Prekäre Divinität: Untersuchungen zur Vergöttlichung des Herrschers im römischen Prinzipat [1 ed.] 9783737015424, 9783847115427

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Prekäre Divinität: Untersuchungen zur Vergöttlichung des Herrschers im römischen Prinzipat [1 ed.]
 9783737015424, 9783847115427

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Studien zu Macht und Herrschaft Schriftenreihe des SFB 1167 »Macht und Herrschaft – Vormoderne Konfigurationen in transkultureller Perspektive«

Band 15

Herausgegeben von Matthias Becher, Jan Bemmann und Konrad Vössing

David Hamacher

Prekäre Divinität Untersuchungen zur Vergöttlichung des Herrschers im römischen Prinzipat

Mit 13 Abbildungen

V&R unipress Bonn University Press

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar. Veröffentlichungen der Bonn University Press erscheinen bei V&R unipress. Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. © 2023 Brill | V&R unipress, Robert-Bosch-Breite 10, D-37079 Göttingen, ein Imprint der Brill-Gruppe (Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande; Brill USA Inc., Boston MA, USA; Brill Asia Pte Ltd, Singapore; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland; Brill Österreich GmbH, Wien, Österreich) Koninklijke Brill NV umfasst die Imprints Brill, Brill Nijhoff, Brill Hotei, Brill Schöningh, Brill Fink, Brill mentis, Vandenhoeck & Ruprecht, Böhlau, V&R unipress und Wageningen Academic. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Umschlagabbildung: RIC I² (Tiberius) 79: Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Objektnummer: 18202618, Aufnahme durch Reinhard Saczewski, https://ikmk.smb.museum/object? id=18202618 (11. 07. 2022); mit freundlicher Genehmigung des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin. Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISSN 2626-4072 ISBN 978-3-7370-1542-4

Meiner Familie

Inhalt

Vorwort zur Schriftenreihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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1. Einleitung . . . . . . . . . 1.1. Thema . . . . . . . . 1.2. Forschungsüberblick 1.3. Vorgehensweise . . . 1.4. Quellengrundlage . .

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2. Das Problem mit der Göttlichkeit . . . . . . . . . . . 2.1. Das Problembewusstsein . . . . . . . . . . . . . 2.2. Das kaiserliche Streben nach Göttlichkeit . . . . 2.3. Die ›Selbstvergöttlichung‹ der schlechten Kaiser

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3. Die Verhandlung der Göttlichkeit des Vorgängers . . 3.1. Die ausgebliebene consecratio des Tiberius . . . 3.2. Der Diskurs über die Vergöttlichung des Kaisers im Spiegel der ›Apocolocyntosis‹ . . . . . . . . 3.3. Die verzögerte consecratio Vespasians . . . . . . 3.4. Die umkämpfte consecratio Hadrians . . . . . . 3.4.1. Der Streit . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.2. Der Lösungsweg . . . . . . . . . . . . . . 3.5. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . .

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4. Die Bahnung der eigenen Apotheose . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1. Die Ausschaltung potenzieller Gegner (der eigenen Apotheose) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhalt

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231 232 251

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6. Zusammenfassung der Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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7. Tabelle: Liste der Staatsgötter (von Caesar bis zu den Severern) . . .

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8. Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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9. Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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10. Bibliographie . . . . . . . . . . . . . 10.1. Quellen . . . . . . . . . . . . . . 10.1.1. Epigraphische Quellen . 10.1.2. Numismatische Quellen 10.1.3. Papyrologische Quellen . 10.1.4. Literarische Quellen . . 10.2. Literatur . . . . . . . . . . . . .

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11. Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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12. Quellenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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4.2. Wege zur Göttlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.1. Die Vergöttlichung von Angehörigen der domus Augusta . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.1.1. Iulisch-claudische Dynastie . . . . . . . . 4.2.1.2. Flavische Dynastie . . . . . . . . . . . . . 4.2.1.3. Dynastie der Adoptivkaiser . . . . . . . . 4.2.2. Das Angebot der Panegyrik . . . . . . . . . . . . 4.2.3. Die (Selbst-)Verpflichtung des Senats . . . . . . . 4.2.3.1. Die Beschlüsse zur Vergöttlichung Caesars 4.2.3.2. Domitian – dominus et deus . . . . . . . . 4.2.3.3. Trajan – optimus . . . . . . . . . . . . . . 4.3. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Der Bestand der posthumen Göttlichkeit . . . . . . . . . 5.1. Die Normativität der consecratio . . . . . . . . . . 5.2. Die Hypothek der vergöttlichten Vorgänger . . . . 5.2.1. Ein (unnötiges) Risiko: die Kassation göttlicher Ehren . . . . . . . . 5.2.2. Tiberius und das schwere Erbe des Augustus 5.2.3. Nero – divi filius wider Willen? . . . . . . . 5.3. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Vorwort zur Schriftenreihe

Im Bonner Sonderforschungsbereich 1167 ›Macht und Herrschaft – Vormoderne Konfigurationen in transkultureller Perspektive‹ werden die beiden namengebenden Vergesellschaftungsphänomene vergleichend untersucht. Sie prägen das menschliche Zusammenleben in allen Epochen und Räumen und stellen damit einen grundlegenden Forschungsgegenstand der Kulturwissenschaften dar. Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel des disziplinär breit angelegten Forschungsverbundes, die Kompetenzen der beteiligten Fächer in einer interdisziplinären Zusammenarbeit zu bündeln und einen transkulturellen Ansatz zum Verständnis von Macht und Herrschaft zu erarbeiten. Hierbei kann der SFB 1167 auf Fallbeispiele aus unterschiedlichsten Regionen zurückgreifen, die es erlauben, den Blick für Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu schärfen. Die Reihe ›Studien zu Macht und Herrschaft‹ bündelt Ergebnisse aus teilprojektbezogenen Workshops und dient der Publikation von Monographien, die vor allem im Zuge der Projektarbeit entstanden sind. Dies wäre ohne die großzügige finanzielle Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und das kontinuierliche Engagement der Universität Bonn zur Bereitstellung der notwendigen Forschungsinfrastruktur nicht möglich, wofür an dieser Stelle herzlich gedankt sei. Matthias Becher – Jan Bemmann – Konrad Vössing

Vorwort

Bei der vorliegenden Monographie handelt es sich um die geringfügig überarbeitete Fassung meiner Dissertation, die ich im Juni 2021 an der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn eingereicht habe. Sie entstand im Rahmen des althistorischen Teilprojekts ›Prekäre Divinität: sakrale Selbstdefinitionen des Kaisers in Rom im Konflikt konkurrierender Herrschaftsbegründungen‹ des Sonderforschungsbereichs 1167 ›Macht und Herrschaft – Vormoderne Konfigurationen in transkultureller Perspektive‹. Mein erster Dank gilt meinem Doktorvater und Projektleiter Prof. Dr. Konrad Vössing, der mich schon während meines Studiums gefördert und mir schließlich ermöglicht hat, das Projekt meiner Promotion unter den besten Rahmenbedingungen durchzuführen. Seine Unterstützung in allen Belangen hat mich stets darin bestärkt, den Weg meines Forschungsvorhabens konsequent zu verfolgen. Prof. Dr. Winfried Schmitz danke ich herzlich für sein Engagement während der Zeit meines Studiums sowie für die Übernahme des Zweitgutachtens. Ebenso sei den weiteren Mitgliedern der Prüfungskommission gedankt: Prof. Dr. Michael Rathmann für wichtige Anregungen, ›ketzerische Nachfragen‹ und die Möglichkeit, wichtige Teile der Arbeit an der KU Eichstätt-Ingolstadt zur Diskussion zu stellen, Prof. Dr. Andrea Stieldorf für den aufschlussreichen Austausch über numismatische Themen bei verschiedenen Gelegenheiten. Prof. Dr. Matthias Becher, Prof. Dr. Jan Bemmann und (nochmals) Prof. Dr. Konrad Vössing danke ich für die Aufnahme in die Reihe ›Studien zu Macht und Herrschaft‹; die Drucklegung der Studie wurde durch die großzügige Finanzierung des Sonderforschungsbereichs 1167 ›Macht und Herrschaft‹ sowie der Deutschen Forschungsgemeinschaft ermöglicht. Auf dem Weg von ersten Skizzen und Ideen bis zur vorliegenden Monographie haben mich viele Menschen begleitet, die allesamt ihren Anteil daran haben, dass dieses Buch in seiner bestehenden Form veröffentlicht werden konnte. Wichtige Anregungen und Hinweise verdanke ich meinen Kolleginnen und Kollegen an der Bonner Abteilung für Alte Geschichte, den Mitgliedern des Graduiertenkollegs ›Masse und Integration in antiken Gesellschaften‹ sowie nicht zuletzt

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Vorwort

meinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern im Sonderforschungsbereich. Zudem danke ich den studentischen Hilfskräften des Teilprojekts für ihren unermüdlichen Einsatz und Janico Albrecht für seine äußerst hilfreichen Anmerkungen zum Manuskript. Der größte Dank gebührt meiner Familie. Meinen Eltern Waltraud und Dieter danke ich für ihre bedingungslose Unterstützung und zahlreiche Ermutigungen auf dem Weg zur Promotion, meiner Schwester Julia für ihr offenes Ohr in herausfordernden Zeiten. Meine Tochter Mathilda hat mich auf den letzten Metern des Weges getragen. An letzter Stelle möchte ich meiner Frau Kristina danken. In Form von zahllosen Anregungen und Rückmeldungen von der Phase der ersten Entwürfe bis zum abschließenden Korrekturlesen hat sie einen ganz wesentlichen Beitrag zum Ergebnis der vorliegenden Monographie geleistet. Ohne ihre Geduld und ihr Verständnis wäre dies nicht möglich gewesen, weshalb sich mein Dank nicht in Worte fassen lässt. Bonn, im Sommer 2022

David Hamacher

1.

Einleitung

1.1. Thema »Eine neue Untersuchung zur römischen Kaiser-Apotheose vorzulegen, entschließt man sich nur mit einigen Bedenken: das Thema gehört nicht gerade zu den zentralen Fragen der römischen Geschichte oder Religionsgeschichte und ist in den letzten 50 Jahren relativ häufig behandelt worden.«1

Zu dieser entmutigenden Einschätzung gelangte Wilhelm Kierdorf im Jahr 1986. Auch nach den 36 Jahren, die in der Zwischenzeit vergangen sind, mag man dazu geneigt sein, sie als weiterhin gültig anzusehen. Die Göttlichkeit des römischen Kaisers und der in diesem Kontext konstitutive Senatsbeschluss der consecratio sind Gegenstand zahlreicher Untersuchungen, in deren Ergebnis sich bestimmte Forschungsmeinungen ausgebildet haben, die nur wenig Raum für alternative Deutungsansätze zu bieten scheinen.2 Wie sich allerdings schon der Autor der eingangs zitierten Worte seinerzeit mit Verweis darauf, dass »in der bisherigen Diskussion wichtige Aspekte vernachlässigt«3 worden seien, mit guten Gründen dazu entschieden hat, eine neue Abhandlung vorzulegen, kann auch diese Untersuchung den Diskurs der Forschung insofern bereichern, als sie sich der Göttlichkeit des Kaisers als Politikum widmet und dabei in der Herausstellung und Betrachtung der Interaktion zwischen dem princeps und den Vertretern der Senatsaristokratie neue Perspektiven auf das Thema eröffnet.4 Für den Zeitraum des so genannten Prinzipats bzw. der römischen Geschichte der ersten beiden Jahrhunderte n. Chr. soll im Folgenden untersucht werden, 1 Wilhelm Kierdorf, ›Funus‹ und ›consecratio‹. Zu Terminologie und Ablauf der römischen Kaiserapotheose, in: Chiron 16 (1986), 43–69, hier 43. 2 Zur Forschungsdiskussion siehe Kap. 1.2. 3 Kierdorf 1986b, 43. 4 Dagegen ist in der Forschung immer wieder auch auf die religiöse Dimension des Themas verwiesen worden, wobei sich gerade in Hinblick auf die Frage des persönlichen Glaubens doch einige Schwierigkeiten ergeben, die nicht zuletzt in der Belastbarkeit der uns überlieferten antiken Quellenzeugnisse begründet sind, vgl. Kap. 1.2.

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Einleitung

welche Bedeutung der ›Vergöttlichung‹ des princeps in Rom in Hinblick auf die besondere Tektonik seiner Herrschaft zukam. Im Unterschied zu dem in der Forschung gemeinhin vertretenen Ansatz, hierin vor allem konstruktive, d. h. herrschaftsstabilisierende Wirkungskräfte herauszustellen, ist für die vorliegende Untersuchung ein Zugang gewählt worden, der sich dem Thema gerade in seinen dysfunktionalen Elementen, d. h. in seinen inneren Konflikten und Widersprüchen, nähert. Die sich hieraus ergebenden Spannungen sind bislang bei Weitem unterschätzt worden, können – wie im Folgenden zu zeigen sein wird – in ihrer Betrachtung aber einen wesentlichen Beitrag zu einem besseren Verständnis der Herrschaftsverhältnisse in der römischen Kaiserzeit leisten.5 Das römische Prinzipatssystem In der genannten Fokussierung erschließen sich die Implikationen der kaiserlichen divinitas erst in Relation zum entsprechenden politischen Bezugssystem: dem so genannten Prinzipat. Diese, aus den Verwerfungen der Späten Republik hervorgegangene Form der Herrschaft ist in ihrer Komplexität vor allem in der neueren Forschung mithilfe verschiedener Modelle instruktiv beschrieben worden, soll an dieser Stelle jedoch in Reduktion auf die für das Thema wesentlichen Aspekte nur in Grundzügen dargestellt werden.6 Ein geeigneter Zugang hierfür besteht in der Betrachtung der Umstände ihrer Entstehung: Nach seinem Sieg im Bürgerkrieg legte Octavian, der Großneffe und Adoptivsohn Caesars, seine umfassenden wie außerordentlichen Vollmachten im Januar des Jahres 27 v. Chr. 5 Zum Stellenwert des Themas siehe schon Simon R. F. Price, From Noble Funerals to Divine Cult: The Consecration of Roman Emperors, in: David Cannadine/Simon R. F. Price (edd.), Rituals of Royalty. Power and Ceremonial in Traditional Societies (Past and Present Publications), Cambridge 1987, 56–105, hier 56: »The apotheosis of Roman emperors offers a key to understanding the power of the emperors in their capital.« 6 Siehe exemplarisch etwa Aloys Winterling, ›Staat‹, ›Gesellschaft‹ und politische Integration in der römischen Kaiserzeit, in: Klio 83,1 (2001), 93–112; Ders., Dyarchie in der römischen Kaiserzeit. Vorschlag zur Wiederaufnahme der Diskussion, in: Wilfried Nippel/Bernd Seidensticker (edd.), Theodor Mommsens langer Schatten. Das römische Staatsrecht als bleibende Herausforderung für die Forschung (Spudasmata. Studien zur Klassischen Philologie und ihren Grenzgebieten 107), Hildesheim 2005, 177–198; Ders., Das römische Kaisertum des 1. und 2. Jahrhunderts n. Chr., in: Stefan Rebenich/Johannes Wienand (edd.), Monarchische Herrschaft im Altertum (Schriften des Historischen Kollegs 94), Boston/Berlin 2017, 413–432; Peter Eich, Aristokratie und Monarchie im kaiserzeitlichen Rom, in: Hans Beck/Peter Scholz/Uwe Walter (edd.), Die Macht der Wenigen. Aristokratische Herrschaftspraxis, Kommunikation und ›edler‹ Lebensstil in Antike und Früher Neuzeit (Historische Zeitschrift. Beihefte, Neue Folge 47), München 2008, 127–151; Egon Flaig, Den Kaiser herausfordern. Die Usurpation im Römischen Reich (Campus Historische Studien 7), 2., aktualisierte und erweiterte Auflage, Frankfurt a. Main 2019; vgl. Dieter Timpe, Moderne Konzeptionen des Kaisertums, in: Aloys Winterling (ed.), Zwischen Strukturgeschichte und Biographie. Probleme und Perspektiven einer neuen Römischen Kaisergeschichte 31 v. Chr.–192 n. Chr. (Schriften des Historischen Kollegs. Kolloquien 75), München 2011, 127–159 (mit einem sehr guten Forschungsüberblick).

Thema

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demonstrativ nieder und übertrug die Verfügungsgewalt über die res publica (zurück) an den Senat.7 Dieser, als ›Wiederherstellung der Republik‹ gefeierte Schritt stellte sich in der Retrospektive als Beginn einer neuen Epoche dar.8 Im unmittelbaren Anschluss an die Niederlegung seiner Vollmachten und auf öffentliches Drängen der vordergründig wieder in ihr Recht eingesetzten Senatoren übernahm Octavian gleichsam als Schutzherr des Gemeinwesens weitreichende Kompetenzen, die im Folgenden immer wieder verlängert und ausgebaut wurden, sodass die althergebrachten republikanischen Institutionen de iure wieder in Geltung waren, die eigentliche Macht de facto aber in den Händen eines einzelnen Mannes lag.9 Zur Beschreibung der eigenen Stellung wählte Octavian dabei den Begriff des princeps (der ›Erste‹), sodass wir mit Blick auf das von ihm 7 R. Gest. div. Aug. 34; Ov. fast. 1,589f.; Vell. 2,89,3f. Zur Darstellung der Vorgänge in der Geschichtsschreibung siehe etwa Liv. per. 134; Cass. Dio 53,2–10; vgl. Henning Börm/Wolfgang Havener, Octavians Rechtsstellung im Jahr 27 v. Chr. und das Problem der ›Übertragung‹ der res publica, in: Historia 61,2 (2012), 202–220. 8 Das insbesondere in der deutschen Forschung häufig gebrauchte Schlagwort der restitutio rei publicae bzw. der res publica restituta ist als solches zwar in der augusteischen Repräsentation nicht belegt, entspricht aber durchaus dem seinerzeit erhobenen Anspruch, die traditionelle republikanische Ordnung wieder in Geltung gesetzt zu haben, vgl. Edwin S. Ramage, The Nature and Purpose of Augustus’ ›Res Gestae‹ (Historia Einzelschriften 54), Stuttgart 1987, 66– 72; Walter Eder, Augustus and the Power of Tradition, in: Karl Galinsky (ed.), The Cambridge Companion to the Age of Augustus, New York 2005, 13–32, hier 18–27; Klaus Bringmann, Augustus (Gestalten der Antike), Darmstadt 2007, 105–173; Dietmar Kienast, Augustus. Prinzeps und Monarch, 4., bibliographisch aktualisierte und um ein Vorwort ergänzte Auflage, Darmstadt 2009, 78–98; dagegen Edwin A. Judge, ›Res Publica Restituta‹. A Modern Illusion?, in: James A. S. Evans (ed.), Polis and Imperium. Studies in Honour of Edward T. Salmon, Toronto 1974, 279–311. Zur Rezeption dieses Anspruchs in der zeitgenössischen Dichtung siehe etwa Fritz-Heiner Mutschler, Die res publica restituta des Augustus im Spiegel augusteischer Dichtung. Das kleine Problem mit der Freiheit, in: Andreas Haltenhoff/Andreas Heil/Fritz-Heiner Mutschler (edd.), Römische Werte und römische Literatur im frühen Prinzipat (Beiträge zur Altertumskunde 275), Berlin/New York 2011, 23–52. Die fasti Praenestini (FPraen. = InscrIt 13,2,112f.) verzeichnen für den 12. Januar des Jahres 27 v. Chr. indes einen Senatsbeschluss zur Anbringung eines Eichenkranzes über dem Eingang zum Wohnhaus des Augustus, [quod rem publicam] p(opulo) R(omano) restituit (siehe unten); auch im augusteischen Zeugnis der laudatio Turiae (CIL VI 1527; Wistrand 1976; Flach 1991) ist von der restituta res publica die Rede, vgl. Wilhelm Kierdorf, Laudatio Funebris. Interpretationen und Untersuchungen zur Entwicklung der römischen Leichenrede (Beiträge zur Klassischen Philologie 106), Meisenheim a. Glan 1980, 33–48; siehe zudem Klaus Bringmann, Von der res publica amissa zur res publica restituta. Zu zwei Schlagworten aus der Zeit zwischen Republik und Monarchie in: Jörg Spielvogel (ed.), Res publica reperta. Zur Verfassung und Gesellschaft der römischen Republik und des frühen Prinzipats. Festschrift für Jochen Bleicken zum 75. Geburtstag (Sonderband zur Zeitschrift Hermes und den HermesEinzelschriften), Stuttgart 2002, 113–123. 9 R. Gest. div. Aug. 34; Cass. Dio 53,11,4; vgl. Jochen Bleicken, Augustus. Eine Biographie, 2. Auflage, Berlin 1998, 297–369; Klaus Bringmann/Thomas Schäfer, Augustus und die Begründung des römischen Kaisertums (Studienbücher. Geschichte und Kultur der Alten Welt), Berlin 2002, 45–54; Kienast 2009, 78–98.

16

Einleitung

begründete politische System, das bis ins dritte Jahrhundert n. Chr. in Rom fortbestehen sollte, noch heute vom Prinzipat sprechen.10 Die unter diesen Umständen geprägte Form der Herrschaft war keine auf langen Traditionen beruhende, gefestigte Monarchie, sondern stellte vielmehr ein spannungsgeladenes System dar: Während die Stellung des Herrschers auf seiner faktischen (nicht zuletzt: militärischen) Macht basierte, erwies sie sich zugleich insofern als labil, als sie in Hinblick auf ihre Legitimierung im Rahmen der Prinzipatsideologie im Grunde immer wieder neu auszuhandeln und somit prekär war.11 Die Herrschaft des römischen Kaisers war dementsprechend in 10 Der Begriff princeps geht auf eine Selbstbezeichnung Octavians zurück (R. Gest. div. Aug. 13; 30; 32; siehe auch Tac. ann. 1,1,1; 1,9,5; Ov. fast. 2,142), die Bezeichnung der entsprechenden Herrschaftsform als principatus ist schon bei den antiken Autoren zahlreich belegt, als Forschungsbegriff (›Prinzipat‹) aber in besonderer Weise von Theodor Mommsen geprägt worden, vgl. Ders., Römisches Staatsrecht, Bd. 2, zweiter Teil, 4. Auflage, Tübingen 1952. Zur Bedeutung und Verwendung des Begriffs princeps in der antiken Literatur (auch hinsichtlich seiner republikanischen Wurzeln) vgl. Jean Béranger, Recherches sur l’aspect idéologique du principat (Schweizerische Beiträge zur Altertumswissenschaft 6), Basel 1953, 31–43 und 55–61; Lothar Wickert, princeps (civitatis), in: RE 22,2 (1954), 1998–2296; Ders., Neue Forschungen zum römischen Principat, in: ANRW II 1 (1974), 3–76; Joseph Hellegouarc’h, Le vocabulaire latin des relations et des partis politiques sous la république (Publications de la Faculté des Lettres et Sciences Humaines de l’Université de Lille 11), 2., durchgesehene und verbesserte Auflage, Paris 1972, 327–361. Zur zeitlichen Einteilung der Kaiserzeit siehe etwa Jochen Bleicken, Prinzipat und Dominat. Gedanken zur Periodisierung der römischen Kaiserzeit (Frankfurter Historische Vorträge 6), Wiesbaden 1978; Alexander Demandt, Geschichte der Spätantike. Das Römische Reich von Diocletian bis Justinian 284–565 n. Chr. (Beck’s Historische Bibliothek), 2., vollständig bearbeitete und erweiterte Auflage, München 2008, 498–501. Auch ohne Rückgriff auf die von Theodor Mommsen in Abgrenzung zum Begriff des Prinzipats geprägte Bezeichnung ›Dominat‹ für die Epoche des spätantiken Kaisertums (Ders. 1952, 760–763; Ders., Abriss des römischen Staatsrechts, neue ungekürzte Ausgabe mit einem neuen Namen- und Sachregister nach der 2. Auflage von 1907 [Systematisches Handbuch der Deutschen Rechtswissenschaft, 1. Abteilung, 3. Teil], Darmstadt 1974, 275–289) markiert die Herrschaft Diokletians in dieser Hinsicht ohne Zweifel eine Zäsur. 11 In seinem Versuch, das Prinzipatssystem verfassungsrechtlich zu beschreiben, gelangte dementsprechend schon Theodor Mommsen zu der vielzitierten Feststellung, dass es wohl nie ein Regiment gegeben hätte, »dem der Begriff der Legitimität so völlig abhanden gekommen wäre wie dem augusteischen Principat« (Ders. 1952, 844). Mag diese Einschätzung in Hinblick auf die staatsrechtlichen Defizite der von Octavian begründeten Herrschaftsform durchaus zutreffend sein, lässt sich doch keineswegs davon sprechen, dass sie somit auch illegitim gewesen wäre: Das Problem der Legitimität bezieht sich auf die Stellung des princeps, nicht aber auf die Form der Herrschaft, die ihren Begründer noch lange überdauern sollte und nicht ernsthaft infrage stand. So ist es Octavian gelungen, das neue politische System vom Ende des Bürgerkriegs, der mit der demonstrativen Schließung des Ianus-Tempels im Jahr 29 v. Chr. gefeiert wurde (Oros. 6,20,1; R. Gest. div. Aug. 13; Suet. Aug. 22), bis zu seinem Tod im Jahr 14 n. Chr. (FAntMin. = InscrIt 13,2,208; FOst Ca s. 4f.) in einer Weise zu etablieren, die es hiernach geradezu alternativlos erscheinen ließ. Programmatisch stellt sich in diesem Zusammenhang die von Tacitus (ann. 1,2f.) formulierte Sicht auf die Dinge dar, wonach die Vertreter der Republik entweder im Bürgerkrieg gefallen wären oder sich hier-

Thema

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besonderer Weise von einem gegenseitigen Abhängigkeitsverhältnis zur senatorischen Führungselite geprägt, auf deren Kooperation der princeps nicht nur in praktischer Hinsicht (nämlich bei der Verwaltung des Imperium), sondern vor allem auch ideologisch angewiesen war: In offizieller Vertretung des populus Romanus, der Gesamtheit der römischen Bürgerschaft, betraute ihn der Senat mit seinen Kompetenzen – als den am besten Geeigneten (optimus).12 Die charismatische Repräsentation des Herrschers Im beständigen Erfordernis, sich im Rahmen des traditionellen meritokratischen Modells zu legitimieren, d. h. sich dauerhaft als optimus zu erweisen, war der princeps in der Akzeptanz seiner Herrschaft darauf angewiesen, dass seine Verdienste und Leistungen für die res publica entsprechend honoriert und somit anerkannt wurden. Bereits mit Blick auf die Vorgänge des Jahres 27 v. Chr. lässt sich dieser Mechanismus anschaulich illustrieren: Nach seiner Rückgabe der Verfügungsgewalt über die res publica an den Senat wurden Octavian für sein Verdienst außerordentliche Ehren zuteil. So fasste der Senat den Beschluss, den Eingang seines Hauses auf dem Palatin mit zwei Lorbeerbäumen zu schmücken und mit einem Kranz aus Eichenlaub zu bekrönen.13 In der curia, dem Vernach mit dem neuen Regime arrangiert hätten. Auch die von Sueton (Cal. 60; vgl. Ios. ant. Iud. 19,166–186) überlieferten Forderungen nach der Ermordung Caligulas im Jahr 41, gewaltsam gegen das Andenken der Caesares vorzugehen, sind offenbar tatenlos verhallt. Zur Möglichkeit der politischen Auseinandersetzung mit dem Prinzipat und seinen Vertretern siehe Kurt A. Raaflaub, Grundzüge, Ziele und Ideen der Opposition gegen die Kaiser im 1. Jh. n. Chr., in: Adalberto Giovannini/Denis van Berchem (edd.), Opposition et résistance à l’empire d’Auguste à Trajan (Entretiens 33), Genf 1987, 1–55 mit 56–61 (Diskussion). In der Akzentuierung der »Wechselbeziehung von gedachter und etablierter Ordnung« lässt sich in Hinblick auf das System des römischen Prinzipats auch von einer ›Herrschaftskonfiguration‹ sprechen, vgl. Bernd Schneidmüller/Stefan Weinfurter, Ordnungskonfigurationen. Die Erprobung eines Forschungsdesigns, in: Dies. (edd.), Ordnungskonfigurationen im Hohen Mittelalter (Vorträge und Forschungen 64), Ostfildern 2006, 7–18, hier 8. 12 Egon Flaig hat dabei die Vorstellung eines Akzeptanzsystems geprägt, in dem der princeps im Bestand seiner Herrschaft auf die (verlierbare) Zustimmung bestimmter sozialer Gruppen angewiesen war, namentlich die der plebs urbana (d. h. der Bevölkerung der Hauptstadt), die der in den Legionen wie der Prätorianergarde dienenden römischen Bürgersoldaten sowie die der Senatorenschaft in ihrer Funktion als in die Verwaltung des Imperium Romanum eingebundener Teil der Reichsaristokratie, vgl. Ders., Den Kaiser herausfordern. Die Usurpation im Römischen Reich (Campus Historische Studien 7), Frankfurt a. Main 1992, 174–207; Ders., Für eine Konzeptionalisierung der Usurpation im spätrömischen Reich, in: François Paschoud/Joachim Szidat (edd.), Usurpationen in der Spätantike (Akten des Kolloquiums ›Staatsstreich und Staatlichkeit‹, 6.–10. März 1996, Solothurn/Bern), Stuttgart 1997, 15–34; Ders., Stabile Monarchie – sturzgefährdeter Kaiser. Überlegungen zur augusteischen Monarchie, in: Ernst Baltrusch/Christian Wendt (edd.), Der Erste. Augustus und der Beginn einer neuen Epoche, Darmstadt 2016, 8–16; Ders. 2019a. 13 R. Gest. div. Aug. 34; Cass. Dio 53,16,4. Mit Blick auf den Lorbeerschmuck – im augusteischen Tatenbericht ist lediglich von laurei die Rede – ist vor allem auf zwei Sinnbezüge hinzuweisen, die beide gleichermaßen eine numinose Bedeutungsebene erkennen lassen: Zum einen wurde

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sammlungslokal der Senatoren am Forum Romanum, wurde ein goldener Schild aufgestellt, auf dem jene Tugenden eingraviert waren, mit denen sich der so Geehrte diese Auszeichnung verdient hatte: virtus, clementia, iustitia und pietas.14 Als Kulminationspunkt dieser Reihe von ausgesuchten Ehrungen hat schließlich die Verleihung des Augustus-Namens zu gelten, unter dem Octavian bekannt wurde und der hiernach auch in die Herrschertitulatur der späteren principes einging; auch wenn der Gehalt dieses Namens, über den man bereits in der Antike spekulierte, nicht klar zu fassen ist, war er doch von der Idee der Überhöhung geprägt, die den jeweiligen Namensträger mit einer sakralen Aura umgab.15 Der sich hierin manifestierenden charismatischen Repräsentation des das Haus des Geehrten damit in der gleichen Weise wie die Kult- und Amtslokale bestimmter Priester geschmückt, zum anderen ergab sich damit ein Bezug zu Apollo, in dessen Kult dem Lorbeer eine große Bedeutung zukam und dem sich Augustus besonders verbunden fühlte, vgl. Andreas Alföldi, Die zwei Lorbeerbäume des Augustus (Antiquitas, Reihe 3: Abhandlungen zur Vor- und Frühgeschichte, zur klassischen und provinzial-römischen Archäologie und zur Geschichte des Altertums 14), Bonn 1973. Zum prominenten Apollobezug des princeps siehe Otto Immisch, Zum antiken Herrscherkult, in: Das Erbe der Alten, 2. Reihe, Heft 20: Aus Roms Zeitwende, Leipzig 1931, 1–36, hier 22–36; John F. Miller, Apollo, Augustus, and the Poets, Cambridge 2009. Bei dem genannten Kranz aus Eichenlaub handelte es sich indes um eine corona civica (›Bürgerkrone‹) – eine ursprünglich militärische Auszeichnung, die Soldaten verliehen wurde, die im Kampfgeschehen einem Kameraden bzw. Mitbürger das Leben gerettet hatten, vgl. Birgit Bergmann, Der Kranz des Kaisers. Genese und Bedeutung einer römischen Insignie (Image & Context 6), Berlin/New York 2010, 135– 183. Wie sich der Legende von Münzen entnehmen lässt, die seinerzeit geprägt und ausgegeben wurden und auf ihrer Rückseite den Eichenkranz abbilden, erhielt Augustus die Auszeichnung ob civis servatos, d. h. für die ›Errettung‹ der gesamten römischen Bürgerschaft, RIC I² (Augustus) 29; 30; 40; 75–78; 323; 325; 327–330; 341; 345; 348; 549; siehe auch Cass. Dio 53,16,4; vgl. Andreas Alföldi, Die Geburt der kaiserlichen Bildsymbolik: kleine Beiträge zu ihrer Entstehungsgeschichte III, in: MH 9 (1952), 204–243, hier 213–243. 14 R. Gest. div. Aug. 34. Der clipeus virtutis ist uns in Form einer Marmorkopie aus Arelate (Gallia Narbonensis) überliefert, vgl. William Seston, Le clipeus virtutis d’Arles et la composition des Res gestae divi Augusti, in: CRAI 98,3 (1954), 286–297. Zur Darstellung der Ehrungen in der Münzprägung siehe Hans-Joachim Gehrke, Münzen im Rahmen kaiserlicher Selbstdarstellung – Die Konstituierung des Prinzipats durch Augustus, in: AU 22,4 (1979), 67–86, hier 78–82; Paul Zanker, Augustus und die Macht der Bilder, München 1987, 96–106. Zur Verwendung und Bedeutung der genannten Tugendbegriffe, die sich im Deutschen am ehesten mit ›Tapferkeit‹, ›Milde‹, ›Gerechtigkeit‹ und ›Frömmigkeit‹ übersetzen lassen, siehe im Einzelnen: Werner Eisenhut, Virtus Romana. Ihre Stellung im römischen Wertesystem (Studia et Testimonia Antiqua 13), München 1973, bes. 84f. (zur virtus); Wickert 1954, 2234–2248; Ders. 1974, 67–69; Hellegouarc’h 1972, 261–263 (zur clementia); Wickert 1954, 2248–2253; Ders. 1974, 69; Hellegouarc’h 1972, 265–267 (zur iustitia); ebd., 276–279 (zur pietas). 15 Folgt man den Berichten der antiken Autoren, waren zunächst noch weitere Titel diskutiert worden, wobei man den zuvor präferierten Vorschlag ›Romulus‹ aufgrund seines Bezugs zum verhassten Königtum fallen gelassen haben soll, Suet. Aug. 7,2; Cass. Dio 53,16,6–8. Zum augusteischen Vorbild des Romulus (als Begründer der Stadt) siehe beispielsweise Suet. Aug. 95; Cass. Dio 53,16,5; 56,36,3; 56,46,1f.; Hor. epist. 2,1,5–17; vgl. Kenneth Scott, The Identification of Augustus with Romulus-Quirinus, in: TAPhA 56 (1925), 82–105; Andreas

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Herrschers kam unter den geschilderten Bedingungen des Prinzipatssystems eine zentrale Bedeutung zu. Schon Octavian selbst hatte sich in der Begründung seiner besonderen Stellung nicht etwa auf die Geltung seiner potestas (›Amtsgewalt‹) und somit auf eine Befugnis im formalrechtlichen Sinne berufen, sondern auf seine auctoritas, womit eine unscharfe und doch keineswegs unbestimmte Qualität umschrieben war, die ihn in die Lage versetzte, seinen senatorischen Standesgenossen, denen er formal als primus inter pares gleichgeordnet blieb, wie der res publica selbst vorzustehen.16 Mag diese herrscherliche Alföldi, Die Geburt der kaiserlichen Bildsymbolik: kleine Beiträge zu ihrer Entstehungsgeschichte II, in: MH 8 (1951), 190–215. Auch über den Titel ›Quirinus‹ soll diskutiert worden sein, Serv. Aen. 1,292. Während der Augustus-Name in seiner ersten Übertragung auf Tiberius noch testamentarisch vererbt wurde (Suet. Tib. 26,2; Cass. Dio 56,38,1), konnte er sich später als derart elementarer Bestandteil der kaiserlichen Titulatur etablieren, dass es eher bemerkenswert war, wenn er nach Herrschaftsantritt nicht bzw. nicht sogleich angenommen wurde, wie etwa im Fall des Vitellius, Tac. hist. 2,62,2; 2,90,2; Suet. Vit. 9; vgl. Brigitte Richter, Vitellius. Ein Zerrbild der Geschichtsschreibung. Untersuchungen zum Prinzipat des A. Vitellius (Prismata. Beiträge zur Altertumswissenschaft 3), Frankfurt a. Main 1992, 107f. und 115–119. Zur Bedeutung des Augustus-Namens (sowie seiner griechischen Entsprechung Σεβαστός), der im Deutschen zumeist mit ›der Erhabene‹ übersetzt wird, siehe einmal mehr Mommsen 1952, 771–774; Kenneth Scott, Tiberius’ Refusal of the Title ›Augustus‹, in: CPh 27,1 (1932), 43–50, hier 46f.; Paul M. Martin, L’idée de royauté à Rome I. De la Rome royale au consensus républicain (Miroir des civilisations antiques 1), Clermont-Ferrand 1982, 85– 87; vgl. Maria H. Dettenhofer, Herrschaft und Widerstand im augusteischen Principat. Die Konkurrenz zwischen res publica und domus Augusta (Historia Einzelschriften 140), Stuttgart 2000, 82–85. 16 R. Gest. div. Aug. 34: Post id tempus auctoritate omnibus praestiti, potestatis autem nihilo amplius habui quam ceteri qui mihi quoque in magistratu conlegae fuerunt. – Übersetzung Giebel: »Seit dieser Zeit [27 v. Chr.] überragte ich alle übrigen an Autorität, an Amtsgewalt aber besaß ich nicht mehr als die anderen, die auch ich im Amt zu Kollegen hatte.« Der Schlüsselbegriff der auctoritas, der im Text des Monumentum Ancyranum selbst durch eine Lücke ausgefallen war – in der griechischen Fassung allerdings mit ἀξίωμα angegeben wurde –, konnte erst im Jahr 1924 durch den Fund eines passenden Fragments des Monumentum Antiochenum ergänzt werden, vgl. Anton von Premerstein, Zur Aufzeichnung der Res Gestae divi Augusti im pisidischen Antiochia, in: Hermes 59 (1924), 95–107, hier 103–106. Zuvor hatte man an dieser Stelle noch den Begriff dignitas vermutet, wie etwa in der Erstausgabe der Inschrift durch Mommsen 1865, 97 (VI, 21–23). Zur komplexen Wortbedeutung von auctoritas siehe Richard Heinze, Auctoritas, in: Hermes 60,3 (1925), 348–366; zur Schwierigkeit einer Übersetzung des Begriffs im augusteischen Kontext vgl. Hohl 1947. Gemäß der von Max Weber geprägten Herrschaftstypologie (vgl. Ders., Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie, 5., revidierte Auflage, besorgt von Johannes Winckelmann, Tübingen 1980; Erstausgabe Tübingen 1922) könnte man demnach von einer ›charismatischen Herrschaft‹ sprechen – wenn nicht in Bezug auf das Prinzipatssystem selbst, so doch zumindest in Bezug auf die Repräsentation seiner einzelnen Vertreter (eingedenk des Vorbehalts, dass es sich bei den von Max Weber entworfenen Typen um unhistorische Idealtypen handelt), siehe Ulrich Gotter, Die Nemesis des Allgemein-Gültigen. Max Webers Charisma-Konzept und die antiken Monarchien, in: Pavlína Rychterová/ Stefan Seit/Raphaela Veit (edd.), Das Charisma. Funktionen und symbolische Repräsentationen (Beiträge zu den Historischen Kulturwissenschaften 2), Berlin 2008, 173–186; Michael Sommer, Empire of Glory. Weberian Paradigms and the Complexities of Authority in

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›Autorität‹, die nicht zuletzt eine numinose Komponente beinhaltete, in ideologischer Hinsicht mitunter zu einer Qualität aus eigenem Recht erklärt worden sein, hing sie in politischer Hinsicht doch klar von der Anerkennung durch Andere ab und blieb dem meritokratischen Prinzip unterworfen, wonach die Rechtmäßigkeit der Herrschaft des princeps in der positiven Beurteilung seiner Leistungen begründet war. Die im Gesichtskreis der römischen Vorstellungswelt tief verwurzelte Anschauung, wonach außerordentliches Meritum in adäquater Weise, d. h. in Form von außerordentlichen Ehrungen, zu vergelten war, musste mit Blick auf die Verhältnisse des Prinzipats dabei zwangsläufig zu einem grundlegenden Problem führen: So sehr der princeps in politischer Hinsicht davon abhängig war, dass man seiner herrscherlichen Stellung (und somit gewissermaßen auch deren charismatischen Begründung) durch außerordentliche Ehrungen entsprach, so sehr mussten die ihnen zugrunde liegenden Beschlüsse der Senatorenschaft offenbar werden lassen, wie sehr er dem nominell auf Gleichheit basierenden System doch faktisch entwachsen war.17 Die Gefahr bestand dabei nicht etwa darin, dass sich die relevanten politischen Akteure hierüber auf einmal klar geworden wären – wir dürfen sicher davon ausgehen, dass man sich bereits unter Augustus keinen Illusionen über die Situation hingab –, sondern vielmehr darin, dass das für das Funktionieren des Systems so elementare Verhältnis zwischen dem princeps auf der einen und den Vertretern des Senats auf der anderen Seite in einer Weise auf die Probe gestellt wurde, die am Ende auch dem Bestand der Herrschaft potenziell gefährlich werden konnte. Die Brisanz dieser Ausgangslage erforderte von allen Akteuren ein gewisses kommunikatives Geschick, das sich nicht zuletzt in Hinblick auf die in Rom mit Abstand größte denkbare Ehrung anschaulich illustrieren lässt: gemeint ist die

Imperial Rome, in: MWS 11,2 (2011), 155–191; skeptisch dagegen Egon Flaig, Der römische Prinzipat. Monarchische Herrschaften typisieren – auf den Spuren von Foucault, Bourdieu und Max Weber, in: Karina Kellermann/Alheydis Plassmann/Christian Schwermann (edd.), Criticising the Ruler in Pre-Modern Societies – Possibilities, Chances, and Methods. Kritik am Herrscher in vormodernen Gesellschaften – Möglichkeiten, Chancen, Methoden (Macht und Herrschaft 6), Göttingen 2019, 55–88, hier 72–74. Mit Blick auf die republikanischen Verhältnisse siehe Christoph R. Hatscher, Charisma und Res Publica. Max Webers Herrschaftssoziologie und die römische Republik (Historia Einzelschriften 136), Stuttgart 2000; bezüglich des Charisma-Begriffs Max Webers siehe Thomas Kroll, Max Webers Idealtypus der charismatischen Herrschaft und die zeitgenössische Charisma-Debatte, in: Edith Hanke/Wolfgang J. Mommsen (edd.), Max Webers Herrschaftssoziologie. Studien zu Entstehung und Wirkung, Tübingen 2001, 47–72; Joachim Radkau, Max Weber. Die Leidenschaft des Denkens, München/Wien 2005, 539–613, bes. 600–613. 17 Siehe hierzu auch Kap. 2.1.

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so genannte consecratio, die sakralrechtlich gültige Erklärung des verstorbenen princeps zum divus (›Staatsgott‹).18 Die Verhandlung der Göttlichkeit des Herrschers Die Entscheidung über die Aufnahme unter die Staatsgötter kam offiziell dem Senat zu, der als beschlussfassendes Gremium für die Approbation und Einrichtung von neuen Götterkulten zuständig war.19 Mit dem Präzedenzfall Caesars trat die Möglichkeit, dem Herrscher in Rom göttliche Ehren zuteil werden zu lassen, in den Gesichtskreis der handelnden Akteure und fand mit Augustus auch Eingang in die politische Praxis des Prinzipats.20 Während der Beschluss der consecratio selbst ganz grundsätzlich dem verstorbenen Herrscher vorbehalten war, konnte der Senat den princeps bereits zu Lebzeiten in Form von Ehrungen in einer Weise auszeichnen, die diesem die Apotheose geradezu in Aussicht stellte und als zwischenzeitliche Bestätigung auf dem Weg zur posthumen Göttlichkeit verstanden werden konnte. Ein derartiges Verfahren bot sich nicht nur aus Gründen der gegenseitigen Versicherung an, zugleich wurden hierdurch auch gewisse Spielräume eröffnet, die von den jeweiligen Akteuren genutzt werden konnten, um sich innerhalb des beständigen Diskurses über die herrscherliche divinitas in der einen oder anderen Weise zu positionieren; als beschlussfassendes Gremium war der Senat dabei jedoch weitaus weniger handlungsfähig als in Gestalt seiner einzelnen Mitglieder, die durchaus häufig in Konkurrenz zueinander agierten und somit eine gewisse Dynamik provozieren konnten. Mit Blick auf die so geschilderten Verhältnisse hat Helga Gesche vorgeschlagen, zwischen dem Vorgang der ›Vergöttlichung‹ und dem Akt der ›Vergottung‹ zu differenzieren: Während der Kaiser also bereits zu Lebzeiten in Form von entsprechenden Ehrenbeschlüssen sukzessive in die Nähe der Götter gerückt – d. h. hier: ›vergöttlicht‹ – werden konnte, bezeichnet der Begriff der ›Vergottung‹ demgegenüber gewissermaßen den erfolgreichen Abschluss dieses Prozesses, nämlich seine sakralrechtlich gültige Aufnahme unter die römischen

18 Vgl. Antonie Wlosok, Einführung, in: Dies. (ed.), Römischer Kaiserkult (Wege der Forschung 372), Darmstadt 1978, 1–52, hier 1. Zum Begriff der consecratio und seiner Verwendung in der antiken Literatur siehe Georg Wissowa, consecratio, in: RE 4,1 (1900), 896–902; Thomas Pekáry, Das römische Kaiserbildnis in Staat, Kult und Gesellschaft, dargestellt anhand der Schriftquellen (Das römische Herrscherbild, Abteilung 3, Bd. 5), Berlin 1985, 107– 115; Kierdorf 1986b, 46–49. 19 Diese Kompetenz beschreibt etwa Tertullian (apol. 5,1) mit folgenden Worten: vetus erat decretum, ne qui deus ab imperatore consecraretur nisi a senatu probatus. – Übersetzung Becker: »es gab einen alten Beschluß, daß kein Gott von einem Imperator geweiht werden dürfe, wenn der Senat ihn nicht geprüft und gebilligt habe«. Siehe hierzu auch Kap. 5.1. 20 Zum Präzendenzfall Caesars siehe Kap. 4.2.3.1.

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Staatsgötter.21 Mag diese begriffliche Differenzierung in Hinblick auf ihre methodischen Implikationen auch durchaus berechtigt sein, soll im Folgenden unter dem Terminus ›Vergöttlichung‹ bzw. ›Divinisierung‹ allein die im Senatsbeschluss der consecratio manifestierte Erhebung des verstorbenen Kaisers zum divus verstanden werden.22 Die bereits zu Lebzeiten des Herrschers getroffenen Aussagen in Bezug auf dessen Göttlichkeit und somit auch die in diesem Kontext beschlossenen Ehrungen standen indes allesamt unter dem Vorbehalt der abschließenden bzw. posthumen Beurteilung: Erst wenn der princeps die in ihn gesetzten Erwartungen vollends erfüllt und so seine divinitas erwiesen hatte, sollte er auch offiziell zum divus erklärt werden. In Anbetracht dieses Umstands ist verschiedentlich die Vorstellung eines senatorischen Totengerichts geprägt worden, in dem die Vertreter des Senats nach dem Tod des Kaisers zusammenkamen, um darüber zu urteilen, inwiefern die Leistungen des verstorbenen princeps tatsächlich als übermenschlich und somit eine consecratio rechtfertigend anzusehen waren.23 21 Vgl. Helga Gesche, Die Vergottung Caesars, in: Antonie Wlosok (ed.), Römischer Kaiserkult (Wege der Forschung 372), Darmstadt 1978, 368–374, hier 369: »Als differenzierende Termini bieten sich die Begriffe ›Vergöttlichung‹ und ›Vergottung‹ an. Unter ›Vergöttlichung‹ wird die Zuerkennung und Ausführung von Ehrungen verstanden, wie sie zwar ähnlich für Götter üblich waren, durch die aber der Geehrte nicht sakralrechtlich unter die Staatsgötter erhoben wird, sondern nur eine gewisse Rangerhöhung im menschlich-politischen Bereich erfährt. ›Vergottung‹ meint hingegen die offizielle, von Staats wegen erfolgende und durch das Sakralrecht des Staates sanktionierte Aufnahme eines Menschen unter die Staatsgötter. Um von Vergottung sprechen zu können, müssen jene Kriterien erfüllt sein, die auch bei den übrigen Staatsgöttern gegeben sind. Diese sind das Vorhandensein eines Kultnamens, einer Kultstätte und eines funktionierenden Kultes, d. h. das Amtieren eines staatlichen Priesters.« Siehe hierzu auch Dies., Die Vergottung Caesars (Frankfurter Althistorische Studien 1), Kallmünz 1968, 9–11. Wie etwa Manfred Clauss (Ders., Kaiser und Gott. Herrscherkult im römischen Reich, Stuttgart/Leipzig 1999 [ND München/Leipzig 2001], 36) anmerkt, entspricht diese Differenzierung mehr der wissenschaftlichen Arbeitsweise als den religiösen Vorstellungen der Zeit, wobei hiermit wohl in erster Linie an die breite Bevölkerung gedacht ist; die handelnden Akteure selbst, d. h. der princeps wie die Vertreter des Senats, dürften indes einen anderen Blick auf die Dinge gehabt haben. 22 Erwähnt sei hier noch die von Manfred Clauss vorgeschlagene und formal begründete Differenzierung zwischen der ›Divinisierung‹ als senatorische Beschlussfassung (der consecratio) sowie der ›Konsekration‹ als performative Durchführung des entsprechenden Beschlusses (vgl. Ders. 2001, 356–368), der im Rahmen der vorliegenden Arbeit allerdings keine weitere Bedeutung zukommt. 23 Während Theodor Mommsen die Vorstellung eines solchen Totengerichts vor allem in Hinblick auf rechtliche Überlegungen geprägt hat (vgl. Ders. 1952, 1132–1135), hebt Friedrich Vittinghoff zu Recht hervor, dass es hierbei weniger um juristische Belange als vielmehr um eine politische Beurteilung der vorangegangenen Herrschaft gegangen sei, vgl. Ders., Der Staatsfeind in der römischen Kaiserzeit. Untersuchungen zur ›damnatio memoriae‹ (Neue deutsche Forschungen. Abteilung Alte Geschichte 2), Berlin 1936, 90; siehe hierzu auch Elias Bickermann, Die römische Kaiserapotheose, in: Archiv für Religionswissenschaft 27 (1929), 1–34, hier 31.

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Da die Anerkennung der exzeptionellen, ja übermenschlichen Qualität des princeps nicht auf einer Wertung irgendwie messbarer Ergebnisse basierte, sondern letztendlich nicht mehr als eine Frage der Zuschreibung war, die nur im Kommunikationsraum der senatorischen Elite erfolgen konnte, müssen wir davon ausgehen, dass wir es in dieser Sache in irgendeiner Form mit Aushandlungen zu tun haben, die nicht erst nach dem Tod des Kaisers einsetzten. Während auf der Ebene des Diskurses selbst zu verhandeln war, welche Leistungen des Herrschers inwiefern als exzeptionell zu gelten hatten, sind hinsichtlich der äußeren Rahmenbedingungen einige Präliminarien vorauszuschicken. So ist zunächst etwa festzuhalten, dass die Teilnehmer des Diskurses – nämlich der princeps (wie sein Umfeld) auf der einen sowie die Vertreter der Senatorenschaft auf der anderen Seite – keineswegs gleichrangig waren, woraus sich allerdings nicht folgerichtig ergibt, dass das Ergebnis bereits von vornherein feststand. Selbst im Modus der asymmetrischen Verhandlung war es ohne Weiteres möglich, dass die schwächere Partei ihrem stärkeren Gegenüber gewisse Zugeständnisse abringen und somit auch den Verlauf der Verhandlung in eine Richtung (ab)lenken konnte, die dem Anspruch der stärkeren Partei nicht (vollends) genügte. Mag es den Vertretern des Senats schon in Hinblick auf die skizzierten politischen Verhältnisse des Prinzipats auch nicht möglich gewesen sein, sich den Forderungen des Herrschers völlig zu verweigern, besaß das für beide Seiten gleichermaßen zu vermeidende und kaum explizierte Szenario des Scheiterns doch zweifellos das Potenzial, in der einen oder anderen Weise auf den Verlauf der Verhandlung einzuwirken. Allein angesichts der Brisanz des Themas konnte zudem keine der beiden Parteien ein ernsthaftes Interesse daran haben, die entsprechenden Interaktionen auch darzustellen oder sichtbar werden zu lassen. Müssen wir schon auf der Ebene des Diskurses selbst davon ausgehen, dass der eigentliche Gegenstand der Verhandlung, nämlich die Göttlichkeit des Herrschers, von den Akteuren kaum direkt adressiert und insbesondere von Seiten des princeps nicht öffentlich thematisiert werden konnte, sondern in hohem Maße von einer Codierung geprägt war, spielte sich die Interaktion zwischen Kaiser und Senat zweifellos weitgehend im Verborgenen ab. Auch ein solches informelles Aushandeln wird jedoch Spuren hinterlassen haben, denen sich – wenn auch lediglich in Form von Reflexen im uns überlieferten Quellenmaterial – folgen lässt.

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1.2. Forschungsüberblick Die Göttlichkeit des römischen Kaisers ist Gegenstand zahlreicher Untersuchungen.24 Im Fokus der Betrachtung stehen dabei oft Fragen, die sich den Ursprüngen, Erscheinungsformen und Hintergründen der kultischen Verehrung des princeps widmen und in dieser Fokussierung vornehmlich der Religionsgeschichte zuzurechnen sind. Aufgrund der Disparität der Befunde, auf die man hierbei verwiesen ist, hat sich in diesem Zusammenhang im Laufe der Zeit eine Art von Rasterbeschreibung durchgesetzt, in der – vereinfacht gesprochen – danach gefragt wird, welche Bevölkerungs- bzw. Statusgruppen den Herrscher zu welcher Zeit, an welchem Ort und in welcher Weise als Gottheit verehrten. Das häufig bemühte Modell einer Unterscheidung zwischen Rom und den Provinzen (die ihrerseits in die lateinischen Westprovinzen und die hellenistischen Ostprovinzen unterteilt werden), zwischen Römern und Nichtrömern sowie zwischen ›gottähnlicher‹ und ›göttlicher‹ Verehrung mag in seiner formalistischen Ausprägung zu der Vorstellung verleiten, wonach es sich bei der Göttlichkeit des römischen princeps um einen definitorisch klar zu fassenden Gegenstand handelt, was allerdings mitnichten zutrifft. Besonders mit dem Bereich des persönlichen Glaubens betritt man schließlich ein Feld, das sich unserem Zugriff aufgrund der nicht von der Hand zu weisenden Schwierigkeit, über die Quellen mehr oder weniger direkt auf eine wie auch immer geartete innere Haltung bzw. Religiösität zuzugreifen, allgemein entzieht. Demgegenüber stellt die vom Senat offiziell beschlossene und hiernach im öffentlichen Rahmen breit inszenierte consecratio einen Untersuchungsgegenstand dar, der sich im Spiegel der antiken Zeugnisse hinreichend klar und gut greifen lässt.25 In ihrer Prägung als Politikum ist die Göttlichkeit des römischen Kaisers in der Forschung bislang zumeist in Hinblick auf ihre konstruktive – d. h. herrschaftsstabilisierende – Wirkung untersucht worden. Insbesondere die institutionelle Ausgestaltung des römischen Kaiserkults in den Provinzen ist Gegenstand zahlreicher, auch neuerer Abhandlungen, die sich vornehmlich mit dem 24 Einen guten Eindruck hinsichtlich der Vielzahl und Vielfalt der Forschungsliteratur zu diesem Thema vermittelt etwa Peter Herz, Bibliographie zum römischen Kaiserkult (1955– 1975), in: ANRW II 16.2 (1978), 833–910; für die Zeit davor siehe Lucien Cerfaux/Julien Tondriau, Un concurrent du christianisme: le culte des souverains dans la civilisation grécoromaine (Bibliothèque de Théologie, Série 3, Vol. 5), Tournai 1957, 10–73, bes. 51–73. Eine derart umfangreiche und differenzierte Zusammenstellung der seitdem erschienenen Forschungsliteratur ist an dieser Stelle natürlich nicht zu leisten. 25 Zur consecratio selbst liegen vor allem solche Arbeiten vor, die sich mit verfahrenstechnischen Fragen in Bezug auf den organisatorischen Ablauf sowie das Zeremoniell des so genannten ritus consecrationis befassen und dabei in besonderer Weise die Repräsentation der Vorgänge näher untersuchen, vgl. Bickermann 1929, bes. 4–9; Vittinghoff 1936, 108; Ursula Geyer, Der Adlerflug im römischen Konsekrationszeremoniell, Bonn 1967, 30.

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integrativen Potenzial der kultischen Verehrung des Herrschers auseinandersetzen.26 Die Fokussierung auf das affirmativ Wirksame und Funktionale betrifft auch die Behandlung der Kaiserapotheose selbst: Der vom Senat gefasste Beschluss der consecratio des Herrschers erscheint in der Forschung gemeinhin als wunschgemäßer, geradezu obligatorischer Akt, der den (dynastischen) Thronfolger in die Lage versetzte, mit einer entsprechenden Repräsentation als divi filius, als Sohn eines Staatsgottes, vom göttlichen Nimbus des verstorbenen Vorgängers zu profitieren und auf diese Weise die eigene Herrschaft zu festigen.27 Demgegenüber werden solche Fälle, in denen die posthume Erhebung des Herrschers unter die Staatsgötter ausblieb, zumeist individuell erklärt. Mit Verweis auf die Vorstellung der so genannten mali principes, der ›schlechten Kaiser‹, bedient man sich dabei letztlich Erklärungs- und Bewertungsmustern, die schon in der senatorisch geprägten Geschichtsschreibung etabliert waren und Spannungen, die sich aus der Konfrontation der kaiserlichen divinitas mit der Prinzipatsideologie ergaben, aus dem politischen System heraus vollständig in

26 Siehe hierzu grundsätzlich etwa Richard Gordon, The Roman Imperial Cult and the Question of Power, in: John A. North/Simon F. R. Price (edd.), The Religious History of the Roman Empire. Pagans, Jews, and Christians (Oxford Readings in Classical Studies), Oxford 2011, 37–70; Peter Herz, Der Kaiserkult als Mittel der politischen Integration, in: Günther Moosbauer/Rainer Wiegels (edd.), Fines imperii – imperium sine fine? Römische Okkupations- und Grenzpolitik im frühen Principat. Beiträge zum Kongress ›Fines imperii – imperium sine fine?‹ in Osnabrück vom 14. bis 18. September 2009 (Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14), Rahden (Westfalen) 2011, 297–308. Mit Blick auf den Kaiserkult in den Provinzen seien nur einige Untersuchungen exemplarisch angeführt: Duncan Fishwick, The Imperial Cult in Roman Britain I, in: Phoenix 15,3 (1961), 159–173; Ders., The Imperial Cult in Roman Britain II, in: Phoenix 15,4 (1961), 213–229; Ders., The Imperial Cult in the Latin West. Studies in the Ruler Cult of the Western Provinces of the Roman Empire (Études préliminaires aux religions orientales dans l’empire romain 108), 3 Bde., Leiden 1987–2005; Jürgen Deininger, Die Provinziallandtage der römischen Kaiserzeit. Von Augustus bis zum Ende des dritten Jahrhunderts n. Chr. (Vestigia. Beiträge zur Alten Geschichte 6), München 1965; Simon R. F. Price, Rituals and Power. The Roman Imperial Cult in Asia Minor, Cambridge 1984; Steven J. Friesen, Twice Neokoros. Ephesus, Asia and the Cult of the Flavian Imperial Family (Religions in the Graeco-Roman World 116), Leiden 1993; Hubert Cancik/Konrad Hitzl (edd.), Die Praxis der Herrscherverehrung in Rom und seinen Provinzen, Tübingen 2003 (hierin sind verschiedene Beiträge enthalten); Maria Kantiréa, Les dieux et les dieux augustes. Le culte impérial en Grèce sous les Julioclaudiens et les Flaviens. Études épigraphiques et archéologiques (Μελετηματα 50), Athen 2007; Stefan Pfeiffer, Der römische Kaiser und das Land am Nil. Kaiserverehrung und Kaiserkult in Alexandria und Ägypten von Augustus bis Caracalla (30 v. Chr. – 217 n. Chr.) (Historia Einzelschriften 212), Stuttgart 2010; Gabrielle Frija, Les prêtres des empereurs. Le culte impérial civique dans la province romaine d’Asie, Rennes 2012; Takashi Fujii, Imperial Cult and Imperial Representation in Roman Cyprus (Heidelberger Althistorische Beiträge und Epigraphische Studien 53), Stuttgart 2013. 27 Vgl. Helga Gesche, Die Divinisierung der römischen Kaiser in ihrer Funktion als Herrschaftslegitimation, in: Chiron 8 (1978), 377–390.

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die Person des princeps hineinverlagern und somit die allgemeine Problemstellung ignorieren.28 In seinen dysfunktionalen Elementen ist das Thema dagegen bislang noch nicht systematisch untersucht worden. Zwar sind gerade in den letzten Jahren mit der aristokratischen Interaktion, Repräsentation und Kommunikation im zeitlichen Rahmen des Prinzipats in diesem Kontext zentrale Aspekte in den Fokus der Betrachtung gerückt worden, die auch für das Anliegen der vorliegenden Untersuchung nutzbar gemacht werden können, der Diskurs über die Göttlichkeit des Herrschers sowie der Beschluss der consecratio spielen hier allerdings kaum eine Rolle.29 Die Haltung der Senatoren gegenüber den Ambi28 Programmatisch erweist sich in diesem Zusammenhang etwa Meret Strohtmann, Sepultura more perfecta. Zur legitimatorischen Funktion des Totenkultes in der römischen Kaiserzeit, in: ARG 2,1 (2000), 87–109, hier 102: »War Legitimation für den Nachfolger in besonderem Maß notwendig, so wurde der Vorgänger divinisiert, war dieser Auftrag an den toten Herrscher zweitrangig, weil dieser sich durch tyrannisches oder negatives Verhalten nicht zum Vorbild eignete, so wurde er nicht in die göttliche Sphäre erhoben, womit der Blickwinkel […] auf den Herrscher selbst konzentriert werden soll.« Zur Strategie der Darstellung in der römischen Geschichtsschreibung siehe Kap. 2.3; hinsichtlich des dabei häufig bemühten Narrativs des Caesarenwahnsinns siehe – ausgehend von Ludwig Quidde, Caligula. Eine Studie über römischen Cäsarenwahnsinn, 34. Auflage, ergänzt durch Erinnerungen des Verfassers. Im Kampf gegen Cäsarismus und Byzantinismus, Berlin 1926 (ND Berlin 2014); Erstausgabe Leipzig 1894 – auch Franz Hampl, ›Cäsarenwahnsinn‹. Eine Betrachtung über Herkunft, Inhalt und Bedeutung eines fast vergessenen Begriffes, in: Corolla Memoriae Erich Swoboda dedicata (Römische Forschungen in Niederösterreich 5), Köln/Graz 1966, 126–136; Hans Kloft, Caligula. Ludwig Quidde und der Cäsarenwahn, in: Bernd Effe/Reinhold F. Glei (edd.), Genie und Wahnsinn. Konzepte psychischer ›Normalität‹ und ›Abnormität‹ im Altertum (Bochumer Altertumswissenschaftliches Colloquium 46), Trier 2000, 179–204; Christian Witschel, Verrückte Kaiser? Zur Selbststilisierung und Außenwahrnehmung nonkonformer Herrscherfiguren in der römischen Kaiserzeit, in: Christian Ronning (ed.), Einblicke in die Antike. Orte – Praktiken – Strukturen (Münchner Kontaktstudium Geschichte 9), München 2006, 87–129; Aloys Winterling, Cäsarenwahnsinn im Alten Rom, in: Jahrbuch des Historischen Kollegs 2007, 115–139; Florian Sittig, Caesarenwahnsinn, Professorenwahnsinn, Volkswahnsinn – Gebrauchsanweisung für eine Analysekategorie, in: Monika Schuol/Christian Wendt/Julia Wilker (edd.), exempla imitanda. Mit der Vergangenheit die Gegenwart bewältigen? Festschrift für Ernst Baltrusch zum 60. Geburtstag, Göttingen 2016, 229–247; Ders., Psychopathen in Purpur. Julisch-claudischer Caesarenwahnsinn und die Konstruktion historischer Realität (Historia Einzelschriften 249), Stuttgart 2018. 29 Siehe hier exemplarisch etwa Sophia Bönisch-Meyer/Lisa Cordes/Verena Schulz/Anne Wolsfeld/Martin Ziegert (edd.), Nero und Domitian. Mediale Diskurse der Herrscherrepräsentation im Vergleich (Classica Monacensia 46), Tübingen 2014; Johannes M. Geisthardt, Zwischen Princeps und Res Publica. Tacitus, Plinius und die senatorische Selbstdarstellung in der Hohen Kaiserzeit (Studies in Ancient Monarchies 2), Stuttgart 2015; Isabelle Künzer, Kulturen der Konkurrenz. Untersuchungen zu einem senatorischen Interaktionsmodus an der Wende vom ersten zum zweiten Jahrhundert n. Chr. (Antiquitas, Reihe 1: Abhandlungen zur Alten Geschichte 68), Bonn 2016; Simone Blochmann, Verhandeln und entscheiden. Politische Kultur im Senat der frühen Kaiserzeit (Historia Einzelschriften 245), Stuttgart 2017.

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tionen des princeps, in seinem Wirken und Werden als übermenschlich bzw. göttlich zu gelten, findet sich gemeinhin binär beschrieben und bleibt dabei letztlich auf die beiden Möglichkeiten der Zustimmung oder Ablehnung beschränkt; die erwähnten Handlungsspielräume der Senatoren werden dementsprechend als gering erachtet und somit unterschätzt. Während die Affirmation der herrscherlichen divinitas durch die Vertreter der senatorischen Führungselite in dieser Perspektive als Eingeständnis der eigenen Ohnmacht verstanden wird, stellt sich ihre Negation dagegen als Kennzeichen einer antimonarchischen Gesinnung dar, die mit Blick auf die politischen Verhältnisse des Prinzipats in der Forschung oft unter dem Begriff der ›(stoischen) Senatsopposition‹ subsumiert wird.30 Angesichts der skizzierten Komplexität des Themas, die sich nicht zuletzt aus der Dynamik der ihm zugrunde liegenden Prozesse ergibt, erweisen sich derart einseitig gedachte Hypothesen für die vorliegende Untersuchung als geradezu hinderlich und sind dementsprechend kritisch zu hinterfragen. Ein besonderes Augenmerk soll hier vielmehr auf die Analyse von ausgewählten Fallbeispielen gelegt werden, die gerade in ihrer individuellen Prägung eine möglichst breit angelegte Synthese ermöglichen und somit fundierte Rückschlüsse erlauben; auf die jeweiligen Beiträge der Forschung wird dabei im Rahmen der Einzelfallbehandlung noch näher einzugehen sein.

1.3. Vorgehensweise In der vorliegenden Untersuchung kann es nur darum gehen, die Frage nach der Relevanz der Göttlichkeit des Herrschers in der politischen Interaktion zwischen princeps und Senat anhand der Analyse von Fallbeispielen zu beantworten. Jenseits der methodischen Überlegung, den Forschungsgegenstand mittels verschiedener Schlaglichter zu erhellen und auf diese Weise zu einem schlüssigen Gesamtbild zu gelangen, bietet sich ein solches Vorgehen schon mit Blick auf das 30 Siehe hierzu Jocelyn M. C. Toynbee, Dictators and Philosophers in the First Century A.D., in: G&R 38/39 (1944), 43–58; Karl Becker, Studien zur Opposition gegen den römischen Prinzipat, Tübingen 1950; Rudolf Schmich, Die Darstellung der sogenannten stoischen Senatsopposition bei Tacitus. Ein Beitrag zum Verständnis der politischen Haltung des Geschichtsschreibers, Heidelberg 1960; Erik Wistrand, The Stoic Opposition to the Principate, in: StudClas 18 (1979), 93–101; Jürgen Malitz, Helvidius Priscus und Vespasian. Zur Geschichte der ›stoischen‹ Senatsopposition, in: Hermes 113,2 (1985), 231–246; Raaflaub 1987; Dieter Timpe, Geschichtsschreibung und Senatsopposition, in: Adalberto Giovannini/Denis van Berchem (edd.), Opposition et résistance à l’empire d’Auguste à Trajan (Entretiens 33), Genf 1987, 65–102; sowie (in direkter Auseinandersetzung mit den problematischen Konnotationen des anklingenden modernen Oppositionsbegriffs) Johanna Leithoff, Macht der Vergangenheit. Zur Erringung, Verstetigung und Ausgestaltung des Principats unter Vespasian, Titus und Domitian (Schriften zur politischen Kommunikation 19), Göttingen 2014, 87– 89; Blochmann 2017, 83–105.

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für die ersten beiden Jahrhunderte n. Chr. umfangreiche Quellenmaterial an, das sich über den Zeitraum der Untersuchung zudem ungleich verteilt und in seinem Aussagewert für das Thema erheblich variiert. Mag die Auswahl der näher zu betrachtenden Fallbeispiele vor diesem Hintergrund also zunächst durch den Zufall der Überlieferung begründet sein, besteht – wie zu zeigen sein wird – zugleich doch die Möglichkeit, gewisse Lücken der Quellentradition mit bestimmten Hypothesen plausibel zu überbrücken und die Grundlage der Argumentation in wesentlichen Punkten zu erweitern. Unter der gegebenen Bedingung, wonach die politischen wie sozialen Verhältnisse des Untersuchungszeitraums ohne Weiteres als hinreichend homogen zu betrachten sind, eröffnet sich dabei die Perspektive für einen diachronen Vergleich. Während die hier näher in den Blick zu nehmende Epoche des Prinzipats der ersten beiden Jahrhunderte – von Augustus als Begründer des Systems bis zum Ende der so genannten Adoptivkaiser – in ihren Strukturen noch in besonderer Weise von der oben skizzierten augusteischen Ideologie geprägt war, lassen sich schon in Hinsicht auf die Verhältnisse der severischen Kaiserdynastie erste Anzeichen für einen Umbruch im Verhältnis zwischen princeps und Senat erkennen; die weitere Entwicklung der Epoche der so genannten Soldatenkaiser des dritten Jahrhunderts findet sich hierin gewissermaßen bereits in Ansätzen vorweggenommen.31 Die außerhalb des eigentlichen Untersuchungszeitraums liegenden Fälle sollen dementsprechend lediglich dann punktuell berücksichtigt werden, wenn es im Sinne der Argumentation zielführend erscheint. Aus der Fokussierung auf die Interaktion zwischen princeps und Senat ergibt sich zugleich die räumliche Eingrenzung der Arbeit. So blieb der Diskurs über die Göttlichkeit des Herrschers – zumindest in seiner hier behandelten Prägung – im Wesentlichen auf Rom selbst beschränkt. Die Hauptstadt diente den beteiligten Akteuren nicht nur als Kommunikationsraum, mit Blick auf die vorhandene Monumental- und Sakrallandschaft boten sich indes zahlreiche Bezüge, die forciert werden konnten, um innerhalb des Diskurses in der einen oder anderen Weise nutzbar bzw. wirksam gemacht zu werden.32 Auch als Bühne für Ehrungen 31 Mit Blick auf die Einrichtung der Kaiserapotheose selbst kommt dies bereits in der Divinisierung des Commodus im Jahr 195 unter Septimius Severus zum Ausdruck, der sich in dieser Sache gemäß Cassius Dio vorsätzlich über weite Teile des Senats hinwegsetzte und im Zuge des Konsekrationsbeschlusses auf entschiedendste Weise gegen solche Senatoren vorging, denen er vorwarf, zuvor im Bürgerkrieg auf der Seite seiner Gegner gestanden zu haben, Cass. Dio 76,7,4; HA Comm. 17,11; Sept. Sev. 11,3. Auf Initiative des Severus hatte man zuvor schon Pertinax nachträglich unter die Staatsgötter erhoben, Cass. Dio 74,17,4; 75,4,2–5,5; HA Pert. 14,10; Sept. Sev. 7,8; 17,5; Aur. Vict. Caes. 20,1. Zur Entwicklung der Zeit der Soldatenkaiser siehe Ittai Gradel, Emperor Worship and Roman Religion (Oxford Classical Monographs), Oxford 2002, 356–369. 32 Vgl. Ulrike Wulf-Rheidt, Augustus und das Gespür für den richtigen Ort – Die Situierung der ersten Kaiserresidenz auf dem Palatin in Rom, in: Felix Arnold/Alexandra Busch/

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und Rituale kam der Stadt eine besondere Bedeutung zu, die nicht zuletzt darin bestand, dass sich die Interaktion zwischen dem Kaiser und den Senatoren vor den Augen der stadtrömischen Bevölkerung (plebs urbana) darstellte und somit öffentlich hinterlegt war.33 Die Apotheose des Herrschers blieb schließlich ganz und gar in Rom verortet: Hier wurde der senatorische Beschluss der consecratio gefasst, hier wurde ihm im Rahmen des Staatskultes entsprochen. Abschließend seien an dieser Stelle noch einige Bemerkungen zum Aufbau der Arbeit selbst formuliert: In einem grundlegenden Kapitel, das dem eigentlichen Hauptteil der Untersuchung vorangestellt ist, werden zunächst einige der wesentlichen Prämissen des Themas dargelegt, die das Problem mit der herrscherlichen divinitas im Prinzipat in Hinblick auf die soziale Verortung des princeps innerhalb der Senatsaristokratie adressieren (Kap. 2). In dieser Akzentuierung lassen sich die aus der göttlichen Überhöhung des princeps ergebenden Herausforderungen für die Akteure erst im Spannungsfeld konkurrierender Rollenerwartungen verständlich machen, wobei sich zeigt, wie sehr die systemische Relevanz der Problematik hinter die Vorstellung von vermeintlich individuell begründeten Einzelfällen zurücktritt, die als Ausnahmen von der Regel bagatellisiert werden. Die Behandlung der Einzelfallstudien erfolgt hiernach unter drei Überschriften, die ihrerseits verschiedene Perspektiven auf das Thema abbilden und somit den Untersuchungsgegenstand gewissermaßen mehrdimensional greifbar werden lassen. So wird zunächst die Situation nach dem Tod des Herrschers in den Blick genommen, in welcher der Senat offiziell über den Status des Verstorbenen zu entscheiden hatte (Kap. 3). In der vordergründigen Frage nach der Eignung des Kaisers zum Staatsgott sahen sich die Vertreter des beschlussfassenden Gremiums dabei gemeinhin einem dynastischen Nachfolger gegenüber, der sich um die Vergöttlichung seines verstorbenen Vorgängers bemüht zeigen konnte, um in der Rolle eines divi filius von dessen göttlichem Nimbus zu profitieren und auf diese Weise auch die eigene Herrschaft zu stärken. Der Beschluss der consecratio konnte vor diesem Hintergrund als Verhandlungsgegenstand in der Interaktion zwischen dem neuen princeps und den Senatoren politisch genutzt werden, um in Hinblick auf das künftige Zusammenwirken eine erste

Rudolf Haensch/Ulrike Wulf-Rheidt (edd.), Orte der Herrschaft. Charakteristika von antiken Machtzentren (Menschen – Kulturen – Traditionen 3), Rahden (Westfalen) 2012, 34– 40; Dietrich Boschung, Architektur und Ritual. Zum Auftreten des Kaisers in Rom, in: Ders./Karl-Joachim Hölkeskamp/Claudia Sode (edd.), Raum und Performanz. Rituale in Residenzen von der Antike bis 1815, Stuttgart 2015, 143–166. 33 Vgl. Paul Zanker, Die Apotheose der römischen Kaiser. Ritual und städtische Bühne (Carl Friedrich von Siemens Stiftung – Themen 80), München 2004; siehe hierzu exemplarisch auch Boschung 2015a, 151–164.

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wichtige Wegmarke zu setzen, wobei die Entscheidungsfindung selbst zu einer regelrechten Bewährungsprobe avancieren konnte. Ausgehend von der ideellen Geltung des Konsekrationsbeschlusses als formeller Ausdruck der senatorischen Anerkennung der göttlichen Qualität des verstorbenen Herrschers, die sich in entsprechenden Leistungen zu manifestieren hatte, wird hieran anschließend die Frage erörtert, inwiefern es dem princeps bereits zu Lebzeiten möglich war, seine posthume Erhebung unter die Staatsgötter zu präjudizieren und somit auch ohne das Zutun eines Nachfolgers zu erreichen (Kap. 4). In diesem Kontext rücken vor allem solche Bekundungen und Ehrungen in den Fokus, in denen sich der Herrscher auf seinem Weg zur Apotheose durch den Senat gewissermaßen bestätigt sehen konnte. Der Vorbehalt der finalen bzw. posthumen Beurteilung war aus Sicht des princeps insofern auszuräumen, als sich die entsprechenden Stellungnahmen zu Lebzeiten schon durch eine Verbindlichkeit auszeichnen mussten, die den senatorischen Beschluss der consecratio geradezu folgerichtig erscheinen ließ. Den Vertretern des Senats boten sich hier nicht nur gewisse Handlungsspielräume, die zum eigenen Vorteil genutzt werden konnten; zugleich war die Anwartschaft des Herrschers darauf, posthum als divus zu gelten, mit einigen nicht unerheblichen Risiken verbunden, die in diesem Kontext ebenso zu behandeln sind. Die abschließenden Betrachtungen des Hauptteils der Arbeit gelten schließlich der Frage, inwiefern bzw. unter welchen Bedingungen sich der senatorische Beschluss zur Erhebung des verstorbenen Herrschers unter die Staatsgötter im Nachhinein als Hypothek für das Verhältnis zwischen princeps und Senat erweisen konnte, und welche Wege den Akteuren offenstanden, hiermit konkret umzugehen (Kap. 5). Neben der naheliegenden Situation des Dynastiewechsels, in der sich ein neuer Machthaber mit der Herausforderung konfrontiert sehen konnte, gegenüber den Vertretern des vorangegangenen Herrscherhauses, dem er selbst nicht zugehörte, Stellung zu beziehen, sind hier vor allem solche Herrscherwechsel von Interesse, die sich gerade innerhalb eines Herrscherhauses vollzogen und somit dynastisch begründet waren, womit auch dem göttlichen Status der Vorgänger ein ganz unmittelbarer Einfluss auf die eigene Stellung als princeps zukam. In der Behandlung der Einzelfallstudien bilden sich dementsprechend nicht nur drei verschiedene Perspektiven auf das Thema ab, es finden sich darüber hinaus zugleich auch drei zeitliche Ebenen repräsentiert, die den Diskurs über die Göttlichkeit des Herrschers in unterschiedlichen Kontexten fokussieren: nämlich zu Lebzeiten des princeps (in Hinblick auf die Bahnung der eigenen Apotheose), unmittelbar nach seinem Tod (in Hinblick auf die zwischen Nachfolger und Senat geführten Verhandlungen über die sakralrechtliche Aufnahme des Verstorbenen unter die Staatsgötter) sowie nach der Vergöttlichung selbst (in Hinblick auf ihre Geltung unter der Herrschaft der späteren Kaiser). Mittels dieser systematischen

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Anlage der Untersuchung soll eine Synthese ermöglicht werden, in der die ausgewählten Fallbeispiele jenseits ihrer (stets in Rechnung zu stellenden) individuellen Prägung auch fallübergreifend nutzbar gemacht werden können, um am Ende zu einem schlüssigen Gesamtbild zu gelangen.

1.4. Quellengrundlage In Hinblick auf die Bearbeitung der oben ausgeführten Fragestellung der Untersuchung lässt sich keine bestimmte Quellengattung benennen, die in besonderer Weise dazu geeignet wäre, die Linien des Diskurses über die herrscherliche divinitas nachzuzeichnen. Ganz im Gegenteil bleibt man auf die gesamte Bandbreite der uns überlieferten antiken Zeugnisse verwiesen und sieht sich somit gleich einer Vielzahl von Genres gegenüber, die erst in der Berücksichtigung ihrer Beschaffenheit und gattungsspezifischen Eigenarten in ihrem konkreten Aussagewert für das Thema zu bestimmen sind. So stehen den uns erhaltenen materiellen Hinterlassenschaften – wie etwa Münzen, Inschriften, Bildund Bauwerken – die überlieferten Zeugnisse der reichen literarischen Produktion entgegen, die ihrerseits – angefangen von der Geschichtsschreibung über Sammlungen von Briefen und Reden bis hin zu panegyrischen und satirischen Texten – in ihrer Zusammenschau auf den ersten Blick ein äußerst disparates Bild ergeben. Im Folgenden soll demgemäß eine Übersicht über das der Untersuchung zugrunde gelegte Quellenmaterial geboten werden, wobei gerade vor dem Hintergrund der Diskursivität des Themas im Einzelfall zu prüfen ist, wer Sender und wer Empfänger der jeweiligen Botschaften war. Die Repräsentation des Herrschers Schon in Hinblick auf die Medien der so genannten kaiserlichen Repräsentation, worunter im Folgenden die Darstellung des princeps in Text und Bild bezeichnet ist, die seine soziale wie politische Stellung innerhalb des oben skizzierten Bezugssystems zum Ausdruck brachte, lassen sich einige grundsätzliche Gedanken formulieren, die für den Umgang mit den uns überlieferten Zeugnissen von allgemeiner Bedeutung sind.34 Mag man zunächst auch dazu geneigt sein, die

34 Der hier zugrunde gelegte Repräsentationsbegriff ist dabei angelehnt an Gregor Weber/ Martin Zimmermann, Propaganda, Selbstdarstellung und Repräsentation. Die Leitbegriffe des Kolloquiums in der Forschung zur Frühen Kaiserzeit, in: Dies. (edd.), Propaganda – Selbstdarstellung – Repräsentation im römischen Kaiserreich des 1. Jhs. n. Chr. (Historia Einzelschriften 164), Stuttgart 2003, 11–40, hier 36: »Repräsentation ist […] die symbolische, in Text und/oder Bild übersetzte Wiedergabe der Position, die eine Person oder Gruppe innerhalb der sozialen Schichtung der Gesellschaft einnimmt, wobei ebenfalls die mit dieser

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Repräsentation des Herrschers vor allem im Sinne einer Selbstdarstellung – d. h. einer Darstellung, die vom princeps selbst sowie seinem Umfeld ausging – zu betrachten, lässt sich ein derartig einseitig gedachtes Kommunikationsmodell mit zahlreichen Befunden nicht vereinbaren.35 Könnte man dies etwa mit Blick auf die Verhältnisse in den Provinzen noch mit einer gewissen Distanz zum Herrscher in Rom erklären, finden sich nicht zuletzt auch unter solchen Formen der Repräsentation, die gemeinhin dem Kaiser selbst zugeschrieben werden – wie Münzbilder und -legenden der so genannten Reichsprägung, herrscherliche Titulaturen in Inschriften oder bestimmte Statuen- und Porträttypen – nicht wenige Beispiele dafür, dass wir uns die Repräsentation des princeps keineswegs als Ergebnis eines »zentral gesteuerte[n] und von oben nach unten durchstrukturierte[n] Prozeß[es]« vorzustellen haben, sondern vielmehr als »komplexe[n] Vorgang, an dem verschiedene, zum Teil gar nicht klar faßbare Personen und Institutionen beteiligt waren«36. In dieser Lesart erschöpft sich die semantische Bedeutung der kaiserlichen Repräsentation nicht nur in der »Wiedergabe der Position, die eingenommen wird«, sondern gerade auch in der »Wiedergabe der Position, die beansprucht wird«37. Einen besonders elaborierten Ausdruck eines solchen Anspruchs hat man dabei in den panegyrischen Schriften der antiken Dichter zu sehen, in denen sich der princeps in einer Weise dargestellt findet, die ihn als geradezu göttlich erscheinen lässt. Panegyrische Zeugnisse Im Rahmen der panegyrischen Dichtung tritt uns der Herrscher stets als Repräsentant eines goldenen Zeitalters entgegen – gottgleich und allseits verehrt. Mit Blick auf die Verhältnisse der ersten beiden Jahrhunderte beschränkt sich der Bestand der uns überlieferten Zeugnisse dabei im Wesentlichen auf drei Herrschergestalten: Augustus, Nero und Domitian. Während wir über das Leben und Wirken der Vertreter der so genannten augusteischen Klassik – etwa Vergil,

Stellung verbundenen und konnotierten Ideale, Werte und Normen mehr oder weniger umfangreich und explizit artikuliert werden.« 35 Vgl. Weber/Zimmermann 2003; Martin Hose/Therese Fuhrer, Repräsentation und Diskurs: Methodische Vorüberlegungen, in: Sophia Bönisch-Meyer/Lisa Cordes/Verena Schulz/Anne Wolsfeld/Martin Ziegert (edd.), Nero und Domitian. Mediale Diskurse der Herrscherrepräsentation im Vergleich (Classica Monacensia 46), Tübingen 2014, 11–24. 36 Beides Christian Witschel, Rezension: Wolfgang Kuhoff, Felicior Augusto melior Traiano. Aspekte der Selbstdarstellung der römischen Kaiser während der Prinzipatszeit, Frankfurt a. Main 1993, in: Klio 78,2 (1996), 524–529, hier 525; vgl. Hose/Fuhrer 2014, 15. 37 Beides Hose/Fuhrer 2014, 12 mit Anm. 4. Hiermit ist indes eine Erweiterung des Repräsentationsbegriffs formuliert, die sich bereits bei Weber/Zimmermann 2003, 37, im Hinweis auf »die Wechselwirkung zwischen Erwartung und Artikulation von Herrschaftsideologie« angedeutet findet.

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Horaz und Ovid – vergleichsweise gut unterrichtet sind,38 bleiben die Schöpfer der für die Herrschaft Neros erhaltenen bukolischen Lobdichtung weitgehend im Dunkeln.39 Mit der unter dem Titel ›Silvae‹ (›Wälder‹) überlieferten Gedichtsammlung des Statius und den Epigrammbüchern Martials sind schließlich zwei an konkreten Zeitbezügen reiche Werke der flavischen Panegyrik auf uns gekommen, die insbesondere die Herrschaft des letzten Vertreters dieser Kaiserdynastie in den Blick nehmen, wobei der Fall Martials insofern als Unikum zu 38 Vgl. Antonie Wlosok, Die römische Klassik: zur ›Klassizität‹ der augusteischen Poesie, in: Wilhelm Voßkamp (ed.), Klassik im Vergleich. Normativität und Historizität europäischer Klassiker. DFG-Symposion 1990 (Germanistische Symposien. Berichtsbände 13), Stuttgart 1993, 331–347; Manfred Fuhrmann, Geschichte der römischen Literatur, Stuttgart 1999, bes. 49–53 und 191–242; Michael von Albrecht, Geschichte der römischen Literatur. Von Andronicus bis Boethius und ihr Fortwirken, Bd. 1, 3., verbesserte und erweiterte Auflage, Berlin/Boston 2012, 553–693 (mit Hinweisen zu weiterführender Literatur). 39 Zu nennen sind hier etwa zwei anonym überlieferte Gedichte, die sich im Codex 266 des Klosters Einsiedeln erhalten haben und den Kaiser als Iuppiter wie Apollo adressieren, Korzeniewski 1971, 4f., 75–85, 110–116, vgl. Ders., Die ›panegyrische Tendenz‹ in den Carmina Einsidlensia, in: Hermes 94,3 (1966), 344–360; Siegmar Döpp, Hic vester Apollo est. Zum ersten Einsiedler Gedicht, in: Hermes 121,2 (1993), 252–254; Christoph Schubert, Studien zum Nerobild in der lateinischen Dichtung der Antike (Beiträge zur Altertumskunde 116), Stuttgart/Leipzig 1998, 135–167; Beate Merfeld, Panegyrik – Paränese – Parodie? Die Einsiedler Gedichte und Herrscherlob in neronischer Zeit (Bochumer Altertumswissenschaftliches Colloquium 39), Trier 1999, 18–21 und 112–160; sowie Bernd Effe/Gerhard Binder, Antike Hirtendichtung. Eine Einführung, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage, Düsseldorf/Zürich 2001, 114–126. Als neronisch ist darüber hinaus wohl auch das aus insgesamt sieben Eklogen bestehende Gedichtbuch des Calpurnius Siculus zu betrachten, dessen Anfang, Mitte und Schluss (1; 4; 7) panegyrische Gedichte bilden, Korzeniewski 1971, 1–6, 9–73, 86–110; vgl. Ders., Die Eklogen des Calpurnius Siculus als Gedichtbuch, in: MH 29,3 (1972), 214–216; Ders., Zur ersten und siebten Ekloge des Calpurnius Siculus, in: MH 33,4 (1976), 248–253; Werner Friedrich, Nachahmung und eigene Gestaltung in der bukolischen Dichtung des Titus Calpurnius Siculus, Frankfurt a. Main 1976; Burghard Schröder, Carmina non quae nemorale resultent. Ein Kommentar zur 4. Ekloge des Calpurnius Siculus (Studien zur klassischen Philologie 61), Frankfurt a. Main 1991; Schubert 1998, 44–84; Merfeld 1999, 71–101; Effe/Binder 2001, 100–113. Zur Datierung in die Zeit Neros siehe Arnaldo Momigliano, Literary Chronology of the Neronian Age, in: CQ 38,3/4 (1944), 96– 100, hier 97–99; Gavin B. Townend, Calpurnius Siculus and the munus Neronis, in: JRS 70 (1980), 166–174; Timothy P. Wiseman, Calpurnius Siculus and the Claudian Civil War, in: JRS 72 (1982), 57–67; Joachim Fugmann, Nero oder Severus Alexander? Zur Datierung der Eklogen des Calpurnius Siculus, in: Philologus 136,2 (1992), 202–207; dagegen Edward Champlin, The Life and Times of Calpurnius Siculus, in: JRS 68 (1978), 95–110; Ders., History and the Date of Calpurnius Siculus, in: Philologus 130,1 (1986), 104–122 (mit einer Verortung in die Zeit Severus Alexanders); sowie Edward Courtney, Imitation, chronologie littéraire et Calpurnius Siculus, in: REL 65 (1987), 148–157 (mit der Annahme einer Abhängigkeit von den flavischen Dichtern Martial und Statius sowie einer noch späteren Entstehung der ›Carmina Einsidlensia‹). Erwähnt seien in diesem Zusammenhang noch zwei prominente Zeugnisse, die streng genommen nicht der panegyrischen Dichtung selbst zuzurechnen sind: Die laudes Neros im vierten Kapitel der ›Apocolocyntosis‹ Senecas (vgl. Schubert 1998, 15–33; Merfeld 1999, 49–70) sowie im Prooimion des Werkes ›De bello civile‹ Lucans (1,33–66) (vgl. Schubert 1998, 109–128; Merfeld 1999, 102–111).

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gelten hat, als er nicht nur in der Zeit eines einzigen Herrschers bzw. Herrscherhauses wirkte, sondern nach der Ermordung Domitians mit der Situation konfrontiert war, sich in Gestalt von Nerva und Trajan auf eine neue domus Augusta einzustellen – was letztlich misslang.40 Die wohl größte Herausforderung im Umgang mit Zeugnissen der panegyrischen Dichtung besteht darin, zu klären, inwieweit die jeweiligen Autoren in ihrem Schaffen den Vorgaben des gelobten Herrschers (bzw. seines Umfelds) folgten, sprich inwieweit ihre Werke als Bestandteil der kaiserlichen Repräsentation im Sinne eines ›Sprachrohrs‹ anzusehen sind.41 Nicht zuletzt mit Blick auf die Vertreter der augusteischen Klassik ist in diesem Kontext die Vorstellung einer regelrechten Hofdichtung geprägt worden, wonach die Dichter bestimmten Angehörigen des Kaiserhofes oder dem princeps selbst im Rahmen der Patronage verbunden waren und sich in ihren poetischen Darstellungen dementsprechend an eine durch konkrete Aufträge oder allgemeine Vorgaben bestimmte ›offizielle‹ Linie gehalten hätten.42 Diese Vorstellung setzt eine dichterische Nähe zum 40 Angesichts der reichen Forschungsliteratur zur flavischen Dichtung sei an dieser Stelle lediglich eine im Sinne der Thematik getroffene Auswahl geboten: Franz Sauter, Der römische Kaiserkult bei Martial und Statius (Tübinger Beiträge zur Altertumswissenschaft 21), Stuttgart/Berlin 1934; Ruurd R. Nauta, Poetry for Patrons. Literary Communication in the Age of Domitian (Mnemosyne Supplements 206), Leiden 2002; Jens Leberl, Domitian und die Dichter. Poesie als Medium der Herrschaftsdarstellung (Hypomnemata. Untersuchungen zur Antike und zu ihrem Nachleben 154), Göttingen 2004; Lisa Cordes, Kaiser und Tyrann. Die Kodierung und Umkodierung der Herrscherrepräsentation Neros und Domitians (Philologus. Supplemente 8), Berlin/Boston 2017, 35–50, 76–91, 135–166, 189–195, 223–242, und 281– 299; zu Statius: Hubert Cancik, Untersuchungen zur lyrischen Kunst des P. Papinius Statius (Spudasmata. Studien zur Klassischen Philologie und ihren Grenzgebieten 13), Hildesheim 1965; Alex Hardie, Statius and the Silvae. Poets, Patrons and Epideixis in the Graeco-Roman World (ARCA. Classical Medieval Texts, Papers and Monographs 9), Liverpool 1983; Michael Mause, Die Darstellung des Kaisers in der lateinischen Panegyrik (Palingenesia. Monographien und Texte zur klassischen Altertumswissenschaft 50), Stuttgart 1994, 205–218; John W. Geyssen, Imperial Panegyric in Statius. A Literary Commentary on Silvae 1.1 (Studies on Themes and Motifs in Literature 24), New York 1996; Meike Rühl, Literatur gewordener Augenblick. Die Silven des Statius im Kontext literarischer und sozialer Bedingungen von Dichtung (Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte 81), Berlin 2006; zu Martial: Niklas Holzberg, Martial (Heidelberger Studienhefte zur Altertumswissenschaft), Heidelberg 1988; John P. Sullivan, Martial: The Unexpected Classic. A Literary and Historical Study, Cambridge 1991; Marguerite Garrido-Hory, L’Empereur chez Martial: Dominus, Caesar, Deus, in: Marie-Madeleine Mactoux/Evelyne Geny (edd.), Mélanges Pierre Lévêque, Tome 8: Religion, anthropologie et société, Besançon 1994, 235–257; Peter Howell, Martial (Ancients in Action), London 2009. Zum Fall Martials siehe auch Kap. 4.2.2. 41 Siehe hierzu etwa Ulrich Schmitzer, Dichtung und Propaganda im 1. Jahrhundert n. Chr., in: Gregor Weber/Martin Zimmermann (edd.), Propaganda – Selbstdarstellung – Repräsentation im römischen Kaiserreich des 1. Jhs. n. Chr. (Historia Einzelschriften 164), Stuttgart 2003, 205–226. 42 Um ein differenziertes Bild bemüht sich Peter White, Promised Verse. Poets in the Society of Augustan Rome, Cambridge, MA/London 1993; siehe auch Bleicken 1998, 539f.

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Kaiserhof voraus, die im Einzelnen nur schwer zu verifizieren ist, von den Autoren selbst allerdings absichtsvoll suggeriert werden konnte. So finden sich unter den Epigrammen Martials nicht wenige Beispiele dafür, wie vertraut sich der Dichter mit den Verhältnissen am kaiserlichen Hof zeigte, ohne dort nachweislich verkehrt zu haben.43 Die uns überlieferten Zeugnisse der panegyrischen Dichtung sind vor diesem Hintergrund nicht als adulatorischer Ausdruck des herrscherlichen Selbstbilds zu fassen, sondern im Sinne des skizzierten dialogischen Charakters der kaiserlichen Repräsentation vielmehr als Angebot des Dichters an den princeps zu verstehen, sich aus einer (Außen-)Perspektive zu betrachten, die ihrerseits wiederum aufgegriffen und dazu genutzt werden konnte, die eigene imago weiter zu profilieren.44 Auch wenn man der panegyrischen Gattungstradition verhaftet blieb und sich somit wiederholt Topoi finden lassen, welche die Gelobten in vergleichbarer Weise adressieren, war es durchaus möglich, dass ein Dichter dabei auch Elemente des zeitgenössischen Diskurses über den Kaiser und dessen divinitas aufnehmen und poetisch weiterentwickeln konnte.45 In Hinblick auf diese historische Dimension der Panegyrik ist verschiedentlich die Auffassung vertreten worden, wonach es den Dichtern gleichfalls möglich war, im Rahmen ihrer Werke bestimmte Missstände anzuprangern und – freilich im verdeckten Modus – den Herrscher selbst zu kritisieren.46 So hat man hinter der für den 43 Exemplarisch sei hier etwa auf den Gedichtzyklus auf Earinus (PIR² F 262), den Lieblingssklaven Domitians, verwiesen (Mart. 9,11–13; 16f. und 36), mit dem Martial in Konkurrenz zu Statius trat, der im Gegensatz zu ihm tatsächlich über gute Kontakte zum herrscherlichen Hof verfügte und wohl auf persönlichen Wunsch des Kaisers ein Poem auf Earinus verfasst hatte (silv. 3,4), vgl. Christer Henriksén, Earinus: An Imperial Eunuch in the Light of the Poems of Martial and Statius, in: Mnemosyne 50,3 (1997), 281–294; Ders. 1998, 89–92; Carole E. Newlands, Statius’ Silvae and the Poetics of Empire, Cambridge 2002, 105–117 (zur Lesung als ›safe criticism‹ siehe unten); Leberl 2004, 322–328; Rühl 2006, 341–347. 44 Vgl. Hose/Fuhrer 2014, 15; Cordes 2017, 5f. 45 Vgl. Cordes 2017, 6. Prominent zeigt sich in diesem Zusammenhang die Herausstellung einer Nahbeziehung des Kaisers zu einer bestimmten Gottheit, wie etwa die des Augustus und Neros zu Apollo (zu Augustus: Hor. carm. saec. 1–4; 65–68; 73–76; zu Nero: Carm. Einsidl. 1,17–49; 2,22–38; Calp. ecl. 4,87–89; 4,157–159; 7,80–84; Sen. apocol. 4; Lucan. 1,45–66) oder auch diejenige Domitians zu Minerva (Mart. 6,10; 7,1; 8,1; 14,179; Stat. silv. 1,1,5–7; 1,1,37f.; 4,1,21f.). 46 Eine solche Deutung ist dabei für ausnahmslos alle Werke des hier behandelten panegyrischen Quellenbestands vorgeschlagen worden. Zur bukolischen Lobdichtung der ›Carmina Einsidlensia‹ siehe etwa Korzeniewski 1966; Jacqueline Amat, Humour et ironie dans les Bucoliques de Calpurnius Siculus et les Carmina Einsidlensia, in: REL 76 (1998), 192–199; zu Calpurnius Siculus: Eleanor W. Leach, Corydon Revisited: An Interpretation of the Political Eclogues of Calpurnius Siculus, in: Ramus 2,1 (1973), 53–97; Dies., Neronian Pastoral and the World of Power, in: Anthony J. Boyle (ed.), Ancient Pastoral. Ramus Essays on Greek and Roman Pastoral Poetry, Berwick 1975, 122–148; Frederick Ahl, The Rider and the Horse: Politics and Power in Roman Poetry from Horace to Statius, in: ANRW II 32.1 (1984), 40–124, hier 62–70; Beatrice Martin, Calpurnius Siculus: The Ultimate Imperial ›Toady‹?, in: André

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heutigen Betrachter befremdlich anmutenden übersteigerten Form des Herrscherlobes mitunter Ironie vermutet und den jeweiligen Autoren in ihrer Darstellung eine gewisse Doppelbödigkeit zugeschrieben, die von einem eingeweihten und entsprechend gebildeten Leserkreis durchschaut werden konnte, nach außen hin allerdings keinerlei Anhaltspunkte für Kritik geboten hätte.47 Mag eine derart voraussetzungsreiche und zugleich für Leib und Leben riskante Unternehmung in der Theorie durchaus denkbar sein, wäre zu fragen, welchen

F. Basson/William J. Dominik (edd.), Literature, Art, History: Studies on Classical Antiquity and Tradition. In Honour of W. J. Henderson, Frankfurt a. Main 2003, 73–90; John Garthwaite/Beatrice Martin, Visions of Gold: Hopes for the New Age in Calpurnius Siculus’ Eclogues, in: William J. Dominik/John Garthwaite/Paul A. Roche (edd.), Writing Politics in Imperial Rome, Leiden/Boston 2009, 307–322; zur ›Apocolocyntosis‹ Senecas: Sonja Wolf, Die Augustusrede in Senecas Apocolocyntosis. Ein Beitrag zum Augustusbild der frühen Kaiserzeit (Beiträge zur Klassischen Philologie 170), Königstein i. Taunus 1986; Timothy J. Robinson, In the Court of Time: The Reckoning of a Monster in the Apocolocyntosis of Seneca, in: Arethusa 38,2 (2005), 223–257; zum ›De bello civile‹ Lucans: Mischa Meier, Herrscherpanegyrik im Kontext: Das Beispiel Nero und Lucan, in: Reinhold F. Glei (ed.), Ironie. Griechische und lateinische Fallstudien (Bochumer Altertumswissenschaftliches Colloquium 80), Trier 2009, 107–141; Paul A. Roche, Lucan, De Bello Ciuili, Book I, edited with a commentary, Oxford/New York 2009, 7–10 und 129–146; vgl. Nadja Kimmerle, Lucan und der Prinzipat. Inkonsistenz und unzuverlässiges Erzählen im Bellum Civile (MillenniumStudien zu Kultur und Geschichte des ersten Jahrtausends n. Chr. 53), Berlin/München/ Boston 2015, bes. 14–19 (mit einem Überblick über die umfangreiche Forschungsliteratur); zu Statius: John Garthwaite, Domitian and the Court Poets Martial and Statius, Ithaca 1978, bes. 87–146; Ahl 1984b, 85–102 und 111–124 (mit einem Appendix von John Garthwaite); Margit Benker, Achill und Domitian. Herrscherkritik in der ›Achilleis‹ des Statius, Erlangen/ Nürnberg 1987; Newlands 2002 (mit dem Vorschlag einer Art von Zwischenposition, wonach in den ›Silvae‹ das Lob und das Gefühl der Beklemmung gleichsam nebeneinanderstehen); zu Martial: Garthwaite 1978, bes. 15–86 und 147–167; Ders., Martial, Book 6, on Domitian’s Moral Censorship, in: Prudentia 22 (1990), 13–22; Ders., The Panegyrics of Domitian in Martial Book 9, in: Ramus 22,1 (1993), 78–102; Ders., Ludimus innocui: Interpreting Martial’s Imperial Epigrams, in: William J. Dominik/John Garthwaite/Paul A. Roche (edd.), Writing Politics in Imperial Rome, Leiden/Boston 2009, 405–427; Niklas Holzberg, Neuansatz zu einer Martial-Interpretation, in: WJA 12 (1986), 197–215. 47 Frederick Ahl hat in diesem Kontext den Begriff des ›safe criticism‹ geprägt, vgl. Ders., The Art of Safe Criticism in Greece and Rome, in: AJPh 105,2 (1984), 174–208; in ähnlicher Weise verwendet Shadi Bartsch den Begriff ›doublespeak‹, vgl. Ders., Actors in the Audience. Theatricality and Doublespeak from Nero to Hadrian (Revealing Antiquity 6), Cambridge, MA 1994; in der Vergilforschung hat Adam Parry unter dem Schlagwort der Theorie der ›two voices‹ eine vergleichbare Vorstellung eingeführt, vgl. Ders., The Two Voices of Virgil’s Aeneid, in: Arion 2,4 (1963), 66–80. Als Gegenentwurf zur Theorie des ›safe criticism‹ hat indes Lisa Cordes die literarische Technik, die eigene Dichtung gegen derart oppositionelle Lesarten rhetorisch abzusichern, als ›safe praise‹ bezeichnet, vgl. Dies., Preferred Readings: von Seneca zu Statius, in: Sophia Bönisch-Meyer/Lisa Cordes/Verena Schulz/Anne Wolsfeld/Martin Ziegert (edd.), Nero und Domitian. Mediale Diskurse der Herrscherrepräsentation im Vergleich (Classica Monacensia 46), Tübingen 2014, 341–378; Dies. 2017, bes. 76–86 und 141–144.

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Nutzen der Dichter hieraus konkret gezogen haben sollte.48 Am Ende bleibt grundsätzlich festzuhalten, dass man den lebenden Herrscher – zumindest öffentlich – nur in positiver Weise adressierte, wohingegen man über den toten Herrscher auch Negatives berichten konnte; vor diesem Hintergrund fiel es der römischen Geschichtsschreibung zu, über die Herrschaft der vergangenen principes zu urteilen.49 Wenn in Hinblick auf die uns überlieferten Zeugnisse der Panegyrik bislang ausschließlich von dichterischen Werken die Rede war, sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass sich das panegyrische Angebot an den Kaiser seinerzeit nicht zuletzt in Form von Reden manifestierte, die heute gemeinhin verloren sind. Insbesondere der senatorischen Positionierung gegenüber der herrscherlichen divinitas im Rahmen von öffentlichen Sprechakten – etwa aus Anlass bestimmter Ehrenbeschlüsse, Herrscherjubiläen usw. – käme im vorliegenden Zusammenhang eine zentrale Bedeutung zu.50 Als einziges überliefertes Zeugnis einer derartigen Erklärung hat dabei der so genannte ›Panegyricus‹ des Gaius Plinius

48 Schon aus der philologischen Behandlung der panegyrischen Werke ergeben sich hier zahlreiche Einwände, siehe exemplarisch Franz Römer, Mode und Methode in der Deutung panegyrischer Dichtung der nachaugusteischen Zeit, in: Hermes 122,1 (1994), 95–113; Andrew T. Fear, Laus Neronis: The Seventh Eclogue of Calpurnius Piso, in: Prometheus 20,3 (1994), 269–277 (zu Calpurnius Siculus); Michael Dewar, Laying it on with a Trowel: The Proem to Lucan and Related Texts, in: CQ 44,1 (1994), 199–211; Schubert 1998, 109–128; Merfeld 1999, 102–111 (zu Lucan); Kimmerle 2015, 86–116 (mit einer weit über das konkrete Fallbeispiel ›De bello civile‹ hinausgehenden Betrachtung); Geyssen 1996; Peter Hibst, ›Periculosae plenum opus aleae‹? Zur Frage der Herrscherkritik in der Achilleis des Statius, in: Eos 91,1 (2004), 251–273 (zu Statius); Gottfried E. Kreuz, Besonderer Ort, poetischer Blick. Untersuchungen zu Räumen und Bildern in Statius’ Silvae (Hypomnemata. Untersuchungen zur Antike und zu ihrem Nachleben 201), Göttingen 2016, 49–72; Niklas Holzberg, Martial und das antike Epigramm, Darmstadt 2002, bes. 63–74, der hiermit seine frühere Annahme einer versteckten Kritik Martials am Kaiser widerruft (vgl. Ders. 1988, bes. 74–85); Nauta 2002, 412–444 (zu Statius und Martial). 49 Vgl. François Paschoud, Biographie und Panegyricus: Wie spricht man vom lebenden Kaiser?, in: Konrad Vössing (ed.), Biographie und Prosopographie. Internationales Kolloquium zum 65. Geburtstag von Anthony R. Birley (Historia Einzelschriften 178), Stuttgart 2005, 103–118; siehe hierzu auch Gerhard Binder, Herrschaftskritik bei römischen Autoren. Beispiele eines seltenen Phänomens, in: Ders./Bernd Effe (edd.), Affirmation und Kritik. Zur politischen Funktion von Kunst und Literatur im Altertum (Bochumer Altertumswissenschaftliches Colloquium 20), Trier 1995, 125–164; Martin Zimmermann, Enkomion und Historiographie: Entwicklungslinien der kaiserzeitlichen Geschichtsschreibung vom 1. bis zum frühen 3. Jh. n. Chr., in: Ders. (ed.), Geschichtsschreibung und politischer Wandel im 3. Jh. n. Chr. Kolloquium zu Ehren von Karl-Ernst Petzold (Juni 1998) anlässlich seines 80. Geburtstags (Historia Einzelschriften 127), Stuttgart 1999, 17–56. 50 Vgl. Konrad Vössing, Kaiser Domitian – Der Kampf um seine Nachfolge und um seine Göttlichkeit. Longe tunc illi divinitas sua (Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und Künste. Geisteswissenschaften, Vorträge, G 458), Paderborn 2020, 53.

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Caecilius Secundus (minor) zu gelten.51 Es handelt sich hierbei um die Publikation einer nachträglich überarbeiteten und erweiterten gratiarum actio, einer Dankesrede, die Plinius anlässlich seines Antritts als Suffektkonsul im Jahr 100 im Senat in Anwesenheit des Kaisers Trajan gehalten hat.52 Ihre spätere Bezeichnung als ›Panegyricus‹ verdient die Rede dabei insofern, als sie im Wesentlichen dem Lob Trajans verschrieben ist, dessen Tugenden und Leistungen für die res publica gewürdigt werden.53 Auf einer anderen Ebene erscheinen die Ausführungen des Plinius zugleich als Auseinandersetzung mit der nur vier Jahre zuvor geendeten Herrschaft Domitians, die – wenn dieser auch nur an zwei Stellen namentlich genannt wird – durchgehend als implizite, für die Rezipienten der Rede aber ohne Weiteres deutlich erkennbare negative Kontrastfolie zur glücklichen Herrschaft des gegenwärtigen princeps fungiert.54 In diesem Zusammenhang kommt gerade dem Aspekt der kaiserlichen Göttlichkeit eine

51 Zur Person des Plinius (PIR² P 490) und seinem literarischen Schaffen siehe Günter Merwald, Die Buchkomposition des jüngeren Plinius (Epistulae I–IX), Erlangen 1964; Klaus Zelzer, Zur Frage des Charakters der Briefsammlung des jüngeren Plinius, in: Wiener Studien 77 (1964), 144–161; Hans-Peter Bütler, Die geistige Welt des jüngeren Plinius. Studien zur Thematik seiner Briefe (Bibliothek der Klassischen Altertumswissenschaften, Neue Folge, 2. Reihe, Bd. 38), Heidelberg 1970; Francesco Trisoglio, La personalità di Plinio il Giovane nei suoi rapporti con la politica, la società e la letteratura (Memorie dell’Accademia delle Scienze di Torino. Classe di Scienze Morali, Storiche e Filologiche, Serie 4, Numero 25), Turin 1972; Karl Strobel, Laufbahn und Vermächtnis des jüngeren Plinius. Zu CIL V 5262, in: Werner Huß/Karl Strobel (edd.), Beiträge zur Geschichte (Bamberger Hochschulschriften 9), Bamberg 1983, 37–56; Ders., Zu zeitgeschichtlichen Aspekten im Panegyricus des jüngeren Plinius: Trajan ›imperator invictus‹ und ›novum ad principatum iter‹, in: Joachim Knape/Karl Strobel (edd.), Zur Deutung von Geschichte in Antike und Mittelalter. Plinius d. J. ›Panegyricus‹. ›Historia apocrypha‹ der ›Legenda aurea‹ (Bamberger Hochschulschriften 11), Bamberg 1985, 9–112; Matthias Ludolph, Epistolographie und Selbstdarstellung. Untersuchungen zu den ›Paradebriefen‹ Plinius des Jüngeren (Classica Monacensia 17), Tübingen 1997; Frank Beutel, Vergangenheit als Politik. Neue Aspekte im Werk des jüngeren Plinius (Studien zur klassischen Philologie 121), Frankfurt a. Main 2000; Nicole Méthy, Les lettres de Pline le Jeune. Une représentation de l’homme (Roma Antiqua), Paris 2007; Paul A. Roche (ed.), Pliny’s Praise. The Panegyricus in the Roman World, Cambridge 2011; Hans-Joachim Häger, Das Briefcorpus des jüngeren Plinius. Neuere Tendenzen in Altertumswissenschaft und Didaktik, in: Gymnasium 122 (2015), 559–596; sowie Sven Page, Der ideale Aristokrat. Plinius der Jüngere und das Sozialprofil der Senatoren in der Kaiserzeit (Studien zur Alten Geschichte 24), Heidelberg 2015. 52 Siehe hierzu prägnant Künzer 2016, 35–38. 53 Vgl. Christian Ronning, Herrscherpanegyrik unter Trajan und Konstantin. Studien zur symbolischen Kommunikation in der römischen Kaiserzeit (Studien und Texte zu Antike und Christentum 42), Tübingen 2007, 24–136. 54 So wird Domitian lediglich im Zusammenhang einer Aufzählung von principes, die ihre jeweiligen Vorgänger aus niederen Beweggründen posthum unter die römischen Staatsgötter haben erheben lassen, sowie im Kontext der Erwähnung seiner (als verheerend beschriebenen) Rückreise vom pannonischen Kriegsschauplatz nach Rom im Jahr 92 namentlich genannt, Plin. paneg. 11,1; 20,4.

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prominente Rolle zu, auf die an späterer Stelle noch ausführlicher einzugehen sein wird.55 Historiographische Zeugnisse Die fast schon programmatische Unmöglichkeit, sich dem gegenwärtigen Herrscherhaus oder gar dem lebenden princeps selbst im historiographischen Modus anzunehmen, geht aus einer Reihe von Passagen in antiken Geschichtswerken hervor, in denen die jeweiligen Autoren sich dieser Schwierigkeit in der einen oder anderen Weise entziehen. Den wohl mit Abstand prominentesten Fall bildet in diesem Zusammenhang der des Cornelius Tacitus, der zu Beginn seiner Darstellung des mit der Ermordung Domitians zu einem Ende gelangten Herrscherhauses der Flavier erklärt, auch die Verhältnisse seiner eigenen Gegenwart, d. h. die Herrschaft Nervas und Trajans, behandeln zu wollen, wenn sein Leben nur lang genug währe.56 Dass es sich dabei lediglich um eine Absichtserklärung gehandelt hat, die keineswegs einem ernsthaften Anliegen des Autors entsprach – so hat Tacitus eine solche Darstellung auch später nie veröffentlicht –, zeigt sich zudem im Vergleich zu ähnlich einschränkenden Formulierungen in anderen Werken. Die Darstellung des lebenden princeps war mit dem Anspruch der Geschichtsschreibung nicht zu vereinbaren.57 Auch die Überlieferung von Schriften mit historischem Inhalt, die aufgrund der Umstände ihrer Entstehung panegyrische Züge aufweisen, ändert nichts am Grundsatz dieser Feststellung. Zu nennen sind hier etwa die ›Historia Romana‹ aus der Feder des durch seine militärische Karriere eng mit Tiberius verbundenen Velleius Paterculus, der seinen Abriss der Geschichte Roms von den Anfängen bis in seine Gegenwart im Jahr 30 veröffentlichte,58 sowie die ›Facta et dicta memorabilia‹ des Valerius 55 Vgl. Kap. 4.2.3.2 und 4.2.3.3. 56 Tac. hist. 1,1,4: quod si vita suppeditet, principatum divi Nervae et imperium Traiani, uberiorem securioremque materiam, senectuti seposui, rara temporum felicitate ubi sentire quae velis et quae sentias dicere licet. – Übersetzung Borst: »Für den Fall, daß mein Leben lang genug währt, will ich das Prinzipat des göttlichen Nerva und das Regiment Trajans, diesen recht umfangreichen, doch minder heiklen Stoff, für meine alten Tage aufsparen; sie sind ja so selten, die glücklichen Zeiten, wo es möglich ist zu denken, was man will, und zu sagen, was man denkt.« Ähnlich auch Tac. Agr. 3,3. 57 Siehe hierzu auch HA quadr. tyr. 15,10; Car. 18,5; Eutr. 10,18,3; vgl. Paschoud 2005, 108–111. 58 Als Sohn einer ritterlichen Familie machte Velleius während der Herrschaft des Augustus als Offizier Karriere: Angefangen als tribunus militum (Vell. 2,101,2f.), diente er unter dem Kommando des Tiberius zunächst als praefectus equitum (2,104,3), hiernach als legatus (2,111,3). Im Jahr 6 n. Chr. erreichte er die Quaestur (2,111,3f.), im Jahr 15 amtierte er als Praetor, wofür ihn Augustus vor seinem Tod noch persönlich empfohlen hatte (2,124,4). Seine Darstellung der römischen Geschichte, die er während der Regentschaft des Tiberius niederschrieb, widmete er Marcus Vinicius, dem Sohn eines ehemaligen Kommandanten, anlässlich dessen Konsulats im Jahr 30, woraus sich auch der letzte Anhaltspunkt für seine Biographie ergibt. Zur Komposition seines Werkes, das die Herrschaft des Tiberius gewissermaßen als Kulminationspunkt der römischen Geschichte inszeniert, siehe Ulrich

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Maximus, eine Sammlung von exempla, die zumindest in Teilen noch unter Tiberius publiziert worden ist.59 Schon aus dieser Beobachtung ergibt sich, dass es den Vertretern der antiken Historiographie keineswegs darum ging, in der Vergangenheit liegende Ereignisse und Entwicklungen lediglich zu referieren.60 Auch wenn die uns überlieferten Geschichtswerke sowohl in ihrer Konzeption als auch in ihrer konkreten Ausführung mitunter stark variieren, sind sie in ihrer Darstellung doch gleichermaßen davon geprägt, die geschilderten Vorgänge, d. h. vielmehr das Verhalten der jeweiligen Akteure, mal mehr und mal weniger ausdrücklich nach bestimmten, nicht zuletzt moralischen Prinzipien zu beurteilen.61 Die hierbei zugrunde gelegten Maßstäbe der Bewertung entstammen dabei dem aristokratischen bzw. senatorischen Standesethos der Führungselite, der auch die Autoren der betreffenden Werke zugehörig waren. Vor diesem Hintergrund hing die posthume Beurteilung der jeweiligen Akteure in besonderer Weise von der Frage ab, inwiefern sie sich in senatorischer Perspektive gut und richtig verhalten hatten; mit Blick auf die Person des princeps rückt dabei dessen Auftreten gegenüber der Senatorenschaft in den Fokus. Die retrospektive Beurteilung des Herrschers im Rahmen der Geschichtsschreibung bildete zugleich ein wichtiges politisches Instrument: Während die senatsfreundliche Herrschaftspraxis der ›guten‹ Kaiser sich dazu eignete, als positives exemplum zu fungieren, stellte andererseits die posthume DesavouieSchmitzer, Velleius Paterculus und das Interesse an der Geschichte im Zeitalter des Tiberius (Bibliothek der Klassischen Altertumswissenschaften, Neue Folge, 2. Reihe, Bd. 107), Heidelberg 2000; Karl Christ, Velleius und Tiberius, in: Historia 50,2 (2001), 180–190. 59 Über die Biographie des Valerius Maximus ist nur wenig bekannt. Nach eigenen Angaben führte er ein Leben in recht dürftigen Verhältnissen (Val. Max. 4,4,11) und begleitete seinen Förderer Sextus Pompeius (PIR2 P 584), den Konsul des Jahres 14, nach dessen Berufung zum Statthalter von Asia um das Jahr 24/25 in die Provinz (2,6,8; 4,7, ext. 2). Die Widmung seines Werkes, das nach 27 begonnen wurde, gilt Tiberius. Aus der Beobachtung, dass der Sturz des Prätorianerpräfekten Seianus zwar behandelt, dieser aber nicht namentlich genannt wird (9,11, ext. 4), wurde mitunter geschlossen, dass zumindest das neunte Buch nicht lange nach 31, dem Jahr der Verschwörung, veröffentlicht worden ist. Zur Komposition seines Werkes siehe W. Martin Bloomer, Valerius Maximus & the Rhetoric of the New Nobility, Chapel Hill/London 1992; Andreas Weileder, Valerius Maximus. Spiegel kaiserlicher Selbstdarstellung (Münchener Arbeiten zur Alten Geschichte 12), München 1998; David Wardle, Valerius Maximus on the domus Augusta, Augustus, and Tiberius, in: CQ 50,2 (2000), 479– 493; Ders., The Heroism and Heroisation of Tiberius: Valerius Maximus and his Emperor, in: Pol Defosse (ed.), Hommages à Carl Deroux, Bd. 2: Prose et linguistique, Médecine (Collection Latomus 267), Brüssel 2002, 433–440. 60 Zur römischen Historiographie siehe allgemein Andreas Mehl, Römische Geschichtsschreibung. Grundlagen und Entwicklungen. Eine Einführung, Stuttgart 2001; vgl. John Matthews, The Emperor and his Historians, in: John Marincola (ed.), A Companion to Greek and Roman Historiography, Volume I (Blackwell Companions to the Ancient World), Malden/Oxford/Carlton 2007, 290–304 (mit einem Fokus auf der Kaiserzeit). 61 Siehe hierzu exemplarisch Tac. ann. 3,65,1; Aur. Vict. Caes. 33,26.

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rung der ›schlechten‹ Kaiser ein unter den geschilderten Bedingungen für den jeweiligen Autor unbedenkliches Drohmittel dar, die Vertreter der gegenwärtigen wie künftigen Herrschaft auf ein entsprechendes, d. h. den spezifischen senatorischen Erwartungen an einen princeps angemessenes Verhalten zu verpflichten.62 Diese didaktische Dimension der Historiographie erschließt sich erst darin, dass die betreffenden Schriften zum einen seinerzeit durchaus verbreitet waren und auch wahrgenommen wurden, sowie zum anderen den Herrscher selbst als Teil des Zielpublikums, nämlich der aristokratischen Führungsschicht, adressierten. In dieser Perspektive trug auch die Geschichtsschreibung zum zeitgenösssischen Diskurs bei, wobei sich für uns die Möglichkeit eröffnet, mittels der entsprechenden Darstellungen nicht nur auf die Verhältnisse der jeweils geschilderten Zeitabschnitte zuzugreifen, sondern mehr noch auf die Verhältnisse der Zeit ihrer Entstehung, womit zugleich die Autoren der Werke selbst in den Fokus rücken.63 In Hinblick auf den Untersuchungszeitraum der vorliegenden Arbeit sind vor allem drei Vertreter dieser Art von Historiographie hervorzuheben: Cornelius Tacitus,64 Gaius Suetonius Tranquillus65 und Lucius Cassius Dio.66 Alle drei haben uns Geschichtswerke hinterlassen, deren Wert nicht zuletzt darin besteht, dass ihre Verfasser aufgrund ihres Status und ihrer Bildung zum einen auf heute gemeinhin verlorene literarische Vorlagen sowie offizielle Dokumente zurückgreifen konnten, die für ihre Darstellung maßgeblich waren, und zum anderen in Teilen aus persönlicher Anschauung, d. h. aus einer ›Innenperspektive‹ heraus, berichten konnten.67 Als einer der führenden Senatoren seiner Zeit – er machte unter den flavischen principes Karriere, erreichte im Jahr 97 unter Nerva den Konsulat und amtierte hiernach als Statthalter in der Provinz – hat uns etwa Tacitus mit seinen ›Historiae‹ (›Historien‹) und ›Annales‹ (›Annalen‹) zwei große historiographische Werke hinterlassen, die sich in ihrer Schilderung durch ein Maß an Ausführlichkeit auszeichnen, das von keinem anderen 62 Vgl. Konrad Vössing, Der Kaiser und die Deklamationen, in: Yves Perrin (ed.), Neronia VIII. Bibliothèques, livres et culture écrite dans l’empire romain de César à Hadrien. Actes du VIIIe Colloque international de la SIEN (Collection Latomus 327), Brüssel 2010, 301–314, hier 311. 63 Siehe hierzu Hose/Fuhrer 2014, 15f., in Auseinandersetzung mit Stephen Greenblatt, Shakespearean Negotiations. The Circulation of Social Energy in Renaissance England, Berkeley/Los Angeles 1988. 64 PIR² C 1467. 65 PIR² S 959. 66 PIR² C 492. 67 Zur Quellengrundlage der taciteischen Darstellung siehe exemplarisch Ronald Syme, Tacitus, 2 Bde., Oxford 1958, 176–190 und 271–303; David S. Potter, Tacitus’ Sources, in: Victoria E. Pagán (ed.), A Companion to Tacitus (Blackwell Companions to the Ancient World), Malden/Oxford/Chichester 2012, 125–140; Stephan Schmal, Tacitus (Studienbücher Antike 14), 4., unveränderte Auflage, Hildesheim 2016, 104–119.

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damaligen Autor erreicht wird.68 Entgegen der chronologischen Abfolge ihrer Veröffentlichung behandeln die wohl zwischen 105 und 109 verfassten ›Historien‹ die Zeit der Dynastie der Flavier, wohingegen die wohl zwischen 110 und 120 entstandenen ›Annalen‹ die Zeit der iulisch-claudischen Dynastie umfassen.69 Aus der Feder Suetons, dem Sohn einer ritterlichen Familie, der in Rom erst die Ausbildung zum orator durchlief, hiernach vermutlich einige Zeit im Gefolge seines Förderers Plinius (minor) in Bithynia et Pontus verbrachte und unter Hadrian schließlich der kaiserlichen Kanzlei vorstand, stammt das Werk ›De vita Caesarum‹, eine Sammlung von insgesamt zwölf Kaiserviten in acht Büchern von Caesar bis Domitian, die sich aufgrund ihrer Widmung an Septicius Clarus in dessen Amtszeit als praefectus praetorio in die 120er Jahre datieren lässt.70 Zuletzt sei an dieser Stelle Cassius Dio genannt, der aus Nikaia in Bithynia stammte, unter Commodus in den Senat eintrat, von Pertinax zum Praetor designiert und unter Septimius Severus zum Konsul gewählt wurde; unter Severus Alexander amtierte er als Statthalter in Africa, Dalmatia und Pannonia superior und erhielt im Jahr 229 die seltene Ehre eines zweiten Konsulats – als Kollege des Kaisers.71 Seine in griechischer Sprache verfasste ›Ῥωμαϊκὴ ἱστορία‹, eine Geschichte Roms von der Gründung der Stadt bis zur Zeit seines zweiten Konsulats, umfasst insgesamt 80 Bücher, deren überlieferungsbedingte Lücken sich zumindest zu großen Teilen in Form von Epitomen byzantinischer Autoren schließen lassen 68 Einen guten Überblick über die wichtigsten Zeugnisse und Hypothesen zur Biographie des Tacitus bieten etwa Syme 1958, 59–74; Stefan Borzsák, Cornelius [395], in: RE Suppl. 11 (1968), 376–399; Anthony R. Birley, The Life and Death of Cornelius Tacitus, in: Historia 49,2 (2000), 230–247; siehe auch Géza Alföldy, Bricht der Schweigsame sein Schweigen? Eine Grabinschrift aus Rom, in: MDAI(R) 102 (1995), 251–268. 69 Zur Darstellung der ›Annalen‹ siehe explizit Elisabeth Walker, The Annals of Tacitus. A Study in the Writing of History, Manchester 1952; Syme 1958, 253–450; Ronald H. Martin, Structure and Interpretation in the ›Annals‹ of Tacitus, in: ANRW II 33.2 (1990), 1500–1581; Michael M. Sage, Tacitus’ Historical Works: A Survey and Appraisal, in: ANRW II 33.2 (1990), 851–1030 und 1629–1647, hier 949–1029; Ronald Mellor (ed.), Tacitus’ Annals (Oxford Approaches to Classical Literature), Oxford/New York 2011; Schmal 2016, 62–87. Zur Darstellung der ›Historien‹ siehe hingegen Syme 1958, 132–216; Sage 1990, 859–948; Schmal 2016, 50–61. 70 Vgl. Barry Baldwin, Suetonius, Amsterdam 1983; Jacques Gascou, Suéton historien (Bibliothèque des Écoles Françaises d’Athènes et de Rome 255), Rom 1984; Richard C. Lounsbury, The Arts of Suetonius. An Introduction (American University Studies, Series 17: Classical Languages and Literature 3), New York 1987; Andrew Wallace-Hadrill, Suetonius, 2. Auflage, London 1995; Tristan Power/Roy K. Gibson (edd.), Suetonius the Biographer. Studies in Roman Lives, Oxford 2014. Die Widmung selbst ist zwar verloren, die Tatsache, dass sie Septicius Clarus galt, ist uns jedoch durch eine Notiz des im fünften Jh. wirkenden Prätorianerpräfekten Iohannes Lydos (mag. 2,6,4) überliefert. 71 Cass. Dio 76,15,3 (Erwähnung Nikaias als Geburtstadt); 73,4,2 (programmatische Ankündigung, im Folgenden die Herrschaft des Commodus von der Warte eines Senators aus zu schildern); 74,12,2 (Designation zum Praetor); 76,16,4 (Konsulat unter Septimius Severus); 49,36,4; 80,1,2f. (Statthalterschaften); 80,5,1f. (zweiter Konsulat).

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und somit – freilich in Berücksichtigung der hiermit einhergehenden methodischen Besonderheiten – auch für den Untersuchungszeitraum der vorliegenden Arbeit nutzbar sind.72 Neben diesen drei großen Vertretern der senatorisch geprägten Geschichtsschreibung sind uns zudem spätere historiographische Schriften von Autoren überliefert, die in gewisser Weise in deren Tradition stehen, sich allerdings – jenseits von stilistischen Bewertungen – nicht derart informiert zeigen. Zu nennen ist hier etwa Herodian, der aus dem griechischen Osten stammte, vermutlich als Freigelassener oder Ritter eine untergeordnete Position im kaiserlichen bzw. öffentlichen Dienst bekleidete und uns mit seiner wohl nur kurze Zeit nach Cassius Dio entstandenen Darstellung ›Τῆς μετὰ Μάρκον βασιλείας ἱστορία‹ eine Geschichte Roms vom Tod Marc Aurels bis zu Gordian III. hinterlassen hat.73 Mit der so genannten ›Historia Augusta‹ liegt uns schließlich eine sich unter anderem auf Sueton berufende Sammlung von Biographien der Kaiser, Thronprätendenten und Usurpatoren aus der Zeit Hadrians bis Numerianus und Carinus vor, deren Verfasser und (sicher nachkonstantinisch anzusetzende) Entstehungszeit bis heute umstritten sind.74 72 Vgl. Fergus Millar, A Study of Cassius Dio, Oxford 1964; Timothy D. Barnes, The Composition of Cassius Dio’s Roman History, in: Phoenix 38,3 (1984), 240–255; Carsten H. Lange/ Jesper M. Madsen (edd.), Cassius Dio. Greek Intellectual and Roman Politician (Historiography of Rome and Its Empire 1), Leiden 2016; Christopher Burden-Strevens/Jesper M. Madsen/Antonio Pistellato (edd.), Cassius Dio and the Principate (Lexis Studies in Greek and Latin Literature. Supplements 2), Venedig 2020. 73 Vgl. Géza Alföldy, Zeitgeschichte und Krisenempfindung bei Herodian, in: Hermes 99,4 (1971), 429–449; Friedhelm L. Müller, Herodian, Geschichte des Kaisertums nach Marc Aurel, mit Einleitung, Anmerkungen und Namenindex, Stuttgart 1996, 9–26; Lukas de Blois, Emperor and Empire in the Works of Greek-speaking Authors of the Third Century AD, in: ANRW II 34.4 (1998), 3391–3443, hier 3415–3423; Martin Zimmermann, Herodians Konstruktion der Geschichte und sein Blick auf das stadtrömische Volk, in: Ders. (ed.), Geschichtsschreibung und politischer Wandel im 3. Jh. n. Chr. Kolloquium zu Ehren von KarlErnst Petzold (Juni 1998) anlässlich seines 80. Geburtstags (Historia Einzelschriften 127), Stuttgart 1999, 119–143; Ders., Kaiser und Ereignis. Studien zum Geschichtswerk Herodians (Vestigia. Beiträge zur Alten Geschichte 52), München 1999; Thomas Hidber, Herodians Darstellung der Kaisergeschichte nach Marc Aurel (Schweizerische Beiträge zur Altertumswissenschaft 29), Basel 2006. 74 Wie die Forschung mit Blick auf zahlreiche Anachronismen sowie mit Hilfe verschiedener stilistischer und sprachlicher Untersuchungen zeigen konnte, handelt es sich bei der vorgeblichen Sammlung von Biographien aus der Feder von insgesamt sechs Autoren, die in ihren Widmungen die Vertreter der Tetrarchie adressieren, am Ende um das Werk eines einzigen Verfassers. Angesichts des Umstands, dass sich – ausgehend von Hermann Dessau, Über die Zeit und Persönlichkeit der Scriptores Historiae Augustae, in: Hermes 24,3 (1889), 337–392 – um die Verfasser- und Datierungsfrage ein eigener Forschungszweig entwickelt hat, sei an dieser Stelle lediglich auf zwei ausgewählte Titel verwiesen: Klaus-Peter Johne, Kaiserbiographie und Senatsaristokratie. Untersuchungen zur Datierung und sozialen Herkunft der Historia Augusta (Schriften zur Geschichte und Kultur der Antike 15), Berlin 1976; und Mark Thomson, Studies in the Historia Augusta (Collection Latomus 337), Brüssel 2012;

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Eine weitere Gattung der antiken Geschichtsschreibung, die im Rahmen der Untersuchung zu berücksichtigen ist, bildet darüber hinaus die so genannte Breviarienliteratur, eine Kurzform der Historiographie, deren knappe und übersichtliche Darstellung sich an ein Publikum richtete, das primär an einem informativen Abriss der Geschichte als Bildungswissen interessiert war.75 Zu den erhaltenen Werken dieser gerade im vierten Jahrhundert geläufigen und populären Form der Geschichtsschreibung zählen etwa das ›Liber de Caesaribus‹ des Sextus Aurelius Victor,76 das ›Breviarium ab urbe condita‹ des Eutropius77 sowie die anonym überlieferte so genannte ›Epitome de Caesaribus‹.78 Der Vorzug dieser Darstellungen besteht – so paradox dies zunächst auch klingen mag – vor allem in ihrer Knappheit bzw. Prägnanz. Angesichts des Erfordernisses, sich in der zusammenfassenden Schilderung historischer Ereignisse und Entwicklungen in besonderer Weise auf das in den Augen der Zeitgenossen Wesentliche zu beschränken, bieten uns die Autoren einen aufschlussreichen Einblick in den Gesichtskreis ihrer Zeit. Mit der zugleich aufkommenden christlichen Geschichtsschreibung hielten schließlich neue Maßstäbe der Bewertung Einzug in die Historiographie: Das Handeln der heidnischen Herrscher wurde nicht zuletzt mit Blick auf ihre Haltung gegenüber der Christenheit beurteilt, ihre Adressierung im Kaiserkult entsprechend missbilligt.79

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einige der wichtigsten Beiträge der Forschung finden sich zudem in den folgenden beiden Reihen versammelt: Bonner Historia-Augusta-Colloquium (BHAC); und Historiae Augustae Colloquia (HAC). Zur Berufung auf Sueton siehe indes HA Max. Balb. 4,5; Probus 2,7; quadr. tyr. 1,1f. Vgl. Peter L. Schmidt, Zu den Epochen der spätantiken lateinischen Historiographie, in: Philologus 132,1 (1988), 86–100. Vgl. Willem den Boer, Some Minor Roman Historians, Leiden 1972, 19–113; Harold W. Bird, Sextus Aurelius Victor. A Historiographical Study (Arca. Classical and Medieval Texts, Papers and Monographs 14), Liverpool 1984; Peter L. Schmidt, Sex. Aurelius Victor, Historiae abbreviatae, in: Reinhart Herzog (ed.), Restauration und Erneuerung. Die lateinische Literatur von 284 bis 374 n. Chr. (Handbuch der lateinischen Literatur der Antike 5), München 1989, 198–201 (mit weiterführender Literatur); David Rohrbacher, The Historians of Late Antiquity, London/New York 2002, 42–48. Vgl. Boer 1972, 114–172; Harold W. Bird, Eutropius: His Life and Career, in: EMC 32,1 (1988), 51–60; Peter L. Schmidt, Eutropius, in: Reinhart Herzog (ed.), Restauration und Erneuerung. Die lateinische Literatur von 284 bis 374 n. Chr. (Handbuch der lateinischen Literatur der Antike 5), München 1989, 201–207 (mit weiterführender Literatur); Rohrbacher 2002, 49–56. Vgl. Jörg Schlumberger, Die Epitome de Caesaribus. Untersuchungen zur heidnischen Geschichtsschreibung des 4. Jahrhunderts n. Chr. (Vestigia. Beiträge zur Alten Geschichte 18), München 1974. Vgl. Arnaldo Momigliano, Pagan and Christian Historiography in the Fourth Century A.D., in: Ders. (ed.), The Conflict between Paganism and Christianity in the Fourth Century, London 1963, 79–99. Zu einem der prominentesten Vertreter dieser Art von Geschichtsschreibung, Orosius, siehe Hans-Werner Goetz, Die Geschichtstheologie des Orosius (Impulse der Forschung 32), Darmstadt 1980; Hartwin Brandt, Historia magistra vitae? Orosius

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Die Ausnahme von der Regel: Die ›Apocolocyntosis‹ des Seneca Wenn bislang auch immer wieder hervorgehoben worden ist, wie schwierig sich der Diskurs über die Göttlichkeit des Kaisers im Bestand der antiken Quellenüberlieferung greifen lässt, sei an dieser Stelle auf ein in mehrfacher Hinsicht besonderes Zeugnis verwiesen, dem in Bezug auf das Thema der vorliegenden Untersuchung eine zentrale Bedeutung zukommt: gemeint ist die so genannte ›Apocolocyntosis‹. Es handelt sich hierbei um einen satirischen Angriff auf die Vergöttlichung des Claudius, die unmittelbar nach dessen Tod am 13. Oktober des Jahres 54 unter Nero, dem Adoptivsohn und (designierten) Thronfolger des Verstorbenen, vom Senat beschlossen worden war.80 Der Titel, der uns durch eine Notiz bei Cassius Dio überliefert ist, bildet wohl eine Verballhornung des griechischen Begriffs der Apotheosis (Ἀποθέωσις), also der ›Vergöttlichung‹.81 Während schon das gewählte Thema der Satireschrift selbst als Unikum zu gelten hat – im Zentrum der Schilderung steht eine Beratung der olympischen Götter über die Frage, inwiefern der gerade verstorbene Kaiser in ihre Reihe aufzunehmen sei (was letztlich negiert wird, sodass Claudius den Weg in die Unterwelt antreten muss) –, erscheint das Werk vor allem in Hinblick auf die Umstände seiner Entstehung im vorliegenden Zusammenhang von besonderer Relevanz. So weiß Cassius Dio davon zu berichten, dass die Autorschaft keinem Geringeren als Lucius Annaeus Seneca (minor) zukommt, einem der profiliertesten und führenden Senatoren seiner Zeit, der persönlich am Hof des Claudius in der Rolle des Erziehers für Nero wirkte und nach dessen Herrschaftsantritt sogleich zu und die spätantike Historiographie, in: Andreas Goltz/Hartmut Leppin/Heinrich Schlange-Schöningen (edd.), Jenseits der Grenzen. Beiträge zur spätantiken und frühmittelalterlichen Geschichtsschreibung (Millennium-Studien zu Kultur und Geschichte des ersten Jahrtausends n. Chr. 25), Berlin 2009, 121–133; Justus Cobet, Orosius’ Weltgeschichte: Tradition und Konstruktion, in: Hermes 137,1 (2009), 60–92; Ders., Orosius, in: RAC 26 (2015), 567–576; Peter van Nuffelen, Orosius and the Rhetoric of History (Oxford Early Christian Studies), Oxford 2012. 80 Aufgrund der charakteristischen Kombination von Vers- und Prosadichtung wird die Schrift in formaler Hinsicht der so genannten menippeischen Satire zugerechnet und darf dabei als einzige fast vollständig erhaltene Vertreterin dieser Textgattung gelten, vgl. Peter T. Eden, Seneca, Apocolocyntosis (Cambridge Greek and Latin Classics), Cambridge 1984, 13–16. Zum Schicksal des Claudius siehe Tac. ann. 12,69; 13,2,3; Suet. Claud. 45; Nero 9; Cass. Dio 61,35,2; Eutr. 7,13,5. 81 Cass. Dio 60,35,3. Die genaue Bedeutung des (sicher spöttisch zu verstehenden) Titels ist seit jeher umstritten. Bereits Theodor Birt hat in diesem Kontext auf die Bedeutung des Kürbisses (κολοκύνθη bzw. cucurbita) als Symbol der Schwachsinnigkeit bzw. Dummheit verwiesen (siehe etwa Iuv. 14,58; sowie Apul. met. 1,15,2), vgl. Ders., Nachträgliches zur Apocolocyntosis und Apotheosis des Seneca, in: RhM 46 (1891), 152f.; siehe auch Otto Weinreich, Senecas Apocolocyntosis. Die Satire auf Tod/Himmel- und Höllenfahrt des Kaisers Claudius. Einführung, Analyse und Untersuchungen, Übersetzung, Berlin 1923, 11f. Die Verballhornung der Ἀπο-θέωσις als Ἀπο-κολοκύντωσις erscheint durch ihre verbreitete deutsche Übersetzung als ›Verkürbissung‹ irreführend: Claudius wird nicht etwa zum Kürbis statt zum Gott, seine Vergöttlichung bleibt aus.

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einem der wichtigsten und einflussreichsten Berater des jungen princeps avancierte.82 Im Spiegel der literarischen Fiktion bietet uns Seneca dementsprechend einzigartige Einblicke in die zeitgenössischen Verhältnisse wie Interaktionen rund um den senatorischen Beschluss der consecratio, an denen er selbst aktiv beteiligt war. Die Ausnahme bestätigt die Regel dabei insofern, als die Schrift seinerzeit anonym veröffentlicht worden ist, wobei die ihr zugrunde liegende politische Wirkungsabsicht an späterer Stelle noch genauer zu behandeln sein wird.83

82 Cass. Dio 60,35,3. Die Autorschaft Senecas gilt mittlerweile als communis opinio, eine Gegenposition vertritt Niklas Holzberg, Racheakt und ›negativer Fürstenspiegel‹ oder literarische Maskerade? Neuansatz zu einer Interpretation der Apocolocyntosis, in: Gymnasium 123 (2016), 321–339. Zur Person Senecas (PIR² A 617) und seinem umfassenden Werk siehe etwa Miriam Griffin, Seneca. A Philosopher in Politics, Oxford 1976; Marc Rozelaar, Seneca. Eine Gesamtdarstellung, Amsterdam 1976; Manfred Fuhrmann, Seneca und der Kaiser Nero. Eine Biographie, Berlin 1997; Marion Giebel, Seneca, Reinbek bei Hamburg 1997; Gregor Maurach, Seneca. Leben und Werk, 6., bibliographisch aktualisierte und mit einem Nachtrag versehene Auflage, Darmstadt 2013; sowie zuletzt Shadi Bartsch/Alessandro Schiesaro (edd.), The Cambridge Companion to Seneca (Cambridge Companions to Literature), New York 2015. 83 Vgl. Kap. 3.2 und 5.2.3.

2.

Das Problem mit der Göttlichkeit

Die divinitas des römischen Kaisers war ohne Zweifel problematisch. In den Worten von Theodor Mommsen widersprach die »Verwandelung des Fürsten in den Gott […] dem Wesen des Principats«84, wobei sich dieser Widerspruch weniger in Hinblick auf die Vergöttlichung selbst ergab, die formell erst nach dem Tod des Herrschers beschlossen wurde und somit auch nicht im Konflikt mit der Ideologie des Prinzipatssystems stand, sondern vielmehr in Hinblick auf den Fakt, dass der princeps in der Praxis ohne Weiteres bereits zu Lebzeiten in die Nähe der Götter gerückt werden konnte und wurde. Das Problem mit der Göttlichkeit des Herrschers ist vor diesem Hintergrund in seinen Implikationen für das Verhältnis zwischen dem princeps und den Vertretern der Senatsaristokratie in der Forschung vor allem auf jene Herrscherfiguren bezogen worden, die als so genannte mali principes, als ›schlechte Kaiser‹, in die Geschichte eingegangen sind.85 Wie schon zuvor angedeutet worden ist, blieb die Herausforderung der herrscherlichen divinitas im römischen Prinzipat jedoch keineswegs auf einen kleinen Kreis von vermeintlich verrückten Kaisern beschränkt, die sich infolge eines Wahns für Götter hielten und den Anspruch erhoben, als solche auch zu Lebzeiten entsprechend verehrt zu werden. Ganz im Gegenteil barg das herrscherliche Streben nach Göttlichkeit mehr ein Konfliktpotenzial, das in Hinblick auf die Verhältnisse der römischen Kaiserzeit der ersten beiden Jahrhunderte eine grundsätzliche Relevanz besaß und demgemäß im Folgenden 84 Mommsen 1952, 760; siehe hierzu ausführlich ebd., 755–760. 85 Zur Vorstellung der mali principes siehe etwa Plin. paneg. 4,1; 40,3; 44,1; 53,2; 63,1; 75,3; 90,2; Tac. Agr. 42,4; 43,4; HA Aurelian. 42,6; 44,1; vgl. Ruurd R. Nauta, Mali principes. Domitian, Nero und die Geschichte eines Begriffes, in: Sophia Bönisch-Meyer/Lisa Cordes/Verena Schulz/Anne Wolsfeld/Martin Ziegert (edd.), Nero und Domitian. Mediale Diskurse der Herrscherrepräsentation im Vergleich (Classica Monacensia 46), Tübingen 2014, 25–40. Programmatisch stellt sich in diesem Zusammenhang auch Mommsen 1952, 759, dar: »Nun gar bei Lebzeiten geradezu als Gott aufzutreten hat keiner der späteren Kaiser gewagt; wenn einige von ihnen Huldigungen dieser Art sich gefallen liessen oder sogar provocirten [sic], so waren dies ohne Ausnahme die nichtswürdigsten von allen« – wobei hier Caligula und Domitian hervorgehoben werden.

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Das Problem mit der Göttlichkeit

zunächst in seinen strukturellen wie ideologischen Bedingungen näher darzulegen ist, ehe im hieran anschließenden Hauptteil der Arbeit die eigentliche Behandlung des Diskurses über die herrscherliche divinitas erfolgt.

2.1. Das Problembewusstsein Die Einsicht, dass die Göttlichkeit des princeps vor dem Hintergrund der unter Augustus geprägten Ideologie des neuen politischen Systems ein Problem bedeutete, ist nicht modern. Schon den damaligen Akteuren, d. h. den Senatoren wie dem Herrscher selbst, war das Konflikt- und Spannungspotenzial der göttlichen Überhöhung der Person des Kaisers durchaus präsent und in seiner Tragweite bewusst. Die Feststellung eines solchen Problembewusstseins erscheint als Prämisse für die Frage nach dem Umgang mit den Herausforderungen, die sich hieraus ergaben, geradezu elementar. Nur so lassen sich die im Rahmen der vorliegenden Untersuchung näher zu betrachtenden unterschiedlichen Handlungsweisen und -strategien in der Interaktion zwischen den betreffenden Akteuren in ihren konkreten Motiven nachvollziehen und bewerten. Wenn auch den Zeitgenossen selbst das Problem mit der Göttlichkeit des princeps sehr deutlich vor Augen stand, ist es als solches – zumindest in Adressierung des gegenwärtigen Kaisers – doch wohl nie bzw. nie direkt angesprochen worden.86 Das Bewusstsein für die Schwierigkeiten der Thematik lässt sich somit nur indirekt erschließen, anhand einiger verstreuter Hinweise in seinen Konturen allerdings relativ klar umreißen. Eine erste Annäherung an die genaue Beschaffenheit des Problems und seine Wahrnehmung im Gesichtskreis der Zeitgenossen kann hier über eine prominente Passage aus dem 51. Buch der römischen Geschichte aus der Feder Cassius Dios erfolgen. Es werden hier die Verhältnisse des noch im Entstehen begriffenen Prinzipatssystems in den Blick genommen und berichtet, welche Anordnungen Octavian (sicher in Reaktion auf eine vorausgegangene Anfrage) noch während des Jahres 29 v. Chr., d. h. unmittelbar nach seinem endgültigen Sieg im Bürgerkrieg und nunmehr als alleiniger Machthaber über die res publica, in Hinblick auf die Verehrung seiner Person in den beiden kleinasiatischen Provinzen Asia und Bithynia erlassen hat:

86 Selbst in solchen Fällen, die in der Forschung gemeinhin unter der so genannten ›(stoischen) Senatsopposition‹ subsumiert werden, lässt sich eine derart direkte Adressierung des Problems kaum belegen; wie an späterer Stelle noch ausführlicher darzulegen sein wird, scheinen die betreffenden Vertreter der Senatorenschaft in dieser Sache ein passives Verhalten an den Tag gelegt und gerade hiermit ihren Unmut bekundet zu haben, vgl. Kap. 4.1.

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Καῖσαρ δὲ ἐν τούτῳ τά τε ἄλλα ἐχρημάτιζε, καὶ τεμένη τῇ τε Ῥώμῃ καὶ τῷ πατρὶ τῷ Καίσαρι, ἥρωα αὐτὸν Ἰούλιον ὀνομάσας, ἔν τε Ἐφέσῳ καὶ ἐν Νικαίᾳ γενέσθαι ἐφῆκεν: αὗται γὰρ τότε αἱ πόλεις ἔν τε τῇ Ἀσίᾳ καὶ ἐν τῇ Βιθυνίᾳ προετετίμηντο. καὶ τούτους μὲν τοῖς Ῥωμαίοις τοῖς παρ᾽ αὐτοῖς ἐποικοῦσι τιμᾶν προσέταξε τοῖς δὲ δὴ ξένοις, Ἕλληνάς σφας ἐπικαλέσας, ἑαυτῷ τινα, τοῖς μὲν Ἀσιανοῖς ἐν Περγάμῳ τοῖς δὲ Βιθυνοῖς ἐν Νικομηδείᾳ, τεμενίσαι ἐπέτρεψε. Καὶ τοῦτ᾽ ἐκεῖθεν ἀρξάμενον καὶ ἐπ᾽ ἄλλων αὐτοκρατόρων οὐ μόνον ἐν τοῖς Ἑλληνικοῖς ἔθνεσιν, ἀλλὰ καὶ ἐν τοῖς ἄλλοις ὅσα τῶν Ῥωμαίων ἀκούει, ἐγένετο.87

Gemäß dieser in der Forschung viel diskutierten Passage erteilte Octavian den Provinzialen aus Asia und Bithynia während seiner Rückreise vom östlichen Kriegsschauplatz im Rahmen eines Aufenthalts in Pergamon nicht nur die Erlaubnis, seinem posthum zum divus erklärten Adoptivvater Caesar und der Stadtgöttin Roma heilige Bezirke (τεμένη) zu weihen, sondern gestattete ihnen darüber hinaus auch explizit die kultische Verehrung der eigenen Person.88 Zumindest in der Retrospektive Dios sollte sich diese Entscheidung als grundsätzlich erweisen und auch sämtlichen nachfolgenden principes als Leitlinie dienen. Wenn hier auch mit dem provinzialen Kaiserkult ein Bereich angesprochen ist, der in der vorliegenden Untersuchung nicht im Fokus stehen soll, ist in diesem Zusammenhang doch zumindest bemerkenswert, welche Unterscheidung Dio als Senator, dessen Familie selbst aus Nikaia in Bithynia stammte 87 Cass. Dio 51,20,6f. – Übersetzung Veh: »Neben der Erledigung der sonstigen Aufgaben her gab Caesar [Octavian] damals die Erlaubnis zur Weihung heiliger Bezirke für die Roma und seinen Vater Caesar, den er selbst Heros Iulius nannte, und zwar in Ephesos und Nikaia; die genannten Städte hatten nämlich damals in Asia bzw. Bithynien die erste Stelle inne. Er befahl den dort wohnenden Römern, die beiden Gottheiten zu verehren, während er den Nichtrömern, von ihm Hellenen genannt, gestattete, ihm selbst heilige Bezirke zu widmen, den Bewohnern von Asia in Pergamon, den Bithyniern in Nikomedeia. Und diese Sitte, die unter seiner Herrschaft ihren Anfang nahm, setzte sich unter anderen Kaisern nicht nur bei den hellenischen, sondern auch bei all den anderen Völkerschaften fort, soweit sie den Römern untertan sind.« 88 Während man in der älteren Forschung dazu geneigt war, den Ausführungen Dios mehr oder weniger wortgetreu zu folgen, sind inzwischen verschiedene Punkte seiner Darstellung kritisch hinterfragt und nicht zuletzt mit Blick auf die archäologischen (wie epigraphischen und numismatischen) Befunde neu beurteilt worden. So scheint etwa die von Dio genannte Konstellation der Verehrung nicht mit den tatsächlichen Gegebenheiten übereinzustimmen, als gesichert hat jedoch die Kultgemeinschaft von Roma und Augustus zu gelten, vgl. Deininger 1965, 16–19; Duncan Fishwick, The Development of Provincial Ruler Worship in the Western Roman Empire, in: ANRW II 16.2 (1978), 1201–1253, hier 1206f.; Gradel 2002, 73– 108; Jesper M. Madsen, Eager to be Roman. Greek Response to Roman Rule in Pontus and Bithynia, London 2009, 40–53; Ders., Who Introduced the Imperial Cult in Asia and Bithynia? The Koinon’s Role in the Early Worship of Augustus, in: Anne Kolb/Marco Vitale (edd.), Kaiserkult in den Provinzen des Römischen Reiches. Organisation, Kommunikation und Repräsentation, Berlin/Boston 2016, 21–35; Thomas Witulski, Kaiserkult in Kleinasien. Die Entwicklung der kultisch-religiösen Kaiserverehrung in der römischen Provinz Asia von Augustus bis Antoninus Pius (Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 63), 2. Auflage, Göttingen 2011, 9–25; siehe auch Tac. ann. 4,37,3; Suet. Aug. 52.

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und der dementsprechend mit den Verhältnissen vor Ort durchaus vertraut war, in Hinblick auf die Reglementierung des Kultes wiedergibt: Während den ξένοι (hier: den Ἕλληνες) bzw. peregrini, d. h. den Nichtrömern, gestattet wurde, Octavian in eigens eingerichteten Bezirken kultische Ehren zu erweisen, waren die Ρωμαίοι bzw. cives, d. h. die in den genannten Provinzen lebenden römischen Bürger, hiervon offenbar ausdrücklich ausgenommen. Eine derartige Beschränkung erscheint nicht zuletzt angesichts ihrer von Dio hervorgehobenen Konsequenz und Berücksichtigung noch in späterer Zeit beachtenswert.89 Der Eindruck, wonach Octavian hiermit bestimmten – allerdings nicht weiter ausgeführten – Vorbehalten entsprach, wird indes noch dadurch verstärkt, dass Dio hiernach mit Blick auf die Verhältnisse in Italien und Rom selbst die folgende Feststellung trifft: ἐν γάρ τοι τῷ ἄστει αὐτῷ τῇ τε ἄλλῃ Ἰταλίᾳ οὐκ ἔστιν ὅστις τῶν καὶ ἐφ᾽ ὁποσονοῦν λόγου τινὸς ἀξίων ἐτόλμησε τοῦτο ποιῆσαι: μεταλλάξασι μέντοι κἀνταῦθα τοῖς ὀρθῶς αὐταρχήσασιν ἄλλαι τε ι᾿σόθεοι τιμαὶ δίδονται καὶ δὴ καὶ ἡρῷα ποιεῖται.90

In der Forschung ist diese Aussage hinsichtlich ihres historischen Gehalts unterschiedlich bewertet worden. Als Grund hierfür sind auch die recht divergierenden Auffassungen der jeweiligen Autorinnen und Autoren zu nennen, die in Bezug auf die Voraussetzungen und Kriterien eines derartigen Kultes vertreten werden.91 Zumindest im Rahmen des öffentlichen Staatskultes ist kein einziger Kaiser in Rom je zu Lebzeiten als Gott bzw. divus verehrt worden. Wichtiger als die Frage danach, inwiefern der Herrscher im offiziösen oder privaten Kontext nicht doch als deus praesens verehrt werden konnte, stellt sich an dieser Stelle die normative Dimension der von Dio getroffenen Feststellung dar. Besonders die Erklärung, wonach der Kaiser in Italien und Rom zu Lebzeiten bewusst auf eine kultische Verehrung verzichtet bzw. diese nicht gewagt habe (οὐκ […] ἐτόλμησε), provoziert geradezu die Frage, worin dieses Wagnis eigentlich genau bestanden haben soll. Ähnlich liest sich vor diesem Hintergrund eine Bemerkung bei Sueton, die den Eindruck bekräftigt, wie sehr Octavian (der nunmehr als Augustus in 89 Fishwick 1978, 1206, spricht in diesem Zusammenhang gar von einer »doctrine«. 90 Cass. Dio 51,20,8 – Übersetzung Veh: »Denn weder in der Hauptstadt selbst noch im übrigen Italien hat je ein Kaiser, mochte er auch noch so hohe Anerkennung verdienen, einen derartigen Schritt gewagt; nach ihrem Heimgang freilich werden auch dortzulande Kaisern, die gerecht regiert haben, neben anderen göttlichen Ehrungen her tatsächlich auch Tempel erbaut.« 91 Siehe exemplarisch Clauss 2001, 55, mit Verweis auf James S. Reid, Roman Ideas of Deity, in: JRS 6 (1916), 170–184, hier 176, und Lily R. Taylor, The Divinity of the Roman Emperor, Middletown 1931, 215–218; sowie zuletzt Alex A. Antoniou, Cassius Dio (51.20.6–8) and the Worship of the Living Emperor in Italy, in: Mnemosyne 72 (2019), 930–948. Die wohl am meisten verbreitete Auffassung besteht dabei in der Annahme, dass der Großteil der römischen Kaiser sich in den Provinzen (und eingeschränkt auch in Italien) habe verehren lassen, in Rom selbst jedoch von einer direkten kultischen Verehrung absah.

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Erscheinung tritt) darauf bedacht war, die kultische Verehrung seiner Person in Rom unbedingt zu vermeiden: Templa, quamvis sciret etiam proconsulibus decerni solere, in nulla tamen provincia nisi communi suo Romaeque nomine recepit. nam in urbe quidem pertinacissime abstinuit hoc honore; atque etiam argenteas statuas olim sibi positas conflavit omnis exqu(e) iis aureas cortinas Apollini Palatino dedicavit.92

Nicht nur in den Provinzen, sondern auch in Rom selbst wurden Augustus demzufolge also göttliche Ehren angetragen, wobei Sueton davon absieht, die betreffenden Akteure namentlich zu nennen. Die Brisanz der Vorgänge zeigt sich darin, dass der princeps derartige Angebote ›auf das Entschiedenste‹ (pertinacissimus) zurückwies und darüber hinaus Schritte unternahm, die seine ablehnende Haltung in dieser Sache unmissverständlich zum Ausdruck brachten. Die kultische Verehrung als Gott blieb somit grundsätzlich dem toten Herrscher vorbehalten – oder in den Worten von Elias Bickermann: »Der Prinzeps mußte also seine Göttlichkeit in Rom mit dem Tode erkaufen.«93 Der Befund, wonach erst der Tod des Herrschers als Voraussetzung für seine offizielle, d. h. vom Senat formell beschlossene Verehrung als divus im römischen Staatskult zu gelten hatte, geht indes aus einer Reihe von literarischen Stellen bei den antiken Autoren hervor, die hierauf in der einen oder anderen Weise abheben. Jenseits von grundsätzlichen Feststellungen, wie etwa der oben genannten Aussage Cassius Dios,94 rücken hier insbesondere solche Bemerkungen in den Fokus, die das Thema eher beiläufig adressieren. So berichtet etwa Sueton im Kontext der berühmten wie berüchtigten Vorliebe Vespasians, zu scherzen, dass der Kaiser angesichts seines nahenden Todes bekundet haben soll, ein Gott zu werden: vae […] puto deus fio.95 Auch im Rahmen der Schilderungen zum 92 Suet. Aug. 52 – Übersetzung Martinet: »Tempel ließ er sich, obwohl er wußte, daß es an der Tagesordnung war, sogar für Prokonsuln welche zu beschließen, dennoch in keiner Provinz bauen, es sei denn, sie wurden für ihn zusammen mit der Göttin Roma geweiht. Denn in der Stadt wies er diese Auszeichnung ganz entschieden zurück; auch goldene Statuen, die hin und wieder für ihn aufgestellt wurden, ließ er allesamt einschmelzen und aus ihnen goldene Dreifüße zu Ehren des Palatinischen Apollo gießen.« Anders dagegen Tac. ann. 1,10,6, sowie Aur. Vict. Caes. 1,6, wo es heißt, dass Augustus bereits zu Lebzeiten nach kultischer Verehrung in Rom gestrebt und sich dort als Gott habe verehren lassen. Diese Aussagen sind bei näherer Betrachtung jedoch zu relativieren: Während es sich bei Tacitus um die Wiedergabe einer Unterstellung handelt (vgl. Erich Koestermann, Cornelius Tacitus, Annalen, erläutert und mit einer Einleitung versehen [Wissenschaftliche Kommentare zu griechischen und lateinischen Schriftstellern], 4 Bde., Bd. 1, Heidelberg 1963, ad loc.), greift Aurelius Victor in seiner Darstellung der Verhältnisse auf eine offensichtlich fehlerhafte Vorlage zurück (vgl. Schlumberger 1974, 28 und 64 mit Anm. 10). 93 Bickermann 1929, 3. 94 Cass. Dio 51,20,8. 95 Suet. Vesp. 23,4 – Übersetzung: ›Oh weh, ich glaube, ich werde ein Gott!‹ Die Parallelüberlieferung im Werk Cassius Dios (66,17,3) lautet demgegenüber: ἐπειδή τε ἐπίστευσεν ὅτι

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plötzlichen Tod des Claudius, der Gerüchten zufolge durch ein vergiftetes Pilzgericht verursacht worden sein soll, sind zahlreiche spöttische Aussprüche überliefert, die auf den Zusammenhang zwischen dem Tod und der Divinisierung verweisen.96 Wie wirkmächtig diese Verbindung war, lässt sich auch anhand einer Quellenstelle illustrieren, aus der darüber hinaus hervorgeht, dass sich selbst die vermeintlich ›schlechten‹ Kaiser in der kultischen Verehrung ihrer eigenen Person in Rom zu Lebzeiten durchaus an die unter Augustus entworfenen Leitlinien gehalten haben; so weiß Tacitus in Hinblick auf die Vorgänge nach der Aufdeckung bzw. Niederschlagung der so genannten ›Pisonischen Verschwörung‹ unter Nero im Jahr 65 Folgendes zu berichten: reperio in commentariis senatus Cerialem Anicium consulem designatum prosententia dixisse, ut templum divo Neroni quam maturrime publica pecunia poneretur. quod quidem ille decernebat tamquam mortale fastigium egresso et venerationem hominum merito, sed ipse prohibuit, ne interpretatione quorundam ad omen maturi sui exitus verteretur: nam deum honor principi non ante habetur quam agere inter homines desierit.97

Wenn die genauen Hintergründe dieser Episode auch nicht im Einzelnen zu erhellen sind, ist in der Forschung doch zu Recht bezweifelt worden, dass Nero die von Gaius Anicius Cerialis angetragene Ehre eines eigenen (wohl in der Hauptstadt selbst zu verortenden) Tempels bzw. einer kultischen Verehrung seiner Person zu Lebzeiten lediglich aufgrund seines Aberglaubens zurückgewiesen habe, wonach ein solcher Schritt als böses Omen für seinen frühzeitigen Tod hätte verstanden werden können.98 Eine derartige Begründung scheint insofern vielmehr der negativen Charakterzeichnung des Kaisers bei Tacitus zu entsprechen, als sie demgegenüber wesentlich plausiblere Motive kaschiert: Neben der grundsätzlich stets denkbaren Möglichkeit, durch eine solche Zu-

τελευτήσει, ἔφη ›θεὸς ἤδη γίνομαι.‹ – Übersetzung Veh: »Als er bestimmt mit seinem Ende rechnen mußte, lauteten seine Worte: ›Nun werde ich schon ein Gott.‹« 96 Siehe hierzu etwa Iuv. 6,620–623; Suet. Nero 33,1; Cass. Dio 61,35,2–4; 61,35,4 (Xiphilinos 146, 30–32 R. St. und Petr. Patr. Exc. Vat. 44); ähnlich HA Geta 2,8 (zur Ermordung Getas). 97 Tac. ann. 15,74,3 – Übersetzung Heller: »Ich finde in den Senatsprotokollen, der designierte Konsul Cerialis Anicius habe bei der Stimmabgabe die Meinung vertreten, ein Tempel solle für den göttlichen Nero so schnell wie möglich auf Staatskosten errichtet werden. Diesen Antrag stellte jener natürlich deshalb, weil Nero die den Sterblichen gesetzte Gipfelhöhe überschritten und göttliche Verehrung durch die Menschen zurecht verdient habe, aber er selbst erhob Einspruch, damit nicht der Tempel in der Deutung mancher Leute als böses Vorzeichen seines frühzeitigen Todes ausgelegt werde: denn göttliche Verehrung genießt ein Princeps nicht eher, als bis er unter den Menschen zu wirken aufgehört hat.« Zur Darstellung der Verschwörung siehe Tac. ann. 15,48–59. 98 Vgl. Matthias Peppel, Gott oder Mensch? Kaiserverehrung und Herrschaftskontrolle, in: Hubert Cancik/Konrad Hitzl (edd.), Die Praxis der Herrscherverehrung in Rom und seinen Provinzen, Tübingen 2003, 69–95, hier 70f. mit Anm. 7; siehe hierzu auch Clauss 2001, 101.

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rückweisung gleichermaßen civilitas wie moderatio zu demonstrieren, ist hier in der Tat vor allem an eine Zurückhaltung im augusteischen Sinne zu denken.99 Während also aus der Betrachtung der bis hierhin angeführten Zeugnisse der Eindruck eines ausgeprägten Problembewusstseins klar hervorgeht, wird das offensichtlich im Raum stehende Problem selbst doch an keiner Stelle angesprochen. Mag dieser Befund allein bereits als Indiz dafür gewertet werden, wie ernst die damaligen Akteure das Konflikt- und Spannungspotenzial der herrscherlichen divinitas gemeinhin nahmen, sollen im Folgenden einige Überlegungen zur senatorischen Sicht der Dinge angestellt werden. Einen vielversprechenden Zugang bildet dabei die so genannte ›Maecenas-Rede‹ aus dem 52. Buch der römischen Geschichte Cassius Dios. Es handelt sich hierbei um eine in das Jahr 29 v. Chr. verortete fiktive Rede des in späterer Zeit als Förderer der augusteischen Literaturwelt bekannt gewordenen Gaius Maecenas, in der dieser gegenüber dem siegreich aus dem Bürgerkrieg hervorgegangenen Octavian für die Einrichtung einer Monarchie plädiert, für die er zugleich ein Programm entwirft.100 Auch der Aspekt der kultischen Verehrung des Herrschers wird dabei angesprochen:101 μὴ μέντοι μηδὲ ναόν ποτε περιίδῃς σαυτῷ γενόμενον. μάτην γὰρ παμπληθῆ χρήματα ἐς τὰ τοιαῦτα ἀναλίσκεται, ἃ κρεῖττόν ἐστιν ἐς τὰ ἀναγκαῖα δαπανᾶσθαι ῾πλοῦτος γὰρ ἀκριβὴς οὐχ οὕτως ἐκ τοῦ πολλὰ λαμβάνειν ὡς ἐκ τοῦ μὴ πολλὰ ἀναλίσκειν ἀθροίζεται᾿, καὶ ἐς εὔκλειαν οὐδὲν ἀπ᾽ αὐτῶν προσγίγνεται. ἀρετὴ μὲν γὰρ ι᾿σοθέους πολλοὺς ποιεῖ, χειροτονητὸς δ᾽ οὐδεὶς πώποτε θεὸς ἐγένετο, ὥστε σοὶ μὲν ἀγαθῷ τε ὄντι καὶ καλῶς ἄρχοντι πᾶσα μὲν γῆ τεμένισμα ἔσται, πᾶσαι δὲ πόλεις ναοί, πάντες δὲ ἄνθρωποι ἀγάλματα ῾ἐν γὰρ ταῖς γνώμαις αὐτῶν ἀεὶ μετ᾽ εὐδοξίας ἐνιδρυθήσᾐ, τοὺς δ᾽ ἄλλως πως τὰ κράτη διέποντας οὐ μόνον οὐ σεμνύνει τὰ τοιαῦτα, κἂν ἐν ἁπάσαις ταῖς πόλεσιν ἐξαιρεθῇ, ἀλλὰ καὶ προσδιαβάλλει, τρόπαιά τέ τινα τῆς κακίας αὐτῶν καὶ μνημεῖα τῆς ἀδικίας γιγνόμενα: ὅσῳ γὰρ ἂν ἐπὶ πλεῖον ἀνταρκέσῃ, τοσούτῳ μᾶλλον καὶ ἡ κακοδοξία αὐτῶν διαμένει.102 99 Eine nähere Analyse der literarischen Darstellung Neros in den ›Annalen‹ des Tacitus bieten etwa Kurt Heinz, Das Bild Kaiser Neros bei Seneca, Tacitus, Sueton und Cassius Dio (Historisch-philologische Synopsis), Bern 1948; Jolanda Tresch, Die Nerobücher in den Annalen des Tacitus. Tradition und Leistung, Heidelberg 1965; sowie Elizabeth E. Keitel, ›Is dying so very terrible?‹ The Neronian Annals, in: Anthony J. Woodman (ed.), The Cambridge Companion to Tacitus (Cambridge Companions to Literature), Cambridge 2009, 127–143. 100 Zur Person und Rolle des Maecenas (PIR² M 37) im entstehenden Prinzipat siehe Clément Chillet, De l’Étrurie à Rome: Mécène et la fondation de l’empire (Bibliothèque des Écoles Françaises d’Athènes et de Rome 373), Rom 2016. 101 Vgl. Duncan Fishwick, Dio and Maecenas: The Emperor and the Ruler Cult, in: Phoenix 44,3 (1990), 267–275. 102 Cass. Dio 52,35,4–6 – Übersetzung Veh: »Auch einen Tempel laß dir nie errichten! Werden doch Riesensummen zwecklos dafür ausgegeben, die man besser für die notwendigen Dinge verwenden sollte; denn wirklicher Reichtum wird nicht so sehr durch große Einnahmen als vielmehr durch große Einsparungen eingesammelt. Außerdem erfährt dein Ruhm durch solche Tempelbauten keinen Zuwachs. Tugend ist es nämlich, die viele Menschen bis in

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Der Wert dieser so sicherlich nie gehaltenen Rede besteht nun darin, dass sie Maecenas von Cassius Dio in den Mund gelegt wurde. So ist davon auszugehen, dass hier weniger die Anschauungen des Augustus-Freundes als vielmehr verschiedene, der Lebenswelt und -zeit des senatorischen Geschichtsschreibers entstammende Diskurse zum Ausdruck kommen, die uns die Möglichkeit bieten, neue Perspektiven auf die Wahrnehmung der Göttlichkeit des Kaisers als Problem zu eröffnen.103 Auch wenn die Rede keineswegs als reines »political pamphlet«104 des hinter ihr stehenden Autors gelesen werden kann, finden sich hier doch Anklänge an Ideen, die dem senatorischen Umfeld der severischen Zeit zuzurechnen sind und darüber hinaus auch für die Verhältnisse der ersten beiden Jahrhunderte n. Chr. durchaus als typisch gelten dürfen.105 Eine zentrale Bedeutung kommt demgemäß der Aussage zu, dass es die Tugend (ἀρετή) sei, die einen Herrscher den Göttern ähnlich (ι᾿σόθεος) mache, wohingegen ein offizieller Beschluss allein noch niemanden zum Gott (θεός) habe werden lassen.106 Die

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Götternähe rückt, ein Volksbeschluß dagegen hat noch nie einen zum Gott gemacht. Und so wird dir, wenn du ein ehrenwerter Mann und guter Herrscher bist, die gesamte Erde ein heiliger Bezirk sein, alle Städte als deine Tempel, alle Menschen als deine Standbilder gelten; denn ihrem Denken wirst du stets ruhmvoll eingepflanzt bleiben. Jenen hingegen, die ihre Reiche irgendwie anders verwalten, verleihen solche Ehrungen nicht nur keine Heiligkeit, mögen auch in allen Städten gesondert für sie Weihestätten errichtet werden, sie bringen die Herrscher vielmehr in noch größere Schmach, da sie gewissermaßen zu Trophäen ihrer Schlechtigkeit und zu Denkmälern ihrer Ungerechtigkeit werden. Denn je länger die Tempel erhalten bleiben, um so länger währt auch die Erinnerung an ihre Schande.« Zumindest in der Darstellung Cassius Dios scheint Octavian diesen Rat – wie oben gezeigt – beherzigt zu haben. Zur Frage der Einordnung der von Cassius Dio in seinem Geschichtswerk eingebauten Reden im Allgemeinen sowie der Maecenas-Rede im Speziellen siehe etwa Millar 1964, 78– 83 und 102–118; Bernd Manuwald, Cassius Dio und Augustus. Philologische Untersuchungen zu den Büchern 45–56 des Dionischen Geschichtswerkes (Palingenesia. Monographien und Texte zur klassischen Altertumswissenschaft 14), Wiesbaden 1979, bes. 21–26; Andriy Fomin, Speeches in Dio Cassius, in: Carsten H. Lange/Jesper M. Madsen (edd.), Cassius Dio. Greek Intellectual and Roman Politican (Historiography of Rome and Its Empire 1), Leiden/Boston 2016, 217–237. Zur Thematik des göttlichen Herrschers siehe zudem Fishwick 1990. Millar 1964, 107. Die Möglichkeit, vom Wortlaut der Rede auf die Haltung Cassius Dios zu schließen, ist früh erkannt worden, doch ist man hierbei im Einzelnen zu unterschiedlichen, sich teils gar widersprechenden Ergebnissen gelangt, vgl. Jochen Bleicken, Der politische Standpunkt Dios gegenüber der Monarchie. Die Rede des Maecenas Buch 52, 14–40, in: Hermes 90,4 (1962), 444–467, in Auseinandersetzung mit Paul Meyer, De Maecenatis oratione a Dione ficta, Berlin 1891, und Mason Hammond, The Significance of the Speech of Maecenas in Cassius Dio, Book LII, in: TAPhA 63 (1932), 88–102. Zur Auffassung, dass Maecenas dem Geschichtsschreiber lediglich als ›Sprachrohr‹ gedient habe, siehe Manuwald 1979, 21 mit Anm. 52. Diese Aussage erinnert dabei unweigerlich an die spartanischen und athenischen Reaktionen auf die Forderung Alexanders des Großen, ihm auf Ratsbeschluss kultische Ehren

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eigene Apotheose erzwingen zu wollen, bringe dem Herrscher dagegen lediglich Schaden ein und werde ihm als Ausdruck seiner Schlechtigkeit (κακία) und Ungerechtigkeit (ἀδικία) ausgelegt.107 Inwiefern diese Maecenas in den Mund gelegten Worte nicht nur als Handlungsmaxime, sondern zugleich auch als Mahnung verstanden werden konnten, wird ersichtlich, wenn man sich die historische Situation vor Augen hält, die den eigentlichen Hintergrund der Rede bildet: Im Jahr 29 v. Chr. hatte sich Octavian gegen seine Gegner im Bürgerkrieg durchgesetzt und faktisch die Alleinherrschaft über die res publica übernommen. Der Ausgangspunkt dieser blutigen Machtkämpfe bestand dabei in der Ermordung seines Adoptivvaters Caesar an den Iden des März 44 v. Chr. Diese Tat erscheint in der Darstellung Dios nicht zuletzt als Aktion einer Gruppe von Senatoren, die unter dem Eindruck einer für Caesar beschlossenen Reihe von außerordentlichen Ehren handelte, die den dictator in göttliche Sphären erhob.108 Die für die Herrschaft Octavians (bzw. für den Prinzipat des Augustus) zweifellos wesentliche Reflexion dieser Vorgänge dürfte in der Wahrnehmung des senatorischen Geschichtsschreibers zudem noch durch die persönliche Erfahrung seiner eigenen Zeit überprägt worden sein: So erlebte Cassius Dio mit Commodus und Elagabal gleich zwei Herrscher aus nächster Nähe, die mit dem Vorwurf eines übermäßigen, offen ausgelebten Göttlichkeitsanspruchs konfrontiert waren und schließlich gewaltsam zu Tode kamen.109 zukommen zu lassen, siehe etwa Plut. mor. 219E; Ail. var. 2,19. In Hinblick auf die kaiserzeitlichen Verhältnisse siehe zudem Plin. paneg. 55,9. 107 Madsen 2016, 24f., formuliert seine Deutung der Stelle noch expliziter: »To ask for one’s own deification was for Dio a symbol of someone’s lack of modesty and a sign of megalomania or insanity, and is usually a pattern of behaviour ascribed to emperors that failed: Gaius, Domitian, Commodus and Elagabal.« Siehe hierzu auch Ders. 2009, 51. 108 Zur Darstellung Caesars und den Umständen seiner Ermordung siehe Cass. Dio 44,1–22. Neben dem Vorwurf, wonach Caesar allzu große Ehren angenommen habe, stellt Dio zugleich auch eine gewisse (Mit-)Verantwortung der Senatoren fest, die ihrerseits allzu große Ehren erdacht und beschlossen hätten, Cass. Dio 44,3,3. Bezeichnend erscheint in diesem Zusammenhang der Befund, dass der oben zitierte Rat des Maecenas einem Passus entstammt, in dem Octavian grundsätzlich davon abgeraten wird, ungewöhnliche und übertriebene Ehrungen anzunehmen, Cass. Dio 52,35,1: σαυτῷ δὲ δὴ μήτε ἔξαλλόν τι μήθ᾽ ὑπερήφανον μήτε παρὰ τῶν ἄλλων μήτε παρὰ τῆς βουλῆς ἢ ἔργῳ ἢ καὶ λόγῳ δοθὲν περιίδῃς. 109 Da die Fälle dieser beiden Kaiser außerhalb des Untersuchungszeitraums der Arbeit liegen, sei hier lediglich auf einige einschlägige Darstellungen verwiesen: Olivier J. Hekster, Commodus. An Emperor at the Crossroads, Amsterdam 2002; Christian Witschel, Kaiser, Gladiator, Gott – Zur Selbstdarstellung des Commodus, Rezension: Olivier J. Hekster, Commodus. An Emperor at the Crossroads, Amsterdam 2002, in: SCI 23 (2004), 255–272; Michael Pietrzykowski, Die Religionspolitik des Kaisers Elagabal, in: ANRW II 16.3 (1986), 1806–1825; Martin Frey, Untersuchungen zur Religion und zur Religionspolitik des Kaisers Elagabal (Historia Einzelschriften 62), Stuttgart 1989. Wichtig für die Wahrnehmung Dios erscheint hier die Tatsache, dass es auch nach der Ermordung des Commodus zu einem Bürgerkrieg gekommen ist, den mit Septimius Severus schließlich ein Prätendent gewinnen

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Der Eindruck, dass das hier in den Fokus gestellte Problembewusstsein nicht zuletzt durch persönliche Erfahrungswerte profiliert werden konnte und sich dementsprechend immer wieder in verschiedenen Kontexten aktualisierte, kommt wohl in nur wenigen Zeugnissen so deutlich zum Ausdruck wie im ›Panegyricus‹ des jüngeren Plinius. Im Rahmen seiner anlässlich seines Antritts als (Suffekt-)Konsul im Jahr 100 n. Chr. im Senat gehaltenen Dankesrede bzw. deren für die Publikation überarbeiteten und erweiterten literarischen Fassung gewährt uns Plinius einige aufschlussreiche Einblicke in die Verhältnisse seiner Zeit und umreißt dabei das Bild eines idealen Herrschers – in Entsprechung des gegenwärtigen princeps Trajan. Dem Aspekt der herrscherlichen divinitas kommt in diesem Zusammenhang eine wesentliche Bedeutung zu: So dient Plinius besonders das in der antiken Literatur breit rezipierte Verlangen Domitians, bereits zu Lebzeiten als Gott zu gelten, als geradezu mustergültiger Ausdruck einer Tyrannis, gegen die sich die Herrschaft Trajans positiv abhebt.110 Die Selbstüberhöhung des Vorgängers auf dem Kaiserthron verbindet Plinius dabei nicht nur geschickt mit dessen Ermordung im September des Jahres 96,111 sondern er findet darüber hinaus auch einen geeigneten Weg, die entsprechenden Ansprüche Trajans nicht zu negieren. Dies lässt sich anhand einer zunächst eher unscheinbaren Passage anschaulich illustrieren: Ante te principes, fastidio nostri, et quodam aequalitatis metu, usum pedum amiserant. Illos ergo humeri cervicesque servorum super ora nostra; te fama, te gloria, te civium pietas super ipsos principes vehunt; te ad sidera tollit humus ita communis, et confusa principis vestigia.112

Ausgehend von der Gewohnheit vorangegangener Herrscher, sich innerhalb der Stadt in einer Sänfte tragen zu lassen,113 zeichnet Plinius hier eine interessante Argumentationslinie: Angesichts der (auch sinnbildlich zu verstehenden) Er-

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konnte, der aufgrund seiner Anlehnung an die antoninische Kaiserdynastie auch deren letzten Vertreter zum Staatsgott erklären ließ und somit eine Konfrontation mit dem Senat provozierte, Cass. Dio 76,7,4; 76,8,1–4; HA Comm. 17,11; Sept. Sev. 11,3. Siehe hierzu auch Kap. 4.2.3.2. Plin. paneg. 49,1. Plin. paneg. 24,5 – Übersetzung Kühn: »Die Principes vor dir, erfüllt von Dünkel und von einer Art Angst vor der Gleichheit, waren vom Gebrauch ihrer Füße abgekommen. Also mußten Sklaven sie auf ihren Schultern und Nacken hoch über unseren Köpfen einhertragen. Dich aber heben dein Ruhm, dein Ansehen, die Verehrung deiner Bürger, die Freiheit noch über die anderen Principes empor; ja bis zu den Sternen wirst du getragen, weil du auf dem gleichen Erdboden schreitest wie wir und deine Fußstapfen sich unter allen anderen verlieren.« Auch in diesem Beispiel kommt Domitian eine zentrale Bedeutung zu: Wie etwa Sueton (Dom. 19) berichtet, war die Sänfte dessen bevorzugtes Mittel der Fortbewegung; vgl. Dirk Barghop, Forum der Angst. Eine historisch-anthropologische Studie zu Verhaltensmustern von Senatoren im Römischen Kaiserreich (Historische Studien 11), Frankfurt a. Main 1994, 109f.

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hebung des princeps über die Senatoren – Plinius verwendet in diesem Zusammenhang die erste Person Plural – kommt dem Verzicht Trajans auf derart deutliche Formen der gleichermaßen sozialen wie politischen Distinktion eine Bedeutung zu, die sich im Sinne der nachfolgenden Worte als wesentlicher Bestandteil einer unausgesprochenen Übereinkunft zwischen den Vertretern des Senats und dem Kaiser deuten lässt.114 Nicht aufgrund einer wie auch immer gearteten Selbstüberhöhung, sondern gerade aufgrund seiner Mäßigung – in Verbindung mit seinen Leistungen und Verdiensten für die res publica, die sich durch die Schlagworte fama, gloria und pietas dokumentiert finden – übertrifft Trajan seine Vorgänger und erweist sich dadurch als rechtmäßiger princeps. Indem sich der Kaiser demgemäß zum für die Prinzipatsideologie wesentlichen Prinzip der Gleichheit (zu seinen senatorischen Standesgenossen) bekennt, wird er erreichen, was Domitian seinerzeit verwehrt blieb, nämlich die ›Sterne‹ (sidera), womit im vorliegenden Kontext die Aufnahme unter die Staatsgötter umschrieben ist.115 Auch wenn Plinius Trajan hier die eigene Apotheose in Aussicht stellt, liegt dieses Ziel doch fern in der Zukunft: Erst nach seinem Tod kann Trajan in den Rang eines Gottes erhoben werden – sofern er den von ihm beschrittenen und von Plinius ideell gerahmten Weg konsequent fortsetzt. Vor dem Hintergrund der bisherigen Ausführungen lässt sich in dem Umstand, dass erst der verstorbene Kaiser zum Staatsgott erhoben wurde bzw. werden konnte, der Versuch erkennen, das Problem mit der Göttlichkeit des Herrschers gleichsam auszulagern. Während die divinitas noch zu Lebzeiten des princeps als problematisch wahrgenommen wurde, schien ihre Erklärung durch den offiziellen Senatsbeschluss der consecratio nach dessen Tod insofern unverfänglich, als sie nicht länger mit der herrscherlichen Stellung verknüpft war und somit auch nicht weiter als Bedrohung des Gleichheitsprinzips wirken konnte – der Gott trat demnach gewissermaßen neben den verstorbenen Herrscher. Die in diesem Zusammenhang wesentliche Trennung zwischen princeps und divus kam jedoch nicht ohne gewisse Widersprüche aus. Die Vergöttlichung des verstorbenen Herrschers führte in praktischer Hinsicht unweigerlich zu einer seltsam anmutenden Situation: Neben den Orten der Verehrung, d. h. den Tempeln und Heiligtümern der Staatsgötter in Rom, bestanden zugleich die Orte der Bestattung, d. h. die noch zu Lebzeiten geplanten und ausgeführten Mausoleen der Kaiser. Im zeitlichen Rahmen der vorliegenden Untersuchung sind hier das Mausoleum Augusti sowie das Mausoleum Hadriani hervorzuheben, die als letzte Ruhestätten der Mitglieder der kaiserlichen Familie

114 Vgl. Ronning 2007, 80; siehe hierzu auch Gradel 2002, 369f. 115 Siehe in diesem Zusammenhang exemplarisch: Plin. paneg. 89,2; Stat. silv. 5,1,239–241; HA Claud. 12,2f.

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in den ersten beiden Jahrhunderten dienten.116 In einem seiner Epigramme reflektiert Martial die eigentliche Unvereinbarkeit der Dinge mit folgender Formulierung: tam vicina iubent nos vivere Mausolea, / cum doceant ipsos posse perire deos.117 Die Vorstellung des Herrschers als sterblicher Gott konterkariert das politische Bemühen um eine strikte Trennung zwischen der menschlichen und göttlichen Sphäre gleich auf mehreren Ebenen, wobei man selbst noch beim Tod des princeps bestrebt war, diese aufrecht zu erhalten. So weiß etwa Cassius Dio davon zu berichten, dass man nach der Vergöttlichung des Augustus im Senat den Beschluss fasste, die imago des Toten, d. h. seine Ahnenmaske, künftig nicht mehr im Rahmen von pompae funebres, den traditionellen aristokratischen Leichenzügen, zu präsentieren.118 Was sich hierhinter genau verbirgt, geht aus einer Notiz an anderer Stelle hervor, wonach man bereits im Leichenzug des Augustus selbst darauf verzichtet hatte, unter den Bildern seiner Vorfahren auch dasjenige Caesars zu zeigen, da dieser – wie Dio begründend feststellt – unter die Staatsgötter aufgenommen worden war.119 In der Forschung ist dieser Umstand gemeinhin mit Verweis auf gewisse religiöse Erwägungen erklärt worden, was mit Blick auf andere Befunde allerdings nicht überzeugen kann.120 116 Vgl. Lawrence Richardson, A New Topographical Dictionary of Ancient Rome, Baltimore 1992, 247–249; Henner von Hesberg/Silvio Panciera, Das Mausoleum des Augustus. Der Bau und seine Inschriften (Abhandlungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse 108), München 1994 (zum Mausoleum Augusti); Richardson 1992, 249–251 (zum Mausoleum Hadriani). Zur letzten Ruhestätte Trajans, auf die an späterer Stelle noch gesondert einzugehen sein wird (vgl. Kap. 4.2.3.3), siehe Filippo Coarelli, The Column of Trajan, Rom 2000; sowie zuletzt Fritz Mitthoff/Günther Schörner (edd.), Columna Traiani – Traianssäule. Siegesmonument und Kriegsbericht in Bildern. Beiträge der Tagung in Wien anlässlich des 1900. Jahrestages der Einweihung, 9.– 12. Mai 2013 (Tyche Sonderband 9), Wien 2017. 117 Mart. 5,64,5f. – Übersetzung Barié/Schindler: »Zu leben mahnen uns die Mausoleen ganz in der Nähe, da sie uns belehren, daß selbst Götter sterben können.« Ähnlich auch Mart. 2,59; vgl. M. Aur. 8,5,1f. 118 Cass. Dio 56,46,4. Zum Stellenwert der pompa funebris siehe allgemein Egon Flaig, Die Pompa Funebris. Adlige Konkurrenz und annalistische Erinnerung in der Römischen Republik, in: Otto G. Oexle (ed.), Memoria als Kultur (Veröffentlichungen des Max-PlanckInstituts für Geschichte 121), Göttingen 1995, 115–148; Ders., Ritualisierte Politik. Zeichen, Gesten und Herrschaft im Alten Rom (Historische Semantik 1), Göttingen 2003, 49–68; Harriet I. Flower, Der Leichenzug – die Ahnen kommen wieder, in: Elke Stein-Hölkeskamp/Karl-Joachim Hölkeskamp (edd.), Erinnerungsorte der Antike. Die römische Welt, München 2006, 321–337 und 752f. 119 Cass. Dio 56,34,2: πλὴν τῆς τοῦ Καίσαρος ὅτι ἐς τοὺς ἥρωας ἐσεγέγραπτο; siehe auch Cass. Dio 47,19,2. 120 Vgl. John Scheid, Die Parentalien für die verstorbenen Caesaren als Modell für den römischen Totenkult, in: Klio 75 (1993), 188–201, hier 197; Augusto Fraschetti, L’eroizzazione di Germanico, in: Ders. (ed.), La commemorazione di Germanico nella documentazione epigrafica (Convegno Internazionale di Studi. Cassino 21–24 ottobre 1991) (Saggi di storia antica 14), Rom 2000, 141–162, hier 151; Gradel 2002, 332; siehe hierzu auch Wilhelm Kierdorf, Imagines maiorum, in: DNP 5 (1998), 946f., hier 947; Jan B. Meister, Der Körper

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Während nämlich die beiden Staatsgötter Caesar und Augustus in Gestalt ihrer imagines im feierlichen Leichenzug nicht weiter mitgeführt werden durften, erscheint erklärungsbedürftig, weshalb man Romulus, den mythischen Stadtgründer Roms, der nach seinem Tod den Rang eines Gottes erreichte, hiervon ausgenommen haben soll – so weiß Tacitus davon zu berichten, dass sein Bild in der pompa funebris für Drusus den Jüngeren im Jahr 23 mitgeführt wurde.121 Jenseits von religiösen Kausalitäten gewinnt somit eine andere Hypothese an Plausibilität, die der sozialen bzw. politischen Sphäre zuzurechnen ist. Das Gebot, die Bilder der Vergöttlichten nicht im Rahmen von Leichenzügen zu präsentieren, lässt sich demnach als Versuch verstehen, zu verhindern, dass – gemäß den Worten Steffen Diefenbachs – »göttliche Ehren in Relation zu einem Statussystem gesetzt wurden, das durch sie gesprengt worden wäre.«122 Die für das Selbstverständnis des römischen Prinzipats so wesentliche Verortung des princeps innerhalb der aristokratischen Führungsschicht war man also insofern bemüht nominell zu wahren, als man den verstorbenen bzw. vergöttlichten Herrscher ausdrücklich nicht im funerären Kontext, einem traditionellen Feld der Repräsentation und des Wettbewerbs der römischen Aristokratie, entsprechend inszenierte.123 Auch ein Blick auf die Grabmonumente kann dies bestätigen: Während die uns überlieferten Grabinschriften jener Kaiser, die nach ihrem Tod offiziell unter die Staatsgötter erhoben worden sind, die herrscherliche Titulatur zum Todeszeitpunkt nennen und den divus-Titel schlicht übergehen, erscheinen die vergöttlichten Frauen des Kaiserhauses in ihren Grabinschriften dagegen durchgängig als divae.124 Dieser Befund zeigt an, dass sich das Problem

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des Princeps. Zur Problematik eines monarchischen Körpers ohne Monarchie (Historia Einzelschriften 223), Stuttgart 2012, 185f. Dieter Timpe hat dagegen vermutet, dass das Bild des divus Iulius deshalb nicht gezeigt wurde, weil »Caesar für Augustus aus der historischen Kontinuität herausfiel« (Ders., Untersuchungen zur Kontinuität des Frühen Prinzipats [Historia Einzelschriften 5], Wiesbaden 1962, 22f. mit Anm. 3). Eine derartige Erklärung lässt sich allerdings nicht mit dem Befund in Einklang bringen, wonach auch das Bild des divus Augustus in künftigen Leichenzügen nicht mehr gezeigt werden sollte. Tac. ann. 4,9,2. Gemäß Cassius Dio (56,34,2) ist das Bild des Stadtgründers auch schon in der pompa funebris des Augustus mitgeführt worden. Steffen Diefenbach, Römische Erinnerungsräume. Heiligenmemoria und kollektive Identitäten im Rom des 3. bis 5. Jahrhunderts n. Chr. (Millennium-Studien zu Kultur und Geschichte des ersten Jahrtausends n. Chr. 11), Berlin 2007, 184 mit Anm. 395. Dass die im funerären Kontext von der Aristokratie verwendeten Repräsentationsformen in zunehmender Weise vom Herrscherhaus monopolisiert wurden, ist dabei indes mehr als Bestätigung denn als Widerspruch zu werten. Die letzte literarisch überlieferte aristokratische pompa funebris, in deren Zuge auch imagines mitgeführt wurden, wurde im Jahr 22 n. Chr. für Iunia Tertia (PIR² I 865) ausgerichtet, die als Stiefschwester des Marcus Iunius Brutus und Gattin des Gaius Cassius Longinus mit zwei prominenten Caesarmördern verbunden war, Tac. ann. 3,76. Dieser Befund geht dabei aus jenen Grabinschriften hervor, die uns für die folgenden principes erhalten sind: Vespasian (CIL VI 40375; zur Ergänzung der nur sehr fragmenta-

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mit der Göttlichkeit allein in Verbindung mit der herrscherlichen Stellung ergab, wohingegen die Kaiserfrauen hiervon in jeder Hinsicht ausgenommen waren.125 So sehr man darauf bedacht war, die beiden Sphären des princeps und divus strikt voneinander zu trennen, so sehr konnte sich der Herrscher jedoch bereits zu Lebzeiten darum bemüht zeigen, posthum als Staatsgott zu gelten.

2.2. Das kaiserliche Streben nach Göttlichkeit Der Wunsch eines jeden römischen Kaisers, nach seinem Tod unter die Staatsgötter gezählt und somit von der Nachwelt als divus verehrt zu werden, ist derart evident, dass hierzu keine weiteren, für sich alleinstehenden Belege anzuführen sind. Zu unmissverständlich stellen sich die unzählbaren Zeugnisse dar, die den princeps bereits zu Lebzeiten über das Menschenmaß hinaushoben, ihn als Gott adressierten oder ihm die eigene Apotheose in Aussicht stellten.126 Es ist kaum vorstellbar, dass ein derart reiches und vielfältiges Angebot an Zuschreibungen gerade in Rom nicht die Interessen des Herrschers selbst berücksichtigt haben soll, auch wenn diese – wie gezeigt – gemeinhin nicht offen kommuniziert wurden bzw. werden konnten. Mag dieses Angebot im Einzelfall durchaus von individuellen Vorstellungen und Präferenzen des jeweiligen Herrschers bestimmt worden sein, darf das kaiserliche Streben nach Göttlichkeit doch als universales Phänomen betrachtet werden. In ihrem Ausmaß werden die genannten Zuschreibungen allerdings erst verständlich, wenn man sich vor Augen hält, dass das herrscherliche Streben nach divinitas insofern akzeptiert war, als hierin zugleich auch allgemeine Legitimationsvorstellungen der Zeitgenossen – d. h. hier: der ›Beherrschten‹ – inkorporiert waren. Als anschauliches Beispiel hierfür kann dabei eine in den ›Annalen‹ des Tacitus überlieferte Episode dienen, die sich in das Jahr 25 verorten lässt und in der Darstellung der Herrschaft des Tiberius zunächst dazu dienen soll, die

rischen Inschrift siehe Hesberg/Panciera 1994, 142–144), Nerva (CIL VI 40376), Antoninus Pius (CIL VI 986) und Lucius Verus (CIL VI 991). Siehe dagegen die Grabinschrift der älteren Faustina (CIL VI 987) sowie das anschauliche Zeugnis einer gemeinsamen Inschrift für Hadrian und seine Gattin Sabina (CIL VI 984); vgl. André Chastagnol, Un chapitre négligé de l’épigraphie latine. La titulature des empereurs morts, in: REL 62 (1984), 275–287. 125 Vgl. Diefenbach 2007, 184f. mit Anm. 395. Wenig überzeugend erscheint dagegen die von Ittai Gradel vorgeschlagene Erklärung, wonach die vergöttlichten Frauen des Kaiserhauses im Rahmen ihrer Grabinschriften als divae bezeichnet wurden »because of their less impressive earthly titulatures« (Ders. 2002, 322f. mit Anm. 92). 126 Eine äußerst umfangreiche und nach Herrschern geordnete Zusammenstellung derartiger Zeugnisse bietet etwa Clauss 2001, 41–215.

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modestia bzw. die moderatio, also die Mäßigung des Kaisers, zu illustrieren.127 Den Rahmen des Berichts bildet eine Anfrage einer Gesandtschaft aus Hispania ulterior, die den princeps in Rom aufsucht, um ihn um seine Zustimmung für die Errichtung eines Tempels für ihn und seine Mutter zu bitten – ein Privileg, das Tiberius der Provinz Asia zuvor bereits gewährt hatte.128 Anders als erwartet, lehnt der Kaiser die Anfrage aus Spanien ab und sieht sich dazu genötigt, seine Entscheidung zu erklären. In einer Ansprache, die Tacitus in wörtlicher Rede wiedergibt, wendet sich Tiberius jedoch nicht etwa an die Mitglieder der spanischen Gesandtschaft, sondern an die Senatoren, unter denen zuvor offensichtlich Stimmen laut geworden waren, wonach der Kaiser vom Kurs des Maßhaltens abkommen und nunmehr nach allzu großen Ehren streben könnte.129 Tiberius tritt derartigen Befürchtungen entschieden entgegen, indem er seine Bewilligung des Tempels in Asia als Ausnahme bezeichnet und diese mit Verweis auf das oben genannte Vorbild seines Adoptivvaters Augustus begründend verteidigt.130 In der Art einer Grundsatzrede formuliert der Kaiser hiernach einige Gedanken, die seinen Standpunkt in dieser Sache unmissverständlich zum Ausdruck bringen sollen: Ego me, patres conscripti, mortalem esse et hominum officia fungi satisque habere si locum principem impleam et vos testor et meminisse posteros volo; qui satis superque memoriae meae tribuent, ut maioribus meis dignum, rerum vestrarum providum, constantem in periculis, offensionum pro utilitate publica non pavidum credant. haec mihi in animis vestris templa, hae pulcherrimae effigies et mansurae. nam quae saxo struuntur, si iudicium posterorum in odium vertit, pro sepulchris spernuntur. proinde socios civis et deos ipsos precor, hos ut mihi ad finem usque vitae quietam et intellegentem humani divinique iuris mentem duint, illos ut, quandoque concessero, cum laude et bonis recordationibus facta atque famam nominis mei prosequantur.131 127 Tac. ann. 4,37f.; vgl. Erich Koestermann, Cornelius Tacitus, Annalen, erläutert und mit einer Einleitung versehen (Wissenschaftliche Kommentare zu griechischen und lateinischen Schriftstellern), 4 Bde., Bd. 2, Heidelberg 1965, ad loc. 128 Der Tempel in Asia war im Jahr 23 für Tiberius, Livia und den Senat geweiht worden, Tac. ann. 4,37,2; 4,15,3. 129 Tac. ann. 4,37,1. 130 Tac. ann. 4,37,2f. Hinsichtlich des von Tiberius erwähnten Tempels für Augustus und Roma in Pergamon siehe Tac. ann. 4,55,2; Cass. Dio 51,20,7. 131 Tac. ann. 4,38,1–3 – Übersetzung Heller: »Was mich betrifft, Senatoren: daß ich sterblich bin und Menschenpflichten erfülle und mich damit begnüge, wenn ich meinen Platz als Princeps ausfülle, das bezeuge ich vor euch und wünsche, daß die Nachwelt dessen gedenkt; sie wird genug und übergenug zu meinem Andenken beitragen, wenn sie glaubt, ich sei meiner Vorfahren würdig, um eure Lage besorgt, standhaft in Gefahren, Anfeindungen gegenüber im Interesse des Staatswohles nicht ängstlich gewesen. Dies sind meine Tempel in euren Herzen, dies die schönsten Standbilder und dauerhafte dazu; denn soweit sie aus Stein errichtet sind, werden sie, wenn sich das Urteil der Nachwelt in Haß verwandelt, wie Grabmäler gemieden. Darum meine Bitte an die Bundesgenossen, die Bürger und die Götter und Göttinnen selbst: diese mögen mir bis zum Lebensende Besonnenheit und Einsicht in

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In ihrer Wortwahl und Argumentation erinnern diese Ausführungen frappierend an die schon oben behandelte Passage aus der Maecenas in den Mund gelegten Rede Cassius Dios.132 Allein diese Übereinstimmung mag bereits für die allgemeine Geltung der Aussagen sprechen, die klar im aristokratischen Kontext der Hauptstadt zu verorten sind – wie auch daraus hervorgeht, dass sich Tiberius nicht etwa an die Abordnung der Provinzialen, sondern an die Vertreter des stadtrömischen Senats wendet. Die Betonung der eigenen Sterblichkeit als Mensch reflektiert die Trennung zwischen princeps und divus; der vom Kaiser zum Ausdruck gebrachte Wunsch, dass die Nachwelt ihn aufgrund seiner Verdienste um das Wohl der res publica gedenken möge, wird an späterer Stelle noch näher zu behandeln sein. Von Interesse ist im vorliegenden Kontext zunächst der Umstand, dass der von Tiberius formulierte Verzicht auf eine kultische Verehrung der eigenen Person nicht nur im vom Kaiser intendierten Sinn, nämlich zur Beschwichtigung der Senatoren, verstanden werden konnte, wie Tacitus hieran anschließend erkennen lässt: perstititque posthac secretis etiam sermonibus aspernari talem sui cultum; quod alii modestiam, multi, quia diffideret, quidam ut degeneris animi interpretabantur. optumos quippe mortalium altissima cupere; sic Herculem et Liberum apud Graecos, Quirinum apud nos deum numero additos. melius Augustum, qui speraverit. cetera principibus statim adesse: unum insatiabiliter parandum, prosperam sui memoriam; nam contemptu famae contemni virtutes.133

Es sollen an dieser Stelle einige zentrale Gesichtspunkte hervorgehoben werden. So mag es auf den ersten Blick verwundern, dass Tiberius dafür kritisiert werden konnte und wurde, eine kultische Verehrung seiner Person abzulehnen. In den von Tacitus überlieferten Reaktionen wird die Haltung des Kaisers neben der erwartbaren Vorstellung der Mäßigung als Ausdruck eines Mangels an Selbstvertrauen bzw. eines Selbstzweifels beschrieben und gar als Zeichen entarteter Gesinnung gewertet. Insbesondere das letztgenannte Stigma des degener animus würde man eher im Rahmen der psychologisierenden Darstellung eines ›schlechten‹ Kaisers göttliches und menschliches Recht schenken, jene mögen, wenn ich einmal aus dem Leben geschieden bin, Lob und freundliches Gedenken meinen Taten und dem Ruf meines Namens widmen.« 132 Cass. Dio. 52,35,4–6. 133 Tac. ann. 4,38,4f. – Übersetzung Heller: »Und er blieb auch später in vertraulichen Gesprächen bei der Ablehnung eines solchen persönlichen Kults; dies deuteten die einen als Bescheidenheit, viele als Mangel an Selbstvertrauen, manche als Zeichen entarteter Gesinnung. Die besten unter den Menschen hätten doch den Drang nach dem Höchsten; so seien Herakles und Dionysos [hier in seiner römischen Entsprechung als Liber] bei den Griechen, Quirinus [d. h. Romulus] bei uns unter die Götter gezählt worden. Besser habe es Augustus gemacht, der darauf gehofft habe. Alles übrige stehe den Fürsten sofort zu Gebote: nur auf eines müßten sie unablässig bedacht sein, daß man sich in beglückender Weise ihrer erinnere; denn ein Verzicht auf Nachruhm bedeute den Verzicht auf tüchtige Leistungen.«

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erwarten, der sich anmaßt, bereits zu Lebzeiten als Gott zu gelten, und darauf pocht, als solcher auch kultisch verehrt zu werden. Eine derartig einseitige Erwartungshaltung geht allerdings von falschen Prämissen aus. Das in diesem Zusammenhang entscheidende Erklärungsmuster liefert uns Tacitus dabei auch gleich mit: optumos quippe mortalium altissima cupere – ›die Besten unter den Menschen [bzw. Sterblichen] streben nach dem Höchsten‹.134 Die hinter dieser Formulierung stehende Vorstellung entsprach dem bereits in der Republik geprägten Leistungsprinzip der römischen Aristokratie, das in einem ausdifferenzierten System von verschiedenen Ämtern und Ehren seinen Ausdruck fand und in dieser Hinsicht auch für die hierarchische Gliederung der Nobilität maßgeblich war.135 Unter den politischen Bedingungen des Prinzipats sah sich demgemäß der princeps selbst mit der Erwartungshaltung konfrontiert, sich seiner herausragenden Stellung entsprechend zu verhalten bzw. die Rechtmäßigkeit seines Status als primus inter pares im Rahmen des genannten traditionellen meritokratischen Modells zu erweisen. In Hinblick auf die Apotheose, die in Rom mit Abstand größte denkbare Ehrung, fand sich dieses Leistungsprinzip zudem in Gestalt der beiden von Tacitus genannten Heroen Herakles und Dionysos mythisch verkörpert: Als Söhne des Zeus mit sterblichen Frauen war ihnen die Unsterblichkeit erst in Anerkennung ihrer Leistungen zuteilgeworden.136 Diese Idee wurde mit Romulus, dem legendären Stadtgründer Roms, der nach seinem Tod gleichfalls unter die Götter aufgenommen wurde, schließlich in die römische Vorstellungswelt übertragen und war dabei bereits in republikanischer Zeit äußerst wirkmächtig.137 Der Vorwurf an Tiberius, nicht nach dem 134 Tac. ann. 4,38,5. 135 Schon in der Bezeichnung der aristokratischen Ämterlaufbahn als cursus honorum spiegelt sich die Verbindung zwischen Amt und Ehre wider, vgl. Wolfgang Kunkel, Staatsordnung und Staatspraxis der Römischen Republik, zweiter Abschnitt: Die Magistratur (Handbuch der Altertumswissenschaft, Abteilung 10: Rechtsgeschichte des Altertums, Teil 3, Bd. 2), München 1995, 38–51. 136 Zur Rolle des Herakles als panegyrischer Bezugspunkt im Zeitraum der vorliegenden Untersuchung siehe etwa Wilhelm Derichs, Herakles. Vorbild des Herrschers in der Antike, Köln 1951, bes. 39–82; einen Überblick über die Quellenzeugnisse zum politischen Vorbild des Herakles in griechischer bzw. hellenistischer Zeit bietet Ulrich Huttner, Die politische Rolle der Heraklesgestalt im griechischen Herrschertum (Historia Einzelschriften 112), Stuttgart 1997. Während Herakles im Mythos als Sohn der Alkmene, einer thebanischen Königsgattin, gilt (Hom. Il. 14,323f.), bezieht sich der Halbgott-Status des Dionysos hier auf jenen Überlieferungstrang des Mythos, der diesen als Sohn der Semele, einer thebanischen Königstochter, ausweist (Hom. Il. 14,325; Hes. theog. 940–942). Zur ideelle Verbindung zwischen virtutes und Apotheose in der Kaiserzeit siehe beispielhaft Stat. silv. 3,1,25f. 137 Zur Darstellung der Apotheose des Romulus in der antiken Überlieferung siehe Cic. rep. 2,10,17–20; leg. 1,3; Att. 12,45,2; Serv. Aen. 1,292; Enn. ann. 1,54 (65)–1,110 (115); Dion. Hal. ant. 2,63,3f.; Plut. Romulus 28; vgl. Jürgen von Ungern-Sternberg, Romulus-Bilder: Die Begründung der Republik im Mythos, in: Fritz Graf (ed.), Mythos in mythenloser Gesellschaft (Colloquium Rauricum 3), Stuttgart/Leipzig 1993, 88–108, hier 101–108.

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Höchsten streben zu wollen, wird vor ebendiesem Hintergrund verständlich: nam contemptu famae contemni virtutes – ›die Verachtung von Ruhm ist gleichbedeutend mit der Verachtung von Leistung‹.138 Der Schlüssel zum Verständnis des kaiserlichen Strebens nach divinitas liegt kurzum darin, dass der senatorische Beschluss der consecratio, in dem sich die offizielle Anerkennung des verstorbenen Herrschers als optimus manifestierte, das Versprechen bzw. die Perspektive bot, post mortem zu ewigem Ruhm zu gelangen. Mit der Verehrung als divus im Rahmen des öffentlichen Staatskults erlangte der verstorbene Herrscher einen Status, der seinem Andenken einen besonderen Platz im Gesichtskreis der nachfolgenden Generationen zuwies. Die Sorge um die eigene memoria und das Urteil der Nachwelt hat in Hinblick auf die Einrichtung der römischen Kaiserapotheose als eigentliches Leitmotiv zu gelten, was nicht zuletzt schon anhand der bis hierhin behandelten Textbeispiele ersichtlich wird: So bezeichnet Maecenas gegenüber Augustus den Weg der Tugend als Weg zu εὔκλεια und εὐδοκιμία; Tiberius verleiht gegenüber den Senatoren seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Nachwelt seine memoria in Anerkennung seiner Verdienste ehren möge.139 Die eigene Apotheose aber lediglich insgeheim zu erhoffen, stellte keine Option dar: Es waren Taten zu erbringen, die eine posthume Aufnahme unter die römischen Staatsgötter als gerechtfertigt und verdient erscheinen ließen.140 Neben diesem persönlichen, sich aus dem senatorischen Standesethos ergebenden Leitmotiv ist das kaiserliche Streben nach Göttlichkeit in der Forschung 138 Tac. ann. 4,38,5; vgl. Sittig 2018, 388f. 139 Cass. Dio 52,35,4–6; Tac. ann. 4,38,1–3. In ihrer Untersuchung zum Nachleben der römischen Kaiser gelangen Janneke de Jong und Olivier Hekster zu dem Ergebnis, dass die Sorge des princeps um seine memoria in den Quellen nur schwer nachzuweisen sei, vgl. Dies., Damnation, Deification, Commemoration, in: Stéphane Benoist/Anne Daguet-Gagey (edd.), Un discours en images de la condamnation de mémoire (Publications du Centre Régional Universitaire Lorrain d’Histoire, Site de Metz 34), Metz 2008, 79–96, hier 94: »It is difficult to distinguish whether and (if so) to what extent individual emperors were concerned with their posthumous memory.« Dieser Aussage ist insofern nicht zu widersprechen, als uns in der Tat keine einschlägigen Zeugnisse überliefert sind, anhand derer sich die Überlegungen der jeweiligen Kaiser hierzu in detaillierter Weise nachzeichnen ließen, jedoch nimmt die memoria innerhalb der Quellenüberlieferung zum römischen Prinzipat einen derart zentralen Platz ein, dass kaum vorstellbar ist, dass sich der Herrscher hierum nicht in besonderer Weise gesorgt haben könnte. 140 Hieraus ergibt sich im Übrigen kein Widerspruch zu Tac. ann. 4,38,4f. Interessant erscheinen in diesem Kontext verschiedene, von den antiken Autoren gebrauchte Formulierungen, welche die Rechtmäßigkeit der Divinisierung einzelner Kaiser bekräftigen: Oct. 504f. (ille qui meruit pia / uirtute caelum – in Bezug auf Augustus); Eutr. 8,8,4 (atque inter Divos relatus est et merito consecratus – in Bezug auf Antoninus); 9,15,2 (meruit quoque inter Divos referri – in Bezug auf Aurelian); 10,8,3 (atque inter Divos meruit referri – in Bezug auf Konstantin den Großen); 10,15,2 (meruitque inter Divos referri – in Bezug auf Constantius II.); sowie – je nach Lesart – 9,4 (in Bezug auf Decius und Herennius Etruscus); vgl. Clauss 2001, 520f.; siehe auch Tac. ann. 15,74,3.

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allerdings immer wieder auch mit politischen Überlegungen erklärt worden. Insbesondere im Zuge der Auseinandersetzung mit dem Senatsbeschluss der consecratio wurde der Blick dabei vor allem auf die Interessen des jeweiligen Thronfolgers gelenkt, der (unter der Bedingung dynastischer Kontinuität) insofern von der Erklärung seines Vorgängers zum Staatsgott profitierte, als sie ihn in die Lage versetzte, die Rechtmäßigkeit seiner Herrschaft als divi filius, als Sohn eines Gottes, in besonderer Weise herauszustellen.141 Mit der formalen Anerkennung der Verdienste des verstorbenen Herrschers durch den Senat bzw. der hiermit zum Ausdruck gebrachten posthumen Bestätigung als optimus hatte auch dessen Wahl bzw. Designation eines Nachfolgers als sanktioniert zu gelten. Daneben konnte sich dieser mit dem göttlichen Nimbus seines Vorgängers umgeben, um hiermit zugleich die eigenen Ambitionen zu bekräftigen; auch weitere Profiteure der Vergöttlichung ließen sich ohne Weiteres benennen.142 Ohne Zweifel beschränkte sich der politische Nutzen aber nicht nur – und mutmaßlich noch nicht einmal vorrangig – auf die Herrschaft des Nachfolgers. Im beständigen Diskurs über die herrscherliche divinitas boten sich den ›Beherrschten‹ und allen voran den Vertretern des Senats zahlreiche Möglichkeiten, den princeps auf seinem Weg zur eigenen Apotheose in Form von verschiedenen Bekundungen und Ehrungen gewissermaßen zu bestätigen und auf diese Weise zugleich ihre Ergebenheit bzw. Gefolgschaft zu demonstrieren.143 Dem Kaiser selbst bot sich hierdurch indes die Gelegenheit, die entsprechenden Angebote nicht nur anzunehmen, sondern gerade auch in ihrer Ablehnung seinerseits den Senatoren zu signalisieren, das Maß zu halten, und sich so zum Gleichheitsprinzip der römischen Führungselite zu bekennen.144 Im Rahmen dieses Dis141 Vgl. Gesche 1978a, 381–385; Heinrich Chantraine, Der tote Herrscher in der Politik der römischen Kaiserzeit, in: GWU 39 (1988), 67–80; Clauss 2001, 368–374; Dietrich Boschung, Divus Augustus. Das Charisma des Herrschers und seine postume Beglaubigung, in: Ders./Jürgen Hammerstaedt (edd.), Das Charisma des Herrschers (Morphomata 29), Paderborn 2015, 173–186, hier 183. 142 Zu denken ist hier zunächst an die Mitglieder der eigenen Familie, aber auch deren Parteigänger mussten aus persönlichen Gründen ein Interesse daran haben, dass der Status quo, also der Bestand der gegenwärtigen Dynastie, von der sie profitierten, gewahrt blieb. 143 Interessant erweisen sich dabei solche Fälle, in denen sich der Herrscher damit konfrontiert sah, dass man ihm eine entsprechende Stellungnahme verwehrte – wie etwa im Fall des Thrasea Paetus, vgl. Kap. 4.1. 144 In der antiken Literatur wird in diesem Zusammenhang häufig auf das (auch schon oben angeführte) Beispiel des Tiberius verwiesen: Vell. 2,122,3; Tac. ann. 1,14,1f.; 2,87; Suet. Tib. 26–28; Cass. Dio 57,8,3f.; 57,9,1f.; 57,18,2; 58,8,4; 58,12,8. Angesichts dieses Quellenbefundes äußert sich Clauss 2001, 84, folgendermaßen: »Es ist gerade bei Tiberius schwierig, ein Konzept seiner Vorstellungen der Göttlichkeit der eigenen Person zu entwickeln. Immer wieder wechseln Entscheidungen, die sich widersprechen, einander ab. Manches mag der Zurückhaltung dieses Kaisers zuzusprechen sein, bei dem man tatsächlich den Eindruck gewinnt, die Schuhe seines göttlichen Vaters seien ihm zu groß erschienen.« Zur Einschätzung dieser Aussage siehe Kap. 5.2.2.

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kurses ließen sich darüber hinaus auch die keineswegs unverrückbaren Grenzen der eigenen, herrscherlichen Handlungsspielräume austesten: So boten neue Formen der Ansprache und Repräsentation stets konkrete Anlässe für Reaktionen, die ihrerseits wichtige Schlüsse auf den Rückhalt der eigenen Ambitionen zuließen und – wenn sie gemeinhin auch im Modus der verschlüsselten Kommunikation geäußert wurden – in Hinblick auf künftige Unternehmungen implementiert werden konnten. Vor diesem Hintergrund lässt sich demgemäß schon der Weg zur eigenen Göttlichkeit in gewisser Weise auch als Ziel beschreiben und der Diskurs über die herrscherliche divinitas nicht zuletzt als wichtiges politisches Instrument des Kaisers.

2.3. Die ›Selbstvergöttlichung‹ der schlechten Kaiser Während das Streben des princeps nach (posthumer) Göttlichkeit vor dem Hintergrund des aristokratisch geprägten Leistungsprinzips also durchaus akzeptiert war und insofern auch einer gewissen Erwartungshaltung entsprach, war es ebenso möglich, das Ziel der eigenen Apotheose als Ausdruck eines Hochoder Übermuts zu verstehen, den man gemeinhin als Kennzeichen der Herrschaft der mali principes, der ›schlechten Kaiser‹, ansah.145 Die in diesem Kontext in der antiken Literatur häufig verwendeten Begriffe der superbia sowie der ὕβρις dienen dabei der Beschreibung einer Haltung oder Handlung, »zu Unrecht eine Erhöhung der eigenen Person gegenüber anderen in Anspruch zu nehmen oder andere herabzusetzen.«146 Welche Relevanz man diesem Vorwurf im Einzelfall beimessen konnte, wird schon daran ersichtlich, dass sogar das gewaltsame Ende bestimmter Kaiser im Rahmen der Darstellung der antiken Autoren in unmittelbarer Weise mit deren Streben nach divinitas in Verbindung gebracht werden konnte und wurde:147 So musste etwa Caligula laut Cassius Dio im Angesicht

145 Eine derartige Verknüpfung findet sich etwa bei Phil. leg. 76 und 93; Sen. dial. 3,20,9; 5,21,5; Ios. ant. Iud. 18,277; 19,1; 19,4f.; 19,11; 19,193 (Caligula); Plin. nat. 36,113 (Caligula und Nero); Plin. paneg. 33,4 (Domitian). In der deutschen Forschung ist die Vorstellung vom ›verrückten Kaiser‹ vor allem von Ludwig Quidde geprägt worden (Ders. 1926), vgl. Kloft 2000. Zur allgemeinen Thematik siehe exemplarisch Hampl 1966; Witschel 2006; Winterling 2007; Sittig 2016a (mit weiterführender Literatur); Ders. 2018. 146 Sittig 2018, 382f. Bezüglich des semantischen Unterschieds zwischen den Begriffen der griechischen ὕβρις und der lateinischen superbia siehe Jeffrey M. J. Murphy, Hubris and Superbia: Differing Greek and Roman Attitudes Concerning ›Arrogant Pride‹, in: AncW 28,1 (1997), 73–81. 147 Zur Verbindung von historischem Urteil und literarischer Todesdarstellung siehe allgemein Tobias Arand, Das schmähliche Ende. Der Tod des schlechten Kaisers und seine literarische Ausgestaltung in der römischen Historiographie (Prismata. Beiträge zur Altertumswissenschaft 13), Frankfurt a. Main 2002.

Die ›Selbstvergöttlichung‹ der schlechten Kaiser

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seines Todes erfahren, ›dass er doch kein Gott war‹148, und auch Plinius der Jüngere kommentiert das Ende Domitians mit den Worten: ›Nichts nützte ihm da seine Göttlichkeit‹149. Das Fallbeispiel Caligulas, des nach Augustus und Tiberius dritten Herrschers im Prinzipat, kann hier in besonderer Weise dazu dienen, die hinter der genannten Zuschreibung stehenden kommunikativen Mechanismen anschaulich zu illustrieren und in ihrer Bedeutung für die diskursiv geprägte Interaktion zwischen Senat und princeps in Bezug auf dessen Göttlichkeit verständlich zu machen.150 Das durch die antiken Autoren überlieferte Bild dieses Kaisers wirkt bis heute nach: Caligula steht wie kaum ein anderer Vertreter des Prinzipats für die Vorstellung eines Herrschers, der sich zu Lebzeiten als Gott gerierte und als solcher kultische Verehrung beanspruchte, was ihn in der Forschung zu einer der am meisten beachteten Herrscherfiguren der Frühen Kaiserzeit macht.151 In ihrer scharfen Profilierung geht die Zeichnung dieses Bildes dabei nicht zuletzt auf zwei jüdische Autoren zurück, nämlich Philon von Alexandria und Flavius Iosephus, die jenseits einer religiös begründeten Befangenheit – so soll Caligula unter anderem beabsichtigt haben, den Jerusalemer Tempel zu einem Ort des Kaiserkults zu machen152 – in ihrer Darstellung des princeps auf verschiedene Vorstellungen rekurrieren, die auch im stadtrömischen Kontext Anklang finden konnten. So hat uns Philon, der im Jahr 39 als Leiter einer Gesandtschaft von alexandrinischen Juden nach Rom reiste, um bei Caligula eine Verbesserung der Situation der jüdischen Gemeinde seiner Heimatstadt zu er148 149 150 151

Cass. Dio 59,30,1: ὡς οὐκ ἦν θεὸς ἔμαθεν; siehe auch Suet. Cal. 58,2. Plin. paneg. 49,1: longe tunc illi divinitas sua. Zum Fallbeispiel Domitians siehe Kap. 4.2.3.2. Es sei an dieser Stelle nur auf einige ausgewählte und einschlägige Beiträge der Forschung verwiesen: Hugo Willrich, Caligula, in: Klio 3 (1903), 85–118, 288–317 und 397–470; John P. V. D. Balsdon, The Emperor Gaius (Caligula), Oxford 1934; Arther Ferrill, Caligula. Emperor of Rome, London 1991; Zvi Yavetz, Caligula, Imperial Madness and Modern Historiography, in: Klio 78,1 (1996), 105–129; Kloft 2000; Ders., Caligula. Ein Betriebsunfall im frühen Principat, in: Karl Holl/Hans Kloft/Gerd Fesser (edd.), Caligula – Wilhelm II. und der Caesarenwahnsinn. Antikenrezeption und wilhelminische Politik am Beispiel des ›Caligula‹ von Ludwig Quidde, Bremen 2001, 89–116; Aloys Winterling, Caligula. Eine Biographie (Beck’sche Reihe), München 2012; Anthony A. Barrett, Caligula. The Abuse of Power (Roman Imperial Biographies), 2. Auflage, Abingdon/New York 2015; Jean-Noël Castorio, Caligula. Au cœur de l’imaginaire tyrannique (Biographies et mythes historiques), Paris 2017. 152 Zum geplanten Vorhaben Caligulas, ein Kultbild seiner Person im Jerusalemer Tempel aufstellen zu lassen, vgl. Monika Bernett, Der Kaiserkult in Judäa unter den Herodiern und Römern (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 203), Tübingen 2007, 264–287; Per Bilde, Der Konflikt zwischen Gaius Caligula und den Juden über die Aufstellung einer Kaiserstatue im Tempel von Jerusalem, in: Eve-Marie Becker/Morton H. Jensen/Jacob Mortensen (edd.), Per Bilde, Collected Studies on Philo and Josephus (Studia Aarhusiana Neotestamentica 7), Göttingen/Bristol, CT 2016, 225–262.

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reichen, die sich mit pogromartigen Übergriffen konfrontiert sah, ein Werk hinterlassen, das in der Schilderung der Umstände seiner Mission auch auf die Persönlichkeit des Kaisers selbst eingeht.153 So berichtet er von Caligulas Wunsch, zunächst die Heroen und schließlich die Götter zu übertreffen, wie seinem Verlangen, als Gott zu gelten und als solcher verehrt zu werden.154 Interessant erscheint, dass Philon das Verhalten des Kaisers dabei nicht nur als blasphemisch gegenüber den Göttern der Römer und mehr noch dem Gott der Juden charakterisiert, sondern es gleichfalls mit einem Anspruch des Herrschers zu erklären weiß, der auch in Hinblick auf die Verhältnisse des Prinzipats dazu geeignet war, den princeps in besonderer Weise zu diskreditieren: Demnach habe sich Caligula gegenüber seinen Mitmenschen (und somit auch seinen Standesgenossen) in einer Art überlegen gefühlt, wie es der Herdenführer gegenüber seiner Herde sei.155 Die so beschriebene Selbstüberhöhung des princeps und die hiermit verbundene Desintegration seiner Person aus dem sozialen Gefüge hatte hinsichtlich des Gleichheitsprinzips der römischen Aristokratie als gravierend zu gelten. Wie sich Philon weiterhin bemüht hervorzuheben, habe Caligula seinen Anspruch dabei zudem in keiner Weise auch mit entsprechenden Leistungen bekräftigen können: Den Heroen habe er zwar in ihren Ehren, nicht aber in ihren Taten nachgeeifert.156 Der von Philon gegen den römischen Kaiser erhobene Vorwurf der ὕβρις wird in der ›Ἰουδαϊκὴ ἀρχαιολογία‹, einem auf Griechisch verfassten Werk über die 153 Die Schrift ist unter dem Titel Περὶ ἀρετῶν πρῶτον καὶ πρεσβείας πρὸς Γάιον überliefert und wurde erst nach der Ermordung Caligulas veröffentlicht. Hinsichtlich des Gegenstands und der Hintergründe des Werkes siehe E. Mary Smallwood, Philonis Alexandrini – Legatio ad Gaium, edited with an introduction, translation and commentary, Leiden 1961, 3–50; Jenny Morris, The Jewish Philosopher Philo, in: Emil Schürer, The History of the Jewish People in the Age of Jesus Christ (175 B.C.–A.D. 135), a new English version revised and edited by Geza Vermes, Fergus Millar and Martin Goodman, Volume III, Part 2, Edinburgh 1987, 809–889, hier 859–864. Hinsichtlich des Lebens und Wirkens seines Autors siehe ebd., 809– 870; James R. Royse, The Works of Philo (with the Collaboration of Adam Kamesar), in: Adam Kamesar (ed.), The Cambridge Companion to Philo, New York 2009, 32–64; Daniel R. Schwartz, Philo, His Family, and His Times, in: Adam Kamesar (ed.), The Cambridge Companion to Philo, New York 2009, 9–31; Maren R. Niehoff, Philon von Alexandria. Eine intellektuelle Biographie, Tübingen 2019. 154 Phil. leg. 75; 77f.; 93; 162; 198; 201; 218; 368; 372. 155 Phil. leg. 75–77, bes. 76: καὶ ἐν ἀρχῇ ταύτης τῆς παραπληξίας φασὶν αὐτὸν χρήσασθαι τοιούτῳ λογισμῷ· καθάπερ γὰρ οἱ τῶν ἄλλων ζῴων ἀγελάρχαι, βουκόλοι καὶ αι᾿πόλοι καὶ νομεῖς, οὔτε βόες ει᾿σὶν οὔτε αἶγες οὔτε ἄρνες, ἀλλ’ ἄνθρωποι κρείττονος μοίρας καὶ κατασκευῆς ἐπιλαχόντες, τὸν αὐτὸν τρόπον ἀγελαρχοῦντα κἀμὲ τῆς ἀρίστης ἀνθρώπων γένους ἀγέλης νομιστέον διαφέρειν καὶ μὴ κατ’ ἄνθρωπον εἶναι, μείζονος δὲ καὶ θειοτέρας μοίρας τετυχηκέναι. 156 Einen besonders anschaulichen Ausdruck dieser Unverhältnismäßigkeit sieht Philon in der Marotte Caligulas, sich den Heroen unter Zuhilfenahme von verschiedenen Kostümen und Insignien anzugleichen – ein Schauspiel, das habe erkennen gelassen, wie sehr es dem princeps bloß um Äußerlichkeiten und nicht um Taten und Tugenden gegangen sei, Phil. leg. 79–113; siehe auch Suet. Cal. 52; Cass. Dio 59,26,6–10; Aur. Vict. Caes. 3,10–12.

Die ›Selbstvergöttlichung‹ der schlechten Kaiser

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jüdische Geschichte von der Schöpfung der Welt bis zum Ausbruch des Jüdischen Krieges, von Flavius Iosephus noch einmal aufgegriffen.157 So erscheint die Ermordung Caligulas zu Beginn des Jahres 41 in seiner Darstellung ausdrücklich als Strafe des jüdischen Gottes für das Verlangen des Kaisers nach göttlichen Ehren, das von Iosephus als offensichtlicher Ausdruck einer regelrechten μανία, eines Wahnsinns, gedeutet wird.158 Nur die göttliche Intervention habe dabei verhindert, dass es zum Frevel einer Aufstellung des herrscherlichen Kultbildes im Tempel von Jerusalem gekommen sei. Die jüdische Perspektive bzw. die durch das eigentliche Thema der Schrift vorgegebene Fokussierung auf die Vorgänge in Iudaea wird vordergründig dadurch gebrochen, dass Iosephus die Ermordung des Kaisers auch in Form einer Rede des Konsuls des Jahres 41, Gnaeus Sentius Saturninus, einordnen lässt, demzufolge Caligula zuvor gleichermaßen gegen die Götter wie die Menschen gewütet und somit seine gerechte Strafe erhalten habe.159 Auch in der römischen Geschichtsschreibung sind vergleichbare Darstellungsweisen zu finden, deren genaue Wirkungsabsicht im Folgenden zu hinterfragen ist. Als erster römischer Autor berichtet Sueton vom Wahnsinn Caligulas, der diesen an seine eigene Göttlichkeit glauben ließ.160 Der von ihm beschriebene Anspruch des Kaisers, als Gott zu gelten, wird explizit mit der Vorstellung einer Königsherrschaft in Verbindung gebracht und in dieser Weise – auch in Anlehnung an das abschreckende Beispiel Caesars – stigmatisiert.161 Vor dem 157 Hinsichtlich des Lebens und Wirkens des Iosephus siehe Shaye J. D. Cohen, Josephus in Galilee and Rome. His Vita and Development as a Historian (Columbia Studies in the Classical Tradition 8), Leiden 1979; Tessa Rajak, Josephus. The Historian and His Society, London 1983; Per Bilde, Flavius Josephus between Jerusalem and Rome. His Life, his Works and their Importance (Journal for the Study of Pseudepigrapha, Supplement Series 2), Sheffield 1988; Mireille Hadas-Lebel, Flavius Josèphe. Le Juif de Rome, Paris 1989; Jonathan Edmondson/Steve Mason/James Rives (edd.), Flavius Josephus and Flavian Rome, Oxford 2005; Honora H. Chapman/Zuleika Rodgers (edd.), A Companion to Josephus (Blackwell Companions to the Ancient World), Malden/Oxford/Chichester 2016. 158 Ios. ant. Iud. 18,305f.; 19,15f.; vgl. Ios. bell. Iud. 2,10,1; siehe schon Phil. leg. 107. Wie Sittig 2018, 429, mit entsprechenden Belegen in Anm. 398, hervorhebt, verwendet Iosephus die beiden Begriffe ὕβρις und μανία fast in identischer Weise. Zur Darstellung Caligulas in der Ἰουδαϊκὴ ἀρχαιολογία vgl. Alexander Free, Beobachtungen zu den Büchern 18–20 der Antiquitates Iudaicae des Flavius Josephus, in: Klio 99,2 (2017), 586–628. 159 Ios. ant. Iud. 19,175. Zur Diskussion über die von Iosephus genutzen literarischen Quellen für die Darstellung des 19. Buches, unter denen auch eine senatorische Vorlage vermutet wird, siehe Thomas E. Goud, The Sources of Josephus Antiquities 19, in: Historia 45,4 (1996), 472–482; Klaus Scherberich, Josephus und seine Quellen im 19. Buch der Antiquitates Iudaicae (ant. Iud. 19,1–273), in: Klio 83,1 (2001), 134–151. 160 Suet. Cal. 22; 50,2; 51,1. 161 Suet. Cal. 22,1f.; zum Vorbild Caesars siehe Suet. Iul. 76,1; 79; einen prägnanten Überblick über die hiervon in Teilen abweichende Parallelüberlieferung bei anderen Autoren bietet Karl-Wilhelm Welwei, Das Angebot des Diadems an Caesar und das Luperkalienproblem, in: Historia 16,1 (1967), 44–69, bes. 45 mit Anm. 7–9; vgl. Gerhard Dobesch, Caesars

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Das Problem mit der Göttlichkeit

Hintergrund der Genese des politischen Systems des augusteischen Prinzipats kam dem Vorwurf des Hoch- bzw. Übermuts eine Relevanz zu, die weit über eine individuelle Kritik an einzelnen Herrscherpersönlichkeiten und deren Handeln hinausgehen musste: Er verwies auf die Anfälligkeit des sozialen Gefüges und die ständige Gefahr eines Absinkens des Prinzipats zu einer Tyrannis.162 Unter diesen Umständen bot sich im Rückgriff auf das prominente Motiv des wahnsinnigen oder geisteskranken Herrschers die Möglichkeit, die sich grundsätzlich aus dem System selbst ergebenden Spannungen ganz in die Person des princeps hineinzuverlagern und somit gewissermaßen narrativ zu überwinden. Folgt man der Darstellung Suetons, hat sich Caligula bereits zu Lebzeiten in Rom als Gott verehren lassen: templum etiam numini suo proprium et sacerdotes et excogitatissimas hostias instituit.163 Die Bewertung dieser und ähnlich lautender Passagen bei Cassius Dio fällt schwer; zumindest im Befund der materiellen Überlieferung haben sich keinerlei Anzeichen für einen stadtrömischen Kult erhalten, wobei ernsthaft zu bezweifeln ist, dass Caligula auch tatsächlich im öffentlichen Rahmen oder gar im Staatskult selbst als Gott verehrt worden sein könnte.164 Unabhängig von der Frage nach der konkreten Beschaffenheit einer derartigen Kulteinrichtung fallen an dieser Stelle die von Sueton gewählten Worte ins Auge, wonach der Kaiser selbst für seine kultische Verehrung ver-

Apotheose zu Lebzeiten und sein Ringen um den Königstitel. Untersuchungen über Caesars Alleinherrschaft, Wien 1966; Helga Gesche, Caesar (Erträge der Forschung 51), Darmstadt 1976, 162f. 162 Vgl. Sittig 2018, 387. 163 Suet. Cal. 22,3 – Übersetzung Martinet: »Er [Caligula] stiftete auch einen Tempel allein für seine Gottheit, bestellte eigens Priester und ließ sich streng ausgesuchte Opfertiere darbringen.« 164 Auch wenn Clauss 2001, 90, zu Recht darauf hinweist, dass es nicht gerechtfertigt sei, aufgrund fehlender materieller Indizien auch »die sich auf zeitgenössische Berichte stützenden Zeugnisse der Historiker abzulehnen«, ergibt sich deren Relativierung doch schon aus ihrer näheren Betrachtung, siehe unten. Die Einschätzung, wonach unter Caligula »der Kult des lebenden Kaisers zur Staatsreligion gemacht« worden sei (Matthias Gelzer, Iulius [133], in: RE 10,1 [1918], 381–423, hier 410), erweist sich dementsprechend als unzutreffend; siehe hierzu auch C. J. Simpson, The Cult of the Emperor Gaius, in: Latomus 40 (1981), 489– 511; Ders., Caligula’s Cult: Immolation, Immortality, Intent, in: Alastair Small (ed.), Subject and Ruler: The Cult of the Ruling Power in Classical Antiquity. Papers presented at a Conference held in The University of Alberta on April 13–15, 1994, to celebrate the 65th Anniversary of Duncan Fishwick (Journal of Roman Archaeology. Supplementary Series 17), Ann Arbor 1996, 63–71. In Hinblick auf das genannte Zeugnis Suetons ist demgegenüber eher an die Einrichtung eines exklusiven Privatkultes zu denken, in dem verschiedene Parteigänger des Herrschers zusammenkamen und der ihnen eine Plattform bot, dem princeps mit göttlichen Ehren in besonderer Weise zu huldigen, vgl. Bickermann 1929, 20; Sauter 1934, 171; hierzu zuletzt Gradel 2002, 149–159. Zur Parallelüberlieferung siehe Cass. Dio 59,4,4; 59,28,2–8.

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antwortlich zeichnete und dabei auch aktiv in Erscheinung trat.165 Wie wenig hiervon allerdings auszugehen ist, wird schon anhand einer gleichfalls bei Sueton überlieferten Episode ersichtlich, die sich in das Jahr 39 verorten lässt und bezeichnenderweise nicht etwa in der Vita Caligulas zu finden ist, wo sie einen offenen Widerspruch bedeutet hätte, sondern in der Lebensbeschreibung des späteren Kaisers Vitellius, über dessen Vater Folgendes berichtet wird:166 idem miri in adulando ingenii primus C. Caesarem adorare ut deum instituit, cum reversus ex Syria non aliter adire ausus esset quam capite velato circumvertensque se, deinde procumbens.167

Demnach habe Lucius Vitellius als Erster damit begonnen, Caligula in Rom ›wie einen Gott‹ zu verehren. Wie in der römischen Kultpraxis in Anwesenheit der Götter üblich, habe er sich dem princeps zunächst mit verhülltem Haupt genähert und sich ihm schließlich in einer Weise zu Füßen gelegt, die in hohem Maße an den Ritus der Proskynese, der den griechischen Göttern sowie den vergöttlichten Herrschern des Orients erwiesenen fußfälligen Verehrung, erinnert.168 In jedem 165 Siehe hierzu Cass. Dio 59,4,4: καὶ ναοὺς ἑαυτῷ καὶ θυσίας ὡς καὶ θεῷ γίγνεσθαι ἐκέλευσε – Übersetzung Veh: »[späterhin] befahl er […], daß ihm Tempel errichtet und Opfer dargebracht werden sollten – wie einem Gott«, sowie Cass. Dio 59,28,2–6, bes. 59,28,2: τότε δὲ ἐπὶ πλέον ἐξήχθη, ὥστε καὶ ἐν αὐτῇ τῇ Ῥώμῃ ναὸν ἑαυτοῦ τὸν μὲν ὑπὸ τῆς βουλῆς ψηφισθέντα τὸν δὲ ι᾿δίᾳ ἐν τῷ Παλατίῳ, ποιήσασθαι. – Übersetzung Veh: »Darauf ging er noch einen Schritt weiter und baute in Rom sich selbst zwei eigene Tempel, einen, den er durch Senatsbeschluß zuerkannt bekommen hatte, und einen zweiten aus eigenen Mitteln, und zwar auf dem Palatin.« 166 Zur Person und Karriere des Lucius Vitellius (PIR¹ V 500) siehe Ursula Vogel-Weidemann, Die Statthalter von Africa und Asia in den Jahren 14–68 n. Chr. Eine Untersuchung zum Verhältnis Princeps und Senat (Antiquitas, Reihe 1: Abhandlungen zur Alten Geschichte 31), Bonn 1982, 192–196; Edward Da¸ browa, The Governors of Roman Syria from Augustus to Septimius Severus (Antiquitas, Reihe 1: Abhandlungen zur Alten Geschichte 45), Bonn 1998, 38–41 und 144–147. 167 Suet. Vit. 2,5 – Übersetzung Martinet: »Sein Talent, sich einzuschmeicheln, ist schon verwunderlich; so kam es auch, daß er als erster damit begann, Gaius Caesar wie einen Gott zu verehren; als er nämlich aus Syrien zurückkehrte, wagte er es nicht, sich diesem anders zu nähern als mit verhülltem Haupte, dabei drehte er sich um und warf sich vor ihm zu Boden.« Auch bei Cassius Dio (59,27,5f.) ist diese Episode überliefert, angedeutet findet sie sich zudem bei Tacitus (ann. 6,32,3f.) und wohl auch bei Philon (leg. 116). 168 Zu den Formen der Proskynese siehe Josef Wiesehöfer, Proskynesis, in: DNP 10 (2001), 443f.; Ders., ›Denn ihr huldigt nicht einem Menschen als eurem Herrscher, sondern nur den Göttern‹: Bemerkungen zur Proskynese in Iran, in: Carlo G. Cereti/Mauro Maggi/Elio Provasi (edd.), Religious Themes and Texts of Pre-Islamic Iran and Central Asia. Studies in Honour of Professor Gherardo Gnoli on the Occasion of his 65th Birthday on 6th December 2002 (Beiträge zur Iranistik 24), Wiesbaden 2003, 447–452; Konrad Vössing, Die Proskynese vor Alexander – das Scheitern eines Herrscherkultes, in: Michael Rathmann (ed.), Studien zur antiken Geschichtsschreibung (Antiquitas, Reihe 1: Abhandlungen zur Alten Geschichte 55), Bonn 2009, 135–160, hier 135f. und 154f. mit Anm. 69; Stefanos Alexopoulos, Proskynesis, in: RAC 28 (2018), 360–372, hier bes. 360–365. Die genaue semantische Bedeutung des Fußfalls des Vitellius ist in der Forschung dabei ganz unterschiedlich be-

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Fall konnte Caligula diese Form der Ehrerbietung ohne Weiteres als Ausdruck einer göttlichen Verehrung verstehen, die – wie etwa Cassius Dio in seiner Darstellung der Vorgänge zu konkretisieren weiß – den Adulator aus einer äußerst bedrohlichen Lage befreien sollte: So hatte Vitellius nur kurz zuvor die Nachricht seiner Abberufung als Statthalter der Provinz Syria und Oberbefehlshaber der römischen Legionen an der Ostgrenze des Reiches erhalten, deren genaue Hintergründe unklar bleiben.169 Es scheint nicht ausgeschlossen, dass Caligula dabei zu der Auffassung gelangt war, dass Vitellius, ein populärer wie militärisch erfolgreicher Feldherr, der das Kommando über eine starke Streitmacht führte, zu einer ernst zu nehmenden Gefahr für seine eigene Stellung geworden und somit zu beseitigen war.170 In jedem Fall musste Vitellius bei seiner Rückkehr in die Hauptstadt mit dem Schlimmsten rechnen. Die von ihm vollzogene besondere Form der Ehrerbietung gegenüber dem Kaiser stellte in seinen Augen vielleicht die letzte Möglichkeit dar, das drohende Unheil noch abzuwenden. Gemäß Cassius Dio gelang es dem Verzweifelten am Ende nicht nur, sein Leben zu retten, Vitellius stieg hiernach zu einem der engsten Freunde des Kaisers auf.171 Die Überlieferung dieser Episode hat insofern als exemplarisch zu gelten, als sie offenlegt, wie wenig der Herrscher hinsichtlich der göttlichen Überhöhung seiner Person gemeinhin selbst aktiv in Erscheinung trat bzw. treten musste. Gerade Cassius Dio wird mit den Bedingungen der Antragung entsprechender Ehren an den Kaiser aus eigener Anschauung bestens vertraut gewesen sein, wertet worden. Während etwa Andreas Alföldi von einer »echt römische[n] Götterproskynese« spricht (Ders., Die monarchische Repräsentation im römischen Kaiserreiche, Darmstadt 1970, 63), ist es dagegen laut Hans Kloft nur »schwer zu entscheiden, ob dies ein Akt bloßer Adulation oder ob nicht auch politisch-religiöse Überzeugung mit im Spiel war, die dem Repräsentanten kaiserlicher Macht galt« (Ders. 2000, 184). 169 Cass. Dio 59,27. 170 Für das Jahr 39, dem Jahr der Abberufung des Vitellius, berichten die acta Arvalia (CFA Nr. 13fgh, Z. 18f.) zudem von der Aufdeckung einer angeblichen Verschwörung um Gnaeus Cornelius Lentulus Gaetulicus (PIR² C 1390), den Befehlshaber des obergermanischen Heeres (Tac. ann. 6,30,2f.), die Sueton (Claud. 9,1) in seiner Darstellung als Lepidi et Gaetulici coniuratio bezeichnet; vgl. Alfred Bergener, Die führende Senatorenschicht im frühen Prinzipat (14–68 n. Chr.), Bonn 1965, 119–121; C. J. Simpson, The ›Conspiracy‹ of A.D. 39, in: Carl Deroux (ed.), Studies in Latin Literature and Roman History II (Collection Latomus 168), Brüssel 1980, 347–366; Werner Eck, Die Statthalter der germanischen Provinzen vom 1.–3. Jahrhundert (Epigraphische Studien 14), Bonn 1985, 10–12; Ronald Syme, The Augustan Aristocracy, Oxford 1986, 179f. Je nach Interpretation der Überlieferung könnte Caligula in dieser Situation sensibilisiert gewesen oder gar proaktiv tätig geworden sein; siehe auch Thomas A. Dorey, Claudius und seine Ratgeber, in: Das Altertum 12 (1966), 144–155, hier 145f. 171 Cass. Dio 59,27,6. Während Gelzer 1918, 409f., und Winterling 2012, 140, sich in diesem Kontext davon überzeugt zeigen, dass Vitellius mit seiner Proskynese gegenüber Caligula einen Präzedenzfall schuf, der hiernach zahlreiche Nachahmer fand, bleibt die literarische Überlieferung hierzu doch eher vage, Phil. leg. 116; Sen. benef. 2,12,1; Cass. Dio 59,27,1f.; 59,29,5; 59,30,1a; siehe auch Alföldi 1970, 63.

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weshalb er in Bezug auf Caligula auch zu der vielsagenden Einschätzung gelangt, dass dieser seinen Verstand erst vollständig verloren habe, als einige ihn ›teils aus Furcht, teils aber aus aufrichtiger Überzeugung lobten und die einen ihn als Heros, die anderen ihn dagegen gar als Gott ansprachen.‹172 In ihrer Tragweite wird diese Aussage erst verständlich, wenn man hierin eine Andeutung des senatorischen Anteils an der Überhöhung des princeps erkennt,173 der hiernach allerdings sogleich durch den Hinweis relativiert wird, dass Caligula bereits zuvor verlangt haben soll, als übermenschlich zu gelten.174 Die Vorbehalte gegen eine offene Thematisierung der Verhältnisse ergeben sich dabei aus dem Umstand, dass eine allzu deutliche Positionierung gegenüber der herrscherlichen divinitas, deren Berechtigung sich erst im abschließenden Urteil der Nachwelt erweisen konnte, im Falle eines ›schlechten‹ Kaisers durchaus das Potenzial besaß, die eigene Integrität infragezustellen und somit den Senat als Gremium wie in Gestalt seiner einzelnen Vertreter zu diskreditieren.175 Auch Cassius Dio deutet diese Perspektive in seiner Darstellung an, indem er in Hinblick auf das Ende Caligulas hervorhebt, dass dieser von jenen bespuckt worden sei, die gewohnt waren, ihn auch in seiner Abwesenheit fußfällig zu verehren, und jenen zum Opfer gefallen sei, die gewohnt waren, ihn als Iuppiter und Gott zu adressieren.176 Vor diesem Hintergrund konnten sich in der römischen Geschichtsschreibung verschiedene Strategien der Darstellung etablieren, die offenkundig dazu dienen sollten, den Anteil des Senats an der Überhöhung des Herrschers zu relativieren. War das senatorische Handeln selbst auch nicht zu leugnen – immerhin waren die betreffenden Adressierungen und Ehrenbeschlüsse gut dokumentiert und den Zeitgenossen wohl bekannt –, konnte es im Nachhinein zumeist nur darum gehen, das eigene (Mit-)Wirken möglichst gering erscheinen zu lassen.177

172 Cass. Dio 59,26,5: ἐπαινούμενος οὖν διὰ ταῦτα τὰ μὲν φόβῳ τὰ δὲ καὶ ἐπ᾽ ἀληθείας, καὶ τῶν μὲν ἥρωα τῶν δὲ θεὸν αὐτὸν ἀνακαλούντων, δεινῶς ἐξεφρόνησεν. 173 Siehe hierzu Cass. Dio 59,27,2: καὶ ταῦτα μέντοι, ὅσα ὡς θεῷ αὐτῷ ἐγίγνετο, οὐχ ὅτι οἱ πολλοὶ καὶ ἀεί τινα κολακεύειν ει᾿ωθότες ἐποίουν, ἀλλὰ καὶ οἱ πάνυ δοκοῦντές τι εἶναι. – Übersetzung Veh: »Und trotzdem kamen all die Ehrungen, die man ihm als Gott erwies, nicht nur aus der Masse, welche stets irgend jemandem zu schmeicheln gewohnt ist, sondern auch von seiten hochangesehener Männer.« 174 Cass. Dio 59,26,5. 175 So galt etwa Vitellius, der sich – wie von den antiken Autoren hervorgehoben wird – in seiner Not zum Handeln gezwungen sah, späterhin als mustergültiges Negativbeispiel eines Adulators bzw. Schmeichlers (Suet. Vit. 2,5; Cass. Dio 59,27,5f.), auch wenn ihn seine Ehrerbietigkeit gegenüber Caligula in Hinblick auf seine spätere Karriere unter dessen Nachfolger Claudius in keiner Weise beeinträchtigt zu haben scheint, vgl. Dorey 1966, 144–147. 176 Cass. Dio 59,30,1a: Ὑφ᾽ ὧν τε καὶ μὴ παρὼν προσεκυνεῖτο, τότε κατεπτύετο: καὶ ὑφ᾽ ὧν τε Ζεὺς καὶ θεὸς ὠνομάζετό τε καὶ ἐγράφετο, σφάγιον ἐγίνετο. 177 Siehe mit Blick auf Domitian auch Kap. 4.2.3.2.

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Neben der Verwendung von verschiedenen Formulierungen, die dem princeps selbst eine aktive Rolle an der Überhöhung seiner Person zuschreiben, lässt sich in diesem Kontext häufig das Bemühen erkennen, die Verantwortung des Senats für die entsprechenden Adressierungen und Ehrenbeschlüsse mit der Erklärung zu minimalisieren, dass der Herrscher sie geradezu gewaltsam erzwungen hätte. Findet sich diese Vorstellung bereits mit Blick auf das Verhalten des Vitellius insofern angedeutet, als dieser um sein Leben fürchten musste, wird sie gleichfalls in der Bemerkung Cassius Dios reflektiert, wonach Caligula nicht zuletzt ›aus Furcht‹ als Heros und Gott angesprochen wurde.178 An anderer Stelle tritt sie uns indes noch deutlicher entgegen: So soll der Kaiser nach der persönlichen Beaufsichtigung militärischer Manöver am Rhein und an der Kanalküste bei seiner Rückkehr in die Hauptstadt am 31. August des Jahres 40 nicht weit davon entfernt gewesen sein, den gesamten Senat zu beseitigen, da dieser sich nicht dazu bereit gefunden hätte, ihm übermenschliche bzw. göttliche Ehren zuzuerkennen.179 Wenn es am Ende auch nicht zur Katastrophe gekommen ist, gibt Cassius Dio an dieser Stelle doch den Blick auf eine Drohkulisse frei, deren Wirkung sich die Vertreter des Senats nicht entziehen konnten, selbst wenn der princeps darauf verzichtete, seinen Anspruch, als Gott zu gelten und als solcher verehrt zu werden, mittels einer ultima ratio durchzusetzen. In Bezug auf die literarische Darstellung Caligulas in der antiken Geschichtsschreibung lässt sich zudem noch ein weiteres Motiv hervorheben: die Wandlung. Folgt man etwa Sueton, habe der Kaiser seine Herrschaft zunächst äußerst verheißungsvoll begonnen, nach einiger Zeit aber eine maiestas für sich beansprucht, wie sie einem Gott zu eigen war.180 Der vom Biographen heraus178 Cass. Dio 59,27,5; 59,26,5; siehe auch (Ps.-)Aur. Vict. epit. Caes. 11,6. 179 Cass. Dio 59,25,5: ὅμως ἐσελθὼν ἐς τὴν πόλιν τὴν μὲν βουλὴν ὀλίγου ἐδέησεν ἀπολέσαι πᾶσαν, ὅτι μὴ τὰ ὑπὲρ ἄνθρωπον αὐτῷ ἐψηφίσατὸ – Übersetzung Veh: »Gleichwohl hätte nach dem Einzug des Kaisers in die Stadt nicht viel gefehlt, und der ganze Senat wäre sein Opfer geworden, weil er ihm keine göttlichen Ehren zuerkannte.« Auch Seneca (dial. 5,19,2) und Sueton (Cal. 49,2f.) wissen von den Plänen zur Beseitigung des Senats zu berichten, stellen – anders als Cassius Dio – aber keine direkte Verbindung zum Göttlichkeitsanspruch Caligulas her. 180 Suet. Cal. 22,2: divinam ex eo maiestatem asserere sibi coepit. Siehe im Vergleich hierzu die Darstellung bei Cassius Dio (59,3,1): τῷ δ᾽ αὐτῷ τούτῳ τρόπῳ καὶ ἐς τἆλλα πάντα ὡς ει᾿πεῖν ἐχρῆτο. δημοκρατικώτατός τε γὰρ εἶναι τὰ πρῶτα δόξας, ὥστε μήτε τῷ δήμῳ ἢ τῇ γε βουλῇ γράψαι τι μήτε τῶν ὀνομάτων τῶν ἀρχικῶν προσθέσθαι τι, μοναρχικώτατος ἐγένετο, ὥστε πάντα ὅσα ὁ Αὔγουστος ἐν τοσούτῳ τῆς ἀρχῆς χρόνῳ μόλις καὶ καθ᾽ ἓν ἕκαστον ψηφισθέντα οἱ ἐδέξατο, ὧν ἔνια ὁ Τιβέριος οὐδ᾽ ὅλως προσήκατο, ἐν μιᾷ ἡμέρᾳ λαβεῖν. – Übersetzung Veh: »Die nämliche Wendung zum Schlechteren vollzog sich bei Gaius auch auf fast allen übrigen Gebieten. So machte er zunächst einen höchst demokratischen Eindruck, in einem Maße, daß er weder an das Volk noch an den Senat Schreiben richtete und auch keiner [sic] seiner kaiserlichen Titel annahm, wurde aber später ein ausgesprochener Autokrat und ließ sich an einem einzigen Tag sämtliche Ehrungen geben, zu deren Annahme sich Augustus in der so langen Zeit seiner Regierung nur mit Mühe und dann nur Schritt für Schritt, wie sie ihn jeweils zuerkannt

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gestellte Bruch mit den Konventionen des augusteischen Prinzipats dient ihm dabei als Gliederungsprinzip seiner Darstellung: Hactenus quasi de principe, reliqua ut de monstro narranda sunt.181 Im Folgenden werden demgemäß die Untaten und Verfehlungen des Kaisers behandelt, unter denen der Anmaßung Caligulas, als übermenschlich bzw. göttlich zu gelten, ein prominenter Platz zukommt.182 Das Motiv der Wandlung lässt sich auch in der Darstellung anderer mali principes finden: So habe etwa Nero unter dem mäßigenden Einfluss Senecas und des Prätorianerpräfekten Sextus Afranius Burrus zunächst ausgesprochen gerecht regiert, nach dem Tod des praefectus praetorio, der auch die Entmachtung Senecas nach sich zog, jedoch dem Schlechten zugeneigt.183 Die hinter dieser Darstellung stehende Wirkungsabsicht lässt sich dabei in Analogie zu einer Passage aus dem ›Panegyricus‹ des jüngeren Plinius erschließen, in der dieser in Hinblick auf seine Karriere unter Domitian eine bemerkenswerte Aussage trifft: Vos modo favete huic proposito, et credite, si cursu quodam provectus ab illo insidiosissimo principe, antequam profiteretur odium bonorum, postquam professus est, substiti; quum viderem, quae ad honores compendia paterent, longius iter malui; si malis temporibus inter moestos et paventes, bonis inter securos gaudentesque numeror; si denique in tantum diligo optimum principem, in quantum invisus pessimo fui.184

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wurden, bereitgefunden hatte und von denen Tiberius einige überhaupt ablehnte«. Siehe hierzu darüber hinaus Aur. Vict. Caes. 3,7–15; (Ps.-)Aur. Vict. epit. Caes. 3,3. Zur Darstellung des Herrschaftsantritts Caligulas siehe Suet. Cal. 13. Suet. Cal. 22,1 – Übersetzung Martinet: »Bis zu diesem Punkte haben wir sozusagen über den Kaiser Caligula erzählt, in dem, was nun folgt, müssen wir über das Ungeheuer sprechen.« Suet. Cal. 22; 24,2; 25,4; 27,3; 33; 35,3; 52; 58,2. Tac. ann. 14,52,1; dagegen Cass. Dio 61,7,5 (mit einer früheren Ansetzung). Das später bei Aurelius Victor (Caes. 5,2) erwähnte und in der Forschung vielzitierte quinquennium Neronis, hinter dem laut den Worten Trajans sämtliche principes zurückbleiben mussten, wurde dementsprechend zumeist mit den ersten fünf Regierungsjahren des Kaisers in Verbindung gebracht, vgl. Fuhrmann 1997, 175; Jürgen Malitz, Nero (Beck Wissen), 2., durchgesehene Auflage, München 2013, 21–29, bes. 23; Holger Sonnabend, Nero. Inszenierung der Macht (Historische Biografie), Darmstadt 2016, 29; Babett Edelmann-Singer, Das Römische Reich von Tiberius bis Nero (Geschichte kompakt), Darmstadt 2017, 127–130, bes. 127f.; skeptisch dagegen Miriam Griffin, Nero. The End of a Dynasty, London 1984, 37f. Plin. paneg. 95,3f. – Übersetzung Kühn: »Schenkt mir allein eure wohlwollende Unterstützung bei meinem Vorsatz und euer Vertrauen – wofern es stimmt, daß ich zwar von jenem heimtückischen Princeps, bevor sein Haß auf die Guten offen ausbrach, in meiner Laufbahn gefördert wurde, danach aber auf der Stelle trat, und als mir klar wurde, auf welche Weise der Weg zu den Ämtern abzukürzen wäre, den längeren Weg gewählt habe; wenn es stimmt, daß ich in schlimmen Zeiten zu den Trauernden und Angstvollen gehörte, jetzt aber in guten Zeiten mich zu den Unbesorgten und Fröhlichen rechnen darf; wenn schließlich meine Liebe zum besten Princeps heute so groß ist wie damals der Haß des schlechtesten Princeps auf mich!«

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Das Problem mit der Göttlichkeit

Die von Plinius im Senat abgegebene Erklärung, unter dem pessimus princeps Domitian lediglich Karriere gemacht zu haben, ›bevor dessen Hass auf die Guten offen ausbrach‹, bedient sich dem Motiv der Wandlung in einer Weise, die das persönliche (Mit-)Wirken im Nachhinein gegen potenzielle Vorwürfe absichern und die eigene Integrität bekräftigen sollte und konnte.185 Mag das Motiv des mit einem Male zum Schlechten neigenden Herrschers auch im Einzelfall historisch durchaus Rückhalt gefunden haben und – wollte Plinius sich nicht dem Spott seiner senatorischen Standesgenossen aussetzen – gefunden haben müssen, lässt vor allem die Schärfe seiner Zeichnung der Verhältnisse auf eine klare Wirkungsabsicht schließen. So bot sich hierin die Möglichkeit, die Ehrerbietungen gegenüber solchen Kaisern, die sich in der Retrospektive als schlecht erwiesen hatten, in gewisser Weise zu rechtfertigen und zu verteidigen, was gerade in Hinblick auf die häufig zu Beginn deren Herrschaft zahlreich und geradezu überschwänglich beschlossenen Ehren zweckmäßig schien.186 Dem verheißungsvollen Herrschaftsbeginn stand dabei ein böses Ende gegenüber, das als folgerichtiger Schlusspunkt der Selbstüberhöhung des jeweiligen princeps verstanden werden konnte. Die eingangs zitierten Worte der antiken Autoren zum Ende Caligulas und Domitians erwecken den Eindruck, dass die genannten Kaiser aufgrund ihrer Selbstvergöttlichung gestürzt worden seien.187 Eine solche Verknüpfung lässt sich 185 Gemäß der communis opinio bekleidete Plinius im Jahr 93 die Praetur und fungierte hieran anschließend in den Jahren 94 bis 96 als praefectus aerarii militaris, vgl. etwa Adrian N. Sherwin-White, Pliny’s Praetorship Again, in: JRS 47,1/2 (1957), 126–130; Ders., The Letters of Pliny. A Historical and Social Commentary, Oxford 1966, 763–771; Syme 1958, 76– 78 und 656–658; Ders., Roman Papers VII, edited by Anthony R. Birley, Oxford 1991, 561– 565; siehe hierzu schon Theodor Mommsen, Zur Lebensgeschichte des jüngeren Plinius, in: Hermes 3,1 (1869), 31–139, hier 79–89. Es ist jedoch nur schwer vorstellbar, dass Plinius vor einem derartigen Hintergrund vor seinen Standesgenossen von einem Karrierestillstand gesprochen haben soll. Anthony R. Birley ist demgegenüber (in Rückgriff auf R. H. Harte, The Praetorship of the Younger Pliny, in: JRS 25 [1935], 51–54) zu der Auffassung gelangt, dass Plinius die Praetur bereits im Jahr 89 oder 90 bekleidete und die Verwaltung der Militärkasse erst unter Nerva übernahm, vgl. Ders., Onomasticon to the Younger Pliny. Letters and Panegyric, München/Leipzig 2000, 10–17. Dem wurde etwa von Christopher L. Whitton widersprochen, der zwar an der communis opinio festhält, jedoch betont, dass Plinius mit seiner Darstellung die Möglichkeiten zur Verzerrung der Wahrheit vollständig ausgeschöpft habe – freilich ohne der Lüge bezichtigt werden zu können, vgl. Ders., Pliny’s Progress: On a Troublesome Domitianic Career, in: Chiron 45 (2015), 1–22; siehe hierzu zuletzt Konrad Vössing, Tunc … haec feci (Plin. Epist. 3,11) – noch einmal zur Datierung von Plinius’ Prätur, in: Werner Eck/Federico Santangelo/Konrad Vössing (edd.), Emperor, Army, and Society. Studies in Roman Imperial History for Anthony R. Birley (Antiquitas, Reihe 1: Abhandlungen zur Alten Geschichte 77), Bonn 2022, 131–145. 186 Siehe in Hinblick auf Caligula etwa Suet. Cal. 16,4. 187 Cass. Dio 59,30,1; Plin. paneg. 49,1. Die Wirkmächtigkeit dieser Verknüpfung erweist sich dabei nicht zuletzt in ihrer Übernahme durch die Forschung, siehe etwa Peppel 2003, 91: »Zu offensiv durfte der Kaiser seinen göttlichen Status gegenüber dem Senat jedoch nicht

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mit Blick auf die literarische Überlieferung allerdings nicht nur nicht nachweisen, sie erweist sich geradezu als konstruiert. So stellt sich das Ende von Caligula und Domitian bei näherer Betrachtung nicht als Tyrannenmord dar, der unter maßgeblicher Beteiligung von Senatsvertretern geplant und durchgeführt wurde, sondern vielmehr als Tat von einzelnen Akteuren, die sich aus ganz persönlichen Gründen zum Handeln gezwungen sahen.188 Die Verknüpfung des herrscherlichen Strebens nach Göttlichkeit mit dem gewaltsamen Ende der mali principes erfüllte gleichsam eine didaktische Funktion: Gemäß dem in der antiken Literatur vielfach ausgestalteten Narrativ der Hybris wird der Tyrann am Ende seiner gerechten Strafe zugeführt.189 Die Erklärung, wonach er dabei nicht nur die Götter selbst zu fürchten hatte, lässt sich auch als eindringlicher Appell an künftige Herrscher verstehen, die mittels derartiger exempla daran erinnert werden sollten, worauf die senatorische Anerkennung der Rechtmäßigkeit ihrer Herrschaft eigentlich beruhte: auf der Beachtung der unter Augustus etablierten Konventionen im Verhältnis zwischen Kaiser und Senat sowie der Erbringung von außerordentlichen Leistungen, welche die posthume Erhebung unter die römischen Staatsgötter verdient wie folgerichtig erscheinen ließen.

propagieren. Nicht zufällig scheiterten im ersten Jh. drei Kaiser, die ihre Selbstdarstellung als Gott sehr weit trieben und sich so der Kontrolle entzogen: Caligula, Nero und Domitian.« 188 Zum Ende Caligulas siehe Ios. ant. Iud. 19,105–113; Suet. Cal. 56–58; Cass. Dio 59,29; zum Ende Domitians siehe Suet. Dom. 14,1; 16,2–17,2; Cass. Dio 67,17; vgl. Gradel 2002, 158f. 189 Zur Vorstellung der Hybris siehe John Procopé, Hochmut, in: RAC 15 (1991), 795–858, bes. 813–815.

3.

Die Verhandlung der Göttlichkeit des Vorgängers

Die Vergöttlichung des Herrschers im römischen Prinzipat ist gewöhnlich durch zahlreiche und vielfältige Quellenzeugnisse gut dokumentiert. Während sie sich in ihrem Ergebnis, d. h. in der (vollendeten) consecratio, beispielsweise in Gestalt von epigraphischen, numismatischen und archäologischen Befunden klar greifen lässt, liegen die Umstände ihres Zustandekommens gemeinhin im Dunkeln. Selbst bei den antiken Autoren finden sich in diesem Zusammenhang zumeist nur wenig aussagekräftige, fast schablonenartig anmutende Umschreibungen, welche die sakralrechtlich gültige Aufnahme des Verstorbenen unter die römischen Staatsgötter bzw. die Einrichtung des jeweiligen Kultes lediglich referieren.190 190 Tac. ann. 12,69,3 verwendet etwa im Kontext der Vergöttlichung des Claudius die Formulierung, der Senat habe für den Verstorbenen caelestes honores beschlossen, womit zugleich der im Frühen Prinzipat am meisten gebrauchte Terminus technicus für die Erhebung des Verstorbenen unter die Staatsgötter bezeichnet sein dürfte, wie auch aus entsprechenden Inschriften hervorgeht (InscrIt 13,2,193; 13,2,209; 13,2,215), vgl. Werner Eck, Der Senat und der Herrscherkult, in: Anne Kolb/Marco Vitale (edd.), Kaiserkult in den Provinzen des Römischen Reiches. Organisation, Kommunikation und Repräsentation, Berlin/Boston 2016, 37–56, hier 41. Auch die consecratio selbst konnte explizit genannt werden, Tac. ann. 13,2,3. Darüber hinaus finden sich in der antiken Literatur zahlreiche weitere Umschreibungen wie etwa in deorum numerum relatus est (Suet. Iul. 88; Claud. 45; siehe auch CIL IX 2628), inter divos relatus est (Suet. Aug. 97,2; Aur. Vict. Caes. 20,1; 20,30; Eutr. 7,20,2; 7,22,2; 8,1,2; 8,5,2; 8,8,4; 8,10,4; 8,14,2; 9,3; 9,4; 9,15,2; 9,28; 10,1,3; 10,8,3; 10,15,2; 10,16,2; 10,18,2; HA Pius 5,1; Comm. 17,11; Sept. Sev. 11,3f.; 19,4; Carac. 11,5; Alex. 14,3f.; Gord. 16,4; 31,3; Gall. 10,5; Aurelian. 37,4; 41,2; vgl. Giorgio Bonamente, Il canone dei divi e la Historia Augusta, in: Ders./Noël Duval [edd.], Historiae Augustae Colloquium Parisinum [HAC N.S. 1], Macerata 1991, 59–82, hier 62, sowie Clauss 2001, 520f.) oder divus appellatus est (Eutr. 7,10,5; 7,13,5; 8,19,1; 9,11,2; HA Hadr. 27,2; Pius 13,3). Die bildhaften Beschreibungen der Dichter sind hier noch nicht einmal berücksichtigt. Interessanterweise greifen die griechischschreibenden Autoren dabei häufig auf bedeutungsgleiche Entsprechungen zurück: Cass. Dio 51,20,8; 53,9,4; 56,41,9; 56,46,1; 58,2,1; 59,11,2; 60,5,2; 61,35,2; 61,35,4; 67,2,6; 74,17,4; 75,5,5; 76,7,4; Herodian. 4,2,1; 6,1,4. Der Grund für die Verschiedenheit bzw. vermeintliche Unschärfe in den verwendeten Begrifflichkeiten könnte zum einen darin bestehen, dass bereits die antiken Autoren selbst über die Sache nur unzureichend informiert waren oder aber (in Kenntnis des Geschehens) schlicht keinen großen Wert darauf legten,

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Die in der Regel rein affirmative Überlieferung der Beschlussfassung der consecratio durch den Senat hat verschiedentlich zu der Einschätzung verleitet, im Beschluss der Vergöttlichung des Herrschers nichts weiter als eine Formsache zu sehen. Der Eindruck des scheinbar Üblichen ergibt sich dabei nicht zuletzt aus dem Umstand, dass – zumindest im Betrachtungszeitraum der ersten beiden Jahrhunderte – nahezu sämtliche principes, die zum Zeitpunkt ihres Todes einen Sohn bzw. designierten Nachfolger hinterlassen haben, posthum unter die Staatsgötter erhoben worden sind,191 – eine Beobachtung, die beispielsweise den im dritten Jahrhundert für ein griechisches Publikum schreibenden Herodian zu der folgenden, fast schon als apodiktisch zu bezeichnenden Aussage veranlasst hat: ἔθος γάρ ἐστι Ῥωμαίοις ἐκθειάζειν βασιλέων τοὺς ἐπὶ παισὶ {ἢ} διαδόχοις τελευτήσαντας· τήν τε τοιαύτην τιμὴν ἀποθέωσιν καλοῦσι.192

Die hierin zum Ausdruck kommende und noch heute in weiten Teilen der Forschung nachwirkende Vorstellung, wonach es sich bei der Apotheose des Kaisers im Allgemeinen wie im Besonderen unter der Bedingung dynastischer Kontinuität lediglich um eine Art von ›Selbstläufer‹ gehandelt hat, ist allerdings zu relativieren.193 Begreift man den Senatsbeschluss der consecratio als das, was er eigentlich war und nur sein konnte, nämlich als Bestätigung der exzeptionellen und – mehr noch – übermenschlichen bzw. göttlichen Qualifikation des verstorbenen Herrschers, die nicht auf der Wertung irgendwie messbarer Ergebnisse basierte, sondern vielmehr eine Frage der Zuschreibung war, müssen wir in diesem Zusammenhang also von Aushandlungen ausgehen, die in den überlie-

die offizielle Terminologie zu verwenden. Letzteres erscheint insofern relevant, als u. a. Tacitus, Plinius der Jüngere und Cassius Dio nicht nur als Historiographen und Autoren über die Vorgänge informiert waren, sondern als Teilnehmer der entsprechenden Sitzungen des Senats hieran sogar einen persönlichen Anteil hatten. 191 Vgl. Tabelle (›Liste der Staatsgötter‹) im Anhang. 192 Herodian. 4,2,1 – Übersetzung Müller: »Es ist Brauch bei den Römern, diejenigen Kaiser zu divinisieren, die bei ihrem Tod Söhne als Nachfolger hinterlassen; diese Ehrung nennen sie Apotheose.« 193 Zur Vorstellung der Kaiserapotheose als ›Selbstläufer‹ siehe schon Vittinghoff 1936, der vor allem in Bezug auf die Verhältnisse des zweiten Jhs. von einem »Selbstverständlichwerden der Kaiserapotheose« (84) spricht und hierin bis heute zahlreiche Nachahmer findet, siehe etwa Meister 2012, 170 mit Anm. 725: »Unter den Flaviern scheint sich die posthume Apotheose als Automatismus eingebürgert zu haben, und im 2. Jh. begegnet die consecratio als selbstverständliche Ehrung für den toten Herrscher, sofern dieser nicht zum Staatsfeind erklärt der damnatio memoriae zum Opfer fiel«. In seiner Relativierung aufschlussreich zeigt sich darüber hinaus auch Eck 2016, 53: »Am Ende des Lebens der einzelnen Herrscher steht das Urteil des Senats, ob dieser als divus innerhalb der res publica weiterleben solle. Dabei besiegelt der Senat aber wesentlich auch den politischen Willen des neuen Kaisers.«

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ferten Quellenzeugnissen jedoch zumeist nicht bzw. nicht direkt thematisiert werden.194 Das Schweigen der antiken Autoren ist keineswegs zufällig, wenn man sich vor Augen hält, welches Konflikt- und Spannungspotenzial den Vorgängen ganz grundsätzlich inhärent war. Die sich in der finalen Entscheidung der consecratio manifestierenden unterschiedlichen Ziele und Erwartungen der hieran beteiligten Akteure, namentlich des Nachfolgers des Verstorbenen auf der einen sowie den Vertretern des Senats auf der anderen Seite, konnten einander durchaus widersprechen und konfligieren. Während die Bedeutung der Vergöttlichung aus Sicht des designierten Thronfolgers vor allem in ihrem Wert für die Legitimation der eigenen Stellung begründet war, kam dem Senat in seiner Rolle als beschlussfassendem Gremium in dieser Sache die Möglichkeit zu, »das kaiserliche Wirken posthum politisch und religiös zu bewerten und durch einen Beschluß zu sanktionieren.«195 Angesichts dieser Konstellation ist davon auszugehen, dass sowohl der Kaiser selbst als auch die Vertreter des Senats kein besonderes Interesse daran haben konnten, die im Vorfeld des offiziellen Konsekrationsbeschlusses sicher anzunehmenden Aushandlungen darzustellen oder sichtbar werden zu lassen. Während sich die Interaktion zwischen den Akteuren also gemeinhin im Verborgenen abspielte, konnte das erfolgreiche Ergebnis der Vergöttlichung hiernach mit allen seinerzeit zur Verfügung stehenden Mitteln öffentlichkeitswirksam präsentiert werden. Ausgehend von der Prämisse, dass die vorausgegangenen Aushandlungen im Bestand der uns überlieferten antiken Quellen zumindest einige Spuren und Reflexe hinterlassen haben müssen, soll im Folgenden der Versuch unternommen werden, diese anhand ausgewählter Fallbeispiele zu identifizieren und für die Untersuchung der Vergöttlichung des römischen Kaisers in ihren Konflikten und Widersprüchen nutzbar zu machen.

194 Zur ideologischen Bedeutung des posthumen Senatsbeschlusses der consecratio siehe Gesche 1978a, 388: »Die einem Princeps zuteilwerdende Divinisierung versteht sich in der Theorie als nachträgliche und nachdrückliche Bestätigung seiner überragenden Qualifikation und soll zum Ausdruck bringen, daß der verstorbene Kaiser der Forderung, nur der jeweils Beste dürfe herrschen, gerecht worden ist.« 195 Alfred Kneppe, Der Kaiser und das Problem der Göttlichkeit – Beobachtungen zu Religiösität und Angst im 3. Jahrhundert n. Chr., in: Klio 85,2 (2003), 411–435, hier 415; ebd. ist in diesem Kontext zudem von einer »prekäre[n] Rolle« die Rede. Zur Funktion des Senats als beschlussfassendes Gremium der consecratio des verstorbenen Herrschers siehe ausführlich Eck 2016, 39–46. Becker 1950, 107f., sieht die Senatorenschaft indes gar in der Position, »sich […] am toten Herrscher zu rächen«; siehe auch ebd., 102.

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3.1. Die ausgebliebene consecratio des Tiberius Mit dem Tod des Tiberius am 16. März des Jahres 37 n. Chr. stellte sich nach Augustus zum ersten Mal die Frage, wie mit einem verstorbenen princeps umzugehen sei.196 Das Vorbild des Prinzipats- und Dynastiegründers, der 23 Jahre zuvor unter großer Anteilnahme im Rahmen eines feierlichen Staatsakts zunächst beigesetzt und hiernach auf Beschluss des Senats offiziell zum divus erklärt worden war, stand allen beteiligten Akteuren dabei noch deutlich vor Augen; die Rahmenbedingungen waren dieses Mal jedoch andere.197 Wie Augustus starb auch Tiberius in Kampanien. Über den Verlauf der unmittelbar folgenden Vorgänge sind wir vergleichsweise gut unterrichtet: Nach dem Zeugnis der fasti Ostienses überführte man die sterblichen Überreste des Kaisers mit militärischem Geleit von Misenum nach Rom, wo sie schließlich am 29. März eintrafen und fünf Tage später in einem öffentlichen Festakt verbrannt und hieran anschließend im Mausoleum Augusti beigesetzt wurden.198 Angeführt wurde der Leichenzug von Caligula, dem Großneffen des Verstorbenen, der vermutlich noch am Todestag des Tiberius in Misenum von den dort anwesenden Soldaten zum imperator ausgerufen und bereits zwei Tage später auch vom Senat als solcher anerkannt worden war.199 Mit dieser Erhebung setzte man sich offensichtlich über den letzten Willen des Verstorbenen hinweg. So hatte Tiberius in seinem Testament verfügt, dass neben Caligula auch dessen Cousin Tiberius Gemellus, der über seinen Vater Drusus den Jüngeren ein Enkel des Kaisers war, zu gleichen Teilen als Erbe berücksichtigt werden solle.200 Eine solche, vom Verstorbenen selbst intendierte Erbteilung konnte am Ende jedoch verhindert werden. Vor allem durch den Einsatz des Prätorianerpräfekten Macro wurden die testamentarischen Bestimmungen mit 196 FOst Ch 15–20 (= CIL XIV 4535); Tac. ann. 6,50; Suet. Tib. 73; Cass. Dio 58,28. 197 Tac. ann. 1,8; Suet. Aug. 100; Cass. Dio 56,34–46. 198 FOst Ch 15–20 (= CIL XIV 4535); CIL VI 40370 (Grabinschrift des Tiberius); siehe auch Ios. ant. Iud. 18,236; Suet. Tib. 75,3; Cal. 15,1; Cass. Dio 59,3,7; die entsprechenden Passagen aus den ›Annalen‹ des Tacitus sind uns leider nicht überliefert. 199 CFA Nr. 12c (= CIL VI 2028 und 32344). Die offizielle Anerkennung durch den Senat erfolgte wohl im Zuge des Eintreffens der Nachricht, dass Tiberius verstorben und Caligula von den in Misenum anwesenden Soldaten bereits zum imperator ausgerufen worden war, Ios. ant. Iud. 18,234; bell. Iud. 2,181; vgl. Timpe 1962, 67–69. An der militärischen Akklamation werden neben den Prätorianern wohl auch Soldaten der dort stationierten Flotte beteiligt gewesen sein, vgl. Luigi Pareti, Storia di Roma e del mondo romano IV: Dal primo triumvirato all’avvento di Vespasiano (58 av. Cr. – 69 d. Cr.), Turin 1955, 763f.; Barrett 2015, 76; siehe auch Tac. ann. 6,50. Zum Leichenzug siehe Ios. ant. Iud. 18,236; Suet. Cal. 14,1. 200 Phil. leg. 23; Flacc. 10; Suet. Tib. 76; Cass. Dio 59,1,1. Zu den einzelnen Bestimmungen des Testaments siehe etwa Heinz Bellen, Die ›Verstaatlichung‹ des Privatvermögens der römischen Kaiser im 1. Jahrhundert n. Chr., in: ANRW II 1 (1974), 91–112, hier 94–102; vgl. Timpe 1962, 70–75.

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Verweis auf die geistige Unzurechnungsfähigkeit des Tiberius für ungültig erklärt und Caligula schließlich als alleiniger Erbe und Nachfolger anerkannt.201 Unmittelbar nach seiner Ankunft in Rom am 28. März bevollmächtigte ihn die Senatorenschaft offiziell zur Herrschaft;202 Gemellus wurde von Caligula zunächst adoptiert und wenige Monate später ermordet.203 Aus der Rekonstruktion der Vorgänge wird ersichtlich, dass es schon vor dem Eintreffen des neuen princeps in Rom zu einer regen Kommunikation zwischen Caligula und seinem Umfeld auf der einen sowie den in der Hauptstadt befindlichen Vertretern der Senatsaristokratie auf der anderen Seite gekommen sein muss.204 Die Situation des Herrschaftsübergangs verlangte von allen beteiligten Akteuren ein hohes Maß an kommunikativem Geschick sowie eine besondere gegenseitige Versicherung.205 Neben dem Bemühen um eine möglichst geordnete und somit reibungslose Nachfolge auf dem Thron ging es zunächst ganz pragmatisch auch um die Planung der Beisetzung des verstorbenen Herrschers; hiermit verbunden war gleichfalls die Frage nach seinem künftigen Status. Wie Cassius Dio berichtet, wandte sich Caligula in dieser Sache offen an die Senatoren: τόν τε Τιβέριον αὐτόν, ὃν καὶ πάππον προσωνόμαζε, τῶν αὐτῶν τῷ Αὐγούστῳ τιμῶν παρὰ τῆς βουλῆς τυχεῖν ἀξιώσας, ἔπειτ᾽ ἐπειδὴ μὴ παραχρῆμα ἐψηφίσθησαν ῾οὔτε γὰρ τιμῆσαι αὐτὸν ὑπομένοντες οὔτ ἀτιμάσαι θαρσοῦντες, ἅτε μηδέπω τὴν τοῦ νεανίσκου γνώμην σαφῶς ει᾿δότες, ἐς τὴν παρουσίαν αὐτοῦ πάντα ἀνεβάλλοντὀ206

Wie aus dem engeren Kontext der Stelle hervorgeht, muss die Anfrage des neuen Kaisers an die Senatsvertreter laut Cassius Dio noch vor dessen Eintreffen in Rom

201 Suet. Cal. 14,1; Cass. Dio 59,1,2f. Zur Verbindung zwischen patrimonium und Kaisertum im Allgemeinen sowie der konkreten Situation nach dem Tod des Tiberius im Speziellen siehe Bellen 1974, 94–102; vgl. auch Timpe 1962, 70–76. 202 Suet. Cal. 14,1; CFA Nr. 12c (= CIL VI 2028 und 32344); Cass. Dio 59,6,1; siehe hierzu Timpe 1962, 75f.; Bellen 1974, 99f.; Peter A. Brunt, Lex de imperio Vespasiani, in: JRS 67 (1977), 95–116, hier 98; Alexander Jakobson/Hannah M. Cotton, Caligula’s recusatio imperii, in: Historia 34,4 (1985), 497–503; Barrett 2015, 99f. Zur Einordnung dieses Vorgangs siehe unten. 203 Cass. Dio 59,1,3; 59,8,1–3; vgl. Barrett 2015, 93f. und 108–111. 204 Dass bereits vor dem Tod des Tiberius gewisse Vorkehrungen für einen reibungslosen Herrschaftsübergang auf Caligula getroffen worden waren, deuten schon die antiken Autoren an, siehe etwa Tac. ann. 6,50. 205 Siehe hierzu dezidiert Bellen 1974, 94–100. 206 Cass. Dio 59,3,7 – Übersetzung Veh: »Was Tiberius selbst betraf, den er Großvater nannte, so verlangte er für ihn vom Senat die gleichen Ehrungen, wie sie seinerzeit Augustus empfangen hatte. Indessen wurden entsprechende Entschlüsse nicht sofort gefaßt, da die Senatoren es einerseits nicht über sich brachten, den Toten von sich aus zu ehren, andererseits, noch im Unklaren über die Wesensart des jungen Herrn, es nicht wagten, eine damnatio [sic] auszusprechen, und daher alles bis zur persönlichen Anwesenheit des Gaius aufschoben.«

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gestellt worden sein – vermutlich bereits von Kampanien aus.207 So wird anschließend ausgeführt, wie der Leichnam des Tiberius bei Nacht in die Stadt verbracht, aufgebahrt und öffentlich beigesetzt wurde.208 Zudem scheinen die Senatoren noch keine Gelegenheit gehabt zu haben, Caligula auch im persönlichen Gespräch als Herrscher zu begegnen und sich ein Bild von ihm zu machen, das in irgendeiner Weise begründete Rückschlüsse auf seine konkreten politischen Anliegen zuließ. Mit den für Tiberius vom Senat verlangten Ehren, den – so wörtlich – ›gleichen‹, wie sie seinerzeit Augustus erhalten hatte (τῶν αὐτῶν τῷ Αὐγούστῳ τιμῶν), sind zweifellos jene Ehren bezeichnet, die schon dem ersten princeps im Jahr 14 posthum verliehen worden waren und nicht zuletzt auch seine consecratio beinhalteten.209 Vor diesem Hintergrund wird die bei Dio nicht weiter spezifizierte Anfrage Caligulas in der Forschung gemeinhin als offizieller Antrag für einen derartigen Konsekrationsbeschluss gewertet, den dieser in seiner Rolle als Nachfolger des zu vergöttlichenden Vorgängers stellte.210 Auch wenn es zu einem 207 So etwa Barrett 2015, 72f. und 101 mit Anm. 3; Eck 2016, 40; vgl. Bickermann 1929, 16 mit Anm. 2. Dagegen ist in der Forschung immer wieder die Meinung vertreten worden, dass die Anfrage Caligulas erst nach der Beisetzung des Tiberius erfolgt sein kann. Die von Cassius Dio erwähnte Abwesenheit des Kaisers wird vor diesem Hintergrund mit einer Reise erklärt, die Caligula unmittelbar nach der Beisetzung des Tiberius auf die Inseln Pandateria und Pontia unternahm, wo er die Gebeine seiner unter Tiberius dorthin verbannten Mutter Agrippina der Älteren sowie seines Bruders Nero Iulius Caesar auflesen und nach Rom bringen ließ, um sie dort im Mausoleum des Augustus beizusetzen (Suet. Cal. 15,1), vgl. Barbara Levick, Tiberius the Politician, London 1976 (ND London 1999), 221; Reinhard Wolters, Nummi Signati. Untersuchungen zur römischen Münzprägung und Geldwirtschaft (Vestigia. Beiträge zur Alten Geschichte 49), München 1999, 303. Ein derartiger Kontext hätte die Anfrage Caligulas indes auf eigentümliche Weise kontrastiert. In der älteren Forschung hat man sich hier vor allem auf verfahrenstechnische Fragen berufen: Unter der Prämisse, dass die Beantragung der consecratio im Frühen Prinzipat erst nach dem funus publicum erfolgen konnten, ging man davon aus, dass Cassius Dio die Verhältnisse seiner Zeit schlicht auf das erste Jh. übertrug und das Ganze somit verzerrte, vgl. Balsdon 1934, 28 mit Anm. 3; siehe auch Vittinghoff 1936, 86 mit Anm. 376 ( jeweils mit Verweis auf Bickermann 1929). 208 Cass. Dio 59,3,7. 209 So etwa Eck 2016, 40; vgl. Kierdorf 1986b, 64 mit Anm. 88; Carol H. V. Sutherland, Roman History and Coinage 44 BC – AD 69. Fifty Points of Relation from Julius Caesar to Vespasian, Oxford 1987, 68. Von Totenehren, in denen die consecratio ausdrücklich nicht enthalten war, gehen demgegenüber Friedrich Vittinghoff (Ders. 1936, 85f.) und Christian Bechtold (Ders., Gott und Gestirn als Präsenzformen des toten Kaisers. Apotheose und Katasterismos in der politischen Kommunikation der römischen Kaiserzeit und ihre Anknüpfungspunkte im Hellenismus [Schriften zur politischen Kommunikation 9], Göttingen 2011, 237) aus, wobei Ersterer hervorhebt, dass mit der von Cassius Dio gebrauchten Wendung zwar durchaus göttlichen Ehren gemeint waren, dies aber sachlich falsch sei. 210 Siehe hierzu Bickermann 1929, 15f., bes. 16 mit Anm. 2; Gabriele Wesch-Klein, Funus publicum. Eine Studie zur öffentlichen Beisetzung und Gewährung von Ehrengräbern in Rom und den Westprovinzen (Heidelberger Althistorische Beiträge und Epigraphische Studien 14), Stuttgart 1993, 84 mit Anm. 571; Peppel 2003, 74 mit Anm. 27; Eck 2016, 39f.

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solchen Beschluss bekanntermaßen nie gekommen ist und Cassius Dio die einzige Quelle darstellt, die uns hiervon zu berichten weiß, ist die Beantragung göttlicher Ehren für Tiberius keineswegs abwegig.211 Die Bestattung und Konsekration des Augustus stand den Zeitgenossen als Folie noch deutlich vor Augen und mit Caligula war immerhin ein Prätendent auf den Kaiserthron gelangt, der, wenn auch nicht als Sohn, so doch zumindest als Erbfolger des vorangegangenen Herrschers dessen Nachfolge antrat. Wie plausibel die Beantragung göttlicher Ehren für Tiberius (inklusive dessen consecratio) seinerzeit erscheinen musste,212 geht dabei auch aus dem numismatischen Befund hervor. Unter den ersten Münzen, die unmittelbar zu Beginn der Herrschaft Caligulas geprägt und ausgegeben worden sind, findet sich ein in 211 Vittinghoff 1936, 85f., etwa erklärt den Bericht Cassius Dios mit einem Irrtum des Geschichtsschreibers, der die Gegebenheiten der späteren bzw. seiner Zeit anachronistisch auf den Fall des Tiberius übertragen habe, was indes wenig wahrscheinlich ist; prominent stellt sich hier die schriftliche Beantragung der Aufnahme Trajans unter die Staatsgötter durch dessen von Rom abwesenden Nachfolger Hadrian dar (HA Hadr. 6,1), aber auch nach dem Tod des Septimius Severus, den Cassius Dio als Senator erlebte, können wir ein solches Verfahren annehmen. Es sei darüber hinaus auf Sen. apocol. 1,2 hingewiesen: Appiae viae curator est, qua scis et divum Augustum et Tiberium Caesarem ad deos isse. – Übersetzung Binder: »Er ist Straßenmeister der Via Appia, auf der bekanntlich der göttliche Augustus und auch Kaiser Tiberius zu den Göttern gingen.« Auch wenn die Auslegung dieser Stelle nach wie vor recht umstritten ist, wurde sie in der Forschung doch verschiedentlich als Indiz für eine für Tiberius zunächst beantragten, am Ende aber doch unterbliebenen consecratio gewertet, vgl. Bickermann 1929, 15f.; sowie zuletzt Steven J. Green, Undeifying Tiberius: A Reconsideration of Seneca, Apocolocyntosis 1.2, in: CQ 60,1 (2010), 274–276. Weitere Deutungsansätze finden sich u. a. bei Eden 1984, 66 (»The author has succumbed to the expression of what was conventionally expected to all emperors […] but unhistorical in the case of Tiberius«); Gradel 2002, 326 (»Here is the first puzzle: Tiberius was actually never deified, though, like Claudius, he had a strong claim. He had appeared too, and apparently been rejected by the celestians.«); Spencer Cole, Elite Scepticism in the Apocolocyntosis: Further Qualifications, in: Katharina Volk/Gareth D. Williams (edd.), Seeing Seneca Whole. Perspectives on Philosophy, Poetry and Politics (Columbia Studies in the Classical Tradition 28), Leiden/Boston 2006, 175–182, hier 180 (»Both Seneca and his audience seem to be privy to (scis) this alternative pantheon of Roman emperors.«); Christopher L. Whitton, Seneca, Apocolocyntosis, in: Emma Buckley/Martin D. Dinter (edd.), A Companion to the Neronian Age (Blackwell Companions to the Ancient World), Malden/ Oxford/Chichester 2013, 151–169, hier 158 (»it is a blatant ironic flag«). 212 Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass Tiberius – wie Augustus vor ihm und die Kaiser nach ihm – schon zu Lebzeiten kultische Verehrung erfahren hat (vgl. Clauss 2001, 76–89, mit entsprechenden Belegen) und der Gedanke der posthumen Apotheose angesichts zahlreicher überhöhender Äußerungen keineswegs ohne ideelle Anknüpfungspunkte gewesen wäre; siehe hierzu beispielhaft Val. Max. 1, praef.; 4,3,3; sowie Vell. 2,131,1f., wo die Betonung der irdischen Stellung des Tiberius zugleich als Andeutung der künftigen himmlischen Stellung zu verstehen ist (zur Darstellung des Kaisers im Werk des Velleius Paterculus siehe Schmitzer 2000, bes. 293–306; siehe auch Claudia Kuntze, Zur Darstellung des Kaisers Tiberius und seiner Zeit bei Velleius Paterculus [Europäische Hochschulschriften, Reihe 3: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften 247], Frankfurt a. Main 1985; Christ 2001); ähnlich Phil. leg. 141; Ov. Pont. 2,8.

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dieser Hinsicht aufschlussreiches Exemplar aus der Prägestätte von Lugdunum.213 Während die Vorderseite der Münze, die sowohl in Silber als auch in Gold ausgegeben wurde, das Bild und die kaiserliche Titulatur Caligulas trägt, zeigt ihre Rückseite das Porträt einer Person mit Strahlenkrone zwischen zwei Sternen. Dieser Münztyp, von dem insgesamt vier Avers- und vier Reversstempel überliefert sind, zeichnet sich dadurch aus, dass die Darstellung der Rückseite schrittweise, d. h. von Stempel zu Stempel, angepasst wurde:214 Während das Porträt der ersten Fassung noch die idealisierten Gesichtszüge des Tiberius trägt (Abb. 1), wurde das Porträt der zweiten Fassung erkennbar dem des Augustus angeglichen (Abb. 2).215 In einer dritten und letzten Fassung wurden schließlich beide Sterne entfernt und eine Umschrift aufgeprägt, die keine Zweifel mehr über die Identität des Abgebildeten zuließ: DIVVS AVG(ustus) PATER PATRIAE (Abb. 3). Sowohl die Wahl als auch die schrittweise Anpassung der Darstellung deuten darauf hin, dass die damaligen Münzmeister in Lugdunum mit dieser Emission auf die Vergöttlichung des verstorbenen Herrschers anspielten und in der Erwartung einer baldigen consecratio handelten. Während Tiberius in Anlehnung an die für Augustus geprägten Konsekrationsmünzen zunächst zwischen zwei 213 RIC I² (Gaius) 1–4; siehe hierzu Wolters 1999, 303f.; Ders., Die Geschwindigkeit der Zeit und die Gefahr der Bilder: Münzbilder und Münzpropaganda in der römischen Kaiserzeit, in: Gregor Weber/Martin Zimmermann (edd.), Propaganda – Selbstdarstellung – Repräsentation im römischen Kaiserreich des 1. Jhs. n. Chr. (Historia Einzelschriften 164), Stuttgart 2003, 175–204, hier 187f.; Bechtold 2011, 30f. und 238–240; vgl. Harold Mattingly, Some Historical Roman Coins of the First Century A.D., in: JRS 10 (1920), 37–41, hier 37; Gian G. Belloni, Significati storico-politici delle figurazioni e delle scritte delle monete da Augusto a Traiano (Zecche di Roma e ›imperatorie‹), in: ANRW II 1 (1974), 997– 1144, hier 1043f.; Sutherland 1987, 66–68. 214 Vgl. Jean-Baptiste Giard, Les émissions d’or et d’argent de Caligula dans l’atelier de Lyon, in: RN 18 (1976), 69–81, hier 73. 215 Überzeugend etwa bei Wolters 1999, 303; Ders. 2003, 187f.; siehe auch Sutherland 1987, 68; Jean-Baptiste Giard, Le monnayage de l’atelier de Lyon. Des origines au règne de Caligula (43 avant J.-C. – 41 après J.-C.) (Numismatique romaine. Essais, recherches et documents 14), Wetteren 1983, 50. Dagegen erkennen etwa Walter Trillmich (Ders., Familienpropaganda der Kaiser Caligula und Claudius. Agrippina Maior und Antonia Augusta auf Münzen [Antike Münzen und geschnittene Steine 8], Berlin 1978, 26 [Typ 2 mit Anm. 22]), Hans-Markus von Kaenel (Ders., Die Organisation der Münzprägung Caligulas, in: SNR 66 [1987], 136–160, hier 136 und 140), Jean-Baptiste Giard (Ders., Catalogue des monnaies de l’empire romain II: De Tibère à Néron, Paris 1988, 60 mit Anm. 1), sowie Birte Poulsen (Dies., The Dioscuri and the Ruler Ideology, in: SO 66 [1991], 119–146, hier 130f.) schon im Münzporträt der ersten Fassung die Züge des Augustus. Dietrich Mannsperger sucht in gewisser Weise den Kompromiss, indem er die Unterschiede im Porträt auf die Unsicherheit des verantwortlichen Stempelschneiders zurückführt, der noch an die Gesichtszüge des Tiberius gewöhnt gewesen sei, vgl. Ders., ROM. ET AVG. Die Selbstdarstellung des Kaisertums in der römischen Reichsprägung, in: ANRW II 1 (1974), 919–996, hier 949 mit Anm. 76; ähnlich Barrett 2015, 325f.

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Sternen und mit Strahlenkrone, dem Attribut eines divus, dargestellt wurde, sah man sich durch das Ausbleiben des erwarteten Konsekrationsbeschlusses offenbar schon nach kurzer Zeit wieder dazu gezwungen, die Darstellung weniger verfänglich zu gestalten und entsprechend zu korrigieren.216 Eine erste Umarbeitung der Gesichtszüge in die des Augustus schien allerdings nicht eindeutig genug, sodass man sich schließlich auch in Form der Umschrift klar positionierte. Ob man hiermit sogar auf eine direkte Anweisung aus Rom reagierte, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, wäre aber durchaus möglich.217 Die schnelle Anpassung der Münzdarstellung wirft ein grelles Schlaglicht auf die Vorgänge nach dem Tod des Kaisers. Sie legt nahe, dass man in Hinblick auf den Status des Verstorbenen relativ bald klare Verhältnisse geschaffen und diese entsprechend kommuniziert haben muss.218 Die genauen Hintergründe für die Entscheidung, Tiberius (doch) nicht zum divus zu erklären, liegen zunächst im 216 Als Vorbild erscheinen hier die unter Tiberius geprägten Münzen für divus Augustus: RIC I² (Tiberius) 23f.; 70–83; 91–93. In der Forschung wurde in besonderer Weise auch über die Bedeutung der beiden Sterne diskutiert: Mattingly 1920, 37; Wolters 2003, 303; sowie (vorsichtiger) Sutherland 1987, 68, erkennen hierin divus Augustus und den neuen Staatsgott Tiberius. Belloni 1974, 1044; Poulsen 1991, 130; sowie Bechtold 2011, 240, ziehen dagegen eine Deutung als divus Iulius und divus Augustus vor. Die Entscheidung der Frage hängt dabei nicht zuletzt von der Zuordnung des fraglichen Porträts ab. Birte Poulsen (Dies., 1991, 130f.) und Babett Edelmann (Dies., ›Wie kommt der Kaiser zu den Göttern?‹ Was die Kaiserapotheose über religiöse Grundeinstellungen antiker Kulturen offenbart, in: Pedro Barceló [ed.], Religiöser Fundamentalismus in der römischen Kaiserzeit [Potsdamer Altertumswissenschaftliche Beiträge 29], Stuttgart 2010, 81–97, hier 86f.) haben richtig darauf hingewiesen, dass sich die Sterne – sofern man eine Umarbeitung des Porträts von Tiberius in Augustus annimmt – in ihrem Sinn wandeln, zumindest wenn man davon ausgeht, dass es sich hierbei nicht nur um rein dekorative Elemente handelt. Im vorliegenden Zusammenhang reicht es jedoch völlig aus, folgende Überlegung nachzuvollziehen: Waren die Konsekrationsmünzen für divus Augustus seinerzeit noch mit einem Stern versehen, musste auf den Münzen für den vergöttlichten Tiberius noch ein zweiter hinzukommen. Dass mit der Umarbeitung der Münze auch die Sterne in der dritten Fassung wegfielen, stellt sich dementsprechend folgerichtig dar: Im kaiserlichen Götterhimmel blieb Augustus also (zunächst) weiterhin allein. Zum göttlichen Attribut der Strahlenkrone siehe zudem ausführlich Marianne Bergmann, Die Strahlen der Herrscher. Theomorphes Herrscherbild und politische Symbolik im Hellenismus und in der römischen Kaiserzeit, Mainz 1998. 217 Vgl. Wolters 1999, 303f. 218 Wann genau die Entscheidung gefallen ist, lässt sich kaum sagen, allerdings wird man hiermit vermutlich nicht allzu lange gewartet haben – nicht zuletzt, um zu vermeiden, dass die Konsekration noch durch weitere Zeugnisse außerhalb der Münzprägung ›vorweggenommen‹ wurde. In diesem Kontext sei erwähnt, dass uns keine Inschriften überliefert sind, die Tiberius als divus bezeichnen. Dies ist jedoch nur wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, dass in der Münzprägung schon aufgrund der Materialität des Mediums grundsätzlich eine höhere Dynamik möglich war und Inschriften, falls nötig, später immer noch ohne großen Aufwand umgearbeitet werden konnten, wohingegen einmal in Umlauf gebrachte Münzen (gerade in ihrer Funktion als Zahlungsmittel) zumindest nicht wieder vollständig eingezogen werden konnten, vgl. Wolters 1999, 144–157.

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Dunkeln. In der Forschung ist immer wieder die Meinung vertreten worden, dass Caligula mit seinem ursprünglichen Vorhaben der Vergöttlichung des Vorgängers letztlich am Widerstand des Senats gescheitert sei.219 Tatsächlich stand Tiberius in gewissen Teilen der italischen Bevölkerung sowie innerhalb der Senatorenschaft in keinem guten Ansehen.220 So berichten uns die antiken Autoren, dass unmittelbar nach dem Tod des Kaisers Forderungen laut geworden seien, wonach der Leichnam des Verstorbenen in den Tiber zu werfen, mit Haken zu schleifen, die Gemonische Treppe am römischen Kapitol hinabzuwerfen und im Amphitheater Atellas nur halb zu verbrennen sei.221 Angesichts derartiger Äußerungen sei es Caligula als Nachfolger geradezu unmöglich gewesen, an der beabsichtigten und geforderten Vergöttlichung des Tiberius festzuhalten.222 Stattdessen habe man sich vielmehr darauf beschränkt, den verstorbenen Herrscher lediglich durch ein öffentliches Staatsbegräbnis zu ehren, was Cassius Dio wie folgt zum Ausdruck bringt: οὐδενὶ ἄλλῳ πλὴν τῇ δημοσίᾳ ταφῇ ἤγηλε, νυκτός τε ἐς τὴν πόλιν τὸ σῶμα αὐτοῦ ἐσαγαγὼν καὶ ἅμα τῇ ἕῳ προθέμενος. ἐποιήσατο μὲν γὰρ καὶ λόγους ἐπ᾽ αὐτῷ, ἀλλ᾽ οὔτι γε καὶ ἐκεῖνον

219 So etwa Ladislav Vidman, Faustina die Ältere und ›Doppelbestattungen‹ römischer Kaiser, in: Vincenzo Giuffrè (ed.), Sodalitas. Scritti in onore di Antonio Guarino, Bd. 1 (Biblioteca di Labeo 8), Neapel 1984, 403–414, hier 408f.; Price 1987, 86 und 92; Peppel 2003, 73f. Bickermann 1929, 15f., geht indes davon aus, dass der Senat einem Zeugen, der die Himmelfahrt des Tiberius beschwor, seinen Glauben verweigert haben soll, wobei er sich auf eine problematische Stelle in Senecas ›Apocolocyntosis‹ (1,2) bezieht; siehe hierzu auch Cole 2006, 179f.; sowie (relativierend) Whitton 2013, 157f. 220 Die Vorbehalte gegenüber Tiberius sind nicht zuletzt auf den Umstand zurückzuführen, dass sich der princeps im Jahr 26 nach Capri zurückgezogen und Rom hiernach bis zum Ende seiner Herrschaft nicht mehr betreten hatte. Wie negativ ihm dieser Schritt ausgelegt wurde, geht schon aus den Darstellungen der antiken Autoren hervor, Tac. ann. 4,67; Suet. Tib. 41– 43; siehe hierzu auch Wolfgang Wittke, Das Tiberiusbild und seine Periodisierung in der Tiberiusvita Suetons. I. Darstellung, Freiburg i. Breisgau 1974, 109; Ders., Das Tiberiusbild und seine Periodisierung in der Tiberiusvita Suetons. II. Anmerkungen, Freiburg i. Breisgau 1974, 177f.; Wolfgang Vogt, C. Suetonius Tranquillus – Vita Tiberii. Kommentar, Würzburg 1975, 193. 221 Suet. Tib. 75,1–3. Die so genannte scala Gemonia hatte auch unter Tiberius als Ort gedient, an dem die Körper der hingerichteten Staatsfeinde öffentlich ausgestellt und geschändet wurden, wie zuletzt noch für Seianus bezeugt, Cass. Dio 58,11,5; siehe auch Suet. Tib. 75,2. Die Erwähnung Atellas bringt indes zum einen die Unmittelbarkeit der Forderungen zum Ausdruck – die kampanischen Landstadt lag auf dem Weg des Leichenzugs von Misenum nach Rom – und ist zum anderen wohl als Hinweis auf den Tonfall der gegen Tiberius gerichteten Anfeindungen zu verstehen – Atella war namensgebender Ursprungsort einer Atellana fabula genannten Possenspielgattung, vgl. Becker 1950, 76f. Einen tiberiusfeindlichen Eindruck erwecken zudem die Beschreibungen der Reaktionen auf die Todesnachricht bei Ios. ant. Iud. 18,225–233. 222 Vgl. Willrich 1903, 114.

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οὕτως ἐπαινῶν ὡς τοῦ τε Αὐγούστου καὶ τοῦ Γερμανικοῦ τὸν δῆμον ἀναμιμνήσκων καὶ ἑαυτὸν αὐτοῖς παρακατατιθέμενος.223

Schaut man sich diesen Passus genauer an, fällt auf, dass die Formulierung οὐδενὶ ἄλλῳ πλὴν τῇ δημοσίᾳ ταφῇ ἤγηλε vor allem die Diskrepanz zwischen den ursprünglich geforderten und Tiberius letztlich zuteilgewordenen Ehren zum Ausdruck bringt, wobei Caligula hier klar als Subjekt erscheint; ob der Kaiser aus eigenem Entschluss handelte oder sich aber dem Senat geschlagen geben musste, wird hieraus nicht ersichtlich. Auffällig ist allerdings der Umstand, dass Cassius Dio als Geschichtsschreiber senatorischen Ranges die ausgebliebene consecratio zumindest nicht explizit als Erfolg des Senats kenntlich macht. Dies wäre jedoch zu erwarten, wenn er wie auch immer geartete Anzeichen dafür gefunden hätte, dass sich die Senatorenschaft in irgendeiner Weise gegen den Tyrannen Caligula hätte durchsetzen müssen (und können).224 Die betreffenden Bücher in den ›Annalen‹ des Tacitus sind leider verloren und lassen sich dementsprechend auch nicht als ergänzende Parallelüberlieferung heranziehen. Der Bericht Cassius Dios bietet noch einen weiteren wichtigen Hinweis zur Rekonstruktion der Vorgänge nach dem Tod des Tiberius. So wird erwähnt, dass Caligula in seiner Leichenrede auf den Kaiser weniger des Verstorbenen selbst als vielmehr seines Urgroßvaters Augustus und seines Vaters Germanicus gedacht habe.225 Ein derartiger Familienbezug findet sich auch in seiner Repräsentation als Herrscher – wie etwa in Form von entsprechenden Münzbildern, Monumenten und symbolisch aufgeladenen Gesten.226 Angesichts seiner direkten Abstammung vom vergöttlichten Dynastiegründer sowie der nach wie vor großen Popularität seines Vaters war Caligula in einer Position, die es ihm erlaubte, die Bezüge zu Tiberius nicht allzu sehr herausstellen zu müssen, um die Rechtmäßigkeit seiner Thronfolge zu dokumentieren. Auch die Divinisierung des Vorgängers verlor vor diesem Hintergrund ihre Bedeutung als legitimatorische 223 Cass. Dio 59,3,7 – Übersetzung Veh: »Der [Caligula] aber ließ den Toten bei Nacht in die Stadt bringen und bei Tagesanbruch öffentlich aufbahren und ehrte ihn dann lediglich durch ein Staatsbegräbnis. Und obwohl er ihm zu Ehren eine Rede hielt, galt diese nicht so sehr dem Lob des Tiberius, als vielmehr dem Zweck, das Volk an Augustus und Germanicus zu erinnern und den Sprecher nebenher seinen Zuhörern zu empfehlen.« 224 Dies legen zumindest die Beschreibungen Cassius Dios zum Streit über die Divinisierung Hadrians (69,2,5f.; 70,1,1–3; vgl. Kap. 3.4) und zur Konfliktstellung angesichts der Divinisierung des Commodus (76,7,4) nahe. 225 Cass. Dio 58,28,5; 59,3,7. 226 Zur Münzprägung siehe Wolters 1999, 296; zur Inszenierung der iulischen Bauten siehe Boschung 2015a, 146–150. Sueton (Cal. 15,1–3) berichtet über die Rückholung und feierliche Beisetzung der Gebeine Agrippinas und Nero Iulius Caesars sowie verschiedene Ehrungen der kaiserlichen Familie. Eine zentrale Bedeutung kam hier der von Caligula feierlich begangenen Einweihung des Tempels für divus Augustus im August des Jahres 37 zu, Suet. Cal. 21; Cass. Dio 59,7,1–4; BMCRE I (Gaius) 41–43; RIC I² (Gaius) 36; vgl. Kap. 5.2.2.

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Grundlage der eigenen Herrschaft, sodass Caligula hierauf nicht weiter angewiesen war und sich stattdessen auf ein Mindestmaß an pietas gegenüber Tiberius beschränken konnte.227 So fiel die Ausrichtung des kaiserlichen funus durchaus angemessen aus und auch die verschiedenen, in der Folgezeit für den Verstorbenen beschlossenen Ehren deuten nicht darauf hin, dass Tiberius in irgendeiner Weise herabgesetzt worden wäre.228 So blieben seine acta weiterhin gültig und auch sein Geburtstag zählte nach wie vor unter die offiziellen Festtage.229 Die gleichzeitig feststellbare politische Distanzierung des neuen Kaisers von seinem Vorgänger hat dabei keineswegs als Widerspruch hierzu zu gelten, auch wenn dies verschiedentlich so gesehen wurde.230

227 Inwiefern vor diesem Hintergrund auch Tiberius’ Vorgehen gegen die nächsten Angehörigen Caligulas, d. h. den iulischen Zweig der Kaiserfamilie, eine Rolle gespielt hat, ist schwer zu sagen. Cassius Dio jedenfalls scheint einen solchen Zusammenhang nicht zu sehen, auch wenn sich in seiner Darstellung die Rückholung der Gebeine der unter Tiberius verbannten und in Verbannung verstorbenen Agrippina der Älteren und des Nero Iulius Caesar direkt neben der Schilderung der Beantragung der posthumen Ehren für Tiberius findet, Cass. Dio 59,3,5 und 7. Im Rahmen der ›Apocolocyntosis‹ (10f.) wird ein solcher Zusammenhang für Claudius dagegen explizit gemacht. 228 Das für Tiberius abgehaltene funus publicum war laut Suet. Cal. 15,1 durchaus prächtig: Tiberio cum plurimis lacrimis pro contione laudato funeratoque amplissime – Übersetzung Martinet: »nachdem er [Caligula] auf Tiberius unter reichlich Tränen vor versammeltem Volke die Leichenrede gehalten und ihn unter Prunk und Pracht beigesetzt hatte«. Wie aus den Arvalakten hervorgeht, brachte Caligula als Priester der Arvalbrüder Tiberius am 16. November 38 anlässlich seines Geburtstags Opfer dar, CFA Nr. 12d (= CIL VI 2028 und 32344). Die in der älteren Forschung oft vertretene Meinung, Caligula habe Tiberius zudem am 25. Mai 38 ob memoriam geopfert, geht dagegen auf eine zweifelhafte Ergänzung im CIL zurück und wird mittlerweile anders gelesen, vgl. CFA Nr. 12d, Z. 40. Zum statuarischen Befund siehe Pekáry 1985, 33: »Es ist klar, daß der unbeliebte und nicht divinisierte Tiberius nach seinem Tode kaum mehr geehrt wurde.« Diese Aussage ist jedoch zu relativieren, vgl. Jong/Hekster 2008, 93. 229 Die acta des Tiberius wurden zwar weder zu seinen Lebzeiten (Tac. ann. 1,72,1; Suet. Tib. 67,2) noch nach seinem Tode von dem Magistraten beschworen (Cass. Dio 59,9,1 und 60,10,1), behielten jedoch auch unter den nachfolgenden principes ihre Gültigkeit. Auch im Text der lex de imperio Vespasiani (CIL VI 930 = ILS 244) wird Tiberius neben Augustus und Claudius genannt, vgl. Brunt 1977, 115. 230 Schon die antiken Autoren betonen die scheinbare Widersprüchlichkeit der Handlungen Caligulas in Bezug auf seinen Vorgänger, Cass. Dio 59,4,2; 59,16,1f. Zur Distanzierung vom Vorgänger siehe Ulrich Gotter, Penelope’s Web, or: How to Become a Bad Emperor Post Mortem, in: Henning Börm/Wolfgang Havener (edd.), Antimonarchic Discourse in Antiquity (Studies in Ancient Monarchies 3), Stuttgart 2015, 215–233, hier 223–229. Gesche 1978a, 380 mit Anm. 6, erklärt diesbezüglich, dass die ausgebliebene consecratio des Tiberius bereits »als eine gezielte, programmatische Abkehr von diesem und seiner Politik zu werten« sei. Dagegen wählt Chantraine 1988, 72, einen anderen Zugang: »Tiberius war damit [aufgrund der ausgebliebenen consecratio] für Caligula kein zitierbarer Kronzeuge, er diente ihm zunächst lediglich als Negativfolie.«

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Der Umstand, dass Tiberius nach seinem Tod weder divinisiert noch mit Memoriastrafen belegt worden ist, hat mitunter für Verwunderung gesorgt.231 Dieses seltsame »Weder-Noch«, das laut Aloys Winterling »der Persönlichkeit des Verstorbenen durchaus angemessen war,«232 war jedoch keineswegs das Resultat einer einseitigen Entscheidung, sondern vielmehr das Ergebnis eines intensiven Kommunikationsprozesses zwischen Kaiser und Senat, der sich anhand der dargelegten Befunde zumindest in seinen wesentlichen Zügen nachvollziehen lässt. Als Ausgangspunkt hat dabei die von Cassius Dio erwähnte Beantragung göttlicher Ehren für Tiberius zu gelten, die Caligula in seiner Rolle als Thronfolger vermutlich noch in Kampanien auf den Weg brachte. Die senatorischen Vorbehalte gegenüber einem solchen Vorhaben, das auch die consecratio des Verstorbenen beinhaltete, äußerten sich darin, dass man dem Ansinnen nicht sofort entsprach und die betreffenden Beschlüsse zunächst hinauszögerte.233 Im Rahmen der hiernach sicher anzunehmenden Aushandlungen zwischen den Vertretern des Senats und dem engsten Umfeld des neuen Kaisers muss sich Caligula schon bald bereit gezeigt haben, von seiner Maximalforderung, d. h. der Vergöttlichung des Tiberius, abzurücken – freilich nicht ohne hierfür eine entsprechende Gegenleistung einzufordern bzw. anzunehmen. Worin diese genau bestanden hat, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, in jedem Fall muss sie dem Anspruch der Kompensation genügt haben und somit – mehr oder weniger – als Äquivalent für das akzeptiert worden sein, was man sich ursprünglich von der Erklärung des Vorgängers zum divus versprochen hatte. Vergegenwärtigt man die stets prekäre Situation des Herrschaftsübergangs, fällt es nicht schwer, sich vorzustellen, dass es hierbei um die Legitimität bzw. Anerkennung Caligulas als rechtmäßiger Herrscher gegangen sein muss. Nach Maßgabe des Quidproquo war von den Senatoren dementsprechend mehr als eine bloße Loyalitätsbekundung gefordert.234 231 Bezeichnend erscheint in diesem Zusammenhang Cass. Dio 60,4,6: καὶ διὰ ταῦτα τὸ μὲν ὄνομα αὐτοῦ οὐκ ἔστιν ἐν τῷ καταλόγῳ τῶν αὐτοκρατόρων ὧν μνήμην ἐπί τε τοῖς ὅρκοις καὶ ἐπὶ ταῖς εὐχαῖς ποιούμεθα, ὥσπερ οὐδὲ τὸ τοῦ Τιβερίου, οὐ μέντοι καὶ ἐκ δόγματος ἀτιμίαν οὐδέτερός σφων ὦφλε. – Übersetzung Veh: »So kommt es, daß der Name des Gaius in der Liste der Kaiser, deren wir bei unseren Eiden und Gebeten gedenken, ebensowenig wie der des Tiberius erscheint; und doch ist keiner der beiden Herrscher auf Grund eines offiziellen Beschlusses geächtet.« Dass Cassius Dio hier die völlig anders gelagerten Fälle des Tiberius und Caligulas auf eine Stufe setzt, zeigt an, dass er die jeweiligen Nuancierungen nicht wirklich versteht. 232 Beides Winterling 2012, 54. 233 Inwiefern das (erklärungsbedürftige) Zögern der Senatoren gegenüber dem neuen Kaiser auch begründet wurde, ist uns nicht bekannt. Auf verfahrenstechnische Bedenken wird man sich hierbei allerdings nicht zurückgezogen haben können, siehe oben. 234 Der Unterschied zwischen einer (›geheuchelten‹) Bekundung und einer (›verbindlichen‹) Zusicherung findet sich auch im Rahmen der historiographischen Darstellung der Herrschaft Caligulas prominent thematisiert, siehe etwa Suet. Cal. 27,2; Cass. Dio 59,8,3f.; 59,16,1–4; vgl. Winterling 2012, 69f. und 93–96.

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Prüft man nun die uns überlieferten Befunde in Hinblick auf ein solches Anforderungsprofil, verfällt man schnell auf den Bericht Suetons, wonach der Senat dem neuen Kaiser unmittelbar nach seiner Ankunft in Rom die ›volle Verfügungsgewalt und Entscheidungsbefugnis in allem‹ übertragen habe: ius arbitriumque omnium rerum illi permissum est.235 Diese ungewöhnliche, uns lediglich für den Herrschaftsantritt Caligulas überlieferte Formulierung steht bei Sueton in unmittelbarem Zusammenhang mit der Erwähnung, wonach man das Testament des Tiberius für ungültig erklärt und somit auch die Ansprüche des ursprünglich als Miterben eingesetzten Tiberius Gemellus negiert habe. Nimmt man den hierfür bei Cassius Dio überlieferten Vorwand der Unzurechnungsfähigkeit des Verstorbenen ernst, muss man sich zu diesem Zeitpunkt bereits darauf verständigt haben, Tiberius nicht unter die Staatsgötter zu versetzen – ein schwachsinniger Kaiser konnte kein divus sein.236 Der dem zugrunde liegende 235 Suet. Cal. 14,1: Ingressoque urbem, statim consensu senatus et irrumpentis in curiam turbae, inrita Tiberi voluntate, qui testamento alterum nepotem suum praetextatum adhuc coheredem ei dederat, ius arbitriumque omnium rerum illi permissum est – Übersetzung Martinet: »Er hatte gerade die Stadt betreten, da übertrug man ihm auch schon unter der Zustimmung des gesamten Senats und der Menge, die in die Kurie eingedrungen war, die volle Verfügungsgewalt und Entscheidungsbefugnis in allem; das Testament des Tiberius hatte seine Rechtskraft verloren; der nämlich hatte seinen anderen Enkel, der noch die Knabentoga trug, ihm zum Miterben bestimmt.« 236 Cass. Dio 59,1,2f.: ὡς καὶ παραφρονήσαντος, ἐποίησεν, ὅτι παιδίῳ, ᾧ μηδὲ ἐσελθεῖν ἐς τὸ βουλευτήριον ἐξῆν, ἄρχειν σφᾶς ἐπέτρεψε. – Übersetzung Veh: »Als Grund wurde angegeben, Tiberius sei geistesgestört gewesen, weil er einem reinen Kind [Tiberius Gemellus], das nicht einmal die Kurie betreten durfte, die Herrschaft über sie anvertraut habe.« Als Argument im Diskurs über die Eignung des verstorbenen Herrschers zum Staatsgott kommt der Schwachsinnigkeit bzw. Dummheit auch innerhalb der ›Apocolocyntosis‹ Senecas eine prominente Rolle zu, vgl. Kap. 3.2. Im Rahmen seiner Untersuchung zum Thema des Caesarenwahnsinns behandelt Sittig 2018, 14 und 414f., den Bericht Cassius Dios über die Erklärung der geistigen Unzurechnungsfähigkeit des Tiberius indes als Beispiel für den von ihm postulierten ›dritten Weg‹ zwischen consecratio und damnatio; siehe ebd. 414f.: »Gerade der Wahnsinn erscheint hier als so etwas wie ein ›dritter Weg‹, eine Möglichkeit, die Bewertung des Vorgängers in einer gewissen Schwebe zu halten. Der Wahnsinn bot eine Alternative zu der apodiktischen Opposition von consecratio und damnatio und öffnete auf diese Weise Optionen für eine konsensuale Bewertung eines verstorbenen Kaisers. Da dies eine wichtige Maßnahme zu Beginn einer neuen Herrschaft darstellte, konnte das Wahnsinnsnarrativ als eine Art Sprachregelung mit dazu beitragen, im Rahmen eines Regierungswechsels das Einvernehmen zwischen dem neuen Herrscher und dem Senat zu gewährleisten.« Inwiefern die Entscheidung, Tiberius nach seinem Tod nicht unter die Staatsgötter aufzunehmen, auch nach außen hin erklärt werden musste, ist schwer zu sagen. Neben dem Rekurs auf die mentale Disposition des Verstorbenen (vgl. Bellen 1974, 95f.) hätte die Entscheidung zudem mit Äußerungen plausibilisiert werden können, wonach Tiberius schon zu Lebzeiten kultische Ehren für seine Person demonstrativ zurückwies und mitunter offenbar so verstanden werden konnte, dass er derartige Ehrungen für sich auch posthum ablehnte. Besonders relevant erscheint hier Tac. ann. 4,38; siehe hierzu (relativierend) Manfred Clauss, Deus praesens. Der römische Kaiser als Gott, in: Klio 78,2 (1996), 400–433, hier 421–423, sowie Ders. 2001, 76–89. Die auf den ersten Blick eigentümlich

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Senatsbeschluss markiert dementsprechend das Ende der betreffenden Aushandlungen und lässt sich auf den 28. oder 29. März datieren.237 Über den Charakter des für Caligula beschlossenen ius arbitriumque omnium rerum ist in der Forschung viel diskutiert worden. Eine häufig vertretene Meinung besteht dabei darin, dass die suetonische Formulierung als Kurzfassung der so genannten ›diskretionären Klausel‹ zu deuten sei, die uns im sechsten Paragraphen der lex de imperio Vespasiani, des für Vespasian erhaltenen kaiserlichen ›Bestallungsgesetzes‹, überliefert ist.238 Folgt man dieser Auffassung, wären Caligula vom Senat bereits im Jahr 37 weitreichende Vollmachten im Rahmen eines derart verbindlich fixierten Beschlusses zugestanden worden, wie er sich bislang einzig für den ersten Vertreter der neuen Herrscherdynastie der Flavier am Ende anmutende Vorstellung, wonach man allein aufgrund von Meinungsäußerungen des Verstorbenen auf seine consecratio verzichtet hätte, ist dabei noch unter Tiberius selbst begründet worden: So beschränkte er die posthumen Ehrungen für Livia (inklusive der Ablehnung ihrer consecratio), indem er erklärte, hiermit lediglich dem Wunsch seiner Mutter zu entsprechen, Tac. ann. 5,2,1; Suet. Tib. 51,2; Cass. Dio 58,2,1f. 237 Ausgehend von der Notiz Suetons (Cal. 14,1), wonach der Beschluss nach Caligulas Ankunft in Rom – die sich auf den 28. März datieren lässt (CFA Nr. 12c [= CIL VI 2028 und 32344]; Cass. Dio 59,6,1) – statim, also ›sogleich‹, gefasst wurde, darf man dementsprechend noch vom gleichen bzw. dem folgenden Tag ausgehen, siehe hierzu Pierre Grenade, Essai sur les origines du principat. Investiture et renouvellement des pouvoirs impériaux (Bibliothèque des Écoles Français d’Athènes et de Rome 197), Paris 1961, 276f.; Clementina Gatti, Un compromesso politico dell’imperatore Gaio all’inizio del suo regno (nota in margine a Dione Cassio LIX 3, 1–2), in: φιλίας χάριν. Miscellanea di Studi Classici in Onore di Eugenio Manni, Bd. 3 (1980), 1055–1064, hier 1060 (28. März); Timpe 1962, 75f.; Brunt 1977, 98; Dietmar Kienast/Werner Eck/Matthäus Heil, Römische Kaisertabelle. Grundzüge einer römischen Kaiserchronologie, 6., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage, Darmstadt 2017, 78 (29. März); vgl. Barrett 2015, 78f. und 102f. mit Anm. 30. 238 So schon Mommsen 1952, 909 mit Anm. 2; Anton von Premerstein, Vom Werden und Wesen des Prinzipats (Abhandlungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Abteilung, Neue Folge 15), München 1937, 180f.; weiterhin Timpe 1962, 75; Blanche Parsi, Désignation et investiture de l’empereur romain (Ier et IIe siécle après J.-C.) (Publications de l’institut de droit romain de l’université de Paris 21), Paris 1963, 35; Brunt 1977; Bellen 1974, 99; dagegen Helmut Castritius, Der römische Prinzipat als Republik (Historische Studien 439), Husum 1982, 91f.; Michael Alpers, Das nachrepublikanische Finanzsystem. Fiscus und Fisci in der frühen Kaiserzeit (Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte 45), Berlin 1995, 194 mit Anm. 639; François Jacques/John Scheid, Rome et l’intégration de l’Empire. 44 av. J.-C. – 260 ap. J.-C., Tome 1: Les structures de l’empire romain (Nouvelle Clio. L’histoire et ses problèmes), Paris 1990, 23f. Zur lex de imperio (CIL VI 930 = ILS 244) und ihren Bestimmungen siehe im Einzelnen Brunt 1977; Angela Pabst, ›… ageret faceret quaecumque e re publica censeret esse.‹ – Annäherungen an die lex de imperio Vespasiani, in: Werner Dahlheim/Wolfgang Schuller/Jürgen von Ungern-Sternberg (edd.), Festschrift Robert Werner zu seinem 65. Geburtstag dargebracht von Freunden, Kollegen und Schülern (Xenia. Konstanzer Althistorische Vorträge und Forschungen 22), Konstanz 1989, 125–148; Frédéric Hurlet, La Lex de imperio Vespasiani et la légitimité augustéenne, in: Latomus 52,2 (1993), 261–280; Crawford 39 (549– 553).

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des Jahres 69 fassen lässt. In jedem Fall handelte es sich um einen außergewöhnlichen Vorgang, dessen Überlieferung wohl in der speziellen Konstellation des damaligen Herrschaftsübergangs begründet ist. Wie etwa Heinz Bellen überzeugend dargelegt hat, kam der Betonung der ›Verfügungsgewalt über alles‹ im Kontext der Annullierung des Testaments des Tiberius eine zentrale Bedeutung zu, nämlich als Legitimation für die Inbesitznahme der Erbschaft durch Caligula.239 Die Verleihung des ius arbitriumque omnium rerum dokumentierte vor diesem Hintergrund die Anerkennung der Rechtmäßigkeit der Nachfolge durch den Senat in einer Weise, die Caligula als Herrscher gewissermaßen davon befreite, Tiberius posthum unter die Staatsgötter versetzen zu müssen, und ihn zugleich gegenüber den (wenn auch nicht erklärten, so doch erwartbaren) Ansprüchen der Partei seines Cousins Tiberius Gemellus absicherte.240 Die nicht erfolgte consecratio des Tiberius macht deutlich, dass die Vergöttlichung des verstorbenen Herrschers auch in der Konstellation einer innerfamiliären Thronfolge keineswegs selbstverständlich war.241 Die in der Forschung verbreitete Auffassung, wonach Caligula mit seinem Vorhaben der Divinisierung des Vorgängers am Widerstand des Senats gescheitert sei, lässt sich angesichts der Rekonstruktion der Vorgänge des Jahres 37 nicht aufrechterhalten. Da Caligula nicht zuletzt aufgrund seiner eigenen familiären Stellung nicht darauf angewiesen war, sich über die Erklärung des Tiberius zum divus zu legitimieren, war es ihm möglich, auf die schwerwiegenden Vorbehalte der Senatorenschaft gegenüber dem Verstorbenen einzugehen und selbst von seiner ursprünglichen Forderung der consecratio abzurücken. Angesichts eines entsprechenden Ausgleichs erwuchsen ihm hieraus keinerlei Nachteile, ganz im Gegenteil bot sich gar die Möglichkeit, die Vertreter des Senats in besonderer Weise auf die neue Herrschaft zu verpflichten.242 Auch wenn man hiermit am Ende zu einer Ent239 Vgl. Bellen 1974, bes. 99; siehe hierzu auch Alpers 1995, 194 mit Anm. 639. 240 Der lediglich angedeutete Konflikt zwischen der Partei Caligulas und der des Tiberius Gemellus findet sich bei Ios. ant. Iud. 18,205–223. Die Ansprüche des Gemellus (PIR² I 226) beruhten dabei im Wesentlichen darauf, dass er über seinen Vater Drusus den Jüngeren (PIR² I 219) ein Enkel des Tiberius war. 241 Cole 2006, 176, bringt diese Feststellung – auch mit Blick auf die Nicht-Divinisierung Caligulas – wie folgt zum Ausdruck: »As the non-divinity of Tiberius and Gaius reveals, apotheosis was not at this point a perfunctory procedure simply set in motion by the death of a Roman emperor.« 242 Mit Blick auf die am Ende erzielte Übereinkunft liegt der Gedanke nahe, dass die Beantragung göttlicher Ehren für Tiberius von vornherein als (strategische) Maximalforderung gedacht war, von der man später ohnehin wieder abzurücken beabsichtigte, um seine Verhandlungsposition zu verbessern. Die Kommunikationssituation dürfte ein solches Kalkül begünstigt haben: Während das kaiserliche Schreiben den Auftakt der Aushandlungen darstellte, dürfte den Akteuren bewusst gewesen sein, dass die Entscheidung erst im Rahmen der persönlichen Verhandlung, d. h. nach der Ankunft Caligulas in Rom, getroffen werden würde.

Der Diskurs über die Vergöttlichung des Kaisers im Spiegel der ›Apocolocyntosis‹

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scheidung fand, mit der sich alle Akteure ohne Weiteres gut arrangieren konnten, sind hier bereits Diskurslinien angedeutet, denen zwar im Fall des Tiberius keine maßgebliche Bedeutung zukam, die aber erahnen lassen, welches Konflikt- und Spannungspotenzial in diesem Zusammenhang konkret bestand.

3.2. Der Diskurs über die Vergöttlichung des Kaisers im Spiegel der ›Apocolocyntosis‹ Die genauen Abläufe nach dem Tod des princeps sind – insbesondere in Bezug auf die für den jeweiligen Thronfolger so wichtige Entscheidung hinsichtlich der senatorischen Erklärung des Vorgängers zum Staatsgott – im Spiegel des uns überlieferten Quellenbestands gemeinhin nur schwer zu fassen. Angesichts dieses Befundes sollen im Folgenden nicht nur die Grenzen, sondern auch die sich bietenden Möglichkeiten des zur Verfügung stehenden Quellenmaterials diskutiert werden. Ein vielversprechender Ansatzpunkt besteht dabei in der Voraussetzung, dass der Beschluss der consecratio zumindest nach außen hin in nachvollziehbarer Weise als rechtmäßig kommuniziert werden musste, vor allem dann, wenn die Eignung des Verstorbenen zum divus angreifbar war. Der Diskurs über die Vergöttlichung des Kaisers gewinnt somit auch ex negativo an Kontur und ist so in einigen Fällen zumindest indirekt zu greifen. Einen sehr anschaulichen Zugang zur Thematik bietet vor diesem Hintergrund eine Szene aus der ›Apocolocyntosis‹ des Seneca, in der beschrieben wird, wie die olympischen Götter nach dem Tod des Claudius im Rahmen einer Versammlung zusammenkommen, um darüber zu beraten und zu entscheiden, inwiefern der verstorbene Kaiser in ihre Reihe aufzunehmen sei.243 Die von Seneca geschilderte Versammlung spielt dabei offensichtlich nach der entsprechenden Sitzung des römischen Senats – an welcher der Autor im Übrigen selbst teilgenommen haben dürfte – und scheint dabei dem idealtypischen Ablauf ihres irdischen Pendants im Wesentlichen nachempfunden zu sein.244 Der Anfang der Stelle ist zwar verloren, lässt sich in seinem Inhalt jedoch zumindest in groben Zügen rekonstruieren.245 So muss es Claudius in der fehlenden Passage gelungen sein, Hercules zum Fürsprecher seiner Sache zu machen und sich mit seiner Hilfe gewaltsam Zugang zur Versammlung der Götter zu verschaffen. Nachdem der Antrag, den verstorbenen Kaiser unter die Götter 243 Sen. apocol. 8–11. 244 Die Senatssitzung gliedert sich demnach in drei Teile: Die Antragstellung durch den Vorsitzenden (relatio), die Meinungsumfrage sowie die Abstimmung (discessio); siehe hierzu Blochmann 2017, 154–160. 245 Entsprechende Vorschläge finden sich auch in den Ausgaben von Wilhelm Schöne (Ders. 1957), Anton Bauer (Ders. 1981) und Gerhard Binder (Ders. 1999), ad loc.

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aufzunehmen, (wohl durch Hercules) eingebracht und ihm stattgegeben wurde, eröffnet Iuppiter in seiner Funktion als Vorsitzender die Versammlung, woraufhin es zu einer regen Diskussion kommt. Der überlieferte Text des Wortwechsels setzt mit der Rede eines anonym bleibenden Gottes ein, der sich klar gegen den Antrag ausspricht. Nachdem Iuppiter sich an die Senatsordnung erinnert und den privatus Claudius aus der Kurie entfernen lässt, beginnt schließlich die eigentliche Debatte, zu deren Beginn zunächst Ianus in seiner Rolle als designierter ›Mittagskonsul‹ nach seiner Meinung gefragt wird.246 Der Gott des Anfangs und des Endes vertritt dabei die grundsätzliche Ansicht, dass kein Sterblicher unter die Götter aufgenommen werden dürfe,247 wobei sein unmittelbar nach ihm sprechender Kollege und designierter Mitkonsul Diespiter – auch auf Drängen des Alkiden – eindeutig für die Aufnahme des Claudius plädiert. In der sich abzeichnenden positiven Abstimmung bringt sich Hercules ganz und gar ein: Variae erant sententiae, et videbatur Claudius sententiam vincere. Hercules enim, qui videret ›ferrum suum in igne esse‹, modo huc modo illuc cursabat et aiebat: ›noli mihi invidere, ›mea res agitur‹; deinde tu si quid volueris, in vicem faciam: ›manus manum lavat‹.‹248

Schon in dieser Beschreibung der Senatssitzung der Götter wird deutlich, welche Dynamik die Debatte über die Vergöttlichung eines Kaisers entwickeln konnte.249 Auch wenn nicht davon auszugehen ist, dass die Meinungen der hieran Beteiligten derart offensiv und direkt vorgetragen worden sind, lassen sich hier doch verschiedene Argumente des Diskurses greifen, die auch in der historischen Debatte über die Divinisierung des Herrschers verwendet worden sein dürften. Auch die Worte Diespiters, der als Fürsprecher des Claudius auftritt, erhalten vor 246 Gemäß der ›irdischen‹ Senatsordnung wurde das erste Votum dabei Ianus und Diespiter zugestanden, die als designierte (Suffekt-)Konsuln in der Hierarchie der senatorischen Meinungsumfrage die erste Stelle einnahmen; zur historischen Einordnung siehe Cic. Phil. 5,35; Sall. Catil. 50; App. civ. 2,18; Gell. 4,10,1–3. Zur Bezeichnung postmeridianus consul als Anspielung auf die Institution des Suffektkonsulats siehe Suet. Iul. 76,2. 247 Sen. apocol. 9,2f. 248 Sen. apocol. 9,6 – Übersetzung Binder: »Die Voten gingen auseinander, und Claudius schien in der Meinungsbefragung zu obsiegen. Hercules nämlich, als er merkte, daß sein Eisen im Feuer war, eilte geschäftig bald hierhin bald dorthin und sagte: ›Sei bitte nicht gegen mich, es geht hier um meine Sache; später einmal, wenn du etwas erreichen willst, werde ich mich revanchieren: Eine Hand wäscht die andere.‹« 249 Konrad Kraft merkt diesbezüglich an, dass die Schilderung der Götterversammlung in ihrer deutlichen Anspielung auf die irdischen Verhältnisse »den konservativen Senatoren kaum als schmeichelhaftes Kompliment für den Senat erscheinen [konnte]« (Ders., Der politische Hintergrund von Senecas Apocolocyntosis, in: Historia 15,1 [1966], 96–122, hier 99), womit gleichfalls davon ausgegangen wird, dass Seneca die irdische Sitzung des Senats – trotz satirischer Überspitzungen – nicht schlecht getroffen habe; ähnlich zudem Blochmann 2017, 160–162, sowie 91–101.

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diesem Hintergrund Relevanz: Der Anspruch des Kaisers auf Vergöttlichung wird mit dessen direkter (göttlicher) Abstammung von Augustus und Livia, seiner alles überragenden Weisheit (sapientia) sowie seiner strikten Einhaltung der altrömischen, d. h. von Bescheidenheit und Tugend geprägten Lebensweise begründet: Cum divus Claudius et divum Augustum sanguine contingat nec minus divam Augustam aviam suam, quam ipse deam esse iussit, longeque omnes mortales sapientia antecellat, sitque e re publica esse aliquem qui cum Romulo possit ›ferventia rapa vorare‹, censeo uti divus Claudius ex hac die deus sit, ita uti ante eum qui optimo iure factus sit, eamque rem ad Metamorphosis Ovidi adiciendam.250

Die von Diespiter vorgebrachten Argumente für die Aufnahme des Claudius unter die Götter erscheinen dabei insofern auch im historischen Diskurs plausibel und wirkmächtig gewesen zu sein, als man in der ›Apocolocyntosis‹ nicht weniger als den Versuch sehen kann, diese möglichst kunstvoll und effektiv zu widerlegen. Das dem Werk in jedem Kapitel anzumerkende ( jedoch als Leichtigkeit verpackte) Bemühen, den Göttlichkeitsanspruch des Claudius zu diskreditieren, darf als eigentliches Leitmotiv der Satire gelten, die Seneca unter dem Eindruck einer konkreten politischen Konstellation verfasst hat, auf die an späterer Stelle noch ausführlicher einzugehen sein wird.251 Die Widerlegung der für die Divinisierung des Kaisers vorgebrachten Argumente erfolgt dementsprechend klug und leidenschaftlich. Während die Berufung auf Livia als göttliche Ahne in Ansätzen bereits von Diespiter selbst durch den Hinweis relativiert wird, dass Claudius persönlich seiner Großmutter zu ihrem Status verholfen habe,252 wird das Argument der alles überragenden Weisheit an zahlreichen Stellen des Werkes der Lächerlichkeit preisgegeben.253 Schon der Werktitel selbst kann entsprechend gedeutet werden, 250 Sen. apocol. 9,5 – Übersetzung Binder: »Da der göttliche Claudius in Blutsverwandtschaft steht zum göttlichen Augustus und nicht minder zur göttlichen Augusta, seiner Großmutter, die er selbst zur Göttin erheben ließ, da er ferner alle Sterblichen an Weisheit weit überragt und es im Interesse des Staates ist, daß jemand da ist, der mit Romulus glühend heiße Rüben verschlingen kann, stelle ich den Antrag, daß der göttliche Claudius vom heutigen Tag an eine Gottheit sei, genau so wie irgendwer vor ihm mit Fug und Recht vergöttlicht wurde, und man soll diese Maßnahme den Metamorphosen Ovids am Schluß anfügen.« Das eingefügte Zitat geht wohl auf einen älteren, nicht mit Sicherheit zu bestimmenden Dichter zurück. Das Bild des rübenverschlingenden Romulus findet sich im Übrigen auch in Mart. 13,16 und wird von den Kommentatoren dabei gemeinhin als kunstvoller Ausdruck eines altrömischbiederen Lebensstils verstanden, vgl. Schöne 1957, Bauer 1981 und Binder 1999, ad loc. Die an dieser und an anderer Stelle verwendete Anrede des Claudius als divus (Sen. apocol. 10,4; 11,5) zeigt an, dass der ›historische‹ Senatsbeschluss der consecratio bereits zuvor gefasst worden war. 251 Vgl. Kap. 5.2.3. 252 Zur Vergöttlichung Livias siehe Suet. Claud. 11,2; Cass. Dio 60,5,2. 253 Siehe exemplarisch Sen. apocol. 1,1; 8,3; 11,2.

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indem nämlich Claudius hier nicht als ›Gott‹, sondern als ›Kürbis‹ erscheint, eine Bezeichnung, die, wenn sich ihre Herkunft auch nicht genau bestimmen lässt, vermutlich auf die Dummheit des Kaisers anspielt und somit den Anspruch auf dessen Vergöttlichung demonstrativ zurückweist.254 Das Argument der altrömischen, d. h. tugendhaften Lebensweise wird schließlich durch zahlreiche Bemerkungen torpediert, die den Kaiser als Zecher, Spieler und Mörder herausstellen.255 Im Gesichtskreis der im Himmel versammelten Götter finden die Ausführungen Diespiters jedoch durchaus Anklang: et videbatur Claudius sententiam vincere.256 Auch mit Blick auf die historischen Verhältnisse und den Umstand, dass Claudius nach seinem Tod tatsächlich unter die Staatsgötter aufgenommen worden ist, müssen wir davon ausgehen, dass die Abstammung, Weisheit und Lebensweise des Kaisers nach außen hin als plausibel und eine Vergöttlichung rechtfertigend kommuniziert werden konnten. Wäre dies nicht gelungen, hätten die Senatoren nicht weniger als ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel gesetzt, wozu sich offensichtlich auch Seneca als Vertreter dieses Standes nicht bereitfand.257 Welches Fingerspitzengefühl hier gefragt war, wird schon anhand einer bei Tacitus überlieferten Episode ersichtlich, wonach Nero während seiner auf Claudius gehaltenen und gleichfalls aus der Feder Senecas stammenden Leichenrede für Gelächter sorgte, als er auf die Weisheit (sapientia) und Umsicht (providentia) des verstorbenen Vorgängers zu sprechen kam.258 Nimmt man diese Notiz ernst, 254 Die genaue Bedeutung des bei Cass. Dio 60,35,3 überlieferten Titels ›Apocolocyntosis‹ ist seit jeher umstritten, die zweifellos spöttische Konnotation ist dabei unterschiedlich interpretiert worden, vgl. Weinreich 1923, 11f. Bereits Theodor Birt hat diesbezüglich auf die Bedeutung des Kürbisses (κολοκύνθη bzw. cucurbita) als Symbol der Schwachsinnigkeit bzw. Dummheit verwiesen (siehe Iuv. 14,58; sowie Apul. met. 1,15,2), vgl. Ders. 1891. Die Verballhornung Ἀπο-κολοκύντωσις (angelehnt an Ἀπο-θέωσις) ist durch ihre verbreitete deutsche Übersetzung als ›Verkürbissung‹ irreführend: Claudius wird nämlich nicht etwa zum Kürbis statt zum Gott, seine Konsekration bleibt schlicht aus, siehe hierzu auch Henning Ottmann, Geschichte des politischen Denkens. Von den Anfängen bei den Griechen bis auf unsere Zeit, Bd. 2.1: Die Römer, Stuttgart 2002, 248: »Es geht um die Vergöttlichung eines Hohlkopfes, eine satirisch gewendete consecratio«. Ähnlich Fuhrmann 1997, 179. 255 Siehe exemplarisch: Sen. apocol. 4,3; 6,2; 8,2; 8,3; 12,2; 12,3; 14,1; 14,4; 15,1. 256 Sen. apocol. 9,6 – Übersetzung Binder: »Claudius schien in der Meinungsbefragung zu obsiegen.« 257 Schon die anonyme Veröffentlichung der Schrift könnte man in diesem Sinne deuten – Seneca selbst wird in der entsprechenden Senatssitzung für die consecratio gestimmt haben. Bedeutsamer ist in diesem Zusammenhang jedoch der Umstand, dass Seneca der nach wie vor ›offiziellen‹ Linie, wonach Claudius als divus und Nero somit als divi filius zu gelten hatte, nicht öffentlich widersprechen konnte, vgl. Eden 1984, 8–13. 258 Tac. ann. 13,3,1. Heller 2010, ad loc. sieht hierin eine Anspielung auf die ›Apocolocyntosis‹. Becker 1950, 77, ordnet diesen Vorfall dagegen wie folgt ein: »Man wollte vielleicht die Feierlichkeit nicht stören, aber es war eben zu komisch, den verschrobenen Claudius als weise gepriesen zu hören.« Leider verzichtet Tacitus darauf, die Urheber des Gelächters auch beim Namen zu nennen. Dass sich Seneca mit seiner ›Apocolocyntosis‹ insbesondere gegen

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war die Eignung des Kaisers zum Staatsgott noch zum Zeitpunkt seines Begräbnisses zumindest in den Augen einiger Zeitgenossen nicht gegeben. Was die Divinisierung des Claudius so umstritten machte, wird innerhalb der ›Apocolocyntosis‹ schließlich durch eine eindringliche Rede deutlich, die Seneca dem vergöttlichten Prinzipats- und Dynastiegründer Augustus in den Mund legt, den er unmittelbar nach dem Plädoyer Diespiters im Göttersenat das Wort ergreifen lässt. Auch wenn diese Rede durch entsprechende begriffliche Markierungen im Text zunächst ostentativ als Ausdruck des Schmerzes (dolor) wie der Entrüstung (indignatio) über den Antrag, Claudius in die Reihe der Götter aufzunehmen, herausgestellt wird und somit vordergründig vor allem von persönlichen Überzeugungen geprägt zu sein scheint,259 lassen sich hier doch gewichtige Argumente greifen, die im damaligen Diskurs über die Eignung des Verstorbenen zum divus kursiert haben dürften. Die Autorität des Augustus wirkt dabei auf doppelte Weise: in persönlicher Hinsicht (als Gründer der Dynastie und familiärer Bezugspunkt des Claudius) sowie in offizieller Hinsicht (als bis dato einziger vergöttlichter Kaiser).260 Die dem Staatsgott in den Mund gelegten Worte, die im Folgenden näher zu betrachten sind, besaßen demnach eine Strahlkraft, die über die Grenzen der im Göttersenat spielenden Handlung hinausging, wobei die Frage nach dem eigentlichen Zielpublikum Senecas an dieser Stelle zunächst noch ausgeklammert bleiben soll.261 Als Ausgangspunkt für die Betrachtung der Argumentation des göttlichen Augustus soll dabei eine Äußerung dienen, die aufgrund ihrer Emphase besonders zentral und geradezu programmatisch erscheint:

die sapientia, nicht aber gegen die providentia des verstorbenen Herrschers wendete, wird verständlich, wenn man sich vor Augen hält, dass Nero sich in seiner Stellung als princeps zunächst durch seine Adoption und Designation durch Claudius legitimierte. 259 Sen. apocol. 10,1f. 260 Zum Vorbild des Augustus innerhalb der Werke Senecas siehe Sen. clem. 1,10; dial. 11,12,5. Siehe hierzu auch Oct. 472–478; vgl. David Hamacher, ›Mir stehe es frei zu tun, was ein Seneca missbilligt‹ – Seneca als Ratgeber Neros in der römischen Tragödie ›Octavia‹, in: Dominik Büschken/Alheydis Plassmann (edd.), Die Figur des Ratgebers in transkultureller Perspektive (Studien zu Macht und Herrschaft 6), Göttingen 2020, 51–78 und 247–253, hier 68–72. Zum Augustus-Bezug des Claudius siehe Walter Trillmich, Aspekte der ›Augustus-Nachfolge‹ des Kaisers Claudius, in: Volker M. Strocka (ed.), Die Regierungszeit des Kaisers Claudius (41–54 n. Chr.). Umbruch oder Episode? Internationales interdisziplinäres Symposion aus Anlaß des hundertjährigen Jubiläums des Archäologischen Instituts der Universität Freiburg i. Br. 16.–18. Februar 1991, Mainz 1994, 69–89. 261 Siehe hierzu später Kap. 5.2.3.

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Hunc nunc deum facere vultis? videte corpus eius dis iratis natum. ad summam, tria verba cito dicat et servum me ducat, hunc deum quis colet? quis credet? dum tales deos facitis, nemo vos deos esse credet.262

Mit dieser nachdrücklich vorgetragenen Äußerung spricht Augustus die Glaubwürdigkeit des Gremiums an und reflektiert damit die bereits oben angesprochenen Bedenken.263 Trotz aller (wie auch immer gearteter) konkreter politischer Erfordernisse bedingte der Beschluss der consecratio stets ein gewisses Maß an Plausibilität, was im Falle des Claudius jedoch schon dadurch infrage gestellt wurde, dass man dem princeps bereits zu Lebzeiten auf den ersten Blick gewisse Makel ansah, die im Diskurs offenbar als Einwand gegen die Vergöttlichung verwendet werden konnten. Die von Augustus angesprochenen psychischen und physischen Gebrechen des Kaisers waren allgemein bekannt und sind innerhalb der ›Apocolocyntosis‹ häufig Ziel von beißendem Spott.264 Vor allem die körperlichen Probleme des Claudius stehen hier im Fokus. Die Bedeutung dieser Betonung ergibt sich dabei wohl aus Vorstellungen, wonach der Körper des princeps gewissermaßen als Sinnbild seiner Herrschaft und somit auf einer ideellen Ebene zugleich als Ausweis seiner Eignung zum Staatsgott gesehen werden kann.265 Die Äußerung derartiger Bedenken durch den ver262 Sen. apocol. 11,3f. – Übersetzung Binder: »Diesen Menschen wollt ihr jetzt zum Gott machen? Seht seinen Körper an: Der Zorn der Götter stand über seiner Geburt! Kurz gesagt: Drei Wörter mag er ohne Stocken aussprechen, dann kann er mich als Sklaven mitnehmen. Wer wird denn diesen Typ als Gott verehren? Wer wird an ihn glauben? Solange ihr solche Gestalten zu Göttern macht, wird kein Mensch glauben, dass ihr selber Götter seid!« 263 Es sei in diesem Zusammenhang auf die verschiedenen Bedeutungsebenen des lateinischen Begriffs credere verwiesen, der sowohl im Sinne von ›glauben an‹ als auch im Sinne von ›Glauben schenken‹, also ›vertrauen‹, genutzt werden konnte, vgl. Karl E. Georges et al. (edd.), Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch, auf Grundlage der 8., verbesserten und vermehrten Auflage von Heinrich Georges, Hannover und Leipzig 1913, neu bearbeitet von Tobias Dänzer, Darmstadt 2013, s. v. Zur Frage der Glaubwürdigkeit siehe auch Sen. apocol. 1,2f. 264 Gegenstand des Spotts sind dabei Claudius’ Gehbehinderung, Sprachstörung, Gicht sowie das unkontrollierbare Zittern von Kopf und Händen; siehe hierzu im Einzelnen Sen. apocol. 1,2; 5,2f.; 6,2; 7,2; 11,3; 13,3. 265 Siehe hierzu grundsätzlich Meister 2012, der zudem explizit auf den ›problematischen Körper‹ des Claudius eingeht (vgl. ebd., 148–153). Besonders deutlich wird diese Sinnbildlichkeit gerade im Kontrast zur Darstellung Neros, der in Sen. apocol. 4,1 in Hinblick auf Aussehen (vultus) und Schönheit (decor) dem Apollo gleichgesetzt wird, womit seine (noch vor ihm liegende) Herrschaft als ›Goldenes Zeitalter‹ (aurea saecula) erscheint. Zur Vorstellung der salus des princeps als Voraussetzung für die salus der res publica siehe KarlHeinz Schwarte, Salus Augusta Publica. Domitian und Trajan als Heilbringer des Staates, in: Adolf Lippold/Nikolaus Himmelmann (edd.), Bonner Festgabe Johannes Straub zum 65. Geburtstag am 18. Oktober 1977, dargebracht von Kollegen und Schülern (Beihefte der Bonner Jahrbücher 39), Bonn 1977, 225–246. Interessant erscheint in diesem Kontext die Erwähnung Senecas (apocol. 11,1), wonach Volcanus, der einzige versehrte Olympier, – entgegen anderslautender Varianten des Mythos – sein Gebrechen (ein lahmes Bein) nicht

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göttlichten Dynastiegründer konnte dabei mit bekannten und auch in der Geschichtsschreibung überlieferten Berichten plausibilisiert werden, wonach sich Augustus über die körperlichen Gebrechen des Claudius verschiedentlich besorgt gezeigt und befürchtet hatte, dieser könne sich selbst sowie die kaiserliche Familie insgesamt zum Gespött der Leute machen und somit auch die Autorität des neuen politischen Systems beschädigen.266 Auch wenn derartigen Bedenken gewiss ernsthafte Überlegungen zugrunde lagen, konnte Jan Meister im Rahmen seiner Untersuchung zum Körper des princeps doch zeigen, »dass man im Zweifelsfalle aber durchaus bereit war, über körperliche Defekte hinwegzusehen, wenn die Umstände es erforderten.«267 Diese Aussage bezieht sich im vorliegenden Kontext zwar auf die Übernahme der Herrschaft, lässt sich aber gleichfalls auf die Diskussion über die Aufnahme des Kaisers unter die römischen Staatsgötter übertragen. So spielte etwa beim Senatsbeschluss der consecratio des Claudius die Versehrtheit des Verstorbenen offenbar keine große Rolle, konnte jedoch nur wenig später von Seneca wieder aufgegriffen und als Argument im Diskurs über die Eignung des Kaisers zum divus reaktiviert werden. Die Versehrtheit des Verstorbenen erscheint demnach zwar als prominentes, keineswegs aber als entscheidendes Argument gegen die Aufnahme unter die Götter. Wesentlich schwerer wiegen hier dagegen Anschuldigungen, die Augustus zu Beginn seines Plädoyers gegen Claudius vorbringt und wie folgt einleitet: Hic, p.c., qui vobis ›non posse videtur muscam excitare‹, ›tam facile‹ homines occidebat, ›quam canis adsidit‹.268

Dieser Vorwurf, mit dem Augustus die in der Versammlung anwesenden Götter abermals kollektiv als patres conscripti adressiert und somit einmal mehr auf die senatorische Rahmung der Szene hinweist,269 wird hieran anschließend noch konkretisiert und eröffnet dabei den Blick auf eine persönliche Dimension:

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von Geburt an, sondern erst durch eine von Iuppiter zugefügte Verletzung davongetragen hat. Eine gleichlautende zeitgenössische Version des Mythos findet sich in Corn. 19. Suet. Claud. 4,2; vgl. Meister 2012, 151. Meister 2012, 153. Sen. apocol. 10,3 – Übersetzung Binder: »Dieser Mensch, Senatoren, der euch so vorkommt, als könne er keine Fliege verjagen, pflegte mit solcher Leichtigkeit Menschen zu ermorden wie eine Hündin sich zum Pissen setzt.« Die derbe Wortwahl entspricht dem Grundton der Satire und ist zugleich wohl als Anspielung auf den etwa bei Sueton (Aug. 87,1f.; 89,2) überlieferten Hang des Augustus zu Sprichworten und Umgangssprache zu sehen. Die explizite Adressierung der versammelten Götter als patres conscripti findet sich in der Rede des Augustus insgesamt viermal: Sen. apocol. 10,1; 10,2; 10,3; 11,4. Zuvor wird diese Ansprache lediglich einmal von Iuppiter verwendet: Sen. apocol. 9,1.

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Iste quem videtis, per tot annos sub meo nomine latens, hanc mihi gratiam rettulit, ut duas Iulias proneptes meas occideret, alteram ferro, alteram fame; unum abnepotem L. Silanum270

Der eingangs erwähnte Schmerz des Dynastiegründers wird hiermit erklärt. Claudius habe drei Urenkelkinder des Augustus umgebracht: Iulia,271 die Tochter von Drusus dem Jüngeren, Iulia Livilla,272 die Tochter des Germanicus, sowie Lucius Iunius Silanus,273 den Sohn der Aemilia Lepida.274 Die Schlagkraft dieser Anklage ergibt sich dabei aus zwei Gesichtspunkten. Indem Augustus einerseits erklärt, dass Claudius unrechtmäßig unter seinem guten Namen gelebt habe, wendet er sich persönlich gegen die zuvor noch von Diespiter hervorgehobene und als Argument für die Divinisierung des Kaisers eingebrachte (Bluts-)Verwandtschaft (sanguis) zum divus Augustus, der Claudius darüber hinaus vorwirft, brutal gegen Mitglieder der Familie vorgegangen zu sein, der er sich selbst doch zugehörig erklärte. Während etwa zwei der drei genannten Opfer in direkter Blutslinie von Augustus abstammten (nämlich Livilla und Silanus), konnte Claudius eine solche Verbindung nicht vorweisen: Als Sohn von Drusus dem Älteren und Antonia der Jüngeren war er zwar sowohl ein Enkel der Livia als auch der Octavia, als direkter Nachkomme des Dynastiegründers konnte er jedoch nicht gelten. Derartige Anklänge finden sich bereits zu Beginn des Werkes: Als Claudius im Götterhimmel ankommt und von Hercules nach seiner Herkunft gefragt wird, deutet er mit einem Homer-Zitat an, aus Ilion zu stammen und somit Angehöriger der gens Iulia zu sein, deren Mitglieder sich bekanntlich bis auf Aeneas zurückführten.275 Die den Kaiser begleitende Fiebergöttin Febris weiß diese Angabe allerdings zu relativieren, indem sie als Geburtsort des Neuankömmlings richtigerweise Lugdunum nennt und somit dessen Anspruch einer iulischen Abstammung negiert.276 Neben dieser Distanzierung des divus Augustus von Claudius sowie der Anschuldigung, dieser habe seine wahren Nachkommen verfolgt, verweist der ver270 Sen. apocol. 10,4 – Übersetzung Binder: »Der Kerl, den ihr da seht, hat so viele Jahre unter dem Deckmantel meines guten Namens gelebt und mir dafür in der Form gedankt, daß er die beiden Iulien, meine Urenkelinnen, umbringen ließ, die eine durch den Henker, die andere durch den Hunger; ferner einen Urenkel, Lucius Silanus«. 271 PIR² I 636. 272 PIR² I 674. 273 PIR² I 829. 274 Zu den Todesumständen siehe im Einzelnen: Tac. ann. 12,8,1; 13,1,1; Suet. Claud. 29,1f.; Cass. Dio 60,8,5; 60,18,4; 60,31,7f.; vgl. Hermann Horstkotte, Die ›Mordopfer‹ in Senecas Apocolocyntosis, in: ZPE 77 (1989), 113–143, hier 121f. und 127–129. 275 Sen. apocol. 5,4: Ἰλιόθεν με φέρων ἄνεμος Κικόνεσσι πέλασσεν. – Übersetzung Binder: »Von Ilion her trug mich der Wind und brachte mich ins Land der Kikonen.« Das ursprüngliche Zitat findet sich bei Hom. Od. 9,39. Zum iulischen Abstammungsmythos siehe Stefan Weinstock, Divus Julius, Oxford 1971, 5–18 (mit entsprechenden Quellenbelegen). 276 Sen. apocol. 6,1.

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göttlichte Dynastiegründer andererseits auf die offensichtliche Unrechtmäßigkeit der angeführten Mordtaten und wendet sich in diesem Zusammenhang ganz direkt an den zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht (mehr) im Göttersenat anwesenden Claudius: dic mihi, dive Claudi, quare quemquam ex his, quos quasque occidisti, antequam de causa cognosceres, antequam audires, damnasti? hoc ubi fieri solet? in caelo non fit.277

Diese Feststellung, die angesichts der Bemerkung, dass ein derartiges Verhalten im Himmel nicht zu dulden sei, schon als Ausschlusskriterium einer Aufnahme unter die Götter erscheint, nutzt Seneca dazu, um den Verstorbenen durch Augustus im Folgenden mit weiteren Mordtaten zu konfrontieren. In der Art einer Aufzählung der Opfer fasst der Dynastiegründer sein Votum schließlich in folgenden Beschlussantrag: Quandoquidem divus Claudius occidit socerum suum Appium Silanum, generos duos Magnum Pompeium et L. Silanum, socerum filiae suae Crassum Frugi, hominem ›tam similem sibi quam ovo ovum‹, Scriboniam socrum filiae suae, uxorem suam Messalinam et ceteros, quorum numerus iniri non potuit, placet mihi in eum severe animadverti nec illi rerum iudicandarum vacationem dari eumque quam primum exportari et caelo intra triginta dies excedere, Olympo intra diem tertium.278

Mit Ausnahme des Silanus, der bereits oben als Urenkel des Augustus genannt ist, werden hier also weitere Mordopfer des Claudius aufgeführt, die allesamt mit dem verstorbenen Kaiser verwandt bzw. verschwägert waren;279 dazu seien viele weitere Personen umgebracht worden, deren Zahl sich allerdings nicht mehr ermitteln ließe. Claudius solle dementsprechend also nicht nur die Aufnahme unter die römischen Staatsgötter verwehrt bleiben, sondern darüber hinaus auch 277 Sen. apocol. 10,4 – Übersetzung Binder: »Sage mir, göttlicher Claudius, warum hast du ausnahmslos alle, die du hast hinrichten lassen, ob Mann oder Frau, verurteilt, ehe du den Sachverhalt untersuchtest, ehe du die Betroffenen hörtest? Wo ist das denn übliche Praxis? Im Himmel jedenfalls nicht!« 278 Sen. apocol. 11,5 – Übersetzung Binder: »In Anbetracht des Umstandes, daß der göttliche Claudius ermordet hat seinen Schwiegervater Appius Silanus, seine beiden Schwiegersöhne Magnus Pompeius und Lucius Silanus, ferner Crassus Frugi, den Schwiegervater seiner Tochter, einen Menschen, ihm selbst so ähnlich wie ein Ei dem andern, sodann Scribonia, die Schwiegermutter seiner Tochter, seine Gattin Messalina und all die anderen, deren Zahl sich nicht hat ermitteln lassen, stelle ich den Antrag, es solle gegen ihn streng vorgegangen werden, es solle ihm keine Aussetzung des Verfahrens gewährt werden, er solle baldmöglichst abgeschoben werden mit der Auflage, daß er die Himmelsregion binnen 30 Tagen zu verlassen hat, den Olymp binnen drei Tagen.« 279 Namentlich genannt sind hier neben dem bereits erwähnten Lucius Silanus (PIR² I 829) folgende Personen: Appius Silanus (PIR² I 822), Magnus Pompeius (PIR² P 630), Crassus Frugi (PIR² L 190), Scribonia (PIR² S 275) und Valeria Messalina (PIR² V 241); vgl. Barry Baldwin, Executions Under Claudius: Seneca’s Ludus de morte Claudii, in: Phoenix 18,1 (1964), 39–48; Horstkotte 1989.

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aus dem Himmel verbannt werden. Der Beschlussantrag des Augustus findet schließlich die Zustimmung der Götter, woraufhin Claudius von Merkur in die Unterwelt gebracht wird, wo er sich vor einem Gericht zu verantworten hat, dem Aeacus vorsitzt. Die Anklage, die von einem gewissen (uns sonst nicht näher bekannten) Pedo Pompeius geführt wird, fällt dabei doch recht bezeichnend aus: occisos senatores XXXV, equites R. CC(C)XXI, ceteros ὅσα ψάμαθός τε κόνις τε.280

Die von Pompeius vorgebrachte Anklage geht weit über die von Augustus angeführten und namentlich genannten Mordopfer hinaus, sodass man unweigerlich den Eindruck gewinnt, Seneca träte hier in gewisser Weise aus dem persönlichen Windschatten des Dynastiegründers heraus. Angesichts der prominenten Stellung dieser Vorwürfe in der Anklage, die letztendlich auch zur Verurteilung des Claudius in der Unterwelt führt, ist davon auszugehen, dass wir es hier mit Vorwürfen zu tun haben, die in besonderer Weise dazu geeignet waren, als Argument im Diskurs über die Göttlichkeit des Kaisers gegen dessen consecratio eingesetzt zu werden. Dass es sich hierbei tatsächlich um ernst zu nehmende Anschuldigungen handelte, geht schon aus einem Bericht Suetons hervor, der davon spricht, dass Claudius im Gesamten 35 Senatoren und mehr als 300 römische Ritter habe hinrichten lassen, ohne hieran allzu großen Anstoß genommen zu haben.281 Insbesondere die auf eine historische Genauigkeit abzielende Angabe der ermordeten Senatoren und Ritter macht deutlich, dass es sich hierbei um ein Problem der aristokratischen Wahrnehmung gehandelt hat, was angesichts des Verfassers der Schrift sowie des Umstands, dass es dem Senat zukam, über die consecratio des Kaisers zu entscheiden, wenig verwundert.282 Derartige Vorbehalte konnten die Entscheidungsfindung auf dem Weg zum Konsekrationsbeschluss selbst deutlich erschweren. Im Falle des Claudius ist ihr Potenzial lediglich angedeutet, wohingegen es an späterer Stelle umso deutlicher hervortritt.283 Auch wenn Senecas Schrift zumindest in Teilen der Forschung lange Zeit als Ausdruck eines aristokratischen Skeptizismus gegenüber der Einrichtung der Vergöttlichung des princeps wie des Kaiserkults im Allgemeinen angesehen 280 Sen. apocol. 14,1 – Übersetzung Binder: »Ermordet worden seien 35 Senatoren, 321 römische Ritter, an sonstigen so viel, wie da Sand und Staub ist.« Das griechische Zitat bezieht sich dabei auf Hom. Il. 9,385. 281 Suet. Claud. 29,2: in quinque et triginta senatores trecentosque amplius equites R. tanta facilitate animadvertit. Angesichts dieser Erwähnung Suetons spricht sich Binder 1999, ad loc., für eine Anpassung der in der ›Apocolocyntosis‹ genannten Zahlen aus und korrigiert dementsprechend: equites R. cc(c)xxi. Unabhängig von der genauen Anzahl bleibt der Vorwurf in seinem Kern jedoch bestehen. 282 Die nicht-aristokratischen Opfer werden dagegen zusammenfassend mit einem HomerZitat (Hom. Il. 9,385) als ›zahllos‹ beschrieben. 283 Vgl. Kap. 3.4 (zum Fallbeispiel Hadrians).

Der Diskurs über die Vergöttlichung des Kaisers im Spiegel der ›Apocolocyntosis‹

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wurde,284 sind die hier vorgebrachten Kritikpunkte bei näherer Betrachtung allesamt individuell gekennzeichnet und klar auf den Fall des Claudius bezogen.285 Mit Ausnahme der im Votum des Ianus angedeuteten Fundamentalkritik an der Praxis der Erhebung von Sterblichen unter die Götter wird die Vergöttlichung des Herrschers in Rom als solche an keiner Stelle infrage gestellt.286 Spencer Cole hat die ›Apocolocyntosis‹ vor diesem Hintergrund gar als Versuch Senecas gedeutet, die Einrichtung der Kaiserapotheose zu schützen und durch die ausdrückliche Hervorhebung der Unrechtmäßigkeit der consecratio des Claudius davor zu bewahren, zur bloßen Farce zu verkommen.287 Wiewohl sich hier auch andere Gründe finden lassen, die eine Verteidigung der Vergöttlichung durch Seneca 284 Siehe etwa prägnant Cole 2006, 176: »Seneca’s Apocolocyntosis has long been received as evidence of the overwhelmingly cynical private attitudes that Roman elites had about apotheosis and emperor-worship.« 285 Vgl. Fuhrmann 1997, 178, der in diesem Zusammenhang feststellt und begründet, dass es kein Zufall war, »daß sich gerade auf ihn [Claudius] – als einzigen römischen Kaiser – eine erbarmungslose Schmähschrift, eine böse Satire erhalten hat.« Der Vollständigkeit halber sei hier jedoch noch die unter dem Titel Νέρων überlieferte Spottschrift genannt, die sich über Neros Versuche, sich mit Apollo und Hercules zu vergleichen bzw. zu messen, lustig macht, vgl. Tim Whitmarsch, Greek and Roman in Dialogue: The Pseudo-Lucianic Nero, in: JHS 119 (1999), 142–160; zur Autorschaft des Werkes siehe Macleod 1967, 505–507. 286 Sen. apocol. 9,3: Multa dixit de magnitudine deorum: non debere hunc vulgo dari honorem. ›Olim‹ inquit ›magna res erat deum fieri: iam Fabam mimum fecistis. Itaque ne videar in personam, non in rem dicere sententiam, censeo ne quis post hunc diem deus fiat ex his, qui ἀρούρης καρπὸν ἔδουσιν aut ex his, quos alit ζείδωρος ἄρουρα. Qui contra hoc senatus consultum deus factus, dictus pictusve erit, eum dedi Larvis et proximo munere inter novos auctoratos ferulis vapulare placet.‹ – Übersetzung Binder: »Er äußerte sich lang und breit über die Erhabenheit der Götter: Man dürfe diese Ehre nicht an alle und jeden vergeben. ›Ehedem‹, sagte er, ›war es eine großartige Sache, Gott zu werden: Jetzt hast du eine Farce daraus gemacht. Darum, damit ich nicht den Anschein erwecke, personenbezogen und nicht sachbezogen zu votieren, stelle ich den Antrag: Keiner soll von heute an Gott werden von denen, die des Feldes Früchte verzehren, oder denen, die da nährt die brotspendende Erde. Wer entgegen diesem Senatsbeschluß zum Gott gemacht, ernannt oder als solcher bildlich dargestellt wird, der soll den Furien überantwortet und beim nächsten Gladiatorenspiel unter den neu verpflichteten Kämpfern mit Ruten geprügelt werden.‹« Siehe hierzu exemplarisch Jocelyn M. C. Toynbee, Nero Artifex: The Apocolocyntosis Reconsidered, in: CQ 36,3/4 (1942), 83–93, bes. 84f.; Berthe M. Marti, Seneca’s Apocolocyntosis and Octavia: A Diptych, in: AJPh 73,1 (1952), 24–36; Kraft 1966, bes. 97; Price 1987, bes. 87f.; Whitton 2013, bes. 157–161. 287 Vgl. Cole 2006. Im Lichte dieser Überlegung wäre auch Sen. apocol. 1,2f. als Negierung der Rechtmäßigkeit der Divinisierung Drusillas zu lesen – in Kontrast zur rechtmäßigen Divinisierung des Augustus. Eine ähnliche Stoßrichtung weist darüber hinaus die im ›Panegyricus‹ des Plinius (11,1) überlieferte Kritik an den Divinisierungen des Augustus, Claudius, Vespasian und Titus auf, die ihrerseits dazu dient, die Erhebung Nervas unter die Götter durch Trajan als rechtmäßig herauszustellen (11,2–4). Der Umstand, dass Plinius interessanterweise (und ganz im Gegensatz zu Seneca) gerade nicht die Eignung der verstorbenen Herrscher zum Staatsgott, sondern lediglich die hinter dem Beschluss der consecratio vermutete Vorteilsnahme der jeweiligen Nachfolger kritisiert, erklärt sich dabei aus seiner Fokussierung auf Nervas Adoptivsohn und Nachfolger Trajan.

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erklären und nicht zuletzt im politischen Bereich verständlich machen, ist mit dem Spannungsverhältnis zwischen dem vermeintlich selbstverständlichen Senatsbeschluss der consecratio unter der Bedingung einer dynastischen Nachfolge sowie der Diskussion über die individuelle Eignung des verstorbenen Herrschers zum Staatsgott zweifellos ein neuralgischer Punkt angesprochen, der besondere Beachtung verdient.288 Angesichts der Tragweite der Frage scheint es lohnend, auch solche Fälle in den Blick zu nehmen, die zunächst als unverdächtig gelten.

3.3. Die verzögerte consecratio Vespasians Einen in diesem Zusammenhang besonders bemerkenswerten Fall bildet Vespasian, der am 23. Juni des Jahres 79 aufgrund einer Krankheit im Alter von 69 Jahren verstarb.289 Im Rahmen der Schilderung seines Todes ist bei Sueton ein Ausspruch überliefert, den der Kaiser angesichts seines schlechten Gesundheitszustands getätigt und dabei auf seinen künftigen Status als divus angespielt haben soll: vae […] puto deus fio.290 Über die Bedeutung dieser Worte ist in der Forschung viel diskutiert worden.291 In Hinblick auf die Vergöttlichung des princeps ist allerdings bemerkenswert, welches Selbstverständnis dem Kaiser hier im Wissen um sein nahes Ende zugesprochen wird. Vespasian erwartete, nach seinem Tod wie selbstver288 Die Abschaffung der Einrichtung der Kaiserapotheose konnte nicht im Sinne Senecas sein. Nicht nur wäre Nero hiermit die Perspektive der posthumen consecratio genommen worden – eine Perspektive, die Seneca im Übrigen selbst innerhalb der ›Apocolocyntosis‹ (4) in Form eines bemerkenswerten Kaiserlobes öffnet (vgl. Whitton 2013, 161–165) –, auch das senatorische Anliegen, den Kaiser durch die Aussicht auf eine posthumen Aufnahme unter die römischen Staatsgötter auf gutes – d. h. ›göttliches‹ – Handeln zu verpflichten, wäre hiermit unterlaufen worden, vgl. Gunnar Seelentag, Taten und Tugenden Traians. Herrschaftsdarstellung im Principat (Hermes Einzelschriften 91), Stuttgart 2004, 30–34. 289 Suet. Vesp. 24; Cass. Dio 66,17. 290 Suet. Vesp. 23,4 – Übersetzung: ›Oh weh, ich glaube, ich werde ein Gott!‹ Zum Verhältnis dieses Ausspruchs zu den bei Sen. apocol. 4,3 überlieferten letzten Worten des Kaisers (vae me, puto, concacavi me. – Übersetzung Binder: »O je, ich glaub’, ich hab’ mich vollgeschissen.«) siehe Manfred G. Schmidt, Claudius und Vespasian: Eine neue Interpretation des Wortes ›vae, puto, deus fio‹ (Suet. Vesp. 23,4), in: Chiron 18 (1988), 83–89, hier 85f. Die Parallelüberlieferung bei Cass. Dio 66,17,3 lautet demgegenüber: ἐπειδή τε ἐπίστευσεν ὅτι τελευτήσει, ἔφη ›θεὸς ἤδη γίνομαι.‹ – Übersetzung Veh: »Als er bestimmt mit seinem Ende rechnen mußte, lauteten seine Worte: ›Nun werde ich schon ein Gott.‹« Während Sueton diese Äußerung Vespasians zwar unmittelbar vor der Schilderung dessen Todes, jedoch im Rahmen einer Behandlung der Witze und Scherze des Kaisers überliefert, setzt Cassius Dio sie dagegen explizit mit dem nahenden Tod des Kaisers in Beziehung, sodass in der Literatur noch immer häufig zu lesen ist, dass Vespasian diese ›letzten Worte‹ auf seinem Sterbebett gesprochen habe, vgl. Schmidt 1988a, 83. 291 Siehe exemplarisch Duncan Fishwick, vae puto deus fio, in: CQ 15,1 (1965), 155–157; sowie Schmidt 1988a.

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ständlich unter die Staatsgötter erhoben zu werden.292 Tatsächlich schienen die Voraussetzungen hierfür in seinem Fall in besonderer Weise gegeben zu sein:293 So war es dem im Bürgerkrieg siegreich gebliebenen Kaiser nicht nur gelungen, die res publica nach einer Phase der Instabilität wieder zu konsolidieren, sondern er hinterließ zum Zeitpunkt seines Todes mit Titus und Domitian auch zwei erwachsene Söhne bzw. Nachfolger, die das begonnene Werk ihres Vaters fortsetzen und sich mit seiner posthumen Erklärung zum divus darüber hinaus mit dem Nimbus der göttlichen Abstammung umgeben konnten – ein Umstand, der angesichts der Tatsache, dass die neue Kaiserdynastie keineswegs mit großen Ahnen aufwarten konnte, umso reizvoller erscheinen musste.294 Vor diesem Hintergrund wirkt es auf den ersten Blick doch überraschend, dass der Verstorbene offenbar nicht allzu bald vergöttlicht worden ist, sondern erst einige Monate vergehen mussten, ehe er auf Beschluss des Senats unter die Staatsgötter erhoben wurde. In der Forschung ist man lange Zeit davon ausgegangen, dass Vespasian noch im Jahr 79, d. h. kurz nach seinem Tod, divinisiert wurde.295 In einem grundlegenden Aufsatz zur Datierung der consecratio des Kaisers führt etwa Graeme Clarke gleich mehrere Inschriften ins Feld, die dies klar belegen sollen.296 Bei 292 Die enge Verbindung zwischen dem Tod und der erwartbaren Divinisierung des verstorbenen Herrschers ist in der Forschung stets betont worden (siehe oben; mit Blick auf Suet. Vesp. 23,4 siehe etwa Graeme W. Clarke, The Date of the consecratio of Vespasian, in: Historia 15,3 [1966], 318–327, hier 322f.; Vidman 1984, 413f.; Eck 2016, 41). Darüber hinaus finden sich im Spiegel der antiken Überlieferung auch an anderer Stelle zahlreiche Äußerungen, die diese Verbindung – nicht selten in zynischer Weise – betonen: siehe zur Vergöttlichung des Claudius: Iuv. 6,620–623; Suet. Nero 33,1; Cass. Dio 61,35,2–4; 61,35,4 (Xiphilinos 146, 30–32 R. St. und Petr. Patr. Exc. Vat. 44); zur Vergöttlichung Getas: HA Geta 2,8. Die christliche Perspektive kommt diesbezüglich prägnant bei Tert. apol. 34,4 und Min. Fel. 21 zum Ausdruck. 293 Clarke 1966, 323, bezeichnet die consecratio Vespasians angesichts der Verdienste des Kaisers etwa als »logical culmination of his principate’s work«. 294 Aufschlussreich erweist sich hierbei Suet. Vesp. 12: Zwar wird hier Vespasians mediocritas pristina erwähnt, zugleich aber hervorgehoben, dass sich der Kaiser selbst über Personen lustig gemacht haben soll, die versuchten, die gens Flavia auf große bzw. mythische Ahnen zurückzuführen – in diesem Fall auf den Gründer von Reate und einen Begleiter des Hercules; siehe auch Plin. paneg. 11,1; vgl. Clarke 1966, 322. 295 Siehe hierzu etwa Rudolph Weynand, T. Flavius Vespasianus = Imperator Caesar Vespasianus Augustus, in: RE 6,2 (1909), 2623–2695, hier 2674; Kenneth Scott, The Imperial Cult under the Flavians, Stuttgart 1936, 40; Marcello Fortina, L’imperatore Tito, Turin 1955, 127f. mit Anm. 24; Mason Hammond, The Antonine Monarchy (Papers and Monographs of the American Academy in Rome 19), Rom 1959, 223 mit Anm. 22. Dass diese Forschungsmeinung nach wie vor durchaus wirkmächtig ist, zeigt Steven L. Tuck, Imperial ImageMaking, in: Andrew Zissos (ed.), A Companion to the Flavian Age of Imperial Rome (Blackwell Companions to the Ancient World), Malden/Oxford/Chichester 2016, 109–128, hier 110: »And Titus, like Vespasian, was promptly made divus (deified) after his death«. 296 Vgl. Clarke 1966.

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näherer Betrachtung sind diese Zeugnisse jedoch bis auf eine einzige Ausnahme zu relativieren.297 Das demnach früheste Zeugnis, das Vespasian als divus bezeichnet, stellt eine Inschrift aus Rom dar, die anlässlich von Restaurierungsarbeiten an der Aqua Marcia angebracht worden ist und aufgrund der Titulatur des Titus in die Zeit zwischen dem 8. September 79 und dem 1. Januar 80 datiert werden kann.298 Ein derart früher Beleg steht dabei vollkommen allein; alle anderen epigraphischen und numismatischen Zeugnisse, die zur näheren Bestimmung herangezogen werden könnten, verweisen klar auf das Jahr 80 und somit auf eine Zeit, in welcher der Tod des Kaisers bereits mehr als sechs Monate zurücklag.299 Mag diese Beobachtung allein noch nicht als Argument für oder gegen eine bestimmte Datierung angeführt werden können, ist sie doch derart auffällig, dass eine genauere Betrachtung der fraglichen Inschrift in jedem Fall geboten scheint. Mit Blick auf vergleichbare Zeugnisse hat etwa Theodore Buttrey die Idee ins Spiel gebracht, wonach die Restaurierungsarbeiten an der Wasserleitung zwar schon im Jahr 79 begonnen worden sein könnten, die Inschrift selbst jedoch erst einige Zeit später, nämlich im Jahr 80, dort angebracht wurde, sodass 297 Bezüglich der Einwände gegen die übrigen Zeugnisse siehe Theodore V. Buttrey, Vespasian’s Consecratio and the Numismatic Evidence, in: Historia 25,4 (1976), 449–457. Es sei zudem darauf hingewiesen, dass Clarke 1966, 325, sich gewissermaßen selbst eingesteht, dass die von ihm zuvor angeführten Inschriften nur bedingt für seine These der Datierung in das Jahr 79 geeignet sind (»more conclusive«). Auch das von Clarke nicht berücksichtigte Zeugnis einer Inschrift aus dem britannischen Verulanium (Richard P. Wright, Roman Britain in 1955, in: JRS 46 [1956], 119–152, hier 147 mit plate xix; AE 1957, 169 = RIB III, 3123) kann diesbezüglich schon aufgrund seiner fragmentarischen Überlieferung nicht geltend gemacht werden, vgl. Theodore V. Buttrey, Documentary Evidence for the Chronology of the Flavian Titulature (Beiträge zur Klassischen Philologie 112), Meisenheim a. Glan 1980, 26; Marietta Horster, Bauinschriften römischer Kaiser. Untersuchungen zu Inschriftenpraxis und Bautätigkeit in Städten des westlichen Imperium Romanum in der Zeit des Prinzipats (Historia Einzelschriften 157), Stuttgart 2001, 365f. 298 CIL VI 1246: Imp(erator) Titus Caesar divi f(ilius) Vespasianus Aug(ustus) pontif(ex) max(imus) / tribuniciae potestat(is) IX imp(erator) XV cens(or) co(n)s(ul) VII desig(natus) IIX p(ater) p(atriae) / rivom aquae Marciae vetustate dilapsum refecit / et aquam quae in usu esse desierat reduxit. Maßgeblich ist hier die Nennung der 15. imperatorischen Akklamation in Verbindung mit dem siebten Konsulat; siehe auch CIL XVI 24; AE 2004, 1259; 2006, 1865, wonach Titus noch am 8. September des Jahres 79 die 14. imperatorische Akklamation führte. 299 Vgl. Buttrey 1976; siehe auch Holger Komnick, Die Restitutionsmünzen der frühen Kaiserzeit. Aspekte der Kaiserlegitimation, Berlin 2001, 67–71. Einen wenig überzeugenden Kompromiss bietet Miriam Griffin, The Flavians, in: Alan K. Bowman/Peter Garnsey/ Dominic Rathbone (edd.), The Cambridge Ancient History XI: The High Empire, A.D. 70– 192, 2. Auflage, Cambridge 2000, 1–83, hier 47: »An official inscription in Rome, however, shows Titus as divi filius between 1 July and the end of 79, which makes it plausible to suggest that at least the decision to carry out the consecration was taken within the expected interval of a month or two, however much the ceremonies may have been delayed. As confirmation, the later literary tradition attributes the expectation of godhead to the dying Vespasian without any suggestion anywhere that his son failed in his piety.«

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darüber auch die zwischenzeitliche Änderung im Status des Verstorbenen berücksichtigt werden konnte.300 Derartige epigraphische Anpassungen waren durchaus verbreitet und auch im stadtrömischen Kontext nicht ungewöhnlich.301 Eines der wohl prominentesten Beispiele aus flavischer Zeit stellt in diesem Zusammenhang die monumentale Bauinschrift des Amphitheatrum Flavium dar, die – wie Géza Alföldy überzeugend nachweisen konnte – zunächst die Nomenklatur Vespasians enthielt, nach dessen Tod aber in eine Inschrift für Titus abgeändert wurde.302 Auch mit Blick auf den numismatischen Befund ergeben sich begründete Zweifel an der von Clarke präferierten Datierung: So ließ Titus noch zu Beginn des Jahres 80 für seinen jüngeren Bruder Domitian Münzen prägen, auf denen dieser weiterhin als AVG(usti) F(ilius) bezeichnet wird;303 eine göttliche Filiation als divi filius konnte demnach erst später beansprucht werden. Nimmt man diese Einwände gegen eine Datierung der consecratio in das Jahr 79 ernst, stellt sich unweigerlich die Frage, welche Gründe dafür ausschlaggebend gewesen sein könnten, die Erklärung Vespasians zum divus erst mit einer mehr als sechsmonatigen Verzögerung ins Werk zu setzen. Angesichts des Schweigens der antiken Autoren zu dieser Frage führt Clarke diesbezüglich einige denkbare Gründe auf, die er aufgrund seiner Datierung der consecratio in das Jahr 79 allerdings allesamt verwerfen muss.304 Hiernach könnte Titus die Vergöttlichung wegen seines zuletzt schlechten Verhältnisses zu seinem Vater verzögert haben oder aufgrund widriger Umstände hieran schlicht gehindert worden sein. Zu denken wäre hierbei vor allem an Verwicklungen und Ereignisse, die den Beginn der Herrschaft des Titus in besonderer Weise geprägt haben, wie etwa die noch gegen Vespasian gerichtete mutmaßliche Verschwörung der Konsulare Eprius Marcellus und Caecina Alienus, an deren Niederschlagung Titus in seiner Funktion als praefectus praetorio persönlich beteiligt war, die so genannte Berenike-Affäre oder der Ausbruch des Vesuvs.305 Der Ablehnung dieser Gründe 300 Vgl. Buttrey 1976 mit Verweis auf IGLS 718. 301 Eine aufschlussreiche Zusammenstellung solcher Fälle bietet Chastagnol 1984b, 278–282. 302 Vgl. Géza Alföldy, Eine Bauinschrift aus dem Colosseum, in: ZPE 109 (1995), 195–226, auf dessen Forschungsergebnisse Clarke im Jahr 1966 noch nicht zurückgreifen konnte. 303 RIC II-1² (Titus) 96–99, wobei die Herausgeber selbst keinen Zweifel an ihrer Einordnung der Datierung lassen: »80, before the deification of Vespasian« (ebd., 205). Die zeitliche Eingrenzung ergibt sich dabei aus der Nennung des siebten Konsulats Domitians. Schon in der ersten Auflage finden sich die entsprechenden Münzen unter RIC II (Titus) 38–47 (vgl. RIC II-1², 384), sodass bereits A. H. Smith auf dieser Grundlage die consecratio Vespasians im Jahr 79 infrage stellt, vgl. Ders., A Military Diploma, in: JRS 16 (1926), 95–101, hier 100. 304 Vgl. Clarke 1966, 323f. 305 Ähnlich auch bei Brian W. Jones, The Emperor Titus, London/Sydney 1984, 152, der diese Erklärungen gleichfalls als nicht plausibel ansieht; zur Affäre um Berenike, die Schwester des jüdischen Klientelkönigs Marcus Iulius Agrippa II., siehe Cass. Dio 66,15,4f.; Suet. Tit. 7,1f.; (Ps.-)Aur. Vict. epit. Caes. 10,7; vgl. John A. Crook, Titus and Berenice, in: AJPh 72,2 (1951), 162–175; Perry M. Rogers, Titus, Berenice and Mucianus, in: Historia 29,1 (1980), 86–95; zur

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durch Clarke ist durchaus zuzustimmen, allerdings nicht mit Blick auf seine zweifelhafte Datierung des Beschlusses der consecratio, sondern allein aus Plausibilitätsgründen. Geht man davon aus, dass Vespasian erst im Jahr 80 unter die römischen Staatsgötter erhoben worden ist, lässt sich zudem noch an eine weitere Möglichkeit denken, die Clarke aufgrund seiner Datierung stillschweigend übergeht: gemeint ist hier das als belastet zu bezeichnende Verhältnis zwischen Vespasian bzw. Titus und den Vertretern des Senats. Schon ein Blick in die Quellen offenbart, dass Vespasian zumindest bei einem gewissen Teil der Senatorenschaft in keinem guten Ansehen stand. Bruno Grenzheuser hat dabei vor allem auf die senatorische Opposition gegen die dynastische Politik des princeps hingewiesen, die dabei im Wesentlichen gegen die Person des Nachfolgers, nämlich seinen ältesten Sohn Titus, gerichtet war, der konsequent und systematisch auf seine künftige Rolle vorbereitet wurde.306 Verschwörung der Konsulare siehe Cass. Dio 65,16,3f.; Suet. Tit. 6,2; vgl. PIR² E 84 und C 99; Keith R. Bradley, The Career of Titus Clodius Eprius Marcellus, cos. II A.D. 74: Some Possibilities, in: SO 53 (1978), 171–181; zum Ausbruch des Vesuvs siehe Cass. Dio 66,21–23; Plin. epist. 6,16; 6,20; vgl. Gerhard Winkler, Der Vesuvausbruch vom August 79 n. Chr. in der antiken Überlieferung, in: Eckart Olshausen/Holger Sonnabend (edd.), Stuttgarter Kolloquium zur historischen Geographie des Altertums 6: Naturkatastrophen in der antiken Welt (Geographica Historica 10), Stuttgart 1998, 376–395. Während man das Naturereignis nach einer Notiz des jüngeren Plinius (epist. 6,16,4) gemeinhin auf den 24. August des Jahres 79 datiert hat, deutet das Zeugnis einer jüngst in Pompeji entdeckten Inschrift vielmehr darauf hin, dass der Vulkan erst zwei Monate später ausgebrochen sein muss, vgl. Florian Stark, Untergang Pompejis muss neu datiert werden, in: Die Welt (vom 18. 10. 2018), https://www.welt.de/print/die_welt/wissen/article182284258/Untergang-Pompejis-muss-ne u-datiert-werden.html (03. 07. 2022). Hiermit finden sich zugleich frühere Zweifel an der traditionellen Datierung bestätigt, vgl. Grete Stefani, La vera data dell’eruzione, in: Archeo 260 (2006), 10–13; Giuseppe Rolandi/Angelo Paone/Marco di Lascio/Grete Stefani, The 79 AD Eruption of Somma: The Relationship between the Date of the Eruption and the Southeast Tephra Dispersion, in: Journal of Volcanology and Geothermal Research 169 (2007), 87–98, wobei sich angesichts des Umstands, dass uns die bei Plinius angegebenen Datierung nonum kal. Septembres zudem noch in weiteren Varianten überliefert ist, auch an einen Kopistenfehler denken lässt, vgl. Enrico Renna, Vesuvius Mons. Aspetti del Vesuvio nel mondo antico – Tra filologia archeologia vulcanologia (Cultura. Collana di Studi ›Dall’Antico al Moderno‹ 1), Neapel 1992, 107–112. Aufgrund der großen Zeitspanne zwischen dem Tod Vespasians und dem Ausbruch des Vesuvs lässt sich ein direkter Zusammenhang somit auszuschließen. Ben L. Damsky begründet die Verzögerung darüber hinaus mit der Idee, Titus habe die consecratio mit der Einweihung des amphitheatrum Flavium verbinden wollen, vgl. Ders., The Throne and Curule Chair Types of Titus and Domitian, in: SNR 74 (1995), 59–70, hier 69f. – hierfür finden sich jedoch keine Belege: Die antiken Autoren erwähnen eine solche Verbindung in ihren Berichten zur hunderttägigen Eröffnungsfeier mit keinem Wort. 306 Vgl. Bruno Grenzheuser, Kaiser und Senat in der Zeit von Nero bis Nerva, Münster 1964, 82–86. Bezüglich der dynastischen Politik Vespasians siehe etwa Suet. Vesp. 25; Cass. Dio 66,12; Eutr. 7,20,3; Aur. Vict. Caes. 9,4; vgl. Gunnar Seelentag, Spes Augusta. Titus und Domitian in der Herrschaftsdarstellung Vespasians, in: Latomus 68 (2009), 83–100; Ders., Kinder statt Legionen: Die Vorbereitung der Nachfolge Vespasians. Der Befund der Münzen

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Angesichts des Umstands, dass Titus als vom Kaiser designierter Thronfolger noch das Amt des Prätorianerpräfekten innehatte und in dieser Funktion aus Sicht der Senatoren offenbar grausam und brutal gegen vermeintliche Gegner seines Vaters vorging, befürchteten zumindest einige nach dem Tod Vespasians eine Gewalt- und Schreckensherrschaft. Diese Befürchtung schien sich zunächst auch in Form der harten Niederschlagung der angeblichen Verschwörung des Eprius Marcellus und Caecina Alienus eindringlich zu bestätigen, sodass Titus in gewissen senatorischen Kreisen schon bald gar als alius Nero gehandelt wurde.307 Die infolge dieses Vorgehens zu Tode gekommenen Vertreter der aristokratischen Führungselite dürften als Opfer der Herrschaft Vespasians somit zugleich eine schwere Hypothek für das Verhältnis zwischen der Senatorenschaft und dem neuen princeps bedeutet haben. Da sich die genauen Umstände dieser Ereignisse in den antiken Quellen allerdings nicht näher greifen lassen, gestaltet sich eine belastbare Einschätzung der Verhältnisse schwierig. Mit Blick auf den Herrschaftsübergang haben etwaige senatorische Vorbehalte zumindest keine erkennbare Rolle gespielt: Titus war als Herrscher anerkannt. Eine andere bedenkenswerte Überlegung betrifft die eher praxisbezogenen Voraussetzungen der Konsekration. So hat Brian Jones zu Recht darauf hingewiesen, dass die Vergöttlichung Vespasians eine Innovation bedeutete und aufgrund damit einhergehender administrativer wie organisatorischer Gründe verzögert worden sein könnte.308 Die consecratio des ersten Kaisers, der nicht der und methodische Bemerkungen zum Umgang mit den literarischen Quellen, in: Norbert Kramer/Christiane Reitz (edd.), Tradition und Erneuerung. Mediale Strategien in der Zeit der Flavier (Beiträge zur Altertumskunde 285), Berlin/New York 2010, 167–190; zur Vorstellung einer ›stoischen Senatsopposition‹ unter Vespasian siehe Malitz 1985. 307 Suet. Tit. 6 (Titus als Prätorianerpräfekt); Suet. Tit. 7,1; Cass. Dio 65,15,1 (Titus als zweiter Nero); siehe hierzu auch Richard Alston, Aspects of Roman History, 31 BC–AD 117, 2. Auflage, Abingdon/New York 2014, 240f.; vgl. Schmidt 1988a, 84f. und 88; sowie Leithoff 2014, 127, 146 und 168; siehe weiterhin Suet. Tit. 1,1. 308 Jones 1984, 152f.: »But it was an innovation, and, as well, the very nature of the imperial cult required a certain amount of preparation.« Zentral erscheint in diesem Kontext die Einrichtung einer neuen Priesterschaft. Während unmittelbar nach dem Tod bzw. der consecratio des Augustus für den Kult des neuen Staatsgottes die Priesterschaft der sodales Augustales eingerichtet wurde, die später zudem den Kult des divus Claudius übernahm, erforderte die Kulteinrichtung für divus Vespasianus eine neue Priesterschaft, die sodales Flaviales Titiales, vgl. Clauss 2001, 390–394. Zur Einrichtung der flavischen Priesterschaft, deren Datierung nur allgemein zwischen den Jahren 79 und 80 angegeben werden kann, siehe grundlegend Diego M. Escámez de Vera, Sodales Flaviales Titiales: Culto imperial y legitimación en época Flavia (Collection Latomus 356), Brüssel 2016. Mit Vidmann 1984, 414, könnte man die Verzögerung der consecratio Vespasians auch in einem größeren Zusammenhang sehen: »Im 1. Jh. dauerte es gewöhnlich etwas länger – die Konsekration war auch etwas Neues –, aber später, wenn die Bedingungen günstig waren, beschleunigte sich alles.« Der dagegen von Jones 1984, 153, formulierte Gedanke, dass Titus mit dem einmal in Gang gebrachten Verfahren der consecratio Vespasians keine Eile gehabt habe, da er seine Eignung als Thronfolger bereits anlässlich zahlreicher Gelegenheiten beweisen konnte und

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iulisch-claudischen Kaiserdynastie angehörte und sich somit auch nicht auf eine göttliche Abstammung berufen konnte, war in der Tat ein Präzedenzfall, der einige Probleme mit sich brachte.309 Wir müssen vor diesem Hintergrund davon ausgehen, dass die Grundlagen für die Vergöttlichung des neuen Dynastiegründers erst noch geschaffen werden mussten, was sich nicht zuletzt angesichts der oben genannten Vorbehalte gegenüber dem Verstorbenen und seinem Nachfolger als schwierig erwiesen haben dürfte. Der späte Zeitpunkt der consecratio wäre dementsprechend mit einer Verzögerung der hierfür nötigen Beschlüsse durch den Senat zu erklären und somit das Ergebnis von ausgesprochen langwierigen Aushandlungen zwischen dem neuen Kaiser und den Vertretern des Senats, die sich anhand der uns überlieferten Befunde allerdings nicht rekonstruieren lassen. Vor diesem Hintergrund erscheint es folgerichtig, dass der mühsam zustande gebrachte Beschluss der consecratio selbst hiernach umso prominenter in der flavischen Repräsentation inszeniert worden ist. Die derart demgemäß nur in geringem Maße auf die Vergöttlichung seines Vaters angewiesen war, ist indes wenig überzeugend. 309 Das Manko, sich nicht auf göttliche Ahnen berufen zu können, ist vom engsten Umfeld Vespasians bereits früh als Problem erkannt worden. Zu den vielfältigen Versuchen, dieses Defizit irgendwie auszugleichen, zählt etwa die Inszenierung Vespasians als Wunderheiler in Alexandria: Tac. hist. 4,81; Suet. Vesp. 7,2f.; Cass. Dio 65,8,1f.; vgl. Siegfried Morenz, Vespasian, Heiland der Kranken. Persönliche Frömmigkeit im antiken Herrscherkult, in: WJA 4 (1949/1950), 370–378; Albert Henrichs, Vespasian’s Visit to Alexandria, in: ZPE 3 (1968), 51–80; Paolo Frassinetti, I resoconti dei miracoli di Vespasiano, in: La struttura della fabulazione antica (Pubblicazioni dell’Instituto di Filologia Classica e Medievale 54), Genua 1979, 115–127; Trevor S. Luke, A Healing Touch for Empire: Vespasian’s Wonders in Domitianic Rome, in: G&R 57,1 (2010), 77–107; Christopher Weikert, Von Jerusalem zu Aelia Capitolina. Die römische Politik gegenüber den Juden von Vespasian bis Hadrian (Hypomnemata. Untersuchungen zur Antike und zu ihrem Nachleben 200), Göttingen 2016, 55–60). Zu nennen sind in diesem Zusammenhang auch die für seine Herrschaft zahlreich überlieferten omina imperii: Tac. hist. 2,78; 4,81f.; Suet. Vesp. 5; 7; Cass. Dio 59,12,3; 64,9,1; 65,1; vgl. Richmond Lattimore, Portents and Prophecies in Connection with the Emperor Vespasian, in: CJ 29,6 (1934), 441–449; Bohumila Mouchova, Studie zu Kaiserbiographien Suetons (Acta Universitatis Carolinae Philosophica et Historica Monographia 22), Prag 1968, 34–42; Robin S. Lorsch, Omina imperii: The Omens of Power Received by the Roman Emperors from Augustus to Domitian, Their Religious Interpretation and Political Influence, Chapel Hill 1993, 108–134; M. Gwyn Morgan, Vespasian and the Omens in Tacitus Histories 2.78, in: Phoenix 50,1 (1996), 41–55; Miguel Requena, El emperador predestinado. Los presagios de poder en época imperial romana, Madrid 2001, 13–62; Isolde KurzmannPenz, Vorzeichen in den Kaiserviten Suetons und ihre politische Verwendung, in: Margit Lindner/Margit Offenmüller/Peter Scherrer/Klaus Tausend (edd.), Religion und Herrschaft in der Antike. Akten des 6. (2. Februar 2012) und 7. (14. Juni 2012) Althistorischen Symposions für JungakademikerInnen des Instituts für Alte Geschichte und Altertumskunde und des Zentrums Antike der Universität Graz im Rahmen des interfakultären altertumswissenschaftlichen Doktoratsprogramms ›Antike Kulturen des Mittelmeerraums‹ (AKMe) (Keryx 3), Graz 2014, 81–92; Weikert 2016, 58–61. Prominent stellt sich diesbezüglich schließlich die Prophezeiung des Iosephus dar, der Vespasian die Herrschaft voraussagte, Ios. bell. Iud. 3,399–402; Suet. Vesp. 5,6; Cass. Dio 65,1,4; Oros. 7,9,3.

Die verzögerte consecratio Vespasians

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beschaffene Konstellation der Divinisierung Vespasians greift Plinius der Jüngere schließlich im Rahmen seines ›Panegyricus‹ in kritischer Weise auf, indem er bemerkt, Titus habe seinen Vater lediglich zum divus erhoben, um als Sohn eines Gottes zu gelten: Quem tu lacrimis primum, ita ut filium decuit, mox templis honestasti, non imitatus illos, qui hoc idem, sed alia mente, fecerunt. Dicavit caelo Tiberius Augustum, sed ut maiestatis crimen induceret: Claudium Nero, sed ut irrideret: Vespasianum Titus, Domitianus Titum: sed ille, ut dei filius, hic, ut frater videretur.310

Auch wenn Plinius in dieser Passage sämtliche bis zum Zeitpunkt seines Konsulatsantritts im Jahr 100 erfolgten Kaiserapotheosen beanstandet und dabei interessanterweise nicht etwa die Eignung der Verstorbenen zum divus, sondern lediglich die im Einzelnen dahinterstehenden niederen Beweggründe der jeweiligen Nachfolger in den Blick nimmt, um auf diese Weise die Aufrichtigkeit Trajans bezüglich der Vergöttlichung Nervas herauszustellen, erscheinen die hier genannten Anschuldigungen doch alles andere als topisch. Aufgrund der Spezifik der Vorhaltungen, die darüber hinaus noch durch entsprechende Berichte bei den antiken Autoren gestützt werden können, ergibt sich der Eindruck, dass der Akt der consecratio des Vorgängers stets von kritischen Einwänden begleitet werden konnte, die keineswegs auf die Einrichtung der Vergöttlichung des Kaisers als solche abzielten, sondern durch individuelle Gesichtspunkte des jeweiligen Einzelfalls begründet waren.311 Die explizite Hervorhebung der Rechtmäßigkeit der Erhebung Nervas unter die Staatsgötter könnte vor diesem Hintergrund ebenfalls als Indiz dafür gesehen werden, dass auch hier kritische Stimmen laut geworden sind.312 310 Plin. paneg. 11,1 – Übersetzung Kühn: »Ihm [Nerva] hast du [Trajan] die gebührende Ehre erwiesen, erst durch deine Tränen, wie es einem Sohn geziemt, und bald auch durch Tempelbauten – doch ohne das Beispiel derjenigen nachzuahmen, die zwar dasselbe getan hatten, aber in anderer Absicht. Tiberius hat den Augustus zum Gott erhoben – um die Anklage wegen Majestätsbeleidigung einzuführen; Nero den Claudius – um ihn zu verspotten; Titus den Vespasian, Domitian den Titus – um im einen Fall als Sohn, im anderen als Bruder eines Gottes zu gelten.« 311 Bezüglich der in der antiken Literatur fundierten Vorhaltungen des Plinius siehe im Folgenden exemplarisch: Tac. ann. 1,73,2; 1,74,3f.; 2,50,1f.; 3,66,1; Suet. Tib. 58 (Augustus); Sen. apocol.; Tac. ann. 13,3,1; Suet. Nero 33,1; Cass. Dio 61,35,4 (Claudius); sowie Stat. silv. 1,1,94– 98; 4,2,59f.; 4,3,18f. (Vespasian und Titus). 312 So ist bezeichnend, dass Plinius als Nachweis der göttlichen Qualifikation des verstorbenen Herrschers lediglich dessen Entscheidung anführt, Trajan adoptiert und zu seinem Nachfolger gemacht zu haben, siehe hierzu etwa Plin. paneg. 10,4f.; 11,3; siehe auch Eutr. 8,1,2. Die Fokussierung auf Trajan mag angesichts des Umstands, dass es sich hier um eine Lobrede auf den Kaiser handelt, wenig verwundern, jedoch wäre auch anzuführen, dass Nerva mit seiner nur 16-monatigen Regierung wenig Gelegenheit hatte, seine Göttlichkeit unter Beweis zu stellen, wobei er sich noch mit innersenatorischen Widerständen konfrontiert sah, vgl. Werner Eck, An Emperor is Made: Senatorial Politics and Trajan’s Adoption by Nerva in 97,

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Die Verhandlung der Göttlichkeit des Vorgängers

Die von Plinius vorgenommene Fokusverschiebung vom verstorbenen Vorgänger auf den jeweiligen Nachfolger scheint – zumindest in der Retrospektive – für die unmittelbar anbrechende Epoche der so genannten ›Adoptivkaiser‹ geradezu symptomatisch. Während sich etwa Caligula noch von seinem Vorhaben, Tiberius göttliche Ehren zuteilwerden zu lassen, später ohne Weiteres distanzieren und die Eignung des Claudius zum Staatsgott selbst aus dem engsten Umfeld Neros infrage gestellt werden konnte, stand das zweite Jahrhundert im Zeichen von politischen Verhältnissen, die derartige Vorgänge fast unmöglich zu machen schienen. Anders als die genannten Vertreter der iulischen Kaiserdynastie, die sich in Blutslinie auf den vergöttlichten Prinzipats- und Dynastiegründer Augustus zurückführten, konnten die Vertreter der neuen Kaiserdynastie keine derartige Genealogie vorweisen und waren dementsprechend in einer Weise auf die Vergöttlichung ihrer unmittelbaren Vorgänger angewiesen, die es ihnen unmöglich machte, die Göttlichkeit des Verstorbenen infrage zu stellen.313 Jeder Angriff auf die divinitas des Vorgängers erschien – sofern dem nicht entgegengewirkt wurde – als Angriff auf die Person des jeweiligen Nachfolgers. In dieser Konstellation erhielt die Entscheidung über die consecratio des verstorbenen Kaisers einen Stellenwert, der eine neue Herausforderung für das Verhältnis zwischen Thronfolger und Senat bedeutete.

in: Gillian Clark/Tessa Rajak (edd.), Philosophy and Power in the Graeco-Roman World. Essays in Honour of Miriam Griffin, Oxford 2002, 213–226. Die politische Notwendigkeit der offenbar relativ bald erfolgten Erhebung Nervas unter die Staatsgötter ergab sich nicht zuletzt aus der Tatsache, dass Trajan keine göttlichen Ahnen vorweisen konnte. Der Umstand, dass er als erster römischer Kaiser überhaupt nicht in (Bluts-)Verwandtschaft zu seinem göttlichen (Adoptiv-)Vater stand, scheint später geradezu als Manko aufgefasst worden zu sein, dem man mit der Vergöttlichung seines gleichnamigen leiblichen Vaters sowie weiterer Mitglieder seiner Familie begegnete (siehe hierzu Kap. 4.2.1.3); vgl. WeschKlein 1993, 38; Seelentag 2004, 357–362; Ders., Ehret Eure Väter. Eine neue Restitutionsmünze Trajans, in: ZPE 171 (2009), 265–273; Olivier J. Hekster, Honouring Ancestors: The Dynamics of Deification, in: Ders./Sebastian Schmidt-Hofner/Christian Witschel (edd.), Ritual Dynamics and Religious Change in the Roman Empire (Impact of Empire 9), Leiden/Boston 2009, 95–110, hier 106–108; Ders., Son of Two Fathers? Trajan and the Adoption of Emperorship in the Roman Empire, in: The History of the Family 19,3 (2014), 380–392. 313 Vgl. Russel M. Geer, Second Thoughts of the Imperial Succession from Nerva to Commodus, in: TAPhA 67 (1936), 47–54; Olivier Hekster, All in the Family: The Appointment of Emperors Designate in the Second Century A.D., in: Lukas de Blois (ed.), Administration, Prosopography and Appointment Policies in the Roman Empire. Proceedings of the First Workshop of the International Network Impact of Empire (Roman Empire, 27 B.C. – A.D. 406), Leiden, June 28 – July 1, 2000, Amsterdam 2001, 35–49.

Die umkämpfte consecratio Hadrians

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3.4. Die umkämpfte consecratio Hadrians Nachdem bislang verschiedene Beispiele des ersten Jahrhunderts näher betrachtet wurden, soll im Folgenden nun ein Fall des zweiten Jahrhunderts in den Blick genommen werden, der aufgrund seiner Beschaffenheit und Überlieferung wie kein anderer die Aushandlungsprozesse nach dem Tod des princeps zwischen dessen Thronfolger auf der einen sowie den Senatoren auf der anderen Seite in einem grellen Schlaglicht erscheinen lässt: gemeint ist der Streit über die Vergöttlichung Hadrians. Während sich die in diesem Kapitel thematisierte Verhandlung der Göttlichkeit des Kaisers nach dessen Tod – wie gezeigt werden konnte – zumeist nur indirekt erschließen lässt, sind uns die Konfliktlinien im Falle Hadrians dagegen gleich durch eine Reihe von literarischen Quellen direkt überliefert. Sowohl Cassius Dio als auch der Autor der ›Historia Augusta‹, Aurelius Victor und Eutrop wissen in ihren Darstellungen davon zu berichten, dass sich die Senatoren nach dem Ableben des Kaisers zunächst nicht dazu bereitfanden, den Verstorbenen unter die Staatsgötter zu erheben, obwohl mit dessen Adoptivsohn Antoninus ein designierter Nachfolger bereitstand, der nicht zuletzt aufgrund seiner eigenen legitimatorischen Ausgangslage darum bemüht war, dies zu erreichen.314 Auch wenn uns der Streit über die Vergöttlichung Hadrians ausschließlich durch Quellen überliefert ist, die lange Zeit nach den dargestellten Vorgängen entstanden sind, und sich die von ihnen gebotenen Berichte durch eine – je nach Anschauung – Knappheit bzw. Prägnanz auszeichnen, durch die uns ein umfassender Einblick in das damalige Geschehen verwehrt bleibt, lässt sich die Auseinandersetzung zwischen Antoninus und der Senatorenschaft doch insgesamt überaus gut nachvollziehen und somit auch im Rahmen dieser Untersuchung nutzbar machen.

3.4.1. Der Streit Der mit Abstand ausführlichste Bericht über die Auseinandersetzung über die Divinisierung Hadrians findet sich in den Epitomen der ›Römischen Geschichte‹ Cassius Dios. Es handelt sich hierbei überhaupt um die einzige Episode, die dem byzantinischen Epitomator Xiphilinos noch von der dionischen Darstellung der Herrschaft des Antoninus vorlag: ι᾿στέον ὅτι τὰ περὶ τοῦ Ἀντωνίνου τοῦ Εὐσεβοῦς ἐν τοῖς ἀντιγράφοις τοῦ Δίωνος οὐχ εὑρίσκεται, παθόντων τι ὡς ει᾿κὸς τῶν βιβλίων, ὥστε ἀγνοεῖσθαι τὴν κατ᾽ αὐτὸν ἱστορίαν σχεδὸν σύμπα314 Relevant sind in diesem Zusammenhang insbesondere folgende Quellenstellen: Cass. Dio 69,2,5f.; 69,23,3; 70,1,1–3; HA Hadr. 27,2f.; Pius 2,5; 5,1; Aur. Vict. Caes. 14,13f.; Eutr. 8,7,3.

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σαν, πλὴν ὅτι τοῦ Λουκίου Κομόδου, ὃν ὁ Ἀδριανὸς ἐποιήσατο, πρὸ τοῦ Ἀδριανοῦ τελευτήσαντος οὗτος παρ᾽ ἐκείνου καὶ ἐποιήθη καὶ αὐτοκράτωρ ἐγένετο, καὶ ὅτι μὴ βουλομένης τῆς γερουσίας τὰς ἡρωικὰς τιμὰς δοῦναι τῷ Ἁδριανῷ τελευτήσαντι διά τινας φόνους ἐπιφανῶν ἀνδρῶν, ὁ Ἀντωνῖνος ἄλλα τε πολλὰ δακρύων καὶ ὀδυρόμενος αὐτοῖς διελέχθη, καὶ τέλος εἶπεν ›οὐδὲ ἐγὼ ἄρα ὑμῶν ἄρξω, εἴγε ἐκεῖνος καὶ κακὸς καὶ ἐχθρὸς ὑμῖν καὶ πολέμιος ἐγένετο: πάντα γὰρ δῆλον ὅτι τὰ πραχθέντα ὑπ᾽ αὐτοῦ, ὧν ἓν καὶ ἡ ἐμὴ ποίησίς ἐστι, καταλύσετε.‹ ἀκούσασα δὲ τοῦτο ἡ γερουσία καὶ αι᾿δεσθεῖσα τὸν ἄνδρα, τὸ δέ τι καὶ τοὺς στρατιώτας φοβηθεῖσα, ἀπέδωκε τῷ Ἁδριανῷ τὰς τιμάς.315

Inwiefern es sich hierbei um einen Zufall der Überlieferung handelt, ist schwer zu beurteilen. Während Xiphilinos selbst einen solchen vermutet, hat Christoph Michels in diesem Kontext auf die große Bedeutung der im Rahmen der Auseinandersetzung erfolgten Verleihung des Pius-Titels an Antoninus verwiesen.316 Doch auch in anderer Hinsicht könnte Cassius Dio ein besonderes Interesse an dieser Episode gehabt haben. Im Jahr 197 sah er sich als Mitglied des Senats einer Situation ausgesetzt, die zumindest in ihrer Konfrontationsstellung an den Streit über die Divinisierung Hadrians erinnerte: Nach dem Sieg über seine Gegner im Bürgerkrieg ließ Septimius Severus den Commodus – wenigstens laut der Darstellung Cassius Dios – gegen den expliziten Willen der Senatorenschaft unter die römischen Staatsgötter versetzen und nutzte diesen Anlass zu einem regelrechten Rundumschlag gegen zahlreiche Vertreter des Standes, denen er vorwarf, zuvor im Bürgerkrieg auf der Seite seiner Gegner gestanden zu haben.317 Die 315 Cass. Dio 70,1,1–3 – Übersetzung Veh: »Man muß daran festhalten, daß der Bericht über Antoninus Pius sich nicht in den Abschriften Dios findet, vermutlich weil die betreffenden Bücher irgendwelchen Schaden genommen haben, so daß man fast von der ganzen Geschichte seiner Regierung nichts weiß; lediglich das eine ist bekannt, daß Lucius Commodus, den Hadrian adoptierte, noch vor ihm starb, daß sodann Antoninus von ihm an Sohnesstatt angenommen wurde und den Kaiserthron bestieg und schließlich, daß der Senat wegen gewisser Hinrichtungen von hervorragenden Männern dem toten Hadrian die göttlichen Ehren versagen wollte. Antoninus aber habe unter Tränen und Wehklagen viele Worte an die Senatoren gerichtet und seine Erklärung damit beendet: ›Nun, dann will ich auch nicht euer Kaiser sein, wenn jener euch als Übeltäter, Gegner und Staatsfeind erschien; denn dann werdet ihr offensichtlich auch seine sämtlichen Maßnahmen für ungültig erklären, wozu auch meine Adoption zählt.‹ Als der Senat dies hörte, verlieh er aus Achtung vor dem Manne, doch auch aus gewisser Angst vor den Soldaten dem Hadrian die Ehren.« 316 Vgl. Christoph Michels, Antoninus Pius und die Rollenbilder des römischen Princeps. Herrscherliches Handeln und seine Repräsentation in der Hohen Kaiserzeit (Klio Beihefte, Neue Folge 30), Berlin/Boston 2018, 45. Die Verleihung des Pius-Titels wird in der entsprechenden Epitome ebenso erwähnt: Cass. Dio 70,2,1. 317 Cass. Dio 76,7,4: μάλιστα δ᾽ ἡμᾶς ἐξέπληξεν ὅτι τοῦ τε Μάρκου υἱὸν καὶ τοῦ Κομμόδου ἀδελφὸν ἑαυτὸν ἔλεγε, τῷ τε Κομμόδῳ, ὃν πρῴην ὕβριζεν, ἡρωικὰς ἐδίδου τιμάς. – Übersetzung Veh: »Besonders uns [Senatoren] jagte er Schrecken ein, indem er sich als den Sohn des Marcus und den Bruder des Commodus bezeichnete und dem Commodus, den er jüngst noch geschmäht hatte, göttliche Ehren erwies.« Auch der Autor der ›Historia Augusta‹ (Comm. 17,11) hebt die Polemik des Vorgangs hervor: Hunc tamen Severus, imperator gravis et vir nominis sui, odio, quam videtur, senatus inter deos rettulit – Übersetzung Hohl: »Jedoch hat

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leibhaftige Erfahrung dieser Situation markierte dabei auch einen persönlichen Wendepunkt: Während Cassius Dio der Herrschaft des Severus zunächst noch recht positiv gegenüberstand, zeichnet er die Ereignisse des Jahres 197 in dunklen Farben.318 Der Verlust der Bücher, in denen die Vorgänge zu Beginn der Herrschaft des Antoninus geschildert waren, stellt sich demgemäß auch als Verlust eines interessanten Einblicks in die Zeit ihres Autors dar. Bevor nun auf den Gegenstand und den Ablauf der Auseinandersetzung zwischen Antoninus und den Senatoren näher eingegangen werden kann, soll zunächst die in diesem Zusammenhang nicht unwichtige Frage nach den zeitlichen Rahmenbedingungen behandelt werden. So erweckt die Darstellung Cassius Dios – zumindest in der uns überlieferten Form – den Eindruck, dass sich die betreffende Interaktion zwischen dem Kaiser und den Vertretern des Senats lediglich auf eine einzige Senatssitzung beschränkt habe. In Analogie zu dem von Tacitus geschilderten primus senatus dies, also der von Tiberius geleiteten ersten Senatssitzung nach dem Ableben des Augustus, hat etwa Paul Strack hierin die erste Zusammenkunft des Senats nach dem Tod Hadrians erkennen wollen.319 ihn [Commodus] Severus, dieser gestrenge Herrscher, der seinem Namen Ehre machte, aus unverhohlener Abneigung gegen den Senat unter die Götter versetzt«; ähnlich HA Sept. Sev. 11,3. Diese Darstellung klingt bis heute nach, siehe Jacques/Scheid 1990, 25: »Déjà Septime Sévère s’était arrogé le droit de diviniser Commode«. Zu den Hintergründen dieser Episode, die außerhalb des Betrachtungszeitraums der Untersuchung liegt, siehe allgemein Anthony R. Birley, Septimius Severus. The African Emperor, Nachdruck der 2. Auflage, London/New York 1999, 121–128. Interessant erscheint hierbei, dass die Divinisierung des Commodus im Rahmen der severischen ›Selbstadoption‹ in die Familie der Antoninen erfolgte, sodass Hadrian die Rolle des kaiserlichen Urgroßvaters zukam – wie u. a. aus zahlreichen Inschriften hervorgeht, die Severus als divi Hadriani pronepos bezeichnen (siehe als einen der frühesten Belege etwa CIL VIII 9317). Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des dionischen Geschichtswerkes erwuchsen dem Autor aus dieser dynastischen Verwicklung aber offenbar keine Probleme. 318 Eine knappe Einordnung der Darstellung der Ereignisse des Jahres 197 durch Cassius Dio bietet Millar 1964, 141f.; siehe auch Andrew G. Scott, Misunderstanding History: Past and Present in Cassius Dio’s Contemporary Books, in: Christopher Burden-Strevens/ Jesper M. Madsen/Antonio Pistellato (edd.), Cassius Dio and the Principate (Lexis Studies in Greek and Latin Literature. Supplements 2), Venedig 2020, 165–188, bes. 176–179. 319 Tac. ann. 1,8; vgl. Paul L. Strack, Untersuchungen zur römischen Reichsprägung des zweiten Jahrhunderts. Teil II: Die Reichsprägung zur Zeit des Hadrian, Stuttgart 1933, hier 191: »Aus der Ueberlieferung nach Dio 70,12-3 geht deutlich hervor, daß der Konflikt zwischen Antoninus und dem Senat innerhalb einer lebhaft bewegten Senatssitzung zum Austrag und zum Ende kam.« Bereits Harold Mattingly hat dies angezweifelt, vgl. Ders., Rezension: Paul L. Strack, Untersuchungen zur römischen Reichsprägung des zweiten Jahrhunderts. Teil I: Die Reichsprägung zur Zeit des Traian, Stuttgart 1931, sowie Teil II: Die Reichsprägung zur Zeit des Hadrian, Stuttgart 1933, in: JRS 24 (1934), 75–79, hier 79; Ders., Coins of the Roman Empire in the British Museum, Volume IV: Antoninus Pius to Commodus, London 1940, xlviii. Clarke 1966, 321, zufolge hätte die Auseinandersetzung im Senat noch vor der offiziellen Herrschaftsübernahme durch Antoninus stattfinden können, wobei er auf die folgende Notiz der Historia Augusta (Pius 5,1f.) verweist: Et patri, cum

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Allein angesichts der komplexen Ausgangslage des Jahres 138 ist jedoch davon auszugehen, dass der Streit über die Vergöttlichung des Verstorbenen kaum innerhalb einer einzigen Sitzung des Senats oder weniger Tage beigelegt worden sein könnte.320 So müssen wir davon ausgehen, dass Cassius Dio sich zugunsten einer stringenten Darstellung dazu entschieden hat, die Ereignisse auf einen einzigen Tag zu verdichten, wobei er sich mit der Raffung eines Mittels bediente, das in der antiken Historiographie durchaus verbreitet war und sich im Übrigen auch für die bereits oben angesprochene Schilderung der Senatssitzung des Jahres 197 nachweisen lässt.321 Gleiches gilt darüber hinaus auch für die späteren Berichte der ›Historia Augusta‹ sowie der genannten Brevarien-Autoren, deren Darstellung an sich bereits von einer Verkürzung gekennzeichnet ist. Wie lange sich die Auseinandersetzung zwischen Antoninus und dem Senat letztendlich hingezogen hat, ist schwer zu sagen. Die Schwierigkeit einer Datierung ergibt sich dabei auch aus dem Umstand, dass sich die Vergöttlichung Hadrians zeitlich nicht genau bestimmen lässt. Die in der Forschung diesbezüglich vertretenen Ansichten variieren erheblich. Während etwa auf der einen Seite die Auffassung vorherrscht, wonach der princeps bereits unmittelbar nach seinem Tod am 10. Juli des Jahres 138 zum Staatsgott erklärt worden sei,322 findet sich auf der anderen Seite die Position, dass der Senat »einige Monate lang

advixerit, religiosissime paruit. Sed Hadriano apud Baias mortuo reliquias eius Romam pervexit sancte ac reverenter atque in hortis Domitiae conlocavit, etiam repugnantibus cunctis inter divos eum rettulit. Uxorem Faustinam Augustam appellari a senatu permisit. Pii appellationem recepit. – Übersetzung Hohl: »Solange sein Vater am Leben blieb, bewies er ihm den peinlichsten Gehorsam. Als aber Hadrian zu Baiae verstorben war, überführte er dessen Asche in geziemender Ehrerbietung nach Rom, wo er sie in den Gärten der Domitia beisetzte; auch ließ er den Toten dem allgemeinen Widerstreben zum Trotz unter die Staatsgötter aufnehmen. Er gestattete, daß seine Gattin Faustina vom Senat den Titel Augusta erhielt. Er selbst nahm den Beinamen Pius an.« Es ist jedoch mehr als zweifelhaft, dass der Autor der ›Historia Augusta‹ an dieser Stelle ein besonderes Augenmerk auf die relative Chronologie der beschlossenen Ehrungen gelegt haben soll. 320 Bernard Rémy nimmt beispielsweise einen Streit von »quelques jours« an (Ders., Antonin le Pieux, 138–161. Le siècle d’or de Rome, Paris 2005, 120); Heinrich Chantraine setzt die Divinisierung Hadrians »eher bald nach seinem Tode« an (Ders., ›Doppelbestattungen‹ römischer Kaiser, in: Historia 29,1 [1980], 71–85, hier 83); ähnlich auch Mattingly 1940, xlviii; Jörg Fündling, Kommentar zur Vita Hadriani (Antiquitas, Reihe 4: Beiträge zur Historia-Augusta-Forschung, Serie 3: Kommentare 4,1), 2 Bde., Bonn 2006, 1108; Ders., Marc Aurel (Gestalten der Antike), Darmstadt 2008, 34. 321 Wie etwa aus einer Notiz der ›Historia Augusta‹ (Sept. Sev. 11,4) hervorgeht, hatte Severus den Senat bereits einige Zeit zuvor über seine Pläne zur Divinisierung des Commodus unterrichtet; die ersten Zeugnisse, die Commodus als divus bezeichnen, lassen sich dementsprechend in das Jahr 195 datieren, siehe etwa CIL VIII 9317; BMCRE V (Severus) 130*. 322 Zum Todesdatum Hadrians, der nach langer und schwerer Krankheit auf seinem Landsitz nahe Baiae verstarb, siehe Cass. Dio 69,23,1; HA Hadr. 25,5f.; vgl. Fündling 2006, 1102– 1106.

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[zögerte], die Vergöttlichung auszusprechen.«323 Als Beleg hierfür wird gemeinhin auf das Zeugnis einer Inschrift am Mausoleum Hadriani aus dem Jahr 139 verwiesen, in welcher der Kaiser (noch) nicht als divus bezeichnet ist, seine Gattin Sabina allerdings als diva erscheint.324 Wie aus der Betrachtung vergleichbarer Beispiele hervorgeht, kann es sich hierbei jedoch keineswegs um einen Beleg dafür handeln, dass der Verstorbene zu diesem Zeitpunkt noch nicht zum Staatsgott erklärt worden war.325 Wie bereits an anderer Stelle dargelegt wurde, entsprach es der üblichen Praxis, dass die verstorbenen principes im funerären Kontext nicht mit ihren Götternamen, sondern mit ihrer herrscherlichen Titulatur zum Zeitpunkt ihres Todes aufgeführt wurden, wohingegen es den Frauen der kaiserlichen Familie durchaus zustand, als diva bezeichnet zu werden.326 Die frühesten Zeugnisse, die den divus-Status Hadrians belegen, bilden somit zwei Inschriften aus dem Jahr 138.327 Der Konsekrationsbeschluss ist dementsprechend in die zweite Jahreshälfte zu verorten, lässt sich zeitlich jedoch nicht näher bestimmen.328 323 Bickermann 1929, 16. 324 CIL VI 984 = ILS 322: Imp(eratori) Caesari divi Traiani Parthici filio divi / Nervae nepoti Traiano Hadriano Augusto / pont(ifici) max(imo) trib(unicia) pot(estate) XXII imp(eratori) II co(n)s(uli) III p(atri) p(atriae) et divae Sabinae / Imp(erator) Caesar T(itus) Aelius Hadrianus Antoninus Aug(ustus) Pius / pontifex max(imus) tribun(icia) potest(ate) II co(n)s(ul) II design(atus) III p(ater) p(atriae) / parentibus suis; vgl. Bickermann 1929, 16; Mattingly 1940, li; Mary T. Boatwright, Hadrian and the City of Rome, Princeton, NJ 1987, 181; Penelope J. E. Davies, Death and the Emperor: Roman Funerary Monuments from Augustus to Marcus Aurelius, Cambridge 2000, 107–109; auch Jean Beaujeu veranschlagt für die Vergöttlichung Hadrians demgemäß »une certaine durée« (Ders., La religion romaine à l’apogée de l’empire, Tome 1: La politique religieuse des Antonins [96–192] [Collection d’études anciennes], Paris 1955, 288 mit Anm. 2). 325 Bereits Willy Hüttl hat in diesem Zusammenhang auf Antoninus Pius (CIL VI 986) und Lucius Verus (CIL VI 991) verwiesen, die beide wohl nur kurze Zeit nach ihrem Tod vergöttlicht worden waren, in ihren Grabinschriften jedoch nicht als divus bezeichnet sind, vgl. Ders., Antoninus Pius, Bd. 1: Historisch-politische Darstellung, Prag 1936, 48f. mit Anm. 81. Als weitere Beispiele wären hier noch Vespasian (CIL VI 40375), Nerva (CIL VI 40376) und Commodus (CIL VI 992) zu nennen; Tiberius (CIL VI 40371) ist nach seinem Tod dagegen nicht vergöttlicht worden. 326 Siehe hierzu grundlegend Chastagnol 1984b; Diefenbach 2007, 181–190; siehe auch Kap. 2.1. 327 ILS 332 (Sipontum): Imp(eratori) Caesari / divi Hadriani f(ilio) / divi Traian(i) Parthic(i) n(epoti) / divi Nervae pron(epoti) / Tito A[elio] / Hadriano A[ntonino] / Aug(usto) Pio pon[t(ifici)] [maximo] / tri(ibunica) pot(estate) co(n)s(uli) [Sipunt(ini)] / publice / d(ecreto) d(ecurionum); ILS 333 (Rom): Imp(eratori) Caesari / divi Hadriani / Aug(usti) filio divi / Traiani Parthici / nep(oti) divi Nervae / pronepoti Tito / Aelio Hadriano / Antonino Aug(usto) Pio / trib(unicia) pot(estate) co(n)s(uli) des(ignato) II / scribae / armamentari(i) / [; siehe hierzu auch Strack 1933, 190. 328 Mattingly 1940, li, verortet die consecratio im September – ohne jedoch eine Begründung hierfür zu liefern: »The decision to consecrate Hadrian was taken in September, 138.« Möglicherweise geht diese Schlussfolgerung dabei auf die Forschungsmeinung zurück, dass Antoninus den Pius-Titel an seinem Geburtstag am 19. September in Anerkennung seiner

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Wenn uns die ursprünglich wohl ausführlichere Darstellung der Auseinandersetzung über die Divinisierung Hadrians durch Cassius Dio auch nur in Form einer Epitome bei Xiphilinos überliefert ist, scheinen hier doch wesentliche Aspekte der Beschaffenheit wie der Hintergründe des Streits zumindest im Groben erkennbar und dementsprechend für eine nähere Analyse geeignet zu sein. So ist der Grund für die senatorische Ablehnung einer Vergöttlichung des Kaisers explizit benannt: Xiphilinos spricht von der Hinrichtung ›hervorragender Männer‹ (ἐπιφανεῖς ἄνδρες). Die hinter dieser Formulierung stehenden Personen sind klar erkennbar: Es handelt sich hierbei um die zu Beginn der Herrschaft Hadrians infolge einer angeblichen Verschwörung gegen den Kaiser hingerichteten Konsulare Avidius Nigrinus, Cornelius Palma, Publilius Celsus und Lusius Quietus sowie den im Jahr 136 ermordeten Schwager des Kaisers, Servianus, und dessen Enkel Fuscus.329 Die Verbindung zwischen dem Tod dieser Männer und der senatorischen Ablehnung einer consecratio Hadrians wird auch an anderer Stelle gezogen und wirkt mit Blick auf die oben behandelte ›Apocolocyntosis‹ plausibel.330 Über die genauen Hintergründe der Hinrichtungen selbst ist uns indes wenig bekannt. Im betreffenden Bericht Cassius Dios wird der Tod der vier Konsulare zu Beginn des Jahres 118 mit deren Macht und Ansehen erklärt, die dem Kaiser hätten gefährlich werden können: καὶ οἱ μὲν ἐν τῇ ἀρχῇ φονευθέντες Πάλμας τε καὶ Κέλσος Νιγρῖνός τε καὶ Λούσιος ἦσαν, οἱ μὲν ὡς ἐν θήρᾳ δῆθεν ἐπιβεβουλευκότες αὐτῷ, οἱ δὲ ἐφ᾽ ἑτέροις δή τισιν ἐγκλήμασιν, οἷα μεγάλα δυνάμενοι καὶ πλούτου καὶ δόξης εὖ ἥκοντες331 Verdienste gegenüber seinem Adoptivvater verliehen bekam, vgl. Hüttl 1936, 53; Sabine Walentowski, Kommentar zur Vita Antoninus Pius der Historia Augusta (Antiquitas Reihe 4. Beiträge zur Historia-Augusta-Forschung, Serie 3: Kommentare 3), Bonn 1998, 186. Christoph Michels geht indes davon aus, dass Hadrian wohl im Herbst des Jahres vergöttlicht worden ist, vgl. Ders. 2018, 55. Auch anhand der für Hadrian ausgegebenen Konsekrationsmünzen lässt sich der Zeitraum nicht enger eingrenzen, siehe hierzu auch Paul L. Strack, Untersuchungen zur römischen Reichsprägung des zweiten Jahrhunderts. Teil III: Die Reichsprägung zur Zeit des Antoninus Pius, Stuttgart 1937, 1–4; Nr. 11f. und 746; BMCRE IV (Antoninus) 32–35; RIC II (Hadrian) (sic) 389A und B (in RIC II-3² aufgrund der Datierung nicht mehr berücksichtigt). 329 Siehe diesbezüglich die entsprechenden Artikel der PIR²: A 1408 (Nigrinus); C 1412 (Palma); P 1049 (Celsus); L 439 (Quietus); I 631 (Servianus); P 198 (Fuscus). 330 Siehe etwa Cass. Dio 69,2,5f.; sowie (phantasievoll) Aur. Vict. Caes. 14,13f. In der Forschung sind zudem noch weitere Gründe für die senatorische Ablehnung der consecratio Hadrians diskutiert worden, vgl. Jocelyn M. C. Toynbee, The Hadrianic School. A Chapter in the History of Greek Art, Cambridge 1934 (ND Rom 1967), 144f.; Luca de Regibus, Antonino Pio (Gli Imperatori Romani 10), Rom 1946, 10f. (beide heben Hadrians Abkehr von der Sonderrolle Italiens gegenüber den Provinzen bzw. die von ihm vorgenommene Einsetzung italischer legati hervor); vgl. Fündling 2006, 1154f. 331 Cass. Dio 69,2,5 – Übersetzung Veh: »Diejenigen, welche am Anfang seiner Regierung getötet wurden, waren Palma, Celsus, Nigrinus und Lusius, und zwar die beiden ersten

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Auch in der Forschung ist der angebliche Anschlag auf das Leben des princeps gemeinhin in Zweifel gezogen worden. Als ausschlaggebend für die Hinrichtung der vier Konsulare wurde stattdessen der Umstand benannt, dass die Opfer vermutlich allesamt entschiedene Gegner der Politik des neuen Kaisers gewesen waren, der sich unmittelbar nach seinem Herrschaftsantritt bewusst und demonstrativ von den Expansionsbestrebungen seines Vorgängers distanzierte und anordnete, die unter Trajan gewonnenen Gebiete teilweise wieder aufzugeben und sich hinter neu befestigte Grenzlinien zurückzuziehen.332 Dieser drastische Politikwechsel stieß in Teilen der Senatorenschaft auf große Ablehnung und dürfte insbesondere bei solchen Senatsvertretern für Unmut gesorgt haben, die maßgeblich an der von Trajan forcierten Politik der Eroberungen beteiligt waren und sich etwa als Befehlshaber an den Grenzen des Reiches profiliert hatten. Nach dem, was wir wissen, waren Nigrinus, Palma, Celsus und Quietus diesem Personenkreis zugehörig.333 Ihre Beseitigung erfolgte dementsprechend in der Absicht, die noch junge und keinesfalls unumstrittene Herrschaft Hadrians zu stabilisieren und sie gegenüber potenziellen oder tatsächlichen Bedrohungen abzusichern.334 wegen eines auf Hadrian während einer Jagd angeblich geplanten Anschlags, die anderen wegen sonstiger Beschuldigungen; , weil sie große Macht besaßen und sich dazu bedeutenden Reichtums und Ansehens erfreuten.« Siehe auch HA Hadr. 7,1. 332 Vgl. Anthony R. Birley, Hadrian. The Restless Emperor, New York 1997, 87–89, der indes nicht ausschließen will, dass es auf der von Cassius Dio erwähnten Jagd nicht tatsächlich zu einer Situation gekommen ist, die später als Anschlagsversuch auf den Kaiser gewertet bzw. dargestellt werden konnte; siehe auch Syme 1958, 244f. 333 Nigrinus war Statthalter in Dakien gewesen, vgl. Werner Eck, Jahres- und Provinzialfasten der senatorischen Statthalter von 69/70 bis 138/139. Erster Teil, in: Chiron 12 (1982), 281– 362, hier 355, 357, 359, 361; Ders., Jahres- und Provinzialfasten der senatorischen Statthalter von 69/70 bis 138/139. Zweiter Teil, in: Chiron 13 (1983), 147–237, hier 186f.; Ioan Piso, Fasti Provinciae Daciae I. Die senatorischen Amtsträger (Antiquitas, Reihe 1: Abhandlungen zur Alten Geschichte 43), Bonn 1993, 19–23; Palma hatte als Statthalter Syriens im Jahr 105/6 Arabien als neue Provinz hinzugewonnen, Cass. Dio 68,14,5; Amm. 14,8,13; Celsus war von Trajan in Rom mit der Aufstellung einer Statue geehrt worden, womit er sich diese Ehrung jedoch verdiente, ist uns nicht weiter überliefert, Cass. Dio 68,16,2; AE 2013, 650; vgl. Werner Eck/Gianfranco Paci/Edvige Percossi Serenelli, Per una nuova edizione dei Fasti Potentini, in: Picus 23 (2003), 51–108; Quietus hatte sich als Kommandant in den beiden Dakerkriegen sowie im Partherkrieg Trajans große Verdienste erworben und war mit der Leitung der Provinz Iudaea beauftragt worden, vgl. Leiva Petersen, Lusius Quietus. Ein Reitergeneral Trajans aus Mauretanien, in: Altertum 14 (1968), 211–217; Karl Strobel, Untersuchungen zu den Dakerkriegen Trajans. Studien zur Geschichte des mittleren und unteren Donauraumes in der Hohen Kaiserzeit (Antiquitas, Reihe 1: Abhandlungen zur Alten Geschichte 33), Bonn 1984, 68–71; Cass. Dio 68,32,3; Amm. 29,5,4. 334 Zumindest für Quietus sind uns Gerüchte über eine mögliche Usurpation überliefert, HA Hadr. 5,8: Lusium Quietum sublatis gentibus Mauris, quos regebat, quia suspectus imperio fuerat, exarmavit Marcio Turbone Iudaeis conpressis ad deprimendum tumultum Mauretaniae destinato. – Übersetzung Hohl: »Weil Lusius Quietus sich des Strebens nach dem

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Für die Plausibilität derartiger Szenarien und gegen die Annahme eines fehlgegangenen Anschlags auf das Leben des Kaisers spricht zudem die Entrüstung der Senatoren über den Tod der Konsulare. Hätte man eine Verschwörung nachweisen oder zumindest glaubhaft machen können, wäre die senatorische Empörung in dieser Situation kaum verständlich und geradezu als feindlich erschienen. Die Beseitigung unliebsamer Personen und potenzieller Konkurrenten stand dagegen auf einem anderen Blatt. Welche Bedeutung Hadrian der offensichtlich immer lauter werdenden Kritik der Senatoren beimaß, zeigt sich daran, dass er sich dazu genötigt sah, zu erklären, er habe die Hinrichtungen nicht angeordnet, wobei er sich dazu verpflichtete, auch künftig keinen Senator mehr zu bestrafen, es sei denn aufgrund eines entsprechenden Urteils des Senats.335 In der ›Historia Augusta‹ findet sich zudem die Bemerkung, dass Hadrian noch in seiner nur kurz vor seinem Tod fertiggestellten und heute leider verlorenen Autobiographie betont haben soll, dass die Hinrichtung der vier Konsulare nicht nur ohne sein Wissen, sondern mehr noch gegen seinen Willen erfolgt sei.336 Die Relevanz derartiger Bekundungen erweist sich nicht zuletzt in Hinblick auf die nach dem Tod des princeps geführte Diskussion über dessen Vergöttlichung.337 Anders gelagert war dagegen der Fall des Iulius Servianus und Pedanius Fuscus. Während die Hinrichtung der vier Konsulare unmittelbar zu Beginn der Herrschaft Hadrians erfolgte, markierte der Tod von Servianus und Fuscus gewissermaßen ihre letzte Phase und hing eng mit der bis dato offenen Frage der Nachfolge des Kaisers zusammen. So unternahm Hadrian im Sommer des Jahres 136 einen Schritt, dessen Hintergründe bis heute im Dunkeln liegen und der schon seinerzeit für einige Spekulationen sorgte: Mit Lucius Ceionius Commodus adoptierte der Kaiser einen der beiden amtierenden Konsuln des Jahres und Thron verdächtig gemacht hatte, entwaffnete ihn Hadrian, indem er ihm das Kommando über seine maurischen Stammeskontingente entzog, und gab Marcius Turbo den Auftrag, nach der Niederwerfung der Juden die Aufstandsbewegung in Mauretanien zu unterdrücken.« Siehe hierzu auch Albino Garzetti, From Tiberius to the Antonines. A History of the Roman Empire AD 14–192, London 1974, 383f.; Fündling 2006, 425–427. Zur zweifelhaften Legitimation Hadrians und deren Anfechtung siehe Elke Merten, Die Adoption Hadrians, in: Adolf Lippold/Nikolaus Himmelmann (edd.), Bonner Festgabe Johannes Straub zum 65. Geburtstag am 18. Oktober 1977, dargebracht von Kollegen und Schülern (Beihefte der Bonner Jahrbücher 39), Bonn 1977, 247–259. 335 Cass. Dio 69,2,6; HA Hadr. 7,2–4. Als Sündenbock fungierte in diesem Zusammenhang Acilius Attianus, der als paefectus praetorio für die Ermordung der Konsulare verantwortlich gemacht wurde, HA Hadr. 9,3. 336 HA Hadr. 7,2. 337 Interessant erscheint hier eine Bemerkung in der ›Historia Augusta‹ (Hadr. 20,3), wonach Marius Maximus in seinem verlorenen Geschichtswerk behauptet hätte, Hadrian habe sich davor gefürchtet, das Schicksal Domitians zu erleiden und deshalb manches gute Werk vollbracht.

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verlieh ihm gemäß seinem neuen Status den Namen Aelius Caesar.338 Das Bemerkenswerte an diesem Vorgang bestand darin, dass der neue Caesar, der nur kurze Zeit nach seiner Adoption aufgrund einer Krankheit versterben sollte,339 keine familiäre Verbindung zum Kaiser aufweisen konnte, obwohl Hadrian durchaus noch männliche Verwandte besaß, die offenbar auch als Nachfolger des Kaisers gehandelt wurden: sein mittlerweile über 90-jähriger Schwager Iulius Servianus sowie dessen Enkel Pedanius Fuscus, der über seine Mutter Iulia Paulina, die Nichte Hadrians, zugleich ein Großneffe des princeps war.340 Wie der Autor der ›Historia Augusta‹ berichtet, sei die Adoption des Ceionius Commodus ›zum allgemeinen Unmut‹ (invitis omnibus) erfolgt, wobei Jörg Fündling diese Formulierung weniger auf den populus als vielmehr auf die »politisch relevanten Personen«341 bezogen sehen möchte, die der Adoption aus

338 In diesem Zusammenhang ist in der ›Historia Augusta‹ (Hadr. 23,10; Ael. 5,1) beispielsweise davon die Rede, dass Ceionius Commodus sich lediglich durch seine Schönheit als Adoptivsohn Hadrians empfohlen habe; an anderer Stelle (HA Ael. 3,8) wird zudem von einer geheimen Abmachung zwischen ihm und dem Kaiser berichtet. Auch in der Forschung wurde und wird über die Hintergründe der Adoption viel spekuliert. Zu nennen ist hier etwa die von Jérôme Carcopino aufgebrachte Idee, wonach Ceionius Commodus der uneheliche Sohn Hadrians gewesen sei, vgl. Ders., L’hérédité dynastique chez les Antonins, in: REA 51 (1949), 262–321; Ders., Passion et politique chez les Césars, Paris 1958, 143–222; Ders., Encore la succession d’Hadrien, in: REA 67 (1965), 67–79; Edward Champlin, Hadrian’s Heir, in: ZPE 21 (1976), 79–89; siehe dagegen u. a. Ronald Syme, Ummidius Quadratus, capax imperii, in: HSCPh 83 (1979), 287–310. Auch die Idee, wonach die Adoption einen Versuch des Kaisers dargestellt hätte, die Hinrichtung von Avidius Nigrinus, dem Stief- und Schwiegervater des Ceionius Commodus, im Nachhinein wiedergutzumachen, sei hier zumindest erwähnt, vgl. Syme 1958, 601; Stefan Priwitzer, Faustina minor – Ehefrau eines Idealkaisers und Mutter eines Tyrannen. Quellenkritische Untersuchungen zum dynastischen Potential, zur Darstellung und zu Handlungsspielräumen von Kaiserfrauen im Prinzipat (Tübinger Althistorische Studien 6), Bonn 2009, 17–19; siehe hierzu auch HA Hadr. 23,10. Abwegig erscheint darüber hinaus der Gedanke, dass Hadrian im Wissen um den schlechten Gesundheitszustand des Ceionius Commodus dessen baldigen Tod bewusst in Kauf genommen hätte, vgl. Hans-Georg Pflaum, Le règlement successoral d’Hadrien, in: Historia-Augusta-Colloquium Bonn 1963 (Antiquitas, Reihe 4: Beiträge zur Historia-Augusta-Forschung 2), Bonn 1964, 95–122, hier 96, 100 und 103; Birley 1997, 289f. Zur Adoption und Ernennung zum Caesar siehe Cass. Dio 69,17,1; HA Hadr. 23,10–13. Zur Nachfolgeregelung Hadrians siehe allgemein Anthony R. Birley, Hadrian to the Antonines, in: Alan K. Bowman/Peter Garnsey/Dominic Rathbone (edd.), The Cambridge Ancient History XI: The High Empire, A.D. 70–192, 2. Auflage, Cambridge 2000, 132–194, hier 146– 149; Michels 2018, 22–45. 339 Cass. Dio 69,17,1; HA Hadr. 23,10–16; siehe auch HA Ael. 3,1; 3,7; 6,2f. Zur Person des Ceionius Commodus, der nach seiner Adoption durch Hadrian als Lucius Aelius Caesar bekannt wurde, siehe PIR² C 605; vgl. Fündling 2006, 1027–1039. 340 Vgl. PIR² I 631 (Servianus); sowie PIR² P 198 (Fuscus). Die Befähigung der beiden zur Herrschaft wird von den antiken Autoren verschiedentlich hervorgehoben, siehe etwa Cass. Dio 69,17,3; Plin. epist. 6,26. 341 Fündling 2006, 1036.

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verschiedenen Gründen ablehnend gegenüberstanden.342 Wohl im Laufe des Jahres 137 scheint es dabei zu einer nicht näher greifbaren Verschwörung gegen den princeps gekommen zu sein, in deren Folge Fuscus hingerichtet und Servianus offenbar zum Selbstmord gezwungen wurde.343 Cassius Dio sieht den Grund ihres Todes dabei explizit in ihrer angeblichen Mißbilligung (ἀγανακτήσαντας ἐπὶ τούτῳ) der Adoption und auch in der ›Historia Augusta‹ ist das Ende der beiden hiermit direkt verknüpft.344 Besonders das Schicksal des greisen und hoch angesehenen Servianus hat dabei einen gewissen Eindruck erzielt: In der Schilderung Cassius Dios soll Servianus angesichts seines von Hadrian aufgezwungenen bevorstehenden Selbstmords den Kaiser mit einem Fluch belegt haben, wonach dieser dereinst seinen Tod herbeisehnen möge, aber nicht sterben können solle.345 Der spätere Leidensweg Hadrians mitsamt einigen vergeblichen Selbstmordversuchen sowie einem qualvollen Tod dürfte vor diesem Hintergrund auch auf die Senatoren eine nicht unerhebliche Wirkung ausgeübt haben, sodass das Schicksal des Kaisers als Hybris gewertet werden konnte.346 Auch wenn die Empörung der Senatoren über die Hinrichtung ihrer Standesgenossen verständlich und somit eine gewisse Reserve gegenüber der consecratio Hadrians durchaus erwartbar war, mag doch erstaunen, in welcher Deutlichkeit und Vehemenz man sich offenbar gegen die posthume Erklärung des Kaisers zum Staatsgott aussprach.347 Allein die Tatsache der einzigartigen 342 HA Hadr. 23,11: Adoptavit ergo Ceionium Commodum Verum invitis omnibus eumque Aelium Verum Caesarem appellavit. – Übersetzung Hohl: »Hadrian adoptierte also zu allgemeinem Mißvergnügen den Ceionius Commodus Verus und nannte ihn Aelius Verus Caesar.« Siehe hierzu Fündling 2006, 1035–1037. 343 Cass. Dio 69,2,6; 69,17,1; HA Hadr. 15,8; 23,2f.; 23,8; 25,8; vgl. Birley 1997, 291f. 344 Cass. Dio 69,17,1; HA Hadr. 23,2f. 345 Cass. Dio 69,17; vgl. Fündling 2006, 1018. 346 Cass. Dio 69,22; HA Hadr. 11f.; 24,8; vgl. Fündling 2006, 1089f., der die Meinung vertritt, Hadrian hätte sich mit seinem offen verfolgten Todeswunsch für eine Vergöttlichung disqualifiziert; siehe auch Champlin 1976, 79f. 347 Die Frage, inwiefern Antoninus die Auseinandersetzung um die Vergöttlichung seines Adoptivvaters bereits absehen konnte, wird in der Forschung ganz unterschiedlich beantwortet. Insbesondere der in der ›Historia Augusta‹ enthaltene Bericht (HA Hadr. 25,6f.; 27,3; vgl. Artem. 1,26), wonach Antoninus die sterblichen Überreste Hadrians zunächst nicht nach Rom überführen, sondern stattdessen in Puteoli auf einem ehemaligen Landsitz Ciceros beisetzen ließ, wurde dabei als Hinweis darauf gedeutet, dass er bereits unmittelbar nach dem Tod des Herrschers von einer Auseinandersetzung ausging und dementsprechend auf eine Überführung nach Rom verzichtete, vgl. Harriet I. Flower, The Art of Forgetting. Discgrace and Oblivion in Roman Political Culture (Studies in the History of Greece and Rome), Chapel Hill 2006, 272: »In other words, the heated nature of the debate over Hadrians’s memory does not seem to have come as a surprise to Antoninus.« Ähnlich auch Hüttl 1936, 47f.; sowie Jong/Hekster 2008, 89f. Fündling 2008, 33, dagegen vermutet, dass Antoninus sehr wohl vom Widerstand der Senatorenschaft gegen die Divinisierung Hadrians überrascht war, die Bestattung des Verstorbenen in Puteoli zweifelt er demgemäß an, vgl. ebd., 1107–1109; ähnlich schon John H. D’Arms, Romans on the Bay of Naples. A

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Überlieferung dieser Episode macht deutlich, wie sichtbar sich die Konfliktlinien in dieser Situation auch in einer Öffentlichkeit abgezeichnet haben müssen, die weit über den Kreis der eigentlichen Akteure hinausging; auch die ›öffentlichkeitswirksame‹ Verleihung des Pius-Titels an Antoninus wenig später stellt sich – wie noch zu zeigen sein wird – diesbezüglich äußerst bezeichnend dar. Der in aller Deutlichkeit kommunizierte Widerstand der Senatoren gegen die Divinisierung des Kaisers überrascht umso mehr, wenn man sich vor Augen hält, wie groß das Anliegen des Antoninus gewesen sein muss, seinen Vorgänger und Adoptivvater unter die Staatsgötter erheben zu lassen.348 Nur wenige Wochen nach dem Tod des ursprünglich von Hadrian als Nachfolger vorgesehenen Ceionius Commodus war Antoninus am 25. Februar 138 vom Kaiser adoptiert und zugleich zum Caesar ernannt worden.349 Auch die Hintergründe dieser Adoption, über die schon die Zeitgenossen spekulierten, sind bis heute nicht ganz geklärt.350 Die Tatsache, dass der zum Zeitpunkt der Adoption bereits 51-jährige Antoninus gemäß dem Vorbild des Augustus seinerseits den erst kürzlich volljährig gewordenen Marcus Annius Verus sowie den noch minderjährigen Sohn des verstorbenen Ceionius Commodus zu adoptieren hatte, legt den Gedanken nahe, dass Antoninus in dieser Konstellation lediglich die Rolle eines Platzhalters zugedacht war.351 Wie schon zuvor im Falle des Ceionius Commodus scheint auch die kaiserliche Annahme des Antoninus an Sohnes statt in Teilen der Senatorenschaft für Unmut gesorgt zu haben, was nicht zuletzt damit zusammenhing, dass einige Senatsvertreter sich ebenfalls Hoff-

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Social and Cultural Study of the Villas and Their Owners from 150 B.C. to A.D. 400 (Loeb Classical Monographs), Cambridge, MA 1970, 104f. Chantraine 1980, 82, Davis 2000, 35, sowie Hekster 2009, 108, gehen indes davon aus, dass Hadrian deshalb in Puteoli beigesetzt wurde, da sein Grabmal in Rom, das Mausoleum Hadriani, zum Zeitpunkt seines Todes schlicht noch nicht fertiggestellt war; siehe auch Diefenbach 2007, 185 mit Anm. 397. Gesche 1978a, 381, kommt angesichts der Umstände der Auseinandersetzung um die consecratio Hadrians zu dem Schluss, »daß die Divinisierung des Vaters/Vorgängers als Teil, ja als eine unverzichtbare Grundlage der Herrschaftslegitimation des Sohnes/neuen Princeps gewertet wurde.« Christiane Kunst sieht indes mit Blick auf die Vorgänge des Jahres 138 in der Initiative und Durchsetzung der consecratio den »entscheidenden Akt, sich als neuer Herrscher zu legitimieren« (Dies., Der Leichnam des Princeps zwischen Consecratio und Damnatio, in: Potestas 1 [2008], 79–100, hier 86). HA Pius 4,6f.; vgl. Walentowski 1998, 177f. Zum Datum siehe Peter Herz, Kaiserfeste in der Prinzipatszeit, in: ANRW II 16.2 (1978), 1135–1200, hier 1172f. mit Anm. 257. Vgl. Birley 1997, 289f.; Hekster 2001, 42–44. Ginette di Vita-Évrard geht gar von einer direkten verwandtschaftlichen Beziehung zwischen Antoninus und Hadrian aus, die sich anhand der Quellen allerdings nicht erschließt, vgl. Dies, La famille de l’empereur: Pour de nouveaux ›mémoire d’Hadrien‹, in: Jacques Charles-Gaffiot/Henri Lavagne (edd.), Hadrien. Trésors d’une villa impériale, Mailand 1999, 26–36, bes. 32. Vgl. Michels 2018, 22–45; Wolfgang Havener, Eckstein oder Platzhalter? Antoninus Pius und seine Stellung im Rahmen der ›Dynastie‹ der Adoptivkaiser, in: Gymnasium 125,3 (2018), 221–249.

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nungen auf die Nachfolge des Kaisers gemacht hatten und sich nun schlicht übergangen fühlten.352 Die Vergöttlichung Hadrians und das sich hieraus ergebende numinose Kapital eines divi filius erhielten aus Sicht des Antoninus, der sich selbst in seiner Stellung als princeps lediglich auf die Adoption durch Hadrian berufen konnte, eine umso größere Bedeutung. Angesichts dieser Ausgangslage stellt sich die Frage, wie es im Jahr 138 überhaupt zu einer solch offen geführten Auseinandersetzung über die consecratio des Verstorbenen kommen konnte. In den Quellen wird hierüber nichts berichtet. Die von den antiken Autoren betonte Erregung der Senatoren könnte jedoch darauf hindeuten, dass die nur kurze Zeit vor dem Tod Hadrians angeordneten Hinrichtungen von Servianus und dessen Neffen keineswegs vergessen, sondern nach wie vor äußerst präsent waren. In der Rückschau der Ereignisse könnte die Herrschaft des princeps unter dem Eindruck der verhältnismäßig frischen Bluttaten, die in ihrer Konsequenz noch die Erinnerung an die zu Beginn erfolgten Ermordungen der vier Konsulare wachriefen, als Herrschaft eines Tyrannen empfunden worden sein, wobei diese Meinung sicherlich nicht von allen Senatsvertretern gleichermaßen geteilt wurde.353 Dennoch lassen die antiken Berichte keinen Zweifel daran, dass es zumindest eine kritische Masse an Senatoren gegeben hat, die ihren Unmut über den verstorbenen Herrscher klar vernehmbar äußerte, sodass sich Antoninus zum Handeln gezwungen sah.354 Über die konkrete Rolle des Adoptivsohns und Nachfolgers Hadrians in dieser Situation lässt sich nur spekulieren. Willy Hüttl hat in diesem Zusammenhang 352 HA Hadr. 24,6: Antonini adoptionem plurimi tunc factam esse doluerunt – Übersetzung Hohl: »Viele bedauerten damals den Vollzug der Adoption des Antoninus«. Namentlich genannt ist in diesem Zusammenhang etwa der praefectus urbi Lucius Catilius Severus Iulianus Claudius Reginus (PIR² C 558), der, nachdem seine Thronabsichten bekannt geworden waren, umgehend von seinem Posten entfernt wurde, siehe HA Hadr. 24,6f. Zur Einordnung des Falls und den möglichen Hintergründen des Widerstands gegen die Adoption des Antoninus siehe im Einzelnen Michels 2018, 40f. 353 Im Rahmen der Geschichtsschreibung wird die Herrschaft Hadrians (in Kenntnis mancher Untaten) durchaus positiv gesehen, siehe hierzu etwa exemplarisch Cass. Dio 69,20,2: οὗτος ἐμισήθη μὲν ὑπὸ τοῦ δήμου, καίτοι τἆλλα ἄριστα αὐτῶν ἄρξας, διά τε τοὺς πρώτους καὶ τοὺς τελευταίους φόνους ἅτε καὶ ἀδίκως καὶ ἀνοσίως γενομένους – Übersetzung Veh: »Trotz seiner im allgemeinen ganz trefflichen Regierung wurde Hadrian vom Volke gehaßt, und zwar wegen der Mordtaten zu Beginn und am Ende seiner Herrschaft; denn sie widersprachen Recht und Gottesfurcht.« 354 Clauss 2001, 140, sieht in der senatorischen Ablehnung der Vergöttlichung des Kaisers gar den Ausdruck einer grundsätzlichen Haltung zur Zeit Hadrians: »Aus der Regierungszeit Hadrians erhalten wir eine Reihe von Hinweisen darauf, daß der Senat offensichtlich nicht in dem Maß wie unter einigen früheren Herrschern bereit war, Menschen zu divinisieren, um dadurch ihre Konsekration zu ermöglichen.« Die hiernach genannten Beispiele des Antinoos und des Lucius Aelius Caesar (ebd., 140–142) sind mit dem Fall Hadrians aber kaum vergleichbar.

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erklärt, die Senatorenschaft habe im Wesen des Antoninus den Ausdruck einer »neuen Auffassung des Prinzipates« erkannt und sei dementsprechend durch die »Milde seines Charakters«355 darin bestärkt worden, gegen das Andenken Hadrians vorzugehen. In der Tat könnte Antoninus, sei es infolge einer zunächst ausgebliebenen klaren Stellungnahme oder aber infolge einer missverstandenen Demonstration von civilitas, ein Klima geschaffen haben, das die Senatoren dazu ermutigt hatte, ihren Unmut gegenüber dem Verstorbenen und die Ablehnung seiner Erklärung zum divus laut zu äußern.356 Entscheidener als das dürfte aber sicher die »fragliche Akzeptanz des kurzfristig als Notlösung auserkorenen neuen Princeps«357 in Rom gewesen sein, die Antoninus zunächst als schwach erscheinen ließ und somit auch (offenen) Widerspruch zur posthumen Erhebung Hadrians unter die Staatsgötter möglich machte. Nachdem die Senatoren ihr Votum abgegeben und sich hiermit klar gegen die Divinisierung des Verstorbenen ausgesprochen hatten, sah sich Antoninus zu einem Schritt gezwungen, der dem heutigen Betrachter dramatisch erscheinen mag.358 Folgt man der Epitome des Xiphilinos, habe sich der Kaiser in einer Rede ›unter Tränen und Wehklagen‹ (δακρύων καὶ ὀδυρόμενος) an die Senatsvertreter gewandt und folgende Schlussworte formuliert:359 οὐδὲ ἐγὼ ἄρα ὑμῶν ἄρξω, εἴγε ἐκεῖνος καὶ κακὸς καὶ ἐχθρὸς ὑμῖν καὶ πολέμιος ἐγένετο: πάντα γὰρ δῆλον ὅτι τὰ πραχθέντα ὑπ᾽ αὐτοῦ, ὧν ἓν καὶ ἡ ἐμὴ ποίησίς ἐστι, καταλύσετε.360

355 Beides Hüttl 1936, 47. 356 So lässt sich hier an ein Szenario denken, das bereits im Frühen Prinzipat anlässlich von Herrschaftsantritten mehr oder weniger üblich geworden war, nämlich die Demonstration von civilitas durch den neuen princeps, vgl. Andrew Wallace-Hadrill, Civilis Princeps: Between Citizen and King, in: JRS 72 (1982), 32–48. Die hiermit einhergehende Herausforderung bringt Timpe 2011, 157, auf den Punkt: »Im 1. Jahrhundert verlangte die monarchische Stellung ein virtuoses, kaum zu leistendes Rollenspiel zwischen überzeugend dargestellter republikanischer civilitas und zurückhaltend-wirksam praktizierter auctoritas, das mit sehr verschiedenem Erfolg, aber immer weitreichenden Konsequenzen gespielt wurde.« 357 Michels 2018, 54. 358 Guido Migliorati spricht in diesem Kontext von einer »drammatica scena«, deren Authentizität er infrage stellt, ohne dies jedoch überzeugend begründen zu können (vgl. Ders., Cassio Dione e l’impero romano da Nerva ad Antonino Pio. Alla luce dei nuovi documenti, Mailand 2003, 372f.). Hüttl 1936, 48, spricht überhaupt von einer »dramatisch bewegten Senatssitzung«. 359 Cass. Dio 70,1,1. 360 Cass. Dio 70,1,2f. – Übersetzung Veh: »Nun, dann will ich auch nicht euer Kaiser sein, wenn jener euch als Übeltäter, Gegner und Staatsfeind erschien; denn dann werdet ihr offensichtlich auch seine sämtlichen Maßnahmen für ungültig erklären, wozu auch meine Adoption zählt.« Die Frage, inwiefern diese Worte dabei auch tatsächlich so gesprochen wurden, ist angesichts des zeitgenössischen Diskurses, der sich in ihnen greifen lässt, unerheblich, vgl. Michels 2018, 51.

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Die von Cassius Dio bzw. Xiphilinos hervorgehobene Emotionalität der Rede ist dabei wohl kaum mit einem spontanen Gefühlsausbruch des Antoninus zu erklären, sondern vielmehr als Mittel des princeps zu sehen, die Ernsthaftigkeit seines Anliegens gegenüber den Senatoren unmissverständlich zum Ausdruck zu bringen.361 Die vom Kaiser gewählten Worte erscheinen dabei in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Zunächst ist auffällig, dass Antoninus den senatorischen Widerstand gegen die Vergöttlichung Hadrians offensichtlich als Versuch deutet, dem Verstorbenen nicht nur den Status als divus zu verwehren, sondern ihn darüber hinaus gar zum hostis, d. h. zum Feind der res publica, erklären und ihn demgemäß mit Memoriastrafen belegen zu wollen. Auch wenn sich eine solche Absicht aus den antiken Quellen keineswegs erschließen lässt, ist man dieser Gedankenkette auch in der Forschung immer wieder gefolgt:362 »Versagung der Divinisierung war identisch mit der damnatio memoriae und der folgenden rescissio actorum geworden«363, resümiert etwa Heinrich Chantraine und bringt hiermit eine Vorstellung zum Ausdruck, die ihren Ursprung mehr in einer retrospektiven Betrachtung der historischen Entwicklung als in einer zeitgenössischen Wahrnehmung der Ereignisse hat.364 Eine besondere Wirkungskraft hat in diesem Zusammenhang das von Friedrich Vittinghoff geprägte Paradigma entfaltet, wonach im zweiten Jahrhundert überhaupt nur die Antithese divushostis denkbar gewesen sei: »Erst mit dem Selbstverständlichwerden der Kaiserapotheose hängt die Ausprägung der Antithese divus-hostis eng zusammen: Im 2. Jahrhundert ist jeder tote Herrscher entweder Gott oder Staatsfeind.«365 Die Argumentation des Antoninus erscheint vor diesem Hintergrund bezeichnend. Durch die Ablehnung der Vergöttlichung Hadrians, der er die Bedeutung einer hostis-Erklärung beimisst, würden folglich die acta des Verstorbenen kassiert und somit auch seine eigene Adoption im Nachhinein für ungültig erklärt werden. Geht man tatsächlich von einer solchen Kausalität aus, müsste man in der Haltung der Senatoren nicht weniger als einen direkten Angriff auf den neuen Kaiser erkennen. Wie in der Forschung herausgearbeitet wurde, hat 361 Vgl. Judith Hagen, Die Tränen der Mächtigen und die Macht der Tränen. Eine emotionsgeschichtliche Untersuchung des Weinens in der kaiserzeitlichen Historiographie (Altertumswissenschaftliches Kolloquium 25), Stuttgart 2017, 88, 154f. und 162; Michels 2018, 46. 362 Siehe exemplarisch Hüttl 1936, 47; Vittinghoff 1936, 87f.; Fritz Taeger, Charisma. Studien zur Geschichte des antiken Herrscherkultes, Bd. 1, Stuttgart 1960, 384; Rémy 2005, 120; Flower 2006b, 272. 363 Chantraine 1988, 75. 364 Es sei in diesem Zusammenhang darauf verwiesen, dass bereits die Verhältnisse der severischen Zeit, in der Cassius Dio schrieb, es nötig machten, das für die Zeitgenossen offenbar seltsam anmutende Schicksal der Kaiser Tiberius und Caligula zu erklären, die beide nach ihrem Tod weder unter die römischen Staatsgötter aufgenommen noch zu Staatsfeinden erklärt bzw. mit Memoriastrafen belegt worden waren, Cass. Dio 60,4,6. 365 Vittinghoff 1936, 84; siehe auch Wesch-Klein 1993, 37 mit Anm. 244.

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ein solcher Rechtsanspruch durch Adoption allerdings nie bestanden.366 Wenn dieses (pseudo-)rechtliche Argument jedoch offensichtlich keines war, bleibt zu fragen, warum Antoninus hierauf überhaupt zurückgriff. Die Antwort auf diese Frage liegt dabei in der sich aus den Paradoxien des Prinzipatssystems ergebenden komplexen und in einem hohen Grad verschlüsselten Kommunikation zwischen princeps und Senat begründet.367 Demgemäß könnte das Argument lediglich vorgeschoben worden sein, während die eigentlichen Bedenken des Kaisers auf einer anderen Ebene lagen, nämlich auf der ideellen. Mit dem Beschluss der consecratio wäre die divinitas des Verstorbenen durch den Senat offiziell anerkannt worden. Sämtliche vom princeps zu Lebzeiten getroffenen Entscheidungen wären im Rückblick somit die eines Gottes gewesen – inklusive der Adoption bzw. Designation des Nachfolgers. Als divi filius durfte Antoninus demnach als optimus, als bester – weil von einem Staatsgott auserkorener – Kandidat für den Kaiserthron gelten. Der Senatorenschaft konnte jedoch nicht daran gelegen sein, sich auf diese ideelle Verknüpfung einzulassen, hätte dies doch bedeutet, dass es ihr unmöglich gemacht worden wäre, posthum gegen einen Kaiser vorzugehen, der zum Zeitpunkt seines Todes einen Nachfolger hatte positionieren können. Das Problem bestand dabei darin, dass den Senatoren hiermit ein äußerst wirkmächtiges Mittel genommen worden wäre, den princeps angesichts des Szenarios einer posthum ausbleibenden consecratio oder – noch schlimmer – einer Erklärung zum Staatsfeind auf ein zu Lebzeiten gutes und eine Vergöttlichung rechtfertigendes Verhalten zu verpflichten. In dieser Perspektive war es durchaus möglich, auch als Nicht-divi filius ein optimus sein zu können. So versuchten sich die Senatoren dem Vorwurf zu entziehen, wonach das Ausbleiben der consecratio des verstorbenen Kaisers zugleich als (schlechtes) Urteil über dessen Nachfolger zu verstehen sei. Erst vor diesem Hintergrund wird auch verständlich, weshalb im Falle Hadrians (offen) über die Eignung des Verstorbenen zum Staatsgott diskutiert werden konnte und wurde, obwohl ein designierter Nachfolger bereitstand.368 In der Darstellung Cassius Dios wollte Antoninus hierauf nicht eingehen. Um den Konflikt nicht offen ausbrechen zu lassen, wies er lediglich darauf hin, dass durch das Ausbleiben der consecratio bzw. die hostis-Erklärung seines verstor366 Vgl. Vittinghoff 1936, 88f.; Gesche 1978a, 381 mit Anm. 9; Clauss, 2001, 144; siehe grundlegend Herbert Nesselhauf, Die Adoption des römischen Kaisers, in: Hermes 83,4 (1955), 477–495 (in Bezug auf die Adoption des Antoninus durch Hadrian: bes. 488f. mit Anm. 2), wobei alle Autorinnen und Autoren die normative Dimension des Adoptionsaktes hervorheben. 367 Siehe hierzu Michels 2018, 77: »Die Notwendigkeit für Antoninus Pius, die Apotheose seines Vorgängers sicherzustellen, zeigt wiederum die Widersprüchlichkeit des Prinzipatssystems auf.« 368 Vgl. Michels 2018, 52.

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benen Vorgängers auch seine Adoption und somit die Rechtmäßigkeit der Thronfolge infrage gestellt bzw. aufgehoben worden wäre. Das Verschweigen bzw. Übergehen der eigentlichen Bedenken wäre demnach so zu verstehen, dass der neue princeps den Widerstand der Senatorenschaft gegen die Vergöttlichung Hadrians zumindest nach außen hin nicht als Angriff auf seine eigene Person wertete. Antoninus ließ sich somit gar nicht auf den Diskurs ein, wonach er als Adoptivsohn und designierter Nachfolger eines nicht vergöttlichten bzw. zum hostis erklärten Kaisers zugleich selbst als malus princeps erscheinen konnte. Hierin zeigt sich der hohe Grad der Verschlüsselung, von der wir innerhalb der Kommunikation zwischen Kaiser und Senat auszugehen haben: Beide Seiten sprachen das eigentliche Problem der ausgeführten ideellen Implikationen nicht offen an, sondern verlegten die Auseinandersetzung stattdessen auf eine andere Ebene – ohne jedoch den Kern der Sache aus den Augen zu verlieren. Die von Antoninus ausgesprochene Rücktrittsandrohung für den Fall, dass der Verstorbene nicht unter die römischen Staatsgötter erhoben werde, markiert schließlich den Wendepunkt der Auseinandersetzung. Schon der Umstand, dass eine solche Mahnung überhaupt (wirksam) ausgesprochen werden konnte, impliziert, dass Antoninus die Herrschaft zum Zeitpunkt der überlieferten Rede bereits sehr wohl angetreten haben musste, und führt somit einmal mehr die Fadenscheinigkeit der zuvor vorgebrachten juristischen Argumentation vor Augen. Angesichts der so exponierten Konfrontationsstellung sahen sich die Senatoren zum Handeln gezwungen: So wählte man am Ende einen Lösungsweg, der zu einem Ergebnis führte, das für beide Seiten gleichermaßen annehmbar war und in besonderer Weise geeignet schien, den zuvor offenbar gewordenen Widerspruch der Parteien aufzulösen.

3.4.2. Der Lösungsweg Die komplizierte Ausgangslage des Jahres 138 lässt sich wie folgt rekapitulieren: Im Zusammenwirken verschiedener Faktoren war es zu einer offenen Debatte darüber gekommen, ob der verstorbene Hadrian unter die Staatsgötter zu erheben sei oder nicht. Unter dem Eindruck der jüngsten Bluttaten wurden dabei auf senatorischer Seite Stimmen laut, die sich entschlossen gegen eine consecratio aussprachen und den neuen princeps, der angesichts des Umstands, dass er seine Stellung lediglich seiner Adoption durch Hadrian zu verdanken hatte, in Bedrängnis brachten. Die hiernach von Antoninus ausgesprochene Rücktrittsandrohung für den Fall, dass der verstorbene Vorgänger nicht divinisiert werden sollte, machte die Konfrontationsstellung schließlich manifest. Die nun folgenden Betrachtungen bzw. Überlegungen zum Fortgang der Ereignisse müssen vor dem Hintergrund ebenjener Ausgangslage gelesen werden,

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wobei hier noch zu betonen ist, dass die genannten Akteure ihrem Gegenüber aus unterschiedlichen Gründen nicht bzw. nicht ohne Weiteres nachgeben konnten. Während der Senat mit der Aufgabe seines Widerstands gegen die Divinisierung Hadrians nicht weniger als seine Integrität und Glaubwürdigkeit aufs Spiel gesetzt hätte, musste Antoninus befürchten, bereits zu Beginn seiner Herrschaft eine empfindliche politische Niederlage davonzutragen.369 Die Sorge eines Gesichtsverlustes war nicht zuletzt dadurch bedingt, dass die umschriebene Konfrontationsstellung zwischen Kaiser und Senat aus nicht näher bekannten Gründen öffentlich geworden war.370 Angesichts des Umstands, dass Hadrian letztendlich doch (noch) unter die Staatsgötter erhoben worden ist, bleibt zu fragen, inwiefern man sich schließlich auf die consecratio einigen konnte und hiermit zu einem für beide Konfliktparteien tragbaren Arrangement gefunden hat. In der Forschung ist in diesem Zusammenhang verschiedentlich erklärt worden, Antoninus habe die Vergöttlichung seines Adoptivvaters gegen den ausdrücklichen Willen der Senatoren durchsetzen und den hierum ausgetragenen Streit dementsprechend »mit einem vollen Sieg«371 für sich entscheiden können.372 Im Rahmen seiner Arbeit zu den kaiserlichen Begräbnis- und Konsekrationsfeiern hat Simon Price zudem den Versuch unternommen, die Ereignisse des Jahres 138 mit denen des Jahres 37 in Beziehung zu setzen: Während es der Senatorenschaft nach dem Tod des Tiberius noch möglich gewesen sei, die consecratio des Verstorbenen gegen den ausdrücklichen Willen seines Nachfolgers Caligula zu verhindern, sei dies angesichts der veränderten politischen Verhältnisse des zweiten Jahrhunderts nach dem Ableben Hadrians gegenüber Antoninus schon nicht mehr machbar gewesen.373 Auch wenn die Vergleichbarkeit dieser beiden Fälle schon aufgrund der oben skizzierten, völlig andersartigen Ausgangslage nach dem Tod des Tiberius mehr als fraglich erscheint, bleibt doch der Eindruck festzuhalten, dass Antoninus gelungen sei, was Caligula noch verwehrt geblieben war.374 369 Zur Thematik der Glaubwürdigkeit des Senats siehe auch Sen. apocol. 11,3f. 370 Nur so wird auch die öffentlichkeitswirksame Lösung verständlich, auf die man sich schließlich einigte, sowie die Tatsache der literarischen Überlieferung dieser Episode. 371 Hüttl 1936, 48. Ähnlich auch Mattingly 1940, li: »Antoninus had won his way in the end and Hadrian was consecrated and became ›Divus Hadrianus Augustus‹.« 372 Armin Eich spricht indes davon, dass die Senatoren angesichts der Rücktrittsdrohung des Antoninus »resigniert ihren Hass zurück[stellten]« und Hadrian unter die Staatsgötter erhoben (vgl. Ders., Die römische Kaiserzeit. Die Legionen und das Imperium [C.H. Beck Geschichte der Antike], München 2014, 144). 373 Vgl. Price 1987, 86 und 92f. 374 Vgl. Vittinghoff 1936, 86f.; Patrick Kragelund, Galba’s pietas, Nero’s Victims and the Mausoleum of Augustus, in: Historia 47,2 (1998), 152–173, hier 154f.; Flower 2006b, 273. Mitunter wird Antoninus in diesem Zusammenhang gar das Verdienst zugesprochen, mit seiner Durchsetzung der Vergöttlichung Hadrians gleichsam den Präzedenzfall für die

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Wie problematisch es aber ist, eine derartig einseitige, gewissermaßen auf dem Diktat des neuen princeps beruhende Durchsetzung des Konsekrationsbeschlusses Hadrians anzunehmen, wird deutlich, wenn man sich vor Augen hält, dass auch Antoninus ein großes Interesse daran haben musste, den Eindruck einer senatorischen Niederlage zu vermeiden. In Hinblick auf die Akzeptanz seiner Herrschaft war er (wie jeder andere princeps auch) auf ein gutes Verhältnis zu den Senatoren angewiesen, das in seinem Fall angesichts seiner angreifbaren Position als Thronfolger Hadrians umso wichtiger schien.375 Auch der Einsatz von militärischer Gewalt – ein Szenario, das sich bei Cassius Dio zumindest als Drohkulisse angedeutet findet – dürfte dem Anliegen des Antoninus kaum gedient haben.376 Mit Blick auf die consecratio selbst war es zudem unerlässlich, dass die Integrität bzw. Autorität des beschlussfassenden Gremiums gewahrt blieben: Nur auf diese Weise waren die Rechtmäßigkeit der Vergöttlichung und somit auch ihre politische Wirksamkeit für den Nachfolger gewährleistet. Die Divinisierung Hadrians konnte vor diesem Hintergrund kaum derart umgesetzt werden, dass man die außerordentlichen Verdienste des Verstorbenen hervorhob und ihn gemäß dem meritokratischen Gedanken der Apotheose in Anerkennung seiner göttlichen Leistungen unter die römischen Staatsgötter erhob. Ein allzu plötzliches Abrücken von den im Vorfeld deutlich geäußerten Anschuldigungen durch die Senatsvertreter wäre nur schwer zu vermitteln gewesen. Die Hinrichtungen der vier Konsulare sowie die Schicksale von Servianus und Fuscus waren allgemein bekannt und zuletzt offensichtlich nochmals prominent in den öffentlichen Fokus gerückt worden, sodass die Vorwürfe gegen den Verstorbenen nicht ohne Weiteres relativiert oder gar zurückgenommen werden konnten. Einen Eindruck davon, wie abwegig und absurd eine solche Unternehmung wirken musste, vermittelt dabei eine Episode bei Aurelius Victor, der berichtet, dass die auf Befehl Hadrians hingerichteten Senatoren nach dessen späteren consecrationes des zweiten Jhs. geschaffen zu haben, vgl. Flower 2006b, 281 (»defining moment of that Antonine age«); siehe auch Wesch-Klein 1993, 36. Zum Fall des Tiberius siehe Kap. 3.1. 375 Dass auch Antoninus im Laufe seiner Herrschaft mit verschiedenen Wider- bzw. Aufständen konfrontiert war, soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, jedoch scheinen sich diese ›im Rahmen‹ gehalten zu haben. Während sich etwa Lucius Catilius Severus (PIR2 C 558) als praefectus urbi bereits gegen seine Adoption gestellt hatte und hiernach auf Befehl Hadrians abberufen und getötet wurde (HA Hadr. 24,6–8), soll Titus Atilius Rufus Titianus (PIR² A 1305) ihm später gar die Herrschaft streitig gemacht haben (HA Pius 7,3; vgl. HA Hadr. 15,6), woraufhin man seinen Namen in den fasti Ostienses eradierte (FOst Mb 10). Am 15. September des Jahres 145 verurteilte der Senat außerdem Cornelius Priscianus (PIR² C 1418), quod provinciam Hispaniam hostiliter [inq]uietaverit (FOst Pa 6–8); vgl. Michels 2018, 114–123. 376 Michels 2018, 54, weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der Einsatz militärischer Gewalt schon deshalb nicht im Interesse des Antoninus gewesen sein dürfte, da er sich hiermit in eine Abhängigkeit gegenüber den Soldaten begeben hätte.

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Tod auf wundersame Weise wiederaufgetaucht wären, woraufhin die versammelte Senatorenschaft ihren Widerstand gegen die consecratio des Kaisers aufgegeben hätte: At patres ne principis oratu quidem ad divi honorem eidem deferendum flectebantur; tantum amissos sui ordinis tot viros maerebant. Sed postquam subito prodiere, quorum exitium dolori erat, quique suos complexi, censent quod abnuerant.377

Wie im Folgenden gezeigt werden soll, wählte man schließlich einen Lösungsweg, der von beiden Parteien gleichermaßen getragen werden konnte und die komplexen Anforderungen an eine Lösung des Konflikts erfüllte: gemeint ist die Verleihung des Pius-Titels an Antoninus. Über die Bedeutung dieser Ehrung des princeps ist bereits in der Antike viel diskutiert worden. Die teilweise sehr unterschiedlichen Erklärungsversuche sind dabei darin begründet, dass der diesem Ehrentitel zugrunde liegende Begriff der pietas durchaus vieldeutig war. Während hiermit zum einen das ›pflichtgemäße Verhalten‹ gegenüber den Göttern sowie den Mitbürgern und besonders den Eltern gemeint sein konnte, hatte Augustus die pietas im Rahmen seiner herrscherlichen Repräsentation als wesentliche Tugend des princeps herausgestellt und in Form des clipeus virtutis neben der virtus, clementia und iustitia unter die idealen Eigenschaften des römischen Kaisers erhoben.378 Schon Tiberius und Caligula werden in der antiken Literatur mit dem Pius-Titel in Verbindung gebracht, doch erst Antoninus sollte ihn auch in offizieller Weise als Beinamen tragen.379 377 Aur. Vict. Caes. 14,13f. – Übersetzung Groß-Albenhausen/Fuhrmann: »Die Väter aber ließen sich nicht einmal auf Bitten des neuen Kaisers dazu herbei, ihm göttliche Ehren zuzuerkennen, so sehr waren sie über den Verlust vieler Männer ihres Ranges betrübt. Doch als die plötzlich zum Vorschein kamen, deren vermeintlicher Tod sie schmerzte, und die Ihren umarmten, da hießen sie gut, was sie zunächst abgelehnt hatten.« Ähnlich auch HA Heliog. 7,8–10, wo außerdem davon die Rede ist, dass Hadrian die betreffenden Todesurteile im Wahnsinn gesprochen habe. Die vor diesem Hintergrund von Sittig 2018, 414, vertretene Meinung, wonach die Vorwürfe gegen Hadrian insoweit relativiert werden sollten, dass einer Vergöttlichung nichts mehr im Wege stand, kann allerdings nicht überzeugen: Wie schon die Legende der Rückkehr der Senatoren ist diese Zuschreibung wohl erst sehr viel später vorgenommen worden; zur Konstruktion der Stelle siehe Samuel C. Zinsli, Kommentar zur Vita Heliogabali der Historia Augusta (Antiquitas, Reihe 4: Beiträge zur HistoriaAugusta-Forschung, Serie 3: Kommentare 5), Bonn 2014, 427f.; siehe hierzu auch HA Hadr. 24,4, mit Fündling 2006, 1081–1083. 378 Vgl. Josef Liegle, Pietas, in: ZN 42 (1932), 59–100; Mason Hammond, Imperial Elements in the Formular of the Roman Emperors during the First Two and a Half Centuries of the Empire, in: MAAR 25 (1957), 19–64, hier 46–49; Alföldi 1970, 206; Jesse R. Fears, The Cult of Virtues and Roman Imperial Ideology, in: ANRW II 17.2 (1981), 827–948; Zanker 1987, 108–140; Alfonso Traina, pietas, in: EV 4 (1988), 93–101; Eugenio La Rocca, Pietas Augusta, Ara, in: LTUR 4 (1999), 87–89; zum ›Tugendschild‹ des Augustus siehe R. Gest. div. Aug. 34; vgl. Kap. 1.1. 379 Während Tiberius der Titel im Jahr 8 anlässlich seiner militärischen Erfolge in Illyrien/ Pannonien angetragen, dann aber von Augustus abgelehnt worden sein soll (Suet. Tib. 17,2),

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Die Frage nach dem eigentlichen Grund der Verleihung wird von den antiken Autoren dabei ganz unterschiedlich beantwortet. Während etwa Pausanias, der den Vorgängen zeitlich am nächsten stand, den Pius-Titel recht allgemein mit der Frömmigkeit des Antoninus gegenüber den Göttern erklärt und andere Autoren nicht weniger allgemein die Milde des princeps als Begründung anführen, wird der Beiname in den meisten Zeugnissen mit konkreten Ereignissen und Vorgängen in Verbindung gebracht, die gemeinhin nebeneinander angeführt werden.380 Exemplarisch sei hier auf eine Passage aus der Antoninus-Vita der ›Historia Augusta‹ verwiesen, in der ein weites Panorama an seinerzeit umlaufenden Erklärungsversuchen geboten wird: Pius cognominatus est a senatu, vel quod soceri fessiiam aetatem manu praesente senatu levaret (quod quidem non satis magnae pietatis est argumentum, cum impius sit magis, qui ista non faciat, quam pius qui debitum reddat) vel quod eos, quos Hadrianus per malam valetudinem occidi iusserat, reservavit, vel quod Hadriano contra omnium studia post mortem infinitos atque inmensos honores decrevit, vel quod, cum se Hadrianus interimere vellet, ingenti custodia et diligentia fecit, ne id posset admittere, vel quod vere natura clementissimus et nihil temporibus suis asperum fecit.381

soll Caligula ihn laut Sueton, der uns hierzu jedoch keine weiteren Informationen bietet, zumindest inoffiziell getragen haben (Suet. Cal. 22,1). Zur Geschichte des Namens, dessen Ursprünge bis in die republikanische Zeit zurückreichen, siehe Theodor Ulrich, Pietas (pius) als politischer Begriff im römischen Staate bis zum Tode des Kaisers Commodus (Historische Untersuchungen 6), Breslau 1930; Beaujeu 1955, 282f.; Fears 1981, 864–869; Kathryn Welch, Magnus Pius. Sextus Pompeius and the Transformation of the Roman Republic, Swansea 2012, 291–318. 380 Paus. 8,43,5f.: τοῦτον Εὐσεβῆ τὸν βασιλέα ἐκάλεσαν οἱ Ῥωμαῖοι, διότι τῇ ἐς τὸ θεῖον τιμῇ μάλιστα ἐφαίνετο χρώμενος: δόξῃ δὲ ἐμῇ καὶ τὸ ὄνομα τὸ Κύρου φέροιτο ἂν τοῦ πρεσβυτέρου, πατὴρ ἀνθρώπων καλούμενος. – Übersetzung Eckstein/Bol: »Diesen Kaiser nannten die Römer den ›Frommen‹, weil er die Gottheit ganz besonders ehrte. Nach meiner Meinung dürfte er auch den Namen des älteren Kyros tragen, Vater der Menschen genannt zu werden.« Zur Milde des Kaisers siehe exemplarisch HA Avid. 11,5f.: Non enim quicquam est, quod imperatorem Romanum melius commendet gentibus quam clementia. Haec Caesarem deum fecit, haec Augustum consecravit, haec patrem tuum specialiter Pii nomine ornavit. – Übersetzung Hohl: »Gibt es doch nichts, was einen römischen Kaiser den Untertanen wirkungsvoller empfiehlt als Milde. Diese Eigenschaft hat einen Caesar zum Gott gemacht; sie hat dem Augustus zur Apotheose verholfen; sie hat insbesondere Deinem Vater [gemeint ist Antoninus Pius als Vater von Faustina der Jüngeren] den Ehrennamen Pius eingetragen.« Ebenso Eutr. 8,8,4: Pius propter clementiam dictus est. – Übersetzung Müller: »Pius nannte man ihn wegen seiner Milde.« Siehe auch Cass. Dio 70,2,1; HA Heliog. 7,8–10; Suda s. v. Ἀντωνῖνος. 381 HA Pius 2,3–7 – Übersetzung Hohl: »Den Beinamen Pius erhielt er vom Senat entweder, weil er seinem bereits altersschwachen Schwiegervater vor versammeltem Senat seinen Arm lieh – allerdings kein Zeichen von besonders großer Pietät, da eher pietätlos ist, wer dergleichen unterläßt, als pietätvoll, wer seiner Schuldigkeit nachkommt – oder weil er diejenigen, deren Hinrichtung Hadrian in seiner Qual angeordnet hatte, rettete oder weil er entgegen der allgemeinen Stimmung dem toten Hadrian eine Fülle hoher Ehren erwirkte oder weil er die Ausführung von Hadrians Selbstmordabsichten mit größter Wachsamkeit und Umsicht

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Die gebotene Erklärung, wonach sich Antoninus den Pius-Titel durch seine Bemühungen um die posthume Erhebung seines Adoptivvaters zum divus verdiente, nimmt innerhalb der literarischen Überlieferung – schon allein aufgrund der relativen Häufigkeit ihrer Nennung – eine herausgehobene Stellung ein.382 Auch die neuere Forschung hat in dieser Verbindung die »plausibelste Deutung«383 erkannt. Angesichts dieser Überzeugung bleibt allerdings zu fragen, welche Relevanz dem Pius-Titel mit Blick auf die Auseinandersetzung zwischen Antoninus und den Senatoren konkret zukam. Peter Weiß hat die Verleihung des Titels in diesem Kontext als »Schlußstrich« und »Akt demonstrativer Loyalitätsbekundung«384 bezeichnet. Es handelte sich hierbei jedoch um weitaus mehr als um eine bloße symbolische Handlung infolge eines gemeinsamen Eskalationsverzichts.385 So hat zuletzt Christoph Michels darauf hingewiesen, dass der Pius-Titel in besonderer Weise dazu geeignet war, die Konfliktparteien zu versöhnen, indem einerseits Antoninus die Pflichterfüllung gegenüber seinem Adoptivvater zugestanden und der princeps andererseits gemäß dem von Gunnar Seelentag geprägten Konzept des ›affirmativen Forderns‹ von den Senatoren auf ein entsprechendes zukünftiges Verhalten verpflichtet wurde.386 Auch hinsichtlich der beschriebenen Problemstellung schien man hiermit einen geeigneten und gangbaren Lösungsweg gefunden zu haben.

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vereitelte oder weil er von Haus aus ein wahrhaft grundgütiger Mensch war und zeitlebens keine Härte zeigte.« Ähnlich auch HA Hadr. 24,3–5. Neben den beiden genannten Stellen (HA Hadr. 24,5; Pius 2,5) sei hier noch auf HA Hadr. 27 verwiesen. Michels 2018, 63f. Eine konkrete Verbindung zwischen dem Pius-Titel und der Vergöttlichung wurde in der Forschung zudem in der Einrichtung der Εὐσέβεια genannten Spiele zu Ehren Hadrians in Puteoli gesehen (HA Hadr. 27,3; Artem. 1,26), vgl. Beaujeu 1955, 287f.; Fündling 2006, 1158; Michels 2018, 69. Beides Peter Weiß, Die vorbildliche Kaiserehe. Zwei Senatsbeschlüsse beim Tod der älteren und der jüngeren Faustina, neue Paradigmen und die Herausbildung des ›antoninischen‹ Prinzipats, in: Chiron 38 (2008), 1–45, hier 2. Dies deutet indessen schon Weiß 2008, 2, selbst an: »Mit diesem Schlußstrich münzte man in einem Akt demonstrativer Loyalitätsbekundung die pietas erga parentem zu einem ersten symbolischen Kapital für den neuen Princeps um.« Michels 2018, 77: »Ergebnis dieses nur in Ansätzen nachvollziehbaren Konflikts war mit dem Pius-Titel ein innovatives Element, das zwar zunächst an eine konkrete Leistung geknüpft war und als Zeichen der Aussöhnung auch als affirmative Forderung des Senats an die zukünftige Regierungspraxis (also fortgesetzte pietas erga senatum) des Princeps verstanden werden kann, das aber durch die Ausgestaltung dieses Themas in ganz unterschiedlichen Bereichen vonseiten des Antoninus eine darüber weit hinausgehende, quasi ›globale‹ Qualität gewann«; vgl. ebd., 67f. Ähnlich bereits Flower 2006b, 274: »In this sense the name Pius could recall the circumstances of Antoninus’ accession, while also constituting a promise, especially to the senators, of how he would behave as emperor.« Zum Konzept des ›affirmativen Forderns‹ siehe Seelentag 2004, 30–34; sowie zuletzt Ders., Imperial Representation and Reciprocation. The Case of Trajan, in: CJ 107,1 (2011), 73–97, hier 81–87.

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Der außerordentliche Nutzen der Verleihung des Pius-Titels bestand darin, dass hiermit sowohl der Kaiser als auch die Senatoren in die Lage versetzt wurden, die Situation möglichst gesichtswahrend aufzulösen. Während Antoninus sein ursprüngliches Ziel der Vergöttlichung Hadrians erreichte und die Legitimität seiner herrscherlichen Stellung dokumentierte, entging der Senat dem offensichtlichen Widerspruch einer Rehabilitierung des Verstorbenen und somit einer Selbstentlarvung. Das Deutungsangebot bestand darin, dass sich Antoninus in einer Weise darum bemüht gezeigt hatte, seiner pietas gegenüber seinem Adoptivvater nachzukommen, welche die consecratio Hadrians mehr als Ergebnis des außerordentlich tugendhaften Handelns des Nachfolgers und weniger als des formalen Beschlusses des hierfür zuständigen Gremiums erscheinen ließ.387 Der Vorzug des Pius-Titels bestand dabei vor allem in der Polyvalenz des ihm zugrunde liegenden pietas-Begriffs:388 Konnte hiermit zum einen das bereits genannte und im senatorischen Wertehorizont fest verankerte Pflichtgefühl gegenüber der eigenen Familie gemeint sein (wie auch die herrscherliche Tugend der Milde), verlieh eine andere Konnotation des Begriffs, nämlich die Frömmigkeit gegenüber den Göttern, dem Vorgang überdies einen andersartigen Nimbus: Mit der consecratio Hadrians kam nicht ein Vater, sondern ein Gott zu seinem Recht.389 Der so gewählte Weg zur Lösung des Konflikts produzierte letztendlich keine Verlierer. Eine wesentliche Bedingung dafür, dass dies auch so blieb, bestand darin, dass keine der beiden ursprünglichen Konfliktparteien den Eindruck eines Sieges über die jeweils andere Seite aufkommen ließ. In diesem Zusammenhang erscheint bezeichnend, dass sich die anlässlich der consecratio ausgegebenen Münzprägungen in engen Grenzen hielten und sich Antoninus auf den betref-

387 Eine weitere Facette dieses Vorgangs umschreibt Gotter 2015, 226, mit Blick auf die Distanzierung des Antoninus von der Politik seines Vorgängers mit folgenden Worten: »Antoninus Pius managed to distance himself from his adoptive father Hadrian with such virtuosity that Hadrian’s apotheosis was ascribed to Antoninus’ pietas alone and not to Hadrian’ achievements.« Die Fokussierung auf Antoninus als agierenden Kaiser ergibt sich dabei aus Gotters Perspektive; die hierin zum Ausdruck kommende Wahrnehmung der Vorgänge bestätigt gleichsam den Erfolg der Aushandlungen zwischen Kaiser und Senat. 388 Siehe hierzu grundlegend Beaujeu 1955, 282–291; Michels 2018, 62–76. 389 Interessant stellen sich in diesem Kontext offenbar unternommene Versuche dar, das Ziel der Vergöttlichung des Verstorbenen durch die Konstruktion entsprechender omina zu bekräftigen, wie etwa aus der Überlieferung eines Traums des Antoninus hervorgeht (HA Pius 3,5), in dem dieser dazu aufgefordert wurde, das Bild Hadrians unter seine Penaten einzureihen: somnio saepe monitus est penatibus suis Hadriani simulacrum inserere; vgl. Gregor Weber, Kaiser, Träume und Visionen in Prinzipat und Spätantike (Historia Einzelschriften 143), Stuttgart 2000, 201.

Zusammenfassung

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fenden Münzen nicht als divi filius bezeichnen ließ.390 Nicht zuletzt dieses Verhalten dürfte seinen Ruf als civilis princeps begründet haben. Während der Ausgleich zwischen den Parteien also nach außen hin gewahrt blieb, konnte indessen jede Seite für sich beanspruchen, der Gegenseite wichtige Zugeständnisse abgerungen zu haben. Mit Blick auf den Kaiser scheint dies offensichtlich, doch auch die Senatoren durften den Ausgang der Auseinandersetzung durchaus als Erfolg verbuchen. Konnte die Verleihung des Pius-Titels derart gelesen werden, dass sich Antoninus in besonderer Weise um die consecratio seines Vorgängers bemüht hatte, war hiermit auf einer anderen Ebene nicht weniger als der Umstand beschrieben, dass er sich hierum auch bemühen musste.391 Der Widerstand des Senats gegen die Erhebung Hadrians zum Staatsgott war somit – zumindest für Eingeweihte – dokumentiert und die Autorität bzw. Integrität des Gremiums gewahrt. Einen späten Nachklang eines derartigen Selbstverständnisses könnte man demgemäß in der literarischen Tradierung der Vorgänge erkennen. Die außergewöhnliche Überlieferung des Streits mag ihren Ursprung darin gehabt haben, dass die senatorische Seite ihre Bewährung in einer Auseinandersetzung mit dem Kaiser ausweisen wollte und dies angesichts der einvernehmlich erfolgten Beilegung auch konnte. Mag man hierin zum einen ein gewisses Maß an Selbstvergewisserung erkennen, intendierte man hiermit zweifelsohne auch eine bestimmte Außenwirkung. Der Nachweis der eigenen Souveränität war unerlässlich, um die Institution der Kaiserapotheose zu bewahren und auf diese Weise die Möglichkeit aufrechtzuerhalten, die gegenwärtigen wie künftigen Vertreter des Prinzipats auf ein gutes – d. h. eine posthume Vergöttlichung rechtfertigendes – Verhalten zu verpflichten.

3.5. Zusammenfassung Nach dem Tod des princeps kam es in Rom formal dem Senat zu, über die Vergöttlichung des verstorbenen Herrschers zu entscheiden. Während die Erklärung des Vorgängers zum divus aus Sicht des (dynastischen) Nachfolgers vor allem in Form des hieraus erwachsenden Kapitals, als Sohn eines Staatsgottes zu gelten, hinsichtlich der Legitimation der eigenen Stellung einen erheblichen Wert besaß, bot sich den Senatoren die Möglichkeit, in offizieller Funktion über die vorausgegangene Herrschaft und deren Vertreter zu urtei390 Vgl. Michels 2018, 59–62; siehe hierzu prägnant auch Weiß 2008, 1: »Die große Seltenheit der kaiserlichen Münzprägungen mit dem Divus Hadrianus und der consecratio ist ein bleibendes, deutliches Indiz für die damalige Brisanz des Themas.« 391 Vgl. Weiß 2008, 2 mit Anm 2. Inwiefern sich in der Verleihung des Pius-Titels mit Eich 2014, 145, auch »ein wenig Ironie« seitens der Senatoren erkennen lässt, bleibt indes unklar.

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Die Verhandlung der Göttlichkeit des Vorgängers

len. Angesichts des Umstands, dass beide Seiten in dieser Sache durchaus unterschiedliche, einander gar widersprechende Ziele verfolgen konnten, kam der Frage nach der göttlichen Qualifikation des princeps in der Phase des Herrschaftsübergangs stets eine wesentliche Bedeutung zu, die nicht zuletzt darin bestand, im Zusammenwirken von Thronfolger und Senat auch eine erste wichtige Wegmarke zu setzen, die nach Lage der Dinge zum Gegenstand einer Bewährungsprobe avancieren konnte. In der Forschung ist diese Auseinandersetzung über die Vergöttlichung des Kaisers häufig als Gradmesser für die Souveränität des Senats gesehen worden. Findet sich in diesem Kontext einerseits die Meinung, es habe sich hierbei um »eine der wenigen Gelegenheiten« gehandelt, in welcher der Senat über »reale Macht«392 verfügte, findet sich andererseits die Einschätzung, dass die Senatorenschaft dabei »wesentlich auch den politischen Willen des neuen Kaisers [besiegelt habe]«393. Gemeinhin geht man diesbezüglich von einer Entwicklung aus: Während es dem Senat im ersten Jahrhundert demnach noch möglich gewesen sei, die Vergöttlichung des verstorbenen princeps auch gegen den erklärten Willen des Nachfolgers zu verhindern,394 »[sei] die Entscheidungsfreiheit […] im Laufe des zweiten Jahrhunderts jedoch weitgehend verloren [gegangen]«395. Die (als solche nicht immer auch näher erläuterten) Referenzpunkte dieser Einschätzung bilden dabei die Fälle der ausgebliebenen Vergöttlichung des Tiberius sowie der umkämpften Vergöttlichung Hadrians. Wie anhand der zuvor behandelten Fallbeispiele deutlich geworden ist, greift die Frage nach dem Verhältnis der Kräfte – gemessen daran, ob eine consecratio am Ende beschlossen wurde oder nicht – jedoch zu kurz. Die divinitas des Kaisers war Gegenstand von Aushandlungen, deren Ergebnis von den hieran beteiligten Akteuren gleichermaßen getragen werden musste. Eine wesentliche Bedingung für den Bestand des erzielten Konsenses bestand dabei darin, dass keine Seite den Eindruck aufkommen ließ, hiermit zugleich einen Sieg über die Gegenseite davongetragen zu haben. Während sich der Senat darum bemüht zeigen musste, das mögliche Ausbleiben der Vergöttlichung des Vorgängers nicht als (negatives) Urteil über den Nachfolger erscheinen zu lassen, war auch aus Sicht des Letzteren Zurückhaltung geboten: Die Autorität und Glaubwürdigkeit des Senats mussten in seiner Rolle als beschlussfassendes Gremium gewahrt bleiben, um die Rechtmäßigkeit der consecratio und somit ihre politische Wirksamkeit – vor allem in der stets prekären Situation des Herrschaftsübergangs – zu gewährleisten. Eine öffentliche Wahrnehmung der Verhandlung der Göttlichkeit des 392 Beides Thorsten Opper, Hadrian. Machtmensch und Mäzen (aus dem Englischen von Helmut Schareika), Darmstadt 2009, 209. 393 Eck 2016, 53. 394 Vgl. Price 1987, 86 und 92f. 395 Peppel 2003, 71.

Zusammenfassung

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Vorgängers als Kräftemessen zwischen dem jeweiligen Thronfolger und den Vertretern des Senats hätte die Bemühungen aller hieran beteiligten Akteure gleichermaßen konterkariert. Mit Blick auf die in der Forschung konstatierte zeitliche Entwicklung ist angesichts der recht situativ geprägten Aushandlungen eine Differenzierung vorzunehmen: Das Argument, wonach die lange Reihe der divi im zweiten Jahrhundert auf die gefestigten (Macht-)Verhältnisse des Adoptivkaisertums zurückzuführen sei, erscheint bei näherer Betrachtung geradezu paradox. Ganz im Gegenteil könnte man formulieren, dass die Vertreter dieser Dynastie in einer Weise auf die Erhebung ihrer jeweiligen Vorgänger unter die Staatsgötter angewiesen waren, die den Vertretern des Frühen Prinzipats völlig unbekannt blieb. So konnten sich die Adoptivkaiser weder auf eine bis auf den göttlichen Dynastiegründer zurückreichende Blutslinie berufen noch über die (leibliche) Verwandtschaft zu ihrem jeweiligen Vorgänger auf dem Thron legitimieren. In Hinblick auf die beiden oben angeführten Fallbeispiele könnte man demgemäß formulieren, dass Caligula aufgrund seiner direkten Abstammung von divus Augustus seinerzeit durchaus noch von der Vergöttlichung des Tiberius abrücken konnte, wohingegen der Verzicht auf die Vergöttlichung Hadrians für Antoninus schon keine echte Option mehr war und sein konnte. Insbesondere das Beispiel des Jahres 138 führt uns dabei eindringlich vor Augen, wie wenig sich vom Ergebnis des Konsekrationsbeschlusses auf die Umstände seines Zustandekommens schließen lässt.

4.

Die Bahnung der eigenen Apotheose

Der mit Abstand sicherste und zugleich gangbarste Weg zur posthumen Apotheose bestand für jeden princeps in der Positionierung bzw. Designation eines geeigneten Thronfolgers, der die Vergöttlichung des Vorgängers – nicht zuletzt aus einem gewissen Eigeninteresse heraus – nach dessen Tod initiierte und imstande war, diese auch gegenüber potenziellen Vorbehalten und Widerständen durchzusetzen. Diese Einsicht ergibt sich dem modernen Betrachter in der Rückschau der Ereignisse, doch schon die Zeitgenossen selbst waren sich hierüber im Klaren. Nur selten findet sich diese Erkenntnis jedoch auch so explizit formuliert wie in der innerhalb des Corpus der senecaischen Tragödien überlieferten ›Octavia‹, deren uns unbekannter Dichter in einem Streitgespräch zwischen Seneca und Nero dem Kaiser folgende Worte in den Mund legt:396 Nos quoque manebunt astra, si saeuo prior / ense occuparo quidquid infestum est mihi / dignaque nostram subole fundaro domum.397

Den gedanklichen Ausgangspunkt dieser Erklärung bildet dabei nicht etwa die consecratio des Claudius, für die Nero selbst verantwortlich zeichnete, sondern das Beispiel des Augustus, der seine Vergöttlichung gemäß der Darstellung Neros der pietas des Tiberius zu verdanken gehabt hätte.398 Nicht immer stand jedoch 396 Auch Herodian. 4,2,1, fügt sich hierin ein, wenngleich es sich hierbei mehr um eine (empirische) Feststellung und weniger um eine Erkenntnis im vorliegenden Sinne handelt. Bezüglich des Streitgesprächs zwischen Seneca und Nero siehe zuletzt Hamacher 2020b. 397 Oct. 530–532 – Übersetzung Thomann: »Auch mich werden die Gestirne erwarten, wenn ich mit grimmigem Schwert allem zuvorkomme, was mir feindlich ist, und auf würdige Nachkommenschaft unser Haus gründe.« Siehe hierzu Gesine Manuwald, Fabulae praetextae. Spuren einer literarischen Gattung der Römer (Zetemata. Monographien zur Klassischen Altertumswissenschaft 108), München 2001, 320; vgl. Val. Fl. 1,15–17. 398 Oct. 527–529: armis fideque militis tutus fuit, / pietate nati factus eximia deus, / post fata consecratus et templis datus. – Übersetzung Thomann: »Durch der Soldaten Waffen und Treue ward er beschützt, nach seinem Tode durch des Sohnes ausnehmender Liebe zum Gott gemacht, heiliggesprochen und zu den Tempeln erkoren.« Dass der auf den ersten Blick eigentlich näher liegende Fall des Claudius an dieser Stelle schlicht übergangen wird, erklärt sich aus dem Umstand, dass Nero mit seinen Ausführungen innerhalb des Streitgesprächs

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Die Bahnung der eigenen Apotheose

ein geeigneter Kandidat bereit, dem man die Sorge um die eigene Apotheose hätte anvertrauen können. Schon Nero selbst starb kinderlos, auch wenn sich erkennen lässt, dass er zu Lebzeiten darum bemüht war, seine Thronfolge zu regeln und den Fortbestand der Dynastie, die mit ihm endete, zu sichern.399 Vor diesem Hintergrund erscheint die Frage berechtigt, inwieweit ein Kaiser seine eigene Apotheose auch ohne einen Nachfolger erreichen konnte. Die grundsätzliche Möglichkeit eines alternativen Weges könnte man bereits in der Aussage Neros angedeutet sehen, wonach der Herrscher unter die Sterne versetzt werde, wenn er jeder Bedrohung (seiner consecratio) zuvorkäme.400 Auch wenn Nero das Ziel der posthumen Erhebung unter die römischen Staatsgötter selbst letztendlich verfehlte, deutet sein Nachleben diese Möglichkeit doch an. So war er nach seinem Tod in weiten Teilen der Bevölkerung äußerst populär und bot – der zuvor vom Senat ausgesprochenen Erklärung zum hostis zum Trotz – in seiner Person und Herrschaft verschiedene Bezugspunkte für seine unmittelbaren Nachfolger Otho und Vitellius.401 Zu einer in diesem Zusammenhang von

auf einen Redebeitrag Senecas antwortet, der das exemplum des Augustus anführt, um den Kaiser zur clementia zu bewegen, und darauf hinweist, dass der Dynastiegründer sich seine Göttlichkeit durch Milde verdient habe, Oct. 472–478; vgl. Hamacher 2020b, 68–72. Die Tatsache der von Nero erwirkten Vergöttlichung seines Adoptivvaters kommt schließlich an anderer Stelle zum Tragen: So erklärt der Kaiser seinem ehemaligen Erzieher und Ratgeber, er fürchte die Götter nicht, da er doch selbst in der Lage sei, Götter zu schaffen, Oct. 449: Stulte uerebor, ipse cum faciam, deos. 399 Zur Nachfolgepolitik Neros siehe Alexander Mlasowsky, Nomini ac fortunae Caesarum proximi. Die Sukzessionspropaganda der römischen Kaiser von Augustus bis Nero im Spiegel der Reichsprägung und der archäologischen Quellen, in: JDAI 111 (1996), 249–388, hier 387f. 400 Vgl. Patrick Kragelund, Roman Historical Drama. The Octavia in Antiquity and Beyond, Oxford 2016, 228–230. 401 Die Popularität Neros zeigt sich u. a. darin, dass die plebs das Andenken des Verstorbenen in Ehren hielt und etwa sein Grab noch lange Zeit mit Blumen schmückte, Suet. Nero 57,1. Der in weiten Teilen der Bevölkerung ungebrochen starke Rückhalt für den letzten iulischclaudischen Kaiser spiegelt sich zudem in der Erhebung der so genannten falsi Nerones wider, Tac. hist. 2,8; Suet. Nero 57,2; Cass. Dio 63,9,4f.; vgl. Christopher J. Tuplin, The False Neros of the First Century A.D., in: Carl Deroux (ed.), Studies in Latin Literature and Roman History V (Collection Latomus 206), Brüssel 1989, 364–404; Edward Champlin, Nero, Cambridge, MA 2003, 9–35. Die Ächtung Neros als hostis (Suet. Nero 49,2; Cass. Dio 63,29,1; Eutr. 7,15,1) scheint demgemäß keineswegs zu einer allgemeinen Verachtung seines Andenkens geführt zu haben, sondern vor allem Ausdruck der Haltung der Senatoren gewesen zu sein. Zu den Ausprägungen der politischen Instrumentalisierung der memoria Neronis durch Otho und Vitellius siehe allgemein Renée Carré, Othon et Vitellius, deux nouveaux Néron?, in: Jean-Michel Croisille/René Martin/Yves Perrin (edd.), Neronia V. Néron: histoire et légende (Actes du Ve Colloque international de la SIEN, ClermontFerrand et Saint-Étienne, 2–6 novembre 1994) (Collection Latomus 247), Brüssel 1999, 152– 181 (mit entsprechenden Quellenbelegen); sowie Pauline Duchêne, Othon, Vitellius et la figure de Néron, in: Neronia Electronica 3 (2014), 70–78.

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Manfred Clauss angenommenen »Divinisierung und Konsekration«402 des Verstorbenen ist es allerdings nicht gekommen. Wenn im Folgenden nun die Frage behandelt werden soll, welche Wege ein Kaiser mit dem Ziel der eigenen Apotheose beschreiten konnte, ohne dabei auf das Agens eines Nachfolgers angewiesen zu sein, ist zunächst festzuhalten, dass es hier keineswegs um ein Präjudiz im Sinne einer verbindlichen (Vor-)Entscheidung der Vergöttlichung gehen konnte. Diese Feststellung ist für das Verständnis des Weiteren elementar. So lag es zwar nicht in der Hand des Herrschers, die eigene consecratio mit Sicherheit vorzubestimmen, doch bestand durchaus die Möglichkeit, den Weg zur Göttlichkeit zumindest in gewisser Weise zu bahnen. Ausgehend von der Prämisse, dass das Projekt der eigenen Apotheose ohne den Rückhalt eines Nachfolgers besonders gefährdet war, soll im Folgenden zunächst danach gefragt werden, wie deutlich sich die in diesem Kontext vorausgesetzten Vorbehalte und Widerstände bereits zu Lebzeiten des Kaisers abzeichneten und ihrerseits entsprechende Reaktionen hervorriefen. Hiernach sind verschiedene Ausgangspunkte in den Blick zu nehmen, die im Gesichtskreis der uns überlieferten antiken Literatur besonders prädestiniert schienen, dem Kaiser zur Apotheose zu verhelfen und in dieser Hinsicht auch Eingang in den zeitgenössischen Diskurs über die herrscherliche divinitas fanden. Zu nennen sind hier die Vergöttlichung von Angehörigen der domus Augusta, die (göttliche) Überhöhung des princeps im Rahmen der Panegyrik sowie schließlich die Einbindung des Senats in das kaiserliche Vorhaben der posthumen consecratio. Die hierunter subsumierten Ansätze standen dabei keineswegs in Konkurrenz zueinander, sondern besaßen vielmehr synergetisches Potenzial.

402 Clauss 2001, 111. Den Ausgangspunkt dieser Annahme bildet dabei der zentrale Bericht des Tacitus, wonach Vitellius zu Ehren Neros auf dem Marsfeld inferiae gefeiert habe (hist. 2,95,1). Während Clauss diese als Götteropfer deutet, sieht der Großteil der Forschung hierin zu Recht lediglich ein Totenopfer bzw. -gedenkfest, vgl. Richter 1992, 176; Scheid 1993, 197; Wesch-Klein 1993, 100; Konrad Vössing, Mensa regia. Das Bankett beim hellenistischen König und beim römischen Kaiser (Beiträge zur Altertumskunde 193), München/Leipzig 2004, 502 mit Anm. 3. Sowohl die Verwendung des Begriffs inferiae als auch die nähere Beschreibung des Rituals sind (zumindest im vorliegenden Zusammenhang) eindeutig. Bezüglich der von Clauss vorgenommenen Differenzierung zwischen der ›Divinisierung‹ und der ›Konsekration‹ siehe Clauss 2001, 356–368.

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4.1. Die Ausschaltung potenzieller Gegner (der eigenen Apotheose) Nimmt man die Worte, die der Dichter der ›Octavia‹ seinem Nero in den Mund legt, ernst, wonach die eigene Versetzung in den Götterhimmel unter anderem durch die Ausschaltung ›alles Feindlichen‹ zu erreichen sei, stellt sich unweigerlich die Frage, was hiermit eigentlich genau gemeint sein soll.403 Die Wortwahl Neros erweckt den Eindruck, dass die Beseitigung sämtlicher Gegner der Prävention dienen könne und in dieser Hinsicht gewissermaßen eine Art von Kriterium darstelle, dessen Erfüllung eine posthume consecratio ermögliche und im Falle eines bereitstehenden Nachfolgers geradezu garantiere. Rechnet man aus dieser Gleichung aber den Nachfolger heraus, scheint die eigene Apotheose unerreichbar. Mit der Ausmerzung aller Vorbehalte und Widerstände gegen eine Vergöttlichung allein war es also keineswegs getan; in jedem Fall brauchte es einen Fürsprecher der eigenen Sache. Wenn im Folgenden die Grenzen und Möglichkeiten des Kaisers erörtert werden sollen, die eigene Apotheose auch ohne Nachfolger zu erreichen, ist mit Blick auf die Feststellung Neros zunächst zu fragen, gegen wen oder was sich das ›wütende Schwert‹ (saevus ensis) eigentlich zu richten hatte. In erster Linie ist dabei wohl an die Vertreter des ordo senatorius zu denken, die in ihrer sozialen wie politischen Stellung als Mitglieder der römischen Führungselite und jenes Gremiums, in dessen Zuständigkeit der Beschluss der consecratio formell lag, durchaus in der Lage waren, den princeps in seinem Vorhaben zu behindern. Wie gezeigt werden konnte, dürfte es sich hierbei allerdings kaum um solche Vertreter der Senatorenschaft gehandelt haben, die der Kaiserapotheose grundsätzlich (offen) skeptisch oder gar ablehnend gegenüberstanden. Mit Blick auf die für uns greifbare und stets von individuellen Gesichtspunkten geprägte Kritik an einzelnen Konsekrationsbeschlüssen ist vielmehr davon auszugehen, dass insbesondere solche Senatoren in den Fokus gerieten, die aufgrund einer persönlichen Aversion gegenüber der Person und Herrschaft des Kaisers als potenzielle Gegner seiner posthumen consecratio erscheinen mussten.404 Diese, sich aus dem ideellen und somit meritokratischen Hintergrund der Apotheose ergebende Logik führt zwangsläufig zu einem Problem: Wenn jede Kritik an den Leistungen des Kaisers zu Lebzeiten zugleich als Kritik an dessen Eignung zum Staatsgott verstanden werden konnte, muss auch jeder Versuch einer weiterge403 Vgl. Oct. 530–532. 404 Da es – wie schon gezeigt wurde – zu Lebzeiten des princeps nicht ohne Weiteres möglich war, dessen Person oder Herrschaft direkt und offen zu kritisieren, kann es in diesem Zusammenhang nur darum gehen, solche Fälle in den Blick zu nehmen, in denen man den betroffenen Personen vorwarf, sich durch bestimmte Handlungsweisen als Kritiker und Gegner des Kaisers erkennen gegeben zu haben.

Die Ausschaltung potenzieller Gegner (der eigenen Apotheose)

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henden Differenzierung von vornherein zum Scheitern verurteilt sein. Angesichts dieser Ausgangslage sollen im Folgenden lediglich solche Fälle näher untersucht werden, deren Darstellung bei den antiken Autoren auf eine direkte Verbindung zur Gefährdung des herrscherlichen Vorhabens der eigenen Apotheose schließen lässt. Den in diesem Zusammenhang wohl mit Abstand prominentesten Fall bildet dabei das Beispiel des Publius Clodius Thrasea Paetus.405 Wie uns Tacitus in seinen ›Annalen‹ berichtet, kam Thrasea während der Herrschaft Neros im Jahr 66 infolge eines gegen ihn angestrengten politischen Verfahrens zu Tode, wobei die offiziell von seinen senatorischen Standesgenossen Cossutianus Capito und Eprius Marcellus geführte Anklage angeblich direkt auf den princeps selbst zurückgegangen sein soll.406 So benennt Tacitus als eigentlichen Grund des Verfahrens den persönlichen Hass des Kaisers, den sich der Angeklagte durch sein Handeln und Auftreten bei verschiedenen Gelegenheiten zugezogen haben soll.407 Von den zahlreichen gegen Thrasea vorgebrachten Anschuldigungen sind einige im Kontext der vorliegenden Fragestellung von besonderem Interesse: Quin et illa obiectabat, principio anni vitare Thraseam sollemne ius iurandum; nuncupationibus votorum non adesse, quamvis quindecimvirali sacerdotio praeditum; numquam pro salute principis aut caelesti voce immolavisse408

Die hier aufgeführten Punkte sind zunächst alle innerhalb der politischen Sphäre zu verorten. Die Umgehung des Eides auf den Kaiser (ius iurandum), der zu Beginn eines jeden Jahres von den Senatoren als Magistraten zu erbringen war, konnte ebenso wie die Vernachlässigung der Aufgaben als Priester – und konkret die Vermeidung der vota (für das Wohl des Kaisers und seiner Familie) – als Ausdruck einer offenen Missbilligung der Person und Herrschaft Neros verstanden werden.409 Durch die Bemerkung, wonach Thrasea zudem niemals der 405 Vgl. PIR² C 1187. 406 Tac. ann. 16,21–35. Zu den methodischen und quellentechnischen Herausforderungen, die sich daraus ergeben, dass wir bei der Untersuchung des Falls so gut wie ausschließlich auf den Bericht des Tacitus angewiesen sind, siehe Christian Ronning, Der Konflikt zwischen Kaiser Nero und P. Clodius Thrasea Paetus: Rituelle Strategien in der frühen Römischen Kaiserzeit, in: Chiron 36 (2006), 329–355, hier 330–332. Einen knappen Überblick über die genannten Ankläger bieten PIR² C 1543; Steven H. Rutledge, Imperial Inquisitions. Prosecutors and Informants from Tiberius to Domitian, New York 2001, 218f. (Capito); sowie PIR² E 84; Bradley 1978; Rutledge 2001, 225–228 (Marcellus). Eine spätere (kurze) Darstellung der Vorgänge findet sich bei Cass. Dio 62,15. 407 Siehe Tac. ann. 16,21; 16,22,6. 408 Tac. ann. 16,22,1 – Übersetzung Heller: »Zu Beginn des Jahres vermeide es Thrasea, den üblichen Treueid abzulegen; beim Darbringen der Gelübde sei er nicht anwesend, obwohl der Priesterschaft der Quindecimvirn zugehörig; niemals habe er für das Wohl des Princeps oder seine göttliche Stimme geopfert«. 409 Eine grundlegende Behandlung des römischen Kaisereids findet sich nach wie vor in Peter Herrmann, Der römische Kaisereid. Untersuchungen zu seiner Herkunft und Entwicklung

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caelestis vox, der göttlichen Stimme des Kaisers – der bekanntermaßen verschiedentlich als Schauspieler wie als Kitharöde in Erscheinung trat410 – geopfert habe, erhalten die Vorwürfe darüber hinaus eine weitere Dimension. So erweisen sich die gegen Thrasea vorgebrachten Anschuldigungen bei näherer Betrachtung als geradezu religiös konnotiert und offenbaren eine direkte Verbindung zur Göttlichkeit des princeps. Mit der Umgehung des so genannten Treueeides, der durchaus als Akt der Loyalitätsbekundung gegenüber dem regierenden Herrscher sowie seiner Familie zu gelten hatte, sorgte Thrasea nicht nur für einen politischen Affront. Dadurch, dass der Eid einen Schwur auf sämtliche Staatsgötter sowie den genius des Kaisers beinhaltete, ergab sich hieraus nicht zuletzt eine religiöse Stoßrichtung.411 Auch die Vernachlässigung der priesterlichen Aufgaben muss dementsprechend gedeutet werden. Besonders bezeichnend stellt sich schließlich der Vorwurf dar, wonach Thrasea niemals der kaiserlichen caelestis vox geopfert habe:412 Wie aus mehreren, über die gesamte Bandbreite der antiken Literatur verstreuten Hinweisen ersichtlich wird, kam der Verehrung der Stimme Neros offenbar besondere Bedeutung zu.413 In der zeitgenössischen Panegyrik wird der Kaiser in die Nähe des als Gott der Musik, der Dichtkunst und des Gesangs bekannten Apollo gerückt und scheint diesen Vergleich auch innerhalb seiner eigenen Repräsentation

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(Hypomnemata. Untersuchungen zur Antike und zu ihrem Nachleben 20), Göttingen 1968; zur Frage, auf welchen Personenkreis sich dieser Eid erstreckte, siehe ebd., 107–110. Bereits Premerstein 1937, 36–85, räumt dem Eid innerhalb der sozialen Konstitution des Prinzipats eine zentrale Bedeutung ein; siehe auch Andreas Klingenberg, Sozialer Abstieg in der römischen Kaiserzeit. Risiken der Oberschicht in der Zeit von Augustus bis zum Ende der Severer, Paderborn 2011, 142–144. Zur Tätigkeit Neros als Künstler siehe überblicksartig Griffin 1984, 143–164; Champlin 2003a, 53–83; Sonnabend 2016, 130–147. Andreas Alföldi erkennt in dem Eid den Ausdruck der »gesetzliche[n] Bindung der religiössubjektiven Kaiseridee« (Ders. 1970, 196); vgl. Ders., Die Geburt der kaiserlichen Bildsymbolik: kleine Beiträge zu ihrer Entstehungsgeschichte V, in: MH 11 (1954), 133–159, hier 157–159. Zum Eid beim genius des Kaisers siehe darüber hinaus Clauss 2001, 225–227. Die Bedeutung, die diesem Eid im Kontext der vorliegenden Thematik mitunter zugemessen wurde, geht zudem aus einem Bericht bei Sueton (Cal. 27,3) hervor, wonach Caligula brutal gegen zahlreiche hochgestellte Persönlichkeiten vorgegangen sein soll, denen er u. a. vorwarf, nicht bei seinem genius geschworen zu haben. Zu dem von Sueton in diesem Zusammenhang verwendeten Begriff der honesti ordinis siehe Dirk Rohmann, Gewalt und politischer Wandel im 1. Jahrhundert n. Chr. (Münchner Studien zur Alten Welt), München 2006, 147f. Vgl. Becker 1950, 304. Neben Tac. ann. 16,22,1 ist das Opfer für Neros ›göttliche‹ Stimme auch an anderer Stelle bezeugt, siehe etwa Philostr. Ap. 5,7,194Ol.; Cass. Dio 62,26,3; vgl. Tac. ann. 14,15,5; Suet. Nero 21,1; Cass. Dio 63,20,5f.; Carm. Einsidl. 1,17–49; Calp. ecl. 4,157–163; Philostr. Ap. 4,44; Philostr. Nero.

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forciert zu haben.414 Neros Selbstverständnis als Künstlerkaiser war dabei dem Anschein nach derart ausgeprägt, dass jede Kritik an den musischen Fähigkeiten des princeps zugleich als Kritik am Herrscher verstanden werden konnte.415 Im

414 Neben den bereits genannten Quellenstellen zur neronischen vox caelestis, denen der Apollo-Vergleich per se inhärent ist, sei in diesem Zusammenhang exemplarisch noch auf einige weitere literarische Zeugnisse verwiesen: Suet. Nero 53; Cass. Dio 62,20,5; 63,20,4–6; Carm. Einsidl. 2,22–38; Calp. ecl. 7,80–84; Sen. apocol. 4,1f.; vgl. Brian H. Warmington, Nero. Reality and Legend, London 1969, 108–122; Bergmann 1998, 134–146; Champlin 2003a, 112–144, bes. 132–135; Ders., Nero, Apollo, and the Poets, in: Phoenix 57,3/4 (2003), 276–283; Cordes 2014, 364–371; Dies. 2017, 103–134. Der Stellenwert des Vergleichs offenbart sich nicht zuletzt darin, dass er mitunter kritisch gegen den Kaiser gewendet wurde, Suet. Nero 39,2; Philostr. Nero. Auch im materiellen Befund lässt sich die Verbindung von Nero mit Apollo nachweisen. Zu nennen sind hier entsprechende bildliche Darstellungen des Kaisers (vgl. Bergmann 1998, 147–230; Dies., Portraits of an Emperor – Nero, the Sun, and Roman Otium, in: Emma Buckley/Martin D. Dinter [edd.], A Companion to the Neronian Age [Blackwell Companions to the Ancient World], Malden/Oxford/Chichester 2013, 332–362) sowie epigraphische (allerdings provinziale) Zeugnisse, die Nero ausdrücklich als Apollon adressieren, wie etwa eine Reihe von verschiedenen Altarinschriften aus Athen (IG II/III² 3278; SEG XXXII 252; XLIV 165), vgl. Anna Benjamin/Antony E. Raubitschek, Arae Augusti, in: Hesperia 28,1 (1959), 65–85, hier 82 (Nr. 12); Euthymios Mastrokostas, ΠΑΡΑΤΗΡΗΣΕΙΣ ΕΠΙ ΕΠΙΓΡΑΦΩΝ, in: AAA 3 (1970), 426f. (Nr. 1); Daniel J. Geagan, Imperial Visits to Athens: the Epigraphical Evidence, in: Πρακτικά τoυ Η’ Διεθνoύς Συνεδρίoυ Eλληνικής καί Λατινικής Eπιγραφικής, Aθήνα 3–9 Oκτωβρίoυ 1982, Athen 1984, 69–78; Geoffrey C. R. Schmalz, Augustan and Julio-Claudian Athens. A New Epigraphy and Prosopography (Mnemosyne Supplements 302), Leiden/Boston 2009, 121–124 (Nr. 151–154); Sophia Bönisch-Meyer/Christian Witschel, Das epigraphische Image des Herrschers. Entwicklung, Ausgestaltung und Rezeption der Ansprache des Kaisers in den Inschriften Neros und Domitians, in: Sophia Bönisch-Meyer/Lisa Cordes/Verena Schulz/Anne Wolsfeld/Martin Ziegert (edd.), Nero und Domitian. Mediale Diskurse der Herrscherrepräsentation im Vergleich (Classica Monacensia 46), Tübingen 2014, 81– 179, hier 91f. mit Anm. 32. Das prominenteste Beispiel des kaiserlichen Apollo-Bezugs stellt jedoch eine Serie von Münzen dar (RIC I² [Nero] 73–82; 121–123; 205–212), die auf ihren Rückseiten einen bekränzten Kitharaspieler zeigen, der in der Forschung verbreitet als Nero in Gestalt des Apollo identifiziert wird, so bereits in der RIC-Ausgabe (RIC I², 156: »Nero, laur[eate], advancing r[ight] in the flowing robes of Apollo Citharoedus, r[ight] playing lyre held in l[eft]«) oder zuletzt noch bei Malitz 2013, 43: »Nero als Apollo mit der Lyra«. Zur Einordnung dieser Münzserie sei nur auf einige ausgewählte Beiträge verwiesen: David Shotter, Nero, London 1997, 52; Bergmann 1998, 185–189 und 201–213 (in Bezug auf entsprechenden Lokalprägungen); Dies. 2013, bes. 347. 415 Zum Selbstverständnis Neros als Künstlerkaiser siehe Jürgen Malitz, Nero. Der Herrscher als Künstler, in: Andreas Hartmann/Michael Neumann (edd.), Mythen Europas. Schlüsselfiguren der Imagination. Antike, Regensburg 2004, 145–164; Mischa Meier, ›Qualis artifex pereo‹ – Neros letzte Reise, in: HZ 286,3 (2008), 561–603. Die von den antiken Autoren betonte Ernsthaftigkeit, mit welcher der Kaiser seinen musischen Tätigkeiten nachging (siehe etwa Tac. ann. 16,4), hatte zur Folge, dass auch entsprechende Reaktionen der Zuschauer mitunter kritisch ausgelegt werden konnten, Tac. ann. 16,5,3. Der in diesem Zusammenhang wohl bekannteste Fall betrifft dabei Vespasian, der als Begleiter Neros auf dessen Griechenlandreise durch wiederholtes Fernbleiben sowie Einschlafen während der Vorstellungen den Unmut des Kaisers auf sich gezogen haben soll, Suet. Vesp. 4,4 (ein

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Zuge der kultischen Überhöhung der kaiserlichen Sangeskunst beging man somit einen regelrechten Frevel, wenn man sich hierüber abfällig äußerte oder – wie im vorliegenden Fall – versäumte, der kaiserlichen Stimme ein Opfer darzubringen.416 Eine möglicherweise zufällige, durch die von Tacitus gewählte Anordnung der Vorwürfe allerdings auffällige Verbindung ergibt sich zudem aus der Bemerkung, dass Thrasea als Mitglied der quindecimviri sacris faciundis nicht an den vota für das Wohl des Kaisers teilgenommen habe: Gerade jene Priesterschaft, der Nero als princeps im Übrigen selbst angehörte, nahm aufgrund ihrer Zuständigkeit in mantischen Fragen sowie der Pflege des so genannten graecus ritus eine zentrale Rolle im stadtrömischen Kult des Apollo ein.417 Der in sämtlichen Anklagepunkten zum Ausdruck kommende Vorwurf, Thrasea stehe Nero offenkundig feindlich gegenüber und negiere dabei insbesondere dessen, sich gerade auch in apollinischer Gestalt offenbarende divinitas, wird in der Darstellung des Tacitus schließlich weiter zugespitzt. In direkter Rede äußert sich Capito in einer Ansprache an den Kaiser selbst näher zur feindlichen Gesinnung des Angeklagten: huic uni incolumitas tua sine cura, artes sine honore. prospera principis respuit: etiamne luctibus et doloribus non satiatur? eiusdem animi est Poppaeam divam non credere, cuius in acta divi Augusti et divi Iuli non iurare. spernit religiones, abrogat leges.418

ähnlich lautender Vorwurf ist uns zudem gegen Thrasea überliefert: Tac. ann. 16,21,1). Mögen die antiken Autoren die entsprechenden Vorfälle hier auch im Sinne einer bestimmten Darstellungsabsicht überspitzt haben, scheinen die Berichte doch einen wahren Kern aufzuweisen. 416 Der im dritten Jh. schreibende Philostratos verwendet in seiner Lebensbeschreibung des Apollonios von Tyana in einem solchen Zusammenhang den charakteristischen Ausdruck der ἀσέβεια (Philostr. Ap. 4,39); ähnlich auch Philostr. Ap. 5,7,194Ol. 417 Vgl. grundlegend John Scheid, Graeco ritu: A Typically Roman Way of Honoring the Gods, in: HSCPh 97 (1995), 15–31; siehe auch Jean Gagé, Apollon romain. Essai sur le culte d’Apollon et le développement du ›ritus Graecus‹ à Rome des origines à Auguste, Paris 1955; Martha W. Hoffman Lewis, The Official Priests of Rome under the Julio-Claudians. A Study of the Nobility from 44 B.C. to 68 A.D. (Papers and Monographs of the American Academy in Rome 16), Rom 1955, 86–91; Francesca Prescendi, Quindecimviri sacris faciundis populi Romani, in: ThesCRA 5 (2005), 80–82; Lilian Balensiefen, Apollo Palatinus. Ein Kultgründungsvorhaben des jungen Caesar Divi Filius, in: Christine Schmitz/ Anja Bettenworth (edd.), Mensch – Heros – Gott. Weltentwürfe und Lebensmodelle im Mythos der Vormoderne, Stuttgart 2009, 67–89. Interessant erscheint zudem, dass Tacitus selbst der Priesterschaft unter Domitian angehörte, Tac. ann. 11,11,1. 418 Tac. ann. 16,22,3 – Übersetzung Heller: »Er allein trägt um dein Wohlergehen keine Sorge, zollt deinen künstlerischen Leistungen keine Ehre. Was das Glück des Princeps ausmacht, das verwirft er: wird er auch von dessen Trauer und Schmerz nicht zufriedengestellt? Dieselbe Gesinnung liegt vor, wenn er an die Göttlichkeit Poppaeas nicht glauben, wie wenn er auf die Verordnungen des göttlichen Augustus und des göttlichen Iulius nicht schwören will. Er verachtet die religiösen Bräuche, hebt die Gesetze auf.« Ähnlich Cass. Dio 62,26,3f.

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Während sich die Aussage der zuvor genannten Punkte mit Blick auf die hier zu behandelnde Fragestellung darin zu erschöpfen scheint, dass Thrasea die Göttlichkeit Neros nicht anerkenne, zeichnet sich an dieser Stelle nun auch die hieraus für die posthume consecratio des Kaisers erwachsende Gefahr deutlich ab. So verweist der Vorwurf, Thrasea habe nicht auf die acta der Staatsgötter Caesar und Augustus schwören wollen, zunächst erneut auf die politische Sphäre, wobei diese Verbindung nicht zuletzt durch die hieran anschließende Bemerkung nahegelegt wird, dass der Angeklagte die leges aufhebe.419 In der Zusammenschau der Anklagepunkte gelangt man jedoch zu einer anderen Lesart: Das Handeln (oder genauer gesagt: Nicht-Handeln) Thraseas war in erster Linie keineswegs gegen die Gesetze selbst gerichtet, sondern vielmehr Ausdruck einer Haltung, die den Status der beiden genannten Staatsgötter infrage stellte.420 Als Kulminationspunkt dieser Argumentation hat schließlich der explizit formulierte Vorwurf zu gelten, wonach der Angeklagte (auch) nicht an die Göttlichkeit Poppaeas glaube.421 Was hiermit konkret gemeint ist, geht aus einem Bericht hervor, den uns Tacitus an einer anderen Stelle seines Werkes bietet: Demnach sei Thrasea im Jahr 65 absichtlich jener Sitzung des Senats ferngeblieben, in der über die Vergöttlichung der Kaisergattin (positiv) beschlossen

419 Während die acta des Tiberius zwar weiterhin gültig waren, jedoch nicht beschworen wurden (Tiberius selbst hatte sich dies verbeten, Tac. ann. 1,72,1; Suet. Tib. 67,2; vgl. Cass. Dio 59,9,1), und die Verordnungen Caligulas nach dessen Tod zumindest teilweise kassiert worden waren (Suet. Claud. 11,3; Cass. Dio 60,4,1), erscheint die Nichtnennung des divus Claudius an dieser Stelle interessant. So kann man hierin ein starkes Indiz dafür sehen, dass Tacitus in seiner Schilderung tatsächlich den historischen Anklagepunkten folgte: So behielten die acta des Claudius unter Nero zwar weiterhin ihre Gültigkeit und der Verstorbene selbst galt nach wie vor offiziell als divus, doch scheint man im Rahmen der Anklage gegen Thrasea bewusst darauf verzichtet zu haben, auch die divinitas des Claudius hervorzuheben, womit man wohl der Distanzierung Neros von seinem Adoptivvater entsprach, vgl. Kap. 5.2.3. Da Claudius bereits unter den Flaviern wieder ›rehabilitiert‹ worden war und somit in der Schaffenszeit des Tacitus fest zum Kanon der Kaiser bzw. divi gehörte, deren acta beschworen wurden, ist davon auszugehen, dass Tacitus durch seine Vorlagen auf die historischen Vorwürfe zugreifen konnte. Siehe zudem Ronning 2006, 343 mit Anm. 88. 420 Vgl. Edelmann 2010, 89f. Bereits für die Zeit des Tiberius berichtet uns Tacitus von einem Fall im Jahr 25, in dem der princeps einen ansonsten nicht näher bekannten Senator namens Apidius Merula aufgrund einer nicht erbrachten Eidesleistung auf die acta des divus Augustus einfach von der Mitgliederliste des Senats streichen ließ, Tac. ann. 4,42,3: Apidiumque Merulam, quod in acta divi Augusti non iuraverat, albo senatorio erasit. Siehe auch Klingenberg 2011, 142–144. Über die weiteren Hintergründe des Falls sind wir jedoch nicht unterrichtet. 421 In der Forschung wurde dieser Vorwurf vor allem in seiner individuellen Prägung behandelt, vgl. Clauss 2001, 480; Edelmann 2010, 89f.; Eck 2016, 48. Die sich hieraus für die Frage nach der Göttlichkeit des Kaisers ergebenden Implikationen blieben dagegen unbeachtet.

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wurde.422 Dieses Verhalten musste im Kontext der übrigen Vorwürfe als unmissverständliches Statement gegenüber dem herrscherlichen Anspruch auf Göttlichkeit bzw. deren posthumen Anerkennung in Form eines senatorischen Konsekrationsbeschlusses gewertet werden.423 Mit seiner Abwesenheit von einer für Nero in diesem Punkt so wichtigen Senatssitzung hatte sich Thrasea endgültig als Gegner der kaiserlichen Ambitionen zu erkennen gegeben und ließ keinen Zweifel darüber bestehen, dass er auch einer posthumen Vergöttlichung des Herrschers ablehnend gegenüberstehen würde. Seine Beseitigung erscheint in dieser Hinsicht konsequent.424 Inwiefern das vor dem Senatsgericht geführte Verfahren tatsächlich aus derartigen Gründen eröffnet wurde, ist kaum zu klären. In jedem Fall erfolgte die Anklage offiziell aufgrund der Verletzung der kaiserlichen maiestas.425 Der Tatbestand des Hochverrats kommt in sämtlichen der vorgebrachten Punkten deutlich zum Ausdruck und wurde durch die Verurteilung des Angeklagten schließlich auch juristisch festgestellt.426 Wie aus der Schilderung der Vorgänge bei Tacitus ersichtlich wird, fiel Thrasea dabei nicht zuletzt innersenatorischen 422 Tac. ann. 16,21,2: et cum deum honores Poppaeae decernuntur, sponte absens, funeri non interfuerat. – Übersetzung Heller: »und als göttliche Ehren für Poppaea beschlossen wurden, blieb er absichtlich fern, hatte auch am Leichenbegängnis nicht teilgenommen.« 423 Cassius Dio (62,26,3) führt den Zusammenhang zwischen der Abwesenheit Thraseas und dessen Ablehnung der entsprechenden Senatsbeschlüsse explizit aus: Θρασέας δὲ ὅτι οὔτε ἐς τὸ βουλευτήριον συνεχῶς ὡς οὐκ ἀρεσκόμενος τοῖς ψηφιζομένοις ἀπήντα – Übersetzung Veh: »Thrasea hingegen büßte mit seinem Leben, weil er nicht regelmäßig im Senat erschien – wie wenn er mit den Beschlüssen nicht einverstanden wäre«. Angesichts der großen Bedeutung, die Nero der consecratio Poppaeas beimaß, konnte Thraseas Verhalten gemäß Ronning 2006, 343 mit Anm. 88, als »Abkehr von der neuen legitimatorischen Strategie Neros und Loyalitatsbekundung für die Parteigänger des Claudius und seiner Nachkommen« verstanden werden, vgl. Kap. 5.2.3. Seit Augustus konnte die Abwesenheit von Senatssitzungen den jeweiligen Senatsvertretern im Übrigen unter bestimmten Bedingungen als Hochverrat ausgelegt werden, vgl. Richard J. A. Talbert, The Senate of Imperial Rome, Princeton, NJ 1984, 134–152. 424 Thraseas Beseitigung wird verständlich, wenn man sich vor Augen führt, dass er – wie aus der Überlieferung seines Falls sowie der Verehrung seiner Person in späterer Zeit ersichtlich wird – einen gewissen Einfluss auf bestimmte senatorische Kreise ausübte und dem Kaiser insofern durchaus gefährlich werden konnte, siehe unten. 425 Zum Begriff der maiestas und dem Tatbestand des crimen maiestatis siehe allgemein Martin Avenarius, Maiestas (Crimen maiestatis), in: RAC 23 (2010), 1135–1156. Eine auf Grundlage der Quellen detaillierte Behandlung der unter crimen maiestatis subsumierten Vergehen bietet nach wie vor Andreas Pesch, De perduellione, crimine maiestatis et memoria damnata, Aachen 1995, 144–206. 426 Da es sich hier zweifellos um ein Verfahren vor dem Senatsgericht handelte, wurde das Urteil gegen Thrasea von dessen Standesgenossen gefällt, wobei Nero den Vorsitz offensichtlich den Konsuln überließ und somit auf eine persönliche Prozessführung verzichtete, vgl. Jochen Bleicken, Senatsgericht und Kaisergericht. Eine Studie zur Entwicklung des Prozeßrechtes im frühen Prinzipat (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Philologisch-historische Klasse 53), Göttingen 1962, bes. 62f.

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Spannungen zum Opfer.427 Schon die beiden namentlich genannten Vertreter der Anklage waren in persönlicher Abneigung gegen ihn vereint: Während Capito im Jahr 57 als Statthalter Kilikiens in einem Repetundenverfahren gegen Thrasea unterlegen gewesen war, erging sich Marcellus im Rahmen des Prozesses gegenüber dem Angeklagten in wütenden Reden.428 Mit seinem unzuverlässigen Abstimmungsverhalten und einigen nicht abgesprochenen Antragsinitiativen hatte Thrasea seine Standesgenossen in der Vergangenheit allzu oft vor den Kopf gestoßen und somit die im Senat so wichtige Konsensorientierung mitunter auf eine harte Probe gestellt.429 Das gegen ihn eröffnete Verfahren ist vor diesem Hintergrund sicherlich keineswegs auf die einseitige Entscheidung eines um seine Stellung (oder seine Vergöttlichung) besorgten Kaisers zurückzuführen, sondern vielmehr die Katastrophe eines seit Längerem andauernden Dramas, in dem man nun offenbar die Möglichkeit gekommen sah, einen unliebsamen Standesgenossen, der das Verhältnis zwischen princeps und Senat schwer belastete, aus dem Weg zu schaffen. Worin man diese Möglichkeit allerdings genau zu erkennen glaubte bzw. aus welchem Anlass man das Verfahren schließlich eröffnete, ist schwer zu sagen.430 Auch wenn die Anklage gegen Thrasea offiziell wegen crimen laesae maiestatis erfolgte und somit zunächst im politischen Bereich zu verorten ist, erscheint doch aufschlussreich, welchen Raum man in diesem Kontext auch solchen Vorwürfen zugestand, die insbesondere die numinose Seite des neronischen

427 Vgl. Barghop 1994, 113–120; Ders., Der Fall des Thrasea Paetus. Die Ausgrenzung des Nichtangepassten und das Andere des senatorischen Habitus, in: Traverse 3,1 (1996), 21–33; sowie Ronninng 2006, 331f. 428 Tac. ann. 13,33,1f.; 16,21,3 (Capito); Tac. ann. 16,28; 16,29,1; hist. 4,7f.; dial. 8 (Marcellus). Auch wenn sich in den Quellen keine direkte Verbindung zwischen Thrasea und Marcellus nachweisen lässt, wird eine solche zumindest suggeriert, indem Tacitus in seiner Darstellung das Repetundenverfahren gegen Capito in eine Reihe mit einem ähnlichen Verfahren gegen Marcellus stellt (ann. 13,33,3), das jedoch – anders als im Falle Capitos – mit einem Freispruch für den Angeklagten endete. 429 Marcellus greift dies auf, indem er seinen Standesgenossen vorwirft, dem höhnische Verhalten Thraseas nichts entgegengesetzt zu haben, Tac. ann. 16,28,1f.; 16,21,1; siehe hierzu Blochmann 2017, 91–103; Ronning 2006, 346f. 430 Aufgrund des von Tacitus (ann. 16,22,1) erwähnten Umstands, wonach Thrasea zum Zeitpunkt der Anklage den Senat bereits seit beinahe drei Jahren nicht mehr betreten haben soll, ist nicht davon auszugehen, dass der Angeklagte selbst den Konflikt durch eine bestimmte Handlung verschärft hat, zumal eine solche mit Sicherheit in den uns überlieferten Vorwürfen enthalten wäre. Die dementsprechend zuletzt datierbare Anschuldigung besteht somit in der Abwesenheit Thraseas von der Senatssitzung, in der über die consecratio Poppaeas entschieden wurde, der man – wie aus der Argumentation Capitos hervorgeht – eine zentrale Bedeutung beimaß. Bezüglich einer möglichen Verbindung zu anderen Prozessen jener Zeit siehe Vogel-Weidemann 1982, 435–438.

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Kaisertums betrafen.431 Dürfte hiermit zum einen klar auf die konkreten Verfehlungen des Angeklagten selbst verwiesen sein, lässt sich hierin gleichfalls eine Strategie erkennen, die darauf abzielte, die Anklage mit einer besonderen Wirksamkeit auszustatten.432 Der herrscherliche Anspruch auf Göttlichkeit diente den Klägern als Vehikel, die gegen Thrasea vorgebrachten Anschuldigungen noch zuzuspitzen und sich auf diese Weise zugleich zu profilieren. Der Diskurs über die divinitas des Kaisers bot sich dementsprechend als Betätigungsfeld an, auf dem man sich in besonderer Weise um die Gunst des Herrschers bewerben und dabei auch gegenüber seinen Standesgenossen absetzen konnte.433 Dass hierin zugleich ein gewisses Risiko bestand, geht aus dem Beispiel Thraseas eindringlich hervor. Der Erfolg der Anklage brachte dem Angeklagten schließlich den Tod.434 In der freien Wahl der Todesart entschied sich Thrasea für einen Selbstmord durch das Öffnen der Pulsadern und inszenierte sich dabei nach »dem doppelten Vorbild Sokrates’ und Catos.«435 Die Nachwelt erhob den Verstorbenen hiernach zu 431 Dass derartige Dinge überhaupt zum Gegenstand der Anklage gemacht werden konnten, liegt darin begründet, dass sich das crimen maiestatis in der Kaiserzeit durch die »Gleichsetzung von princeps und imperium Romanum als Staatswesen« (Jean P. Rollin, Untersuchungen zu Rechtsfragen römischer Bildnisse [Habelts Dissertationsdrucke, Reihe Klassische Archäologie 11], Bonn 1979, 153) »sukzessiv von einem Verbrechen gegen den Staat zu einem Delikt gegen die Person des Herrschers u. seine Familie [wandelte]« (Avenarius 2010, 1144). Durch die im Kaiserkult manifestierte Überhöhung des Herrschers rückten entsprechende Taten somit in die Nähe des Sakrilegs, sodass auch die gegen Thrasea vorgebrachten Anklagepunkte sowohl politisch als auch religiös begründet waren, vgl. Edelmann 2010, 89f. Bereits Theodor Mommsen hat diesbezüglich auf die »juristische Grenzenlosigkeit« des crimen maiestatis verwiesen (Ders., Römisches Strafrecht [Systematisches Handbuch der Deutschen Rechtswissenschaft, 1. Abteilung, 4. Teil], Leipzig 1899, 542), wobei auch Friedrich Vittinghoff ganz ähnlich befand (vgl. Ders. 1936, 9f.). 432 Der Erfolg der Anklage war nur darüber zu erreichen, dass die gegen Thrasea vorgebrachten Anschuldigungen einen entsprechenden Rückhalt im Verhalten des Angeklagten fanden und somit plausibel waren. Ausgehend von seinen offensichtlichen Verfehlungen als Senator und Priester ließen sich somit noch weitergehende Vorwürfe formulieren, die auf eine kritische Haltung gegenüber der Göttlichkeit des Kaisers abzielten. 433 So berichtet uns Tacitus (ann. 16,33,2) davon, dass Capito und Marcellus für ihre Anklage eine Belohnung von jeweils fünf Millionen Sesterzen erhielten. Während die Quellen zum weiteren Werdegang Capitos schweigen, setzte Marcellus seine Karriere unter Nero sowie dessen Nachfolgern erfolgreich fort, ehe er infolge einer angeblichen Verschwörung unter Vespasian zu Tode kam, Cass. Dio 65,16,3f. 434 Tac. ann. 16,34f. 435 Ronning 2006, 346; vgl. Wistrand 1979, 95; Dennis Pausch, Biographie und Bildungskultur. Personendarstellungen bei Plinius dem Jüngeren, Gellius und Sueton (MillenniumStudien zu Kultur und Geschichte des ersten Jahrtausends n. Chr. 4), Berlin 2004, 91f.; Ulrich Huttner, Sterben wie ein Philosoph. Zur Inszenierung des Todes in der Antike, in: Martin Zimmermann (ed.), Extreme Formen von Gewalt in Bild und Text des Altertums (Münchner Studien zur Alten Welt 5), München 2009, 295–320, hier 307–309. Interessant ist hier besonders die Anlehnung an den jüngeren Cato, dem Thrasea eine Biographie gewidmet hatte, vgl. Joseph Geiger, Munatius Rufus and Thrasea Paetus on Cato the Younger,

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einem regelrechten ›Märtyrer‹. Nicht zuletzt durch eine von Iunius Arulenus Rusticus verfasste Lobschrift, die wohl auch Tacitus zumindest für die Darstellung der letzten Jahre Thraseas als Hauptquelle nutzte, erschien Thrasea als Vertreter einer Gruppe von Senatoren, die aufgrund ihrer Nähe zu den Lehren der Stoa als Gegner des kaiserlichen Machtanspruchs auftraten und ihre kritische Haltung gegenüber dem princeps schließlich mit dem Leben bezahlten.436 In der in: Athenaeum 57 (1979), 48–72; siehe auch Tac. ann. 16,22,2. Mattingly 1920, 38, erkennt noch in den letzten Worten des Sterbenden eine spöttische Anspielung auf die herrscherliche divinitas: Wie schon Seneca (Tac. ann. 15,64,4) soll Thrasea im Angesicht des Todes erklärt haben, er bringe Iuppiter Liberator ein Opfer dar (Tac. ann. 16,35,1). Vor dem Hintergrund, dass Nero infolge der Steuerbefreiung Griechenlands von den Hellenen als Ζεὺς Ἐλευθέριος bzw. Iuppiter Liberator gefeiert wurde, sieht Mattingly hiermit den Kaiser selbst bezeichnet; dieser Lesart folgt auch Weinstock 1971, 144. Die Echtheit des von Mattingly gewählten numismatischen Ausgangspunkts, einer neronischen Goldmünze mit der Legende IVPPITER LIBERATOR (BMCRE I [Nero] 110), ist jedoch verschiedentlich infrage gestellt worden, vgl. Lodovico Laffranchi, L’attivitá numismatica di Francesco Gnecchi, in: RIN 32 (1919), 151–204, hier 190 (in Bezug auf Francesco Gnecchi, Contribuzioni al Corpus Numorum, in: RIN 23 [1910], 449–472, hier 450, Nr. 3: »molto dubbio«); Andrew Burnett, Nero’s Visit to Greece. Two Numismatic Notes, in: GNS 34 (1984), 81–85. Zur Adresssierung Neros als Zeus bzw. Iuppiter, der Befreier, im epigraphischen Befund siehe zudem Bönisch-Meyer/Witschel 2014, 140–142; RPC I 1279f. (Patras); RPC I 1238– 1244 (Sikyon); RPC I 1377 (Nicopolis). Zur Verwendung dieser Ansprache für andere Kaiser siehe exemplarisch Friederike Herklotz, Prinzeps und Pharao. Der Kult des Augustus in Ägypten (Oikumene. Studien zur antiken Weltgeschichte 4), Frankfurt a. Main 2007, 256– 261 (Augustus); Bönisch-Meyer/Witschel 2014, 142–146 (Domitian); Paus. 1,3,2; Antony E. Raubitschek, Hadrian as the Son of Zeus Eleutherios, in: AJA 49,2 (1945), 128–133 (Hadrian); IG V 1, 403 und 407–445; Annette Hupfloher, Kulte im kaiserzeitlichen Sparta. Eine Rekonstruktion anhand der Priesterämter, Berlin 2000, 165 (Antoninus). 436 Die von Arulenus verfasste Schrift gehörte zu einer Reihe von Werken, die sich mit dem Leben und Handeln der genannten, vor allem unter Nero und den Flaviern in den Tod getriebenen Senatoren auseinandersetzten und entsprechend der Intention ihrer Verfasser lobenden Charakter aufwiesen. Neben der Lobschrift auf Thrasea ist hier vor allem die Lebensbeschreibung des Helvidius Priscus aus der Feder des Herennius Senecio zu nennen, vgl. Tac. Agr. 2,1f.; Plin. epist. 5,5; 7,19,5; siehe hierzu Friedrich A. Marx, Tacitus und die Literatur der exitus illustrium virorum, in: Philologus 92 (1937), 83–103; Oswyn Murray, The ›quinquennium Neronis‹ and the Stoics, in: Historia 14 (1965), 41–61, bes. 52–61; Ottmann 2002, 240–273; Jens Gering, Domitian, dominus et deus? Herrschafts- und Machtstrukturen im Römischen Reich zur Zeit des letzten Flaviers (Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 15), Rahden (Westfalen) 2012, 306–315. Zur Rolle Thraseas innerhalb dieser Gruppe bzw. seiner Darstellung bei Tacitus siehe etwa Arturo de Vivo, Dissenso e astensione. Trasea Peto negli Annali di Tacito, in: Vichiana 9 (1980), 79–103; Alfons Städele, Die Darstellung des Thrasea Paetus in den Annalen des Tacitus, in: Peter Neukam (ed.), Die Antike als Begleiterin (Klassische Sprachen und Literaturen 24), München 1990, 110–133; Konrad Heldmann, libertas Thraseae servitium aliorum rupit. Überlegungen zur Geschichtsauffassung im Spätwerk des Tacitus, in: Gymnasium 98 (1991), 207–231; Olivier Devillers, Le rôle des passages relatifs à Thrasea Paetus dans les Annales de Tacite, in: Jean-Michel Croisille/Yves Perrin (edd.), Neronia VI. Rome à l’époque neronienne. Institutions et vie publique, économie et société, vie intellectuelle, artistique et spirituelle. Actes du VIème Colloque international de la SIEN (Rome,

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Forschung ist in diesem Kontext der Begriff der so genannten ›stoischen Senatsopposition‹ geprägt worden.437 Eine solche, von den Autoren der römischen Geschichtsschreibung suggerierte Gruppe im Sinne einer antimonarchischen, von philosophischen Idealen geleiteten Bewegung hat es höchstwahrscheinlich nie gegeben.438 Schon ihre historiographische Darstellung selbst geht – gemäß ihrer (senatorischen) Agenda – über die im Grunde stets von individuellen Beweggründen geprägten Konfliktfälle hinweg und wird ihnen somit im Einzelnen kaum gerecht. Dementsprechend ist auch der Fall Thraseas in unserem Kontext weniger als Beleg einer ausdrücklich gegen den Kaiser und dessen Streben nach Göttlichkeit gerichteten stoischen Senatspartei zu sehen, sondern vielmehr als Symptom einer ausdrücklichen Bereitschaft, das Feld der herrscherlichen divinitas zu nutzen, um sich hier zu profilieren und dabei inneraristokratische Machtkämpfe in Form entsprechender Anklagen und Prozesse auszutragen.439 19–23 mai 1999) (Collection Latomus 268), Brüssel 2002, 296–311; Fabrice Galtier, L’opposition symbolique des figures de Néron et Thrasea Paetus (Annales XVI, 21–35), in: JeanMichel Croisille/Yves Perrin (edd.), Neronia VI. Rome à l’époque neronienne. Institutions et vie publique, économie et société, vie intellectuelle, artistique et spirituelle. Actes du VIème Colloque international de la SIEN (Rome, 19–23 mai 1999) (Collection Latomus 268), ´ , Thrasea Paetus, Libertas Senatoria, and Tacitus’ NarBrüssel 2002, 312–321; Jakub Pigon rative Methods, in: Electrum 9 (2003), 143–153; William Turpin, Tacitus, Stoic exempla, and the praecipuum munus annalium, in: ClAnt 27,2 (2008), 359–404, bes. 378–389; Thomas E. Strunk, Saving the Life of a Foolish Poet: Tacitus on Marcus Lepidus, Thrasea Paetus, and Political Action under the Principate, in: SyllClass 21 (2010), 119–139, bes. 132–137; Ders., History after Liberty. Tacitus on Tyrants, Sycophants, and Republicans, Ann Arbor 2017, 104–121; Emily Kearns, The Death of Thrasea. Towards a Reconstruction and Interpretation, in: Athenaeum 99,1 (2011), 41–79. 437 Aufgrund der unüberschaubaren Menge entsprechender Untersuchungen kann und soll an dieser Stelle nur auf einige einschlägige Titel verwiesen werden: Toynbee 1944; Becker 1950; Schmich 1960; Wistrand 1979; Malitz 1985; Raaflaub 1987; Timpe 1987. Zur allgemeinen Begriffs- und Quellenproblematik der stoischen Senatsopposition siehe prägnant Leithoff 2014, 87–89; sowie Blochmann 2017, 83–105. 438 Siehe in Hinblick auf die neronischen Verhältnisse allgemein Griffin 1984, 171–177. Auch im Fall Thraseas lassen sich derartige philosophische Motive nicht sicher nachweisen, vgl. Chaim Wirszubski, Libertas as a Policital Idea at Rome During the Late Republic and Early Principate (Cambridge Classical Studies), Cambridge 1950, 138–143; Syme 1958, 561; Jürgen Malitz, Philosophie und Politik im frühen Prinzipat, in: Hans W. Schmidt/Peter Wülfing (edd.), Antikes Denken – Moderne Schule. Beiträge zu den antiken Grundlagen unseres Denkens (Gymnasium Beihefte 9), Heidelberg 1988, 151–179, hier 167–173; Vasily Rudich, Political Dissidence under Nero. The Price of Dissimulation, London/New York 1993, 163– 165. Zur bereits in der Antike geführten Diskussion über die Haltung der Stoiker gegenüber der Institution des Prinzipats siehe Wistrand 1979, 96f. (mit weiteren antiken Quellenbelegen). 439 Siehe dagegen Becker 1950, 304, der als Vertreter der Annahme einer stoischen Senatsopposition einen anderen Ansatz wählt: »Welche Konsequenzen die Opposition aus dem Kampf gegen den auch durch Epigramme (Suet. Nero 39) verulkten Kaiserkult zog, sehen wir an Paetus Thrasea (Tac. ann. 10,22). Er legte den bei Jahresbeginn üblichen feierlichen Eid nicht ab, er fehlte, wenn die Quindecimvirn ihre Gelübde aussprachen, selbstver-

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Dass Thraseas Fall zwar in seiner bemerkenswert detaillierten Überlieferung, nicht aber in der Sache selbst als Unikum zu gelten hat, geht überdies aus einem gleichfalls unter Nero geführten Prozess hervor, der in der Darstellung des Tacitus eng mit demjenigen Thraseas verknüpft ist und an dieser Stelle abschließend kurz in den Blick genommen werden soll.440 Die Anklage, die von einem Ritter namens Ostorius Sabinus erhoben wurde, richtete sich dabei gegen den Konsular Quintus Marcius Barea Soranus und konfrontierte diesen mit dem Vorwurf, während der Zeit seiner Statthalterschaft in Asia ein umstürzlerisches Verhalten an den Tag gelegt zu haben.441 Auch Soranus’ Tochter Servilia wurde in den Prozess gegen ihren Vater hineingezogen und beschuldigt, magische Beschwörungen durchgeführt zu haben, offenbar, um dem princeps zu schaden.442 Wie Tacitus berichtet, räumte Servilia zwar ein, sich tatsächlich mit Magiern getroffen zu haben, erklärte jedoch unter Tränen, dass dies nur geschehen sei, um ihrem Vater in seiner Situation zu helfen. Ihre in direkter Rede wiedergegebene Verteidigung lässt erkennen, worauf die gegen sie vorgebrachten Anschuldigungen beruhten: nulla mihi principis mentio nisi inter numina fuit.443

Die Wahl dieser Worte macht deutlich, wie stark die Göttlichkeit des Kaisers von Seiten der Anklage auch in diesem Prozess in den Fokus gerückt worden sein muss. Mit der Entgegnung, von Nero nie anders gesprochen zu haben, als von jemandem, der den Göttern (inter numina) zugehört, versuchte Servilia, sich gegenüber der Anschuldigung der Superstition zu verteidigen und zugleich den hierin enthaltenen (im Rahmen der Anklage vielleicht explizit formulierten) Vorwurf zu entkräften, nicht an die Göttlichkeit des princeps zu glauben.444 Die

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ständlich opferte er nicht für das Heil Neros, geschweige für die göttliche Stimme des Princeps.« Tac. ann. 16,21,1: Trucidatis tot insignibus viris ad postremum Nero virtutem ipsam excindere concupivit interfecto Thrasea Paeto et Barea Sorano, olim utrisque infensus – Übersetzung Heller: »Nach der Ermordung so vieler hervorragender Männer bekam Nero schließlich Lust, die Tugend selbst zu vernichten, indem er Thrasea Paetus und Borea Soranus umbringen ließ. Seit langem trug er gegen beide Haß«. Zum Motiv der virtus siehe Catalina Balmaceda, Virtus Romana. Politics and Morality in the Roman Historians (Studies in the History of Greece and Rome), Chapel Hill 2017, 208–241, bes. 237–240. PIR² B 55; Vogel-Weidemann 1982, 429–438 (Soranus); PIR² O 161 (Sabinus). Tac. ann. 16,30f.; vgl. Edelmann 2010, 90. Tac. ann. 16,31,2 – Übersetzung Heller: »ich habe nie vom Princeps anderes gesprochen als von jemandem, der zu den Göttern gehört.« Vgl. Edelmann 2010, 90. Zur Verwendung des Begriffs numen siehe etwa Sauter 1934, 159– 166; Duncan Fishwick, Genius and Numen, in: HThR 62,3 (1969), 356–367; Clauss 2001, 229–235; Walter Pötscher, ›Numen‹ und ›numen Augusti‹, in: ANRW II 16.1 (1978), 355– 392. Unabhängig von den Umständen der Verteidigung misst Sittig 2018, 434, den Worten Servilias offenbar allgemeine Bedeutung bei: »Eine vornehme Römerin unter Anklage

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bei Tacitus in emotionaler Weise geschilderten Beteuerungen Servilias blieben allerdings ohne Erfolg: Wie bereits im Falle Thraseas endete der Prozess mit einem Schuldspruch und somit mit dem Tod des Vaters und seiner Tochter.445 Überblickt man die in den antiken Quellen thematisierten Fälle, in denen Personen offenbar mit dem Vorwurf konfrontiert wurden, nicht an die Göttlichkeit des Kaisers zu glauben oder den hiermit verbundenen Ansprüchen des princeps feindlich gegenüberzustehen, fällt auf, dass derartige Anschuldigungen in der Regel nie eigenständig vorgebracht, sondern im Rahmen der offiziellen Anklage stets nur unter anderen Punkten genannt wurden. Der Grund hierfür besteht weniger darin, dass es im römischen Recht keinen entsprechenden Tatbestand gegeben hätte – bereits das crimen maiestatis war in dieser Hinsicht durchaus anwendbar446 –, sondern wohl vielmehr darin, dass der Kaiser kein Interesse daran haben konnte, seine divinitas in dieser Weise öffentlich zum Gegenstand einer Debatte machen zu lassen.447 Auch den entsprechenden Anklägern war dies bewusst, sodass die eigentlichen Hintergründe der Prozesse im Einzelnen nur schwer zu fassen sind. Die Ausschaltung potenzieller Gegner der eigenen Apotheose stellt sich somit in den Quellen als nicht explizit zu fassendes Anliegen, im Rahmen der Strategie bestimmter Anklagen aber – zumindest auf

glaubte, betonen zu müssen, dass sie den Kaiser unter die Götter rechne, um ihre Loyalität und Glaubwürdigkeit unter Beweis zu stellen.« 445 Wie Tacitus (ann. 16,33,2) bemerkt, soll auch Ostorius Sabinus – ähnlich wie Capito und Marcellus im Falle Thraseas – für seine Verdienste reich belohnt worden sein, da er neben 1.200.000 Sesterzen auch die Abzeichen der Quaestur erhielt. 446 Auf die Anwendbarkeit des crimen maiestatis ist in diesem Zusammenhang bereits verwiesen worden, siehe oben. Eine weitere denkbare Möglichkeit bestand im Vorwurf der asebeia; siehe hierzu Wilhelm Nestle, Asebieprozesse, in: RAC 1 (1950), 735–740, hier 740, der zu bedenken gibt, dass es sich hierbei zumeist nicht um Religionsvergehen im eigentlichen Sinne handelte. Die Möglichkeit zur Anwendung dieses Tatbestands wird zudem noch an späterer Stelle diskutiert werden, vgl. Kap. 4.2.3.2. 447 In der literarischen Überlieferung sind dementsprechend gemeinhin solche Fälle geschildert, in denen es um die Verletzung der maiestas des divinisierten Herrschers ging. Majestätsprozesse, welche die numinose Seite des lebenden princeps in den Fokus rückten, bilden – zumindest in ihrer Überlieferung bzw. Ausstellung als solche – eine Ausnahme. Siehe in diesem Zusammenhang etwa Cass. Dio 57,24,7; Philostr. Ap. 7,24; 8,16. Programmatisch stellen sich diesbezüglich die folgenden, Tiberius zugeschriebenen Worte dar, Cass. Dio 66,19,1f.: λέγων ὅτι ‹ἐγὼ μὲν οὐδὲν οὔθ᾽ ὑβρισθῆναι οὔτε προπηλακισθῆναι δύναμαι: οὔτε γὰρ ἄξιόν τι ἐπηγορίας ποιῶ, οὔτε μοι μέλει τῶν ψευδῶς λεγομένων: οἱ δὲ μετηλλαχότες τῶν αὐτοκρατόρων αὐτοὶ ἑαυτοῖς, ἄνπερ ὡς ἀληθῶς ἥρωές τε ὦσι καὶ δύναμίν τινα ἔχωσι, τιμωρήσουσιν ἄν τί τις αὐτοὺς ἀδικήσῃ. – Übersetzung Veh: »Man kann mich ganz und gar nicht beleidigen oder beschimpfen; tue ich doch nichts Tadelnswertes, und um Lügenreden kümmere ich mich nicht. Was aber die verstorbenen Kaiser betrifft, so werden sie, falls sie tatsächlich Heroen sind und irgendwelche Macht besitzen, sich schon gegenüber einem, der sich an ihnen versündigt, selbst ihr Recht verschaffen.« Vgl. Tac. ann. 1,73,2f.; siehe dagegen Plin. paneg. 11,1; Tac. ann. 2,50,1f.; 3,66,1; Suet. Tib. 58; Philostr. Ap. 1,15,18Ol. 15K.

Wege zur Göttlichkeit

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Grundlage der hier behandelten Fälle – deutlich erkennbares Motiv dar.448 Von einem systematischen Vorgehen gegen derartige Gefährdungen der eigenen Apotheose kann allerdings nicht gesprochen werden.449

4.2. Wege zur Göttlichkeit Wenn im Folgenden die Frage erörtert werden soll, inwiefern es dem princeps möglich war, die eigene Apotheose auch ohne die tatkräftige Unterstützung eines Nachfolgers zu erreichen, ist zunächst festzuhalten, dass es den Weg zur Göttlichkeit schlicht nicht gab. So soll und kann es in diesem Rahmen nicht darum gehen, etwaige Strategien des princeps und seines Umfelds in den Blick zu nehmen, die einem bestimmten (wie auch immer gearteten) Modell folgend mehr oder weniger direkt auf das Ziel der posthumen Vergöttlichung hinausliefen, sondern lediglich darum, verschiedene Ausgangspunkte näher zu betrachten, die schon im Gesichtskreis der uns überlieferten antiken Zeugnisse prädestiniert schienen, dem Herrscher zur Apotheose zu verhelfen. Vor diesem Hintergrund sollen drei besonders vielversprechende Ansätze genauer untersucht werden: 1) die Vergöttlichung von Mitgliedern der kaiserlichen Familie als Vertreter einer domus divina, 2) in der zeitgenössischen Panegyrik formulierte Aussagen, die dem Kaiser bereits zu dessen Lebzeiten eine Göttlichkeit zuschrieben, welche die (bisweilen ganz explizit in Aussicht gestellte) consecratio geradezu folgerichtig erscheinen lassen mussten, sowie 3) die gezielte Einbindung der Senatoren in die Affirmation der herrscherlichen divinitas, wobei hier ein besonderes Augenmerk auf solche Angebote zu legen ist, die gemäß der von Helga Gesche geprägten Unterscheidung vom Vorgang der ›Vergöttlichung‹ und vom Akt der ›Vergottung‹ gewissermaßen als Vorstufen einer erwartbaren posthumen Erhebung des princeps unter die römischen Staatsgötter zu gelten hatten.450

448 Zur grundsätzlichen Problematik, Gegner oder Rivalen des Kaisers im Rahmen von Prozessen auszuschalten, siehe Klingenberg 2011, 144–159. 449 Schwierig erweist sich vor diesem Hintergrund die Einordnung der Worte Cassius Dios (59,25,5), dass Caligula geplant haben soll, den gesamten Senat hinrichten zu lassen, ›weil dieser ihm keine göttlichen Ehren zuerkannte‹ (ὅτι μὴ τὰ ὑπὲρ ἄνθρωπον αὐτῷ ἐψηφίσατὸ). Zumindest im Parallelbericht Suetons (Cal. 49,2f.) findet sich eine derartige Begründung nicht; vgl. Sen. dial. 5,19,2. Zu den Verhältnissen unter Domitian siehe zuletzt Vössing 2020, 58–76. 450 Vgl. Wlosok 1978, 20, in Auseinandersetzung mit Gesche 1968 und 1978b.

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Die Bahnung der eigenen Apotheose

4.2.1. Die Vergöttlichung von Angehörigen der domus Augusta Die Behandlung der Vergöttlichung von Angehörigen der kaiserlichen Familie im Rahmen eines Kapitels, das sich verschiedenen Ausgangspunkten der Apotheose des Kaisers widmet, geht bereits von bestimmten Prämissen aus, die an dieser Stelle vorab kurz zu erläutern sind. So ist die während des gesamten Untersuchungszeitraums der ersten beiden Jahrhunderte übliche Praxis, bestimmte Mitglieder der domus Augusta – vor allem Frauen und Kinder – nach ihrem Tod unter die Staatsgötter zu versetzen, gegenüber der Einrichtung der Apotheose des verstorbenen Herrschers in ihrer Bedeutung verschiedentlich gering geschätzt worden.451 Ausgehend vom meritokratischen Gedanken, wonach jede consecratio durch Leistung verdient werden musste, hat zuletzt etwa Gwynaeth McIntyre vorgeschlagen, in der Vergöttlichung der beiden Kaiserkinder Claudia, der Tochter Neros, und Flavius Caesar, des Sohnes Domitians, lediglich eine Art von letzter Ehre im Sinne einer consolatio zu sehen.452 Eine solche Deutung rückt die consecratio von Angehörigen der kaiserlichen Familie in die Nähe des Phänomens der Privatapotheose, das seinen wohl bekanntesten Ausdruck im Beispiel Ciceros gefunden hat, der – gemäß seinen eigenen Worten – beabsichtigt hatte, seiner verstorbenen Tochter Tullia ein Heiligtum zu errichten.453 Angesichts der Stellung, die der Person und der Familie des princeps innerhalb des römischen Staatswesens zukam, lässt sich jedoch keineswegs davon sprechen, dass es sich hierbei um eine private oder persönliche Angelegenheit gehandelt haben

451 Siehe zuletzt beispielsweise Sittig 2018, 425: »Dabei scheinen göttliche Ehren zunächst eher für die verstorbenen weiblichen und minderjährigen Mitglieder der domus Augusta akzeptabel gewesen zu sein, da deren politisches Prestige geringer war.« Eine solche Einschätzung ergibt sich vor allem aus äußeren Gesichtspunkten, wie dem Befund, dass Frauen und Kinder des Kaiserhauses insgesamt häufiger mit theomorphen Darstellungen bedacht wurden (vgl. Marianne Bergmann, Der Koloß Neros, die Domus Aurea und der Mentalitätswandel im Rom der frühen Kaiserzeit [Trierer Winckelmannsprogramme 13], Mainz 1994, 5; Dies. 1998, 4 und 38f.), oder dem Befund, dass die posthum vergöttlichten Frauen des Kaiserhauses in ihren Grabinschriften als diva bezeichnet wurden bzw. werden konnten, wohingegen die vergöttlichten Kaiser mit ihrem Namensformular genannt wurden, das sie bereits zu Lebzeiten getragen hatten (vgl. Chastagnol 1984b, 286f.; Diefenbach 2007, 184f. mit Anm. 395). 452 Vgl. Gwynaeth McIntyre, Deification as Consolation: The Divine Children of the Roman Imperial Family, in: Historia 62,2 (2013), 222–240; siehe hierzu auch Vössing 2020, 23. 453 Cic. Att. 12,1; 12,18,1; 19,1; 21; 36,1; vgl. Martin P. Charlesworth, Some Observations on Ruler-Cult Especially in Rome, in: HThR 28,1 (1935), 5–44, hier 23f.; McIntyre 2013, 231– 223. Zum Phänomen der Privatapotheose bzw. Privatdeifikation siehe etwa Henning Wrede, Consecratio in formam deorum. Vergöttlichte Privatpersonen in der römischen Kaiserzeit, Mainz 1981; Bergmann 1998, 38f.; vgl. McIntyre 2013, 235–238.

Wege zur Göttlichkeit

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könnte:454 Auch der Vergöttlichung von Frauen und Kindern der kaiserlichen Familie lag ein offizieller, vom Senat gefasster Konsekrationsbeschluss zugrunde, der in seiner sakralrechtlichen Geltung dem Beschluss der consecratio des verstorbenen Herrschers keineswegs nachstand.455 Die senatorische Anerkennung der divinitas der verstorbenen Mitglieder der domus Augusta bot dem Kaiser die Möglichkeit, seine persönliche Beziehung zur jeweiligen neuen Gottheit herauszustellen und im Sinne einer eigenen Agenda nutzbar zu machen. Welche Bedeutung den betreffenden Konsekrationsbeschlüssen dabei im Einzelnen schon von den Zeitgenossen selbst beigemessen wurde, hat sich bereits im Rahmen der Betrachtung des Falls von Thrasea Paetus deutlich erwiesen.456 Die Relevanz des Themas in Hinblick auf die Göttlichkeit des Kaisers ergibt sich dementsprechend aus der Charakterisierung des Herrscherhauses als domus divina, in deren Weiterdenken die Zeitgenossen zu einschlägigen Ableitungen herausgefordert wurden. In diesem Kontext wird – in den Worten von Gabriele Wesch-Klein – »mit der Konsekration des Vorgängers wie auch von nahen Verwandten die eigene Vergöttlichung vorbereitet bzw. fast zur zwangsläufigen Konsequenz.«457 4.2.1.1. Iulisch-claudische Dynastie Das Potenzial der Vergöttlichung von Familienmitgliedern als vorgreifendes Argument für die eigene Apotheose ist bereits im Kontext eines zuvor behandelten Fallbeispiels angedeutet worden: In der ›Apocolocyntosis‹ Senecas erklärt Diespiter den Mitgliedern des Göttersenats, Claudius solle nicht zuletzt in Hinblick auf seine (göttliche) Abstammung von divus Augustus sowie diva Augusta bzw. Livia unter die Staatsgötter aufgenommen werden.458 Der Hinweis, wonach der Kaiser seiner Großmutter persönlich zu ihrem göttlichen Status verholfen habe, ist dabei als Versuch zu werten, das Argument Diespiters zu entkräften,

454 Programmatisch erscheint in diesem Zusammenhang die bereits in augusteischer Zeit von Ovid (trist. 4,4,15) formulierte Gleichsetzung des princeps mit dem Staatswesen an sich: res est publica Caesar. 455 Auch McIntyre 2013 ist sich dieses Umstands durchaus bewusst; siehe hierzu auch Kap. 5.1. 456 Vgl. Kap. 4.1. 457 Wesch-Klein 1993, 38. 458 Sen. apocol. 9,5: Cum divus Claudius et divum Augustum sanguine contingat nec minus divam Augustam aviam suam, quam ipse deam esse iussit […] censeo uti nodivus Claudius ex hac die deus sit. – Übersetzung Binder: »Da der göttliche Claudius in Blutsverwandtschaft steht zum göttlichen Augustus und nicht minder zur göttlichen Augusta, seiner Großmutter, die er selbst zur Göttin erheben ließ, […] stelle ich den Antrag, daß der göttliche Claudius vom heutigen Tag an eine Gottheit sei«.

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und lässt somit erkennen, welche Relevanz ihm im zeitgenössischen Diskurs offensichtlich zukam.459 Die Vergöttlichung Livias stand in der Tat unter besonderen Vorzeichen. So verstarb die Witwe des Augustus im Jahr 29 unter der Herrschaft ihres Sohnes Tiberius, der – in Reaktion oder aber im Vorgriff auf entsprechende Forderungen – die Erhebung seiner Mutter unter die römischen Staatsgötter untersagte.460 In jedem Fall schien eine consecratio Livias erwartbar. Bereits Augustus hatte seine Gattin zu Lebzeiten auf verschiedene Weise ausgezeichnet und insbesondere durch ihre testamentarische Adoption in die gens Iulia (inklusive der Verleihung des Augusta-Titels) die Grundlage für weitere Erhöhungen gelegt.461 Tiberius allerdings beschränkte die Ehrungen für seine Mutter auf ein Maß, das von den Zeitgenossen als allzu engherzig verstanden werden konnte.462 Das 459 Vgl. Kraft 1966, 107f. und 112f. Die demgemäß von Cole 2006, 180f., postulierte Unterscheidung zwischen verschiedenen Arten von Staatsgöttern – solchen wie Augustus, dessen divinitas nach Sen. clem. 1,10,3 nicht lediglich aufgrund eines Befehls ›geglaubt‹ worden sei, und solchen wie Livia, deren Vergöttlichung man lediglich auf eine Anordnung des Claudius hin beschlossen habe, – verweist mehr auf die Diskurslinien der Zeit als auf eine wie auch immer zu fassende Ebene des persönlichen Glaubens. 460 Tac. ann. 5,2,1; Suet. Tib. 51,2; Cass. Dio 58,2,1. Der Wortlaut der Berichte lässt nicht erkennen, ob die Ablehnung der consecratio Livias prospektiv oder reaktiv geäußert wurde. Clauss 2001, 361, geht davon aus, dass Tiberius die für seine Mutter vom Senat beschlossenen Ehren einschränkte und tendiert somit zu Letzterem; siehe Hildegard TemporiniGräfin Vitzthum, Die iulisch-claudische Familie: Frauen neben Augustus und Tiberius, in: Dies. (ed.), Die Kaiserinnen Roms. Von Livia bis Theodora, München 2002, 21–102, hier 21: »Der Senat wollte dagegen die verstorbene Iulia Augusta als erste Frau sogar unter die römischen Staatsgötter erheben, genauso wie er Augustus, ihren verstorbenen Ehemann, und davor Iulius Caesar in diesen Rang erhoben hatte. Doch auch das lehnte der Sohn ab.« 461 Bezüglich der Rolle Livias zu Lebzeiten des Augustus siehe überblicksartig Claudia-Martina Perkounig, Livia Drusilla – Iulia Augusta. Das politische Porträt der ersten Kaiserin Roms, Wien/Köln/Weimar 1995, 54–77; Anthony A. Barrett, Livia. First Lady of Imperial Rome, New Haven/London 2002, 115–145. Zur Adoption siehe Vell. 2,75,3; Tac. ann. 1,8,1; Suet. Aug. 101,2; Cass. Dio 56,46,1; vgl. Hans-Werner Ritter, Livias Erhebung zur Augusta, in: Chiron 2 (1972), 313–338; Hildegard Temporini, Die Frauen am Hofe Trajans. Ein Beitrag zur Stellung der Augustae im Principat, Berlin 1978, 43; Perkounig 1995, 122–124; Edelmann-Singer 2017, 20f. Bezeichnend erscheint in diesem Kontext auch Ov. fast. 1,536: sic Augusta novum Iulia numen erit – Übersetzung: ›So wird auch Iulia als neue Gottheit erhoben werden‹. 462 Bereits Vittinghoff 1936, 82, erklärt, Tiberius habe die consecratio »wohl nicht so sehr aus Gleichgültigkeit oder Abneigung der Mutter gegenüber« verhindert, sondern vielmehr in der Auffassung gehandelt, »daß die außergewöhnliche Ehre der Gottwerdung dem einen, außergewöhnlichen Menschen [Augustus] vorbehalten bleiben müsse, und daß durch die Zuerkennung der Apotheose für andere die Einzigartigkeit des Beschlusses für den Begründer des optimus status herabgewürdigt werde.« Derartige Anklänge finden sich in der antiken Literatur bereits für Drusus den Älteren (Cons. ad Liv. 211–216 und 245f.). Im Fall der Vergöttlichung Livias jedoch geben uns die Quellen hierüber keine Auskunft; vgl. Strothmann 2000, 103f. Zur Beschränkung der Ehren für Livia durch Tiberius siehe Tac. ann. 1,14,1f.; Suet. Tib. 50,2f.; Cass. Dio 57,12,4f.

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Ausbleiben der consecratio der Verstorbenen wird in der Geschichtsschreibung demgemäß ausdrücklich auf eine persönliche Entscheidung des princeps zurückgeführt, der ohnehin dafür bekannt war, in Dingen, die seine eigene divinitas betrafen, sehr zurückhaltend zu sein.463 Angesichts der eindeutigen Erwartungshaltung sah sich Tiberius dazu veranlasst, die Entscheidung zu begründen, indem er erklärte, seine Mutter selbst habe einer posthumen Erklärung zur diva ablehnend gegenübergestanden.464 Auch wenn man vor diesem Hintergrund dazu geneigt sein mag, anzunehmen, dass die verspätete, im Jahr 42 unter Claudius erfolgte Vergöttlichung Livias »vielen sicherlich längst überfällig«465 erscheinen musste, stand die consecratio zu diesem Zeitpunkt unter anderen Vorzeichen. So stellt sich die Erhebung Livias unter die Staatsgötter mit Blick auf die Quellen zunächst als Teil eines regelrechten Familienprogramms dar, infolgedessen auch weitere Angehörige des Kaisers – allen voran seine Eltern Antonia die Jüngere und Drusus der Ältere – mit außerordentlichen Ehren bedacht wurden.466 Livia selbst kam in diesem Zusammenhang allerdings eine besondere Rolle zu. So ließ Claudius nach seinem Herrschaftsantritt fast ein Jahr vergehen, ehe er seine Großmutter am 17. Januar des Jahres 42, dem Jahrestag ihrer Hochzeit mit Augustus, unter die Staatsgötter erheben ließ.467 Durch die Wahl dieses symbolischen Datums, die Prägung von Münzen, auf denen beide Gottheiten gemeinsam abgebildet waren, sowie den Umstand, dass das Kultbild der diva Augusta schließlich im stadtrömischen Tempel des divus Augustus aufgestellt wurde, betonte man die Einheit des göttlichen Paares und stellte somit auch einen direkten Bezug zum vergöttlichten Prinzipats- und Dynastiegründer her.468 In dieser Perspektive zeigt sich die 463 464 465 466

Siehe einmal mehr Tac. ann. 4,38,4f. Tac. ann. 5,2,1; Suet. Tib. 51,2. Clauss 2001, 94. Susanna Künzl bezeichnet die consecratio Livias innerhalb dieses »dynastische[n] Programm[s]« als »folgerichtig« (Dies., Die Kinder des Claudius: Porträts von Antonia, Britannicus, Octavia und Drusus, in: AKB 23 [1993], 95–109, hier 102–104); vgl. Kraft 1966, 114f. Sueton und Cassius Dio, die uns von der Vergöttlichung Livias berichten, bezeichnen die neue diva als Großmutter des Claudius und heben somit die Familienbande zwischen Kaiser und Staatsgöttin hervor: Suet. Claud. 11,2: aviae Liviae divinos honores […] decernenda curavit; Cass. Dio 60,5,2: τήν τε τήθην τὴν Λιουίαν […] ἀπηθανάτισεν. Die Betonung dieser familiären Verbindung kann mit guten Gründen als Reflex einer entsprechenden kaiserlichen Repräsentation gedeutet werden. Auch in manchen Inschriften wird Livia als göttliche Großmutter des Claudius angesprochen, wie Corinth VII-3 55: [Div]ae Aug[ustae avi]ae / [Ti(beri) C]laudi Cae[saris] / [Aug]u[sti Germani]ci. Hinsichtlich der beschlossenen Ehren für Antonia und Drusus siehe Suet. Claud. 11,2; Cass. Dio 60,5,1. 467 Die genaue Datierung ergibt sich dabei aus dem entsprechenden Eintrag in den Arvalakten (CFA Nr. 17), vgl. Kierdorf 1986b, 59–61; Suet. Claud. 11,2; Cass. Dio 60,5,2. 468 Zur Kultgemeinschaft von divus Augustus und diva Augusta siehe CIL VI 4222 = ILS 4995: Dis Manibus / [---] Aug(ustae) lib(ertus) Bathyllus aeditu(u)s templi divi Aug(usti) / [e]t divae Augustae quod est in palatium / inmunis et honoratus; RIC I² (Claudius) 101; vgl.

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consecratio Livias ambivalent: Mag es Claudius auf der einen Seite darum gegangen sein, sich über seine Großmutter mit einer (leiblichen) Abstammung von einer diva zu schmücken,469 kam der neuen Staatsgöttin andererseits die Rolle einer Mittlerin zu, die dem Kaiser die Möglichkeit bot, seine familiäre Verbindung zu divus Augustus herauszustellen.470 Vor diesem Hintergrund ist zu fragen, welche Bedeutung der Vergöttlichung von Mitgliedern der kaiserlichen Familie im Allgemeinen wie im Speziellen überhaupt zukommen konnte (und sollte) und inwieweit hiermit auch konkrete Überlegungen verbunden waren, die ausdrücklich auf die Göttlichkeit des jeweils agierenden princeps selbst abzielten. Ein wichtiger Zugang zu dieser Thematik liegt dabei wohl in einer Vorstellung begründet, die uns besonders deutlich in einer bei Tacitus überlieferten Szene entgegentritt: Agrippina die Ältere, eine Enkelin des Augustus und die Witwe des Germanicus, macht sich auf den Weg, um sich bei Tiberius in einer Rechtsangelegenheit zu beschweren. Sie trifft den princeps an, wie er ›gerade dem Vater opfert‹ (forte sacrificantem patri) und konfrontiert ihn daraufhin mit dem Vorwurf, dass er divus Augustus nicht einerseits Opfer darbringen und andererseits dessen Nachkommenschaft verfolgen könne.471 Mit Blick auf ihre eigene Situation führt sie dabei Folgendes aus: non in effigies mutas divinum spiritum transfusum: se imaginem veram, caelesti sanguine ortam, intellegere discrimen, suscipere sordes.472

Die Worte Agrippinas sind eindringlich: Mit Blick auf Tiberius, der zwar von Augustus adoptiert worden war, nicht aber leiblich von ihm abstammte, bezeichnet sich Agrippina als ›wahres (Ab-)Bild‹ (imago vera) ihres göttlichen Großvaters und beansprucht eine Herkunft aus ›göttlichem Blut‹ (caelestis

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Gertrude Grether, Livia and the Roman Imperial Cult, in: AJPh 67,3 (1946), 222–252; Duncan Fishwick, On the Temple of Divus Augustus, in: Phoenix 46,3 (1992), 232–255; Wesch-Klein 1993, 38. Zum Kultbild siehe Cass. Dio 60,5,2. Vgl. Wesch-Klein 1993, 38; Clauss 2001, 94. Als Kuriosum sei hier noch auf eine aus Volubilis (Mauretania Tingitana) stammende Inschrift verwiesen (AE 1924, 66 = ILM 56), die Claudius fälschlicherweise gar als divi filius bezeichnet, vgl. Clauss 2001, 370f. Die in der Anknüpfung an divus Augustus an den Tag gelegte Konsequenz des Claudius hat sich bereits im Rahmen der Behandlung der ›Apocolocyntosis‹ deutlich erwiesen, vgl. Kap. 3.2. Tac. ann. 4,52,2: Agrippina […] pergit ad Tiberium ac forte sacrificantem patri repperit. quo initio invidiae non eiusdem ait mactare divo Augusto victimas et posteros eius insectari. – Übersetzung Heller: »Agrippina […] eilte zu Tiberius und fand ihn gerade beim Opfer für seinen Vater. Dies war ihr Anlaß zu Vorwürfen: Es schicke sich nicht für ein und denselben Mann, rief sie, dem göttlichen Augustus Opfer darzubringen und zugleich seine Nachkommen zu verfolgen.« Tac. ann. 4,52,2 – Übersetzung Heller: »Nicht in stumme Bildsäulen sei sein göttlicher Geist übergegangen: sie sei sein echtes Ebenbild, göttlichem Blut entsprossen, sie erkenne die Gefahr und lege Trauerkleidung an.«

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sanguis).473 Die Bedeutung der leiblichen Abstammung vom vergöttlichten Dynastiegründer hat sich bereits in anderen Zusammenhängen erwiesen und scheint auch im Rahmen der hier zu behandelnden Fragestellung in besonderer Weise relevant gewesen zu sein. Schon im Fall Livias deutet sich dies an: Die zum Zeitpunkt ihres Todes offenbar vorherrschende Erwartung bzw. Bereitschaft, die Verstorbene unter die Staatsgötter zu erheben, scheint – jenseits des meritokratischen Ansatzes – vor allem in Livias Nähe zu divus Augustus begründet gewesen zu sein.474 Nicht zuletzt Augustus selbst hatte diesen Weg durch die testamentarische Verfügung der Adoption Livias in die gens Iulia vorgezeichnet.475 Inwiefern Claudius hieran im Jahr 42 noch anknüpfen konnte, ist schwer zu sagen, doch stellte auch er die Verbindung seiner Großmutter zum göttlichen Dynastiegründer heraus und suchte auf diese Weise zugleich selbst Anschluss an divus Augustus. Die hierin zum Ausdruck kommende Spezifik erweist sich als solche aber erst im Vergleich zu den übrigen in iulisch-claudischer Zeit erfolgten Vergöttlichungen von Angehörigen des Kaiserhauses, die allesamt weiblichen Familienmitgliedern galten.476 So stellt nicht etwa Livia, sondern Iulia Drusilla den Präzedenzfall einer solchen Erhebung dar, der bereits über mehr als drei Jahre zuvor unter der Herrschaft ihres Bruders Caligula geschaffen wurde. Im Gegensatz zur consecratio Livias liegen uns in Drusillas Fall einige Berichte vor, welche die 473 Vgl. Hubert Cancik, ›Nichts blieb übrig für die Verehrung der Götter‹. Historische Reflexion über Herrscherverehrung bei Tacitus, in: Ders. (ed.), Geschichte – Tradition – Reflexion. Festschrift für Martin Hengel zum 70. Geburtstag, Bd. 2: Griechische und Römische Religion, Tübingen 1996, 305–322, hier 317f. mit Anm. 83. Der Ausdruck caelestis sanguis findet sich in dieser Form lediglich im Rahmen der vorliegenden Stelle bei Tacitus; die hierin zum Ausdruck kommende Vorstellung ist innerhalb der antiken Literatur jedoch durchaus verbreitet und wird im Falle Agrippinas noch ein weiteres Mal bei Tacitus (ann. 1,40,3) formuliert. Siehe zudem Anth. Gr. 6,235; vgl. Clauss 2001, 278. 474 Vor allem die seinerzeit für Livia vom Senat angedachte, dann aber von Tiberius abgelehnte Ehrenbezeichnung als mater (patriae) spiegelt dabei in besonderer Weise ihre Verdienste wie ihre Gemeinschaft mit Augustus wider, Tac. ann. 1,14,1f.; Suet. Tib. 50,2f.; Cass. Dio 57,12,4f.; 58,2,2f.; siehe hierzu auch SC Pisone A, Z. 115–118; vgl. Andreas Alföldi, Die Geburt der kaiserlichen Bildsymbolik: kleine Beiträge zu ihrer Entstehungsgeschichte IV, in: MH 10 (1953), 103–124, hier 121; Christiane Kunst, Femina princeps? Livia und der Prinzipat, in: Ernst Baltrusch/Christian Wendt (edd.), Der Erste. Augustus und der Beginn einer neuen Epoche, Darmstadt 2016, 100–109, hier 100–106; Florian Sittig, Eine wundersame Verwandlung – Augustus und das Problem seiner Nachfolge, in: Ernst Baltrusch/ Christian Wendt (edd.), Der Erste. Augustus und der Beginn einer neuen Epoche, Darmstadt 2016, 31–42, hier 34. Zur Vorstellung, dass auch der consecratio von Frauen des Kaiserhauses entsprechende Leistungen und Verdienste zugrunde lagen, siehe Price 1987, 87. 475 Vell. 2,75,3; Tac. ann. 1,8,1; Suet. Aug. 101,2; Cass. Dio 56,46,1. 476 Die einzigen männlichen divi außerhalb der Reihe der Kaiser waren in den ersten beiden Jh. der Sohn Domitians sowie der Vater Trajans, deren Vergöttlichungen jeweils besondere Motive zugrunde lagen, siehe unten.

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Umstände ihrer Vergöttlichung näher erläutern und uns zumindest einige Einblicke in die offiziellen und öffentlichen Abläufe gewähren:477 καὶ αὐτὴν ἀποθανοῦσαν τότε ἐπῄνεσε μὲν ὁ ἀνήρ, δημοσίας δὲ ταφῆς ὁ ἀδελφὸς ἠξίωσε: καὶ οἵ τε δορυφόροι μετὰ τοῦ ἄρχοντός σφων καὶ χωρὶς οἱ ἱππῆς τὸ τέλος … οἵ τε εὐγενεῖς παῖδες τὴν Τροίαν περὶ τὸν τάφον αὐτῆς περιίππευσαν, καί οἱ τά τε ἄλλα ὅσα τῇ γε Λιουίᾳ ἐδέδοτο ἐψηφίσθη, καὶ ἵν᾽ ἀθανατισθῇ καὶ ἐς τὸ βουλευτήριον χρυσῆ ἀνατεθῇ, καὶ ἐς τὸ ἐν τῇ ἀγορᾷ Ἀφροδίσιον ἄγαλμα αὐτῆς ι᾿σομέτρητον` τῷ τῆς θεοῦ ἐπὶ ταῖς ὁμοίαις τιμαῖς ἱερωθῇ, σηκός τε ἴδιος οι᾿κοδομηθῇ, καὶ ἱερῆς εἴκοσιν οὐχ ὅτι ἄνδρες ἀλλὰ καὶ γυναῖκες γένωνται, αἵ τε γυναῖκες αὐτήν, ὁσάκις ἂν μαρτυρῶσί τι, ὀμνύωσι, καὶ ἐν τοῖς γενεσίοις αὐτῆς ἑορτή τε ὁμοία τοῖς Μεγαλησίοις ἄγηται καὶ ἡ γερουσία ἥ τε ἱππὰς ἑστιᾶται. τότε οὖν Πάνθεά τε ὠνομάζετο καὶ τιμῶν δαιμονίων ἐν πάσαις ταῖς πόλεσιν ἠξιοῦτο, Λίουιός τέ τις Γεμίνιος βουλευτὴς ἔς τε τὸν οὐρανὸν αὐτὴν ἀναβαίνουσαν καὶ τοῖς θεοῖς συγγιγνομένην ἑορακέναι ὤμοσεν, ἐξώλειαν καὶ ἑαυτῷ καὶ τοῖς παισίν, ει᾿ ψεύδοιτο, ἐπαρασάμενος τῇ τε τῶν ἄλλων θεῶν ἐπιμαρτυρίᾳ καὶ τῇ αὐτῆς ἐκείνης: ἐφ᾽ ᾧ πέντε καὶ εἴκοσι μυριάδας` ἔλαβε.478

Der von Cassius Dio geschilderte Ablauf der Begräbnis- bzw. Konsekrationsfeier sowie die vom Senat gefassten Beschlüsse zur Einrichtung des entsprechenden Kultes lehnen sich eng an das Vorbild des Augustus an.479 Anders als im Fall des Dynastiegründers (und vermutlich auch im Fall Livias) konnte die Erhebung Drusillas unter die Staatsgötter jedoch nicht ohne Weiteres mit im Rahmen des Prinzipats erbrachten Leistungen für die res publica begründet werden, sodass wir hier von anderen Strategien der Plausibilisierung des Konsekrationsbe477 Da sich die Bücher der taciteischen ›Annalen‹ zur Regierungszeit Caligulas leider nicht erhalten haben, bietet in diesem Kontext das Werk Cassius Dios den mit Abstand ausführlichsten Bericht; siehe auch Cass. Dio 59,11,5f.; 59,13,8f.; 59,24,7f.; Suet. Cal. 24,2. 478 Cass. Dio 59,11,1–4 – Übersetzung Veh: »Als sie damals starb, hielt ihr Ehegatte die Leichenrede und der Bruder zeichnete sie mit einem Staatsbegräbnis aus. Die Praetorianer mit ihrem Befehlshaber und die Ritterschaft – diese gesondert – zum Beschluß , während die Knaben vornehmer Herkunft um ihr Grabmal das Troja-Reiterspiel ausführten. Sämtliche der Livia erwiesene Ehrungen wurden auch ihr gewährt und darüber hinaus beschloß man, daß sie unter die Götter versetzt, ein goldenes Bild von ihr in der Kurie aufgestellt, ihr im Venustempel auf dem Forum ein Standbild, gleichgroß wie das der Göttin, geweiht und dieses mit den nämlichen Riten verehrt werden solle. Fernerhin sollte ihr zu Ehren ein eigener Tempel errichtet werden und sie zwanzig Priester, nicht nur Männer, sondern auch Frauen, erhalten. Die Frauen endlich sollten, sooft sie Zeugnis ablegten, bei ihrem Namen schwören, an ihrem Geburtstag Festlichkeiten gleich den Ludi Megalenses stattfinden und der Senat wie auch die Ritter ein Gastmahl erhalten. Damals nun empfing sie den Namen Panthea und wurde in sämtlichen Städten göttlicher Ehren gewürdigt. Und tatsächlich erklärte auch ein gewisser Senator Livius Geminius [sic] unter Eid, wobei er im Falle einer Lüge sich und seinen Kindern den Tod wünschte, daß er gesehen habe, wie Drusilla zum Himmel emporstieg und mit den Göttern Zwiesprache tauschte; und er rief alle anderen Götter und Panthea selbst als Zeugen an. Für diese Aussage erhielt der Mann eine Millionen Sesterzen.« Zum Ablauf der Konsekrationsfeier siehe Bickermann 1929; Kierdorf 1986b; Duncan Fishwick, The Deification of Claudius, in: CQ 52,1 (2002), 341–349. 479 Cass. Dio 56,46,1f.; Suet. Aug. 100; vgl. Bickermann 1929, 7–9; Kierdorf 1986b, 57–59.

Wege zur Göttlichkeit

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schlusses auszugehen haben.480 Die Berichte der antiken Autoren können hier nur bedingt weiterhelfen, machen jedoch deutlich, dass die consecratio der Verstorbenen seinerzeit recht umstritten war. So bezieht sich etwa der Erzähler der ›Apocolocyntosis‹ in seiner Schilderung der Himmelfahrt des Claudius auf den von Cassius Dio namentlich genannten Schwurzeugen Livius Geminus, der infolge seiner Bezeugung der Apotheose fortan als unglaubwürdig zu gelten hatte.481 Wie angreifbar die Vergöttlichung Drusillas war, geht darüber hinaus auch aus Nachrichten hervor, wonach Caligula gezielt gegen Personen vorgegangen sein soll, welche die Göttlichkeit seiner verstorbenen Schwester vermeintlich infrage stellten.482 Vor allem unter den Senatoren mag es nach Werner

480 Vittinghoff 1936, 83, bemerkt, dass in diesem Zusammenhang »natürlich nicht an ein Totengericht im Sinne Mommsens gedacht werden [darf]«; vgl. Mommsen 1952, 1133–1135. 481 Sen. apocol. 1,2f.; bes. 1,3: nam ex quo in senatu iuravit se Drusillam vidisse caelum ascendentem et illi pro tam bono nuntio nemo credidit, quod viderit, verbis conceptis affirmavit se non indicaturum, etiam si in medio foro hominem occisum vidisset. – Übersetzung Binder: »Denn seit er im Senat den Schwur tat, er habe Drusilla in den Himmel emporsteigen sehen, und ihm zum Lohn für solch gute Botschaft seither keiner glaubte, was er gesehen haben will, hat er Stein und Bein geschworen, er werde keine Anzeige mehr erstatten, selbst dann nicht, wenn er mitten auf dem Forum einen Ermordeten entdeckt haben sollte.« Anders als von Gerd Theißen postuliert, wird hier keineswegs »eine allgemeine Skepsis gegenüber der Divinisierung verstorbener Mitglieder der Kaiserfamilie« sichtbar (Ders., Auferstehungsbotschaft und Zeitgeschichte. Über einige politische Anspielungen im ersten Kapitel des Römerbriefes, in: Sabine Bieberstein/Daniel Kosch [edd.], Auferstehung hat einen Namen. Biblische Anstöße zum Christsein heute. Festschrift für Hermann-Josef Venetz [Edition Exodus], Luzern 1998, 59–68, hier 63) – zum gedanklichen Ausgangspunkt dieser Überlegung, der angeblichen Aufhebung des Konsekrationsbeschlusses für Claudius durch Nero, siehe Kap. 5.2.3. Es handelt sich vielmehr um Vorbehalte gegenüber der Vergöttlichung Drusillas, die individuell geprägt waren, vgl. Whitton 2013, 157–161. Die bei Cassius Dio (59,11,4) überlieferte Notiz, dass Livius Geminus (PIR² L 296) für seine Bezeugung der Himmelfahrt der Kaiserschwester zum Lohn eine Millionen Sesterzen erhalten haben soll, mag den modernen Betrachter skeptisch stimmen, die Zeitgenossen selbst dürften hier jedoch noch das Beispiel des Numerius Atticus vor Augen gehabt haben, der seinerzeit die gleiche Summe für die Bezeugung der Himmelfahrt des Augustus erhalten hatte, Cass. Dio 56,46,2; Suet. Aug. 100,4. Zum mythischen Vorbild des Iulius Proculus, der als Zeuge der Apotheose des Romulus gilt und dessen Integrität von den antiken Autoren hervorgehoben wird, siehe Cic. rep. 2,10,20; leg. 1,1,3; Dion. Hal. ant. 2,63,3f.; Liv. 1,16; Plut. Romulus 28,1–3; Numa 2,3; vgl. Ungern-Sternberg 1993, 101– 108; Boschung 2015b, 176f. 482 Cass. Dio 59,11,5f. Laut Gelzer 1918, 394, nahm Caligula die consecratio seiner Schwester zum Vorwand, um einige Personen auszuschalten: »Wer Gaius mißfiel, hatte es schwer, in Betrauerung und frommer Verehrung der verewigten Kaiserschwester den richtigen Weg zu finden.« Siehe in diesem Kontext auch Sen. dial. 11,17,5; Cass. Dio 59,10,9; 59,11,5f.; vgl. Elias Bickermann, Consecratio, in: Willem den Boer (ed.), Le cult des souverains dans l’empire romain (Entretiens sur l’Antiquité Classique 19), Genf 1973, 3–37, hier 16. Ähnlich lautende Berichte liegen uns auch mit Blick auf Caligulas eigene Göttlichkeit vor: Suet. Cal. 27,3; 33; Cass. Dio 59,25,5. Auch hier könnten die Vorbehalte gegenüber der diva Drusilla – wie im Fall des Thrasea Paetus illustriert (vgl. Kap. 4.1) – als Gefährdung des herrscherlichen Ziels

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Die Bahnung der eigenen Apotheose

Eck durchaus einige Vertreter gegeben haben, die von der consecratio Drusillas, »der keine Verdienste um die römische Bürgergemeinschaft zugeschrieben werden konnten«, geradezu »innerlich abgestoßen«483 waren. Zu einer (offenen) Opposition fand man sich jedoch nicht bereit.484 Es deutet einiges darauf hin, dass Caligula mit der Vergöttlichung seiner Schwester konkrete dynastische Ziele verfolgte. So vollzog man die consecratio nach Ausweis der Arvalakten am 23. September, dem Geburtstag des vergöttlichten Augustus, und stellte auf diese Weise eine direkte Beziehung zum Dynastiegründer her, dessen leibliche Urenkelin Drusilla war.485 Auch der Umstand, der eigenen Apotheose angesehen worden sein, vgl. Alston 2014, 133: »The deification of his sister pre-figured Gaius’ own growing association with the gods«. 483 Beides Eck 2016, 48. Eine ähnlich drastische Formulierung, aus der augenscheinlich mehr das Empfinden ihres Schöpfers als eine zeitgenössische Haltung zu sprechen scheint, wählt beispielsweise Willem den Boer, der die consecratio Drusillas als »macabre farce« bezeichnet (Ders., Religion and Literature in Hadrian’s Policy, in: Mnemosyne 8,2 [1955], 123–144, hier 144); auch Annetta Alexandridis findet in Hinblick auf die Vergöttlichung von Frauen des Kaiserhauses deutliche Worte – ohne hierfür jedoch Belege anzuführen, siehe Dies., Frauen um Nero – Ehefrauen und Geliebte, in: Nero. Kaiser, Künstler und Tyrann, Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung vom 14. Mai bis 16. Oktober in Trier (Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier 40), Darmstadt 2016, 64–73, hier 71: »Eine solche Ehre für eine Frau galt zunächst als Grenzüberschreitung und als ein Zeichen der Maßlosigkeit dessen, der sie anregte.« 484 Überhaupt ist davon auszugehen, dass die Vertreter des Senats im Kult der vergöttlichten Kaiserschwester in besonderer Weise eingebunden waren. Kam dem Senat bereits während der Begräbnis- bzw. Konsekrationsfeier eine äußerst prominente Rolle zu (Cass. Dio 59,11,1–4), dürften aus seiner Reihe zugleich die Vertreter für das neu einzurichtende Priesterkollegium ausgewählt worden sein, vgl. Tac. ann. 1,54,1f. (zur Zusammensetzung der sodales Augustales). Dass diva Drusilla von senatorischer Seite indes auch »offensichtlich aus eigenem Antrieb« (Eck 2016, 51) Verehrung entgegengebracht wurde, bezeugt zudem eine Inschrift aus Tivoli (CIL XIV 3576 = ILS 196): [Di]vae Drusillae / sacrum / [C(aius) R]ubellius C(ai) f(ilius) Blandus / [q(uaestor)] divi Aug(usti) tr(ibunus) pl(ebis) pr(aetor) co(n)s(ul) / [pr]oco(n)s(ul) pontif(ex). Zum Stifter der Inschrift siehe PIR² R 111; sowie Jörg Rüpke/Anne Glock, Fasti sacerdotum. Die Mitglieder der Priesterschaften und das sakrale Funktionspersonal römischer, griechischer, orientalischer und jüdisch-christlicher Kulte in der Stadt Rom von 300 v. Chr. bis 499 n. Chr., Teil 2: Biographien (Potsdamer Altertumswissenschaftliche Beiträge 12,2), Stuttgart 2005, 1254, Nr. 2922. 485 CFA Nr. 12c verzeichnet am 23. September 38 ein Opfer [eodem die ob consecrationem Drusilla]e in templo divi Augusti novo. Es handelt sich hierbei um eine auf Wilhelm Henzen (Ders., Acta Fratrum Arvalium quae supersunt, Berlin 1874, xlvi) zurückgehende schlüssige Ergänzung, deren Richtigkeit in der Forschung weniger umstritten scheint als ihre Bedeutung. Zur Auffassung, dass Drusilla an diesem Tag auch konsekriert worden ist, siehe Balsdon 1934, 44; Ernst Köberlein, Caligula und die ägyptischen Kulte (Beiträge zur Klassischen Philologie 3), Meisenheim a. Glan 1962, 65 mit Anm. 15; Peter Herz, Die Arvalakten des Jahres 38 n. Chr. Eine Quelle zur Geschichte Kaiser Caligulas, in: BJ 181 (1981), 89–110, hier 101. Vittinghoff 1936, 77f. mit Anm. 325, spricht von einer »kaum richtigen Ergänzung«, wobei seine Bedenken vor allem in der Tatsache begründet liegen, dass Drusilla demnach »erst dreieinhalb Monate nach dem Tod diva geworden [wäre]«; ähnlich skeptisch äußert sich auch Kierdorf 1986b, 58f. mit Anm. 67. Die Bedeutung der

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dass das Kultbild (ἄγαλμα) der neuen Staatsgöttin zunächst, d. h. vermutlich bis zur Fertigstellung ihres oben genannten (bereits beschlossenen) eigenen Tempels, im Heiligtum der Venus Genetrix, der göttlichen Stammmutter der iulischen Familie, auf dem Forum Iulium aufgestellt wurde, erscheint in diesem Zusammenhang bezeichnend.486 War Drusilla offenbar bereits zu Lebzeiten die Rolle als Mutter eines iulischen Stammhalters zugedacht, versuchte Caligula ihrem Tod, der nicht weniger als ein »dynastic disaster«487 bedeuten musste, durch die consecratio eine Geltung zu geben, die sie als göttliche genetrix der Familie weiterleben ließ.488 Als Caligula im Jahr 40 selbst Vater einer Tochter wurde, gab er ihr den Namen Drusillas und trug sie per omnium dearum templa,489 womit – wie Susan Wood mutmaßt – wohl gleichfalls der Tempel der Venus Genetrix und der mit ihr in Kultgemeinschaft verbundenen diva Drusilla gemeint sein dürfte.490 Auch in der Repräsentation der kaiserlichen Familie nahm Drusilla nach ihrem Tod einen prominenten Platz ein und wachte gleichsam als göttliche Hüterin über die Zukunft der Dynastie.491

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Wahl eines symbolischen Datums für den Vollzug der consecratio erweist sich jedoch schon mit Blick auf die oben behandelte Vergöttlichung Livias, vgl. Jean Gagé, Divus Augustus. L’idée dynastique chez les empereurs julio-claudiens, in: RA 34 (1931), 11–41, hier 22; siehe auch Eckhard Meise, Untersuchungen zur Geschichte der Julisch-Claudischen Dynastie (Vestigia. Beiträge zur Alten Geschichte 10), München 1969, 102 mit Anm. 67; sowie Temporini 1978, 196 mit Anm. 72 (mit weiterführenden Quellen- und Literaturhinweisen), die sich jedoch für eine Datierung der consecratio Drusillas noch vor dem 23. September ausspricht. Zur Fertigstellung und Einweihung des von Cassius Dio (59,11,3) erwähnten Tempels in Rom ist es offenbar nie gekommen. Die provisorische Kultgemeinschaft lehnte sich einmal mehr an das Vorbild des Augustus an, dessen Bild während der Errichtung des templum divi Augusti auf einer Kline im Tempel des Mars Ultor ausgestellt und verehrt worden war, siehe Cass. Dio 56,46,4. Fishwick 1992, 232, spricht in diesem Zusammenhang von einem lectisternium. Zur Kultgemeinschaft Drusillas mit Venus siehe Peter Herz, Diva Drusilla. Ägyptisches und Römisches im Herrscherkult zur Zeit Caligulas, in: Historia 30,3 (1981), 324–336, hier 327f. Susan Wood, Diva Drusilla Panthea and the Sisters of Caligula, in: AJA 99,3 (1995), 457–482, hier 459. Vgl. Wood 1995, 457–461. Zur Rolle Drusillas innerhalb der Nachfolgepläne Caligulas siehe ebd.; Mlasowsky 1996, 369–371; David Wardle, Caligula and his Wives, in: Latomus 57 (1998), 109–126. Suet. Cal. 25,4; siehe auch Cass. Dio 59,28,7. Vgl. Wood 1995, 460. Zu nennen wären in diesem Zusammenhang etwa Münzen, die nach dem Tod Drusillas ausgegeben wurden und auf denen die Verstorbene neben ihren beiden (zu diesem Zeitpunkt noch lebenden) Schwestern Agrippina der Jüngeren und Iulia Livilla abgebildet war, RIC I² (Gaius) 41. Das gleiche Motiv findet sich indes auf Münzen, die bereits zu Lebzeiten Drusillas geprägt worden waren, RIC I² (Gaius) 33. In der neuen Emission wurde ihr göttlicher Status dabei weder in Form der Darstellung noch in Form der Umschrift zum Ausdruck gebracht, auch separate Prägungen sind uns in diesem Zusammenhang nicht überliefert, vgl. Wood 1995, 461–465. Zumindest auf einer Provinzialprägung ist Drusilla nach

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Die Bahnung der eigenen Apotheose

Die bis dato größten Ambitionen, die Vergöttlichung von Familienmitgliedern in den Dienst der eigenen divinitas zu stellen, lässt schließlich Nero erkennen, der sich als letzter Vertreter der iulisch-claudischen Dynastie in besonderer Weise mit der Nachfolgefrage konfrontiert sah. Unter seiner Herrschaft wurden gleich zwei Angehörige der Kaiserfamilie unter die Staatsgötter aufgenommen: seine Tochter Claudia sowie seine Gattin Poppaea Sabina.492 Beide Fälle lassen sich in den Quellen verhältnismäßig gut greifen und gehen in ihrer Konsequenz gewissermaßen noch über die Beispiele Livias und Drusillas hinaus. Nachdem Nero im Alter von gerade einmal 16 Jahren die Nachfolge seines Adoptivvaters Claudius angetreten hatte, dauerte es etwas mehr als acht Jahre, ehe das Kaiserhaus Nachwuchs vermelden konnte:493 Am 21. Januar des Jahres 63 brachte Neros Gattin Poppaea eine Tochter mit dem Namen Claudia zu Welt, die jedoch schon nach wenigen Monaten verstarb.494 Hatte man bereits die Schwangerschaft der Kaisergattin und die Geburt selbst mit zahlreichen Opfern und Festen begangen, fand man sich nach dem Tod der Kaisertochter laut Tacitus im Senat zu adulationes bereit, in deren Folge für das verstorbene Kind göttliche Verehrung, ein pulvinar, ein Tempel sowie ein Priester beantragt wurden.495 Auch wenn sich im stadtrömischen Kontext keine Zeugnisse erhalten haben, die uns

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ihrer consecratio durch einen Stern von ihren Schwestern abgehoben, RPC I 2012 (Apamea). In Inschriften wird sie nach ihrer Vergöttlichung jedoch folgerichtig als diva angesprochen, siehe exemplarisch CIL XI 1168 und 3598. Zum Befund der statuarischen Darstellungen siehe etwa Wood 1995, 464–482; vgl. Dies., Who was Diva Domitilla? Some Thoughts on the Public Images of the Flavian Women, in: AJA 114,1 (2010), 45–57, hier 53f. PIR² C 1061; Marie-Thérèse Raepsaet-Charlier, Prosopographie des femmes de l’ordre sénatorial (Ier–IIe siècles) (Académie Royale de Belgique. Classe des Lettres. Fonds René Draguet 4), 2 Bde., Löwen 1987, 198f., Nr. 213 (Claudia); PIR² 850 (Poppaea). Im Jahr 62 hatte Nero seine erste Ehefrau Octavia, die Tochter seines Adoptivvaters und Vorgängers Claudius, noch unter dem Vorwand der Unfruchtbarkeit und des Ehebruchs mit einem Sklaven verstoßen, Tac. ann. 14,60. Zumindest das Unvermögen Octavias, Nero ein Kind bzw. einen Stammhalter zu schenken, scheint dabei nicht ohne Weiteres von der Hand zu weisen zu sein, vgl. Mlasowsky 1996, 387f. Während das Geburtsdatum Claudias durch einen entsprechenden Vermerk in den Arvalakten (CFA Nr. 29) gut dokumentiert ist, lässt sich das Todesdatum aufgrund der bei Tacitus (ann. 15,23,3) überlieferten Notiz, wonach das Kleinkind ›im vierten Monat‹ (quartum intra mensem) verstarb, auf den April bzw. Mai des Jahres 63 eingrenzen; siehe auch Suet. Nero 35,3. Tac. ann. 15,23,3: rursusque exortae adulationes censentium honorem divae et pulvinar aedemque et sacerdotem. Auf die Gelübde, Opfer und Feste im Zuge der Schwangerschaft und Geburt geht Tacitus (ann. 15,23) im Einzelnen ein; vgl. Rudolf Haensch, Von Poppaea bis Pulcheria – Das Bemühen um göttlichen Beistand bei der Geburt eines kaiserlichen Nachfolgers, in: Arctos 47 (2013), 131–151, hier 134f. Die große Freude über die Geburt kommt auch in der Anfertigung von Bleitesserae zum Ausdruck, die das Porträt Claudias und ihren Titel zeigen, siehe Michail Rostowzew, Tesserarum urbis Romae et suburbi plumbearum sylloge, St. Petersburg 1903, 6, Nr. 34; 109, Nr. 274 und 275; Cohen I² 316 (Claudia et Néron), Nr. 1; vgl. Herz 1978b, 1165.

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weitere Rückschlüsse auf die konkrete Ausgestaltung dieses Kultes erlauben, stellt eine wohl im syrischen Caesarea Philippi geprägte Münze eine enge Verbindung zwischen der Tochter und ihrer nur zwei Jahre später verstorbenen und gleichfalls unter die Staatsgötter erhobenen Mutter her.496 Während die Vorderseite der Münze eine in einem Tempel sitzende weibliche Figur zeigt, die gemäß der Umschrift als DIVA POPPAEA AVG(usta) zu identifizieren ist, stellt die Abbildung der Münzrückseite eine inmitten eines Rundtempels stehende Figur mit Füllhorn dar, die mit DIVA CLAVDIA NER(oni) F(ilia) umschrieben ist (Abb. 4).497 Das hierin zum Ausdruck kommende enge Verhältnis zwischen beiden divae scheint nach einer bei Tacitus überlieferten Notiz zudem auch in Rom selbst in besonderer Weise herausgestellt worden zu sein. So wird berichtet, dass Nero seine im Jahr 65 verstorbene Gattin im Rahmen der von ihm persönlich gehaltenen Leichenrede explizit als divinae infantis parens, als ›Mutter eines göttlichen Kindes‹, bezeichnet habe: ductae tarnen publicae exequiae, laudavitque ipse apud rostra formam eius et quod divinae infantis parens fuisset aliaque fortunae munera pro virtutibus.498

Diese auf den ersten Blick eher unscheinbar anmutende Aussage offenbart bei näherer Betrachtung eine gewisse Brisanz. Anders als Drusilla, Livia und Claudia stand Poppaea weder in der göttlichen Blutslinie der gens Iulia noch in einem persönlichen Nahverhältnis zum göttlichen Dynastiegründer Augustus. Auch nennenswerte virtutes, womit wohl Verdienste um die res publica gemeint sein dürften, werden der Verstorbenen – zumindest in der Wortwahl des Tacitus – abgesprochen, sodass neben der körperlichen Schönheit (forma) und weiteren, unter fortunae munera subsumierten Vorzügen der Verstorbenen vor allem ihre

496 Die insgesamt schlechte Quellenlage für die Kulte Claudias und Poppaeas ist dabei dem Umstand geschuldet, dass die beiden Staatsgöttinnen nach dem Tod Neros und dem Ende des iulisch-claudischen Herrscherhauses wohl kaum mehr eine Rolle spielten – sieht man einmal von Nachrichten ab, die darauf hindeuten, dass zumindest Otho diva Poppaea kurzzeitig ›rehabilitieren‹ wollte, Tac. hist. 1,78,2; vgl. Clauss 2001, 111; siehe auch Kap. 5.2.1. Von einem Tempel für Poppaea weiß Cassius Dio (63,26,3f.) zu berichten, vgl. Patrick Kragelund, The Temple and Birthplace of Diva Poppaea, in: CQ 60,2 (2010), 559– 568. Im Eintrag der Arvalakten für das Jahr 69 (CFA Nr. 40) werden Claudia und Poppaea schon nicht mehr genannt. Folgt man den Berichten der antiken Autoren, soll Nero seine Gattin während einer erneuten Schwangerschaft im Jahr 65 durch einen Tritt in den Bauch getötet haben, Tac. ann. 16,6; Suet. Nero 35,3; Cass. Dio 62,28,1; vgl. Roland Mayer, What caused Poppaea’s death?, in: Historia 31,2 (1982), 248f.; Walter Ameling, Tyrannen und schwangere Frauen, in: Historia 35,4 (1986), 507f. 497 RPC I 4846. Die Herausgeber datieren die Münze dabei auf »65 or later« (671); vgl. Bernett 2007, 316f. und 320–322. 498 Tac. ann. 16,6,2 – Übersetzung Heller: »Trotzdem hielt man ein öffentliches Leichenbegängnis, und er selbst rühmte auf der Rednertribüne ihre Schönheit, daß sie eines göttlichen Kindes Mutter gewesen sei, und andere Gaben des Glücks – anstelle von Tugenden.«

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Die Bahnung der eigenen Apotheose

Mutterschaft einer divina infans in den Fokus gerückt wird.499 In dieser Perspektive erscheint die consecratio Poppaeas als »folgerichtiger Schritt«500 und somit auch in Bezug auf den kaiserlichen Anspruch auf Göttlichkeit als wegweisend.501 Wenn schon Poppaea – um es einmal zugespitzt zu formulieren – lediglich aufgrund ihrer mütterlichen Verbindung zum göttlichen Kind unter die Staatsgötter erhoben werden konnte, musste dies umso mehr für den Kaiser selbst gelten. Vor diesem Hintergrund war es möglich, dass die Abwesenheit des Thrasea Paetus in jener Sitzung des Senats, in der über die Vergöttlichung der Verstorbenen – offenbar erwartungsgemäß – positiv beschlossen wurde, auch als Absage an die Verpflichtung auf eine derartige Ableitung verstanden werden konnte, die der hiernach Angeklagte schließlich mit dem Leben bezahlte.502 Gemäß den Worten seiner Großmutter Agrippina der Älteren floß auch in Neros Adern göttliches Blut, wobei sich dieser Anspruch gerade in der consecratio seiner Tochter eindringlich zu manifestieren scheint. Stießen bereits die Erhebungen Drusillas und Poppaeas unter die Staatsgötter in Teilen der Senatorenschaft auf Unverständnis und (stille) Ablehnung, musste die Vergöttlichung eines Kleinkinds im Alter von nicht einmal vier Monaten umso befremdlicher wirken.503 In der konsequenten Auslegung der Vorstellung des caelestis sanguis wurde Claudia demnach unter die Staatsgötter erhoben, weil sie selbst von einem Gott abstammte.504 Anders als im Fall seiner Tochter Claudia und seiner Gattin

499 Zur Schönheit Poppaeas im Zusammenhang einer göttlicher Überhöhung siehe Oct. 199– 221; 544–546; 551f.; 706–709; 762–777; vgl. Marcus Wilson, Allegory and Apotheosis in the Octavia, in: Prudentia 35,2 (2003), 60–88, hier 78; Patrick Kragelund, History, Sex and Scenography in the Octavia, in: SO 80 (2005), 68–114, hier 78–86. 500 Clauss 2001, 363. 501 Davon, dass die Vergöttlichung Poppaeas dem Kaiser zugleich die Möglichkeit bot, seine eigene Mitwirkung an ihrem Tod im Nachhinein zu kaschieren – wie dies etwa im Falle Agrippinas der Jüngeren (Tac. ann. 14,3,3) angedeutet sowie später im Falle Getas (HA Geta 2,6–9) sowie Caracallas (Cass. Dio 79,4f.; HA Carac. 6,6–7,2; 11,5–8; Opil. 5,9; 6,4; 6,8f.; Herodian. 4,14,5) postuliert wird –, berichten uns die antiken Autoren allerdings nicht. Auch dieser Befund kann Nero von den Vorwürfen des Totschlags seiner Gattin entlasten. Im Fall des Claudius ist eine solche Vermutung in der Forschung zumindest formuliert worden, vgl. Chantraine 1988, 72f. und 76; Bergmann 1998, 130. 502 Vgl. Kap. 4.1. 503 Vgl. Eck 2016, 48. Die Einschätzung, wonach durch die Vergöttlichung Claudias »der gesamte Kult für divinisierte Kaiser und ihre Familien partiell desavouiert [wurde]« (ebd.), erscheint in diesem Kontext übertrieben, dürfte aber den Tenor einiger senatorischer Bedenken treffend wiedergeben. 504 Die Bezeichnung Claudias als divina infans (Tac. ann. 16,6,2) erinnert dabei an weitere, in der antiken Literatur überlieferte Adressierungen ›göttlicher‹ Kinder, vgl. Oct. 533–535 (Seneca bringt seine Erwartung zum Ausdruck, dass Octavia Nero eine stirps caelestis schenken werde); Mart. 6,3 (der Dichter formuliert – wohl in Anspielung auf eine Schwangerschaft Domitia Longinas, der Gattin Domitians, – die Hoffnung auf eine baldige

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Poppaea stand die offizielle Anerkennung der Göttlichkeit Neros in Form eines entsprechenden Senatsbeschlusses allerdings (noch) aus. Einen laut Tacitus im Jahr 65 im Senat eingebrachten Antrag zur Errichtung eines Tempels für die Gottheit des lebenden Herrschers soll der princeps abgelehnt haben.505 Allein die hiermit aufgezeigte Perspektive der posthumen eigenen Apotheose mag Nero vor diesem Hintergrund genügt haben. 4.2.1.2. Flavische Dynastie Die wohl eindrucksvollste Serie von Vergöttlichungen fällt indes in die flavische Zeit. Nach dem Ende des iulisch-claudischen Herrscherhauses gelangte mit Vespasian ein Prätendent auf den Kaiserthron, der sich weder auf eine direkte Verbindung zu divus Augustus berufen noch andere göttliche Ahnen vorweisen konnte.506 Sein Tod im Jahr 79 bot seinen beiden Söhnen und Nachfolgern Titus und Domitian schließlich die Möglichkeit, mit seiner Erhebung unter die Staatsgötter den Grundstein für eine neue, flavische domus divina zu legen. Die erste, uns nach den beiden principes Vespasian und Titus überlieferte consecratio betrifft diva Domitilla. Die neue Staatsgöttin tritt dabei erstmals auf Münzen in Erscheinung, die zu Beginn der Herrschaft Domitians ausgegeben wurden und ihr Porträt mit der Umschrift DIVA DOMITILLA AVGVSTA zeigen (Abb. 5).507 Aufgrund des Umstands, dass gleich drei Frauen der flavischen Familie den Namen Domitilla trugen und uns auch die literarische Überlieferung an dieser Stelle im Stich lässt, ist die Identität der diva bis heute umstritten. Die Entscheidung lässt sich allerdings auf zwei Kandidatinnen eingrenzen, die zum Zeitpunkt der unter Domitian erfolgten Ausgabe der Münzen bereits seit längerer Zeit verstorben waren: nämlich die Gattin und die Tochter Vespasians.508

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Ankunft einer vera deum suboles); Cass. Dio 80,9,3f. (Elagabal äußert im Zuge seiner Heirat mit der Vestalin lulia Aquilia Severa [PIR² I 648] die Absicht, θεοπρεπεῖς παῖδες zu zeugen). Tac. ann. 15,74,3. Das engste Umfeld des neuen Kaisers erkannte hierin offenbar ein nicht unerhebliches Manko, dem man durch zahlreiche und vielfältige Maßnahmen zu begegnen versuchte, siehe oben. RIC II-1² (Domitian) 146 und 157. Während in der ersten Auflage des RIC die Datierung der Münzen noch mit »80–81« angegeben ist (hier als RIC II [Titus] 69–73), sprechen sich die Herausgeber der Neuauflage (RIC II-1²) dagegen u. a. mit Blick auf eine Materialaufwertung der Edelmetallprägungen unter Domitian für »82–83« aus. Angesichts der seinerzeit schwierigen Einordnung entschied man sich im BMCRE für eine Aufteilung der Münzen zwischen Titus (II 136–138: »undated. A.D. 80–81 (?)«) und Domitian (II 68: »undated. A.D. 81–84«). Wie Sueton (Vesp. 3) zu berichten weiß, verlor Vespasian seine Gattin (PIR2 F 416) und Tochter (PIR2 F 417) bereits als privatus, also noch vor seinem Herrschaftsantritt am 1. Juli 69. Bei der dritten Trägerin des Namens handelt es sich um die Tochter der jüngeren

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Die Bahnung der eigenen Apotheose

Hält man sich sämtliche Vergöttlichungen der flavischen Zeit und zugleich die Bedeutung der göttlichen Blutslinie vor Augen, stellt sich die consecratio der jüngeren Domitilla indes um einiges plausibler dar als die ihrer Mutter.509 Mit Iulia, der Tochter des Titus, und seinem noch im Kindesalter verstorbenen Sohn ließ Domitian darüber hinaus noch zwei weitere direkte Nachkommen des divus Vespasianus unter die Staatsgötter erheben, sodass den sieben divi und divae der iulisch-claudischen Vorgängerdynastie am Ende insgesamt fünf flavische Pendants gegenüberstanden.510 In der zeitgenössischen Panegyrik erscheint Domitian demgemäß wiederholt als Vertreter einer göttlichen Familie. So formuliert etwa Statius in einem Lob-

Domitilla (PIR2 F 418), die im Zuge eines gegen sie und ihren Mann Titus Flavius Clemens angestrengten Prozesses im Jahr 95 unter Domitian ums Leben kam, vgl. Kap. 4.2.3.2. 509 Siehe hierzu Clauss 2001, 123: »Erst Vespasian war durch die Kaisererhebung Gottheit geworden und nach seinem Tod Staatsgott. Sein göttliches Blut floß in seinen Kindern, nicht in seiner Frau. Daher konnte Domitian seine Schwester konsekrieren lassen, da sie von göttlicher Abstammung war wie er selbst.« Eine Aufstellung der zahlreichen Unterstützer dieser These findet sich bei Anthony A. Barrett, Vespasian’s Wife, in: Latomus 64 (2005), 385–396, hier 394 mit Anm. 33; auch die Herausgeber der Neuauflage des RIC (ebd., 275) erkennen im oben genannten Münzporträt die jüngere Domitilla; die Annahme, dass es sich dagegen um Domitilla die Ältere gehandelt hat, findet sich u. a. bei Dietmar Kienast, Diva Domitilla, in: ZPE 76 (1989), 141–147; Helmut Castritius, Die flavische Familie: Frauen neben Vespasian, Titus und Domitian, in: Hildegard Temporini-Gräfin Vitzthum (ed.), Die Kaiserinnen Roms. Von Livia bis Theodora, München 2002, 164–186, hier 172f. (äußerte sich bereits zuvor skeptisch: Ders., Rezension: Hildegard Temporini, Die Frauen am Hofe Trajans. Ein Beitrag zur Stellung der Augustae im Principat, Berlin/New York 1978, in: Gnomon 53,4 [1981], 347–352, hier 350); Ittai Gradel, Roman Apotheosis, in: ThesCRA 2 (2004), 186–199, hier 197; sowie Wood 2010. 510 In diese Zahl ist Caesar – als erster Vergöttlichter überhaupt – bereits eingerechnet. Leszek Mrozewicz stellt mit Blick auf die Verteilung der Staatsgötter gar ein Gleichgewicht fest, siehe Ders., Religion et despotisme: Le cas de Domitien, in: Annie Vigourt/Xavier Loriot/ Agnès Berenger-Badel/Bernard Klein (edd.), Pouvoir et religion dans le monde romain – en hommage à Jean-Pierre Martin (Presses de l’Université Paris-Sorbonne), Paris 2006, 89– 96, hier 92: »De plus, il a pu être fier du fait que sa famille, la gens Flavia, possédait déjà, malgré une courte tradition de règne, autant de ses ›propres‹ divi que les Julio-Claudiens, parmi lesquels Jules César, Auguste et Claude ont été consacrés. Aussi le nombre des femmes de la maison flavienne divinisées à titre posthume était le même qu’à l’époque de la dynastie précédente.« Während in dieser Rechnung indes Drusilla aufgrund der Unbeständigkeit ihres Kultes herausfällt (ebd.: »la consécration de […] Julia Drusilla […] n’a pas subsisté après sa mort en 41«), wird demgegenüber auch Domitilla der Älteren der Rang einer diva zuerkannt. Diese Einschätzung offenbart einmal mehr die Möglichkeit der unterschiedlichen Auslegung der allseits bekannten Quellenzeugnisse zur Vergöttlichung von kaiserlichen Angehörigen im ersten Jh. Zur Vergöttlichung Iulias (PIR² F 426) und ihrer Rolle innerhalb der dynastischen Überlegungen Domitians siehe Wood 2010, 51–54; Gering 2012, 100–112. Hekster 2009, 105f., weist darüber hinaus darauf hin, dass die consecratio der Tochter des Titus offensichtlich keinerlei Aufruhr hervorrief – anders als die Vergöttlichungen Drusillas und Poppaeas.

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gedicht auf das monumentale Reiterstandbild des Kaisers auf dem Forum Romanum: hoc et sub nocte silenti, / cum superis terrena placent, tua turba relicto / labetur caelo miscebitque oscula iuxta. / ibit in amplexus natus fraterque paterque / et soror: una locum cervix dabit omnibus astris.511

Als Vater, Bruder, Sohn und Onkel ist Domitian von Gottheiten umgeben und zugleich selbst Bestandteil der domus divina.512 Interessanterweise wird der Kaiser in diesem Zusammenhang nicht selten als ›Vater der Götter‹ (parens deorum) bezeichnet und in seiner handelnden Rolle als Schöpfer des flavischen Pantheons dargestellt.513 Einen konkreten Ausdruck im Wortsinn findet diese Rolle schließlich im Rahmen der consecratio seines Sohnes. Wie Sueton berichtet, schenkte Domitia Longina ihrem Gatten während seines zweiten Konsulats, d. h. im Jahr 73, einen Stammhalter, der jedoch offenbar nur wenige Jahre später verstarb.514 Eine zu Beginn der Herrschaft Domitians ausgegebene Münzserie 511 Stat. silv. 1,1,94–98 – Übersetzung Wißmüller: »Deine Schar wird im Schweigen der Nacht, falls den Oberen Irdisches gefällt, den Himmel verlassen und herabgleiten zu dir und dir Küsse geben. Kommen zur Umarmung werden dann dein Sohn, dein Bruder, dein Vater und die Schwester: Ein Nacken wird allen Sternen Platz geben.« Dietmar Kienast (vgl. Ders. 1989, 145–147), Ulrike Hahn (vgl. Dies., Die Frauen des römischen Kaiserhauses und ihre Ehrungen im griechischen Osten anhand epigraphischer und numismatischer Zeugnisse von Livia bis Sabina, Saarbrücken 1994, 229) und Susan Wood (vgl. Dies. 2010, 49f.) erkennen in der hier genannten soror des Kaisers nicht die Schwester Domitians, sondern dessen Nichte Iulia – gemäß der von ihnen vertretenden These, dass nicht Erstere, sondern die Mutter des Kaisers als diva Domitilla vergöttlicht worden ist. Demnach sei soror nicht mit ›Schwester‹, sondern mit der gleichfalls möglichen Variante ›Geschwisterkind‹ zu übersetzen; so bereits Paul Kerckhoff, Duae quaestiones Papinianae, Berlin 1884, 7f. 512 Siehe auch Stat. silv. 3,3,138–141. 513 Es sei hier nur exemplarisch auf einige Fälle verwiesen: Stat. silv. 4,3,139f. (Domitian als parens deorum); 1,1,74 (Domitian als genitor deorum); 4,2,59f.: rata numina miseris astris, / templaque des habitesque domos – Übersetzung Wißmüller: »Die du zu Göttern bestimmt hast, schicke zu den Sternen und baue (ihnen) Tempel und bewohne (weiterhin) den Palast!«; 4,3,18f.: qui genti patriae futura semper / sancit lumina Flaviumque caelum – Übersetzung Wißmüller: »Immer wieder weist er Mitglieder der väterlichen Familie ewig währende Sterne zu und gründet damit den flavischen Himmel«; 5,1,239–241: inque alio posuit sua sidera caelo – Übersetzung Wißmüller: »[Domitian, der] in einem anderen Himmel seine Sterne angesiedelt hat«; Sil. 3,625: o nate deum divosque dature – Übersetzung: ›Du Gottgeborener, der du selbst Götter schenken wirst‹; Mart. 6,4; 9,101,21f. Dass eine derartige Darstellung durchaus das Potenzial besaß, auch kritisch gegen den Kaiser gewendet zu werden, bezeugen etwa Sen. apocol. 9,5 (Claudius) und Oct. 449 (Nero). In Domitians Fall hat sich eine solche Kritik zumindest in Form einer Satire bei Iuv. 13,47–49 erhalten: nec turba deorum / talis ut est hodie, contentaque sidera paucis / numinibus miserum urguebant Atlanta minori / pondere – Übersetzung Adamietz: »und es gab nicht den Haufen Götter wie heutzutage, die mit wenigen Gottheiten zufriedenen Sterne drückten den armen Atlas mit geringerem Gewicht«. 514 Suet. Dom. 3,1. Das genaue Todesdatum ist nicht sicher zu bestimmen. Während Scott 1936, 74f., mit Blick auf eine Lücke im Text Suetons vermutet, der Junge sei bereits im Jahr 74

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verweist auf die Vergöttlichung des Kindes: Während sich auf der Vorderseite das Porträt der Domitia findet, trägt die Rückseite der Münze eine Darstellung des verstorbenen Sohnes, der als nackter Knabe auf einem Globus sitzt und von sieben Sternen umgeben ist (Abb. 6).515 Die ihn identifizierende Umschrift lautet dabei: DIVVS CAESAR IMP(eratori) DOMITIANI F(ilius).516 Von besonderem Interesse erscheint in diesem Zusammenhang eine weitere Münzserie, die etwa zur gleichen Zeit geprägt worden sein dürfte. Es handelt sich hierbei um eine Reihe von Bronzemünzen, die Domitia als Mutter des verstorbenen Kindes gewidmet ist und ihr dabei einen äußerst bemerkenswerten Titel zuschreibt, der uns sonst an keiner Stelle überliefert ist: DIVI CAESARIS MATER (Abb. 7).517 Die für Poppaea noch gleichsam inoffiziell gebrauchte Anrede als divinae infantis parens findet hier in Gestalt der so genannten Reichsprägung Eingang in die offizielle Repräsentation des Kaisers und seiner Familie. Auch wenn Domitian (wie Nero) – zumindest nach dem, was wir wissen, – im öffentlichen Rahmen nie selbst als Vater eines göttlichen Kindes in Erscheinung verstorben, erklärt Castritius 2002, 180, dass dieser »höchstens zehn Jahre alt wurde« (vgl. auch Kienast/Eck/Heil 2017: »gest. vor 28. Aug. 83«). Hiermit ist auf den terminus ante quem verwiesen, der sich aus der Datierung der Konsekrationsmünzen ergibt. In der Forschung ist man dabei zumeist dazu geneigt, das Todesdatum in zeitlicher Nähe zur Ausgabe der Münzen zu verorten, vgl. Jean-Luc Desnier, DIVVS CAESAR IMP DOMITIANI F, in: REA 81 (1979), 54–65; Vössing 2020, 23–26. Mart. 9,86 (datiert auf ca. 94) scheint auf diesen Verlust des Kaisers anzuspielen, vgl. Garthwaite 1990, 17. Einer anderen Deutung zufolge soll es sich hierbei jedoch um eine Anspielung auf eine Fehlgeburt Domitias im Jahr 90 handeln, vgl. Castritius 2002, 183. 515 Während die Datierung der Münzen in der ersten Auflage des RIC mit »A.D. 82–83 and later« (ebd., 179) angegeben ist, grenzen die Herausgeber der Neuauflage den Zeitraum auf »82–83« (ebd., 275) ein. 516 RIC II-1² (Domitian) 152–154; 155 (mit nur sechs Sternen und einer Mondsichel). Eine literarische Rezeption dieses Bildes erkennt Wolters 2003, 194, in Mart. 4,3; so auch Ders./ Martin Ziegert, Umbrüche – Die Reichsprägung Neros und Domitians im Vergleich, in: Sophia Bönisch-Meyer/Lisa Cordes/Verena Schulz/Anne Wolsfeld/Martin Ziegert (edd.), Nero und Domitian. Mediale Diskurse der Herrscherrepräsentation im Vergleich (Classica Monacensia 46), Tübingen 2014, 43–80, hier 67 (siehe hierzu auch Vössing 2020, 23 und 104 mit Anm. 39). Zur näheren Einordnung der Darstellung und Umschrift siehe weiterhin Scott 1936, 72f.; Georg Daltrop/Ulrich Hausmann/Max Wegner, Die Flavier. Vespasian, Titus, Domitian, Nerva, Julia Titi, Domitilla, Domitia (Das römische Herrscherbild, Abteilung 2, Bd. 1), Berlin 1966, 67–69; Mannsperger 1974, 965f.; Desnier 1979; Bechtold 2011, 246–249. 517 RIC II-1² (Domitian) 132–136. In der Neuauflage des RIC wird diese Münzserie in die Jahre »81–82« (ebd., 274) datiert und somit etwas früher als die Prägungen für divus Caesar angesetzt. In der ersten Auflage datierte man die Münzserie noch in das Jahr 81 (ebd., 209). Während alle Vorderseiten das Porträt der Kaisergattin zeigen, liegt das Bild der Rückseite in zwei verschiedenen Varianten vor: Zum einen wird Domitia sitzend mit einem Kind an ihrer Hand dargestellt, zum anderen beim Opfer. Die direkte Abstammung der Kaisergattin von divus Augustus – über ihre Großmutter Iunia Lepida (PIR² I 861) war sie eine Ururururenkelin des iulischen Dynastiegründers – wird in den Quellen in diesem Zusammenhang nicht thematisiert.

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trat, dürften die Zeitgenossen diese Verbindung ausdrücklich hergestellt haben und somit der Logik des göttlichen Blutes gefolgt sein.518 Die Wirksamkeit dieser Vorstellung ist – ungeachtet der Frage, ob der jeweilige princeps am Ende tatsächlich vergöttlicht worden ist oder nicht – keineswegs gering zu schätzen. Als Manifestation der kaiserlichen Bestrebungen, als Schöpfer einer domus divina zugleich die Göttlichkeit ihrer einzelnen Vertreter zu kanalisieren und letztendlich in die eigene divinitas einmünden zu lassen, hat das so genannte templum gentis Flaviae zu gelten. Die Bedeutung dieses heute leider nicht mehr erhaltenen Bauwerks lässt sich anhand der Quellenzeugnisse in wesentlichen Zügen rekonstruieren.519 Nach dem, was uns bekannt ist, ließ Domitian wohl in den letzten Jahren seiner Herrschaft das Haus seines Vaters auf dem Quirinal, in dem er selbst geboren worden war, zu einem Tempel und einer monumentalen Grablege für die Mitglieder seiner eigenen Familie umgestalten.520 Zumindest die Beisetzung Iulias, der Nichte des Kaisers, ist in diesem Zusammenhang belegt und auch die sterblichen Überreste Domitians sollen dort von seiner Amme später heimlich bestattet worden sein.521 Das Bauvorhaben bedeutete dabei eine 518 Auch wenn Vössing 2020, 23 und 103f. mit Anm. 38, demgemäß richtig festhält, dass die Vergöttlichung des Sohnes zunächst »wenig aktuelle Bedeutung« für die Selbstdarstellung Domitians gehabt zu haben scheint, dürfte den Senatoren die Entscheidung, das Kaiserkind unter die Staatsgötter aufzunehmen, angesichts der skizzierten Implikationen keineswegs »leichter gefallen sein« (ebd.). Anschaulich zeigt sich in diesem Zusammenhang auch ein Epigramm Martials (6,3), das sich in das Jahr 90 datieren lässt und – vermutlich in Anspielung auf eine Schwangerschaft der Kaisergattin, die allerdings unglücklich endete, – von einer vera deum suboles spricht, vgl. Vössing 2020, 27f. 519 Vgl. Rita Paris (ed.), Dono Hartwig. Originali ricongiunti e copie tra Roma e Ann Arbor. Ipotesi per il Templum Gentis Flaviae, Rom 1994; Robert Turcan, Templum Gentis Flauiae, in: JS 1 (2000), 3–28. 520 Mart. 9,20; Suet. Dom. 1,1; 5. Als Ausgangspunkt der Datierung dient hier die erstmalige Erwähnung des Baus im neunten Buch der Epigramme Martials, dessen Veröffentlichung gemeinhin für das Jahr 94 angenommen wird. Das templum gentis Flaviae wird dabei in folgenden Gedichten thematisiert: 1; 3; 20; 34; 93; 101. Edward Da¸ browa hat dementsprechend vorgeschlagen, den Umbau aufgrund seiner dynastischen Implikationen in Verbindung mit der Adoption der beiden Söhne des Flavius Clemens und der Domitilla zu sehen, vgl. Ders., The Origin of the Templum Gentis Flaviae: A Hypothesis, in: MAAR 41 (1996), 153–161. Auch Statius geht in seinen ›Silvae‹ (5,1,239–241) auf das Bauwerk ein. Harry Erkell erkennt darüber hinaus auch in Stat. silv. 1,4,18 (ara Tarenti) sowie 4,1,38 (ara parentis) verschiedene Umschreibungen des Bauwerks, vgl. Ders., Statius’ ›Silvae‹ I 1 und das Templum gentis Flaviae, in: Eranos 56 (1958), 173–182. Gemäß dieser Lesart könnte es sich laut Andrea Scheithauer ebenso mit Blick auf Stat. silv. 4,1,37f., wo es um die Restaurierung des Baus geht, um eine Anspielung auf die Göttlichkeit des Kaisers handeln, vgl. Dies., Kaiserliche Bautätigkeit in Rom. Das Echo in der antiken Literatur (Heidelberger Althistorische Beiträge und Epigraphische Studien 32), Stuttgart 2000, 143 mit Anm. 114. 521 Suet. Dom. 17,3. Die Beisetzung weiterer Familienmitglieder ist anzunehmen, lässt sich aber nicht sicher belegen, vgl. Robin H. Darwall-Smith, Emperors and Architecture: A Study of Flavian Rome (Collection Latomus 231), Brüssel 1996, 164; Eugenio La Rocca, Il Templum Gentis Flaviae, in: Filippo Coarelli (ed.), Divus Vespasianus. Il bimillenario dei Flavi

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doppelte Grenzüberschreitung: Wurde hiermit zum einen die im Kult der Staatsgötter bis dato wesentliche Trennung von Kult- und Bestattungsort zumindest »partiell überwunden«522, lag der Bau zum anderen innerhalb der Rom umgebenden sakralrechtlichen Demarkationslinie des so genannten pomerium, in deren Geltungsbereich Bestattungen von alters her gemeinhin streng verboten waren.523 Die Umgestaltung des Geburtshauses Domitians in ein Heiligtum für die Familie des princeps musste dementsprechend zweifellos als außergewöhnlicher Vorgang verstanden werden, der offensichtlich weniger den verstorbenen und vergöttlichten Mitgliedern des Herrscherhauses als vielmehr dem Herrscher selbst galt, der sich auf diese Weise gleichsam als höchster lebender Vertreter einer domus divina inszenieren konnte.524 In dieser Perspektive kann das tem(Roma, Colosseo, Curia e Criptoportico Neroniano, 27 marzo 2009–10 gennaio 2010), Rom 2009, 224–233, hier 228; Leithoff 2014, 194. Eine Überführung der sterblichen Überreste Vespasians, der zunächst allem Anschein nach im Mausoleum Augusti bestattet wurde (Suet. Vesp. 23,4; Cass. Dio 66,17,2f.; vgl. Javier Arce, Funus Imperatorum: Los funerales de los emperadores romanos, 2. Auflage, Madrid 1990, 78f.; Hesberg/Panciera 1994, 142–144), deutet zumindest Mart. 9,34 an; vgl. Christer Henriksén, Martial, Book IX. A Commentary, Bd. 1 (Studia Latina Upsaliensia 24), Upsala 1998, 172f. 522 Andreas Hartmann, Zwischen Relikt und Reliquie. Objektbezogene Erinnerungspraktiken in antiken Gesellschaften (Studien zur Alten Geschichte 11), Berlin 2010, 382. Die hier anklingende Einschränkung ergibt sich dabei aus dem Umstand, dass Domitian ungeachtet des neuen Heiligtums ebenso den seinerzeit von Titus begonnen Bau des Tempels für seinen vergöttlichten Vater auf dem Forum Romanum fertigstellen ließ, der schließlich sowohl Vespasian als auch Titus geweiht wurde; während die Widmungsinschrift, die eine Erneuerung des Tempelbaus unter Septimius Severus und Caracalla verzeichnet, lediglich divus Vespasianus erwähnt (CIL VI 938), wird das Bauwerk im Rahmen einer spätantiken Stadtbeschreibung, dem so genannten Curiosum urbis Romae, indes als templum Vespasiani et Titi bezeichnet, Cod. topogr. I, 115; Reg. urb. (= ed. Nordh), 84, Z. 19 und 21f.; vgl. Manfred Fuhrmann, Das Verzeichnis der Regionen von Rom (Libellus de regionibus urbis Romae), in: HLL 5 (1989), 99f. (§ 520); siehe hierzu auch Stefano de Angeli, Templum Divi Vespasiani (Lavori e Studi di Archaeologia. Pubblicati dalla Soprintendenza Archeologica di Roma 18), Rom 1992; Darwall-Smith 1996, 154–156. Darüber hinaus ließ Domitian auf dem Marsfeld die so genannte porticus divorum errichten (Eutr. 7,23; Chronogr. a. 354 chron. [= MGH AA IX, 146, Z. 17]; Hier. chron. ad a. 89 [273 F]; Prosp. chron. ad a. 94 [516]; Cassiod. chron. ad a. 94 [727]; Cod. topogr. I, 127; 177), an deren Nordseite sich zwei aedes gegenüberlagen, von denen die eine sicher divus Titus (CIL VI 10234), die andere vermutlich divus Vespasianus gewidmet war, vgl. Darwall-Smith 1996, 156–159; Diefenbach 2007, 187f.; sowie Leithoff 2014, 69–71; siehe hierzu auch Kap. 5.1. 523 Ein solches Bestattungsverbot findet sich bereits im Zwölftafelgesetz: hominem mortuum in urbe ne sepelito neve urito. (Lex XII tab. 10,1; vgl. Cic. leg. 2,23,58). Zahlreiche weitere Belege bietet Hartmann 2010, 383 mit Anm. 2019. 524 Vgl. Diefenbach 2007, 188. So ist uns etwa nicht bekannt, inwiefern dort auch wirklich Kulthandlungen für die vergöttlichten Mitglieder der kaiserlichen Familie vorgenommen wurden, deren (eigentliche) Kultstätten weiterhin Bestand hatten. Mario Torelli sieht in Domitians dynastischer Bautätigkeit eine explizite Rezeption des augusteischen Programms, vgl. Ders., Culto imperiale e spazi urbani in età flavia. Dai rilievi Hartwig all’arco di Tito, in: L’Urbs. Espace urbain et histoire (Ier siècle av. J.-C. – IIIe siècle ap. J.-C.). Actes du colloque international de Rome (8–12 mai 1985) organisé par le Centre national de la

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plum gentis Flaviae als steingewordener Ausdruck eines Göttlichkeitsanspruchs gedeutet werden, der – ausgehend von der systematischen Vergöttlichung von Mitgliedern der kaiserlichen Familie – derart formuliert war, dass alles auf die eine Folgerung zulaufen sollte, wonach Domitian als Schöpfer des Flavium caelum hierin ebenso ein zentraler Platz zustand.525 Nur selten findet sich diese Folgerung jedoch auch so explizit formuliert wie in den auf Statius zurückgehenden Worten der Sibylle im vierten Buch der ›Silvae‹: Salve, dux hominum et parens deorum, / provisum mihi conditumque numen.526

4.2.1.3. Dynastie der Adoptivkaiser Die größte Menge von vergöttlichten Mitgliedern eines Herrscherhauses entfällt schließlich auf die Zeit der so genannten Adoptivkaiser. Den insgesamt sechs nach ihrem Tod in den Rang eines divus erhobenen principes dieser Epoche steht dabei die gleiche Anzahl von Frauen der kaiserlichen Familie gegenüber, die nach ihrem Tod auf Senatsbeschluss unter die Staatsgötter aufgenommen worden sind.527 Hinzukommt Marcus Ulpius Traianus, der gleichnamige Vater des Kaisers Trajan, dessen Erklärung zum divus insofern eine Besonderheit darstellt, als sie den einzigen uns bekannten Fall bildet, in dem eine Person lediglich aufgrund ihrer Vaterschaft und nicht etwa als Vorgänger auf dem Thron vergöttlicht worden ist.528 Bei näherer Betrachtung erweist sich jedoch gerade dieser vor-

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recherche scientifique et l’École Française de Rome (Collection de l’École Française de Rome 98), Rom 1987, 563–582. Demnach habe Domitian den Sakralbauten des Augustus eine flavische Entsprechung gegenüberstellen wollen, wobei das templum gentis Flaviae in Analogie zum palatinischen sacrarium divi Augusti gedacht war, vgl. ebd., 570. Siehe diesbezüglich etwa Götz Waurick, Untersuchungen zur Lage der römischen Kaisergräber in der Zeit von Augustus bis Constantin, in: JRGZ 20 (1973), 107–146, hier 117; Torelli 1987, 570; Da¸ browa 1996, 158; Darwall-Smith 1996, 163–165; Scheithauer 2000, 142f.; Leberl 2004, 301; Vössing 2020, 40f. und 51f.; skeptisch dagegen La Rocca 2009, 230; siehe auch Stat. silv. 4,3,18f. Stat. silv. 4,3,139f. – Übersetzung Wißmüller: »Sei gegrüßt, Führer der Menschen und Vater der Götter, vorhergesehen von mir und anerkannt ist deine Göttlichkeit.« Mit Ausnahme des Commodus, dem letzten Vertreter der antoninischen Dynastie, sind sämtliche principes dieser Epoche nach ihrem Tod unter die Staatsgötter versetzt worden: Nerva, Trajan, Hadrian, Antoninus Pius, Lucius Verus sowie Marc Aurel. Bei den vergöttlichten Frauen handelt es sich um Ulpia Marciana (Trajans Schwester), Pompeia Plotina (Trajans Gattin), Matidia die Ältere (Trajans Nichte), Vibia Sabina (Hadrians Gattin), Faustina die Ältere (Gattin des Antoninus) und Faustina die Jüngere (Marc Aurels Gattin); vgl. Tabelle (›Liste der Staatsgötter‹) im Anhang. Zur Einschränkung der consecratio des Iulius Marinus (PIR² I 407), des Vaters von Philippus Arabs, dessen Status als Gott lediglich durch epigraphische (IGR III 1196; 1199; 1200a; 1200b) sowie numismatische Zeugnisse (Cohen V² 180 [Marin.], Nr. 1f.; BMC, Gr, 42, Nr. 1– 3) belegt ist, die allesamt aus Philippopolis (Arabia) stammen, siehe Christian Körner, Philippus Arabs. Ein Soldatenkaiser in der Tradition des antoninisch-severischen Prinzipats

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gebliche Sonderfall als symptomatisch für die jene Epoche kennzeichnende Ambivalenz verschiedener, sich teilweise sogar widersprechender Strategien zur Legitimierung der Herrschaft. Einen frühen und äußerst sinnfälligen Ausdruck findet dieses Nebeneinander in einer zentralen Passage des plinianischen ›Panegyricus‹: Quanto nunc, dive Nerva, gaudio frueris, quum vides, et esse optimum et dici, quem tamquam optimum elegisti! quam laetum tibi, quod comparatus filio tuo vinceris! Neque enim alio magis approbatur animi tui magnitudo, quam quod optimus ipse non timuisti eligere meliorem. Sed et tu, pater Traiane, (nam tu quoque, si non sidera, proximam tamen sideribus obtines sedem) quantam percipis voluptatem, quum illum tribunum, illum militem tuum, tantum imperatorem, tantum principem cernis! cumque eo, qui adoptavit, amicissime contendis, pulchrius fuisse genuisse talem, an elegisse! Macte uterque ingenti in rempublicam merito, cui hoc tantum boni contulistis! Licet alteri vestrum filii virtus triumphalia, caelum alteri dederit: non minor tamen vestra laus, quod ista per filium, quam si ipsi meruissetis.529

Neben Nerva, dem vergöttlichten Adoptivvater und Vorgänger Trajans auf dem Kaiserthron, wird auch der ältere Trajan als stolzer Vater des princeps beschrieben und ›wenn nicht unter, so doch nahe bei den Sternen‹ verortet.530 Mag man hierin in der Rückschau der Ereignisse bereits die Andeutung dessen späterer consecratio erkennen, offenbart Plinius an dieser Stelle vor allem eine gewisse Unsicherheit in Bezug auf das herrscherliche Selbstverständnis des neuen Kaisers.531 Im Zuge der Überhöhung des princeps sieht er sich in seiner Dan(Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte 61), Berlin 2002, 49–52. Auch darf Traianus pater (PIR² U 864) als die Person gelten, die ausgehend von ihrem Todeszeitpunkt (siehe unten) mit der größten Verzögerung unter die Staatsgötter erhoben worden ist. 529 Plin. paneg. 89,1–3 – Übersetzung Kühn: »Mit welch inniger Freude, göttlicher Nerva, kannst du nun erleben, daß der Mann, den du als den Besten ausgesucht hast, wirklich der Beste ist und so auch heißt! Welches Vergnügen bereitet es dir, daß du bei einem Vergleich hinter deinem Sohn zurückstehen mußt! Denn für deine menschliche Größe gibt es keinen besseren Beweis als die Tatsache, daß du, der Beste, ohne Scheu einen noch Besseren erwählt hast. Aber auch du, Vater Trajan – denn dein Sitz ist ebenso, wenn nicht unter den Sternen, so doch ganz nahe bei den Sternen –, welche Freude bewegt dein Herz, wenn du heute deinen Tribunen von damals, deinen Soldaten von damals vor Augen hast als großen Imperator und herrlichen Princeps und wenn du mit seinem Adoptivvater freundschaftlich darüber streitest, was schöner sei: sein leiblicher Vater zu sein oder ihn sich zum Sohn erkoren zu haben. Heil euch beiden ob eures großartigen Verdienstes um den Staat, dem ihr ein solches Glück beschert habt! Mag es auch die Leistung eures Sohnes gewesen sein, die dem einen von euch die Zeichen des Triumphs, dem anderen die Göttlichkeit verliehen hat – daß ihr diese Ehren durch euren Sohn errungen habt, ist genauso ruhmvoll für euch, wie wenn ihr selbst sie verdient hättet.« 530 Martin Fell erkennt hierin irrtümlich nicht den Vater Trajans, sondern den princeps selbst, vgl. Ders., Optimus princeps? Anspruch und Wirklichkeit der imperialen Programmatik Kaiser Traians (Quellen und Forschungen zur antiken Welt 7), München 1992, 26. 531 Der Umstand, dass Trajan nach seiner Erhebung zum Augustus am 28. Januar des Jahres 98 in Germanien fast zwei Jahre vergehen ließ, ehe er in die Hauptstadt zurückkehrte, dürfte

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kesrede mit der Herausforderung konfrontiert, die zuvor erfolgte Vergöttlichung Nervas einzuordnen und dabei auch Traianus pater einen Platz innerhalb des dynastischen Bezugssystems zuzuweisen. Gemäß der in iulisch-claudischer Zeit geprägten und hiernach vor allem unter Domitian in konsequenter Weise ausgelegten Vorstellung des caelestis sanguis konnte Nerva dabei kaum die Rolle eines göttlichen Stammvaters einnehmen. Im ›Panegyricus‹ erweist sich seine divinitas demgemäß bezeichnenderweise erst in der Wahl und Designation Trajans zum Nachfolger, die ihrerseits wiederum auf einen Entschluss der Götter zurückgeführt wird.532 Welche Bedeutung der Vorstellung der göttlichen Blutslinie aber nach wie vor zukam, zeigt sich darin, dass Plinius den leiblichen Vater Trajans zumindest in die Nähe der Götter rückt. Dass dieser Jahre später auch offiziell unter die Staatsgötter aufgenommen werden sollte und man sich auf diese Weise das plinianische Angebot im Rahmen der kaiserlichen Repräsentation gewissermaßen aneignete und nutzbar machte, deutet darauf hin, dass schließlich Trajan selbst zu der Einsicht gelangte, seine Stellung durch die Vergöttlichung seines leiblichen Vaters aufwerten zu müssen. Zu den frühesten Zeugnissen, in denen sich die consecratio des älteren Trajan greifen lässt, zählt eine Münzserie, die eine bemerkenswerte Rückseitengestaltung aufweist: Auge in Auge stehen sich hier die Porträts von Trajans rechtlichem wie leiblichem Vater gegenüber, umgeben von der Legende DIVI NERVA ET TRAIANVS PAT (Abb. 8).533 Neben dem bereits seit dem Jahr 98 vergöttlichten den Senatoren eine genauere Kenntnis seines Selbstverständnisses als Herrscher erheblich erschwert haben. Besonders instruktiv erscheint in diesem Kontext Seelentag 2004, 62–77, der anhand eines Plinius-Briefes (10,1) an Trajan aufzeigt, welche Strategien in der Kommunikation hierbei verfolgt werden konnten; siehe auch Hekster 2014, 387f. Clauss 2001, 137, versteht die Ausführungen Plinius’ hier als gezieltes Aufgreifen des kaiserlichen Wunsches, Traianus pater bereits im Jahr 100 zum divus zu erheben; aus nicht näher bezeichneten Gründen habe sich dieses Vorhaben aber erst viele Jahre später durchsetzen lassen. 532 Plin. paneg. 10,4f. (Adoption Trajans durch Nerva als divinum et immortale factum); programmatisch stellt sich in diesem Zusammenhang Plin. paneg. 11,3 dar: In principe enim, qui electo successore fato concessit, una itemque certissima divinitatis fides est bonus successor. – Übersetzung Kühn: »Denn wenn ein Princeps nach der Wahl seines Nachfolgers dahingegangen ist, gibt es nur einen einzigen und zugleich überzeugenden Beweis seiner Göttlichkeit: daß seine Wahl auf einen guten Nachfolger fiel.« Vössing 2020, 56, formuliert hierzu treffend, dass Plinius an dieser Stelle »den politischen Kern der römischen Kaiserapotheose offenlegt«. Siehe darüber hinaus auch Plin. paneg. 1,3–5; 5,1f.; 8,1–3; 23,4f.; 56,3; 68,1; 72,4; 80,3–5; 94,1–5 (zur Darstellung Trajans als Geschenk bzw. Kandidat der Götter). 533 RIC II (Trajan) 726f.; BMCRE III (Trajan) 498f.; siehe auch Paul L. Strack, Untersuchungen zur römischen Reichsprägung des zweiten Jahrhunderts. Teil I: Die Reichsprägung zur Zeit des Traian, Stuttgart 1931, 199, mit Nr. 206 (Taf. 3) und 215. Während Nerva bekränzt dargestellt wird, bleibt Traianus pater barhäuptig. Die am Ende stehende Abkürzung PAT liest Seelentag 2009a, 269 mit Anm. 23, im Plural als PATRES und widerspricht damit offensichtlich einer früheren Einschätzung (vgl. Ders. 2004, 350). Die Herausgeber des RIC geben zumindest die Umschrift der Nr. 727 mit DIVI NERVA ET

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Nerva, dessen Erhebung unter die Staatsgötter sich mit der vorliegenden Prägung zum ersten Mal numismatisch fassen lässt, tritt uns mit Traianus pater darüber hinaus auch der vermutlich noch in flavischer Zeit verstorbene leibliche Vater des Kaisers als divus entgegen.534 Während die consecratio Nervas den Erfordernissen der bis dato beispiellosen Situation eines außerfamiliären Herrscherübergangs geschuldet war, rückte mit dem Beschluss der consecratio des älteren Trajan der dynastische Aspekt in den Fokus. Die Besonderheit dieses Vorgangs, die darin bestand, dass der neue Staatsgott zum einen nie selbst die Kaiserwürde TRAIANVS PATER an, wobei sich im Bildanhang nur jene Münze findet, welche die abgekürzte Legende aufweist. Bernhard Woytek geht dabei von einem Fehler aus und erklärt, die ausgeschriebene Variante »existiert nicht«, Ders., Die Reichsprägung des Kaisers Traianus (98–117) (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse, Denkschriften 387; Veröffentlichungen der Numismatischen Kommission 48), 2 Bde., Wien 2010, 392. Seelentag 2004, 350, assoziiert diese Prägung indes mit einer Serie von Restitutionsmünzen, die er in Anlehnung an Komnick 2001, 158–164, auf das Jahr 112 datiert, siehe auch Seelentag 2004, 413–426; sowie Ders. 2009a. Eine solche Einordnung lässt sich allerdings kaum mit dem Befund zur consecratio des älteren Trajan vereinbaren, siehe unten. 534 Das genaue Todesdatum des älteren Trajan lässt sich nicht mehr sicher bestimmen. Mit Verweis auf eine Inschrift aus Numidien (CIL VIII 8316 = ILS 307), die M(arco) Ulp[io] / Traian[o] / patr[i] Imp(eratoris) Cae[s(aris)] / Nervae [Tra]/iani Au[g(usti) Ger(manici)] / Dac(ici) po[nt(ificis) max(imi)] / tr(ibunicis) po[t(estate)—co(n)s(uli)] / VI p(atris) p(atriae) gesetzt worden ist und aufgrund der Angabe des Konsulats frühestens zu Beginn des Jahres 112 geweiht worden sein kann, haben etwa Paul L. Strack (vgl. Ders. 1931, 200f.) und Jérôme Carcopino (vgl. Ders., Rencontres de l’histoire et de la littérature romaines, Paris 1963, 220) angenommen, dass Traianus pater erst kurz vor seiner consecratio im Jahr 112 bzw. 113 verstorben sei. Bereits James H. Oliver hat in diesem Zusammenhang jedoch darauf hingewiesen, dass die Ansprache der Inschrift so gewählt ist, »that it could honor a living man, but it could honor also a man already dead« (Ders., The Divi of the Hadrianic Period, in: HThR 42,1 [1949], 35–40, hier 36). Auf ein wesentlich früheres Todesdatum deuten dagegen schon die oben genannte Stelle im ›Panegyricus‹ des Plinius (89,1–3) sowie eine Bemerkung bei Aurelius Victor (Caes. 13,1) hin, wonach Trajan im Oktober 97 von Nerva in Form der arrogatio adoptiert worden sei, was implizieren würde, dass Trajan zum Zeitpunkt seiner Adoption nicht mehr unter der patria potestas seines Vaters gestanden hätte, vgl. Marcel Durry, Sur Trajan Père, in: Les empereurs romains d’Espagne (Madrid – Italica, 31 mars – 6 avril 1964) (Colloques internationaux du Centre National de la Recherche Scientifique. Sciences humaines), Paris 1965, 45–54; zur Adoption siehe Eck 2002a; Kristina Hamacher, Germanicus an der Donau? Der Dritte Pannonische Krieg und die Adoption Traians, in: Gregor Bitto/Anna Ginestí Rosell/Kristina Hamacher (edd.), Das neue alte Rom. Die Flavier und ihre Zeit (Antiquitas, Reihe 1: Abhandlungen zur Alten Geschichte 73), Bonn 2018, 215–238. Der genaue Zeitpunkt der consecratio Nervas bleibt ebenso unklar. Während Clarke 1966, 320, den frühesten epigraphischen Beleg hierfür in zwei Inschriften sieht, die in das Jahr 98 oder 99 datiert werden können (ILS 283; AE 1960, 198), weisen andere Inschriften aufgrund der Nennung von Trajans zweiter tribunicia potestas eher in das Jahr 98, siehe etwa CIL II 4933 und 4934; CIL III 12681 (ergänzt); CIL X 6824 = ILS 280; CIL X 6826; CIL XVI 42; CIL XVII/2 487 = CIL XIII 9081; RMD II 81 (ergänzt). Zum Sonderfall einer Inschrift aus Numidien (CIL VIII 8316 = ILS 307) siehe zudem Strack 1931, 200; Oliver 1949, 36f.; Seelentag 2004, 351 mit Anm. 74.

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innegehabt hatte und zum anderen erst viele Jahre nach seinem Tod offiziell zum divus erklärt worden ist, hat in der Forschung mitunter zu Irritationen geführt.535 In der Tat ist zunächst nicht ersichtlich, was Trajan dazu veranlasst haben könnte, seinen leiblichen Vater mit einer derartigen Verzögerung schließlich in den Rang eines Staatsgottes erheben zu lassen. Die Antwort hierauf lässt sich nur mit Blick auf den weiteren Kontext der Vergöttlichung formulieren. Ein erster Anhaltspunkt ergibt sich dabei aus dem zeitlichen Rahmen der Entscheidung. Auch wenn sich ein genauer Zeitpunkt für die consecratio nicht mit Sicherheit ermitteln lässt, liegen doch gute Gründe für die Annahme vor, dass Traianus pater im Laufe des Jahres 113 zum divus erklärt worden ist.536 Seine Erhebung hätte somit nicht die erste Vergöttlichung innerhalb der Familie bedeutet: So war im Jahr zuvor mit Marciana die Schwester des princeps unter die Staatsgötter versetzt worden, wobei der Beschluss der consecratio nach Ausweis der fasti Ostienses in diesem Fall noch am Tag ihres Todes, d. h. am 29. August des Jahres 112, gefasst wurde und man ihre Beisetzung nur fünf Tage später, d. h. am 3. September, feierlich beging.537 In der kaiserlichen Repräsentation kam der diva 535 Paul A. Roche, The Public Image of Trajan’s Family, in: CPh 97,1 (2002), 41–60, hier 54, erkennt hierin gar einen irregulären Vorgang: »This retrospective deification was obviously irregular and, owing to the lapse of time between the elder Trajan’s death and his apotheosis, it is difficult to assess why he would warrant this honor now when it had been deferred for so long.« Gordon 2011, 45, rechnet die consecratio zudem unter solche Fälle, in denen es zur Auseinandersetzung zwischen dem Kaiser, seinem consilium und der Senatorenschaft kam – freilich ohne entsprechende Belege anzuführen. 536 In der bereits oben erwähnten Inschrift aus Numidien (CIL VIII 8316 = ILS 307), die aufgrund des Umstands, dass sie den Kaiser als sechsmaligen Konsul ausweist, aber noch nicht den Titel optimus verzeichnet, in die Zeit zwischen dem 1. Januar des Jahres 112 sowie der Mitte des Jahres 114 datiert werden kann, tritt Traianus pater noch nicht als divus in Erscheinung. Auch die genannte Münzserie, in der sich seine consecratio erstmalig fassen lässt, ist über die Titulatur Trajans diesem Zeitraum zuzuweisen. In den fasti Ostienses, welche die Vergöttlichung des älteren Trajan ohne Zweifel verzeichnet haben (wie dies u. a. der Eintrag zur consecratio Marcianas nahelegt), sucht man – zumindestens in den erhaltenen Teilen – vergeblich. Vor diesem Hintergrund ist es plausibel, die Vergöttlichung im Zeitraum der verlorenen Teile zu vermuten, d. h. zwischen dem 14. Mai 113 und der Annahme des optimus-Titels durch Trajan im Sommer 114 (siehe unten); siehe auch Géza Alföldy, Traianus pater und die Bauinschrift des Nymphäums von Milet, in: REA 100 (1998), 367–399, hier 369. 537 FOst J 39–43 (= CIL XIV 4535): IIII K(alendas) Septembr(es) / [Marciana Aug]usta excessit divaq(ue) cognominata / [eodem die Mati]dia Augusta cognominata III / [Non(as) Sept(embres) Mar]ciana Augusta funere censorio / [elata est]. Während das Todesdatum sicher belegt ist, handelt es sich bei der Angabe des Datums für die Beisetzung um eine plausible Ergänzung, die auch von großen Teilen der Forschung übernommen wurde, vgl. Kienast/Eck/Heil 2017, 119. Kierdorf 1986b, 50, präferiert dagegen eine Datierung, die nicht von den Nonen, sondern von den Iden ausgeht und kommt somit auf den 11. September. Die literarische Überlieferung kann hierüber keinen Aufschluss geben. Der Fall Marcianas stellt dabei insofern eine Besonderheit dar, als sich hier erstmals eine geänderte Reihenfolge im Ablauf greifen lässt: Während der Beschluss der consecratio zuvor erst nach

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sogleich eine besondere Bestimmung zu.538 Neben den üblicherweise geprägten Konsekrationsmünzen, die Marciana gemäß ihrem neuen Status als DIVA AVGVSTA MARCIANA in Szene setzten, wurden auch solche Münzen ausgegeben, die auf ihrer Vorderseite das Porträt ihrer Tochter, der älteren Matidia, mit der Umschrift MATIDIA AVG(usta) DIVAE MARCIANAE F(ilia), auf ihrer Rückseite die so Geehrte mit ihren beiden Töchtern Matidia der Jüngeren sowie Vibia Sabina zeigten (Abb. 9).539 Der Nimbus der diva sollte demgemäß auch auf die Nichte sowie die beiden Großnichten des princeps wirken, der selbst über keine direkten Nachkommen verfügte und dementsprechend auf eine dynastisch ausgelegte Heiratspolitik angewiesen war.540 Vor diesem Hintergrund ging Trajans nächster männlicher Verwandter und späterer Nachfolger Hadrian eine Ehe mit Sabina ein.541 Die Vergöttlichung Marcianas diente der Erhebung des älteren Trajan unter die Staatsgötter dementsprechend wohl als ideeller Ausgangspunkt.542 Mit dem

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der Bestattung gefasst werden konnte bzw. wurde, ist Marcianas Göttlichkeit wohl noch am Tag ihres Todes vom Senat anerkannt worden, wobei die Beisetzung erst einige Tage später erfolgte. Zur Bedeutung und den Implikationen dieses Falls siehe etwa Temporini 1978, 194–259; Price 1987, 91f.; Clauss 2001, 359f.; sowie Fishwick 2002 (der bereits im Fall des Claudius einen entsprechenden Ablauf erkennen möchte). Zum ›klassischen‹ Modell siehe Bickermann 1929, der indes auch in Marcianas Fall keine Abweichung erkennt, da er den Eintrag in den fasti Ostienses anders deutet, vgl. Ders., Diva Augusta Marciana, in: AJPh 95,4 (1974), 362–376. Zur Bedeutung der consecratio Marcianas und ihrer Rolle innerhalb der dynastischen Repräsentation Trajans siehe prägnant Seelentag 2004, 354f. RIC II (Trajan) 758–761; bezüglich der Konsekrationsmünzen siehe RIC II (Trajan) 743– 750. Vgl. Seelentag 2004, 354–357; siehe auch Anthony R. Birley, Die Nachfolgefrage unter Traian, in: Egon Schallmayer (ed.), Traian in Germanien. Traian im Reich. Bericht des dritten Saalburgkolloquiums (Saalburgschriften 5), Bad Homburg 1999, 37–43; Hildegard Temporini-Gräfin Vitzthum, Die Familie der ›Adoptivkaiser‹ von Traian bis Commodus, in: Dies. (ed.), Die Kaiserinnen Roms. Von Livia bis Theodora, München 2002, 187–264, hier 188–207. Der genaue Verwandtschaftsgrad zwischen Trajan und Hadrian lässt sich heute kaum mehr sicher bestimmen. Sowohl in der ›Historia Augusta‹ (Hadr. 1,2) als auch in der ›Epitome de Caesaribus‹ (14,1) wird der Vater Hadrians (PIR² A 185) als consobrinus, d. h. als Vetter Trajans, bezeichnet. Eutrop (8,6,1) beschreibt das familiäre Verhältnis wie folgt: consobrinae suae [Traiani] filius. Nach Temporini 1978, 13f. mit Anm. 33, muss der Großvater Hadrians demgemäß mit einer Tante Trajans verheiratet gewesen sein; siehe auch Dies. 2002b, 222f. (Stammbaum). Angesichts des Umstands, dass Hadrian selbst in der ›Historia Augusta‹ (Hadr. 1,4) als consobrinus Trajans bezeichnet wird, bleiben solche Schlüsse eher fraglich. Cassius Dio (69,1,1) und Aurelius Victor (Caes. 13,11) sprechen indes nur allgemein von einem Verwandtschaftsverhältnis zwischen den beiden. Clauss 2001, 137, nimmt gar an, dass Trajan seinen (schon länger gehegten) Wunsch, seinen Vater unter die Staatsgötter erheben zu lassen, erst nach der consecratio Marcianas durchsetzen konnte. Gemäß seiner Ansicht, wonach Marciana erst im Jahr 113 (?) unter die Staatsgötter erhoben worden sei, kommt er somit auf das Jahr 114. An anderer Stelle ist die

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Tod seiner Schwester sah sich der princeps erstmals akut mit der Frage konfrontiert, welchen Stellenwert er einem Mitglied seiner Familie posthum zuerkennen wollte. Die Entscheidung, die Verstorbene zur Staatsgöttin erklären zu lassen, ist demgemäß als richtungsweisend zu deuten, weshalb auch die consecratio des älteren Trajan in diesem Kontext gesehen werden muss. Gemäß dem dynastischen Prinzip der göttlichen Blutslinie wurde damit die Grundlage für eine neue, eigene domus divina gelegt, die insbesondere durch die Frauen des Herrscherhauses fortwirken sollte.543 Als divae frater und divi filius war Trajan hiernach zudem in der Lage, den göttlichen Status seiner Angehörigen zur Formulierung eines eigenen Anspruchs auf divinitas zu nutzen.544 Wie etwa Gunnar Seelentag hervorgehoben hat, verfolgte der Kaiser mit der consecratio seines leiblichen Vaters darüber hinaus noch ein weiteres Ziel, das sich aus dem unmittelbaren zeitlichen Kontext des Konsekrationsbeschlusses ergibt.545 Folgt man nämlich der Auffassung, dass Traianus pater im Laufe des Jahres 113 unter die Staatsgötter aufgenommen worden ist, kommt seiner Person im Spiegel der kaiserlichen Repräsentation angesichts der Vorbereitungen des Partherkriegs Trajans noch eine besondere Bedeutung zu: So hatte sich der leibliche Vater des princeps in seiner Rolle als Statthalter Syriens unter der Herrschaft Vespasians gegenüber dem großen Gegner Roms im Osten offenbar in einem Grenzkrieg durchsetzen können und infolgedessen die ornamenta triumphalia erhalten.546 Das militärische Prestige des Vaters, das durch dessen offizielle Erklärung zum divus gewissermaßen öffentlichkeitswirksam reaktiviert werden konnte und wurde, musste dabei auch auf die Wahrnehmung des Kaisers selbst wirken. Der von Trajan in Rückgriff auf die Gottheit seines Vaters in Anspruch genommene Nimbus der Sieghaftigkeit sollte eine einzigartige Ver-

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Erhebung Marcianas zur Staatsgöttin allerdings korrekt für den 29. August des Jahres 112 wiedergegeben (vgl. ebd., 359). In der Retrospektive scheint die consecratio des älteren Trajan (und seiner Nachkommen) dementsprechend bereits bekannten und offenbar als bewährt angesehenen Mustern zu folgen, die selbst oder gerade in einer Epoche wirksam waren, in der das Prinzip der nichtleiblichen Nachfolge auf dem Kaiserthron in Form der Adoption die politischen Verhältnisse prägte. Neben Marciana selbst sind in diesem Zusammenhang noch die Vergöttlichungen von Matidia der Älteren (PIR² M 367; Raepsaet-Charlier 1987, 546f., Nr. 681) und Vibia Sabina (PIR² V 600; Raepsaet-Charlier 1987, 624f., Nr. 802) zu nennen. Zum Konsekrationszeremoniell für Matidia siehe zudem Bickermann 1929, 9f.; Geyer 1967, 7– 23; Kierdorf 1986b, 66–69. Siehe hierzu auch Kap. 4.2.3.3. Vgl. Seelentag 2004, 350–354; Ders. 2009a, 270–273; siehe auch Alföldy 1998, 369. Siehe diesbezüglich etwa Durry 1965, 46–48; Eck 1982, 287–299 und 302; Da¸ browa 1988, 64–68; Seelentag 2004, 121–123. Der Status des älteren Trajan als Triumphator wird bereits von Plinius (paneg. 9,2; [16,1]; 58,3) hervorgehoben. Auch Trajans Anteil am Triumph seines Vaters – wahrscheinlich in der Rolle eines tribunus militum – wird betont, Plin. paneg. 14,1; 89,3.

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bindung mit seiner durch die Vergöttlichungen von Marciana und Traianus pater gleichsam ›in Aussicht gestellten‹ eigenen divinitas eingehen: Als der princeps auf seiner Rückreise vom östlichen Kriegsschauplatz im Jahr 117 infolge einer schweren Krankheit verstarb und hiernach selbst in den Rang eines Staatsgottes erhoben wurde, legte der Senat ihm einen Kultnamen bei, der zumindest in den ersten beiden Jahrhunderten keine Entsprechung findet und in besonderer Weise den meritokratischen Gehalt der Erhebung – ganz im Sinne Trajans – herausstellte: divus Traianus Parthicus.547

4.2.2. Das Angebot der Panegyrik Überblickt man den Bestand der uns überlieferten Zeugnisse zeitgenössischer Panegyrik, könnte man den Eindruck gewinnen, die Göttlichkeit des Kaisers sei bereits zu dessen Lebzeiten derart fest im Bewusstsein der Zeitgenossen eingeschrieben gewesen, dass die Anerkennung der herrscherlichen divinitas in Form des posthumen Konsekrationsbeschlusses lediglich eine reine Formalität bedeutet hätte. Hat sich die Konsequenz dieser Vorstellung bereits mit Blick auf die Erhebung von Angehörigen der kaiserlichen Familie unter die römischen Staatsgötter sowie den wirkmächtigen Gedanken der göttlichen Blutslinie erwiesen, konnte der Erwartung der Apotheose des princeps darüber hinaus im Rahmen der Werke der panegyrischen Dichtung auf vielfältige Weise Ausdruck verliehen werden.548 Ein häufig gebrauchtes Mittel bestand dabei im Vergleich: Zeigte sich der Kaiser bereits zu Lebzeiten in seinen Taten und Tugenden den vergöttlichten Vorgängern oder den Göttern im Allgemeinen wie im Speziellen ebenbürtig oder überlegen, war auch seine Erklärung zum divus folgerichtig.549 547 Bezüglich der Umstände der consecratio Trajans siehe Kap. 4.2.3.3. 548 Vgl. Val. Fl. 1,15–17: ille tibi cultusque deum delubraque genti instituet, cum iam, genitor, lucebis ab omni parte poli – Übersetzung Dräger: »Jener [Titus] wird dir [Vespasian] und deinem Geschlecht göttliche Verehrung und Heiligtümer einrichten, wenn du schon, Erzeuger, von jedem Teil des Poles leuchten wirst.« Lucan. 1,45–52: Te, quum, statione peracta, / Astra petes serus, praelati regia caeli / Excipiet, gaudente polo, seu sceptra tenere, / Seu te flammigeros Phoebi conscendere currus, / Telluremque nihil mutato sole timentem / Igne vago lustrare iuvet: tibi numine ab omni / Cedetur, iurique tuo natura relinquet, / Quis deus esse velis, ubi regnum ponere mundi. – Übersetzung Ehlers: »Fährst du [Nero] nach Erfüllung deiner Wächterpflichten in ferner Zukunft den Sternen entgegen, um lieber den Himmel zu wählen, so werden dich die Götter froh in ihrer Burg willkommen heißen; ob du nun das Zepter zu führen geneigt bist oder Phoebus’ Flammenwagen zu besteigen und die Erde mit wanderndem Licht zu mustern, ohne daß sie dieser Sonnenwechsel schreckt: dir werden alle Überirdischen den Vortritt lassen, und das All wird es dir anheimstellen, welcher Gott du sein, wo du deinen Weltenthron errichten willst.« 549 Als besonders explizites (und zugleich sehr spezifisches) Beispiel sei hier auf Plin. paneg. 35,4, verwiesen, wo das Vorgehen Trajans gegen die Delatoren hervorgehoben wird, der

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Der senatorische Beschluss der consecratio stellte in dieser Perspektive deutlich mehr als bloß eine vage Aussicht dar: der Himmel wartete.550 Anders als im politischen Kontext, wo – wie Matthias Peppel aus Sicht der (senatorischen) Elite formuliert – »[a]lle Aussagen, die den Herrscher zu Lebzeiten als Gott ansprechen oder mit Gott vergleichen, […] unter dem Vorbehalt einer postumen Beurteilung [stehen]«551, sind die Aussagen der panegyrischen Dichter nicht konditional, sondern affirmativ zu verstehen: »In der Panegyrik ist die Frage nicht, ob der Kaiser in den Himmel kommt, sondern nur, wann er dies tut.«552 In der Forschung ist die göttliche Überhöhung der Person des Herrschers im Rahmen der zeitgenössischen Panegyrik dementsprechend verschiedentlich als Gegenentwurf zum Konzept der senatorischen Einrichtung der Kaiserapotheose verstanden worden, wonach die Göttlichkeit des princeps nach aristokratischen Maßstäben bemessen und schließlich in Form eines posthum gefassten Be-

hierin die Leistung des divus Titus übertrifft: Ingenti quidem animo divus Titus securitati nostrae ultionique prospexerat, ideoque numinibus aequatus est: sed quanto tu quandoque dignior caelo, qui tot res illis adiecisti, propter quas illum deum fecimus! – Übersetzung Kühn: »Zwar hatte in großartiger Gesinnung der göttliche Titus für unsere Sicherheit und unsern Anspruch auf Vergeltung gesorgt und wurde darum den Göttern gleichgeachtet; doch wieviel mehr wirst du dereinst den Himmel verdient haben, da du jenen Maßnahmen, derentwegen wir Titus zum Gott gemacht haben, so viele hinzugefügt hast!« An anderer Stelle führt Plinius (paneg. 11,1) die consecratio des Titus auf das Streben Domitians zurück, als Bruder eines Gottes gelten zu wollen. Aufgrund der unüberschaubaren Fülle entsprechender Formulierungen kann an dieser Stelle weiter nur auf einige wenige ausgewählte Beispiele hingewiesen werden: Val. Max. 1, praef. (Tiberius); Mart. 5,65 (Domitian); Plin. paneg. 52,1f. (nochmals Trajan). 550 Vgl. Sauter 1934, 137–153. Exemplarisch sei hier nur auf drei besonders instruktive Zeugnisse verwiesen: Ov. met. 15,868–870: tarda sit illa dies et nostro serior aevo, / qua caput Augustum, quem temperat, orbe relicto / accedat caelo faveatque precantibus absens! – Übersetzung Rösch/Holzberg: »Zögernd nahe der Tag und später als unsere Zeiten, da des Augustus Haupt den Erdkreis, den es beherrscht, verläßt, zum Himmel sich hebt und von ferne den Betenden Gunst schenkt.« Val. Fl. 1,15–17: ille tibi cultusque deum delubraque genti instituet, cum iam, genitor, lucebis ab omni parte poli – Übersetzung Dräger: »Jener [Titus] wird dir [Vespasian] und deinem Geschlecht göttliche Verehrung und Heiligtümer einrichten, wenn du schon, Erzeuger, von jedem Teil des Poles leuchten wirst.« Mart. 13,4: Serus ut aetheriae Germanicus imperet aulae / utque diu terris, da pia tura Iovi – Übersetzung Barié/Schindler: »Damit Germanicus [Domitian] spät erst am himmlischen Hof regiere, aber lang noch auf Erden, spende Jupiter Weihrauch in frommer Gesinnung!« Siehe auch Lucan. 1,45–52; Cons. ad Liv. 211–214. 551 Peppel 2003, 76. Als Ausgangspunkt dient hier der Gedanke der Paränese, wonach es der Senatorenschaft möglich war, den Herrscher durch die Aussicht auf seine posthume Erhebung unter die römischen Staatsgötter auf ein entsprechend gutes – d. h. eine consecratio rechtfertigendes – Verhalten zu verpflichten. 552 Cordes 2017, 155. Auch wenn die Worte der panegyrischen Dichter grundsätzlich ohne Vorbehalt waren, bestand im Nachhinein durchaus die Möglichkeit, sie zu relativieren oder gar umzudeuten, hierzu grundlegend Dies. 2017.

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schlusses offiziell festgestellt wurde.553 Die Aussagen der panegyrischen Dichter stellten demgemäß nicht weniger als ein Angebot dar, das dem Herrscher ermöglichen sollte, sich dem so bedingten Kontrolldruck der Führungselite gewissermaßen zu entziehen und sich somit auf eine divinitas berufen zu können, die außerhalb des Autoritätsbereichs des Senats wirksam war. Ausgehend von diesem Gedankengang soll im Folgenden kurz erörtert werden, welche Relevanz einem derartigen Angebot konkret zukommen konnte. Die Beantwortung dieser Frage hängt dabei im Wesentlichen davon ab, welchen Stellenwert man den panegyrischen Texten im Allgemeinen wie im Speziellen in Hinblick auf die divinitas des Herrschers zugestehen möchte. Auf den ersten Blick scheint ihr Aussagewert begrenzt. Das oft bemühte Beispiel Martials, der sowohl in flavischer Zeit als auch unter Nerva und Trajan verschiedene Lobgedichte auf die Vertreter der jeweils regierenden Kaiserdynastie verfasst hat, hat zu der Annahme verleitet, dass die in der panegyrischen Dichtung verwendeten Motive zur Darstellung des Herrschers mehr oder weniger austauschbar und somit belanglos waren.554 Die göttliche Überhöhung des Kaisers sei demnach als Ausdruck einer besonderen Kunstfertigkeit, nicht aber als ernsthaftes Angebot im Diskurs über die herrscherliche divinitas zu verstehen.555 Im konkreten Fall Martials wird dabei häufig auf einen Brief des jüngeren Plinius verwiesen, in dem sich dieser gegenüber Cornelius Priscus in der Art eines Nachrufs über den Tod des prominenten Dichters, der um das Jahr 98 aus Rom in seine spanische Heimat zurückgekehrt und dort nur wenige Jahre später verstorben war, in folgender Weise äußert:556 553 Cordes 2017, 316: »Der Sakralisierung des Kaisers in der poetischen Panegyrik kommt dabei eine besondere Rolle zu. Sie kann verstanden werden als Gegenentwurf zu einem Konzept, das in der Institution der Divinisierung ein in der Hand des Senats liegendes ›Totengericht‹ über den verstorbenen Herrscher und damit eine Möglichkeit der Kontrolle des Kaisers durch die römische Elite sieht. Indem die Dichter den Kaiser bereits zu Lebzeiten als Gott darstellen und dies mit literarischen Mitteln und großem rhetorischen Aufwand ›verifizieren‹, schreiben sie ihm eine Göttlichkeit zu, die der Anerkennung durch den Senat gerade nicht bedarf.« Siehe auch ebd., 153–156; vgl. Peppel 2003, 84. 554 Siehe zuletzt Gering 2012, 12. Eine besondere Schärfe erhält diese Einschätzung in der Anschuldigung, Martial habe sich geradezu als ›Speichellecker‹ betätigt – ein Vorwurf, der insbesondere in der älteren Literatur häufig vertreten worden ist und auch seitdem wiederholt formuliert wurde, wie etwa von Hermann Bengtson, nach dem Martial »ein geradezu widerwärtiger Adulator« war, Ders., Die Flavier. Vespasian, Titus, Domitian. Geschichte eines römischen Kaiserhauses, München 1979, 146; vgl. Holzberg 1988, 74. 555 Vgl. Martin P. Charlesworth, The Refusal of Divine Honours. An Augustan Formula, in: PBSR 15 (1939), 1–10, hier 1. Besonders klar findet sich diese Vorstellung bei Bergmann 2013, 342, formuliert: »In poetry […] anything was possible, because it was regarded as nothing more than poetry.« 556 Martial greift seine Rückkehr nach Bilbilis in seinen Epigrammen (12,18; 12,31) explizit auf, wobei er mitunter wehmütig auf seine Zeit in der Hauptstadt zurückblickt (12, praef.; 12,21). Das Todesdatum wird mit Hinweis auf die Äußerungen des jüngeren Plinius (siehe unten)

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Audio Valerium Martialem decessisse et moleste fero. erat homo ingeniosus, acutus, acer, et qui plurimum in scribendo et salis haberet et fellis nec candoris minus. Prosecutus eram viatico secedentem; dederam hoc amicitiae, dederam etiam versiculis, quos de me composuit.557

Wie aus diesen wenigen Zeilen hervorgeht, fühlte sich Plinius gegenüber Martial zumindest nach eigener Aussage verpflichtet und unterstützte den Dichter bei seinem Rückzug aus Rom in Form eines viaticum.558 Martial wird als talentierter (ingeniosus), scharfsinniger (acutus) und dabei leidenschaftlicher (acer) Mann beschrieben, dessen Gedichten Plinius neben Witz (sal) und Galle (fel) auch Redlichkeit (candor) attestiert.559 Davon, dass es sich bei dem von Plinius so gerühmten Dichter – neben Statius – zudem um den bekanntesten Vertreter der flavischen und insbesondere der domitianischen Panegyrik gehandelt hat, ist dagegen keine Rede. Dass Plinius den Stellenwert der martialischen Lobdichtung vor allem hinsichtlich ihres Beitrags zur göttlichen Überhöhung des später als pessimus princeps geächteten Domitians verkannt hätte, ist nicht anzunehmen. Die in seiner Würdigung des Verstorbenen auffällige Beschränkung auf äußerliche, d. h. künstlerische und stilistische Aspekte sowie sein Übergehen von Inhalten und literarischen Stoffen könnte vielmehr derart gedeutet werden, dass sich Plinius über die Rolle des Dichters in diesem Kontext durchaus bewusst war. Wie wenig eine solche Reduktion indes dem Anspruch des Panegyrikers selbst genügen konnte, geht schon aus einem Gedicht Martials hervor, das gleichsam den Übergang seines Schaffens von der flavischen Zeit zur Herrschaft der nachfolgenden principes Nerva und Trajan auf eindringliche Weise markiert:

gemeinhin um das Jahr 104 angenommen. Die letzte auf Martial zurückgehende datierbare Angabe besteht in der Erwähnung des (Suffekt-)Konsulats von Lucius Arruntius Stella (12,2 (3),10f.) im Jahr 101/102, siehe CIL VI 1492 = ILS 6106. 557 Plin. epist. 3,21,1f. – Übersetzung Kasten: »Wie ich höre, ist Valerius Martialis gestorben, und es tut mir sehr leid um ihn. Er war ein talentierter, geistreicher, temperamentvoller Mann, und seine Gedichte zeigen viel Witz, viel Galle und nicht weniger Lauterkeit. Ich hatte ihm, als er sich aus Rom zurückzog, einen Reisezuschuß gewährt, um unsrer Freundschaft willen, aber auch zum Dank für seine Verse, die er auf mich gedichtet hat.« Die von Plinius erwähnten Verse, die im Rahmen seines Briefes auch rezitiert werden (Plin. epist. 3,21,5), sind uns zudem in der martialischen Gedichtsammlung selbst überliefert (Mart. 10,20 [19]). Zur Identität des Priscus siehe Werner Eck, [II 39] Sex. Subrius Dexter C. Priscus, in: DNP 3 (1997), 195; zum Brief selbst Tamás Adamik, Pliny and Martial (Epist. 3,21), in: AUB 4 (1976), 63–72. 558 Zur Beziehung zwischen Plinius und Martial siehe etwa Page 2015, 231–236 und 271; Fabian Germerodt, Amicitia in den Briefen des jüngeren Plinius, Speyer 2015, 111–117; siehe auch Mart. 5,80, wobei der an dieser Stelle genannte Secundus ebenso mit dem in Mart. 7,84 erwähnten Caecilius – bei dem es sich nicht um Plinius den Jüngeren handeln kann – übereinstimmen könnte. 559 Vgl. Leberl 2004, 353.

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Frustra, Blanditiae, venitis ad me / adtritis miserabiles labellis: / dicturus dominum deumque non sum. / iam non est locus hac in urbe vobis; / ad Parthos procul ite pilleatos / et turpes humilesque supplicesque / pictorum sola basiate regum. / non est hic dominus sed imperator, / sed iustissimus omnium senator, / per quem de Stygia domo reducta est / siccis rustica Veritas capillis. / hoc sub principe, si sapis, caveto / verbis, Roma, prioribus loquaris.560

Martials Zurückweisung der blanditiae miserabiles, der ›elenden Schmeicheleien‹, offenbart eine Programmatik, die erahnen lässt, inwieweit sich der Dichter noch im Nachhinein für seine in flavischer Zeit entstandenen Werke zu verantworten hatte.561 Vor allem die unter Domitian forcierte Ansprache des Kaisers als dominus et deus scheint dabei – wohl nicht zuletzt aufgrund ihrer demonstrativen Zurückweisung durch dessen Nachfolger Trajan – zum Gegenstand einer öffentlich geführten Diskussion geworden zu sein, in deren Rahmen sich auch Martial als prominenter Vertreter der Panegyrik zu einer Positionierung veranlasst sah.562 Seine Versuche, die Unaufrichtigkeit der Kommunikation vergangener Tage herauszustellen, um so auch die von ihm in dieser Zeit getroffenen und exponierten Aussagen retrospektiv zu relativieren, scheiterten offenbar ebenso wie seine Bemühungen, sich der Tonalität unter den Vertretern der neuen Herrschaft anzupassen.563 Aufgrund seiner Lobgedichte auf die flavischen 560 Mart. 10,72 – Übersetzung Barié/Schindler: »Schmeicheleien, ihr naht euch mir vergeblich, ihr elenden, mit euren abgefeimten Lippen. Von einem ›Herrn und Gott‹ habe ich nicht vor zu sprechen: Ihr habt keinen Platz mehr in dieser Stadt; geht weit fort zu den Parthern mit ihren Filzhüten und küßt schmachvoll, erniedrigend und fußfällig bunt gewandeter Könige Sandalen. Hier gibt es keinen Herrn, einen Imperator nur, nur den Gerechtesten von allen Senatoren; durch ihn wurde aus dem stygischen Haus zurückgeführt mit unparfümiertem Haar die schlichte Wahrheit. Hüte dich, Rom, wenn du klug bist, unter diesem Fürsten mit Worten zu sprechen aus früherer Zeit!« 561 Vgl. Cordes 2017, 166–171. 562 Siehe auch Plin. paneg. 2,3f.; zur Einordnung dieser Aussage siehe Kap. 4.2.3.2. 563 Wie Martial (10,72) betont, habe Trajan die ›schlichte Wahrheit‹ (rustica veritas) nach Rom zurückgeführt, wo die ›elenden Schmeicheleien‹ (blanditiae miserabiles) vergangener Tage nun keinen Platz mehr hätten. Den zuletzt formulierten Appell (caveto verbis, Roma, prioribus loquaris) nutzt der Dichter nicht zuletzt, um »sich selbst hinter der personifizierten, mit einer Kollektivschuld befleckten Roma zu verstecken« (Barié/Schindler 2013, 1099) und zugleich sein Bedauern über Vergangenes zum Ausdruck zu bringen, vgl. Cordes 2017, 166–171. Ein ähnlicher Ansatz lässt sich auch in Mart. 10,34 erkennen. Auch Plinius (paneg. 3,4) reflektiert in seiner Lobrede auf den neuen Kaiser die Unaufrichtigkeit der Kommunikation vergangener Tage: Haec me cura, haec difficultas sola circumstat: nam merenti gratias agere facile est, Patres Conscripti. Non enim periculum est, ne, quum loquar de humanitate, exprobrari sibi superbiam credat; quum de frugalitate, luxuriam; quum de clementia, crudelitatem; quum de liberalitate, avaritiam; quum de benignitate, livorem; quum de continentia, libidinem; quum de labore, inertiam; quum de fortitudine, timorem. – Übersetzung Kühn: »Allein diese Sorge, diese Schwierigkeit bedrängt mich! Denn, Senatoren, an sich ist es leicht, dem, der das wirklich verdient, Dank abzustatten. Es besteht nämlich keine Gefahr, daß er mein Lob seiner Menschlichkeit als Vorwurf gegen seine Überheblichkeit betrachtet, daß er glaubt, mit dem Stichwort ›Sparsamkeit‹ ziele ich in

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principes, die vor allem Domitian in den Fokus rückten, könnte sich Martial einen Namen erworben haben, der ihn derart mit dem alten Regime assoziierte, dass eine weiterhin erfolgreiche Fortsetzung seiner Karriere als panegyrischer Dichter unter Nerva und Trajan unmöglich schien.564 Auch sein Rückzug aus Rom in die spanische Heimat um das Jahr 98 wäre hiermit zu erklären, wo er – wie gesagt – nur wenige Jahre später verstarb. Das Schicksal Martials, das in seiner Überlieferung leider einzigartig bleibt, lässt erahnen, welche Bedeutung man der Überhöhung der Person des Herrschers im Rahmen der panegyrischen Dichtung beimaß.565 Während sich die Wirkung der martialischen Epigramme zu Lebzeiten Domitians im Einzelnen kaum bestimmen lässt,566 offenbart sich ihre Geltung in der Retrospektive umso deutlicher: Die Tatsache, dass sich Martial in seiner Rolle als Dichter offenbar dazu gezwungen sah, im Raum stehenden oder erwartbaren Vorwürfen zu begegnen bzw. zuvorzukommen, macht deutlich, wie weit man in der WahrnehWahrheit auf seine Verschwendungssucht, mit ›Milde‹ auf seine Grausamkeit, mit ›Großzügigkeit‹ auf seinen Geiz, mit ›Güte‹ auf seine Gehässigkeit, mit ›Selbstbeherrschung‹ auf seine Triebhaftigkeit, mit ›Arbeitsamkeit‹ auf seine Trägheit, mit ›Tapferkeit‹ auf seine Furchtsamkeit.« Vgl. Bartsch 1994, 148–162; allgemeiner Blochmann 2017, 80–83. Zur Möglichkeit der nachträglichen Distanzierung von panegyrischen Aussagen im Zusammenhang einer Kodierung und Umkodierung des Herrscherbilds siehe zuletzt Cordes 2017. 564 Siehe Barié/Schindler 2013, 1098: »Zu berühmt war Martial, der sich über alle und alles lustig gemacht hatte, als daß man seine Schmeicheleien gegenüber Domitian hätte vergessen können, zu sehr identifizierte man den Dichter und seine adeligen Gönner mit dem untergegangenen verhaßten Regime, als daß man ihm mehr als eine unspektakuläre Rückkehr in die Heimat erlauben durfte.« Siehe dagegen Walter 1996, 24: »Martial war anpassungsfähig genug, sich auch auf den neuen Ton unter Nerva und Traian einzustellen«; vgl. Vössing 2020, 49. Innerhalb der Dichtung Martials zeichnet sich dieser Umbruch indes deutlich ab: Das bereits im Jahr 95 veröffentlichte zehnte Epigrammbuch wurde im Jahr 98 in einer zweiten, ›bereinigten‹ Fassung neu herausgegeben (Mart. 10,2,1–4), aus dem in Entstehung begriffenen elften Epigrammbuch wurden allzu einschlägige Gedichte kurzerhand gestrichen, vgl. Sullivan 1991, 44–52. Dass sich Martial bereits in flavischer Zeit verschiedentlich lobend über den Charakter und die poetischen Leistungen Nervas geäußert hatte (Mart. 5,28; 8,70; 9,26), dürfte seinen späteren Huldigungsgedichten auf den neuen Kaiser dabei kaum »mehr Glaubwürdigkeit« (Hofmann 2000, 752) verschafft haben. 565 Einzigartig bleibt das Beispiel Martials vor allem deshalb, weil die uns in ihren Werken greifbaren Dichter der augusteischen Zeit schlicht nicht mit einem Herrscher- (Vergil, Properz, Horaz) bzw. Dynastiewechsel (Ovid) konfrontiert waren, wobei auch die Vertreter der neronischen Panegyrik, sofern sie uns bekannt sind, noch während der Herrschaft des letzten iulischen-claudischen Kaisers zu Tode kamen (Lucan, Seneca) oder sich ihre Identität nicht sicher bestimmen lässt (Calpurnius Siculus und der Verfasser der ›Carmina Einsidlensia‹). Auch Statius, der neben Martial zweite prominente Panegyriker der flavischen bzw. domitianischen Zeit, überlebte den von ihm gerühmten Kaiser allem Anschein nach nicht; siehe hierzu auch Kap. 1.4. 566 Trotz einiger gewährter Privilegien – wie beispielsweise der Verleihung des ius trium liberorum durch Titus und dessen Bestätigung durch Domitian (Mart. 2,91; 3,95,5f.) – gehörte Martial keineswegs zum inneren Hofkreis, wurde in seinem Wirken aber durchaus vom Herrscher wahrgenommen, vgl. Leberl 2004, 129–142.

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mung seiner Werke über rein künstlerische und stilistische Betrachtungen hinausging. Seine erfolglosen Versuche, sich im Nachhinein von seinen in flavischer Zeit formulierten und weithin bekannten Aussagen über die divinitas des Kaisers zu distanzieren, ist dabei vor dem Hintergrund des Dynastiewechsels bzw. Herrschaftsübergangs auf Nerva und Trajan zu sehen. Unter dem Eindruck der neuen politischen Verhältnisse scheint es zunächst innerhalb der aristokratischen Führungselite Roms zu einem Reflexionsprozess gekommen zu sein, in dessen Rahmen man sich durchaus kritisch mit verschiedenen öffentlich hinterlegten Äußerungen und Bekundungen auseinandersetzte, die Domitian in einer Weise adressierten, die nicht länger opportun erschien. Dass im Zuge der Ausweitung dieses Diskurses hieran auch Vertreter der panegyrischen Dichtung teilnahmen, mag zunächst verwundern, lässt jedoch auf die Relevanz schließen, die man ihrem Schaffen in dieser Hinsicht offensichtlich zuerkannte. In dieser Perspektive erschöpft sich das Potenzial der zeitgenössischen Panegyrik mit Blick auf die göttliche Überhöhung der Person des Herrschers nicht darin, dem Kaiser eine divinitas zuzuschreiben, die nur außerhalb des Autoritätsbereichs der im Senat versammelten Repräsentanten der römischen Aristokratie wirksam war. Als Anerkennung der göttlichen Qualifikation des verstorbenen Herrschers dokumentierte der Senatsbeschluss der consecratio das Ergebnis eines Diskurses, der sich bereits zu Lebzeiten des princeps in einer Öffentlichkeit abzeichnete, die in besonderer Weise auch den Vertretern der Panegyrik die Möglichkeit bot, sich mit entsprechenden Aussagen bezüglich der divinitas des Herrschers zu empfehlen.567 Der in der zeitgenössischen Dichtung formulierten Erwartung der kaiserlichen Apotheose kam dementsprechend eine Bedeutung zu, die – über die Grenzen des literarischen Werkes hinausgehend – auch politisch wirken konnte. Als Beitrag zu einem Diskurs, »in dem anhand der Frage nach der kaiserlichen Göttlichkeit das Machtverhältnis zwischen Kaiser und Senat diskutiert [wurde]«568, bestand das Angebot der Panegyrik darin, die herrscherliche divinitas in einer Weise gleichsam öffentlich zu fixieren, die dem princeps die eigene Apotheose auch ohne das Zutun eines Nachfolgers in Aussicht stellte. Nach Lisa Cordes lässt sich in diesem Kontext von einem

567 Siehe hierzu auch Sittig 2018, 410, der in diesem Kontext einmal mehr auf den Zuschreibungscharakter der consecratio hinweist und zu bedenken gibt, dass die per Senatsbeschluss festgestellte göttliche Qualifikation des verstorbenen Kaisers auf Quellen zurückgehen musste, die außerhalb der Körperschaft des Senats verortet waren: »Die Kategorie ließ daher Raum für Initiativen anderer Akteure und entzog sich der Kontrolle durch den Senat so bis zu einem gewissen Grad.« 568 Cordes 2017, 316.

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›persuasiven Potenzial‹ sprechen, dessen Anteil am Gesamtergebnis sich im Einzelnen allerdings kaum bemessen lässt.569

4.2.3. Die (Selbst-)Verpflichtung des Senats Das Ziel der eigenen Apotheose konnte letztlich nur über den Senat erreicht werden. Erst die senatorische Anerkennung der kaiserlichen divinitas in Form eines Konsekrationsbeschlusses konnte jene Legitimität bieten, die aus Sicht des Kaisers nötig war, um die eigene Göttlichkeit gewissermaßen wirksam festzuschreiben und seinen Status als Staatsgott auch im Gesichtskreis der Nachgeborenen verankert zu wissen.570 In der Konstellation einer unbestimmten Nachfolge stellte das Projekt der eigenen posthumen Vergöttlichung aber eine große Herausforderung dar: So musste der Senat als beschlussfassendes Gremium für die eigene Sache gewonnen und unter idealen Umständen gar durch verbindliche Zusagen darauf verpflichtet werden, die consecratio auch ohne Mitwirkung eines Thronfolgers zu beschließen. Inwiefern eine solche Verpflichtung – als Ergebnis von Aushandlungen zwischen Kaiser und Senat zu Lebzeiten des Herrschers – konkret erreicht und wirksam werden konnte, soll im Folgenden näher erörtert werden. Vergegenwärtigt man die Ausgangslage nach dem Tod eines princeps, dem es gelungen war, einen Nachfolger zu positionieren, der seinem Göttlichkeitsanspruch auf entscheidende Weise Ausdruck verleihen konnte, ist zunächst zu fragen, aufgrund welcher Umstände sich der Senat überhaupt dazu veranlasst sehen konnte, die consecratio eines Kaisers auch ohne Thronfolger zu beschließen. Ausgehend davon, dass die posthume Bestätigung der herrscherlichen divinitas nicht auf der Wertung irgendwie messbarer Ergebnisse beruhte, sondern vielmehr eine Frage der Zuschreibung war, die – wie sich im Zusammenhang der Vergöttlichung von Angehörigen der kaiserlichen Familie gezeigt hat – durchaus auch vorformuliert werden konnte, ist der Fokus der Betrachtung hier auf solche Bekundungen zu legen, die dem princeps die eigene Apotheose bereits zu Lebzeiten in Form von verschiedenen Beschlüssen und Ehrungen in Aussicht stellten und dabei derart (öffentlich) fixiert waren, dass die posthume Vergöttlichung erwartbar schien. Je weiter sich die Senatorenschaft in dieser Hinsicht konkret hervortat, desto mehr verpflichtete sie sich zugleich für die Zukunft und somit für die Zeit nach dem Tod des Herrschers: Am Ende hatte man sich schließlich an seinen eigenen Worten zu messen.

569 Vgl. Cordes 2014, 345; Dies. 2017, 18 und 262. 570 Vgl. Kap. 5.1.

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4.2.3.1. Die Beschlüsse zur Vergöttlichung Caesars Eine erste Annäherung an das Thema kann hier über einen Fall erfolgen, der außerhalb des eigentlichen Untersuchungszeitraums dieser Arbeit liegt, aufgrund seiner Anschaulichkeit und seines Potenzials im vorliegenden Zusammenhang an dieser Stelle aber in seinen Grundzügen behandelt werden soll, um als gedanklicher Ausgangspunkt zur Betrachtung der beiden Fälle Domitians und Trajans zu dienen: gemeint sind die Beschlüsse zur Vergöttlichung Caesars aus dem Jahr 44 v. Chr. Auch wenn die genauen Rahmenbedingungen der betreffenden Vorgänge nach wie vor umstritten sind, liegen doch zumindest einige Indizien vor, die darauf hindeuten, dass Caesar, der nach seinem Tod als erster Sterblicher überhaupt in Rom auf Senatsbeschluss unter die Staatsgötter erhoben worden ist, seinerzeit tatsächlich gelungen sein könnte, was seinen späteren Nachfolgern, den Herrschern im Prinzipat, verwehrt geblieben zu sein scheint: das Präjudiz der eigenen Apotheose.571 Mit Blick auf den Modus der Vergöttlichung Caesars kommt insbesondere zwei Zeugnissen eine zentrale Bedeutung zu. Zum einen berichtet uns Cassius Dio, dass der Senat im Rahmen der dem dictator zahlreich zuerkannten ›neuartigen und übertriebenen Ehrungen‹, die letztlich auch zu dessen Ermordung geführt hätten, den Beschluss gefasst habe, Caesar als Δία Ἰούλιον zu proklamieren, ihm und seiner viel gerühmten ἐπιείκεια, d. h. clementia (Milde), einen Tempel zu weihen und seinen Freund und Mitstreiter Marcus Antonius zu seinem persönlichen Priester zu bestellen.572 Dieser auf den ersten Blick befremdlich 571 Zum von Gesche 1968, 53 mit Anm. 136, in diesem Kontext nahegelegten Fall Trajans siehe unten; auch im Falle Marc Aurels wird ebd. das Präjudiz mit Verweis auf HA Aur. 18,3 angedeutet: Denique, priusquam funus conderetur, ut plerique dicunt, quod numquam antea factum fuerat neque postea, senatus populusque non divisis locis sed in una sede propitium deum dixit. – Übersetzung Hohl: »So haben ihn nach dem Bericht vieler noch vor der Beisetzung Senat und Volk, was nie zuvor und nie wieder geschehen ist, nicht in getrennten Versammlungen, sondern in gemeinsamer Aktion zu ihrem Schutzgott erklärt.« Dass der Beschluss der Erhebung Marc Aurels unter die Staatsgötter jedoch bereits zu dessen Lebzeiten gefasst worden sein soll, geht hieraus nicht hervor. Angesichts der bislang gewonnenen Erkenntnisse erscheint die folgende Aussage in jedem Fall unzutreffend: »In der Kaiserzeit wird die Divinisierung des guten Herrschers dann so selbstverständlich, daß es nicht mehr als notwendig empfunden wurde, dem Herrscher durch einen vorherigen Beschluß – wie bei Caesar – die Gewißheit einer Apotheose nach dem Tode zu geben« (Gesche 1968, 96 mit Anm. 280). 572 Cass. Dio 44,3,1; die von Cassius Dio genannten Ehren werden im Folgenden ausgeführt (44,4): ἐγένετο δὲ τὰ δοθέντα αὐτῷ μετ᾽ ἐκεῖνα ὅσα εἴρηται τοσάδε καὶ τοιάδε: καθ᾽ ἓν γάρ, ει᾿ καὶ μὴ πάντα ἅμα μήτε ἐσηνέχθη μήτε ἐκυρώθη, λελέξεται. τὰ μὲν γὰρ πρῶτα φέρεσθαί τε αὐτὸν ἀεὶ καὶ ἐν αὐτῇ τῇ πόλει τὴν στολὴν τὴν ἐπινίκιον ἐνδεδυκότα, καὶ καθέζεσθαι ἐπὶ τοῦ ἀρχικοῦ δίφρου πανταχῇ πλὴν ἐν ταῖς πανηγύρεσιν, ἐψηφίσαντο: τότε γὰρ ἐπί τε τοῦ δημαρχικοῦ βάθρου καὶ μετὰ τῶν ἀεὶ δημαρχούντων θεᾶσθαι ἔλαβε. σκῦλά τέ τινα ὀπῖμα ἐς τὸν τοῦ Διὸς τοῦ Φερετρίου νεὼν ἀναθεῖναί οἱ ὥσπερ τινὰ πολέμιον αὐτοστράτηγον αὐτοχειρίᾳ πεφονευκότι, καὶ τοῖς ῥαβδούχοις δαφνηφοροῦσιν ἀεὶ χρῆσθαι, μετά τε τὰς ἀνοχὰς τὰς Λατίνας ἐπὶ κέλητος ἐς τὴν πόλιν ἐκ τοῦ

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anmutende Bericht findet zum anderen Bestätigung in einer zeitgenössischen Quelle. So erwähnt Cicero in seiner so genannten zweiten Philippischen Rede, die gemeinhin in den Oktober des Jahres 44 v. Chr. datiert wird, dass dem dictator

Ἀλβανοῦ ἐσελαύνειν ἔδοσαν. πρός τε τούτοις τοιούτοις οὖσι πατέρα τε αὐτὸν τῆς πατρίδος ἐπωνόμασαν καὶ ἐς τὰ νομίσματα ἐνεχάραξαν, τά τε γενέθλια αὐτοῦ δημοσίᾳ θύειν ἐψηφίσαντο, καὶ ἐν ταῖς πόλεσι τοῖς τε ναοῖς τοῖς ἐν τῇ Ῥώμῃ πᾶσιν ἀνδριάντα τινὰ αὐτοῦ εἶναι ἐκέλευσαν, καὶ ἐπί γε τοῦ βήματος δύο, τὸν μὲν ὡς τοὺς πολίτας σεσωκότος τὸν δὲ ὡς τὴν πόλιν ἐκ πολιορκίας ἐξῃρημένου, μετὰ τῶν στεφάνων τῶν ἐπὶ τοῖς τοιούτοις νενομισμένων ἱδρύσαντο. νεών τε Ὁμονοίας καινῆς, ὡς καὶ δι᾽ αὐτοῦ ει᾿ρηνοῦντες, οι᾿κοδομῆσαι, καὶ πανήγυριν αὐτῇ ἐτησίαν ἄγειν ἔγνωσαν. – Übersetzung Veh: »Die Auszeichnungen, die man Caesar nach all den bereits erwähnten zuteil werden ließ, waren an Zahl und Art folgende; ich will sie nämlich, obschon sie nicht alle zur gleichen Zeit beantragt und beschlossen wurden, doch mit einem Male anführen: Erstens bestimmten sie, daß er jederzeit und sogar in der Stadt selbst, mit dem Triumphalgewand bekleidet, getragen werden und überall auf seinem Amtstuhl Platz nehmen dürfe, ausgenommen bei den Spielen; denn bei dieser Gelegenheit erhielt er das Vorrecht, von den Bänken der Volkstribunen aus zusammen mit den jeweiligen Amtsträgern den Wettkämpfen zuzuschauen. Des weiteren gestattete man ihm, die sogenannte spolia opima im Tempel des Iuppiter Feretrius als Weihegabe aufzustellen, so als hätte er einen feindlichen Befehlshaber mit eigener Hand erschlagen, dann zu jeder Zeit Liktoren mit Lorbeerschmuck um sich zu haben und nach den Feriae Latinae vom Mons Albanus aus auf einem Pferd in die Stadt zu reiten. Zu diesen bedeutenden Ehrungen hinzu verliehen sie ihm den Beinamen ›Vater des Vaterlandes‹ und setzten diesen Titel auf die Münzen, beschlossen, seinen Geburtstag durch ein Staatsopfer zu feiern, und befahlen, daß er in den Städten und sämtlichen Tempeln Roms ein Standbild haben solle. Zwei Statuen ließen sie auch auf der Rednerbühne errichten, wobei die eine ihn als Retter der Bürger, die andere als Befreier der Stadt von Belagerung darstellte, beide geschmückt mit den für solche Taten herkömmlichen Kränzen. Ein weiterer Beschluß ging dahin, einen Tempel der Concordia Nova zu erbauen, so als dürften sie sich dank seinem Bemühen des Friedens erfreuen, und ihr zu Ehren alljährlich ein Fest zu begehen.« Zur Einrichtung des Kultes selbst siehe darüber hinaus Cass. Dio 44,6,4: καὶ τέλος Δία τε αὐτὸν ἄντικρυς Ἰούλιον προσηγόρευσαν, καὶ ναὸν αὐτῷ τῇ τ᾽ἐπιεικείᾳ αὐτοῦ τεμενισθῆναι ἔγνωσαν, ἱερέα σφίσι τὸν Ἀντώνιον ὥσπερ τινὰ Διάλιον προχειρισάμενοι. – Übersetzung Veh: »Schließlich redeten sie ihn geradezu als Iuppiter Iulius an und bestimmten, daß ihm und seiner Clementia ein Tempel geweiht werde, wobei sie Antonius zu seinem Priester wie irgendeinen flamen Dialis erwählten.« Der hier im Griechischen wiedergegebene Kultname geht zweifellos auf eine lateinische Vorlage zurück. Seine wörtliche Entsprechung als Iuppiter Iulius findet in den Quellen allerdings keinen Rückhalt, sodass davon auszugehen ist, dass Caesar als Staatsgott jenen Namen tragen sollte, unter dem er auch später verehrt worden ist, nämlich divus Iulius. Diese Annahme steht darüber hinaus im Einklang mit dem Zeugnis Ciceros (Phil. 2,110). Clauss 2001, 50f. und 53, führt in diesem Kontext zudem noch eine Inschrift aus Aesernia an (CIL IX 2628), deren Datierung jedoch aufgrund der Nennung des genius Caesars umstritten ist, vgl. Taylor 1931, 269; Jérôme Carcopino, Points de vue sur l’impérialisme romain (Collection Saint-Germain-des-Prés 12), Paris 1934, 125 (Datierung zu Lebzeiten Caesars); Taeger 1960, 85 (Datierung nach Caesars Tod); zur Einordnung des Iuppiter-Titels siehe Gesche 1968, 35–39, bes. 35 mit Anm. 80 (mit Literaturhinweisen); sowie Dies. 1976, 166–168; vgl. Weinstock 1971, 287– 317, der in diesem Titel gewissermaßen eine experimentelle ›Vorstufe‹ zum divus Iulius sieht (hierzu kritisch John A. North, Praesens Divus, Rezension: Stefan Weinstock, Divus Julius, Oxford 1971, in: JRS 65 [1975], 171–177, hier 175); vgl. auch Gradel 2002, 69–72. Zur sprichwörtlich gewordenen clementia Caesaris siehe prägnant Weinstock 1971, 233–243;

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bereits zu Lebzeiten vom Senat ein pulvinar (Götterpolster), ein simulacrum (Götterbild), ein fastigium (Tempel) sowie ein eigener flamen (Priester) zuerkannt worden war, dessen Aufgaben von Antonius übernommen werden sollten.573 Wann genau diese Beschlüsse gefasst worden sind, ist schwer zu sagen; in jedem Fall lässt sich hier an die letzten Monate des so Geehrten denken und somit an die Zeit kurz vor dessen geplantem Aufbruch zum Feldzug gegen die Parther.574 In ihrer Summe bedeuteten die genannten Ehren nicht weniger als die sakralrechtlich gültige Aufnahme Caesars unter die Staatsgötter. Wie jedoch aus der Formulierung Ciceros hervorgeht, war diese im Oktober des Jahres 44 v. Chr. noch nicht bzw. noch nicht vollständig vollzogen, was schon daraus hervorgeht, dass Antonius offenkundig noch nicht als flamen inauguriert war. Es ist demgemäß plausibel, anzunehmen, dass der Beschluss zur consecratio Caesars zwar noch zu dessen Lebzeiten gefasst worden ist, seine Umsetzung aber erst nach dem Tod des dictator erfolgen sollte. Angesichts der Wirren nach der Ermordung Caesars sowie des Umstands, dass sich die betreffenden Akteure zunächst mit anderen Herausforderungen konfrontiert sahen, scheint man in dieser Sache allerdings erst einige Jahre später eine Einigung erzielt zu haben, womit schließlich auch Antonius seinen Dienst als Priester des neuen Staatsgottes antrat.575 Gesche 1976, 138–141. Der Autor der ›Historia Augusta‹ (Avid. 11,6) formuliert den Beitrag der Milde zur Göttlichkeit Caesars später indes wie folgt: Haec Caesarem deum fecit – Übersetzung: ›Diese [Eigenschaft der clementia] hat Caesar zum Gott gemacht‹. 573 Cic. Phil. 2,111f. (siehe unten); vgl. App. civ. 2,106; Suet. Iul. 76,1. Die Datierung der Rede ergibt sich dabei aus Cic. Att. 16,8; vgl. Fuhrmann 1993, 626f. 574 Wlosok 1978, 21, geht etwa davon aus, dass die Beschlüsse »im Januar oder Anfang Februar 44 im Blick auf Caesars bevorstehenden Aufbruch zu dem geplanten Feldzug gegen die Parther« gefasst wurden; siehe auch John P. V. D. Balsdon, Rezension: Gerhard Dobesch, Caesars Apotheose zu Lebzeiten und sein Ringen um den Königstitel. Untersuchungen über Caesars Alleinherrschaft, Wien 1966, in: Gnomon 39 (1967), 150–156, hier 153. 575 Auch wenn sich die Chronologie der einzelnen Beschlüsse durchaus zufriedenstellend rekonstruieren lässt, gehen die Meinungen zum Zeitpunkt des ›endgültigen‹ Vollzugs der consecratio auseinander. Wie Cassius Dio (47,18) berichtet, scheint es im Jahr 42 v. Chr. unter dem Triumvirat von Aemilius Lepidus, Antonius und Caesars Adoptivsohn Octavian zu einer Bestätigung der zu Lebzeiten des dictator gefassten Beschlüsse gekommen zu sein, denen man weitere Ehrungen hinzufügte. Auch wenn Octavian die divinitas seines Adoptivvaters schon zuvor forciert hatte und verschiedene Zeugnisse den Eindruck erwecken, Caesar sei bereits offiziell unter die Staatsgötter aufgenommen worden – man denke hier etwa an die im Perusinischen Krieg 41/40 v. Chr. mit divom Iulium beschriebenen Bleigeschosse (CIL XI 6721, 26 = ILLRP 1116; vgl. Judith P. Hallett, Perusinae Glandes and the Changing Image of Augustus, in: AJAH 2 [1977], 151–171) oder auch an die Berichte über die Opferung der Gegner Octavians am Altar Caesars (Suet. Aug. 15; Cass. Dio 48,14,4; vgl. Janico Albrecht, Die Religion der Feldherren. Vermittlung und Inszenierung des Krieges in der späten römischen Republik [Schriften zur Alten Geschichte], Stuttgart 2020, 269– 281) –, tritt uns Octavian erst auf Münzen des Jahres 39 v. Chr. als divi filius entgegen (RRC

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So sehr das Beispiel Caesars vor allem noch zu Beginn des Prinzipats in vielen Punkten als unmittelbarer Vorläufer der Einrichtung der Kaiserapotheose zu gelten hatte, war es als Modell zur Vorbestimmung der eigenen Erhebung unter die Staatsgötter denkbar ungeeignet.576 Schon aufgrund seiner persönlichen Beteiligung an den Vorgängen musste Augustus als Adoptivsohn des dictator verinnerlicht haben, welche Bedeutung einer geregelten Nachfolge selbst unter den vermeintlich günstigen Rahmenbedingungen zukam, die man mit den zu Lebzeiten Caesars gefassten Beschlüssen geschaffen hatte. Ein besonderes Defizit bestand zudem darin, dass die dem dictator zuerkannten göttlichen Ehren ausdrücklich mit dessen Ambitionen, sich zum rex krönen zu lassen, in Verbindung gebracht wurden und somit für das neue politische System des Prinzipats keineswegs als (entsprechend kommunizierter) Bezugspunkt dienen konnten.577 Die eigene Vergöttlichung jedoch lediglich zu erhoffen, stellte keine Option dar.578 Jenseits der so umrissenen Vorbehalte lassen sich mit Blick auf den Fall Caesars dennoch einige Gesichtspunkte hervorheben, die auch in Hinsicht auf die Verhältnisse des Prinzipats relevant erscheinen und einen gangbaren Weg zur Göttlichkeit anzeigen. Zunächst ist dabei auf den Umstand zu verweisen, dass es dem dictator offenbar gelungen war, seine divinitas bereits zu Lebzeiten derart fest im Bewusstsein seiner Zeitgenossen zu verankern, dass sich auch seine posthume consecratio geradezu folgerichtig darstellte. So berichten uns die antiken Autoren, dass die plebs noch während der Bestattungszeremonie die Totenbahre Caesars in ihre Gewalt brachte und sie anschließend – gemäß den Worten Appians – »als etwas Geweihtes (ὡς εὐαγὲς) aufs Kapitol [trug], um sie in einem Tempel beizusetzen und ihr einen Platz unter den Göttern zu geben«579 –

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525f.; 534f.; 537f.; 540; 546). Dieser Schritt setzt eine Versöhnung zwischen Octavian und Antonius voraus, der zur gleichen Zeit sein Amt als flamen des Staatsgottes angetreten haben dürfte, Plut. Antonius 33; auch die so genannte lex Rufrena (vgl. AE 1982, 149) könnte in diesem Zusammenhang angewandt worden sein. Zur Einordnung der entsprechenden Zeugnisse siehe Gesche 1968, 82–91; Dies. 1978b; Weinstock 1971, 385–401. Der Einwand, wonach Antonius das Amt sakralrechtlich erst nach seiner im Ritus der confarreatio vollzogenen Eheschließung mit Octavia, der Schwester Octavians, antreten konnte (siehe etwa Plut. Antonius 31; App. civ. 5,64 und 66; Cass. Dio 48,31,3), musste als Vorwand schnell durchschaut werden, vgl. Albrecht 2020, 264f. Price 1987, 71, bezeichnet Caesars consecratio in diesem Zusammenhang demgemäß als »partial model« für die späteren Kaiserapotheosen; siehe dagegen Gesche 1968, 96; Boschung 2015b, 177–179. Zur Verbindung der göttlichen Ehren mit dem monarchischen Anspruch Caesars siehe etwa Dobesch 1966; Gesche 1976, 162f. Vgl. Tac. ann. 4,38,4f. App. civ. 2,148: ὁ δὲ δῆμος ἐπὶ τὸ λέχος τοῦ Καίσαρος ἐπανελθὼν ἔφερον αὐτὸ ἐς τὸ Καπιτώλιον ὡς εὐαγὲς θάψαι τε ἐν ἱερῷ καὶ μετὰ θεῶν θέσθαι. – Übersetzung Veh.

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ein Vorhaben, von dem sich die Menge nur mit großer Mühe abbringen ließ.580 Auch ein Altar (ara bzw. βωμός) wurde dem Verstorbenen vom Volk an der Stelle seines funus auf dem Forum Romanum provisorisch errichtet.581 In diesen chaotisch und impulsiv anmutenden Vorgängen, die zunächst als Ausdruck eines gewissen religiösen Eifers verstanden werden könnten, offenbart sich dabei nicht nur die innerhalb der plebs urbana verbreitete Bereitschaft, Caesars Göttlichkeit in Form eines Kultes posthum zu entsprechen, sondern vielmehr die Empfindung, dem Verstorbenen gewissermaßen zu seinem Recht als divus verhelfen zu müssen.582 So hob Antonius in seiner Leichenrede auf Caesar nicht nur die oben erwähnten Beschlüsse zur Vergöttlichung des Verstorbenen hervor, sondern führte dem versammelten Volk auch die Wunden vor Augen, die dem dictator durch die Dolche jener Senatoren hinzugefügt worden waren, die zuvor noch für dessen Aufnahme unter die römischen Staatsgötter gestimmt hatten.583 Die hiernach in Form der genannten Taten demonstrierte Entschlossenheit der plebs urbana wurde nur wenig später auf die Probe gestellt: Wie aus den Quellen hervorgeht, ließ der amtierende Konsul Publius Cornelius Dolabella den auf dem Forum Romanum für divus Iulius provisorisch errichteten Altar wohl noch im Laufe des April 44 v. Chr. zerstören, die hierauf ent-

580 Suet. Iul. 84,3; Cass. Dio 44,50. 581 Cic. fam. 11,2,2; App. civ. 2,148; Cass. Dio 44,51,1f. An anderer Stelle ist dagegen von einer columna die Rede (Cic. Phil. 1,5; Att. 14,15,1). Nach dem, was wir wissen, wurde das Monument unter der Führung eines gewissen Amatius errichtet, der sich offenbar als Sohn des Marius ausgab und sich somit als Verwandter Caesars inszenierte, App. civ. 3,2,3; Val. Max. 9,15,1 (hier als Herophilus benannt); Liv. per. 116,8 (hier als Chamiates benannt); vgl. Albert E. Pappano, The Pseudo-Marius, in: CPh 30,1 (1935), 58–65. 582 Die tumultartigen Zustände während der Bestattung Caesars werden in einer bei Tacitus (ann. 1,8,5) überlieferten Episode aufgegriffen, wonach Tiberius das Volk beim Tod des Augustus ermahnt haben soll, von derartigen, ›durch allzu großen Eifer bedingten‹ (nimiis studiis) Störungen der Begräbnisfeier für seinen verstorbenen Adoptivvater abzusehen. Auch wenn der Fokus hier klar auf der plebs urbana liegt, findet sich eine entsprechende soldatische Perspektive bei Nikolaos von Damaskus (Aug. XXIX [117]) zumindest angedeutet: Εἷς δ’ αὐτῶν καὶ μείζονι τῇ βοῇ βοήσας θαρρεῖν ἐκέλευε, καὶ γινώσκειν ὅτι κληρονομία οἱ πάντες εἶεν αὐτοῦ· μεμνῆσθαι γὰρ τοῦ κατὰ γῆς πατρὸς ἴσα καὶ θεοῦ, καὶ περὶ τῶν διαδόχων αὐτοῦ ἅπαν ἂν δρᾶσαι καὶ παθεῖν. – Übersetzung Malitz: »Einer [der Soldaten] rief mit lauter Stimme und hieß ihn [Octavian] guten Mutes zu sein; er solle erkennen, daß sie alle Teil seiner Erbschaft seien; sie hielten seinen irdischen Vater für gottgleich und seien bereit, für seine Nachfolger alles zu tun und zu erleiden.« Vgl. Nikolaos, Aug. XXVIII (108). 583 Cass. Dio 44,49. Während auch Cassius Dio (44,3,1) die Ambivalenz des Handelns der Senatoren herausstellt, hebt er an anderer Stelle (44,8,1) doch hervor, dass die Beschlüsse zur Verleihung der göttlichen Ehren keineswegs einmütig gefasst worden sind. In der wörtlich gestalteten Rede des Antonius (44,49) wird der Verstorbene bereits als ἥρως und θεὸς angesprochen; auch in der Darstellung Appians wird Caesar im Rahmen der laudatio funebris des Antonius bereits als vergöttlicht bezeichnet: ἐξεθείαζον (civ. 2,144); ὡς θεὸν οὐράνιον ὕμνει (2,146); vgl. Suet. Iul. 84,2.

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standenen Proteste der plebs niederschlagen und ihre Anführer bestrafen.584 In der sich hierin abzeichnenden Konfrontationsstellung zwischen Befürwortern und Gegnern der consecratio hielt sich in der Folgezeit ausgerechnet Antonius als Mitkonsul Dolabellas auffällig zurück.585 In seiner zweiten Philippischen Rede, d. h. vermutlich noch im Oktober des Jahres 44 v. Chr., griff Cicero diese zunächst widersprüchlich wirkende Haltung explizit auf, um Antonius mit seinen noch zu Lebzeiten Caesars geäußerten Absichtserklärungen und den zuletzt im Rahmen der Leichenrede bekräftigten Ansprüchen zu konfrontieren und ihn somit bloßzustellen: et tu in Caesaris memoria diligens, tu illum amas mortuum? quem is honorem maiorem consecutus erat quam ut haberet pulvinar, simulacrum, fastigium, flaminem? est ergo flamen, ut Iovi, ut Marti, ut Quirino, sic divo Iulio M. Antonius? quid igitur cessas? cur non inauguraris? sume diem, vide qui te inauguret: conlegae sumus; nemo negabit. O detestabilem hominem, sive quod tyranni sacerdos es sive quod mortui!586

Ciceros spöttische Aufforderung, Antonius möge doch endlich das ihm zugedachte Amt des flamen für divus Iulius übernehmen, um dem senatorischen Beschluss der consecratio Caesars zu entsprechen, veranschaulicht, inwiefern die seinerzeit öffentlich kommunizierte Erklärung, den dictator nach seinem Tod offiziell unter die Staatsgötter aufzunehmen, gegen ihre Urheber selbst gewendet werden konnte. Ging es Cicero lediglich darum, Antonius anhand eines für ihn neuralgischen Punkts Unaufrichtigkeit vorzuwerfen, offenbart sich hier zugleich das Potenzial, die am Konsekrationsbeschluss Caesars maßgeblich beteiligten Akteure im Nachhinein auf ihre seinerzeit geäußerten Absichtserklärungen zu verpflichten. Eine solche Verpflichtung bestand dabei aber zunächst nicht, wie man meinen könnte, gegenüber einer dritten Partei – mit Blick auf Rom wäre 584 Cic. Phil. 1,5; 1,30; 2,107; Att. 14,15,1; 14,16,2; fam. 9,14; 12,1,1; Cass. Dio 44,51,2; Lact. inst. 1,15,30. Der als eigentlicher Urheber des Aufruhrs bezeichnete Amatius wurde hiernach hingerichtet, Cic. Phil. 1,5; Att. 14,8,1; vgl. Weinstock 1971, 364–367; Gwynaeth McIntyre, A Family of Gods. The Worship of the Imperial Family in the Latin West (Societas: Historical Studies in Classical Culture), Michigan 2016, 21–23. 585 Auf die politischen Hintergründe der Zurückhaltung (gerade des Antonius) soll und kann an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden; wichtig erscheint hier zunächst der Eindruck, dass den Worten keine Taten folgten. Dem dieser Diskrepanz innewohnenden Konfliktpotenzial hat in späterer Zeit indes Nikolaos von Damaskus in seiner Lebensbeschreibung des Augustus Ausdruck verliehen: Aug. XXVIII (108); XXIX (117). 586 Cic. Phil. 2,111 – Übersetzung Fuhrmann: »Und du willst Caesar ein treues Andenken wahren, du liebst ihn über den Tod hinaus? Welche größere Ehre wurde ihm zuteil, als daß er ein Kultbett, eine Statue, einen Tempelgiebel, einen Priester erhielt? Ein Priester ist somit zuständig: wie für Jupiter, für Mars, für Quirinus, so auch für den göttlichen Julius, und zwar M. Antonius! Was zögerst du? Warum läßt du dich nicht weihen? Bestimme den Termin; sieh zu, wer dich weihen soll – wir sind Kollegen [als Auguren]; niemand wird sich weigern. Verabscheuungswürdiger Mensch, ob er nun Priester eines Tyrannen ist oder eines Toten!« Siehe auch Cic. Phil. 2,111f.; 13,41; 13,47.

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hier etwa an die plebs urbana oder an die in der Hauptstadt stationierten Soldaten zu denken –, sondern war in gewisser Weise vielmehr selbstreferenziell: Der Senat hatte sich als beschlussfassendes Gremium gegenüber sich selbst und seinen betreffenden Bekundungen zu verantworten. Mit Blick auf die Einrichtung der Kaiserapotheose in Rom ergibt sich somit eine Prämisse, die für das Verständnis der folgenden Ausführungen elementar ist: Der ideale Weg zum Ziel der eigenen Apotheose bestand für jeden Kaiser, der nicht auf das Mitwirken eines Nachfolgers vertrauen konnte oder wollte, darin, den Senat bzw. seine Vertreter noch zu Lebzeiten zu derart deutlichen (öffentlichen) Stellungnahmen zu bewegen, dass seine posthume Erhebung unter die römischen Staatsgötter obligatorisch erscheinen musste. Ist hiermit zunächst auf das Interesse des princeps verwiesen, kann andererseits auch der Senatorenschaft selbst in diesem Punkt ein gewisses Anliegen zugesprochen werden. So musste den Senatsvertretern daran gelegen sein, die Integrität der Kaiserapotheose zu wahren, um auch künftige Herrscher mit der Perspektive der Vergöttlichung auf ein entsprechend gutes, d. h. göttliches Handeln verpflichten zu können. Hierzu war es allerdings geboten, die dem Kaiser zu Lebzeiten in Aussicht gestellte consecratio nach dessen Tod auch tatsächlich umzusetzen. Das sich im Diskurs über die herrscherliche divinitas manifestierende Spannungspotenzial wird hierin in besonderer Weise greifbar: Während der Kaiser den Weg der eigenen Apotheose gemeinhin konsequent verfolgte und die Vertreter des Senats diesem Streben – zumindest zu einem gewissen Grad – auch gerecht werden mussten, barg eine allzu deutliche Positionierung hinsichtlich der Göttlichkeit des Herrschers stets das Risiko, die seinerzeit in Aussicht gestellte posthume consecratio selbst dann in die Tat umsetzen zu müssen, wenn sie (aus wie auch immer gearteten Gründen) schlicht nicht mehr opportun erschien. Besonders problematisch war dabei die Konstellation, in der sich die Senatsvertreter allzu deutlich zur Göttlichkeit eines princeps geäußert hatten, der sich hiernach als schlechter Herrscher, als malus princeps, erweisen sollte. Eine zu große bzw. zu offensichtliche Diskrepanz zwischen den zu Lebzeiten des Herrschers getroffenen Aussagen und den nach seinem Tod umgesetzten bzw. ausgebliebenen Maßnahmen hätte das Anliegen der Senatoren indes insofern konterkariert, als jeder künftige princeps damit rechnen musste, entgegen anders lautender Bekundungen nach seinem Tod (ohne Nachfolger) nicht unter die Staatsgötter erhoben zu werden. Das für das Funktionieren des Prinzipatssystems so fundamentale (Vertrauens-)Verhältnis zwischen dem Kaiser und den Vertretern der im Senat versammelten Reichsaristokratie wäre auf diese Weise nachhaltig gestört worden. Anhand von zwei eng miteinander verbundenen Fallbeispielen, nämlich denen Domitians und Trajans, soll im Folgenden vor diesem Hintergrund näher erörtert werden, welche Möglichkeiten sich den jeweiligen Akteuren boten, mit dem derart umrissenen Spannungspotenzial im

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Diskurs über die herrscherliche divinitas umzugehen und dabei zugleich die eigenen Interessen zu wahren. 4.2.3.2. Domitian – dominus et deus Überblickt man den Bestand der zahlreichen und verschiedenartigen Quellenzeugnisse, die uns zur Bewertung der Herrschaft Domitians zur Verfügung stehen, gewinnt man unweigerlich den Eindruck, dass der dritte und letzte Repräsentant der flavischen Kaiserdynastie hinsichtlich seiner Göttlichkeit einen Anspruch formuliert habe, der in seiner Konsequenz und Deutlichkeit weit über alles bisher Bekannte hinausging. Als Ausgangspunkt der Betrachtung soll hier das äußerst prominente Zeugnis Suetons dienen, wonach Domitian zu Lebzeiten ausdrücklich als dominus et deus, als ›Herr und Gott‹, in Erscheinung trat und diese Bezeichnung in der Art eines Titels selbst in offiziellen Kontexten verwendete: Pari arrogantia, cum procuratorum suorum nomine formalem dictaret epistulam, sic coepit: ›Dominus et deus noster hoc fieri iubet.‹ Vnde institutum posthac, ut ne scripto quidem ac sermone cuiusquam appellaretur aliter.587

Während auch Cassius Dio davon zu berichten weiß, dass Domitian einen entsprechenden Göttlichkeitsanspruch vertrat und sich viel darauf einbildete, als ›Herr und Gott‹ (bzw. in den griechischen Worten Dios: δεσπότης καὶ θεὸς) bezeichnet zu werden, heben spätere Quellen insbesondere den Zwang hervor, den der Kaiser angewendet haben soll, um die neue Ansprache entschlossen durchzusetzen.588 Sowohl Aurelius Victor als auch Eutrop sprechen diesbezüglich gar 587 Suet. Dom. 13,2 – Übersetzung Martinet: »Er zeigte sich von gleicher Arroganz, als er eine Verfügung im Namen seiner Prokuratoren diktierte; er begann nämlich so: ›Unser Herr und Gott befiehlt, daß folgendes zu geschehen habe‹. Seitdem war es üblich, daß man ihn sogar in Briefen und im Gespräch so nannte.« 588 Cass. Dio 67,4,7: ἤδη γὰρ καὶ θεὸς ἠξίου νομίζεσθαι, καὶ δεσπότης καλούμενος καὶ θεὸς ὑπερηγάλλετο. ταῦτα οὐ μόνον ἐλέγετο ἀλλὰ καὶ ἐγράφετο. – Übersetzung Veh: »Er bestand nämlich darauf, selbst als Gott zu gelten, und war über die Maßen stolz, ›Herr‹ und ›Gott‹ zu heißen. Diese Bezeichnungen wurden nicht allein in Reden, sondern auch in Schriftstücken verwendet.« Wie sehr sich Domitian als ›Herr und Gott‹ gefiel, führt Cassius Dio (67,13,3f.) schließlich im Zusammenhang eines Berichtes aus, demzufolge Iuventius Celsus, der als Verschwörer verdächtigt wurde, den Kaiser milde stimmen konnte, indem er die Proskynese vollzog und Domitian wiederholt als dominus et deus bezeichnete; ob es sich hierbei jedoch um den bekannten Juristen (PIR² I 882) gehandelt hat, der unter Hadrian im Jahr 129 zum zweiten Mal den Konsulat bekleidete (Dig. 1,2,53) – wie etwa Ernst Diehl, Iuventius [13], in: RE 10,2 (1919), 1363f., Clauss 2001, 120, Leberl 2004, 56, und Klingenberg 2011, 215, vermutet haben – lässt sich nicht sicher entscheiden. In jedem Fall erinnert die Darstellung der Vorgänge sehr an die bereits oben behandelte (vgl. Kap. 2.3) und gleichfalls bei Dio (59,27,5f.) überlieferte Episode, wonach sich der Vater des Kaisers Vitellius unter Caligula mit ganz ähnlichen Vorwürfen konfrontiert sah und in ähnlicher Weise, d. h. durch Pro-

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von einem gewaltätigen Auftreten Domitians gegenüber dem Senat und seinen Mitgliedern, die sich dem herrscherlichen Imperativ anstandslos zu fügen hatten.589 Auch im Spiegel der christlichen Überlieferung werden ähnlich lautende Berichte geboten.590 Stellt man diesen sämtlich nach dem Tod des Kaisers entstandenen Darstellungen nun die zeitgenössischen Zeugnisse gegenüber, ergibt sich ein widersprüchliches Bild. So findet etwa die Behauptung der späteren Autoren, wonach der Titel dominus et deus für Domitian auch in offiziellen Dokumenten gebraucht worden sei, keinerlei Bestätigung im materiellen Befund.591 Selbst die skynese und die Adressierung des princeps als Gott, sein Leben retten konnte; vgl. Suet. Vit. 2,5. Siehe auch Philostr. Ap. 8,4: ὁ δ’ οὕτω τι ὑπερεώρα τοῦ βασιλέως, ὡς μηδὲ ἐς αὐτὸν βλέπειν, ἐπηρεάσαντος δὲ τοῦ κατηγόρου τὴν ὑπεροψίαν καὶ κελεύσαντος ὁρᾶν αὐτὸν ἐς τὸν ἁπάντων ἀνθρώπων θεόν, ἀνέσχεν ὁ Ἀπολλώνιος τοὺς ὀφθαλμοὺς ἐς τὸν ὄροφον ἐνδεικνύμενος μὲν τὸ ἐς τὸν Δία ὁρᾶν, τὸν δὲ ἀσεβῶς κολακευθέντα κακίω τοῦ κολακεύσαντος ἡγούμενος. – Übersetzung Mumprecht: »Apollonios aber gönnte dem Kaiser [Domitian] überhaupt keinen Blick und übersah ihn so vollkommen, daß ihn der Ankläger des Hochmutes bezichtigte und ihn aufforderte, zum Gott aller Menschen aufzublicken. Da hob Apollonios seine Augen zur Decke empor, zum Zeichen, daß er zu Zeus aufschaue. Denjenigen aber, der sich auf eine so gottlose Weise schmeicheln ließ, hielt er für schlimmer als den Schmeichler selbst.« 589 Eutr. 7,23,2: Interfecit nobilissimos e senatu. Dominum se et deum primus appellari iussit. – Übersetzung Müller: »Er tötete die Vornehmsten aus dem Senat; er zuerst ließ sich [befehlsgemäß] ›Gebieter und Gott‹ anreden«; Aur. Vict. Caes. 11,2: Maior libidinum flagitio ac plus quam superbe utens patribus, quippe qui se dominum deumque dici coegerit – Übersetzung Groß-Albenhausen/Fuhrmann: »Er war schlimmer noch durch seine scheußlichen Begierden und ging mehr als hochfahrend mit den Vätern um, da er sie zwang, ihn als ›Herr‹ und ›Gott‹ zu titulieren«. Siehe auch (Ps.-)Aur. Vict. epit. Caes. 11,6: Dehinc atrox caedibus bonorum supplicia agere coepit ac more C. Caligulae dominum sese deumque dici coegit – Übersetzung Festy: »Par la suite, acharné à massacrer les honnêtes gens, il commença à envoyer au supplice et, à l’exemple de C. Caligula, exigea d’être appelé ›maître‹ et ›dieu‹«. 590 Oros. 7,10,2: is in tantam superbiam prolapsus fuit, ut dominum sese ac deum uocari scribi colique iusserit. – Übersetzung Lippold: »Er ließ sich zu so großem Hochmut hinreißen, daß er befahl, als Herr und Gott angerufen, betitelt und verehrt zu werden.« Hier. chron. ad a. 86 (272 F): Primus Domitianus dominum se et deum appellari iussit. 591 Während sich der Titel selbst weder im epigraphischen noch im numismatischen Befund nachweisen lässt, findet sich die Ansprache Domitians als dominus zumindest in zwei erhaltenen Inschriften. Es handelt sich hierbei zum einen um eine stadtrömische Grabinschrift für einen kaiserlichen Sklaven (CIL VI 23454: Olympus domin(i) Domitiani Aug(usti) ser(vus)), zum anderen um eine süditalische Weihinschrift an Silvanus, die eine Stiftung pro salute optum[i] principis et domini erwähnt (CIL X 444 = ILS 3546). Bönisch-Meyer/ Witschel 2014, 121, ordnen beide Zeugnisse »dem Milieu der kaiserlichen Sklaven bzw. Freigelassenen« zu, »für die eine solche Praxis normal war«, wobei eine derartige Zuordnung zumindest für die Silvanus-Inschrift spekulativ bleiben muss; vgl. Alain Martin, La titulature épigraphique de Domitien (Beiträge zur Klassischen Philologie 181), Frankfurt a. Main 1987, 194–196. Auch der Text eines heute leider nicht mehr auffindbaren Meilensteins aus der Baetica (CIL II 4722) soll laut seiner Abschrift die Formel D(ominus) n(oster) enthalten haben, was von den Bearbeitern jüngerer Editionen angezweifelt wird, vgl. Pierre Sillières, Les voies de communication de l’Hispanie méridionale (Publication du Centre

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Erklärung, dass der Kaiser eine entsprechende Ansprache eingefordert habe, steht – wie aus der nachfolgenden Notiz bei Statius hervorzugehen scheint – in direktem Widerspruch zur zeitgenössischen Überlieferung: tollunt innumeras ad astra voces / Saturnalia principis sonantes, / et dulci dominum favore clamant: / hoc solum vetuit licere Caesar.592

Die von Statius geschilderte Zurückweisung der im Rahmen eines SaturnalienSpektakels erfolgten dominus-Akklamation durch Domitian ist in der Forschung äußerst unterschiedlich bewertet worden. In ihren Extremen reichen die in der Literatur vertretenen Positionen dabei von der Annahme einer generellen Ablehnung des Titels dominus (et deus) bis zur Aufassung, wonach die Situation im Theater vor dem Hintergrund der saturnalischen Umkehrung der Dinge gerade als Bestätigung der üblichen Praxis anzusehen sei, den princeps derart zu adressieren.593 Im Bemühen, die gegensätzlichen Quellenaussagen miteinander in Einklang zu bringen, ist die bei Statius überlieferte Episode auch wiederholt als Beleg dafür gesehen worden, dass Domitian zu Beginn seiner Herrschaft (noch) sehr darauf bedacht war, allzu überhöhende Ehren und Ansprachen im Sinne der civilitas entschieden und demonstrativ zurückzuweisen, wohingegen er seinen

Pierre Paris 20), Paris 1990, 98 (Nr. 36). Während Bönisch-Meyer/Witschel 2014, 121, immerhin zu bedenken geben, dass die entsprechende Abschrift »vielleicht zu Unrecht« in Zweifel gezogen wird, hält Clauss 2001, 121, es »nicht für völlig ausgeschlossen, daß die Formulierung ›unser Herr‹ (dominus noster) auch in der Epigraphik, und vielleicht nicht nur in die private, Eingang gefunden hat.« Zum Befund der Zeugnisse des griechischen Ostens, in denen Domitian als κύριος und θεὸς in Erscheinung tritt, siehe Bönisch-Meyer/Witschel 2014, 122f. Zum grundsätzlichen Befund der epigraphische Zeugnisse Domitians, dessen Inschriften im Frühen Prinzipat wie die keines anderen princeps von Eradierungen betroffen waren, siehe Martin 1987, 197–202; Ders., La condamnation de la mémoire de Domitien: état de la question, in: Stéphane Benoist/Anne Daguet-Gagey (edd.), Mémoire et histoire. Les procédures de condamnation dans l’Antiquité romaine (Publications du Centre Régional Universitaire Lorrain d’Histoire, Site de Metz 31), Metz 2007, 59–72; JeanMarie Pailler/Robert Sablayrolles, Damnatio memoriae: une vraie perpétuité, in: Pallas 40 (1994), 11–55, hier 14 mit Anm. 17; Stéphane Benoist, Titulatures impériales et damnatio memoriae. L’enseignement des inscriptions martelées, in: CCG 15 (2004), 175–189. Gering 2002, 330f. und 353, äußert sich in diesem Zusammenhang (offenbar in Unkenntnis entsprechender Vergleichswerte) relativierend. 592 Stat. silv. 1,6,81–84 – Übersetzung Wißmüller: »Zum Himmel erheben sich unzählige Stimmen und preisen die Saturnalien des Prinzeps und mit freudiger Zuneigung rufen sie ihren Herrn. Das allein hatte der Kaiser sich verbeten.« 593 Vgl. Klaus Kircher, Domitians ›Ablehnung‹ der Dominus-Anrede (Statius, Silvae I 6,81– 84), in: RhM 120 (1977), 90f.; Martha Malamud, That’s Entertainment! Dining with Domitian in Statius’ Silvae, in: Ramus 30 (2001), 23–45, hier 24f.; Nauta 2002, 401f. Von einer generellen Ablehnung geht dagegen Leonard Thompson aus, vgl. Ders., Domitianus Dominus: A Gloss on Statius Silvae 1,6,84, in: AJPh 105,4 (1984), 469–475. Einen Überblick über die unterschiedlichen Interpretationen der Textstelle bietet Leberl 2004, 194–196.

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Göttlichkeitsanspruch späterhin offen zu erkennen gab.594 Angesichts der im Detail liegenden Schwierigkeiten empfiehlt sich jedoch ein näherer Blick auf die eigentliche Aussage der Stelle bei Statius: Entgegen der Darstellung der späteren Autoren wird der dominus-Titel hier nicht auf den Zwang eines gleichsam autokratisch regierenden Herrschers zurückgeführt, sondern Domitian aus Zuneigung seitens der versammelten Untertanen angetragen.595 Gerade in seiner entschlossenen Ablehnung erweist sich der princeps dabei als würdig.596 In seiner unter dem Titel ›Silvae‹ (›Wälder‹) überlieferten Gedichtsammlung lässt Statius indes keinen Zweifel daran, dass Domitian bereits zu Lebzeiten als Gott zu gelten hatte. Weder die Bezeichnung des princeps als dominus noch seine direkte Ansprache als deus erscheinen im panegyrischen Kontext problematisch, sodass sich keineswegs erkennen lässt, dass man hier auf eine programmatische Ablehnung des Kaisers Rücksicht genommen hätte.597 Im Gegenteil ergibt sich aus der Zusammenschau der jeweiligen Aussagen in der zeitgenössischen Panegyrik der Eindruck einer gewissen Spezifik, den princeps gemäß den später

594 Vgl. Kerckhoff 1884, 13; Stéphane Gsell, Essai sur le règne de l’empereur Domitien (Bibliothèque des Écoles Françaises d’Athènes et de Rome 65), Paris 1894, 49 mit Anm. 5; Jones 1996, 108; Clauss 2001, 119f. Der schon bei den antiken Autoren vielfältig ausgestaltete Topos des anfänglich guten Kaisers, der nach Ablauf einer gewissen Frist sein wahres tyrannisches Wesen offenbart (vgl. Kap. 2.3; für Domitian siehe etwa: Suet. Dom. 3,2; Aur. Vict. Caes. 11,2f.), erweist sich hier als ausgesprochen wirkmächtig, vgl. Scott 1936, 103 und 109. Wie gesagt erscheint diese Deutung jedoch schon insofern problematisch, als sich das entsprechende Saturnalienfest – sollte es sich hierbei tatsächlich um ein historisches Ereignis gehandelt haben – schlicht nicht datieren lässt. 595 Vgl. Cordes 2017, 226–228. 596 In der an Domitian gerichteten Widmung seines achten Buches greift Martial in diesem Zusammenhang auf eine bezeichnende Formulierung zurück, wenn er von der caelestis verecundia des Kaisers spricht: Omnes quidem libelli mei, domine, quibus tu famam, id est uitam, dedisti, tibi supplicant; et, puto, propter hoc legentur. Hic tamen, qui operis nostri octauus inscribitur, occasione pietatis frequentius fruitur. Minus itaque ingenio laborandum fuit, in cuius locum materia successerat: quam quidem subinde aliqua iocorum mixtura uariare temptauimus, ne caelesti uerecundiae tuae laudes suas, quae facilius te fatigare possint quam nos satiare, omnis uersus ingereret. – Übersetzung Barié/Schindler: »Zwar huldigen, o Herr, alle meine Büchlein, denen du Ruhm, und das heißt: Leben, gegeben hast, demütig dir, und deswegen, so glaube ich, wird man sie auch lesen. Doch dieses hier, welches das achte meines Werkes betitelt ist, nutzt freudig noch häufiger die Gelegenheit zu frommer Verehrung. Deshalb brauchte ich auch weniger Erfindungsgabe aufzubieten, war doch an deren Stelle der Stoff getreten: Diesen versuchte ich allerdings gelegentlich durch eine Beimischung von Scherzen abwechslungsreich zu gestalten, damit nicht deiner göttlichen Zurückhaltung jeder Vers seine Lobsprüche aufdränge, die dich eher ermüden als mich zufriedenstellen könnten.« 597 Bezüglich der entsprechenden Formulierungen siehe im Einzelnen: Stat. silv. 5,1,37–42 (ista deus; dominus); 5,1,71–74 (genius domini praesentis); 5,1,110–113 (vicisti gaudia cene ipsius, effuso dum pectore prona sacratos ante pedes avide domini tam magna merentis volveris); 5,1,258–262 (dominus terrarum).

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formulierten Vorwürfen bewusst als dominus et deus zu adressieren.598 So finden sich vor allem in den Epigrammen Martials viele Stellen, die vermuten lassen, dass man sich hiermit auf einen existierenden Titel bezogen haben könnte, der Domitian auch offiziell (d. h. auf Senatsbeschluss) zuerkannt war.599 Besonders prominent ist in diesem Kontext die Erwähnung eines edictum domini deique nostri zur Regelung der Sitzverteilung im Theater.600 Auch wenn zu Recht darauf hingewiesen wurde, dass Martial hier keineswegs den offiziellen Namen des Edikts wiedergegeben haben muss, erweist sich Domitians Ansprache als dominus et deus an dieser Stelle doch aufschlussreich.601 Durch den Einsatz des Possessivpronomens noster führt Martial den in dieser Verbindung gebrauchten Titel – gemäß den Worten von Lisa Cordes – gewissermaßen auf »eine durch das ›wir‹ konstituierte Gemeinschaft« zurück, »in der Einigkeit darüber bestehe, dass der Kaiser ›Herr und Gott‹ sei.«602 Die hier implizierte, in scharfem Kontrast zur 598 Davon, dass es sich bei der Annahme der spezifischen Adressierung des Kaisers als dominus et deus indes um »eine falsche Verallgemeinerung einer vielleicht beim kaiserlichen Gesinde üblichen Anrede« gehandelt habe – wie Werner Eck, Domitianus [1], in: DNP 3 (1997), 746– 750, hier 749, es formuliert –, kann keine Rede sein. 599 Es sei hier lediglich auf einige besonders prägnante Textstellen verwiesen: Mart. 5,8,1 (edictum domini deique nostri); 7,34 (tu tot domini deique nostri praefers muneribus Neronianas?); 8,2 (dominus terrarum deoque rerum); 9,66 (quod petis a nostro supplex dominoque deoque); 10,72 (dicturus dominum deumque non sum). Gering 2012, 132, merkt hierzu kritisch an, »dass die Belegstellen bei den zeitgenössischen Dichtern nur dann als Beweis [für die Verwendung dieses Titels] angesehen werden können, wenn auch in den überlieferten offiziellen Dokumenten der Zeit der Titel ›dominus et deus‹ zu finden ist.« Dieser Einschätzung lässt sich nicht widersprechen, allerdings ist es durchaus legitim (und überhaupt nur möglich), dort mit Plausibilitäten zu operieren, wo die Situation der antiken Überlieferung keine sicheren Schlüsse zulässt. Als weiteres Indiz sei hier das Zeugnis Dions von Prusa (Dion Chrys. 45,1) angeführt, der als Zeitgenosse Domitians davon berichtet, dass der Kaiser sowohl von Griechen als auch von Nichtgriechen als δεσπότης καὶ θεὸς bezeichnet worden sei: δεσπότην ὀνομαζόμενον καὶ θεὸν παρὰ πᾶσιν Ἕλλησι καὶ βαρβάροις. 600 Mart. 5,8. 601 Bönisch-Meyer/Witschel 2014, 121, zufolge sei es »sehr fraglich, ob dies die amtliche Überschrift war«, weshalb man eher von einer »dichterische[n] Umschreibung« auszugehen habe; so bereits Christian Witschel, Der Kaiser und die Inschriften, in: Aloys Winterling (ed.), Zwischen Strukturgeschichte und Biographie. Probleme und Perspektiven einer neuen römischen Kaisergeschichte 31 v. Chr. – 192 n. Chr. (Schriften des Historischen Kollegs. Kolloquien 75), München 2011, 45–112, hier 99f. mit Anm. 244. Auch Sueton (Dom. 8,3) erwähnt das Edikt zur Sitzverteilung (ohne seinen Namen zu nennen), ordnet diese Maßnahme jedoch den ersten (›guten‹) Regierungsjahren des Kaisers zu. Dass Martial den Erlass demgegenüber explizit mit dem bei Sueton gebrandmarkten Titel dominus et deus in Verbindung bringt, offenbart den Konstruktionscharakter der Darstellung Suetons und verweist einmal mehr auf die Ambivalenz der Zeugnisse, auf die wir in dieser Frage angewiesen sind. 602 Beides Cordes 2017, 227; siehe ebd. 149. Diese Technik findet sich darüber hinaus auch in Mart. 9,66 (quod petis a nostro supplex dominoque deoque); 7,2 (nostri dei); 7,5 (redde deum votis poscentibus); 7,34 (tu tot domini deique nostri praefers muneribus Neronianas?); 6,10 (nostri Tonatis); 14,1 (nostrum Iovem); 9,36 (Caesar noster).

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späteren Überlieferung stehende Aussage, wonach die Anerkennung Domitians als dominus et deus nicht auf Zwang, sondern vielmehr auf einen wie auch immer gearteten Konsensbeschluss seitens der Untertanen gründete, wäre leicht als im panegyrischen Kontext übliches affirmatives Beiwerk abzutun, wenn uns nicht eine in dieser Hinsicht als unverdächtig einzuschätzende Quelle vorläge, die in eine ähnliche Richtung weist. In seiner anlässlich seines Konsulatsantritts im Jahr 100 im Senat gehaltenen und hiernach zur Publikation schriftlich ausgearbeiteten Dankes- bzw. Lobrede gebraucht Plinius der Jüngere die Herrschaft Domitians als negative Kontrastfolie zur Regierung des neuen Kaisers Trajan. Ähnlich wie Martial in seinem programmatischen Gedicht 10,72 hebt auch Plinius den Wandel der Zeit hervor und nutzt zu diesem Zweck bezeichnende Worte: Discernatur orationibus nostris diversitas temporum, et ex ipso genere gratiarum agendarum intelligatur, cui, quando sint actae. Nusquam ut deo, nusquam ut numini blandiamur: non enim de tyranno, sed de cive; non de domino, sed de parente loquimur. Unum ille se ex nobis – et hoc magis excellit atque eminet, quod unum ex nobis putat, nec minus hominem se quam hominibus praeesse meminit.603

Im Rahmen einer dichotomisch angelegten Gegenüberstellung weist Plinius dem alten wie dem neuen Kaiser Bezeichnungen zu, die er miteinander konfrontiert. Dem dominus Domitian, der sich als tyrannus offenbart, steht der parens Trajan gegenüber, der sich gerade als cives und (senatorischer) Standesgenosse besondere Achtung erwirbt. Die dieser Gegenüberstellung eigentlich zugrunde liegende Thematik ergibt sich dabei aus der Rahmung: Der arrogantia des sich als deus gebärdenden Domitian steht die modestia des homo Trajan gegenüber, wobei es sich der Lobredner nicht nehmen lässt, auch den neuen Kaiser trotz oder gerade wegen dessen bescheidenen Auftretens in einer Weise zu überhöhen, die in ihrer Ausprägung ausgerechnet an die Verhältnisse jener Zeiten erinnert, die man doch eigentlich überwunden wähnt. Dieser vermeintliche Widerspruch ergibt sich indes dem modernen Betrachter; allein die Tatsache der Überlieferung der entsprechenden Textpassagen zeigt an, dass die Zeitgenossen selbst hierin im damaligen Kontext kein Problem gesehen haben können.604 603 Plin. paneg. 2,3f. – Übersetzung Kühn: »Unsere Reden sollen deutlich erkennen lassen, wie die Zeiten sich geändert haben, und schon aus dem Ton unserer Danksagung soll man erkennen, wem sie gilt und wann sie gesprochen ist. Laßt uns an keiner Stelle ihm schmeicheln wie einem Gott, wie einem höheren Wesen – denn wir reden nicht von einem Tyrannen, sondern von einem Bürger, nicht von einem Herrn, sondern von unserem Vater. ›Ich bin nur einer von euch‹ – gerade dadurch ragt er noch mehr heraus, daß er sich für einen von uns hält und sich gleichermaßen bewußt ist, ein Mensch zu sein, wie Vorgesetzter von Menschen zu sein!« 604 Seelentag 2004, 229, weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Plin. paneg. 2,3f. nicht im Sinne einer allgemeinen Distanzierung von jeder göttlichen Ansprache des Kaisers

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Lenkt man nun den Blick auf die im ›Panegyricus‹ prominent ausgestaltete Kontrastierung Trajans mit Domitian, erscheint bezeichnend, dass die Absetzung nicht zuletzt auf der Ebene der göttlichen (Selbst-)Überhöhung des Kaisers forciert wird. Wenn auch anzunehmen ist, dass Plinius hiermit explizit eine entsprechend kommunizierte Absichtserklärung Trajans aufnimmt, verfolgt er in diesem Punkt doch gleichermaßen eine eigene Agenda, die sich ohne Weiteres als senatorisch bezeichnen lässt.605 Die Art seines Anliegens offenbart sich dabei in der überaus differenzierten Thematisierung der Göttlichkeit Domitians, die sich anhand der Schilderung des schmählichen Endes des letzten Flaviers anschaulich illustrieren lässt: longeque tunc illi divinitas sua, longe arcana illa cubilia saevique secessus, in quos timore, et superbia, et odio hominum agebatur.606

Im Angesicht seines Todes habe Domitian seine Göttlichkeit (divinitas sua) nichts genutzt: Diese auf den ersten Blick ironische Aussage offenbart bei näherer Betrachtung ein Potenzial, das Plinius geschickt nutzt, um sich sowohl persönlich wie auch als Repräsentant des Senats gegenüber dem Göttlichkeitsanspruch Domitians in einer Weise zu positionieren, welche die tatsächlichen Hintergründe geradezu verschleiert. So erscheint das Ende des dritten und letzten flavischen princeps angesichts der offenbar gewordenen superbia geradezu folgerichtig und – als eher uninspirierte Ausformung des Hybris-Narrativs – nicht mehr als topisch.607 Wesentlich aufschlussreicher erweist sich hingegen die auffällige Setzung des (an sich nicht erforderlichen) Possessivpronomens sua.608 Mag man hierin zunächst den bloßen Ausdruck der Distanzierung erkennen, eröffnet Plinius an dieser Stelle zugleich eine Perspektive, die den Blick auf den Konstruktions- bzw. Zuschreibungscharakter der kaiserlichen divinitas freigibt und Domitians Göttlichkeit in diesem Sinne als »fiktive, sich selbst zugeschriebene Göttlichkeit«609 ausweist. Die hierin implizierte Vorstellung, Domitian habe diesen Weg ausdrücklich allein beschritten und sei möglicherweise gar tatsäch-

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zu verstehen sei, sondern lediglich als Kritik am Einsatz von Schmeichelei bzw. ›falschem‹ Herrscherlob, das es in Trajans Fall gewissermaßen gar nicht geben konnte. Eine entsprechende Willensäußerung lässt sich – wie gesagt – auch aus Mart. 10,72 herauslesen. Plin. paneg. 49,1 – Übersetzung Kühn: »Nichts nützte ihm da sein Gottsein, nichts jene Geheimgemächer und Schlupfwinkel der Bosheit, in die ihn Angst, Hochmut und der Haß auf die Menschen trieben.« Vgl. Cordes 2017, 103–106 und 145f.; siehe auch Procopé 1991, 813–815. Zur römischen Vorstellung der Hybris bzw. Nemesis siehe Emma J. Stafford, Nemesis, Hybris and Violence, in: Jean-Marie Bertrand (ed.), La violence dans les mondes grec et romain. Actes du colloque international (Paris, 2–4 mai 2002) (Histoire ancienne et médiévale 80), Paris 2005, 195–212. Vgl. Cordes 2017, 145f. Cordes 2017, 145.

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lich davon überzeugt gewesen, ein wahrhaftiger Gott zu sein, findet sich auch an anderen Stellen des ›Panegyricus‹ ausformuliert.610 Dass dies allerdings nicht ganz den Umständen entsprach, war Plinius wie auch seinen senatorischen Standesgenossen (einschließlich des neuen Kaisers) als Rezipienten seiner Rede durchaus bewusst. Die maßgebliche Beteiligung des Senats an der auch von Plinius nicht zu bestreitenden Überhöhung Domitians als dominus et deus wird im Rahmen der Lobrede auf Trajan aus allzu verständlichen Gründen bewusst übergangen oder schlicht relativiert.611 Programmatisch stellt sich in diesem Kontext die bereits oben zitierte Aussage dar, wonach sich die Verhältnisse unter dem neuen princeps derart gewandelt hätten, dass man diesem nicht (mehr) ›wie einem Gott‹ (ut deo) schmeicheln solle.612 Die von Plinius an dieser Stelle bewusst gebrauchte Formulierung bezieht sich dabei – wie auch aus der dichotomischen Komposition der Passage hervorgeht – in unmissverständlicher Weise auf Domitian. Vergegenwärtigt man nun die dem ›Panegyricus‹ zugrunde liegende Kommunikationssituation, in der man sich ganz offensichtlich mit den zwar der Vergangenheit angehörenden, in der Wahrnehmung der Zeitgenossen jedoch nach wie vor gegenwärtigen allzu deutlichen (affirmativen) Bekundungen gegenüber der divinitas Domitians konfrontiert sah, liest sich das plinianische ut deo geradezu wie eine Rechtfertigung. Gemäß dieser Lesart habe man – und so weit reicht das Eingeständnis des Plinius dann doch – dem pessimus princeps zwar durchaus eine Göttlichkeit zugesprochen, diese im tiefsten Herzen und verborgen vor dem Argwohn des Tyrannen jedoch niemals wirklich angenommen. Auch wenn mit Rücksicht auf das senatorische Selbstverständnis darauf verzichtet wird, die Überhöhung Domitians allzu sehr auf einen (wie auch immer gearteten) Zwang des Kaisers zurückzuführen und sich somit auch eine Unterwerfung unter dessen Willen eingestehen zu müssen, findet sich diese Perspektive in Rückgriff auf eine Äußerung Senecas des Jüngeren zumindest angedeutet: 610 Plin. paneg. 2,7 (arrogantia priorum principum); 11,3 (his, qui et sese deos putant); 33,4 (quum se idem quod deos, idem gladiatores quod se putabat); 78,2 (Ut enim ceterorum hominum, ita principum, illorum etiam, qui dii sibi videntur). 611 Insbesondere die zahlreichen Beschlüsse des Senats zur Überhöhung des pessimus princeps bleiben unerwähnt. Im Zusammenhang der Vergöttlichung von Mitgliedern der herrscherlichen Familie macht Plinius allerdings eine bezeichnende Ausnahme: Im Rahmen seiner Auflistung von principes, die von ihren jeweiligen Nachfolgern aus unredlichen Beweggründen unter die Staatsgötter erhoben wurden, erwähnt Plinius auch die consecratio des Titus (Plin. paneg. 11,1), die Domitian durchgesetzt habe, um als Bruder eines Gottes zu gelten. Während der Kaiser selbst als eigentlicher Urheber des Beschlusses in Erscheinung tritt, bedenkt Plinius den Senat – als in dieser Sache beschlussfassendes Gremium – mit keinem Wort. Wie zudem aus Plin. paneg. 35,4 hervorgeht, zielt die Kritik dabei keineswegs auf die Eignung des Titus als divus, sondern vielmehr auf das Handeln Domitians ab, das Plinius im Sinne der Selbstüberhöhung des Tyrannen brandmarkt. 612 Plin. paneg. 2,3f.

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Deum esse [Augustum] non tamquam iussi credimus.613 In Analogie hierzu habe man Domitian zwar ›wie einem Gott‹ geschmeichelt, hiermit aber keineswegs auch seinen eigenen Glauben bekundet, sondern vielmehr den Ansprüchen des Kaisers entsprochen. Die hierin zum Ausdruck kommende, in ihrem Vortrag auffallend differenzierte Relativierung der eigenen Mitwirkung an der göttlichen Überhöhung Domitians wird erst verständlich, wenn man sich vor Augen hält, wie weit sich die Vertreter des Senats auf diesem Gebiet hervorgetan haben müssen. Als erster Anhaltspunkt für das Ausmaß des senatorischen Beitrags zur Geltung Domitians als dominus et deus kann dabei ein Bericht Suetons dienen, der erahnen lässt, wie deutlich man sich in Hinblick auf die Göttlichkeit des Herrschers zuvor positioniert hatte. Es handelt sich hierbei um die Schilderung der Reaktionen auf den Tod des letzten Flaviers: Occisum eum populus indifferenter, miles gravissime tulit statimque Divum appellare conatus est, paratus et ulcisci, nisi duces defuissent; quod quidem paulo post fecit, expostulatis ad poenam pertinacissime caedis auctoribus.614

Die von Sueton nur mit knappen Worten beschriebene Verhaltensweise der Soldaten erinnert in ihrer affektiven Zeichnung unweigerlich an jene Szenen, die sich nach dem Tod Caesars auf dem Forum Romanum abgespielt haben sollen.615 So ist das Anliegen, dem ermordeten Kaiser durch seine posthume Erhebung unter die Staatsgötter zu seinem Recht verhelfen zu wollen, förmlich mit Händen zu greifen – allein an Führern habe es gefehlt, dies auch durchzusetzen.616 Das

613 Sen. clem. 1,10,3 – Übersetzung Büchner: »Daß er [Augustus] ein Gott ist, glauben wir nicht wie Leute, denen es befohlen wurde.« Auch wenn sich Seneca an dieser Stelle auf divus Augustus bezieht, lässt sich dieser Schluss durchaus ziehen: Domitian tritt bereits zu Lebzeiten als deus in Erscheinung. 614 Suet. Dom. 23,1 – Übersetzung Martinet: »Die Ermordung Domitians nahm das Volk gleichgültig hin, die Soldaten trugen sehr schwer daran, sie versuchten sofort, ihn den ›Göttlichen‹ zu nennen, und waren sogar bereit, ihn zu rächen, wenn es nicht an Führern gefehlt hätte. Sie haben dies wenig später durchgesetzt, indem sie unnachgiebig die Bestrafung der Mörder verlangten.« 615 Anders als im Falle Caesars (siehe oben) traten nach der Ermordung Domitians jedoch nicht die Vertreter der plebs urbana, sondern die Soldaten als Akteure in Erscheinung, weshalb auch keine Rede davon sein kann, dass »Volk und Militär aus Verärgerung über die Ermordung des Kaisers versucht [hätten], ihm nach seinem Tod sofort den Namen ›der Göttliche‹ beizulegen«, wie Rainer Metzner formuliert (Ders., Die Prominenten im Neuen Testament. Ein prosopographischer Kommentar [Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 66], Göttingen 2008, 597 mit Anm. 39). 616 Wenn sich auch die consecratio selbst nicht durchsetzen ließ, gelang es den Soldaten zumindest, die Bestrafung der Mörder Domitians zu erwirken – und zwar offenbar gegen den erklärten Willen seines (sich in dieser Situation ohnmächtig erweisenden) Nachfolgers Nerva, siehe Suet. Dom. 23,1; Cass. Dio 68,3,3; Aur. Vict. Caes. 11,9–11; (Ps.-)Aur. Vict. epit. Caes. 12,8; vgl. Plin. paneg. 5,7; 6,1f.

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beispiellose und offenbar lautstarke Eintreten der Soldaten für die consecratio des infolge einer Palastverschwörung zu Tode gekommenen princeps ist in der Forschung unterschiedlich bewertet worden.617 Neben der schlichten Annahme, man habe Domitian lediglich aufgrund seiner Popularität in militärischen Kreisen zum Staatsgott erklären wollen, ist verschiedentlich der Versuch unternommen worden, das von Sueton geschilderte Verhalten mit einer spezifisch soldatischen Religiosität zu erklären.618 So sehr man auch dazu geneigt sein mag, die Reaktion der Soldaten, die im Kontext der Hauptstadt wohl am ehesten als Prätorianer anzusprechen sind, zu relativieren, scheint es keinesfalls abwegig, hierin den Ausdruck einer Erwartungshaltung zu erkennen, wonach – in Anlehnung an das oben behandelte Beispiel Caesars – die divinitas des Verstorbenen bereits zu dessen Lebzeiten derart deutlich herausgestellt worden ist, dass der posthume Beschluss der Vergöttlichung geradezu folgerichtig erscheinen musste. Wie wenig man jedoch auf senatorischer Seite dazu bereit war, dem Anliegen der Soldaten zu entsprechen, geht aus dem Verhalten der Senatsvertreter hervor, das Sueton direkt anschließend schildert: Aus Freude über den Tod des princeps sei man zunächst in der curia, dem Versammlungslokal der Senatoren am Forum Romanum, zusammengekommen, um Domitian zu schmähen und habe beschlossen, die Bilder des Verstorbenen zu stürzen und seinen Namen aus den Inschriften zu tilgen.619 Der in der Schilderung Suetons zum Ausdruck kommende Aktionismus, der eine bezeichnende Entsprechung im ›Panegyricus‹ 617 Der Bericht Suetons stellt den einzigen uns bekannten Fall des Frühen Prinzipats dar, in dem die Vergöttlichung eines princeps explizit von Soldaten gefordert wurde; im zuvor behandelten Falle Hadrians wird zumindest auf die Furcht der Senatoren vor den Soldaten hingewiesen, Cass. Dio 70,1,3. Ausgehend von der Vergöttlichung des Commodus unter Septimius Severus (HA Sept. Sev. 11,3f.; Herodian. 2,6,10) sind uns für das dritte Jh. demgegenüber nicht wenige Fällen überliefert, die darauf hindeuten, dass den Soldaten bei der Vergöttlichung des princeps in dieser Zeit eine zentrale Rolle zukam, siehe etwa Cass. Dio 79,17,2; HA Carac. 11,5; Opil. 6,8 (Caracalla); HA Maximin. 24,2f. (Gordian I. und Gordian II.); HA Gord. 34,2f. (Gordian III.). Der vom Autor der ›Historia Augusta‹ (Sept. Sev. 17,5) überlieferte Bericht, wonach noch Septimius Severus Pertinax seinerzeit ausdrücklich gegen den Willen der Soldaten unter die Götter erhoben haben soll, lässt sich allerdings kaum mit den für uns greifbaren Verhältnissen der Zeit in Einklang bringen: So war bereits seine Usurpation mit der Parole ›Rache für Pertinax‹ überschrieben und die Soldaten waren ihm hierin bereitwillig gefolgt, Herodian. 2,9,5–11. Zur Situation nach der Ermordung Caesars siehe Nikolaos, Aug. XXIX (117). 618 Jong/Hekster 2008, 85: »Suetonius’ remark that the soldiers attempted to call Domitian diuus may signal true popularity of the last Flavian amongst the military, but it may also simply reflect that the practice of deifying a dead emperor had become standard practice in the perception of the soldiers.« Siehe hierzu darüber hinaus auch Bönisch-Meyer/Witschel 2014, 139f. Von einem standardisierten Verfahren kann – zumindest im Sinne eines Automatismus – keineswegs gesprochen werden. Es sei an dieser Stelle einmal mehr auf den Streit über die Vergöttlichung Hadrians verwiesen, wobei – wie gesagt – die Soldaten hier aus Sicht der Senatoren in der Art einer Drohkulisse relevant waren, Cass. Dio 70,1,3. 619 Suet. Dom. 23,1.

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des Plinius findet, erweckt dabei den Eindruck einer gewissen Programmatik, sich im Sinne der Kompensation gegenüber der begründeten, seitens der Soldaten lautstark erhobenen Forderung, Domitian posthum zum divus zu erklären, verantworten zu müssen.620 Wenn sich die genauen Umstände heute auch nicht mehr klären lassen, soll an dieser Stelle abschließend noch eine Episode in den Blick genommen werden, die uns in ihrer Überlieferung bemerkenswerte Rückschlüsse auf das konkrete Ausmaß der göttlichen Überhöhung Domitians in dessen letzten Regierungsund Lebensjahren erlaubt. Es handelt sich hierbei um den gegen Flavius Clemens und dessen Ehefrau Domitilla im Jahr 95 angestrengten Prozess, der auch aufgrund der Prominenz der beiden Angeklagten unter den Zeitgenossen für großes Aufsehen gesorgt haben dürfte: Während etwa Clemens als nächster männlicher Verwandter des princeps, dessen Vetter er war, noch zu Beginn des Jahres mit Domitian den Konsulat angetreten hatte, war seine Gattin Domitilla über ihre zu dieser Zeit bereits verstorbene gleichnamige Mutter eine Nichte des Kaisers.621 Besonders diffizil gestaltete sich zudem der Umstand, dass Domitian nur kurz zuvor zwei Söhne des Paares adoptiert hatte, die allem Anschein nach als Nachfolger des kinderlosen princeps vorgesehen waren.622 Die in dieser Kon620 Plin. paneg. 52,4f.: illae autem aureae et innumerabiles strage et ruina publico gaudio litaverunt. Iuvabat illidere solo superbissimos vultus, instare ferro, saevire securibus, ut si singulos ictus sanguis dolorque sequeretur. Nemo tam temperans gaudii seraeque laetitiae, quin instar ultionis videretur, cernere laceros artus, truncata membra, postremo truces horrendasque imagines abietas, excoctasque flammis; ut ex illo terrore et minis in usum hominum ac voluptates ignibus mutarentur. – Übersetzung Kühn: »Jene zahllosen Goldstatuen aber sind gestürzt und geborsten, begleitet vom Jubel des Volkes. Welche Freude, die Köpfe mit dem hoffärtigen Gesichtsausdruck zu Boden zu schmettern, mit dem Schwert darauf loszugehen, mit Äxten zu wüten – so als ob jeder Hieb Blut fließen und Schmerz spüren ließe! Keiner konnte seinen Jubel, seine lang ersehnte Freude unterdrücken, jedem galt es als Rache, die zerhauenen Glieder und verstümmelten Körper zu betrachten, schließlich zu sehen, wie die gräulichen, widerwärtigen Abbilder den Flammen übergeben und eingeschmolzen wurden, damit das Feuer aus diesen bedrohlich dräuenden Verkörperungen des Schreckens etwas den Menschen Nützliches und Erfreuliches entstehen ließe.« Siehe auch Cordes 2017, 171. 621 Das genaue Verwandtschaftverhältnis von Clemens (PIR² F 240) zu Domitian ist umstritten. Während Sueton (Dom. 15,1) ihn als patruelis, d. h. als Cousin, des Kaisers bezeichnet, spricht Cassius Dio (67,14,1f.) nur allgemein von einem verwandtschaftlichen Verhältnis. Sueton folgend ist demgemäß vermutet worden, Clemens sei der Sohn des Bruders Vespasians, Titus Flavius Sabinus (PIR² F 352), gewesen, wobei in jüngerer Zeit vermutet wurde, sein Vater sei eher mit einem anderen Titus Flavius Sabinus (PIR² F 354) zu identifizieren, der seinerseits der Sohn des Bruders Vespasians gewesen sei, vgl. Werner Eck, [II 16] T. F. Clemens, in: DNP 4 (1998), 548; Ders., [II 41] T. F. Sabinus, in: DNP 4 (1998), 550; Wolfgang Kuhoff, Titus Flavius Clemens, in: BBKL 20 (2002), 503–519. Zu Domitilla siehe indes PIR² F 418; Raepsaet-Charlier 1987, 322f., Nr. 369. 622 Suet. Dom. 15,1. Zur Rolle der beiden Söhne, die nach ihrer Adoption die Namen Vespasianus (PIR² F 397) und Domitianus (PIR² F 257) annahmen, innerhalb der Nachfolgeregelung Domitians siehe Dietrich O. A. Klose, ΟΥΕΣΠΑΣΙΑΝΟΣ ΝΕΩΤΕΡΟΣ, in: Chiron

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stellation brisanten Vorgänge sind uns in ihrer ausführlichsten Schilderung durch einen bei Xiphilinos tradierten Bericht aus dem Geschichtswerk Cassius Dios überliefert: κἀν τῷ αὐτῷ ἔτει ἄλλους τε πολλοὺς καὶ τὸν Φλάουιον τὸν Κλήμεντα ὑπατεύοντα, καίπερ ἀνεψιὸν ὄντα καὶ γυναῖκα καὶ αὐτὴν συγγενῆ ἑαυτοῦ Φλαουίαν Δομιτίλλαν ἔχοντα, κατέσφαξεν ὁ Δομιτιανός. ἐπηνέχθη δὲ ἀμφοῖν ἔγκλημα ἀθεότητος, ὑφ᾽ ἧς καὶ ἄλλοι ἐς τὰ τῶν Ἰουδαίων ἤθη ἐξοκέλλοντες πολλοὶ κατεδικάσθησαν, καὶ οἱ μὲν ἀπέθανον, οἱ δὲ τῶν γοῦν οὐσιῶν ἐστερήθησαν: ἡ δὲ Δομιτίλλα ὑπερωρίσθη μόνον ἐς Πανδατερίαν.623

Wie schon aus diesen wenigen Worten hervorgeht, sind Clemens und Domitilla unter noch näher zu klärenden Umständen im Jahr 95 offenbar gleichermaßen mit dem Vorwurf der ἀθεότης, d. h. der Gottlosigkeit bzw. Gottesleugnung, konfrontiert worden.624 Nach Ausweis des dionischen Berichtes wurde in diesem Zusammenhang ein Verfahren eröffnet, das am Ende zu einer Verurteilung der beiden Angeklagten führte: Während Clemens den Schuldspruch mit seinem Leben bezahlen musste, wurde Domitilla auf die Insel Pandateria verbannt.625 14 (1984), 193–195 (in Auseinandersetzung mit RPC II 1028–1030 [Smyrna]); Ders., Die Münzprägung von Smyrna in der römischen Kaiserzeit (Antike Münzen und geschnittene Steine 10), Berlin 1987, 11f. und 244f.; Gering 2012, 100–116, bes. 114–116; Vössing 2020, 29–31. 623 Cass. Dio 67,14,1f. – Übersetzung Veh: »Und im gleichen Jahr ließ Domitian neben vielen anderen den Konsul Flavius Clemens hinrichten, obwohl er sein Vetter war und Flavia Domitilla, ebenfalls eine Verwandte des Kaisers, zur Frau hatte. Beiden wurde Atheismus zum Vorwurf gemacht, weshalb auch viele andere, die sich in jüdische Lebensformen hineintreiben ließen, Verurteilungen erfuhren. Einige von ihnen wurden hingerichtet, andere nur ihres Vermögens beraubt; Domitilla mußte lediglich in die Verbannung nach Pandateria gehen.« 624 In der Forschung wird in diesem Zusammenhang häufig auch Manius Acilius Glabrio (PIR² A 67) genannt, auf dessen Schicksal Cassius Dio (67,14,3) direkt im Anschluss eingeht: τὸν δὲ δὴ Γλαβρίωνα τὸν μετὰ τοῦ Τραϊανοῦ ἄρξαντα, κατηγορηθέντα τά τε ἄλλα καὶ οἷα οἱ πολλοὶ καὶ ὅτι καὶ θηρίοις ἐμάχετο, ἀπέκτεινεν. ἐφ᾽ ᾧ που καὶ τὰ μάλιστα ὀργὴν αὐτῷ ὑπὸ φθόνου ἔσχεν, ὅτι ὑπατεύοντα αὐτὸν ἐς τὸ Ἀλβανὸν ἐπὶ τὰ Νεανισκεύματα ὠνομασμένα καλέσας λέοντα ἀποκτεῖναι μέγαν ἠνάγκασε, καὶ ὃς οὐ μόνον οὐδὲν ἐλυμάνθη ἀλλὰ καὶ εὐστοχώτατα αὐτὸν κατειργάσατο. – Übersetzung Veh: »Den Glabrio hingegen, Trajans früheren Mitkonsul, ließ er töten; gegen ihn war neben den gleichen Anschuldigungen, wie sie auch die Mehrzahl der anderen trafen, vor allem ins Feld geführt worden, daß er als Gladiator mit wilden Tieren gekämpft habe. Sein dabei bewiesener Mut hatte ihm vor allem den Groll des Kaisers eingetragen, der ihn deshalb beneidete. Domitian hatte nämlich Glabrio während dessen Konsulats auf sein Albanergut eingeladen, um den sogenannten Juvenalien beizuwohnen, und ihn bei dieser Gelegenheit genötigt, einen großen Löwen zu erlegen. Und Glabrio blieb nicht nur völlig unverletzt, sondern tötete auch noch das Tier mit einem wohlgezielten Streich.« Angesichts der Verschiedenartigkeit der Schilderungen (vgl. Suet. Dom. 10,2) ist jedoch davon auszugehen, dass Glabrios Fall zumindest in keinem direkten Zusammenhang mit dem Vorgehen gegen Clemens und Domitilla stand. 625 Eusebius (HE 3,18,4) weiß später hingegen zu berichten, dass Domitilla auf die Insel Pontia verbannt wurde, wobei diese Information angesichts weiterer Ungenauigkeiten der Darstellung (siehe unten) zweifelhaft bleibt.

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Der in dieser Weise umrissene Fall hat die Forschung bis heute vor große Rätsel gestellt. Vor allem die Frage nach den Hintergründen des Prozesses sowie dem eigentlichen Gegenstand des Verfahrens ist nach wie vor umstritten. Eine sichere Antwort hierauf hat man dabei mitunter in der Bemerkung erkennen wollen, wonach ›auch viele andere‹ aufgrund ihrer Ἰουδαῖοι ἤθη, d. h. ihrer jüdischen Denk- und Lebensweise, verurteilt worden sind.626 Gemäß der Assoziation des ἀθεότης-Vorwurfs mit einer Hinwendung der Angeklagten zum Judentum ist der Bericht Cassius Dios wiederholt als deutlicher Hinweis darauf verstanden worden, dass Clemens und Domitilla aufgrund ihres persönlichen Glaubens den Unmut des Kaisers auf sich gezogen hätten und dementsprechend als Mitglieder der jüdischen bzw. christlichen Gemeinde in Rom belangt worden seien.627 Wie im Folgenden gezeigt werden soll, offenbart sich hierin jedoch wohl mehr die Wirkmächtigkeit der christlichen Überlieferung, die sowohl Clemens als auch Domitilla den Rang von Märtyrern zuerkannte und damit gewissermaßen 626 Wie Dieter Timpe festhält, lässt die Formulierung selbst dabei offen, »ob auch Clemens jenen anderen, den Ίουδαίζοντες, zugerechnet oder ihnen vielmehr entgegengesetzt wird (›andere, die – ebenso wie Clemens –…‹ oder: ›andere, die – anders als Clemens –…‹)«, Ders., Domitian als Christenfeind und die Tradition der Verfolgerkaiser, in: Jörg Frey/Stefan Krater/Hermann Lichtenberger (edd.), Heil und Geschichte. Die Geschichtsbezogenheit des Heils und das Problem der Heilsgeschichte in der biblischen Tradition und in der theologischen Deutung (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 248), Tübingen 2009, 213–242, hier 221. 627 An dieser Stelle soll der Hinweis auf einige ausgewählte Beiträge einer interdisziplinären Forschungsdiskussion über die religiöse Zugehörigkeit von Clemens und Domitilla genügen, wobei vorauszuschicken ist, dass der Grad der Befürwortung, wonach die Beiden als Judaisierer bzw. Kryptochristen anzusehen seien, im Einzelnen variiert: Gsell 1894, 301– 303; Arthur Stein, Flavius [26] Clemens, in: RE 6 (1909), 2536–2539, hier 2538f.; Martin Dibelius, Rom und die Christen im ersten Jahrhundert (Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse, Jahrgang 1941/42, 2. Abhandlung), Heidelberg 1942, 65; Marta Sordi, La persecuzione di Domiziano, in: RSCI 14 (1960), 1–26 (später noch: Dies., Il cristianesimo e Roma [Storia di Roma 19], Bologna 1965, 109–117; Dies., I Flavi il cristianesimo, in: Atti del Congresso Internazionale di Studi Vespasianei – Rieti, settembre 1979, Bd. 1, Rieti 1981, 137–152, hier 142–152; Dies., I cristiani e l’impero romano, Mailand 1983, 50–61); Jacques Moreau, Die Christenverfolgung im römischen Reich (Aus der Welt der Religion. Forschungen und Berichte, Neue Folge 2), Berlin 1961, 38; William H. C. Frend, Martyrdom and Persecution in the Early Church. A Study of a Conflict from the Maccabees to Donatus, Oxford 1965, 214f.; Wolfgang Pöhlmann, Die heidnische, jüdische und christliche Opposition gegen Domitian. Studien zur Neutestamentlichen Zeitgeschichte, Erlangen/Nürnberg 1966, 68; E. Mary Smallwood, The Jews Under Roman Rule (Studies in Judaism in Late Antiquity 20), Leiden 1976, 378–383; Paul Keresztes, The Jews, the Christians, and Emperor Domitian, in: VChr 27,1 (1973), 1– 28, hier 7–15; Ders., The Imperial Roman Government and the Christian Church. I. From Nero to the Severi, in: ANRW II 23.1 (1979), 247–315, hier 261–269; Philippe Pergola, La condamnation des Flaviens ›chrétiens‹ sous Domitien: Persécution religieuse ou répression à caractère politique?, in: MEFRA 90,1 (1978), 407–423; Bengtson 1979, 235–238; Christoph Markschies, Zwischen den Welten wandern. Strukturen des antiken Christentums (Europäische Geschichte), Frankfurt a. Main 1997, 22.

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selbstreferenziell auch Eingang in die moderne Forschungsdiskussion gefunden hat.628 Vor diesem Hintergrund gewinnt ein alternativer Deutungsansatz an Plausibilität, der das Schicksal der beiden Angeklagten in Bezug auf die göttliche Überhöhung Domitians erklärt und das Ausmaß der Mitwirkung des Senats an der Geltung des Kaisers als dominus et deus dokumentiert. Wie bereits hervorgehoben worden ist, liegen uns jene Bücher Cassius Dios, in denen die Vorgänge des Jahres 95 beschrieben sind, lediglich in Form von Epitomen vor, die auf den im 11. Jahrhundert wirkenden byzantinischen Mönch Ioannes Xiphilinos zurückgehen.629 Auch wenn sich die von ihm vorgenommenen Änderungen gegenüber dem Originaltext Cassius Dios im Einzelnen kaum rekonstruieren lassen, erscheint es plausibel, in der Assoziation des gegen Clemens und Domitilla erhobenen Vorwurfs der ἀθεότης mit deren Hinwendung zum Judentum einen späteren Zusatz zu sehen, der sich entweder infolge einer Textraffung ergab oder aber – und dies ist wahrscheinlicher – von Xiphilinos selbst eingefügt wurde, um die in seinen Augen unverständliche Anschuldigung gemäß der im Gesichtskreis seiner Zeit äußerst prominenten christlichen Überlieferung zu erklären.630 Aus dieser Lesart ergibt sich zugleich, dass der von Xiphilinos gebrauchte Begriff der ἀθεότης zum einen auf Cassius Dio selbst zurückgeht und zum anderen keineswegs als Gottesleugnung im Sinne eines Bekenntnisses zum jüdischen oder christlichen Glauben zu verstehen ist.631 So hat man vielmehr davon auszugehen, dass der dionische Bericht eine für die Herrschaft Domitians signifikante Episode wiedergibt, wobei sich die Spezifik des genannten Vorwurfs nicht zuletzt darin offenbart, dass sich der Begriff der ἀθεότης im Geschichtswerk Cassius Dios lediglich in der Schilderung des gegen Clemens und Domitilla eröffneten Verfahrens findet.632 Es ist nur schwer vor628 Bereits Eusebius (HE 3,18,4) rechnet Domitilla, die er fälschlicherweise nicht als Gattin, sondern als Nichte des Clemens bezeichnet, unter die christlichen Märtyrer, wohingegen das Schicksal des Clemens mit keinem Wort erwähnt wird. Erst in der um das Jahr 810 verfassten Weltchronik des Georgios Synkellos (1,650) wird Clemens der Status eines christlichen Märtyrers zuerkannt. 629 Zur Überlieferungsituation siehe Millar 1964, 1–4. 630 Vgl. Ulrike Riemer, Flavius Clemens – vom römischen Konsul zum christlichen Märtyrer, in: Christophe Batsch/Ulrike Egelhaaf-Gaiser/Ruth Stepper (edd.), Zwischen Krise und Alltag. Antike Religionen im Mittelmeerraum – Conflit et normalité. Religions anciennes dans l’espace méditerranéen (Potsdamer Altertumswissenschaftliche Beiträge 1), Stuttgart 1999, 243–253, hier 245f. 631 Vgl. Riemer 1999, 247f. Konkret hätte man hierbei etwa an die Verweigerung des Opfers für die alten Götter oder den princeps selbst zu denken. Es ist jedoch schwer vorstellbar, dass Clemens, der in seiner Rolle als Konsul mit derartigen Situationen der kultischen Praxis in besonderer Weise konfrontiert war, sich einem solchen Risiko wissentlich ausgesetzt haben soll; siehe dagegen Christiana Urner, Kaiser Domitian im Urteil antiker literarischer Quellen und moderner Forschung, Augsburg 1993, 209; Wittstock 1993, 592. 632 Vgl. Pöhlmann 1966, 43–51; Urner 1993, 218.

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stellbar, dass Xiphilinos in seiner Rolle als Epitomator an dieser Stelle eigenmächtig einen Ausdruck eingesetzt haben soll, der ansonsten keinerlei Entsprechung in der dionischen Textvorlage hat – zumal mit ἀσέβεια ein alternativer Ausdruck zur Verfügung stand, der im Werk Cassius Dios vielfach verwendet und auch in einer von Xiphilinos überlieferten Passage in direkten Zusammenhang zum jüdischen Glauben gebraucht wird.633 Die nach wie vor recht undurchsichtigen Vorgänge des Jahres 95 werden zudem bei Sueton beschrieben, der diesen zeitlich zwar deutlich näher steht als Cassius Dio, sich in seiner Schilderung allerdings auf folgende Worte beschränkt: Denique Flavium Clementem patruelem suum, contemptissimae inertiae, cuius filios etiam tum parvulos successores palam destinaverat abolito(que) priore nomine alterum Vespasianum appellari, alterum Domitianum, repente ex tenuissima suspicione tantum non in ipso eius consulatu interemit.634

Dieser Bericht Suetons wirft auf den ersten Blick mehr Fragen auf als er beantwortet. Demnach habe Domitian an der äußerst verachtenswerten Untätigkeit (contemptissima inertia) seines Vetters Anstoß genommen und ihn schließlich aufgrund eines winzigen Verdachts (tenuissima suspicio) aus dem Weg räumen lassen, wohingegen Domitilla mit keinem Wort erwähnt wird.635 Was Clemens letztlich zum Verhängnis wurde, führt Sueton nicht weiter aus. Die Komposition seiner Darstellung deutet eine bestimmte Richtung jedoch zumindest an: So könnte die hierin enthaltene Notiz, wonach Domitian die Söhne des Clemens adoptiert und zu seinen Nachfolgern bestimmt hatte, als Hinweis darauf zu verstehen sein, dass der princeps seinen Vetter aus politischen Gründen, nämlich als Vater der designierten Thronfolger und somit als potenziellen Konkurrenten 633 Die explizite Verbindung zwischen ἀσέβεια (im Sinne von Gottlosigkeit bzw. Frevel) und der jüdischen Denk- und Lebensweise (Ἰουδαικός βίος) findet sich in Cass. Dio 68,1,2 (Xiphilinos 226, 18–229). Den Begriff der ἀσέβεια verwendet Cassius Dio zumeist im Sinne des crimen maiestatis und der in diesem Zusammenhang angestrengten Verfahren: 57,9,2; 59,4,3; 59,6,2; 59,16,8; 60,3,6; 60,4,2; 79,12,1; sowie (unter Beteiligung des Xiphilinos): 57,19,1 (Xiphilinos 136, 6–13); 58,4,5 (Xiphilinos 145, 22–146, 30); 65,9,1 (Xiphilinos 205, 13–206); 66,19,1 (Xiphilinos 211, 12–212). 634 Suet. Dom. 15,1 – Übersetzung Martinet: »Schließlich ließ er [Domitian] seinen Vetter Flavius Clemens, dessen Gleichgültigkeit äußerst verächtlich war, nur auf einen winzigen Verdacht hin fast noch während seiner Zeit als Konsul aus dem Weg räumen. Seine damals noch recht jungen Söhne hatte er öffentlich zu seinen Nachfolgern bestimmt. Sie hatten ihre früheren Namen abgelegt, und der eine wurde Vespasian, der andere Domitian genannt.« 635 Domitilla tritt im Rahmen der suetonischen Darstellung erst später und nur indirekt in Erscheinung (Dom. 17,1), indem berichtet wird, dass ihrem procurator Stephanus (PIR¹ S 653) beim Anschlag auf das Leben Domitians eine zentrale Rolle zukam; siehe auch Cass. Dio 67,17. Eine direkte Verbindung zwischen der Ermordung Domitillas (die fälschlicherweise als Schwester des Kaisers bezeichnet wird) und dem späteren Handeln des Stephanus zieht Philostr. Ap. 8,25. Zum Vorwurf der inertia im Sinne einer Enthaltung von Aufgaben des senatorischen Standes, siehe Klingenbeil 2011, 140–142 und 164; vgl. Vössing 2020, 69.

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um die Herrschaft, ausgeschaltet haben könnte.636 Worin aber der konkrete Anlass bestand, Clemens nicht nur unversehens das Vertrauen zu entziehen, sondern ihn ganz offensichtlich unmittelbar nach der Beendigung seines Konsulats zum 1. Mai des Jahres 95 den Prozess zu machen, bleibt fraglich.637 Während sich die Hintergründe des gegen Clemens und Domitilla eröffneten Verfahrens heute auch kaum mehr im Einzelnen rekonstruieren lassen, ist der durch Xiphilinos überlieferte Bericht Cassius Dios in seiner Wortwahl bezeichnend. Der offenbar schwerwiegende Vorwurf der ἀθεότης, d. h. der Gottesleugnung, erhält abseits jüdischer und christlicher Zuschreibungen vor dem Hintergrund der vorherigen Ausführungen zu Domitians Geltung als dominus et deus eine Dimension, die nur im Rahmen der göttlichen Überhöhung des letzten flavischen princeps verständlich wird. Anders als beim seinerzeit noch gegen Thrasea Paetus eröffneten Verfahren nahmen die gegen Clemens und Domitilla vorgebrachten, klar religiös konnotierten Vorwürfe anscheinend eine derart zentrale Rolle ein, dass man dazu geneigt ist, anzunehmen, die Anklage selbst sei offiziell aufgrund von Vergehen gegen die divinitas des Kaisers erhoben worden.638 Hält man sich nun vor Augen, dass ein solcher Prozess nur mit Zustimmung des princeps unter senatorischer Gerichtsbarkeit möglich war, erhält man einen sehr deutlichen Eindruck davon, wie explizit sich die Vertreter der im Senat versammelten Führungselite Roms hinsichtlich der Göttlichkeit Domitians bereits zu dessen Lebzeiten positioniert haben müssen.639 4.2.3.3. Trajan – optimus Während Domitian gemeinhin als Musterbeispiel für einen der arrogantia verfallenen und im Streben nach Göttlichkeit folgerichtig gestürzten Herrscher gilt, zeigt sich sein Nachfolger Trajan in einem vollkommen anderen Licht. In der Darstellung des plinianischen ›Panegyricus‹ tritt er uns etwa als gleichermaßen 636 Vgl. Riemer 1999, 244f.; Vössing 2020, 74–76. 637 Wie aus den fasti Ostienses (FOst Ff 7–9) hervorgeht, wurde Clemens gemäß den üblichen Gepflogenheiten zum 1. Mai im Konsulat abgelöst, wohingegen Domitian schon zum 13. Januar vom Amt des Konsuls zurücktrat. Cassius Dio (67,14,1) sowie Philostratos (Ap. 8,25) erwecken dabei den (falschen) Eindruck, dass Clemens noch während seiner Amtszeit hingerichtet worden sei, wohingegen Sueton (Dom. 15,1) mit der von ihm gebrauchten Formulierung tantum non in ipso eius consulatu die zeitliche Nähe zwischen der Niederlegung des Konsulats und der Hinrichtung hervorhebt. 638 Zum Verfahren gegen Thrasea Paetus siehe Kap. 4.1. 639 Unter diesen Bedingungen stand das Vorgehen gegen Clemens (und Domitilla) unter senatorischer Sanktion. Nicht nur die Hinrichtung des konsularischen Standesgenossen muss die Zustimmung des Senats gefunden haben, auch die Anklage selbst wurde von einem oder mehreren Senatsvertretern vorgebracht. Die Beteiligung des Kaisers wird dabei – anders als in der historiographischen Darstellung – nach außen hin keineswegs prominent thematisiert worden sein.

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auf moderatio wie civilitas bedachter Herrscher entgegen, der seinen senatorischen Standesgenossen ganz selbstverständlich auf Augenhöhe begegnet.640 Auch wenn sich der Zuschreibungscharakter dieser Darstellung bei näherer Betrachtung schnell offenbart, erscheint es lohnend, an dieser Stelle von dieser Kontrastierung des pessimus und des optimus princeps auszugehen, um abschließend die Verhältnisse der Herrschaft Trajans genauer in den Blick zu nehmen. Als Trajan am 7. August des Jahres 117 auf seiner Rückreise vom Feldzug gegen die Parther im kilikischen Selinus infolge einer schweren Krankheit verstarb, folgte ihm mit Hadrian sein nächster männlicher Verwandter auf den Kaiserthron nach, der vom kinderlosen princeps noch auf dem Sterbebett im Sinne einer geregelten Nachfolge an Sohnes statt angenommen worden sein soll.641 Während man seinen Leichnam noch an Ort und Stelle einäscherte, wurde die Urne mit den sterblichen Überresten des Kaisers in Begleitung seiner Witwe Plotina, seiner Nichte Matidia sowie des Prätorianerpräfekten Attianus nach Rom überführt, wobei Hadrian im Osten des Reiches verblieb, um die Verhältnisse im Grenzgebiet zu ordnen.642 Wie aus den Berichten der antiken Autoren hervorgeht, wurde Trajan alsbald vom Senat unter die Staatsgötter erhoben und schließlich im Rahmen eines feierlich begangenen Aktes in der Hauptstadt bestattet.643 Die außergewöhnlichen Umstände der Beisetzung des verstorbenen princeps ermöglichen uns dabei äußerst bemerkenswerte Rückschlüsse auf Trajans Selbstverständnis als Herrscher sowie auf die Bereitschaft der Senatoren, 640 Programmatisch erscheint hier einmal mehr Plin. paneg. 2,3f., bes. 2,4: Unum ille se ex nobis. 641 Das Todesdatum wird dabei gemeinhin aus der Angabe Cassius Dios (68,33,3) erschlossen, wonach Trajan nach einer Regierungszeit von insgesamt 19 Jahren, sechs Monaten und 15 Tagen verstarb. Ausgehend von der überlieferten Angabe des dies imperii am 28. Januar 98 (FDur col. I,14–16; vgl. Peter Herz, Untersuchungen zum Festkalender der römischen Kaiserzeit nach datierten Weih- und Ehreninschriften, 2 Bde., Mainz 1975, 135f.) ergibt sich somit als Todestag das genannte Datum. Zum Verwandtschaftsverhältnis zwischen Trajan und Hadrian siehe schon Kap. 4.2.1.3. Die Umstände der Adoption waren bereits in der Antike recht umstritten. Während etwa der Autor der ›Historia Augusta‹ (Hadr. 4,6f.) berichtet, dass Hadrian noch am Sterbebett Trajans adoptiert worden sei, greift Cassius Dio (69,1) in seiner Darstellung Gerüchte auf, nach denen die Adoption Hadrians lediglich von Trajans Witwe Plotina und dem Prätorianerpräfekten Attianus fingiert worden sei, vgl. HA Hadr. 4,8–10; Eutr. 8,6,1; Aur. Vict. Caes. 13,13. Zur Einordnung der widersprüchlichen Überlieferung siehe Merten 1977. 642 HA Hadr. 5,9f.; vgl. Birley 1997, 77–92. Zuletzt hat Michael Hoff vorgeschlagen, ein gemeinhin als Kenotaph des Kaisers angesprochenes Bauwerk in Selinus als Tempel für Trajan zu identifizieren, der – in Analogie zur aedes divi Iuli auf dem Forum Romanum – über dem ustrinum, der Verbrennungsstätte, errichtet worden sei, vgl. Ders., The S¸ekerhane Kös¸kü at Selinus (Cilicia): The Temple of the Deified Trajan, in: JAEI 10 (2016), 56–68. Mit seiner Rückkehr nach Rom ließ sich Hadrian insgesamt elf Monate Zeit, sein adventus ist für den 9. Juli 118 inschriftlich belegt (CFA Nr. 68). 643 Siehe unten.

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den hiermit einhergehenden Ansprüchen zu entsprechen. Die wohl prägnanteste Darstellung der Vorgänge liefert uns Eutrop: Inter Divos relatus est solusque omnium intra urbem sepultus est. Ossa conlata in urnam auream in foro, quod aedificavit, sub columna posita sunt, cuius altitudo CXLIV pedes habet.644

Die Beisetzung der sterblichen Überreste des Herrschers intra urbem, d. h. innerhalb der Rom umgebenden sakralrechtlichen Demarkationslinie des pomerium, stellte eine Besonderheit dar, die noch in den Berichten der späteren Autoren nachklingt.645 Das bereits im Zwölftafelgesetz kodifizierte Verbot von Bestattungen in urbe war (verschiedenen Einschränkungen zum Trotz) nach wie vor gültig und verlieh den geschilderten Vorgängen einen transgressiven Charakter.646 Im Gesichtskreis der Zeitgenossen dürften dabei vor allem Erinnerungen an zwei Beispiele der jüngeren Vergangenheit wachgerufen worden sein, die sich auf den ersten Blick nur bedingt als ideelle Anknüpfungspunkte für die Beisetzung Trajans eigneten. So war gemäß Cassius Dio bereits Caesar zu Lebzeiten vom Senat die Anlage einer Grabstätte innerhalb des pomerium zuerkannt worden, indessen Domitian mit der baulichen Umgestaltung seines Geburtshauses auf dem Quirinal in ein Heiligtum für die gens Flavia zugleich eine monumentale Grablege für seine Familie geschaffen hatte, die mutmaßlich dem Zweck dienen sollte, späterhin auch seine eigenen sterblichen Überreste aufzu644 Eutr. 8,5,2 – Übersetzung Müller: »Er wurde zu den Vergöttlichten gezählt, und er als einziger wurde innerhalb der Stadt begraben. Seine sterblichen Überreste wurden in einer goldenen Urne verwahrt und auf dem Forum, das er angelegt hatte, unter einer Säule beigesetzt, deren Höhe 144 Fuß misst.« Siehe auch Cass. Dio 69,2,3; (Ps.-)Aur. Vict. epit. Caes. 13,11. 645 Sieht man einmal von der bei Sueton (Dom. 17,3) überlieferten Notiz ab, nach der die sterblichen Überreste Domitians von dessen nutrix Phyllis später heimlich mit der Asche Iulias vermengt, d. h. im templum gentis Flaviae beigesetzt worden sein sollen, hat Trajan bis zur Spätantike als überhaupt einziger Kaiser zu gelten, der nach seinem Tod innerhalb des pomerium bestattet wurde, vgl. Waurick 1973; Wesch-Klein 1993, 110–118; Diefenbach 2007, 188–190. Die von Björn Gesemann vertretene These, wonach die Trajan errichtete Säule noch zum Zeitpunkt ihrer Entstehung und Einweihung nicht innerhalb, sondern außerhalb des pomerium gestanden habe, kann nicht nur nicht überzeugen (siehe hierzu etwa Werner Eck, Traian – Bild und Realität einer großen Herrscherpersönlichkeit, in: Fritz Mitthoff/Günther Schörner [edd.], Columna Traiani – Traianssäule. Siegesmonument und Kriegsbericht in Bildern. Beiträge der Tagung in Wien anlässlich des 1900. Jahrestages der Einweihung, 9.–12. Mai 2013 [Tyche Sonderband 9], Wien 2017, 3–13, hier 10 mit Anm. 54), sondern geht geradezu am Kern der Sache vorbei, vgl. Ders., Zum Standort der Trajanssäule in Rom, in: RGZM 50 (2003), 307–328; siehe hierzu Wesch-Klein 1993, 116: »Eine Diskussion darüber, ob ein Grab intra urbem bzw. intra pomerium angelegt werden durfte, ist letztlich müßig. Entscheidend ist vielmehr, was Cicero [leg. 2,23,58] von C. Fabricius Luscinus berichtet: Ihm wurde wie anderen aufgrund persönlicher Leistungen das Vorrecht einer Bestattung in der Stadt soluti legibus zuteil«. 646 Lex XII tab. 10,1.

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nehmen.647 Trajans Adoptivvater und Vorgänger Nerva hatte sich dagegen im Mausoleum Augusti bestatten lassen und somit explizit an die Tradition der iulisch-claudischen Kaiserdynastie angeknüpft, deren Vertreter ihre letzte Ruhe allesamt auf dem Marsfeld fanden.648 Die Beisetzung Trajans in einem eigenen Grabmonument inmitten der Stadt ist vor diesem Hintergrund erklärungsbedürftig. Eine Bestattung intra urbem hatte unweigerlich eine sakrale Konnotation. Gemäß der im griechisch-hellenistischen Kontext prominenten Vorstellung der innerhalb der Polisgrenzen beigesetzten und an Ort und Stelle kultisch verehrten Stadt- und Gründungsheroen (κτίσται) soll schon Romulus in seiner Rolle als zu den Göttern berufener Stadtgründer Roms ein Grab auf dem Forum Romanum erhalten haben.649 Auch in republikanischer Zeit blieb das Privileg der Bestattung 647 Cass. Dio 44,7,1. Bezüglich des templum gentis Flaviae siehe Kap. 4.2.1.2. Die Differenzierung, wonach Trajan – wie Wesch-Klein 1993, 112, formuliert – »mit dem Verzicht etwa auf eine Bestattung innerhalb des eigenen Tempels der Ziehung von Parallelen zu Domitians Vorgehensweise vorgebaut« haben soll, ist kaum überzeugend. 648 Zur Beisetzung Nervas im Mausoleum des Augustus siehe (Ps.-)Aur. Vict. epit. Caes. 12,12; vgl. Arce 1990, 83; Hesberg/Panciera 1994, 144–147. 649 Die Überlieferung zum Grab des Romulus ist nicht einheitlich. Während Horaz (epod. 16,13f.) die ossa Quirini lediglich allgemein im stadtrömischen Kontext verortet, wissen spätere Scholiasten diese Angabe zu konkretisieren: Unter Berufung auf Varro spricht Pseudo-Acro (ad loc.) davon, dass der Stadtgründer vor der rostra begraben worden sei, wohingegen Pomponius Porphyrio (ad loc.) den Ort der Bestattung hinter der rostra vermutet. Festus (p. 184 ed. Lindsay) hingegen berichtet, dass diese Stelle zwar als Platz des Romulus-Grabes bestimmt gewesen war, letztlich aber für dessen Ziehvater Faustulus genutzt worden sei. Die Legende der Bestattung steht dabei im Widerspruch zu jener Überlieferung, wonach Romulus auf wundersame Weise verschwand und als Gott Quirinus in den Himmel aufstieg, vgl. Cic. rep. 2,10,17–20; leg. 1,3; Att. 12,45,2; Serv. Aen. 1,292; Enn. ann. 1,54 (65)–1,110 (115) (vgl. Herbert Prinzen, Ennius im Urteil der Antike [Drama. Beiträge zum antiken Drama und seiner Rezeption. Beiheft 8], Stuttgart/Weimar 1998, 104 mit Anm. 20); Dion. Hal. ant. 2,63,3f.; Plut. Romulus 28; vgl. Ungern-Sternberg 1993, 101– 108. Zum griechisch-hellenistischen Heroenkult siehe Lewis R. Farnell, Greek Hero Cults and Ideas of Immortality, Oxford 1921; Anthony Snodgrass, The Archaeology of the Hero, in: Annali, sezione di archeologica e storia antica 10. Sezione tematica: la parola, l’immagine, la tomba. Atti del Colloquio Internazionale di Capri, Neapel 1988, 19–26; Gunnel Ekroth, The Sacrificial Rituals of Greek Hero-Cults in the Archaic to the Early Hellenistic Periods (Kernos Supplément 12), Lüttich 2002. Zum Romulus-Bezug Trajans siehe Eutr. 8,8,1: Ergo Hadriano successit T. Antoninus Fulvius Boionius, idem etiam Pius nominatus, genere claro, sed non admodum vetere, vir insignis et qui merito Numae Pompilio conferatur, ita ut Romulo Traianus aequetur. – Übersetzung Müller: »Also folgte auf Hadrian Titus Antoninus Fulvius Boionius, der zugleich auch Pius genannt wurde, aus bekannten, aber nicht sehr altem Geblüt, ein ausgezeichneter Mann, der verdientermaßen mit Numa Pompilius verglichen werden kann wie Trajan mit Romulus.« Interessant erscheint zudem eine unter Trajan geprägte Serie von Restitutionsmünzen, die neben Romulus selbst noch weitere Figuren, denen in der Gründungsgeschichte Roms eine zentrale Bedeutung zukommt, in den Fokus rückt, vgl. Komnick 2001, 110–138; siehe hierzu auch Seelentag 2004, 421 und 438 mit Anm. 41.

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intra urbem offenbar einem besonderen Personenkreis vorbehalten, wobei sich hier mit den Vestalinnen sowie großen römischen Feldherrn bzw. Triumphatoren zwei Gruppen benennen lassen, denen gleichermaßen eine Nähe zum Numinosen zugesprochen wurde.650 Wie etwa aus dem folgenden Bericht der ›Historia Augusta‹ hervorgeht, stand auch die Beisetzung Trajans in dieser Hinsicht unter besonderen Vorzeichen: Traiano divinos honores datis ad senatum et quidem accuratissimis litteris postulavit et cunctis volentibus meruit, ita ut senatus multa, quae Hadrianus non postulaverat, in honorem Traiani sponte decerneret. Cum ad senatum scriberet, veniam petit, quod de imperio suo iudicium senatui non dedisset, salutatus scilicet prae properea militibus imperator, quod esse res publica sine imperatore non posset. Cum triumphum ei senatus, qui Traiano debitus erat, detulisset, recusavit ipse atque imaginem Traiani curru triumphali vexit, ut optimus imperator ne post mortem quidem triumphi amitteret dignitatem.651

Auch wenn sich die genaue Chronologie der Dinge nur schwer bestimmen lässt, bieten uns die überlieferten Quellenzeugnisse doch verschiedene Anhaltspunkte, die eine Rekonstruktion und Einordnung der Vorgänge nach dem Tod des princeps zumindest im Groben ermöglichen. Folgt man etwa dem Bericht der ›Historia Augusta‹, verfasste Hadrian noch im Osten des Reiches ein Schreiben an den Senat, in dem er das Gremium über das Ableben Trajans unterrichtete und in seiner Rolle als Thronfolger zugleich göttliche Ehren (divini honores) für den Verstorbenen beantragte.652 Gemäß deren Bewilligung durch den Senat tritt uns Trajan bereits auf Münzen des Herbstes 117 als divus Traianus Parthicus 650 Vgl. Cic. leg. 2,23,58; Plut. qu. R. 79; Publicola 23,1. Einen Überblick über die republikanischen Präzedenzfälle einer (Ehren-)Bestattung innerhalb des pomerium bietet Bernard Frischer, Monumenta et Arae Honoris Virtutisque Causa: Evidence of Memorials for Roman Civic Heroes, in: BCAR 88 (1982–1983), 51–86. 651 HA Hadr. 6,1–3 – Übersetzung Veh: »Für Trajan beantragte er [Hadrian] göttliche Ehren in einem an den Senat gerichteten, übrigens sehr sorgfältig abgewogenen Schreiben; sie wurden unter allgemeiner Zustimmung bewilligt; ja der Senat beschloß aus eigenem Antrieb viele Ehrungen für Trajan, die Hadrian nicht beantragt hatte. In dem bewußten Schreiben an den Senat bat er um Entschuldigung, weil er dem Senat die Entscheidung über seine Thronbesteigung nicht anheimgegeben habe; er sei nämlich von den Soldaten voreilig zum Kaiser ausgerufen worden, weil der Staat ohne Kaiser nicht zu bestehen vermöge. Als der Senat den für Trajan fälligen Triumph auf ihn übertragen hatte, lehnte er ab und ließ Trajan auf dem Triumphwagen fahren, damit der vortrefflichste Kaiser der Ehre des Triumphes auch nach dem Tode noch teilhaftig werde.« 652 In Hinblick auf die Beantragung göttlicher Ehren erinnert das Schreiben Hadrians dabei an die Vorgänge nach dem Tod des Tiberius, dessen Aufnahme unter die Staatsgötter sein Nachfolger Caligula gleichfalls per Brief an den Senat übermittelt hatte (Cass. Dio 59,3,7), vgl. Kap. 3.1. Neben der obligatorischen Entschuldigung für die soldatische Erhebung zum imperator dürfte Hadrian den Senat nicht zuletzt über seine Adoption und den Umstand informiert haben, dass sich seine Rückreise nach Rom aufgrund der Lage im Osten des Reiches noch etwas verzögern würde.

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entgegen, womit gleichfalls auf den Beschluss des posthumen Triumphes verwiesen ist, dem insbesondere in Bezug auf die nähere Einordnung der Beisetzung in Rom eine elementare Bedeutung zukommt.653 Denn erst mit dieser Form der öffentlichen Anerkennung des Sieges über die Parther durch die Vertreter des Senats waren offenbar jene Rahmenbedingungen geschaffen worden, die nötig schienen, um die Bestattung des verstorbenen Herrschers innerhalb des pomerium zu gewährleisten.654 In Rückgriff auf das republikanische Konzept der innerstädtischen Beisetzung von Triumphatoren konnte nun auch für Trajan ein solcher Anspruch geltend gemacht werden, der sich zudem in besonderer Weise mit dessen Göttlichkeit verband, wie nicht zuletzt aus der Wahl des Kultnamens hervorgeht.655 Gemäß dem Bericht der ›Historia Augusta‹ sei Trajan schließlich in Gestalt einer imago, eines aus Wachs gefertigten Ebenbildes, auf einem Triumphwagen fahrend in die Stadt eingezogen, wodurch es gleichfalls möglich wurde, die Urne mit den sterblichen Überresten des Herrschers zu ihrem Bestimmungsort inmitten der Kapitale zu überführen und dort beizusetzen.656 653 Während die ersten Emissionen (siehe etwa RIC II-3² [Hadrian] 1–25) noch die Angabe des ersten Konsulats Hadrians tragen, tritt hiernach die Angabe COS DES II hinzu (RIC II-3² [Hadrian] 79–92). Zum Verhältnis zwischen consecratio und Triumph siehe dezidiert Wilhelm Kierdorf, Apotheose und postumer Triumph Trajans, in: Tyche 1 (1986), 147– 156. 654 Diefenbach 2007, 189, sieht in den Umständen der Beisetzung Trajans den Beleg dafür, »dass eine derartige Bestattung eines divus rituell nicht ohne weiteres zu ›bewältigen‹ war«; vgl. Seelentag 2004, 395f. Wie aus den antiken Zeugnissen hervorgeht, war Trajan der Triumph über die Parther bereits zu Lebzeiten vom Senat zugesprochen worden. Während dies in der ›Historia Augusta‹ (Hadr. 6,3: triumphum […], qui Traiano debitus erat) zumindest angedeutet wird, berichtet Cassius Dio (68,28,2f.; 68,29,2) davon, dass Trajan nach der Einnahme Ktesiphons das Recht eines Triumphes zugestanden wurde; siehe auch Fronto princ. hist. 6 (ad triumphum decedentis); vgl. Michel P. J. van den Hout, A Commentary on the Letters of M. Cornelius Fronto (Mnemosyne Supplements 190), Leiden 1999, 470 ad 206,6; Übersetzung: Goold 1988, 202f. Auch im materiellen Befund spiegelt sich dies wider: Wie aus den fasti Ostiensens (FOst Kb 14f.) hervorgeht, wurde Trajan am 20. oder 21. Februar des Jahres 116 vom Senat der Titel Parthicus verliehen, der hiernach in die offizielle Titulatur des Kaisers aufgenommen wurde. 655 Vgl. Jean-Claude Richard, Les funérailles de Trajan et le triomphe sur les Parthes, in: REL 44 (1966), 351–362. 656 Vgl. Guido Camozzi, La consecratio di Traiano, in: RIN 14 (1901), 11–26; Kierdorf 1986a; Javier Arce 2000, Imperial Funerals in the Later Roman Empire: Change and Continuity, in: Frans Theuws/Janet L. Nelson (edd.), Rituals of Power. From Late Antiquity to the Early Middle Ages (The Transformation of the Roman World 8), Leiden 2000, 115–129, hier 115– 119. Auch wenn diese Verbindung in den literarischen Quellen nicht gezogen wird, drängt sich diese Lesart angesichts der Implikationen der Beisetzung unweigerlich auf, vgl. Kierdorf 1986a; Seelentag 2004, 393f. Bereits die pompa funebris des Augustus wies nach Ausweis der Geschichtsschreiber verschiedene (als solche erkennbare) Elemente eines Triumphzuges auf, wobei die imago des verstorbenen Kaisers nicht nur auf einem Triumphwagen fuhr, sondern darüber hinaus noch mit dem Triumphalgewand bekleidet war, Tac. ann. 1,8,3; Suet. Aug. 100,2; Cass. Dio 56,34,1–3; 65,34. Bezüglich der Beisetzung Trajans siehe Cass. Dio 69,2,3; Eutr. 8,5,2; (Ps.-)Aur. Vict. epit. Caes. 13,11; derartige Anklänge finden

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Die Bahnung der eigenen Apotheose

Die außergewöhnlich starke Verbindung zwischen virtus und divinitas manifestierte sich nicht zuletzt im Grabmonument selbst.657 Es handelte sich hierbei um eine anlässlich der Siege über die Daker errichtete, von Senat und Volk gestiftete Säule, die auf ihrem rund 200 m langen und in 23 Spiralen ansteigenden Relieffries zentrale Szenen aus den Dakerkriegen des princeps (der Jahre 101/102 und 105/106) abbildete und zugleich als weithin sichtbarer Höhepunkt des von Trajan neu geschaffenen Forums fungierte, das ganz im Zeichen der Selbstdarstellung des siegreichen Herrschers stand und sowohl in seinen Ausmaßen als auch in seiner Ausstattung noch über die anderen so genannten Kaiserforen hinausging.658 Wie vor allem Paul Zanker im Rahmen seiner Untersuchung des Forum Traiani überzeugend herausgestellt hat, offenbarte sich durch die Aufnahme der Urne mit den sterblichen Überresten des vergöttlichten Kaisers ein Sinngehalt, der die zuvor bereits konsistenten Bezüge der Platzanlage im Allgemeinen wie der Säule im Speziellen um eine zusätzliche (und letztlich: maßgebliche) Dimension erweiterte, die ganz auf die Gottheit Trajans ausgelegt

sich im Übrigen schon mit Blick auf den von Appian (civ. 1,105f.) überlieferten Leichzug Sullas. 657 Bereits in der Konzeption des Mausoleum Augusti zeigen sich deutliche Bezüge zur virtus des ersten Kaisers, vgl. Hesberg/Panciera 1994. Gemäß dem meritokratischen Hintergrund der Apotheose des Kaisers konstatiert Seelentag 2004, 396, mit Blick auf die Konzeption von Säule und Forum einen bereits zu Lebzeiten Trajans (offen) vertretenen Anspruch auf Göttlichkeit: »Indem der Herrscher mit dem Traiansforum seine militärischen und zivilen Taten zur Schau stellte, erhob er bereits zu Lebzeiten Anspruch auf seine Vergöttlichung«; diese Interpretation ergibt sich dabei in der Retrospektive, vgl. ebd., 394; siehe auch Waurick 1973, 118. 658 Zum Bau selbst sowie seinem Darstellungsprogramm siehe Werner Gauer, Untersuchungen zur Trajanssäule. Erster Teil: Darstellungsprogramm und künstlerischer Entwurf (Monumenta Artis Romanae 13), Berlin 1977; Coarelli 2000, bes. 3–34; Seelentag 2004, 368–404; sowie zuletzt Mitthoff/Schörner 2017. Gemäß der Sockelinschrift markierte die Säule in ihrem höchsten Punkt jenes Niveau, auf dem sich das Gelände befand, das zum Bau des Forum abgetragen werden musste; ein konkreter Widmungsanlass ist nicht genannt, CIL VI 960: Senatus populusque Romanus / Imp(eratori) Caesari divi Nervae f(ilio) Nervae / Traiano Aug(usto) Germ(anico) Dacico pontif(ici) / maximo trib(unicia) pot(estate) XVII imp(eratori) VI co(n)s(uli) VI p(atri) p(atriae) / ad declarandum quantae altitudinis / mons et locus tant[is oper]ibus sit egestus – Übersetzung: ›Senat und Volk von Rom [weihen diese Säule] dem Imperator Caesar Nerva Traianus Augustus, Sohn des Nerva, dem Sieger über Germanen und Daker, pontifex maximus, Inhaber der tribunizischen Amtsgewalt zum 17. Mal, sechs Mal als siegreicher Feldherr akklamiert, sechsfacher Konsul, Vater des Vaterlandes, um die Höhe des Berges und des Geländes deutlich zu machen, die für diese Baumaßnahme abgetragen worden sind.‹ Siehe hierzu auch Cass. Dio 68,16,3; vgl. Ekkehard Weber, Die Inschrift der Trajanssäule, in: Fritz Mitthoff/Günther Schörner (edd.), Columna Traiani – Traianssäule. Siegesmonument und Kriegsbericht in Bildern. Beiträge der Tagung in Wien anlässlich des 1900. Jahrestages der Einweihung, 9.–12. Mai 2013 (Tyche Sonderband 9), Wien 2017, 193–197.

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war.659 So avancierte die zunächst in der Tradition der Ehren- und Siegesmonumente verortete Säule nach dem Tod des princeps unmittelbar zu einem Monument der Apotheose, das dem neuen Staatsgott inmitten der Hauptstadt des Reiches eine Präsenz verlieh, die in der Geschichte des römischen Prinzipats ohne Vorbild war. Angesichts der Bedeutung einer Beisetzung intra urbem und des ambivalenten Charakters des Monuments stellt sich die unvermeidliche Frage, »ob eine Bestattung in der Säule bereits von Trajan selbst konzipiert und ihm zu seinen Lebzeiten vom Senat konzediert wurde oder ob diese erst auf Hadrian zurückgeht.«660 Die Antwort hierauf fällt dabei eindeutiger aus, als man auf den ersten Blick vermuten könnte: Wie aus den archäologischen Befunden hervorgeht, war die im Sockel der Säule befindliche Grabkammer offenbar bereits von Anfang an vorgesehen und somit Teil des ursprünglichen Konzepts der Gesamtanlage.661 Während das Forum selbst der Öffentlichkeit nach Ausweis der fasti Ostienses zu Beginn des Jahres 112 übergeben wurde, beging man die offizielle Einweihung der Säule am 12. Mai des folgenden Jahres.662 Ausgehend von diesen Angaben stehen die Errichtung und Einweihung der Säule in einem unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang mit den bereits näher behandelten Vergöttlichungen Marcianas und des älteren Trajan, in denen sich – zumindest in der Retrospektive – die erste Formulierung des herrscherlichen Anspruchs auf Göttlichkeit erkennen lässt.663 Vor diesem Hintergrund erweist sich die Konzeption des Grabmonuments als bis dato sinnfälligster Ausdruck der Vorstellung, wonach 659 Vgl. Paul Zanker, Das Trajansforum in Rom, in: AA 1970, 499–544; siehe hierzu auch James E. Packer, Trajan’s Forum Again: The Column and the Temple of Trajan in the Master Plan Attributed to Apollodorus (?), in: JRA 7 (1994), 163–182; Seelentag 2004, 393–404. 660 Wesch-Klein 1993, 111f. Als Nachfolger bzw. Adoptivsohn des Verstorbenen musste Hadrian zweifellos in besonderer Weise vom göttlichem Nimbus seines Vorgängers profitieren, weshalb man die Entscheidung, die sterblichen Überreste Trajans im Sockel der Säule beizusetzen, wiederholt auf Hadrian selbst zurückgeführt hat, vgl. Heinz Kähler, Hadrian und seine Villa bei Tivoli, Berlin 1950, 90f.; Giuseppe Lugli, La tomba di Traiano, in: Omagiu lui Constantin Daicoviciu cu prilejul împlinirii a 60 de ani, Bukarest 1960, 333–338; Amanda Claridge, Hadrian’s Column of Trajan, in: JRA 6 (1993), 5–22; siehe auch WeschKlein 1993, 112. 661 Vgl. Zanker 1970, bes. 532f., der sich auf die archäologischen Untersuchungen von Giacomo Boni beruft (vgl. Ders., Esplorazione del Forum Ulpium, in: NSA 4 [1907], 361–427; Ders., Trajan’s Column, in: PBA 3 [1907], 93–98) und sich hiermit gegen Lugli 1960 und Kähler 1950, 90f., wendet, die den Bau und die Konzeption nicht auf Trajan, sondern auf Hadrian zurückführen; siehe auch Richard 1966, 356 mit Anm. 1; sowie Davies 2000, 30– 34 und 127–135 (mit weiterführenden Literatur). Cassius Dio (68,16,3) formuliert vor diesem Hintergrund wie folgt: καὶ ἔστησεν ἐν τῇ ἀγορᾷ καὶ κίονα μέγιστον, ἅμα μὲν ἐς ταφὴν ἑαυτῷ, ἅμα δὲ ἐς ἐπίδειξιν τοῦ κατὰ τὴν ἀγορὰν ἔργου – Übersetzung Veh: »Und auf dem Forum errichtete er [Trajan] eine Riesensäule, die zugleich als Grabmal für ihn wie auch zum Gedenken an seine Leistung auf diesem Platze dienen sollte.« 662 FOst J 33f. und 55f. 663 Vgl. Kap. 4.2.1.3.

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Die Bahnung der eigenen Apotheose

die eigene posthume Apotheose auch ohne das Zutun eines designierten Nachfolgers zu erreichen war – wenn auch zunächst nur im verdeckten Modus der polyvalenten Bezüge.664 In dieser Hinsicht nur konsequent erwies sich auch die – je nach Perspektive – Einbindung bzw. Einbringung des Senats in solche Entscheidungen, die den Anspruch des Herrschers auf posthume Göttlichkeit unterstrichen und ihm den Weg zur Apotheose bahnten. Während bereits die beiden Erhebungen Marcianas und des älteren Trajan unter die römischen Staatsgötter auf entsprechende Senatsbeschlüsse zurückgingen, trat die Senatorenschaft zudem in Gemeinschaft mit dem Volk von Rom explizit als Stifter des kaiserlichen Grabmonuments in Erscheinung, dessen Anlage innerhalb des pomerium somit ebenso abgesichert war.665 Nach Helga Gesche kam die senatorische Zustimmung zur Errichtung der Säule intra urbem angesichts der zuvor skizzierten Implikationen »beinahe dem Zugeständnis einer posthumen Apotheose«666 gleich, womit ein Eindruck formuliert ist, der sich durchaus berechtigt darstellt und unweigerlich an die für Caesar im Jahr 44 v. Chr. gefassten Beschlüsse denken lässt; wichtig ist an dieser Stelle jedoch die vorgenommene Einschränkung: ›beinahe‹. In der Rückschau der Ereignisse erweist sich die posthume Erklärung Trajans zum divus als folgerichtiger Abschluss eines bereits zu Lebzeiten des Kaisers vorgezeichneten und vor allem in den letzten Jahren seiner Herrschaft entschlossen beschrittenen Weges. In Hinblick auf die schon im plinianischen ›Panegyricus‹ aufgezeigte Perspektive der posthumen Apotheose wurde die Stellung Trajans Schritt für Schritt in einer Weise aufgewertet, welche die Anerkennung der herrscherlichen divinitas in Form eines senatorischen Konsekrationsbeschlusses immer mehr in greifbare Nähe rücken ließ.667 Ist diesbezüglich bereits auf die Bedeutung der Vergöttlichung von Mitgliedern der kaiserlichen Familie verwiesen worden, soll im Folgenden abschließend eine Adressierung des Kaisers in den Fokus gerückt werden, die sich als vielsagender 664 Zanker 1970, 542, sieht es im Übrigen als Verdienst Apollodors von Damaskus an – den er als Architekten des Monuments vermutet (vgl. Cass. Dio 69,4,1) –, dass es gelang, »die zu Lebzeiten nicht erwünschten Sinnbezüge, die monumentale Manifestation der Apotheose und deren Begründung durch seine [Trajans] Siege, vorzubereiten, ohne sie ganz zu enthüllen.« 665 Zanker 1970, 530f. und 542, hebt in diesem Zusammenhang hervor, dass der eigentliche Zweck der Säule in der entsprechenden Weihinschrift (CIL VI 960) bewusst kaschiert wird, indem man dort die eher eigentümlich anmutende Aussage formuliert, wonach das Monument lediglich errichtet worden sei, um auf die mit der Anlage des Forums einhergehenden Geländeabtragungen aufmerksam zu machen. Kähler 1950, 90, hingegen sieht in dieser Formulierung gerade den Beleg dafür, dass die Säule zunächst nicht als Grabmonument des Kaisers vorgesehen war, womit er der wohl intendierten Wirkungsabsicht folgt; vgl. Gesche 1968, 53 mit Anm. 136. 666 Gesche 1968, 53 mit Anm. 136; vgl. Arce 1990, 83–89. 667 Plin. paneg. 24,5; 35,4; 52,1f.

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Ausdruck einer zunehmenden Bereitschaft der Senatoren begreifen lässt, dem herrscherlichen Anspruch auf Göttlichkeit zu genügen: gemeint ist die Ansprache Trajans als optimus. Nach Marcel Durry lassen sich hinsichtlich der Verwendung dieses Titels dabei insgesamt drei Phasen voneinander unterscheiden, die gleichsam im Sinne einer stufenweisen Steigerung der Ansprache zu verstehen sind.668 Ist Trajan bereits unmittelbar zu Beginn seiner Herrschaft im Zusammenhang mit weiteren Ehrungen vom Senat der Name optimus angetragen worden, fand er hiernach in Gestalt einer im Jahr 103 einsetzenden Münzserie mit der durchgängig verwendeten Rückseitenlegende SPQR OPTIMO PRINCIPI als Teil der Reichsprägung auch Eingang in die Medien der kaiserlichen Repräsentation.669 Den Höhepunkt dieser Entwicklung markierte schließlich die Aufnahme des Titels in die offizielle Herrschertitulatur, die aufgrund des Quellenbefundes wohl in die erste Hälfte des Jahres 114 zu datieren ist.670 Der bereits für einige vorangegangene principes 668 Vgl. Marcel Durry, Pline le Jeune – Panégyrique de Trajan (Collection d’études anciennes), Paris 1938, 231f.; siehe auch Hammond 1957, 42–45. 669 Die genauen Umstände der Verleihung lassen sich heute nicht mehr im Einzelnen rekonstruieren. Zu Beginn und am Ende seiner auf Trajan gehaltenen Lobrede greift Plinius den Beschluss jedoch explizit auf und führt ihn sogleich auf eine Entscheidung des Senats (Plin. paneg. 2,7: illud additum a nobis OPTIMI cognomen; 88,5: adoptavit te optimus princeps [Nerva] in suum, senatus in OPTIMI nomen) bzw. des Senats und Volks von Rom (Plin. paneg. 88,4: Senatus Populusque Romanus OPTIMI tibi cognomen adiecit) zurück; vgl. Seelentag 2004, 241f. Zur Münzserie siehe auch Woytek 2010, 16. 670 Die genaue Datierung ist in der Forschung umstritten. Zu den frühesten Zeugnissen, in denen sich der optimus-Titel als Bestandteil der offiziellen Kaisertitulatur Trajans greifen lässt, zählen zwei Militärdiplome aus Dakien, die im Frühjahr des Jahres 114 ausgegeben worden sind (RMD IV 225; 226: 3./4. Mai) und in denen der Titel offenbar nachträglich in die erste Zeile eingetragen wurde, siehe RMD IV, 619f. (Appendix IV); sowie Barbara Pferdehirt, Römische Militärdiplome und Entlassungsurkunden in der Sammlung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (Katalog vor- und frühgeschichtlicher Altertümer 37), 2 Bde., Mainz 2004, 44–49, Nr. 16. Während Kienast/Eck/Heil 2017, 117, die offizielle Aufnahme des Titels in ihrer Übersicht dementsprechend schlicht »vor dem 3./4. Mai 114« datieren, halten es die Herausgeber des RMD für wahrscheinlich, dass Trajan den Titel noch vor seinem Aufbruch zum Partherfeldzug annahm: »This was probably on 27 October 113, the anniversary of his adoption by Nerva« (RMD IV, 620). In der älteren Forschung (d. h. vor der Entdeckung der genannten Militärdiplome) ist dagegen zumeist die zweite Augusthälfte des Jahres 114 ins Auge gefasst worden, vgl. Thérèse Frankfort, Trajan Optimus. Recherches de chronologie, in: Latomus 16 (1957), 333f.; Hammond 1957, 43 mit Anm. 149. Eine Münzserien aus Alexandria aus dem – nach ägyptischer Zählung – 18. Regierungsjahr des Kaisers (also ab dem 29. August des Jahres 114) nennt den Titel (in seiner griechischen Entsprechung als ΑΡΙ(ΣΤΟΣ)) noch nicht, vgl. Joseph Vogt, Die Alexandrinischen Münzen. Grundlegung einer alexandrinischen Kaisergeschichte, 2 Bde., Stuttgart 1924, 66. Karl Strobel kommt dementsprechend zu folgendem Ergebnis: »Rechnet man die Vorlaufszeit und den notwendigen Austausch von Anweisungen und Schreiben, so dürften Beschluss und Annahme des Optimus-Namens Ende Juni erfolgt sein« (Ders., Kaiser Trajan. Eine Epoche der Weltgeschichte, 2., überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Auflage, Regensburg 2019, 438 und 448 mit Anm. 12). In Auseinandersetzung mit den genannten

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Die Bahnung der eigenen Apotheose

belegte, bislang aber nur inoffiziell gebrauchte Titel zeichnete sich dabei durch eine Mehrdeutigkeit aus, die in der Kommunikation zwischen dem Kaiser und den Senatoren gezielt forciert werden konnte, um im Diskurs über die herrscherliche divinitas sowohl in affirmativer wie auch in paränetischer Weise eingesetzt zu werden.671 Die Polyvalenz der Semantik zeigt sich schon im ›Panegyricus‹ des Plinius.672 Gemäß der offenbar nur kurz zuvor erfolgten Antragung des Titels adressiert Plinius den neuen princeps im Rahmen seiner im Senat gehaltenen Lobrede gleich mehrfach als optimus.673 Unmittelbar zu Beginn seiner laudatio deutet er dabei einen Sinnbezug an, der das Potenzial des Titels in seiner numinosen Dimension verdeutlicht. Im Abstand von wenigen Sätzen verwendet Plinius den Titel gleichermaßen für die Ansprache des Herrschers wie für die Anrufung Iuppiters.674 Die Annäherung Trajans an den als Iuppiter Optimus Maximus höchsten römischen Staatsgott lässt dabei – neben einer eher allgemeinen göttlichen Aufwertung des Kaisers675 – eine Spezifik erkennen, die sich insbesondere im semantischen Gehalt des optimus-Titels greifen lässt und von Plinius auch konkretisiert wird: Merito tibi ergo post ceteras appellationes haec est addita, ut maior. Minus est enim, imperatorem et Caesarem et Augustum, quam omnibus imperatoribus et Caesaribus et Augustis esse meliorem. Ideoque ille parens hominum deorumque OPTIMI prius, deinde MAXIMI nomine colitur. Quo praeclarior laus tua, quem non minus constat optimum esse, quam maximum.676

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Befunden sowie eines weiteren Diploms (CIL XVI 61) kommt Pferdehirt 2004, 46f., zu dem Schluss, »daß Traian den Titel nicht allzulange vor Mitte Juli 114 n. Chr. angenommen hat.« Zum epigraphischen Befund des Titels vor dem Sommer des Jahres 114 siehe darüber hinaus Witschel 2011, 102 mit Anm. 254. Laut Cassius Dio (68,23,1f.) soll Trajan dem so in seine Kaisertitulatur eingegangenen optimus-Titel unter all den anderen Namen, die ihm vom Senat verliehen worden waren, die größte Bedeutung beigemessen haben. Als optimus princeps wurden zuvor etwa Tiberius (Vell. 2,126,5; Val. Max. 2, praef.; CIL VI 902; 904; 3675 = 30856 = 39833 = ILS 3783; CIL XI 3517 = ILS 145; CIL XI 3872 = ILS 159; SEG XXVI 1392), Caligula (Sen. dial. 9,14,4 [ironisch]; Suet. Cal. 22,1), Claudius (Plin. epist. 8,6,10; 8,6,13; CIL X 1401 = ILS 6043), Nero (Sen. clem. 1,19,9 [nur optimus]; CIL X 7852 = ILS 5947) und Domitian (CIL X 444 = ILS 3546; CIL XVI, 146, 12 = ILS 9059) bezeichnet; vgl. Wirszubski 1950, 153f.; Regula Frei-Stolba, Inoffizielle Kaisertitulaturen im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr., in: MH 26,1 (1969), 18–39, hier 21–31; Kenneth H. Waters, Traianus Domitiani Continuator, in: AJPh 90,4 (1969), 385–405, hier 396f.; Fell 1992, 46–51. Siehe hierzu Seelentag 2004, 241–247. Plin. paneg. 1,2; 2,7; (7,5); 36,1; 44,2; 53,2; 56,1; 74,3; 83,3–8; 88,10; 89,1; 91,1; 92,4; 94,2; 95,4. Plin. paneg. 1,2: optimo principi; 1,6: Iuppiter optime. Siehe etwa Plin. paneg. 1,3: Quod enim praestabilius est aut pulchrius munus deorum, quam castus et sanctus et diis simillimus princeps? – Übersetzung Kühn: »Denn welches Geschenk der Götter ist großartiger oder herrlicher als ein Princeps, der in seiner untadeligen Lauterkeit seinerseits den Göttern gleicht?« Plin. paneg. 88,7f. – Übersetzung Kühn: »Also ist zu deinen anderen Titeln verdientermaßen dieser hinzugekommen als ein noch höherer. Denn wenn man Kaiser, Caesar, Augustus ist,

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Als anerkanntermaßen bester aller principes kommt Trajan Iuppiter gleich.677 Gemäß dem meritokratischen Gedanken der Institution der Kaiserapotheose lässt sich hierin die Andeutung einer Perspektive erkennen, die dem Herrscher den Weg zur eigenen Göttlichkeit weist. Das in der gesamten Rede zum Ausdruck kommende Bemühen, Trajan in seinen Taten und Tugenden eine exzeptionelle, d. h. übermenschliche bzw. göttliche Qualität zuzusprechen oder vielmehr zu attestieren, lässt sich fast im Sinne eines Bewerbungsschreibens lesen: Als optimus princeps hat sich Trajan »das Recht auf eine posthume Divinisierung«678 bereits erworben. Der außerordentliche Vorzug der Ansprache des Kaisers als optimus lag jedoch nicht zuletzt darin begründet, dass der Titel gleichfalls in einer Weise akzentuiert werden konnte, die gerade die civilitas des Adressaten in den Fokus rückte. Bereits zu Beginn seiner Rede weiß Plinius auch diese Konnotation zu forcieren, indem er in Bezug auf die Frage, welche Qualitäten des neuen princeps am ehesten zu rühmen seien, Folgendes ausführt: Quid nos ipsi? divinitatem principis nostri, an humanitatem, temperantiam, facilitatem, ut amor et gaudium tulit, celebrare universi solemus? Iam quid tam civile, tam senatorium, quam illud additum a nobis OPTIMI cognomen? quod peculiare huius et proprium arrogantia priorum principum fecit.679

Während die Ansprache des Herrschers als optimus – wie zuvor erwähnt – Trajan einerseits mit Iuppiter assoziiert und somit in die Nähe der Götter rückt, fokussiert Plinius an dieser Stelle die Menschlichkeit (humanitas), Mäßigung (temperantia) sowie die Umgänglichkeit (facilitas) des neuen princeps. In dieser Hinsicht stellt sich die Verleihung des optimus-Titels geradezu als Auszeichnung für einen Herrscher dar, der sich insbesondere als Bürger und Senator, d. h. als aristokratischer Standesgenosse, die Hochachtung der Senatsvertreter erwirbt und sich somit deutlich von der Überheblichkeit (arrogantia) früherer Kaiser abhebt. Wenn auch nur implizit, verweist Plinius hiermit einmal mehr auf das negative Gegenbild Domitians, dem in Hinblick auf die Kommunikation zwibedeutet das nicht so viel, wie man wenn man besser ist als alle Kaiser, Caesaren und Augusti zusammen. Darum wird ja auch jener Vater der Götter und Menschen zuerst unter dem Namen ›der Beste‹, dann erst unter dem Namen ›der Größte‹ verehrt. Um so strahlender ist dein Ruhm; denn du bist anerkanntermaßen genauso der Beste wie der Größte.« 677 Siehe auch Plin. paneg. 80,3–5. 678 Gesche 1968, 53 mit Anm. 136. 679 Plin. paneg. 2,7 – Übersetzung Kühn: »Wie aber halten es wir, die Senatoren? Ist es die erhabene Göttlichkeit unseres Princeps, die wir alle zusammen zu feiern pflegen, oder, wie Liebe und Freude es uns eingeben, seine Menschlichkeit, Bescheidenheit und Freundlichkeit? Welcher Beiname ist so rein auf einen Bürger und Senator gemünzt wie der, den wir ihm gegeben haben: Optimus, der Beste? Das ist zum ganz persönlichen Eigennamen dieses Princeps geworden, allein schon durch den Gegensatz zur Überheblichkeit früherer Principes.«

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Die Bahnung der eigenen Apotheose

schen Trajan und den Senatoren im vorliegenden Zusammenhang eine wesentliche Bedeutung zukommt. Stellt man die Fallbeispiele Domitians und Trajans abschließend einander gegenüber, könnte man auf der Grundlage der herausgearbeiteten Gesichtspunkte zu der Einsicht gelangen, dass zumindest in Bezug auf die göttliche Überhöhung des Kaisers »die Unterschiede zwischen beiden Herrschern so gewaltig nicht waren«680 oder mehr noch, dass Trajan in mancher Hinsicht gar über seinen als pessimus princeps stigmatisierten Vorgänger hinausgegangen war.681 Der wohl entscheidende Unterschied bestand im vorliegenden Zusammenhang darin, dass sowohl der neue Kaiser als auch die Senatoren aus ihren mit Domitian gemachten Erfahrungen offenbar bestimmte Schlüsse gezogen hatten und dementsprechend in einer Weise interagierten, die von einem gewissen Augenmaß für die sich aus dem (auch von Trajan keineswegs aufgegebenen) herrscherlichen Anspruch auf Göttlichkeit ergebenden Herausforderungen zeugt. Während Trajan sich etwa demonstrativ von Domitian abzusetzen versuchte, indem er – wie aus dem Beispiel Martials hervorgegangen ist – im Zweifelsfall sogar im Rahmen der Panegyrik formulierte, allzu überhöhende Ansprachen entschieden zurückwies und sich darum bemühte, gegenüber den Senatoren betont bescheiden aufzutreten, lässt sich auch auf Seiten des Senats ein Vorgehen erkennen, das darauf ausgelegt war, die Fehler der Vergangenheit zu vermeiden. Vor dem Hintergrund der sich aus einer zu Lebzeiten Domitians allzu deutlichen Positionierung gegenüber der kaiserlichen divinitas ergebenden Schwierigkeiten und Probleme nach dem Tod des letzten Vertreters der flavischen Kaiserdynastie wählte man nun unter dem neuen Herrscher eine Kommunikationsstrategie, die einerseits die Ansprüche Trajans bediente, andererseits aber im Nachhinein weniger verbindlich erscheinen musste als im Falle Domitians, den man explizit als dominus et deus überhöht hatte. Die in diesem Kontext vom Senat gefassten Beschlüsse und formulierten Ansprachen zeichneten sich dabei durch eine Doppelbödigkeit aus, die uns besonders anschaulich am Beispiel der so genannten Trajanssäule sowie der Verleihung des optimus-Titels an den Kaiser entgegentritt. Während die von Senat und Volk gestiftete Säule, die in ihrer Konzeption von Anfang an als Grabmal des princeps vorgesehen war, zunächst als konventionelles Ehren- bzw. Siegesmonument zu gelten hatte, offenbarte sich ihr Charakter als Monument der Apotheose erst nach dem vom Senat zugestandenen posthumen Triumph sowie dem Beschluss der consecratio. Auch 680 Clauss 2001, 133; vgl. ebd., 133–138. Ähnlich Zanker 1970, 543, der in diesem Zusammenhang von einer »gleiche[n] Absolutsetzung des Herrschers« spricht. 681 Waters 1969, 396, zufolge ging Trajan in seinem Streben, sich den Göttern anzunähern, noch über Domitian hinaus: »but [Trajan] went further in suggesting a close relationship between himself and the gods«, wobei sich der Autor hierbei in besonderer Weise auf die Annahme des optimus-Titels bezieht.

Zusammenfassung

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der bereits zu Beginn der Herrschaft Trajans vom Senat verliehene und schließlich in die offizielle Titulatur des Kaisers aufgenommene Titel optimus entfaltete erst nach dem Tod des princeps einen Sinn, der die offizielle Aufnahme Trajans unter die römischen Staatsgötter als gewissermaßen vorbestimmten Schlusspunkt einer regelrechten (göttlichen) Erfolgsgeschichte erschienen ließ.

4.3. Zusammenfassung In Hinblick auf die eigene Apotheose konnte es keine Garantien geben. Erst recht galt dies für solche Vertreter des Prinzipats, denen es nicht gelang, einen Nachfolger zu positionieren, der den Göttlichkeitsanspruch des Vorgängers auch posthum gegenüber dem Senat vertreten und ihm letztlich auch in Form der Initiative und Durchsetzung des offiziellen Beschlusses der consecratio genügen konnte. Zumindest im Rahmen des hier zu untersuchenden Zeitraums der ersten beiden Jahrhunderte ist kein einziger princeps nach seinem Tod unter die Staatsgötter erhoben worden, dessen Thronfolge am Ende nicht geregelt war.682 Mag man hierin ex negativo zunächst eine Bestätigung des Postulats Herodians erkennen, wonach nur diejenigen Herrscher vergöttlicht wurden, deren Söhne ihnen auf den Thron nachfolgten, ist doch unübersehbar, welche Bedeutung der Perspektive der consecratio innerhalb der Kommunikation zwischen princeps und Senat schon zu Lebzeiten des Herrschers zukam.683 Im vorliegenden Kapitel ist demgemäß die Frage erörtert worden, inwiefern es einem Kaiser grundsätzlich möglich war, die eigene Apotheose zu forcieren bzw. zu erreichen, ohne dabei auf das Agens eines Nachfolgers angewiesen sein zu müssen. Angesichts des Umstands, dass aus Sicht des Herrschers erst die senatorische Anerkennung der eigenen divinitas in Form des offiziellen Beschlusses der consecratio jene Legitimität bieten konnte, die nötig schien, um den eigenen Status als divus wirksam – d. h. für die Nachwelt verbindlich – festzuschreiben, rücken hier unweigerlich Aushandlungen in den Fokus, die zwischen den Vertretern des Senats als beschlussfassendem Gremium wie dem princeps selbst (und seinem Umfeld) anzunehmen sind, sich jedoch aufgrund der Brisanz der Thematik und der Tatsache, dass die jeweiligen Akteure kein wirkliches Interesse

682 Mit Beginn der severischen Zeit verliert dieses (empirisch fundierte) Paradigma seine Gültigkeit: Mit der consecratio des Pertinax (im Jahr 193) sowie der des Commodus (im Jahr 195) bricht erstmalig Septimius Severus mit den Verhältnissen des hier in den Fokus gerückten Untersuchungszeitraums; auch die consecratio Caracallas folgt einem anderen Muster. 683 Vgl. Herodian. 4,2,1, dem die Fallbeispiele des Pertinax, Commodus und Caracalla durchaus bekannt waren.

228

Die Bahnung der eigenen Apotheose

daran haben konnten, diese auch sichtbar werden zu lassen, im Spiegel der Quellen gemeinhin nur indirekt greifen lassen. Die in diesem Kontext zu verortenden Bekundungen gegenüber der Göttlichkeit des Kaisers treten dabei am deutlichsten im Beschluss von Ehrungen zutage, in denen sich der Herrscher auf seinem Weg zur Apotheose gewissermaßen bestätigt sehen konnte. Besonders konstruktiv erwies sich hier etwa die Vergöttlichung von Angehörigen der kaiserlichen Familie, die gemäß der vor allem im Frühen Prinzipat wirkmächtigen Vorstellung des caelestis sanguis unmittelbar auf die Person bzw. Gottheit des princeps selbst einwirkte und in ihrer Prägung als Affirmation der herrscherlichen divinitas häufig durch panegyrische Bekundungen flankiert war. Die in der literarischen Überlieferung immerhin angedeuteten Vorbehalte gegenüber solchen Erhöhungen machen jedoch deutlich, wie komplex wir uns jene Aushandlungsprozesse vorzustellen haben, die den stets konsensual gefassten Senatsbeschlüssen vorausgingen.684 Während es im Interesse des Kaisers lag, den Senat bereits zu Lebzeiten zu derart deutlichen und exponierten – d. h. im öffentlichen Diskurs hinterlegten – Stellungnahmen zu bewegen, dass sich die eigene posthume consecratio geradezu folgerichtig ausnahm, kam es den Senatoren zu, den im Einzelfall mal mehr und mal weniger offensiv vertretenen (den Akteuren jedoch stets bewussten) herrscherlichen Anspruch auf Göttlichkeit in einer Weise zu bedienen, die geeignet schien, die hiermit verbundenen Herausforderungen zu meistern. Musste der Senatorenschaft einerseits daran gelegen sein, dem kaiserlichen Streben nach divinitas im Sinne der paränetisch wirksamen Perspektive der Apotheose zumindest zu einem gewissen Grad zu entsprechen, barg eine allzu deutliche Positionierung ein nicht unerhebliches Risiko. So hätte eine zu große bzw. zu offensichtliche Diskrepanz zwischen den Bekundungen zu Lebzeiten des Herrschers und der posthumen Entscheidung über dessen Status die Glaubwürdigkeit und Integrität des Senats in einer Weise infrage gestellt, die durchaus das Potenzial besaß, das für das Funktionieren des Prinzipatssystems so zentrale (Vertrauens-)Verhältnis zwischen princeps und Senatorenschaft nachhaltig zu stören. Wie im Rahmen der konfrontativen Behandlung der beiden Fallbeispiele Domitians und Trajans gezeigt werden konnte, begegnete man der Problemstellung schließlich in Gestalt einer Kommunikationsstrategie, die darauf ausgelegt war, mehrdeutige Sinnbezüge herzustellen und diese kontextabhängig zu forcieren. Die Polyvalenz der Semantik bot den beteiligten Akteuren die Möglichkeit, ihre eigene Agenda zu verfolgen und beinhaltete somit aus Sicht des Herrschers ausdrücklich die 684 Der kaiserliche Anspruch auf Göttlichkeit bot dementsprechend auch ein prädestiniertes Feld zur Austragung innersenatorischer Auseinandersetzungen, wie etwa aus dem behandelten Fall Thraseas ersichtlich geworden ist, vgl. Kap. 4.1.

Zusammenfassung

229

Perspektive, die eigene posthume Erhebung unter die römischen Staatsgötter auch ohne einen geeigneten Thronfolger zu erreichen.

5.

Der Bestand der posthumen Göttlichkeit

Das herrscherliche Streben nach divinitas war jenseits politischer Überlegungen in seiner Konsequenz und der Bereitschaft, das Ziel der eigenen Apotheose, wenn nötig, auch gegen etwaige Widerstände durchzusetzen und somit das Risiko von Konflikten in Kauf zu nehmen, deren Ausgang ungewiss war, vor allem in der Perspektive begründet, das eigene Andenken in besonderer Weise (d. h. in Form der kultischen Verehrung) im Gesichtskreis der Nachgeborenen verankert zu wissen.685 Das Prestige der durch den senatorischen Beschluss der consecratio institutionalisierten Bewahrung und Pflege der herrscherlichen memoria, der stets der Gedanke der aeternitas innewohnte, stand auch den nachfolgenden Kaisern klar vor Augen und musste so erstrebenswert erscheinen, wie es auf der anderen Seite zu vermeiden galt, das Schicksal der so genannten mali principes zu erleiden.686 Während sich die Affirmation der posthumen Göttlichkeit in ihrer offiziellen Entsprechung, d. h. in der kultischen Verehrung der Staatsgötter, in zahlreichen und vielfältigen Zeugnissen greifen lässt, findet sich ein anderer, für das Verständnis der Thematik wesentlicher Aspekt dagegen kaum repräsentiert: gemeint ist die grundsätzlich denkbare Möglichkeit, wonach sich die weitreichende Entscheidung eines Konsekrationsbeschlusses im Nachhinein als Hypothek erweisen konnte und somit (in welcher Weise auch immer) zu revidieren war. Die Annahme eines solchen Szenarios ergibt sich schon aus den bis hierher gewonnenen Einsichten. Konnte die Rechtmäßigkeit einer Vergöttlichung bereits zum Zeitpunkt ihrer Beschlussfassung derart offensichtlich infrage stehen, dass uns die betreffenden Vorbehalte durch die antiken Autoren überliefert sind, mag es im Zusammenhang eines Herrscher- oder Dynastiewechsels mitunter zu einer Neubewertung der fraglichen Fälle gekommen sein – mit dem Ergebnis, dass ein einmal gefasster Beschluss nicht länger opportun erschien. Besonders exponiert stellen sich hier die Vergöttlichungen von Angehörigen eines Kaisers dar, dessen 685 Vgl. Kap. 2.2. 686 Vgl. Gradel 2002, 305–311; Seelentag 2004, 462–467.

232

Der Bestand der posthumen Göttlichkeit

eigenes Divinisierungsprojekt gescheitert war.687 Doch schon die Erklärung des Herrschers zum Staatsgott konnte – wie aus der näheren Betrachtung der ›Apocolocyntosis‹ Senecas hervorgegangen ist – zum Gegenstand der Diskussion gemacht werden.688 Die retrospektive Auseinandersetzung mit dem göttlichen Status bestimmter divi und divae war jedoch keineswegs unproblematisch. Jenseits der Überlegung, wonach eine Neubewertung der Eignung eines bzw. einer Verstorbenen zur Staatsgottheit vor allem in einer zeitlichen Nähe zum Beschluss der consecratio zweckmäßig erscheinen musste, in dieser Konstellation aber naturgemäß auch am ehesten zu Verstimmungen führen konnte, ist zugleich danach zu fragen, welche Relevanz einem solchen Vorgehen in Hinblick auf die Einrichtung der Vergöttlichung selbst zukam. Aus Sicht der Senatoren barg ein allzu leichtfertiges Handeln hierbei das Risiko, die eigene Integrität zu untergraben und somit auch das gesamte Anliegen der Kaiserapotheose zu gefährden. Wie nämlich hätte die für das Verhältnis und die Interaktion zwischen princeps und Senat so wichtige Perspektive der posthumen Apotheose aufrechterhalten werden können, wenn sich der Kaiser nicht sicher sein konnte, selbst im Falle eines Konsekrationsbeschlusses dauerhaft als divus zu gelten und als solcher von der Nachwelt verehrt zu werden? Im vorliegenden Kapitel soll vor dem Hintergrund dieser Überlegungen erörtert werden, unter welchen Bedingungen sich der Beschluss der Vergöttlichung im Nachhinein als Problem erweisen konnte, und welche Möglichkeiten den jeweiligen Akteuren zur Verfügung standen, hiermit konkret umzugehen. Ausgehend von einigen allgemeinen Betrachtungen zur Geltung der consecratio werden im Folgenden dementsprechend ausgewählte Fallbeispiele fokussiert, die aufgrund ihrer Darstellung im Spiegel der antiken Literatur sowie weiteren Anhaltspunkten im Befund der uns überlieferten Quellenzeugnisse besonders geeignet erscheinen, den Bestand der im Konsekrationsbeschluss manifestierten posthumen Göttlichkeit näher zu untersuchen.

5.1. Die Normativität der consecratio Die sakralrechtlich gültige Aufnahme unter die Staatsgötter bildete in Rom die consecratio, die vom Senat beschlossen wurde. Erst mit dem Vorgang der ›Weihe‹, d. h. der in der Praxis des Kultakts vollzogenen Überweisung des bzw. der Verstorbenen aus dem Geltungsbereich des ius humanum in den des ius divinum, gelangten die göttlichen Anwärter und Anwärterinnen zu ihrem Recht 687 Vgl. Kap. 4.2.1; siehe hierzu auch Vössing 2020, 36f. 688 Vgl. Kap. 3.2.

Die Normativität der consecratio

233

und erhielten einen Platz im Pantheon.689 Die sich im öffentlichen Staatskult als offiziell erweisende posthume Göttlichkeit war ohne Vorbehalt.690 So erreichte man in der kultischen Verehrung der zahlreichen vergöttlichten Herrscher und Mitglieder ihrer Familien eine Kontinuität, die zur Ausbildung einer geradezu kanonisch anmutenden Reihe von divi und divae führte, denen man dabei – sowohl im Einzelnen als auch im Gesamten – noch lange Zeit nach ihrem Tod gedachte und regelmäßig opferte. Von besonderem Interesse sind in diesem Zusammenhang vor allem die Aufzeichnungen der so genannten Arvalbrüder, jenes Priesterkollegiums, das für die rituelle Ausübung des öffentlichen Staatskultes in Rom verantwortlich zeichnete und in dieser Funktion für die für den Kult selbst konstitutive Darbringung der entsprechenden Opfer und vota zuständig war.691 Wie aus dem fragmentarisch erhaltenen Tätigkeitsbericht dieses Kollegiums, den Arvalakten, hervorgeht, umfasste die Verehrung im Rahmen des Staatskultes im Jahr 183 insgesamt 16, in den Jahren 218 und 224 jeweils insgesamt 20 divi und divae, deren Namen allerdings nicht aufgeführt werden.692 Im Vergleich zur Anzahl der 689 Vgl. Wissowa 1900, 896; Ders., Religion und Kultus der Römer (Handbuch der klassischen Altertums-Wissenschaft in systematischer Darstellung 5, Abteilung 4), 2. Auflage, München 1912, 380–409; Pekáry 1985, 107–115; Kierdorf 1986b, 46–49; Clauss 2001, 357–368; siehe hierzu auch Gai. inst. 2,2; 2,5. 690 Wissowa 1900, 896, spricht in diesem Zusammenhang ganz explizit von einer »dauernde[n] Überweisung« aus dem Rechtsbereich des ius humanum in den des ius divinum. 691 Vgl. John Scheid, Romulus et ses frères. Le collège des frères arvales, modèle du culte public dans la Rome des empereurs (Bibliothèque des Écoles Françaises d’Athènes et de Rome 275), Rom 1990; Ders. 1998 (= CFA). 692 CFA Nr. 94 (183), col. II, Z. 5f. und 14 (= CIL VI 2099 und 32386 = ILS 5047): item ante Caesareum divis n(umero) XVI verbec(es) immolavit n(umero) XVI; CFA Nr. 100a (218), Z. 4 (= CIL VI 2104 und 32388): item ante Caesar{a}eum divis n(umero) XX verbec(es) n(umero) XX; CFA Nr. 105b (224), Z. 12f. (= CIL VI 2107 und 32390): et ante Caesar(eum) Genio / d(omini) n(ostri) Severi Alexanri Aug(usti) t(aurum) a(uratum) item divis n(umero) XX verbec(es) XX. Die Nennung der jeweils gleichen Anzahl von Opfertieren macht deutlich, dass jeder Staatsgott sein eigenes Opfer erhielt. Auch wenn die Namen der entsprechenden divi und divae selbst ungenannt bleiben, haben sich in der Forschung zwei Hauptmeinungen zur Rekonstruktion herausgebildet. Gemäß der ersten sollen die verzeichneten Opfer den folgenden Staatsgöttern zugekommen sein: Augustus, Livia, Claudius, Poppaea, Vespasian, Titus, Nerva, Trajan, Plotina, Hadrian, Sabina, Antoninus Pius, Faustina der Älteren, Lucius Verus, Marc Aurel, Faustina der Jüngeren; mit Blick auf die Jahre 218 und 224 wären hiernach Commodus, Pertinax, Septimius Severus und Caracalla zu ergänzen, so etwa schon bei Gaetano Marini, Gli atti e monumenti de’ fratelli Arvali: scolpiti gia` in tavole di marmo ed ora raccolti, diciferati e comentati, Rom 1795, 387; AFA, 148f. (Henzen 1874); Mommsen 1952, 818 mit Αnm. 1; zuletzt bei John Scheid (ed.), Commentarii Fratrum Arvalium Qui Supersunt. Les copies épigraphiques des protocoles annuels de la Confrérie Arvale (21 av.– 304 ap. J. C.) (Roma Antica 4), avec la collaboration de Paola Tassini et Jörg Rüpke, Rom 1998, 268f.; sowie Clauss 2001, 374f.; siehe auch Émile Beurlier, Le culte rendu aux empereurs romains, Paris 1890, 75f. (mit Matidia der Älteren statt Poppaea). In Auseinandersetzung mit dem Feriale Duranum (siehe unten) hat man dagegen zum anderen

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Der Bestand der posthumen Göttlichkeit

uns bis dato überlieferten consecrationes ergibt sich dabei eine auffällige Diskrepanz.693 Im Bemühen, den Bestand der Staatsgötter für die genannten Jahreszahlen zu rekonstruieren, lässt sich ein 1931/32 bei Ausgrabungen in der römischen Garnisionsstadt Dura-Europos in Mesopotamia gefundener PapyrusKalender aus der Regierungszeit Severus Alexanders heranziehen, der uns einen detaillierten Überblick über die seinerzeit verehrten Herrscher und Mitglieder der herrscherlichen Familie bietet.694 Das für den Dienstgebrauch der cohors XX Palmyrenorum angefertigte Dokument, das nach seinem Fundort als Feriale Duranum bekannt geworden ist, verzeichnet die für den Kult der Soldaten zentralen Fest- und Gedenktage und nennt dabei auch stets die alljährlich zu erbringenden Opfer und Gebete; ein großer Teil der Einträge betrifft dabei die Verehrung der divi und divae.695 Die hier gebotene, bis auf divus Iulius zurückgehende Reihe von Staatsgöttern, denen man in der Regel zum Geburtstag und im Falle vergöttlichter Kaiser mitunter zum Herrschaftsantritt bestimmte Opfer darbrachte, umfasst insgesamt 17 Namen, ist allerdings nicht ganz vollständig, da sich die Übersicht leider nur bis zum Ende des Monats September erhalten hat.696 So fehlen mit Vespasian

693 694

695

696

Marciana und Matidia der Älteren den Vorzug gegenüber Livia und Poppaea gegeben, vgl. Robert O. Fink/Allan S. Hoey/Walter F. Snyder, The Feriale Duranum (Yale Classical Studies 7), New Haven/London 1940, 182 mit Anm. 866; Oliver 1949, 35; siehe auch Temporini 1978, 247f. Laut James F. Gilliam ist mit Blick auf das Jahr 224 zudem noch Iulia Domna zu ergänzen, die den Platz von Sabina oder Faustina der Jüngeren eingenommen haben könnte, vgl. Ders., On Divi under the Severi, in: Jacqueline Bibauw (ed.), Hommages à Marcel Renard (Collection Latomus 102), Bd. 2, Brüssel 1969, 284–289. Vgl. Tabelle (›Liste der Staatsgötter‹) im Anhang. Fink/Hoey/Snyder 1940 (Erstveröffentlichung mit ausführlichem Kommentar); Fink 1971, 422–429 (Nr. 117); John Helgeland, Roman Army Religion, in: ANRW II 16.2 (1978), 1470–1505, hier 1481–1488; siehe auch Duncan Fishwick, Dated Inscriptions and the Feriale Duranum, in: Syria 65,3–4 (1988), 349–361; Barbara M. Reeves, The Feriale Duranum, Roman Military Religion, and Dura-Europos: A Reassessment, Buffalo 2004. Zur Kultpraxis der Heeresreligion und zur Bedeutung des soldatischen Festkalenders siehe Arthur D. Nock, The Roman Army and the Roman Religious Year, in: HThR 54,4 (1952), 187–252; James F. Gilliam, The Roman Military Feriale, in: HThR 47,3 (1954), 183–196; Thomas Pekáry, Das Opfer vor dem Kaiserbild, in: BJ 186 (1986), 91–103; siehe auch Oliver Stoll, ›Offizier und Gentleman‹. Der römische Offizier als Kultfunktionär, in: Klio 80,1 (1998), 134–162, bes. 152–154 und 160f.; zur Situation in Dura-Europos selbst siehe Lucinda Dirven, The Palmyrenes of Dura-Europos. A Study of Religious Interaction in Roman Syria (Religions in the Graeco-Roman World 138), Leiden 1999, 183–188. Der dies natales ist dabei für folgende Staatsgötter verzeichnet: Caesar, Augustus, Claudius, Trajan, Hadrian, Antoninus Pius, Marc Aurel, Commodus, Pertinax, Septimius Severus und Caracalla; im verlorenen Teil sind zudem Vespasian, Titus, Nerva und Lucius Verus zu vermuten. Der dies imperii scheint dagegen nur in bestimmten Fällen gefeiert worden zu sein – verzeichnet sind hier: Trajan, Antoninus Pius, Lucius Verus und Marc Aurel, Septimius Severus und Caracalla; der von Fink 1971 ergänzte Eintrag für Nerva kann dabei nicht als gesichert gelten, vgl. Herz 1978b, 1168f. und 1194. Auch bei den Staatsgöttinnen lässt sich eine Auswahl feststellen – mit Geburtstag genannt sind hier: Marciana, Matidia die

Die Normativität der consecratio

235

und Titus etwa zwei divi, deren Geburtstage sich klar in die verlorenen Monate verorten lassen und dementsprechend unberücksichtigt bleiben.697 Das Fehlen anderer Namen scheint dagegen andere Gründe zu haben. So fällt auf, dass lediglich divae der severischen und der legitimatorisch eng mit ihr verbundenen antoninischen Dynastie genannt sind, wohingegen die Staatsgöttinnen der iulisch-claudischen und flavischen Dynastie gänzlich fehlen; auch der Sohn Domitians und der Vater Trajans sind nicht genannt.698 Dass es sich hierbei keineswegs um einen Zufall der Überlieferung handeln kann, ist evident. Ältere, Faustina die Ältere sowie Iulia Maesa; einer weiteren Person gilt darüber hinaus ein fragmentarischer Eintrag (zum 8. Januar). Während man den divi gemeinhin einen Ochsen als Opfer darbrachte, ehrte man die divae mit einer supplicatio – zur Art dieser Opferhandlung siehe Fink/Hoey/Snyder 1940, 190–202; Rudolf Freudenberger, Das Verhalten der römischen Behörden gegen die Christen im 2. Jahrhundert – dargestellt am Brief des Plinius an Trajan und den Reskripten Trajans und Hadrians (Münchener Beiträge zur Papyrusforschung und antiken Rechtsgeschichte 52), München 1967, 124–126; Gérard Freyburger, La supplication d’action de grâces sous le Haut-Empire, in: ANRW II 16.2 (1978), 1418–1439; Ders., Supplication grecque et supplication romaine, in: Latomus 47,3 (1988), 501–525, hier 515–523. 697 Vespasians Geburtstag lässt sich dabei auf den 17. November (FPhiloc. = CIL I, 354; vgl. Suet. Vesp. 2,1), der des Titus auf den 30. Dezember (FPhiloc. = CIL I, 356; vgl. Suet. Tit. 1) datieren. Zum Fehlen der beiden flavischen Kaiser trägt außerdem der Umstand bei, dass ihre dies imperii, die durchaus im abgebildeten Zeitraum zu verorten sind, in severischer (und womöglich bereits in antoninischer) Zeit offenbar nicht mehr gefeiert wurden, vgl. Herz 1978b, 1166–1168. Dass darüber hinaus auch für die beiden iulischen divi Augustus und Claudius kein dies imperii genannt ist, könnte gleichfalls mit einem derartigen Verfahren zu erklären sein, wobei ein Datum für Augustus ohnehin nur schwer zu bestimmen war und Claudius seinerzeit offensichtlich darauf verzichtet hatte, seinen Herrschaftsantritt feierlich zu begehen, da dieser mit der Ermordung seines Neffen Caligulas zusammenfiel, vgl. Cass. Dio 60,12,4. Auch die Geburtstage der beiden divi Nerva (8. November: FPhiloc. = CIL I, 356; vgl. Cass. Dio 68,4,2) und Lucius Verus (15. Dezember: FPhiloc. = CIL I, 356; vgl. HA Verus 1,8) fallen – wie auch derjenige des amtierenden Kaisers Severus Alexander (1. Oktober: FPhiloc. = CIL I, 352) – in die Zeit zwischen Oktober und Dezember. 698 Während die Nichtnennung der beiden divi, deren Geburtsdaten unbekannt sind, keineswegs verwundern kann, erscheint auch die Reihe der genannten divae durchaus konsistent. Blickt man nämlich auf die antoninischen und severischen Staatsgöttinnen, die nicht namentlich genannt werden – Plotina, Sabina, Faustina die Jüngere und Iulia Domna –, fällt auf, dass deren Geburtstage allgemein nicht überliefert sind und somit ohne Weiteres im Bereich der fehlenden Monate vermutet werden können. Während eine von ihnen mit jener diva zu identifizieren ist, deren Geburtstag am 8. Januar gefeiert wurde (siehe oben), nennt ein antoninischer Papyruskalender (P. Oslo 77,12) für den 4. Dezember den Geburtstag einer weiteren Staatsgöttin. Das für Faustina die Jüngere häufig angeführte Geburtsdatum am 16. Februar lässt sich dabei insofern als Einwand vernachlässigen, als diese Angabe auf eine umstrittenen Notiz des im fünften Jh. schreibenden Polemius Silvius zurückgeht, CIL I, 337: natalis Faustinae uxoris Antonini, vgl. Herz 1975, 32; siehe auch Fink/Hoey/Snyder 1940, 157. Zur Überlieferung der fasti Polemii Silvii siehe allgemein Henri Stern, Le Calendrier de 354. Étude sur son texte et ses illustrations, Paris 1953, 32–41; Elizabeth S. Dulabahn, Studies on the ›Laterculus‹ of Polemius Silvius, Bryn Mawr 1987; Jörg Rüpke, Kalender und Öffentlichkeit. Die Geschichte der Repräsentation und religiösen Qualifikation von Zeit in

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Der Bestand der posthumen Göttlichkeit

In Auseinandersetzung mit diesem Befund hat James H. Oliver die Vorstellung geprägt, dass zwischen den Status der Staatsgötter noch zu differenzieren sei.699 Während namentlich die vergöttlichten Kaiser in ihrer divinitas gewissermaßen volle Anerkennung genossen hätten, sei dies bei vergöttlichten Mitgliedern ihrer Familien (zumindest potenziell) anders gewesen, sodass Oliver in diesem Zusammenhang sogar von ›second-class‹ divi und divae spricht.700 Im Gegensatz zu den vergöttlichten Herrschern hätte der Status dieser Staatsgötter im Laufe der Zeit flexibel gehandhabt werden können – insbesondere dann, wenn ein regierender Kaiser in der jeweiligen Ab- oder Aufwertung einen legitimatorischen Nutzen sah. Problematisch ist, dass Oliver die von ihm postulierten Rangunterschiede auch sakralrechtlich begründet sieht, obwohl eine solche Annahme in den uns überlieferten Zeugnissen keinerlei Rückhalt findet.701 Die Nichtnennung bestimmter Namen bleibt dementsprechend vielmehr damit zu erklären, dass den betreffenden Staatsgöttern im Rahmen der Repräsentation des Herrschers schlicht eine untergeordnete Rolle zukam, weshalb man davon absehen konnte, Rom (Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten 40), Berlin 1995, 151–160; Konrad Weidemann/Margarete Weidemann, Römische Staatskalender aus der Spätantike. Die von Furius Dionisius Filocalus und Polemius Silvius überlieferten römischen Staatskalender und deren historische Einordnung (Monographien des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 130), Mainz 2016, 199–269. Der Umstand der allein aufgrund der dynastischen Zugehörigkeit vorgenommenen Differenzierung offenbart sich auch mit Blick auf die genannten dies imperii, die lediglich im Falle severischer und antoninischer principes feierlich begangen wurden. Dass Hadrian, Commodus und Pertinax in diesem Zusammenhang nicht berücksichtigt sind, erscheint trivial: Während der Herrschaftsantritt des Pertinax am 1. Januar wohl von den Feierlichkeiten zum Jahresbeginn überlagert wurde, sind Hadrian und Commodus im verlorenen Teil zu vermuten. Zwar folgte Hadrian Trajan am 11. August in der Herrschaft nach, doch scheint sich die Idee des dies imperii später auf den 13. Dezember verschoben zu haben, wie etwa aus der Feier seiner Vicennalia an diesem Datum hervorgeht (P. Oslo 77,15f.), wohingegen ludi votivi decennales für den 20. Oktober überliefert sind (FOst Mc 15f.), vgl. Marguerite Rachet, Decennalia et Vicennalia sous la dynastie des Antonins, in: REA 82, 3–4 (1980), 200–242, hier 204–207; anders bei André Chastagnol, Les jubilés décennaux et vicennaux des empereurs sous les Antonins et les Sévères, in: RN 26 (1984), 104–124, hier 106f. mit Anm. 9; siehe auch Fündling 2006, 1087f. Auch Commodus folgte seinem Vater zwar am 17. März in der Herrschaft nach, doch scheint sich in seinem Fall die Idee des dies imperii später auf den 27. November verschoben zu haben, wie etwa anhand der Feier seiner Decennalia an diesem Datum ersichtlich wird, die von seiner ersten imperatorischen Akklamation (noch unter Marc Aurel) am gleichen Tag des Jahres 176 ausgeht (HA Comm. 2,4; 12,4; Aur. 16,1), vgl. Rachet 1980, 223–234; Chastagnol 1984a, 110–112. 699 Vgl. Oliver 1949. Zur Rezeption dieser Idee siehe etwa Syme 1958, 223 mit Anm. 2; Hammond 1959, 225 mit Anm. 33; Garzetti 1974, 697. 700 Vgl. Oliver 1949, 36 (Traianus pater), 37 und 39 (Marciana), 39 (Agrippa), sowie 39f. (Germanicus). 701 Eine dezidierte Einordnung bzw. Widerlegung der jeweiligen Punkte, die hier nicht im Detail geleistet werden kann und soll, findet sich – ausgehend vom Fall Marcianas – bei Temporini 1978, 246–255; siehe hierzu auch Clauss 2001, 137.

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sie namentlich aufzuführen; eine wie auch immer geartete Abwertung oder Aberkennung ihres göttlichen Status lässt sich – zumindest auf Grundlage des Feriale Duranum – nicht feststellen. Der Versuch, von der Berücksichtigung bzw. Nichtberücksichtigung bestimmter Namen in den uns überlieferten Zeugnissen mehr oder weniger unmittelbar auf den jeweiligen Bestand der Staatsgötter zu schließen, ist durchaus naheliegend, erweist sich bei näherer Betrachtung allerdings als schwierig. Während sich die Vorstellung einer offiziellen und vollständigen Liste sämtlicher im Staatskult als divi und divae verehrten Herrscher und Mitglieder ihrer Familien ideell noch am ehesten mit der Tradition der Arvalakten in Verbindung bringen lassen würde, erscheinen die übrigen, hierfür infrage kommenden Zeugnisse mit einer solchen Zuschreibung schlicht überfrachtet.702 Im Bemühen, das kaiserliche Pantheon seiner Zeit zu rekonstruieren, sind wir dementsprechend auf Befunde angewiesen, die in ihrer Zusammenschau nicht nur aus

702 Die Vorstellung einer solchen Götterliste manifestiert sich nicht zuletzt in der Auseinandersetzung mit der literarischen Überlieferung. So spricht Cassius Dio (60,4,6) im Zusammenhang der gegen Caligulas Andenken ergriffenen Maßnahmen (siehe oben) von einem κατάλογος τῶν αὐτοκρατόρων, der jene Kaiser umfasste, denen man seinerzeit bei Eiden und Gebeten regelmäßig gedachte: καὶ διὰ ταῦτα τὸ μὲν ὄνομα αὐτοῦ οὐκ ἔστιν ἐν τῷ καταλόγῳ τῶν αὐτοκρατόρων ὧν μνήμην ἐπί τε τοῖς ὅρκοις καὶ ἐπὶ ταῖς εὐχαῖς ποιούμεθα, ὥσπερ οὐδὲ τὸ τοῦ Τιβερίου, οὐ μέντοι καὶ ἐκ δόγματος ἀτιμίαν οὐδέτερός σφων ὦφλε. – Übersetzung Veh: »So kommt es, daß der Name des Gaius in der Liste der Kaiser, deren wir bei unseren Eiden und Gebeten gedenken, ebensowenig wie der des Tiberius erscheint; und doch ist keiner der beiden Herrscher auf Grund eines offiziellen Beschlusses geächtet.« Es handelt sich hierbei wohl um eine Liste jener vergöttlichter Herrscher, die in den Eidesformeln römischer Magistrate enthalten waren, vgl. Herrmann 1968, 48 mit Anm. 97; Clauss 2001, 225–227; siehe hierzu allgemein Herrmann 1968. Im Rahmen seiner Aurelian-Biographie erwähnt der Autor der ›Historia Augusta‹ (Aurelian. 42,3f.) zudem einen index publicus, eine Auflistung von ›guten‹ Kaisern, die gleichfalls im Sinne einer offizielle Götterliste verstanden wurde und wird, siehe unten. Selbst in den Arvalakten wird ein solcher index nicht expliziert, wobei deren Aussagekraft in dieser Hinsicht ohnehin zu relativieren ist – wie etwa Clauss 2001, 389, in Bezug auf die genannten summarischen Angaben für die Jahre 183, 218 und 224 deutlich formuliert: »Die Arvalbrüder konnten ohnehin nicht sämtlichen Gottheiten opfern, so daß eine Auswahl jederzeit möglich war.« Wie unten noch zu zeigen sein wird, scheint es selbst vor dem Ende der Praxis der namentlichen Aufführung der divi und divae, die uns letztmalig unter Vitellius im Jahr 69 (CFA Nr. 40) überliefert ist, unzulässig, von der Nichtnennung allein auf eine Kultabschaffung zu schließen: Während etwa Clauss 2001, 389, im genannten Eintrag, in dem Opfer für divus Augustus, diva Augusta und divus Claudius verzeichnet sind, einen Beleg dafür sieht, dass die beiden Staatsgöttinnen Claudia und Poppaea nach dem Tod Neros wieder »verschwanden«, kommt Bickermann 1974, 366, mit Blick auf diesen und weitere Einträge (AFA, 69; 104; 187) in ähnlicher Weise zu folgendem Schluss: »The cult of the divae of the Julian dynasty, even the state cult of Livia, was abolished by Vespasian in A.D. 70, and the worship of two Flavian divae was obviously abandoned after the end of the dynasty, in A.D. 96.« Siehe auch Hekster 2009, 104; Kragelund 2010, 559.

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überlieferungsgeschichtlichen Gründen ein widersprüchliches Gesamtbild ergeben.703 Um das Jahr 250 ließ etwa Kaiser Decius eine Serie von Konsekrationsmünzen prägen, die dem Andenken ›nur‹ elf seiner vergöttlichten Vorgänger gewidmet war.704 Während sich auf jeder Vorderseite das von einer Namensumschrift umgebene Porträt des jeweiligen divus findet, trägt jede Rückseite die Abbildung eines Adlers als Symbol der Apotheose bzw. eines Altars als Symbol der kontinuierlichen Verehrung, umschrieben mit der Legende CONSECRATIO.705 Welche Kriterien der Auswahl genau zugrunde lagen, lässt sich heute kaum mehr klären; dass hiermit jedoch eine ›offizielle Liste‹ der seinerzeit öffentlich verehrten vergöttlichten Herrscher dokumentiert worden sei, wie etwa Harold Mattingly vermutet hat, ist schon angesichts der auffälligen Selektivität der Reihe wenig überzeugend.706 703 Eine besonders anschauliche Darstellung in tabellarischer Form bietet dabei Bonamente 1991, 63 (tab. 4), der an anderer Stelle in diesem Zusammenhang »differenze che fanno dubitare dell’esistenza di una ratio costante« konstatiert, Ders., Optimi principes – Divi nell’Historia Augusta, in: Lavinia Galli Milic´/Nicole Hecquet-Noti (edd.), Historiae Augustae Colloquium Genevense. In Honorem F. Paschoud Septuagenarii. Les traditions historiographiques de l’antiquité tardive: idéologie, propagande, fiction, réalité (HAC N.S. 11), Bari 2010, 63–82, hier 78 mit Anm. 82. 704 RIC IV-3 (Decius) 77–98; siehe hierzu auch Harold Mattingly, The Coins of the ›Divi‹, issued by Trajan Decius, in: NC 9 (Serie 6) (1949), 75–82. Die überlieferten Münzen sind dabei Augustus, Vespasian, Titus, Nerva, Trajan, Hadrian, Antoninus Pius, Marc Aurel, Commodus, Septimius Severus und Severus Alexander gewidmet. Sowohl für Augustus als auch für Vespasian ist uns zudem noch je eine weitere Münze überliefert: Während die Vorderseiten der Gestaltung der übrigen Münzen entsprechen, weisen die Rückseiten eine alternative Legende auf, die mit der jeweils gebotenen Darstellung korrespondiert: VICTORIA AVG(usti) für Augustus sowie IVNONI MARTIALI für Vespasian, RIC IV-3 (Decius) 99f. Siehe hierzu auch Olivier J. Hekster, Emperors and Ancestors. Roman Rulers and the Constraints of Tradition (Oxford Studies in Ancient Culture and Representation), Oxford 2015, 222–224. Bei den von Decius nicht berücksichtigten vergöttlichten Vorgängers handelt es sich um Claudius, Lucius Verus, Pertinax, Caracalla sowie Gordian I.–III. Gilliam 1969, 287 mit Anm. 3, spricht irrtümlich davon, dass Decius in seiner Prägereihe alle vergöttlichten Kaiser berücksichtigt habe; Hekster 2015, 222, scheint Lucius Verus und Caracalla schlicht zu übergehen. Angesichts der Tatsache, dass im Bestand der uns überlieferten Münzen stets beide Rückseitenmotive repräsentiert sind und auch die Anzahl der Fundmünzen durchaus als aussagekräftig gelten darf (Recherche über http://numismatic s.org/ocre [03. 07. 2022]), erscheint die Wahrscheinlichkeit, dass weitere Prägungen für die genannten ›fehlenden‹ Staatsgötter verloren sind, äußerst gering. 705 Zum Symbolgehalt des Adlers siehe Bickermann 1929, 9–13; Geyer 1967. 706 Mattingly 1949, 76: »It is evidently an official list of the ›Divi‹ as recognized at the time of issue, whether compiled then or going back to earlier lists.« Diese Aussage scheint Mattingly durch seinen vorangehenden Satz allerdings selbst weitgehend zu relativieren, indem er feststellt, »(a) that some ›Divi‹ are omitted – Claudius I, Lucius Verus, Pertinax; (b) that some ›Divi‹ are added to the usual list – Commodus and Severus Alexander«. Siehe demgegenüber Clauss 2001, 375: »Die Auswahl läßt sich ebensowenig begründen wie die Zahl selbst; zu vermuten ist allenfalls, daß Decius zusammen mit diesen Staatsgöttern und der Person

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Selbst in der näheren Betrachtung der auf uns gekommenen kalendarischen Zeugnisse, in denen die Festtage der divi und divae verzeichnet sind, offenbaren sich trotz oder gerade wegen der Erwartung einer gewissen Vergleichbarkeit hinsichtlich der Anzahl und der Konstellation der berücksichtigten Staatsgötter im Laufe der Zeit mitunter große Unterschiede: Während sich etwa im Feriale Duranum (d. h. im erhaltenen Zeitraum von Januar bis September) insgesamt 13 divi und vier divae zählen lassen, denen man zu bestimmten Tagen gedachte bzw. opferte, verzeichnet ein aus Theveste in Africa stammender, fragmentarisch erhaltener Kalender aus der Regierungszeit Caracallas wenigstens neun Tage, die sich mit kultisch begangenen dies natalis von vergöttlichten Herrschern in Verbindung bringen lassen.707 Im ›Chronographen von 354‹ ist uns unter dem Titel natales Caesarum schließlich eine Geburtstagsliste überliefert, in der insgesamt 18 vergöttlichte Kaiser Berücksichtigung finden.708 Die jeweiligen Unterschiede im greifbaren Bestand der Staatsgötter lassen sich dabei keineswegs allein mit der sukzessiven und naturgemäßen Erweiterung des kaiserlichen Pantheons begründen: So sind einige divi schlicht übergangen worden, ohne dass

seiner eigenen Gottheit auf zwölf Gottheiten kommen wollte.« Zur Bedeutung dieser Zahlensymbolik siehe unten. 707 CIL VIII 1859. Bei den betreffenden Kaisern handelt es sich um Augustus (col. iii,16: VIIII K OCT – 23. September), Claudius (col. iii,8: KAL AVG – 1. August), Trajan (col. iii,14: XIIII K OCT – 18. September), Hadrian (col. i,4: VIIII K FEB – 24. Januar), Antoninus Pius (col. iii,15: XIII K OCT – 19. September), Marc Aurel (col. iii,2: VI K MAI – 26. April), Commodus (col. iii,10: PR K SEP – 31. August), Pertinax (col. iii,8: KAL AVG – 1. August); vgl. Snyder 1940, 297–317, bes. 306f.; siehe auch Nock 1952, 229f. 708 FPhiloc. = CIL I, 356. Als divi sind ausdrücklich genannt: Augustus, Vespasian, Titus, Nerva, Trajan, Hadrian, Lucius Verus, Pertinax, Septimius Severus, Severus Alexander, Gordian III., Claudius Gothicus, Aurelian, Probus, Constantius I. und Konstantin der Große. Erwähnt werden außerdem: Aelius Caesar, Antoninus Pius und Marc Aurel, wobei die letzten beiden ohne divus-Titel erscheinen. Der Geburtstag des regierenden Kaisers Constantius II. findet ebenfalls Berücksichtigung. Zum Codex selbst, der gemeinhin dem Kalligraphen Furius Dionysius Filocalus zugeschrieben wird, siehe ausführlich Stern 1953; Michele R. Salzman, On Roman Time. The Codex-Calendar of 354 and the Rhythms of Urban Life in Late Antiquity (The Transformation of the Classical Heritage 17), Berkeley/Los Angeles/ Oxford 1990; Johannes Divjak/Wolfgang Wischmeyer, Das Kalenderhandbuch von 354. Der Chronograph des Filocalus, 2 Bde., Wien 2014; Weidemann/Weidemann 2016 (dazu: Johannes Divjak, Rezension: Konrad Weidemann/Margarete Weidemann, Römische Staatskalender aus der Spätantike. Die von Furius Dionisius Filocalus und Polemius Silvius überlieferten römischen Staatskalender und deren historische Einordnung [Monographien des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 130], Mainz 2016, in: Plekos 22 [2020], 95– 107); eine prägnante Behandlung des Kalenders bieten zudem Peter L. Schmidt, Der Bildkalender des Filocalus, in: Reinhart Herzog (ed.), Restauration und Erneuerung. Die lateinische Literatur von 284 bis 374 n. Chr. (Handbuch der lateinischen Literatur der Antike 5), München 1989, 178–180, und Rüpke 1995, 90–94. Zur Frage des Status von Aelius Caesar siehe Bonamente 1991, 79–82.

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sich ihr Status zwischenzeitlich erkennbar verändert hätte;709 jenseits von überlieferungsgeschichtlichen Kautelen ist dieser Befund erklärungsbedürftig. Ein in seinen Implikationen äußerst aufschlussreiches Zeugnis stellt vor diesem Hintergrund eine Textpassage am Ende der Aurelian-Biographie der ›Historia Augusta‹ dar, die nicht zuletzt aufgrund ihrer vermeintlichen Beiläufigkeit besondere Beachtung verdient: Quid hoc esse dicam, tam paucos bonos extitisse principes, cum iam tot Caesares fuerint? Nam ab Augusto in Diocletianum Maximianumque principes quae series purpuratorum sit, index publicus tenet. Sed in his optimi ipse Augustus, Fl(avius) Vespasianum, Fl(avius) Titus, Cocceius Nerva, divus Traianus, divus Hadrianus, Pius et Marcus Antonini, Severus Afer, Alexander Mammaeae, divus Claudius et divus Aurelianus.710

Im Rahmen dieses Einschubs zum Gegenstand der boni und mali principes berichtet uns der Autor der ›Historia Augusta‹ von einer öffentlichen Herrscherliste, in der die Reihe der purpurati, der ›Purpurträger‹, bis auf Diokletian und Maximian verzeichnet ist.711 In der Forschung hat man diesen index publicus 709 Besonders deutlich zeigt sich dies mit Blick auf die – im Gegensatz zu den Kalendern aus Dura-Europos und Theveste – vollständig überlieferte Auflistung der natales Caesarum im ›Chronographen von 354‹: So fehlen hier Claudius und Commodus (die beide sowohl im Feriale Tebessa erschlossen werden können als auch im Feriale Duranum genannt sind), Caracalla (der im Feriale Duranum genannt ist), sowie die beiden älteren Gordiane. Auch eine recht triviale Überlegung sollte in diesem Kontext zumindest Erwähnung finden: Während etwa Cassius Dio (60,4,6) in der ersten Hälfte des dritten Jhs. noch bemerkt, dass die Namen der beiden Kaiser Tiberius und Caligula nicht im κατάλογος τῶν αὐτοκρατόρων enthalten sind, obwohl sie – wie betont wird – nicht aufgrund eines Beschlusses mit Memoriastrafen belegt worden waren, berichtet der Autor der ›Historia Augusta‹ fiktiv von der Vergöttlichung Getas (Geta 2,6–9) und erklärt an späterer Stelle (Max. Balb. 4,2f.), dass er Widersprüchliches zur Authentizität der consecratio Gordians II. gelesen habe. Das Wissen um die Schicksale der Herrscher nimmt mit wachsendem zeitlichen Abstand und – hiermit teils einhergehend – mit immer schwieriger werdendem Zugang zu den entsprechenden Dokumenten merklich ab. 710 HA Aurelian. 42,3f. – Übersetzung Hohl: »Woran mag es nur liegen, daß es so wenige gute Regenten gegeben hat in einer so langen Reihe von Kaisern? Von Augustus bis auf die Kaiser Diokletian und Maximian verzeichnet ja der Staatskalender die Reihe der Purpurträger. Die besten unter ihnen waren Augustus selbst, Flavius Vespasianus, Flavius Titus, Cocceius Nerva, der vergöttlichte Trajan, der vergöttlichte Hadrian, die Antonine Pius und Marcus, der Afrikaner Severus, Alexander, der Sohn der Mamaea, der vergöttlichte Claudius [Gothicus] und der vergöttlichte Aurelian.« 711 Zur Verwendung des Begriffs purpuratus innerhalb der ›Historia Augusta‹ siehe Alfons Rösger, Zur Herrscherterminologie der Historia Augusta: princeps und purpuratus, in: Bonner Historia-Augusta-Colloquium 1977/1978 (Antiquitas, Reihe 4: Beiträge zur HistoriaAugusta-Forschung 14), Bonn 1980, 179–201, hier 186–201; während hiermit allgemein der Herrscher bezeichnet ist, sieht Alfons Rösger in der vorliegenden Textstelle eine besondere Kategorie von Herrschern gemeint, »nämlich nur die legal zur Herrschaft gelangten« (ebd., 189). Gemäß dieser Lesart vermutet er im index publicus eine offizielle Herrscherliste – ähnlich der im ›Chronographen von 354‹ unter der Überschrift imperia Caesarum erhaltenen (= MGH AA IX, 145–148); siehe auch Ders., Usurpatorenviten in der Historia Au-

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mitunter mit der Vorstellung einer offiziellen Liste der im Staatskult verehrten vergöttlichten Herrscher in Verbindung gebracht, deren Geburtstage – gemäß dem im ›Chronographen von 354‹ enthaltenen Katalog der natales Caesarum – alljährlich feierlich begangen worden sind.712 Die genannten Kaiser bilden indes nicht die Gesamtheit der divi ab.713 Schon innerhalb der ›Historia Augusta‹ wird an anderer Stelle von consecrationes berichtet, die in der vorliegenden Auflistung nicht berücksichtigt sind.714 So wird an dieser Stelle lediglich eine Auswahl geboten, deren zugrunde liegendes Kriterium offen genannt ist: Nur Herrscher, die

gusta, in: Bonner Festgabe Johannes Straub zum 65. Geburtstag am 18. Oktober 1977, dargebracht von Kollegen und Schülern (Beihefte der Bonner Jahrbücher 39), Bonn 1977, 359–393, hier 386; sowie Paschoud 1996, ad loc., 198. Giorgio Bonamente setzt purpurati gemäß seiner Lesart (siehe unten) im vorliegenden Kontext dagegen mit divi gleich, vgl. Ders., L’apoteosi degli imperatori romani nell’Historia Augusta, in: MGR 15 (1990), 257– 308, hier 262; Ralf Behrwald hebt dabei mit Blick auf die oben behandelten Geburtstagslisten einen Gedanken hervor, in dem sich beide Positionen gleichermaßen widerspiegeln: »der Gedanke an die Sukzession legitimer Herrscher, die jedes Jahr in Erinnerung treten.« (Ders., Festkalender der frühen Kaiserzeit als Medien der Erinnerung, in: Hans Beck/HansUlrich Wiemer [edd.], Feiern und Erinnern. Geschichtsbilder im Spiegel antiker Feste [Studien zur Alten Geschichte 12], Berlin 2009, 141–166, hier 158f.). 712 Vgl. Bonamente 1990, 261f.; Ders. 1991, 66–70; Ders. 2010, 77f.; siehe hierzu zuletzt Matthias Haake, ›In Search of Good Emperors.‹ Emperors, Caesars, and Usurpers in the Mirror of Antimonarchic Patterns in the Historia Augusta – Some Considerations, in: Henning Börm/Wolfgang Havener (edd.), Antimonarchic Discourse in Antiquity (Studies in Ancient Monarchies 3), Stuttgart 2015, 269–303, hier 275: »There are good reasons to assume that the author of the Historia Augusta actually based his list of boni or optimi principes on an index publicus, potentially a kind of ›public‹ calendar, drawing on such an ›official‹ document to list the canonical emperors who were designated divine in the author’s time – and thus permanently, not just temporarily, recognized as ›good‹.« Ernst Hohl verwendet in seiner Übersetzung der Stelle vor diesem Hintergrund (in Rückgriff auf Rösger 1980, 189) den Begriff ›Staatskalender‹. 713 Nicht genannt sind (bis einschließlich Diokletian und Maximian): Claudius, Lucius Verus, Commodus, Pertinax, Caracalla, Gordian I.–III., Decius, Trebonianus Gallus, Valerian, Gallienus, Probus, Carus, Numerian, Diokletian und Maximian; vgl. Tabelle (›Liste der Staatsgötter‹) im Anhang. 714 Neben Caesars Erhebung zum Staatsgott (Avid. 11,6) überliefert uns der Autor der ›Historia Augusta‹ auch die Vergöttlichungen der folgenden, in der Liste nicht enthaltenen Kaiser: Lucius Verus (Aur. 15,3f.; 20,1f.), Commodus (Comm. 17,11; Sept. Sev. 11,3f.; 12,8; 19,3), Pertinax (Pert. 14,10; Sept. Sev. 7,8; 17,5), Caracalla (Carac. 11,5f.; Opil. 5,9; 6,4; 6,8f.), Gordian I. und II. (Maximin. 24,2f.; 26,3; 26,5; Gord. 16,4; Max. Balb. 4,1; vgl. 4,2f.), Gordian III. (Gord. 31,3; 34,2f.), Valerian (Gall. 10,5), und Probus (Probus 23,5). Nicht erwähnt werden dagegen die Vergöttlichungen der folgenden Kaiser: Decius, Trebonianus Gallus, Gallienus, Carus und Numerian; Claudius, Diokletian und Maximian liegen außerhalb des Betrachtungszeitraums des Werkes. Die gleichfalls überlieferte Vergöttlichung Getas (Geta 2,6–9) ist fiktiv, vgl. Géza Alföldy, Der Sturz des Kaisers Geta und die antike Geschichtsschreibung, in: Bonner Historia-Augusta-Colloquium 1970 (Antiquitas, Reihe 4: Beiträge zur Historia-Augusta-Forschung 10), Bonn 1972, 19–51.

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als boni bzw. optimi principes zu gelten hatten, sind aufgeführt.715 Diese Differenzierung erscheint insofern bemerkenswert, als der senatorische Beschluss der consecratio ja gerade in der Qualität des Verstorbenen und seiner Verdienste begründet war; am offiziellen Status der nicht genannten divi änderte dies freilich nichts. Die grundsätzlich denkbare Möglichkeit, dass die Liste der vergöttlichten Kaiser in Auswahl angeführt werden konnte, ohne dass hiermit zugleich die divinitas der jeweils nicht genannten, posthum unter die Staatsgötter versetzten Herrscher negiert worden wäre, ist auch in Hinblick auf den allgemeinen Befund der voneinander abweichenden Götterlisten überzeugend. Dies leuchtet umso mehr ein, wenn man sich vor Augen hält, um was es eigentlich ging: nämlich nicht um eine um Vollständigkeit bemühte Dokumentation eines wie auch immer gearteten index publicus divorum, sondern um die Anknüpfung an die guten Vorgänger. Die im Spiegel der uns überlieferten Zeugnisse augenfällige Nachrangigkeit der Staatsgöttinnen gegenüber den vergöttlichten Herrschern fügt sich hier passend ein.716 Das Potenzial dieser Bezugnahme erschöpfte sich dabei keineswegs in der Demonstration von pietas als kaiserliche Tugend.717 In der Anknüpfung an die vergöttlichten Vorgänger bot sich dem princeps die Möglichkeit, sich gleichsam in eine göttliche Traditionslinie einzustellen, deren Kontinuität im Rahmen der eigenen Repräsentation nutzbar gemacht werden konnte. Ein in seiner Konsequenz besonders eindrucksvolles Zeugnis für ein derartiges Fortwirken bildet die Genealogie des Septimius Severus, der durch eine fingierte Abstammung von Marc Aurel unmittelbar an die Vorgängerdynastie der Adoptivkaiser bzw. Antoninen anschloss und infolge seiner ›Selbstadoption‹ auf eine äußerst erlesene Ahnenreihe zurückgreifen konnte:718 715 Laut Divjak/Wischmeyer 2014, 93, dürfte dieses Kritierum zudem auch für die Zusammenstellung der im ›Chronographen von 354‹ enthaltenen Liste der natales Caesarum »von entscheidender Bedeutung« gewesen sein. 716 Die in diesem Zusammenhang verschiedentlich angeführte Nichtberücksichtigung der Staatsgöttinnen in den leges municipales (siehe etwa Bonamente 1991, 71) hat dagegen wohl einen anderen Grund: So ging es hier in erster Linie um die Bedeutung der divi als Schwurgötter sowie die Autorität ihrer acta. 717 Während man die pietas in ihrer familiären Dimension gerade mit Blick auf den vergöttlichten Vorgänger selbst hervorheben konnte, war die (allgemeine) Frömmigkeit gegenüber den Staatsgöttern auch im Bereich der religio zu verorten; konfrontiert finden sich beide Anschauungen etwa bei Vell. 2,126,1 und 2,130,1. 718 Zur Fiktion der antoninischen Herkunft des Septimius Severus siehe etwa Cass. Dio 76,7,4; HA Sept. Sev. 10,6. Das Befremden, das Severus mit seiner Selbstadoption erregte, überliefert uns Cassius Dio (77,9,4) in den Worten des Senators Auspex: συγχαίρω σοι, Καῖσαρ, ὅτι πατέρα εὗρες – Übersetzung Veh: »Ich beglückwünsche dich, mein Caesar, daß du einen Vater gefunden hast«; siehe Johannes Hasebroek, Untersuchungen zur Geschichte des Kaisers Septimius Severus, Heidelberg 1921, 88–93; Maria Greco, Cronologia delle guerre

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Imp(eratori) Caesari divi M(arci) Antonini / Pii Sarmatici Germanici filio divi / Commodi fratri divi Antonini Pii / nepoti divi [Hadria]ni pronepoti / divi [Traiani Parthici ab]nepoti divi / [Nervae adnepoti] / [L(ucio)] Septimio Severo Pio Pertinaci Aug(usto) 719

Die unter der Herrschaft des Severus erreichte Institutionalisierung des Andenkens an die vergöttlichten Vorgänger geht auch aus einer Notiz bei Cassius Dio hervor, der für das Jahr 205 von einem Fest zu Ehren der ἥρωες, d. h. der unter die Staatsgötter versetzten Kaiser, berichtet, das man ἐν τῷ παλατίῳ beging.720 Noch dem letzten Vertreter des severischen Herrscherhauses wird von den antiken Berichterstattern ein besonders ausgeprägtes Bewusstsein zugeschrieben, an seine vergöttlichten Vorgänger angeknüpft und sich über diese profiliert zu haben:721 So berichtet uns der Autor der ›Historia Augusta‹ davon, dass Severus civili di Settimio Severo (193–197 d. C.), in: Archivio Storico Siciliano 4 (Serie 4) (1978), 5–26, hier 20–26; Zeev Rubin, Civil-War Propaganda and Historiography (Collection Latomus 173), Brüssel 1980, 208f. und 212–214; Drora Baharal, Victory of Propaganda. The Dynastic Aspect of the Imperial Propaganda of the Severi: The Literary and Archaeological Evidence AD 193–235 (BAR International Series 657), Oxford 1996, 20–42 (siehe auch: Dies., Portraits of the Emperor L. Septimius Severus [193–211 A.D.] as an Expression of his Propaganda, in: Latomus 48,3 [1989], 566–580; Dies., The Portraits of Julia Domna from the Years 193–211 A.D. and the Dynastic Propaganda of L. Septimius Severus, in: Latomus 51,1 [1992], 110–118); Anne Daguet-Gagey, Septime-Sévère. Rome, l’Afrique et l’Orient, Paris 2000, 255f. Zur numinosen Dimension dieses Aktes siehe Hasebroek 1921, 92f. Wie konsequent Severus in dieser Sache vorging, wird auch daran ersichtlich, dass er Commodus, der nach seiner Ermordung noch mit Memoriastrafen belegt worden war (Cass. Dio 74,2,1; Aur. Vict. Caes. 17,10; Eutr. 8,15; HA Comm. 18,1–20,5; vgl. Maria Bats, Mort violente et damnatio memoriae sous les Sévères dans les sources littéraires, in: CCG 14 [2003], 281–298, hier 297f. [mit weiteren Belegen]; Eric R. Varner, Mutilation and Transformation. Damnatio Memoriae and Roman Imperial Portraiture [Monumenta Graeca et Romana 10], Leiden 2004, 138–147), gegen den erklärten Willen großer Teile der Senatorenschaft unter die Staatsgötter erheben ließ, Cass. Dio 76,7,4; HA Comm. 17,11; Sept. Sev. 11,3; 12,8; 19,3; Aur. Vict. Caes. 20,30. Zur Folgerichtigkeit der consecratio siehe Hasebroek 1921, 89; Frank Kolb, Literarische Beziehungen zwischen Cassius Dio, Herodian und der Historia Augusta (Antiquitas, Reihe 4: Beiträge zur Historia-Augusta-Forschung 9), Bonn 1972, 85–89; sowie Clauss 2001, 152. 719 CIL VIII 9317. Das Original dieser auf das Jahr 195 datierten Inschrift ist leider verloren, vgl. app. crit. CIL VIII 9317. 720 Cass. Dio 77,3,3: ἐξαίφνης δὲ ταῦτ᾽ ἐν ταῖς θεωρίαις ταῖς ἐν τῷ παλατίῳ ἥρωσι πεποιημέναις, τῆς τε θέας ἀφειμένης καὶ δείπνου μέλλοντος ἔσεσθαι, ἐγίνετο. – Übersetzung Veh: »Dies alles vollzog sich plötzlich an dem Feste, das man am Kaiserhof zu Ehren der vergöttlichten Vorgänger abhielt, und zwar nachdem das Schauspiel zu Ende war und das Gastmahl beginnen sollte.« Die Wendung ἐν τῷ παλατίῳ ist bei Cassius Dio auch im Sinne einer Ortsbezeichnung des Palatin-Hügels belegt (etwa Cass. Dio 53,1,3), sodass dieser Bedeutung in Verbindung mit der aedes divorum (siehe unten) gegenüber »Kaiserhof« (Otto Veh) oder »palace« (Earnest Cary) der Vorzug zu geben ist. Zur Verknüpfung des Festes mit der aedes divorum siehe schon Wissowa 1912, 347; sowie Samuel B. Platner/Thomas Ashby, A Topographical Dictionary of Ancient Rome, London 1929, 153. 721 Wie schon im Falle des severischen Dynastiegründers lässt sich dies als Reaktion auf ein Legitimationsdefizit verstehen: So fingierte man eine Abstammung von Caracalla, mit dem

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Alexander auf dem seinerzeit unter Domitian begonnenen und unter Nerva vollendeten so genannten Forum Transitorium kolossale Statuen errichten ließ, welche die divi imperatores ›teils zu Fuß und unbekleidet, teils hoch zu Roß darstellten‹, und ihnen bronzene Stelen beigab, auf denen ihre Titel und Taten verzeichnet waren.722 Eine Auswahl der besten bis dato vergöttlichten Herrscher soll er zudem im eigenen, häuslichen Lararium verehrt haben723 – wie dies in ähnlicher Weise später auch für Kaiser Tacitus überliefert ist.724 der Kaiser über seine Großmutter Iulia Maesa (PIR² I 678), der Schwester Iulia Domnas, als Neffe zweiten Grades verwandt war, Cass. Dio 80,19,4; Herodian. 5,7,3. Im Rahmen der Darstellung der ›Historia Augusta‹ dient diese Zuschreibung zudem der Abgrenzung gegenüber Elagabal, dem Severus Alexander als Inbegriff des frommen Herrschers gegenübergestellt wird, vgl. Kneppe 2003, 420f. (in Auseinandersetzung mit HA Alex. 4,5 und 7,6). 722 HA Alex. 28,6: Statuas colossas vel pedestres nudas vel equestres divis imperatoribus in foro divi Nervae, quod Transitorium dicitur, locavit omnibus cum titulis et columnis aereis, quae gestorum ordinem continerent, exemplo Augusti, qui summorum virorum statuas in foro suo e marmore collocavit additis gestis. – Übersetzung Hohl: »Alexander erichtete auf dem Forum des vergöttlichten Nerva, das ›Passage‹ genannt wird, Kolossalstatuen, die die vergöttlichten Kaiser teils zu Fuß und unbekleidet, teils hoch zu Roß darstellten, mit allen Titeln und einem Tatenverzeichnis auf Bronzepostamenten nach dem Vorgang des Augustus, der auf seinem Forum Marmorstatuen hervorragender Männer aufgestellt und mit Tatenberichten versehen hat.« Während der Gehalt dieser Notiz im Allgemeinen nicht hinterfragt wird (siehe etwa James C. Anderson, The Historical Topography of the Imperial Fora [Collection Latomus 182], Brüssel 1984, hier 99 und 138f.; Filippo Coarelli, Rom. Ein archäologischer Führer, erweiterte und überarbeitete Neuauflage, Mainz 1994, 122; Heinrich Bauer/Chiara Morselli, Forum Nervae, in: LTUR 2 [1995], 307–311, hier 308; Eugenio La Rocca, Das Forum Transitorium. Neues zur Bauplanung und Realisierung, in: Antike Welt 29,1 [1998], 1–12, hier 6f.; Clauss 2001, 182), hält Pekáry 1985, 37f., sie für »unglaubwürdig« (siehe auch ebd., 95f. und 147f.). Auch Ingrun Köb gibt zu bedenken, dass eine solche Maßnahme angesichts der beengten Platzverhältnisse des Forum Transitorium »eher unwahrscheinlich« sei (Dies., Rom – ein Stadtzentrum im Wandel. Untersuchungen zur Funktion und Nutzung des Forum Romanum und der Kaiserfora in der Kaiserzeit [Antiquitates. Archäologische Forschungsergebnisse 19], Hamburg 2000, 277); vgl. Thomas Pekáry, Statuen in der Historia Augusta, in: Bonner Historia-Augusta-Colloquium 1968/1969 (Antiquitas, Reihe 4: Beiträge zur Historia Augusta Forschung 7), Bonn 1970, 151–172, bes. 155. 723 HA Alex. 29,2: usus vivendi eidem hic fuit: primum ut, si facultas esset, id est si non cum uxore cubuisset, matutinis horis in larario suo, in quo et divos principes sed optimos electos et animas sanctiores, in quis Apollonium et, quantum scriptor suorum temporum dicit, Christum, Abraham et Orfeum et huiusmodi ceteros habebat ac maiorum effigies, rem divinam faciebat. – Übersetzung Hohl: »Sein normaler Tagesverlauf war folgender: zuvörderst verrichtete er womöglich, das heißt, wenn er nicht mit seiner Gattin geschlafen hatte, in den Morgenstunden seine Andacht in seiner Hauskapelle; dort hatte er sowohl die vergöttlichten Kaiser, aber nur eine Auswahl der besten als auch besonders ehrwürdige Geister, darunter den Apollonius und – laut einem zeitgenössischen Autor – Christus, Abraham und Orpheus und die übrigen ihresgleichen, im Bilde mit seinen Ahnenporträts beisammen.« Siehe auch HA Alex. 31,5: Alexandrum vero Magnum inter optimos et divos in larario maiore consecravit. – Übersetzung Hohl: »Alexander dem Großen aber gab er einen Ehrenplatz unter den Wohltätern der Menschheit und vergöttlichten Kaisern in der größeren Hauskapelle.« Siehe hierzu allgemein Pekáry 1985, 94–96.

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Während die zahlreich vergöttlichten Kaiser das Stadtbild Roms also in Form von Statuen, Tempeln und manch anderem Bild- und Bauwerk prägten und hiermit noch den Nachgeborenen in ihren übermenschlichen Leistungen als Staatsgötter präsent waren, blieben sie als solche gleichfalls Empfänger von Opfern und Gebeten. Im Laufe der Zeit bzw. mit wachsender Anzahl der Vergöttlichten ergab es sich, dass die individuelle Komponente immer mehr hinter eine kollektive Vorstellung zurücktrat, wonach die Staatsgötter in der Kultpraxis als Gemeinschaft adressiert werden konnten. Besonders anschaulich lässt sich diese Entwicklung im Spiegel der epigraphischen Zeugnisse ablesen, wie etwa das Beispiel Ostias verdeutlichen kann: Neben den üblichen Priesterschaften für die einzelnen divi bezeugt eine Inschrift der römischen Hafenstadt das Amt eines flamen divorum, eines Priesters, der seinem Namen nach ausdrücklich für einen gemeinschaftlichen Kult der vergöttlichten Kaiser zuständig war;725 auch in anderen Orten sind vergleichbare Priesterämter belegt.726 In Rom selbst lässt sich eine solche, zunehmend kollektive Verehrung der Staatsgötter indes gleichfalls nachvollziehen. Neben dem vermutlich seit flavi724 HA Tac. 9,5: addidit, ut Aurelianum omnes pictum haberent. divorum templum fieri iussit, in quo essent statuae principum bonorum, ita ut isdem natalibus suis et Parilibus et kalendis lanuariis et Votis libamina ponerentur. – Übersetzung Hohl: »Zusätzlich verfügte er [Tacitus], jedermann solle ein Bild Aurelians besitzen. Er befahl den Bau eines Tempels der vergöttlichten Kaiser; darin sollten die Statuen der guten Kaiser stehen, denen an ihrem Geburtstag, an den Parilien, am Neujahrstag und am Tag der Gelübde Trankopfer dargebracht werden sollten.« Siehe hierzu einmal mehr Pekáry 1985, 94–96; sowie Gradel 2002, 363f. 725 CIL XIV 444; vgl. IParOst 3 (Inschrift eines servus divorum). Epigraphisch nachweisbar sind zudem die folgenden Priesterschaften: flamines divi Vespasiani (CIL XIV 292 = ILS 6137; CIL XIV 4641; 4644; 4664; AE 1988, 182; siehe auch CIL XIV 298), flamines divi Titi (CIL XIV 400 = ILS 6138; CIL XIV 4142 = ILS 6140; CIL XIV 4622; AE 1988, 184), flamines divi Hadriani (CIL XIV 353 = ILS 6148; CIL XIV 390 = ILS 6139; CIL XIV 391; 4642), flamines divi Antonini (AE 1988, 201), flamines divi Marci (CIL XIV 4671; vgl. AE 1982, 132) flamines divi Pertinacis (CIL XIV 4648 = AE 1928, 132), sowie ein flamen divi Severi et divi Pertinacis (AE 1988, 211; vgl. CIL XIV 373); ebenfalls genannt sind eine flaminica divae Augustae matri (CIL XIV 399; vgl. CIL XIV 4446 und 5346), sowie eine flaminica divae Faustinae (AE 1988, 188), vgl. Lily R. Taylor, The Cults of Ostia. Greek & Roman Gods – Imperial Cult – Oriental Gods, Baltimore 1913 (ND Chicago 1976), 46–56; Russell Meiggs, Roman Ostia, 2. Auflage, Oxford 1997, 378–380. Weitere Belege zu den städtischen Priesterschaften für einzelne Kaiser in Italien bietet darüber hinaus George W. Houston, Nonius Flaccus: A New Equestrian Career from Firmum Picenum, in: CPh 72,3 (1977), 232–238, hier 238; siehe auch Gradel 2002, 376–379. 726 So lauten einige der uns überlieferten Priestertitel etwa flamen divorum omnium (CIL IX 5357 = ILS 1417; CIL IX 5362; 5363 = ILS 2737; CIL IX 5365), flamen divorum Augustorum, flamen divorum et Augustorum, flamen Augustorum etc.; siehe hierzu Fishwick 1987, 269– 281; vgl. Fernando Lozano, Divi Augusti and theoi Sebastoi: Roman Initiatives and Greek Answers, in: CQ 57,1 (2007), 139–152, hier 145–147. Zur Institution des flamen Augustorum im westlichen Provinzialkult siehe schon Duncan Fishwick, Flamen Augustorum, in: HSCPh 74 (1970), 299–312.

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scher Zeit bestehenden, im Hain der Dea Dia (und somit außerhalb der Stadtgrenze) gelegenen und Caesareum genannten Heiligtum des Staatskultes, vor dem die Arvalbrüder in den Jahren 183, 218 und 224 der Gesamtheit der vergöttlichten Herrscher und Mitglieder ihrer Familien opferten,727 erwähnen die Arvalakten in ihren Einträgen zu den Jahren 145, 157 und 218 eine aedes divorum auf dem Palatin, die den Vertretern der Priesterschaft als Versammlungsort diente.728 In der Forschung hat man hierin das (bislang nicht ergrabene) stadtrömische Heiligtum für Augustus erkannt, das von Caligula im Jahr 37 feierlich eingeweiht worden war.729 Hatte schon Claudius nach der Vergöttlichung Livias ein Kultbild der neuen diva dort aufstellen lassen, scheint der Tempel im Laufe der Zeit zu einem Heiligtum für sämtliche Staatsgötter erweitert worden zu sein.730 Wie aus den Arvalakten hervorgeht, brachte man bereits in iulisch-claudischer Zeit den vergöttlichten Mitgliedern der Kaiserfamilie – also Augustus, Livia, Drusilla, Claudia, Poppaea und Claudius – in einem als templum novum bezeichneten Kultbau Opfer dar, der ebenfalls mit guten Gründen als Tempel des Augustus identifiziert werden kann.731 Auch bei der von Sueton im Rahmen einer Aufzählung der omina zum Ende Neros erwähnten aedes Caesarum könnte es

727 CFA Nr. 94 (183), col. II, Z. 5f. und 14 (= CIL VI 2099 und 32386 = ILS 5047): item ante Caesareum divis n(umero) XVI verbec(es) immolavit n(umero) XVI; CFA Nr. 100a (218), Z. 4 (= CIL VI 2104 und 32388): item ante Caesar{a}eum divis n(umero) XX verbec(es) n(umero) XX; CFA Nr. 105b (224), Z. 12f. (= CIL VI 2107 und 32390): et ante Caesar(eum) Genio / d(omini) n(ostri) Severi Alexanri Aug(usti) t(aurum) a(uratum) item divis n(umero) XX verbec(es) XX. 728 CFA Nr. 78, Z. 24 (17. Mai des Jahres 145): in Palatio in aede divorum; CFA Nr. 81, Z. 4 (30. Mai – womöglich des Jahres 157): in Palatio in divorum; CFA Nr. 100a, Z. 6 (27. Mai des Jahres 218): in Palatio in divorum. 729 Suet. Cal. 21; Cass. Dio 59,7,1–4; BMCRE I (Gaius) 41–43; RIC I² (Gaius) 36. Auch wenn der Tempel bislang nicht ergraben wurde, ist sein Standort hinter der basilica Iulia bekannt, vgl. Giuseppe Lugli, Aedes Caesarum in Palatio e Templum novum divi Augusti, in: Bullettino della Commissione Archeologica del Governatorato di Roma 69 (1941), 29–58; Mario Torelli, Augustus, Divus, Templum (Novum); Aedes, in: LTUR 1 (1993), 145f. 730 So schon Joachim Marquardt, Römische Staatsverwaltung (Handbuch der römischen Alterthümer 6), Bd. 3, 2. Auflage, Leipzig 1885, 468; Otto Gilbert, Geschichte und Topographie der Stadt Rom im Altertum, dritte Abteilung, Leipzig 1890, 131–133; Ernst Kornemann, Zur Geschichte der antiken Herrscherkulte, in: Klio 1 (1901), 51–146, hier 116f.; vgl. Clauss 2001, 121 und 360. Vorsichtig äußert sich dagegen Pekáry 1985, 92: »Ob die Statuen sämtlicher divinisierter Kaiser dort standen, wissen wir natürlich nicht.« Zur Aufstellung des Kultbilds Livias siehe Cass. Dio 60,5,2. 731 Augustus: CFA Nr. 12a, Z. 13 (38) etc. (vgl. Scheid 1998, 376); Livia: CFA Nr. 17, Z. 16 (44) etc. (vgl. Scheid 1998, 376); Drusilla: CFA Nr. 12c, Z. 99, vgl. Z. 102f. (38); CFA Nr. 14, col. I, Z. 23 (40); CFA Nr. 16, Z. 6 (undatiert); Claudia und Poppaea: CFA Nr. 30, col. I, cd, Z. 26f., sowie col. II, cef, Z. 6f., 33f. und 39f. (66); Claudius: CFA Nr. 26a–lr, Z. 19 (58); CFA Nr. 27, Z. 6, 12 und 45 (58/59); CFA Nr. 28de, Z. 30 (59/60); CFA Nr. 40, col. I, 1–7, Z. 15, 52 und 80 (69).

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sich ebenso um dasselbe Heiligtum handeln.732 Auf Münzen, die anlässlich der Restitution des Kultbaus unter Antoninus Pius geprägt wurden, findet sich die ursprüngliche Bezeichnung als aedes bzw. templum divi Augusti.733 Die entsprechenden Darstellungen der Münzrückseiten zeigen eine achtsäulige Tempelfront, die den Blick auf zwei Kultstatuen freigibt – diejenige des Augustus und diejenige Livias (Abb. 10).734 Dass nicht alle, sondern lediglich die ersten beiden σύνναοι abgebildet sind, spricht dabei keineswegs gegen den Fortbestand des gemeinsamen Kultes in antoninischer Zeit: So weist einer der auf uns gekommenen Prägetypen nur eine Kultstatue auf, ohne dass hiermit die Kultgemeinschaft zwischen Augustus und Livia zu negieren wäre.735 Ein weiteres Zeugnis, das mitunter in Zusammenhang mit der aedes Augusti bzw. divorum gebracht wurde und wird, besteht darüber hinaus in einer epi732 Suet. Galba 1: ac subinde tacta de caelo Caesarum aede capita omnibus simul statuis deciderunt, Augusti etiam sceptrum e manibus excussum est. – Übersetzung Martinet: »Und es schlug ein Blitz im Tempel der Kaiser ein, in diesem Moment fielen alle Köpfe von den Statuen, Augustus wurde sogar sein Zepter aus den Händen gerissen.« Zur Möglichkeit der Verbindung siehe schon Gilbert 1890, 131f. mit Anm. 4; Kornemann 1901, 117 mit Anm. 2; Heinrich Jordan, Topographie der Stadt Rom im Alterthum, Bd. 1, dritte Abtheilung, bearbeitet von Christian Hülsen, Berlin 1907, 80f.; vgl. Fishwick 1992, 233 mit Anm. 4; Torelli 1993, 146. Wissowa 1912, 347 mit Anm. 2, hält diese Verbindung für »unsicher«. Die meisten Kommentatoren der betreffenden Stelle scheinen kein Problem darin zu sehen, die erwähnte aedes Caesarum mit dem templum divi Augusti zu identifizieren, vgl. Mooney 1930, ad loc., 191; Venini 1977, ad loc., 14; Martinet 2006, ad loc.; vorsichtiger dagegen Rolfe 1959, ad loc. (»perhaps«). Die unter Antoninus Pius anlässlich der Restitution des Tempels geprägten Münzen können indes nicht zur Bestimmung als templum divi Augusti herangezogen werden; die Darstellungen der Kultbilder kann nicht als authentisch gelten – zumindest sind Augustus und Livia sowohl stehend (etwa RIC III [Antoninus Pius] 284) als auch sitzend (etwa RIC III [Antoninus Pius] 1004) abgebildet. 733 RIC III (Antoninus Pius) 124; 284; 755; 795; 796; 973; 994; 998; 1013 (aedes divi Augusti); 143; 144; 272; 289; 290; 305a; 787; 829; 978; 1003; 1003A; 1004; 1017; 1024; 1024(a); 1025; 1040; 1061 (templum divi Augusti). Auch in der spätestens seit dem Jahr 91 (und bis zu Beginn des vierten Jhs.) üblichen, in Militärdiplomen enthaltenen Formel fixa est Romae in muro post templum divi Augusti ad Minervam, mit der auf den Publikationsort der Bürgerrechtskonstitutionen in Rom verwiesen ist, findet sich die ursprüngliche Bezeichnung, vgl. Torelli 1993, 145 (in Bezug auf CIL XVI 36–156; vgl. ebd., 196f.); Nicole Lambert/Jörg Scheuerbrandt, Das Militärdiplom. Quelle zur römischen Armee und zum Urkundenwesen (Schriften des Limesmuseums Aalen 55), Stuttgart 2002, 45. 734 Zumindest bei einigen überlieferten Exemplaren ist erkennbar, dass das Kultbild des Augustus (wie auch Livias) – wie bei Suet. Galba 1 beschrieben – ein Zepter trägt; hieraus lassen sich jedoch keine weiteren Schlüsse ziehen. 735 Es handelt sich hierbei um eine Variante von RIC III (Antoninus Pius) 90: Pecunem/Solidus Numismatik, Auktion 17 (18. Mai 2014), Nr. 188 (http://pro.coinarchives.com/a/lotview er.php?LotID-=675252&AucID=1244&Lot=188), vgl. Michels 2018, 159 mit Anm. 941. Auch die Kontinuität der Bezeichnung als aedes bzw. templum divi Augusti spricht keineswegs gegen die Existenz eines gemeinsamen Kultes, wie etwa aus einer Inschrift hervorgeht, in der auch Livia als Tempelgottheit aufgeführt ist (CIL VI 4222 = ILS 4995): templi divi Aug(usti) / [e]t divae Augustae.

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graphisch überlieferten Notiz, wonach sich das collegium Aesculapi et Hygiae im Jahr 153 in templo divorum in aede divi Titi zusammenfand.736 Die namentliche Erwähnung einer aedes divi Titi lässt – zumindest im Sinne einer innerhalb des templum separierten und individuellen cella für den vergöttlichten Titus – jedoch eher an ein anderes Bauwerk denken: nämlich an den von Domitian auf dem Marsfeld errichteten Komplex divorum, der zuletzt unter Hadrian wiederhergestellt worden war.737 Wie aus den passenden Fragmenten der Forma Urbis Romae, eines monumentalen Stadtplans aus severischer Zeit, hervorgeht, handelte es sich hierbei um eine lang gestreckte Platzanlage, die von Kolonnaden gesäumt war und an ihrem Hauptzugang im Norden zwei kleine, sich einander gegenüberliegende Podiumstempel aufwies.738 Es ist plausibel, anzunehmen, dass diese den beiden vergöttlichten Vorgängern Domitians gewidmet waren, sodass es naheliegt, in einem der Tempel die infrage stehende aedes divi Titi zu sehen und in der sie umgebenden Anlage das templum divorum.739 Die missverständliche Verbindung mit der palatinischen aedes divorum hat ihren Grund demnach wohl in der Namensähnlichkeit der beiden Bauten.

736 CIL VI 10234. Die Ortsbezeichnung findet sich hier dreimal (Z. 8; 9f. und 23). Unklar bleibt, was man hier tat. Zum collegium selbst siehe Frank M. Ausbüttel, Untersuchungen zu den Vereinen im Westen des römischen Reiches (Frankfurter Althistorische Studien 11), Kallmünz 1982, 49–59; André Tchernia, La formule pane et vino adjecto et l’inscription du college d’Esculape et d’Hygie (CIL, VI, 10234), in: Epigraphica 44,1–2 (1982), 57–63. Die Verknüpfung mit dem palatinischen templum findet sich etwa bei Wissowa 1912, 347 mit Anm. 2; Fishwick 1992, 233 mit Anm. 4. 737 Siehe Kap. 4.2.1.2. Zur Differenzierung zwischen templum und aedes siehe Gell. 14,7; Apul. met. 4,26,5: templis et aedibus publicis victimas immolabat. Die aedes hat man sich demnach als aedicula bzw. cella vorzustellen, während mit templum der sie umgebende Kultbau bzw. die sie umgebende Anlage bezeichnet ist, siehe Heinrich Jordan, Über die Ausdrücke aedes templum fanum delubrum, in: Hermes 14 (1879), 567–583, bes. 582; vgl. Heidi HänleinSchäfer, Veneratio Augusti. Eine Studie zu den Tempeln des ersten römischen Kaisers, Rom 1985, 7–10. Die Restaurierung des Komplexes geht aus einer Inschrift aus Ostia hervor (InscrIt 13,1,202f. und 233): Imp(erator) Caesar Traianus Hadri]anus Aug(ustus) munu[s] / [edidit - - - t]emplum divoru[m] / [- - - dedicavit ob quam] causam in circo / [- - - munus editu]m et consumm[at(um)] / [- - - pp(aribus)] MDCCCXXXV. Der Autor der ›Historia Augusta‹ (Hadr. 19,10) erwähnt die Restaurierung im Rahmen der Schilderung des hadrianischen Bauprogramms in Rom dagegen nicht, vgl. Boatwright 1987, 33f. und 56 mit Anm. 69, sowie 266. 738 Vgl. Emilio Rodriguez Almeida, Forma Urbis Marmorea. Aggiornamento generale 1980, Rom 1981, 122–126 (tav. XXVI). 739 Vgl. Jordan 1907, 81f. mit Anm. 103; Platner/Ashby 1929, 152f.; Scott 1936, 62f.; Richardson 1992, 111; Robert E. A. Palmer, Paean and Paeanists of Serapis and the Flavian Emperors, in: Ralph M. Rosen/Joseph Farrell (edd.), Nomodeiktes. Greek Studies in Honor of Martin Ostwald, Michigan 1993, 355–365 und 359–361; Leithoff 2014, 69. Ob das templum divorum darüber hinaus noch weitere Staatsgötter beherbergte – wie etwa Pekáry 1985, 92, mutmaßt (»möglicherweise standen hier Statuen sämtlicher vergöttlichter Kaiser«) –, lässt sich heute kaum mehr sagen.

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Während die Flavier in Gestalt Domitians mit dem templum divorum und – in einer etwas anderen Akzentuierung – mit dem templum gentis Flaviae gleichsam eigene Wege beschritten, ging man in der Kultpraxis der antoninischen und severischen Zeit dazu über, in der Verehrung der eigenen Dynastie an die vergöttlichten Vorgänger anzuknüpfen und somit die Gemeinschaft bzw. Traditionslinie der divi zu fokussieren.740 Diese Entwicklung ist auch vor dem Hintergrund eines stetigen und schnellen Zuwachses an neuen Staatsgöttern zu betrachten, der schließlich in einer gewissen Pragmatik seinen Ausdruck fand: So erhielten Marc Aurel und Pertinax als letzte vergöttlichte Kaiser ein eigenes Heiligtum in Rom, die Aufstellung neuer Sodalitäten kam mit den zunächst für Antoninus Pius eingerichteten sodales Antoniniani zu einem Ende, sodass die Kultpflege sämtlicher nachfolgender Staatsgötter – zumindest bis hin zu divus Alexander – in die Zuständigkeit dieser Priesterschaft fiel.741 740 In Rückgriff auf Giuseppe Lugli (vgl. Ders. 1941, 47–53; sowie Ders., Roma antica. Il centro monumentale, Rom 1946, 186, 412, 439, 442f. und 526) sieht Marion E. Blake diese Praxis mit Blick auf die aedes divorum schon in flavischer Zeit verwirklicht: »Domitian’s rebuilding of the earlier temple of Augustus as a memorial to the four deified emperors including his father and brother, the Aedes Caesarum or Divorum.« (Dies., Roman Construction in Italy from Tiberius through the Flavians, Washington 1959, 124). Anlass der baulichen Umgestaltung soll demnach ein Brand des Augustus-Tempels gewesen sein, den auch Plinius der Ältere in seiner Naturgeschichte (12,94) erwähnt. Zur Bedeutung des templum gentis Flaviae siehe Kap. 4.2.1.2. 741 Nach dem, was wir wissen, hatten – neben Caesar (siehe oben) – folgende Staatsgötter einen eigenen Tempel in Rom: Augustus (siehe unten), Claudius (siehe unten), Vespasian und Titus (CIL VI 938 = ILS 255, wobei die Widmung nur Vespasian nennt; siehe auch Cod. topogr. I, 115; Reg. urb. [= ed. Nordh], 84, Z. 19 und 21f.), Trajan und Plotina (CIL VI 966; HA Hadr. 19,9; Cass. Dio 69,10,3¹), Antoninus Pius und Faustina die Ältere (CIL VI 1005 = ILS 348), Hadrian (HA Pius 8,2; Verus 3,1; vgl. Lucos Cozza, Tempio di Adriano [Lavori e studi di archeologia 1], Rom 1982; Mafalda Cipollone, Hadrianus, divus, templum; Hadrianeum, in: LTUR 3 [1996], 7f.), Matidia (vgl. Richardson 1992, 246f.; Francesca de Caprariis, Matidia, templum, in: LTUR 3 [1996], 233) sowie Marc Aurel (Cod. topogr. I, 125; Reg. urb. [= ed. Nordh], 88, Z. 1–4; HA Aur. 18,8; Aur. Vict. Caes. 16,15; [Ps.-]Aur. Vict. epit. Caes. 16,14; vgl. Francesca de Caprariis, Marcus, divus, templum, in: LTUR 3 [1996], 212) und Faustina die Jüngere (HA Aur. 26,5). Literarisch überliefert sind zudem Heiligtümer für Poppaea (Cass. Dio 63,26,3f., wobei Kragelund 2010 als Ort eher Kampanien als Rom vermutet) und Pertinax (Cass. Dio 75,4,1). Wie schwer sich ein genauer Überblick über die einzelnen Tempel der divi und divae gewinnen lässt, geht schon aus Price 1987, 77f. mit Anm. 43, hervor, der insgesamt 14 stadtrömische Heiligtümer zählt, in seiner Zuordnung jedoch etwa Poppaea (Sabina) mit (Vibia) Sabina verwechselt. Nach dem Tod des Augustus wurde – nach dem Vorbild der sodales Titii – für den neuen Staatsgott eine Priesterschaft eingerichtet, die später gleichfalls die Kultausübung für divus Claudius übernahm. Dieser dynastische Ansatz wurde auch in nachfolgenden Fällen verfolgt, sodass die Namen der uns bekannten vier Sodalitäten für die vergöttlichten Kaiser teils lange Komposita bilden, vgl. Wissowa 1912, 345f.; Concetta C. Romano, I sodales nell’età di Traiano e di Adriano, in: Patavium 14 (1999), 45–62; Annarosa Masier, I sodales nell’età di Antonino Pio, in: Patavium 15 (2000), 53–80; Dies., Sodales. Dalle origini a Domiziano (Collana di Scienze dell’Interpretazione), Padua 2009; Clauss 2001, 390–394; Gunther Gottlieb, Kaiser-

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Auch wenn sich das Bewusstsein für die Kontinuität der divi in Rom wohl noch bis weit ins vierte und fünfte Jahrhundert hinein erhalten hat, erlebte der Staatskult im dritten Jahrhundert einen Niedergang, der – verschiedenen Rehabilitationsversuchen zum Trotz – nicht mehr aufzuhalten war.742 Jenseits von Überlegungen, die diese Entwicklung vor dem Hintergrund veränderter religiöser Anschauungen verständlich machen wollen,743 bietet hier insbesondere die paränetische Funktion der Perspektive, posthum unter die Staatsgötter erhoben und hiernach im Rahmen des Staatskults als divus verehrt zu werden, den Ansatzpunkt für eine Erklärung, die besonders geeignet erscheint, den anhand der uns überlieferten Quellenzeugnisse lediglich schlaglichtartig einsehbaren weiteren Verlauf plausibel und schlüssig nachzuvollziehen. Wie zuletzt etwa Ittai Gradel überzeugend dargelegt hat, verlor der Staatskult in der Epoche der so genannten Soldatenkaiser gerade in einer Zeit an Bedeutung, in der sich der Kaiser mit Blick auf die Legitimation seiner Stellung immer weniger mit dem Erfordernis konfrontiert sah, sich innerhalb des traditionellen aristokratischen Wertesystems zu verordnen: Nicht zuletzt infolge der immer häufiger eintretenden Situation, dass sich ein Herrscher (der nicht länger unbedingt dem ordo senatorius entstammen musste) mehr in der Provinz als in der Hauptstadt des Reiches aufhalten konnte und musste, verlor auch die in Rom selbst verortete Kommunikation zwischen dem princeps und den Vertretern des Senats an Relevanz, sodass schließlich die Einrichtung der Kaiserapotheose selbst – zumindest in ihrer hier skizzierten Prägung – zu einem Ende kam.744 priester, in: RAC 19 (2001), 1104–1135, bes. 1105–1110; Sylvia Estienne, Sodales Titii, sodales Augustales (Claudiales), Flaviales (Titiales), Hadrianales, Antoniniani (Veriani Marciani), in: ThesCRA 5 (2005), 93–95; im Einzelnen: sodales Augustales Claudiales (vgl. Ginette di Vita-Évrard, Les fastes des sodales Augustales, in: Marc Mayer/Joan Gomez Pallares [edd.], Religio deorum. Actas de coloquio internacional de epigrafía culto y sociedad en occidente, Sabadell 1993, 471–484), sodales Flaviales Titiales (vgl. Escámez de Vera 2016), sodales Hadrianales (vgl. Marquardt 1885, 471f. mit Anm. 10), sodales Antoniniani (vgl. Hans-Georg Pflaum, Les sodales Antoniniani de l’époque de Marc-Aurèle [Extrait des mémoires présentés par divers savants à l’Académie des Inscriptions et BellesLettres 15,2], Paris 1967; Géza Alföldy, Gallicanus noster, in: Chiron 9 [1979], 507–544, hier bes. 512–521). Zum Ende der Praxis siehe auch Hartmann 2010, 367f. mit Anm. 1939. 742 Ein spektakuläres Zeugnis eines solchen Bewusstseins ist uns etwa in der Darstellung einer Kaiserapotheose auf einem Elfenbeindiptychon tradiert, die aus der Mitte des fünften Jhs. stammt, vgl. Richard Delbrück, Die Consulardiptychen und verwandte Denkmäler (Studien zur spätantiken Kunstgeschichte 2), Berlin/Leipzig 1929, 227–230 (Nr. 59); Zanker 2004, 62–65. 743 Vgl. Gradel 2002, 366f. 744 Vgl. Gradel 2002, 356–368. Als Ausgangspunkt des Niedergangs, den man in der Retrospektive bereits zuvor angedeutet sehen kann (siehe oben), wird dabei auf Maximinus Thrax verwiesen, der gemäß Herodian (7,3,5f.) neben den Weihgeschenken und Kultbildern der alten Götter (θεοί) auch die kostbaren Ehrenzeichen der vergöttlichten Kaiser (ἥρωες) eingeschmolzen haben soll, um hiermit seine von vielen militärischen Konflikten geprägte Herrschaft zu finanzieren.

Die Hypothek der vergöttlichten Vorgänger

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5.2. Die Hypothek der vergöttlichten Vorgänger In der Pflege des Kultes der vergöttlichten Vorgänger bot sich dem Kaiser die Möglichkeit, seine herrscherliche imago zu profilieren und auf diese Weise die eigene Stellung als princeps zu festigen. Neben der intendierten Demonstration von pietas, dem ›pflichtgemäßen Verhalten‹ gegenüber den Göttern, das im Falle der Vergöttlichung des dynastischen Vorgängers noch um die Bedeutungsebene der ›Pflichterfüllung‹ gegenüber dem Vater erweitert sein konnte, kam hierin auch eine Selbstvergewisserung zum Ausdruck, als letztes Glied in einer Traditionslinie zu stehen, deren Kontinuität genauso den eigenen Anspruch, posthum unter die Staatsgötter erhoben zu werden, bestärken konnte. Eine derartige Selbstverortung konnte im Einzelfall noch dadurch konkretisiert werden, dass man sich in der Verehrung der vergöttlichten Vorgänger auf bestimmte Staatsgötter konzentrierte, um auf diese Weise noch eine besondere Verpflichtung zu formulieren, die mitunter mit einem besonderen Nahverhältnis begründet werden konnte.745 Gemäß dieser konstruktiven Wirkungsabsicht sind auch die betreffenden Quellenzeugnisse affirmativ zu lesen: Der Charakter der oben genannten Listen von Staatsgöttern offenbart sich in der Berufung auf bestimmte Namen und nicht im Verschweigen der übrigen. Während also die Göttlichkeit der Vorgänger in dieser Perspektive gezielt dazu genutzt werden konnte, die eigenen Ansprüche in assoziativer Weise zu bekräftigen, war es andererseits ebenso möglich, dass der göttliche Status bestimmter Vorgänger unter gewissen Umständen auch zum Problem werden konnte. Wie hiermit umzugehen war, soll im Folgenden näher erörtert werden.

5.2.1. Ein (unnötiges) Risiko: die Kassation göttlicher Ehren Der auf den ersten Blick wohl einfachste Weg, mit einer Situation umzugehen, in der sich ein einmal gefasster Konsekrationsbeschluss im Nachhinein als nicht länger opportun erwies, bestand darin, diesen zu kassieren und sich so auch des betreffenden Staatsgottes zu entledigen. In den Berichten der antiken Autoren finden sich nur äußerst wenige Notizen, aus denen man eine solche Kassation herauslesen könnte. So berichtet etwa Sueton, dass nach der Ermordung Caligulas unter den Senatoren die Forderung laut geworden sei, die Erinnerung an 745 Exemplarisch sei hier einmal mehr auf die bereits erwähnte ›Selbstadoption‹ des Septimius Severus in die Familie Marc Aurels verwiesen, siehe oben. Bezeichnend stellt sich in diesem Kontext auch das spätere Beispiel Konstantins des Großen dar, der seine Abstammung bis auf Claudius Gothicus zurückführte, siehe hierzu prägnant Thomas Grünewald, Constantinus Maximus Augustus. Herrschaftspropaganda in der zeitgenössischen Überlieferung (Historia Einzelschriften 64), Stuttgart 1990, 46–50.

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die Caesares zu tilgen und ihre Tempel von Grund auf niederzureißen.746 An anderer Stelle ist indes davon die Rede, dass Nero von der Ehre der Erhebung seines Vorgängers und Adoptivvaters Claudius unter die Staatsgötter zunächst abgerückt sei und sie schließlich ganz zurückgenommen habe.747 In der ›Historia Augusta‹ ist uns darüber hinaus ein Bericht überliefert, wonach Caracalla die vergöttlichte Gattin Marc Aurels, Faustina die Jüngere, um einen Tempel und ihren diva-Titel gebracht haben soll.748 Wie sich aber bei näherer Betrachtung

746 Suet. Cal. 60: quidam vero sententiae loco abolendam Caesarum memoriam ac diruenda templa censuerint. Sieht man einmal vom Tempel des divus Iulius auf dem Forum Romanum ab, hätte hierfür auf den ersten Blick nur der Tempel des divus Augustus – als Kultstätte des bis dahin einzigen vergöttlichten Kaisers – in Rom infrage kommen können. Erklärlich wird die Forderung dementsprechend nur, wenn man sie allgemein versteht und sich in die senatorische Perspektive begibt, wonach der Kult des Herrschers in Rom – nicht zuletzt nach der Erfahrung der Herrschaft Caligulas – ein Ausmaß angenommen hatte, das in der Rückschau als besonders anmaßend und demgemäß verachtenswert gelten musste; es ist jedoch nur bei Forderungen geblieben. Dass darüber hinaus noch weitere stadtrömische Heiligtümer mit dem Kult des Kaiserhauses in Verbindung gebracht werden konnten und wurden, geht aus zeitgenössischen Quellen hervor, vgl. Hänlein-Schäfer 1985, 20; siehe darüber hinaus Clauss 2001, 383. Eric R. Varner bietet leider nur eine allgemeine Feststellung: »Many of these temples would have been dedicated to Augustus, which suggests just how deeply anti-Julio-Claudian sentiment ran among the senatorial aristocracy« (Ders., From Caligula to Constantine. Tyranny & Transformation in Roman Portraiture, Atlanta 2000, 115 mit Anm. 2). 747 Suet. Claud. 45: funeratusque est sollemni principum pompa et in numerum deorum relatus; quem honorem a Nerone destitutum abolitumque recepit mox per Vespasianum; siehe in diesem Kontext auch Suet. Vesp. 9,1. Wie zu zeigen sein wird, handelt es sich hierbei allerdings um eine verzerrte Darstellung der Dinge, vgl. Kap. 5.2.3. 748 HA Carac. 11,6f.: Habet templum, habet Salios, habet sodales Antoninianos, qui Faustinae templum et divale nomen eripuit, certe templum, quod ei sub Tauri radicibus fundaverat maritus, in quo postea filius huius Heliogabalus Antoninus sibi vel Iovi Syrio vel Soli – incertum id est – templum fecit. – Übersetzung Hohl: »Er [Caracalla] hat einen Tempel, hat Salier, hat eine Antoninusbruderschaft, er, der einer Faustina den Tempel und den göttlichen Namen entzogen hat, jedenfalls den Tempel, der ihr der Gemahl am Fuß des Taurus errichtet hatte und in dem nachmals Caracallas Sohn Heliogabalus Antoninus sich oder dem syrischen Iuppiter oder dem Sonnengott – das ist ungewiß – eine Kultstätte errichtet hat.« Aus dem Kontext der Stelle ergibt sich, dass hiermit jener Tempel gemeint ist, den Marc Aurel seiner verstorbenen Gattin in Halala, ihrem Sterbeort am Fuße des Taurosgebirges, hatte errichten lassen, wobei der Ort in diesem Zusammenhang unter den Namen Faustinoupolis in den Rang einer colonia erhoben wurde, vgl. HA Aur. 26,4; 9. Der Entzug des divaTitels scheint sich lediglich auf diesen einen Tempel zu beziehen, wobei Clauss 2001, 384, gemäß seiner Unterscheidung zwischen ›Divinisierung‹ und ›Konsekration‹ auch die Möglichkeit ins Spiel bringt, wonach Faustina lediglich der Göttername, nicht aber die consecratio aberkannt worden sein könnte. Der Verweis auf die Umwidmung des Tempels (siehe auch HA Aur. 26,9) spricht allerdings für eine Beschränkung auf die genannte Kultstätte, aus der sich – wie auch Clauss 2001, 384, eingesteht – keineswegs eine Aussage über die Göttlichkeit Faustinas ergeben muss. Gilliam 1969, 288, beruft sich in seinen Ausführungen auf das Fehlen des Namens Faustinas im Feriale Duranum und somit auf das zweifelhafte Zeugnis ihres Geburtstags von Polemius Silvius (CIL I, 337; siehe oben):

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zeigt, kann keine dieser Notizen auch als Beleg für eine regelrechte Kassation von göttlichen Ehren im Sinne einer Aufhebung des zugrunde liegenden Konsekrationsbeschlusses gewertet werden.749 Die nachträgliche Rücknahme von göttlichen Ehren erscheint dabei in mehrfacher Hinsicht problematisch. Jenseits der grundsätzlichen Möglichkeit, dass ein Konsekrationsbeschluss – wie jeder andere Senatsbeschluss auch – im Nachhinein durchaus kassiert werden konnte,750 zeichnete sich gerade die politische Entscheidung, einen Kaiser posthum unter die Staatsgötter zu versetzen, durch eine Tragweite aus, die eine leichtfertige Abkehr von einmal beschlossenen göttlichen Ehren mit hohen Hürden versah. Der Senat wäre hiermit in seiner Funktion als beschlussfassendes Gremium das nicht unerhebliche Risiko eingegangen, die eigene Integrität mehr oder weniger offen infrage zu stellen, womit das gesamte Anliegen der Kaiserapotheose gefährdet worden wäre. Die für den Herrscher sowie aufgrund ihrer paränetischen Wirksamkeit auch für die Vertreter der Senatorenschaft so wichtige Perspektive der posthumen consecratio durfte in keinem Fall dadurch beeinträchtigt werden, dass man Zweifel daran aufkommen ließ, dass ein Konsekrationsbeschluss eine beständige, im Staatskult institutionalisierte Verehrung als divus garantierte. Vor diesem Hintergrund »Faustina’s honors as a diua may have been eliminated or reduced by Caracalla, and not fully restored by his successors«. 749 Erwähnt sei in diesem Zusammenhang noch die Notiz des im vierten und fünften Jh. wirkenden Bischofs von Konstantinopel, Iohannes Chrysostomos, wonach ein Ἀλέξανδρος vom Senat zum 13. Gott (θεός) erhoben worden sei, Ioh. Chrys. hom. 26,4 in epist. 2 ad Cor. (PG 61, 580f.). Gemäß der auf Hermann Usener, Divus Alexander, in: RhM 57 (1902), 171– 173, zurückgehenden Identifizierung als Severus Alexander formuliert Clauss 2001, 375, dass dieser Kaiser »in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts die Zahl der kultisch verehrten Staatsgötter von 20 auf zwölf reduziert haben [soll].« Eine solche Lesart erscheint jedoch mehr als fraglich, zumal sich im Kontext der Stelle ohne Weiteres auch an einen Bezug zu Alexander den Großen denken ließe, vgl. Johannes Straub, Divus Alexander – Divus Christus, in: Patrick Granfield/Josef A. Jungmann (edd.), Kyriakon. Festschrift Johannes Quasten, 2 Bde., Münster 1970, 461–473. Zur Bedeutung der Zahlensymbolik (›zwölf plus eins‹) siehe Pekáry 1985, 94; Charlotte R. Long, The Twelve Gods of Greece and Rome (Études préliminaires aux religions orientales dans l’Empire romain 107), Leiden 1987, bes. 310–316; sowie Stefan Rebenich, Vom dreizehnten Gott zum dreizehnten Apostel? Der tote Kaiser in der Spätantike, in: ZAC 4,2 (2000), 300–324. 750 Eine solche Kassation von senatorischen Ehrenbeschlüssen ist etwa hinter der von Tacitus (hist. 4,40,2) erwähnten Bereinigung der fasti adulatione temporum foedati unter Vespasian zu vermuten; siehe hierzu Heinz Heubner, P. Cornelius Tacitus – Historien. Kommentar, Bd. 4 (Wissenschaftliche Kommentare zu griechischen und lateinischen Schriftstellern), Heidelberg 1976, ad loc., 96: »Entstellungen der Fasten aus adulatorischen Gründen, vor allem unter Nero, scheinen nicht unerheblich gewesen zu sein. Die Erklärer verweisen auf die Änderungen von Monatsnamen (ann. 15,74,1. 16,12,2), die Nero vornahm, doch haben gewiß auch jährliche Spiele und Opfer eine Rolle gespielt.« Vgl. Herz 1978b, 1164 mit Anm. 197; sowie Rüpke 1995, 420f. Zum Bestand der Ehrenmonate siehe Alexander Begert, Die Ehrenmonate in der Zeit Caligulas. Zur Familienpropaganda des letzten julischen Kaisers, in: Tyche 11 (1996), 11–43.

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kann auch die Herausbildung und Akzentuierung einer geradezu kanonisch anmutenden Reihe von Staatsgöttern als Versuch gedeutet werden, den göttlichen Status der konsekrierten Vorgänger nicht zuletzt in Hinblick auf das Ziel der eigenen Apotheose zu bekräftigen. Ist hiermit eine allgemeine Perspektive beschrieben, darf nicht außer Acht gelassen werden, dass eine consecratio im unmittelbaren zeitlichen Kontext ihrer Beschlussfassung stets auch ein Politikum darstellte, mit dem sich ein nachfolgender Kaiser in der einen oder anderen Weise konfrontiert sehen konnte. So war es durchaus möglich, dass sich ein Konsekrationsbeschluss im Nachhinein als Problem erweisen konnte, wobei dies nicht nur für das naheliegende Szenario eines Dynastiewechsels zu gelten hatte. In welchem Ausmaß dies den Umständen entsprach, lässt sich im Einzelnen kaum bemessen, ist anhand der bereits behandelten Fallbeispiele aber zumindest im Grundsatz zu erschließen. Wie deutlich geworden ist, waren Erhebungen von Mitgliedern der kaiserlichen Familie unter die Staatsgötter mitunter schon zum Zeitpunkt ihrer Beschlussfassung umstritten.751 Allein für Drusilla, die nach ihrem Tod als erste Frau der domus Augusta vergöttlicht wurde, sind uns auffallend vielfältige Zeugnisse überliefert, die erahnen lassen, wie ablehnend man der neuen diva – offenbar von Beginn an – gegenüberstand und wie sehr sich ihr Bruder Caligula mit entsprechenden Vorbehalten konfrontiert sah.752 Wie laut mag die Kritik angesichts dieser schwierigen Ausgangslage erst nach der Ermordung des Kaisers im Jahr 41 ausgefallen sein? Die Antwort auf diese Frage kann aus den Quellenzeugnissen erschlossen werden. Jenseits der von Seneca im Rahmen der ›Apocolocyntosis‹ zum Ausdruck gebrachten Kritik an der Eignung Drusillas zur Staatsgöttin rücken hier jene Berichte in den Fokus, die den Herrschaftsübergang von Caligula auf Claudius in den Blick nehmen.753 Weiß schon Sueton, wie oben erwähnt, davon zu berichten, dass nach dem gewaltsamen Tod des Kaisers die Forderung erhoben wurde, das Andenken aller Caesares zu beseitigen und ihre Tempel niederzureißen754 – ein Vorhaben, das sicher auch den Kult der diva Drusilla miteingeschlossen haben wird –, bietet insbesondere der Umgang mit der memoria Caligulas aufschlussreiche Einblicke in die seinerzeit komplexe Gesamtlage der Dinge. In seiner Rolle als von der stadtrömischen Prätorianergarde unverhofft akklamierter neuer Herrscher sah sich Claudius dazu genötigt, gegenüber dem Andenken seines Vorgängers und Neffen eine Haltung an den Tag zu legen, die Dieter Timpe treffend als »eigenartige Mischung aus Verurteilung und Schonung«755 beschrieben hat. So konnte er eine vom Senat beab751 752 753 754 755

Vgl. Kap. 4.2.1. Siehe hierzu etwa Cass. Dio 59,11,5f.; Sen. dial. 11,17,5. Sen. apocol. 1,2f. Suet. Cal. 60. Timpe 1962, 92.

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sichtigte Erklärung Caligulas zum Staatsfeind noch verhindern, ließ zugleich aber auf eigene Initiative dessen Standbilder von öffentlichen Plätzen entfernen und seine acta zumindest in Teilen kassieren.756 Der Spagat, den Claudius zu vollführen hatte, bestand darin, sich mit Blick auf die Akzeptanz seiner Herrschaft hinreichend deutlich von seinem besonders unter den Senatoren verhassten Vorgänger zu distanzieren, ohne dabei aber so weit zu gehen, dass hierdurch auch die für die Legitimität seiner Stellung so wichtige familiäre Traditionslinie offen infrage gestellt worden wäre.757 Angesichts dieser Umstände ist anzunehmen, dass auch der Status Drusillas als Staatsgöttin nach dem Tod ihres Bruders kritisch diskutiert wurde, letztlich aber unangetastet blieb – zumindest sind uns keinerlei Anhaltspunkte dafür überliefert, dass ihr Kult abgeschafft worden wäre. Die Kassation des Konsekrationsbeschlusses ist indes umso weniger wahrscheinlich, wenn man sich vor Augen hält, dass Drusillas Vergöttlichung Claudius zugleich als Präzedenzfall für sein nur wenig später in die Tat umgesetztes Vorhaben dienen konnte, mit Livia seine eigene Großmutter zur diva erheben zu lassen.758

756 Cass. Dio 60,4,1; 60,4,5f.; Suet. Claud. 11,3. Zur Einordnung der Staatsfeinderklärung siehe schon Vittinghoff 1936, 102f. Angesichts der geringen Anzahl von überlieferten und offensichtlich (gezielt) verunstalteten Porträts des Kaisers (vgl. Hans Jucker, Die Bildnisstrafen gegen den toten Caligula, in: Bettina von Freytag Gen. Löringhoff/Dietrich Mannsperger/Friedhelm Prayon [edd.], Praestant interna. Festschrift für Ulrich Hausmann, Tübingen 1982, 110–118, hier 112f.; Varner 2004, 23–25) sowie zahlreicher unversehrter Exemplare, aus deren Fundkontext hervorgeht, dass sie von ihrem Ursprungsort entfernt und in Magazine verbracht wurden (vgl. Varner 2004, 35–42; siehe hierzu auch Valérie Huet, Images et damnatio memoriae, in: CCG 15 [2004], 237–253, hier 247–250), ist durchaus anzunehmen, dass es sich hierbei insgesamt um eine pragmatische wie planmäßige Unternehmung gehandelt hat. Das Ausmaß der rescissio actorum bleibt unklar: Während etwa Cassius Dio (60,4,1) selbst nahelegt, dass nicht sämtliche Anordnungen Caligulas aufgehoben wurden, vertritt Vittinghoff 1936, 97, die Auffassung, dass es schon aufgrund des Umfangs der kaiserlichen Verfügungen geradezu »unmöglich« war, »die acta in vollem Inhalt zu kassieren«. Michael Rathmann hält es demgegenüber für vorstellbar, dass Claudius »aufgrund der kurzen Regierungszeit des Caligula von März 37 bis zum Januar 41 die wenigen Erlasse ohne größere Probleme kassieren [konnte]« (Ders., Damnatio memoriae. Vergessen oder doch erinnern?, in: Sebastian Scholz/Gerald Schwedler/KaiMichael Sprenger [edd.], Damnatio in memoria. Deformation und Gegenkonstruktion in der Geschichte [Zürcher Beiträge zur Geschichtswissenschaft 4], Köln/Weimar/Wien 2014, 85–108, hier 99). Siehe darüber hinaus auch Florian Krüpe, Die Damnatio memoriae. Über die Vernichtung von Erinnerung. Eine Fallstudie zu Publius Septimius Geta (189–211 n. Chr.), Gutenberg 2011, 147. Zur von Cassius Dio (60,22,3) berichteten Einziehung und Einschmelzung sämtlicher Bronzemünzen, die das Bild des Kaisers trugen, siehe Jucker 1982, 114–118; Wolters 1999, 150–161. 757 Siehe hierzu Timpe 1962, 92f. 758 Zur Divinisierung Livias siehe einmal mehr Sen. apocol. 9,5; Suet. Claud. 11,2; Cass. Dio 60,5,2.

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Wie genau sich der Umgang mit diva Drusilla gestaltete, ist nicht sicher belegt.759 Mit Blick auf das betont unaufgeregte und planvolle Vorgehen im Zuge der gegen die memoria Caligulas ergriffenen Maßnahmen, dessen Statuen, wie Cassius Dio in seiner Schilderung der Ereignisse zu berichten weiß, im Schutze der Nacht abgebaut wurden – offenbar um in Befürchtung von Unruhen ein allzu großes Aufsehen zu vermeiden –, wird man eine ähnliche Diskretion auch im Falle der Staatsgöttin erwarten dürfen.760 In den Aufzeichnungen der Arvalbrüder sind neben dem Opfer anlässlich Drusillas consecratio am 23. September des Jahres 38, anlässlich ihres dies natalis im Jahr 40 sowie eines weiteren (nicht datierten) Opfers während der Herrschaft ihres Bruders keine weiteren Einträge überliefert, die als Beleg für ihre spätere Verehrung im Staatskult herangezogen werden könnten.761 Hieraus lässt sich allerdings nicht ableiten, dass man Drusilla den Status als diva auch offiziell aberkannt hätte. Ein solcher Schritt (in Form der Kassation des seinerzeit gefassten und hiernach entsprechend gefeierten Konsekrationsbeschlusses) hätte sicher großes Aufsehen erregt, was man mit Blick auf die komplexe Gesamtlage der Dinge jedoch vermeiden wollte. So geht Manfred Clauss davon aus, dass man in Drusillas Fall »keine religiös-rechtlichen Maßnahmen« ergriff, sondern die unliebsame Staatsgöttin schlicht »öffentlich ignorierte«762. Der Aufwand, den man hierzu hätte konkret betreiben müssen, wäre – vor allem im Vergleich zum Vorgehen gegen die memoria Caligulas – jedenfalls eher gering zu veranschlagen: Während uns keine Informationen darüber vorliegen, inwieweit der infolge der consecratio für Drusilla beschlossene 759 Siehe Babett Edelmann-Singer, The Women of Akmoneia – revisited. Eine lokale Kaiserpriesterin in Asia aus augusteischer Zeit?, in: Dies./Heinrich Konen (edd.), Salutationes – Beiträge zur Alten Geschichte und ihrer Diskussion. Festschrift für Peter Herz zum 65. Geburtstag (Region im Umbruch 9), Berlin 2013, 109–123, hier 113: »Ob ihr Kult über den Tod des Caligula hinaus weiter geführt wurde, einer offiziellen damnatio memoriae anheimfiel oder einfach in Vergessenheit geriet, ist heute nicht mehr nachvollziehbar.« Auch Kienast/Eck/Heil 2017, 80, stellen die Frage: »Consecratio nach 24. Jan. 41 [d. h. nach der Ermordung Caligulas und dem Herrschaftsantritt des Claudius] annulliert?« 760 Cass. Dio 60,4,5; vgl. Krüpe 2011, 147. 761 CFA Nr. 12c, Z. 99 (ob consecrationem), vgl. Z. 102f.; CFA Nr. 14, col. I, Z. 22f. (ob natalem); CFA Nr. 16, Z. 6. Während Scheid 1998, 42, den letzten Eintrag in die Zeit der Herrschaft Caligulas datiert und dabei mit der Feier des dies imperii des Kaisers im Jahr 39 in Verbindung bringt (vgl. Ders. 1990, 385 mit Anm. 1), hält Gradel 2002, 164f. mit Anm. 6, es für möglich, dass er noch den ersten Jahren der Herrschaft des Claudius zugerechnet werden könnte, wobei die von ihm vorgeschlagene Rekonstruktion des Inschriftentextes hypothetisch bleiben muss. 762 Beides Clauss 2001, 389; ähnlich Kragelund 2010, 567 mit Anm. 37: »the cult of Diva Drusilla […] quietly withered away after the fall of Caligula«. Siehe hierzu bereits allgemein Beurlier 1890, 74f.: »De plus, dans un grand nombre de cas, la consécration était due, non à un sentiment géneral de regret et de vénération, mais uniquement à la volonté de l’empereur qui imposait au culte public sa fille, sons fils, son épouse ou son père. Quand l’empereur avait disparu, le culte de la divinité, imposée par lui, disparaissait également, sans un acte officiel de révocation, mais par la négligence des adorateurs.«

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Tempel in Rom tatsächlich begonnen oder gar vollendet worden war, wäre durch das Entfernen ihrer Kultstatue im stadtrömischen Heiligtum der Venus Genetrix eine ohnehin nur provisorisch (bis zur Fertigstellung des eigenen Tempels) gedachte Kultgemeinschaft aufgelöst worden.763 Zudem stand mit Livia nur kurze Zeit später eine neue Staatsgöttin bereit, die ihren Platz in der Verehrung der domus Augusta ohne Weiteres eingenommen haben dürfte.764 Selbst in der Praxis des öffentlichen Staatskultes hätten sich keine offensichtlichen Widersprüche ergeben: Dass Drusilla bei den Opfern der Arvalbrüder nicht explizit berücksichtigt wurde, ließe sich schlicht damit erklären, dass man ohnehin nicht sämtlichen Staatsgöttern zu allen Zeiten opferte, sondern, wie gezeigt, durchaus eine Auswahl treffen konnte, in der sie nicht enthalten war.765 Das Problem ihrer Göttlichkeit konnte somit – ganz im Sinne der Herausforderungen, mit denen sich Claudius zu Beginn seiner Herrschaft konfrontiert sah – ohne allzu großes Aufsehen umgangen werden. Eine ähnliche Vorgehensweise ist zudem für die beiden divae Poppaea und Claudia denkbar. Auch ihre consecrationes waren zum Zeitpunkt der Beschlussfassung umstritten. In Hinblick auf den Fall der Kaisergattin ist uns dies im Rahmen der taciteischen Schilderung des Prozesses gegen Thrasea eindrücklich überliefert, gegenüber der Vergöttlichung der Tochter des Kaisers, die man als Kleinkind zur diva erhoben hatte, dürften die Vorbehalte mitnichten geringer ausgefallen sein.766 Angesichts dieser Ausgangslage ist davon auszugehen, dass auch der Status der beiden Staatsgöttinnen nach der durch den Senat ausgesprochenen hostis-Erklärung Neros und dessen Selbstmord im Juni des Jahres 68 hinterfragt worden ist.767 Wie etwa aus einer Notiz bei Tacitus hervorgeht, wonach Otho die Standbilder Poppaeas durch einen Senatsbeschluss des Jahres 69 hat wiederaufrichten lassen, sind die öffentlichen Statuen der diva in Rom zuvor offensichtlich gestürzt worden – wahrscheinlich noch in den letzten Tagen der Herrschaft Neros oder kurz nach deren Ende.768 Die Überlieferung des 763 Cass. Dio 59,11,3. Schon angesichts der kurzen Zeitspanne zwischen Drusillas consecratio und der Ermordung Caligulas im Jahr 41 erscheint es äußerst unwahrscheinlich, dass ihr Tempel vollendet wurde. Clauss 2001, 93, spricht davon, dass man der Staatsgöttin »zahlreiche Tempel und Altäre« errichtet habe, referiert hiermit allerdings nur eine bei Seneca (dial. 11,17,5) überlieferte Notiz, deren genauer Gehalt unklar bleibt: eodem omni tempore quo templa illi constituebat ac puluinaria – Übersetzung Rosenbach: »zu derselben Zeit, da er [Caligula] ihr [Drusilla] Tempel errichtete und Kapellen«. 764 In dieser Weise ist auch Vittinghoff 1936, 83, zu verstehen: »Julia Augusta wurde später unter Claudius (wohl am 17. Jan. 42) divinisiert und nahm im Kult die Stelle der Drusilla ein.« Vgl. ebd., 77f. mit Anm. 325. 765 Vgl. Clauss 2001, 389. 766 Tac. ann. 16,21,2; vgl. Kap. 4.1. 767 Zur Erklärung Neros zum hostis und seinem Ende siehe Suet. Nero 49; Cass. Dio 63,29. 768 Tac. hist. 1,78: statuas Poppaeae per senatus consultum reposuit. Bereits im Jahr 62 sind die Bilder Poppaeas schon einmal gestürzt worden (Tac. ann. 14,61,1) – im Zusammenhang der

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Senatsbeschlusses bietet einen Einblick in die recht unübersichtliche Situation nach dem Tod des letzten iulisch-claudischen princeps, dessen Nachfolger auf dem Thron sich im ›Ersten Vierkaiserjahr‹ mit der Herausforderung konfrontiert sahen, sich gegenüber ihrem Vorgänger und dem vorangegangenen Herrscherhaus, dem sie selbst nicht zugehörig waren, zu positionieren.769 Auch auf das Thema der divinitas konnte dabei in der einen oder anderen Weise verwiesen sein. Während sich etwa Galba zunächst von Nero distanzierte, aufgrund politischer Bedenken sowie in Rücksicht auf die beim einfachen Volk ungebrochene Popularität seines Vorgängers jedoch ausdrücklich darauf verzichtete, diesen nach seiner senatorischen Erklärung zum hostis noch in besonderer Weise zu ächten,770 zeigte er sich zugleich darum bemüht, seine Herrschaft in Anknüpfung an die familiäre Traditionslinie der vorangegangenen Dynastie zu legitimieren. Noch in Spanien, wo er sich als Statthalter der Tarraconensis gegen Nero erhoben hatte und bald auch vom Senat als imperator anerkannt worden war, ließ er Münzen prägen, die Livia als diva Augusta gewidmet waren.771 Über die zweite Frau seines Vaters, Livia Ocellina, von der er adoptiert worden war und deren Familiennamen er hiernach angenommen hatte, bestand ein entferntes Verwandtschaftsverhältnis zur Gattin des Augustus, das man nun herausstellte, um ein Nahverhältnis zum vorangegangenen Kaiserhaus und dessen Begründer zu postulieren.772 Die Akzentuierung von Livias göttlichem Status als diva Augusta

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seinerzeit öffentlich gewordenen Absicht Neros, die beliebte Claudius-Tochter Octavia (unter falschen Anschuldigungen) als Gattin zu verstoßen, um an ihrer Stelle seine Konkubine Poppaea zur Frau zu nehmen, Tac. ann. 14,60f.; Suet. Nero 35,1–3; Cass. Dio 62,13,1f. Irrtümlich erscheint vor diesem Hintergrund die Kommentierung von Joseph Borst (Ders. 2010, ad loc.), der die unter Otho beschlossene Wiederaufrichtung der Standbilder auf diesen lange zurückliegenden Bildersturz bezieht. Hierzu prägnant Weikert 2016, 41: »Angesichts der von den Zeitgenossen empfundenen Tiefe des Bruches durch das Aussterben der Familie des Augustus war es für die Herrscher des Vierkaiserjahres von eminenter Bedeutung, ihre Herrschaft in Anknüpfung oder auch bewusster Abgrenzung zu den Iulio-Claudiern darzustellen.« Siehe auch Gering 2012, 62– 76. So verzichtete man auf ein umfassendes Vorgehen gegen die memoria des Verstorbenen, dem sogar – was nicht ohne Billigung Galbas denkbar ist – die Ehre eines standesgemäßen (aristokratischen) Begräbnisses zuteilwurde, Suet. Nero 49,4; 50; siehe hierzu auch Flower 2006b, 200; Jong/Hekster 2008, 88. RIC I² (Galba) 13; 14; 36; 52; 55; 65–67; später wurde diese Reihe von Prägungen der römischen Münzstätte fortgesetzt: RIC I² (Galba) 142; 150–153; 184–189; 223; 224 – am Ende auch ohne diva-Titel: RIC I² (Galba) 331; 423; 433. Auf Prägungen, die demgegenüber für Augustus ausgegeben wurden, findet sich der divus-Titel nicht, vgl. RIC I² (Galba) 33. Flaig 2019a, 313, formuliert in diesem Zusammenhang, dass »sich Galba [demgemäß] in eine Reihe mit den vergöttlichten Vorgängern der julisch-claudischen Dynastie« gestellt habe. Der genaue Verwandtschaftsgrad lässt sich heute kaum mehr rekonstruieren, bei Plutarch (Galba 3,2) ist lediglich von einer Verbindung κατὰ γένος die Rede; siehe auch Plut. Galba 14,3. Suetons Leugnung einer Verschwandtschaftsbeziehung Galbas zum Kaiserhaus

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dürfte dabei vor allem in der persönlichen Strahlkraft für Galba begründet gewesen sein, dessen Anspruch auch im Staatskult seinen Ausdruck fand. Wie aus den Aufzeichnungen der Arvalbrüder hervorgeht, brachte man am 3. Januar des Jahres 69 insgesamt drei Staatsgöttern Opfer dar: Augustus, Claudius und Livia.773 Galbas direkte Nachfolger auf dem Kaiserthron, Otho und Vitellius, scheinen dagegen einen anderen Weg eingeschlagen zu haben – soweit sich dies angesichts der Kürze ihrer Herrschaft sowie der hiermit einhergehenden schwierigen Überlieferungslage überhaupt sagen lässt. Dass es Otho mit der von ihm veranlassten Wiederaufrichtung der Standbilder Poppaeas etwa nicht nur darum gegangen sein kann, seiner früheren Gattin eine Ehre zu erweisen – vor Nero war er mit ihr verheiratet gewesen –, wird schon daran ersichtlich, dass auch die gestürzten Bilder des Staatsfeindes wiederaufgestellt wurden – wenn nicht auf Initiative, so zumindest mit Billigung des Kaisers.774 Auch Vitellius scheint den Anschluss an Nero gesucht zu haben und dabei noch über Otho hinausgegangen zu sein: Wie uns Tacitus berichtet, sollen während seiner Herrschaft zu Ehren des letzten Vertreters des iulisch-claudischen Herrscherhauses auf dem Marsfeld etwa inferiae abgehalten und unter Beteiligung der für divus Augustus einge-

(Galba 2: nullo gradu contingens Caesarum domum) scheint vor diesem Hintergrund die Bekanntheit der Verbindung zu reflektieren. Zur Person und Familie Livia Ocellinas siehe PIR² L 305. Die von Plutarch (Galba 3,2) erwähnte Förderung Galbas durch Livia, die ihm angeblich zum Konsulat verholfen habe, lässt sich im Einzelnen schwer nachvollziehen, vgl. Werner Eck, Galba [2], in: DNP 4 (1998), 746f. Sueton (Galba 5,2) berichtet allgemein davon, dass Galba durch Livias Gunst zu weitreichendem Einfluss gelangte und auch in ihrem Testament bedacht war; vgl. Gering 2012, 63. Zur Adoption siehe Suet. Galba 4,1, wo berichtet wird, dass Galba im Zuge dessen auch seinen Namen änderte, der schließlich wie folgt lautete: Lucius Livius Ocella Servius Sulpicius Galba; siehe hierzu auch den Eintrag der fasti Ostienses zu seinem Konsulat im Jahr 33 (FOst Cd d. 36); vgl. Bruno Doer, Die römische Namensgebung. Ein historischer Versuch, Stuttgart 1937 (ND Hildesheim 1974), 84f. (mit weiteren Belegen). Auch wenn sein offizieller Name als Kaiser Servius Galba Imperator Caesar Augustus lautete (etwa: CIL XVI 7 = ILS 1988), erscheint seine Kaisertitulatur in einigen Zeugnissen des griechischen Ostens um den Namensbestandteil Lucius Livius erweitert (etwa: SEG XV 873: Λουκίου Λιβίου εβαστού ουλπικίου Γάλβα); siehe hierzu auch David Shotter, Suetonius, Lives of Galba, Otho & Vitellius, edited with translation and commentary, Warminster 1993, 105; sowie Hekster 2015, 207f.; Sigrid MratschekHalfmann sieht hierin (mit Verweis auf OGIS 669) gar den Ausdruck einer Entwicklung, vgl. Dies., Divites et praepotentes. Reichtum und soziale Stellung in der Literatur der Prinzipatszeit (Historia Einzelschriften 70), Stuttgart 1993, 55 mit Anm. 83 (vgl. Anhang, Nr. 170). 773 CFA Nr. 40, col. I, 1–7, Z. 14f.; auch unter Galbas Nachfolger Otho hatte diese Reihe Bestand: CFA Nr. 40, col. I, 1–7, Z. 51f. (30. Januar des Jahres 69); Z. 79f. (14. März des Jahres 69). 774 Tac. hist. 1,78,2; Plut. Otho 3,1f.; Suet. Otho 7,1. Im Kontext dieser Stellen berichten uns die antiken Autoren darüber hinaus von weiteren Aktionen, die ausdrücklich als Anknüpfung an Nero verstanden werden konnten; siehe auch Plut. Otho 5,2; Suet. Otho 10,2; vgl. Carré 1999; Duchêne 2014.

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richteten Priesterschaft der Augustales auch Opfer dargebracht worden sein.775 Selbst wenn es sich hierbei nicht um ein eigentliches Götteropfer, sondern lediglich um ein Opfer für die Manen Neros gehandelt hat, mussten die von Tacitus in diesem Kontext erwähnte Errichtung von Altären und insbesondere die Einbindung der genannten Sodalität den Vorgang doch in einem Licht erscheinen lassen, das ohne Weiteres an eine göttliche Ehrung des Verstorbenen denken ließ – zu einer consecratio ist es allerdings nicht (oder: nicht mehr) gekommen.776 Darüber, wie man vor diesem Hintergrund mit der divinitas Claudias und Poppaeas umging, lässt sich nur spekulieren. In den Aufzeichnungen der Arvalbrüder sind nach dem Ende Neros zumindest keine weiteren Opfer für sie verzeichnet; was mit ihren Heiligtümern geschah, ist nicht weiter bekannt.777 Selbst aus flavischer Zeit sind uns keinerlei Zeugnisse überliefert, die sichere Rückschlüsse auf ihr Nachleben erlauben würden. Allein dieser Befund könnte darauf hindeuten, dass ihr göttlicher Status in der Folgezeit unangetastet blieb. Angesichts der für die Vertreter der flavischen Dynastie so wichtigen Begründung einer eigenen domus divina kam den Vergöttlichungen von Frauen des iulisch-claudischen Herrscherhauses eine geradezu prototypische Bedeutung zu, sodass diese – wollte man sich hiermit nicht zugleich auch selbst angreifbar machen – im Grundsatz nicht kritisiert werden konnten. Dementsprechend hätte man in der Praxis des Staatskultes von einer expliziten Berücksichtigung der divae absehen können, ohne hiermit eine offizielle und somit weithin sichtbare Entscheidung getroffen zu haben. Die politische Auseinandersetzung mit der Herrschaft Neros konnte, wie noch zu zeigen sein wird, dagegen auf eine andere Ebene verlagert werden.778

775 Tac. hist. 2,95,1: laetum foedissimo cuique apud bonos invidiae fuit, quod exstructis in campo Martio aris inferias Neroni fecisset. caesae publice victimae cremataeque; facem Augustales subdidere, quod sacerdotium, ut Romulus Tatio regi, ita Caesar Tiberius Iuliae genti sacravit. – Übersetzung Borst: »Für das gemeine Gesindel erfreulich, von üblem Eindruck aber auf die Gutgesinnten war es, daß Vitellius auf dem Marsfeld Altäre errichten und für Nero eine Totenfeier veranstalten ließ. Im Namen des Staates wurden dabei Opfertiere geschlachtet und verbrannt. Die Fackel legten die Augustalen an, eine Priesterschaft, die nach dem Muster der von Romulus zu Ehren des Königs Tatius gestifteten Priesterschaft Cäsar Tiberius zu Ehren des julischen Geschlechts gestiftet hatte.« 776 Gegen die von Clauss 2001, 111, vermutete »Divinisierung und Konsekration« Neros spricht zudem der Befund der literarischen Zeugnisse, vgl. Suet. Vit. 11,2; Cass. Dio 64,7,3. Zur Anknüpfung des Vitellius an den letzten Vertreter des iulisch-claudischen Kaiserhauses siehe auch Cass. Dio 64,4,1. 777 Einzig für das Jahr 66 sind Opfer für die divae Claudia und Poppaea in den Arvalakten belegt: CFA Nr. 30, col. I, cd, Z. 26f., sowie col. II, cef, Z. 6f.; 33f. und 39f. Zur Situation der Tempel siehe einmal mehr Tac. ann. 15,23,3 (Claudia) sowie Cass. Dio 63,26,3f. (Poppaea). 778 Vgl. Kap. 5.2.3.

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5.2.2. Tiberius und das schwere Erbe des Augustus Dass die Göttlichkeit des Vorgängers nicht nur das Potenzial besaß, die Rechtmäßigkeit der eigenen Herrschaft zu bekräftigen und in dieser Weise konstruktiv zu wirken, geht indes aus einem Fall hervor, der sich auf den ersten Blick zwar geradezu unscheinbar darstellt, in seinen weitreichenden Implikationen aber wie kein anderer vor Augen führt, inwiefern sich der Status als divi filius nicht nur als Kapital, sondern gleichfalls als Bürde für den jeweiligen Thronfolger erweisen konnte: gemeint ist die Vergöttlichung des Augustus. Aus der im Folgenden näher zu betrachtenden Konstellation der posthumen Erklärung des Dynastiegründers zum Staatsgott und der Nachfolge des Tiberius ergab sich eine Konfrontationsstellung, welche die Verhältnisse des Frühen Prinzipats nachhaltig geprägt hat, indem sich nachfolgend zwei Linien einer Familie in Konkurrenz um die Herrschaft gegenüberstanden: der sich in Blutslinie bis auf Augustus und Caesar zurückführende Zweig der Iulier auf der einen sowie der von Livia abstammende Zweig der Claudier auf der anderen Seite.779 Wie bereits deutlich geworden ist, kam in diesem Zusammenhang gerade dem Prädikat der göttlichen Abstammung eine besondere Bedeutung zu, wobei diese zunächst nur die Vertreter des iulischen Familienzweiges für sich reklamieren konnten, ehe Claudius dieser offenbar als defizitär empfundenen Situation mit der nachträglichen Erhebung seiner Großmutter Livia unter die Staatsgötter begegnete.780 Das wohl anschaulichste Zeugnis für diese in den Quellen ansonsten kaum explizierte Konfrontationsstellung ist die von Tacitus überlieferte Episode, wonach Agrippina die Ältere Tiberius vorgeworfen haben soll, dem vergöttlichten Vorgänger Opfer darzubringen und zugleich dessen Nachkommen zu verfolgen, die – so jedenfalls muss im Sinne der Aussage ergänzt werden – anders als Tiberius, der lediglich adoptiert worden war, als wahre Nachkommen des divus Augustus zu gelten hatten und demgemäß eine Herkunft aus göttlichem Blut für sich beanspruchen konnten.781 Als Präzedenzfall und Ausgangs779 Der iulische Zweig der Familie geht streng genommen nicht auf Gaius Iulius Caesar selbst, sondern auf dessen gleichnamigen Vater zurück (vgl. Friedrich Münzer, Iulius [130], in: RE 10,1 [1918], 185f.; Thomas R. S. Broughton, The Elogia of Julius Caesars Father, in: AJA 52,3 [1948], 323–330); Octavian war ein Großneffe des Diktators, ein Enkel von dessen Schwester Iulia. Der claudische Zweig der Familie stammte dagegen von Tiberius Claudius Nero (vgl. Friedrich Münzer, Claudius [254], in: RE 3,2 [1899], 2777f.) ab, dem ersten Mann Livias und Vater ihrer Söhne Tiberius und Drusus. Auch Livias Vater Marcus Livius Drusus Claudianus (vgl. Friedrich Münzer, Livius [19], in: RE 13,1 [1926], 881–884) entstammte ursprünglich der gens Claudia, wurde später aber in die gens Livia adoptiert. Zur antiken Wahrnehmung, wonach die Herrschaft in den Händen zweier Familien(-zweige) lag, siehe etwa Tac. ann. 1,28,4. 780 Vgl. Kap. 4.2.1.1. 781 Tac. ann. 4,52,2; vgl. Kap. 4.2.1.1.

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punkt für weitere Entwicklungen eröffnet die consecratio des Dynastiegründers somit eine Perspektive, die uns – jenseits konstruktiver Effekte – auch einen Blick auf die dysfunktionalen Elemente der Kaiserapotheose ermöglicht, die dieser von Beginn an eingeschrieben waren. Unter dem Eindruck dieser bereits vorausgreifenden Überlegungen stellt sich der Übergang der Herrschaft von Augustus auf seinen Adoptivsohn Tiberius zunächst bemerkenswert glatt und in der Retrospektive geradezu idealtypisch dar. Beim Tod des Dynastiegründers, der diesen am 19. August des Jahres 14 in Nola ereilte, stand Tiberius schon lange als Nachfolger bereit.782 Aufgrund der Förderung durch seinen Stief- und Adoptivvater hatte er unter diesen Umständen eine Position inne, die es ihm erlaubte, den Senat einzuberufen und über das Begräbnis sowie die posthumen Ehren für den Verstorbenen beschließen zu lassen.783 Die Stellung des Regenten übernahm er formal allerdings erst, nachdem die Senatorenschaft ihn mehrmals und ostentativ hierum gebeten hatte.784 Während der Herrschaftsübergang demgemäß also reibungslos verlief und Tiberius in Rom als rechtmäßiger Nachfolger anerkannt war, stand seine Herrschaft unter einem schlechten Stern. So war der neue princeps mit dem Makel behaftet, nicht die erste Wahl des göttlichen Dynastiegründers gewesen zu sein – ein Umstand, der angesichts der allzu offenbar gewordenen Problematik der augusteischen Nachfolge durchaus zu einer Belastung und auch in Hinblick auf die genannte Konfrontationsstellung noch relevant werden sollte. Zum besseren Verständnis der Situation sollen daher zunächst die Grundzüge der Nachfolgeregelung des Augustus kurz dargestellt werden. Die Konstellation der Nachfolge Anlässlich einer schweren Erkrankung sowie der Aufdeckung einer Verschwörung um die beiden Aristokraten Licinius Murena und Fannius Caepio sah sich Augustus im Jahr 23 v. Chr. zum ersten Mal ganz konkret mit der Frage konfrontiert, in welcher Form er beabsichtigte, seine im Bürgerkrieg errungene und hiernach weiter ausgebaute Machtstellung auf einen Nachfolger zu übertragen.785 782 Zum Ende des Augustus siehe Tac. ann. 1,4f.; Suet. Aug. 97–101; Cass. Dio 56,29–31. Das Todesdatum ist uns auch epigraphisch überliefert (FAntMin. = InscrIt 13,2,208; FOst Ca s. 4f.). 783 Tac. ann. 1,7,4; 1,8; vgl. Paul Schrömbges, Tiberius und die Res publica Romana. Untersuchungen zur Institutionalisierung des frühen römischen Principats (Habelts Dissertationsdrucke, Reihe Alte Geschichte 22), Bonn 1986, 77–81. 784 Tac. ann. 1,7,5; 1,11–13; Suet. Tib. 24; Cass. Dio 57,2,4; Ov. Pont. 4,13,27f.; Vell. 2,124,2; vgl. Castritius 1982, 59–61; Ulrich Huttner, Recusatio imperii. Ein politisches Ritual zwischen Ethik und Taktik (Spudasmata. Studien zur Klassischen Philologie und ihren Grenzgebieten 93), Hildesheim 2004, bes. 128–148. 785 Zur Erkrankung des Augustus siehe Cass. Dio 53,30. Über die genauen Hintergründe und das wirkliche Ausmaß der Verschwörung, die Cassius Dio (54,3) entgegen der herrschenden

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Es wurde allgemein erwartet, dass der princeps seinen Siegelring als Zeichen der Machtübergabe an Marcellus, den Sohn seiner Schwester Octavia und Gatten seiner Tochter Iulia, übergeben werde.786 Dieser war zuvor in einer Weise gefördert worden, die an Octavians eigene Förderung durch Caesar erinnerte, sodass die Überraschung groß war, als Augustus seinen Siegelring nicht Marcellus, sondern seinem alten Freund und Weggefährten Agrippa überantwortete und dem amtierenden Konsul Gnaeus Calpurnius Piso die Aufzeichnungen über die öffentlichen Einnahmen und Streitkräfte aushändigen ließ.787 Mit dem plötzlichen Tod des Marcellus noch im gleichen Jahr war die Frage der Nachfolge wieder

Forschungsmeinung für das Jahr 22 v. Chr. überliefert, sind wir nur unzureichend unterrichtet, vgl. Manuwald 1979, 115–120; Bleicken 1998, 345f. und 728; Dettenhofer 2000, 96–100. Die beiden Verschwörer Murena (PIR² L 218; Syme 1986, 387–393; Jens Bartels, Terentius [I 19], in: DNP 12/1 [2002], 147) und Caepio (PIR² F 117; Syme 1986, 387–393) sind hiernach als solche verurteilt und hingerichtet worden. Die paradoxe Situation, einen Nachfolger zu bestellen, der de iure keinen Platz im politischen System der von Augustus ›wiederhergestellten‹ res publica haben konnte, spiegelt sich auch bei Cassius Dio wider, der mit Blick auf Marcellus (53,30,1f.; 53,31,1) – und später auch mit Blick auf Gaius und Lucius Caesar (54,18,1) – zwar von ›Nachfolgern‹ (διάδοχοι) im politischen Sinne einer Herrschaftsübergabe spricht, zugleich aber davon zu berichten weiß, dass Augustus nach seiner Genesung beabsichtigte, sein Testament öffentlich zu verlesen, um keinen Zweifel daran zu lassen, dass er niemanden zum Erben seiner Herrscherstellung bestimmt habe (Cass. Dio 53,31,1). Zur Möglichkeit, unter diesen Bedingungen einen politischen Nachfolger zu positionieren, siehe Schrömbges 1986, 14–64; sowie Mlasowsky 1996, 249–327. 786 Augustus selbst hatte – zumindest zu diesem Zeitpunkt (siehe unten) – noch keine männlichen Nachkommen, sodass Marcellus (PIR² C 925) als nächster männlicher Verwandter des princeps zu gelten hatte. Zur Bedeutung des Siegelrings in diesem Kontext siehe Hans U. Instinsky, Die Siegel des Kaisers Augustus. Ein Kapitel zur Geschichte und Symbolik des antiken Herrschersiegels (Deutsche Beiträge zur Altertumswissenschaft 16), Baden-Baden 1962, 36–38. 787 Zur Förderung des Marcellus und seiner Rolle in den Nachfolgeplänen des princeps siehe Schrömbges 1986, 19f.; Hartwin Brandt, Marcellus ›successioni praeparatus‹? Augustus, Marcellus und die Jahre 29–23 v. Chr., in: Chiron 25 (1995), 1–17; Mlasowsky 1996, 272– 277. Laut Tacitus (ann. 1,3,1) galten Marcellus und Agrippa als subsidia dominationi, als ›Stützen der Herrschaft‹ – später geht diese Idee dann auf Tiberius und Germanicus über (Tac. ann. 1,3,5: quo pluribus munimentis insisteret). Die Überraschung geht u. a. aus dem Bericht Cassius Dios (53,30,1f.) deutlich hervor: διάδοχον μὲν οὐδένα ἀπέδειξε, καίτοι τὸν Μάρκελλον πάντων προκριθήσεσθαι ἐς τοῦτο προσδοκώντων, διαλεχθεὶς δέ τινα αὐτοῖς περὶ τῶν δημοσίων πραγμάτων τῷ μὲν Πίσωνι τάς τε δυνάμεις καὶ τὰς προσόδους τὰς κοινὰς ἐς βιβλίον ἐσγράψας ἔδωκε, τῷ δ᾽ Ἀγρίππᾳ τὸν δακτύλιον ἐνεχείρισε. – Übersetzung Veh: »Zwar ernannte er niemand zu seinem Nachfolger, obwohl alle erwarteten, daß Marcellus dafür vorgezogen werde, doch übergab er nach einem Gespräch mit den Anwesenden [Senatoren und Rittern] über die öffentlichen Angelegenheiten dem Piso die von ihm schriftlich in einem Buch niedergelegte Liste über die Streitkräfte und staatlichen Einnahmen und händigte Agrippa seinen Siegelring aus.« Siehe auch Cass. Dio 53,31; vgl. Hans U. Instinsky, Augustus und die Adoption des Tiberius, in: Hermes 94,3 (1966), 324–343, hier 336–340.

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offen.788 Iulia, die Witwe des Verstorbenen und einzige Tochter des (mittlerweile wieder genesenen) Augustus, wurde daraufhin mit Agrippa verheiratet und schenkte ihrem Vater hiernach zwei Enkelkinder, die sogleich als potenzielle Nachfolger zu gelten hatten: Der erste Sohn erblickte im Jahr 20 v. Chr. das Licht der Welt, der zweite drei Jahre später.789 Unter den Namen Gaius und Lucius Caesar wurden die beiden von Augustus adoptiert und in der Folgezeit schrittweise auf ihre Rolle als Thronfolger vorbereitet.790 Die Ernsthaftigkeit dieses Anliegens lässt sich schon daran ablesen, wie planmäßig der princeps daran ging, sie unter Einbringung seiner gesamten auctoritas als – einer Formulierung Cassius Dios folgend – ›Nachfolger in der Herrschaft‹ (διάδοχοι τῆς ἀρχῆς) zu installieren.791 So übernahm Augustus anlässlich ihrer Annahme der toga virilis in den Jahren 5 und 2 v. Chr. erneut und letztmalig den Konsulat, den er seit dem Jahr 23 v. Chr. wohl in Reaktion auf die genannte Verschwörung nicht mehr bekleidet hatte.792 Mit ihrem Eintritt ins Erwachsenenalter wurde Gaius und Lucius schließlich eine Ehre zuteil, in der sich 788 Cass. Dio 53,30,4–6; Prop. 3,18; Verg. Aen. 6,860–886; Cons. ad Liv. 67; Marcellus wurde hiernach als Erster im Mausoleum des Augustus bestattet, das dieser für sich und seine Familie hatte errichten lassen (CIL VI 40356 = AE 1928, 88). 789 Cass. Dio 54,8,5; 54,18,1. Zur Rolle Iulias als ›Erbtochter‹ siehe etwa Temporini-Gräfin Vitzthum 2002a, 48–64; Franziska Knopf, Die Ehepolitik des Augustus (Oktavian). Eine Untersuchung zu den Eheschließungen innerhalb der ›domus Augusta‹, Marburg 2012. Die genaue Datierung der Geburtstage der beiden Augustus-Enkel ist umstritten, vgl. Stefano Priuli, Osservazioni sul feriale di Spello, in: Tituli 2 (Miscellanea) (1980), 47–80, hier 77–80; Peter Herz, Das Kenotaph von Limyra. Kultische und juristische Voraussetzungen, in: Joachim Ganzert, Das Kenotaph für Gaius Caesar in Limyra. Architektur und Bauornamentik. Mit Beiträgen von Mathilde Grünewald und Peter Herz (Istanbuler Forschungen 35), Tübingen 1984, 178–192, hier 188–192; Alain Vassileiou, Sur les dates de naissance de Drusus, de Caius et Lucius Caesar, in: RPh 58 (1984), 45–52. 790 Zur Adoption siehe Vell. 2,96,1; Suet. Aug. 64,1; Cass. Dio 54,18,1. Zum Werdegang der beiden Thronfolger siehe Mlasowsky 1996, 277–308; Frédéric Hurlet, Les collègues du prince sous Auguste et Tibère: de la légalité républicaine à légitimité dynastique (Collection de l’École Française de Rome 227), Rom 1997, 113–141 und 426–484; bezüglich ihrer Repräsentation siehe John Pollini, The Portraiture of Gaius and Lucius Caesar, New York 1987; Charles B. Rose, Dynastic Commemoration and Imperial Portraiture in the JulioClaudian Period (Cambridge Studies in Classical Art and Iconography), Cambridge 1997, 13–20 (mit weiteren Belegen). 791 Cass. Dio 54,18,1: ἐπὶ δὲ δὴ Γαΐου τε Φουρνίου καὶ Γαΐου Σιλανοῦ ὑπάτων υἱὸν αὖθις ὁ Ἀγρίππας ἀνείλετο τὸν Λούκιον ὀνομασθέντα, καὶ αὐτὸν εὐθὺς ὁ Αὔγουστος μετὰ τοῦ ἀδελφοῦ τοῦ Γαΐου ἐποιήσατο, μὴ ἀναμείνας σφᾶς ἀνδρωθῆναι, ἀλλ᾽ αὐτόθεν διαδόχους τῆς ἀρχῆς ἀποδείξας, ἵν᾽ ἧττον ἐπιβουλεύηται. – Übersetzung Veh: »Unter den Konsuln Gaius Furnius und Gaius Silanus bestätigte Agrippa wiederum die Geburt eines Sohnes, der den Namen Lucius erhielt; Augustus aber nahm ihn sogleich zusammen mit seinem Bruder Gaius an Sohnesstatt an, ohne zu warten, bis sie Männer würden, und bestimmte sie auf der Stelle zu seinen Amtsnachfolgern, um Anschlägen auf seine Person auf diese Weise weniger ausgesetzt zu sein.« Siehe hierzu auch Dettenhofer 2000, 146f. 792 Suet. Aug. 26,2; Cass. Dio 55,9,9; vgl. Walter Beringer, Princeps iuventutis, in: RE 22,2 (1954), 2296–2311.

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die ihnen zugedachte Rolle auch für die Zeitgenossen unmissverständlich abzeichnete: die Verleihung des Titels princeps iuventutis.793 Gemäß der Stellung des Augustus als princeps (senatus) entsprach dieser Titel einer Berufung, die durch die gleichzeitige Designation für einen künftigen Konsulat noch unterstrichen wurde.794 Einen wichtigen Bestandteil dieser Vorbereitung bildete indes die gezielte Einbindung der beiden Thronanwärter in die herrscherliche Repräsentation, wobei hier nicht zuletzt dem Aspekt der numinosen Inszenierung eine besondere Bedeutung zukam.795 So wurden etwa Münztypen geprägt und ausgegeben, auf deren Rückseiten uns Gaius und Lucius in kultischer Pose als schild- und speerhaltende togati entgegentreten und gemäß der Umschrift als AVGVSTI F(ilii) CO(n)S(ules) DESIG(nati) PRINC(ipes) IVVENT(utis) C(aius) [et] L(ucius) CAESARES bezeichnet werden; die entsprechenden Vorderseiten ziert dagegen das Porträt des princeps, umschrieben mit der Legende CAESAR AVGVSTVS DIVI F(ilius) PATER PATRIAE (Abb. 11).796 Die Ausgabe der Münzen erscheint insofern bemerkenswert, als Augustus seine göttliche Filiation seit dem Ende des Bürgerkriegs nur noch höchst selten und dann nur zu ausgewählten, für ihn bedeutsamen Anlässen numismatisch ausführen ließ.797 Durch die doppelte Sohnschaft werden Gaius und Lucius zugleich in ein besonderes Nahverhältnis zu Caesar gerückt, dessen Namen sie nach der Adoption durch Augustus gleichermaßen trugen.798 793 R. Gest. div. Aug. 14; vgl. Alain Vassileiou, Caius ou Lucius Caesar proclamé princeps juventutis par l’ordre équestre, in: Hélène Walter (ed.), Hommages à Lucien Lerat (Centre de recherches d’histoire ancienne 55), Bd. 2, Paris 1984, 827–840. 794 Dass diese Auszeichnung auch von den Zeitgenossen dementsprechend verstanden wurde, zeigt Ov. ars 1,194 (an Gaius gerichtet): Nunc iuvenum princeps, deinde future senum. – Übersetzung: ›Jetzt erster der Jünglinge, künftig erster der Greise‹ – gemeint sind die Senatoren. Zu den Umständen der Konsulatsdesignation siehe zudem R. Gest. div. Aug. 14; vgl. Peter Herz, Die Adoptivsöhne des Augustus und der Festkalender. Gedanken zu einer Inschrift aus Messene, in: Klio 75 (1993), 272–288. 795 Zur konkreten Ausgestaltung dieses Aspekts siehe Alföldi 1973, 32 (zur Einbeziehung der beiden Thronfolger in den stadtrömischen Kult der lares compitales); vgl. auch Clauss 2001, 71. 796 RIC I² (Augustus) 205–212. Gaius und Lucius werden in priesterlicher Funktion capite velato dargestellt, wie aus der zusätzlichen Abbildung eines simpulum (Schöpfkelle) und eines lituus (Priesterstab) deutlich hervorgeht; zur Botschaft dieser Darstellung siehe etwa Mlasowsky 1996, 290f. 797 Vgl. Gesche 1978a, 382f. mit Anm. 16; siehe weiterhin Clauss 2001, 369. Auch aus Anlass der erstmaligen Abbildung des Tiberius innerhalb der stadtrömischen Münzprägung griff Augustus auf die Selbstbezeichnung als divi filius zurück, RIC I² (Augustus) 219–226. 798 Zur Bedeutung des Caesar-Namens siehe Schrömbges 1986, 30–32. Wie aus einigen erhaltenen Zeugnissen hervorgeht, wurde die Andeutung einer von Gaius und Lucius bis auf Caesar zurückgehenden göttlichen Linie durchaus verstanden, siehe exemplarisch etwa CIL VI 40326: [Caesari Augusti f(ilio) divi I]ulii nepoti (wobei hier unklar bleibt, welcher der beiden Augustus-Enkel genau gemeint ist). Häufig findet sich auch die Ansprache als Au-

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Angesichts dieser planmäßigen Vorarbeit mussten die folgenden Schicksalsschläge umso schwerer wiegen: Im Jahr 2 n. Chr. verstarb Lucius unerwartet auf einer Reise nach Spanien, wo er militärische Erfahrungen sammeln sollte, sein Bruder Gaius erlag nur zwei Jahre später den Folgen einer Verwundung, die er während der Belagerung der armenischen Stadt Artagira davongetragen hatte.799 Wie schon Marcellus fanden die beiden Thronanwärter ihre letzte Ruhe im Mausoleum, das Augustus für sich hatte errichten lassen.800 In Hinblick auf die Nachfolge musste nun abermals eine neue Lösung gefunden werden. Nur kurze Zeit nach dem letzten Schicksalsschlag adoptierte Augustus schließlich Tiberius, den mittlerweile 44-jährigen Sohn Livias aus erster Ehe, und seinen einzig verbliebenen Enkel Agrippa Postumus, der jedoch schon bald politisch kaltgestellt werden sollte.801 Um am Ende tatsächlich von Augustus an gusti filius divi nepoti, siehe CIL XIII 2942 (Agedincum); 3254 (Durocortorum); 3671 (Augusta Treverorum); AE 1997, 400 (Aequum Tuticum). Eine Inschrift aus dem hispanischen Epora (CIL II 2157), die in die Zeit zwischen 2 v. und 2 n. Chr. datiert werden kann, trägt gar die Widmung L(ucio) Caes(ari) divi / Aug(usti) f(ilio); siehe hierzu Cass. Dio 55,10,19. 799 Zum Schicksal des Lucius siehe Tac. ann. 1,3,3; Suet. Aug. 65,1; Cass. Dio 55,10a,9. Zum Schicksal des Gaius, der seine Verwundung bereits am 9. September des Jahres 3 n. Chr. erlitt (FCupr. = InscrIt 13,1,245) und dann am 21. oder 22. Februar des nächsten Jahres auf seiner Rückreise nach Rom im lykischen Limyra verstarb (FVerul. = InscrIt 13,2,164f.), siehe Tac. ann. 1,3,3; Suet. Aug. 65,1; Cass. Dio 55,10a,6–10; 55,10,19; vgl. Sen. dial. 11,15,4. 800 Neben der erhaltenen Grabinschrift für Gaius (CIL VI 884; 40361 = ILS 138) ist die Beisetzung der beiden Augustus-Enkel im Grabmonument des Dynastiegründers darüber hinaus durch Elogia (CIL VI 895; 40360; 40362 [?]; 40363) sowie eine Ehreninschrift auf einer Statuenbasis (CIL VI 40364) dokumentiert; vgl. Hesberg/Panciera 1994, 98–108. Zu Marcellus siehe CIL VI 40356 = AE 1928, 88; vgl. Hesberg/Panciera 1994, 88–95. Demnach handelt es sich bei dem von Cassius Dio (79,24,3) erwähnten μνῆμα auch nicht um ihre letzte Ruhestätte – wie in verschiedenen Übersetzungen zu lesen ist (Earnest Cary: »tomb«; Otto Veh: »Grabmal«) –, sondern um ein Denkmal. 801 Suet. Aug. 65,1; Tib. 15,2; Cass. Dio 55,13,2; Vell. 2,103,3; 2,104,1f.; 2,112,7; vgl. Instinsky 1966. Bereits im Jahr 6 wurde Agrippa Postumus (PIR² I 214) wieder enterbt und zunächst nach Sorrent, wenig später dann nach Planasia (heute Pianosa; Insel südlich von Elba) verbannt, wo er unmittelbar nach dem Tod des Augustus ermordet wurde, Tac. ann. 1,3,4; 1,6; Suet. Aug. 65,1; Tib. 22; Cass. Dio 55,32,1f.; 57,5f. Auch wenn die genauen Umstände seiner Ermordung unklar bleiben, lassen die antiken Autoren keinen Zweifel daran, dass Agrippa als Unruhestifter und Gefährder der neuen Herrschaft ausgeschaltet wurde, sodass Tacitus (ann. 1,6,1) gar von der ›ersten Untat des neuen Prinzipats‹ (primum facinus novi principatus) spricht; siehe demgegenüber Vell. 2,112,7. Neben Gerüchten einer vorausgegangenen Versöhnung mit Augustus (Tac. ann. 1,5f.; Cass. Dio 56,30,1f.) sei hierbei vor allem auf eine Episode hingewiesen, wonach sich Clemens, ein ehemaliger Sklave Agrippas, nach dessen Tod als sein Herr ausgegeben und auf diese Weise für Aufruhr gesorgt haben soll, Tac. ann. 2,39f.; Suet. Tib. 25; Cass. Dio 57,16,3f.; vgl. Robert Detweiler, Historical Perspectives on the Death of Agrippa Postumus, in: CJ 65,7 (1970), 289–295; Jane Bellemore, The Death of Agrippa Postumus and Escape of Clemens, in: Eranos 98,1–2 (2000), 93–114. Der genaue Tag der Adoption des Tiberius, der 26. Juni, ist uns durch Velleius Paterculus (2,103,3) und das Zeugnis der fasti Amiternini überliefert (FAmit. = InscrIt 13,2,186f.); vgl. Annemarie Bernecker, Das Adoptionsdatum des Tiberius und die Nundinalschaltung – 26. oder 27.6.

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Sohnes statt angenommen zu werden, musste Tiberius einwilligen, seinerseits Germanicus, den Sohn seines verstorbenen Bruders Drusus, der über seine Mutter Antonia die Jüngere zugleich ein Großneffe des princeps war, zu adoptieren, obwohl er bereits mit Drusus dem Jüngeren einen leiblichen Sohn hatte.802 Der Konflikt war in dieser Weise gleichsam vorprogrammiert: In der Nachfolge des göttlichen Dynastiegründers standen sich dessen leibliche Nachkommen sowie die Nachkommen Livias unausweichlich gegenüber. Eine erste Bewährungsprobe für die Herrschaft des Tiberius bestand vor diesem Hintergrund in der Meuterei der Rheinarmee im Jahr 14. Angesichts der Kunde vom Tod des Augustus sahen sich die in den germanischen Heeresbezirken stationierten Legionen offenbar in der Position, die Gelegenheit des Herrschaftsübergangs zu nutzen, um eine Verbesserung ihrer Verhältnisse zu erreichen.803 In den Darstellungen der antiken Autoren wird das Handeln der Soldaten dabei mit dem Ziel verknüpft, Tiberius die Anerkennung als princeps zu verweigern und stattdessen Germanicus auf den Thron zu heben, der zu dieser Zeit als militärischer Befehlshaber am Rhein tätig war.804 Aufschlussreich erweist sich in diesem Zusammenhang besonders die von Tacitus gebrauchte Formulierung, wonach die Hoffnung der Legionen darin bestand, dass Germanicus ›die Herrschaft eines anderen nicht werde ertragen können‹.805 Der hiermit deutlich artikulierte (rechtmäßige) Anspruch auf den Kaiserthron konnte dabei – jenseits von manchen Vorbehalten gegenüber Tiberius – ohne Weiteres mit der Abstammung sowie der von divus Augustus selbst exponierten Stellung des Germanicus innerhalb der Nachfolgeregelung begründet werden.806 Auch wenn sich dieser hiernach erfolgreich gegen derartige Vereinnahmungen zur Wehr setzte,

802 803 804 805 806

4 n. Chr.?, Bonn 1980; John Scheid/Henri Broise, Deux nouveaux fragments des actes des frères arvales de l’année 38 ap. J.-C., in: MEFRA 92,1 (1980), 215–248, hier 234 (in Auseinandersetzung mit CFA Nr. 12c, Z. 54–57). Tac. ann. 1,3,5; 4,57,3; 12,25,1; Suet. Tib. 15,2; Cal. 1,1; Cass. Dio 55,13,2. Tac. ann. 1,16,1f.; 1,31,4. Tac. ann. 1,35,3; Suet. Tib. 25,2; Cal. 1,1; Cass. Dio 57,5,1. Tac. ann. 1,31,1: et magna spe fore ut Germanicus Caesar imperium alterius pati nequiret. Siehe diesbezüglich auch Tac. ann. 1,7,6. Dies lässt Tacitus auch in den Reden erkennen, die er Germanicus zur Erwiderung der soldatischen Forderungen in den Mund legt, Tac. ann. 1,42,3: divus Iulius seditionem exercitus verbo uno compescuit, Quirites vocando qui sacramentum eius detrectabant; divus Augustus vultu et aspectu Actiacas legiones exterruit: nos ut nondum eosdem, ita ex illis ortos si Hispaniae Syriaeve miles aspernaretur, tarnen mirum et indignum erat – Übersetzung Heller: »Der göttliche Iulius hat eine Meuterei seines Heeres mit einem einzigen Wort unterdrückt, indem er die als Quiriten anredete, die ihm den Treueid brechen wollten; der göttliche Augustus hat durch Mienenspiel und Blick die Legionen von Actium eingeschüchtert: wenn mich, der ich ihnen zwar noch nicht gleiche, aber von ihnen abstamme, Spaniens oder Syriens Soldaten ablehnten, so wäre dies doch auffallend und unwürdig«. Siehe hierzu auch Tac. ann. 1,34,4; 1,42,1; 1,43,3. Gemäß Tac. ann. 4,57,3 soll Augustus ursprünglich gar mit dem Gedanken gespielt haben, Germanicus selbst zu adoptieren.

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war Tiberius alarmiert und zeigte sich auch im Folgenden misstrauisch.807 Wie offensichtlich das Verhältnis zwischen dem princeps und seinem Adoptivsohn gestört war, wird nicht zuletzt daran ersichtlich, dass der plötzliche Tod des Germanicus im Jahr 19 bald zu Verdächtigungen führte, wonach Tiberius selbst hieran Anteil gehabt haben könnte.808 Ähnliche Unterstellungen sind uns zudem für die ebenso unerwarteten Todesfälle des Marcellus, Lucius und Gaius Caesar überliefert, wobei hier vor allem Livia im Fokus steht, der man offenbar ohne Weiteres zutraute, die Prätendenten zugunsten ihrer eigenen Nachkommen aus dem Weg geräumt zu haben.809 Unter diesen Vorzeichen trat Tiberius also die Herrschaft an. Die Fußstapfen seines Stief- und Adoptivvaters, der aufgrund seiner Leistungen für die res publica posthum zum Staatsgott erhoben werden sollte, schienen groß, möglicherweise zu groß, wie im Übrigen Tiberius selbst (der Affektiertheit verdächtig) zu verstehen gab, als er der ausgesprochenen Bitte der Senatoren, die Herrschaft zu übernehmen, zunächst nicht nachkommen wollte, indem er gemäß Tacitus offen erklärte, »allein des göttlichen Augustus Persönlichkeit sei einer so gewaltigen Aufgabe gewachsen gewesen«810. Mag es sich hierbei auf den ersten Blick um die übliche Rhetorik der in späteren Zeiten noch weiter eingeübten Praxis der recusatio imperii handeln, wird hier jedoch zugleich ein Umstand reflektiert, der

807 Tac. ann. 1,34; 1,52. Das Misstrauen gegenüber dem Adoptivsohn zeigte sich auch, als Germanicus zu Beginn des Jahres 19 Ägypten besuchte, ohne die hierfür erforderliche Erlaubnis des Kaisers eingeholt zu haben, Tac. ann. 2,59–61; Suet. Tib. 52; vgl. Dieter G. Weingärtner, Die Ägyptenreise des Germanicus (Papyrologische Texte und Abhandlungen 11), Bonn 1969; Dieter Henning, Zur Ägyptenreise des Germanicus, in: Chiron 2 (1972), 349–365. 808 Germanicus verstarb am 10. Oktober des Jahres 19 bei Antiochia (FAntMin. = InscrIt 13,2,209), die genauen Umstände seines Todes bleiben umstritten. Noch auf dem Sterbebett soll er Gnaeus Calpurnius Piso, den Statthalter von Syrien, für seinen Tod (durch Gift und Magie) verantwortlich gemacht und ihm die amicitia entzogen haben, Tac. ann. 2,69–72. Offen ausgesprochen findet sich der Vorwurf, wonach Tiberius seinen Adoptivsohn durch Piso habe umbringen lassen, etwa bei Suet. Tib. 52,3; Cal. 2. Tacitus (ann. 3,19,2) spricht demgegenüber lediglich von varius rumor, legt den Verdacht durch seine vorangegangene Darstellung jedoch nahe. Cassius Dio (57,18,9f.), der die Täterschaft der Ermordung unumwunden Piso und dessen Gattin Plancina zuweist, weiß immerhin davon zu berichten, dass Tiberius persönlich die Mordanklage gegen Piso im Senat vor allem deswegen in die Wege leitete, um sich hiermit vom Verdacht, selbst für den Tod des Germanicus verantwortlich zu sein, reinzuwaschen; vgl. SC Pisone. 809 Sen. dial. 6,2,5; Cass. Dio 53,33,4 (Marcellus); Tac. ann. 1,3,3; Cass. Dio 55,10a,10 (Gaius und Lucius Caesar); auch am Tod des Germanicus soll Livia (hier gemeinsam mit Tiberius) ihren Anteil gehabt haben, Tac. ann. 3,3,1. Zu Verdächtigungen im Zusammenhang mit dem Ableben ihres kaiserlichen Gemahls siehe auch Tac. ann. 1,5,1; Cass. Dio 56,30,1f. 810 Tac. ann. 1,11,1: solam divi Augusti mentem tantae molis capacem – Übersetzung Heller.

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keineswegs von der Hand zu weisen ist: Das von Augustus begründete System des Prinzipats war ganz auf die Person seines Schöpfers zugeschnitten.811 Eine besondere Bedeutung kam dabei dem göttlichen Nimbus des princeps zu, der sich im idealen Fall der Herrschaftsübergabe derart glaubhaft auf den Nachfolger übertragen ließ, dass dieser die Rechtmäßigkeit seines Herrschaftsanspruchs in dieser Hinsicht gar nicht erst selbst zu explizieren brauchte. Mit Blick auf die beiden Augustus-Enkel Gaius und Lucius Caesar war dies schon angesichts der Repräsentation ihrer göttlichen Abstammung durchaus gewährleistet, Tiberius jedoch sah sich hier aufgrund der skizzierten Problematik der Nachfolgeregelung mit gewissen Vorbehalten konfrontiert. Wie defizitär seine Situation bereits von den Zeitgenossen wahrgenommen werden konnte, geht indes aus Zeugnissen von Autoren hervor, die sich noch in der zweiten Hälfte seiner Herrschaft in auffälliger Weise bemüht darum zeigen, dem princeps eine numinose Qualität zuzuschreiben, die ihn unmittelbar an seinen vergöttlichten Vorgänger anknüpfen lässt. Im Vorwort zu seinen ›Facta et dicta memorabilia‹ erkennt Valerius Maximus dem Kaiser etwa eine divinitas zu, die jedem klar ersichtlich sei und ›dem Gestirn des Vaters (d. h. Augustus) und des Großvaters (d. h. Caesar) ebenbürtig‹ erscheine.812 An anderer Stelle findet sich die Gemeinschaft von Augustus und Tiberius ferner als duo rei publicae divini oculi bezeichnet.813 In seiner Darstellung der ›Historia Romana‹ beschreibt zudem Velleius Paterculus den princeps in derart nachdrücklichen Worten als geborenen und vorbestimmten Nachfolger des göttlichen Dynastiegründers, dass unweigerlich der Eindruck entsteht, als habe der Autor hiermit eine gewisse Kompensation betreiben wollen und müssen.814 Demnach haderte Tiberius offensichtlich nach wie vor mit seinem offiziellen Status als divi filius.815

811 Zum Gedanken der recusatio siehe Huttner 2004; Gotter 2015, 216–223; bezüglich der Ausgangssituation des Tiberius siehe auch Caroline Vout, Tiberius and the Invention of Succession, in: Alisdair G. G. Gibson (ed.), Julio-Claudian Succession. Reality and Perception of the ›Augustan Model‹ (Mnemosyne Supplements 349), Leiden/Boston 2013, 59– 77. 812 Val. Max. 1, praef.: tua praesenti fide paterno auitoque sideri par uidetur; vgl. Weileder 1998, 297. 813 Val. Max. 4,3,3: duobus rei publicae diuinis oculis; vgl. Weileder 1998, 63f. und 297; siehe darüber hinaus exemplarisch auch Wardle 2002. 814 Vell. 2,94,2; 2,103; 2,123,2. 815 In der Repräsentation des Tiberius bildete die Selbstbezeichnung als divi filius indes einen festen durchgängigen Bestandteil der herrscherlichen Nomenklatur, wie allein aus den im RIC verzeichneten Legenden der unter seiner Herrschaft geprägten und ausgegebenen Münzen hervorgeht; bezüglich des epigraphischen Befundes siehe exemplarisch das Zeugnis des inschriftlich überlieferten senatus consultum de Cn. Pisone patre, das zumindest in einer Abschrift die göttliche Filiation des Kaisers nennt, SC Pisone A, Z. 4.

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Das Dilemma der Divinisierung Die Göttlichkeit des Vorgängers hielt dementsprechend also einige Fallstricke bereit, denen sich Tiberius von vornherein bewusst war. Angesichts des Versäumnisses seines Adoptivvaters, ihn frühzeitig und glaubhaft – d. h. politisch wirksam – in die eigene Traditionslinie einzubinden und ihm somit das Prestige des iulischen Familienzweiges zugänglich zu machen, das eng mit dessen göttlicher Ableitung verbunden war, sah sich Tiberius schon bald nach Herrschaftsantritt in einer recht schwierigen Situation. So hatte er sich gegenüber dem Vorgänger in einer Weise zu positionieren, die einerseits seine pietas gegenüber divus Augustus zum Ausdruck brachte, andererseits aber auch eine gewisse Distanz erkennen ließ, die nötig war, um das Versäumnis nicht allzu offen zutage treten zu lassen. In dieser Konstellation sah sich Tiberius als Nachfolger mit einer geradezu dilemmatischen Herausforderung konfrontiert. Die ersten Schritte nach dem Tod des Dynastiegründers waren dabei mehr oder weniger vorgezeichnet. Im Rahmen der ersten von Tiberius einberufenen Senatssitzung wurde über die letzten Ehren sowie das Begräbnis des Verstorbenen beschlossen.816 Die von Tacitus tradierte, mit dem Hinweis auf die Tumulte nach dem Tod Caesars begründete Mahnung des Tiberius, die Leichenfeier nicht auf dem Forum, sondern gemäß dem vorgeblichen Willen des Augustus auf dem Marsfeld abzuhalten, mag in der Sache zutreffend gewesen sein, könnte andererseits aber auch damit zusammenhängen, dass sich das Geschehen außerhalb der Stadt schlicht besser kontrollieren ließ und somit unliebsame Bekundungen seitens der plebs urbana gegenüber dem neuen princeps ausgeschlossen werden konnten.817 So erhielt Tiberius die Möglichkeit, die öffentliche Bühne der Begräbnisfeier zu nutzen, um sich als rechtmäßiger Sohn und Nachfolger zu prä816 Tac. ann. 1,8. 817 Tac. ann. 1,8,5: conclamant patres corpus ad rogum umeris senatorum ferendum. remisit Caesar adroganti moderatione, populumque edicto monuit ne, ut quondam nimiis studiis funus divi Iulii turbassent, ita Augustum in foro potius quam in campo Martis, sede destinata, cremari vellent. – Übersetzung Heller: »Einstimmig verlangten die Väter, der Leichnam solle zum Scheiterhaufen auf den Schultern von Senatoren getragen werden. Darauf verzichtete der Caesar mit anmaßender Bescheidenheit und mahnte das Volk durch einen Erlaß, man solle nicht, wie man einst durch allzu großen Eifer die Leichenfeier des göttlichen Iulius gestört habe, ebenso Augustus lieber auf dem Forum als auf dem Marsfeld, der dafür bestimmten Stätte, verbrannt sehen wollen.« Der Tiberius in den Mund gelegte Ausdruck sedes destinata bezieht sich auf das von Augustus auf dem Marsfeld geschaffene Mausoleum samt zugehörigem ustrinum (Verbrennungsplatz), Strab. 5,3,8 (sq. p. 236). Die von Tacitus erwähnte Anmaßung besteht darin, dass Tiberius in der Ehre für Augustus, auf den Schultern der Senatoren zum Scheiterhaufen getragen zu werden, zugleich eine persönliche Ehrung sieht; nach Sueton (Aug. 100,3) hat man hiervon allerdings keineswegs Abstand genommen. Auch Cassius Dio (57,2,2f.) weiß davon zu berichten, dass Tiberius in seiner Befürchtung, die plebs urbana könnte die Leichenfeier – wie schon in Caesars Fall (vgl. Kap. 4.2.3.1) – stören, den Senat um Schutz für seine eigene Person bat; vgl. Tac. ann. 1,8,6.

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sentieren. In seiner laudatio funebris würdigte er die außerordentlichen Verdienste seines verstorbenen Vorgängers und bereitete in dieser Art gewissermaßen vor, was wenig später auch offiziell beschlossen werden sollte: die Erhebung des Augustus unter die Götter.818 Während sich Tiberius mit diesen Schritten zunächst in den erwarteten Bahnen bewegte und auch dem Beschluss der consecratio entsprach, indem er den Bau eines stadtrömischen Tempels für den neuen Staatsgott anordnete, zeigte er sich andererseits darum bemüht, in Abgrenzung zur divinitas des Vorgängers allzu überhöhende (göttliche) Ansprachen seiner eigenen Person demonstrativ zurückzuweisen.819 Die Ambivalenz dieser Haltung geht dabei besonders deutlich aus einer bei Tacitus überlieferten Ansprache des Kaisers hervor, in deren Rahmen sich Tiberius nach seiner Ablehnung einer Anfrage aus Hispania ulterior hinsichtlich der Errichtung eines provinzialen Tempels für ihn und Livia im Jahr 25 gegenüber den Senatoren wie folgt erklärt:820 scio, patres conscripti, constantiam meam a plerisque desideratam, quod Asiae civitatibus nuper idem istud petentibus non sim adversatus. ergo et prions silentii defensionem, et quid in futurum statuerim, simul aperiam. cum divus Augustus sibi atque urbi Romae templum apud Pergamum sisti non prohibuisset, qui omnia facta dictaque eius vice legis observem, placitum iam exemplum promptius secutus sum, quia cultui meo veneratio senatus adiungebatur. ceterum ut semel recepisse veniam habuerit, ita per omnes provincias effigie numinum sacrari ambitiosum, superbum; et vanescet Augusti honor, si promiscis adulationibus vulgatur.821

Die Autorität des göttlichen Vorgängers wirkt hier in zweifacher Hinsicht: So habe einerseits das konkrete Vorbild des Adoptivvaters Tiberius dazu veranlasst, den Antrag aus Asia positiv zu bescheiden, wohingegen eine Billigung des Ge818 Cass. Dio 56,35–41; Suet. Aug. 100,3; vgl. Manuwald 1979, 133–140; Kierdorf 1980, 154– 158; Hekster 2009, 98–101. 819 Exemplarisch sei hier nur auf wenige Episoden verwiesen: Tac. ann. 2,87; Suet. Tib. 26f.; Cass. Dio 57,8,3f.; 57,9,1f.; 57,18,2; 58,8,4; siehe hierzu auch Charlesworth 1939, 2f. 820 Tac. ann. 4,37,2; 4,15,3; 4,55f.; siehe hierzu schon Kap. 2.1 und 2.2. Zur Rolle des Senats als Gremium, das über beide Anträge zu entscheiden hatte, siehe Eck 2016, 45. 821 Tac. ann. 4,37,2f. – Übersetzung Heller: »Ich weiß, Senatoren, daß sehr viele Beharrlichkeit bei mir vermißt haben, weil ich den Gemeinden von Asia neulich, als sie eben diesen Antrag stellten, nicht entgegengetreten bin. So will ich denn für mein damaliges Schweigen eine Rechtfertigung bringen und gleichzeitig darlegen, was ich für die Zukunft beschlossen habe. Da es der göttliche Augustus nicht verwehrt hatte, daß für ihn und die Stadt Rom ein Tempel in Pergamum errichtet werde, bin ich, der ich all seine Taten und Worte wie ein Gesetz beachte, dem schon einmal gutgeheißenen Beispiel um so bereitwilliger gefolgt, als mit dem Kult meiner Person eine Verehrung des Senats verbunden wurde. Indes mag auch die einmalige Annahme Verständnis gefunden haben: sich in allen Provinzen als leibhaftige Gottheit verehren zu lassen wäre ein Zeichen von Ehrgeiz, von Überheblichkeit; schwinden wird auch die Verehrung für Augustus, wenn sie durch Schmeicheleien ohne Unterschied zu etwas Alltäglichem gemacht wird.«

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suchs aus Hispania ulterior als Ausdruck von ambitio und superbia zu gelten hätte – zumindest in der bemerkenswerten Auslegung, wonach hiermit zugleich der göttlichen Verehrung des Tiberius zu Lebzeiten der Weg bereitet wäre und infolgedessen auch die Verehrung des divus Augustus profaniert und (ver)schwinden würde.822 Musste schon die Entscheidung des Kaisers selbst für Irritationen gesorgt haben – immerhin sah sich Tiberius offenbar dazu genötigt, sich zu erklären –, konnte eine solche Argumentation keineswegs überzeugen. Wie abstrus sich die Haltung des princeps den Zeitgenossen darstellte, geht schon aus der hieran anschließenden Notiz bei Tacitus hervor: perstititque posthac secretis etiam sermonibus aspernari talem sui cultum; quod alii modestiam, multi, quia diffideret, quidam ut degeneris animi interpretabantur. optumos quippe mortalium altissima cupere; sic Herculem et Liberum apud Graecos, Quirinum apud nos deum numero additos. melius Augustum, qui speraverit.823

Während die zugrunde liegenden Vorstellungen und Implikationen dieser Worte bereits an anderer Stelle hinreichend diskutiert wurden,824 geht hieraus hervor, wie sehr sich Tiberius über die gesamte Dauer seiner Herrschaft mit der Herausforderung konfrontiert sah, sich gegenüber dem Vorbild des divus Augustus zu positionieren bzw. positionieren zu müssen. Im Bemühen, sich von seinem göttlichen (Über-)Vater zu emanzipieren, legte er eine Haltung an den Tag, die von manchen Zeitgenossen sogar als Versuch gedeutet werden konnte, mit der im Beschluss der consecratio des Augustus manifestierten senatorischen Erwartungshaltung an den princeps zu brechen. Der Vorwurf, wonach sich gerade in der Ablehnung einer kultischen Verehrung der degener animus, die entartete Gesinnung, des Kaisers offenbare, konnte indes noch dadurch bekräftigt werden, dass sich Tiberius im Verzicht auf allzu überhöhende (göttliche) Ansprachen und Ehren nicht nur auf seine eigene Person beschränkte, sondern hierin zugleich auch Livia, seine Mutter und Witwe des Augustus, miteinschloss. 822 Diesem Aspekt misst Vittinghoff 1936, 82, darüber hinaus auch gerade mit Blick auf die durch Tiberius verhinderten consecratio Livias eine maßgebliche Bedeutung bei: »Der Sohn aber verhinderte die Konsekration wohl nicht so sehr aus Gleichgültigkeit oder Abneigung der Mutter gegenüber, als aus der Anschauung heraus, daß die außergewöhnliche Ehre der Gottwerdung dem einen, außergewöhnlichen Menschen vorbehalten bleiben müsse, und daß durch die Zuerkennung der Apotheose für andere die Einzigartigkeit des Beschlusses für den Begründer des optimus status herabgewürdigt werde.« 823 Tac. ann. 4,38,4f. – Übersetzung Heller: »Und er blieb auch später in vertraulichen Gesprächen bei der Ablehnung eines solchen persönlichen Kults; dies deuteten die einen als Bescheidenheit, viele als Mangel an Selbstvertrauen, manche als Zeichen entarteter Gesinnung. Die besten unter den Menschen hätten doch den Drang nach dem Höchsten; so seien Herakles und Dionysos [hier in seiner römischen Entsprechung als Liber] bei den Griechen, Quirinus [d. h. Romulus] bei uns unter die Götter gezählt worden. Besser habe es Augustus gemacht, der darauf gehofft habe.« 824 Vgl. Kap. 2.2.

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Bereits unmittelbar nach dem Tod des Dynastiegründers kam es unter den Senatoren zu lebhaften Diskussionen darüber, in welcher Form Livia, die durch den testamentarischen Willen ihres Gatten zuvor noch in die gens Iulia aufgenommen worden war, zu ehren sei.825 Die uns teilweise überlieferten Vorschläge nahmen dabei schon bald ein Ausmaß an, das Tiberius dazu veranlasste, persönlich einzugreifen.826 Unter recht allgemeinen Ausführungen zur Mäßigung beschränkte er die für Livia beschlossenen Ehren auf ein Mindestmaß, was – so paradox dies zunächst auch klingen mag – gewissermaßen als anmaßend wahrgenommen werden konnte. Hatte schon Augustus seine Gattin zu Lebzeiten in vielfältiger Weise geehrt bzw. ehren lassen und gerade mit ihrer testamentarischen Adoption wie der hiermit verbundenen Verleihung des Augusta-Titels die Grundlage für weitere Überhöhungen gelegt, setzte sich Tiberius hiervon negativ ab.827 Einen sehr deutlichen Ausdruck der Anmaßung erkennen die antiken Autoren dabei in seinem Verhalten nach dem Tod Livias im Jahr 29. So soll Tiberius der (geäußerten oder aber zumindest erwarteten) Forderung der Senatoren, die Verstorbene zur diva zu erheben, eine klare Absage erteilt und – hierin bestand die eigentliche Impertinenz – zur Begründung darauf verwiesen haben, dass seine Mutter selbst es so gewünscht habe.828 In der Darstellung der Geschichtsschreiber erweist sich dieser Einwand allerdings als fadenscheinig: Angesichts der allzu offensichtlichen Diskrepanz zur erwarteten (d. h. erwartbaren) Haltung der Augusta musste das Verhalten des Tiberius als Bestätigung seiner entarteten Gesinnung erscheinen.829 Die in diesem Zusammenhang herausgestellte Perfidie des Kaisers wird zudem noch anhand einer weiteren Begebenheit verdeutlicht, die uns Cassius Dio 825 Zur Adoption Livias siehe Vell. 2,75,3; Tac. ann. 1,8,1; Suet. Aug. 101,2; Cass. Dio 56,46,1. 826 Die bei den antiken Autoren referierten Vorschläge umfassen etwa – in Analogie zu Augustus – die Verleihung des Ehrentitels parens bzw. mater patriae, das Recht der Begleitung durch einen Liktoren (dagegen Cass. Dio 56,46,2; vgl. Ritter 1972, 324f.), die Errichtung einer ara anlässlich Livias Adoption in die gens Iulia, sowie – und dies soll Tiberius besonders missfallen haben – den kaiserlichen Namenszusatz Iuliae bzw. Liviae filius, Tac. ann. 1,14,1f.; Suet. Tib. 50,2f.; Cass. Dio 57,12,4f. 827 Welche Bedeutung dabei der Adoption Livias in die gens Iulia beizumessen war, wird schon an dem von Tacitus (ann. 1,14,2) überlieferten Vorschlag ersichtlich, zu diesem Anlass eine ara zu errichten. Zum Augusta-Titel siehe Tac. ann. 1,8,1; Suet. Aug. 101,2; Cass. Dio 56,46,1; vgl. Ritter 1972; Perkounig 1995, 124–131; zur Annahme des Augustus-Titels durch Tiberius siehe demgegenüber Suet. Tib. 26,2; Cass. Dio 56,38,1. 828 Tac. ann. 5,2,1; Suet. Tib. 51,2; Cass. Dio 58,2,1; vgl. Clauss 2001, 361f. 829 Wie erwartbar die Vergöttlichung war, geht auch aus einer bei Tacitus (ann. 6,5,1) überlieferten Episode hervor, wonach Cotta Messalinus ein gemeinsames Mahl mit sacerdotes anlässlich des Geburtstags Livias mit dem Begriff für das traditionelle (am neunten Tag nach dem Begräbnis gefeierte) Totenmahl als novendialis cena bezeichnet und somit in zynischer Weise auf die ausgebliebene consecratio angespielt haben soll, vgl. Koestermann 1965, ad loc., 248f.; zur Identität des Cotta siehe Vogel-Weidemann 1982, 280–292 (Nr. 39); Syme 1986, 236–239.

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im Rahmen der Aufzählung der für Livia posthum beschlossenen Ehren berichtet. So habe man im Senat den Beschluss gefasst, der Verstorbenen einen Bogen zu errichten, eine Auszeichnung, die – wie Dio betont – bis dato noch keiner Frau zuteilgeworden war.830 Tiberius habe demnach auch dieser Ehrung ablehnend gegenübergestanden, womöglich mit Blick auf die Einmütigkeit der Senatoren in dieser Sache allerdings gezögert, den betreffenden Beschluss auch abzuweisen, und stattdessen auf eine List zurückgegriffen: Mit der Erklärung, den Bogen aus persönlichen Mitteln errichten zu wollen, habe der Kaiser das Projekt der Verantwortung des Senats entzogen und somit insofern kassiert, als er das Bauwerk späterhin weder aus öffentlichen noch aus eigenen Mitteln ausführen ließ.831 Die von Cassius Dio geschilderte Episode eröffnet dabei eine interessante Perspektive auf ein weiteres Bauprojekt des princeps, dem in Hinblick auf die göttliche Verehrung des Vorgängers eine zentrale Bedeutung zukam: das templum divi Augusti. Der unvollendete Tempel Wie aus den Berichten der antiken Autoren hervorgeht, zeigten sich Tiberius und Livia nach der vom Senat beschlossenen consecratio des Augustus darum bemüht, dem neuen Staatsgott in Rom ein angemessenes Heiligtum zu errichten.832 Der Bau des templum divi Augusti nahm im Folgenden eine zentrale Stellung innerhalb der städtebaulichen Maßnahmen des Kaisers ein und wurde ent-

830 Cassius Dio (58,2,3) hebt nicht nur die Singularität, sondern zugleich auch die Berechtigung der Ehrung hervor, indem er die Verdienste Livias gegenüber den Senatoren herausstellt: καὶ προσέτι καὶ ἁψῖδα αὐτῇ, ὃ μηδεμιᾷ ἄλλῃ γυναικί, ἐψηφίσαντο, ὅτι τε οὐκ ὀλίγους σφῶν ἐσεσώκει, καὶ ὅτι παῖδας πολλῶν ἐτετρόφει κόρας τε πολλοῖς συνεξεδεδώκει, ἀφ᾽ οὗ γε καὶ μητέρα αὐτὴν τῆς πατρίδος τινὲς ἐπωνόμαζον. – Übersetzung Veh: »Außerdem beschloß der Senat für sie die Errichtung eines Bogens, eine Auszeichnung, wie sie Frauen bisher nicht zuteil geworden war; hatte doch Livia nicht wenige aus dem Kreis der Senatoren gerettet, die Kinder von vielen aufgezogen und einer großen Zahl Beihilfe zur Aussteuer ihrer Töchter geleistet. Darum nannten sie manche auch Landesmutter.« 831 Cass. Dio 58,2,6: ἡ μέντοι ψηφισθεῖσα αὐτῇ ἁψὶς οὐκ ᾠκοδομήθη διὰ τὸ τὸν Τιβέριον τοῖς ἑαυτοῦ τέλεσι κατασκευάσειν αὐτὴν ὑποσχέσθαι: κατοκνήσας γὰρ τῷ λόγῳ τὸ δόγμα λῦσαι, τοῦτον τὸν τρόπον ἀνέτρεψεν αὐτό, μήτ᾽ ἐκ τῶν δημοσίων χρημάτων ἐπιτρέψας τὸ ἔργον γενέσθαι μήτ᾽ αὐτὸς ποιήσας. – Übersetzung Veh: »Der Bogen indessen, den man für sie [Livia] beschlossen hatte, wurde nicht gebaut, und zwar weil Tiberius versprach, ihn aus eigenen Mitteln errichten zu wollen; denn da er doch Bedenken hatte, den Beschluß mit einer langen Rede rückgängig zu machen, hob er ihn auf diese Weise auf, daß er das Werk weder mit öffentlichen Geldern ausführen ließ noch es selbst tat.« Strohtmann 2000, 104, spricht in diesem Zusammenhang davon, dass die vom Senat beschlossene Ehrung durch die »gezielte Trägheit« des Tiberius nicht zustande kam. 832 Vell. 2,130,1; Tac. ann. 6,45,1; Suet. Tib. 47; Cass. Dio 56,46,3; 57,10,2. Während Tiberius hierfür als Nachfolger des Augustus verantwortlich zeichnete, kam Livia im Kult des Staatsgottes die Rolle der flaminica, der obersten Priesterin, zu, Cass. Dio 56,46,1f.; siehe auch Plin. nat. 12,94; Cass. Dio 56,47,1.

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sprechend beachtet.833 Neben einigen Bemerkungen zur Ausstattung des Tempels fallen hier vor allem solche Äußerungen ins Auge, die den Stand der Bauarbeiten referieren – freilich mit scheinbar widersprüchlichem Ergebnis.834 Während es etwa bei Velleius Paterculus ganz so klingt, als habe Tiberius den Bau in seiner ›Freigebigkeit und Sohnesliebe gegenüber dem Vater‹ (pia munificentia) im Jahr 30 bereits weit vorangetrieben, spricht Sueton davon, dass der Kaiser den Tempel letztendlich unvollendet (imperfectus) hinterlassen habe.835 Folgt man demgegenüber der Darstellung des Tacitus, ist der Bau in der Regierungszeit des Tiberius zwar durchaus noch fertiggestellt, nicht aber dediziert worden.836 Angesichts der Tatsache, dass das Heiligtum nur kurze Zeit nach dem Herrschaftsantritt Caligulas, d. h. noch im Jahr 37, eingeweiht werden konnte, scheinen die 833 Zur Baupolitik des Tiberius siehe Scheithauer 2000, 90–101; zur Bautätigkeit des Kaisers in den Provinzen siehe etwa Michael Rathmann, Untersuchungen zu den Reichsstraßen in den westlichen Provinzen des Imperium Romanum (Beihefte der Bonner Jahrbücher 55), Mainz 2003, 215–217. 834 Während Velleius Paterculus (2,130,1) hinsichtlich der Ausstattung des Heiligtums lediglich die munificentia des Tiberius hervorhebt, weiß Plinius der Ältere (nat. 12,94; 34,43; 35,28; 35,131) von verschiedenen, dort bzw. in der benachbarten Bibliothek aufgestellten Kunstwerken zu berichten, wobei nur ein Bild des Hyakinthos auch explizit als Stiftung des Kaisers benannt ist; vgl. Scheithauer 2000, 94. 835 Vell. 2,130,1: Quam pia munificentia superque humanam evecta fidem templum patri molitur! – Übersetzung Shipley: »With what pious munificence, exceeding human belief, does he now rear the temple to his father!« Zur panegyrischen Verzerrung siehe Hans Kloft, Liberalitas principis – Herkunft und Bedeutung. Studien zur Prinzipatsideologie (Kölner Historische Abhandlungen 18), Köln 1970, 115 und 157; Scheithauer 2000, 90f. Das von Velleius suggerierte Bild findet dabei Ausdruck in der deutschen Übersetzung von Marion Giebel: »Mit welcher Großzügigkeit – es übersteigt menschliches Fassungsvermögen – erbaute [sic] er in seiner frommen Sohnesliebe den Tempel für seinen Vater!« Die von Velleius gewählten Worte sind jedoch eindeutig, siehe Elefante 1997, ad loc.: »molitur (contro il precedente perf. exstruxit) che presenta l’opera ancora in fase di costruzione«. Die Datierung der Stelle ergibt sich indes aus der des Werkes: Maßgeblich ist hier die Widmung an Marcus Vinicius anlässlich dessen Konsulats im Jahr 30. Siehe dagegen Suet. Tib. 47: Princeps neque opera ulla magnifica fecit – nam et quae sola susceperat, Augusti templum restitutionemque Pompeiani theatri, imperfecta post tot annos reliquit – neque spectacula omnino edidit – Übersetzung Martinet: »Als Kaiser hat er weder irgendwelche Prachtbauten errichten lassen – denn die paar, mit deren Bau er begonnen hatte, den Tempel des Augustus nämlich und den Wiederaufbau des Pompeiustheaters, hinterließ er nach so vielen Jahren als Bauruine – noch hat er überhaupt jemals Schauspiele veranstaltet.« Während Sueton die beiden genannten Bauten hier als imperfecta bezeichnet, greift er an anderer Stelle (Cal. 21) auf die alternative Formulierung semiperfecta zurück. 836 Tac. ann. 6,45,1: tanto acceptius in vulgum, quanto modicus privatis aedificationibus ne publice quidem nisi duo opera struxit, templum Augusto et scaenam Pompeiani theatri; eaque perfecta, contemptu ambitionis an per senectutem, haud dedicavit. – Übersetzung Heller: »dies rechnete ihm das Volk um so höher an, als er, sparsam bei seinen eigenen Baumaßnahmen, auch aus öffentlichen Mitteln nur zwei Bauwerke errichten ließ, nämlich einen Tempel für Augustus und das Bühnenhaus des Theaters des Pompeius; und als sie fertig waren, weihte er sie aus Verachtung für eitles Gepränge oder wegen seines Alters gar nicht selbst ein.«

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Bauarbeiten unter Tiberius wenn nicht abgeschlossen, so doch zumindest derart fortgeschritten gewesen zu sein, dass wenig fehlte, um die dedicatio zu begehen.837 Dass diese allerdings nicht (mehr) vom Adoptivsohn des Verstorbenen selbst, sondern erst von dessen Nachfolger gefeiert werden konnte, der seinerseits ein Urenkel des vergöttlichten Dynastiegründers war, erschien schon den antiken Autoren erklärungsbedürftig. In der Darstellung seiner ›Annalen‹ führt Tacitus gleich zwei mögliche Gründe dafür an, dass der für divus Augustus errichtete stadtrömische Tempel nach seiner baulichen Fertigstellung nicht mehr von Tiberius selbst eingeweiht worden war: das hohe Alter des Kaisers sowie seine ablehnende Haltung gegenüber aller Ehr- und Ruhmsucht.838 Während der erstgenannte Grund noch damit plausibilisiert werden könnte, dass Tiberius seinen Wohn- und Regierungssitz im Jahr 26 dauerhaft nach Capri verlegt hatte und eine Reise nach Rom wohl mit einigen Strapazen für den princeps verbunden gewesen wäre, wirkt der letztgenannte Grund doch eher seltsam.839 Bereits im Rahmen der Begründung seiner Ablehnung eines Tempels für sich und seine Mutter in Hispania ulterior soll Tiberius gemäß Tacitus das Argument der ambitio gebraucht haben. Während es seinerzeit allerdings noch um die strikte Ablehnung der göttlichen Verehrung der eigenen Person gegangen war, mutet das Argument der Ehr- und Ruhmsucht in Hinblick auf die Einweihung des templum divi Augusti dagegen befremdlich an. Verständlich wird es erst, wenn man ihm die Vorstellung zugrunde legt, dass die dedicatio des Tempels weniger seinem göttlichen ›Hausherrn‹ als vielmehr seinem Erbauer und Einweiher zur Ehre gereichte.840 Die von Tacitus vordergründig als moderatio umschriebene Haltung des Kaisers konnte Tiberius also gleichfalls zum Schlechten ausgelegt werden, indem man zu der Auffassung gelangte, dass dieser gerade in seiner Überheblichkeit (gegenüber dem göttlichen Vorgänger) divus Augustus um sein zentrales Heiligtum gebracht habe. In ähnlicher Weise versteht sich auch die bei Sueton überlieferte Notiz, wonach Tiberius den Tempel unvollendet hinterlassen habe, als Vorwurf. Selbst nach so vielen (immerhin 22) Jahren habe es der Kaiser nicht fertiggebracht, das stadtrömische Heiligtum für Augustus zu vollenden. Die nach damaligen Maßstäben offensichtlich überaus lange Bauzeit dient Sueton im Rahmen seiner Darstellung als Beleg dafür, dass es Tiberius während seiner Herrschaft an li-

837 Zur Einweihung des Tempels unter Caligula siehe unten. 838 Tac. ann. 6,45,1. 839 Koestermann 1965, ad loc., 348, hält beide Gründe für plausibel. Zur Übersiedlung des Tiberius nach Capri siehe Tac. ann. 4,67; Suet. Tib. 41. 840 Vgl. Scheithauer 2000, 93f. und 97f., mit Blick darauf, dass bereits Augustus die aedes divi Iulii auf dem Forum Romanum gezielt dazu genutzt hatte, um seine eigene imago als Herrscher zu profilieren.

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beralitas fehlen ließ:841 Weder habe er öffentliche Schauspiele veranstaltet noch Prachtbauten errichtet, die einzigen beiden Ausnahmen – das Pompeiustheater und eben das templum divi Augusti – habe er als Bauruinen hinterlassen.842 Die volle Tragweite des Vorwurfs erschließt sich dabei nicht zuletzt mit Blick auf eine bei Cassius Dio überlieferte Episode, wonach die Bürger des kleinasiatischen Kyzikos im Jahr 25 unter anderem deshalb ihre Freiheit verloren haben sollen, weil sie einen Tempel für den Staatsgott Augustus begonnen, nicht aber vollendet hätten;843 auch Tacitus greift diese Vorgänge auf und spricht in diesem Kontext explizit von einer incuria caerimoniarum divi Augusti, einer ›Vernachlässigung der Verehrung‹ des Staatsgottes.844 Unabhängig von der Art der Umstände, die letztendlich dazu geführt haben, dass Tiberius das stadtrömische Heiligtum für seinen vergöttlichten Vorgänger nicht mehr selbst einweihte, weisen die Darstellungen der antiken Autoren doch eine klare Spitze gegen den Kaiser auf, die in der Ambivalenz seiner Haltung begründet liegt.845 Dass es mit Caligula gerade dem Urenkel des Staatsgottes zukommen sollte, den Tempel einzuweihen, stellt sich vor dem Hintergrund der bisherigen Ausführungen geradezu sinnbildlich dar. Wie Cassius Dio zu berichten weiß, wurde die dedicatio am 30. August des Jahres 37 mit großem Gepränge begangen.846 Münzen, die zu diesem Anlass geprägt und ausgegeben

841 Die Bauzeit des templum divi Augusti lässt sich dabei kaum mit ähnlichen Bauprojekten oder gar Kaisertempeln in Rom vergleichen. Bezüglich einer fragwürdigen Notiz der ›Historia Augusta‹ (Verus 3,1), aus der man mitunter abgeleitet hat, dass das templum divi Hadriani im Jahr 145 anlässlich der öffentlichen Verleihung der toga virilis an Lucius Verus eingeweiht und somit innerhalb kurzer Zeit fertiggestellt worden sei, siehe Michels 2018, 56f.; zum templum divi Claudii siehe unten. 842 Suet. Tib. 47. 843 Cass. Dio 57,24,6; siehe hierzu auch Suet. Tib. 37,3. An anderer Stelle berichtet Cassius Dio (56,46,3) davon, dass zudem noch weitere Gemeinden der Einrichtung eines Kultes bzw. der Errichtung eines eigenen Tempels für den neuen Staatsgott widerwillig gegenüberstanden. 844 Tac. ann. 4,36,2. Aufschlussreich erscheint in diesem Zusammenhang auch eine bei Quintilian (inst. 6,3,77) überlieferte Episode: Demnach habe Augustus ein von den Einwohnern Tarracos berichtetes Wunderzeichen – auf einem Augustus geweihten Altar der Stadt hatte eine Palme begonnen zu wachsen – ironisch damit kommentierte, dass man hieraus ersehe, wie selten man dort Feuer entfache, d. h. dem Kaiser Opfer darbringe, vgl. Clauss 2001, 72; siehe hierzu auch HA Sept. Sev. 3,4. 845 Mit Blick auf Suet. Tib. 74 und Plin. nat. 34,18,43 scheint es in der Tat nicht abwegig, dass Tiberius beabsichtigt haben könnte, den Kultbau noch persönlich einzuweihen, jedoch verstarb, bevor er die Reise in die Hauptstadt antreten konnte; siehe dazu Gradel 2002, 294 mit Anm. 51. Zu seinen Bemühungen, verschiedene Heiligtümer für divus Augustus auch in persona einzuweihen, siehe exemplarisch Tac. ann. 4,57,1; Suet. Tib. 40; siehe zudem Cass. Dio 56,46,3 (Tempel in Nola); 57,10,1. 846 Cass. Dio 59,7,1–4; siehe auch Suet. Cal. 21. Das genaue Datum der Einweihung ergibt sich dabei aus der bei Cassius Dio (59,7,2) überlieferten Notiz, wonach der zweite Tag der Feierlichkeiten mit dem Geburtstag Caligulas, dem 31. August (FVall. = InscrIt 13,2,148 f.;

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wurden, zeigen den jungen Kaiser capite velato während des Opfers vor dem mit Girlanden geschmückten sechssäuligen Tempel (Abb. 12).847 Mit der Einweihung des Heiligtums durch Caligula konnte man nicht nur dessen Urgroßvater, sondern in gewisser Weise auch den iulischen Zweig der Familie zu seinem Recht verholfen sehen. Während Tiberius die Mitglieder der Familie des Germanicus noch verfolgt und teilweise gar in den Tod getrieben hatte, stellte Caligula ihre Ehre sodann wieder her. Bereits unmittelbar nach seinem Antritt als Herrscher überführte er die Gebeine seiner im Exil auf Pandateria bzw. Pontia verstorbenen Mutter, der älteren Agrippina, und seines Bruders Nero Iulius Caesar nach Rom, um sie – wie auch seinen in Kerkerhaft verstorbenen Bruder Drusus Iulius Caesar – im Rahmen einer öffentlich begangenen Begräbnisfeier nach einer aufwändigen Prozession im Mausoleum des Augustus beizusetzen.848 Den verstorbenen Mitgliedern der eigenen Familie ließ er darüber hinaus zahlreiche und außerordentliche Ehren zuerkennen und vor dieser Folie einmal mehr offensichtlich werden, wie schwer sich Tiberius bis zum Ende damit getan hatte, dem Erbe seines vergöttlichten Vorgängers und Adoptivvaters gerecht zu werden.849

5.2.3. Nero – divi filius wider Willen? Die offenbar gewordene Problematik der augusteischen Nachfolge sowie das Versäumnis des göttlichen Dynastiegründers, seinem Stief- und Adoptivsohn Tiberius das numinose Kapital der gens Iulia mittels einer bestimmten und gezielten Einbindung in die eigene Traditionslinie zugänglich und somit politisch nutzbar zu machen, erwiesen sich als schwere Hypothek. Noch der letzte Herrscherwechsel innerhalb der iulisch-claudischen Dynastie von Claudius auf Nero war derart von der Konkurrenzsituation der beiden Familienzweige der domus Augusta geprägt, dass selbst die Entscheidung über den göttlichen Status des Vorgängers zum Gegenstand der (nicht offen ausgetragenen) Auseinanvgl. Suet. Cal. 8,1), zusammenfiel. Boschung 2015b, 180f. , nennt dagegen irrtümlich den 31. August als Tag der Einweihung. 847 BMCRE I (Gaius) 41–43; RIC I² (Gaius) 36; vgl. Dietrich Boschung, Die Bildnisse des Caligula. Mit einem Beitrag von Hans-Markus von Kaenel, auf Grund der Vorarbeiten und Materialsammlungen von Hans Jucker (Das römische Herrscherbild, Abteilung 1, Bd. 4), Berlin 1989, 93f. 848 Suet. Cal. 15,1; Cass. Dio 59,3,5. Zu den Umständen der Verfolgung und Todesfälle siehe Tac. ann. 5,3–5 (Agrippina und Nero); Suet. Tib. 53 (Agrippina); Tac. ann. 4,59f.; Suet. Tib. 54; Cal. 7 (Nero und Drusus); zum Konflikt zwischen Tiberius und der Familie der Germanicus siehe auch David Shotter, Tiberius Caesar (Lancaster Pamphlets), London/New York 1992, 34–40. 849 Suet. Cal. 15,1–3; Cass. Dio 59,3,4. Eine besondere Ehre bestand zudem darin, dass die Arvalbrüder den Eltern des Kaisers, Germanicus und Agrippina, zu ihren Geburtstagen opferten, CFA Nr. 12c, Z. 30f.; Nr. 13fgh, Z. 12–14; Nr. 14, col. I, Z. 5f.

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dersetzung werden konnte. Im vorliegenden Kapitel soll vor diesem Hintergrund die diffuse Überlieferung zum Bestand der posthumen Göttlichkeit des Claudius in den Blick genommen werden. Nur kurze Zeit nach seinem Tod in Rom am 13. Oktober des Jahres 54 wurde Claudius unter seinem von ihm noch zu Lebzeiten designierten Thronfolger und Adoptivsohn Nero vom Senat als zweiter princeps nach Augustus unter die römischen Staatsgötter erhoben.850 Im Rahmen der Darstellung der antiken Autoren sind die äußeren Umstände des Herrschaftsübergangs wie die Beschlüsse zur Ehrung des Verstorbenen idealtypisch beschrieben: Orsus hinc a pietatis ostentatione Claudium apparatissimo funere elatum laudavit consecravit.851 Laut diesen Worten Suetons zeigte sich Nero als von der pietas gegenüber seinem Vater beseelter Sohn, der nicht nur ein angemessenes Begräbnis für den Verstorbenen ausrichten ließ, zu dem er selbst als laudator funebris persönlich beitrug, sondern darüber hinaus auch maßgeblich (d. h. in Form der Initiative) an der Vergöttlichung des Claudius beteiligt war – wie es die zwar nicht formal, aber sinngemäß zutreffende Verwendung des Prädikats consecravit zum Ausdruck bringt.852

850 Suet. Claud. 45; Nero 9; Tac. ann. 12,69; 13,2,3; Cass. Dio 61,35,2; Eutr. 7,13,5; siehe auch Sen. apocol. 1,1. Das genaue Datum der consecratio ist uns zwar nicht überliefert, jedoch tritt uns Claudius bereits auf den ersten unter Nero geprägten Münzen in Bild und Schrift als divus entgegen, RIC I² (Nero) 1–7 und 10. Aufgrund der Nennung von Neros erster tribunicia potestas lässt sich deren Prägung lediglich allgemein in die Jahre 54 und 55 verorten, weshalb auch die im RIC angebene Datierung der ersten fünf Münzen (»AD 54 (c. October-December)«) spekulativ bleiben muss. Wie Curtis L. Clay hervorhebt, weist Neros Titulatur allerdings noch nicht den Titel pontifex maximus auf, den der Kaiser auf allen späteren (ab TR P II) datierbaren Gold- und Silbermünzen trägt, was darauf schließen lassen könnte, dass die consecratio noch vor der Annahme des Titels, die gemeinhin auf den 5. März des Jahres 55 datiert wird, vollzogen wurde, vgl. Ders., Die Münzprägung des Kaisers Nero in Rom und Lugdunum – Teil 1. Die Edelmetallprägungen der Jahre 54 bis 64 n. Chr., in: NZ 96 (1982), 7– 52, hier 17; hierzu Scheid 1990, 393; sowie Ders., L’investiture impériale d’après les commentaires des arvales, in: CCG 3 (1992), 221–237, hier 227f., in Auseinandersetzung mit CFA Nr. 28a–c, Z. 1f.; vgl. Ruth Stepper, Augustus et sacerdos. Untersuchungen zum römischen Kaiser als Priester (Potsdamer Altertumswissenschaftliche Beiträge 9), Wiesbaden 2003, 51f. Zum zeitlichen Ablauf der Bestattung und der Vergöttlichung des Claudius siehe indes Clarke 1966, 319; Vidman 1984, 409; Kierdorf 1986b, bes. 52–55, 63f. und 68; Fishwick 2002. 851 Suet. Nero 9 – Übersetzung Martinet: »Das erste, was er [Nero] nach der Regierungsübernahme tat, war, ein Verhalten zu demonstrieren, wie es für einen Sohn geziemend war: er veranstaltete für Claudius ein Begräbnis mit Prunk und Pracht, hielt die Leichenrede und erhob ihn unter die Götter.« 852 Die Wahl des Prädikats ist insofern bemerkenswert, als Sueton im Zusammenhang von Vergöttlichungen bzw. consecrationes in der Regel auf passivische Konstruktionen zurückgreift, wie in deorum numerum relatus est (Iul. 88; Claud. 45 – hier in Bezug auf Claudius), inter deos referretur (Aug. 97,2) oder consecrari (Tib. 51,2).

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Der Beschluss der consecratio wurde hiernach in einer Reihe von Münzen gefeiert, die den neuen Staatsgott in Szene setzten und mit der Bezeichnung Neros als divi filius einmal mehr auf die enge Verbindung zwischen Vater und Sohn verwiesen.853 Auch Agrippina der Jüngeren, die als Witwe des verstorbenen und Mutter des regierenden princeps prominent in Erscheinung trat, kam in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle zu: Als flaminica, als oberste Priesterin, war sie entscheidend an der Einrichtung des Kultes für divus Claudius beteiligt, dem man schon bald auf dem Mons Caelius ein Heiligtum zu errichten begann.854 Auf einigen der Münzen, deren Rückseiten den neuen Staatsgott auf einer von Elefanten gezogenen Quadriga zeigen, findet sich ihr Porträt vorderseitig neben dem ihres Sohnes (Abb. 13).855 Angesichts der so umrissenen Ausgangslage mag es verwundern, dass sich Nero offenbar nur kurze Zeit später in einer Weise von seinem vergöttlichten Vorgänger und Adoptivvater distanziert zu haben scheint, die nahelegt, dass man den offiziellen Beschluss der consecratio im Nachhinein tatsächlich kassiert hat. Das in dieser Hinsicht eindringlichste Zeugnis stammt dabei aus der Feder Suetons, der im vorletzten Kapitel seiner Lebensbeschreibung des Claudius folgende bemerkenswerte Aussage trifft: funeratusque est sollemni principum pompa et in numerum deorum relatus; quem honorem a Nerone destitutum abolitumque recepit mox per Vespasianum.856

853 Siehe RIC I² (Nero) 1–7 und 10; vgl. Clay 1982, bes. 16–18, 23f., 26–29 und 42–45; Bergmann 1998, 130–132; Wolters/Ziegert 2014, 48; Olivier J. Hekster/Liesbeth Claes/Erika Manders/Daniëlle Slootjes/Ylva Klaassen/Nathalie de Haan, Nero’s Ancestry and the Construction of Imperial Ideology in the Early Empire. A Methodological Case Study, in: JAHA 1,4 (2014), 7–27, hier 10f. 854 Tac. ann. 13,2,3; Suet. Vesp. 9,1; Cass. Dio 61,35,2. Agrippina erhielt in dieser Position die Möglichkeit, ihrer Urgroßmutter Livia nachzueifern, die nach dem Tod des Augustus gleichfalls zur flaminica des neuen Staatsgottes bestellt worden war, Vell. 2,75,3; Tac. ann. 12,69,3; Cass. Dio 56,46,1f. 855 RIC I² (Nero) 6f. Sogar die Legende bezieht sich dabei (alleinig) auf die Kaisermutter: AGRIPP(ina) AVG(usta) DIVI CLAVD(ii) NERONIS CAES(aris) MATER EX S(enatus) C(onsulto). Zur exponierten Stellung Agrippinas insbesondere zu Beginn der Herrschaft ihres Sohnes siehe auch Tac. ann. 13,2,3; Suet. Nero 9; vgl. Werner Eck, Agrippina – die Stadtgründerin Kölns. Eine Frau in der frühkaiserzeitlichen Politik (Schriftenreihe der Archäologischen Gesellschaft Köln e. V. 22), Köln 1993, 60–66; Ders., Die iulisch-claudische Familie: Frauen neben Caligula, Claudius und Nero, in: Hildegard Temporini-Gräfin Vitzthum (ed.), Die Kaiserinnen Roms. Von Livia bis Theodora, München 2002, 103–163, hier 151–155; Anthony A. Barrett, Agrippina. Sex, Power, and Politics in the Early Empire, Abingdon/New Haven 1999, 143–180. 856 Suet. Claud. 45 – Übersetzung Martinet: »Bestattet wurde er [Claudius] in dem für die Kaiser üblichen prachtvollen Rahmen, und er wurde unter die Götter erhoben. Von dieser Ehrung nahm Nero Abstand und schaffte sie schließlich ganz ab, später hat sie Vespasian wieder aufgegriffen.«

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In der Forschung haben diese Worte teils zu Irritationen geführt. Während der von Sueton genannte honor, d. h. die Claudius zuteilgewordene Ehre, zweifellos auf die consecratio selbst zu beziehen ist,857 bleibt zunächst unklar, was genau man darunter zu verstehen hat, dass Nero diese zunächst missachtet und schließlich ganz aufgehoben haben soll. Auch eine andere Stelle bei Sueton, die in ebendiesen Kontext zu verorten ist, lässt aufmerken: fecit et nova opera templum Pacis foro proximum Divique Claudi in Caelio monte coeptum quidem ab Agrippina, sed a Nerone prope funditus destructum858

In Anbetracht dieser beiden klar formulierten Zeugnisse ist man mitunter zu der Auffassung gelangt, dass Nero seinem Vorgänger und Adoptivvater den göttlichen Status wieder aberkannt und hierzu auch den konstitutiven Senatsbeschluss der consecratio im Nachhinein habe wieder kassieren lassen.859 Inwiefern man sich wirklich zu einem solch schwerwiegenden Schritt entschlossen haben könnte, der – wie bereits ausgeführt wurde – durchaus zu vermeiden war, soll im Folgenden näher erörtert werden. Die Distanzierung vom Staatsgott Die von Sueton postulierte Distanzierung von der Vergöttlichung des Claudius könnte man bereits in einer Episode angelegt sehen, die uns Tacitus überliefert: So soll Nero mit seiner auf den Verstorbenen gehaltenen laudatio funebris beim anwesenden Publikum für Gelächter gesorgt haben, als er auf dessen Weisheit und Umsicht zu sprechen kam.860 Mag es sich hierbei noch um eine unfreiwillig komische Äußerung gehandelt haben, sind uns zahlreiche Zeugnisse erhalten, 857 Dies geht nicht nur aus dem Kontext der Stelle selbst hervor, auch andernorts nutzt Sueton die Formulierung in vergleichbarer Weise: defunctumque nullo praeterquam consecrationis honore dignatus (Suet. Dom. 2,3) – Übersetzung Martinet: »Er [Domitian] hielt den Toten [Titus] keiner Ehre für würdig, außer der Vergöttlichung.« Überblickt man die von den antiken Autoren verwendeten Umschreibungen im Zusammenhang der consecratio, ist zudem häufig im Plural von divini bzw. caelestes honores die Rede, siehe Tac. ann. 12,69,3; Suet. Claud. 11,2; Eutr. 8,7,3; HA Hadr. 6,1; Aur. 20,1; Opil. 6,4; 6,8; trig. tyr. 21,4; Aurelian. 41,13; in griechischer Wendung spricht etwa Cassius Dio demgegenüber häufig von ι᾿σόθεοι bzw. ἡρωικαὶ τιμαί, Cass. Dio 51,20,8; 74,17,4; 76,7,4. 858 Suet. Vesp. 9,1 – Übersetzung Martinet: »Er [Vespasian] ließ auch neue Gebäude errichten: einen Tempel der Pax nahe beim Forum und einen für den göttlichen Claudius auf dem Mons Caelius, der zwar schon von Agrippina begonnen worden war, den aber Nero fast bis auf die Grundmauern zerstört hatte.« 859 Siehe hierzu etwa Beurlier 1890, 33: »Après la mort d’Agrippine, Néron fit annuler le décret du sénat, mais cette annulation parut un sacrilège, et Vespasien rendit à Claude le culte auquel il avait droit.« Ähnlich auch Rostagni 1944, 23 und 25. In der Forschung ist in diesem Zusammenhang der Begriff der ›de-deification‹ geprägt worden, vgl. Martin P. Charlesworth, Flaviana, in: JRS 27,1 (1937), 54–62, hier 60; Gradel 2002, 346; Whitton 2013, 157–161. 860 Tac. ann. 13,3,1.

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die erahnen lassen, wie sehr man (zumindest im engsten Umfeld des Kaisers) hiernach dazu übergegangen ist, den neuen Staatsgott herabzusetzen und insbesondere in seiner divinitas zu diskreditieren.861 Prominent stellen sich in diesem Zusammenhang etwa dem Kaiser selbst zugeschriebene Äußerungen dar, wonach Nero – in Anspielung auf kursierende Gerüchte über eine mögliche Vergiftung des Claudius – Pilze als ›Speise der Götter‹ bezeichnet und zudem erklärt haben soll, dass sein Adoptivvater durch ein Pilzgericht zum Gott geworden sei.862 Über solche vermeintlichen Späße hinausgehend legte Seneca mit seiner ›Apocolocyntosis‹ schließlich ein Pamphlet vor, das sich derart bemüht darum zeigt, den Göttlichkeitsanspruch des Claudius zu negieren, dass kein Zweifel darüber bestehen kann, wie ernst es Nero mit seiner Abwendung vom vergöttlichten Vorgänger war: Selbst die anonyme Veröffentlichung der Schrift, die sich in erster Linie wohl an einen aristokratischen Adressatenkreis wandte und die bislang vor allem intern geäußerten Ressentiments gewissermaßen öffentlich hinterlegen und somit auch wirksam machen sollte, ist schon aufgrund ihres Verfassers, einem der engsten Berater Neros, nicht ohne die Billigung bzw. Zustimmung des princeps denkbar.863 Auch im Spiegel der herrscherlichen Repräsentation Neros lässt sich die Distanzierung von divus Claudius plausibel nachvollziehen. Während etwa die ersten Münzen des neuen Kaisers noch dessen göttliche Sohnschaft in Gestalt der Filiation divi filius hervorgehoben hatten, ist dieses Prädikat auf Münzen der zweiten Emission schon nicht mehr zu finden und wurde hiernach auch nie mehr numismatisch ausgeführt.864 Dieser Befund erscheint insofern auffällig, als sich 861 Siehe hierzu etwa Becker 1950, 77: »Man wollte vielleicht die Feierlichkeit nicht stören, aber es war eben zu komisch, den verschrobenen Claudius als weise gepriesen zu hören.« Schon aus Gründen der Legitimation seiner Herrschaft wird sich Nero kaum derart (öffentlich) über die providentia seines Vorgängers geäußert haben; auch Seneca, den Tacitus (ann. 13,3,1f.) als Verfasser der Leichenrede benennt, hält sich in dieser Hinsicht selbst in seiner ›Apocolocyntosis‹ bedeckt, wohingegen die sapientia des Claudius hier ohne Weiteres der Lächerlichkeit preisgegeben wird, Sen. apocol. 1,1; 8,3; 11,2. 862 Suet. Nero 33,1; Cass. Dio 61,35,4 (Xiphilinos 146, 30–32 R. St. und Petr. Patr. Exc. Vat. 44); siehe hierzu auch Iuv. 6,620–623; Cass. Dio 61,35,2–4. Wohl in Anlehnungen an derartige Äußerungen des Kaisers formuliert Plinius in seinem ›Panegyricus‹ (11,1), dass Nero seinen Vorgänger unter die Götter erhoben habe, ›um ihn zu verspotten‹ (sed ut irrideret). Zu den Gerüchten einer Vergiftung siehe unten. 863 Rostagni 1944, 24–26, verkehrt dagegen den kausalen Zusammenhang, indem er Senecas Werk gar als möglichen Hauptgrund für die Rücknahme der göttlichen Ehren für Claudius bezeichnet, vgl. Marti 1952, 30. Zur Rolle Senecas als einflussreicher Berater des jungen Kaisers siehe Fuhrmann 1997, 155–196; Griffin 1976, 67–128. 864 Diese Aussage trifft auf Münzen der so genannten Reichsprägung zu, d. h. auf solche Münzen, die in den beiden kaiserlichen Prägestätten in Lugdunum und Rom geprägt wurden. Im Rahmen der lokalen Münzprägung konnte sich die Titulatur des Kaisers durchaus anders darstellen, wie etwa anhand von Drachmen ersichtlich wird, die im kappadokischen Caesarea geprägt wurden und auf denen Nero durchgängig als divi Claudi

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etwa Tiberius während der gesamten Dauer seiner Herrschaft auf sämtlichen Münzen der Reichsprägung als divi (Augusti) filius bezeichnen ließ.865 Wann genau man das Prädikat aufgab, lässt sich anhand der Titulatur Neros erschließen: Lediglich Münzen mit der Angabe der ersten tribunicia potestas weisen den Kaiser als Sohn des Staatsgottes aus, mit der Angabe der zweiten tribunizischen Amtsgewalt fällt der Bezug zum vergöttlichten Vorgänger weg.866 Die einzige Ausnahme hiervon – ein Goldquinar, der Nero in seiner vorderseitigen Legende als divi filius bezeichnet, zugleich aber schon mit TR P II datiert ist und somit eine »Zwischenform der Titulatur«867 abbildet – nimmt aufgrund des speziellen Nominals eine Sonderstellung ein.868

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filius bezeichnet ist, RIC I² (Nero) 607–622; BMCRE I (Nero) 405–427. Inwiefern sich dieser Befund auch auf die epigraphischen Zeugnisse übertragen lässt, ist angesichts der weitgehenden Beseitigung, Zerstörung und Eradierung von Neros Inschriften infolge seiner Erklärung zum hostis nur schwer zu beurteilen: Während der Kaiser in zahlreichen Zeugnissen der Provinzen (etwa RSK 178 [Colonia Claudia Ara Agrippinensium]; IRT 341 [Leptis Magna]) und Italiens (etwa CIL XI 1331 [Luna]) als divi Claudi filius erscheint, sind uns lediglich sechs stadtrömische Inschriften überliefert, in denen er überhaupt genannt ist. Zumindest eine von ihnen (CIL VI 40307) – angebracht an einer Statuenbasis und wohl durch den Brand des Jahres 64 verschüttet (und somit erhalten) – beinhaltet dabei auch den Titel divi filius und gibt die zweite tribunicia potestas des Kaisers an, vgl. Werner Eck, Die Vernichtung der memoria Neros: Inschriften der neronischen Zeit aus Rom, in: Jean-Michel Croisille/Yves Perrin (edd.), Neronia VI. Rome à l’époque neronienne. Institutions et vie publique, économie et société, vie intellectuelle, artistique et spirituelle. Actes du VIème Colloque international de la SIEN (Rome, 19–23 mai 1999) (Collection Latomus 268), Brüssel 2002, 285–295; Flower 2006b, 212–223; Bönisch-Meyer/Witschel 2014, 101 mit Anm. 82. Darüber hinaus finden sich weitere Belege im – in dieser Hinsicht allerdings speziellen – Zeugnis der Arvalakten, CFA Nr. 27, Z. 39; Nr. 28de, Z. 15 (beide für das Jahr 59) und 26 (für das Jahr 60). Siehe hierzu die entsprechenden Einträge des RIC. Die Zählung der tribuniciae potestates ist in Neros Fall leider nicht ganz klar: Während man ihren Beginn einerseits mit dem 13. Oktober (dies imperii) ansetzen könnte, verzeichnen die acta Arvalia für den 4. Dezember der Jahre 57 (CFA Nr. 25b, Z. 14f.) und 58 (CFA Nr. 27, Z. 20f.) Opfer ob tribuniciam potestatem Neronis Claudi Caesaris Augusti Germanici; siehe hierzu Kraft 1966, 121; Clay 1982, 9–16; Helmut Halfmann, Itinera principum. Geschichte und Typologie der Kaiserreisen im Römischen Reich (Heidelberger Althistorische Beiträge und Epigraphische Studien 2), Stuttgart 1986, 175; Yves Perrin, Le règne de Néron: une monarchie tribunicienne? (À propos du changement apporté au comput des puissance tribuniciennes en l’année 60), in: Bernard Rémy (ed.), Recherches épigraphiques: documents relatifs à l’histoire des institutions et de l’administration de l’Empire romain (Mémoires 7), Saint-Etienne 1986, 55–83, hier 55–58, 68f. und 75; Bönisch-Meyer/Witschel 2014, 108–110. Clay 1982, 20; diese Einordnung bezieht sich auf RIC I² (Nero) 10. Zum Nominal siehe Heinrich Chantraine, quinarius, in: RE 24 (1963), 879–894; zur Ausprägung in iulisch-claudischer Zeit siehe Carol H. V. Sutherland, Gold and Silver Quinarii under the Julio-Claudians, in: NC 145 (1985), 246–249. Wie aus dem uns überlieferten Bestand der (kaiserzeitlichen) Quinarii hervorgeht, handelte es sich um Münzen, die nur sporadisch und dabei in geringem Umfang ausgegeben wurden und somit gewissermaßen außerhalb des alltäglichen Geldverkehrs zu verorten sind. Wie Karl Pink (mit Blick

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Der Befund der numismatischen Zeugnisse lässt darauf schließen, dass sich der Kaiser noch im Laufe des Jahres 55 von divus Claudius distanzierte – wahrscheinlich nach seiner Annahme des Titels pontifex maximus, der in der Titulatur der ersten Münzemission noch fehlt, auf allen späteren (d. h. ab TR P II) datierbaren Gold- und Silbermünzen jedoch genannt ist.869 Neros Übernahme des Oberpontifikats wird dabei gemeinhin in den März des Jahres 55 datiert und bietet somit einen zeitlichen Anhaltspunkt, der wohl nicht zufällig eine Nähe zu einem Ereignis aufweist, dem mit Blick auf die hier behandelten Vorgänge eine zentrale Bedeutung zukommt: gemeint ist die Ermordung des Britannicus, des leiblichen Sohns des Claudius, zu Beginn des Jahres 55.870 Die Konstellation der Nachfolge Als Claudius im Alter von 63 Jahren verstarb, hinterließ er ein Haus, das nach außen hin mit klar geordneten Verhältnissen aufwarten konnte. Die Regelung der Nachfolge stellte sich derart eindeutig dar, dass Nero noch am Todestag des Kaisers von den Soldaten der Prätorianergarde zunächst lautstark als imperator begrüßt und im Anschluss hieran vom Senat als neuer princeps anerkannt wurde.871 Als Sohn Agrippinas der Jüngeren aus erster Ehe, mit der sich Claudius im Jahr 49 vermählt hatte, war Nero zum Stiefsohn des Kaisers geworden, der ihn nur wenig später auch an Sohnes statt annahm.872 Diese Adoption erwies sich insofern als brisant, als Claudius keineswegs kinderlos war, sondern aus seinen vorausgegangenen Ehen noch zwei Töchter namens Antonia und Octavia sowie – hierin lag das eigentliche Problem – einen Sohn hatte, der zu Ehren des erfolgreichen Britannienfeldzugs seines Vaters Britannicus genannt und infolge der Adoption des über drei Jahre älteren Nero gewissermaßen degradiert wur-

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auf die severische Zeit) herausgestellt hat, erfolgte die Ausgabe der Münzen vor allem anlässlich der Wiederkehr des Herrschaftsantritts oder der Übernahme des Konsulats durch den Kaiser, was – nimmt man den Umstand hinzu, dass die Funde fast ausschließlich auf Rom beschränkt bleiben – an eine zielgruppenspezifische Adressierung in der Hauptstadt denken lässt, vgl. Ders., Der Aufbau der römischen Münzprägung in der Kaiserzeit I. Die Zeit des Septimius Severus, in: NZ 26 (1933), 17–54, bes. 30; Ders., Der Aufbau der römischen Münzprägung in der Kaiserzeit II. Von Caracallas Regierungsantritt bis zum Tode Elagabals, in: NZ 27 (1934), 3–17, bes. 5. Vgl. Clay 1982, 17. Zur Datierung des Oberpontifikats siehe einmal mehr Scheid 1990, 393; Ders. 1992, 227f.; sowie Stepper 2003, 51f. Zur Ermordung des Britannicus siehe unten. Tac. ann. 12,69; Suet. Nero 8; Cass. Dio 61,3,1f. Seinen leiblichen Vater, Gnaeus Domitius Ahenobarbus (PIR² D 127), verlor Nero noch im Kleinkindalter; das genaue Datum der Adoption – der 25. Februar des Jahres 50 – ist durch einen Eintrag der Arvalakten überliefert, die im Jahr 59 an diesem Tag ein Opfer ob adoptionem Neronis Claudi Caesaris Aug(usti) Germanici verzeichnen, CFA Nr. 27, Z. 57–59.

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de.873 So hat Claudius seinen Stief- und Adoptivsohn im Folgenden auf vielfache Weise auszeichnen lassen und ihn dadurch unweigerlich auch in die Position des präsumptiven Thronfolgers gebracht, wohingegen Britannicus – nicht zuletzt aufgrund des klaren Altersunterschieds der beiden – zurückzustehen schien.874 Der von den antiken Autoren in diesem Zusammenhang geäußerte (und berechtigte) Eindruck, dass Nero dem leiblichen Sohn des Kaisers vorgezogen worden ist, wird dabei mit dem Ehrgeiz Agrippinas verknüpft, die in ihrem Machtstreben alles daran gesetzt haben soll, ihrem eigenen Sohn die Herrscherwürde zu verschaffen.875 In einer solchen Lesart stellt sich auch der plötzliche Tod des Claudius im Oktober des Jahres 54 als Kulminationspunkt einer Entwicklung dar: Gerade als der princeps den Entschluss gefasst haben soll, die Position seines leiblichen Sohnes gegenüber Nero zu stärken bzw. dessen Zurücksetzung zu korrigieren, kam er unter Umständen zu Tode, die zu Gerüchten führten, wonach Agrippina ihren Gatten mit einem Pilzgericht habe vergiften lassen, um zu verhindern, dass Britannicus ihrem Sohn die Nachfolge auf dem Kaiserthron noch streitig machen konnte.876 In der Forschung hat man in der Erhebung des Claudius unter die Staatsgötter demgemäß verschiedentlich den

873 Während Antonia (PIR² A 886) aus der zweiten Ehe des Claudius mit Aelia Paetina (PIR² A 305) stammte, gingen Octavia (PIR² C 1110) und Britannicus (PIR² C 820), der als Tiberius Claudius Germanicus geboren wurde, aus der dritten Ehe des Kaisers mit Valeria Messalina (PIR² V 241) hervor; zur Repräsentation der Kaiserkinder siehe Rita Amedick, Die Kinder des Kaisers Claudius. Zu den Porträts des Tiberius Claudius Britannicus und der Octavia Claudia, in: MDAI(R) 98 (1991), 373–395; Künzl 1993. Der vom Senat verliehene Siegerbeiname, den Claudius für sich ablehnte, wurde auf den Sohn übertragen, Suet. Claud. 27,1; Cass. Dio 60,12,5; 60,22,1f.; Eutr. 7,13,3. 874 Die Designation ließ sich schon daran ablesen, dass Claudius – augusteischen Mustern folgend – Nero u. a. zum princeps iuventutis wählen (Tac. ann. 12,41,1; RIC I² [Claudius] 75; 78; 79; 82; 83; 108), zum Konsul vor-designieren (Tac. ann. 12,41,1) und in sämtliche Priesterschaften zuwählen ließ (RIC I² [Claudius] 76; 77; 107), wobei er ihn schließlich mit Octavia verheiratete (Tac. ann. 12,9,1; 12,58,1; Suet. Nero 7,2). Zur Repräsentation des Nachfolgers siehe Mlasowsky 1996, 371–387. 875 Zur Darstellung Agrippinas als machtbesessene und dabei skrupellose Akteurin siehe Eck 1993, 37–59; Barrett 1999, 95–142; David Hamacher, Ein Kaiser auf ›Brautschau‹ – Tacitus über Machtkämpfe am Hof des Claudius, in: Stephan Conermann/Anna Kollatz (edd.), Macht bei Hofe. Narrative Darstellungen in ausgewählten Quellen. Ein interdisziplinärer Reader (Narratio Aliena? Studien des Bonner Zentrums für Transkulturelle Narratologie 11), Berlin 2020, 21–40, bes. 36f. 876 Gemäß den uns überlieferten Berichten soll Claudius konkret beabsichtigt haben, Britannicus die toga virilis zu verleihen und ihn somit unter die Volljährigen aufzunehmen – ein Schritt, der den Thronansprüchen Neros (zumindest perspektivisch) durchaus hätte gefährlich werden können, Suet. Claud. 43f. Schon Nero war in seinem 14. Lebensjahr von seinem Adoptivvater vorzeitig unter die iuniores aufgenommen worden (Tac. ann. 12,41), sodass sein Vorbild auch für Britannicus gegolten haben könnte, der seinerzeit gleichfalls im 14. Lebensjahr stand. Zum Gerücht der Ermordung siehe Ios. ant. Iud. 20,148; Tac. ann. 12,67; Suet. Claud. 44; Cass. Dio 61,34,2f.; vgl. Champlin 2003a, 44–46.

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Versuch gesehen, den Verdacht der Ermordung auszuräumen bzw. die Tat zu kaschieren.877 Wesentlich plausibler als die Annahme eines solchen Ablenkungsmanövers stellt sich demgegenüber jedoch ein Erklärungsansatz dar, der den scheinbar widersprüchlichen Umgang mit divus Claudius gerade vor dem Hintergrund der besonderen Konstellation der Nachfolge verständlich macht, in der neben Nero, dem rechtmäßigen Thronfolger, mit Britannicus noch der leibliche Sohn des verstorbenen Kaisers stand, dem man zumindest in gewissen Kreisen offenbar gleichfalls das Recht der Thronfolge zugestand. Cassius Dio bringt diese Situation dabei wie folgt zum Ausdruck: ἀποθανόντος δὲ τοῦ Κλαυδίου κατὰ μὲν τὸ δικαιότατον ἡ ἡγεμονία τοῦ Βρεττανικοῦ ἦν ῾γνήσιος γὰρ τοῦ Κλαυδίου παῖς ἐπεφύκει, καὶ τῇ τοῦ σώματος ἀκμῇ καὶ ὑπὲρ τὸν τῶν ἐτῶν ἀριθμὸν ἤνθει᾿, ἐκ δὲ δὴ τοῦ νόμου καὶ τῷ Νέρωνι διὰ τὴν ποίησιν ἐπέβαλλεν. ἀλλ᾽ οὐδὲν γὰρ δικαίωμα τῶν ὅπλων ᾿ισχυρότερόν ἐστι878

Ungeachtet der wünschenswert klaren Regelung der Nachfolge stand Britannicus also noch nach dem Tod seines Vaters in einem Ansehen, das man durchaus als Rückhalt für seine (von ihm allerdings nie selbst erklärten) Thronansprüche hätte begreifen können. In einer bei Tacitus überlieferten Szene, die sich noch am Todestag des Claudius vor den Toren des Kaiserpalastes zugetragen haben soll, kommt dies bildhaft zum Ausdruck: Tunc medio diei tertium ante Idus Octobris, fortibus palatii repente diductis, comitante Burro Nero egreditur ad cohortem, quae more militiae excubiis adest. ibi monente

877 Siehe hierzu etwa Chantraine 1988, 76; Bergmann 1998, 130; vgl. (in Bezug auf die ›Apocolocyntosis‹) schon Allan P. Ball, The Satire of Seneca on the Apotheosis of Claudius commonly called the Ἀποκολοκύντωσις, New York/London 1902, 19; Alfons Kurfeß, Zu Senecas Apocolocyntosis, in: Philologische Wochenschrift 44 (1924), 1308–1311, hier 1309. In der römischen Geschichtsschreibung wird ein solches Motiv im Zusammenhang bestimmter Fälle zwar hin und wieder genannt – für Caracalla (HA Opil. 5,9; Carac. 11,5) und Aurelian (HA Aurelian. 37,1f.) – oder angedeutet – für Titus (Cass. Dio 66,26; 67,2,6) und Geta (HA Geta 2,8f.), wobei es solche Überlegungen auch im Vorfeld von Agrippinas Ermordung gegeben haben soll (Tac. ann. 14,3,3) –, für Claudius ist es uns aber gerade nicht überliefert. Einen Hinweis auf ein solches Ablekungsmanöver könnte man lediglich in Cass. Dio 61,35,2 angedeutet sehen: ἔτυχε δὲ καὶ τῆς ταφῆς καὶ τῶν ἄλλων ὅσων ὁ Αὔγουστος. Ἀγριππῖνα δὲ καὶ ὁ Νέρων πενθεῖν προσεποιοῦντο ὃν ἀπεκτόνεσαν, ἔς τε τὸν οὐρανὸν ἀνήγαγον ὃν ἐκ τοῦ συμποσίου φοράδην ἐξενηνόχεσαν. – Übersetzung Veh: »Der Kaiser [Claudius] erhielt ein Staatsbegräbnis und all die sonstigen Ehren, die Augustus zuteil geworden waren. Agrippina und Nero aber taten so, als beklagten sie ihr Opfer, und erhoben ihn, den sie auf der Bahre aus dem Festmahl herausgetragen hatten, in den Himmel.« 878 Cass. Dio 61,1,1 – Übersetzung Veh: »Nach dem Tod des Claudius gehörte nach strengem Recht die Herrschaft dem Britannicus zu; er war nämlich der legitime Sohn des Claudius und nach der körperlichen Entwicklung über seine Jahre hinaus. Nach dem Gesetz aber fiel die Macht auch an Nero, und zwar auf Grund seiner Adoption. Doch kein Rechtsanspruch ist stärker als die Waffen.«

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praefecto faustis vocibus exceptus inditur lecticae. dubitavisse quosdam ferunt, respectantis rogitantisque ubi Britannicus esset: mox nullo in diversum auctore quae offerebantur secuti sunt.879

Was hier bereits angedeutet ist, findet sich an späterer Stelle noch deutlicher formuliert. So berichtet Tacitus, dass das Testament des verstorbenen princeps bewusst nicht verlesen wurde, ›um durch die unrechte und missgünstige Bevorzugung des Stiefsohnes gegenüber dem Sohn das Volk nicht in Aufruhr zu versetzen.‹880 Wie sehr man sich damit auseinandersetzte, dass Britannicus den eigenen Ambitionen gefährlich werden konnte, wird schon daran ersichtlich, dass Agrippina noch zu Lebzeiten ihres Gatten offenbar gezielt gegen kaiserliche Freigelassene und Offiziere der stadtrömischen Prätorianergarde vorging, die sich als (im Zweifelsfall aktive) Unterstützer des leiblichen Kaisersohnes zu erkennen gegeben bzw. verdächtig gemacht hatten; selbst die beiden Präfekten der Garde fielen diesen Bestrebungen zum Opfer und wurden mit Sextus Afranius Burrus durch einen der Kaisergattin gegenüber loyal eingestellten Kandidaten ersetzt.881 Wie groß der Kreis der Unterstützer bzw. Sympathisanten tatsächlich war, lässt sich heute kaum mehr beziffern, ohne Zweifel dürften sich hinter der Person des Britannicus jedoch gleich mehrere verschiedene Kräfte versammelt haben, die Nero und seiner Mutter gegenüber aus ganz unterschiedlichen Gründen feindlich eingestellt waren und denen der leibliche Sohn des Kaisers gewissermaßen als Projektionsfläche für die eigenen Ziele und Hoffnungen diente, die sich am Ende allerdings nicht erfüllen sollten.

879 Tac. ann. 12,69,1 – Übersetzung Heller: »Dann, am Mittag des 13. Oktober, werden plötzlich die Tore des Palatiums geöffnet, und in Begleitung des [Prätorianerpräfekten] Burrus tritt Nero heraus zu der Kohorte, die nach militärischer Sitte den Wachdienst versieht. Dort wird er auf einen Hinweis des Präfekten mit Heilrufen empfangen und in eine Sänfte gesetzt. Gezögert hätten einige, sagt man, indem sie sich umsahen und fragten, wo Britannicus sei: dann aber, als niemand ein abweichendes Verhalten veranlaßte, folgten sie dem Beispiel, das ihnen geboten wurde.« 880 Tac. ann. 12,69,3: testamentum tamen haud recitatum, ne antepositus filio privignus iniuria et invidia animos vulgi turbaret. Unabhängig davon, ob das Testament des Verstorbenen gefälscht wurde (Cass. Dio 61,7,6), man seiner finalen Anpassung zugunsten Britannicus durch die Ermordung des Claudius zuvorkam (Suet. Claud. 44) oder es geheim hielt – auch in diesem Sinne könnte man Tacitus verstehen (vgl. Heinrich Siber, Zur Entwicklung der römischen Prinzipatsverfassung [Abhandlungen der Philologisch-historischen Klasse der Sächsischen Akademie der Wissenschaften Bd. 42, Nr. 3], Leipzig 1933, 43) –, bleibt doch der Eindruck festzuhalten, dass Neros (alleinige) Nachfolge keineswegs dem letzten Willen des Kaisers entsprach, siehe hierzu auch Bellen 1974, 105 mit Anm. 90. 881 Tac. ann. 12,41f.; 13,10,2. Zur Person des Burrus siehe PIR² A 441.

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Divinisierung als Mittel zur Konfliktvermeidung Angesichts dieser konfliktträchtigen Konstellation der Nachfolge ließe sich fragen, was Nero und Agrippina dazu veranlasst haben könnte, Claudius nach seinem Tod unter die Staatsgötter erheben zu lassen, und inwiefern man hiermit nicht auch die eigene Position unnötig schwächte, indem man Britannicus das Kapital einer göttlichen Abstammung zugänglich machte, von dem man selbst nicht profitieren konnte.882 Derartige Bedenken scheinen nicht bestanden zu haben. Die eigene Position schien derart gefestigt – immerhin war zuvor Nero und nicht Britannicus als rechtmäßiger Thronfolger anerkannt worden –, dass der Senatsbeschluss der consecratio ohne erkennbare Probleme forciert und gefasst werden konnte. Die Entscheidung, Claudius posthum zum divus zu erklären, dürfte Nero und seiner Partei im Gegenteil mehr genutzt haben, als man auf den ersten Blick vermuten mag. Der Schlüssel zum Verständnis der politischen bzw. strategischen Bedeutung des Konsekrationsbeschlusses liegt dabei allerdings nicht – wie in der Forschung mitunter vermutet – darin, dass man der Partei des Britannicus in dieser Weise irgendwie entgegengekommen wäre oder eine Gegenleistung für ihr Stillhalten nach dem Tod des Claudius erbracht hätte; ganz im Gegenteil schien hiermit erst die Voraussetzung dafür geschaffen worden zu sein, dass man zunächst nichts dergleichen zu befürchten hatte.883 Mit der Erhebung des verstorbenen Kaisers unter die Staatsgötter nahm man Britannicus und seiner Partei gewissermaßen die vielleicht aussichtsreichste Karte im Spiel um die Thronfolge aus der Hand: Wäre der Beschluss der consecratio unterblieben, hätte man Nero die Verletzung seiner Pflichten als (Adoptiv-)Sohn gegenüber dem verstorbenen Vorgänger vorhalten und ihn somit in der Rechtmäßigkeit seiner Thronfolge diskreditieren können.884 Vor dem Hin882 Vgl. Kraft 1966, 120; Hans Kloft, Marginalien zur ›Apocolocyntosis‹ und zum Prinzipat des Nero, in: AKG 54 (1972), 205–222, hier 213. Britannicus konnte schon aufgrund seiner baldigen Ermordung (siehe unten) nicht wirklich vom göttlichen Nimbus seines Vaters profitieren, der Titel divi filius ist für ihn nicht belegt. In der ›Octavia‹ klingt sein Status als Sohn eines Staatsgottes allerdings an: Oct. 789f. (sowie indirekt über seine Schwester Octavia: Oct. 286f.; 533–535; 586f.). Für die beiden Claudius-Töchter Octavia (CIL VI 9015) und Antonia (CIL VI 14959; AE 1996, 419) ist der Titel divi filia dagegen überliefert. Die Frage der Abstammung war schon zuvor zu verschiedenen Gelegenheiten thematisiert worden, wie etwa aus Berichten hervorgeht, wonach Britannicus seinen Stiefbruder hin und wieder als Domitius (Tac. ann. 12,41,3) oder Ahenobarbus (Suet. Nero 7,1) angeredet und somit auf dessen nicht-claudische Herkunft angespielt haben soll. 883 Kraft 1966, 119f., bezeichnet die consecratio des Claudius in diesem Zusammenhang etwa »als ein[en] Beitrag zur Beschwichtigung der Gegner und als ein Zugeständnis für ihr Stillhalten«. 884 Nicht ohne Grund charakterisiert Sueton (Nero 9) das Verhalten des neuen Kaisers nach dem Tod des Claudius als pietatis ostentatio, als (bewusste) Zurschaustellung der pietas gegenüber dem Adoptivvater und Vorgänger; der hierin zum Ausdruck kommende Vorwurf der Unaufrichtigkeit findet sich zudem bei Tacitus (ann. 13,4,1) und Cassius Dio (61,35,2).

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tergrund eines solchen Szenarios hätte sich Britannicus mit der Parole, seinem Vater zu seinem Recht als divus verhelfen zu wollen, seinerseits als zu Unrecht übergangener Thronerbe inszenieren und hiermit mutmaßlich auch weite Teile seiner (nach wie vor vorhandenen) Anhängerschaft für die eigene Sache mobilisieren können. Die Vergöttlichung des Claudius sicherte Nero in dieser Perspektive also gegen potenzielle Anfechtungen der Britannicus-Partei ab, die dem reibungslosen Antritt seiner Herrschaft durchaus hätten gefährden können, und verschaffte ihm somit die nötige Zeit, um seine Stellung als princeps zu festigen. Wie sehr Britannicus auch weiterhin als Bedrohung der eigenen Stellung wahrgenommen wurde, geht überdies aus einer bei Tacitus überlieferten Situation des Jahres 55 hervor, in der Agrippina ihrem Sohn während eines lautstarken Streitgespräches damit gedroht haben soll, Britannicus in seinen Ansprüchen auf den Kaiserthron gegen Nero zu unterstützen, sofern dieser sich von seiner Mutter abwende: Praeceps posthac Agrippina ruere ad terrorem et minas, neque principis auribus abstinere, quo minus testaretur adultum iam esse Britannicum, veram dignamque stirpem suscipiendo patris imperio, quod insitus et adoptivus per iniurias matris exerceret.885

Die von Agrippina vorgebrachte Drohung markiert in der Darstellung des Tacitus nicht nur den Bruch zwischen Mutter und Sohn, sondern dient gewissermaßen als Ankündigung für das baldige Ende des Britannicus. Wie aus den Berichten der antiken Autoren hervorgeht, ließ Nero seinen einzigen Konkurrenten um die Herrschaft nur kurz vor dessen 14. Geburtstag, also wohl zu Beginn des Jahres 55, im Rahmen eines Gastmahls vergiften.886 Mit der Ermordung des leiblichen Kaisersohnes sah er sich daraufhin offensichtlich in der Position, den Bezug zu divus Claudius vernachlässigen zu können. Die Notwendigkeit, die Rechtmäßigkeit der Thronfolge mit Verweis auf den vergöttlichten Vorgänger ostentativ herauszustellen, schien insofern nicht länger fortzubestehen, als die dem neuen Kaiser gegenüber feindlich eingestellten Kreise mit Britannicus ihre zentrale und identitätsstiftende ›Galionsfigur‹ verloren hatten und auch infolge gezielter

885 Tac. ann. 13,14,2 – Übersetzung Heller: »Ohne Überlegung verstieg sich daraufhin Agrippina zu schrecklichen Drohungen und schonte auch des Princeps Ohr nicht, indem sie erklärte, herangewachsen sei nunmehr Britannicus, der echte Nachkomme, würdig, des Vaters Herrschaft zu übernehmen, die ein untergeschobener Adoptivsohn unter Kränkungen gegenüber seiner Mutter ausübe.« 886 Tac. ann. 13,15–17; Suet. Nero 33,2f. Zur Datierung des dies natalis des Britannicus, der in der Forschung gemeinhin mit dem 11., 12. oder 13. Februar angegeben wird, siehe Walter F. Snyder, Progress Report on the Ἡμέραι Σεβασταί, in: Aegyptus 44,3/4 (1964), 145–169, hier 167; Slobodan Dusˇanic´, Pre-Severan Diplomata and the Problem of ›Special Grants‹, in: Werner Eck/Hartmut Wolff (edd.), Heer und Integrationspolitik. Die römischen Militärdiplome als historische Quelle (Passauer historische Forschungen 2), Köln/Wien 1986, 190–240, hier 232.

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Säuberungen vorerst nicht damit zu rechnen war, dass man der jungen Herrschaft diesbezüglich gefährlich werden konnte.887 In Hinblick auf die Legitimation seiner Stellung als princeps war Nero ohnehin nicht derart auf den Bezug zu Claudius angewiesen, dass sich ein solcher Schritt verbeten hätte: Über seine Mutter Agrippina, die eine Tochter des Germanicus und Schwester Caligulas war, stammte er als Ururenkel in direkter Blutslinie von Augustus, dem göttlichen Begründer der Dynastie, ab, wohingegen sein Adoptivvater dem nicht-iulischen, sich bis auf Livia zurückführenden Zweig der Familie zugehörte – ein Umstand, der auch in Senecas ›Apocolocyntosis‹ thematisiert wird, woran sich seine Relevanz erkennen lässt.888 Die Abschaffung der göttlichen Ehren und die Zerstörung des Tempels Unter diesen Umständen war es Nero also möglich, sich von divus Claudius zu distanzieren und laut Sueton selbst den Beschluss der consecratio im Nachhinein anzugehen.889 Während sich Ersteres anhand der oben behandelten Zeugnisse durchaus plausibel nachvollziehen lässt, ist Letzteres demgegenüber ungleich schwerer nachzuweisen. Die in ihren Konsequenzen weitreichende Entscheidung, den vom Senat gefassten Konsekrationsbeschluss nachträglich offiziell zu kassieren, hätte als bis dato singulärer und exzeptioneller Vorgang zu gelten, von dem man erwarten könnte, zumindest einige für uns sichtbare Spuren hinterlassen zu haben. In Bezug auf den Staatskult rücken hier etwa die Aufzeichnungen der Arvalbrüder in den Fokus, deren nähere Betrachtung einen erstaunlich eindeutigen Befund bereithält: Wie aus den uns überlieferten Einträgen der acta Arvalia hervorgeht, wurde Claudius offensichtlich während der gesamten Dauer der Herrschaft Neros von den Staatspriestern als divus verehrt. So finden sich keinerlei Anzeichen dafür, dass die infolge der consecratio eingerichteten Opfer zu einem bestimmten Zeitpunkt eingestellt worden wären, im Rahmen der erhaltenen Einträge sind sie ganz im Gegenteil regelmäßig doku-

887 Siehe hierzu einmal mehr Tac. ann. 12,41f. Dass diese Säuberungen selbst mit dem Tod des Claudius nicht zu einem Ende kamen, geht schon aus dem Schicksal des Narcissus hervor, der sich als einflussreicher Freigelassener am Hof des Kaisers dafür eingesetzt hatte, die Erbansprüche des Britannicus gegenüber Nero zu verteidigen, weshalb er von Agrippina in den Tod getrieben wurde, Tac. ann. 13,1,3; Cass. Dio 61,34,4–6. Siehe hierzu auch Tac. ann. 12,1–4; 12,57; 12,65; vgl. Jean Melmoux, L’action politique de l’affranchi impérial Narcisse: un exemple de la place des affranchis dans les entourages impériaux au milieu du 1er siècle, in: StudClas 17 (1977), 61–69, hier 67f.; Rutledge 2001, 248f.; Hamacher 2020a. 888 So geht Seneca genüsslich auf die Kluft zwischen dem Anspruch des Kaisers, als Iulier zu gelten (apocol. 5,4), und der Wirklichkeit seiner claudischen Abstammung (apocol. 6,1) ein; siehe auch Sen. apocol. 10,4. 889 Suet. Claud. 45.

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mentiert.890 Angesichts dieses eindeutigen Befundes kann kein Zweifel darüber bestehen, dass der Bestand der Göttlichkeit des Claudius im Staatskult gewahrt blieb,891 sodass somit unweigerlich das zweite Zeugnis Suetons in den Fokus rückt, wonach Nero das stadtrömische Heiligtum des neuen Staatsgottes zerstören ließ. Im Rahmen seiner Schilderung der städtebaulichen Maßnahmen Vespasians in Rom zählt Sueton unter die Neubauten des Kaisers auch den Tempel des vergöttlichten Claudius auf dem Mons Caelius, der – wie kurz erläutert wird – zwar schon von Agrippina begonnen worden war, den aber Nero fast von Grund auf wieder zerstört hatte.892 Anhand des archäologischen Befunds lässt sich allerdings kaum sicher beurteilen, wie weit die Arbeiten am Kultbau unter Nero tatsächlich vorangeschritten waren und welchen Anteil wir Vespasian an seiner Fertigstellung zuzusprechen haben. Noch heute sichtbar sind Teile der gewaltigen Substruktionen der Anlage, die mit einem Ausmaß von etwa 180 x 200 m und einer Höhe von teilweise über 10 m einen beeindruckenden Unterbau für den im 890 Opfer für divus Claudius sind für die folgenden Jahre belegt bzw. überzeugend zu rekonstruieren: 57 (CFA Nr. 25a, Z. 5–7), 58 (CFA Nr. 26a–lr, Z. 18f.; Nr. 27, Z. 5f. und 12), 59 (CFA Nr. 27, Z. 45f.; Nr. 28a–c, Z. 28f. und 43f.), 60 (CFA Nr. 28de, Z. 30), vermutlich 61 (CFA Nr. 33, Z. 4), 66 (CFA Nr. 30, col. I, cd, Z. 25–27; Nr. 30, col. II, cef, Z. 5–7, 32–34 und 39–40), sowie 69 (unter Galba: CFA Nr. 40, col. I, 1–7, Z. 14f.; unter Otho: Z. 51f., 79f.). Inwiefern die kultische Verehrung des Claudius in der Zwischenzeit ausgesetzt bzw. pausiert worden ist, lässt sich – wie Clauss 2001, 383, richtig konstatiert – zwar nicht mit Sicherheit sagen, dass uns für den betreffenden Zeitraum keine entsprechenden Belege erhalten sind, dürfte aber mit der fragmentarischen Überlieferung der acta Arvalia zu erklären sein, sodass keineswegs von einer »Abschaffung der Kulthandlungen« (ebd.) die Rede sein kann und auch die Möglichkeit, dass »die Kultstatue des Claudius wieder aus dem Tempel des Staatsgottes Augustus entfernt [worden sei], wo man sie [bis zur Fertigstellung des eigenen Heiligtums] wohl aufgestellt haben dürfte« (ebd.), nicht relevant geworden sein dürfte. Bemerkt sei in diesem Zusammenhang zudem noch, dass Nero zumindest in den Einträgen zu den Jahren 59 und 60 auch als divi filius bezeichnet wird. 891 Die in der Forschung mitunter diskutierte Frage, weshalb sich in der lex de imperio Vespasiani (siehe oben) zwar Augustus, nicht aber Claudius als divus bezeichnet findet, ist dementsprechend nicht mit einer Anfechtung des Beschlusses der consecratio zu erklären (so allerdings Charlesworth 1937, 58; Gering 2012, 41f. mit Anm. 14), sondern schlicht damit, dass die Verwendung des divus-Titels seinerzeit keineswegs einheitlich gehandhabt wurde, vgl. Barbara Levick, Claudius (Roman Imperial Biographies), 2. Auflage, Abingdon/ New York 2015, 266f. 892 Suet. Vesp. 9,1; siehe auch Aur. Vict. Caes. 9,7; (Ps.-)Aur. Vict. epit. Caes. 9,8 (Claudii monumenta). Gemäß dem Wortlaut der Notiz Suetons hat man in der Forschung verschiedentlich die Meinung vertreten, wonach sich die Zerstörung des Tempels nicht zuletzt gegen Agrippina, die flaminica des Staatsgottes, gerichtet hätte und somit nach ihrer (von Nero befohlenen) Ermordung im Jahr 59 (Tac. ann. 14,1–9; Suet. Nero 34; Cass. Dio 62,12– 14) möglich geworden sei, vgl. Beurlier 1890, 33; Toynbee 1942, 91f.; Wilhelm Kierdorf, Sueton – Leben des Claudius und Nero. Textausgabe mit Einleitung, kritischem Apparat und Kommentar (UTB 1715), Paderborn 1992, 152; Levick 2015, 222; siehe auch Vittinghoff 1936, 83f. Wie zu zeigen sein wird, lässt sich diese Auffassung jedoch nicht anhand der uns überlieferten Quellenzeugnissen festmachen; siehe hierzu schon Kraft 1966, 97f.

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Der Bestand der posthumen Göttlichkeit

Verhältnis hierzu eher kleinen Tempel bildeten.893 Ein genaueres Bild des Komplexes ergibt sich aus der Betrachtung der uns überlieferten Fragmente der Forma Urbis Romae, wonach es sich um eine ausgedehnte Platz- bzw. Parkanlage mit konzentrisch angeordneten Rabatten oder Baumreihen handelte, in deren Zentrum sich ein nach Westen hin ausgerichteter, sechssäuliger prostyler Podiumstempel erhob.894 An der Westseite des Mons Caelius gelegen und auf den Palatin hin ausgerichtet, wurde das Heiligtum wohl auch von den Flammen des großen Brandes des Jahres 64 erfasst und ist hiernach in die Anlage der so genannten domus Aurea, des von Nero errichteten weitläufigen Palastkomplexes im Bereich zwischen Palatin, Esquilin und Caelius, einbezogen worden.895 Vor 893 Eine ausführliche Bestandsaufnahme der baulichen Überreste des Heiligtums und seiner Ausstattung bieten Antonio M. Colini, Storia e topografia del Celio nell’antichità con rilievi, piante e ricostruzioni di Italo Gismondi, Vatikanstadt 1944, 137–162; Adriano Prandi, Il complesso monumentale della basilica celimontana dei SS. Giovanni e Paolo, Vatikanstadt 1953, 373–420; Javier Á. Domingo/Ricardo Mar/Patrizio Pensabene, El Templum Divi Claudii. Decoración y elementos arquitectónicos para su reconstrucción, in: AEA 84 (2011), 207–230; Dies., El complejo arquitectónico del templo del Divo Claudio en el monte Celio de Roma, in: ArchClass 64 (2013), 295–347. 894 Das Fragment des Kultbaus selbst ist uns nur in Form einer Umzeichnung überliefert (Cod. Vat. Lat. 3439; vgl. Gianfilippo Carettoni/Antonio M. Colini/Lucos Cozza/Guglielmo Gatti, La pianta marmorea di Roma antica. Forma urbis Romae, Rom 1960, tav. X), die lediglich eine fünfsäulige Tempelfront zeigt, jedoch – den offensichtlichen Fehler des Zeichners korrigierend – zu einer hexastylen Form zu ergänzen ist, vgl. Jordan 1907, 233; Platner/Ashby 1929, 121; Carlo Buzzetti, Claudius, Divus, Templum, in: LTUR 1 (1993), 277f., hier 277; die Rekonstruktion von Italo Gismondo bei Colini 1944, tav. VI, zeigt indes eine octastyle Form. Zur Frage, wie die konzentrischen Linien der Forma Urbis zu deuten sind, siehe Robert B. Lloyd, Three Monumental Gardens on the Marble Plan, in: AJA 86,1 (1982), 91–100, hier 94f. In Bezug auf die von Martial (de spec. 2,9f.) erwähnte Claudia porticus wurde die Platzanlage verschiedentlich als von Portiken umgeben rekonstruiert, vgl. Platner/Ashby 1929, 120f.; Colini 1944, 138; Buzzetti 1993, 277. 895 Zum Befund der Brandspuren im Bereich des Heiligtums siehe Carlo Pavolini, Caput Africae I. Indagini archeologiche a Piazza Celimontana (1984–1988). La storia, lo scavo, l’ambiente, Rom 1993, 34, 42, 118f. und 283; Clementina Panella, Nerone e il grande incendio del 64 d.C., in: Maria A. Tomei/Rossela Rea (edd.), Nerone, Mailand 2011, 76–91, hier 76 und 79–86; zum Brand siehe Champlin 2003a, 179–209; Panella 2011; Dies., Nero und der große Brand von Rom im Jahr 64, in: Nero. Kaiser, Künstler und Tyrann, Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung vom 14. Mai bis 16. Oktober in Trier (Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier 40), Darmstadt 2016, 241–249. Sueton, der im Rahmen seiner Darstellung (Nero 38) den Kaiser selbst als Urheber der Katastrophe bezeichnet und auch davon berichtet, dass die Flammen deorum aedes erfasst hätten, bezieht die Zerstörung des Heiligtums dabei nicht auf dieses Ereignis. Zur weitläufigen Palastanlage der domus Aurea siehe Roberto Luciani/Leandro Sperduti, Domus Aurea Neronis Roma (Itinerari dei musei, gallerie, scavi e monumenti d’Italia. Nouva serie 20), Rom 1993; Bergmann 1994; Alessandro Cassatella/Stefania Panella/Emanuele Papi/Laura Fabbrini, Domus Aurea, in: LTUR 2 (1995), 49–64; Elisabetta Segala/Ida Sciortino, Domus aurea, Rom 1999; Larry F. Ball, The Domus Aurea and the Roman Architectural Revolution, Cambridge 2003; Heinz-Jürgen Beste, Betrachtung, Analyse und Überlegungen zur Wahl des Standorts der Domus Aurea, in: Felix Arnold/Alexandra Busch/Rudolf Haensch/Ulrike Wulf-

Die Hypothek der vergöttlichten Vorgänger

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diesem Hintergrund ergibt sich ein Erklärungsansatz, der das Zeugnis Suetons verständlich macht, ohne es zu negieren. Schon angesichts der oben ausgeführten Bedenken gegenüber einer offiziellen Kassation der vom Senat für Claudius beschlossenen göttlichen Ehren ist nur schwer vorstellbar, dass Nero sich dazu entschlossen haben könnte, das hiernach für seinen vergöttlichten Vorgänger bald begonnene und aufgrund seiner exponierten Lage weithin sichtbare Heiligtum tatsächlich fast von Grund auf zu zerstören. Mit Blick auf den Aufwand der gewaltigen Substruktionsbauten, deren Beschaffenheit auf eine frühneronische Datierung hindeutet, ist zudem nicht plausibel, dass man das im Verhältnis dazu eher gering zu veranschlagende Bauvorhaben des Tempels selbst nicht mehr in die Tat umgesetzt bzw. in Angriff genommen haben soll.896 Wesentlich überzeugender als die Annahme einer vorsätzlichen Zerstörung stellt sich somit eine Hypothese dar, die das Zeugnis Suetons hinsichtlich der weiteren Entwicklung verständlich macht. Unabhängig von der Frage, wie sehr das Heiligtum des neuen Staatsgottes von den Flammen des großen Brandes des Jahres 64 in Mitleidenschaft gezogen worden ist und dementsprechend zu restaurieren war, wird seine Einbeziehung in die Anlage der domus Aurea in jedem Fall mit baulichen Veränderungen verbunden gewesen sein. Als Indiz hierfür lassen sich beispielsweise verschiedene Bemerkungen Frontins, des unter Nerva berufenen römischen curator aquarum, heranziehen, die nahelegen, dass dem Heiligtum des divus Claudius eine wichtige Rolle in der Wasserversorgung der weitläufigen Palastanlage des Kaisers zukam, die unter anderem über einen künstlichen See, Teiche, Wasserspiele und Thermen verfügte.897 Die in diesem Kontext anzunehmenden Um- und Rückbauten boten dabei eine prädestinierte Angriffsfläche für Kritik. Rheidt (edd.), Orte der Herrschaft. Charakteristika von antiken Machtzentren (Menschen – Kulturen – Traditionen 3), Rahden (Westfalen) 2012, 73–79; Heinz-Jürgen Beste/Henner von Hesberg, Buildings of an Emperor – How Nero Transformed Rome, in: Emma Buckley/Martin D. Dinter (edd.), A Companion to the Neronian Age (Blackwell Companions to the Ancient World), Malden/Oxford/Chichester 2013, 314–331, hier 322–328. Die Einbeziehung des Heiligtums wird dabei von Martial (de spec. 2,9f.) nahegelegt, wo eine Claudia porticus als äußerster Teil des Palastkomplexes bezeichnet wird; vgl. Carel C. van Essen, La topographie de la domus aurea Neronis (Mededelingen der Koninklijke Nederlandse Akademie Van Wetenschappen, Afd. Letterkunde, Nieuwe Reeks 17, No. 12), Amsterdam 1954; Buzzetti 1993, 277; siehe dagegen Champlin 2003a, 326 mit Anm. 66. 896 Vgl. Beste/Hesberg 2013, 317; Henner von Hesberg, Neros Bautätigkeit in Rom, in: Nero. Kaiser, Künstler und Tyrann, Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung vom 14. Mai bis 16. Oktober in Trier (Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier 40), Darmstadt 2016, 180–188, hier 182. Zur Grundlage des neronischen Datierungsansatzes (auch mit Blick auf den Tempel selbst) siehe Domingo/Mar/Pensabene 2011; Dies. 2013. 897 Frontin. aqu. 20; 76; 87; vgl. Platner/Ashby 1929, 120. In der Forschung wird in diesem Kontext außerdem die Aufassung vertreten, dass die (zahlreiche Nischen aufweisende) Ostseite der Substruktionen des Heiligtums als Nymphäum genutzt wurde, vgl. Jordan 1907, 234; Buzzetti 1993, 278; skeptisch dagegen Darwall-Smith 1996, 51f.; ablehnend

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Der Bestand der posthumen Göttlichkeit

In der postneronischen Betrachtung der domus Aurea spielte das Motiv der Transgression eine entscheidende Rolle. Nicht die verschwenderische Ausstattung der Anlage, sondern ihre enorme Ausdehnung erregte Anstoß, zumal hierzu weite Teile des stadtrömischen Zentrums der öffentlichen Nutzung entzogen und somit gewissermaßen zweckentfremdet wurden, um – so der eigentliche Vorwurf – dem otium eines Einzelnen zu dienen.898 Programmatisch stellt sich in diesem Zusammenhang schon ein bei Sueton überliefertes zeitgenössisches Spottgedicht dar: Roma domus fiet: Veios migrate, Quirites, si non et Veios occupat ista domus.899 Ein besonders aufschlussreiches Zeugnis der flavischen Zeit bietet dagegen das zweite Gedicht aus Martials anlässlich der feierlichen Einweihung des amphitheatrum Flavium (›Kolosseum‹) im Jahr 80 unter Titus herausgegebenen de spectaculis liber, das den Ort der neuen Spielstätte auf dem künstlich angelegten See der domus Aurea zum Anlass nimmt, um die planvolle flavische Umwidmung der neronischen Palastanlage herauszustellen und zu würdigen:900 Hic ubi sidereus propius uidet astra colossus / et crescunt media pegmata celsa uia, / inuidiosa feri radiabant atria regis / iam tota stabat in urbe domus; / hic ubi conspicui uenerabilis Amphitheatri / erigitur moles, stagna Neronis erant; / hic ubi miramur uelocia munera thermas, / abstulerat miseris tecta superbus ager; / Claudia diffusas ubi porticus explicat umbras, / ultima pars aulae deficientis erat. / Reddita Roma sibi est et sunt te preside, Caesar, / deliciae populi, quae fuerant domini.901

898 899 900

901

gar Colini 1944, 144. Zur Ausstattung der Anlage siehe Tac. ann. 15,42,1; Suet. Nero 31,1f.; Mart. de spec. 2. Zum Konzept des otium im engeren Zusammenhang der domus Aurea siehe Bergmann 1994, 27–30; Dies. 1998, 189–194; Dies. 2013, bes. 355–358. Suet. Nero 39,2 – Übersetzung Martinet: »Rom wird ein Haus werden: Wandert aus, Römer, nach Veji, wenn nicht auch noch Veji dieses Haus da einnimmt.« Zum Epigramm selbst siehe etwa Lucienne Deschamps, Il ritratto di Tito nell’opera di Marziale, in: Atti del congresso internazionale di studi Flaviani (Rieti – Settembre 1981), Volume I, Rieti 1983, 69–84, hier 79–81; Schubert 1998, 290–292; Kathleen M. Coleman, M. Valerii Martialis liber spectaculorum, edited with introduction, translation and commentary, Oxford 2006, 14–36; Markus Mülke, Ein epigrammatisches Weltwunder: Martial über das Amphitheatrum Flavium, in: Norbert Kramer/Christiane Reitz (edd.), Tradition und Erneuerung. Mediale Strategien in der Zeit der Flavier (Beiträge zur Altertumskunde 285), Berlin/New York 2010, 497–534, hier 508–517; Helmut Krasser, Spektakuläre Monumente: Martial und das Kolosseum, in: Ulrike Egelhaaf-Gaiser/Dennis Pausch/Meike Rühl (edd.), Kultur der Antike. Transdisziplinäres Arbeiten in den Altertumswissenschaften, Berlin 2011, 226–252, hier 238–242; Cordes 2017, 68–73. Mart. de spec. 2 – Übersetzung Barié/Schindler: »Hier, wo das Kolossalbild des Sonnengottes die Sterne aus größerer Nähe sieht und mitten auf der Straße die Baugerüste in die Höhe wachsen, strahlten zuvor die verhaßten Hallen des grausamen Regenten, und nur noch ein einziger Palast stand in der ganzen Stadt. Hier, wo der ehrwürdige Bau des eindrucksvollen Amphitheaters sich erhebt, lagen Neros künstliche Teiche; hier, wo wir die Thermen bewundern, das rasch vollendete Geschenk, hatten die protzigen Gärten den Armen die Unterkünfte weggenommen; und wo die Claudische Kolonnade jetzt weite Schatten wirft,

Die Hypothek der vergöttlichten Vorgänger

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Die von Martial gepriesene ›Rückgabe‹ der Stadt an das römische Volk, die im Epigramm in Form von Gegensatzpaaren illustriert wird, bildete einen wichtigen Baustein innerhalb der Repräsentation der neuen Kaiserdynastie.902 In Auseinandersetzung mit dem Prinzipat Neros setzte sich Vespasian insofern von seinen unmittelbaren Vorgängern Otho und Vitellius ab, als er sich dazu entschied, die eigene Herrschaft vor der negativen Folie der neronischen Tyrannis als segensreich und Glück verheißend zu stilisieren.903 Die gezielten flavischen Baumaßnahmen im Bereich der domus Aurea waren dementsprechend darauf angelegt, das durch die Bauten des weitläufigen Palastkomplexes okkupierte innerstädtische Gebiet ostentativ zu öffnen bzw. der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen und somit einen bewussten Kontrapunkt zum selbstherrlichen Gebaren Neros zu setzen.904 Auch die von Sueton erwähnte ›(Wieder-)Errichtung‹ des stadtrömischen Heiligtums für divus Claudius durch Vespasian ist in diesem Zusammenhang zu sehen und dabei wohl als öffentlichkeitswirksame Geste zu verstehen, die von Nero begangene Verfehlung gegenüber dem eigenen Adoptivvater zu revidieren und hiermit zugleich das Bekenntnis zu formulieren, die althergebrachten Werte und Konventionen im Bereich der Religion (wie des Staatskultes) zu erneuern

war der letzte Teil des endenden Palastes. Rom ist sich wiedergegeben, und unter deiner Obhut, Caesar [Titus], genießt das Volk, was zuvor der Tyrann genoß.« 902 Vgl. Scheithauer 2000, 129–132. 903 Mit Blick auf die Darstellung der antiken Autoren kommt dem Bau der domus Aurea indes die Funktion zu, die beiden direkten Vorgänger Vespasians in ihrer Anknüpfung an Nero zu charakterisieren: Während uns etwa Sueton (Otho 7,1) davon berichtet, dass Otho – mit seiner ersten subscriptio als princeps überhaupt – einen Kredit in Höhe von 50 Millionen Sesterzen zur Fertigstellung des (unvollendeten) neronischen Palastkomplexes bewilligt haben soll, sollen sich Vitellius und seine Gattin Galeria Fundana laut Cassius Dio (64,4,1f.) über dessen bescheidene und minderwertige Ausstattung ausgelassen haben. 904 In diesen Kontext gehören gleichfalls die flavischen Bemühungen, der Nachlässigkeit (neglegentia) Neros die eigene Fürsorge (cura) und Freigebigkeit (liberalitas) gegenüberzustellen: So gehen einige aus flavischer Zeit erhaltene Restaurationsinschriften ausdrücklich auf den vorangegangenen Verfall der betreffenen Bauten ein und lassen dabei keinen Zweifel daran, dass Nero (der allerdings nie namentlich genannt wird) hierfür verantwortlich zu machen sei, vgl. Scheithauer 2000, 134f.; Emmanuelle Rosso, Les destins multiples de la domus Aurea. L’exploitation de la condamnation de Néron dans l’idéologie flavienne, in: Stéphane Benoist/Anne Daguet-Gagey (edd.), Un discours en images de la condamnation de mémoire (Publications du Centre Régional Universitaire Lorrain d’Histoire, Site de Metz 34), Metz 2008, 43–78, hier 68f.; Ralf Behrwald, Die Stadt als Museum? Die Wahrnehmung der Monumente Roms in der Spätantike (Klio Beihefte, Neue Folge 12), Berlin 2009, 48 mit Anm. 86; Leithoff 2014, 148f. Besonders aufschlussreich stellen sich diesbezüglich zwei Inschriften dar, die anlässlich der Erneuerung von stadtrömischen Wasserleitungen angefertigt wurden und Claudius als ursprünglichen Erbauer nennen, CIL VI 1256; 1258; siehe auch CIL VI 931.

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Der Bestand der posthumen Göttlichkeit

und zu bewahren.905 Darüber hinaus scheint Vespasian als erster Vertreter einer neuen Dynastie, die über keinerlei Verbindung zum vorangegangenen Herrscherhaus verfügte, schon mit Blick auf die Legitimation der eigenen Stellung ausdrücklich und gezielt an Claudius als letzten ›guten‹ Vorgänger angeknüpft und so gewisse Assoziationen forciert zu haben.906 Die unter Nero vorgenommenen Rück- bzw. Umbauten am Heiligtum (mit dem Ziel, es in den weitläufigen Palastkomplex der domus Aurea einzubeziehen) konnten späterhin in einer Weise umgedeutet werden, die den Vorgang selbst transgressiv erscheinen ließ, sodass auch Sueton auf diese Auslegung zurückgreifend von einer Zerstörung des Tempels schreiben konnte, die zugleich als Ausdruck einer regelrechten Abschaffung des zunächst eingerichteten Kultes für divus Claudius zu verstehen war. Unter diesen Gesichtspunkten greift das in flavischer Zeit geprägte Narrativ der neronischen Tyrannis in gewisser Weise auch die Konfrontationsstellung der iulisch-claudischen domus Augusta auf, wobei man sich hier klar positionierte: Mit seinem Angriff auf den vergöttlichten Vorgänger und Adoptivvater hatte Nero einmal mehr erwiesen, wie zweifelhaft die Rechtmäßigkeit seiner Thronfolge war; das Andenken an Britannicus, den ›wahren Erben‹ der väterlichen Herrschaft, wurde von den Flaviern demgegenüber geehrt und bot im Sinne der oben genannten Projektionen einen weiteren Bezugspunkt für die Inszenierung der Rechtmäßigkeit der eigenen Herrschaft.907

905 Erwähnt sei hier auch der Gedanke, dass Vespasian – neben der bloßen Demonstration von pietas – die Geltung des für Claudius vom Senat gefassten Beschlusses der consecratio bzw. die hiermit einhergehende Verpflichtung der kultischen Verehrung nicht zuletzt mit Blick auf das Ziel der eigenen Apotheose bekräftigt hat. Plinius der Ältere (nat. 12,94) berichtet zudem von einem Weihgeschenk des Kaisers – einer Zimtbaumwurzel – an das templum divi Augusti. 906 Vgl. Griffin 2000, 11 und 19–25; Leithoff 2014, 147–169; Barbara Levick, Vespasian (Roman Imperial Biographies), 2. Auflage, Abingdon/New York 2017, 83f.; zur ›Sonderrolle‹ Galbas siehe Martin Zimmermann, Die restitutio honorum Galbas, in: Historia 44,1 (1995), 56–82. 907 Wie Sueton (Tit. 2) berichtet, wurde Britannicus von Titus mit der Stiftung zweier kostbarer Standbilder geehrt; zur Verbindung der beiden Kaisersöhne siehe Leithoff 2014, 166–169. Harold Mattingly rechnet zudem einen für Britannicus geprägten Sesterz unter die Restitutionsmünzen des Titus (vgl. BMCRE II [Titus] 293; Ders., Britannicus and Titus, in: NC 10,40 [Serie 5] [1930], 330–332), wobei hier wohl einer Datierung in die letzten Jahre des Claudius der Vorzug zu geben ist, vgl. Hans-Markus von Kaenel, Britannicus, Agrippina minor und Nero in Thrakien, in: SNR 63 (1984), 127–150, hier 138–140; Komnick 2001, 18 mit Anm. 140.

Zusammenfassung

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5.3. Zusammenfassung Der Bestand der posthumen Göttlichkeit bildete in seiner Implikation einer öffentlichen und dauerhaften Verehrung im Rahmen des Staatskultes eine wesentliche Bedingung dafür, dass die kaiserliche Perspektive der eigenen Apotheose (im senatorischen Beschluss der consecratio) eine Anziehungskraft ausübte, die in der Interaktion zwischen dem princeps und den Senatoren in der oben beschriebenen Weise forciert und nutzbar gemacht werden konnte. Während für den Präzedenzfall des Augustus die entsprechenden Voraussetzungen erst noch geschaffen und in ihrer kultpraktischen Umsetzung hiernach eingeübt werden mussten, stand späteren Kaisern deutlich vor Augen, was es bedeutete, von den Nachgeborenen als divus verehrt zu werden, wobei mit Blick auf das Schicksal der mali principes immer auch ein Gegenbild präsent war. In der Pflege des Kultes der vergöttlichten Vorgänger bot sich dem Herrscher indes nicht nur die Möglichkeit, sich mittels bestimmter Bezugnahmen in besonderer Weise zu inszenieren, auch der eigene Anspruch, vom Senat posthum unter die Staatsgötter erhoben zu werden, ließ sich hierdurch bekräftigen. Vor diesem Hintergrund konnte weder dem princeps noch den Senatoren daran gelegen sein, den einmal gefassten Beschluss der consecratio im Nachhinein wieder anzufechten – zumindest nicht im Sinne einer offiziellen und somit weithin sichtbaren Kassation. Zugleich konnte die Entscheidung, einen Kaiser oder Mitglieder der kaiserlichen Familie posthum zu vergöttlichen, (wie jede andere politische Entscheidung auch) zum Gegenstand einer Diskussion gemacht und dabei als Problem bzw. Hypothek für die gegenwärtige Herrschaft bzw. das Verhältnis zwischen dem princeps und den Senatoren herausgestellt werden. Unter diesen Umständen war den beteiligten Akteuren einiges abverlangt: Während sich der Senat in seiner Rolle als beschlussfassendes Gremium darum bemüht zeigen musste, die eigene Integrität zu wahren, um nicht zuletzt die paränetisch wirksame Perspektive der Apotheose aufrecht zu erhalten, sah sich der Kaiser mit dem Risiko konfrontiert, durch die Anfechtung göttlicher Ehren zugleich sein eigenes Divinisierungsprojekt zu gefährden. Das Mittel der Wahl bestand infolgedessen darin, sich von den fraglichen Fällen (für Eingeweihte erkennbar) zu distanzieren, ohne hiermit jedoch so weit zu gehen, den Beschluss der consecratio selbst auch offiziell zu kassieren und sich somit angreifbar zu machen. Ein derart unauffälliges und niederschwelliges Vorgehen wurde von der Beschaffenheit des Staatskultes noch begünstigt: So war es durchaus möglich, in der öffentlichen Verehrung der Staatsgötter eine Auswahl zu treffen, in der gewisse divi und divae nicht weiter repräsentiert waren, ohne dass hiermit eine sakralrechtliche Statusänderung vorgenommen worden wäre. Zwar bedeutete der Ausschluss von den Opfern angesichts des grundlegenden Charakters der Kulthandlungen für die Geltung der posthumen divinitas de facto

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Der Bestand der posthumen Göttlichkeit

eine Negation der consecratio, de iure allerdings hatte sie weiterhin Bestand, sodass sich nach außen hin keine Widersprüche ergaben und somit die Interessen des Kaisers wie der Senatoren gleichermaßen gewahrt blieben. Wenn man auch dazu geneigt sein mag, die Situation, in der sich ein Konsekrationsbeschluss im Nachhinein als Problem bzw. Hypothek erweisen konnte, zunächst mit dem Szenario eines Dynastiewechsels in Verbindung zu bringen, infolgedessen sich ein neuer Herrscher gegenüber den Vertretern des vorangegangenen Kaiserhauses zu positionieren hatte und sich dabei auch mit dem Status dessen vergöttlichter Mitglieder konfrontiert sehen konnte, erschließt sich die grundsätzliche Relevanz der Thematik doch gerade mit Blick auf solche Herrscherwechsel, die innerhalb eines Herrscherhauses vollzogen wurden. Besonders eindringlich stellen sich hier die Verhältnisse der iulisch-claudischen Kaiserdynastie dar, deren göttlicher Begründer Augustus es versäumte, seinem Nachfolger Tiberius mittels einer entsprechenden Einbindung in die eigene Traditionslinie auch deren numinoses Kapital zugänglich zu machen, und somit die Grundlage für eine Konstellation schuf, in der sich nachfolgend zwei Linien einer Familie in Konkurrenz um die Herrschaft gegenüberstanden. Die mit dieser Konfrontationsstellung einhergehenden Herausforderungen manifestierten sich dabei nicht zuletzt in der Positionierung gegenüber der Göttlichkeit des Vorgängers: Während sich Tiberius in der Omnipräsenz seines vergöttlichten Adoptivvaters stets mit dem eigenen Defizit, nicht vom Nimbus eines divi filius profitieren zu können, konfrontiert sah, sah sich Nero noch als letzter Vertreter der Dynastie dazu veranlasst, seinen Adoptivvater Claudius unter die Staatsgötter erheben zu lassen, um sich gegen die Ansprüche des leiblichen Kaisersohnes Britannicus abzusichern. Der Göttlichkeit des jeweiligen Vorgängers auf dem Kaiserthron kam dementsprechend nicht nur das Potenzial zu, in konstruktiver Weise zu wirken; in der Betrachtung ihrer dysfunktionalen Wirkungskräfte bietet uns die Kaiserapotheose die Möglichkeit, die weitreichenden Implikationen des Themas mit Blick auf die Strukturen des römischen Prinzipats besser verständlich werden zu lassen.

6.

Zusammenfassung der Ergebnisse

In ihrer Prägung als Politikum kam der Göttlichkeit des Herrschers im römischen Prinzipat eine wesentliche Bedeutung zu. Gemäß der besonderen Form des von Augustus nach dem Ende des Bürgerkriegs in Rom eingeführten und etablierten Herrschaftssystems, das in hohem Maße von der Labilität der Herrscherstellung bestimmt war, bildete die charismatische Repräsentation einen zentralen Bestandteil der Legitimation seiner Vertreter. In politischer Hinsicht beruhte deren Herrschaft auf der formellen öffentlichen Anerkennung ihrer Verdienste und Leistungen für die res publica und folgte somit einem meritokratischen Muster. Dabei oblag es dem Senat, hierüber in offizieller Funktion zu urteilen: In Vertretung des populus Romanus, der Gesamtheit der römischen Bürger, betraute er den princeps mit der Kompetenz zur Herrschaft als optimus, als am besten geeigneten Kandidaten; in Form entsprechender Akklamationen und Ehrungen fiel es ihm zu, die (grundsätzlich anfechtbare) Eignung des princeps zur Herrschaft performativ zu bestätigen und ihn somit letztlich zu legitimieren. Vor diesem Hintergrund waren die römischen principes in besonderer Weise davon abhängig, sich in Hinblick auf die Legitimation ihrer Stellung, die nicht formalrechtlich fixiert war (und es nicht sein konnte), auf eine Qualität zu berufen, die schon Augustus im Selbstzeugnis seines uns erhaltenen Tatenberichts mit dem lateinischen Begriff der auctoritas umschrieben hat.908 In der Geltung dieser ›Autorität‹, die vor allem in ihrer numinosen Konnotation das Potenzial besaß, auch über ihren Träger hinaus dynastisch zu wirken, blieb der princeps allerdings ebenso auf die Kooperation der im Senat versammelten Vertreter der aristokratischen Führungselite Roms verwiesen: Die Überhöhung des Herrschers manifestierte sich nicht zuletzt in senatorischen Bekundungen und Beschlüssen.

908 R. Gest. div. Aug. 34.

300

Zusammenfassung der Ergebnisse

Das Konfliktpotenzial der Göttlichkeit des princeps Vor dem Hintergrund der Prinzipatsideologie erwies sich die Überhöhung des Herrschers gleichermaßen notwendig wie problematisch: So sehr der princeps in legitimatorischer Hinsicht darauf angewiesen war, dass man seiner Stellung und deren charismatischen Begründung durch adäquate Bekundungen und Ehrenbeschlüsse entsprach, so sehr mussten diese Stellungnahmen am Ende doch offenbar werden lassen, wie sehr er der senatorischen Reichsaristokratie faktisch entwachsen war. Mag das für das System des Prinzipats so grundlegende Gleichheitsprinzip, das sich am ehesten in der Beschreibung der herrscherlichen Stellung als primus inter pares begreifen lässt, dabei auch in Bezug auf den letzten Schritt der Vergöttlichung, der consecratio des Herrschers, insofern gewahrt geblieben sein, als diese letzte Ehre dem verstorbenen Kaiser vorbehalten war, musste das Streben des Herrschers nach Göttlichkeit vor dem Hintergrund der politischen Praxis des Prinzipats doch zu Konflikten führen, die sich geradezu unvermeidlich aus den geschilderten Erfordernissen der Legitimation der Herrschaft ergaben und somit als systeminhärent zu bezeichnen sind. In der Forschung ist man über diese systemischen Verwicklungen bislang zumeist schlicht hinweggegangen. Die sich aus dem Göttlichkeitsanspruch des Kaisers ergebenden Spannungen wurden und werden nach wie vor häufig im Zusammenhang solcher Fallbeispiele thematisiert, die den so genannten mali principes, den ›schlechten Kaisern‹, zugerechnet werden und diese in Rückgriff auf Erklärungsmuster, die sich schon bei den antiken Autoren finden lassen, meist im Sinne von Einzel- bzw. Sonderfällen betrachten.909 Hierbei werden die Spannungen aus dem politischen System heraus- und vollständig in die Person des princeps hineinverlagert und somit in ihrer grundlegenden Relevanz von individuellen Gesichtspunkten gemeinhin überschattet. Das Vorhaben der vorliegenden Untersuchung bestand darin, die systemischen Verwicklungen des Themas demgegenüber offen zu legen und den Umgang der politischen Akteure mit den hieraus erwachsenen Herausforderungen anhand von ausgewählten Fallbeispielen, die aufgrund ihrer Überlieferung sowie ihres Aussagewerts hierfür besonders geeignet erscheinen, exemplarisch nachzuzeichnen. Demgemäß sind verschiedene Perspektiven geboten worden, die den Diskurs über die Göttlichkeit des Herrschers, der im posthumen Beschluss der consecratio seinen (vorläufigen) Schlusspunkt fand, jedoch bereits zu Lebzeiten des princeps einsetzte und nach dessen Tod vom jeweiligen Thronfolger sogleich wiederaufgenommen werden konnte, in unterschiedlichen Konstellationen fokussieren und anhand der Vergöttlichung des Herrschers in Rom die dem Thema inhärenten Spannungen und Konflikte greifbar werden lassen, die uns in den Quellen selbst allgemein nicht überliefert sind. 909 Vgl. Kap. 2.3.

Zusammenfassung der Ergebnisse

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Eine der genannten Konstellationen besteht dabei in der Situation des Herrscherwechsels, in der sich die Senatsvertreter einem neuen princeps gegenübersahen, der sich in der Rolle eines dynastischen Thronfolgers darum bemüht zeigen konnte, seinen verstorbenen Vorgänger unter die Staatsgötter erheben zu lassen, um nicht zuletzt als divi filius von dessen göttlichem Nimbus zu profitieren und hiermit die Rechtmäßigkeit der eigenen Herrschaft in besonderer Weise herauszustellen. Die Frage nach der Eignung des verstorbenen princeps zum Staatsgott wurde vor diesem Hintergrund zu einem Politikum, dessen Brisanz sich schon daraus ergeben konnte, dass die göttliche Qualifikation des Verstorbenen infolge schwerwiegender Vorbehalte seitens der Senatoren infrage gestellt werden konnte und wurde. In dieser Perspektive erweist sich der offizielle Beschluss der consecratio als Ziel bzw. Ergebnis von Aushandlungen zwischen dem jeweiligen Thronfolger auf der einen sowie den Vertretern des Senats auf der anderen Seite, die zu einer regelrechten Bewährungsprobe avancieren konnten. Besonders instruktiv hat sich hier das Fallbeispiel Hadrians gezeigt, in dem sich nicht nur die Konfrontationsstellung zwischen dessen noch zu Lebzeiten designierten Nachfolger Antoninus sowie großen Teilen des Senats greifen lässt, sondern sich darüber hinaus noch die Möglichkeit bietet, auch die Interaktion der hieran beteiligten Akteure bzw. den schließlich eingeschlagenen Lösungsweg, an dessen Ende die Verleihung des Pius-Titels an den neuen princeps stand, zumindest in wesentlichen Zügen zu rekonstruieren.910 Nicht weniger schwierig stellt sich der Diskurs über die Göttlichkeit des Herrschers schon zu dessen Lebzeiten dar. Das kaiserliche Streben nach divinitas oder, genauer gesagt, danach, posthum im öffentlichen Staatskult als divus verehrt zu werden, bot aus Sicht der Senatoren nicht nur die vielversprechende Chance, den princeps gemäß dem meritokratischen Gedanken der Apotheose, wonach die Erklärung zum Staatsgott mit Leistungen verdient werden musste, in seiner Rolle als Herrscher auf ein entsprechend gutes Verhalten zu verpflichten, es ergab sich hieraus zugleich die Notwendigkeit, dem herrscherlichen Anspruch auf Göttlichkeit zumindest zu einem gewissen Grad auch zu genügen. So hatten sich die Vertreter des Senats bezüglich der Taten und Tugenden des princeps immer wieder in einer Weise zu positionieren, in der sich dieser auf seinem Weg zur posthumen Apotheose gewissermaßen bestätigt sehen konnte. Mag es den Senatoren hier auch nicht möglich gewesen sein, sich den Forderungen des Herrschers völlig zu verweigern, konnten die eigenen Handlungsspielräume aber insofern gewahrt werden, als man mit der Einbringung von Leistungen, die noch ausstanden, einen Vorbehalt formulierte, der nicht nur zu Lebzeiten des princeps im Sinne der Paränese wirken, sondern gleichfalls auch im Nachhinein geltend gemacht werden konnte. Eine allzu deutliche Positionierung gegenüber der 910 Vgl. Kap. 3.4.

302

Zusammenfassung der Ergebnisse

Göttlichkeit des Herrschers barg indes die Gefahr, den Bereich der eigenen Möglichkeiten zum Handeln erheblich zu beschränken und sich infolge einer allzu offensichtlichen Diskrepanz zwischen den Stellungnahmen zu Lebzeiten des princeps sowie der posthumen Entscheidung über dessen Status gewissermaßen selbst zu diskreditieren. Eine besondere Brisanz ergab sich hier aus der Konstellation, in der es dem Herrscher selbst aus bestimmten Gründen nicht möglich war, einen geeigneten Thronfolger zu positionieren, der seinem Göttlichkeitsanspruch im Sinne des sich hieraus ergebenden politischen Kapitals auch posthum entschieden Ausdruck verleihen konnte und die Erhebung des verstorbenen Vorgängers unter die Staatsgötter gegenüber potenziellen Vorbehalten und Widerständen seitens der Senatoren bereit und imstande war durchzusetzen. Unter diesen Bedingungen war der jeweilige princeps darauf angewiesen, bereits zu Lebzeiten mit einem gewissen Nachdruck darauf hinzuwirken, hinsichtlich der eigenen Apotheose eine Art von Vorentscheidung zu erreichen bzw. den Senat diesbezüglich zu verbindlichen Absichtserklärungen zu bewegen. Wie unmissverständlich man sich dabei gegenüber der herrscherlichen divinitas positionieren konnte, ist aus der Betrachtung des Fallbeispiels Domitians ersichtlich geworden: Als dominus et deus hatte man diesem bereits zu Lebzeiten einen Status zuerkannt, der die Senatsvertreter nach der Ermordung des Kaisers bzw. in der Situation eines Dynastiewechsels in die Verlegenheit brachte, sich hinsichtlich des eigenen Beitrags zur Überhöhung Domitians, die am Ende (doch) nicht zur Apotheose führte, zu erklären, wobei man sich beeilte, das eigene Wirken zu relativieren. Es ist bezeichnend, dass sich die Senatorenschaft mit Trajan nur wenig später einem Herrscher gegenübersah, der sich in ähnlicher Weise darum bemüht zeigte, seine Vergöttlichung zu Lebzeiten anzubahnen, hiermit jedoch – im Unterschied zum pessimus princeps Domitian – am Ende erfolgreich war und der Nachwelt als optimus princeps in Erinnerung blieb. Wie im direkten Vergleich der beiden Fallbeispiele deutlich geworden ist, spielten die unter Domitian gemachten Erfahrungen in diesem Kontext eine entscheidende Rolle. So bediente man sich bei der Überhöhung Trajans einer Semantik, die sich dadurch auszeichnete, dass sie polyvalente Bezüge aufwies, die von den betreffenden Akteuren in unterschiedlicher Weise forciert werden konnten, um sich in der eigenen Agenda bestätigt zu sehen, ohne hiermit zugleich auch den Anspruch der Gegenseite zu negieren.911 Je mehr ein Herrscher darauf angewiesen war, dass sich sein Weg zur posthumen Apotheose bereits zu Lebzeiten möglichst deutlich abzeichnete, desto mehr gerieten solche Äußerungen der Senatoren in den Fokus, die in der einen oder anderen Weise auf das Divinisierungsprojekt des Kaisers bezogen werden 911 Vgl. Kap. 4.2.3.3.

Zusammenfassung der Ergebnisse

303

konnten. Gemäß dem meritokratischen Gedanken der Apotheose war es unter diesen Bedingungen möglich, dass jede tatsächliche wie vermeintliche Aversion gegenüber der Person sowie der Herrschaft des princeps von diesem als ernsthafte Gefährdung der eigenen posthumen Erklärung zum Staatsgott verstanden werden konnte, die folgerichtig nicht ohne Weiteres zu übergehen war. Mögen sich die Senatoren auch nicht offen als Gegner des Herrschers und seiner Vergöttlichung zu erkennen gegeben haben, konnte in diesem Klima schon jedem senatorischen Zögern und jeder Passivität eine Bedeutung beigemessen werden, die den jeweiligen Akteuren zum Verhängnis wurde. Besonders aufschlussreich hat sich hier etwa das Fallbeispiel des Thrasea Paetus erwiesen, der mit seinem kalkulierten (Fehl-)Verhalten die Pläne Neros hinsichtlich dessen Apotheose in einer Weise kreuzte, die am Ende folgerichtig zu seinem Tod führen musste.912 Vor diesem Hintergrund war von den Vertretern des Senats einmal mehr ein gewisses Fingerspitzengefühl gefordert. Dass der Diskurs über die Göttlichkeit des Herrschers selbst im Falle der Beschlussfassung der consecratio durch den Senat nicht zwingend auch zu einem Ende kommen musste, ist indes aus der Betrachtung von Situationen hervorgegangen, in denen sich ein Konsekrationsbeschluss im Nachhinein als Problem bzw. als Hypothek für den jeweiligen Thronfolger herausstellte. Wie deutlich geworden ist, erwiesen sich hier vor allem solche Fälle als diffizil, die nicht etwa im naheliegenden Szenario eines Dynastiewechsels, sondern innerhalb eines Herrscherhauses verortet waren. Aus der näheren Behandlung der beiden Fallbeispiele des Tiberius und Neros hat sich dabei die Einsicht ergeben, dass der Status als divi filius jenseits seines Potenzials, die eigene Herrschaft zu festigen, zugleich insofern als Bürde wiegen konnte, als er die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit der rechtmäßigen Thronfolge offen zutage treten ließ und somit die beteiligten Akteure vor besondere Herausforderungen stellte.913 Das Problem der Überlieferung oder: Die Integrität des Beschlusses der consecratio Während also der Diskurs über die divinitas des Herrschers in seinen Grundzügen insofern als potenziell konfrontativ beschrieben werden kann, als die hieran beteiligten Akteure – d. h. der princeps und sein Umfeld auf der einen sowie die Vertreter des Senats auf der anderen Seite – in dieser Sache unterschiedliche, einander gar widersprechende Ziele verfolgen konnten, sind uns die hieraus resultierenden Konflikte gemeinhin nicht überliefert. So lässt sich der Diskurs in der Regel ausschließlich in seinen affirmativen Ausprägungen, d. h. in der Bestätigung des kaiserlichen Göttlichkeitsanspruchs in Form von Bekundungen und Ehrenbeschlüssen, greifen, wohingegen die in diesem Zusammen912 Vgl. Kap. 4.1. 913 Vgl. Kap. 5.2.2 (Tiberius) und 5.2.3 (Nero).

304

Zusammenfassung der Ergebnisse

hang sicher anzunehmenden Aushandlungen zwischen dem princeps sowie den Senatsvertretern im Bestand der uns überlieferten Quellenzeugnisse nicht bzw. nicht direkt thematisiert werden. Dieser Befund hat in der Forschung dazu verleitet, in der Vergöttlichung des Herrschers bzw. dem posthumen Beschluss seiner consecratio eine reine Formsache zu sehen und somit dem Senat als beschlussfassendem Gremium im Gesamten wie auch in Gestalt seiner individuellen Vertreter jede echte Handlungsmöglichkeit im Sinne der Intervention abzusprechen. Das Schweigen der antiken Quellen ist jedoch vielmehr damit zu erklären, dass die am Diskurs beteiligten Akteure kein Interesse daran haben konnten, die entsprechenden Aushandlungen auch darzustellen oder sichtbar werden zu lassen. Hinsichtlich der posthumen Erhebung des Herrschers unter die Staatsgötter ist dies damit zu erklären, dass man sich darin einig war, die zugrunde liegende senatorische Beschlussfassung der consecratio in ihrer Integrität zu wahren. Zu dieser gemeinsamen Anschauung gelangte man freilich aus unterschiedlichen Gründen, in denen sich die hiermit verbundenen Ziele der jeweiligen Partei greifen lassen. Aus Sicht des princeps waren die Erklärung des verstorbenen Vorgängers zum Staatsgott sowie die eigene Apotheose einzig und allein über den Senat zu erreichen. Der durch den Senat gefasste Beschluss der consecratio konnte dabei nicht nur in seiner sakralrechtlichen Geltung jene Legitimität bieten, die nötig schien, um den Status des Vorgängers bzw. der eigenen Person als divus im öffentlichen Staatskult zu fixieren und somit auch das Andenken im Gesichtskreis der Nachwelt zu verankern, er bildete gleichermaßen die entscheidende Voraussetzung dafür, dass dieser Status auch politisch genutzt werden konnte.914 So ergab sich aus der Anerkennung der Göttlichkeit des verstorbenen Herrschers durch den Senat für den dynastischen Thronfolger ein Kapital, das in Hinblick auf die Legitimation der eigenen Stellung im Sinne der im Prinzipat so wichtigen charismatischen Begründung der Herrschaft entscheidend wirken konnte: Gemäß den ideologischen Implikationen dieses Vorgangs war es möglich, das positive Urteil über den verstorbenen Vorgänger zugleich als Urteil über die Eignung des jeweiligen Nachfolgers und dessen Status als optimus, als am besten geeigneten Kandidaten zur Herrschaft, zu verstehen. In dieser Lesart hatten sich die Senatoren mit der Beschlussfassung der consecratio also auch gegenüber dem Nachfolger in einer Weise positioniert, die dieser – nunmehr in der Rolle eines divi filius – ohne Weiteres als ausdrückliche Bestätigung der Rechtmäßigkeit seiner Stellung als princeps verstehen konnte. Zu diesem Zweck war es jedoch unabdingbar, dass der Beschluss der consecratio als Ergebnis einer souveränen Entscheidung des Senats erschien und nicht als mehr oder minder erzwungenes Zugeständnis an den neuen Machthaber. Die vom princeps mit dem Konsekra914 Vgl. Kap. 5.1.

Zusammenfassung der Ergebnisse

305

tionsbeschluss verbundenen Ziele konnten demnach nur erreicht werden, wenn dessen Integrität und somit folgerichtig auch die Autorität des beschlussfassenden Gremiums gewahrt blieben; nur auf diese Weise war die Rechtmäßigkeit der Vergöttlichung und somit ihre politische Wirksamkeit für den Herrscher gewährleistet. Aus Sicht der Senatoren kam gerade dem letztgenannten Punkt eine zentrale Bedeutung zu. In der Integrität des Konsekrationsbeschlusses manifestierte sich zugleich die eigene Integrität als beschlussfassendes Gremium. Hinsichtlich der Vergöttlichung des verstorbenen Herrschers bildete deren Wahrung eine ganz entscheidende Voraussetzung dafür, dass die für den princeps so wichtige Perspektive der posthumen Apotheose aufrechterhalten und somit auch paränetisch wirksam bleiben konnte. So war man bei der Verpflichtung des Herrschers auf ein Verhalten, das eine Erhebung unter die Staatsgötter rechtfertigte, im Wesentlichen davon abhängig, dass der princeps den hierfür konstitutiven Beschluss der consecratio in seiner Geltung anerkannte und als erstrebenswertes Ziel seiner persönlichen wie politischen Ambitionen identifizierte und verfolgte. Jede Anfechtung der Institution der senatorisch zu beschließenden Kaiserapotheose hätte demnach eine Gefährdung der eigenen Handlungsspielräume bedeutet, die nach außen hin unbedingt zu sichern waren. Angesichts der so umrissenen Zielsetzung der jeweiligen Akteure blieb auch die Integrität des individuellen Senatsbeschlusses zur Vergöttlichung des verstorbenen Herrschers – sowie von Angehörigen der domus Augusta – noch in späteren Zeiten zu wahren. Lässt sich dies schon mit Verweis auf die oben ausgeführten Interessen des Senats auf der einen sowie des princeps auf der anderen Seite plausibel erklären, bestand für Letzteren in der nachträglichen Anfechtung von Konsekrationsbeschlüssen im Zusammenhang einer retrospektiven Auseinandersetzung mit den betreffenden Staatsgöttern darüber hinaus das Risiko, das eigene Divinisierungsprojekt ernsthaft zu gefährden.915 Vor diesem Hintergrund fanden Senat und Herrscher in der Wahrung der Integrität des Beschlusses der consecratio zusammen, woraus sich zumindest für den heutigen Betrachter der Eindruck ergibt, dass die Vergöttlichung des Kaisers in Rom am Ende eines einseitig verlaufenden und geradezu standardisierten Prozesses stand, der nur wenig mit den dynamischen Aushandlungen zu tun hat, von denen wir stattdessen auszugehen haben. Die Aushandlungen zwischen princeps und Senat Die offizielle Anerkennung der Göttlichkeit des Herrschers durch den Senat resultierte nicht aus einer wie auch immer gearteten Überprüfung nach bestimmten, objektivierbaren Kriterien, sondern war stets das Ergebnis eines 915 Vgl. Kap. 5.2.1.

306

Zusammenfassung der Ergebnisse

Kommunikationsprozesses zwischen princeps und Senat. In der Fokussierung auf den Akt der posthumen Erhebung des verstorbenen Herrschers unter die römischen Staatsgötter, die sich im Übrigen aus der Darstellung der antiken Autoren ergibt, wird der Beschluss der consecratio noch häufig als machtpolitische Entscheidung verstanden, in der sich der Senat im Wesentlichen dem Willen des jeweiligen Thronfolgers zu beugen hatte. Wie wenig sich ein solches Verständnis allerdings mit zahlreichen Befunden der Überlieferung vereinbaren lässt, ist im Rahmen dieser Untersuchung ersichtlich geworden. Die Entscheidungsfindung über die Vergöttlichung des Herrschers in Rom setzte keineswegs erst nach dem Tod des princeps ein. Gemäß dem meritokratischen Gedanken der Apotheose, wonach die Erklärung zum Staatsgott mit Leistungen verdient werden musste, blieb man auch im Rahmen der posthumen Aushandlungen zwischen den Senatoren und dem Thronfolger auf den Diskurs über die Göttlichkeit des Herrschers verwiesen, der bereits zu dessen Lebzeiten eingesetzt hatte und in seinen jeweiligen Ausprägungen das Potenzial besaß, in der einen oder anderen Weise auf den Verlauf der Verhandlung einzuwirken. So stellte beispielsweise eine allzu offensichtliche Untauglichkeit des Verstorbenen zum Staatsgott ein Problem dar, das zwar durchaus zu bewältigen war, jedoch eine gewisse Bereitschaft voraussetzte, die Entscheidung der Vergöttlichung auch entsprechend – d. h. überzeugend – zu kommunizieren. Im Bedarfsfall einer Begründung der Entscheidung konnten indes verschiedene Aspekte in den Fokus gerückt und im Sinne einer Leistungsschau ausgeführt werden. In Hinblick auf den Fall des Claudius lässt sich deren Relevanz ausgesprochen deutlich in der ›Apocolocyntosis‹ des Seneca greifen, der sich gemäß seiner politischen Agenda darum bemüht zeigt, die entsprechenden Argumente des Diskurses möglichst kunstvoll und effektiv zu widerlegen: Thematisiert werden hier etwa die göttliche Abstammung des Kaisers, seine Weisheit und seine Tugend.916 Ein neuralgischer Punkt betraf darüber hinaus die Frage, wie sich der princeps zu Lebzeiten gegenüber dem Senat verhalten hatte oder – anders gewendet – inwiefern er dem von Augustus geprägten Ideal eines Herrschers im Prinzipat (zumindest in senatorischer Perspektive) genügte. Gerade hierin trafen ideologischer Anspruch und politische Wirklichkeit aufeinander: Anhand der konkreten Ausgestaltung des Zusammenwirkens von princeps und Senat fand sich das für das System des Prinzipats so grundlegende Gleichheitsprinzip in einer Weise dokumentiert, die in Hinblick auf die posthume Erhebung des Herrschers unter die römischen Staatsgötter faktisch eine Entscheidungsgrundlage darstellte. Die Anerkennung bzw. Bewahrung der sozialen und politischen Hand916 Vgl. Kap. 3.2. Erwähnt sei an dieser Stelle zudem das ironische Trauerlied auf den Kaiser, in dessen Rahmen die vermeintlichen militärischen Leistungen des Claudius thematisiert werden, Sen. apocol. 12,3,1–18.

Zusammenfassung der Ergebnisse

307

lungsspielräume der aristokratischen Führungselite Roms erlangte demgemäß eine Bedeutung, die sich folgerichtig auch im Diskurs über die Göttlichkeit des princeps selbst widerspiegeln konnte. Besonders deutlich tritt uns dieser Aspekt vor allem dann entgegen, wenn der Herrscher diesbezüglich ein Verhalten gezeigt hatte, das als transgressiv gewertet wurde. So rückten hier Situationen eines gewaltsamen Vorgehens gegen die Senatorenschaft bzw. einzelne Vertreter des Standes in den Fokus, deren Verantwortung man dem princeps zuschrieb. Hat sich die Relevanz derartiger Vorwürfe im vorliegenden Zusammenhang schon in Hinblick auf Claudius in der ›Apocolocyntosis‹ angedeutet, erwies sich die Hinrichtung von Vertretern der aristokratischen Führungselite unter Hadrian als schwere Belastung für die Auseinandersetzung um dessen Erklärung zum Staatsgott zwischen Antoninus und dem Senat.917 Es zeigt sich hierin einmal mehr, wie wenig sich in der Betrachtung der posthumen Aushandlungen in dieser Sache von dem bereits zu Lebzeiten eingesetzten und geführten Diskurs über die Eignung des princeps zum divus absehen lässt: Nicht nur konnten die Taten und Tugenden des Herrschers in der Art einer Begründung im Nachhinein herausgestellt werden, es bestand zugleich die Möglichkeit, dass die herrscherlichen Fehler und Vergehen mehr oder weniger direkt auf die Interaktion zwischen dem jeweiligen Thronfolger auf der einen sowie den Vertretern der Senatorenschaft auf der anderen Seite einwirkten. Mag der Modus dieser Verhandlung auch insofern als asymmetrisch zu bezeichnen sein, als dem Senat die Rolle der schwächeren Partei zukam, blieb diese doch keineswegs ohnmächtig. Schon anhand der Dynamik der entsprechenden Aushandlungen, die sich – neben den zuvor erwähnten Fallbeispielen des Claudius und Hadrians – besonders deutlich im Fall des Tiberius greifen und dabei zumindest im Groben nachzeichnen lassen, erweist sich der Senat durchaus als handlungsfähig und -mächtig, wenn auch innerhalb eines gewissen Handlungsrahmens.918 Dieser war indes weniger an eine zeitliche Entwicklungslinie geknüpft wie in der Forschung gemeinhin vermutet: Demnach sei es dem Senat im ersten Jahrhundert noch möglich gewesen, die consecratio des verstorbenen Herrschers selbst gegen den expliziten Willen des Nachfolgers zu verhindern, wohingegen man diese Souveränität im zweiten Jahrhundert eingebüßt habe. Die Handlungsmöglichkeiten des Senats ergaben sich jedoch vielmehr aus den Umständen, unter denen die Akteure in dieser Situation konkret zusammenkamen. Ist diesbezüglich bereits auf den vorausgegangenen Diskurs über die Göttlichkeit des Herrschers verwiesen worden, ist ebenso nicht zu leugnen, dass es hierbei auch im Wesentlichen darauf ankam, wie gefestigt sich die Position des jeweiligen Thronfolgers darstellte und welche Relevanz dieser 917 Vgl. Kap. 3.2 (Claudius) und 3.4 (Hadrian). 918 Vgl. Kap. 3.1.

308

Zusammenfassung der Ergebnisse

der Erklärung seines verstorbenen Vorgängers zum Staatsgott nicht zuletzt in Hinblick auf die Legitimation der eigenen Herrschaft beimaß. Das Szenario des Scheiterns der Aushandlungen, das als solches zwischen den Akteuren kaum jemals offen thematisiert worden sein dürfte, konnte dabei auf die Interaktion zwischen Kaiser und Senat einwirken und im weiteren Verlauf der Verhandlung zu einer Dynamik führen, die den unterschiedlichen Parteien gewisse Zugeständnisse abrang, die keineswegs ausschließlich auf der Seite des Senats zu erbringen waren. Am Ende blieb der offizielle Beschluss der consecratio ein Konsensbeschluss, der im Sinne seiner hier skizzierten politischen Bedeutung von allen Akteuren gleichermaßen getragen werden musste.

7.

Tabelle: Liste der Staatsgötter (von Caesar bis zu den Severern)

Name

Todesjahr (Caesar) 44 v. Chr.

divus Iulius

14 n. Chr.

divus Augustus diva Drusilla

(Schwester Caligulas) 38

diva Augusta

(Gattin des Augustus) 29 54

divus Claudius diva Claudia

(Tochter Neros) 63

diva Poppaea

(Gattin Neros) 65

divus Vespasianus

79

divus Titus

81

diva Domitilla

(Tochter Vespasians) vor 1. Juli 69 (Tochter des Titus) vor 3. Jan. 90

diva Iulia

98

divus Nerva

(Schwester Trajans) 112

diva Marciana divus Traianus pater

(Vater Trajans) vor Okt. 97

divus Traianus Parthicus

117

diva Matidia

(Nichte Trajans) 119

diva Plotina

(Gattin Trajans) 123

diva Sabina

(Gattin Hadrians) 137

diva Faustina

(consecratio: 81/3)

(Sohn Domitians) vor Herbst 83

divus Caesar

divus Hadrianus

(consecratio: 42)

138 (Gattin des Antoninus) 140

(consecratio: 113)

310

Tabelle: Liste der Staatsgötter (von Caesar bis zu den Severern)

(Fortsetzung) Name

Todesjahr

divus Antoninus

161

divus Verus

169

diva Faustina Pia

(Gattin Marc Aurels) 176

divus Marcus Antoninus Pius

180

divus Pertinax pater

193

divus Commodus

192

divus Septimius Severus

211

divus Antoninus Magnus

217

(consecratio: 195)

diva Iulia Domna (Gattin des Septimius Severus) 217 divus Alexander

235

(consecratio: 238)

8.

Abbildungen

Hinsichtlich der Bereitstellung der Abbildungen des Münzhandels möchte ich mich bei den zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Numismatischen Zentral-Kartei (NZK) des Wiener Instituts für Numismatik und Geldgeschichte sowie der Digitalen Diathek der Bonner Abteilung für Klassische Archäologie bedanken; der Abdruck der übrigen Abbildungen erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin sowie des ›Netzwerks universitärer Münzsammlungen in Deutschland‹ (NUMiD), wofür ich ebenfalls herzlich danke.

312

Abbildungen

Abb. 1 – RIC I² (Gaius) 1: Naville et Cie (ed.), Monnaies romaines imperiales provenant des collections de M. Paul Vautier et de feu le Prof. Maxime Collignon de l’Institut de France, Auktionskatalog vom 12., 13. und 14. Juni 1922, Genf 1922, Nr. 272.

Abb. 2 – RIC I² (Gaius) 2: Numismatic Fine Arts International, Inc. (ed.), Auction XX: Ancient Greek & Roman Coins, Auktionskatalog vom 9. und 10. März 1988, Los Angeles 1988, Nr. 103.

Abbildungen

313

Abb. 3 – RIC I² (Gaius) 4: Glendining & Co. (ed.), Catalogue of the Extensive and Valuable Collection of Greek Silver, Roman Republican & Imperial Gold & Silver, Byzantine Gold and Electrum, British & Foreign Gold & Silver Coins formed by J. C. S. Rashleigh, Part I, Auktionskatalog vom 14., 15. und 16. Juli 1953, London 1953, Nr. 483.

Abb. 4 – RPC I 4846: Digitales Münzkabinett, Institut für Klassische Archäologie der Eberhard Karls Universität Tübingen, Inventarnummer: Slg. Müller 1641, Aufnahme durch Stefan Krmnicek, https://www.ikmk.uni-tuebingen.de/object?id=ID3188 (11. 07. 2022).

314

Abbildungen

Abb. 5 – RIC II-1² (Domitian) 146: Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Objektnummer: 18217887, Aufnahme durch Dirk Sonnenwald, https://ikmk.smb.museum/object?id=18217887 (11. 07. 2022).

Abb. 6 – RIC II-1² (Domitian) 152: Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Objektnummer: 18201656, Aufnahme durch Lutz-Jürgen Lübke (Lübke und Wiedemann), https://ikmk.smb.mu seum/object?id=18201656 (11. 07. 2022).

Abbildungen

315

Abb. 7 – RIC II-1² (Domitian) 132: Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Objektnummer: 18233252, Aufnahme durch Dirk Sonnenwald, https://ikmk.smb.museum/object?id=18233252 (11. 07. 2022).

Abb. 8 – RIC II (Trajan) 726: Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Objektnummer: 18273379, Aufnahme durch Karsten Dahmen, https://ikmk.smb.museum/object?id=18273379 (11. 07. 2022).

316

Abbildungen

Abb. 9 – RIC II (Trajan) 761: Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Objektnummer: 18203529, Aufnahme durch Lutz-Jürgen Lübke (Lübke und Wiedemann), https://ikmk.smb.mu seum/object?id=18203529 (11. 07. 2022).

Abb. 10 – RIC III (Antoninus Pius) 998: Interaktiver Katalog der Münzsammlung, Seminar für Alte Geschichte der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Inventarnummer: 02093, Aufnahme durch Johannes Eberhardt, https://ikmk.uni-freiburg.de/object?id=ID3503 (11. 07. 2022).

Abbildungen

317

Abb. 11 – RIC I² (Augustus) 207: Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Objektnummer: 18200441, Aufnahme durch Lutz-Jürgen Lübke (Lübke und Wiedemann), https://ikmk.smb.mu seum/object?id=18200441 (11. 07. 2022).

Abb. 12 – RIC I² (Gaius) 36: Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Objektnummer: 18215918, Aufnahme durch Dirk Sonnenwald, https://ikmk.smb.museum/object?id=18215918 (11. 07. 2022).

318

Abbildungen

Abb. 13 – RIC I² (Nero) 6: Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Objektnummer: 18200532, Aufnahme durch Lutz-Jürgen Lübke (Lübke und Wiedemann), https://ikmk.smb.museum/objec t?id=18200532 (11. 07. 2022).

9.

Abkürzungsverzeichnis

Die in der Bibliographie verwendeten Kurztitel der Zeitschriften sind gemäß dem Abkürzungsverzeichnis der L’Année philologique aufzulösen. AE AFA Ail. var. Amm. Anth. Gr. App. civ. Apul. met. Artem. Aur. Vict. Caes. (Ps.-)Aur. Vict. epit. Caes. BMC, Gr BMCRE Calp. ecl. Carm. Einsidl. Cass. Dio Cassiod. CFA Chronogr. a. 354 chron. Cic. Att. fam. leg. Phil. rep. CIL Cod. topogr. Cohen Cons. ad Liv.

L’Année epigraphique Acta Fratrum Arvalium quae supersunt Ailianos, varia historia Ammianus Marcellinus Anthologia Graeca Appianos, bella civilia Apuleius, metamorphoses Artemidoros Aurelius Victor, Caesares (liber de Caesaribus) (Pseudo-)Aurelius Victor, epitome de Caesaribus Catalogue of the Greek Coins in the British Museum Coins of the Roman Empire in the British Museum Calpurnius Siculus, eclogae Carmina Einsidlensia Cassius Dio Cassiodorus Commentarii Fratrum Arvalium Qui Supersunt Chronographus anni CCCLIIII, chronica urbis Romae Cicero epistulae ad Atticum epistulae ad familiares de legibus in Marcum Antonium orationes Philippicae de re publica Corpus Inscriptionum Latinarum Codice topografico Description historique des monnaies frappées sous l’Empire romain, communément appellées médailles imperials Consolatio ad Liviam

320 Corinth Corn. Crawford Dig. Dion Chrys. Dion. Hal. ant. Enn. ann. Eus. HE Eutr. FAmit. FAntMin. FCupr. FDur Fest. FOst FPhiloc. FPraen. Frontin. aqu. Fronto princ. hist. FVall. FVerul. Gai. inst. Gell. HA Ael. Alex. Aur. Aurelian. Avid. Car. Carac. Claud. Comm. Gall. Geta Gord. Hadr. Heliog. Max. Balb. Maximin. Opil. Pert. Pius Probus quadr. tyr.

Abkürzungsverzeichnis

Corinth. Results of Excavations conducted by the American School of Classical Studies at Athens Cornutus Roman Statutes Digesta (Corpus Iuris Civilis) Dion Chrysostomos Dionysios Halicarnasseus, antiquitates Romanae Ennius, annales Eusebios, Historia Ecclesiastica Eutropius Fasti Amiternini Fasti Antiates ministrorum domus Augustae Fasti Cuprenses Feriale Duranum Festus Fasti Ostienses Fasti Philocali Fasti Praenestini Frontinus, de aquaeductu urbis Romae Fronto, principia historiae Fasti Vallenses Fasti Verulani Gaius, institutiones Gellius, noctes Atticae Historia Augusta Aelius Severus Alexander Marcus Aurelius Aurelianus Avidius Cassius Carus et Carinus et Numerianus Caracalla Claudius (Gothicus) Commodus Gallieni duo Geta Gordiani tres Hadrianus Heliogabalus Maximus et Balbus Maximini duo Opilius (Macrinus) Pertinax (Antoninus) Pius Probus quadraginta tyranni

321

Abkürzungsverzeichnis

Sept. Sev. Tac. trig. tyr. Verus Herodian. Hes. theog. Hier. chron. Hom. Il. Od. Hor. carm. saec. epist. epod. IG IGLS IGR ILLRP ILM ILS InscrIt Ioh. Chrys. hom. Ios. ant. Iud. bell. Iud. IParOst IRT Iuv. Lact. inst. Lex XII tab. Liv. per. Lucan. Lyd. mag. M. Aur. Mart. de spec. Min. Fel. Nikolaos Aug. Oct. OGIS Oros. Ov. ars fast. met.

Septimius Severus Tacitus triginta tyranni (Lucius) Verus Herodianos Hesiodos, theogonia Hieronymus, chronicon Homer Ilias Odyssee Horatius carmen saeculare epistulae epodi Inscriptiones Graecae Inscriptions Grecques et Latines de la Syrie Inscriptiones Graecae ad res Romanas pertinentes Inscriptiones Latinae liberae rei publicae Inscriptions latines du Maroc Inscriptiones Latinae Selectae Inscriptiones Italiae Iohannes Chrysostomos, homiliae Iosephos antiquitates Iudaicae bellum Iudaicum Inscriptiones Parietales Ostienses Inscriptions of Roman Tripolitania Iuvenalis Lactantius, divinae institutiones Lex duodecim tabularum Livius, ab urbe condita periochae Lucanus, bellum civile Lydos, de magistratibus Marcus Aurelius Martialis, epigrammata de spectaculis Minucius Felix, Octavius Nikolaos, vita Augusti Octavia Orientis Graeci Inscriptiones Selectae Orosius Ovidius ars amatoria fasti metamorphoses

322 Pont. trist. P. Oslo Paus. Phil. Flacc. leg. Philostr. Ap. Nero Plin. nat. Plin. epist. paneg. Plut. Antonius Galba mor. Numa Otho Publicola qu. R. Romulus Pol. Silv. Porph. Prop. Prosp. chron. Ps.-Acro Quint. inst. R. Gest. div. Aug. Reg. urb. RIB RIC RMD RPC RRC RSK Sall. Catil. SC Pisone SEG Sen. apocol. benef. clem. dial. Serv. Aen.

Abkürzungsverzeichnis

epistulae ex Ponto tristia Papyri Osloenses Pausanias Philon in Flaccum legatio ad Gaium Philostratos vita Apollonii Nero Plinius maior, naturalis historia Plinius minor epistulae panegyricus Plutarchos Antonius (vitae parallelae) Galba (vitae parallelae) moralia Numa (vitae parallelae) Otho (vitae parallelae) Publicola (vitae parallelae) quaestiones Romanae Romulus (vitae parallelae) Polemius Silvius Porphyrio Propertius, elegiae Prosper Tiro, epitome chronicon Pseudo-Acro Quintilianus, institutio oratoria Res Gestae divi Augusti Libellus de regionibus urbis Romae Roman Inscriptions of Britain Roman Imperial Coinage Roman Military Diplomas Roman Provincial Coinage Roman Republican Coinage Römische Steininschriften aus Köln Sallustius, de coniuratione Catilinae senatus consultum de Cn. Pisone patre Supplementum Epigraphicum Graecum Seneca minor divi Claudii apocolocyntosis de beneficiis de clementia dialogi Servius, commentarius in Vergilii Aeneida

323

Abkürzungsverzeichnis

Sil. Stat. silv. Strab. Suda Suet. Aug. Cal. Claud. Dom. Galba Iul. Nero Otho Tib. Tit. Vesp. Vit. Synk. Tac. Agr. ann. dial. hist. Tert. apol. Val. Fl. Val. Max. Vell. Verg. Aen.

Silius Italicus, Punica Statius, silvae Strabon Suda/Suidas Suetonius divus Augustus Caligula divus Claudius Domitianus Galba divus Iulius Nero Otho Tiberius divus Titus divus Vespasianus Vitellius Synkellos Tacitus Agricola annales dialogus de oratoribus historiae Tertullianus, apologeticum Valerius Flaccus, Argonautica Valerius Maximus, facta et dicta memorabilia Velleius Paterculus, historiae Romanae Vergilius, Aeneis

10. Bibliographie

10.1. Quellen 10.1.1. Epigraphische Quellen AE AFA CFA

CIL Corinth

Crawford FOst IG IGLS

IGR ILLRP ILM ILS InscrIt

L’Année epigraphique, par René Cagnat et al., Paris 1889ff. Acta Fratrum Arvalium quae supersunt, restituit et illustravit Wilhelm Henzen, Berlin 1874. Commentarii Fratrum Arvalium Qui Supersunt. Les copies épigraphiques des protocoles annuels de la Confrérie Arvale (21 av.–304 ap. J. C.) (Roma Antica 4), par John Scheid avec la collaboration de Paola Tassini et Jörg Rüpke, Rom 1998. Corpus Inscriptionum Latinarum, ed. Theodor Mommsen et al., Berlin 1863ff. Corinth. Results of Excavations conducted by the American School of Classical Studies at Athens, Volume VIII, Part III: The Inscriptions 1926– 1950, by John H. Kent, Princeton, NJ 1966. Roman Statutes, by M. H. Crawford (Bulletin of the Institute of Classical Studies, Supplement 64), 2 Bde., London 1996. Fasti Ostienses, edendos illustrandos restituendos curavit Ladislaus Vidman, Prag 1982. Inscriptiones Graecae, ed. Adolf Kirchhoff et al., Berlin 1873ff. Inscriptions Grecques et Latines de la Syrie, Volume III, Tome 2: Région de l’Amanus. Antioche (Nr. 699–988), par Louis Jalabert et René Mouterde (Bibliothèque archéologique et historique 46), Paris 1950. Inscriptiones Graecae ad res Romanas pertinentes, edendum curavit René Cagnat et al., 4 Bde., Paris 1906–1927. Inscriptiones Latinae liberae rei publicae, curavit Atilio Degrassi, 2 Bde., Florenz 1957/1963. Inscriptions latines du Maroc, par Louis Chatelain, Paris 1942. Inscriptiones Latinae Selectae, ed. Hermann Dessau, 3 Bde., Berlin 1892– 1916. Inscriptiones Italiae, ed. Giuseppe Corradi et al., Rom 1931ff.

326 IParOst IRT OGIS

RIB

RMD RSK

SC Pisone

SEG

Bibliographie

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BMCRE

Cohen

RIC

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RPC

RRC

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10.1.3. Papyrologische Quellen FDur

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10.1.4. Literarische Quellen Ailianos, Vermischte Forschung, griechisch-deutsch, herausgegeben und übersetzt von Kai Brodersen (Sammlung Tusculum), Berlin/Boston 2018. Ammianus Marcellinus, Römische Geschichte, lateinisch und deutsch und mit einem Kommentar versehen von Wolfgang Seyfarth (Schriften und Quellen der Alten Welt 21,1–4), 4 Bde., Berlin 1968–1971. Appian, Römische Geschichte. Zweiter Teil: Die Bürgerkriege, übersetzt von Otto Veh, durchgesehen, eingeleitet und erläutert von Wolfgang Will (Bibliothek der griechischen Literatur 27), Stuttgart 1989. Apuleius, Der Goldene Esel – Metamorphoseon libri XI, lateinisch-deutsch, herausgegeben und übersetzt von Edward Brandt und Wilhelm Ehlers, mit einer Einführung von Niklas Holzberg (Sammlung Tusculum), 6., überarbeitete Auflage, Berlin 2012. Augustus, Res Gestae divi Augusti, ex Monumentis Ancyrano et Apolloniensi, ed. Theodor Mommsen, Berlin 1865.

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11. Personenregister Die alphabetische Sortierung der römischen Namen geht gemeinhin vom nomen gentile aus; die Namen der Kaiser, ihrer Angehörigen sowie der antiken Autoren werden demgegenüber in ihrer geläufigen, auch im Text verwendeten Form angegeben; die Namen der Götter werden in ihrer lateinischen Form angegeben.

Abraham 244 Acilius Attianus, Publius 122, 215 Acilius Glabrio, Manius 210 Aeacus 104 Aelia Paetina 285 Aelius Caesar 116, 122–126, 239 Aelius Hadrianus, Publius (Vater Hadrians) 182 Aelius Seianus, Lucius 40, 88 Aemilia Lepida 102 Aemilius Lepidus, Marcus 194 Aeneas 102 Aesculapius 248 Afranius Burrus, Sextus 75, 287 Agrippa Postumus 266 Agrippina die Ältere 84, 89f., 162f., 170, 261, 278 Agrippina die Jüngere 167, 170, 280f., 284–291 Alexander der Große 54, 244, 253 Alkmene 63 Amatius 196f. Anicius Cerialis, Gaius 52 Annius Verus, Marcus (siehe Marc Aurel) Antinoos 126 Antonia (Tochter des Claudius) 284f., 288 Antonia die Jüngere 102, 161, 267 Antoninus Pius 60, 64, 115–120, 124–139, 153, 177, 217, 233f., 238–240, 243, 245, 247, 249f., 301, 307, 310 Antonius, Marcus 192–197 Apidius Merula 149 Apollo 18, 33, 35, 51, 100, 105, 146–148, 184

Apollodoros von Damaskus 222 Apollonios von Tyana 148, 200, 244 Appius Iunius Silanus, Gaius 103 Arruntius Stella, Lucius 187 Atilius Rufus Titianus, Titus 132 Atlas 173 Augustus 14–21, 28, 32, 35, 39, 48–55, 57– 59, 61f., 64f., 67, 74, 77, 82–90, 97, 99– 105, 111, 113f., 117, 125, 133f., 139, 141f., 148–150, 153, 159–167, 169, 171f., 174, 176f., 185, 194–197, 207, 217, 219f., 233–235, 237–240, 244, 246f., 249f., 252, 258f., 261–280, 283, 286, 290f., 296–299, 306, 309 Aurelian 64, 237, 239f., 245, 286 Aurelius Cotta Maximus Messalinus, Aulus 273 Aurelius Victor 44 Avidius Nigrinus, Gaius 120–123, 126, 132 Bathyllus (Freigelassener) 161 Berenike 109 Britannicus 284–290, 296, 298 Caecilius Secundus 187 Caecina Alienus, Gaius 109, 111 Caesar 14, 21, 42, 49, 55, 58f., 69, 87, 134, 148f., 160, 172, 192–199, 207f., 215f., 222, 234, 241, 249, 252, 261, 263, 265, 267, 269f., 276, 309 Caligula 17, 47, 55, 66–77, 82–95, 114, 128, 131, 133f., 139, 146, 149, 157, 163–167, 199f., 218, 224, 235, 237, 240, 246, 251f., 254–257, 275–278, 290

382 Calpurnius Piso, Gnaeus (cos. suff. 23 v. Chr.) 263 Calpurnius Piso, Gnaeus (cos. 7 v. Chr.) 268 Calpurnius Siculus 33, 35, 37, 189 Caracalla 170, 176, 208, 227, 233f., 238– 241, 243, 252f., 286, 310 Carinus 43 Carus 241 Cassius Dio 41–43, 49f., 54f., 72f., 80, 84f., 89, 116f., 212f. Cassius Longinus, Gaius 59 Catilius Severus Iulianus Claudius Reginus, Lucius 126, 132 Ceionius Commodus, Lucius (siehe Aelius Caesar) Chamiates (siehe Amatius) Christus 244 Cicero 124, 158, 193, 197 Claudia (Tochter Neros) 158, 168–170, 237, 246, 257, 260, 309 Claudius 45, 52, 73, 79, 85, 90, 95–107, 111, 113f., 141, 149f., 159–163, 165, 168, 170, 172f., 182, 224, 233–235, 237–241, 246, 249f., 252, 254–259, 261, 278–296, 298, 306f., 309 Claudius Gothicus 239f., 251 Claudius Nero, Tiberius (Vater des Tiberius) 261 Clemens (Sklave des Agrippa Postumus) 266 Clementia 192f. Clodius Thrasea Paetus, Publius 65, 145– 157, 159, 165, 170, 214, 228, 257, 303 Commodus 28, 42, 55, 89, 116–119, 177, 208, 227, 233f., 236, 238–241, 243, 310 Concordia 193 Constantius I. 239 Constantius II. 64, 239 Cornelius Dolabella, Publius 196f. Cornelius Lentulus Gaetulicus, Gnaeus 72 Cornelius Palma Frontonianus, Aulus 120–122, 126, 132 Cornelius Priscianus 132 Cornelius Priscus, Sextus Subrius Dexter 186f.

Personenregister

Cornelius Sulla Felix, Lucius 220 Cossutianus Capito 145, 148, 151f., 156 Dea Dia 246 Decius 64, 238, 241 Diespiter 96–99, 102, 159 Diokletian 16, 240f. Dionysos (siehe Liber) Domitia Longina 170, 173–175 Domitian 32–35, 38f., 42, 47, 55–57, 66f., 73, 75–77, 107, 109, 113, 122, 148, 153, 157f., 163, 170–177, 179, 185, 187–190, 192, 198–214, 216f., 224–226, 228, 235, 244, 248f., 281, 302 Domitius Ahenobarbus, Gnaeus (Vater Neros) 284 Drusus der Ältere 102, 160f., 261, 267 Drusus der Jüngere 59, 82, 94, 102, 267 Drusus Iulius Caesar (Sohn des Germanicus) 278 Earinus (Sklave Domitians) 35 Elagabal 55, 171, 244, 252 Eprius Marcellus, Titus Clodius 109, 111, 145, 151f., 156 Eutrop 44 Fabricius Luscinus, Gaius 216 Fannius Caepio 262f. Faustina die Ältere 60, 118, 177, 233, 235, 245, 249, 309 Faustina die Jüngere 134, 177, 233–235, 245, 249, 252f., 310 Faustulus 217 Febris 102 Filocalus, Furius Dionysius 239 Flavia Domitilla (Enkelin Vespasians) 171f., 175, 209–214 Flavia Domitilla die Ältere (Gattin Vespasians) 171–173 Flavia Domitilla die Jüngere (Tochter Vespasians) 171–173, 209, 309 Flavia Iulia (Tochter des Titus) 172f., 175, 216, 309 Flavius Caesar (Sohn Domitians) 158, 163, 172–175, 235, 309

383

Personenregister

Flavius Clemens, Titus 172, 175, 209–214 Flavius Domitianus (Adoptivsohn Domitians) 175, 209, 213 Flavius Iosephus 67, 69, 112 Flavius Sabinus, Titus (Bruder Vespasians) 209 Flavius Sabinus, Titus (Neffe Vespasians) 209 Flavius Vespasianus (Adoptivsohn Domitians) 175, 209, 213 Frontin 293 Furiae 105 Furnius, Gaius 264 Gaius Caesar (Enkel des Augustus) 263– 266, 268f. Galba 258f., 291, 296 Galeria Fundana 295 Gallienus 241 Germanicus 89, 102, 162, 236, 263, 267f., 278, 290 Geta 52, 107, 170, 240f., 286 Gordian I. 208, 238, 240f. Gordian II. 208, 238, 240f. Gordian III. 43, 208, 238f., 241 Hadrian 42f., 57f., 60, 85, 89, 104, 115– 139, 153, 177, 182, 199, 208, 215, 217– 219, 221, 233f., 236, 238–240, 243, 245, 248–250, 277, 301, 307, 309 Helvidius Priscus, Gaius 153 Hercules 62f., 95f., 102, 105, 107, 272 Herennius Etruscus 64 Herennius Senecio 153 Herodian 43, 80 Herophilus (siehe Amatius) Horaz 33, 189 Hyakinthos 275 Hygia 248 Ianus 16, 96, 105 Iohannes Chrysostomos 253 Iohannes Lydos 42 Iulia (Schwester Caesars) 261 Iulia (Tochter des Augustus) 263f.

Iulia (Tochter von Drusus dem Jüngeren) 102 Iulia Aquilia Severa 171 Iulia Avita Mamaea 240 Iulia Domna 234f., 244, 310 Iulia Drusilla (Tochter des Germanicus) 105, 163–170, 172, 246, 254–257, 309 Iulia Drusilla (Tochter Caligulas) 167 Iulia Livilla (Tochter des Germanicus) 102, 167 Iulia Maesa 235, 244 Iulia Paulina 123 Iulius Agrippa II., Marcus 109 Iulius Caesar, Gaius (Vater Caesars) 261 Iulius Marinus (Vater von Philippus Arabs) 177 Iulius Proculus 165 Iulius Ursus Servianus, Lucius 120, 122– 124, 126, 132 Iunia Lepida 174 Iunia Tertia 59 Iunius Arulenus Rusticus, Quintus 153 Iunius Brutus, Marcus 59 Iunius Silanus, Gaius 264 Iunius Silanus, Lucius 102f. Iuppiter 33, 63, 73, 96, 101, 153, 185, 192f., 197, 200, 203, 224f., 252 Iuventius Celsus 199 Konstantin der Große 64, 239, 251 Kyros der Ältere 134 Lares 265 Liber 62f., 272 Licinius Crassus Frugi, Marcus 103 Licinius Murena 262f. Livia 61, 93, 97, 102, 159–164, 167–169, 233f., 237, 245–247, 255, 257–259, 261, 266–268, 271–274, 276, 280, 290, 309 Livia Ocellina 258f. Livius Drusus Claudianus, Marcus 261 Livius Geminus 164f. Lucan 36f., 189 Lucius Caesar (Enkel des Augustus) 263– 266, 268f.

384 Lucius Verus 60, 119, 125, 177, 233–235, 238f., 241, 277, 310 Lusius Quietus 120–122, 126, 132 Maecenas, Gaius 53–55, 62, 64 Marc Aurel 43, 116, 125, 177, 192, 233f., 236, 238–240, 242f., 245, 249, 251f., 310 Marcellus (Neffe des Augustus) 263f., 266, 268 Marcius Barea Soranus, Quintus 155f. Marcius Turbo, Quintus 121f. Marius, Gaius 196 Marius Maximus 122 Mars 167, 197 Martial 33–37, 186–189 Matidia die Ältere 177, 181–183, 215, 233– 235, 249, 309 Matidia die Jüngere 182 Maximian 240f. Maximinus Thrax 250 Mercurius 104 Minerva 35, 247 Munatia Plancina 268 Naevius Cordus Sutorius Macro, Quintus 82 Narcissus (Freigelassener des Claudius) 290 Nero 32f., 35, 45, 52f., 66, 75, 77, 98–100, 105f., 111, 113f., 141–156, 158, 165, 168– 171, 173f., 184, 203, 224, 237, 246, 252f., 257–260, 278–296, 298, 303 Nero Iulius Caesar (Sohn des Germanicus) 84, 89f., 278 Nerva 34, 39, 41, 60, 76, 105, 113f., 119, 177–180, 186f., 189f., 207, 217, 220, 223, 233–235, 238–240, 243f., 293, 309 Numa Pompilius 217 Numerian 43, 241 Numerius Atticus 165 Octavia (Schwester des Augustus) 102, 195, 263 Octavia (Tochter des Claudius) 168, 170, 258, 284f., 288 Octavian (siehe Augustus)

Personenregister

Olympus (Sklave Domitians) 200 Orosius 44 Orpheus 244 Ostorius Sabinus 155f. Otho 142, 169, 257–259, 291, 295 Ovid 33, 97, 189 Pausanias 134 Pax 281 Pedanius Fuscus, Gnaeus 120, 122–124, 126, 132 Penates 136 Pertinax 28, 42, 208, 227, 233f., 236, 238f., 241, 245, 249, 310 Philippus Arabs 177 Philon von Alexandria 67f. Philostratos 148 Phoebus (siehe Apollo) Phyllis (Amme Domitians) 175, 216 Plinius der Jüngere 37f., 42, 56f., 75f., 80, 113, 178f., 186–188, 204–206, 224f. Polemius Silvius 235 Pollenius Auspex 242 Pompeia Plotina 177, 215, 233, 235, 249, 309 Pompeius, Pedo 104 Pompeius, Sextus 40 Pompeius Magnus, Gnaeus (Nachfahre des Pompeius Magnus) 103 Poppaea Sabina 148–151, 168–172, 174, 233f., 237, 246, 249, 257–260, 309 Porcius Cato (minor), Marcus 152 Probus 239, 241 Properz 189 Publilius Celsus, Lucius 120–122, 126, 132 Quirinus

19, 62, 197, 217, 272

Roma 49, 51, 61, 188, 271 Romulus 18, 59, 62f., 97, 165, 217, 260, 272 Rubellius Blandus, Gaius 166 Scribonia 103 Semele 63 Seneca der Jüngere 36, 45f., 75, 85, 95–106, 141f., 153, 170, 189, 207, 282, 306

385

Personenregister

Sentius Saturninus, Gnaeus 69 Septicius Clarus, Gaius 42 Septimius Severus 28, 42, 55, 85, 116–118, 176, 208, 227, 233f., 238–240, 242f., 245, 251, 310 Servilia (Tochter von Quintus Marcius Barea Soranus) 155f. Severus Alexander 33, 42, 233–235, 238– 240, 243f., 246, 249, 253, 310 Silvanus 200 Sokrates 152 Sol 252, 294 Statius 33–37, 187, 189 Stephanus (Freigelassener Domitillas) 213 Sueton 41–44, 208 Sulpicius Galba, Gaius (Vater Galbas) 258 Synkellos, Georgios 212 Tacitus 39, 41f., 53, 80, 82, 89, 148f., 153 Tacitus (Kaiser) 244f. Tatius, Titus 249, 260 Tiberius 19, 39f., 60–65, 67, 74f., 82–95, 113f., 117, 119, 128, 131–133, 138f., 141, 149, 156, 160–163, 185, 196, 218, 224, 237, 240, 260–278, 283, 298, 303, 307 Tiberius Gemellus 82f., 92, 94 Titus 105, 107–113, 171–174, 176, 184f., 189, 206, 233–235, 238–240, 245, 248– 250, 281, 286, 294–296, 309 Trajan 34, 38f., 56–58, 75, 85, 105, 113f., 119, 121, 163, 177–190, 192, 198, 204– 206, 210, 214–228, 233–236, 238–240, 243, 249, 302, 309

Trebonianus Gallus 241 Tullia (Tochter Ciceros) 158 Ulpia Marciana 177, 181–184, 221f., 234, 236, 309 Ulpius Traianus, Marcus (Vater Trajans) 114, 163, 177–184, 221f., 235f., 309 Valeria Messalina 103, 285 Valerian 241 Valerius Maximus 39f., 269 Varro 217 Velleius Paterculus 39, 85, 269 Venus 164, 167, 257 Vergil 32, 36, 189 Vespasian 51, 59, 90, 93, 105–114, 119, 147, 152, 171–173, 175f., 183–185, 209, 233– 235, 237–240, 245, 248f., 252f., 280f., 291, 295f., 309 Vibia Sabina 60, 119, 177, 182f., 233–235, 249, 309 Vinicius, Marcus 39, 275 Vipsanius Agrippa, Marcus 236, 263f. Vitellius 19, 71, 142f., 199, 237, 259f., 295 Vitellius, Lucius (Vater des Vitellius) 71– 74, 199 Volcanus 100 Xiphilinos

115f., 212f.

Zeus (siehe Iuppiter)

12. Quellenregister

AE 1924, 66 162 1928, 88 264, 266 1928, 132 245 1957, 169 108 1960, 198 180 1982, 132 245 1982, 149 195 1988, 182 245 1988, 184 245 1988, 188 245 1988, 201 245 1988, 211 245 1996, 419 288 1997, 400 266 2004, 1259 108 2006, 1865 108 2013, 650 121 AFA 69 237 104 237 187 237 Ail. var. 2,19 55 Amm. 14,8,13 121 29,5,4 121 Anth. Gr. 6,235 163

App. civ. 1,105f. 220 2,18 96 2,106 194 2,144 196 2,146 196 2,148 195f. 3,2,3 196 5,64 195 5,66 195 Apul. met. 1,15,2 45, 98 4,26,5 248 Artem. 1,26 124, 135 Aur. Vict. Caes. 1,6 51 3,7–15 75 3,10–12 68 5,2 75 9,4 110 9,7 291 11,2 200 11,2f. 202 11,9–11 207 13,1 180 13,11 182 13,13 215 14,13f. 115, 120, 133 16,15 249 17,10 243

388

Quellenregister

20,1 28, 79 20,30 79, 243 33,26 40 (Ps.-)Aur. Vict. epit. Caes. 3,3 75 9,8 291 10,7 109 11,6 74, 200 12,8 207 12,12 217 13,11 216, 219 14,1 182 16,14 249 BMC, Gr 42, Nr. 1–3

177

BMCRE I Gaius 41–43 89, 246, 278 Nero 110 153 405–427 283 II Titus 136–138 171 293 296 Domitian 68 171 III Trajan 498f. 179 IV Antoninus 32–35 120 V Severus 130* 118 Calp. ecl. 1 33 4 33

4,87–89 35 4,157–159 35 4,157–163 146 7 33 7,80–84 35, 147 Carm. Einsidl. 1,17–49 35, 146 2,22–38 35, 147 Cass. Dio 44,1–22 55 44,3,1 192, 196 44,3,3 55 44,4 192 44,6,4 193 44,7,1 217 44,8,1 196 44,49 196 44,50 196 44,51,1f. 196 44,51,2 197 47,18 194 47,19,2 58 48,14,4 194 48,31,3 195 49,36,4 42 51,20,6f. 49 51,20,7 61 51,20,8 50f., 79, 281 52,35,1 55 52,35,4–6 53, 62, 64 53,1,3 243 53,2–10 15 53,9,4 79 53,11,4 15 53,16,4 17f. 53,16,5 18 53,16,6–8 18 53,30 262 53,30,1f. 263 53,30,4–6 264 53,31 263 53,31,1 263 53,33,4 268 54,3 262

389

Quellenregister

54,8,5 264 54,18,1 263f. 55,9,9 264 55,10,19 266 55,10a,6–10 266 55,10a,9 266 55,10a,10 268 55,13,2 266f. 55,32,1f. 266 56,29–31 262 56,30,1f. 266, 268 56,34–46 82 56,34,1–3 219 56,34,2 58f. 56,35–41 271 56,36,3 18 56,38,1 19, 273 56,41,9 79 56,46,1 79, 160, 163, 273 56,46,1f. 18, 164, 274, 280 56,46,2 165, 273 56,46,3 274, 277 56,46,4 58, 167 56,47,1 274 57,2,2f. 270 57,2,4 262 57,5f. 266 57,5,1 267 57,8,3f. 65, 271 57,9,1f. 65, 271 57,9,2 213 57,10,1 277 57,10,2 274 57,12,4f. 160, 163, 273 57,16,3f. 266 57,18,2 65, 271 57,18,9f. 268 57,19,1 (Xiphilinos 136, 6–13) 213 57,24,6 277 57,24,7 156 58,2,1 79, 160, 273 58,2,1f. 93 58,2,2f. 163 58,2,3 274 58,2,6 274 58,4,5 (Xiphilinos 145, 22–146, 30) 213

58,8,4 65, 271 58,11,5 88 58,12,8 65 58,28 82 58,28,5 89 59,1,1 82 59,1,2f. 83, 92 59,1,3 83 59,3,1 74 59,3,4 278 59,3,5 90, 278 59,3,7 82–84, 89f., 218 59,4,2 90 59,4,3 213 59,4,4 70f. 59,6,1 83, 93 59,6,2 213 59,7,1–4 89, 246, 277 59,7,2 277 59,8,1–3 83 59,8,3f. 91 59,9,1 90, 149 59,10,9 165 59,11,1–4 164, 166 59,11,2 79 59,11,3 167, 257 59,11,4 165 59,11,5f. 164f., 254 59,12,3 112 59,13,8f. 164 59,16,1f. 90 59,16,1–4 91 59,16,8 213 59,24,7f. 164 59,25,5 74, 157, 165 59,26,5 73f. 59,26,6–10 68 59,27 72 59,27,1f. 72 59,27,2 73 59,27,5 74 59,27,5f. 71, 73, 199 59,27,6 72 59,28,2 71 59,28,2–6 71 59,28,2–8 70

390 59,28,7 167 59,29 77 59,29,5 72 59,30,1 67, 76 59,30,1a 72f. 60,3,6 213 60,4,1 149, 255 60,4,2 213 60,4,5 256 60,4,5f. 255 60,4,6 91, 128, 237, 240 60,5,1 161 60,5,2 79, 97, 161f., 246, 255 60,8,5 102 60,10,1 90 60,12,4 235 60,12,5 285 60,18,4 102 60,22,1f. 285 60,22,3 255 60,31,7f. 102 60,35,3 45f., 98 61,1,1 286 61,3,1f. 284 61,7,5 75 61,7,6 287 61,34,2f. 285 61,34,4–6 290 61,35,2 45, 79, 279f., 286, 288 61,35,2–4 52, 107, 282 61,35,4 (Xiphilinos 146, 30–32 R. St. und Petr. Patr. Exc. Vat. 44) 52, 79, 107, 113, 282 62,12–14 291 62,13,1f. 258 62,15 145 62,20,5 147 62,26,3 146, 150 62,26,3f. 148 62,28,1 169 63,9,4f. 142 63,20,4–6 147 63,20,5f. 146 63,26,3f. 169, 249, 260 63,29 257 63,29,1 142

Quellenregister

64,4,1 260 64,4,1f. 295 64,7,3 260 64,9,1 112 65,1 112 65,1,4 112 65,8,1f. 112 65,9,1 (Xiphilinos 205, 13–206) 213 65,15,1 111 65,16,3f. 110, 152 65,34 219 66,12 110 66,15,4f. 109 66,17 106 66,17,2f. 176 66,17,3 51, 106 66,19,1 (Xiphilinos 211, 12–212) 213 66,19,1f. 156 66,21–23 110 66,26 286 67,2,6 79, 286 67,4,7 199 67,13,3f. 199 67,14,1 214 67,14,1f. 209f. 67,14,3 210 67,17 77, 213 68,1,2 (Xiphilinos 226, 18–229) 213 68,3,3 207 68,4,2 235 68,14,5 121 68,16,2 121 68,16,3 220f. 68,23,1f. 224 68,28,2f. 219 68,29,2 219 68,32,3 121 68,33,3 215 69,1 215 69,1,1 182 69,2,3 216, 219 69,2,5 120 69,2,5f. 89, 115, 120 69,2,6 122, 124 69,4,1 222 69,10,3¹ 249

391

Quellenregister

69,17 124 69,17,1 123f. 69,17,3 123 69,20,2 126 69,22 124 69,23,1 118 69,23,3 115 70,1,1 127 70,1,1–3 89, 115f. 70,1,2f. 117, 127 70,1,3 208 70,2,1 116, 134 73,4,2 42 74,2,1 243 74,12,2 42 74,17,4 28, 79, 281 75,4,1 249 75,4,2–5,5 28 75,5,5 79 76,7,4 28, 56, 79, 89, 116, 242f., 281 76,8,1–4 56 76,15,3 42 76,16,4 42 77,3,3 243 77,9,4 242 79,4f. 170 79,12,1 213 79,17,2 208 79,24,3 266 80,1,2f. 42 80,5,1f. 42 80,9,3f. 171 80,19,4 244 Cassiod. ad a. 94 (727)

176

CFA Nr. 12a 246 Nr. 12c 82f., 93, 166, 246, 256, 267, 278 Nr. 12d 90 Nr. 13fgh 72, 278 Nr. 14, col. I 246, 256, 278 Nr. 16 246, 256 Nr. 17 161, 246 Nr. 25a 291

Nr. 25b 283 Nr. 26a–lr 246, 291 Nr. 27 246, 283f., 291 Nr. 28a–c 279, 291 Nr. 28de 246, 283, 291 Nr. 29 168 Nr. 30, col. I, cd 246, 260, 291 Nr. 30, col. II, cef 246, 260, 291 Nr. 33 291 Nr. 40 169, 237 Nr. 40, col. I, 1–7 246, 259, 291 Nr. 68 215 Nr. 78 246 Nr. 81 246 Nr. 94, col. II 233, 246 Nr. 100a 233, 246 Nr. 105b 233, 246 Chronogr. a. 354 chron. (= MGH AA IX) 145–148 240 146, Z. 17 176 Cic. Att. 12,1 158 12,18,1 158 12,45,2 63, 217 14,8,1 197 14,15,1 196f. 14,16,2 197 16,8 194 19,1 158 21 158 36,1 158 fam. 9,14 197 11,2,2 196 12,1,1 197 leg. 1,1,3 165 1,3 63, 217 2,23,58 176, 216, 218 Phil. 1,5 196f. 1,30 197

392

Quellenregister

2,107 197 2,110 193 2,111 197 2,111f. 194, 197 5,35 96 13,41 197 13,47 197 rep. 2,10,17–20 63, 217 2,10,20 165 CIL II 2157 4722 4933 4934 III 12681 VI 884 895 902 904 930 931 938 960 966 984 986 987 991 992 1005 1246 1256 1258 1492 1527 2028 2099 2104 2107 3675

266 200 180 180 180 266 266 224 224 90, 93 295 176, 249 220, 222 249 60, 119 60, 119 60 60, 119 119 249 108 295 295 187 15 82f., 90, 93 233, 246 233, 246 233, 246 224

4222 161, 247 9015 288 10234 176, 248 14959 288 23454 200 30856 224 32344 82f., 90, 93 32386 233, 246 32388 233, 246 32390 233, 246 39833 224 40307 283 40326 265 40356 264, 266 40360 266 40361 266 40362 266 40363 266 40364 266 40370 82 40371 119 40375 59, 119 40376 60, 119 VIII 1859 8316 9317

239 180f. 117f., 243

IX 2628 5357 5362 5363 5365

79, 193 245 245 245 245

X 444 200, 224 1401 224 6824 180 6826 180 7852 224 XI 1168 1331 3517 3598 3872

168 283 224 168 224

393

Quellenregister

6721, 26 XIII 2942 3254 3671 9081 XIV 292 298 353 373 390 391 399 400 444 3576 4142 4446 4535 4622 4641 4642 4644 4648 4664 4671 5346

194

266 266 266 180 245 245 245 245 245 245 245 245 245 166 245 245 82, 181 245 245 245 245 245 245 245 245

XVI 7 259 24 108 36–156 247 42 180 61 224 146, 12 224 XVII/2 487 180 Cod. topogr. I 115 125 127 177

176, 249 249 176 176

Cohen I² 316 (Claudia et Néron), Nr. 1 V² 180 (Marin.), Nr. 1f.

177

Cons. ad Liv. 67 264 211–214 185 211–216 160 245f. 160 Corinth VII-3 55 161 Corn. 19 101 Crawford 39 93 Dig. 1,2,53

199

Dion Chrys. 45,1 203 Dion. Hal. ant. 2,63,3f. 63, 165, 217 Enn. ann. 1,54 (65)–1,110 (115) Eus. HE 3,18,4 210, 212 Eutr. 7,10,5 7,13,3 7,13,5 7,15,1 7,20,2 7,20,3 7,22,2

79 285 45, 79, 279 142 79 110 79

63, 217

168

394

Quellenregister

7,23 176 7,23,2 200 8,1,2 79, 113 8,5,2 79, 216, 219 8,6,1 182, 215 8,7,3 115, 281 8,8,1 217 8,8,4 64, 79, 134 8,10,4 79 8,14,2 79 8,15 243 8,19,1 79 9,3 79 9,4 64, 79 9,11,2 79 9,15,2 64, 79 9,28 79 10,1,3 79 10,8,3 64, 79 10,15,2 64, 79 10,16,2 79 10,18,2 79 10,18,3 39 FDur col. I,14–16

215

Fest. (= ed. Lindsay) p. 184 217 FOst Ca s. 4f. 16, 262 Cd d. 36 259 Ch 15–20 82 Ff 7–9 214 J 33f. 221 J 39–43 181 J 55f. 221 Kb 14f. 219 Mb 10 132 Mc 15f. 236 Pa 6–8 132 FPhiloc. (= CIL I) 352 235 354 235

356

235, 239

Frontin. aqu. 20 293 76 293 87 293 Fronto princ. hist. 6 219 Gai. inst. 2,2 233 2,5 233 Gell. 4,10,1–3 96 14,7 248 HA Ael. 3,1 3,7 3,8 5,1 6,2f.

123 123 123 123 123

Alex. 4,5 244 7,6 244 14,3f. 79 28,6 244 29,2 244 31,5 244 Aur. 9 252 15,3f. 241 16,1 236 18,3 192 18,8 249 20,1 281 20,1f. 241 26,4 252 26,5 249 26,9 252 Aurelian. 37,1f. 286

395

Quellenregister

37,4 41,2 41,13 42,3f. 42,6 44,1

79 79 281 237, 240 47 47

Avid. 11,5f. 134 11,6 194, 241 Car. 18,5 39 Carac. 6,6–7,2 170 11,5 79, 208, 286 11,5f. 241 11,5–8 170 11,6f. 252 Claud. 12,2f. 57 Comm. 2,4 236 12,4 236 17,11 28, 56, 79, 116, 241, 243 18,1–20,5 243 Gall. 10,5 79, 241 Geta 2,6–9 170, 240f. 2,8 52, 107 2,8f. 286 Gord. 16,4 79, 241 31,3 79, 241 34,2f. 208, 241 Hadr. 1,2 182 1,4 182 4,6f. 215 4,8–10 215 5,8 121 5,9f. 215 6,1 85, 281 6,1–3 218

6,3 219 7,1 121 7,2 122 7,2–4 122 9,3 122 11f. 124 15,6 132 15,8 124 19,9 249 19,10 248 20,3 122 23,2f. 124 23,8 124 23,10 123 23,10–13 123 23,10–16 123 23,11 124 24,3–5 135 24,4 133 24,5 135 24,6 126 24,6f. 126 24,6–8 132 24,8 124 25,5f. 118 25,6f. 124 25,8 124 27 135 27,2 79 27,2f. 115 27,3 124, 135 Heliog. 7,8–10 133f. Max. Balb. 4,1 241 4,2f. 240f. 4,5 44 Maximin. 24,2f. 208, 241 26,3 241 26,5 241 Opil. 5,9 170, 241, 286 6,4 170, 241, 281 6,8 208, 281

396 6,8f. 170, 241 Pert. 14,10 28, 241 Pius 2,3–7 134 2,5 115, 135 3,5 136 4,6f. 125 5,1 79, 115 5,1f. 117 7,3 132 8,2 249 13,3 79 Probus 2,7 44 23,5 241 quadr. tyr. 1,1f. 44 15,10 39 Sept. Sev. 3,4 277 7,8 28, 241 10,6 242 11,3 28, 56, 117, 243 11,3f. 79, 208, 241 11,4 118 12,8 241, 243 17,5 28, 208, 241 19,3 241, 243 19,4 79 Tac. 9,5 245

Quellenregister

6,1,4 79 7,3,5f. 250 Hes. theog. 940–942 63 Hier. chron. ad a. 86 (272 F) ad a. 89 (273 F) Hom. Il. 9,385 104 14,323f. 63 14,325 63 Od. 9,39

102

Hor. carm. saec. 1–4 35 65–68 35 73–76 35 epist. 2,1,5–17 epod. 16,13f.

18 217

IG II/III² 3278 147

trig. tyr. 21,4 281

V 1, 403 153 1, 407–445 153

Verus 1,8 235 3,1 249, 277

IGLS 718 109

Herodian. 2,6,10 208 2,9,5–11 208 4,2,1 79f., 141, 227 4,14,5 170 5,7,3 244

IGR III 1196 177 1199 177 1200a 177 1200b 177

200 176

397

Quellenregister

ILLRP 1116 194 ILM 56 162 ILS 138 145 159 196 244 255 280 283 307 322 332 333 348 1417 1988 2737 3546 3783 4995 5047 5947 6043 6106 6137 6138 6139 6140 6148 9059

266 224 224 166 90, 93 249 180 180 180f. 119 119 119 249 245 259 245 200, 224 224 161, 247 233, 246 224 224 187 245 245 245 245 245 224

InscrIt 13,1,202f. 248 13,1,233 248 13,1,245 266 13,2,112f. 15 13,2,148f. 277 13,2,164f. 266 13,2,186f. 266 13,2,193 79

13,2,208 13,2,209 13,2,215

16, 262 79, 268 79

Ioh. Chrys. hom. 26,4 in epist. 2 ad Cor. Ios. ant. Iud. 18,205–223 18,225–233 18,234 82 18,236 82 18,277 66 18,305f. 69 19,1 66 19,4f. 66 19,11 66 19,15f. 69 19,105–113 19,166–186 19,175 69 19,193 66 20,148 285

94 88

77 17

bell. Iud. 2,10,1 69 2,181 82 3,399–402 112 IParOst 3 245 IRT 341 283 Iuv. 6,620–623 52, 107, 282 13,47–49 173 14,58 45, 98 Lact. inst. 1,15,30 197 Lex XII tab. 10,1 176, 216

253

398 Liv. 1,16

Quellenregister

165

per. 116,8 196 134 15 Lucan. 1,33–66 1,45–52 1,45–66

33 184f. 35

Lyd. mag. 2,6,4 42 M. Aur. 8,5,1f. 58 Mart. 2,59 58 2,91 189 3,95,5f. 189 4,3 174 5,8 203 5,8,1 203 5,28 189 5,64,5f. 58 5,65 185 5,80 187 6,3 170, 175 6,4 173 6,10 35, 203 7,1 35 7,2 203 7,5 203 7,34 203 7,84 187 8, praef. 202 8,1 35 8,2 203 8,70 189 9,1 175 9,3 175 9,11–13 35 9,20 175 9,26 189

9,34 175f. 9,36 203 9,66 203 9,86 174 9,93 175 9,101 175 9,101,21f. 173 10,2,1–4 189 10,20 (19) 187 10,34 188 10,72 188, 203–205 12, praef. 186 12,2 (3),10f. 187 12,18 186 12,21 186 12,31 186 13,4 185 13,16 97 14,1 203 14,179 35 16f. 35 36 35 de spec. 2 294 2,9f. 292f. Min. Fel. 21 107 Nikolaos Aug. XXVIII (108) 196f. XXIX (117) 196f., 208 Oct. 199–221 170 286f. 288 449 142, 173 472–478 99, 142 504f. 64 527–529 141 530–532 141, 144 533–535 170, 288 544–546 170 551f. 170 586f. 288

399

Quellenregister

706–709 170 762–777 170 789f. 288

Oros. 6,20,1 16 7,9,3 112 7,10,2 200

79–113 68 93 66, 68 107 69 116 71f. 141 85 162 68 198 68 201 68 218 68 368 68 372 68

Ov.

Philostr.

OGIS 669 259

ars 1,194

265

fast. 1,536 160 1,589f. 15 2,142 16 met. 15,868–870 Pont. 2,8 85 4,13,27f. trist. 4,4,15

Nero 262

159

P. Oslo 77,12 235 77,15f. 236 Paus. 1,3,2 153 8,43,5f. 134 Phil. Flacc. 10 82 leg. 23 82 75 68 75–77 68 76 66, 68 77f. 68

185

Ap. 1,15,18Ol. 15K 156 4,39 148 4,44 146 5,7,194Ol. 146, 148 7,24 156 8,4 200 8,16 156 8,25 213f. 146f.

Plin. nat. 12,94 249, 274f., 296 34,18,43 277 34,43 275 35,28 275 35,131 275 36,113 66 Plin. epist. 3,21,1f. 187 3,21,5 187 5,5 153 6,16 110 6,16,4 110 6,20 110 6,26 123 7,19,5 153 8,6,10 224 8,6,13 224 10,1 179

400 paneg. 1,2 224 1,3 224 1,3–5 179 1,6 224 2,3f. 188, 204, 206, 215 2,4 215 2,7 206, 223–225 3,4 188 4,1 47 5,1f. 179 5,7 207 6,1f. 207 7,5 224 8,1–3 179 9,2 183 10,4f. 113, 179 11,1 38, 105, 107, 113, 156, 185, 206, 282 11,2–4 105 11,3 113, 179, 206 14,1 183 16,1 183 20,4 38 23,4f. 179 24,5 56, 222 33,4 66, 206 35,4 184, 206, 222 36,1 224 40,3 47 44,1 47 44,2 224 49,1 56, 67, 76, 205 52,1f. 185, 222 52,4f. 209 53,2 47, 224 55,9 55 56,1 224 56,3 179 58,3 183 63,1 47 68,1 179 72,4 179 74,3 224 75,3 47 78,2 206 80,3–5 179, 225

Quellenregister

83,3–8 224 88,4 223 88,5 223 88,7f. 224 88,10 224 89,1 224 89,1–3 178, 180 89,2 57 89,3 183 90,2 47 91,1 224 92,4 224 94,1–5 179 94,2 224 95,3f. 75 95,4 224 Plut. Antonius 31 195 33 195 Galba 3,2 258f. 14,3 258 mor. 219E

55

Numa 2,3 165 Otho 3,1f. 259 5,2 259 Publicola 23,1 218 qu. R. 79 218 Romulus 28 63, 217 28,1–3 165 Pol. Silv. (= CIL I) 337 235, 252 Porph. ad Hor. epod. 16,13f.

217

401

Quellenregister

Prop. 3,18 264 Prosp. chron. ad a. 94 (516)

176

Ps.-Acro ad Hor. epod. 16,13f.

217

Quint. inst. 6,3,77 277 R. Gest. div. Aug. 13 16 14 265 30 16 32 16 34 15, 17–19, 133, 299 Reg. urb. (= ed. Nordh) 84, Z. 19 176, 249 84, Z. 21f. 176, 249 88, Z. 1–4 249 RIB III 3123

108

RIC I² Augustus 29 18 30 18 40 18 75–78 18 205–212 265 219–226 265 323 18 325 18 327–330 18 341 18 345 18 348 18 549 18

Tiberius 23f. 87 70–83 87 91–93 87 Gaius 1–4 86 33 167 36 89, 246, 278 41 167 Claudius 75 285 76 285 77 285 78 285 79 285 82 285 83 285 101 161 107 285 108 285 Nero 1–7 279f. 6f. 280 10 279f., 283 73–82 147 121–123 147 205–212 147 607–622 283 Galba 13 258 14 258 33 258 36 258 52 258 55 258 65–67 258 142 258 150–153 258 184–189 258 223 258 224 258 331 258 423 258 433 258

402 II Titus 38–47 109 69–73 171 Trajan 726f. 179 743–750 182 758–761 182 Hadrian 389A 120 389B 120 II-1² Titus 96–99 109 Domitian 132–136 174 146 171 152–154 174 155 174 157 171 II-3² Hadrian 1–25 219 79–92 219 III Antoninus Pius 90 247 124 247 143 247 144 247 272 247 284 247 289 247 290 247 305a 247 755 247 787 247 795 247 796 247 829 247 973 247 978 247 994 247 998 247 1003 247

Quellenregister

1003A 247 1004 247 1013 247 1017 247 1024 247 1024(a) 247 1025 247 1040 247 1061 247 IV-3 Decius 77–98 238 99f. 238 RMD II 81 IV 225 226

180 223 223

RPC I 1238–1244 153 1279f. 153 1377 153 2012 168 4846 169 II 1028–1030 RRC 525f. 194f. 534f. 194f. 537f. 194f. 540 194f. 546 194f. RSK 178 283 Sall. Catil. 50 96

210

403

Quellenregister

SC Pisone A, Z. 4 269 A, Z. 115–118

XXXII 252 147

11,2 97, 282 11,3 100 11,3f. 100, 131 11,4 101 11,5 97, 103 12,2 98 12,3 98 12,3,1–18 306 13,3 100 14,1 98, 104 14,4 98 15,1 98

XLIV 165 147

benef. 2,12,1 72

163

SEG XV 873

259

XXVI 1392 224

Sen. apocol. 1,1 97, 279, 282 1,2 85, 100 1,2f. 100, 105, 165, 254 1,3 165 4 33, 35, 106 4,1 100 4,1f. 147 4,3 98, 106 5,2f. 100 5,4 102, 290 6,1 102, 290 6,2 98, 100 7,2 100 8–11 95 8,2 98 8,3 97f., 282 9,1 101 9,2f. 96 9,3 105 9,5 97, 159, 173, 255 9,6 96, 98 10f. 90 10,1 101 10,1f. 99 10,2 101 10,3 101 10,4 97, 102f., 290 11,1 100

clem. 1,10 99 1,10,3 160, 207 1,19,9 224 dial. 3,20,9 66 5,19,2 74, 157 5,21,5 66 6,2,5 268 9,14,4 224 11,12,5 99 11,15,4 266 11,17,5 165, 254, 257 Serv. Aen. 1,292 19, 63, 217 Sil. 3,625

173

Stat. silv. 1,1,5–7 35 1,1,37f. 35 1,1,74 173 1,1,94–98 113, 173 1,4,18 175 1,6,81–84 201 3,1,25f. 63 3,3,138–141 173 3,4 35 4,1,21f. 35

404

Quellenregister

4,1,37f. 175 4,1,38 175 4,2,59f. 113, 173 4,3,18f. 113, 173, 177 4,3,139f. 173, 177 5,1,37–42 202 5,1,71–74 202 5,1,110–113 202 5,1,239–241 57, 173, 175 5,1,258–262 202 Strab. 5,3,8 (sq. p. 236) Suda s. v. Ἀντωνῖνος

270

134

Suet. Aug. 7,2 18 15 194 22 16 26,2 264 52 49, 51 64,1 264 65,1 266 87,1f. 101 89,2 101 95 18 97–101 262 97,2 79, 279 100 82, 164 100,2 219 100,3 270f. 100,4 165 101,2 160, 163, 273 Cal. 1,1 267 2 268 7 278 8,1 278 13 75 14,1 82f., 92f. 15,1 82, 84, 90, 278 15,1–3 89, 278

16,4 76 21 89, 246, 275, 277 22 69, 75 22,1 75, 134, 224 22,1f. 69 22,2 74 22,3 70 24,2 75, 164 25,4 75, 167 27,2 91 27,3 75, 146, 165 33 75, 165 35,3 75 49,2f. 74, 157 50,2 69 51,1 69 52 68, 75 56–58 77 58,2 67, 75 60 17, 252, 254 Claud. 4,2 101 9,1 72 11,2 97, 161, 255, 281 11,3 149, 255 27,1 285 29,1f. 102 29,2 104 43f. 285 44 285, 287 45 45, 79, 252, 279f., 290 Dom. 1,1 175 2,3 281 3,1 173 3,2 202 5 175 8,3 203 10,2 210 13,2 199 14,1 77 15,1 209, 213f. 16,2–17,2 77 17,1 213 17,3 175, 216

405

Quellenregister

19 56 23,1 207f. Galba 1 247 2 258f. 4,1 259 5,2 259 Iul. 76,1 69, 194 76,2 96 79 69 84,2 196 84,3 196 88 79, 279 Nero 7,1 288 7,2 285 8 284 9 45, 279f., 288 21,1 146 31,1f. 294 33,1 52, 107, 113, 282 33,2f. 289 34 291 35,1–3 258 35,3 168f. 38 292 39 154 39,2 147, 294 49 257 49,2 142 49,4 258 50 258 53 147 57,1 142 57,2 142 Otho 7,1 259, 295 10,2 259 Tib. 15,2 266f. 17,2 133 22 266 24 262

25 266 25,2 267 26f. 271 26–28 65 26,2 19, 273 37,3 277 40 277 41 276 41–43 88 47 274f., 277 50,2f. 160, 163, 273 51,2 93, 160f., 273, 279 52 268 52,3 268 53 278 54 278 58 113, 156 67,2 90, 149 73 82 74 277 75,1–3 88 75,2 88 75,3 82 76 82 Tit. 1 235 1,1 111 2 296 6 111 6,2 110 7,1 111 7,1f. 109 Vesp. 2,1 235 3 171 4,4 147 5 112 5,6 112 7 112 7,2f. 112 9,1 252, 280f., 291 12 107 23,4 51, 106f., 176 24 106 25 110

406 Vit. 2,5 71, 73, 200 9 19 11,2 260 Synk. 1,650 212 Tac. Agr. 2,1f. 153 3,3 39 42,4 47 43,4 47 ann. 1,1,1 16 1,2f. 16 1,3,1 263 1,3,3 266, 268 1,3,4 266 1,3,5 263, 267 1,4f. 262 1,5f. 266 1,5,1 268 1,6 266 1,6,1 266 1,7,4 262 1,7,5 262 1,7,6 267 1,8 82, 117, 262, 270 1,8,1 160, 163, 273 1,8,3 219 1,8,5 196, 270 1,8,6 270 1,9,5 16 1,10,6 51 1,11–13 262 1,11,1 268 1,14,1f. 65, 160, 163, 273 1,14,2 273 1,16,1f. 267 1,28,4 261 1,31,1 267 1,31,4 267 1,34 268

Quellenregister

1,34,4 267 1,35,3 267 1,40,3 163 1,42,1 267 1,42,3 267 1,43,3 267 1,52 268 1,54,1f. 166 1,72,1 90, 149 1,73,2 113 1,73,2f. 156 1,74,3f. 113 2,39f. 266 2,50,1f. 113, 156 2,59–61 268 2,69–72 268 2,87 65, 271 3,3,1 268 3,19,2 268 3,65,1 40 3,66,1 113, 156 3,76 59 4,9,2 59 4,15,3 61, 271 4,36,2 277 4,37f. 61 4,37,1 61 4,37,2 61, 271 4,37,2f. 61, 271 4,37,3 49 4,38 92 4,38,1–3 61, 64 4,38,4f. 62, 64, 161, 195, 272 4,38,5 63f. 4,42,3 149 4,52,2 162, 261 4,55f. 271 4,55,2 61 4,57,1 277 4,57,3 267 4,59f. 278 4,67 88, 276 5,2,1 93, 160f., 273 5,3–5 278 6,5,1 273 6,30,2f. 72

407

Quellenregister

6,32,3f. 71 6,45,1 274–276 6,50 82f. 10,22 154 11,11,1 148 12,1–4 290 12,8,1 102 12,9,1 285 12,25,1 267 12,41 285 12,41f. 287, 290 12,41,1 285 12,41,3 288 12,57 290 12,58,1 285 12,65 290 12,67 285 12,69 45, 279, 284 12,69,1 287 12,69,3 79, 280f., 287 13,1,1 102 13,1,3 290 13,2,3 45, 79, 279f. 13,3,1 98, 113, 281 13,3,1f. 282 13,4,1 288 13,10,2 287 13,14,2 289 13,15–17 289 13,33,1f. 151 13,33,3 151 14,1–9 291 14,3,3 170, 286 14,15,5 146 14,52,1 75 14,60 168 14,60f. 258 14,61,1 257 15,23 168 15,23,3 168, 260 15,42,1 294 15,48–59 52 15,64,4 153 15,74,1 253 15,74,3 52, 64, 171 16,4 147

16,5,3 147 16,6 169 16,6,2 169f. 16,12,2 253 16,21 145 16,21–35 145 16,21,1 148, 151, 155 16,21,2 150, 257 16,21,3 151 16,22,1 145f., 151 16,22,2 153 16,22,3 148 16,22,6 145 16,28 151 16,28,1f. 151 16,29,1 151 16,30f. 155 16,31,2 155 16,33,2 152, 156 16,34f. 152 16,35,1 153 dial. 8 151 hist. 1,1,4 39 1,78 257 1,78,2 169, 259 2,8 142 2,62,2 19 2,78 112 2,90,2 19 2,95,1 143, 260 4,7f. 151 4,40,2 253 4,81 112 4,81f. 112 Tert. apol. 5,1 21 34,4 107 Val. Fl. 1,15–17

141, 184f.

408 Val. Max. 1, praef. 85, 185, 269 2, praef. 224 2,6,8 40 4,3,3 85, 269 4,4,11 40 4,7, ext. 2 40 9,11, ext. 4 40 9,15,1 196 Vell. 2,75,3 160, 163, 273, 280 2,89,3f. 15 2,94,2 269 2,96,1 264 2,101,2f. 39 2,103 269

Quellenregister

2,103,3 2,104,1f. 2,104,3 2,111,3 2,111,3f. 2,112,7 2,122,3 2,123,2 2,124,2 2,124,4 2,126,1 2,126,5 2,130,1 2,131,1f.

266 266 39 39 39 266 65 269 262 39 242 224 242, 274f. 85

Verg. Aen. 6,860–886 264