der zeitgenössischen christlichen Literatur, so bei Laktanz und Eusebios, als Zeit der Befreiung und noch in der modernen kirchenhistorischen Forschung als „Konstantinische Wende“ größter Beachtung erfreuten.8 Dies führt mich nun zu einigen Bemerkungen zum historischen Silvester und vor allem zu seinem Anteil an den oben skizzierten Umwälzungen.

Der historische Silvester Als Kleriker erlebte Silvester in Rom die Christenverfolgungen unter Kaiser Diokletian zu Beginn des 4. Jahrhunderts mit. Dass er sie unbeschadet überlebte, hat ihm aus den Reihen der so genannten Donatisten später den Vorwurf eingetragen, er sei während der Verfolgung schwach geworden und habe sich dem Opferedikt des Kaisers gefügt, um sein Leben zu retten. Donatisten gab es in fast jeder Gemeinde während der Verfolgungs- und Übergangszeit; sie nahmen in besonderer Weise das Heiligenideal der Märtyrer ernst und verlangten von jedem der – in ihren Augen – schwach gewordenen Kleriker, der dem Martyrium entgangen war, die Niederlegung von Würde und Amt.9 Über das tatsächliche Ausmaß der diokletianischen Verfolgung in Rom lässt sich allerdings nichts Sicheres aussagen; Zeugnisse für eine Umsetzung der repressiven Beschlüsse gegen Christen liegen hauptsächlich aus dem griechischen Osten vor, wo mit Nikomedien in Kleinasien auch die Hauptstadt Diokletians lag. In den Jahren vor seiner Bischofswahl 314 dürfte Silvester gewiss eine hohe Position im stadtrömischen Klerus bekleidet haben. Als solcher war er Zeitzeuge von Konstantins wichtigstem militärischen Erfolg auf seinem Weg zur ............................................ 8

Aus der unübersehbaren Literatur zu diesem Thema vgl. die Bände: C. Colpe (Hrsg.), Spätantike und Christentum, Berlin 1992 und S.N. Lieu u. D. Montserrat (Hrsg.), Constantine. History, Historiography, Legend, London 1998 sowie die Einzeldarstellung von J. Bleicken, Constantin der Große und die Christen, München 1992.

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Vgl. A. Hettinger, Katholiken und Donatisten. Die afrikanische Kirche im Spiegel der Briefe Gregors des Großen, Annuarium Historiae Conciliorum 24 (1992), 35–77.

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Alleinherrschaft im Römischen Reich. Bei der berühmten Schlacht an der Milvischen Brücke vor den Toren Roms im Oktober 312 schlug Konstantin seinen Thronkonkurrenten Maxentius und sicherte sich somit zunächst die Kaiserherrschaft im Westen. Die beiden christlichen Biographen Konstantins, Laktanz und besonders Eusebios von Cäsarea, fügten ihren Berichten über die Schlacht jene oft zitierte Traumvision hinzu („In diesem Zeichen siege“)10, welche zur Bekehrung des damals noch heidnischen Kaisers geführt haben soll. So suspekt der historischen Forschung die Geschichte von Vision und anschließender Schlachtenhilfe durch den Christengott auch ist, es kann nicht in Abrede gestellt werden, dass Konstantin nach seinem triumphalen Einzug in Rom im Jahre 312 erstmals offiziell seine Sympathie für den Christengott bekundete. Die Mailänder Vereinbarung mit seinem östlichen Kollegen Licinius ein Jahr später, durch welche den Christen früher erlittener Schaden gutgemacht wurde, unterstrich Konstantins Wohlwollen für die christliche Religion.11 Von einem Kleriker namens Silvester wissen weder Laktanz noch Eusebios, die ja als Zeitgenossen und christliche Schriftsteller, Eusebios zudem als enger Vertrauter Konstantins, besonderes Interesse am römischen Erfolg des Kaisers gehabt haben. Überhaupt ist Konstantin nach Silvesters Wahl zum Bischof zwei Jahre nach der Schlacht an der Milvischen Brücke nur noch ein einziges Mal sicher in Rom anwesend, nämlich zur Feier des zehnjährigen Amtsjubiläums als Kaiser im Jahre 315. Ob er zu diesem Zeitpunkt Silvester traf oder ihn überhaupt persönlich kannte, darf bezweifelt werden. Noch im gleichen Jahr verließ der Kaiser die westliche Hauptstadt, um zunächst an der germanischen Grenze und schließlich im Reichsosten Krieg zu führen. Es waren vor allem östliche Kirchenleute wie Bischof Eusebios von Cäsarea, aber auch ein lateinischer Bischof namens Ossius von Cordoba, denen in den folgenden Jahren als Ratgeber Konstantins der entscheidende Anteil bei der Festigung der neuen Allianz zwischen römischer Staatsmacht und christlicher Kirche zufiel. Um es kurz zu machen: Silvester lässt sich an keiner Stelle unmittelbar mit dem Kaiser in Verbindung bringen; der römische Bischof trat insbesondere auf keiner der wichtigen Kirchenversammlungen dieser Jahre in Erscheinung, welche der Gestalt der katholischen Kirche für die Zukunft entscheidende ............................................ 10 Vgl. R. Seeliger, Die Verwendung des Christogramms durch Konstantin im Jahre 312, Zeitschrift für Kirchengeschichte 100 (1989), 148–167. Die Quellen sind zusammengestellt in der Ausgabe: V. Keil (Hrsg.), Quellensammlung zur Religionspolitik Konstantins des Großen, Darmstadt 1999. 11 Zu dieser Phase K. Piepenbrink (wie Anm. 7), 37–46.

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Impulse gaben. Hier wären das Konzil von Arles im Jahre 314 zu nennen, das die Verurteilung der Donatisten als Ketzer beschloss, und vor allem das Erste Allgemeine Konzil der Kirche in Nizäa im Jahre 325 unter persönlicher Leitung des Kaisers. Immerhin ließ sich Silvester durch einen Gesandten in Nizäa vertreten, was zwar den Anspruch auf Mitsprache des wichtigsten westlichen Bischofssitzes, aber im gleichen Atemzug auch die geringe persönliche Beteiligung des derzeitigen Amtsinhabers Silvester verdeutlicht.12 Dessen Rolle sollte erst zwei Generationen nach seinem und Konstantins Tod, also in der Zeit um 400, dann allerdings grundlegend umgeschrieben werden.

Silvester als Heiliger Wer hatte Interesse an dieser Umschreibung der Ereignisse? Welche Absicht verbarg sich hinter der offenbar gezielten Neukonstruktion des SilvesterBildes? Die zeitlichen Schichten, die auf die Antwort führen, ergeben sich relativ deutlich aus unserer Überlieferung: Die Umschreibung begann in Rom zu Beginn des 5. Jahrhunderts mit der Abfassung einer Heiligenlegende über das Leben Silvesters, den so genannten Actus Silvestri. Sie führte dann aus den lokalen Anfängen etwa 100 Jahre später, also im 6. Jahrhundert, zu einer überregionalen kultischen Verehrung der römischen Grabstätte Silvesters.13 Aus dieser Zeit datieren auch die ersten bildlichen Heiligendarstellungen. Zu universaler Bekanntheit gelangte die Silvesterlegende schließlich in der Mitte des 8. Jahrhunderts im Umfeld des gefälschten Constitutum Constantini. Eine lange Reihe späterer Heiligenlegenden, volkssprachlicher Überarbeitungen und Heiligendarstellungen hielt dieses Bild des heiligen Papstes Silvester immerhin bis ins späte 15. Jahrhundert populär, als schließlich die Konstantinische Schenkung und die mit ihr verbundene Silvesterlegende in die Kritik humanistischer Philologen geriet. Besonders interessant ist nun die Frage nach der ältesten Schicht, den in Rom entstandenen Actus Silvestri, deren Verfasser unbekannt ist und die gewissermaßen die narrative Grundlage für alle späteren Silvesterbilder, die positiven wie die negativen, darstellte. In vier geschlossene Abschnitte gliedert ............................................ 12 Vgl. zu dieser Frage S. Schima, Das Konzil von Nizäa, Rom und der Westen, Österreichisches Archiv für Kirchenrecht 44 (1995/97), 358–385. 13 Dazu ausführlich W. Pohlkamp, 1992 (wie Anm. 1), 115ff.

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sich dieser ausführliche hagiographische Text14: Teil 1 rühmt das Leben und Wirken Silvesters nach dem Ideal des mutigen und untadeligen Glaubensbekenners; Silvesters Amtsführung als Bischof von Rom wird ausdrücklich in eine apostolische Tradition gestellt: Missionarischer Eifer, hohe Gelehrsamkeit und eine am Evangelium orientierte Lebensführung zeichnen ihn vor allen anderen aus. Bei der Wahl des Presbyters Silvester zum Bischof hatte nach Auskunft des Textes sein Charisma als confessor Christi den Ausschlag gegeben. Vergleicht man diesen ersten Teil der Silvesterakten übrigens mit der nur wenig früher in Gallien entstandenen Vita des heiligen Martin von Tours durch seinen Schüler Sulpicius Severus, zeichnet sich deutlich ab, wie das neue Heiligenideal des confessor in den knapp hundert Jahren nach Beendigung der Christenverfolgungen bereits zu einer hagiographischen Norm geworden ist.15 Das heißt: Wer immer in der Zeit um 400 Silvester aus der kirchengeschichtlichen Versenkung holen wollte, tat gut daran, sich an diesem neuen Heiligkeitsideal zu orientieren. – Der Erfolg des neuen Kultes stellte sich bereits im 6. Jahrhundert ein, als überregionale Wallfahrten an das Silvestergrab auf dem Coemiterium Priscillae vor den Stadttoren Roms bezeugt sind und immer mehr liturgische Texte zur Feier des Silvesterfestes am 31. Dezember auch außerhalb Roms angelegt wurden. Auf dem Höhepunkt des Silvesterkultes veranlasste Papst Paul I. um 760 die Translation der Gebeine des Heiligen in das innerstädtische Kloster S. Silvestro in Capite.16 Dass es dem Verfasser der Silvesterakten um 400 bei seinem Unternehmen jedoch nicht nur um die Etablierung eines neuen römischen Kultes ging, sondern um weiter gesteckte kirchenpolitische Absichten, geht nun aus dem zweiten Teil seines Berichtes hinreichend hervor. Erzählt wird hier zum ersten Mal die berühmte Geschichte von der Erkrankung Kaiser Konstantins, der nächtlichen Petrus- und Paulusvision des Kaisers, der in der Vision vorhergesagten Heilung durch den römischen Bischof Silvester und der anschließenden Taufe des Kaisers durch Silvester. Man denke an die bekannteste ikonographische Version dieser Silvesterlegende aus der römischen Kirche Santi Quattro Coronati unweit der Lateranbasilika, datierend um 1246. Die dortige Silvesterkapelle enthält einen vollständigen Freskenzyklus über das Leben ihres Namenspat............................................ 14 Hier und im folgenden W. Pohlkamp, Silvesterakten (wie Anm. 1), 132–148. 15 A. Angenendt, Das Frühmittelalter. Die abendländische Christenheit von 400–900, Stuttgart 2 1995, 98f. 16 Vgl. zum Silvesterkult A.C. Carpiceci / M. Carpiceci, Come Costantin chiese Silvestro d’entro Siratti. Costantino il Grande, San Silvestro e la nascita delle prime basiliche, Rom 2006.

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rons.17 Auf den beiden der Taufe folgenden Bildern wird nun weiter ganz nach dem Text der Actus Silvestri ein für die mittelalterliche Kirchengeschichte bedeutender Sachverhalt geschildert: Der dankbare Kaiser überlässt dem römischen Bischof Insignien der Kaiserherrschaft und führt ihn – freilich in der Ikonographie des 13. Jahrhunderts – als Lehnsherrn hoch zu Ross in die Stadt Rom. Der Text des 5. Jahrhunderts gibt präziser an, Konstantin habe Silvester aus Dankbarkeit das Tragen der kaiserlichen Abzeichen, die Stadtherrschaft in Rom sowie die Herrschaft an seiner statt in den italischen und allen westlichen Provinzen des Römischen Reiches übertragen.18 Mit dieser Erzählung beziehen die Silvesterakten um 400 klare Stellung in einer damals hoch aktuellen kirchenpolitischen Frage, der Frage nach Ordnung und Vorrang in der rasant anwachsenden christlichen Kirche. Gerade erst, im Jahre 380 hatte Kaiser Theodosius der Große das Christentum zur römischen Staatsreligion erhoben, das allgemeine Konzil von Konstantinopel hatte nur ein Jahr später, diesmal ohne Beteiligung westlicher Bischöfe, das für die Zukunft verbindliche katholische Glaubensbekenntnis beschlossen und den Häresien den Kampf angesagt. Durch ihre Nähe zum Kaiser traten immer deutlicher die östlichen Patriarchen von Konstantinopel und Antiochia bei Entscheidungen über die Gesamtkirche in den Vordergrund. Dies jedoch traf auf den entschiedenen Widerstand der römischen Bischöfe, deren Anspruchsdenken seit den Zeiten Silvesters deutlich gesteigert war. Der beim Konzil von Konstantinopel fehlende römische Bischof Damasus I. (366–384) bezeichnete seinen Bischofssitz zum ersten Mal als sedes apostolica und verband damit den Primatsanspruch in der Gesamtkirche. Papst Innozenz I. (402–417) sprach erstmals die Forderung aus, alle Kirchen hätten sich in Glaube, Liturgie und Disziplin dem römischen Bischof als Nachfolger des Apostelfürsten Petrus zu unterwerfen. Unter Leo I. entstand noch in der Mitte des 5. Jahrhunderts die Doktrin von der päpstlichen Allgewalt in der Kirche, der plenitudo potestatis.19 Mitten in diesem Formierungsprozess des Primatsgedankens und damit des päpstlichen Amtsverständnisses ist die Silvesterlegende plaziert, welche die besondere Stellung des römischen Bischofs von eben jener Gewalt her legiti............................................ 17 Eine Interpretation liefert W. Goez, Ein Konstantin- und Silvesterzyklus in Rom, in: Bilder erzählen Geschichte, hg. v. H. Altrichter, Freiburg-Br. 1995, 133–148. 18 Vgl. zum Thema einführend: R. J. Loenertz, Constitutum Constantini, in: Aevum 48 (1974), 199– 245 und H. Fuhrmann, Art. Konstantinische Schenkung, in: Lexikon des Mittelalters V (1999), Sp. 1385–1387. 19 Vgl. B. Tierney, Origins of Papal Infallibillity. 1150–1350. A Study on the Concepts of Infallibility, Sovereignty and Tradition in the Middle Ages, Leiden 1988.

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miert, von der im 5. Jahrhundert der größte Widerstand gegen den römischen Vorrang ausging, dem in Konstantinopel residierenden Kaisertum. Stoßrichtung der römischen Silvesterlegende ist mithin die politische Phalanx aus Kaiser und östlichen Patriarchen, die in den wichtigen Fragen der Kirche um 400 – sehr zum Unwillen der römischen Bischöfe – unbestritten den Ton angab. Doch auch lange nach dem römischen Sieg in diesem Rangstreit blieb der Text wichtig, da er zentrale Aussagen über das Verhältnis von Papsttum und Kaisertum sowie über Machtansprüche des Papsttums in Italien beinhaltete. Es ist zu betonen, dass die Silvester-Konstantin-Legende aus der Zeit um 400 sehr schnell nicht nur in die hagiographische Tradition einging, sondern auch in das kollektive historische Gedächtnis und in das Rechtsdenken des Mittelalters Eingang fand und gerne zur Erklärung politischer Sachverhalte herangezogen wurde.20 Für die Glaubwürdigkeit des Textes war bedeutsam, dass er in dem zu Beginn des 6. Jahrhunderts entstandenen, angeblich von Papst Gelasius stammenden Dekret über die „zu lesenden und zu verwerfenden Bücher“ gleich an dritter Stelle der „zu lesenden Bücher“ genannt wurde. Dieses pseudogelasianische Dekret fand Eingang in die meisten großen Kirchenrechtssammlungen des Mittelalters.21 Dass die konstruierte Geschichte von Konstantin und Silvester nicht nur innerkirchlich, sondern auch in der politischen Welt bekannt war, zeigt sich in der frühmittelalterlichen Geschichtsschreibung.22 Der Chronist Gregor von Tours bezeichnet den Frankenherrscher Chlodwig anlässlich seiner Taufe um das Jahr 500 und den die Taufe spendenden Bischof Remigius als novus Constantinus bzw. novus Silvester; fast 500 Jahre später, im Jahr 999, wählte der zum Papst erhobene Gelehrte Gerald von Aurillac den Papstnamen Silvester, um sein besonders inniges Verhältnis zu Kaiser Otto dem III. zu unterstreichen, der konsequenter Weise von der ottonischen Geschichtsschreibung als „neuer Konstantin“ gefeiert wurde.23 Das Paar Konstantin und Silvester wurde ............................................ 20 Vgl. J. Petersmann, Die kanonistische Überlieferung des Constitutum Constantini bis zum Dekret Gratians, DA 30 (1974), 356–449. 21 Vgl. jetzt V. Grossi, Il Decretum Gelasianum. Nota in margine all’autorità della chiesa di Roma alla fine del sec. V, Augustinianum 41 (2001), 231–256. 22 Vgl. E. Ewig, Das Bild Constantins des Großen in den ersten Jahrhunderten des abendländischen Mittelalters, HJb 75 (1956), 1–46; T. Grünewald, Constantinus Novus. Zum Constantin-Bild des Mittelalters, in: Costantino il Grande dall’Antichità all’Umanesimo, Macerata 1992, 461–485 und J. Quillet, Autour de quelques usages politiques de la Donatio Constantini au Moyen Age: Marsile de Padoue, Guillaume d’Ockham, Nicolas de Cues, in: Fälschungen im Mittelalter, Bd. II, Hannover 1988 (MGH-Schriften 33/2), 537–544. 23 Vgl. T. Grünewald (wie Anm. 22), 470ff.

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in der politischen Sprache des frühen Mittelalters als Chiffre wahrgenommen, und zwar als Chiffre für die kaiserlich-päpstliche Doppelherrschaft und für das ihr unterlegte Programm einer dem Staatsdienst verhafteten Reichskirche, die das politische System im Abendland bis zum Ausbruch des Investiturstreits prägte.24 Ganz im Sinne dieser Tradition bediente sich das Papsttum in der Mitte des 8. Jahrhunderts der Silvesterlegende für eine noch weitergehende Rechtfertigung seiner Ansprüche. Gestützt auf Teil zwei der Silvesterakten, wo von den Übertragungen des Kaisers an den Bischof von Rom die Rede war, fälschten päpstliche Gelehrte eine Schenkungsurkunde Konstantins an Silvester, die den Umfang und den Rechtscharakter der Übertragung beträchtlich steigern sollte.25 Da die Konstantin-Silvester-Geschichte längst in das kollektive historische Gedächtnis des Abendlandes eingegangen war, kamen am karolingischen Hof Pippins des Jüngeren, wo diese Urkunde nach 751 erstmals als Beweismittel präsentiert wurde, offenbar überhaupt keine Bedenken gegen die Echtheit auf. Der Text der gefälschten Urkunde, der sich den Anschein gab, selbst Teil der altehrwürdigen Actus Silvestri zu sein und in der Folgezeit immer gemeinsam mit diesen überliefert wurde, bezeichnet neben der Stadtherrschaft in Rom und der Garantie der plenitudo potestatis in der Kirche hauptsächlich genaue Gebiete in Mittel- und Oberitalien als Eigentum der römischen Kirche. Sie wurde somit zur Rechtsgrundlage des mittelalterlichen Kirchenstaates.26 Die Fälschung provozierte in den folgenden Jahrhunderten bekanntlich eine Reihe echter Urkunden, nämlich die Bestätigungen der jeweiligen Kaiser, verbunden mit der Zusage, für Rückgewinnung der entfremdeten Gebiete und den Schutz der päpstlichen Ansprüche einzutreten. Erstes Privileg dieses Typs war die so genannte Pippinische Schenkung aus dem Jahre 751, mit welcher der neue Frankenherrscher Pippin in die römische Pflicht genommen wurde.27 Es wird gewiss kein Zufall sein, dass Papst Paul I. um 760 durch die feierliche Transla............................................ 24 Dazu sehr eingängig die Skizze von H. Keller, Grundlagen ottonischer Königsherrschaft, in: K. Schmid (Hrsg.), Reich und Kirche vor dem Investiturstreit. Vorträge beim wissenschaftlichen Kolloquium aus Anlaß des achtzigsten Geburtstags von Gerd Tellenbach, Sigmaringen 1985, 17–34. 25 Zur Konstantinischen Fälschung einführend W. Pohlkamp, Privilegium ecclesiae Romanae pontifici contulit. Zur Vorgeschichte der Konstantinischen Schenkung, in: Fälschungen im Mittelalter, Teil II, Hannover 1988, 413–490. 26 Die grundlegenden Studien dazu stammen von H. Fuhrmann. Vgl. insbesondere die Edition: H. Fuhrmann (Hrsg.), Das Constitutum Constantini (Konstantinische Schenkung). Text, Hannover 1968 (MGH. Fontes iuris Germ. ant. 10). 27 Vgl. T.F. Noble, s.v. Pippinische Schenkung, Lexikon des Mittelalters VI (1993), 2172f.

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tion der Gebeine Silvesters in eine innerstädtische Klosterkirche die kultische Bedeutung dieses römischen Bischofs noch einmal in aller Bewusstsein rief. Der Text der Konstantinischen Schenkung fand Eingang in die großen Kirchenrechtssammlungen des hohen Mittelalters, so vor allem auch in das Decretum Gratiani um 1140.28 Auch die Schenkung gelangte somit wie bereits die Silvesterlegende in das Rechtsdenken und in das kollektive historische Gedächtnis des Abendlandes. Bis zu ihrer langwierigen Entlarvung als Fälschung und Fiktion, die in den 1430er Jahren zuerst mit Nikolaus von Kues und dem italienischen Humanisten Lorenzo Valla einsetzte, sich aber erst im 19. Jahrhundert allgemein durchsetzte, behielt das Bild des heiligen Papstes Silvester nicht nur eine kirchenpolitisch zentrale, sondern auch in der katholischen Heiligenverehrung eine ungemein populäre Stellung bei. Die große Anzahl spätmittelalterlicher Silvesterlegenden in der Volkssprache, beginnend mit dem so genannten Trierer Silvester Konrads von Würzburg, ist dafür nur ein weiteres Indiz.29 Es ist deshalb bemerkenswert, dass sich gegen eine solch geballte und gelehrte Deutungsmacht der Kirche bereits im hohen Mittelalter doch beträchtlicher Widerstand in der Bewertung Silvesters und der damit verbundenen Errungenschaften der Kirche formierte.

Silvester als Häretiker Die heilende Taufe Konstantins durch Silvester und die nachfolgende aus Dankbarkeit geschehene Schenkung an die römische Kirche galten dem Mittelalter einheitlich als historisches Faktum. Aber an der Bewertung dieser Schenkung immerhin großer materieller Güter und Rechte und ihrer Folgen für die Kirche entzündete sich im hohen Mittelalter die Silvesterkritik. Sie können sich vorstellen, dass eine mit dem Armutsideal werbende religiöse Bewegung ihre Schwierigkeiten mit der großzügigen Schenkung haben musste. Verfolgen wir die Stränge dieser Kritik, lernen wir viel über das Selbstverständnis und die historischen Erscheinungsformen der so genannten Armutsbewegung im Mittelalter.30 Diese war selbstredend keine einheitliche Bewe............................................ 28 Vgl. J. Petersmann (wie Anm. 20). 29 Vgl. G. Prochnow, Mittelhochdeutsche Silvesterlegenden und ihre Quellen, ZDP 33 (1901), 145– 212. 30 Vgl. K.-V. Selge, Die Armut in den nichtrechtgläubigen religiösen Bewegungen des 12. Jahrhunderts, in: La povertà del secolo XII e Francesco d’Assisi. Atti del il Convegno Internazionale, Assisi

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gung, die Bezeichnung trifft für innerkirchliche Reformströmungen, für Individualisten, die in ihrem Leben mit der Nachfolge Christi ernst machen wollten, und für bestimmte häretische Gruppierungen gleichermaßen zu. Der hohe Stellenwert des Armutsgedankens ist aber die kennzeichnende Gemeinsamkeit im Denken und Auftreten dieser Gruppen im hohen und späteren Mittelalter. Es sind im Folgenden nur die wichtigsten historischen Stränge der Umdeutung des heiligen Silvesters zum Häretiker in diesen Kreisen zu verfolgen. Eine frühe Spur führt in die Epoche der Kirchenreform und des Investiturstreits im 11. und frühen 12. Jahrhundert. Ein erster – gleichsam negativer Befund – ist, dass sich die päpstliche Propaganda während des Investiturstreits auffallend zurückhielt, den Kaiser an die Schenkung weitgehender Rechte an die Kirche durch seinen Amtsvorgänger Konstantin zu erinnern. Das wäre politisch gegenüber dem Kaiser gewiss ein opportunes Mittel gewesen, entsprach aber offenbar nicht mehr den innerkirchlichen Zielstellungen des Reformpapsttums. Denn die Jahrzehnte vor dem Beginn des Investiturstreits, bevor also die hohe Politik alles andere in den Schatten stellte, waren von einschneidenden Reformen und herber Kritik innerhalb der Kirche geprägt. Die im Alltag allerorten anzutreffenden Missstände, die sich aus einer zu engen Verquickung von Geistlichkeit und weltlicher Herrschaft ergaben, waren bereits in der Vergangenheit von Mönchen und einzelnen Mahnern kritisiert worden; in den Jahrzehnten nach 1050 setzten sich endlich auch das Papsttum und eine Reihe hochrangiger Vertreter aus dem Kreis des Reformmönchtums an die Spitze dieser innerkirchlichen Kritik.31 Als positives Leitbild konnte diese Reformbewegung kaum auf die Silvestertradition zurückgreifen, mit der ja der Erwerb reicher kirchlicher Güter und einer dem Kaisertum ebenbürtigen Machtstellung des Papstes verbunden war. Leitbilder wurden in dieser Epoche verstärkt die Rückkehr zur evangelischen Botschaft, das Vorbild der armen Apostelgemeinschaft und die direkte Nachfolge Christi. Zur Rechtfertigung der Reformen zitierten etwa Papst Leo IX. (1049–1054), seine Mitstreiter und Nachfolger immer häufiger das Vorbild der apostolischen Urkirche. Insbesondere den Reichsbischöfen rief man eindringlich ins Gedächtnis, „Nach-

........................................................................................................................................................................... 1975, 181–216 und immer noch grundlegend: H. Grundmann, Religiöse Bewegungen im Mittelalter, Darmstadt 41977. 31 Einführend: J. Laudage, Gregorianische Reform und Investiturstreit, Darmstadt 1993 und G. Tellenbach, Die westliche Kirche vom 10. bis zum frühen 12. Jahrhundert, Göttingen 1988 (Die Kirche in ihrer Entwicklung 6/1).

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folger der Apostel“ zu sein, wie ihre offizielle Titulatur lautete.32 Historisch gesehen, erinnerte man sich seit der Mitte des 11. Jahrhunderts in Reformkreisen lieber an die Anfänge der Kirche als einer kleinen charismatischen Gemeinschaft armer und verfolgter Jünger Christi, als an die aus der Konstantinischen Wende hervorgegangene staatstragende Großkirche, die sie im Mittelalter immer bleiben sollte. Dass das Papsttum um 1100 tatsächlich mit der alten Silvestertradition so seine Probleme hatte, bezeugen Placidus von Nonantola und Honorius Augustodunensis, zwei päpstliche Autoren des frühen 12. Jahrhunderts. Sie unterlegten in ihren Darstellungen dem Papst Silvester eine zweifelnde oder gar ablehnende Haltung gegenüber der kaiserlichen Schenkung. Durch diese Umwertung der Vorgänge im 4. Jahrhundert versuchte die päpstliche Publizistik, dem gefährlichen Argument den Boden zu entziehen, mit der Schenkung durch den Kaiser oder vielmehr ihrer Annahme durch Silvester seien die Missstände in die Kirche eingelassen und seither nie wieder behoben worden.33 Im aggressiven intellektuellen Milieu des Investiturstreits und danach auch der Konflikte der Stauferzeit sollte dieses Argument dennoch sehr bald Verwendung bei den Gegnern von Papst und Kirche finden. Oft überschnitten sich dabei politische und theologische Argumente, so auch bei einem der schärfsten Kritiker der mittelalterlichen Machtkirche: bei Arnold von Brescia in der Mitte des 12. Jahrhunderts. In seinen Schriften brandmarkte er die Stadt Rom als das neue Sündenbabel; seit der Annahme der kaiserlichen Schenkung durch Silvester sei die wahre Kirche nicht mehr in Rom beheimatet gewesen. Durch seine Predigten stachelte Arnold die stadtrömische Bevölkerung sogar zur Vertreibung ihres Stadtherrn, des Papstes, und zur Gründung einer kommunalen Selbstverwaltung auf. Auf päpstlichen Wunsch intervenierte schließlich der junge Kaiser Friedrich Barbarossa, der Arnold als Ketzer und Unruhestifter hinrichten ließ.34 Mit derart drastischen Mitteln konnte sich das Papsttum freilich nur in den seltensten Fällen gegen seine Kritiker zur Wehr ............................................ 32 Vgl. J. Oberste, Papst Leo IX. und das Reformmönchtum, in: G. Bischoff u. B. Tock (Hrsg.), Léon IX et son temps, Strasbourg 2006, 405–435. 33 Vgl. zur Publizistik während des Investiturstreits allgemein M. Suchan, Publizistik im Zeitalter Heinrichs IV. – Anfänge päpstlicher und kaiserlicher Propaganda im Investiturstreit, in: K. Hruza (Hrsg.), Propaganda, Kommunikation und Öffentlichkeit (11.–16. Jahrhundert), Wien 2001, 29– 46 und J.W. Busch, Vom einordnenden Sammeln zur argumentierenden Darlegung. Beobachtungen zum Umgang mit Kirchenrechtssätzen im 11. und frühen 12. Jahrhundert, FMS 28 (1994), 243–256. 34 Zu Arnold noch immer grundlegend A. Frugoni, Arnaldo da Brescia nelle fonti del secolo XII, Rome 1954 und den Band: Arnaldo da Brescia e il suo tempo, Bologne 1991.

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setzen, zumal sich die in der Mitte des 12. Jahrhunderts wiedergefundene Eintracht zwischen Kaiser und Papst schon bald als Illusion erwies. Ein wichtiges Zeugnis der Silvesterkritik stammt aus der Feder des wohl prominentesten politischen Dichters des mittelalterlichen deutschen Sprachraums: Walthers von der Vogelweide. Walther verfasste um 1210 einen Spruch über Künec Constantîn. Dieser habe dem Heiligen Stuhl mehr gegeben, als er vertragen könne: Speer, Kreuz und Krone (als Ausdruck geistlicher und weltlicher Macht). Und dann wörtlich im Text: „Darauf rief ein Engel dreimal Weh. Einst lebte die Christenheit in strenger Zucht, doch jetzt ist Gift hineingeflossen; Honig ist zu Galle geworden. Daraus sollte der Christenheit noch viel Leid erwachsen“35. Im Hintergrund stand das in Deutschland stark kritisierte Machtgebaren Papst Innozenz’ III. im staufisch-welfischen Thronstreit. Erstmals findet sich bei Walther das antirömische Motiv der Engelsklage wieder, das in der Folgezeit zu einem beliebten Topos der Silvesterkritik werden sollte. Mehr als hundert Jahre nach Walther schrieb der deutsche Mystiker Hermann von Fritzlar (gest. c.1349) eine eigene Version der Engelsklage nieder, nach welcher die Konstantinische Schenkung Wurzel war „alles krîges zwischen den bêbisten und den keisern“36. Eine neue Qualität gewann die polemische Verwendung der Silvesterlegende dann im so genannten Manifest des letzten staufischen Königs von Sizilien, Manfred, an die Römer aus dem Jahre 1265.37 Im Hintergrund steht hier der Hilferuf Papst Urbans IV. an Karl von Anjou, durch den der Bruder des französischen Königs im Jahre 1263 zur militärischen Intervention gegen den letzten Staufer veranlasst wurde. Papst Urban ließ den Kapetinger noch in demselben Jahr zum römischen Senator wählen.38 Manfred rief nun seinerseits in bedrängter Lage die Römer zum Aufstand gegen Urban und Karl auf, wobei er sich der schon bekannten historisch-theologischen Argumentation bediente: Die Schenkung Konstantins an den Papst habe aus Demütigen Machtgierige, aus Heiligen Sünder und aus Friedfertigen Kriegstreiber gemacht, und dies gegen alle religiöse Tugenden und juristische Lehren. Mit dem letzten Hinweis verbindet das Manifest die legistischen Einwände gegen die Rechtsgültigkeit ............................................ 35 Walther von der Vogelweide, Sprüche und Lieder, hg. v. H. Protze, Leipzig 1989, Nr. 15, 66. Vgl. H. Bayer, « Unkristenlîcher dinge ist al diu kristenheit sô vol ». Walther von der Vogelweide und die sogenannte Laienfrömmigkeit, ZDP 100 (1981), 47–86. 36 Walther von der Vogelweide (wie Anm. 35), 67. 37 König Manfred an die Römer, 24. Mai 1265, MGH. Const. II, Nr. 424, 559–565. 38 Vgl. im Überblick O. Engels, Die Staufer, Stuttgart, 71998, 187–192.

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der Konstantinischen Schenkung, die eine Generation später auch Dante in der Monarchia verwendet.39 Auf den religiös-ethischen Verfall anspielend, übernahm Manfred schließlich die zuerst bei Walther anzutreffende Legende, ein Engel habe nach Annahme der Schenkung durch Silvester laut geklagt: „Heute ist Gift in die heilige Kirche Gottes geflossen“.40 Die Wirren der spätund nachstaufischen Zeit in Italien, die sich in Parteienzwist, Städtekriegen und innerstädtischen Unruhen äußerten, boten überdies den Nährboden für die erweiterte Verwendung der Silvesterkritik in politischen und religiösheilsgeschichtlichen Zusammenhängen. Der Besorgnis erregende Verfall der politischen Ordnung in Ober- und Mittelitalien hatte auch für Dante den Ausschlag gegeben, in seiner politischen Orientierung auf die potestas des Kaisers zu setzen, wie seine panegyrischen Schriften auf den Luxemburger Heinrich VII. aus den Jahren 1311/1313 belegen. Wie eingangs zitiert, spielte auch das populärste Werk Dantes, die Comedia, zu Beginn des 14. Jahrhunderts auf die hoffnungslos verweltlichten und verdorbenen Zustände des Papsttums seiner Zeit und auf den Verlust der kirchlichen Unschuld unter Silvester und Konstantin an. Die Situation um 1320, in der Dantes Comedia erschien, ist dabei durch eine erhöhte Sprengkraft der Armutsthematik innerhalb der Kirche gekennzeichnet. Dante hatte selbst noch den Höhepunkt des praktischen Armutsstreites und den Beginn der Verfolgung von Franziskanerspiritualen durch päpstliche Inquisitoren miterlebt.41 Im November 1323 spitzte sich die Lage zu, als Papst Johannes XXII. die radikalen Armutsforderungen der Spiritualen dem Häresieverdacht aussetzte. Noch vor ihrer Flucht nach München zu Kaiser Ludwig dem Bayern erklärten die Spiritualen den Papst ihrerseits zum Häretiker. In genau dieser Zeit entstanden in Ober- und Mittelitalien die ersten Kommentare zu Dantes Comedia, die von einer erhöhten Sensibilität für Fragen der Kirchenkritik und der Armutsprob............................................ 39 Dante Alighieri, De monarchia libri III, hrsg. v. L. Bertalot, Florenz 1920, III, 10, 95: …quia Constantinus alienare non poterat imperii dignitatem, nec ecclesia recipere. Nemini licet ea facere per officium sibi, que sunt contra illud officium, quia sic idem, in quantum idem, esset contrarium sibi ipsi, quod est impossibile. 40 König Manfred an die Römer, 24. Mai 1265, MGH. Const. II, Nr. 424, S. 559–565: … Quamquam post mortem divi augusti genitoris nostri contra Deum et iusticiam hoc usurpare temptaverunt Romane prelati ecclesie, de piis impii, de sanctis iniqui, de pacificis bellici enormiter transformati, cum hoc non possint nec debeant quoquomodo, ut sanctorum practica et iuris theorica conprobatur. (…) Vere quippe velocitati ventorum tradiderunt Romane prelati ecclesie, cum prefate donacionis invalide ipso iure transgressionem aspiraret, vocem angelicam tunc dicentem: ‚hodie diffusum est venenum in ecclesia sancta Dei.‘ Ha Deus, quanta inani gloria extollitur hodie dira mater… 41 Hier und im folgenden U. Horst, Evangelische Armut und päpstliches Lehramt. Minoritentheologen im Konflikt mit Papst Johannes XXII. (1316–1334), Stuttgart 1996.

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lematik zeugen:42 Iacopo Alighieri, einer von Dantes Söhnen, lieferte bereits 1322 einen italienischen Kommentar des Inferno, in welchem er seinen Vater vor aktuellen Häresieanschuldigungen in Schutz zu nehmen versuchte. Für Dante hatte die Kritik am Machtgebaren der Kirchenfürsten freilich nichts mit Häresie zu tun: Den wirklichen Irrlehrern und Schismatikern widmet der große Dichter mehrere der eindrücklichsten Gesänge des Inferno: In einem eigenen Höllenkreis litten die Häretiker in brennenden Sarkophagen, deren Deckel nach dem Jüngsten Gericht für ewig geschlossen würden (Inf. IX, 106– XI, 9). Im Jahre 1327 verfasste der papsttreue Karmeliter Guido von Pisa den ersten lateinischen Komödien-Kommentar. Guido geht ausführlich auf die oben zitierte Silvester-Stelle in Inferno XIX ein und kommentiert diese wie folgt: „Die Wurzel allen Übels war jenes Gut, das der erste reiche Papst, nämlich der selige Silvester, vom Kaiser annahm. Wegen dieser geschenkten Güter wurde die Römische Kirche, die schlechten Gebrauch von ihnen machte, zu jener Hure, von der die Offenbarung spricht“.43 Guido von Pisa, der als Karmeliter im Armutsstreit auf der päpstlichen Seite stand, unternimmt den Versuch, mit dem philosophischen Argument des ‚guten Willens‘ die Protagonisten der Schenkungslegende zu entschuldigen: Konstantin habe aus ehrenwerten Motiven gehandelt, als er seine Rechte und Reichtümer an den Papst abtrat, und Silvester habe mit diesen Gütern viele Kleriker und Arme unterstützen können. Doch seien alsbald schlechte Kirchenleute auf den Plan getreten, die von ihrer Habgier verleitet, den Ruf der ganzen Kirche in den Schmutz gezogen hätten.44 Die Kirche antwortete auf das prinzipielle Postulat des ‚usus pauper‘ quasi entschuldigend mit dem Grundsatz des ‚usus bonus‘. Reichtum lasse sich durch guten Gebrauch rechtfertigen. Das Motiv des ‚schlechten Gebrauchs‘ lässt aufhorchen: Hatte nicht Guidos prominenter Zeitgenosse, der führende Kopf der Spiritualen, Ubertino da Casale (1259–c.1328), soeben erst seine radikalen Thesen zur freiwilligen ............................................ 42 Ich beziehe mich auf folgende Kommentare und Forschungen: V. Cioffari (Hrsg.), Guido da Pisa’s « Expositiones et Glose super Comediam Dantis », or Commentary on Dante’s Inferno, New York 1974, 87ff. Zu den Dante-Kommentatoren vgl. B. Sandkühler, Die frühen Dantekommentare und ihr Verhältnis zur mittelalterlichen Kommentartradition, München 1967; D. Parker, Dante’s medieval and Renaissance commentators, in: J.C. Barnes et C. Ó Cuilleanáin (Hrsg.), Dante and the Middle Ages. Literary and Historical Essays, Dublin 1995, 287–303 und L.C. Rossi, Commedia – Early Commentaries, in: R. Lansing (Hrsg.), The Dante Encyclopedia, New York – London 2000, 206–209. 43 Guido da Pisa, Expositiones (wie Anm. 42), 87. 44 Guido da Pisa, Expositiones (wie Anm. 42), 87f.

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Armut in die Formel des ‚usus pauper‘ gekleidet und damit nicht allein den franziskanischen Verzicht auf Eigentum, sondern gar die Einschränkung im Gebrauch der verfügbaren Güter gefordert? Eine solch umfassende Eigentums- und Bedürfnislosigkeit des Einzelnen und der Gemeinschaft galt Ubertino und seinem Lehrer, Petrus Johannis Olivi (c. 1248–1298), als der einzige Weg einer glaubwürdigen Christusnachfolge und als Kennzeichen einer der Vollendung nahen Heilsepoche.45 Die Päpste Bonifaz VIII. und seine Nachfolger erschienen dieser Literatur als jener antichristus mysticus der JohannesApokalypse, dessen Wüten dem Weltende vorangeht; die von ihnen geleitete Kirche stand als „Hure Babylon“ im Mittelpunkt der Kritik. – Wir treffen auf Schlagwörter in einer ekklesiologischen Auseinandersetzung des früheren 14. Jahrhunderts, in der sich die Kombattanten gegenseitig ein Missverstehen des evangelischen Armutsgebotes und, weitergehend, Häresie vorwarfen.46 Dass in dieser Auseinandersetzung an den Grundfesten der römisch-avignonesischen Amtskirche gerüttelt wurde, lässt sich an den Konjunkturen und Kontexten der Silvesterkritik ablesen. Halten wir zunächst fest, dass die offenherzige Papstkritik Dantes den kirchlichen Kommentatoren durchaus prekär erschien: Sie verhalf der im früheren 14. Jahrhundert aktuellen Armuts- und Häresiedebatte zwischen Franziskanerspiritualen und der römisch-avignonesischen Amtskirche zu Argumenten und Popularität. Es schien sich die plakative Verkehrung der Silvesterlegende gegen die reiche und mächtige Kirche in größeren Kreisen wachsender Beliebtheit zu erfreuen. Noch am Ende des 14. Jahrhunderts, im Komödien-Kommentar des franziskanischen Bischofs Johannes von Serravalle, klingt die Entrüstung eines papsttreuen Minoriten über die radikale Romfeindlichkeit des Florentiner Dichters nach. Serravalle fasst Dantes Anschauung knapp dahin zusammen, dass die Konstantinische Schenkung zur Zerstörung der Kirche geführt habe, nur um selbst fortzufahren: Er, Serravalle, müsse dem Dichter der Comedia und allen, die mit ihm diese Meinung vertreten, widersprechen, da die Kirche durch die kaiserliche Schenkung seinerzeit ............................................ 45 Vgl. R. Manselli, Pietro di Giovanni Olivi ed Ubertino da Casale, StM 3 6/2 (1965), 95–122 und G.L. Potestà, Storia ed escatologia in Ubertino da Casale, Milano 1980 sowie J. Paul, Les Spirituels, l’Église et la Papauté, in: Chi erano gli Spirituali. Atti del III Convegno internazionale, Assisi 1976, 221–262 und H. Feld, Franziskus und seine Bewegung, Darmstadt 1994, 486ff. 46 Vgl. H.G. Walther, Haeretica pravitas und Ekklesiologie. Zum Verhältnis von kirchlichem Ketzerbegriff und päpstlicher Ketzerpolitik von der zweiten Hälfte des XII. bis ins erste Drittel des XIII. Jahrhunderts, in: A. Zimmermann u. G. Vuillemin-Diem (Hrsg.), Die Mächte des Guten und Bösen. Vorstellungen im XII. und XIII. Jahrhundert über ihr Wirken in der Heilsgeschichte, Berlin 1977, 296–314.

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vor dem Ruin bewahrt und erst später durch schlechte Kleriker kompromittiert worden sei.47 Das Armutsverständnis der Kirche, welches im Zentrum der Kritik an Silvester und Konstantin stand, war im 14. Jahrhundert zu einer Frage von Rechtgläubigkeit und Häresie geworden. Um diese Verschärfung im innerkirchlichen Diskurs zu verstehen, ist es abschließend notwendig, die Verwendung des literarischen Motivs in häretischen Kreisen des hohen und späteren Mittelalters zu beleuchten. Insbesondere die beiden größten häretischen Bewegungen, die Waldenser und Katharer, haben sich der Silvesterkritik bedient, und darin auf jeweils eigene Weise ihre Identität als verfolgte und unterdrückte Gegenkirche zum Ausdruck gebracht. Verfolgt man das Motiv im literarischen Milieu der Häresiedebatte, stößt man in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zuerst auf eine katharische Spur. Dies mag überraschen, da weder das Ideal der radikalen Armut noch das ekklesiologische Erklärungsmodell einer nicht-römischen und verfolgten Gegenkirche, mithin die beiden semantischen Kerninhalte der literarischen Silvesterkritik, im Zentrum der radikaldualistischen Lehre des Katharismus stehen, wie sie uns in dem oberitalienischen Liber de duobus principibus von etwa 1250 entgegentritt.48 Allerdings muss man sich vor Augen halten, dass in den Beschreibungen des 12. Jahrhunderts das Armutsmotiv bei den Katharern noch eine wesentlich wichtigere Rolle spielte. Propst Everwin von Steinfeld traf um 1143 in Köln auf Mitglieder einer ihm unbekannten Sekte, worüber er dem hl. Bernhard von Clairvaux berichtete: Die Männer und Frauen verachteten alles Weltliche, seien gegen Heirat und Fleischverzehr, lehnten die kirchlichen Sakramente ab und hätten dafür eine eigene Kirche mit Bischöfen und Taufen; sie bezeichneten sich als pauperes Christi, die wie Schafe inmitten von Wölfen verfolgt würden.49 Unverkennbar trifft man hier auf eine Selbststilisierung einer frühen katharischen Gemeinschaft, die sehr viel besser als der Text von 1250 mit allen wesentlichen Komponenten der Silvesterkritik korrespondierte: mit der Kritik an der römischen Kirche, mit dem Gedanken der Armut und dem Anspruch, wahre und verfolgte Kirche zu sein. ............................................ 47 Fratris Johannis de Serravalle Ord. Min. Episcopi Translatio et Comentum totius libri Dantis Aldigherii, hrsg. v. M. da Civezza u. T. Domenichelli, Prati 1891, 34. 48 Vgl. zur katharischen Lehre A. Borst, Die Katharer, Freiburg 51991 und die Arbeiten von J. Duvernoy. 49 Migne, PL 182, 677–679.

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Im Unterschied zu den Waldensern, von denen es später dezidierte Selbstzeugnisse gibt, erwähnt freilich keiner der auf uns gekommenen katharischen Texte den Namen des Papstes Silvester. Dennoch sind die Zeugnisse derjenigen, die über und gegen die Katharer schreiben, bemerkenswert: Der Mailänder Magister Bonacursus verfasste um 1190, wenige Jahre nach seiner eigenen Abkehr vom Katharismus, eine Manifestatio heresis catarorum: Unter anderem hielten die Katharer den seligen Papst Silvester für den Antichristen.50 Etwas ausführlicher referierte um dieselbe Zeit der französische Waldenser Durandus von Huesca, dem daran gelegen war, die eigene Rechtgläubigkeit zu dokumentieren, die katharische Lehre: Die römische Kirche gehöre nicht dem regnum Dei zu, sondern sei in ihrer Verwerflichkeit ganz und gar eine irdische ecclesia malignantium (Ps. 26, 5).51 Allerdings, so fügt Durandus hinzu, dies werde nur von einem Teil der Katharer geglaubt und von anderen abgelehnt. Ein noch früheres, aber indirektes Zeugnis liegt mit dem deutschen Benediktiner Ekbert von Schönau vor, der um 1166 in seinen Predigten gegen die Katharer ausführlich die katholische Version der Silvesterlegende erzählt. Diese konstantinisch-silvestrinische Tradition der katholischen Kirche ist übrigens einer Reihe bedeutender Theologen des 12. Jahrhunderts, beispielsweise Gerhoch von Reichersberg, wichtig, doch nur bei Ekbert wird sie dezidiert als Argument gegen katharische Anschauungen verwendet.52 Weitere Hinweise kann man der nach 1240 entstehenden Inquisitionsliteratur entnehmen, die aus investigativen Gründen an einer möglichst genauen Darstellung ketzerischer Lehren interessiert war. Der dominikanische Inquisitor Moneta von Cremona stellte in seinem 1244 abgeschlossenen Traktat gegen Katharer und Waldenser fest, beide Häresien hielten die römische Kirche nicht für die wahre Kirche Gottes.53 Die Katharer verträten näherhin die Auffassung, die Römischen Päpste seien nicht die Nachfolger Petri, sondern des Kaisers Konstantin und des Bischofs Silvester. Die römische Kirche sei demnach nicht durch Gott, sondern durch die weltliche Macht gestiftet worden. In ihrem dualistischen Welt- und Geschichtsbild konnten die Katharer die Gottesur............................................ 50 Migne, PL 204, 775–777. Der Text stammt aus der Zeit um 1190 und wird kommentiert durch Ilarino da Milano, La „Manifestatio haeresis catarorum quam fecit Bonacursus“, in: ders., Eresie Medioevali. Scritti minori, hrsg. v. St. da Campagnola, Rimini 1983, 155–203. 51 C. Thouzellier (Hrsg.), Une somme anticathare. Le « Liber contra Manicheos » de Durand de Huesca, Louvain 1964, Kap. I, 5, 138f. 52 Ekbert von Schönau, Sermones XIII contra Catharos, in: Migne PL 195, 11–102. 53 T. A. Ricchini (Hrsg.), Moneta Cremonensis, Adversus Catharos et Valdenses libri quinque, Rom 1743 (ND Ridgewood, 1964), Kap. V, 1–3.

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sprünglichkeit der katholischen Kirche nicht anerkennen; sie gehörte für sie zu den Erscheinungsformen des weltlichen Grundübels, während ihre eigene kirchliche Gemeinschaft als die ecclesia sanctorum aus Ps. 149 gefeiert wurde. Die Katharer wollten auch in Offenb. 17, 3ff. die römische Kirche als die große Hure Babylon dargestellt sehen, „trunken vom Blut der Heiligen“. Dass sich das Katharertum in dieser Märtyrerrolle selbst entdeckte, liegt in der Zeit der großen Verfolgungen sicher nahe.54 Dass sich im übrigen die Silvesterkritik bis auf die Ebene der einfachen, ungebildeten Anhänger der Katharer verbreitet hatte, dokumentieren verschiedene Aussagen in Inquisitionsregistern, so diejenige eines Arnaldus de Villanova im Register des Inquisitors von Carcassonne aus den 1240er Jahren: „Er sagte, dass nie eine Messe gefeiert wurde zur Zeit von Silvester; und dass die Kirche bis zu dieser Zeit keine Besitztümer hatte und dass die Kirche damals binnen 20 Jahren verfiel“.55 In derselben Quelle spricht ein Petrus Garcias von der Römischen Kirche als der Hure, die ihre Kinder vergifte. Das Inquisitionshandbuch Monetas von Cremona, nach Arno Borst das gelehrteste und tiefgründigste Werk seines Genres,56 beschreibt neben der katharischen auch die waldensische Ausformulierung der Silvesterkritik: Die Waldenser würden zwar die Gründung der Kirche durch Petrus anerkennen, jedoch an die Zerrüttung der Urkirche durch Papst Silvester glauben, unter dem die Kirche Reichtum und Macht erhalten habe.57 Sofort springt die Armutsthematik ins Auge, die für das Selbstverständnis der Waldenser – ähnlich den späteren Franziskanerspiritualen – konstitutiv war. Nun wissen wir, dass die Waldenser der ersten Generation, mit Waldes an ihrer Spitze, auf der Rechtgläubigkeit ihrer Gemeinschaft beharrt und sich somit einer prinzipiellen Infragestellung der römischen Kirche weitgehend enthalten haben. Die Schrift des Durandus gegen die Katharer, als „Buch gegen die Häresie“ bezeichnet, mag diese Haltung dokumentieren.58 Wir fragen also: Wann und in ............................................ 54 G. Schmitz-Valckenberg, Grundlagen katharischer Sekten des 13. Jahrhunderts. Eine theologische Untersuchung mit besonderer Berücksichtigung von Adversus Catharos et Valdenses des Moneta von Cremona, München – Paderborn – Wien 1971, 297. 55 I. von Döllinger, Beiträge zur Sektengeschichte des Mittelalters, Zweiter Theil: Dokumente vornehmlich zur Geschichte der Valdesier und Katharer, München 1890, 40. 56 A. Borst, Katharer (wie Anm. 48), 27. 57 Moneta Cremonensis (wie Anm. 53), 451. 58 Der Liber antiheresis wird ediert und kommentiert durch K.-V. Selge, Die ersten Waldenser. Mit Edition des Liber Antiheresis des Durandus von Osca, Bd. 2, Berlin 1967 und der Liber contra Manichaeos durch Ch. Thouzellier, Une somme anticathare, Le Le « Liber contra Manicheos » de Durand de Huesca, Louvain 1964.

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welchem Kontext kommt das zutiefst romkritische Motiv der Silvesterkritik bei den Waldensern an? Einen Hinweis gibt uns Monetas Amtskollege und Ordensbruder Rainer Sacconi aus Piacenza, der um 1250 schrieb, bereits in der Zeit des Waldes sei zwischen französischen und italienischen Waldensern ein Konflikt ausgebrochen, in dem die letzteren, die Pauperes lombardi, die Meinung verfochten hätten, die römische Kirche sei seit Papst Silvester nicht mehr die wahre Kirche Gottes.59 Bereits eine frühere Quelle aus Piacenza führt uns auf dieselbe Spur. Die Schrift des Arztes Salvo Burci aus dem Jahre 1235 richtet sich insbesondere gegen die lombardischen Waldenser um ihren Führer Johannes von Ronco, den der Verfasser offenbar persönlich kannte, sowie gegen die benachbarten Katharer von Concorrezzo.60 Johannes von Ronco habe von diesen Katharern den Glauben übernommen, so Salvo Burci, Papst Silvester sei durch die Annahme der kaiserlichen Schenkung Verräter an der wahren Kirche Gottes. Aus dieser Grundüberzeugung leiteten die Häretiker den Anspruch ab, selbst die wahre Kirche Gottes zu sein.61 Die Silvesterkritik gehörte offenbar seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zum narrativen Wissen der Katharer von Concorrezzo. Dies deckt sich mit den oben angestellten Befunden zur Frühgeschichte des Motivs in katharischen Kreisen. Sein Inhalt beschränkte sich auf die anti-römische, ekklesiologische Dimension, während das Argument der Armut offenbar fehlte. Es sei daran erinnert, daß die Katharer von Concorrezzo innerhalb des westlichen Katharismus die erste Kirche im institutionellen Sinne ausbildeten, die sich durch einen eigenen Bischof und dessen Diakone, durch Diözesangrenzen, Gemeindestrukturen und eine eigene Finanzorganisation auszeichnete.62 Die lombardischen Waldenser übernahmen in der Zeit um 1200 die Silvesterkritik von den Katharern ihrer Nachbarschaft und benutzten sie zur Ausformulierung ihres Armutsideals und ihrer Romkritik. Zu diesem Zeitpunkt lag der führende Kopf der Pauperes lombardi, Johannes von Ronco, mit dem Gründer der Gemeinschaft, Waldes, in einem unversöhnlichen Richtungsstreit, dessen zwei Hauptgegenstände das Verhältnis zur römischen Kirche und die Radikali............................................ 59 Raynerius Sacconi O.P., Summa de catharis, hrsg. v. F. Sanjek, in: Archivum Fratrum Praedictaorum 44 (1974), 78. 60 Ilarino da Milano, Eresie medioevali. Scritti minori, Rimini 1983, 254. 61 Ebd., 252 und 277f. 62 E. Dupré Theseider, Il catarismo della Linguadoca et l’Italia, in: ders., Mondo cittadino e movimenti ereticali nel medio evo, Bologna 1978, 345–360 (zuerst 1968).

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tät des Armutsgedankens waren. In Oberitalien wird an der Wirkungsgeschichte der Silvesterkritik eine gegenseitige Beeinflussung verschiedener heterodoxer Gruppen und eine Abgrenzung gegenüber deren nicht-italischen Zweigen sichtbar, die sich an ihrem jeweiligen Verhältnis zu Armut und Hierarchie messen läßt. Es sei daran erinnert, dass das allerfrüheste direkte Zeugnis für die antirömische Verwendung des Silvestermotivs von Arnold von Brescia stammte, dessen Anhänger hernach vor allem in den oberitalienischen Kommunen anzutreffen waren. Diese zugleich politische wie religiösdogmatische Besonderheit lombardischer Heterodoxien warf bekanntlich schon für Zeitgenossen das Problem der Zuordnung auf und erklärt die Popularität des Sammelbegriffs der Patarini bis heute. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts finden sich überdies Zeugnisse für die Silvesterkritik bei Häresien außerhalb Italiens, so in Deutschland bei David von Augsburg und dem Passauer Anonymus oder in Südfrankreich in einer Aussage vor der Inquisition von Carcassonne.63 Angesichts des Deutungspotentials des Anti-Silvesters, wie wir es am Beispiel Dantes und der Spiritualen bereits haben anklingen lassen, kann es nicht überraschen, dass dieses Motiv gerade im waldensischen Milieu seine ausführlichste Ausformulierung erhielt. Die Geschichte findet sich in einem Brief, den lombardische Waldenser im Jahre 1368 ihren Glaubensgenossen in Österreich übersandten:64 Ich paraphrasiere: Kaiser Konstantin überträgt Papst Silvester die Rechte und Reichtümer der Stadt Rom. Unter den Bischöfen und Klerikern im Gefolge des Papstes gibt es eine Gruppe, hier als „wahre Apostelnachfolger“ bezeichnet, die gegen die Annahme der Schenkung vehement protestiert und auf das Vorbild der armen Urkirche pocht. Silvester aber bedroht seine Kritiker mit der Exilierung. Die so Eingeschüchterten hören des Nachts eine Stimme aus dem Himmel: „Heute ist Gift in die Kirche Gottes geflossen“. Daraufhin brechen sie noch in derselben Nacht von Rom auf und begeben sich als Verfolgte auf den Pfad der Armut, auf dem sie über lange Zeiten viele Nachfolger finden.

............................................ 63 Ilarino da Milano (wie Anm. 51), 278f. David von Augsburg zitiert in seinem Traktat gegen die Waldenser bei der Aufzählung ihrer theologischen Gravamina gleich an erster Stelle, die Waldenser hielten sich selbst für die einzige Kirche Christi und die wahren Nachfolger der Apostel, während die römische Kirche seit der Zeit des seligen Silvesters in den Zustand der Sünde verfallen sei (W. Preger, Der Tractat des David von Augsburg über die Waldesier, München 1878 [Abh. der königl.-bayer. Akad. der Wiss., hist. Kl., 14,2], 37f.). 64 Der Text ist überliefert bei: I. von Döllinger, Beiträge zur Sektengeschichte des Mittelalters, Bd. 2, München 1890, S. 356.

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Die österreichische Waldensergemeinde, so hat Peter Segl gezeigt, durchlebte 1368 eine existenzielle Krise, die sich durch kirchliche Repressionen und durch eine Reihe von Austritten ihrer Mitglieder bemerkbar machte.65 Die zitierte Geschichte erinnerte die Waldenser an ihre vermeintlichen Anfänge und damit an ihre Identität: Armut ist der Schlüssel zur apostolischen Lebensform; weltliche Reichtümer das Gift für die ecclesia Dei; die römische Amtskirche hat sich dem Antichrist verschrieben; die wahren Nachfolger der Apostel sind die verfolgten und verdrängten Armen. Dieser Mythos versieht die Waldenser mit einer langen Geschichte. Das Werk des Kaufmanns Waldes aus Lyon im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts stellt sich vor diesem Hintergrund nicht als Gründung der Gemeinschaft dar, sondern als Erneuerung eines schon längst bestehenden ‚Ordens‘: non principium sed reparationem nostri ordinis fuisse66 – und zwar des ‚Ordens‘ aller um evangelische Armut ringenden und von der Amtskirche verfolgten, wahren Apostelnachfolger. Woher stammt nun dieser bemerkenswerte waldensische Ursprungsmythos, der die Geschichte der Gemeinschaft mit einer ekklesiologischen Deutung versieht? Eine Spur wird durch den oberitalienischen Entstehungsraum des Briefes von 1368 gelegt. Sie führt zu den Franziskanerspiritualen, deren Beispiel, wie vorgeführt, im früheren 14. Jahrhundert geradezu idealtypisch den im Mythos beschriebenen Grundkonflikt der Kirche konkretisiert: An diese Konstellation mögen sich die lombardischen Armen – so die Selbstbezeichnung der italienischen Waldenser – im Jahre 1368 umso eher erinnert haben, als bekanntlich einige der verfolgten Franziskaner seinerzeit ihren Weg zu den Waldensern fanden. Die Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit, zu denen neben dem Armutsstreit und dem Schicksal der Spiritualen auch das verstärkte Vorgehen der Inquisition gegen österreichische, böhmische und deutsche Waldenser gehörte, mögen das Bedürfnis nach historischer Selbstvergewisserung und nach einem Schulterschluss mit Gleichgesinnten gestärkt haben. Überblicken wir die zwischen dem endenden 12. und dem 15. Jahrhundert, bis zu Jan Hus und den deutschen Reformatoren, nicht abreißenden Polemiken und Apologien, die man als intellektuelle Häresiedebatte bezeichnen mag, ohne dass die Teilnehmer ihren Diskurszusammenhang völlig überschaut haben können, lässt sich damit eine weitere Aussage treffen: Als neuralgische ............................................ 65 Vgl. G. Gonnet, I Valdesi d’Austria nella seconda metà del secolo XIV, Bolletino della Società di Studi Valdesi 82 (1962), 5–41. 66 I. von Döllinger (wie Anm. 64), 358.

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Punkte, die zwischen orthodoxen und heterodoxen Autoren, zwischen verschiedenen heterodoxen Bewegungen und innerhalb derselben zwischen verschiedenen Richtungen umstritten waren, lassen sich das ekklesiologische Verständnis, die apostolische Nachfolge und das Verhältnis zur Armut benennen. Interessant wird diese Debatte durch die Beobachtung, dass den Katharern sowohl von katholischer als auch von waldensischer Seite ihr Anspruch auf das Ideal freiwilliger Armut vehement bestritten wurde, während in der Polemik zwischen Katholiken und Waldensern zur gleichen Zeit genau dieses Ideal dauerhaft kompromittiert wurde.67 Bezeichnend scheint die Umbettung der Silvesterkritik aus einem Diskurs über Armut in einen Diskurs über die wahre und verfolgte Kirche im katharischen Milieu zu sein.

Zusammenfassung Die nachkonstantinische Kirche hatte mit einem grundsätzlichen Widerspruch umzugehen: Ihre leitende Bezugsnorm, die Heilige Schrift, zeichnete mit der apostolischen Urkirche ein Ideal vor, dem die Kirche späterer Zeiten nicht mehr entsprechen konnte und das somit Kritikern und Gegnern zu jeder Zeit eine breite Angriffsfläche bot. Die mittelalterliche Ekklesiologie hat viele Antworten auf diesen Grundwiderspruch versucht: Eine liegt im dauerhaften Reformauftrag der Kirche (Ecclesia semper reformanda). Es bedurfte in jedem Fall der historisch-theologischen Selbstvergewisserung, die begründete, wie die Kirche, um ihren Missionsauftrag zu erfüllen, Veränderung und Wachstum ausgesetzt war. Die katholische Version der Silvester-Konstantin-Legende bildet einen wesentlichen Faden im narrativen Kleid, das den Übergang von der Märtyrer- zur Machtkirche ummantelte. Das Bild des heiligen Silvesters half, das für das Selbstverständnis der spätantiken Kirche zentrale Heiligkeitsideal des Bekenners populär zu machen; es leistete überdies einen Beitrag bei der für die spätantike Kirche so wichtigen Durchsetzung des römischen Primates. Und es gab schließlich der nachkonstantinischen Christenheit mit dem Gedanken der päpstlich-kaiserlichen Doppelherrschaft ihre entscheidende Verfassungsform vor. Damit erfüllte das Bild des heiligen Silvesters grundle-

............................................ 67 K.-V. Selge, Armut (wie Anm. 30), 201ff.

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gende Funktionen für Kirche und Christenheit zwischen dem 4. und etwa 11. Jahrhundert.68 Erst als im Reformzeitalter des hohen Mittelalters der Gedanke der Armut und des apostolischen Lebens wieder an Aktualität gewann und zugleich die einheitliche Doppelherrschaft von Kaiser und Papst im Investiturstreit zerbrach, offenbarten sich in aller Schärfe die Probleme der mit der Silvesterlegende transportierten Deutungsoptionen. Die römische Machtkirche wurde für viele Christen zum Feindbild, sei es aus politischen Überzeugungen oder aus dem religiösen Bedürfnis evangelischer Lebensorientierung. In Abgrenzung zur Amtskirche fiel es gerade häretischen Gruppen, die dadurch großen Zulauf gewannen, viel leichter, sich mit dem Vorbild der kleinen, armen und verfolgten Apostelgemeinde zu identifizieren. Spätestens zu diesem Zeitpunkt im 11./12. Jahrhundert taugte die alte Silvesterlegende nicht mehr, um das kirchliche Selbstverständnis glaubwürdig zu vermitteln. Sie lieferte vielmehr den Gegnern der Kirche schwerwiegende Argumente und Kritikpunkte.

............................................ 68 Vgl. C. Markschies, Wann endet das ‚Konstantinische Zeitalter‘? Eine Jenaer Antrittsvorlesung, in: D. Wyrwa (Hrsg.), Die Weltlichkeit des Glaubens in der Alten Kirche. FS Ulrich Wickert, Berlin – New York 1997, 157–188.

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J ÖRG R ÜPKE

Heiliger und öffentlicher Raum: Römische Perspektiven auf private Religion1

Am Beginn der Digesten steht ein Zitat des severischen Juristen Ulpianus, der das öffentliche Recht aus republikanischer Tradition heraus definiert: publicum ius in sacris, in sacerdotibus, in magistratibus consistit – „das öffentliche Recht besteht in Kultvorschriften, Priestern, Magistraten“ (1, 1, 1, 2). Dieses Zitat folgt auf die Differenzierung des Rechtes in öffentlich und privat gemäß dem Regelungsinteresse von Gemeinwohl und einzelnen; ihm folgt die Erläuterung der Dreiteilung des Privatrechtes, das aus Natur-, Völker- und Zivilrecht schöpfe. Es geht also ebenso um Regelungsbereiche wie Rechtsquellen. Die dazu gegebenen Erläuterungen fehlen für das ius publicum. Dessen kaum erschöpfende Dreiteilung – eine geläufige Form beschreibender Definition2 – zeigt in ihrer merkwürdigen Reihung die Schwierigkeit, Religion in der Rechtssystematik im Verhältnis zur politischen Administration, Götterinteresse im Verhältnis zum Gemeinwohl zu positionieren – und zeigt den deutlichen Willen, eben diese Problematik zu kaschieren. Damit ist die Basis für diesen Beitrag benannt: Wie lässt sich in diese Konstellation „private Religion“ einpassen? Und: Wie geht man mit ihr um? Das sind die Fragen, denen ich im Folgenden nachgehen werde. Das Ziel kann dabei nicht die Lösung des benannten Problems sein, sondern nur seine präzise Beschreibung – und ein flüchtiger Blick auf die Folgen.

............................................ 1

Dieser Beitrag fasst im wesentlichen Ergebnisse zusammen, die ich im Rahmen einer Untersuchung über religiöse Devianz vorgelegt habe (Rüpke 2011). Die Fokussierung auf das Problem von öffentlichem und privatem Raum im Medium des Sakralen ist Peter Herz in dankbarer Erinnerung für die gemeinsame Arbeit in der Vorbereitung und Durchführung des DFGSchwerpunktprogramms „Römische Reichs- und Provinzialreligion“ gewidmet.

2

Rüpke 1992.

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Cicero Meinen Ausgangspunkt soll die Behandlung privater Religion durch M. Tullius Cicero im zweiten Buch De legibus aus den späten fünfziger Jahren dienen,3 in denen die religiöse und magistratische Ordnung zumal, aber nicht ausschließlich Roms parallel zueinander entwickelt werden.4 Diese Parallelität erklärt wohl, warum so ausführlich auf die Priesterschaften eingegangen wird; solche strukturellen Übernahmen bei der Darstellung eines Bereiches, für den noch gar kein umfassendes Konzept vorliegt, eben für das, was wir als Religion bezeichnen, lassen sich wenig später auch in der lex Ursonensis beobachten, die Religion innerhalb eines Rasters regelt, das sich eher an magistratischen Aufgaben und Privilegien orientiert.5 Es entspricht auch der Praxis von Varro, dessen „Göttliche Altertümer“ nach dem Vorbild der „Menschlichen Altertümer“ strukturiert sind; darin werden Menschen, Orte, Zeiten und Objekte behandelt und erst die letzten Bücher über die Götter bilden eine Ausnahme von dieser Regel.6 Von besonderem Interesse ist für uns folgende Bestimmung: Separatim nemo habessit deos neve novos neve advenas nisi publice adscitos; privatim colunto quos rite a patribus ‹acceperint›.7 Der Gegensatz zu publice zeigt, das separatim hier als „individuell“ zu verstehen ist, während privatim dann auf den traditionellen (a patribus) Familienkult durch den Paterfamilias weist. In seinem Kommentar begründet Cicero diese Regelung mit der Intention, „Konfusion der religiones“ zu vermeiden (2, 25). Das bleibt zwar unspezifisch, ruft aber einen starken Gegensatz in Erinnerung, den von Chaos und Ordnung, wie er etwa auch in seiner früheren Rede „Für sein Haus“ beschworen worden war.8 Das zweite Argument ist dann in Ciceros magistratisch-sacerdotaler Struktur von Religion (der universale Ansatz wird immer wieder auf das Stadtrömische enggeführt) verankert: Er will das Aufkommen von Unwissenheit bei den Priestern vermeiden und jenen ............................................ 3

Zur Datierung Schmidt 1969, 288–292; Dyck 2004, 5–7, 22f.

4

Rüpke 2011a, 33–43; Rüpke 2012, 188–192.

5

Rüpke 2011b, 101–119.

6

Aug. civ. 6, 3; Rüpke 2007, 59–61; zu möglichen griechischen Quellen Dyck 2004, 12–15.

7

Cic. leg. 2, 19; Madvig ergänzt sogar cultus acceperint.

8

Cic. dom. 127.

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dafür eine umfassende Kenntnis von Religion sichern. Entsprechend lehren diese Priester alles über privaten und öffentlichen Kult (2, 30) und machen sich damit selbst für den privaten Kult unentbehrlich. Wissen und Kontrolle gehen hier Hand in Hand. Solche soziale Kontrolle des Kultes ist dann auch impliziert, wenn Cicero die Etablierung identifizierbarer Kultorte auch auf dem Land und im Haus anmahnt (2, 19). Am Ende der Religionsgesetzgebung kommt Cicero noch einmal auf private Religion zu sprechen, wenn er verlangt, permanent (wörtlich ewig) private Kulte zu beobachten und die (wiederum privaten) Grabstätten zu respektieren (2, 22, Ende).

Sakrales Eigentum Sacrum, publicum, privatum sind Begriffe, die vor allem geläufig sind, wenn es um Eigentumsverhältnisse geht. Genau darauf beziehen sich auch die ursprünglichen Bedeutung von sacrilegus wie sacrilegium: „Heiliges (weg-)nehmen“ bezeichnete den Diebstahl von Sakralem.9 In diesem technischen Sinne lässt sich das Wort durch die gesamte Rechtstradition hindurch finden. Außerhalb juristischer Texte nimmt das Wort eine weitere Bedeutung an. Es wird zum Schimpfwort, bringt tiefste Verworfenheit zum Ausdruck. Als solches kennt es schon Plautus an der Wende vom 3. zum 2. Jahrhundert v. Chr.10 In der Rechtstradition dagegen lässt sich diese metaphorische Verwendung erst in der religiös aufgeladenen Semantik tetrarchischer Gesetze nachweisen.11 Seit den dreihundertsiebziger Jahren wird der Gebrauch noch einmal ausgeweitet.12 Im Jahr 386 reicht schon die einfache Verletzung des Sonntagsgebotes aus, um die Autoren zu diesem Wort greifen zu lassen.13 Eigentumsvergehen gegen die Götter fand sich bereits in der knappen Liste einschlägiger Normen und Sanktionen in Ciceros „Gesetzen“, und zwar an prominenter Stelle (2, 22). An keiner anderen Stelle im Religiösen wird die Grenze zwischen Richtig und Falsch so scharf gezogen wie im Bereich des Eigentumsrechtes (s. Dig. 47, 12). Hier gilt nicht, dass die Bestrafung von ............................................ 9

So Paulus in Dig. 48, 13, 11.

10 Plaut. Rud. 706; Pseud. 363; s. Ter. Ad. 304. 11 S. z. B. coll. 6, 4 aus dem Codex Gregorianus 5 De nuptiis. 12 Delmaire 2005, 66. 13 Cod. Theod. 2, 8, 18.

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Normverletzungen Sache der Götter sei – ansonsten ein geläufiger Grundsatz. Im Gegenteil, das Sakrileg ist mit strafrechtlichen Sanktionen bewehrt. Entsprechend scharf ist aber auch die Umschreibung des so geschützten göttlichen Eigentums. Es geht um jenes Eigentum der Götter, das durch das Gemeinwesen, „öffentlich“, konstituiert wurde. Es geht um die durch eine öffentliche Weihung (consecratio) hergestellten sakralen Räume und die darin eingebrachten Objekte. Nur diesen Räumen und Objekten kommt im technischen Sinne die Qualität sacer zu. Nur im Raum des „Öffentlichen“ gewinnt Religion ihre höchste Verbindlichkeit. Die Konzentration auf das Öffentliche wirft aber Fragen auf. Wie wird nichtöffentliche Religion behandelt? Eine wichtige Antwort gibt das Grabrecht. Es findet eine noch breitere Behandlung in vergleichbarer Kontinuität seit den frühesten Rechtstexten. Das durch individuelle Entscheidungen und eigentumsrechtlich legitim hergestellte Grab gewinnt einen religiösen Charakter, sobald eine Leiche beziehungsweise Leichenreste eingebracht worden sind. Terminologisch wird das durch den Begriff religiosus differenziert. Angesichts eines kontinuierlichen Diskurses gegen Grabluxus richten sich diese Gesetze nicht primär gegen den Diebstahl beweglichen Eigentums (Grabräuberei), sondern gegen Veränderungen des Besitzes am Boden, also seine Zweckentfremdung durch wirtschaftlichen Gebrauch oder – vor allem – eigenen Nutzung als Bestattungsplatz. Bei aller Rede von den kollektiven Di Manes wird das Grab einem individuellen Verstorbenen zugerechnet. Die Analogie zum Sakrileg wie die klare Abstufung in der Härte der Sanktion im Vergleich zum Vergehen an göttlichem Eigentum mit der Qualität sacer ist deutlich. Die religiöse Gleichstellung erfolgt wiederum über Priesterrollen, genauer über die Pontifices. Ihnen wird in der Ciceronianischen Systematisierung wie in höchst vereinzelten Grabinschriften selbst eine Rechtsaufsicht über beide Bereiche zugeschrieben.14 Wie aber sieht es mit anderen privat konstituierter Kultstätten aus? Die durch die Präsenz der Leiche motivierte Statuserhöhung greift hier nicht. Sacraria, auf privatem Gelände beziehungsweise im Haus errichtete Kultstätten, genießen den Schutz des bodenrechtlichen Status religiosus nicht; sie lassen sich von ihrem Status „befreien“.15 Dieselben sacra, deren Kontinuität Gegen............................................ 14 Cic. leg. 2, 55; ILS 1782; 4032; Plin. epist. 10, 68f. 15 Ulp. dig. 1, 8, 9, 2; dazu Ando 2008, 112f. Dem entspricht auch die viel ältere Konzeption von Aelius Gallus bei Fest. 424 L.

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stand juristischer Diskurse ist, werden demnach als grundsätzlich mobil konzipiert; ihr Alter in der familiären Tradition, nicht ihre Präsenz am selben Ort bildet das Qualitätskriterium. Die scheinbar so klare Trennung von sacer und religiosus wird im Übrigen durch die enge Definition von ager publicus, „öffentlichem“ Boden als Grundlage von Konsekrationen weiter unterminiert: Da diese Bodenqualität in den Provinzen fehlt, gilt hier insgesamt die genannte Unterscheidung nur in Analogie.16 Das hat Folgen, die sich in spätantiken Rechtstexten klar greifen lassen. Wo der sakrale Charakter eines privaten Ortes primär in der religiösen Nutzung, in sakralen Praktiken, sichtbar wird, können private Kultstätten nicht architektonisch, sondern nur an Kultspuren identifiziert werden.17 Die räumliche Definition von Religion ist weniger wichtig geworden; die Forderung Ciceros nach klarer räumlicher Identität ist der deutlichen Einschränkung der Zahl legitimer sakraler Orte gewichen. Wo sie nicht Kirchen sind, werden sie am Ende des vierten Jahrhunderts einfache als populäre oder häretische Versammlungsplätze, allenfalls Orte ästhetischen Genusses klassifiziert. Das Absinken der Leitunterscheidung von sacer und profanus stellt das Wort sacrilegus auch in Rechtstexten frei, zum Schimpfwort zu werden. Die Unterscheidung von öffentlich und privat bleibt ebenso wichtig wie problematisch. Die Legitimität des Privaten und Häuslichen im religiösen Bereich sinkt, auch wenn explizite Verbote punktuell bleiben. Schon aus praktischen Gründen liegt das Interesse und der Regelungsbereich vor allem im Öffentlichen und Sichtbaren. Es lohnt sich, noch einmal auf das Grab und Cicero zurückzukommen. Hier erfährt individuelle Initiative eine öffentliche, eine rechtliche Absicherung. Als loca religiosa genießen die Gräber einen besonderen Schutz. Nimmt man die Bezeichnung der Toten als Di Manes (einer bestimmten Person) ernst – eine Formulierung, die im 1. Jahrhundert n. Chr. die Grabsteine dominiert –, wird hier ein neuer Kult eingerichtet, der allerdings nur die eigene Familie zum Kult auch verpflichtet. Umso wichtiger ist aber, dass die öffentliche Bindung in eigentumsrechtlicher und religiöser Hinsicht, die von solchen Entscheidungen ausgeht, ein sicheres Fundament hat. Cicero wendet etwa die Hälfte seines Kommentars zu den Religionsgesetzen für genau solche Fragen ............................................ 16 Gai. inst. 2, 5–7. 17 Siehe etwa Cod. Theod. 16, 10, 12.

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auf18 – und ist sich dieser Gewichtung und Gliederung des Textes wohl bewusst. Atticus, sein Gesprächspartner, leitet nämlich diesen Teil mit der Feststellung ein: Nunc de sacris perpetuis et de Manium iure restat (2, 45) – „nun bleiben die ewigen Kulte und die Rechte der Toten zu behandeln“. Es ist für Ciceros Problemwahrnehmung bezeichnend, dass er den Abschnitt mit einer generalisierenden Regel schließt: Die Wahl der Begräbnisstätte für die Toten soll nicht zum Schaden der Lebenden werden (2, 67). Einfache und einsichtige Normen sollen das individuelle, nur durch Internalisierung solcher Normen erreichbare religiöse Handeln steuern. Aber auch für die sacra publica sind es in der Regel Individuen, die aufgrund eigener, familiärer oder situativer Intuition neue Gottheiten einführen. Natürlich ist die Aufnahme unter die mit sacra publica bezeichneten öffentlichen (auch: Finanzierungs-)Verpflichtungen von einer Senatsentscheidung abhängig, aber das ist ein zweiter Schritt. Diese Priorisierung der privaten religiösen Entscheidungen birgt Konfliktpotenzial, und damit kämpft schon Cicero. Seine Normen richten sich gegen Innovationen.19 Individuelle religiöse Innovation dürfte von Cicero und seinen Zeitgenossen vor allem mit Mobilität in Verbindung gebracht worden sein; Cicero spricht von deos advenas und adscitos, von Ankömmlingen und Importierten (2, 19). Diese Mobilität hatte längst den graeco-italischen Rahmen überschritten, den man mit dem Dionysoskult in Rom in Verbindung bringen mag. Schon die Konflikte des zweiten Drittels des 2. Jahrhunderts wiesen auf diesen Weg: Die Vertreibung von Juden und Chaldäern20 – wie immer die ethnische Zugehörigkeit der Betroffenen auch gewesen sein mag – weist auf eine überregionale Problematik. In ihrem Bemühen um das östliche Mittelmeer hatten die römische Politik selbst mit der Mater deorum magna Idaea, mit Kybele aus Pessinunt, diesen Rahmen eröffnet; genau für diesen Kult formuliert Cicero Sonderregeln (leg. 2, 22). Natürlich mögen neben solche horizontale Mobilität noch Innovationen aus vertikalen Transfers getreten sein: Transfers aus Texten in den Kult, wie sie etwa die zahlreichen Personifikationen des ausgehenden 4. Jahrhunderts gezeigt hatten.21 Auch diesen Bereich hat Cicero im Auge, allerdings denkt er ............................................ 18 Cic. leg. 2, 46–68. 19 Vgl. Lafond 2009 zur häufigen Rede von nomoi zur Stärkung der Tradition in hellenistischen Städten. 20 Dazu Cramer 1954. 21 Dazu Clark 2007.

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hier wohl weniger an privaten Kult (2,28). Aber die Trennung von öffentlich und privat ist hier nur politisch, nur für das Öffentliche, nicht für die religiöse Dimension als solche wichtig. Grundsätzlich entsprechen sich die Strukturen öffentlicher und privater Religion hier. Als Quelle für die zeitgenössische Rezeption und Legitimation öffentlich finanzierter Religion dürfte das von großer Bedeutung gewesen sein. Es sind Verfahren der Institutionalisierung, die über den Status eines Kultes entscheiden, der dann auch Folgen für den Umgang mit ihm hat. John Scheid hat das für die Devianzen im Bereich öffentlicher Kulte deutlich zeigen können: Als Kommunikationspartner oder Träger des Kultes ist dann auch die gesamte Bürgerschaft betroffen22 – unabhängig von der individuellen Genese eines Kultes.

Konzeptualisierungsprobleme Im 2. Jahrhundert n. Chr. war die Systematisierung von Kulten schon weiter fortgeschritten. Der Lexikograph Festus bietet nicht nur eine klar geschiedene Differenzierung von öffentlichen und privaten Kulten, sondern zusätzlich noch eine Reihe von Unterkategorien: Publica sacra, quae publico sumptu pro populo fiunt, quaeque pro montibus, pagis, curis, sacellis: at privata, quae pro singulis hominibus, familiis, gentibus fiunt. „Die öffentlichen Kulte sind diejenigen, welche auf öffentliche Kosten im Interesse des (römischen) Volkes gefeiert werden, und diejenigen, die stattfinden zu Ehren des Septimontium, der pagi (umherliegenden Dörfer), curiae (der dreißig Romulanischen ‚Viertel‘) und der ‚Schreine‘ [beispielsweise der vielleicht der siebenundzwanzig Schreine der Argei]. Private Kulte auf der anderen Seite sind diejenigen, die im Interesse von Einzelnen, Familien und gentes (den ‚clans‘, die dasselbe nomen teilten).“ (Festus p. 284, 18–21 L) Es ist offensichtlich, dass die Typologie der sozialen Formen von Religion, die durch diese Terminologie konstruiert werden, nicht mit den sozialen Gruppen übereinstimmen, die diese Kulte feierten. Das gesamte Feld der religiösen ............................................ 22 Scheid 1981, 154.

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Aktivitäten von Kollegien fehlt. Die Terminologie repräsentiert ein harmonisches soziales Ideal, mit dem Haushalt beginnend, weiter über die gentes und hinauf auf die öffentliche Ebene, das Besondere und das Allgemeine. Es hat nichts mit der Realität divergierender Interessen zu tun, mit sozialen Schranken, physischer Mobilität und individueller Isolation.23 Jegliche Kategorie eines ‚wahlweisen Kultes‘ fehlt. Gleichermaßen fehlt auch der Blick auf die Folgen von Mobilität. Die wenigen Begriffe, die Festus – wohlgemerkt an anderen Stellen – liefert, und die ebenfalls auf Verrius Flaccus zurückgehen dürften,24 legen die Grenzen der Konzeptualisierung offen. Weder die Beschreibungen der peregrina sacra (268 L) noch die der municipalia sacra (146, 9–12 L) reflektieren Assimilationsprozesse. Die Ausführungen unterstellen, dass diese Kulte phänomenologisch ‚fremd‘ blieben. ‚Öffentlich‘ und ‚privat‘ werden hier nichtssagend.

Historischer Ausblick Ciceros Lösung ist am Ende – oder besser: von Anfang an – nicht rechtlich, sondern moralisch: Das Funktionieren seines Modells beruht auf der generalisierten Geltung adliger Tugend, die er im ersten Buch De legibus unmissverständlich aufgelistet hat: liberalitas, patriae caritas, pietas, bene merendi de altero … uoluntas, referendae gratiae uoluntas – Freigiebigkeit, Vaterlandsliebe, Frömmigkeit, Uneigennützigkeit, Dankbarkeit (1, 43). So garantiert individuelle Moral die öffentliche Ordnung. Die sozial und geographisch segmentierte Ordnung der Spätantike geht in Bezug auf Religion den entgegengesetzen Weg: Die öffentliche Religion wird in Religionen ‚konfessionalisiert‘, die jeweils ihre eigenen Ordnungen definieren und ihre Einhaltung sanktionieren. Das Bischofsgericht ersetzt die adlige Selbstkontrolle. Funktioniert haben wohl beide Lösungen nicht, da sie beide eine Definition von Religion voraussetzten, die programmatisch das Öffentliche der Gesellschaft überstieg: Die Quelle religiöser Autorität wurde ja gerade im Jenseits der Gesellschaft gesucht. Den so entstehenden Raum erfasst das Begriffspaar von ‚öffentlich‘ und ‚privat‘ nicht. In genehmigten oder faktischen Vereinsgründungen, in der Stabilisierung von Immigranten-Netzwerken durch Kultstiftungen, in der Quasi............................................ 23 Rüpke 2007, 24. 24 So auch Ando 2008, 134.

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Divinisierung von Angehörigen der ökonomischen Elite in Form hoch individualisierter Götterbeinamen,25 in der Wiederbelebung oder im Transfer von Heilkult- und Orakelstätten, in der Selbstverwurzelung durch Beteiligung an lokalen Kulten oder deren Modifikation durch die reichsweit agierenden Militär- und Verwaltungseliten oder Händler, schließlich in der Pflege überregionaler literarischer Kommunikation durch Intellektuelle: Durch all das entstand ein wachsendes religiöses ‚Feld‘, das große Sichtbarkeit besaß, ohne im administrativen Sinne ‚öffentlich‘ zu sein.

Literaturverzeichnis Ando 2008: C. ANDO, The Matter of the Gods: Religion and the Roman Empire, Berkeley 2008. Clark 2007: A. CLARK, Divine Qualities. Cult and Community in Republican Rome, Oxford 2007. Cramer 1954: F.H. CRAMER, Astrology in Roman Law and Politics, Philadelphia 1954 (Memoirs of the American Philosophical Society 37). Delmaire 2005: R. DELMAIRE, Code Théodosien, livre XVI, Paris 2005. Dyck 2004: A.R. DYCK, A Commentary on Cicero, De legibus, Ann Arbor 2004. Lafond 2009: Y. LAFOND, “Normes religieuses et identité civique dans les cités de Grèce égéenne (IIe s. av. J.-C.–IIIe s. ap. J.-C.)”, in: P. BRULE (Hrsg.), La norme en matière religieuse en Grèce ancienne, Actes du XIIe colloque international du CIERGA Rennes, septembre 2007, Liège 2009 (Kernos Supplément 21), 321–334. Rawson 1973: E. RAWSON, “The interpretation of Cicero’s ‘De legibus’ ”, in: H. TEMPORINI (Hrsg.), Von den Anfängen Roms bis zum Ausgang der Republik, Berlin 1973, 334–356. Rüpke 1992: J. RÜPKE, „Wer las Caesars bella als commentarii?“, Gymnasium 99 (1992), 201–226. — 2004: J. RÜPKE, „Gestiftete Religion in der römischen Kaiserzeit“, in: H. PIEGELER, I. PROHL u. S. RADEMACHER (Hrsg.), Gelebte Religionen: Untersuchungen zur sozialen Gestaltungskraft religiöser Vorstellungen und Praktiken in Geschichte und Gegenwart. Festschrift für Hartmut Zinser zum 60. Geburtstag, Würzburg 2004, 73–79. — 2006a: J. RÜPKE, “Religion in the lex Ursonensis”, in: C. ANDO u. J. RÜPKE (Hrsg.), Religion and Law in Classical and Christian Rome, Stuttgart 2006, 34–46. — 2006b: J. RÜPKE, “Urban religion and imperial expansion: Priesthoods in the lex Ursonensis”, in: L. DE BLOIS, P. FUNKE u. J. HAHN (Hrsg.), The Impact of Imperial Rome on Religions, Ritual and Religious Life in the Roman Empire: Proceedings of the ............................................ 25 Siehe Rüpke 2004.

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Fifth Workshop of the International Network Impact of Empire (Roman Empire, 200 B.C.–A.D. 476) Münster, June 30–July 4, 2004, Leiden 2006, 11–23. — 2007: J. RÜPKE, Religion of the Romans, Oxford 2007. — 2011a: J. RÜPKE, Aberglauben oder Individualität? Religiöse Abweichung im römischen Reich, Tübingen 2011. — 2011b: J. RÜPKE, Von Jupiter zu Christus: Religionsgeschichte in römischer Zeit, Darmstadt 2011. — 2012: J. RÜPKE, Religion in Republican Rome: Rationalization and Ritual Change, Philaldelphia 2012. Scheid 1981: J. SCHEID, “Le délit religieux dans la Rome tardo-républicaine”, in: M. TORELLI (Hrsg.), Le délit religieux dans la cité antique, Rome 1981 (Collection de l’Ecole Française de Rome 48), 117–171. Schmidt 1969: P.L. SCHMIDT, Die Abfassungszeit von Ciceros Schrift über die Gesetze, Roma 1969.

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W ILLIAM J. S LATER

Invitatio venalis

There are over 2500 inscriptions recording the existence of colleges of augustales and seviri and their doings; there are only three examples in literature, all in the distorting parody of commercial mores in Petronius’ Satyrikon; and even the considerable epigraphic evidence fails to tell us nearly as much as we should expect. It is as well to be conscious of – and wary of – the problems of evidence and of the latent snobbery and class distortions evident in our surviving sources when dealing with the reality of the complex cultural life of Rome. I try in what follows to illuminate an interesting corner of it, precisely because we have very little evidence for something that was undoubtedly common. There has been much discussion of table customs in the ancient world, but much of the detail and the controlling legislation still remains unknown and ambiguous.1 For example, the custom of handing out money to people especially at banquets is to our knowledge never attested in hellenistic times and only under the empire. At least we know of no clear example either in Greece or Rome in hellenistic times, and it can be assumed that it is in origin a Roman custom. It is true that the distribution of cash instead of food raises a philological problem, because both Greeks and Romans do use food-words when they actually mean cash, apparently a gradual semantic shift. Words like sportula, opsonion, siteresion, sitesis, congiarium are all originally food words, and even epulum and cena seem to be cash-equivalents on occasion. One can illustrate the potential for misunderstanding in a recent example: How were the important vici organizations, the neighbourhoods of Rome funded? Dionysius of Halicarnassus (Ant. Rom. 4, 14, 3) tells us that all the members of the compital collegia each contributed a honey-cake (pelanos). A recent book2 on Roman ............................................ 1

A useful survey of public banqeting in Rome is given by C. Hugoniot, Les Banquets des Jeux publics à Rome, in: J. Nelis-Clément, J.-M. Roddaz (ed.), Le Cirque romain et son Image, Bordeaux 2008, 319–334.

2

J. Lott, The Neighbourhoods of Augustan Rome, Cambridge 2004; on pelanos see V. Chankowski, Athènes et Délos, Paris – Athens 2008, 98, 301 for this cult tax in several cities, paid at Delos by the sacred treasury to the city of Delos. For the word itself see L. Ziehen, s.v. pelanos, RE XIX (1938).

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vici repeats this; but a few hundred honey cakes is not a good way to pay for the civic maintenance of Rome, and in fact pelanos by the time of Dionysus means not a cake but a cash contribution. It is obviously more difficult for us to talk about finance when our sources seem to talk about cakes and baskets. I had proposed3 that cash handouts were not offered at Roman private dinners and that therefore when Pliny epist. 2, 14, 2 implies that the practice was common in triclinio, he was therefore referring to corporate dinners where it was normal and where various kinds of sportulae including cash donations were regularly made to the diners, sometimes in public, and while dining; this is very well attested by inscriptions. I did not venture to discuss other and more controversial aspects of the problem then, because I wanted to deal with them separately; that is the subject of this present article. In the meantime the broader theme has been taken up by R.P. Duncan-Jones, focussing on the actual amounts involved, and then with greater sophistication, by K. Voessing, who proposed a coherent historical development of legislation about sportulae in the early imperial period that takes full account of our admittedly lacunose evidence.4 I do not deal directly with either issue here, but recognize that the customs I am discussing were constantly changing, partly at least in response to imperial legislation and perhaps also as a result of social pressures that we cannot appreciate. In retrospect I might have been more careful about the use of the word private;5 the correct term should be familiaris cena, or its equivalent; the term privatum convivium is of no value save as a rare antithesis to the well attested publicum convivium. A priori we have good reason to think that handing out money to specific guests at dinner in one’s own triclinium – as opposed to baths, fora, atria, temples and other places mentioned in our sources – would be just as objectionable to Romans as to us; that would, one would think, have been mentioned somewhere in all our epigrams and inscriptions; it would be a good source for satire, especially among Greeks; there is for example nothing in Lucian’s negative descriptions of wealthy Roman households. More important, handing out money to one’s intimate dinner guests ............................................ 3

Handouts at Dinner, Phoenix 54 (2000), 107–122. One can now also refer easily to the material collected rather problematically by J. Donahue, The Roman Community at Table, Ann Arbor 2004, cf. the review by K. Voessing, JRA 18 (2005), 572–6.

4

A.S. Duncan-Jones, Payments of dinner-guests at Rome, Latomus 68 (2008), 138–148; answered by K. Voessing, Die Sportulae, der Kaiser und das Klientelwesen, Latomus 69 (2010) 725–739.

5

This issue, much discussed by German scholars, is raised again by A. Winterling, Politics and Society in Imperial Rome, Oxford 2009, 58–76, who notes the translation problems involved; the use of the term “halb-öffentlich” suggests that the antithesis does not function well.

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must be regarded as severely antithetic to the social conventions of libertas and comitas, isotes, koinonia, humanitas and so forth, – in short, all the ideals governing private dining that Voessing and others have written about so well. It simply should not be done, even if on some occasion it could be done, for ideals are always likely to be breached. But evidence is in very short supply. Voessing6 was at first unwilling to accept my reading of Pliny. But in his recent article he has dealt with Roman sportulae in detail, and in the matter of Pliny, he has now modified his earlier view7 in the direction of Socratic ignorance; we cannot know, and he suggests hesitantly as a possibility that perhaps it refers to literary-rhetorical gatherings – recitationes – for which claqueurs could be hired with sportulae.8 Nonetheless, since he argues (p. 14) that sportulae were not handed out at private dinners, we understand him in principle to share our view. Duncan Jones on the other hand has convinced himself that all dinners were incomplete without sportulae, which we find as surprising a conclusion as Voessing does. We have in Pliny’s remark a nice problem. How can he refer to something as being common and yet we have no parallel for it? It is a remarkable comment on our ignorance of Roman private life that we can even debate whether something as basic as money handouts were normal. It is true that DuncanJones, starting with Pliny’s remark, has asserted the view that one paid clients at a private dinner normally. But in his zeal to provide evidence he confuses all sorts of dinners, public, private, religious, the Arval brethern, corporate, and anywhere else where sportulae of any kind at dinner are mentioned; this reductionism, which contradicts what little we know about imperial legislation, not only introduces confusion, but ignores the specific warnings against such a mixing of dining categories that I and others made; the dinners of Arvals or of a corporation can tell us nothing about the normal cena familiaris. Nor may one cite oversize gatherings in Greece, of which Duncan-Jones writes “Pliny’s apparent surprise (epist. 10, 116) at municipal sportula-giving in Bithynia makes it a little hard to accept” sc. that one would not hand out money in a ............................................ 6

K. Vössing, Mensa Regia, Munich – Leipzig 2004, 287 note 3. He argued that the cash donations do have a parallel in a private tricinium citing Martial 6, 48, and that Pliny’s singular triclinio – not tricliniis – does not suggest corporate dining. He concluded “Pliny epist. 2, 12, 4 ist also doch wohl so zu verstehen, dass patroni zuweilen an Klienten, die mit Ihnen gespeist haben, zusätzlich sportulae verteilten.”

7

K. Voessing, (above n.4), note 60. “Wir wissen zu wenig von den Festen in Privathäusern um diese Nachricht (i.e. Pliny’s statement) einordnen zu können.”

8

He compares Martial 6,48; 1, 49, 37; 3, 46, 8.

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private triclinium. It is not obvious what this is meant to prove. Pliny voices no opinion on the correctness of handouts in corporate Rome, which seem on our epigraphic evidence to have been an accepted and even laudable custom, since the donors boast publicly of their generosity. His concern about matters in Greece has a completely different cause and context, which we discuss below. Since we had maintained that it is corporate (i.e. municipal) dining which is the obvious reference for Pliny’s remarks, it seems somewhat perverse of Duncan-Jones to use this precisely as a parallel to argue for similar private dining. For naturally one thinks of corporate dining in meeting places like the socalled scholae, e.g. the Ostian examples of association headquarters, well provided with dining facilities, but also of the related municipal dining in public places, fora, temples and other multifunctional spaces.9 At the very least one must distinguish corporate from private life. There is no passage in Latin which proves conclusively that guests or clients were paid openly while dining in a triclinium in private circumstances.10 But in what follows I argue that diners were given money, but under very particular circumstances which were not properly corporate or familial; how long this was acceptable we cannot tell. Yet, if I have been guilty of using the opaque term “private”, perhaps others have been guilty of misusing the term clientela. The practice of handouts, called sportulae, is regularly, almost by default, associated with clients and patrons by scholars, presumably because they associate handouts only with a specific type of class-based behavior, clientela, which we know to have been typical of ancient Rome. This in my view is misleading. At corporate meetings, there were handouts called sportulae from patrons to the members of the association; they were not clientes and are never called clientes. To act as patron does not automatically create clients. When a wealthy benefactor put up a statue, he gave handouts to the councillors and the people at an honorary dinner in public, but they were not clientes; they were the senior magistrates of the community, and might strongly resent being considered ............................................ 9

B. Bollmann, Römische Vereinshäuser, Mainz 1998.

10 It is very easy to find evidence where it does not exist. For example Martial 6, 48 has been alleged as an example of handouts at dinner: it reads: Quod tam grande “sophos” clamat tibi turba togata Non tu, Pomponi, cena diserta tua est. The togaclad mob shout “clever” because they are flatterers. Whether they have been well-fed, or they have been given a sportula, is not stated, nor it is evident that they were at his dinner table. The point is that their behaviour in shouting “how clever” does not make him a clever host. They could be at a recitatio in a triclinium, certainly, but that has nothing to do with handing out money there.

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clientes. But they might, some of them, call him a patronus or benefactor without any embarrassment. Conversely, despite the detailed sportulae and divisio in the generous will of Cominius Abascantus (AE 2000, 344), he is not called a patron by his fellow Augustales, as we should expect. The practice of handing out money sportulae has nothing directly to do with clients or patrons; it was widespread, as a recognized form of gift exchange.11 It was called by various names, nome, dianome, doma, diadoma, ekdosis, divisio, largitio, spyrides and so forth, and we are not always clear what the distinction was, but there was certainly some distinction, and it might well be extremely subtle, as these things usually are; for people can become very sensitive about social ranking whenever hierarchy is suspected or practised, whether in seating, or giftgiving. Indeed the fact that the amounts are often though not always very small, shows that the practice was really a ritual expression of communal solidarity, and many of our first examples in Greece of cash distribution are in fact connected with imperial cult, and thus a sign of Roman influence. A senior magistrate of a wealthy and noble family had no problem in accepting publicly a few denarii in specific social circumstances, recognized by society. He was not a client, and accepting a sportula did not make him one. When the Arval brothers accept sportulae at their dinners, it is not said where the money comes from, perhaps from the funds of the collegium, but they and their children were not clients, but “brothers”. Of course Pliny is not thinking of them, or anyone like them, as a parallel, when he deplores open bribery in the basilica. Indeed, it is obvious that when he was criticizing cash handouts in a basilica he did not expect his readers under any circumstances to think about the collegial dinners of distinguished aristocrats.12 The giving of sportulae is a habit to be found in relationships involving social networking and promoting comitas and amicitia; it also can be a sign of dependent clientela and patronage. These are very different contexts, even if they are not always clearly differentiated, and one cannot argue that anyone who accepts a sportula is ipso facto a cliens, as is commonly done. It is true that knights and senators are indeed accused of behaving like clients, but this does not mean that they were, or admitted that they were; the accusation is only made in literature by satirists or in a hostile ............................................ 11 This is clearly recognized by Duncan-Jones (above n. 4), 142 n. 18, but has no wider effect in his article. Likewise R.R. Nauta, Poetry for patrons, Leiden – Boston 2002, 56–7 recognizes that “senators and knights were not interested in the daily dole”, but still treats them and Martial as regular clientes. 12 We had made this specific point, but it is ignored by Duncan-Jones.

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distortion.13 In epigraphy more formal language is used, as we should expect. Sometimes the word patronage is stretched in modern discussions to cover situations which we would simply regard as social networking, and indeed patronus seems to mean little more than helpful friend in some imperial inscriptions.14 However, when we speak of cash distributions, it is important not to see a hallmark of clientela. Obviously the language of patronage as with amicitia is not easily convertible into modern terms, as has often been said.15 We look now at examples of the distribution of sportulae at dinners that could be considered more familial. The passages are well known and have been treated by Voessing and Duncan-Jones. But they are all from humorous poems by Martial, with his known tendency to exaggerate, and distort, and misrepresent the realities of his time. Especially his pretence of personal poverty may be amusing for his hearers, but makes any search for social verities difficult. I. Martial Epigr. 9, 100 (cf. the similar 4, 26)16 Denariis tribus invitas me et mane togatum observare iubes atria, Basse tua deinde haerere tuo lateri, precedere sellam ad viduas tecum plus minus ire decem trita quidem nobis togula est vilis vetusque denaris tamen hanc non emo Basse tribus “You invite me at 3 denarii and tell me to attend at your atrium in the morning, Bassus, then to stick to your side, walk before your carriage, and visit ten widows with you, more or less. I know my poor toga is battered and cheap and old; but it still costs more than 3 denarii.”

............................................ 13 Voessing (above n. 4) note 39 seems to suggest so: ‘agieren als Klienten’. 14 R. Saller, in: A. Wallace-Hadrill (ed.), Patronage in Ancient Society, p.52–4 points out that while cliens has always connotations of subservience and inferiority, patronus was quite appropriate. 15 K. Verboven, The Economy of Friends: Economic Aspects of Amicitia and Patronage in the Late Republic, Brussels 2002, 95 notes rightly that handouts were not just a sign of patronage but also euergetism; perhaps this too is debatably narrow. For sometimes it could be just fashion, or custom, etc., or all the above. Why e.g. in 1890 was it not acceptable in formal dinners in British country houses to speak across the table, but only up and down? There is no rational explanation, but this demonstrable fashion does in turn explain the vast amount of flowers that formed a quasi-spina on the Victorian table in many old photographs. We can see the sign but do not know the fashion. 16 Both exploit the long absence of invitation, attendant loss of money, and the role of the old toga as a sign of “client” status.

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The invitation is at a price of three denarii in the ablative, apparently a formal term. Martial is however not a client, – otherwise he would not need an invitation to show up at a morning salutatio,17 – but he is being asked to behave like one; he pretends to poverty and resentment of the invitation, because he can, and in any case three denarii is twice the so called 100 assaria of the client’s sportula. It is implied that if he were offered more he might come. He might come if he were not asked to behave like a client. That is why the potential patron wanted him, but we are not told if he was invited to dinner. It was probably not to listen to a morning recitation, or we should hear. This example alone demonstrates that a Roman citizen could be expected to feel that it was a slur on his status to be considered and treated as a client. But it was also allowable to invite someone with an offer of money to perform certain social actions, whether to go to a salutatio, baths, a recitatio, or dinner, or to visit old ladies, which were traditionally those of a client. If Martial refuses the conditions, he does not take the money. II. Martial Epigr. 3, 60 Cum vocer ad cenam non iam venalis ut ante cur mihi non eadem quae tibi cena datur .... cur sine te ceno cum tecum Pontice cenem? sportula quod non est prosit; edamus idem. “Since I am invited to dinner, no longer at a price as before, why do I not get the same dinner as you? .... Why do I dine without you, Ponticus, when I am dining with you? Let the sportula’s absence do some good; let’s eat the same.” This is not easy to understand. The price had been the sportula, – and that had been the money offered to come to dine, doubtless in the ablative.18 As has been seen, since Domitian ca. 87 – the date of this poem – had forbidden publicae sportulae, it seems a legitimate deduction that this invitation without sportula therefore was regarded as the new form, which did not last long; in the absence of the old publica sportula which has as we see here been forbid............................................ 17 F. Goldbeck, Salutationes: die Morgenbegrüßung in Rom, Klio 16 (2010), is not helpful for our question. 18 Voessing (above n. 4) discusses well the translation.

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den or ceased, then the dinner itself becomes the reward for coming. This is the new allowable form of public handout. It was precisely not an invitation to a familiaris cena, because that is what Martial wants it to be; nor had it been in the past, if it had been a termed a publica sportula.19 In this case, the invitation without a sportula is to a dinner without the host present in a separate place and presumably with inferior food.20 It was perhaps a cena recta but not a normal familial banquet, since it supposes at the very least a gathering with several tables not in the same place, so that the guests were not treated equally.21 It is the modern equivalent of being given dinner with the servants in the kitchen. It is regrettable that we are not told precisely what the reader was supposed to find obvious, viz. what the situation would be if it were as before. One possible answer is that Martial would accept being in a separate room / place with inferior food, if he also had a cash sportula to console him as before. The other possibility – that in times past he would have had a normal private dinner and also a sportula does not seem to me to be possible, because it does not cohere with Martial’s words. Once again though, there can be little suggestion of a true dependent relationship if Martial pretends to complain that he deserves a proper dinner at the host’s table if he does not get some cash compensation.22 In any case the sportula is not said to be given at dinner, and certainly was not given in the host’s triclinium. III. Martial Epigr. 9, 85 Languidior noster si quando est Paulus, Atili, Non se, convivas abstinet ille suos. Tu languore quidem subito fictoque laboras sed mea porrexit sportula, Paule, pedes. “When our Paulus is feeling ill, Atilius, he doesn’t abstain; he abstains from his guests. You’ve only come down with a sudden fictitious illness, Paulus, but my sportula is deceased.” ............................................ 19 We agree with Voessing’s view that the emperor wanted to retain this custom of venalis invitatio for his own purposes. He wanted to restrict such sportulae to imperial occasions and I should add, imperial cult. We know that he failed to achieve this, but not how or why. If so, a sportula publica was not a handout in a public place but a handout that was considered to have public aims. 20 Voessing (above n. 4), note 57 calls attention to the realities of these ‘unequal’ convivia. 21 Voessing (above n. 4), esp. note 58. 22 A similar situation is envisaged in Epigr. 3, 30: Sportula nulla datur; gratis conviva recumbis, also before 87 AD. “gratis” is a joke, “for nothing”, sine mercede. Martial asks, “how do you manage to stay alive?”

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Martial gets neither dinner nor a sportula when Paulus claims to be ill: the two go together.23 Martial obviously is denied a sportula if he does not attend a dinner, but of course it is not said how or where this sportula was to be delivered; and more to the point, it is left open whether the sportula is considered to be the dinner. But on the whole the situation is probably like the first example above. A host is not inviting the poet for extended periods, so that he is not getting paid. In this example, as in the others, there is no suggestion of handing out money at the dinner table. We now come to two critical examples. IV. Martial Epigr. 10, 27 Natali, Diodore, tuo conviva senatus Accubat, et rarus non adhibetur eques Ac tua tricenos largitur sportula nummos Nemo tamen natum te, Diodore, putat. “On your birthday, Diodorus, the senate reclines as your dinner guest, and not rarely a knight is added; and your sportula hands out 30 sesterces (each); no one, though, supposes you well born.” Friedländer explains sportula: “Hier das den Klienten nach der Tafel verabreichte Geldgeschenk”.24 But precisely here there is no mention of clients, who have been imported by Friedländer to justify the mention of sportula; nor are we told that these were given money after or before dinner. There are simply no clients. The guests are far more distinguished than the host, and all of them were apparently given a sportula. Nor is there any comparison between the serious sum of 30 sesterces and the 100 assaria to be expected by a humble client.25 The situation here is very similar to a municipal dinner with the handout as a divisio, and notably the occasion is a birthday party. The numbers ............................................ 23 C. Hendriksen, Martial Book IX: A Commentary, Uppsala 1998–9, vol. 2, p. 116 argues that here sportula “does not seem to refer to the money dole but rather, as suggested by Friedländer in his commentary, to mean “fare” referring to the actual dinner. Compare 7, 86, 9 … in which the sportula refers to the nataliciae dapes of Sixtus.” What is said: non est sportula quae negotiatur, does not seem to allow this conclusion. 24 L. Friedländer, Sittengeschichte11 1, 339; Voessing (above n. 4) note 58 argues that the sportulae were earlier than the dinner; G. Damschen u. A. Heil, M V Martialis epigrammaton liber decimus, Frankfurt 2004, pp.123–4 has nothing relevant to say on 10, 27. 25 As Vössing, Mensa Regia, 283 n. 3 notes, it is 10 times the expected sportula, but V. still consider Martial a cliens.

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invited even allowing for comic exaggeration are obviously greater than those appropriate for private banqueting, while the amount of cash is higher than our epigraphic sources allow as normal for collegial dining. Nonetheless the passage really does come close to proof that all the guests collected 30 sesterces each in addition to the meal, even if it is not stated that this took place while dining. Even if there was a well known tendency to equate a meal with cash,26 the amount seems too high for a meal; and it would be unreasonable to deny the obvious import that it was a cash handout. But this passage is also invaluable for demonstrating that very distinguished people could take part, and there is no criticism of them for it. Secondly the occasion was the birthday party put on by probably a wealthy freedman, since he is from Martial’s point of view not a natus. He can like Trimalchio afford to hand out very large sums to get people in large numbers to come to his party. Martial merely makes the point that paying people serious amounts to come to dinner with you on your birthday does not make you well born. It is assumed that the invitatio venalis is perfectly normal for such an occasion even with distinguished guests. V. Martial Epigr. 12, 29, 12–16 … accedit gelidam servus ad auriculam et ‘rogat ut secum cenes Laetorius’ inquit, “viginti nummis.” non ego; malo famem quam sit cena mihi, tibi sit provincia merces… “… a slave approaches my frozen ear, and “Laetorius asks your company for dinner,” says he, “at 20 sesterces.” Not me. I prefer to starve if the pay is dinner for me but a province for you.” Martial as knight – desidiosus eques (l. 2) – compares himself with a senator as they pursue their morning social rounds, visiting the great and useful. Note that he does not do this as a client of the senator, who just wants his company, and he is invited personally by Laetorius, as presumably was the senator. They are doing the same work but in his view for very different rewards. The normal invitation, as we saw, invited someone to dinner with an ablative of definite price,27 but the sum has again nothing to do with the usual sportula of clients.28 ............................................ 26 Vössing, Mensa Regia, 141, n. 2. 27 In 4, 68: the invitation is also with an ablative of money: invitas centum quadrantibus et bene cenas.

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Martial knows he will get nothing out of it except dinner and sportula, and in an excess of enviousness refuses what was after all a decent sum. The senator is indulging in what we call “networking”, striking up profitable friendships, and is certainly practising the common Roman game of ambitus, going around seeking favours and offices by compliments, flattery and other such means. It is not said that the senator is offered money, but since he is invited also along with Martial, we would expect it to be so. It is once again not said that the handout was while dining. It is evident that these last two clear examples are not to be connected to the world of patrons and clients, but to something else. Nor are they to be connected to corporate dining, despite the similarities. Yet Martial retails these stories as if they represented something normal, just as Pliny assumes that we will understand his reference to handouts as normal. It appears certain that at the end of the first century AD, and perhaps earlier, a knight or senator or any other important person could be approached at home or in the street and invited at a specific sum to dinner on the occasion of a birthday; other possible occasions we shall consider in a moment. At this dinner numbers of the upper class could be present, even if the host was a pretentious but wealthy freedman. At such a dinner, specified sums of money would be dispensed by the host, either personally or via others, to those present, in a manner that was typical, as we know, of municipal and collegial dinners of the period. In Greek the term κατα τρίκλινον is frequent for this form of distribution at multiple triclinia.29 It had been long typical of the emperor’s birthday celebration, celebrated over the empire.30 Where are the origins of this custom? We do not have any evidence how invitations to corporate or public convivia were issued, even though there is room for comparison. For example, it is probable that some announcement of forthcoming largesse could be made to members of a college perhaps via a promissio or epaggelia of the amount of a forthcoming sportula to a large ........................................................................................................................................................................... ut cenem invitor, Sexte an ut invidem…? Voessing (above n. 4), n. 41 maintains that the money could be the amount of the meal, though most have assumed that it is cash. 28 Vössing, Mensa regia, 243, n. 3 considers Martial here a cliens; but later (above n. 4), n. 54, he says: “Nichts deutet auf eine Geldzahlung”, which in this case we find difficult to accept. 29 The first is SEG XXXV 744 from Kalindoia in 2 AD for an imperial festival. 30 Elagabalus according to Dio Cassius (80, 10) gave handouts to the senate and the knights and even to the wives of senators when he married Cornelia Paula; Plut. Vit. Galba 17 has similar stories of luxury gifts.

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groups of diners. Likewise there must have been some method of ensuring in advance that the councillors and plebs came out to attend a public gift by a munerarius. In hellenistic Priene the euergetes Zosimos has banqueters called to their dining place in the public stoa in the agora by proclamation, epaggelia; in Kyme the invitation of the pryntanis Klenanax is “by public placard”.31 Martial’s personal invitation in the street is more discrete and individual, but possibly there were group invitations to the bodies of magistrates or to collegia. The birthday banquet is a private occasion but it has the hallmarks of a public meal. Pliny, epist. 10, 116 provides us with the best and often cited parallel for these invitations, when he writes to Trajan about his problem with similar occasions in Bithynia; he cites four. It is common for people at their coming of age or marriage and on entering on office or dedicating a public building to issue invitations to all the local senators and even to quite a number of the common people in order to give them each one or two denarii. Pliny worries first, that this custom has grown to be excessive because of the numbers, and second, that it is turning into what he calls a dianome, a public distribution of cash. Trajan answers that this is indeed a reason for concern, if people – unnamed – are being asked as corpora, i.e. in groups, and not viritim ex notitia, i.e. by personal invitation, which the reader assumes would be perfectly allowable. This is an important distinction; and the underlying reasoning is what interests us. Martial’s invitatio was viritim and by personal invitation, and was therefore in order. A dianome is clearly a distribution of sportulae, that is very large and possibly unrestricted and public, even if specific groupings or associations are invited; and it requires some sort of official permission; one thinks of the emperor’s birthday again. We can easily see that any Trimalchio would have no problem in getting official permission to have a distribution of sportulae at the Kaisareion or schola of Augustales in official imperial banqueting. What is much less desirable and allowable is that unofficial invitations to sportulae – this is the word Pliny and Trajan use – are made to very large numbers of groups and corporations as a block. The problem will be that unauthorized people can gain great political influence especially among the clubs and ............................................ 31 IvPriene 113, 37, ἐγγραφῶς παρεκάλεσεν, 58 κατακλίνας τοὺς διὰ τᾶς ἐπαγγελίας ἐπὶ τὰ δεῖπνα κληθέντας ἐν τῆι ἱερᾶι στοᾶι ἐν τῆι ἀγορᾶι. Similar is ἐκ προγραφᾶς SEG XXXII 1243, 44.

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associations. Pliny and Trajan had no problem with an official dianome or with an unoffical marriage feast with handouts and personal invitations; but an unofficial dianome was trouble, and this is a point made by Plutarch and Dio Cassius also.32 When we know that dianomai are very often connected to imperial cult, we can I think infer that unofficial dianomai were potentially an infringement on the rights of the imperial authority, exactly like Domitian’s sportulae publicae. There was a very dubious dividing line between a large birthday party to which one invited one’s corporate and municipal friends in bulk and a large birthday party with one’s friends. The custom mentioned by Pliny seems to have been in origin very like Martial’s invitatio venalis, viritim ex notitia, except that the text does not clearly specify that the sportula is handed out at dinner to those dining. The four problematic occasions noted by Pliny are coming of age, marriage, entering office, dedication of a building, and this is confirmed by the more than a hundred Greek inscriptions mentioning the custom. It is true that he uses the word “invite” without specifically mentioning dinners, but we know that all these are occasions for feasts and banquets, and in fact wedding feasts were proverbial for their excess, and a dialogue of Plutarch begins (mor. 666D), “Why are weddings the biggest of all festive occasions?” The prytanis Kleanax of Kyme in Augustan times invited a large part of the city to the wedding of his daughter; scarcely very intimate but still allowable at the time.33 Indeed we remember that it was expected that there should be cash handouts at weddings; this is proved by the locus classicus at Apuleius Apol. 87–8, where the wedding takes place in a villa suburbana, as Apuleius says, ne cives denuo ad sportulas convolarent, in case the urban plebs came to get handouts, though to be sure he does not specify the precise connection between sportulae and festivity. He also claims to want to avoid the many convivia and molestiae that are usual in weddings, claiming that his wife had already dispensed 50 thousand sesterces to the people for a wedding and for her son’s coming of age ceremony. Weddings, coming of age, birthdays, these are theoretically private matters, even for an emperor. On the other hand a cena aditialis34 or the dedication of a public building could be classified as a public act, and the accompanying epulum could be a munus publicum. Pliny in his list of the Greek offenders makes ............................................ 32 Plut. Praec. ger. reip. 802D; 821F–822A; Dio Chrysos. Or. 7, 49; 48,10. 33 SEG XXXII 1243, 19–22 (between 2 BC and 2 AD). 34 Voessing, Mensa Regia, 321 n. 4.

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no such distinction: we apparently also should not. Rather we should consider that the invitations he and Martial describes are just privately sponsored feasts with social ambitions, driven by societal obligation; we may call them patronage if we wish, but it will have no formal significance. Diodorus wants to be seen as well-born, and the birthday to be a event worthy of high society; he is prepared to pay for that goal. Laetorius fails to get Martial to come, because he cannot offer enough, no more than a meal with a handout; however a senator may at least hope to be offered a province for his efforts in sedulous networking. But they are all testing the upper limits of private benefaction. It seems clear that we should not think about this material in terms of patrons and clients. It is easier to conclude that a spectrum of banqueting existed, public and semi-public, and the funding could be public or private, or both; so could the setting. If we want to know how the custom of the invitation at a price started, we could guess that distribution of cash instead of food was a convenience that arose gradually in Rome, most obviously with the sportula given to clients. Equally it could be considered as derived from Greek giftgiving rituals, or even from Roman republican political bribery in which cash was handed out from baskets at elections. This cash distribution spread to public munera of all sorts, but also to private weddings and birthdays, where it became customary to distribute small amounts of money. But by the time of Martial something else is happening, and emperors have intervened to limit potential loss of influence in Rome. Invitations offering cash to come to dinner were being made. We never hear of this earlier. The clue here is I think a passage of Pliny, epist. 6, 19 which refers to a specific kind of ambitus. The senate he says has decreed with reference to the comitia elections that candidati ne conviventur, ne mittant munera, ne pecunias deponant; that is: “candidates are not to give dinners, or send presents or throw around cash.” These first two occur tam aperte quam immodice, and one observes that this language of Pliny is very similar to his complaint about handouts in a basilica courtroom; many things are being done openly and immoderately which should be kept quiet. Social life is changing, and Pliny disapproves. The candidati take part in aperta but not publica convivia. Just as in the time of the Commentariolum Petitionis 44, candidates are advised that “generosity is to be shown in banquets”. The classic statement is in the very detailed clauses of the Lex Coloniae Genetivae, 24. CXXXII Crawford: “no candidate is to offer convivia seeking a magistracy or invite anyone to dinner or to hold a banquet” etc. with the exception that “he may have invited up to nine

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men a day and may have held a banquet”. He may also not distribute a gift or present or anything else. The restriction to nine is a reference to the standard republican private dining room, and it follows that this by now antique number was regarded as correct for delimiting a cena familiaris and that this was regularly exceeded by those seeking office. This would not be surprising in the larger and multiple private triclinia of imperial times not only for candidates but even those just looking for a province. None of these passages says that money is being handed out at the same time as people are being entertained to dinner, but in view of the passages we looked at earlier, it would seem that this combination was an interesting and popular variant that was becoming common. One could always find a birthday or a wedding let alone a building to celebrate. Pliny’s criticism was of the excessive numbers and that is also the concern of the law about candidates. When he criticizes open bribery in the lawcourts, it is not surprising that he was influenced by something that he also disapproved, corporate handouts moving into other social situations. Now Martial does not say that his potential hosts are candidates for office, and therefore there was nothing immediately illegal about their behaviour. On the contrary, they belong rather to the far larger group whom Pliny and presumably the imperial authorities suspect of using marriage feasts with handouts as a method of winning influence with the populace. They may simply be social climbers, like Trimalchio, employing what was evidently a perfectly respectable means to widen their circle of friends. But it is certain that these two examples show us a type of dinner that had much to do with social networking and nothing immediately to do with clients or what we would call a private dinner party. The municipal dinners or the dinners in the forum at the dedication of statues or public works, so well attested in epigraphy, are simply other parallel and more public areas for networking and euergetic activity, where one observes that larger sums are offered to the senior magistrates than to the plebs universa. A dinner for thirty in one’s own house, or for more if one used the garden or other rooms, or apertis ianuis in propatulo (Liv. 25, 12, 15) is scarcely to be considered intimate and familial, but it far exceeds the defined but antiquated limit of nine guests, which was. Nonetheless, the scholar whom we honour in these pages is aware as few others are that it is difficult or even impossible to determine the subtle nuances of social life from the kind of evidence that remains to us from Roman litera-

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ture and epigraphy. I offer therefore a cautionary example. In a fine article,35 one of the first that John D’Arms wrote on Roman dining customs (1984), he ventured to assert that “it surely would be absurd to suppose that Scaurus repaid Trimalchio’s hospitality in Rome”. Yet at the end of that same article he pointed out that a vir municipalis who had never been to Rome before, could be placed next to a consular and Pliny at dinner. Of course one can simply claim that this unknown provincial “must have been” a decurion of some distinction and education and thus justify ancient and modern prejudices about class structures. But would it really be so absurd to suppose that a very wealthy freedman, a successful and powerful master of the commercial and banking world, could not dine with the elite, under certain circumstances? The social necessity of networking with the financially powerful will always overcome class boundaries, and one method to encourage this was the invitatio venalis.

............................................ 35 J. D’Arms, Control Companionship and Clientela, EMC 28 (1984), 327–348, an article that deserves to be reprinted.

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Wirtschaft und Handel

H EINRICH K ONEN

Bierhandel im römischen Kaiserreich. Einige Überlegungen zu Volumen, Reichweite und Bedeutung

Im Jahre 1978 wurde im Zuge der archäologischen Grabungen auf dem Gelände des römischen Kleinkastells von Prüfening und des dazugehörenden Lagerdorfes ein interessanter, weil ungewöhnlicher Gebäudekomplex freigelegt, dessen Deutung bis in die heutige Zeit hinein umstritten ist. Es geht um ein nach Nordwest-Südost ausgerichtetes Wirtschaftsgebäude am Südostrand des Siedlungsareals mit Grundmauern von 8 x 13 m, das zugleich einen Brunnen, ein wasserundurchlässiges Bassin von 2,4 x 2,8 m Innenfläche, eine noch etwas größer dimensionierte Trockenkammer (Darre) und eine damit verbundene, gemauerte Feuerstelle beinhaltete. Schon früh kam wegen dieser eigentümlichen Anordnung die Vermutung auf, dass es sich hierbei um eine antike, d. h. in das ausgehende 2. oder frühe 3. Jahrhundert datierende Bierbrauerei handeln könnte.1 Zugleich aber meldeten sich im Bereich der bayerischen Provinzialarchäologie die Zweifler zu Wort, mit dem Ergebnis, dass der konservierte und durch einen „Römerpavillon“ gegen Wind und Regen gesicherte Befund in der nachfolgenden Zeit zu einer Textilwerkstatt mit integrierter Flachsdarre uminterpretiert wurde und ziemlich in Vergessenheit geriet.2 Es ist ............................................ 1

Vgl. S. Pauli, Projekt Römerpark – aus der Sicht des Museums, in: Römerpark Regensburg – eine Chance. Gedenkschrift zur Schaffung eines Römerparks in Regensburg, hrsg. von der Vereinigung Freunde der Altstadt Regensburg e.V., Regensburg 1981, 20–26; U. Osterhaus, Zur Vor- und Frühgeschichte Regensburgs. Jahrbuch der bayerischen Denkmalpflege 36, 1982 (1984), 29–54, hier 40–42 mit Abb. 14–16; S. Rieckhoff, Eine römische „Brauerei“ aus Regensburg, in: E. Ruprechtsberger (Hrsg.), Bier im Altertum, Linz 1992 (Linzer archäologische Forschungen, Sonderheft VIII), 27–33. Zu den Großprüfeninger Fundstellen und Funden siehe Th. Fischer, Das Umland des römischen Regensburg, Münchener Beiträge zur Vor- und Frühgesch. 42 (1990), 162– 242. Eine detaillierte archäologische Aufarbeitung der Großprüfeninger Ausgrabungen soll in der nächsten Zeit durch den Lehrstuhl für Provinzialrömische Archäologie der Ludwig-MaximiliansUniversität München – schrittweise beginnend mit dem Kleinkastell – erfolgen; vgl. A. Boos: Eine Brauerei aus der Römischen Kaiserzeit in Regensburg-Großprüfening, GGB-Jahrbuch 2010, 30– 51, hier 35.

2

Vgl. z. B. Fischer (wie Anm. 1), 240 Nr. 12.20. (Deutung als Brauerei ist „rein spekulativ“); Ders., in: K. Dietz u. Th. Fischer (Hrsg): Die Römer in Regensburg, Regensburg 1996, 158 (mit der – aus dem Befund aber nicht heraus lesbaren – Vermutung der ältere Brunnen sei früher als das Steingebäude anzusetzen und der Komplex funktional mit der Textilherstellung und -verarbeitung in Verbindung zu bringen). Als Zweckgebäude im Kontext von Weinanbau deutet den Bau hingegen T.

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das Verdienst von A. Boos, Leiter der Abteilung Archäologie der Historischen Museen Regensburg, in einem 2010 publizierten Beitrag des Jahrbuchs „Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens“ erneut die besondere Bedeutung des Gebäudes herausgestellt und ihn mit neuen, überzeugenden Argumenten als sehr wahrscheinlich römerzeitliche Brauerei, die „älteste Brauerei nördlich der Alpen“ – wie schon vorher kolportiert – definiert zu haben.3 Damit wäre ein weiteres Indiz gegeben, welches die Rolle des bislang in der althistorischen Forschung gegenüber dem Wein eher stiefmütterlich behandelten Biers als durststillendes, nahrhaftes und noch dazu berauschendes Getränk für weite Kreise der Bevölkerung in vielen Zonen des Imperium Romanum unterstreicht. Antike Autoren wie Diodor, Strabon, der Ältere Plinius, Cassius Dio etc. liefern tatsächlich genügend Belege für die besondere Rolle des vergorenen Malzgetränkes in den randlichen Provinzen des römischen Imperiums (Ägypten, Naher Osten, Spanien, Gallien, Britannien, Pannonien und Illyrien)4, und das obwohl das römische und griechische Establishment gewöhnlich eher randläufig und mit Geringschätzung über Bier und die so weit verbreitete Neigung zu bierartigen Getränken berichtet und demgegenüber den Genuss von Wein eindeutig präferiert. Besonders eindrucksvoll im negativen Urteil ist das durch die Anthologia Palatina überlieferte Epigramm des zwischen 355 und 361 in Gallien verweilenden Kaisers Iulianus über das Weizenbier der Gallier, welches ganz und gar nach „Ziegenbock“ schmecke und rieche, und das Verdikt des römischen Diensten stehenden griechischen Arztes Dioscurides (1. Jh. n. Chr.) über die gesundheitlichen Folgen des Biergenusses: Er führe zu Blähungen, mache dick, verderbe die Körpersäfte, greife durch seine harntreibende Kraft die Nieren an und reize in hohem Grade die Nerven und das Gehirn.5 ........................................................................................................................................................................... Häußler, Römischer Weinbau an der Donau bei Regensburg, Beiträge zur Geschichte des Weinbaues in Altbayern 4 (2001), bes. 12f. 3

Vgl. Boos (wie Anm. 1).

4

Einschlägig hierunter zu Ägypten: Diod. 1, 20 u. 4, 2; Strab. 17, 799; Plin. nat. 14, 149 u. 22, 164; zu Spanien: Strab. 3, 155; Plin. nat. 22, 164; Flor. epit. 2, 18, 12; Oros. 5, 7; zu Gallien: Plin. nat. 22, 164; Diod. 5, 26; Dion. Hal. 13, 11 [16]; Poseidonius v. Apameia bei Athen. 4, 152 c; Iul. Afric. cest. 25 (πίνουσι Κελτοὶ κερβησίαν!); zu Germanien: Plin. nat. ebd., Tac. Germ. 23; zum Balkan: Cass. Dio 49, 36; Hieron. comm. VII in Isaiae c. 19; Amm. 26, 8, 2.

5

Vgl. Dioscur. De materia medica 2, 109f.; zu Julian Anth. Pal. 9, 368. Auch Plinius schließt seine Ausführungen zu den Biersorten Galliens bezeichnenderweise mit der Bemerkung. „Was aber den Trank angeht, so wollen wir doch lieber vom Wein reden“ (Plin. nat. 22, 164) und über die Pannonier berichtet Cassius Dio, dass sie Gerste- und Hirseprodukte nicht nur essen, sondern „sie auch trinken müssen“ (Cass. Dio 49, 36). Last not least diente Bier zur privaten Verunglimpfung, wie im Falle des Kaisers Valens, als er Kalchedon belagerte und nach Ammianus Marcellinus von den Bewohnern der Stadt als „Biersäufer“ (Sabaiarius) beschimpft wurde (vgl. Amm. 26, 8, 2).

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Nichtsdestotrotz scheint den Menschen vielerorts das Bier geschmeckt zu haben und es lohnt sich, einzelnen Facetten der antiken Bierkultur6 weiter nachzuspüren. Im Vordergrund dieses Beitrags wird die Frage nach den Dimensionen, in denen in der römischen Antike Bier als Handelsware kursierte, stehen. Sie wurde bislang meist mit speziellem Blick auf das antike Ägypten und den Orient (v.a. Mesopotamien) aufgeworfen bzw. behandelt, sonst aber nur beiläufig angerissen.7 Ein weiterer Blick richtet sich auf den Marktpreis von Bier und die Frage, in welchem Maße sich die Bierbrauerei im römischen Imperium zum einträglichen professionellen Gewerbe entwickeln konnte und eventuell sogar über den lokalen Rahmen agierende Bierhändler hervorbrachte (vgl. dazu in erster Linie die Literatur in Anm. 7). Methodisch werden wir uns zunächst der Terminologie von Bier zuwenden, dann dem Herstellungsprozess und der Haltbarkeit des alkoholischen Getränks. Im nächsten Schritt richtet sich der Blick nacheinander auf den papyrologischen Befund in Ägypten, die Vindolanda-Tabletts in Britannien, die inschriftlich bezeugten Bierhändler in Nordwestgallien und zwei Amphorentypen aus den Limesgebieten Ober- und Untergermaniens, die eventuell mit Biervertrieb in Verbindung zu bringen sind. Auf der Basis all dieser Quellen kann dann vielleicht eine genauere Aussage zu den Dimensionen bzw. dem Charakter des Bierhandels im römischen Imperium getroffen werden. Wie gesagt, war Bier vielerorts ein beliebtes Getränk. So nimmt es – auch wegen der unterschiedlichen Rezepturen, mit denen man es herstellte – nicht Wunder, dass seine Bezeichnung nicht einheitlich war, sondern je nach Region und Konsistenz ganz verschieden. In Ägypten z. B. war in der Kaiserzeit gemäß den überlieferten Papyruszeugnissen und Ostraka die Bezeichnung ζύτος ............................................ 6

Vgl. dazu schon F. Olck, s.v. Bier, RE III 1 (1897), 460–464; G. Wiegelmann, s.v. Bier, Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 2 (1975), 533–537; E.M. Ruprechtsberger, „Wirtin, füll’ die Flasche mit Bier!“ Bier in griechisch-römischer Zeit: Ein Überblick, in: Ders. (Hrsg.), Bier im Altertum. Ein Überblick, Linz 1992, 15–24; K. Volke, Die Anfänge alkoholischer Getränke – Bier, Wein und Alkohol im Spiegel der Geschichte, Das Altertum 44 (1998), 123–148; I.S. Hornsey, A History of Beer and Brewing, Cambridge 2003, bes. 151–152 (Bierkultur in Spanien und Gallien) u. 225–232 (Bierkultur in Britannien). Auch in Griechenland scheint Bier bis in die archaische Zeitstufe hinein ein gängiges Getränk gewesen zu sein; vgl. Rupprechtsberger a.O., 15–17; J. Kramer, Bier in der Antike und der Romania, in: Boulée, A. u. Kramer, J. (Hrsg.), Latinitas et Romanitas. Festschrift für Hans Dieter Bork zum 65. Geburtstag, Bonn 1997, 198f.

7

Vgl. H.-J. Drexhage, Bierproduzenten und Bierhändler in der papyrologischen Überlieferung, MBAH XVI (1997), H. 2, 32–39; P. Sänger, Bier, in: H. Froschauer u. C. Römer (Hrsg.), Mit den Griechen zu Tisch in Ägypten, Wien 2006, 48–51; E. Haslauer, Sitzen am Ufer der Trunkenheit – Bier im Alten Ägypten, in: Ruprechtsberger (wie Anm. 6), 10; T. Reil, Beiträge zur Kenntnis des Gewerbes im hellenistischen Ägypten, Borna-Leipzig 1914, 164–169; W. Rölling, Die Anfänge der Braukunst im Zweistromland, in: Ruprechtsberger (wie Anm. 6), 9–14; E. Huber, s.v. Bier und Bierbereitung in Babylonien, Reallexikon der Assyriologie 2 (1938), 25–28.

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oder ζύτον üblich,8 was natürlich eine Entlehnung aus dem griechischen Sprachgebrauch (ζῦθος) darstellt. Bei den Dalmatern hingegen wurde Bier aus Gerste oder Hirse sabaiam genannt, bei den Illyrern sabaia, welches außer aus Gerste auch aus Weizen zubereitet werden konnte.9 Der Ältere Plinius indes verwendet den Begriff cervesia für das „in Gallien und anderen (nördlichen?) Provinzen“ hergestellte Bier, während in Hispanien die Bezeichnung caelia bzw. cerea üblich sei und in Ägypten der Begriff zythum.10 Ähnlich differiert Ulpian in der Darlegung von rechtlichen Problemen verbunden mit Wein das von diesem abzugrenzende Bier in zythum, cervesia, camum und hydromeli, je nach Konsistenz der Basisstoffe und den regional geläufigen Bezeichnungen.11 Über den gewerblichen Herstellungsprozess von Bier abseits vom reinen Hausgebrauch können wir durch einige Schriftquellen und Bilddarstellungen aus dem alten Ägypten und dem Zweistromland12 und durch die eingangs angesprochene Brauerei in Regensburg Prüfening und einem ähnlichen Befund aus Britannien (s.u. S. 203) ein ungefähres Bild gewinnen. So war in Mesopotamien und Ägypten die Vorfertigung von Bierbrot von Bedeutung, das dann im Gärungsprozess mit Maische aus Getreidemalz und Wasser vermengt wurde und den Gärungsvorgang initiierte.13 Davon unterschied sich nach dem archäologischen Befund aus Regensburg zu urteilen der Produktionsprozess in den nördlichen Provinzen des Imperium Romanum nicht unwesentlich.14 ............................................ 8

Vgl. auch Plin. nat. 22, 164.

9

Vgl. zu den Dalmatern Hieron. comm. VII in Isaiae c. 19; zu den Pannoniern Amm. 26, 8, 2.

10 Vgl. Plin. nat. 22, 164: Ex iisdem (gemeint sind die Feldfrüchte, Anm. d. Verf.) fiunt et potus; zythum in Aegypti, caelia et Cerea in Hispania, cervisia et plura genera in Gallia aliisque provinciis, … Dass in Gallien mehrere Termini für – wohl unterschiedliches – Bier gebräuchlich waren, bezeugt nach H. Binsfeld, Moselbier, Jahrbuch Gesellschaft für die Geschichte und Bibliographie des Brauwesens e.V. 1972, 257f. die Wendung negotians artis cervesariae sive cerariae in CIL XIII 450*. 11 Vgl. Dig. 33, 6, 9 (Ulpianus libro 23 ad Sabinum). 12 Vgl. die Abb. und Ausführungen bei W. Heck, Das Bier im Alten Ägypten, in: M. Fansa u. A. Sander-Berke (Hrsg), Gerstensaft und Hirsebier. 5000 Jahre Biergenuss, Oldenburg 1998, 22–42; ferner Halsauer (wie Anm. 7), 6f.; Rölling (wie Anm. 7), 9–14; Volke, (wie Anm. 6), 123–133. 13 Vgl. Volke (wie Anm. 6), bes. 130f. mit Abb. 7 (Besprechung einer ägyptischen Grabmalerei in der Opferkammer der Anchet-hetep-her aus der Zeit um 2300 v. Chr., in der der Fertigungsprozess bildlich ausführlich dargestellt ist). Siehe ferner das mutmaßlich auf den um 300 n. Chr. in Panopolis lebenden Alchemisten Zosimos zurückgehende Rezept Περὶ ζύθων ποιήσεως (ed. M. Berthelot, Collections des anciens alchemists grecs, Bd. 2, Paris 1888, 372; in Übers. vorgestellt bei Olck [wie Anm. 6], 459) und die ebenfalls auf ägyptisches Bier bezugnehmenden Brauanweisungen in der Gemara B. Pesach 42 b zur Mischna Pesachim III 1 des Jerusalemer Talmuds. 14 Vgl. dazu nun überzeugend Boos (wie Anm. 1), 36–42. Interessant ist auch eine im altägyptischen Hierokonpolis entdeckte Anlage mit massigen Bottichen und einem Ofen zur Herstellung standardisierter Krüge (zur Bierabfüllung); vgl. R.F. Friedmann, Hierakonpolis, The Oxford Encyclopaedia of Ancient Egypt 2 (2001), 99.

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Zunächst stellte auch hier das Mälzen den ersten Schritt bei der Bierherstellung dar: Die Gerstenkörner wurden in ein Wasserbecken geschüttet und durch längeres Verweilen darin zum Keimen gebracht. Dadurch wandelte sich die unlösliche Getreidestärke in Zucker um. Diese Entwicklung wurde dann durch Darren, indem man das Keimgut bzw. ‚Grünmalz‘ unter Zufuhr von stark erhitzter Luft trocknete, gestoppt. Danach wurde das ‚Braumalz‘ gequetscht, geworfelt, ausgelesen und geschrotet. Durch Zuschütten von Wasser entstand schließlich in einem Bottich eine Art Getreidebrei, die Maische. Diese wurde hernach in einen Kessel umgefüllt und auf ca. 60 bis 70° Celsius erwärmt. Dadurch verwandelte sich die Stärke im Schrot zu Zucker, während zugleich die Rückstände des Korns, die Treber, abgetrennt, entfernt und Würzstoffe oder weiteres Mehl zugesetzt werden konnten. Das Resultat war eine eingekochte Bierwürze, die dann in speziellen Bottichen oder Bassins der Hauptgärung zugeführt wurde. Dabei wurde gezielt Hefe beigegeben, durch die sich der im Brei enthaltene Zucker bei einer Temperatur von 15–20° Celsius obergärig über mehrere Tage hinweg in Alkohol und Kohlensäure aufspaltete. Das Resultat war nach Abschöpfen der aufsteigenden Hefe und einem mutmaßlichen Siebvorgang ein ‚Bier‘, das, in geeignete Fässer oder keramische Großgefäße abgefüllt, entweder sofort konsumiert oder zwecks Reifung im kühlen Keller für einige Tage eingelagert und dann rasch ausgeschenkt wurde. Wie lange das abgelagerte Getränk nun genusstauglich blieb und auf dem Markt vertrieben werden konnte, lässt sich bislang schwer aus den Quellen herauslesen. Einiges hing hier wohl von den Witterungsverhältnissen ab (Kühle tat der Konservierung des Bieres sicher gut!) und davon, welche konservierenden Zutaten der Bierwürze beigegeben wurden. Interessant ist in diesem Kontext ein mesopotamischer Quellentext aus der 2. Hälfte des 1. vorchristlichen Jahrtausends, in dem von „einjährigem Bier“, d. h. einem mutmaßlich länger haltbaren Gebräu, die Rede ist.15 Handelt es sich dabei um ein, durch Verwendung stark eingebrauter Würze, höherprozentiges Produkt oder um ein durch Hopfen oder ähnlich wirkendes Kraut konserviertes Produkt? Diese Frage stellt sich auch beim Lesen einer Sentenz des Älteren Plinius in seiner berühmten Enzyklopädie. Wieder auf berauschende Getränke aus feuchtem Getreide bei den westlichen Völkern bezugnehmend, führt der Gelehrte näm............................................ 15 Vgl. Huber (wie Anm. 7), 28; Rölling (wie Anm. 7),10. Gemeinhin wird den Klosterbrauereien des 12. Jhs. n. Chr. die Einführung des Hopfens als Konservierungsstoff zugeschrieben; vgl. I. Krauß, Heute back’ ich, morgen brau’ ich … . Zur Kulturgeschichte von Brot und Bier, Ulm 1994, 57f.

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lich an, die Spanier hätten „bereits gelehrt, dass die einzelnen Arten davon alt werden können“.16 Wir werden sehen, ob es noch weitere Befunde und Indizien gibt, die hinsichtlich der Haltbarkeit und Handelstauglichkeit von Bier eine etwas optimistischere Sicht ermöglichen. Zunächst aber gilt es in Bezug auf die oben skizzierten Fragen den Blick auf die Verhältnisse im römischen Ägypten zu richten. Bier ist hier durch eine Reihe von Papyruszeugnissen direkt oder indirekt als Handelsware bezeugt. Dazu zählen für die Kaiserzeit auch zwölf Belege für den ζυτοπώλης (Bierhändler), zwei Belege für eine ζυτόπωλις (Bierhändlerin) und vier Belege für den (spätantiken) ζυτᾶς, mit dem ebenfalls der Bierhändler gemeint ist.17 Es ist interessant, dass es in der vorhergehenden ptolemäischen Periode nur zwei entsprechende Belege, jeweils einen für einen ζυτοπώλης und für eine ζυτόπωλις, gibt,18 wohl aber etliche für Bierbrauer (ζυτοποιοί), die wiederum in der Kaiserzeit nur noch ganz selten im Quellenmaterial vorkommen.19 Wir erfahren in diesem Kontext auch, dass die Herstellung, der Vertrieb und der Konsum von Bier seit den Tagen des Augustus nicht mehr einer strengen Regulierung durch Vergabe staatlicher Monopole unterlag, sondern in ein freies Gewerbe überführt wurde.20 Eine Biersteuer, die ζυτηρά oder ζυτερά κατ̓ ἄνδρα, bestand als jährlich zu entrichtende Lizenzsteuer im Umfang von vier bis fünf Drachmen für jene, die eigenes Bier brauten, allerdings weiterhin21 (sie konnte recht ertragreich sein),22 und weiterhin ............................................ 16 Vgl. Plin. nat. 14, 149: Hispaniae iam et vetustatem ferre ea genera docuerunt. 17 Vgl. zum ζυτοπώλης: P. Bodl 1/65 Z. 4 (1. Jh. n. Chr., dazu aber Drexhage [wie Anm. 7], 35); P. Berl. Leihg. 2/39 (Theadelphia; 160 n. Chr.); BGU 9/1898, 227 u. 328 (Theadelphia; 172 n. Chr.); P. Mil. Vogl. 6/278, 22 (= SB 6/9385; Tebtynis; 2 Jh. n. Chr.); BGU 1/9 IV 10 (Ptolemais Euergetis; ca. 276 n. Chr.); BGU 13/2280 Frg. B (Ptolemais Euergetis; 276 n. Chr.); P. Prag 2/176,11 (3./4. Jh. n. Chr.); SB 16/12648,83 (= P. Oxy 1/85 (Oxyrynchos; 338 n. Chr.); SB 12/11003,5 (4./5. Jh. n. Chr.); SB 18/13889,3 u. 11 (mit BL 11/226; Hermopolites; 6. Jh. n. Chr.); zur ζυτόπωλις: P. Strasb. 9/831, 3 (Tebtynis; 162/163 n. Chr.); BGU 1/38,18 (Arsinoites; 2./3. Jh. n. Chr. [= BL 1/10]); zum ζυτᾶς: BGU 4/1087 col. II 2 (mit BL 2.2/23; Ptolemais Euergetis; ca. 276 n. Chr.); SB 20/14507 A 7 (4./5. Jh. n. Chr.); P. Alex 239 p. 42 (6./7. Jh. n. Chr.); SB 6/9140,15 (Arsinoites, 7. Jh. n. Chr.). Eine aktuelle Listung der Belege liefert K. Ruffing, Berufliche Spezialisierung in Handel und Handwerk, Bd. 2, Rhaden 2008, S. 229–533. Maßgeblich ist ansonsten Drexhage (wie Anm. 7), 32–39. Siehe ferner die aufschlussreichen Bemerkungen zum Material bei Sänger (wie Anm. 7), 48–51. 18 Vgl. SB 20/1448, 5f. (Tholtis; 3. Jh. v. Chr.); SB 20/14431,2 (Tholtis; 3 Jh. v. Chr.). Der letzte Beleg ist aber unsicher; vgl. Drexhage (wie Anm. 7), 35. 19 Vgl. zu den insges. 36 Belegen für ζυτοποιοί die Auflistung von H. Harrauer, CPR 13, S. 82–86 ergänzt durch Drexhage 1997 (wie Anm. 7), 33. Für die Kaiserzeit (1.–2. Jh. n. Chr.) hingegen sind nur 7 Belege bekannt, ein weiterer gehört ins 6. Jh. n. Chr.; vgl. dazu die Listung bei Ruffing (wie Anm. 17), 530–532. 20 Vgl. zum Biermonopol K. Wessely, Zythos und Zythera, 13. Jahresber. d. Κ. Κ. Staatsgymn. in Hernals, Wien 1887, 40f.; S. Wallace, Taxation in Egypt, New York 1938, 187f. 21 Vgl. O. Mich. 3/988 (Karanis; 1. Jh. n. Chr.); P. Mich 6/382 (Empfangsbestätigung für Geldsteu-

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musste von jenen, die gewerblich Bier herstellten oder verhandelten, eine Gewerbesteuer entrichtet werden.23 Auffällig ist der von all diesen Steuern betroffene Personenkreis (sehr oft einheimische Bauern und Schafhirten), der gewiss nicht der Oberschicht des Landes zuzuordnen ist. Ein in Oxyrhynchos gefundenes Zeugnis aus dem Jahre 338 v. Chr. verdeutlicht zudem, dass die Bierhändler in Ägypten größtenteils der Ebene des Produzentenhandels zuzuordnen sind, denn die hier angeführte Zunft der ζυτοπῶλαι deklariert in ihrer monatlichen Eingabe an den Logisten die bei ihr vorhandenen Vorräte an Gerste, also dem Ausgangsmaterial zur Brauerei.24 Der mutmaßliche Umfang der Handelsaktivitäten rund um das Bier wird auch aus einer Abrechnung von Bierverkäufen ersichtlich, die für den Vorsteher der Priestervereinigung von Tebtynis erstellt wurde und sich über einen Zeitraum von dreieinhalb Monaten zwischen Mitte Dezember und Anfang April erstreckt.25 Zwar werden in der Summe an insgesamt 51 Verkaufstagen 1.146 Chus, d. h. ca. 3323 l, Bier als verkauft deklariert, aber pro Verkaufstag kam der Bierladen (ζυτοπωλεῖον) von Tebtynis nicht über 65 l Bier hinaus. Dies ist vor dem Hintergrund der in der Regel wohl recht geringen Bierpreise pro chous (s.u. Anm. 31 u. 35) keine Menge, mit der ein Verkäufer zu Reichtum gelangen konnte! Dennoch weisen andere Zeugnisse auf einen bedeutenden Konsum durch das einfache Volk und selbst bei einem Teil der Soldaten26 hin. Interessant sind ........................................................................................................................................................................... ern; hier wichtig recto Z. 53f. mit Anführung einer individuellen Biersteuer in Karanis in jährlicher Höhe von fünf Drachmen; 87–88 n. Chr.); P. Mich. 6/383 (Steuerrolle aus Karanis a.d. 107 n. Chr.: hier wichtig verso Z. 41–43 u. Z. 47f. mit Aufführung einer entsprechenden Steuer in Karanis in Höhe von nur 4 Drachmen); P. Mich. Inv. 4/242 (Steuerrolle: Karanis; 173/3 n. Chr.); O. Mich. 3/987 (Biersteuerquittung: Karanis; frühes 1. Jh. n. Chr.); P. Oslo 2729 (mit BL VIII 228) (Biersteuerquittung: Theadelphia; 22. Aug. 164 n. Chr.); SB 22/15615 (= P. Sel. Warga 10); (Steuerliste, u.a. Biersteuer [Z. 23]); P. Tebt. 2/353 (mit BL 11/278) (Peensamoi im Herakleopolites; 10. Nov. 192 n. Chr.: Quittung für verschiedene Steuern, u.a. mehrfach für individuelle Biersteuer in Höhe von 4 Dr.); SB 16/12332 (Philadelphia im Arsinoites; 55–68 n. Chr.: Steuerquittung u.a. für eine individuelle Biersteuer von 4 Dr. [s. verso col. I Z. 44–47 u. verso col. II, Z. 54–58]); SB 20/14525 (mit BL XII 226) (Phildaplphia; 27. Juni 57 n. Chr.: Buchhaltung mit Eintrag einer Biersteuerausgabe stellvertretend für einen Hirten in Höhe von 10 Dr. in recto col. II Z. 29); SB 22/15851 (Karanis; 15. Mai 94 n. Chr.: Hinweis auf individuelle Biersteuern von 5 Dr.). 22 Vgl. P. Mich. 2/123 recto col. VII ctr. Z. 34–36 (Hinweis auf Erklärung über an den Strategen abgeführte jährliche Biersteuer aus den Orten Kerkusis und Tebtynis in Höhe von 1204 bzw. 8200 Dr.!). 23 Vgl. etwa P. Fay. 215 (Euhemeria im Arsonoites; 173 n. Chr.: παρὰ τοῦ ζυτοπ(οίαν) ἀσχ(ολουμένου)); P. Fay. 42 (a) II 9 (Theadelphia im Arsionoites; 2. Jh. n. Chr.: Listung von Steuerrückständen, darunter φό(ρου) ζυ(το)π(οίας)). Weitere Belege bei Reil (wie Anm. 7), 164–169. 24 Vgl. P. Oxy. 1/85. Zu weiteren Belegen für die eigene Brautätigkeit siehe Reil (wie Anm. 7), 167 mit Anm. 2. 25 Vgl. P. Mich 5/322 (Tebtynis, nach dem 13. Mai 51 n. Chr.) 26 Vgl. hierzu etwa P. Oxy. 12/1513 (Oxyrynchos; um oder nach 300 n. Chr.), worin von der Belieferung dalmatischer Reiter mit größeren Mengen von Bier die Rede ist.

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etwa die in Tebtynis in den öffentlichen Versammlungsräumen entdeckten zahlreichen Ostraka. Sie datieren in das 1. Jahrhundert n. Chr. und werden als Bierscheine oder -spenden für lokale Vereine, die hier ihre Treffen oder Symposien veranstalteten, gedeutet und verzeichnen Mengen von im Schnitt 80 und 130 Litern, die man bei gesellschaftlichen Anlässen zu konsumieren pflegte.27 Auch P. Mich. V 245, Z. 34f., der eine Vereinssatzung von Salzverkäufern von Tebtynis aus dem Jahre 47 n. Chr. beinhaltet, bezeugt beträchtlichen Bierkonsum. Bei den an jedem 25. Tag des Monats veranschlagten Treffen des Kollegiums sollte jedes anwesende Mitglied stets ein chous Bier, d. h. ca. 2,9 Liter, zum Verzehr zugeteilt bekommen! Gute Einblicke in das damalige Trinkverhalten der Ägypter liefert ferner das Grapheion-Register in Tebtynis für die Zeit um 45/47 n. Chr. Es enthält im Verso-Teil, der die persönlichen Ausgaben der Registrierungsbeamten Kronion und Eutychas und dienstbezogene Einträge bzw. Vermerke vom November 45 n. Chr. bis Dezember 46 n. Chr. enthält, eine Reihe von Vermerken in Bezug auf Bier. Interessant ist hier vor allem die Zeit zwischen dem 8. Februar und dem 25 Juni (= verso col. III–VII), in der die beiden Notare für sich oder Personen, die mit ihnen zusammenarbeiten, immer wieder Gerstensaft für den täglichen Verbrauch erwerben.28 Dabei zeigt sich, wie H.-J. Drexhage in seinem Aufsatz zu den „Bierproduzenten und Bierhändlern in der papyrologischen Überlieferung“ herausstellt, dass in der betreffenden Zeit „die Herren […] zunehmend mehr Bier (kauften), um dann noch ab dieser Zeit selber im Amt Bier zu brauen“.29 Sie erwarben eigens dafür Sauerteig (zyme) im Wert von 4 Obolen (vgl. verso col. V Z. 32 u. 34), ohne allerdings selbst auf weitere Biereinkäufe zu verzichten. Wohl Ende Juni endet dann plötzlich der Konsum, vielleicht weil die Nilschwemme einsetzte und vor der neuen Ernte das Malz knapp wurde oder weil ab Ende Juli die Weinlese begann, womit man sich dem dann wohl sehr günstigen und geschmacklich schöneren Rebensaft zuwenden konnte.30 ............................................ 27 Vgl. F. Reiter, Symposia in Tebtynis – Zu den griechischen Ostraka aus den neuen Grabungen, in: S. Lippert u. M. Schentuleit (Hrsg.), Tebtynis und Soknopaiu Nesos. Leben im römerzeitlichen Fajum (Akten des internationalen Symposions vom 11. bis 13. Dezember 2003 in Sommerhausen bei Würzburg), Wiesbaden 2005, 133–136. 28 P. Mich. 2/123 (Tebtynis; 45–47 n. Chr.). Die Rolle und ihre teilweise getrennt veröffentlichten Teile ist jetzt übersichtlich einzusehen in dem alle wesentlichen Datenbanken zu antiken Papyri und Ostraka einbeziehenden Portal ‚www.papyri.info‘. 29 Vgl. P. Mich. 2/123 verso col. VII Z. 28. 29. 32 u. 34. Zur Deutung des Geschehens Drexhage (wie Anm. 7), 38f. mit Anm. 26; Ders., Preise, Mieten/Pachten, Kosten und Löhne im römischen Ägypten, St. Katharinen 1991, 43. 30 Vgl. zu den Weinpreisen in Ägypten Drexhage (wie Anm. 29), 58–73. Zum Weinanbau in Ägypten K. Ruffing, Weinbau im Römischen Ägypten, St. Katharinen 1999 (Pharos. Studien zur griechischrömischen Geschichte XII), S. 165–169 (bes. zum Zeitraum der Weinlese).

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Aufschlussreich hinsichtlich der Frage, warum Bier in dieser Zeit immer noch begehrt war, sind die in den Papyrustexten gelisteten Preise. So erfahren wir durch die Einträge der o.g. Grapheion-Beamten, dass zur täglichen Durststillung beider üblicherweise ein oder zwei Obolen hinreichend waren und man sich durch die örtlichen Braumeister und Bierhändler offenbar regelmäßig kleine Mengen – ein, zwei, maximal zweieinhalb chous – liefern ließ.31 Bei Zuordnung der eben genannten Preise zu diesen Getränkemengen ergibt sich also ein Tarif von einer Obole pro chous. Damit wäre Bier relativ günstig, zumal in einem Papyruszeugnis aus dem Gau Hermopolitis sogar ein noch niedrigerer Preis überliefert ist. Es lässt sich dem Jahr 78/79 n. Chr. zuordnen und belegt, dass ein keramion Bier, umgerechnet wohl 18 l, für nur 1,5 oboloi (= 1 Viertel Drachme) zu bekommen war!32 Da die Drachme in Ägypten zu jener Zeit im Verhältnis 1:1 mit dem römischen Sesterz verrechnet wurde,33 begegnen wir also einem Billigprodukt, dass sich selbst die Geringverdiener ohne weiteres leisten konnten. So sei zum Vergleich angeführt, dass für erwachsene Feldarbeiter und Tagelöhner in der ägyptischen Provinz im 1. Jahrhundert n. Chr. ein Lohn von rd. 3–4 Obolen täglich üblich war, im 2. Jahrhundert n. Chr. ein solcher von 6–9 Obolen.34 Freilich wird dieser sehr niedrige Bierpreis eine Ausnahme dargestellt haben und der Preis an sich dürfte je nach Jahreszeit (d. h. Verfügbarkeit von Gerste als Ausgangsprodukt für Malz) und den Umständen der Produktion bzw. des Vertriebes stärkeren Schwankungen unterworfen gewesen sein. Einen Beleg dafür bietet ein Text aus dem frühen 1. Jahrhundert n. Chr.: In der Abrechnung eines Bierbrauers und -verkäufers beträgt der Preis für 1 chous (insges. ungefähr 2,9 Liter) bei den regelmäßig belieferten Stammkunden nach der Gesamtrechnung zu urteilen offenkundig 2 Obolen, wobei in dem Verzeichnis noch zusätzliche, in der

............................................ 31 Vgl. P. Mich. 2/123 verso col. III Z. 33–39, hier auch die Erwähnung eines Lieferanten namens Eutychas, der wohl mit dem Bierbrauer in einem Vermerk auf der Recto-Seite identisch ist (vgl. ebd. recto 1,d Z. 8). Eine tägliche Auslieferung im üblichen Umfang von ein bis zwei chous lässt sich auch in P. Tebt. 2/403 col. VI, einer Abrechnung eines Bierverkäufers aus dem frühen 1. Jh. n. Chr., belegen! 32 Vgl. SB 8/9699 col. 18. Siehe zur hier gewählten Bemessung des im Volumen strittigen keramions, überzeugend Drexhage, 1991 (wie Anm. 29), 58f. 33 Vgl. K. Strobel, Geldwesen und Währungsgeschichte des Imperium Romanum im Spiegel im Spiegel der Entwicklung des 3. Jahrhunderts n. Chr., in: Ders. (Hrsg.), Die Ökonomie des Imperium Romanum. Strukturen, Modelle und Wertungen im Spannungsfeld von Modernismus und Neoprimitismus, St. Katharinen 2002, 121. 34 Vgl. die Listen mit den entsprechenden Papyrusbelegen bei Drexhage, 1991 (wie Anm. 29), 413f.

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Summe die Biereinnahmen sogar übertreffende Erlöse aus der – wohl mit der Bierauslieferung verbundenen embole – angeführt werden.35 Wie bereits angedeutet, stammen fast alle oben angeführten Belege für Bierkonsum aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. Tatsächlich ging der Trend in den nachfolgenden Jahrhunderten augenscheinlich dahin, dass Bier als Marktprodukt, von Produzenten zumeist selbst verkauft und / oder im lokalen Milieu von kleinen Bierhändlern oder Tempelbrauereien im Detailhandel vertrieben, zunehmend an Bedeutung einbüßte. Das ursprüngliche Nationalgetränk36 wurde im Laufe der Kaiserzeit offenkundig sehr stark von dem nun auch in Ägypten großflächiger angebauten Wein zurückgedrängt,37 wenngleich es als zythum noch im Jahre 301 als sehr billiges Getränk neben verschiedenen Weinsorten im diokletianischen Preisedikt aufgeführt ist und damit auch in der Nilprovinz noch eine gewisse Bedeutung gehabt haben dürfte.38 Dieser Prozess des schrittweisen Bedeutungsschwundes bis in die ausgehende byzantinische Zeit hinein zeigt sich auch in der Quantität von Erwähnungen von Bierbrauern bzw. -brauerinnen und Bierhändlern bzw. -händlerinnen (s. dazu oben Anm. 17). Sie werden mit fortlaufender Zeit immer seltener angeführt und sind bereits in der Kaiserzeit zahlenmäßig in keiner Weise mit den papyrologisch erwähnten Weinhändlern bzw. –händlerinnen in Ägypten zu vergleichen.39 Zudem erweisen sich die in den Texten aufgeführten Bierproduzenten und Bierhändler wie oben bereits angedeutet durchweg als Personen und Institutionen, die allein im örtlichen Produktions- und Handelsgeschehen eine gewisse Rolle spielten, d. h. im Normalfall eine Brauerei besaßen und aus dieser einerseits direkt verkauften und andererseits nur den näheren Umkreis ............................................ 35 Vgl. P. Tebt. 2/401 col. 7; zur Bemessung des chous im römischen Ägypten Drexhage (wie Anm. 29), 58f. Zur embole siehe die Mutmaßungen bei A.C. Johnson, Roman Egypt to the Reign of Diocletian, An Economic Survey of Ancient Rome, Volume II, Baltimore 1936, 382f. 36 Vgl. Reil (wie Anm. 7), 164 mit Anm. 4 u. 5. 37 Die gestiegene Bedeutung lässt sich, wie angedeutet, auch im Grapheion-Register aus Tebtynis erkennen, wo die Beamten in bestimmten Zeiten fasst ausschließlich auf den teuren Wein zurückgreifen; vgl. P. Mich 2/123 verso col. VII – X (i.e. Anfang Juli bis Anfang September 46 n. Chr.). 38 Vgl. das Edictum Diocletiani 2, 10–12 (ed. Lauffer). Der Preis für vini rustici ist hier pro Sextarius (= 0,549 l) auf 8 Denare angesetzt, der für keltische cervesiae (κερβησίου) oder cami dagegen auf 4 und für zythum auf lediglich 2 Denare. In dieser Zeit hatte der Denar allerdings nur noch einen Bruchteil des Wertes wie im 1. Jahrhundert n. Chr., wie auch die im Edikt angesprochenen Tageslöhne für Landarbeiter (25 Denare + Zukost; vgl. Edictum Diocletiani 1, 7) unterstreichen. 39 Drexhage (wie Anm. 7), 38. Vgl. ergänzend Ruffing (wie Anm. 17), 695–701, der insges. 64 οἰνέμποροι anführen kann, ferner 2 Belege für den οἰνοκάπηλος, 30 für den οἰνοπώλης und 60 für den οἰνοπράτης – also insges. 126 Belege. Hierbei dominiert in der Spätantike der οἰνοπράτης.

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belieferten.40 Es war angesichts der Hitze, die den Alltag in Ägypten prägte, offenkundig nicht möglich, den Gerstensaft über längere Strecken zu transportieren. Dies wird noch durch den Befund der in diese Zeit datierenden Zollhausabrechnungen und Torzollquittungen noch eindrucksvoll untermauert: Von den diesbezüglich 950 Zeugnissen von Soknopaio Nesos, die gemäß der Zählung von K. Ruffing insgesamt 592 Transporte in Richtung der westlichen Oasen und nach Alexandria dokumentieren, darunter sehr oft solche von Wein, taucht Bier als verzehrbare Ware nicht ein einziges Mal auf, Wein, Weizen und Öl jedoch immer wieder! Und dies, obwohl wir wissen, dass in Soknopaio Nesos zumindest ein Bierbrauer ansässig war und der dortige Tempelbetrieb nachweislich die Biersteuer des gesamten Ortes beglich, somit also in eine entsprechende Produktion involviert war!41 Gegenüber Ägypten ist in den übrigen Regionen des Reiches die Zahl der einschlägigen Quellen, die auf Bierverkauf und damit verbundenen Handel Bezug nehmen, naturgemäß viel geringer, da Alltagszeugnisse wie die Papyri hier witterungsbedingt in der Regel nicht erhalten blieben. Dennoch existieren Schrifttexte, die auf einen beträchtlichen Konsum zumindest in bestimmten Bevölkerungsgruppen und Zonen abseits der antiken Weinbaugebiete verweisen. Zunächst einmal ist dies das Preisedikt von Diokletian, gemäß dem das keltische Bier, cervesiae oder camum, nur halb so viel wie der billigste Wein (vinum rusticum) kosten durfte (vgl. Anm. 37). Bier fungierte somit auch andernorts als ein verbreitet als Marktware anzutreffendes billiges Getränk, das – wie Athenaios (4,152c) und Ammianus Marcellinus (XXVI 8,2) nahelegen – in erster Linie für die unteren oder mittleren Gesellschaftsschichten und die Soldaten gebraut wurde. Dieser Eindruck wird durch die mittlerweile auf 1700 Zeugnisse angewachsene Quellengruppe der Schreibtafeln aus dem römischen Auxiliarkastell von Vindolanda (h. Chesterholm) in Nordengland noch weiter

............................................ 40 Vgl. etwa die in P. Tebt. 2/401 col. VI und VII festgehaltene Abrechnung über Bierauslieferungen und einige mit der eigenen Bierproduktion verbundenen Kosten; ferner P. Mich. 2/123 mit Hinweis auf den Verkauf von Bier in Tebtynis „an der Straße“ (recto 1,d Z. 18: ἡμῖν τιμῆ(ς) ζύτο(υ) ἐν δ̣ρ̣ό̣μ̣ῳ̣. (ὀβολοὶ) α) bzw. der Beschaffung von Bier, hergebracht „von Eutychas, dem Brauer an der Tristomos-Straße“ (verso col. XI Z. 26f.: τιμῆ(ς) ζύτο(υ) ἀπὸ τοῦ Τριστόμο(υ) δρό(μου) Εὐτυχᾶ(τος) ζυτοποιοῦ). 41 Vgl. zu den Torzollquittungen und den Zollhausabrechnungen Ruffing (wie Anm. 17), 320–340. Sein Blick richtet sich (S. 350–352) auch auf die Verzollungen am Zolltor von Philadelphia im Faijum. Auch hier findet sich kein Bier unter den 47 nachweisbaren Warenbewegungen! Zu der Biersteuerbegleichung siehe SPP 22/183, 22–25 n. 38 (117 n. Chr.; vgl. BL 8/488); zum in Soknopaio Nesos ansässigen Bierbrauer P. Harrauer 32 (8 v. Chr.).

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verstärkt.42 Für die Zeit zwischen 90 und 125 n. Chr. überliefern sie, zuvor noch nicht Bekanntes über die Versorgungsstruktur und die Ernährungsgewohnheiten der Hilfstruppensoldaten in Britannien, konkret der cohors I Tungrorum und der cohors VIIII Batavorum equitata, die zeitlich nacheinander im Lager stationiert waren und auch an verschiedenen Außenstellen ihren Dienst verrichteten.43 Schon ein früh entdeckter Text aus Vindolanda offenbart die Bedeutung des Bieres, da der Reitereikommandant (decurio) Masclus, der eine außerhalb des Lagers operierende Abteilung befehligte, darin seinem vorgesetzten Präfekten Flavius Cerialis im Rahmen einer Bitte um Instruktionen auch dringend um dessen Lieferung anging: Ich bitte Dich, Herr, uns zu instruieren, was Du wünschst, dass wir morgen tun sollen: Sollen wir alle ins Lager zurückkehren oder nur jeder Zweite? … Meine Mitsoldaten haben kein Bier! Ich bitte Dich zu befehlen, dass es geschickt wird! (Übers. n. K. Brodersen)44 Offenbar wurde Bier hier als übliche Ration an die Soldaten ausgegeben, wobei weitere Schreibtafeln verdeutlichen, dass es von der Menge her den Wein, der auch verabreicht wurde, weit übertraf. In einer zur Zeit des Cerialis und noch vor dem Jahr 105 n. Chr. erstellten Liste von Verkäufen aus einem militärischen Vorratslager45 wird dies schnell ersichtlich: Während im Zeitraum vom 19.–24. Juni nachweislich nur 3 modii und 36 sextarii (insges. ca. 45 Liter) Wein ausgegeben wurden, sind es an denselben Tagen insgesamt mehr als 8 modii (ca. 70 Liter) Bier, die die Soldaten erhielten. Einige Jahre später, gegen Ende 110 n. Chr., sticht eine Abrechnung hervor, in der zweimal die Ausgabe von jeweils einer Metrete (vermutlich ca. 55 Liter) Bier an eine zahlenmäßig ebenfalls nicht

............................................ 42 Vgl. dazu die v.a. von A.K. Bowman herausgegebene Datenbank „Vindolanda Tablets Online“, abrufbar unter http://vindolanda.csad.ox.ac.uk. 43 Vgl. A.R. Birley, Garrison Life at Vindolanda. A Band of Brothers, Stroud 2002; speziell zum römerzeitlichen Bierkonsum in Vindolanda und überhaupt in Britannien: B. Onken, Wirtschaft an der Grenze. Studien zum Wirtschaftsleben in den römischen Militärlagern im Norden Britanniens, Diss. Kassel 2003, hier bes. S. 125–130. 44 Vgl. A.K. Bowman u. J.D. Thomas, New writing-tablets from Vindolanda, Britannia 27 (1996), S. 323f. Nr. 3: Masclus Ceriali regi suo / salutem / cras quid velis nos fecisse / rogo domine prae/cipias utrum[n]e cum vexsillo omnes / rediemus an alter/ni c[…]rum aeque // ] felicissim[u]s […] / et sis mihi propitius / / cervesam commilitones / non habunt quam / rogo iubeas mitti / F[l]avio Ceriali / praef(ecto) / / a Masclo dec(urione)). 45 Vgl. http://vindolanda.csad.ox.ac.uk/TVII-190/TVII-180 (Tab. Vindol. II 180).

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genau fixierbare Zahl an Soldaten verzeichnet ist.46 Auffällig ist hier wieder der geringe Preis von 8 asses (= 2 Sesterzen), der für die Metrete veranschlagt wird. Auch in Britannien scheint also Bier in der Nähe jener Orte, wo hinreichend Getreide zur Malzherstellung und Wasser zur Produktion vorhanden war, ein ausgesprochen billiges Warengut gewesen zu sein.47 Diese Auffassung unterstützen die im Süden und Osten Britanniens archäologisch entdeckten „corndrier“ – Trockenöfen, die in der jüngeren Forschung wegen ihrer speziellen Struktur, nicht mehr (wie früher vermutet) als allgemeine Getreidetrocknung, sondern eher als Malzdarre für die Produktion von geeignetem Braumalz angesehen werden.48 Für den cervesarius Atrectus, der in dieser Zeit in einer anderen Abrechnung als Käufer für Eisen und Schweinefett auftritt,49 und für einen unbekannten cervesarius, der im Kontext einer in das Jahr 104 gehörenden Abrechnung im Haushalt des Praefekten Flavius Cerialis auftaucht, in der offenkundig auch die Verteilung von Bier an eine Anzahl von Dekurionen geregelt ist,50 gab es also einiges zu tun, um den Bedarf in der Umgebung zu befriedigen. Andererseits waren die Gewinnspannen für den Bierverkauf angesichts der eben überlieferten Preise wohl nicht besonders hoch und es ergibt sich die Frage, ob man in Vindolanda allein von diesem Gewerbe leben konnte. Wir dürfen sie eher verneinen. Vermutlich gehörten beide (falls es sich überhaupt um unterschiedliche Personen handelte) als sog. immunes mit Spezialkenntnissen in der Produktion und Verwaltung eher direkt dem vor Ort stationierten Militär an,51 so dass sie einen vergleichsweise hohen Truppensold erhielten. Dafür spricht ............................................ 46 Vgl. http://vindolanda.csad.ox.ac.uk/TVII-186 (Tab. Vindol. 186, l. 11f. u. 23). Siehe hierzu und zum vorhergehenden Zeugnissen ausführlich Onken (wie Anm. 43), 126f. mit Anm. 651 (Ausführungen zum Volumen der Metrete). 47 Die mehrfach in den Vindolanda-Tablets erwähnte Lieferung großer Mengen von als bracis bezeichnetem Getreide (vgl. Tab. Vindol. II 191, 343 und A.R. Birley, Four new writing-tablets from Vindolanda, Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 100 (1994), 431–434, Nr. 1) ist sicherlich ein Hinweis darauf, dass i.d.R. genügend Malz zur Produktion von Gerstensaft bereit stand; vgl. Onken (wie Anm. 43) 55f. 48 Vgl. P. Morris, Agricultural Buildings in Roman Britain,Oxford 1979 (BAR 70), 145–167; zur Neudeutung dieser Anlagen: M. van der Veen, Charred grain assemblages from Roman-Period corndriers in Britain, The Archaeological Journal 146 (1989), 302–319; M. Bedwin u. O. Bedwin, A Roman Malthouse: Excavations at Stebbing Green, Essex 1988, Chelmsford 1999. 49 Vgl. http://vindolanda.csad.ox.ac.uk/TVII-182 (Tab. Vind. II 183, l. 14). 50 Vgl. A.K. Bowman u. J.D. Thomas, The Vindolanda Writing Tablets (Tabulae Vindolandenses III), London 2003, No. 581 (Textfragment a Z. 4 [ceru] u. 6 [ceruesari] und Textfragment b Z. 17 [cervesario]; Dat. 104 n. Chr.). Siehe dazu die Bemerkungen bei Birley (wie Anm. 43), 139 Anm. 17. Die Menge an Bier die jeweils ausgegeben wurde, ist nicht eruierbar, möglicherweise ein sextarius (ca. 0,548 l). 51 Vgl. Birley (wie Anm. 43), 48.

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auch, dass Atrectus für das Schweinefett die beachtliche Summe von 11 denarii und 2 asses hinterlegen konnte (vgl. Anm. 38). Analog zu den Zeugnissen aus Ägypten und Vindolanda finden sich auch im Mosel- und Rheingebiet Hinweise auf die Erzeugung von Bier und damit verbundenem Handel. In Trier z. B. hat sich die Zahl der Inschriften, in denen – mehr oder weniger fragmentarisch – negotiatores cervesarii angesprochen sind, auf mittlerweile vier erhöht. Auch in Metz, dem antiken Divodurum, wurde ein Grabcippus eines Iulius cervesarius Medimatricus gefunden.52 Interessanter sind aber die Trierer Zeugnisse, da sie zeitlich vorwiegend in das 3. Jahrhundert n. Chr. datieren und die Moselstadt somit für diese Zeit als ein Zentrum der Bierproduktion in Nordwestgallien ausweisen.53 Die Person des [Fo]rtunatus n[egotiator] artis ce[rvesariae] wird dabei in dem Rotsandsteinfragment einer um 200 n. Chr. verfassten Grabinschrift fassbar.54 Die relativ späte Zeitstellung des Steines ergibt sich auch aus dem Zusatz artis, der seit dem späten 2. Jahrhundert bei Inschriften von Handwerkern aus dem gallischen Raum in Mode kam, vermutlich um die Kunst und den Wert des eigenen Handwerkes zu illustrieren.55 Ein weiterer Trierer Bierverleger, wohl aus spätseverischer Zeit, ist [Ant]onius Carpurillus.56 Zugleich tritt mit [Ho?]sidia Mater[n]a ngoians/ aris ervesa/riae sive riariae (oder: rea/riae) eine der wenigen epigraphisch in Gallien bezeugten Händlerinnen in Erscheinung.57 Der früh verschollene und lange Zeit als Fälschung deklarierte Grabstein ist hinsichtlich der Inschrift aber zu fragmentarisch, um festzustellen, in welchem Ausmaß die Frau ihr Gewerbe betrieb. Analog zu der besser fassbaren Handelstätigkeit von Frauen in Ägypten oder Ostia58 möchte man die Verlegerin aber eher dem Produzenten- oder Lokalhandel zuordnen, indem sie z. B. das Bier herstellte, aus dem anliegenden Laden direkt verkaufte und dann auch die Gastwirte der Stadt mit dem alkoholischen Getränk belie............................................ 52 Vgl. CIL XIII 11360. 53 Vgl. L. Clemens u. H. Löhr, Jahresbericht des Landesamtes für Denkmalpflege. Amt Trier für den Stadtbereich Trier 1996, Trierer Zeitschrift 61 (1991), 409; ferner O. Schlippschuh, Die Händler im Römischen Kaiserreich in Gallien, Germanien und den Donauprovinzen Ratien, Noricum und Pannonien, Amsterdam 1974, 36f.; Binsfeld (wie Anm. 10), 132f. 54 Vgl. AE 1998, Nr. 954. 55 Vgl. P. Kneissl, Mercator – negotiator. Römische Geschäftsleute und die Terminologie ihrer Berufe, MBAH 2 (1983), H. 1, 80 mit Anm. 45 (Belege). 56 Vgl. AE 1913, Nr. 242. 57 Vgl. W. Binsfeld, Eine Bierverlegerin aus Trier, Germania 50 (1972), 256–258 (zu CIL XIII 450*). 58 Vgl. H.-J. Drexhage, Feminine Berufsbezeichnungen im hellenistischen Ägypten, MBAH Bd. XI (1992), H. 1, 70–79; N. Kampen, Image and Status: Roman Working Women in Ostia, Berlin 1981.

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ferte. Die – für antike Verhältnisse – als Großstadt anzusprechende Colonia Augusta Treverorum bot im frühen 3. Jahrhundert n. Chr. sicherlich genügend Spielraum, um auch auf dieser Ebene eine solide Lebensgrundlage zu finden.59 Dass Bierhandel – ähnlich dem Wein- oder Ölhandel – überregional oder gar provinzübergreifend mit einem hohen Kapital- und Organisationsaufwand betrieben wurde, lässt sich somit aus den bisher angeführten inschriftlichen Zeugnissen aus dem Nordwesten nicht konstatieren. Man ist im Gegenteil geneigt, dies zu verneinen, wenn man zugleich den Blick auf die spektakulären Inschriftenfunde aus den beiden Heiligtümern der Schiffergöttin Dea Nehalennia bei Domburg und Colijnsplaat im Gebiet der antiken Schelde-MaasMündung, einem Knotenpunkt des interprovinziellen Handels im Nordwesten des Reiches, richtet. Unter den zahlreichen Händlern aus dem Rhein- und Moselgebiet, die sich hier im späteren 2. und frühen 3. Jahrhundert n. Chr. vor Beginn der Handelsreise nach Britannien oder nach gelungener Überfahrt von der Insel mit ihren Altarweihungen bittend oder dankend an die Göttin wandten, treffen wir keinen einzigen Bierhändler an, obwohl die Inschriftensetzer ansonsten sehr häufig konkret auf ihre Spezialisierung im Handel (z. B. Textilhandel, Weinhandel und Geschirrhandel) hinweisen.60 Somit liefert der bekannte Fall des [---/---] miles classis Germaniae [[../---]] neg[o]tiator cervesarius artis offectur(a)e, dessen Weihung in situ vor einer kleinen Merkurkapelle im ausgedehnten Tempelbezirk des Altbachtales in Trier (noch intra muros) gefunden wurde, vielleicht den einzigen epigraphischen Beleg dafür, dass Bierhandel im Nordwesten des Reiches doch über längere Distanzen vonstattenging.61 Entgegen früheren Angaben ist das Zeugnis aufgrund der Art des Steines, der Beifügung von artis zur Hervorhebung des eigenen Gewerbes sowie stratigraphischer und paläographischer Erwägungen nicht in die domitianische Zeit zu datieren, sondern ebenfalls in die ............................................ 59 Vgl. zur Einwohnerzahl in dieser Zeit: H. Heinen, Trier und das Trevererland in römischer Zeit, Trier 1985, 121 (vermutlich wesentlich mehr als 20.000!). Für einen beträchtlichen Bierabsatz in den Kneipen der gallischen Städte sprechen auch Funde von Trinkgefäßen mit „Biersprüchen“. Siehe etwa eine in Paris gefundene ca. 22 cm breite Tonflasche, deren seitliche Bemalung zum Biergenuss auffordert (CIL XIII 10018,7; Abb. in: Ruprechtsberger [wie Anm. 6], 21 Abb. 1). Auf der einen Seite steht Ospita reple lagona cervesa („Wirtin, fülle die Flasche mit Bier“), auf der anderen Seite deren zustimmende Antwort. Siehe ferner AE 1992, Nr. 1287 (Becher aus Mainz mit dem seitlichen Schriftzug): Imple (h)ospita ol(l)a de cervesa und AE 2005, Nr. 1046 (Becher aus Darioritum-Vannes mit Beschriftung): … bibis c[er]vesa gratis. 60 Vgl. A. Mócsy, Bemerkungen zu den Negotiatores von Colijnsplaat, MBAH III (1984) H. 2, 43–57. 61 Vgl. W. Binsfeld (Hrsg.), Katalog der römischen Steindenkmäler des Rheinischen Landesmuseums Trier, Bd. 1: Götter- und Weihedenkmäler, Mainz 1988, Nr. 426 mit Taf. 108 (besprochen durch L. Schwinden).

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Zeit des frühen 3. Jahrhunderts n. Chr. einzuordnen.62 In das bereits während der Antike bewusst ausgemeißelte Feld hinter Germaniae ist als Epithet (Beiname der Flotte) somit die Auswahl zwischen Antoniniana, Alexandriana oder Philippiana zu treffen, je nachdem, ob der Soldat unter den Kaisern Caracalla und Elagabal (212–222 n. Chr.), Severus Alexander (222–235 n. Chr.) oder Philippus Arabs (244–249 n. Chr.) seinen Flottendienst absolvierte. Für uns mehr von Belang ist aber zum einen die Frage nach dem Sinn der Wendung artis offectur(a)e und zum anderen jene, ob unser Mariner noch aktiv im Dienst stand oder schon als Veteran seinen Geschäften nachging. Im erstgenannten Fall wäre die Möglichkeit gegeben, dass er, von der seit Septimius Severus einsetzenden Lockerung der Dienstvorschriften profitierend, bei militärischen Versorgungsfahrten als Beifracht cervesia aus dem Treverergebiet in Richtung Rheinland und die Flottenbasis Köln-Alteburg beförderte und hier gewinnbringend an den Mann brachte. Im zweiten Falle käme eher eine lokale Betätigung im Trierer Raum in Frage. Die Forschung tendiert mehrheitlich dahin, den Unbekannten als Veteranen einzustufen, wobei bisweilen vorgeschlagen wird, die Worte olim oder nunc in die Lücken vor bzw. hinter miles clas/sis Germanicae zu ergänzen.63 Dies erscheint im Falle von olim möglich, weil der oben weggebrochene Weihestein uns den Text der ersten Zeile und der linken Hälfte der zweiten Zeile vorenthält, sehr viel weniger aber im anderen Falle, weil durch Einfügung von nunc kein Platz mehr für die volle Ausführung des ausradierten Epiteths vorhanden wäre. Somit bleibt die Sache unentschieden und es ist nach wie vor die Möglichkeit gegeben, dass der Soldat über den örtlichen Kontext hinaus Bierhandel betrieb.64 Die Deutung der Wendung artis offectur(a)e gestaltet sich gleichfalls als schwierig. Ein Vorschlag läuft darauf hinaus, ihn als „substantivisches Attribut“ zu negotiator cervesarius zu betrachten, womit man dann einen Händler zu fassen bekäme, ............................................ 62 Vgl. die Besprechung von Schwinden (wie Anm. 61). Für eine domitianische Zeitstellung plädierte zuerst H. Finke, Neue Inschriften, Bericht Röm.Germ. Komission 17, 1 (1927), 41 (= AE 1928, Nr. 183), dem in der Forschungsliteratur vielfach noch heute gefolgt wird; vgl. z. B. P. Rothenhöfer, die Wirtschaftsstrukturen im südlichen Germanien, Rahden 2005, 239. 63 Vgl. z. B. P. Kehne, Rez. zu H.C. Konen, Classis Germanica, Gnomon 78 (2002), 569: „z. B. würde die Ergänzung einer stark fragmentarischen Inschrift um die Worte ‚olim‘ und ‚nunc‘ K.s. gesamte These über die angebliche Handelstätigkeit eines ‚offenkundig im Flottendienst stehenden‘ Mariners hinfällig machen“. 64 Die Entfernung zwischen Trier und der Hauptbasis Köln-Alteburg über die Mosel und den Rhein ist mit ca. 340 km zwar beträchtlich, allerdings dürften die Streckenleistungen bei Talfahrt angesichts der einst in diesen Flussabschnitten beträchtlichen Flussströmung enorm gewesen sein und die Reisezeit auf wenige Tage reduziert haben. Vgl. zur Hydrologie der entsprechenden Abschnitte H. Konen, Classis Germanica. Die römische Rheinflotte im 1.–3. Jahrhundert n. Chr., St. Katharinen 2000, 19f.

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der farbmanipuliertes Dunkel- oder Malzbier an die Verbraucher brachte,65 ein anderer geht in die Richtung, dass der Unbekannte einerseits mit Bier handelte und andererseits mit gefärbten Textilien. Für letzteres spräche vor allem Trier als Zentrum der gallischen Textilindustrie66 und der Umstand, dass wir den offector („Auffärber“) in der römischen Berufswelt, auch jener Galliens67, tatsächlich kennen. Somit bleibt beides, die Frage nach dem Status des im Handel tätigen Soldaten und jene nach dem Umfang bzw. der Qualität seiner Berufstätigkeit, unbeantwortet und es ist immer noch kein eindeutiges Indiz für einen über den örtlichen Rahmen hinausgehenden Bierhandel in Nordwesteuropa gefunden. Sucht man nun abseits der papyrologischen, literarischen und epigraphischen Überlieferung nach einer Lösung, bietet sich als Nächstes der archäologische Befund an. Die oben bereits angesprochene Produktionsstätte in Regensburg-Prüfening mit ihrer großzügig bemessenen Weiche und Darre zum Mälzen und der unmittelbar beigeordneten Feuerstelle stellt zunächst einmal klar, dass technisch gesehen auch im Norden in größeren Dimensionen Bier hergestellt wurde, zumal mit einem ähnlich gearteten und interpretierten archäologischen Befund in Scole (bei Norfolk, England) eine weitere Betriebseinheit dieser Kategorie auszumachen ist, die den Regensburger Komplex nicht als isoliert dastehen lässt.68 Unklar bleibt aber, ob von hier aus dann über den lokalen Rahmen hinaus der Markt beliefert wurde. Um hier weiter zu kommen muss sich der Blick auf die möglichen Transportbehälter für Bier richten. Denkbar wäre etwa eine Zweitverwendung von Weinfässern, die in der Forschung tatsächlich in Betracht gezogen wird, für die aber noch keine schlüssigen Indizien etwa durch naturwissenschaftliche Untersuchungen von Inhaltsresten beigebracht werden konnten.69 ............................................ 65 Vgl. Schlippschuh (wie Anm. 53), 36f.; L. Wierschowski, Soldaten und Veteranen der Principatszeit im Handel und Transportgewerbe, MBAH I (1982), H. 2, 37. 66 Vgl. J.F. Drinkwater, Die Secundiner von Igel und die Woll- und Textilindustrie in Gallia Belgica, Trierer Zeitschrift 40–41 (1977–78), 107–125. 67 Vgl. Georges. Ausführliches Latein-deutsches Handwörterbuch, s.v. offector, ōris, m. (officio no. II), der Auffärber, Paul. ex Fest. 112, 6 u. 192, 10. CIL IV 864. Vgl. auch den offector Publius in CIL XIII 7553 aus Bad Kreutznach. 68 Vgl. Boos (wie Anm. 1), 34–45 (zur Brauerei in Prüfening) und 45 (Scole). Zum Befund in Scole siehe ausführlich M. Flitcroft u. A.E. Tester, Scole, Current Archaeology 12 (1993–1995) (Nr. 140, Sept./Nov. 1994), 322–325. 69 Vgl. dazu A. Tchernia, Le Tonneau, de la bière au vin, in: D. Meeks u. D. Garcia (Hrsg.), Techniques et économie antiques et médiévales. Le temps de l’innovation. Colloque international CNRS Aix-en-Provence, Paris 1997, 121–129, hier S. 123f.

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Noch interessanter scheinen daher neuere Forschungsergebnisse der Amphorologie zu sein, und zwar konkret hinsichtlich der Frage, ob es spezielle Transportbehälter für Bier gegeben hat und diese sogar eine überregionale Verbreitung aufweisen. Diesbezüglich wichtig sind sicherlich die Studien von U. Ehmig zu den der Provinz Germania superior und im Umfeld der linksrheinischen Limeskastell vielfach nachzuweisenden Amphoren der Form „Dressel 20 similis“, die ihren Namen ihrer Ähnlichkeit mit der der bauchigen Form der berühmten südspanischen Ölamphore verdankt.70 Ausgehend von den entsprechenden Amphorenfunden im Numeruskastell Feldberg (Taunus) gelang Ehmig dabei nicht nur der Nachweis, wo die imitierenden Amphoren v.a. gefertigt wurden, sondern auch jener, dass die zwischen 150 und 250 n. Chr. produzierten Gefäße wahrscheinlich für den Transport von Bier eingesetzt wurden.71 Dabei sei – so Ehmig – ein langer und weiter Transport der am kleinen Feldberg gefundenen Dressel 20 similis-Amphoren nicht in Betracht zu ziehen, wohl aber könne nach dem allgemeinen Fundverbreitungsbild dieser auch an anderen Orten (z. B. in Rheinzabern und Worms) produzierten Behälter das abgefüllte Produkt nicht nur lokal sondern auch regional verhandelt worden sein.72 Ein ähnliches Ergebnis erzielten die belgischen Amphorenforscher J. van der Werff, H. Thoen und R.M. van Dierendonck mit den archäologisch ebenfalls recht häufig nachweisbaren hochkaiserzeitlichen Gefäßen des sog. Scheldetal-Typs.73 Auch sie konnten für den von ihnen untersuchten, bauchigen Transportbehälter die Produktionsstätten (i.e. der untere Scheldebereich) lokalisieren und Bier als Inhaltsstoff wahrscheinlich machen, und auch sie kommen zu dem Schluss, dass diese Amphoren einerseits dem Lokalhandel ............................................ 70 U. Ehmig, Die Amphoren vom Kastell Kleiner Feldberg, Saalburg Jahrbuch 51 (2001), 37–78. Ergänzend auch Dies., Die römischen Amphoren aus Mainz, Archäologisches Nachrichtenblatt 6 (2001), 348–351; Dies., Produktive Nähe. Archäologische Beobachtungen zu wirtschaftlichen Abläufen in der Römischen Kaiserzeit, in: S. Günther (Hrsg.), Ordnungsrahmen antiker Ökonomien. Ordnungskonzepte und Steuerungsmechanismen im Vergleich, Wiesbaden 2012, 204f. 71 Vgl. Ehmig 2001 (wie Anm. 70, 1. Titel), 37–41. Wichtig sind dabei Ehmigs Hinweise (ebd. S. 41 Anm. 35 u. 37) auf Inhaltsanalysen, die E. Schallmayer von entsprechenden Amphoren aus Walldürn vornehmen ließ. Sie erbrachten den Nachweis thermisch zu Malz veränderter Weizenreste; vgl. E. Schallmayer, Neue Funde aus dem römischen Kastell- und Lagerdorfbereich von Walldürn, Necker-Odenwald-Kreis, Fundber. Baden-Württemberg 10 (1985), 222; Ders., Production d’amphores en Germanie Supérieure?, in: F. Laubenheimer (Hrsg.), Les amphores en Gaule II. Production et circulation, Paris 1998, 74. 72 Vgl. Ehmig (wie Anm. 70, 1. Titel), 41: „Erwägt man Bier als Inhalt der obergermanischen Amphoren des Typs Dressel 20 similis, könnte dazu der archäometrische Befund passen: Die Verpackung der Ware wurde jeweils nahe am Ort ihrer Produktion hergestellt, das fertig abgefüllte Produkt dann lokal bis regional verhandelt.“ 73 J. van der Werff u. H. Thoen u. R.M. van Dierendonck: Scheldevallei-amforen. Belgisch bier voor Bataven en Cananefaten?, Westerheem XLVI 6 (1997), 2–12.

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dienten, anderseits aber auch im regionalen Wirtschaftskreislauf bis zum Bataver- und Cannanefatengebiet am unteren Rheinlimes transferiert worden sind. Somit kann als Ergebnis festgehalten werden, dass Bier in Ägypten zumindest in den ersten Jahrhunderten der römischen Kaiserzeit ein von der einheimischen Bevölkerung und wohl auch vielen Soldaten noch recht häufig konsumiertes, billiges Getränk gewesen ist, das u.a. von spezialisierten Händlern an den Mann gebracht wurde, aber wegen seiner raschen Verderblichkeit anders als der Wein nie eine Rolle als Handelsware im regionalen oder überregionalen Kontext spielen konnte. Im Norden des Imperiums, wo Bier seinen Rang als beliebtes alkoholisches Getränk bei den kleinen Leuten bis in die Spätantike hinein wahren konnte, ist die Sache in Bezug auf die Qualität und Reichweite des Handels hingegen noch nicht entschieden. Die Inschriften legen zwar mehrheitlich einen nur örtlich anzusiedelnden Handel nahe, d. h. einen Detailhandel im Umfeld von Dörfern, Limeskastellen und urbanen Zentren bzw. Produzentenhandel zur lokalen Bedarfsdeckung, liefern aber in zumindest einem Falle, i.e. dem des durch einen Weihestein aus Trier bekannten (ehemaligen?) Flottensoldaten und Bierhändler, auch ein mögliches Indiz für einen erweiterten regionalen Handel mit Bier. In diese Richtung weisen möglicherweise auch die Dressel 20 similis-Amphoren im Raum Obergermaniens und die niedergermanischen Amphoren des Scheldetal-Typs. Falls tatsächlich, wie vermutet wird, Bier vornehmlich darin abgefüllt wurde, lassen sich mit Hilfe dieser Behälter Nachweise für einen provinzinternen Handel erbringen, der sich räumlich über 100 km (etwa zwischen der Scheldemündung und den linksrheinischen Limeskastellen im Batavergebiet) erstrecken konnte. Ob dies dann dem Umstand geschuldet wäre, dass man – eher als die Forschung heutzutage vermutet – schon frühzeitig Hopfen als Konservierungsstoff eingesetzt hat,74 oder die Händler im Norden im Umgang mit Bier lediglich vom kalten Klima profitierten, muss bis zur Offenlegung neuer archäologischer Befunde und Analyseergebnisse allerdings offen bleiben.

............................................ 74 Vgl. Boos (wie Anm. 1), 45 mit Anm. 13. Interessant ist sein Hinweis auf einen Becher aus einem Grab aus Pombia (Piemont; 6. Jh. v. Chr.), dessen eingetrockneter Inhalt als bierartiges Getränk aus Getreide mit Zusatz von Kräutern und Hopfen bestimmt werden konnte (s. dazu auch F.M. Gambari, Das Bier der Kelten südlich der Alpen: Archäologie, Geschichte, Linguistik, Trinkgefäße, Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens 2006, 182–197, bes. 184 u. 193 f.; T. Zangrando, Verwendeten die Kelten schon Hopfen?, in: ebd., 179f.).

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T HOMAS S AILE

Ungleicher Wettbewerb – Salzwerke um die Zeitenwende

Zu den vielfältigen wirtschaftshistorischen Forschungsinteressen des Jubilars zählt die Nutzung natürlicher Ressourcen in der antiken Welt. Daran fühlte sich der Verfasser dieser Zeilen erinnert, als er während einer Sizilienreise weite, sich am Strand zwischen Trapani und Marsala entlangziehende Meerwassersalinen antraf. Hier seien einige Fakten und Gedanken zu Quantität, Qualität und Distribution des Salzes im Mittelmeerraum und in der Zone nordwärts der Alpen in den Jahrhunderten um Christi Geburt zur Diskussion gestellt. Betrachtet man die Küstensäume des Mittelmeeres, so fällt auf, dass sie an klimatisch und morphologisch geeigneten Bereichen vielfach von Salzgärten eingenommen werden. Auf Sardinien beispielsweise erstrecken sich westlich und östlich von Cagliari große Lagunen mit Anlagen zur Seesalzgewinnung. Auch das alte Ostia, die erste Kolonie Roms, verdankte seine Bedeutung zunächst der Salzgewinnung aus den Strandsümpfen (Liv. 1,33,9). An der Mündung des Arno unweit von Pisa sowie im Delta des Po bei Comacchio und Cervia bestanden Salzgärten; entsprechendes gilt für die Rhône-Mündung und die Camargue. Das in Sizilien gewonnene Salz wurde noch Anfang des letzten Jahrhunderts vornehmlich nach Skandinavien versandt. Die Salinen im PoDelta versorgten im 19. Jh. mit einer Jahresproduktion von über 25.000 t den Norden des Kirchenstaates; darüber hinaus konnte ein Teil des gewonnenen Salzes exportiert werden. Zur solaren Salzgewinnung wird im Frühsommer Meerwasser in Becken geleitet und während des Sommers unter Einwirkung von Sonne und Wind der Verdunstung ausgesetzt. In den Salzgärten fließt das Meerwasser durch mehrere große, flache Verdunstungsbecken, wobei die Salzkonzentration jeweils zunimmt. Da im Meerwasser verschiedene Stoffe und Salze gelöst sind, erfordert die Gewinnung von Speisesalz eine gewisse technische Erfahrung. Denn während des Verdunstungsvorganges fällt Natriumchlorid nach Gips und Ton, aber vor den Magnesiumsalzen aus, die als Verunreinigungen dem Kochsalz einen bitteren Beigeschmack geben können. Das vorwiegend im

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Spätherbst gewonnene feuchte Salz wird in zeltförmigen Haufen getrocknet, anschließend zur Gewinnung einer einheitlichen Körnung in Salzmühlen gemahlen. Während der Produktionsphase im Sommerhalbjahr müssen die Salzbecken vor unerwünschten Zugriffen geschützt werden. In der Antike verwendete man Salz unter anderem als Nahrungszusatz, Konservierungsmittel, technischen Rohstoff und Heilmittel.1 Der Bedarf an Salz war enorm, die Produktion entsprechend hoch. Der ökonomische Wert des Salzes war dank zahlreicher Gewinnungsmöglichkeiten begrenzt; gleichwohl war es als ökonomische Waffe einsetzbar wie das Beispiel der Salasser zeigt (App. Ill. 17). Der Gebrauch von Salz galt als Ausdruck höherer Zivilisation (Hiob 6,6). Das allgemeine Renommee eines wichtigen Stoffes und seine Bedeutung in Kult und Ritual bescherten dem Salz einen festen Platz in der Literatur.2 Zahlreiche Salzgewinnungsstätten des Mittelmeerraumes werden in antiken Schriftquellen erwähnt oder lassen sich über diese erschließen.3 Die Gewinnung von Meersalz war weit verbreitet (Abb. 1). Im Osten trat die Nutzung von Salzseen hinzu. Die Ausbeute von Steinsalzlagerstätten und Solequellen spielte im Süden eine geringere Rolle; im Norden wird ihre größere Bedeutung unter anderem durch Salzbergwerke und Funde von Briquetage belegt.

............................................ 1

I. Tsigarida, Zur Bedeutung der Ressource Salz in der griechisch-römischen Geschichte. Eine Einführung, in: E. Olshausen u. V. Sauer (Hrsg.), Die Schätze der Erde – Natürliche Ressourcen in der antiken Welt. Stuttgarter Kolloquium zur Historischen Geographie des Altertums 10, 2008, Stuttgart 2012 (Geographica Historica 28), 377–396.

2

T. Strässle, Salz. Eine Literaturgeschichte, München 2009.

3

C. Carusi, Il sale nel mondo greco (VI a.C. – III d.C.). Luoghi di produzione, circolazione commerciale, regimi di sfruttamento nel contesto del Mediterraneo antico, Bari 2008 (Pragmateiai 15); J. Hoffmann-Salz, Die wirtschaftlichen Auswirkungen der römischen Eroberung. Vergleichende Untersuchungen der Provinzen Hispania Tarraconensis, Africa Proconsularis und Syria, Stuttgart 2011 (Historia Einzelschriften 218), 90 ff., 407 ff.

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Abb. 1: Salzwerke der Antike © Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur

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Der jeweilige Beginn der Meersalzgewinnung sowie ihr zeitlich schwankender Umfang lassen sich auf archäologischem Wege kaum überzeugend nachweisen: Salz ist ein hydrophiler Stoff und die einfachen technischen Anlagen zu seiner Gewinnung bedurften steter Wartung und Erneuerung. Nur im galicischen Vigo haben sich Überreste einer Meerwassersaline aus römischer Zeit erhalten.4 Salzgärten waren kostengünstiger zu betreiben als die binnenländische Salzproduktion. Insbesondere die bergmännische Gewinnung von Steinsalz verursachte nicht nur in der Anfangsphase einen erheblichen Investitionsbedarf. Anders verhielt es sich lediglich beim Abbau obertägig anstehender Salzfelsen, beispielsweise der von Cardona in Katalonien. Freilich wurde auch in römischer Zeit bergmännisch Steinsalz gewonnen, wie unter anderem Plinius (nat. hist. 31,77–80;85–86) für Sizilien, die iberische Halbinsel und Kappadokien überliefert. In Dakien wurden im 2./3. Jahrhundert Salzminen und Salinen, die sich in staatlichem Besitz befanden, an private Unternehmer (conductores) verpachtet.5 Die mögliche Nutzung vergleichsweise seltener Solequellen – beispielsweise der bei Volterra – rief in den kühleren, nördlichen Regionen einen hohen Brennstoffverbrauch hervor.6 Dieser mag wirtschaftlich vertretbar gewesen sein, wenn man die mit der Entfernung zunehmenden Kosten des Transportes von Meersalz in küstenferne Gebiete bedenkt. Abgesehen von einer sich an heißen und windstillen Tagen bildenden Salzblume (fleur de sel) sind in den Salzkristallen der Salzgärten Schwebstoffe und Sedimentteilchen eingeschlossen, die dem Salz eine gräuliche Farbe geben können. Auch Steinsalz weist Verunreinigungen auf und ist meist verschiedenartig gefärbt. Um helles Salz bester Qualität zu erlangen, empfahl daher schon Cato d. Ä. (agr. 88), das erworbene Salz nachträglich zu waschen und über eine Umkristallisation zu reinigen. Eine Aufbereitung des offenbar zumeist unansehnlichen einfachen Salzes wäre bei höheren Ansprüchen sicherlich auch in der Zone nordwärts der Alpen erforderlich gewesen. Über die Qualität des im Norden erzeugten Salzes lassen sich aber nur Vermutungen anstellen. ............................................ 4

J. C. Castro Carrera, La saline romaine de « O Areal », Vigo (Galice): architecture d’une installation industrielle de production de sel, in: O. Weller, A. Dufraisse u. P. Pétrequin (Hrsg.), Sel, eau et forêt. D’hier à aujourd’hui, Besançon 2008 (Les Cahiers de la MSHE Ledoux 12), 381–399.

5

I. Tsigarida, Bereiche der zentralen Einflussnahme auf Salz im Römischen Reich am Beispiel der Provinz Dakien, in: V. Nikolov u. K. Bacvarov (Hrsg.), Salz und Gold: die Rolle des Salzes im prähistorischen Europa. Akten der internationalen Fachtagung (Humboldt-Kolleg) in Provadia, Bulgarien, 30. September – 4. Oktober 2010, Provadia, Veliko Tarnovo 2012, 313–322.

6

T. Saile, Salz und Holz: Salinen als Großverbraucher von Brennholz. Anmerkungen zur Lüneburger Saline, Archäologie in Niedersachsen 10 (2007), 54–57.

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Im Bereich der ostalpinen Steinsalzlagerstätten war das Dürrnberger Salz verglichen mit dem Vorkommen in Hallstatt von erheblich geringerer Reinheit. Wahrscheinlich entsprach die Qualität des prähistorischen Salzes eher dem heutigen Industrie- oder Viehsalz als modernem Kochsalz. Um einen vielfältig verwendbaren und in großen Mengen benötigten Rohstoff entstanden Konflikte, wenn es zu Engpässen in Produktion und Distribution kam. Spätestens seit der mittleren Republik war der Salzgroßhandel daher aus den Händen privater Händler genommen und stand unter staatlicher Aufsicht. Hingegen war die Gewinnung von Salz aus dem Meer grundsätzlich frei und kein staatliches Monopol. Allerdings konnte ein Privatmann über den Eigenbedarf hinausgehende Produktion nur unter Mitwirkung eines publicanus verkaufen. Dies könnte auch die ungünstige Lage mancher Salzgärten erklären. Nicht die Gewinnung von Salz, sondern nur der Handel damit stand unter staatlicher Kontrolle.7 In Mitteleuropa erreichte die vorgeschichtliche Salzgewinnung in der Eisenzeit einen Höhepunkt.8 In qualitativer Hinsicht ist dies ablesbar an den verschiedenen Gewinnungsmethoden, die zum Einsatz kamen; sie reichten vom bergmännischen Steinsalzabbau über die binnenländische Siedesalzgewinnung bis zur Meersalznutzung. In quantitativer Hinsicht zeigt sich dies an der zunehmenden Zahl großer Produktionszentren. Verwiesen sei hier nur auf Salzwerke in Lothringen (Briquetage de la Seille) und der Freigrafschaft Burgund, in Schwäbisch Hall, Bad Reichenhall, Bad Nauheim, Werl, Halle an der Saale und Kleinpolen9 sowie die ostalpinen Steinsalzbergbaue in Hallstatt und ............................................ 7

P. Ørsted, Salt, Fish and the Sea in the Roman Empire, in: I. Nielsen u. H. Sigismund Nielsen (Hrsg.), Meals in a Social Context. Aspects of the Communal Meal in the Hellenistic and Roman World, Aarhus 1998 (Aarhus Studies in Mediterranean Antiquity 1), 13–35, hier 21 ff.; T. BekkerNielsen, Die Schätze des Meeres, in: E. Olshausen u. V. Sauer (Hrsg.), Die Schätze der Erde – Natürliche Ressourcen in der antiken Welt. Stuttgarter Kolloquium zur Historischen Geographie des Altertums 10, 2008, Stuttgart 2012 (Geographica Historica 28), 9–17, hier 11 f.

8

T. Saile. Salz im ur- und frühgeschichtlichen Mitteleuropa – Eine Bestandsaufnahme, Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 81 (2000), 130–234; O. Weller (Hrsg.), Archéologie du sel. Techniques et sociétés dans la pré- et protohistoire européenne. Actes du Colloque 12.2 du XIVe congrès de UISPP, 4 septembre 2001, Liège, et de la table ronde du Comité des Salines de France, 18 mai 1998, Paris, Rahden/Westf. 2002 (Internationale Archäologie. Arbeitsgemeinschaft, Symposium, Tagung, Kongress 3); J. Fries-Knoblach, The Impact of Salt Production on Iron Age Central Europe, in: L. Shuicheng u. L. v. Falkenhausen (Hrsg.), Salt Archaeology in China 2. Global Comparative Perspectives, Beijing 2010, 261–283; M. Hees, Prehistoric Salt Production in Southwest Germany, in: ebd., 219–237.

9

B. Kull (Hrsg.), Sole und Salz schreiben Geschichte. 50 Jahre Landesarchäologie, 150 Jahre Archäologische Forschung in Bad Nauheim, Mainz am Rhein 2003; L. Olivier u. K. Kovacik, The ‘Briquetage de la Seille’ (Lorraine, France): proto-industrial salt production in the European Iron Age, Antiquity 80 (2006), 558–566.

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am Dürrnberg10; hinzu treten die küstenorientierten Salzregionen an der Südküste der Nordsee und des Kanals.11 Zu bedenken ist, dass die Salzgewinnungsaktivitäten an den genannten Orten im Lauf der Zeit teils schwer abschätzbaren Schwankungen hinsichtlich Menge und Güte unterworfen waren. Für die römische Kaiserzeit ist in Mitteleuropa allgemein ein deutlicher Rückgang der Salzgewinnung festzustellen; dies betrifft den Steinsalzabbau und die Soleverdampfung gleichermaßen. Dabei handelt es sich um einen zunächst überraschenden Befund, denn die Nachfrage nach dem begehrten Stoff dürfte kaum nachgelassen haben. Lediglich in Schwäbisch Hall scheint die Saline in römischer Zeit fortbestanden zu haben.12 Gleichzeitig kam es zwischen germanischen Stämmen zu kriegerischen Auseinandersetzungen um Salzquellen. Gleich zwei der an sich seltenen Berichte über innergermanische Ereignisse haben Kämpfe um Salzquellen zum Gegenstand. Tacitus (ann. 13,57) erwähnt zum Sommer des Jahres 58 n. Chr. eine Schlacht zwischen siegreichen Hermunduren und unterlegenen Chatten um einen für die Salzgewinnung ergiebigen Grenzfluss, vermutlich die Werra. Ammianus Marcellinus (rer. gest. 28,5,11) überliefert Streitigkeiten um Salzquellen und Grenzen zwischen Burgunden und Alamannen für das Jahr 369 n. Chr. Diese Salzquellen werden überwiegend in Nordwürttemberg vermutet, wahrscheinlich in Schwäbisch Hall. Im Gegensatz zu den Verhältnissen im mitteleuropäischen Binnenland ist an der kontinentalen Nordsee- und Kanalküste in römischer Zeit eine bemerkenswerte Ausweitung der Meersalzgewinnung zu verzeichnen; auch in Britannien fand die küstenorientierte Salzgewinnung unter römischer Herrschaft ihre Fortsetzung. Zwei im 19. Jahrhundert in Rimini gefundene Inschriften13 ............................................ 10 T. Stöllner, Prähistorische Salzgewinnung in den Ostalpen. Forschungsgeschichte und Forschungsstand, in: Ders., Der prähistorische Salzbergbau am Dürrnberg bei Hallein I. Forschungsgeschichte, Forschungsstand, Forschungsanliegen, Rahden/Westf. 1999 (Dürrnberg-Forschungen 1), 9–78; A. Kern, K. Kowarik, A. W. Rausch u. H. Reschreiter (Hrsg.), Salz-Reich. 7000 Jahre Hallstatt, Wien 2008 (Veröffentlichungen der Prähistorischen Abteilung (VPA) 2); G. Tiefengraber u. K. Wiltschke-Schrotta, Der Dürrnberg bei Hallein. Die Gräbergruppe Moserfeld-Osthang, Rahden/Westf. 2013 (Dürrnberg-Forschungen 6). 11 P. W. van den Broeke, Salt makers along the North Sea coast: the production of salt for the hinterland, in: L. P. Louwe Kooijmans, P. W. van den Broeke, H. Fokkens u. A. L. van Gijn (Hrsg.), The Prehistory of the Netherlands 2, Amsterdam 2005, 513−518. 12 H. Smettan, Vorgeschichtliche Salzgewinnung und Eisenverhüttung im Spiegel württembergischer Pollendiagramme. In: A. Jockenhövel (Hrsg.), Bergbau, Verhüttung und Waldnutzung im Mittelalter. Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Ergebnisse eines internationalen Workshops (Dillenburg, 11.–15. Mai 1994. Wirtschaftshistorisches Museum „Villa Grün“), Stuttgart 1996 (Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Beiheft 121), 84–92. 13 CIL XI 390–391 (= AE 1964, Nr. 202).

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aus der Zeit Kaiser Vespasians, die einem mit der Salzversorgung des Legionslagers Novaesium befassten römischen Centurio (L. Lepidius Proculus) gewidmet sind, unterstreichen die Bedeutung der Küstensalzgewinnung und des ins Binnenland gerichteten Salzhandels; sie wurden von den Salzsiedern der Menapier (salinatores civitatis Menapiorum) und der Moriner (salinatores civitatis Morinorum) gestiftet. Einen vom Rheinland nach Britannien gerichteten Handel mit Fischsaucen, eingesalzenen Lebensmitteln und Salz spiegeln vier Votivaltäre im Heiligtum der einheimischen Göttin Dea Nehalennia bei Collijnsplaat im antiken Schelde- und Rheindelta wider; sie waren im späten 2. und in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts von negotiatores salarii aus Köln und Trier für glückliche Überfahrt gestiftet worden.14 Kaiserlicher Salzhandel ist epigraphisch auch in Dakien nachgewiesen.15 Existenz und Umfang eines möglichen Salzhandels zwischen der Germania magna und dem Römischen Reich werden unterschiedlich beurteilt. Immerhin kann das Exportverbot des 3. Jahrhunderts für römisches Salz als ein Beleg für eine zuvor erfolgte Ausfuhr in das Barbaricum gewertet werden. Bei einer Abschätzung der Salzmenge, die jährlich im Römischen Reich benötigt wurde, kann man von einer Angabe bei Cato (agr. 58) ausgehen: „Salis unicuique in anno modium satis est“. Danach wurden etwa 8,75 l oder 7 kg Salz für einen Sklaven pro Jahr als ausreichend angesehen. Allerdings gibt es zum mittleren jährlichen Pro-Kopf-Bedarf Schätzungen von bis zu 30 kg, wenn der Salzverbrauch für Viehzucht und Lebensmittelkonservierung berücksichtigt wird.16 Die Bevölkerungszahlen für das Imperium Romanum (über 5 Mill. km2) werden regelmäßig mit über 50 Millionen angegeben. Der jährliche Salzbedarf dürfte sich – ausgehend vom Hinweis bei Cato und unter Berücksichtigung verschiedener weiterer Faktoren – um 350.000 t bewegt

............................................ 14 AE 1973, Nr. 362, 364 u. 378; AE 2001, Nr. 1464 (= AE 2003, Nr. 1228). 15 I. Tsigarida (wie Anm. 5). 16 C. Carusi, Hypotheses, Considerations – and unknown Factors – regarding the Demand for Salt in Ancient Greece, in: M. Alexianu, O. Weller u. R.-G. Curcă (Hrsg.), Archaeology and Anthropology of Salt: A Diachronic Approach. Proceedings of the International Colloquium, 1–5 October 2008, Al. I. Cuza University (Iaşi, Romania), Oxford 2011 (BAR International Series 2198), 149–154, hier 149.

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haben.17 Nur schwer zu beurteilen ist der Salzbedarf in der Fischverarbeitung, insbesondere bei der Produktion von garum.18 Hinsichtlich des eisenzeitlichen Mitteleuropa dürfte sich bei einer ungefähren mittleren Bevölkerungsdichte von 5 E/km2 19 und einer Fläche von ca. 1 Mill. km2 ein Bedarf von etwa 35.000 t ergeben haben; in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten lag er in den Gebieten jenseits der römischen Grenzen bei ca. 17.500 t. Allerdings gibt W. Dörfler20 den jährlichen minimalen Kochsalzbedarf pro Person mit nur 312 g an! Für das latènezeitliche Böhmen ermittelte V. Salač21 auf Grundlage von geschätzten 200.000 Einwohnern und einem jährlichen ProKopf-Bedarf von lediglich etwa 1 kg einen Gesamtverbrauch von ca. 200 t Salz; bezogen auf Mitteleuropa ergäben sich etwa 5.000 t. Wie viel Salz wurde in Mitteleuropa produziert? Am Dürrnberg wurden pro Jahr nach einer überschlägigen, mit verschiedenen Unwägbarkeiten behafteten Hochrechnung etwa 2 t Salz gefördert; in Bad Nauheim 16 t.22 Sollten sich die Steinsalzförderung in Hallstatt und die Siedesalzgewinnung der bedeutenderen prähistorischen Salinen der Zone nordwärts der Alpen in ähnlichen Größenordnungen bewegt haben, wäre mit einem Produktionsvolumen von jährlich vielleicht 100 t zu rechnen. Die Menge ließ sich durch Einbeziehung der Küstensalzgewinnung noch etwas steigern. Möglicherweise war die protoindustrielle Siedesalzgewinnung in Mitteleuropa aber auch ertragreicher. Der angenommene Bedarf konnte jedenfalls aus der Produktion der größeren Salzwerke – auch unter Berücksichtigung verschiedener Unwägbarkeiten der Schätzungen – kaum gedeckt worden sein. Zum Ausgleich von Bedarf und Produktion wird man unter Hintanstellung von Qualitätsgesichtspunkten eine erhebliche lokale Eigen............................................ 17 B. Moinier, Salt in the Antiquity: a Quantification Essay, in: M. Alexianu, O. Weller u. R.-G. Curcă (Hrsg.), Archaeology and Anthropology of Salt: A Diachronic Approach. Proceedings of the International Colloquium, 1–5 October 2008, Al. I. Cuza University (Iaşi, Romania), Oxford 2011 (BAR International Series 2198), 137–148, hier 143 f. 18 C. Carusi (wie Anm. 15), 152 ff. 19 A. Zimmermann, Zur Bevölkerungsdichte in der Urgeschichte Mitteleuropas, in: I. Campen, J. Hahn u. M. Uerpmann (Hrsg.), Spuren der Jagd – Die Jagd nach Spuren. Festschrift für Hansjürgen Müller-Beck, Tübingen 1996 (Tübinger Monographien zur Urgeschichte 11), 49–61. 20 W. Dörfler, Salz als ein bestimmender Faktor für das Bevölkerungswachstum und die Agrarökonomie vorgeschichtlicher Bauern, in: A. Stobbe u. U. Tegtmeier (Hrsg.), Verzweigungen. Eine Würdigung für A. J. Kalis und J. Meurers-Balke, Bonn 2012, 91–103, hier 100. 21 V. Salač, O rychlosti dopravy v době laténské a jejích hospodářských, politických a kulturních dopadech na společnost, Archeologické rozhledy 65 (2013), 89–132, hier 109 ff. 22 L. Pauli, Salzgewinnung und Salzhandel in vor- und frühgeschichtlicher Zeit zwischen Alpen und Mittelgebirge, in: M. Treml, W. Jahn u. E. Brockhoff (Hrsg.), Salz Macht Geschichte. Aufsätze, Regensburg 1995 (Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 29), 204–211, hier 206; A. Deffner u. V. Dresely, Gesalzene Überraschung, Archäologie in Deutschland 18,6 (2002), 51.

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produktion erwarten dürfen. Diese Vermutung wird durch zahlreiche archäologische Hinweise auf kleinere Salzgewinnungsstätten, teils an zunächst ungeeignet erscheinenden Stellen, gestützt.23 Auch ist mit einer Salzerzeugung zu rechnen, die sich dem archäologischen Nachweis weitgehend entzieht.24 Die mutmaßliche Versorgungslücke in der Zone nordwärts der Alpen wäre zwar durch den Import mediterranen Seesalzes auszugleichen gewesen; der Handel mit Salz war im Römischen Reich aber stark reglementiert. Andererseits wurde der Erwerb römischen Salzes durch die stete Expansion des Imperiums zunehmend erleichtert.25 Aus dieser kursorischen Darstellung lassen sich nachfolgende Überlegungen ableiten und eine Arbeitshypothese formulieren: In der jüngeren vorrömischen Eisenzeit erreicht die Salzproduktion in Mitteleuropa einen Höhepunkt. Gleichzeitig wird im Mittelmeergebiet Salz unter wesentlich günstigeren Bedingungen gewonnen und offenbar auch in großen Mengen verwendet. Der vergleichsweise bescheiden kalkulierte mitteleuropäische Bedarf ist durch die Produktion der bedeutenderen einheimischen Salzwerke nicht zu decken. Mit einer erheblichen Zahl kleiner, lokaler Produktionsstätten ist zu rechnen; die Qualität des hier erzeugten Salzes war gering. Mediterranes Salz dringt langsam in diese Versorgungslücke ein. Da der Handel mit Salz aber römisches Staatsmonopol war, konnte dieser Prozess erst nach dem Ausgriff Roms in die Zone nordwärts der Alpen seine volle Wirkung entfalten. Die schleichende Verdrängung des lokal produzierten Salzes geht einher mit dem Niedergang vieler mitteleuropäischer Salzwerke. Gleichzeitig kommt es zu einer Nutzung von Solquellen als Heilbäder, beispielsweise in Aquae Mattiacorum oder in Fontaines-Salées. ............................................ 23 S. Pfeifer, Ein hallstattzeitlicher Salzsiedeofen bei Löbnitz-Bennewitz, Lkr. Leipziger Land, Arbeitsund Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 47 (2005 (2007)), 21–49. 24 N. Künzler, Gedanken zum Nachweis prähistorischer Salzgewinnung aus Sole, in: Experimentelle Archäologie. Bilanz 2000, Oldenburg 2001 (Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland Beiheft 37), 41–47; M. Alexianu, O. Weller, R. Brigand u. R.-G. Curcă, Ethnoarchäologische Forschungen zu den Salzwasserquellen der moldauischen Vorkarpaten, Rumänien, in: V. Nikolov u. K. Bacvarov (Hrsg.), Salz und Gold: die Rolle des Salzes im prähistorischen Europa. Akten der internationalen Fachtagung (Humboldt-Kolleg) in Provadia, Bulgarien, 30. September – 4. Oktober 2010, Provadia, Veliko Tarnovo 2012, 155–172. 25 Erst im späten Mittelalter und der beginnenden frühen Neuzeit scheint eine hinreichende Salzversorgung gewährleistet gewesen zu sein. Anfang des 13. Jahrhunderts konnten in Lüneburg rund 5.000 t Salz produziert werden, Ende des 16. Jh. über 20.000 t (H. Witthöft, Die Lüneburger Saline. Salz in Nordeuropa und der Hanse vom 12.–19. Jahrhundert. Eine Wirtschafts- und Kulturgeschichte langer Dauer, Rahden/Westf. 2010 (De Sulte 22)). In Bochnia und Wieliczka erreichte die geschätzte gemeinsame Jahresproduktion 1499 rund 7.300 t. In Timbuktu, das seine Bedeutung weitgehend dem Salzhandel verdankte, wurden um 1900 etwa 50.000 Salzbarren aus Taudeni mit einem Gesamtgewicht von etwa 1.800 t umgesetzt.

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F ABIAN W INKLBAUER

laudatissimum in Aegypto Einige Bemerkungen zur Nutzung der ägyptischen Alaunvorkommen in Antike, Mittelalter und Neuzeit

Es muss wohl nicht eigens betont werden, dass sich der verehrte Jubilar wiederholt mit Färberei und Gerberei in der Vormoderne auseinandergesetzt hat.1 In diesem Zusammenhang hat er stets auch auf die besondere Bedeutung des Alauns, den er mit Recht als „technischen Grundstoff erster Güte“2 bezeichnet, für diese Gewerbe hingewiesen. Es ist mir daher eine besondere Freude, meinem Lehrer an dieser Stelle einige Seiten widmen zu können, die die Nutzung einer der wichtigsten Lagerstätten dieses Grundstoffs zum Gegenstand haben. Die Ausbeutung der ägyptischen Alaunvorkommen ist über drei Jahrtausende hinweg vergleichsweise gut dokumentiert, wobei freilich die Dichte der Belege in diesem langen Zeitraum stark schwankt. Für Antike und Hochmittelalter ist der ägyptische Alaun jedenfalls, zumindest was die Schriftquellen anbelangt, die am besten fassbare Variante dieses Minerals.3 Erst ab ............................................ 1

P. Herz, Parthicarius und Babyloniarius. Produktion und Handel feiner orientalischer Lederwaren, MBAH IV 2 (1985), 89–106; ders., Färben und Gerben in der Vormoderne, in: B. Onken u. D. Rohde (Hrsg.), in omni historia curiosus. Studien zur Geschichte von der Antike bis zur Neuzeit. Festschrift für Hemuth Schneider zum 65. Geburtstag, Wiesbaden 2011 (Philippika 47), 141– 158; ders., Gerb- und Färbstoffe in der Antike, in: E. Olshausen u. V. Sauer (Hrsg.), Die Schätze der Erde – Natürliche Ressourcen in der antiken Welt. Stuttgarter Kolloquium zur Historischen Geographie des Altertums 10, 2008, Stuttgart 2012 (Geographica Historica 28), 175–191

2

P. Herz, 2011 (wie Anm. 1), 146; vgl. auch ders., 2012 (wie Anm. 1), 178.

3

Anders stellt sich die Situation dar, wenn man den archäologischen Befund betrachtet. In den letzten Jahren haben verschiedene Studien gezeigt, dass in der Antike bestimmte Amphorentypen dem Alauntransport dienten. Als Herkunftsorte dieser im ganzen Mittelmeerraum gefundenen Amphoren konnten die Inseln Melos und Lipari bestimmt werden, die beide auch durch Schriftquellen als Alaunabbaugebiete bekannt sind. Diese Transportbehältnisse lassen sich anders als der wasserlösliche Inhalt und die damit behandelten vergänglichen Leder- und Textilwaren im archäologischen Befund gut nachweisen. Für den ägyptischen Alaun besteht eine solche Möglichkeit nicht, da er, wie dies dann im Mittelalter nachweislich der Fall war, in Säcken in den Handel gekommen sein dürfte. Zu den Amphoren vgl. P. Borgard, Les amphores à alun (Ier siècle avant J.-C.–IVe siècle après J.-C.), in: P. Borgard u. J.-P. Brun u. M. Picon (Hrsg.), L’alun de Méditerranée. Colloque international de Naples (4–6 juin 2003) et Lipari (7–8 juin 2003), Naples – Aix-en-Provence 2005, 157–169; S.Y. Raptopoulos, Les producteurs d’alun de Milo. Une histoire de patrons et d’ouvriers, in: ebenda, 171–176; S. Pesavento Mattioli, Le anfore da allume. L’apporto di Padova. Bilancio e prospettive, in: ebenda, 177–185; S. Cipriano u. S. Mazzocchin u. G. De Vecchi u. A. Zanco, Le anfore ad impasto grezzo rinvenute nella Venetia: tipologia, cronologia, distribuzione, caratteri chimico-petrografici e tecnologia di produ-

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dem 13. Jh. gewinnt der Alaun aus Kleinasien und schließlich aus Italien zunehmend an Bedeutung, während der ägyptische sukzessive aus den Quellen verschwindet, um erst im 19. Jh. erneut in Erscheinung zu treten. Obwohl der Umfang der ägyptischen Alaunförderung phasenweise erheblichen Schwankungen unterlag, dürfte das Wissen um die Lagerstätten doch zu keinem Zeitpunkt in Vergessenheit geraten und das Mineral von der Bronzezeit bis in die Moderne zumindest für den lokalen Verbrauch kontinuierlich genutzt worden sein. Unter Alaunen versteht man heute eine Reihe von Doppelsalzen der Schwefelsäure, die sämtlich die charakteristische „Alaunstruktur“ aufweisen. Der wichtigste Alaun oder Alaun schlechthin ist der Kaliumalaun KAl(SO4)2 • 12 H2O. Vor allem das in wässriger Lösung frei vorliegende Al3+-Ion, das in der Lage ist, Farbstoffe dauerhaft an Textilfasern zu binden, machte Alaun zu einem nahezu unverzichtbaren Werkstoff der Färberei.4 Nur wenige in der Vormoderne gebräuchliche Farbstoffe konnten ohne eine vorausgehende Beize mit Alaun verwendet werden.5 Daneben fand das Mineral in der Gerberei Verwendung, wo die Alaungerbung neben der Sämisch- und der Lohgerbung eines der drei vorindustriellen Herstellungsverfahren für Leder bildete.6 Seine eiweißfällende, adstringierende Wirkung, der er seinen griechischen Namen στυπτηρία verdankt,7 machte den Alaun zudem für medizinische Zwecke geeignet, sein Kristallwassergehalt als Brandschutzmittel.8 ........................................................................................................................................................................... zione, in: ebenda, S. 187–196; E. Botte, Les amphores de Lipari découvertes dans la tannerie de Pompéi, in: ebenda, 197–199; S. Marique u. M. Vichy u. J.C. Souisseau u. M. Picon, Des amphores de Mélos à Chypre et l’alun chypriote, in: ebenda, 201–210; P. Borgard u. C. Capelli, Origine et typologie des amphores à alun de Lipari, in: ebenda, 211–213. Zum Transport des ägyptischen Alauns in Säcken vgl. D. Jacoby, Production et commerce de l’alun oriental en Méditerranée, XIe–XVe siècles, in: ebenda, 219–267, bes. 256; S.D. Goitein, A Mediterranean Society. The Jewish Communities of the Arab World as Portrayed in the Documents of the Cairo Geniza I, Berkeley – Los Angeles 1967, 334. 4

Zu den komplizierten chemischen Prozessen bei der Färberei mit Alaun vgl. F. Delamare u. B. Monasse, Le rôle de l’alun comme mordant en teinture. Une approche par la simulation numérique. Cas de la teinture de la cellulose à l’alizarine, in: P. Borgard u. J.-P. Brun u. M. Picon (wie Anm. 3), 277–290.

5

Ohne Beize kommen die Farbstoffe der Indigo-Familie wie Indigo, Waid und tierischer Purpur sowie Farbstoffe, die Tannin enthalten, aus. Vgl. F. Delamare u. B. Monasse (wie Anm. 4), 277.

6

C. Chahine, L’utilisation de l’alun dans la transformation de la peau en cuir, in: P. Borgard u. J.-P. Brun u. M. Picon (wie Anm. 3), 299–308; P. Herz, 2011 (wie Anm. 1), 149.

7

στυπτηρία leitet sich von στύφω „zusammenziehen“ her. Vgl. T. Kruse, P.Heid. Inv. G 5166 und die Organisation des Alaunmonopols im kaiserzeitlichen Ägypten, in: J. Frösén u. T. Purola u. E. Salmenkivi (Hrsg.), Proceedings of the 24th International Congress of Papyrology Helsinki, 1–7 August, 2004, Helsinki 2007, 523–547, bes. 523.

8

Zur Verwendung von Alaun als Brandschutzmittel in der Antike vgl. W. Ciusa u. S. Lorusso, L’allume come ignifugo nel periodo Greco-Romano, in: Studi in memoria di Federigo Melis I, Neapel 1978, 115–125. Hinzu kommen weitere Verwendungsmöglichkeiten etwa im metallverar-

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Anders als bei den seit dem Spätmittelalter dominierenden Lagerstätten in Kleinasien und Italien, wo der Alaun durch einen recht komplizierten technischen Prozess aus dem Mineral Alunit gewonnen werden musste,9 kommt dieser so vielfältig nutzbare Stoff in Ägypten in verwendungsfähiger Form vor. Denn obwohl der ägyptische Alaun wie alle Naturalaune mehr oder weniger stark durch andere Salze verunreinigt ist,10 konnte er nach einer manuellen Säuberung ohne weitere Aufbereitung für die oben genannten Zwecke verwendet werden. Dieser Umstand dürfte gerade die ägyptischen Vorkommen für eine frühe Nutzung prädestiniert haben.11 Jedenfalls war der ägyptische Alaun nach dem Zeugnis der klassischen Autoren bei Griechen und Römern nicht nur bekannt, sondern sogar besonders geschätzt. Der ältere Plinius und Dioskurides, die beiden antiken Quellen, die sich am ausführlichsten zum Alaun äußern und dabei die ihnen bekannten Abbaugebiete auflisten, deuten beide das besondere Renommee dieser Alaunart an: Plinius explizit, indem er seine Aufzählung mit der Bemerkung laudatissimum in Aegypto abschließt; Dioskurides, indem er Ägypten unter den Abbaugebieten an erster Stelle nennt und betont, dort seien alle Alaunvarian........................................................................................................................................................................... beitenden Gewerbe. Vgl. A. Giumlia-Mair, Alum in Ancient Metallurgy, in: P. Borgard u. J.-P. Brun u. M. Picon (wie Anm. 3), 335–341; R. Halleux, L’alun dans la littérature des recettes du Ier au XIIer siècle, in: ebenda, 9–12. 9

Vgl. dazu M. Picon, Des aluns naturels aux aluns artificiels et aux aluns de synthèse: matières premières, gisements et procédés, in: P. Borgard u. J.-P. Brun u. M. Picon (wie Anm. 3), 13–38.

10 Zu den in den ägyptischen Alaunlagerstätten vorkommenden Salzen vgl. M. Picon u. M. Vichy u. P. Ballet, L’alun des oasis occidentales d’Égypte. Recherches sur le terrain et recherches en laboratoire, in: P. Borgard u. J.-P. Brun u. M. Picon (wie Anm. 3), 43–58, bes. 50. Man hat zum Teil vermutet, die Verunreinigungen hätten die Verwendbarkeit des ägyptischen Alauns als Textilbeize ernsthaft beeinträchtigt; er sei vielmehr v.a. für medizinische Zwecke genutzt worden. Dies widerspricht aber eindeutig den Quellen. So wurde ägyptischer Alaun nach babylonischen Keilschrifttexten in großem Umfang in der Färberei eingesetzt, und vom 11. bis zum 13. Jh. war Ägypten die Hauptbezugsquelle für den im europäischen Textilgewerbe verwendeten Alaun. Man hat als Beleg für die Minderwertigkeit des ägyptischen Naturalauns geltend gemacht, er sei im 13. Jh. schlagartig vom Markt verschwunden. Dies sei mit der verstärkten Nutzung des qualitativ deutlich hochwertigeren aus Alunit gewonnenen Alauns aus Kleinasien zu erklären. Dieses Argument beruht freilich auf durch neuere Forschungen überholten Annahmen, denn ägyptischer Alaun wurde noch am Ende des 14. Jh. in größeren Mengen exportiert. Demnach muss er auch gegenüber dem kleinasiatischen Alunit-Alaun konkurrenzfähig gewesen sein. Ein qualitativer Unterschied mag dabei durchaus bestanden haben, aber er war offenbar nicht so groß, dass er den ägyptischen Alaun von vornherein disqualifiziert hätte. 11 Nach der früher vorherrschenden Meinung wurde das Verfahren, Alaun aus Alunit zu gewinnen, erst im Mittelalter entwickelt. Neuere Untersuchungen lassen aber vermuten, dass diese Technik zumindest in der Spätantike nicht unbekannt war. Ob dies allerdings auch für frühere Epochen der Antike gilt, ist nach wie vor offen. Zur Frage der antiken Alaungewinnung aus Alunit vgl. M. Picon (wie Anm. 9), 26f.; A. Archontidou, Un atelier de préparation de l’alun à partir de l’alunite dans l’île de Lesbos, in: P. Borgard u. J.-P. Brun u. M. Picon (wie Anm. 3), 85–88; A. Archontidou u. F. Blondé u. M. Picon, Observations techniques et archéometriques sur l’atelier d’Apothika (Lesbos), in: ebenda, 89–95.

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ten in denselben Minen zu gewinnen.12 Auch an anderer Stelle seiner Naturgeschichte spricht Plinius ausdrücklich von ägyptischem Alaun.13 Damit steht er in einer langen Tradition, denn bereits im Corpus Hippocraticum ist wiederholt von ägyptischem Alaun die Rede, und Alaun dieser Provenienz wird auch im Folgenden in der medizinischen Fachliteratur noch häufig genannt.14 Die Ägypter selbst teilen leider enttäuschend wenig über den weithin berühmten Alaun ihres Landes mit. Es lässt sich aber festhalten, dass in ägyptischen Texten im Neuen Reich das Wort jbnw ( ; ; ) auftaucht, das mit großer Sicherheit Alaun bezeichnet.15 Der Terminus, bei dem es sich um ein semitisches Lehnwort zu handeln scheint, blieb als 3bn im Demotischen und als Sⲟⲃⲛ bzw. Bⲱⲃⲉⲛ im Koptischen erhalten.16 Das Wort ............................................ 12 Plin. nat. 35, 183f.: Nec minor est aut adeo dissimilis aluminis opera, quod intellegitur salsugo terrae. (…) Gignitur autem in Hispania, Aegypto, Armenia, Macedonia, Ponto, Africa, insulis Sardinia, Melo, Lipara, Strongyle; laudatissimum in Aegypto, proximum in Melo. Diosk. mat. med. 5, 106, 1: Στυπτηρίας δὲ σχεδὸν πᾶν εῖδος ἐπὶ τῶν αὐτῶν ἐν τῇ Αἰγύπτῳ μετάλλων εὑρισχεται· γεννᾶται δὲ καὶ ἐν ἄλλοις τόποις, 〈ὡς〉 ἐν Μήλῳ, ἐν Μακεδονίᾳ, ἐν Λιπάραις, Σαρδόνι, Ἱεραπόλει τῆς Φρυγίας, Λιβύῃ, Ἀρμενίᾳ, καὶ ἐν ἄλλοις 〈δὲ〉 τόποις πλείοσιν ὥσπερ ἡ μίλτος. Zu den übrigen genannten Abbaugebieten vgl. P. Herz, 2012 (wie Anm. 1), 179ff., und die dort angegebene Literatur. Ähnliche Angaben wie bei Plinius und Dioskurides finden sich im 7., dem Alaun gewidmeten Kapitel, des Alfabetum Galieni, wobei allerdings der melische Alaun die Stellung einnimmt, die Dioskurides dem ägyptischen zuweist: Inuenitur autem omne alumen in insula quae Melos dicitur, sed et in Aegypto et in Macedonia et pluribus locis. Die Entstehungszeit dieses später irrtümlicherweise Galen zugeschriebenen Werks ist schwer zu bestimmen. R. Halleux (wie Anm. 8), 10, spricht vom 6. Jh. n. Chr. Auch N. Everett hält in seiner kürzlich erschienenen Neuausgabe die Spätantike für die mögliche Entstehungszeit der heute erhalten Fassung des Textes. Deren Vorlage sei aber sogar älter als das Werk des Dioskurides. Die Übereinstimmungen von Plinius, Dioskurides und dem Alfabetum Galieni erklärt er damit, dass alle drei unabhängig voneinander dieselben Quellen benutzt hätten. N. Everett, The Alphabet of Galen. Pharmacy from Antiquity to the Middle Ages, Toronto – Buffalo – London 2012, bes. 5–9; 70–83. 13 Plin. nat. 28, 100; 28, 100; 28, 164; 28, 214. 14 Zu den Belegstellen im Corpus Hippocraticum vgl. den Index von É. Littré, Œuvres complètes d’Hippocrate XII, Paris 1861, 478. Weitere Belege für ägyptischen Alaun finden sich beispielsweise bei Scrib. Larg. 47 (1. Jh.); Cels. 5, 28, 12 (1. Jh.). 15 A. Erman u. H. Grapow, Wörterbuch der Ägyptischen Sprache I, Berlin 1926, 63; R. Hannig, Die Sprache der Pharaonen. Großes Handwörterbuch Ägyptisch – Deutsch (2800–950 v. Chr.), Mainz 5 2009, 40; V. Loret, Le nom égyptien de l’alun, RecTrav 15 (1890), 199–200; M. Müller, Asien und Europa nach altägyptischen Denkmälern, Leipzig 1893, 188 Anm. 3; G. Jéquier, Matériaux pour servir à l’établissement d’un dictionnaire d’archéologie égyptienne, BIFAO 19 (1922), 1–271, bes. 106–109; J.R. Harris, Lexicographical Studies in Ancient Egyptian Minerals, Berlin 1961, 186f.; A. Lucas u. J.R. Harris, Ancient Egyptian Materials and Industries, London 41989, 257ff.; W. Helck, Alaun, in: W. Helck u. E. Otto (Hrsg.), Lexikon der Ägyptologie I, Wiesbaden 1975, 130. In den Dokumenten des Alten und Mittleren Reichs fehlt dagegen eine Bezeichnung für Alaun. Man hat daher vermutet, dass dieses Mineral damals zumindest terminologisch nicht von Natron unterschieden wurde. 16 W. Erichsen, Demotisches Glossar, Kopenhagen 1954, 4; The Demotic Dictionary of the Oriental Institute of the University of Chicago 3 (23 August 2002): 02.1,19 (online abrufbar unter http://oi.uchicago.edu/pdf/CDD_3.pdf); W.E. Crum, A Coptic Dictionary, Oxford 1939, 254; J. Černý, Coptic Etymological Dictionary, London – New York – Melbourne 1976, 120. Die von M. Müller (wie Anm. 15) vorgeschlagene Ableitung vom semitischen Wort für Stein (heb. ‫ ֶאבֶן‬, aram.’bn, akkad. abnu(m) etc.) hat im Allgemeinen Zustimmung gefunden, ist gelegentlich aber

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wird in der koptisch-arabischen scala magna dem arabischen ‫„ الشب‬Alaun“ gleichgesetzt, sodass bereits Athanasius Kircher, der die scala im 17. Jh. ediert und um eine lateinische Spalte ergänzt hat, das fragliche Mineral als Alaun („Alumen“) identifizieren konnte.17 Die seitdem bekannt gewordenen ägyptischen medizinischen Texte, in denen der Stoff in ähnlicher Weise verwendet wird wie στυπτηρία in ihren griechischen Pendants, stützen dieses Urteil.18 In der Tat ist den ägyptischen Texten, die Alaun erwähnen, ob sie nun hieratisch, demotisch oder koptisch geschrieben sind, gemeinsam, dass es sich dabei ganz überwiegend um medizinische Rezepte handelt.19 Hinzu kommen einige Dokumente, die die Verwendung dieses Minerals bei magischen Praktiken erwähnen.20 Nur ganz selten werden auch andere Verwendungen genannt.21 Des Weiteren findet Alaun neben zahlreichen anderen Gütern in zwei Listen des großen Papyrus Harris I, die von Pharao Ramses III. den Tempeln gestiftete Gaben aufführen, Erwähnung.22 L.-A. Christophe hat vermutet, dieser Alaun sei „pour la teinture des étoffes sacrées“ bestimmt gewesen, aber das bleibt spekulativ.23

........................................................................................................................................................................... auch bezweifelt worden. 17 A. Kircher, Lingua Aegyptiaca Restituta, Rom 1648, 204. Verfasser der scala magna (al-sullam alkabīr) ist der 1324 verstorbene Abū ’l-Barakāt. Zu ihm und seinem Werk vgl. A. Y. Sidarus, Coptic Lexicography in the Middle Ages. The Coptic Arabic Scalae, in: R. McL. Wilson (Hrsg.), The Future of Coptic Studies, Leiden 1978, 125–142, bes. 132–134. 18 Vgl. V. Loret (wie Anm. 15); J.R. Harris (wie Anm. 15). 19 Zu den hieratischen Belegen vgl. V. Loret (wie Anm. 15), 107f.; zu demotischen Belegen vgl. E.A.E. Reymond, A Medical Book from Crocodilopolis (P. Vindob. D. 6257), Wien 1976, 244 Nr. 3; zu koptischen Rezepten vgl. É. Chassinat, Un papyrus médical copte, Kairo 1921, 345. 20 F. Lexa, La magie dans l’Égypte antique. De l’ancien empire jusqu’à l’époque copte II, Paris 1925, 136. Der demotische magische Papyrus London–Leiden aus dem 2.–3. Jh. schreibt beispielsweise vor (III, 29): „Wenn du einen Dieb hereinbringen willst, sollst du Krokospulver mit Alaun in das Kohlebecken geben.“; vgl. auch ebenda Vso XIV, 2. F.Ll. Griffith u. H. Thompson, The Demotic Magical Papyrus of London and Leiden, London 1904 (Transkription und Übersetzung), 39f. u. 186f.; 1905 (Handkopie); 1909 (Indexband), 6 Nr. 47. Alaun wurde in Ägypten noch im 19. Jh. in ähnlicher Weise für magische Zwecke benutzt. Man legte, wenn man vermutete durch den bösen Blick verwünscht worden zu sein, ein walnussgroßes Stück auf glühende Kohlen. Der kalzinierte Alaunbrocken sollte dann die Gestalt der schuldigen Person annehmen. E.W. Lane, The Manners and Customs of the Modern Egyptians, London – Toronto 31908. 21 So erwähnt etwa ein koptischer Text die Behandlung von Pergament mit Alaun. W.E. Crum, A Coptic Recipe for the Preparation of Parchment, PSBA (1905), 166–171. Im hieratischen Ostrakon Kairo 25596 aus dem Neuen Reich scheint es um die Behandlung von Tierhäuten mit Alaun und Krapp zu gehen; vgl. dazu J.R. Harris (wie Anm. 15), 187. 22 P.Harris I 64c (3 Körbe Alaun) u. 73, 16 (60 Körbe Alaun), 15. Vgl. P. Grandet, Le Papyrus Harris I (BM 9999), Kairo 1994 I, 316 u. 330; II, 208 Anm. 863. 23 L.-A. Christophe, L’alun égyptien. Introduction historique, Bulletin de la Société de Géographie d’Égypte 37 (1964), 75–91, bes. 78.

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Über die Gewinnung des Stoffs schweigen sich die Texte dagegen aus. Da Abbauorte und Transportwege allerdings durch die Geologie und Geographie des Landes vorgegeben und mithin weitgehend unveränderlich waren, wird man sicherlich nicht fehlgehen, wenn man die für besser dokumentierte Epochen feststellbaren Verhältnisse bereits für die Pharaonenzeit zugrundelegt. Demnach wurde der ägyptische Alaun in den Oasen der libyschen Wüste gewonnen und anschließend auf Eseln, später auch Kamelen, ins Niltal transportiert. Alaun konnte dabei sowohl in der südlichen oder Großen als auch in der nördlichen oder Kleinen Oase gewonnen werden. In der Großen Oase, die eigentlich aus zwei, heute als Charga und Dachla bekannten Oasen besteht, kommt Alaun in beiden Teilen vor. Die Oasen standen seit dem Alten Reich stets in engem Kontakt mit dem Niltal, sodass einer Nutzung der dortigen Alaunvorkommen durch die alten Ägypter grundsätzlich nichts im Wege stand.24 Eine solche konnte für das 2. Jt. v. Chr. durch naturwissenschaftliche Untersuchungen an kobaltblauen Gläsern und Glasuren nachgewiesen werden. Da die Alaunvorkommen der libyschen Wüste neben anderen Verunreinigungen auch Kobalt enthalten, eigneten sie sich nämlich dazu, Glasflüsse blau einzufärben. A. Kaczmarczyk ist es anhand der charakteristischen Verhältnisse der in Kobaltwaren des Neuen Reiches enthaltenen Elemente gelungen, die Alaune der Oasen als Quelle des verwendeten Kobalts zu bestimmen.25 Es steht zu vermuten, dass der Alaun nicht nur wegen dieser Beimengungen, sondern auch um seiner selbst willen abgebaut wurde. Schriftquellen, die dies explizit belegen, liefern allerdings erst die griechischen Papyri.26 Für die Ptolemäerzeit ist die Beleglage noch sehr dürftig, da bisher mit C.Ptol.Sklav. II 225 überhaupt nur ein einziger dokumentarischer Papyrus aus dieser Epoche bekannt geworden ist, der Alaun erwähnt.27 Im............................................ 24 Zu den Oasen vgl. I. Guermeur, Les cultes d’Amon hors de Thèbes. Recherches de géographie religieuse, Turnhout 2005, 428–452 und die dort angegebene Literatur. Vgl. auch S. Allam, De l’Oasis Dakhlah dans l’Antiquité, ZÄS 136 (2009), 99–106 und die dort aufgeführte Literatur. 25 A. Kaczmarczyk, The Sources of Cobalt in Ancient Egyptian Pigments, in: J.S. Olin u. M.J. Blackman (Hrsg.), Proceedings of the 24th International Archaeometry Symposium, Washington DC 1986, 369–376. Kaczmarczyk geht davon aus, dass die Verwendung des Oasenalauns als Kobaltquelle mit dem Neuen Reich endete. Neuere Untersuchungen lassen aber darauf schließen, dass Alaun noch in der ersten Hälfte der 3. Zwischenzeit diesem Zweck diente. In der Spätzeit wurden dann andere Kobaltquellen erschlossen. Vgl. B. Gratuze u. M. Picon, Utilisation par l’industrie verrière des sels d’aluns des oasis égyptiennes au début du premier millénaire avant notre ère, in: P. Borgard u. J.-P. Brun u. M. Picon (wie Anm. 3), 269–276. 26 Eine Auflistung der Belegstellen für Alaun in den Papyri findet sich bei G. Casanova, Libi e allume in un papiro milanese: P. Med. inv. 69.44 B, Aegyptus 80 (2000), 117–131. 27 Bei dem Text handelt es sich um eine Neupublikation von P.Cair.Zen. III 59326 + P.Cair. Zen. III

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merhin enthält diese um die Mitte des 3. Jh. v. Chr. geschriebene Abrechnung aus dem Zenonarchiv interessante Informationen bezüglich der Verwendung dieses Minerals in der Färberei. Dort werden nämlich drei für den ägyptischen Färber (βαφεύς) Imouthes bestimmte Produkte aufgeführt: Krapp, Gelbholz und Alaun.28 Es handelt sich also um zwei Farbstoffe und das Beizmittel. Die bedeutende Rolle, die Alaun im antiken Textilgewerbe spielte, unterstreicht auch der kaiserzeitliche P.Oxy. III 467, wo sich im Rahmen eines alchemistischen Rezepts der Vermerk findet, man solle „Alaun, wie ihn die Färber benutzen“ verwenden.29 Wahrscheinlich war der Textilsektor wie in Mittelalter und Neuzeit sogar der Hauptverbraucher des Minerals.30 In der Kaiserzeit ........................................................................................................................................................................... 59326 bis + P.Lond. VII 2002. 28 C.Ptol.Sklav. II 225 VII, 349ff.: διὰ Σώσου Θῶυθ κε ἀπο[ (350) ὥστε Ἰμούθηι βαφεῖ ερ̣[ (351) θρ̣υ̣δάνου μ̣ν(̣ ῶν) λ ἀργυρ̣[(ίον) (352) ιε ἐρεθρυδάνου (τάλαντον) ἀ̣ρ̣[ (353) θάψου (τάλαντον) α ἀρ[γυρ(ίου) (354) στυπτηρίας μ̣ν(̣ ῶν) κ ἀρ̣γ[υρ(ίου). Das hier ἐρεθρυδάνον geschriebene Wort erscheint in anderen Texten des Zenonarchivs auch als ἐρυθρύδα[ν]ο̣[ν] (P.Zen.Pestm. 22, 5 = PSI V 489 = C.Ptol.Sklav. II 143) und [ἐρυ]θ̣ρόδανον (P.Cair.Zen. IV 59781, 13). Dabei handelt es sich evidentermaßen um Krapp (Rubia tinctorum), den Plinus, Dioskurides und andere Autoren als erythrodanum bzw. ἐρυθρόδανον kennen und mit der lateinischen rubia identifizieren (Plin. nat. 24, 94; Diosk. mat. med. 3, 143; Alphabetum Galieni, 105 [ed. N. Everett (wie Anm. 12), 226]). Merkwürdigerweise hat J.K. Winnicki, der dem Terminus angelegentlich seiner Edition von P.Zen.Pestm. 22 einen kurzen Kommentar widmet, diese Verbindung offenbar nicht hergestellt, da er nur ganz allgemein von einem „roten Farbstoff “ spricht. J.K. Winnicki, in: P.W. Pestman (Hrsg.), Greek and Demotic Texts from the Zenon Archive (P. L. Bat. 20), Leiden 1980, 111 Anm. 5. In der Übersetzung zu C.Ptol.Sklav. II 225 wird das Wort dagegen zu Recht als „Färberkrapp“ verstanden, bemerkenswerterweise aber einige Seiten früher in P.Zen. Pestm. 22 (= C.Ptol.Sklav. II 143) Winnicki folgend mit „roter Farbstoff “ wiedergegeben. Mit θάψος ist Gelbholz (Rhus cotinus) gemeint. Vgl. etwa J.-M. Jacques, Nicandre. Œuvres II. Les Thériaques, Paris 2002, 157. 29 P.Oxy. III 467, 7f. (= R. Halleux, Les alchemistes grecs I, Paris 1981, 155ff. [Frgm. I]): [σ]τυπτηρίαν ἥν οἱ [βα]φεῖς χρῶνται. Vgl. Th. Reil, Beiträge zur Kenntnis des Gewerbes im hellenistischen Ägypten, Borna – Leipzig 1913, 99. 30 Man hat freilich auch postuliert, Alaun sei in der Antike vornehmlich als Pharmakon eingesetzt worden. So meinen A.J. Hall und E. Photos-Jones konstatieren zu können: „It is therefore clear that in antiquity alumen is important for its medical properties rather than as a mordant. This role is reversed in the medieval period onwards.“ A.J. Hall u. E. Photos-Jones, The nature of Melian alumen and its potential for exploitation in antiquity, in: P. Borgard u. J.-P. Brun u. M. Picon (wie Anm. 3), 77–84, bes. 78. Dieses Urteil resultiert allerdings aus der Einseitigkeit der Quellen, die die antike Realität kaum adäquat widerspiegeln dürften, denn der in großem Umfang überlieferten medizinischen Fachliteratur steht für den Textilbereich nichts Vergleichbares gegenüber. Die oben zitierten ägyptischen Papyri lassen jedenfalls vermuten, dass Alaun in der Ptolemäer– wie in der Römerzeit sehr wohl eine wichtige Rolle als Beize spielte. Entsprechendes gilt auch für den mesopotamischen Bereich, wo diese Verwendung durch zahlreiche Keilschrifttexte noch weit besser dokumentiert ist. Im Übrigen erwähnt auch Plinius – gerade mit Bezug auf den von Hall und Photos-Jones untersuchten melischen Alaun – explizit eine Verwendung im Textil- und Ledergewerbe (Plin. nat. 35, 190): ad omnia, quae in ceteris generibus diximus, efficacius intellegatur ex Melo advectum. nam ad reliquos usus vitae in coriis lanisque perficiendis quanti sit momenti, significatum est. Ein Dokument aus dem Theophanesarchiv (frühes 4. Jh.) erwähnt Alaun in Zusammenhang mit Leinen (P.Ryl. IV 627, 127): στυπτηρί̣[ας] λίνου κωτ( ) κβ ψιάθ(ια) ιδ; vgl. J. Matthews, The Journey of Theophanes. Travel, Business, and Daily Life in the Roman East, New Haven – London 2006, bes. 53. Isidor von Sevilla meint sogar, das Wort alumen sei von der Verwendung als Beizmittel herzuleiten (Isid. orig. 16, 2, 2): Alumen vocatum a lumine, quod lumen coloribus praestat tinguendis. Schließlich ist zu beachten, dass Alaunamphoren bei Ausgrabungen

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fließen die Quellen dann deutlich reicher, wobei viele Texte mit dem staatlichen Alaunmonopol in Verbindung stehen.31 Seit wann es ein solches gab, ist nicht bekannt. C. Préaux hat vermutet, ein Alaunmonopol habe bereits unter den Ptolemäern bestanden und sei von den Römern lediglich weitergeführt worden, doch fehlen, wie Préaux selbst einräumt, Dokumente, die diese Annahme bestätigen würden.32 Der älteste Papyrus, der das Monopol erwähnt, stammt jedenfalls erst aus dem Jahre 145 n. Chr.33 Man erfährt hier, dass der καμηλοτρόφος Ischyrion aus Soknopaiu Nesos im Staatsauftrag Alaun aus der Kleinen Oase ins Faijum transportierte. Er hatte in der Kleinen Oase 12 μεταλλικὰ τάλαντα des Minerals von den dortigen Epitereten des Alaunmonopols erhalten und diese anschließend durch die Zollstelle von Pyle Nynpou in den Arsinoites verbracht, wo sie von den für diesen Gau zuständigen Monopolfunktionären (ἐπιτηρηταὶ στυπτηρίας Ἀρσινοίτου) übernommen wurden. Die Epitereten des Arsinoites bestätigen dem Transporteur im vorliegenden Text die ordnungsgemäße Lieferung der 12 μεταλλικὰ τάλαντα, die 30 leichteren Talente (ψίλα τάλαντα) entsprechen. Für jedes der 12 Talente erhält Ischyrion 7 Drachmen und 3 Obolen Transportentlohnung (φόρετρον). Zudem wird ihm der Zoll von 1 Drachme und 3 Obolen je Talent, den er bei der Einfuhr in den Arsinoites für den Alaun gezahlt hatte, zurückerstattet. Dieser Text enthält also eine ganze Reihe wertvoller Informationen: Alaun wurde im 2. Jh. n. Chr. in der Kleinen Oase abgebaut und auf Kamelen die ca. 270 km bis zum Faijum durch die Wüste transportiert. Das Mineral unterlag dabei einer intensiven staatlichen Kontrolle, denn sowohl im Abbau- als auch im Zielgebiet gab es Vertreter der Monopolverwaltung. Erstere hatten zweifellos die Förderung zu überwachen und die ins Niltal abgehenden Alaunmengen zu registrieren. Letzteres geht aus dem Umstand hervor, dass die Funktionäre des Arsinoites wissen, dass Ischyrion bei ihnen 12 Talente abzuliefern hat, die sie anschließend in die im Faijum gebräuchlichen leichteren Talente umrechnen. Ischyrion muss demnach von den Epitereten der Oase ausgestellte Frachtdokumente bei sich gehabt haben, aus denen der Umfang seiner Ladung hervorging. Bemerkenswert ist, dass Ischyrion, bei dem es sich ganz offenbar um ........................................................................................................................................................................... in antiken Textilwerkstätten und Gerbereien gefunden wurden. Vgl. dazu etwa P. Borgard (wie Anm. 3), 160; E. Botte (wie Anm. 3). 31 Zum Alaunmonopol vgl. Kruse (wie Anm. 7). 32 C. Préaux, L’économie royale des Lagides, Brüssel 1939, 253. 33 BGU III 697 = W.Chr. 321 = Sel.Pap. II 370. Vgl. dazu Kruse (wie Anm. 7), 531f. Zur Datierung vgl. R. Ziegler, Bemerkungen zur Datierung von Papyri und Ostraka, ZPE 128 (1999), 169–176, bes. 169.

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einen privaten Transportunternehmer handelt, für den Alaun einen Binnenzoll zu zahlen hat, der ihm anschließen von der Monopolverwaltung zurückerstattet wird. Dem Transporteur verblieben nach Abzug der 45 Drachmen Zoll 90 Drachmen für den Transport von 250 kg Alaun über eine Strecke von ca. 270 km.34 Bevor ein Transportunternehmer allerdings überhaupt Alaun befördern konnte, musste er zunächst eine Konzessionsgebühr an die Monopolverwaltung entrichten. So zahlt in P.Col. VIII 228 (205/6 n. Chr.) ein gewisser Heliammon für drei Esel und drei Kamele 38 Drachmen und 4 Obolen an die ἐπιτηρηταὶ στυπτηρίας τῆς ἀπὸ Ὠάσεως μεταφερομένης καὶ ὑποκειμένων καμήλων καὶ ὄνων.35 P.Heid. Inv. G 5166 (221/22 n. Chr.) ist eine ähnliche Quittung, die sich jedoch dadurch von P.Col. VIII 228 unterscheidet, dass Aurelius Herakles seine 4 Drachmen und 2 Obolen für einen Esel hier an einen τελώνης ὠνῆς στυπτηρίας καὶ ὑποκειμένων καμήλων καὶ ὄνων abführt.36 In BGU III 697 und P.Col. VIII 228 kommt der Alaun aus der Kleinen Oase. Sowohl in dieser als auch in der Großen Oase erscheint er auch in vor Ort gefundenen Dokumenten: Aus der Kleinen Oase stammt das Ostrakon SB XX 14936, das eine Auflistung von Alaunmengen enthält, die wohl von den Verwaltern des Monopols angefertigt wurde,37 und ein in Kellis in der Oase Dachla entdeckter Text aus dem 4. Jh. bezeugt eine Zahlung ὑπὲρ τέλους στυπτηρίας.38 Hinzu kommen mehrere Zeugnisse in den Oxyrhynchos-Papyri, was insofern gut ins Bild passt, als Oxyrhynchos der Ausgangspunkt für die wichtigste Wüstenroute war, die die Kleine Oase mit dem Niltal verband. Daher dürfte der Großteils des dort abgebauten Alauns durch diese Stadt transportiert worden sein, wenn auch, wie BGU III 697 belegt, ein gewisser Prozentsatz über eine andere Wüstentrasse ins Faijum geliefert wurde. Es kann daher auch nicht verwundern, wenn die drei namentlich genannten ἐπιτηρηταὶ στυπτηρίας in P.Oxy. XVII 2116 (229 n. Chr.) ehemalige Magistrate von Oxyrhynchos sind. Diesen wird in dem Dokument der Eingang der von ihnen in sechsfacher Ausfertigung für verschiedene Behörden erstellten 5-Tages-Abrechnungen für ............................................ 34 Vgl. dazu R.S. Bagnall, SB 6.9025, Cotton, and the Economy of the Small Oasis, BASP 45 (2008), 21–30, bes. 29. 35 Mit Ὤασις ist hier sicherlich die Kleine Oase gemeint. Vgl. T. Kruse (wie Anm. 7), 534. 36 Letzterer Text ist bei T. Kruse (wie Anm. 7) publiziert, der beide Quittungen eingehend besprochen hat. 37 SB XX 14936 = O.Bahria Div. 14 (3. Jh.). Vgl. G. Wagner, Les Oasis d’Égypte à l’époque grecque, romaine et byzantine d’après les documents grecs, Kairo 1987, 309. 38 O.Kellis 24.

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das Alaunmonopol (πενθήμεροι λόγοι τῆς στυπτηρίας) bestätigt.39 Einer der Empfänger dieser Abrechnung war der in Alexandria residierende procurator ad Mercurium, der die Oberaufsicht über das Alaunmonopol geführt haben dürfte.40 Zumindest lässt dies sein Auftauchen in einem weiteren dieses Monopol betreffenden Text aus Oxyrhynchos stark vermuten.41 Es handelt sich dabei um das Schreiben eines φαρμακοπῶλος aus dieser Stadt an zwei als μισθωταὶ μονοπωλίου ἀσχολήματος στυπτηρίας bezeichnete Funktionäre, in dem der Drogist einem vom procurator ad Mercurium Aelius Sabianus ergangenen Befehl Folge leistend die Waren meldet, die er von den Vorgängern der Adressaten erhalten hat. In der anschließenden Liste finden sich neben anderen Gütern mit στυπτηρία Ψωβτιακή und στυπτηρία σχιστή auch zwei Alaunsorten. Erstere ist nach Psobthis, der Hauptstadt der Kleinen Oase, benannt und stammt folglich, wie in Oxyrhynchos nicht anders zu erwarten, aus dem nördlichen Abbaugebiet. Im Brief P.Oxy. XII 1429 (300 n. Chr.) wiederum teilt ein gewisser Aurelius Makrobios, ein μισθωτὴς ἀσχολήματος στυπτηρίας, seinem Agenten Aurelius Isak mit, ihm ein italisches Pfund Alaun und zwei Unzen Kardamon geschickt zu haben. Der in SB XX 14975 (wohl 2. Jh.) erwähnte τελώνης στυπτηρίας Herakleides dürfte ebenfalls im Oxyrhynchites tätig gewesen sein, da diese Petition von einem Einwohner von Oxyrhynchos an den Strategen dieses Gaus gerichtet wurde.42 Die Quellen belegen also, dass spätestens seit dem 2. Jh. Gewinnung und Transport von Alaun ebenso wie der Handel mit ihm einer strengen staatlichen Kontrolle unterlag. Die Monopolverwaltung verfügte sowohl in den Abbaugebieten als auch in den Regionen, in denen das Mineral das Niltal erreichte, über Vertreter, die in regelmäßigen Abständen bei höheren Stellen Bericht zu erstatten hatten. Dabei treten sowohl liturgische Beamte als auch Steuerpächter in Erscheinung.43 Die Oberaufsicht über das Monopol oblag zumindest im 3. Jh. offenbar dem procurator ad Mercurium. In seinem Amt dürfte man, denkt man an die dort eingehenden 5Tages-Berichte, sehr genau über alle Alaun betreffenden Angelegenheiten und ............................................ 39 Vgl. T. Kruse (wie Anm. 7), 538ff. 40 Zum procurator ad Mercurium (griechisch ὁ ἐπίτροπος Ἑρμοῦ) vgl. F. Beutler-Kränzl, Procurator ad Mercurium, in: B. Palme (Hrsg.), Akten des 23. internationalen Papyrologenkongresses (Wien, 22.–28. Juli 2001), Wien 2007, 53–56. 41 P.Oxy. XXI 2567 (253 n. Chr.). Vgl. dazu T. Kruse (wie Anm. 7), 540f. 42 Vgl. F.W. Jenkins, A Second Century Petition to a Strategos, ZPE 74 (1988), 287–289. 43 Zur Stellung dieser Funktionäre innerhalb der Monopolverwaltung und ihrem Verhältnis zueinander vgl. die eingehende Erörterung bei T. Kruse (wie Anm. 7), 541ff.

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insbesondere die Fördermengen unterrichtet gewesen sein. Zwar beziehen sich die Quellen ganz überwiegend auf die nördliche Oase und das eng mit ihr verbundene Oxyrhynchos, aber die Verhältnisse im Süden werden kaum anders gewesen sein. Nach dem 4. Jh. werden die Quellen erneut äußerst spärlich, bevor sie im 11. Jh. umso reicher zu fließen beginnen. Dies könnte auf einen starken Rückgang der Alaunfördermenge hindeuten, doch fällt es schwer, sich vorzustellen, dass der Abbau des gesuchten Minerals vom 5. bis zum 10. Jh. gänzlich aufgegeben worden sein könnte. Zumindest für den ägyptischen Binnenmarkt wird man in den Oasen wohl weiterhin Alaun gewonnen haben.44 In diesem Zusammenhang ist auch darauf hinzuweisen, dass der Alchemist al-Rāzī († 925) neben anderen Sorten auch ägyptischen Alaun erwähnt45 und dass der Gelehrte al-Mas‛ūdī den Alaunreichtum der ägyptischen Oasen betont. Letzterer gibt an, einen Bewohner dieser Gegend, mit dem er 941 am Hofe des damaligen ägyptischen Machthabers zusammentraf, eingehend zu den Alaun- und Vitriolvorkommen seiner Heimat befragt zu haben.46 In größerem Umfang exportiert wurde ägyptischer Alaun im Mittelalter aber offenbar erst unter der Dynastie der Fatimiden (969–1171). In dieser Zeit bestand auch wieder ein staatliches Alaunmonopol, das die Ayyubiden (1171–1252) beibehielten.47 Anders als etwa von C. Préaux angenommen war dieses mittelalterliche Alaunmonopol nach heutigem Kenntnisstand jedoch keine direkte Fortsetzung des antiken, sondern ein Produkt der fatimidischen Fiskalpolitik.48 Die bedeutendste Quelle für dieses neue Monopol ist zweifellos das Verwaltungs............................................ 44 Vgl dazu C. Cahen, L’alun avant Phocée. Un chapitre d’histoire économique îslamo-chrétîen au temps des Croisades, Revue d’histoire économique et sociale 41 (1963), 433–447, bes. 440; D. Jacoby (wie Anm. 3), 219. 45 „Der Alaun. Von ihm gibt es verschiedene Arten. Dazu gehört der jemenische, weiße; weiter der syrische, weiße, der mit Ton und Gestein verment ist; dann der Minǧānī, der ihm hinsichtlich der grünen Farbe gleicht, dann der gelbe ägyptische und der weiße, beständige.“ Übersetzung nach J. Ruska, Al-Rāzī’s Buch Geheimnis der Geheimnisse, Berlin 1937, 87 (§ 28). Zum in den arabischen Quellen häufig erwähnten „jemenischen Alaun“ vgl. J. Martin u. C. Younos u. J.-C. Chevin u. M.C. Lazrek, L’Alun du Yémen, Revue d’histoire de la pharmacie 278 (1988), 273–284. Zum syrischen Alaun vgl. D. Jacoby (wie Anm. 3), 229f. 46 C. Barbier de Meynard u. P. de Courteille, Maçoudi. Les Prairies d’Or III, Paris 1864, 50ff.; C. Pellat, Mas‛ūdī (mort en 345/956). Les Prairies d’Or II, Paris 1965, 336f. (§ 894ff.). Die Passage wird auch von al-Maqrīzī (1364–1442) zitiert. Vgl. U. Bouriant, Maqrizi. Description topographique et historique de l’Égypte, Paris 1895, 697. 47 Vgl. C. Cahen (wie Anm. 44); ders., Makhzūmiyyāt. Études sur l’histoire économique et financière de l’Égypte médiévale, Leiden 1977, [100] 260; H. Rabie, The Financial System of Egypt A.H. 564–741/A.D. 1169–1341, London – Oxford – New York – Toronto 1972, 82ff.; D. Jacoby (wie Anm. 3). 48 C. Préaux (wie Anm. 32), 253. Vgl. dazu D. Jacoby (wie Anm. 3), 220.

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handbuch (Kitāb qawānīn al-dawāwīn) des Ibn Mammātī, der unter Sultan Saladin und seinem Sohn al-ʽAzīz hohe Staatsämter bekleidete.49 Man erfährt hier, dass Alaun in den Oasen Oberägyptens abgebaut und von den Beduinen zu bestimmten Orten im Niltal transportiert wurde, wo er anschließend von Agenten des Handelsamtes (Matǧar) aufgekauft wurde. Der Staat hatte das alleinige Ankaufsrecht; privater Kauf bei den Produzenten wurde streng bestraft.50 Anders als in der Kaiserzeit waren demnach im Mittelalter Gewinnung und Wüstentransport des Minerals frei von staatlicher Einflußnahme und nur der Alaunhandel reglementiert. Aufschlussreich ist die Aufzählung der Orte, an denen der Alaun aus den Oasen ankam. Es handelt sich um Qūṣ (Apollonopolis mikra), Aḫmīm (Panopolis), Asyūṭ (Lykopolis) und al-Bahnasā (Oxyrhynchos). Diese Lokalitäten sind die Endpunkte alter Wüstentrassen, die teils die Große, teils die Kleine Oase mit dem Niltal verbinden.51 Demnach wurde nach wie vor in beiden Oasen Alaun gefördert, und es spricht alles dafür, dass die fraglichen Karawanenrouten bereits in der Antike für den Alauntransport genutzt wurden. Dass dies tatsächlich so war, geht zumindest für die Strecke Oasis parva – Oxyrhynchos auch aus den oben besprochenen Papyri hervor.52 Das von den Agenten des Handelsamtes aufgekaufte Mineral wurde dann auf dem Nil nach Alexandria in die Depots dieser Institution transportiert und – selbstverständlich zu deutlich höheren Preisen – haupt............................................ 49 Das Werk ist nur in verstümmelter Form überliefert. Es liegt heute in zwei Redaktionen vor, von denen die umfangreichere 10 der ursprünglich 15 Kapitel enthält, während die andere noch deutlich stärker gekürzt ist. Des ungeachtet finden sich in der Kurzfassung zum Teil Informationen, die in der längeren fehlen. Der arabische Text der Kurzfassung wurde bereits 1882 von M.A. alNajjār in Kairo publiziert; die Langfassung 1943 von A.S. Atiya ebenfalls in Kairo. Für die Langfassung liegt eine kommentierte englische Gesamtübersetzung vor (R.S. Cooper, Ibn Mammati’s Rules for the Ministries: Translation with Commentary of the Qawanin al-Dawawin, Diss. Berkely 1973). Eine – sich in Details von derjenigen Coopers unterscheidende – Übersetzung des auf das Alaunmonopol bezüglichen Kapitels findet sich auch bei C. Cahen (wie Anm. 44), 434. Eine auf der 1882er Ausgabe basierenden Übertragung der entsprechenden Passage bietet R.B. Serjeant, Islamic Textiles. Material for a History up to the Mongol Conquest, Beirut 1972, 162f. Vgl. auch H. Rabie (wie Anm. 47), 14f. Ibn Mammātīs Angaben zum Alaunmonopol wurden zudem von späteren arabischen Autoren benutzt. So zitiert al-Qalqašandī (1355–1418) längere Passagen des entsprechenden Paragraphen weitgehend wörtlich, während sein Zeitgenosse al-Maqrīzī die Angaben Ibn Mammātīs freier paraphrasiert. Vgl. F. Wüstenfeld, Die Geographie und Verwaltung von Ägypten nach dem Arabischen des Abul-’Abbâs ben ’Alí el-Calcaschandí, Göttingen 1879, 161; U. Bouriant (wie Anm 46), 315. 50 Nicht jeder private Handel mit Alaun war untersagt, nur musste das Mineral zunächst die Depots des Handelsamtes passiert haben. Vgl. D. Jacoby (wie Anm. 3), 225. 51 Zu den Wüstentrassen vgl. G. Wagner (wie Anm. 37), 140ff. 52 Man beachte, dass Kruse unabhängig von den mittelalterlichen Quellen als Gaue, in denen das in den Oasen geförderte Mineral ins Niltal gelangt sein dürfte, den Arsinoites, Oxyrhynchites, Lykopolites und Panopolites nennt. Er vermutet weiter, nur in diesen Gauen habe ein Verwaltungsapparat für das Alaunmonopol existierte. T. Kruse (wie Anm. 7), 543.

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sächlich an europäische Händler verkauft.53 Ein wesentlich kleinerer Teil war für den ägyptischen Binnenmarkt bestimmt. Die Europäer benutzten den Alaun, wie Ibn Mammātī eigens vermerkt, vornehmlich zum Rotfärben von Textilien.54 Interessant ist, dass hier erstmals konkrete Zahlen greifbar werden, die den Umfang der ägyptischen Alaunproduktion abschätzen lassen. Demnach wurden in Alexandria jährlich durchschnittlich 5000 qinṭār (ca. 465 Tonnen) Alaun an die europäischen Händler verkauft,55 während 80 qinṭār (ca. 7,5 Tonnen) an die Handwerker von Kairo56 gingen.57 Mit diesen Zahlen ist freilich nicht die gesamte Jahresproduktion erfasst, denn einerseits werden auch die Handwerker anderer ägyptischer Städte Alaun verbraucht haben und andererseits wurde Alaun auch auf dem Landweg in die Kreuzfahrerstaaten der Levante exportiert.58 Zahlreiche weitere arabische und europäische Dokumente bestätigen und ergänzen das von Ibn Mammātī gezeichnete Bild.59 So berichtet etwa al-Maqrīzī, unter al-Kāmil und al-Ṣāliḥ (1218–1249) hätten die örtlichen Notabeln jährlich 1000 qinṭār weißen Alaun aus der Gegend zwischen Edfu ............................................ 53 Mit Rūmī sind hier, anders als man häufig angenommen hat (z.B. R.S. Cooper [wie Anm. 49], 278; F. Wüstenfeld [wie Anm. 49], 169; R.B. Serjeant [wie Anm. 49], 162f.) nicht Byzantiner, sondern Westeuropäer gemeint. Vgl. dazu D. Jacoby (wie Anm. 3), 223 Anm. 18; C. Cahen (wie Anm. 47), [63f.] 223f. 54 Die unterschiedliche Farbpräferenzen in Europa und Ägypten dürften für die unterschiedlich große Alaunnachfrage verantwortlich gewesen sein. In Ägypten bevorzugte man weiße und mit Indigo – also einem Farbstoff, der keine Alaunbeize benötigte – blau gefärbte Stoffe. 55 In einzelnen Jahren konnten die Exportzahlen aber auch deutlich höher liegen. So gibt Ibn Mammātī an, 1192 n. Chr. seien 13000 qinṭār (1210 Tonnen) verkauft worden. Dies hängt sicherlich mit der durch den 3. Kreuzzug verursachten zeitweiligen Unterbrechung des Europahandels zusammen. Durch diese hatte sich der Alaun in den Depots des Handelsamtes angesammelt, während in Europa der Bedarf ungedeckt geblieben war. Die Zahl lässt also nicht etwa auf eine schlagartige Steigerung der Produktivität der ägyptischen Alaungruben schließen, wie dies S.Y. Labib getan hat, der in diesem Zusammenhang von einer „Rekordleistung der Alaunproduktion in Ägypten“ spricht. S.Y. Labib, Handelsgeschichte Ägyptens im Spätmittelalter (1171–1517), Wiesbaden 1965, 314. Vgl. dazu D. Jacoby (wie Anm. 3), 223. 56 Bei Ibn Mammātī steht al-Miṣr, was sowohl ganz Ägypten als auch nur Kairo bezeichnen kann. Für das ganze Land erscheint ein jährlicher Alaunverbrauch von nur 7,5 Tonnen freilich viel zu gering. Zudem steht in der Parallelüberlieferung der Stelle bei al-Qalqašandī das eindeutige alQāhirah. Vgl. R.S. Cooper (wie Anm. 49), 302 Anm. 105; D. Jacoby (wie Anm. 3), 222 Anm. 15. 57 Eine gewisse Schwierigkeit ergibt sich aus dem Umstand, dass verschiedene qintār-Maße in Gebrauch waren, wobei zwei für Alaun verwendet wurden. Ibn Mammātī teilt mit, dass Alaun vom Staat im qinṭār laiṯī-Maß gekauft, aber im qinṭār ǧarwī-Maß verkauft wurde. Da man es oben mit Verkaufszahlen zu tun hat, muss man mit dem qinṭār ǧarwī rechnen. Zur Umrechnung der beiden Maßeinheiten ins metrische System vgl. D. Jacoby (wie Anm. 3), 220 Anm. 11 (qinṭār laiṯī = ca. 60 kg; qinṭār ǧarwī = ca. 93 kg). 58 Letzteres lässt sich aus der Bemerkung al-Maqrīzīs ableiten, Saladin habe 1181 bei Suez eine Befestigung anlegen lassen, um die Alaunkarawanen von Oberägypten in die Länder der Franken zu sichern. Eine solche Maßnahme macht nur Sinn, wenn auf dieser Route regelmäßig größere Mengen transportiert wurden. Vgl. dazu Jacoby (wie Anm. 3), 224. 59 Das einschlägige Quellenmaterial ist bei Jacoby (wie Anm. 3), 226ff., zusammengestellt.

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und der Großen Oase als Abgabe nach Kairo geliefert und im Gegenzug das Recht erhalten, die Kopfsteuer der Nichtmuslime einzuziehen.60 Eine Auswertung der Quellen lässt den Schluss zu, dass der ägyptische Alaun vom 11. bis zum 13. Jh. marktbeherrschend war, bevor ihm andere Alaunsorten zunehmend den Rang abliefen. Freilich war der Bedeutungsverlust des ägyptischen Alauns im 13. Jh. keineswegs so dramatisch, wie man lange Zeit geglaubt hat.61 Dokumente aus europäischen Archiven belegen nämlich, dass Alaun noch am Ende des 14. Jh. in größeren Mengen von Alexandria nach Europa verschifft wurde.62 Spätestens im 15. Jh. verschwindet der ägyptische Alaun aber erneut aus den Quellen.63 Im frühen 19. Jh. wurde die Alaungewinnung in den Oasen dann unter europäischer Federführung wieder in größerem Umfang aufgenommen. Die treibende Kraft war ein französischer Chemiker namens Aymes, der unter Muhammad Ali in Charga eine Alaunfabrik errichtete, in der er mehr als 200 Arbeiter beschäftigte.64 Nach Aymes’ Tod (1853/4) wurde die fabrikmäßige Alaungewinnung aber augenscheinlich bald eingestellt, da die Rohlfs’sche Expedition, als sie die Große Oase 1874 besuchte, sowohl die Alaungruben in Dachla als auch die Alaunfabrik in Charga verlassen vorfand.65 ............................................ 60 U. Bouriant (wie Anm. 46), 698; S. Tsugitaka, State and Rural Society in Medieval Islam. Sultans, Mutqa’s and Fallahun, Leiden – New York – Köln 1997, 67. Die hier angegebene Menge kann, anders als man häufig angenommen hat, keineswegs die gesamte Alaunproduktion des Landes darstellen. Dies ergibt sich schon daraus, dass hier, wie der Verweis auf Edfu zeigt, nur die Große Oase betroffen sein kann. Außerdem handelt es sich um eine – wenn auch durch Steuern kompensierte – Abgabe, während der Alaun nach Ibn Mammātī in der Regel vom Staat aufgekauft wurde. Zudem wird der fragliche Alaun hier nicht nach Alexandria, sondern Kairo geliefert. Vgl. dazu D. Jacoby (wie Anm. 3), 222. Wie D. Jacoby voraussetzt, wird man hier mit dem qinṭār laiṯī zu rechenen haben. Folglich wären jährlich 60 Tonnen nach Kairo geliefert worden. Andere Autoren gehen dagegen vom hauptsächlich in Alexandria für Gewüze und ähnliche Waren gebräuchlichen qinṭār folfolī zu ca. 45 kg aus und errechnen daher 45 Tonnen. A. Lucas u. J.R. Harris (wie Anm. 16), 258; S. Tsugitaka, 67; L.-A. Christophe (wie Anm. 23), 77. Christophe kennt im Übrigen für das Mittelalter nur diese Zahl, die er für die Gesamtfördermenge hält: „L’exploitation industrielle de l’alun remonte à la plus haute antiquité, mais nous n’avons pu recueillir que deux chiffres. Au XIIIe siècle de notre ère, sous les Ayyoubides, on en extrayait annuellement mille qantars, soit environ 45 tonnes. Cette production dépassait 200 tonnes au début du XXe siècle.“ Wie Ibn Mammātī belegt, lag die Fördermenge in Wirklichkeit um ein Vielfaches höher. 61 Die Vorstelung von einem relativ plötzlichen Verschwinden des ägyptischen Alauns im 13. Jh. geht auf Cahen (wie Anm. 44), 445, zurück. 62 Vgl. dazu D. Jacoby (wie Anm. 3), 241f. So transportierten beispielsweise 1395 zwei Schiffe 1307 bzw. 3000 qinṭār Alaun von Alexandria nach Genua bzw. Flandern. 63 L.-A. Christophe (wie Anm. 23), 81ff. 64 Ebenda 85ff. 65 G. Rohlfs, Drei Monate in der libyschen Wüste, Cassel 1875, 297: „Mut hat nach Angaben von Hassan-Effendi 1500 Einwohner. In früheren Jahren wurde hauptsächlich Alaun in der Umgegend dieses Ortes gewonnen, jetzt liegen die Alaungruben verlassen“; 308f.: „Nahe dabei, aber durch Sebchah-Sümpfe getrennt, wohnte Schweinfurth in einer ehemaligen von Ayme und Hassan-Effendi angelegten Alaunfabrik, welche aber längst nicht mehr benutzt wird.“

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In geringerem Umfang wurde Alaun in den Oasen aber noch bis ins 20. Jh. für den Markt in Kairo gewonnen.66 Im Hochmittelalter war Ägypten der wichtigste Alaunproduzent und -exporteur im Mittelmeerraum. Dass das Mineral aber bereits in der Antike in erheblichen Mengen ausgeführt wurde, lassen schon die oben besprochenen antiken Autoren vermuten. Explizit erwähnt wird dieser Export bei Herodot, der berichtet, Pharao Amasis (570–526 v. Chr.) habe für den Wiederaufbau des Tempels von Delphi 1000 Talente Alaun gespendet. Weitere 20 Minen seien von den in Ägypten ansässigen Griechen gekommen.67 Weit weniger bekannt ist, dass ägyptischer Alaun auch in zeitgenössischen babylonischen Keilschrifttexten auftaucht. In Mesopotamien hatte die Verwendung von Alaun, der im Akkadischen den Namen gabû trägt, eine lange Tradition. Die Keilschriftquellen sind dabei nicht nur wesentlich zahlreicher, sondern, was die Nutzung des Minerals anbelangt, auch wesentlich prägnanter als die ägyptischen und selbst die griechisch-römischen Dokumente. Reiches Quellenmaterial liefern bereits die Archive der mesopotamischen Stadt Mari aus dem frühen 2 Jt. v. Chr., deren Texte eine Fülle von Belegen für den Einsatz von Alaun in der Färberei und Lederverarbeitung enthalten.68 Das Mineral wird dabei häufig zusammen ............................................ 66 Vgl. M. Picon (wie Anm. 3), 15 Anm. 10. Nach A. Lucas u. J.R. Harris (wie Anm. 15), 258, wurden 1918–1919 in Charga 222 Tonnen Alaun abgebaut. 67 Hdt. 2, 180. A. Lloyd setzt unter Zugrundelegung des attischen Talents als Entsprechung für die 1000 Talente ca. 26 Tonnen an. Weiter meint er: „Such a contribution was extremely generous since it would have amounted to more than half the Egyptian alum production in medieval times.“ Letzteres ist nicht richtig und beruht auf der von Lucas und Harris übernommenen Annahme, die von al-Maqrīzī erwähnten 1000 qinṭār seien die jährliche Gesamtfördermenge Ägyptens und entsprächen 45 Tonnen, was beides schwerlich richtig ist. A. Lloyd, in: O. Murray u. A. Moreno (Hrsg.), A Commentary on Herodotus Books I–IV, Oxford 2007, 376. Ebenso wenig zutreffend ist die Angabe T. Kruses (wie Anm. 7), 524, Amasis habe 20 Talente gespendet. Hier sind offenbar die χίλια στυπτηρίης τάλαντα des Pharaos und die εἴκοσι μνέας der ägyptischen Griechen durcheinander geraten. Letztere Zahl, die unter Zugrundelegung der attischen Mine etwa 8,7 kg entsprechen würde, ist sehr niedrig. Lloyd vermutet daher „an error or misunderstanding on Herodotus’ part“. Andere Interpreten haben angenommen, mit diesen 20 Minen sei – anders als bei den vorausgehenden 1000 Talenten – überhaupt nicht Alaun, sondern Gold oder Silber gemeint. Dagegen bereits A. Wiedemann, Herodots zweites Buch mit sachlichen Erläuterungen, Leipzig 1890, 610; G. Wagner (wie Anm. 37), 307 Anm. 3. Man hat wohl zu Recht allgemein angenommen, der Alaun sei als Brandschutzmittel für die Imprägnierung der Holzteile des Tempels bestimmt gewesen. 68 Vgl. dazu F. Joannès, Produits pour le travail du bois, du cuir, et du tissu, in: G. Bardet u. F. Joannès u. B. Lafont u. D. Soubeyran u. P. Villard, Archives Royales de Mari XXIII, Paris 1984, 133–191. Auf die reichen Informationen, die die mesopotamischen Texte zur Verwendung von Alaun beinhalten und denen in der Antike sonst nichts Vergleichbares gegenübersteht, kann an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden. Es sei daher auf einige Arbeiten hingewiesen, die sich mit diesem Themenkomplex beschäftigen: M. Stol, Leder(industrie), in: RLA VI, Berlin/New York 1980–83, 527–543; J.A. Scurlock, On Some Terms for Leatherworking in Ancient Mesopotamia, in: R.D. Biggs u. J. Myers u. M.T. Roth, Proceedings of the 51st Rencontre Assyriologique Internationale held at the Oriental Institute of the University of Chicago July 18–22, 2005, Chica-

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mit einer Substanz namens ḫūratu verwendet, die man früher, einer Pionierarbeit F. Thureau-Dagins folgend, meist für Galläpfel gehalten hat, bei der es sich aber aller Wahrscheinlichkeit nach um Krapp handelt.69 Alaun und ḫūratu dienten dabei sowohl für das Färben von Textilien als auch von Leder. In neubabylonischer Zeit kommt als Farbstoff noch eine Substanz namens ........................................................................................................................................................................... go 2008, 171–176 (Alaun in der Lederverarbeitung allgemein); A.C.V.M. Bongenaar, The regency of Belšazzar, N.A.B.U. 1993 Nr. 41 (Alaun in der Lederverarbeitung); W. H. van Soldt, Fabrics and Dyes at Ugarit; in: Ugarit-Forschungen 22 (1990), 321–357 (Alaun in der Färberei von Ugarit); A.C.V.M. Bongenaar, The Neo-Babylonian Ebabbar Temple at Sippar: Its Administration and its Prosopography, Istanbul 1997, bes. 308f. u. 397f. (Alaun in der Textil- und Lederverarbeitung des neubabylonischen Ebabbar-Tempels); S. Zawadzki, Garments of the Gods. Studies on the Textile Industry and the Pantheon of Sippar according to the Texts from the Ebabbar Archive, Fribourg – Göttingen 2006, bes. 40–49 (Alaun in der Färberei des neubabylonischen Ebabbar); E.E. Payne, The Craftsmen of the Neo-Babylonian Period: A Study of the Textile and Metal Workers of the Eanna Temple, Diss. Yale 2007, bes. 134–139 (Alaun in der Färberei des neubabylonischen Eanna-Tempels). In wesentlichen Punkten überholt sind F. Thureau-Dagin, Notes assyriologiques XXIX. L’alun et la noix de galle, RAssyr 17 (1920), 27–30; M. Levey, Tanning Technology in Ancient Mesopotamia, Ambix 6 (1957), 35–46. Eine kommentierte Neubearbeitung der der Pionierarbeit Thureau-Dagins zugrundeliegenden Ritualanweisung über die Behandlung einer Stierhaut mit „Alaun aus dem Land Ḫattu“, ḫūratu und anderen Stoffen, bietet jetzt M.J.H. Linssen, The Cults of Uruk and Babylon. The Temple Ritual Texts as Evidence for Hellenistic Cult Practises, Leiden/Boston 2004, 92–100; 252–282. 69 F. Thureau-Dagin (wie Anm. 68). Thureau-Dagin liest das fragliche Wort übrigens nicht ḫūratu, sondern pagratu. Bereits die Autoren des CAD lehen seine Interpretation ab: „Thureau-Dagin’s identification (RA 17 27ff.) with gall-apple does not fit, as the mention of shoots and roots shows.“ Sie schlagen stattdessen vor, ḫūratu als Gerber-Sumach (Rhus coriaria) zu deuten. I.J. Gelb u.a., The Assyrian Dictionary of the Oriental Institute of the University of Chicago VI Ḫ, Chicago – Glückstadt 1956, 247f. Diesen Vorschlag hat auch W. von Soden übernommen: „ḫūratu ‚Gerber-Sumach‘“. W. von Soden, Akkadisches Handwörterbuch I, Wiesbaden 1965, 358. B. Landsberger hat sich dann wieder für die alte Deutung als Galläpfel stark gemacht, was freilich wenig später W. Farber entschieden abgelehnt hat, der ḫūratu als Gerber-Sumach verstanden wissen will. B. Landsberger, Über Farben in Sumerisch-Akkadischen, Journal of Cuneiform Studies 21 (1967), 139–173, bes. 169ff.; W. Farber, Beschwörungsrituale an Ištar und Dumuzi, Wiesbaden 1977, 89f. Die wohl definitive Lösung des alten Problems ist M. Stol zu verdanken. Er macht in diesem Zusammenhang auf eine Tafel aus Ugarit aufmerksam, in der das akkadische ḫūratu – hier ḫu-re-tu4 geschrieben – mit dem ugaritischen pu-wa-tu4 glossiert wird. Das ugaritische puwatu/pwt lässt sich aber mit in verwandten Sprachen für Krapp gebräuchlichen Wörtern in Verbindung bringen (syr. pwt’, heb. pw’h, arab. fuwwa). Zudem erfährt man aus den akkadischen Texten, dass mit ḫūratu behandelte Textilien und Lederwaren rot sind, was hervorragend zu Krapp, aber kaum zu Galläpfeln oder Gerber-Sumach passt. Vgl. M. Stol (wie Anm. 68), 534f. (§ 23); W.H. van Soldt (wie Anm. 68), 323, 347; H.A. Hoffner, Ugaritic pwt: A Term from the Early Canaanite Dyeing Industry, JAOS 87 (1967), 300–303; J. Sanmartín Ascaso, Die Gilde der yṣḥm in Ugarit, AOF 34 (1987), 54–56; G. del Olmo Lete u. J. Sanmartín, A Dictionary of the Ugaritic Language in the Alphabetic Tradition II, Leiden – Boston 2003, 688f.; I. Löw, Die Flora der Juden III, Wien – Leipzig 1924, 275ff.; ders., Aramaeische Pflanzennamen, Leipzig 1881, 251; A.C.V.M. Bongenaar (wie Anm. 68), 398; M.J.H. Linssen (wie Anm. 68), 261; E. E. Payne (wie Anm. 68), 135; J. Black u. A. George u. N. Postgate, A Concise Dictionary of Akkadian, Wiesbaden 22000, 121. Was die Verwendung bei der Textilfärbung anbelangt, liegt es ohnehin näher, an Krapp als an Galläpfel oder Sumach zu denken. Aber auch der Einsatz von Krapp in der Lederbearbeitung ist keineswegs ungewöhnlich. So liefert etwa die mittelaterliche Schrift De coloribus et Artibus Romanorum ein Rezept für die Herstellung roten Korduanleders mittels Alaun und Krapp und bereits Plinius stellt fest (Plin. nat. 24, 94): Alia res erythrodanum, quam aliqui ereuthodanum vocant, nos rubiam, qua tinguntur lanae pellesque perficiuntur. Damit nennt Plinius für die rubia eben die beiden Einsatzgebiete, in denen ḫūratu in den Keilschrifttafeln begegnet. Vgl. auch P. Herz 1985 (wie Anm. 1), 98ff.

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inzaḫ(u)rētu hinzu, die wie ḫūratu einen roten Farbton lieferte und bei der es sich um Kermes handeln könnte.70 Auch sie wird in aller Regel zusammen mit Alaun genannt. Eine Besonderheit der neubabylonischen Texte besteht darin, dass hier mit gewisser Regelmäßigkeit die Herkunft des Alauns vermerkt wird. Zwei Bezugsquellen werden genannt: Eine bisher nicht lokalisierbare Gegend namens Kašappu71 und vor allem Ägypten. Die einschlägigen Dokumente stammen aus den großen Archiven des Ebabbar-Tempels in Sippar und des Eanna-Tempels in Uruk.72 Von besonderem Interesse ist eine Gruppe von drei Tafeln, die mit der Akquisition von Alaun für das Eanna in Verbindung steht. In YOS 6, 168 und dem Duplikat PTS 2098 (550 v. Chr.) werden mehrere von zwei Personen für den Tempel aus dem Westen importierte Güter, ihr Gewicht und ihr Gegenwert in Silber aufgelistet. Neben Eisen und Kupfer aus Ionien und dem Libanon erscheinen dort u.a. auch 3 Talente und 53 Minen (ca. 116,5 kg)73 Alaun aus Ägypten (na4gab-ú šá kurMi-ṣir) im Gegenwert von 1 Mine 17 ⅔ Sekel Silber sowie inzaḫurētu-Färbemittel.74 Die fast auf den Tag genau ein Jahr früher geschriebene Tafel TCL 12, 84 bietet eine sehr ähnliche Aufstellung, in der allerdings die Angabe des Gegenwerts in Silber fehlt.75 In anderen Texten ............................................ 70 So zumindest B. Landsberger (wie Anm. 69), 168f.; W.H. van Soldt (wie Anm. 68), 347 Anm. 177; E.E. Payne (wie Anm. 68), 136. 71 Vgl. R. Zadok, Geographical Names According to New- and Late-Babylonian Texts, Wiesbaden 1985, 198f. Neben den dort aufgeführten Belegen für Alaun aus Kašappu (CT 57, 255; YOS 3, 14) sind noch YOS 19, 287 und BM 65103 (504/3 v. Chr.) zu nennen. S. Zawadzki, A Neo-Babylonian Tablet with Aramaic Caption, WZKM 90 (2000), 219–222. 72 Mit dem Ende der beiden Archive unter Dareios I. bzw. Xerxes enden auch die keilschriftlichen Quellen für Alaun. Die auch in der späteren Perser- und Seleukidenzeit noch in größerem Umfang vorhandenen Privatarchive haben nämlich, soweit ich sehe, bisher keinen Beleg für Alaun geliefert. Zu den neubabylonischen Archiven vgl. M. Jursa, Neo-Babylonian Legal and Administrative Documents. Typology, Contents and Archives, Münster 2005, bes. 117ff. (Ebabbar-Archiv) u. 138 (Eanna-Archiv). 73 1 Talent (ca. 30 kg) = 60 Minen (ca. 500 g); 1 Mine = 60 Sekel (ca. 8 g). 74 Dies ist nicht der einzige Text, der den Gegenwert von Alaun und inzaḫurētu in Silber angibt. Eine tabellarische Zusammenstellung der Preise unter Einbeziehung unpublizierter Texte findet sich bei S. Zawadzki (wie Anm. 68), 42ff. Anders als man vermuten könnte, sind in den Tabellen teilweise sowohl Belege aus dem Ebabbar- wie aus dem Eanna-Archiv enthalten. Entsprechende Preistabellen ausschließlich für das Eanna-Archiv liefert E.E. Payne (wie Anm. 68), 138f. Nach den dort zusammengetragenen Belegen schwankte das Preisverhältnis Silber : Alaun zwischen 1 : 49 und 1 : 180. 75 Zu allen drei Texten grundlegend A.L. Oppenheim, Essay on Overland Trade in the First Millennium B.C., Journal of Cuneiform Studies 21 (1967), 236–254; dazu einige Richtigstellungen bei M. Jursa, Der Tempelzehnt in Babylonien vom siebten bis zum dritten Jahrhundert v. Chr., Münster 1998, 89. Umschrift und Übersetzung von YOS 6, 168 finden sich bei E. Salonen, Neubabylonische Urkunden verschiedenen Inhalts II, Helsinki 1976, 55f. (Nr. 117); Umschrift und Übersetzung von TCL 12, 84 bei E.W. Moore, Neo-Babylonian Business and Administrative Documents, Ann Arbor 1935, 86f. Speziell zu den in den Tafeln erwähnten Waren aus Ionien A. Kuhrt, Greek Contact with the Levant and Mesopotamia in the First Half of the First Millennium BC. A View

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vermerkt die Tempelverwaltung die Ausgabe von Alaun an Handwerker. So erhält etwa in CT 55, 368 (554 v. Chr.) ein Lederarbeiter (aškāpu) drei Häute und ⅓ Sekel ägyptischen Alaun (na4gab-bu-ú šá uruMi-ṣir), in Nbn. 751 (542 v. Chr.) ein gewisser Bakûa ⅓ Sekel Alaun aus Ägypten (na4ga-bu-ú šá Miṣir).76 In Nbn. 214 (Kyros/Kambyses) bekommt ein Gimillu 10 Minen ägyptischen Alaun (na4gab-bu-ú šá Mi-ṣir) und 18 Minen inzaḫurētu-Färbemittel „für die Färbung des Monats Ajjaru (a-na ṣi-pu šá itigu4)“.77 In CT 55, 363 (495 v. Chr.) werden 3 Minen ägyptischer Alaun (na4gab-ú šá Mi-ṣir) und 9 Minen inzaḫurētu ausgegeben. In GCCI 1, 327 (551 v. Chr.) nimmt ein Bote 1 Sekel Silber für 1 ½ Minen ägyptischen Alaun (na4gab-ú šá kurMi-ṣir) und 2 ½ Minen Krapp in Empfang.78 Die Liste GCCI 2, 358 führt neben anderen Gütern inzaḫurētu und Alaun aus Ägypten (na4gab-bu-ú šá kurMi-ṣir) auf, und im Brief YOS 3, 20 bittet der Absender den Empfänger, er möge doch ½ Talent ägyptischen Alaun (na4gab-u šá Mi-ṣir) schicken.79 Weitere unpublizierte Tafeln, die ägyptischen Alaun zum Gegenstand haben, werden in der Literatur erwähnt, und man kann davon ausgehen, dass die Zahl der Belege mit der fortschreitenden Erschließung der Museumsbestände noch zunehmen wird.80 Ägyptischer Alaun wurde demnach um die Mitte des 1. Jt. v. Chr. sowohl nach Griechenland als auch nach Babylonien exportiert, und es ließe sich vermuten, dass die in dieser Zeit feststellbare Prosperität der Oasen zumindest teilweise mit dem dort betriebenen Alaunabbau zusammenhängen könnte. Angesichts der geographischen und zeitlichen Streuung der Quellen versteht es sich von selbst, dass die vorstehenden Seiten lediglich einen groben Überblick über das vorhandene Material bieten können. Vieles, was eigentlich einer eingehenden Diskussion bedürfte, konnte bestenfalls kurz angedeutet werden. Eine wirklich umfassende Darstellung der Geschichte dieses Minerals muss noch geschrieben werden. ........................................................................................................................................................................... from the East, in: G.R. Tsetskhladze u. A.M. Snodgrass (Hrsg.), Greek settlements in the eastern Mediterranean and the Black Sea, Oxford 2002, 17–25, bes. 21ff. 76 Bearbeitet bei E. Salonen (wie Anm. 75) III, 42 f. (Nr. 69). Vgl. auch A. C. V. M. Bongenaar (wie Anm. 68), 319. 77 Bearbeitet bei E. Salonen (wie Anm. 75) III, 21 (Nr. 31). Vgl. auch S. Zawadzki (wie Anm. 68), 45. 78 Bearbeitet bei E. Salonen (wie Anm. 75) II, 19 (Nr. 37). Salonen übersetzt gišḫab (GIŠ.LAGAB) = ḫūratu mit „Gerber-Sumach“. 79 Bearbeitet bei E. Ebeling, Neubabylonische Briefe aus Uruk, Berlin 1930–34, 19f. (Nr. 20). 80 A.C.V.M. Bongenaar und S. Zawadzki erwähnen mit BM 63984 (= Bertin 1497) und BM 72840 zwei unveröffentlichte Texte im British Museum, in denen ägyptischer Alaun auftaucht. S. Zawadzki (wie Anm. 68), 44 Anm. 102; A.C.V.M. Bongenaar (wie Anm. 68), 309 Anm. 286.

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Militär und Grenzsicherung

F LORIAN W OLFGANG H IMMLER

Die untere Donau als physische Grenze des römischen Imperiums

Im Jahr 83 n. Chr. konnte der Flavierkaiser Domitian einen Krieg gegen den germanischen Stamm der Chatten mit einem lange ersehnten Triumphzug abschließen. Doch nur zwei Jahre später wurden diese militärischen Anfangserfolge von einer Katastrophe an der unteren Donaugrenze überschattet.1 Ein dakisches Heer unter einem nicht näher bekannten Herrscher namens Dorpaneus/Diurpaneus hatte an einem unbekannten Ort die Donau überschritten, die römischen Streitkräfte in der Provinz Moesia geschlagen und zahlreiche Ortschaften und selbst Militärlager erobert und zerstört. Wie vernichtend die Niederlage für die in Oescus und Novae stationierten Legionen V Macedonica und I Italica ausgefallen war, zeigt der Umstand, dass die Eindringlinge sogar den Kopf des im Kampf getöteten Statthalters Oppius Sabinus erbeuteten.2 Wie es den Dakern gelungen war, Sabinus’ Truppen zu besiegen, lässt sich den dürren Ausführungen in Jordanes’ Getica leider nicht entnehmen. Interessanter ist aber die Frage, wie es den Dakern überhaupt gelungen war, ein offenbar sehr zahlenstarkes Heer über den Fluss setzen zu lassen. Ältere Darstellungen gingen hierbei pauschal von einer Flussüberquerung während der Wintermonate aus, d. h. über die Eisdecke, und datierten den Einfall dementsprechend in den Winter 84/85 oder 85/86 n. Chr.3 Karl Strobel lieferte allerdings über eine Untersuchung der imperatorischen Akklamationen und der Propagandamünzprägung Domitians überzeugende Argumente für eine Datierung der Kämpfe in den Frühsommer des Jahres 85 n. Chr.,4 was sich nur mit einer ‚nassen‘ Überquerung der Donau vereinbaren lässt. Dass den Anrainervölkern ............................................ 1

Zur Chronologie vgl. Kienast, 1996, 115.

2

Vgl. Iord. Get., 76: Cui provinicia tunc post Agrippam Oppius praeerat Sabinus, Gothis autem Dorpaneus principatum agebat, quando bello comisso Gothi, Romanos deuictos, Oppii Sabini caput abscisum, multa castella et ciuitates inuadentes de parte imperatoris publice depraederunt. Zu den möglichen Ursachen und dem mutmaßlichen Ablauf der Ereignisse vgl. Strobel, 1989, 35–43.

3

Vgl. Patsch, 1937, 5, für 85/86 n. Chr.; Jones, 1992, 138, für 84/85 n. Chr.

4

Vgl. Strobel, 1989, 40–42. Ähnlich zuvor bereits Alföldy u. Halfmann, 1973, 359.

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eine Überquerung der unteren Donau auch außerhalb der Frostperiode nicht unmöglich war, lässt sich auch anhand eines dakisch-roxolanischen Ablenkungsangriffs auf die Provinz Moesia inferior erkennen, mit dem der dakische König Decebalus, vermutlich im Herbst des Jahres 101 n. Chr., also während Trajans 1. Dakerkrieg, dessen Vormarsch in Westdakien zu bremsen versuchte.5 Tatsächlich blieb dieser Plan nicht ohne Erfolg, denn Trajan zog hastig einen Teil des römischen Angriffsheeres ab und begab sich mit diesem auf dem Wasserweg flussabwärts, wo das dakisch-roxolanische Heer nur unter schweren Kämpfen gestoppt und zurückgedrängt werden konnte.6 Diese beiden Episoden sind insofern von Relevanz, als sie eine der elementarsten Frage zu den Flussgrenzen an Rhein und Donau aufwerfen, nämlich die ihrer Rolle als Hindernis. Besonders in der anglophonen Forschung wurde im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts die These vertreten, die römischen Außengrenzen hätten sich, von den Exklaven Dakien und dem raetischobergermanischen Limesgebiet einmal abgesehen, insofern an diesen beiden Flussgrenzen eingependelt, als diese erstens eine sichtbare Demarkationslinie darstellten und zweitens eine rasche Versorgung bzw. Verlegung der dort stationierten Truppenverbände auf dem Wasserweg ermöglichten.7 Diese Argumente sind natürlich vollkommen stichhaltig, doch wurde die Rolle der Flüsse auch als physische Grenze längere Zeit kleingeredet oder sogar vollkommen negiert. Erst ab Ende der 90er Jahre regte sich Widerstand gegen diese Lehrmeinung und die Rolle der Grenzflüsse wurde als tatsächliches Hindernis wieder stärker betont.8 Im folgenden Aufsatz soll nun der für die domitianisch-trajanischen Dakerkriege so relevante Abschnitt der unteren Donau zwischen Eisernem Tor und Schwarzem Meer hinsichtlich seines Potentials als Sperre gegen feindliche Übergriffe auf römisches Gebiet untersucht werden. Inhaltlich gliedert sich diese Detailstudie dabei in drei Abschnitte: die naturräumlichen Gegebenheiten, die technischen Möglichkeiten der transdanubischen Völker bei der Flussüberquerung sowie schließlich die Möglichkeiten der römischen Streitkräfte, ............................................ 5

Die Rekonstruktion dieses dakisch-roxolanischen Einfalls in die Moesia inferior stützt sich aufgrund der desolaten Quellenlage allerdings nur auf die Existenz einer Reihe von Hortfunden, vgl. Strobel, 1984, 180, sowie eine Interpretation der betreffenden Abschnitte auf der Trajanssäule, vgl. Szenen XXXI u. XXXVII; Patsch, 1937, 66–70, Strobel, 1984, 177–178. Zur wahrscheinlichen Datierung auf Herbst 101 n. Chr. vgl. Strobel, 1984, 179; Patsch, 1937, 66.

6

Vgl. Trajanssäule Szenen XXXV–XL; Strobel, 1984, 181f.

7

Vgl. bes. Wells, 1974, 24; Maxfield, 1987, 139; Whittaker, 2000, 303 u. 311f.

8

Vgl. Nicasie, 1997, 455f.; ders., 1998, 123–126; bes. Rankov, 2005, bes. 178f.

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Angriffe frühzeitig zu erkennen und bereits auf dem Fluss selbst zu stören oder gar zu stoppen, d. h. durch den Einsatz von Flusskriegsschiffen.

Naturräumliche Voraussetzungen Sowohl im unteren Donauabschnitt zwischen der Engtalstrecke des Eisernen Tors und dem Donaudelta als auch im Bereich der mittleren Donau zwischen dem Wiener Becken bzw. dem Donauknie nördlich von Budapest und dem Eisernen Tor hat sich das Aussehen der Flusslandschaft in den letzten eineinhalb Jahrhunderten aufgrund menschlicher Eingriffe deutlich verändert.9 Allerdings fielen diese Veränderungen bei einem Vergleich der mittleren mit der unteren Donau unterschiedlich stark aus. Die Länge der ursprünglich sehr stark mäandrierenden mittleren Donau sank alleine im ungarischen Abschnitt durch 30 Durchschnitte um mehr als 10 Prozent.10 Im Gegensatz dazu waren an der unteren Donau aufgrund des weitgehenden Fehlens größerer Mäanderschleifen umfangreiche Begradigungen gar nicht erforderlich. Dass die Strömungsgeschwindigkeit auf der unteren Donau trotz des weitgehend kurvenarmen Flussverlaufs im Normalzustand bei nur 2,5–3,3 km/h liegt, basiert schlicht und einfach auf dem geringen Gefälle von nur 40–50 m auf einer Strecke von ca. 900 km bzw. ca. 4–5 cm/km.11 Für den prä-industriellen Flussverkehr waren diese Bedingungen natürlich günstig, zumal bei vorteilhaften Windbedingungen sogar stromaufwärts gesegelt werden konnte.12 Ein auch im Abschnitt der mittleren Donau auftretendes Problem waren allerdings die sogenannten ‚wandernden Sandbänke‘, die sich bei jedem Hochwasser verlagerten. Des Weiteren wurde und wird die Navigation auch immer wieder durch von dichter Vegetation bewachsene, langgestreckte Inseln erschwert.13 Was die Strombreite betrifft, so erreicht diese an der unteren Donau immer

............................................ 9

Für einen Überblick über diese Regulierungsarbeiten vgl. Stančik u. Jovanović, 1988, 129–161. Vgl. auch Morariu, 1969, 35.

10 Vgl. Stančik u. Jovanović, 1988, 139 u. 149. 11 Vgl. Lászlóffy, 1967, 28; Weithmann, 2000, 58f.; Donauländer, 1986, 83. 12 Vgl. Himmler, 2011, 26. Gelegentlich machen allerdings starke Ostwinde (die gefürchtete ‚Koschava‘) die Navigation für kleinere Fahrzeuge riskant. 13 Vgl. Grothe, 1907, 6.

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wieder leicht 1 km oder mehr. Vor der Entwässerung der nördlichen Flussuferlandschaft waren stellenweise sogar Flussbreiten von über 2 km möglich.14 Ausgesprochen unterschiedlich gestalten sich allerdings die Terrains links und rechts des Stromverlaufs. Am bulgarischen Ufer fließt die Donau am Rand der sogenannten präbalkanischen/moesischen Platte entlang, weshalb der Austreifen nur sehr schmal ausfällt und bald in Böschungen und dann Steilhänge oder sogar Klippen von bis zu 200 m Höhe übergeht. Dieser natürliche Riegel erlaubt nur an denjenigen Stellen einen leichten Zugang zu serbischbulgarischem Gebiet, wo die rechtsseitigen Donauzuflüsse Timok, Arcer, Lom, Ogosta, Iskar, Vit, Osam, Jantra und Rusen Lom Kerben in die Plateaulandschaft geschnitten haben. Es ist daher kein Zufall, dass an den Mündungen dieser Nebenflüsse römische Kastelle errichtet wurden.15 Völlig anders gestaltet(e) sich das linke Donauufer, das in die etwa 150 km breite walachische Tiefebene übergeht, so dass das Geländeprofil nur sehr langsam ansteigt. Vor den menschlichen Eingriffen zeichnete sich die Uferregion aufgrund der geringen Strömungsgeschwindigkeit und dem flachen Profil durch eine außergewöhnlich breite Sumpf- und Auwaldlandschaft aus, die im Durchschnitt eine Ausdehnung von gut 5–6 km erreichte, und mancherorts sogar doppelt so viel. Noch dazu wurde diese als ‚Balta‘ bezeichnete Landschaft nicht nur von zahlreichen verästelten Nebenarmen der Donau durchzogen, sondern auch immer wieder durch sogenannte ‚Flusslimane‘ unterbrochen. Bei diesen Altwasserseen handelte es sich entweder um Donaualtarme oder um von ihrer eigenen Sedimentlast aufgestaute und abgedämmte Einmündungen kleinerer Nebenflüsse, die schließlich über kleine Wasserläufe in die Donau entwässerten.16 Wie sehr diese Landschaft durch menschliches Eingreifen verändert wurde, zeigen einige ausgewählte Vergleiche von Stahlstichkarten aus dem 19. Jahrhundert mit modernen Satellitenbildern.

............................................ 14 Vgl. Grothe, a.a.O.; Weithmann, 2000, 52. 15 Vgl. Weitmann, 2000, 52; Donauländer, 1986, 45 u. 83. Zu den strategischen Aufgaben der Kastelle vgl. Ivanov, 1997, 591. 16 Vgl. Antipa, 1912, 14–22; Stančik u. Jovanović, 1988, 97; Donauländer, 1986, 83.

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Abb. 1: Silistra – Călărași (l.: aus Heksch, 1881, 736f., Sect. 14; r.: Screenshot Google Earth [Zugriff 6.4.2013])

Besonders deutlich lassen sich die Terrainunterschiede zwischen linkem und rechtem Donauufer bei Silistra erkennen, dem antiken Durostorum. Während die in der Kartographie des 19. Jh. typischen Schraffuren in der Stahlstichkarte für das Südufer einen schmalen Uferstreifen mit daran anschließenden Abhängen zeigen, lag linksseitig zwischen dem Donauhauptarm und trockenem Gebiet ursprünglich eine breite Sumpfregion mit dem Jezero de Călărași, einem der oben erwähnten Altwasserseen, der an seinem östlichen Ende bei dem Ort Călărași in den Borcea-Nebenarm der Donau entwässerte (Abb. 1). Im Satellitenbild ist der See bis auf einen geringen Rest völlig verschwunden, und die ausgedehnte Sumpflandschaft westlich und südlich von Călărași wurde bis auf spärliche Reste durch Ackerland ersetzt. Ganz ähnlich gestalteten sich die Veränderungen bei Svishtov (Novae). Die Donau umfließt hier die Insel Persenk (Belene) und erreicht kurz unterhalb von Svishtov ihren südlichsten Punkt (Abb. 2).17 Ähnlich wie bei dem weiter stromabwärts gelegenen Silistra zeigt die Karte aus dem späten 19. Jahrhundert nördlich der Donau einen von kleineren Wasseradern durchzogenen Sumpfstreifen sowie den Suhaia-See, einen weiteren Flussliman. In der Satellitenaufnahme sind der Altwassersee sowie die Sumpf- und Auwaldlandschaft bis auf geringe Überreste verschwunden. Lediglich am Ostende der Insel Persenk hat sich noch ein Teil der ursprünglichen Landschaft erhalten, ansonsten musste der dichte Auwaldbestand auch hier Ackerland weichen.

............................................ 17 Vgl. Weithmann, 2000, 53.

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Abb. 2: Svishtov – Zimnicea (l.: aus Heksch, 1881, 728f., Sect. 13; r.: Screenshot Google Earth [Zugriff 6.4.2013])

Am deutlichsten fallen die anthropogenen Veränderungen in der Flusslandschaft zwischen Silistra und dem nördlichen Donauknie bei Galatz auf. In diesem Abschnitt ändert sich die Stromrichtung erst in leicht nordöstliche Richtung, bevor die Donau dann stark nach Norden abbiegt und an der trockenen Hügellandschaft der Dobrudscha vorbeifließt (s.u. Abb. 3). Der Strom teilt sich hier mehrmals und bildet zuerst die zusammen etwa 134 km langen und etwa 800 km2 großen Inseln Balta Borcea und Balta Ialomitei, an die sich nach einer etwa 3–4 km langen Vereinigung der Flussarme bei Hârșova (Carsium) die etwa 860 km2 große Insel Balta Brailei anschließt. Bei diesen heute weitgehend urbar gemachten Inseln handelte es sich allerdings ursprünglich um stellenweise gut 10–17 km breite Binnendeltas, die – von einigen trockenen Stellen abgesehen – aus einer fast undurchdringlichen Sumpf- und Seelandschaft bestanden. Das daran anschließende linke Donauufer bildete ebenfalls einen breiten Gürtel aus von Seen und kleinen Wasserläufen durchzogenen Sümpfen (Abb. 3).18 Durch die Entwässerung sind diese Sumpfgebiete und Wasserläufe allerdings inzwischen fast vollständig verschwunden, so dass die drei großen Baltas heute wirkliche Inseln bilden. Im Satellitenbild lassen sich allerdings die Spuren der unzähligen kleinen Wasserläufe und Seen, von denen diese Inseln ursprünglich in ein verwirrendes Labyrinth verwandelt wurden, noch gut erkennen (Abb. 4). ............................................ 18 Vgl. Antipa, 1912, 20; Stančik u. Jovanović, 1988, 97–99; Weithmann, 2000; 54; Himmler, 2011, 28.

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Abb. 3: Ursprünglicher Zustand der von der Dunarea Noua und der Dunarea Veche umflossenen ‚Insel‘ Balta Brailei zwischen Hârșova (links im Bild) und dem nördlichen Donauknie an der Einmündung des Sireth (Gerasus) bei Galatz (rechts oben im Bild). Norden ist rechts. (aus Heksch, 1881, 736f., Sect. 15c)

Abb. 4: Detailausschnitt der heutigen Agrarlandschaft auf der Balta Brailei mit rechtwinklig verlaufenden Entwässerungskanälen sowie den Spuren der inzwischen weitgehend verschwundenen Wasserläufe und Kleinseen. Norden ist oben (Screenshot Google Earth [6.4.2013]).

Nördlich der Balta Brailei vereinigen sich die beiden Donauarme wieder bei Braila (Abb. 3). Von diesem Punkt bis zur Donaumündung in das Schwarze Meer verringert sich das Gefälle auf bis zu 4 mm/km, was sich dementsprechend auf die Strömungsgeschwindigkeit auswirkt.19 Am nördlichen Donauknie bei Galatz (knapp 20 km nördlich von Braila) biegt die Donau fast rechtwinklig nach Osten ab und fließt rechtsseitig am nördlichen Rand der Dobrudscha entlang, bevor sie sich knapp oberhalb von Tulcea (Aegyssus) in das nicht ganz 6000 km2 große Donaudelta aufspaltet, dessen Beschreibung ............................................ 19 Vgl. Donauländer, 1986, 84; Stančik u. Jovanović, 1988, 99.

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sich im vorliegenden Aufsatz allerdings aus Platzgründen verbietet.20 Im Abschnitt zwischen Braila und Tulcea floss die Donau vor den Entwässerungsarbeiten lediglich bei Isaccea (Noviodunum) an festem Land entlang. Ansonsten wies das rechte Donauufer in atypischer Weise ebenfalls einen breiten Sumpfstreifen und mit dem Krakea sogar einen größeren Altwassersee auf. Allerdings wurde die Ausdehnung der rechtsseitigen Sumpfgebiete durch die des linken Ufers auch hier deutlich übertroffen. Am linken Ufer lagen außerdem unterhalb der Einmündung des Sireth (Gerasus) bei Galatz bzw. unterhalb der 15 km weiter stromab gelegenen Einmündung des Pruth (Pyretos) zwei riesige Altwasserseen, der Bratis und der Ialpug, die wie üblich nur durch einen Sumpfstreifen von der Donau getrennt waren.21

Flusslandschaftliche und klimatische Nachteile für die Grenzverteidigung Die breiten Sumpf- und Seengürtel am linken Donauufer und teilweise auch auf den Donauinseln ließen sich im Alltag ausgesprochen schwierig überwachen und boten für Räuberbanden unendlich viele Versteckmöglichkeiten, aus denen heraus sie überraschend das römische Donauufer und wahrscheinlich sogar den Transportverkehr auf dem Fluss angreifen konnten. Eine aus panegyrischen Gründen wohl etwas übertriebene, im Kern aber wohl zutreffende Beschreibung der schwierigen Situation bietet die 10. Rede des Themistios, in der er die Erfolge des Kaisers Valens (363–375 n. Chr.) im Gotenkrieg verherrlichte: Ihr, die ihr schon einmal in jenem Gebiet wart, wißt es: Es ist das schönste des unterworfenen Skythien, aber gegen die Barbaren am ungesichertsten, weil der Fluß es nicht ungestört durchzieht, sondern von Land durchsetzt ist und weil das seichte Wasser einen Stromarm bildet, der sich weit in das Festland erstreckt und weder mit Schiffen zu durchfahren noch auf Wegen zu durchschreiten ist. Dieses Land nun war bis dahin der Ausgangspunkt für die Raubzüge der Feinde. Dabei fanden sie nicht den Mut für ein starkes, offen sichtbares Heer, weil es den Anschein des Friedens zu ............................................ 20 Für eine detaillierte Beschreibung des Donaudeltas vgl. Himmler, 2011, 29–34. 21 Vgl. Himmler, 2011, 28f., bes. Anm. 205 u. 208 (mit weiterer Literatur).

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wahren galt, sondern sie verübten Diebstähle und Untaten mit Ruderbooten, lauerten rings um die kleinen Inseln und überfielen unerwartet die Bewohner. Bis dann die Wächter, die fern voneinander standen, etwas merkten, hatten die Eindringlinge so viel wie möglich verwüstet und waren schon im Fluß verschwunden. Dann war es (den Wächtern) unmöglich, ihnen nachzusetzen, da das seichte Gewässer weder eine Verfolgung zu Schiff noch zu Fuß zuließ. Die Lage war unerträglich: offen geplündert zu werden und dabei keine Möglichkeit zur Rache zu haben.22 (Übers. Leppin und Portmann) Vorstöße oder gar Strafexpeditionen in den breiten Sumpf- und Seengürtel links der Donau gestalteten sich natürlich dementsprechend schwierig. Das um 600 n. Chr. verfasste Militärhandbuch (Strategikon) des Pseudo-Maurikios warnte vor dem Geschick der Slaven und Anten bei der Überquerung von Flüssen und den Schwierigkeiten, sie in dem Sumpflabyrinth aufzutreiben.23 Über die Donau vorstoßende Truppen wurde daher angewiesen, nicht nur zerlegbare Schiffsbrücken für die Überquerung kleinerer Flüsse mitzuführen, sondern auch aufblasbare Fellschläuche zum Bau von Flößen oder als einfache Schwimmhilfen.24 Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass es die Grenztruppen in der frühen und hohen Kaiserzeit irgendwie leichter hatten. Sie dürften daher für Strafexpeditionen jenseits der Donau nicht selten bereits auf eine Taktik zurückgegriffen haben, wie sie ebenfalls in dem Jahrhunderte später abgefassten Strategikon empfohlen wurde: Man wartete ab, bis die Flüsse und Sümpfe im Winter durch den starken Frost passierbar wurden.25 ............................................ 22 Them. or. 10, 13 (= 136 d–137 b): –ste d≤pou toÂto ·soi gegÿnate ¨pà t¥j xÓraj ¨keÀnhj, ¡ kallÀsth m™n ¨sti t¥j Skuqik¥j t¥j Íphkÿou, ¿kista d´ ïsfal≥j prŸj to‰j barba/rouj, oÊ kaqaro diarr™ontoj aÊt≥n to potamoÂ, ïll' ïnapefurm™nou t§ g§, kaà tena/gouj kÿlpon poioÂntoj e”s™xonta ¨pipol‰ t¥j ∏peÀrou, oÁte nausÃn finta plwtŸn oÁte batŸn poreusÀmoij. AÎth toÀnun ø xÓra t™wj m´n ‡rmht≤rion kaqeist≤kei taÕj ¨kdromaÕj tðn polemÀwn, stratÙ m´n ïqrÿÒ kaà profaneÕ m≥ qarro„ntwn dia\ tŸ prÿsxhma t¥j e”r≤nhj, klwpeÀaj d´ kaà kakourgÀaj ¨n toÕj mon≤resi ploÀoij poio„menoi kaà nauloxoÂntej perà ta\j nhsÕdaj ¨n™pipton ¨caÀfnhj toÕj prosoikoÂsin. e”=ta ¨n ·sÒ sun$sqa/nonto oi( frouroà pÿrrwqen ïll≤lwn ïfesthkÿtej, katadramÿntej ·sa o‘ÿn te ªn ¨gkated„onto tÙ potamÙ, toÊnteÂqen d´ ñporon ªn tŸ diÓkein, m≤te pleÕn m≤te badÀzein sugxwroÂntoj aÊtoÕj to tena/gouj. kaà tŸ pra=gma oÊk ∏=n ïnektÿn, ¨n ¤fqalmoÕj lehlateÕsqai ïmhxanoÂntaj prŸj t≥n timwrÀan. 23 Maur. Strat. 11, 4, 23f. u. 31f. 24 Maur. Strat. 11, 4, 74–81. 25 Maur. Strat. 11, 4, 82–86. Zum physikalischen Ablauf der Flusseisbildung vgl. Gray, 1993, 31–35.

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Ein Zufrieren der Donau begünstigte aber natürlich auch die Gegenseite und so ist in den Quellen mehrmals von größeren raids die Rede, die über die zugefrorene Donau erfolgten. Bereits um 30 v. Chr., also schon im frühen Prinzipat, berichtet der Historiker Florus, der Dakerkönig Cotiso hätte regelmäßig über den eiserstarrten Fluss angegriffen.26 Der an das Schwarze Meer exilierte Dichter Ovid hatte ähnliches zu berichten27 und Plinius der Jüngere benutzte dakische Angriffe über die gefrorene (aber auch über die nicht gefrorene!) Donau, die in der Regierungszeit Domitians stattgefunden hatten, als stilistischen Kontrast zu den militärischen Erfolgen Trajans.28 In spätrömischer Zeit bestand die Gefahr feindlicher Einfälle bei starkem Frost selbstverständlich weiter, wie der verheerende Kutrigurensturm von 558/559 n. Chr. zeigte.29 Allerdings ist hierbei zu beachten, dass sich weder Römer noch Barbaren auf ein regelmäßiges Zufrieren der Donau verlassen konnten. Bei längerfristigen Beobachtungen im 20. Jahrhundert stellte sich für die untere Donau eine Komplettüberfrierung in 47 von 60 Beobachtungsjahren ein, d. h. in 13 von 60 Jahren blieb die Donau offen. An der mittleren Donau blieb Mitte des 20. Jahrhunderts eine Komplettüberfrierung sogar jedes vierte Jahr aus. Diese Angaben sind selbstverständlich nicht eins zu eins auf die Antike übertragbar. Durch die Regulierungsarbeiten und die Entwässerung der Auwald- und Sumpflandschaften im 19. und 20. Jahrhundert stieg die Strömungsgeschwindigkeit, was das Zufrieren des Flusses natürlich erschwerte. Andererseits herrschte bis Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr. in Europa eine klimatische Warmphase, was die Zahl der Winter mit Komplettüberfrierung reduziert haben dürfte.30 Einen Sonderfall stellt der in nördlicher Richtung verlaufende Donaubschnitt am Westufer der Dobrudscha dar. Da die starken Nordwinde hier das Treibeis merklich abbremsen, friert dieser Teil der unteren Donau leichter und auch langfristiger ein. Mitte des 20. Jahrhunderts betrug der Zeitraum mit geschlossener Eisdecke in diesem Streckenabschnitt im Durchschnitt knapp 40 Tage pro Jahr.31 Selbst bei komplett zugefrorenem Fluss musste allerdings stets das Risiko einer plötzlichen Tauperiode berücksichtigt werden. Als Anfang Januar 89 ............................................ 26 Flor. Epit. 2, 28, 18. 27 Ov. trist. 3, 10, 27–34 u. 51–54; Ov. Pont. 1, 2, 79f.; 4, 7, 9f. 28 Plin. paneg. 12, 3 u. 82, 5. 29 Vgl. dazu Agathias 5, 11, 6. 30 Vgl. Himmler, 2011, 34, Anm. 254 (mit weiterer Literatur). 31 Vgl. Lászlóffy, 1967, 44f.

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n. Chr. zwei Legionen in Moguntiacum/Mainz meuterten und ihren Befehlshaber L. Antonius Saturninus zum Kaiser ausriefen, sollte die Rebellion eigentlich von germanischen Verbündeten der Aufständischen unterstützt werden. Ein plötzliches Aufbrechen der Eisdecke verhinderte allerdings deren Übersetzen auf das linke Rheinufer.32 Ein ähnliches Ereignis isolierte um 300 n. Chr. einen alemannischen Heerhaufen auf einer der Rheininseln.33 Dabei ist zu beachten, dass das Aufbrechen der Eisschicht auf Flüssen bei Tauwetter aufgrund der ‚Flutwelle‘ auch sehr spontan geschehen kann.34

Einsatz von Wasserfahrzeugen Wie sah nun die Lage für Angreifer und Verteidiger außerhalb der Frostperiode aus? Sofern nicht gerade starkes Hochwasser mit dementsprechender Strömung herrschte, überquerten Plünderer, wie von Themistios beschrieben, den Fluss mit Ruderbooten, daneben aber sicher auch mit anderen Kleinfahrzeugen wie Einbäumen oder Schilfbooten.35 Einbäume, seit dem Neolithikum eine einfache und bewährte Konstruktion, konnten in größerer Ausführung bis zu 20–30 Mann aufnehmen, als Pontons für einfache Brücken oder hastig zusammengezimmerte Flöße verwendet werden und waren sogar eingeschränkt seetauglich.36 Die Konstruktion einfacher, aber rasch herzustellender Schilfboote mit Ruderantrieb und einer Tragekapazität von bis zu einem halben Dutzend Mann beschreibt der byzantinische Historiker Agathias.37 Geübte Angehörige der ‚Flussvölker‘ waren außerdem in der Lage, bei normalem oder ............................................ 32 Vgl. Suet. Dom. 6; zur Datierung der Meuterei vgl. Kienast, 1996, 119. 33 Vgl. Paneg. 6 (7), 6, 4. 34 Vgl. Gray, 1993, 45–48; Himmler, 2011, 35, m. Anm. 257f. (mit weiterer Literatur). 35 Wie weit die Fähigkeiten der ‚Donauanrainervölker‘ im Bau komplexerer Wasserfahrzeuge reichten, ist leider nicht bekannt. Interessant sind hier die Friedensbedingungen Marc Aurels mit den Sarmaten: Diesen wurde nicht nur das Betreten der Donauinseln untersagt, sondern auch den Betrieb von Flussschiffen, vgl. Cass. Dio 71, 19, 2; Stahl, 1989, 303–305. 36 Vorrömische Einbäume aus dem Moor bei Laibach, auf dem Einbäume bis Mitte des 20. Jh. (!) zum Einsatz kamen, erreichten eine Länge von 8–12 m, in Einzelfällen auch mehr, vgl. Himmler, 2011, 134 m. Anm. 306 (mit weiterer Literatur). Die Mitführung von Einbäumen als Brückenpontons nennt Vegetius, vgl. Veg. mil. 3, 7, 7f. Germanische Einbäume konnten laut Plinius dem Älteren bis zu 30 Mann tragen, vgl. Plin. nat. 16, 203. Den Einsatz von Einbäumen als Fähr- und Transportfahrzeuge in der pannonischen Tiefebene Mitte des 5. Jh. n. Chr. beschreibt Priscus in seinem Reisebericht, vgl. Priscus Frg. 8M, ed. Bornemann, S. 29, Z. 19–21; S. 30, Z. 1–6; S. 39, Z. 9–17. Zu erfolgreichen Fahrversuchen mit einem Nachbau eines neolithischen Einbaums auf dem Mittelmeer vgl. Tichý, 2001. 37 Vgl. Agath. 5, 21, 7f.; ausf. vgl. Himmler, 2011, 136f.

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niedrigem Wasserstand und ausreichend warmer Wassertemperatur auch breite Ströme zu durchschwimmen.38 Ein Übersetzen mit Pferden dürfte sich schon schwieriger und riskanter dargestellt haben; zumindest wurde eine Durchquerung der Donau durch Angehörige der equites singulares unter Hadrian als herausragende Leistung gefeiert39 und die Trajanssäule zeigt, wie dakische Kavalleristen bei der schwimmenden Durchquerung der Donau in ‚Seenot‘ geraten.40 Dies mag tatsächlich auf eine reale Situation zurückgehen, doch falls der dakische Angriff an der unteren Donau von 101 n. Chr. tatsächlich von Panzerreitern (cataphractarii) begleitet wurde (s.o.), so kann der Übergang nicht ohne den Einsatz einer ausreichenden Zahl stabiler Wasserfahrzeuge stattgefunden haben.41 Gleiches gilt für den mutmaßlich im Frühsommer des Jahres 85 erfolgten Dakereinfall. Zu Bedenken ist auch, dass ein rascher Rücktransport von Beute in das barbaricum ohne ausreichende und fest gebaute Fahrzeuge schlicht nicht möglich gewesen sein kann.42 Diese Anforderungen stellten allerdings die Angreifer vor eine Reihe logistischer Probleme: Wollte man mit einem großen Heer römisches Gebiet angreifen, so war es natürlich von Vorteil, den Fluss an Stellen zu überqueren, an denen sich die Angreifer nicht erst lange und mühsam durch den breiten Sumpf- und Seengürtel am linken Ufer quälen mussten. Derartige Voraussetzungen waren z. B. an den Übergangsstellen bei Silistra und Svishtov gegeben (s.o.). Gleichzeitig war es unbedingt erforderlich, genügend Wasserfahrzeuge vorzubereiten, um eine rasche Überquerung des Hauptstroms, vielleicht auch im Pendelverkehr, zu ermöglichen. Dabei musste die Ansammlung einer großen Zahl von Booten, Prähmen und Einbäumen Beobachtern vom rechtsseitigen Ufer verborgen bleiben, um die römischen Truppen nicht vorzeitig zu alarmieren. An den bereits ............................................ 38 Zu den aquatischen Fähigkeiten von ‚Flussanrainervölkern‘ vgl. Tac. hist. 5, 14, 2; 5, 22, 1–3; Cass. Dio 60, 20, 2 u. 6; Maur. Strat. 11, 4, 23f. 39 Vgl. Cass. Dio 69, 9, 6; CIL III 3676 (= ILS 2558); Speidel, 1991; Rankov, 2005, 180. 40 Vgl. Szene XXXI; Rankov, 2005, 180. 41 Leichte Kavallerie konnte laut Vegetius, vgl. Veg. mil. 3, 7, 6, zwar Flüsse überqueren, indem man Waffen und Rüstungsteile an Schilfbündeln befestigte, doch für schwer bewaffnete Reiterei wäre dieses Vorgehen wohl viel zu aufwändig gewesen. 42 Der sichere Rücktransport der Beute, z.T. lebender Natur, über die Grenzflüsse war sicher eines der größten logistischen Probleme für Angreifer von jenseits der Reichsgrenzen. Zum Beispiel gelang es römischen Truppen unter Marc Aurel, ein abziehendes Heer der Markomannen am rechten Donauufer abzufangen und vernichtend zu schlagen, woraufhin das rückeroberte Beutegut an die Provinzbewohner zurückgegeben wurde, vgl. SHA, MA 21, 10. Ein bei Neupotz am Oberrhein entdeckter Hort könnte bei einer (aufgrund römischer Kriegsschiffe?) gescheiterten Flussüberquerung alamannischer Plünderer verloren gegangen sein, vgl. Höckmann, 1993a, 27–33. Beuteeinbußen bei der Flussüberquerung erwähnt auch Amm. 16, 11, 9.

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erwähnten Übergangsstellen wäre dies aufgrund der zahlreichen kleineren Wasserläufe oder sogar einem Nebenarm der Donau durchaus möglich gewesen. Die geschickteste Taktik dürfte es allerdings gewesen sein, die Krieger, ihre Pferde und die für ihren Transport vorgesehenen Wasserfahrzeuge ein Stück stromauf der linksseitigen Nebenflüsse zu versammeln, wo sie auch vor einem plötzlichen Überfall vom rechten Ufer aus sicherer waren. Anschließend erfolgte der Vorstoß stromabwärts bis zur Einmündung in die Donau und dann über den Strom.43 Die günstigsten Möglichkeiten dürften dabei der Olt und die am Donauknie mündenden Flüsse Sireth und Pruth geboten haben. Die Einmündungen kleinerer Nebenflüsse wie Jiu, Argeș und Ialomița stellten allerdings ebenfalls Risikostellen für die Verteidiger dar. Aus einigen spätantiken Quellen geht nun hervor, dass die römischen Verbände an der Donau die Flussgrenze nicht einfach nur passiv vom rechtsseitigen Ufer aus sicherten. Stattdessen patrouillierten Flusskriegsschiffe, sogenannte naues lusoriae, auf dem Strom selbst.44 Wie diese Fahrzeuge in der Regel aussahen, lässt sich glücklicherweise anhand von Wrackfunden in Mainz rekonstruieren. Demnach handelte es sich bei den Lusorien um ca. 20 m lange, schlanke Moneren mit bis zu 30 Ruderern sowie einem Mast für den Segeleinsatz bei günstigem Wind (Abb. 5).45 Versuche zu Fahreigenschaften dieser Kleingaleeren wurden seit 2004 mit einem von der Universität Regensburg gefertigten Nachbau (Abb. 6) unternommen.46

Abb. 5: Rekonstruktionszeichnung einer Mainz A Flussgaleere (Höckmann, 1998, 345, Abb. 17).

............................................ 43 Vgl. Höckmann, 1986, 399 u. 402f. 44 Vgl. Amm. 31, 5, 3. Zu Lusorien vgl. Konen, 2004; Himmler, 2005; ausf. Himmler, 2011, 141–148. 45 Vgl. Höckmann, 1982 a–c; ders., 1993b; ders., 2000, 267, Abb. 224 (Rek. im Museum Mainz); Bockius, 2006; Himmler, 2011, 109–112 (mit weiterer Literatur). 46 Vgl. Himmler, Konen u. Löffl, 2009, bes. 86–92; Himmler, 2011, 113–116 u. 143.

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Abb. 6: Die Regina, der Nachbau einer Mainz A Galeere, in den Donauauen bei Petronell (Foto: Verfasser).

Der alltägliche Einsatz für die Besatzungen dieser Fahrzeuge dürfte einerseits in der Abschreckung potentieller Angreifer bestanden haben, d. h. es wurde deutlich sichtbar Präsenz gezeigt, indem Schiffe in besonders gefährdeten Abschnitten den Fluss auf und ab fuhren. Andererseits gehörte zu den Aufgaben dieser Fahrzeuge sicher auch eine regelmäßige Kontrolle des Uferdickichts, der Verbindungen zu den hinter dem Schilfgürtel versteckten Altwasserseen sowie der Einmündungen von Nebenflüssen. Möglicherweise wurden auch Schiffe permanent im Bereich jenseitiger Flusseinmündungen postiert, um dort – wohl außer Bogenschussreichweite – sowohl als vorgeschobener Beobachtungsposten als auch als deutliches Warnsignal zu fungieren. Dass in bestimmten Situationen mehrere Schiffe eine Art Relaiskette für Licht- oder

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Winksignale zu Beobachtungsposten an Land bildeten, ist nicht belegt, wäre aber technisch kein Problem gewesen.47 Inwieweit sich die spätantiken Verhältnisse auf die hohe Kaiserzeit rückübertragen lassen, ist allerdings ausgesprochen schwer zu beantworten. Ein Edikt von 412 n. Chr. zum Bau oder zur Instandsetzung von Flusskriegsschiffen legt ebenso eine hohe Bedeutung spätrömischer Flusseinheiten für die Grenzsicherung nahe,48 wie die Truppenverzeichnisse in der Notitia Dignitatum, in der sich für den unteren Donauraum drei Flottillen (classes), drei nicht näher identifizierbare, aber offenbar schiffsgestützte Einheiten milites nauclarii und schließlich sieben sogenannte Flussuferpräfekturen finden.49 Der Historiker Zosimos berichtet sogar von einer erfolgreichen Nachtschlacht (!) auf der unteren Donau im Jahr 386 n. Chr., in der eine allerdings vorgewarnte und mit viel Zeit zur Vorbereitung ausgestattete Flotte von Flusskriegsschiffen ein in Booten und Einbäumen die Donau überquerendes gotisches Heer abfing und mit Rammstößen und Beschuss durch an Bord mitgeführte Bogenschützen zum größten Teil vernichtete.50 Über die schiffsgestützte Grenzsicherung an der unteren Donau in der frühen und hohen Kaiserzeit ist hingegen viel weniger bekannt. Eine Flottenein............................................ 47 Zu den mutmaßlichen Einsatztaktiken und Kommunikationsmöglichkeiten vgl. Himmler, 2011, 141–150, bes. 149f. Zu antiken Signalmitteln vgl. Wooliscroft, 2001, bes. 35 (Pechfackeln bei klarer Sicht bis zu 20 km weit zu sehen?). 48 Vgl. Cod. Theod. 7, 17, laut dem durch Neubauten und Instandsetzungsarbeiten Sollzahlen von 100 Lusorien für die Moesia II und 125 für die Scythia erreicht werden sollten. Zusätzlich ist in dem Erlass auch von als agrarienses und iudicariae bezeichneten Schiffsgattungen die Rede, doch ist deren Funktion schwer zu bestimmen, vgl. Himmler, 2011, 117–119, bes. Anm. 159 (mit weiterer Literatur). 49 Vgl. Not. dign. or. 39, 30: Praefectus ripae legionis secundae Herculiae cohortis quintae pedaturae inferioris (superioris?), Axiupoli (Cernavoda); or. 39, 31: Praefectus ripae legionis secundae Herculiae cohortis quintae pedaturae inferioris, Iprosmis (= Troesmis/Igliţa); or. 39, 33: Praefectus ripae legionis primae Iouiae cohortis quintae pedaturae superioris, Nouioduno (Isaccea); or. 39, 34: Praefectus ripae legionis primae Iouiae cohortis quintae pedaturae inferioris, Accisso (= Aegyssus/Tulcea); or. 39, 35: Praefectus ripae legionis primae Iouiae cohortis . . . . et secundae Herculiae musculorum Scythicorum et classis, Inplateypegiis; or. 40, 22: Milites tertii nauclarii, Appiaria (Rjahovo); or. 40, 28: Milites nauclarii Altinenses, Altino (Oltina); or. 39, 20: milites nauclarii, Flauiana (unlokalisiert); or. 40, 31: Praefectus ripae legionis primae Italicae cohortis quintae pedaturae superioris, Nouas (Svishtov); or. 40, 32: Praefectus ripae legionis primae Italicae cohortis quintae pedaturae inferioris, Sexagintaprista (Ruse); or. 40, 34: Praefectus ripae legionis undecimae Claudiae cohortis quintae pedaturae superioris, Transmariscae (Totorkan); or. 40, 35: Praefectus ripae legionis undecimae Claudiae cohortis quintae pedaturae inferioris, Transmariscae (Totorkan); or. 42, 42: Praefectus classis Histricae, Aegetae (Brza Palanka); or. 42, 43: Praefectus classis Ratiariensis in Ratiaria (Arčer). Vgl. dazu auch Höckmann, 1986, 411f.; Himmler, 2004, 66 u. 69f.; ders., 2011, 68–75 u. 69, Anm. 281 (zu den nauclarii). 50 Zos. 4, 38, 5–39, 4. Die bei Zosimos angegebene Taktik eines Angriffs in drei Dwarslinien wird auch im Strategikon empfohlen, vgl. Maur. Strat. 12 B 21, 30–37. Für eine ausführliche Rekonstruktion der Ereignisse vgl. Himmler, 2011, 151–156.

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heit, die classis Moesica, hatte ihre Basis bei Isaccea (Noviodunum), also kurz vor dem Beginn des Donaudeltas.51 Ob und wie weit und mit welcher Stärke und Frequenz Fahrzeuge dieser Einheit zwischen dem Eisernen Tor und dem Donauknie bei Galatz operierten, entzieht sich leider völlig unserer Kenntnis. Allerdings existieren Hinweise, laut denen an Flüssen stationierte Legionen ihre eigenen Ruderschiffe unterhielten.52 So deuten z. B. in Svishtov (Novae) und Durostorum (Silistra) gefundene Ziegelstempel der legio I Italica und der legio XI Claudia auf eigene Abteilungen Kriegsschiffe dieser Legionen hin.53 Dass diese Fahrzeuge nicht auch für Aufklärungseinsätze herangezogen worden sein sollen, ist schwer vorstellbar. Bei dem Auxiliarkastell von Oberstimm in Bayern, also weit weg vom nächsten mittelkaiserzeitlichen Flottenstützpunkt,54 wurden Anfang der 90er Jahre zwei um 100 n. Chr. gebaute Kleingaleeren mit zwanzig Ruderplätzen entdeckt,55 was einen Betrieb von kleinen Flusskriegsschiffen selbst durch Auxiliareinheiten zumindest nahelegt. Derartige Fahrzeuge eigneten sich sicher gut für Vorstöße in die schmalen Einmündungen des linksseitigen Sumpf- und Schilfgürtels, und zum Rammen feindlicher Einbäume oder Kleinboote hätten sich die Oberstimm-Schiffe allemal geeignet. Bei Testfahrten mit einem Nachbau wurden kurzfristig Geschwindigkeiten von bis zu 6 Knoten (11 km/h) erreicht; langfristig konnte eine Reisegeschwindigkeit von etwa 3–3,5 Knoten (5,5–6,5 km/h) gehalten werden.56 Für Patrouillenfahrten auf der unteren Donau hätte letzterer Wert unter Normalbedingungen – auch gegen den Strom – vollkommen ausgereicht. Für die größeren und antriebsstärkeren Flussliburnen der Prinzipatszeit, wie sie auf ............................................ 51 Zur CFM vgl. Condurachi, 1974; Strobel, 1984, 105f.; Mitova-Džonova, 1985, 504–509; Sarnowski, 1987; Himmler, 2011, 40–42, bes. 40, Anm. 29 (mit weiterer Literatur). 52 So nennt ein hochkaiserzeitlicher Gesetzestext über die immunes innerhalb der Legionen u.a. Steuermänner (gubernatores) und Schiffsbauer (naupegi), vgl. Dig. 50, 6, 5. Ein gubernator der XVI Flavia Firma ist über einen am mittleren Euphrat gefundenen Papyrus aus dem Jahr 232 n. Chr. belegt, vgl. James, 2004, 14 u. 20. Die VI Victrix betrieb nach Ausweis zweier aus dem Tyne geborgener Altarsteine (RIB 1319 u. 1320) ebenfalls Fluss- oder sogar Seeschifffahrt. Weitere Beispiele für Legionsschifffahrt finden sich für Argentorate (Strassburg) und besonders Moguntiacum (Mainz), vgl. u.a. CIL XIII 11861 (= ILS 9226); CIL XIII 6712 u. 6714. Ausführlicher zum Thema Legionsschifffahrt vgl. Höckmann, 1986, 381, 383, 395, 409f.; Himmler, 2011, 42, bes. Anm. 50 (mit weiterer Literatur). 53 Vgl. Bounegru u. Zahariade, 1996, 10f.; Sarnowski u. Trynkowski, 1983, 536f. Zu ähnlichen Ziegelstempeln der XXII Primigenia in Moguntiacum (Mainz) vgl. Höckmann, 1984, Taf. 39f. 54 Taurunum an der Save-Einmündung in die Donau, vgl. Itin. Anton. 131, 6: Tauruno classis; Himmler, 2004, 63. 55 Vgl. Höckmann, 1986, 409f.; Bockius, 2002; Altmann u. Bockius, 2008. 56 Vgl. Günther u. Wawrzyn, 2008, 139f.

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der Trajanssäule dargestellt wurden,57 lässt sich daher wohl dasselbe annehmen. Nun stellt sich allerdings folgende Frage: Wenn sich für die Prinzipatszeit bereits die Existenz eines zumindest rudimentären schiffsgestützten Sicherungssystems annehmen lässt, auch wenn es in Quantität und Qualität wohl nicht an die spätrömischen Verhältnisse heranreichte, warum konnten dann die Angriffe von 85 und 101 n. Chr. nicht bereits im Ansatz gestoppt werden? Hier sind leider nur Spekulationen möglich, aber die (Anfangs-)Erfolge dieser beiden dakischen Überfälle auf die Provinz Moesia, besonders die des zerstörerischen Einfalls von 85 n. Chr., könnten vielleicht auch weniger am Überraschungseffekt als vielmehr an der zahlenmäßigen Stärke der angreifenden Heerhaufen gelegen haben. Gegen eine schiere Überlastung konnte sicher auch ein ausgeklügeltes Verteidigungssystem nur wenig erreichen. Hier kommt man jedoch – wie bereits gesagt – über Mutmaßungen nicht mehr hinaus.

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............................................ 57 Aufgrund bislang ausstehender Wrackfunde ist man über die durchschnittlichen Spezifikationen dieser biremischen Galeeren nur unzureichend informiert, doch zeigt die Trajanssäule einige recht detaillierte Abbildungen, vgl. Szenen XXXIII, XXXIV/V, XXXV und XLVI. Für eine Einführung zur Schiffsgattung der Liburnen vgl. Bounegru u. Zahariade, 1996, 48f. u. 52; Höckmann, 1997; Konen, 2000. 190 u. 199.

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P ETER S CHERRER

I.O.M. Teutanus, I.O.M. K(arnuntinus), the 11th of June, and the recruitment of the Roman legions

The past third of a century has seen a broad discussion about I(uppiter) O(ptimus) M(aximus) T(eutanus) in the territory of Aquincum and the civitas Eraviscorum and about I(uppiter) O(ptimus) M(aximus) K(arnuntinus?) in Carnuntum, both venerated especially on 11th of June by local authorities. As since 2003 all known inscriptions connected to these special epitheta of Iuppiter have been published in an exemplary way, but both publications about the Aquincum and the Carnuntum areas went out of print nearly contemporaneously and could not benefit from one another, the scientific discussion has gained not an end, but a new dimension. By continuing this discussion I hope to shed new light on a small dimension of the vast theme of Roman festivities, which were dealt with so abundantly by our birthday child in his dissertation.

General introduction to the inscriptions for I.O.M.T. and I.O.M.K. In the monographic publication devoted mainly to the numerous Roman inscriptions secondarily used in a late antique military building in the Danube near the village of Bölcske, Zs. Mráv and E. Tóth in particular broadly discussed the origins of I.O.M. Teutanus, the development of his monuments, and the motives for making offerings to him. The cultores of I.O.M. Teutanus mainly belonged to the local aristocracy of the Hadrianic municipium and Severan colonia Aquincum. At least 16 altars from Bölcske were set up for I.O.M Teutanus, some of them bearing one or even two older inscriptions, which were incised in honour of the same god in most cases. Together with five more inscriptions known from the Budapest area and south of it, we are well provided with about 30 incriptions, surely or very likely devoted to I.O.M.

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Teutanus (see App. 1 and Tab. 1).1 In two cases the epithet Conservator was additionally used. In two late cases Iuno and Minerva are invoked additionally, while in one more Iuno only. Most inscriptions are dated to the 11th of June, covering the time frame between at least 182 A.D. and 288 by the customary mentions of consuls’ names. Nearly all altars were dedicated by the duoviri of the municipium and the colonia Aquincum and asked for the salus of the emperor(s) and the incolumitas of the civitas Eraviscorum in the older inscriptions. At some time after 252, at the latest in the early reign of Aurelian, the formula changed significantly and now salus and incolumitas were both invoked for the emperor(s), the domus divina and the civitas Eraviscorum. In six cases, all from between 250 and 284, the priestly functions of augur or flamen are mentioned for at least one of the duoviri. Thus, an altar offered by the duoviri of Aquincum and dated to 11th of June in 178, which in a slight variation includes the salus ordinis Aquin(censis), may belong to our group as well. The deity’s name is partly lost, but must have been I.O.M. with or without an epithet Teutanus.2 There is some discussion among Hungarian scholars, if this altar, found in medieval Székesfehérvár, was brought to there from Aquincum or from another municipium named Gorsium, but despite this uncertainty all altars seem to come from Aquincum and most of them were re-used in late antiquity by shipping them down the Danube to construct the fortress of Bölcske or use them in other places. The only exception in the dedicators’ group is an altar with two inscriptions, neither of which give dating by day or consuls (App. 1 no. 10). The later inscription is from the reign of Aurelianus, most likely from the years 271 or 272 and was set up by Fl(avius) Aper v(ir) p(erfectissimus) a(gens) v(ices) p(raesidis) of Pannonia inferior. The older inscription was dedicated by [T(iberius) Cl]aud(ius) Claudi[anu]s leg(atus) Aug(usti) p[r(o)] pr(aetore) in 197.3 Up to now scholars preferred an interpretation of Teutanus as the local main god of the Eravisci, who received new honours from the last third (or better quarter) of the 2nd century onwards. In former days the Celtic, better Eraviscan ............................................ 1

Beszédes – Mrav – Tóth 2003, esp. 103–127 and 158–186.

2

Beszédes – Mrav – Tóth 2003, 158f. no. A (see here App. 1). It was erroneously dated to 172 A.D. in the older literature and still in E. Tóth 2003, 424; see also CIL III 3347 and RIU 6, 1493.

3

Mrav 2003a, 251 – 253 no. 10 fig. 3 and 4.

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aristocrats of Aquincum had given their offerings to I.O.M. to show their loyalty to Rome, but in times of more local self-consciousness – as in other towns and areas too – the name of Teutanus was allowed to appear in official inscriptions.4 Zs. Mráv declared Teutanus as symbol of a “lokalpatriotische Archaisierung” and a “späte Äußerung des Stammes-Identitätsbewußtseins der auf ihre Herkunft stolzen Eraviskerbürger”.5 record

god

Bölcske 17

Bölcske 1

IOMT

year nd

IOMT

Bölcske A

Bölcske B

day

offices of donors

2 cent.?

(civ. Rom.) aug(ur) p(rinceps) civit. Eraviscorum ??

June, 11

178

IIviri

June, 11

182

IIviri

182–194

IIviri

after 180

tri. coh. III B(atavorum); sacerd(os) tem(pli) divi Marci

6

CIL III 3345

Deus Teutanus

Bölcske 2

IOMT

210

IIviri

Bölcske 3

IOMT

216

?

Bölcske 4

IOMT

Bölcske C

IOMT Conservator

Bölcske D

May, 1

June, 11

IIviri ? ?

June, 11

223

IIviri

Bölcske 5

IOMT Conservator & Iuno Regina

Bölcske 13a

IOMT

Bölcske 6

IOMT

June, 11

226

IIviri

Bölcske 7

? & DDO

June, 11

250

IIvir; IIvir & flamen

Bölcske 8

IOMT DDO

June, 11

251

IIvir; IIvir & flamen

Bölcske 9

IOMT DDO

June, 11

252?

IIvir & augur; IIvir & augur

Bölcske 10a

IOMT

197

leg. Aug. pr.pr.

............................................ 4

Mráv 2003a, 259f. (with the relevant older literature).

5

Mráv 2003a, 260.

6

Beszédes – Mráv – Tóth 2003, 159f. no. B; Kovács 2004, 381. Very fragmentary, only the partial formula …et in]colu/[mi]tat(e) civit(atis) [E/ra]viscor(um) and the donorship of duovir(i) / mun(icipii) Aq(uincensium) are certain.

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263

Bölcske 10b

IOMT

Bölcske 11c

IOMT

Bölcske F

IOMT

Bölcske 12

270–272

a.v.p.

271

IIvir & augur; IIvir & flamen

272–274

(IIvir? &) augur

June, 11

282

IIviri

Dec., 11

Bölcske 13b

IOMT

June, 11

284

qq & flamen; qq

Bölcske 14b

IOMT

June, 11

286

IIviri

Bölcske 16

IOMT

June, 11

287

IIviri

Iuno Regina Minerva sancta cet. DD immortales Bölcske 15c

IOMT

June, 11

288

IIviri

Iuno Regina Minerva sancta cet. DD immortales Table 1: Overview of inscriptions dating surely or very likely to June 11th and/or mentioning (most likely) I.O.M.T. from Bölcske or Aquincum (see E. Tóth 2003, 424f. and here App. 1)

Against this opinion, E. Tóth and Zs. Mráv himself strongly identified Teutanus as a toponymic epithet, which was connected to I.O.M. because of his sanctuary on Gellérthegy, a mountain on the right bank of the Danube in the southern Aquincum area, where a pre-Roman “oppidum” of the Eravisci is localised as well as cold and thermal springs.7 A series of votive-inscriptions to Liber and Libera, Magna Mater, Mars Gradivus, Nemesis and one also to I.O.M. T(eutanus) himself was found on the slopes of Gellérthegy.8 So a sanctuary is thought to have been located there. Furthermore, it seems quite logical that stones were brought from here to military posts by ship in late antiquity to serve as building material. E. Tóth9 argues against Teutanus as the name of an old local deity. He sees – anus as a Latin suffix and calls the Gellérthegy “mons Teutanus”(= mount of the community, of the civitas). This new and Roman term for the the mountain could have been a necessity as the former name of it and the “oppidum” located here, Aquincum, was transferred to the legionary fortress and the muncipium in the north of the legion’s camp. The assumption of a mountain name opens the way for E. Tóth10 to see a parallel development in Carnuntum, ............................................ 7

E.Tóth 2003, 391–401 and 407f.; Mráv 2003b, 354.

8

E. Tóth 2003, 394 and 398f.

9

E. Tóth 2003, 402f.

10 E. Tóth 2003, 405f. – The argumentation (Mráv 2003b; E. Tóth 2003, 407) that the late Roman fortress name Contra Tautantum (not. dign. occ. 33, 55) derived from “mons Teutanus” is at least

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where also inscriptions, dedicated on the 11th of June, were set up in a sanctuary on Mount Pfaffenberg from – as was generally thought – the later 2nd century onwards. In opposition to the older opinion that the civitas Eraviscorum remained in existence also after Aquincum was raised to the status of a municipium by Hadrian and colonia by Septimius Severus, E. Tóth now thought that the terminus civitas Eraviscorum in these inscriptions meant nothing else than a synonymous cultic fiction.11 The municipality of Aquincum still called itself the civitas Eraviscorum, when all the people inside and outside the town, the inhabitants of the city as well as the country people in the territory bring their yearly offering to I.O.M. as the superior god of the Roman Empire and ask for the protection of the Emperor and their own community. Very similar processes of local identity in the later 2nd century are seen in Neviodunum in southwestern Pannonia, where also the community, when offering to the gods or honouring high ranking persons like senators, calls herself civitas Latobicorum. The conclusions of E. Tóth and Zs. Mráv according to the origin and meaning of I.O.M. Teutanus generally coincide with considerations about the relations of townships and gods in southern Noricum and Pannonia and the formation of a local Pantheon – also taking Aquincum and Neviodunum into account. Even if the situation in Noricum is not as clear as in Aquincum, as the Norican gods – for example Iuppiter Arubianus and Bedaius in Iuvavum or Belinus in Virunum and Mars Latobius Marmogius in the Norico-Pannonian border regions – are also venerated by beneficiarii and/or private persons, nevertheless a certain special relationship of local communities to special gods can still be observed.12 So gods such as I.O.M. Culminalis13 with his Latin name might instead have their roots in the nostalgic construction of a mythological past as a sign of local identity than in survivals or revivals of Celtic religion. This recognition of a late and artificial god’s name is not supported by W. Meid,14 who qualifies Teutanus as a non-Celtic, but Pannonian construction based on linguistic reasons. For him I.O.M. Teutanus is a revival of an old tribal god of the Eravisci, especially worshipped in combination with the ........................................................................................................................................................................... very weak; see for that Kovács 2004, 381f. 11 E. Tóth 2003, 409–414. 12 Scherrer 2004a, 180–184. 13 The evidence for these “Norican” gods is collected in Scherrer 2002, esp. 34–48 with maps 13f. 14 Meid 2003; see also Kovács 2004, 386.

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mother of earth (Iuno Regina in the Teutanus-inscriptions) in a festival beginning ten days before solstice. Numerous inscriptions on votive altars15 in a sanctuary on the Pfaffenberg – overlooking Carnuntum from the east – are dedicated to a I.O.M.K., but only in one case does the epithet seem to have been written in full length as [I. O. M. Kar]/nun[tino].16 In his monograph concerning the inscriptions from Mount Pfaffenberg, I. Piso reads or suggests I.O.M.K. in 22 cases (see Table 2), but in only four examples are the four letters preserved in total, and in four more only the letters I(ovi) or M(aximo) are missing. In all other inscriptions the completion is quite likely but cannot be taken as certain. All these inscriptions are late; not one can be dated with certainty before the beginning of Diocletian’s rule and the most recent might have been composed in 318 A.D. In up to 18 inscriptions the day of dedication was or might have been the 11th of June; of these also not one can be dated securely before the rule of Diocletian.17 In one case, where only parts of the dating formula have survived, the first consul mentioned, Maxi[mo], might have been in office as early as 207, 223, 233, 234, 256 or 268 A.D.; but the character of the letters (which astonishingly is not discussed by Piso in this case) suggests a much later date and has no correspondence with the letter forms of Severan inscriptions, whereas examples from the years after 235 A.D. to the beginning of the Tetrarchy are completely absent. As Maxi[mo] is not marked as D(omino N(ostro) or Imp(eratori), Piso rightly notices that datings in 288, 297, 307 and 311 A.D. are less likely. Due to all these excluding features the year 286 A.D. remains the most probable one, even if another inscription of this series from 286 already exists. Further fixed dates by consul names are given in 291, 297 and 308 A.D., while other inscriptions are to be dated in 297(?), 308 and 313. The remaining inscriptions are dated to more or less securely to the Tetrarchic period based on paleographic reasons (see Table 2 and App. 2). As the monuments on the Pfaffenberg were obviously destroyed intentionally at some point in late antiquity, from most inscriptions only small frag............................................ 15 Piso 2003 regularly calls the monuments statue or column bases, but – as W. Jobst has kindly informed me – at least most of them surely are arae; see also Jobst 2006, 66–69 (estimated amount of 350 altars). 16 Piso 2003, 51f. no. 52. – The epithet K(arnuntinus) is the most likely solution, already discussed in Jobst 1977a, esp. 158; see also Knibbe 1983. 17 Piso 2003, 39 no. 34.

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ments are left, in many cases only those parts which were incised in the protruding parts of the altars on top and basic elements. They were left at the site, while the ashlar-formed middle parts were re-used – probably in the medieval walls of the neighbouring city of Hainburg.18 Therefore it is nearly impossible to restore more than a few rare texts, while in most cases single letters from the beginning or dating formulas at the very end stand alone. In only five cases the god’s shortened name I.O.M.K. and the formula III Idus Iunias or at least parts of these two important items are still to be found in one and the same inscription. One of these belongs to 286,19 another to 297 and a third one most likely to this same year, while the other two are only roughly to be attributed to the Tetrarchic period. It seems very likely that in some years more than one inscription was set up in the sanctuary, as the cases of 286 and 297 might indicate; thus, Piso convincingly suggests that possibly each emperor received his own inscription.20 No.

God

June, 11th

Year

*

207, 223, 233, 234, 256, 268 or (most likely by the forms of letters) 286

*

286

[de]c. [col.] K(arnunti) + vet., magistri montis

*

291

di[e Iovis?]

34

35

IOMK?

37 38

IOMK

*

297

40

IOMK?

?

297 ( ?)

41

IOMK

45

Offices and status of donors

308 *

313

magistri montis

?

Tetrarchic

[veter]ani?; magistri montis [ve]ter[ani

49

IOMK?

52

IOMK

Tetrarchic?

53

IOMK

Tetrarchic

54

IOMK

likely Tetrarchic

............................................ 18 Jobst 2006, 67. 19 Piso 2003, 40f. no. 35. 20 Piso 2003, 15, for the suggestion that each emperor received an inscription of his own.

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55

IOMK

likely Tetrarchic

56

IOMK

Tetrarchic

57

IOMK

likely Tetrarchic

58

IOMK?

Tetrarchic

59

IOMK?

Tetrarchic

60

IOMK?

likely Tetrarchic

61

IOMK?

possibly Tetrarchic

62

IOMK?

likely Tetrarchic

63

IOMK

likely Tetrarchic

65

IOMK?

around the Tetrarchy

92

possibly later 2nd cent.

vet]eran[i + mag[istri montis] [magistri mont]is?

105

*

likely Tetrarchic

107

?

likely Tetrarchic

129

IOMK

*

Tetrarchic nd

rd

133

?

2 or early 3 cent.

142

?

Tetrarchic

148

*

likely Tetrarchic

ve(t) + [magist]ri mon/[t]is ma]gi[stri montis]?

Table 2: Overview of inscriptions dating with certainty or probably to June 11th and/or mentioning I.O.M.K. from the Pfaffenberg (collected in accordance with Piso 2003)

It is another important fact that at least more than 20 of the inscriptions to I.O.M. on the Pfaffenberg were dedicated by a collegium of four Roman citizens, who called themselves magistri montis (see Table 2 and App. 2). In some cases two of them are also signified as decuriones of Carnuntum.21 The magistri montis originally – probably as soon as the mid 1st cent. A.D. – seem to have been the representatives of the cives Romani consistentes intra leugam, who were the Roman citizens living in the so-called canabae legionis, but later also the Romans in the Hadrianic municipium and the Severan colonia Carnuntum

............................................ 21 Piso 2003, no. 24: ---]G / [3]GE / [3]NT / [3]O / [3]II / [ // ] O[3] / [3]N et I[3] / [3 ve]t(eranus) ex [3] / [3]ona[3] / [3]trm[ // ]er / [3 dec(urio)] col(oniae) / [3]IC / [ // ]ntes I[3] / [3 A]ur(elius) For/[tis(?) vet(eranus) leg(ionis) XIIII(?)] G(eminae) Ant(oninianae) [ // ]I / [3] ex / [3]us / [ // leg(ionis)] XI[III G(eminae) 3] / [3]A[ // magi]str[i(?) montis(?). See also Piso 2003, no. 7 (here in note 23).

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took part in the ceremonies and dedications.22 Perhaps the number of four magistri instead of the normal two for such societies derives from the union of Romans from the canabae and the municipium. The oldest inscription23 to be attributed to this group is dated to the year 159 A.D., another one24 comes from 166 A.D. and a third is only slightly later (166–168).25 The series continues throughout the Severan dynasty with well preserved dates or Imperial titles.26 The cives Romani consistentes Karnunti seem to be mentioned for the last time in an inscription of the year 203,27 and Piso suggests that their disappearance is caused by a reform of Septimus Severus according to the legal status of the canabae legionis and the possibility of private ground possession there, or by the constitutio Antoniniana, as from then on nearly everybody was a Roman citizen.28 His conclusion, however, that the magistri montis after this change of legal status still were the representatives of the people living in the canabae is not convincing as some were decuriones in the municipium/colonia. They stayed in office till Severus Alexander and again – after a total lack of ............................................ 22 See Piso 2003, 22f. in the commentary to no. 7. 23 Piso 2003, 21f. no. 6: [I(ovi)] O(ptimo) M(aximo) / [pro salute] / Im[p(eratoris) Caes(aris) T(iti) Aeli] / An[ton]in[i] Aug(usti) [Pii] / et M(arci) [A]urel(i) Ca[es(aris)] / c(ives) R(omani) cons(istentes) Ca[rn(unti)] / intra leug(am) / C(aius) Pompon(ius) Sa[t]urn[i]n[us] / C(aius) S[a]turnin(ius) Candi[dus] / P(ublius) [3]I Vale[3] / [1] An[n(ius?) Pl]acidus / [mag]istri mont[i]s / [Qui]ntillo et [Prisco c]o(n)s(ulibus). 24 Piso 2003, 22f. no. 7: [I(ovi) O(ptimo)] M(aximo) / [pr]o [sa]lute Imp(eratorum) / Augu[sto]rum / M(arci) Aur[el(i) A]ntonini / Aug(usti) [Arm(eniaci) P]art(hici) max(imi) / et L(uci) A[u]r(eli) Ve[ri A]ug(usti) Arm(eniaci) / Pa[rt(hici)] max(imi) c(ives) R(omani) con/sis[t]ent(es) Ka[r]nunt[i] / intra leugam p[r(imam?)] / M(arcus) Iu[l(ius)] Serg(ia) Secu[n]/[di]nus et C(aius) Iu[l(ius) Serg(ia)] / [3]inus d[ec(uriones) m(unicipii) K(arnunti?) et] / [3]nu[s 3] / magi[stri] mo[ntis] / [P]ude[nte et P]ollio[ne co(n)s(ulibus)]. Also see Piso 2003, 23f. no. 9: [I(ovi) O(ptimo) M(aximo)] / [pro salute Imp(eratoris) Caes(aris?)] / [3 Antoni]ni [Aug(usti)] / [c(ives) R(omani) cons(istentes) Kar]nu[nti] / [intra leu]g(am) pr[im(am)] / [ // ]S / [3]S / [--- (Antoninus Pius or Marcus Aurelius), and the fragments no. 10 and no. 11 from the 2nd century. 25 Piso 2003, 23 no. 8: [I(ovi) O(ptimo) M(aximo)] / [pro sal(ute) Imp(eratoris) Caes(aris)] / [M(arci) Aur(eli) A]nton[ini] / [Aug(usti) Ar]m(eniaci) Part(hici) m[ax(imi)] / [c(ives) R(omani) co]nsist(entes) C[arn(unti)] / [intra] leuga[m ---; the fragments Piso 2003, 25 no. 12, with the consul’s names of 176 A.D., and Piso 2003, 25f. no. 14 from 187(?) A.D. plus p. 26 no. 15 from 188 A.D., may belong to this group as well. 26 Piso 2003, esp. 29–37 no. 19–30. 27 Piso 2003, 29f. no. 19: [I(ovi) O(ptimo)] M(aximo) / [pro salute I]m[pp(eratorum)] / [C]a[es(arum) L(uci) Septimi Severi Pii] / Per[t(inacis) Aug(usti) Arab(ici) Adiab(enici) Parth(ici)] / ma[x(imi) pont(ificis) max(imi) trib(unicia) potest(ate)] / XI [imp(eratoris) XI co(n)s(ulis) III et Imp(eratoris) Caes(aris) M(arci)] / Au[r(eli) Antonini Pii Felicis Aug(usti)] / tr[ib(unicia)] pot[est(ate) VI co(n)s(ulis) et [[[P(ubli) Septimi]]] / [[[Getae]] nobilissimi Caes(aris) et Iuli]ae Au[g(ustae) matri Aug[[g(ustorum)]] et castr(orum) et] / [[Fu[lviae Plautillae Augustae]]] / totiu[s]que d[omus divinae eorum(?)] / c(ives) R(omani) [consist(entes) Kar(nunti) intra leugam] / M(arcus) [---. See also the discussion in Piso 2003, 32f. no. 24 (from 212–217 A.D.). 28 Piso 2003, 13f. and 36 no. 28; in this inscription from the times of Alexander Severus the c.R. consistentes surely are not mentioned any more.

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inscriptions for half a century – show up during the late 3rd and early 4th centuries in the cult of I.O.M.K. in at least three inscriptions.29 Piso further stated that even if the day is not given in the inscription of the year 166 (his no. 7), the monument should have been almost certainly dedicated on 11th of June and thus the day could not have been connected to I.O.M.K. at all.30 In fact, however, the magistri montis adopted the 11th of June and the epithet K(arnuntinus) – as the surviving inscriptions declare – at the same time (very likely not or not much before the reign of Diocletian and his coemperors, but in 286 at the latest), and thus we have to admit that there must have been a strict connection between K(arnuntinus) and the date of III Idus Iunias, even if the offerings of the magistri montis to I.O.M. might well have been made on (an unmentioned) 11th of June already in the 2nd century. As Piso stressed with good reasons, the new activities on Pfaffenberg in the Tetrarchic era have to be seen in connection with the Imperial propaganda and the newly decreed sacrifices to the supreme god of the Empire. Thus the late date cannot be brought in relation to an old local god of the Carnuntum area or with the civitas Boiorum,31 which appears only at the very end of the 1st and beginning of the 2nd centuries and never had any connection to the Roman town of Carnuntum or the cives Romani consistentes Karnunti intra leugam primam. All in all it looks as if the custom of putting inscriptions (and statues on columns) had declined or ended on the Pfaffenberg with the fall of the Severan dynasty, and had its revival in the early Tetrarchy, now stressing the 11th of June and the localised I.O.M. K(arnuntinus) – with the living traditions of Aquincum as a model.

The 11th of June: old and new explanations Various suggestions were given for the date – and as such the sense – of the supposed festival of the 11th of June taking place in Aquincum and Carnuntum. Initially, W. Jobst32 – starting from a now rejected reconstruction of the ............................................ 29 Piso 2003, 40f. no. 35, p. 49f. no. 49, p. 83f. no. 129. 30 Piso 2003, 15. 31 For the civitas Boiorum see now: Zabehlicky – Zabehlicky-Scheffenegger 2004; Scherrer 2008, esp. 157–159. 32 W. Jobst 1978; but see now Jobst 2006, 69f. for his revocation. – The thesis was rejected by most historians as the date of at least the rain miracle in 174 A.D. (Cass. Dio 71.8.10 combines it with

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dating formulas in one inscription from the Pfaffenberg33 and another from Aquincum34 with a suggested date in 172 – combined this day with the lightning- and/or rain-miracle during Marcus Aurelius’ campaign against the tribes of Marcomanni, Quadi and Kotini. I. Piso then considered the foundation date of the capitolium in Savaria,35 the common capital of Pannonia before the province’s division into Pannonia superior and inferior. G. Alföldy suggested that the date was the foundation day of Pannonia.36 S. Soproni inquired if it could not be the day of partition into Pannonia superior and inferior, or an old Celtic festival.37 M. Pető, K. Póczy, and P. Scherrer preferred the foundation day of the two cities Aquincum and Carnuntum by Hadrian.38 K. Póczy, via analogy to the Pfaffenberg in Carnuntum, also suggested that the sacred area was not on the Gellerthégy but in the hills near the Szépvölgyi utca in Óbuda, in the outer zone of the canabae legionis, where one of the inscriptions to I.O.M.T. was found.39 Recently I. Tóth proposed that Celtic traditions of solstice should be identified behind the festival.40 But none of these explanations pays attention to the fact that one of the inscriptions of Bölcske dates to 12th of December, so exactly six months after the 11th of June.41 E. Tóth instead discusses a foundation date of the ara provinciae Pannoniae serving the Imperial cult in Savaria (instead of the – in his eyes – less important capitolium), but then argues in favour of a founding date of the sanctuaries in Carnuntum-Pfaffenberg and Aquincum-Gellérthegy on the same day, probably originating in an activity of Aelius Caesar, the adoptive son of Hadrian, who was the only governor past 106 to rule both Pannonian provinces in

........................................................................................................................................................................... the 7th Imperatorial acclamation; see also SHA v. Marci 24.4) and this seems without any doubt; see for example: Birley 1987, 172–181; Speidel 2012, 139–142; in spite of that, Kovács 2008, 400– 403 argues for 171 (Xiphilinos should erroneously have written 7th instead of the 6th as the number of the acclamation), but this cannot convince. 33 Jobst 1978, 28–30; Knibbe 1983, 136–138 no. 2; see now Piso 2003, 39 no. 34. The inscription with a Maxi[-] as consul primo loco is not to be dated before 207, but most probably to the year 286 (see above). 34 See above note 2. 35 Piso 1991, 164. 36 Alföldy 1995, 30. 37 Soproni 1993, 179. 38 Pető 1997, 27; K. Póczy, 1998, 31; Scherrer 2004a, 181–184. 39 Beszédes – Mrav – Tóth 2003, C; TitAq I 166 (see here App. 1); Póczy 1999, esp. 203f. and 208. 40 I. Tóth 2003; this position is supported by Meid 2003. 41 Beszédes – Mrav – Tóth 2003, 11c; see here App. 1.

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137.42 E. Tóth also does not exclude connections to a festival of the Roman goddess Mater Matuta, for whom ceremonies were held on the 11th of both months, June and December.43 As we shall see, none of the suggestions made up until now to explain the meaning of the 11th of June can withstand a thorough re-examination of the epigraphic evidence. It will be helpful to sum up first what we really know, once again. Closely aligned to the Imperial cult, I.O.M. Teutanus was venerated regularly, probably every year, by the duoviri of Aquincum in the name and for the incolumitas of the city or the civitas Eraviscorum in the time between (at least) 178 and 288 A.D. Only one inscription bears the date of 12th of December, while all the others seem to have been dedicated on 11th of June. Two inscriptions (on one and the same re-used altar) for I.O.M. Teutanus are set up by governors of Pannonia inferior in 197 and around 270 and do not contain the date of 11th of June. The later inscriptions for Teutanus were written on re-used altars and the older inscriptions below partly show dedications to I.O.M. by military or private persons.44 Most stones mentioning Teutanus were found in secondary use of the later 4th century outside the boundaries of Aquincum. Only one Teutanus-inscription was found at the slope of mount Gellérthegy,45 the supposed “mons Teutanus”, itself, where not only traces of a Celtic “oppidum” are known, but also a Roman sanctuary is presumed.46 But in Szépvölgyi út, 6 km north of Gellérthegy, and thus only 1.5 km south of the legionary fortress, a column base or rather an altar with the beginning of an inscription I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / Teutano Conservatori / - - -47 was found. And, on a hill nearby, parts of a (4 m high?) column, crowned by a statue of Iuppiter, were excavated.48 As one other very fragmentary altar of duoviri for the incol............................................ 42 E. Tóth 2003, 415–423. 43 Doubts that the festival survived into the Imperial era and that the goddess was known in Pannonia at all, are expressed by Piso 2003, 14, but a statue of Mater Matuta and Portunus seems to have been found in Carnuntum; see Specht 1983–1984. 44 Mráv 2003a, 254 no. 14: IOM / P. Ael. V/alens / cum sui[i/s o]mn[ib(us)] / v.s.l.m. and p. 255f. no. 15a, set for I.O.M. C[onservatori] by a [… trib(unus)/ mil(itum)?] leg(ionis) II Ad(iutricis) p(iae) f(idelis). 45 CIL III 10418; Beszédes – Mráv – Tóth 2003, 159f. no. F. – see also above with note 10. 46 A lack of Roman building activities on the Gellérthegy (except a possible watchtower on the top) is stated by Kovács 2004, 383f. 47 Beszédes – Mráv – Tóth 2003, 160 no. C; Póczy 1999, esp. 202–208 and 214 fig. 2. 48 Póczy – Szirmai 2003, 265 Abb. 1; Póczy 1999, 205 and 219 fig. 7.

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umitas of the civitas Eraviscorum, and thus most probably dedicated to Teutanus, was found in Budapest Várkert49 (castle-gardens) at least two other hillside locations in the vicinity of the canabae legionis are possible alternatives to Gellérthegy for a sanctuary of Iuppiter Teutanus.50 In opposition to the situation in Aquincum the sanctuary on Pfaffenberg in Carnuntum is not only securely located, but also well researched. The oldest inscription there is an altar to Victoria, set by a member of the legio XV Apollinaris, which left Carnuntum forever at the latest in 114 to serve in the Parthian war. Most likely the altar was set up in the sanctuary already before the participation of the legion in the Judaean wars from 62 A.D. onwards.51 Members of the military were also responsible for the offering known next in chronology, with a vexillatio of the legio XIIII to I.O.M.; this altar cannot be much later than 114 A.D.52 Of great importance is the building inscription of the iuventus colens Iovem Dolichenum of 128–138 A.D., which seems to belong to an entrance building (“Gebäude D”) to the sanctuary53 in its very western part.54 Less likely is the suggestion of Piso, that it belonged to the amphitheatre in the southern edge of the sanctuary, where it was actually found – re-used and built into the wall upside down. It mentions a gate and a wall 100 feet long and 7 feet high.55 Roughly contemporary to the amphitheatre (if the Dolichenusinscription is rightly attributated to it) a temple (“Tempel I”) was erected by L. Aelius Caesar in 137 A.D., which, according to I. Piso, might have been devot-

............................................ 49 See note 6. 50 Póczy 1999; Jobst 2009, 76. – Kovács 2004, 384f., mentions the “Burgberg” and the area of the “Burggarten” as a possible candidate, as these could have been the find spot of the inscription no. B (see above note 6) and definitely excludes the Gellérthegy. 51 Piso 2003, 17 no. 1. 52 Piso 2003, 17f. no. 2. 53 Betz 1935, 29f.; Jobst 2006, 48-50. 54 For the building D see Groller 1900, 82f. and Plate VIII; he describes the structure as consisting of two L-shaped walls (distance from one another 3.80 m) with 13.25 m length in the direction into the interior of sanctuary and 2.25 m along the outer angle. This sums up to exactly 31 m and thus is very close to the 100 feet mentioned in the inscription (see note 53). This part of the mountain had already vanished before the new archaeological excavations started in 1970 – caused by the expansion of a recent huge quarry, which by 1982 finally destroyed the whole area of the sanctuary; see for that Jobst 2006, 48, who gives the total length of the walls with 29.5 m. 55 Piso 2003, 11 and 18f. no. 3: Pro sal(ute) Imp(eratoris) C/aes(aris) Tra(iani) Hadr(iani) Aug(usti) / p(atris) p(atriae) porta(m) et muru(m) per / pedes lon(gum) C altu(m) p(edes) VII / iuvent(us) colen(s) Iove(m) Doli/chen(um) inpe(n)sa sua fec(it). Jobst 2006, 73 fig. 133, publishes an uninscribed tympanon block belonging to the gate of the amphitheatre, for which a second building phase is not in discussion due to complete lack of evidence.

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ed to [Anti]noo.56 In the middle part of the sanctuary another temple (“Tempel III”) and a high base (“Basis E”) – probably serving as an ara Augusti –, more column bases and small altars were situated. Their building-dates are not totally certain, but most of these monuents must belong to the Antonine period.57 In the very northern edge of the sacred area, a four-roomed square-shaped house, built in the 3rd cent. A.D., might well have served as the office of the four magistri montis.58 In the East of the sacred area, at some point in the (late) 2nd century, a building with portico and three rooms was erected, which was for a long time thought to have served as the temple of the Capitoline Triad (“Tempel II”) from Severan times onwards.59 Because of the overall groundplan and the identification of a possible kitchen in the south-eastern annex room,60 recent research has shown a much higher probability that the relatively complex building functioned as a meeting house of a community devoted to an oriental god (Dolichenus?), whose members participated in cultic meals there.61 The main room most likely was not a tripartite “cella” but a dining hall with lateral podia.62 Also heads of a Iuppiter, a Iuno, and a Minerva, ascribed to a group of the Capitoline Triad by Jobst,63 differ so much in material, size and style that they are much more likely to have belonged to different monuments; moreover, the head of the so-called Juno most likely belongs to a relief.64 So, in conclusion, the building might well have been the assembly location of the iuventus colens Iovem Dolichenum or the cives Romani consistentes Karnunti instead of serving as a temple for the Roman Capitoline Triad. ............................................ 56 Piso 2003, 19f. no. 4; Jobst 2006, 51f., prefers a dedication to Iuppiter (13 parts of the god seated on a throne found here, see Kremer 2004, 45–51 no. 1) and discusses also an earlier date under Trajan. 57 Temple III: Jobst 2006, 54f. (for fragments of a statue of Iuppiter found see also Kremer 2004, 55– 58 no. 3); for the basis E (“ara Augusti”) see Piso 1991, 162; Piso 2003, 11 and 20f. no. 5; bases A– F and smaller monuments, e.g.: Jobst 2006, 60–70. 58 Jobst 2006, 6972. 59 Bormann 1900, 125–127; adopted byW. Jobst, for example in: Jobst 1977a, 156; Jobst 1977b, 705. 708. 720; and still defended in: Jobst 2006, 55–60; Jobst 2009, 70–74. 60 Groller 1900, 77 and Plate VIII. 61 Gassner 2005; Kandler 2004a. 62 The small and weak walls in the interior of the main room were already interpreted as substructures by Groller 1900, 76: “für einen erhöhten Boden”. 63 For example: Jobst 2006, 59 and Fig. 88. 64 For the sculptures see Kremer 2004, 51–55 no. 2 (Iuppiter). 81–86 nos. 15 (Juno?). 16 (Minerva or Roma).

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The sacred precinct was in use for about a century, when the cives Romani consistentes Karnunti intra leugam primam and their magistri montis are to be recognized the first time setting up inscriptions to I.O.M. for the health of the Emperors and offering (columns with) statues of Iuppiter and/or Emperors. The magistri montis continued to set up inscriptions even after the association of Roman citizens was not active any longer or had at least lost its importance by the constitutio Antoniniana (or even earlier Imperial acts of Septimius Severus concerning the status of the canabae legionis).65 During or immediately after the reign of Severus Alexander the sanctuary seems to have been only scarcely used or even abandoned, but there is a strong renaissance from the early Tetrarchy onwards to the second decade of the 4th century. In the years between 286 and 318 at the latest more than 30 inscriptions to I.O.M. K(arnuntinus) were set up on the 11th of June, at least in some years more than one. Any attempt to connect the I.O.M.K. and the 11th of June directly to political or military affairs during the 2nd century is beyond any probable likelihood because of the relatively large number and partial good preservation of the inscriptions of the magistri montis and the cives Romani consistentes intra leugam primam from the reign of Antoninus Pius onwards, which obviously lack those decisive two points of interest. As we now see, the emphasis on the 11th of June and I.O.M.K. in Carnuntum emerges as a phenomenon not (or only shortly) before Diocletian, after the sanctuary on Pfaffenberg had been neglected for half a century. Thus the interest in the god and the special day arose more than 100 years later than the veneration of I.O.M. Teutanus on the same day in Aquincum. As E. Tóth himself accepts a foundation date of the Carnuntum-Pfaffenberg sanctuary as early as the 2nd half of the first century or at least the very early 2nd century, his theoretical construction around Aelius Caesar and a common foundation day66 cannot be maintained any longer. Also a pre-Roman tradition of solstice or another festival of the Eravisci with I.O.M. Teutanus as a superior and tutelary god of the tribe does not stand criticism. Teutanus surely is not an original Celtic word but a formation of ............................................ 65 Piso 2003, 13–16. 66 E. Tóth 2003, 416–418.

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Roman times. Additionally, as we learn from at least two surviving inscriptions, offerings to I.O.M. Teutanus were not only made by officials of the township or the Eraviscians, but also by the provincial governors of Pannnoia inferior in the years 197 as well as in the early years of the emperor Aurelian. In both inscriptions – for which the same altar was used – no dating by consuls or day is given but a salvation formula on behalf of the emperor and – in the later case – the Imperial house too. A connection of these governors’ insciptions to a tribal god of the (already fictitious) civitas Eraviscorum or assumed Celtic solstice traditions sounds very unlikely. In the end, the 11th of June itself is much too far away from the correct date of solstice for such considerations.67 Conversely, the twice-used governors’ altar strengthens the suggestion of E. Tóth that Teutanus is not a Celtic or indefinite local god, but rather a local specific expression of I.O.M. It also tells us that Teutanus is not especially or exclusively venerated in a revival of an old Celtic or other local (municipal) festival but active in general terms of the Imperial cult. The re-use of the altar in Bölcske together with the monuments of the duoviri and other altars for I.O.M. gives evidence for the original placement of all these altars in the same sanctuary in the wider Aquincum area, which was devoted to I.O.M., who – in a special local attitude – was addressed as Teutanus on special occasions. I.O.M.K., on the other hand, is a very late appearance and the local epithet K(arnuntinus) – if this interpretation is the right one – also speaks against a pre-Roman tradition and strengthens the thesis that Karnuntinus is an outcome of the needs of local identity in a Roman community. The idea of a common founding day of the two cities in A.D. 124, when Hadrian visited Pannonia, is not convincing, as, after the re-foundation of both cities as coloniae by Septimius Severus, the first foundation of Hadrian was no longer legally in effect. In order for this thesis to be viable, one would have to admit that the coloniae of Aquincum and Carnuntum must have been founded by Septimius Severus on the same day as the older muncipia by Hadrian. Besides that, much stronger evidence is the fact that the highest townofficials of Carnuntum were not involved in the sanctuary on Pfaffenberg and ............................................ 67 Already criticised by Meid 2003. In the 2nd and 3rd centuries A.D. the reformed calender of Caesar had no obvious deviations from the astronomical truth which led to the reform of Pope Gregory only in the late 16th century; see also Kovács 2004, 385.

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are never mentioned in the inscriptions; none of the city’s flamines, augures, aediles, duoviri iure dicundo or quinquennales are to be recognized.68 The regular (?) declaration of two of the magistri montis as decuriones of the municipium (or the colonia) Carnuntum69 can only mean that the inhabitants of the canabae legionis, who originally were alone there, from Hadrian’s times on shared the office with colleagues from the neighbouring town. But the society of cives Romani consistentes Karnunti, the collegium of magistri montis and the sanctuary on Pfaffenberg as a whole were never taken over in the care of the township and thus the yearly inscriptions were not clearly devoted to a birthday’s celebration of the town. The refutation of a provincial birthday meets similar arguments. No provincial high priests were engaged in the cult of I.O.M. Teutanus – and I.O.M.K. in Carnuntum as well. Even if the 11th of June would be a perfect date for a meeting of the provincial assembly at the ara provinciae (wherever it was situated in Pannonia inferior70) to praise the gods and beg for the welfare of the Emperor(s), it must then be accepted that the provinces’ birthday did not change when instead of Pannonia superior and inferior the four administrative units Pannonia prima and secunda, Valeria and Savia were created in a long process during the reigns of Diocletian and Constantine I from 296 onwards. It must also be asked why the festivities did not take place in the capital Savaria for Pannonia superior (and later Pannonia prima), but instead in Carnuntum, and why the Roman citizens and their magistri montis should be engaged in them but no township officials from Carnuntum or any other city as representatives in the provinces’ council (“Landtag”). To finish the negative analysis it must be stressed that one inscription to I.O.M. Teutanus was dedicated on the 12th of December, a fact which is well ............................................ 68 Piso 2003, 86 no. 134, may be restored as fla[m]em /[municip]iorum [ - - -/ - - ] dec[urio - - -], but then somebody’s functions in two different cities were mentioned, and if Carnuntum was one of them, can not be reconstructed; p. 89f. no. 140, probably a building inscription from the amphitheatre, was set by a tr(ib) mil(itum) leg(ionis) II Ad(iutricis), who also had the functions of a sac(erdos) flam(en), but his relation to Carnuntum is unclear, even if Piso suspects him to be a [dec(urio)] of the city. 69 Piso 2003 lists a total of 8 inscriptions, where decuriones are or should be mentioned (see also the note following): In four cases (p. 22f. no. 7, p. 32f. no. 24, p. 40f. no. 35 p. 80f. no 124) with certainty, and most likely in two more fragments (p. 87f. no 138 and p. 90f. no 143), decuriones function as magistri montis. 70 Most scholars think with good reason that the ara provinciae was built in the colonia Claudia Savaria, the oldest township in Pannonia; see Piso 1991, 164. Whether or not Gorsium played a similar role for Pannonia inferior, later after the partition of Pannonia, remains an open problem; for this discussion see, for example, Fitz 1993–1995, 414f.

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known but regularly neglected in the scientific discourse until now. This tells us that we should not look any longer for any fixed date and birthdays or memorial days are out of the question. We should instead concentrate on a date which could be moved or might be repeated more than once a year, even if such a move or repetition was extraordinarily rare. We have to search for a common festival, organised by the municipality in Aquincum on the one hand and the cives Romani consistentes in Carnuntum on the other, on 11th of June (and sometimes on December, 12th). The ceremonies took place in sanctuaries with which military individuals, governors and – in the case of Carnuntum – also the local iuventus were familiar. One main focus of the events was the Imperial cult, but they also had a local touch. Nevertheless, in both cases, Aquincum and Carnuntum, the most important concern in terms of the Empire was not the provincial inhabitants, not the local cities, and not even the association of Roman citizens, but the legions and the military command of the provinces Pannonia superior and inferior connected to them. Since we cannot discover a common basis for the proposed festival in the local civil organisations, we should therefore turn our attention to military affairs.

The date of June 11th, the iuventus and the army In order to avoid circular argumentation, I would like to suggest that the 11th of June was the day when out of the local collegia iuventutis the tirones, the future legionaries, were recruited in Pannonia or similar processes took place. First of all we have to re-examine the date itself. A systematic search through the epigraphic databases revealed not a single inscription which could provide evidence for the honesta missio of legionaries in any other month than in June or December.71 On the Ides of June, A.D. 82 freshly disarmed veterans of the legio VIII Augusta erected an inscription in honour of Domitian in Rome due to their approaching deductio to the colonia Flavia Pacis Deultensium (Thrace; today Bulgaria).72 In Aquincum a former beneficiarius consu............................................ 71 In contrast to Stoll 2002, 251–253, I cannot see why the evocati of the legio II Parthica Gordiana, who devoted inscriptions to Fortuna Redux on 24th of July 242 (AE 1981, 134 = AE 1989, 62) and 23rd of July 244 (CIL VI 793 = XIV 2258 = ILS 505) should be close to being disarmed. 72 CIL VI 3828 = 31692 = ILS 6105: Imp(eratore) Domitiano [Aug(usto) VIII] / T(ito) Flavio Sabi[no

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laris of the legio II Adiutrix gave thanks to an unknown god because of his honesta missio on 8th of June AD 156,73 and one of his colleagues of an unknown legion did the same to Iuppiter on a 13th of December in Sirmium,74 while a third thanked the Capitoline Triad in Raetia on 13th of December 194.75 The same day is relevant in votive altars of veterans in Pannonian Brigetio76 in 147 and in Apulum77 in Dacia in 135. So – with the exception of the inscription from Aquincum with a slightly earlier date – all testimonies give the dates of Idibus Junis or Idibus Decembribus in the period between AD 82 and 194. This can be interpreted to mean only that these two days were the regular terms for the disarming of the new veterans78. Even in the early 4th century we still seem to be very close to that date with the military-diploma-like tablet from Brigetio79 dated to the 10th of June in 311. ........................................................................................................................................................................... co(n)s(ulibus)] / Idibus Iun(iis) [3] / in colonia Flavia Pacis Deultensium in [curia? 3]/talca et C(aius) Occeius Niger IIviri verba fec[erunt] / [Avi]/dio Quieto leg(ato) Aug(usti) ornatissimo viro [deferendum patrocinium] / coloniae nostrae esse q(uid) d(e) e(a) r(e) f(ieri) [p(laceret) d(e) e(a) r(e) i(ta) c(ensuerunt)] / cum militaverimus in leg(ione) VIII Aug(usta) et poti[ti honesta missione] / a sacratissimo Imp(eratore) in coloniam Deultum [deducti simus ei quod non]/dum alicui secundum summam human[itatem dandum esse ut] / [velit] pat[rocinium] succipere coloniae n[ostrae tabulamque de] / [ea re con]scriptum in domu sua poni per[mittere ut sic colo]/[niae nostrae] humanitate sua increment[um addat quippe] / [cui omnia singula]que eius nota sint / [scri]bendo adfuerunt / [3] Modestus C(aius) Sentilius Clemens / [3]us Valentinus / [3]ius Sentilius Cl(audius) E[ - -. 73 Aquincum, TitAq I 377: -] / cives R[omani qui] / milit(averunt) in le[g(ione) II Adi(utrice)] / sub Iall(io) Ba[sso leg(ato)] / Aug(usti) pr(o) pr(aetore) e[t 3] / Martiale [3] / quod hon(esta) m[iss(ione) m(issi) s(unt?)] / M(arcus) Ulp(ius) Quietus [3] / ded(icatum) VI Id(us) Iu[n(ias?) Silvano] / et Augurino [co(n)s(ulibus)]. Theoretically the date could be 10th of July also, as most of the third letter in the month’s name is missing. 74 Sirmium/Sremska Mitrovica, AE 1994, 1458: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / dis deabusq(ue) / L(ucius) Magius / Proculus / vet(eranus) ex b(ene)f(iciario) co(n)s(ularis) / missus honesta / missione Id(ibus) Dec(embribus) / v(otum) s(olvit) h(oc) d(ie) l(ibens) m(erito). 75 Augusta Vindelicorum/Augsburg, AE 1996, 1181: [[I(ovi) O(ptimo) M(aximo)]] / Iunoni Reginae Mi/nervae Doctrici / Marti et Victoriae / M(arcus) Montan(ius) Celer / missus honesta / missione ex b(ene)f(iciario) co(n)s(ularis) / quod mil(es) susceperam / v(otum) s(olvi) l(ibens) l(aetus) m(erito) / d(edicata) Id(ibus) Dec(embribus) Imp(eratore) Seve/ro et [[Albino Caes(are)]] II co(n)s(ulibus). 76 Kornye, CIL III 4280 = 10966 = RIU 673: - - mi]s[si honesta] / missione / [Idib(us)?] Dec(embris) Largo [et] / [M]essalino c[o(n)s(ulibus)] / v(otum) s(olverunt) l(ibentes) m(erito). 77 Apulum/Alba Iulia, CIL III 1078 = CIL V *91 = ILS 2301 = IDR III 5/1, 198: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / Iunoni Reg(inae) / Minervae / veteran(i) leg(ionis) / XIII G(eminae) m(issi) h(onesta) m(issione) / per Iul(ium) Bassum / leg(atum) Aug(usti) pr(o) pr(aetore) / Idibus Decemb(ribus) / Pontiano et / Atiliano co(n)s(ulibus) / milites fac(ti) / [ - - . See also Stoll 2002, 255. 78 In spite of that Wesch-Klein 2007, 440 argues that fully privileged missiones were regularly conducted only every second year and that the demobilisation took place mostly in December to February, from at the latest Elagabalus onwards on 7th of January for the equites singulares Augusti (see for that – much more elaborated – Speidel 1994, 28–30) and 1st of January for the other troops; similarly already Stoll 2002, 265f.; most recently Saddington 2009, 84, states: “The Romans did not establish continuous or regular call-ups for military service, not even for the legions.” 79 Basic comment: Kraft1973; see also Stoll 2002, 268f. (with abundant literature): Constantin I. and Licinius guaranteed benefits and privileges such as tax exemptions and individual confirmation of honesta missio to legionaries.

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As early as 11th December, AD 52 emperor Claudius80 already awarded privileges to soldiers from the fleet in Misenum on the occasion of their honesta missio, and Galba81 did the same for soldiers of the legio I Adiutrix, who probably were commanded to Misenum to serve in the fleet as well, on 22nd of December 68, it seems that the date around the middle of December was used not only for the legions in the early principate but for any kind of troops.82 That this is in fact not an accident, and is also valid for the other date around the Ides of June, is shown by inscriptions in close proximity to them. These provide evidence for an important day for the legions in Pannonia and Spain. In the settlement of Arrabona near Brigetio a dedication to Victoria Augustorum and the legio I Adutrix of the year 207 bears the date of 9th of June. The actors are the governor of the province and the commander of the legion itself.83 This seems to refer to a festival of the whole legion, possibly its birthday. A ceremony like this is well documented in altars from Legio in Spain, where the natalis aquilae legionis VII geminae felicis was celebrated on 10th of June – one day after the ceremony took place in Brigetio. The known series of altars in Hispania citerior starts under Antoninus Pius at the latest and extends to the year 227.84 For the celebration of this important day a for............................................ 80 Stabiae, CIL X 769 (p. 1006) = CIL XVI 1 = ILS 1986. 81 Stabiae, CIL X 771 = CIL XVI 8 = RMD 4, p. 615. 82 More generally Stoll 2002, 250, who dates CIL VIII 18067 from Lambaesis, a collective dedication of newly disarmed veterans of the legio III Augusta to mid-December 165 and suggests that the demobilisation is one of the duties of the emperor immediately after the beginning of a new tribunicia potestas on 10th of December. 83 Arrabona/Győr, CIL III 4364 = 11082 = RIU 249: Victoriae / Aug(ustorum) n(ostrorum) / et leg(ionis) I / adi(utricis) p(iae) f(idelis) / Antoninianae / P(ublius) Marcius / P(ubli) filius / Sextianus / Epheso / p(ecunia) p(ublica) d(ecreto) d(ecurionum) // dedicante / Egnatio / Victore / leg(ato) Aug(ustorum) / pr(o) pr(aetore) / et Cl(audio) / Pisone / legato / leg(ionis) / V Idus / Iunias / Apro et / Maximo / co(n)s(ulibus). 84 Emporiae/Empúries, CIL II 6183 = ILS 2293 (undated): I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / vexillatio / [l]eg(ionis) VII g(eminae) f(elicis) / [s]ub cura / [I]uni Victo/ris leg(ionis) ei/[u]sd(em) ob na/[ta]lem aquilae; Luyego near Asturica Augusta, AE 1967, 229 (Antoninus Pius): [- - pro sal(ute) Imp(eratoris) Caes(aris) T(iti)] Aelii Hadriani / Anton(ini) Aug(usti) Pii / vex(illatio) leg(ionis) VII g(eminae) f(elicis) / sub cur(a) Iul(i) Mar/ci |(centurionis) eiusd(em) et Val(eri) / Victoris dec(urionis) ob / diem nata(lem) aquilae / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito); AE 1967, 230 (181 A.D.): I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / pro salute L(uci) Aur[el(i)] / Commodi Aug(usti) o[b] / natale(m) / aquil(a)e leg(ionis) / VII g(eminae) f(elicis) sub cura M(arci) / Aur(eli) Eutychetis A[ug(usti) l(iberti)] / proc(uratoris) et M(arci) Mes[si] / [---]ris |(centurionis) coh(ortis) I Galli/[cae] et Aviti Patern[i] / [[[C]o[m(modo)]]] Aug(usto) / et Bur(r)o co(n)s(ulibus); Legio/Leon, CIL II 2552 = ILS 9125 = IRPLeon 33 = CBFIR 658f. no. 857 (June 10th, 163; in older publications wrongly dated to June 11th): I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / [pr]o salute M(arci) Aureli An/[t]onini et L(uci) Aureli Veri / [A]ugustor(um) ob natale(m) aqu[i]/lae vexillatio leg(ionis) VII g(eminae) f(elicis) / sub cura Licini Patern[i] / |(centurionis) leg(ionis) eiusd(em) et Hermetis / Augustor(um) lib(erti) proc(uratoris) et Lu/creti Paterni dec(urionis) coh(ortis) / I Celt(iberorum) et Fabi Marcian[i] / b(ene)f(iciarii) proc(uratoris) Augustor(um) et / Iuli Iuliani sign(iferi) leg(ionis) / eiusd(em)

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mer centurio of the legion (his honesta missio was between 161 and 169) and later town official of Barcino/Barcelona donated 7,500 denarii for annual boxing spectacles and paid 200 denarii in addition for olive oil in the public baths.85 So the conclusion seems convincing that the public agonistic festivity in a relatively remote town must be viewed in close connection with the needs of the legion, and this should rather be the search for new tirones. There are, however, two additional inscriptions in Pannonia which – as far as I can see – in reference to their contents have never seriously been involved in the discussion about June 11th until now. In Aquincum a father fulfilled a vow pro sal(ute) fili(i) to Silvanus86 on June 11th 237, and from the Idus of June in 212 in Savaria a lost inscription seems to have very similar contents.87 On the right and left sides, reliefs depicting a boy with an inverted torch are represented.88 Even if the second line is somewhat problematic, it seems as if parents are carrying out a votum to Iuppiter and Iuno on behalf of their son(s), who ........................................................................................................................................................................... IIII Id(us) Iunias / Laeliano et Pastore co(n)s(ulibus); CIL II 2554 = ILS 9126 = IRPLeon 35 (June 10th, 184): I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / pro sal(ute) [M(arci) Aur(eli) Co]/mm[odi Antonini Aug(usti)] / ob natale(m) aqui/lae vexilla[tio] / leg(ionis) VII g(eminae) f(idelis) sub cu/ra Aur(eli) Eutych[et(is)] / Aug(usti) lib(erti) proc(uratoris) et V[al(eri)] Semproniani d[ec(urionis)] / alae II Flaviae IIII I[d(us)] / Iun(ias) Marullio(!) et Aeliano / co(n)s(ulibus); AE 1911, 94 = AE 1976, 287 (June 10th, 227): Minervae d[eae] / patriae Conserv[atrici] / [I]mp(eratoris) Caes(aris) M(arci) Au[rel(i)] / [S]everi Alexand(ri) / Aug(usti) P(ii) F(elicis) [--] // dedic(atum) IIII Id(us) Iun(ias) / [Albi]no et / [Maxi]mo co(n)s(ulibus). – The series could start much earlier, on 10th of June 79, if the following inscription is written (or published) incorrect in the use of the letter K(alendae) instead of Id(us): Cornoces (Hispania cit.), Rodríguez 2004, 604 (I could only see it in EDCS29800055): Moltio / Mordoe/titiego / L(ucius) Caecili/us Fusc/us m(iles) le(gionis) V[I]/[I] G(eminae) F(elicis) v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito) // IIII K(alendas) Iunias / Imp(eratoribus) Vesp(asiano) / VIIII Tito VI[I] / co(n)s(ulibus) // Lar(ibus) Vi(alibus). 85 Barcino/Barcelona, IRC 4, 45 = IRC 5, p 113: L(ucius) Caecilius L(uci) f(ilius) / Pap(iria) Optatus / |(centurio) leg(ionis) VII G(eminae) Fel(icis) / et |(centurio) leg(ionis) XV Apollin(aris) / missus honesta / missione ab Impp(eratoribus) M(arco) / Aur(elio) Antonino et Aur(elio) / Vero Aug(ustis) atlectus(!) a Barc(inonensibus) / inter immunes consecut(us) / in honoures aedilicios / IIvir III flam(en) Romae / divorum et Augustorum / qui r(ei) p(ublicae) Barc(inonensium) ita leg(avit) do lego / darique volo |(denariorum) VII(milia) D ex / quorum usuris semissibus / edi volo quodannis spectac(ulum) / pugilum die IIII Iduum Iuni(arum) / usque at |(denarios) CCL et eadem die / ex |(denariis) CC oleum in thermis public(is) / populo praberi et haec ita praes/tari ea condicione volo ut / liberti mei item libertorum meorum / libertarumque liberti quos / honour // l(ocus) d(atus) d(ecreto) d(ecurionum) // seviratus contige/rit ab omnibus mu/neribus seviratus ex/cusati sint quot si quis / eorum at munera / vocitus fuerit / tum ea |(denariorum) VII(milia) D at(!) / transferri iubeo / sub eadem forma / spectaculorum quot / s(upra) s(criptum) est edendorum / Tarracone. 86 TitAq I 332: [Sil]vano Mag(no) // Cl(audius) Maximi/nus pro sal(ute) / Cl(audi) Probini / fili(i) quod / voverat / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito) / III Idus Iuni(as) / Perpetuo / et Corneli/ano co(n)s(ulibus). In the beginning also possible: [Sil]vano (et) Mag(lae), for such dedications see Taeuber 2005. 87 Savaria/Szombathely, CIL III 4157 = RIU 9: [(I(ovi)] o(ptimo) m(aximo) Iun(oni) / [Re]g(inae?) or sa]c(rum?) L(ucius?) M( - - -) / Victor et / C(- - -) Avita / v(otum) s(olverunt) l(ibentes) m(erito) du/obus Aspris / co(n)sulibus Idibus Iunis. 88 CIL III 4157 gives for both sides: puer facem in terram demittens.

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is/are shown involved in a ceremony. The torch held pointing towards the ground, and thus being extinguished, is a common symbol on gravestones, or in scenes with cultic ceremonies symbolising the passage from one state to another, as from life to death or a re-start in a new life after purification; or else it can symbolise sunrise and sunset or summer and winter solstice, but in these cases one torch should be held upwards.89 Whatever the specific meaning behind this altar might be, the date is certain and the expression of sorrow on the part of the parents seems obvious. Thus, the series of altars dedicated to I.O.M. Teutanus of June 11th – and in one case December 12th – from 178 onwards are not so isolated as has been thought by scholars until now. The votives on June 11th by private Roman citizens open up the possibility of thinking about young men starting a new stage of their lives. Furthermore, the close chronological connection to the main festival days of some (or all?) legions with their (birthday) ceremonies on 9th and 10th of June and the veterans’ disarming in or near the Idus of June and December in different provinces – if not throughout the whole empire – strongly indicates that this new stage of young men meant entering the military service in the legions. The logic behind the two terms is clear. The withdrawing of veterans in December was economically advantageous, and also solved the problem of storing food and supplies for the army, as by these means a large number of soldiers did not have to be nourished through the winter. On the other hand, starting the basic training of tirones in June assured the best average weather conditions during summer. Also, by mid June normally a legion would know with relative certainty that, in that year, a planned participation in a campaign could no longer take place; therefore, concentration could focus on the drilling of new recruits and the discharging of experienced soldiers at their career’s end. All in all – and this is strongly supported by the inscriptions – the summer term was best for recruitment and the winter term for disarming of veterans. Only in exceptional cases – as the one Teutanus-inscription from Bölcske may indicate – were tirones accepted in December, probably because of heavy casualties and/or because the legion was engaged in war affairs and absent during the summer term; this might well have been the case in AD 271. Normally the admission of tirones and the disarming of veterans might have fol-

............................................ 89 As the stone is lost it is meaningless to discuss whether there could have been a mistake in the description of the reliefs in CIL.

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lowed immediately one after the other and could be combined with the legion’s birthday festivities. If, therefore, the 9th (Brigetio) and 10th (Legio/Leon) of June were reserved for the ceremonies around the natalis aquilae, and the 13th (Idus) saw the veterans’ honesta missio, the removal of the iuvenes from their local society (e.g. canabenses, civitas, vicani, municipes) on June 11th to enter the legion as tirones would match perfectly. Festivities in the course of the honesta missio or rather the draft of the iuventus into military service might be indicated also for Dacia by a very fragmentary inscription from the colonia Ulpia Traiana Sarmizegetusa.90 Here, because of the devotion to [de]ae [Nem]esi, gladiators seem to have fought in games or some other athletic competition which took place precisely on June 13th, probably as a close parallel to the inscription in Barcina/Barcelona already discussed above. In addition, I would like to suggest that the same process is possibly reflected in many inscriptions in townships and villages in vast areas of the Imperium Romanum, especially in the border zones along the Rhine and Danube. For Moesia inferior, especially the territory of Histria,91 E. Tóth has already paid attention to at least seven inscriptions of local magistri, all dated Idibus Iuniis in the years between 144 and 177 and stressing the item of pro salute Imperatoris, mostly venerating I.O.M., in one case [Nymph]is et [- - -]. In Moesia inferior, in the vicus Ulmetum (modern Pantelimon), there is a similar series of inscriptions of the same kind; two of these, however, are dated to 25th of June in 163 and 2nd of July in 172.92 It therefore has to be admitted that there are difficulties in interpreting these monuments in the same way. If my supposition that the members of the iuventus were removed from their local society and/or were enlisted in the Pannonian legions as the new tirones ............................................ 90 IDR III/2, 327: - - c]ollocata Idib(us) Iunis [--- et---]no co(n)s(ulibus) / [de]ae / [Nem]esi. 91 E. Tóth 2003, 420f. and 431f. plate V. Tóth has recognised the clear similarities to Aquincum, but took the Histrian inscriptions as testimony for a local festival day of the township of Histria and its territory; for the texts see IScM I 325–328, 330–332. 92 IScM 5, 63: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / et Iunoni Reg(inae) / pro salutem(!) / M(arci) Aur(eli) V(e)ri et L(uci) / Veri Aug(usti) et sua / civis(!) R(omanis) et / Bessis / cons(istentibus) vico Ulme(to) / Fl(avius) Germanus / mag(ister) vici / posuit de suo / VII Kal(endas) Iulias Ponti(o) / La[e]li[a]n[o? C](a)e[sen]ni[o](?) / [Sospite? co(n)s(ulibus)]; IScM 5, 64: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) s(acrum) / et Iunoni Reginae / pro salute{m} Im[p(eratoris)] / Aureli An(ton)ini Mar/ti(u)s P(h)ilo mag(ister) vici / Ul(me)tinsium posu/it de suo et Bes(s)is / VI N(o)nas Iulias / Orfito et Ma/ximo co(n)s(ulibus).

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on June 11th is accepted, the seemingly different habits in Aquincum and Carnuntum can be easily explained with their common purpose. The replenishing of the legions from Hadrian onwards was regularly managed by enlisting young men from the province in which the legion was stationed, especially from the neighbouring canabae, the nearest cities and the close hinterland of the legionary fortress. To serve this very important purpose, throughout in the Empire youths were enrolled and educated in the collegia iuventutis.93 The importance of the iuventus is well documentated by the fact that the Caesar, the oldest son of the ruling Emperor and/or appointed successor, was furnished with the title princeps iuventutis from Augustus onwards to late antiquity. The members of these organisations were drilled and engaged in the Imperial cult. It cannot be merely incidental that their most important public performance, the lusus Troiae, took place on the 11th of June, at least occasionally.94 The gods and goddesses preferred as tutelaries95 by the collegia were ............................................ 93 For the background and purpose of the iuventus-organisations see: Jaczynowska 1978; Ginestet 1991. 94 Weeber 1974; compare the famous scene in Verg. Aen. 5, 545–603; similar games were held under Augustus, Septimius Severus celebrated them on 11th of June, 204. 95 Nearly all known dedications of collegia iuventutis set up in the Rhine and Danube limes-areas invoke the well-being of the Emperor or the Imperial house, or at least call the gods invoked as Augustus or Augusta. I give examples found in EDH and the Clauss-Slaby-Datenbank: Germania sup.: Sumelocenna/Rottenburg, CIL XIII 6358: Deanae / in h(onorem) d(omus) d(ivinae) / pro iuventute / c(ivitatis) Sum(elocennensis) Iul(ius) Her/mes f(aciendum) c(uravit). Mogontiacum/Mainz, AE 1979, 424: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / et Iunoni [Re]gin[ae] / in hon[o]r(em) dom(us) d[iv(inae)] / [et G]enio vican(orum) Vic[tor(um)] / [iuv]entus vici eius[dem] / [Vic]tores Fortuna[ti] / d(e) s(uo) p(osuerunt); CIL XIII 6688 = ILS 7083: In (onorem) d(omus) [d(ivinae)] / Genio collegi(i) / iuventutis vici / Apolline(n)sis Acutius / Ursus et Acutia Ursa / donum dederunt / Imp(eratore) [3] / Imp(eratore) [[[M(arco) Aurelio Anton]i[no Pio]]] / [[[Felice Aug(usto) III]]] et Coma/zonte / co(n)s(ulibus); CIL XIII 6689 = ILS 7084: --- ] / et Genio iu(v)ent/utis Voberg/ens(is) T(itus) Genialinius / Crescens v(otum) s(olvit) l(ibens) / l(aetus) m(erito) Anullino / II et Frontone / co(n)s(ulibus); Benningen am Neckar, CIL XIII 6453: [V]ictori/am cum b/ase Domi/tius Cond/ollus coll(egio) i(uventutis) pere/grinoru/m v(otum) s(olvit) l(ibens) l(aetus) m(erito). Altenstadt, CIL XIII 7424: In h(onorem) d(omus) d(ivinae) / Genio / collegi(i) / iuventutis / cons(ecratur) Att(ico) et Pr(a)e/textato co(n)s(ulibus). Raetia: Vicus Scuttarensium/Nassenfels, www.ubieratlupa.at, no. 6668: In h(onorem) d(omus) [d(ivinae) 3]EIV[3]D / iuventutis pientissimo / Sev[ ---. Noricum: Lauriacum/Lorch, CIL III 5678 add. p. 2287: Nymphis / Aug(ustis) sac(rum) / Mal(lius?) Vica/rius et / Val(erius) Crisp/[i]nus aed(iles) / [c]ol(legii) iuvent(utis) / [v(otum)] s(olverunt) l(ibentes) m(erito; Virunum/St. Veit an der Glan, CIL III 4779 = ILLPPRON 523 = ILS 7305: Genio / Aug(usti) sacr(um) / iuventutis / Manliensium / gentiles qui / consistunt / in Manlia in hoc / donum dedit / Campanius Acutus / |(sestertium) n(ummum) C. Pannonia sup. + inf.: Győr (aus Brigetio), CIL III 4388 = RIU 245: Her[culi] / Aug(ustorum) gen(io) / [c]oll(egii) iuven/[t]utis Caeson(ius) / [Ter]tius [de]c(urio) m(unicipii) Brig(etionis) [IIvir?] / [pa]trono Gem[in(io)] / [E]pigono; Tata (near Brigetio), CIL III 4272 = RIU 685: Herc(uli) Invict(o) / pro s(alute) Aug(usti) / Ael(ius) Martin(us) / mag(ister) coll(egii) iu/vent(utis) ob hon(orem) / col(legii) s(upra)s(cript)i / d(at) d(edicat); Aquae Iasae/ Varaždinske Toplice, bath and infirmary complex of the Pannonian legions, AE 1938, 156: Dianae et / Nymphis / sacr(um) / col-

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Hercules (Invictus), Mars, Victoria, Diana, the Nymphs, the Genius Augusti and other genii, but most of all Iuppiter Optimus Maximus (alone or together with Iuno Regina), who in some cases even received the special epithet Iuppiter Iuventus.96 The selection of gods does not seem to be accidental, as we know that in addition to Iuppiter (besides his role as the superior god of the Roman state), Mars and Victoria also functioned as the three dii militares of the Roman army.97 Hercules was the special tutelary god of Trajan and was typically venerated by the equites singulares, a military organisation founded by this emperor,98 and the Trajanic iuventus in Brigetio.99 The devotion to Diana and the Nymphs might be best explained as a reference to their roles as goddesses of nature and hunting, as well as of bathing and education – an important environment for the iuventus. If we now turn back to the Histrian vicus-inscriptions we may state that the veneration of the Nymphs and Hercules Invictus can already be noticed in collegia iuventutis, the first in Lauriacum (Noricum) and Aquae Iasae (Pannonia inf.), the second in Fificulanus (Samnium) and Brigetio (Pannonia sup.).100 The adoration of I.O.M. together with Iuno Regina is testified for the iuventus in Mogontiacum/Mainz as well.101 Additionally we meet the phenomenon in the Teutanus-series in Aquincum/Bölcske102 and again in the vicus Matrica ........................................................................................................................................................................... legium / iuventutis / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito. Africa proc.: Mactaris or Hippo Regius, Charles-Picard 1957, pl. 29 fig. 4;: [[Imp(eratore) Domitiano Caes(are) Aug(usto) Germ(anico) XIIII co(n)s(ule)]] // iuventus civitatis Mactaritanae cultores Martis Aug(usti) solo publico basilica(m) et horrea II p(ecunia) s(ua) f(aciendum) c(uraverunt) / curatoribus Saturnino Arisim filio et Fortunato Lulh[i]m(?) filio / magistri Saturninus Leptha f(ilius) Aris Chunin f(ilius) // (then there follows a long list of names of the members of the collegium). The cult of Hercules is also attested in Italy, in the pagus Fificulanus (Samnium, regio IV), CIL IX 3578 = ILS 7306: Iuvenes Fificulani Herculis / cultores Sex(tus) Aiadius Agatheme(rus) / iuventuti test(amentum?) reliquit a(gri) pl(us) m(inus) iu(era) /… (long list of names following). 96 Septempeda/San Severino Marche (Picenum, regio V), CIL IX 5574 = 5632 = 5633 = Supp. It. XIII–S, 1: Iovi Iuventuti / An(nius) Camurenus / [3] ae[d(ilis)] cur(ulis) / [3]en[u]s / [ - - -. – Sutrium/Sutri (Etruria, regio VII), CIL XI 3245 = ILS 3068: Iovi Iuventuti / sacrum / Cn(aeus) Domitius Afri libert(us) / Ingenuus accensus. 97 Domaszewski 1895, 1–5. 98 Speidel 1994, 31f. (20 of 68 dedications); for Hercules as the special god of the guardian cavalry, see already Domaszewski 1895, 7. 99 For the inscriptions from Brigetio see note 95. – For Hercules Invictus as the most prominent god in the early coinage of Trajan and the emperor’s devotion to him see already Strack 1931, 95–103, 217. 100 For the inscriptions see note 95. 101 For the inscriptions see note 95. 102 Beszédes – Mráv – Tóth 2003, no. 5 ; the Capitoline Trias in nos. 15b+c and 16; see here App. 1.

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south of Aquincum, which will be dealt with later on,103 and the alreadymentioned inscription in Savaria from the Idus Juniis.104 Therefore, not only from the spectrum of gods but also due to the clear connection to the Imperial Cult, we might suppose – even if the iuventus or an exact date is not explicitly mentioned – that many more inscriptions of magistri or other local officials of towns, villages, canabae and civitates may have their origins in the enlisting of tirones. Out of these collegia iuventutis in fact the tirones were sometimes selected by the emperor himself or highest officials as, for example, is revealed by inscriptions from Rome:105 Cornelius Fronto was misso ad iuventutem per Italiam legendam during the reign of Marcus Aurelius; and an inscription from Aquileia106 honours Maximinus Thrax (per tirones iuventutis novae Italicae suae dilectus). The importance of the iuventus as the next generation of soldiers and thus an extremely important condition for the keeping of the peace, especially in the time of the Tetrarchy, may be seen in the devotion to Constantine as Caesar from Thebes107 in Egypt by a dux: Iuventutis auctorem et pacis / aeternae conservatorem / d(ominum) n(ostrum) Fl(avium) Val(erium) Constantinum nob(ilissimum) / Caesarem Aur(elius) Maximinu[s] / v(ir) p(erfectissimus) dux Aeg(ypti) et Theb(aidos) utrarum[q(ue)] / Libb(yarum) devotus n(umini) m(aiestati)q(ue) eorum. ............................................ 103 See note 119 and the text close to note 141. 104 See note 87 and 91. 105 CIL VI 1377 = 41142 = ILS 1098; Honouraries in the forum Traiani for: M(arco) Claudio [Ti(beri)] f(ilio) Q[uir(ina)] / Frontoni co(n)s(uli) / leg(ato) Aug(usti) pr(o) pr(aetore) provinciarum Daciarum et [Moesiae] / super(ioris) simul leg(ato) Aug(usti) pr(o) pr(aetore) provincia[rum III] / Daciar(um) leg(ato) Augg(ustorum) pr(o) pr(aetore) Moesiae super(ioris) [et] / Daciae Apule(n)sis simul leg(ato) Augg(ustorum) pr(o) pr(aetore) pro/vinciae Moesiae super(ioris) comiti divi Veri / Aug(usti) donato donis militarib(us) bello Ar/meniaco et Parthico ab Imperatore An/tonino Aug(usto) et a divo Vero Aug(usto) corona / murali item vallari item classica item / aurea item hastis puris IIII item vexillis / IIII curatori operum locorumq(ue) publicor(um) / misso ad iuventutem per Italiam legen/dam leg(ato) Augg(ustorum) pr(o) pr(aetore) exercitus legionarii / et auxilior(um) per Orientem in Armeniam / et Osrhoenam et Anthemusiam ducto/rum leg(ato) Augg(ustorum) legioni primae Minervi/ae in exspeditionem Parthicam deducen/dae leg(ato) divi Antonini Aug(usti) leg(ionis) XI Cl(audiae) prae/tori aedili curuli ab actis senatus quaes/tori urbano Xviro stlitibus iudicandis / huic senatus auctore Imperatore M(arco) Au/relio Antonino Aug(usto) Armeniaco Medico / Parthico maximo quod post aliquot se/cunda proelia adversum Germanos / et Iazyges ad postremum pro r(e) p(ublica) fortiter / pugnans ceciderit armatam statuam [poni] / in foro divi Traiani pecunia publica cen[suit]. 106 Two inscriptions with same contents: InscrAqu II 2892f. = AE 2000, 604, here the better preserved of the two is given (no. 2892): Imp(erator) Caes(ar) / [[C(aius) Iulius]] / [[Verus]] / [[Maximinus P(ius) F(elix)]] / Invictus Aug(ustus) / Aquileiensium / restitutor et / conditor / viam quoq(ue) Anniam / a por[ta] usque / ad miliarium / septimum per / tirones / iuventutis / novae Italicae / suae dilectus / posterioris / longi temporis / labe conruptam / munivit ac / restituit. 107 AE 1934, 8 = AE 1987, 975e.

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The officials in charge were normally referred to as magistri or praefecti; in addition, praetores, aediles, quaestores as well as sacerdotes and flamines – and possibly an augur – are mentioned in single Italian townships and certain provinces (see App. 3). These officials, when they were also magistrates in towns, usually list their function in regard to the iuventus in their “cursus honorum” before or after the duumviratus but before the functions of duumvir quinquennalis, flamen or augur. So these individuals were already experienced and of high repute, and the praefectura iuventutis belonged to the honores on the same level as the duumviratus iure dicundo. In one very interesting case from Thuburnica (Africa proc.) a former praefectus tironum Mauretaniae and duumvir of the city was in charge of the youth.108 An inscription from Legio/Leon (Hispania citerior) mentions an individual with a certain legal function supporting the iuventus.109 Based on the officials responsible for them, it is clear that the collegia iuventutis were not associations in their own right but were instead integrated into local communities of any rank and status. In some cases in Germania superior110 expressions are used such as pro iuventute c(ivitatis) Sum(elocennensis) or [iuv]entus vici in Mogontiacum. Furthermore, in Benningen in the Neckar area, the lack of Roman citizenship is stressed: coll(egio) i(uventutis) pere/grinoru/m. When the legions in Pannonia and later the Pannonian provinces – under one common military command in the 1st and early 2nd centuries – were looking for tirones, they faced quite different situations in their vicinities. Until the reign of Hadrian no municipalities existed close to their fortresses, and a large supply of young Roman citizens could not be recruited from the new towns before the mid-second century. In (later) Pannonia superior, especially along the Amber Route, during the first half and the middle of the 1st century A.D. a large quantity of Roman citizens had already settled within the colonia Claudia Savaria and the oppidum Iulium Scarbantia (= municipium Flavium). In the early 2nd century a civil centre also existed in the colonia Ulpia Poetovio, and near the legionary fortress in Carnuntum the canabae legionis had a sudden ............................................ 108 AE 1921, 21 (see also App. 3). 109 IRPLeon 194: Lol]li/ano Dure/ta saldan/ica atsert[o]/ri iuventut/ is f(aciendum) c(uravit). 110 See note 95.

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start in the mid 1st century,111 so that the cives Romani consistentes Karnunti intra leugam primam certainly formed a strong body in the early 2nd century, when the legio XIIII gemina arrived.112 The sons of these Roman families, willing or forced to join the legion, were educated in a local iuventus-organisation at least from Hadrian onwards as is proven by the building inscription from Pfaffenberg.113 The magistri montis, who, as their designation indicates, were in charge of the sanctuary on Pfaffenberg, may have been the representatives of the Roman citizens in Carnuntum overall, or, more likely, served especially as magistri iuventutis. As the magistri montis were active in the association of Roman citizens in the Carnuntum area for about a century, their function must have been important enough to keep them going even after the ‘constitutio Antoniana’. The inhabitants of the relatively small (in comparison with the canabae legionis) Hadrianic municipium and later colonia shared the organisation of Roman citizens with the canabae and two of their decuriones served as (additional?) magistri montis.114 Thus it seems logical that a common iuventusorganisation for the older canabae and the younger municipium/colonia was formed. The same incident obviously took place in the next legionary headquarter downstream on the Danube. In the neighbourhood of the castra legionis of the legio I Adiutrix, which was built in Brigetio probably at the very end of the 1st century, the (relatively small) civitas Azaliorum existed,115 but it seems not to have been strongly romanised and a municipium was founded there as late as the reign of Septimius Severus.116 Nevertheless, in the growing canabae legionis a collegium iuventutis was organised, probably as early as Traian, whose tutelary god was worshipped by the collegium. A certain Caeson(ius) / [Ter]tius ............................................ 111 The legio XV Apollinaris may have come to Carnuntum around 40 A.D., see Mosser 2003, 16–19, 145; for the development of the canabae see Kandler 2004b, 29–33 (p. 31 for the dating of the possible beginning in Claudian times). 112 The military context of inscriptions of this type of the cives Romani consistentes in the canabae legionis in general was already stressed by Domaszewski 1895, 26f. with nos. 27–31 (from Troesmis, Durostorum, Lambaesis and Mogontiacum), but the material available today was at that time not accessible to him. Domaszewski suggested that these inscriptions were set up when a new emperor took over the throne. 113 See above note 55. 114 See above with note 21. 115 CIL IX 5363 (Flavian): L(ucio) Volcacio Q(uinti) f(ilio) Vel(leia tribu) Primo praef(ecto) coh(ortis) I Noricor(um) in Pann(onia) praef(ectus) ripae Danuvi et civitatium duar(um) Boior(um) et Azalior(um) trib(unus) milit(um) leg)ionis) V Macedoniae; AE 1937, 138; RIU 790 (around 100 A.D.): Solva / Iucundi / princ(ipis) Azali(orum?) / f(ilia) ann(orum) IIX / pater pos(u)it. 116 For a short history and the epigraphic evidence still see L. Barkóczi, in: RIU II p. 89–91.

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[de]c(urio) m(unicipii) Brig(etionis) [IIvir?] paid for and dedicated an inscription on behalf of a patron of the collegium iuventutis;117 so most likely he served as a magister of this association or had at least other strong connections to it. The inhabitants of the canabae in Aquincum also organised themselves as the vet(erani) et c(ives) R(omani) co(n)s(istentes) ad leg(ionem) II Ad(iutricem), and the veneration of Volcanus by two of their magistri shows that fire protection – like everywhere else – was one of their main aims.118 In another votive inscription a certain Ulp(ius) Florentinus m(agister) ca(nabarum) fulfilled a votum to I(ovi) O(ptimo) M(aximo) P(aterno?).119 We shall have to come back to this inscription later. Even if a canabae-organisation in Aquincum came into existence as early as Trajan or the first years of Hadrian, the amount of inhabitants and especially young people must have been small in the following decades. A much better reservoir was formed by the strong body of the municipium with the whole civitas Eraviscorum and the veterans of diverse auxiliary units of at least three generations as its background. So, to re-evaluate the evidence, it seems first necessary to re-analyse once more the known inscriptions of this civitas Eraviscorum. First of all we can perceive that, besides some references to a territory belonging to the civitas Eraviscorum in Intercisa/Dunaújváros,120 quite a large number of Eravisci or Aravisci listed their origin in military diplomata during the reigns of Vespasian to Antoninus Pius,121 or in stone ............................................ 117 See note 95. 118 Aquincum/Budapest; CIL III 3505 = ILS 2473 = AE 1952, 8: Volcano / sacrum / vet(erani) et c(ives) R(omani) / co(n)s(istentes) ad / leg(ionem) II Ad(iutricem) cu/ram agen/t[i]b(us) Val(erio) Res/pecto et Ut/edio Max[i]m[i]no / ma[g(istris)]. – For decuriones canabarum in Aquincum see AE 1944, 93 and AE 1953, 9; from Bölcske now: Beszédes – Mráv – Toth 2003, 143f. no. 39: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / M(arcus) Foviacius / Verus Iunior / dec(urio) can(abarum) dec(urio) / municipi(i) Aq(uincensium) / augur / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito). 119 Matrica/Szazhalombatta; RIU 1425 = AE 2001, 1677: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) P(aterno) / Ulp(ius) Flo/rentin/us m(agister) ca(nabarum) / ad leg(ionem) II / Ad(iutricem) v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito). – S. Soproni in RIU 1425 reads in line 4 like Kóvacs2000, 239f.: mi(les) cap(sarius). Kovács thus interpreted the altar quite differently than I do above; also his dating in the 3rd century is based on his connecting Ulpius Florentinus to the cohors Maurorum in Matrica, and weak general details such as the absence of the praenomen and the forms of letters. 120 Intercisa/ Dunaújváros; RIU 1256: Senio Comatonis f(ilius) nat(ione) / Era(viscus) h(ic) XXX in c(ivitate) Er(aviscorum) in Aq(uinco) / e(t) Comatuia mater eius / sibi et f(ilio) viva t(itulum) p(osuit); RIU 1248: Mulsus Aivis(a)e f(ilius) an(norum) / XX h(ic) e(st) s(itus) e(ues) oc(cisus) in / c(ivitate) Lituenus Aivis(a)e / f(ilius) an(norum) XVIII h(ic) e(st) s(itus) mi(lites) al(ae) / p(rimae) Fro(n)to(nianae) i(n) c(ivitate) He(raviscorum?)(!) d(efuncti) / frate(r) Bel(l)icus t(itulum) / p(osuit) m(emoriae). RIU 1148: Ad{i}namo Acu[--]/ti fili(us) an(norum) XXXX h(ic) e(st) s(itus) / equ(es) oc(c)i.(sus) in c(ivitate) E(raviscorum) d(e)f(unctus) / Tibeurnus et Mo(n)tanus / fi(lii) devo(tissimi) pateri(!) suo t(itulum) p(osuerunt) m(emoriae). 121 Aquincum/Budapest, CIL XVI 123 = RHP 33: … ex gregale / Oxetio Naevionis f(ilio) Erav(isco) …;

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inscriptions.122 Based on the well dated military diplomata and some other inscriptions, A. Mócsy and others already thought that the civitas Eraviscorum existed from at least Flavian times onwards and began to slowly disappear after the foundation of the municipium Aquincum in the course of the mid 2nd century.123 After the discovery of the Bölcske-inscriptions the increased problem that the civitas Eraviscorum seemed to have survived till the very end of the 3rd century was repeatedly discussed by P. Kóvacs. His solution for that strange exception was that the denotation civitas Eraviscorum had survived as the new name of the former principal town of the tribe, situated in the territory of the municipium and then the colonia Aquincum: it is most likely to be identified with modern Víziváros.124 The initial idea preferred by some scholars, however, that a certain Alorix Bassi f(ilius) decurio Eraviscus was a decurio of the civitas Eraviscorum, is not convincing for me125. He was more likely to have been a decurio of an ala, ........................................................................................................................................................................... RMD 3, 152 = RMD 4, p 381 = RHP 16 (Trajan): … ex gregale / Advesioni Matici f(ilio) Erav(isco) / et Suttae Touconis fil(iae) ux(ori) ei(us) Erav(iscae) …; Regöly, CIL XVI 179 = RHP 24 (Antoninus Pius): … ex gregale / Reidomaro Siuppi f(ilio) Eravisc(o) …; Lussonium/ Dunakömlőd, RMD 2, 102 (Antoninus Pius)… ex pedite / Monno Tessimari f(ilio) Erav(isco) …; RMD 2, 103 = RHP 27 (Antoninus Pius): … ex pedite / Culso Atedumi fil(io) Eravisco / et Vervedae Tessimari fil(iae) uxo(ri) eiu(s) Era(viscae) …; Alsó Szent Ivány, CIL XVI 112 p. 216 = RMD II p. 133 (Antoninus Pius): … ex equite / Ulpio Bitumari f(ilio) Biuasconi Eravisc(o) …; Gherla (Dacia; Romania), RMD 1, 21 = IDR-1, 7 = RHP 00018: … ex gregale / Glavo Navati f(ilio) Sirm(io) / et Iubenae Bellagenti fil(iae) uxori eius Eravis(cae) …; unknown findspot, RMD 4, 205 (Vespasian): … (centurioni) Velageno Covionis f(ilio) Eravisco …; RMD 4, 241 (Hadrian): … ex gregale Veladato Dialonis f(ilio) Eravisc(o) / et Iuliae Titi fil(iae) uxori eius Eravisc(ae) / et Fortunato f(ilio) eius et Atrecto f(ilio) eius / et Ianuario f(ilio) eius et Magno f(ilio) eius et Ianuariae fil(iae) eius …; RMD 4, 251 = RHP 507 (Hadrian): … ex gregale / Atresso Ressimari f(ilio) Erav(isco) …; RMD 4, 266 = RHP 508 (Antoninus Pius): … ex pedite / Anchario Verbaci f(ilio) Secundo Eravis(co) / et Victorinae Nigri f(iliae) uxori Vetusali(n)e(nsi) …; RMD 5, 351 (Hadrian): … ex ped[ite] Demuncio Avesso [3 f(ilio) Er]avisc(o) et Primo f(ilio) eius et Su[3 f(ilio) e]ius et Potenti f(ilio) eiu[s 3] eius et Comatum [fil(iae) eius] … 122 Cirpi/Dunabogdany, CIL III 13389 = RIU 838: Teutio / Verco[m]/bogionis / f(ilius) / magist(er) / structo/rum / Aravisco / h(ic) s(itus) e(st); Alsó Szent Ivány; CIL III 3325 = RIU 1484: Bato Trantonis f(ilius) / Araviscus ann(orum) L / h(ic) s(itus) e(st) Firmus h(ic) s(itus) e(st) / Mogitmarus t(itulum) m(emoriae) p(osuit); Intercisa/ Dunaújváros; RIU 1241: Magnus / Equosonis / [E]rav(iscus) a(nnorum) XL / [-- ?; for further inscriptions from Intercisa see the inscriptions in note 124 and 132; Gorsium/Tác; RIU 1548a: Flavia Tattunis / filia Usaiu Eravi/sca annor(um) LXXX / hic sita est / Q(uintus) Flavius Titucus matri ob pietatem posuit; unknown origin (Pannonia inf.), CIL III 10608: - - miles] / [leg(ionis)] II Ad(iutricis) militibus / [leg(ionis)] eiusdem C(aius) Iul[3] / [3] Eraviscus C[ - -; Göttlesbrunn in the hinterland of Carnuntum, Vorbeck 1980, 194 = AE 1939, 260: Ana Garv/onis f(ilia) an/n(orum) L h(ic) s(ita) e(st) na/tione Aravi/s{s}ca{m} / Curmisagius / co(n)iugi Turbo / Vercondarius / Adiaturix f(i)l(ii) ex / com(m)un p(ecunia) fec(e)ru(nt). 123 Mócsy 1951; see E. Tóth 2003, 409–414, who broadly discusses all arguments since Mócsy connected to that subject. 124 Kovács 1999, 285–292; Kovács 2004, 387–389. 125 Diósd, RIU 1347: Alorix / Bassi f(ilius) decu/rio Erav/iscus ann(orum) / XXXV h(ic) s(itus) e(st) / f(ilii?) p(atri?) p(osuerunt?); see for the discussion: Kovács 1999, 278–281.

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whose name is not given on his gravestone erected by his sons. Furthermore, an inscription of a certain P(ublius) Ael(ius) Maximinus tab(ularius) c(ivitatis) Er(aviscorum) was discussed as proof for an independent organisation of the Eravisci beside the municipium Aelium Aquincum, as the Aelius-name should not have appeared before Hadrian and thus hardly before the municipium was founded.126 According to the new (and fairly difficult to confirm) reading of P. Kovács, one of the Bölcske inscriptions was devoted to I.O.M.Teut(ano) by a certain P(ublius) Ael(ius) / [---]us aug(ur) p(rinceps) / civit(atis) Eravis(corum), at some point not too late in the 2nd century.127 Even if an augur is at first a little surprising,128 another votive inscription seems to be much more problematic: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) v(otum) s(olverunt) / l(ibentes) m(erito) P(ubli) Ae/li(i) Septi/mus et De/coratus / dec(uriones) m(unicipii) et / arm(---) c(ivitatis) Er(aviscorum).129 The commentaries on this office of arm(---) concentrate on an otherwise unknown priestly function of Celtic origin (in the sense of a Druid or Gutuater) and connect the arm(--) with I.O.M. Teutanus, while a reading as arm(orum custodes) c(ivitatis) Er(aviscorum) or arm(orum) c(ustodes) Er(aviscorum) has been strictly refused.130 But, if the thesis that the yearly inscriptions for I.O.M. Teutanus pro incolumitate civitatis Eraviscorum from 11th of June and occasionally from 12th of December are to be connected to the process of forming recruits out of the local iuventus, not only can the survival of the civitas Eraviscorum as the responsible organisation of these proceedings until late antiquity be easily explained, but also such offices as tabularius or armorum custos and even augur make sense. The education and knowledge of recruits available and their premilitary drill were of vital importance for the governor and/or the legion’s commander. This is recorded for the first time in 69 and 70 A.D.131, when Marius Maturus, the procurator Alpium Maritimum, and Sextilius Felix in Noricum ............................................ 126 Aquincum/Budapest, CIL III 10408 = TitAq 1, no. 85: Iunoni / Reginae / P(ublius) Ael(ius) Ma/ximinus / tab(ularius) {C} c(ivitatis) Er(aviscorum) / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito). The double C for me seems to have been caused by a hole in the surface of the stone, thus it was neglected and repeated nearby. 127 Kovács 2004, 380; see below App. 1. 128 See above note 118, an inscription from Bölcske with another augur from Aquincum, who also was not duumvir, but decurio of the city as well as of the canabae legionis. 129 Intercisa/Dunaújváros; RIU 1066. 130 Kovács 1999, 283. 131 Tac. hist. 2. 12. 3 and 3. 5.

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armed the local iuventus. At the same time these events are proof that iuventus-organisations were in existence already at quite an early stage of the provinces, and that the governor had the final control (and command) over them. That the local civitates played an important role for the recruitment of the Roman auxiliaries is common knowledge.132 That their organisations were involved much more systematically than one might have guessed is now explicitly indicated by a diploma from 5th of April 71, which quotes the principes of the tribes of the Iasi, Breuci, Boii and Antiziti as witnesses.133 Their presence is more than an act of politeness,134 as they ought to have been the persons responsible for raising enough recruits to enter the units after the veterans had received their honesta missio. It may say something about the strength, importance or status of Romanisation of the Eravisci that their princeps is lacking in this relatively early list, especially as the diploma grants the civitas Romana for a (centurioni) Velageno Covionis f(ilio) Eravisco. Eravisci served in the auxiliary units of the Roman army at least from the times of Claudius onwards, as the above-mentioned Vespasianic diploma proofs. So it seems very likely that a collegium iuventutis (peregrinorum) was formed to support these processes already in the mid 1st century. When the legio II Adiutrix came to Aquincum the legatus Augusti used this iuventus for his recruiting purposes. When the municipium was formed (and by the stock of former auxiliary soldiers as well) more and more Eravisci were accepted for the civitas Romana and served in the legio II Adiutrix. In the mid or later 2nd century, when the series of Teutanus-inscriptions started, legionary service was thus more or less the normal way in which Eravisci joined the army, which conforms to the fact that the youngest known military diplomata for Eravisci were decreed by Antoninus Pius. If a Roman organisation or office had once begun to be responsible for certain purposes it often stayed in existence even if most other aims had already ............................................ 132 Compare Saddington 2009, 84. Already M. Munatius Plancus in 43 B.C. in Gaul had to cooperate with local gentes and civitates when recruiting auxiliary soldiers (Cic. fam. 10.8.4 and 6); as did Domitius Corbulo in 58 A.D., looking for troops against the Parthians for the sake of Armenia (Tac. ann. 13. 7). 133 RMD 4, 205 (Vespasian): … T(iti) Flavi Sereni princ(ipis) Iasio(rum) / Licconis Davi f(ilii) princ(ipis) Breucor(um) / Caledonis Sammonis f(ilii) princ(ipis) Boior(um) / Cobromari Tosiae f(ilii) princ(ipis) Boioru / Breuci Isticani f(ilii) princ(ipis) Antizit(ium) …. 134 For the role of principes civitatis in the provinces as the communication address of Roman officials see Scherrer 2004b; Zabehlicky 2008.

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shifted to another social body. So the civitas Eraviscorum, even if it had already been administered by the duoviri of Aquincum for a long time, continued to fulfill this special duty. This situation is similar to the magistri montis in Carnuntum, who continued to exist even after the association of cives Romani consistentes Karnunti made no sense any more, if not for the education and pre-military drill of the iuventus. That the local organisations were not left alone, and were anything else than uncontrolled, may be indicated by the votives of two governors to I.O.M. Teutanus in 197 and under Aurelian;135 this should mean that these governors were present personally in the ceremonies on 11th of June. In other cases, however, only some minor representatives of the legion might have been sent, and one such case could be documented in an inscription of two b(ene)f(iciarii) co(n)s(ularis) leg(ionis) II Adi(utricis) agentes curam leg(ionis) et colonia Aq(uincum).136 At the end of quite a long discourse we have arrived at a point quite close to the thesis published more or less at the same time by E. Tóth and the present author137 that civitas Eraviscorum is nothing other than a synonym to ‘municipes Aquincenses’; now, however, we are in a better position to understand why such a fiction stayed alive. Now also the special term pro incolumitate civitatis Eraviscorum – pro incolumitate, mostly used for young persons especially the children of the dedicators in votive inscriptions in the Roman world, is fully comprehensible, since the request for the future protection of life and health is never more understandable and necessary than at the moment military service begins. Furthermore, now also the choice of Teutanus as special epithet for Iuppiter in these inscriptions becomes clear. It has already been discussed that Teutanus must be a relatively late innovation and needs explanation. The Eravisci were devoted to Iuppiter as a worn altar from Intercisa/Dunaújváros clearly proves: Iovi / Arav/is(ci) ara(m) / pos(uit).138 Also the arm(- -) c(ivitatis) ............................................ 135 Beszédes – Mrav – Tóth 2003, no. 10a+b; see here App. 1. 136 Aquincum/Budapest, CIL III 10429 = ILS 2410 = AE 1944, 00089: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / Iunoni Reginae / sacrum M(arcus) Ulp(ius) / Emeritus et Tib(erius) Cl(audius) / Exuperatus b(ene)f(iciarii) / co(n)s(ularis) leg(ionis) II Adi(utricis) age/ntes curam leg(ionis) et / colonia Aq(uincum) v(otum) l(ibentes) m(erito) s(olverunt) / Faus{s}tino et Rufino / co(n)s(ulibus). 137 See above with notes 11 and 12. 138 RIU 1064. – The common reading Iovi / Arav/is(co) as in RIU would mean that no dedicators would have been mentioned. And secondly, when there was a Iuppiter Eraviscus already, why then change to Teutanus later on?

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Er(aviscorum) were praying to Iuppiter in Intercisa, while their tabularius chose Iuno Regina. The probable reading of the Bölcske-altar (no. 17) of an aug(ur) p(rinceps) / civit(atis) Eravis(corum) now combines this official with I.O.M.Teutanus. The late and artifical formation of the epithet Teutanus may or may not have its roots in a hypothetic ‘mons Teutanus’, but much another idea is much more convincing. Teutanus is clearly related to other ‘Teut-’ and ‘Tout-’ names of more or less Celtic origin as E. Tóth among others has stressed.139 The principal meaning is something like “forefather” or better “protector of the tribe”.140 So this naming was obviously very suitable for a god protecting the youth of a tribe and their organisation. The idea probably came to Aquincum based on the I.O.M. P(aternus) venerated by Ulp(ius) Florentinus m(agister) ca(nabarum), who carried out duties in Matrica/Szazhalombatta.141 This man could well have been in charge – in addition to other functions – of the enlistment of new legionaries in some manner, probably in the early 2nd century, before the Eravisci were romanised effectively enough to have an adequate number of recruits for the legion at their disposal. It seems a very good explanation for a journey of Ulpius Florentinus down the Danube to the fortress of Matrica and his offering there to I.O.M. Paternus, if he prepared the recruitment of the sons of auxiliary veterans or other Roman citizens living here for the legio II Adiutrix. That this possibility is not obscure is proven by an altar of an Aelius Victor vet(eranus) leg(ionis) II Ad(iutricis) pro salute cive Romanorum territorii Matricensium142. It sems not too far-fetched to combine this association of Romans or their collegium iuventutis with a statue base for [I.] O. M. Pat[erno] / [I]unon[i Reg(inae)].143 That Matrica is not a single case, but clubs of veterans and Roman citizens existed nearly everywhere is again indicated by an inscription of Vetus Salina144 for Pannonia inferior, yet even more convinc............................................ 139 E. Tóth 2003, 402–404. 140 Olmsted 1994, esp. 328. 141 See above note 119. 142 Matrica/Szazhalombatta, RIU 1429 = AE 1980, 712: - - -] / cive(s) Rom[an]/or(um) territ(orii) / Matric/ensium / Ael(ius) Vic[t]/or vet(eranus) [leg(ionis)] / II Ad[i(utricis)] / Pater[no et] / [3 co(n)s(ulibus)] / [v(otum) s(olvit) l(ibens) merito)]. 143 RIU 1473. 144 Vetus Salina/ Adony, CIL III 10305 = ILS 7126 = RIU 1442: [Signum(?) et ar]am Genii civib(us) R(omanis) / [et consist(entibus) terri]t(orii) Vetuss(alinensium) quae M(arcus) Ulp(ius) / [3 ex tes]t(amento) HS X(milibus) n(ummum) fieri iusserat / [M(arcus) Ulp(ius?) IIvir] m(unicipii) Aq(uincensis) d(ecurio) col(oniae) Murs(ensis) sacerd(os) / [prov(inciae) Pannon(iae) inf(erioris?) tr(ibunus) l]eg(ionis) XII Fulmin(atae) in memoriam / [patris loco publico te]rritori(i) ex HS

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ingly by the evidence from Moesia inferior, where additionally the dating to Idibus Junis is stressed in some cases.145 A similar process would conform to the relatively large amount of inscriptions of Eravisci in the vicinity of the fortress in Intercisa and especially to the common altar of Aravisci to Iuppiter already mentioned above. This is nicely supported by the presence of the P(ublii) Aeli(i) Septimus et Decoratus dec(uriones) m(unicipii) et arm(orum) c(ustodes) Er(aviscorum).146 Thus it seems likely that recruits were collected in the whole territory of the Eravisci (= ‘ager Aquincensis’) and the responsible officials – first a magister canabarum, later town officials and special functionaries of the civitas Eraviscorum in the sense of ‘iuventus Aquincensis’ – journeyed to the settlements – especially the vici near the auxiliary forts – to collect young men with Roman citizenship for service in the legion (and probably peregrini for the auxiliaries as well). Iuppiter Paternus was mainly venerated in Moesia superior and in the border area of Pannonia inferior and very often inscriptions for him show some military background by the donators and/or the find spots – towns or villages with a garrison.147 Even if – besides his name – in other inscriptions there is no direct indication that Iuppiter Paternus was in charge of collegia iuventutis, at least one votum of an adiutor offici(i) corniculariorum from Potaissa/Turda in Dacia148 may point in this direction, as this administrative centre of the governor certainly must have been engaged in recruitment, amongst other duties, as ........................................................................................................................................................................... XXXX(milibus) n(ummum) fec(it). 145 See above with note 91; for the vicus Ulmetum see note 92; I here provide some more examples from different places: vicus Quintonis, IScM I 326: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) // sac(rum) pro salute Imp(eratoris) Caes(aris) / Titi Ael(i) Antonini Had(r)iani / Aug(usti) Pii et M(arci) Aureli Veri C/aes(aris) vet(erani) et c(ives) R(omani) et Bessi / consistentes vico / Quin(tion)is cura(m) agen/tibus mag(istris) Cla(udio) Gai/us(!) et Durisse Bithi / Idibus Iunis Orf/ito et Prisco co(n)s(ulibus) / et quaestore Servi/lio Primigenio; vicus Secundini, IScM I 347: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) et Iunoni Reg/in(a)e / c(ives) R(omani) et Lai consis/tentes vico Secun/dini posuerunt / pro salute Imp(eratoris) / M(arci) Ant(onini) Gordi/anus(!) / cura agentibus / magg(istris) Bonoso B/onunis et Iusto / Iustini Pio et / Proculo co(n)s(ulibus). Many more examples are collected in CIL III 6166 = IScM V 154; CIL III 07533 = IScM II 141; CIL III 14214 = IScM V 62; CIL III 14448 = IScM V 233; CIL III 14409. 14412, 3. 14441. 14442; AE 1911, 16; AE 1950, 237. 238; Suceveanu – Zahariade 1986, 110–113 nos. 1–6 (see also AE 2003, 1550); IScM I 138. 324. 325. 327. 328. 330– 332. 343. 346. 349. 351. 424; IScM II 133. 134 = V 92; IScM V 21. 63. 69. 146 See above with notes 129–130. 147 Kovacs 2000. Up to now we know 12 inscriptions in Moesia sup. (CIL III 6303. 8148.; IMS I 10. 11. 13. 80. 102; III/2 5; IV 19–22), 5 in Pannonia inf. (Aquincum, RIU 1473; Matrica, see note 119; Intercisa, RIU 1078; Bassianae, CIL III 10199; Taurunum, ILJug 1, 278) and a single one each in Dacia (see note 148), Moesia inf. (CIL III 6225) and Germania sup. (AE 1932, 45). 148 CIL III 894 = ILS 3035: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / Paterno / Aurel(ius) Vet/us adiutor / offici(i) corni/culariorum e / v(oto) l(ibens) m(erito) p(osuit).

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well. Another similarity of Iuppiter Paternus in Pannonia inferior to I.O.M. Teutanus is an occasional veneration together with Iuno Regina.149 Thus, it is very likely that I.O.M. Teutanus might be nothing other than a local translation of or emulation with I.O.M. Paternus150 and/or I.O.M. Patrius. This epithet occurs two times. One dedication is from a governor in Aquincum from the years 216/217;151 another from Ulcisia castra/Szentendre in the year 297 states that a veteran had now fulfilled the vow he had promised as a soldier long ago.152 Only about 11 years earlier the magistri montis in Carnuntum had begun with their Iuppiter K(arnuntinus) and the 11th of June, probably imitating the people in Aquincum. After quite a long discourse, I hope to have shown that all previous proposals for an interpretation of the festival on 11th of June, and all earlier explanations for the local epithets of Iuppiter, Teutanus and Karnuntinus, have led into wrong directions. It seems very likely that in mid-June in vast regions of the Roman empire the new tirones were selected from the local iuventusorganisations and started military service in the legions. In Carnuntum and Aquincum the exact day was the 11th, whereas in Brigetio, possibly because the governor could not be at two destinations in the same time, the 9th of June was chosen. In Moesia similar acts took place during the Ides. For the consolidation of local identity special epithets of Iuppiter Optimus Maximus were introduced, such as Paternus, Teutanus and – very late, as an act of re-organisation of Roman state religion in the First Tetrarchy – Karnuntinus. The acts were closely connected with the birthday of the legionary eagle, which was verifiably celebrated on 10th of June in Spain, as the renewal of the legion by the admittance of the tirones of course symbolized a birthday. On the other hand exactly half a year later, in mid December, regularly the veterans were disarmed when the new milites had passed their basic training. Thus, the legions ............................................ 149 RIU 1473. 150 Kovacs 2000, 243f., supposes a development of the epithet from the Greek Zeus Patroos. This would conform very well to a function as a tutelary god of young warriors. 151 CIL III 3428 = ILS 4616 = TitAq I 88: Iovi Accioni / [Pa]trio Suetrius / [Sabi]nus leg(atus) / [Aug]u[sti pr(o)pr(aetore) - - ]. Fitz 1993–1995, 1027–1029, no. 671. The epithet Accio is otherwise unknown, but Aceio is common in southern Gaul. 152 RIU 876: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / Patrio / Iunoni Reg(inae) / pro salute sua / suorumq(ue) omnium / Aur(elius) Marcellus qu/od miles vota/vit vet(eranus) solvit / Iimmpp(eratoribus) / dd(ominis) nn(ostris) Maximiano / Aug(usto) V et Maximia/no nob(ilissimo) Caes(are) II co(n)s(ulibus) / v(otum) l(ibens) s(olvit).

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were optimising their strength in the beginning of the military season (historically seen, after the harvest of wheat), and achieved their lowest number of men when moving into their hibernae. In some years, due to special circumstances, the mid-summer might see a discharge of soldiers as well, in order to unburden the legion from sick or otherwise disabled soldiers; and conversely, the winter term might be used to pick up recruits, if the legion had been too much weakened by battles or epidemic illnesses. At both occasions – the departure of the young as well as the coming home of the veterans – the local municipalities, together with the Roman provincial administration and the armed bodies garrisoned in their neighbourhood, would conduct welcome and farewell festivals for their citizens and make vows to the supreme god, Iuppiter and occasionally the patron of the youth, Iuno.

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Appendix 1: Inscriptions to I.O.M.T. and/or from June 11th from the the late antique fortress in Bölcske (no. 1–17; see Kovács 2004, 379 f.) and Aquincum (see A– F and CIL III) Beszédes – Mrav – Tóth 2003, 1: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) // Teutano / M(arcus) Ulp(ius) Valentinus / et M(arcus) Ulp(ius) Verus / IIviri m(unicipii) Aq(uincensium) / i(ure) d(icundo) posuerunt / III Idus Iun(ias) / Mamertino et / Rufo co(n)s(ulibus) Beszédes – Mrav – Tóth 2003, 2: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / Teutano / pro salute Imp(eratorum) / Severi et Anto/nini (Augustorum) et [[Getae]] C/[[aes(aris)]] et incolumi/tate Eraviscoru/m L(ucius) Aurel(ius) Sil/vanus et P(ublius) / Proculeius / Proculinus / IIviri col(oniae) Aq(uincensium) Beszédes – Mrav – Tóth 2003, 3: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / [T]eutan[o] / p[r]o salu[te] / Imp(eratoris) M(arci) Aur(eli) S[everi] / [A]ntonini [Pii] / [Fe]licis A[u]g[usti] / [---]ius Verin[us] / [v(otum) s(olvit)] l(ibens) m(erito) / [Sabino] II et / Anulli[n]o / co(n)s(ulibus) Beszédes – Mrav – Tóth 2003, 4: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) Teut(ano) pro / sal(ute) Imp(eratoris) Caes(aris) M(arci) Aur(eli) A/nt(onini) P(ii) F(elicis) Aug(usti) et in/columitate civita/tis Eraviscorum / [---]NIVIIO / [------] / [------] / [---] col(oniae) Aqu(incensium) / [---] dedicav/[erunt ---] / [------] / [---]o co(n)s(ulibus) Beszédes – Mrav – Tóth 2003, 5: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / Teutano / Conse[r]vatori / [et] Iun[o]ni Reg(inae) / [---]IA SALMA / [------] / [---]LIA / [ Beszédes – Mrav – Tóth 2003, 6: [I(ovi)] O(ptimo) M(aximo) Teuta(no) / [pr]o salute d(omini) n(ostri) / [[Imp(eratoris) M(arci) Aur(elii) Sev/eri Alexandri]] / Aug(usti) et incolu/[m]itat(e) civitat(is) / Eraviscorum P(ublius) Aeli(us) / Praesens et M(arcus) Aur(elius) / Proculu[s II]viri / col(oniae) Aq(uincensium) d[e]dicave(runt) / III Iunias Imp(eratore) / [[Caes(are) Severo]] / [[Alexandro]] / II et Marc(ello) co(n)s(ulibus) Beszédes – Mrav – Tóth 2003, 7: [I(ovi) O(ptimo) M(aximo) Teutano] / et diis deabusq(ue) omnib(us) / [[pr[o salute d(omini) n(ostri) Imp(eratoris)]]] / [[[Caes(aris) C(ai) Mes]si Quinti]] / [[[Traian]i Deci P(ii)]] / [[[F(elicis) In(victi) A]ug(usti) pont(ificis) m[ax(imi) tr]]]/[[[ib(unicia) po]t(estate) co(n)s(ulis) II [p(atris) p(atriae) Q(uinti) Her(enni)]]] / [[[Etrusci Mess(i) Deci]]] / [[[nob(ilissimi) Caes(aris) pr(incipis) iuv(entutis) et in]]]/[colu]mitate civitatis /

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Eraviscorum / [Aur(eli)?] Antoninus / [et] Castor flam(en) / [aedi]lici(us) IIviri col(oniae) Aq(uincensium) / [d(edicaverunt)] d(iem) III Idus Iun(ias) / d(omino) n(ostro) [[Decio]] Aug(usto) et Grato / co(n)s(ulibus) Beszédes – Mrav – Tóth 2003, 8: [I(ovi)] O(ptimo) M(aximo) Teutan[o] / et dis deabusque / omnib(us) pro sal(ute) dd(ominorum) nn(ostrorum) Imp(eratoris) / Caes(aris) [[C(ai) Vibi Trebon[i]ani]] / [[Galli]] P(ii) F(elicis) Invicti Aug(usti) / pont(ificis) maximi trib(uniciae) pot(estatis) / p(atris) p(atriae) [[[et]C(ai) Va[l(entis) Host]]]/[[[ilia]n[i] Messi [Qui]]]/[[[nti] P(ii) F(elicis) Aug(usti)]] / [[et inc[o]lumitate ci]]/[[[vi]t[at]i[s] E[ravisc(orum)]]] / Marci Aurelii / Maturus flam(en) / et [V]alens IIviri c[ol(oniae)] Aq(uincensium) d(edicaverunt) d(iem) III Id(us) Iun(ias) / [di]vis Deccis co(n)s(ulibus) Beszédes – Mrav – Tóth 2003, 9: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) Teutano et dis deabusq(ue) omnib(us) / pro sal(ute) d[[(ominorum)]] n[[(ostrorum) Imp(eratoris) Caes(aris) C(ai) V[ibi]]] / [ [[Treboniani Galli P(ii) F(elicis) Invic]]]/[ [[ti Aug(usti) p]o[nt(ificis) maxim(i) trib(unicia)]]] / [ [[pot(estate) p(atris) p(atriae) et Imp(eratoris) Caes(aris) C(ai) Afini]]] / [ [[Veld(umniani) Volusiani P(ii) F(elicis)]] ] / [ [[Aug(usti) pont(ificis) max(imi) p(atris) p(atriae)] et]] / [in]columitate civita(tis) / [E]raviscorum T(itus) F[l(avius)] / Dignus equo public[o] / aug(ur) et M(arcus) Aurel(ius) Sabini/anus augur q(uin)q(uennalis) / aedilici(us) IIviri col(oniae) / Aquincens(ium) / d(ederunt) d(edicaverunt) III Idus Iunias / [[Imp(eratoribus) [Gallo et Volu]]]/[[[siano Augg(ustis) co(n)s(ulibus)]]] Beszédes – Mrav – Tóth 2003, 10: a) [I(ovi)] O(ptimo) M(aximo) / Teutano / [pro salute] / [Imperatoris] / [Caesaris] / [L(uci) Septimi] / [Severi Pii] / [Pertinacis] / Aug(usti) [Ti(berius) Cla]ud(ius) / Claudi[anu]s / leg(atus) Aug(usti) p[r(o)] pr(aetore) // b) [I(ovi)] O(ptimo) M(aximo) / Teutano / pro [s]alute ad/que incolumitate / [[Imp(eratoris) Caes(aris) Aurel(iani) P(ii) F(elicis)]] / I[n]vi[c]ti Aug(usti) totiusque / domus dvinae eius / Fl(avius) Aper v(ir) p(erfectissimus) a(gens) v(ice) p(raesidis) Beszédes – Mrav – Tóth 2003, 11: b) --]IISI[-]S[-]IO(?) co(n)s(ulibus) // c) [I(ovi) O(ptimo)] M(aximo) Teutano pro salut[e] / adque inco[l]umitate d(omini) n(ostri) // [[Imp(eratoris) Dom(iti) Aureliani]] P(ii) F(elicis) In/victi Aug(usti) perpetui Imp(eratoris) t/otiusque domus eiu/s divinae et civitatis / Eraviscorum Marc/i Aurelii Domitianus au/[g]ur q(uaestor) et Castor flam/[e]n aedilicii duumviri / [c]ol(oniae) Aq(uincensium) dedicaverunt / di[e] pr(idie)

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Idu(u)m Dec(embrum) Imp(eratore) // [[Aureliano Aug(usto) et]] Basso II co(n)s(ulibus) Beszédes – Mrav – Tóth 2003, 12: [I(ovi) O(ptimo) M(aximo) Teutano] / [[pro sal(ute) adque incolu]]/[[mitate Imp(eratoris) Caes(aris) Aur(eli)]] / [[Probi Pii Fel(icis) Inv(icti)]] / Aug(usti) totiusque / domus divinae / et civitatis Eravis/corum Iul(ius) / Domitianus et / Cl(audius) Di(v)es IIvv(iri) / col(oniae) Aq(uincensium) dedica/verunt / III Idus / Iunias [[Imp(eratore) Probo]] / [[Augusto V et]] / Victorino co(n)s(ulibus) Beszédes – Mrav – Tóth 2003, 13: a) I(ovi) O(ptimo) M(aximo) [Te]utano / pro salute / Im[p(eratoris)] Ca[esaris?] / [M(arci) A]ur(eli) [---] / [---]I[---] / [---]I[--]V[ // b) [I(ovi)] O(ptimo) [M(aximo)] / Teutano pro salute / adque incolumitate / d(ominorum) n(ostrorum) M(arci) Aureli [[Carini]] et / M(arci) Aureli [[Numeriani]] Aug(ustorum) / totiusque domus divinae / eorum et civitati Eravis/corum M(arcus) Aurelius Polideuces / aedilicius duumviralis v(ir) e(gregius) / [f]lamen et M(arcus) Aurel(ius) Cleme(n)s / aedilicius duumviralis / equo publico quinquen/nales col(oniae) Aq(uincensium) dicave/runt III Idus Iunias / Imp(eratoribus) d(ominis) n(ostris) [[Carino]] II et [[Numeriano]] Augg(ustis) co(n)s(ulibus) Beszédes – Mrav – Tóth 2003, 14: a) [I(ovi)] O(ptimo) M(aximo) / P(ublius) Ael(ius) V/alens / cum su[i]/[s o]mn[ib(us)] / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito) // b) [I(ovi) O(ptimo) M(aximo)] / [T]eutano pro salute adqu[e] / incolumitate d(ominorum) n(ostrorum) / M(arci) Val(eri) Diocletiani P(ii) F(elicis) / In(victi) Aug(usti) p(ontificis) m(aximi) tr(ibunicia) {ETIANI P F} / {IN AVG P N TR} pot(estate) II co(n)[s(ulis)] / III

(atris) p(atriae) proco(n)s(ulis) et M(arci) / A(u)rel(i) Val(eri) Maximian[i] / P(ii) F(elicis) In(victi) Aug(usti) p(ontificis) m(aximi) tr(ibunicia) pot(estate) / p(atris) p(atriae) proco(n)s(ulis) totiusq/ue domus divin(a)e eorum / finibus Eraviscorum Ael(ius) / Exuperatus eq(ues) R(omanus) et A[el(ius)] / Ulpianus IIvv(iri) col(oniae) Aq(uincensium) de/[d]icaverunt Maximo II e[t] / Aquilino co(n)s(ulibus) III Idus Iunias Beszédes – Mrav – Tóth 2003, 15: a) [I(ovi)] O(ptimo) M(aximo) / C[onservatori] / [------] / [--- trib(unus)?] / [mil(itum)?] leg(ionis) II adi(utricis) p(iae) f(idelis) AVIII / [------] / [---]E[---]I[---]I[---]L / [---]IS [A]ug(usti) / [--]I[---]V / [---]I[---] / [---]IIII[---]I[---] / [--- aram? fe]c[i]t / [---] leg(---) / E[---] V[---]II[---]I / I[---]LIIT / IV[---]I[---]O[---] / [ // b) [I(ovi) O(ptimo) M(aximo)] / Teutano Iunoni / Reginae Minervae / [S]anctae ceterisque d/iis(!) deabusque immorta/libus [pro salute ---] / [ //

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c) [I(ovi) O(ptimo) M(aximo)] / Teutano Iunoni / Reginae Minervae / [S]anctae ceterisque d/iis(!) deabusque immorta/libus pro salute adq(ue) / incolumitate dd(ominorum) nn(ostrorum) Dio/cletiani et Maximiani / Invictissimorum Aug(ustorum) / [t]otiusque domus divi/nae eorum et civitatis / Eraviscorum / P(ublius) Licin(ius) Domitius et / M(arcus) Iul(ius) Marcellus duum/viri col(oniae) Aquinc(ensium) dedi/caverunt d(ie) III Iduum Iun(iarum) / d(omino) n(ostro) Maximiano Aug(usto) II et / Ianuariano co(n)s(ulibus) Beszédes – Mrav – Tóth 2003, 16: [I(ovi) O(ptimo) M(aximo)] / Teutano Iunoni / Regina Minervae / San(c)tae ceterisque / diis(!) dabusque imm/oalibus / pro salute adque in/colum(i)tate dd(ominorum) nn(ostrorum) C(ai) Aur(eli) Val(eriani) / Diocletian[i] et Aure(li) Val(eri) Ma/ximian[i P(iorum)] F(elicium) Invictorum / Augg(ustorum) totiusue do[m]us di/vinae eorum et civitatis Era/viscorum M(arcus) Aur(elius) Vale(n)s et Se(ptimius?) / Florus d(uumviri) col(oniae) Aq(uincensium) dedica/verunt die III Idu(u)m Iuniar[um] / d(ominis) [n(ostris) Diocletiano] II[I] et M[axi]/mi[ano --- Aug(ustis)] co(n)s(ulibus) Beszédes – Mrav – Tóth 2003, 17; Kovács 2004, 380: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / Teut(ano) P(ublius) Ael(ius) / [---]us aug(ur) p(rinceps) / civit(atis) Eravis(corum) / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito) / pro se et sui/s Beszédes – Mrav – Tóth 2003, A: Székesfehérvár (aus Budapest verschleppt?): [I(ovi) O(ptimo) M(aximo) T(eutano)? / pro salute / I]mp(eratorum) M(arci) Aur[eli(i)] / Antonini et L(ucii) / [[Aur(elii) Commodi]] / et ordinis Aq(uincensium) / T(itus) Fla(vius) Macer / et P(ublius) Ael(ius) Ianuarius / II vir(i) m(unicipii) eiusdem / posuerunt (ante diem) III / idus Iun(ias) Orfito / [et Rufo co(n)s(ulibus)] CIL III 3345 = RIU 6, 1498 = AE 2009, 1087: Székesfehérvár (aus Budapest verschleppt?): De[o T]eutano / p[ro s]al(ute) templ(ensium) / [Do]mit(ius) Niger / tri(bunus) coh(ortis) III B(atavorum) et / Aur(elius) Victor / sacerd(os) tem(pli) / divi Marci / Kal(endis) Mai(i)s Gen(tiano) / et Basso co(n)s(ulibus) d(ederunt?) Beszédes – Mrav – Tóth 2003, C = TitAq I 166: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / Teutano Conservatori / [ Beszédes – Mrav – Tóth 2003, F = = TitAq I 165: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) T(eutano?) pro salute / aq(ue) incolumitate / [[I]mp(eratoris) Cae[s(aris)] Aureliani]] / P(ii) F(elicis) Invict(i) Aug(usti) to/tiusq(ue) domus divi/n(ae) eius et civit(atis) Era/visc(orum) T(itus) Fl(avius) Tit(i)anu/s augur et M(arcus) Aur(elius) / [6] / [6] / [6] / [6] / [3]o co(n)s(ulibus)

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Appendix 2: Selected inscriptions of the cives Romani consistentes and/or magistri montis to I.O.M.K. and/or from June 11th from the Pfaffenberg in Carnuntum (according to Piso 2003) Piso 2003, 34: ] / II]I Idus Iunias Max[imo(?) et Orfito(?)] / co(n)s(ulibus) Piso 2003, 35: [I(ovi)] O(ptimo) M(aximo) [K(arnuntino)] / [pr]o [sal(ute) d]om(ini) [n(ostri)] / [[[Maximia]n[i]]] P(ii) F(elicis) [A]u[g(usti)] / M(arcus) A[ur(elius) 3]us [et] / M(arcus) Au[r(elius) Re]spe[ct]us / [de]c(uriones) [col(oniae)] K(arnunti) et Aur(elius) / Max[im]ianus / et Alf(ius?) [T]rum[pl]ia/nus vet(erani) leg(ionis) / XI[III G(eminae)] mag(istri) mon[t(is)] / d(ederunt) d(edicaveruntque) [III Idus] Iun(ias) / [M]axi[mo II et Aqui]lin[o] / c[o(n)s(ulibus)] Piso 2003, 37: ] / III Id(us) Iun(ias) di[e Iovis Tibe]/riano II et D[ione co(n)s(ulibus)] Piso 2003, 38: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) K(arnuntino) / [p]ro salute dd(ominorum) nn(ostrorum) / [Di]oclet[iani et] / [Maximiani Aug(ustorum)] et / C[onstanti et Max]i/m[iani nob(ilissimorum) Caess(arum)] // d(ederunt) [d(edicaverunt)] III [Id(us)] / I[u]nias d[d(ominis) nn(ostris)] / [Ma]ximi[ano] / [A]ug(usto) V e[t Maxi]/[mi]ano n[ob(ilissimo)] / [C]aes(are) II c[o(n)s(ulibus)] Piso 2003, 40: [I(ovi) O(ptimo) M(aximo) [K(arnuntino)] / [ // ] / S[3] / A[3] / Au[r(elius) 3] / DR[3] / Fl(avius) [ // d(ederunt) d(edicaverunt) [III Idus] Iunia(s) / Imp(eratore) [[[Maximiano]]] V / [[[co(n)s(ule) Piso 2003, 41: [I(ovi)] O(ptimo) M(aximo) K(arnuntino) /---/ [ // D? M --- / [dd(ominis) n]n(ostris) Diocl[etiano X] patre Au[gg(ustorum)] / [et M]aximia[no VII] Aug(usto) co[ns(ulibus)] Piso 2003, 45: ] / mag(istri) mon[tis] / [I]II Idus Iuni(as) d(omino) n(ostro) / Constant(ino) III Aug(usto) con(sule) Piso 2003, 49: [I(ovi)] O(ptimo) M(aximo) K(arnuntino) [pro sal(ute)] / dd(ominorum) [nn(ostrorum) A]ug(ustorum) / [ // ]O[3]NN[3] / [3]E[3]ANI / [3]I M [3 veter]ani / leg(ionis) [3] mag(istri) / [montis // III Idus] Iun[ias] / [ Piso 2003, 52: I(ovi) O(ptimo) [M(aximo) Kar]/nun[tino ve]/ter[ani // ]ND[3] / [3]IN[ // ]III[3] / [3]M[ Piso 2003, 53: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) K(arnuntino!) [pro sal(ute) dd(ominorum) nn(ostrorum) [

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Piso 2003, 54: [I(ovi) O(ptimo) M(aximo)] K(arnuntino) / [pro sal(ute) domin]or(um)] / [ Piso 2003, 55–56, jeweils: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) K(arnuntino) / [ Piso 2003, 57: I(ovi) O(ptimo) [M(aximo)] K(arnuntino!) / [ Piso 2003, 58: [I(ovi) O(ptimo) M(aximo)] K(arnuntino) / [ Piso 2003, 59 und 60, jeweils: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) [K(arnuntino)] / [ Piso 2003, 61: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) [K(arnuntino)] / pro sal(ute)] Piso 2003, 62: I(ovi) O(ptimo) [M(aximo)] K(arnuntino) / [ Piso 2003, 63: [I(ovi)] O(ptimo) M(aximo) K(arnuntino) / [ Piso 2003, 65: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) [K(arnuntino)] / [ // ]I[ Piso 2003, 92: ]Sa[3] / [3] duor(um) I[3] / [c(ives) R(omani)] consi[stentes // ]nus / [3 Mar]cell(us) / [3]tu[s // vet]eran[i] / [leg(ionis) XIIII] Ge[m(inae) // ] mag[istro montis [ // ]in[ // ]re[ // ]C[ // ]A[ // ]M[ // ]CO[ // ]IV[ // c]o(n)s(ulibus) Piso 2003, 105: magistri mont]is III Idus Iun[ias] / [3 co(n)s(ulibus)] Piso 2003, 107: ] / [III Idus] Iun(ias) MESSAEA[ Piso 2003, 129: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) K(arnuntino) // Fl[a(vius) 3] / [3] et Fla(vius) / [3]nus ve(terani) / et [3] Victori/nia[nus 3] VC / [e]t Au[rel(ius) U]rsio Pa / [magist]ri mon/[t]is II[I] Idus / [Iun]ias // ]Ti[ // ]E Ci[ Piso 2003, 133: ] / T(itus) L[ // Vale]riu[s 3] / Eg(natius) C[ // ma]gi[stri montis] / [III] Id[us Iunias] / [ // ]R[ // ]M[ // ]O[ Piso 2003, 142: ]M[3] / itum / IIC / [ // ]Afo[3] / [III] Idu[s Iunias] / [ // ] Qui[3]iu[s Piso 2003, 148: ]tus V[3] / [3]l(ius) pr[1] / [3]s V[3] / [3 Ni]co / [3]er / [3 Can]ndidu[s] / [3 I]II Idu[s] / [Iun]ias

Appendix 3: Functionaries in collegia iuventutis magistri: A whole series of inscriptions survived in Trebula Mutuesca/Monteleone Sabino (Samnium, regio IV): CIL IX 4883 = AE 2001, 908: C(aius) S[3] / C[3] / Mu[ss]o(?) / VIIIvir du[3] / mag(ister) iuven[t(utis)] / cons(ul) ord[in(arius?)] / ex decr(eto) d[ec(urionum)]; CIL IX 4885 = ILS 2745 = AE 2001, 908: Q(uinto) Livio Q(uinti) f(ilio) Pala[t(ina)] / Velenio [Pi]o Sever[o] / Duceniano trib(uno)

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sem(estri) / leg(ionis) XXII Primig(eniae) praef(ecto) / semens(tri!) coh(ortis) I classic(ae) / patrono Aequicula/nor(um) Caeninensi ma/gistr(i) iuvent(utis) Trebul(anae) / Mutuescae qui obla/ta sibi statua ab / eis honoure conten/tus impensam remisit / l(ocus) d(atus) d(ecreto) d(ecurionum); CIL IX 4888 = ILS 6555: T(ito) Petronio / T(iti) f(ilio) Serg(ia) Sabino / tr(ibuno) mil(itum) mag(istro) iuvent(utis) / [ - - ; ); CIL IX 4889: - - ]s P(ubli) f(ilius) Ser(gia) Rufus mag(ister) iu(v)ent(utis) bis / [quin]q(uennalis) VIIIvir bis praef(ectus) fabrum ter; CIL IX 4899 = AE 1972, 153: - - ] / cur(am) ag(ente) Cn(aeo) Titinio Successo / et C(aio) Coelio Fortunato // [T(ito) Pri]fernio T(iti) f(ilio) Quir(ina) / [Paet]o Rosiano Noni[o] / [Agric]olae C(aio) Labeon[i T]et[tio?] / [Gemino?] co(n)s(uli) auguri p[ro]c[o(n)s(uli)] / [prov(inciae) Afri]cae leg(ato) Aug(usti) ad ce[nsus] / [accip(iendos) p]rov(inciae) Aquitanicae [leg(ato)] / [pro pr(aetore) di]vi Pii prov(inciae) Delmatiae P[3] / [3]orum cur(atori) alvei [Tiberis et] / [cloacar]am Urbis lega[t(o) p]ro [pr(aetore)] / [div]i [P]ii prov(inciae) [Aq]uitanic[a]e [legat(o)] eiusdem leg[ionis 3] / [3]AE praet(ori) ca[ndid(ato) d]ivi / [Had]riani trib(uno) [ple]b(is) c[andid(ato)?] / [qua]estori candid(ato) [tri]bu(no) mil(itum) [lat]icl(avio) legionis X Fre[t]ensis / [dec]emviro stlitibus iud(icandis) cu[r]at(ori) / municipi(i) dat(o) a divo Hadr[i]a[no] / VIIIvir(o) III aed(ili) q(uin)q(uennali) VIIIvir(o) IIII [3]AN / q(uin)q(uennali) mag(istro) iuventu[t(is) 3]IVI[3] / D[3]A[3] / patrono; AE 1964, 19: L(ucio) Coelio L(uci) f(ilio) Pal(atina) Ve[ro] / VIIIviro mag(istro) iuv[ent(utis)] / VIIIviro II fano[rum] / VIII viro III aera[rii] / praef(ecto) coh(ortis) I Hispano(rum) / VIII viro IIII aer(arii) q(uin)q(uennali) / curatori muneris / Reginiani / decuriones et Augus/tales aere conlato / l(ocus) d(atus) d(ecreto) d(ecurionum); AE 1964, 20 = AE 2001, 908: C(aio) Plaetorio C(ai) f(ilio) Ser(gia) Floro / mag(istro) iuventut(is) VIIIviro iter(um); AE 1964, 21: [1] Vilio C(ai) f(ilio) Quir(ina) / [A]ureliano [eq]uo publico / [VIII]vir(o) II aerari / VIIIviro III fanor(um) q(uin)q(uennali) / [m]agistro iuventutis / [p]leps Trebulana / quibus honoure / [c]ontentus impensam / [r]emisit l(ocus) d(atus) d(ecreto) d(ecurionum); AE 1964, 22 = AE 2001, 908: - - ] Qui(rina) Rufus / [prae]f(ectus) fabr(um) mag(ister) / [iuvent]utis aedilis / [VIIIvir it]er(um) q(uin)q(uennalis) augur [ // Crito[nia 3] / Te[3] / ma[ - - ; AE 1972, 0153: [T(ito) Pri]fernio T(iti) f(ilio) Quir(ina) / [Paet]o Rosiano Noni[o] / [Agric]olae C(aio) Labeon[i T]et[tio?] / [Gemino?] co(n)s(uli) auguri p[ro]c[o(n)s(uli)] / [prov(inciae) Afri]cae leg(ato) Aug(usti) ad ce[nsus] / [accip(iendos) p]rov(inciae) Aquitanicae [leg(ato)] / [pro pr(aetore) di]vi Pii prov(inciae) Delmatiae P[---] / [---]orum cur(atori) alvei [Tiberis et] / [cloacar]um urbis lega[t(o) p]ro [pr(aetore)] / [div]i [P]ii

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prov(inciae) [Aq]uitanic[a]e [legat(o)] eiusdem leg[ionis ---] / [---]AE praet(ori) ca[ndid(ato) d]ivi / [Had]riani trib(uno) [ple]b(is) c[andid(ato)?] / [qua]estori candid(ato) [tri]bu(no) mil(itum) [lat]icl(avio) legionis X fre[t]ensis / [dec]emviro stlitibus iud(icandis) cu[r]at(ori) / municipi dat(o) a divo Hadr[i]a[no] / VIIIvir(o) III aed(ili) q(uin)q(uennali) VIIIvir(o) IIII [---]AN / q(uin)q(uennali) mag(istro) iuventu[t(is) ---]IVI[---] / D[---]A[---] / patrono. Amiternum/Preturo (Samnium, regio IV), CIL IX 4457: D(is) M(anibus) s(acrum) / Sex(to) Caleno Sex(ti) f(ilio) / Prisco / mag(istro) iuvent(utis) / Avaeae Felicitati. Nepi (Etruria, regio VII), CIL XI 3215 = ILS 6590: D(is) M(anibus) / L(ucius) Sulpicius Severu(s) / et Sulpicia Iustina / fili(i) L(ucio) Sulpicio Cleme/nti IIIIvir(o) i(ure) d(icundo) IIIIvir(o) a(edilicia) p(otestate) / quaestori arcae r(ei) p(ublicae) / Nepesinor(um) mag(istri) iuen(titus) / seviro [eq]uitum praeto/ri iuventutis patri / optimo posuerunt. Tata near Brigetio (Pannonia), CIL III 4272 = RIU 685: Herc(uli) Invict(o) / pro s(alute) Aug(usti) / Ael(ius) Martin(us) / mag(ister) coll(egii) iu/vent(utis) ob hon(orem) / col(legii) s(upra)s(cript)i / d(at) d(edicat). praefecti: An anonymous praefectus iuventutis (of Rome?) around 100 in AE 1994, 345: - -] praef(ecto) / iuventutis eq(uo) p(ublico) / allect(o) in V dec(urias) / ab divo Traiano / hic ob honourem / togae virilis / senatui Augusti et curialibus / epulum dedit v(ixit) a(nnos) XVI m(enses) VIII d(ies) VI. Neapolis/Napoli (Latium et Campania, regio I), CIL X 1493 = ILS 6457 = AE 2003, 330: Dis Man(ibus) sacr(um) / C(aio) Octavio C(ai) f(ilio) Maec(ia) Vero / praef(ecto) iuven(tutis) equo publico ad/lecto in V decur(iis) exornato / militiae praef(ecto) coh(ortis) [Afr]icae / flamini Virbiali et auguri et / aedili Augustali q(uin)q(uennali) iuvenum / Postumia Procula uxor / marito karissimo et / Octavia C(ai) f(ilia) Vera filia / patri optumo(!) fecerunt. Lanuvium/Civita Lavinia (Latium et Campania, regio I), CIL XIV 2121 = ILS 5683: M(arco) Valerio M(arci) f(ilio) / aed(ili) dict(atori) / praef(ecto) iuventutis / municipes compitenses v{e}icorum / quinque quod specus mil{l}ia / passus III(milia) purgavit refecit / fistulas reposuit balnea virilia / utraque et muliebre de sua / pecunia refecit populo viscerati(onem) / gladiatores dedit lumina ludos / I(unoni) S(ospiti) M(agnae) R(eginae) solus fecit. Sutrium/Sutri (Etruria, regio VII), CIL XI 3256 p. 1331 = ILS 6591: M(arco) Anteio / M(arci) f(ilio) Pap(iria) Resti/tuto pr(aefecto) iuv(entutis) / aedili au-

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gur(i) / cur(atori) p(ecuniae) p(ublicae) decur(iones) / August(ales) et pop(ulus) / aere conlato. Castellum Tidditanorum/Tiddis (Numidia), ILAlg II/1, 3606 = AE 1942/43, 10 = AE 1946, 225 = AE 1952, 207: L(ucio) Iulio L(uci) fil(io) / Quir(ina) Civili / aed(ili) praefecto pro / IIIviris IIIviro / praef(ecto) iuris dicund(o) / coloniae Sarniae Mileu bis / quinq(uennali) flam(ini) perpet(uo) / praef(ecto) iuvent(utis) Cirt(ae) / aere conlato / d(ecreto) d(ecurionum) // CL FAOM BDP / e(x) HS D n(ummum). Cuicul/Djemila (Numidia), ILAlg II/3, 7928 = AE 1913, 22: Ti(berio) Claudio Ti(beri) fil(io) Papiria / Ciceroni quaestori aedili / praef(ecto) pro IIvir(is) IIviro prae(fecto) iu/ventutis flamini Aug(usti) IIvir(o) q(uin)q(uennali) / auguri bigam quam aere conlato ex pos/tulante populo sanctissimus ordo / ei ponendam censuerat titulo con/tentus M(arcus) Claudius Syriacus filius eius / s(ua) p(ecunia) p(osuit. ILAlg II/3, 7943 = AE 1913, 159: [3 Flavi]o M(arci) f(ilio) Pap(iria) Sem/proniano flamini / Aug(usti) ann(uo) aed(ili) IIvir(o) q(uin)q(uennali) / praef(ecto) iuvent(utis) flam(ini) p(er)p(etuo) / [c]um populus aere con/[la]to statuam ponere / [vel]let ob munificientiam / [q]ua pretium frument(i) / [bi]s(?) urgente annona / [p]raestantia minuis/set remissa populo / conlatione T(itus) Flavi/us Marcianus fil(ius) / [pa]tri piis[s]imo s(ua) p(ecunia) f(ecit). ILAlg II/3, 7947 = AE 1920, 115: C(aio) Iulio Crescenti / Q(uinti) fil(io) Quir(ina) Didio / Crescentiano equo / publico ab Imperato/re exornato trib(uno) co/hortis Sardorum praef(ecto) / iuventutis Cirt(ensis) fl(amini) p(er)p(etuo) / quattuor coloniarum / Cirt(ae) et Cuiculi pontif(ici) / omnib(us)que honour[ib(us)] / in quinque col[oniis] / functo / Didia Cornelia C(ai) fi[l(ia) In]/genua fl(aminica) p(er)p(etua) [p]atri [raris]/simo. Mila (Numidia), ILAlg II/3, 8560 = AE 1967, 558: L(ucio) Flavio T(iti) fil(io) / Quir(ina) Crescenti / aed(ili) q(uaestori) IIIviro / q(uin)q(uennali) praef(ecto) iu/ventutis pr(aefecto) i(ure) d(icundo) / |(coloniae) Mi(nerviae) Chul(l)it(anae) ex tes/tamento D(ecimi) Ha/teri Crescentis. Thuburnica (Africa proc.),AE 1921, 21; ILAfr 473: C(aius) Herennius / M(arci) f(ilius) Quir(ina) Festus / veteranus leg(ionis) / X Fretensis ho/nesta missio/ne dimissus / praefectus tiro/num in Mau/retania praef(e)c/tus iuventutis / IIvirum bis vixit / annis LXXXV h(ic) s(itus) e(st). Poetovio/Ptuj (Pannonia sup.), CIL III 4045 p. 1746 = AIJ 341 = RISt 400: P[ro s]alute collegi(i) / iuventutis et Ulp(i) Marce/llini et Ael(i) Marcelli / praef(ectorum) et Maximi et Ursi / patres(!) Gell(ius) Marcelli/nus et Pant()

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Tertius / et Ael(ius) Valerius qq(uaestores) / coll(egii) s(upra) s(cripti) ex voto / posuerunt / I[6]I[6]ino Marcell(inus) Valeriu[s 3]. aediles: Lauriacum/Lorch (Noricum): CIL III 5678; AEA 1993/98, 202: Nymphis / Aug(ustis) sac(rum) / Mal(lius) Vica/rius et / Val(erius) Crisp/[i]nus aed(iles) / [c]ol(legii) iuven(um) / [v(otum)] s(olverunt) l(ibentes) m(erito). For a further aedilis collegii iuventutis in Neapolis see above among the praefecti, in Lauriacum see note 95. For quaestores in Poetovio see above among the praefecti. For a possible augur iuvenum in Neapolis see above among the praefecti. flamines: Vienna/Vienne (Gallia Narb.), CIL XII 1869 = ILS 6997: D(ecimo) Iul(io) D(ecimi) f(ilio) Vol(tinia) Capitoni / flam(ini) i(u)vent(utis) IIIvir(o) / [l]oc(orum) public(orum) per[seq(uendorum)] / [I]Ivir(o) aera[r(ii) augur(i)] / praef(ecto) fabr(um) trib(uno) / mil(itum) [leg(ionis) II A]diu[t(ricis)] / [c]en[sor(i) civ(itatis) Remor(um)] / foederatae / Remi public(e) / l(ocus) d(atus) d(ecreto) d(ecurionum); CIL XII 1870: D(ecimo) Iul(io) D(ecimi) fil(io) Vo[l(tinia)] / Capiton[i] / [fl]am(ini) i(u)vent(utis) IIIv[ir(o) loc(orum)] / [pu]blic(orum) perseq(uendorum) IIv[ir(o) aer(arii)] / [au]guri praef(ecto) fa[br(um) trib(uno)] / [m]ilit(um) leg(ionis) II Adiu[t(ricis) censor(i)] / ci[vitatis Remor(um) foeder(atae). CIL XII 1783 = ILS 6998: Q(uinto) Val(erio) C(ai) fil(io) Volt(inia) / Macedoni / flam(ini) iuvent(utis) q(uaestori) c(oloniae) V(iennensis) / IIvir(o) aer(ari) auguri / IIIvir(o) [l(ocorum)] p(ublicorum) p(ersequendorum) huic / divos(!) Hadrianus / latum clavom(!) cu[m] / quaest(ura) optuli[t](!) / et petentis / excusationem acc[ep(it)] / v[i]cani Boxs[ani!] / et Noiomagens[es] / patrono. AE 2000, 899: [3] Cor[nelio] / Gabinia[ni fil(io)] / Gabin[iano Vol(tinia)] / q(uaestori) c(olonia) V(ienna) fla[m(ini) Iuvent(utis?)] / IIvir(o) [iur(e) dic(undo). CIL XII 1902: D(ecimo) Titio D(ecimi) fil(io) / Vol(tinia) Iusto / IIvir(o) iur(e) dic(undo) / flam(ini) iu(v)entutis / Cassia T(iti) fil(ia) Prisca / viro. CIL XII 1903: [Q(uinto) V]al(erio) C(ai) [f(ilio)] / [V]olt(inia) / [Mac]edoni / [flam(ini) iu]vent(utis) [q(uaestori) c(oloniae) V(iennae)] / [IIvir(o) a]era[r(ii)] A[3] / [3]OIATO[ . CIL XII 1906: --- flam(ini) iu(v)]ent(utis) / [IIvir(o) iur(e)] dic(undo).

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Cularo/Grenoble (Gallia Narb.), CIL XII 2238: D(is) M(anibus) / T(iti) Cassi / Mansueti / flamin(is) iu[ven]t(utis) / sc(ribae) trib(uni) aerar(ii) / IIvir(i) iur(e) dic(undo) / Cassia Attia / Patrueli. CIL XII 2245: D(is) M(anibus) / Sex(ti) Iul(i) Condiani def(uncti) ann(os) XXV / flaminis iuventutis q(uaestoris) c(oloniae) V(iennae) aedil(is) / M(arcus) Valerius Iulianus socer et / Val(eria) Secundilla coniugi piissimo. Lacippo/Alechipe (Baetica), CIL II 1935: Iuventuti Aug(usto) / C(aius) Marcius / [N]iger ob hono/[r]em f[l]amina/tus E T ARA / EV[3]S[3]AL/T SI D[3]D. sacerdotes: Anagnia/Anagni (Latium et Campania, regio I), CIL X 5919 = ILS 6263: Ti(berio) Cl(audio) Ti(beri) fil(io) Pub(lilia) Crescentia/no p(atrono) m(unicipii) q(uin)q(uennali) praet(ori) q(uaestori) bis sacer/doti iuvent(utis) An(agn)inae s(enatus) p(opulus)q(ue) A(nagninus) / amantissimo sui ac praes/tantissimo ob nimiam eius / erga municipes patriamque ad/fectionem quod is in hono/ribus enixe adque inpenssi(ssi)me / in omnibus patriae suae lar/giter functus sit dignissimo pa/trono poni censuerunt / (ocus) d(atus) d(ecreto) d(ecurionum).

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O LIVER S TOLL

Ehrenwert und Alt. Veteranen der Römischen Kaiserzeit im Nahen Osten

Im Laufe der Vorarbeiten zu einer größeren Untersuchung zur Religion des Römischen Heeres im Nahen Osten1, in der Zeugnisse für Veteranen in der Regel nur berücksichtigt werden konnten, insofern es sich um direkte oder indirekte Belege zum religiösen Leben des Römischen Heeres handelte, wurde deutlich, dass eine gesonderte und umfassende Untersuchung zu den Veteranen des genannten Raumes eine sinnvolle und lohnende Ergänzung der Studien und erzielten Ergebnisse zum Verhältnis von Armee und Zivilbevölkerung insgesamt darstellen könnte. Diese Personengruppe, ihre wirtschaftliche, soziale und rechtliche Position in der Gesellschaft der Provinzen des römischen Nahen Ostens sowie ihre Vermittlerrolle zwischen dem Militär und der provinzialen Zivilbevölkerung ist aufgrund der schwierigen Quellenlage und aus forschungshistorischen Gründen bislang nicht ausreichend berücksichtigt worden. An dieser Stelle, in der Festschrift zu Ehren von Peter Herz, der für mich – nicht nur in meiner epigraphischen Ausbildung – vom ersten Studientag an einer meiner prägenden Lehrer gewesen ist, der aber u.a. auch viel später die eingangs genannte Arbeit begleitet hat, die 2001 meine Habilitationsschrift geworden ist, soll nur eine erste (Ergebnis-)Skizze zu diesem Thema abgeliefert werden. Eine größere Untersuchung und vor allem ein ausführlich kommentierter Katalog, der auch bereits fertiggestellt ist, wird hoffentlich bald folgen können. Die kleine Untersuchung des epigraphischen Quellenmaterials zu Ehren von Peter Herz mag daher, hoffentlich auch ganz in seinem Sinne, mit dazu beitragen, das unter anderem von Karl Strobel2 zu Recht konstatierte bestehende Ungleichgewicht in der Aufbereitung des Materials und der römi............................................ 1

Stoll, Integration. Ein Abkürzungsverzeichnis für häufig verwendete Literatur oder Quelleneditionen befindet sich am Ende des Aufsatzes, vor dem Inschriftenkatalog.

2

K. Strobel, Rangordnung und Papyrologie, in: Y. Le Bohec (Hrsg.), La Hiérarchie (Rangordnung) de l’Armée Romaine sous le Haut-Empire. Actes du Congrès de Lyon (15–18 septembre 1994), Paris 1995, 96.

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schen Heeresgeschichte, zwischen dem griechischsprachigen Osten und den anderen Teilen des Imperium Romanum, auf die sich die Forschungen zur römischen Truppengeschichte mit starker Konzentration auf das – lateinischsprachige – epigraphische Material zumeist beschränken, um einen kleinen Schritt auszugleichen. Untersuchungsgrundlage sind derzeit insgesamt 153 Inschriften. Bei Durchsicht des relevanten epigraphischen und papyrologischen Materials und der Sammlung der Katalogbelege wurde als methodische Prämisse darauf geachtet, dass nur direkte, eindeutige Erwähnungen und Zuschreibungen zur Zielgruppe registriert wurden: also solche mit der Statusangabe veteranus oder der griechischen Entsprechung ou)etrano/j bzw. solche, die eindeutige Umschreibungen für einen abgeleisteten Militärdienst oder die ehrenvolle Entlassung aufwiesen. Die Sprachwahl (lateinisch oder griechisch) der so zusammengestellten Belege gibt für die bereits erwähnte wichtige Frage nach der Vermittlerrolle bzw. der nach einer Integration der Personengruppe der Veteranen (und ihrer Familien) in die Provinzialgesellschaft mit der überwiegenden Wahl des Griechischen (außer bei den Ehreninschriften, die aber prozentual ohnehin nur einen geringeren Teil der Belege ausmachen) deutliche Hinweise: Belege: 1533 = 100%

Anteil in %

Lateinisch

Griechisch

Bilinguen

22

125

6

14,4%

81,7%

3,9%

Allgemein gilt Latein als die Sprache der Militärs, wird gelegentlich auch apodiktisch als „Sprache der Herrschaft“ bezeichnet.4 Die römische Armee produ............................................ 3

Einige der im Anhang genannten Quellenbelege zählen nicht nur einen, sondern mehrere Veteranen auf, so dass die Anzahl der Personen, die berücksichtigt werden können, insgesamt höher ist, nämlich etwa 190 Individuen. Mehrere Entlassungsweihungen aus Berytos und vor allem Bostra sowie die Weihung an den Genius sacramenti (AE 1924, 135) nennen dazu nur veterani, also eine unbestimmte Mehrzahl, die für die Statistik leider nichts weiter auszusagen vermag.

4

Vgl. etwa W. Eck, Latein als Sprache politischer Kommunikation in Städten der östlichen Provinzen, Chiron 30 (2000), 641–660; Ders., Ein Spiegel der Macht. Lateinische Inschriften römischer Zeit in Iudaea / Syria Palaestina, Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 117 (2001), 47–63 oder auch (was soziolinguistische Implikationen angeht, deutlich reflektierter) Ders., The presence, role and significance of Latin in the epigraphy and culture of the Roman Near East, in: H. Cotton et al. (Hrsg.), From Hellenism to Islam: Cultural and linguistic change in the Roman Near East, Cambridge 2009, 15–42. Zur Verwendung von Latein oder Griechisch in der römischen Armee und auch zum Phänomen des „language choice“ in Relation zu den Beziehungen zwischen dem Schreiber bzw. Textverantwortlichen / Sprecher und dem Publikum vgl. die Bemerkungen

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zierte zwar in reichem Maß lateinische Inschriften, jedoch ist auf Funktion und Zusammenhang der Inschriften zu achten: Je nach Anlass (offiziellen oder privaten Angelegenheiten) und auch sozialem Umfeld und Publikum wurden die Sprachen Latein und Griechisch instrumentalisiert. Die lateinischsprachigen Inschriften konzentrieren sich auf militärische und verwaltungstechnische Aktivitäten aller Art durch Legionen, Offiziere oder Beamte und staatliche Magistrate. Latein war für viele Mitglieder der römischen Armee des Nahen Ostens eine erlernte Zweitsprache, der Bilingualismus ein Begleiteffekt der Notwendigkeiten, die sich durch den Dienst in der Römischen Armee ergaben. Die Sprachwahl der Veteraneninschriften mit der überwiegenden Verwendung des Griechischen5 findet ihre Erklärung nicht nur in der grundsätzliche Zugehörigkeit der Veteranen zur griechisch-hellenistisch geprägten Kultur des Nahen Ostens, sondern sie ist auf die neue Gemeinschaft ausgerichtet, in die der betreffende Auftraggeber der Inschrift eingebettet ist, sie dient einem Demonstrationszweck, da erst das Verständnis der Inschrift das Denkmal zu dem werden lässt, was man in der epigraphischen Wissenschaft als „Garant des Nachruhms“ bezeichnet hat. Die Tatsache, dass die Inschriften fast immer auf Griechisch verfasst sind – darunter befindet sich insbesondere auch eine ganze Anzahl an Grabdenkmälern mit metrischen Inschriften in griechischer Sprache –, weist auf die Rolle des Griechischen auch als Schriftsprache hin.6 Wie im Bereich der stark hellenisierten Kulte zeigt sich hier in den ländlichen Regionen des Nahen Ostens insgesamt eine ausgeprägte Akkulturation – oder besser: Hellenisierung – der Notablen, zu denen die Veteranen als honestiores ebenfalls gehörten. Gliedert man die epigraphischen Belege für Veteranen und Veteranenfamilien im Nahen Osten der Römischen Kaiserzeit in Inschriftenkategorien auf, dann ergibt sich das folgende Bild:

........................................................................................................................................................................... und Hinweise bei M.C.A. Macdonald, On Saracens, the Rawwafah Inscription and the Roman Army, in: Ders., Literacy and Identity in Pre-Islamic Arabia, Farnham 2009 (Variorum Collected Studies Series 906), VIII 13f. 5

Dass die griechischsprachigen Inschriften die häufigsten wären, bemerkte schon J.G. Wetzstein, Reisebericht über Hauran und die Trachonen nebst einem Anhange über die sabäischen Denkmäler in Ostsyrien, Berlin 1860, 73f. Lateinische Inschriften seien ihm auf seiner Reiseroute seltener vorgekommen, so Wetzstein a.a.O. 73 „da sich die Römer in diesen Ländern bekanntlich immer der griechischen Sprache bedient haben“.

6

M. Sartre, s.v. Bostra, RAC Suppl. 9, Stuttgart 2002, 100, 104f.. Zu den metrischen Grabinschriften und zur „Hellenisierung“ vgl. etwa A. Sartre-Fauriat, Culture et Société dans le Hauran (Syrie du Sud) d’après les épigrammes funéraires (IIIe – Ve siècles ap. J.C.), Syria 75 (1998), 213–224, v.a. 221ff. mit entsprechenden Belegen.

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Grabinschriften bzw. Bauinschriften eines Grabmals: Belege: 89 = 100%

Anteil in %

Lateinisch

Griechisch

Bilinguen

6

79

4

6,7%

88,8%

4,5%

Weihe- / Bau-7 bzw. Stiftungsinschriften: Belege: 50 = 100%

Anteil in %

Lateinisch

Griechisch

Bilinguen

6

43

1

12%

86%

2%

Ehreninschriften: Belege: 13 = 100%

Anteil in %

Lateinisch

Griechisch

Bilinguen

10

2

1

76,9%

15,4%

7,7%

Die Mehrzahl der untersuchten epigraphischen Quellenbelege stammt aus dem 2. und 3. Jahrhundert n. Chr., mit einem deutlichen Schwerpunkt im 3. Jh. n. Chr., seltener sind Belege aus dem 1. oder aus dem 4. Jh. n. Chr.: Vor allem die Zeit der Severer, bis zum Herrschaftsantritt des Diokletian, der in der Forschung unter verschiedenen Aspekten als deutlicher, aber nicht unvermittelt eintretender Einschnitt empfunden wird, stellte insgesamt offenbar eine Blütezeit des Raumes dar, die sich im epigraphischen Befund deutlich abzeichnet.8 Was die Verbreitung der Veteraneninschriften angeht, so gibt es bislang immer noch keine wirkliche Kartierung – auch das ist in Vorbereitung.9 Altbe............................................ 7

Unter den hier aufgeführten Bauinschriften kann sich noch – bei entsprechend unspezifischem Text oder ungünstigen Fundumständen, etwa sekundärer Verbauung – die eine oder andere Bauinschrift eines Grabmals befinden.

8

Vgl. etwa F. Millar, The Roman Coloniae of the Near East: a Study of Cultural Relations, in: H. Solin/ M. Kajava (Hrsg.), Roman Eastern Policy and other studies in Roman History: Proceedings of a Colloquium at Tvärminne, 2–3 October 1987 (Helsinki 1990) 7–58, v.a. 31ff. 39ff.; ferner R. Gogräfe, Der Tempel von Isriye zwischen nahöstlicher Kulttradition und römischer Architektur. Topoi 7,2, 1997, v.a. 825–827.

9

Einzig M. Sartre, Villes et villages du Hauran (Syrie) du Ier au IVe siècle, in: Ed. Frezouls (Hrsg.), Sociétés urbaines, sociétés rurales dans l’Asie Mineure et la Syrie hellénistiques et romaines, Strasbourg 1987, 239–257, v.a. 250 Karte 5 ist hier zu nennen.

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kannt und nach wie vor auffällig ist das Beispiel der Veteranen der legio III Cyrenaica und des exercitus Arabicus. In einer 1986 vorgelegten Studie konnte H.I. MacAdam10 rund um Bostra eine recht große Anzahl von Fundorten vermerken: In 38 Dörfern fanden sich entsprechende Inschriften, insgesamt 70 Beispiele. In der Zusammenschau fällt aber besonders auf, dass die Veteranen des Nahen Ostens nur relativ selten das alte Regiment nennen, aus dem sie ehrenhaft entlassen worden sind. In vielen der Fälle genügte den Veteranen offenbar die einfache Statusangabe veteranus und am häufigsten das entsprechende griechische Lehnwort ou)etrano/j11, während in etwa nur einem Drittel der epigraphischen Belege direkt oder indirekt deutlich gemacht wurde, welcher Truppe der betreffende Mann einst angehörte. Ehemalige Legionäre sind dabei häufiger vertreten, als ehrenvoll entlassene Ex-Soldaten der Auxiliartruppen. Direkte und eindeutige Belege aus dem epigraphischen Befund lassen sich in 34 Fällen (gut ein Drittel der Fälle) dem Bereich der Legionen zuweisen, fünf den Auxilien und acht dann weiteren Truppengattungen, vor allem den Prätorianern bzw. in einem Fall der Flotte: Legionen: legio I Parthica:

legio III Augusta: legio III Cyrenaica:

AE 1926, 87 (Berytos); Syria 27, 1950, 247 Nr. 7 (el’Al / Hippos: I Parthica Severiana); IGR III 1159 (Ezr’a; zusätzliche Angabe: ex legione III Cyrenaicae) IGLSyr. VI 2714 (Baalbek) IGLSyr. XIII 9050 (Bostra); IGLSyr. XIII 9067 / 68 (Bostra); IGLSyr. XIII 9085 (Bostra); IGLSyr. XIII 9097 (Bostra); IGLSyr. XIII 9098 (Bostra); IGLSyr. XIII 9169 (Bostra); IGLSyr. XIII 9033 (Bostra); MERKELBACH / STAUBER, Steinepigramme 4,22 / 20/01 (El-Hit); SEG 46, 1996, 1949 (Khisfin); IGR III 1265 (Mushannaf –

............................................ 10 MacAdam, Arabia 188f. Wenn man eine jährliche Entlassungsrate aus der Legion von ca. 150 Personen annimmt, ferner hypothetisch davon ausgeht, es habe sich bei allen der von MacAdam gesammelten 70 Veteranen sämtlich um Ex-Legionäre gehandelt hat – was ja keinesfalls zutrifft, wie wir oben gesehen haben – dann würden wir hier, über die Periode von 106 bis ca. 400 n. Chr. verteilt, bei insgesamt etwa 45000 Entlassenen nur 0,15% dieser Personengruppe „kennenlernen“! 11 Zu entsprechenden Lehnwörtern vgl. H.J. Mason, Greek Terms for Roman Institutions. A Lexicon and Analysis, Toronto 1974 (Amer. Stud. in Papyrology 13), 1ff., v.a. 5, 6, 9. Selten sind griechische Konstruktionen, die dem lateinischen miles ex (plus Nennung der Truppengattung oder des Ranges im Ablativ) entsprechen, etwa a)po\ i(ppikou= legiw=noj – IGR III 1110 aus Apheca (legio VI Ferrata); a)po\ benefikiari/ou – IGL-Syr. VI 2744 (Baalbek), IGLSyr. XIII 9422 (Bostra); a)po\ e(katonta/rxou – IGLSyr. XIII 9112 (Bostra); IGR III 1219 (Selaema).

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legio III Gallica: legio IIII Flavia: legio VI Ferrata: legio VIII Augusta: legio X Fretensis:

legio XV Apollinaris:

oder III Gallica?); IGR III 1173 (Nedjran); SEG 7, 1934, 1030 (Nimreh); SEG 7, 1934, 1173 (Orman); IGR III 1135 (Qusayfa); AE 1922, 134 (Salkhad); IGR III 1193 (Shaqqa); SEG 7, 1934, 1025 (Shaqqa); AE 1936, 149 (Shaqra); PAES A 7, Nr. 797 und 7974 (Sûr); Pap. Berol. 21652 (Caesarea) IGR III 1183 (Aerita) AE 1993, 1578 (Apamaea) CIL XVI app. 13 (Caesarea); IGR III 1110 (Apheca) IGR III 1007 (Beroea / Khatura; Bilingue) IGLSyr. XXI 26 (Amman / Philadelphia: X Fretensis Gordiana); PSI 1026 / CIL XVI app. 13 (Caesarea); CIL XVI app. 12 (Hierosolymna); AE 1994, 1783 (Som); SEG 47, 1997, 2061 (Syria Palästina) ILS 9200 (Baalbek)

Auxilien: ala I Valeria dromedariorum: ala Thracum veterana: ala III Thracum: cohors I (?): cohors II Ulpia Paphlagonum:

ILS 2541 (Rimet al-Luhf) IGLSyr. I 181 (Beroea) AE 1982, 901 (Membidj) SEG 7, 1934, 843 (Gerasa) AE 1928, 86 (Dura Europos)

Flotten: Classis praetoria Misenense:

IGLSyr. III 742 (Gunduzli); [vgl. PSI 1026]

Die Nähe der genannten Veteranenbelege des Hauran zum Stationierungsort der III Cyrenaica, Bostra, das ja zugleich auch als Sitz des Statthalters der Einlegionenprovinz ein ökonomisches Zentrum der Provinz gewesen ist, dürfte in Anbetracht der verkehrsgünstigen Lage der Stadt und des näheren Umlandes sowie der Fruchtbarkeit der Landschaft, die mit ihren vulkanischen Böden geradezu als Kornkammer des römischen und byzantinischen Nahen Ostens galt, natürlich kein Zufall gewesen sein. Aber, abgesehen von Ursachen der Ansiedlung, die in den Gegebenheiten der lokalen Rekrutierung, der Familienbindung vor Ort oder den wirtschaftlichen Vorteilen der Region zu suchen sind, könnte das Verbreitungsbild der Inschriften auch nach einer „militärischen Rolle“ der Veteranen fragen lassen. Hatten diese auch post missionem als

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Personengruppe – zumindest in bestimmten Regionen – noch eine strategische Bedeutung? Gab es auch nach Hadrian noch systematische Veteranenansiedlungen? Und dann weiter: Sind einige der Kolonien des 3. Jhs. im Nahen Osten eventuell doch Teil der Veteranenversorgung geblieben und haben gar selbst insgesamt eine militärstrategische Rolle gespielt? Diese Fragen können hier nicht geklärt werden. Aber: Bereits die vorläufige Kartierung der Inschriften des Hauran zeigt charakteristische und vielleicht aussagekräftige Verteilungsmuster. Die Inschriftendichte ist südöstlich und nordöstlich von Bostra am höchsten. Die meisten der nördlich der Linie Bostra-Salkhad liegenden Fundorte orientieren sich an den regionalen und überregionalen Straßen und liegen in der Regel in einem Radius von nicht mehr als 30–40 km von Bostra entfernt. Die gebirgigeren Regionen des Djebel ad-Druz-Gebietes sind fast ausgespart, die Ränder der hügeligeren Zone erscheinen dagegen an ihrer Peripherie zum Tafelland hin wie eingefasst von einzelnen Fundpunkten, die sich auch hier am Straßenverlauf und den Gebirgstälern zu orientieren scheinen, wo eine intensive Kultivierung von Ackerfluren ebenfalls möglich und sinnvoll war. Das Verteilungsbild mag, vorsichtig interpretiert, eher gegen eine Überschätzung der strategischen Rolle der ohnehin nicht nachweisbaren, ‚systematischen‘ Veteranenansiedlung herangezogen werden: Am östlichen Saum des Djebel ad-Druz, also in Richtung auf el-harra und die Nomaden dieser Landschaft fehlen die Belege, die man dann erwarten müßte, ebenso, wie auch weitestgehend in der als notorische „Räuberhöhle“ bekannten Ledija, der antiken Trachonitis, die bestenfalls vereinzelte Hinweise bietet. Bei den wirtschaftshistorischen Aspekten des Siedlungsbildes muss vielleicht noch ein Aspekt ergänzt werden: Für viele der ehemaligen Soldaten, ob Legionäre oder Auxiliare, könnte nach Vollendung des Dienstes der Verbleib in den Dienstprovinzen – zugleich in vielen Fällen ja ohnehin auch „Geburtsoder Herkunftsprovinz“ der Männer –, oft in unmittelbarster Nähe des alten Dienstortes,12 auch deshalb attraktiv gewesen sein, weil sich ihre alten Bindungen an die Regimenter auch künftig für eigene wirtschaftliche Belange – vor allem im Bereich der Heeresversorgung – instrumentalisieren und einsetzen ließen.13 ............................................ 12 Für die Legionäre vgl. allgemein die Bemerkungen bei J.C. Mann, Legionary Recruitment and Veteran Settlement during the Principate, London 1983, 58f., 61ff., 65. Zum römischen Nahen Osten vgl. ebd. 41–44. Belege für die Bedeutung der „lokalen Rekrutierung“ bei den Legionen finden sich a.a.O. Taf. 25, S. 144ff. 13 Vgl. etwa L. Wierschowski, Soldaten und Veteranen der Prinzipatszeit im Handel und Transport-

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Teilweise darf man formulieren, dass das Siedlungsbild der Veteranen mit den Belegen für landwirtschaftliche Betriebe oder Siedlungsstellen der römischen Zeit korreliert: Deren Dichte ist stellenweise ganz erstaunlich hoch. In der Nuqra-Ebene soll der durchschnittliche Abstand bei fünf Kilometern liegen.14 Teile der reichen Agrarproduktion des fruchtbaren Landstriches – Weizen, Gerste,15 Roggen, Sesam, Kichererbsen, Linsen, Wein und Oliven16 sowie eine breite Obstpalette (Feigen,17 Aprikosen, Granatäpfel) sind als Agrarprodukte der Gegend belegt oder werden vermutet18 – auch über den Markt von Bostra hinaus, in überregionalem Austausch, etwa an die Küstenstädte des Mittelmeeres, wurden diese verhandelt. Belegt ist dies explizit für Getreide aus der Auranitis und der Batanaea, für Feigen und Salz aus Azraq oder auch für die Produkte der Viehwirtschaft wie Häute und Wolle sowie auch für Wein vom Djebel Hawran19. Bleiben wir einen Moment beim Wein, um das „Gefüge“ der Bindungen zu verdeutlichen, auf das ich hier anspielen will. Der Pap. Dura 26, ein Kaufvertrag aus dem Jahr 227 n. Chr. in griechischer Sprache bezieht sich auf Landbesitz – ein Weingarten mit 600 Stöcken, nahe ........................................................................................................................................................................... gewerbe, MBAH 1, 2 (1982), 31–48, v.a. 40ff.; G. Wesch-Klein, Soziale Aspekte des römischen Heerwesens in der Kaiserzeit, Stuttgart 1998 (HABES 28) 194f. mit einigen Bemerkungen zu „geschäftlichen Verbindungen“ mit der alten Truppe. 14 D.S. Miller, The Lava Lands of Syria: Regional Urbanism in the Roman Empire, Diss. New York 1984, 46, 173. 15 Vgl. etwa die Getreidedarstellungen auf Münzen aus Bostra: A. Kindler, The Coinage of Bostra, Warminster 1983, 67, 108 Nr. 11 (Faustina d. Ä.), 112 Nr. 23 (Commodus) und die Bedeutung des Dusares als Gott der Fruchtbarkeit – und Äquivalent des Dionysos – auf den Münzbildern der Stadt und anderer Städte der Landschaft: Kindler a.a.O. 58ff., 79ff. 16 S. zum Beispiel IGR III 1009/ PAES B 6, Nr. 1170, die Bau- und Weihinschrift einer Ölpresse mit Kelterhaus aus Kefr Nabo (Djebel Sim’Ân-Gebiet). 17 Die qualitätvollen Feigen Bostras werden im Talmud mehrfach erwähnt: vgl. F.M. Heichelheim, Roman Syria, in: T. Frank (Hrsg.), An Economic Survey of Ancient Rome IV, Paterson, New Jersey 1959, 136 mit Anm. 86. 18 Zur Wirtschaftsgeschichte der Region vgl. M. Rostovtzeff, Gesellschaft und Wirtschaft im Römischen Kaiserreich II, Leipzig 1929, 11 und F.M. Heichelheim, Roman Syria (wie Anm. 17), 123ff. (mit ausführlichen Quellenbelegen zur Agrarproduktion) und den Abschnitt bei D.S. Miller (wie Anm. 14), 8ff. Zur Landwirtschaft der Hauranregion vgl. P. Gentelle, Éléments pour une histoire des paysages et du peuplement du Djebel Hawran septentrional, en Syrie du Sud, in: J.-M. Dentzer (Hrsg.), Hauran I. Recherches archéologiques sur la Syrie du sud a l’époque hellénistique et romaine, Paris 1985, 19–62 und ebd. den ausführlichen Überblick bei F. Villeneuve, L’économie rurale et la vie des campagnes dans le Hauran antique (Ier siècle avant J.-C.–VIe siècle apres J.-C.), in: ebd. 63–136. Zur geographisch / morphologisch und klimatologisch günstigen Situation von Bostra und dem Hauran vgl. M. Sartre, Bostra. Des origines à l’Islam, Paris 1985, 37–42 und F. Huguet, Apercu géomorphologique sur les paysages volcaniques du Hauran, in: J.-M. Dentzer (Hrsg.), Hauran I (vgl. oben), 5–17. 19 D.S. Miller (wie Anm. 14), 172. Siehe auch M. Sartre, s.v. Bostra, RAC Suppl. 9, Stuttgart 2002, 103 mit Hinweis auf einen Getreidehändler aus Bostra in Tyros, der als Beleg dafür gelten darf, dass ein Teil der Agrarproduktion in die Städte im syrischen Binnenland, an der phönikischen Küste und darüber hinaus exportiert wurden.

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dem Khabur. Das Dokument wurde in Sachare ausgestellt (Z. 5f.: e)n Saxa/rh paraxeimasi/a spei/rhj gí Sebasth=j Qrakw=n), also, dem Winterlager der cohors III Augusta Thracum, zu der der Veteran, der in diesem Fall der Käufer ist, einst gehörte. Die überwiegend lateinisch signierenden Zeugen des Vertrages (fünf an der Zahl) sind fast alle aktive Militärs, genauer, principales der Truppe: ein optio, ein tesserarius, ein tubicen und ein cornicularius (dieser signiert als einziger in griechischer Sprache, was bei diesem Schreibstubendienstgrad möglicherweise kein Zufall ist20). Der „Veteran“ Iulius Demetrius, wird als pa/lai stratiw/thj der Kohorte bezeichnet, er wohnt in Raquqeta. Verkäufer ist ein gewisser Otarnaeus, Sohn des Abadabus (offensichtlich ein Einheimischer) aus dem Dorf Sachare-da-hawarae („Weiße Staustufe“). Aus den Grenzangaben des Grundstückes, das in Zaira-da-sacharae, genauer einem Platz, der Qarqapta („Blanke Höhe“) heißt und auf dem Gebiet des Dorfes des Verkäufers liegt, wird klar, dass der „altgediente Soldat“ vor Ort bereits Land besitzt: im Westen ebenfalls einen Weingarten, und auch im Norden scheint ein Landkompartiment, das bereits dem Käufer gehört, an das etwa zwei Morgen große Landstück anzugrenzen, das er mit seinen 600 Weinstöcken für 175 Denare kauft. Im Osten grenzt das Land an einen Wasserkanal und den Chabur. Für den illiteraten Verkäufer hat ein weiterer Veteran (ou)etrano/j) namens Aurelius Salmanes unterzeichnet und den Verkauf sowie den Erhalt des Geldes bestätigt. Alle drei Gruppen, Veteranen, aktive Soldaten und Zivilpersonen, auf die wir gleich noch einen prüfenden Blick werfen wollen, sind hier vereint, alte Bindungen bestehen also auch nach dem aktiven Dienst weiterhin – und auch räumlich bleibt eine Beziehung zwischen Wohnund Landbesitz mit deren wirtschaftlichen Möglichkeiten und der alten Garnison vorhanden. Im Grunde ist das landwirtschaftliche und wirtschaftliche Engagement der Veteranen im Umfeld der alten Regimentsstandorte ein sehr wohl durch vielfache epigraphische und papyrologische Belege aus dem gesamten Imperium zu illustrierendes „Modell“, dessen „Musterexemplare“ detaillierter freilich bislang am besten durch die Papyri Ägyptens illustriert sind. Nicht nur der Weinproduzent L. Iulius Serenus21 ist hier als Beispiel zu nennen, sondern etwa auch der berühmte Lucius Bellienus Gemellus, den N. ............................................ 20 Zur Bildung und Mehrsprachigkeit der Schreibstubensoldaten vgl. die Bemerkungen bei Stoll, Integration, 47ff. 21 P. Hamb. 1 / 39–54 und P. Mich. inv. 6541a; vgl. K. Ruffing, Weinbau im römischen Ägypten, St. Katharinen 1999, 308 mit Anm. 1539.

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Hohlwein22 nicht zu Unrecht als „Gentleman-Farmer“ bezeichnete. Dieser Legionsveteran, der Teile seines umfangreichen und im Gau Arsinoites weitverstreuten landwirtschaftlichen Besitzes selbst verwaltete, hatte seinen Gutsbetrieb vielseitig ausgerichtet: Getreide, Gemüse, Obst, Olivenanbau und Ölproduktion sowie Schweinezucht lassen sich nachweisen. Außerdem unterhielt der zur Oberschicht des Gaues gehörende greise Gutsbesitzer und Veteran enge Kontakte zu höchsten staatlichen Verwaltungsbeamten des Gaues.23 Was in direktem Vergleich zu Pap. Dura 26 den Besitz von Weinland durch Soldaten und Veteranen angeht, so konnte K. Ruffing bei seiner Untersuchung zum Weinbau im römischen Ägypten fünf entsprechende Beispiele anführen, vier davon stammen, wie Pap. Dura 26, aus dem 3. Jh. n. Chr.24 Interessant ist der Vergleich mit dem genannten Veteranen L. Iulius Serenus, der während seines aktiven Dienstes unter anderem summus curator alae veteranae Gallicae, dann auch decurio turmae in der selben Einheit des ägyptischen Provinzheeres gewesen ist und der nach den vorhandenen Quellen severischer Zeit nach dem Ausscheiden aus dem Dienst sein Auskommen vor allem auf die Weinproduktion und den Verkauf der auf verstreuten Landstücken erwirtschafteten Gewinne begründete.25 Möglicherweise kamen ihm in wirtschaftlicher Hinsicht die Verbindungen zugute, die er sich durch das Versorgungsunteroffiziersamt26 in der Einheit aufgebaut hatte: Der summus curator war für die Verteilung der Lebensmittel und anderer Versorgungsgüter innerhalb des Regimentes sowie die Verrechnung der Versorgung zuständig. Außerdem gehörte zu seinem Aufgabenbereich auch die aktive Beschaffung von Naturalgütern, die er von ............................................ 22 N. Hohlwein, Le vétéran Lucius Bellienus Gemellus, Gentleman-Farmer au Fayoum, Études de Papyrologie 8 (1957), 69–91. Zu diesem Veteranen vgl. auch F. Mitthof, Soldaten und Veteranen in der Gesellschaft des römischen Ägypten (1.–2. Jh. n. Chr.), in: G. Alföldy / B. Dobson / W. Eck (Hrsg.), Kaiser, Heer und Gesellschaft in der Römischen Kaiserzeit. Gedenkschrift für Eric Birley, Stuttgart 2000 (HABES 31), 377–405, hier 393f. 23 Die Produktpalette der landwirtschaftlichen Güter des Veteranen ließe sich sämtlich im Rahmen der Heeresversorgung verkaufen, aber diese geschäftliche Verbindung des Veteranen, der die guten Kontakte zur Verwaltung nützen würde, muss für den Moment eine – nicht unwahrscheinliche – Hypothese bleiben. 24 K. Ruffing (wie Anm. 21), 308–310. 25 Zu den Quellen und mit weiterer Literatur vgl. K. Ruffing (wie Anm. 21), 308 mit Anm. 1539, zu Iulius Serenus als summus curator vgl. R.O. Fink, Roman Military Records Nr. 76 (179 n. Chr.), S. 283–306 = P. Hamb. 1 / 39. 26 Zu der Funktion des summus curator in den Auxiliareinheiten vgl. etwa M.P. Speidel, The career of a strator and a summus curator, in: Ders., RAS II, Stuttgart 1992, 137–139; T. Kissel, Untersuchungen zur Logistik des Römischen Heeres in den Provinzen des Griechischen Ostens (27 v. Chr.–235 n. Chr.), St. Katharinen 1995, 166–170; außerdem J.P. Roth, The Logistics of the Roman Army at War (264 B.C.–A.D. 235), Leiden, Boston, Köln 1999, 274.

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zivilen Stellen in Empfang nahm und dann in die Truppe weiterleitete. Die alten Geschäftsbeziehungen nach außen, während des Dienstes mit „zivilen Partnern“ geknüpft – und dann nach dem Dienst, als Veteran, auch die alte Bindungen in die ehemalige eigene Einheit hinein (vielleicht kommt dazu dann auch noch der Kontakt zu einem seiner direkten Nachfolger auf dem mit der Logistik befassten Posten, den er selbst innegehabt hatte), könnten durchaus bei seinen Geschäften förderlich gewesen sein: Manchmal half vielleicht auch ein bestehendes „familiäres Geflecht“ in der alten Einheit, denn dass Familien sogar über Generationen hinweg in unterschiedlichen Konstellationen (Vater / Sohn; Bruder / Bruder; Großvater / Enkel etc.) in ein und demselben Regiment dienten und fast zwingend auch eine Art Patronagesystem anlegen konnten, lässt sich aus dem epigraphischen und auch dem papyrologischen Befund durchaus belegen.27 P. Sänger hat jüngst die Archiv............................................ 27 Beispiele aus anderen Provinzen für „alte Beziehungen“: negotiator gladiarius aus Mainz: ILS 2472 aus der Zeit des Commodus, Veteran der legio XXII Primigenia; Veteran der legio I Minervia in Lugdunum; Händler mit Töpferwaren [CIL XIII 1906/ ILS 7531]. Da auch die Woll- und Bekleidungsindustrie im Rahmen der Heereslogistik eine Rolle spielte, verwundert es wenig, dass sich in IBR 127 auch hier entsprechende Verbindungen offenlegen: Der in der Inschrift genannte negotiator vestiarius, der ganz offenbar gute Verbindungen auch zu den Dekurionen Augsburgs hatte, hatte einen Bruder, der bei der Regensburger Legion als aquilifer diente und ihm mit Sicherheit bei dem einen oder anderen Auftrag des Großabnehmers Militär behilflich sein konnte. Zu familiären Netzwerken / Militärfamilien und epigraphischen Belegen vgl. etwa O. Stoll, Legionäre, Frauen, Militärfamilien. Untersuchungen zur Bevölkerungsstruktur und Bevölkerungsentwicklung in den Grenzprovinzen des Imperium Romanum, Jahrbuch RGZM 53, 1 (2006), 217– 344, bes. 323 zu den Belegen ebd. S. 318–321. Zu papyrologischen Belegen vgl. etwa das Archiv des C. Iulius Apollinarius mit den Bezügen auf seinen Vater, C. Iulius Sabinus, und deren gemeinsame „Stammeinheit“, nämlich der in der Dienstzeit des Sohnes (vgl. P. Karanis VIII 465 und 466, beide Febr. / März 107 n. Chr.) nach Bostra verlegten legio III Cyrenaica. In Nr. 466 grüßt der Sohn den Vater von mindestens sechs aktiven Kameraden, die dieser offenbar noch „aus alten Zeiten“ kennt, und deren kont[oube]r[n]a/rioi / contubernales (ebd. Z. 40–43; vgl. auch P. Karanis VIII 467, 468 aus dem Archiv des Tiberianus, in denen der in der alexandrinischen Flotte dienende Sohn Terentianus den Vater, wohl einen speculator (s. P. Karanis VIII 469), und seine Legionskameraden grüßt, teilweise centuriones und deren Familien sowie einen optio mit seiner Familie – man kennt sich offenbar. Ganz am Ende des Briefes allerdings sind es nicht mehr nur die Kameraden des Vaters, sondern der Briefschreiber/ Sohn „vereinnahmt“ sie bereits: saluta omnes contubernales nostrous (!), also „grüße all’ unsere Kameraden“ (Nr. 468 Z. 61f.)! In diesem Brief äußert Terentianus den Wunsch, den Dienstzweig zu wechseln, von eine Versetzung in eine Kohorte ist die Rede, aber man brauche Geld, Empfehlungsbriefe seien nur von beschränktem Wert dabei (Nr. 468 Z. 37–41). Terentianus wird jedenfalls dann später auch Legionär – P. Karanis VIII 476 – seine Beziehungen und die seines Vaters werden möglicherweise dabei geholfen haben). Zum Archiv des Apollinarius s. etwa R. Alston, Soldier and Society in Roman Egypt, London – New York 1995, 134f., zu Terentianus und Tiberianus s. ebd. S. 137–137. Zu Patronage und Protektion / „oldboy network“ in der Armee und bei Stellenbesetzungen und Beförderungen vgl. die Hinweise bei O. Stoll, Offizier und Gentleman, in: Ders., Römisches Heer und Gesellschaft. Gesammelte Beiträge 1991–1999. Mavors XIII, Stuttgart 2001, 87f. mit Anm. 75. P. Karanis VIII 485 vom Beginn des 2. Jh. zeigt ein solches „Beziehungsgeflecht“ in seiner Komplexität, hier geht es um „Stellenbesetzungen“ im Umkreis eines höheren Offizierspostens (Tribunat?), mindestens fünf Personen sind direkt oder indirekt beteiligt oder werden instrumentalisiert, darunter ein secutor (tribuni?) und ein signifer.

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texte der beiden ägyptischen Veteranen Aelius Sarapammon und Aelius Syrion vorgelegt,28 beide ehemalige Soldaten der in Nikopolis stationierten legio II Traiana Fortis. Beide Veteranen stammten aus dem Dorf Ankyronon – die Angehörigen des exercitus Aegyptiacus sind ja bislang ohnehin am besten im dörflichen Milieu zu fassen –, das im mittelägyptischen Gau Herakleopolites liegt. In den Dörfern und Ortschaften des arsinoitischen Gaues, die schon länger die Aufmerksamkeit der Forschung auf sich gezogen haben (Karanis, Philadelphia), treten uns Veteranen (v.a. des 1. und 2. Jh., bis an den Anfang des 3. Jh. – dann klaffte bisher für den Großteil des 3. Jh. in Ägypten eine Lücke) als recht homogene Gruppe entgegen, sie gehörten zur hellenisierten ländlichen oder dörflichen Oberschicht bzw. gehobenen Mittelschicht, waren Landbesitzer von eher bescheidenem Wohlstand – sieht man einmal von dem erwähnten L. Bellienus Gemellus ab! Mit den Honoratioren der Gauhauptstädte war ihre ökonomische Situation nicht vergleichbar.29 Die Archiv-Texte des Sarapammon datieren in die Regierungszeit von Septimius Severus bis Alexander Severus, die Texte des Syrion gehören gar in die Zeit von Severus Alexander bis ca. 250/55 n. Chr., bzw. 262/63 n. Chr. Die Auswertung beider Archive hat der Sicht auf die sozio-ökonomischen Verhältnisse der Veteranen in Ägypten und ihren rechtlichen und sozialen Status grundsätzlich neue Erkenntnisse eröffnet, wobei sich viele Vergleichsmöglichkeiten zur Situation der Veteranen des Nahen Ostens ergeben, die hier nicht behandelt werden können – die epigraphisch belegten städtischen Ämter, Funktionen und Stiftungen im Rahmen der Siedlungen und städtischen Ortschaften des Nahen Osten sprechen eine deutliche Sprache! Hier wie dort kann insbesondere nicht der pauschalisierten Beurteilung des gerne als „Krisenjahrhunderts“ gescholtenen 3. Jh. gefolgt werden, das auf dem Weg ist, durch solche Einzelstudien durchaus ein differenzierteres Profil zu bekommen. Anders als in Karanis oder Philadelphia im ägyptischen Gau Arsinoites, sind die beiden genannten Veteranen, ebenso, wie viele epigraphisch belegten ............................................ 28 P. Sänger, Veteranen unter den Severern und frühen Soldatenkaisern. Die Dokumentensammlungen der Veteranen Aelius Sarapammon und Aelius Syrion, Stuttgart 2011 (HABES 48), passim; vgl. auch Ders., Römische Veteranen in Ägypten (1.–3. Jh. n. Chr.): Ihre Siedlungsräume und sozio-ökonomische Situation, in: P. Herz u. P. Schmid u. O. Stoll (Hrsg.), Zwischen Region und Reich. Das Gebiet der oberen Donau im Imperium Romanum, Berlin 2010 (Region im Umbruch 3), 121–133. 29 Vgl. etwa exemplarisch Alston, Soldier and Society in Roman Egypt (wie Anm. 27) passim und F. Mitthof, Soldaten und Veteranen in der Gesellschaft des römischen Ägypten (1.–2. Jh. n. Chr.), in: G. Alföldy u. B. Dobson u. W. Eck (Hrsg.), Kaiser, Heer und Gesellschaft in der Römischen Kaiserzeit. Gedenkschrift für Eric Birley, Stuttgart 2000 (HABES 31), 377–405.

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„Kameraden“ aus dem Material des Nahen Ostens, auch im 3. Jh. ohne Zäsur in ihrem Lebensumfeld als gesellschaftlich bedeutende und markante Gruppe sichtbar. Wie gesagt, mit dem Material zu den Veteranen des Nahen Ostens ließe sich dies noch intensiver vergleichen und belegen und das Ergebnis ließe sich wohl auch noch über das 3. Jh. hinaus weiter untermauern und bestätigen.30 Sarapammon etwa war ein wohlhabender Mann, der über beträchtlichen Grundbesitz verfügte und Land verpachtete, er genoss in seinem sozialen Umfeld Ansehen und Wertschätzung. Syrion ähnelt in seiner sozioökonomischen Situation Männern der städtischen Oberschicht, mit denen er in der Gauhauptstadt Herakleopolis auch Verbindung hatte. Auch die Angehörigen des Syrion verfügten über Landbesitz, so dass wir nebenbei auch Einblick in die Situation einer „Militärfamilie“ erhalten (das sind u.a. die im Nahen Osten explizit veteranikoi und „Veteranensöhne“ genannten Personen). In den Inschriften ehemaliger Soldaten des Nahen Ostens lassen sich jedenfalls vielfach Kontakte und Bindungsgeflechte zwischen aktivem Militär, den Veteranen und der Zivilbevölkerung feststellen, worunter nicht zuletzt die Soldatenfamilien und Veteranenfamilien (ou)etranikoi/) von Garnison und Umland zu zählen sind, die wichtige Kompartimente der Militärgesellschaft einer Garnisonsprovinz darstellten. Hier seien nachfolgend in Ausschnitten einige Kategorien von inschriftlich fassbaren sozialen Beziehungen genannt: Weihinschriften aktive Soldaten und Veteranen CBFIR 699 (Bende: evocatus Augusti und beneficiarius praefecti praetorio); PAES A 7, Nr. 7974 (Sûr [vgl. IGR III 1131: Khulkhula – Bouleut und aktiver Soldat]) Weihinschriften Veteranen und Zivilpersonen (außer Familie) IGLSyr. VI 2714 (Baalbek); DIRVEN, Palmyrenes 244 Nr. 26 (Dura Europos); IGLSyr. VI 2946 (Hosn Niha); MACADAM, Arabia Nr. 3–4, S. 191 (Hoyyet Hibikké); AE 1999, 1670 (Kalat Fakra); IGR III 1009 (Kefr ............................................ 30 Wie bereits eingangs erwähnt, machen die Belege des 3. Jh. n .Chr. einen nicht unbeträchtlichen Anteil an den datierten Belegen aus: 30 Inschriften des „Veteranen-Corpus“ (s. Anhang) gehören eindeutig dem 3. Jh. an, 49 Belege sind nicht genauer als „2./3. Jh.“ zu datieren. Jeweils 12 bzw. 14 Beispiele entfallen auf das 1. und 2. Jh., etwa 20 entfallen auf das 4 Jh. bzw. (bzw. „3./4. Jh.“), 27 Beispiele müssen noch undatiert bleiben.

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Nabo); IGR III 1299 (Sahouet-el-Khudr); IGR III 1186 / 1187 (Umm izZetûn) Veteranen und Zivilpersonen (außer Weihinschriften und Familie) IGR III 1313 (‘Auwas; Bauinschrift); IGLSyr. VI 2714 (Baalbek; Weihinschrift; Veteran und drei Miterben); IGLSyr. XIII 9112 (Bostra; Bauinschrift; Bauaufsicht); IGR III 1213 (Kefr Laha; Bauinschrift / Stiftung); WADDINGTON 2053 (Mashquq; Bauinschrift); DUNAND Nr. 222 (Salkhad; Grabinschrift); IGR III 1316 (Salkhad; Bauinschrift: drei Veteranen als Episkopoi und ein Bouleut); WADDINGTON 2546a (Umm iz-Zetûn; Bauinschrift) Ehefrauen und / oder Kinder und Erben IGR III 1183 (Aerita; Grabinschrift, Ehefrau); IGR III 1188 (‘Amra; Grabinschrift; Kinder); IGLSyr. VI 2980 (‘Anğarr; Ehefrau als Stifterin / Weihinschrift); IGLSyr. VI 2744 (Baalbek; Weihinschrift; Frau und Kinder); IGR III 1207 / 1208 (Beit Nettif; Grabinschrift; Ehefrau); IGLSyr. II 455 (Beroea / Khatura; Grabinschrift; Frau, Kinder, Erben); AE 1996, 1595 (Bostra / Vater: Ex-Zenturio, Tochter = Ehefrau von aktivem centurio der III Cyrenaica / „Militärfamilie“; vgl. [s. jetzt auch IGLSyr. XIII 2, 9508; vgl. IGR III 1131: Khulkhula – Bouleut und aktiver Soldat, beide Brüder]); IGLSyr. XIII 2, 9536a (Bostra; 9-jähriger Sohn eines Veteranen); IGLSyr. II 523 (Bourdaqli; Grabinschrift; Ehefrau); IGR III 1249 (Duma; Grabinschrift, Ehefrau und Schwager); MERKELBACH / STAUBER, Steinepigramme 4,22 / 20/01 (El-Hit); IGLSyr. III 742 (Gunduzli; Grabinschrift; Freund und Kinder); CIL XVI app. 12 (Jerusalem; Rechtsdokument); IGR III 1215 (Majadal; Grabinschrift; Söhne); IGR III 1216 (Majadal; Grabinschrift; Söhne); WADDINGTON 2405 (Medjdel en-Maidat / Migdala); IGR III 1312 (Melah Serrar; Grabinschrift; Ehefrau); AE 1933, 186 (Melah Serrar; Grabinschrift; Söhne und Ehefrau); IGR III 1265 (Mushannaf; Grabinschrift; Ehefrau und Kinder); AE 1933, 168 (Nimreh; Grabinschrift, Veteranensöhne); SEG 7, 1934, 1173 (‘Orman; Grabinschrift; Ehefrau); IGR III 1310 (Qaysama; Grabinschrift; Ehefrau und Kinder; Geldangabe); IGR III 1267 (Rama; Grabinschrift; Ehefrau und Schwester); WADDINGTON 2419 (Rimea / Rimet al-Luhf); IGR III 1271 (Sa’ne; Grabinschrift; Ehefrau); IGR III 1219 (Selaema; Bauinschrift, Veteranensöhne und Söhne eines aktiven Soldaten); IGR III 1193 (Shaqqa; Grabinschrift; unspez. Person); WADDINGTON 2055 (Umm al-Rumman; Grabinschrift, Ehefrau)

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ou)etranikoi/ IGR III 1266 (Mushannaf; Grabinschrift; Brüder, einer davon als veteranikos bezeichnet); DUNAND Nr. 222, S. 108 (Salkhad; Grabinschrift; ou)atranikoj unter den pistoi von Salkhad); IGR III 1186 / 1187 (Umm izZetûn; Bauinschrift; Veteranikoi und ein Bouleut als Pronoeten eines Dorfes) ou)etranou= ui(oi\ IGR III 1213 (Kefr Laha; Veteranen und Veteranensöhne [s. auch oben: AE 1933, 168 und IGR III 1219 aus Nimreh und Selaema; vgl. auch AE 1933, 186 aus Melah Sarrar und oben]; Geldangabe); AE 1933, 168 (Nimreh); IGR III 1219 (Selaema: Veteranensöhne, auch Söhne eines ex-centurio und eines noch aktiven centurio gemeinsam bei einer Baumaßnahme) Die Einbindung der Veteranen als honestiores in das Leben der dörflichen Gemeinschaften, auch ihre sicher zum Teil nicht unbeträchtlichen Vermögensverhältnisse, die sich aus dem ersparten Sold, den Donativen, gegebenenfalls dem Entlassungsgeld, ihren Familienverhältnissen und dem eigenen wirtschaftlichen Geschick sowie ihren rechtlichen Privilegien (Veteranen hatten den eindeutigen wirtschaftlichen Vorteil der Immunitäten auf ihrer Seite. Dazu zählte nicht nur die Steuerfreiheit – seit Domitian entfielen portorium und vectigal –, sondern auch die Befreiung von Tributzahlungen, persönlichen Lasten und munera publica, was, wohl zumindest was den Eigenverbrauch der Veteranen angeht, bis in die Zeit des Konstantin Geltung behielt31) ergaben, sind ebenfalls in einer großen Anzahl von epigraphischen Belegen bezeugt, die hier nur ausschnitthaft eingefügt werden:

............................................ 31 Ausführlich L. Wierschowski, Heer und Wirtschaft. Das römische Heer der Prinzipatszeit als Wirtschaftsfaktor, Bonn 1984, 102ff.; s.a. H. Wolff, Die Entwicklung der Veteranenprivilegien vom Beginn des 1. Jh. v. Chr. bis auf Konstantin d. Gr., in: W. Eck u. H. Wolff (Hrsg.), Heer und Integrationspolitik. Die römischen Militärdiplome als historische Quelle, Köln – Wien 1986, 102f., 106f. Die Entlassungsgelder fielen nach Rang und Truppengattung unterschiedlich aus (bis in das 3. Jh. hinein ist das Problem der Entlassungsprämien für Auxiliare jedoch noch nicht letztgültig geklärt – ab dem Inkrafttreten der Constitutio Antoniniana frühestens, dürften alle ehemaligen und ehrenvoll entlassenen Soldaten, aber immer noch in Abstufungen nach Rang, Truppe / Dienstzeit, entsprechende Vergünstigungen erhalten haben): vgl. etwa G. Wesch-Klein, Soziale Aspekte des römischen Heerwesens in der Kaiserzeit, Stuttgart 1998 (HABES 28), 185f. und M.P. Speidel, Sold und Wirtschaftslage der römischen Soldaten, in: Ders., Heer und Herrschaft im Römischen Reich der Hohen Kaiserzeit Stuttgart 2009 (MAVORS XVI), 408f., 413f.

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Ämter und Funktionen Bouleut

CBFIR 726 (Bostra); AE 1999, 1670 (Kalat Fakra)

Episkopoi

IGR III 1316 (Salkhad: drei Veteranen, ein Bouleut); IGLSyr. XIII 9112 (Bostra – ex-centurio) Aufsicht allgem. IGR III 1305 (Aioun); IGR III 1313 (‘Auwas); WADDINGTON 2546a (Umm iz-Zetûn; 2 Veteranen plus vier Zivilpersonen) „e)pi\“ plus Namen CBFIR 697 (Baalbek: Veteran und aktiver Benefiziarier)

„Gremium“ einer Kultgemeinschaft IGLSyr. VI 2946 (Hosn Niha)  Epimeleten IGR III 1009 (Kefr Nabo)  Hierotamiai MACADAM, Arabia Nr. 3–4, S. 191 (Hoyyet Hibikké); IGR III 1299 (Sahouet-el-Khudr) Pistoi

DUNAND Nr. 222, S. 108 (Salkhad; ou)atranikoj unter den insgesamt sechs pistoi von Salkhad; Baumaßnahme: ein offenbar öffentliches Grabmal für einen gewissen Badaros[!]; auch noch andere „Beamte“ sind erwähnt)

Pronoeten

IGR III 1186 / 1187 (Umm iz-Zetûn; ou)etranikoi/ als Pronoeten; Koinon des Dorfes und des Gottes genannt) [s.a. WADDINGTON 2546a (Umm iz-Zetûn)]

Ehreninschriften für Veteranen und „Ehrentitel“ a) Ehreninschriften IGLSyr. XXI 26 (Amman); IGR III 1298 (Hebran; patronus der Mozadenoi, die auch als Stifter auftreten) b) Ehrentitel IGR III 1298 (Hebran; patronus); IGR III 1213 (Kefr Laha; Euergetai bzw. Philotimia / Geldangabe) Stiftungen Getreidestiftung

DIRVEN, Palmyrenes 244 Nr. 26 (Dura Europos)

Torbau

IGR III 1179 (Aerita; einheim. Veteran / A)erith\noj)

Turm

WADDINGTON 2053 (Mashquq; Geldangabe)

Marmorverkleidung oder Pflasterung eines Schreines

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IGR III 1305 (Aioun)

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Pflasterung im Heiligtum (?)

CBFIR 697 (Baalbek; nur Bauaufsicht?)

Säule(n) / Pfeiler

IGLSyr. VI 2980 (‘Anğarr; Säule eines Tetrapylon [Frau des Veteranen als Stifterin]); AE 1984, 904 (Kefa ‘Ayyun); PAES A 7 Nr. 7903 (Karsah); IGLSyr. V 2152 (Sam’alib); AE 2001, 1971 (Torra [zylindrische Basis f. Statue?, mit Säulen]);

Prostylon

CBFIR 699 (Bende)

Statue/Ehrenstatue ILS 9200 (Baalbek) Statue

AE 2001, 1971 (Torra [zylindrische Basis f. Statue?, mit Säulen])  Nikestatue/-basis AE 1936, 149 (Shaqra)

Statuette

SEG 40, 1990, 1397 (Bloudan; Weihinschrift Statuette)

Theatersitze

SEG 7, 1934, 843 (Gerasa; Geldangabe)

Ölpresse mit Kelterhaus IGR III 1009 (Kefr Nabo) Bauinschrift/Weihinschrift eines Heiligtums MACADAM, Arabia Nr. 3–4, S. 191 (Hoyyet Hibikké); AE 1999, 1670 (Kalat Fakra); AE 1935, 118 (Sadad); WADDINGTON 2546a (Umm iz-Zetûn)  Aedicula mit Nischen IGLSyr. VI 2946 (Hosn Niha)  Kalybe IGR III 1186 / 1187 (Umm iz-Zetûn) Bauinschrift allgemein IGR III 1313 (‘Auwas); MACADAM, Arabia Nr. 19, S. 196 (‘Ira); IGR III 1213 (Kefr Laha; Geldangabe); PAES A 5, Nr. 697 (‘Orman); IGR III 1135 (Qusayfa); IGR III 1301 (Sahouet-el-Khudr); IGR III 1316 (Salkhad); IGR III 1219 (Selaema); PAES A 2, Nr. 211 (Umm al-Quttayn); WADDINGTON 2546a (Umm iz-Zetûn) Weihinschrift und/oder Altar IGLSyr. VI 2714 (Baalbek; Geldangabe); CBFIR 698 (Baalbek); SEG 32, 1982, 1447 (Beroea); SEG 40, 1990, 1397 (Bloudan; Weihinschrift Statuette); AE 1928, 86 (Dura Europos); IGR III 1294 (Hebran); CIL III 108 (Hebran); IGLSyr. VI 2946 (Hosn Niha); SEG 46, 1996, 1949 (Khisfin / Hippos); MACADAM, Arabia Nr. 71 S. 211 (Mushannaf / Nela); AE 1964, 64 (Niha); SEG 7, 1934, 1030 (Nimreh / Ne-mara); IGR III 1234 (Qanawat); IGR III 1299 (Sahouet-el-Khudr); IGR III 1302 (Sahouet-el-Khudr); MACADAM,

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Arabia Nr. 72, S. 211 (Selaema); AE 1936, 149 (Shaqra; Weihinschrift Nikestatue); PAES A 7, Nr. 797 (Sûr); PAES A 7, Nr. 7974 (Sûr); AE 1991, 1581 (Tilli); IGR III 1104 (Tyros); MACADAM, Arabia Nr. 63, S. 200 (Hauran); AE 1924, 135 („Syrien“); SEG 47, 1997, 2061 („Syria Palästina“; Weihetäfelchen) „Entlassungsweihungen“ AE 1926, 87 (Berytos); IGLSyr. XIII 9050 (Bostra); IGLSyr. XIII 9067 (Bostra); IGLSyr. XIII 9085 (Bostra; Ehreninschrift für Subprocurator); IGLSyr. XIII 9097 (Bostra); IGL-Syr. XIII 9098 (Bostra); IGLSyr. XIII 9169 (Bostra) Landbesitz Weinland

Pap. Dura 26 (Dura Europos)

possessio/missio agraria

Pap. Berol. 21652

benachbarte Veteranen / o(/moroi AE 1935, 118 (Sadad; gemeinsame Tempelstiftung dreier Veteranen) „Haus und Hof “ beim Grabmal

IGR III 1174 (Najran)

Grabepigramme, die auch auf Landbesitz anspielen WADDINGTON 2405 (Medjdel en-Maidat / Migdala: Erträge des Militärdienstes und der Landwirtschaft); nur Einkünfte des Militärdienstes: WADDINGTON 2419 (Rimea / Rimet al-Luhf; Grabturm vor der Fassade eines großen Wohn- und Wirtschaftsgebäudes), ebenfalls IGR III 1272 (Sa’ne: „Erträge des Militärdienstes“, „reiche Beute“); MERKELBACH / STAUBER, Steinepigramme 4,21 / 16/01 (Tiberias: „lebte wie ein Gott“); vgl. IGR III 1170 (Yadūdah: „hat gut gelebt“ / kalw=j biw/saj) Angaben zu Finanzverhältnissen / Summen im Zusammenhang mit Stiftungen IGR III 1179 (Aerita: Stiftung „aus eigenen Mitteln“ / „… a)ne/geiren th\n pu/lhn e)k tw=n i)di/wn …“); IGLSyr. VI 2714 (Baalbek; Stiftung aus dem Testament: 80 Pfund Silber, die Hälfte zahlt der Veteran); SEG 7, 1934, 843 (Gerasa: 3000 Drachmen für Theatersitze); IGLSyr. VI 2946 (Hosn Niha: Einkünfte des Tempellandes, des Dorfes und der Kultgemeinschaft; Veteran als Teil eines neunköpfigen Gremiums); IGR III 1213 (Kefr Laha: Veteran Iunius Bassus [300 Denare]; Veteran Ulpius Rufinus [30 Denare]; Veteranensöhne [400 Denare]); IGR III 1009 (Kefr Nabo: Baufinanzierung „aus

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den Einkünften der Götter“); WADDINGTON 2053 (Mashquq: Turmbau – Veteran / ex-centurio stiftet 1000 Denare); IGR III 1234 (Qanawāt: Stiftung / Weihinschrift (?) e)k tw=n i)di/wn); IGR III 1310 (Qaysama: Grab aus Mitteln der Familie – 40000 Drachmen[?] oder Sesterze [?]); IGR III 1302 (Sahouet-el-Khudr, Bau- oder Weihinschrift [?]: e)k tw=n i)di/wn); AE 1936, 149 (Shaqra: Nikestatue und Basis zu Ehren des Kaisers Caracalla; „aus eigenen Mitteln“) *** Die Vertrauensstellung der Veteranen in der lokalen Zivilbevölkerung, zugleich auch deren Mittlerstellung zwischen Soldaten, Verwaltung, Behörden und Zivilisten, lässt sich in den Papyri des Raumes, deren Zahl mittlerweile stetig anwächst und die in dieser Hinsicht die ägyptischen Belege günstig ergänzen, ebenfalls nachvollziehen. Ob in dem griechischsprachigen Pap. Dura 26, dem schon erwähnten Kaufvertrag über Weinland aus dem Jahr 227 n. Chr., in dem alle drei Gruppen, Veteranen, aktive Soldaten und Zivilpersonen, vereint sind, oder in dem Ehevertrag Pap. Dura 30 oder der Scheidungsurkunde Pap. Dura 31: Veteranen fungieren als Zeugen und / oder Vermittler, sind – nicht zuletzt wohl auch aufgrund ihrer Lese- und Schreibkenntnisse – Vertrauenspersonen: Schließlich beruft der Petitionstext der Bathsabbatha aus dem Dorf Magdala (Komé) in der Sphoracene (Pap. Euphr. I 5) einen Veteranen namens Barse-maios und einen aktiven Soldat der XVI Flavia Firma namens Aurelius Abilaas als Zeugen für die Rechtmäßigkeit der erhobenen Forderung. Beide, Soldat und Veteran, sind ausdrücklich als a)/ndraj a)cioxre/ouj, also als „ehrenwerte Männer“ bezeichnet. Ganz sicher handelt es sich m. E. – trotz der hinter der Instrumentalisierung der „Ehrenmänner“ stehenden Absicht der Erlangung von Rechtssicherheit vor römischen Behörden – hierbei nicht um eine leer dahergesagte Formel, sondern, wie auch aus den zuvor genannten Dokumenten deutlich wird, um den Reflex echter sozialer Wertschätzung und Nähe. H.I. MacAdam hat das Bild, das sich für ihn aus dem epigraphischen Befund ergab, nämlich das einer lebendigen, aktiven Teilnahme der Veteranen am Leben der Dörfer in Südsyrien, wo sie selten fehlten, einmal so zusammengefasst:32 Ihre Wertschätzung, die sie in diesem ............................................ 32 H.I. MacAdam, Epigraphy and Village Life in Southern Syria during the Roman and Early Byzantine Periods, Berytus 31 (1983), 113. Vgl. auch MacMullen, Soldier and Civilian 103f.: „veterans

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Punkt („high esteem“) mit „retired city-councillors“ vergleichbar mache, beruhe auf ihrer Erfahrung, ihrem Prestige, ihrem Reichtum und ihrer Wirtschaftskraft. Er hat sicher den Kern der Wahrheit getroffen. Das „Ehrenwert“ des Titels wäre damit aus dem epigraphischen und dem papyrologischen Befund heraus erklärt, aber, was ist mit dem „alt“? Nun, einige der Inschriften des Nahen Ostens vermerken Altersangaben, einige davon behaupten eine erstaunlich hohe Zahl von Lebensjahren: Altersangaben Apheca Bostra Damaskus Gerasa Ghāriyyah Kerak Mashquq Membidj Murduk ´Orman Qaysama Radaym Sabheh Sammā’ Sammā’ Sammat al-Burdān Samra Sarih Shanira Umm al-Quttayn „Golanhöhen“

74 70 75 77 60 60 57 75 40 62 55 50 80 80 80 75 63 75 85 100 65

IGR III 1110 IGLSyr. XIII 9246 IGR III 1091 MERKELBACH / STAUBER, Steinepigramme 4,21 / 23/01 SEG 7, 1934, 1224 MERKELBACH / STAUBER, Steinepigramme 4,22 / 45/01 MACADAM, Arabia Nr. 8, S. 193 AE 1982, 901 IGR III 1218 IGR III 1309 IGR III 1310 SEG 7, 1934, 1064 IGLSyr. XXI 5,1,655 IGLSyr. XXI 5,1,31 IGLSyr. XXI 5,1,48 IGR III 1336 SEG 48, 1998, 1942 Nr. 6 AE 2001, 1972 SEG 7, 1934, 1210 IGLSyr. XXI 5,1,727 AE 1984, 908

........................................................................................................................................................................... were prominent, influential and sought after as magistrates, senators, patrons…“; ebd. 104f. 107 zur Rolle der ökonomischen Ausstattung „money equipped the veteran for a position of leadership“; ebd. 117f. taucht dieser Aspekt noch einmal auf – Veteranen als „Tonangebende“ in ihrer kleinen Gemeinschaft. M.I. Rostovtzeff, The Social and Economic History of the Roman Empire, Oxford 21957, 666 Anm. 35 spricht im Zusammenhang mit den Veteranen des römischen Syrien von „village aristocracy“ und einer „privileged class“.

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Das Leben „post missionem“, ehrenwert, finanziell gesichert und geschätzt, ist, wenn man unterstellt, dass die doch in der Regel recht hohen Altersangaben gute Lebensbedingungen und Gesundheit spiegeln, also nicht unbedingt bedauerlich, kümmerlich und zu kurz gewesen! „Ehrenwert und Alt“ – nach der „honesta missio“ aus dem Universitätsdienst, viele und gute Jahre, die noch kommen, die wünsche ich gerne auch dem mit diesem Beitrag Geehrten von Herzen!

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Abkürzungen AE = R. CAGNAT, A. MERLIN u. H.-G.PFLAUM (Hrsg.), L’Année épigraphique (Paris 1888ff.). Balty / van Rengen = J.-C. BALTY u. W. VAN RENGEN, Apamea in Syria, the Winter Quarters of Legio II Parthica: Roman Gravestones from the Military Cemetery (Brüssel 1993). CBFIR = E. SCHALLMAYER et al. (Hrsg.), Der römische Weihebezirk von Osterburken I. Corpus der griechischen und lateinischen Beneficiarier-Inschriften des römischen Reiches. Forsch. u. Ber. zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 40 (Stuttgart 1990). Dirven, Palmyrenes = L. DIRVEN, The Palmyrenes of Dura-Europos. A study in Religious Interaction in Roman Syria (Leiden, Boston, Köln 1999). Dunand = M. DUNAND, Le Musée de Soueida (Paris 1934). Fink, Roman Military Records = R.O. FINK, Roman Military Records on Papyrus. Philological Monographs of the American Philological Association 26 (Case Western Reserve 1971). IGLSyr = L. JALABERT, R. MOUTERDE et al. (Hrsg.), Inscriptions Grecques et Latines de la Syrie Iff. (Paris 1929ff.). IGR = Inscriptiones Graecae ad res Romanas pertinentes auctoritate et impensis Academiae inscriptionum et litterarum humaniorum editae (Paris 1911ff.). MacAdam, Arabia = H.I. MACADAM, Studies in the History of the Roman Province of Arabia. The Northern Sector. British Arch. Reports S 295 (Oxford 1986). MacMullen, Soldier and Civilian = R. MACMULLEN, Soldier and Civilian in the Later Roman Empire (Cambridge, Mass. 1967). Merkelbach / Stauber, Steinepigramme = R. MERKELBACH u. J. STAUBER, Steinepigramme aus dem Griechischen Osten 4. Die Südküste Kleinasiens, Syrien und Palästina (München, Leipzig 2002) PAES A = E. LITTMANN, D. MAGIE u. D.R. STUART, Syria, Publications of the Princeton University Archaeological Expeditions to Syria in 1904–5 and 1909, Div. III, Greek and Latin Inscriptions (A) S. Syria (Leiden 1904–1921) PAES B = W.K. PRENTICE, Publications of the Princeton University Archaeological Expeditions to Syria in 1904–5 and 1909, Div. III, Greek and Latin Inscriptions (B) N. Syria (Leiden 1908–1922). SEG = J.J.E. HONDIUS u. A.G. WOODHEAD (Hrsg.), Supplementum Epigraphicum Graecum (Leiden 1923ff.). Speidel = M.P. SPEIDEL, “The Roman Army in Arabia”, in: DERS., Roman Army Studies I. MAVORS I (Amsterdam 1984) 229–272. Stoll, Integration = O. STOLL, Zwischen Integration und Abgrenzung. Die Religion des Römischen Heeres im Nahen Osten. Mainzer Althistorische Studien 3 (St. Katharinen 2001). Waddington = W.-H. WADDINGTON, Inscriptions grecques et latines de la Syrie, 2 Bde. (Paris 1870).

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Veteraneninschriften des Nahen Ostens 1. Aerita / ‘Ahira (Ledija): WADDINGTON 2438 / IGR III 1179 / MACADAM, Arabia Nr. 33, S. 201 / STOLL, Integration Kat.nr. 7; 2. Aerita / ‘Ahira: WADDINGTON 2445 / IGR III 1183 / MACADAM, Arabia Nr. 30, S. 200; 3. Aioun (Hauran, Djebel Druz): WADDINGTON 1984b / IGR III 1305 / MACADAM, Arabia Nr. 1, S. 191 / STOLL, Integration Kat.nr. 9; 4. el’Al / Hippos (FO östl. des Sees von Genezareth): SEYRIG 1950, 247 Nr. 7; 5. Amman / Philadelphia IGLSyr. XXI 26; 6. ‘Amra (nördl. Djebel Druze, 5 km westl. Shaqqa): WADDINGTON 2085 / IGR III 1188 / MACADAM, Arabia Nr. 51, S. 206; 7. Anasartha / Hounâsara / Hanâsir: IG-LSyr. II 287; 8. ‘Anğarr: IGLSyr. VI, 2980; 9. Apamaea: BALTY / VAN RENGEN, S. 30 Nr. 8 / AE 1993, 1578; 10. Apheca (Golan): IGR III 1110; 11. ‘Auwas / ‘Awwas (Hauran, zwischen Imtan und Salkhad): WADDINGTON 2041 / IGR III 1313 / MACADAM, Arabia Nr. 2, S. 191 und Nr. 39, S. 203; 12. Azzun (südöstl. Nablus / Neapolis): AE 1967, 526 / AE 1993, 1626 / Bull. ép. 1994, 646; 13. Baalbek: AE 1964, 55 / IGLSyr. VI 2714 /STOLL, Integration Kat.nr. 24; 14. Baalbek: AE 1939, 57 / IGLSyr. VI 2744 / CBFIR 698 / STOLL, Integration Kat.nr. 25; 15. Baalbek: IGLSyr. VI 2810 / CBFIR 697; 16. Baalbek: AE 1903, 368 / ILS 9200 / AE 1983, 928 / IGLSyr. VI 2796; 17. Beit-Nettif: IGR III 1207; 18. Beit-Nettif: IGR III 1208 / AE 1903, 362; 19. Bende: IGLSyr. IV 1253 / CBFIR 699 / STOLL, Integration Kat.nr. 31; 20. Beroea / Aleppo: SEG 32, 1982, 1447 / STOLL, Integration Kat.nr. 32; 21. Beroea / Aleppo: IGLSyr. I 181; 22. Beroea / Khatura / Qâtoûra: WADDINGTON 2699 / PAES B 5, 1127 / IGR III 1007 / IGLSyr. II 455; 23. Berytos: AE 1926, 87 / STOLL, Integration Kat.nr. 35; 24. Bloudan: SEG 40, 1990, 1397 / STOLL, Integration Kat.nr. 37; 25. Borğ el-Qâ’i: IGLSyr. V 2096 / 2097; 26. Bosora / Busr al-Hariri (Trachonitis, Ledja): WADDINGTON 2475 / MERKELBACH / STAUBER, Steinepigramme 4, 22 / 15/01; 27. Bosora / Busr al-Hariri: WADDINGTON 2474 / MERKELBACH / STAUBER, Steinepigramme 4, 22 / 15/02; 28. Bostra: AE 1973, 553 / IGLSyr. XIII 9050 / STOLL, Integration Kat.nr. 43; 29. Bostra: AE 1973, 554 / IGLSyr. XIII 9067 / STOLL, Integration Kat.nr. 44; 30. Bostra: AE 2000, 1529 / IGLSyr. XIII 2, 9485; 31. Bostra: IGLSyr. XIII 9085; 32. Bostra: IGLSyr. XIII 9097; 33. Bostra IGLSyr. XIII 9098; 34. Bostra: PAES A 4, 536 / IGLSyr. XIII 9169; 35. Bostra: IGLSyr. XIII 9033 / MACADAM, Arabia Nr. 24, S. 199; 36. Bostra: IGLSyr. XIII 9246 / MACADAM, Arabia Nr. 7, S. 192; 37. Bostra: IGLSyr. XIII 2, 9532; 38. Bostra: IGLSyr. XIII 9422 / AE 1965, 22 /

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MACADAM, Arabia, Nr. 67, S. 210 / CBFIR 726; 39. Bostra: IGLSyr. XIII 2, 9536; 40. Bostra: AE 1996, 1595 / IGLSyr. XIII 2, 9508; 41. Bostra: IGLSyr. XIII 9112; 42. Bostra: IGLSyr. XIII 9429 / MERKELBACH / STAUBER, Steinepigramme 4, 22 / 42/08; 43. Bourdaqli (westl. Aleppo): PAES B 5, 1107 / IGLSyr. II 523; 44. Busan / Bosana (Djebel Hauran; Auranitis): MERKELBACH / STAUBER, Steinepigramme 4, 22 / 38/99; 45. Charaba (nördlich Bostra): MERKELBACH / STAUBER, Steinepigramme 4, 22 / 42/99; 46. Damaskus: IGR III 1091; 47. Djemerrin (3 km nördlich nördlich von Bostra): PAES A 3, 273 / MERKELBACH / STAUBER, Steinepigramme 4, 22 / 42/98; 48. Duma (nördl. Djebel ed-DruzGebiet / Batanaea, östl. Shahba): WADDINGTON 2200 / IGR III 1249 / PAES A 5, 755 / MACADAM, Arabia Nr. 45, S. 204; 49. Dura Europos: Dura Prelim. Rep. I S. 42–44 Nr. 1 / AE 1928, 86 / STOLL, Integration Kat.nr. 51; 50. Dura Europos: DIRVEN, Palmyrenes 244 Nr. 26; 51. El-Hit / Caesarea Eitha: MERKELBACH / STAUBER, Steinepigramme 4, 22 / 20/01; 52. Ezr’a / Zorava (sw. Ledija): CIL III 125 / WADDINGTON 2487 / IGR III 1159 / MACADAM, Arabia Nr. 31, S. 201; 53. Ezr’a / Zorava (sw. Ledija): CIG III 4563 / IGR III 1160; MERKELBACH / STAUBER, Steinepigramme 4, 22 / 14/02; 54. Gerasa (heute: Jerash): AE 1930, 98 / SEG 7, 1934, 843 / STOLL, Integration Kat.nr. 71; 55. Gerasa: MERKELBACH / STAUBER, Steinepigramme 4, 21 / 23/01; 56. Ghāriyyah-Sharqiyyah (Hauran): SEG 7, 1934, Nr. 1224 / AE 1933, 190 / SPEIDEL 1977, 719 / MACADAM, Arabia Nr. 55, S. 207; 57. Ghāriyyah-Sharqiyyah: MACADAM, Arabia Nr. 57, S. 208 / IGLSyr. XIII 2, 9778; 58. GhāriyyehGharbiyyeh (nö. Der’ā / Nuqrah): IGLSyr. XIII 2, 9756; 59. Gunduzli (nahe bei Djilani, an der Straße von Antiochia nach Nicopolis): IGLSyr. III 742 / AE 1947, 141; 60. Hebran (Djebel Druze): WADDINGTON 2286 / IGR III 1294 / PAES A 5, Nr. 663 / MACADAM, Arabia Nr. 32, S. 201 / STOLL, Integration Kat.nr. 84; 61. Hebran: CIG III 4624 / WADDINGTON 2287 / IGR III 1298 / PAES A 5, Nr. 664 / MACADAM, Arabia Nr. 35, S. 202; 62. Hebran: CIL III 108 / WADDINGTON 2291 / PAES A 5, Nr. 658 / MACADAM, Arabia Nr. 48, S. 205; 63. Hierosolymna / Jerusalem: CIL XVI app. 12 / W. Chr. 463 / ILS 9059 / AE 1910, 75 = AE 1950, 240 / FIRA I Nr. 76 / CAMPBELL Nr. 341; 64. Hosn Niha: CIL III 143842 / IGLSyr. VI 2946; 65. Hoyyet Hibikké: MACADAM, Arabia Nr. 3–4, S. 191 / STOLL, Integration Kat.nr. 88a; 66. ‘Irā (Hauran): MACADAM, Arabia Nr. 19, S. 196; 67. Kafer (Hauran): MACADAM, Arabia Nr. 56, S. 207; 68. Kalat Fakra (Libanon): AE 1999, 1670 / SEG 49, 1999, 2013 / D.

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KRENCKER / W. ZSCHIETZSCHMANN 42 Nr. 1. 333 / J.-P. REY-COQUAIS 641 Nr. 8 (Neulesung)34 / STOLL, Integration Kat.nr. 95; 69. Karsah: PAES A 7, Nr. 7903 / MACADAM, Arabia Nr. 11, S. 194 / STOLL, Integration Kat.nr. 100; 70. Kefa ‘Ayyun: AE 1984, 904 / GREGG / URMAN Nr. 14 / STOLL, Integration Kat.nr. 96; 71. Kefr Laha: WADDINGTON 2399 / IGR III 1213 / MACADAM, Arabia Nr. 36– 38, S. 202f. / STOLL, Integration Kat.nr. 97; 72. Kefr Nabo: IGR III 1009 / PAES B 6, Nr. 1170 / STOLL, Integration Kat.nr. 98; 73. Kerak / Karak (am westl. Rand des Djebel ed-Druz): MERKELBACH / STAUBER, Steinepigramme 4, 22 / 45/01; 74. Khisfin / Hippos: SEG 46, 1996, 1949 / GREGG / URMAN Nr. 71 / STOLL, Integration Kat.nr. 101a; 75. Laodikeia ad Libanum / Lattakia: SEG 33, 1983, 1256; 76. Laodikeia / Lattakia: AE 1994, 1771; 77. Madwar al-Nūl / Medouar-Nôl (Hauran): AE 1903, 328 / IGR III 1340 / MACADAM, Arabia Nr. 68, S. 210; 78. Majadal / Majdal an-Naidat (südl. Ledja): WADDINGTON 2404 / IGR III 1216 / MACADAM, Arabia Nr. 65, S. 209; 79. Mashquq / Il-Meshkuk (Hauran): WADDINGTON 2053 / PAES A 2, Nr. 177 / SPEIDEL 1977, 722 / MACADAM, Arabia Nr. 43, S. 204; 80. Mashquq: MACADAM, Arabia Nr. 8, S. 193; 81. Melah Serrar / Melah-es-Sarrar (Hauran):IGR III 1312 / MACADAM, Arabia Nr. 14, S. 195; 82. Melah Sarrar / Melah-es-Sarrar: AE 1933, 186 / SEG 7, 1934, Nr. 1196 / MACADAM, Arabia Nr. 54, S. 207; 83. Melah Sarrar / Melahes-Sarrar: IGR III 1311 / DUSSAUD / MACLER35 660 Nr. 54; 84. Medjdel enNaidat / Migdala (9 km nnw. von Suweida): WADDINGTON 2401 / CIG III 4579 / IGR III 1215 / MERKELBACH / STAUBER, Steinepigramme 4, 22 / 33/01; 85. Medjdel en-Naidat / Migdala: WADDINGTON 2405 / CIG III 4582 / MERKELBACH / STAUBER, Steinepigramme 4, 22 / 33/04; 86. Membidj: JARRY36 Nr. 50 / AE 1982, 901; 87. Murduk (Hauran): IGR III 1218 / MACADAM, Arabia Nr. 58, S. 208; 88. Mushannaf / Nela (Djebel ed-Druz-Gebiet): WADDINGTON 2228 / IGR III 1265 / MACADAM, Arabia Nr. 18, S. 196; 89. Mushannaf / Nela: MACADAM, Arabia Nr. 71, S. 211; 90. Mushannaf / Nela: WADDINGTON 2227 / IGR III 1266; 91. Najran / Nedjran / Norerathe (südl. Ledja): WADDINGTON 2433 / IGR III 1173 / MACADAM, Arabia Nr. 25, S. 199; 92. Najran / Nedjran / Norerathe: WADDINGTON 2432 / CIG III 4578c / IGR III 1174 / CBFIR 702 / ............................................ 33 D. Krencker u. W. Zschietzschmann, Römische Tempel in Syrien, Berlin – Leipzig 1938, 46. 34 J.-P. Rey-Coquais, Qalaat Faqra: un monument du culte impérial dans la montagne libanaise, Topoi 9, 2 (1999), 629–664. 35 R. Dussaud u. F. Macler, Rapport sur une mission scientifique dans les régions désertiques de la Syrie moyenne, Nouvelles Archives des Missions Scientifiques et Littéraires 10 (1903), 660 Nr. 54. 36 J. Jarry, Nouvelles Inscriptiones de Syrie du Nord, ZPE 47 (1982), 99 Nr. 50 mit Taf. VII.

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MERKELBACH / STAUBER, Steinepigramme 4, 22 / 16/01; 93. Nāmr al-Hawā (Nuqrah): IGLSyr. XIII 2, 9936; 94. Nāmr al-Hawā (Nuqrah): IGLSyr. XIII 2, 9950; 95. Niha: SEG 19, 1963, 894 / AE 1964, 64 / IGLSyr. VI 2929 / STOLL, Integration Kat.nr. 107; 96. Nimreh / Namara (nördl Djebel Druze): AE 1933, 168 / SEG 7, 1934, 1033 / MACADAM, Arabia Nr. 70, S. 211; 97. Nimreh / Namara: AE 1915, 106 / PAES A 5, Nr. 760 / MACADAM, Arabia Nr. 6, S. 192; 98. Nimreh, Namara: AE 1933, 169 / SEG 7, 1934, 1030 / MACADAM, Arabia Nr. 26, S. 199; 99. ‘Orman (Südfuss des Djebel Hauran): PAES A 5, Nr. 697 / MACADAM, Arabia Nr. 40, S. 203; 100. ‘Orman: IGR III 1309 / PAES A 5, Nr. 687 / MACADAM, Arabia Nr. 9, S. 193; 101. ‘Orman: PAES A 5, Nr. 704 / SEG 7, 1934, 1173 / MACADAM, Arabia Nr. 21, S. 198; 102. Qanawāt (Djebel edDruz-Gebiet): WADDINGTON 2346 / IGR III 1234 / MACADAM, Arabia Nr. 16, S. 195; 103. Qanawāt: IGR III 1233 / MACADAM, Arabia Nr. 66, S. 210; 104. Qaysama / Gaisama: IGR III 1310 / MACADAM, Arabia Nr. 13, S. 194; 105. Qusayfa: WADDINGTON 2539 / IGR III 1135 / MACADAM, Arabia Nr. 28, S. 200; 106. Radaym (Djebel ed-Druz-Gebiet): SEG 7, 1934, Nr. 1064 / MACADAM, Arabia Nr. 46, S. 204; 107. Radaym: WADDINGTON 2192 / IGR III 1246 / MACADAM, Arabia Nr. 52, S. 206; 108. Rama (Djebel ed-Druz-Gebiet): IGR III 1267 / SEG 7, 1934, Nr. 1085 / MACADAM, Arabia Nr. 53, S. 206; 109. Raodat Al-Roye’y: ATALLAH37 Nr. 5 / SEG 45, 1995, 2014 Nr. 5 / IGLSyr. XXI 5,1, 86; 110. Rimea / Rimet al-Luhf / Rimet al-Lohf (südl Ende der Ledja): WADDINGTON 2424 / CIL III 123 / ILS 2541 / SPEIDEL 1977, 704 / MACADAM, Arabia Nr. 50, S. 205f.; 111. Rimea / Rimet al-Luhf: WADDINGTON 2419 / CIG III 4588 / IGLSyr. XV 389 / MERKELBACH / STAUBER, Steinepigramme 4, 22 / 23/01; 112. Sabheh (südl. Hauranebene): ATALLAH 199438, Nr. 600 / IGLSyr. XXI 5,1, 655; 113. Sadad: AE 1935, 118 / STOLL, Integration Kat.nr. 132a; 114. Sahouet-el-Khudr (Hauran): WADDINGTON 1969 / IGR III 1299 / MACADAM, Arabia Nr. 34, S. 202 / STOLL, Integration Kat.nr. 133; 115. Sahouet-el-Khudr: WADDINGTON 1974 / IGR 1301 / MACADAM, Arabia NR. 15, S. 195; 116. Sahouet-el-Khudr: WADDINGTON 1975 / IGR III 1302 / MACADAM, Arabia Nr. 59, S. 208; 117. Sahouet-el-Khudr: WADDINGTON 1978 / IGR III 1300; 118. ............................................ 37 N. Atallah, Inscriptions inédites du Hawran (Raodat Al-Roye’y), Syria 72 (1995), 395f. Nr. 5. 38 N. Atallah, Recherches d’épigraphie jordanienne: confection d’un corpus des inscriptions grecques et latines du nord-est de la Jordanie, Thèse de doctorat, Université des Francois-Rabelais, Tours 1994, S. 321 Nr. 600. Vgl. jetzt auch A. Sartre-Fauriat, Des Tombeaux et des Morts. Monuments Funéraire, Société et Culture en Syrie du Sud du Ier S. av. J-C. au VIIe S. apr. J.-C., Volume I. Catalogue des monuments funéraires, des sarcophages et des bustes, Beyrouth 2001, 146.

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Salkhad (Auranitis): MACADAM, Arabia Nr. 23, S. 199 / AE 1922, 134; 119. Salkhad (Auranitis): DUNAND Nr. 22239 ; 120. Salkhad (Auranitis): WADDINGTON 1989 / IGR III 1316 / MACADAM, Arabia Nr. 60–62, S. 208f.; 121. Sam’alib: IGR III 1022 / IGLSyr. V 2152 / STOLL, Integration Kat.nr. 134; 122. Sammā’ (Hauran): ATALLAH 1994, Nr. 15 / IGLSyr. XXI 5,1,31; 123. Sammā’: ATALLAH 1994, Nr. 28 / IGLSyr. XXI 5,1,48; 124. Sammat al-Burdān (südl. Djebel Druze): WADDINGTON 2039 / IGR III 1336 / PAES A , Nr. 181 / MACADAM, Arabia Nr. 10, S. 193; 125. Samra: GATIER, Textes de Samra40 Nr. 13, S. 370 / AE 1998, 1451 / SEG 48, 1998, 1942 Nr. 6; 126. Sa’ne / Souna (nordöstlich von Bostra): WADDINGTON 2253a / IGR III 1272 / MERKELBACH / STAUBER, Steinepigramme 4, 22 / 39/01; 127. Sa’ne / Souna: WADDINGTON 2253b / IGR III 1271 / MACADAM, Arabia Nr. 49, S. 205; 128. Sarih (fünf km südöstlich von Irbid): AE 2001, 1972; 129. Selaema / Sulaym oder Soulaim (Djebel DruzGebiet; norwestl. Souweida): IGR III 1219 / DUSSAUD / MACLER41 645 Nr. 13; 130. Selaema / Sulaym: MACADAM, Arabia Nr. 72, S. 211; 131. Shanira (Hauran): SEG 7, 1934, 1210 / AE 1933, 188 / MACADAM, Arabia Nr. 17, S. 196; 132. Shaqqa / Saccaea (nördl. Djebel Druze): IGR III 1193 / MACADAM, Arabia Nr. 27, S. 200; 133. Shaqqa: AE 1933, 163 / SEG 7, 1934, 1025 / MACADAM, Arabia Nr. 29, S. 200; 134. Shaqra (Ledja): AE 1936, 149 / MACADAM, Arabia Nr. 22, S. 198 / STOLL, Integration Kat.nr. 141; 135. Som (nördl. Decapolis / nördliches Ostjordanland): AE 1994, 1783 / SEG 44, 1994, 1422; 136. Sûr / Soara / Saura (südwestl. Ledja): PAES A7 Nr. 797 / CIL III Suppl. 4/5, 13604 / STOLL, Integration Kat.nr. 147; 137. Sûr / Suara / Saura: PAES A 7, Nr. 7974/ MACADAM, Arabia Nr. 12, S. 194 / STOLL, Integration Kat.nr. 148; 138. Tell al-Mudjedda (Hauran): PAES A 5, Nr. 721 / MACADAM, Arabia Nr. 44, S. 204; 139. Tiberias: MERKELBACH / STAUBER, Steinepigramme 4, 21 / 16/01; 140. Tilli: LIGHTFOOT / HEALEY42 S. 2 mit Taf. 1 / SEG 41, 1991, 1420 / AE 1991, 1581 / STOLL, Integration Kat.nr. 149; 141. Torra: AE 2001, 1971 / SEG 51, 2001, 2080; 142. Tyros: IGR III 1104; 143. Umm al-Quttayn (südl Hauranebene): PAES A 2, Nr. 211 / MACADAM, Arabia Nr. 20, S. 197 / ............................................ 39 Dunand 108f. Nr. 222. 40 P.-L. Gatier, Les inscriptions grecques et latines de Samra et de Rihab, in: J.-B. Humbert u. A. Desreumaux (Hrsg.), Fouilles de Khirbet es-Samra en Jordanie I. La voie romaine, le cimetière, les documents épigraphiques, Turnhout 1998, 361–431. 41 R. Dussaud u. F. Macler, Rapport sur une mission scientifique dans les régions désertiques de la Syrie moyenne, Nouvelles Archives des Missions Scientifiques et Littéraires 10 (1903), 645 Nr. 13. 42 J.F. Healey u. C.S. Lightfoot, A Roman Veteran on the Tigris, EA 17 (1991), 1–7.

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ATALLAH 1994 Nr. 642 / IGLSyr. XXI 5,1, 701; 144. Umm al-Quttayn: MACADAM, Arabia Nr. 69, S. 210 / ATALLAH 1994 Nr. 668 / IGLSyr. XXI 5,1, 727; 145. Umm al-Rummān / Umm ar-Rummān (südl. Djebel Druze): WADDINGTON 2055 / PAES A 5, Nr. 183 / MACADAM, Arabia Nr. 5, S. 192; 146. Umm izZetûn / Umm al-Zaytūn: WADDINGTON 2545, 2546 / IGR III 1186, 1187 / PAES A 5, Nr. 76512 + 13 / STOLL, Integration Kat.nr. 150, 151; 147. Umm izZetûn/Umm al-Zaytūn: CIG III 4593 / WADDINGTON 2546a / MACADAM, Arabia Nr. 41 und 42; S. 203; 148. Umtā‘iyeh (Nuqrah, westl. Bostra): PAES A 2, Nr. 45 / MACADAM, Arabia Nr. 47, S. 205 / IGLSyr. XIII 2, 9654; 149. Yadūdah (Hauran): IGR III 1170 / MACADAM, Arabia Nr. 64, S. 209; Genaue Herkunft unbekannt: 150. Arabia / Hauran: MACADAM, Arabia, Nr. 63, S. 209; 151. Golanhöhen: AE 1984, 908; 152. Syrien: AE 1924, 135 / STOLL, Integration Kat.nr. 154; 153. Syria Palästina: ISAAC43 S. 126; SEG 47, 1997, 2061 / STOLL, Integration Kat.nr. 155.

............................................ 43 B. Isaac, Dedications to Zeus Olybris, ZPE 117 (1997), 127.

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region im umbruch Band 1 Florian Himmler/Heinrich Konen/Josef Löffl: Exploratio Danubiae. Ein rekonstruiertes spätantikes Flusskriegsschiff auf den Spuren Kaiser Julian Apostatas. 124 Seiten. ISBN 978-3-86596-227-0. EUR 29,80. Mit DVD Band 2 Peter Herz/Peter Schmid/Oliver Stoll (Hg.): Kontinuitäten und Diskontinuitäten. Von der Keltenzeit bis zu den Bajuwaren. 164 Seiten. ISBN 978-3-86596-274-4. EUR 28,00 Band 3 Peter Herz/Peter Schmid/Oliver Stoll (Hg.): Zwischen Region und Reich. Das Gebiet der oberen Donau im Imperium Romanum. 188 Seiten. ISBN 978-3-86596-313-0. EUR 29,80 Band 4 Peter Herz/Peter Schmid/Oliver Stoll (Hg.): Handel, Kultur und Militär. Die Wirtschaft des Alpen-Donau-Adria-Raumes. 206 Seiten. ISBN 978-3-86596-350-5. EUR 34,80 Band 5 Peter Herz/Peter Schmid/Oliver Stoll (Hg.) unter Mitarbeit von Josephine Blei: Ökonomie und Politik. Facetten europäischer Geschichte im Imperium Romanum und dem frühen Mittelalter. 174 Seiten. ISBN 978-3-86596-375-8. EUR 29,80 Band 6 Christian Koepfer/Florian Wolfgang Himmler/Josef Löffl (Hg.) unter Mitarbeit von Philip Egetenmeier: Die römische Armee im Experiment. 308 Seiten. ISBN 978-3-86596-365-9. EUR 24,80 Band 7 Josef Löffl: Die römische Expansion. 700 Seiten. ISBN 978-3-86596-286-7. EUR 68,00 Band 8 Josephine Blei: Dominium populi Romani vel Caesaris und causa dominica. Römische Rechtstradition und Fiskalsukzession im ­bairischen Dukat der Agilolfinger. 224 Seiten. ISBN 978-3-86596-537-0. EUR 34,80

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region im umbruch Band 9 Babett Edelmann-Singer/Heinrich Konen (Hg.) unter Mitarbeit von Julia Böttcher: Salutationes – Beiträge zur Alten Geschichte und ihrer Diskussion. Festschrift für Peter Herz zum 65. Geburtstag. 344 Seiten. ISBN 978-3-86596-471-7. EUR 39,80

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