Nordkalabrischer Sprachatlas anhand der Parabel vom verlorenen Sohn [Reprint 2017 ed.] 3111274632, 9783111274638, 9783111719344

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Nordkalabrischer Sprachatlas anhand der Parabel vom verlorenen Sohn [Reprint 2017 ed.]
 3111274632, 9783111274638, 9783111719344

Table of contents :
Danksagung
Index
Karten

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JANUA L I N G U A R U M STUDIA MEMORIAE N I C O L A I VAN WIJK D E D I C A T A edenda curai C. H. V A N

SCHOONEVELD

Indiana

University

Series Practica,

221

NORDKALABRISCHER SPRACHATLAS A N H A N D DER PARABEL VOM VERLORENEN SOHN

von

K. H. M. RENSCH Senior Lecturer in Linguistics Australian National University Canberra

1973

MOUTON THE HAGUE • PARIS

© Copyright 1973 in The Netherlands Mouton & Co. N.V., Publishers, The Hague. No part of this book may be translated or reproduced in any form, by print, photoprint, microfilm, or any other means, without written permission from the publishers.

Printed in the Netherlands

Danksagung

Für finanzielle und materielle Unterstützung danke ich den folgenden Institutionen: Australian Research Grants Committee,

Canberra

Gruppo di Ricerche Per La Dialettologia Italiana, Bari Discoteca di Stato, Rom Deutsches Spracharchiv, Bonn Sue Kesteven, Canberra, bin ich für aufopfernde Mitarbeit bei der Aufbereitung des Datenmaterials und der Kartenherstellung

zu

Dank verpflichtet. Bei den Aufnahmearbeiten im Gelände halfen mir Dr.Giuseppe Falcone, Universität Bari und die Toningenieure Heinz Hopf, Marburg und Günter Deutscher, Bonn. Peter Daniell und Pat Millwood vom Department of Geography, Australian National University, Canberra h a b e n die kartographischen Arbeiten mit Rat und Tat unterstützt. Antonio Mercogliano, Rossano beriet mich in schwierigen Detailfragen. Ihnen allen sowie den ungenannten kalabrischen Informanten spreche ich an dieser Stelle meinen Dank aus.

Das Material für diese Arbeit wurde im Herbst des Jahres 1967 während eines siebenwöchigen Aufenthaltes in Nordkalabrien gesammelt. Die Forschungsreise wurde finanziell unterstützt v o n der Gruppo Di Ricerche Per L a Dialettologia Italiana und dem Deutschen Spracharchiv, das außerdem einen Toningenieur und einen Aufnahmewagen zur Verfügung stellte. Ziel des U n ternehmens war es, in verschiedenen Orten der Provinz Cosenza Tonbandaufnahmen v o n Dialektsprechern herzustellen. In jedem der 27 besuchten Orte wurden drei Gewährsperson e n ausgewählt, die sich in freier Rede zu Themen ihrer Wahl etwa 20 Minuten lang äußerten. Eine vierte Person wurde gebeten, die Parabel vom Verlorenen Sohn in den Ortsdialekt zu Ubertragen. Dr. G. Falcone, der als native Speaker und Vertreter der Gruppo Di Ricerche Per L a Dialettologia Italiana die Aufnahmeaktion begleitete, hat uns bei der Auswahl der Informaten beraten und sich um das Zustandekommen der Dialektversion der Parabel gekümmert. Während es in der Regel einfach war, geeignete Sprecher für die Interviews zu finden, gestaltete sich die Suche nach einer Person, die diese Aufgabe übernehmen wollte, zum Teil recht schwierig. Viele lehnten die v o n ihnen verlangte schriftliche Fixierung der Übertragung mit der Begründung ab, der Dialekt sei nicht schreibbar. Gegen diese Meinung argumentierten wir oft vergebens. So hinderlich wir dieses Vorurteil bei der Arbeit im Feld empfanden, es hatte eine positive Seite, indem es als normierendes Auswahlkriterium wirkte. Diejenigen, die sich für diese Aufgabe zur Verfügung stellten, zeichneten sich durch Aufgeschlossenheit und geistige Beweglichkeit aus, Eigenschaften, die nicht nur die Qualität der Daten verbesserte, sondern auch ihrer Vergleichbarkeit zugute kam. D e n Gewährspersonen wurde zunächst die Parabel in der italienischen Fassung vorgelegt. Die für die Materialerhe-

VIII bung angefertigten Vordrucke waren so aufgeteilt, daß die linke Seite den italienischen Text enthielt, während die rechte Seite für die schriftliche Fixierung der Dialektversion frei war. Die Gewährspersonen schrieben die Übersetzung selbst nieder. Die Transkription der lautlichen Eigentümlichkeiten des Ortsdialekts konnten sie mit orthographischen M i t teln ihrer eigenen Wahl vornehmen. Sie wußten, daß es uns in erster Linie auf die gesprochene Version ankam. Nach Beendigung der Übersetzung trug der Informant den Text vor, der dann gleichzeitig von uns auf Tonband aufgenommen wurde. Das vorliegende Material beruht allein auf den Tonbandaufzeichnungen. Auf die schriftlichen Quellen wurde aus m e thodischen Gründen verzichtet. Zu jeder Parabel wurde zu K o n trollzwecken eine Zweittranskription angefertigt. Dieser m ü hevollen Aufgabe unterzog sich Sue Kesteven. Die unabhängig voneinander entstandenen Transkriptionen wurden verglichen und die Stellen, a n denen Abweichungen auftraten, erneut abgehört und durchgesprochen. Wenn keine Einigung erzielt w e r den konnte, wurde die Ersttranskription in die endgültige Passung aufgenommen. Pür alle Unzulänglichkeiten und Irrtümer trage ich daher die alleinige Verantwortung. Es sei ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß kein native Speaker a n der Transkription mitgewirkt hat. Ich erwähne das nicht, um die alte Streitfrage aufzugreifen, ob native Speaker oder qualifizierte Dialektfremde die lautlichen Pakten objektiver erfassen. Der Hinweis erschien mir im Hinblick auf eine phonetische Auswertung der Daten v o n Bedeutung. Weiterhin ist daran zu denken, daß es sich um Transkriptionen handelt, die nicht während eines Interviews in Anwedenheit des Informanten gemacht wurden. Das erschwert die Arbeit des Transkribenten, der das sprachliche Signal ohne die Kommunikationshilfen der Gestik und Mimik dekodieren muß. Es fehlen die Möglichkeiten der direkten Beobachtung v o n

IX Lippenbewegung und Mundstellung, die für die Beschreibung phonetischer Details wichtig sein können. S 0 bereitete uns z.B. das Erkennen der Reibelaute

b- und

v

Schwierigkeiten.

Im Fluß der Rede ging die geringe auditive Opposition zwischen dem labiodentalen und dem bilabialen Friktionsgeräusch h ä u fig unter. So kann es vorkommen, daß in konsequenter Befolgung des impressionistischen Abhörprinzips bei demselben Sprecher einmal

b- und einmal

v

transkribiert worden ist,

obwohl die beiden Laute in Kalabrien nicht Allophone eines Phonems sind und sich für ihr Vorkommen keine Distributionsregeln aufstellen lassen.

Benutzung der Materialsammlung Die 27 Dialektversionen der Parabel erscheinen in der Form eines Sprachatlasses. Die Vorteile dieser Publikationsweise liegen auf der Hand. Die Daten aus den Aufnahmeorten lassen sich unmittelbar vergleichen und die geographische Verbreitung einzelner linguistischer Erscheinungen ist auf ein e n Blick erkennbar. Für die Verteilung des Materials auf Karten wurde der italienische Text der Parabel zugrundegelegt, der beim U m bättern der Seiten fortlaufend gelesen werden kann. Die in die Karte eingetragenen Abschnitte der Dialektversion entsprechen sinngemäß dem am oberen Rand der Karte in Großbuchstaben gedruckten italienischen Passus. Wir haben versucht, die Abschnitte so zu wählen, daß sie mit syntaktischen E i n heiten zusammenfielen. Aus drucktechnischen Gründen war das jedoch nicht immer möglich. Die syntaktischen Elemente der beiden Versionen entsprechen sich natürlich nicht immer in ihrer linearen Abfolge. Es wurde deshalb ein System von V e r weiszeichen eingeführt, das die Rekonstruktion des ursprünglichen Textablaufs der Dialektversion ermöglicht.

X Verweiszeiuhen v C. no. 12

siehe Karte Nr. 12

v C. 110. 12 ....

siehe Fußnotenkasten der Karte Nr. 12 es geht Text voraus, folgt oder ist eingeschoben, den die vorhergehende bzw. folgende Karte nicht enthält. Siehe Fußnote. inhaltliche Abweichung v o n der Parabel

*

keine Entsprechung in der Dialektversion — ) C. no. 12

Text geht weiter auf Karte Nr. 12

=-) C. no. 12

Text geht weiter im Fußnotenkasten der Karte Nr. 12

4 — G. no. 10 >

vorausgehender Textanschluß auf der Karte Nr. 10 die natürliche Abfolge der Dialektversion ist durchbrochen. Der betreffende Textabschnitt erscheint in Wirklichkeit um eine Texteinheit d.h. Karte später.




»

die natürliche Abfo-lge der Dialektversion ist durchbrochen. Der Textabschnitt erscheint in Wirklichkeit zwei Texteinheiten d.h. Karten später.

«

Gegenstück zu

Phonetische

»

Transkription

Die phonetische Transkription der Vokale orientiert sich a n dem System der Association Phonetique Internationale. Aus drucktechnischen Gründen mußten wir in einigen i ? ällen v o n der API Umschrift abweichen und die folgenden Zeichen verwenden: ac £

für

w

für

s

e

für

p

für

o

für überoffenes o

^

Der Punkt unter einem Vokalzeichen bedeutet Geschlossenheit, das Häkchen Offenheit. Die Länge wird mit einem Balken über dem Vokal bezeichnet.

XI I n unserer Transkription wurde der Unterschied zwischen l

und

i

bzw.

u

und o

nicht berücksichtigt. Es h a n -

delt sich jeweils um Allophone eines Phonems, deren Verteilung durch die Silbenstruktur geregelt ist. Die offenen Varianten l, Q

kommen in geschlossenen Silben vor, die ge-

schlossenen i

und u dagegen nur in offenen.

Für die phonetische Umschrift der Konsonanten waren die API Symbole nur in begrenztem Maße verwencTbar, da die erforderlichen Drucktypen nicht zur Verfügung standen. Es wurden deshalb teils neue Zeichen definiert,teils solche Zeichen des italienischen Sprachatlasses (AIS) benutzt, die sich auf unserer Fotodruckmaschine herstellen ließen. Die Liste der Abweichungen umfaßt die folgenden Symbole: &

stimmhafter bilabialer Reibelaut

4-

stimmhafter dentaler Reibelaut

g

stimmhafter velarer Reibelaut

b

stimmlose palato-alveolare Affrikate

^

stimmhafte palato-alveolare Affrikate

^

stimmloser palato-alveolarer Reibelaut

%

stimmhafter palato-alveolarer Reibelaut

c'

stimmlose velare Affrikate

|

stimmhafte velare Affrikate

X

stimmloser velarer Reibelaut

1

palataler Lateral

n

palataler Nasal

r

frikatives Zungenspitzen- r

Der Punkt unter einem Konsonantsymbol bedeutet Kakuminalität. Vor velaren Verschlußlauten hat das Transkriptionszeichen n den phonetischen Wert "velarer Nasal".

Index Großbuchstaben bedeuten:das Wort kommt in dieser form in der italienischen Passung der Parabel vor. Flektierte Verbform e n sind unter dem Infinitiv zu finden. Partizipialadjektive wie z.B. perduto werden als eigener Eintrag geführt. Bei zusammengesetzten Verben wie "far festa" wurden außer der Gesamtform auch die Einzelelemente in das Verzeichnis aufgenommen. Pronomen und Präpositionen, die mit dem Artikel verschmelzen, stehen unter der unflektierten Form (me unter io, nella u n ter in). Adjektive erscheinen in der maskulinen Form, Substantive so wie sie im Text vorkommen. Sind Singular und P l u ral vorhanden, so wird der Singular vor dem Plural aufgeführt. ALCUNI

15

ALLORA

32,129

alzarsi MI ALZERÒ AMMAZZARE

56 125

AMMAZZATELO

100

AMMAZZATO

151

ANCORA

72

andare

baciare BACIO

78

bello BELLA

91

BENI

14,157

bisognare BISOGNA

159

CAMMINO

68

CAMPAGNA

110

SE N E ANDO

32,69

CAPRETTO

143

ANDRO

57

CARESTIA

28

ANELLO

94

CASA

52,113

ANNI

140

cattivo CATTIVE

150

AVEVA

1

CHE

AVREBBE

41

EBBE

25,75

HA

125,127

avere

148 HAI

142,151

HANNO

53

HO.

61,82

avere EBBE"-pietà PIETÀ avvicinarsi AVVICINANDOSI

75 112

10,44 119,148

chiamare CHIAMARMI CHIAMATO CHIAMO

65 86 116

CIELO

62,83

CIO

119

CITTADINI

34

COLLO

77

COMANDO

141

XIV COME

67

ECCO

COMPAGNI

145

EGLI

11,29,72

CON

145,150 156

ENTRARE

130,134

EREDITA

9

148

ESSERE E

86 104,106 122,146 164,166 72,103 105,110 163,165 119 27 156 64,85 141 158 108,144, 160 101 125

consumare CONSUMATO CONTRO

62,63 83,84

correre CORRENDOGLI

76

COSI

48

CUSTODIRE

39

dare DAMMI DARSI DATO DAVA

7 161 142 47

DARSI ALLA GIOIA

161

DANZE

115

DEGNO

64,85

desiderare DESIDERATO

41

dire DIRO DISSE

59 4,50,80 88,121, 137,154

dissipare DISSIPO

22

DISSOLUTA

21

DITO

95

dividere DIVISE

12

domandare DOMANDO

ERA POSSE EU SEI SONO 1 .Pers SONO 3.Pers E ARE .FACCIAMO EATTO ZAR FESTA FACCIAMO FESTA FAME FESTA FIGLIO FIGLI

139

108,144 160 101 55 101 ,108, 144,160 17,65,79, 86,102, 147,155 2

FIGLIUOL

0

finire FINITO

25

FRATELLO

123,162

118

gettarsi SI GETTO

77

DONNE

150

GHIANDE

43

DOPO

15

GIOIA

161

DOVE

20

GIORNI

15

DUE

2

GIOVANE

3

XV GRANDE

28,109

GRASSO

99,126, 152

IN

26,49, 110 38

menare MENANDO

21

MENO

141

MENTRE

54

76

indignarsi SI INDIGNO

mettere MESSO MESSOSI METTETEGLI METTETEGLIELA SI M I S E mettere insieme MESSO INSIEME

129

intendere INTESE

mettersi al servizio SI MISO AL SERVIZIO..33

114

INSIEME

16

mettersi in cammino MESSOSI IN CAMMINO ... 68

IO

flE

54,139 10,56 65,66 142 156

LONTANO

19,72

LORO

13

LUI GLI

151 59,76,77, 80,92,93, 121,154 47 37,74,78, 100,127, 133

NELLA incominciare INCOMINCIARONO INCOMINCIO

107 29

INCONTRO

MI

GLIENE LO

MA MAI

37

mangiare MAN Gì AI^IO MANGIAVANO

101 44

16

MINORE

17

MIO

52,58, 102 145,157

MIEI MISERIA

31

morire MORENDO

55

MORTO

103,163

NE

18,32 47,69, 75 46

NESSUNO NON

46,87,109, OGNI 131,135, ORA 146,159 119,141, PADRE 142

mandare MANDO

16 68 93 92 33

PAESE

64,85, 130,141, 142 23 146,159 5,6,52, 58,60, 70,73, 81,87, 124,131, 138,153, 19,26,35

XVI PANE

53

PARABOLA

0

riavere RIAVUTO

127

PARTE

8

RIEMPIRE

42

partire SE N E PARTI

18

rientrare RIENTRATO

49

peccare PECCATO

61,82

rientrare in se RIENTRATO IN SE

49

PERDUTO

19,144, rispondere RISPONDENDO 151 102,127, ritornare 162 RITORNANDO RITORNATO 105,165

PIEDI

97

PIETÀ

75

PIÙ

3,64,85,

PER PERCHE

91,109

RITROVATO ROBA.

136 111 146 106,166 149

SANO E SALVO

128

SCARPE

96

SEMPRE

156

SERVI

67,89,117

POI

98

PORCI

40,45

portare PORTATE pregare PREGARLO prendere PRENDETE

90

servire SERVO

139

133

SERVITORI

51

PRESE

98 133

PRODIGO

0

PROVARE

.30

PURE

158

QUANDO

24

QUANTI

51

QUEL

26,35

QUELLO

120,135

QUESTO

102,147

162

QUESTI

36

QUI

54

resuscitare RESUSCITATO

104,164

SERVIZIO

33

SOSTANZA

23

STATO STO STESSO

106,166 55 49

STOMACO

42

SUBITO SUO

90 42,70,73, 131,138 115

SUONI TANTI

140

TENUTA

38

toccare TOCCA tornare TORNATO TRA

10 122 13

XVII

trattare TRATTAMI TU TE TI TUO TUOI TUTTO TUTTI

UNO UOMO USCITO venire VENUTO VESTE vedere VIDE VITA VITELLO volere VOLEVA A VOLONTÀ

662,151 142,151 156

63,84 139 65,86,123, 124, 141, 147,162 67,158 16,25 157

34,67,117 1 132

141 91 74 21 99,126, 152

130 53

Zur Lage der Dialekte in Kalabrien 1.1

Wer heute in Kalabrien Einheimische n a c h dem V e r -

hältnis v o n Dialekt und italienischer Hochsprache fragt, bekommt als Antwort eine Zukunftsprognose. Fast alle Befragten sind sich darin einig, daß es nur eine Frage der Zeit sei, bis das Italienische die Dialekte völlig verdrängt habe. Die einen n e n n e n einen Zeitraum von 20 Jahren, die anderen geb e n den Dialekten kaum eine längere Uberlebenschance, w e n n sie, ohne Zahlen zu nennen, ihren Untergang für die nächste Zukunft voraussagen. N i m ist das Klagelied vom Verschwinden der Dialekte phänomenologisch nicht verschieden von der Trauer u m die gute alte Zeit, und der Dialektologe hat gelernt, derlei düsteren Prognosen mit professioneller Skepsis zu begegnen. Es k a n n jedoch nicht übersehen

werden,

daß in der letzten Zeit Ereignisse eingetreten sind, die tiefgreifende Veränderungen der sprachlichen Situation K a labriens zur Folge hatten und n o c h weiter zur Folge haben werden. 1.2.

A n erster Stelle wäre der Einfluß der Schule zu

nennen. Die allgemeine Schulpflicht ist zwar in Kalabrien keine Errungenschaft unserer Tage, aber in der Vergangenheit

klaffte zwischen den gesetzlichen

Verordnungen und

der Wirklichkeit ein breiter Graben, der deshalb nicht zu überbrücken war, weil die breite Masse der Bevölkerung der Schule gegenüber eine indifferente Haltung einnahm. Unter den damaligen Verhältnissen w a r e n nicht nur keine Vorteile einer schulischen Bildung erkennbar, es ergaben sich für die ärmeren Schichten in manchen Fällen sogar erhebliche wirtschaftliche Nachteile, w e n n z.B. durch den Schulbesuch die Kinder als Arbeitskräfte nicht zur Verfügung standen. Hinzu kam, daß der Unterricht häufig in Händen unqualifizierter Kräfte lag und das Niveau der Schulen so niedrig war, daß nur den minimalsten Anforderungen entsprochen w e r d e n konnte. Mir sind Fälle bekannt, wo Leute nach einoder zweijährigem Schulbesuch Lesen und Schreiben wieder vergessen hatten und erneut zu Analphabeten geworden waren.

XX Mit der Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in Süditalien hat sich heute ein Wandel in der Haltung gegenüber der Schule und der Notwendigkeit schulischer Bildung vollzogen. Die Schule als Bildungsinstitution und unablässige Voraussetzung für die Erlernung eines B e rufes spielt heute in Kalabrien, der noch immer ärmsten R e gion Italiens, die gleiche Rolle, die sie in den industrialisierten Teilen des Landes schon seit langem spielte. Für die sprachliche Situation Kalabriens bedeutet diese Entwicklung, daß der italienischen Hochsprache Tür und Tor weit offenstehen. Die schulischen Leistungen der K i n der werden nicht zuletzt a n der Kenntnis des Italienischen gemessen. Wer zu Hause nur Dialekt spricht, hat Schwierigkeiten in der Schule. Was Wunder, daß die Eltern die Kinder anhalten, Italienisch zu sprechen und selbst mit gutem

Beispiel voranzugehen suchen. Bei dem ständigen

Druck von Seiten der Schule und den Ermahnungen des Elternhauses k a n n es nicht ausbleiben, daß die junge Generation dem Dialekt entfremdet wird und in ihm etwas Minderwertiges sieht. 1.3.

N u n gab es schon früher in Kalabrien einen u n -

ter der Oberfläche verborgenen "horror dialecti", der v i e l älter ist als die durch die Aufwertung der Schulbildung entstandene Variante. Er ist soziologisch definierbar und hat seine Ursache in der Struktur der kalabrischen Gesellschaft, die jahrhundertelang eine

Zweiklassengesellschaft

war, geprägt v o n dem Gegensatz zwischen arm und reich. Den Angehörigen der unteren Schicht war der Gebrauch der italienischen Sprache unbekannt. Ihr ausschließliches Mittel der Kommunikation war der Dialekt. Die begüterte Oberschicht dagegen, die aus Gründen der Standesgemäßheit v o n jeher großen Wert auf höhere Bildung gelegt hatte, sprach sowohl Italienisch als auch den heimischen Dialekt. Je nach Gesprächspartner und Situation konnte sie die eine oder die andere Form der Kommunikation wählen.

XXI Aus der Sicht der unteren Schicht erschien die Beherrschung des Italienischen als eines der Statussymbole der Oberschicht. Ihren eigenen Dialekt empfanden sie nicht als selbständige Sprache, sondern allenfalls als verderbtes Italienisch, dessen m a n sich schämen zu müssen glaubte. Heute haben die krassen Klassengegensätze a n Schärfe verloren. Für die Sprachenfrage sind sie praktisch ohne Bedeutung, w e n n m a n davon absieht, daß sie historisch gesehen mitverantwortlich für das geringe Ansehen sind, das die Dialekte in Kalabrien bei der einheimischen Bevölkerung genießen. Der Zugang zum Italienischen steht heute nicht nur einer privilegierten Minderheit offen. Außer der Schule sind es die modernen Massenmedien Presse, Rundfunk und Fernsehen, die weite Bevölkerungskreise mit der italienischen Hochsprache in Kontakt bringen. 1.4. Ein weiterer Faktor, der die Verbreitung des Italienischen begünstigt, ist die größere Mobilität der M e n schen gegenüber früheren Zeiten. Insbesondere seit dem letzten Weltkrieg hat sich durch die Entwicklung auf dem Gebiet des Verkehrswesens der Lebensbereich des Individuums über die Grenzen seines Heimatortes hinaus erweitert. Es kommt dabei immer wieder zu sprachlichen Kontakten, die den Gebrauch des Ortsdialektes ausschließen. Abgesehen davon, daß die kommunikativen Möglichkeiten des Dialekts beschränkt sind, ist bereits auf dem begrenzten Raum Süditaliens eine Verständigung auf der Basis verschiedener Ortsdialekte nicht ohne weiteres gewährleistet. Hinzu kommt, daß aus der sozialgeschichtlichen Ausgangsposition Kalabriens heraus sich die Beherrschung eines überregionalen Kodes zu einer Prestigefrage entwickeln mußte, was sich konkret darin äußert, daß im Verkehr mit Nichteinheimischen schon allein zur Wahrung des Image auf den Gebrauch des Dialekts verzichtet wird.

XXII 1.5. Die Erlernung eines nicht lokalbegrenzten Kodes wie der italienischen Hochsprache hat zwar weitreichende Folgen für die Dialekte, bedeutet jedoch nicht ihren unaufhaltbaren Untergang. Wenn hier von der zunehmenden Verbreitung des Italienischen in Kalabrien die Rede ist, so soll das nicht heißen, daß die Standardsprache den Dialekt überflüssig macht und seine Stelle einnimmt. Auf dieser simplen Vorstellung beruht die zu Anfang erwähnte Laienprognose. Die Erlernung des Italienischen bedeutet zunächst nichts anderes, als daß der Einzelne über zwei Mittel der Kommunikation verfügt, für die er sich je nach Situation entscheiden kann. Natürlich wird die Zahl der Situationen, in denen der Gebrauch des Italienischen angemessen erscheint, immer größer, und dementsprechend wird der Sprecher immer häufiger eine Entscheidung zuungunsten des Dialekts treffen. Die folgenden Kriterien sind einige Minimalforderungen, die erfüllt sein müssen, wenn der Dialekt als Kommunikationsmittel in Frage kommen soll: a)

Die Verständigung muß gewährleistet sein. Sobald

der geringste Zweifel daran besteht,

ob der Gesprächspart-

ner den Ortsdialekt versteht, wird ein nichtlokaler Kode verwendet. Das ist schon dann der Fall, wenn einer der Sprecher zwar Kalabrese ist, aber nicht aus demselben Ort stammt. Als nichteinheimischer Dialektologe macht m a n die Erfahrung, daß Gewährspersonen während der Sprachaufnahme aus dem Dialekt ausbrechen, obwohl man ihnen versichert hat, daß der Ortsdialekt ohne Schwierigkeiten verstanden wird. Der Zwang der Situation ist bei einigen Informanten stärker als das intellektuelle Wissen um die Gewährleistung der Kommunikation. b)

Der Gebrauch des Dialekts darf nicht mit Prestige-

verlust verbunden sein. In der Regel ist das nicht der Fall bei Gesprächspartnern, die miteinander verwandt oder befreundet sind. Ihre Stellung in der gesellschaftlichen Hierarchie des Heimatortes - so fiktiv diese dem Außenstehenden auch er-

XXIII scheinen mag - ist festgelegt und anerkannt. Die natürliche Umgebung, in der sich der Gehrauch des Dialekts anbietet, ist der engere Familienkreis. N u n ist gerade hier in der Eltern - Kinder Relation aus den erwähnten schulischen Gründen eine negative Einstellung gegenüber den Dialekten zu beobachten. Die Absurdität ihrer Bemühungen ist vielen Eltern bewußt. Sie machen die Erfahrung, daß m a n in der motivierten Familiensituation den Dialekt nicht ablegen kann wie einen alten Mantel, für den m a n keine Verwendung mehr hat. c)

Es muß sich um Gesprächsstoffe handeln, die von

ihrer Thematik her die kommunikative

Leistungsfähigkeit

des Dialekts nicht überfordern. Das heißt mit andern Worten, m a n kann übers Wetter und die verdorbene Ernte im Dialekt reden, während m a n bei einer Diskussion über die Steuerreform und die Agrarpolitik der Regierung auf den Kode der italienischen Hochsprache zurückgreifen muß. 1.6

Wir haben den Begriff der Situation eingeführt,

weil unserer Meinung nach das differenzierte Verhältnis von Dialekt und Hochsprache ohne ihn nicht

adäquat zu beschrei-

ben ist. Die Kardinalfrage lautet nicht "Wer spricht Dialekt?'', sondern

"Wann spricht man Dialekt?". Dialekt und Italie-

nisch sind heute Mittel der Kommunikation, die mit wenigen Ausnahmen der gesamten Sprachgemeinschaft zur Verfügung stehen. Zwischen ihnen besteht nur ein bedingtes Konkurrenzverhältnis, da die Situationen, in denen der Gebrauch der einen oder anderen Sprachform angemessen erscheint, durch ganz bestimmte Kriterien gekennzeichnet sind.

2.1.

Wir haben in der bisherigen Darstellung das Vor-

dringen des Italienischen unter dem Gesichtspunkt der Aufteilung v o n Funktionsbereichen zwischen den beiden Kommunikationsformen betrachtet und zunächst die Frage nach den linguistischen Konsequenzen dieses Phänomens ausgeklammert.

XXIV Dialekt und Hochsprache wurden als Kode bezeichnet und die situationsbedingte Entscheidung des Sprechers für eine der beiden Kommunikationsformen einem mechanischen "on - off switching" gleichgesetzt. Es liegt nahe, diesen Gedanken weiterzuführen und eine Parallele zwischen dem Verhalten des Sprechers und einer Datenverarbeitungsmaschine herzustellen, die nach Eingabe entsprechender Informationen entweder den Speicher "Dialekt" oder den Speicher "Italienisch" in Betrieb nimmt. Affinitätsmodelle dieser Art haben als wissenschaftstheoretische Darstellungshilfen ihre Berechtigung, verführen jedoch zu modellimmanenter Logik. In unserm Fall hieße das, daß der geringe Wirklichkeitsbezug zwischen dem Modell und dem Funktionieren von Zweisprachigkeit übersehen werden kann und die Theorie von den zwei Speichern die Basis weiterer Schlußfolgerungen wird. Der Mensch verfügt aber nicht über zwei Sprachvermögen, die von Fall zu Fall durch Willensentscheidungen aktiviert werden können. Sein Sprachvermögen ist ungeteilt und unteilbar. Beide Kodes befinden sich in einem Speicher. Die Anwendung eines Kodes wird nicht durch ein momentanes Umschalten geregelt, sondern ist ein kontinuierlicher Selektionsprozeß, der im Fall von Dialekt und Hochsprache unter erschwerten Bedingungen abläuft, da die Elemente und Strukturen der beiden Kodes sich ähneln und ihre Vertauschung nicht den Zusammenbruch der Kommunikation zur Folge hat wie das bei so verschiedenen Sprachen wie dem Deutschen und dem Italienischen der Fall wäre. 2.2. Das Ausmaß der aus diesen Schwierigkeiten resultierenden Kodebeeinflussung festzustellen, war neben der Absicht, Datenmaterial über die Dialekte Nordkalabriens vorzulegen, Hauptanliegen dieser Arbeit. Wir gingen von dem Gedanken aus, daß sich in der direkten Gegenüberstellung mit einem hochsprachlichen Text zeigen müßte, in welchen sprachlichen Ebenen der Einfluß des Italienischen so stark ist, daß sich die Dialektsprecher ihm nicht entziehen können.

XXV Man mag einwenden, daß die Gewährspersonen durch die italienische Vorlage gezielt verführt wurden. Das stimmt und war nicht unbeabsichtigt. In der Praxis zeigte sich allerdings, daß sie spontan auf die unkomplizierte Geschichte vom Verlorenen Sohn eingingen und bei der Übertragung keineswegs am italienischen Text klebten, sondern den Inhalt mit eigenen sprachlichen Mitteln zu gestalten versuchten. 2.3. Wenn man will, kann man in der Grundkonzeption unserer Materialsammlung eine behaviouristische Versuchsanordnung sehen. Es wurden ja Vergleichsdaten darüber gesammelt, wie sich zu einem gegebenen Zeitpunkt Sprecher aus verschiedenen kalabrischen Orten gegenüber gegenüber der Aufgabe verhielten, einunddenselben Text im Kode ihres Heimatdialektes widerzugeben. Aus dieser Ausgangsposition ergeben sich gleichzeitig Grenzen und Möglichkeiten einer linguistischen Analyse des Materials. Es läßt sich nicht bestreiten, daß ein einziger Gewährsmann nur bedingt repräsentativ für die Sprachgemeinschaft eines Ortes sein kann. Aber das Problem der Repräsentanz läßt sich ja nicht dadurch lösen, daß man die Zahl der Informanten erhöht. Der Dialekt eines Ortes ist schließlich nicht das arithmetische Mittel aus einer Anzahl von Idiolekten. Auf der anderen Seite wäre es abwegig davon auszugehen, daß der Idiolekt des Informanten untypisch für seinen Heimatort ist. Es gibt zwar in diesem Sinne keine absolute Vergleichbarkeit der Daten, aber eine relative und Ergebnisse, die sich auf sie gründen sind keineswegs deshalb unwissenschaftlich, weil sie nicht dem naturwissenschaftlichen Exaktheitsideal entsprechen. Wissenschaftlich exakt kann nur als "dem Gegenstand der Untersuchung angemessen" verstanden werden. Wir haben uns bemüht, den unvermeidbaren Fehler der Repräsentanz durch einheitliche Kriterien bei der Auswahl der Informanten konstant zu halten. Die Gewährspersonen gehörten der Altersgruppe der 40 - 60 jährigen an, waren Männer, hatten

XXVI ungefähr denselben Bildungsstand und galten im Ort als gute Dialektsprecher. 2.4. Die bisherigen Ausführungen enthalten nicht den ausdrücklichen Hinweis, daß das Nebeneinander der beiden Kodes bilaterale Wirkung hat. Selbstverständlich zeigt auch das in Kalabrien gesprochene Italienisch deutliche Spuren dialektaler Beeinflussung. Das gilt nicht nur für die lautliche Ebene, wo die auffällige regionale Färbung mit dem vagen Begriff "Akzent" bezeichnet wird, sondern auch für Morphologie und Syntax. Methodisch sind diese Regionalismen leicht zu erfassen, da es sich um die Beschreibung von Abweichungen von der Norm des Italienischen handelt. Ungleich schwieriger sind die Veränderungen der Dialekte unter dem Einfluß des Italienischen darzustellen. Es gibt ja keinen Standard, der als Vergleichsbasis dienen könnte, die kalabrischen Dialekte sind von Ort zu Ort verschieden. Vergleichen kann man deshalb nur innerhalb eines bestimmten Ortes aus der diachronischen Perspektive durch Gegenüberstellung älterer und jüngerer Schichten des Dialekts. In der Regel hat in Kalabrien die ältere Generation den älteren Sprachstand bewahrt. Vertikale Differenzen dieser Art bestehen auch zwischen der Sprache der Männer und der Sprache der Frauen, wobei die Sprache der Frauen die archaischeren Züge aufweist. Weiterhin ist von Bedeutung, ob jemand in der dörflichen Gemeinschaft oder isoliert auf einem Hof in der Kampagna lebt. Alle Beobachtungen bestätigen eigentlich nur, was von vornherein zu erwarten war, nämlich daß zwischen dem Grad der Beeinflussung der Dialekte und dem Gebrauch des Italienischen eine direkte Beziehung besteht.

2.5. Den Einheimischen sind die Unterschiede zwischen den Dialektschichten bewußt. Sie pflegen die ältere Form als "dialetto stretto" zu bezeichnen und erklärend hinzuzufügen, daß es sich dabei um den "wirklichen" Dialekt (il vero dialetto) handelt.

XXVII S i n hervorstechendes Merkmal der älteren

Dialektschicht

ist im phonetischen Bereich die Bewahrung lokaler Varianten. Als typisches Beispiel können die Reflexe des lateinischen 1-Phonems angeführt werden. Lateinisches 1 hatte in Kalabrien zu örtlich verschiedenen Ergebnissen geführt. So finden wir R

in Cerchiara, 4

in Rossano und Acri,

gu

i n Diamante und

Domanico etc. Heute beobachtet man, daß diese lokalspezifischen Lautformen nur noch im "dialetto stretto" nachweisbar sind, während das Gros der Sprachgemeinschaft sie durch

1

ersetzt hat. Las gleiche gilt für andere lokale Varianten. Es besteht kein Zweifel, daß die Nivellierung des Lautinventars durch die Koexistenz v o n italienischer Hochsprache und Dialekt begünstigt wurde. Geringer ist der Einfluß des Italienischen auf phonetische

Varianten mit regionaler Verbreitung. So haben sich z.B.

die Diphthongierung

e > ie

und

dieEntlateralisierung des langen -Ii- hervorgegangene Affrikate

o > üo (diente, puorke), 11 > dd

gg

oder auch die aus

als resistent gegenüber

italienischem Phonemersatz erwiesen. Die Erklärung dafür

ist,

daß diese Lautformen v o n einer größeren Sprachgemeinschaft geteilt werden und sich der Einzelne durch ihre Verwendung nicht als Angehöriger einer gesellschaftlichen Minderheit identifiziert und isoliert. 2.6.

Auffällige Veränderungen sind im lexikologischen

Bereich eingetreten, über den Wortschatz der älteren Sprachschichten sind wir durch Dialektwörterbücher

verhältnismäßig

gut unterrichtet und können deshalb Vergleiche ziehen. Die Materialien stammen ja meist aus der historisch orientierten Phase der Dialektologie und sind unter dem Leitgedanken höchstmöglicher Archaität gesammelt worden. Sie spiegeln meist ein e n Sprachstand wider, der bereits zum Zeitpunkt ihrer P u b l i k a t i o n nicht mehr den tatsächlichen Verhältnissen entsprach. Für den Untergang von Wörtern oder ihren Ersatz gibt es in jeder Stirache Dutzende v o n Beispielen. Die Ursachen sind verschiedener Art. Eine von ihnen resultiert aus dem Nebeneinander zweier Sprachen oder v o n Dialekt und Hochsprache.

XXVIII

Es bilden sich konkurrierende Wortdubletten, von denen schließlich die Form aus der Prestigesprache, die meistens die Sprache mit überregionaler Geltung ist, den Sieg davonträgt. So wird heute in Nordkalabrien das früher übliche krai durch das hochsprachliche domani ersetzt, desgleichen piskrai durch dopodomani. Zwar sind die dialektalen Formen vielen Leuten noch in Erinnerung, in spontaner Rede werden sie heute aber nicht mehr gebraucht. Eine andere Ursache für lexikalische Veränderungen kann man unter dem Oberbegriff "zivilisatorischer Fortschritt" zusammenfassen. Umfang und Art des Wortschatzes stehen in einem funktionalen Verhältnis zu den kommunikativen Bedürfnissen einer Sprachgemeinschaft. Die vorwiegend ländliche Kultur Süditaliens erforderte ein Begriffsinstrumentarium, das den Anforderungen der bäuerlichen Umwelt und Lebensform gerecht wurde. Die kalabrischen Dialekte verfügten in der Tat über einen reichen Schatz an Wörtern, die Gegenstände und Tätigkeiten aus dem Bereich der Landwirtschaft bezeichneten. Durch die Technisierung der Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten sind nicht nur jahrhundertealte Formen der Bodennutzung, Feldbestellung und Ernte durch moderne Methoden ersetzt worden, sondern es wurden auch die Begriffe redundant und gerieten in Vergessenheit, die sich auf diese traditionellen Geräte und Arbeitsweisen bezogen. Wer kann heute noch die Teile des Holzplugs aufzählen oder die Herstellung von Olivenöl beschreiben ohne auf italienisches Vokabular zurückgreifen zu müssen? 2.7. Der Einfluß des Italienischen auf die Syntax der Dialekte ist im Gegensatz zu den anderen sprachlichen Ebenen weitaus schwieriger zu beurteilen. Frühere Untersuchungen behandelten in erster Linie phonetische oder lexikologische Probleme. Die Syntax wurde nicht zuletzt deshalb stiefmütterlich behandelt, weil der Explorator nicht imstande war, längere Dialektpassagen direkt zu transkribieren, ohne die Gewährsperson um eine Wiederholung des Gesagten zu bitten. Wiederholungen galten jedoch als methodische Verstöße gegen die

XXIX Spontaneität und Einmaligkeit sprachlicher Äußerungen. Das Material des italienisches Sprachatlasses (AIS) enthält einige Daten, die sich für eine syntaktische Auswertung eignen. Da das Questionnaire aber nicht im Hinblick auf einen bestimmten Dialekt sondern für ganz Italien entworfen wurde, blieben viele syntaktische Eigenheiten der Dialekte unentdeckt. Unser Wissen ist bruchstückhaft und beschränkt sich auf Einzelerscheinungen, wie z.B. die Tatsache, daß in der Bedingungsperiode, die im Italienischen den Konditional im Hauptsatz und den Konjunktiv im Nebensatz erfordert, in nordkalabrischen Dialekten in beiden Sätzen der Konditional steht (ne pariere ji, s u truvere). Für eine systematische Darstellung der Syntax kalabrischer Dialekte reichen diese Daten bei weitem nicht aus. Für die Auswertung unseres Materials bedeutet das Pehlen geeigneter Vergleichsdaten ein Handicap, da die Präge nach dem Grad der Beeinflussung der dialektalen Syntax nur eine hypothetische Antwort zuläßt. 2.8. Zum Abschluß dieser allgemeinen Bemerkungen zur Lage der Dialekte in Nordkalabrien sei folgendes festgestellt: Zwei Tendenzen treten in der augenblicklichen Entwicklungsphase deutlich zutage. Die eine bewegt sich auf eine Regionalisierung der Lokaldialekte im phonetischen Bereich zu, wobei das Italienische nicht als prima causa sondern als Katalysator wirkt. Die andere Tendenz macht sich vor allem im lexikalischen Bereich bemerkbar und geht in Richtung einer zunehmenden Italianisierung. Dabei paßt sich das hochsprachliche Wort in seiner lautlichen Realisierung den regionalen Gegebenheiten an. Italienisch domani erscheint in kalabrischem Gewand als dumane oder rumane.

XXX Zur Stellung der kalabrischen Dialekte im Gesamt der süditalienischen Dialekte 3.1.

Die kalabrischen Dialekte k a n n m a n in eine Nord-

und eine Südgruppe einteilen. Die Trennungslinie zwischen ihn e n ist wie bei allen linguistischen Grenzen jeweils nur im Hinblick auf bestimmte phonetische, phonologische, morphologische, syntaktische oder lexikalischen Phänomene geographisch festlegbar. Im allgemeinen wird die Landenge v o n Nicastro als Dialektscheide betrachtet. Das ist insofern gerechtfertigt, als dort viele syntaktische.- und lexikalische Isoglossen k o n vergieren und Bündel bilden. Ein anderer Grenzverlauf ergibt sich, w e n n m a n bei der Einteilung der Dialekte phonologische Gesichtspunkte

zugrun-

delegt. Ein solches Klassifikationsprinzip hat den Vorteil, daß es diekalabrischen Dialekte zu dem Gesamt der süditalienischen Dialekte in Beziehung setzt. Es zeigt sich dann z.B., daß die Dialekte im benachbarten Südlukanien die gleichen Züge aufweisen wie die Dialekte der Nordgruppe und daß die Bezeichnung "kalabrische" Dialekte nicht

linguistisch-klassifi-

katorisch verstanden w e r d e n darf. 3.2.

legt m a n als phonologisches Kriterium die

strukturellen Veränderungen zugrunde, die das lateinische V o kalsystem in Kalabrien erfahren hat, so verläuft die Grenze zwischen N o r d - und Südgruppe nördlich der Landenge v o n Nicastro in westöstlicher Richtung etwa in Höhe v o n Verbicaro auf der tyrrhenischen Seite nach Terranova d a Sibari auf der

jonischen

Seite. Während im Osten der Orati und die Sümpfe der Ebene v o n Sybaris eine natürliche Grenze bildeten, die

jahrhunder-

telang eine gegenseitige Beeinflussung der Dialekte verhinderte, hat das Pehlen einer solchen Barriere im Westen zur Folge gehabt, daß sich eine Übergangs- oder Zwischenzone bildete, in der die lokalen Vokalsysteme keine einheitliche Entwicklung aufweisen. Deutlich wird das an den Reflexen v o n lat.

ö

und

e .

Im NordenKäLabriens fielen ö und o bzw. e und S zusammen und

XXXI wurden zu o bzw. e . Im Süden dagegen fiel 5 e mit 8 zusammen und wurden zu u bzw. i MENS EM NIPOTEM

> >

m^sa (.Nord) nipota "

mit

u

bzw.

mlsa (.Süd) niputa "

In der Zwischenzone koexistieren dagegen südliche und nördliche Vokalentwicklungen. So kommt inmaichen Orten a nipöt? neben u sdla oder a misa neben a katena vor. 3.3. Das Vokalsystem der Südgruppe wird gewöhnlich als sizilianisches System bezeichnet, da es außer im südlichen Kalabrien auch in Sizilien anzutreffen ist. Das Vokalsystem der Nordgruppe ist ebenfalls nicht auf den Boden KaLabriens beschränkt. Es findet sich außerdem noch in Südlukanien, Sardinien und Südkorsika. Auch das afrikanische Latein besaß dieses- Vokalsystem, das man als das archaische System bezeichnet, da bei der Entphonologisierung der lateinischen Quantitätskorrelation im sogenannten Quantitätenkollaps die lateinischen Vokalqualitäten nicht verändert wurden. Neben dem sizilianischen und dem archaischen System entstanden in Süditalien andere urromanische Systeme, von denen einige zur Grundlage des Vokalismus moderner romanischer Sprachen geworden sind (neapolitanisches System in der Iberound Galloromania, lukanisches Kompromißsystem auf dem Balkan) . 3.4. Ordnet man die auf süditalienischem Boden vorkommenden VokalsysU-eme nach dem Typ ihrer strukturellen Entwicklung aus dem Lateinischen, so kann man drei Grundtypen unterscheiden. a) neutraler Typ keine qualitativen Veränderungen bei der Aufhebung der lateinischen Quantitätskorrelation. Verbreitung kalabrische Nordgruppe, Südlukanien (Lausbergs Mittelzone) l

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IX

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Öffnungstyp lat. 1 und u werden zu e und o geöffnet. Dieser Typ kommt in Kalabrien nicht vor, ist aber in den nördlichen Nachbarregionen Lukanien, Kampanien und Apulien verbreitet.

Der Öffnungstyp wird durch mehrere Varianten repräsentiert, die man nach Modus und Effekt unterteilen kann. Unter Modus verstehen wir,daß die Öffnungstendenz sowohl den palatalen als auch den velaren Flügel des lateinischen Vokalsystems erfaßte. In einigen Dialekten wurden nur die palatalen Vokale geöffnet, während sich die velaren neutral verhielten. Die Erklärung dafür ist in der physiologisch-artikulatorischen Natur der Vokale selbst zu suchen. Der Artikulator Hinterzunge ist weniger flexibel als die Vorderzunge und eine Differenzierung von Velarvokalen wegen des kleineren Kieferwinkels entsprechend schwerer vorzunehmen. Der umgekehrte Fall, daß die velaren Vokale geöffnet wurden, während die palatalen neutral blieben, kommt nicht vor. Unter Effekt verstehen wir das Verhalten des Vokalsystems nach der Öffnung. Es ergaben sich zwei Möglichkeiten der Weiterentwicklung: 1. e und o , die i und ü aufgenommen hatten, blieben von ursprünglichem e und 8 getrennt, d.h. die qualitative Opposition e e und o ^ wurde phonematisiert. Das bedeutete die Entstehung eines vierstufigen Vokalsystems und den radikalen Bruch mit der Vergangenheit, denn das lateinische System war ja dreistufig.

XXXIII 2. e und o fielen mit dem ursprünglichen £ und o zusammen. Offenheit und Geschlossenheit waren in dem neuentstandenen System keine phonologisch relevanten Merkmale. Es blieb bei einem dreistufigen System. Varianten des Öffnungstyps I.

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neapolitanisches System (Kampanien, Nord- und Mittelapulien) i

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II.

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III.

Kompromißsystem 1 (Mittellukanien)

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9

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Kompromißsystem 2 (Mittellukanien) i

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a fravola e lu figà'u salakuna 18

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a rumantsa e du fijlu sampanDna 22

23

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25 a rumantsa de lu fijju zgarata\ V i I \ u fattu du filju sampandna \ \ a ruma'ntsa du fillu salakuna /

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... na vota i / IO nujurnu... . /

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12 a gute addûva pa tra e ... / _/ 17* a bbuwùte ru petra

IJ f 7 C. no. 4

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í * ji vúddja

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...buona te faéa piljida e

2 Of v C no. 12 22 f

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no. 12

17 ...e tutta kíila kavía miéntsa perúna 22f V c. no.12

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alcuni S U O .

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il figlio minore

se ne parti

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u sj]ju

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I miss assjima tùttu u suju f ± , ± / 6 >sa / s , 7 , dakkumatata tutti i kosa suja akkucceta tutt u suja J 8 > dopa ka sse revenutu tutt a robba... / / / l Ì i ' misada tuttala rnpbba^ ? > sa rakota tutt a rrobba sùja 1

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> >pijatusa a pa'rte sua

kwannu avia mi'ssu insjéma tutta kiddu ki ri spettava

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mlsu nzjema tuttu u sue ' 26

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d d e lundänu... c

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C. no.80

Ed il figlio gli disse: « Padre, ho peccato contro il cielo e contro di te e non sono più degno

86

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